Lesebuch für den evangelischen Religionsunterricht in Schule und Haus: Band 1 Mannigfaltiges [Reprint 2021 ed.] 9783112406304, 9783112406298


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German Pages 68 [146] Year 1878

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Lesebuch für den evangelischen Religionsunterricht in Schule und Haus: Band 1 Mannigfaltiges [Reprint 2021 ed.]
 9783112406304, 9783112406298

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Lesebuch für den

wangetischen Aekgionsnnlemcht in Schnle und Hans.

K. Mttichen.

i. Mauui-faltt- es.

A » « «, Eduard Weber's Verlag (Julius Flittuer). 1878.

NniversitätS-Buchdruckerei von Carl Georgi in Bonn,

Inhaltsverzeichnis? zur I. Abtheilung: Mannigfaltiges.

Erste Stufe. 1. Gebete beim Beginn des Unter­ richts. 2. Gebete beim Schluß des Unterrichts. 3. Morgengebete. 4. Tischgebete. 5. Abendgebet. 6. Die stacht. 7. Am Sonntag. 8. Die drei hohen Feste der Christen­ heit. 9. Zum neuen Jahr. 10. Wo wohnt der liebe Gott? 11. Lob Gottes. 12. Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt. 13. Die lange Tafel. 14. Die ungleichen Kinder Eva's. 15. Die ewige Bürde. 16. Die Posaune des Gerichts. 17. Der Kerker.

18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38.

Sprichwörter. Beim Aufstehen. Gehorsam. Der verachtete Großvater. Ehrlichkeit. Rechtlichkeit. Treu und Glauben Uneigennützigkeit. Sprichwörter. Der Blinde und der Lahme. Seelengröße. Vaterlandsliebe. Lebensregel. Der rechte Geleiter. Muth. Sprichwörter. Das spielende Kind. Der Herr und die Kornähren. Die zurückgegebenen Kleinodien. Die Bürde. Geduld.

Zweite Stufe. 39. Die Herrlichkeit Gottes. 40. Die Himmel erzählen die Herrlich­ keit Gottes. 41. Gottes Fürsorge. 42. Die Seligkeit der Sündenvergebung. 43. Der ewige Gott ist unsre Zuflucht. 44. Preis des Gottes Israels. 45. Lob der Barmherzigkeit GotteS. 46. Gottes Herrlichkeit in der Natur. 47. Gottvertrauen. 48. An GotteS Segen ist Alles gelegen. 49. Gottes Allwissenheit und Allgegen­ wart. 50. Gottesdienst ohne Rechtthun ist nichts.

51. 52. 53. 54. 55.

56. 57. 58. 59. 60. 61.

62.

Der wahre Ruhm. Verheißung des Messias. Gottes Wort bleibt. Vertraue dem Allmächtigen! Die Wirksamkeit des Knechtes Gottes. Der leidende Knecht Gottes. Verheißung eines neuen Bundes. Der Menschensohn empfängt die Herrschaft. Sprüche Salomo's. Sprüche des Jesus Sirach. Die Anbetung im Geist und in der Wahrheit. Christus der gute Hirte.

IV 63. Christus der Weinstock. 64. Ermahnungen zur christlichen Ge­ sinnung.

65. Preis der Liebe. 66. Die Christen sind gleich Kindern des Hauses.

den

Dritte Stufe. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78.

Glaube. Vertraue auf Golt! Mit Gott! Die Distel. Worte des Lebens. Polykarpus und das Reich der Wahrheit. Wiege und Sarg. Die Schwingen des Lebens Die Reise durchs Leben. Des Glückes Unbestand. Die verborgene Wurzel. Die Liebe von reinem Herzen.

Nächstenliebe. Das ABC. Das Samenkorn. Gott in der Natur. Der Instinkt. Mensch und Thier. Das Ewige im Menschen. Das Licht. Die Einheit der Schöpfung. Die wunderbare Ordnung Weltalls. 89. Die Quelle des Lichts.

79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88.

des

I.

Mannigfaltiges. Erste Stufe.

1. Gebete beim Beginn des Unterrichts. Gott, deine Kinder treten Mit Freuden zu dir hin; Sie stammeln und sie beten: Du kennst der Worte Sinn. O du, der in den Höhen Und in den Tiefen wohnt,

Laß kindlich uns verstehen, Was überschwänglich lohnt! Gib Kindes Herz und Worte Und Kindes Freudigkeit, Daß sich des Himmels Pforte Uns öffne allezeit! (Arndt.)

II. Herr, in deinem Geist und Namen Treten wir zur Arbeit an. Sprich du selbst das Ja und Amen, Daß sie sei für dich gethan! Gib, daß auch durch unsre Schaar, Wenn verronnen Jahr um Jahr, Hirt und König, deine Heerde Und dein Reich gemehret werde!

2. Gebete beim Schluß des Unterrichts. Wie der Anfang, so das Ende: Darum falten wir die Hände Wieder dankbar zum Gebet, Richten Aug' und Herz nach oben Dich zu preisen, dich zu loben, Dich, der Kinderfleh'n versteht. Eilig sind auch diese Stunden, Großer Gott, uns nun entschwun­ den, Und sie kehren nie zurück. Wittichen, Lesebuch.

Hilf, daß wir nicht thöricht träu­ men, Nicht die Gnadenzeit versäumen, Nicht des ew'gen Lebens Glück! Hilf uns nach dem Frieden jagen, Daß wir in der Jugend Tagen Aussä'n für die Ewigkeit! Und so sei das ganze Leben Immerdar in neuem Streben Deinem Ruhme, Herr, geweiht!

I.

Mannigfaltiges. Erste Stufe.

1. Gebete beim Beginn des Unterrichts. Gott, deine Kinder treten Mit Freuden zu dir hin; Sie stammeln und sie beten: Du kennst der Worte Sinn. O du, der in den Höhen Und in den Tiefen wohnt,

Laß kindlich uns verstehen, Was überschwänglich lohnt! Gib Kindes Herz und Worte Und Kindes Freudigkeit, Daß sich des Himmels Pforte Uns öffne allezeit! (Arndt.)

II. Herr, in deinem Geist und Namen Treten wir zur Arbeit an. Sprich du selbst das Ja und Amen, Daß sie sei für dich gethan! Gib, daß auch durch unsre Schaar, Wenn verronnen Jahr um Jahr, Hirt und König, deine Heerde Und dein Reich gemehret werde!

2. Gebete beim Schluß des Unterrichts. Wie der Anfang, so das Ende: Darum falten wir die Hände Wieder dankbar zum Gebet, Richten Aug' und Herz nach oben Dich zu preisen, dich zu loben, Dich, der Kinderfleh'n versteht. Eilig sind auch diese Stunden, Großer Gott, uns nun entschwun­ den, Und sie kehren nie zurück. Wittichen, Lesebuch.

Hilf, daß wir nicht thöricht träu­ men, Nicht die Gnadenzeit versäumen, Nicht des ew'gen Lebens Glück! Hilf uns nach dem Frieden jagen, Daß wir in der Jugend Tagen Aussä'n für die Ewigkeit! Und so sei das ganze Leben Immerdar in neuem Streben Deinem Ruhme, Herr, geweiht!

2 II. Wollen wir als Christen wandeln, Täglich, fromm und gut gesinnt, Nur nach Jesu Lehren handeln; Dann nimmst du uns, wenn wir scheiden, Auf zu deinen höhern Freuden.

So beschließen wir auch heut, Vater, dankbar unsre Stunden; Freuden edler Thätigkeit Haben wir auch heut empfunden. Hilf, daß wir nach deinem Willen Unsre Pflichten stets erfüllen; Ja, so lange wir hier sind,

3. Morgengebete.

I. Die Nacht ist nun vergangen, Der Morgen steht so herrlich da, Und alle Blumen prangen Und alle Bäume fern und nah; Auf Feldern und auf Wiesen, In Wald und Berg und Thal Wird Gottes Macht gepriesen Von Tausenden zumal. Die frommen Nachtigallen, Sie klingen Hellen Freudenklang; Die Lerchen höchst vor Allen, Zum Himmel tragen sie Gesang; Der Kukuk auf den Zweigen Und auch der Zeisig klein, Sie woll'n sich dankbar zeigen, 's will keiner hinten sein.

Das Wild im grünen Walde, Der Vogel auf dem grünen Baum, Sie preisen alsobalde Den Vater über'm Sternenraum;

Verschwunden ist die finstre Nacht, Die Lerche schlägt, der Tag erwacht, Die Sonne kommt mit Prangen Am Himmel aufgegangen. Sie scheint inKönigs Prunkgemach, Sie scheinet durch des Bettlers Dach; Und was in Nacht verborgen war, Das macht sie kund und offenbar.

Lob sei dem Herrn und Dank gebracht,

Es sumsete die Imme, Das Würmchen seine Lust. Und hätt' ich keine Stimme Des Lobes in der Brust? Nein, Vater aller Güte, Du meiner Seele Freudenlicht, Wie gern will mein Gemüthe, Doch meine Worte können nicht! Wer mag dich würdig preisen, Durch den die Welten sind, Von dem die tiefsten Weisen Kaum lallen wie ein Kind?

O Herr, laß mich auch heute In deiner Liebe wandeln treu, Daß ich der Sünden Beute, Der Eitelkeiten Ziel nicht sei; Laß mich nach deinem Bilde Den Weg der Tugend gehn, So wird der Tag mir milde, So kommt der Abend schön. (Arndt.) Der über jedes Haus gewacht, Mit seinen heil'gen Scharen Uns gnädig wollt' bewahren! Wohl mancher schloß die Augen schwer Und öffnet sie dem Licht nicht mehr; Drum freue sich, wer neu belebt Den frischen Blick zur Sonn' erhebt! (Schiller.)

2 II. Wollen wir als Christen wandeln, Täglich, fromm und gut gesinnt, Nur nach Jesu Lehren handeln; Dann nimmst du uns, wenn wir scheiden, Auf zu deinen höhern Freuden.

So beschließen wir auch heut, Vater, dankbar unsre Stunden; Freuden edler Thätigkeit Haben wir auch heut empfunden. Hilf, daß wir nach deinem Willen Unsre Pflichten stets erfüllen; Ja, so lange wir hier sind,

3. Morgengebete.

I. Die Nacht ist nun vergangen, Der Morgen steht so herrlich da, Und alle Blumen prangen Und alle Bäume fern und nah; Auf Feldern und auf Wiesen, In Wald und Berg und Thal Wird Gottes Macht gepriesen Von Tausenden zumal. Die frommen Nachtigallen, Sie klingen Hellen Freudenklang; Die Lerchen höchst vor Allen, Zum Himmel tragen sie Gesang; Der Kukuk auf den Zweigen Und auch der Zeisig klein, Sie woll'n sich dankbar zeigen, 's will keiner hinten sein.

Das Wild im grünen Walde, Der Vogel auf dem grünen Baum, Sie preisen alsobalde Den Vater über'm Sternenraum;

Verschwunden ist die finstre Nacht, Die Lerche schlägt, der Tag erwacht, Die Sonne kommt mit Prangen Am Himmel aufgegangen. Sie scheint inKönigs Prunkgemach, Sie scheinet durch des Bettlers Dach; Und was in Nacht verborgen war, Das macht sie kund und offenbar.

Lob sei dem Herrn und Dank gebracht,

Es sumsete die Imme, Das Würmchen seine Lust. Und hätt' ich keine Stimme Des Lobes in der Brust? Nein, Vater aller Güte, Du meiner Seele Freudenlicht, Wie gern will mein Gemüthe, Doch meine Worte können nicht! Wer mag dich würdig preisen, Durch den die Welten sind, Von dem die tiefsten Weisen Kaum lallen wie ein Kind?

O Herr, laß mich auch heute In deiner Liebe wandeln treu, Daß ich der Sünden Beute, Der Eitelkeiten Ziel nicht sei; Laß mich nach deinem Bilde Den Weg der Tugend gehn, So wird der Tag mir milde, So kommt der Abend schön. (Arndt.) Der über jedes Haus gewacht, Mit seinen heil'gen Scharen Uns gnädig wollt' bewahren! Wohl mancher schloß die Augen schwer Und öffnet sie dem Licht nicht mehr; Drum freue sich, wer neu belebt Den frischen Blick zur Sonn' erhebt! (Schiller.)

3

4. Tischgebete. I. Unser Vater, der uns liebt, Der, was heilsam ist, uns gibt, Gab auch heut uns Speis und Trank. Lobt den Vater, sagt ihm Dank!

(Cramer.)

II. Dankt dem Herrn!

Mit frohen Gaben Füllet er das ganze Land, Alles, alles, was wir haben, Kommt aus seiner Vaterhand.

Dankt dem Herrn, vergiß, o Seele, Deinen guten Vater nie! Laß ihn walten und erzähle Seine Wunder spät und früh! (Nölting.)

5. Abendgebet. Die Welt thut ihre Augen zu Und Alles wird so still; Auch ich bitt müde, und zur Ruh Ich auch mich legen will. Ich leg im stillen Kämmerlein Mich in mein Bette warm, Und Engel sollen Wächter sein Vor jedem Trug und Harm. Du lieber Gott, der uns die Nacht Mit Mond und Sterner: schuf, Der himmlisch uns das Herz ge­ macht Für himmlischen Beruf, Der uns den lichten Himmelsschein Gesenkt in tiefe Brust, Damit wir sollen selig sein Durch deiner Liebe Lust:

Du lieber Gott, du gehst mit mir Ins stille Kämmerlein Un d stellst die Wächter vor die Thür, Die Engel fromm und fein; Sie treten leis und sanft daher Und halten treue Hut, Daß diese Nacht und nimmermehr Mir nichts was Leides thut.

Nun habe Dank für diesen Tag Und Dank für jede Freud! Ich weiß nicht, was ich beten mag Mit rechter Herzlichkeit. Du weißt am besten, was ich will, Du liebster, treuster Hort, Drum bin ich mit den Lippen still: Gott ist mein einzig Wort. (Arndt.)

6. Die Nacht. Die goldne Sonne ist im Westen untergegangen, der Nacht­ thau fällt und die Luft, die schwül und drückend war, wird nun erfrischend. Die Blumen tut Garten verhüllen sich, indem sie ihre farbigen Blätter schließen; sie lassen die Köpfe auf den zarten Stengeln herabhängen und erwarten so die Rückkehr des Tages.

3

4. Tischgebete. I. Unser Vater, der uns liebt, Der, was heilsam ist, uns gibt, Gab auch heut uns Speis und Trank. Lobt den Vater, sagt ihm Dank!

(Cramer.)

II. Dankt dem Herrn!

Mit frohen Gaben Füllet er das ganze Land, Alles, alles, was wir haben, Kommt aus seiner Vaterhand.

Dankt dem Herrn, vergiß, o Seele, Deinen guten Vater nie! Laß ihn walten und erzähle Seine Wunder spät und früh! (Nölting.)

5. Abendgebet. Die Welt thut ihre Augen zu Und Alles wird so still; Auch ich bitt müde, und zur Ruh Ich auch mich legen will. Ich leg im stillen Kämmerlein Mich in mein Bette warm, Und Engel sollen Wächter sein Vor jedem Trug und Harm. Du lieber Gott, der uns die Nacht Mit Mond und Sterner: schuf, Der himmlisch uns das Herz ge­ macht Für himmlischen Beruf, Der uns den lichten Himmelsschein Gesenkt in tiefe Brust, Damit wir sollen selig sein Durch deiner Liebe Lust:

Du lieber Gott, du gehst mit mir Ins stille Kämmerlein Un d stellst die Wächter vor die Thür, Die Engel fromm und fein; Sie treten leis und sanft daher Und halten treue Hut, Daß diese Nacht und nimmermehr Mir nichts was Leides thut.

Nun habe Dank für diesen Tag Und Dank für jede Freud! Ich weiß nicht, was ich beten mag Mit rechter Herzlichkeit. Du weißt am besten, was ich will, Du liebster, treuster Hort, Drum bin ich mit den Lippen still: Gott ist mein einzig Wort. (Arndt.)

6. Die Nacht. Die goldne Sonne ist im Westen untergegangen, der Nacht­ thau fällt und die Luft, die schwül und drückend war, wird nun erfrischend. Die Blumen tut Garten verhüllen sich, indem sie ihre farbigen Blätter schließen; sie lassen die Köpfe auf den zarten Stengeln herabhängen und erwarten so die Rückkehr des Tages.

3

4. Tischgebete. I. Unser Vater, der uns liebt, Der, was heilsam ist, uns gibt, Gab auch heut uns Speis und Trank. Lobt den Vater, sagt ihm Dank!

(Cramer.)

II. Dankt dem Herrn!

Mit frohen Gaben Füllet er das ganze Land, Alles, alles, was wir haben, Kommt aus seiner Vaterhand.

Dankt dem Herrn, vergiß, o Seele, Deinen guten Vater nie! Laß ihn walten und erzähle Seine Wunder spät und früh! (Nölting.)

5. Abendgebet. Die Welt thut ihre Augen zu Und Alles wird so still; Auch ich bitt müde, und zur Ruh Ich auch mich legen will. Ich leg im stillen Kämmerlein Mich in mein Bette warm, Und Engel sollen Wächter sein Vor jedem Trug und Harm. Du lieber Gott, der uns die Nacht Mit Mond und Sterner: schuf, Der himmlisch uns das Herz ge­ macht Für himmlischen Beruf, Der uns den lichten Himmelsschein Gesenkt in tiefe Brust, Damit wir sollen selig sein Durch deiner Liebe Lust:

Du lieber Gott, du gehst mit mir Ins stille Kämmerlein Un d stellst die Wächter vor die Thür, Die Engel fromm und fein; Sie treten leis und sanft daher Und halten treue Hut, Daß diese Nacht und nimmermehr Mir nichts was Leides thut.

Nun habe Dank für diesen Tag Und Dank für jede Freud! Ich weiß nicht, was ich beten mag Mit rechter Herzlichkeit. Du weißt am besten, was ich will, Du liebster, treuster Hort, Drum bin ich mit den Lippen still: Gott ist mein einzig Wort. (Arndt.)

6. Die Nacht. Die goldne Sonne ist im Westen untergegangen, der Nacht­ thau fällt und die Luft, die schwül und drückend war, wird nun erfrischend. Die Blumen tut Garten verhüllen sich, indem sie ihre farbigen Blätter schließen; sie lassen die Köpfe auf den zarten Stengeln herabhängen und erwarten so die Rückkehr des Tages.

4 Die Vögel im Thäte haben aufgehört zu singen; sie schlafen auf den Zweigen der Bäume, ein jedes mit dem Köpfchen unter den Flügeln. Die Küchlein auf dem Bauernhof haben sich alle unter den Federn der Henne verkrochen und schlafen. Man hört kein Summen der Bienen, weder in dem Bienen­ stock, noch an den honigrcichen Blüthen; sic haben ihr Tagewerk gethan und liegen nun dicht beisammen in ihren Wachszellen. Die Schafe ruhen int Felde auf ihrem weichen Flies und ihr lautes Blöcken schallt nicht mehr von den Bergen her. Kein Geräusch von Stimmen der geschäftigen Menschen, von spielenden Kindern, von eilenden Fußgängern oder von Menschengewühl vernimmt man mehr; man hört nicht mehr den Hammer des Schmiedes auf dem Ambos, nicht mehr die kreischende Säge des Schreiners. Alle Menschen liegen in ihren stillen Betten und der Säugling ruht in Frieden und Sicherheit am Busen seiner Mutter. Dunkelheit herrscht am Himmel und Dunkelheit herrscht auf der Erde; jedes Auge ist geschlossen und jede Hand ruht. Wer behütet alle Menschen, wenn sie in Schlaf gesunken sind, wenn sic sich nicht vertheidigen können noch sehen, ob Ge­ fahr im Anzug ist? Es gibt ein Auge, welches niemals schläft; es gibt ein Auge, welches eben so gut in der Dunkelheit der Nacht wie im hellsten Sonnenschein sichet, auch selbst, wenn weder Stern noch Mond scheint. Wenn kein Licht int Hause brennt, kein Stern die dunklen Wolken durchbricht, dies Auge sieht überall und aller Orten, es wacht fortwährend über allen Familien der Erde. Das Auge, welches nimmer schläft, es ist Gottes Auge; seine Hand ist immer ausgestrcckt über uns. Er machte den Schlaf, um uns zu erfrischen, wenn wir ermüdet sind; er machte die Nacht, damit wir ruhig schlafen können. Gleich wie die zärtliche Mutter jedes kleinste Geräusch ver­ meidet , damit ihr Kindlein nicht gestört werde, wie sie die Vor­ hänge an seinem Bettchen dicht zusammenzieht, damit das grelle Licht die zarten Aeuglein nicht blende, also schließt Gott die Vorhänge der Dunkelheit um uns herum und sorgt dafür, daß es still Und friedlich sei, damit seine große Familie in Frieden schlafen möge.

5

Wenn die Nacht vergangen ist und die Strahlen dep Morgensonne deine Augenlider streifen, fange den Tag an mit Dank gegen Gott, der dich so wohl behütet hat in der Nacht! Blumen, wenn ihr euch wieder öffnet, breitet eure Blätter aus und duftet zu seinem Lob; Vögel, wenn ihr erwacht, schmettert ein Dankeslied auf den grünen Zweigen! Laßt sein Lob in unsern Herzen sein, wenn wir uns niederlegen, sein Lob auf unsern Lippen, wenn wir erwachen!

(Nach dem Englischen.)

7. Am Zeige dich uns ohne Hülle, Ström’ auf uns der Gnaden Fülle, Daß an diesem Gottestage Unser Herz der Welt entsage, Daß durch dich der starb, vom Bösen Uns Gefallne zu erlösen. Deine glaubende Gemeine Mit dem Vater sich vereine!

O daß frei von Erdenbürden Und der Sünden Lasten würden Unsre Seelen, unser Wille Sanft wie diese Sabbathstille; Daß in deines Himmels Höhen Wir von fern den Aufgang sähen Jenes Lichts, das dann verkläret, Wenn der Sabbath ewig währet! (Klopstock.)

8. Die drei hohen Feste der Christenheit. O du fröhliche, O du selige Gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue dich, freue dich, o Christen­ heit! O du fröhliche, O du selige Gnadenbringende Osterzeit! Welt lag in Banden,

Christ ist erstanden: Freue dich, freue dich, o Christen­ heit!

O du fröhliche, O du selige Gnadenbringende Pfingstenzeit! Christ unser Meister Heiligt die Geister: Freue dich, freue dich, o Christen­ heit! (Falk.)

9. Zum neuen Jahr. Auf des neuen Jahres Schwelle Heben wir zu dir die Hände, Dessen Liebe sonder Ende Uns bis hieher hat gebracht. Habe Dank, du Lebensquelle, Die uns immer frisch getränket, Führer, der du uns gelenket, Hüter, der du uns bewacht!

Welchen Segen, welch Erbarmen, Welche Freundlichkeit und Gnade Ließest du auf unsre Pfade Niederstrahlen immerdar! Ja, du trugst uns in den Armen, Und mit Freuden und Vertrauen Können wir hinüberschauen In das neue künftge Jahr.

5

Wenn die Nacht vergangen ist und die Strahlen dep Morgensonne deine Augenlider streifen, fange den Tag an mit Dank gegen Gott, der dich so wohl behütet hat in der Nacht! Blumen, wenn ihr euch wieder öffnet, breitet eure Blätter aus und duftet zu seinem Lob; Vögel, wenn ihr erwacht, schmettert ein Dankeslied auf den grünen Zweigen! Laßt sein Lob in unsern Herzen sein, wenn wir uns niederlegen, sein Lob auf unsern Lippen, wenn wir erwachen!

(Nach dem Englischen.)

7. Am Zeige dich uns ohne Hülle, Ström’ auf uns der Gnaden Fülle, Daß an diesem Gottestage Unser Herz der Welt entsage, Daß durch dich der starb, vom Bösen Uns Gefallne zu erlösen. Deine glaubende Gemeine Mit dem Vater sich vereine!

O daß frei von Erdenbürden Und der Sünden Lasten würden Unsre Seelen, unser Wille Sanft wie diese Sabbathstille; Daß in deines Himmels Höhen Wir von fern den Aufgang sähen Jenes Lichts, das dann verkläret, Wenn der Sabbath ewig währet! (Klopstock.)

8. Die drei hohen Feste der Christenheit. O du fröhliche, O du selige Gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue dich, freue dich, o Christen­ heit! O du fröhliche, O du selige Gnadenbringende Osterzeit! Welt lag in Banden,

Christ ist erstanden: Freue dich, freue dich, o Christen­ heit!

O du fröhliche, O du selige Gnadenbringende Pfingstenzeit! Christ unser Meister Heiligt die Geister: Freue dich, freue dich, o Christen­ heit! (Falk.)

9. Zum neuen Jahr. Auf des neuen Jahres Schwelle Heben wir zu dir die Hände, Dessen Liebe sonder Ende Uns bis hieher hat gebracht. Habe Dank, du Lebensquelle, Die uns immer frisch getränket, Führer, der du uns gelenket, Hüter, der du uns bewacht!

Welchen Segen, welch Erbarmen, Welche Freundlichkeit und Gnade Ließest du auf unsre Pfade Niederstrahlen immerdar! Ja, du trugst uns in den Armen, Und mit Freuden und Vertrauen Können wir hinüberschauen In das neue künftge Jahr.

5

Wenn die Nacht vergangen ist und die Strahlen dep Morgensonne deine Augenlider streifen, fange den Tag an mit Dank gegen Gott, der dich so wohl behütet hat in der Nacht! Blumen, wenn ihr euch wieder öffnet, breitet eure Blätter aus und duftet zu seinem Lob; Vögel, wenn ihr erwacht, schmettert ein Dankeslied auf den grünen Zweigen! Laßt sein Lob in unsern Herzen sein, wenn wir uns niederlegen, sein Lob auf unsern Lippen, wenn wir erwachen!

(Nach dem Englischen.)

7. Am Zeige dich uns ohne Hülle, Ström’ auf uns der Gnaden Fülle, Daß an diesem Gottestage Unser Herz der Welt entsage, Daß durch dich der starb, vom Bösen Uns Gefallne zu erlösen. Deine glaubende Gemeine Mit dem Vater sich vereine!

O daß frei von Erdenbürden Und der Sünden Lasten würden Unsre Seelen, unser Wille Sanft wie diese Sabbathstille; Daß in deines Himmels Höhen Wir von fern den Aufgang sähen Jenes Lichts, das dann verkläret, Wenn der Sabbath ewig währet! (Klopstock.)

8. Die drei hohen Feste der Christenheit. O du fröhliche, O du selige Gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue dich, freue dich, o Christen­ heit! O du fröhliche, O du selige Gnadenbringende Osterzeit! Welt lag in Banden,

Christ ist erstanden: Freue dich, freue dich, o Christen­ heit!

O du fröhliche, O du selige Gnadenbringende Pfingstenzeit! Christ unser Meister Heiligt die Geister: Freue dich, freue dich, o Christen­ heit! (Falk.)

9. Zum neuen Jahr. Auf des neuen Jahres Schwelle Heben wir zu dir die Hände, Dessen Liebe sonder Ende Uns bis hieher hat gebracht. Habe Dank, du Lebensquelle, Die uns immer frisch getränket, Führer, der du uns gelenket, Hüter, der du uns bewacht!

Welchen Segen, welch Erbarmen, Welche Freundlichkeit und Gnade Ließest du auf unsre Pfade Niederstrahlen immerdar! Ja, du trugst uns in den Armen, Und mit Freuden und Vertrauen Können wir hinüberschauen In das neue künftge Jahr.

5

Wenn die Nacht vergangen ist und die Strahlen dep Morgensonne deine Augenlider streifen, fange den Tag an mit Dank gegen Gott, der dich so wohl behütet hat in der Nacht! Blumen, wenn ihr euch wieder öffnet, breitet eure Blätter aus und duftet zu seinem Lob; Vögel, wenn ihr erwacht, schmettert ein Dankeslied auf den grünen Zweigen! Laßt sein Lob in unsern Herzen sein, wenn wir uns niederlegen, sein Lob auf unsern Lippen, wenn wir erwachen!

(Nach dem Englischen.)

7. Am Zeige dich uns ohne Hülle, Ström’ auf uns der Gnaden Fülle, Daß an diesem Gottestage Unser Herz der Welt entsage, Daß durch dich der starb, vom Bösen Uns Gefallne zu erlösen. Deine glaubende Gemeine Mit dem Vater sich vereine!

O daß frei von Erdenbürden Und der Sünden Lasten würden Unsre Seelen, unser Wille Sanft wie diese Sabbathstille; Daß in deines Himmels Höhen Wir von fern den Aufgang sähen Jenes Lichts, das dann verkläret, Wenn der Sabbath ewig währet! (Klopstock.)

8. Die drei hohen Feste der Christenheit. O du fröhliche, O du selige Gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue dich, freue dich, o Christen­ heit! O du fröhliche, O du selige Gnadenbringende Osterzeit! Welt lag in Banden,

Christ ist erstanden: Freue dich, freue dich, o Christen­ heit!

O du fröhliche, O du selige Gnadenbringende Pfingstenzeit! Christ unser Meister Heiligt die Geister: Freue dich, freue dich, o Christen­ heit! (Falk.)

9. Zum neuen Jahr. Auf des neuen Jahres Schwelle Heben wir zu dir die Hände, Dessen Liebe sonder Ende Uns bis hieher hat gebracht. Habe Dank, du Lebensquelle, Die uns immer frisch getränket, Führer, der du uns gelenket, Hüter, der du uns bewacht!

Welchen Segen, welch Erbarmen, Welche Freundlichkeit und Gnade Ließest du auf unsre Pfade Niederstrahlen immerdar! Ja, du trugst uns in den Armen, Und mit Freuden und Vertrauen Können wir hinüberschauen In das neue künftge Jahr.

6 Wir befehlen, Hirt der Heerden, Leib und Seele deinen Händen, Alles Uebel wollst du wenden Und uns leiten immerdar.

Immer völliger zu werden, Immer mehr vom Geist getrieben. Führ uns selbst und unsre Lieben Gnädig auch im neuen Jahr! (V. Strauß.)

10. Wo wohnt der liebe Gott?

Wo wohnt der liebe Gott? Sieh dort den blauen Himmel an, Wie fest er steht so lange Zeit, Sich wölbt so froh, sich streckt so weit, Daß ihn kein Mensch erfassen kann, Und sieh der Sterne goldnen Schein Gleich als viel tausend Fensterlein: Das ist des lieben Gottes Haus, Da wohnt er drin und schaut heraus, Und schaut mit Vateraugen nieder Auf dich und alle deine Brüder. Wo wohnt der liebe Gott? Hinaus tritt in den dunklen Wald, Die Berge sieh zum Himmel gehn, Die Felsen, die wie Säulen stehn, Der Bäume ragende Gestalt; Horch, wie es in den Wipfeln rauscht, Horch, wie's im stillen Thale lauscht: Dir schlägt das Herz, du merkst es bald, Der liebe Gott wohnt in dem Wald; Dein Auge zwar kann ihn nicht sehen, Doch fühlst du seines Odems Wehen. Wo wohnt der liebe Gott? Hörst du der Glocken hellen Klang? Zur Kirche rufen sie dich hin, Wie ernst, wie freundlich ist's darin, Wie lieb und traut und doch wie bang, Wie singen sie mit frommer Lust, Wie beten sie aus tiefer Brust! Das macht, der Herr Gott wohnet da; Drum kommen sie von fern und nah', Hier vor sein Angesicht zu treten, Zu flehn, zu danken, anzubeten. Wo wohnt der liebe Gott? Die ganze Schöpfung ist sein Haus. Doch wenn es ihm so wohl gefällt,

6 Wir befehlen, Hirt der Heerden, Leib und Seele deinen Händen, Alles Uebel wollst du wenden Und uns leiten immerdar.

Immer völliger zu werden, Immer mehr vom Geist getrieben. Führ uns selbst und unsre Lieben Gnädig auch im neuen Jahr! (V. Strauß.)

10. Wo wohnt der liebe Gott?

Wo wohnt der liebe Gott? Sieh dort den blauen Himmel an, Wie fest er steht so lange Zeit, Sich wölbt so froh, sich streckt so weit, Daß ihn kein Mensch erfassen kann, Und sieh der Sterne goldnen Schein Gleich als viel tausend Fensterlein: Das ist des lieben Gottes Haus, Da wohnt er drin und schaut heraus, Und schaut mit Vateraugen nieder Auf dich und alle deine Brüder. Wo wohnt der liebe Gott? Hinaus tritt in den dunklen Wald, Die Berge sieh zum Himmel gehn, Die Felsen, die wie Säulen stehn, Der Bäume ragende Gestalt; Horch, wie es in den Wipfeln rauscht, Horch, wie's im stillen Thale lauscht: Dir schlägt das Herz, du merkst es bald, Der liebe Gott wohnt in dem Wald; Dein Auge zwar kann ihn nicht sehen, Doch fühlst du seines Odems Wehen. Wo wohnt der liebe Gott? Hörst du der Glocken hellen Klang? Zur Kirche rufen sie dich hin, Wie ernst, wie freundlich ist's darin, Wie lieb und traut und doch wie bang, Wie singen sie mit frommer Lust, Wie beten sie aus tiefer Brust! Das macht, der Herr Gott wohnet da; Drum kommen sie von fern und nah', Hier vor sein Angesicht zu treten, Zu flehn, zu danken, anzubeten. Wo wohnt der liebe Gott? Die ganze Schöpfung ist sein Haus. Doch wenn es ihm so wohl gefällt,

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So wählet in der weiten Welt Er sich die engste Kammer aus. Wie ist das Menschenherz so klein! Und doch auch da zieht Gott herein. O halt' das deine fromm und rein, So wählt er's auch zur Wohnung sein, Und kommt mit seinen Himmelsfreuden, Und wird nie wieder von dir scheiden! (Hey) 11. Lob Gottes.

Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre, Ihr Schall pflanzt seinen Namen fort, Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Meere: Vernimm o Mensch, ihr göttlich Wort! Wer trägt der Himmel unzählbare Sterne, Wer führt die Sonne aus ihrem Zelt? Sie kommt und leuchtet und lacht uns von ferne Und läuft den Weg gleich als ein Held.

Vernimm's und sieh die Wunder der Werke. So die Natur dir aufgestellt! Verkündigt Weisheit und Ordnung und Stärke Dir nicht den Herrn, den Herrn der Wett? Kannst du der Wesen unzählbare Heere, Den kleinsten Staub fühllos beschaun? Durch wen ist Alles? O gib ihm die Ehre! Mir, ruft der Herr, sollst du vertraun!

Mein ist die Kraft, mein Himmel und Erde, An meinen Werken kennst du mich; Der Alles schuf durch sein mächt'ges Werde, Ich bin dein Vater ewiglich. Ich bin dein Schöpfer, bin Weisheit und Güte, Dein Schirm und Schild, dein Hort und Heil, Ich bin's! Mich liebe von ganzem Gemüthe Und nimm an meiner Gnade Theil!

(Gellert.)

12. Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt. „Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt." Zum Beispiel, wenn dich früh die Sonne zu einem neuen kräftigen Leben weckt, so bietet er dir „Guten Morgen", wenn sich Abends dein Auge

7

So wählet in der weiten Welt Er sich die engste Kammer aus. Wie ist das Menschenherz so klein! Und doch auch da zieht Gott herein. O halt' das deine fromm und rein, So wählt er's auch zur Wohnung sein, Und kommt mit seinen Himmelsfreuden, Und wird nie wieder von dir scheiden! (Hey) 11. Lob Gottes.

Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre, Ihr Schall pflanzt seinen Namen fort, Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Meere: Vernimm o Mensch, ihr göttlich Wort! Wer trägt der Himmel unzählbare Sterne, Wer führt die Sonne aus ihrem Zelt? Sie kommt und leuchtet und lacht uns von ferne Und läuft den Weg gleich als ein Held.

Vernimm's und sieh die Wunder der Werke. So die Natur dir aufgestellt! Verkündigt Weisheit und Ordnung und Stärke Dir nicht den Herrn, den Herrn der Wett? Kannst du der Wesen unzählbare Heere, Den kleinsten Staub fühllos beschaun? Durch wen ist Alles? O gib ihm die Ehre! Mir, ruft der Herr, sollst du vertraun!

Mein ist die Kraft, mein Himmel und Erde, An meinen Werken kennst du mich; Der Alles schuf durch sein mächt'ges Werde, Ich bin dein Vater ewiglich. Ich bin dein Schöpfer, bin Weisheit und Güte, Dein Schirm und Schild, dein Hort und Heil, Ich bin's! Mich liebe von ganzem Gemüthe Und nimm an meiner Gnade Theil!

(Gellert.)

12. Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt. „Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt." Zum Beispiel, wenn dich früh die Sonne zu einem neuen kräftigen Leben weckt, so bietet er dir „Guten Morgen", wenn sich Abends dein Auge

7

So wählet in der weiten Welt Er sich die engste Kammer aus. Wie ist das Menschenherz so klein! Und doch auch da zieht Gott herein. O halt' das deine fromm und rein, So wählt er's auch zur Wohnung sein, Und kommt mit seinen Himmelsfreuden, Und wird nie wieder von dir scheiden! (Hey) 11. Lob Gottes.

Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre, Ihr Schall pflanzt seinen Namen fort, Ihn rühmt der Erdkreis, ihn preisen die Meere: Vernimm o Mensch, ihr göttlich Wort! Wer trägt der Himmel unzählbare Sterne, Wer führt die Sonne aus ihrem Zelt? Sie kommt und leuchtet und lacht uns von ferne Und läuft den Weg gleich als ein Held.

Vernimm's und sieh die Wunder der Werke. So die Natur dir aufgestellt! Verkündigt Weisheit und Ordnung und Stärke Dir nicht den Herrn, den Herrn der Wett? Kannst du der Wesen unzählbare Heere, Den kleinsten Staub fühllos beschaun? Durch wen ist Alles? O gib ihm die Ehre! Mir, ruft der Herr, sollst du vertraun!

Mein ist die Kraft, mein Himmel und Erde, An meinen Werken kennst du mich; Der Alles schuf durch sein mächt'ges Werde, Ich bin dein Vater ewiglich. Ich bin dein Schöpfer, bin Weisheit und Güte, Dein Schirm und Schild, dein Hort und Heil, Ich bin's! Mich liebe von ganzem Gemüthe Und nimm an meiner Gnade Theil!

