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German Pages 248 Year 2018
Rolf Kießling, Gernot Michael Müller (Hrsg.) Konrad Peutinger
Colloquia Augustana
Herausgegeben im Auftrag des Instituts für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg von Ulrich Niggemann, Bernd Oberdorfer, Lothar Schilling, Silvia Serena Tschopp und Gregor Weber Redaktion Benjamin Durst
Band 35
Konrad Peutinger
Ein Universalgelehrter zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit: Bestandsaufnahme und Perspektiven Herausgegeben von Rolf Kießling und Gernot Michael Müller
Gefördert von der Stadt Augsburg
ISBN 978-3-11-057258-2 e-ISBN (PDF) 978-3-11-057504-0 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-057283-4 ISSN 0946-9044 Library of Congress Control Number: 2018955371 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Einbandabbildung: Christoph Amberger: Bildnis des Konrad Peutinger, datiert auf 1543. Bayerische Staatsgemäldesammlung – Staatsgalerie in der Katharinenkirche Augsburg. Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com
Vorwort Am 16. Oktober 1465 wurde Dr. Konrad Peutinger geboren. Aus Anlass der 550. Wiederkehr seines Geburtstages schien es geboten, des großen Gelehrten zu gedenken, der als Stadtschreiber die Augsburger Politik maßgeblich geprägt, vielfach in der Reichsgeschichte agiert und als humanistisch orientierter Gelehrter nicht nur eine umfangreiche Privatbibliothek erworben, sondern auch große Sammlungen angelegt hatte. Dabei stand der Gedanke im Mittelpunkt, nicht nur einen der heute üblichen Festakte abzuhalten, sondern in einer Tagung den Versuch zu unternehmen, den Menschen und das Werk breiter zu würdigen. Deren Konzeption zielte dabei darauf – bewusst als Workshop angelegt –, zum einen Bilanz für einige wichtige Aspekte seines öffentlichen Wirkens zu ziehen und zum anderen Impulse für die weitere Forschung zumindest in einigen Bereichen zu geben, die bisher nur wenig berücksichtigt wurden. Die Tagung stand dabei im zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang mit einer Ausstellung, die die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg vom 13. Oktober 2015 bis 26. Februar 2016 unter dem Titel ‚Gesammeltes Gedächtnis – Konrad Peutinger und die kulturelle Überlieferung im 16. Jahrhundert‘ in ihrem Cimeliensaal veranstaltete. Die Tagung und der vorliegende Sammelband hätten ohne die Unterstützung vieler nicht realisiert werden können. An erster Stelle danken wir dem damaligen Direktor der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek Dr. Reinhard Laube dafür, dass sie in den Räumen stattfinden konnte, wo bis heute ein Großteil der ehemaligen Bibliothek Peutingers aufbewahrt wird und die Verantwortlichen deshalb auch dem Gedächtnis Peutingers ein besonderes Gewicht beimessen. Dank gilt weiterhin Dr. Anke Sczesny (Augsburg) und Karin Strobl (Eichstätt) für die vorbereitende Organisation der Tagung. Unser Dank gebührt zudem der Kurt und Felicitas Viermetz Stiftung, die sich mit der Finanzierung erneut als großzügiger Mäzen der Augsburger Kultur und Geschichte erwiesen hat. Für die Aufnahme des vorliegenden Bandes in die Reihe ‚Colloquia Augustana‘ gilt unser herzlicher Dank deren Herausgebern, PD Dr. Ulrich Niggemann, Prof. Dr. Bernd Oberdorfer, Prof. Dr. Lothar Schilling, Prof. Dr. Silvia Serena Tschopp und Prof. Dr. Gregor Weber. Für Lektorat und redaktionelle Einrichtung der Beiträge haben sich Dr. Benjamin Durst und Stephanie Bode am Institut für Europäische Kulturgeschichte an der Universität Augsburg große Verdienste erworben. Ebenso herzlich sei dem de Gruyter-Verlag, namentlich Bettina Neuhoff, für die hervorragende Zusammenarbeit und professionelle Betreuung des Projekts gedankt. Augsburg und Eichstätt, im April 2018 Rolf Kießling Gernot Michael Müller
https://doi.org/10.1515/9783110575040-001
Inhalt Vorwort
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Rolf Kießling und Gernot Michael Müller Einleitung 1
I Öffentliche Wirksamkeit Rolf Kießling Zwischen Kaiser und Reich, städtischem Rat und protestantischen Gemeinden. Konrad Peutinger und die Reformation in Augsburg 15 Christoph Becker Konrad Peutinger (1465 – 1547). Rechtspfleger im Zeitalter der 29 Rechtsreformationen Mark Häberlein Expertenwissen und Verflechtung. Die Familie Peutinger und die Welser47 Gesellschaft
II Gelehrsamkeit Wolfgang E. J. Weber Uomo orientale. Konrad Peutingers Rolle in der Positionierung des Reiches gegen die osmanische Bedrohung. Eine Annäherung 67 Hans-Jörg Künast Konrad Peutingers Bibliothek. Wissensordnung und Formen des 85 Bucherwerbs Heidrun Lange-Krach Konrad Peutingers Kunstsammlung
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Gernot Michael Müller Humanistische Gemeinschaftsbildung zwischen Reichspolitik, Geschichtsschreibung und Antiquarianismus. Konrad Peutingers ‚Sermones 137 convivales‘
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Inhalt
III Memoria Dietmar Schiersner Erinnerungskulturen in Augsburg und Nürnberg. Konrad Peutinger (1465 – 1547) und Willibald Pirckheimer (1470 – 1530) 169 Quellen- und Literaturverzeichnis Abkürzungsverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
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Autorenverzeichnis Register
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Rolf Kießling und Gernot Michael Müller
Einleitung
I Konrad Peutinger als politischer Akteur und Gelehrter Konrad Peutinger gehört zweifelsohne zu den wichtigsten Akteuren auf reichspolitischer Bühne in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts. Einer begüterten Augsburger Kaufmannsfamilie entstammend, trat er nach einem Studium der Rechtswissenschaften, das ihn in den Jahren von 1479 bis 1488 nach Basel und Italien führte, und noch vor einer Promotion zum Dr. jur. im Jahr 1491 in Padua in den Dienst seiner Heimatstadt Augsburg, wo ihm 1497 das wichtigste kommunale Amt des Stadtschreibers auf Lebenszeit verliehen wurde.¹ Als solcher bestimmte er bis zu seinem freiwilligen Rücktritt im Jahr 1534 in wesentlichen Teilen die Politik seiner Vaterstadt und vertrat diese auf Reichstagen und am kaiserlichen Hof. Spätestens ab 1506 den Titel eines Kaiserlichen Rats führend und in den Beraterstab Maximilians I. aufgestiegen,² beschränkte sich seine Wirksamkeit jedoch nicht auf den engen Radius der Reichsstadt zwischen Lech und Wertach und deren außenpolitischen Interessen, sondern entfaltete insbesondere auch im Kontext der ab dem zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts heraufziehenden Reformation oder bei der Wahl von Maximilians Enkel Karl zum deutschen Kaiser reichsweite Bedeutung. Nicht zuletzt aufgrund seiner Heirat mit Margarete Welser im November 1498, die einer der reichsten und wirtschaftlich erfolgreichsten Augsburger Patrizierfamilien entstammte,³ war Peutinger zudem unmittelbar in die ökonomischen Unternehmungen der wichtigsten Handelsfamilien der Stadt sowie der gesamten oberdeutschen Wirtschaftslandschaft und deren geschäftliche Netzwerke eingebunden. Am zügigen Ausgreifen der Welser auf den südamerikanischen Kontinent nach der Wende zum 16. Jahrhundert nahm er regen Anteil, und dies nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern in hohem Maße auch aus geographischer und kultureller Neigung, ein Befund, der einen Fingerzeig auf seine vielfältigen intellektuellen Interessen gibt. In der Tat zeichnete sich Konrad Peutinger neben seiner Bedeutung für die Politikund Wirtschaftsgeschichte um und nach 1500 auch durch umfassende Bildung und Gelehrsamkeit aus, die in seiner Epoche nördlich der Alpen ihresgleichen suchen dürften. Diese erstreckten sich einmal auf Gebiete, die sich aus seiner akademischen
Zur Biographie Konrad Peutingers immer noch maßgeblich: Lutz: Conrad Peutinger; sowie jetzt konzise Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 1– 8. Peutinger beriet Maximilian auch in Fragen von dessen Gedächtnispolitik; vgl. Bellot: Conrad Peutinger; J.-D. Müller: Gedechtnus, passim. Vgl. Zäh: Konrad Peutinger und Margarete Welser. https://doi.org/10.1515/9783110575040-002
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Prägung und späteren beruflichen Tätigkeit herleiteten, also juristische, wirtschaftliche oder politische Fragestellungen, und sich daher nicht zuletzt in zahlreichen Gutachten zu aktuellen Fragen niederschlugen.⁴ Daneben beschäftigte er sich aber auch mit einer Vielzahl anderer Themenfelder und insbesondere mit solchen, die der humanistischen Bewegung Italiens entstammten und ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts den Weg über die Alpen und dabei sehr früh schon nach Augsburg fanden. Hierzu zählten vorderhand die Erforschung des römischen Altertums,⁵ welche dem süddeutschen Humanismus ein spezifisch eigenständiges Gepräge im Kontext seiner nordalpinen Ausprägungen verlieh,⁶ sowie das Interesse an deutscher Geschichte und ihren Quellen, das anders als in Italien in einer besonderen Wertschätzung des Mittelalters als der großen Epoche des römisch-deutschen Kaisertums kulminierte.⁷ Darüber hinaus umfassten seine gelehrten Interessen eine ganze Reihe weiterer Bereiche von der Medizin⁸ bis hin zu Geographie⁹ und Botanik,¹⁰ und diese nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Verhältnisse in der neuen Welt. Schließlich verfügte er nicht nur über eine breite Kenntnis der antiken Literatur, sondern nahm auch vielfältig Anteil an den literarischen Entwicklungen seiner Zeit. Über die Mittel, um sich dieses breit gefächerte Wissen zu erwerben, hat Peutinger dabei selbst verfügt. Sein ganzes Leben lang nutzte er seine komfortablen finanziellen Möglichkeiten, um sich eine Privatbibliothek aufzubauen, die als die größte seiner Zeit nördlich der Alpen zu gelten hat.¹¹ Vielfältige Notizen und anderweitige Gebrauchsspuren von seiner Hand zeugen davon, dass er intensiven Gebrauch von ihr gemacht hat, mithin dass er sie nicht nur als Wissensreservoir, sondern als grundlegendes
Zu Peutingers juristischer Tätigkeit und Gelehrsamkeit s. Goerlitz: Philologie und Jurisprudenz; speziell zu seinem Beitrag im sog. Monopolstreit Bauer: Conrad Peutingers Gutachten zur Monopolfrage; Nehlsen-von Stryk: Die Monopolgutachten; Johnson: The German Discovery of the World. S. 169 – 177. Einen Überblick über seine politischen und wirtschaftspolitischen Schriften, allesamt nur handschriftlich überliefert, gewährt Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 20 – 24. Zu den juristischen Gutachten Peutingers s. jetzt: Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 3. S. zu Peutingers Edition von 23 römischen Inschriften aus Augsburg und Umgebung Ramminger: The Roman Inscriptions of Augsburg; Ott: Konrad Peutinger und die Inschriften; Ott: Drei Inschriftensyllogen; Wirth: Zu Konrad Peutingers Druckeditionen. Vgl. Ott: Die Entdeckung des Altertums; speziell zu Peutinger ebd. S. 100 – 115 und S. 165 – 170; zu Antikensammlungen im Deutschland des 16. Jahrhunderts vgl. Busch: Studien zu deutschen Antikensammlungen. S. Goerlitz: Peutinger und die humanistische Mittelalterrezeption; Goerlitz: … sine aliquo verborum splendore; vgl. auch Marxreiter: Mittelalterliche Überlieferung in der Bibliothek. Vgl. dazu Kießling: Die Bibliothek in der Bibliothek. Ausweis von Peutingers geographischem Interesse ist auch der Besitz der nach ihm benannten mittelalterlichen Abschrift einer römischen Wegekarte (‚Tabula Peutingeriana‘); vgl. hierzu: Talbert: Rome’s World. Zu Peutingers medizinischen und botanischen Interessen, die in die letzte Phase seines Lebens datieren, s. knapp Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 8. Vgl. Künast/Zäh: Bibliotheca Peutingeriana; Künast/Zäh: Die Bibliothek von Konrad Peutinger; zur Rekonstruktion von Peutingers Bibliotheksbeständen s. auch unten S. 6 mit Anm. 30.
Einleitung
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Arbeitsinstrument für seine vielfältigen öffentlichen Tätigkeiten und für eigene Studien in seinen zahlreichen Interessensgebieten verstand.¹² Eine umfassende Kunstsammlung zeugt daneben von seiner nicht unerheblichen Aufmerksamkeit auch für dieses Gebiet.¹³ Es dürfte somit nicht zu weit gegriffen sein, Peutinger mit einem ursprünglich zur Charakterisierung bestimmter Protagonisten der italienischen Renaissance geprägten Begriff als uomo universale zu bezeichnen,¹⁴ auch wenn das Profil seiner Gelehrsamkeit den vor allem auf ästhetische und künstlerische Produktivität bezogenen Implikationen, die mit diesem verbunden werden, im Wesentlichen nicht entspricht. Dies rührt nicht zuletzt daher, dass humanistische Gelehrsamkeit nördlich der Alpen generell bei aller grundsätzlichen Abhängigkeit von Impulsen aus der Apenninenhalbinsel ein eigenständiges Gepräge ausgebildet hat, das sich stärker auf Felder pragmatischer Gelehrsamkeit erstreckte und dem Bereich der Kunst weniger Beachtung schenkte als man dies in Italien tat.¹⁵ In diesem spezifisch nordalpinen Horizont zweifelsohne als Universalgelehrter anzusprechen, weist Peutinger sodann dadurch ein charakteristisches Profil auf, dass er öffentliche Wirksamkeit und gelehrte Studien in vielfältiger Weise zum wechselseitigen Nutzen aufeinander bezog.¹⁶ Dies gilt nicht nur für den Bereich seiner juristischen und ökonomischen Tätigkeiten, für die er auf einen besonders umfangreichen Bestand in seiner Bibliothek zurückgreifen konnte,¹⁷ sondern auch für seine historischen Studien, die ebenso im Horizont seiner politischen Aktivitäten anzusiedeln sind, wie letztlich auch sein Interesse am römischen Erbe seiner Vaterstadt.¹⁸ Diese Beispiele, die sich fortführen ließen, geben zu erkennen, dass Peutingers Gelehrsamkeit bei aller Breite dort ihre besondere Ausprägung fand, wo sich Verbindungen zu seiner öffentlichen Tätigkeit ergaben, sei es, dass diese ihn zu entsprechenden Studien anregten, sei es, dass diese umgekehrt seine Herangehensweise an aktuelle politische, rechtliche oder wirtschaftliche Fragen beeinflussten und dieser wiederholt eine innovative Note verliehen. Bildungsinteresse und öffentliches Wirken markieren bei Peutinger somit keine separaten und je für sich stehenden Betätigungsfelder, sondern konvergieren in mannigfacher wechselseitiger Beeinflussung zu einander komplementären Bereichen seiner Persönlichkeit.
Als Beispiel für Benutzungsspuren in seinen Büchern s. Zäh: Heinrich Institoris; Zäh: Konrad Peutinger und Thomas Morus. Vgl. Künast: Die Graphiksammlung des Augsburger Stadtschreibers; West: Conrad Peutinger and the Visual Arts. Geprägt wurde der Begriff von Jacob Burckhardt: vgl. Burckhardt: Die Kultur der Renaissance. S. 128. Zur Signatur der italienischen Renaissance s. grundlegend Burke: Die Renaissance in Italien; für eine Beschreibung des Humanismus in Deutschland s. daneben Bernstein: German Humanism. Vgl. Lutz: Konrad Peutinger. S. 129. Für einen Einblick in den juristischen Teil seiner Büchersammlung s. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 2. Vgl. Steinhart/G. M. Müller: Vorbemerkungen. In: Ferber/G. M. Müller (Hg.): Ein Augsburger Humanist. S. 62.
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In einer Hinsicht ist Peutinger allerdings schwer zu greifen: Wohl aufgrund seiner vielfältigen Beanspruchungen auf dem politischen Parkett mündeten seine intellektuellen Studien nur selten in eigene Publikationstätigkeit.¹⁹ Seine schriftliche Hinterlassenschaft besteht folglich weitgehend aus handschriftlichen Skizzen, die sich immer wieder auch als Marginalien seiner Buchbestände erhalten haben, oder aus Werken, die unvollendet geblieben und damit ebenfalls nur im Manuskript überliefert sind.²⁰ Allein drei Schriften aus seiner Feder sind u. a. neben der Edition römischer Inschriften aus Augsburg,²¹ die freilich sogar eine zweite, erweiterte Auflage erleben durfte,²² zu seinen Lebzeiten im Druck erschienen, und diese gelten keinesfalls als seine bedeutendsten Stücke.²³ Einer Wissenschaft, die geistesgeschichtliche Relevanz in der Regel am Vorliegen eines vom Autor selbst veröffentlichten Œuvre zu knüpfen geneigt ist, gerät er daher vielfach aus dem Blick. Peutinger teilt auf diese Weise das Schicksal einer Reihe humanistischer Gelehrter auch aus dem humanistischen Kernland Italien, die zu bedeutenden Gelehrten ihrer Zeit zu zählen sind und dennoch selbst von einer kulturwissenschaftlich orientierten Forschung nicht im gebührenden Maße zur Kenntnis genommen werden, weil sie kaum oder teilweise sogar überhaupt nicht durch Abfassung eigener Werke hervorgetreten sind.²⁴
II Zur Forschungsgeschichte und den vorliegenden Beiträgen Dieser Befund mag seinen Anteil daran haben, dass sich die Forschungslage zu Konrad Peutinger ungeachtet seiner soeben skizzierten Bedeutung als Akteur in der Öffentlichkeit und als Gelehrter uneinheitlich darstellt. Als zentrale politische Figur in
Vgl. Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 9. Von besonderer Bedeutung ist hier zweifelsohne Peutingers Kaiserbuch: s. Joachimsen: Geschichtsauffassung und Geschichtsschreibung. S. 205 – 209; Posselt: Das unvollendete Hauptwerk Konrad Peutingers; sowie speziell zur Bedeutung der Münzporträts römischer Kaiser von Hans Burgkmair d. Ä. für dieses: Helmrath: Bildfunktionen der antiken Kaisermünze; Helmrath: Die Aura der Kaisermünze. Vgl. zu den von Peutinger herausgegebenen Schriften Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 13 – 17. Und zwar 1520 in Mainz; s. Ott: Konrad Peutinger und die Inschriften. S. 288 m. Anm. 59. Vgl.Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 10 – 13. Drei zu Lebzeiten gedruckte Werke Peutingers sind jetzt in einer Faksimilie-Edition mit deutscher Übersetzung und grundlegender Kommentierung zugänglich in: Peutinger: Tischgespräche; vgl. darin die Einleitung von Johannes Burkhardt S. VII–XX. Es handelt sich neben der im Titel genannten Schrift um die vor Karl V. 1521 in Brügge gehaltene Rede (‚Oratio pro civitate Augusta Vindelicorum Imperatori Caesari Carolo Brugis pronuntiata‘) und Peutingers deutsche Übersetzung des Traktats ‚De non habendo pauperum delectu‘ von Johannes Oecolampadius, erschienen 1524. Beispiele wären aus Italien Niccolò Niccoli, nördlich der Alpen etwa Johannes Fuchsmagen; zu ersterem vgl. aber Canfora: Alcune considerazioni sulla biografia; zu letzterem etwa Ankwicz-Kleehoven: Art. Fuchsmagen; Nocker: Fürstenhof und Humanismus; Storczer: Der Leopoldsteppich.
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der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in der politischen Geschichtsschreibung selbstredend stets präsent, erweist sich Spezialforschung zu ihm selbst als eher rar und schwankenden Konjunkturen unterworfen. Von einer veritablen Peutinger-Forschung kann daher à la longue nicht gesprochen werden, auch wenn die Existenz gewichtiger Beiträge zum Verständnis des Augsburger uomo universale und seiner vielfältigen Betätigungsfelder nicht in Abrede gestellt werden kann. Hierzu ist vorderhand die grundlegende Biographie Peutingers von Heinrich Lutz, erschienen im Jahr 1958, zu nennen;²⁵ Teile seines Briefwechsels, der Einblick in sein weitverzweigtes, politische wie intellektuelle Größen der Epoche umfassendes Netzwerk gewährt, wurden von Erich König bereits in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts herausgegeben.²⁶ Eine über ihre Edition hinausgehende Erschließung dieser nicht nur für Peutinger, sondern nicht zuletzt auch für die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts insgesamt bedeutenden Quelle ist bislang ebenso Desiderat geblieben²⁷ wie Lutz’ Peutinger-Biographie noch keine Nachfolgerin gefunden hat, die die seitdem vollzogenen methodischen Entwicklungen in der Geschichtswissenschaft für einen neuen Zugang zur Vita Peutingers produktiv gemacht hätte. Neben solchen älteren und weiterhin grundlegenden Arbeiten konzentrieren sich neuere Forschungsinitiativen vorderhand auf einzelne Felder von Peutingers weitem politischen wie intellektuellen Tätigkeitsprofil, wobei sie ihre Ergebnisse tendenziell eher in den Kontext ihrer spezifischen Fragestellung einordnen als für eine weitergehende Erschließung der komplexen Figur Peutingers fruchtbar machen.²⁸ Entsprechend fragmentiert stellt sich die aktuelle Peutinger-Forschung dar. Dies verwundert freilich vor dem Hintergrund wenig, dass die verschiedenen Tätigkeits- und Wissensfelder, die Peutinger zu vereinen wusste, in der zeitgenössischen Wissenschaftslandschaft von einer ganzen Reihe verschiedener Disziplinen erforscht werden, die mit gutem Recht vor allem ihre eigene Fachperspektive im Blick haben. Wo eine ältere Geschichtswissenschaft noch bereit war, Gesamtdeutungen historischer Phänomene und Personen vorzulegen, ist heutzutage interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt, deren Organisation nicht eben leicht zu bewerkstelligen ist. Im Fall von Peutinger kommt hinzu, dass sich seine Gelehrsamkeit auch auf solche Gebiete erstreckte, die wie im Falle seiner juristischen Gutachtertätigkeit oder seiner medizinischen Interessen im Zuständigkeitsbereich veritabler Spezialdisziplinen angesiedelt sind und infolgedessen von nur wenigen Fachleuten kompetent bearbeitet werden können. Mithin erfordern Weite und Ausdifferenziertheit von Peutingers Tätigkeits-
Lutz: Konrad Peutinger. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel; zu Peutingers Augsburger Humanistenzirkel s. J.-D. Müller: Konrad Peutinger und die Sodalitas Peutingeriana. In seinem jüngst erschienenen Artikel über Konrad Peutinger weist Franz Josef Worstbrock (Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 28 f.) auf eine Fülle von Briefen aus der Feder Peutingers hin, die noch zu edieren sind. Einen Überblick über die Spezialforschung zu Peutinger bis in die Gegenwart gewährt Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 29 – 32.
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profil eine Zusammenarbeit von akademischen Fächern, die teilweise kaum gewohnt sind, miteinander interdisziplinäre Kooperationen einzugehen. Ungeachtet solcher wissenschaftsorganisatorischer Herausforderungen, die eine integrative Erforschung des Wirkens und wissenschaftlichen Sammelns Konrad Peutingers und deren Situierung in ihrem zeithistorischen Kontext auf dem heutigen Stand der Frühneuzeitforschung einforderte, erscheint die Zeit hierfür als durchaus günstig, insofern gerade in der jüngeren Vergangenheit einige Publikationen erschienen sind, die zumindest im Bereich der Quellenerschließung neue Maßstäbe setzen. Hier ist zum einen der 2015 erschienene Personenartikel von Franz Josef Worstbrock im Verfasserlexikon Deutscher Humanismus zu nennen, der neben einem ebenso konzisen wie umfassenden Überblick über Vita, öffentliches Wirken, Bildungsinteressen und Œuvre Peutingers Forschungsstand und Quellen in einer über das für Lexikonartikel Übliche weit hinausgehenden Genauigkeit aufgearbeitet hat.²⁹ Zum anderen und insbesondere gilt es auf die von Hans-Jörg Künast und Helmut Zäh bearbeiteten Kataloge von Peutingers Bibliothek hinzuweisen, die der weiteren Erschließung seines intellektuellen Profils wie auch seiner Gelehrtentätigkeit ganz neue Perspektiven eröffnen.³⁰ In Verbindung mit den verschiedenen älteren und keinesfalls obsolet gewordenen Studien sowie einer zwar thematisch ausdifferenzierten, aber doch kontinuierlichen Forschung zu Einzelfragen legen diese eine so bislang noch nie vorhanden gewesene Basis, von der umfassende Impulse für zukünftige Forschungsinitiativen im Sinne interdisziplinärer Verbundprojekte ausgehen können. In diesem Sinne anregend zu wirken, ist Anliegen der in diesem Sammelband vereinten acht Beiträge, die aus den Vorträgen der im Vorwort genannten Tagung hervorgegangen sind. Sie werden hier in drei thematisch unterschiedenen Sektionen präsentiert. Die erste Sektion versammelt drei Aufsätze, die sich mit Peutingers öffentlichem Wirken im Horizont der vielfältigen politischen Herausforderungen der ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts auseinandersetzen. Zu Beginn wendet sich Rolf Kießling unter dem Titel ‚Zwischen Kaiser und Reich, städtischem Rat und protestantischen Gemeinden – Konrad Peutinger und die Reformation in Augsburg‘ (S. 15 – 27) Peutingers Haltung zur Reformation in Augsburg zu, die er als zwiespältig bewertet. So legt Kießling dar, dass Peutinger in der Frühphase zwar Sympathien für Martin Luther zeigte, in der politischen Gemengelage in Schwaben und im Reich aber andererseits erhebliche Gefahren für die Zukunft der Reichsstadt sah. Aus dieser differenzierten Einschätzung habe er seinen Entwurf des milten und mittleren Weges, also das Agieren zwischen den Polen, entwickelt, woraus sein Gutachten für den Rat 1534 resultiert habe, in dem er die Einführung der Reformation in Augsburg klar ablehnte. Kießlings Beitrag nimmt jedoch noch eine andere Ebene in den Blick, die bislang in der Forschung unterbelichtet war: die protestantischen Gemeinden in der Stadt, die sich seit den 1520er Jahren nach und nach her-
Worstbrock: Art. Peutinger. Die Bibliothek Konrad Peutingers. 3 Bde.
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ausbildeten und den Rat unter Druck setzten, sich für die Reformation zu entscheiden. Die These des Beitrags zielt darauf, dass Peutingers Politikverständnis zu stark von der Vorstellung des Rates als Obrigkeit geprägt war und die Aufrechterhaltung des Friedens in der Stadt als grundlegenden Wert städtischer Politik in den Mittelpunkt rückte, als dass er die gemeindlichen Interessen und Bedürfnisse hätte anerkennen können. Insofern war es auch nur konsequent, dass er sich nach der Entscheidung des Rates für die Einführung der Reformation im Jahr 1534 aus der Politik zurückzog. Der zweite Beitrag stammt von Christoph Becker und gilt unter dem Titel ‚Konrad Peutinger (1465 – 1547) – Rechtspfleger im Zeitalter der Rechtsreformationen‘ (S. 29 – 46) Peutingers Beitrag zur Weiterentwicklung des Augsburger Stadtrechts. Beckers Ausführungen nehmen ihren Ausgang bei der Beobachtung, dass Konrad Peutinger zwar in einer mit dem Begriff der ‚Reformation‘ bezeichneten Epoche der mitteleuropäischen Rechtsgeschichte gewirkt habe, dass sich in der Reichsstadt Augsburg aber im Unterschied zu anderen Städten, Territorien und auch zur Reichsebene, wo ab dem Ende des 15. Jahrhunderts neue Gesetzbücher geschaffen wurden, nur Ergänzungen und Änderungen in einzelnen Bestimmungen oder Satzungen finden lassen, deren Umfang hinter dem Stadtrecht des Jahres 1276 zurückbleibt. Mit zwei Nachträgen, welche der Augsburger Stadtschreiber Peutinger mit eigener Hand in das Stadtbuch setzte, endete die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichende Tradition, das mittelalterliche Stadtrecht behutsam fortzuschreiben. Die bei Artikel 92 des Augsburger Stadtrechts von ihm angebrachten Nachträge betreffen das Strafverfahren. Für die Frage nach der Reformgeneigtheit der Augsburger Rechtspflege besonders aufschlussreich ist der zweite Nachtrag. Er behandelt den Abschluss des strafgerichtlichen Verfahrens, den endlichen Rechtstag. Der um geordnete Abläufe besorgte Nachtrag gibt Zeugnis von der intensiven Teilnahme der Augsburger Rechtspflege an einem überregionalen Austausch von Erfahrungen und Rechtsaufzeichnungen. Er belegt zudem den Wunsch, das Gemeinwesen den Erfordernissen und Anschauungen der Zeit gemäß zu ordnen. Vor diesem Hintergrund kommt Becker zu dem Ergebnis, dass sich Augsburg auch ohne Schaffung eines großen neuen Gesetzbuches auf diese Weise als Teilnehmer in einem allgemeinen Reformprozess zeigte. Im abschließenden Beitrag dieser Sektion mit dem Titel ‚Expertenwissen und Verflechtung. Die Familie Peutinger und die Welser-Gesellschaft‘ (S. 47– 63) untersucht Mark Häberlein, wie Konrad Peutinger seine dreifache Rolle als Rat Kaiser Maximilians, Stadtschreiber von Augsburg und naher Verwandter reichsstädtischer Großkaufleute nutzte, um die Interessen der zunächst von seinem Schwiegervater Anton Welser, ab 1518 dann von seinem Schwager Bartholomäus Welser geleiteten Handelsgesellschaft und anderer führender Augsburger Handelshäuser zu vertreten. Dabei zeigt Häberlein auf, wie Peutinger durch vielfältige Aktivitäten – den Entwurf von Rechtsdokumenten, das Verfassen von Gutachten und Denkschriften sowie diplomatischer Interventionen – der Welser-Gesellschaft über Jahrzehnte hinweg unschätzbare Dienste leistete. Seine Söhne fungierten ebenfalls als juristische, geschäftliche und interkulturelle Experten für das Handelshaus und unterstreichen damit die Vermittlerposition der Familie zwischen höfischen, städtischen und ge-
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lehrten Milieus und Netzwerken. Die Expertise Konrad Peutingers und seiner Söhne auf unterschiedlichen Wissensfeldern – Jurisprudenz, Fremdsprachen, Diplomatie, Handel und Finanzwesen – sowie ihre Fähigkeit, sich in verschiedenen sozialen Umgebungen zu bewegen, machten sie, so Häberleins abschließendes Fazit, für große Augsburger Handelshäuser, allen voran die Welser, besonders wertvoll. Die zweite Sektion des Sammelbandes ist verschiedenen Aspekten von Peutingers Gelehrsamkeit gewidmet. Ihr erster Beitrag gibt dabei paradigmatischen Einblick in die für Peutingers intellektuelles Profil charakteristische Interdependenz zwischen seinen gelehrten Interessen und den allgemeinen politischen Entwicklungen der Zeit. Unter dem Titel ‚Uomo orientale. Konrad Peutingers Rolle in der Positionierung des Reiches gegen die osmanische Bedrohung. Eine Annäherung‘ (S. 67– 83) geht Wolfgang E. J.Weber von der Beobachtung aus, dass Peutinger als humanistisch gebildeter uomo universale grundsätzlich auch an demjenigen Welt- und Kulturbereich interessiert war, der für die Europäer üblicherweise unter der Bezeichnung Orient firmiert. Zeitgeschichtlich virulent war dieses Interesse freilich aus dem besonderen Grund, dass sich diejenige Macht, die sich längst den Orient unterworfen hatte, seit der Eroberung von Konstantinopel 1453 unübersehbar anschickte, nunmehr auch Europa zu überwältigen. Vor dem Hintergrund dieses deutlichen Rückbezugs von Peutingers Interesse am Osmanischen Reich auf die aktuelle politische Bedrohungslage im Europa seiner Epoche stellt Webers Beitrag dabei folgende Frage an ein bislang noch kaum beachtetes Interessenfeld Peutingers: Welche Wahrnehmungen und Einschätzungen entwickelte der Humanist, Augsburger Stadtschreiber und Berater der Reichspolitik in dieser Situation auf welcher Wissensgrundlage? Erste Antworten bietet seine Bibliothek, die als entscheidende Basis seines Wissens zu betrachten ist. Sie enthielt tatsächlich einen beeindruckenden Bestand älterer und jüngerer Orientalia und Turcica, darunter nahezu alle wesentlichen Texte zum Islam. Daneben weist Weber nach, dass Peutinger zudem in die entsprechende Buch- und Textproduktion seiner Heimatstadt involviert war und als Angehöriger der reichsstädtischen Elite sämtliche Nachrichten mitbekam, die Augsburger Orientreisende in die Stadt brachten. Wie für Peutinger grundsätzlich typisch, veranlassten ihn sein humanistischer Wissenshunger, seine naturgemäß auch christlich geprägten historischen Erkenntnisbedürfnisse und seine stadt- und reichspolitischen Interessen aber nicht nur dazu, sich möglichst breites und detailliertes Wissen über den Orient zu verschaffen, sondern dieses auch für den Umgang mit ihm bzw. dem Osmanischen Reich als seiner Vormacht zu nutzen und damit politisch produktiv zu machen. Soweit Weber in seinem grundlegenden tour d’horizon zu rekonstruieren vermag, ließ sich Peutinger auch hier nicht auf religionseifernd-polemische Gegensätze und den Konflikt betonende Einschätzungen ein. Vielmehr bemühte er sich um möglichst objektive Kenntnisse sowie deren Kommunikation und Diskussion, um so die Machtgrundlagen des Osmanischen Reiches und die welthistorisch-zivilisatorische Bedeutung des Orients besser erfassen zu können. Bestimmte Errungenschaften, so z. B. die arabisch-islamische Medizin, lernte er in diesem Zusammenhang durchaus zu bewundern. Dessen ungeachtet kommt Weber zu dem Schluss, dass Peutinger erwartungsgemäß insge-
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samt doch deutlich stärker an Schicksal und Würdigung seiner Heimatstadt, Oberdeutschlands, des Reichs und des christlichen Europa interessiert war und seine Perspektive auf den Orient infolgedessen insgesamt distanziert blieb. Der zweite Beitrag stammt aus der Feder von Hans-Jörg Künast, dem zusammen mit Helmut Zäh die Rekonstruktion von Peutingers singulären Bibliotheksbeständen zu verdanken ist. Und so gilt auch sein Beitrag für den vorliegenden Band Peutingers Umgang mit Büchern, wobei Künasts Fokus diesmal auf den Strategien des Gelehrten beim Büchererwerb liegt (‚Konrad Peutingers Bibliothek: Wissensordnung und Formen des Bucherwerbs‘; S. 85 – 106). Künast kommt dabei zunächst auf den Befund zurück, dass es Peutingers finanzielle Möglichkeiten sowie seine Kontakte zu Buchdruckern und -händlern, zu Humanisten, Juristen, Theologen und politischen Verantwortungsträgern waren, die ihn in die Lage versetzten, in fast 70 Jahren kontinuierlicher Erwerbstätigkeit eine der größten Bibliotheken im deutschsprachigen Raum aufzubauen, die fast alle Wissensfelder der Zeit abdeckte. Dabei waren es vor allem seine weitreichenden Verbindungen, die es ihm ermöglichten, Handschriften und Drucke aus ganz Europa zu erwerben, vor allen aus Italien und Frankreich, die besonders für die juristische Fachliteratur wichtig waren. Dieses Kontaktnetz Konrad Peutingers kann, so arbeitet Künast heraus, einerseits durch seine eigenen – eher seltenen – Kauf- und Besitzeinträge, andererseits durch Widmungsexemplare und Bücherschenkungen verdeutlicht werden. Zum Abschluss seines Beitrags hebt Künast schlüssig hervor, dass Peutingers Bibliothek nicht der Repräsentation diente, sondern die Funktion einer Arbeitsbibliothek besaß: Dies lässt sich nicht nur aus der schlichten Ausstattung der Bücher mit Pergament- und Holzdeckeleinbänden und den zahlreichen Benutzerspuren schließen, sondern auch aus einer ungewöhnlichen und modern anmutenden platzsparenden Bibliotheksaufstellung nach Format und Einbandart sowie aus ihrer zügigen Erschließbarkeit durch Standort-, Autoren- und Sachkataloge. Im Anschluss daran nimmt Heidrun Lange-Krach eine erste Erschließung von Konrad Peutingers Kunstsammlung vor (‚Konrad Peutingers Kunstsammlung‘, S. 107– 135). Grundlage ist dabei das Inventar der Hinterlassenschaft im Peutinger-Haus. Dieses ist zwar erst 1597 und damit lange nach Konrad Peutingers Tod aufgenommen worden; doch lässt die Beschreibung des Untergeschosses darauf schließen, dass seine Sammlung zu diesem Zeitpunkt noch überwiegend intakt war. Während Peutingers Antikensammlung schon von Zeitgenossen hochgerühmt war und ihr Ruhm bis heute nachklingt, ist seine damals ebenso bekannte Skulpturensammlung völlig in Vergessenheit geraten. In historischen Quellen kaum genannt, blieb auch seine beträchtliche Kunstsammlung weitgehend unbekannt. Ähnlich wie das Inventar der Bibliothek Peutingers vermag nun auch das Inventar der in seinem Haus aufgefundenen Kunstwerke und Preziosen allerdings nicht nur wichtige Einblicke in die Kultur der frühen Humanisten nördlich der Alpen liefern, sondern erlaubt es auch, der historischen Person Konrad Peutinger selbst eine neue Facette hinzufügen, die in der Forschung bislang unterschätzt worden ist. Denn wie sich aus dem Inventar ableiten lässt, besaß Peutinger eine erstaunlich vielfältige und umfangreiche Sammlung: Ge-
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mälde finden sich darin ebenso wie Glas, Elfenbein oder Exotika, wobei die Qualität der genannten Stücke durchweg als beachtlich zu bewerten ist. Aus seinem breit angelegten und urteilssicheren Sammlungsinteresse lässt sich dabei folgern, so Lange-Krach, dass Peutinger nicht nur wegen seines logistischen Geschicks, sondern dezidiert auch wegen seiner Kunstkenntnis von Kaiser Maximilian für seine sogenannten Gedechtnus-Werke herangezogen wurde. Der letzte Beitrag der Sektion aus der Feder von Gernot Michael Müller gilt Konrad Peutingers schriftstellerischer Tätigkeit. Im Zentrum seines Beitrags stehen dabei die in dessen Titel genannten ‚Sermones convivales‘, die 1506 in Straßburg im Druck erschienen sind (‚Humanistische Gemeinschaftsbildung zwischen Reichspolitik, Geschichtsschreibung und Antiquarianismus. Konrad Peutingers ‚Sermones convivales‘‘, S. 137– 165). Ausgehend von einem Blick auf Peutingers ein Jahr vorher gedruckte Ausgabe von 23 römischen Inschriften aus Augsburg und seiner Umgebung, der grundlegende Aspekte seiner Publikationstätigkeit herausstellt – einmal deren implizite politische Indienstnahme und sodann seine Selbstrepräsentation als führendes Mitglied eines Augsburger Gelehrtennetzwerkes –, arbeitet der Beitrag zunächst den zentralen Inhalt der ‚Sermones convivales‘ heraus: den Nachweis, dass die linksrheinischen Regionen des Reichs schon in der Antike germanisch besiedelt und seitdem durchgehend den römischen und dann den römisch-deutschen Kaisern untertan gewesen seien, durch welchen sich Peutinger als Fachmann in einem zentralen Forschungsfeld des deutschen Humanismus um und nach 1500 profiliert, nämlich der Erschließung eines germanischen Altertums und der deutschen Geschichte vor allem des Mittelalters. Wie für dieses grundsätzlich üblich, gründet Peutingers Untersuchung nicht allein in einem historischen, sondern auch in einem politischen Interesse an der Frage, indem er sich mit ihr in eine in Straßburg geführte Kontroverse zwischen Thomas Murner und Jakob Wimpfeling einschaltete und Position für letzteren bezog. Die ‚Sermones convivales‘ belegen auf diese Weise einmal mehr die für Peutingers Persönlichkeitsprofil konstitutive Verschränkung von Gelehrsamkeit und Politik. Der anschließende Teil des Beitrags geht von der Frage aus, weshalb sich dieser in einen im entfernten Elsass geführten Streit einbrachte, obwohl die jeweiligen Positionen dort bereits in ausführlichen schriftlichen Stellungnahmen ausformuliert worden waren und Wimpfelings Auffassung inzwischen die Oberhand gewonnen hatte. Deren Beantwortung führt zum spezifischen Setting, in dem Peutinger seine Ausführungen situiert und das im Titel der Schrift auch prominent benannt wird. Auf der Grundlage neuerer literaturwissenschaftlicher Ansätze zur Erforschung des literarischen Dialogs der Antike und der Frühen Neuzeit arbeitet Müller heraus, dass Peutingers Gestaltung seiner historischen Untersuchung als Abhandlung, die aus einem in Augsburg stattgefundenen und von ihm eingangs rekapitulierten Tischgespräch hervorgegangen sei, diese mit weiteren Aussageebenen verschränkt, die darauf zielen, Peutinger als führende Figur eines Augsburger Gelehrtenkreises zu präsentieren, der zum einen an entsprechende antike Formen gelehrter Vergemeinschaftung anschließt und andererseits eine privilegierte Nähe zu Maximilian I. aufweist. Vor diesem Hintergrund kommt der Beitrag abschließend zum Ergebnis, dass die Inschriftenedition von 1505
Einleitung
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und die ein Jahr später erschienenen ‚Sermones convivales‘ trotz ihres grundsätzlich unterschiedlichen historischen Fokus Intentionen verfolgen, die auf eine vergleichbare Selbstdarstellung Peutingers und seines Augsburger gelehrten Netzwerks zielen. Insofern er dabei auf Vorbilder und Strategien zurückgreift, die im humanistischen Italien ausgebildet worden sind, geht es ihm dabei zum einen darum, Augsburg als humanistisches Zentrum zu profilieren, das sich jenen auf der Apenninenhalbinsel selbstbewusst an die Seite stellen kann. Zum anderen erlaubt die spezifische Verbindung von antikem Erbe und politischer Nähe zu Maximilian, die Peutinger in beiden Publikationen als Spezifikum seiner Heimatstadt herausstellt, dessen Bestrebungen um eine Revitalisierung der Idee vom deutschen Kaisertum als Erbe des antiken römischen Imperiums zu unterstützen und die entsprechende Kritik aus dem humanistischen Italien zu entkräften. In der den Sammelband abschließenden dritten Sektion wendet sich Dietmar Schiersner mit seinem Beitrag ‚Erinnerungskulturen in Augsburg und Nürnberg: Konrad Peutinger (1465 – 1547) und Willibald Pirckheimer (1470 – 1530)‘ (S. 169 – 199) den unterschiedlichen Konjunkturen und Formen der Erinnerung an die beiden im Titel genannten humanistischen Gelehrten in Augsburg und Nürnberg im Rahmen kommunaler Gedächtniskultur zu und leitet daraus grundsätzliche Erwägungen über historisches Erinnern in Stadtgesellschaften ab. Schiersners Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass Gegenstände, Inhalte, Formen und Zusammenhänge historischen Erinnerns zu untersuchen weniger darüber verrate, „wie es eigentlich gewesen“ (Leopold von Ranke) sei, als vielmehr tiefe Einblicke in jene Zeiten und Gesellschaften gewähre, in denen solche Erinnerung jeweils gesucht und geprägt wurde. Auf der Grundlage dieser zunächst an zwei Beispielen des 20./21. Jahrhunderts illustrierten Annahme vergleicht Schiersner sodann die Erinnerungskulturen in Augsburg und Nürnberg, die sich auf Konrad Peutinger und Willibald Pirckheimer und mit ihnen auf den Humanismus in beiden Reichsstädten bezogen und beziehen. Dabei bietet er eine ausführlich dokumentierende und kontrastierende Bestandsaufnahme der unterschiedlichen Formen des Erinnerns von herausgehobenen Grabstätten über Straßenund Schulbenennungen bis hin zu bildlichen und literarischen Darstellungen, Vereinen und Veranstaltungen – einschließlich ihrer historischen Kontexte, sodass er schließlich einen Vergleich der städtischen Erinnerungskulturen in Augsburg und Nürnberg mit Schwerpunkt auf dem 19. und 20. Jahrhundert ziehen kann. Dabei verdeutlicht er eine Reihe von Gemeinsamkeiten, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus ähnlichen Problem- und Bedürfnislagen der mediatisierten Reichsstädte sowie aus einer in der Folge übergreifenden Politik des bayerischen Staates resultierten. Nicht minder aufschlussreich aber sind die sich zum Teil aus differierenden ‚Erinnerungspolitiken‘ ergebenden Unterschiede zwischen Augsburg und Nürnberg, die Schiersner sodann herausarbeitet. Vor dem Hintergrund, dass Geschichte als Erinnerung Identifikationsfunktionen in der Vergangenheit erfüllt hat, fragt Schiersner zum Abschluss seines Beitrags nach der Zukunft des Erinnerns an Humanismus und Humanisten im urbanen Zusammenhang: Woran könnte sich heute in Augsburg und Nürnberg Interesse an Peutinger und Pirckheimer entzünden? Seine abschließende Prognose zeigt
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sich hinsichtlich möglicher Ansatzpunkte allerdings skeptisch: zu heterogen scheinen die städtischen Gesellschaften dafür geworden zu sein. Folgt man dieser Einschätzung über das Potential städtischer Gesellschaften im 21. Jahrhundert, den Fortbestand identitätsstiftender Erinnerungskulturen zu sichern oder angemessen weiterzuentwickeln, verlagert sich die Verantwortung hierfür in noch höherem Maße als bisher auf die wissenschaftliche Erforschung der für diese konstitutiven Entwicklungen und Akteure. Deswegen, aber auch wegen der grundsätzlichen Bedeutung Konrad Peutingers für die Ereignis-, Kultur- und Wissensgeschichte des 16. Jahrhunderts ist zu hoffen, dass die in diesem Sammelband vereinten Beiträge nicht nur eine hilfreiche Bestandsaufnahme der Forschung zu ihren jeweiligen Themen leisten und neue Perspektiven auf diese eröffnen, sondern der Peutinger-Forschung insgesamt neue Impulse verleihen und auf diese Weise zu ihrer erneuten Intensivierung beitragen.
I Öffentliche Wirksamkeit
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Zwischen Kaiser und Reich, städtischem Rat und protestantischen Gemeinden Konrad Peutinger und die Reformation in Augsburg Am 24. Mai 1533 überreichte Konrad Peutinger dem Religionsausschuss der Stadt Augsburg sein Gutachten, in dem er zur Frage Stellung nahm, Ob einem Rat als einer weltlichen Obrigkeit dieser Stadt Augsburg gebührt, in Sachen die Religion und den heiligen Glauben berührende Handlungen, Änderungen und neue Ordnungen aufzurichten und zu halten oder nicht. ¹ In einem umfangreichen, knapp 50 Folio umfassenden Argumentationsgang kam er zu dem Ergebnis, dass dem Rat dafür die grundlegende Entscheidungsgewalt fehle. Doch offenbar war er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr die unbezweifelte ‚Graue Eminenz‘ der städtischen Obrigkeit, in dessen Kanzlei die Fäden des Netzwerkes Augsburger Politik zusammenliefen und die politischen Weichenstellungen so vorbereitet wurden, dass die Zustimmung der Ratsgremien in der Regel diesen Linien folgte. Denn in diesem grundlegenden Vorgang wird die Brüchigkeit der seit langem eingespielten Mechanismen deutlich sichtbar: Zum einen waren neben Peutinger die drei weiteren doctores Johann Rehlinger, Konrad Hel und Balthasar Langnauer sowie der Syndicus Johann Hagk um ihren Rat gebeten, zudem zumindest anfangs noch drei weitere Syndici und der Rats- sowie der Gerichtsschreiber in das Verfahren einbezogen worden,² womit eine ungewöhnliche Stimmenvielfalt entstand; ungewöhnlich war zum anderen, dass Peutingers ablehnendem Votum nicht Folge geleistet wurde, sondern im Juli 1534 der erste Schritt zur Reformation der Stadt eingeleitet wurde.³ Peutinger war somit an den Rand gedrängt worden – und er hatte mit seinem Rücktritt aus dem Amt als Stadtschreiber auf Lebenszeit bereits am 7. Februar 1534 die Konsequenz aus den veränderten Verhältnissen gezogen.⁴ Eine Ära war damit zu Ende gegangen: 1497 zum Stadtschreiber ernannt, hatte er mit seiner Kanzlei die städtische Politik in den entscheidenden Fragen gestaltet und damit den Aufstieg seiner Stadt ganz wesentlich bestimmt. Eingebettet in das römisch-deutsche Reich, abgesichert durch vielfältige Beziehungsnetze mit dem Kaiser bzw. dem Hause Habsburg, aber auch durch die Solidarität der Reichsstädte, hatte er Augsburg zu einer Spitzenposition geführt, die bis 1529/30 unbestritten war.
Nach Gößner: Weltliche Kirchenhoheit. S. 97. Dazu ausführlich Gößner: Weltliche Kirchenhoheit. S. 86 – 101. Detailliert Roth: Augsburgs Reformationsgeschichte. Bd. 2; zur Reformationsgeschichte Augsburgs weiterhin Immenkötter: Kirche zwischen Reform und Parität; Kießling: Augsburg in der Reformationszeit; Kießling: Eckpunkte der Augsburger Reformationsgeschichte. Zur Biographie im Überblick Künast/Müller: Art. Peutinger; nach wie vor grundlegend Lutz: Conrad Peutinger. https://doi.org/10.1515/9783110575040-003
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Nun ist dieser Sachverhalt nichts Neues. Die Forschung hat die Ereignisse mehrfach dargestellt und die Linien gezogen – wenn auch mit sehr unterschiedlichen Akzenten. Die Charakterisierung Peutingers in Friedrich Roths umfassender Reformationsgeschichte Augsburgs von 1901– 1911 fällt deutlich distanziert aus: Er erkennt zwar seine hohe Kompetenz als Jurist und Leiter der städtischen Kanzlei mit allen Facetten an, sieht die „ganze Continuität und das Schwergewicht der Geschäftsleitung in den Händen des Jahrzehnte lang im Dienste bleibenden Stadtschreibers“ gegenüber den wechselnden Amtsinhabern im städtischen Rat, aber er beklagt auch seine „kalte, nüchterne vorsichtige Abwägung der Dinge“, lässt ironisch einfließen, dass Peutinger es „liebte, eine sehr selbstbewußte Miene zu zeigen“, vor allem gegenüber hochgestellten Persönlichkeiten – und betont, dass er „allezeit bereit war, für die Interessen der letzteren [der reichen Kaufleute, R. K.] einzutreten“. Aus Roths evangelischer, genauer: lutherischer Sicht fehlte Peutinger vor allem die Bereitschaft, sich auf das reformatorische Anliegen einzulassen, weil dessen Forderungen „weit über die Ziele hinausfluteten, die ihm und seinesgleichen bei ihrem Verlangen nach einer Verbesserung des Kirchenwesens vorschwebten“.⁵ Und so kommt er konsequenterweise in seiner Darstellung mit eher sporadischen Nennungen Peutingers aus. Diese eingeschränkte Sicht hat Andreas Gößner in seiner Arbeit über die Augsburger Ratspolitik der Jahre 1520 – 1534 insofern korrigiert, als er das umfassende Wirken Peutingers würdigt, die berühmte Formel vom milten und mitleren weg auslotet und erstmals das umfangreiche Gutachten von 1533 ediert.⁶ Er betont seine humanistisch bestimmte Bereitschaft für „eine Erneuerung des kirchlichen Lebens“, aber auch seine Überzeugung, dass sie nur im Rahmen der „Einheit der universalen Kirche“ stattfinden könne und nicht gegen sie.⁷ Grundlegend sind nach wie vor die Einsichten, die Heinrich Lutz in seiner „politischen Biographie“ von 1958 herausgearbeitet hat: Das souveräne Agieren seines Protagonisten, basierend auf seiner Tätigkeit als Leiter der städtischen Kanzlei, wird bei ihm zum Leitmotiv der Augsburger Politik bis zum Reichstag von 1530 – „die politische Korrespondenz Augsburgs“ ist in dieser Zeit „fast vollständig von ihm besorgt worden“.⁸ Lutz verfolgt Peutingers umsichtiges Lavieren zwischen der grundsätzlichen Bindung der Reichsstadt an Kaiser und Reich und der Berücksichtigung der jeweiligen regionalen Kräftekonstellationen. Dadurch entsteht eine Perspektive auf die Reformationsgeschehen, aus der sein beharrlicher Gang zwischen der Aufrechterhaltung der Papstkirche und der radikalen reformatorischen Erneuerung verständlich wird. Und so überrascht es auch nicht, wenn Lutz die Konsequenz aus dem „Scheitern von Peutingers Politik des ‚mittleren Weges‘“ in der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg 1547 als die „Katastrophe Augsburgs“ sieht, „die er in seiner Stellungnahme gegen die Durchführung der Reformation 1533/34 warnend voraus
Alle Zitate bei Roth: Augsburgs Reformationsgeschichte, Bd. 1. S. 89 – 91. Vgl. Gößner: Weltliche Kirchenhoheit. S. 221– 271. Gößner: Weltliche Kirchenhoheit. S. 69 – 77, Zitate S. 77. Lutz: Conrad Peutinger. S. IX.
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gesagt hatte“.⁹ Freilich bleibt er mit der Frage nach dem Warum des Scheiterns auf der eher pauschalen Feststellung einer unzureichenden Einsicht bei den Zünften und dem Gros der Bürgerschaft stehen, denn diese Perspektive ist nicht sein Thema. Licht in diesen Zusammenhang bringt die Studie von Katarina Sieh-Burens von 1986, die mit der konsequenten Anwendung der Verflechtungsmethode sehr überzeugend die grundlegende Verschiebung in der Führungselite der1530er Jahre aufdeckt und die damit verbundenen personalpolitischen Entscheidungen als Basis für den Wandel der Augsburger Politik herausstellt.¹⁰ Und dennoch fällt auch bei ihr auf: Die Analyse erfolgt erneut aus der Sicht des Rates, des Entscheidungsgremiums und der Führungsfiguren, die diese Weichenstellung herbeiführten und trugen. Das ist sicher dann richtig, wenn man das Diktum zugrunde legt, die Stadt sei der corpus christianum im Kleinen gewesen, das der Kirchenhistoriker Bernd Moeller formuliert hat und das weitreichende Wirkungen in der Reformationsgeschichtsschreibung nach sich gezogen hat.¹¹ Soweit das die Vorstellung von der Sakralität des städtischen Lebensraums betrifft, ist das sicher zutreffend, aber trifft das auch die Wirklichkeit in der städtischen Kommune? Hier hat die Beschäftigung mit den evangelischen Gemeinden in ihrer Vielfalt, aber auch Widersprüchlichkeit neue Einsichten in die strukturellen Beziehungen gebracht, aus denen hervorgeht, dass sie nicht einfache Objekte der Ratsentscheidungen waren, sondern eine sehr aktive Rolle spielten.¹² Vor dem Hintergrund dieser Einsichten gilt es im Folgenden die Stellung Peutingers in diesen Entscheidungsjahren zu verfolgen: sein persönliches Verhältnis zur Reformation, sein politisches Jonglieren, aber eben auch sein Umgang mit den Gemeinden.
1 Peutingers Eintreten für Belange der Reformation Konrad Peutinger gehörte zu den Humanisten, die für eine umfassende Reform der Kirche eintraten und sich aus dieser Perspektive aus einer genauen Kenntnis der Bibel und der Kirchenväter intensiv mit theologischen Fragen auseinandersetzten. Seine anfängliche Sympathie für Luther zeigte sich schon darin, dass er ihn 1518 anlässlich des Verhörs vor dem päpstlichen Legaten Thomas de Vio aus Gaeta, genannt Cajetan, in Augsburg zusammen mit anderen Ratsmitgliedern, darunter Christoph Langenmantel, zu einem Gastmahl geladen hatte.¹³ Zudem teilten Peutinger und Luther die persönliche Verbindung mit den Karmeliten von St. Anna: Luther gastierte dort bei seinem Schüler Prior Johannes Frosch. Dieser hatte in Wittenberg studiert, 1516 unter dem Vorsitz Luthers das Licentiat erworben und war noch im Herbst 1518 promoviert Lutz: Conrad Peutinger. S. 295 und S. 318. Vgl. Sieh-Burens: Oligarchie, Konfession und Politik. S. 139 – 147. Vgl. Moeller: Reichsstadt und Reformation. Dazu detailliert die einzelnen Beiträge in Kießling [u. a.] (Hg.): Im Ringen um die Reformation. Vgl. Kießling: Gemeindebildung im Pluralismus der Reformation. S. 183 f.
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worden. Peutinger gehörte zu dem Kreis Augsburger Honoratioren, die regelmäßig Einladungen in den Konvent genossen, und seine Familie ließ seit 1505 dort auch einen Jahrtag abhalten; 1514 wurden Konrad Peutinger und seine Frau zudem vom Generalvikar in die Confraternität des Karmelitenordens aufgenommen.¹⁴ Dies spiegelt die enge Verbindung der Augsburger Oberschicht mit dem Bettelordenskonvent.¹⁵ Diese Verbindung wurde durch die Hinwendung des Konventes zur Reformation seit dem Jahr 1523 keineswegs unterbrochen: Zum einen war in der Hochzeitsgesellschaft des Urbanus Rhegius vom 16. Juni 1525 auch eine Tochter Peutingers zu finden¹⁶ – er selbst musste sich wohl zurückhalten −, zum anderen scheint die spektakuläre Feier des heiligen Abendmahls unter beiderlei Gestalt an Weihnachten desselben Jahres auch im Beisein eines Familienmitgliedes stattgefunden zu haben – auf einem später dafür angefertigten Gemälde findet sich jedenfalls das Peutingersche Wappen.¹⁷ Ob es sich bei der dazugehörigen Figur um Konrad handelt, ist ungewiss – aber „[n]achweislich hat die Frage nach dem Laienkelch den Stadtschreiber seit seinen italienischen Studienjahren bewegt“.¹⁸ Peutinger kannte also die Gemeindebildung bei St. Anna aus nächster Nähe – wird freilich in den Folgejahren als Person dann nicht mehr greifbar. Die innere Begründung dafür findet sich in seinen Schriften zum Abendmahlsstreit zwischen 1527 und 1529, in denen er eine „scharfe Absage an den Subjektivismus der religiösen Meinungsbildung“ formuliert und „entschieden den universalen Zusammenhang der ‚einen Kirche‘ [betont], dem er sich willig unterwirft“¹⁹. Dabei hatte Peutinger durchaus dezidierte Vorstellungen zu den strukturellen Fragen, die das Verhältnis von Stadt und Kirche betrafen. Als Stadtschreiber hatte er den beherzten Zugriff der städtischen Kommune und der Pfarrgemeinden auf die kirchlichen Belange nicht nur verfolgt, sondern auch unterstützt: Die Ausbildung der Pfarrzechen als Vertretungen der Pfarrgemeinden und der Pflegschaften des Rates über die Bettelordenskonvente sowie die Spitäler und Stiftungen, die seit dem 14. Jahrhundert kontinuierlich erfolgt war,²⁰ hatte um die Wende zum 16. Jahrhundert einen deutlichen Schub erfahren. So eskalierte beispielsweise der Konflikt zwischen St. Moritz und der dortigen Pfarrzeche um die Kompetenzen in und um das Kirchengebäude, konkret über den Frühmessaltar, den Friedhof, das Predigthaus bis zur stiftseigenen Schule – die Einsetzung des Mesners mit der Schlüsselgewalt war der Kristallisationskern. Im Konflikt fungierte Konrad Peutinger 1511 als juristischer Beauftragter der Zeche; seine Denkschrift nahm die Position der Laienvertreter auf und
Vgl. BA. A 602 = U 44/3: Urkunde vom 11. Jan. 1514. Vgl. Kießling: Das Karmelitenkloster. Vgl. Sender: Chronik. S. 176 f.; Roth: Augsburgs Reformationsgeschichte. Bd. 1. S. 295. Vgl. Kießling: Eine „Doppelgemeinde“. Lutz: Conrad Peutinger. S. 228. Lutz: Conrad Peutinger. S. 277 f. Dazu ausführlich Kießling: Bürgerliche Gesellschaft und Kirche. S. 99 – 159.
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sorgte dafür, dass der schließlich erreichte Kompromiss eine gewisse Tragfähigkeit erlangte.²¹ Im reformatorischen Geschehen selbst setzte sich diese Position in grundsätzlichen Stellungnahmen fort. Die beiden Gutachten für den Rat der Stadt Konstanz von 1527 um die Stellung der Geistlichkeit in der Kommune in der Frage ihrer Exemtion von der Besteuerung und Gerichtsbarkeit können als konsequente Weiterentwicklung der Erfahrungen gesehen werden, die er in Augsburg gewonnen hatte.²² Peutinger argumentiert darin auf der Basis der munera der städtischen Gemeinde und kommt zu dem Ergebnis, dass die „Geistlichen schuldig [seien], in Städten und anderen Gemeinden Lasten und Leiden mit den Laien gemeinsam zu tragen“, ja Heinrich Lutz gewinnt den Eindruck, „daß Peutinger im Zuge der gegenwärtigen Ereignisse (1527) auf die Möglichkeit einer weitreichenden Revision dieser Rechtslage zusteuert“:²³ Es sei – so Peutinger − eine Fehlentwicklung gewesen, dass Güter und Rechte in der Stadt in die Gewalt von Kirchen und Klöstern gekommen seien; er widersprach damit bewusst dem päpstlichen und kaiserlichen Recht und stellte dem die Billigkeit gegenüber: Nun were es je wider die billicheit gerechtigkeit und erberkeit, das die kirchen und der selben personen von iren guetern, die vor – emalen und die an sy komen – burdin getragen hetten, iren vorteil suchen, nichtz davon contribuiern wolten, und die uberigen layen, die etwan nit hochs vermogens, fur sy die selben burdin tragen sollten. Auch die Geistlichen nutzten die städtischen Einrichtungen wie Märkte etc. und müssten deshalb mit den laien mitleiden tragen und haben. […] Darumb so soll in den und ander fällen die heilig geschrift dem decretal oder bapstlichen rechten vorgeen und fürgesetzt werden. ²⁴ Die Infragestellung der Anwendbarkeit des kanonischen Rechts wird freilich anschließend durch den Vorschlag der Freiwilligkeit dieser Abgaben nicht konsequent zu Ende geführt. Dennoch erinnert die Argumentation an die bekannte Formel, auf die Bernd Moeller die reformatorische Zielvorstellung in dieser Hinsicht gebracht hat: Aus Klerikern wurden Bürger.²⁵
2 Die Grenzen der Zustimmung: Konzil, Kaiser und Reich Die Entscheidung Peutingers für den mittleren Weg datiert auf Anfang 1525: Zu den Beratungen der Dreizehner, des in diesen Jahren bereits zum zentralen Regierungsorgan gewordenen Ratsausschusses,²⁶ über die Augsburger Haltung gegenüber dem Vgl. Kießling: Bürgerliche Gesellschaft und Kirche. S. 111– 114. Vgl. Lutz: Conrad Peutinger. S. 273 – 277. Lutz: Conrad Peutinger. S. 274. Nach Lutz: Conrad Peutinger. S. 274 f. Vgl. Moeller: Kleriker als Bürger. Vgl. Sieh-Burens: Oligarchie, Konfession und Politik. S. 30; Finkl: Administrative Verdichtung und Konfessionalisierung. S. 34.
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Städtetag in der Religionsfrage und der drohenden Zuspitzung der Bauernerhebung notiert er eigenhändig im Protokoll: Lutter mocht vill – ursprünglich stand dort: etwas − aus der hailigen schrift (das etlich auss neid und geitz nit leiden möchten) herfurbracht haben, und dennocht in der heiligen geschrift gegrondt und nit zu verwerffen, daneben mocht auch etlichs nit bestendig also verwerfflich sein. Da ein Agieren gegen das Wormser Edikt nicht möglich sei, kommt er zu dem Schluss, [n]ach dem mitlern weg zu suchen. ²⁷ Heinrich Lutz hat den Umgang mit diesem ‚Modell‘ minutiös aufgearbeitet und dabei gezeigt, wie Peutinger es in den folgenden Jahren souverän in der Diskussion gehalten und im Magistrat zur Leitlinie der Augsburger Politik gemacht hat.²⁸ Als Voraussetzung galt ihm der Grundsatz, dass es letztlich Sache des Konzils sei, die Entscheidung in der Religionsfrage zu treffen. Vor diesem Hintergrund sah er es als seine Aufgabe an, die einzelnen Faktoren zu bündeln, die in der Lage waren, die städtische Existenz zu sichern: Sie bestand zum einen in der unbedingten Unterordnung unter Kaiser und Reich, die nicht nur der generellen verfassungsrechtlichen Zuordnung der Kommune geschuldet war, sondern seit der Aetas Maximilianea auch personell vertieft und literarisch bzw. inszenatorisch überhöht worden war.²⁹ Sie war ihrerseits eingebunden in die wirtschaftliche Verflechtung des Hauses Habsburg mit der kaufmännischen Oberschicht der Stadt – und erfuhr durch Peutinger ihre finanzpolitische Unterstützung im gleichzeitigen Monopolienstreit der 1520er Jahre vor dem Reichsfiskal.³⁰ Und sie musste zum dritten von einer Solidarität der Reichsstädte getragen werden, bezeichnenderweise mit dem Anspruch einer Führungsrolle Augsburgs auf der Städtebank des Schwäbischen Bundes und des Reichstages.³¹ Auf dem 2. Speyerer Reichstag von 1529 vollzog sich freilich „eine tiefgreifende Erschütterung der Stellung Peutingers in Augsburg und im politischen Gefüge des Reichs“.³² Seine Ausgangsposition, am Abschied des 1. Speyerer Reichstages festzuhalten, stieß auf die Vorbehalte der städtischen Gesandten Konrad Herwart und Bürgermeister Anton Bimmel vor Ort − und die Entscheidung im Sinne einer Zustimmung zum aktuellen Reichstagsabschied ging letztlich an Peutinger vorbei. Lutz führt den Umschwung darauf zurück, dass schon der „Zusammenbruch der reichsstädtischen Solidarität, mit der unausweichlichen Alternative von religiöser Evolution hier, reichsrechtlicher Loyalität und kaiserlichem Wohlwollen dort die Grundlagen von Peutingers Stellung“ in Frage stellen musste.³³ Auch wenn das dezidierte Urteil des Prädikanten Urbanus Rhegius, Ditz acht vast die ursach sein, das die unsern neben
Nach Lutz: Conrad Peutinger. S. 236 f. Vgl. Lutz: Conrad Peutinger. S. 259 – 319. Vgl. dazu den Beitrag von Heidrun Lange in diesem Band. Vgl. Bauer: Conrad Peutinger und der Durchbruch; in neuer Sicht Nehlsen-von Stryk: Die Monopolgutachten. Vgl. dazu Carl: Der Schwäbische Bund. S. 149 – 179; Schmidt: Reichsstädte, Reich und Reformation. Lutz: Conrad Peutinger. S. 295. Lutz: Conrad Peutinger. S. 299.
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ab geschlichen seind, das verdampt gelt scheidt und blendt die welt, ³⁴ etwas eindimensional gestrickt war, die Gefahr für die ökonomischen Beziehungen war zweifellos gegeben und die Entscheidung musste in dem komplexen Gefüge getroffen werden. Anders formuliert: Die Balance zwischen den Zielpunkten seines Modells war nicht mehr aufrechtzuerhalten. Peutinger war in die Defensive geraten. Gegenüber dem Reichstag von Augsburg 1530 legte sich Peutinger dann „strikte Zurückhaltung“ auf.³⁵ Als der Große Rat am 25. Oktober nach langem Zögern schließlich den Abschied dieses Reichstags – mit der Verwerfung der Confessio Augustana – abgelehnt hatte, war der Weg zur Einführung der Reformation fast geebnet. Die Gutachten von 1533 sollten die letzten Hürden argumentativ beseitigen – und nun stellte sich Peutinger ganz auf die Seite des geltenden Rechtes. Andreas Gößner arbeitet den Grundtenor heraus: Auf der Basis eines Glaubensbegriffs − ausführlich in humanistischer Manier aus dem lateinischen religare abgeleitet −, in der Bibel und bei den Kirchenvätern grundgelegt, kann es nur „durch die Schrift und den Konsens der Christenheit in einem Konzil erhalten bleiben“, keineswegs aber durch mynder oberkaiten und sonder personen. ³⁶ Das Edikt von Worms 1521, das etwas zu scharpf gewesen und deshalb korrigiert, keineswegs aber aufgehoben worden sei, sei nach wie vor ebenso die Grundlage wie die nachfolgenden Reichstagsabschiede – auch wenn die Stadt den von 1530 abgelehnt habe. Somit solchs meins achtens furwar in ains erbern rats als ains erbern rats thun und werck allain nit stett noch schwebt noch ist, ferrer newerung hierynn furtzunehmen und endrung zuthun. ³⁷ Das Eingehen von Bündnissen zur Absicherung eines neuen Kirchenwesens missbilligt Peutinger ausdrücklich und warnt davor als einer gefährlichen Fehlentscheidung. Dass er „unverrückbar an der Autorität der kaiserlichen Person und der Rechtstradition des Corpus iuris civilis fest[hielt]“,³⁸ ist nach dem Bisherigen zu erwarten. Dass er damit kein Gehör mehr gewann, sondern von den gegenteiligen Gutachten überrollt wurde, wurde schon einführend festgehalten.
3 Das Scheitern Peutingers aus der Perspektive der Gemeinden Bei der Analyse des Scheiterns des milten und mittleren weges wurden bislang die Struktur und Entwicklung der reformatorischen Bestrebungen in Augsburg fast völlig ausgeklammert. Ihre Berücksichtigung schien aus Peutingers Sicht tatsächlich insofern verzichtbar, als der städtische Magistrat die Entscheidungen zu treffen hatte –
Nach Lutz: Conrad Peutinger. S. 300. Lutz: Conrad Peutinger. S. 309. Nach Gößner: Weltliche Kirchenhoheit. S. 105. Nach Gößner: Weltliche Kirchenhoheit. S. 107 und S. 109. Gößner: Weltliche Kirchenhoheit. S. 112.
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den er über lange Jahre ganz wesentlich gelenkt hatte. Die Ebene darunter spielte in seinem Gedankengang offensichtlich keine Rolle, allenfalls wurden die unterschiedlichen Stimmen der Prädikanten als störend registriert.Wenn Peutinger im Auftrag des Religionsausschusses speziell noch der Frage nachgehen sollte, durch was weg und in was gestalt, der zwispalt der ungleichen und widerwertigen Predigen mag abgestelt werden, so die widerwertigen Predigen nit allain in den gaistlichen, Sonnder auch in weltlichen sachen, mercklich zerruttungen geperen, ³⁹ so war das der Erfahrung geschuldet, dass er aufgrund seines „allgemein bekannten diplomatischen Geschicks zur Überwindung der Spaltung in der Bürgerschaft“ ⁴⁰ besonders geeignet erschien. Peutinger beantwortete die Frage des Religionsausschusses nach der Lösung des Prädikantenstreits allerdings nur dilatorisch mit dem Hinweis auf die Reichsabschiede: die Predigt solle allain das evangelion nach außweyßung der schriften und der hailigen cristenlichen kirchen befolgen.⁴¹ Dem „frühkonfessionellen Pluralismus“⁴² in der Stadt wurde er damit allerdings nicht gerecht. Dennoch erscheint es aufschlussreich, seine Haltung in den Ereignissen des Schilling-Aufstandes von 1524 und des Bauernkriegs von 1525, die diese Einschätzung seines diplomatischen Geschicks wohl ausgelöst hatten, kurz einzublenden. Im Falle des Franziskanermönchs Johannes Schilling, der in seinen Predigten in der Fastenzeit mit einer Mischung aus reformatorischen und sozialreformerischen Forderungen einen Auflauf der Bürger angestoßen hatte,⁴³ war Peutinger mit einer eindringlichen Rede an die Zünfte erfolgreich gewesen, hatte anschließend allerdings mit harter Hand zwei Rädelsführer hinrichten lassen. Aus heutiger Sicht war es neben der ersten massiven Artikulation einer Umsetzung reformatorischen Gedankenguts auch ein Versuch, die Revitalisierung der Gemeinde gegenüber einer Verfestigung der Ratsobrigkeit durchzusetzen,⁴⁴ hatte Schilling doch in seiner Predigt die Devise ausgegeben: Wa ain rhat nit handln, so muß die gemain handln. ⁴⁵ Für Peutinger war das Ereignis jedoch ohne religiösen Belang, er reduzierte es vielmehr auf eine Störung des Stadtfriedens. Im kurz vorher auf den Höhepunkt zustrebenden Bauernkrieg, bei dem ganz Oberschwaben in Aufruhr stand,⁴⁶ setzte er zunächst ebenfalls auf Verhandlungen: Es were in disen schweren läuffen nit unfruchtbar, das die stende des pundts mittelweg furnemen, in der sach nit zu hart handleten, damit die paurn gestilt und zertrent wurden. ⁴⁷ Dann allerdings, als seine eigene Stadt in den Sog des Aufstands zu geraten drohte,⁴⁸ kam er auf den Schwäbischen Bund als Ordnungsmacht zurück.
Nach Gößner: Weltliche Kirchenhoheit. S. 100. Anm. 28. Gößner: Weltliche Kirchenhoheit. S. 100. Nach Gößner: Weltliche Kirchenhoheit. S. 109. Zschoch: Augsburg zerfällt in sechs Richtungen. Zu den Ereignissen Roth: Augsburgs Reformationsgeschichte. Bd. 1. S. 155 – 196. Vgl. Rogge: Für den Gemeinen Nutzen. S. 246 – 283. Nach Lutz: Conrad Peutinger. S. 235. Vgl. dazu Kuhn/Blickle (Hg.): Der Bauernkrieg in Oberschwaben. Nach Lutz: Conrad Peutinger. S. 241.
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Doch die Bürger waren nicht einfache Untertanen der Ratsobrigkeit, sondern sie agierten in einem eigenen Entscheidungsrahmen mit durchaus weitreichenden Konsequenzen. Der Blick auf die Entstehung der evangelischen Gemeinden eröffnet die Gewichtigkeit der Weichenstellungen: Bei St. Moritz war die Stiftungsprädikatur von 1517 – die auf Initiative der Pfarrei initiiert, aber dann von den Fuggern in Rom durchgesetzt worden war – mit Johannes Speiser reformatorisch inspiriert,⁴⁹ beim Dom hatten auf der von Bischof Friedrich von Zollern 1505 gestifteten Prädikatur Oekolampad 1518/20 und anschließend bis 1521 Urbanus Rhegius für eine Öffnung hin zur reformatorischen Gedankenwelt geworben.⁵⁰ Um sie scharten sich erste Sympathisanten. Die Bereitschaft des Rates, auf den Ruf nach reformatorischen Prädikanten einzugehen, führte 1523/24 zur Bestallung von Urbanus Rhegius und Stephan Agricola bei St. Anna sowie von Michael Keller bei den Barfüßern, also bezeichnenderweise in den Kirchen der beiden in der Auflösung begriffenen Bettelordenskonvente, über die die Stadt traditionsgemäß die Pflegschaft ausübte. Aus ihrer Zuhörerschaft entstanden erste Personalgemeinden.⁵¹ Doch daneben ergriffen die spätmittelalterlichen Pfarrgemeinden die Initiative: Da sämtliche Pfarreien inkorporiert waren, mussten sie sich dabei gegen die Stifte und Klöster durchsetzen – und knüpften dabei an die spätmittelalterlichen Traditionen an: Sie sorgten 1524 bei St. Georg, 1526 bei St. Ulrich und bei Heilig Kreuz selbst für eigene Prediger. Finanzielle und rechtliche Basis dafür waren die Pfarrzechen, jene Institutionen der Pfarrgemeinden, die seit dem 14. Jahrhundert die Verwaltung der Stiftungsgelder übernommen hatten und für die Belange der Laien eintraten⁵² – wobei Peutinger, wie schon erwähnt, bei St. Moritz juristische Hilfestellung leistete. Nun wurden sie zu Kernen der evangelischen Gemeinden und sorgten für den organisatorischen Ausbau; Träger waren die Zechpfleger, die aus dem Kreis der Gemeinde jährlich gewählt wurden.⁵³ Aus den Rechnungsbüchern ergibt sich die außerordentliche Dynamik dieser evangelische Gemeindebildung. Bei St. Ulrich wurde bereits 1525 die Frömmigkeitspraxis verändert, konkret: die Jahrtage wurden nicht mehr begangen und die Ewigen Lichter abgehängt, 1526 für den Prädikanten eine Behausung errichtet und das Predigthaus in die eigene Regie übernommen. Die aus bürgerlichen Stiftungen stammenden Altarausstattungen wurden in Besitz genommen und für die Finanzierung der Gemeindebelange verwendet.
Zu den Ereignissen im Umland der Stadt vgl. Seitz: Die Bauernunruhen des Jahres 1525; Liebhart: Der Bauernkrieg auf dem Lechfeld. Vgl. Kießling: Pfarrgemeinde und Zeche bei St. Moritz. S. 191; Scheller: Memoria an der Zeitenwende. S. 101– 126 und S. 205 – 216. Vgl. Schiersner: Die gescheiterte Reformation. Vgl. Kießling: Gemeindebildung im Pluralismus der Reformation. S. 188 – 196. Vgl. Kießling: Bürgerliche Gesellschaft und Kirche. S. 99 – 131. Vgl. die Beiträge von Stephanie Armer, Thomas Max Safley und Emily Fischer Gray in Kießling [u. a.] (Hg.): Im Ringen um die Reformation.
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Wie stark das Selbstverständnis dieser evangelischen Gemeinden in diesen Jahren wurde, zeigte sich beim Bildersturm. Er verlief keineswegs so spektakulär und zerstörerisch, wie das lange Zeit behauptet wurde, vielmehr – wie in anderen schwäbischen Reichsstädten auch⁵⁴ – weitgehend in geordneten Bahnen. Das schloss spektakuläre Einzelaktionen keineswegs aus. Im März 1529 zertrümmerte Michael Keller bei den Barfüßern zusammen mit einigen seiner Gäste, darunter Christoph Welser, eine steinerne Christusfigur, um damit den falschen Götzendienst anzuprangern;⁵⁵ bei St. Moritz steigerte sich dies im Frühjahr 1533 zu einem Schlagabtausch zwischen der Pfarrzeche unter Führung von Marx Ehem und Anton Fugger um die Frage, ob die traditionelle Zurschaustellung der Himmelfahrt noch akzeptiert wurde – bei dem der mächtige Handelsherr unterlag.⁵⁶ Diese wenigen Schlaglichter zeigen, dass die evangelischen Gemeinden sich seit 1524 in ersten Schritten und seit 1526 in verstärktem Maße etablierten, und zwar ohne den städtischen Magistrat, sondern aus eigenem Willen und auf eigene Rechnung. Der Rat blieb abwartend und setzte lediglich auf eine Einhegung: Zunächst, indem er schon 1520 – initiiert von Jakob Fugger und Peutinger – den Druckern auferlegte, das sy in den irrungen, die sich haben zwischen den geistlichen und doctorn der heiligen geschrift, desgleichen in schmach und verletzung der Eren sachen on wissen und willen ains Erbern [Rats] nichts ferrer trucken sollen,⁵⁷ sodann 1523 gemäß dem kaiserlichen Mandat die Prädikanten zur Mäßigung aufrief und sie darauf verpflichtete, nur das hailig evangelium und das gotzwort zu verkünden.⁵⁸ Um ein Eskalieren des Bildersturms zu verhindern, forderte er 1528/29 die Bürger auf, an die Bettelordenskonvente gestiftete Messgewänder und liturgische Gefäße zurückzunehmen, ansonsten würden sie inventarisiert und im Rathaus eingelagert bzw. an das städtische Almosen übergeben⁵⁹ – bezeichnenderweise blieben die Pfarrzechen dabei völlig unbehelligt. Gleichsam unter dem Dach der Politik des mittleren Weges hatten sich also grundlegende neue Entwicklungen vollzogen, die nicht mehr nur reformatorische ‚Strömungen‘ darstellten, die je nach politischer Situation noch der grundsätzlichen Entscheidung Pro oder Contra Reformation unterworfen werden konnten, sondern die feste organisatorische Kerne aufwiesen und mit Selbstbewusstsein in der Öffentlichkeit agierten. Im Laufe der Jahre wuchs somit der Druck auf den Rat, die bislang in den Gemeinden eingeleiteten Schritte auch auf gesamtstädtischer Ebene zu vollziehen. Dass dabei die jeweiligen einzelnen Prädikanten mit ihren Gemeinden auch unter-
Vgl. dazu Litz: Die reformatorische Bilderfrage. Vgl. Roth: Augsburgs Reformationsgeschichte. Bd. 1. S. 305 f.; Safley: Die Gemeinden zu den Barfüßern. S. 56. Vgl. Sender: Chronik. S. 340 – 343; Scheller: Memoria an der Zeitenwende. S. 218 – 224. Nach Gößner: Weltliche Kirchenhoheit. S. 36. Rem: Cronica newer geschichten. S. 200; Kießling: Eckpunkte der Augsburger Reformationsgeschichte. S. 32. Vgl. die Vorgänge zu St. Anna. Dazu: Kießling: Gemeindebildung im Pluralismus der Reformation: S. 191; Safley: Die Gemeinden zu den Barfüßern. S. 60 f.
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schiedliche Observanzen ausbildeten, war nur eine Konsequenz der Offenheit des vorgegebenen Rahmens. Martin Luthers „entsetzter Ausruf“ in einem Brief an Spalatin vom März 1527: Augusta in sex divisa est sectas,⁶⁰ spiegelte ja nichts anderes als die Breite reformatorischer Anstöße zwischen Wittenberg, Zürich und Straßburg – im Gegensatz etwa zu Nürnberg, das schon 1525 seinen Anschluss an die lutherische Variante festgemacht hatte und zu einer Neuordnung des eigenen Kirchenwesens geschritten war, damit die bekannte Form der Ratsreformation durchführte. Die breitgefächerte Täufergemeinde Augsburgs wurde jedoch 1527/28 bezeichnenderweise unter maßgeblicher Regieführung von Konrad Peutinger zerschlagen; hier gab die Stadt dem Druck Habsburgs und zahlreicher süddeutscher Obrigkeiten, nicht zuletzt des benachbarten Herzogtums Bayern, nach.⁶¹
4 Fazit: Zum Politikverständnis Peutingers Es erscheint als Ironie der Geschichte, dass Konrad Peutinger mit seiner Politik des mittleren Weges gerade an dem Offenhalten der Entscheidung scheiterte, die er selbst als Devise ausgegeben hatte. Ein tieferer Grund ist aber darin zu erkennen, dass er die ‚Gemeinde‘ als Faktor des Kräfteverhältnisses in der Kommune zu gering schätzte. Als Jurist und Leiter der Kanzlei verkörperte er die Obrigkeit des Rates, die sich im Laufe des späteren 15. Jahrhunderts faktisch herausgebildet hatte und die mit verschiedenen Instrumenten der Kontrolle ausgestattet wurde.⁶² Die Umsetzung seiner Leitvorstellung des Gemeinen Nutzen, die Wahrung des innerstädtischen Friedens gegen Unruhen und die Absicherung der Stadt nach außen schienen mit seiner Kanzlei als politischer Zentrale am besten gewährleistet. Ein Stück weit lag diese Politik auf der Linie der Zukunft, wie Peutinger sie selbst sah und praktizierte. Die Stadt hatte mit ihm an der Spitze der Verwaltung an der Schwelle zur Reformation auf die Übernahme der bis dahin noch in kirchlicher Hand liegenden Funktionen gedrängt: Schule und soziale Fürsorge, die Aufhebung der klerikalen Sonderrechte der Steuerfreiheit und eigenen Gerichtsbarkeit samt der Fälle geistlicher Rechtsprechung in Fragen der Ehe, der Stiftungen oder des Asylrechts⁶³ – sein Gutachten für Konstanz hat das pars pro toto gezeigt. Aber wenn sich die Gemeinde als eigene politische Größe zu Wort meldete, blieb sein Verständnis dafür aus. Man geht wohl nicht fehl, wenn man ihm unterstellt, dass er deshalb auch die Festigung der evangelischen Gemeinden nur bedingt registrierte. Im weiteren Verlauf der Reformationsgeschichte wird jedoch sehr deutlich, dass diese neuen evangelischen
Nach Zschoch: Augsburg zerfällt in sechs Richtungen. S. 79. Ausführlich Roth: Augsburgs Reformationsgeschichte. Bd. 1. S. 218 – 271; Zelinsky Hanson: Gemeinde ohne Kirche. Vgl. Rogge: Für den Gemeinen Nutzen. S. 166 – 210. Vgl. Kießling: Bürgerliche Gesellschaft und Kirche. S. 83 – 94.
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Pfarrgemeinden sehr wohl gewichtige Kontinuitätsfaktoren in den Krisen darstellten, zunächst einmal im Interim, das der Geharnischte Reichstag 1548 einforderte.⁶⁴ Die Vorstellung von einer Einheit von Stadt und Kirche vertrug sich aber kaum mit der Vielfalt der religiösen Auffassungen. Insofern waren die Auseinandersetzungen um die rechte Lehre und nicht zuletzt der Abendmahlsstreit, der in den 1520er Jahren aufbrach, aus der Sicht des Rates wiederum lediglich Unruhefaktoren, die es zu bekämpfen galt. Insofern stand sein spezieller Auftrag an Peutinger, diese Frage zu behandeln, ganz in der Tradition seit 1524. Das freilich war zu wenig, um der leidenschaftlichen Suche nach der Wahrheit gerecht zu werden. Doch das war nicht mehr Peutingers Welt – insofern war sein Rücktritt nur konsequent. Bleibt also nur das Scheitern Peutingers festzustellen, was sein zentrales Anliegen betrifft − und war sein anschließender Rückzug auf die Wissenschaft Ausdruck der Resignation? Die Langzeitperspektive der historischen Erinnerung legt immerhin eine Einschätzung nahe, die seine Werthorizonte stärker betonen lässt: In unserem Zusammenhang fällt dabei auf, wie sehr Peutinger die Verhandlung als Element der Politik heraushebt – und damit auf das Argument, die Rationalität setzte, die sich nicht zuletzt aus der humanistischen Gelehrsamkeit speiste. Dies ist etwa dem Bericht von Clemens Jäger über den Aufstand von 1524 − trotz aller Stilisierung, die ihm innewohnt⁶⁵ − zu entnehmen: Peutinger beschwor in seiner Rede vor dem Großen Rat die Erhaltung des inneren Friedens. Er Erzellet wie nutzlich vnnd löblich dieselben allen Fürstenthumben, Stetten, landen vnnd Leutten, so die, Jn warem guttem friden, zuesamen gesetzet, auch Jr Eerlich fürnemmen, gegen Jren widersächern beschützet vnnd erhalten haben, Allen cumuen [Kommmunen] vnnd gemainden, derselbigen gezüecken gewesen, vnnd zue guettem kommen, auch dardurch bey mit vnd neben ain ander, an Eeren, gewaldt vnnd gut gegronet, gewachsen vnnd Jn den höchsten gradum der Eeren, zugenommen haben. Er zog dabei das ganze Register seiner Kenntnisse über die Antike heran: Hatt auch dessen warhafftige beschechne Exempel anzaigt, Namlich, wie der Troianern, Kriechen, Cartaginensis vnnd letzlich der werden Römern selbs, durch Jre grosse verderbliche Bürgerlichen krieg vnnd pluetuergiessung widerfaren vnnd beschehen were – immerhin das erste Mal in der Überlieferung des städtischen Rates⁶⁶ – und übertrug die historische Erfahrung auf den städtischen Rat der Gegenwart: Er erinnerte daran, wie die Stadt im Rahmen des Reiches durch ihre Privilegien ihren jetzigen Status erreicht habe, Dester Ruebiger vnnd stetter vnder dem schatten des gepietenden Adlers, Jn der Statt, darinnen Jr des haylligen Reychs Bürger seyt, sampt Euren weyb vnnd kindern, wohnen, haußhaltten, vnnd Eerlich leben mögent etc. allem bösen vnrechten gewaldt, dester bestendiger widersteen vnnd beleyben, auch sich von seiner Ordenlichen Oberkeyt zuweychen mit nicht dringen lassen soltten. ⁶⁷ Dazu jüngst Kießling: Kardinal Otto Truchseß von Waldburg. Vgl. Rohmann: … sy habent die Zunfftmayster. So Rogge: Für den Gemeinen Nutzen. S. 264 f. Alle Zitate nach Künast: Ain seltsamer aufflauf. S. 47 f.; vgl. Rogge: Für den Gemeinen Nutzen. S. 264 f.