(Gellert.)

12. Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt. „Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt." Zum Beispiel, wenn dich früh die Sonne zu einem neuen kräftigen Leben weckt, so bietet er dir „Guten Morgen", wenn sich Abends dein Auge

8 zum erquicklichen Schlummer schließt, „Gute Nacht"! Wenn du mit gesundem Appetit dich zur Mahlzeit setzest, so sagt er: „Wohl

bekomms"! Wenn du eine Gefahr noch zur rechten Zeit entdeckst, so sagt er: „Nimm dich in Acht, junges Kind oder altes Kind, und kehre lieber wieder um"!

Wenn du am schönen Maitag im

Blütenduft und Lerchengesang spazieren gehst, und cs ist dir

wohl, sagt er: „Sei willkommen in meinem Schloßgarten"! Oder du denkst an nichts und es wird dir auf einmal wunderlich

im Herzen und naß in den Augen und du denkst: Ich will doch anders werden als ich bin, so sagt er: ist"?

„Merkst du, wer bei dir

Oder du gehst an einem offenen Grab vorbei und es

schaudert dich, so denkt er just nicht daran, daß du lutherisch oder

reformirt bist, und sagt: „Gelobt sei Jesus Christ"! Also grüßt Gott manchen, der ihm nicht antwortet und nicht dankt.

(Hebel.)

13. Die lange Tafel.

Ein Lehrer, der wohl wußte, daß man Kinder in der Natur eben so gut und oft noch besser als in der Schule selbst unter­ richten könne, sagte einmal beim Anfang der Ernte zu seinen Schulkindern: „Kinder, heute will ich euch einmal eine recht lange Tafel zeigen, an welcher etwa nicht nur einige hundert

Menschen, nein, ganze Städte und die ganze Schaar der Land­

leute mit allen Thieren, die bei ihnen leben, Jahr aus, Jahr ein

gespeist und gesättigt werden!" Hierauf ging er mit seinen Kindern auf einen hohen Berg und ließ sie von da aus die meilenlangcn, schönen Fruchtfelder übersehen. „Sehet, liebe Kinder, sagte er, das ist die lange Tafel, welche unser guter Vater im Himmel alle Jahre für alle seine Geschöpfe deckt und reichlich mit Speisen besetzt. Wir Alle sind seine Gäste, uns alle nebst den unzählbaren Thieren sättigt er mit Wohlgefallen. Daß ihr ihn ja dankbar anbetet, den guten unsichtbaren Wohlthäter, so oft ihr künftig diese Tafel gedeckt sehet!" Die Kinder gingen gerührt vom Berge hinab, und im Hin­

untergehen sagte eines von den Kindern:

„Nun verstehe ich erst

die Worte recht: Aller Augen warten auf dich, o Herr, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit, du thust deine milde Hand

8 zum erquicklichen Schlummer schließt, „Gute Nacht"! Wenn du mit gesundem Appetit dich zur Mahlzeit setzest, so sagt er: „Wohl

bekomms"! Wenn du eine Gefahr noch zur rechten Zeit entdeckst, so sagt er: „Nimm dich in Acht, junges Kind oder altes Kind, und kehre lieber wieder um"!

Wenn du am schönen Maitag im

Blütenduft und Lerchengesang spazieren gehst, und cs ist dir

wohl, sagt er: „Sei willkommen in meinem Schloßgarten"! Oder du denkst an nichts und es wird dir auf einmal wunderlich

im Herzen und naß in den Augen und du denkst: Ich will doch anders werden als ich bin, so sagt er: ist"?

„Merkst du, wer bei dir

Oder du gehst an einem offenen Grab vorbei und es

schaudert dich, so denkt er just nicht daran, daß du lutherisch oder

reformirt bist, und sagt: „Gelobt sei Jesus Christ"! Also grüßt Gott manchen, der ihm nicht antwortet und nicht dankt.

(Hebel.)

13. Die lange Tafel.

Ein Lehrer, der wohl wußte, daß man Kinder in der Natur eben so gut und oft noch besser als in der Schule selbst unter­ richten könne, sagte einmal beim Anfang der Ernte zu seinen Schulkindern: „Kinder, heute will ich euch einmal eine recht lange Tafel zeigen, an welcher etwa nicht nur einige hundert

Menschen, nein, ganze Städte und die ganze Schaar der Land­

leute mit allen Thieren, die bei ihnen leben, Jahr aus, Jahr ein

gespeist und gesättigt werden!" Hierauf ging er mit seinen Kindern auf einen hohen Berg und ließ sie von da aus die meilenlangcn, schönen Fruchtfelder übersehen. „Sehet, liebe Kinder, sagte er, das ist die lange Tafel, welche unser guter Vater im Himmel alle Jahre für alle seine Geschöpfe deckt und reichlich mit Speisen besetzt. Wir Alle sind seine Gäste, uns alle nebst den unzählbaren Thieren sättigt er mit Wohlgefallen. Daß ihr ihn ja dankbar anbetet, den guten unsichtbaren Wohlthäter, so oft ihr künftig diese Tafel gedeckt sehet!" Die Kinder gingen gerührt vom Berge hinab, und im Hin­

untergehen sagte eines von den Kindern:

„Nun verstehe ich erst

die Worte recht: Aller Augen warten auf dich, o Herr, und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit, du thust deine milde Hand

9 auf und sättigest Alles, was da lebet, mit Wohlgefallen. Wie oft habe ich diese Worte schon vor Tische hcrgesagt, ohne sie verstanden zu haben!" (3. G. Reinhardt.) 14. Die ungleichen Kinder Eva's. Als Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben waren, mußten sie auf unfruchtbarer Erde sich ein Haus bauen und im Schweiß ihres Angesichts ihr Brod essen. Sie bekamen nach und nach viele Kinder, die Kinder waren aber ungleich, einige schön, andere häßlich. Nachdem eine geraume Zeit verlaufen war, sandte Gott einen Engel an die beiden und ließ ihnen entbieten, daß er kommen und ihren Haushalt schaucu wolle. Eva, freudig, daß der Herr so gnädig war, säuberte emsig ihr Haus, schmückte cs mit Blumen, und streute Binsen auf den Estrich. Dann holte sie ihre Kinder herbei, aber nur die schönen. Sie wusch und badcre sie, kämmte ihnen die Haare, legte ihnen neugewaschene Hemden an und ermahnte sie in der Gegenwart des Herrn sich anständig und züchtig zu betragen. Sie sollten sich vor ihm sittig neigen, die Hand darbicten und auf seine Fragen verständig und bescheiden antworten — die häßlichen Kinder aber sollten sich nicht sehen lassen. Das eine verbarg sie unter das Heu, das andere unter das Dach, das dritte in das Stroh, das vierte in den Ofen, das fünfte in den Keller, das sechste unter eine Kufe, das siebente unter ein Weinfaß, das achte unter einen alten Pelz, das neunte und zehnte unter das Tüch, aus denen Eva ihnen Kleider zu machen pflegte, das elfte und zwölfte unter das Leder, aus dem sie ihnen die Schuhe zuschnitt. Eben war sie fertig geworden, als es an die Hausthüre klopfte. Adam blickte durch eine Spalte und sah, daß es der Herr war. Ehrerbietig öffnete er, und der himmlische Vater trat ein. Da standen die schönen Kinder in der Reihe, neigten sich, boten ihm die Hände dar und knieten nieder. Der Herr aber fing an sic zu segnen, legte auf den Ersten seine Hände, und sprach: Du sollst ein gewaltiger König werden! — ebenso zu dem Zweiten: Du ein Fürst! — zu dem Dritten: Du ein Graf! — zu dem Vierten: Du ein Ritter! —zu dem Fünften:

9 auf und sättigest Alles, was da lebet, mit Wohlgefallen. Wie oft habe ich diese Worte schon vor Tische hcrgesagt, ohne sie verstanden zu haben!" (3. G. Reinhardt.) 14. Die ungleichen Kinder Eva's. Als Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben waren, mußten sie auf unfruchtbarer Erde sich ein Haus bauen und im Schweiß ihres Angesichts ihr Brod essen. Sie bekamen nach und nach viele Kinder, die Kinder waren aber ungleich, einige schön, andere häßlich. Nachdem eine geraume Zeit verlaufen war, sandte Gott einen Engel an die beiden und ließ ihnen entbieten, daß er kommen und ihren Haushalt schaucu wolle. Eva, freudig, daß der Herr so gnädig war, säuberte emsig ihr Haus, schmückte cs mit Blumen, und streute Binsen auf den Estrich. Dann holte sie ihre Kinder herbei, aber nur die schönen. Sie wusch und badcre sie, kämmte ihnen die Haare, legte ihnen neugewaschene Hemden an und ermahnte sie in der Gegenwart des Herrn sich anständig und züchtig zu betragen. Sie sollten sich vor ihm sittig neigen, die Hand darbicten und auf seine Fragen verständig und bescheiden antworten — die häßlichen Kinder aber sollten sich nicht sehen lassen. Das eine verbarg sie unter das Heu, das andere unter das Dach, das dritte in das Stroh, das vierte in den Ofen, das fünfte in den Keller, das sechste unter eine Kufe, das siebente unter ein Weinfaß, das achte unter einen alten Pelz, das neunte und zehnte unter das Tüch, aus denen Eva ihnen Kleider zu machen pflegte, das elfte und zwölfte unter das Leder, aus dem sie ihnen die Schuhe zuschnitt. Eben war sie fertig geworden, als es an die Hausthüre klopfte. Adam blickte durch eine Spalte und sah, daß es der Herr war. Ehrerbietig öffnete er, und der himmlische Vater trat ein. Da standen die schönen Kinder in der Reihe, neigten sich, boten ihm die Hände dar und knieten nieder. Der Herr aber fing an sic zu segnen, legte auf den Ersten seine Hände, und sprach: Du sollst ein gewaltiger König werden! — ebenso zu dem Zweiten: Du ein Fürst! — zu dem Dritten: Du ein Graf! — zu dem Vierten: Du ein Ritter! —zu dem Fünften:

10 Du ein Edelmann! — zu dem Sechsten: Du ein Bürger! — zu dem Siebenten: Du ein Kaufmann! — zu dem Achten: Du ein Gelehrter! — Und er ertheilte ihnen allen seinen reichen Segen. Als Eva sah, daß der Herr so mild und gnädig war, dachte sie: Ich will meine ungestalten Kinder herholen, vielleicht daß er ihnen auch seinen Segen gibt! Sie lief also, und holte sie aus dem Heu, Stroh, Ofeu, und wohin sie sonst versteckt waren. Da kam die schmutzige Schaar hervor. Der Herr lächelte, betrachtete sie alle, und sprach: Auch diese will ich segnen! Er legte auf den Ersten die Hände, und sprach zu ihm: Du sollst werden ein Bauer! — zu dem Zweiten: Du ein Fischer! — zu dem Dritten: Du ein Schmied! — zu dem Vierten: Du ein Lohgerber! — zu dem Fünften: Du ein Weber! — zu dem Sechsten: Du ein Schuhmacher! — zu dem Siebenten: Du ein Schneider! — zu dem Achten: Du ein Töpfer! — zu dem Neunten: Du ein Karrenführer: — zu dem Zehnten: Du ein Schiffer! — zu dem Elften: Du ein Bote! — zu dem Zwölften: Du ein Hausknecht dein Lebenlang! — Als Eva das alles mit angehört hatte, sagte sie: Herr, wie theilst du deinen Segen so ungleich aus! Es sind doch alle meine Kinder, die ich geboren habe, deine Gnade sollte über alle gleich ergehen! Gott aber erwiederte: Eva, das verstehst du nicht; mir gebührt und ist noth, daß ich die ganze Welt mit deinen Kindern versehe! Wenn sie alle Fürsten und Herren wären, wer sollte Korn bauen, dreschen, mahlen und backen, wer schmieden, weben, zimmern, bauen, graben, schneiden und mähen? Jeder soll seinen Stand vertreten, daß einer dm andern erhalte, und Alle ernährt werden, wie am Leib die Glieder! Da antwortete Eva: Ach Herr, vergib, ich war zu rasch, daß ich dir einredete! Dein göttlicher Wille geschehe auch an meinen Kindern! (Gebr. Grimm.)

15. Die ewige Bürde.

Der Khalif Hakem, der die Pracht liebte, wollte die Gärten seines Palastes verschönern und erweitern. Er fauste alle benach­ barten Ländereien und bezahlte den Eigenthümern so viel dafür,

10 Du ein Edelmann! — zu dem Sechsten: Du ein Bürger! — zu dem Siebenten: Du ein Kaufmann! — zu dem Achten: Du ein Gelehrter! — Und er ertheilte ihnen allen seinen reichen Segen. Als Eva sah, daß der Herr so mild und gnädig war, dachte sie: Ich will meine ungestalten Kinder herholen, vielleicht daß er ihnen auch seinen Segen gibt! Sie lief also, und holte sie aus dem Heu, Stroh, Ofeu, und wohin sie sonst versteckt waren. Da kam die schmutzige Schaar hervor. Der Herr lächelte, betrachtete sie alle, und sprach: Auch diese will ich segnen! Er legte auf den Ersten die Hände, und sprach zu ihm: Du sollst werden ein Bauer! — zu dem Zweiten: Du ein Fischer! — zu dem Dritten: Du ein Schmied! — zu dem Vierten: Du ein Lohgerber! — zu dem Fünften: Du ein Weber! — zu dem Sechsten: Du ein Schuhmacher! — zu dem Siebenten: Du ein Schneider! — zu dem Achten: Du ein Töpfer! — zu dem Neunten: Du ein Karrenführer: — zu dem Zehnten: Du ein Schiffer! — zu dem Elften: Du ein Bote! — zu dem Zwölften: Du ein Hausknecht dein Lebenlang! — Als Eva das alles mit angehört hatte, sagte sie: Herr, wie theilst du deinen Segen so ungleich aus! Es sind doch alle meine Kinder, die ich geboren habe, deine Gnade sollte über alle gleich ergehen! Gott aber erwiederte: Eva, das verstehst du nicht; mir gebührt und ist noth, daß ich die ganze Welt mit deinen Kindern versehe! Wenn sie alle Fürsten und Herren wären, wer sollte Korn bauen, dreschen, mahlen und backen, wer schmieden, weben, zimmern, bauen, graben, schneiden und mähen? Jeder soll seinen Stand vertreten, daß einer dm andern erhalte, und Alle ernährt werden, wie am Leib die Glieder! Da antwortete Eva: Ach Herr, vergib, ich war zu rasch, daß ich dir einredete! Dein göttlicher Wille geschehe auch an meinen Kindern! (Gebr. Grimm.)

15. Die ewige Bürde.

Der Khalif Hakem, der die Pracht liebte, wollte die Gärten seines Palastes verschönern und erweitern. Er fauste alle benach­ barten Ländereien und bezahlte den Eigenthümern so viel dafür,

11 als

sie verlangte». Nur eine arme Wittwe fand sich, die das ihrer Väter aus frommer Gewissenhaftigkeit nicht ver­

Erbtheil

äußern wollte und alle Anerbietungen, die man ihr deswegen machte, geradezu ausschlug. Den Aufseher der königlichen Ge­

bäude verdroß der Eigensinn dieser Frau; er nahm ihr das kleine Land mit Gewalt weg, und die arme Wittwe kain weinend zum Richter. Ibn Bächir war eben Kadi der Stadt. Er ließ sich

den Fall vortragen und fand ihn schlimm: denn obschon die Ge­ setze der Wittwe ausdrücklich Recht gaben, so war es doch nicht leicht,

einen Fürsten,

der gewohnt war,

vollkommene Gerechtigkeit zu halten,

seinen Willen für die

zur freiwilligen Erfüllung

eines veralteten Gesetzes zu bewegen. Was that also der gerechte Er sattelte einen Esel, hing ihm einen großen Sack über den Hals und ritt unverzüglich nach den Gärten des Palastes, Kadi ?

wo der Khalif sich eben in dem schönen Pavillon befand, den er auf dem Erbtheil der Wittwe erbaut hatte. Die Ankunft des Kadi

mit seinem Esel

und Sacke

setzte ihn in Verwunderung,

und noch mehr erstaunte er, als Ibn Bächir sich ihm zu Füßen

warf und also sagte: Erlaube mir, daß ich diesen Sack mit Erde von diesem Boden fülle! Hakem gab cs zu. Als der Sack voll war, bat Ibn Bächir den Khalifcn, ihm den Sack auf den Esel heben zu helfen. Hakem fand dieses Verlangen noch sonder­

barer, als das vorige. Um aber zu sehen, was der Mann vor­ habe, so griff er mit an. Allein der Sack war nicht zu bewegen, und der Khalif sprach: Die Bürde ist zu schwer, Kadi, sie ist zu schwer! „Herr, antwortete Ibn Bächir mit einer edlen Dreistigkeit, du findest diese Bürde zu schwer? Und sie enthält nur einen kleinen Theil der Erde, die du ungerechter Weise einer armen Wittwe genommen hast. Wie willst du denn das geraubte Land tragen können, wenn cs der Richter der Welt am letzten Gerichts­

tage auf deine Schultern legt?" Der Khalif war betroffen; er lobte die Herzhaftigkeit und Klugheit des Kadi und gab der Wittwe das Land mit allen Ge­

bäuden, die er darauf hatte anlcgen lassen, zurück.

(Herder.)

15. Die Posaune des Gerichts. Gerade dort, wo die Gemarkungen zweier Dörfer sich scheiden, mitten im Walde, wurde in der Frühlingsnacht zur Zeit

11 als

sie verlangte». Nur eine arme Wittwe fand sich, die das ihrer Väter aus frommer Gewissenhaftigkeit nicht ver­

Erbtheil

äußern wollte und alle Anerbietungen, die man ihr deswegen machte, geradezu ausschlug. Den Aufseher der königlichen Ge­

bäude verdroß der Eigensinn dieser Frau; er nahm ihr das kleine Land mit Gewalt weg, und die arme Wittwe kain weinend zum Richter. Ibn Bächir war eben Kadi der Stadt. Er ließ sich

den Fall vortragen und fand ihn schlimm: denn obschon die Ge­ setze der Wittwe ausdrücklich Recht gaben, so war es doch nicht leicht,

einen Fürsten,

der gewohnt war,

vollkommene Gerechtigkeit zu halten,

seinen Willen für die

zur freiwilligen Erfüllung

eines veralteten Gesetzes zu bewegen. Was that also der gerechte Er sattelte einen Esel, hing ihm einen großen Sack über den Hals und ritt unverzüglich nach den Gärten des Palastes, Kadi ?

wo der Khalif sich eben in dem schönen Pavillon befand, den er auf dem Erbtheil der Wittwe erbaut hatte. Die Ankunft des Kadi

mit seinem Esel

und Sacke

setzte ihn in Verwunderung,

und noch mehr erstaunte er, als Ibn Bächir sich ihm zu Füßen

warf und also sagte: Erlaube mir, daß ich diesen Sack mit Erde von diesem Boden fülle! Hakem gab cs zu. Als der Sack voll war, bat Ibn Bächir den Khalifcn, ihm den Sack auf den Esel heben zu helfen. Hakem fand dieses Verlangen noch sonder­

barer, als das vorige. Um aber zu sehen, was der Mann vor­ habe, so griff er mit an. Allein der Sack war nicht zu bewegen, und der Khalif sprach: Die Bürde ist zu schwer, Kadi, sie ist zu schwer! „Herr, antwortete Ibn Bächir mit einer edlen Dreistigkeit, du findest diese Bürde zu schwer? Und sie enthält nur einen kleinen Theil der Erde, die du ungerechter Weise einer armen Wittwe genommen hast. Wie willst du denn das geraubte Land tragen können, wenn cs der Richter der Welt am letzten Gerichts­

tage auf deine Schultern legt?" Der Khalif war betroffen; er lobte die Herzhaftigkeit und Klugheit des Kadi und gab der Wittwe das Land mit allen Ge­

bäuden, die er darauf hatte anlcgen lassen, zurück.

(Herder.)

15. Die Posaune des Gerichts. Gerade dort, wo die Gemarkungen zweier Dörfer sich scheiden, mitten im Walde, wurde in der Frühlingsnacht zur Zeit

12 des Vollmondes eine schreckliche That vollbracht. Ein Mann kniete auf einem anderen, der leblos dalag. Eine Wolke verhüllte das Antlitz des Mondes; die Nachtigall hielt inne mit ihrem schmetternden Gesang, als der Knieende den Dahingestreckten aus­ suchte und Alles, was er fand, zu sich steckte. Jetzt nahm er ihn auf die Schulter, und wollte ihn an den Strom, der fern her rauschte, hinabtragen, um ihn dort zu versenken. Plötzlich blieb er stehen, keuchend unter der todten Last. Der Mond war her­ ausgetreten und warf sein sanftes Licht durch die Stämme, und es war als ob auf den Strahlen des Mondes die Töne eines herzzerreißenden Liedes getragen würden. Ganz nahe blies ein Posthorn die Weise des Liedes:- „Denkst du daran!" Dem Tragenden ward's, wie wenn die Leiche auf seinem Rücken lebendig würde und ihn erwürgte. Schnell warf er die Last ab und sprang davon, immer weiter und weiter. Endlich am Strom blieb er stehen und lauschte hin; alles war still und nur die Wellen stossen schnell dahin, als eilten sie fort von dem Mörder. Dieser ärgerte sich jetzt, daß er die Spuren seiner That nicht vertilgt hatte und sich von sonderbarer Furcht forttreiben ließ. Er eilte nun zurück, wandelte hin und her, bergauf und bergab; der Schweiß rann ihm von der Stirn, es war ihm, als ob er Blei in den Gliedern hätte. Mancher Nachtvogel flog auf, wenn er so durch's Dickicht drang, aber nirgends fand er das Gesuchte. Er hielt an, um sich zurecht zu finden, um sich die Gegend genauer zu vergegenwärtigen; aber kaum war er drei Schritte gegangen, so war er in der Irre. Alles flimmerte vor seinen Augen, und cs war ihm, wie wenn die Bäume auf- und niedcrwandelten und ihm den Weg verstellten. Der Morgen brach endlich an; die Vögel schwangen sich auf und sangen ihre Hellen Lieder; vom Thalc und aus den Bergen hörte man Peitschenknallen. Der Mörder machte sich eiligst davon. Die Leiche wurde gefunden und nach dem Dorfe gebracht, in dessen Gemarkung sie lag. An der rechten Schläfe trug der entseelte Körper Spuren eines Schlages, wie von einem scharfen Stein. Kein Wanderbuch, kein Kennzeichen war zu finden, aus dem man die Herkunft des Entseelten entnehmen konnte. Auf dem Kirchhofe, der neben der Kirche hoch oben auf dem Hügel liegt, an dessen Fuß die Landstraße, in Felsen gehauen, sich vorüber

13 zieht, sollte nun des andern Tages der todte Fremde begraben

werden.

Eine unzählige Menge Menschen folgte dem Zuge.

waren aus

Sie

allen benachbarten Dörfern gekommen;

seine Unschuld,

jeder wollte seine Trauer und seine Theilnahme bekunden.

Still, ohne laute Klage, nur mit tiefem Weh im Herzen, bewegte sich der Zug den Berg hinan.

Der Geistliche hielt eine ergreifende Rede. Zuerst redete er den Entseelten an, und sprach: Auf dem Wege bist du gefallen!

Wer weiß, wohin dein Herz sich sehnte, welches Herz dir entgegen­ Möge der, der Alles kennt und Alles heilt, Ruhe und Frieden in die Seelen der Deinigen senden! Unbekannt bist du gefallen von unbekannter Hand. Niemand weiß, woher du kamst, wohin du gingst; aber er, der deinen Eingang und deinen Aus­ gang kennt, hat dich Bahnen hinaufsteigen lassen, die unser Auge schlug?

nie mißt. Zu welcher Kirche du gehörtest, welche Sprache du redetest, wer mag den stummen Mund fragen? Du stchst.jetzt vor ihm, der über Allem thront, den alle Sprachen nennen und doch nicht zu fassen vermögen! „Erhebet mit mir Eure Hände", fuhr der Geistliche zu den Versammelten fort, und Alle hoben die Hände empor; dann sprach er wieder: „Wir heben unsere Hände empor zu dir, o Allwissender, sie sind rein von Blutschuld! Hier im Lichte der Sonne bekennen wir: Wir sind rein von der That! Die Gerechtigkeit aber wird nicht ausblciben. Wo du auch weilest, der du deinen Bruder in Waldesnacht erschlugst; das Schwert schwebt unsichtbar über deinem Haupte, und es wird fallen und dich zerschmettern! Kehr' um, so lange es noch Zeit ist, häufe nicht Frevel auf Frevel; denn einst, wenn sie ertönt, die Posaune des Gerichts"---------— Da plötzlich hörte man von der Straße herauf das Post­ horn erschallen.

Das Lied erklang:

„Denkst du daran!" —

Alles schwieg und hielt den Athem an. —

Aus der Mitte der Versammlung stürzte ein junger Mann nieder, und rief: Ich bin's! Nachdem man ihn aufgehoben, gestand er reumüthig seine That, wie er in der Stadt das Geld des Herrn, bei dem er diente, verspielt habe; wie er den Fremden, den er nur habe niedcrwerfen wollen, ermordet habe; wie das Posthorn ihn ver­

wirrt, tote er seine Hand brennend gefühlt, als er sie zum Himmel

erhob,

und wie jetzt dieselben Töne des Posthorns ihm das Ge-

ständniß abpreßten. Still, ohne laute Klage, nur mit leisem Weh im Herzen,

hatte sich der Zug den Berg hinab bewegt; mit zitternder Seele, Thränen in den Augen, laut das Unheil beklagend, kehrten Viele heim. Zwei Menschen waren auf ewig aus der Genossenschaft

(Auerbach.)

der Menschen geschieden. 17. Der Kerker.

Komm, folge mir im Geiste freiwillig auf einige Augenblicke in die Hölle auf Erden, und laß diesen Gang uns erschüttern und warnen, auf daß nicht einst unser Leib gezwungen und länger daselbst verweilen müsse! Zwei Thüren von dicken Bohlen, mit festen Schlössern ver­ sehen, schließen einen unheimlichen Raum, den rings gewaltige Steinmauern umzwängen. In der einen Wand befindet sich ein kleines Fenster, das mit einem starken Eisengitter verwahrt ist; alle übrigen Wände sind, wie die Decke, kahl und einförmig. Du erblickst hier weder Sopha noch Stuhl, weder Tisch noch Bett,

weder Lampe noch Leuchter, weder Buch noch Feder, noch sonst irgend etwas, das zur Zerstreuung oder Bequemlichkeit dienen

könnte; ein eiserner Ofen, ein hartes Strohlager, ein schwerer Block und unzerreißbare Ketten, das ist die ganze Summe des Geräthcs. Und weshalb ist diese Grube gemauert? Sollen Wölfe oder Tiger in ihr Hausen? Mit uichtcn! Für Menschen ist sie bestimmt, für freigeborene Menschen, die einst den Stempel der Gottähnlichkcit an ihrer Stirne trugen! Da sitzt er, der freche Verbrecher und rasselt mit den Ketten und knirscht mit den Zähnen; die furchtbarste Langeweile zerreibt ihn, denn die Einförmigkeit verwandelt sich allmählich in ein Nichts. Da sitzt er, ohne Freunde und Gesellen, ohne Eltern und Geschwister, im Busen ein Feuer,

das nie erlischt, einen Wurm im Herzen, der nie stirbt, einen allmächtigen Rächer über sich und die strafende Gerechtigkeit um sich. Da sitzt er, Flüche auf der Lippe, Flüche im Ohr, Flüche im Gebein, und heult und klappert mit den Zähnen und verflucht den Tag seiner Geburt und Gott und die Welt und sich selbst! Komm, mir schaudert, und eine donnernde Stimme ruft mir zu: Fliehe die Sünde wie eine Schlange!

(Colshorn.)

erhob,

und wie jetzt dieselben Töne des Posthorns ihm das Ge-

ständniß abpreßten. Still, ohne laute Klage, nur mit leisem Weh im Herzen,

hatte sich der Zug den Berg hinab bewegt; mit zitternder Seele, Thränen in den Augen, laut das Unheil beklagend, kehrten Viele heim. Zwei Menschen waren auf ewig aus der Genossenschaft

(Auerbach.)

der Menschen geschieden. 17. Der Kerker.

Komm, folge mir im Geiste freiwillig auf einige Augenblicke in die Hölle auf Erden, und laß diesen Gang uns erschüttern und warnen, auf daß nicht einst unser Leib gezwungen und länger daselbst verweilen müsse! Zwei Thüren von dicken Bohlen, mit festen Schlössern ver­ sehen, schließen einen unheimlichen Raum, den rings gewaltige Steinmauern umzwängen. In der einen Wand befindet sich ein kleines Fenster, das mit einem starken Eisengitter verwahrt ist; alle übrigen Wände sind, wie die Decke, kahl und einförmig. Du erblickst hier weder Sopha noch Stuhl, weder Tisch noch Bett,

weder Lampe noch Leuchter, weder Buch noch Feder, noch sonst irgend etwas, das zur Zerstreuung oder Bequemlichkeit dienen

könnte; ein eiserner Ofen, ein hartes Strohlager, ein schwerer Block und unzerreißbare Ketten, das ist die ganze Summe des Geräthcs. Und weshalb ist diese Grube gemauert? Sollen Wölfe oder Tiger in ihr Hausen? Mit uichtcn! Für Menschen ist sie bestimmt, für freigeborene Menschen, die einst den Stempel der Gottähnlichkcit an ihrer Stirne trugen! Da sitzt er, der freche Verbrecher und rasselt mit den Ketten und knirscht mit den Zähnen; die furchtbarste Langeweile zerreibt ihn, denn die Einförmigkeit verwandelt sich allmählich in ein Nichts. Da sitzt er, ohne Freunde und Gesellen, ohne Eltern und Geschwister, im Busen ein Feuer,

das nie erlischt, einen Wurm im Herzen, der nie stirbt, einen allmächtigen Rächer über sich und die strafende Gerechtigkeit um sich. Da sitzt er, Flüche auf der Lippe, Flüche im Ohr, Flüche im Gebein, und heult und klappert mit den Zähnen und verflucht den Tag seiner Geburt und Gott und die Welt und sich selbst! Komm, mir schaudert, und eine donnernde Stimme ruft mir zu: Fliehe die Sünde wie eine Schlange!

(Colshorn.)

15

18. Sprichwörter. Mit Harren und Hoffen hats mancher getroffen.

Was man nicht kann meiden, soll nian billig leiden.

An Gottes Segen ist alles gelegen.

Müßiggang ist aller Laster Anfang.

Gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.

Fleiß bringt Brod, Faulheit Noth.

Je größer Noth, je näher Gott.

Fröhlich in Ehren soll niemand wehren.

Einigkeit ein festes Band, hält zusammen Leut und Land.

Vergleichen und vertragen ist besser denn zanken und klage».

Vor gethan und nach bedacht, hat manchen in groß Leid gebracht.

19. Beim Aufstehen. Rein gehalten dein Gewand, Rein gehalten Mund und Hund,

Rein das Kleid von Erdenputz, Rein von Erdenschmutz die Hand'

Sohn, die äußere Reinlichkeit Ist der innern Unterpfand!

(Rückert.)

20. Gehorsam.

Die Pferde, wiewohl sie stärker sind, müssen dem Fuhr­ mann gehorchen, und wenn das geschieht, so geht der Wagen recht fort, denn cs liegt vielmehr am Fuhrmann, wiewohl er schwächer ist denn die Pferde, denn er ist der klügste, weiß Weg und Steg. Wo aber die Pferde nicht hören, laufen über Stauden und Stöcke, so zerscheitcrn sie sich selber, den Wagen und den Fuhrmann. Aber auch in der Welt geht es recht, wenn die Jugend dem Alter gehorsam ist, denn die Jugend lauft leichtlich an mit ihrer Stärke; wo sie nicht in einem Zaume geführt wird, da geht alles zu Trümmern. (Luther.) 21. Der verachtete Großvater.

Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub und seine Kniee zitterten. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er die Suppe auf das Tischtuch und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Munde.

15

18. Sprichwörter. Mit Harren und Hoffen hats mancher getroffen.

Was man nicht kann meiden, soll nian billig leiden.

An Gottes Segen ist alles gelegen.

Müßiggang ist aller Laster Anfang.

Gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.

Fleiß bringt Brod, Faulheit Noth.

Je größer Noth, je näher Gott.

Fröhlich in Ehren soll niemand wehren.

Einigkeit ein festes Band, hält zusammen Leut und Land.

Vergleichen und vertragen ist besser denn zanken und klage».

Vor gethan und nach bedacht, hat manchen in groß Leid gebracht.

19. Beim Aufstehen. Rein gehalten dein Gewand, Rein gehalten Mund und Hund,

Rein das Kleid von Erdenputz, Rein von Erdenschmutz die Hand'

Sohn, die äußere Reinlichkeit Ist der innern Unterpfand!

(Rückert.)

20. Gehorsam.

Die Pferde, wiewohl sie stärker sind, müssen dem Fuhr­ mann gehorchen, und wenn das geschieht, so geht der Wagen recht fort, denn cs liegt vielmehr am Fuhrmann, wiewohl er schwächer ist denn die Pferde, denn er ist der klügste, weiß Weg und Steg. Wo aber die Pferde nicht hören, laufen über Stauden und Stöcke, so zerscheitcrn sie sich selber, den Wagen und den Fuhrmann. Aber auch in der Welt geht es recht, wenn die Jugend dem Alter gehorsam ist, denn die Jugend lauft leichtlich an mit ihrer Stärke; wo sie nicht in einem Zaume geführt wird, da geht alles zu Trümmern. (Luther.) 21. Der verachtete Großvater.

Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub und seine Kniee zitterten. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er die Suppe auf das Tischtuch und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Munde.

15

18. Sprichwörter. Mit Harren und Hoffen hats mancher getroffen.

Was man nicht kann meiden, soll nian billig leiden.

An Gottes Segen ist alles gelegen.

Müßiggang ist aller Laster Anfang.

Gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.

Fleiß bringt Brod, Faulheit Noth.

Je größer Noth, je näher Gott.

Fröhlich in Ehren soll niemand wehren.

Einigkeit ein festes Band, hält zusammen Leut und Land.

Vergleichen und vertragen ist besser denn zanken und klage».

Vor gethan und nach bedacht, hat manchen in groß Leid gebracht.

19. Beim Aufstehen. Rein gehalten dein Gewand, Rein gehalten Mund und Hund,

Rein das Kleid von Erdenputz, Rein von Erdenschmutz die Hand'

Sohn, die äußere Reinlichkeit Ist der innern Unterpfand!

(Rückert.)

20. Gehorsam.

Die Pferde, wiewohl sie stärker sind, müssen dem Fuhr­ mann gehorchen, und wenn das geschieht, so geht der Wagen recht fort, denn cs liegt vielmehr am Fuhrmann, wiewohl er schwächer ist denn die Pferde, denn er ist der klügste, weiß Weg und Steg. Wo aber die Pferde nicht hören, laufen über Stauden und Stöcke, so zerscheitcrn sie sich selber, den Wagen und den Fuhrmann. Aber auch in der Welt geht es recht, wenn die Jugend dem Alter gehorsam ist, denn die Jugend lauft leichtlich an mit ihrer Stärke; wo sie nicht in einem Zaume geführt wird, da geht alles zu Trümmern. (Luther.) 21. Der verachtete Großvater.

Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub und seine Kniee zitterten. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er die Suppe auf das Tischtuch und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Munde.

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18. Sprichwörter. Mit Harren und Hoffen hats mancher getroffen.

Was man nicht kann meiden, soll nian billig leiden.

An Gottes Segen ist alles gelegen.

Müßiggang ist aller Laster Anfang.

Gut Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.

Fleiß bringt Brod, Faulheit Noth.

Je größer Noth, je näher Gott.

Fröhlich in Ehren soll niemand wehren.

Einigkeit ein festes Band, hält zusammen Leut und Land.

Vergleichen und vertragen ist besser denn zanken und klage».

Vor gethan und nach bedacht, hat manchen in groß Leid gebracht.

19. Beim Aufstehen. Rein gehalten dein Gewand, Rein gehalten Mund und Hund,

Rein das Kleid von Erdenputz, Rein von Erdenschmutz die Hand'

Sohn, die äußere Reinlichkeit Ist der innern Unterpfand!

(Rückert.)

20. Gehorsam.

Die Pferde, wiewohl sie stärker sind, müssen dem Fuhr­ mann gehorchen, und wenn das geschieht, so geht der Wagen recht fort, denn cs liegt vielmehr am Fuhrmann, wiewohl er schwächer ist denn die Pferde, denn er ist der klügste, weiß Weg und Steg. Wo aber die Pferde nicht hören, laufen über Stauden und Stöcke, so zerscheitcrn sie sich selber, den Wagen und den Fuhrmann. Aber auch in der Welt geht es recht, wenn die Jugend dem Alter gehorsam ist, denn die Jugend lauft leichtlich an mit ihrer Stärke; wo sie nicht in einem Zaume geführt wird, da geht alles zu Trümmern. (Luther.) 21. Der verachtete Großvater.

Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub und seine Kniee zitterten. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er die Suppe auf das Tischtuch und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Munde.

16

Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und darum hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in einem irdenen Schüssel-

mußte sich der alte Großvater endlich chen, und noch dazu nicht einmal satt.

Da sah er betrübt nach dem Tische, und die Augen wurden

ihm naß. Einmal auch konnten seine zitterigen Hände das Schüsselchen nicht festhaltcn, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt; er sagte aber nichts dazu und seufzte nur. Da kauften sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus mußte er nun essen. — Wie sie nun so da saßen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlcin zusammen. Was machst du da? fragte der Vater. Ich mache ein Tröglcin, antwortete das Kind, daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin. Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen an zu weinen, holten alsofort den alten Großvater an den Tisch, und ließen ihn von nun an immer mitesscn, und sagten auch nichts

mehr, wenn er ein wenig verschüttete.

(Gebr. Grimm.)

22. Ehrlichkeit.

Aus christlicher Liebe ist man schuldig zu leihen: das ist

Barmherzigkeit.

Man ist aber auch schuldig zu bezahlen: das ist

Gerechtigkeit. Wer borgt und nicht zu bezahlen gedenkt, begeht eine dreifache Sünde. Er versündigt sich an Gottes Gesetz: Du sollst nicht stehlen; borgen und nicht zahlen wollen ist ein schänd­ licher Betrug und Diebstahl. Er versündigt sich an sich selbst, indem er seinen Glauben, Ehr und Redlichkeit so liederlich ver­ scherzt, die doch theurer sind denn alles Geld. Er versündigt sich an seinem Nächsten, den er um sein Gut, und wenn Verzweiflung dazu stößt, um noch Größeres bringt. (Heinrich Müller.) 23. Rechtlichkeit. Von zwei alten Schweizern wird erzählt, daß sie einen Streit

um eine Wiese hatten. Jeder glaubte, ein gutes Recht an die­ selbe zu haben. Da kam der eine eines Tags zum andern und sagte ihm: Ich habe die Richter zusammen kommen lassen. Wir

16

Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und darum hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in einem irdenen Schüssel-

mußte sich der alte Großvater endlich chen, und noch dazu nicht einmal satt.

Da sah er betrübt nach dem Tische, und die Augen wurden

ihm naß. Einmal auch konnten seine zitterigen Hände das Schüsselchen nicht festhaltcn, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt; er sagte aber nichts dazu und seufzte nur. Da kauften sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus mußte er nun essen. — Wie sie nun so da saßen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlcin zusammen. Was machst du da? fragte der Vater. Ich mache ein Tröglcin, antwortete das Kind, daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin. Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen an zu weinen, holten alsofort den alten Großvater an den Tisch, und ließen ihn von nun an immer mitesscn, und sagten auch nichts

mehr, wenn er ein wenig verschüttete.

(Gebr. Grimm.)

22. Ehrlichkeit.

Aus christlicher Liebe ist man schuldig zu leihen: das ist

Barmherzigkeit.

Man ist aber auch schuldig zu bezahlen: das ist

Gerechtigkeit. Wer borgt und nicht zu bezahlen gedenkt, begeht eine dreifache Sünde. Er versündigt sich an Gottes Gesetz: Du sollst nicht stehlen; borgen und nicht zahlen wollen ist ein schänd­ licher Betrug und Diebstahl. Er versündigt sich an sich selbst, indem er seinen Glauben, Ehr und Redlichkeit so liederlich ver­ scherzt, die doch theurer sind denn alles Geld. Er versündigt sich an seinem Nächsten, den er um sein Gut, und wenn Verzweiflung dazu stößt, um noch Größeres bringt. (Heinrich Müller.) 23. Rechtlichkeit. Von zwei alten Schweizern wird erzählt, daß sie einen Streit

um eine Wiese hatten. Jeder glaubte, ein gutes Recht an die­ selbe zu haben. Da kam der eine eines Tags zum andern und sagte ihm: Ich habe die Richter zusammen kommen lassen. Wir

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Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und darum hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in einem irdenen Schüssel-

mußte sich der alte Großvater endlich chen, und noch dazu nicht einmal satt.

Da sah er betrübt nach dem Tische, und die Augen wurden

ihm naß. Einmal auch konnten seine zitterigen Hände das Schüsselchen nicht festhaltcn, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt; er sagte aber nichts dazu und seufzte nur. Da kauften sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus mußte er nun essen. — Wie sie nun so da saßen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlcin zusammen. Was machst du da? fragte der Vater. Ich mache ein Tröglcin, antwortete das Kind, daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin. Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen an zu weinen, holten alsofort den alten Großvater an den Tisch, und ließen ihn von nun an immer mitesscn, und sagten auch nichts

mehr, wenn er ein wenig verschüttete.

(Gebr. Grimm.)

22. Ehrlichkeit.

Aus christlicher Liebe ist man schuldig zu leihen: das ist

Barmherzigkeit.

Man ist aber auch schuldig zu bezahlen: das ist

Gerechtigkeit. Wer borgt und nicht zu bezahlen gedenkt, begeht eine dreifache Sünde. Er versündigt sich an Gottes Gesetz: Du sollst nicht stehlen; borgen und nicht zahlen wollen ist ein schänd­ licher Betrug und Diebstahl. Er versündigt sich an sich selbst, indem er seinen Glauben, Ehr und Redlichkeit so liederlich ver­ scherzt, die doch theurer sind denn alles Geld. Er versündigt sich an seinem Nächsten, den er um sein Gut, und wenn Verzweiflung dazu stößt, um noch Größeres bringt. (Heinrich Müller.) 23. Rechtlichkeit. Von zwei alten Schweizern wird erzählt, daß sie einen Streit

um eine Wiese hatten. Jeder glaubte, ein gutes Recht an die­ selbe zu haben. Da kam der eine eines Tags zum andern und sagte ihm: Ich habe die Richter zusammen kommen lassen. Wir

17 waren beide nicht gelehrt genug, unsere Sache ins Reine zu bringen. Komm morgen mit vor Gericht! Der andere antwortete: „Ich kann morgen nicht, ich habe mein Heu gemäht, es muß eingebracht werden." Nach einigem Besinnen fügte derselbe hinzu: „Geh'du doch allein, sage den Richtern deine und meine Gründe und laß sie dann entscheiden." Der erstere nahm es an, ging, führte beide Sachen in schlichter Wahrheit, kam am Abend wieder, trat bei dem Widersacher ein und verkündete ihm: Die Richter haben für dich entschieden. Gottlob, daß unser Zank aus ist! (Ahlseld.) 24. Treu und Glauben.

Mich dünkt, daß kein schädlicheres Laster auf Erden sei denn lügen und Untreu beweisen, welches alle Gemeinschaft der Men­ schen zertrennt. Denn Lügen und Untreu trennt erstlich die Herzen; wenn die Herzen getrennt sind, so gehen die Hände auch von einander; wenn aber die Hände von einander sind, was kann man da thun oder schaffen? Wo Kaufleute einander nicht Glauben halten, da fällt der Markt zu Grund. Wenn Bürgermeister, Fürst, König die Treu nicht hält, da muß die Stadt verderben, Land und Leute untergehcn. Denn wo Treu und Glauben auf­ hört, da muß das Regiment auch ein Ende haben. (Luther.) 25. Uneigennützigkeit.

Im siebenjährigen Kriege pochte ein Rittmeister an das Fenster eines armen Häuschens und rief den Wirth. Ein Greis mit schnee­ weißem Haar trat heraus. Der Rittmeister verlangte, der Alte sollte ihn auf ein Feld führen, wo er mit seiner Schwadron fouragiren könnte. Der Greis gehorchte, führte aber die Reiter weit hinaus. Als sie eine Strecke hin waren, kamen sie an ein schönes Gerstenfeld. Hier ist, was wir suchen, sprach der Ritt­ meister. „Noch einen Augenblick Geduld", entgegnete der Alte. Endlich zeigte er ihnen einen Acker. Sie mähten, banden ein und machten sich auf den Rückweg. Jetzt sprach der Rittmeister: Guter Vater, ihr habt uns unnöthiger Weise weiter marschiren lassen; das erste Feld war besser als dieses! „Das kann wohl sein, ver­ setzte der Greis, aber es gehörte nicht mir!" — Das heißt, seines Nächsten Gut und Nahrung helfen bessern und behüten. (Ahlfeld.) Willichen, Lesebuch.

b

17 waren beide nicht gelehrt genug, unsere Sache ins Reine zu bringen. Komm morgen mit vor Gericht! Der andere antwortete: „Ich kann morgen nicht, ich habe mein Heu gemäht, es muß eingebracht werden." Nach einigem Besinnen fügte derselbe hinzu: „Geh'du doch allein, sage den Richtern deine und meine Gründe und laß sie dann entscheiden." Der erstere nahm es an, ging, führte beide Sachen in schlichter Wahrheit, kam am Abend wieder, trat bei dem Widersacher ein und verkündete ihm: Die Richter haben für dich entschieden. Gottlob, daß unser Zank aus ist! (Ahlseld.) 24. Treu und Glauben.

Mich dünkt, daß kein schädlicheres Laster auf Erden sei denn lügen und Untreu beweisen, welches alle Gemeinschaft der Men­ schen zertrennt. Denn Lügen und Untreu trennt erstlich die Herzen; wenn die Herzen getrennt sind, so gehen die Hände auch von einander; wenn aber die Hände von einander sind, was kann man da thun oder schaffen? Wo Kaufleute einander nicht Glauben halten, da fällt der Markt zu Grund. Wenn Bürgermeister, Fürst, König die Treu nicht hält, da muß die Stadt verderben, Land und Leute untergehcn. Denn wo Treu und Glauben auf­ hört, da muß das Regiment auch ein Ende haben. (Luther.) 25. Uneigennützigkeit.

Im siebenjährigen Kriege pochte ein Rittmeister an das Fenster eines armen Häuschens und rief den Wirth. Ein Greis mit schnee­ weißem Haar trat heraus. Der Rittmeister verlangte, der Alte sollte ihn auf ein Feld führen, wo er mit seiner Schwadron fouragiren könnte. Der Greis gehorchte, führte aber die Reiter weit hinaus. Als sie eine Strecke hin waren, kamen sie an ein schönes Gerstenfeld. Hier ist, was wir suchen, sprach der Ritt­ meister. „Noch einen Augenblick Geduld", entgegnete der Alte. Endlich zeigte er ihnen einen Acker. Sie mähten, banden ein und machten sich auf den Rückweg. Jetzt sprach der Rittmeister: Guter Vater, ihr habt uns unnöthiger Weise weiter marschiren lassen; das erste Feld war besser als dieses! „Das kann wohl sein, ver­ setzte der Greis, aber es gehörte nicht mir!" — Das heißt, seines Nächsten Gut und Nahrung helfen bessern und behüten. (Ahlfeld.) Willichen, Lesebuch.

b

17 waren beide nicht gelehrt genug, unsere Sache ins Reine zu bringen. Komm morgen mit vor Gericht! Der andere antwortete: „Ich kann morgen nicht, ich habe mein Heu gemäht, es muß eingebracht werden." Nach einigem Besinnen fügte derselbe hinzu: „Geh'du doch allein, sage den Richtern deine und meine Gründe und laß sie dann entscheiden." Der erstere nahm es an, ging, führte beide Sachen in schlichter Wahrheit, kam am Abend wieder, trat bei dem Widersacher ein und verkündete ihm: Die Richter haben für dich entschieden. Gottlob, daß unser Zank aus ist! (Ahlseld.) 24. Treu und Glauben.

Mich dünkt, daß kein schädlicheres Laster auf Erden sei denn lügen und Untreu beweisen, welches alle Gemeinschaft der Men­ schen zertrennt. Denn Lügen und Untreu trennt erstlich die Herzen; wenn die Herzen getrennt sind, so gehen die Hände auch von einander; wenn aber die Hände von einander sind, was kann man da thun oder schaffen? Wo Kaufleute einander nicht Glauben halten, da fällt der Markt zu Grund. Wenn Bürgermeister, Fürst, König die Treu nicht hält, da muß die Stadt verderben, Land und Leute untergehcn. Denn wo Treu und Glauben auf­ hört, da muß das Regiment auch ein Ende haben. (Luther.) 25. Uneigennützigkeit.

Im siebenjährigen Kriege pochte ein Rittmeister an das Fenster eines armen Häuschens und rief den Wirth. Ein Greis mit schnee­ weißem Haar trat heraus. Der Rittmeister verlangte, der Alte sollte ihn auf ein Feld führen, wo er mit seiner Schwadron fouragiren könnte. Der Greis gehorchte, führte aber die Reiter weit hinaus. Als sie eine Strecke hin waren, kamen sie an ein schönes Gerstenfeld. Hier ist, was wir suchen, sprach der Ritt­ meister. „Noch einen Augenblick Geduld", entgegnete der Alte. Endlich zeigte er ihnen einen Acker. Sie mähten, banden ein und machten sich auf den Rückweg. Jetzt sprach der Rittmeister: Guter Vater, ihr habt uns unnöthiger Weise weiter marschiren lassen; das erste Feld war besser als dieses! „Das kann wohl sein, ver­ setzte der Greis, aber es gehörte nicht mir!" — Das heißt, seines Nächsten Gut und Nahrung helfen bessern und behüten. (Ahlfeld.) Willichen, Lesebuch.

b

18

26.

Sprichwörter.

Heute mir, morgen dir.

Fromm und still, red wenig, hör viel!

Der Mensch denkt, Gott lenkt.

Was Gott spart in die Länge, das straft er mit Strenge.

Undank ist der Welt Lohn.

Vergeben ist leichter denn vergessen.

Zorn gebieret Zorn.

Wer Zank liebt, liebt Sünde.

Man soll den Tag nicht vordem Abend loben.

Wer sich heute nicht bessert, wird morgen ärger.

Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht.

Was keine Sünde ist, ist keine Schande.

27. Der Blinde und der Lahme.

Ein Lahmer und ein Blinder kamen beide an einen tiefen

Fluß. „Hier ist zwar eine Furt, wie ich sehe, sprach der Erstere,

aber auch hier noch ist das Wasser ziemlich hoch.

Meine Kräfte

sind schwach, ich wage mich nicht hindurch." „Hätte ich nur deine Augen, seufzte der Blinde, meine Füße wären wohl stark genug! Auch ein mäßiges Wasser sollte mich nicht umwerfen. kommen."

Aber ich fürchte seitwärts und in Untiefen zu

„Weißt du was,

rief fteudig der Lahme, nimm mich auf

deine Schultern! Mein Auge soll dann dich leiten, und mich mögen dann deine Füße tragen!"

Der Blinde schlug ein, und sie kamen beide an das jenseitige Ufer. Nie hat ein Mensch Alles. Aber suche die schaften deines Nächsten zu nützen, und sei auch mit dienstfertig gegen ihn, so ist oft beiden geholfen!

wohlbehalten guten Eigen­ den deinigen

(Meißner.)

28. Seelengröße. Als im Winter 1807 der französische General Mortier Stral­

sund berannt hatte, waren rings in die Dörfer an den pommer-

schen Küsten französische Wachtposten gelegt; so auch in dem Kirch­

dorfe Bodenstede unweit Barth, dem Dars gegenüber. Diese hatten angefangen nach welscher Weise mit den Einwohnern Ueber-

18

26.

Sprichwörter.

Heute mir, morgen dir.

Fromm und still, red wenig, hör viel!

Der Mensch denkt, Gott lenkt.

Was Gott spart in die Länge, das straft er mit Strenge.

Undank ist der Welt Lohn.

Vergeben ist leichter denn vergessen.

Zorn gebieret Zorn.

Wer Zank liebt, liebt Sünde.

Man soll den Tag nicht vordem Abend loben.

Wer sich heute nicht bessert, wird morgen ärger.

Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht.

Was keine Sünde ist, ist keine Schande.

27. Der Blinde und der Lahme.

Ein Lahmer und ein Blinder kamen beide an einen tiefen

Fluß. „Hier ist zwar eine Furt, wie ich sehe, sprach der Erstere,

aber auch hier noch ist das Wasser ziemlich hoch.

Meine Kräfte

sind schwach, ich wage mich nicht hindurch." „Hätte ich nur deine Augen, seufzte der Blinde, meine Füße wären wohl stark genug! Auch ein mäßiges Wasser sollte mich nicht umwerfen. kommen."

Aber ich fürchte seitwärts und in Untiefen zu

„Weißt du was,

rief fteudig der Lahme, nimm mich auf

deine Schultern! Mein Auge soll dann dich leiten, und mich mögen dann deine Füße tragen!"

Der Blinde schlug ein, und sie kamen beide an das jenseitige Ufer. Nie hat ein Mensch Alles. Aber suche die schaften deines Nächsten zu nützen, und sei auch mit dienstfertig gegen ihn, so ist oft beiden geholfen!

wohlbehalten guten Eigen­ den deinigen

(Meißner.)

28. Seelengröße. Als im Winter 1807 der französische General Mortier Stral­

sund berannt hatte, waren rings in die Dörfer an den pommer-

schen Küsten französische Wachtposten gelegt; so auch in dem Kirch­

dorfe Bodenstede unweit Barth, dem Dars gegenüber. Diese hatten angefangen nach welscher Weise mit den Einwohnern Ueber-

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26.

Sprichwörter.

Heute mir, morgen dir.

Fromm und still, red wenig, hör viel!

Der Mensch denkt, Gott lenkt.

Was Gott spart in die Länge, das straft er mit Strenge.

Undank ist der Welt Lohn.

Vergeben ist leichter denn vergessen.

Zorn gebieret Zorn.

Wer Zank liebt, liebt Sünde.

Man soll den Tag nicht vordem Abend loben.

Wer sich heute nicht bessert, wird morgen ärger.

Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht.

Was keine Sünde ist, ist keine Schande.

27. Der Blinde und der Lahme.

Ein Lahmer und ein Blinder kamen beide an einen tiefen

Fluß. „Hier ist zwar eine Furt, wie ich sehe, sprach der Erstere,

aber auch hier noch ist das Wasser ziemlich hoch.

Meine Kräfte

sind schwach, ich wage mich nicht hindurch." „Hätte ich nur deine Augen, seufzte der Blinde, meine Füße wären wohl stark genug! Auch ein mäßiges Wasser sollte mich nicht umwerfen. kommen."

Aber ich fürchte seitwärts und in Untiefen zu

„Weißt du was,

rief fteudig der Lahme, nimm mich auf

deine Schultern! Mein Auge soll dann dich leiten, und mich mögen dann deine Füße tragen!"

Der Blinde schlug ein, und sie kamen beide an das jenseitige Ufer. Nie hat ein Mensch Alles. Aber suche die schaften deines Nächsten zu nützen, und sei auch mit dienstfertig gegen ihn, so ist oft beiden geholfen!

wohlbehalten guten Eigen­ den deinigen

(Meißner.)

28. Seelengröße. Als im Winter 1807 der französische General Mortier Stral­

sund berannt hatte, waren rings in die Dörfer an den pommer-

schen Küsten französische Wachtposten gelegt; so auch in dem Kirch­

dorfe Bodenstede unweit Barth, dem Dars gegenüber. Diese hatten angefangen nach welscher Weise mit den Einwohnern Ueber-

19

spiel zu versuchen. Das konnten die Dörfler nicht leiden, Männer, an die mächtigsten Gefahren und gelegentlich auch an Pulver und Blei gewöhnt. Sie scharten sich in gerechtem Zorn; die Franzosen erschraken vor ihrer Zahl, wurden entwaffnet, gebunden, eingcschifft und, etwa fünfzig Mann stark, nach Stralsund an die Schwadron als Gefangene abgcliefert. Das war eine kurze Freude. Die That erscholl in dem französischen Lager, und ein Commando von mehreren hundert Mann ward abgesandt, das Dorf zu be­ strafen. Der Schulze und mehrere Aelteste von Bodenstede wurden gefesselt und sollten erschossen, das Dorf sollte geplündert, an­ gezündet und abgebrannt werden. In dieser großen Noth, als die Gefesselten den sichern Tod erwarteten, trat der Prediger des Ortes namens Dankwarth vor und redete den welschen Befehls­ haber mit den kühnen Worten an: „Mein Herr, Sie haben die Unschuldigen ergriffen; ich bitte, lassen Sie diese Männer los, sie sind die Unschuldigen und Verführten; hier haben Sie den Verbrecher, mich nehmen Sic, mich erschießen Sie, wenn Gott es Ihnen erlaubt, mein Haus verwüsten und verbrennen Sie, ich bin der Verführer, der einzige Schuldige. Ich habe diesen armen Bauern gepredigt, daß sie bis auf den letzten Mann für ihren König stehen und den Feinden des Vaterlandes Abbruch thun müßten." Diese Worte, aus kühnem und tapferem Herzen gesprochen, rührten den Welschen, er ließ die Gefangenen losbinden, legte ihnen eine leidliche Geldstrafe für seine Truppen auf, und ließ zum Zeichen, daß er die befohlene Abbrennung des Dorfes aus­ geführt habe, einige elende leere Hütten außerhalb des Dorfes, wo die Fischer ihre Heringe zu räuchern pflegten, niederbrennen. Die That des Pfarrers war groß, größer die des edlen Welschen, der seinen bösen Muth bezwang. Warum hab' ich seinen Namen nicht erfahren? (Arndt.) 29. Vaterlandsliebe.

Ein österreichischer Bauer sollte beim ersten Andringen der Franzosen auf Wien im Jahre 1809 der Führer einer Truppencolonne werden, mit der man einen wichtigen Plan durch einen Nacht­ marsch auszuführcn gedachte; der Bauer aber weigerte sich. Heftig drang der den Vortrab befehligende französische Ofsizier in ihn; der Bauer blieb ruhig bei seiner Weigerung. Der Offizier begann

19

spiel zu versuchen. Das konnten die Dörfler nicht leiden, Männer, an die mächtigsten Gefahren und gelegentlich auch an Pulver und Blei gewöhnt. Sie scharten sich in gerechtem Zorn; die Franzosen erschraken vor ihrer Zahl, wurden entwaffnet, gebunden, eingcschifft und, etwa fünfzig Mann stark, nach Stralsund an die Schwadron als Gefangene abgcliefert. Das war eine kurze Freude. Die That erscholl in dem französischen Lager, und ein Commando von mehreren hundert Mann ward abgesandt, das Dorf zu be­ strafen. Der Schulze und mehrere Aelteste von Bodenstede wurden gefesselt und sollten erschossen, das Dorf sollte geplündert, an­ gezündet und abgebrannt werden. In dieser großen Noth, als die Gefesselten den sichern Tod erwarteten, trat der Prediger des Ortes namens Dankwarth vor und redete den welschen Befehls­ haber mit den kühnen Worten an: „Mein Herr, Sie haben die Unschuldigen ergriffen; ich bitte, lassen Sie diese Männer los, sie sind die Unschuldigen und Verführten; hier haben Sie den Verbrecher, mich nehmen Sic, mich erschießen Sie, wenn Gott es Ihnen erlaubt, mein Haus verwüsten und verbrennen Sie, ich bin der Verführer, der einzige Schuldige. Ich habe diesen armen Bauern gepredigt, daß sie bis auf den letzten Mann für ihren König stehen und den Feinden des Vaterlandes Abbruch thun müßten." Diese Worte, aus kühnem und tapferem Herzen gesprochen, rührten den Welschen, er ließ die Gefangenen losbinden, legte ihnen eine leidliche Geldstrafe für seine Truppen auf, und ließ zum Zeichen, daß er die befohlene Abbrennung des Dorfes aus­ geführt habe, einige elende leere Hütten außerhalb des Dorfes, wo die Fischer ihre Heringe zu räuchern pflegten, niederbrennen. Die That des Pfarrers war groß, größer die des edlen Welschen, der seinen bösen Muth bezwang. Warum hab' ich seinen Namen nicht erfahren? (Arndt.) 29. Vaterlandsliebe.

Ein österreichischer Bauer sollte beim ersten Andringen der Franzosen auf Wien im Jahre 1809 der Führer einer Truppencolonne werden, mit der man einen wichtigen Plan durch einen Nacht­ marsch auszuführcn gedachte; der Bauer aber weigerte sich. Heftig drang der den Vortrab befehligende französische Ofsizier in ihn; der Bauer blieb ruhig bei seiner Weigerung. Der Offizier begann

20 NUN ihn mit Versprechungen zu bestürmen und bot ihm endlich seine reich mit Geld gefüllte Börse; aber alles war vergebens.

Inzwischen langte die Colonne selbst an, und der General, erstaunt,

den Vortrab noch anzutreffen, wandte sich mit zürnender Anfrage an den Offizier, der sofort zur Antwort gab, daß der einzige des Weges kundige Mann sich weigere, ihr Führer zu sein, obschon alles aufgeboten worden, ihn dazu zu bewegen. Der Bauer ward hierauf vorgeführt. „Entweder, rief der General ihm zu, du zeigst uys den rechten Weg oder ich lasse dich todtschießen." „Ganz gut, erwiederte der Bauer, so sterbe ich als rechtschaffener Unter­ than und brauche nicht Landesverräthcr zu werden." Der General, der die muthige Treue auch am Feinde zu

ehren wußte,

bot

ihm erstaunt die Hand und sprach: Gehe heim, wackerer Mann, wir werden uns ohne Führer behelfen.

(Petiskus.)

30. Lebensregel.

Es ist auf Erden kein besser List, Denn wer seiner Jung ein Meister ist, Viel wissen und wenig sagen, Nicht antworten auf alle Fragen. Rede wenig und machs wahr, Was du borgest, bezahle baar. Laß einen Jeden sein, wer er ist, So bleibest du auch wohl, wer du bist!

(Luther.) 31. Der rechte Geleiter.

Geh' ohne Stab nicht durch den Schnee, Geh' ohne Steuer nicht zur See; Geh' ohne Gottes Geist und Wort Niemals aus deinem Hause fort!

(Rückert.)

32. Muth. Schweig, leid, meid und vertrag, Deine Noth allein Gott klag, An Gott ja nicht verzag, Dein Glück kommt alle Tag!

(Luther.)

33. Sprichwörter. Geld macht nicht reich, es sei denn reich das Herz zugleich,

Kein Unglück ist so groß, es hat ein Glück im Schoß.

20 NUN ihn mit Versprechungen zu bestürmen und bot ihm endlich seine reich mit Geld gefüllte Börse; aber alles war vergebens.

Inzwischen langte die Colonne selbst an, und der General, erstaunt,

den Vortrab noch anzutreffen, wandte sich mit zürnender Anfrage an den Offizier, der sofort zur Antwort gab, daß der einzige des Weges kundige Mann sich weigere, ihr Führer zu sein, obschon alles aufgeboten worden, ihn dazu zu bewegen. Der Bauer ward hierauf vorgeführt. „Entweder, rief der General ihm zu, du zeigst uys den rechten Weg oder ich lasse dich todtschießen." „Ganz gut, erwiederte der Bauer, so sterbe ich als rechtschaffener Unter­ than und brauche nicht Landesverräthcr zu werden." Der General, der die muthige Treue auch am Feinde zu

ehren wußte,

bot

ihm erstaunt die Hand und sprach: Gehe heim, wackerer Mann, wir werden uns ohne Führer behelfen.

(Petiskus.)

30. Lebensregel.

Es ist auf Erden kein besser List, Denn wer seiner Jung ein Meister ist, Viel wissen und wenig sagen, Nicht antworten auf alle Fragen. Rede wenig und machs wahr, Was du borgest, bezahle baar. Laß einen Jeden sein, wer er ist, So bleibest du auch wohl, wer du bist!

(Luther.) 31. Der rechte Geleiter.

Geh' ohne Stab nicht durch den Schnee, Geh' ohne Steuer nicht zur See; Geh' ohne Gottes Geist und Wort Niemals aus deinem Hause fort!

(Rückert.)

32. Muth. Schweig, leid, meid und vertrag, Deine Noth allein Gott klag, An Gott ja nicht verzag, Dein Glück kommt alle Tag!

(Luther.)

33. Sprichwörter. Geld macht nicht reich, es sei denn reich das Herz zugleich,

Kein Unglück ist so groß, es hat ein Glück im Schoß.

20 NUN ihn mit Versprechungen zu bestürmen und bot ihm endlich seine reich mit Geld gefüllte Börse; aber alles war vergebens.

Inzwischen langte die Colonne selbst an, und der General, erstaunt,

den Vortrab noch anzutreffen, wandte sich mit zürnender Anfrage an den Offizier, der sofort zur Antwort gab, daß der einzige des Weges kundige Mann sich weigere, ihr Führer zu sein, obschon alles aufgeboten worden, ihn dazu zu bewegen. Der Bauer ward hierauf vorgeführt. „Entweder, rief der General ihm zu, du zeigst uys den rechten Weg oder ich lasse dich todtschießen." „Ganz gut, erwiederte der Bauer, so sterbe ich als rechtschaffener Unter­ than und brauche nicht Landesverräthcr zu werden." Der General, der die muthige Treue auch am Feinde zu

ehren wußte,

bot

ihm erstaunt die Hand und sprach: Gehe heim, wackerer Mann, wir werden uns ohne Führer behelfen.

(Petiskus.)

30. Lebensregel.

Es ist auf Erden kein besser List, Denn wer seiner Jung ein Meister ist, Viel wissen und wenig sagen, Nicht antworten auf alle Fragen. Rede wenig und machs wahr, Was du borgest, bezahle baar. Laß einen Jeden sein, wer er ist, So bleibest du auch wohl, wer du bist!

(Luther.) 31. Der rechte Geleiter.

Geh' ohne Stab nicht durch den Schnee, Geh' ohne Steuer nicht zur See; Geh' ohne Gottes Geist und Wort Niemals aus deinem Hause fort!

(Rückert.)

32. Muth. Schweig, leid, meid und vertrag, Deine Noth allein Gott klag, An Gott ja nicht verzag, Dein Glück kommt alle Tag!

(Luther.)

33. Sprichwörter. Geld macht nicht reich, es sei denn reich das Herz zugleich,

Kein Unglück ist so groß, es hat ein Glück im Schoß.

20 NUN ihn mit Versprechungen zu bestürmen und bot ihm endlich seine reich mit Geld gefüllte Börse; aber alles war vergebens.

Inzwischen langte die Colonne selbst an, und der General, erstaunt,

den Vortrab noch anzutreffen, wandte sich mit zürnender Anfrage an den Offizier, der sofort zur Antwort gab, daß der einzige des Weges kundige Mann sich weigere, ihr Führer zu sein, obschon alles aufgeboten worden, ihn dazu zu bewegen. Der Bauer ward hierauf vorgeführt. „Entweder, rief der General ihm zu, du zeigst uys den rechten Weg oder ich lasse dich todtschießen." „Ganz gut, erwiederte der Bauer, so sterbe ich als rechtschaffener Unter­ than und brauche nicht Landesverräthcr zu werden." Der General, der die muthige Treue auch am Feinde zu

ehren wußte,

bot

ihm erstaunt die Hand und sprach: Gehe heim, wackerer Mann, wir werden uns ohne Führer behelfen.

(Petiskus.)

30. Lebensregel.

Es ist auf Erden kein besser List, Denn wer seiner Jung ein Meister ist, Viel wissen und wenig sagen, Nicht antworten auf alle Fragen. Rede wenig und machs wahr, Was du borgest, bezahle baar. Laß einen Jeden sein, wer er ist, So bleibest du auch wohl, wer du bist!

(Luther.) 31. Der rechte Geleiter.

Geh' ohne Stab nicht durch den Schnee, Geh' ohne Steuer nicht zur See; Geh' ohne Gottes Geist und Wort Niemals aus deinem Hause fort!

(Rückert.)

32. Muth. Schweig, leid, meid und vertrag, Deine Noth allein Gott klag, An Gott ja nicht verzag, Dein Glück kommt alle Tag!

(Luther.)

33. Sprichwörter. Geld macht nicht reich, es sei denn reich das Herz zugleich,

Kein Unglück ist so groß, es hat ein Glück im Schoß.

20 NUN ihn mit Versprechungen zu bestürmen und bot ihm endlich seine reich mit Geld gefüllte Börse; aber alles war vergebens.

Inzwischen langte die Colonne selbst an, und der General, erstaunt,

den Vortrab noch anzutreffen, wandte sich mit zürnender Anfrage an den Offizier, der sofort zur Antwort gab, daß der einzige des Weges kundige Mann sich weigere, ihr Führer zu sein, obschon alles aufgeboten worden, ihn dazu zu bewegen. Der Bauer ward hierauf vorgeführt. „Entweder, rief der General ihm zu, du zeigst uys den rechten Weg oder ich lasse dich todtschießen." „Ganz gut, erwiederte der Bauer, so sterbe ich als rechtschaffener Unter­ than und brauche nicht Landesverräthcr zu werden." Der General, der die muthige Treue auch am Feinde zu

ehren wußte,

bot

ihm erstaunt die Hand und sprach: Gehe heim, wackerer Mann, wir werden uns ohne Führer behelfen.

(Petiskus.)

30. Lebensregel.

Es ist auf Erden kein besser List, Denn wer seiner Jung ein Meister ist, Viel wissen und wenig sagen, Nicht antworten auf alle Fragen. Rede wenig und machs wahr, Was du borgest, bezahle baar. Laß einen Jeden sein, wer er ist, So bleibest du auch wohl, wer du bist!

(Luther.) 31. Der rechte Geleiter.

Geh' ohne Stab nicht durch den Schnee, Geh' ohne Steuer nicht zur See; Geh' ohne Gottes Geist und Wort Niemals aus deinem Hause fort!

(Rückert.)

32. Muth. Schweig, leid, meid und vertrag, Deine Noth allein Gott klag, An Gott ja nicht verzag, Dein Glück kommt alle Tag!

(Luther.)

33. Sprichwörter. Geld macht nicht reich, es sei denn reich das Herz zugleich,

Kein Unglück ist so groß, es hat ein Glück im Schoß.

21 Im Unglück hab du Löwenniuth, trauGott, es wird bald werden gut!

Leiden währt nicht immer, Ungeduld machts schlimmer.

Es wird nichts so fein gesponnen, es kommt endlich an die Sonnen.

Gib gern den Armen und freund­ lich still, so bist du ein Geber, wie Gott ihn will.

Sieh nicht auf mich, sondern auf dich; thu ich Unrecht, davor hüte du dich.

Alles Ding währt seine Zeit. Gottes Lieb in Ewigkeit.

34. Das spielende Kind.

Ein kleines Kind lief in der Stube umher und machte sich viel Spielens und kindliche Lust; sein Geld waren Scherben, sein Haus etliche Klötzlein, sein Pferd ein Stecken, sein Sohn eine Puppe und so fort. Der Vater saß am Tische, hatte wichtige Sachen vor, die er verzeichnete und in Richtigkeit brachte, damit sie einst diesem Spielvöglcin nützen möchten. Oft lief das Kind zu ihm hin, that viele kindliche Fragen und begehrte dies und jenes zur Beförderung seines Spiels. Der Vater beantwortete das Wenigste, fuhr indessen in seiner Arbeit fort und hatte doch immer ein wachsames Auge auf das Kind, damit cs nicht ge­ fährlich fallen und Schaden nehmen möchte. Gotthold sah solches und gedachte: Das ist eine artige Abbildung der väterlichen Für­ sorge Gottes! Wir Kinder laufen in der Welt umher und spielen oft thöricht; wir sammeln und zerstreuen, wir pflanzen und reißen aus, wir reiten und fahren, wir essen und trinken, wir singen und spielen, und meinen, wir thun große Dinge, die Gott sonderlich in Obacht nehmen müsse. Während dessen sitzt der allwissende Gott und schreibt unsere Tage in ein Buch; er ordnet und schaffet, was mit uns geschehen soll; er richtet alles zu unserm Besten, und hat dabei stets ein wachendes Auge auf uns und unser Kinderspiel, damit wir keinen verderblichen Schaden nehmen. (Scriver.) 35. Der Herr und die Kornähren.

Der Herr des Lebens ging einst mit seinen Jüngern durch die reifenden Saatfelder, und sic streiften Aehren aus, um ihren Hunger zu stillen. Da sprachen die Kornähren also zum Herrn: Gern speisen wir dich und deine Jünger mit unserer Kraft, da ihr das Brod

21 Im Unglück hab du Löwenniuth, trauGott, es wird bald werden gut!

Leiden währt nicht immer, Ungeduld machts schlimmer.

Es wird nichts so fein gesponnen, es kommt endlich an die Sonnen.

Gib gern den Armen und freund­ lich still, so bist du ein Geber, wie Gott ihn will.

Sieh nicht auf mich, sondern auf dich; thu ich Unrecht, davor hüte du dich.

Alles Ding währt seine Zeit. Gottes Lieb in Ewigkeit.

34. Das spielende Kind.

Ein kleines Kind lief in der Stube umher und machte sich viel Spielens und kindliche Lust; sein Geld waren Scherben, sein Haus etliche Klötzlein, sein Pferd ein Stecken, sein Sohn eine Puppe und so fort. Der Vater saß am Tische, hatte wichtige Sachen vor, die er verzeichnete und in Richtigkeit brachte, damit sie einst diesem Spielvöglcin nützen möchten. Oft lief das Kind zu ihm hin, that viele kindliche Fragen und begehrte dies und jenes zur Beförderung seines Spiels. Der Vater beantwortete das Wenigste, fuhr indessen in seiner Arbeit fort und hatte doch immer ein wachsames Auge auf das Kind, damit cs nicht ge­ fährlich fallen und Schaden nehmen möchte. Gotthold sah solches und gedachte: Das ist eine artige Abbildung der väterlichen Für­ sorge Gottes! Wir Kinder laufen in der Welt umher und spielen oft thöricht; wir sammeln und zerstreuen, wir pflanzen und reißen aus, wir reiten und fahren, wir essen und trinken, wir singen und spielen, und meinen, wir thun große Dinge, die Gott sonderlich in Obacht nehmen müsse. Während dessen sitzt der allwissende Gott und schreibt unsere Tage in ein Buch; er ordnet und schaffet, was mit uns geschehen soll; er richtet alles zu unserm Besten, und hat dabei stets ein wachendes Auge auf uns und unser Kinderspiel, damit wir keinen verderblichen Schaden nehmen. (Scriver.) 35. Der Herr und die Kornähren.

Der Herr des Lebens ging einst mit seinen Jüngern durch die reifenden Saatfelder, und sic streiften Aehren aus, um ihren Hunger zu stillen. Da sprachen die Kornähren also zum Herrn: Gern speisen wir dich und deine Jünger mit unserer Kraft, da ihr das Brod

21 Im Unglück hab du Löwenniuth, trauGott, es wird bald werden gut!

Leiden währt nicht immer, Ungeduld machts schlimmer.

Es wird nichts so fein gesponnen, es kommt endlich an die Sonnen.

Gib gern den Armen und freund­ lich still, so bist du ein Geber, wie Gott ihn will.

Sieh nicht auf mich, sondern auf dich; thu ich Unrecht, davor hüte du dich.

Alles Ding währt seine Zeit. Gottes Lieb in Ewigkeit.