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Rhetorik war das eine, die Gesprächsbereitschaft das andere. Die ständige Sorge um den inneren Frieden korrespondierte mit der um den Verlust der Solidarität in der Städtekurie des Schwäbischen Bundes und des Reichstages – die er durch immer neue und zähe Verhandlungen zu erhalten suchte. Als diese Voraussetzung, die den Handlungsspielraum der Städte in der Reichspolitik ganz wesentlich bestimmte, im Rahmen des 2. Speyerer Reichstags in Frage gestellt war, wollte er insbesondere die Zusammenarbeit mit Nürnberg und Ulm auf jeden Fall aufrechterhalten: Wa aber solch milterung [des vorgesehen Reichstagsabschieds, R. K.] nit mecht geschehen, wir uns von gedachten beden steten dannocht nit sondern […] wollen. ⁶⁸ Friedenswahrung als oberstes politisches Prinzip, Verhandlungen statt Gewalt – diese Perspektive erscheint angesichts der Geschehnisse der weiteren Jahrzehnte durchaus zukunftsträchtig – auch wenn sie in der Situation der 1530er Jahre noch nicht greifen konnte.
Nach Lutz: Conrad Peutinger. S. 297.
Christoph Becker
Konrad Peutinger (1465 – 1547) Rechtspfleger im Zeitalter der Rechtsreformationen
1 Zeit der Reformationen von Stadtrechten, Landrechten, Reichsrechten Konrad Peutingers Leben und Wirken fällt in die Zeit der Erneuerungen von Stadt-, Land- und Reichsrechten in sogenannten Reformationen, Landesordnungen und Policey-Ordnungen. Am stärksten haftet im kollektiven Gedächtnis die Verbindung zwischen dem Wirken eines gebildeten Juristen und der Stadtrechtserneuerung im Falle Freiburgs im Breisgau. Die Freiburger Reformation von 1520¹ steht als das Werk des im Jahre 1501 an der Freiburger juristischen Fakultät zum doctor legum promovierten Udalricus Zasius (1461– 1535)² vor Augen. Hingegen sind wir bei den ältesten großen Stadtrechtsreformationen, der Nürnberger Newen Reformacion von 1479³ und der Wormser Reformation von 1498⁴ (die Reformation des Rechts beginnt Jahrzehnte vor der das Geschichtsbewußtsein der Allgemeinheit unter der Bezeichnung Reformation ungleich stärker beherrschenden konfessionellen Differenzierung), über die gewiß hinzugezogene Hilfe rechtsgelehrter Verfasser in städtischen Diensten nicht unterrichtet.⁵ In Augsburg wird Peutinger, Absolvent der juristischen Studien in Bologna und Padua, Doktor beider Rechte, städtischer Syndikus ab dem Jahre 1493, Stadtschreiber in den Jahren 1497– 1534,⁶ in Verbindung mit dem Stadtrecht gebracht.
Nüwe Stattrechten und Statuten der loblichen Stat Fryburg im Pryßgow gelegen. Ohne Ort [Freiburg im Breisgau] 1520. Teiledition in Kunkel (Bearb.): Quellen zur Neueren Privatrechtsgeschichte Deutschlands. Bd. 1.1. S. 241– 323. Zur Person des Ulrich Zasius: Kleinheyer/Schröder (Hg.): Deutsche und Europäische Juristen. S. 473 – 477. Im Druck erst 1484 publiziert. Nachdruck: Köbler (Hg.): Reformation der Stadt Nürnberg (1984). Die Bezeichnung Neue Reformation erklärt sich wohl nicht als lediglich verstärkende doppelte Wortwahl, sondern als Hinweis auf eine vorangehende Teilerneuerung des mittelalterlichen Nürnberger Stadtrechts, nämlich eine Gerichtsordnung des Jahres 1473; siehe Köbler (Hg.): Reformation der Stadt Nürnberg (1984). S. XXII. Gedruckt als: Der Statt Wormbs Reformation. Ohne Ort [Worms] 1499. Nachdruck: Köbler (Hg.): Der Statt Wormbs Reformation (1985). Auszugsweise in: Kunkel (Bearb.): Quellen zur Neueren Privatrechtsgeschichte Deutschlands. Bd. 1.1. S. 95 – 220. Zur Redaktionsgeschichte der Wormser Reformation Koehne: Die Wormser Stadtrechtsreformation. Teil 1. Daß ausgebildete städtische Juristen an der Redaktion der Nürnberger wie auch der Wormser Reformation teilnahmen, steht außer Zweifel. Siehe Stobbe: Geschichte der deutschen Rechtsquellen. Bd. 2. S. 299 (Nürnberg) und S. 331 f. (Worms). Zum Werdegang Peutingers siehe Lutz: Conrad Peutinger; Kießling: Wirtschaft und Recht. S. 243 f. https://doi.org/10.1515/9783110575040-004
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Jedoch hat Peutinger hierin bei weitem keine so prominente Stellung wie Zasius für das Freiburger Stadtrecht.
2 Ausbleiben einer Augsburger Rechtsreformation a) Ursache für die Wahrnehmung eines Abstandes zwischen der Bedeutung eines Peutinger und der Bedeutung eines Zasius für die jeweilige Entwicklung des Rechts „ihrer“ Stadt ist gewiß der Umstand, daß die Anstrengungen zur Erneuerung des Augsburger Stadtrechts nie zu einer Gesamtreform führten. Ein umfassend ausformuliertes Projekt Peutingers ist nicht bekannt. Vielmehr waren es andere Rechtskundige des 16. und späterer Jahrhunderte, welche das Augsburger Recht in größeren oder kleineren Teilen neu erschlossen und in Bestandsaufnahmen, Entwürfen oder Denkschriften auf den in Gepflogenheiten des Alltages, behördlicher, notarieller und anwaltlicher Praxis, gerichtlicher Handhabung sowie punktuellen Festlegungen des Rates unter Berücksichtigung der überörtlichen Entwicklungen erreichten Stand der Zeit brachten. Hiervon hat sich ein reicher handschriftlicher Quellenschatz in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg erhalten.⁷ Von einer Durchsicht der nach Verlagerung aus dem Palais beim Stadtmarkt in das Textilviertel im Jahre 2016 wieder nutzbaren (und im Zuge des mehrjährigen Vorgangs von Verlagerung und Schädlingsbekämpfung erschlossenen) Bestände des Stadtarchivs Augsburg darf man sich ergänzende Funde erhoffen. Unter den Verfassern ragen Namen wie Franz Kötzler, Matthäus Laimann und Georg Tradel hervor.⁸ Die Kompilationen und Überarbeitungsversuche des 16. Jahrhunderts lassen deutlich den seinerzeit empfundenen Handlungsbedarf erkennen. Das Stadtrecht vom Jahre 1276⁹ ist von gewundener Diktion oder sogar unschlüssiger Grammatik. Die Artikel sind häufig dunkel in ihren Aussagen und schon den Lesern des 16. Jahrhunderts nicht mehr in ihrer Gänze verständlich. Oft muß der Leser zweifeln, ob umständliche Darlegungen nur illustrativ oder aber konstitutiv sind, nämlich die Anwendung eingrenzende Merkmale bezeichnen. Beispielhafter Beleg für die Reduktion von Verständnis und daher auch praktischer Anwendung des alten Stadtrechts in der frühen Neuzeit ist die starke Straffung in den Entwürfen Laimanns und Tradels vom Ende des 16. Jahrhunderts.¹⁰ b) Zur Verabschiedung einer umfassenden reformierten Augsburger Rechtsordnung kam es jedoch während der ganzen Zeit des Alten Reichs, bis zur Eingliederung
Beschrieben von Liedl: Gerichtsverfassung und Zivilprozeß. S. 53 f. und S. 146 – 148. Siehe auch Birnbaum: Konkursrecht der frühen Augsburger Neuzeit. S. 15 – 28. Siehe Becker (Hg.): Consvetvdines almae Reipublicae Augustanae. Siehe zur frühneuzeitlichen Fortentwicklung des Augsburger Stadtrechts auch Kreutz: Civil law and legal culture. Kurze Beschreibung des Augsburger Stadtrechts von 1276 bei: Pettinger: Vermögenserhaltung und Sicherung der Unternehmensfortführung. S. 67– 69. Siehe Anm. 8.
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Augsburgs in das neue Königreich Bayern im Jahre 1806, nicht. Vom Rat beschlossene Erneuerungen blieben auf einzelne Themenfelder aus den verschiedensten Bereichen des Zivilrechts, des Strafrechts, des Verwaltungsrechts sowie der kommunalen Verfassung beschränkt. Im übrigen wurde das mittelalterliche Satzungsrecht, ohne im ganzen aufgehoben zu werden, nach und nach durch abweichendes Gewohnheitsrecht, Reichsrecht und Übernahme von gemeinem Recht oder Anlehnung an andere Ortsrechte überlagert. c) Mit einer solchen Entwicklung steht Augsburg nicht allein.Vielmehr stehen den vielen Städten, denen eine Reformation ihres Rechts gelang, viele Städte gegenüber, in denen derartige Anstrengungen nicht zu einem neuen Rechtsbuch führten. An vorderster Stelle ist hier die größte deutsche Stadt des Mittelalters, Köln, zu nennen (die man freilich auch umgekehrt als Pionierin der Reformation bezeichnen kann, wenn man die Neufassung ihrer Statuten in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts¹¹ bereits als Reformation gelten lassen mag). Offensichtlich gehörte zum Gelingen einer Reformation nicht nur die Greifbarkeit juristischer Expertise, was doch in den größten Städten des Alten Reiches – wie eben in Augsburg und Köln – nachhaltig gewährleistet war. Auch der Wunsch einer zeitgemäßen und im Druck ebenso präzis dokumentierten wie leicht zugänglichen Fassung des Ortsrechts war mit Sicherheit allgegenwärtig. Das zeigen die stereotypen Vorreden der abgeschlossenen Reformationen, die durchgehend den gemeinen Nutzen beschwören, welcher mit der schriftlichen, so dem Vergessen entzogenen, Neufassung des Ortsrechts erzielt werden möge. Stadtrecht und landesherrliches Gesetz sind gleichermaßen Ausdruck des Willens, das Zusammenleben und das Wirtschaften der Menschen gedeihlich zu gestalten.¹² Es mußte aber wohl auch die Gunst der Stunde hinzukommen, die bei allem Widerstreit der Interessen, welche die im Stadtrat Versammelten jeweils als Repräsentanten ihrer Familien¹³ mitführten, die Verständigung auf einen umfänglichen Text gestattete, der möglicherweise eigene Handlungsspielräume einengen und diejenigen eines konkurrierenden Geschlechts gefährlich erweitern würde. Dieser glückliche Umstand wollte sich offenbar an einigen Orten nicht einstellen. Besonders in Augsburg waren möglicherweise im 16. Jahrhundert die Aufmerksamkeit und die Kräfte zu sehr durch andere Vorhaben und Entwicklungen gebunden, als daß eine Stadtrechtsreformation hätte zu Ende gebracht werden können. Zu nennen sind die heftigen konfessionellen Auseinandersetzungen, in denen Augsburg nicht nur ein Schauplatz der überörtlichen Entwicklung war, sondern auch um seine eigene kommunale Verfassung rang und schließlich deren Neuordnung durch den Kaiser im Jahre
Siehe zu der Kölner Rechtsaufzeichnung vom Jahre 1437 Heppekausen: Die Kölner Statuten von 1437. Siehe dazu Härter: Statut und Policeyordnung. Über das oligarchische Zusammenfallen von wirtschaftlicher Potenz und Teilhabe an der kommunalen Selbstverwaltung im frühneuzeitlichen Augsburg siehe Mörke/Sieh: Gesellschaftliche Führungsgruppen.
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1548 zu verwirklichen hatte.¹⁴ Hinzuweisen ist auf die Belastungen Augsburgs aus mehrfacher Aufnahme des Reichstages. Kräfte banden auch Verteidigungen der von der Reichsgesetzgebung in Besorgnis um Preissteigerungen bekämpften Warenkartelle (Monopolia) und Zinsgeschäfte – zahlreiche Aktivitäten Peutingers von einem Gutachten zum Augsburger Kupfersyndikat im Jahre 1499 bis zu einem Gegengutachten zu einer Begutachtung (Ratschlag) des Reichstags zu Augsburg vom Jahre 1530 inbegriffen.¹⁵ Anzuführen sind ferner die in einem Höchstmaße unglücklichen wirtschaftlichen Entwicklungen mit einer geradezu endlosen Kette von Unternehmenszusammenbrüchen in allen Augsburger Handelsfamilien¹⁶ sowie Verstrickungen der politisch relevanten Familien in unzähligen Auseinandersetzungen vor Stadtgericht, Reichskammergericht und anderen Gerichten¹⁷. Und was speziell die Arbeitskraft Peutingers anbelangt, wird man sagen müssen, daß ihm seine zahlreichen Interessen, die täglichen Anforderungen seiner Ämter, die Pflege seiner weitverzweigten Verbindungen¹⁸ innerhalb der Stadt, im Reich und über dessen Grenzen hinaus, schließlich die Verantwortung für seine große Familie im allgemeinen und für das bei der Eheschließung¹⁹ von seiner Ehefrau Margarete Welser²⁰ eingebrachte Dotalvermögen (welches er unter anderem erfolgreich in die Handelsunternehmungen der Familie seiner Ehefrau einlegte) sowie für den großbürgerlichen Hausstand im besonderen vermutlich schlichtweg nicht die notwendige Zeit zu einem solch umfänglichen Vorhaben wie der Neufassung des Stadtrechts ließen.
Lies zu den Verhältnissen in der und um die Reichsstadt Augsburg im 16. Jahrhundert CiriacyWantrup: Familien- und erbrechtliche Gestaltungen. Kap. III. Die Reichspolizeiordnung von 1530 enthält etliche Bestimmungen zum Wirtschaftsrecht, aber keine direkt gegen Monopole gerichteten Vorschriften, was man dem Einfluß Peutingers zurechnen kann. Gegen Monopole dann jedoch im Jahr nach Peutingers Tod Titel 18 Reichspolizeiordnung 1548; ferner Titel 18 Reichspolizeiordnung 1577. Zur Gutachtertätigkeit Peutingers siehe Nehlsen-von Stryk: Die Monopolgutachten; Mertens: Im Kampf gegen die Monopole. S. 27 f. (zum Gutachten Peutingers von 1499 über die societas cupri) und S. 60 – 63 (über die beiden Monopol-Gutachten von 1523); Häberlein: Ein Gutachten Konrad Peutingers. Siehe Häberlein: Brüder, Freunde und Betrüger; Kießling: Im Spannungsfeld von Markt und Recht; Kießling: Kleine Geschichte Schwabens. S. 74 f.; Fischer: Bankruptcy in early modern German territories; Birnbaum: Konkursrecht der frühen Augsburger Neuzeit. Siehe betreffend die Familie Fugger Schneider: Fugger contra Fugger, mit Statistik der beim Reichskammergericht in der Zeit vom 15. Jahrhundert bis zum Jahre 1804 anhängigen Verfahren (S. 91). Ein kürzlich von Hägele in Erinnerung gerufenes Beispiel ist, daß Peutinger das kaiserliche Privileg für den Druck des vom schwäbischen Stadtschreiber Ulrich Tengler verfaßten Layenspiegel vermittelte; siehe Hägele: Eine Prunkausgabe. S. 33 und S. 35. Im Jahre 1498. Geboren 1481; gestorben 1552.
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3 Zugänglichkeit auswärtiger Reformationen Anregung durch auswärtige Gesetzesneuerungen konnte ein Stadtschreiber der beginnenden Neuzeit wesentlich bequemer gewinnen als seine Amtsvorgänger früherer Jahrzehnte oder Jahrhunderte. Der Buchdruck machte Vervielfältigung ungleich rascher und preisgünstiger. So konnten Stadträte durch ihre Experten leichter als ihre Vorfahren Vergleich nehmen und Stützen für ihre eigenen Satzungen finden. Es darf angenommen werden, daß insbesondere Reichstage, Landtage und Städtetage Gelegenheiten darstellten, an denen die Abgesandten die Satzungen ihrer Kommunen austauschten.²¹ Der Nachweis einer Auseinandersetzung Konrad Peutingers mit den zu seinen Lebzeiten veröffentlichten Reformationen der Städte, der Territorien und des Reichs ist mit hoher Sicherheit aus der fortschreitenden Rekonstruktion seiner Privatbibliothek zu erbringen.²² In der Buchsammlung befanden sich unter anderem frühe Drucke der Wormser Reformation von 1498²³ und der Bambergischen Halsgerichtsordnung von 1507²⁴. Von Rechtsbüchern, die bei der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebenden Rekonstruktion des 21. Jahrhunderts nicht sichtbar wurden, darf man allerdings nicht sagen, daß sie Peutinger nicht zugänglich waren. Die zum Teil von seiner Hand, zum Teil von seinen Erben überlieferten Kataloge bilden keine vollkommene Dokumentation der Peutingerschen Bibliothek. Überdies ist nicht ausgeschlossen, daß sich ein in Peutingers Privatbibliothek nicht enthaltenes Werk in der Augsburger Ratsbibliothek befand und auf diese Weise Peutinger zugänglich war. Ferner muß man die zahlreichen Gelegenheiten bedenken, welche sich dem umtriebigen Augsburger Juristen boten, um mit Personen ins Gespräch zu kommen, die auswärts mit der Redaktion von Rechtsreformationen beschäftigt waren. Auch jenseits der noch heute nachweisbaren Buchbestände im Zugriff Peutingers darf man also vermuten, daß Peutinger sich von den gedruckten neuen Rechtsbüchern der Reichsstädte, der Territorien und des Reichs wenigstens überblicksweise Kenntnis verschaffte.
Vgl. Wüst: Reichstage und Reichsstädte. S. 63. Es liegen Bearbeitungen zweier Abschnitte (von ursprünglich fünf) eines von Konrad Peutinger selbst geschriebenen Kataloges vor: Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 und Bd. 2. Der erhaltengebliebene juristische Teilkatalog verzeichnet rechtswissenschaftliche Literatur, keine Gesetze oder Satzungen. Das von den Erben Peutingers veranlaßte Nachlaßinventar hingegen weist etliche Handschriften und Drucke von Stadtrechten, Territorialrechten und Reichsgesetzen auf. Auf seiner Grundlage entstand: Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 3. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 3. Nr. 69. Zur Wormser Reformation siehe bereits oben Abschnitt 1. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 3. Nr. 65. Zur Bambergischen Halsgerichtsordnung siehe unten ab Abschnitt 5.
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4 Zwei Nachträge zum Augsburger Stadtrecht von der Hand Peutingers Gänzlich unberührt allerdings konnte Peutinger das Augsburger Stadtrecht wegen seines Stadtschreiberamtes nicht lassen. Die Augsburger Rechtsordnungen sind im handschriftlichen Augsburger Stadtbuch versammelt. Das umfänglichste Stück darin ist das von König Rudolf von Habsburg im Jahre 1276 auf Wunsch der Augsburger bewilligte Stadtrecht. Neben jüngeren separaten Satzungen nahm das Augsburger Stadtbuch zahlreiche Nachträge zum Stadtrecht von 1276 auf.²⁵ Da der Schreiber auf den Pergamentbögen der Handschrift hinter den ursprünglichen Artikeln stets Raum gelassen hatte, konnten die Nachträge regelmäßig unmittelbar dort eingefügt werden, wo man den engsten Zusammenhang sah. Freilich gibt es auch einige abweichende Platzierungen, welche der Augsburger Stadtarchivar und Herausgeber des Stadtbuches Christian Meyer in seiner Edition vom Jahre 1872 korrigierte.²⁶ Die meisten Nachträge weisen weder ein Datum noch die Person des Nachtragenden aus. Meyer versuchte, anhand der Schriftzüge eine gewisse Ordnung der Nachträge anzustellen. Er zählt zehn verschiedene Hände.²⁷ Zuständig für den Eintrag war immer der Stadtschreiber. Entweder er selbst oder sein Gehilfe schrieb den Nachtrag nieder. Die Mehrzahl der undatierten Nachträge stammt, wie ein Vergleich des Originals mit einer im Jahre 1324 gefertigten Abschrift des Augsburger Stadtbuches zeigt, aus den Jahren bis 1324.²⁸ Im Verlaufe des 14. Jahrhunderts nehmen die Datierungen zu, aber die Nachträge sind insgesamt nicht mehr so zahlreich. Die abnehmende Tradition der Nachträge endet mit zwei Einträgen von der Hand Konrad Peutingers zu Artikel 92 des Augsburger Stadtrechts. Der zweite Eintrag ist auf den aftermontag nach Valentini Anno MDXII (das heißt Dienstag nach dem Valentinstag 1512) datiert.²⁹
5 Strafverfahren vor dem Augsburger Vogtgericht Der um die Nachträge von Peutingers Hand ergänzte Artikel 92 steht in der langen Reihe der Artikel des Augsburger Stadtrechts, welche das Augsburger Vogtgericht im Siehe Beschreibung des Stadtbuches von Meyer (Hg.): Das Stadtbuch von Augsburg. S. XXIII. Meyer (Hg.): Das Stadtbuch von Augsburg. S. XXIII und S. XXV. Meyer (Hg.): Das Stadtbuch von Augsburg. S. XXIV. Meyer (Hg.): Das Stadtbuch von Augsburg. S XXV. In der Edition Meyer (Hg.): Das Stadtbuch von Augsburg. S. 175. Unter dem Valentinstag ist mit weit überwiegender Wahrscheinlichkeit der 14. Februar zu verstehen, der Festtag des im 3. Jahrhundert gestorbenen Bischofs von Terni und Märtyrers Valentinus (und weder der Tag des im Jahre 475 gestorbenen angeblichen Bischofs von Passau und in Rätien umherziehenden Valentinus [7. Januar] noch der Tag des im 4. Jahrhundert gestorbenen Bischofs von Trier und Märtyrers Valentinus [16. Juli]). Der 14. Februar 1512 war ein Samstag. Demnach handelt es sich bei dem Dienstag (aftermontag) nach Valentin um den 17. Februar 1512.
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Unterschied zum Burggrafengericht behandeln. Für das Vogtgericht beschreibt das Stadtrecht von 1276 in seinen Artikeln 28 bis 113 zahlreiche Straftaten, beginnend mit dem Totschlag, und stellt einige Verfahrensvorschriften auf, freilich nicht im entferntesten eine vollständige Regelung des Kriminalprozesses. Auch zahlreiche zivilrechtliche und ordnungsrechtliche (vor allem berufs- und marktrechtliche) Vorschriften sind unter der Rubrik Vogtgericht behandelt.³⁰ Der Zuständigkeit des Burggrafengerichts sind in den Artikeln 114– 150 (Schluß des Stadtrechts) weitere zivil- und ordnungsrechtliche (wiederum hauptsächlich berufs- und marktrechtliche) sowie zivilverfahrensrechtliche Regelungen zugewiesen.³¹ In dem durch Peutinger ergänzten Artikel 92 des Augsburger Stadtrechts von 1276 geht es um Abläufe von Strafverfahren, und zwar um die Festsetzung des Verdächtigen. Der auf frischer Tat begriffene Beschuldigte wird gefangengenommen und in den Stock gesetzt. Das Gefängnis ist in der Obhut der Sulzer (Sülzmacher, Salzkocher). Sie haften für die zuverlässige Verwahrung des Beschuldigten. Sollte er entkommen, wird der unachtsame Aufseher in gleicher Weise belangt, wie der Täter belangt worden wäre, wäre man seiner habhaft geblieben und wäre er der vorgeworfenen Tat wegen verurteilt worden.³² Danach, ob der Sulzer persönlich zur Zeit der Flucht den Wachdienst leistete oder nur in der fraglichen Zeit den Wächtern Vorgesetzter war, differenziert die Regelung nicht. In Mittelalter und früher Neuzeit war es nicht unüblich, die Funktionstüchtigkeit der Strafrechtspflege mit derart strengen Sanktionen zu sichern. Die Androhung von Strafe gegenüber den für die Bewachung Verantwortlichen sollte sie zur Aufmerksamkeit anhalten und von heimlichem Zusammenwirken mit dem Gefangenen, der ihnen vielleicht für die Gefälligkeit einer Fluchtgelegenheit hohe Vorteile zusagte, abschrecken. Eine ähnliche Regelung begegnet beispielsweise in dem Gesetzbuch Friedrichs II. von Hohenstaufen für sein Königreich Sizilien, den Konstitutionen von Melfi vom Jahre 1231, auch Liber augustalis genannt.³³ Dort wird mit einem Jahr Kerker bestraft, wer als Wärter durch Nachlässigkeit (per neglegentiam) einen Gefangenen entweichen läßt.³⁴ Eine Gleichbehandlung mit dem Täter kennt die Bambergische Halsgerichtsordnung von 1507 (sogenannte Bambergensis)³⁵ für den Fall, daß jemand wegen eines über den Täter verhängten Strafurteils Rache nehmen wollte. Die Bambergensis sieht vor, daß der Richter nach der Urteilsverkündung die mitwirkenden Aus der den Artikeln des Stadtrechts vorangestellten unbezifferten Inhaltsübersicht sind in der Meyerschen Edition (Meyer [Hg.]: Das Stadtbuch von Augsburg) für das Vogtgericht die S. 4– 7 einschlägig. Aus der Inhaltsübersicht für das Burggrafengericht bei Meyer (Hg.): Das Stadtbuch von Augsburg. S. 7– 9. Art. 92 § 1 Augsburger Stadtrecht 1276. Ausgabe: Conrad [u. a.] (Hg.): Die Konstitutionen Friedrichs II. 1.91.3 Liber Augustalis 1231. Ausgabe: Bambergische halßgerichtsordenung. Bamberg 1507. Nachdruck in: Bambergensische & Brandenburgische Halsgerichtsordnung (ND 2007). Erste Foliierung. Ausgabe auch in: Buschmann (Hg.): Textbuch zur Strafrechtsgeschichte der Neuzeit. S. 18 – 101.
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Schöffen zur Abschreckung (warnungs weyß) einzeln nach den Konsequenzen befragen soll. Die Schöffen antworten darauf, daß der Rächer, auch wenn er die Rache nur versuche, in dieselbe Strafe verurteilt werde wie derjenige, dessen Bestrafung gerächt werden wollte.³⁶ Ebenso sieht es die Brandenburgische Halsgerichtsordnung von 1516³⁷ vor.³⁸ Wenn der Verurteilte zur Richtstatt geführt wird, erfährt die Öffentlichkeit gemäß Bambergischer Halsgerichtsordnung, gemäß Brandenburgischer Halsgerichtsordnung und gemäß Reichsstrafgesetzbuch Karls V. von 1532 (Constitutio Criminalis Carolina oder kurz Carolina)³⁹ durch Ausruf des urteilenden Richters, daß bei Meidung von Strafe an Leib und Gut niemand dem Nachrichter in die Hand fallen darf.⁴⁰ Auch der moderne Staat duldet keine Beeinträchtigung der Strafjustiz und bedroht mit Strafe, wer einen Gefangenen befreit⁴¹ oder sonst die Strafverfolgung oder den Strafvollzug verhindert⁴². Die einschlägigen Regelungen stehen getrennt von den Strafbestimmungen über die Begünstigung,⁴³ welche jemand einem Straftäter gewährt, so daß er zum Schaden des Opfers die Vorteile seiner Tat genießen kann. Sicherung der Strafrechtspflege durch Bestrafung ihrer Störung dient nicht allein und nicht einmal vorrangig den Opfern von Straftaten. Vielmehr folgt sie aus der überragenden Bedeutung der Strafrechtspflege für die Friedenswahrung im Gemeinwesen überhaupt. Hinzu tritt im Falle der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städte, daß die Strafrechtspflege ein zentrales Element in der Behauptung kommunaler Autonomie darstellt. Wahrnehmung von Strafjustiz ist Betätigen von Selbstverantwortung um die Friedenserhaltung in der Stadt. Mit dem strafbewehrten Verbot von Störungen schützt die Stadt ihre Eigenhoheit.⁴⁴ Zwar ist der dem Vogtgericht vorsitzende Stadtvogt Repräsentant der königlichen Gewalt. Aber die tatsächliche
Art. 114 f. Bambergische Halsgerichtsordnung 1507. Ausgabe: Brandenburgische halßgerichtsordnung. Nürnberg 1516. Nachdruck in: Bambergensische & Brandenburgische Halsgerichtsordnung (ND 2007). Zweite Foliierung. Art. 114 f. Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516. Ausgabe: Des allerdurchleuchtigsten großmechtigsten vnüberwindtlichsten Keyser Karls des fünfften: vnnd des heyligen Römischen Reichs peinlich gerichts ordnung/ auff den Reichßtägen zu Augspurgk vnd Regenspurgk/ inn jaren dreissig/ vnd zwey vnd dreissig gehalten, auffgericht vnd beschlossen. Meyntz 1533. Nachdruck in: Bambergensische & Brandenburgische Halsgerichtsordnung (ND 2007). Dritte Foliierung. Ausgabe auch in: Buschmann (Hg.): Textbuch zur Strafrechtsgeschichte der Neuzeit. S. 103 – 177. Art. 118 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 118 Brandenburgische Halsgerichtsordnung; Art. 97 Reichsstrafgesetzbuch 1532. § 120 Strafgesetzbuch (StGB), vom 15. Mai 1871, Reichs-Gesetzblatt 1871, S. 127, in der Fassung der Bekanntmachung vom 13. November 1998, Bundesgesetzblatt I 1998, S. 3322, zuletzt geändert am 12. Juni 2015, BGBl. I 2015, S. 926. Angedroht sind bis zu 3 Jahren Freiheitsstrafe, gegenüber einem Amtsträger sogar bis zu 5 Jahren. §§ 258 und 258a StGB. § 257 StGB. Siehe über die Bedeutung der Strafrechtspflege als Instrument städtischer Autonomie auch Frenz: Frieden, Rechtsbruch und Sanktion.
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Ausübung der Rechtspflege liegt bei seinen aus der Mitte der Bürgerschaft gefundenen Beisitzern.
6 Gehalte der zwei Stadtbuch-Nachträge von Peutingers Hand a) Die beiden von Konrad Peutinger zu Artikel 92 des Augsburger Stadtrechts geschriebenen Nachträge stehen nur in losem Zusammenhang mit dem in Artikel 92 behandelten Prozedere. Sie behandeln nicht die Inhaftierung eines mutmaßlichen Straftäters. Aber es geht in den beiden Peutingerschen Nachträgen um Strafverfahren. Nicht die besonderen Fragen der Untersuchungshaft, sondern das übergreifende Thema Strafverfahren rechtfertigt die Platzierung beim Stadtrechtsartikel 92. Die den beiden Peutingerschen Nachträgen vorangehenden drei Nachträge hatten enger mit der Untersuchungshaft zu tun. Der erste Nachtrag zu Artikel 92 des Augsburger Stadtrechts, von Christian Meyer⁴⁵ der Hand II zugeordnet, trifft eine ergänzende Regelung zum Wärteramt der Sulzer. Nur für acht Tage sind sie zu dem Dienst verpflichtet. Der zweite Nachtrag, geschrieben von Hand III, bestimmt, daß substantiierten Vortrag anbringen muß, wer jemanden durch den Vogt in den Stock legen lassen will. Der dritte Nachtrag, im 15. Jahrhundert geschrieben, behandelt die Einleitung eines Strafverfahrens gegen den Festgenommenen von Amts wegen; es bedarf keines Anklägers von seiten des Opfers. Hier wird der engere Bezugsrahmen der Untersuchungshaft bereits zugunsten des größeren Zusammenhanges des Strafprozeßrechts verlassen. Der dritte Nachtrag beschreibt ferner das Vorgehen in der gerichtlichen Verhandlung. Der königliche, für das Heilige Reich anwesende Vogt sitzt inmitten des Rates. Er leitet die Verhandlung. Mindestens 24 Ratgeben müssen zugegen sein. Sitzend werden die Ratgeben vom Vogt um ihre Meinung zum Urteil gefragt. b) Die peutingerschen Nachträge lassen die Haftfrage gänzlich hinter sich. Die erste von Peutinger eingetragen Ergänzung (das heißt die vierte zu Artikel 92 insgesamt) besagt, daß dem Gefangenen der endliche Rechtstag nicht verkündet wird, wenn bloß Leibesstrafen zu erwarten stehen. Das Gericht erkenne ohne Ankündigung und urteile nach den vorgesehenen Regeln. Wenn es jedoch an das Leben des Beschuldigten gehen könne, werde ihm der Rechtstag verkündet. c) Der zweite Nachtrag Peutingers zu Artikel 92 (der letzte zu dem Artikel und der letzte zum Augsburger Stadtrecht von 1276 überhaupt) spricht von Verfahren auf Leib und Leben, einschließlich der eigens benannten Strafe des Augenausstechens und aller anderen Strafen, die lebensgefährlich werden können.⁴⁶ Für die Blendungsstrafe
Siehe Meyer (Hg.): Das Stadtbuch von Augsburg. Vgl. zum mittelalterlichen Kreis von körperlichen und anderen Strafen His: Das Strafrecht des deutschen Mittelalters. 1. Teil: Die Verbrechen und ihre Folgen im allgemeinen. §§ 17 ff. (S. 342 ff.).
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findet sich im sogleich folgenden Artikel 93 ein Anwendungsfall. Das Augenlicht verliert, wer beim Auskundschaften ergriffen wird. Nur in denjenigen Strafverfahren, in welchen die bezeichneten besonders empfindlichen Strafen drohen, soll der Reichsvogt im Rat sitzen, um von den Ratgeben das Urteil zu erfragen, wie ob steet, das heißt, wie es zuvor im dritten Nachtrag aus dem 15. Jahrhundert angeordnet war. Diese Regelung bildet den Autonomieanspruch der Stadt ab. Die meisten Verfahren wollen die Städter in eigener Zuständigkeit wahrnehmen. Nur bei schwerer Kriminalität bleibt die königliche Gewalt als Blutbann sichtbar. Peutingers Eintrag ist eine Demonstration urbanen Selbstbewußtseins. Anders als die vorangehenden Nachträge leitet Peutinger die Niederschrift mit der Formel ein, daß ein ehrbarer Rat das Folgende erkannt habe. Ein Verzicht auf die Mitwirkung des königlichen Vogtes konnte jedoch gar nicht zur Disposition des Stadtrates stehen, wenn nicht der König oder ein Repräsentant des Königs, namentlich der Vogt, in diese Bestimmung einwilligte. Die Zustimmung des Vogtes zu der Änderung des Verfahrensrechts für das Vogtgericht verschweigt Peutingers Nachtrag. Man darf annehmen, daß der Beschluß des Stadtrates mit dem Vogt wohlausgehandelt war. Dem Vogt war vermutlich die Reduktion seiner Präsenz im Strafgericht nicht unwillkommen. Die alltägliche Kleinkriminalität zu richten war ihm sicherlich lästig. Um die Hoheit des Reiches über die Stadt Augsburg zu konservieren, genügte eine Restzuständigkeit in den seltenen schweren Fällen. All das wird indessen hinter der Bekundung verborgen, daß der Rat es nun so festlege. Peutingers Nachtrag liest sich so, als ob die Beteiligung des Vogtes eine Gunst sei, welche die Städter dem König erwiesen. Er sticht aus der Fülle der Nachträge zum Stadtrecht, welche allesamt Autonomiebekundung sind, besonders hervor.
7 Verkündung oder Nichtverkündung des endlichen Rechtstages a) Der erste Nachtrag Peutingers als Teil einer überörtlichen Entwicklung Der erste peutingersche Nachtrag, die Verkündung des endlichen Rechtstages betreffend, verdient nähere Betrachtung nicht so sehr wegen der in ihm wie in allen Nachträgen zutagetretenden städtischen Selbstbehauptung. Er ist vielmehr deswegen interessant, weil sein Gehalt zeigt, daß man in Augsburg an einer Fortentwicklung des Rechts in Fragestellungen teilhatte, die sich auch andernorts in neuen Aufzeichnungen niederschlugen. Der in dem ersten peutingerschen Nachtrag angesprochene endliche Rechtstag ist die abschließende Gerichtsverhandlung, welche nach allen Ermittlungen stattfindet. Diese Gerichtsverhandlung wird anberaumt, wenn sämtliche Beweismittel gewonnen sind oder der Beschuldigte sich – ohne Zwangseinwirkung oder nach Folter – ge-
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ständig zeigte. Am endlichen Rechtstag findet das Gericht das Urteil, das heißt den Freispruch oder den Schuldspruch mit der Bezeichnung der Strafe. Der Vollzug einer verhängten Strafe folgt unverzüglich. Insbesondere wird im Falle eines Todesurteils der Delinquent noch am selben Tage zur Richtstatt geführt. Dies ist in Augsburg am Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts nicht anders als an allen anderen Orten des Alten Reichs.⁴⁷
b) Zunehmende schriftliche Regelung des Strafprozesses Die reformierten Rechtsordnungen in Stadt, Land und Reich seit dem 15. Jahrhundert nehmen sich in unterschiedlichem Maße des Strafverfahrensrechts an. So enthalten die Kölner Statuten von 1437 zwar allerlei Strafandrohungen, aber keine Regeln zum Strafprozeß. Die Nürnberger Reformation von 1479 regelt weder Straftatbestände noch Strafverfahrensrecht. Die Wormser Reformation von 1498 hingegen hält Verfahrensregeln für Zivil- und für Strafklagen sowie Beschreibungen strafwürdiger Tatbestände bereit. Das peinliche Verfahren wird dort allerdings nicht in seinem vollständigen Gang erläutert, sondern nur in Teilaspekten. Dazu zählen namentlich die nach einer hinreichend glaubhaften Anzeige von Amts wegen aufzunehmenden Ermittlungen einschließlich peinlicher Befragung⁴⁸ und die Erhebung der peinlichen Klage⁴⁹; doch fehlen auch hier Bestimmungen über das auf die Anklage folgende Hauptverfahren mit dem endlichen Rechtstag. Schweigsam hinsichtlich des peinlichen Rechts zeigt sich die Reformation der Stadt Frankfurt am Main vom Jahre 1509.⁵⁰ Die Reformation von Freiburg im Breisgau aus dem Jahre 1520⁵¹ spricht in ihrem fünften Traktat ‚Von freveln, schmach und malefitz hendeln‘, enthält dort aber nur materielles Strafrecht (Straftatbestände), kein Verfahrensrecht. Ein Strafgesetzbuch für die Gefürstete Grafschaft Tirol, die von Maximilian I. im Jahre 1499 erlassene Malefizordnung,⁵² dringt bis zum Verfahrensende vor. Die Malefizordnung enthält Straftatbestände und Vorschriften zum Strafverfahren von der
Über den endlichen Rechtstag lies Wolfgang Schild: Endlicher Rechtstag. In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. 2. Aufl. Bd. 1: Aachen – Geistliche Bank. Sp. 1324– 1327; Schild: Die Volkacher Ordnung; Rüping/Jerouschek: Grundriss der Strafrechtsgeschichte. Rdn. 97 und Rdn. 110; Oestmann: Wege zur Rechtsgeschichte. Kap. 3.6.5. Näher anhand frühneuzeitlicher Strafgesetzbücher unten zu 7.d und 8. 6.2.1 bis 6.2.7 Wormser Reformation 1498. 6.2.8 Wormser Reformation. Ausgabe der Frankfurter Reformation 1509: Reformacion der Stat Franckenfort am Meine des heilgen Romischen Richs Cammer ao 1509. Meintz 1509. Fotomechanischer Nachdruck Köbler (Hg.): Reformacion der Stat Franckenfort (1984). Auszugsweise in: Kunkel (Bearb.): Quellen zur Neueren Privatrechtsgeschichte Deutschlands. Bd. 1.1. S. 221– 240. Oben Anm. 1. Ausgabe der Tiroler Malefizordnung von 1499 in: Buschmann (Hg.): Textbuch zur Strafrechtsgeschichte der Neuzeit. S. 7– 18.
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Einleitung bis zum Vollzug. Geregelt werden die Festnahme Beschuldigter, das Antreffen auf frischer Tat und die Befragung unter der Folter⁵³. Ein Artikel der Tiroler Malefizordnung gibt eine ganz knappe Beschreibung zum Abschluß des Gerichtsverfahrens und zum Vollzug des Strafurteils⁵⁴. Der Richter, der Rat und die Geschworenen finden gemeinsam das Urteil, und sei es, daß es auf Todesstrafe laute. Wenn es zu Stimmengleichstand von Rat und Geschworenen kommt, entscheidet das Votum des Richters. Sonst stimmt der Richter nicht mit; er erfragt also nur das Urteil. Nach der Abstimmung soll der Richter das Urteil verlesen und den Gerichtsstab brechen sowie den Verurteilten dem Nachrichter überantworten; der Richter veranlaßt, daß der Verurteilte auf die Richtstatt geführt und das Urteil vollzogen werde.Von einer Ankündigung des Gerichtstages und einer dabei zu beobachtenden Frist ist in der Tiroler Malefizordnung keine Rede.
c) Die Bambergensis und ihr zeitlicher Zusammenhang mit Peutingers erstem Nachtrag Die Bambergische Halsgerichtsordnung von 1507 ist sehr viel ergiebiger als die Tiroler Malefizordnung von 1499. Sie ist nicht nur insgesamt umfänglicher, sondern weist erheblich mehr Einzelheiten zum endlichen Rechtstag auf.⁵⁵ Zeitlich und in Detailreichtum vermittelnd steht zwischen Tiroler Malefizordnung und Bambergischer Halsgerichtsordnung das schrittweise in den Jahren um 1500 entstandene Stadtbuch von Volkach am Main, das sogenannte Volkacher Salbuch; es enthält eine im Jahre 1504 eingetragene Halsgerichtsordnung, welche sich ganz dem endlichen Rechtstag widmet, die vorherigen Verfahrenschritte hingegen übergeht.⁵⁶ Zu der Zeit, als Konrad Peutinger den ersten seiner beiden Nachträge zu Artikel 92 des Augsburger Stadtrechts niederschrieb, war die Bambergensis das modernste Strafgesetzbuch im Heiligen Reich. Da der erste Peutingersche Nachtrag undatiert ist, kann man zwar nicht mit Gewißheit davon ausgehen, daß die Bambergische Halsgerichtsordnung bereits vorlag. Die Lektüre des Nachtrages aber legt die dringende Vermutung nahe, daß der Text der Bambergischen Halsgerichtsordnung in Augsburg beim Abfassen des Nachtrages schon bekannt war. Der Nachtrag liest sich so, als ob er eine Modifikation der Bamberger Regelung darstellen wolle. Er erläutert nämlich den zeitlichen Zusammenhang des endlichen Rechtstages nicht, sondern setzt den Ge-
Die einschlägigen unnumerierten Artikel der Tiroler Malefizordnung in der Ausgabe Buschmann auf S. 9 f. In der Ausgabe Buschmann auf S. 16. Siehe Art. 91– 124 Bambergische Halsgerichtsordnung. Die Volkacher Halsgerichtsordnung von 1504 ist überschrieben mit: Ivdicium secundum proceßum Ciui[ta]tule In statt Volcach procedendo Criminaliter sequitur In hunc modum vt Infra. Ausgabe des Volkacher Salbuches: Arnold/Feuerbach (Hg.): Das Volkacher Salbuch. Hierin die Transkription in Bd. 1 ab S. 233; die Halsgerichtsordnung in Bd. 1 auf S. 249 – 274, in Bd. 2 auf fol. 388 – 401.
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danken einer Ankündigung gegenüber dem Beschuldigten als eine bekannte Regel voraus, um diesen Gedanken auf einen bestimmten Teil der Strafklagen zu reduzieren. Man hat den Eindruck, daß die Augsburger Regelung sich so gegen die nach ihrem Wortlaut weiter gefaßte (und detailreichere) Bamberger Lösung abzugrenzen sucht. Noch die Volkacher Halsgerichtsordnung von 1504 hatte eine Ankündigung des Gerichtstages gegenüber dem Angeklagten nicht erwähnt. Demnach ist der erste Peutingersche Nachtrag zu Artikel 92 des Augsburger Stadtrechts mutmaßlich nicht vor dem Jahre 1507 anzusetzen. Es sei denn, man wollte annehmen, daß der Augsburger Rat schon vor Publikation der Bambergensis, noch während einer Entwicklung von Prinzipien für den endlichen Rechtstag Stellung beziehen wollte.
d) Festsetzung des endlichen Rechtstages in Bambergensis, Brandenburgensis und Carolina Den endlichen (endthafften) Rechtstag setzt gemäß der Bambergensis das Gericht entweder auf Verlangen des Klägers (Anklägers) oder, falls der Kläger keinen Antrag stellen will, auf Antrag des Beklagten (nach modernem Sprachgebrauch ist er der Angeklagte) fest; der Antrag kann gestellt werden, wenn der Beklagte ein Geständnis (eigenbekennen) ablegte oder wenn eine Beweiserhebung (kuntschafft; das heißt Vernehmung der Zeugen) abgeschlossen ist.⁵⁷ Soll der Rechtstag auf Antrag des Klägers anberaumt werden, so muß der Beklagte mindestens drei Tage vorher von dem Termin erfahren; ausdrücklich motiviert die Bambergensis die Ansage damit, daß er noch Gelegenheit zur Beichte und zum Empfang des Sakraments (gemeint ist hier wohl nicht das mit der Beichte schon stillschweigend mitgedachte Bußsakrament, sondern zusätzlich die Heilige Kommunion) haben möge.⁵⁸ In der Zeit zwischen Ansage und Verhandlungstermin soll der (im Gefängnis sitzende) Beklagte nicht zuviel zu trinken erhalten (gemeint ist Alkoholisches); auch dazu liefert die Bambergensis ausdrücklich eine Begründung: die (für die Einsicht bei der Beichte und für die Teilnahme am Rechtstag notwendige) Vernunft darf nicht beeinträchtigt sein.⁵⁹ Ganz wie die Bambergische Halsgerichtsordnung bestimmt einige Jahre später auch die Brandenburgische Halsgerichtsordnung Festsetzung des endlichen Rechtstages auf Kläger- oder Beklagtenantrag hin⁶⁰ und eine dreitägige Ankündigungsfrist zu Buße und Empfang des Allerheiligsten mit Alkoholbeschränkung⁶¹. Die Carolina regelt im Jahre 1532 ebenfalls Festsetzung des endlichen Rechtstages nach Kläger-
Art. 91 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507. Art. 92 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507. Art. 92 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507. Art. 91 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516. Art. 92 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516.
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oder Beklagtenantrag⁶² mit dreitägiger Ankündigungsfrist, um Gelegenheit zur Beichte und zum Kommunionempfang zu haben⁶³.
8 Ablauf des endlichen Rechtstages a) Herbeirufen der Öffentlichkeit, Gerichtsverhandlung, Urteil und Vollzug Zum endlichen Rechtstag laden öffentliche Ankündigung und Glockengeläut.⁶⁴ Der vorsitzende Richter ist mit Stab oder bloßem Schwert ausgestattet und läßt sich mit den Urteilern (Schöffen) nieder.⁶⁵ Der Gerichtstag soll straff durchgeführt werden,⁶⁶ ohne aber den Parteien Äußerungsmöglichkeiten abzuschneiden.⁶⁷ Der Richter hat sich bereits vor dem Rechtstag mit den Urteilern beraten, damit am Rechtstag die Entscheidung rasch gefunden und eröffnet werden kann.⁶⁸ Nach allem Vortrag fassen Richter und Schöffen unter Zuhilfenahme des Gerichtsschreibers ein schriftliches Urteil. Dazu vergewissert sich der Richter in Befragung eines jeden einzelnen Schöffen, ob das Verfahren nach Meinung aller Schöffen richtig abgeschlossen wurde. Das schriftliche Urteil fußt auf der Beratung vor dem Rechtstag und gegebenenfalls weiterer Beratung während des Rechtstages. Der Richter verliest das Urteil.⁶⁹ Den Vorschriften über Befragung der Schöffen vor der Urteilsverkündung gemäß Bambergensis, Brandenburgensis und Carolina entspricht der bereits im 15. Jahrhundert geschriebene dritte Nachtrag zum Augsburger Stadtrecht, wonach der Vorsitzende (damals noch stets der Vogt⁷⁰) das Urteil bei den Ratgeben erfragt.⁷¹
Art. 78 Reichsstrafgesetzbuch 1532. Art. 79 Reichsstrafgesetzbuch 1532. Art. 93, 95 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 93, 95 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516; Art. 80, 82 Reichsstrafgesetzbuch 1532. Art. 95 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 95 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516; Art. 82 Reichsstrafgesetzbuch 1532. Art. 90, 123 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 90, 123 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516; Art. 100 Reichsstrafgesetzbuch 1532. Art. 123 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 123 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516; Art. 83 Reichsstrafgesetzbuch 1532. Art. 94 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 94 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516; Art. 81 Reichsstrafgesetzbuch 1532. Art. 108 – 111 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 108 – 111 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516; Art. 92– 94 Reichsstrafgesetzbuch 1532. Gemäß dem zweiten Peutingerschen Nachtrag ist der Vogt nur noch in schweren Fällen anwesend; siehe oben Abschnitt 6.c. Siehe oben zu 6.a.
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Bambergischem und brandenburgischem Recht zufolge fragt der Richter überdies jeden Schöffen einzeln, ob er das Urteil zutreffend verkündet habe.⁷² Diese zweite Befragung kennt die Carolina nicht mehr. Auch in den Nachträgen zum Augsburger Stadtrecht erscheint sie nicht. Daraus darf man allerdings nicht den Schluß ableiten, daß die Frage nach korrekter Verlesung in Augsburg oder an anderen Orten, wo sie nicht eigens schriftlich geregelt war, nicht geübt worden oder sogar rechtswidrig gewesen wäre. Das Reichsstrafgesetzbuch von 1532 stand einem bis dahin geübten Brauch oder auch einer Neueinführung solcher Handhabung nicht geradezu entgegen. Lautet das Urteil auf Freispruch (der Beklagte wird ledig erkannt), ist der Beklagte unverzüglich zu entlassen, unbeschadet zivilrechtlicher Auseinandersetzung mit dem Ankläger um Schadensersatz für den Freigesprochenen.⁷³ Wird der Beklagte indessen zu einer Strafe verurteilt, bricht der Richter den Stab und gibt den Verurteilten in die Gewalt des Nachrichters.⁷⁴
b) Beichtgelegenheit nach dem Urteil Ist über den Verurteilten (den armen) die Todesstrafe verhängt, muß ihm trotz aller Eile, mit der noch am selben Tage die Hinrichtung zu vollziehen ist, noch Gelegenheit zur Beichte gegeben werden. Die Beichte soll nicht an der Gerichtsstätte stattfinden, sondern woanders (anderweyt).⁷⁵ Soweit nach den Umständen möglich, ist dem Verurteilten im Angesicht des Todes eine gewisse Abgeschiedenheit und Sammlung zur Einkehr gewährt, die Hast unterbrochen. Die Beichtgelegenheit nach der Verurteilung hängt nicht davon ab, ob der Angeklagte die Zeit zwischen Verkündung des endlichen Rechtstages und dem Gerichtstermin ohne Wahrnehmung der dort schon bestehenden Beichtgelegenheit⁷⁶ hatte verstreichen lassen. Auch wenn er noch vor dem endlichen Rechtstag beichtete, läßt man ihn nach der Verurteilung beichten. Auch der Verbrecher darf Hoffnung auf das ewige Leben haben. Zu seinem Seelenheil soll er vorbereitet, nach einer Rückschau auf das gesamte Leben, einschließlich der soeben erst verstrichenen Tage und Stunden, aus dem Leben scheiden. Ob jedem zum Tode Verurteilten tatsächlich vorschriftsgemäß die Ruhe zum Überdenken seines Lebens eingeräumt wurde, ist freilich eine andere Frage. Insbesondere kann man nicht sicher sein, daß der Beichtvater nicht auf rasche Erledigung
Art. 112 f. Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 112 f. Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516. Art. 120 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 120 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516; Art. 99 Reichsstrafgesetzbuch 1532. Art. 117 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 117 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516; Art. 96 Reichsstrafgesetzbuch 1532. Art. 124 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 124 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516; Art. 102 Reichsstrafgesetzbuch 1532. Siehe oben 7.d.
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drängte. Denn möglicherweise war er mit dem Priester (oder einem von zwei Priestern) personengleich, der dem Verurteilten auf dem Weg zur Richtstatt (mit vorangetragenem Kruzifix geführt oder geschleift) Zuspruch und Ermahnung geben sollte⁷⁷, und wollte dieses schwere Amt vielleicht zügig hinter sich bringen.
9 Der Augsburger Rechtstag im zeitgenössischen Vergleich a) Zur Differenzierung in der Augsburger Vorschrift über die Ankündigung des endlichen Rechtstages Soweit der erste Peutingersche Nachtrag zu Artikel 92 des Augsburger Stadtrechts bei drohendem Todesurteil die Ankündigung des endlichen Rechtstages vorschreibt, ergibt sich dasselbe wie gemäß Bambergischer und später Brandenburgischer Halsgerichtsordnung sowie Reichsstrafgesetzbuch Karls V. Die Augsburger Regelung bildet wie die anderen Regelungen ein unverzichtbares Mindestmaß an Humanität, welche in dem Angeklagten nicht nur einen Auszustoßenden, sondern auch einen bemitleidenswerten Mitmenschen sieht (den armen, wie er nach einem Todesurteil heißen wird). Eine Abweichung liegt hingegen darin, daß der Augsburger Nachtrag nicht von Mäßigung des Alkoholkonsums spricht und bei Aussicht nur auf eine nicht das Leben nehmende Verurteilung keine Ankündigung des endlichen Rechtstages gegenüber dem Angeklagten verlangt. Aus der Schweigsamkeit in Ansehung alkoholischer Getränke wird man indes nicht ableiten dürfen, daß der Angeklagte sich jederzeit in beliebiger Menge Alkohol verschaffen durfte, um seine Sorgen um den Ausgang des Verfahrens zu betäuben oder mit Verhandlungsunfähigkeit das Verfahren zu blockieren. Die Gefängnisaufsicht konnte auch ohne Vorschrift dazwischentreten. Freilich wird ebensowenig von der Existenz einer Aufzeichnung abgehangen haben, ob der Gefangene ein Alkoholverbot mit Bestechung zu unterlaufen imstande war. Das Verschweigen des endlichen Rechtstages gegenüber dem Gefangenen aber konnte der Straffheit und Zuverlässigkeit des Gerichtstermins dienen. Wurde der Gefangene überrascht, wenn man ihn zur Gerichtssitzung abholte, konnte er weniger gut Ränke schmieden, um Verfahrenshemmnisse vorzubereiten oder Falschaussagen zu veranlassen – vorausgesetzt, man steckte ihm nicht die Nachricht vom (im übrigen öffentlich bekanntgemachten) Gerichtstermin heimlich zu. Zugleich hatte der Angeklagte, wenn man ihn unangekündigt zum Rechtstag abholte, die beruhigende Gewißheit (Regeltreue des Verfahrens unterstellt), daß es ihm zumindest nicht ans Leben gehen werde. Um sein Seelenheil brauchten er (falls es ihm überhaupt lieb war), seine Siehe ebenfalls Art. 124 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 124 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516; Art. 102 Reichsstrafgesetzbuch 1532.
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Angehörigen, andere Menschen oder die Kirche nicht zu fürchten, weil der Verurteilte bei einer nichttödlichen Strafe noch hinreichend Gelegenheit zu Beichte und Umkehr haben würde. Insbesondere ist das bei Strafen an Leib oder Gliedern oder lebenslanger Freiheitsstrafe (ewige gefencknuß)⁷⁸ der Fall.
b) Zeitgemäßheit des ersten Nachtrags zu Artikel 92 des Augsburger Stadtrechts von Konrad Peutingers Hand Mit dem von Konrad Peutinger dem Augsburger Stadtrecht bei Artikel 92 zugefügten Nachtrag belegte die Stadt Augsburg, daß ihre Strafrechtspflege sich auf der Höhe der Zeit befand. Auch wenn sich in dem pragmatisch-knappen Text keine ausdrückliche rechtspolitische Zielsetzung findet, erkennt man bei einem Vergleich mit den zeitgenössischen Kodifikationen das Bestreben der Augsburger, zu gemeinem Nutzen wirksame und zügige Strafprozesse ohne Überfahren der Anliegen des Angeklagten zu gewährleisten. Ebendiese Motivation ist in der Tiroler Malefizordnung von 1499, der Bambergischen Halsgerichtsordnung von 1507, der Brandenburgischen Halsgerichtsordnung von 1516 und dem Reichsstrafgesetzbuch von 1532 mit dem Wunsch, Mißstände zu beheben, eigens dargelegt.⁷⁹ Die Gesetzesbegründungen stehen in Einklang mit der Wormser Stadtrechtsreformation von 1498, wo im ersten Titel des ersten Teils des sechsten Buches Frieden und Einigkeit mit der Freiheit der Menschen als das beste auf Erden Erreichbare beschworen werden. Der Friede und die Einigkeit sollen zum gemeinen Nutzen in der Stadt gewahrt werden, wofür weitere Anordnungen in dem Titel getroffen sind.Von dem rechtspolitischen Wunsch sind augenscheinlich auch die folgenden Titel des ersten Teils und der zweite Teil des sechsten Buches getragen; er betrifft so die gesamte Rechtspflege einschließlich des Strafverfahrens.⁸⁰
10 Reformgeneigtheit des Augsburger Stadtrechts Die von Konrad Peutinger niedergeschriebenen jüngsten Nachträge zum spätmittelalterlichen Augsburger Stadtrecht belegen, wie sorgsam die freie Reichstadt Augsburg zeitgenössische Rechtsentwicklungen im Reich beobachtete und die eigenen Verhältnisse daran maß. Die Stadt nahm an einem lebendigen regionalen und überre-
Siehe Gegenüberstellung von Todesstrafe einerseits und andererseits Strafe an Leib oder Gliedern oder ewigem Gefängnis Art. 122 Bambergische Halsgerichtsordnung 1507; Art. 122 Brandenburgische Halsgerichtsordnung 1516; Art. 101 Reichsstrafgesetzbuch 1532. Siehe die Vorreden der Tiroler Malefizordnung, der Bambergensis, der Brandenburgischen Halsgerichtsordnung und der Carolina. Ferner Art. 123 Bambergische Halsgerichtsordnung; Art. 123 Brandenburgische Gerichtsordnung; Art. 100 Carolina. Siehe 6.1.1 Wormser Reformation, die Motivation für 6.1 Wormser Reformation ausdrückend. Die Einzelheiten des Strafverfahrens erscheinen in 6.2 Wormser Reformation.
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gionalen Austausch von Erfahrungen und Rechtsaufzeichnungen teil. Augsburg unternahm Reformanstrengungen, wie sie sich überall in Ortsrecht, in Territorialrecht und im Reichsrecht zutrugen. Wenngleich es der Stadt nicht gelang, ihr größtes Rechtsbuch insgesamt neu zu fassen,⁸¹ werden in den zuvor beschriebenen Nachträgen zum Strafverfahrensrecht ebenso wie in zahlreichen weiteren Augsburger Satzungen der Wunsch nach Regelungen, die den Anschauungen und den Erfordernissen der Zeit entsprechen, und die Handlungsfähigkeit der frühneuzeitlichen Augsburger Rechtsetzung deutlich.
Siehe oben zu 2.
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Expertenwissen und Verflechtung Die Familie Peutinger und die Welser-Gesellschaft Im Jahre 1510 beauftragte Papst Julius II. die Handelsgesellschaft Anton Welser, Konrad Vöhlin und Mitverwandte, 40 000 Dukaten mit Hilfe von Wechselbriefen in die Schweiz zu transferieren, um die Eidgenossen für ein gegen Frankreich gerichtetes Bündnis des Papstes mit Venedig zu gewinnen. Da die Welser-Vöhlin-Gesellschaft damals sowohl eine Faktorei in Rom unterhielt als auch in mehreren Schweizer Städten mit eigenen Niederlassungen und Kommissionären vertreten war,¹ erschien sie für diesen Auftrag prädestiniert. Angesichts der Tatsache, dass Kaiser Maximilian I. zu diesem Zeitpunkt gerade mit Frankreich in der Liga von Cambrai verbündet war, ging die Handelsgesellschaft allerdings auf Nummer sicher: Um den Herrscher nicht zu verärgern, ließ sie durch Anton Welsers Schwiegersohn, den Augsburger Stadtschreiber Konrad Peutinger, in Innsbruck um Genehmigung des Geschäfts nachfragen.² Maximilian untersagte prompt die Transaktion und ließ Anton Welser und Konrad Peutinger entsprechende Verbotsschreiben zukommen. In Briefen an den Kaiser und dessen Tiroler Kanzler Zyprian von Serntein³ bestätigte Peutinger am 15. Dezember 1510 den Erhalt dieser Schreiben und versicherte, dass sich die Gesellschaft daran halten werde. An Serntein schrieb Peutinger: Als dan E[uer] G[naden] mir ganz gnediger monung kais[erlicher] M[ajestä]t gemuet und willen, den wechsel betreffende, zu erkennen geben, haben mein schweher und ich S[einer] M[ajestät] abschlag ganz kein beschwerd, dan unser beider gmüte und wille nit anderst ist und sein soll, dan S[einer] M[ajestät] gar nichtz widers zu handeln und der nach gelegenheit unsers vermogens in aller undertanigkeit gehorsamlich zu gedienen. ⁴
Es handelt sich bei diesem Wechselgeschäft nur um ein Beispiel von vielen, in denen Konrad Peutinger seine dreifache Rolle als Rat Kaiser Maximilians, Stadtschreiber von Augsburg und naher Verwandter reichsstädtischer Großkaufleute nutzte, um die Anliegen der führenden Augsburger Handelsgesellschaften bei Kaiser und Reich zu vertreten und potentielle Interessenkonflikte auszubalancieren.⁵ Diese Vermittlerrolle wird im Folgenden näher untersucht.
Geffcken/Häberlein (Hg.): Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft. S. XXXVII und S. XLIf. Jansen: Jakob Fugger der Reiche. S. 211. Zu den politischen Hintergründen vgl. Hollegger: Maximilian I. S. 194– 202; Reinhard: Probleme deutscher Geschichte. S. 229 f. Vgl. zu ihm Wiesflecker: Kaiser Maximilian I. Bd. 5. S. 237– 240; Noflatscher: Räte und Herrscher. S. 50 f., 59 f., 74– 84 und passim; speziell zu Sernteins Beziehungen zu Peutinger und der Reichsstadt Augsburg siehe Böhm: Die Reichsstadt Augsburg. S. 43, 59 f., 72, 81, 87 f., 90, 96, 100 und S. 169 f. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 129 – 131. Zitat S. 131. Einen guten Überblick über Peutingers Tätigkeitsfelder geben Künast/Müller: Art. Peutinger. https://doi.org/10.1515/9783110575040-005
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Die Forschung hat Peutingers Lobbyarbeit für die Handelselite seiner Heimatstadt – in erster Linie, wenn auch nicht exklusiv, für die bis 1518 von seinem Schwiegervater Anton Welser, danach von dessen Sohn Bartholomäus geleitete Gesellschaft – bislang zumeist im Kontext des sog. Monopolstreits der 1520er Jahre behandelt und den Augsburger Juristen dabei bisweilen zum Protagonisten eines neuen ökonomischen Denkens stilisiert. Der Wirtschaftshistoriker Jakob Strieder gab im frühen 20. Jahrhundert den Ton vor, als er konstatierte: „Der stärkste Wortführer der neuen Augsburger Wirtschaftsgesinnung, der theoretische Vertreter und Verteidiger des wirtschaftlichen Individualismus dort ist der Humanist Dr. Konrad Peutinger geworden. Wie kaum ein anderer hat er sich für die Freiheit der Handelsgesellschaften, für die Freiheit der Preisbildung, für die Zulassung privatkapitalistischer Monopole und Kartelle eingesetzt.“⁶
Clemens Bauer hat diese Sichtweise durch die Edition der Monopolgutachten Peutingers und ihre Interpretation entlang der von Strieder vorgegebenen Linie gleichsam kanonisiert.⁷ Die neuere Forschung beurteilt Peutingers Rolle als vermeintlicher Vordenker kapitalistischen Gewinnstrebens und freier wirtschaftlicher Entfaltung indessen wesentlich zurückhaltender. Karin Nehlsen-von Stryk sieht in seinen Monopolgutachten eine „wirtschaftstheoretisch eher unbefangene Argumentation“ am Werk und moniert die „Scheinargumentation eines entleerten Monopolbegriffs“. Die Beweisführung des „Hausjuristen und -ideologen der großen Augsburger Handelshäuser“ sei in erster Linie juristisch und humanistisch-philologisch geprägt, während er bei der Darstellung ökonomischer Sachverhalte und Zusammenhänge in etablierten Bahnen geblieben sei. „Von einer neuen Wirtschaftsethik hinsichtlich des Monopols“ könne daher „nur sehr punktuell die Rede sein.“⁸ Bernd Mertens zufolge bot Peutingers Monopolgutachten von 1523 „nicht eine unbefangen-objektive Auslegung von Rechtsbegriffen durch einen Unbeteiligten, sondern stellt im Gewande juristischer Argumentation eine klare Parteinahme zugunsten der großen Handelsgesellschaften dar, die zum Zeitpunkt seiner Entstehung bereits Zielscheibe heftiger Kritik auf Reichsebene waren.“ Die spätere Forschung habe „ein situations- und interessengeleitetes Taktieren nachträglich in ein geschlossenes Wirtschaftskonzept unter Zugrundelegung moderner Kategorien uminterpretiert.“⁹ Eine chronologisch und thematisch weiter gefasste Perspektive nahm Heinrich Lutz in seiner 1958 erschienenen Dissertation über Peutinger ein, in der er zeigte, wie der Stadtschreiber über einen langen Zeitraum hinweg auf unterschiedlichen Ebenen
Strieder: Augsburger Wirtschaftsleben und Wirtschaftsgeist. S. 8 f. Vgl. Bauer: Conrad Peutingers Gutachten zur Monopolfrage; Bauer: Conrad Peutinger und der Durchbruch. Wieder abgedruckt in Bauer: Gesammelte Aufsätze. S. 346 – 355. Nehlsen-von Stryk: Die Monopolgutachten. Zitate S. 2, 10 und S. 15 f. Mertens: Im Kampf gegen die Monopole. S. 5, 27– 29, 60 – 63, 105 f. und S. 158 – 160. Zitate S. 62 und S. 159 f.
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für die großen reichsstädtischen Handelsgesellschaften tätig wurde.¹⁰ Dieser Perspektive möchte dieser Beitrag folgen und im ersten Teil das vielgestaltige Engagement Peutingers für die Welser-Gesellschaft nachzeichnen. Im zweiten Teil werden Peutingers Söhne in den Blick genommen, die als Angestellte in die Handelsgesellschaft eintraten oder deren Kredite und Finanzdienstleistungen in Anspruch nahmen. Dadurch soll verdeutlicht werden, dass sich zwischen der Familie des Augsburger Stadtschreibers und der vom Vater bzw. Bruder seiner Frau geleiteten Handelsfirma eine enge Symbiose entwickelte, die mehr als ein halbes Jahrhundert lang anhielt. Methodisch fühlt sich der vorliegende Beitrag einerseits dem von Wolfgang Reinhard entwickelten und bereits in mehreren Studien über die Reichsstadt Augsburg erprobten Verflechtungsansatz verpflichtet, der die Bedeutung sozialer Beziehungen für die Konstituierung politischer und wirtschaftlicher Eliten hervorhebt.¹¹ Andererseits akzentuiert er die Rolle von Mitgliedern der Familie Peutinger als juristische, geschäftliche und interkulturelle Experten und verweist damit auf ihre Vermittlerposition zwischen unterschiedlichen – höfischen, städtischen, gelehrten und geschäftlichen – Milieus und Netzwerken.¹² Die Expertise Konrad Peutingers und seiner Söhne auf diversen Wissensfeldern – Jurisprudenz, Fremdsprachen, Diplomatie, Handel und Finanzwesen – sowie ihre Fähigkeit, sich in verschiedenen sozialen Umgebungen zu bewegen und zwischen diesen zu moderieren, machte sie – so die hier vertretene These – für die großen Augsburger Handelshäuser und insbesondere für die Welser besonders wertvoll.
Konrad Peutingers Tätigkeit für die Welser-Gesellschaft Auf der Ebene des rechtlichen Alltags wurde Konrad Peutinger für die Welser tätig, indem er Rechtstexte wie Kreditverträge und Vollmachten für sie entwarf. Im Peutinger-Nachlass der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg befindet sich ein Band mit Konzepten und Formularen aus der Hand des Stadtschreibers, der unter anderem eine um 1500 zu datierende Generalvollmacht der Welser-Vöhlin-Gesellschaft für den Straßburger Kaufmann Friedrich Prechter¹³ enthält, in seiner Heimatstadt wie auch
Lutz: Conrad Peutinger. Reinhard: Freunde und Kreaturen; Reinhard: Oligarchische Verflechtung und Konfession; SiehBurens: Oligarchie, Konfession und Politik; Steuer: Die Außenverflechtung der Augsburger Oligarchie; Reinhardt: „Verflechtung“ – ein Blick zurück nach vorn; Häberlein: Netzwerkanalyse und historische Elitenforschung. Zu Experten und Vermittlern in der Vormoderne vgl. Keller: Zwischen Wissenschaft und Kommerz; Cools [u. a.] (Hg.): Your Humble Servant. S. 9 – 15; Keblusek/Noldus (Hg.): Double Agents; Reich [u. a.] (Hg.): Wissen, maßgeschneidert; Thiessen/Windler (Hg.): Akteure der Außenbeziehungen. Vgl. zu diesem Kaufmann und seiner Familie zuletzt Westermann/Westermann: Der Papier-, Kupfer- und Silberhandel.
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ausserhalb in stetten, marckten, schlossen, dorffen vnd allenthalben auff dem lande Schulden einzutreiben. Da an mehreren Stellen der Name Prechters gestrichen und durch denjenigen eines Teilhabers und Mitarbeiters der Welser-Vöhlin, Simon Seitz, ersetzt ist, steht zu vermuten, dass der Text als Formular für vergleichbare Vollmachten diente.¹⁴ Eine ähnliche Funktion dürfte eine Urkunde über die Aufnahme eines Betrags von 400 rheinischen Gulden von den Pflegern der Kinder des Bäckers Hans Silber im Jahre 1508 gehabt haben. Dieses Kapital wurde als Depositum in die Welser-Vöhlin-Gesellschaft eingelegt und mit fünf Prozent jährlich verzinst. Interessant ist dabei die Formulierung, dass die Verzinsung der 400 Gulden für vnnser müe, arbeit vnd kaufmanßhandlung halbe[n], auch damit die gemelte kindr kein sondrn schad[n] leid[e]n vmb alle vnd yede gefallend vnd zuosteendt nutzung vnd gwinnung erfolge, denn damit lieferte Peutinger zugleich eine Begründung für die Umgehung des damals nach wie vor bestehenden kanonischen Zinsverbots: Der fünfprozentige Zinssatz stellte nach dieser Formulierung einen Ausgleich zwischen der Arbeit der Kaufleute, die mit dem Geld wirtschafteten, und den Interessen der Kinder dar, die mit der Verleihung der Summe ein Verlustrisiko trugen.¹⁵ Den Formularcharakter des Dokuments betont eine Bemerkung am Ende, dass mit der Witwe Apollonia Müller ein Depositenvertrag über 580 Gulden gleichen Wortlauts geschlossen worden sei.¹⁶ Einen weiteren Aspekt von Peutingers Tätigkeit für die Gesellschaft seines Schwiegervaters beleuchtet ein Schreiben an den Straßburger Stadtsyndikus und Kanzler Sebastian Brant, den berühmten Autor des ‚Narrenschiffs‘, vom Februar 1507: Wenn Brant Boten nach Augsburg, Ulm oder Nürnberg schicke, möge er jedesmal vorab den Straßburger Kaufmann Anselm Joham benachrichtigen, der mit der WelserVöhlin-Gesellschaft in geschäftlicher Verbindung stehe. Damit würde er Peutinger und seinem Schwiegervater einen großen Gefallen tun.¹⁷ Offenbar ging es hier darum, den reichsstädtischen Botendienst für Anliegen der Handelsgesellschaft zu nutzen. Ferner wurde Peutinger wiederholt für die Welser-Gesellschaft aktiv, wenn es galt, rechtliche Hindernisse für bestimmte Geschäfte aus dem Weg zu räumen und ihre Interessen vor auswärtigen Gerichten und Verwaltungsgremien geltend zu machen. In diesen Fällen erscheint sein juristisches Expertenwissen häufig gepaart mit einer intimen Kenntnis der geschäftlichen Anliegen der Welser.
SuStBA. 2o Cod. Aug. 390. fol. 502v–503v (alt: fol. 491v–492v). Zur zeitgenössischen Diskussion um das kanonische Zinsverbot vgl. Gilomen: Wucher und Wirtschaft im Mittelalter; Wurm: Johann Eck und der oberdeutsche Zinsstreit. SuStBA. 2o Cod. Aug. 390. fol. 332r–332v (alt: fol. 330r–330v). Mei tui obsequentissimum diiudicato petoque hoc unum ad te: si tabellarios ad nos, Ulmam vel Nurmbergium miseris, curato, ut hii Anhelmum Iohann certiorem reddant; habet quidem cum socero meo commercium pluriesque eidem rescribit. In hoc michi et socero meo plurimum gratificabis. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 76. Vgl. Häberlein: Handelsgesellschaften, Sozialbeziehungen und Kommunikationsnetze. S. 310 f. – Ein Geschäftskontakt zwischen der Welser-Vöhlin-Gesellschaft und Anselm Joham ist für das Frühjahr 1509 in Frankfurt belegt: Geffcken/Häberlein (Hg.): Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft. S. 60.
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Im Dezember 1504 unterrichtete Anton Welser seinen Schwiegersohn, er habe Nachrichten aus Antwerpen erhalten, dass Erzherzog Philipp der Schöne den Export von Silber aus den Niederlanden verboten habe. Da die Welser-Vöhlin-Gesellschaft sich damals inmitten der Vorbereitungen für die Teilnahme an einer portugiesischen Indienfahrt befand¹⁸ und Silber und Kupfer die wichtigsten Tauschmittel im Asienhandel waren, stellte dieses Ausfuhrverbot aus Sicht des Handelshauses eine gravierende Einschränkung dar. Peutinger sollte sich daher bei König Maximilian um ein Empfehlungsschreiben (furdernusbrief) an seinen Sohn Philipp bemühen, damit dieser die freie Silberdurchfuhr gestattete. Die zentralen Argumente lieferte Anton Welser seinem Schwiegersohn gleich mit: Die Gesellschaft würde kein Silber in den Niederlanden aufkaufen, sondern sie lediglich als Transitraum nutzen. In Lissabon werde das Silber gegen Gewürze und andere Handelswaren eingehandelt, die anschließend in die Niederlande eingeführt würden und damit die Zolleinnahmen wie auch den Wohlstand der Untertanen mehren würden. Außerdem handele die WelserVöhlin-Gesellschaft in großem Umfang mit niederländischen Textilien, was ebenfalls zum Wohlstand des Landes beitrage. Bleibe das Exportverbot hingegen bestehen, werde dies zu einem Verfall der Silberpreise und zu einer stärkeren Silberausfuhr über Genua oder über französische und spanische Häfen führen. Peutinger werde das und anders der sach zu guot wol bequemlich und fruchtperlich einzufuern wissen. ¹⁹ Peutinger trug dieses Anliegen wenige Wochen später dem kaiserlichen Sekretär Blasius Hölzl vor: Meins schwehers brief wollen auch vertigen, dan die scheff zu Portengall schier gen India faren werden. Und uns Augspirgern ains groß lob ist, als für die ersten Teutschen, die India suchen. Und ku[niglicher] M[ajestä]t zu eren hab ich in die brief gesetzt, wie er als der erst Romisch kunig die schickt: dan solchs von kainem Romischen kunig vor nie geschehen ist. Mocht auch woll leiden, das in briefen stund, das anwalt des kunigs von Portegall in India die Teutschen, ku[niglicher] M[ajestä]t zugehorig, den indianischen kunegen von wegen seiner ku[niglichen] M[ajestä]t anzeiget etc. Wird meines schwehers zu willen, das er die brief an Portegall und Frankreich bald hab; dan es tut not. ²⁰
Während die Literatur den zweiten Satz dieser Passage häufig isoliert zitiert und als Ausdruck lokalpatriotischen Stolzes über die Pioniertat Augsburger Kaufleute wertet, macht der Gesamtzusammenhang deutlich, dass Peutinger ihn als Argument verwendete, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen: Da das Unternehmen sowohl den
Vgl. exemplarisch Hümmerich: Quellen und Untersuchungen; Lutz: Conrad Peutinger. S. 54– 62; Großhaupt: Commercial Relations between Portugal, bes. S. 366 – 375; Pohle: Deutschland und die überseeische Expansion. S. 101– 104; Michaelsen: German Participation in the India Fleet; Hendrich: Valentim Fernandes. S. 182– 189; Guidi Bruscoli: Bartolomeo Marchionni; Walter: Was könnte ProtoGlobalisierung bedeuten. S. 66 f. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 45 – 48. Zitat S. 48. Vgl. Lutz: Conrad Peutinger. S. 56 f. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 49 f. Zitat S. 50. Auch zitiert bei Rössner: Deflation – Devaluation – Rebellion. S. 253 f.
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Augsburger Kaufleuten als auch König Maximilian Ruhm und Ehre bringen sollte, war es umso dringlicher, die gewünschten Schreiben so schnell wie möglich auszustellen. Wie Heinrich Lutz betont, empfahl Peutinger zudem „nichts weniger, als daß der portugiesische Vizekönig bei seinen Verhandlungen mit den indischen Potentaten im Namen und im Auftrag Maximilians die beteiligten Deutschen als eine selbständige politische Größe vorstelle“, was eine erhebliche Aufwertung ihres Rangs und einen beträchtlichen Statusgewinn bedeutet hätte.²¹ Den Adressaten dieses Briefes, Blasius Hölzl, hielt sich die Welser-Vöhlin-Gesellschaft indessen gewogen, indem sie ihm im Herbst 1505 durch ihre Vertreter in Köln und Mainz auf entsprechende Instruktionen Peutingers hin Reisegelder vorstrecken ließ.²² Als der portugiesische König Manuel I. nach der Rückkehr der Indienflotte im Jahre 1506 die Pfefferladungen der süddeutschen Kaufleute beschlagnahmte, um die Preise auf dem europäischen Markt zu stabilisieren, schaltete sich auch Peutinger in die juristischen Auseinandersetzungen um diese Maßnahme ein, indem er zwei Schreiben an König Maximilian entwarf, die ihn um eine Intervention zugunsten der betroffenen Handelshäuser baten.²³ Ebenso war er an den Bemühungen einer Gruppe reichsstädtischer Kaufleute um die Restitution einer Schiffsladung beteiligt, die auf dem Weg von Antwerpen nach Lissabon von einem französischen Korsaren gekapert worden war. Die Vollmacht, die die Kaufleute Anton Welser, Ulrich Fugger, Georg Höchstetter, Wilhelm Rehlinger und Peter Imhof im Dezember 1507 für den WelserVöhlin-Vertreter Simon Seitz in dieser Angelegenheit ausstellten, war von Peutinger konzipiert worden. Außerdem entwarf der Stadtschreiber ein lateinisches Schreiben von Bürgermeister und Rat der Stadt Augsburg an den französischen König in derselben Sache.²⁴ Darüber hinaus hat Heinrich Lutz ausführlich dargestellt, welche zentrale Rolle Peutinger bei der Wahrnehmung der Interessen Augsburger Handelsgesellschaften im Kontext des Kriegs zwischen Maximilian I. und der Republik Venedig in den Jahren 1508 bis 1517 spielte. So koordinierte er die Abwehrmaßnahmen der Reichsstädte gegen den kaiserlichen Versuch einer Zwangsanleihe über 100 000 Gulden²⁵ und setzte sein ganzes juristisches und diplomatisches Geschick ein, um den Handelshäusern den ungehinderten Verkehr mit der für süddeutsche Kaufleute so ungemein wichtigen Markusrepublik zu sichern, gegen die Maximilian eine Handelssperre verhängt hatte.²⁶ Dass er dabei stets das Unternehmen seines Schwiegervaters im Blick hatte, zeigt ein von Peutinger im Kontext dieser Bemühungen verfasstes Konzept eines
Lutz: Conrad Peutinger. S. 58. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 63 mit Anm. 1. Lutz: Conrad Peutinger. S. 60 – 62. SuStBA. 2o Cod. Aug. 390. fol. 469r–473v; Lutz: Conrad Peutinger. S. 62– 64. Vgl. auch Häberlein: Handelsgesellschaften, Sozialbeziehungen und Kommunikationsnetze. S. 305 f. Vgl. Lutz: Conrad Peutinger. S. 70 – 77; Böhm: Die Reichsstadt Augsburg. S. 46 – 49. Vgl. dazu Lutz: Conrad Peutinger. S. 77– 96; Böhm: Die Reichsstadt Augsburg. S. 49 – 108, speziell zur Rolle Peutingers S. 59 – 62, 64, 70 – 73, 77– 81, 83, 85 f., 89 f., 100.
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Schreibens an den Fürstbischof von Trient und die Tiroler Stände. Dieser Entwurf verweist auf das Anliegen von sieben Augsburger Handelsgesellschaften – unter denen Anton Welser, Konrad Vöhlin und Mitverwandte an erster Stelle genannt werden –, vor dem Vollzug der kaiserlichen Acht ihre bereits vereinbarten Geschäfte in Venedig abzuwickeln. Dass Peutinger die Passage, die die betroffenen Augsburger Firmen namentlich aufzählt, im Konzept strich, interpretiert Christoph Böhm als Versuch, „dem Bittschreiben den Anschein der Allgemeingültigkeit zu verleihen.“²⁷ Die vom Augsburger Stadtschreiber verfolgte Strategie, die transalpinen Handelswege durch die Erwirkung kaiserlicher Ausnahmegenehmigungen offenzuhalten, zahlte sich jedenfalls aus: So gilt eine der Welser-Vöhlin-Gesellschaft Anfang 1510 gewährte Genehmigung, 150 Saumlasten Tuche aus Freiburg im Uechtland nach Venedig transportieren zu lassen, „als Verhandlungserfolg Peutingers“.²⁸ Wie eng Konrad Peutinger seine persönliche Ehre und seine Dienste für Maximilian mit den Anliegen der Handelsgesellschaft seines Schwiegervaters verknüpfte, zeigt sein Brief an den Tiroler Kanzler Zyprian von Serntein vom Februar 1514. Peutinger beklagte sich darin, er habe einem Schreiben seines „Vetters“ Anton Rem entnommen, dass die Welser-Gesellschaft trotz seines undertanigen verdienens im Gegensatz zu anderen Handelsfirmen kein Geleit für Warentransporte nach Tirol erhalten habe. [So] muessen wir unverschuldter sachen und mit verderblichem schaden in Venedig beleiben, das uber die gnad, der ich mich bei kais[erlicher] M[ajestä]t bisher versehen, auch S[einer] M[ajestä]t umb nichten schedlichs oder beschwerlichs nie geubt hab, auch sonderlich meiner undertanigen dinst halben, so ich hievor vill jar in sachen, bemelts regiment betreffend an mich gelangt, alzeit treulich[s] und ernstlich[s] fleis dargestreckt hab, dermaßen nit allein bei meinem schweher und seiner geselschaft, sondern auch bei den andern kaufleiten, die ir guter nunmalen aus der Venediger lant gebracht haben, geacht und gehalten werden muß fur verklainter weder der wenigest derselben kaufmenner.
Wenn die Welser-Gesellschaft gegenüber anderen Kaufleuten benachteiligt würde, käme dies also einer Schmälerung von Peutingers Ehre gleich. Der Stadtschreiber betonte, dass die Welser der Tiroler Regierung in der Vergangenheit mehrfach mit Darlehen geholfen hätten²⁹ und die fraglichen Güter in Venedig vor dem Erlass der jüngsten kaiserlichen Handelssperre eingekauft worden seien. Außerdem habe die Grafschaft Tirol keinen Nutzen davon, wenn der Krieg mit der Markusrepublik wieder ausbreche und die Venezianer die Güter der Welser infolge dessen konfiszieren würden. Daher ersuchte er Serntein eindringlich, bei gedachtem regiment nochmalen zu handlen, damit meinem schweher, seiner geselschaft und mir gestattet werd, unser
Böhm: Die Reichsstadt Augsburg. S. 59. Böhm: Die Reichsstadt Augsburg. S. 70. Vgl. Simonsfeld: Der Fondaco dei Tedeschi. Bd. 1. S. 384 f. (Nr. 676); Lutz: Conrad Peutinger. S. 87. Seit 1508 sind in den Tiroler Raitbüchern allerdings keine Darlehen der Welser dokumentiert: vgl. Böhm: Die Reichsstadt Augsburg. S. 102– 107.
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gueter aus Venedig und also von iren zu unsern handen zu bringen. Sollte dies geschehen, sei die Gesellschaft bereit, ihre Handelsbeziehungen mit Venedig eine Zeitlang auszusetzen.³⁰ Es gibt allerdings keine Indizien, dass die Welser ihre Niederlassung am Rialto in dieser Zeit geschlossen hätten: 1514 beispielsweise ist eine Güterlieferung von Venedig nach Innsbruck belegt,³¹ und zwei Jahre später arbeitete die venezianische Faktorei wieder im Normalbetrieb.³² Als Vermittler zwischen dem Kaiser und der Welser-Gesellschaft trat Peutinger auch im April 1517 in Erscheinung. Zu diesem Zeitpunkt berichtete der Augsburger Stadtschreiber dem Schatzmeister Maximilians, Jakob Villinger,³³ dass er bei Anton Welser ein zinsloses Darlehen über 700 Gulden ausgehandelt habe. Davon seien 500 Gulden auftragsgemäß an die Welser-Vertreter auf dem Linzer Markt geschickt worden, die die Summe an einen gewissen Andrea de Birgo auszahlten; die übrigen 200 Gulden sowie 18 Ellen Samt erhielt Peutinger selbst zur Bestreitung der Reise- und Ausstattungskosten während seiner bevorstehenden Gesandtschaftsreise zum böhmischen Landtag.³⁴ Im Dezember 1517 dankte die Tiroler Regierung Peutinger, dass er in den Verhandlungen zwischen dem Regiment und den Welsern um die Stundung eines Darlehens über 4 000 Gulden ganz treulichen und guetwilliglichen gehandlet habe, und übersandte ihm die Kopie eines entsprechenden Vertrags, den er prüfen und mit Anton Welser besprechen sollte.³⁵ Als die Regierung den Augsburger Stadtschreiber ein Jahr später mit der Aushandlung eines abermaligen Zahlungsaufschubs beauftragte, schrieb dieser Ende Januar 1519 nach Innsbruck, dass sein Schwiegervater Anton Welser inzwischen verstorben und die Firmenleitung auf dessen Sohn, seinen Schwager Bartholomäus Welser übergegangen sei. Da mehrere Teilhaber die Firma verlassen hätten und ausgezahlt werden müssten, würden die Welser das Geld nunmehr benötigen – dies umso mehr als sie einen spanischen Wechsel angenommen hätten, mit dem Söldner für König Karl rekrutiert und nach Neapel geschickt werden sollten. Die Darlehenssumme sollte daher möglichst binnen fünf Wochen in Innsbruck bereitgestellt werden. Sollte dies der Regierung nicht möglich sein, bot Peutinger allerdings an, nochmals mit der Gesellschaft zu verhandeln.³⁶ Auch im Fall der reichsstädtischen Gesandtschaft, die 1523 zu Kaiser Karl V. nach Spanien reiste, um dort die Anliegen der Städte vorzutragen, waren die Interessen der
König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 243 f. Vgl. Häberlein: Handelsgesellschaften, Sozialbeziehungen und Kommunikationsnetze. S. 311. Geffcken/Häberlein (Hg.): Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft. S. 161. Geffcken/Häberlein (Hg.): Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft. S. LXXIVf. und S. 213 – 234. Vgl. zu ihm Bauer: Jakob Villinger; Wiesflecker: Kaiser Maximilian I. Bd. 5. S. 258 – 261; Noflatscher: Räte und Herrscher. S. 79, 82– 85, 92, 115, 144, 224 f., 281, 294, 351 und S. 409. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 289 – 291. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 297 f. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 308 f.