34. Das spielende Kind.

Ein kleines Kind lief in der Stube umher und machte sich viel Spielens und kindliche Lust; sein Geld waren Scherben, sein Haus etliche Klötzlein, sein Pferd ein Stecken, sein Sohn eine Puppe und so fort. Der Vater saß am Tische, hatte wichtige Sachen vor, die er verzeichnete und in Richtigkeit brachte, damit sie einst diesem Spielvöglcin nützen möchten. Oft lief das Kind zu ihm hin, that viele kindliche Fragen und begehrte dies und jenes zur Beförderung seines Spiels. Der Vater beantwortete das Wenigste, fuhr indessen in seiner Arbeit fort und hatte doch immer ein wachsames Auge auf das Kind, damit cs nicht ge­ fährlich fallen und Schaden nehmen möchte. Gotthold sah solches und gedachte: Das ist eine artige Abbildung der väterlichen Für­ sorge Gottes! Wir Kinder laufen in der Welt umher und spielen oft thöricht; wir sammeln und zerstreuen, wir pflanzen und reißen aus, wir reiten und fahren, wir essen und trinken, wir singen und spielen, und meinen, wir thun große Dinge, die Gott sonderlich in Obacht nehmen müsse. Während dessen sitzt der allwissende Gott und schreibt unsere Tage in ein Buch; er ordnet und schaffet, was mit uns geschehen soll; er richtet alles zu unserm Besten, und hat dabei stets ein wachendes Auge auf uns und unser Kinderspiel, damit wir keinen verderblichen Schaden nehmen. (Scriver.) 35. Der Herr und die Kornähren.

Der Herr des Lebens ging einst mit seinen Jüngern durch die reifenden Saatfelder, und sic streiften Aehren aus, um ihren Hunger zu stillen. Da sprachen die Kornähren also zum Herrn: Gern speisen wir dich und deine Jünger mit unserer Kraft, da ihr das Brod

22 des ewigen Lebens allen Menschen bringet; aber wie mancher Unwürdige schneidet unsere Halme ab und nährt sich von unserem Mehl! Herr, wehre ihnen das, und laß uns wachsen zu deiner Ehre, um nur den Redlichen eine Speise zu sein! Der Herr des Lebens aber antwortete den Kornähren: Meine geliebte Saat, immer noch bleibst du ein Bild meiner Güte und ein Gleichniß meiner Barmherzigkeit, die über Gottlose wie über Fromme ausgcschüttet werden; diesen zum Dankopfer, jenen zur Gnadenfrist. Also blühst auch du mir immer zur Ehre und giebst zum Segen deine heilige Frucht her! Darum sei getrost, mein geliebtes Korn, und wachse fröhlich aus der Erden Schooße, und gleiche darin deinem Schöpfer, daß du hundertfältig wucherst; dem Unwürdigen wie dem Würdigen, dem Bösen wie dem Frommen bleibst du ja doch, was du bist, das nährende und erquickende Korn! So sprach der Herr; aber die Kornähren alle neigten sich tiefer und Verstummten über das große Wort des heiligen Lehrers. O Mensch, diene desgleichen deinen Nebenmenschen mit deiner Gabe, unbekümmert ob sie cs dir danken, oder nicht, denn die Gabe ist ja Gottes! (Th. Schwarz.)

36. Die zurückgegebenen Kleinodien. Rabbi Möir saß ant Sabbath in der Lehrschule und unter­ wies das Volk. Unterdessen starben seine beiden Söhne, beide schön von Wuchs und wohlunterrichtet im Gesetze. Seine Haus­ frau nahm sie und trug sie hinauf auf den Söller, legte sie auf ihr Bett und breitete ein weißes Gewand über ihre Leichname. Abends kam Rabbi Möir nach Hause. „Wo sind meine Söhne, fragte er, daß ich ihnen den Segen gebe?" „Sie sind in die Lehrschule gegangen," war ihre Antwort. „Ich habe mich umgesehen, erwiederte er, und bin ihrer nicht gewahr geworden." Sie reichte ihm einen Becher, er lobte den Herrn zum Aus­ gange des Sabbaths, trank, und fragte abermals: Wo sind meine Söhne, daß sie auch trinken vom Weine des Segens? „Sie werden nicht weit sein," sprach sie und setzte ihm zu essen vor.

22 des ewigen Lebens allen Menschen bringet; aber wie mancher Unwürdige schneidet unsere Halme ab und nährt sich von unserem Mehl! Herr, wehre ihnen das, und laß uns wachsen zu deiner Ehre, um nur den Redlichen eine Speise zu sein! Der Herr des Lebens aber antwortete den Kornähren: Meine geliebte Saat, immer noch bleibst du ein Bild meiner Güte und ein Gleichniß meiner Barmherzigkeit, die über Gottlose wie über Fromme ausgcschüttet werden; diesen zum Dankopfer, jenen zur Gnadenfrist. Also blühst auch du mir immer zur Ehre und giebst zum Segen deine heilige Frucht her! Darum sei getrost, mein geliebtes Korn, und wachse fröhlich aus der Erden Schooße, und gleiche darin deinem Schöpfer, daß du hundertfältig wucherst; dem Unwürdigen wie dem Würdigen, dem Bösen wie dem Frommen bleibst du ja doch, was du bist, das nährende und erquickende Korn! So sprach der Herr; aber die Kornähren alle neigten sich tiefer und Verstummten über das große Wort des heiligen Lehrers. O Mensch, diene desgleichen deinen Nebenmenschen mit deiner Gabe, unbekümmert ob sie cs dir danken, oder nicht, denn die Gabe ist ja Gottes! (Th. Schwarz.)

36. Die zurückgegebenen Kleinodien. Rabbi Möir saß ant Sabbath in der Lehrschule und unter­ wies das Volk. Unterdessen starben seine beiden Söhne, beide schön von Wuchs und wohlunterrichtet im Gesetze. Seine Haus­ frau nahm sie und trug sie hinauf auf den Söller, legte sie auf ihr Bett und breitete ein weißes Gewand über ihre Leichname. Abends kam Rabbi Möir nach Hause. „Wo sind meine Söhne, fragte er, daß ich ihnen den Segen gebe?" „Sie sind in die Lehrschule gegangen," war ihre Antwort. „Ich habe mich umgesehen, erwiederte er, und bin ihrer nicht gewahr geworden." Sie reichte ihm einen Becher, er lobte den Herrn zum Aus­ gange des Sabbaths, trank, und fragte abermals: Wo sind meine Söhne, daß sie auch trinken vom Weine des Segens? „Sie werden nicht weit sein," sprach sie und setzte ihm zu essen vor.

23

Als er nach der Mahlzeit gedankt hatte, sprach sic: „Rabbi, erlaube mir eine Frage!" „Sage an, meine Liebe!" antwortete er. „Vor wenig Tagen, sprach sie, gab mir jemand Kleinodien in Aufbewahrung, und jetzt fordert er sie zurück. Soll ich sie ihm geben?" „Dies sollte meine Frau nicht erst fragen, sagte Rabbi Möir; wolltest du Anstand nehmen, einem jeden das Seine wieder zu geben?" „O nein, versetzte sie; aber auch wiedergeben wollte ich ohne dein Vorwissen nicht." Bald darauf führte sie ihn auf den Söller, trat hin und nahm das Gewand von den Leichnamen. „Ach meine Söhne, jammerte der Vater, meine Söhne!" Sie wandte sich hinweg und weinte. Endlich ergriff sie ihn bei der Hand und sprach: „Rabbi, hast du mich nicht gelehrt, man müsse sich nicht weigern wieder zu geben, was uns zur Ver­ wahrung anvertraut ward? Siehe, der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt!" „Der Name des Herrn sei gelobt!" stimmte Rabbi Möir mit ein. (K. Ch Engel.)

37. Die Bürde. Einen steilen Waldweg hinauf trug keuchend ein armer Mann ein schweres Gepäck. „Gott, ach Gott! seufzte er, ist denn weit und breit keine mitleidige Seele, die mir meine Last tragen hilft?" „Hier ist sie!" rief hinter seinem Rücken eine ihm unbekannte, freundliche Stimme. Betroffen sah der Alte sich um und erblickte einen schönen blondlockigen Jüngling, dessen freundliches Aussehen ihm so­ gleich Vertrauen einflößte. „O freundlicher junger Mann, sagte der Alte, du kommst mir wie ein Engel Gottes vom Himmel. Meinen armen Enkelchcn, die ich ernähren muß, weil Vater und Mutter todt sind, ein Stückchen Brod zu verdienen, habe ich dieses Gepäck in die nächste Stadt zu tragen übernommen, das, wie ich zu spät merke, meine Kräfte übersteigt. Dürfte ich dich

23

Als er nach der Mahlzeit gedankt hatte, sprach sic: „Rabbi, erlaube mir eine Frage!" „Sage an, meine Liebe!" antwortete er. „Vor wenig Tagen, sprach sie, gab mir jemand Kleinodien in Aufbewahrung, und jetzt fordert er sie zurück. Soll ich sie ihm geben?" „Dies sollte meine Frau nicht erst fragen, sagte Rabbi Möir; wolltest du Anstand nehmen, einem jeden das Seine wieder zu geben?" „O nein, versetzte sie; aber auch wiedergeben wollte ich ohne dein Vorwissen nicht." Bald darauf führte sie ihn auf den Söller, trat hin und nahm das Gewand von den Leichnamen. „Ach meine Söhne, jammerte der Vater, meine Söhne!" Sie wandte sich hinweg und weinte. Endlich ergriff sie ihn bei der Hand und sprach: „Rabbi, hast du mich nicht gelehrt, man müsse sich nicht weigern wieder zu geben, was uns zur Ver­ wahrung anvertraut ward? Siehe, der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt!" „Der Name des Herrn sei gelobt!" stimmte Rabbi Möir mit ein. (K. Ch Engel.)

37. Die Bürde. Einen steilen Waldweg hinauf trug keuchend ein armer Mann ein schweres Gepäck. „Gott, ach Gott! seufzte er, ist denn weit und breit keine mitleidige Seele, die mir meine Last tragen hilft?" „Hier ist sie!" rief hinter seinem Rücken eine ihm unbekannte, freundliche Stimme. Betroffen sah der Alte sich um und erblickte einen schönen blondlockigen Jüngling, dessen freundliches Aussehen ihm so­ gleich Vertrauen einflößte. „O freundlicher junger Mann, sagte der Alte, du kommst mir wie ein Engel Gottes vom Himmel. Meinen armen Enkelchcn, die ich ernähren muß, weil Vater und Mutter todt sind, ein Stückchen Brod zu verdienen, habe ich dieses Gepäck in die nächste Stadt zu tragen übernommen, das, wie ich zu spät merke, meine Kräfte übersteigt. Dürfte ich dich

24 bitten, einen Theil davon ans deine jungen, kräftigen Schultern zu übernehmen?" „Vor allem laß uns ausruhcn, lieber Alter, versetzte der

was deine eigenen Schultern vermögen." Und hierauf hob er die Bürde von dem Rücken des Alten, ließ sich mit ihm im Schatten einer bejahrten Eiche nieder und zog ein Stück nahrhaften Brodes nebst einer Flasche stärkettden Getränkes hervor. „Iß nun und trink, Väter­

Jüngling, und dann noch einmal versuchen,

chen!" sprach er und reichte ihm beides hin.

Mit zitternder Be­

gierde griff der Alte darnach und verzehrte es mit Heißhunger, während der Jüngling sich mit ihm in freundlichen Gesprächen

ehe die Sonne sich neigt!" sprach endlich der Jüngling und erhob sich zuerst von dem mosigen Sitze. Wehmüthig blickte der Greis auf seine Bürde und bittend in die blauen Augen seines Begleiters. unterhielt. — „Auf nun, daß wir die Stadt erreichen,

Er glaubte in diesen

die Gewährung seines Wunsches zu lesen,

als dieser auch wirklich nach der Last griff, aber leider nicht um

sie zu theilen oder sie selbst zu tragen, sondern um sie wieder äuf die Schultern des Alten zu legen.

Erschrocken sah dies der

Greis, aber zu seiner Verwunderung fand er sich von dem Ge­ nossenen so gestärkt, daß er die Bürde kaum die Hälfte so schwer fand. Als nun beide am Ende des Waldes sich trennen wollten, sagte der Alte:

„Du hast,

cdelmüthiger Jüngling, mir besser

geholfen, als ich gewünscht habe; du solltest meine Last mir ab­ nehmen und

gabst mir statt dessen Kraft, sie selber zu tragen.

Aber nun sage mir auch, ehe wir scheiden, wer bist du, freund­

liche, liebe Seele?" „Ein Nachahmer der göttlichen Vorsehung, versetzte der Jüngling; sic nimmt nicht immer die Last von dem Menschen, aber sie reicht dem Vertrauenden Brod der Stärkung und den

Becher des Trostes, und hilft ihm so sammt seiner Bürde zum Ziele."

Bei diesen Worten verklärte sich das Antlitz des Jünglings, und ohne seinen Namen zu nennen entzog er sich durch einen langen Buschwcg den Augen des Alten. Dieser aber faltete seine Hände zu Gott und in seinen aufwärts gerichteten Augen

glänzten Thränen des Dankes.

Ihm fehlten anfangs Worte für

feine Gefühle, aber bald lösten sie sich auf in den frommen Gesang:

25

Gott sah von aller Ewigkeit, Wie viel mir nützen würde, Bestimmte meines Lebens Zeit, Mein Glück und meine Bürde.

Was zagt mein Herz? Wo ist der Schmerz, Der zu des Glaubens Ehre Nicht zu besiegen wäre? (Schlez.)

38. Geduld. Es zieht ein stiller Engel Durch dieses Erdenland; Zum Trost für Erdenmängel Hat ihn der Herr gesandt; In seinem Blick ist Frieden Und milde sanfte Huld, O folg' ihm stets hienieden, Dem Engel der Geduld. Er führt dich immer treulich Durch alles Erdenleid Und redet so erfreulich Von einer schönern Zeit. Denn, willst du ganz verzagen, Hat er doch guten Muth; Er hilft das Kreuz dir tragen, Und macht noch Alles gut.

Er macht zu linder Wehmuth Den herbsten Seelenschmerz Und taucht tu stille Demuth Das ungestüme Herz.

Er macht die finstre Stunde Allmählich wieder hell; Er heilet jede Wunde Gewiß, wenn auch nicht schnell.

Er zürnt nicht deinen Thränen, Wenn er dich trösten will, Er tadelt nicht dein Sehnen, Nur macht er's fromm und still. Und wenn in Sturmes Toben Du murrend fragst: warum? So deutet er nach oben, Mild lächelnd aber stumm. Er hat für jede Frage Nicht Antwort gleich bereit; Sein Wahlspruch heißt: Ertrage, Die Ruhstatt ist nicht weit! So geht er dir zur Seite Und redet gar nicht viel, Und denkt nur in die Weite, An's schöne große Ziel. (Spitta.)

Zweite Stufe. 39. Die Herrlichkeit Gottes. (Psalm 8.) Jehovah, unser Herr, wie glorreich ist dein Name auf der ganzen Erde: Du, dessen Herrlichkeit gepriesen wird über den Himmel hinaus! Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du dir eine Macht zugerichtet um deiner Widersacher willen, um verstummen zu machen den Feind und den Empörer. Wenn ich anschaue deine Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet —

25

Gott sah von aller Ewigkeit, Wie viel mir nützen würde, Bestimmte meines Lebens Zeit, Mein Glück und meine Bürde.

Was zagt mein Herz? Wo ist der Schmerz, Der zu des Glaubens Ehre Nicht zu besiegen wäre? (Schlez.)

38. Geduld. Es zieht ein stiller Engel Durch dieses Erdenland; Zum Trost für Erdenmängel Hat ihn der Herr gesandt; In seinem Blick ist Frieden Und milde sanfte Huld, O folg' ihm stets hienieden, Dem Engel der Geduld. Er führt dich immer treulich Durch alles Erdenleid Und redet so erfreulich Von einer schönern Zeit. Denn, willst du ganz verzagen, Hat er doch guten Muth; Er hilft das Kreuz dir tragen, Und macht noch Alles gut.

Er macht zu linder Wehmuth Den herbsten Seelenschmerz Und taucht tu stille Demuth Das ungestüme Herz.

Er macht die finstre Stunde Allmählich wieder hell; Er heilet jede Wunde Gewiß, wenn auch nicht schnell.

Er zürnt nicht deinen Thränen, Wenn er dich trösten will, Er tadelt nicht dein Sehnen, Nur macht er's fromm und still. Und wenn in Sturmes Toben Du murrend fragst: warum? So deutet er nach oben, Mild lächelnd aber stumm. Er hat für jede Frage Nicht Antwort gleich bereit; Sein Wahlspruch heißt: Ertrage, Die Ruhstatt ist nicht weit! So geht er dir zur Seite Und redet gar nicht viel, Und denkt nur in die Weite, An's schöne große Ziel. (Spitta.)

Zweite Stufe. 39. Die Herrlichkeit Gottes. (Psalm 8.) Jehovah, unser Herr, wie glorreich ist dein Name auf der ganzen Erde: Du, dessen Herrlichkeit gepriesen wird über den Himmel hinaus! Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du dir eine Macht zugerichtet um deiner Widersacher willen, um verstummen zu machen den Feind und den Empörer. Wenn ich anschaue deine Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet —

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Gott sah von aller Ewigkeit, Wie viel mir nützen würde, Bestimmte meines Lebens Zeit, Mein Glück und meine Bürde.

Was zagt mein Herz? Wo ist der Schmerz, Der zu des Glaubens Ehre Nicht zu besiegen wäre? (Schlez.)

38. Geduld. Es zieht ein stiller Engel Durch dieses Erdenland; Zum Trost für Erdenmängel Hat ihn der Herr gesandt; In seinem Blick ist Frieden Und milde sanfte Huld, O folg' ihm stets hienieden, Dem Engel der Geduld. Er führt dich immer treulich Durch alles Erdenleid Und redet so erfreulich Von einer schönern Zeit. Denn, willst du ganz verzagen, Hat er doch guten Muth; Er hilft das Kreuz dir tragen, Und macht noch Alles gut.

Er macht zu linder Wehmuth Den herbsten Seelenschmerz Und taucht tu stille Demuth Das ungestüme Herz.

Er macht die finstre Stunde Allmählich wieder hell; Er heilet jede Wunde Gewiß, wenn auch nicht schnell.

Er zürnt nicht deinen Thränen, Wenn er dich trösten will, Er tadelt nicht dein Sehnen, Nur macht er's fromm und still. Und wenn in Sturmes Toben Du murrend fragst: warum? So deutet er nach oben, Mild lächelnd aber stumm. Er hat für jede Frage Nicht Antwort gleich bereit; Sein Wahlspruch heißt: Ertrage, Die Ruhstatt ist nicht weit! So geht er dir zur Seite Und redet gar nicht viel, Und denkt nur in die Weite, An's schöne große Ziel. (Spitta.)

Zweite Stufe. 39. Die Herrlichkeit Gottes. (Psalm 8.) Jehovah, unser Herr, wie glorreich ist dein Name auf der ganzen Erde: Du, dessen Herrlichkeit gepriesen wird über den Himmel hinaus! Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du dir eine Macht zugerichtet um deiner Widersacher willen, um verstummen zu machen den Feind und den Empörer. Wenn ich anschaue deine Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet —

26 Was ist der Mensch, daß du sein gedenkst, und der Menschen Sohn, daß du sein dich annimmst? Du hast ihn nur wenig gesetzt unter Gott, mit Ehre und Hoheit hast du ihn gekrönet; du hast ihn gemacht zum Herrscher über deiner Hände Werke, Alles hast du unter seine Füße gethan, Schafe und Ochsen allzumal, dazu auch die Thiere des Feldes, die Bögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und was nur durchzieht die Pfade der Meere. Jehovah, unser Herr, wie glorreich ist dein Name auf der ganzen Erde!

40. Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes. (Psalm 19, 1—7.) Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk. Ein Tag sagt es dem andern, und eine Nacht thut es kund der andern; keine Kunde ist's und nicht sind's Worte, deren Stimme unvernehmbar wäre. Ihr Gebiet umfasset alle Lande, und an der Welt Ende schallen ihre Reden. Der Sonne hat er ein Zelt an ihnen bereitet, und sie ist wie ein Bräutigam, der heraustritt aus seiner Kammer, sie freut sich wie ein Held zu laufen die Bahn. An einem Ende des Himmels geht sie auf und kreiset herum bis zum andern Ende, und nichts bleibt verborgen vor ihrer Glut.

41. Gottes Fürsorge. (Psalm 23, 1—4.) Jehovah ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Auf grünen Auen lässet er mich lagern, zu friedlichen Wassern leitet er mich. Meine Seele erquicket er, Führt mich in Geleisen des Heiles um seines Namens willen. Müßte ich auch wandern durch ein todfinsteres Thal: Ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab, die trösten mich.

26 Was ist der Mensch, daß du sein gedenkst, und der Menschen Sohn, daß du sein dich annimmst? Du hast ihn nur wenig gesetzt unter Gott, mit Ehre und Hoheit hast du ihn gekrönet; du hast ihn gemacht zum Herrscher über deiner Hände Werke, Alles hast du unter seine Füße gethan, Schafe und Ochsen allzumal, dazu auch die Thiere des Feldes, die Bögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und was nur durchzieht die Pfade der Meere. Jehovah, unser Herr, wie glorreich ist dein Name auf der ganzen Erde!

40. Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes. (Psalm 19, 1—7.) Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk. Ein Tag sagt es dem andern, und eine Nacht thut es kund der andern; keine Kunde ist's und nicht sind's Worte, deren Stimme unvernehmbar wäre. Ihr Gebiet umfasset alle Lande, und an der Welt Ende schallen ihre Reden. Der Sonne hat er ein Zelt an ihnen bereitet, und sie ist wie ein Bräutigam, der heraustritt aus seiner Kammer, sie freut sich wie ein Held zu laufen die Bahn. An einem Ende des Himmels geht sie auf und kreiset herum bis zum andern Ende, und nichts bleibt verborgen vor ihrer Glut.

41. Gottes Fürsorge. (Psalm 23, 1—4.) Jehovah ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Auf grünen Auen lässet er mich lagern, zu friedlichen Wassern leitet er mich. Meine Seele erquicket er, Führt mich in Geleisen des Heiles um seines Namens willen. Müßte ich auch wandern durch ein todfinsteres Thal: Ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab, die trösten mich.

26 Was ist der Mensch, daß du sein gedenkst, und der Menschen Sohn, daß du sein dich annimmst? Du hast ihn nur wenig gesetzt unter Gott, mit Ehre und Hoheit hast du ihn gekrönet; du hast ihn gemacht zum Herrscher über deiner Hände Werke, Alles hast du unter seine Füße gethan, Schafe und Ochsen allzumal, dazu auch die Thiere des Feldes, die Bögel unter dem Himmel und die Fische im Meer und was nur durchzieht die Pfade der Meere. Jehovah, unser Herr, wie glorreich ist dein Name auf der ganzen Erde!

40. Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes. (Psalm 19, 1—7.) Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk. Ein Tag sagt es dem andern, und eine Nacht thut es kund der andern; keine Kunde ist's und nicht sind's Worte, deren Stimme unvernehmbar wäre. Ihr Gebiet umfasset alle Lande, und an der Welt Ende schallen ihre Reden. Der Sonne hat er ein Zelt an ihnen bereitet, und sie ist wie ein Bräutigam, der heraustritt aus seiner Kammer, sie freut sich wie ein Held zu laufen die Bahn. An einem Ende des Himmels geht sie auf und kreiset herum bis zum andern Ende, und nichts bleibt verborgen vor ihrer Glut.

41. Gottes Fürsorge. (Psalm 23, 1—4.) Jehovah ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Auf grünen Auen lässet er mich lagern, zu friedlichen Wassern leitet er mich. Meine Seele erquicket er, Führt mich in Geleisen des Heiles um seines Namens willen. Müßte ich auch wandern durch ein todfinsteres Thal: Ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab, die trösten mich.

27 42. Die Seligkeit der Sündenvergebung.

(Psalm 32, 1-5.) Wohl dem, dem die Uebertretung vergeben, dem die Sünde bedecket ist; wohl dem Menschen, dem Jehovah die Missethat nicht znrechnet und in dessen Geiste keine Täuschung ist! Denn da ich es wollte verschweigen, verzehrten sich meine Gebeine, indem ich stöhnte allezeit; denn Tag und Nacht war deine Hand schwer auf mir, mein Lebenssaft vertrocknete, wie wenn es dürr wird int Sommer. Meine Sünde that ich dir kund und meine Missethat bedeckte ich nicht; ich sprach: Bekennen will ich meine Uebertretungen Jehovah! Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde.

43. Der ewige Gott ist unsere Zuflucht.

(Psalm 90.) Herr, du wärest unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge geboren waren und du Erde und Weltkreis schufest, und von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott. Du lässest den Menschen wieder zu Staub werden und sprichst: Kehret wieder, Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der Tag von gestern, toemi er dahinschwindet, und wie eine Wache in der Nacht. Du schwemmest sie hinweg wie ein Schlaf am Morgen, wie das Gras sind sie, das vergeht: Am Morgen blüht es und vergehet dann, gegen Abend wird es welk und ist verdorrt. Denn wir schwinden hin durch deinen Zorn und durch deinen Grimm werden wir hinweggeschreckt. Du stellst unsere Missethaten vor dich hin, unsere unbekannte Sünde in das Licht deines Antlitzes. Denn all unsere Tage gehen dahin durch deinen Grimm, wir verbringen unsere Jahre wie ein Geschwätz. Die Zeit unsres Lebens währet siebenzig Jahre, und wenn es kräftig ist, sinds achtzig Jahre, und was darin köstlich erschien, war doch nur Mühsal und Nichtigkeit; denn es geht schnell dahin und im Fluge müssen wir davon. Wer aber erkennt die Stärke deines Zornes und, so wie er dich fürchten sollte, deinen Grimm?

27 42. Die Seligkeit der Sündenvergebung.

(Psalm 32, 1-5.) Wohl dem, dem die Uebertretung vergeben, dem die Sünde bedecket ist; wohl dem Menschen, dem Jehovah die Missethat nicht znrechnet und in dessen Geiste keine Täuschung ist! Denn da ich es wollte verschweigen, verzehrten sich meine Gebeine, indem ich stöhnte allezeit; denn Tag und Nacht war deine Hand schwer auf mir, mein Lebenssaft vertrocknete, wie wenn es dürr wird int Sommer. Meine Sünde that ich dir kund und meine Missethat bedeckte ich nicht; ich sprach: Bekennen will ich meine Uebertretungen Jehovah! Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde.

43. Der ewige Gott ist unsere Zuflucht.

(Psalm 90.) Herr, du wärest unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge geboren waren und du Erde und Weltkreis schufest, und von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott. Du lässest den Menschen wieder zu Staub werden und sprichst: Kehret wieder, Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der Tag von gestern, toemi er dahinschwindet, und wie eine Wache in der Nacht. Du schwemmest sie hinweg wie ein Schlaf am Morgen, wie das Gras sind sie, das vergeht: Am Morgen blüht es und vergehet dann, gegen Abend wird es welk und ist verdorrt. Denn wir schwinden hin durch deinen Zorn und durch deinen Grimm werden wir hinweggeschreckt. Du stellst unsere Missethaten vor dich hin, unsere unbekannte Sünde in das Licht deines Antlitzes. Denn all unsere Tage gehen dahin durch deinen Grimm, wir verbringen unsere Jahre wie ein Geschwätz. Die Zeit unsres Lebens währet siebenzig Jahre, und wenn es kräftig ist, sinds achtzig Jahre, und was darin köstlich erschien, war doch nur Mühsal und Nichtigkeit; denn es geht schnell dahin und im Fluge müssen wir davon. Wer aber erkennt die Stärke deines Zornes und, so wie er dich fürchten sollte, deinen Grimm?

28 Unsere Tage zu zählen, dazu gib Erkenntniß, daß wir erlangen ein weises Herz! Kehre um, Jehovah! Ach wie lange — ? und habe Erbarmen mit deinen Knechten! Sättige uns am Morgen mit deiner Gnade, daß wir jubeln und fröhlich sein mögen unser Leben lang. Erfreue uns für die Tage, da du uns gedemüthigt, die Jahre, da wir Unglück geschaut haben. Es offenbare sich deinen Knechten dein Thun und deine Herrlichkeit erscheine über ihren Kindern. Die Freundlichkeit Jehovahs, unsres Gottes, sei über uns, und das Werk unserer Hände fördere über uns, ja das Werk unserer Hände, das wollest du fördern!

44. Preis des Gottes Israels. (Psalm 100.) Jauchzet Jehovah, alle Welt, dienet Jehovah mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Jubel! Erkennet, daß Jehovah allein Gott ist, er hat uns gemacht und sein sind wir, sein Volk und die Schafe seiner Weide.

Gehet zu seinen Thoren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben, danket ihm, preiset seinen Namen! Denn Jehovah ist freundlich, seine Gnade währet für und für, und von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.

45. Lob der Barmherzigkeit Gottes. (Psalm 103, 1—13.) Preise, meine Seele, Jehovah, und Alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen! Preise, meine Seele, Jehovah, und vergiß nicht alle seine Wohlthaten — Der alle deine Missethat vergiebt, der da heilet alle deine Gebrechen, der aus der Grube dein Leben erlöset, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit der dein Alter mit Gutem sättiget, daß du wieder jung wirst wie ein Adler. Gerechtigkeit schaffet Jehovah und Recht stets allen Unterdrückten.

28 Unsere Tage zu zählen, dazu gib Erkenntniß, daß wir erlangen ein weises Herz! Kehre um, Jehovah! Ach wie lange — ? und habe Erbarmen mit deinen Knechten! Sättige uns am Morgen mit deiner Gnade, daß wir jubeln und fröhlich sein mögen unser Leben lang. Erfreue uns für die Tage, da du uns gedemüthigt, die Jahre, da wir Unglück geschaut haben. Es offenbare sich deinen Knechten dein Thun und deine Herrlichkeit erscheine über ihren Kindern. Die Freundlichkeit Jehovahs, unsres Gottes, sei über uns, und das Werk unserer Hände fördere über uns, ja das Werk unserer Hände, das wollest du fördern!

44. Preis des Gottes Israels. (Psalm 100.) Jauchzet Jehovah, alle Welt, dienet Jehovah mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Jubel! Erkennet, daß Jehovah allein Gott ist, er hat uns gemacht und sein sind wir, sein Volk und die Schafe seiner Weide.

Gehet zu seinen Thoren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben, danket ihm, preiset seinen Namen! Denn Jehovah ist freundlich, seine Gnade währet für und für, und von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.

45. Lob der Barmherzigkeit Gottes. (Psalm 103, 1—13.) Preise, meine Seele, Jehovah, und Alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen! Preise, meine Seele, Jehovah, und vergiß nicht alle seine Wohlthaten — Der alle deine Missethat vergiebt, der da heilet alle deine Gebrechen, der aus der Grube dein Leben erlöset, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit der dein Alter mit Gutem sättiget, daß du wieder jung wirst wie ein Adler. Gerechtigkeit schaffet Jehovah und Recht stets allen Unterdrückten.

28 Unsere Tage zu zählen, dazu gib Erkenntniß, daß wir erlangen ein weises Herz! Kehre um, Jehovah! Ach wie lange — ? und habe Erbarmen mit deinen Knechten! Sättige uns am Morgen mit deiner Gnade, daß wir jubeln und fröhlich sein mögen unser Leben lang. Erfreue uns für die Tage, da du uns gedemüthigt, die Jahre, da wir Unglück geschaut haben. Es offenbare sich deinen Knechten dein Thun und deine Herrlichkeit erscheine über ihren Kindern. Die Freundlichkeit Jehovahs, unsres Gottes, sei über uns, und das Werk unserer Hände fördere über uns, ja das Werk unserer Hände, das wollest du fördern!

44. Preis des Gottes Israels. (Psalm 100.) Jauchzet Jehovah, alle Welt, dienet Jehovah mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Jubel! Erkennet, daß Jehovah allein Gott ist, er hat uns gemacht und sein sind wir, sein Volk und die Schafe seiner Weide.

Gehet zu seinen Thoren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben, danket ihm, preiset seinen Namen! Denn Jehovah ist freundlich, seine Gnade währet für und für, und von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue.

45. Lob der Barmherzigkeit Gottes. (Psalm 103, 1—13.) Preise, meine Seele, Jehovah, und Alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen! Preise, meine Seele, Jehovah, und vergiß nicht alle seine Wohlthaten — Der alle deine Missethat vergiebt, der da heilet alle deine Gebrechen, der aus der Grube dein Leben erlöset, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit der dein Alter mit Gutem sättiget, daß du wieder jung wirst wie ein Adler. Gerechtigkeit schaffet Jehovah und Recht stets allen Unterdrückten.

29 Er ließ seine Wege Moses wissen, die Kinder Israel seine Thaten. Barmherzig und gnädig ist der Ewige; langmüthig und von großer Gnade. Nicht beständig will er hadern und nicht immerdar Zorn halten. Nicht nach unfern Sünden hat er mit uns gehandelt, und nicht nach unsern Missethaten uns vergolten — Sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, hat seine Gnade mächtig gewaltet über die, so ihn fürchten; so fern der Sonne Aufgang ist vom Niedergang, hat er ferne von uns weggeschafft unsre Uebertretungen. Wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmet, hat sich Jehovah erbarmet über die, so ihn fürchten.

46. Gottes Herrlichkeit in der Natur. (Psalm 104, 1—31.) Preise, meine Seele, Jehovah! Jehovah, mein Gott, du bist sehr groß, in Würde und Hoheit hast dn dich gekleidet — Der sich in Licht hüllet wie in ein Gewand, die Himmel ausspannet wie eine Zeltdecke, der in den Wassern aufthürmt seine Gemächer, Wolken machet zu seinem Gefährt, einherziehet auf den Fittigen des Windes, der zu seinen Boten machet Winde, zu seinen Dienern Feuerflammen. Er hat die Erde gegründet auf ihre Grundfesten, nie und nimmer wird sie wanken. Mit der Urflut wie mit einem Kleide hattest du sie bedeckt, Ueber den Bergen standen Wasser. Vor deinem Schelten flohen sie, vor deines Donners Stimmen bebten sie hinweg, Es hoben sich die Berge, sanken die Thäler zum Orte hin, den du ihnen bestimmt hattest. Eine Grenze hast du gesetzt, darüber kommen sie nicht, kehren nicht zurück, die Erde zu bedecken. Der da Quellen sich ergießen lässet zu Bächen, zwischen den Bergen fließen sie hin. Sie tränken alle Thiere des Feldes, es löschen die Waldesel ihren Durst. Ueber ihnen wohnen die Vögel des Himmels, zwischen den Zweigen hervor lassen sie ihre Stimme erschallen. Du bist's, der die Berge tränket von seinen Gemächern her,

29 Er ließ seine Wege Moses wissen, die Kinder Israel seine Thaten. Barmherzig und gnädig ist der Ewige; langmüthig und von großer Gnade. Nicht beständig will er hadern und nicht immerdar Zorn halten. Nicht nach unfern Sünden hat er mit uns gehandelt, und nicht nach unsern Missethaten uns vergolten — Sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, hat seine Gnade mächtig gewaltet über die, so ihn fürchten; so fern der Sonne Aufgang ist vom Niedergang, hat er ferne von uns weggeschafft unsre Uebertretungen. Wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmet, hat sich Jehovah erbarmet über die, so ihn fürchten.

46. Gottes Herrlichkeit in der Natur. (Psalm 104, 1—31.) Preise, meine Seele, Jehovah! Jehovah, mein Gott, du bist sehr groß, in Würde und Hoheit hast dn dich gekleidet — Der sich in Licht hüllet wie in ein Gewand, die Himmel ausspannet wie eine Zeltdecke, der in den Wassern aufthürmt seine Gemächer, Wolken machet zu seinem Gefährt, einherziehet auf den Fittigen des Windes, der zu seinen Boten machet Winde, zu seinen Dienern Feuerflammen. Er hat die Erde gegründet auf ihre Grundfesten, nie und nimmer wird sie wanken. Mit der Urflut wie mit einem Kleide hattest du sie bedeckt, Ueber den Bergen standen Wasser. Vor deinem Schelten flohen sie, vor deines Donners Stimmen bebten sie hinweg, Es hoben sich die Berge, sanken die Thäler zum Orte hin, den du ihnen bestimmt hattest. Eine Grenze hast du gesetzt, darüber kommen sie nicht, kehren nicht zurück, die Erde zu bedecken. Der da Quellen sich ergießen lässet zu Bächen, zwischen den Bergen fließen sie hin. Sie tränken alle Thiere des Feldes, es löschen die Waldesel ihren Durst. Ueber ihnen wohnen die Vögel des Himmels, zwischen den Zweigen hervor lassen sie ihre Stimme erschallen. Du bist's, der die Berge tränket von seinen Gemächern her,

30 von der Frucht, die du schaffest, wird die Erde gesättigt Der da Gras sprossen läßt für das Vieh und Kraut zum Nutzen der Menschen: Daß er Brod lasse aus der Erde hervorgehen, und Wein erfreue des Menschen Herz, daß er das Antlitz lasse glänzen von Oel, und Brod des Menschen Herz stärke. Gesättigt werden auch die Bäume Jehovahs, die Cederu des Libanon, die er gepflanzet hat, woselbst die Vögel nisten, der Storch, der auf Cypressen sein Haus hat. Die hohen Berge sind für die Steinböcke, die Felsen eine Zuflucht für die Dachse.

Er hat den Mond gemacht, die Feste zu bestimmen, die Sonne weiß ihren Niedergang. Willst du Finsterniß, so wirds Nacht, da regen sich alle Thiere des Waldes. Die jungen Löwen brüllen nach Raub und fordern von Gott ihre Speise. Gehet die Sonne auf, so ziehen sie sich zurück und lagern sich in ihre Höhlen. Der Mensch gehet aus an sein Geschäft, und an seine Arbeit bis zum Abend. Wie sind deiner Werke so viel, Jehovah! Du hast sie alle mit Weisheit bereitet, die Erde ist voll deiner Geschöpfe. Das Meer dort, groß ist's und weit nach allen Seiten, daselbst wimmelt es ohne Zahl, beides, kleine und große Thiere. Daselbst gehen Schiffe, der Leviathan, den du gebildet hast, daß er darin scherze. Alle warten auf dich, • daß du ihnen ihre Speise gebest zu seiner Zeit.

Gibst du ihnen, so sammeln sie ein, thust du deine Hand auf, so sättigen sie sich am Guten. Verbirgst du dein Antlitz, so werden sie bestürzt, ziehest du ein ihren Odem, so verscheiden sie und werden wieder zu Staub; lässest du ausfahren deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du erneuerst das Angesicht der Erde. Die Herrlichkeit Jehovahs bleibet immerdar, Jehovah müsse sich freuen seiner Werke. Preise, meine Seele, Jehovah, lobet Jehovah!

31

47. Gottvertrauen. (Psalm 121.) Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen; von wannen soll mir Hülfe kommen? Meine Hülfe kommt von Jehovah, der Himmel und Erde gemacht hat! Er lasse deinen Fuß nicht wanken, dein Hüter schlafe nicht. Siehe, er schläft noch schlummert nicht, der Hüter Israels.

Jehovah ist dein Hüter, Jehovah ist dein Schatten, steht dir zur rechten Hand. Des Tages wird dich die Sonne nicht stechen, noch der Mond des Nachts. Jehovah wird dich behüten vor allem Uebel, wird behüten deine Seele. Jehovah wird behüten deinen Ausgang und deinen Eingang von nun an bis in alle Zukunft.

48. An Gottes Segen ist alles gelegen. (Psalm 127, 1—2.) Wenn Jehovah nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst daran, die es bauen; wenn Jehovah nicht die Stadt behütet, so wachet umsonst der Wächter. Umsonst ist es, daß ihr ftüh aufstehet und spät euch niedersetzet und Brod harter Arbeit esset: dasselbe gibt er seinem Liebling im Schlafe!

49. Gottes Allwissenheit und Allgegenwatt. (Psalm 139, 1—12.) Jehovah, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es, du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so durchschaust du es, und mit allen meinen Wegen bist du vertraut; denn es ist kein Wort auf meiner Zunge — siehe, Jehovah, gleich weißt du es alles. Hinten und vorn hältst du mich umschlossen und legest deine Hand auf mich. Zu wunderbar ist mir solche Erkenntniß, zu hoch, ich kann sie nicht begreifen.

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47. Gottvertrauen. (Psalm 121.) Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen; von wannen soll mir Hülfe kommen? Meine Hülfe kommt von Jehovah, der Himmel und Erde gemacht hat! Er lasse deinen Fuß nicht wanken, dein Hüter schlafe nicht. Siehe, er schläft noch schlummert nicht, der Hüter Israels.

Jehovah ist dein Hüter, Jehovah ist dein Schatten, steht dir zur rechten Hand. Des Tages wird dich die Sonne nicht stechen, noch der Mond des Nachts. Jehovah wird dich behüten vor allem Uebel, wird behüten deine Seele. Jehovah wird behüten deinen Ausgang und deinen Eingang von nun an bis in alle Zukunft.

48. An Gottes Segen ist alles gelegen. (Psalm 127, 1—2.) Wenn Jehovah nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst daran, die es bauen; wenn Jehovah nicht die Stadt behütet, so wachet umsonst der Wächter. Umsonst ist es, daß ihr ftüh aufstehet und spät euch niedersetzet und Brod harter Arbeit esset: dasselbe gibt er seinem Liebling im Schlafe!

49. Gottes Allwissenheit und Allgegenwatt. (Psalm 139, 1—12.) Jehovah, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es, du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so durchschaust du es, und mit allen meinen Wegen bist du vertraut; denn es ist kein Wort auf meiner Zunge — siehe, Jehovah, gleich weißt du es alles. Hinten und vorn hältst du mich umschlossen und legest deine Hand auf mich. Zu wunderbar ist mir solche Erkenntniß, zu hoch, ich kann sie nicht begreifen.

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47. Gottvertrauen. (Psalm 121.) Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen; von wannen soll mir Hülfe kommen? Meine Hülfe kommt von Jehovah, der Himmel und Erde gemacht hat! Er lasse deinen Fuß nicht wanken, dein Hüter schlafe nicht. Siehe, er schläft noch schlummert nicht, der Hüter Israels.

Jehovah ist dein Hüter, Jehovah ist dein Schatten, steht dir zur rechten Hand. Des Tages wird dich die Sonne nicht stechen, noch der Mond des Nachts. Jehovah wird dich behüten vor allem Uebel, wird behüten deine Seele. Jehovah wird behüten deinen Ausgang und deinen Eingang von nun an bis in alle Zukunft.

48. An Gottes Segen ist alles gelegen. (Psalm 127, 1—2.) Wenn Jehovah nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst daran, die es bauen; wenn Jehovah nicht die Stadt behütet, so wachet umsonst der Wächter. Umsonst ist es, daß ihr ftüh aufstehet und spät euch niedersetzet und Brod harter Arbeit esset: dasselbe gibt er seinem Liebling im Schlafe!

49. Gottes Allwissenheit und Allgegenwatt. (Psalm 139, 1—12.) Jehovah, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es, du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so durchschaust du es, und mit allen meinen Wegen bist du vertraut; denn es ist kein Wort auf meiner Zunge — siehe, Jehovah, gleich weißt du es alles. Hinten und vorn hältst du mich umschlossen und legest deine Hand auf mich. Zu wunderbar ist mir solche Erkenntniß, zu hoch, ich kann sie nicht begreifen.

32 Wo soll ich hingehen vor deinem Geiste, und wo soll ich hinfliehen vor deinem Angesichte? Führe ich gen Himmel, so bist du da, und machte ich die Unterwelt zu meinem Lager, siehe, da bist du. Nähme ich Flügel der Morgenröthe, ließe mich nieder am Ende des Meeres — Auch dort würde deine Hand mich leiten, und deine Rechte mich erfassen! Spräche ich dann, eitel Finsterniß möge mich decken, und Nacht sei das Licht um mich her — so würde auch Finsterniß nicht finster sein vor dir, und die Nacht würde leuchten wie der Tag, gleich wären Finsterniß und Licht.

50. Gottesdienst ohne Rechtthun ist nichts. (Jesaias 1, 11—17.) Was soll mir die Menge eurer Schlachtopfer? spricht Jehovah. Ich 6üt satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes von Mast­ kälbern, und zum Blute der Farren, Lämmer und Böcke habe ich keine Lust. Bringet nicht fürder nichtige Speisopfer, das Rauchwerk ist mir ein Greuel, Neumond und Sabbath, Festversammlung — Frevel und Festfeier, das mag ich nicht! Und wenn ihr gleich eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; ob ihr schon des Betens viel macht, höre ich euch doch nicht. Waschet, reiniget euch, schafft euer böses Wesen mir aus den Augen, lasset ab vom Uebelthun; lernt Gutes, trachtet nach Recht, nehmet den Unterdrückten bei der Hand, schaffet den Waisen Recht, führet der Wittwe Sache!

51. Der wahre Ruhm. (Jesaias 7, 22.) So spricht Jehovah: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichthums: Sondern dessen rühme sich, wer sich rühmen will, daß er mich erkenne und wisse, daß ich Jehovah bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übet auf Erden; denn daran habe ich Wohlgefallen, ist Jehovahs Spruch.

32 Wo soll ich hingehen vor deinem Geiste, und wo soll ich hinfliehen vor deinem Angesichte? Führe ich gen Himmel, so bist du da, und machte ich die Unterwelt zu meinem Lager, siehe, da bist du. Nähme ich Flügel der Morgenröthe, ließe mich nieder am Ende des Meeres — Auch dort würde deine Hand mich leiten, und deine Rechte mich erfassen! Spräche ich dann, eitel Finsterniß möge mich decken, und Nacht sei das Licht um mich her — so würde auch Finsterniß nicht finster sein vor dir, und die Nacht würde leuchten wie der Tag, gleich wären Finsterniß und Licht.

50. Gottesdienst ohne Rechtthun ist nichts. (Jesaias 1, 11—17.) Was soll mir die Menge eurer Schlachtopfer? spricht Jehovah. Ich 6üt satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes von Mast­ kälbern, und zum Blute der Farren, Lämmer und Böcke habe ich keine Lust. Bringet nicht fürder nichtige Speisopfer, das Rauchwerk ist mir ein Greuel, Neumond und Sabbath, Festversammlung — Frevel und Festfeier, das mag ich nicht! Und wenn ihr gleich eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; ob ihr schon des Betens viel macht, höre ich euch doch nicht. Waschet, reiniget euch, schafft euer böses Wesen mir aus den Augen, lasset ab vom Uebelthun; lernt Gutes, trachtet nach Recht, nehmet den Unterdrückten bei der Hand, schaffet den Waisen Recht, führet der Wittwe Sache!

51. Der wahre Ruhm. (Jesaias 7, 22.) So spricht Jehovah: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichthums: Sondern dessen rühme sich, wer sich rühmen will, daß er mich erkenne und wisse, daß ich Jehovah bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übet auf Erden; denn daran habe ich Wohlgefallen, ist Jehovahs Spruch.

32 Wo soll ich hingehen vor deinem Geiste, und wo soll ich hinfliehen vor deinem Angesichte? Führe ich gen Himmel, so bist du da, und machte ich die Unterwelt zu meinem Lager, siehe, da bist du. Nähme ich Flügel der Morgenröthe, ließe mich nieder am Ende des Meeres — Auch dort würde deine Hand mich leiten, und deine Rechte mich erfassen! Spräche ich dann, eitel Finsterniß möge mich decken, und Nacht sei das Licht um mich her — so würde auch Finsterniß nicht finster sein vor dir, und die Nacht würde leuchten wie der Tag, gleich wären Finsterniß und Licht.

50. Gottesdienst ohne Rechtthun ist nichts. (Jesaias 1, 11—17.) Was soll mir die Menge eurer Schlachtopfer? spricht Jehovah. Ich 6üt satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes von Mast­ kälbern, und zum Blute der Farren, Lämmer und Böcke habe ich keine Lust. Bringet nicht fürder nichtige Speisopfer, das Rauchwerk ist mir ein Greuel, Neumond und Sabbath, Festversammlung — Frevel und Festfeier, das mag ich nicht! Und wenn ihr gleich eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; ob ihr schon des Betens viel macht, höre ich euch doch nicht. Waschet, reiniget euch, schafft euer böses Wesen mir aus den Augen, lasset ab vom Uebelthun; lernt Gutes, trachtet nach Recht, nehmet den Unterdrückten bei der Hand, schaffet den Waisen Recht, führet der Wittwe Sache!

51. Der wahre Ruhm. (Jesaias 7, 22.) So spricht Jehovah: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichthums: Sondern dessen rühme sich, wer sich rühmen will, daß er mich erkenne und wisse, daß ich Jehovah bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übet auf Erden; denn daran habe ich Wohlgefallen, ist Jehovahs Spruch.

33 52. Verheißung des Messias. (Jesaias 1, 1—9.) Ein Reis geht auf von dem Stamme Jsais, und ein Schößling sprosset auf aus seiner Wurzel. Auf ihm wird ruhen der Geist Jehovahs, ein Geist der Weisheit und der Einsicht, ein Geist des Rechts und der Stärke, ein Geist der Erkenntniß und der Furcht Jehovahs. Und er wird Glicht richten nach dem Augenschein, noch Recht sprechen nach Hörensagen, sondern mit Gerechtigkeit wird er richten die Geringen und Recht sprechen nach Billigkeit den Elenden im Lande, und mit dem Stabe seines Mundes wird er das Land schlagen und mit denl Hauch seiner Lippen den Gottlosen tödten. Gerechtigkeit wird sein der Gurt seiner Lenden, und die Wahrheit der Gurt seiner Hüften. Dann weilet der Wolf beim Lamme, und der Pardel lagert bei dem Böcklein. Dann wird man Glicht Böses noch Frevel üben auf meinem ganzen heiligen Berge; denn voll ist das ßcnii) der Erkenntniß Jehovahs, wie die Gewässer den Meeresgrund bedecken.

53. Gottes Wort bleibt. (Jesaias 40, 6—6.) Alles Fleisch ist Gras, und all seine Anmuth wie die Blume des Feldes. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, denn Jehovahs Hauch hat sie angcweht. Fürwahr, Gras ist das Volk — das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes besteht immerdar!

54. Vertraue dem Allmächtigen! Wer und und Wer und Wer und Mit und

(Jesaias 40, 12—14; 26—31.) maß mit seiner hohlen Hand die Wasser grenzte ab den Himmel mit der Spanne faßte in einen Scheffel den Staub der Erde? wog mit einem Gewichte die Berge die Hügel in einer Wage? ermaß den Geist Jehovahs, wer unterwies ihn als sein Rathgeber? wem berieth er sich, daß er ihn klug machte über den Weg des Rechten belehrte

Wittichen, Lesebuch.

C

33 52. Verheißung des Messias. (Jesaias 1, 1—9.) Ein Reis geht auf von dem Stamme Jsais, und ein Schößling sprosset auf aus seiner Wurzel. Auf ihm wird ruhen der Geist Jehovahs, ein Geist der Weisheit und der Einsicht, ein Geist des Rechts und der Stärke, ein Geist der Erkenntniß und der Furcht Jehovahs. Und er wird Glicht richten nach dem Augenschein, noch Recht sprechen nach Hörensagen, sondern mit Gerechtigkeit wird er richten die Geringen und Recht sprechen nach Billigkeit den Elenden im Lande, und mit dem Stabe seines Mundes wird er das Land schlagen und mit denl Hauch seiner Lippen den Gottlosen tödten. Gerechtigkeit wird sein der Gurt seiner Lenden, und die Wahrheit der Gurt seiner Hüften. Dann weilet der Wolf beim Lamme, und der Pardel lagert bei dem Böcklein. Dann wird man Glicht Böses noch Frevel üben auf meinem ganzen heiligen Berge; denn voll ist das ßcnii) der Erkenntniß Jehovahs, wie die Gewässer den Meeresgrund bedecken.

53. Gottes Wort bleibt. (Jesaias 40, 6—6.) Alles Fleisch ist Gras, und all seine Anmuth wie die Blume des Feldes. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, denn Jehovahs Hauch hat sie angcweht. Fürwahr, Gras ist das Volk — das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes besteht immerdar!

54. Vertraue dem Allmächtigen! Wer und und Wer und Wer und Mit und

(Jesaias 40, 12—14; 26—31.) maß mit seiner hohlen Hand die Wasser grenzte ab den Himmel mit der Spanne faßte in einen Scheffel den Staub der Erde? wog mit einem Gewichte die Berge die Hügel in einer Wage? ermaß den Geist Jehovahs, wer unterwies ihn als sein Rathgeber? wem berieth er sich, daß er ihn klug machte über den Weg des Rechten belehrte

Wittichen, Lesebuch.

C

33 52. Verheißung des Messias. (Jesaias 1, 1—9.) Ein Reis geht auf von dem Stamme Jsais, und ein Schößling sprosset auf aus seiner Wurzel. Auf ihm wird ruhen der Geist Jehovahs, ein Geist der Weisheit und der Einsicht, ein Geist des Rechts und der Stärke, ein Geist der Erkenntniß und der Furcht Jehovahs. Und er wird Glicht richten nach dem Augenschein, noch Recht sprechen nach Hörensagen, sondern mit Gerechtigkeit wird er richten die Geringen und Recht sprechen nach Billigkeit den Elenden im Lande, und mit dem Stabe seines Mundes wird er das Land schlagen und mit denl Hauch seiner Lippen den Gottlosen tödten. Gerechtigkeit wird sein der Gurt seiner Lenden, und die Wahrheit der Gurt seiner Hüften. Dann weilet der Wolf beim Lamme, und der Pardel lagert bei dem Böcklein. Dann wird man Glicht Böses noch Frevel üben auf meinem ganzen heiligen Berge; denn voll ist das ßcnii) der Erkenntniß Jehovahs, wie die Gewässer den Meeresgrund bedecken.

53. Gottes Wort bleibt. (Jesaias 40, 6—6.) Alles Fleisch ist Gras, und all seine Anmuth wie die Blume des Feldes. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, denn Jehovahs Hauch hat sie angcweht. Fürwahr, Gras ist das Volk — das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes besteht immerdar!

54. Vertraue dem Allmächtigen! Wer und und Wer und Wer und Mit und

(Jesaias 40, 12—14; 26—31.) maß mit seiner hohlen Hand die Wasser grenzte ab den Himmel mit der Spanne faßte in einen Scheffel den Staub der Erde? wog mit einem Gewichte die Berge die Hügel in einer Wage? ermaß den Geist Jehovahs, wer unterwies ihn als sein Rathgeber? wem berieth er sich, daß er ihn klug machte über den Weg des Rechten belehrte

Wittichen, Lesebuch.

C

34 und ihn die Erkenntniß lehrte. und den Weg der Einsicht ihm kund machte? Hebet eure Augen in die Höhe und sehet — Wer hat jene dort geschaffen? Er, der herausführt ihr Heer nach der Zahl, der sie alle mit Namen ruft! Ob seiner gewaltigen Macht und starken Kraft bleibt nicht Eines aus. Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagest: Mein Weg ist Jehovah verborgen und meinem Gott entgeht mein Recht? Weißt du nicht oder hast du nicht gehört? Ein Gott für immerdar ist Jehovah, der die Enden der Erde geschaffen hat. Er wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unergründlich; er verleiht dem Müden Kraft und gibt dem Unvermögenden viel Stärke. Zwar Jünglinge werden müde und matt, und Rüstige straucheln; aber die auf Jehovah harren, empfangen neue Kraft, sie heben ihre Schwingen wie Adler, sie laufen und ermatten nicht, sie wandeln und werden nicht müde.

55. Die Wirksamkeit des Knechtes Gottes. (Jesaias 41, 1—4.) Sieh, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist aüf ihn gelegt, das Recht macht er den Völkern kund. Er schreiet nicht und rufet nicht, und läßt auf der Gasse seine Stimme nicht hören. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus, wahrhaftiglich macht er das Recht kund. Er ermattet und verzagt nicht, bis er das Recht auf Erden gegründet hat und die Inseln auf sein Gesetz harren.

56. Der leidende Knecht Gottes. (Jesaias 53, 2—12.) Der Knecht Gottes schoß auf wie ein Reis und wie ein Wurzelsproß aus dürrem Erdreich.

34 und ihn die Erkenntniß lehrte. und den Weg der Einsicht ihm kund machte? Hebet eure Augen in die Höhe und sehet — Wer hat jene dort geschaffen? Er, der herausführt ihr Heer nach der Zahl, der sie alle mit Namen ruft! Ob seiner gewaltigen Macht und starken Kraft bleibt nicht Eines aus. Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagest: Mein Weg ist Jehovah verborgen und meinem Gott entgeht mein Recht? Weißt du nicht oder hast du nicht gehört? Ein Gott für immerdar ist Jehovah, der die Enden der Erde geschaffen hat. Er wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unergründlich; er verleiht dem Müden Kraft und gibt dem Unvermögenden viel Stärke. Zwar Jünglinge werden müde und matt, und Rüstige straucheln; aber die auf Jehovah harren, empfangen neue Kraft, sie heben ihre Schwingen wie Adler, sie laufen und ermatten nicht, sie wandeln und werden nicht müde.

55. Die Wirksamkeit des Knechtes Gottes. (Jesaias 41, 1—4.) Sieh, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist aüf ihn gelegt, das Recht macht er den Völkern kund. Er schreiet nicht und rufet nicht, und läßt auf der Gasse seine Stimme nicht hören. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus, wahrhaftiglich macht er das Recht kund. Er ermattet und verzagt nicht, bis er das Recht auf Erden gegründet hat und die Inseln auf sein Gesetz harren.

56. Der leidende Knecht Gottes. (Jesaias 53, 2—12.) Der Knecht Gottes schoß auf wie ein Reis und wie ein Wurzelsproß aus dürrem Erdreich.

34 und ihn die Erkenntniß lehrte. und den Weg der Einsicht ihm kund machte? Hebet eure Augen in die Höhe und sehet — Wer hat jene dort geschaffen? Er, der herausführt ihr Heer nach der Zahl, der sie alle mit Namen ruft! Ob seiner gewaltigen Macht und starken Kraft bleibt nicht Eines aus. Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagest: Mein Weg ist Jehovah verborgen und meinem Gott entgeht mein Recht? Weißt du nicht oder hast du nicht gehört? Ein Gott für immerdar ist Jehovah, der die Enden der Erde geschaffen hat. Er wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unergründlich; er verleiht dem Müden Kraft und gibt dem Unvermögenden viel Stärke. Zwar Jünglinge werden müde und matt, und Rüstige straucheln; aber die auf Jehovah harren, empfangen neue Kraft, sie heben ihre Schwingen wie Adler, sie laufen und ermatten nicht, sie wandeln und werden nicht müde.

55. Die Wirksamkeit des Knechtes Gottes. (Jesaias 41, 1—4.) Sieh, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat: Ich habe meinen Geist aüf ihn gelegt, das Recht macht er den Völkern kund. Er schreiet nicht und rufet nicht, und läßt auf der Gasse seine Stimme nicht hören. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus, wahrhaftiglich macht er das Recht kund. Er ermattet und verzagt nicht, bis er das Recht auf Erden gegründet hat und die Inseln auf sein Gesetz harren.

56. Der leidende Knecht Gottes. (Jesaias 53, 2—12.) Der Knecht Gottes schoß auf wie ein Reis und wie ein Wurzelsproß aus dürrem Erdreich.

35 Er hatte keine schöne Gestalt noch Hoheit, daß wir ihn ansehen mochten, und kein Aussehen, daß wir sein begehrten. Er war verachtet, verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Seihen vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verhüllt, so verachtet war er, daß wir ihn für nichts rechneten. Und doch trug er unsere Leiden und unsere Schmerzen lud er auf sich; wir jedoch hielten ihn für einen, der von Gott geplagt, der geschlagen und gedemüthigt wäre. Er aber war um unsrer Uebertretungen willen verwundet, um unserer Missethaten willen zerschlagen; die Züchtigung zu unserem Heile lag auf ihm, und durch seine Striemen sind wir geheilt. Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher wendete sich seines Weges; aber Jehovah ließ ihn treffen unser aller Schuld, Er ward gequält, obschon er sich demüthigte und seinen Mund nicht aufthat, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scheerer und seinen Mund nicht aufthut. Doch Jehovahs Vornehmen soll durch seine Hand gedeihen, frei von seiner Seele Trübsal wird er seine Augen weiden, durch seine Weisheit macht er, mein Knecht, der Gerechte, viele gerecht: „Darum will ich ihm sein Siegestheil geben in großer Schaar, weil er sein Leben in den Tod gab und den Uebertretern beigezählt wurde!"

57. Verheißung eines neuen Bundes. (Jerem. 31, 31—34.) Siehe, es kommen Tage, ist Jehovahs Spruch, da will ich mit dem Hause Israel und dem Hause Juda einen neuen Bund schließen — Nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloß, am Tage, da ich ihre Hand ergriff, sie aus Aegyptenland herauszu­ führen, welchen meinen Bund sie brachen — Sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel schließen werde nach selbigen Tagen, ist Jehovahs Spruch: Ich will mein Gesetz in ihre Brust legen und es in ihr Herz schreiben,

35 Er hatte keine schöne Gestalt noch Hoheit, daß wir ihn ansehen mochten, und kein Aussehen, daß wir sein begehrten. Er war verachtet, verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Seihen vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verhüllt, so verachtet war er, daß wir ihn für nichts rechneten. Und doch trug er unsere Leiden und unsere Schmerzen lud er auf sich; wir jedoch hielten ihn für einen, der von Gott geplagt, der geschlagen und gedemüthigt wäre. Er aber war um unsrer Uebertretungen willen verwundet, um unserer Missethaten willen zerschlagen; die Züchtigung zu unserem Heile lag auf ihm, und durch seine Striemen sind wir geheilt. Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher wendete sich seines Weges; aber Jehovah ließ ihn treffen unser aller Schuld, Er ward gequält, obschon er sich demüthigte und seinen Mund nicht aufthat, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scheerer und seinen Mund nicht aufthut. Doch Jehovahs Vornehmen soll durch seine Hand gedeihen, frei von seiner Seele Trübsal wird er seine Augen weiden, durch seine Weisheit macht er, mein Knecht, der Gerechte, viele gerecht: „Darum will ich ihm sein Siegestheil geben in großer Schaar, weil er sein Leben in den Tod gab und den Uebertretern beigezählt wurde!"

57. Verheißung eines neuen Bundes. (Jerem. 31, 31—34.) Siehe, es kommen Tage, ist Jehovahs Spruch, da will ich mit dem Hause Israel und dem Hause Juda einen neuen Bund schließen — Nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloß, am Tage, da ich ihre Hand ergriff, sie aus Aegyptenland herauszu­ führen, welchen meinen Bund sie brachen — Sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel schließen werde nach selbigen Tagen, ist Jehovahs Spruch: Ich will mein Gesetz in ihre Brust legen und es in ihr Herz schreiben,

36 und ich will ihr Gott fein, sie aber sollen mein Volk sein. Und sie werden nicht ferner einer den andern, ein jeglicher seinen Bruder belehren und sagen: Erkennet Jehovah! sondern sie alle werden mich erkennen, beide Klein und Groß, ist Jehovahs Spruch.

58. Der Menschensohn empfängt die Herrschaft.

(Daniel 7, 12—14.) Den Thieren ward ihre Herrschaft genommen und ihres Lebens

Länge ward ihnen bestimmt bis auf Zeit und Stunde.

Und siehe,

Wolken des Himmels kam einer wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem Hochbetagten hin und ward nahe vor ihn geführt. Und es ward ihm gegeben Herrschaft, Ehre und Reich, und alle Völker, Nationen und Zungen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine immerwährende Herrschaft, die nie ver­

mit den

geht, und sein Reich wird nie zerstört. 59. Sprüche Salomos.

Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, aber ein thörichter Sohn ist seiner Mutter Gram.

Arm wird, wer mit lässiger Hand arbeitet, aber der Fleißigen Hand schafft Reichthum. Falsche Wage ist Jehovah ein Gräuel, aber ein völliges Gewicht gefällt ihm wohl.

Dem Thoren dünket sein Weg der rechte, aber auf Rath höret der Weise. Wer den Geringen bedrückt, schmähet dessen Schöpfer; aber es ehret ihn, wer sich der Dürftigen erbarmet. Gerechtigkeit erhöhet ein Volk, aber der Völker Schande ist die Sünde.

Eine gelinde Antwort wendet den Ingrimm, aber ein verletzendes Wort entflammt den Zorn.

Besser ist ein Weniges mit der Furcht Jehovahs als ein großer Schatz und Unruhe dabei. Besser ist ein Gericht Kohl, wobei Liebe waltet, als ein gemästeter Ochse und Haß dabei. Die Thorheit ist dem Unverständigen eine Freude, aber ein Mann von Vernunft geht seinen graden Weg.

36 und ich will ihr Gott fein, sie aber sollen mein Volk sein. Und sie werden nicht ferner einer den andern, ein jeglicher seinen Bruder belehren und sagen: Erkennet Jehovah! sondern sie alle werden mich erkennen, beide Klein und Groß, ist Jehovahs Spruch.

58. Der Menschensohn empfängt die Herrschaft.

(Daniel 7, 12—14.) Den Thieren ward ihre Herrschaft genommen und ihres Lebens

Länge ward ihnen bestimmt bis auf Zeit und Stunde.

Und siehe,

Wolken des Himmels kam einer wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem Hochbetagten hin und ward nahe vor ihn geführt. Und es ward ihm gegeben Herrschaft, Ehre und Reich, und alle Völker, Nationen und Zungen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine immerwährende Herrschaft, die nie ver­

mit den

geht, und sein Reich wird nie zerstört. 59. Sprüche Salomos.

Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, aber ein thörichter Sohn ist seiner Mutter Gram.

Arm wird, wer mit lässiger Hand arbeitet, aber der Fleißigen Hand schafft Reichthum. Falsche Wage ist Jehovah ein Gräuel, aber ein völliges Gewicht gefällt ihm wohl.

Dem Thoren dünket sein Weg der rechte, aber auf Rath höret der Weise. Wer den Geringen bedrückt, schmähet dessen Schöpfer; aber es ehret ihn, wer sich der Dürftigen erbarmet. Gerechtigkeit erhöhet ein Volk, aber der Völker Schande ist die Sünde.

Eine gelinde Antwort wendet den Ingrimm, aber ein verletzendes Wort entflammt den Zorn.

Besser ist ein Weniges mit der Furcht Jehovahs als ein großer Schatz und Unruhe dabei. Besser ist ein Gericht Kohl, wobei Liebe waltet, als ein gemästeter Ochse und Haß dabei. Die Thorheit ist dem Unverständigen eine Freude, aber ein Mann von Vernunft geht seinen graden Weg.

36 und ich will ihr Gott fein, sie aber sollen mein Volk sein. Und sie werden nicht ferner einer den andern, ein jeglicher seinen Bruder belehren und sagen: Erkennet Jehovah! sondern sie alle werden mich erkennen, beide Klein und Groß, ist Jehovahs Spruch.

58. Der Menschensohn empfängt die Herrschaft.

(Daniel 7, 12—14.) Den Thieren ward ihre Herrschaft genommen und ihres Lebens

Länge ward ihnen bestimmt bis auf Zeit und Stunde.

Und siehe,

Wolken des Himmels kam einer wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem Hochbetagten hin und ward nahe vor ihn geführt. Und es ward ihm gegeben Herrschaft, Ehre und Reich, und alle Völker, Nationen und Zungen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine immerwährende Herrschaft, die nie ver­

mit den

geht, und sein Reich wird nie zerstört. 59. Sprüche Salomos.

Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, aber ein thörichter Sohn ist seiner Mutter Gram.

Arm wird, wer mit lässiger Hand arbeitet, aber der Fleißigen Hand schafft Reichthum. Falsche Wage ist Jehovah ein Gräuel, aber ein völliges Gewicht gefällt ihm wohl.

Dem Thoren dünket sein Weg der rechte, aber auf Rath höret der Weise. Wer den Geringen bedrückt, schmähet dessen Schöpfer; aber es ehret ihn, wer sich der Dürftigen erbarmet. Gerechtigkeit erhöhet ein Volk, aber der Völker Schande ist die Sünde.

Eine gelinde Antwort wendet den Ingrimm, aber ein verletzendes Wort entflammt den Zorn.

Besser ist ein Weniges mit der Furcht Jehovahs als ein großer Schatz und Unruhe dabei. Besser ist ein Gericht Kohl, wobei Liebe waltet, als ein gemästeter Ochse und Haß dabei. Die Thorheit ist dem Unverständigen eine Freude, aber ein Mann von Vernunft geht seinen graden Weg.

37 Die Furcht Jehvvahs ist Zucht zur Weisheit und vor der Ehre gehet Demuth her.

Befiehl Jehovah deine Wege, so werden deine Pläne wohl gerathen! Durch Liebe und Treue wird Missethat gesühnt, und durch Jehovahs Furcht meidet man das Böse.

Des Menschen Herz erdenkt sich einen Weg, aber Jehovah lenket seinen Schritt. Ein falscher Mann stiftet Hader und ein Ohrenbläser entzweit vertrante Freunde.

Der den Schuldigen freispricht und der den Gerechten verurtheilt: Jehovah ein Greuel sind alle beide.

Sprich nicht: Ich will Böses vergelten! Harre auf Jehovah, so wird er dir helfen! Liebe und Treue behüten den König, und er stützet durch die Liebe seinen Thron.

Gerechtigkeit und Recht üben, ist Jehovah lieber noch als Opfer. Wer seinen Mund und seine Zunge bewahret, der bewahret vor Gefahren seine Seele. Goldene Aepfel auf silbernen Schalen: So ist ein Wort, geredet zu seiner Zeit. Wie eine offene Stadt ohne Mauer ist der Mann, dessen Geiste Selbstbeherrschung fehlt.

Wer eine Grube gräbt, wird dareinfallen, und wer einen Stein hinaufwälzt, auf den rollt er zurück. Rühme dich nicht des morgenden Tages, denn du weißt nicht, was ein Tag gebiert.

Es rühme dich ein Anderer und nicht dein Mund, ein Fremder, nur nicht deine eignen Lippen.

Wer seine Uebertretungen bedeckt, hat kein Gelingen; wer sie aber bekennt und läßt, erlanget Barmherzigkeit. Ein treuer Mann wird viel gesegnet; wer aber eilet reich zu werden, bleibt nicht ungestraft.

Wer auf sein eigenes Herz vertraut, der ist ein Thor; wer aber in Weisheit wandelt, der wird errettet werden.

Des Menschen Hochmuth wird ihn erniedrigen, aber der Demüthige wird Ehre erlangen.

38

60. Sprüche des Jesus Sirach. Des Vaters Segen befestigt der Kinder Häuser, aber der Mutter Fluch reißt sie nieder.

Nimmt dein Vater ab an Verstand, so habe Nachsicht und verachte ihn nicht wegen deiner vollen Kraft! Kämpfe für die Wahrheit bis in den Tod, so wird Gott der Herr für dich streiten!

Sei fest in deiner Ueberzeugung und bleibe bei Einer Rede!

Sei schnell zum Hören und mit Bedacht gib Antwort!

Ein treuer Freund ist ein starker Schutz, und wer ihn gefunden, hat einen Schatz gefunden. Spotte keines Menschen in der Bekümmerniß seiner Seele, denn es ist einer, der erniedrigt und erhöht! Ehe du untersucht hast, tadle nicht; prüfe erst, dann strafe!

Glück und Unglück, Leben und Tod, Reichthum und Armuth kommt vom Herrn. Wer Pech angreift, besudelt sich, und wer mit dem Hoffärtigen umgeht, wird ihm ähnlich. Wie vor einer Schlange fliehe vor der Sünde; denn wenn du ihr nahe kommst, so sticht sie dich!

Die Narren haben das Herz im Munde, die Weisen aber den Mund im Herzen,

Biele sind gefallen durch die Schärfe des Schwertes, aber nicht so viele als durch die Zunge gefallen sind.

Vergib deinem Nächsten die Beleidigung: dann werden, wenn du bittest, auch deine Sünden erlassen! Der Höchste hat kein Wohlgefallen an den Gaben der Gottlosen, und nicht um vieler Opfer willen vergibt er Sünden. Wer Gott wohlgefällig dient, wird ausgenommen, und sein Gebet erreicht die Wolken. Mancher ist klug und Bieler Unterweiser, aber sich selbst weiß er nicht zu nützen.

Alle Dinge sind dem Frommen zum Nutzen, dagegen verwandeln sie sich für den Sünder zum Schaden.

39 Sorge für deinen guten Namen, denn der bleibt dir gewisser als Schätze Goldes. Dem Herrn entgehet kein Gedanke, und vor ihm verbirgt sich auch nicht Ein Wort. Eine leuchtende Sonne überblickt Gott Alles, und seiner Herrlichkeit voll ist seine Schöpfung. 61. Die Anbetung im Geiste und in der Wahrheit.

(Joh. 4, 19—24.) Die Samariterin spricht zu Jesu: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist! Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, zu Jerusalew fei die Stätte, da man anbeten soll. Jesus spricht zu ihr: Weib, glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch.zu Jerusalem werdet den Vater anbeten. Ihr wisset nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten, denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen An­ beter werden den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten; denn auch der Vater sucht solche Anbeter. Geist ist Gott, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten!

62. Christus der gute Hirte.

(Joh. 10, 11—16.) Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe. Der Miethling aber, der nicht Hirte ist, dessen die Schafe nicht eigen sind, siehet den Wolf kommen und verläßt die Schafe und fliehet, und der Wolf erhaschet sie und zerstreut sie, denn er ist ein Miethling und trägt um die Schafe keine Sorge. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennet und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Auch andere Schafe habe ich, die sind nicht aus diesem Stalle.

Und sie muß ich

führen und sie werden auf meine Stimme hören, und es wird werden Eine Heerde, Ein Hirte. 63. Christus der Weinstock, seine Jünger die Reben.

(Joh. 15, 1—5.) Ich bin der wahrhaftige Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Einen jeglichen Reben an mir, der nicht Frucht

39 Sorge für deinen guten Namen, denn der bleibt dir gewisser als Schätze Goldes. Dem Herrn entgehet kein Gedanke, und vor ihm verbirgt sich auch nicht Ein Wort. Eine leuchtende Sonne überblickt Gott Alles, und seiner Herrlichkeit voll ist seine Schöpfung. 61. Die Anbetung im Geiste und in der Wahrheit.

(Joh. 4, 19—24.) Die Samariterin spricht zu Jesu: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist! Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, zu Jerusalew fei die Stätte, da man anbeten soll. Jesus spricht zu ihr: Weib, glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch.zu Jerusalem werdet den Vater anbeten. Ihr wisset nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten, denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen An­ beter werden den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten; denn auch der Vater sucht solche Anbeter. Geist ist Gott, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten!

62. Christus der gute Hirte.

(Joh. 10, 11—16.) Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe. Der Miethling aber, der nicht Hirte ist, dessen die Schafe nicht eigen sind, siehet den Wolf kommen und verläßt die Schafe und fliehet, und der Wolf erhaschet sie und zerstreut sie, denn er ist ein Miethling und trägt um die Schafe keine Sorge. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennet und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Auch andere Schafe habe ich, die sind nicht aus diesem Stalle.

Und sie muß ich

führen und sie werden auf meine Stimme hören, und es wird werden Eine Heerde, Ein Hirte. 63. Christus der Weinstock, seine Jünger die Reben.

(Joh. 15, 1—5.) Ich bin der wahrhaftige Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Einen jeglichen Reben an mir, der nicht Frucht

39 Sorge für deinen guten Namen, denn der bleibt dir gewisser als Schätze Goldes. Dem Herrn entgehet kein Gedanke, und vor ihm verbirgt sich auch nicht Ein Wort. Eine leuchtende Sonne überblickt Gott Alles, und seiner Herrlichkeit voll ist seine Schöpfung. 61. Die Anbetung im Geiste und in der Wahrheit.

(Joh. 4, 19—24.) Die Samariterin spricht zu Jesu: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist! Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, zu Jerusalew fei die Stätte, da man anbeten soll. Jesus spricht zu ihr: Weib, glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch.zu Jerusalem werdet den Vater anbeten. Ihr wisset nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten, denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen An­ beter werden den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten; denn auch der Vater sucht solche Anbeter. Geist ist Gott, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten!