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Welser und diejenigen Peutingers eng verquickt. Auf der einen Seite führte der Augsburger Gesandte, der langjährige Welser-Mitarbeiter Simon Seitz, ein höchstwahrscheinlich von Peutinger verfasstes Memorandum mit sich, auf dessen Grundlage er – entgegen den Instruktionen des Städtetags für die Gesandtschaft – mit den kaiserlichen Räten über die Niederschlagung der Monopolprozesse gegen die großen Augsburger Handelshäuser verhandeln sollte.³⁷ Auf der anderen Seite beauftragte Peutinger Simon Seitz, sich bei einem der engsten Berater des Kaisers und spanischen Königs, Maximilian Transylvanus,³⁸ für eine Erneuerung seiner eigenen Bestallung als kaiserlicher Rat und die Bezahlung rückständiger Besoldungen in Höhe von 300 Gulden einzusetzen. Da derzeit ohnehin taglich mit B[artholomäus] Welser, meinem schwager, und seiner geselschaft von wegen kais[erlicher] M[ajestä]t umb wechsel gehandelt werde, sei die Welserfirma bereit, die entsprechenden Zahlungen auf Anweisung des Großkanzlers Gattinara hin zu leisten.³⁹ Um die Mitte der 1520er Jahre suchte Peutinger zwischen seinem Schwager Bartholomäus Welser und der Reichsstadt Nürnberg zu vermitteln, nachdem der Versuch der Welser-Gesellschaft, den Kupfervertrieb aus dem böhmischen Kuttenberg (Kutná Hora) zu monopolisieren, zu scharfen Abwehrreaktionen Nürnberger Kupferhändler geführt hatte. Als der Nürnberger Rat im Interesse der reichsstädtischen Kaufleute gegen das Engagement der Welser in Kuttenberg vorging, verwandte sich Peutinger bei seinem Humanistenfreund Willibald Pirckheimer⁴⁰ für seine schwegeren und vetteren Bartholome Welser und geselschaft. Eine gütliche Einigung schien dem Stadtschreiber im Interesse Nürnbergs wie Augsburgs zu liegen, da ein wirtschaftspolitischer Konflikt beden stedten und den iren zu beschwernus und anderem raichen mocht, das der erberen stedt misgonneren frud und sterck geperen. Die Verhandlungen mit dem Nürnberger Rat führte indessen einmal mehr Simon Seitz, der sich bereits in früheren Konflikten als Mann der Welser-Gesellschaft für schwierige Fälle bewährt hatte.⁴¹ Als der Reichsvizekanzler Balthasar Merklin, Propst zu Waldkirch und Bischof von Hildesheim,⁴² sich im November 1527 an Peutinger wandte, tat er dies ebenfalls im Bewusstsein, dass dieser eng mit der Welser-Gesellschaft verflochten war. Tue mich hiemit euch als meinem lieben heren und vertrauten freund bevelhen, schrieb Merklin an Peutinger, und was ir von kai[serlicher] M[ajestä]t haben wellet, das last mich wissen, es
Brady Jr.: Turning Swiss. S. 137– 150; Schmidt: Der Städtetag in der Reichsverfassung. S. 173 – 177, 431– 434 und S. 444– 448. Vgl. zu ihm zuletzt Häberlein: Maximilian Transylvanus. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 377. Vgl. zu ihren Beziehungen Trautner: Willibald Pirckheimer, bes. S. 119 f. und S. 134. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 402 f.; Reicke [u. a.] (Hg.): Willibald Pirckheimers Briefwechsel. Bd. 5. S. 394 f. (Nr. 935).Vgl. zum Kontext auch Welser: Die Welser. Bd. 2. S. 107– 112; Klier: Zur Genealogie der Bergunternehmerfamilie Schütz, bes. S. 189 f. und S. 201– 203; Lütge: Der Handel Nürnbergs nach Osten. S. 355 – 358; Häberlein: Nürnberg im Handelsnetz. Vgl. zu ihm Hasenclever: Balthasar Merklin; Roll: Reichstags-Absage und Waldkirch-Mission; Roll: Das Zweite Reichsregiment. S. 482– 487; Häberlein: Kaufleute, Höflinge und Humanisten, bes. S. 678 – 680.
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sei privilegien, ratsbrieve oder palatinat, gabbrieve: was ir wellet […]. Sein Angebot begründete Merklin unverblümt mit finanziellen Interessen: Dan wir am hoff vast ubel mit gelt versehen. So mich mein gn[ädige] heren von Augspurg nit also gnadig bedechten, wist ich nit, wo aus. Der Reichsvizekanzler fügte hinzu, er habe auch einen Brief an Bartholomäus Welser geschickt, der sich gewiss mit Peutinger austauschen werde.⁴³ Tatsächlich lieh die Welser-Gesellschaft dem Propst von Waldkirch in den folgenden Jahren beträchtliche Summen: Bis Anfang 1530 hatte sie ihm in Spanien und Antwerpen über 1 000 Gulden vorgestreckt, und im April 1530 stellte ihm Anton Welser d. J. in Bologna, wo damals die Kaiserkrönung Karls V. stattfand, 1 000 italienische Goldscudi zur Verfügung.⁴⁴ Insgesamt ist jedoch der Einschätzung von Heinrich Lutz zuzustimmen, dass Peutingers Bedeutung als Vermittler und juristischer Experte für die Welser-Gesellschaft zu Lebzeiten seines Schwiegervaters Anton Welser und Kaiser Maximilians I. ihren Höhepunkt erreicht hatte und er seit den 1520er Jahren für die von seinem Schwager Bartholomäus Welser geleitete Firma nur noch die Rolle „eines gelegentlich in schwierigen Rechtsfragen beigezogenen Fachmanns“ einnahm. Ein Gutachtenentwurf aus den 1530er Jahren, in dem er die Verantwortung Bartholomäus Welsers für Schulden bestritt, die dessen gleichnamiger Sohn in Frankreich und den Niederlanden gemacht hatte, gehört zu den letzten Zeugnissen seiner Tätigkeit für das Handelshaus.⁴⁵ Ob Konrad Peutinger auch eine formale Funktion innerhalb der Handelsgesellschaft der Welser hatte, ist unklar; der zitierte Brief an Zyprian von Serntein von 1514, in dem er von unserer Gesellschaft und unseren Gütern spricht, scheint eine Teilhaberschaft nahezulegen, die aber nicht sicher belegt ist. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hatte Peutinger eine größere Kapitaleinlage in der Firma, da sich sein Vermögen im Laufe seines Lebens in einem Umfang vermehrte, das in der Regel nur durch Handelsgewinne zu erzielen war: Im Jahre 1528 versteuerte er ein Vermögen von 19 000 Gulden.⁴⁶ Den Grundstock dieser Kapitaleinlage dürften die 2 000 Gulden gebildet haben, die ihm seine Frau Margarethe Welser 1498 als Heiratsgut zugebracht hatte.⁴⁷
König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 422. Auch zitiert bei Lutz: Conrad Peutinger. S. 290, und Schmidt: Der Städtetag in der Reichsverfassung. S. 178 f. Geffcken/Häberlein (Hg.): Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft. S. LXV und S. 155 f. Lutz: Conrad Peutinger. S. 304 f. Zitat S. 305. Höffner: Wirtschaftsethik und Monopole. S. 56 f.; Prien: Luthers Wirtschaftsethik. S. 121. Zäh: Konrad Peutinger und Margarete Welser. S. 450. Text des Heiratsvertrags: ebd. S. 473 – 475.
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Peutingers Söhne und die Welser-Gesellschaft Während Konrad Peutingers Söhne Claudius Pius (1509 – 1552) und Karl (gest. 1564) die juristische Laufbahn einschlugen,⁴⁸ trat ihr Bruder Christoph (1511– 1576) in die von seinem Onkel geleitete Gesellschaft Bartholomäus Welser und Mitverwandte ein und vermehrte dort nicht nur sein ökonomisches Kapital ganz erheblich, sondern konnte dieses auch in soziales und politisches Kapital transformieren. Christoph Peutinger avancierte in den 1530er Jahren zu einem der wichtigsten Spanien-Experten der Welserfirma, die ihren geschäftlichen Schwerpunkt unter der Leitung Bartholomäus Welsers zunehmend auf die Iberische Halbinsel verlagerte. Im Jahre 1531 erscheint er erstmals in einer spanischen Rechnung der Welser, als ihm die Faktorei Sevilla Zehrungskosten für eine Reise an den Hof bewilligte.⁴⁹ Mitte der 1530er Jahre war er mit Zahlungen, Rechnungslegungen und Inspektionsreisen im Rahmen der Pacht der Ländereien der spanischen Ritteroden (Maestrazgos) befasst,⁵⁰ und Ende 1535 wurde auf seinen Antrag hin eine königliche Cédula zur Verwaltung der Provinz Venezuela erlassen, über welche die Welser-Gesellschaft damals die Statthalterschaft ausübte.⁵¹ Im August 1538 beantwortete Peutinger im Kontext eines Prozesses, der vor dem spanischen Indienrat gegen die Welser wegen Missständen bei der Verwaltung Venezuelas geführt wurde, einen Fragenkatalog.⁵² Außerdem führte Peutinger wiederholt Anleiheverhandlungen mit Vertretern der spanischen Krone: Im April 1536 beispielsweise lieh er Karl V. im Zuge eines in Rom abgeschlossenen kombinierten Darlehens- und Juwelengeschäfts 10 000 Escudos und 10 000 spanische Dukaten. Im südfranzösischen Villefranche unweit von Nizza schloss er zwei Jahre später ein weiteres Geschäft dieser Art ab: Im Kontext eines Darlehens über 18 200 spanische Dukaten verkaufte er Karl V. einen großen Diamanten, einen Rubin, eine Perle und mehrere Schmuckstücke. Im März 1539 handelten Peutinger und Bartholomäus May gemeinsam mit Vertretern der Fugger in Toledo einen Darlehensvertrag mit der spanischen Krone über 150 000 Dukaten aus, der auch die Übernahme von 127 000 Dukaten älterer Schulden der Krone beinhaltete.⁵³ Im September desselben Jahres erhielten Peutinger, Jakob Rembold und der aus
Vgl. Roth: Zur Lebensgeschichte des Augsburger Stadtadvokaten; Zäh: Konrad Peutinger und Margarete Welser. S. 451 mit Anm. 5. Geffcken/Häberlein (Hg.): Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft. S. 512. Geffcken/Häberlein (Hg.): Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft. S. 398 und S. 405. Zur Maestrazgopacht der Welser vgl. ebd. S. C–CIII. Simmer: Gold und Sklaven. S. 327. Simmer: Gold und Sklaven. S. 99, 107, 109 und S. 804. Carande: Carlos V y sus banqueros. Bd. 3: Los caminos del oro y de la plata (Deuda exterior y tesoros ultramarinos). S. 191– 195, 228 f. und S. 232 f.; Großhaupt: Die Welser als Bankiers. S. 181. – Peutingers Tätigkeit für die Bartholomäus-Welser-Gesellschaft in Spanien wird auch erwähnt in Haebler: Die überseeischen Unternehmungen der Welser. S. 227; Pölnitz: Anton Fugger. Bd. 2/1. S. 306
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Bern stammende Bartholomäus May als Leiter des Spaniengeschäfts eine Vollmacht der Augsburger Firmenleitung zur Ernennung von Amtsträgern in Venezuela und zur Koordinierung der dortigen Geschäfte.⁵⁴ Für seine Rolle als Verbindungsmann zwischen der Augsburger Firmenzentrale und den spanischen Niederlassungen der Welser musste Christoph Peutinger mehrfach weite Reisen in Kauf nehmen. Im Frühjahr 1539 beispielsweise legte er den gesamten Weg von Augsburg über Lyon nach Toledo auf Pferderücken zurück,⁵⁵ und zwei Jahre später plante er offenbar eine weitere Reise von Spanien nach Süddeutschland.⁵⁶ Im Mai 1542 gehörte Peutinger neben einer Reihe von Spaniern und Genuesen zu den Unterzeichnern eines Notariatsdokuments im kastilischen Messeort Medina de Rioseco, in dem sich die genannten Kaufleute verpflichteten, auf die Durchführung bestimmter Wechselgeschäfte zu verzichten.⁵⁷ Knapp fünf Jahre später, im Februar 1547, befand Peutinger sich im kaiserlichen Feldlager in Ulm, wo er sich um die Rückzahlung von Darlehen der Welser-Gesellschaft an Karl V. bemühen sollte. Stattdessen fiel ihm nach der Niederlage des Schmalkaldischen Bundes gegen den Herrscher die undankbare Aufgabe zu, die Welser gegen Vorwürfe des kaiserlichen Sekretärs Francisco Erasso, des Bischofs von Arras, Antoine Perrenot de Granvelle, und des Herzogs von Alba zu verteidigen, dass ihre Handelsgesellschaft dem Kaiser in einer kritischen Situation finanzielle Hilfe verweigert, dessen Gegner wie den französischen König hingegen durch Kredite unterstützt habe. Außerdem musste er weitere Darlehensforderungen – die Rede war von mindestens 150 000 Gulden – nach Möglichkeit abwehren. Aus Peutingers abschriftlich überlieferten Briefen an seinen Onkel Bartholomäus Welser geht hervor, dass die Unterredungen mit den Beratern des Herrschers auf Spanisch geführt wurden, er also aufgrund seiner Sprachkenntnisse und seiner Vertrautheit mit den Gegebenheiten am Hof in dieser Situation ein wichtiger Mittelsmann für das Augsburger Handels- und Bankhaus war. Zugleich macht die Korrespondenz deutlich, dass die Verhandlungen mit den als geldgierig und korrupt bekannten Räten Karls Peutinger an seine Grenzen brachten: was aber ich sag, schrieb er an Bartholomäus Welser, ist alles gist [Gischt, Schaum]. gott gee, wie gerecht oder justificado das seie, darumb schaft mir, was ich weyter thon soll, oder kompt jr Herren selb her, so wertt jr fülleicht Ein besser mittel finden, dan mich hatt diser man [Erasso], der so gar syn Razon [ohne Vernunft] ist, gar Erbleicht […]. Ich sich in Somma ein wilden Jamer vor mir, vnd wolt
(Anm. 40) und S. 530 (Anm. 253); Kellenbenz: Die fremden Kaufleute. S. 305 und S. 307; Kellenbenz: Die Fugger in Spanien. Bd. 1. S. 125 und S. 269. Vgl. Simmer: Gold und Sklaven. S. 658 (Anm. 3498) und S. 806; Großhaupt: Vollmachten und Verschreibungen, bes. S. 124 f. und S. 132. Geffcken/Häberlein (Hg.): Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft. S. 456 f. Geffcken/Häberlein (Hg.): Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft. S. 499: alles nach lautt der c(on)ti vnd schriften, so M(icer) Cristoff Peutinger {so} ain gott wil mitt ime hinaus fieren wirtt. Carande: Carlos V y sus banqueros. Bd. 3. S. 299.
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noch, ich were nie herkhomen, […] vnd khon doch khain Remedio Entdecken. Zur Abwehr der Drohungen und Forderungen der kaiserlichen Ratgeber setzte Peutinger nicht nur Argumente ein, sondern spielte auch auf der Klaviatur der Emotionen und trug seine Rechtfertigungen mit wainenden augen vor. Außerdem beriet er sich mit seinem Bruder, dem Juristen Claudius Pius Peutinger, dieweyl die sach so hochwichtig sei, und erwog auch die Zahlung von Bestechungsgeldern: Ich bin gesindt, dem Erasso an 500 t[ale]r Einzustecken, khindt ichs nur an jn bringen, […] man muss jn Somma mit den Hunden heulen. Die spanischen Einsprengsel in Peutingers Briefen an den Firmenleiter deuten überdies darauf hin, dass er während seines langjährigen Aufenthalts auf der Iberischen Halbinsel einen Akkulturationsprozess durchlaufen hatte, der sich auch in seiner Diktion niederschlug.⁵⁸ Die Bezeichnung Christoph Peutingers als Micer bzw. Herr in den Rechnungen der Bartholomäus-Welser-Gesellschaft weist ferner darauf hin, dass Peutinger – dessen Bindung an das „Welser-Netz“ durch seine Eheschließung mit Katharina Lauginger, einer Tochter des langjährigen Welser-Teilhabers und Faktoreileiters in Lyon, Narziss Lauginger, im Jahre 1538 zusätzlich gefestigt wurde⁵⁹ – seit den 1530er Jahren auch stimmberechtigter Teilhaber war. Im Spätjahr 1549 ordnete er in Augsburg verschiedene Zahlungen aus der Firmenkasse an.⁶⁰ Zwischen 1544 und 1550 erhöhte sich seine Vermögenssteuerleistung – wohl aufgrund von Handelsgewinnen sowie aufgrund der Verteilung des Erbes seines 1547 verstorbenen Vaters – von 120 auf 225 Gulden; damit versteuerte er im letzteren Jahr in seiner Heimatstadt ein Vermögen zwischen 45 000 und 90 000 Gulden.⁶¹ Um diese Zeit begann Peutinger, eine Ämterlaufbahn in Augsburg einzuschlagen. Noch unter dem alten zünftischen Regiment wurde er 1548 Richter am Stadtgericht und am Ehegericht. Nach der Aufhebung der Zunftverfassung durch Kaiser Karl V. wurde der katholische Patrizier Mitglied des Kleinen Rates und bekleidete in den folgenden Jahren die Ämter eines Bürgermeisters, Baumeisters und Schulherrn. Im Jahre 1553 wurde er Stadtpfleger und damit einer der beiden ranghöchsten Repräsentanten der Reichsstadt. Obwohl über sein konkretes politisches Handeln wenig bekannt ist, erscheint es bemerkenswert, dass die Phase konfessioneller Entspannung und friedlicher Koexistenz der Konfessionen zwischen den Turbulenzen von Schmalkaldischem Krieg (1546/47) und Fürstenaufstand (1552) einerseits, dem Kalender- und Vokationsstreit der 1580er Jahre andererseits weitgehend mit seiner
Welser: Ein Geldgeschäft Bartholmä Welser’s. Zitate S. 131, 134 f. und S. 151; vgl. auch Ehrenberg: Das Zeitalter der Fugger. Bd. 1: Die Geldmächte des 16. Jahrhunderts. S. 203 – 205. Sieh-Burens: Oligarchie, Konfession und Politik. S. 76; Reinhard (Hg.): Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts. S. 616 (Nr. 930). Geffcken/Häberlein (Hg.): Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft. S. 170 und S. 187 f. Reinhard (Hg.): Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts. S. 616 (Nr. 930).
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Amtszeit als Stadtpfleger zusammenfällt.⁶² Außerdem betreute Christoph Peutinger die von seinem Vater Konrad aufgebaute Bibliothek und Kunstsammlung und war selbst als Sammler tätig. „Seine eigene Bibliothek von immerhin rund 700 Bänden setzte“ Hans-Jörg Künast und Helmut Zäh zufolge „[…] zum Teil deutlich andere Schwerpunkte als die seines Vaters, z. B. im Bereich der volkssprachlichen Literatur.“ Der kinderlose Stadtpfleger errichtete 1570 testamentarisch einen Fideikommiss, der den Erhalt der Sammlungen „als unteilbaren und unveräußerlichen Familienbesitz […] sicherstellen sollte.“⁶³ Wie ein neu ediertes Geschäftsbuch der von Bartholomäus Welsers Sohn Christoph geleiteten Handelsgesellschaft aus den 1550er Jahren zeigt, blieb Christoph Peutinger auch in seiner Zeit als Augsburger Stadtpfleger eng mit der Welserfirma verbunden. Bis Ende 1553 gab die Gesellschaft rund 200 Gulden in Antwerpen für ihn aus, und in der Faktorei am spanischen Hof wurde ein eigenes Konto für ihn geführt. 1556 wurde ihm eine Einlage in Höhe von 1 500 Goldgulden verzinst, und im folgenden Jahr sollte er Auslagen in Höhe von knapp 60 Livres tournois, welche die WelserFaktorei in Lyon für ihn getätigt hatte, erstatten. Im Jahre 1558 hatte Christoph Peutinger mit 26 000 Gulden einen beträchtlichen Teil seines Vermögens in der ChristophWelser-Gesellschaft angelegt.⁶⁴ Auch die übrigen Söhne Konrad Peutingers standen in engen finanziellen Beziehungen zur Welser-Gesellschaft. Im Herbst 1549 leistete die Firma für Johann Chrysostomus Peutinger, der einem Brief seines Vaters an Beatus Rhenanus von 1536 zufolge damals in Antwerpen kaufmännisch tätig war,⁶⁵ eine Zahlung in Höhe von 3 475 Gulden an Conrad Zeller am bayerischen Herzogshof.⁶⁶ Während der Lyoner Augustmesse 1547 hatte Johann Chrysostomus Peutinger erstmals 700 Goldscudi über das in der französischen Handelsstadt etablierte Florentiner Handels- und Bankhaus Salviati in französischen Kronanleihen angelegt. Bis zur Ostermesse 1549 wuchs diese Investition – es handelte sich um kurzfristige Kredite, die von Messe zu Messe prolongiert wurden – auf rund 42 600 Goldscudi an. Auch zu den folgenden Messeterminen verzeichnen die Schuldbücher des Florentiner Unternehmens regelmäßig Depositeneinlagen Peutingers, die sich allein im September 1550 auf fast 14 000 Scudi di
Vgl. Sieh-Burens: Oligarchie, Konfession und Politik. S. 187: „Der Tod des Stadtpflegers Heinrich Rehlinger am 18. Juni 1575 und seines Kollegen Christoph Peutinger am 2. April 1576 markieren das Ende der auf einen Abbau von religiösen Spannungen bedachten ersten Jahrzehnte des Patrizierregiments.“ Siehe auch ebd. S. 40, 45, 53 f., 127, 132, 172 f., 185, 210 und S. 349; Warmbrunn: Zwei Konfessionen in einer Stadt. S. 108 und S. 150. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1. S. 18 f. Vgl. auch Glück [u. a.]: Mehrsprachigkeit in der Frühen Neuzeit. S. 83 f.; Künast: Reichsstadt und Reichstage, bes. S. 250 f. Schmidt (Hg.): Das Gewerbebuch. S. 128, 136, 140, 147, 202 f., 216, 257, 272, 350 und S. 417. filii mei Ioannis Chrysostomi, qui Antverpiae negociationes exercet. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. S. 481. Geffcken/Häberlein (Hg.): Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft. S. 167.
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marchi beliefen.⁶⁷ Bis Ende 1552 hatte das Einlagenkonto Johann Chrysostomus Peutingers einen Umfang von 102 889 Scudi di marchi erreicht.⁶⁸ Die Salviati – die Peutinger widerholt brieflich über die Investitionen, die sie mit seinen Einlagen tätigten, informierten⁶⁹ – arbeiteten seit der Etablierung ihres Handelshauses in Lyon im Jahre 1508 kontinuierlich mit der Augsburger Welser-Gesellschaft auf verschiedenen Geschäftsfeldern – Warenhandel, Wechsel- und Einlagengeschäfte, Pacht des Seidenzolls, Kronanleihen – zusammen.⁷⁰ Dass Bartholomäus Welsers Neffe Johann Chrysostomus Peutinger ausgerechnet 1547, als die kaiserlichen Räte seinen Onkel und dessen Teilhaber wegen ihrer Beteiligung an französischen Kronanleihen massiv unter Druck setzten, in deren eingespielte Geschäftsbeziehungen mit den Florentiner Salviati eintrat, dürfte vor diesem Hintergrund kein Zufall gewesen sein. Es ist vielmehr denkbar, dass er als Strohmann für oberdeutsche Investitionen in französische Kronanleihen auftrat, die zuvor über die Welser gelaufen waren. Dass Peutinger um diese Zeit eine größere Rolle unter den oberdeutschen Kaufleuten in Lyon spielte, zeigt auch der Umstand, dass er 1547 einer Gesandtschaft Augsburger, Nürnberger, Ulmer und Straßburger Kaufleute angehörte, die sich nach dem Tod König Franz’ I. bei dessen Nachfolger Heinrich II. erfolgreich um eine Erneuerung der Privilegien der deutschen Kaufmannschaft in der Messestadt bemühte.⁷¹ Wie sein Vater Konrad und sein Bruder Christoph stellte also auch Johann Chrysostomus Peutinger – zumindest in diesem Fall – Verhandlungsgeschick im höfischen Milieu unter Beweis. Der im Gegensatz zu seinem Bruder Christoph zum Protestantismus neigende Johann Chrysostomus wurde anlässlich der Augsburger Verfassungsänderung von 1548 ebenfalls Mitglied des Kleinen Rats und fungierte auch als Ungeltherr.⁷² Einem weiteren Bruder, dem bereits erwähnten Juristen Claudius Pius Peutinger, lieh die Bartholomäus-Welser-Gesellschaft um die Jahreswende 1549/50 2 500 Gulden zu freundschaft, und im Frühjahr 1550 wurden ihm in Rom über die dortigen Geschäftspartner der Welser, die Erben Baldassare Oligiattos, 150 italienische Scudi vorgestreckt. Auf seine Bitte hin half die Firma auch seinem Bruder Karl Peutinger mit 100 Goldgulden aus. Ende April 1550 blieb Claudius Pius Peutinger der Gesellschaft
AS. I, 561. Libro Debitori e Creditori S. c. 373; Libro Debitori e Creditori T. c. 85, 220, 251, 278; AS. I, 588. Libro Debitori e Creditori V. c. 98, 131, 133, 143, 154, 194, 212, 214. Für die Mitteilung dieser und der in den beiden folgenden Anmerkungen genannten Quellen danke ich Dr. Heinrich Lang sehr herzlich. AS. I, 591. Libro Debitori e Creditori X. c. 61. AS. I, 579. Libro Copia Lettere T. c. 47r (19. Januar 1548); 79r und 80v (20./22. Oktober 1548); 97v–98r (24. November 1548); 168r (21. März 1549); 198r (26. Juli 1549). Vgl. Lang: Internationale Handelsverflechtungen; Lang: Herrscherfinanzen der französischen Krone; Lang: La pratica contabile (URL); Lang: Rechnungsbücher zwischen Institutionen und Unternehmen. Pfeiffer: Die Bemühungen der oberdeutschen Kaufleute. S. 417– 419; Häberlein: Brüder, Freunde und Betrüger. S. 80. Warmbrunn: Zwei Konfessionen in einer Stadt. S. 108 und S. 110.
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knapp 2 660 Gulden schuldig.⁷³ Seine Witwe Lucia Lauginger hingegen hatte 1555 Depositeneinlagen in Höhe von insgesamt 6 700 Gulden in der Christoph-Welser-Gesellschaft. Auch Karl Peutinger erscheint im Oktober 1554 mit 200 Gulden unter den Gläubigern dieses Handelshauses.⁷⁴ Die Bindung zwischen der Peutinger-Familie und der Handelsgesellschaft blieb auch in der nachfolgenden Generation bestehen: Claudius Pius Peutingers Sohn Claudius Narziss trat um die Mitte der 1550er Jahre in die von Bartholomäus Welsers Sohn Christoph geleitete Handelsgesellschaft ein, die er in den folgenden Jahren unter anderem in Barcelona, Lyon, Antwerpen und Venedig vertrat. Auch dessen Bruder Claudius Eusebius wurde später Mitarbeiter der Welser-Gesellschaft.⁷⁵
Fazit Die Beziehung Konrad Peutingers und seiner Familie zum Handelshaus der Welser, die im Zentrum dieses Beitrags stand, stellt sich insgesamt als enge und dauerhafte Symbiose zum beiderseitigen Vorteil dar. Konrad Peutinger brachte in diese Verbindung sein juristisches Expertenwissen, sein Ansehen und seine guten Kontakte zum Hof Maximilians I. ein; er unterstützte die von seinem Schwiegervater und seinem Schwager geleitete Handelsgesellschaft nicht nur durch Rechtsgutachten und Denkschriften, sondern nutzte seine Position als Augsburger Stadtschreiber und kaiserlicher Rat auch wiederholt, um in heiklen politischen Situationen zu deren Gunsten zu intervenieren. So setzte er sich im Vorfeld der Indienfahrt von 1505 für Silberausfuhren aus den Niederlanden und einige Jahre später für die Offenhaltung des süddeutschen Handels mit Venedig ein. Die enge Symbiose zwischen den Familien Peutinger und Welser setzte sich in der folgenden Generation fort. Peutingers Sohn Christoph, der in den 1530er und 40er Jahren für die Welser-Gesellschaft auf der Iberischen Halbinsel tätig war, stieg aufgrund seiner Sprachkenntnisse, seiner geschäftlichen Spezialisierung und seiner Erfahrungen am spanischen Hof zu einem der wichtigsten Mitarbeiter und schließlich zum Teilhaber auf. Christoph Peutingers Bruder Johann Chrysostomus fungierte um die Jahrhundertmitte wahrscheinlich als Strohmann für die Welser-Gesellschaft bei Anleihegeschäften mit der französischen Krone. Konrad Peutinger und seine Söhne stellten der Welser-Gesellschaft also auf unterschiedlichen Wissensfeldern – Jurisprudenz, Fremdsprachen, Diplomatie, Handel und Finanzwesen – wichtige Expertise
Geffcken/Häberlein (Hg.): Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft. S. 171, 175 – 177 und S. 183. Schmidt (Hg.): Das Gewerbebuch. S. 119, 153 und S. 159. Schmidt (Hg.): Das Gewerbebuch. S. 131, 141, 168, 171, 173, 224, 231, 257– 261, 282, 286, 306 f., 354 f., 357, 379, 400, 416 und S. 418; Reinhard (Hg.): Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts. S. 617– 619 (Nr. 932 f.).
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zur Verfügung und bewiesen ihre Fähigkeit, sich in verschiedenen sozialen Milieus zu bewegen. Umgekehrt konnte die Familie Peutinger immer wieder auf Kredite und Finanzdienstleistungen der Welserfirma zurückgreifen und akkumulierte in deren Diensten ein beträchtliches Vermögen. Noch in der von Bartholomäus Welsers Sohn Christoph in den 1550er Jahren geleiteten Handelsgesellschaft war sie mit erheblichen Depositeneinlagen vertreten, und Enkel Konrad Peutingers wurden als Handelsdiener für sie tätig. Nicht zuletzt bei der Beantwortung der Frage, wie der Augsburger Stadtpfleger und Humanist den Aufbau seiner bedeutenden Sammlungen eigentlich finanzierte, sollte man die Bedeutung dieser engen Verflechtung mit der Welser-Gesellschaft keinesfalls unterschätzen.
II Gelehrsamkeit
Wolfgang E. J. Weber
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Konrad Peutingers Rolle in der Positionierung des Reiches gegen die osmanische Bedrohung. Eine Annäherung Bis ein politisches System beziehungsweise dessen Elite sich gegen eine äußere Bedrohung stellt, vergeht üblicherweise einige Zeit. Denn zunächst müssen Informationen über diese Bedrohung vorliegen, muss aus diesen Informationen eine plausible Einschätzung erarbeitet werden, wozu auch die Charakterisierung des Phänomens tatsächlich als Bedrohung gehört, und sind aus dieser Einschätzung im Abgleich mit den eigenen Interessen und Ressourcen die Definition der eigenen Situation sowie entsprechende Defensiv-, Offensiv- oder Hinhaltestrategien zu entwickeln. Wie lässt sich im konkreten Horizont der Konfrontation des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation als Herz Europas mit dem Osmanischen Reich in den Jahrzehnten um 1500 Konrad Peutingers, des Augsburger humanistisch gebildeten Juristen und Stadtschreibers, zudem Kaiserlichen Rates, diesbezügliche Rolle wenigstens näherungsweise skizzieren? Eine genauere Analyse dieser bisher kaum beachteten, gleichwohl zumindest stadtgeschichtlich zentralen Frage setzt grundlegende Quellenstudien voraus, die noch nicht geleistet sind, durch die neue Peutingerforschung aber in absehbarer Zeit durchgeführt werden können. Der vorliegende Beitrag versteht sich demzufolge als wesentlich explorativ.¹
1 Die osmanische Bedrohung 1453 – 1550 Zunächst ist für unseren Problemaufriss eine knappe Skizze der tatsächlichen zeitgenössischen Bedrohungslage des Reiches bzw. Europas nötig. Dabei ist vorauszuschi Der Aufsatz hält sich eng an die Vortragsfassung. Zu den verschiedenen Formen des Kontakts einander fremder Kulturen und insbesondere Europas bzw. bestimmter Vertreter Europas mit außereuropäischen Kulturen in Spätmittelalter und Frühneuzeit sowohl zu Kriegs- als auch Friedenszeiten liegen mittlerweile zahlreiche, auch methodisch-analytisch höchst anregende allgemeine Studien vor (s. u.). Es fehlen meines Wissens aber überzeugende Beiträge, die sich mit den Prozessen der Wahrnehmung, Einschätzung und Verhaltensgestaltung einer städtischen Gesellschaft gegenüber einer fremden Bedrohung in dem Fall befassen, in dem diese städtische Gesellschaft außerhalb einer aktuellen oder potentiellen Kriegszone liegt, aber maßgeblich an der politischen Willensbildung einer Herrschaftsspitze beteiligt ist. Es versteht sich, dass neben diesem politisch-kulturellen Untersuchungszugang auch auf den parallelen kulturell-ideengeschichtlichen Zugang, nämlich denjenigen des Verhältnisses des Humanismus zum Osmanischen Reich, rekurriert werden muss. Die in dessen Rahmen entwickelten Untersuchungsperspektiven und bisherigen Ergebnisse beruhen jedoch in erster Linie auf detaillierter Hermeneutik einzelner Texte oder Textgruppen, die vorliegend noch nicht geleistet werden kann, vgl. exemplarisch Fuchs (Hg.): Osmanische Expansion und europäischer Humanismus. https://doi.org/10.1515/9783110575040-006
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cken, dass Europa im ausgewählten Zeitraum noch immer maßgeblich mediterran bestimmt war: Die Verlagerung des europäischen Schwerpunkts nach Nordwesten, jenseits der Alpen und dann an die nördliche Atlantikküste, also in die Niederlande und später nach England, zeichnete sich erst ab und sollte erst nach 1600 grundsätzlich vollzogen sein. Historisch ist am Fall Konstantinopels 1453, zwölf Jahre vor Peutingers Geburt, anzusetzen.² Der Eroberung des ‚zweiten Rom‘ waren bereits die Überwältigung und Annexion von Serbien, Bulgarien, Bosnien, Albanien und Makedonien vorausgegangen. 1456 konnte der Fall Belgrads gerade noch verhindert werden, 1480 fiel mit Otranto kurzzeitig sogar eine italienische Stadt.³ Auch die Übernahme der Peloponnes war bereits im Gange. Diese bevorzugt feldzugweise unternommene Expansion führte vor allem in das venezianisch beherrschte Gebiet hinein. Die sogenannten Venezianischen Türkenkriege 1463 – 1479, 1499 – 1503 und 1526 – 1555 waren die unvermeidliche Folge, die auch die zunehmend vergebliche Verteidigung der ostmediterranen Inseln einschloss.⁴ Sultan Suleiman I. der Prächtige (reg. 1520 – 1566) intensivierte die Ausdehnung seines Reiches weiter. Er strebte explizit auch die Eroberung Roms und ganz Westeuropas an. 1521 nahm er endgültig Belgrad ein, 1522/23 eroberte er Rhodos, 1526 siegte er bei Mohács und überrannte Pest.⁵ Die Nachfolge des gefallenen ungarischen Königs führte bekanntlich zur Teilung Ungarns zwischen dem Haus Habsburg (zunächst unter Ferdinand I., gest. 1564) und dem von Suleiman strategisch-taktisch anerkannten Fürsten von Siebenbürgen Johann Zápolya (1487– 1540), der sich in der Folge mit türkischer Hilfe tatsächlich behaupten konnte. Schon 1529 stand ein türkisches Heer erstmals vor Wien, 1541 fiel auch Buda.⁶ Noch nicht großflächig das überwiegend nordalpin angesiedelte Reich selbst, sondern mit Ungarn und den angesprochenen venezianisch-mittelmeerischen Gebieten die aus heutiger Sicht zwar peripheren, damals aber wirtschaftlich-politisch-historisch unzweifelhaft wesentlichen Räume Europas waren also durch eine nichtchristliche, trotz langen Vorspiels noch ziemlich unbekannte, wiewohl nach scheinbar bekanntem Muster dy-
Die Forschungslage sowohl bezüglich des Übergangs Konstantinopels an das Osmanische Reich als auch zur osmanischen Expansion und deren teils erfolgreicher, teils erfolgloser Abwehr im Allgemeinen ist mittlerweile sehr günstig, obwohl die osmanischen Quellen erst zum Teil erschlossen sind und deren Auswertung historisch-kritisch noch mancher Optimierung bedarf. Genannt seien aus den Überblicksdarstellungen wenigstens die einschlägigen Abschnitte bei Faroqui [u. a.] (Hg.): The Ottoman Empire, und Matschke: Das Kreuz und der Halbmond; zum Fall Konstantinopels Crowley: Konstantinopel 1453, und Harris: The End of Byzantinum. Faroqui [u. a.] (Hg.): The Ottoman Empire; Matschke: Das Kreuz und der Halbmond; Houben (Hg.): La conquista turca di Otranto. Faroqui [u. a.] (Hg.): The Ottoman Empire; Matschke: Das Kreuz und der Halbmond; Tracy: Balkan Wars; Lauer (Hg.): Osmanen und Islam in Südosteuropa. Greenblatt: Süleyman the Magnificent; Reston: Defenders of the Faith. Matschke: Das Kreuz und der Halbmond. S. 243 – 248.
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nastisch verfasste, also von einem identifizierbaren Monarchen geführte, despotische Macht bedroht.⁷ Dass in dieser Situation Motive der mittelalterlichen Kreuzzugsidee wiederbelebt, die Idee der einen Christenheit wieder auf die Ostkirche ausgedehnt und die osmanisch-türkische Bedrohung in die biblisch fundierte Weltreichslehre und das eschatologische Antichristmotiv einzubauen versucht wurden, ist mittlerweile gut erforscht. Ebenso, dass unterhalb oder neben diesen übergreifenden Vereinnahmungen und heilsgeschichtlichen Deutungen nicht nur im politisch-administrativ fortgeschrittenen Venedig, sondern auch darüber hinaus erhebliche Anstrengungen unternommen wurden, den türkischen Feind in seinen Eigenarten zu erkennen, zu beschreiben und dadurch in seinen Machtgrundlagen, Absichten und Möglichkeiten genauer zu fassen. Denn nur von dieser möglichst genauen Kenntnis her erschien es den politisch-militärischen Verantwortlichen und humanistisch gebildeten oder empirisch erfahrenen Beobachtern möglich, ihn dann auch erfolgreich abzuwehren oder zu besiegen.⁸
2 Peutingers Wissenshorizont und dessen Voraussetzungen In diesem letztgenannten Kontext scheinen mir Peutingers Stellung und Rolle zuerst und am wichtigsten anzusiedeln. Er nahm, wie wir jetzt, nach Rekonstruktion seiner Bibliothek und neuen Quellenstudien, ungleich besser erkennen können, in der Sammlung sowohl empirischer Information über das Osmanische Reich und das türkische Verhalten einschließlich von angeblichen oder tatsächlichen Selbstbekundungen türkischer Hauptakteure als auch europäischer Einschätzungen und Vorstellungen eine über Augsburg hinausreichende Position ein. Diese Position beruhte nicht nur auf seiner „herausgehobenen Stellung im Wissenschaftsmanagement, mit der Peutinger sein humanistisches Netzwerk mit Stadtpolitik, Kaiserhof und anderen Bildungsträgern zu verbinden verstand“, sondern auch darauf, dass er ein hoch in-
Der Tatbestand, dass es sich beim Osmanischen Reich um eine zumindest scheinbar in das antikmittelalterliche europäische Verfassungsschema passende Monarchie (Tyrannis, Despotie) handelte, dürfte für die zeitgenössische Wahrnehmung und Einordnung des Phänomens bedeutender gewesen sein als unsere gewohnte historische Perspektive heute nahelegt, vgl. die u. a. in Peutingers Besitz vorzufindenden frühen genealogischen Werke nach den einschlägigen Bibliothekskatalogen: Die Bibliothek Konrad Peutingers (Bd. 1 und Bd. 2 erschienen, Bd. 3 in Vorbereitung; ich danke Herrn Dr. Hans-Jörg Künast für die Gewährung der Einsichtnahme in das Manuskript; eine knappe Darstellung dieses Themenbestandes aus meiner Feder ist im Entstehen begriffen), und aus der Literatur jetzt Drews [u. a.] (Hg): Monarchische Herrschaftsformen der Vormoderne, und Höfert: Monarchische Herrschaftsformen im transkulturellen Vergleich. Leuschner (Hg.): Das Bild des Feindes; Haug-Moritz (Hg.): Repräsentationen der islamischen Welt; Höfert: Den Feind beschreiben; Amanat/Bernhardsson (Hg.): Imagining the End (einschlägige Beiträge in Part III); Guthmüller/Kühlmann (Hg.): Europa und die Türken.
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teressierter, engagierter und um die memoriale Bewahrung allen Wissens sowie nicht zuletzt seiner eigenen Aktivitäten und Verdienste besorgter und bemühter Zeitgenosse war.⁹ Aus seinen Briefen wissen wir, dass er sich handschriftliche und gedruckte Berichte zuschicken oder auszugsweise bzw. summarisch mitteilen ließ. Auch für mündliche Nachrichten und Gerüchte interessierte er sich nachdrücklich.¹⁰ Entsprechend findet sich in seiner Handschriften- und Drucksammlung eine beeindruckende, im Einzelnen freilich noch abzugleichende und auszuwertende Zahl von Turcica, mit fließendem Übergang zu allgemeineren Orientalia, also einschlägigen Dokumenten und Darstellungen zum osmanisch-türkisch-islamischen Themenkreis. Darüber hinaus ist zu unterstellen, dass er alle weiteren und zahlreichen, in seine eigene Bibliothek nicht aufgenommenen zeitgenössischen einschlägigen Augsburger Drucke kannte. In Einzelfällen ist auch für Turcica oder Orientalia seine Vermittlung zum Druck zu vermuten. Anhand dieses türkisch-islamischen, nach bisheriger Kenntnis deutlich über hundert Titel umfassenden, vielfältigen Sammelbestands lässt sich der innerste Kreis des Erwerbs und der Verarbeitung osmanisch-türkisch-orientalischen Wissens durch Peutinger rekonstruieren.¹¹ Der Entstehungs- und Berichtszeitraum der Quellen und Darstellungen, die sich in diesem Bestand befinden, deckt im Kern das ausgehende 14. Jahrhundert bis zur Zeitgeschichte Peutingers, also bis um 1550, ab. Einzelne Exemplare, einschlägige Abschriften, Neudrucke und Editionen reichen bis in die Karolinger- und Kreuzzugszeit zurück. Bei den Quellen umfasst das Spektrum fiktive oder tatsächliche Briefe christlicher Potentaten und Würdenträger an den Sultan oder eigene Leute im Kontext des Kampfes gegen den Islam bzw. das Osmanische Reich und umgekehrt Sultansbriefe an europäische Herrscher. Es schließt aber auch vor allem päpstliche Verlautbarungen, Aufrufe, Mahnungen und entsprechendes Reichstagsmaterial ein. Als Beispiele seien erwähnt eine Abschrift von Kaiser Friedrichs II. Brief aus Jerusalem von 1229 zum Stand Burkhardt: Einleitung. S. VIII. Zum Memorialaspekt vgl. jetzt auch Laube/Zäh (Hg.): Gesammeltes Gedächtnis. Vgl. die zahlreichen Hinweise im Briefwechsel, z. B. im Bericht Peutingers an den Kurfürsten Berthold von Mainz vom 11. Juli 1504 – König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 17. S. 30 f. Ich danke Hans-Jörg Künast für die sorgfältige Auskoppelung dieses spezifischen Bestandes aus dem Gesamtbestand und viele weitere Hinweise und Unterstützung. Eine systematische bibliographiehistorische und wissensgeschichtliche Untersuchung, die auch die genaue Dokumentation des Bestandes und die Erfassung und Auswertung der zu erwartenden eigenhändigen Marginalien, Unterstreichungen usw. einschließt, ist in Planung. Die in den nachfolgenden Anmerkungen verwendeten Abkürzungen gemäß: Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bde. 1– 3: Baudrier = Baudrier: Bibliographie Lyonnaise; BM-STC, Netherlands = British Museum: Short-Title Catalogue of Books Printed in the Netherlands; C = Copinger: Supplement to Hain’s Repertorium bibliographicum; Edizioni italiane = Censimento nazionale delle edizioni italiane; EDIT-16 = Censimento nazionale delle edizioni italiane, Onlineversion; Gültlingen = Gültlingen: Bibliographie des livres imprimés à Lyon; GW = Gesamtkatalog der Wiegendrucke; H = Hain: Repertorium bibliographicum; HC = Hain-Copinger; Moreau = Moreau: Inventaire chronologique des éditions Parisiennes; Schottenloher = Schottenloher: Der Münchner Buchdrucker Hans Schobser.
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seines Kreuzzuges¹²; Papst Pius’ II. (Enea Silvio Piccolominis) Brief an den türkischen Mohammed (Sultan Mechmet) II. von 1461¹³; zwischen Sultan Bajasid II. (1481– 1512) und Papst Innozenz VIII. gewechselte Briefe¹⁴; die ‚Epistola Soldani‘, ein fingierter Sultansbrief an den Papst von vielleicht um 1300¹⁵; Gutenbergs sogenannter ‚Türkenkalender‘ vom Dezember 1454¹⁶; Alexanders VI. Breve zur Türkengefahr von 1499¹⁷; Türkenreden oder -warnungen von Bischof Johann Vitéz von Zredna (1408 – 1472) und Johannes Castillione (Giovanni de Castiglione, Kleriker, päpstlicher Diplomat, Bischof von Pavia) 1455¹⁸; die Mahnschreiben und Türkenhilfeaufrufe des päpstlichen Gesandten Raimond Peraudi (Pérault) um 1500¹⁹; zumindest zwei Ausgaben der Rede, die der französische Hoforator und Diplomat Louis Hélian 1510 auf dem Augsburger Reichstag hielt, um Maximilian I. zum Krieg sowohl gegen Venedig, das mit dem Papst
Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 2 [977.19] Friedrich, Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, II.: [Schreiben an alle Getreuen des Reiches über den bisherigen Verlauf seines Kreuzzuges]. Jerusalem, 18. März [1229]. U. a. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [14.6] Pius, Papa, II. (Aeneas Silvius): Ad Mahumetum Turcarum principem carmen. [Padua: Leonard Achates, um 1473]. H 178. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [559] Inschriftensammlung. Darin: Bajasid, Osmanisches Reich, Sultan, II.: Ad Innocentium octavum Pontificem Maximum epistola. Konstantinopel, 20. Mai 1490 (fol. 93v–94r). – Mustafae Turcarum imperatoris legati oraciuncula ad Innocentium VIII. Pontificem Maximum sacrumque cardinalium senatum habita (fol. 94r–95r). – Innocentius, Papa, VIII.: Breve quo Pontifex Thurcae respondet. Rom, 3. Jan. [!] 1490 (fol. 95r–v). – Anonymes Epigramm (fol. 95v). – Johannes Stephanus Aemilianus (Quintius Aemilianus Cimbriacus): Epithaphium in magnum Machumetem Turcarum regem Baiazit cognominatum defunctum anno domini 1481 (fol. 95v– 96r). Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [977.2] Epistola Soldani. Handschrift, um 1515; 2 Bl. (gez. 6 – 7; fol. 7v leer). Fingierter Brief eines Sultans an den Papst, entstanden in Frankreich um 1300 (?); vgl. Wagner: Art. Sultansbriefe. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 3 [vorläufige Zählung nach dem Nachlaßinventar 1] [Türkenkalender]. Eyn manung der cristenheit widder die durken. [Mainz: Johann Gutenberg, zwischen 6. und 24. Dez. 1454]. H 10741. BSB. Ink M-149; BSB. Rar. 1. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 3 [vorläufige Zählung Handschriften fol. 213r–v] SuStBA. 2° Cod. Aug. 404: fol. 213r–v: Alexander, Papa, VI.: Breve zur Türkengefahr. Rom, 9. Nov. 1499. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 3 [vorläufige Zählung Handschriften fol. 46r–v und 69r–v] BSB. Clm 4016: fol. 46r–v: Bischof Johannes Vitez de Zredna: Türkenrede an Kaiser Friedrich III.Wiener Neustadt, 1455. fol. 69r–v: Johannes de Castilione: Türkenrede.Wiener Neustadt, 1455. Der Band enthält möglicherweise noch weitere einschlägige Texte. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [191.8 und 441.4]: [191.8] Raimond Pérault: Ad illustrissimos senatores sacri Romani imperii Nurembergae commorantes epistola in deliberanda contra Turcos expeditione. Ad Helvetios epistola. [Augsburg: Johann Froschauer], 1501. VD-16 P:1335 oder [Nürnberg: Hieronymus Höltzel], 1501. VD-16 P:1337. [441.4] [Raimond Pérault]: Summaria declaratio bulle indulgentiarum pro expeditione contra Turcos. [Augsburg: Johann Froschauer, 1501]. C 3616. VD-16 K:231; [München: Hans Schobser, um 1501]. VD-16 K:232. Schottenloher 9 oder [Mainz: Peter Schöffer d. Ä., 1502]. C 233. VD-16 K:233. Ein Exemplar der Münchener Ausgabe aus Peutingers Besitz ist erhalten in SuStBA. 2° Cod. Aug. 398, Druck 6.
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in Fehde lag, als auch gegen die Osmanen zu gewinnen²⁰; Sebastian Brants, des Straßburger Juristen und Humanisten (1457/58 – 1521) berühmtes Klagegedicht wegen des Sieges der Türken²¹; Ulrich von Huttens (1488 – 1523) Mahnung der Fürsten wegen der Türkengefahr²²; Aktenmaterial (handschriftliche Anschläge, Abschiedsentwürfe usw. zu Reichstagen des ausgehenden 15. und 16. Jahrhunderts, die die Türkenfrage behandelten bzw. an denen Peutinger selbst teilnahm)²³; schließlich das Schreiben Karls V. an die Reichsstadt Augsburg mit Türkenkriegsbericht und Truppenanforderung von 1531²⁴. Ferner finden sich Datensammlungen und Berichte auch in Flugschriftenform, so zur Belagerung und zum Fall von Rhodos 1480, 1496 und 1522/23²⁵; zu den Beamten und Beamtenrängen und diplomatischen Zeremonien am Sultanshof Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [49.8 und 183.3.]: [49.8] Louis Hélian: De bello suscipiendo adversus Venetianos et Turcas oratio. Venatio leonum. Augsburg: Johann Otmar, 12. Mai 1510. VD-16 H:1656. [183.3] Louis Hélian: De bello suscipiendo adversus Venetianos et Turcas oratio. Augsburg: Johann Otmar, 12. Mai 1510.VD-16 H:1656 oder [Straßburg]: M[atthias] S[chürer], 1510.VD-16 H:1657.Vgl. hierzu aus der jüngsten Literatur Tischer: Offizielle Kriegsbegründungen. S. 191 f., 209 u. ö. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [232.17] Sebastian Brant: Ad divum Maximilianum Caesarem cunctosque Christiani nominis principes et populos naenia in Thurcarum nyciteria, cum arripiendae in eosdem expeditionis exhortatione. Straßburg: [Johann Knobloch d. Ä.], [5. Feb.] 1518.VD-16 B:7044. SuStBA. 4° Gs. 2359, Nr. 7. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [232.12] Ulrich von Hutten: Ad principes Germaniae ut bellum Turcis invehant exhortatoria. Augsburg: Sigmund Grimm und Marx Wirsung, 1518. VD-16 H:6267. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 2 [973.11, 13 – 14 und 977.5]: [973.11] [Anschlag zu einer Türkenhilfe nach Zinsen und Gülten sowie Bedenken dagegen (dt.)] Vermerckt ain gemainen anschlag des gemainen Zugs wider die turcken etc. [Regensburg, 22. Juli 1471]. Handschrift, um 1471; [973.13] [Reichsabschied betr. die Türkenfrage (dt.)] Vermerckt den abschied des tags nach Viti Anno domini etc. LXVII Zu Nuremberg In den sachen des Cristenlichen Zugs wider die Turcken gehalten. Nürnberg, [16. Juni] 1467. Handschrift, um 1480; [973.14] [Handlung des Regensburger Reichstags 1471 (dt.)] Hanndlung auf den Kayserlichen Cristenlichen tag des türcken halben auf sand Jörgen tag gen Regenspurg gesazt daselbst furgenomen vnd gehandelt Anno etc. LXXI. Handschrift, 1471; [977.5] [I.] Leo, Papa, X.: [Breve an Kaiser Maximilian I. und die Versammlung des bevorstehenden Augsburger Reichstags mit der Akkreditierung der päpstlichen Legaten Thomas Cajetan und Matthäus Lang, die den Reichstag zur Zustimmung zu einem Türkenzug bewegen sollen]. Rom, [5. Mai] 1518 (fol. 32r–34v). – [II.] [Thomas Cajetan (de Vio)]: [Ansprache vor dem Plenum des Augsburger Reichstags zur Werbung für einen Türkenzug] Proposita per Reuerendissimos Legatos Apostolice Sedis coram Conuentu Imperiali Auguste. [Augsburg], 5. August 1518 (fol. 35r–39v). Handschrift, 1518; 9 Bl. (gez. 31– 39; fol. 31r–v leer, nach fol. 39 6 vermutlich leere Bl. nachträglich entfernt). Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 3 [vorläufige Zählung fol. 111v–115r] SuStBA. 2° Cod. H. 29: Karl, Römisch-Deutsches Reich, Kaiser V.: Schreiben an die Stadt Augsburg mit einem Bericht über den Türkenkrieg und der Forderung über 50 Reiter und 300 Mann Fußvolk. Aachen, 12. Jan. 1531. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [10.4, 172.4– 5 und 411.2]: [10.4] Petrus Daubussonus: De obsidione urbis Rhodiae ad Fridericum imperatorem. [Straßburg: Heinrich Knoblochtzer, nach 13. Sept. 1480]. GW 2775. H 5922. [172.4] Otto Brunfel:Vt afflictionibus Rhodiorum militum ordinis sancti Io. Baptistae succurratur ad principes et Christianos omnes oratio. Basel: Andreas Cratander, März 1523. VD-16 B:8570. [172.5] Jacques Fontaine: De bello Rhodio libri tres. – Philipp Melanchthon: Exhortatoria epistola. Hagenau: Johann Setzer, August 1527. VD-16 F:1843. [411.2] Guillaume Caoursin: Obsidionis Rhodie urbis descriptio. Ulm: Johannes Reger, 24. Okt. 1496. GW 6003. HC 4369.
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oder zum Aufbau und den Ressourcen des Osmanischen Reiches insgesamt, etwa das handschriftliche Verzeichnis von Johann Schnaitpeck (ca. 1475 – 1527, kaiserlicher Rat und Diplomat) von 1511²⁶, des kroatischen Dominikaners und Orientreisenden Bartholomeus Georgievics (Bartholomé Djurdjevic, 1506– 1566) ethnographisch-kulturelles Türkenbuch von 1544²⁷; Johann Böhmes (Humanist, Priester in der Deutschordenskommende Ulm, 1485 – 1534) allgemeine und spezifische Beschreibung der Sitten und Riten der Völker von 1537, die zuerst 1520 in Augsburg gedruckt worden war, aber auch eine Handschrift zur festlichen Beschneidung von drei Sultansprinzen 1530²⁸. Naturgemäß fehlen die Reise- und Erlebnisberichte ebenso wenig, so vor allem Georg von Ungarns so wesentliche Beschreibung in verschiedenen Ausgaben ab 1481.²⁹ Ferner lagen Peutinger auch historisch-literarische bis theologische Darstellungen und Kommentare vor, so beispielsweise eine Neuausgabe der Kreuzzugsgeschichte von Robert von Reims (andere Namensvarianten Roberto Remensis und Robertus Monachus; 1055 – 1122) in deutscher Sprache, das ursprünglich um 1300 verfasste, eine Pilger- und Kreuzzugsperspektive einnehmende Werk des armenischen Dominikaners und Nahostreisenden Haythonus (Frater Haython, 1235 – 1314), Rudolf von Langens, des westfälischen Kanonikers und Humanisten (1438 – 1519) Geschichte Jerusalems bis zur Zerstörung 70 n. Chr., und die Kompilation der türkisch-osmanischen Geschichte des Ulmer Dominikaners, dann reformierten Pfarrers Johannes Piscatorius (gest. 1565) in der Augsburger Ausgabe von 1541³⁰. Zu vermerken ist darüber hinaus, dass auch
Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [464.15] Johannes Schnaitpeck: [Officia et ordines Turcarum]. Mit Widmungsvorrede an Kaiser Maximilian I. Handschrift, um 1510; 8 Bl. (gez. 68 – 75; fol. 74r– 75v leer). Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 3 [in 1] Bartolomej Georgijevic: De Turcarum ritu et caeremoniis. Antwerpen: Gregorius de Bonte, 1544. BM-STC, Netherlands. S. 19.Vgl. zu diesem weitgehend unbekannten Werk jetzt Aksulu: Bartholomäus Georgievícs Türkenschrift. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 3 [vorläufige Zählung 1 und B fol. 357r–358r]: [1] Johann Boehme: Omnium gentium mores leges et ritus. – Jakob Ziegler: De regionibus septentrionalibus. Antwerpen: Joannes Grapheus für Joannes Steels, 1537. Nijhoff-Kronenberg I, 453. [fol. 357r–358r] Celebritas sub circumcisione trium filiorum Imperatoris Turcharum habita Constantinopoli mense aestivo anni vertentis MDXXX, Handschrift. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [72.6 und 80.5]: [72.6] [Georgius de Hungaria]: Tractatus de moribus, conditionibus et nequicia Turcorum. [Rom: Georg Herolt, um 1481]. GW 10653. H 15673; [Urach: Conrad Fyner, um 1481]. GW 10654. HC 15672=H 15676 oder [Köln: Johann Koelhoff d. Ä., nicht nach 1491]. GW 10655. HC 15674=H 15675. [80.5] [Georgius de Hungaria]: Tractatus de ritu, moribus, nequitita et multiplicatione Turcorum. [Köln: Cornelius von Zierickzee, 1505]. VD-16 G:1375 oder [Köln: Cornelius von Zierickzee, 1508]. VD-16 G:1376. Die maßgebliche moderne Edition ist: Georgius de Hungaria: Tractatus de moribus [Klockow 1993]; vgl. aus der Literatur Höfert: Vom Antichrist zum Menschen. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [299.3 und 129.3] und Bd. 3 [4 und 1]: [299.3] Robertus Remensis: Hertzog Gotfrid wie er wider die Türgen vnd Hayden gestritten vnd das heylig Grab gewunnen hat. Augsburg: Lucas Zeissenmair, [19. April] 1502. VD-16 R:2682. [129.3] Rudolf von Langen: Vrbis Hierosolymae templique in ea origo et horum rursus excidium, profanatio aliaeque variae fortunae. Köln: Eucharius Cervicornus, Jan. 1517. VD-16 L:341. [4] Haythonus: Liber historiarum partium orientis sive passagium terrae sanctae. Hagenau: Johann Setzer, März 1529.VD-16 H:870. [2]–[4] SuStBA.
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Werke zur Reconquista, also zur Wiedereroberung der iberischen Halbinsel durch christliche Herrscher, allerdings in erster Linie literarisch-theologische Kommentare, nicht fehlen.³¹ In weniger ausführlicher Weise finden sich Perser und Mongolen berücksichtigt, so sind die berühmten Reisedarstellungen von Wilhelm von Rubruk (1215 – 1270) von 1256 und Johannes de Plano Carpinis (Franziskaner 1185 – 1252) von 1250 offenbar nicht vertreten.³² Das Breviarium der türkischen und persischen Geschehnisse des Jahres 1514, das der Augsburger Drucker und Verleger Johann Miller vielleicht als Teil einer ganzen Serie im gleichen Jahr druckte, findet sich dagegen in Peutingers Bibliothek gleich in drei Exemplaren vertreten.³³ Diese Berichte, Kommentare und Historiographien gingen erwartungsgemäß zeittypisch häufig in Antimohammed- oder Antikorantraktate über; auch von ihnen verfügte der Humanist über fast alle wesentlichen Titel. Das bedeutet aber, Peutinger konnte wie seine Zeitgenossen auch auf Teile des Koran zugreifen: Ricoldo da Monte di Croces (1243 – 1320; Orientmissionar mit einjährigem Aufenthalt und landeskundlichem Studium in Bagdad) ‚Contra legem Saracenorum‘ bzw. ‚Contra sectam Mahumeticam‘ von um 1310³⁴; Kardinal Nikolaus von Kues’ (1401– 1464) um 1460/61 entstandene ‚Cribratio Alkorani‘³⁵; die von Luther begrüßte und gegen die Bedenken des
4° Th.Kv.L. 21. [1] Johannes Piscatorius: Herkommen, vrsprung vnnd auffgang des Türckischen vnnd Ottomannischen Kayserthumms. Augsburg: Heinrich Steiner, 1541. VD-16 P:2980 oder Augsburg: Heinrich Steiner, 1542. VD-16 P:2981. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [34.11, 81.3 und 129.4]: [34.11] Carolus Verardus: Historia Baetica. Mit Vorrede an Raphael Riarius. – Marcellinus Verardus: Elegia. Ad poetas ut triumphum de hoste Mauro ab Hispaniarum principibus subacto litteris mandent exhortatio. Rom: Eucharius Silber, 7. März 1493. HC 15941. [81.3] Manuel, Portugal, König, I.: Responsoria ad summum Romanum pontificem, qua beatitudinem suam in fidei hostes debellandos sanctumque sepulchrum armis ab eis vendicandum catholice et potissimum adhortatur. [Lissabon: Valentinus Moravus, nach 12. Juni 1505]. Anselmo: Bibliografia das obras impressas. Nr. 555; Norton: A Descriptive Catalogue of Printing. S. 506. Nr. P8; SuStBA. 4° Gs. Flugschriften, Nr. 27. [129.4] Michele Ricci: De regibus Francorum libri III. De regibus Hispaniae libri III. De regibus Hierosolymorum liber I. De regibus Neapolis et Siciliae libri III. De regibus Vngariae libri II. Basel: Johann Froben, Juli 1517. VD-16 R:2173. Vgl. dazu jetzt die Darlegungen bei Reichert: Asien und Europa im Mittelalter. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [104.4, 129.5 und 135.11]: [104.4] Rerum gestarum Turcarum et Sophi Persarum imperatoris de anno M.D.XIIII. breviarium. Augsburg: [Johann Miller, 1514]. VD-16 R:1162. SuStBA. 4° Gs. 2359, Nr. 4. [129.5] Rerum gestarum Turcarum et Sophi Persarum imperatoris de anno M.D.XIIII. breviarium. Augsburg: [Johann Miller, 1514]. VD-16 R:1162. [135.11] Rerum gestarum Turcarum et Sophi Persarum imperatoris de anno M.D.XIIII. breviarium. Augsburg: [Johann Miller, 1514]. VD-16 R:1162. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [321.4 I.] Ricoldus de Monte Crucis: Contra sectam Mahumeticam. – Cuiusdam diu captivi Turcorum provinciae Septemcastrensis de vita et moribus eorundem. Paris: Henri (I.) Estienne, 16./30. April 1511. Moreau II, 197. SuStBA. 4° Gs. 1957. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [511.3] Nicolaus de Cusa: [Opuscula] De docta ignorantia libri tres. Apologia docte ignorantie. De coniecturis libri duo. De filiatione dei. Dyalogus de Genesi. Ydiote libri quatuor. De visione dei. De pace fidei. Reparatio kalendarii. De mathematicis complementis. Cribratio Alchoran libri tres. De venatione sapientie. De ludo globi libri duo. Compendium. Trialogus de possest. Contra Bohemos. De mathematica perfectione. De berillo. De dato patris lumi-
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Basler Stadtrats durchgesetzte lateinische Koranausgabe von Theodor Bibliander (1509 – 1564) von 1543, die auf der polemischen Übersetzung ‚Lex Mahumet pseudoprophete‘ Robert von Kettons aus dem Jahre 1143 beruhte³⁶. Bemerkenswert neben den sonstigen üblichen Islamverdammungen und Bekämpfungsaufrufen sind die diversen Zukunftsbeschwörungen, in düsteren Farben, verfasst meist von kirchlichen oder besonders kirchennahen Federn, einerseits um Widerstand zu mobilisieren, aber auch im Gegenteil letztlich ermunternd-optimistisch, um zu trösten und positiv zu motivieren, so vor allem Giovanni Nannis (Annius von Viterbo, 1432– 1502) ‚Tractatus de futuris Christianorum triumphis in Saracenos‘ von 1485³⁷. Der Augsburger Starhumanist konnte schließlich aber auch originale res Turcicae sein eigen nennen. So vor allem nach dem späteren Nachlassverzeichnis türkische Manuskripte, von denen wir inhaltlich sonst nichts wissen, ebenso wenig inhaltlich erschließbare Kopien von Sultansbriefen, bezogen wahrscheinlich aus dem innersten Machtkreis von Kaiser und Reich, sowie eine Reihe von Objekten: Säbel, Pfeile und Bögen, Flaschen, Lederbehältnisse, Löffel, ein Porträt Suleimans II. des Prächtigen nebst einem Stammbaum, vielleicht Exemplare aus der Augsburger Hopfer-Werkstatt, auf die noch zu verweisen sein wird,vielleicht eine Kopie des Miniaturporträts, das der Korsar und türkische Großadmiral Khair ad Din Barbarossa 1543 einem französischen Befehlshaber geschenkt hatte.³⁸
num. De querendo deum. Dyalogus de apice theorie. 2 Teile. [Straßburg: Martin Flach, nicht nach 1489]. HC 5893. Vgl. die kommentierte Edition Hagemann/Glei (Hg.): Cribratio Alkorani, und aus der Literatur Knoch: Verteidigung als Annäherung. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 3 [1 I.] Machumetis Saracenorum principis eiusque successorum vitae ac doctrina ipseque Alcoran (lat.). Aus dem Arab. übers. auf Veranlassung von Petrus Venerabilis. Mit Praefatio von Martin Luther. – Davor: Theodor Bibliander: Apologia pro editione Alcorani. – [II.] Confutationes legis Machumeticae, quam vocant Alcoranum (griech. u. lat.). – [III.] Historiae de Saracenorum sive Turcarum origine, moribus, nequitia, religione, rebus gestis. Mit Praefatio von Martin Luther. Hg. von Theodor Bibliander. 3 Teile.Vgl. aus der Literatur Kaufmann: Luthers Sicht auf Judentum und Islam; Kaufmann: ‚Türckenbüchlein‘. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [735.2] Giovanni Nanni: Tractatus de futuris Christianorum triumphis in Saracenos. Nürnberg: [Peter Wagner, um 1485]. GW 2022. H 1123 oder Augsburg: Johann Froschauer, 1499. HC 15643. Vgl. Nannis Behandlung in Amanat/Bernhardsson (Hg.): Imagining the End. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [559], Bd. 2 [976.8] und Bd. 3 [fol. 3r–17v]: [559] Schriftensammlung Handschrift, [um 1510]; 130 Bl. (fol. 130v leer). SuStBA. 2° Cod. H. 23. [976.8] [I.] Selim, Osmanisches Reich, Sultan, I.: Epistola ad senatum Ragusinum. Choi, 23. August [1514] (fol. 37r–38r). – [II.] Pietro Bembo: [Brief an Kaiser Maximilian I.]. Rom, 3. Nov. 1514 (fol. 38r–40r). – [III.] Fabricius de Careto: [Brief an Papst Leo X.]. Rhodos, 10. Nov. 1514 (fol. 40v–41r). – [IV.] Leo, Papa, X.: [Brief an Lorenzo Campeggio]. Unterzeichnet von Jacobus Sadoletus. Rom, 5. Jan. 1515 (fol. 41v–42r). Handschrift, um 1515; 10 Bl. (Cod. hist. 2° 243, fol. 37r–46v; 42v–46v leer). [976.1– 32] WLBSt. Cod. hist. 2° 243. [fol. 3r–17v] 2. Türckhische Sebel. 2. türckhische Liderne schalen. 5. Perlin Mueterin türckhische Leffel. 1. türckhischer Löffel. 1. türckhischer löffel. 1. stückhlin Solimani Bildnus sambt seinem Arbore. 1. geschribner Hebrayscher Brieff in Ainer hültzinen Rollen, darauff geschriben türckhischer Kaysers brieff. 1 geschribner grosser Hebrayscher Brieff vff Pergamen geschriben. 3. türckhische schüess Pöltz. 1. Türckhisch Ventilabrum. 1. türckhisch gantz Kartenspil. 3. türckhische Bögen samt 7. Flitschpfeilen. 1. türckhische
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Zu erwähnen ist abschließend aber auch, dass Peutinger eine Vielzahl der medizinischen, naturphilosophischen und -kundlichen sowie astronomischen Texte sammelte, die aus dem arabisch-persischen Mittelalter stammten und u. a. in Augsburg um 1500 vielfach in den Druck gingen: beispielsweise Abulkasim bzw. Alsaharavius in mehrfacher Ausgabe, Avicenna, Ibn Zuhr u. a., ferner die Kompilationen oder Verarbeitungen des französischen Arztes und Historikers Symphorien Champier (1471– 1539).³⁹
Flaschen. 1. türckhischer Seckhel. 1. türckhischer gestickhter Fuetersackh. 1. Allte schlechte türckhische Fläschen. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 [465.1 und 502.2.], Bd. 3 [ungezählt, 2, ungezählt, 1] und Bd. 2 [158 und 159.1]: [465.1] Abulkasim (Alsaharavius): Liber theoricae necnon practicae (lat.). Augsburg: Sigmund Grimm und Marx Wirsung, 24. März 1519. VD-16 A:63. [502.2] Pseudo-Serapio [Abulkasim (Alsaharavius)]: [De praeparatione medicinarum. Buch 28: Liber Servitoris (lat.). Aus dem Arab. übers. von Simon Ianuensis und Abraham Tortuosiensis] Liber de adaptatione medicinarum dictus Servitoris. Handschrift. [Articella]. In hoc volumine parvo in quantitate maximo in virtute continentur infrascripti codices: Johannitius: Liber hysagoge. – Philaretus: Liber de pulsibus. – Theophilus Protospatharius: Liber de urinis. – Hippocrates: Iusiurandum. Liber pronosticorum. Liber aphorismorum. Collectio aphorismorum. – Johannes Damascenus: Liber aphorismorum. – Flosculi in medicina ex Cornelio Celso extracti. – Galenus: Liber techni. – Avicenna: Textus duarum primarum fen primi in theorica. Textus fen quarte primi et prime quarti in practica. Cantica. – Abu Amir Muhammad ibn Adallah ibn Abi Amir (Almansor): Textus noni de egritudinibus a capite usque ad pedes. – Jacobus de Partibus: Collecta in medicina pro anothomia.Venedig: Pietro Quarengi, 13. Juli 1507. Edizioni italiane A:3180. Edit16 CNCE 3219. SuStBA. Med. 165. [Abu-Marwan Abd-ul-Malik-Ibn-Abi-l-Ala-Zuhr IbnZuhr: Rectificatio medicationis et regiminis] Abhomeron Abynzohar. – Averroes: Colliget. 2 Teile. Venedig: Gregorio de’Gregori, 20. Sept. 1514. Edit16 CNCE 3504. SuStBA. 2° Med. 1. Averroes: Collectaneorum de re medica post Aristotelem atque Galenum facile doctissimi, Sectiones tres (lat.). Aus dem Griech. übers. von Jean-Baptiste Bruyerin. Lyon: Sébastien Gryphius, 1537. Gültlingen V. S. 74. Nr. 394. Baudrier VIII. S. 101. SuStBA. 4° Med. 48. Symphorien Champier: Castigationes seu emendationes pharmacopolarum, sive apothecariorum, ac Arabum medicorum Mesuae, Serapionis, Rasis, Alpharabii et aliorum iuniorum medicorum in quatuor libros ac tomos divisae. Lyon: Jean Crespin, 12. April 1532. Gültlingen VI. S. 35. Nr. 73. [158] Symphorien Champier: Practica nova in medicina. De omnibus morborum generibus ex traditionibus Grecorum, Latinorum, Araborum, Penorum ac recentium autorum aurei libri quinque. Liber unus de omnibus febrium generibus. Lyon: Jean Marion [für Simon Vincent], 19. März 1517. Gültlingen III. S. 142. Nr. 6. SuStBA. Med. 713a. [159.1] Symphorien Champier: Libelli duo: Primus de medicine claris scriptoribus in quinque partibus tractatus. Secundus de legum divinarum conditoribus. Dyalogus in legem Machometicam. De corporum animorumque morbis eorundemque remediis opusculum in duos partitum libellos: Primus introductivus est in practicam Galeni. Secundus egritudinum animorum curativus. Evangelice Christianeque religionis ex scriptis gentilium et poetarum et philosophorum validissimis argumentis comprobatio. Aphorisimi sive collectiones medicinales. – Alessandro Benedetti: Aphorismi sive collectiones. – Alexander Aphrodisiensis: De febribus (lat.). Aus dem Griech. übers. von Giorgio Valla. – Hippocrates: Opera parva libri VII: De natura hominis. De tuenda valetudine. Medicine lex. Iusiurandum. Demonstratio quod artes sunt. Invectiva in obtrectatores medicine (lat.). Aus dem Griech. übers. von Andreas Brentius. – Epistolae ad Symphorianum Champerium. [Lyon: Jannot Deschamps für Étienne Gueynard, um 1506/07]. Gültlingen II. S. 94. Nr. 4. Baudrier XII. S. 18 f. [159.1– 2] SuStBA. 8° Med. 714.
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3 Formen und Determinanten des Wissensumgangs Wie ging Peutinger mit dem über diese Medien transportierten oder angebotenen Wissen um? Ein etwa mit seinem Monopolgutachten vergleichbares Türkenkriegsgutachten fehlt; es ist unwahrscheinlich, dass ein solches jemals geschrieben wurde, und zwar auch deshalb, weil einerseits allgemein beratendes und gutachtendes Schrifttum in genügender Anzahl vorlag, andererseits für eine spezifisch Augsburger Variante kein drängender Bedarf bestand. Die wenigen vorliegenden, verstreuten Einzeläußerungen sind deshalb zunächst mit Peutingers allgemeinem Weltbild, seinen allgemeinen Interessen und Praktiken abzugleichen. In einem ersten Durchgang lassen sich nach derzeitigem Kenntnisstand die folgenden Ergebnisse formulieren. Der Humanist war unzweifelhaft grundsätzlich wissenschaftlich, kulturell, wirtschaftlich und theologisch auch und gerade am Osmanischen Reich interessiert; religiöse Vorbehalte oder Tabus sind nirgends spürbar. Seine historische Einschätzung des Islam und der Türkei schwankten offenkundig zwischen Verfalls- und Überwältigungsfurcht für Europa und die Christenheit sowie Zukunftshoffnung für den Fall zielgenauer, aber zur gegebenen Zeit entschiedener Mobilisierung. Er scheint mir aber das zeitgenössisch einflussreich betriebene Vorhaben der Projektion einer eschatologisch-apokalyptischen Türken- oder Islamgefahr gerade nicht geteilt zu haben. Trotz der üblichen, wiewohl bei ihm vergleichsweise seltenen Anrufungen Gottes gegen die Türken betrachtete er deren Expansion wohl eher als eine der bekannten, historisch immer wieder auftretenden Gefährdungen Europas: durch die Araber, die Mongolen, jetzt eben die Türken.⁴⁰ Vielleicht besteht sogar eine Verbindung zu Peutingers Auffassung der Monarchie als historisch bewährtem und daher zu bevorzugendem Verfassungstyp. Das Sultansreich zeigt sich als dynastisches Reich mit der üblichen Expansionstendenz. Aber es tritt auch als Macht auf, die erfolgreich Antike und arabisches Erbe kombiniert und eigene Verdienste in deren Bewahrung und teilweiser Fortentwicklung aufweist. Deshalb erscheint es lernfähig und lässt es sich belehren, was als Bereitschaft zu zivilisatorischer Besserung, langfristig vielleicht sogar zur Gewinnung für das überlegene, humanistisch-kommunikativ vermittelbare Christentum verstanden werden kann. Spannungen und Widersprüche zur Reichskonzeption und zur Einschätzung der Lage und Interessen seiner Vaterstadt Augsburg lassen sich freilich nicht leugnen. Mit dem Haus Habsburg bzw. konkret Kaiser Maximilian I. verknüpfte Peutinger zumindest gelegentlich das Ideal einer friedenssichernden Weltmonarchie, in der das Osmanische Reich höchstens oder immerhin als regionale dynastische Monarchie einen Platz gehabt hätte. Humanistische Protovölker- und Menschenrechtsvorstellungen als Grundlage lassen sich erahnen, wohl auch als Parallele der entsprechenden Wahr Vgl. vorläufig die über das Register erschließbaren Thematisierungen der Türkengefahr in König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel.
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nehmung und Einschätzung der Menschen der Neuen Welt. Von christlichem Missions- und Vernichtungsfanatismus oder entschiedenem Widerstand gegen derartige Bestrebungen findet sich jedoch keine Spur. Im Briefwechsel lässt Peutinger z. B. Veit Bilds Wunsch nach kriegerischem Niederwerfen des Türken ad perniciem (bis zur Vernichtung) unkommentiert. Die entsprechenden Texte, die er in seiner Bibliothek fand, konnten ihn offensichtlich nicht dahingehend überzeugen. Die These Heinrich Lutz’ von der relativ ‚ideologiefreien‘ Weltsicht und Praxis Peutingers bestätigt sich mithin auch hier.⁴¹ Das gilt auch für den spezifischen Horizont der Reichsstadt. Peutinger war bekanntlich kein glühender Republikaner, der sich etwa reichstadtaristokratisch gegen die Habsburger Dynastie gestellt hätte. Vielmehr setzte er auf einen Interessenausgleich zwischen den großen Augsburger und oberdeutschen Handelsgesellschaften und Familien und dem Kaiser. Für sie, die Augsburger reichsstädtische Elite, in die er selbst aufgestiegen war, reklamierte er gut humanistisch die Freiheit der Bürger, wie sie bereits im antiken Rom üblich gewesen sei. Dem niederen, gemeinen Volk hingegen brachte er zumindest Nichtinteresse, Misstrauen, gelegentlich wohl auch Verachtung entgegen. Zum Beispiel die Forderung, auch dieses breite Volk über Reichstagsvorgänge zu informieren, lehnte er ausdrücklich ab. Was hatten also Reich und Reichsstadt Augsburg aus dieser Perspektive mit dem Osmanischen Reich zu tun? Realistisch gesehen, bestand noch keine unmittelbare Gefahr für das nordalpine Kernreich. Der osmanische Vormarsch hatte punktuell bereits Unterbrechungen und Rückschläge hinnehmen müssen. Die historische Erfahrung sprach eher für ein Stocken der weiteren Machtakkumulation oder sogar für eine Schwächung in absehbarer Zeit. Besonders relevant für Peutingers wenig alarmistische Einstellung dürfte der Tatbestand gewesen sein, dass Italien – symbolhaft Otranto – sich erfolgreich wehrte und die erwartungsgemäßen Versuche des NasridenSultanats in Spanien, sich mit osmanischer Hilfe doch noch gegen die Reconquista zu verteidigen, nutzlos blieben.⁴² An der zweiten Front, der südosteuropäisch-ungarischen, war die Situation bedenklicher. Italien war ein etablierter kultureller und ökonomischer Bezugs- und Interessenraum Augsburgs und des Reiches mit langer, bisweilen dramatischer, aber nie völlig desaströser Geschichte. Ungarn eröffnete für die Augsburger Wirtschaftsinteressen über die Habsburger neue, zusätzliche, die Kostensteigerungen im Mittelmeerraum partiell bereits kompensierende Chancen. Mit den Habsburger Interessen dort waren damit auch die Augsburger bedroht. Peutinger nahm deshalb die Mahnungen, Klagen und Hilfsgesuche der diversen weltlichen und geistlichen Würdenträger aus diesem Bereich, die seit Piccolominis Kreuzzugsaufruf gegen die Türken in Frankfurt am Main 1454 auf den Reichstagen in zunehmend dichterer Folge vorgebracht wurden, durchaus ernst. Das gilt insbesondere für die von
Veit Bild an K. Peutinger im Frühjahr 1528. In: König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 270 und S. 426 – 428, hier S. 427; Lutz: Conrad Peutinger, besonders S. 259 – 294. Houben (Hg.): La conquista turca di Otranto.
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ihm selbst im offiziellen oder inoffiziellen Augsburger Auftrag besuchten Reichstage von 1495 in Worms, 1518 in Augsburg, 1521 in Worms sowie 1525 und 1530 wieder in Augsburg.⁴³ Es darf aber angenommen werden, dass er die Formulierungen der Vorlagen und Beschlüsse zur Türkenfrage, die er teilweise mit zu fertigen hatte, nicht nur lediglich den zurückhaltenden Voten der Mehrzahl der Fürsten und Städte anpasste, sondern diese Zurückhaltung auch seinem eigenen Dafürhalten entsprach. Ausschlaggebend war die ihn auszeichnende nüchterne Kalkulation der Chancen, Kosten und Gefahren. Augsburg allein konnte die Türkenabwehr in Ungarn weder praktisch-militärisch noch auch nur finanziell schultern. Punktuelle, situativ dringliche und erfolgversprechende Hilfe, sogar in Gestalt von Truppenwerbungen und Truppenverschickung wie zur Verteidigung Wiens 1529, war aber keineswegs ausgeschlossen. Zurückhaltung erschien darüber hinaus angebracht gegenüber allgemeinen, unkonkreten Wünschen und Forderungen zumal dann, wenn sie das bestehende Herrschafts- oder gar Verfassungsgefüge des Reiches durcheinander zu bringen geeignet erschienen. Das wäre vor allem in Bezug auf die Reichsfinanz der Fall gewesen: Für eine Ausweitung, Verregelmäßigung oder Aufstockung des Reichsfinanzzwecks Türkenabwehr, etwa durch einen Reichszoll, war Peutinger demzufolge offenkundig nicht zu haben. Die teils scharfen Reden auf den Reichstagen dafür beeindruckten ihn wenig. Reichsreformen und Türkenkrieg gleichzeitig, wie sie um 1500 angestrebt wurden, lehnte er ausdrücklich ab und gab der Reichsreform insbesondere als Rechtsreform (Reichskammergericht) den Vorzug. So blieben der Erwerb von Wissen über die Osmanen und die Förderung von Wissen über die Dimensionen und Formen der osmanischen Bedrohung im Vordergrund, ergänzt durch das Bestreben, die Verbreitung dieses Wissens zu unterstützen. Wir blenden dazu auf die einschlägigen Augsburger Drucke dieser Zeit zurück, die unzweifelhaft nicht ohne Peutingers Wissen und Wohlwollen, ja zumindest punktuell wohl auch Unterstützung vonstattengingen.
4 Weitere Augsburger Wissensbestände und Einschätzungspotentiale Bereits ab 1468 nahm die Zahl der in Augsburg gedruckten Reiseberichte, Historien, schönen Geschichten, geographisch-naturkundlichen und ethnographisch-kulturellen Beschreibungen des Orients erheblich zu. 1471/72 z. B. erschienen die ‚Histori des Königs Appolonii regis Tyri‘, die erste deutsche Übersetzung der ‚Historia Appolonis Regis Tyris‘, einer viel gelesenen, im Libanon spielenden und damit nahöstlichen Flair vermittelnden antiken Liebeserzählung, sowie die erste deutschsprachige Geschichte Alexanders des Großen (‚Histori von dem großen Alexander‘) in der
Lutz: Conrad Peutinger. S. 16, 168 – 196, 263 und S. 307– 316.
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Reichsstadt.⁴⁴ 1473 zog der türkische Prinz Calixt Otman, ein Bruder des regierenden Sultans, nach Papst Calixt III. feierlich getauft, an der Seite Kaiser Friedrichs III. zu Pferde in Augsburg ein.⁴⁵ 1475/77 wurde der Pilgerbericht von Johann Schiltperger, in der zweiten Ausgabe reich illustriert, in der Reichsstadt publiziert.⁴⁶ 1479 reiste der Patrizier Peter Welser ins Heilige Land. Verschiedene Mahnungen zur Türkenabwehr, christlichen Besinnung, Ablassbriefe usw. kamen ab 1480, nach dem Fall und 1481 der Rückgewinnung von Otranto nochmals verstärkt aus Augsburger Pressen.⁴⁷ Die fiktive Israelreise des englischen Ritters John de Mandeville wurde gedruckt; die Ausgabe enthält zwei der frühesten imaginierten europäischen Mohammedporträts.⁴⁸ Marco Polos Reisebericht wurde in Deutsch publiziert. Der Druck der ersten deutschen Übersetzung von Roberto Remensis ‚Geschichte Jerusalems‘ brachte Araber und Türken als Muslime schon im Titel zusammen: ‚Histori wie die Türcken und andere geschlecht der ungläubigen die christlichen Kirchen […] angefochten haben‘. 1482 kam im benachbarten Memmingen erstmals Jörg von Nürnbergs ‚Geschicht von der Turckey‘ in den Druck, das war der allerdings kurze Erlebnisbericht eines gefangenen Geschützgießers, der auch technische Hinweise enthält, die Peutinger interessiert haben dürften. 1488 wurden die ‚Flores astrologiae‘ des persischen Gelehrten Albumasar († 886) publiziert. 1495 fand die Reise des Kanonikers Wolfgang von Zülnhart ins Heilige Land statt.⁴⁹ Um diese Zeit begann der Ungarnhandel der Fugger; die Nachrichten über die dortigen Verhältnisse wurden also besonders wichtig.⁵⁰ 1498 und 1501 verlegte Johann Froschauer den ‚De Turciae destructione et subversione ac evulsione libellus‘, eine merkwürdige, zwischen Frömmigkeit, Apokalypse und Kriegsstrategie chargierende Darlegung eines unbekannten Verfassers.⁵¹ Passions- und Heiligkreuzspiele wurden im Hinblick auf die Türkengefahr aktualisiert und im Ton schärfer. Die 1506/10 fertiggestellte Heiliggrabkapelle in der St. Anna-Kirche, gestiftet von Georg Regel, setzte
Histori des Königs Appolonii regis Tyri. Augsburg: Zainer 1471 u. ö. GW 02273; Histori von dem großen Alexander. Augsburg: Bä[u]mler 1472 u. ö. GW 00883a, 00884– 00887a. Zorn: Augsburg und die Türken. S. 140. Hieraus auch die folgenden Angaben zu Pilger- und sonstigen Orientreisen. Ich Schildtberger zoche auss von meiner Heimat […] in der zeyt als künig Sigmund zu ungern in die heydenschafft zoch […]. [Augsburg: Sorg um 1476]. GW M40832. Vgl. vorläufig die Zusammenstellung im Gesamtkatalog der Wiegendrucke (URL) unter Druckort Augsburg und dem entsprechenden Zeitraum. Eine Dokumentation aller Ereignisse, Sachen, Drucke und Personen zur Verbindung Augsburgs mit dem sogenannten Orient ist in Vorbereitung und wird voraussichtlich 2018/19 erscheinen. Silver: Muhammad, Mandeville, and Maximilian. S. 229 f. Röcke: Wunder der Fremde; Robertus Monachus: Histori wie die Türcken und andere geschlecht der ungläubigen die christlichen Kirchen […] angefochten haben. Augsburg: Sorg 1482. BSB. 2 Inc.c.a. 1238 – 1239; Jörg [von Nürnberg]: Geschicht von der Turckey. Memmingen: Kunnert 1482/3; Flores astrologiae Albumasaris. Augsburg: Ratdolt 1488; Seitz: Der Augsburger Domherr. Vgl. zum Imperium der Fugger jetzt grundlegend Häberlein: Aufbruch ins globale Zeitalter. Augsburg: Froschauer 1498. BSB. 4 Inc.c.a. 1488 u. a.
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die „Pilger- und Jerusalemsthematik der Goldschmiedekapelle“ fort.⁵² Ab 1508/09 lag die reich illustrierte ‚Merfart und erfarung nüwer Schiffung und Wege zu viln onerkanten Inseln und Königreichen‘ des Welser-Angestellten Balthasar Springer (Sprenger) zu Südwestafrika und Indien vor. Gleichzeitig kam gleichfalls illustriert die anonyme Fortunatus-Erzählung zum Druck, die ebenfalls orientalische Motive aufnimmt und wiedergibt. 1515 legte der Augsburger Drucker Miller die erste deutsche Übersetzung der Arabienreise – nicht Palästinareise – des Bologneser Adeligen Ludovico di Varthema vor, ebenfalls reich illustriert, bahnbrechend für die Kenntnis der arabischen Halbinsel und der Kernlandschaft des Islam.⁵³ 1518 widmeten Ulrich von Hutten und Riccardo Bartholini ihre Mahn- und Aufforderungsschriften zur Türkenabwehr, gedacht für den Reichstag, keinem anderen als Konrad Peutinger. Peutinger führte Aufsicht über die in Augsburg gedruckte Erstausgabe des von Kaiser Maximilian I. autobiographisch stilisierten Versepos ‚Theuerdank‘, das unter anderem das Motiv eines vom Kaiser angedachten neuen Kreuzzugs aufnimmt. Johann Eck, Professor im benachbarten Ingolstadt, ließ gleichzeitig seine Übersetzung eines polnischen Traktats über ‚Die baiden Sarmatien‘, gewidmet Jakob Fugger, von dem er das polnische Original erhalten hatte, in Augsburg verlegen. Um 1520 malte Jörg Breu d. Ä. in der Fuggerkapelle auf einen Orgelflügel einen Mann mit Turban, d. h. einen Türken. Das Augsburger Georgspiel ließ u. a. sagen, dass die Menschheit vier Götter habe, darunter den hochgelobten Mahmet. ⁵⁴ 1525 meinte Konrad Peutinger zu dem eben verstorbenen Jakob Fugger dem Reichen feststellen zu können, dass dessen Name selbst ‚bei den Heiden‘ im Orient bekannt gewesen sei. Ein Jahr später fertigte Daniel Hopfer eine nachmals berühmte Kupferstichserie Suleiman I. zu Pferde. 1527 folgte der Entwurf eines Stammbaums des osmanischen Herrscherhauses von Michael Ostendorfer.⁵⁵ 1530, anlässlich des Reichstags, kommt es zu einer ganzen Reihe einschlägiger Produktionen und Vorgänge. Denn kaiserlicherseits sollte der Reichstag ja Türkenhilfe gewähren. Von der Seite vieler Reichsfürsten und Städte her kam dagegen der Konfessionsfrage Priorität zu. Peutinger konzentrierte sich auf die Stilllegung des religiösen Konflikts im Konsens. Kaiser Karl V. kehrte zum Reichstag von seiner Krönung in der Bologneser Basilika zurück, in der ein Mosaik Mohammed in der Hölle zeigt. Der Poet Georg Sabinus trug ein Gedicht vor, das Karl V. als Wiedereroberer des Hei-
Wolf: Theater im mittelalterlichen Augsburg; Sölch: Bronzehände, Pilgerspuren, Heiliggrabkopie(n). S. 147– 151. Wiesflecker: Neue Beiträge zu Balthasar Sprengers Meerfahrt; Jakob: Art. Fortunatus; Reichert (Hg.): Ludovico de Varthema. Einleitung. S. 7– 31. Kühlmann: Der Kaiser und die Poeten; Füssel: Kaiser Maximilian und die Medien; Johannes Eck: Tractat von baiden Sarmatien vnd andern anstossenden landen in Asia vnd Europa. Augsburg: Grimm und Wirsung 1518; Biedermann: Jörg Breus Entwurfzeichnungen; Wolf: Kruzitürken. S. 114. Zorn: Geschichte einer europäischen Stadt. S. 232; Unverfehrt (Hg.): Gerissen und Gestochen. S. 170 (Süleiman-Porträt).
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ligen Landes beschwört. Hieronymus Hopfer fertigte eine Eisenradierung, die Suleiman den Prächtigen im Profil zeigt.⁵⁶ Fast ebenso wichtig war ein weiterer Vorgang. Sebastian Franck aus Donauwörth ließ seine deutsche Übersetzung von Georg von Ungarns ‚Tractatus de moribus Turcorum‘ erscheinen, parallel zur lateinischen Edition Luthers in Wittenberg. Luther wollte die angeblich hohlen Zeremonien und Rituale des Islams vorführen, um die aus seiner Sicht gleichen Charakteristika der römischen Kirche weiter zu denunzieren. Nach Thomas Kaufmann hat die Betrachtung des Islam dem Reformator überhaupt erst die Tragweite dieses Problems eröffnet. Franck schätzte den Islam dagegen zumindest tendenziell als eine der vielen Glaubensvarianten ein, zu denen die schwache menschliche Erkenntnis überhaupt nur fähig sei.⁵⁷ 1533 wurde das Werk des spätrömischen Historikers Ammianus Marcellinus, das die Krise des östlichen römischen Reiches im 4. Jahrhundert detailliert schildert und auch bereits die Sarazenen auftreten lässt, die mit den Türken gleichgesetzt werden, mit Widmung an Anton Fugger in Augsburg publiziert.⁵⁸ 1542 druckte Steiner demgegenüber erstmals in Augsburg ein reichlich schrilles antimohammedanisches Pamphlet, betitelt ‚Vom geringem herkommen, schehentlichen Leben schmehlichen Ende, des Türckischen Abgots Mohamets‘, verfasst von dem in Hamburg geborenen protestantischen Lehrer und Dichter Heinrich Knaust (1520 – 1580), der wenig später zur Papstkirche konvertierte. Spätestens damit hatte die radikale Islampolemik die Lechstadt erreicht, während Konrad Peutinger seit 1534 wegen der Konfessionspolitik des Rates, die nicht mehr seinem milten und mitleren weg folgte,⁵⁹ sondern auf fortschreitende Protestantisierung und Radikalisierung hinauslief, bereits im Ruhestand lebte. Auch Sixt Bircks Drama ‚Judith‘ bürstete seinen Stoff vehement Richtung Türkenfeindschaft. Die Ablassbriefe hatten demgegenüber an Aktualität verloren. Sebastian Münsters ‚Cosmographia‘, nicht in Augsburg, sondern in Basel gedruckt, aber unverzüglich in Augsburg angeschafft und gelesen, unterscheidet bereits selbstverständlich zwischen dem Religionsgründer Mohammed und dem türkischen Sultan Mehmet.⁶⁰ In Peutingers Sinne dürfte auch gewesen sein, was der seit 1546 in Augsburg als bischöflicher Archivar und Kanzler wirkende Humanist Johann Albrecht Widmannstetter (1506 – 1557) anstrebte, nämlich eine trotz aller christlichen bzw. katholischen Kühlmann: Der Kaiser und die Poeten. S. 136 f.; Hieronymus Hopfer: Sultan Suleiman I. In: Unverfehrt (Hg.): Gerissen und Gestochen. S. 170; zum Vater Daniel Hopfer und seinem Sultanportät vgl. Metzger: Daniel Hopfer, und Staatliche Graphische Sammlung München (Hg.): Daniel Hopfer. Kaufmann: ‚Türckenbüchlein‘. Ammianus Marcellinus a Mariaangelo Accursio […] purgatus & […] auctus. Augsburg: Otmar 1533; die in Peutingers Tischgesprächen (Sermones convivales) von 1504 erwähnte Nachricht (in: Peutinger: Tischgespräche. S. 1– 106, hier S. 26 f. und S. 41 ff.) muss also einer anderen Abschrift oder Edition entstammen, sie belegt aber immerhin die Kenntnis dieser Quelle durch Peutinger. Gößner: Weltliche Kirchenhoheit. Tschopp: Protestantisches Schultheater und reichsstädtische Politik; Saviello: Imaginationen des Islam. S. 50 – 52.
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Grundstimmung um objektive Erkenntnis bemühte Orient- bzw. Islamwissenschaft. Er hatte eine umfangreiche Spezialbibliothek aufzubauen begonnen, die vielleicht auch noch der 1547 verstorbene Peutinger gesehen hat. Seinen 1543 publizierten ‚Mahometis Abdallae filii theologia explicata […] sive Notae contra Mohammedis dogmata‘, basierend wie Biblianders Übersetzung auf Robert von Kettons Übersetzungsversuch von um 1140, fehlt weitgehend der antiislamisch übersteigerte Eifer. Stattdessen ging es ihm um philologische Exaktheit.⁶¹ Auch in der weiteren Augsburger Druck-, Verlags und Lese- bzw. Wissenskultur zu dieser Zeit haben wir es also mit einer doppelten Buchführung zu tun: Neugierde, Daten, Quellen, Differenzierung im Hinblick auf das Osmanische Reich für die städtische Elite, zunehmend Vereinfachung, Polemik, Hass hinsichtlich des mohammedanischen Heidentums und ketzerischen Unglaubens für das gemeine Volk.
5 Resümee Die Quellenlage für unsere Fragestellung ist insofern ungünstig, als zusammenfassende, detaillierte Äußerungen Peutingers zur Osmanischen Bedrohung offenkundig fehlen. Ob sie nie gemacht wurden, einfach nicht überliefert sind oder dem vorliegenden explorativen Versuch entgingen, bleibt letztlich unklar. Die Rekonstruktion musste sich daher vornehmlich auf eine Synthese weniger einzelner Äußerungen und der einschlägigen Buch- und Objektsammlung Peutingers selbst, dann der einschlägigen Voraussetzungen in der Augsburger Wissenskultur seiner Zeit stützen. Wenn wir von demjenigen geistigen Profil Peutingers ausgehen dürfen, welches die Forschung bisher erarbeitet hat, dann ist der Befund jedoch hinreichend klar: Der Humanist bemühte sich auch in der hier verfolgten Hinsicht um empirisches Wissen, kalkulierte nüchtern Voraussetzungen, Tendenzen und Interessen und ließ sich vor allem nicht auf religiös überhitzte Polemik und Leidenschaft ein. Er dürfte, zumindest ausgehend von seiner Kenntnis arabisch-islamischer Medizin und osmanisch-türkischer Machtentfaltung und Kulturreichtums, punktuell oder akzidentiell durchaus zur Bewunderung dieser nichteuropäischen, alternativen Kraft vorgestoßen sein. Dies, obwohl Peutingers Hauptanliegen humanistisch-frühnational inspiriert unzweifelhaft der Erforschung, Vergegenwärtigung und Stärkung der Geschichte, historischen Leistung und ökonomischen, politischen und kulturellen Relevanz seiner Vaterstadt, Oberdeutschlands (Süddeutschlands) und Deutschlands insgesamt galt. Vor diesem entscheidenden Bedürfnis konnte der Wahrnehmung, Einschätzung und Verhaltensgestaltung gegenüber dem Osmanischen Reich und dessen Kultur grundsätzlich nur nachgeordneter Stellenwert zukommen.
Eine moderne Biographie Widmannstetters fehlt, vgl. aus der Literatur zuletzt Grünbart: Wiedergefundenes aus der Bibliothek; J. A. Widmannstetter: Mahometis Abdallae filii theologia explicata. Nürnberg: Otto 1543.
Hans-Jörg Künast
Konrad Peutingers Bibliothek Wissensordnung und Formen des Bucherwerbs Mit Hilfe der beiden bislang veröffentlichten Bände zur Rekonstruktion der Bibliothek von Konrad Peutinger kann man sich bereits eine Vorstellung von der außerordentlichen Quantität und Qualität dieser Sammlung machen, obwohl darin gerade einmal die Hälfte des Gesamtbestandes beschrieben wird.¹ Auf dieser Grundlage sind jedoch Aussagen zur Zusammensetzung der gesamten Peutinger-Bibliothek nicht möglich. Auch auf die Frage, welche Möglichkeiten Konrad Peutinger für seine Bücherkäufe nutzte, liefern die bislang publizierten Bände noch kein wirklich umfassendes Bild. Zu einer Zeit, in der es weder ‚Amazon‘ noch ein ‚Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB)‘ und auch noch keine Frankfurter Messekataloge gab, die der Augsburger Buchführer Georg Willer zur Herbstmesse 1564 erstmals publizierte,² war es nicht einfach, sich über das Bücherangebot umfassend zu informieren. Damit stellt sich die Frage nach Peutingers Informations- und Bezugsquellen für seine Bücherkäufe.
Die ‚Universalbibliothek‘ Konrad Peutingers Bevor auf die Bezugs- und Informationsquellen näher eingegangen werden soll, ist es notwendig, die Bibliothek Konrad Peutingers vorzustellen. Einige Aspekte sind dabei hervorzuheben, die eine intensive Erforschung der Peutinger-Bibliothek als ein lohnenswertes Projekt erscheinen lassen: Konrad Peutinger besaß mit 2 200 Bänden vermutlich die größte Privatbibliothek seiner Zeit nördlich der Alpen. Neben den von ihm selbst angelegten Sammelhandschriften, erwarb er auch zahlreiche mittelalterliche Codices, wobei die ältesten aus der späten Karolingerzeit stammen. Die insgesamt rund 250 Handschriftenbände enthalten mehrere tausend Schriftstücke. In gleicher Weise beeindruckend ist die Zahl von mehreren tausend gedruckten Büchern, die Peutinger im Zeitraum von etwa 60 Jahren erworben hat. Peutingers ältester Druck ist der ‚Türkenkalender‘ Johannes
Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1 und 2. Im abschließenden dritten Band wird der Teil eines Nachlassinventars der Familie Peutinger aus dem Jahr 1597 ediert, worin die ganze Bibliothek Konrad Peutingers mit seinen späten Bucheinkäufen aus den 1530er und 1540er Jahren erfasst ist, die in den autographen Katalogen nur sporadisch verzeichnet sind. – Um dem Leser das Auffinden der ausführlichen Beschreibungen von nachfolgend zitierten Peutinger-Bänden zu erleichtern, ist den Bänden immer der numerus currens vorangestellt (arabische Zahl in eckigen Klammern). Gefetteter numerus currens [0.0] bedeutet erhaltener Band oder Teil davon, ungefetteter [0.0] nicht erhaltener Band oder Teil. Zu Georg Willer vgl. Künast/Schürmann: Johannes Rynmann, bes. S. 31– 39; Künast: Bücher für Tirol, bes. S. 39 – 45. ‒ Fabian (Hg.): Die Messkataloge des sechzehnten Jahrhunderts. Bd. 1– 5. https://doi.org/10.1515/9783110575040-007
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Gutenbergs vom Dezember 1454 und seine letzten Erwerbungen tätigte er im Herbst 1547. Darunter befindet sich ein Musculus-Kommentar zum Johannesevangelium, der im September 1547 ‒ nur drei Monate vor Konrads Tod ‒ erschien.³ Als Peutinger etwa um 1485 damit anfing, Bücher in größerem Umfang zu erwerben, wuchsen gerade die Druckzentren, die sich bis dahin ausgebildet hatten, zu einem europäischen Buchmarkt zusammen, wodurch sich das Literaturangebot sehr erweiterte. Da Peutinger einer wohlhabenden Familie angehörte, können wir davon ausgehen, dass Bücherpreise seine Erwerbspolitik nur in geringem Maße beeinflussten. So legte sich Peutinger eine Universalbibliothek zu, die einerseits seine beruflichen Bedürfnisse als Jurist, politischer Berater und Stadtschreiber sowie andererseits seine vielfältigen gelehrten Interessen spiegelt. Im Hinblick auf den Bucherwerb Peutingers ist der Umfang seiner Bibliothek von Bedeutung. Statistische Erhebungen sind in diesem Fall möglich und liefern Ergebnisse sowohl im Hinblick auf Interessenverschiebungen bei Peutinger als auch hinsichtlich von Veränderungen auf dem Buchmarkt. Die Charakterisierung von Peutingers Bibliothek als Universalbibliothek kann auch in einem ganz anderen Sinn verstanden werden. Denn die erhaltenen Bücher sind heute weltweit zerstreut.⁴ Drei Beispiele von Neufunden aus der letzten Zeit seien an dieser Stelle genannt. Zum Zeitpunkt der Publikation des ersten Bands der Bibliotheksrekonstruktion war noch nicht bekannt, dass Band C 45 aus der nicht-juristischen Teilbibliothek erhalten ist. Die Bearbeiter legten sich darauf fest, dass unter dieser Signatur eine venezianische Lucretius-Ausgabe aus dem Jahr 1495 verzeichnet sei.⁵ Der Peutinger-Band konnte jetzt in der Universitätsbibliothek von Uppsala aufgefunden werden. Das Werk von Titus Carus Lucretius mit dem Titel ‚De rerum natura‘ ist eine der wichtigsten Quellen zur Philosophie des Epikur. In diesem Fall lässt sich auch die ganze Provenienzgeschichte des Drucks ermitteln. Der Band wurde von den Augsburger Jesuiten an Buchhändler verkauft, die den englischen Antiquariatsmarkt belieferten, wo Sammler bereits im frühen 18. Jahrhundert hohe Preise für seltene Inkunabeln bezahlten. Im 20. Jahrhundert wurde der Band von dem schwedischen Chirurgen Erik Waller (1887‒1955) erworben, der seine Sammlung mit rund 20 000 Bänden schließlich der Universitätsbibliothek in Uppsala überließ.⁶
[1667.1] [Türkenkalender] Eyn manung der cristenheit widder die durken. [Mainz: Johann Gutenberg, zwischen 6. und 24. Dez. 1454]. BSB. Rar. 1. ‒ [1742] Wolfgang Musculus: Commentariorum in evangelistam Ioannem. Teil 2 und 3. Basel: Johann Herwagen d. Ä., Sept. 1547. ‒ Eine der allerletzten Schriften, die Peutinger gelesen hat, ist: [III.101] Praesidium Romani Caesariatus, ex Evangelica et Apostolica scriptura. – De Primatu, et Excellentia Romani Caesariatus, ac eiusdem perpetua Victoria. [Ingolstadt: Alexander Weißenhorn], 1547. SuStBA. 40 Th.H. 2123. Die darin enthaltenen Randbemerkungen sind zittrig und belegen damit, dass Peutinger das Schreiben zu diesem Zeitpunkt große Schwierigkeiten bereitete. Außerhalb des deutschsprachigen Raums sind hier Frankreich, Großbritannien, Italien, Russland, Schweden, Ungarn und die USA zu nennen. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1. S. 129.
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Ein weiterer wichtiger Band konnte in Paris ermittelt werden. In der dortigen Bibliothek der Akademie der Wissenschaften befindet sich der Band mit der Peutingersignatur BB 31 bzw. CC 43.⁷ Der Mainzer Drucker Johann Schöffer schenkte Peutinger ein Exemplar von Johann Huttichs Werk zu römischen Inschriften der Stadt Mainz. Peutinger ließ das Werk mit der Neuausgabe seiner eigenen Publikation zu den Augsburger Inschriften zusammenbinden, die erstmals 1505 publiziert worden war. Diese Neuausgabe von 1520 erschien ebenfalls in der Offizin von Johann Schöffer (siehe Anhang, Nr. 22). Das dritte Beispiel ist nicht in den autographen Katalogen Konrad Peutingers verzeichnet, obwohl der Druck bereits 1516 auf den Markt gekommen war. Das umfangreiche Werk ließ Peutinger in zwei Bände binden, wie aus einem Eintrag in einem Nachlassinventar aus dem Jahr 1597 hervorgeht: N.° 5. vnd .6. Cronica Io[annis] Naucleri. ⁸ Peutingers Exemplar dieser Erstausgabe der Weltchronik des Johannes Nauclerus befindet sich heute in der New York Society Library.⁹ Bücher Peutingers können aber nicht nur im Ausland entdeckt werden, sondern auch nach wie vor im deutschen Sprachraum, teilweise an Orten, wo man sie nicht vermuten würde. So befindet sich eine sechsbändige Augustinus-Ausgabe in der Benediktinerabtei Metten, wobei noch nicht geklärt werden konnte, auf welchem Wege sie dorthin gelangte.¹⁰ Ein weiterer Punkt, der genannt werden muss, warum die Peutinger-Bibliothek eine intensive Erforschung verdient, betrifft die Bestandserschließung. Die beiden erhaltenen, von Peutinger selbst verfassten Bibliothekskataloge sind die ersten Beispiele, worin die mittelalterliche Aufstellungssystematik aufgegeben wird. Peutinger stellte seine Bücher nicht mehr nach Fächern geordnet auf, sondern nach rein formalen Kriterien wie Format und Art der Bindung. Um seine große Bibliothek überhaupt sinnvoll nutzen zu können, war er daher gezwungen, seine Sammlung durch Standortverzeichnisse, alphabetische und systematische Kataloge zu erschließen.¹¹ [45] Titus Lucretius Carus: De rerum natura. Venedig: Teodoro Ragazzoni, 4. Sept. 1495. Uppsala UB. incunable 1833 (Waller 93). Provenienz: Konrad Peutinger (hs. Eintrag fol. a1v: LVID Conradi Peutringii). – [Jesuitenkolleg Augsburg] (Signatur LL/V/42). – Charles Spencer, 3. Earl of Sunderland (1675 – 1722). – Sammlung Erik Waller, Schweden. – Uppsala UB (Geschenk von Erik Waller, 1950). Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1. S. 695. Inventar der Nachlässe von Konrad und Christoph Peutinger. BSB. Clm 4021d. fol. 37r.Vgl. hierzu: Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1. S. 39‒41. [1464], [1465] Johannes Nauclerus: Memorabilium omnis aetatis et onmium gentium chronici commentarii. – Nikolaus Basellius: Historia de Suevorum ortu, institutis ac Imperio. Tübingen: Thomas Anshelm für Konrad Breuning, Kilian Vessler und Johann Zwifel, März 1516. New York, Society Library. Z-Fl N2894 C3 v. 1 und v. 2. Vgl. Grafton: Conrad Peutinger and the Chronicle. [1423], [1424], [1425], [1426], [1427], [1428] Aurelius Augustinus: Omnium operum primus (–decimus) tomus. Basel: Johann Frobens Erben, 1528 – 1529. Metten, Bibliothek der Benediktiner. Mans. 1491– 1500. ‒ Hinweise zu Verdachtsfällen auf Peutinger-Provenienz sind jederzeit willkommen und an die Staats- und Stadtbibliothek in Augsburg zu melden. Eine vergleichbare Katalogisierung erfolgte Mitte des 16. Jahrhunderts an der Bibliothek des Züricher Großmünsters durch Konrad Pellikan. Vgl. Germann: Die reformierte Stiftsbibliothek.
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Ferner ist hervorzuheben, dass es sich bei der Peutinger-Sammlung um eine Studien- und Arbeitsbibliothek handelt. Dass der Aspekt der Repräsentation nur eine ganz untergeordnete Rolle spielte, erkennt man daran, dass Peutinger keinen Wert auf aufwendig gestaltete Einbände legte. Die wenigen Bücher mit schönen Einbänden sind in der Regel Geschenk- und Widmungsexemplare. Rund tausend erhaltene Drucke hat Peutinger vollständig durchgearbeitet, wie an seinen eigenhändigen Kommentaren, Verweisen und Bemerkungen zu ersehen ist. Auch in den sonstigen Büchern sind fast immer abschnittsweise oder vereinzelt Marginalien zu finden, wobei diese an seiner charakteristischen Handschrift leicht zu identifizieren sind, auch wenn der originale Überlieferungszusammenhang und die alten Einbände verloren gegangen sind. Es ergibt sich damit die einmalige Möglichkeit, Lesegewohnheiten und Arbeitsweise des Juristen und Gelehrten Konrad Peutinger zu studieren. Auch ist es möglich nachzuvollziehen, wie er seine Bibliothek erschloss, um schnell an Informationen zu gelangen und diese in seine eigene Textproduktion einzuarbeiten, z. B. in Rechtsgutachten. Für die statistischen Erhebungen ist ‒ neben den autographen Bibliothekskatalogen Konrad Peutingers ‒ ein Inventar von zentraler Bedeutung. Denn das Inventar von 1597, das im Zusammenhang mit einer erbittert geführten Auseinandersetzung zwischen Enkeln Konrad Peutingers erstellt wurde,¹² verzeichnet als einzige Quelle die vollständige Bibliothek. Wie dem Inventar und dem Schriftwechsel zwischen den Enkeln Konrad Peutingers zu entnehmen ist, stand es um die Bibliothek und die weiteren Sammlungen 50 Jahre nach Konrads Tod nicht zum Besten. So notierte der Notar David Schwarz 18 stuckh Indianisch Federwerckh, und fügte hinzu: seind Alle verdorben bzw. 22 stuckh Allte mererthails zerrissne gemäl von holtzschnitten. ¹³ Am 4. Januar 1599 berichtete Schwarz, dass große Mengen Schnee aus der Bibliothek entfernt werden mussten, was auf schwere Baumängel am Peutingerhaus schließen lässt: Wegen des eingefallnen grossen Schnees, In der Herren Peutinger Legatsbehausung, zu den Zimmern, In der Hinderen Abseitten, darinnen dann die Peutingerische Bibliotheca, neben Anderen kunst stuckhen vnd Sachen verwahret sein, […] dieselben eröffnet, vnd den eingefallenen Schnee, herausser werffen lassen, […].¹⁴ Diese Maßnahme kam allerdings für zahlreiche Peutinger-Bände zu spät, wie an den Schäden durch Schmelzwasser zu ersehen ist. Während des Schmalkaldischen Kriegs lagerte Konrad Peutinger seine Bibliothek an verschiedene Orte aus. Nach ihrer Rückführung und Neuaufstellung im Jahr 1547/48
Vgl. hierzu die umfangreiche Überlieferung im StadtAA. Augsburger Geschlechter A–Z. Nr. 30 (Peutinger). Die Inhalte der Auseinandersetzung werden ausführlich in Bd. 3 der Bibliotheksrekonstruktion referiert werden. BSB. Clm 4021d. fol. 17r und 11v. StadtAA. Augsburger Geschlechter A–Z. Nr. 30 (alte Signatur: Katholisches Wesensarchiv. L 218). Bestätigung des Notars David Schwarz (4. Jan. 1599). Betr.: Verwahrung der Schlüssel (Anlage zu Nr. L 2183 ad 23).
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wurde die alte Grundordnung insofern beibehalten, als der Bestand weiterhin auf die zwei schon vorher genutzten Räume in eine juristische und nicht-juristische Teilbibliothek aufgeteilt wurde. An der Neuaufstellung war Konrad Peutinger jedoch nicht mehr beteiligt, und er erlebte den Abschluss der Arbeiten nicht mehr. Für die Juridica wurde nur ein großer Bücherkasten benötigt, während die übrigen Bücher in sechs Büchertruhen unterschiedlicher Größe aufbewahrt wurden. Wie bisher erfolgte eine formale Untergliederung der Bibliothek nach Format und Art der Einbände. Neu gegenüber Konrads Bibliotheksaufstellung war die zusätzliche Unterteilung der Buchbestände nach groben inhaltlichen Gesichtspunkten in Zivil- und Kirchenrecht innerhalb der juristischen sowie in Artes, Medizin und Theologie innerhalb der nichtjuristischen Teilbibliothek. Zudem wurde die Reformationsliteratur von der übrigen Theologie separat aufgestellt. Das Inventar eröffnet damit eine Möglichkeit, die Bestandszusammensetzung der Bibliothek in Peutingers Todesjahr 1547 in groben Umrissen zu ermitteln. Zählt man die im Inventar verzeichneten 2 200 Bände aus, so sind die oben genannten Bestandsgruppen wie folgt vertreten: Zivilrecht Kirchenrecht
, % , %
Artes
, %
Theologie
, %
Reformationstheologie
, %
Medizin
, %
Gebetbücher
, %
Verschiedenes
, %
Die gedruckten Bücher in Konrad Peutingers Bibliothek ‒ Eine korrigierte Schätzung Nach diesen groben Daten zur Zusammensetzung der Bibliothek Konrad Peutingers sollen noch einige Zahlen zum Umfang der darin enthaltenen Drucke genannt werden. In den beiden bisher veröffentlichten Bänden der Bibliotheksrekonstruktion werden 1 053 Bände präsentiert. So beeindruckend dies bereits erscheinen mag, so handelt es sich doch nur um knapp die Hälfte des Gesamtbestandes. Der damit zugängliche Teil der Bibliothek stellt außerdem keinen repräsentativen Querschnitt dar. Die beiden Bände der Bibliotheksrekonstruktion erschließen nämlich den von Konrad Peutinger selbst verzeichneten Bibliotheksbestand. Von den ursprünglich fünf autographen Bibliothekskatalogen sind jedoch nur noch zwei erhalten. Diese beiden Kataloge verzeichnen nur sehr unvollständig die Literatur, die Peutinger von den späten 1520er Jahren bis 1547 erworben hat. Es fehlen zudem fast alle Bücher im Oktavformat und
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‚Quellenausgaben‛, d. h. es gibt noch keinen Überblick darüber, welche Ausgaben Peutinger z. B. von der Bibel oder von Rechtsquellen wie dem ‚Corpus iuris civilis‘ besaß. Die Bearbeiter schätzten, dass Peutinger zum Zeitpunkt der Publikation der autographen Kataloge etwa 6 000 Drucke besessen haben dürfte.¹⁵ Nach der vollständigen Bearbeitung des Nachlassinventars, sind über 3 900 Drucke eindeutig identifiziert. Da in den autographen Katalogen viele umfangreiche Sammelbände aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert verzeichnet sind, war diese Schätzung zu hoch angesetzt, weil die Anzahl von Bänden mit fünf und mehr Drucken in späterer Zeit nicht mehr ganz so zahlreich ist. Peutinger stellte seit den 1530er Jahren auch schmalere Werke häufiger separat auf, als er dies zuvor vornahm. Daher ist die Zahl der gedruckten Werke in seiner Bibliothek eher mit rund 5 000 als 6 000 Drucke anzusetzen, wobei die genaue Zahl nicht ermittelt werden kann, solange keine neuen aussagekräftigen Dokumente gefunden werden. Das Problem kann mit Hilfe folgender Inventareinträge zu Martin Luther veranschaulicht werden: N.° 22. Lutheri etliche tractetlin. … N.° 26. Vilerlaÿ getruckhte Tractetlin Lutheri vnd Andere super diferent[ias] Religio[nis]. … N.° 5. Lutheri Predigen, mit mehrern. ¹⁶
Was der Notar unter etliche und Vilerlaÿ Tractetlin verstanden hat, lässt sich nicht konkretisieren. Zwei Besonderheiten erschweren es zusätzlich, Peutingers erhaltene Drucke aus der frühen Reformationszeit zu identifizieren. Die Flut an erworbenen Schriften seit 1518 hatte zur Folge, dass sich in Peutingers Exemplaren deutlich weniger handschriftliche Anmerkungen finden lassen, wobei diese Aussage in erster Linie die Flugschriften in deutscher Sprache betrifft. Ferner wurden im 19. Jahrhundert fast alle Sammelbände mit Reformationsschriften in der damaligen Vereinigten königlichen Kreis- und Stadtbibliothek Augsburg auseinandergenommen, so dass der Überlieferungszusammenhang verloren ging.¹⁷ Von 3 906 nachweisbaren Drucken ist bei 3 023 Drucken bzw. bei 77 % die Ausgabe bekannt. Diese Werke sind entweder erhalten oder der Druckort und das Erscheinungsjahr konnten mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Quellen eindeutig bestimmt
Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1. S. 19. Nachlassinventar von Konrad und Christoph Peutinger, 1597. BSB. Clm 4021d. fol. 44v und 46v. Beispiele von Luther-Drucken, bei denen die Provenienz nicht mehr eindeutig zu klären ist: [VI.12] Martin Luther: Vermanung zum Sacrament des leibs vnd bluts vnsers HERRN. Nürnberg: Kunigunde Hergot, 1531. SuStBA. 4° Th.H. 1700, Nr. 616. Einband: Papierbroschur, 19. Jh. Besitzeintrag des Buchbinders (?) auf dem Titelblatt: P[eutinger? (beschnitten)]. [VI.13] Martin Luther: Von der Winckelmesse vnd pfaffen weihe. Wittenberg: Nickel Schirlentz, 1534. SuStBA. 4° Th.H. 1700, Nr. 669. Einband: Papierbroschur, 19. Jh. Einträge Peutingers (?): Rest einer Beschriftung auf unterem Schnitt. [VI.14] Martin Luther: Von der heiligen Tauffe. Wittenberg: Georg Rhau, 1535. SuStBA. 4° Th.Pr. 546. Einband: Papierbroschur, 19. Jh. Einträge Peutingers (?): Rest einer Beschriftung auf unterem Schnitt.
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werden. Auf dieser hinreichend breiten Quellenbasis beruhen die nachfolgenden Zahlen zur Herkunft der Drucke in Peutingers Bibliothek. Ausgangsbasis: Drucke
Anzahl der Drucke (in Prozent)
Drucke der juristischen Teilbibliothek
Drucke der nicht-juristischen Teilbibliothek
Deutscher Sprachraum Italien Frankreich Resteuropa
(, %)
(, %)
(, %)
(, %) (, %) (, %)
(, %) (, %) (, %)
(, %) (, %) (, %)
Diese Daten belegen eindrücklich, dass Konrad Peutinger im gesamten europäischen Kulturraum Bücher erworben hat. Sie spiegeln den europäischen Buchmarkt wider, wie er sich im 15. und frühen 16. Jahrhundert entwickelte. Es hatten sich drei große Teilmärkte herausgebildet, die sehr unterschiedlich organisiert waren: 1. Der deutsche Buchmarkt mit der Leipziger und Frankfurter Messe und einer Reihe von bedeutenden Druckzentren wie Augsburg, Basel, Nürnberg, Straßburg oder Wittenberg war dezentral organisiert, wobei die flächendeckende Buchversorgung durch Wanderbuchhandel erfolgte. 2. Der französische Buchmarkt wurde von Paris und Lyon dominiert, die enorme Mengen an theologischer und juristischer Literatur ins Ausland verkauften. 3. Der italienische Buchmarkt stand unter der Vorherrschaft Venedigs, obwohl es daneben noch viele weitere Druckorte gab. Die bedeutenden Verleger und Buchhändler Venedigs waren oft an diesen Unternehmungen finanziell beteiligt und unterhielten zudem feste Buchläden in kleineren Orten, die entweder in Eigenregie betrieben wurden oder auf Kommissionsbasis arbeiteten. Venedigs Einfluss auf den italienischen Buchmarkt ist also weit größer, als es die Produktionszahlen der Lagunenstadt spiegeln. Was hier in wenigen Sätzen dargelegt wurde, kann anhand der Bibliothek Konrad Peutingers mit Zahlen belegt werden. Diese beziehen sich auf die nicht-juristische Teilbibliothek. Danach stellt sich die Verteilung auf die Druckorte im deutschsprachigen Raum folgendermaßen dar: Ort
Anzahl der Drucke
Basel Straßburg Augsburg Nürnberg Köln Hagenau Leipzig Wittenberg weitere Druckorte
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Während in Peutingers Bibliothek somit Drucke aus 40 deutschen Städten vorhanden sind, es also eine breite Streuung gibt, sieht es bei französischen Drucken ganz anders aus. Ort
Anzahl der Drucke
Paris Lyon weitere Orte
Hinsichtlich der juristischen Literatur sind die Relationen dann genau umgekehrt. 126 Juridica, die in Lyon publiziert wurden, sind bei Peutinger nachweisbar, aber nur 23 Werke aus Paris. Tatsächlich sind beide Städte hinsichtlich ihrer Druckkapazitäten von vergleichbarem Rang, während die übrigen französischen Druckorte nur eine unbedeutende Rolle spielen. Bei der nicht-juristischen Literatur aus Italien ist die Vorherrschaft Venedigs auf den ersten Blick nicht so groß. Die hohe Zahl römischer Drucke erklärt sich mit Peutingers großem Interesse an Rhetorik. So war er sehr an den Reden italienischer Humanisten und den Veröffentlichungen der Päpste interessiert. Er hat sie wohl schon während seiner Studienzeit in Italien in größerer Zahl erworben. In späterer Zeit nutzte er verwandtschaftliche und persönliche Kontakte zu Christoph Welser bzw. Aegidius Rem (vgl. Anhang, Nr. 10 und 14), um an diese Schriften zu kommen. Ort
Anzahl der Drucke
Venedig Rom Mailand weitere Orte
Schwierige Quellenlage zu Konrad Peutingers Büchererwerb Von den rund 250 Handschriften besteht die eine Hälfte aus Codices, deren Inhalte er selbst verfasst hat oder die in seinem Auftrag geschrieben wurden (sog. Nachlass). Bei der anderen Hälfte handelt es sich um mittelalterliche Handschriften, die er aus zweiter Hand erwarb. Bei Handschriften ist es nur gelegentlich möglich, die Bezugsquellen zu ermitteln, da hierzu fast keine Informationen vorliegen. Eine Ausnahme bilden einige zeitgenössische Handschriften, die ursprünglich aus dem Besitz von Valentin Eber (um 1420/25‒1495/96) ‒ Peutingers Vorgänger im Amt des Augsburger Stadtschreibers ‒ und des Augsburger Domkanonikers Johannes Gossolt (1421‒1506)
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stammen.¹⁸ Darunter befindet sich beispielsweise ein Codex mit dem Augsburger Stadtrecht.¹⁹ Etwas mehr Informationen liegen für die große Anzahl von Urkundenabschriften aus Augsburger und auswärtigen Archiven vor, die Peutinger eigenhändig anfertigte oder in seinem Auftrag gemacht wurden.²⁰ Leider hat Konrad Peutinger ‒ im Gegensatz zu seinem Freund Veit Bild (1481‒ 1529)²¹ oder dem Augsburger Juristen Lukas Geitzkofler (1550‒1620)²² ‒ auch in seinen gedruckten Werken nur äußerst selten eingetragen, wann, wo oder zu welchem Preis er seine Erwerbungen tätigte. Vermutlich wären hierzu detaillierte Angaben in seinen Rechnungsbüchern zu finden, die im Nachlassinventar von 1597 noch genannt werden, aber als verloren gelten müssen.²³ Die vereinzelten Kaufeinträge und -datierungen Peutingers stammen aus dem relativ kurzen Zeitraum zwischen 1484 und 1506, also aus seiner Studienzeit und der Anfangsphase seiner Tätigkeit als Augsburger Stadtschreiber. Der früheste Bucheinkauf ist für den 15. Juni 1484 dokumentiert. Peutinger erwarb an diesem Tag ein Werk des Juristen Angelus de Ubaldis aus Perugia (1328‒1407) in einer römischen Ausgabe.²⁴ Einen weiteren Druck, den er für sein Jurastudium benötigte, kaufte er in Italien im Januar 1487 um 1,5 Gulden ein.²⁵ Im Jahr 1492 besorgte sich Peutinger dann den fünften Band einer venezianischen AristotelesAusgabe, vermutlich bei einem Augsburger Buchführer.²⁶ An Weihnachten 1495 gönnte er sich einen Aristoteles-Kommentar des griechischen Gelehrten und Philosophen Georg von Trapezunt (1395‒1472 oder 1484) in einer schönen Mailänder Ausgabe.²⁷ Während des Reichstags von 1497 in Worms, der am 28. September 1497 eröffnet wurde, legte er sich einen Kommentar zum römischen Rechts zu, der im
Vgl. hierzu: Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 2. S. 5. Anm. 9. [1150] Augsburger Stadtrecht. – Zusatzartikel. – Alphabetisches Sachregister. Handschrift. Augsburg, 1465. BSB. Cgm 559. Monogramm Valentin Ebers fol. 1r: V. 1465 E.. Vgl. hierzu: Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 2. S. 5 f. Anm. 10. Künast: Die Flugschriftensammlung des Augsburger Benediktiners. Veit Bild hat häufig am Ende eines Werks vermerkt, wann er dessen Lektüre beendet hat. Künast: Druck- und Provenienzforschung. Lukas Geizkofler notierte gern im vorderen Spiegel oder auf dem Titelblatt, wann, wo und zu welchem Preis er ein Buch erwarb. BSB. Clm 4021d. fol. 14r: 4. Eingebundene Raitung Büecher. [797.1] Angelus de Ubaldis: Lectura Autenticorum. Rom: Apud S. Marcum (Veit Puecher), [um 1475/ 76]. SuStBA. 2° Ink 252. Peutingers Kaufeintrag vom 15. Juni 1484 fol. a1r: Ihesus Maria anno 1484 die 15 Iunii librae 7 solidi 10. Der Kaufpreis von 7 Schilling und 10 Pfennig bezieht sich nur auf den ersten Teil des umfangreichen Sammelbands. [1127] Johannes Petrus de Ferrariis: Practica nova iuris. Nürnberg: Anton Koberger, [28. Feb.] 1482. Dillingen, Studienbibliothek. XXIV, 269. Peutingers Kaufeintrag vom 21. Jan. 1487 fol. [9]r: Emptus est hic liber per me conradum Beytinger per 1 fl et ½ fl Anno 87 die vigesimaprima Ianuarij etc. [696] Aristoteles: [Opera. Bd. 5] Ethica ad Nicomachum. Venedig: Bernardino Stagnino d. Ä., [23. Juni/5. Sept.] 1489. BSB. 2° L.impr.c.n.mss. 50. Peutingers Kaufeintrag von 1492 fol. aaa1v: Liber Chuonradi Peutinger Iuris Vtriusque Doctoris Emptus Anno MCCCCLXXXXII Augustae Vindelicorum. [381] Georgius Trapezuntius: Rhetorica. Mailand: Leonhard Pachel, [30. Juli] 1493. BSB. 2° Inc.c.a. 2937. Peutingers Kaufeintrag vom 25. Dez. 1495 auf dem vorderen Spiegel: Liber Conradi Peutinger [Rasur] Doctoris emptus Anno LXXXXV die XXV decembris.
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gleichen Jahr in Lyon erschienen war.²⁸ Der letzte Kaufeintrag Peutingers vom 22. Dezember 1506 findet sich in der Erstausgabe einer Enzyklopädie mit dem Titel ‚Commentariorum rerum urbanorum libri XXXVIII‘ des italienischen Humanisten Raffaele Maffei (1451‒1522), die im Februar 1506 in Rom gedruckt worden war.²⁹ Nicht nur Konrad Peutingers Rechnungsbücher sind bedauerlicherweise verloren, sondern auch seine Korrespondenz ist nur fragmentarisch erhalten. Besonders in Briefwechseln mit Humanisten dürften Bücherangebot, -tausch, -verleih und -kauf ein regelmäßig auftauchendes Thema gewesen sein. Ein schönes Beispiel liefert ein Brief Peutingers an Johannes Reuchlin vom 22. April 1503,³⁰ worin dieser Reuchlin venezianische Drucke mit Werkausgaben von Aristoteles und Marcus Antonius Sabellicus sowie ‚De Christiana religione‘ von Marsilius Ficinus anbietet, die Peutinger Anfang 1503 erworben hatte.³¹ Zehn Jahre später schaffte sich Peutinger zwei Pariser Drucke mit theologischen Werken an, nachdem er durch Michael Hummelberg in dessen Brief vom 10. April 1513 auf den Kommentar zu den Paulusbriefen von Jacques Lefèvre d’Etaples aufmerksam gemacht worden war.³² Anfang 1514 verlieh er an Veit Bild das ‚Lexicon sive dictionarium utriusque iuris cum novis additionibus‘ von Albericus de Rosate.³³ Das Werk ‚Apologia sacrae scripturae‘ kaufte Peutinger Anfang 1517, als eine Anfrage Kaiser Maximilians I. hierzu an ihn ergangen war. In seinem Brief vom
[833] Johannes de Platea: Lectura super tribus libris Iustiniani Codicis. [Lyon: Johann Sieber, vor August 1497]. Nach BSB. Oefeleana 208(2, fol. 37v enthielt das nicht mehr erhaltene bzw. noch nicht wiederentdeckte Exemplar Peutingers einen eigenhändigen, auf 1497 datierten Kaufeintrag: Emptus in II. Wormatiensi conventu regio sub Maximiliano Caesare. 1497. ‒ Die Aufzeichnungen des späteren Münchener Hofbibliothekars Andreas Felix von Oefele (1706 – 1780) sind eine wichtige Quelle für heute verlorene Bücher Konrad Peutingers. Im Jahr 1743 suchte Qefele die damals im Besitz des Augsburger Jesuitenkollegs befindliche Peutinger-Bibliothek für längere Zeit auf und notierte sich viele interessant erscheinende Besonderheiten der Bücher, insbesondere handschriftliche Einträge. [463] Raffaele Maffei (Raphael Volaterranus): Commentariorum urbanorum liber primus (‒ XXXVIII). Rom: Johann Besicken, [17. Feb.] 1506. SuStBA. 2° Alt. 95. Peutingers Kaufeintrag vom 22. Dez. 1506 auf dem Vorsatzblatt: Liber Conradi Peutinger Augustani Vtriusque iuris Doctoris impensa sua cum formis primum Romae excusus fuerat in Augustam Vindelicorum transmissus est. Anno .M.D.VI. XI Kalendas Ianuarii. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 11. [IV.3] Aristoteles: Opera (lat.). Venedig: Giovanni und Gregorio de’Gregori für Benedetto Fontana, 13. Juli 1496. ‒ [187] Marsilius Ficinus: De Christiana religione. Venedig: Otino Luna 1500. ‒ [416.2] Marcus Antonius Sabellicus: Opera. Venedig: Albertino da Vercelli, 24. Dez. 1502. [456.1] Epistole divi Pauli apostoli. Mit Komm. von Jacques Lefèvre d’Etaples. – Papst Linus I.: De passione Petri. De passione Pauli. Paris: Henri (I.) Estienne, 15. Dez. 1512. [456.2] Laurentius Valla: In latinam Novi Testamenti interpretationem ex collatione graecorum exemplarium adnotationes. Hg. von Josse Bade und Desiderius Erasmus. Paris: Josse Bade für sich selbst und Jean Petit, [13. April] 1505. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 116, 119, 125 und Nr. 132. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 143. [848] Albericus de Rosate: Lexicon sive dictionarium utriusque iuris cum novis additionibus. Das nicht erhaltene Peutinger-Exemplar ist in Pavia gedruckt worden, wo zwischen 1498 und 1513 vier Ausgaben herausgegeben wurden.
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26. April 1517 berichtete er dem Kaiser über die Erwerbung und bot ihm sein Exemplar leihweise an.³⁴ Nur ein einziges Mal gibt Peutinger einen Hinweis darauf, dass die Frankfurter Buchmesse für ihn als Bezugsquelle von Bedeutung war und er mit Hilfe der Augsburger Buchhändler die dort angebotenen Neuerscheinungen erwerben konnte. In seinem ‚Defensor pacis‘ des Marsilius de Padua trug er im Jahr 1538 ein, dass ihm Messebesucher Bücher besorgt hatten, darunter auch die ‚Hierarchiae ecclesiasticae assertio‘ des niederländischen Mathematikers, Astronomen und katholischen Theologen Albertus Pighius (um 1490‒1542).³⁵ Weitere Informationen zu Bezugsquellen liefern die wenigen Drucke, die Peutinger in gebrauchtem Zustand erworben hat. Für einen Sammelband mit Werken von bzw. Kommentaren zu Aristoteles, die in Paris zwischen 1502 und 1506 erschienen sind, bezahlte er dem kaiserlichen Rat Jakob Spiegel (1483‒um 1547) einen Goldgulden.³⁶ Das einzige Werk der Peutinger-Bibliothek in niederländischer Sprache gehörte einem Erstbesitzer namens Michael Van den Huls, über den bislang nichts Näheres in Erfahrung zu bringen war.³⁷ Einen Sammelband mit Publikationen Kaiser Karls V. nach dem Frieden von Madrid im Jahr 1527 besaß ursprünglich der Kaufmann Ulrich Ehinger (1485‒1537), der um 1518 in die Dienste der Welser getreten war und der zu den
König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 183. Ob das Buch von Kaiser Maximilian I. tatsächlich ausgeliehen wurde, ist nicht bekannt. ‒ [138.3] Apologia sacrae scripturae. Nürnberg: Hieronymus Höltzel, 16. Dez. 1511. SuStBA. 4° Th.S. 90. [929.1] Marsilius de Padua: Opus insigne cui titulum fecit autor Defensorem pacis. [Basel: Valentin Curio], 1522. SuStBA. 2° Th.Sch. 156. Peutingers Kaufeintrag auf dem Vorsatzblatt: Anno Salutis M D XXXVIII Ex nundinis francfordensibus plures Libri nouiter excusi ad nos deportati sunt quos Bibliopola nobis ostendit, inter quos eciam vidimus Alberti Pighii Campensis opus Hierarchiae ecclesiasticae ut asserit vbi in quinto Libro, taxat opus defensoris pacis, vtinam lure. ‒ Die Pighius-Ausgabe ist erhalten. Vgl. [1334] Albertus Pighius: Hierarchiae ecclesiasticae assertio. Köln: Melchior von Neuß, 1538. SuStBA. 2° Th.H. 206a. [430.1] Aristoteles: Decem librorum moralium tres conversiones. Paris: Henri (I.) Estienne, 5. August 1505. [430.2] Jacques Lefèvre d’Etaples: Artificialis introductio per modum epitomatis in decem libros Ethicorum Aristotelis. Paris: Henri (I.) Estienne und Wolfgang Hopyl, 7. Mai 1502. [430.3] Aristoteles: Politicorum libri octo. Oeconomicorum libri duo. Hecatonomiarum libri septem. Oeconomiarum publicarum liber unus. – Leonardo Bruni: Explanationis in Oeconomica libri duo. Paris: Henri (I.) Estienne, [5. August] 1506. SuStBA. 2° L.G. 29. Peutingers Kaufeintrag auf dem Titelblatt: Emi hunc librum a D Iacobo Spiegel Caesareo Secretario pro floreno vno Aureo/ verum Adnotaciones ad Margines positas/ nec ipse nec ego nouimus/ praecipue eas Literulis minusculis scriptas. Chuonradus Peutinger manu mea scripsi. [355.2] [Werner Rolevinck: Fasciculus temporum (niederländisch)] Dat boeck dat men hiet fasciculus temporum. Utrecht: Johann Veldener, [14. Feb.] 1480. Paris, Bibliothèque Nationale. Rés. G. 251. Provenienzen: Michael Van den Huls. – [Konrad Peutinger]. – Jesuitenkolleg Augsburg. – Georg Wilhelm Zapf. – Hans Konrad Heidegger (von G. W. Zapf 1788 erworben). – Paris, Bibliothèque Nationale (erworben zu Beginn des 19. Jahrhunderts).
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bedeutendsten oberdeutschen Kaufleuten in Spanien zu rechnen ist.³⁸ Ob der Band als Geschenk oder gegen Bezahlung in Peutingers Besitz kam, ist nicht bekannt.³⁹ Mit Hilfe dieser vereinzelten Informationen zum Bucherwerb Konrad Peutingers sind keine belastbaren Antworten auf die Frage möglich, wann und warum er ein bestimmtes Werk erworben hat. Sie vermitteln jedoch bereits einen Eindruck davon, dass Peutinger sich des gesamten europäischen Buchmarkts bediente. So ist eine Gemeinsamkeit der allermeisten Bände mit Kaufeinträgen und solchen aus zweiter Hand, dass sie außerhalb des deutschen Sprachraums gedruckt worden sind. Peutinger kaufte Bücher natürlich bei Augsburger Buchdruckern und -händlern ein, er erwarb sie während seiner Studienzeit in Italien und später während seiner Reisen im Dienst der Reichsstadt Augsburg und des Kaisers. Zudem gab es zahlreiche Gelehrte und Persönlichkeiten in Politik, Kirche und Handel, die ihm dabei halfen und dienlich waren, seine Bibliothek zu erweitern und zu ergänzen. Mit Hilfe der Widmungs- und Geschenkexemplare kann dieses Beziehungsnetz noch deutlicher gefasst werden.
Die Widmungs- und Geschenkexemplare in Konrad Peutingers Bibliothek Zahlreicher als Bücher mit Kauf- und Vorbesitzereinträgen sind in Konrad Peutingers Bibliothek Widmungs- und Geschenkexemplare. Mit wenigen Ausnahmen erhielt er Geschenkexemplare seit Beginn des 16. Jahrhunderts, also zu einem Zeitpunkt, als er damit aufhörte, seine Bücher mit Kaufeinträgen zu versehen, und als er im Begriff war, sich als Gelehrter, Jurist und Stadtschreiber der Reichsstadt Augsburg sowie als Rat Zu den Ehinger vgl. Grünsteudel [u. a.]: Augsburger Stadtlexikon. 2. Aufl. S. 374. Zuletzt wurde die Bedeutung von Heinrich Ehinger im Vergleich zu seinem Bruder Ulrich von Mark Häberlein deutlich herabgestuft. Vgl. Häberlein: Aufbruch ins globale Zeitalter. S. 186‒190. ‒ [1251.1] Karl, RömischDeutsches Reich, Kaiser, V.: Ad duo Clementis septimi pontificis Romani brevia responsio. Alcalá de Henares: Miguel de Eguía, 10. April 1527. [1251.2] Karl, Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, V.: Pro invictissimo Caesare Carolo, epistolae Franci regis ad principes imperii transmissae ac apologiae Madriciae conventionis, dissvasoriae refutatio. Alcalá de Henares: Miguel de Eguía, [6. Jan.] 1527. [1251.3] Karl, Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, V.: Pro invictissimo Romanorum Imperatore Carolo, ad ea, quae per Oratores Romani Pontificis Clementis Septimi ac Francisci Regis Francorum et Venetorum ad Generalem pacem componendam nuper proposita fuerunt, responsio. Alcalá de Henares: Miguel de Eguía, 10. April 1527. SuStBA. 4° Th.H. 582. Widmung vermutlich an Ulrich Ehinger von fremder Hand auf dem Titelblatt von [1] und [2]: Pro Domino Ehinger. Weitere Drucke, die Peutinger vermutlich aus zweiter Hand erwarb, wobei die Umstände nicht mehr geklärt werden können: [8] Nicolaus Perottus: Ad Pyrrum Perrottum nepotem ex fratre suavissimum rudimenta grammatices. [Treviso: Bernardino Celeri], 18. Sept. 1480. SuStBA. 4° Ink 242. [1442] Tomus primus (–secundus) quatuor conciliorum generalium. Hg. von Jacques Merlin. Paris: Jean Cornillau für Galliot Du Pré, [8. Okt.] 1524. SuStBA. 2° Th.H. 80. Das Fragment eines Briefes von Konrad Achtmann an Konrad Peutinger befindet sich in Teil 1, fol. LXVIII. Ob es sich bei Achtmann um den Vorbesitzer handelt, ist nicht zu ermitteln. [1473] Polydorus Vergilius: Anglicae historiae libri XXVI. Basel: Johann Bebel, 1534. SuStBA. 2° Gs. 871a.
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geber Kaiser Maximilians I. einen Namen zu machen. Zu den über vierzig nachweisbaren Schenkern (siehe Anhang) gehören Familienmitglieder und Angehörige der angeheirateten Welser-Verwandtschaft. Ferner befinden sich darunter bedeutende Verleger und Buchdrucker sowie Gesandte, Juristen und Theologen, wobei fast allen Personen gemeinsam ist, dass sie humanistische Studien betrieben.⁴⁰ Bei dem vermutlich ersten Werk, das Konrad Peutinger zum Geschenk erhielt, handelt es sich um einen frühen italienischen Druck aus den 1470er Jahren, der zudem das einzige juristische Werk ist, das auf diesem Weg in seine Bibliothek kam.⁴¹ Bernhard Volk, der bislang nicht identifiziert werden konnte, war vermutlich ein Studienfreund aus Peutingers Zeit in Italien (Anhang, Nr. 42). Dies ist ferner die einzige Schenkung, ehe Konrad Peutinger Augsburger Stadtschreiber wurde, also eine exponierte politische und gesellschaftliche Position erlangte. Zu den ‚exotischen‘ Widmungsexemplaren gehören eine Flugschrift aus Königsberg, die von Johann Baron an Peutinger geschickt wurde, sowie eine Publikation von König Manuel I. von Portugal, die bei Valentim Fernandes in Lissabon im Jahr 1505 gedruckt wurde (Anhang, Nr. 32 und 2). Einige Drucke, die Konrad Peutinger und seiner Frau Margarete von ihren Kindern zum Geschenk gemacht wurden, werfen die Frage auf, ob Mitte der 1520er Jahre Claudius Pius Peutinger und einige seiner Geschwister die Eltern für die protestantische Sache gewinnen wollten. Zumindest dokumentieren die den Eltern gewidmeten Schriften von Ulrich Zwingli, Michael Keller und Johannes Bugenhagen, dass Fragen, die die frühe Reformationsbewegung aufgeworfen hatte, in der Familie diskutiert wurden (Anhang, Nr. 30 f.).⁴² Reformationsliteratur kam auch durch Buchgeschenke Augsburger und auswärtiger Theologen in die Peutinger-Bibliothek, darunter von so bedeutenden Reformatoren wie Urbanus Rhegius, Wolfgang Musculus und Martin Bucer (Anhang, Nr. 34, 41 und 24).
Auch Konrad Peutinger nutzte Buchgeschenke zur Pflege von persönlichen Beziehungen. So ließ er Exemplare des ‚Ligurinus‛ dem Prior Andreas Baumann des Birgittenklosters Altomünster, dem Juristen und Humanisten Jakob Heinrichmann (um 1482‒1561) und Kurfürst Friedrich dem Weisen (1465‒ 1525) zukommen. Vgl. [Guntherus Parisiensis]: Ligurini de gestis Imp. Caesaris Friderici primi Augusti libri decem carmine heroico conscripti. Bearb. von Konrad Celtis. [Augsburg: Erhard Oeglin, 1507]. München UB. 2° P.lat.rec. 2. Widmung Peutingers: Venerando Patri Andreae et Conuentui Monasterii Alten Munster/ Conradus Peutinger Augustanus .I. V. Doctor dono dedit M.D.VII. ‒ Freiburg, Universitätsbibliothek. D 8559. Widmung Peutingers: Domino Jacobo Heinrichmanno Conradus Peutinger Augustanus mittit. ‒ Jena, Universitätsbibliothek. 2° Art.lib. IX,3. Widmung Peutingers: Illustrissimo et Summae Frugalitatis Principi Dn Frideric Duci Saxoniae Sacri Ro Imp Princ Electori. Comiti Prouinc. Turingiae March Myssae [etc.] Deuotissimus D D Conradus Peutinger Augustanus Iuris vtriusque Doctor. Unter humanistisch gebildeten Juristen scheint es zu dieser Zeit nicht üblich, vielleicht sogar verpönt zu sein, juristische Fachliteratur zu verschenken. Die Kinder schickten Konrad Peutinger aber auch einfach Neuerscheinungen zu, von denen sie sicher sein konnten, dass sie auf sein Interesse stoßen würden. Um seinem Vater eine Freude zu machen, schickte Johannes Chrysostomus ihm eine Schrift zum Tod von Erasmus von Rotterdam zu. Erasmus gehört bekanntermaßen zu den Lieblingsautoren von Konrad Peutinger. Vgl. Anhang, Nr. 37.
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Konrad Peutinger besaß ungewöhnlich viele Drucke aus Rom. Von den 169 römischen Drucken in Peutingers Bibliothek wurden allein 54 Ausgaben in den Jahren 1512 und 1513 publiziert. Diese Schriften gelangten weniger mit Hilfe des kommerziellen Buchhandels, sondern durch Augsburger Verwandte und Bekannte, die sich in Rom aufhielten, in Peutingers Besitz, wobei für die Zustellung wahrscheinlich Vertreter der Augsburger Handelshäuser in Rom zuständig waren. Peutinger war interessiert an päpstlichen Bullen und besonders an Reden, die an der römischen Kurie gehalten wurden. Diese Publikationen nutze er wohl zur Verfeinerung seiner eigenen rhetorischen Fähigkeiten. Seit 1511 weilte sein Schwager Christoph Welser für längere Zeit in Rom und versorgte Peutinger mit der gewünschten Literatur. Seine zweite nachweisbare Bezugsperson war Aegidius Rem (1486‒1536), der spätere Bischof von Chiemsee. In seinem Brief an Konrad Peutinger vom 1. Januar 1514 wird explizit erwähnt, dass einige Bullen von Papst Leo X. auf dem Weg nach Augsburg seien (Anhang, Nr. 10 und 14). Konrad Peutingers wichtigste Informanten und Lieferanten waren aber sicherlich die großen Drucker und Verleger in den bedeutenden Druckzentren im In- und Ausland. In Augsburg sind vor allem die Buchführer Johannes Rynmann und Wolfgang Preunlein zu nennen, die in ganz Europa aktiv waren.⁴³ Leider lassen uns hier die Quellen ganz im Stich, da die Absprachen zwischen Peutinger und den Augsburger Buchhändlern in der Regel sicherlich mündlich erfolgten. Dagegen lassen die Widmungsexemplare erkennen, zu welchen auswärtigen Druckern und Buchführern er persönlichen Kontakt hatte. Zu nennen sind hier Thomas Anshelm, Johann Schöffer, Johann und Hieronymus Froben, Andreas Cratander, Johann Herwagen d. Ä. sowie Aldo Manuzio d. Ä. und Valentim Fernandes (Anhang, Nr. 2, 7, 12, 19, 22, 33, 35 und 37). Besonders eng waren die Beziehungen nach Basel zu Johann Froben (um 1460‒ 1527, Druckerei 1491‒1527, Erben bis 1531) und dessen Sohn Hieronymus (1501‒1563).⁴⁴ Beide Persönlichkeiten haben Konrad Peutinger Widmungsexemplare zukommen lassen. Johann Froben dezidierte Peutinger ein Exemplar von Thomas Morus’ ‚Utopia‘ und Hieronymus einen Kommentar zum ‚Corpus iuris civilis‘. Die Frobensche Druckerei entwickelte sich nach ihrer Gründung im Jahr 1491 zur wichtigsten Druckerei Basels und Johann war eine der zentralen Persönlichkeiten des deutschen Humanismus, besonders als im Jahr 1514 die Zusammenarbeit mit Erasmus von Rotterdam begann. 1502 bildete Froben zusammen mit Johann Petri und Johann Amerbach eine Druck-, Verlags- und Buchhandelsgemeinschaft. Zusammen mit seinem Stiefvater Johann Herwagen d. Ä. druckte Hieronymus Froben ab 1528 für die Erbengemeinschaft Johann Frobens. 1529 schloss sich noch sein Schwager Nicolaus Episcopius dieser Geschäftsverbindung an. Von den über 450 Basler Drucken in Peutingers Bibliothek kommt ein großer Teil von diesem Drucker-
Künast/Schürmann: Johannes Rynmann. Zu Baseler Druckern vgl. Reske: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts. S. 67 f., 72 f. und S. 76 f.
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konsortium. Da Erasmus zu den Lieblingsautoren Peutingers gehörte, gehen die Einkäufe aus Basel rapide in Höhe, wie an den Baseler Drucken der Erscheinungsjahre von 1513 bis 1520 in der Peutinger-Bibliothek zu sehen ist.⁴⁵ Diese Büchergeschenke von Druckern, Verlegern und Buchhändlern machten aus deren Sicht wohl in mehrfacher Hinsicht Sinn. Sie dienten zum einen der Anbahnung bzw. Bekräftigung des Kontakts zu einem zahlungsfähigen Kunden und zum anderen der Beziehungspflege unter Humanisten, zu denen sich die meisten der genannten Drucker zählten. Vermutlich hoffte der eine oder andere Drucker auch auf Peutingers Kontakte bei der Anbahnung von neuen Buchprojekten. Es war in diesen Kreisen sicherlich bekannt, dass Peutinger eine wichtige Vermittlerrolle zwischen Autoren, Künstlern, Herausgebern, Verlegern und Druckern bei den Buchprojekten Kaiser Maximilians I. spielte.
Fazit Im deutschsprachigen Raum braucht die Bibliothek von Konrad Peutinger selbst den Vergleich mit Fürsten- und Klosterbibliotheken ihrer Zeit nicht zu scheuen. Diese Feststellung trifft sowohl hinsichtlich ihrer Größe als auch im Hinblick auf die Wissensfelder zu, die in ihr vertreten sind. Dabei waren die Informations- und Erwerbskanäle Konrad Peutingers sehr hilfreich, der nicht ausschließlich auf den kommerziellen Buchhandel angewiesen war, sondern darüber hinaus seine Kontakte in Politik, Kirche, Wirtschaft und Wissenschaft nutzte. Seine finanziellen Mittel erlaubten es ihm zudem, Importe aus Italien und Frankreich zu erwerben, darunter Raritäten, wie die erste Darstellung zur Perspektive.⁴⁶ Auch wenn die Preise für gedruckte Bücher seit den 1480er Jahren deutlich sanken, so blieb besonders die juristische Fachliteratur aus Italien und Frankreich teuer. Ungewöhnlich und modern waren die Aufstellung der Bibliothek nach Format und Einband sowie ihre Erschließung durch Standort-, Autoren- und Sachkataloge. Die Bibliothek diente nicht, wie beispielsweise die Fugger-Bibliotheken, der Repräsentation, sondern es war eine Arbeitsbibliothek. Dies zeigt sich einerseits an der schlichten Ausstattung der Bücher mit Pergament- und Holzdeckeleinbänden, andererseits an den Benutzerspuren.
Baseler Drucke in Peutingers Bibliothek aus dem Jahr 1513: 1, 1514: 2, 1515: 3, 1516: 9, 1517: 11, 1518: 23, 1519: 18 und 1520: 23. [584.3] Jean Pélerin: De artificiali perspectiva (lat. u. franz.). Toul: Pierre, Jacobi [23. Juni] 1505. In Privatbesitz.
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Anhang: Personen, die Konrad Peutinger Bücher schenkten⁴⁷ 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Raphael Regius, venezianischer Humanist (um 1440‒1520): nach 1493⁴⁸ Valentim Fernandes (lat. Valentinus Moravus), Humanist und Drucker in Lissabon († 1518/19):⁴⁹ 1505⁵⁰ Petrus Pontanus, flämischer Humanist (1480‒1539): 1507⁵¹ Vincenzo Querini, Geistlicher und venezianischer Gesandter (1478/79‒1514): 1507⁵² Johannes Adelphus, Arzt und Humanist (um 1482‒1523): 1508⁵³ Thomas Wolff d. J., Jurist und Humanist (1475‒1509): 1508⁵⁴ Aldo Manuzio d. Ä., Drucker,Verleger und Humanist (1449‒1515): 1508 oder 1514⁵⁵
Die Liste ist nach den Erscheinungsjahren der verschenkten Bücher geordnet, da in den Widmungen nur selten ein Widmungsdatum genannt wird. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die meisten Geschenkexemplare zeitnah zum Erscheinen der Drucke Konrad Peutinger zugestellt wurden. [368] Publius Ovidius Naso: Metamorphosis. Mit Komm. von Raphael Regius. Venedig: Simone Bevilacqua, [7. Sept.] 1493. BSB. 2° Inc.c.a. 2899b.Vermerk Peutingers fol. a1r: Hunc Librum Donauit nobis Raphael Regius: cum inuenissem opus hoc suum quemadmodum supra in prima pagina refert/ deprauatum/ ac sibi remisissem/ etc/. Hendrich: Valentim Fernandes. [81.3] Manuel, Portugal, König, I.: Responsoria ad summum Romanum pontificem, qua beatitudinem suam in fidei hostes debellandos sanctumque sepulchrum armis ab eis vendicandum catholice et potissimum adhortatur. [Lissabon: Valentinus Moravus, nach 12. Juni 1505]. SuStBA. 4° Gs. Flugschriften, Nr. 27.Widmung von Valentinus Moravus auf dem Titelblatt: Doctori eximio conrado paytinger domino meo S[alutem] Valentinus morauus. [21.1] Valerandus Varianus: Carmen de expugnatione Genuensi cum multis ad Gallicam historiam pertinentibus. Paris: Nicolas Desprez, [15. Feb.] 1507. SuStBA. 4° Gs. Flugschriften, Nr. 29.Widmung von Petrus Pontanus auf dem Titelblatt: D. Conrado Peutinger. LL. doctori. [724] Origenes: Explanatio in epistolam Pauli ad Romanos.Venedig: Simone da Luere, 26. Jan. 1506. Vgl. Oefeleana 7/IV, fol. 91v, 208(2, fol. 122r und 208(3, fol. 72r, 7/IV, fol. 109r und 208(2, fol. 94r. Nach Andreas Felix von Oefele enthielt das Exemplar folgenden Eintrag Peutingers: Hoc Origenis opus vir summae Honestatis et Eruditionis Maximae Dominus Vincentius Quirinus Orator Venetus ad im[peratorem] Caes[arem] Maximilianum Aug[ustum] mihi Conrado Peutingero in aedibus meis Aug[ustae] Vindel[icorum] dono dedit. [81.10] Jakob Wimpfeling: Argentinensium episcoporum cathalogus. [Straßburg]: Johann Grüninger, 31. August 1508. SuStBA. 4° Th.H. 594. Widmung von Johannes Adelphus auf dem Titelblatt: D Conrado Peutingero Ex Dono Ioannis Adelphi Argen[tinensis]. [75.2] Thomas Wolff: In psalmum Domine quis habitabit in tabernaculo tuo. In expositione sexti versus paucula quaepiam per transgressionem dicta pro invictissimo Caesare Maximiliano Augusto contra Guilhelmum episcopum Lodoviensem. Straßburg: Johann Grüninger, 26. Mai 1508. Vgl. Oefeleana 7/IV, fol. 128v, 208(2, fol. 149v und 208(3, fol. 75r. Andreas Felix von Oefele schrieb folgende Notiz Peutingers aus dem bislang nicht auffindbaren Druck ab: Hanc expositionem misit mihi dono et me ibi vocat virum celebrem oratorem et iure consultum, amicumque suum optimum. [97.1] Aldo Manuzio d. Ä.: Institutionum grammaticarum libri quatuor. Venedig: Aldo Manuzio d. Ä., April 1508 oder Venedig: Aldo Manuzio d. Ä., Dez. 1514.Vgl. BSB. Clm 4021c.Vermerk Peutingers in
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Ludwig Londergut (Ludovicus Mistotheus), erzbischöflicher Vermögensverwalter in Erfurt: 1510⁵⁶ 9. Michael Hummelberg, Humanist und Philologe (1487‒1527): 1510 und 1512⁵⁷ 10. Christoph Welser, Schwager von Konrad Peutinger, Regensburger Dompropst und päpstlicher Protonotar in Rom (1480‒1536): 1511 und 1513⁵⁸ 11. Heinrich Bebel, Dichter und Humanist (1472/73‒1518): 1512⁵⁹ 12. Thomas Anshelm, Drucker in Pforzheim, Tübingen und Hagenau (um 1465‒1523): 1512⁶⁰
8.
Katalog II, Standortkatalog, fol. 67r: Aldi Manucii Romani Institucionum Grammaticarum libri quatuor nobis ab ipso donati/. [49.6] Bartholomaeus Platina: Dialogus de vera nobilitate. Mit Beigaben von Ludovicus Mistotheus. Erfurt: Sebaldus Striblita, Mai 1510. BSB. 4° P.lat. 1014a. Widmung [von Ludovicus Mistotheus] auf dem Titelblatt: Pro Chunrado Peutingero Oratore et historiographo non ignobili. [49.7] Bartholomaeus Platina: Dialogus contra amores et amatorculos. Mit Beigaben von Ludovicus Mistotheus. Erfurt: Sebaldus Striblita, 1510. BSB. Res. 4° P.lat. 1601/8. Widmung [von Ludovicus Mistotheus] auf dem Titelblatt: Pro Chunrado Peutingero Oratore et historiographo non vulgari. [321.4] Ricoldus de Monte Crucis: Contra sectam Mahumeticam. u. a. Paris: Henri (I.) Estienne, 16./ 30. April 1511. SuStBA. 4° Gs. 1957. Widmung von Michael Hummelberg auf dem Titelblatt: Dono mittit humelb[ergius]. ‒ [432.2] Hegesippus: Historia de bello Iudaico, sceptri sublatione, Iudaeorum sublatione et Hierosolimitano excidio. Hg. von Jacques Lefèvre d’Etaples und Michael Hummelberg. [Paris]: Josse Bade, [1./5. Juni/7. Juli] 1510. SuStBA. 2° L.G. 193.Vermerk Peutingers fol. LXXVIIr: Michahel Humelbergius Rauenspurgius/ inter praecipuos numeratus amicos D[ono] D[edit]. ‒ [512] Charles de Bouelles: Liber de intellectu. Liber de sensu. Liber de nichilo. u. a. Paris: Henri (I.) Estienne und Jean Petit, [31. Jan.] 1510. SuStBA. 2° Phil. 16. Widmung von Michael Hummelberg auf der letzten Seite (fol. 196 [=198]v): DN. Conrado Peutingero Augustano Iureconsulto Michael humelbergius Rauenspurgensis dono misit. MDXII. [1021.17] Angelo da Vallombrosa (Angelus Fundius): Oratio pro concilio Lateranensi contra conventiculum Pisanum. [Rom: Giacomo Mazzocchi, nach 8. Sept. 1511] oder [Rom: Marcello Silber, nach 8. Sept. 1511]. Die Rede wurde Peutinger bereits am 6. Okt. 1511 von Christoph Welser aus Rom zugeschickt. Vgl. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 92. ‒ [21.5] Isocrates: Oratio panegyrica (lat.). Rom: Giacomo Mazzocchi, 25. Mai 1509. SuStBA. 4° L.G. 198. Nach Peutingers Eintrag in [463] wurde ihm dieser Druck von Christoph Welser aus Rom übersandt. ‒ [118.16] Giovanni Battista Roberti: Monstrum apud urbem natum. [Rom: Marcello Silber, nach 7. März 1513]. [118.21] Johannes Paulus Oliverius: Epistola ad Guill. Casador de Gallorum caede novissima per Hispanos Pampilonae facta. [Rom: Marcello Silber, nach 10. Dez. 1512]. [126.7] Iulius, Papa, II.: Decretum in quinta sessione sacri concilii Lateranensis de creatione summi pontificis approbatum. [Rom: Marcello Silber, nach 16. Feb. 1512]. SuStBA. 4° Th.H. 2031, Nr. 14. [126.15] Petrus Flores: Oratio habita Romae in basilica principis apostolorum ad sacrum collegium sacrosancte Romane ecclesie cardinalium de summo pontifice eligendo Iulii II. Pontificis Maximi successore. [Rom: Giacomo Mazzocchi, nach 4. März 1513]. SuStBA. 4° Th.H. 2031, Nr. 22. Diese vier Schriften wurden Peutinger 1513 sicher von Christoph Welser übersandt. Vgl. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 117. Vermutlich stammen viele weitere Drucke aus den Sammelbänden [118] und [126] von der gleichen Quelle. [204.1] Heinrich Bebel: Opuscula nova et adolescentiae labores. u. a. Werke. Straßburg: Matthias Schürer, Nov. 1512. SuStBA. 4° N.L. 49. Widmung von Heinrich Bebel auf dem Titelblatt: Dn. Conrado peutingero Iurisconsulto Dono mittit Henricus Bebelius Iustingensis. [105] Georg Simler: Observationes de arte grammatica. – [Aldo Manuzio d. Ä.]: De literis graecis ac diphthongis et quemadmodum ad nos veniant. Abbreviationes quibus frequentissime Graeci utuntur.
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13. Johannes Reuchlin, Jurist, Hebraist und Humanist (1455‒1522): 1512⁶¹ 14. Aegidius Rem, Kleriker, Jurist und ab 1526 Bischof von Chiemsee (1486‒1535): 1513⁶² 15. Beatus Rhenanus, Philologe und Humanist (1485‒1547): 1513 und 1520⁶³ 16. Willibald Pirckheimer, Jurist und Humanist (1470‒1530): 1514 und 1527⁶⁴ 17. Jakob Wimpfeling, Priester, Dichter und Humanist (1450‒1528): 1514⁶⁵
– Guarinus Veronensis: Erotemata ex Chrysolorae libello maiusculo cum interpretatione latina (griech. u. lat.). – [Georg Simler]: Isagogicum sive introductorium in literas graecas. Tübingen: Thomas Anshelm, März 1512. SuStBA. 4° Spw. 414. Noch im Erscheinungsjahr 1512 erhielt Peutinger das Werk vom Drucker Thomas Anshelm geschenkt. Vgl. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 103. [103.9] Ezobi Joseph ben Hanan: Rabi Ioseph Hyssopaeus Parpinianensis Iudaeorum poeta dulcissimus (lat.). Aus dem Hebr. übers. von Johannes Reuchlin. Tübingen: Thomas Anshelm März 1512. SuStBA. 4° Jud. 50. [103.10] Hippocrates: De praeparatione hominis ad Ptolemaeum regem (lat.). Aus dem Griech. übers. von Johannes Reuchlin. Tübingen: Thomas Anshelm, [17. Feb.] 1512. SuStBA. 4° L.G. 178. Beide Drucke sind ohne Widmungen, aber die Schenkung ist belegt in König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 103. Die folgenden drei päpstlichen Schreiben wurden Peutinger von Aegidius Rem aus Rom zugesandt. Der heute verlorene Begleitbrief Rems vom 1. Jan. 1514 ist ediert bei König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 140. [126.17] Papst Leo X.: Bulla sive cedula materiam universalis pacis et destinationis legatorum de latere. [Rom: Marcello Silber, nach 19. Dez. 1513]. [126.18] Papst Leo X.: Bulla in cena domini. [Rom: Marcello Silber, nach 23. März 1513]. SuStBA. 4° Th.H. 2031, Nr. 15. [126.19] Papst Leo X.: Bulla continens materiam pragmatice reformationis curie Romane officialium, designationem legatorum pro universali pace inter Christianos principes componenda ac indictionis octave sessionis. [Rom: Marcello Silber, nach 17. Juni 1513]. SuStBA. 4° Th.H. 2031, Nr. 24. ‒ [211.3] Andrea Fulvio: Antiquaria urbis. Rom: Giacomo Mazzocchi, 1513. SuStBA. 4° Gs. 36. Der Begleitbrief von Aegidius Rem vom 4. Jan. 1514 ist ediert in: Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1. S. 718, Anhang. Nr. 4. [455.1] Gregorius Turonensis: Historiarum praecipue Gallicarum libri X. In vitas patrum fere sui temporis liber I. De gloria confessorum praecipue Gallorum liber I. u. a. Werke. Paris: Josse Bade für sich selbst, Jean de Coblencz und Jean Petit, [18. Okt./13./21. Nov.] 1512. SuStBA. 2° Gs. 338a. Widmung von Beatus Rhenanus auf dem Titelblatt: Dn. Chuonrado Peutingero Augustano Beatus Rhenanus Selestatinus muneri misit. und darunter: EX DONO BEATI RHENANI. M D XIII. ‒ [137.6] Laurentius Valla: De donatione Constantini. Hg. von Ulrich von Hutten. [Basel: Andreas Cratander, 1519/20]. SuStBA. 4° Th.H. 845. Widmung von Beatus Rhenanus auf dem Titelblatt: Eximio viro Dn. Chonrado Peutingero à consiliis Caroli Caesaris, Beat[us] Rhenanus dono misit .M.D.XX. ex Selestadio. [427.3] Claudius Ptolemaeus: Nova translatio primi libri Geographiae. – Johannes Werner: Libellus de quatuor terrarum orbis in plano figurationibus. u. a. Werke. Nürnberg: Johann Stuchs, [4. Nov.] 1514. SuStBA. 2° Ink 1103. Widmung von Willibald Pirckheimer auf dem Titelblatt von [3]: BILIBALDVS BVRCKEMER PATR[ICIVS] NVRMBERGENS[IS] CHVONRADO PEVTINGER. DONO. DEDIT. M D XIIII. ‒ [2181.4] Willibald Pirckheimer: De vera Christi carne et vero eius sanguine, adversus convicia Ioannis, qui sibi Oecolampadii nomen indidit, responsio secunda. Nürnberg: Johann Petreius, Jan. 1527. SuStBA. 8° Th.H. 1650. Widmung von Willibald Pirckheimer auf dem Titelblatt: Clarissimo viro D. Conrado Peutingero Bilibaldus P. Dono Dedit. [137.4] Jakob Wimpfeling: Carmen contra prodigos in scorta. [Straßburg: Matthias Schürer, 1514]. SuStBA. 4° N.L. 550. Widmung von Jakob Wimpfeling auf dem Titelblatt: D: C[onrado] Peutingero Ex dono Ja[cobus] Vimph[eling] manu propria. ‒ [1349.1] Johannes Chrysostomus: Ein tröstliche predig, genante mit dem guldin mund. Aus dem Lat. übers. von Jakob Wimpfeling. Straßburg: Johann Grüninger, 1514. SuStBA. 2° Th.Kv.G. 35. Widmung von Jakob Wimpfeling auf dem Titelblatt: Pro Pudiciss:
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Johannes Aventin (?), Philologe und Historiker (1477‒1534): 1518⁶⁶ Johann Froben, Buchdrucker und Verleger in Basel (um 1460‒1527): 1518⁶⁷ Richardus Sbrolius, Dichter und Humanist (um 1480‒nach 1528): 1519⁶⁸ Sebastian Brant, Jurist und Humanist (1457/58‒1521): 1519/20⁶⁹ Johann Schöffer, Buchdrucker und Verleger in Mainz (um 1475‒1531): 1519 und 1520⁷⁰
Coniuge ac Liberis d. Conradi Peutingeri, aut ceteris sibi famili[aribus] qui a Theutonice linguae lectione non abhorrent Ex dono Ja: Wympfhel[ingi] Selets[tatini] Subiectiss. […] et latine (Textverluste durch Beschneidung der Ränder). [1349.2] Johannes Geiler von Kaysersberg: Ein heilsam kostliche Predig, die er zuo bischoff Albrechten von Straßburg vor zeiten gethon hat. Aus dem Lat. übers. von Jakob Wimpfeling. Straßburg: [Johann Grüninger], 1513. SuStBA. 2° Th.Kv.G. 35/1. Widmung von Jakob Wimpfeling auf dem Titelblatt: Pro Castiss: Coniuge et Liberis Conradi Peutingeri/ aut aliis sibi iunctis qui Jn [… lectione?] germanice lingue delectantur Ex dono Jaco. Wymphel[ingi] seletstatini Deditiss. (Textverlust durch Beschneidung der Ränder). [III.68] Aventinus (Thurmair), Johannes: Deiparae virgini Otingfnsi [sic] sacrum clariss. qvf [sic] ducibus Boiorum vielmio. Litavico Arionisto dfdicatum [sic]. Historia non vulgaris vetustates que Otingae. Boiorum ex antiquis literarum monumentis excerptae. Nürnberg: Johann Stuchs, 19. März 1518. Widmung von Johannes Aventinus (?): Chunrado peuthinger. [243] Thomas More: De optimo reipublicae statu deque nova insula Vtopia libellus. Basel: Johann Froben, März 1518. SuStBA. 4° N.L. 357. Widmung [von Johann Froben] auf dem Titelblatt: Clarissimo viro dn. Chunrado peutinger Caesareae Maiestatis consiliario, et senatui Augustano à […] (Rest beschnitten). ‒ [380] Gaius Suetonius Tranquillus. Aelius Spartianus. Aelius Lampridius. Trebellius Pollio. Dion Cassius Nicaeus. Iulius Capitolinus. Vulcatius Gallicanus. Flavius Vopiscus Syracusius. Quibus adiuncti sunt Sextus Aurelius Victor Paulus Diaconus. Pomponius Laetus. Eutropius. Ammianus Marcellinus. Ioannes Baptista Egnatius. Hg. von Desiderius Erasmus. Basel: Johann Froben, Juni 1518. SuStBA. 2° L.R. 163. Eintrag auf dem vorderen Spiegel: Liber Chuonradi Peutinger Augustani/ quem ab amico Ioanne Fronbenio [!] dono habuit/ .M.D.XVIII. [III.105] Richardus Sbrolius: Chrysocharis Treberica urbis Treuirum et Tunicae dominicae aliarumque sacrarum reliquiarum laudes continens. Köln: Heinrich Quentel Erben, 1516. SuStBA. 4° N.L. 462. Widmung von Richardus Sbrolius auf dem Titelblatt: D. Conrado Peutingero amico opt[imo] max[imo]. Quae triduo Diuum regi modulamina lusi: … [Textverlust durch Beschneidung]. [III.106] Richardus Sbrolius: Ad Magnificum atque Jllustrem Maximilianum Seuenbergensem. Augsburg: Hans von Erfurt, [11. Nov.] 1519. SuStBA. 4° N.L. 463. Widmung von Richardus Sbrolius auf dem Titelblatt: Conrado Peutingero amico et parenti. Quae succisiuis ex tempore lusimus horis: Examen quęrunt sponte subire tuum. R. S. [230.3] Carolus Romanorum rex electus (Titelblatt verso: Oratio legationis Francisci regis Franciae ad electores imperii pro se in Romanorum regem eligendo. u. a. – Papst Leo X.: Excusatoria ad Helvetios. – Riccardo Bartolini: Carmen heroicum super Caroli Romanorum regis electione). Straßburg: Johann Schott, [nach 28. Juni 1519]. SuStBA. 4° Gs. Flugschriften, Nr. 47. Widmung von Sebastian Brant auf dem Titelblatt: d.d. Conrado pewtinge[ro] Sebastianus brant (z. T. beschnitten). [230.4] Sebastian Brant: In laudem divi Maximiliani Caesaris. Straßburg: Johann Schott, [1519/20]. Hannover, Hauptstaatsarchiv. AS V 28. Widmung von Sebastian Brant auf dem Titelblatt: d.d. Conrado pewtingero. Sebastianus Brant. [728.1] Johann Huttich: Collectanea antiquitatum in urbe atque agro Moguntino repertarum. Mainz: Johann Schöffer, März 1520. [728.2] Konrad Peutinger: Inscriptiones vetustae Romanae et earum fragmenta in Augusta Vindelicorum et eius dioecesi. Mainz: Johann Schöffer, August 1520. Paris, Institut de France. Fol Z 50 P. Widmung des Druckers Johann Schöffer auf dem letzten Bl. von [1]:
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Hans-Jörg Künast
Martin Bucer, Theologe und Reformator (1491‒1551): 1520⁷¹ Paulus Constantinus Phrygio, Theologe und Humanist (um 1483‒1543): 1520⁷² Johannes Sapidus, Dichter, Pädagoge und Humanist (1490‒1561): 1520⁷³ Jakob Spiegel, Jurist, Humanist und kaiserlicher Geheimsekretär (1483‒um 1547): 1520⁷⁴ Paul Volz, Theologe und Humanist (1480‒1544): 1520⁷⁵ Ottmar Luscinius, Theologe und Humanist (1478/80‒1537): 1522⁷⁶ Johannes Oecolampadius, Reformator und Humanist (1482‒1531): 1524⁷⁷ Claudius Pius Peutinger, Sohn von Konrad Peutinger und Jurist (1509‒1552): 1524 und 1530⁷⁸
observandissimo viro domino Chuonrado Peutinger Augustan. a Io. Schoeffer. ‒ Vgl. auch [22.8] Ulrich von Hutten: Super interfectione propinqui sui Ioannis Hutteni deploratio. u. a. [Mainz: Johann Schöffer], Sept. 1519. Das Exemplar Peutingers mit Johann Schöffers Widmung befand sich im Besitz von Eduard Böcking (1802‒1870); vgl. Eduard Böcking’s Bibliothek. 3. Abt. Nr. 1780. ‒ [137.13] Ulrich von Hutten: Dialogi. Fortuna. Febris prima. Febris secunda. Trias Romana. Inspicientes. Mainz: Johann Schöffer, April 1520. SuStBA. 4° N.L. 262a. Widmung von Johann Schöffer auf dem Titelblatt: Doctori Chunrado Beutinger Ioannes Schoffer etc. dono mittit. [137.12] Lucianus Samosatensis: Fugitivi. Hagenau: Thomas Anshelm, März 1520. SuStBA. 4° L.G. 225. Widmung von Martin Bucer auf dem Titelblatt: M[artinus] bucerus. D Peutingero. [137.5] Martin Dorp: Oratio in praelectionem epistolarum divi Pauli. – Desiderius Erasmus: Epistola ad Dorpium. Basel: Johann Froben, März 1520. SuStBA. 4° N.L. 118. Widmung von Paulus Constantinus Phrygio auf dem Titelblatt: D Chunrado Peutingero. Paulus Phrigio Sletstatinus dono misit. [137.7] Nicolaus de Clemangiis: De corrupto ecclesiae statu. [Schlettstadt: Lazarus Schürer, um 1520]. SuStBA. 4° Th.H. 622.Widmung von Johannes Sapidus auf dem Titelblatt: D. Chunrado Peutingero Joannes Sapidus dono dedit M D XX. [137.8] Johannes Sapidus: Epigrammata. Hg.von Jakob Spiegel. [Schlettstadt: Lazarus Schürer, 1520 (?)]. SuStBA. 4° N.L. 461 A. Widmung von Jakob Spiegel auf dem Titelblatt: Dn. chuonrado Peutingero Ia[cobus] spiegel. [286.2] Conrad Nesen: Dialogus sanequam festivus bilinguium ac trilinguium, sive de funere Calliopes. [Basel: Johann Froben], 1520. SuStBA. 8° N.L. 556 A. Widmung von Jakob Spiegel auf dem Titelblatt: C[onrado] Peutingero. Iac[obus] spiegel. [137.1] Desiderius Erasmus: Apologiae duae. In priore palam refellit quorundam seditiosos clamores apud populum et magnates, quibus ut impie factum iactitant, quod in evangelio Ioannis verterit, In principio erat sermo. In posteriore respondet duabus invectivis Eduardi Lei. Köln: Eucharius Cervicornus, März 1520. SuStBA. 4° Th.H. 973. Widmung von Paul Volz auf dem Titelblatt: P[aulus] Volsius. Peutingero. [160.3] Plutarchus: De eo quod docenda sit virtus. An improbitas sufficiat ad pariendam homini infelicitatem. Num in convivio sit philosophandi locus (lat.). Aus dem Griech. übers. von Ottmar Luscinius. Straßburg: Johann Knobloch d. Ä., [1. Sept.] 1522. Nach Andreas Felix von Oefele enthielt Peutingers Exemplar auf dem Titelblatt folgende Widmung: Conrado Peutingero archigrammataeo Augustano viro opti[mo] ac iurecon[sulto] doctissimo Ottomarus Luscinius author muneri mittit. Vgl. Oefeleana 7/IV, fol. 77r, 208(2, fol. 38v und 208(3, fol. 72v. [170] Diogenes Laertius: De vita et moribus philosophorum libri decem. Basel: Valentin Curio, [1. Sept.] 1524. Vgl. Oefeleana 7/IV, fol. 91r, 208(2, fol. 96r und 208(3, fol. 74v. Nach Andreas Felix von Oefele besaß das Exemplar eine Widmung von Johannes Oecolampadius: Oecolampadius patrono suo Chuonrado Peutingero pro strenis dono mittit. [1640] Johannes Bugenhagen: In librum Psalmorum interpretatio. Basel: Adam Petri, März 1524. SuStBA. 4° Th.Ex. 53a. Widmung von Claudius Pius Peutinger auf dem Titelblatt: Claud[ius] S[alutem]
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31. Kinder von Margarete und Konrad Peutinger: 1525⁷⁹ 32. Johann Baron, nicht identifiziert: 1526⁸⁰ 33. Andreas Cratander, Buchdrucker und Verleger in Basel (um 1490‒1540): 1528 und 1529⁸¹ 34. Urbanus Rhegius, Theologe und Reformator (1489‒1541): 1529⁸² 35. Johann Herwagen d. Ä., Buchdrucker und Verleger in Basel (1497‒1557/58): 1532⁸³ 36. Jakob Ziegler, Theologe, Mathematiker und Geograph (um 1470‒1549): 1532⁸⁴ 37. Hieronymus Froben, Drucker und Verleger in Basel (1501‒1563): 1534⁸⁵
P[at]ri. Ferner Vermerk Peutingers auf dem Titelblatt: Claudius Pius filius mihi Chuonrado Peutinger Patri suo dono misit. ‒ [1282.1] Andrea Alciati: De Quinque pedum praescriptione Liber Unus. De Magistratibus, Civilibusque et Militaribus officiis liber unus. Lyon: Sébastien Gryphius, 1529/30. SuStBA. 8° Alt. 8. Widmung auf dem Titelblatt: D. Parenti optimo et carissimo Claudius Pius .F. mittit donoque dat. [1689.1] Michael Keller: Ettlich Sermones von dem Nachtmal Christi. [Augsburg: Philipp Ulhart d. Ä.], 1525. [1689.2] Ulrich Zwingli: Von dem Nachtmal Christi. Zürich: Christoph Froschauer d. Ä., 23. März 1525. SuStBA. 4° Aug. 747. Initialen M[argarete] P[eutinger] auf dem Buchdeckel; Widmung auf dem Titelblatt von [2]: Margarita Peutinger[in] meiner seiner lieben muter. ‒ [1950] Ulrich Zwingli: De vera et falsa religione. Zürich: Christoph Froschauer d. Ä., März 1525. SuStBA. 8° Th.H. 2292c. Widmung auf dem Titelblatt (stark verblasst): Chunrado Peutingero parenti suo. [III.66] Herzog Albrecht von Preußen: Christliche verantworttung Auff Herr Diettrichs von Clee Meysters Deutsch Ordens außgebreyten Druck, vnnd angemoste vervnglympffung. Königsberg: [Hans Weinreich], 29. Okt. 1526. SuStBA. 4° Th.H. 2805. Widmung auf dem Titelblatt: Clariss[imo] viro D. Chunrado Peütingero ex dono Ioannis Baronis […; beschnitten durch Buchbinder]. [1499], [1500] Marcus Tullius Cicero: Omnia, quae in hunc usque diem extare putantur opera, in tres secta tomos. Hg.von Andreas Cratander. Basel: Andreas Cratander, 1528. München UB. 2° A.lat. 554 (1.2. Widmung auf dem Titelblatt: Clariss. uiro Chunrado Peutingero, Augustano, domino ac patrono suo obseruantiss. And. Cratander d. d. Anno M D XXVIII. Konrad hat die Bände später an seinen Enkel Konrad Pius Peutinger weitergegeben: Conrado Pio nepoti. Conradus peutingerus .I.D. studiorum caussa .d.m.. ‒ [III.3.1] Actuarius, Johannes Zacharias: De urinis libri VII (lat.). u. a. Werke. Basel: Andreas Cratander 1529. [III.3.2] Scribonius Largus: De compositione medicamentorum liber. u. a.Werke. Basel: Andreas Cratander, 1529. SuStBA. L.G. 6a. Widmung auf dem Titelblatt von [1]: D. Chunrado Peutinger domino et amico suo [… (beschnitten)]; Widmung auf dem Titelblatt von [2]: D. Chunrado Peutingero, suo And. Cratander dono mittit. An. M D xxix. [2206] Urbanus Rhegius: Responsio ad duos libros primum et tertium de Missa Ioannis Eccii. Augsburg: Heinrich Steiner, 16. Feb. 1529. SuStBA. 8° Aug. 1864. Widmung von Urbanus Rhegius auf dem Titelblatt: Clariss. viro D. Doctori .C. Peuti[n]gero ex dono Vrb. R. [1479.1] Widukindus Corbeiensis: Rerum ab Henrico et Ottone I impp. gestarum libri III. Hg. von Johann Herwagen d. Ä. Basel: Johann Herwagen d. Ä., März 1532. SuStBA. 2° Gs. 903a. Widmung vermutlich von Johann Herwagen auf dem Titelblatt: D. Cunrado Peutinger [… Textverlust] d.d. [1382] Jakob Ziegler: Quae intus continentur. Syria, Palestina, Arabia, Aegyptus, Scondia. Straßburg: Peter Schöffer d. J., 1532. SuStBA. 2° Gs. 915a. Widmung von Jakob Ziegler auf dem Titelblatt: Chunrado Peutingero donum Jacobus Ziegler misit. [1123.2] Wigle van Aytta: Commentaria in decem titulos Institutionum Iuris Civilis. Basel: [Hieronymus Froben und Nikolaus Episcopius d. Ä.], 1534. SuStBA. 2° Rw. 117a. Widmung von Hieronymus Froben auf dem Titelblatt: Clarissimo uiro D. Conrado Peutingero Hier. Frobenius dono mittit.