62. Christus der gute Hirte.

(Joh. 10, 11—16.) Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe. Der Miethling aber, der nicht Hirte ist, dessen die Schafe nicht eigen sind, siehet den Wolf kommen und verläßt die Schafe und fliehet, und der Wolf erhaschet sie und zerstreut sie, denn er ist ein Miethling und trägt um die Schafe keine Sorge. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennet und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Auch andere Schafe habe ich, die sind nicht aus diesem Stalle.

Und sie muß ich

führen und sie werden auf meine Stimme hören, und es wird werden Eine Heerde, Ein Hirte. 63. Christus der Weinstock, seine Jünger die Reben.

(Joh. 15, 1—5.) Ich bin der wahrhaftige Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Einen jeglichen Reben an mir, der nicht Frucht

39 Sorge für deinen guten Namen, denn der bleibt dir gewisser als Schätze Goldes. Dem Herrn entgehet kein Gedanke, und vor ihm verbirgt sich auch nicht Ein Wort. Eine leuchtende Sonne überblickt Gott Alles, und seiner Herrlichkeit voll ist seine Schöpfung. 61. Die Anbetung im Geiste und in der Wahrheit.

(Joh. 4, 19—24.) Die Samariterin spricht zu Jesu: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist! Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, zu Jerusalew fei die Stätte, da man anbeten soll. Jesus spricht zu ihr: Weib, glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch.zu Jerusalem werdet den Vater anbeten. Ihr wisset nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten, denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen An­ beter werden den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten; denn auch der Vater sucht solche Anbeter. Geist ist Gott, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten!

62. Christus der gute Hirte.

(Joh. 10, 11—16.) Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe. Der Miethling aber, der nicht Hirte ist, dessen die Schafe nicht eigen sind, siehet den Wolf kommen und verläßt die Schafe und fliehet, und der Wolf erhaschet sie und zerstreut sie, denn er ist ein Miethling und trägt um die Schafe keine Sorge. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennet und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Auch andere Schafe habe ich, die sind nicht aus diesem Stalle.

Und sie muß ich

führen und sie werden auf meine Stimme hören, und es wird werden Eine Heerde, Ein Hirte. 63. Christus der Weinstock, seine Jünger die Reben.

(Joh. 15, 1—5.) Ich bin der wahrhaftige Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Einen jeglichen Reben an mir, der nicht Frucht

40 bringet, den nimmt er ab, und einen jeglichen, der Frucht bringt, den reinigt er, damit er mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibet in mir und ich in euch! Gleichwie der Rebe keine Frucht bringen kann von sich selbst, er bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringet viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts thun. 64. Ermahnungen zur christlichen Gesinnung. (Röm. 12, 9—21.)

Die Liebe sei ungefärbt. Hasset das Arge, hanget dem Guten an. In der brüderlichen Liebe seid unter einander herzlich. In der Ehrerbietung gehet einander voran. Seid nicht träge, wo es Fleiß gilt. Seid glühend im Geiste. Dienet dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, standhaft in Trübsal, haltet an am Gebet. Nehmet Theil an den Bedürfnissen der Heiligen. Befleißiget euch der Gastfreundschaft. Segnet, die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht. Freuet euch mit den Fröhlichen, weinet mit den Weinenden. Habt einerlei Sinn untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern unterzieht euch dem Niedrigen. Achtet euch nicht selber für klug. Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Befleißiget euch des Guten vor allen Menschen. Ist es möglich, soviel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächet euch selbst nicht, sondern gebet Raum dem Zorne, denn es steht geschrieben: Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr. Wenn aber dein Feind hungert, so speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das thust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Laß dich nicht das Böse überwinden, son­ dern überwinde das Böse mit Gutem! 65. Preis der Liebe. (1. Cor. 13.)

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte keine Liebe, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntniß, und hätte allen Glauben, also daß ich Berge versetzte und hätte keine Liebe, so wäre ich nichts.

40 bringet, den nimmt er ab, und einen jeglichen, der Frucht bringt, den reinigt er, damit er mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibet in mir und ich in euch! Gleichwie der Rebe keine Frucht bringen kann von sich selbst, er bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringet viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts thun. 64. Ermahnungen zur christlichen Gesinnung. (Röm. 12, 9—21.)

Die Liebe sei ungefärbt. Hasset das Arge, hanget dem Guten an. In der brüderlichen Liebe seid unter einander herzlich. In der Ehrerbietung gehet einander voran. Seid nicht träge, wo es Fleiß gilt. Seid glühend im Geiste. Dienet dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, standhaft in Trübsal, haltet an am Gebet. Nehmet Theil an den Bedürfnissen der Heiligen. Befleißiget euch der Gastfreundschaft. Segnet, die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht. Freuet euch mit den Fröhlichen, weinet mit den Weinenden. Habt einerlei Sinn untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern unterzieht euch dem Niedrigen. Achtet euch nicht selber für klug. Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Befleißiget euch des Guten vor allen Menschen. Ist es möglich, soviel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächet euch selbst nicht, sondern gebet Raum dem Zorne, denn es steht geschrieben: Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr. Wenn aber dein Feind hungert, so speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das thust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Laß dich nicht das Böse überwinden, son­ dern überwinde das Böse mit Gutem! 65. Preis der Liebe. (1. Cor. 13.)

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte keine Liebe, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntniß, und hätte allen Glauben, also daß ich Berge versetzte und hätte keine Liebe, so wäre ich nichts.

40 bringet, den nimmt er ab, und einen jeglichen, der Frucht bringt, den reinigt er, damit er mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibet in mir und ich in euch! Gleichwie der Rebe keine Frucht bringen kann von sich selbst, er bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringet viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts thun. 64. Ermahnungen zur christlichen Gesinnung. (Röm. 12, 9—21.)

Die Liebe sei ungefärbt. Hasset das Arge, hanget dem Guten an. In der brüderlichen Liebe seid unter einander herzlich. In der Ehrerbietung gehet einander voran. Seid nicht träge, wo es Fleiß gilt. Seid glühend im Geiste. Dienet dem Herrn. Seid fröhlich in Hoffnung, standhaft in Trübsal, haltet an am Gebet. Nehmet Theil an den Bedürfnissen der Heiligen. Befleißiget euch der Gastfreundschaft. Segnet, die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht. Freuet euch mit den Fröhlichen, weinet mit den Weinenden. Habt einerlei Sinn untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern unterzieht euch dem Niedrigen. Achtet euch nicht selber für klug. Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Befleißiget euch des Guten vor allen Menschen. Ist es möglich, soviel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächet euch selbst nicht, sondern gebet Raum dem Zorne, denn es steht geschrieben: Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr. Wenn aber dein Feind hungert, so speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das thust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Laß dich nicht das Böse überwinden, son­ dern überwinde das Böse mit Gutem! 65. Preis der Liebe. (1. Cor. 13.)

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte keine Liebe, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntniß, und hätte allen Glauben, also daß ich Berge versetzte und hätte keine Liebe, so wäre ich nichts.

41 Und wenn ich alle meine Habe ausspcndete und meinen Leib hingäbc zum Verbrennen, hätte aber keine Liebe, so wäre es mir nichts nütze. Die Liebe

ist langmüthig

und freundlich, die Liebe eifert

nicht, die Liebe prahlt nicht, sie blähet sich nicht, sie thut nicht ungcbcrdig, sie suchet nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sic rechnet das Böse nicht au, sic freut sich nicht über die Un­

gerechtigkeit, sie freut sich aber mit der Wahrheit, sie erträgt Alles, sie glaubet Alles, sic hoffet Alles, sic duldet Alles. Die Liebe hört nimmer auf. Seien es aber Weissagungen,

sie werden vergehen; seien cs Zungen, sie werden aufhören; sei es Erkenntniß, sie wird vergehen. Stückwerk ist ja unser Er­ kennen und Stückwerk unser Weissagen. Wenn aber das Voll­ kommene gekommen ist, so wird das Stückwerk vergehen. Da ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, war gesinnt wie ein Kind und urtheilte wie ein Kind; da ich aber ein Mann ward, that ich ab, was kindisch war. Denn wir sehen jetzt durch einen Spiegel in ein Räthsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleich­ wie auch ich von Gott erkannt wurde. So nun bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größeste unter ihnen.

66. Die Christen sind gleich den Kindern des Hanfes. (Gal. 4, 1—7.) So lange der Erbe unmündig ist, so ist zwischen ihm und einem Knechte kein Unterschied, ob er gleich ein Herr aller Güter ist, sondern er steht unter Vormündern und Verwaltern bis zu der Zeit, welche der Vater zuvor bestimmt hat. Also waren auch wir, da wir unmündig waren, geknechtet unter die Elemente der Welt. Da aber die Zeit erfüllt ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz gethan, auf daß er die, welche unter dem Gesetze waren, loskauftc, damit

wir die Kindschaft empfingen. Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen, welcher laut rufet: Abba, Vater! So bist du nun kein Knecht mehr, son­ dern Kind; bist du aber Kind, so auch Erbe durch Gott.

41 Und wenn ich alle meine Habe ausspcndete und meinen Leib hingäbc zum Verbrennen, hätte aber keine Liebe, so wäre es mir nichts nütze. Die Liebe

ist langmüthig

und freundlich, die Liebe eifert

nicht, die Liebe prahlt nicht, sie blähet sich nicht, sie thut nicht ungcbcrdig, sie suchet nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sic rechnet das Böse nicht au, sic freut sich nicht über die Un­

gerechtigkeit, sie freut sich aber mit der Wahrheit, sie erträgt Alles, sie glaubet Alles, sic hoffet Alles, sic duldet Alles. Die Liebe hört nimmer auf. Seien es aber Weissagungen,

sie werden vergehen; seien cs Zungen, sie werden aufhören; sei es Erkenntniß, sie wird vergehen. Stückwerk ist ja unser Er­ kennen und Stückwerk unser Weissagen. Wenn aber das Voll­ kommene gekommen ist, so wird das Stückwerk vergehen. Da ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, war gesinnt wie ein Kind und urtheilte wie ein Kind; da ich aber ein Mann ward, that ich ab, was kindisch war. Denn wir sehen jetzt durch einen Spiegel in ein Räthsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleich­ wie auch ich von Gott erkannt wurde. So nun bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größeste unter ihnen.

66. Die Christen sind gleich den Kindern des Hanfes. (Gal. 4, 1—7.) So lange der Erbe unmündig ist, so ist zwischen ihm und einem Knechte kein Unterschied, ob er gleich ein Herr aller Güter ist, sondern er steht unter Vormündern und Verwaltern bis zu der Zeit, welche der Vater zuvor bestimmt hat. Also waren auch wir, da wir unmündig waren, geknechtet unter die Elemente der Welt. Da aber die Zeit erfüllt ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz gethan, auf daß er die, welche unter dem Gesetze waren, loskauftc, damit

wir die Kindschaft empfingen. Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsere Herzen, welcher laut rufet: Abba, Vater! So bist du nun kein Knecht mehr, son­ dern Kind; bist du aber Kind, so auch Erbe durch Gott.

42

Dritte Stufe. 67. Glaube. Mit dem Vogel sind geflogen Seine Kinder über Meer. Droben ward der Himmel trüber, Drunten brausten Sturmeswogen; Und die Kinder klagten sehr: „Ach wie kommen wir hinüber? Nirgend will ein Land uns Winken, Und die müden Schwingen sinken." Aber ihre Mutter sagt: Kinder, bleibet unverzagt!

Fühlt ihr nicht im Tiefsten innen Unaufhaltsam einen Zug, Neuen Frühling zu gewinnen? Auf! In jenem ist kein Trug. Der die Sehnsucht hat gegeben, Er wird uns hinüberheben Und euch trösten balde, balde In dem jungbelaubten Walde!

(®. Fröhlich.)

68. Vertraue auf Gott!

„Seht die Vögel unter dem Himmel an": das ist als wollt der Herr sagen: Ihr habt noch nie einen Vogel gesehen mit einer Sichel, der da hätte eingeerntct und in die Scheunen gesammelt; ja die Vögel arbeiten auch nicht wie wir, noch werden sie dadurch ernährt. Damit will aber der Herr nicht, daß wir nicht arbeiten sollen, sondern will uns mit diesem Exempel der Sorg ent­ nehmen. Denn ein Vogel kann nicht Ackerwerk treiben wie wir; doch ist er nicht ohne Arbeit, sondern er treibet das, dazu er geschaffen ist, nämlich, daß er Junge bringe, sie ernähre und singe unserm Herr Gott ein Licdlein dafür. Hätte ihm Gott mehr Arbeit aufgesetzt, so thät er auch mehr; frühe steht er auf, setzet sich aus einen Zweig, und singet den Gesang, den er gelernt hat, und weiß von keiner Speise, sorget auch nicht darauf; dar­ nach, wenn er hungert, so fleugt er dahin, und sucht ein Körn­ lein; da hat ihm Gott irgend eines hingelegt, darauf er nicht gedachte da er sang, und hätte doch Ursach genug gehabt, daß es für die Nahrung gesorgt hätte. Ei, schämet euch nun, daß die Vöglein frömmer und gläubiger sind, denn ihr; sie sind fröhlich und singen mit Freuden, und wissen nicht, was sic zu essen haben! Wenn du im Lenz, da die Vöglein am hübschesten singen, zu einem sprächest: Wie singst du so fröhlich? Hast du doch noch kein Getreide in der Scheune! so würde er deiner spotten. Es

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Dritte Stufe. 67. Glaube. Mit dem Vogel sind geflogen Seine Kinder über Meer. Droben ward der Himmel trüber, Drunten brausten Sturmeswogen; Und die Kinder klagten sehr: „Ach wie kommen wir hinüber? Nirgend will ein Land uns Winken, Und die müden Schwingen sinken." Aber ihre Mutter sagt: Kinder, bleibet unverzagt!

Fühlt ihr nicht im Tiefsten innen Unaufhaltsam einen Zug, Neuen Frühling zu gewinnen? Auf! In jenem ist kein Trug. Der die Sehnsucht hat gegeben, Er wird uns hinüberheben Und euch trösten balde, balde In dem jungbelaubten Walde!

(®. Fröhlich.)

68. Vertraue auf Gott!

„Seht die Vögel unter dem Himmel an": das ist als wollt der Herr sagen: Ihr habt noch nie einen Vogel gesehen mit einer Sichel, der da hätte eingeerntct und in die Scheunen gesammelt; ja die Vögel arbeiten auch nicht wie wir, noch werden sie dadurch ernährt. Damit will aber der Herr nicht, daß wir nicht arbeiten sollen, sondern will uns mit diesem Exempel der Sorg ent­ nehmen. Denn ein Vogel kann nicht Ackerwerk treiben wie wir; doch ist er nicht ohne Arbeit, sondern er treibet das, dazu er geschaffen ist, nämlich, daß er Junge bringe, sie ernähre und singe unserm Herr Gott ein Licdlein dafür. Hätte ihm Gott mehr Arbeit aufgesetzt, so thät er auch mehr; frühe steht er auf, setzet sich aus einen Zweig, und singet den Gesang, den er gelernt hat, und weiß von keiner Speise, sorget auch nicht darauf; dar­ nach, wenn er hungert, so fleugt er dahin, und sucht ein Körn­ lein; da hat ihm Gott irgend eines hingelegt, darauf er nicht gedachte da er sang, und hätte doch Ursach genug gehabt, daß es für die Nahrung gesorgt hätte. Ei, schämet euch nun, daß die Vöglein frömmer und gläubiger sind, denn ihr; sie sind fröhlich und singen mit Freuden, und wissen nicht, was sic zu essen haben! Wenn du im Lenz, da die Vöglein am hübschesten singen, zu einem sprächest: Wie singst du so fröhlich? Hast du doch noch kein Getreide in der Scheune! so würde er deiner spotten. Es

43 ist ein gewaltig Exempel,

es sollt uns wahrlich vor den Kopf

stoßen und reizen, Gott mehr zu vertrauen, denn wir thun. (Luther.)

69. Mit Gott! Ich weiß zwei Wörtlein; wenn die in deinem Herzen wohnen

für und für,

so hast du Ruh' im Leben,

Hoffnung über das Grab hinaus.

Trost am Grabe und

Die beiden Wörtlein heißen:

„Mit Gott!" Mit Gott steh' auf, so wird der Tag in's Buch des Lebens geschrieben; mit Gott schlaf' ein, so schlummerst du sanft und kummerlos. Mit Gott zur Schule, so lernst du Worte des Lebens; mit Gott in die Fremde, so kehrst du fröhlich und wohl­ behalten heim. Mit Gott fang' an, so gelingt dein Werk; mit Gott hör' auf,

so folgt es dereinst dir nach.

Freuden, so sind sie dir doppelt

Mit Gott in

und ewig süß; mit Gott in

Leiden, so sind sie ertragbar und segensreich. Mit Gott in den Tod, so wird er ein friedlicher Heimgang zum Vater; mit Gott in's Grab, so ruhst du im Herrn bis zur herrlichen Auferstehung. „Mit Gott!"

(Colshorn.)

70. Die Distel. Gotthold ging bei einem Weizcnackcr vorüber und sah, daß

unter dem schönen Weizen viel Disteln standen und mit demselben um die Wette wuchsen.

Das hat, sagte Gotthold, seines Gleichen

viel in der Welt. So gchts mit ausgezeichneten Geistern zu, die neben gutem Weizen nützlicher Rathschläge und hoher Gedanken meist auch viel Disteln der Thorheit und des Irrthums tragen und hegen. So ist's auch mit unserem eigenen Herzen bewandt, welches zwar zuweilen, durch Gottes Geist befruchtet, gute Früchte

der Tugend zu tragen beginnt; aber auch wie viel Disteln und Unkraut wächst dazwischen! So gehts endlich mit unserm Glück und Wohlstände zu; wenn unser Weizen aufs schönste steht und wir frisch drein zu schneiden und mit vollen Garben ihn einzuführen vermeinen, so hat der Höchste Disteln darunter wachsen lassen. Ich will sagen, er hat das Glück mit einem Unglück ver­ mengt, damit wir die Vergänglichkeit der Welt erkennen und um desto eher und mehr nach ihm uns sehnen möchten. In der Welt ist keine Weisheit ohne Thorheit, kein Glück ohne Unglück,

43 ist ein gewaltig Exempel,

es sollt uns wahrlich vor den Kopf

stoßen und reizen, Gott mehr zu vertrauen, denn wir thun. (Luther.)

69. Mit Gott! Ich weiß zwei Wörtlein; wenn die in deinem Herzen wohnen

für und für,

so hast du Ruh' im Leben,

Hoffnung über das Grab hinaus.

Trost am Grabe und

Die beiden Wörtlein heißen:

„Mit Gott!" Mit Gott steh' auf, so wird der Tag in's Buch des Lebens geschrieben; mit Gott schlaf' ein, so schlummerst du sanft und kummerlos. Mit Gott zur Schule, so lernst du Worte des Lebens; mit Gott in die Fremde, so kehrst du fröhlich und wohl­ behalten heim. Mit Gott fang' an, so gelingt dein Werk; mit Gott hör' auf,

so folgt es dereinst dir nach.

Freuden, so sind sie dir doppelt

Mit Gott in

und ewig süß; mit Gott in

Leiden, so sind sie ertragbar und segensreich. Mit Gott in den Tod, so wird er ein friedlicher Heimgang zum Vater; mit Gott in's Grab, so ruhst du im Herrn bis zur herrlichen Auferstehung. „Mit Gott!"

(Colshorn.)

70. Die Distel. Gotthold ging bei einem Weizcnackcr vorüber und sah, daß

unter dem schönen Weizen viel Disteln standen und mit demselben um die Wette wuchsen.

Das hat, sagte Gotthold, seines Gleichen

viel in der Welt. So gchts mit ausgezeichneten Geistern zu, die neben gutem Weizen nützlicher Rathschläge und hoher Gedanken meist auch viel Disteln der Thorheit und des Irrthums tragen und hegen. So ist's auch mit unserem eigenen Herzen bewandt, welches zwar zuweilen, durch Gottes Geist befruchtet, gute Früchte

der Tugend zu tragen beginnt; aber auch wie viel Disteln und Unkraut wächst dazwischen! So gehts endlich mit unserm Glück und Wohlstände zu; wenn unser Weizen aufs schönste steht und wir frisch drein zu schneiden und mit vollen Garben ihn einzuführen vermeinen, so hat der Höchste Disteln darunter wachsen lassen. Ich will sagen, er hat das Glück mit einem Unglück ver­ mengt, damit wir die Vergänglichkeit der Welt erkennen und um desto eher und mehr nach ihm uns sehnen möchten. In der Welt ist keine Weisheit ohne Thorheit, kein Glück ohne Unglück,

43 ist ein gewaltig Exempel,

es sollt uns wahrlich vor den Kopf

stoßen und reizen, Gott mehr zu vertrauen, denn wir thun. (Luther.)

69. Mit Gott! Ich weiß zwei Wörtlein; wenn die in deinem Herzen wohnen

für und für,

so hast du Ruh' im Leben,

Hoffnung über das Grab hinaus.

Trost am Grabe und

Die beiden Wörtlein heißen:

„Mit Gott!" Mit Gott steh' auf, so wird der Tag in's Buch des Lebens geschrieben; mit Gott schlaf' ein, so schlummerst du sanft und kummerlos. Mit Gott zur Schule, so lernst du Worte des Lebens; mit Gott in die Fremde, so kehrst du fröhlich und wohl­ behalten heim. Mit Gott fang' an, so gelingt dein Werk; mit Gott hör' auf,

so folgt es dereinst dir nach.

Freuden, so sind sie dir doppelt

Mit Gott in

und ewig süß; mit Gott in

Leiden, so sind sie ertragbar und segensreich. Mit Gott in den Tod, so wird er ein friedlicher Heimgang zum Vater; mit Gott in's Grab, so ruhst du im Herrn bis zur herrlichen Auferstehung. „Mit Gott!"

(Colshorn.)

70. Die Distel. Gotthold ging bei einem Weizcnackcr vorüber und sah, daß

unter dem schönen Weizen viel Disteln standen und mit demselben um die Wette wuchsen.

Das hat, sagte Gotthold, seines Gleichen

viel in der Welt. So gchts mit ausgezeichneten Geistern zu, die neben gutem Weizen nützlicher Rathschläge und hoher Gedanken meist auch viel Disteln der Thorheit und des Irrthums tragen und hegen. So ist's auch mit unserem eigenen Herzen bewandt, welches zwar zuweilen, durch Gottes Geist befruchtet, gute Früchte

der Tugend zu tragen beginnt; aber auch wie viel Disteln und Unkraut wächst dazwischen! So gehts endlich mit unserm Glück und Wohlstände zu; wenn unser Weizen aufs schönste steht und wir frisch drein zu schneiden und mit vollen Garben ihn einzuführen vermeinen, so hat der Höchste Disteln darunter wachsen lassen. Ich will sagen, er hat das Glück mit einem Unglück ver­ mengt, damit wir die Vergänglichkeit der Welt erkennen und um desto eher und mehr nach ihm uns sehnen möchten. In der Welt ist keine Weisheit ohne Thorheit, kein Glück ohne Unglück,

44 keine Frömmigkeit ohne Sünde, kein Gutes ohne Böses, kein Brauch ohne Misbrauch. Mein Gott, hilf mir dahin, wo du bist; an dir ist nichts Böses, an dir werde ich Alles haben, du wirst Alles in Allem sein! (Scriver.)

71. Worte des Lebens. Zu dem vollen Roscnbaume Sprach der nahe Leichcnstein: Ist es recht, in meinem Raume Groß zu thun und zu verhüllen Meiner Sprüche goldnen Schein, Die allein mit Trost erfüllen?

„Auch aus Grüftcu, sagtdie Blüthe, Ruft mich Gottes Macht und Güte, Heller noch denn todte Schriften, Sein Gedächtniß hier zu stiften. Und ich blühe tröstend fort, Ein lebendig Gotteswort." (A. Fröhlich.)

72. Polykarpus und das Reich der Wahrheit.

Der vortreffliche Polykarpus, Bischof zu Smyrna, hatte, als die Christenverfolgung überhand nahm, die Stadt verlassen und sich in der Nähe von Smyrna aus das Land begeben mit seinem treuen Jünger CrcSccns. Als nun der Abend kühl ward, ging er hinaus unter die Schatten der herrlichen Bäume, die vor dem ländlichen Hause standen. Hier fand er Crescens unter einem Eichenbaum, und er stützte sein Haupt auf seine Hand und weinte. Da trat der Greis hinzu und sprach: Mein Sohn, was weinst du? Crescens aber ekhob sein Haupt und sprach: Wie sollt' ich nicht trauern und weinen? Ich gedenke des göttlichen Reichs auf Erden; Stürme und Ungewitter versammeln sich um dasselbe und werden es zerstören in seiner Jugend. Manche Bekenner sind schon abgefallcn, und haben cs verläugnet und verlästert und da­ durch bewiesen, daß auch Unwürdige es bekennen mit dem Munde, obwohl ihr Herz ferne davon ist. Dieses erfüllt meine Seele mit Trauern und meine Augen mit Thränen! Also sagte Crescens. Da antwortete Polykarpus lächelnd, und sprach: Mein lieber Sohn, das himnilischc Reich der Wahrheit ist gleich einem Baume, den ein Ackcrsmann auferzog. Heimlich und im Stillen legte er den Keim in die Erde und ging davon. Und der Keim sproßte und ging.auf unter dem Unkraut und den Dornen und erhob

44 keine Frömmigkeit ohne Sünde, kein Gutes ohne Böses, kein Brauch ohne Misbrauch. Mein Gott, hilf mir dahin, wo du bist; an dir ist nichts Böses, an dir werde ich Alles haben, du wirst Alles in Allem sein! (Scriver.)

71. Worte des Lebens. Zu dem vollen Roscnbaume Sprach der nahe Leichcnstein: Ist es recht, in meinem Raume Groß zu thun und zu verhüllen Meiner Sprüche goldnen Schein, Die allein mit Trost erfüllen?

„Auch aus Grüftcu, sagtdie Blüthe, Ruft mich Gottes Macht und Güte, Heller noch denn todte Schriften, Sein Gedächtniß hier zu stiften. Und ich blühe tröstend fort, Ein lebendig Gotteswort." (A. Fröhlich.)

72. Polykarpus und das Reich der Wahrheit.

Der vortreffliche Polykarpus, Bischof zu Smyrna, hatte, als die Christenverfolgung überhand nahm, die Stadt verlassen und sich in der Nähe von Smyrna aus das Land begeben mit seinem treuen Jünger CrcSccns. Als nun der Abend kühl ward, ging er hinaus unter die Schatten der herrlichen Bäume, die vor dem ländlichen Hause standen. Hier fand er Crescens unter einem Eichenbaum, und er stützte sein Haupt auf seine Hand und weinte. Da trat der Greis hinzu und sprach: Mein Sohn, was weinst du? Crescens aber ekhob sein Haupt und sprach: Wie sollt' ich nicht trauern und weinen? Ich gedenke des göttlichen Reichs auf Erden; Stürme und Ungewitter versammeln sich um dasselbe und werden es zerstören in seiner Jugend. Manche Bekenner sind schon abgefallcn, und haben cs verläugnet und verlästert und da­ durch bewiesen, daß auch Unwürdige es bekennen mit dem Munde, obwohl ihr Herz ferne davon ist. Dieses erfüllt meine Seele mit Trauern und meine Augen mit Thränen! Also sagte Crescens. Da antwortete Polykarpus lächelnd, und sprach: Mein lieber Sohn, das himnilischc Reich der Wahrheit ist gleich einem Baume, den ein Ackcrsmann auferzog. Heimlich und im Stillen legte er den Keim in die Erde und ging davon. Und der Keim sproßte und ging.auf unter dem Unkraut und den Dornen und erhob

44 keine Frömmigkeit ohne Sünde, kein Gutes ohne Böses, kein Brauch ohne Misbrauch. Mein Gott, hilf mir dahin, wo du bist; an dir ist nichts Böses, an dir werde ich Alles haben, du wirst Alles in Allem sein! (Scriver.)

71. Worte des Lebens. Zu dem vollen Roscnbaume Sprach der nahe Leichcnstein: Ist es recht, in meinem Raume Groß zu thun und zu verhüllen Meiner Sprüche goldnen Schein, Die allein mit Trost erfüllen?

„Auch aus Grüftcu, sagtdie Blüthe, Ruft mich Gottes Macht und Güte, Heller noch denn todte Schriften, Sein Gedächtniß hier zu stiften. Und ich blühe tröstend fort, Ein lebendig Gotteswort." (A. Fröhlich.)

72. Polykarpus und das Reich der Wahrheit.

Der vortreffliche Polykarpus, Bischof zu Smyrna, hatte, als die Christenverfolgung überhand nahm, die Stadt verlassen und sich in der Nähe von Smyrna aus das Land begeben mit seinem treuen Jünger CrcSccns. Als nun der Abend kühl ward, ging er hinaus unter die Schatten der herrlichen Bäume, die vor dem ländlichen Hause standen. Hier fand er Crescens unter einem Eichenbaum, und er stützte sein Haupt auf seine Hand und weinte. Da trat der Greis hinzu und sprach: Mein Sohn, was weinst du? Crescens aber ekhob sein Haupt und sprach: Wie sollt' ich nicht trauern und weinen? Ich gedenke des göttlichen Reichs auf Erden; Stürme und Ungewitter versammeln sich um dasselbe und werden es zerstören in seiner Jugend. Manche Bekenner sind schon abgefallcn, und haben cs verläugnet und verlästert und da­ durch bewiesen, daß auch Unwürdige es bekennen mit dem Munde, obwohl ihr Herz ferne davon ist. Dieses erfüllt meine Seele mit Trauern und meine Augen mit Thränen! Also sagte Crescens. Da antwortete Polykarpus lächelnd, und sprach: Mein lieber Sohn, das himnilischc Reich der Wahrheit ist gleich einem Baume, den ein Ackcrsmann auferzog. Heimlich und im Stillen legte er den Keim in die Erde und ging davon. Und der Keim sproßte und ging.auf unter dem Unkraut und den Dornen und erhob

45

sein Haupt über sic, und die Dornen erstarben von selber; denn der Schatten des Baumes über ihnen überwältigte sic. Der Baum aber wuchs und die Winde brausten um ihn her und erschütterten ihn. Desto tiefer aber schlugen seine Wurzeln in die Erde und umfaßten die Felsen des Erdreichs in der Tiefe, und seine Zweige ragten gen Himmel. Also befestigten ihn die Stürme. Und als er nun höher ward und seine Schatten sich weithin verbreiteten, da wuchsen die Dornen und das Untraitt wiederum empor unter ihm. Aber er achtete ihrer nicht in seiner Höhe und stand da in stiller und ruhiger Gestalt, ein Baum Gottes! So sprach der unvergleichliche Bischof, und schwieg. Darauf reicht' er seinem Jünger die Hand und sagte lächelnd: Was kümmert dich, wenn du zu seinem Gipfel emporschaust, das Un­ kräutlein, das um seine Wurzeln kreucht? Ueberlaß dies dem, der ihn gepflanzt hat! Da erhob sich Crescens, und seine Seele ward heiter. Denn der Greis wandelte neben ihm, gebückt von Jahren, aber sein Geist und sein Antlitz war wie eines Jünglings. (Krummacher.)

73. Wiege und Sarg. Zwei ergreifende Gebilde stehen an den Enden des Lebens: die Wiege und der Sarg. Wiege und Sarg, wie ähnlich einander! Bilden sie doch die beiden Punkte, die die Lebenslinie begränzen; sind doch beide so enge Häuschen, und dennoch geräumig genug für ihren Bewohner! Aber bei aller Aehnlichkeit, wie unendlich verschieden! Während bei der Wiege süße Zähren der Freude fließen, werden beim Sarge bittere Thränen des Schmerzes ge­ weint; denn in der Wiege hat ein Dasein begonnen, im Sarge ein Dasein geendet; in der Wiege ruht ein volles frisches Menschen­ leben, im Sarge ein starres Gebilde des Todes. Wiege und Sarg: einander wie weit und wie nah! Wiege so lieblich, Sarg so schrecklich! Erfüll' ich aber so Zeit als Raum, die beide verbinden und trennen, getreulich mit der mir verliehenen Kraft, so werden mir beide, Wiege und Sarg, zu traulichen Ruhe­ stätten, so war meine Wiege ein Sarg, der den Keim barg einer köstlichen Pflanze, so wird mir zur Wiege des ewigen Lebens der Sarg. (Colshorn.)

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sein Haupt über sic, und die Dornen erstarben von selber; denn der Schatten des Baumes über ihnen überwältigte sic. Der Baum aber wuchs und die Winde brausten um ihn her und erschütterten ihn. Desto tiefer aber schlugen seine Wurzeln in die Erde und umfaßten die Felsen des Erdreichs in der Tiefe, und seine Zweige ragten gen Himmel. Also befestigten ihn die Stürme. Und als er nun höher ward und seine Schatten sich weithin verbreiteten, da wuchsen die Dornen und das Untraitt wiederum empor unter ihm. Aber er achtete ihrer nicht in seiner Höhe und stand da in stiller und ruhiger Gestalt, ein Baum Gottes! So sprach der unvergleichliche Bischof, und schwieg. Darauf reicht' er seinem Jünger die Hand und sagte lächelnd: Was kümmert dich, wenn du zu seinem Gipfel emporschaust, das Un­ kräutlein, das um seine Wurzeln kreucht? Ueberlaß dies dem, der ihn gepflanzt hat! Da erhob sich Crescens, und seine Seele ward heiter. Denn der Greis wandelte neben ihm, gebückt von Jahren, aber sein Geist und sein Antlitz war wie eines Jünglings. (Krummacher.)

73. Wiege und Sarg. Zwei ergreifende Gebilde stehen an den Enden des Lebens: die Wiege und der Sarg. Wiege und Sarg, wie ähnlich einander! Bilden sie doch die beiden Punkte, die die Lebenslinie begränzen; sind doch beide so enge Häuschen, und dennoch geräumig genug für ihren Bewohner! Aber bei aller Aehnlichkeit, wie unendlich verschieden! Während bei der Wiege süße Zähren der Freude fließen, werden beim Sarge bittere Thränen des Schmerzes ge­ weint; denn in der Wiege hat ein Dasein begonnen, im Sarge ein Dasein geendet; in der Wiege ruht ein volles frisches Menschen­ leben, im Sarge ein starres Gebilde des Todes. Wiege und Sarg: einander wie weit und wie nah! Wiege so lieblich, Sarg so schrecklich! Erfüll' ich aber so Zeit als Raum, die beide verbinden und trennen, getreulich mit der mir verliehenen Kraft, so werden mir beide, Wiege und Sarg, zu traulichen Ruhe­ stätten, so war meine Wiege ein Sarg, der den Keim barg einer köstlichen Pflanze, so wird mir zur Wiege des ewigen Lebens der Sarg. (Colshorn.)

46 74. Die Schwingen des Lebens.

Als die Schöpfung der Erde beendigt war, und der Mensch, von der Dämmerung tiefen Schlummers umfangen, die Freuden des Daseins in seligen Träumen zum ersten Male begrüßte: da traten drei hohe Engel, welche dem Schöpfer gefolgt waren, um das Werk seiner Allmacht zu schauen, vor die Lagerstätte des Schlummernden, den Herrn der Schöpfung begrüßend, im Gefühl der Liebe und Freude. Und als sie sich zu demselben herabbeugten, waren sie über­ rascht von der Schönheit und der vollendeten Gestalt des Er­ schaffenen und sprachen zu einander: „Wahrlich, der Mensch steht den Engeln sehr nahe, wenn seine Seele der Reinheit und Hoheit seiner Züge entspricht!"

„Aber, begann der eine, dessen Stirn ernster und höher strahlte, als die der übrigen, Ein Schmuck der Himmelsbewohner wurde dennoch dem Sohne der Erde versagt: Sieh', ihm fehlt das schimmernde Flügelpaar!"

Trauernd sahen die Engel die Entdeckung des ernsteren Bruders bestätigt, und sie flüsterten leise: „Wollte der göttliche Meister hiedurch andeuten, daß des Staubes Kind noch nicht würdig sei des freien Aufschwungs zur Sonne?" Da stieg aus dem nahen Gebüsch ein Adler empor und durch­ schnitt mit breiten Schwingen die Luft und verschwand dann in der sonnigen Höhe. Und die Engel erblickten ihn und begannen von Neuem: „Siehe den Vogel des Gebirges! Ist er nicht freier und begünstigter, als der Herr der Erde? Und wird dieser dem Glücklichen ohne Neid nachzublicken vermögen in die sonnigen Höhen?" „Laßt uns, rief einer der Engel, dessen Antlitz so mild wie der Himmel und so schön wie die Morgenröthe leuchtete, laßt uns vor Jehovah treten und für den Menschen bitten, daß er gleich uns nicht an den Boden gefesselt sei, wie die Thiere des Waldes und die niedern Gewürme!" „Ja, wir wollen zu dem göttlichen Meister, er wird uns erhören!" rief der dritte, das selige Auge erhebend. Und dahin schwebten die Engel auf den Fittigen des Morgen­ lichtes.