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38. Johannes Chrysostomus Peutinger, Sohn von Konrad Peutinger (nach 1511‒1577): 1536⁸⁶ 39. Sixt Birck, Dichter, Rektor des Gymnasiums bei St. Anna und erster Bibliothekar der Augsburger Stadtbibliothek (1501‒1554): 1537 und 1544⁸⁷ 40. Wolfgang Hunger, Jurist und Dozent an der Universität Ingolstadt (1511‒1555): 1543⁸⁸ 41. Wolfgang Musculus, Theologe und Reformator (1497‒1563): 1544⁸⁹ 42. Bernhard Volk, nicht identifiziert: unbekannt, wann die Schenkung erfolgte⁹⁰
[IV.34] Gulielmus Insulanus Menapius: Oratio funebris in obitum D. Erasmi Roterodami. [Köln: Hero Fuchs], 1536. Vgl. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 293. [291] Leonardo Bruni: De bello Punico libri duo. Augsburg: Philipp Ulhart d. Ä., 1537. SuStBA. 4° Gs. 100d. Widmung von Sixt Birck auf dem Titelblatt: Mecaenati suo D. Chunrado Peuting[e]ro. X[ystus] Betuleius D[ono] D[edit]. ‒ [2007.1] Pauli Epistolae divinae ad Orphicam lyram traductae (lat.). Aus dem Griech. übers. von François Bonade. Paris: [Simon Du Bois (?)], 1537. [2007.2] Sixt Birck: Susanna comoedia tragica. Augsburg: Philipp Ulhart d. Ä., 1537. SuStBA. 8° N.L. 162.Widmung von Sixt Birck auf dem Titelblatt von [2]: Mecaenati D. Chunrado Peutingero suo X[ystus] B[etuleius] DD. ‒ [1576.1] Sixt Birck: In M. T. Ciceronis libros De officiis, De amicitia, De senectute, commentaria. Basel: Johannes Oporinus, März 1544. [1576.2] In philosophicos aliquot M. T. Ciceronis libros doctissimorum virorum annotationes. Hg. von Johannes Oporinus. Basel: Johannes Oporinus, März 1544. SuStBA. 4° L.R. 25. Geprägte Widmung von Sixt Birck auf dem Vorderdeckel: C[larissimo] V[iro] D[omino] CONRADO PEVTINGERO IVRIS C[onsulto] PATRICIO AVG[ustan]O M[unus] X[ystus] B[etuleius] A[ugustanus] D[ono] D[edit] M D XLIIII. [2020] Andrea Alciati: Emblematum libellus (lat. u. dt.). Aus dem Lat. übers. von Wolfgang Hunger. Paris: Chrétien Wechel, 1542. München UB. 8° P.lat.rec. 494. Widmung von Wolfgang Hunger auf dem Vorder- und Rückdeckel: D. CON. PEYTINGERO. AN. M.D.XLIII. – V. HVNGER. D. DONO D. [III.92] Wolfgang Musculus: Adversus libellum Iohannis Cochlaei de sacerdotio ac Sacrificio novae legis aeditum. Anticochlaeus primus. Augsburg: Philipp Ulhart d. Ä., 1544. London, British Library. 3906.i.21. Widmung von Wolfgang Musculus auf dem Titelblatt: D. Conrado Peutingero, vtriusque Iuris Doctori Celeberrimo, Domino Suo et amico .W. Musculus D D. [796] Philippus de Franchis: Lectura super titulo De appellationibus. [Perugia: Petrus Petri und Johannes Nicolai, um 1475]. SuStBA. 2° Ink 104. Eintrag fol. z8r: Liber Chuon[radi] Peutinger dono datus per Bern[ardum] Volk etc.
Heidrun Lange-Krach
Konrad Peutingers Kunstsammlung
Konrad Peutingers Rolle als Vermittler zwischen Künstlern und Auftraggebern – insbesondere im Interesse Kaiser Maximilians I. (1459 – 1519) – ist schon mehrfach untersucht worden.¹ Auch ist im allgemeinen Bewusstsein, dass er Antiken² und Münzen³ gesammelt hat. Dass diese Bestandteile einer umfassenden Sammlung von Kunstgegenständen verschiedenster Art waren, hat man allerdings kaum wahrgenommen. Zwar werden immer wieder einzelne Kunstwerke in Peutingers Haus verortet,⁴ und Hans-Jörg Künast hat die Grafiksammlung des Humanisten als eine eigenständige Kollektion gewürdigt.⁵ Zumindest Peutingers Kleinbronzensammlung hatte neben der Bibliothek und der Münzsammlung schon 1565 eine so große Bekanntheit, dass sie in Samuel Quicchebergs (1529 – 1567/68) Buch über idealtypisches Sammeln Erwähnung findet: Est & praeterea Augustae Peutingeranum museum, non minus numismatis & minutis aeris statuis refertum quam iuridica bibliotheca ornatissimum, quod quidem hoc anno, aedificijs additijs Christopherus Peutingerus urbis praefectus ampliavit. ⁶ Quiccheberg dürfte den Begriff des Museums auch deshalb gewählt haben, da Peutinger weit mehr als Bücher, Kleinplastik, Graphik und Münzen besaß: Seine Sammlung erstreckte sich auf zahlreiche Wissensgebiete und umfasste Kunstwerke ebenso wie Waffen, Naturalien, Exotica oder Kuriositäten. Über den Besitz der Familie Peutinger gibt das Nachlassinventar von 1597 Auskunft; was mit dem Hausrat und seinen zahlreichen Kunstwerken später geschehen ist, ist nicht überliefert. Aufgrund von Streitigkeiten um den Fideikommiß erstellte 1597 der Notar David Schwarz im Auftrag der Stadt das umfangreiche Inventar, das in der Bayerischen Staatsbibliothek München unter der Signatur Clm 4021d verwahrt wird.⁷ Seine Untersuchung soll im Folgenden einen Einblick in Peutingers Sammeltätigkeit geben.
Herberger: Conrad Peutinger; Bellot: Conrad Peutinger; Horn: Doctor Conrad Peutingers Beziehungen. Hierzu zuletzt Stephan Würth und Michaela Hermann: Würth: Zu Konrad Peutingers Druckedition; Hermann: … hier zieret es jetzo. Ott: Die Entdeckung des Altertums. S. 43 f. Beispielsweise Werke Hans Burgkmairs von Falk: Hans Burgkmair. S. 82 oder Hans Schäufelins von Metzger: Hans Schäufelin als Maler. S. 301f. Künast: Die Graphiksammlung des Augsburger Stadtschreibers. Quiccheberg: Inscriptiones Vel Titvli Theatri Amplissimi. fol. g4v. Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1. S. 19f. https://doi.org/10.1515/9783110575040-008
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Einordnung in das Sammelwesen des frühen 16. Jahrhunderts Mit größeren Sammlungen des 16. Jahrhunderts verbindet man gern den Begriff Kunstkammer oder Kunst- und Wunderkammer, der im Zentrum einer lebendigen Forschungsdebatte steht. Deren Begriffsdefinition bewegt sich im Spannungsfeld zwischen den im mittleren 16. Jahrhundert entwickelten Sammlungssytematiken⁸ und der Tatsache, dass die prominenten Kunstkammern in München, Ambras oder Dresden geprägt sind von Persönlichkeit und Interessen des Sammlers.⁹ Deswegen wird hier, ohne daran zu zweifeln, dass Peutinger für seine Sammlung Begriffe wie museum ¹⁰ oder Kunstkammer verwendet hat, auf die Verwendung historischer Termini verzichtet. Kunstsammlungen hatten sich im 15. Jahrhundert in Italien an Fürstenhöfen, bei Gelehrten und Künstlern etabliert.¹¹ Ihr Einfluss auf die Humanisten jenseits von Italien muss beträchtlich gewesen sein. Allerdings ist keine sonstige Sammlung des frühen 16. Jahrhunderts so gut dokumentiert wie die Graphiksammlung von Ferdinand Columbus (1488 – 1539), deren Inventar jede Grafik so detailliert beschreibt, dass eine Rekonstruktion der Sammlung trotz ihres Verlustes möglich ist.¹² Im deutschsprachigen Raum sind vor allem die Sammlung der Familie von Zimmern auf Burg Herrenzimmern und die als Amerbach-Kabinett bekannte Sammlung der Familie Amerbach in Basel zu nennen. Die Zimmern’sche Sammlung ging unter Erzherzog Ferdinand II. von Tirol (1529 – 1595) in der Kunstkammer in Schloss Ambras auf ¹³, wo sie heute als eigenständige Sammlung nicht mehr greifbar ist. Das Amerbach-Kabinett hingegen ist in Teilen erhalten und durch Inventare gut dokumentiert.¹⁴ Anders als Peutingers Bestände enthält es keine Naturalien und Exotica.¹⁵ Bekannt ist beispielsweise auch die Sammlung des Nürnberger Humanisten Willibald Pirckheimer. Sie ist durch Teilungsinventare überliefert und konnte von Kurt Pilz durch Pirckheimers Briefwechsel ergänzt werden.¹⁶ Besonders bei Künstlern lassen sich immer wieder größere Sammlungen feststellen. Albrecht Dürers (1471– 1528) Sammlung ist kürzlich von Jeffrey Chipps Smith anhand verschiedener Quellen umrissen worden.¹⁷ Meistens sind Sammlungen über MacGregor: Die besonderen Eigenschaften der „Kunstkammer“; Collet: Die Welt in der Stube. S. 11f. Diemer/Diemer: Einführung. S. Xf. Diesen Begriff verwendet Quiccheberg: Inscriptiones Vel Titvli Theatri Amplissimi. fol. Hr, für die Peutingersammlung. Das betreffende Zitat siehe oben, mit dem Verweis Anm. 6. De Benedictis: Per la storia del collezionismo. S. 19f. McDonald: The Print Collection. Modern: Die Zimmern’schen Handschriften. S. 123. Landolt/Ackermann: Sammeln in der Renaissance. S. 12f. Landolt/Ackermann: Sammeln in der Renaissance. S. 11. Pilz: Willibald Pirkheimers Kunstsammlung. Smith: The 2010 Josephine Waters Bennett Lecture.
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Testamente überliefert, die den Hausrat und damit auch Kunstwerke des Verstorbenen festhalten, so bei Albrecht Altdorfer (ca. 1480 – 1538), der u. a. ein Gemälde von Albrecht Dürer besaß¹⁸. Der Nürnberger Grafiker Hans Sebald Beham (1500 – 1550) besaß 1 200 antike Münzen sowie Kleinbronzen, die Ottheinrich von der Pfalz (1505 – 1559) gerne erworben hätte.¹⁹ Auch der Bronzegießer Peter Vischer d. Ä. (1460 – 1529) besaß 3 000 bis 4 000 altfrenckisch pild, wohl ebenfalls eine Münzsammlung, die Kaiser Maximilian I. abmalen lassen wollte.²⁰
Peutingers Sammeltätigkeit – Hinweise zur Entstehung der Sammlung anhand der Quellen Vergleichbar mit den anderen genannten großen Sammlungen besaß Peutinger Naturalien, Kunstwerke von Menschenhand und – randständig – eher kuriose Dinge. Doch wird man nicht davon ausgehen, dass Peutinger mit seiner Sammlung einem Konzept folgte, das enzyklopädisch das Wissen der Welt spiegeln sollte. Eher dürfte er gesammelt haben, was ihm interessant und aufhebenswert erschien. Gewiss werden Geschenke befreundeter Humanisten die Sammlung ergänzt haben²¹, auch wenn dies nur in Einzelfällen nachvollziehbar ist. Durch Peutingers Briefwechsel sind zwar überwiegend Bücher dokumentiert, welche den Besitzer wechselten, aber zum Jahr 1527 erfährt man, dass der Augsburger Benediktiner Veit Bild (1481– 1529) ein Gemälde mit Historien aus dem Leben Friedrichs I. (wohl 1122– 1190) an Peutinger sandte²². Auch die diplomatischen Beziehungen des Augsburger Stadtschreibers haben zum Anwachsen seiner Sammlung beigetragen. Dokumentiert ist dies bei einem vergoldeten Silbergeschirr, welches Peutinger durch den Rat der Stadt Regensburg 1513 geschenkt bekommen hatte,²³ wie auch bei dem von Lucas Cranach (1472– 1553) mit Gold gedruckten Bild des heiligen Georg, welches Kurfürst Friedrich III. von Sachsen (1463 – 1525) Peutinger durch seinen Kämmerer zukommen ließ.²⁴ Herzog Georg von Sachsen (1471– 1539) stellte Peutinger für die ihm zugesandten Mehrfarbenholzschnitte des heiligen Georg und Kaiser Maximilians, geschaffen von Hans Burgkmair
Smith: The 2010 Josephine Waters Bennett Lecture. S. 1f. Das Inventar von Altdorfer nennt antike Münzen,Waffen, Schmuck, einen Orgelfuß, acht Leinwandgemälde, sieben Tafelbilder, zwei Bilder auf Pergament, vier Entwurfszeichnungen, zwei Truhen mit Drucken und eine Truhe mit einer Lade mit „gemalter Kunst“ sowie 19 Bücher. Rott: Ott Heinrich und die Kunst. S. 73. Hauschke: Die Grabdenkmäler. S. 345. Dok. 19. Siehe zu Peutingers Korrespondenz König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Die Wichtigkeit von Geschenken in freundschaftlichen oder diplomatischen Beziehungen ist zu Recht von Leah R. Clark betont worden. Clark: Collecting, Exchange, and Sociability. S. 171f. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 265. S. 420. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 127. S. 219. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 55. S. 97.
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(1473 – 1531), eine Gegengabe in Aussicht, die jedoch nicht weiter beschrieben ist.²⁵ Mutmaßlich war es schon im frühen 16. Jahrhundert üblich, ein Gastgeschenk zu überreichen, wenn man eine Sammlung besichtigen durfte, wie es für die Münchner Kunstkammer Wilhelms V. (1548 – 1626) dokumentiert ist.²⁶ Zumindest würden sich dadurch die zahlreichen Rosenkränze im Schwarz’schen Inventar erklären, die bei solchen Anlässen gerne verschenkt wurden.²⁷ Ein Brief von Andreas Rüttel (1504 – 1565) an Willibald Pirckheimer (1470 – 1530) lässt annehmen, dass Peutingers Sammlung zugänglich war, und er Antiquitäten nicht nur sammelte, sondern auch damit handelte.²⁸ Angesichts Peutingers internationaler Kontakte, seines regen Austauschs mit Zeitgenossen und seiner weit gestreuten Interessen ist es nicht verwunderlich, dass mit den Jahren eine zahlreiche Wissensgebiete umspannende Sammlung entstanden war, wie sie durch das Nachlassinventar von 1597 dokumentiert ist.
Beschreibung des Inventars Das Inventar selbst ist nach Stockwerken gegliedert, und für das Erdgeschoss vermerkt David Schwarz in einer Überschrift, dass hier die Hinterlassenschaft Konrad Peutingers gelagert sei. Dagegen findet sich laut Schwarz im Obergeschoss der Nachlass von Peutingers Sohn Christoph (1511– 1576), der im Inventar ab fol. 60r verzeichnet ist. Anders als im Erdgeschoss, in dem überwiegend Welser- und Peutingerwappen genannt werden, sind im Obergeschoss nur noch Allianzwappen der Familien Peutinger und Lauginger²⁹ genannt, was in der Tat eine Trennung zwischen den Sammlungen der Söhne im oberen Stock und Konrads im Erdgeschoss nahelegt. Allerdings widerspricht ein von Schwarz aufgeführtes Doppelbildnis von Anton Fugger mit seinem Totenportrait im Erdgeschoss einer schematischen Trennung der Gegenstände³⁰: Anton Fugger verstarb 1560, 13 Jahre nach Konrad Peutinger, weshalb zumindest dieses Gemälde von Konrads Söhnen erworben sein muss. Folglich muss für das Erdgeschoss von einer Vermischung der Sammlungen ausgegangen werden. Dadurch
Eine Gegengabe stellt auch Georg von Sachsen Peutinger in Aussicht. Vgl. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 57. S. 99. Seelig: Die Münchner Kunstkammer. S. 11. Seelig: Die Münchner Kunstkammer. S. 11. Anm. 41. Siquidem hoc itet non solum, ut multarum rerum causas cognoscerem, susceperam, sed potissimum et amore antiquitatum, quarum magna copiam apud Peutingerum me aquisiturum sperabam, opem promittentibus aliquot amicis, illi enim me ei familiarem se reddituros spoponderant. Reicke [u. a.] (Hg.): Willibald Pirckheimers Briefwechsel. Bd. 7 (bearb. und hg. von Helga Scheible). Nr. 1319. S. 407. Drei von Peutingers vier Söhnen waren mit Frauen der Familie Lauginger verheiratet. Nur Karl Peutinger war in erster Ehe mit Anna Rehlinger, in zweiter Ehe mit Maria Rauchenberger verbunden, deren Wappen im Inventar nicht genannt werden. Zum Stammbaum siehe Strecker/Zäh: Hans Burgkmairs Kreuzigungsaltar. S. 172. BSB. Clm 4021d. fol. 19r.
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bleibt die exakte Provenienz der einzelnen Gegenstände letztlich ungewiss, auch wenn man annehmen kann, dass Gemälde wohl eher umgehängt als Schubladeninhalte umgeräumt wurden. Nur die explizit als Besitz Konrad Peutingers genannten Objekte sowie Exemplare mit seinem Autograph können seinem Besitz gesichert zugeschrieben werden. Dies vorausgeschickt, soll im Folgenden die Sammlung im Erdgeschoss unter Berufung auf das Urteil von Schwarz dennoch als Kunstsammlung Konrad Peutingers vorgestellt werden: Der Großteil der Objekte dürfte auf ihn zurückgehen. Die Räumlichkeiten im unteren Geschoss, in denen Konrad Peutingers Hinterlassenschaft aufgeführt wird, umfassten eine Hauskapelle und vier Stuben. David Schwarz nahm die Gegenstände und Bücher in der für das 16. Jahrhundert typischen Manier auf: Beginnend an einer Wand wird jedes Möbelstück und dessen Inhalt aufgezählt, um dann mit der anschließenden Wand fortzufahren. Kästen, Truhen und Schubladen sind konsequent durchnummeriert, wobei unklar bleibt, ob es sich hierbei um eine Nummerierung der Familie Peutinger oder des Notars handelt. Leider wird das Inventar selten konkret. Nur die umfangreiche Münzsammlung wird, zweifellos wegen ihres Materialwertes, nach genauer Anzahl der Münzen, ihrem Gewicht und Material etwas detaillierter notiert.³¹ Für die Größe der Objekte gibt Schwarz nur Näherungswerte an: Er vermerkt, ob ein Objekt Groß oder – mit dem Suffix -in (wie täfelin) – klein ist. Bei Gemälden wird meistens zusätzlich ein Hinweis auf das Material gegeben: Tafel oder täfelin meinen wahrscheinlich einen Holzgrund, im Gegensatz zu Pergament oder Leinwand, die von Schwarz eigens genannt werden. .6. Visier Ainer Mülin ³² sind der Begriffswahl nach Entwurfs- oder Dokumentationszeichnungen einer Mühle, 27 groß getuschte grawe Kayserköpfe […]³³ offenbar ein Zyklus von Zeichnungen, Entwürfen oder Grisaillen. Vereinzelt sind Ölfarbengemälde und Holzschnitte unterschieden. Bei Schwarz’ Charakterisierung mancher Bilder als Wasserfarben kann es sich um Aquarelle oder auch Temperagemälde handeln. Die dargestellten Motive verschweigt der Notar überwiegend, wodurch eine Identifizierung oft unmöglich wird. Nur in Einzelfällen nennt er Künstlernamen, was annehmen lässt, dass er nur die Künstler erwähnt, deren Namen er lesen konnte (Hieronymus Bosch) oder deren Monogramm er kannte (Albrecht Dürer). Die geringe Zahl der Nennungen leistet aber einer Unterschätzung des Sammlungsniveaus Vorschub. Immer wieder führt Schwarz Alltagsgegenstände wie Augenspiegel, Ofen oder Schubladen darinn Allerlay Alltes gerümpelwerckh ³⁴ sowie Dokumente auf. Wie auch die Antiken- und Münzsammlung können sie hier zu Gunsten einer eingehenderen Betrachtung der Kunstwerke nicht weiter ausgeführt werden.
BSB. Clm 4021d. fol. 7v. BSB. Clm 4021d. fol. 13v. BSB. Clm 4021d. fol. 13v. BSB. Clm 4021d. fol. 16r.
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Feste Ordnungsprinzipien können nur vereinzelt festgestellt werden. Vor allem Briefe und Urkunden sind säuberlich getrennt aufbewahrt.³⁵ Auch die Münzsammlung ist in eigenen Münzkästchen und Laden aufbewahrt worden.³⁶ Allerdings sind Numismata vereinzelt auch mit anderen Objekten, wie Messinggewichte oder Handsteine, vermischt in einer Lade aufgeführt.³⁷ Ein offener Schrank beherbergte den Großteil der Kleinbronzen und entspricht dadurch am ehesten der Vorstellung einer systematischen Aufstellung.³⁸ Ähnliches lässt sich bei Gläsern und Keramik³⁹ sowie Elfenbeinarbeiten⁴⁰ feststellen. Dennoch überwiegt in den Schränken ein aus heutiger Sicht buntes Durcheinander.⁴¹ Ob sich dahinter eine nicht mehr nachvollziehbare Systematik verbirgt, beispielsweise nach Herkunft der Objekte, die über die Jahrzehnte durch ein willkürliches Aufräumen herumliegender Einzelstücke aufgelöst wurde, lässt sich nicht klären. Schwarz zumindest vermerkt, wenn er etwas an anderer Stelle einsortierte.
Darstellung der Sammlungen nach Gattungen Die Hauskapelle Im Interesse eines besseren Überblicks über die Sammlung sollen im Folgenden die Objekte nach Gattungen getrennt und, soweit identifizierbar, exemplarisch vorgestellt werden. Einzig die Hauskapelle ist als geschlossener Raum zu betrachten, auch weil Augsburger Hauskapellen selten überliefert sind, doch vor allem, da ein großer Altar darin aufbewahrt wurde. Der heute in der Alten Pinakothek aufbewahrte Kreuzigungsaltar von Hans Burgkmair aus dem Jahr 1519⁴² ist wohl das berühmteste Stück, welches gesichert in Konrad Peutingers Besitz war. Heute ist er um seinen Rahmen und die Mensa ärmer, damals dürfte er diese Teile noch besessen haben und stand erhöht auf einer Stufe, dem Fußtritt. Hierauf – so sagt Schwarz – befand sich eine weitere Tafel mit der Nennung Georg Peutingers (gest. 1492).⁴³ Es könnte sich dabei um ein Antependium handeln, oder, wie Strecker und Zäh vermuteten, eine Inschriftentafel, die lose an den Fußtritt gelehnt war⁴⁴. Eine eigentlich zu vermutende Predella BSB. Clm 4021d. fol. 5r. BSB. Clm 4021d. fol. 9r–10r. Des Weiteren in gedrechselten Büchsen auf fol. 8v. BSB. Clm 4021d. fol. 9r und fol. 9v wie auch in einem Kästchen auf fol. 7v. BSB. Clm 4021d. fol. 4v. BSB. Clm 4021d. fol. 17vf. BSB. Clm 4021d. fol. 3v. Beispielsweise auf BSB. Clm 4021d. fol. 15v wird in einer Schublade ein in Holz geschnittenes Bild Maximilians neben einem türkischen Fächer, verschiedenen Kartenspielen, Kupferstichen, einem Messinggefäß auch 5. Spanische ungefasste Fechtschwerter und i. Pappigay Auff Ainem gestell verwart. Schawe: Die Alte Pinakothek. S. 106 f. BSB. Clm 4021d. fol. 13v. Strecker/Zäh: Hans Burgkmairs Kreuzigungsaltar. S. 175.
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sowie die heute erhaltenen Seitenflügel werden nicht verzeichnet. Schwarz‘ Nennung eines illustrierten Messbuches auf einem Pultbrett Auff den Altar ⁴⁵ belegt, dass der Altar 1597 noch eine Mensa gehabt haben muss. Streckers und Zähs Argumentation leuchtet ein, dass ein Altar dieser Größe ursprünglich nicht für eine Hauskapelle gedacht gewesen sein kann⁴⁶ und er wohl erst in der Situation des Bildersturms von Peutinger in sein Haus gerettet worden war.⁴⁷ Für diese These spricht auch, dass Schwarz ein Altärlein von Ölfarben ⁴⁸ in der Kapelle nennt, hinter welchem sich wohl der eigentliche Hausaltar verbirgt. Sonst sind in der Kapelle einige Gemälde und ein hölzerner Christuskopf auf einem Sockel aufgeführt. Diese doch eher übersichtliche Raumausstattung könnte der Größe des Altares geschuldet gewesen sein, der wohl den Großteil des Raumes einnahm.
Die kartografische Sammlung Peutingers ausgeprägtes geographisches Interesse spiegelt sich in zahlreichen Landund Navigationskarten.⁴⁹ Schon Kaiser Maximilian wusste diese Sammlung zu schätzen und ließ Peutinger für 20 Gulden eine Karte der Türkei kopieren.⁵⁰ Nur wenige Karten waren an der Wand aufgehängt: eine nicht näher bestimmbare General Description Orbis Terrarum ⁵¹ und Ain Navigation Chorten von Kupergestochen von Conrat Peutinger. ⁵². Hierbei handelte es sich wahrscheinlich um die Kupferplatte des bekannten Kupferstichs einer ‚Cusanus-Karte‘ von 1491. Die Verbindung der Karte mit Konrad Peutinger muss Schwarz durch eine Inschrift überliefert worden sein, die nur aufgrund eines heute verschollenen Abdrucks bekannt ist: Communi erudit(orum) utilitati Chuonradus Peutinger Augustan(us) iurecons(ultus) archetypum aen(eum) pecunia sua emptum Ioan(ni) Burgkmair pictori municipi suo et de se b(ene) m(erito) imprimend(um) concessit. ⁵³ Auf späteren Abzügen der Platte wurde die Inschrift ent BSB. Clm 4021d. fol. 1v Strecker/Zäh: Hans Burgkmairs Kreuzigungsaltar. S. 161. Strecker/Zäh: Hans Burgkmairs Kreuzigungsaltar. S. 165. BSB. Clm 4021d. fol. 1v. Hierzu: Weyrauther: Konrad Peutinger und Willibald Pirckheimer. Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 3 (1885). Reg. 2334. BSB. Clm 4021d. fol. 2v. BSB. Clm 4021d. fol. 13r. Falk: Hans Burgkmair. S. 80. Möglicherweise inspirierte diese Aufschrift Quiccheberg dazu, Burgkmair als Beispiel eines Vermittlers von Kunstwerken an das Augsburger Patriziat anzuführen, der offenbar durch Gegengaben selbst eine Sammlung anlegen konnte. Vgl. hierzu Quiccheberg: Inscriptiones Vel Titvli Theatri Amplissimi. fol. d2r: Optimates in his colligendis decebit habere homines ingeniosos quos ad diversas regiones mittant, inquirendarum rerum miraculosarum gratia, et vicissim alii mediocris fortunae homines huius generis thesaurorum studiosi, noverint quae cum amicis possint commutare, quibusque rebus alio transmissis alios ad diversa remittendum possint invitare. Hoc quidem compendio quondam usus est Burgmarus pictor celeberrimus Augustae, qui unus plurimos optimates ad eiusmodi studia potuit incitare, […].
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fernt, allerdings zeigen alle Abdrücke auf der rechten Seite das sit von concessit (Abb. 1). Diese extra angebrachte Inschrift zeugt ebenso wie prominente Hängung an der Türe von Zimmer No. 3 zur großen Stube von der besonderen Wertschätzung des Stücks durch Peutinger. Die berühmte Tabula Peutingeriana hingegen wurde – wahrscheinlich zu ihrem Schutz – in einer Truhe aufbewahrt.⁵⁴ Obwohl sich Peutingers koloriertes und mit seinem Autograph versehenes Exemplar des sogenannten Seld-Plans, eines von Jörg Seld 1521 gedruckten Stadtplans der Stadt Augsburg, in den Kunstsammlungen der Stadt Augsburg erhalten hat, ist dieser nicht zweifelsfrei zu identifizieren⁵⁵. Dafür finden sich ein Astrolabium aus Papier⁵⁶ und zwei Himmelsgloben⁵⁷ in Peutingers Besitz.
Genealogische Werke Ebenfalls beachtlich war die genealogische Sammlung: Neben einem fiktiven Konstrukt i. Italianischer Stamm Babilon ⁵⁸ werden zahlreiche Peutinger-Wappen sowie eine Genealogie der Familie Peutinger und Welser an der Wand hängend aufgeführt. Außerdem nennt Schwarz eine Leinwand mit den Wappen der Augsburger Geschlechter⁵⁹, ein Bündel mit verschiedenen Wappen⁶⁰ und drei Wappenbücher⁶¹.
Ton- und Glaskeramik Auffällig sind mehrere Nennungen von venediger gemaine Gläser, die mit und ohne Deckel genannt werden.⁶² Dabei handelt es sich wahrscheinlich überwiegend um einfachere – gemein – Gläser aus Murano; nur im Obergeschoß ist mit i. weiß gestreifftess venedisch Krüglin ⁶³ bestimmt ein Krug aus sogenanntem Fadenglas gemeint. Diese seit 1527 dokumentierte Luxusware aus Venedig kann auch bei den Fuggern nachgewiesen werden.⁶⁴
Künast: Die Graphiksammlung des Augsburger Stadtschreibers. S. 13. Zwei Augsburgkarten könnten dieses Exemplar meinen: BSB. Clm 4021d. fol. 2r ist im Erdgeschoss nach der Kapelle An der Wand gleich bei der Thür […] die Stat Augspurg Auf tuech gezog[en] von Wasserfarben angegeben sowie eine zweite Stadtansicht im Obergeschoß, an der Wand zum Hof in der Diele .i. lange tafel aus gestrichen die Statt Augsburg auf fol. 77v. BSB. Clm 4021d. fol. 4r. BSB. Clm 4021d. fol. 7r. BSB. Clm 4021d. fol. 15r. BSB. Clm 4021d. fol. 15r. BSB. Clm 4021d. fol. 15v. BSB. Clm 4021d. fol. 18v. BSB. Clm 4021d. fol. 18r nennt über 69 venezianische Gläser. BSB. Clm 4021d. fol 81r. Page: Filigranglas aus Venedig. S. 014.
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Parallel zu Pilz’ Beobachtungen im Inventar Pirckheimers⁶⁵ besaß auch Peutinger weiß venedische Irrdin Schüsseln ⁶⁶, also italienische Fayence.
Jagdtrophäen und Waffen In jedem Raum – abgesehen von der Kapelle – hingen Jagdtrophäen an den Wänden: Hirschgeweihe, Widderhörner und Wildschweinfelle sind auch aus heutigen Stuben bekannt. Als Kuriositäten galten .3. Grosse weisse littauesche hueschkuern ⁶⁷ und der Kopf eines Auerochsen⁶⁸, der schon damals nur noch in den Wäldern Polens und Litauens zu finden war. Wie begehrt umfangreiche Geweihsammlungen im 16. Jahrhundert waren, lässt sich durch Willibald Pirkheimers bittere Klage erahnen, als Agnes Dürer (1475 – 1539) ihm die Geweihe ihres Mannes nach dessen Tod nicht überlassen wollte.⁶⁹ Passend zu den Jagdtrophäen finden sich zahlreiche Jagdwaffen, allen voran Bögen, Pfeile und Bolzen⁷⁰. Armbrüste sind jedoch nur im Obergeschoss zu finden,⁷¹ ebenso wie Schusswaffen,⁷² obwohl Schießpulver und Pulverflaschen im Erdgeschoß aufbewahrt wurden.⁷³ Gewiss als Prunkstück und nicht als Nutzgegenstand ist .1. Schiltkröten Pulferflaschen. ⁷⁴ zu verstehen. Andere kampffähige Waffen wie Hellebarden oder Lanzen fehlen gänzlich. Aber ein mit Messing belegter Schild⁷⁵, spanische ungefasst[e] Fechtschwerter⁷⁶, Dolche und Messer sowie hölzerne Dusäcke⁷⁷ – Übungswaffen für den Fechtkampf – sind im Inventar genannt. Da das Augsburger Bürgerrecht eine Harnischpflicht beinhaltete,⁷⁸ ist .1. schwartzer Harnisch sambt dem Armzeug Börkhelhauben, etliche Jare Allte Blechhandtschuch ⁷⁹ als Teil der Hausaustattung zu verstehen.
Pilz: Willibald Pirkheimers Kunstsammlung. S. 95. BSB. Clm 4021d. fol. 18r. BSB. Clm 4021d. fol. 2r. BSB. Clm 4021d. fol. 2r. Lüdecke/Heiland: Dürer und die Nachwelt. S. 34f. Nr. 263. BSB. Clm 4021d. fol. 4r und fol. 17r. BSB. Clm 4021d. fol. 77v. BSB. Clm 4021d. 77rf. BSB. Clm 4021d. fol. 3v. BSB. Clm 4021d. fol. 3v. BSB. Clm 4021d. fol. 4r. BSB. Clm 4021d. fol. 15v. BSB. Clm 4021d. fol. 17r. Kraus: Das Militärwesen der Reichsstadt Augsburg. S. 74f. BSB. Clm 4021d. fol. 19v.
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Naturalien Zahlreiche Naturalien werden im Inventar aufgezählt. Sie galten als von Gott geschaffene Kunstwerke, und gerade abnorme oder seltene Stücke wurden hoch gehandelt. In Peutingers Haus befanden sich Korallen in verschiedenen Farben und auch mit Goldschmiedearbeiten verziert⁸⁰, Handsteine⁸¹, Hämatite⁸², Muscheln⁸³, Schnecken⁸⁴ und sogar von Goldschmieden verzierte Nautilusschnecken⁸⁵, Kristalle⁸⁶, Sandelholz⁸⁷ und Perlen⁸⁸. Schon 1443 waren ‚Riesenknochen‘ bei der Grundsteinlegung des zweiten Turmes von St. Stephan ausgegraben worden und wurden, mit der Devise des regierenden Erzherzogs Kaiser Friedrich III. versehen, im Portal dieses Domes aufgehängt.⁸⁹ Möglicherweise handelte es sich bei dem Eintrag .1. Gar gross unbekandt bain ⁹⁰ ebenfalls um fossile Knochen; vielleicht aber auch einen Walknochen. Präparierte Tiergliedmaßen wie die Füße eines Schwans sind an einer Türe angebracht worden⁹¹ oder lagen auf einem Tisch⁹². Eher als medizinische Substanzen zu verstehen sind .1. Groß stückh Einkurn. ⁹³ und .1. Rundts getreets Püxlen darinnen terra sigillata ⁹⁴: Einhorn, welches exorbitant teuer war, galt als entgiftend,⁹⁵ und Terra Sigillata dürfte eher Tonheilerde als Scherben aus gebranntem, roten Ton, beispielsweise aus China,⁹⁶ oder die heute unter diesem Namen bekannte antike Keramik meinen.
Exotica Besondere Beachtung verdienen die aufgeführten Exotica, welche im frühen 16. Jahrhundert echte Raritäten waren. Schon 1507 berichtet Peutinger in einem Brief an Se-
BSB. Clm 4021d. fol. 3r, 3v, 8r, 8v und fol. 10r. BSB. Clm 4021d. fol. 9r BSB. Clm 4021d. fol. 8v. BSB. Clm 4021d. fol. 4r. BSB. Clm 4021d. fol. 8v, 9v und fol. 15r. BSB. Clm 4021d. fol. 8r. BSB. Clm 4021d. fol. 8r. BSB. Clm 4021d. fol. 11v. BSB. Clm 4021d. fol. 7v. Schlosser: Die Kunst- und Wunderkammern. S. 15. BSB. Clm 4021d. fol. 17v. BSB. Clm 4021d. fol. 19v. 1. Fueß von Ain grossen Raubvogel. BSB. Clm 4021d. fol. 3r. BSB. Clm 4021d. fol. 9r. BSB. Clm 4021d. fol. 19v. Peter Diemer: Nachbildung einer Einhornstange. In: Diemer (Hg.): Die Münchner Kunstkammer. Bd. 1. S. 144. Nr. 386. Friederike Wappenschmidt: Chinesisches Steinzeug. In: Diemer (Hg.): Die Münchner Kunstkammer. Bd. 1. S. 117. Nr. 313.
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bastian Brant, er habe einen sprechenden Papageien sowie einen Bogen, Hölzer, Wurzeln und Schnecken aus ‚Indien‘ erhalten.⁹⁷ Durch seine enge Verknüpfung mit dem Handelshaus Welser und deren Niederlassung in Portugal⁹⁸ dürften ihm die über Portugal importierten Exotica zugänglich gewesen sein. Das Inventar nennt einen, vielleicht den oben genannten, Papagei in einer Schublade⁹⁹ (also ausgestopft) und mehrere Indianisch Nuss ¹⁰⁰ oder Muskatnuss ¹⁰¹, zum Teil in Stricken gebunden oder ornamentiert. Sowohl in der Prager als auch in der Münchner Kunstkammer sind diese Begriffe synonym für kunsthandwerklich bearbeitete Seychellennüsse oder Kokosnüsse verwendet worden,¹⁰² was auch für Peutingers „Nüsse“ anzunehmen ist. Des Weiteren werden 18 Stück Indianisch Federwerk ¹⁰³ genannt, leider – wohl durch Mottenfraß¹⁰⁴ – all verdorben, wie es in frühneuzeitlichen Sammlungen häufig berichtet wird. Schwarz identifiziert außerdem .2. Bethdeckin von Federn gemacht. Roth und schwartz Auch verdorben ¹⁰⁵. Hierbei dürfte es sich um Zeremonienmäntel der Tupinambá handeln. Ebenfalls an rituelle Gegenstände der Tupinamba erinnert: Büschel mit Allten Müschelin von Holtz ¹⁰⁶; möglich, dass damit ein Rasselband aus Ahovai-Nussschalen gemeint ist (Abb. 2)¹⁰⁷. Ähnlich verhält es sich mit .1. schwartzer Stain in formb Aines hamers ¹⁰⁸, was sich mit der Beschreibung einer Ankeraxt dieses brasilianischen Stammes deckt. Ebenfalls als Exotica zu verstehen sind .1. Indianische runde grosse Tartsche ¹⁰⁹ und .2. tartschen von SchylttKrotten ¹¹⁰. Auch wenn unterschiedliche Gegenstände von Schwarz als türkisch oder arabisch ¹¹¹ bezeichnet wurden, muss es sich dabei nicht um Objekte aus dem Orient König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 48, nach dem 7. April 1507. Der Briefwechsel mit Valentin Fernandez, der ihm Genealogien zukommen lässt, ist bei König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 32 und Nr. 33 wiedergegeben. BSB. Clm 4021d. fol. 15v. BSB. Clm 4021d. fol. 2r und 15r. BSB. Clm 4021d. fol. 8v und 18v. Elke Bujok: Kokosnuß-Trinkgefäß mit beschnitzter Wandung und silbervergoldeter Fassung. In: Diemer (Hg.): Die Münchner Kunstkammer. Bd. 1. S. 95. Nr. 261 (260). BSB. Clm 4021d. fol. 17r. Vgl. zu schlechter Erhaltung von Federwerk Bujok: Kunstkammerbestände aus portugiesischen Seereisen. S. 252. BSB. Clm 4021d. fol. 17r. BSB. Clm 4021d. fol. 19v. 1605 von Karl Clusius in seinem Buch ‚Exoticorum libri decem: quibus Animalium, Plantarum, Aromatum, aliorumque peregrinorum Fructuum historiae describuntur …‘ beschrieben. Vgl. Elke Bujok: Vier Rasselbänder der Tupinambá, Ostbrasilien, aus Knochen, Bein oder Hufen (?), Meerschneckenschalen, Schalen der Ahovay-Frucht. In: Diemer (Hg.): Die Münchner Kunstkammer. Bd. 1. S. 79– 80. Nr. 236 (235). BSB. Clm 4021d. fol. 15r. BSB. Clm 4021d. fol. 20r. BSB. Clm 4021d. fol. 17v. Mit dem Vermerk arabisch oder türkisch sind Schuhe und zahlreiche kunstvoll ornamentierte Futtersäcke, Flaschen, Säcke, Säbel, Dolche, Bögen, Lederschalen, Löffel, Fächer und Schussbolzen versehen worden.
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handeln. Wie Elke Bujok anhand eines türkischen Löffels in der Dresdner und Ambraser Kunstkammer erörtert, verstecken sich hinter arabisch oder türkisch oft biniportugiesische Elfenbeinlöffel¹¹². Denn Herkunftsangaben wie indianisch oder arabisch wurden im 16. Jahrhundert synonym für indisches, asiatisches oder afrikanisches Kunsthandwerk eingesetzt,¹¹³ was eine Identifizierung des Objekts oft unmöglich macht.
Elfenbein-, Metall-, Stein- und Holzarbeiten Kaum zu rekonstruieren ist die von Quiccheberg gelobte Skulpturensammlung. Schon das Material wird von Schwarz – wenn überhaupt – oft nur als Metall (in der Regel wohl Bronze) oder Holz bestimmt. Aus Elfenbein wird außer im Zusammenhang mit Bechern, manche mit durchschnitten Fuß und einer außerdem mit Zwergenköpfen¹¹⁴, nur ein Helffenbaininer Runder Stockh ¹¹⁵ genannt. An metallenen Plastiken nennt Schwarz ein großes Kaiserbild auf einem Holzsockel¹¹⁶, einen Steinbock¹¹⁷, Löwenkopf ¹¹⁸, ein Manns corpus ¹¹⁹ und ein zerbrochen Metallin Mansbildlen ¹²⁰. Außerdem listet Schwarz 15 nicht näher bezeichnete Figuren verschiedener Größe¹²¹, vier große gegossene Köpfe¹²² und andere Köpfe¹²³ als Metallfiguren auf. 14 Apostelfiguren wurden in einem Runden weissen ledlin ¹²⁴ gemeinsam mit mehreren Münzen verwahrt; sie dürften daher sehr klein gewesen sein. Wohl als Reliefe zu verstehen sind ein Triumphwagen, dessen nähere Bezeichnung blat aber korrigiert wurde, und 4. Braite Metalline täfelin ¹²⁵. Aus Blei wird eine Maria sowie .1. Plaihin täfelin darob ain weibsbild ¹²⁶ genannt; zumindest Letzteres dürfte ein italienisches Niello meinen. Die von Michael Hummelberg in einem Brief erwähnten antiken Götterfiguren¹²⁷ lassen sich anhand von Schwarz‘ Beschreibungen nicht identifizieren. Zu diesen zählt König auch den in Peutingers Abhandlung ‚Super numismatis cuius-
Bujok: Neue Welten in europäischen Sammlungen. S. 69. Bujok: Neue Welten in europäischen Sammlungen. S. 69. BSB. Clm 4021d. fol. 3v. BSB. Clm 4021d. fol. 3v. [G]roß Kaiser bild auff ainem hultzin fueß steend. BSB. Clm 4021d. fol. 4v. BSB. Clm 4021d. fol. 4v. BSB. Clm 4021d. fol. 4v. BSB. Clm 4021d. fol. 4v. BSB. Clm 4021d. fol. 5r. BSB. Clm 4021d. fol. 4v. BSB. Clm 4021d. fol. 4r. BSB. Clm 4021d. fol. 4v. BSB. Clm 4021d. fol. 9v. Beides BSB. Clm 4021d. fol. 5r. BSB. Clm 4021d. fol. 4v. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 137. S. 232.
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dam inscriptione‘ genannten Herkules aus Marmor.¹²⁸ Eine damit in Verbindung zu bringende Beschreibung ist im Untergeschoss nicht zu finden. Allerdings ist auf einem Bücherkasten im Obergeschoss ein Alabastrin Nackhend bild, mit Ainer Abbrochen hand ¹²⁹ vermerkt. Möglicherweise ist damit der antike Halbgott gemeint. Außerdem finden sich Naturabgüsse von Krebsscheren, Schlangen, Kröten¹³⁰ und aus Silber gegossene Eidechsen¹³¹. Naturabgüsse waren bereits Ende des 15. Jahrhundert, als Peutinger in Padua studierte, bei italienischen Gelehrten begehrt. In Edelmetall sind sie jedoch erst im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts gegossen worden¹³². Das Metallin WasserPostament mit 6 Roren ¹³³ könnte von einem Tischbrunnen stammen. Die einzige sicher zu identifizierende Metallarbeit ist das Runde Plaihine Bildtnus Erasmi Roterrdami ¹³⁴: die berühmte Medaille des Erasmus von Rotterdam von Quentin Massys in Blei gegossen. Eben eine solche Bleimedaille war als Muster an Pirckheimer gesendet worden,¹³⁵ möglicherweise erhielt auch Peutinger ein solches Modell zur Ansicht. Der Typus eines runden Reliefs mit einem Brustbild, meist im Profil, war zu Peutingers Zeiten sehr modern und Medailleure schufen die Modelle ihrer Abgüsse in Holz, Stein oder Wachs.¹³⁶ Daher könnte das In Holtz geschnitten bildtnus Kaiser maximiliani in holtz ¹³⁷ auch ein Modell für eine Schaumünze Maximilians gewesen sein. Möglicherweise handelt es sich dabei aber auch um einen Spielstein mit Miniaturbildnis, die im 16. Jahrhundert auch in Augsburg gefertigt wurden.¹³⁸ Ein weiteres Portraitrelief, meint offensichtlich .1. Brustbild von Alabaster Rund geschnitten ¹³⁹. Auch ein Drachenleuchter aus Metall ist aufgeführt,¹⁴⁰ doch wird dieser wohl eher einen der seit der Romanik bis zum 15. Jahrhundert beliebten Kerzenhalter meinen¹⁴¹ als einen Leuchter, wie er nach dem Entwurf von Albrecht Dürer in der Umsetzung von Veit Stoß erhalten ist.¹⁴² Schließlich hätte Schwarz wohl kaum ein an den Drachen montiertes Geweih unterschlagen. Das zeigt auch die Nennung von .1. Morenbild mit König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 137. S. 232. Anm. 2. BSB. Clm 4021d. fol 79r. BSB. Clm 4021d. fol. 5r. BSB. Clm 4021d. fol. 8r. Eine solche gab es auch im Amerbach-Kabinett.Vgl. Landolt/Ackermann: Sammeln in der Renaissance. S. 30f. Nr. 10. Gramaccini: Das genaue Abbild der Natur. S. 204. BSB. Clm 4021d. fol. 3v. BSB. Clm 4021d. fol. 4v. Landolt/Ackermann: Sammeln in der Renaissance. S. 38f. Nr. 17. Bonifatius Amerbach besaß einen Abguss in Bronze. Teget-Welz: Der Medailleur. S. 147. BSB. Clm 4021d. fol. 15v. Hierzu: Annette Kranz: Vier Brettsteine mit Bildnissen von Wilhelm IV. von Bayern, Jakob Fugger, Hieronymus Fugger und Matthäus Schwarz. In: Cupperi [u. a.] (Hg.): Wettstreit in Erz. Kat. Nr. 14. S. 109. BSB. Clm 4021d. fol. 10r. BSB. Clm 4021d. fol. 4v. Meyer: Art. Drachenleuchter. Siehe hierzu: Kammel: Monströse Beleuchtung.
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Hirschkirn im Kopf und Zunder ¹⁴³, welches bei der Diele verortet wird. Figurative Leuchter mit Geweihen ergänzt sind schon um 1400 dokumentiert und waren in der Renaissance äußerst beliebt.¹⁴⁴ Auch Willibald Pirckheimer besaß mit dem von Albrecht Dürer entworfenen Leuchterweibchen von 1513 einen heute noch erhaltenen Geweihleuchter¹⁴⁵. Ein mit Peutingers Mohrenkopfleuchter mit Hirschgeweih vergleichbares Stück ist bisher nicht bekannt.¹⁴⁶ Unter den Stein- und Holzskulpturen begegnet abgesehen von der Christusfigur in der Kapelle auch ein hoher Fürst ¹⁴⁷. In weißes Holz geschnitten und daher als Reliefe identifizierbar sind ein kleiner Altar an der Tür zur Kapelle¹⁴⁸ und ein Relief mit zwei nicht näher benannten Bildszenen¹⁴⁹. Mit 7. gegossen Kayßer Köpff von Gibs ¹⁵⁰ sind wahrscheinlich Abgüsse antiker Kaiserköpfe gemeint. Sie befanden sich Oben An der dillen, ohne die Nennung eines verwahrenden Möbels, und waren daher wahrscheinlich auf Konsolen an der Wand angebracht.
Die graphische Sammlung Besonders die graphische Sammlung muss eindrucksvoll gewesen sein. Ihre Besprechung durch Künast kann hier ergänzt werden. Die graphischen Blätter wurden in zwei langen Truhen ¹⁵¹ verwahrt, einige besondere Stücke, wie die eingangs zitierten Kaiserköpfe, hingen an der Wand, wohl aneinander gereiht, wie Beßler aufgrund der antiken Tradition vermutet.¹⁵² Künast hat bereits darauf hingewiesen, dass Peutinger seine Graphik nicht in Klebebände einfügte oder themenbezogen in Bücher einbinden ließ.¹⁵³ In Bücher eingebundene Grafiken sind bei Peutinger nur vereinzelt erhalten, und auch im Fall des Hufs der Nördlinger Hirschkuh findet sich kein thematischer Zusammenhang mit dem Buch, in dessen Einband das Blatt gefunden wurde.¹⁵⁴ Im Inventar spricht Schwarz von Püscheln, in denen graphische Blätter in den Truhen liegen. Einige dieser
BSB. Clm 4021d. fol. 2r. Preising: Jagdtrophäe und Schnitzwerk. S. 40 f. Pilz: Willibald Pirkheimers Kunstsammlung. S. 97. Vergleiche hierzu: Preising [u. a.] (Hg.): Artefakt und Naturwunder; Preising/Rief: Neue Funde und Ergänzungen. BSB. Clm 4021d. fol. 16r. BSB. Clm 4021d. fol. 2r. BSB. Clm 4021d. fol. 2r. BSB. Clm 4021d. fol. 10v. BSB. Clm 4021d. fol. 10vf. Beßler: Wunderkammern. S. 76. Künast: Die Graphiksammlung des Augsburger Stadtschreibers. S. 13. Zäh: Der Huf der Nördlinger Hirschkuh.
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Püschel werden von Schwarz als […] Allerlay schlechte Holtzschnitt ¹⁵⁵ beschrieben. Möglichweise meinte er damit die Qualität der Holzschnitte¹⁵⁶ oder er bezog sich auf das Material und meinte grobes Papier. Da er weiter unten konkretisiert, von den Graphiken seien vil nit gantz, und allters halber zerrissen ¹⁵⁷, könnte er mit schlecht auch den Zustand der Blätter gemeint haben. Nur wenige Künstler werden von Schwarz namentlich genannt, daher fällt ein Büschel in Truhe Nr. 1 besonders ins Auge: No. 5. 11 stückh allerlay getruckte gemäl von Albrecht thürrer, Lucas von Loi, und andern künstlichen malern, Item etliche Hopferische stück ¹⁵⁸. Hinter Lucas von Loi verbirgt sich, wie Künast bemerkte, Lucas van Leyden (1494– 1533).¹⁵⁹ Ob die Hopferischen Stück Daniel Hopfer (um 1470 – 1536) oder einen seiner Söhne meinen, bleibt offen. An der Wand notiert Schwarz der hopferische Passion in Kupfer gestochen 13 stuckh ¹⁶⁰, bei der es sich nur um einen unvollständigen – komplett umfasst er 15 Blätter – Holzschnittzyklus von Lambert Hopfer (Lebensdaten unbekannt) nach Albrecht Dürer handeln kann¹⁶¹. .1. Täfelin eingefasst die Lucretia vom Alltengraf[en]¹⁶² meint wahrscheinlich den bekannten Stich ‚Tarquinius vergewaltigt Lucretia‘ von Heinrich Aldegrever (1502 bis zwischen 1551 und 1561) aus dem Jahr 1539¹⁶³ (Abb. 3). Die spätere Version von 1553 trägt nämlich die Aufschrift Lucretia nicht mehr¹⁶⁴, weswegen es fraglich ist, ob Schwarz dort das Bildthema zu erkennen vermocht hätte. Wenig überraschend ist die Nennung von .1. eingebunden buech Ritter S. Georg et divus Maximilianus Caesar von burckhmaier ¹⁶⁵, also den beiden als Paar konzipierten Mehrfarbenholzschnitten Hans Burgkmairs, welche Peutinger nachweislich initiiert und bezahlt hat¹⁶⁶. Auch ein Satz der als ‚Wandereisen-Holzschnitte‘ bekannten Holzschnittreihe, die den Fränkischen Krieg von 1523 bildgewaltig wiedergab, ist verzeichnet: 23 Schlösser so der Schwäbisch bundt Anno 1523 verbrändt ¹⁶⁷. Die Holzschnitte wurden erstmals 1523 von Wolfgang Resch (gest. 1533) publiziert und ab 1536 von Hans Wandereisen (geb. 1523), der Reschs Witwe geheiratet hatte, mehrfach
BSB. Clm 4021d. fol. 11r. So Künast: Die Graphiksammlung des Augsburger Stadtschreibers. S. 13. BSB. Clm 4021d. fol. 11r. BSB. Clm 4021d. fol. 10v. Künast: Die Graphiksammlung des Augsburger Stadtschreibers. S. 13. BSB. Clm 4021d. fol. 14r. Hollstein’s German Engravings. Bd. 15a: Lambert Hopfer to Sebastian Jenet. Hg. von Tilman Falk. Nr. 2– 16. BSB. Clm 4021d. fol 19r. Hollstein’s German Engravings. Bd. 1: Achen–Altdorfer. Hg.von Karel Boon und Fedja Anzelevsky. S. 38. Hollstein’s German Engravings. Bd. 1. S. 39. BSB. Clm 4021d. fol 19r. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 55. S. 97f. Darauf bezugnehmend Falk: Hans Burgkmair. S. 70. BSB. Clm 4021d. fol. 11v.
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aufgelegt.¹⁶⁸ Noch 1580 sind sie im Inventar von Willibald Imhoff (1519 – 1580) mit einem Wert von zwei Pfund und drei Pfennigen angegeben, waren also keineswegs günstig zu erhalten.¹⁶⁹ Ein weiteres zeitgenössisches Ereignis war die Belagerung der Stat Wienn von 1529 ¹⁷⁰, mit der offensichtlich der bekannte Holzschnitt des Nürnberger Verlegers Nikolaus Meldemann (gest. 1532) gemeint sein muss¹⁷¹ (Abb. 4). Die Belagerung der Stadt Wien durch Sultan Süleiman I. (1494– 1566) im Jahr 1529 war eine der publizistisch am meisten beachteten Belagerungen dieser Zeit, und so verwundert es nicht, dass Schwarz auch eine belagerung der Stat Wien Albrecht Dürers ¹⁷² vermerkt, auch wenn Dürer – 1528 verstorben – schwerlich ein solches Werk geschaffen haben kann. Künast vermutete, es handle sich hierbei um Dürers Holzschnitt ‚Die Belagerung einer Festung‘, der mit 1527 datiert ist.¹⁷³ Dagegen spricht, dass hier deutlich eine Festung mit doppeltem Wassergraben und keine Stadt belagert wird (Abb. 5), was Schwarz vermutlich unterscheiden hätte können. Alternativ könnte die von Dürer deutlich signierte und mit 1518 datierte Eisenradierung ‚Die große Kanone‘¹⁷⁴ gemeint sein, welche türkisch gekleidete Männer vor einer Stadtsilhouette zeigt, was Schwarz zu einer Übertragung auf die ihm bekannte Belagerung Wiens verführt haben könnte (Abb. 6). Etlich vil getruckte allte Kaiser von Holtzschnitten an Ain Püschel zusamen gebunden ¹⁷⁵ sind schon von König mit Burgkmairs Holzschnitten für Peutingers Kaiserbuch in Verbindung gebracht worden.¹⁷⁶ Auch die anderen zahlreichen Nennungen von getuschten und gemalten Kaiserköpfen könnten mit seinen ausgedehnten Studien zu diesem Buch im Zusammenhang stehen; belegbar ist dies nicht. Sie waren nach Vorbildern aus Peutingers Münzsammlung entworfen worden, ebenso wie die Kaiserbüsten aus Bronze für das Grabmal Kaiser Maximilians I., deren Konzeption Peutinger übertragen worden war,¹⁷⁷ und an deren Entwürfe man hierbei auch denken möchte. Ebenfalls mit dem Kaiserbuch in Verbindung stehen dürften die vielen Holzstöcke: .3. grosse laden mit truckh mödlen von Holtzschnitten und 2. grosse Schubladin von Hültzernen Patronen in Holtz geschnitten von Allerhand Allten Kaihßern ¹⁷⁸. Zwar vermutete Künast auch Holzstöcke von Maximilians Druckprojekten,¹⁷⁹
Rossner: Die Holzschnitte von 1523. S. 86 f. Rossner: Die Holzschnitte von 1523. S. 87. BSB. Clm 4021d. fol. 2r. Hierzu Düriegl: Die Rundansicht des Niklas Meldemann. BSB. Clm 4021d. fol. 14v. Künast: Die Graphiksammlung des Augsburger Stadtschreibers. S. 12; Meder: Dürer-Katalog. Nr. 272 bzw. Schoch [u. a.]: Albrecht Dürer. Bd. 2. Nr. 260. Schoch [u. a.]: Albrecht Dürer. Bd. 1. Nr. 85. BSB. Clm 4021d. fol. 10v. König: Peutingerstudien. S. 47; Falk: Hans Burgkmair. S. 47. Anm. 265; zuletzt Künast: Die Graphiksammlung des Augsburger Stadtschreibers. S. 13. Oettinger: Die Bildhauer Maximilians. S. 54. BSB. Clm 4021d, beides fol. 16v. Künast: Die Graphiksammlung des Augsburger Stadtschreibers. S. 13.
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doch da 1526 Erzherzog Ferdinand alle Holzmodel, die mit den Projekten des verstorbenen Maximilian in Verbindung standen, eingefordert hatte,¹⁸⁰ ist unwahrscheinlich, dass Peutinger nach 1526 noch Holzmodel der gedechtnus-Werke besaß. Peutingers Mitarbeit an den maximilianischen Druckprojekten erklärt, weshalb sich auffallend viele Zeugen davon im Inventar finden lassen: Ain triumpfwagen von Albrecht thürrer, welcher offenbar an einen Kasten montiert war,¹⁸¹ und zwei Ehrenpforten, eine davon unaufgezogen ¹⁸², die andere an der Diele aufgehängt¹⁸³. Außerdem vier Ausgaben des ‚Theuerdank‘; darunter eine kolorierte Pergamentausgabe¹⁸⁴. In einer Truhe nennt Schwarz die Figuren Auß dem deierdanckh zweifach ¹⁸⁵. Aus der Genealogie Kaiser Maximilians I. sind keine Drucke im Inventar aufgeführt, doch lassen eigenhändige Notizen Peutingers auf den heute in der Staats- und Stadtbibliothek verwahrten Probendrucken dieses gedechtnus-Werks annehmen, dass sie aus Peutingers Nachlass stammen¹⁸⁶. Künast vermutet außerdem Vorzeichnungen des ‚Freydal‘ in Peutingers Besitz.¹⁸⁷ Auch das ‚Gebetbuch Maximilians‘ ist im Inventar nicht genannt, obwohl ein Exemplar am Vorsatz in Peutingers Handschrift vermerkt Imp. Caes. Maximilianus Aug. Opt. Maximus / Librum hunc mihi Chuonrade Peutingero manu sua dono dedit. ¹⁸⁸
Gemälde Peutingers Gemäldesammlung war mit über 70 Gemälden gut bestückt. Leider bezeichnet Schwarz – wenn überhaupt – nur das Motiv, wie beispielsweise .1. Mappa wie die Judith Holofernum enthaubtet ¹⁸⁹ oder Lucretiae bildnus ¹⁹⁰. Beides waren überaus beliebte Sujets der deutschen Renaissance und lassen sich schon deshalb keinem konkreten, erhaltenen Bild zuordnen. Überhaupt lässt sich, wie schon bei der Graphik, mangels genauerer Angaben kaum ein Bild der Sammlung bestimmen. Meint .1. Albrecht dürerisch Kunststück Illuminiert uff Pergamen ¹⁹¹ einen kolorierter Holzschnitt oder eine Zeichnung auf Pergament? .1. gemallt Ablang täfelin von Hansen Böham
König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 260. BSB. Clm 4021d. fol 7r. BSB. Clm 4021d. fol. 17r. BSB. Clm 4021d. fol. 15r. BSB. Clm 4021d. fol. 37r. BSB. Clm 4021d. fol. 11r. So schon Geißler: Hans Burgkmairs Genealogie. S. 252. Die Signatur der Blätter lautet: SuStBA. Graph Burgkmair 6,1-100. Künast: Die Graphiksammlung des Augsburger Stadtschreibers. S. 16f. Vatikanstaat. Biblioteca Apostolica Vaticana. Ott. Lat. 577. Fol. a1r. Zu diesem Exemplar siehe Zäh: Konrad Peutingers Exemplar. BSB. Clm 4021d. fol. 4v. BSB. Clm 4021d. fol. 13v. BSB. Clm 4021d. fol. 14v.
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gemacht ¹⁹² muss ein kleines Querformat von Hans Sebald Beham meinen, doch mit welchem Motiv? Aufmerken lässt der Eintrag: .2. Gemallte taflen von […] Wassernfarben von Hiervominir Buschen gemacht. S. Anthonius Anfechtung ¹⁹³, welche an der Wand aufgehängt waren. ‚Die Versuchung des Heiligen Antonius‘ ist von Hieronymus Bosch (zwischen 1460 und 1516) in drei Ausführungen erhalten¹⁹⁴, doch ein Diptychon, wie das Inventar es nennt, ist bisher nicht bekannt. Allerdings zeigt eine Zeichnung Hans Burgkmairs um 1503 dieses Motiv zusammen mit Dämonen, wie sie für Bosch typisch wären (Abb. 7). Bei der engen Beziehung des Künstlers mit Peutinger¹⁹⁵ ist die Annahme naheliegend, dass Burgkmair eine Studie nach Peutingers Tafeln schuf. Ebenfalls von Burgkmairs Hand ist die heute im Museum Thyssen-Bornemisza verwahrte Grablegung; durch ein im Blid platziertes Peutingerwappen muss es sich um einen Auftrag des Humanisten handeln.¹⁹⁶ Doch nur einmal nennt Schwarz eine Grablegung: In der Kapelle befand sich 1. Illuminiert täfelin die begrebnus Christi. Doch da Burgkmairs Bild in Madrid mit 66,3 x 118,3 cm zu groß für die Bezeichnung täflin ist, handelt es sich bei Letzterem wohl um ein anderes Bild. Eindeutig zu identifizieren ist der Bildtypus Maximiliani Primi Contrafeth Alls Er tod gewesen ¹⁹⁷, bei dem es sich um eine der zahlreichen Kopien von Maximilians Totenbildnis des Monogrammisten A.A. handeln muss¹⁹⁸. Neben weiteren Portraits Maximilians¹⁹⁹ finden sich auch mehrere Bilder anderer Herrscher. .1. Groß Contrafeth Kaijser Friderici uff tuch von Wasserfarben ²⁰⁰ dürfte Kaiser Maximilians Vater Friedrich III. (1415 – 1493) meinen, denn von Friedrich I. und II. gab es keine authentischen Portraits. Das Gemälde mit Taten Kaiser Friedrichs I., welches Peutinger von Bild 1527 erhielt,²⁰¹ kann aufgrund der Bezeichnung Contrafeth, also Portrait, nicht gemeint sein und lässt sich im Inventar nicht identifizieren. Ebenfalls unsicher ist die Bestimmung von .1. stücklin Solimanj bildnus sambt seinem Erben. ²⁰² Das Portrait Süleimans des Prächtigen dürfte auf das berühmte Portrait aus der Bellini-Werkstatt
BSB. Clm 4021d. fol. 20r. BSB. Clm 4021d. fol. 18v. Im Eremiten-Triptychon in Venedig, einem durch maltechnische Analysen Bosch neu zugeschriebenen Fragment in Kansas City und dem Antonius-Altar, ebenfalls ein Triptychon, in Lissabon. Vgl. hierzu: Ilsink [u. a.]: Hieronymus Bosch. S. 122, 132 und S. 140. Hierzu zuletzt West: Conrad Peutinger and the Visual Arts. Wie Lübbeke nachgewiesen hat, handelt es sich dabei nicht um die Predella des Kreuzigungsaltars. Siehe hierzu Lübbeke: Early German Painting. S. 176 f. BSB. Clm 4021d. fol. 15r. Erich Egg: Totenbildnis Kaiser Maximilians I. In: Kulturreferat des Landes Tirol (Hg.): Maximilian I. Kat.-Nr. 259. S. 66. Kayser Maximiliani .1. Bildnuß. BSB. Clm 4021d. fol. 14v und .1. In Holtz geschnitten bildtnus Kaiser maximiliani in holtz. BSB. Clm 4021d. fol. 15r. BSB. Clm 4021d. fol. 3r. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 265. S. 420. BSB. Clm 4021d. fol. 14v.
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zurückgehen. Wer als sein Erbe dargestellt ist, bleibt unklar. Möglicherweise handelte es sich um Süleimans Sohn Selim II. (1524– 1574), der aber erst 1566 und damit für Konrad Peutinger zu spät den Thron bestieg. Möglicherweise handelte es sich um ein Doppelbildnis von Sultan Mehmet II. (1429 – 1481) und Sultan Süleiman, wie dies für ein ähnlich bezeichnetes Portraitpaar der Münchner Kunstkammer angenommen wird.²⁰³ Die Doppelbildnisse mit der Bezeichnung .2. Contrafeth Kunig ludwig und sein Gemahel von Wasserfarben ²⁰⁴ bzw. .2. Prustbildlen König Ludwig und sein Gemahel ²⁰⁵ zeigten angesichts des Milieus von Peutinger sicher nicht Louis XII. (1462– 1515) und Anne de Bretagne (1477– 1514), sondern Ludwig II. von Ungarn und Böhmen (1505/06 – 1526) und Maximilians Enkeltochter Maria (1505 – 1558). Wahrscheinlich handelte es sich hier um eine Kopie des Doppelbildnisses aus der Hand von Hans Krell (gest. 1586).²⁰⁶ No. 1. die Römische Schlacht Adcannas von Wasserfarben auff tuech gemallt ²⁰⁷ könnte einen Entwurf von Burgkmairs ‚Schlacht von Cannae‘ von 1529 für Wilhelm V. von Bayerns Historienzyklus²⁰⁸ meinen. Es stellt sich aber auch die Frage, ob es mit Hans Schäufelins (um 1482/83 – 1539/40) Holzschnitt zu diesem Thema in Verbindung steht.²⁰⁹ Dass damit der Riesenholzschnitt mit den Maßen 75,5 x 109,5 cm selbst gemeint sein könnte, ist unwahrscheinlich. Auf Leinwand sind Holzschnitte nicht gedruckt worden, und selbst wenn der Druck nachträglich auf Leinwand aufgezogen worden wäre, hätte Schwarz dies wohl vermerkt. Denn ebenso, wie er illuminierte Druckgrafik eigens benennt, sind auf Leinwand gezogene Holzschnitte penibel aufgeführt²¹⁰. Aufgrund mangelnder Materialangaben bleibt auch .1. gemallt Renotzer bild ²¹¹ unklar: War es ein kolorierter Holzschnitt oder ein Gemälde nach einem der berühmten Nashörner, wie Dürer und Burgkmair sie 1515 als Holzschnitte herausgebracht hatten?²¹² Der Terminus gemalt schließt eine Vorzeichnung von Burgkmair oder Dürer aus, da diese als Visierung oder als gerissen bild bezeichnet worden wäre. Insgesamt fällt auf, dass Peutinger auffallend viele Bilder von Tieren besaß: Hasen²¹³, Enten²¹⁴, eine Henne²¹⁵, einen Habicht²¹⁶ und einen unbenannten Vogel²¹⁷,
Claus-Peter Haase/Peter Diemer: Gemaltes Bildnis: zwei türkische Sultane mit Namen Mehmet und Süleyman. In: Diemer (Hg.): Die Münchner Kunstkammer. Bd. 2. S. 876 f. Nr. 2927. BSB. Clm 4021d. fol. 16r. BSB. Clm 4021d. fol. 14v. Wuschel: Der Maler Hans Krell. S. 80. BSB. Clm 4021d. fol. 11r. Hierzu Goldberg: Die Alexanderschlacht. S. 38 – 42. Anzelewsky: Die Schlacht bei Cannae. BSB. Clm 4021d: i. Indianisch Mappen uff Tuech gezogen. auf fol. 2r sowie Kayser Maximiliani erenporten von Albrecht Thürern gemaht. Auff tuech gezogen. auf fol. 78r. BSB. Clm 4021d. fol. 15r. Yasmin Doosry: Rhinozerus. In: Schoch [u. a.]: Albrecht Dürer. Bd. 2. Nr. 241, v. a. S. 423. BSB. Clm 4021d. fol. 18v. BSB. Clm 4021d. fol. 18v.
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meist auf Holz oder Leinwand und daher wohl in Tempera gemalt, der gängigen Gemäldetechnik. Ob es sich bei dem Vogel um das von Konrad Gesner (1516 – 1565) überlieferte Bild eines Paradiesvogels handelt, dessen Vorlage er von Peutinger erhalten hatte²¹⁸, lässt sich leider nicht klären. Besonders auffallend ist die Nennung von .1. Grosse tafel von wasserfarben, mit 4. weissen Pferden ²¹⁹. Das Bildthema von isoliert dargestellten Pferden gilt als Erfindung Hans Baldung Griens (1484/85 – 1545), der 1534 sechs bzw. sieben Pferde im Holzschnitt herausbrachte²²⁰. Allerdings hatte er bereits Ende 1518 das Sujet von vier kämpfenden Pferden im ‚Gebetbuch Kaiser Maximilians I.‘ verwendet. Nachweislich war Peutinger für die Vermittlung von Vorlagen an die Künstler bei diesem maximilianischen Projekt zuständig²²¹, weswegen ein Zusammenhang der vier kämpfenden Pferde des Gebetbuches mit der Tafel in seinem Haus naheliegt. Viele dieser Tierdarstellungen sind an der Wand, also hängend verzeichnet, darin ebenbürtig neben römischen Historiengemälden, Portraits und berühmten Holzschnitten, obwohl nach gängiger Meinung Tierstillleben in der frühen Renaissance unüblich waren²²². Ähnliche Bilder haben sich selten erhalten, und wenn, dann überwiegend auf Pergament²²³ und nicht wie bei Peutinger auf Leinwand oder Holz, was wiederum gegen Werkstattstudien und für eigenständige Gemälde spricht. Daraus aber eine Wertschätzung dieser Gemälde als Kunstobjekte abzuleiten, ist verfrüht: Auch bei den weit verbreiteten und deswegen besser untersuchten Naturabgüssen ist umstritten, ob sie als Kunstwerk oder Naturstudie verstanden wurden²²⁴. Insgesamt lässt sich aber ein ausgeprägtes Interesse an Tierdarstellungen und ‐präparaten bei Peutinger festhalten. Wie Künast bemerkt, sind außer Lucas von Leyden keine weiteren Künstler außerhalb des deutschsprachigen Raumes namentlich erwähnt. Auch betont er überzeugend, dass es schwer vorstellbar sei, dass Peutinger keine italienische oder französische Graphik besaß, zumal seine Bücher vor allem in jenen Ländern aufgelegt worden waren.²²⁵ Allerdings gibt es Hinweise auf italienische Kunstwerke wie .1. Italienisch Kartenspil. ²²⁶. Bei […] Contrafeth […] von etlichen Stainin säulen ²²⁷ könnte ein Blatt aus einem italienischen Architekturtraktat gemeint sein, und ein unvollständiger
BSB. Clm 4021d. fol. 7r. Am Außen Lid eines Kästchens i. gemallter Habich uff tuech. BSB. Clm 4021d. fol. 7v. BSB. Clm 4021d. fol. 11v. Kusukawa: The Sources of Gessner’s Pictures (URL). S. 311. BSB. Clm 4021d. fol. 13v. Sroka: Das Pferd als Metapher. S. 263. Herberger: Conrad Peutinger. S. 27. Anm. 84. Vergleiche hierzu: Jacob-Friesen: Tierstillleben. Auer/Seipel (Hg.): Die Entdeckung der Natur. Kat. 2.25–2.29. Gramaccini: Das genaue Abbild der Natur. S. 204. Künast: Die Graphiksammlung des Augsburger Stadtschreibers. S. 13. BSB. Clm 4021d. fol. 15v. BSB. Clm 4021d. fol. 11v.
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Zyklus von Baccio Baldinis 24 Propheten verbirgt sich wahrscheinlich hinter .2i. Kupferstich Allerlay Propheten. ²²⁸. Nicht zuletzt hat auch das oben genannte Portrait Süleimans italienische Ursprünge. Gewiss gab es weitere Objekte aus Italien oder Frankreich, die aber infolge Schwarz’ ungenauer Bezeichnungen nicht mehr zu identifizieren sind.
Fragen zur Zugänglichkeit der Sammlung Die Rezeption von Kunstwerken, die in dem Inventar genannt werden, durch Burgkmair und Baldung zeigt, dass Peutingers Sammlung für Künstler zugänglich gewesen sein muss. Auch Jörg Breu d. Ä. dürfte von Peutinger Nielli gezeigt bekommen haben, die er in Kaiser Maximilians Gebetbuch kopierte²²⁹. Eine groß indianisch Tartsche und eine Ankeraxt, wie sie das Inventar nennen, finden sich in zwei Zeichnungen Burgkmairs im British Museum²³⁰. Burgkmair war es auch, der Balthasar Springers Bericht seiner Ostindienfahrt von 1509 mit illustrierte und später für Kaiser Maximilians Triumphzug indigene Krieger entwarf. Beide Druckwerke zeigen Menschen mit Federschmuck, für die Burgkmair authentisches Material vorgelegen haben muss.²³¹ Ihre Vorbilder in den verdorbenen Federkleidern aus Peutingers Haus zu vermuten, liegt nahe. Eine Kopie nach dem berühmten Süleimanportrait der Bellini-Werkstatt in dem 1545 an König Heinrich VIII. von England übergebenen ‚Eton-Codex‘ von Hans Tirol und der Breu-Werkstatt könnte von Peutingers Gemälde abstammen (Abb. 8). Auch für die in diesem dreibändigen Werk und seinem vierbändigen Nachfolger, dem ‚EscorialCodex‘, verarbeiteten Kaiserportraits und Wappenfolgen dürfte die Breu-Werkstatt auf Peutingers Sammlung zurückgegriffen haben.²³² Offensichtlich ist der Einfluss von Peutingers Kunstsammlung für die Augsburger Kunstproduktion größer gewesen als bisher wahrgenommen, und es ist zu hoffen, dass die Publikation des Inventars weitere Funde ermöglichen wird.
Vergleich mit Willibald Pirckheimers Sammlung Selbstverständlich ist das Inventar selbst viel umfangreicher, als hier wiedergegeben werden kann. Gemeinsam mit dem etwas späteren Nachtrag ist es eine zentrale Quelle für die Augsburger Kunstgeschichte. Um seine Ausmaße besser einordnen zu können,
BSB. Clm 4021d. fol. 15v. Obwohl die Serie als einflussreich gilt, ist sie nur wenig untersucht. Siehe hierzu: Pollack: Baccio Baldini. S. 72. Schon Chmelarz erkannte die Zeichnungen Jörg Breus als Kopien italienischer Nielli. Siehe hierzu Chmelarz: Das Diurnale oder Gebetbuch. S. 99. London, British Museum. Mus. Nr. SL,5218.128 und SL,5218.129. Ramminger: Wir haben heute seltsame Dinge gesehen. S. 70. Hierzu: Lange: Die Augsburger Prachthandschriften. S. 22.
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bietet sich ein Vergleich mit dem Hausrat Willibald Pirckheimers an. Diesen hat Kurt Pilz aus Teilungsinventaren und Pirckheimers Briefwechsel erschlossen, wobei er betont, dass die Quellen einander stellenweise widersprechen und der Überblick unvollständig bleibt. ²³³ Beispielsweise ist eine Bronzensammlung überliefert, doch ihr Umfang und Charakter lassen sich anhand der erhaltenen Inventare nicht ermitteln.²³⁴ Besonders deutlich ist der Unterschied beim Vergleich der Gemäldesammlungen: Pirckheimers Teilungsinventar von 1531 listet sechs Gemälde auf ²³⁵, das spätere Teilungsinventar von 1536 nennt 20 Tafeln ²³⁶. Damit steht Pirckheimers Gemäldesammlung hinter Peutingers Sammlung mit über 70 als Gemälde identifizierbaren Nennungen weit zurück. Etwas umfangreicher, als Peutingers Inventar angibt, scheint dagegen Pirckheimers Keramik- und Gläsersammlung gewesen zu sein: laut Pilz besaß er 184 Glaswaren.²³⁷
Ausblick Noch ist über das Sammlungswesen der Humanisten um 1500 wenig bekannt und nur vereinzelt sind Sammlungen rekonstruiert worden²³⁸. Doch möglicherweise gibt es neben den bereits bekannten Inventaren und dem nun vorgestellten Peutinger-Inventar weitere humanistische Hausstände, deren Dokumentationen noch nicht aufgearbeitet sind. Für die weitere Erforschung der deutschen Renaissance wird die angekündigte Edition des Schwarz’schen Inventars gewiss neue Perspektiven eröffnen und es ist zu hoffen, dass ein detaillierter Vergleich der erhaltenen Inventare weitere Informationen zu Kunstsammlungen abseits der großen Höfe preisgibt. Ebenso könnte eine gezielte Untersuchung der umfangreichen Briefwechsel zwischen den europäischen Humanisten weitere Hinweise zum Handel und Tausch von Kunstgegenständen liefern, doch waren entsprechend groß angelegte Recherchen im Zusammenhang mit dieser Tagung nicht möglich. Der Einblick in Peutingers Hausstand zeigt deutlich, dass die Forschung bisher sein Kunstverständnis zu Gunsten seiner offensichtlichen koordinatorischen Fähigkeit unterschätzt hat. Offenbar war er für mehrere Zeitgenossen eine zentrale Ansprechperson in Kunstfragen, wie sein Briefwechsel belegt. Es ist also anzunehmen, dass Peutinger auch Maximilian I. gegenüber weit mehr war als ein Vermittler zwischen Kaiser und Künstlern, wenn auch vorläufig offenbleiben muss, wie weit sein Einfluss wirklich reichte.
Pilz: Willibald Pirkheimers Kunstsammlung. S. 104. Pilz: Willibald Pirkheimers Kunstsammlung. S. 104. Pilz: Willibald Pirkheimers Kunstsammlung. S. 101. Pilz: Willibald Pirkheimers Kunstsammlung. S. 103f. Pilz: Willibald Pirkheimers Kunstsammlung. S. 102. So beispielsweise die Graphiksammlung von Hartmann Schedel. Siehe hierzu: Hernad: Die Graphiksammlung.
Abb. 1: Karte von Mitteleuropa (Germania-Karte des Nikolaus von Kues). Kupferstich (1491), Blattmaße 52 x 36 cm. Eichstädt 1491. Kartenabteilung, Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Inventar-Nr.: Kart.L 23
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Abb. 2: [Rasselband aus Ahovai-Nussschalen]. Karl von Clusius: Exoticorum libri decem […]. Leiden [Raphelengius] 1605. S. 232
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Abb. 3: Heinrich Aldegrever und Georg Pencz: Tarquinius vergewaltigt Lucretia. 1539. Kupferstich auf Papier, Blattmaße 11,8 x 7,7 cm. Amsterdam, Rijksmuseum. Objektnr. RP-P-OB-2680
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Abb. 4: Hans Sebald Beham: Belagerung der Stadt Wien. Gedruckt von sechs Holzstöcken von Niklas Meldemann. Holzschnitt 1529, Blattmaße 81,2 x 85,6 cm. Wien, Albertina, Inv. Nr. DG1960/1197
Abb. 5: Albrecht Dürer: Belagerung einer Festung. 1527, Holzschnitt, Blattmaße ca. 23,3 x 73 cm. Wien, Albertina, Inv. Nr. DG1934/504
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Abb. 6: Albrecht Dürer: Die Große Kanone. Kupferstich 1518. Blattmaße 22,5 x 33,2 cm. Wien, Albertina, Inv. Nr. DG1930/1552
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Abb. 7: Hans Burgkmair: Versuchung des heiligen Antonius. Zeichnung. Stockholm
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Abb. 8: Hans Tirol und Werkstatt des Jörg Breu: Sultan Süleiman. Eton-Codex. Fol. 15r
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Humanistische Gemeinschaftsbildung zwischen Reichspolitik, Geschichtsschreibung und Antiquarianismus Konrad Peutingers ‚Sermones convivales‘
I. Als Konrad Peutinger im Jahre 1505 beim Augsburger Drucker Erhard Ratdolt eine kleine, aber repräsentativ gestaltete Ausgabe von 23 römischen Inschriften aus Augsburg und dessen näherer Umgebung verlegen ließ, verantwortete er damit nicht weniger als die erste im Druck erschienene Edition eines antiken epigraphischen Korpus überhaupt.¹ Während die Vorbilder aus dem Italien des 15. Jahrhunderts, an denen er sich für seine Unternehmung orientieren konnte, lediglich in handschriftlichen Abschriften zugänglich waren,² scheint es Peutinger nicht ausgereicht zu haben, die teils von ihm selbst, teils von Augsburger Bürgern oder Geistlichen aufgefundenen Inschriften für sich und das überschaubare lokale Netzwerk derjenigen, die an der schriftlichen wie materiellen Überlieferung der antiken Augusta Vindelicorum interessiert waren, zugänglich zu machen und zu dokumentieren.³ Vielmehr zielte er
Konrad Peutinger: Romanae vetustatis fragmenta in Augusta Vindelicorum et eius dioecesi. Augsburg: Erhard Ratdolt, 24. September 1505. VD-16: P 2079; vgl. hierzu Ramminger: The Roman Inscriptions of Augsburg; Wood: Early Archeology and the Book Trade; Ott: Konrad Peutinger und die Inschriften. Zu den italienischen Vorbildern für Peutingers Inschriftensylloge s. Ott: Konrad Peutinger und die Inschriften. S. 278 – 283. Dass Peutinger die Auffindung der edierten römischen Inschriften als Gemeinschaftsaufgabe Augsburger Bürger und Kanoniker verstanden wissen wollte, geht aus seinem Vorwort an den Leser zu Beginn der Ausgabe hervor (s. das Zitat unten in Anm. 7); vgl. Lutz: Conrad Peutinger. S. 43. Zur Sodalitas Augustana oder Peutingeriana, Peutingers lokalem Gelehrtennetzwerk im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts, s. Treml: Humanistische Gemeinschaftsbildung. S. 62– 64; J.-D. Müller: Konrad Peutinger und die Sodalitas Peutingeriana; Ott: Konrad Peutinger und die Inschriften. S. 275 – 276 und Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 7, der darauf hinweist, dass dieses nur zwischen den Jahren 1504 und 1507, mithin im zeitlichen Umfeld der beiden in diesem Beitrag besprochenen Werke, historisch wirklich greifbar ist. Für eine Annäherung an die humanistischen Sodalitäten nördlich der Alpen, die als lockerer Zusammenschluss von humanistisch Gebildeten und Interessierten zu denken sind, s. Lutz: Die Sodalitäten im oberdeutschen Humanismus; für einen grundsätzlichen Versuch, den Begriff der sodalitas im Horizont humanistischer Gemeinschaftsbildung nördlich der Alpen ausgehend von den Initiativen Conrad Celtis’ historisch zu bestimmen, s. Entner: Was steckt hinter dem Wort. https://doi.org/10.1515/9783110575040-009
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mit seiner Ausgabe darauf ab, die soeben gehobene antike epigraphische Überlieferung seiner Heimatstadt überregional bekannt zu machen.⁴ Die hohe Bedeutung, die Peutinger einer Verbreitung seiner antiquarischen Rechercheergebnisse beimaß, wird schon darin sichtbar, dass der Drucker Erhard Ratdolt für die Herstellung der Ausgabe in eigens dafür passende Druckstöcke investieren musste.⁵ Einen wesentlichen Beweggrund für diesen Aufwand geben die Paratexte zu erkennen, die den repräsentativen Abdruck der 23 Inschriften rahmen.⁶ So erfährt der Leser, den Peutinger zu Beginn seines Druckes anspricht, dass es niemand geringerer als Maximilian I. gewesen sei, der ihn zur Veröffentlichung der mithilfe seines Netzwerks aufgefundenen Inschriften angehalten habe.⁷ Die Motivation für das Editionsprojekt speist sich somit weniger nur aus einer rein altertumswissenschaftlichen Interessenlage, sondern diese siedelt sich vielmehr und dezidiert auch auf einer politischen Ebene an.⁸ Welche politische Relevanz Peutingers epigraphischer Erschließungsarbeit zukommt, deutet sich am Ende der Ausgabe in einem Gruß der zu diesem Zeitpunkt erst knapp vierjährigen Tochter Peutingers Juliana an Maximilian an,⁹ in dem diese den
Vgl. Ott: Konrad Peutinger und die Inschriften. S. 283 f. und S. 286 – 289. Zu Ratdolts Beitrag an den ‚Romanae vetustatis fragmenta‘ vgl. Wood: Early Archeology and the Book Trade. S. 85 – 87; zu ihm im Kontext des Augsburger Druckerwesens des 15. und 16. Jahrhunderts s. Künast: Getruckt zu Augspurg, passim; zu seinen Beziehungen nach Italien s. Reske: Erhardt Ratdolts Wirken. Edition der ‚Romanae vetustatis fragmenta‘ mit Faksimile des Drucks von 1505 und deutscher Übersetzung in: Ferber/G. M. Müller (Hg.): Ein Augsburger Humanist. S. 68 – 137. Die nachstehenden Zitate und Übersetzungen folgen dieser Ausgabe. Peutinger: Romanae vetustatis fragmenta. S. 68 f.: Dn Imp Caes Maximiliani P F Augusti Inuicti et Foelicissimi Principis iussu mandatoque Romanae uetustatis inscriptionum fragmenta in hac urbe Augusta Vindelicorum et eius dioecesi marmoreis lapidibus priscam illam erudicionem et nobilitatis uestigia prae se ferentia non sine uenerandae sodalitatis litterariae Augustanae, tam maioris ecclesiae canonicorum quam conciuium nostrorum, ope a nobis perquisita et conlecta Erhardo Ratoldo conciui nostro artis impressoriae opifici diligenti et docto dedimus imprimenda („Auf Befehl und Geheiß des Herrn und Kaisers Caesar Maximilian Pius Felix, des unbesiegbaren Augustus und allerglücklichsten Princeps haben wir intensiv nach Überresten der Inschriften aus dem römischen Altertum in unserer Stadt Augsburg und deren Diözese, die auf steinernen Denkmälern jene alte Bildung und Spuren einstmaliger Vortrefflichkeit bezeugen, unter Mithilfe der verehrten Gelehrten Gesellschaft Augsburgs – darunter sowohl Kanoniker unserer Kathedralkirche als auch unsere Mitbürger – gesucht und diese gesammelt. Bei unserem Mitbürger Erhard Ratdolt, einem gewissenhaften und gelehrten Meister des Buchdrucks, haben wir sie in Druck gegeben“; Übersetzung: Jasmin Dorner und Madlen Renner). Vgl. Ott: Konrad Peutinger und die Inschriften. S. 277 f. Julianas Ansprache datiert auf Maximilians Besuch in Augsburg im Jahr 1504 (zu Maximilians Aufenthalten in Augsburg s. die Aufstellung in Böhm: Die Reichsstadt Augsburg. S. 389 – 392). Geboren 1500, starb sie bereits 1506. In der Titelei der Ansprache gibt Peutinger das Alter seiner Tochter exakt an (Peutinger: Romanae vetustatis fragmenta. S. 136 f.): Acclamatio publica ad Inuictum Caes Maximilianum P F Augustum Iulianae Peutingerin puellae Augustensis nactae tunc Annos III, M X, Dies XXIIII („Öffentliche Ansprache an den unbesiegbaren Kaiser Maximilian, den
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Dank an den Angesprochenen für seine wohlwollende Förderung Augsburgs mit einem Hinweis auf die römische Gründung der Stadt zu Ehren des Augustus verbindet.¹⁰ Als eindrucksvoller Nachweis für die antiken Ursprünge der Stadt will die Inschriftensammlung ganz offensichtlich eine besondere Affinität zwischen dieser und einem römischen König hervorheben, der in Reaktion auf entsprechende Angriffe aus dem humanistischen Italien die programmatische Kontinuität zwischen römischem und deutschem Kaisertum wieder stärker zu betonen trachtete.¹¹ Peutingers Edition von 23 römischen Inschriften aus Augsburg und Umgebung steht am Beginn einer sich sukzessive intensivierenden Interessenlage süddeutscher Humanisten, das antike Erbe am Nordrand des ehemaligen römischen Reichs zu heben, auszuwerten und zugänglich zu machen,¹² deren Dynamik sich in Augsburg selbst eindrücklich in der 1595 erschienenen Inschriftenedition Marcus Welsers manifestierte, die, auf Peutingers Ausgabe aufbauend,¹³ ein um ein Vielfaches erweitertes und mit Kommentaren versehenes epigraphisches Textkorpus vereinte.¹⁴ Doch dieses für den süddeutschen Humanismus spezifische Forschungsfeld, an dessen Etablierung Peutinger maßgeblichen Anteil hatte, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aufmerksamkeit deutscher Humanisten am Altertum vor allen Dingen den geo-
Augustus Pius Felix, von Juliana Peutinger, die zu diesem Zeitpunkt drei Jahre, zehn Monate und 24 Tage alt war“; Übersetzung: Jasmin Dorner und Madlen Renner). Peutinger: Romanae vetustatis fragmenta. S. 136 f.:Vrbs Augusta Vindelicorum, Sacratissime Caesar, unde michi origo est, Diuo Augusto olim dedicata atque ab eius priuigno Drusu Tib Neronis et Liuiae Drusillae fil restituta a te nunc, Optimo Sacri Ro Imperii moderatore, mirum in modum aucta atque amplificata est. Bonum faustumque Maiestati domuique tuae! Sic enim nos perpetuam felicitatem et laeta huic rei publicae praecari aestimamus („Die Stadt Augsburg, ehrwürdigster Kaiser, die meine Heimat ist, wurde einst dem vergöttlichten Augustus zu Ehren gegründet und von dessen Stiefsohn Drusus, dem Sohn des Tiberius Nero und der Livia Drusilla, errichtet. In der Gegenwart wurde sie nun von dir, bestem Lenker des Heiligen Römischen Reiches, auf wunderbare Weise gefördert und erweitert. Glück und Wohlergehen Dir, Majestät, und Deinem Haus! Denn auf diese Weise glauben wir beständiges Glück und Segen auch für unsere Stadt zu erbitten“; Übersetzung: Jasmin Dorner und Madlen Renner). Zur Strategie Peutingers, seine Familie, insbesondere auch deren weibliche Mitglieder, für seine humanistischen Ambitionen in Dienst zu nehmen, s. Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 7 f.; zu Margarete Peutinger, geb. Welser s. Hess: Lateinischer Dialog und gelehrte Partnerschaft. S. 127– 131 und S. 134– 137 sowie Plößl: Margarete Peutinger; zur früh verstorbenen Juliana: Hess: Lateinischer Dialog und gelehrte Partnerschaft. S. 131 f.; zu den vielfältigen Beziehungen Maximilians zu Augsburg vgl. grundlegend und umfassend Böhm: Die Reichsstadt Augsburg. Zur Einordnung der Inschriftenedition in den deutschen Humanismus des beginnenden 16. Jahrhunderts und dessen Verhältnis zur humanistischen Kultur Italiens s. G. M. Müller: Konrad Peutinger und der Humanismus; vgl. auch Kap. IV dieses Aufsatzes. S. grundlegend Ott: Die Entdeckung des Altertums; zum humanistischen Gesamtkontext vgl.Weiss: The Renaissance Discovery. Eine erweiterte Ausgabe von Peutingers eigener Inschriftensammlung erschien 1520 in Mainz; vgl. Ott: Konrad Peutinger und die Inschriften. S. 288 mit Anm. 59. Marcus Welser: Antiqua quae Augustae Vindelicorum extant Monumenta. In: Ders.: Rerum Augustanarum Vindelicarum libri octo. Venedig 1594. S. 199 – 274; vgl. hierzu: Stenhouse: Reading Inscriptions. S. 140 – 148 und knapp Ott: Die Entdeckung des Altertums. S. 287 f.
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und ethnographischen Informationen zum antiken Germanien galt.¹⁵ Das aufflammende Interesse italienischer Humanisten an der antiken Topographie der Apenninenhalbinsel adaptierend¹⁶ und als Reaktion auf das von diesen verbreitete Vorurteil vom barbarischen Deutschland,¹⁷ das wiederholt mit den Auskünften antiker Ethnographen über das antike Germanien begründet wurde, begannen deutsche Humanisten in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, sich immer intensiver mit diesem zu beschäftigen.¹⁸ Verstärkt durch die ersten Druckeditionen der soeben wiederentdeckten ‚Germania‘ des Tacitus,¹⁹ welche den Bestand an antiken Informationen über Geographie und Bevölkerung jenseits der Nordgrenzen des römischen Reiches beträchtlich erweiterte, entstand so eine rege Forschungstätigkeit, die in eigentümlicher Verschränkung sowohl dem antiken Germanien wie dem zeitgenössischen Deutschland galt und die zunächst vor allem dazu diente, die Vorurteile von jenseits der Alpen dahingehend zu entkräften, dass die Auffassung vom barbarischen Deutschland mit Blick auf die Gegenwart unzutreffend und in Hinsicht auf das antike Germanien, das in Übereinstimmung mit der italienischen Sichtweise als direkter Vorläufer von jenem angesehen wurde, zumindest zu differenzieren sei.²⁰ Entscheidender Archeget dieses zentralen Betätigungsfelds des deutschen Humanismus war Conrad Celtis, dem zum einen eine Edition der taciteischen ‚Germania‘ zu verdanken ist, welche, obzwar schon die zweite Ausgabe nördlich der Alpen darstellend, die Exegese dieses für die Erforschung des germanischen Altertums so ein-
Vgl. u. a. Borchardt: German Antiquity in Renaissance Myth; Ridé: L’image du Germain. S. G. M. Müller: Die ‚Germania Generalis‘ des Conrad Celtis. S. 233 – 267 sowie des Weiteren Clavuot: Summa oder Neuschöpfung; Clavuot: Porträt und historisch-geographische Legitimation. S. grundlegend Amelung: Das Bild der Deutschen, sowie Münkler [u. a.]: Nationenbildung. S. 130 – 141 (auch mit Blick auf entsprechende Vorurteile gegenüber den Franzosen) und Hirschi: Wettkampf der Nationen. S. 243 – 249. S.u. a. Krebs: Negotiatio Germaniae. Die beiden im Titel dieser Arbeit genannten italienischen Humanisten Enea Silvio Piccolomini und Giannantonio Campano weisen darauf hin, dass auch die Impulse für die humanistische Auseinandersetzung mit dem antiken Germanien und dem zeitgenössischen Deutschland von der Apenninenhalbinsel ausgegangen sind. In der Tat erwies sich Enea Silvio Piccolominis ‚Germania‘, entstanden 1457/1458 im Kontext einer kirchenpolitischen Kontroverse zwischen dem deutschen Episkopat und der Kurie, als wesentliche Anregerin für die deutschen Humanisten, sich mit ihrer eigenen Vergangenheit und dem antiken Germanien zu beschäftigen, in welchem sie die Ursprünge Deutschlands und der Deutschen verorteten; vgl. zu dieser Schrift G. M. Müller: Die ‚Germania Generalis‘ des Conrad Celtis. S. 250 – 257 sowie Krebs: Negotiatio Germaniae. S. 111– 156. S. Tiedemann: Tacitus und das Nationalbewusstsein; Joachimsen: Tacitus im deutschen Humanismus; Krapf: Germanenmythos und Reichsideologie; Muhlack: Die Germania im deutschen Nationalbewusstsein. S. 133 – 144; Kelly: Tacitus noster; Münkler [u. a.]: Nationenbildung. S. 163 – 168 sowie Mertens: Die Instrumentalisierung der ‚Germania‘. Immer noch grundlegend und nicht ersetzt Joachimsen: Geschichtsauffassung und Geschichtsschreibung; vgl. auch Münkler [u. a.]: Nationenbildung. S. 210 – 233 sowie den Überblick über die Auseinandersetzung deutscher Humanisten mit dem antiken Germanien und dessen Verhältnis zum zeitgenössischen Deutschland bis Beatus Rhenanus in Mundt: Beatus Rhenanus. S. 497– 532; vgl. Treml: Humanistische Gemeinschaftsbildung. S. 155 – 178 im Hinblick auf die gemeinschaftsbildende Funktion dieses Forschungsfeldes für die deutschen Humanisten.
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schlägigen Werks erst maßgeblich anstieß, und der zum anderen auch die ersten frühneuzeitlichen Schriften zu diesem Forschungsgebiet vorlegte.²¹ Zu seinen wichtigsten Leistungen gehörte jedoch die Etablierung eines ebenso ausgedehnten wie engmaschigen Netzwerks von Gleichgesinnten, die gemeinsam und in Abstimmung mit ihm Geschichte, Topographie, Ethnographie und Kulturgeographie Deutschlands erforschten, um seinem Projekt einer großangelegten Beschreibung Deutschlands mit dem Titel ‚Germania illustrata‘ zuzuarbeiten oder um hierdurch die Grundlage für eigene Veröffentlichungen zu diesem Themenbereich zu schaffen.²² Mit Conrad Celtis und den Mitgliedern seines weitverzweigten Kreises, in dem das historisch-geographische Schrifttum des 16. Jahrhunderts nördlich der Alpen seinen Ursprung hat,²³ stand Konrad Peutinger in enger Verbindung.²⁴ Ausweis für seine inhaltliche Vertrautheit mit diesem Diskursfeld sind aber nicht nur seine rege Beteiligung an den einschlägigen Diskussionen der Forschergemeinschaft um Celtis und darüber hinaus oder das Vorhandensein entsprechender Literatur in seiner Bibliothek,²⁵ sondern auch eigene schriftliche Beiträge. Zu diesen zählt neben dem nicht veröffentlichten Kaiserbuch²⁶ auch eine kleine Schrift mit dem Titel ‚Sermones convivales de mirandis Germaniae antiquitatibus‘, die 1506 und damit nur ein Jahr nach der bahnbrechenden Edition römischer Inschriften aus Augsburg und Umgebung in Straßburg erschienen ist.²⁷ Dieser gelten die folgenden Ausführungen, die in drei Kapitel gegliedert sind. Zuerst soll der zentrale Gegenstand der ‚Sermones convivales‘
S. G. M. Müller: Die ‚Germania Generalis‘ des Conrad Celtis; Robert: Conrad Celtis und das Projekt. S. 345 – 439. S. G. M. Müller: Die ‚Germania Generalis‘ des Conrad Celtis. S. 465 – 472; G. M. Müller: Germania illustrata, quae in manibus est; Muhlack: Die Germania im deutschen Nationalbewusstsein. S. 143 – 144 und Muhlack: Das Projekt der ‚Germania illustrata‘. Für einen einführenden Überblick über Themen, Formen und Tendenzen humanistischer Historiographie in Italien und Deutschland s. Muhlack: Die humanistische Historiographie. Vgl. auch Dickerhof: Der deutsche Erzhumanist Conrad Celtis, insb. S. 1115 f. In einem Brief aus dem Jahr 1505 situiert Celtis nicht nur Peutingers Sammlung römischer Inschriften, zu deren Herausgabe er ihn in diesem Zusammenhang anregt, in den Horizont seines ‚Germania illustrata‘-Projekts, sondern er kündigt zudem an, dessen Kaiserbuch in dieser veröffentlichen zu wollen; s. König (Hg.): Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 34. S. 60 f. sowie Peutingers verhaltene Antwort darauf im folgenden Brief (Nr. 35. S. 61 f.): Er könne das Kaiserbuch erst nach erneuter eigener Durchsicht und Begutachtung durch Celtis und andere Gelehrte herausgeben. Nach eigenen Angaben hat Peutinger seit 1493 eine stattliche Anzahl an Schriften über das germanische Altertum und zur deutschen Geschichte gesammelt oder selbst abgeschrieben, die er seinen thesaurus rerum Germanicarum nannte (s. seinen Brief an Georg Spalatin vom 25. Juli 1513; König [Hg.]: Konrad Peutingers Briefwechsel. Nr. 126. S. 217). Er hat somit bereits früh angefangen, systematisch Literatur zu diesem Forschungsfeld zu sammeln; vgl. hierzu Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 8. S. Joachimsen: Geschichtsauffassung und Geschichtsschreibung. S. 205 – 209; Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 17– 19 und Posselt: Das unvollendete Hauptwerk Konrad Peutingers; sowie speziell zur Bedeutung der Münzporträts römischer Kaiser von Hans Burgkmair d. Ä. für dieses: Helmrath: Bildfunktionen der antiken Kaisermünze. S. 86 f. und Helmrath: Die Aura der Kaisermünze. S. 124– 126. Konrad Peutinger: Sermones convivales de mirandis Germanie antiquitatibus. Straßburg: Johann Prüß d. Ä., 1506. VD-16: P 2081.
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skizziert und in den zeitgenössischen Diskussionskontext eingebettet werden, um vor diesem Hintergrund die Absicht zu erschließen, die Peutinger mit seinen historischethnographischen Ausführungen verfolgt hat. Daraufhin soll die Textgestalt der ‚Sermones convivales‘ in den Blick genommen und dargelegt werden, dass diese daneben noch weitere Aussageebenen enthält, die in spezifischer Weise mit jenen verschränkt sind. In einem abschließenden Kapitel wird auf die Inschriftensammlung zurückzukommen sein, von der die vorliegenden Überlegungen ihren Ausgang genommen haben, um darzulegen, dass beide in unmittelbarer Nähe zueinander entstandenen Werke zwar unterschiedliche Themen behandeln, aber vergleichbare Intentionen verfolgen, die ihren Zielpunkt in einer spezifischen Selbstdarstellung ihres Autors und seines Augsburger Netzwerks haben.²⁸
II. Entgegen ihrem Titelzusatz de mirandis Germaniae antiquitatibus, der eine umfassende Untersuchung über das germanische Altertum nahelegt, gilt die kleine Schrift nur einem Teilaspekt aus diesem Gegenstandsbereich, der zu Beginn von Peutingers Ausführungen hierzu auch angekündigt wird.²⁹ Es geht ihm um die Frage der ethnischen Zugehörigkeit der linksrheinischen Gebiete vom Niederrhein bis Straßburg und darüber hinaus, mithin um den Nachweis, dass diese schon in der Antike von Germanen besiedelt und infolgedessen zunächst den römischen Kaisern und dann dauerhaft und bis in die Gegenwart ihren deutschen Nachfolgern Untertan gewesen seien. Hierzu strengt er zunächst eine ausführliche Exegese der einschlägigen antiken Autoren an und führt mit Berufung auf Passagen bei Caesar, Claudius Ptolemaios und Plinius d. Ä. grundsätzlich aus, dass es in der Antike linksrheinische germanische
Die ‚Sermones convivales‘ liegen jetzt in einer Faksimile-Ausgabe mit deutscher Übersetzung von Helmut Zäh sowie erster Kommentierung vor in Peutinger: Tischgespräche. S. 1– 99 (Text und Übersetzung) und S. 100 – 105 (Stellenkommentar); zur Druckgeschichte ebd. S. XXV–XXVI sowie Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 11. Forschungsliteratur zu den ‚Sermones convivales‘ fehlt bislang. – Die folgenden Zitate aus den ‚Sermones convivales‘ wurden auf der Grundlage der genannten FaksimileAusgabe erstellt. Dabei wurden folgende Eingriffe in den Text vorgenommen: Druckfehler wurden stillschweigend verbessert, Abkürzungen aufgelöst. Die Schreibweise wurde weitgehend dem Gebrauch textkritischer Ausgaben von klassischen lateinischen Autoren angeglichen. Diesem wurde auch bei der Zeichensetzung gefolgt. Die deutschen Übersetzungen sind jene Helmut Zähs, die, wo es sinnvoll erschien, modifiziert wurden. Die Überschrift lautet (Sermones convivales. S. 26 f.): Quod cisrhenanae civitates ab Agrippina ad Argentinam et aliae a C. Caesaris Iulii dictatoris et superiori tempore non Gallis, sed vel Germanis vel Romanis imperatoribus Caesaribus Augustis vel regibus semper paruerint („Dass die linksrheinischen Städte von Köln bis Straßburg und die anderen seit der Zeit des Diktators Gaius Julius Caesar und danach nicht den Galliern, sondern durchgehend den Germanen oder den Römischen Kaisern oder Königen untertan waren“).
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Siedlungsgebiete gegeben habe,³⁰ die später in zwei germanische Provinzen gegliedert gewesen seien und sich von den Belgern, die ebenfalls als Germanenabkömmlinge anzusprechen seien, südwärts bis über das zeitgenössische Straßburg hinaus erstreckt hätten.³¹ Nach einem durchaus ausführlichen Exkurs über den Ursprung der Germanen und einer Namenskorrektur in der Topographie Augsburgs³² nimmt Peutinger sodann zu Äußerungen bei Strabon und Tacitus Stellung, wonach der Name Germanien von ihrer Warte aus noch jung sei,³³ und kombiniert aus einigen Stellen bei Livius, Caesar, Sueton und Strabon, dass Germanen weit vor Caesar Besitz von den zuvor von ihm geographisch eingegrenzten linksrheinischen Regionen ergriffen hätten, indem sie die dort ursprünglich angesiedelten Gallier vertrieben hätten.³⁴ Somit seien sie diesen dort nie Untertan gewesen. Nachdem er mit Blick auf Ammianus Marcellinus und Strabon nochmals die Existenz zweier germanischer Provinzen links des Rheins betont hat,³⁵ geht er ausführlich auf einzelne Volksstämme ein, allen voran auf die Ubier, und zwar deswegen, weil Tacitus diese nicht unter den germanischen Stämmen erwähnt, die am Rhein ansässig waren.³⁶ Dass auch die Ubier Germanen gewesen seien, die einst den Rhein nach Westen überschritten hätten, belegt er sodann vor allem im Rückgriff auf zwei Reden aus Tacitus’ Historien, die im Zuge einer diplomatischen Begegnung zwischen Tenkterern und Ubiern gehalten worden seien und aus denen hervorginge, dass letztere als Germanen angesehen wurden.³⁷ Als Beleg dafür, dass die Städte südlich davon bis Straßburg zur Germania gehörten, führt er demgegenüber einen Brief des
Zusammenfassend zu den antiken Vorstellungen von Gallia und Germania s. Lugge: Gallia und Francia im Mittelalter. S. 9 – 16. Sermones convivales. S. 26 – 31. Zu den von Peutinger ausgewerteten Textpassagen der genannten Autoren s. ebd. comm. ad loc. S. 100 f. Schließlich führt er mit einer Stelle aus den ‚Enneaden‘ des Marcus Antonius Sabellicus einen Beleg aus der Feder eines italienischen Humanisten an. Dieser habe – freilich auf der Grundlage von Caesar – ebenso erklärt, dass die Belger ursprünglich Germanen gewesen seien, die wegen der Fruchtbarkeit des Bodens den Rhein überquert und sich links von diesem angesiedelt hätten (Marcus Antonius Sabellicus: Enneades. Venedig 1498. Kap. 6,5). S. hierzu unten Anm. 47. Sermones convivales. S. 38 – 41. Zu den antiken Referenzen s. Sermones convivales. comm. ad loc. S. 102. Livius wird für ihn dadurch zum einschlägigen Beleg, dass er die bei diesem genannten Cenomani, die auf den Galliersturm folgend auf die Apenninenhalbinsel eingedrungen seien, als Germanen liest (vgl. Sermones convivales. S. 40 mit Livius: Ab urbe condita 5,34,1– 5,35,1; der Volksname ebd. 5,35,1); für die weiteren von Peutinger angeführten Belege s. Sermones convivales. comm. ad loc. S. 102. Sermones convivales. S. 40 – 43; für die Belege s. ebd. comm. ad loc. S. 102. Anlass hierfür ist ihm der Hinweis, dass Ermolao Barbaro in seinen ‚Castigationes Plinianae‘ die in der von ihm angeführten Strabon-Stelle genannten Vibier mit den Ubiern gleichgesetzt habe (vgl. Sermones convivales. S. 42 f. und comm. ad loc. S. 102). Tacitus: Historiae 4,64,1– 4,65,3. Das Zuordnungsproblem der Ubier rühre nach Peutinger daher, dass ihre Hauptstadt nach Claudius’ Ehefrau Agrippina benannt worden sei und sie sich deswegen eher Agrippinenser statt Ubier genannt hätten (mit Verweis auf Tacitus: Annales 12,27,1); vgl. Sermones convivales. S. 42– 47 mit comm. ad loc. S. 103.
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Hieronymus an.³⁸ Zum Abschluss seiner Argumentation ist er bemüht, gegnerischen Argumenten den Wind aus den Segeln zu nehmen, die sich, wie Peutinger durchaus eingesteht, auch auf die von ihm als Belege für seine Sichtweise herangezogenen antiken Autoren berufen könnten, bezeichneten diese doch wiederholt den Rhein als Grenze zwischen Gallia und Germania. ³⁹ Als Entgegnung führt er nicht nur an, dass diese Autoren damit keine präzise Grenzlinie hätten bezeichnen wollen, sondern er bringt nochmals weitere Testimonien bei, mit denen er seine Auffassung, dass germanische Stämme dereinst die Gallier von der linken Rheinseite vertrieben und sich sodann dort angesiedelt hätten, weiter untermauert.⁴⁰ Nachdem Peutinger in einer relativ kurzen Beweisführung dafür plädiert, dass die Helvetier zwar ursprünglich Gallier gewesen seien, deren Gebiet aber daraufhin von germanischen Sueben eingenommen worden sei,⁴¹ sodass die heutige Bevölkerung dort als Abkömmlinge von Germanen anzusprechen sei, wechselt er die bislang angelegte ethnographische Perspektive zugunsten einer historischen. Dabei verweilt er zunächst am Übergang von der Antike zum Frühen Mittelalter und stellt auf der Grundlage von Flavio Biondos ‚Historiarum ab inclinatione imperii decades‘ die Migrationsbewegungen germanischer Stämme in der ehemaligen Gallia und auf der Iberischen Halbinsel dar.⁴² Dabei legt er besonderes Augenmerk auf die Franken, um den Nachweis zu führen, dass die Merowinger und sodann die Karolinger germanischen Ursprungs gewesen seien.⁴³ Hierzu führt er zunächst aus, dass sich deren ursprüngliches Siedlungsgebiet östlich des Rheins und damit eindeutig in Germanien befunden habe, um daraufhin unter Verwendung der ‚Europa‘ des Enea Silvio Pic-
Hieronymus: Epistulae 123,16; vgl. Sermones convivales. S. 46 – 49 mit comm. ad loc. S. 103. Zu Verwendung und geographischer Bedeutung der Termini Gallia und Germania im humanistischen Schrifttum s. Lugge: Gallia und Francia im Mittelalter. S. 208 – 215 (ebd. S. 213 – 215 zur beginnenden Gleichsetzung von Gallia und Francia im französischen Humanismus, der auf dieser Grundlage Frankreich bis zum Rhein reichen lässt). Sermones convivales. S. 54– 57 mit comm. ad loc. S. 103. Sermones convivales. S. 56 – 59. Peutinger folgt hier Enea Silvio Piccolomini, der in seiner ‚Germania‘ entsprechend argumentiert; vgl. Piccolomini: Germania. S. 48. Zum historischen Kontext dieser Kontroverse im Horizont der frühneuzeitlichen nationalen Geschichtsschreibung vgl. Maissen: Weshalb die Eidgenossen Helvetier wurden, insb. S. 224– 232 zum Bestreben eidgenössischer Humanisten, die Eidgenossenschaft in der antiken Geographie als selbständige Einheit zu verorten, um sich auf diesem Wege auch historisch vom Reich abzugrenzen. Sermones convivales. S. 58 – 67. Flavio Biondos ‚Historiarum ab inclinatione Romani imperii decades‘, entstanden in zwei Phasen zwischen 1438 und 1453 und zwischen 1462 und 1463, stellt das erste historiographische Werk des Humanismus dar, das der mittelalterlichen Geschichte seit dem Untergang des Römischen Reichs gewidmet ist, und wurde dementsprechend intensiv von den deutschen Humanisten rezipiert; einführende Bemerkungen hierzu in Clavuot: Summa oder Neuschöpfung. S. 11– 14. Zur Herausbildung des territorialen Begriffs Francia im frühen Mittelalter und dessen Verhältnis zu den Termini Gallia und Germania s. Lugge: Gallia und Francia im Mittelalter. S. 16 – 51; vgl. auch Münkler [u. a.]: Nationenbildung. S. 188 im Horizont des humanistischen Diskurses nördlich der Alpen um eine germanische Abkunft Karls des Großen.
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colomini⁴⁴ ausführlich die verbreitete Version von ihrem trojanischen Ursprung zu referieren.⁴⁵ Nachdem er dargelegt hat, dass sich Merowinger wie Karolinger stets als Franken und infolgedessen als Germanen verstanden hätten, ist es ihm beim Übergang zur ottonischen Epoche wichtig, darauf hinzuweisen, dass die germanisch besiedelten Gebiete links des Rheins vom ersten Ottonen Heinrich I. für das ostfränkische Territorium gewonnen worden und infolgedessen bis in Peutingers Gegenwart dem deutschen Kaiser Untertan geblieben seien.⁴⁶ Seine Darlegungen lässt Peutinger auf einer detaillierten Auswertung der einschlägigen antiken, spätantiken und im letzten Teil auch mittelalterlichen Quellen gründen, die ihn als profunden Kenner zum einen des antiken geo- und ethnographischen Diskurses über die Populationen am Nordrand des Römischen Reichs und zum anderen der antiken und mittelalterlichen Geschichtsschreibung ausweisen, welcher das methodische Handwerkszeug des humanistischen Historikers und Ethnographen zudem kompetent beherrscht.⁴⁷ Dennoch fallen die Umfänglichkeit, mit
Sermones convivales. S. 66 – 71. Enea Silvio Piccolominis ‚Europa‘, eine geographische Beschreibung des Kontinents sowie eine entsprechend gegliederte Darstellung der Zeitgeschichte unter Friedrich III., ist vor seiner Wahl zum Papst als Pius II. im August 1458 entstanden; s. einführend hierzu G. M. Müller: Die ‚Germania Generalis‘ des Conrad Celtis. S. 258 – 263 und Helmrath: Vestigia Aeneae imitari. S. 137– 141 im Kontext einer Gesamtwürdigung dieser für die Vermittlung des Humanismus nördlich der Alpen zentralen Figur. Zur mittelalterlichen Sage von der trojanischen Abkunft der Franken und den Beweggründen für ihre Attraktivität – die Behauptung eines mit Rom gleichrangigen antiken Ursprungs als Begründung für die Legitimität der translatio imperii – s. statt vieler Melville: Troja; Garber: Trojaner – Römer – Franken – Deutsche; und zusammenfassend G. M. Müller: Die ‚Germania Generalis‘ des Conrad Celtis. S. 335 – 341. Sermones convivales. S. 78 – 81. Peutingers Ausführungen zur mittelalterlichen Kaisergeschichte weisen bei aller Skizzenhaftigkeit deutliche Affinitäten zum Projekt seines Kaiserbuchs auf und belegen in ihrer Intention zugleich den politischen Charakter seines historischen Interesses; für Forschungsliteratur zum Kaiserbuch s. oben Anm. 26. Dass es Peutinger auch ganz generell auf eine Präsentation seines Wissens angekommen ist, legen einige Exkurse nahe, etwa eine ausführliche Darlegung über die Herkunft des Stammes der Istaevonen, die nach dem Zeugnis des Plinius d. Ä. dem Rhein am nächsten gesiedelt hätten und für seine Argumentation demzufolge auch von besonderer Relevanz sind (Sermones convivales. S. 30 – 35). Hierzu zieht er neben Tacitus’ ‚Germania‘ vor allem eine Quelle heran, von der deutsche Humanisten intensiv Gebrauch machten, bevor sie von Beatus Rhenanus als Fälschung entlarvt wurde, nämlich einen Chaldäer namens Berosus Babylonicus mit seiner Schrift ‚De antiquitatibus‘, die Annius von Viterbo aufgefunden haben wollte. Seine Attraktivität für die historischen und ethnographischen Forschungen deutscher Humanisten ergab sich daraus, dass Berosus die bei Tacitus angedeutete Genealogie der Germanen mit dem Alten Testament und der im Buch Mose geschilderten Wiederbesiedelung der Welt nach der Sintflut in Verbindung brachte und dabei den bei Tacitus genannten Stammvater der Germanen Tuisto zum Nachkommen des Noah machte, den dieser nach der Sintflut gezeugt habe (Sermones convivales. S. 30 – 35); zur Schrift des Berosus Babylonicus und den Gründen für seine Attraktivität im deutschen Humanismus s. Münkler [u. a.]: Nationenbildung. S. 242– 261 und G. M. Müller: Die ‚Germania Generalis‘ des Conrad Celtis. S. 343 – 348; zu Beatus Rhenanus’ Nachweis, dass es sich bei der Schrift um eine Fälschung handelt, s. Mundt: Beatus Rhenanus. S. 522– 529. Auf den Hinweis des Annius von Viterbo, dass während der Herrschaft des Suevus, des Stammvaters der
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der er sich der auf den ersten Blick als Detailproblem erscheinenden Frage nach der ethnischen Situation links des Rheins seit der Antike zuwendet, sowie die Fülle der Testimonien, mit denen er seine Argumentation untermauert, sichtlich auf. Und in der Tat geht es Peutinger nicht um die Klärung eines rein wissenschaftlichen Problems, sondern darum, Stellung innerhalb einer zeitgenössischen Kontroverse zu beziehen, die politische Dimensionen hatte. Diesen Horizont seiner Ausführungen lässt er durchblicken, wenn er einleitend angibt, der Widmungsadressat der Schrift Matthäus Lang habe sich diese als Argumentationshilfe gegen Stimmen erbeten, die eine kontinuierliche germanische Besiedlung links des Rheins seit der Antike negierten.⁴⁸ In diesem Zusammenhang gibt er auch zu erkennen, dass der Straßburger Humanist Jakob Wimpfeling und seine Mitstreiter, von denen Peutinger Thomas Wolf d. J. namentlich erwähnt, dieser Auffassung bereits erfolgreich den Wind aus den Segeln genommen hätten.⁴⁹ Peutinger kontextualisiert seine Darlegungen somit vorab mit einer in Straßburg geführten Debatte, die kurz nach 1500 zwischen dem genannten Wimpfeling und Thomas Murner entstanden war. Ihr Hintergrund war die Behauptung des letzteren, das Elsass gehöre zur Gallia und sei infolgedessen teilweise dem französischen König Untertan gewesen.⁵⁰ Um dieser Ansicht zu widersprechen, schaltete Wimpfeling⁵¹
Schwaben, Isis und Osiris über den Rhein den Weg nach Germanien gefunden hätten, sowie der daran anknüpfenden Bemerkung, Tacitus habe nicht nur behauptet, dass die Sueben der größte und kriegerischste Stamm der Germanen gewesen seien, sondern auch, dass ein Teil von ihnen der Isis geopfert hätte (Germania 9,2), greift Peutinger sodann sogar auf die Augsburger Stadtgeographie aus, um seiner These Ausdruck zu verleihen, der Name des neben dem Rathaus befindlichen Eisenbergs (Isenberg) leite sich nicht von einer vindelizischen Göttin Cisa, sondern von Isis ab. Ebenso wenig stelle eine Steintafel bei St. Ulrich und Afra jene Cisa dar, sondern, wie er von seinem Mitbürger Adolph Occo gelernt haben wolle, eine Medusa. Um Occos ikonographische Begründung (Schlangenhaare) zu bestätigen, zitiert er daraufhin ausführlich aus Beschreibungen der Medusa in der ‚Pharsalia‘ Lucans (9,624– 635) und in Ovids Metamorphosen (4,790 – 803) und gibt auf diese Weise Einblick in seine Kenntnis antiker Literatur (Sermones convivales. S. 34– 39 mit comm. ad loc. S. 102). S. das Zitat unten in Anm. 67. Sermones convivales. S. 26 f.: Et quia Rhenus fluvius Occeano ipso miscetur, pro Germaniae nostrae laude Ammianum Marcellinum referre dixi ambas Germanias, primam et secundam – eas ita appellat –, inter Belgas et Rhenum sitas esse. Tunc Sebastianus noster Iacobi Wimphelingi Germaniae illustratoris memor factus est. Is enim contra Germanos quosdam patriae desertores pugnam subiit et una cum suis peritissimis commilitonibus Thoma Wolfphio iuniore et aliis vicit („Und weil der Rhein in ebendiesen Ozean mündet, sagte ich zum Lob unseres Deutschlands, Ammianus Marcellinus berichte, dass beide Germanien, das erste und das zweite – so nennt er sie –, zwischen den Belgern und dem Rhein gelegen seien. Darauf wurde bei unserem Sebastian die Erinnerung an Jakob Wimpfeling, den Erforscher Deutschlands, wachgerufen. Dieser lieferte sich nämlich ein Gefecht mit einigen deutschen Vaterlandsflüchtlingen und trug zusammen mit seinen höchst fachkundigen Mitstreitern Thomas Wolff dem Jüngeren und anderen den Sieg davon“). Peutinger verweist auf Ammianus Marcellinus: Res gestae 15,11,7– 9 (vgl. Sermones convivales. comm. ad loc. S. 100). Zum hier angedeuteten Gesprächskontext, aus dem sich Peutingers Ausführungen ergeben hätten, s. unten Kap. III. Zur Bedeutung des Übertritts von Basel zur Eidgenossenschaft im Sommer 1501 für diese Kontroverse s. Maissen: Weshalb die Eidgenossen Helvetier wurden. S. 216 f. sowie im Speziellen in Bezug
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einer 1501 verfassten Schrift, die vorderhand bildungspolitische Ziele verfolgen wollte – die Einrichtung eines städtischen Gymnasiums –, einen ausführlichen historischgeographischen Exkurs vor, in dem er ähnlich wie Peutinger anhand einschlägiger antiker Testimonien bewies, dass das Elsass seit der Antike germanisch besiedelt gewesen sei und danach stets zum deutschen Reich gehört habe.⁵² Anstatt die Meinungsverschiedenheit zu klären, fachte die auf Grund ihrer historisch-geographischen Ausführungen mit dem Titel ‚Germania‘ gedruckte Schrift⁵³ die Auseinandersetzung weiter an. Murner konterte mit einer ‚Germania nova‘ betitelten Schrift,⁵⁴ während Wimpfeling nicht nur bereits kurz vorher eine erneute Entgegnung mit dem Titel ‚Declaratio ad mitigandum adversarium‘ verfasst hatte,⁵⁵ welche eine ganze Liste von Belegen seiner These von der Antike bis zu zeitgenössischen Autoren enthielt,⁵⁶ sondern weitere Straßburger Gelehrte gewann, die ihn und seine Position unterstützten.⁵⁷ Zu diesen gehörte auch der in den ‚Sermones convivales‘ neben Wimpfeling
auf Wimpfelings Auseinandersetzung mit eidgenössischen Gelehrten Ochsenbein: Jakob Wimpfelings literarische Fehde. Allgemein zu Jakob Wimpfelings Vita und Œuvre s. Mertens: Jakob Wimpfeling. S. 35 – 57 und umfassend Mertens: Art. Wimpfeling. Auch Wimpfelings Widmung der Schrift an die Straßburger Ratsherren fokussiert auf dieses Thema, dabei auf die politische Gefahr der These Murners, den er namentlich nicht nennt, hinweisend, wonach sich die französische Krone durch diese eingeladen fühlen könne, Ansprüche auf das Elsass anzumelden. Als Beleg, dass solche Sorge durchaus berechtigt sei, zitiert er eine Bemerkung des ältesten Sohns Karls VII. Ludwig, des späteren Königs Ludwig XI. (1461– 1483) bei dessen Eintritt in das Elsass im Jahr 1444, wonach sich die Rechte des französischen Königs bis zum Rhein erstreckten. Die Motivation, diese These zu vertreten, sieht er bei seinen Gegnern in dem Versuch, sich dem französischen König anzudienen; s. Wimpfeling: Briefwechsel. Bd. 1. Nr. 118a. S. 368; vgl. Mertens: Maximilian I. und das Elsass. S. 182– 187 im Horizont der Elsasspolitik Maximilians I. und dessen Beziehungen zu den dortigen Humanisten. Jakob Wimpfeling: Germania ad rem publicam Argentinensem. Straßburg: Johann Prüß d. Ä., 1501. VD-16: W 3385; Edition und deutsche Übersetzung in Borries: Wimpfeling und Murner. S. 90 – 151 (ebd. auf S. 96 – 110 das für die Frage der Reichszugehörigkeit des Elsass zentrale erste Buch; Anmerkungen auf S. 152– 175); vgl. ebd. S. 6 – 14 zur Entstehung der Schrift und dem Inhalt des ersten Buches. Thomas Murner: Ad rem publicam Argentinam Germania nova […]. [Straßburg: Matthias Hüpfuff, August 1502]. VD-16: M 7019. Edition mit deutscher Übersetzung in Borries: Wimpfeling und Murner. S. 198 – 233 (Anmerkungen S. 235 – 239); für einen inhaltlichen Überblick über die Schrift ebd. S. 32– 37. Zum zeitlichen Verhältnis der beiden Schriften zueinander s. Worstbrock: Art. Murner. Sp. 314. Offensichtlich hatte Murner seine ‚Germania nova‘ zunächst nicht veröffentlichen wollen, sodass Wimpfelings ‚Declaratio‘ zuvor erschienen ist. Von dieser scheint Murner bis zur Publikation der ‚Germania nova‘ aber keine Kenntnis gehabt zu haben. Jakob Wimpfeling: Declaratio ad mitigandum adversarium. [Straßburg: Johann Grüninger, 1502]. VD-16: W 3351; Edition und deutsche Übersetzung in Borries: Wimpfeling und Murner. S. 178 – 185 (Anmerkungen S. 186 – 189); zu Inhalt und Entstehung ebd. S. 22 f. Eine konzise Nachzeichnung des Streits zwischen Murner und Wimpfeling mit Hinweisen zu Wimpfelings Unterstützern und unter Einschluss der in Folge der Auseinandersetzung entstandenen Schriften findet sich in Worstbrock: Art. Murner. Sp. 313 – 317; s. ausführlich Borries: Wimpfeling und Murner. S. 14– 76 sowie mit inhaltlicher Analyse von Wimpfelings ‚Germania‘ und Murners ‚Germania nova‘ Lammersen-van Deursen: Rhetorische Selbstporträts. S. 95 – 158. Im Jahre 1505 hat Wimpfeling
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erwähnte Thomas Wolf d. J., dessen Bestreben es war, auch außerhalb Straßburgs Unterstützer für Wimpfeling zu mobilisieren, womit er unter anderem bei Peutinger Erfolg hatte.⁵⁸ Vor dem Hintergrund, dass Peutingers ‚Sermones convivales‘ somit als ergänzender Beitrag zu einer in Straßburg geführten Debatte und als Unterstützung für die von Wimpfeling vertretene Position gedacht waren, wird verständlich, weshalb diese in Straßburg verlegt wurden.⁵⁹ Nichtsdestoweniger stellt sich die grundsätzliche Frage, warum es Peutinger im fernen Augsburg überhaupt für angezeigt hielt, sich in die Elsässer Kontroverse um Murner und Wimpfeling einzuschalten, zumal er einleitend angibt, letzterer und seine Parteigenossen hätten bereits argumentativ gesiegt.⁶⁰ Allein die Möglichkeit, als Vertrauter Maximilians hiermit eine reichskonforme Position unterstützen zu können, dürfte als Beweggrund für die Mühe, eine eigene Schrift zu verfassen, nicht ausreichend gewesen sein. Tatsächlich scheint Peutinger zumindest ergänzend dazu die Chance erkannt zu haben, auf diese Weise seine eigene Person weitreichender in Szene zu setzen, als lediglich neben anderen als Parteigänger Wimpfelings in dessen Auseinandersetzung mit Thomas Murner erkennbar zu werden. Diese These tangiert die spezifische Textgestalt der ‚Sermones convivales‘. Sie gilt es daher im nächsten Schritt in den Blick zu nehmen und aufzuzeigen, dass ihr neben Peutingers Stellungnahme in der Straßburger Streitfrage weitere und dabei explizit auf ihren Verfasser bezogene Aussageebenen eingeschrieben sind.
mit seiner ‚Epitoma rerum Germanicarum‘, einem Abriss germanischer und deutscher Geschichte, verstanden als laudes Germaniae, sein Hauptwerk zu diesem Thema veröffentlicht, das er in seinem Widmungsbrief an Thomas Wolf dezidiert in Beziehung zur Kontroverse mit Murner stellt; vgl. für einen ersten Überblick Mertens: „Landesbewusstsein“ am Oberrhein. S. 206 – 208 und Mertens: Art. Wimpfeling. Sp. 1324– 1327 mit Hinweisen zur spärlichen Forschungsliteratur sowie zum Beitrag des früh verstorbenen Colmarer Humanisten Sebastian Murrho d. Ä. an dieser Schrift (zu diesem s. einführend und mit Diskussion der Forschung Mertens: Art. Murrho, zu Murrhos von Wimpfeling 1491 angeregten Arbeiten an einer epitoma über die laudes Germanorum Sp. 369 – 371). Zu Wimpfelings ‚Epitoma rerum Germanicarum‘ s. auch Muhlack: Geschichtswissenschaft im Humanismus. S. 98 – 107. Vgl. Mertens: Art. Wimpfeling. Sp. 1339. Im April 1505, mithin also etwa ein Jahr vor Erscheinen der ‚Sermones convivales‘ in Straßburg bei Johann Prüß d. Ä., war Peutinger zu einem von Wolf organisierten Symposion zu Ehren von dessen ehemaligem Kommilitonen Johannes Collaurius nach Straßburg eingeladen, an dem auch Gianfrancesco Pico della Mirandola zu Gast war; vgl. Worstbrock: Art. Wolf. Sp. 1406. Ihr Herausgeber ist denn auch Thomas Wolf d. J., der im Streit Wimpfelings mit Murner für jenen Partei genommen hatte. Vgl. hierzu den Brief Ulrich Zasius’ an Thomas Wolf d. J., mit dem die einleitenden Paratexte der ‚Sermones convivales‘ beginnen (Sermones convivales. S. 6 f.), sowie ein jambisches Gedicht an den Leser aus der Feder von Matthias Ringmann Philesius innerhalb der die Ausgabe abschließenden Paratexte, das Wolfs Herausgeberschaft ebenso hervorhebt (Sermones convivales. S. 96 f.). Erinnert sei an das Zitat in Anm. 49.
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III. Peutingers ‚Sermones convivales‘ sind als Brief an den Berater Maximilians I., den Augsburger Matthäus Lang, seit 1500 Probst am Augsburger Dom und ab 1501 Koadjutor des Bischofs von Gurk, dem er 1505 nachfolgte,⁶¹ gestaltet,⁶² der zunächst darüber Auskunft gibt, welchem Anlass er seine Abfassung verdankt. So erinnert Peutinger seinen Adressaten nach einigen lobenden Bemerkungen über dessen politische Bedeutung und Gelehrsamkeit daran, dass dieser ihn und einige andere Augsburger Bürger und Geistliche am 9. Oktober 1504 zu sich zum Mittagessen eingeladen habe,⁶³ während dessen die Tischgemeinschaft in lockerer und entspannter Atmosphäre über ganz unterschiedliche Themen ins Gespräch gekommen sei.⁶⁴ Eines davon sei jene
Für einen ersten biographischen Zugang zu Matthäus Lang s. Schindling: Art. Lang von Wellenburg, sowie umfassend Sallaberger: Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg. Matthäus Lang, aus einer Augsburger Patrizierfamilie stammend, war ab 1494 Sekretär Maximilians I. und nahm ab 1495 an jedem Reichstag teil. Seitdem stieg er zum engen Vertrauten des Königs auf und spielte eine entscheidende Rolle in der königlichen Verwaltung; zu Langs Werdegang, insbesondere zu Ausbildung und Studium bis 1500 s. ebd. S. 26 – 30, zu seiner Erhebung in den Adelsstand im Jahr 1498, in deren Folge er die Wellenburg bei Augsburg als Stammsitz erhielt, sowie zu seiner Ernennung zum Augsburger Dompropst zwei Jahre später s. ebd. S. 35 – 37. Das geben die die Schrift rahmenden Passagen zu erkennen, die sich am Proto- und Eschatokoll antiker Briefe orientieren. Vgl. Sermones convivales. S. 16 f. (Beginn) und S. 86 f. (Abschluss); zur Widmung des Werks an Matthäus Lang vgl. Lutz: Conrad Peutinger. S. 43. Die Teilnehmer des Gesprächs bei Tisch sind allesamt zur weltlichen oder geistlichen Führungselite der Stadt zu rechnen. Es sind dies neben Konrad Peutinger Johannes Gaisser (gen. Caper), Sebastian Ilsung, Johannes Jung d. Ä., Johannes Ott sowie die Domherren Bernhard von Waldkirch und Hieronymus Lochner. Zu Sebastian Ilsung, Dr. decr., der unter anderem Rat des Bischofs von Bamberg und der bayerischen Herzöge war und im Zinsstreit für dessen maßvolle Vergabe eintrat, s. knapp im Kontext der Familiengeschichte der Ilsung Blendinger: Art. I(l)lsung. Sermones convivales. S. 18 – 21: Sed ut tandem ad te redeam, qui virtutibus tuis perpollentibus eam tibi famam conquisivisti, ut omnes in amore tuo quottidie devincas et ne splendori, qui tibi accumulatissime accedit, quicquam deesset, ad septimum idus octobris Ioannem Caprum divinarum humanarumque rerum interpretem doctissimum nobilesque venerandos ecclesiae tuae canonicos Bernhardum Walchirchium et Hieronymum Lochner simul quoque Sebastianum Ilsung eque patricia domo Augustensi natum, iureconsultos dissertissimos, Ioannem Iung seniorem et Ioannem Othonem, artis medicae et sideralis scientiae expertissimos professores, et etiam me prandio tuo presentes esse voluisti. Ad convivium invitati convenimus recte scilicet instructum atque lautissimum et accumbentibus nobis severitate omni postposita de variis et admirabilibus ipsius naturae et aliis rebus inter nos iucundissimus plenusque voluptatis et, ut Seneca ad Lucillium scribit, nullam rem usque ad exitum adducens, sed aliunde alio transiliens sermo habebatur („Aber um endlich auf Dich zurückzukommen, der Du Dir durch Deine überreichen Tugenden den Ruf erworben hast, dass Du Tag für Tag alle durch Deine Liebe an Dich bindest: Damit Deinem Ansehen, das Dir überreich zuteil ist, nichts fehle, war es Dein Wunsch, dass am 9. Oktober Johannes Caper, der höchst gelehrte Interpret geistlicher und weltlicher Dinge, die edlen und ehrwürdigen Domherren Deiner Kirche Bernhard von Waldkirch und Hieronymus Lochner, ebenso der gleichermaßen aus einem Augsburger Patrizierhaus stammende Sebastian Ilsung, alle drei äußerst sprachgewandte Rechtsgelehrte, Johannes Jung der Ältere und Johannes Ott, äußerst kompetente Fachleute in Medizin und Sternkunde, sowie auch ich bei Deinem Mittagsmahl zugegen seien. Auf
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Frage nach der ethnischen Zugehörigkeit der linksrheinischen Territorien bzw. der Nachweis gewesen, dass diese seit Caesars Zeiten germanisch besiedelt und von da an ohne Unterbrechung den römischen und sodann deutschen Kaisern Untertan gewesen seien.⁶⁵ Dieser Gesprächsgegenstand habe Matthäus Lang derart interessiert, dass er Peutinger gebeten habe, ihn im Anschluss an das Gespräch schriftlich weiter zu vertiefen,⁶⁶ um eine argumentative Grundlage zu erhalten, mit der Gegnern dieser Auffassung wirksam und überzeugend entgegengetreten werden könne.⁶⁷ Aus diesem Anliegen heraus seien die ‚Sermones convivales‘ entstanden. Dass Peutinger sein Schreiben an Matthäus Lang nicht auf die Ergebnisse der von ihm erbetenen Untersuchung beschränkt, sondern dieser einen Bericht über den inhaltlichen Verlauf des Tischgesprächs, aus dem Langs Anliegen erwachsen war, vorausgeschickt hat, und dies, obwohl die anderen Themen von ganz unterschiedlicher Art waren und auch keine erschöpfende Behandlung erfahren hatten, weist seinem Anlass grundlegende Bedeutung für die Aussageabsicht des Werks zu, die nicht zu-
Deine Einladung kamen wir zum Gastmahl, das selbstredend in rechter Weise bereitet und äußerst reichhaltig war, und während wir Platz nahmen, wurde jeglicher Ernst beiseite gelassen und wir führten miteinander ein höchst angenehmes und vergnügliches Gespräch, das, wie Seneca an Lucilius schreibt, keine Sache zu Ende brachte, sondern von einem Thema zum anderen sprang, über allerlei Merkwürdigkeiten der Natur selbst und andere Dinge“). Die weiteren Themen, die während der mittäglichen Zusammenkunft zur Sprache gekommen sein sollen und von Peutinger knapp referiert werden, sind der Nachweis, dass die Reliquien des Hl. Dionysius nicht in Frankreich unweit von Paris, sondern in St. Emmeram in Regensburg aufbewahrt werden, die Frage, ob der Apostel Paulus verheiratet gewesen sei, sowie die Erörterung, ob womöglich schon die Antike einen Seeweg über den Atlantik nach Indien gekannt habe; vgl. Sermones convivales. S. 20 – 25 und den Überblick über deren Inhalt in Johannes Burkhardts Einleitung ebd. S. IX–XIII. Die im Text genannten Daten suggerieren eine Abfassung der ‚Sermones convivales‘ im unmittelbaren zeitlichen Nachgang des in ihnen erwähnten Tischgesprächs: Dieses habe am 9. Oktober 1504 stattgefunden (vgl. Anm. 64), das Schreiben selbst ist im Eschatokoll auf den 19. Oktober 1504 datiert (vgl. ebd. S. 86 – 97). Sermones convivales. S. 26 f.: Tu vero pro solita tua mansuetudine iniunxisti mihi, ut, si quae huic rei conducibilia scirem, adnotarem tibique transmitterem, quibus facilius non solum his desertoribus, sed etiam Gallis, si qui essent, Germanias hasce affectantibus obviam ire possemus. Sed quia eruditione tua et rerum experimentis excellis, quinimo apud invictum Caesarem nostrum affluentibus cottidie ex omnibus nationibus dissertissimis viris singula comprehendis, prout tenes uberrime, non video quomodo ex vacuo in plenum calicem aqua influere debeat. Verum tibi nihil denegandum immo verius patrono atque ductori optimo esse obtemperandum censeo praestareque obsequium debebo, facio quantum possum („Du aber trugst mir mit Deiner gewohnten Unaufdringlichkeit auf, falls ich etwas wisse, das diesem Gegenstand zuträglich sei, solle ich es aufschreiben und Dir übersenden, damit wir nicht nur diesen Abtrünnigen, sondern auch Franzosen – sofern es solche gibt –, die auf diese beiden Germanien Anspruch erheben, leichter entgegentreten können. Aber weil Du durch Bildung und praktische Erfahrung herausragst und sogar bei den redegewandtesten Männern, die aus allen Nationen Tag für Tag zu unserem unbesiegbaren Kaiser strömen, jedes Detail verstehst, wie es Deinen überaus reichen Kenntnissen entspricht, sehe ich nicht, wie denn Wasser aus einem leeren Becher in einen vollen hineinfließen sollte. Aber ich meine, dass ich Dir nichts abschlagen darf, ja Dir sogar vielmehr als meinem besten Schutzherrn und Führer gehorchen müsse. Ich werde Dir also Folge leisten und tue, was ich kann“).
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letzt schon durch seinen Titel mit dem prominenten Hinweis auf die im Hause Langs stattgefundene Unterhaltung beim Mittagstisch zum Ausdruck kommt.⁶⁸ Peutingers Ziel war es ganz offensichtlich nicht allein, sich in eine im entfernten Elsass angestoßene Debatte einzuschalten und sich hierdurch als Kenner der antiken Ethnographie sowie der Geschichte der Völkerwanderungszeit und der nachfolgenden deutschen Reichsgeschichte zu präsentieren, sondern dezidiert auch darzulegen, dass seine vertiefte Beschäftigung mit diesen Themen in unmittelbarem Zusammenhang mit entsprechenden Gesprächsgegenständen steht, die unter führenden Bürgern Augsburgs diskutiert werden.⁶⁹ Dabei zeichnet sich die bei Matthäus Lang zusammengekommene Tischgesellschaft zum einen durch ihr offensichtliches Interesse an politischen Fragen aus, die weit über die kommunalen Belange ihrer Heimatstadt hinausgehen, und zum anderen durch ihre kommunikative Nähe zu Maximilian I., die vorderhand durch den Gastgeber, worauf Peutinger in der Einleitung seiner Schrift in verschiedener Weise anspielt,⁷⁰ aber auch durch ihn selbst realisiert wird.⁷¹
Dass die Erinnerung an die bei Matthäus Lang zusammengekommene Tischgesellschaft neben Peutingers historischen Ausführungen auch ein zentraler Gegenstand der Schrift ist, hebt Pietro Bonomo, humanistisch gebildeter Bischof von Triest, in seinem Anschreiben an jenen hervor, mit dem die einleitenden Paratexte der Ausgabe abschließen (Sermones convivales. S. 12 f.): Ubi etsi pleraque alia obscura prius et recondita in lucem edidit, quae paucis admodum nostri temporis hominibus cognita fuerant, in eo tamen imprimis apud te immortalem gratiam consequi merito debet, quod, dum communis symposii fabulationes scriptis referre studet, non modo te ac munificentissimam hospitalitatem tuam posteritatis memoriae commendavit („Mag er darin auch sehr vieles andere zuvor Dunkle und Verborgene, das nur sehr wenigen Menschen unserer Zeit bekannt gewesen war, ans Licht gebracht haben, so muss ihm dennoch insbesondere deswegen von Dir zu Recht ewiger Dank widerfahren, weil er im Bemühen, die Unterhaltungen des gemeinschaftlichen Gastmahls schriftlich festzuhalten, nicht nur die Erinnerung an Dich und Deine äußerst großzügige Gastfreundschaft für die Nachwelt festhielt“); einführend zu Pietro Bonomo s. Di Brazzano: Pietro Bonomo. Auch für andere Gesprächsgegenstände der Tischgesellschaft lässt Peutinger einen aktuellen Hintergrund aufscheinen. So bezieht er die Diskussion um die Frage, ob bereits die Antike eine Westroute nach Indien gekannt haben könnte, auf die geplante Expedition Augsburger Handelshäuser, die im Jahr 1506, mithin also knapp zwei Jahre nach dem textinternen Gesprächsdatum stattgefunden hat und die 1504 bereits in Planung war (vgl. Sermones convivales. S. 22 f.). Zu dieser Expedition s. statt vieler Lutz: Conrad Peutinger. S. 54– 64; Pohle: Deutschland und die überseeische Expansion. S. 101– 104 und Michaelsen: German Participation in the India Fleet. Bereits in der ersten Würdigung seines Adressaten zu Beginn seiner Schrift lässt Peutinger diesen als Bindeglied zwischen Augsburg und Maximilian erscheinen, indem er einmal darauf hinweist, dass sich Lang beständig bei diesem aufhält und sich zum anderen intensiv für die Belange seiner Heimatstadt interessiert (Sermones convivales. S. 16 f.): Urbs Augusta Vindelicorum, unde nobis origo est, gaudet plurimum et hac praecipua voluptate afficitur sibi te eum ex patricia gente civem natum atque datum esse, qui naturae bonis omnibus refertissimus continuusque apud Imperatorem Caesarem Maximilianum Augustum patrem patriae degeres et universitati tui nativi soli et ecclesiasticae et saeculari praeesses („Die Stadt Augsburg, aus der wir stammen, freut sich überaus und es bereitet ihr ein außerordentliches Vergnügen, dass ihr mit Dir ein Bürger aus patrizischer Familie geboren und gegeben wurde, der überreich mit allen Gaben der Natur gesegnet, sich ständig bei Kaiser Maximilian, dem Caesar, Augustus und Vater des Vaterlands, aufhält und an allem, was deinen Geburtsort betrifft, im kirchlichen wie im weltlichen Bereich, großen Anteil nimmt“). Das besondere Verhältnis zwischen
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Vorgestellt wird somit eine Gesprächsgemeinschaft, deren Themen und Ansichten über ihren Gastgeber potentiell bis zu Maximilian I. vordringen und damit Einfluss auf dessen Politik nehmen können. Dabei ist es von einiger Signifikanz, dass Peutinger seine Tischgenossen auf Wimpfeling und Wolf zu sprechen kommen lässt und trotzdem keine weitere Beziehung zu diesen andeutet. Zwar ist es daraufhin jener Hinweis auf die Straßburger Debatte, der Langs Anliegen begründet, Peutinger möge das Thema seinerseits detailliert aufarbeiten,⁷² doch scheint er unbedingt suggerieren zu wollen, dass die Tischgemeinschaft im Hause Langs zunächst von sich aus auf dieses zu sprechen gekommen sei. Tatsächlich will Peutinger ja durch den Atlantischen Ozean, der im Mittelpunkt des vorangehenden Gesprächsthemas gestanden habe, das Stichwort erhalten haben, das ihn über den in diesen mündenden Rhein auf eine Stelle bei Ammianus Marcellinus gestoßen habe, in der die germanischen Provinzen des Römischen Reichs links des Rheins verortet worden seien.⁷³ Was offensichtlich zunächst als Aufhänger für eine laus Germaniae gedacht gewesen sei, habe erst sodann der Tischgenosse Sebastian Ilsung auf Wimpfeling und dessen Netzwerk bezogen.⁷⁴ Infolgedessen erscheinen auch Peutingers Darlegungen, die er im Anschluss
Lang und Maximilian I. kommt in der einleitenden Anrede an jenen sodann auch in Peutingers kurzer Digression über den Landshuter Erbfolgekrieg des Jahres 1504 zum Ausdruck, an dessen für Maximilian siegreicher Entscheidungsschlacht bei Regensburg Lang ebenfalls mitgewirkt hat (vgl. ebd. S. 16 – 19). Da diese am 12. September stattgefunden hat, datiert dieser Sieg nur knapp einen Monat vor dem in Peutingers Schrift angegebenen Datum des Mittagessens bei Lang (s. oben Anm. 64). Zum Landshuter Erbfolgekrieg s. exempli gratia aus der neueren Literatur Stauber: Der Landshuter Erbfolgekrieg; Gugau: Untersuchungen zum Landshuter Erbfolgekrieg. v. a. S. 53 – 81. Schließlich betont die als captatio benevolentiae zu verstehende Überleitung zu seinem Bericht, wonach er sich durch den Auftrag des Matthäus Lang umso mehr geehrt fühle, als dieser im Umfeld Maximilians Verkehr mit einer Vielzahl von gelehrten Persönlichkeiten habe, die Vertrautheit seines Adressaten mit dem Kaiser und dessen Umgebung (s. nochmals das Zitat oben in Anm. 67); vgl. zudem den Brief Pietro Bonomos an Matthäus Lang in den einleitenden Paratexten der Ausgabe, in dem dessen enges Verhältnis zu Maximilian I. ebenfalls prominent hervorgehoben wird (Sermones convivales. S. 14 f.; s. das Zitat unten in Anm. 97); zu Langs Tätigkeit im Umfeld von Maximilian I. vgl. J.-D. Müller: Gedechtnus. S. 35 – 37 und passim sowie Sallaberger: Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg. S. 51– 57 zu Langs diplomatischen Diensten für Maximilian I. in den Jahren 1501– 1508, vgl. auch ebd. S. 58 f. zu seinem vergeblichen Bemühen im Jahr 1505, Bischof von Augsburg zu werden, sowie zu seiner Zugehörigkeit zum Augsburger Humanistenkreis in dieser Zeit. Peutinger gehörte ab den 1490er Jahren zum Beraterkreis Maximilians, nachdem seine ersten Kontakte zu diesem ins Jahr 1488 datierten; vgl. Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 2 f. Zu Peutingers politischem Wirken im zeitlichen Umfeld der Abfassung der ‚Sermones convivales‘ s. Lutz: Conrad Peutinger. S. 38 – 53, zu seiner Tätigkeit für Maximilian in dieser Zeit und dem Verhältnis der beiden in diesem Beitrag besprochenen Werke zu dieser s. insbesondere ebd. S. 42– 44 sowie im Lichte des Beitrags der beiden an der Etablierung humanistischer Kultur nördlich der Alpen ebd. S. 127– 143; zu Maximilians Indienstnahme von Peutingers Gelehrsamkeit s. J.-D. Müller: Gedechtnus. S. 55 – 57 und passim. S. nochmals das Zitat in Anm. 49. S. ebd. S. ebd.
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an das Mittagsmahl bei Matthäus Lang verfasst haben will, zwar durchaus im Horizont der Straßburger Debatte stehend, aber letztlich allein aus dem Augsburger Tischgespräch heraus motiviert. Dabei ist nicht nur auffällig, dass Peutingers Hinweis, die genannten Elsässer Gelehrten hätten die Kontroverse bereits für sich entschieden, Lang nicht daran hindert, ihn zur Einholung seiner Expertise aufzufordern. Offensichtlich scheint zudem weder er Wimpfelings ‚Germania‘ von 1501 und dessen ein Jahr später gedruckte ‚Declaratio‘ zu kennen oder für erwähnenswert zu halten, noch scheint einer der Anwesenden auf die Idee zu kommen, diese Lang als jene Argumentationshilfe zu empfehlen, an der er Bedarf anmeldet. Trotz Ilsungs anerkennender Bemerkung über den Sieg Wimpfelings und seiner Mitstreiter in der Straßburger Debatte, die sich auf die genannten Schriften beziehen dürfte, soll im Kreise der Augsburger Tischgemeinschaft offensichtlich allein Peutingers Expertise gelten. Vor dem Hintergrund, dass in der Würdigung Langs, die die ‚Sermones convivales‘ einleiten, explizit dessen Nähe zu Maximilian hervorgehoben wird, ergibt sich daraus die implizite Konsequenz, dass sich auch in dieser in erster Linie Peutinger Gehör zu verschaffen vermag, und dies, obwohl die zentralen Akteure der Straßburger Kontroverse ihre Argumente bereits selbst mehrfach schriftlich niedergelegt haben. Erscheint deren Reichweite somit auf den lokalen Rahmen beschränkt, präsentiert sich Peutinger hingegen als derjenige, der die reichstreue Position der Straßburger Debatte aufgrund der spezifischen Zusammensetzung seines Augsburger Netzwerks in das Umfeld Maximilians einzuspeisen vermag. Er lässt sich somit weniger nur als Unterstützer der Position Wimpfelings erscheinen, sondern vielmehr als deren wirksamer Propagator auf der höchsten Ebene des Reichs. Die ‚Sermones convivales‘ zielen folglich zu einem guten Teil auf die Selbstrepräsentation ihres Autors. Diese geht darüber hinaus, humanistische Gelehrsamkeit und Vertrautheit mit einem zentralen Diskursfeld des deutschen Humanismus unter Beweis zu stellen und hierdurch dem Straßburger Jakob Wimpfeling und seinem Kreis zur Seite zu springen. Denn Peutinger präsentiert sich in seinen ‚Sermones convivales‘ außerdem als Teil einer Augsburger Kommunikationsgemeinschaft, deren Interessenhorizont sich neben einer Fülle von gelehrten Fragestellungen auch auf weit über die Grenzen der eigenen Stadt hinausweisende reichspolitische Fragen erstreckt und deren Netzwerk über Lang und ihn selbst bis in das Umfeld Maximilians I. reicht. Innerhalb dieses kommunikativen Gefüges lässt er sich selbst die führende Rolle zukommen,⁷⁵ indem ihm im Laufe der berichteten Zusammenkunft das Privileg zuteil wird, dem Beraterkollegen am Hof Maximilians eine Argumentationshilfe für ein
Im Titel eines Lobepigramms auf Konrad Peutinger, das Teil der abschließenden Paratexte der Ausgabe ist, bezeichnet ihn Sebastian Brant sogar als Symposiarchen und damit ihn und nicht Lang als das Haupt der berichteten Tischgespräche (Sermones convivales. S. 94 f.): In praestantissimi illustratoris Germaniae domini Conradi Peutingeri Augustensis Symposiarchi convivales sermones Sebastiani Brant („[Ein Gedicht] Sebastian Brants auf die Tischgespräche des ausgezeichnetsten Erforschers Deutschlands, Herrn Konrad Peutinger aus Augsburg, des ‚Königs‘ des Gastmahls“).
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politisch virulentes Thema zu erstellen und sein Wissen damit über die angedeutete Diskussion im Augsburger Bekanntenkreis hinaus und offensichtlich auch an den Schriften des Straßburger Humanisten Wimpfeling vorbei in die relevanten Kreise um Maximilian einzubringen. Die ‚Sermones convivales‘ werben auf diese Weise für den politischen Nutzen von Peutingers Gelehrsamkeit⁷⁶ und suggerieren vor dem Hintergrund der in ihnen inszenierten Beauftragung durch Matthäus Lang, dass diese in den Kreisen um Maximilian auch dezidiert und privilegiert nachgefragt wird.⁷⁷ Für sein offensichtliches Interesse, sich als durch seine Gelehrsamkeit im Bereich des germanischen Altertums und der deutschen Geschichte exponiertes Mitglied einer kaisernahen Augsburger Elite und vor diesem Hintergrund als im Umfeld Maximilians gehörte Stimme zu präsentieren, hat sich Peutinger geschickt an antiken Modellen orientiert. So rekurriert er mit seinem einleitenden Bericht über das mittägliche Gespräch im Hause des Matthäus Lang evident auf die Möglichkeiten des literarischen Dialogs, der, im Umfeld der Erinnerung an den griechischen Philosophen Sokrates
Einen entsprechenden Zusammenhang stellt Pietro Bonomo in seinem Brief an Matthäus Lang im Rahmen der einleitenden Paratexte her, dabei einmal mehr auf Peutingers hohe Belastung durch seine politischen Tätigkeiten eingehend (Sermones convivales. S. 14 f.): Est tamen ita celeris, ita praesentis ingenii noster Peutinger, ut in maximis etiam rei publicae occupationibus veterum semper scriptorum quidpiam legat et ne in aliquo desit patriae commodis, dum sibi ex agendis negotiis otium suppetit, immortalibus scriptis suis patriae decus tutatur et excolit („Unser Peutinger besitzt jedoch einen so raschen und so wachen Verstand, dass er selbst bei größter Beanspruchung durch seine Stadt stets etwas aus den antiken Schriftstellern liest; und um in jeder Hinsicht den Nutzen des Vaterlandes zu fördern, schützt und erhöht er, sobald ihm von seinen Geschäften freie Zeit zur Verfügung steht, durch seine unsterblichen Schriften das Ansehen des Vaterlandes“). Vor dem Hintergrund dieser Aussageintention wird klar, warum Peutinger, selbst Vertrauter Maximilians, gleichsam den Umweg über die Beauftragung Langs wählt. Denn nur auf diese Weise kann er wirkungsvoll ein Interesse an seiner historischen Kompetenz im Umfeld Maximilians inszenieren. Seine eigene Nähe zu Maximilian wird in den ‚Sermones convivales‘ ebenso nur von dritter Seite kenntlich gemacht, etwa in Ulrich Zasius’ die Ausgabe einleitendem Brief an ihren Herausgeber Thomas Wolf d. J. im Zuge einer Würdigung von Peutingers wissenschaftlicher Leistung, die umso mehr herausrage, als er für Reich, Stadt und Freunde vielbeschäftigt sei (vgl. Sermones convivales. S. 4– 7): Mira est huius viri exquisitio, ingenii promptitudo, incomparabilis memoria tenacissima, qui infinitis prope negotiis tum regiae maiestatis, apud quam potiores partes agit, tum etiam suae urbis Augustensis, quae ab eius auspiciis non modice pendet, tum denique amicorum suorum, quibus omnia se debere putat, impeditus tam varia, tam a communi cognitione recedentia et, quae annixissimos labores, continentissima studia, multiiugam lectionem requirant, colligere potuerit („Dieser Mann [sc. Konrad Peutinger] besitzt erstaunlichen Forschergeist, wachen Verstand und ein Gedächtnis von unvergleichlicher Schärfe. Trotz Beeinträchtigung durch seine beinahe endlosen Tätigkeiten bald für Seine Königliche Majestät, bei der er eine bedeutende Position einnimmt, bald für seine Stadt Augsburg, die von seiner Führung nicht wenig abhängig ist, schließlich bald für seine Freunde, denen er alles schuldig zu sein glaubt, konnte er so Verschiedenartiges, so weit von dem, was allgemein bekannt ist, Entlegenes, das angestrengtestes Arbeiten, ununterbrochenes Studieren und eine breit gefächerte Lektüre voraussetzt, zusammentragen“); zur bedeutenden Rolle von Literatur und Gelehrsamkeit am Hof Maximilians I. s. grundlegend J.-D. Müller: Gedechtnus. v. a. S. 43 – 79.
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entstanden,⁷⁸ zu einer der prominentesten Gattungen der philosophischen und allgemein der Wissensliteratur in der Antike avancierte.⁷⁹ Seine herausragende Fortüne lässt sich damit erklären, dass das für ihn gattungskonstitutive Charakteristikum, seinen Gegenstand durch die Interaktion zweier oder mehrerer Figuren als ein kommunikatives Geschehen in einem bestimmten raumzeitlichen Setting zu entwickeln, vielfältige Möglichkeiten eröffnet, Argumentation bzw. Genese von Wissen in ihrer Prozesshaftigkeit und Dynamik vorzuführen, was in einem Traktat in dieser Weise so nicht möglich ist, und dabei die konstitutive Rolle der an einem Gespräch beteiligten Meinungsträger für spezifischen Verlauf und Gelingen zu thematisieren.⁸⁰ So können diese auf der unmittelbaren Gesprächsebene Wirkung, Nutzen oder Effizienz unterschiedlicher Argumentationstechniken oder kommunikativer Verhaltensweisen sichtbar machen; bei komplexeren Ausgestaltungen der Sprecherinstanzen vermögen diese sodann die Bedeutung weiterer Aspekte zu erkennen zu geben erkennen zu geben, wie Charakter, Stimmungslage, Verhältnis zu den anderen am Gespräch beteiligten Figuren bis hin zu biographischem Hintergrund, Bildungsgrad, sozialer Stellung oder Herkunft, und dies stets über ihren spezifischen Beitrag an der inszenierten Dialoghandlung.⁸¹ Dieses umfängliche Gestaltungsspektrum ist der Hintergrund dafür, dass der antike Dialog von Beginn an eine Vorliebe für die Verwendung solche Sprecherinstanzen entwickelt hat, die historischen Personen – lebenden wie verstorbenen – nachgebildet sind. Schon bei seinem Entstehen im Umkreis der Anhänger und Schüler Sokrates’ ging es diesen darum, nicht nur dessen Philosophie, sondern auch sein Wesen und seine spezifische Art zu philosophieren in freilich idealisierter Weise der Nachwelt zu überliefern, indem sie ihn im Gespräch mit verschiedenen Personen der Athener Stadtgesellschaft vorführten.⁸² Das sich hierin artikulierende Potential, gelehrte Kommunikationsgemeinschaften zu entwerfen, wurde im lateinischen Bereich sodann von Cicero aufgegriffen, der die meisten seiner philosophischen Schriften deswegen als Dialoge verfasste, weil er sein Ziel, die griechische Philosophie in lateinischer Sprache nach Rom zu verpflanzen, mit der Imagination eines passenden gesellschaftlichen Milieus hierfür verband und dabei den Eindruck erwecken wollte, dass dieses in seinem Umfeld bereits existiert.⁸³ In der Kaiserzeit bildete sich sodann
Vgl. hierzu Rossetti: Aspetti della letteratura socratica; Kahn: Plato and the Socratic Dialogue. S. 1– 35. Für einen ersten Überblick über Gattungsgeschichte und Funktionenspektrum des antiken Dialogs s. statt vieler die Beiträge in Föllinger/G. M. Müller (Hg.): Der Dialog in der Antike; Dubel/Gotteland (Hg.): Formes et genres. S. hierzu konzise Hempfer [u. a.]: Performativität und episteme. S. 73 – 75. Vgl. grundlegend Häsner: Leonardo Brunis Dialogus; Häsner: Der Dialog. S. 36 f. mit Blick auf den Dialog der Frühen Neuzeit sowie exemplarisch am Beispiel der Dialoge Platons Conventry: The Role of the Interlocutor. S. nochmals die Literatur in Anm. 78. Vgl. exemplarisch G. M. Müller: Warum zögert Crassus; G. M. Müller: Transfer und Überbietung im Gespräch.
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wiederum im griechischen Kulturraum eine Dialogliteratur heraus, die im variierenden Rückgriff auf Platons Symposion das Gespräch gelehrter Gemeinschaften bei Tisch als Porträt einer spezifisch griechischen Bildungskultur inszenierte.⁸⁴ Während der Dialog als Medium des philosophischen, theologischen und allgemein des Wissensdiskurses auch im Mittelalter breite Verwendung fand, dort aber im Wesentlichen andere Varianten ausbildete,⁸⁵ rekurrierte die italienische Renaissance wieder auf jenen antiken Typus, der für die Gestaltung des Gesprächspersonals auf die Nachbildung historischer Personen zurückgriff.⁸⁶ Diese sich vor allem innerhalb der neu entstehenden Gelehrtenschicht des Humanismus suchend, der auch seine Autoren entstammten, wurde der Dialog zu einer der Leitgattungen für die Selbstkonstruktion dieser sich jenseits etablierter Bildungsinstitutionen konstituierenden Bewegung.⁸⁷ Dabei ging es nicht nur allgemein darum, das ideale Bild einer neuen, sich in der programmatischen Neuorientierung an antiken Bildungsinhalten verbunden wissenden Gemeinschaftskultur zu zeichnen, sondern diese dezidiert auch als Wiederherstellung einer antiken Praxis intellektueller Vergemeinschaftung wahrnehmbar zu machen. Vor diesem Hintergrund war es wesentlich, dass die Werke selbst als Nachahmungen bestimmter antiker Modelle erkennbar waren. Diese fanden die humanistischen Autoren auf der Apenninenhalbinsel zunächst in Ciceros Dialogœuvre, bevor sukzessive Platon im Zuge der Wiederzugänglichmachung seines Œuvres im Laufe des 15. Jahrhunderts⁸⁸ und schließlich auch der kaiserzeitliche griechische Dialog mit seinen gelehrten Tischgemeinschaften als Gestaltungsvorlagen entdeckt wurden.⁸⁹ An diese humanistische Tradition knüpft Peutinger mit seinen ‚Sermones convivales‘ sichtlich an, auch wenn diese der Gattung nach keinen Dialog darstellen, sondern nur als Bericht eines Gesprächs gestaltet sind. Dass dieser aber dennoch im Horizont des Möglichkeitsspektrums humanistischer Dialogliteratur verstanden werden soll, wird in der aufwändigen paratextuellen Rahmung kenntlich gemacht, indem sich deren Stücke nicht auf das Lob Peutingers und seiner historischen Kompetenz
Vgl. beispielhalber Egelhaaf-Gaiser: Blütenlese fürs Bankett; Egelhaaf-Gaiser: Gelehrte Tischgespräche beim panhellenischen Fest, und zu den ‚Quaestiones convivales‘ des Plutarch, dem in diesem Zusammenhang einschlägigsten Korpus: Ginestí Rosell: Para una poética del diálogo. Für einen Überblick s. die Beiträge in Jacobi (Hg.): Gespräche lesen; Cardelle de Hartmann: Lateinische Dialoge. Einblick in die Dialogliteratur der italienischen Renaissance im 15. und 16. Jahrhunderts gewähren Marsh: The Quattrocento Dialogue; Cox: The Renaissance Dialogue. S. hierzu grundlegend Häsner: Leonardo Brunis Dialogus; für einen sozialgeschichtlichen Blick auf die Herausbildung rinascimentaler Kunst und Gelehrsamkeit in Italien s. Burke: Die Renaissance in Italien. S. 41– 84; für eine soziale Verortung humanistischer Gelehrsamkeit mit Blick auf Deutschland vgl. auch Hirschi: Höflinge der Bürgerschaft. Zur Wiederzugänglichmachung des Platonischen Œuvre im 15. Jahrhundert s. grundlegend Hankins: Plato in the Italian Renaissance. Speziell zur Rezeption Plutarchs in der Renaissance s. die Beiträge in Guerrier (Hg.): Moralia et Œuvres morales.
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beschränken, sondern das vorliegende Werk auch auf ein antikes Modell beziehen. Die literaturgeschichtliche Einordnung der ‚Sermones convivales‘ wird dabei vom Straßburger Thomas Vogler in einem Epigramm gegen Ende des Drucks vorgenommen,⁹⁰ das diese an die antike Dialogvariante des gelehrten Tischgesprächs anschließt, indem er auf Plutarch als deren prominentesten kaiserzeitlichen Vertreter sowie auf Platon verweist, der diese mit seinem Symposion begründet hat.⁹¹ Vor dem Hintergrund, dass die rinascimentalen Autoren auf der Apenninenhalbinsel antike Dialoge als Modelle intellektueller Gesprächspraktiken lasen und auf deren Grundlage ihre eigenen Dialoge als ideale Porträts von deren Wiederaufleben inszenierten, gibt Voglers Epigramm einen Fingerzeig darauf, dass auch das von ihrem Zur Biographie des Straßburgers Vogler, der sich latinisiert Aucuparius nannte und ein Freund Jakob Wimpfelings war, s. Gerber: Art. Aucuparius. In Wimpfelings Streit mit Murner, der, wie oben angedeutet, auch im Hintergrund der ‚Sermones convivales‘ steht, ergriff er Partei für ersteren und trat dabei durch eigene Streitschriften hervor; für Wimpfelings ‚Germania‘-Edition verfasste er ein Epigramm mit dem Titel ‚In Germaniam‘, das die Paratexte zu Beginn der Ausgabe einleitet; Edition und deutsche Übersetzung in Borries: Wimpfeling und Murner. S. 90 f.; vgl. Mertens: Art. Wimpfeling. Sp. 1338. S. Sermones convivales. S. 96 f.: Ista sed Ambrosiae dulci perfusa sapore | Largifluo sacri nectaris imbre madent, || Qualia Plutarchus vel Asellius ille Sabinus, | Qualia divino condidit ore Plato, || Pierides ubi discumbunt Dryadesque Camoenae | Magnus et aurata ludit Apollo Lyra, || Quae celebri decorant animum convivia laude | Et faciunt vita nobiliore frui („Diese Gastmähler aber, erfüllt vom süßen Geschmack von Ambrosia, quellen über von reichlich fließenden Strömen des heiligen Nektars, ganz so wie sie Plutarch oder jener Asellius Sabinus und wie sie Platon in göttlicher Sprache dargestellt hat, wo die Pieriden, die Dryaden und die Camenen Platz nehmen und der große Apoll auf seiner goldenen Lyra spielt und welche den Sinn mit Ruhm und Lob zieren und bewirken, dass man sich eines edleren Lebens erfreut“; zu dem im Zitat genannten Asellius Sabinus s. Sueton: Tiberius 42,2). In der ersten Hälfte seines Epigramms grenzt Vogler das von Peutinger verfasste Tischgespräch von solchen antiken Banketten ab, die allein der Prasserei gedient hätten, dabei auf einschlägige antike Beispiele von verschwenderischen Schlemmern wie beispielsweise Antonius und Kleopatra oder Lucullus verweisend. – Peutinger hat eine lateinische Ausgabe des ersten Gesprächs von Plutarchs ‚Quaestiones convivales‘ besessen (εἰ δεῖ φιλοσοφεῖν παρὰ πότον. lat.: Problema num in convivio philosophandi sit locus), in dem grundsätzliche Fragen des gelehrten Gesprächs bei Tisch geklärt werden und das für die ‚Sermones convivales‘ und ihre Darstellung einer Tischgesellschaft beim gelehrten Austausch unmittelbar einschlägig ist. Die Ausgabe datiert freilich erst auf 1519: Plutarchus: Problema num in convivio philosophandi sit locus. Aus dem Griechischen übersetzt von Otmar Luscinius [Nachtigall]. Straßburg: Johann Schott, 1519. VD-16: P 3707; vgl. hierzu: Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1. N. 268,12. Frühere Ausgaben von Dialogen aus Plutarchs ‚Quaestiones convivales‘ sind in der Bibliothek Peutingers nicht zu greifen. Ein mögliches Vorbild aus Italien stellen die ‚Convivia Mediolanensia‘ des Francesco Filelfo dar, die zwischen 1442 und 1444 entstanden sind; zu Entstehung, Überlieferung, Inhalt und literarischen Vorbildern dieses Werks vgl. Gionta: Per i Convivia mediolanensia, insb. S. 7– 72. Filelfo schließt sein Werk durch intertextuelle Verweise zu Beginn allerdings an Xenophons ‚Symposion‘ an, das Vogler in seinem Epigramm unerwähnt lässt. Eine Abschrift der ‚Convivia Mediolanensia‘, entstanden 1466, befand sich im Besitz des Johannes Mendel aus Eichstätt (heute: Augsburg SuStBA. 20 Cod. 109. fol. 1r–53v; Beschreibung in Spilling [Bearb.]: Die Handschriften der Staats- und Stadtbibliothek. S. 10 f.). Peutinger besaß einen Druck dieses Werks aus dem Jahr 1508: Franciscus Philelphus: Conviviorum libri duo de multarum ortu et incremento disciplinorum. Speyer: Konrad Hist, 1508. VD-16: F 1018; vgl. hierzu: Die Bibliothek Konrad Peutingers. Bd. 1. N. 74,6.