47 Als aber Jchovah der Engel Fürbitte vernommen, ruhte sein göttliches Auge mit Wohlgefallen auf den freundlichen Licht­ gestalten, die also in liebender Sorge erglühten. „Ihr begehrt für den Sohn des Staubes der Lichtbewohner seliges Loos? sprach Jchovah. ... Aber noch liegt dies Glück außer den Grenzen seiner Kraft; dafür erzogen zu werden und sich dar­ nach zu sehnen, ist seine Bestimmung. Aber wollet ihr, die ihr des Ncuerschaffenen mit so sorgender Liebe gedenket, ihm, wann seine Kraft ermattet, eure Fittige leihen, so sei es fortan in eure Macht gegeben, des Sterblichen Loos zu erleichtern. Gehet hinab und gebet ihm durch eure Nähe den Vorgeschmack künftiger Wonnen!" Und alsbald jauchzten die Engel voll hoher Freude und um­ schlangen sich inniger und schwebten vereinigt zur Erde hinab und traten vor des Schlummernden Lager. Frcudenthränen im Auge, legten sie ihre Hände auf des Menschen Brust, wie zu einem stillen Gelübde. „Der du jetzt noch in den Armen des Schlummers liegst, begann der jüngste der Engel, gedenke, wann du einst auf deinem Pfade manchem Ungemach, mancher Klippe begegnest, ge­ denke meines Wortes! Hebe deine Blicke getrost zu mir, und ich werde dir meine Schwingen leihen, denn leicht tragen dich die Fittige der Hoffnung über die Dornen des Augenblicks und führen dich in lichtere Gefilde!" „Und wann einst die Last des Tages zu schwer deinen Nacken darniedcrbcugt, begann der zweite mit dem milden Antlitz, so komm' zu mir, ich will deine Bürde erleichtern. Der Liebe starke, muthigc Schwingen werden dein Leben mit wunderbarer Kraft durchströmen und unermüdlich wirst du das Gute schaffen und fördern und weit mehr vollbringen, als die schwache Hand des Sterblichen zu versprechen vermag!" „Und wann einst Stunden dir nahen, so begann der dritte Engel in leuchtender Hoheit, wo irdischer Schmerz oder selbstver­ schuldetes Unglück dich im Genusse des Friedens und des Glückes zu stören droht, wann du dich von Banden eingeengt fühlest, die du nicht zu lösen vermagst, und, tief verirrt in den Labyrinthen des Lebens, nach Hilfe und Rettung verlangst: dann nimm, o Sterblicher, getrost deine Zuflucht zu mir. Des Glaubens heilige Fittige überwinden jede Erdengcwalt und tragen dich aus Nacht

48

und Dunkel empor zu des ewigen Vaters liebender Brust. Mein Himmel soll in diesem Augenblick der deine, meine selige Kraft die deinige sein, und du wirst geläutert und beruhigt heimkehren

zu der mütterlichen Erde!" Also sprachen die Engel und reichten sich die Hände zum dauernden Bunde. Jehovah aber blickte mit Liebe auf die Ver­

einigten und weihte sie zu den Schutzgeistern der Menschen. lAgnes Franz.)

75. Die Reise durch's Leben.

Ein Wanderer wollte nach einer schönen Stadt reisen,

die

er sehr hatte rühmen hören, und wo er auf immer sein Glück zu

machen hoffte. Als er noch nicht weit gegangen war, kam er auf eine grüne Wiese, wo er auf einmal so viele Wege vor sich

sah, daß er selbst nicht wußte, welchen er wählen sollte. Wie er nun so unentschlossen dastand, trat ein freundlicher Greis zu ihm und fragte ihn, wohin er wolle. Der Wanderer nannte ihm den Ort, und der Greis erbot sich, sein Führer zu fein, wenn er ihm folgen wolle. Aus seinen Augen leuchtete etwas Majestätisches und Liebevolles hervor, welches dem Wanderer sogleich ein solches Zutrauen gegen ihn einflößte, daß er sich keinen Augenblick be­ dachte, sich seiner Führung gänzlich zu überlassen. Sic gingen also mit einander fort. Es war noch früh am Tage, die Sonne schien heiter am Himmel, die Vögel sangen in der Luft, in der Ferne rauschten sanfte Bäche und die Wiese glänzte vom Thau. Ihr Weg schlängelte sich auf weichem Grase durch Blumenfelder hin. Rund umher erblickte man nichts als eine reizende Ebene, außer wann man gerade vor sich hin sah: dann war es, als ob ganz in der Ferne ein kleiner Hügel dämmerte, den man aber wegen seiner

weiten Entfernung nicht bemerken konnte. „Ach, wie schön, rief der Wanderer voll Entzücken aus, wie schön ist diese Gegend und wie angenehm ist der Weg, den wir wandeln!"

„Siehst du in der Ferne jenen Hügel? antwortete der Greis, der liegt auf unserem Wege, und wir müssen ihn nun bald über­ steigen."

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und Dunkel empor zu des ewigen Vaters liebender Brust. Mein Himmel soll in diesem Augenblick der deine, meine selige Kraft die deinige sein, und du wirst geläutert und beruhigt heimkehren

zu der mütterlichen Erde!" Also sprachen die Engel und reichten sich die Hände zum dauernden Bunde. Jehovah aber blickte mit Liebe auf die Ver­

einigten und weihte sie zu den Schutzgeistern der Menschen. lAgnes Franz.)

75. Die Reise durch's Leben.

Ein Wanderer wollte nach einer schönen Stadt reisen,

die

er sehr hatte rühmen hören, und wo er auf immer sein Glück zu

machen hoffte. Als er noch nicht weit gegangen war, kam er auf eine grüne Wiese, wo er auf einmal so viele Wege vor sich

sah, daß er selbst nicht wußte, welchen er wählen sollte. Wie er nun so unentschlossen dastand, trat ein freundlicher Greis zu ihm und fragte ihn, wohin er wolle. Der Wanderer nannte ihm den Ort, und der Greis erbot sich, sein Führer zu fein, wenn er ihm folgen wolle. Aus seinen Augen leuchtete etwas Majestätisches und Liebevolles hervor, welches dem Wanderer sogleich ein solches Zutrauen gegen ihn einflößte, daß er sich keinen Augenblick be­ dachte, sich seiner Führung gänzlich zu überlassen. Sic gingen also mit einander fort. Es war noch früh am Tage, die Sonne schien heiter am Himmel, die Vögel sangen in der Luft, in der Ferne rauschten sanfte Bäche und die Wiese glänzte vom Thau. Ihr Weg schlängelte sich auf weichem Grase durch Blumenfelder hin. Rund umher erblickte man nichts als eine reizende Ebene, außer wann man gerade vor sich hin sah: dann war es, als ob ganz in der Ferne ein kleiner Hügel dämmerte, den man aber wegen seiner

weiten Entfernung nicht bemerken konnte. „Ach, wie schön, rief der Wanderer voll Entzücken aus, wie schön ist diese Gegend und wie angenehm ist der Weg, den wir wandeln!"

„Siehst du in der Ferne jenen Hügel? antwortete der Greis, der liegt auf unserem Wege, und wir müssen ihn nun bald über­ steigen."

49 „O, der ist ja noch weit entfernt, sagte der Wanderer, und wenn wir ihn auch übersteigen müssen, so wird das wohl so gar

mühsam nicht sein, weil es nur ein kleiner, unbedeutender Hügel ist!"

Als sie noch so sprachen, fing der Weg an, etwas unebener

und rauher zu werden, als er im Anfänge war.

Anstatt daß er

sich vorher durch Blumen schlängelte, lief er jetzt oft über spitzige Steine und zwischen stechenden Dornen hin, verlor sich zuweilen in tiefem Sand und kam auf einem dürren, steinigen Erdreich wieder zum Vorschein. Die Sonne stieg höher und begann schon, ihre brennenden Strahlen herabzuschießen. Indeß näherten sie sich auch dem Hügel. Dieser schien sich bei jedem Schritte zu

vergrößern und stellte sich ihnen zuletzt als einen hohen, steilen Berg dar, dessen Anblick den Wanderer schon mit Schrecken erfüllte. Dieser fing nun an kleinmüthig zu werden und fragte seinen Führer, ob sie nicht unten um diesen Berg herum gehen könnten, weil cs doch bei dieser brennenden Sonnenhitze wohl unmöglich wäre, ihn zu übersteigen. „Hier geht gleich ein Weg ab, sagte der Greis, der schlängelt sich unten um den Berg herum. Schon mancher hat mich hier verlassen und diesen Weg erwählt, ist aber nie in die Stadt ge­ kommen, wohin er gedachte, und wohin du jetzt auch gedenkest. Willst du mich hier verlassen, so steht es dir frei; glaubst du aber, daß ich es gut mit dir meine, so folge mir!"

Der Wanderer trauete seinem Führer und folgte ihm. Wie sie an den Berg hinankamen, war er wirklich nicht so schrecklich

steil, wie er ihnen vor Kurzem noch geschienen hatte.

Dessen ungeachtet wollte sich der Wanderer alle Augenblicke ein

wenig ausruhen; sein Führer sprach ihm Muth ein und sagte:

„Sei nur getrost, wir kommen nun bald auf den Gipfel, bergunter Dann kommen wir in ein anmuthiges Thal, wo das reinste Wasser aus dem Felsen quillt, und wo die Bäume mit den schönsten Früchten prangen. Da wollen wir uns wieder erquicken, wenn wir diesen Berg erst werden erstiegen haben!" Wann nun der Wanderer träge und müde wurde, so dachte er an das anmuthige Thal und wurde auf einmal wieder fröhlich und munter. Auf diese Weise erreichten sie bald den wird es schon besser gehen.

Gipfel des Berges. Wittich en, Lesebuch.

d

50 Hier konnten sie nun den ganzen Weg übersehen, welchen sie zurückgelegt hatten; auch konnte man bemerken, wie der Pfad, der sich unten um den Berg herumzog, immer weiter von der rechten Straße abging und zuletzt auf einen tiefen Abgrund zu­ führte, den man nur oben von diesem Berge, unten aber auf dem Wege selbst nicht bemerken konnte.

Da dankte der Wanderer

seinem Führer herzlich, daß er ihm von diesem Wege abgerathen hatte. Vor sich sahen sie nun das anmuthige Thal, das immer näher zu kommen schien; in der Ferne aber war es, als ob sich

noch mehrere Berge zeigten, wovon einer immer höher als der andere war. „Laß dich nicht durch dies anmuthige Thal zu sehr anlocken,

sagte der Greis, und denke, daß wir uns darin doch nur erquicken wollen, damit wir über jene Berge unsern Stab weitersetzen können, denn wir reisen ja nicht, um uns zu erquicken, sondern

wir erquicken uns nur, um weiter zu reisen!" Sie kamen unter angenehmen Gesprächen und süßen Hoff­ nungen in's Thal hinab, setzten sich unter einen Baum und labten sich an der süßen Quelle und an den schönen, reifen Früchten, die sie mit leichter Mühe frisch vom Baume abpflücken konnten. „So angenehm ist der Genuß nach der Arbeit, sagte der Greis, aber die Arbeit nach dem Genusse ist nicht weniger an­ genehm, darum laß uns ausstehen und unsere Reise fortsetzen, denn wir haben noch viele Berge zu übersteigen, ehe wir unser gewünschtes Ziel erreichen!"

Nun ging ihre Reise gut von Statten. Auf jeden steilen Berg, den sie mühsam ersteigen mußten, folgte immer ein kleines, anmuthiges Thal, wo sie sich wieder erquicken konnten, am Abend kehrten sie in die Herberge ein, und am Morgen, sobald die Sonne aufging, waren sic schon wieder reisefertig und machten sich auf den Weg. So legten sie in einigen Tagen eine weite Strecke zurück und trösteten sich mit dem Gedanken, daß sie der Stadt, wohin ihre Wünsche gingen, mm immer näher kämen. Oft schien sich ihr Weg in unabsehbare Krümmungen zu verlieren;

allein ehe man es sich versah, schlängelte er sich wieder schön und gerade vor ihnen auf der Ebene hin. Zuweilen schien es ganz unmöglich, auf einen steilen Berg zu kommen, den sie vor sich sahen; allein ihr Pfad lief unvermerkt an der Seite des Berges

51 durch tausend Krümmungen im Gebüsch hinauf, so daß sie ihn wider alles Vermuthen ganz bequem ersteigen konnten. Einmal aber gingen sie in einem tiefen Grunde, und an beiden Seiten über ihnen hingen große Fclsenstücke, welche alle Augen­ blicke herab zu stürzen drohten. Den Wanderer überrann ein Zagen; allein sein Führer sprach ihm Muth ein und sie kamen glück­ lich durch: Die Felsen stürzten nicht über ihnen zusammen, und die drohende Gefahr verschwand. Nun setzte der Wanderer ein recht volles Vertrauen auf seinen Führer und hätte ihn nicht verlassen, wenn er auch durch's Feuer mit ihm hätte gehen sollen. Eines Tags war es recht heiteres Wetter, und Alles ganz still um sie her; sie hatten einen rauhen Weg zurückgelcgt und wandelten nun aus einer grünen Ebene, wo sie von einer sanften Luft umweht wurden, die nach und nach den Schweiß von ihrer Stirn abtrocknete. Da blickte der Greis den Wanderer freundlich an, und sagte: „Sei getrost! Unsere Reise geht nun bald zu Ende, und ehe du es ahnest, sind wir in unserer geliebten Stadt, wo deine Freunde, die du dort antreffen wirst, sich schon auf deine Ankunft freuen und bereit sind, dich mit offenen Armen zu empfangen. Aber zittere nicht! Wir müssen erst noch durch ein dunkles Thal, wo die Sonne und der Tag vor unsern Blicken verschwinden und der Boden unter unsern Füßen weichen wird; dann halte dich nur fest an mich und fürchte nichts, denn ich werde dich glücklich hindurchführen und bis an den Ort deiner Bestimmung bringen!" Sie waren noch nicht weit gegangen, als sie schon das dunkle Thal erblickten, das sich schwarz und furchtbar vor ihnen eröffnete. Allein der Wanderer stieg an der Hand seines Führers muthig hinab. Und als es immer dunkler um ihn wurde, und die Sonne und der Tag vor seinen Blicken verschwanden, da konnte er seinen Führer fast nicht mehr sehen; er hielt sich fest an ihn, und als der Boden unter seinen Füßen wankte, da bebte er nicht, sondern hielt sich immer fester an seinen Führer, und dieser brachte ihn glück­ lich durch das dunkle Thal hindurch. Plötzlich ging eine schöne Sonne auf, am Himmel glänzte ein heller Tag, und vor ihnen lag die Stadt, das Ziel ihrer Wünsche, in ihrer unbeschreiblichen Schönheit. (Moritz.)

52

76. Des Glückes Unbestand.

Das Glück spielt nur, darum traue nicht! Jst's nicht so? Wenn die Kindlein spielen, machen sie den einen zum König, den andem zum Bauern; diesen zum reichen Mann, jenen zum Bettler. Da trifft sich's oft, daß, wer heute den reichen Mann, morgen den Bettler, wer heute den Bauern, morgen den König spielt. Solch Kinderspiel treibt das Glück mit dir. Heute bringt's zu Ehren, morgen stürzt es in Schande. Heute reich, morgen arm; heute fröhlich, morgen traurig; heute gesund und roth, morgen krank und todt! Mancher weiß sich in dies Spiel nicht zu schicken, meint, seine Herrlichkeit soll ewig währen, und seine Freude soll nie ein Ende nehmen; aber ehe er's meint, ist Alles aus und das Blatt hat sich gewendet. Das Glück ist kugelrund. Niemand steht so fest darin, daß er nicht leicht fallen könnte. Glück und Glas, wie leicht bricht das! Unter Hundert soll man kaum Einen finden, der sich im Glück und Unglück recht schicken könne. Ich will zusehen, daß ich das Mittel treffe. Wenns wohlgeht, will ich mich nicht erheben, sondern gedenken, es könne einmal wieder übel gehen. Wenns übel geht, will ich nicht verzagen; kann's doch einmal besser werden! Das Glück spielt nur, es ist ihm kein Ernst, und Gott ist übers Glück. Was Gott gibt, muß lauter Glück sein, obs die Welt für das Unglück hielte. Was der Himmel schickt, ist der Erde ein Segen, auch Blitz und Donner. (Heinrich Müller.)

77. Die verborgene Wurzel.

Ein Zweifler wandelte still an dem Ufer eines Teiches, grübelte über religiöse Dinge und schien das Verständniß davon aus der Erde lesen zu wollen. Das ist nun freilich die rechte Weise nicht. „Ja, sprach er zu sich selbst, wenn ich nun auch die Werke Gottes sehe, ihn selber seh' ich nicht; wenn ich auch die Welt erblicke, ihren Ursprung fasse ich nicht; wenn ich auch unter den Menschen manches Gute, das doch alle von Gott kommen soll, finde, wo ist dessen Quelle und Wurzel? Muß man doch seine Erkenntniß auf ihren Grund zurückführen können!" Da kam er an das Ende des Teiches, wo unter Gebüsch eine Rasenbank angelegt war. Er setzte sich auf die Bank und sah nachdenkend hinaus über die große Wasserfläche, welche nur

52

76. Des Glückes Unbestand.

Das Glück spielt nur, darum traue nicht! Jst's nicht so? Wenn die Kindlein spielen, machen sie den einen zum König, den andem zum Bauern; diesen zum reichen Mann, jenen zum Bettler. Da trifft sich's oft, daß, wer heute den reichen Mann, morgen den Bettler, wer heute den Bauern, morgen den König spielt. Solch Kinderspiel treibt das Glück mit dir. Heute bringt's zu Ehren, morgen stürzt es in Schande. Heute reich, morgen arm; heute fröhlich, morgen traurig; heute gesund und roth, morgen krank und todt! Mancher weiß sich in dies Spiel nicht zu schicken, meint, seine Herrlichkeit soll ewig währen, und seine Freude soll nie ein Ende nehmen; aber ehe er's meint, ist Alles aus und das Blatt hat sich gewendet. Das Glück ist kugelrund. Niemand steht so fest darin, daß er nicht leicht fallen könnte. Glück und Glas, wie leicht bricht das! Unter Hundert soll man kaum Einen finden, der sich im Glück und Unglück recht schicken könne. Ich will zusehen, daß ich das Mittel treffe. Wenns wohlgeht, will ich mich nicht erheben, sondern gedenken, es könne einmal wieder übel gehen. Wenns übel geht, will ich nicht verzagen; kann's doch einmal besser werden! Das Glück spielt nur, es ist ihm kein Ernst, und Gott ist übers Glück. Was Gott gibt, muß lauter Glück sein, obs die Welt für das Unglück hielte. Was der Himmel schickt, ist der Erde ein Segen, auch Blitz und Donner. (Heinrich Müller.)

77. Die verborgene Wurzel.

Ein Zweifler wandelte still an dem Ufer eines Teiches, grübelte über religiöse Dinge und schien das Verständniß davon aus der Erde lesen zu wollen. Das ist nun freilich die rechte Weise nicht. „Ja, sprach er zu sich selbst, wenn ich nun auch die Werke Gottes sehe, ihn selber seh' ich nicht; wenn ich auch die Welt erblicke, ihren Ursprung fasse ich nicht; wenn ich auch unter den Menschen manches Gute, das doch alle von Gott kommen soll, finde, wo ist dessen Quelle und Wurzel? Muß man doch seine Erkenntniß auf ihren Grund zurückführen können!" Da kam er an das Ende des Teiches, wo unter Gebüsch eine Rasenbank angelegt war. Er setzte sich auf die Bank und sah nachdenkend hinaus über die große Wasserfläche, welche nur

53 leise vom Winde bewegt wurde.

Nah am Ufer war der Teich mit

Schilf und anderen Wasserpflanzen bedeckt.

Da lagen denn auch breite, mattgrüne Blätter platt auf dem Wasser, und auf jedem Blatte blühte eine schöne, weiße

Blume.

Die Blätter schienen frei und los auf der Fläche zu

schwimmen, denn der Stengel und die Wurzel bargen sich tief in

dem Wasser.

„Da ist ja auch, sprach froh der Zweifler zu sich selbst, eine Blüthe, aber die Wurzel sicht man nimmer; doch muß eine solche

da sein, sonst wüchse die Pflanze nicht. Sollte es also nicht auch mit dem Walten Gottes sein?" Unser ganzes Leben und Thun, insofern es gut ist, sproßt aus Gott als seiner verborgenen Wurzel. Sichtbar ist das Werk, unsichtbar der Werkmeister. Dem Almosenspender führt der Un­ sichtbare die Hand, dem Barmherzigen zeigt der Herr den Weg zur Hütte des Elends, dem Tröster legt er goldnc Worte in den Mund. In ihm leben, weben und sind wir, und wenn unser Auge ihn auch nicht sieht, er ist cs doch, der Alles schafft und

erhält!

(Daub.)

78. Die Liebe von reinem Herze«. Willst du die göttlichen Gebote recht treffen und beim Kopfe ergreifen, daß du wissest, was du thun und lassen sollst, so mußt du die Liebe haben, die dahcrfließt aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungefärbtem Glauben. Es ist nicht gethan mit den mancherlei Worten, da alles gestückt und gebettelt ist, sondern es

muß gar da sein, was das Gesetz Gottes haben will, die Liebe, die aus reinem Herzen quillt und ein gut Gewissen und recht­ schaffenen Glauben hat. Das heißt noch

lange nicht rechte Liebe,

daß ich einen

Menschen oder zwei ausmale, die mir gefallen und thun, was ich

will und denselben freundlich und gütig bin und sonst niemand; das ist eine Schalksliebc, wenn ich dem Freund bin, der mir dienen und helfen kann, und hasse den, der nicht mit mir hält, denn da liebe ich niemand denn um meinetwillen, sehe nur auf das, was

mir dient, suche meinen Nutzen, nicht des Nächsten. Ist mein Nächster böse, so soll mich seine Bosheit nicht überwinden, daß

53 leise vom Winde bewegt wurde.

Nah am Ufer war der Teich mit

Schilf und anderen Wasserpflanzen bedeckt.

Da lagen denn auch breite, mattgrüne Blätter platt auf dem Wasser, und auf jedem Blatte blühte eine schöne, weiße

Blume.

Die Blätter schienen frei und los auf der Fläche zu

schwimmen, denn der Stengel und die Wurzel bargen sich tief in

dem Wasser.

„Da ist ja auch, sprach froh der Zweifler zu sich selbst, eine Blüthe, aber die Wurzel sicht man nimmer; doch muß eine solche

da sein, sonst wüchse die Pflanze nicht. Sollte es also nicht auch mit dem Walten Gottes sein?" Unser ganzes Leben und Thun, insofern es gut ist, sproßt aus Gott als seiner verborgenen Wurzel. Sichtbar ist das Werk, unsichtbar der Werkmeister. Dem Almosenspender führt der Un­ sichtbare die Hand, dem Barmherzigen zeigt der Herr den Weg zur Hütte des Elends, dem Tröster legt er goldnc Worte in den Mund. In ihm leben, weben und sind wir, und wenn unser Auge ihn auch nicht sieht, er ist cs doch, der Alles schafft und

erhält!

(Daub.)

78. Die Liebe von reinem Herze«. Willst du die göttlichen Gebote recht treffen und beim Kopfe ergreifen, daß du wissest, was du thun und lassen sollst, so mußt du die Liebe haben, die dahcrfließt aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungefärbtem Glauben. Es ist nicht gethan mit den mancherlei Worten, da alles gestückt und gebettelt ist, sondern es

muß gar da sein, was das Gesetz Gottes haben will, die Liebe, die aus reinem Herzen quillt und ein gut Gewissen und recht­ schaffenen Glauben hat. Das heißt noch

lange nicht rechte Liebe,

daß ich einen

Menschen oder zwei ausmale, die mir gefallen und thun, was ich

will und denselben freundlich und gütig bin und sonst niemand; das ist eine Schalksliebc, wenn ich dem Freund bin, der mir dienen und helfen kann, und hasse den, der nicht mit mir hält, denn da liebe ich niemand denn um meinetwillen, sehe nur auf das, was

mir dient, suche meinen Nutzen, nicht des Nächsten. Ist mein Nächster böse, so soll mich seine Bosheit nicht überwinden, daß

54 ich zufahre und ihm Böses thue oder wünsche. Denn was ist damit geholfen? Ich mache ihn nur ärger und werde selbst nicht frömmer. Aber das hilft, daß ich ihm alles Gute gönne und er­ zeige, daß ich damit ihn bessere oder wenigstens mein Herz rein bleibe. Wohl ist es wahr, daß der Fromme lieblicher ist und sich natürlich jedermann zu ihm hält und wiederum sich scheut vor wilden, bösen Leuten. Aber das ist noch nicht die rechte christ­ liche Liebe. Die rechte Liebe soll eine quellende Liebe sein, von inwendig aus dem Herzen, wie ein frisches Bächlein, das sich nicht aufhalten läßt. Da geht sie reichlich heraus und ist jedermann offen, der ihrer bedarf, und trifft beide, Gute und Böse, Freund und Feind. Nimm das Wort Gottes vor dich: Du sollst deinen Nächsten lieben, als dich selbst; das wird dein Herz rein waschen von Eigen­ nutz. Also ist Gottes Wort Ursach, Grund und Boden der Liebe von Herzen und aller guten Werke, wenn sie Gott gefallen sollen. Auch vor den Leuten gilt es nicht, wenn man ein Werk thut ohne Herz, aus Heuchelei; wie viel mehr muß vor Gott ein solches Herz sein, das um seines Wortes willen Alles thut. Da­ raus werden feine Leute, zu allen guten Werken geschickt, die mit Lust und Liebe Gott dienen und ihm gefallen; denn die Quelle ist gut, nicht von außen geschöpft noch hinein getragen. (Luther.)

79. Nächstenliebe. Denke nicht leicht Arges von bcni Nächsten, es ist wider die Liebe. Bilde dir nicht deinen Nächsten so und so ein; er kann vielleicht anders sein, du bist ja kein Herzenskundiger. Argwohn ist blind, irrt und trügt. Wie übel gehts, wenn ein Blinder den andern leitet. Hoffe nach der Liebe das Beste vom Nächsten, ob dir gleich ein Widriges von ihm in den Sinn kommt. Fürs Andere: Kannst du dich selbst nicht überwinden und des Arg­ wohns entschlagen, hüte dich, daß du nicht Arges vom Nächsten redest und ihn dadurch bei Andern verdächtig machst. Es ist fürwahr wider alle Ehrbarkeit und christliche Liebe, wenn man sagt: Mich dünkt, der Mensch sei so oder so. So aber drittens sich jemand unterstünde, Argwohn bei dir anzurichten, leih ihm dein Ohr nicht, sprich: Ich kanns nicht glauben, ich will meinen

54 ich zufahre und ihm Böses thue oder wünsche. Denn was ist damit geholfen? Ich mache ihn nur ärger und werde selbst nicht frömmer. Aber das hilft, daß ich ihm alles Gute gönne und er­ zeige, daß ich damit ihn bessere oder wenigstens mein Herz rein bleibe. Wohl ist es wahr, daß der Fromme lieblicher ist und sich natürlich jedermann zu ihm hält und wiederum sich scheut vor wilden, bösen Leuten. Aber das ist noch nicht die rechte christ­ liche Liebe. Die rechte Liebe soll eine quellende Liebe sein, von inwendig aus dem Herzen, wie ein frisches Bächlein, das sich nicht aufhalten läßt. Da geht sie reichlich heraus und ist jedermann offen, der ihrer bedarf, und trifft beide, Gute und Böse, Freund und Feind. Nimm das Wort Gottes vor dich: Du sollst deinen Nächsten lieben, als dich selbst; das wird dein Herz rein waschen von Eigen­ nutz. Also ist Gottes Wort Ursach, Grund und Boden der Liebe von Herzen und aller guten Werke, wenn sie Gott gefallen sollen. Auch vor den Leuten gilt es nicht, wenn man ein Werk thut ohne Herz, aus Heuchelei; wie viel mehr muß vor Gott ein solches Herz sein, das um seines Wortes willen Alles thut. Da­ raus werden feine Leute, zu allen guten Werken geschickt, die mit Lust und Liebe Gott dienen und ihm gefallen; denn die Quelle ist gut, nicht von außen geschöpft noch hinein getragen. (Luther.)

79. Nächstenliebe. Denke nicht leicht Arges von bcni Nächsten, es ist wider die Liebe. Bilde dir nicht deinen Nächsten so und so ein; er kann vielleicht anders sein, du bist ja kein Herzenskundiger. Argwohn ist blind, irrt und trügt. Wie übel gehts, wenn ein Blinder den andern leitet. Hoffe nach der Liebe das Beste vom Nächsten, ob dir gleich ein Widriges von ihm in den Sinn kommt. Fürs Andere: Kannst du dich selbst nicht überwinden und des Arg­ wohns entschlagen, hüte dich, daß du nicht Arges vom Nächsten redest und ihn dadurch bei Andern verdächtig machst. Es ist fürwahr wider alle Ehrbarkeit und christliche Liebe, wenn man sagt: Mich dünkt, der Mensch sei so oder so. So aber drittens sich jemand unterstünde, Argwohn bei dir anzurichten, leih ihm dein Ohr nicht, sprich: Ich kanns nicht glauben, ich will meinen

55

Nächsten erst drum fragen, man lügt viel auf die Leute; also wird mancher Sünde gewehrt und es bleibt Friede. (Heinrich Müller.)

80. Das ABC. Ein Naturforscher saß mit einem Freunde in seinem Gemache, und besprach sich mit ihm über verschiedene Gegenstände der Natur, als Adolf, ein Knabe von 6 Jahren, freudig herein­ sprang, auf seinen Vater zueiltc, ihm sein ABC-Buch hinreichte und jubelnd ausricf: Vater, überhöre mich, ich kann das ganze ABC! Der Vater belobte sein emsiges Söhnlein, gab ihm einen Kuß, und munterte cs zu fernerem Fleiße auf; der Freund aber, der gegenwärtig war, lächelte über 'die große Freude des Knaben. Der Naturforscher aber faßte seinen Freund bei der Hand, und sprach: „Lächle nicht über den Knaben, der voll der Freude ist, weil er das ABC kann. Freuen wir uns denn nicht auch, wenn wir etwas Neues entdeckt haben, und ist all' unser Wissen nicht ebenso wenig in den Augen des Allweisen als das ABC dieses Knaben in den Unsrigcn? (Georg Joseph Keller.)

81. Das Samenkorn. Jedes Samenkorn, es sei auch noch so klein, ist merkwürdig durch seine Beschaffenheit. Es besteht aus einem weißen mehl­ artigen Kern und aus einer Schale, die den Kern überzieht, um ihn zu schützen. Zwischen dieser harten Schale und dem zarten Kern liegt noch eine feine Haut, damit die feste Schale den Kern nicht drücken möge. So hüllt eine liebende Mutter ihr zartes Kind in mehrere Tücher ein, um es zu schonen, und legt die feinsten Tücher gern zunächst um des Kindes Glieder. Welche Fürsorge 'des Schöpfers für das Allerkleinste in seiner Natur! Wie manche Eltern haben für ihre eigenen Kinder und deren Gesundheit nicht so viel Sorgfalt', als Gott für das Leben des kleinsten, oft kaum dem Auge sichtbaren Samenkorns der gemeinsten Pflanze! Aber auch das Innere des Samenkörnleins ist merkwürdig. Man entdeckt darin einen kleinen erhabenen Punkt; es ist der Keim der zukünftigen Pflanze, der erste Anfang zum Kornhalm

55

Nächsten erst drum fragen, man lügt viel auf die Leute; also wird mancher Sünde gewehrt und es bleibt Friede. (Heinrich Müller.)

80. Das ABC. Ein Naturforscher saß mit einem Freunde in seinem Gemache, und besprach sich mit ihm über verschiedene Gegenstände der Natur, als Adolf, ein Knabe von 6 Jahren, freudig herein­ sprang, auf seinen Vater zueiltc, ihm sein ABC-Buch hinreichte und jubelnd ausricf: Vater, überhöre mich, ich kann das ganze ABC! Der Vater belobte sein emsiges Söhnlein, gab ihm einen Kuß, und munterte cs zu fernerem Fleiße auf; der Freund aber, der gegenwärtig war, lächelte über 'die große Freude des Knaben. Der Naturforscher aber faßte seinen Freund bei der Hand, und sprach: „Lächle nicht über den Knaben, der voll der Freude ist, weil er das ABC kann. Freuen wir uns denn nicht auch, wenn wir etwas Neues entdeckt haben, und ist all' unser Wissen nicht ebenso wenig in den Augen des Allweisen als das ABC dieses Knaben in den Unsrigcn? (Georg Joseph Keller.)

81. Das Samenkorn. Jedes Samenkorn, es sei auch noch so klein, ist merkwürdig durch seine Beschaffenheit. Es besteht aus einem weißen mehl­ artigen Kern und aus einer Schale, die den Kern überzieht, um ihn zu schützen. Zwischen dieser harten Schale und dem zarten Kern liegt noch eine feine Haut, damit die feste Schale den Kern nicht drücken möge. So hüllt eine liebende Mutter ihr zartes Kind in mehrere Tücher ein, um es zu schonen, und legt die feinsten Tücher gern zunächst um des Kindes Glieder. Welche Fürsorge 'des Schöpfers für das Allerkleinste in seiner Natur! Wie manche Eltern haben für ihre eigenen Kinder und deren Gesundheit nicht so viel Sorgfalt', als Gott für das Leben des kleinsten, oft kaum dem Auge sichtbaren Samenkorns der gemeinsten Pflanze! Aber auch das Innere des Samenkörnleins ist merkwürdig. Man entdeckt darin einen kleinen erhabenen Punkt; es ist der Keim der zukünftigen Pflanze, der erste Anfang zum Kornhalm

55

Nächsten erst drum fragen, man lügt viel auf die Leute; also wird mancher Sünde gewehrt und es bleibt Friede. (Heinrich Müller.)

80. Das ABC. Ein Naturforscher saß mit einem Freunde in seinem Gemache, und besprach sich mit ihm über verschiedene Gegenstände der Natur, als Adolf, ein Knabe von 6 Jahren, freudig herein­ sprang, auf seinen Vater zueiltc, ihm sein ABC-Buch hinreichte und jubelnd ausricf: Vater, überhöre mich, ich kann das ganze ABC! Der Vater belobte sein emsiges Söhnlein, gab ihm einen Kuß, und munterte cs zu fernerem Fleiße auf; der Freund aber, der gegenwärtig war, lächelte über 'die große Freude des Knaben. Der Naturforscher aber faßte seinen Freund bei der Hand, und sprach: „Lächle nicht über den Knaben, der voll der Freude ist, weil er das ABC kann. Freuen wir uns denn nicht auch, wenn wir etwas Neues entdeckt haben, und ist all' unser Wissen nicht ebenso wenig in den Augen des Allweisen als das ABC dieses Knaben in den Unsrigcn? (Georg Joseph Keller.)

81. Das Samenkorn. Jedes Samenkorn, es sei auch noch so klein, ist merkwürdig durch seine Beschaffenheit. Es besteht aus einem weißen mehl­ artigen Kern und aus einer Schale, die den Kern überzieht, um ihn zu schützen. Zwischen dieser harten Schale und dem zarten Kern liegt noch eine feine Haut, damit die feste Schale den Kern nicht drücken möge. So hüllt eine liebende Mutter ihr zartes Kind in mehrere Tücher ein, um es zu schonen, und legt die feinsten Tücher gern zunächst um des Kindes Glieder. Welche Fürsorge 'des Schöpfers für das Allerkleinste in seiner Natur! Wie manche Eltern haben für ihre eigenen Kinder und deren Gesundheit nicht so viel Sorgfalt', als Gott für das Leben des kleinsten, oft kaum dem Auge sichtbaren Samenkorns der gemeinsten Pflanze! Aber auch das Innere des Samenkörnleins ist merkwürdig. Man entdeckt darin einen kleinen erhabenen Punkt; es ist der Keim der zukünftigen Pflanze, der erste Anfang zum Kornhalm

56 wie zum Eichbaum. Also auch die mehligen Theile sind wieder nur eine Hülle; sie dienen dem jungen Keim als erste Nahrung, lange er noch keine Wurzeln und Blätter gebildet hat, um Nahrung und Licht und Erde cinzusaugen. Sie sind dem jungen Pflanzenkinde gleichsam die erste Muttermilch, durch welche es er­ halten wird, bis es fähig ist, stärkere Kost zu genießen. Wenn

so

nun im Frühjahr die Strahlen der Sonne den aufgethauten Erdboden durchwärmen, regt sich der wohlverwahrte Keim und schwillt von der Nahrung, so daß die ihn umgebende Schale platzt und er hervordringen kann. Die Kraft, welche dieser schwache

Keim hat, ist staunenswerth, sie vermag den Widerstand eines starken Gewichts zu überwinden. Woher diese außerordentliche Stärke, wie kann solche Kraft in einem so zarten Keime wohnen, den der Finger eines Kindes zerstört?

Der scharfsinnigste Künstler auf Erden und der gewaltigste der Fürsten, dessen Winken Millionen gehorchen, können sie ein

(Zschokke.)

einziges Körnlein machen?

82. Gott in der Natur. Die durchgreifende Ordnung

und Gesetzmäßigkeit in allen

Naturerscheinungen, die unerschöpfliche Kraft, die Lebensfülle und der Jdeenreichthum in den zahllosen Naturgcbilden, die wunder­

bare Harmonie in der Sternen- wie in der Atomenwelt, die höhere

Einheit in der reichgegliederten Mannigfaltigkeit: dieses tausend­ stimmige Zeugniß von dem Leben des Höchsten ist das beste Mittel zur Veranschaulichung seiner Majestät. Wie unsere Hochachtung vor dem Erfinder eines menschlichen Kunstwerkes in dem Maße steigt, je klarer wir den Plan und Grundgedanken des Meisters in der Anlage und Ausführung des Werkes erfassen: so wächst auch unsere Bewunderung des Schöpfers aller Welten mit der gründlicheren Erkenntniß seiner Werke. Erhabener als jedes menschliche Kunstwerk ist der Tempel der Schöpfung. Die Blumenteppiche der Erde sind sein Boden, das Himmelsgewölbe ist seine Decke, die Alpenspitzen sind seine Altäre, die Sonne ist des Tempels Kronleuchter, das Weltmeer ist sein Weihgefäß. Myriaden leuchtender Welten umschweben

den Thron des Höchsten, Wesen ohne Zahl sind die Herolde seiner

56 wie zum Eichbaum. Also auch die mehligen Theile sind wieder nur eine Hülle; sie dienen dem jungen Keim als erste Nahrung, lange er noch keine Wurzeln und Blätter gebildet hat, um Nahrung und Licht und Erde cinzusaugen. Sie sind dem jungen Pflanzenkinde gleichsam die erste Muttermilch, durch welche es er­ halten wird, bis es fähig ist, stärkere Kost zu genießen. Wenn

so

nun im Frühjahr die Strahlen der Sonne den aufgethauten Erdboden durchwärmen, regt sich der wohlverwahrte Keim und schwillt von der Nahrung, so daß die ihn umgebende Schale platzt und er hervordringen kann. Die Kraft, welche dieser schwache

Keim hat, ist staunenswerth, sie vermag den Widerstand eines starken Gewichts zu überwinden. Woher diese außerordentliche Stärke, wie kann solche Kraft in einem so zarten Keime wohnen, den der Finger eines Kindes zerstört?