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nordalpinen Rezipienten Peutinger widergegebene Tischgespräch bei Matthäus Lang vor der Folie antiker Gelehrtengespräche und also als deren Adaptation verstanden werden sollte.⁹² In der Tat dient das Referat der verschiedenen Gesprächsgegenstände, die Peutingers historischer Abhandlung über die linksrheinischen Territorien des Reichs vorausgehen, nicht allein dazu, die Unterhaltung im Hause Langs gleichsam vollständig zu Protokoll zu geben, sondern es zielt vor allem darauf, Einblick in den Charakter des Tischgesprächs und das Verhalten seiner Teilnehmer zu geben. Hierzu zählt vorderhand die inhaltliche Vielfalt der Unterhaltung, die mit der Reichhaltigkeit der dargebotenen Speisen korrespondiert,⁹³ verbunden mit dem programmatisch zu verstehenden Hinweis, dass alle Themen stets nur andiskutiert worden seien.⁹⁴ Tatsächlich sei auch jene die linksrheinischen Reichsterritorien betreffende geopolitische Frage nur in Ansätzen besprochen worden;⁹⁵ zum Hauptgegenstand des Werks wird sie erst dadurch, dass Peutinger dem Bericht über das Mittagsmahl seine im Anschluss daran erarbeitete Abhandlung folgen lässt. Eine solche Gesprächsgestaltung im Zeichen von varietas und Unabgeschlossenheit folgt dabei ebenso antiken Vorgaben, die in der Symposienliteratur der Kaiserzeit ausformuliert oder vorgeführt werden, wie auch das von Peutinger hervorgehobene Verhalten des Gastgebers, der für die Themenwechsel verantwortlich zeichnet und diese elegant herbeiführt.⁹⁶ Indem er auf
Zur identitätsstiftenden Bedeutung des Rückbezugs auf die Antike auch für die Humanisten nördlich der Alpen s. Treml: Humanistische Gemeinschaftsbildung. S. 141– 155. Zur varietas der beim gelehrten Symposion gereichten Speisen vgl. aus den möglichen antiken Vorlagen Plutarch: Quaestiones convivales 4,1 und vor allem Athenaios’ ‚Deipnosophistae‘, in denen sich die Gesprächsgemeinschaft wiederholt mit den Speisen beim Gastmahl auseinandersetzt; vgl. Romeri: Philosophes entre mots et mets. S. 268 – 290. Dass die Gesprächsthemen stets nur andiskutiert wurden, betont Peutinger zum Abschluss seiner einleitenden Anrede an Matthäus Lang, dabei auf eine Stelle in einem Lucilius-Brief Senecas anspielend (Sermones convivales. S. 20 f.; vgl. das Zitat oben in Anm. 64). Die Seneca-Referenz ist ‚Epistulae morales‘ 7,64,2 (vgl. comm. ad loc. S. 100). Die varietas der dargebotenen Speisen als Ursache für eine Fortführung des Gesprächs hebt Peutinger am Übergang zu jenem Thema hervor, über das er dann seine Abhandlung formulieren wird (Sermones convivales. S. 24 f.): Verum propter nitorem ferculorum varium, non dico trivialem abundantesque vinorum propinationes sermonibus proximis non contenti, sed tua convivali comitate acrius admoniti ad alia provocati sumus fabulandum („Aber wegen des mannigfachen, keineswegs gewöhnlichen Glanzes der aufgetragenen Speisen und der von Wein überströmenden Trinkrunden beließen wir es nicht bei den letzten Gesprächen, sondern von Dir in Deiner einem Gastmahl angemessenen Leutseligkeit eifrig ermahnt, sahen wir uns dazu aufgefordert, noch über anderes zu plaudern“). Vgl. Sermones convivales. S. 26 f. Stichwort im Zitat in Anm. 94 ist comitas convivalis. Ergänzend hierzu sei auf Peutingers Hinweis in seiner Überleitung zum Referat des Tischgesprächs hingewiesen (s. das Zitat in Anm. 64), dass bei diesem aller Ernst beiseitegelassen worden sei (severitate omni postposita); dieses selbst wird sodann als iucundissimus charakterisiert. Auch in der gelehrten Symposienliteratur der Kaiserzeit, wie beispielsweise in den ‚Quaestiones convivales‘ des Plutarch, fällt auf, dass die Diskussionen in der Regel ohne eine endgültige Klärung der zu Beginn gestellten Frage beendet werden oder zum nächsten Thema übergehen, weil die Wahrheitssuche als wichtiger als die Wahrheitsfindung angesehen wird (vgl. hierzu etwa die Einleitung in Plutarch: Quaestiones convivales 3,1).
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diese Weise seiner Rolle gerecht wird, erscheint Matthäus Lang somit in der Rolle des vollendeten Symposiasten.⁹⁷ Schließlich präsentieren sich die von ihm angestoßenen Gesprächsgegenstände nicht ganz so arbiträr, wie es zunächst den Anschein hat. So leitet sich die das Tischgespräch eröffnende Diskussion über den Aufbewahrungsort der Gebeine des Hl. Dionysios Areopagita daraus ab, dass das Mittagsmahl auf dessen liturgischen Gedenktag gefallen sei.⁹⁸ Die anschließende Frage, ob der Apostel Paulus verheiratet gewesen sei, habe sich sodann aus verschiedenen Berichten über häusliche und eheliche Konflikte – über Alltagsthemen mithin – ergeben, bei denen dieser vielfach zitiert worden sei.⁹⁹ Dass das Gespräch tatsächlich eine gewisse Planmäßigkeit von naheliegenden zu weiter entfernten Gegenständen aufweist, gibt Peutingers Einleitung zum folgenden Thema zu erkennen, indem er die Frage, ob womöglich schon die Antike einen Weg über den Ozean nach Indien gekannt hat, mit Blick auf die Distanz des Atlantiks zum Ort des Gesprächs als einen solchen andeutet.¹⁰⁰ Schließlich bereitet diese Frage das zentrale Thema des Werks nicht allein wegen seines geographischen Inhalts vor, sondern, wie oben bereits angedeutet, die Tatsache, dass der Rhein in ebenjenen Ozean münde, von dem zuvor die Rede gewesen sei, habe Peutinger dazu veranlasst, auf die antiken Zeugnisse einer germanischen Besiedlung links des Rheins zu sprechen zu kommen.¹⁰¹ Obwohl nicht als Dialog gestaltet, machen Peutingers ‚Sermones convivales‘ das Gespräch, von dem sie berichten, in vielfältiger Hinsicht zu ihrem Gegenstand und Zur Beschreibung der Pflichten eines Symposiasten in der antiken Dialogliteratur s. Plutarch: Quaestiones convivales 1,4. Vgl. in diesem Zusammenhang die abschließende Würdigung Langs durch Pietro Bonomo in seinem die einleitenden Paratexte der Ausgabe abschließenden Brief, wo an jenem besonders dessen Vorliebe hervorgehoben wird, sich trotz geringer Freizeit infolge seiner Beratertätigkeit bei Maximilian wann immer möglich mit der Gesellschaft gelehrter und wissenschaftlich gebildeter Personen zu umgeben (Sermones convivales. S. 14 f.): Et quamvis sacratissimi Caesaris Maximiliani maximo negotiorum pondere deprimeris, ut vix e laboribus respirare liceat, nihil tamen tibi dulcius est, nihil suavius quam cum viris doctis versari et litterarum amatoribus oblectari plurimum („Und obwohl Du von der gewaltigen Last der Aufträge des ehrwürdigsten Kaisers Maximilian niedergedrückt wirst, sodass Du kaum Gelegenheit hast, Dich von den Anstrengungen zu erholen, ist dennoch nichts für Dich angenehmer, nichts süßer, als Dich in Gesellschaft gelehrter Männer aufzuhalten und an den Verehrern der Wissenschaft größte Freude zu haben“). Sermones convivales. S. 20 f. Sermones convivales. S. 22 f.: Sermo noster sequens erat de coniugio domesticaque rixa atque pugna, multae tunc Apostolorum principis sententiae afferebantur („Unser nächstes Gesprächsthema handelte von der Ehe und von häuslichem Zank und Streit. Dabei wurden viele Aussprüche des Apostelfürsten angeführt“). Sermones convivales. S. 22 f.: Non unus, sed varius nobis erat sermo et collocutione ulteriori ad ipsum etiam oceanum eiusque recessum atque refluxum et Lusitanici regis fortunatissimi navigationem Indiam versus compertam devenimus („Unser Gespräch hatte nicht ein, sondern verschiedene Themen, und im weiteren Verlauf unserer Unterredung gelangten wir sogar bis zum Ozean, bis zu dessen Abfließen und Zurückströmen und bis zu der bekannt gewordenen Fahrt des vom Glück höchst gesegneten Königs von Portugal nach Indien“). S. nochmals das Zitat in Anm. 49.
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verfolgen auf diese Weise Aussageziele, die humanistische Dialogautoren in der Regel mit ihren Werken verbanden. Hierdurch erscheinen sie als Beispiel für die Rezeption jenes im rinascimentalen Italien mit dieser Gattung insbesondere verbundenen Bestrebens, die zeitgenössische Diskussionskultur als Wiederaufleben eines antiken Ideals erscheinen zu lassen.¹⁰² Hinzu kommt, dass die ‚Sermones convivales‘ ergänzend dazu die Verbindung von gelehrtem Gespräch und privatem Studium als ein konstitutives Element von Peutingers Gelehrsamkeit inszenieren. Denn neben Langs Anliegen, das Peutinger in den darauffolgenden zehn Tagen zur Abfassung seines kleinen Traktats über die germanisch-deutsche Siedlungskontinuität links des Rheins von der Antike bis in die Gegenwart bewogen habe, will er ein weiteres Thema, das von der Tischgesellschaft andiskutiert worden sei, zu Hause weiterverfolgt und einen Gesprächspartner mit ergänzenden Informationen dazu versorgt haben. So gibt er an, dass er dem Tischgenossen Gaisser, der im Hinblick auf das erste Gesprächsthema der Zusammenkunft davon berichtet hatte, dass in Frankreich die Meinung verbreitet sei, die Gebeine des Dionysios Areopagita seien bei Paris bestattet, später eine Abschrift eines päpstlichen Schreibens aus dem Jahr 1052 aus seinem Besitz zugesandt habe, das belege, dass die Überreste des Heiligen von Frankreich nach St. Emmeram in Regensburg überführt worden seien, wie bereits Matthäus Lang während des Mittagessens überzeugend ausgeführt haben soll.¹⁰³ Zwar von geringerem Aufwand begleitet, realisiert sich Peutingers Engagement auch hier in der Abfolge von Anregung beim Tischgespräch, nachträglicher Vertiefung des Andiskutierten mit Hilfe der eigenen Wissensbestände¹⁰⁴ und anschließender brieflicher Mitteilung an jenen Tischgenossen, der das betreffende Thema angeregt oder diesem am meisten Interesse entgegengebracht hat.¹⁰⁵ Wie beim zentralen Thema der ‚Sermones convivales‘ erscheint der Brief, der bereits in der antiken Rhetorik dem Dialog an die Seite gestellt worden
Ein Überblick über die Dialogliteratur nördlich der Alpen fehlt. Weitere Beispiele im zeitgeschichtlichen Kontext sind drei nur handschriftlich erhaltene Dialoge jenes Thomas Wolf d. J., der Wimpfeling in seinem Streit mit Murner unterstützt und Peutingers ‚Sermones convivales‘ in Straßburg herausgegeben hat, sowie Johannes Corvinus’ prosimetrischer ‚Dialogus de mentis saluberrima persuasione‘, gedruckt 1516 in Leipzig (VD-16: C 5472); zu letzterem s. G. M. Müller: Art. Corvinus. Sp. 502 f., zu den aus Wolfs Bologneser Studienzeit datierenden Dialogen s. Worstbrock: Art. Wolf. Sp. 1409 – 1411. Sermones convivales. S. 20 f. Dass sich Peutinger intensiv für seine Freunde engagiert, woraus sich ein Teil seiner Arbeitsbelastung ableite, hebt Ulrich Zasius in seinem einleitenden Brief an Thomas Wolf d. J. explizit hervor (s. das Zitat oben in Anm. 77). Er wird von ihm somit auch als Verkörperung humanistischer Freundschaft gewürdigt; generell zur Bedeutung von Freundschaft für die Kohäsion humanistischer Gemeinschaften s. Treml: Humanistische Gemeinschaftsbildung. S. 81– 98. Zu Peutingers Abschrift der erwähnten Bulle Leos IX. s. Sermones convivales. comm. ad loc. S. 100. Zur Anregung des Themas durch Gaisser resp. Caper s. Sermones convivales. S. 20 f.: Tunc Caper nobis referebat Gallos hunc ut eorum apostolum venerari et credere ossa eius ad II lapidem a Parisiensium urbe ad aedem sacram sepulta esse („Da berichtete uns Caper, dass die Franzosen ihn als ihren Apostel verehren und glauben, seine Gebeine seien zwei Meilen von der Stadt Paris in einer Kirche begraben“).
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ist, als Gelegenheit, den im privaten Studium vertieften gelehrten Austausch fortzusetzen, ohne dass die Tischgemeinschaft wieder zusammentreffen muss.¹⁰⁶ Über die Textgattung, der die ‚Sermones convivales‘ angehören, weist das kommunikative Kontinuum, in dem Peutinger seine Gelehrsamkeit situiert wissen will, über die Rückbindung an das Zusammentreffen der Augsburger Gesprächsgemeinschaft hinaus und wird auf diese Weise als grundlegender Zug seines intellektuellen Selbstverständnisses erkennbar.¹⁰⁷
IV. Peutingers ‚Sermones convivales‘ wollen ihren Autor nicht nur als Gelehrten ausweisen, dessen historische Kompetenz einen Beitrag zur Klärung politischer Streitfragen zu leisten in der Lage ist. Komplementär dazu präsentieren sie ihn auch als führendes Mitglied eines Augsburger Netzwerks, in dem solche diskutiert werden und dessen Gespräche Anlass und Zielpunkt seiner hierfür unternommenen Studien markieren. Dieses erscheint dabei zum einen als lokal verankert und dennoch bis ins unmittelbare Umfeld Maximilians I. reichend; zum anderen wird es über die antiken Modelle, an denen sich die ‚Sermones convivales‘ orientieren, auf ein in diesen niedergelegtes Ideal antiker Diskurskultur bezogen. Die ‚Sermones convivales‘ haben somit wesentliche Aussageziele mit den ein Jahr zuvor gedruckten ‚Romanae vetustatis fragmenta‘ gemein, auch wenn sie einem anderen Gegenstand verpflichtet sind. Beide dienen der Selbstdarstellung Peutingers als Mitglied einer städtischen Elite, die sich durch übereinstimmendes Interesse an gelehrten Gegenständen sowie einen entsprechenden Zugriff auf aktuelle Fragen auszeichnet. In den Paratexten der Inschriftenedition erscheint diese als tatkräftige Un Zur antiken Vorstellung des Briefs als Hälfte eines Dialogs s. etwa Demetrius: De elocutione 223; vgl. Roberts (Hg.): Demetrius on Style. S. 172 f.; zur Bedeutung des Briefs für die humanistische Gemeinschaftsbildung s. Treml: Humanistische Gemeinschaftsbildung. S. 77– 81. Vgl. hierzu Peutingers Brief an den Augsburger Kanoniker Matthäus Marschalk, der die abschließenden Paratexte der Ausgabe einleitet und eine vergleichbare Verbindung von gelehrtem Austausch – bald im Gespräch, bald vermittels schriftlicher Korrespondenz – und privatem Studium zum wechselseitigen Nutzen zum Ausdruck bringt (vgl. Sermones convivales. S. 88 – 93). In diesem berichtet Peutinger von seinen Nachforschungen über den Ursprung des Namens von Bergamo, den er als ‚Bergstadt‘ deutet. Motiviert worden seien diese durch die nochmalige Lektüre einer Stelle bei Iunianus Maius (vgl. comm. ad loc. S. 105), die vom Gallier Brennus handle und auf die er durch die Kanoniker Bernhard und Konrad Adelmann von Adelmannsfelden aufmerksam gemacht worden sei. Nachdem er den Nachweis geführt hat, dass Bergamo von schwäbischen Semnonen gegründet worden sei, womit sich dessen Name begründe, fordert er seinen Adressaten abschließend auf, ihn darüber in Kenntnis zu setzen, falls dessen Nachforschungen ergeben sollten, dass der Verursacher des Galliersturms von 390 v. Chr. Brennus womöglich germanischen Ursprungs gewesen sei. Evidente Aufgabe dieses ausführlichen Schreibens, das ein zum Hauptgegenstand der ‚Sermones convivales‘ zwar affines, aber dennoch eigenes Thema behandelt, ist es somit, Peutingers Gelehrsamkeit einmal mehr in die gelehrten Aktivitäten Augsburger Mitbürger einzuordnen und entsprechend zu charakterisieren.
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terstützerin von Peutingers Projekt, die antike inschriftliche Überlieferung Augsburgs und seiner Umgebung zu erfassen und zu dokumentieren,¹⁰⁸ in den ‚Sermones convivales‘ als Anregerin und Adressatin für seine Studien. In beiden Werken lässt sich Peutinger sodann durch seine singuläre und allseits anerkannte Gelehrsamkeit sowie eine entsprechende Initiativkraft aus dieser hervortreten.¹⁰⁹ Gleichwohl erscheint es für ihn in beiden Fällen von zentraler Bedeutung, dieses self fashioning an seine Heimatstadt¹¹⁰ und eine in dieser beheimatete Diskursgemeinschaft zurückzubinden, aus welcher seine gelehrten Aktivitäten erwachsen und die deren Wert und Nutzen bezeugt.¹¹¹ Beide Veröffentlichungen verstehen sich sodann als programmatische Einblicke in die Prägung Augsburgs durch die Antike. In den ‚Romanae vetustatis fragmenta‘ durch ihren Gegenstand unmittelbar hervorstechend, artikuliert sich diese in den ‚Sermones convivales‘ durch die Inszenierung einer Tischgemeinschaft, die ein antikes Ideal gelehrter Gemeinschafts- und Diskussionskultur adaptiert.¹¹² Sie geben somit gleichermaßen Einblick in die Ursprünge der Stadt in der Antike wie auch in eine spezifische Orientierung an dieser durch Peutinger und sein Umfeld in der Gegenwart. Beide Aspekte erscheinen dabei nicht nur als aufeinander bezogen und einander bedingend, sondern auch als Begründungen für eine besondere reichspolitische Bedeutung der Stadt. In der Tat begegnen sich beide Werke durch ihre Betonung einer besonderen Nähe zu Maximilian I. Während die Paratexte der Inschriftensammlung eine privilegierte Verbindung zwischen der antiken Gründung Augsburgs und dem römisch-deutschen König zu stiften bemüht sind,¹¹³ artikuliert sich in der an antiken Modellen orientierten Augsburger Tischgemeinschaft der ‚Sermones convivales‘ eine besondere Sensibilität für aktuelle politische Fragen sowie ein Interesse, diese im Sinne einer dem Reich und dem Haus Habsburg förderlichen Position zu beantworten. In beiden Fällen präsentiert sich Peutinger als derjenige, der die entscheidende In-
S. hierzu nochmals das Zitat oben in Anm. 7. Vgl. in Bezug auf die ‚Romanae vetustatis fragmenta‘ ebd. Auf seinen Augsburger Ursprung verweist Peutinger in den ‚Sermones convivales‘ ausdrücklich gleich zu Beginn seiner einleitenden Anrede an Matthäus Lang (vgl. das Zitat oben in Anm. 70). In den ‚Romanae vetustatis fragmenta‘ ist es seine Tochter Juliana, die in ihrer Ansprache an Maximilian I. ebenso gleich zu Beginn darauf verweist, dass sie aus Augsburg stammt (vgl. das Zitat oben in Anm. 10). Zum Begriff des self fashioning und seinen Implikationen im Hinblick auf rinascimentale Selbstdarstellung s. Greenblatt: Renaissance Self-Fashioning, inbes. die einleitenden Bemerkungen S. 1– 10. Auch hier ist es sicherlich nicht unerheblich, dass dieser Zusammenhang im Rahmen der Paratexte des Drucks mit Thomas Vogler von einem Straßburger Poeten hergestellt und damit gleichsam von unabhängiger Seite von außen konstatiert wird. Implizite Aussage seines Epigramms (s. oben Anm. 91) ist somit, dass die Affinität des berichteten Tischgesprächs zu antiken Vorbildern für den gebildeten Rezipienten unmittelbar erkennbar ist. Vgl. nochmals die Zitate in Anm. 7 und Anm. 10.
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stanz für diese Profilierung Augsburgs als Stütze für die Selbstrepräsentation Maximilians und für seine Politik markiert. Beide Werke verdanken sich schließlich nicht nur in je spezifischer Weise Impulsen aus dem humanistischen Italien – hier die handschriftlichen Syllogen römischer Inschriften, dort der auf antiken Modellen fußende literarische Dialog –, sondern Peutinger adaptiert auch die auf der Apenninenhalbinsel mit diesen verfolgten Strategien der Selbstdarstellung, die darauf zielten, die eigenen antiken Ursprünge herauszustellen und darauf aufruhend die zeitgenössische Kommunikationskultur als Wiedergeburt antiker Praktiken zu inszenieren. Scheint Peutinger auf diese Weise Augsburg als eine den humanistischen Zentren Italiens in Geschichte und kulturellem Selbstverständnis ihrer Eliten vergleichbare Kommune profilieren zu wollen,¹¹⁴ ergänzt er dieses Anliegen durch die ostentative Betonung einer besonderen Nähe der Stadt und ihrer intellektuellen Elite zum habsburgischen König und seinen Interessen um einen Bereich, der signifikant über den Brückenschlag auf die Alpensüdseite hinausweist. In der Tat findet in beiden Werken Peutingers eine Umkodierung der Bedeutung statt, die der antiken Vergangenheit und der zeitgenössischen Adaptation antiker kultureller Praktiken in der humanistischen Kultur Italiens zukam. Galten diese dort als Beleg dafür, selbst rechtmäßige Erbin der Antike zu sein und nicht das deutsche Kaisertum, welches nicht deren Kontinuität garantiert, sondern diese in Gestalt seiner Vorläufer zerstört habe,¹¹⁵ konfiguriert Peutinger die antike Gründung und freie Reichsstadt Augsburg zur Heimstatt einer humanistischen Kultur, in der der Rückbezug auf die Antike den Transfer des römischen Imperium über die Alpen als rechtmäßig bestätigt und die die italienische Argumentation auf diese Weise aushebelt. In Augsburg lässt sich Rezeption und Adaptation des antiken Erbes folglich nicht nur für sein Wiederaufleben fruchtbar machen, sondern auch, um die Idee vom römisch-deutschen Kaisertum zu erneuern und dieses politisch zu unterstützen. In diesem komplexen Bedeutungsgeflecht weist Peutinger seiner Gelehrsamkeit die wesentliche Rolle zu: Sie erschließt zum einen das historische Potential der Reichsstadt Augsburg für die Verbindung einer an der Antike orientierten humanistischen Kultur, die ihrer italienischen Vorlage auch in Bezug auf ihr antikes Fundament gerecht wird, und einer Erneuerung des von dieser in Frage gestellten römischdeutschen Kaisertums.¹¹⁶ Zum anderen verfügt sie über das nötige Wissen, in politi Zu dieser Strategie vgl. mit Bezug auf die frühhumanistische Geschichtsschreibung Augsburgs G. M. Müller: Quod non sit honor. S. 265 – 273. Dass die ‚Sermones convivales‘ auch ein Wirkpotential südlich der Alpen haben, suggeriert deren Würdigung durch den Triester Humanisten und Bischof Pietro Bonomo in den einleitenden Paratexten (Sermones convivales. S. 12– 15). Zu Entstehung und Ausprägung des frühneuzeitlichen Nationendiskurses im humanistischen Italien s. grundlegend und umfassend Münkler [u. a.]: Nationenbildung. S. 75 – 161 sowie besonders mit Blick auf die Reaktion darauf nördlich der Alpen Hirschi: Wettkampf der Nationen. S. 175 – 249. Zur Revitalisierung der Idee von der Translatio imperii im deutschen Humanismus, verbunden mit dem freilich auch gegen die französische Krone gerichteten Nachweis, Karl der Große sei germanischen Ursprungs gewesen, und zur Rolle Enea Silvio Piccolominis als Anreger dafür s. Münkler [u. a.]: Nationenbildung. S. 175 – 209; vgl. auch Treml: Humanistische Gemeinschaftsbildung. S. 171– 178.
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schen Fragen kompetent für die Belange des Reichs Stellung zu beziehen. Diese Selbstinszenierung Peutingers, für die die Rückbindung an seine Heimatstadt und deren intellektuelle Elite Voraussetzung ist, bildet die Grundlage, die es ihm ermöglicht, zwei humanistische Themenfelder in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu behandeln und für das gleiche politische Anliegen einer Stärkung der römisch-deutschen Kaiseridee produktiv zu machen, die in der Regel zwei unterschiedliche und in der Regel gegeneinander positionierte Diskursbereiche markieren: die antiquarische Erschließung antiken Erbes und die historisch-ethnographische Erforschung einer germanisch-deutschen Vergangenheit, die von den deutschen Humanisten nicht zuletzt in dezidierter Opposition zur Instrumentalisierung der antiken Vergangenheit auf der Apenninenhalbinsel betrieben wurde.¹¹⁷ Für diese Engführung hat sich Peutinger kreativ der Möglichkeiten bedient, die ihm das humanistische Gattungsspektrum und das noch relativ neue Medium des Drucks bereitstellten. Erkennbar wird dies einmal an der aufwändigen Druckgestaltung der ‚Romanae vetustatis fragmenta‘, die die tatsächlichen Inschriftenbefunde idealisiert wiedergibt und eindeutig auf wirkungsvolle Repräsentation ausgerichtet ist,¹¹⁸ sowie an der gekonnten Indienstnahme paratextueller Kommunikation zur geschickten Andeutung der politischen Intention, die Peutinger mit der ansonsten unkommentierten und allein auf ihr beeindruckendes Druckbild ausgerichteten epigraphischen Edition verfolgte.¹¹⁹ Die ein Jahr später erschienen ‚Sermones convivales‘ bestechen daneben durch ihre signifikante literarische Komplexität, die sich vor allem aus der Adaptation des Funktionsrepertoires literarischer Dialoge speist und von Peutingers Kenntnis hinsichtlich der in Italien bereits hinlänglich erprobten Verwendungsweisen dieser Gattung zeugt. Beide Werke lassen Peutinger somit nicht allein als Gelehrten erscheinen, der mit der Erschließung des römischen Erbes ein spezifisches Interessengebiet des süddeutschen Humanismus mitanstößt und den historisch-geographischen Diskurs über das germanische Altertum sowie die Geschichte des mittelalterlichen Kaisertums bis in seine Gegenwart souverän beherrscht. Sie präsentiert ihn ebenso wenig nur als anerkannten princeps eines Augsburger gelehrten und reichspolitisch aktiven Netzwerks, der antiquarisches Engagement, historische Kompetenz und deren politische Indienstnahme für Heimatstadt und Reich gekonnt miteinander zu verbinden weiß und auf diese Weise den weitreichenden Nutzen seiner Gelehrsamkeit unter Beweis stellt. Als seine Produkte weisen sie ihn darüber hinaus als literarisch gebildeten und entsprechend versierten Humanisten aus, der durchaus über die Kompetenz für aufwändigere literarische Kompositionen verfügte. Mag Peutinger nur in sehr begrenztem Maß als Autor und Herausgeber
Vgl. Hirschi: Wettkampf der Nationen. S. 251– 379, bes. S. 320 – 347. Vgl. Ott: Konrad Peutinger und die Inschriften. S. 276 – 278. Grundsätzlich zur Funktion paratextueller Kommunikation s. Genette: Paratexte, insb. S. 9 – 21. Zur geschickten Indienstnahme der Paratexte in der Ausgabe der ‚Sermones convivales‘ für die – stets von anderen vorgetragene – Darstellung Peutingers und seiner Gelehrsamkeit als Teil eines Augsburger gelehrten Netzwerks s. die entsprechenden Hinweise in den Anmerkungen dieses Beitrags.
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hervorgetreten sein;¹²⁰ die beiden hier besprochenen Werke bezeugen hinlänglich sein diesbezügliches Potential und also sollte er auch in literarischer Hinsicht als veritabler Repräsentant humanistischer Kultur nördlich der Alpen gelten dürfen.¹²¹
Einen Überblick über Peutingers zeitlebens im Druck erschienene Schriften und von ihm herausgegebene Werke gewährt Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 10 – 17. Zu Recht weist Worstbrock: Art. Peutinger. Sp. 9 darauf hin, dass Peutinger nicht als herausragender Stilist anzusprechen sei. Dieses Urteil bestätigt nicht zuletzt das Latein der ‚Sermones convivales‘ sowie der Paratexte der ‚Romanae vetustatis fragmenta‘. Indes eignet sich dieser Befund nicht für eine grundsätzliche Kritik an seinen literarischen Fähigkeiten oder gar dazu, ihm diese gänzlich abzusprechen. Peutingers Werke repräsentieren eher jene Phase des deutschen Humanismus um 1500, in der sich auf der Grundlage einer sich zunehmend verbreiternden Rezeption italienischer Vorbilder allmählich eine immer stärkere Sensibilität für deren an der Antike orientiertes Stilideal herausbildete. Eine entsprechende Entwicklung lässt sich bei der Rezeption der südlich der Alpen gepflegten antiken Gattungen ausmachen. Peutingers ‚Sermones convivales‘ stellen in diesem Kontext, wie gesehen, eine durchaus kreative Aneignung von Modellen dar, die sich in Italien auf der Grundlage antiker Vorlagen ausgebildet hatten, und zeugen auf diese Weise von einem entsprechenden Selbstanspruch ihres Autors als humanistischen Literaten, und dies unabhängig von einem etwaigen Qualitätsrückstand gegenüber dem literarischen Niveau der Apenninenhalbinsel. Somit geht die Kritik ebd., Peutinger sei kein Schriftsteller gewesen, gleichermaßen zu weit, zumal die dort als Beleg angeführte Tatsache, dass Peutinger seine Werke von anderen korrigieren ließ, humanistischer Praxis entsprach.
III Memoria
Dietmar Schiersner
Erinnerungskulturen in Augsburg und Nürnberg Konrad Peutinger (1465 – 1547) und Willibald Pirckheimer (1470 – 1530)
Erinnerungskulturen – zwei Schlaglichter „Wir brauchen nur die Augen zu schließen […]: Willibald Pirckheimer ist da, das klare Auge auf ein seltenes Stück seiner Münzsammlung gerichtet; oder froh in freundliches Gespräch vertieft durch die Gassen Nürnbergs mit seinem Freund Dürer schreitend; oder am Schreibpult die Schrift der Antike lesend und übersetzend; oder am Fenster in Schloß Neunhof stehend, sinnend die Welt betrachtend. Was ist unserem Geist die Zeit? Ein Nichts.“ Was ganz nach einer das partizipienfreudige Latein imitierenden Stilübung klingt, gehört zu Valentin Pabsts Beitrag in einem bei Glock und Lutz in Nürnberg verlegten Sammelband zum 500. Geburtstag Willibald Pirckheimers im Jahr 1970. Pabst meditiert in seinem kurzen Essay nicht ohne Pathos die ‚Rettung aus dem Humanismus. Am Grabe Pirckheimers’, und er lässt es sich nicht nehmen, die Schranken der Zeit aufzuheben, damit „das Geschichtliche unser Gemüt“ ergreife.¹ Seine eigene Zeit also sieht Pabst offenbar einer – nicht näher beschriebenen – Gefahr ausgesetzt. Von ihr befreien könne ein Humanismus, für den Willibald Pirckheimer stehe. Darin liege – so die im Zusammenhang eines Gedenkjahres wenig überraschende Botschaft des Textes – die unmittelbar zugängliche Aktualität des Nürnbergers begründet. 40 Jahre später, 2010, findet der studierte Historiker und Journalist Michael Weiser, seinerzeit Leiter des Kulturressorts beim Bayernkurier, in der vom PeutingerCollegium herausgegebenen Zeitschrift ‚Bayerischer Monatsspiegel‘ unter der Überschrift ‚Der Vertraute zweier Kaiser‘ modernere Worte und vor allem kürzere Sätze, um den Augsburger Humanisten Konrad Peutinger zu charakterisieren.² Für den Journalisten ist er „der brillante Jurist, Politiker und Gelehrte aus Augsburg“: „Gut vernetzt würde man den Juristen heute wohl nennen. Statt mit Xing und Facebook pflegte Peutinger seine Kontakte mit zahllosen Briefen und auf Reisen“.³ Sein rastloses
Pabst: Rettung aus dem Humanismus. S. 180. Der ebenso wie Pabsts Aufsatz zwei Seiten kurze Beitrag ist mit Abbildungen versehen, z. B. der eines Drucks der Confessio Augustana mit der Bildunterschrift: „Mit der ‚Augsburger Konfession‘ wurde Luthers Prothestantismus [!] am 25. Juni 1530 als Staatsreligion anerkannt“. Weiser: Der Vertraute zweier Kaiser. S. 53. Weiser: Der Vertraute zweier Kaiser. S. 52. https://doi.org/10.1515/9783110575040-010
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Kommunikationsverhalten empfiehlt den berühmten Augsburger – so der Subtext – all jenen erfolgreichen (young) urban professionals als Identifikationsfigur, die es in der Gegenwart ebenso halten und die heute modernen medialen Möglichkeiten zur Kontaktpflege ausschöpfen. Aktuell wird Konrad Peutinger für Weisers Leser, weil er im Prinzip nicht anders als sie gehandelt und gelebt habe. So unterschiedlich in Stil und Aussage Pabst und Weiser ihre Helden darstellen – als Gemälde in Öl den einen, den anderen als flüchtige Skizze; kontemplativ und ortsverbunden jenen, (hyper‐)aktiv und global-acting diesen; Pirckheimer als Mann, der eine alte Freundschaft, Peutinger als einen, der Kontakte zu pflegen verstand: beiden Autoren geht es um Aktualisierung, indem Pirckheimer als überzeitliche Sokrates-Figur stilisiert wird und Peutinger ein ‚cooles‘ Update erfährt. Gerade weil dahinter das Bemühen um eine Erfassung historischer Alterität zurücksteht, sind beide Zitate beispielhafte Ausschnitte aus einer mit Willibald Pirckheimer und Konrad Peutinger verknüpften, zu ihrer Zeit – 1970 bzw. 2010 – ‚populären‘ Erinnerungskultur und verraten mehr über die Verfasser und ihr intendiertes Lesepublikum – einschließlich unterschiedlicher und gewandelter Öffentlichkeiten und Rezeptionsbedingungen – als über deren Helden. Ziel solcher Aktualisierungen ist es, historische Illustration und Legitimation zu finden für Haltungen und Einstellungen der Gegenwart, als deren Projektionsfläche die Geschichte dient. – Als ‚monumentalische Historie‘ klassifizierte Friedrich Nietzsche (1844– 1900) diese Perspektive auf Geschichte.⁴ Im Blick auf das Veröffentlichungsjahr 1970 dürfte Valentin Pabsts Beitrag zur Pirckheimer-Festschrift eher als verspätet zu bewerten sein. Pabsts publizistische Hauptaktivität fiel in die 1950er und 60er Jahre und war eng mit den verlegerischen Aktivitäten von Karl Borromäus Glock (1905 – 1985) verbunden,⁵ in dessen seit 1946 erscheinender Zeitschrift ‚Die Besinnung‘ er zusammen mit anderen katholisch geprägten Intellektuellen und Schriftstellern wie Friedrich Wilhelm Foerster, Friedrich Heer, Erich Przywara oder Reinhold Schneider wiederholt veröffentlichte.⁶ Nach den
Nietzsche:Vom Nutzen und Nachtheil der Historie. – Nach der vergleichbaren Typologie Jörn Rüsens handelt es sich um „exemplarisches historisches Erzählen“; Rüsen: Historisches Erzählen. S. 60 f. Zu ihm vgl. Diefenbacher/Endres (Hg.): Stadtlexikon Nürnberg. S. 366. Es dürfte sich – so die Autorenangabe im Inhaltsverzeichnis eines Heftes ‚Der Deutschunterricht‘ Bd. 11. H. 4 (1959) – um „Dr. Valentin Pabst, Ansbach“, handeln. Die Titel seiner Beiträge in der ‚Besinnung‘ lauten: ‚Hugo von Hofmannsthals religiöse Dichtung. Auszüge aus einem Vortrag‘ (1953, H. 5. S. 242– 253); ‚Reflexionen zum Thema Zivilisation, Wirtschaft und Freiheit‘ (1955, H. 4/5. S. 229 – 231); ‚Weltreich und Gottesreich / Dante Alighieri (Erster Teil)‘ (1956, H. 2/3. S. 110 – 121); ‚Calderon de la Barca‘ (1956, H. 4/5. S. 175 – 187); ‚Sieur de Molière‘ (1956, H. 6. S. 319 – 333); ‚Aufbruch in das Unendliche – Lord Byron‘ (1959, H. 1. S. 12– 27); ‚Das Recht auf Sorge. Zum gewerkschaftlich geforderten Mitbestimmungsrecht‘ (1965, H. 3/4. S. 148 – 150). Vgl. Fischer/Dietzel: Deutsche literarische Zeitschriften. Bd. 1: Aargauer Neujahrsblatt–Forum. S. 133 – 136 (‚Die Besinnung‘). – In der Reihe ‚Nürnberger Liebhaberausgaben‘ bei Glock und Lutz erschien 1955 auch Pabsts ‚Kleiner Ausflug in die Europäische Geistesgeschichte‘, „fünf Studien und Vorlesungen“ (S. 7) über Dante, Calderón, Molière, Byron und Ibsen, anhand derer „das Wissen um die Eigentlichkeit des abendländischen Geistes vermittelt werden kann, wie sie sich in seiner christlich-humanistischen Wurzel zu erkennen gibt, und
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Erfahrungen von Krieg und Nationalsozialismus, gegen den viele von ihnen aktiv opponiert hatten, stellten sie ihren Lesern Anknüpfungspunkte für einen ‚christlichen Humanismus‘ in der europäischen Geschichte und Kultur vor, aus deren positiven Traditionen heraus sie das Deutschland der Nachkriegszeit und ein künftiges Europa gestalten sollten. Nicht ohne inneren Zusammenhang mit dieser gleichsam identifikatorisch-pädagogischen Zielsetzung pflegte der in Nürnberg ansässige Glock und Lutz-Verlag einen weiteren, landeskundlichen und lokalhistorischen Programmschwerpunkt. Gerade in der Persönlichkeit Willibald Pirckheimers schienen sich beide Aspekte – europäischer kultureller Rang und Patria-Bezug – besonders stimmig zu verbinden,⁷ hatte doch Karl Borromäus Glock bereits 1955 das Willibald-PirckheimerKuratorium ins Leben gerufen, das mehrere Jahre lang die Willibald-Pirckheimer-Medaille an bedeutende, meist katholische Intellektuelle verlieh.⁸ Mit dem Medium der Festschrift wandte sich der Verlag 1970 zum 500. Geburtstag des Humanisten in einer spezifisch ‚bürgerlichen‘ Veröffentlichungsform an eine Verehrer- und Leser-Gemeinde, die in Jubiläumsfeiern und -veröffentlichungen sich immer zugleich ihrer selbst vergewisserte.⁹ Auch der journalistische Text Michael Weisers aus dem Jahr 2010 ist ein Beispiel für die monumentalische Betrachtung der Geschichte bzw. einer historischen Persönlichkeit, obwohl Konrad Peutinger ganz anders als Willibald Pirckheimer gerade nicht als Monument imaginiert, sondern dynamisiert und vom Sockel in die Kanzleien und Chef-Etagen der Monatsspiegel-Leserschaft geholt wird. Ihnen wird ebenfalls ein historisches Exemplum vorgestellt, allerdings ohne das protreptische Rettungs-Motiv
darüber hinaus die Ahnung von der Zusammengehörigkeit der europäischen Länder im geistigen Sinne“ (S. 9). Vgl. beispielhaft Bickel: Das Nürnbergische an Willibald Pirckheimer. Über ‚Das sechste Pirckheimerfest 1966‘ (17.–19. Juni), in dessen Rahmen Hermann Glockner, Rolf Bongs und Otto Kraus mit der Pirckheimer-Medaille ausgezeichnet wurden, findet sich eine Schilderung von Christian Rusche in: Die Besinnung 22/1 (1967). S. 15 – 17. Das Buch – reich bebildert und in Leinen – kostete 45 DM. – Noch deutlicher formuliert Hans Max von und zu Aufseß (1906 – 1993) die Aktualitätsthese, den „fernen Gleichklang“ der Zeiten, am Ende seines im Vorfeld des Pirckheimer-Jubiläums ebenfalls bei Glock und Lutz verlegten Essays ‚Willibald Pirckheimer. Feldobrist und Humanist‘: „Willibald Pirckheimer […] wäre für uns nicht so anziehend, wenn wir uns nicht in einer ähnlichen Zeitenwende befänden. Der damals für souverän erklärte Intellekt, die ratio, wird heute durch Elektronik, Computer und Apparate übertroffen […]. Die letzten Bindungen werden angefochten, eine wie damals sehr unterschiedlich anhebende Wirtschaftsblüte modelliert eine neue Gesellschaft heraus. Neue Nachrichten- und Verkehrsmittel lassen die Dimensionen der Erde zu einer Dorfgemeinschaft zusammenschrumpfen. Die Geschichte scheint sich in runden Zahlen zu gefallen. 15. Jahrhundert und 20. Jahrhundert sind gleich erregend in ihren neuen Horizonten. Dem großen Beweger vom Mittelalter zur Neuzeit gehört daher im fernen Gleichklang unserer Zeit unsere Aufmerksamkeit und Bewunderung.“ (S. 26). – Der Beitrag des 1966 als korrespondierendes Mitglied in das Pirckheimer-Kuratorium aufgenommenen Nachfahren von Hans von und zu Aufseß (1801– 1872), Gründers des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, erschien in einer bibliophil ausgestatteten „Geschenkbuchreihe“ mit der Bezeichnung ‚Die fränkische Schatulle‘. Zur Aufnahme des Autors in das Pirckheimer-Kollegium vgl. Die Besinnung 22/1 (1967). S. 20 f.
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der Pirckheimer-Schilderung, das ja auf die Gestaltung der Zukunft und insofern auch auf die Selbsterziehung der Leser abzielte: An Peutinger wird nicht gezeigt, wie die Adressaten des Autors heute sein s o l l t e n , sondern – darin ist der ‚Monatsspiegel‘ ganz Spiegel – wie und wer sie tatsächlich s i n d : ebenso wie einst der Augsburger brillante Juristen, Politiker, Wissenschaftler und Geschäftsleute oder alles zugleich, „gewieft[…] und doch bei allen hoch angesehen[…]“.¹⁰ Um es soziologisch zu akzentuieren: Im Bezug auf den „heitern Weisen von Nürnberg“¹¹ und untereinander sind die (intendierten) Leser Pabsts gewissermaßen ‚Jünger‘, bezogen auf den Augsburger „Spin Doctor“¹² Maximilians I. und untereinander bei Weiser dagegen ‚Kollegen‘. Kennzeichnend dafür sind nicht nur der von einer Festschrift unterschiedene Veröffentlichungsrahmen innerhalb einer in erster Linie vereinsintern rezipierten Zeitschrift, sondern auch die generell veränderten Lesegewohnheiten zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit ihrem beschleunigten Aufnahmemodus, auf den professionelle Journalisten mit Reduzierung und Zuspitzung reagieren. Anders als Valentin Pabst oder dessen Herausgeber und Verleger Karl Borromäus Glock dürfte der Journalist Michael Weiser von seinem Helden auch nicht weiter affiziert gewesen sein, und anders als die in Mußestunden auf Erbauung sinnenden Leser des einen mochten die des anderen an Orten der Transition auf unterhaltsame, kurzweilige Weise ihren Wissenshorizont erweitern. Für beide Leserschaften jedoch gehört das Thema zum Kanon des Wissenswerten, und für beide erfüllt das jeweils rezipierte Humanistenbzw. Humanismus-Bild auch eine Funktion im Rahmen ihres self-fashioning, ihrer kulturellen Selbstdarstellung.¹³ Die hier referierten Vorstellungen von Humanisten sind in ihrer Zeit nicht abseitig oder singulär. Es sind typische Ausschnitte der sie umgebenden Erinnerungskulturen und Manifestationen von Geschichtsbildern. Indem die Zeitgenossen Vergangenheit auf sich beziehen, ihr in narrativen Verfahren Sinn zuschreiben und sie strukturieren, stellen sie erst ‚Geschichte‘ her. Die je unterschiedlichen Vorstellungen von Vergangenheit, die ‚Geschichten‘, sind dabei Ausdruck sich wandelnder Bedürfnisse der jeweiligen Zeitgenossen auf ihrer Suche nach individuellen und kollektiven Identifikationsangeboten. Als ‚Meistererzählungen‘ verraten sie, welche Sinnstiftungen gesellschaftlich anerkannt oder nachgefragt sind bzw. welche eher nicht. Als hegemoniale Geschichtsbilder bzw. herrschende Erinnerungskulturen sind sie Ergebnis zumindest vorläufig durchgesetzter Deutungsansprüche.¹⁴
Weiser: Der Vertraute zweier Kaiser. S. 53. Burckhardt: Bilder aus der Vergangenheit. S. 61. Weiser: Der Vertraute zweier Kaiser. S. 53. Das gilt grundsätzlich auch für den Vorgang des Rezipierens, die Inszenierung der Lese-Situation selbst, z. B. wie sie sich Pabst bei Pirckheimer – „[…] am Schreibpult die Schrift der Antike lesend“ – vorstellt. Pabst: Rettung aus dem Humanismus. S. 179. – Zum self-fashioning vgl. Mulsow: Kulturkonsum, Selbstkonstitution und intellektuelle Zivilität, bes. S. 539. Vgl. Straub (Hg.): Erzählung; Jarausch/Sabrow (Hg.): Die historische Meistererzählung; Assmann: Geschichte im Gedächtnis.
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Zu bestimmen, wer im Einzelnen die angesprochenen ‚jeweiligen Zeitgenossen‘ sind, ist dabei nicht immer einfach und darf nicht dazu führen, einzelne Akteure als völlig autonom Handelnde zu verstehen und aus ihrem Kontext herauszulösen. Um Identifikationsbedürfnisse und Deutungsansprüche zuordnen zu können, ist es zwar wichtig zu fragen, auf wen, um ein Beispiel anzuführen, die Benennung eines Gymnasiums zurückgeht – auf den Kultusminister, den Oberbürgermeister oder den Stadtrat, auf Kreise aus der Stadtverwaltung, auf einzelne Lehrer, Schüler oder Eltern, näherhin welcher Schicht, Herkunft, Partei oder Konfession. Individuelle oder Gruppeninitiativen stehen dabei jedoch immer in einem komplexen sozialen, kulturellen und historischen Zusammenhang, sie fallen nicht vom Himmel, und sie haben nur innerhalb eines gewissen kollektiven Rahmens die Chance auf Verbindlichkeit. Wer deswegen der Genese von Erinnerungskulturen nachgeht, deckt letztlich – im weitesten Sinne – Machtstrukturen und die Funktionsweisen medialer Vermittlung auf.
Städtische Erinnerungskulturen: Nürnberg und Augsburg Im Folgenden soll die Analyse der Inhalte und Entstehungsmechanismen von Erinnerungskulturen, die mit Konrad Peutinger und Willibald Pirckheimer verknüpft sind, auf Augsburg und Nürnberg fokussiert werden. Die Untersuchung kann Aufschluss geben über die Beschaffenheit des (reichs‐)städtischen ‚Resonanzraums‘ der Erinnerung, über das Selbstverständnis der Städte bzw. Stadtgesellschaften und deren Einbindung in übergreifende Phänomene, beispielsweise der Romantik im frühen, des Historismus im späten 19. Jahrhundert oder des Ökonomismus im 21. Jahrhundert. Die Frage nach spezifisch städtischen Erinnerungskulturen liegt dabei auch aufgrund eines inneren historischen Zusammenhangs nahe, denn für beide Protagonisten bildete der reichsstädtische Hintergrund Bedingung und Bezugspunkt ihres Wirkens. Allerdings kristallisiert sich als Konsens unter den Biographen heraus, dass es Peutinger in weit stärkerem Maße als Pirckheimer gelungen sei, politische Beziehungen für seine Vaterstadt nutzbar zu machen. Lokale Verankerung und überregionale Bedeutung Konrad Peutingers setzte der 1889 im Augsburger Peutingerhaus geborene und während des Zweiten Weltkrieges nach England emigrierte Altphilologe Rudolf Pfeiffer 1955 ins Verhältnis und nannte Peutingers „Bindung an die Stadt seiner Väter […] etwas Gegebenes, etwas fast Naturhaftes […]“, wenn auch „die lokale Sphäre von der universalen in seinem Leben und Wirken kaum zu trennen“ sei.¹⁵ 1997 betonte Jan-Dirk Müller mit der Orientierung Peutingers an einer Patria mit monarchischer Spitze ebenfalls das Überschreiten des Stadtbezuges.¹⁶ Ganz entsprechend versuchte 1980 in explizit revisionistischer Absicht ein Nürnberger Ausstellungskatalog zum Pfeiffer: Conrad Peutinger und die humanistische Welt. S. 180. Müller: Konrad Peutinger und die Sodalitas Peutingeriana. S. 186.
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450. Todestag Willibald Pirckheimer vom Ruch des ‚biederen Nürnberger Ratsherrn und Humanisten‘ zu befreien – was sich wohl auch als Reaktion auf die im Umkreis von Karl Borromäus Glock gepflegte und verbreitete Sichtweise verstehen lässt. Dagegen sollte jetzt die europäische Dimension von Pirckheimers Wirken betont werden, die Arbeit für Nürnberg als „Nebenprodukt“ erscheinen.¹⁷ Ob dieses Unterfangen berechtigt war und ob die ihm zugrundegelegte Behauptung bislang fehlender Forschungsperspektiven zutraf oder nicht, kann hier dahingestellt bleiben. Entscheidend ist vielmehr, dass auch in der Abgrenzung der Stadtbezug eine entscheidende Koordinate der historischen Beschreibung darstellt, insofern ‚Biederkeit‘ nicht nur für den Sohn der Stadt, sondern vor allem für diese selbst zurückgewiesen und Europabezug bzw. europäische Relevanz reklamiert werden sollte. Auch die einzige systematisch vergleichende Betrachtung der beiden Humanisten nimmt ihren Ausgang von deren Stadtbezug.¹⁸ Einen wichtigen Unterschied markierte demnach die wirtschaftliche Lebensgrundlage, die im Falle des Patriziers Pirckheimer auf feudalen Einnahmen aus Grund und Boden beruhte, im Falle des Kaufmannssohnes und nachmaligen – infolge seiner Ehe mit Margarete Welser (1481– 1552) – ‚Mehrers der Gesellschaft‘ Peutinger dagegen primär auf Handelserträgen und Gehalt.¹⁹ Dies und die verwandtschaftliche Verbindung mit den Handels- und Bankiersfamilien der Stadt vermag Peutingers von Pirckheimer abweichende Position zugunsten des Zinsnehmens und für die Großunternehmen zu erklären,²⁰ aber auch dessen „politisch-praktisch[e]“ Orientierung,²¹ während Pirckheimer das „eher kontemplative[…] Bildungsinteresse einer Schicht reicher Rentiers“ kultivieren konnte.²² „Gravitas“, so Rudolf Pfeiffer, stand dem vielseitig verantwortlichen Peutinger wohl an, Unstetigkeit und Impulsivität konnte sich eher der Patrizier leisten.²³ Das insgesamt spannungsreichere Verhältnis zwischen dem Nürnberger und seiner Vaterstadt – Höhepunkt war zwischen 1502 und 1505 sein zeitweises Ausscheiden aus dem Rat infolge eines misslungenen militärischen Kommandos gegen Markgraf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach – scheint das Erinnern an ihn jedoch nicht belastet zu haben.
Bräutigam: Willibald Pirckheimer. Trautner: Willibald Pirckheimer und Conrad Peutinger. Der Text ist die Kurzfassung einer Magisterarbeit. – Eine Würdigung der jeweiligen Gesamtpersönlichkeit, basierend auf der Synthese ihrer vielfältigen Tätigkeitsfelder, erfuhren Konrad Peutinger bspw. durch Brüning: Der Augsburger Humanist Konrad Peutinger, sowie Willibald Pirckheimer in: Willibald Pirckheimer zum 450. Todestag. Vgl. Geffcken: Art. Mehrer. Vgl. Lutz: Conrad Peutinger. S. 106 – 109. Müller: Konrad Peutinger und die Sodalitas Peutingeriana. S. 174. Vgl. Lutz: Conrad Peutinger. S. 128; Pfeiffer: Conrad Peutinger und die humanistische Welt. S. 182; Müller: Konrad Peutinger und der Humanismus, bes. S. 21. Müller: Konrad Peutinger und die Sodalitas Peutingeriana. S. 174. – Zum ökonomischen Hintergrund vgl. Kellenbenz: Nürnbergs Wirtschaftsleben im Zeitalter von Willibald Pirckheimer. Pfeiffer: Conrad Peutinger und die humanistische Welt. S. 182. – Weniger respektvoll bringt ein Journalist diese ‚Impulsivität‘ alliterierend auf den Punkt „Pirckheimer war stadtbekannter Humanist und Hurenbock“. Kalb: Mann oder Maid.
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Freilich war Pirckheimers militärische Karriere damit beendet. Konrad Peutinger schied Anfang 1534 aus seinem Amt: Bereits seit dem Augsburger Reichstag von 1530 hatte sein Einfluss auf die Politik abgenommen. Augsburg verließ den von ihm vertretenen mittleren Weg und entschloss sich zur Einführung der Reformation.²⁴ Gleichermaßen als über- oder vielleicht besser vorkonfessionell lässt sich das Verhältnis beider Humanisten zur Reformation bzw. zu Martin Luther beschreiben. Der anfänglichen Offenheit und Sympathie folgte seit 1520 bzw. 1525 die zunehmende Distanzierung, wobei allerdings Via media nicht nur – wie im Falle Peutingers – die politische Maxime darstellte, sondern wohl auch den persönlichen Glauben umschrieb, was in Pirckheimers Worten hieß: Nec Lutheranus neque Eckianus, Sed christianus sum. ²⁵
Bestandsaufnahme Die konkreten Formen, durch die Erinnerung an Peutinger in Augsburg und Pirckheimer in Nürnberg bewahrt bzw. provoziert werden sollte, lassen sich sortieren in primär räumlich-gegenständliche, ereignishafte, soziale und mediale Formen. Sie werden im Folgenden zusammengestellt, um auf die ihnen zugrundeliegenden Bedürfnisse nach historischen Deutungs-, Identifikations- und Legitimationsangeboten zu schließen und in einem Resümee Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Städten herauszuarbeiten.
Grabstätten Während das Grab Willibald Pirckheimers noch heute mit einer originalen Bronzetafel an seinem ursprünglichen Platz auf dem Nürnberger Johannisfriedhof zu finden ist,²⁶ verbindet sich mit der Grabstätte Konrad Peutingers eine ebenso bizarre wie erinne-
Vgl. Kießling: Eckpunkte der Augsburger Reformationsgeschichte, bes. S. 34. Vgl. Scharoun: Nec Lutheranus neque Eckianus. Grabnummer O 6 – 1414 (St. Johannisfriedhof Nürnberg [Website]: Prominente (URL). Vgl. Diefenbacher/Endres (Hg.): Stadtlexikon Nürnberg. S. 499. – Die Grabinschrift lautet: BILIBALDO PIRCKEYMHERO / PATRITIO AC SENATORI / NVREMBERG. DIVORV[M] MAXIMIL. / ET CAROL. V. AVGG. CONSILIA / RIO.VIRO VTIQVE IN PRAECLARIS / REBVS OBEVNDIS PRVDENTISS: / GRAECE IVXTA AC LATINE DO= / CTISS: COGNATI TAMQVAM STIR / PIS PIRCKEYMHERAE VLTIMO / DOLENTER HOC S.P. / VIX ANN. LX.D.XVI. OBIIT D.XXII. MEN / DECEMB. AN. CHRI[STIAN]AE / SALVTIS. M.D.XXX. / VIRTVS INTERIRE NESCIT. („Willibald Pirckheimer, Nürnberger Patrizier und Rat, Rat von Kaiser Maximilian und Karl V., dem nicht zuletzt in hochberühmten Angelegenheiten überaus klugen Mann, hochgelehrt im Griechischen wie Lateinischen, als dem Letzten des Pirckheimer-Stammes [stiften] diesen [Grabstein] schmerzerfüllt dessen Verwandte aus eigenen Mitteln. Gerade 60 Jahre und 16 Tage alt starb er am 22. Dezember im Jahre des christlichen Heiles 1530. Tugend kann nicht untergehen.“ Übers. D. S. Ich danke Gernot M. Müller herzlich für seine hilfreichen Hinweise.)
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rungsgeschichtlich aufschlussreiche Episode. Peutinger wurde 1548 auf der Finsteren Gräbd (auch Gred) beigesetzt, einem überdachten Verbindungsgang zwischen dem Augsburger Dom und der benachbarten Dompfarrkirche St. Johannes.²⁷ Nach der Säkularisation bzw. der Mediatisierung Augsburgs wurden Grabstätten, Dreikönigskapelle und St. Johannes-Kirche abgerissen, um einen Paradeplatz für das bayerische Militär zu schaffen.²⁸ Abbruchmaterial und Grabsteine wurden veräußert, „und bei der unverzeihlichen Nicht=Achtsamkeit auf ihre Inschriften oder ihren geschichtlichen Werth kam der Grab=Stein des Dr. Conrad Peutingers [!] durch Kauf an den Sonnen=Wirth in Kriegshaber bei Augsburg, der ihn zu einer Kegel=Platte herrichten ließ.“²⁹ Dort entdeckte „[n]ach einer Reihe von Jahren“ der Augsburger Arzt und „Alterthums=Freund[…]“ Joseph von Ahorner den Stein und informierte die Konservatoren des römischen Antiquariums über seinen Fund. Auf Geheiß des Generalkommissars und Regierungspräsidenten des Oberdonaukreises, Ludwig Fürst von Oettingen-Wallerstein,³⁰ wurde der Sonnenwirt mit einer nagelneuen Kegelplatte zur Herausgabe des Steins bewogen, den man – nach Ergänzung der fehlenden Buchstaben – 1829 auf öffentliche Kosten „am Stiegen=Hause beim Eingang in den neuen Bibliothek=Saal mit einer Gedenk=Tafel“ einmauerte.³¹ Auch die Inschrift dieser Gedenktafel, auf der König Ludwig I. und Fürst Oettingen-Wallerstein persönlich sowie die Konservatoren insgesamt Erwähnung fanden, war – einschließlich des Wortes ‚Kegelplatte‘ (conorum area) – in Latein verfasst. – Der Grabstein selbst befindet sich heute im Römischen Museum in der ehemaligen Augsburger Dominikanerkirche.³²
Vgl. Raiser: Des berühmten Dr. Peutinger’s Biographie. S. 13. – Brüning: Der Augsburger Humanist Konrad Peutinger. S. 25, nennt als Begräbnisort die „Dreikönigskapelle auf dem Fronhof“, jedoch ohne Nachweis. Seine Referenz ist vermutlich die Mitteilung bei Haid: Historische Nachweise. S. 85, Peutingers Grabmal sei „durch die Niederreißung der heilig Dreikönig=Kapelle, [!] von der Erde vertilgt“. Die 1367 für die Familie Vetter gestiftete Kapelle lag allerdings ebenfalls zwischen Dom und St. Johannes, also im Süden der Kathedrale und nicht auf dem sich nach Westen anschließenden Fronhof. – Stimmungsvoll, aber falsch ist auf jeden Fall die Schilderung bei Bischler: Des Kaisers Mann für alle Fälle (1994). S. 54 f., Raiser habe „mit Freunden in Kriegshaber beim Kegeln“ die Platte gesehen und ihr „unwürdiges Dasein“ beendet, „indem er sie dem Wirt abkaufte“. Vgl. Stoll/Hirsch: Art. (Christliche) Friedhöfe. Dabei wurde die Platte zu einem Quadrat geschnitten und mit neun Vertiefungen für die Kegel versehen, wodurch Teile der Inschrift verschwanden. Es handelte sich indes nicht um das ursprüngliche Epitaph, sondern um eine 1555 angefertigte zweite Platte, nachdem offenbar bereits acht Jahre nach der Beisetzung Peutingers sein „Grab=Monument“ „Altershalber verfallen[…]“ war. Raiser: Des berühmten Dr. Peutinger’s Biographie. S. 13. Vgl. zu ihm Heigel: Art. Oettingen-Wallerstein; Möckl: Art. Oettingen-Wallerstein. Raiser: Des berühmten Dr. Peutinger’s Biographie. S. 13 f. Die Beschreibung der Restaurationsmaßnahmen sowie die Texte von Epitaph und Gedenktafel ebd. S. 14 f. Die Finanzierung der Maßnahme erfolgte aus dem „Fonds für die Bibliothek und des Antiquariums“ (ebd. S. 15). Vgl.Wirth: Zu Konrad Peutingers Druckeditionen. S. 39. Die Abbildung des Steins ebd. S. 12. – Wann und auf welche Weise der Grabstein dorthin gelangte, darüber finden sich ebensowenig Notizen in der Literatur wie über den Verbleib der – im vorliegenden Kontext besonders interessanten – Gedenktafel.
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Die Geschichte des Peutinger-Epitaphs verrät in mehrfacher Hinsicht etwas über den Wandel der Erinnerungskultur in Augsburg. Schon Johann Nepomuk von Raiser (1768 – 1853)³³ kontrastiert eine allgemeine Geschichtsvergessenheit in der Zeit von Säkularisation und Mediatisierung mit dem Eifer für die Wiedergewinnung und Bewahrung historischer Denkmale kaum eine Generation später.³⁴ Dem ersten Teil seines Urteils schließt sich 1951 der Kunsthistoriker Norbert Lieb an,³⁵ der in der Kegelplattenepisode „ein Symptom des Verfalls an Sinn und Würde“ vor allem unter den Verantwortlichen in der Stadt selbst sieht.³⁶ Wesentlich mitbeeinflusst aber waren sowohl diese wie auch jene Haltung durch die allgemeine Politik der bayerischen Regierung: König Maximilian I. Joseph (1806 – 1825) folgte den aufgeklärt-rationalistischen Leitlinien seines Ministers Maximilian von Montgelas (1799 – 1817), dessen erstes Ziel die militärische und vor allem administrative Integration der neubayerischen Gebiete in das junge Königreich war – und zwar „ohne jede Rücksicht auf das historisch Gewordene“.³⁷ Die Grabsteine historisch bedeutender Augsburger zu erhalten, um sie möglicherweise an anderen Orten zu präsentieren, lag dabei überhaupt nicht im Interesse der Regierung, weil sie weder den Bürgern noch dem Umkreis des ehemals fürstbischöflichen Hofes Anlass zur Erinnerung an die vor- bzw. nichtbayerische Geschichte geben wollte. Ein mit Persönlichkeiten wie Konrad Peutinger verbundenes Gedenken an die ‚Glanzzeit‘ der Stadt war deswegen nicht erwünscht. Keinen Zweifel lassen daran der Argwohn und das Kontrollbedürfnis, mit dem 1812 der Augsburger Stadtkommissär Franz Joseph von Stichaner (1769 – 1856) die Beisetzung der Herzurne des letzten Fürstbischofs Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1768 – 1812) in St. Ulrich und Afra reglementierte.³⁸ Nach dem Sturz Montgelas’ 1817 und vollends seit der Thronbesteigung Ludwigs I. (1825 – 1848, gest. 1868) änderte sich die Politik der strikten Zentralisierung ebenso wie die kritische Sicht auf die historisch-kulturellen Identitätsbedürfnisse der Neubayern. In diametralem Gegensatz zur bisherigen Maxime galt nun die „Wiedererweckung und Belebung des historischen Sinnes“ als Ziel der bayerischen Integrationspolitik.³⁹ Auf regionaler und lokaler Ebene stieß dieser Politikwechsel auf unmittelbare Resonanz: Nicht von ungefähr waren es die bereits erwähnten Joseph
Vgl. zu ihm Beck: Art. Raiser. Vgl. Raiser: Des berühmten Dr. Peutinger’s Biographie. S. 13. Zur Biographie vgl. den Nachruf von Kraus: Norbert Lieb. Lieb war zwischen 1932 und 1963 Leiter der Städtischen Kunstsammlungen Augsburg und einer der profiliertesten Architektur- und Kunstexperten der Stadt. Bis 1973 hatte er eine Professur in München mit dem Schwerpunkt bayerische Kunstgeschichte inne. Lieb: Augsburgs bauliche Entwicklung. S. 6. Dotterweich: Franzosenzeit und Mediatisierung. Seidl: Einzelschicksal. S. 196 f.; Seidl: Strategien eines Traditionalisten, bes. S. 192– 194. So Max Spindler, zit. n. Kraus: Die Regierungszeit Ludwigs I. S. 162. Differenzierend zum Integrationsbegriff Krauss: Herrschaftspraxis und Integrationspolitik. S. 27– 29. Vgl. Gollwitzer: Ludwig I. von Bayern. S. 349 – 364.
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von Ahorner und Johann Nepomuk von Raiser, deren Namen mit der Wiederentdeckung und Rettung des Peutingergrabsteines verbunden sind. Joseph von Ahorner (1764– 1839) muss in ökonomischer und sozialer Hinsicht als ein Verlierer der politischen Umbrüche zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelten. Denn durch die Säkularisation hatte der katholische Stadtarzt einen Großteil seiner Patienten im Welt- und Ordensklerus der Stadt eingebüßt, und nachdem mit der Mediatisierung Augsburgs auch die medizinische Selbstverwaltung der Stadt aufgehoben worden war, verlor er zudem Aufgaben und Stellung als Mitglied des Collegium Medicum Augustanum. Wie an eine Symbolfigur der untergegangenen Zeit heftete der Arzt seine Verehrung auf den letzten Augsburger Fürstbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen und betrieb, nachdem 1812 der Bischof in Marktoberdorf gestorben war, maßgeblich den Plan, dessen Herz nach Augsburg zu transferieren und in der Bischofsgruft des Domes beizusetzen.⁴⁰ Der Traditionssicherung galt auch sonst Ahorners Einsatz als „Sammler und Stifter von Münzen und anderen Funden der römischen Zeit“ und schließlich als Gründungsmitglied des 1834 in Augsburg ins Leben gerufenen Historischen Vereins,⁴¹ mit dem sich der Arzt „sehr […] identifizierte“.⁴² Ahorners Sohn nannte den Vater „eine lebendige Chronik der Geschichte von Augsburg“.⁴³ Beschäftigung mit der Geschichte diente bei Joseph von Ahorner mithin eskapistischen Zwecken und sollte den Verlust einer besseren Vergangenheit kompensieren helfen.⁴⁴ Dass jedenfalls ausgerechnet er den Peutinger-Grabstein auf einer Kegelbahn in Kriegshaber entdeckte, dürfte kein Zufall, sondern mindestens seinem dafür sensibilisierten Auge geschuldet gewesen sein. Wahrscheinlich aber war die Wiederauffindung der Grabplatte sogar Ergebnis einer regierungsamtlich geförderten und systematisch betriebenen Suche nach den „Denkmale[n] der Vorzeit“, an der sich gerade Ahorner engagiert beteiligte.⁴⁵ Schon kurz nach seinem Amtsantritt im April 1828 hatte der damalige Regierungspräsident des Oberdonaukreises und nachmalige bayerische Innenminister Fürst Ludwig von Oettingen-Wallerstein (1791– 1870) in Umsetzung eines Kabinettsbefehls vom Mai 1827 auch in Augsburg ein Alterthums-Bureau einrichten lassen,⁴⁶ dem Regierungsdirektor Johann Nepomuk von Raiser vorstand.⁴⁷ Seiner Behörde oder Dienststelle oblag es, das Sammeln, Inventarisieren und Bewahren antiquarischer Objekte vor Ort in Gang zu bringen bzw. zu organisieren. Für Raiser war dies nicht lediglich eine weitere, Ausführlich Seidl: Einzelschicksal. Vgl. Grabert: Vorgeschichte des Historischen Vereins; sowie allgemein Wenisch: König Ludwig I. und die historischen Vereine. S. 323 – 326. Seidl: Strategien eines Traditionalisten. S. 202 f. Seidl: Strategien eines Traditionalisten. S. 199. Anm. 70. Seidl: Strategien eines Traditionalisten. S. 200 – 205. Zit. n. Grabert: Vorgeschichte des Historischen Vereins. S. 186. Zu unterschiedlichen Einschätzungen der Persönlichkeit des Fürsten gelangen Kraus: Die Regierungszeit Ludwigs I. S. 144 f. (vernichtend) und Seidl: Strategien eines Traditionalisten. S. 201 f. und Anm. 97. Vgl. Grabert: Vorgeschichte des Historischen Vereins.
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bürokratisch zu bewältigende Amtsverpflichtung, sondern entsprach ganz seinen eigenen historischen Interessen als „unermüdlicher kritischer Forscher und Sammler von Urkunden, Urbarien, allen möglichen Codices, von Stammbäumen, Geschlechternachrichten, Rent- und Zehntbüchern, kurz von historisch-topographisch-publicistischem Material aller Art“⁴⁸. Wird man, anders als bei Joseph von Ahorner, die Geschichtsbegeisterung des erfolgreichen, in höherer Position Verantwortung tragenden Johann Nepomuk von Raiser auch weniger mit eskapistischen Motiven begründen, so ist doch deutlich, dass auch für den als musisch begabten „Biedermann“ geschilderten Raiser⁴⁹ historische Überlieferung – Tradition – integraler Bestandteil der eigenen Identität war. In der 1817, unmittelbar nach Raisers Dienstantritt als Regierungsdirektor in Augsburg gegründeten „antiquarische[n] Gesellschaft“ – dem Vorläufer des Historischen Vereins – fanden beide Persönlichkeiten denn auch zusammen.
Straßennamen und Häuser⁵⁰ Das 1515 von Konrad Peutinger erworbene und bis zu seinem Tod von ihm bewohnte Anwesen (Peutingerstraße 11) existiert noch heute;⁵¹ eine an der Fassade angebrachte Gedenktafel erinnert dort seit 1965 an den „berühmten Sohn[…]“ Augsburgs.⁵² Überlegungen zur Umbenennung der Johannisgasse in Peutingerstraße datieren dagegen bereits spätestens in das Frühjahr 1830, als der Augsburger Magistrat zu diesem Zweck anhand der Steuerbücher-Überlieferung nach den Wohnsitzen von Konrad Peutinger und Hans Holbein forschen ließ.⁵³ Die namengebende Dompfarrkirche St. Johannes war bereits zu Beginn des Jahrhunderts abgebrochen und das Gelände zum Paradeplatz für das bayerische Militär umfunktioniert worden.⁵⁴ Erst Ende 1836 jedoch kam Bewegung in das Vorhaben. Als treibende Kraft wird nun der zwei Jahre zuvor ge-
Beck: Art. Raiser. S. 189. Beck: Art. Raiser. S. 190. Systematische Forschungen über die historischen Hintergründe der Augsburger Straßenbenennungen fehlen. Vgl. zu Nürnberg Maas: Nürnberger Straßennamen, ebd. S. 139 – 143 auch allgemeine Beobachtungen zur Benennung von Straßen in ehrender Absicht im 19. Jahrhundert. Vgl. Hermann: … hier zieret es jetzo, bes. S. 41. Die Inschrift in antikisierender Kapitalis hat folgenden Wortlaut: IN DIESEM HAUS LEBTE / CONRAD PEUTINGER / STADTSCHREIBER / HUMANIST UND / GELEHRTER, FREUND / KAISER MAXIMILIANS / GEB. 1465 ∙ GEST. 1547. / DIE STADT AUGSBURG / ERRICHTETE DIE TAFEL / ZUM 500. GEBURTSTAG / IHRES BERUEHMTEN / SOHNES. Er folgte damit einer Anordnung der Regierung des Oberdonaukreises vom 7.6.1830 (StadtAA. Bestand 45. Nr. 626, 7.6.1830), die in dem Schreiben als Rescript bezeichnet wird (StadtAA. Bestand 45. Nr. 626, 14. [?] 6.1830). Offenbar war der Anordnung also eine Anfrage des Magistrats vorausgegangen. Vgl. Art. Exerzierplatz und Art. Friedhöfe in der Online-Fassung des ‚Augsburger Stadtlexikons‘ (URL; letzter Zugriff am 22. 2. 2017) sowie Art. ‚Heilig-Drei-König‘. In: Baer [u. a.] (Hg.): Augsburger Stadtlexikon. S. 156. Zum Abbruch der Johanniskirche vgl. Feuerer: … dass sie das Volk.
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gründete Historische Verein für den Oberdonaukreis erkennbar, dessen Initiative sich der Magistrat zu eigen machte.⁵⁵ Am 23. Februar 1837 entsprach das bayerische Innenministerium dem Gesuch: Der König habe die Umbenennung der St. Johannisgasse in Peutinger=Straße genehmigt. Zudem sollte der alte Heumarkt künftig Philippine Welser Strasse heißen.⁵⁶ Aus bislang unbekannten Gründen behielt jedoch die nach Süden von der Peutingerstraße abzweigende Straße bis heute die Bezeichnung Johannisgasse. Kurz zuvor, 1833, hatte Christoph Jakob Haid beim Augsburger Zeitungsverleger Johann Christian Wirth einen populären Straßenführer herausgegeben,⁵⁷ in dem die Bezeichnungen „aller Straßen, Plätze, Thürme, Häuser, Höfe etc. in der Kreis-Hauptstadt Augsburg[,] welche in ihren Namen etwas Eigenthümliches oder Unbekanntes haben,“ historisch erläutert werden. Auch das Peutingerhaus „als Sammelplatz gelehrter Männer aus allen Fächern“ und sein berühmtester Bewohner – „geehrt von Kaisern und Fürsten, geschätzt und geliebt von seiner dankbaren Vaterstadt“ – finden darin Berücksichtigung.⁵⁸ Das Büchlein ordnet sich damit ein in die erste Phase his Der Historische Verein erscheint in der internen Darstellung geradezu als eine dem Magistrat Anordnung erteilende Behörde (StadtAA. Bestand 45. Nr. 626, 24.11.1836, Magistrat der Stadt Augsburg an die Regierung des Oberdonaukreises). – Am 2. Januar 1837 leitete die Regierung die Antwort des Innenministeriums vom selben Datum an die Stadt weiter, Seine Majestät wolle wissen, ob Peutinger und Philippine Welser in den zur Umbenennung vorgeschlagenen Straßen auch ihre Wohnung gehabt und in welchen Straßen ferner Elias Holl und Agnes Bernauer – deren Name fällt hier erstmals im Zusammenhang mit dem Umbenennungsvorhaben – gewohnt hätten. Die Kreisregierung wird angewiesen, hierüber ungesäumt unter Vernehmung des Magistrates Bericht zu erstatten und sich gleichzeitig gutachtlich zu aeussern, ob […] es ungebräuchlich, Tauf= und Familien Namen zugleich auf die Benennung einer Gasse zu verwenden (StadtAA. Bestand 45. Nr. 626, 2.1.1837, Regierung des Oberdonaukreises an Magistrat der Stadt Augsburg). Vom 13.1.1837 datiert ein aus den archival. Urkunden gezogen[es] Gutachten des Magistrats, in dem die Bedeutung aller vier Persönlichkeiten für die Stadt jeweils knapp skizziert wird. Angeführt wird die Liste vom Eintrag zu Dr. Conrad Peutinger, berühmt durch seine Gelehrsamkeit, seine Verdienste um unsre Stadt, um die Wissenschaften, vorzüglich aber um die Geschichte und Alterthumskunde[…] (StadtAA. Bestand 45. Nr. 626, 13.1.1837, Entwurf). Elias Holl und Agnes Bernauer fanden dagegen keine Berücksichtigung: Ausdrücklich nicht umbenannt werden sollten die mit ihnen in Verbindung gebrachten Strassen zum heiligen Grabe und zum Elend. (StadtAA. Bestand 45. Nr. 626, 23. 2.1837, Innenministerium an Regierung, Abschrift). Die Regierung leitete das Schreiben des Innenministeriums vom 23.2. am 1. 3.1837 weiter. Seitens der Stadt wurde darauf mit Datumsangabe vom 6.3. vermerkt: Zum Bauamte, welches die vorstehende Entschließung alsbald vollziehen werde (StadtAA. Bestand 45. Nr. 626, 1. 3.1837, Regierung des Oberdonaukreises an Magistrat der Stadt Augsburg). Am 21. 3.1837 schließlich informierte der Magistrat die Presse über die königliche Genehmigung auf den Antrag des Stadtmagistrats in Uebereinstimmung mit dem Historischen Kreisverein (StadtAA. Bestand 45. Nr. 626, 21. 3.1837, Magistrat der Stadt Augsburg an Lokalredaktion des Intelligenzblattes). Haid: Historische Nachweise. S. 84 f. (Eintrag „Dr. Peutinger od. Frank’sche Hof in der St. Johannis=Gasse“; nicht zutreffend ist die Behauptung, Peutinger sei am 15. Oktober 1465 in diesem Haus geboren). – Verlagswahl, knapper Seitenumfang und der Aufbau des Büchleins mit kurzen Artikeln machen eine breite Rezeption der Schrift wahrscheinlich. – Zu Christian Wirth (1788 – 1851) vgl. Grünsteudel/Salzbrunn: Art. Augsburger Abendzeitung. Haid: Historische Nachweise. S. 84 f.
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torischer Selbstvergewisserung in der Stadt nach deren Mediatisierung, und umgekehrt dürfte es seinerseits beigetragen haben zur Popularisierung historischen Wissens in Augsburg.⁵⁹ Erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts kam es auch in Nürnberg zu einer Straßenbenennung nach Willibald Pirckheimer. Die nördlich der Kaiserburg außerhalb der Ringmauern verlaufende Parallelstraße zur Archivstraße wurde 1875 in eine Obere, Mittlere und Untere Pirkheimerstraße geteilt. 1954 – nach einem 1883 gescheiterten Umbenennungsversuch – wurden diese Abschnitte zusammengeführt und schließlich 1964 die Schreibweise in Pirckheimerstraße korrigiert. Hier handelt es sich also nicht wie in Augsburg um die Umbenennung bereits existierender älterer Straßenzüge, sondern um eine Neubenennung im Zuge der Stadterweiterung.⁶⁰ 1864 war eine städtische Kommission damit betraut worden, Vorschläge für die Benennung der neu zu errichtenden Straßen zu entwickeln.⁶¹ In ehrender Absicht erhielten – wie in der ‚Gründerzeit‘ allgemein üblich – Straßen und Plätze außerhalb der Altstadt die Namen berühmter Künstler, Handwerker, Intellektueller und nicht zuletzt Patrizier(familien). Aus der Lage der Willibald-Pirckheimer-Straße ergeben sich deshalb keine direkten Bezüge zu dessen Biographie; sein im Krieg zerstörtes Wohnhaus stand am (heutigen) Hauptmarkt 19.⁶² Eine Gedenktafel für Willibald Pirckheimer – oder dessen Schwester Caritas – findet sich dort nicht.
Skulpturen Skulpturen der beiden Humanisten gibt es weder in Augsburg noch in Nürnberg, dagegen sind deren Büsten in der Münchener Ruhmeshalle an der linken Seitenwand aufgestellt: Peutinger – eine Büste des Bildhauers Francesco Sanguinetti von 1841 – neben Johannes Eck, Pirckheimer – gestaltet 1843 von Wilhelm Stürmer – neben Hans Holbein d. Ä.⁶³ Das einzige skulpturale Denkmal, das in Augsburg direkten Bezug auf die reichsstädtische Blütezeit des 16. Jahrhunderts nimmt, ist die 1857 auf Initiative König Maximilians II. und ohne aktive Beteiligung der Stadt für Hans Jakob Fugger (1516 – 1575) errichtete überlebensgroße Statue in der Mitte des Fuggerplatzes an der Philippine-Welser-Straße.⁶⁴ In Nürnberg war es dagegen bereits 1821 zur Errichtung Wenige Jahre später erschien im Augsburger Verlag Neuss ein weiteres, von Haid mitverantwortetes Buch, das der Stadt- bzw. Personengeschichte gewidmet war: Waldau (Hg.): Gallerie berühmter Augsburger. Zu Eduard Waldau alias Julius Wilhelm Merz vgl. unten Anm. 136. Diefenbacher/Zahlaus (Hg.): Lexikon der Nürnberger Straßennamen. S. 424 f.; Diefenbacher/Endres (Hg.): Stadtlexikon Nürnberg. S. 828. – Ich danke Steven Zahlaus M. A. herzlich für dessen freundliche Auskunft. Diefenbacher/Endres (Hg.): Stadtlexikon Nürnberg. S. 1051; vgl. Maas: Nürnberger Straßennamen. Grieb (Hg.): Nürnberger Künstlerlexikon. Bd. 3: Pf–Z. S. 1153. Vgl. Fischer/Heym (Bearb.): Ruhmeshalle und Bavaria. S. 102 und S. 100. Vgl. zur Geschichte und Deutung dieses Denkmals demnächst Schiersner: 650 Jahre Fugger in Augsburg.
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eines Dürer und Pirckheimer gemeinsam gewidmeten Denkmals gekommen – wenn auch nach gänzlich anderer Genese und in anderer Gestalt und Funktion als im Fall der Augsburger Fuggerstatue, denn schon bald nach der Jahrhundertwende war in Nürnberg die Denkmalpflege in städtische Regie genommen worden.⁶⁵ Das von Karl Alexander von Heideloff (1789 – 1865)⁶⁶ entworfene Kunstwerk für den neugestalteten Maxplatz ist eine Brunnenskulptur mit einem klassizistischen Obelisken in der Mitte. Das Wasser ergießt sich in zwei einander gegenüberliegende halbrunde, antikisierend dekorierte Bronzebecken; an den beiden anderen Seiten des Pylons befinden sich vergoldete und von Girlanden gezierte Medaillons, die Albrecht Dürer bzw. Willibald Pirckheimer im Sternenkranz zeigen.⁶⁷ Das bezeichnenderweise verkürzt auch als (Albrecht‐)Dürer-Brunnen bezeichnete Denkmal⁶⁸ weicht mit seinen klassizistischen Formen und Motiven signifikant ab von dem bei von Heideloff ansonsten dominierenden neugotischen Stil.⁶⁹ B i l d e r wurden noch zu deren Lebzeiten sowohl von Peutinger als auch von Pirckheimer angefertigt, Abbildungen zum Teil in Umlauf gebracht: Porträtmedaillen, Perlmuttreliefs, mehrere Porträts von der Hand Albrecht Dürers, darunter der Pirckheimer-Kupferstich von 1524,⁷⁰ der die „Memorialfunktion der Kunst“ explizit macht,⁷¹ sowie Gemälde des in Augsburg ansässigen Künstlers Christoph Amberger (1505 – 1561/62), die Konrad Peutinger und dessen Frau 1543 im Bild festhalten.⁷² Im 19. Jahrhundert setzten Historienmaler die reichsstädtische Geschichte samt deren berühmtem Personal auf Hausfassaden, Glasfenstern, Gemälden, Zeichnungen oder Druckgrafiken ins Bild.⁷³ Populäre Sujets waren in Augsburg – eher katholischerseits – die Lechfeldschlacht gegen die Ungarn (955) bzw. die Legenden um die Heiligen Bischof Ulrich und Afra, evangelischerseits die Confessio Augustana (1530).⁷⁴
Vgl. Götz: Um Neugotik und Nürnberger Stil. S. 40 – 44. Vgl. Boeck: Karl Alexander von Heideloff. Vgl. Masa: Freiplastiken in Nürnberg. S. 10 f. Nr. 9. So z. B. Breuer [u. a.] (Bearb.): Franken. S. 792. Götz: Um Neugotik und Nürnberger Stil. S. 44– 46, macht allerdings deutlich, dass die Pläne des Architekten bzw. dessen memoriale Absichten – der Brunnen sollte z. B. preisende, zur Nachahmung anregende deutsche Inschriften erhalten – noch weiter gingen als die des Magistrats, der dann lediglich knappe lateinische Inschriften verwirklichen ließ. Abb. der Peutinger-Bildnismedaille (1518) nach dem Holzmodell von Hans Schwarz (geb. um 1492) in: Hofmann [u. a.] (Hg.): Köpfe der Lutherzeit. S. 254 f.; vgl.Volz: Conrad Peutinger und das Entstehen. – Kohlezeichnung (1503; Vorlage zu einer Medaille?) sowie Kupferstich Willibald Pirckheimers (1524) jeweils von der Hand Albrecht Dürers in: Hofmann [u. a.] (Hg.): Köpfe der Lutherzeit. S. 130 f. und S. 158 f.; Kranz: Zum Porträtmedaillon auf Willibald Pirckheimer; Satzinger: Dürers Bildnisse von Willibald Pirckheimer. – Allgemein zum Medium: Grotemeyer: Da ich het die gestalt. Hofmann [u. a.] (Hg.): Köpfe der Lutherzeit. S. 20. Vgl. Trautner: Willibald Pirckheimer und Conrad Peutinger. S. 115. Vgl. Hager: Geschichte in Bildern. Personen aus beiden Themenkreisen – die Heiligen Ulrich und Afra sowie Luther und Melanchthon rahmen auf Augsburg bezogene Szenen mit Friedrich Barbarossa und Rudolf von Habsburg – sind z. B. vereinigt in einem von Karl Ballenberger (1801– 1860) geschaffenen Gemäldeensemble. Die Tafeln
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Für Nürnberg typisch lag neben der spätmittelalterlichen Geschichte⁷⁵ ein Schwerpunkt auf Ereignissen des Dreißigjährigen Krieges, die besonders vom Nürnberger Historienmaler und Schüler Karl Alexander von Heideloffs, Paul Ritter (1829 – 1907), mehrfach thematisiert wurden.⁷⁶ In Augsburg schied diese Zeit schon allein aus konfessionellen Gründen als identitätsverbindende Projektionsfläche aus. Während sich jedoch mehrere kunsthistorische Monographien mit der Inszenierung Nürnbergs als Erinnerungsort auseinandersetzen⁷⁷ und dabei auch Pirckheimer-Darstellungen – so für das Große Deutsche Sängerfest 1861⁷⁸ oder auf den 1901 fertiggestellten Gemälden für den Nürnberger Kleinen Rathaussaal⁷⁹ – verzeichnen, ist die mit Augsburg verbundene Historienmalerei nicht ansatzweise systematisch erfasst, geschweige denn umfänglich aufgearbeitet worden. Der Eindruck, Nürnberg sei insgesamt auf diesem Feld der künstlerischen Geschichtskonstruktion produktiver gewesen, ist insofern vorläufig. Vieles ist in Augsburg durch kriegsbedingte Zerstörungen unwiederbringlich verlorengegangen, einiges davon aber aufgrund überlieferter Photographien bekannt, so die Bemalung der Fuggerhäuser durch den aus dem Augsburger Umland stammenden Ferdinand Wagner d. Ä. (1819 – 1888). Das vierte der insgesamt fünf zwischen 1860 und 1863 ausgeführten Fresken trug den Titel ‚Kaiser Maximilian I. nimmt die Geschenke entgegen, welche ihm die Bürger Augsburgs, an der Spitze Konrad Peutinger und Fugger darbringen‘ (Abb. 1).⁸⁰
waren bestimmt für die Bibliothek des Münchener Juraprofessors Friedrich Ludwig von Bernhard (1801– 1871) in dessen Augsburger Wohnhaus am Ulrichsplatz 15, ein noch heute bestehender markanter Bau des Historismus mit zinnenbekrönten Ecktürmen, und gelangten in den Sigmaringer Prinzenbau. Nicht nur Ballenberger und von Bernhard, sondern auch der Begründer des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, Hans von und zu Aufseß, waren Gründungsmitglieder der 1831 in München gegründeten Gesellschaft für teutsche Alterthumskunde. In einer zeitgenössischen Beschreibung ist auch die Rede von Schnitzwerk für die architektonische Einrahmung der Gemälde, das Bildnisse Hans Holbeins, [Jakob] Fuggers, Sebastian Schertlins und auch Konrad Peutingers zeigte.Vgl. Schwarzmaier: Kunst als Geschichte, bes. S. 115 f., 142. Vgl. die Hinweise bei Kosfeld: Bürgertum und Dürerkult, bes. S. 5 und S. 17. Anm. 23 f. Vgl. Colditz-Heusl: Paul Ritter. S. 141– 154. Vgl. z. B. Götz: Um Neugotik und Nürnberger Stil; sowie jetzt Colditz-Heusl: Paul Ritter. Vgl. Götz: Um Neugotik und Nürnberger Stil. S. 120 – 122 und S. 176. Unter anderem das Haus Willibald Pirckheimers wurde aus diesem Anlass vom Nürnberger Maler Karl Jäger (1833 – 1887) vorübergehend mit einem Triptychon dekoriert, in dessen Zentrum Pirckheimer und Kaiser Maximilian I. „ähnlich Platon und Aristoteles auf Raphaels Fresko [‚Schule von Athen‘]“ stehen. Die Dekorationen wurden auch photographisch reproduziert. Ebd. S. 122; eine Abb. ebd. Tafel 46. – Zu Jäger vgl. Grieb (Hg.): Nürnberger Künstlerlexikon. Bd. 2: H–Pe. S. 725 f. Vgl. Götz: Um Neugotik und Nürnberger Stil. S. 175. Zum Künstler der Gemälde, Friedrich Wilhelm Wanderer (1840 – 1910) vgl. Grieb (Hg.): Nürnberger Künstlerlexikon. Bd. 3: Pf–Z. München 2007. S. 1622 f. Vgl. Martin: Die Fugger im Spiegel, bes. S. 326 und S. 337 (Abb. 3). Eine zeitgenössische Beschreibung gibt Jochner: Die Fresken am Fuggerhaus. S. 3.
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Abb. 1: Ferdinand Wagner d. Ä. (1819 – 1888): Kaiser Maximilian I. nimmt die Geschenke entgegen, welche ihm die Bürger Augsburgs, an der Spitze Konrad Peutinger und Fugger darbringen. Photothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte München
Konrad Peutinger – platziert auf der vom Kaiser aus rechten Seite; Anton Fugger befindet sich links – ist auch ikonographisch an seiner durch die Porträtmedaille des Hans Schwarz (1518) oder das Amberger-Porträt (1543) überlieferten Frisur erkennbar. Dasselbe Fresko diente im Jahr 1899 als Grundlage für ein Lebendes Bild, das die Augsburgische Gesellschaft Fürst Karl Fugger von Babenhausen (1829 – 1906) zur Ehre inszenierte – samt ihrem Thema wurde die knapp vierzig Jahre ältere Memoria gewissermaßen ihrerseits wieder belebt und erinnert (Abb. 2).⁸¹ Während die Dargestellten auf den Fresken an den Fuggerhäusern für die Umwohner und Passanten alltäglich erfahrbar waren und jene gleichsam als anwesendes Volk in ihre Geschichte hineinzogen, richteten sich die für das Bayerische Nationalmuseum in derselben Zeit entstandenen Historiengemälde nicht primär an ein bestimmtes städtisches Publikum.⁸² Vielmehr sollten durch sie für die jeweilige Geschichte der bayerischen ‚Stämme‘ exemplarische Szenen zu einem historischen Gesamtbild der ‚Bayerischen Nation‘ an einem Ort – in München – zusammengeführt werden – eher Synopse als Panoptikum.⁸³ Dass das Museum ab 1868 an zwei Tagen, darunter am arbeitsfreien Sonntag, kostenlos zu besichtigen war, zeugt von dem di-
FA 1.2.241 t. Als Darsteller Konrad Peutingers wird auf der Rückseite der kolorierten photographischen Aufnahme ein Leutnant Harrer (?) genannt. Auch Damen und Herren aus Augsburger Patrizierfamilien sind aufgeführt. Vgl. zur Gründung des Museums mit weiterer Literatur Volkert: Die politische Entwicklung, bes. S. 266 f. Vgl. Six: Denkmal und Dynastie. Besonders Kap. 5 ‚Die Nation im Museum: Das Bayerische Nationalmuseum‘.
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Abb. 2: Augsburg Gesellschaft (1899): Lebendes Bild nach dem Fresko an den Fuggerhäusern von Ferdinand von Wagner. Fuggerarchiv Dillingen
daktischen Anspruch der hier vermittelten Geschichtserzählung.⁸⁴ Ein ‚Augsburgs Blüthezeit im XVI. und Anfang des XVII. Jahrhunderts‘ betiteltes Fresko malte zwischen 1863 und 1865 Ferdinand Piloty d. J. (1828 – 1895). Es zeigte Jakob Fugger den Reichen im Zentrum einer illustren Gruppe, unter anderem Kaiser Maximilian I., Erzherzog Ferdinand, Franz Welser und dessen Tochter Philippine. Die in der Anlage zurecht mit Raffaels ‚Schule von Athen‘ verglichene Szene öffnet sich nach Norden, hin zum allerdings erst Anfang des 17. Jahrhunderts erbauten Rathaus, dem Perlachturm und dem Dom.⁸⁵ Am linken Bildrand wurden schon zeitgenössisch Konrad Peutinger – hier nun, wie auf einer Bronzemünze von Friedrich Hagenauer (1527), klar erkennbar am Doktorhut – und, neben ihm sitzend, seine Frau Margarethe Welser identifiziert.⁸⁶ Auch ‚Des alten Nürnbergs Blüthezeit am Ende des XV. und im Anfange des XVI. Jahrhunderts‘ stellte im Bayerischen Nationalmuseum ein Fresko dar. Karl von Spruner (1803 – 1892), von dem umfangreiche historische Einleitungen und kurze Beschreibungen samt Schwarz-Weiß-Photographien zu den im Krieg zerstörten oder stark beschädigten Wandbildern stammen, erkannte auf dem Gemälde des Münche Vgl. Six: Denkmal und Dynastie. S. 347. Vgl. Martin: Die Fugger im Spiegel. S. 330 f. und S. 338 (Abb. 5). – Eine Ölskizze des teilweise zerstörten Freskos befindet sich in den Städtischen Kunstsammlungen Augsburg. Vgl. Spruner: Die Wandbilder. Tafel 137.
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ner Historienmalers Max Adamo (1837– 1901) „Pyrkhaimer im Vordergrunde, de[n] Dichter Sachs, bei ihm die Meister Kraft und Vischer, und weiter rückwärts Dürer“,⁸⁷ was sich aber ikonographisch nicht nachvollziehen lässt. Eher handelt es sich bei der schemenhaften Begleitung zur Rechten Dürers um den Humanisten, der in Kopfbedeckung und Kleidung der Vorstellung eines Gelehrten oder Patriziers nachempfunden sein könnte.
Museen oder Gedenkstätten Museen oder Gedenkstätten wurden weder für Peutinger in Augsburg noch für Pirckheimer in Nürnberg eingerichtet. Das Caritas-Pirckheimer-Haus an der Stelle des ehemaligen Klosterareals von St. Klara ist nach der Schwester des Humanisten und Äbtissin des Konvents zwischen 1503 und 1532 benannt.⁸⁸
Schulen In Augsburg wurde zum 1. August 1965 das ehemalige, 1864 gegründete Realgymnasium in Peutinger-Gymnasium, in Nürnberg das erst im Herbst 1968 eingerichtete Staatliche Gymnasium an der Gibitzenhofstraße am 15. Januar 1971 in PirckheimerGymnasium umbenannt. Beide betroffenen Schulen waren keineswegs altsprachlichhumanistische, sondern neusprachliche bzw. mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasien, an denen gleichwohl immerhin Lateinunterricht angeboten wurde. Während das Realgymnasium Augsburg an seinem überlieferten Namen festhalten wollte und nur unwillig in eine überdies knappe Diskussion in der letzten Lehrerkonferenz des Schuljahres 1964/65 einstieg,⁸⁹ hatte man in Nürnberg den Namen des wenige Jahre zuvor gegründeten Gymnasiums von Anfang an als Provisorium empfunden und widmete sich intensiveren Überlegungen zur Namensgebung. In beiden Fällen war der Verfahrensweg staatlicherseits vorgezeichnet: Einem vom Lehrerkollegium zu formulierenden Vorschlag hatten der Elternbeirat, der Stadtrat sowie schließlich das Kultusministerium zuzustimmen, damit die Umbenennung erfolgen konnte. In Augsburg stellte der Schulleiter zwei Namen zur Diskussion: Konrad Peutinger sowie Bischof Ulrich, der aber wohl wegen der stark religiösen Konnotation mehrheitlich als unpassend aufgefasst wurde. Von Peutinger behauptet der Berichterstatter, „daß er für die meisten Sitzungsteilnehmer ein Unbekannter war“, was ihm angesichts des 500. Geburtstags im Jahr der Abstimmung besonders erwähnenswert Spruner: Die Wandbilder. Tafel 121. – Zum Autor vgl. Heigel: Art. Spruner. Zum Wandel der auf Caritas Pirckheimer bezogenen Erinnerungskultur vgl. Schiersner: Siegreich im Unterliegen. Dazu im folgenden Sinek: What’s in a Name.
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erschien.⁹⁰ Schließlich stimmten drei Viertel dem Vorschlag zu, ursprünglich einschließlich des Vornamens „Conrad“, der dann der Prägnanz wegen weggelassen wurde. Weder Oberbürgermeister Wolfgang Pepper noch das Schulreferat seien „von dem Namen sonderlich erbaut“ gewesen. Pepper gab zu bedenken, dass er „zwischen dem berühmten Augsburger Humanisten Conrad Peutinger und einem neusprachlichen Gymnasium keine inneren Beziehungen entdecken könne“, die doch „tunlichst vorhanden sein sollten“.⁹¹ In Nürnberg wurde die Suche nach einem Namenspatron des zum Schuljahr 1968/ 69 eingerichteten Gymnasiums dagegen nach Darstellung auf der Homepage von breiterer Beteiligung der Lehrer, Eltern und Schüler getragen.⁹² Mehrere bedeutende Namen waren im Gespräch, die unterschiedliche, einander teils widersprechende Vorstellungen zum Ausdruck brachten, zuletzt der Nürnberger Patrizier und Barockdichter Philipp Harsdörffer (1607– 1658), der 1471 bis 1475 in der Stadt wirkende Mathematiker und Astronom Regiomontanus (d. i. Johannes Müller, 1436 – 1476) und schließlich Pirckheimer, „den man sich sowohl mit männlichem als auch mit weiblichem Vornamen versehen denken konnte“. Letztere wurden als überregional bedeutender eingestuft, Regiomontanus fiel schließlich wegen der Vielzahl seiner Silben durch. Der erste Jahresbericht der am 15. Januar 1971 neubenannten Schule wurde dann mit dem Dürer-Kupferstichporträt Willibald Pirckheimers versehen, was offenbar dazu führte, dass „ein bisschen in Vergessenheit geraten [ist], dass man sich vor Pirckheimer auch den Namen Caritas denken darf“.⁹³
Gesellschaften und Vereine Nach Konrad Peutinger benannt ist eine 1948 gegründete Vereinigung namens Peutinger-Collegium e. V., die auch als Trägerin eines Peutinger‐Instituts in Erscheinung trat⁹⁴ und der erst seit wenigen Jahren eine ‚Jugendabteilung‘ – für Mitglieder bis zum Alter von 40 Jahren – unter der Bezeichnung Junge Peutinger, abgekürzt JuPeus, angeschlossen ist.⁹⁵ In der Selbstbeschreibung des Vereins heißt es, das Peutinger‐Col-
Sinek: What’s in a Name. S. 26. Sinek: What’s in a Name. S. 29. Vgl. Pirckheimer-Gymnasium Nürnberg [Website]: Zur Namengebung (URL). Pirckheimer-Gymnasium Nürnberg [Website]: Zur Namengebung (URL); vgl. Diefenbacher/Endres (Hg.): Stadtlexikon Nürnberg. S. 828. Das ‚Peutinger-Institut für angewandte Wissenschaften‘ firmiert bei mehreren, ebenfalls von der Verlagsgesellschaft Bayerischer Monatsspiegel besorgten Veröffentlichungen in den 1980er Jahren mit dem Schwerpunkt Psychologie als Herausgeber (vgl. z. B. Neubauer/Brengelmann: Risiko-, Lustdispositionen), ohne dass inhaltliche Bezüge zum Namensgeber des Instituts erkennbar wären. Erwähnt wird das Institut aber beispielsweise auch als Veranstalter eines im Deutschen Ärzteblatt 94 (1997). S. 28 f. dokumentierten „Expertengesprächs“ zu „Freiheit und Verantwortung – diskutiert am Beispiel des Passivrauchens“. Vgl. Glöser: Peutinger-Institut (URL). Vgl. Junge Peutinger [Website] (URL).
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legium sei „eine 1948 wiedergegründete, bürgerliche bayerische gemeinnützige Vereinigung von qualifizierten, erfolgreichen, leistungswilligen und vielseitig interessierten, außergewöhnlichen, einflussreichen, national und international tätigen Persönlichkeiten der Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst, Politik, Diplomatie und Militär [!], Justiz und Verwaltung aus ganz Europa, die aktiv und fächerübergreifend gemeinsam folgende Ziele verfolgen […]“. Genannt werden dann u. a. die europäische Völkerfreundschaft, eine freiheitlich demokratische Rechts- und Staatsordnung, die freie Marktwirtschaft und der freie Welthandel sowie christliche Toleranz und Nächstenliebe, Verbundenheit mit Heimat, Sprache, Kultur und Natur und Bodenständigkeit.⁹⁶ Wenn eingangs von der ‚Wiederbegründung‘ des Collegiums 1948 die Rede ist, so wird dabei die Sodalitas Peutingeriana als Vorläuferin des Collegiums betrachtet.⁹⁷ Das Peutinger-Collegium gab von 1992 bis 1999 einen ‚Peutinger-Almanach‘ heraus und veröffentlicht seit 2001, inzwischen vierteljährlich die bereits zitierte Zeitschrift ‚Der Peutinger. Bayerischer Monatsspiegel. Magazin für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur‘.⁹⁸ Die in München angesiedelte Vereinigung scheint sich erst seit kurzem um einen konkreteren Augsburg-Bezug zu bemühen. So wählte sie zuletzt den Wirkungsort ihres Namensgebers, als am 13. Oktober 2015 anlässlich des 550. Geburtstages von Konrad Peutinger die Verleihung der Goldenen Peutinger-Medaille an den ehemaligen Vizepräsidenten des Europaparlaments Dr. Ingo Friedrich im Goldenen Saal des EliasHoll-Rathauses vorgenommen wurde.⁹⁹ Die Homepage des Augsburger PeutingerGymnasiums weist zudem auf die „Förderung von begabten Schülerinnen und Schülern“ durch das Collegium hin,¹⁰⁰ deren „über 50“ erstmals zum Ende des Schuljahres 2016/17 mit einem vor allem vom Peutinger-Collegium gesponserten „großzügigen Sachpreis“ und dem „Goldenen Konrad“ – einer vergoldeten kleinen Büste des Namensgebers – belohnt wurden.¹⁰¹ Peutinger‐Collegium [Website]: Aufgaben und Ziele (URL). Vgl. Müller: Konrad Peutinger als Staatsmann. Peutinger-Almanach. Auf das Jahr […]. Organisation, Ziele, Geschichte und Veranstaltungen des Peutinger Collegiums. Nachgewiesen München: Bayerischer Monatsspiegel-Verlagsgesellschaft 1992– 1999; damit Ersch. eingest. – Vgl. zu den Mediendaten des ‚Peutinger‘: Peutinger‐Collegium [Website]: Mediendaten (URL). Vgl. Peutinger‐Collegium [Website]: Goldene Peutinger-Medaille (URL). Die Laudatio hielt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, der Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl sprach ein Grußwort und der Chor des Augsburger Peutinger-Gymnasiums bereicherte die Veranstaltung musikalisch. Peutinger-Gymnasium Augsburg [Website], Kooperationspartner: Peutinger-Collegium München (URL). Richter: Und der „Goldene Konrad“ geht an… (URL). Die Öffentlichkeitswirkung, die von Engagements solcher Art ausgeht, dürfte strategisch bezweckt sein, seit bei der Selbstdarstellung des Collegiums in jüngerer Zeit vermehrt Marketing-Modelle zum Tragen kommen. In einer als PDF abrufbaren Liste der ‚Operativen Zielsetzungen‘ des Vereins vom Januar 2013 hieß es einleitend, das Collegium solle „als eigenständige Marke mit positiver Strahlkraft“ positioniert werden (Peutinger‐Collegium e. V. [Website]: Operative Zielsetzungen [URL]). – Eine kursorische Internetrecherche
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Ebenfalls in die Nachkriegszeit datieren zwei Vereinsgründungen zur Pflege der Buchkunst, die unter dem Dach des Kulturbundes der DDR gegründet und nach Willibald Pirckheimer – zu seiner Zeit Besitzer der wohl größten privaten Bibliothek nördlich der Alpen – benannt wurden, so 1956 in Berlin die Pirckheimer-Gesellschaft,¹⁰² die seit 1957 eine eigene Zeitschrift, die ‚Marginalien‘, herausgibt, zunächst versehen mit dem Zusatz ‚Blätter der Pirckheimer-Gesellschaft‘, seit 1968 (Heft 30) unter dem Untertitel ‚Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie‘. Davon zunächst unabhängig fand sich 1964 der Graphikkreis Magdeburg zusammen, der 1973 als Bezirksgruppe Magdeburg der Berliner Pirckheimer-Gesellschaft angeschlossen wurde, seit 1994 aber als Verein der Bibliophilen und Graphikfreunde Magdeburg und SachsenAnhalt e. V. ‚Willibald Pirckheimer‘ wieder eigene Wege ging.¹⁰³ Wie die (jungen) Peutinger identifizieren sich auch die Mitglieder dieser beiden Gesellschaften mit ihrem Namengeber und bezeichnen sich in ihrer Internetpräsenz jeweils als „Pirckheimer“. – Nicht mit den genannten Gesellschaften zu verwechseln ist die 1983 ins Leben gerufene Willibald-Pirckheimer-Gesellschaft, eine rein wissenschaftliche, disziplinenübergreifende Vereinigung mit Sitz in Nürnberg,¹⁰⁴ seit 1985 Herausgeberin des ‚Pirckheimer-Jahrbuchs für Renaissance- und Humanismusforschung‘.¹⁰⁵
Preise und Auszeichnungen Wiederum nichts mit dieser Gesellschaft zu tun hat das Willibald-Pirckheimer-Kuratorium, dessen Hauptaufgabe in der Verleihung der Willibald-Pirckheimer-Medaille bestand. Stifter war der Nürnberger Verleger und Autor Karl Borromäus Glock, in dessen von ihm 1958 erworbenen Gelben Schloss in Heroldsberg – etwa 15 Kilometer nordöstlich Nürnbergs gelegen – auch die meisten Verleihungen stattfanden. Preisträger waren 1955 Friedrich Heer, 1956 Inge Meidinger-Geise und Franz Schnabel, 1958 Carl Jacob Burckhardt, Heimito von Doderer und Albrecht Goes, 1960 Ilse Langner, Sigismund von Radecki und Max Rychner, 1962 Jeannie Ebner, 1963 Herbert Meier, 1964 Max Brod und 1966 Rolf Bongs.¹⁰⁶ Das Peutinger-Collegium hat die Goldene Peutinger-Medaille bisher 16 Mal verliehen, 2015 im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses. Zu den Preisträgern seit 1977 zählen z. B. der Ingenieur Ludwig Bölkow, der Wiener Kardinal Franz König, Kurt Waldheim (1992), Erzherzog Otto von Österreich, Günther Beckstein,Václav Klaus oder
fördert eine ganze Reihe ‚(Goldene) Konrad‘-Auszeichnungen zu Tage, vom Jugendpreis des hessischen Tauchsportverbandes bis zu einer Auszeichnung durch den Bürgerverein Konradshofen in Franken. Vgl. Pirckheimer‐Gesellschaft [Website]: Wie alles begann (URL). Vgl. Verein der Bibliophilen und Graphikfreunde [Website]: Über uns (URL). Vgl. Willibald-Pirckheimer-Gesellschaft [Website]: Über die Gesellschaft (URL). Vgl. Willibald-Pirckheimer-Gesellschaft [Website]: Publikationen (URL). Art. Willibald-Pirckheimer-Medaille. In: Wikipedia (URL).
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Paul Kirchhof.¹⁰⁷ – Unter den Trägern beider Preise dominieren also konservativ-katholische Persönlichkeiten des intellektuellen bzw. politischen Lebens.
Jubiläen und Ausstellungen Aus Anlass des 500. Geburtstages von Willibald Pirckheimer legte das PirckheimerKuratorium um Karl Borromäus Glock und Ilse Meidinger-Geise die bereits eingangs zitierte Festschrift vor.¹⁰⁸ In der Stadtbibliothek Nürnberg wurde ebenfalls 1970 eine „Dokumentation“ gezeigt, und zehn Jahre später veranstaltete das Germanische Nationalmuseum eine Ausstellung zu Pirckheimers 450. Todestag. Zu beiden Schauen wurden Kataloge erstellt.¹⁰⁹ Konrad Peutinger wurde 1997 zum 450. Todestag durch universitäre Tage der Forschung geehrt.¹¹⁰ Erstmals wurde 2015/16 anlässlich des 550. Geburtstages in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg eine Ausstellung ausgerichtet, zu der auch eine Begleitpublikation erschien.¹¹¹ Frühere Jubiläumsfeiern für Peutinger sind nicht bekannt. Generell scheinen Veranstaltungen dieser Art erst seit dem letzten Drittels des 20. Jahrhunderts ein – dann jedoch verbindliches – Phänomen zu sein.
Theatralische Formen Die Fest- und Gedenkkultur deutscher Städte ist seit einigen Jahren Gegenstand systematischer historischer Forschung.¹¹² Besonders historisch überlieferte Kinder- und Bürgerfeste stoßen auf Interesse, aber auch die vor allem in der 2. Hälfte des 19. und im frühen 20. Jahrhundert beliebten Freilicht-Theateraufführungen und Festumzüge, bei denen Szenen aus der Geschichte in historisierenden Kostümen zur Schau gestellt wurden.¹¹³ Dank dem frühen Einsatz der Photographie sind diese an sich ephemeren Formen des Erinnerns teilweise auch überliefert. Während sich dem Umgang Nürnbergs mit seiner eigenen, vor allem (spät‐)mittelalterlichen Geschichte eine ganze Reihe historischer und insbesondere auch kunsthistorischer Studien widmen und in diesem Zusammenhang auch Feste und Schauen untersucht wurden – so das Große
Vgl. Peutinger‐Collegium [Website]: Goldene Peutinger-Medaille (URL). Glock/Meidinger-Geise (Hg.): Willibald Pirkheimer 1470/1970. Vgl. Pröll (Bearb.): Willibald Pirckheimer 1470 – 1970; Willibald Pirckheimer zum 450. Todestag. Zäh: Tage der Forschung. Laube/Zäh (Hg.): Gesammeltes Gedächtnis. Die politischen Implikationen der Dürer-Feiern, besonders in Nürnberg, leuchtet z. B. Kosfeld: Bürgertum und Dürerkult, aus. – Die Kunstgeschichte widmet sich dem Gegenstand allerdings bereits seit längerem. Vgl. z. B. Hartmann: Der historische Festumzug. Vgl. Frieß: Die oberschwäbischen Kinderfeste; Sprenger: Zwischen gefühlter und gelenkter Erinnerungskultur.
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Deutsche Sängerfest 1861¹¹⁴, das Nürnberger Künstlermaskenfest 1886 oder das XII. Deutsche Bundesschießen 1897 –,¹¹⁵ fehlen für Augsburg solche Hinweise in der Literatur nahezu vollständig.¹¹⁶ Eine systematische Erhebung anhand der archivalischen Überlieferung wäre aber für beide Städte noch zu leisten. Eine Form belebter Bildlichkeit pflegt gegenwärtig in Augsburg der Verein Augsburger Geschlechtertanz e. V. – Die Patrizier laden zum Tanz, der ausgehend von einer bekannten zeitgenössischen Darstellung eines Augsburger Geschlechtertanzes¹¹⁷ jede der – mutmaßlich identifizierbaren – historischen Persönlichkeiten bei Veranstaltungen von einem entsprechend gewandeten Vereinsmitglied nachspielen lässt.¹¹⁸ Auch ‚Konrad Peutinger‘ tritt so bei den Vorführungen historischer Tänze des 15. und 16. Jahrhunderts durch den Verein – auf privaten Feiern oder bei kulturellen Veranstaltungen – in Erscheinung.¹¹⁹ Das Hineinschlüpfen in eine Rolle, wie es bei den Tableaux vivants im 19. Jahrhundert praktiziert wurde,¹²⁰ bzw. das ‚handlungsorientierte‘ Imaginieren einer geschichtlichen Figur, das der seit einigen Jahrzehnten auch in Deutschland populären living history zuzurechnen ist, kann für den Akteur wie für die Rezipienten als eine besonders intensive, wenn auch vorderhand empathische Form der Identifikation mit einer historischen Persönlichkeit und deren Epoche gelten.¹²¹ – Eine große Living-history-Szene, insbesondere bezogen auf die mittelalterliche Geschichte der Stadt, gibt es auch in Nürnberg, Informationen über spezielle ‚Pirckheimer‘‐Akteure liegen bislang aber nicht vor.¹²²
Literatur Insbesondere lokal bzw. regional verbreitete Medien beschäftigen sich immer wieder mit Peutinger und Pirckheimer, auch eine Hörfunksendung über Pirckheimer wurde Vgl. Anm. 79. Vgl. dazu Colditz-Heusl: Paul Ritter, mit weiterer Literatur. Vgl. lediglich Kapfhammer: Brauch und Fest in Augsburg – Beispielsweise ist insbesondere die „Durchführung zahlreicher Sängerfeste“ durch den 1862 gegründeten Schwäbisch-Bayerischen Sängerbund zwar bekannt, welche historischen Reminiszenzen aber bei diesen überaus populären und vielbesuchten Festen sehr wahrscheinlich zur Darstellung gebracht wurden, ist bislang nicht untersucht. Krautwurst: Musik im 19. Jahrhundert. S. 611. Das Gemälde eines anonymen Künstlers m. d. T. ‚Augsburger Geschlechtertanz‘ ist auf das Jahr 1500 datiert. Es befindet sich in den Städtischen Kunstsammlungen Augsburg. Am Augsburger Geschlechtertanz nahmen allerdings nicht nur Patrizier, sondern alle Mitglieder der Herrenstube teil. Vgl. Geffcken: Art. Geschlechtertanz. Vgl. Augsburger Geschlechtertanz [Website]: Der Verein (URL). Vgl. für Augsburg Abb. 2. Vgl. Willner [u. a.] (Hg.): Doing history. Natürlich gibt es auch in Nürnberg gewandete Stadtführungen, bei denen v. a. weibliche Akteure wie ‚Agnes Dürer‘ oder ‚Ursula Tucher‘ in Erscheinung treten. Die Rolle Willibald Pirckheimers ist bislang offenbar unbesetzt. Vgl. Albrecht-Dürer-Haus: Führungen (URL); tourismus.nuernberg.de: Führungen im historischen Gewand (URL).
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im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt.¹²³ Nicht nur in den Überschriften solcher journalistischer Kurzformen erfährt die Deutung der jeweiligen Gesamtpersönlichkeit in der Regel eine plakative und bisweilen aktualisierende Zuspitzung, so in Schlagzeilen wie ‚Willibald Pirckheimer. Feldobrist und Humanist‘ oder – bezogen auf Peutinger – ‚Des Kaisers Mann für alle Fälle‘, ‚Denker und Lenker. Stadtschreiber Konrad Peutinger schrieb Geschichte‘, ‚Der Römer von Augsburg‘, ‚Uomo universale der Renaissance‘, ‚Er wollte Luther bekehren‘, ‚Die graue Eminenz der Politik‘ oder dem eingangs zitierten Titel ‚Der Vertraute zweier Kaiser. Conrad Peutinger – der brillante Jurist, Politiker und Gelehrte aus Augsburg‘.¹²⁴ Meist richten sich diese Kurztexte an eine lokale Leserschaft, bei der Interesse an der dargestellten Persönlichkeit bzw. die Identifikation mit der gemeinsamen Heimatstadt oder -region vorausgesetzt werden. Unter dem wissenschaftlichen Schrifttum ist speziell auf Editionen und Editionsprojekte hinzuweisen. Die von in Augsburg angesiedelten Institutionen – der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg in Kooperation mit dem Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg – betriebene Rekonstruktion der einzigartigen Peutinger-Bibliothek gehört ebenfalls in diesen Kontext.¹²⁵ – Im 16. und 17. Jahrhundert „schweigen“ – so Rudolf Pfeiffer – die Geschichtsschreiber über Konrad Peutinger.¹²⁶ Eine erste – lateinische – Biographie verfasste 1729 Johann Georg Lotter (1699 – 1737).¹²⁷ 1783 veranstaltete Franz Anton Veith (1731/32– 1796) eine erweiterte Neuauflage.¹²⁸ Daneben würdigten auch Johann Jakob Brucker (1696 – 1770)¹²⁹ und Georg Wilhelm Zapf (1747– 1810)¹³⁰ den Augsburger Humanisten publizistisch. Kennzeichnend für diese erste Phase der Rezeption bis zum Vorabend der Mediatisierung der Reichsstadt ist, dass es sich sämtlich um in Augsburg geborene oder dort tätige Autoren handelt, teils evangelischer, teils katholischer Konfession. Die urbane, vielleicht auch konfessionelle Selbstvergewisserung scheint für sie ebenso Füssel: Pirckheimer (Ms. zur Sondersendung 1998); vgl. Füssel: Pirckheimer (2000). Aufseß: Willibald Pirckheimer; Bischler: Des Kaisers Mann für alle Fälle (1994); Bischler: Des Kaisers Mann für alle Fälle (2011); Bürzle: Denker und Lenker; Lang: Der Römer von Augsburg; Müller: Uomo universale der Renaissance; Schmalz: Er wollte Luther bekehren; Knoller: Die graue Eminenz der Politik; Knoller: Zu Besuch in Augsburgs Denkfabrik; Weiser: Der Vertraute zweier Kaiser. S. 52 f. Vgl. Künast: Die Rekonstruktion einer Renaissance-Bibliothek; Zäh: Die Kataloge der Bibliothek; Zäh: Tage der Forschung; Künast/Zäh: Von der Wiedergeburt; Künast/Zäh: Bibliotheca Peutingeriana; Künast/Zäh: Die Bibliothek von Konrad Peutinger (2006) – Zu den Ergebnissen vgl.: Die Bibliothek Konrad Peutingers. 3 Bde.; Künast: Die Graphiksammlung des Augsburger Stadtschreibers. Pfeiffer: Conrad Peutinger und die humanistische Welt. S. 186; vgl. Brüning: Der Augsburger Humanist Konrad Peutinger. S. 36, 39. Lotter: Historia vitae atqve meritorvm. (Ein Digitalisat des Volltextes ist verfügbar.) – Zum Autor vgl. Franck: Art. Lotter. Veith (Ed.): Historia vitae atque meritorum. – Zum Autor vgl. Vogt: Art. Veith. Brucker: Ehren-tempel der Deutschen Gelehrsamkeit (vgl. zu Konrad Peutinger S. 45). – Zum Autor vgl. Kahl-Fuhrtmann: Art. Brucker. Zapf: Konrad Peutingers Testament. Zapf gab auch Peutingers ‚Sermones convivales‘ heraus: Zapf (Ed.): Conradi Peutingeri sermones convivales. – Zum Autor vgl. Schön: Art. Zapf.
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eine wichtige Motivation zur Auseinandersetzung mit Peutinger gewesen zu sein wie für den 1922 geborenen Historiker Heinrich Lutz, der unter anderem in Augsburg aufwuchs und am dortigen Gymnasium bei St. Stephan das Abitur ablegte. In seiner nach dem Ende des Krieges begonnenen und 1952 eingereichten Dissertation setzt sich der Schüler Franz Schnabels (1887– 1966)¹³¹ und engagierte Katholik eingehend mit der politischen Biographie Peutingers auseinander.¹³² Im Falle Willibald Pirckheimers liegt zwar bereits für den Beginn des 17. Jahrhunderts eine biographische Würdigung vor, verfasst von dessen Urenkel Hans Imhoff (1563 – 1629),¹³³ ansonsten aber existiert bis ins 19. Jahrhundert hinein praktisch keine Publikation speziell Nürnberger Provenienz über den Humanisten – verglichen mit der Augsburger Tradition ein bemerkenswerter Befund.¹³⁴ Im Rahmen der dagegen speziell ab dem 19. Jahrhundert in vielen Titeln herausgebrachten Nürnberg-Literatur nimmt auch Pirckheimer im Ensemble der ‚Großen Männer aus der Goldenen Zeit‘ einen festen Platz ein. Am Beispiel der 1837 im Nürnberger Verlag Bauer und Raspe von dessen Inhaber Julius Wilhelm Merz (1810 – 1863) veröffentlichten ‚Genre-Bilder aus Nürnberg‘ wird der Gegenwartsbezug des in einigermaßen geschraubten Formulierungen vermittelten Geschichtsbildes deutlich: Anhand großer Namen wie dem Pirckheimers wird die Erinnerung an den historischen „Ruhm“ Nürnbergs wachgerufen. Vergleichbar Beeindruckendes jedoch, und zwar auf dem Feld der ‚bürgerlichen‘ Moral – die Rede ist von ‚Gemeinsinn‘ und ‚Biederkeit‘ –, leisten die Nürnberger auch in der Gegenwart, so beeindruckend, dass es nicht nur deshalb den „Fremden“ in die Stadt zieht, sondern auch dem bayerischen Königtum Glanz verleiht.¹³⁵
Zu ihm vgl. Gall: Art. Schnabel. – Derselbe erhielt 1956 zusammen mit Inge Meidinger-Geise die Pirckheimer-Medaille durch das Pirckheimer-Kuratorium verliehen. Die Arbeit wurde auch in die Schriftenreihe des Stadtarchivs Augsburg aufgenommen: Lutz: Conrad Peutinger. – Der als „Linkskatholik“ beschriebene und an einer katholischen Neuinterpretation der Reformation interessierte Lutz dürfte Sympathien für Konrad Peutingers vor- oder überkonfessionelle Orientierung gehabt haben. Vgl. Weis: Art. Lutz. Zitat S. 568. Im Hof: Theatrvm Virtvtis. Der erste Herausgeber von Werken Pirckheimers, Melchior Goldast (1578 – 1635), war lediglich für zwei oder drei Jahre mit der Nürnberger Universität Altdorf verbunden. Auch der Herausgeber von Pirckheimer-Briefen, Johann Heumann von Teutschenbrunn (1711– 1760) studierte in Altdorf, wo er 1744 eine Professur bekleidete. Vgl. Goldast (Ed.): V. Illustris Bilibaldi Pirckheimeri Opera; Heumann von Teutschenbrunn (Ed.): Documenta literaria varii argumenti. – Zu den Autoren vgl. Hock: Art. Goldast; Eisenhart: Art. Heumann. Waldau: Genre-Bilder aus Nürnberg, bes. S. 9 f.: „Waren es vor 300 Jahren die Namen Dürer, Pirckheimer, Kraft, Vischer, Sachs, die den Ruhm Nürnbergs durch ihren Glanz über Europa verbreiteten, Namen, die in den Annalen wie in den Herzen der Nürnberger ewig fort leben; so sind es gewiß heute nicht minder als die Werke jener Männer die wir bewahren der Gemeinsinn der Bürgerschaft und der edle, biedere Charakter derselben, welche dem Fremden den Wunsch abzwingen, ‚hier möchte‘ ich wohnen,‘ [!] und in dessen Sinn König Ludwig die schönste Perle seiner Krone nennt.“ Waldau ist das Pseudonym des im mittelfränkischen Eckersmühlen als Sohn eines evangelischen Pfarrers geborenen und in Nürnberg ansässigen Buch- und Kunsthändlers sowie Schriftstellers Julius Wilhelm Merz
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Vergleich und Resümee Das Gedenken an Konrad Peutinger und Willibald Pirckheimer in Augsburg und Nürnberg weist eine Reihe von Parallelen auf. Deutlich erkennbar sind während des 19. Jahrhunderts – bei durchgängig vernehmbarem ‚Grundrauschen‘ – zwei Konjunkturen: zu Beginn des Jahrhunderts, keine zwanzig Jahre nach der Mediatisierung der beiden Reichsstädte, und am Anfang des letzten Drittels, also etwa zur Zeit der Reichsgründung. Im 20. Jahrhundert fielen die Gründungen von Peutinger- bzw. Pirckheimer-Gesellschaften, z. T. verbunden mit der öffentlichkeitswirksamen Vergabe von Preisen, in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine zweite Koinzidenz zeigt sich bei den Benennungen von Gymnasien, einer zentral – durch das bayerische Kultusministerium – veranlassten Maßnahme in der Phase der Bildungsreform der 1960er bzw. 1970er Jahre. Seither waren die Peaks der Erinnerung im Wesentlichen mit den jeweiligen Zwängen zu Jubiläumsgestaltungen verbunden; akademische Forschungen oder Projekte beeinflussten dabei die breite Öffentlichkeit kaum unmittelbar – eine angesichts gesellschaftlicher Pluralisierung bzw. kultureller Fragmentierung und tiefgreifenden Medienwandels konsequente Entwicklung. Es liegt nahe, die Übereinstimmung teils aus den Anstößen zu erklären, die staatlicherseits – ausgehend von König Ludwig I. oder dem bayerischen Kultusministerium – auf die Erinnerungskultur einwirkten, teils aus gemeinsamen Bedürfnissen der städtischen Gesellschaften, sei es der spezifischen Identitätsproblematik der durch Bayern mediatisierten Reichsstädte, sei es durch national übergreifende Fragen der Orientierung, so im Zusammenhang mit der Gründung des Deutschen Reiches oder der Bundesrepublik. Konfessionelle Problemlagen – nach der Übernahme des lutherischen Nürnberg bzw. des bikonfessionellen Augsburg durch das katholische Bayern oder während des Kulturkampfes am Ende des 19. Jahrhunderts – stellten jedoch weder für das Erinnern an Peutinger noch an Pirckheimer einen unmittelbaren Anknüpfungspunkt dar. Deren ambivalente Einstellung und Entwicklung zwischen proreformatorischen Sympathien, vorkonfessioneller Kirchlichkeit oder schließlich doch eher katholischer Orientierung machte sie für eine Instrumentalisierung im einen oder anderen Sinne ungeeignet.¹³⁶ Der Inhalt der mit den beiden Humanisten verbundenen Erinnerung unterlag – ebenso wie deren Medien – einem Wandel, bei dem grob vier Tendenzen beobachtet werden können, ohne dass es jeweils zu einer kompletten Ablösung des vorhergehenden Schwerpunktes gekommen wäre: Wurde zunächst die Bedeutung Peutingers oder Pirckheimers für die Geschichte der eigenen Stadt in den Mittelpunkt gerückt,
(1810 – 1863). Er hatte 1835 den in Nürnberg beheimateten Verlag Bauer und Raspe erworben.Vgl. Grieb (Hg.): Nürnberger Künstlerlexikon. Bd. 1: A–G. S. 70 und Bd. 2: H–Pe. S. 1010. Vgl. z. B. die protestantische Perspektive bei Lier: Art. Peutinger, hier S. 566, der die anfängliche Sympathie Peutingers für die „Sache der Reformation“ betont, anschließend jedoch, gleichsam bedauernd, feststellt, dieser habe „nicht entschieden genug“ mit der „römischen Kirche“ gebrochen.
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erfuhr der Erinnerte alsbald eine Würdigung in nationalen Bezügen – innerhalb Bayerns, später Deutschlands. Um die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Rang der beiden Humanisten als ‚Europäer‘ betont, und gegenwärtig scheinen die Erinnerten – Peutinger deutlich mehr als Pirckheimer – eine Loslösung von räumlichen Bezügen zu erleben – was lokale Erinnerungskulturen jedoch nicht zwangsläufig ausschließt. Die für das öffentliche Gedenken im 19. Jahrhundert so zentrale Verbildlichung von Persönlichkeiten im (Historien‐)Gemälde oder Denkmal spielte und spielt dabei im 20. Jahrhundert praktisch keine Rolle mehr. Bei allen Gemeinsamkeiten differieren die urbanen Erinnerungskulturen aber auch in markanten Punkten. Das liegt zum einen an den Biographien und deren ‚sozialen‘ Anknüpfungspunkten, zum anderen aber auch – und darauf kommt es hier in besonderer Weise an – an Unterschieden im städtischen Geschichtsbewusstsein und in der damit verbundenen kommunalen Erinnerungspolitik. Beides lässt sich nicht voneinander trennen: So war und ist speziell das Erinnern an Willibald Pirckheimer von der überragenden Fokussierung des Nürnberger Gedenkens auf Albrecht Dürer geprägt. Eine klare Hierarchisierung, die Dürer als den ‚bedeutendsten‘ oder ‚berühmtesten‘ Bürger der Stadt klassifiziert, durchzieht die Jahrhunderte.¹³⁷ Pirckheimer wird geradezu reflexhaft als ‚Dürers Freund‘ charakterisiert – nicht etwa umgekehrt – und erscheint als dessen „zweite[s] Ich“¹³⁸ und Juniorpartner –¹³⁹ oder andernfalls gar nicht mehr.¹⁴⁰ Ganz singulär ist dagegen die Rede von einem „Zeitalter von Willibald Pirckheimer“.¹⁴¹ Die Anbindung des Literaten an den allein schon äs-
Nur zwei Beispiele: Spruner: Die Wandbilder. Tafel 121, nennt in seinem 1868 veröffentlichten Werk eine Reihe Nürnberger Künstler, um dann fortzufahren: „Sie alle überragt aber Albrecht Dürer“, der „sich einen Ruf erwarb […], der seinen Namen dem der berühmtesten Künstler aller Zeiten und Länder würdig zur Seite stellte“. Und auf der aktuellen Homepage des Nürnberger PirckheimerGymnasiums liest man, Willibald Pirckheimer sei „einer der berühmten ‚Söhne‘ der Stadt Nürnberg, wenn auch nicht der berühmteste, denn der war ja Albrecht Dürer (1471– 1528) […]“ (PirckheimerGymnasium Nürnberg [Website]: Wer war Willibald Pirckheimer [URL]). Campe: Nürnbergische Denkblätter. S. 141. Bei den Feierlichkeiten zum Dürerjahr 1828 wurde erst Dürers, dann Pirckheimers Grab besucht. Hier wurde ein Gedicht von Friedrich Campe vorgetragen – allerdings kein „gemeinsam angestimmte[s] Lied“ gesungen (so irrtümlich Kosfeld: Nürnberg. S. 74) –, dessen zweite von drei Strophen lautete: „Sie winken uns, die Z w e i , aus weiter Ferne, / Sie leuchten uns als hohe Doppelsterne / Und hellen uns die r e c h t e Bahn: / Denn wenn sich Kunst und Wissenschaft verbinden, / So wird man leichter Höheres ergründen, / Und sich getrost dem Ziele nahn.“ Vgl. Kosfeld: Bürgertum und Dürerkult. Vgl. Campe: Nürnbergische Denkblätter. Zum „Dürer-Fest 1828“ S. 131– 158, bes. S. 141; Rupprich: Pirckheimers Elegie auf den Tod Dürers. S. 137– 150; Rupprich: Wilibald Pirckheimer und die erste Reise; Rupprich: Dürer und Pirckheimer; Eckert/Imhoff: Willibald Pirckheimer; Schleif: Albrecht Dürer between Agnes Frey and Willibald Pirckheimer; Noll: Albrecht Dürer und Willibald Pirckheimer. – Singulär ist die Erweiterung des Freundespaares um Martin Geuder zu „Triumvirn“ in: Brunel-Geuder/ Alberti: Geuder, Pirckheimer, Dürer. S. 9. Wer heute überhaupt noch etwas mit dem Namen Pirckheimers verbinde, der „denkt dabei an die Freundschaft des Nürnberger Humanisten mit Albrecht Dürer“. Holzberg: Willibald Pirckheimer. S. 143. Kellenbenz: Nürnbergs Wirtschaftsleben im Zeitalter von Willibald Pirckheimer.
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thetisch greifbareren, anschaulicheren Künstler kann erinnerungspolitisch nur als höchst wirkungsvoll bewertet werden; sie hatte jedoch ihren Preis. So klagte der Philologe Niklas Holzberg 1982, dadurch werde der Blick auf die genuinen Leistungen Pirckheimers verstellt.¹⁴² Feierten die Biographen des 19. Jahrhunderts mit Vorliebe den – platonisch verstandenen – „Freundschaftsbund“,¹⁴³ so wurden in jüngerer Zeit die homoerotische Natur der Beziehung zwischen Dürer und Pirckheimer bzw. deren gemeinsame homo- oder bisexuelle Interessen explizit gemacht –¹⁴⁴ und selbst dabei erscheint Dürer in der Überschrift und Pirckheimer erst im Text: ‚Mann oder Maid – wen liebte Dürer?‘¹⁴⁵ Zwar erfuhr auch Konrad Peutinger die Anbindung an eine ‚berühmtere‘ Persönlichkeit und gilt als ‚Freund Kaiser Maximilians‘,¹⁴⁶ allerdings entwickelte sich die ‚Erinnerungsvergemeinschaftung‘ nicht annähernd so intensiv und konsequent. Auch in seinem Fall ging es um die Mehrung des posthumen sozialen Kapitals, die narrative Reproduktion des humanistischen – bzw. nachmals romantischen – Freundschaftsideals spielte jedoch keine Rolle. – Umgekehrt dienten beide Humanisten auch als ‚Erinnerungsanker‘ für weitere Persönlichkeiten aus deren Familie: für Margarethe Welser (1481– 1552), die „[g]elehrte Gattin eines Humanisten“,¹⁴⁷ bzw. für Caritas Pirckheimer (1467– 1532), Schwester Willibalds und Äbtissin des Nürnberger Klarissenklosters. Letztere dürfte heute, blickt man auf die Fülle des wissenschaftlichen Schrifttums, aber auch auf populäre und belletristische Veröffentlichungen, sogar größere Bekanntheit als ihr jüngerer Bruder erlangt haben.¹⁴⁸ Ausgeprägt ist im Falle
Holzberg: Willibald Pirckheimer. S. 143. Vgl. stellvertretend für viele Belege den Artikel von Geiger: Art. Pirkheimer. S. 813, in dem aus der Biographie Pirckheimers Motive herauspräpariert werden, die ihn als Präfiguration eines idealtypischen fleißigen Gelehrtenlebens am Ende des 19. Jahrhunderts erscheinen lassen. Zugleich mit dem wissenschaftlichen Eifer wird Pirckheimers „Deutschthum“ hervorgehoben und dessen „Freundschaftsbund“ mit Dürer gefeiert, was zusammengenommen an die verbindungsstudentischen Prinzipien von Scientia, Patria und Amicitia erinnert. Vgl. Schleif: Albrecht Dürer between Agnes Frey and Willibald Pirckheimer; sowie jetzt Noll: Albrecht Dürer und Willibald Pirckheimer. Kalb: Mann oder Maid. Vgl. Herberger: Conrad Peutinger; Bellot: Conrad Peutinger; Horn: Doctor Conrad Peutingers Beziehungen; Bischler: Des Kaisers Mann für alle Fälle (1994); Bischler: Des Kaisers Mann für alle Fälle (2011); Goerlitz: Peutinger und die humanistische Mittelalterrezeption; Weiser: Der Vertraute zweier Kaiser. S. 52 f. – Gelegentlich wird Peutinger mit Luther in eine gemeinsame Schlagzeile gebracht: Bischler: Des Kaisers Mann für alle Fälle (2011); Schmalz: Er wollte Luther bekehren. Plößl: Margarete Peutinger, feiert deren Verbindung als „Modell intellektueller Partnerschaft“ (S. 73); vgl. Zäh: Konrad Peutinger und Margarete Welser; Rottloff: Conrad Peutinger, bes. S. 12 f. Vgl. Schiersner: Siegreich im Unterliegen. Zur dort umfänglich aufgeführten Literatur kam inzwischen eine weitere monographische Lebensbeschreibung hinzu: Bezzel: Caritas Pirckheimer.
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Willibald Pirckheimers generell die Einbettung seiner Biographie in die Geschichte der Patrizierfamilie.¹⁴⁹ Der wesentliche Unterschied jedoch zwischen den mit den beiden Humanisten verbundenen städtischen Erinnerungskulturen liegt außerhalb dieser biographischen Anknüpfungspunkte: In Nürnberg stand das Pirckheimer-Gedenken von Anfang an im Zeichen der romantischen Entdeckung und Vermarktung der Stadt, deren Anfänge noch ins 18. Jahrhundert zurückreichen¹⁵⁰ und die inzwischen – auch in ihrer problematischen Entwicklung bis in die Zeit des Nationalsozialismus hinein – überzeugend aufgearbeitet wurden.¹⁵¹ „Kommunalpolitik und die Entstehung Nürnbergs als Erinnerungsort“ hingen dabei „direkt“ zusammen,¹⁵² denn politisch Verantwortliche wie auch Vereine der Stadt trugen über Jahrzehnte hinweg bei zum Aufbau und zur Pflege des romantischen „Nürnberg-Image“.¹⁵³ Die Grenzen zwischen Mittelalter und Renaissance verschwammen dabei von Anfang an, beide Epochen flossen zusammen oder kulminierten in Albrecht Dürer als der entscheidenden Identifikationsfigur, an die sich Willibald Pirckheimer mühelos anbinden ließ. Das historische Erinnern an die Goldene Zeit der Stadt erlangte dagegen im Augsburg des 19. Jahrhunderts nicht annähernd dieselben Dimensionen. Der Kunsthistoriker und langjährige (1932– 1963) Leiter der Städtischen Kunstsammlungen Norbert Lieb (1907– 1994)¹⁵⁴ fand 1951 für den Abriss historischer Substanz und für die Neubauten kritische Worte: Die Zeit bis 1830 galt ihm als „Epoche schwerer Verluste für Augsburgs städtische Bauerscheinung“,¹⁵⁵ und zum Ende des Jahrhunderts zog er gar „eine Bilanz von Schuld, in der Augsburg kaum von einer anderen vergleichbaren Stadt überboten wird“.¹⁵⁶ Man muss weder diesem Urteil folgen noch die kaum verifizierbaren Vermutungen teilen, die Lieb für das angebliche Unterlassen der „Kulturpflicht“ in Augsburg anstellt.¹⁵⁷ Mochte es nun ein Identitätsproblem oder aber pragmatische Aufgeschlossenheit für Neues gewesen sein: Unzweifelhaft ist jeden-
Vgl. Reicke: Willibald Pirckheimers Familienbeziehungen (1907); Reicke: Willibald Pirckheimer (1930); Reimann: Die älteren Pirckheimer; Fuchs: Die Pirckheimer. – Vgl. darüber hinaus z. B. Schaper: Lorenz und Georg Behaim. Hingewiesen sei nur auf die enorme Wirkung, die vom Nürnberg-Bild in Wilhelm Wackenroders ‚Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders‘ (1796) ausging. Vgl. Kosfeld: Nürnberg. Kosfeld: Nürnberg. S. 73. Glaser: Art. Nürnberg-Image; vgl. Beer: Art. Nürnberg-Mythos. Götz: Um Neugotik und Nürnberger Stil. S. 133 und passim spricht sogar von einer „Nürnberg-Ideologie“. Vgl. zu dessen Biographie Anm. 35. Lieb: Augsburgs bauliche Entwicklung. S. 10. Lieb: Augsburgs bauliche Entwicklung. S. 54. Lieb sah die Ursachen in den mentalen Dispositionen ‚der Augsburger‘: „gebrochenes Selbstbewußtsein“, „falscher Ehrgeiz“, „abgestumpftes Kulturgefühl“ oder „Mängel der Verwaltung und Gemeindekollegien“, jedenfalls aber „Krisen der Gesinnung“ und nicht etwa das „Fehlen materieller Mittel“. Lieb: Augsburgs bauliche Entwicklung. S. 54, vgl. ebd. S.°6.
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falls, dass die Stadt weit von der Kultivierung eines ‚Mittelalter-Image‘ nürnbergischer Prägung entfernt war. Dafür dürften mehrere Gründe plausibel sein: Im Gegensatz zu Nürnberg besaß für Augsburg die ältere, römische Geschichte große Bedeutung. Alterthums-Bureau bzw. Historischer Verein widmeten sich dieser Epoche von Anfang an in besonderer Weise. Das band sicher personelle Kräfte, diversifizierte aber auch die Bezugs- bzw. Identifikationsoptionen. Entscheidend aber dürften die Folgen der – fortgesetzt – bikonfessionellen Gesellschaftsstrukturen in Augsburg gewesen sein:¹⁵⁸ Denn sie hielten die Erinnerung an die Glaubensspaltung wach und bewirkten, dass die Zeit des Mittelalters ‚katholisch‘ in konfessionskirchlichem Sinn konnotiert wurde – was einige Evidenz für sich zu haben schien, denn der mittelalterliche Dom war ja auch aktuell Sitz des (sc. katholischen) Bischofs. Zugleich trat dadurch – jedenfalls in der Rückschau des 19. Jahrhunderts – die epochale Zäsurwirkung der Reformation viel deutlicher ins Bewusstsein, und gewann die ‚Renaissance‘ hier stärker eigenständiges Profil. Das lutherische Nürnberg dagegen konnte sein Mittelalter nicht nur vorkonfessionell-unbefangen betrachten und es in einheitlich romantisches Licht tauchen; es erkannte auch stärker die Kontinuitäten als die Unterschiede zur Zeit des 16. Jahrhunderts. Mit Dürer war dafür gleichsam der ideale, epochen-verbindende Kondensationskeim des Erinnerns gegeben: Das Universalgenie an der Zeitenwende ermöglichte die Anlagerung mittelalterlicher wie frühneuzeitlicher Persönlichkeiten, und seine Domäne der bildenden Kunst bot eine ästhetisch bzw. kommunikativ weitaus bessere Basis für ein breites, größere Kreise der Bevölkerung integrierendes Gedenken als Diplomatie, Verwaltungskunst und die literarische ‚Flachware‘ eines Konrad Peutinger. Das Nürnberg der Gegenwart tut sich schwer mit der Erinnerungspolitik der vergangenen Jahrhunderte. Sie hat der Stadt einen Mittelalter-Stempel aufgedrückt, dem heute der Ruch der Provinzialität anhaftet. Dementsprechend wird erinnerungspolitisch gegengesteuert, wenn sich auch andererseits ‚das Mittelalter‘ weiterhin gut verkaufen lässt. Welchen Platz ein Willibald Pirckheimer deswegen in der Zukunft in der Stadt einnehmen könnte, bleibt offen. Zwar bedeuten Zuwanderung, Mobilität und demographischer Wandel sowohl für Nürnberg als auch für Augsburg enorme Herausforderungen für die gesellschaftliche Kohärenz in der Stadt, und bei der Suche nach übergreifenden Identifikationsangeboten kommt auch die Geschichte der Städte in den Blick. ‚Der‘ Humanismus könnte dabei Potential für das übergreifende Erinnern besitzen, paradoxerweise gerade deshalb, weil das historisch komplexe Phänomen im allgemeinen Sprachgebrauch zu einem mit jedweden positiven Konnotationen ver-
Eine Fortführung der Studie von François: Die unsichtbare Grenze, für die Zeit nach der Mediatisierung ist ein Desiderat.
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knüpften Hochwert- und Plastikwort geworden ist, unter dem alles aktuell Geschätzte, ‚Humane‘ subsumiert zu werden scheint.¹⁵⁹ Die Anschlussfähigkeit Konrad Peutingers an gegenwärtige Diskurse und Mentalitäten, die mit dem Begriff des Ökonomismus umschrieben werden können, wird sichtbar in der ihm vom Peutinger-Collegium beigelegten Deutung. Dort wird er insbesondere als der gut vernetzte, wenn nicht ‚verseilschaftete‘, juristisch versierte, aus der Deckung heraus Einfluss nehmende Politikberater mit Sensorium für die Belange der Wirtschaft verstanden. Das ist nicht völlig falsch, bedeutet aber zweifellos eine ahistorische ‚Akzentuierung‘, die den vielfältig gestreuten Interessen des Humanisten nicht gerecht wird. Davon abgesehen: Ein für Augsburg spezifisches, urban verortbares Identifikationsangebot, das unterschiedliche soziale und gesellschaftliche Schichten und Gruppen anzusprechen vermag, lässt sich darin nicht erkennen.
Als repräsentativ muss der anonyme Beitrag auf der Homepage des Nürnberger PirckheimerGymnasiums gelten (Pirckheimer-Gymnasium Nürnberg [Website]: Wer war Willibald Pirckheimer [URL]): Zur Frage „Doch was ist der Humanismus überhaupt?“ werden mehrere Stichworte genannt. Neben der Behauptung, der Humanismus lehne sich „ans altgriechische Bildungsideal an“, wird ausgeführt: „Zuerst fällt jedem hier sicher das Wort ‚human‘ ein, ‚menschlich‘.“ Dementsprechend gehe es dem Humanismus „um die Gesamtheit der Ideen von Menschlichkeit und darum, danach zu streben, das menschliche Dasein zu verbessern. […] Der Humanismus fordert, dass die Würde des Menschen und seine Persönlichkeit respektiert werden, [!] sowie dass die Freiheit des Einzelnen gewährleistet bleibt.“ Sogar in der „Wertschätzung des eigenen Lebens und des Lebens der Anderen“ wird das typisch Humanistische gesehen. Naheliegend für eine Schule scheint ferner die Behauptung zu sein, der „Humanismus geht auch davon aus, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat, sich zu bilden und weiterzuentwickeln. […] Weiter fordert der Humanismus, dass sich die schöpferischen Kräfte des Menschen entfalten sollen.“ Abschließend wird dann noch eine bislang unbekannte sozialrevolutionäre Seite an Willibald Pirckheimer bzw. indirekt am von ihm vertretenen Humanismus entdeckt: „[…] im Geiste Willibald Pirckheimer [!] handeln wir auch, wenn wir unsere Chancen nutzen und auch Chancen geben, wo sie vielleicht nicht einfach so von unseren Schülern mitgebracht werden, weil sie eben keine Töchter oder Söhne derer sind, die das Sagen in der Stadt haben.“
Quellen- und Literaturverzeichnis 1 Quellen 1.1 Quellen zu Peutinger 1.1.1 Handschriften Archivio Salviati. Scuola Normale Superiore Pisa (AS). I: Libri di Commercio. Bayerische Staatsbibliothek München (BSB). Clm 4021d: Inventar der Nachlässe von Konrad und Christoph Peutinger, 1597. Bayerische Staatsbibliothek München (BSB). Oefeleana 7/IV und Oefeleana 208: Peutingeriana. Exzerpte Andreas Felix von Oefeles aus den Bänden der Bibliothek Konrad Peutingers, 1743. Bistumsarchiv Augsburg (BA). Urkunden. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg (SuStBA). 2o Cod. Aug. 390: Konzeptbuch Conrad Peutingers. Stadtarchiv Augsburg (StadtAA). Augsburger Geschlechter A–Z. Nr. 30 (Peutinger). Stadtarchiv Augsburg (StadtAA). Bestand 45: Bau- und Wohnungswesen.
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Abkürzungsverzeichnis ADB AS BA BSB FA NDB StadtAA SuStBA VD- WLBSt
Allgemeine Deutsche Biographie Archivio Salviati. Scuola Normale Superiore Pisa Bistumsarchiv Augsburg Bayerische Staatsbibliothek München Fuggerarchiv Dillingen Neue Deutsche Biographie Stadtarchiv Augsburg Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des . Jahrhunderts Württembergische Landesbibliothek Stuttgart
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Abbildungsverzeichnis Heidrun Lange-Krach: Konrad Peutingers Kunstsammlung S. 107 – 135 Abb. : Karte von Mitteleuropa (Germania-Karte des Nikolaus von Kues). Kupferstich (), Blattmaße x cm. Eichstädt . Kartenabteilung, Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Inventar-Nr.: Kart.L . Aus: Otto Henne am Rhyn: Kulturgeschichte des deutschen Volkes. Erster Band. Berlin . S. . Abb. : Karl von Clusius: Exoticorum libri decem […]. Leiden [Raphelengius] . S. . Abb. : Heinrich Aldegrever und Georg Pencz: Tarquinius vergewaltigt Lucretia. . Kupferstich auf Papier, Blattmaße , x , cm. Amsterdam, Rijksmuseum. Objektnr. RP-P-OB-. Aus: https://www.rijksmuseum.nl/nl/collectie/RP-P-OB- [letzter Zugriff am . April ]. Abb. : Hans Sebald Beham: Belagerung der Stadt Wien. Gedruckt von sechs Holzstöcken von Niklas Meldemann. Holzschnitt , Blattmaße , x , cm. Aus: Wien, Albertina, Inv. Nr. DG/. http://sammlungenonline.albertina.at/?query=Inventarnummer=[DG/ ]&showtype=record [letzter Zugriff am . . ]. Abb. : Albrecht Dürer: Belagerung einer Festung. , Holzschnitt, Blattmaße ca. , x cm. Aus: Wien, Albertina, Inv. Nr. DG/. http://sammlungenonline.albertina.at/? query=Inventarnummer=[DG/]&showtype=record [letzter Zugriff am . . ]. Abb. : Albrecht Dürer: Die Große Kanone. Kupferstich . Blattmaße , x , cm. Aus: Wien, Albertina, Inv. Nr. DG/. http://sammlungenonline.albertina.at/?query=Inventar nummer=[DG/]&showtype=record [letzter Zugriff am . . ] Abb. : Hans Burgkmair: Versuchung des heiligen Antonius. Zeichnung. Stockholm. Aus: Peter Halm: Hans Burgkmair als Zeichner, Teil . In: Münchner Jahrbuch der Bildenden Kunst. (. Folge, Band XIII ). Hg. von den Staatlichen Kunstsammlungen und dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München. München . S. – . Abb. . Abb. : Hans Tirol und Werkstatt des Jörg Breu: Sultan Süleiman. Eton-Codex. fol. r. Aus: Heidrun Lange: Die Augsburger Prachthandschriften in Eton und im Escorial (Bürgermacht und Bücherpracht. Ausstellungskatalog Maximilianmuseum Augsburg . März bis . Juni ). Hg. von Christoph Emmendörfer und Helmut Zäh. Augsburg . Tafel . Dietmar Schiersner: Erinnerungskulturen in Augsburg und Nürnberg S. 169 – 199 Abb. : ‚Kaiser Maximilian I. nimmt die Geschenke entgegen, welche ihm die Bürger Augsburgs, an der Spitze Konrad Peutinger und Fugger, darbringen‘. Viertes Fresko von Ferdinand Wagner d. Ä. ( – ) an der Fassade der Fuggerhäuser (–). Historische Photographie. Photothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte München. Abb. : ‚Peutinger bringt an der Spitze Augsburger Bürger dem Kaiser Geschenke dar‘. Lebendes Bild der Augsburg Gesellschaft anlässlich des . Geburtstages von Fürst Karl Ludwig Fugger von Babenhausen nach dem vierten Fresko von Ferdinand Wagner d. Ä. an der Fassade der Fuggerhäuser ( – ). Fugger-Archiv. FA .. t. Mit freundlicher Genehmigung des Fugger-Archivs vorbehaltlich aller Rechte.
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Autorenverzeichnis Prof. Dr. Christoph Becker, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Zivilverfahrensrecht, Römisches Recht und Europäische Rechtsgeschichte, Universität Augsburg Prof. Dr. Mark Häberlein, Lehrstuhl für Neuere Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte, Universität Bamberg Prof. i. R. Dr. Rolf Kießling, ehem. Lehrstuhl für Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte, Universität Augsburg Dr. Hans-Jörg Künast, Historiker, Mering b. Augsburg Dr. Heidrun Lange-Krach, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Maximilian-Museums, Kunstsammlungen und Museen der Stadt Augsburg, Karlsfeld b. München Prof. Dr. Gernot Michael Müller, Professur für Klassische Philologie und Wirkungsgeschichte der Antike, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt Prof. Dr. Dietmar Schiersner, Professur für Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Pädagogische Hochschule Weingarten Prof. i. R. Dr. Wolfgang E. J. Weber, Institut für Europäische Kulturgeschichte, Universität Augsburg
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Register A.A., Monogrammist 124 76 Fn. 39 Abulkasim (= Alshavarius) Adamo, Max 186 Adelmann von Adelmannsfelden, Familie – Bernhard 161 Fn. 107 – Konrad 161 Fn. 107 Adelphus, Johannes 100, 100 Fn. 53 Afra von Augsburg 182, 182 Fn. 74 142 Fn. 29, 143 Fn. 37 Agrippina, Iulia (d. J.) Ahorner, Joseph von 176, 178 f. Albericus de Rosate 94 Albumasar 80 Aldegrever, Heinrich 121, 131 Abb. 3 Alexander VI. 71 Alshavarius s. Abulkasim Amberger, Christoph 182 Amerbach, Johann 98 Ammianus Marcellinus 82, 143, 146 Fn. 49, 152 Angelus de Ubaldi 93 Annius von Viterbo 75, 145 Fn. 47 Anshelm, Thomas 98, 101, 102 Fn. 60 Antonius, Marcus 157 Fn. 91 Aristoteles 93‒95, 183 Fn. 78 Athenaios 158 Fn. 93 Aucuparius s. Vogler, Thomas Augustinus, Aurelius 87 Augustus 139, 139 Fn. 10 Aventin, Johannes 103, 103 Fn. 66 Avicenna 76 Bajasid II. 71 Baldini, Baccio 127 Baldung gen. Grien, Hans 126 f. Barbaro, Ermolao 143 Fn. 36 Baron, Johann 97, 105, 105 Fn. 80 Bartholini, Ricardo 81 Bauer, Clemens 48 Bebel, Heinrich 101 Beckstein, Günther 189 Beham, Hans Sebald 109, 124, 132 Abb. 4 Bernauer, Agnes 180 Fn. 55 f. Bernhard, Friedrich Ludwig von 183 Fn. 74 Berosus Babylonicus 145 Fn. 47 Bibliander, Theodor 75, 83 Bild, Veit 78, 93 f., 93 Fn. 21, 109 Bimmel, Anton 20 Biondo, Flavio 144, 144 Fn. 42 https://doi.org/10.1515/9783110575040-015
Birck, Sixt 82, 106, 106 Fn. 87 Birgo, Andrea de 54 Böhm, Christoph 53 Böhme, Johann 73 Bölkow, Ludwig 189 Bongs, Rolf 171 Fn. 8, 189 Bonomo, Pietro 151 Fn. 86, 152 Fn. 70, 154 Fn. 76, 159 Fn. 97, 163 Fn. 114 Bosch, Hieronymus 111, 124, 124 Fn. 194 Brant, Sebastian 50, 72, 103, 103 Fn. 69, 117, 153 Fn. 75 Brennus 161 Fn. 107 Breu d. Ä., Jörg 81, 127, 127 Fn. 229, 135 Abb. 8 Brod, Max 189 Brucker, Johann Jakob 192 Bucer, Martin 97, 104, 104 Fn. 71 Burckhardt, Carl Jacob 189 Burgkmair d. Ä., Hans 4 Fn. 20, 107 Fn. 4, 109, 112 f., 113 Fn. 53, 121 f., 124 f., 127, 134 Abb. 7, 141 Fn. 26 Caesar, Gaius Julius 142 f., 142 Fn. 29, 143 Fn. 31, 150 Cajetan = de Vio, Thomas aus Gaeta 17, 72 Fn. 23 Calixt III. 80 Calixt Otman 80 Campano, Giannantonio 140 Fn.18 Campe, Friedrich 195 Caper s. Gaisser, Johannes Castiglione, Giovanni de (= Castillione, Johannes) 71 Celtis, Conrad (Konrad) 137 Fn. 3, 140 f., 141 Fn. 24 Champier, Symphorien 76 Cicero, Marcus Tullius 155 f. Cisa 146 Fn. 47 Claudius, Tiberius Caesar Augustus Germanicus, Kaiser 143 Fn. 37 Clemens Wenzeslaus von Sachsen, Fürstbischof von Augsburg 177 f. Collaurius, Johannes 148 Fn. 58 Corvinus, Johannes 160 Fn. 102 Cranach, Lucas 109 Cratander, Andreas 98, 105, 105 Fn. 81
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Register
Demetrius 161 Fn. 106 159 f. Dionysios Areopagita (Heiliger) Dionysius (Heiliger) 150 Fn. 65 Djurdjevic, Bartholomè s. Georgievics, Bartholomeus Doderer, Heimito von 189 Drusilla, Livia 139 Fn. 10 Drusus 139 Fn. 10 Dürer, Familie – Agnes 115, 191 Fn. 122 – Albrecht 108 f., 111, 119 – 123, 125, 132 Abb. 5, 133 Abb. 6, 169, 182, 182 Fn. 70, 186 f., 190 Fn. 112, 191 Fn. 122, 193 Fn. 135, 195 – 198, 195 Fn. 137 – 140, 196 Fn. 143 Eber, Valentin 92, 93 Fn. 19 Ebner, Jeannie 189 Eck, Johannes (Johann) 81, 175, 181 Ehem, Marx 24 Ehinger, Ulrich 95, 96 Fn. 38 Epikur 86 Episcopius, Nicolaus 98 Erasmus von Rotterdam, Desiderius 94 Fn. 32, 97 Fn. 42, 98 f., 119 Erasso, Francisco 58 f. Ferdinand I., Kaiser 68, 185 Ferdinand II., Erzherzog von Tirol 108 Ferdinand von Österreich, Erzherzog s. Ferdinand I., Kaiser Fernandes, Valentim 97 f., 100, 117 Fn. 98 Filelfo, Francesco 157 Fn. 91 Foerster, Friedrich Wilhelm 170 Franck, Sebastian 82 Franz I., König von Frankreich 61 Friedrich I., Kaiser 109, 124, 182 Fn. 74 Friedrich II., Kaiser 35, 70, 124 Friedrich III. der Weise, Kurfürst von Sachsen 97, 109 Friedrich III., Kaiser 80, 116, 124, 145 Fn. 44 Friedrich, Ingo 188 Froben, Familie – Hieronymus 98, 105, 105 Fn. 85 – Johann 98, 103 Frosch, Johannes, Dr., Prior OFC 17 Froschauer, Johann 80 Fuchsmagen, Johannes 4 Fn. 24 Fugger, Familie 23, 32 Fn. 17, 57, 80, 99, 114 – von Babenhausen, Karl 184 – Anton 24, 82, 110, 183 f., 184 Abb. 1
– Hans Jakob 181 – Jakob 24, 81, 183 Fn. 74, 185 – Ulrich 52 Gaisser, Johannes (gen. Caper) 149, 160 Geizkofler (Geitzkofler), Lukas 93, 93 Fn. 22 Georg der Bärtige, Herzog von Sachsen 110 Fn. 25 Georg von Ungarn 73, 82 Georgievics, Bartholomeus (= Djurdjevic, Bartholomè) 73 Georgius von Trapezunt 93 Glock, Karl Borromäus 169 – 172, 170 Fn. 6, 171 Fn. 9, 174, 189 f. Goes, Albrecht 189 Gößner, Andreas 16, 21 Gossolt, Johannes 92 Granvelle, Antoine Perrenot de 58 Gutenberg, Johannes (Johann) 71, 85 f. Habsburg, Otto (von) 189 Hagenauer, Friedrich 185 Hagk, Johann 15 Haid, Christoph Jakob 180, 181 Fn. 59 Harsdörffer, Philipp 187 Haythonus (= Frater Haython) 73 Heer, Friedrich 170, 189 Heideloff, Karl Alexander von 182 f. Heinrich I., König des Ostfrankenreichs 145 Heinrich II., König von Frankreich 61 Heinrich VIII., König von England 127 Heinrichmann, Jakob 97 Fn. 40 Hel, Konrad, Dr. 15 Hélian, Louis 71 Herwagen d. Ä., Johann 98, 105, 105 Fn. 83 Herwart, Konrad 20 Höchstetter, Georg 52 Holbein d. Ä., Hans 179, 181, 183 Fn. 74 Holl, Elias 180 Fn. 55 f., 188 Hölzl, Blasius 51 f. Hopfer, Familie 75, 121 – Daniel 81, 121 – Hieronymus 82 – Lambert 121 Hummelberg, Michael 94, 101, 101 Fn. 57, 118 Hunger, Wolfgang 106, 106 Fn. 88 Hutten, Ulrich von 72, 81
Register
Ibn Zuhr 76 Ilsung, Sebastian 149 Fn. 63, 149 f. Fn. 64, 152 f. Imhof, Peter 52 Imhoff, Hans 193 Imhoff, Willibald 122 Innozenz VIII., Papst 71 Isis 146 Fn. 47 Jäger, Clemens 26 Jäger, Karl 183 Fn. 78 Joham, Anselm 50 Jörg von Nürnberg 80 Julius II., Papst 47 Jung d. Ä., Johannes 149 Fn. 63, Fn. 64 Karl der Große 144 Fn. 43 Karl V., Kaiser 1, 4 Fn. 23, 36, 44, 54, 56 – 59, 72, 81, 95, 175 Fn. 26 Karl VII. Ludwig s. Ludwig XI., König von Frankreich Kasimir von Brandenburg-Kulmbach, Markgraf 174 Kaufmann, Thomas 82 Keller, Michael 23 f., 97 Khair ad Din Barbarossa 75 Kirchhof, Paul 190 Klaus, Václav 189 Kleopatra VII. 157 Knaust, Heinrich 82 König, Franz Kardinal 189 Kötzler, Franz 30 Kraft, Adam 186, 193 Fn. 135 Laimann, Matthäus 30 Lang, Matthäus 72 Fn. 23, 146, 149 – 154, 149 Fn. 61 f., 151 Fn. 68, 151 f. Fn. 70, 154 Fn. 76 f., 158 – 160, 158 Fn. 94, 162 Fn. 110 Langenmantel, Christoph 17 Langnauer, Balthasar, Dr. 15 Langner, Ilse 189 Lauginger, Familie 110 – Katharina 59 – Lucia 62 – Narziss 59 Lefèvre d’Etaples, Jacques 94 Leo IX., Papst 160 Fn. 104 Leo X., Papst 98 Leyden, Lucas van 121, 126 Livius, Titus 143 Fn. 34
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Lochner, Hieronymus 149 Fn. 63 f. Londergut, Ludwig (= Ludovicus Mistotheus) 101, 101 Fn. 56 Lotter, Johann Georg 192 Lucanus, Marcus Annaeus 146 Fn. 47 Lucilius, Gaius 150 Fn. 64, 158 Fn. 94 Lucretius Carus, Titus 86 Lucullus, Lucius Licinius 157 Fn. 91 Ludwig I., König von Bayern 176 f., 193 Fn. 135, 194 Ludwig II., König von Ungarn und Böhmen 125 Ludwig XI., König von Frankreich 147 Fn. 52 Luscinius, Ottmar 104, 104 Fn. 76 Luther, Martin 6, 17, 25, 74, 82, 90, 169 Fn. 2, 175, 182 Fn. 74, 192, 196 Fn. 146 Lutz, Heinrich 5, 16, 19 f., 48, 52, 56, 78, 169, 170 Fn. 6, 171, 193 Maffei, Raffaele 94 Maius, Iunianus 161 Fn. 107 Mandeville, John de 80 Manuel I., König von Portugal 52, 97 Manuzio d. Ä., Aldo 98, 100, 100 f. Fn. 55 Marcellinus, Ammianus 82, 143, 146 Fn. 49, 152 Maria von Ungarn 125 Marschalk, Matthäus 161 Fn. 107 Marsilius de Padua 95 Massys, Quentin 119 Maximilian I. Joseph, König von Bayern 177 Maximilian I., Kaiser 1, 1 Fn. 2, 7, 10 f., 39, 47, 51 f., 54, 56, 62, 71, 77, 94, 94 Fn. 28, 95 Fn. 34, 97, 99, 100 Fn. 52, 107, 109, 112 Fn. 41, 113, 119, 121 – 128, 138, 138 Fn. 7, Fn. 9, 139 Fn. 10, 147 Fn. 52, 148 f., 149 Fn. 61, 151 – 154, 151 f. Fn. 70, 152 Fn. 71, 154 Fn. 77, 159 Fn. 97, 161 f., 162 Fn. 110, 172, 175 Fn. 26, 177, 181, 183, 183 Fn. 78, 184 Abb. 1, 185, 196 May, Bartholomäus 57 f. Mechmet II. 71 Medusa 146 Fn. 47 Meidinger-Geise, Inge 189 f., 193 Fn. 131 Meier, Herbert 189 Mendel, Johannes 157 Fn. 91 Merklin, Balthasar 55 f. Mertens, Bernd 48 Merz, Julius Wilhelm 181 Fn. 59, 193, 193 f. Fn. 135 Miller, Johann 74, 81
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Register
Mistotheus, Ludovicus s. Londergut, Ludwig Monachus, Robertus s. Robert von Reims Montgelas, Maximilian von 177 Morus, Thomas 98 Müller, Apollonia 50 Müller, Johannes (= Regiomontanus) 187 Murner, Thomas 10, 146 – 148, 147 Fn. 52, Fn. 55, 147 f. Fn. 57, 148 Fn. 59, 157 Fn. 90, 160 Fn. 102 Murrho, Sebastian der Ältere 148 Fn. 57 Musculus, Wolfgang 86, 97, 106, 106 Fn. 89 Nehlsen-von Stryk, Karin 48 Nero, Tiberius Claudius 139 Fn. 10 Niccoli, Niccolò 4 Fn. 24 Nikolaus von Kues 74, 129 Abb. 1 Nietzsche, Friedrich 170 Noah 145 Fn. 47 Occo, Adolph 146 Fn. 47 Oecolampadius (= Oekolampad), Johannes 4 Fn. 23, 23, 104, 104 Fn. 77 Oekolampad s. Oecolampadius Oettingen-Wallerstein, Ludwig Fürst von 176, 178 Oligiatto, Baldassare 61 Osiris 146 Ott, Johannes 149 Fn. 63 f. Ottheinrich von der Pfalz 109 Ovidius Naso, Publius 146 Fn. 47 Pabst, Valentin 169 f., 172 Paulus (Apostel) 150 Fn. 65, 159 Pepper, Wolfgang 187 Peraudi, Reimund 71 Petri, Johann 98 Peutinger, Familie 7, 18, 47, 62 f., 111, 114, 189, 191 – Anna (geb. Rehlinger) 110 Fn. 29 – Christoph 57 – 60, 58 Fn. 56, 60 Fn. 62, 62 – Claudius Narziss 62 – Claudius Pius 57, 59, 61 f., 104, 104 f. Fn. 78 – Georg 112 – Johann (Johannes) Chrysostomus 60 f., 60 Fn. 65, 62 – Juliana 138, 138 f. Fn. 9 – Karl 57 – 59, 61 f., 110 Fn. 29 – Konrad, Dr. 1 – 12, 1 Fn. 1, Fn. 2, 2 Fn. 4 – 6, Fn. 9 – 11, 4 Fn. 20 f., Fn. 23, 5 Fn. 26 – 28, 15 – 26, 29 f., 29 Fn. 6, 32 – 35, 32 Fn. 15,
Fn. 17, 33 Fn. 22, 37 f., 40, 42 Fn. 70, 44 f., 47 – 57, 47 Fn. 3, Fn. 5, 60, 62 f., 67 – 70, 69 Fn. 7, 70 Fn. 10, 71 Fn. 19, 72 – 74, 76 – 83, 82 Fn. 58, 85 – 101, 85 Fn. 1, 86 Fn. 3, 87 Fn. 10, 88 Fn. 12, 90 Fn. 17, 93 Fn. 24 – 27, 94 Fn. 28 f., Fn. 33, 95 Fn. 35 f., 96 Fn. 39, 97 Fn. 40, Fn. 42, 99 Fn. 45, 100 Fn. 47 f., Fn. 51 – 55, 101 Fn. 56 – 59, 102 Fn. 60, Fn. 62 – 64, 102 f. Fn. 65, 103 Fn. 67, 103 f. Fn. 78, 104 – 128, 104 Fn. 70 – 78, 105 Fn. 79, Fn. 81 – 85, 106 Fn. 87 – 90, 107 Fn. 2, 109 Fn. 21, 110 Fn. 25, Fn. 28 f., 137 – 139, 137 Fn. 2 f., 138 f. Fn. 9, 139 Fn. 10, Fn. 13, 141 – 154, 141 Fn. 24, 143 Fn. 31, Fn. 34, Fn. 37, 144 Fn. 41, 145 Fn. 46, 145 f. Fn. 47, 146 Fn. 49, 148 Fn. 58, 149 Fn. 63, 150 Fn. 65, 151 Fn. 68 f., 151 f. Fn. 70, 152 Fn. 71, 153 Fn. 75, 154 Fn. 76 f., 156, 157 Fn. 91, 158 – 164, 158 Fn. 94, Fn. 96, 160 Fn. 102 – 104, 161 Fn. 107, 162 Fn. 110, 164 Fn. 119, 165 Fn. 120 f., 169 – 179, 174 Fn. 18, 176 Fn. 29, 179 Fn. 52, 180 Fn. 55, Fn. 57, 181 f., 183 Fn. 74, 184 – 188, 184 Abb. 1, 184 Fn. 81, 190 – 196, 192 Fn. 129 f., 193 Fn. 132, 194 Fn. 136, 196 Fn. 146, 198 f. – Margarete (geb. Peutinger) s. Welser, Margarete – Margarete (geb. Welser) 105, 105 Fn. 79, 196 Fn. 147 – Maria (geb. Rauchenberger) 110 Fn. 29 – Philipp 51 Pfeiffer, Rudolf 173 f., 192 Philipp I., König von Kastilien 51 Phrygio, Paulus Constantinus 104, 104 Fn. 72 Piccolomini, Enea Silvio (=Papst Pius II.) 71, 78, 140 Fn. 18, 144 Fn. 41, 145 Fn. 44, 163 Fn. 116 Pico della Mirandola, Gianfrancesco 148 Fn. 58 Pighius, Albertus 95, 95 Fn. 35 Piloty d. J., Ferdinand 185 Pirckheimer, Willibald 11, 55, 102, 102 Fn. 64, 108, 110, 115, 119 f., 127 f., 169 – 175, 181 – 183, 186 f., 189 – 198, 191 Fn. 122, 193 Fn. 131, Fn. 134 f., 195 Fn. 137 – 140, 196 Fn. 143, 199 Fn. 159 Pius II., Papst s. Piccolomini, Enea Silvio Platon 155 Fn. 81, 156 f., 156 Fn. 88, 157 Fn. 91, 183 Fn. 78 Plinius d. Ä. 142, 145 Fn. 47
Register
Plutarch 156 Fn. 84, Fn. 89, 157, 157 Fn. 91, 158 Fn. 96 Pontanus, Petrus 100, 100 Fn. 51 Prechter, Friedrich 49 f. Preunlein, Wolfgang 98 Prüß, Johann der Ältere 148 Fn. 58 Przywara, Erich 170 Ptolemaios, Claudius 142 Quiccheberg, Samuel Fn. 53, 118
107, 108 Fn. 10, 113
Radecki, Sigismund von 189 Raffael (Raffaello Sanzio) 185 Raiser, Johann Nepomuk von 176 Fn. 27, 177 – 179 Ranke, Leopold von 11 Ratdolt, Erhard 137, 138 Fn. 5, Fn. 7 Rauchenberger, Maria s. Peutinger, Maria Regiomontanus s. Müller, Johannes Regius, Raphael 100, 100 Fn. 48 Rehlinger, Familie – Anna s. Peutinger, Anna – Heinrich 60 Fn. 62 – Johann, Dr. 15 – Wilhelm 52 Reinhard, Wolfgang 49 Rem, Aegidius 92, 98, 102, 102 Fn. 62 Rem, Anton 53 Rembold, Jakob 57 Remensis, Roberto s. Robert von Reims Resch, Wolfgang 121 Reuchlin, Johannes 94, 102, 102 Fn. 61 Rhegius, Urban (Urbanus) 18, 20, 23, 97, 105, 105 Fn. 82 Rhenanus, Beatus 60, 102, 102 Fn. 63, 140 Fn. 20, 145 Fn. 47 Ringmann Philesius, Matthias 148 Fn. 59 Ritter, Paul 183 Robert von Reims (= Roberto Remensis, Robertus Monachus) 73, 80 Roth, Friedrich 16 Rudolf von Habsburg 34, 182 Fn. 74 Rüttel, Andreas 110 Rychner, Max 189 Rynmann, Johannes 98 Sabellicus, Marcus Antonius 94, 143 Fn. 31 Sabinus, Asellius 157 Fn. 91 Sabinus, Georg 81
239
Sachs, Hans 186 Sanguinetti, Francesco 181 Sapidus, Johannes 104, 104 Fn. 73 Sbrolius, Richardus 103, 103 Fn. 68 Schäuffelin, Hans 107 Fn. 4, 125 Schilling, Johannes, OSF 22 Schnabel, Franz 189, 193 Schnaitpeck, Johann 73 Schneider, Reinhold 170 Schöffer, Johann 87, 98, 103, 103 f. Fn. 70 Schwarz, David 88, 88 Fn. 14, 107, 110 – 114, 117 – 125, 127 f. Schwarz, Hans 182 Fn. 70, 184 Seitz, Simon 50, 52, 55 Seld, Jörg 114 Seneca d.J., Lucius Annaeus 149 f. Fn. 64, 158 Fn. 94 Serntein, Zyprian von 47, 53, 56 Sieh-Burens, Katarina 17 Silber, Hans 50 Sokrates 154, 155, 170 Spalatin, Georg 25, 141 Fn. 25 Spiegel, Jakob 95, 95 Fn. 36, 104, 104 Fn. 74 Springer, Balthasar 81, 127 Spruner, Karl von 185 Stichaner, Franz Joseph von 177 Strabon 143, 143 Fn. 36 Strieder, Jakob 48 Stürmer, Wilhelm 181 Suetonius Tranquillus, Gaius 143 Süleiman I., Sultan 81 Fn. 55, 122, 125, 127, 135 Abb. 8 Tacitus, Publius Cornelius 140, 143, 145 f. Fn. 47 Tirol, Hans 127, 135 Abb. 8 Tradel, Georg 30 Transylvanus, Maximilian 55 Tuisto 145 Fn. 47 Ulrich von Augsburg
182, 182 Fn. 74, 186
Van den Huls, Michael 95, 95 Fn. 37 Veith, Franz Anton 192 Villinger, Jakob 54 Vio, de, Thomas aus Gaeta s. Cajetan Vischer, Peter 109, 186, 193 Fn. 135 Vogler, Thomas (= Aucuparius) 157, 157 Fn. 90 f., 162 Fn. 112 Vöhlin, Konrad 47, 53
240
Register
Volk, Bernhard 97, 106, 106 Fn. 90 Volz, Paul 104, 104 Fn. 75 Wagner d. Ä., Ferdinand 183, 184 Abb. 1, 185 Abb. 2 Waldheim, Kurt 189 Waldkirch, Bernhard von 149 Fn. 63 f. Waller, Erik 86, 87 Fn. 6 Wandereisen, Hans 121 Wanderer, Friedrich Wilhelm 183 Fn. 79 Weiser, Michael 169 – 172 Welser, Familie 1, 8, 49 f., 53 – 55, 53 Fn. 29, 57 – 62, 57 Fn. 50, 81, 95, 97, 110, 114, 117 – Anton d. Ä. 7, 47 f., 51 – 54, 56 – Anton d. J. 56 – Bartholomäus 7, 54 – 58, 60 f. – Christoph 24, 60, 62 f., 92, 98, 101, 101 Fn. 58 – Claudius Eusebius 62 – Franz 185 – Johann Chrysostomus 61 – Marcus 139 – Margarete (geb. Peutinger) 1, 32, 56, 139 Fn. 10, 174, 185, 196 – Margarete (geb. Welser) s. Peutinger, Margarete
– Peter 80 – Philippine 180, 180 Fn. 55 Willer, Georg 85, 85 Fn. 2 Wimpfeling, Jakob 10, 102, 102 Fn. 65, 146 – 148, 147 Fn. 50 f., Fn. 52, Fn. 55, 147 f. Fn. 57, 148 Fn. 59, 152 – 154, 157 Fn. 90, 160 Fn. 102 Wirth, Johann Christian 180, 180 Fn. 57 Wolf(f), d. J., Thomas 100, 100 Fn. 54, 146, 146 Fn. 49, 148, 148 Fn. 57 – 59, 152, 154 Fn. 77, 160 Fn. 102 f. Xenophon
157 Fn. 91
Zäh, Helmut 6, 9, 60, 112, 113, 142 Fn. 28 Zapf, Georg Wilhelm 95 Fn. 37, 192, 192 Fn. 130 Zasius, Udalricus (Ulrich) 29, 29 Fn. 2, 30, 148 Fn. 59, 154 Fn. 77, 160 Fn. 103 Zeller, Conrad 60 Ziegler, Jakob 105, 105 Fn. 84 Zollern, Friedrich von 23 Zülnhart, Wolfgang von 80 Zwingli, Huldrych (Ulrich) 97