Der scharfsinnigste Künstler auf Erden und der gewaltigste der Fürsten, dessen Winken Millionen gehorchen, können sie ein

(Zschokke.)

einziges Körnlein machen?

82. Gott in der Natur. Die durchgreifende Ordnung

und Gesetzmäßigkeit in allen

Naturerscheinungen, die unerschöpfliche Kraft, die Lebensfülle und der Jdeenreichthum in den zahllosen Naturgcbilden, die wunder­

bare Harmonie in der Sternen- wie in der Atomenwelt, die höhere

Einheit in der reichgegliederten Mannigfaltigkeit: dieses tausend­ stimmige Zeugniß von dem Leben des Höchsten ist das beste Mittel zur Veranschaulichung seiner Majestät. Wie unsere Hochachtung vor dem Erfinder eines menschlichen Kunstwerkes in dem Maße steigt, je klarer wir den Plan und Grundgedanken des Meisters in der Anlage und Ausführung des Werkes erfassen: so wächst auch unsere Bewunderung des Schöpfers aller Welten mit der gründlicheren Erkenntniß seiner Werke. Erhabener als jedes menschliche Kunstwerk ist der Tempel der Schöpfung. Die Blumenteppiche der Erde sind sein Boden, das Himmelsgewölbe ist seine Decke, die Alpenspitzen sind seine Altäre, die Sonne ist des Tempels Kronleuchter, das Weltmeer ist sein Weihgefäß. Myriaden leuchtender Welten umschweben

den Thron des Höchsten, Wesen ohne Zahl sind die Herolde seiner

57 Macht; aber der Himmel und aller Himmel Himmel vermögen die Majestät des Hocherhabenen nicht zu umfassen. Ernst und mild durchschreitet der Ewige das unermeßliche Vaterhaus. Mit unberechenbarer Gewalt hob er die Alpen aus den Abgründen der Erde empor; zur donnernden Brandung der Meere sprach er: Bis hicher und nicht weiter! Stürme und Feuerflammen, Erdbeben und Bergstürze, Wolkenbrüche, Blitze und Donncrhalle, Sonnenschein und Regen, Schnee und Reif, sowie der milde Hauch des Frühlings mit dem Zauber der aufbrechenden Blüthenknospen, auch der perlende Thau, der im zarten Grün des Grases zittert, das Blau des Himmels, die Pracht des Regenbogens, das Glühen der Alpen und der würzige Duft von tausend mal tausend blühenden Ge­ wächsen — kurz, alle Erscheinungen der Natur, alle Kräfte und Gesetze, alle Formen und Gestalten und aller Wesen Heere ge­ horchen seinem Willen, sie preisen seine Ehre. Die ganze weite Schöpfung ist eine überwältigende Harmonie zur Anbetung des Herrn aller Welten, des Vaters aller Wesen. (Böhner.)

83. Der Instinkt. In den Leistungen des Instinkts, die sich bei den Thieren als ein Zug in die Ferne zum Auffinden der Nahrung und als Kunstsinn im Fertigen der Gewebe und Wohngebäude, als Fertig­ keit der jungen Thiere das zur Lebenserhaltung Nothwendige ohne Anleitung zu verrichten, als richtige Auswahl des dem Leben Förderlichen und Vermeidung des Schädlichen ohne vorherige Erfahrung oder Ueberlcgung kundgeben, offenbart sich in schöner Weise die ewige, alles durchwaltende göttliche Vernunft. Ein Hühnchen, das nicht von der Mutter, sondern von der Lampen­ wärme eines Brütofens ausgebrütct war, erblickte, als es so eben sich aus der Schale des Eies herausgearbeitet hatte, eine Spinne, sprang sogleich zu ihr hin und ergriff dieselbe so geschickt, als ob es schon lange im Jnsektenfang geübt wäre. Wenn die Jungen der Seeschildkröte in dem Bette des Sandes, das ihre Geburts­ stätte war, aus dem Ei gekrochen sind, dann eilen sie sogleich in gerader Richtung auf das Meer zu. Man mag sic während dieses Laufes drehen und wenden wie man will, kann sie hinter Mauern

57 Macht; aber der Himmel und aller Himmel Himmel vermögen die Majestät des Hocherhabenen nicht zu umfassen. Ernst und mild durchschreitet der Ewige das unermeßliche Vaterhaus. Mit unberechenbarer Gewalt hob er die Alpen aus den Abgründen der Erde empor; zur donnernden Brandung der Meere sprach er: Bis hicher und nicht weiter! Stürme und Feuerflammen, Erdbeben und Bergstürze, Wolkenbrüche, Blitze und Donncrhalle, Sonnenschein und Regen, Schnee und Reif, sowie der milde Hauch des Frühlings mit dem Zauber der aufbrechenden Blüthenknospen, auch der perlende Thau, der im zarten Grün des Grases zittert, das Blau des Himmels, die Pracht des Regenbogens, das Glühen der Alpen und der würzige Duft von tausend mal tausend blühenden Ge­ wächsen — kurz, alle Erscheinungen der Natur, alle Kräfte und Gesetze, alle Formen und Gestalten und aller Wesen Heere ge­ horchen seinem Willen, sie preisen seine Ehre. Die ganze weite Schöpfung ist eine überwältigende Harmonie zur Anbetung des Herrn aller Welten, des Vaters aller Wesen. (Böhner.)

83. Der Instinkt. In den Leistungen des Instinkts, die sich bei den Thieren als ein Zug in die Ferne zum Auffinden der Nahrung und als Kunstsinn im Fertigen der Gewebe und Wohngebäude, als Fertig­ keit der jungen Thiere das zur Lebenserhaltung Nothwendige ohne Anleitung zu verrichten, als richtige Auswahl des dem Leben Förderlichen und Vermeidung des Schädlichen ohne vorherige Erfahrung oder Ueberlcgung kundgeben, offenbart sich in schöner Weise die ewige, alles durchwaltende göttliche Vernunft. Ein Hühnchen, das nicht von der Mutter, sondern von der Lampen­ wärme eines Brütofens ausgebrütct war, erblickte, als es so eben sich aus der Schale des Eies herausgearbeitet hatte, eine Spinne, sprang sogleich zu ihr hin und ergriff dieselbe so geschickt, als ob es schon lange im Jnsektenfang geübt wäre. Wenn die Jungen der Seeschildkröte in dem Bette des Sandes, das ihre Geburts­ stätte war, aus dem Ei gekrochen sind, dann eilen sie sogleich in gerader Richtung auf das Meer zu. Man mag sic während dieses Laufes drehen und wenden wie man will, kann sie hinter Mauern

58 und Sandhügel verstecken, die ihnen den geraden Weg abschneiden, immer wenden sie sich wieder der Richtung nach dem Meere zu. Kaum ist die Ameise aus ihrer Puppenhülle, dem sogenannten Ameisenei, gekrochen, da geht sic auch ungesäumt, wenn sie vom Geschlecht der Arbeiterinnen ist, mit ihren älteren Genossinnen auf das Geschäft des Sammelns und Eintragens von Nahrungs­ stoffen für die hilflosen kleinen Larven ihrer Gemeinde aus und

hilft emsig am Bauen der Wohnung, wie beim Hin- und Her­ tragen der Puppen und der eigentlichen Eier; ist sie dagegen nicht von dem

Geschlecht

der Arbeiterinnen,

sondern von dem der

Männchen oder der vollkommenen Weibchen, so läßt sie sich von der Geschäftigkeit jener nicht hinreißen, sondern eilt mitten durch

sie hindurch ins Freie, wo sie sich mit ihren zarten Flügeln zum Schwärmen in die Luft erhebt. Wie vernünftig leitet hier der Instinkt!

Da ist weder Zufall noch Willkühr im Spiele,

aber

ebenso wenig auch eine Uebcrlcgung oder Berechnung des Thieres. Es ist die göttliche Weisheit, die hier für das Thier denkt und

im angeborenen Instinkte wirkt.

(Nach Schubert.)

84. Mensch und Thier. Die Vorsehung hat den Menschen mit höheren Fähigkeiten

des Geistes begabt, als sie die entwickeltesten Thiergeschlechte be­ sitzen. Sie verlieh ihm die Gabe des denkenden Unterscheidens und damit zugleich die Gabe der Sprache, sie gab ihm den sich selbst nach Gründen bestimmenden Willen, sie rüstete ihn aus mit der Fähigkeit der bildenden Phantasie und des ahnenden Gemüths. Dennoch wäre der Mensch nur ein hülfloses, erbärmliches Geschöpf geblieben, wenn seine Glieder gleich denen der Thiere ihm nur

zum Graben oder auch zur Ver­ theidigung und zum Angriff hätten dienen können. Aber dieselbe Vorsehung hat seinen Leib so eingerichtet, daß die oberen Glied­ maßen befähigt sind, die Diener seiner Denkkraft, die Vollstrecker seines Willens, die Ausführer seiner Ideen zu sein. Zwar haben die Gliedmaßen der Affen einige Ähnlichkeit mit denen des

zur Bewegung, zum Klettern,

Menschen, aber eine nähere Betrachtung ihres inneren Baues läßt uns sogleich eine bedeutende Verschiedenheit zwischen beiden

erkennen. So vermag der Affe nicht die Hohlhand ganz nach außen zu kehren und den Daumen, der überdies kürzer ist, nach

58 und Sandhügel verstecken, die ihnen den geraden Weg abschneiden, immer wenden sie sich wieder der Richtung nach dem Meere zu. Kaum ist die Ameise aus ihrer Puppenhülle, dem sogenannten Ameisenei, gekrochen, da geht sic auch ungesäumt, wenn sie vom Geschlecht der Arbeiterinnen ist, mit ihren älteren Genossinnen auf das Geschäft des Sammelns und Eintragens von Nahrungs­ stoffen für die hilflosen kleinen Larven ihrer Gemeinde aus und

hilft emsig am Bauen der Wohnung, wie beim Hin- und Her­ tragen der Puppen und der eigentlichen Eier; ist sie dagegen nicht von dem

Geschlecht

der Arbeiterinnen,

sondern von dem der

Männchen oder der vollkommenen Weibchen, so läßt sie sich von der Geschäftigkeit jener nicht hinreißen, sondern eilt mitten durch

sie hindurch ins Freie, wo sie sich mit ihren zarten Flügeln zum Schwärmen in die Luft erhebt. Wie vernünftig leitet hier der Instinkt!

Da ist weder Zufall noch Willkühr im Spiele,

aber

ebenso wenig auch eine Uebcrlcgung oder Berechnung des Thieres. Es ist die göttliche Weisheit, die hier für das Thier denkt und

im angeborenen Instinkte wirkt.

(Nach Schubert.)

84. Mensch und Thier. Die Vorsehung hat den Menschen mit höheren Fähigkeiten

des Geistes begabt, als sie die entwickeltesten Thiergeschlechte be­ sitzen. Sie verlieh ihm die Gabe des denkenden Unterscheidens und damit zugleich die Gabe der Sprache, sie gab ihm den sich selbst nach Gründen bestimmenden Willen, sie rüstete ihn aus mit der Fähigkeit der bildenden Phantasie und des ahnenden Gemüths. Dennoch wäre der Mensch nur ein hülfloses, erbärmliches Geschöpf geblieben, wenn seine Glieder gleich denen der Thiere ihm nur

zum Graben oder auch zur Ver­ theidigung und zum Angriff hätten dienen können. Aber dieselbe Vorsehung hat seinen Leib so eingerichtet, daß die oberen Glied­ maßen befähigt sind, die Diener seiner Denkkraft, die Vollstrecker seines Willens, die Ausführer seiner Ideen zu sein. Zwar haben die Gliedmaßen der Affen einige Ähnlichkeit mit denen des

zur Bewegung, zum Klettern,

Menschen, aber eine nähere Betrachtung ihres inneren Baues läßt uns sogleich eine bedeutende Verschiedenheit zwischen beiden

erkennen. So vermag der Affe nicht die Hohlhand ganz nach außen zu kehren und den Daumen, der überdies kürzer ist, nach

59 außen zu halten, wodurch er gegen den Menschen im Nachtheil ist;

auch

ist die

selbständige Beweglichkeit

Affen ungleich beschränkter als beim Menschen,

und Streckung

immer

der Finger beim indem Beugung

gemeinschaftlich vollführt werden müssen,

und vermöchte der Affe daher, auch wenn er Intelligenz besäße, es keineswegs, die wunderbaren Arbeiten der menschlichen Hand

auszuführen. Ebenso weisen die schmächtigen Hüftbeine, die schmalen, mit langen beweglichen Zehen versehenen Füße, welche die aufrechte Stellung unsicher machen, und die tief unten ansctzenden Schenkel­ muskeln, welche dem Affen nicht erlauben, die Kniee zu strecken, darauf hin, daß derselbe nicht zum aufrechten Gehen bestimmt ist. Auch in den Muskeln des Gcsichks drückt sich der wesentliche

Unterschied zwischen dem Affen und Menschen aus; während die­ selben nämlich bei dem letzter» einzeln einer selbständigen Be­ wegung fähig sind und daher die inneren Regungen der Seele getreu wicderzugebcn vermögen, finden sich bei dem Affen haupt­ sächlich nur zwei starke Muskclpartien, welche das Zähnefletschen bewirken, und ein Muskel, dessen Bestimmung cs ist, den Mund zu spitzen, so daß er nur widerliche Grimassen zu schneiden vermag. So ist der Mensch auch körperlich allein dazu befähigt, sich über die Natur zu erheben, ein selbständiges geistiges Leben zu führen und die Erde zu beherrschen. Mit dem Geiste erfindet er Werk­ zeuge, mit der Hand schafft und benützt er sie. Seine nackte Haut läßt ihn schutzlos gegen die Einflüsse der Witterung, aber seine kunstfertige Hand ersetzt ihm diesen Mangel durch die Kleidungs­ stoffe, welche sic wirkt; sein schwacher Arm vermag nicht mit den Thieren des Waldes zu kämpfen, aber mit sicherer Hand schnellt er den mörderischen Pfeil oder die fcrntreffcnde Kugel; er kann nur unvollkommen schwimmen, aber mit schwellenden Segeln ver­ folgt er die Fische und Säugethicre des Meeres bis in die ent­ ferntesten Schlupfwinkel; es fehlen ihm die Grabfüßc des Maul­

wurfs, aber tief in die Erde senkt er seine kunstreichen Schachte

und macht sich zum Herrn ihrer verborgenen Schätze; vergebens hemmen Flüsse und Berge seinen Laus, er spannt seine Brücken über den reißenden Strom und sprengt seine Tunnel durch den widerspenstigen Felsen. Und dieselbe Hand, die ihm zu dieser Macht und Herrschaft verhilft, entlockt der Saite ihre lieblichsten

Töne, zaubert auf die Leinwand alle Bilder der Natur und bildet

60 aus dem rohen Marmor erhabene Gestalten. So hat ihn die Vorsehung zum Haupte und zur Krone der Schöpfung bestimmt.

(Nach Hartwig.) 85. Das Ewige im Menschen.

Von allen den Stoffen, aus denen sich unsere Seele ihren Leib bildet, bleibt auch nicht Eines im Verlauf der Tage oder der

Jahre unseres Lebens unverändert; es kommt neuer Nahrungs­ stoff in den Leib herein und wird zu neuem Blut, zu neuem Fleisch verarbeitet, das alte aber wird aufgelöst und aus dem Leibe ent­ fernt; selbst der feste Knochen ist von dieser rastlos fortgehenden

Verwandlung nicht ausgeschlossen. Dagegen bleibt der Stoff unserer Erinnerungen derselbe; diese altern und welken nicht mit den Gliedern zugleich dahin, sondern die Erinnerungen aus der Kindheit und frischen Jugendzeit sind gerade die lebendigsten und kräftigsten, ja in der Welt unserer Erinnerungen und Gedanken stehen Wesen da, welche älter sind als die hohen ägyptischen Pyra­ miden, älter denn die dickstämmigcn Adansonien am Senegal, und welche unverändert als dieselben werden stehen bleiben, wenn jene Pyramiden und Bäume nicht mehr sind. Das Wirken solcher Wunderwerke wird unserm Geiste durch die Sprache mög­ lich. In Schrift und Sprache vernehmen wir die Kunde von dem Leben und den Thaten der ältesten Väter unseres Geschlechtes, von dem Thun und den Schicksalen der Könige, welche die Pyra­ miden bauten; was wir von den Thaten eines Alexander des Macedoniers, eines Kaisers Augustus lesen und hören, das nimmt in unserer Seele die feste Gestalt der Vorstellungen und Erinne­ rungen an, es wird und bleibt da so frisch, als sei es erst heute oder gestern vor unseren Augen geschehen. Doch diese unsere innere Welt umfaßt noch ein anderes, unendlich höheres Reich des Da­ seins, es umfaßt die Erkenntniß des Schöpfers und seiner Thaten, die Erkenntniß der Ewigkeit.

In dem Vermögen unseres Geistes,

die Gedanken der Ewigkeit zu denken, Gott nach dem Maße unseres

kreatürlichen Verständnisses zu erkennen, liegt die gewisseste Bürg­

schaft für eine Fortdauer unseres Wesens auch nach dem Tode des Leibes, für ein ewiges Fortleben des Geistes; denn nur das nach seinem Maße Gleichartige vermag das Gleichartige zu er­ kennen.

Wäre unser denkender Geist nicht von ewiger göttlicher

60 aus dem rohen Marmor erhabene Gestalten. So hat ihn die Vorsehung zum Haupte und zur Krone der Schöpfung bestimmt.

(Nach Hartwig.) 85. Das Ewige im Menschen.

Von allen den Stoffen, aus denen sich unsere Seele ihren Leib bildet, bleibt auch nicht Eines im Verlauf der Tage oder der

Jahre unseres Lebens unverändert; es kommt neuer Nahrungs­ stoff in den Leib herein und wird zu neuem Blut, zu neuem Fleisch verarbeitet, das alte aber wird aufgelöst und aus dem Leibe ent­ fernt; selbst der feste Knochen ist von dieser rastlos fortgehenden

Verwandlung nicht ausgeschlossen. Dagegen bleibt der Stoff unserer Erinnerungen derselbe; diese altern und welken nicht mit den Gliedern zugleich dahin, sondern die Erinnerungen aus der Kindheit und frischen Jugendzeit sind gerade die lebendigsten und kräftigsten, ja in der Welt unserer Erinnerungen und Gedanken stehen Wesen da, welche älter sind als die hohen ägyptischen Pyra­ miden, älter denn die dickstämmigcn Adansonien am Senegal, und welche unverändert als dieselben werden stehen bleiben, wenn jene Pyramiden und Bäume nicht mehr sind. Das Wirken solcher Wunderwerke wird unserm Geiste durch die Sprache mög­ lich. In Schrift und Sprache vernehmen wir die Kunde von dem Leben und den Thaten der ältesten Väter unseres Geschlechtes, von dem Thun und den Schicksalen der Könige, welche die Pyra­ miden bauten; was wir von den Thaten eines Alexander des Macedoniers, eines Kaisers Augustus lesen und hören, das nimmt in unserer Seele die feste Gestalt der Vorstellungen und Erinne­ rungen an, es wird und bleibt da so frisch, als sei es erst heute oder gestern vor unseren Augen geschehen. Doch diese unsere innere Welt umfaßt noch ein anderes, unendlich höheres Reich des Da­ seins, es umfaßt die Erkenntniß des Schöpfers und seiner Thaten, die Erkenntniß der Ewigkeit.

In dem Vermögen unseres Geistes,

die Gedanken der Ewigkeit zu denken, Gott nach dem Maße unseres

kreatürlichen Verständnisses zu erkennen, liegt die gewisseste Bürg­

schaft für eine Fortdauer unseres Wesens auch nach dem Tode des Leibes, für ein ewiges Fortleben des Geistes; denn nur das nach seinem Maße Gleichartige vermag das Gleichartige zu er­ kennen.

Wäre unser denkender Geist nicht von ewiger göttlicher

61 Natur, dann würde er nichts von Gott und Ewigkeit wissen und

erfassen.

(Schubert.)

86. Das Licht. Alles, was Gott erschaffen hat, zeugt von seiner Allmacht,

Weisheit und Güte; aber die Wunder des Lichts stehen unter

den Zeugen seiner Majestät oben an.

Der lcbencrweckendc Licht­

strahl, welcher die Nacht in Tag, Tod in Leben, die Grabesruhe des Winterfrostes in die Wonne des Frühlings umwandelt, ist zugleich der Gottesbotc, welcher uns Kunde bringt von den Glie­ dern des unermeßlichen Vaterhauses, von den Welten, die Mil­

lionen von Sonnenmcilcn von uns entfernt sind; er ist der Herold

der ewigen Liebe, welche mit ihren unsichtbaren Banden Himmel und Erde, Zeit und Ewigkeit, Geist und Leib in Verbindung setzt. Die Schwingen des Lichts durcheilen den Weltraum bis an den Markstein der irdischen Schöpfung, um Leben zu wecken, Segen zu spenden, jede empfindende Seele aus dem Schlummer zur Freude in Gott zu erheben. Wie die Frühlingsblumen,

so jsehnt sich auch der Mensch,

die Krone der irdischen Schöpfung, nach der Himmelsgabe des Lichts. Schon der Säugling in der Wiege wendet seinen Blick

von der Dunkelheit hinweg nach der lebcnerweckenden Helle des Tages. Tausend Schmerzenskinder und Kreuzträger, welche unter Thränen die Nacht durchwachen, seufzen mit inniger Sehnsucht

nach dem Aufgang der Sonne und fassen mit dem ersten Morgen­ strahl wieder neuen Muth und frische Zuversicht zu dem Vater des Lichts. Wenn nach trüben Tagen plötzlich der Himmel sich erhellt und die Strahlen der Sonne uns von neuem begrüßen, so spüren wir die belebende Erquickung des Lichts. Das Sonnenlicht ist das große Mittel in der Hand des

Schöpfers, die ganze irdische Schöpfung zu beleben.. Eindringend in die unteren, dichteren Schichten der Atmosphäre und in die Oberfläche der Erde, bewirkt das Licht die Erwärmung der Luft

und des Bodens, wodurch das Leben auf der Erde bedingt wird; sich in Wärme verwandelnd, vermittelt es alle Bewegungen des Stoffes; auf den Saft der Pflanze einwirkend, ruft es das Wachs­ thum der Zellen, das Grün der Blätter, das Reifen der Früchte hervor; eintauchend in die Feuchtigkeit des Auges, bewirkt es die

61 Natur, dann würde er nichts von Gott und Ewigkeit wissen und

erfassen.

(Schubert.)

86. Das Licht. Alles, was Gott erschaffen hat, zeugt von seiner Allmacht,

Weisheit und Güte; aber die Wunder des Lichts stehen unter

den Zeugen seiner Majestät oben an.

Der lcbencrweckendc Licht­

strahl, welcher die Nacht in Tag, Tod in Leben, die Grabesruhe des Winterfrostes in die Wonne des Frühlings umwandelt, ist zugleich der Gottesbotc, welcher uns Kunde bringt von den Glie­ dern des unermeßlichen Vaterhauses, von den Welten, die Mil­

lionen von Sonnenmcilcn von uns entfernt sind; er ist der Herold

der ewigen Liebe, welche mit ihren unsichtbaren Banden Himmel und Erde, Zeit und Ewigkeit, Geist und Leib in Verbindung setzt. Die Schwingen des Lichts durcheilen den Weltraum bis an den Markstein der irdischen Schöpfung, um Leben zu wecken, Segen zu spenden, jede empfindende Seele aus dem Schlummer zur Freude in Gott zu erheben. Wie die Frühlingsblumen,

so jsehnt sich auch der Mensch,

die Krone der irdischen Schöpfung, nach der Himmelsgabe des Lichts. Schon der Säugling in der Wiege wendet seinen Blick

von der Dunkelheit hinweg nach der lebcnerweckenden Helle des Tages. Tausend Schmerzenskinder und Kreuzträger, welche unter Thränen die Nacht durchwachen, seufzen mit inniger Sehnsucht

nach dem Aufgang der Sonne und fassen mit dem ersten Morgen­ strahl wieder neuen Muth und frische Zuversicht zu dem Vater des Lichts. Wenn nach trüben Tagen plötzlich der Himmel sich erhellt und die Strahlen der Sonne uns von neuem begrüßen, so spüren wir die belebende Erquickung des Lichts. Das Sonnenlicht ist das große Mittel in der Hand des

Schöpfers, die ganze irdische Schöpfung zu beleben.. Eindringend in die unteren, dichteren Schichten der Atmosphäre und in die Oberfläche der Erde, bewirkt das Licht die Erwärmung der Luft

und des Bodens, wodurch das Leben auf der Erde bedingt wird; sich in Wärme verwandelnd, vermittelt es alle Bewegungen des Stoffes; auf den Saft der Pflanze einwirkend, ruft es das Wachs­ thum der Zellen, das Grün der Blätter, das Reifen der Früchte hervor; eintauchend in die Feuchtigkeit des Auges, bewirkt es die

62 Empfindung des Sehens; dem Sauerstoff der Luft sich gesellend

und denselben elektrisirend, erhält und erleichtert es das Athmen

der lebenden Wesen. Im Wesen des Lichts liegt eine geheimnißvolle Macht, welche alle Welten mit einander und mit Gott verbindet. (Nach Böhner.) 87. Die Einheit der Schöpfung.

Der Schöpfer hat in jedes seiner Geschöpfe, in die mächtigen Gestirne des Himmels tote in die Sandkörnlein der Erde, in den

Geist des Menschen wie in die bildende Seele des kleinsten Mooses ein bestimmtes Maß seiner eigenen Kraft, ein schöpferisches Wirken und Vermögen gelegt, durch welches das einzelne Wesen entsteht und fortbesteht. Diese inneivohncnde Kraft ist es, welche in jedem lebenden Leibe ein Werk der Schöpfung im Kleinen wiederholt, indem cs die einzelnen Elemente und Theile zu einem zweckmäßig geordneten Ganzen vereinigt. Wie der Magnet jedem Stücklein Eisen, das er an sich zog, seine magnetische Eigenschaft mitthcilt, so thut dies auch die schöpferische Kraft der Seele mit den Stoffen, welche sie in den Kreis ihrer Wirksamkeit hineinzieht. Der Compaß, mit welchem der Schiffer sich kühn auf das weite Meer wagt, gibt uns nach seinem kleinen Maße ein Abbild nicht nur des Erdkörpcrs und seiner Polarität, sondern der gesummten An­ alles Daseins und Lebens. Wie die Schöpfung nur ward und besteht durch den Einfluß eines bildenden, ordnenden und erhaltenden Schöpfers, so wird und besteht jedes einzelne Ding nur durch die schöpferische Kraft, die in sein Wesen gelegt ward und jedes derselben stellt in sich den Gegensatz zwischen einem Schaffenden und Geschaffenen dar; jedes der Myriaden von Wesen ist ein Compaß, dessen Anfang und Ende beständig nach einem und demselben Punkte hinweist. Dieser Mittelpunkt

ordnung

aber, nach dem alles Sein und Leben der Dinge sich hinwendet, ist Gott der Herr, der uns und alle Dinge gemacht hat und sie alle durchwirkt mit seinem allmächtigen Worte.

(Schubert.)

88. Die wunderbare Ordnung des Weltalls.

Könnten

wir

uns

mit Seraphsschwingen in die fernen

Welten versetzen, deren ungeheure Größen auch vor unseren Riesen-

62 Empfindung des Sehens; dem Sauerstoff der Luft sich gesellend

und denselben elektrisirend, erhält und erleichtert es das Athmen

der lebenden Wesen. Im Wesen des Lichts liegt eine geheimnißvolle Macht, welche alle Welten mit einander und mit Gott verbindet. (Nach Böhner.) 87. Die Einheit der Schöpfung.

Der Schöpfer hat in jedes seiner Geschöpfe, in die mächtigen Gestirne des Himmels tote in die Sandkörnlein der Erde, in den

Geist des Menschen wie in die bildende Seele des kleinsten Mooses ein bestimmtes Maß seiner eigenen Kraft, ein schöpferisches Wirken und Vermögen gelegt, durch welches das einzelne Wesen entsteht und fortbesteht. Diese inneivohncnde Kraft ist es, welche in jedem lebenden Leibe ein Werk der Schöpfung im Kleinen wiederholt, indem cs die einzelnen Elemente und Theile zu einem zweckmäßig geordneten Ganzen vereinigt. Wie der Magnet jedem Stücklein Eisen, das er an sich zog, seine magnetische Eigenschaft mitthcilt, so thut dies auch die schöpferische Kraft der Seele mit den Stoffen, welche sie in den Kreis ihrer Wirksamkeit hineinzieht. Der Compaß, mit welchem der Schiffer sich kühn auf das weite Meer wagt, gibt uns nach seinem kleinen Maße ein Abbild nicht nur des Erdkörpcrs und seiner Polarität, sondern der gesummten An­ alles Daseins und Lebens. Wie die Schöpfung nur ward und besteht durch den Einfluß eines bildenden, ordnenden und erhaltenden Schöpfers, so wird und besteht jedes einzelne Ding nur durch die schöpferische Kraft, die in sein Wesen gelegt ward und jedes derselben stellt in sich den Gegensatz zwischen einem Schaffenden und Geschaffenen dar; jedes der Myriaden von Wesen ist ein Compaß, dessen Anfang und Ende beständig nach einem und demselben Punkte hinweist. Dieser Mittelpunkt

ordnung

aber, nach dem alles Sein und Leben der Dinge sich hinwendet, ist Gott der Herr, der uns und alle Dinge gemacht hat und sie alle durchwirkt mit seinem allmächtigen Worte.

(Schubert.)

88. Die wunderbare Ordnung des Weltalls.

Könnten

wir

uns

mit Seraphsschwingen in die fernen

Welten versetzen, deren ungeheure Größen auch vor unseren Riesen-

62 Empfindung des Sehens; dem Sauerstoff der Luft sich gesellend

und denselben elektrisirend, erhält und erleichtert es das Athmen

der lebenden Wesen. Im Wesen des Lichts liegt eine geheimnißvolle Macht, welche alle Welten mit einander und mit Gott verbindet. (Nach Böhner.) 87. Die Einheit der Schöpfung.

Der Schöpfer hat in jedes seiner Geschöpfe, in die mächtigen Gestirne des Himmels tote in die Sandkörnlein der Erde, in den

Geist des Menschen wie in die bildende Seele des kleinsten Mooses ein bestimmtes Maß seiner eigenen Kraft, ein schöpferisches Wirken und Vermögen gelegt, durch welches das einzelne Wesen entsteht und fortbesteht. Diese inneivohncnde Kraft ist es, welche in jedem lebenden Leibe ein Werk der Schöpfung im Kleinen wiederholt, indem cs die einzelnen Elemente und Theile zu einem zweckmäßig geordneten Ganzen vereinigt. Wie der Magnet jedem Stücklein Eisen, das er an sich zog, seine magnetische Eigenschaft mitthcilt, so thut dies auch die schöpferische Kraft der Seele mit den Stoffen, welche sie in den Kreis ihrer Wirksamkeit hineinzieht. Der Compaß, mit welchem der Schiffer sich kühn auf das weite Meer wagt, gibt uns nach seinem kleinen Maße ein Abbild nicht nur des Erdkörpcrs und seiner Polarität, sondern der gesummten An­ alles Daseins und Lebens. Wie die Schöpfung nur ward und besteht durch den Einfluß eines bildenden, ordnenden und erhaltenden Schöpfers, so wird und besteht jedes einzelne Ding nur durch die schöpferische Kraft, die in sein Wesen gelegt ward und jedes derselben stellt in sich den Gegensatz zwischen einem Schaffenden und Geschaffenen dar; jedes der Myriaden von Wesen ist ein Compaß, dessen Anfang und Ende beständig nach einem und demselben Punkte hinweist. Dieser Mittelpunkt

ordnung

aber, nach dem alles Sein und Leben der Dinge sich hinwendet, ist Gott der Herr, der uns und alle Dinge gemacht hat und sie alle durchwirkt mit seinem allmächtigen Worte.

(Schubert.)

88. Die wunderbare Ordnung des Weltalls.

Könnten

wir

uns

mit Seraphsschwingen in die fernen

Welten versetzen, deren ungeheure Größen auch vor unseren Riesen-

63 fcrnrohren nur als kleine undeutliche Nebelfleckchen erscheint, so

wären wir doch wieder nur an der Schwelle neuer unzähliger Welten, und wie weit müßte dieser Flug sich erstrecken, ehe wir an den Saum des Weltalls gelangten und unsere Blicke in die gestaltenlecre Oede tauchten! So viel dürfen wir mit aller Gewißheit behaupten, daß mit den fernsten uns sichtbaren Nebelflecken die Welt noch nicht geschlossen ist, und daß die ungeheuren Räume, in welche unsere

Fernrohre sich vertiefen, doch nur wie ein Punkt im Weltall sind, ungemcsscnen Schoß unsere Weltinsel und in dieser unser Sonnensystem wiederum nur wie ein Tropfen in einem unendlichen Ocean erscheinen! Vor einer solchen Größe bebt unser Herz zaghaft zusammen. Doch wie fühlen wir uns gehoben und gestärkt, wenn wir bedenken, daß derselbe gütige Vater, ,der uns den Odem des Lebens ein­ hauchte, diese ganze unendliche Welt in fortwährender Herrlichkeit so wie in ihrem

erhält! So wie die Planeten in regelmäßigen Bahnen die Sonne umkreisen, so wie die Kometen, so weit sie auch schweifen mögen, doch immer wieder dem Gesetze der Schwere gehorchend, dem Centralkörper unseres Systems sich nähern, um dann wieder von Neuem sich zu entfernen, so wie auf diesem vcrhältnißmäßig kleinen Gebiet das schöne Bild der Ordnung, der Gesetzmäßigkeit, der Einheit uns mit lebhafter Bewunderung erfüllt und laut und beredt auf den Gesetzgeber der Welten hinwcist: so können wir auch nicht daran zweifeln, daß dieselbe Ordnung, dieselbe Gesetz­ mäßigkeit, dieselbe Einheit alle Räume des Weltalls durchdringt, daß alle Gestirne, die fernsten und die nächsten, nach einem einzigen allumfassenden Plane geschaffen sind und harmonisch und ein­ trächtig auf ihren Wanderungen durch die schrankenlosen Gefilde

des Universums das Lob ihres Schöpfers verkünden.

89. Die Quelle des Lichts. Durch die Himmel jüngst mit Flügelschnelle Stieg ich suchend nach des Lichtes Quelle. Bei dem Monde fragt' ich, und er sagte, Von der Sonne fließ' ihm zu die Welle. Zit der Sonne kam ich, forscht' und hörte, Daß ihr Licht aus höh'rer Sonne quelle.

(Hartwig.)

63 fcrnrohren nur als kleine undeutliche Nebelfleckchen erscheint, so

wären wir doch wieder nur an der Schwelle neuer unzähliger Welten, und wie weit müßte dieser Flug sich erstrecken, ehe wir an den Saum des Weltalls gelangten und unsere Blicke in die gestaltenlecre Oede tauchten! So viel dürfen wir mit aller Gewißheit behaupten, daß mit den fernsten uns sichtbaren Nebelflecken die Welt noch nicht geschlossen ist, und daß die ungeheuren Räume, in welche unsere

Fernrohre sich vertiefen, doch nur wie ein Punkt im Weltall sind, ungemcsscnen Schoß unsere Weltinsel und in dieser unser Sonnensystem wiederum nur wie ein Tropfen in einem unendlichen Ocean erscheinen! Vor einer solchen Größe bebt unser Herz zaghaft zusammen. Doch wie fühlen wir uns gehoben und gestärkt, wenn wir bedenken, daß derselbe gütige Vater, ,der uns den Odem des Lebens ein­ hauchte, diese ganze unendliche Welt in fortwährender Herrlichkeit so wie in ihrem

erhält! So wie die Planeten in regelmäßigen Bahnen die Sonne umkreisen, so wie die Kometen, so weit sie auch schweifen mögen, doch immer wieder dem Gesetze der Schwere gehorchend, dem Centralkörper unseres Systems sich nähern, um dann wieder von Neuem sich zu entfernen, so wie auf diesem vcrhältnißmäßig kleinen Gebiet das schöne Bild der Ordnung, der Gesetzmäßigkeit, der Einheit uns mit lebhafter Bewunderung erfüllt und laut und beredt auf den Gesetzgeber der Welten hinwcist: so können wir auch nicht daran zweifeln, daß dieselbe Ordnung, dieselbe Gesetz­ mäßigkeit, dieselbe Einheit alle Räume des Weltalls durchdringt, daß alle Gestirne, die fernsten und die nächsten, nach einem einzigen allumfassenden Plane geschaffen sind und harmonisch und ein­ trächtig auf ihren Wanderungen durch die schrankenlosen Gefilde

des Universums das Lob ihres Schöpfers verkünden.

89. Die Quelle des Lichts. Durch die Himmel jüngst mit Flügelschnelle Stieg ich suchend nach des Lichtes Quelle. Bei dem Monde fragt' ich, und er sagte, Von der Sonne fließ' ihm zu die Welle. Zit der Sonne kam ich, forscht' und hörte, Daß ihr Licht aus höh'rer Sonne quelle.

(Hartwig.)

64 Und ich hörte von der höh'ren Sonne, Daß noch höh'rer Sonne Strom sie schwelle, Und es wies mich jede höh're Sonne Bon sich weg zu höh'rer Sonnenschwelle. Und ich schweifte durch den Glanz und sahe, Daß unendlich Mich umfloß die Helle, Bebte, daß mein Kahn an Sonnenklippen In des Lichtes Ozean zerschelle. Doch ein Engel, ungesehn im Glanze, Stand bei mir und redete: Geselle! Wohin irrst du, wohin dich verlierst du? Kein Gestad hat dieses Meeres Welle, Eine Woge fließet aus der andern, Alle fließen aus dem ew'gen Quelle. Der allgegenwärt'ge Quell des Lichtes Ist gleich «ah und ferne jeder Stelle; Näher ist er nicht der höchsten Sonne Als dir selbst in deines Busens Zelle: Kehre bei dir selber ei», o Wandrer, Und daß hell dein Haus sei, das bestelle! (Rückert.)