Kommunikationsmittel Fachsprache: Eine Einführung [Reprint 2021 ed.] 9783112573365, 9783112573358


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Kommunikationsmittel Fachsprache: Eine Einführung [Reprint 2021 ed.]
 9783112573365, 9783112573358

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KOMMUNIKATIONSMITTEL

HOFFMANN FACHSPRACHE

SAMMLUNG

44

SPRACHE

AKADEMIE-VERLAG

LOTHAR HOFFMANN

KOMMUNIKATIONSMITTEL FACHSPRACHE EINE E I N F Ü H R U N G

AKADEMIE-VERLAG • BERLIN 1976

Erschienen im Akademie-Verlag, 108 Berlin, Leipziger Straße 3—4 © Akademie-Verlag, Berlin 1976 Lizenznummer: 202 . 100/211/76 Gesamtherstellung: IV/2/14 VEB Druckerei »Gottfried Wilhelm Leibniz«, 445 Gräfenhainichen • 4479 Bestellnummer: 752 667 5 (7544) • LSV 0805 Printed in GDR EVP 2 8 -

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

9

Teil I Rolle und Problematik der Fachsprachen 1. Der Inhalt der sprachlichen Kommunikation 2. Der Umfang der sprachlichen Kommunikation 3. Die Mittel u n d Methoden der sprachlichen Kommunikation 4. Das Wesen der Fachsprachen

19 21 25 47 57

Teil II Die spezifischen Merkmale der Fachsprachen auf den einzelnen sprachlichen Ebenen und Zwischenebenen 5. Die Ebene der Grapheme u n d Phoneme 6. Die Ebene der Morpheme u n d grammatischen Kategorien 7. Die Ebene der Lexeme und Wortformen 8. Die Ebene der Syntagmen, Phrasen u n d Sätze

195 207 227 259 339

Teil III Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen 9. Die Materialerfassung 10. Die Auswertung

384 386 398

Schlußbemerkungen

417

Kleine Bibliographie fachsprachlicher Untersuchungen (Lothar H o f f m a n n und Karin Leube)

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Register

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Eine lediglich poetische Literatur, ohne wissenschaftliches Schrifttum, ist geschriebener Dialekt, keine vollwertige Literatur. (Karl Voßler, Geist und Kultur in der Sprache, Heidelberg 1925, S. 239.)

Einleitung

Im Titel des vorliegenden Buches kommt zweierlei zum Ausdruck: das, wovon die Rede sein wird, und das, was nicht zur Betrachtung steht. Geschrieben werden soll von der Sprache als Kommunikationsmittel, nicht über das Verhältnis Sprache — Denken. Dabei gebrauchen wir den Begriff der Kommunikation in seinem weiteren Sinne und meinen nicht die kommunikative Funktion der Sprache, wie sie zum Beispiel die Prager Schule gefaßt hat. Dargestellt werden soll ein Teilbereich der Verwendung von Sprache(n), nicht die Sprache oder eine Sprache als Ganzes. Es mag seltsam erscheinen, daß wir gerade bei der Untersuchung von Fachsprachen die kognitive Funktion der Sprache(n) in den Hintergrund drängen wollen, und vollständig wird uns das auch nicht gelingen ; denn hier, wo vor allem davon die Rede ist, wie sich der Mensch mit Natur und Gesellschaft auseinandersetzt, wo die Dialektik des Erkenntnisprozesses — die Widerspiegelung der objektiven Wirklichkeit im Bewußtsein und das produktiv-tätige, schöpferische Einwirken des Menschen auf seine Umwelt — unmittelbarer und deutlicher als in anderen Anwendungsbereichen der Sprache zum Ausdruck k o m m t , lassen sich zum Verhältnis Sprache — Denken sehr aufschlußreiche Beobachtungen anstellen, in erster Linie an den Korrelaten Benennung (besonders Terminus) — Begriff — Gegenstand der objektiven Realität und Satz — Aussage — Sachverhalt der objektiven Realität, ganz im Sinne der marxistisch-leninistischen Erkenntnistheorie. Es gibt jedoch einleuchtende Gründe für diese Einschränkung: Will man nicht bei den sattsam bekannten Allgemeinplätzen stehenbleiben, die einige Sprachwissenschaftler nun schon seit Jahrzehnten d e r Erkenntnistheorie entlehnen, oder andererseits das menschliche Denken in das Prokrustesbett kybernetischer und anderer Modelle pressen, dann sind zunächst einmal gründliche und repräsentative

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Einleitung

Materialuntersuchungen nötig. Die bisherigen Ergebnisse unserer fachsprachlichen Forschung reichen dazu noch nicht aus. Auch führt bei •dieser schwierigen Fragestellung ein linguistischer Alleingang — womöglich noch auf die Fachsprachen beschränkt — schwerlich zum Ziel. Hier eröffnet sich nicht nur die Möglichkeit, hier stehen wir vor der Notwendigkeit zur Kooperation mit Philosophen, Psychologen, Hirnphysiologen und Vertretern anderer Disziplinen, die sich mit dem menschlichen Denken, seinen Grundlagen und seinen Gesetzmäßigkeiten, beschäftigen. Auch diese Zusammenarbeit ist noch ungenügend entwickelt. So mangelt es nicht an Hypothesen, wohl aber an Theorien, die ihre Gültigkeit bereits in der Praxis erwiesen hätten, und auch an einer systematischen Übersicht bzw. Analyse einfacher, der Beobachtung zugänglicher Fakten. Selbst wenn die Dinge anders lägen, wäre eine getrennte Behandlung der beiden Hauptfunktionen der Sprache in Spezialuntersuchungen gerechtfertigt, übrigens auch vom jeweiligen Ziel und vom Umfang der Arbeit her, wenn dabei nicht in Vergessenheit gerät,' daß kommunikative und kognitive Funktion nur zwei Aspekte ein und derselben Sache — eben der Sprache — sind. Weniger überraschend mag die zweite Einschränkung sein. Nachdem, sich Sprachwissenschaft und Einzelphilologien in der Vergangenheit fast ausschließlich mit der Sprache der künstlerischen Literatur und der Publizistik beschäftigt und dabei tiefe Einsichten auch in das allgemeine Wesen der Sprache erzielt haben, verlangen nun die Fachsprachen oder besser: die verschiedenen Spielarten des Sprachgebrauchs in bestimmten spezialisierten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, nach näherer Untersuchung und Darstellung. Die Ursachen dafür liegen außerhalb der Sprache und sind auch unabhängig vom Willen und den Wünschen der Sprachwissenschaftler. Sicher haben schon früher einige — besonders lexikalische — Besonderheiten gewisser sozialer und beruflicher Gruppen (Argot) bei den Philologen Interesse gefunden, so z. B. der Wortschatz der Handwerker und der Jäger, die Gaunersprache (Rotwelsch), der Slang von Schülern und Studenten usw. Doch wurden diese mehr als Kuriositäten denn als Produkt der sozialen Wirklichkeit betrachtet und ihre Wurzeln nur selten in den Widersprüchen der Klassengesellschaft gesucht. In den letzten Jahrzehnten, die durch tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen wie die Große Sozialistische Oktoberrevolution, die Gründung der UdSSR, die Entstehung einer sozialistischen Völker-

Einleitung

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gemeinschaft, den nationalen Befreiungskampf der von den imperialistischen Großmächten unterdrückten Völker, kurz: durch den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus/Kommunismus und auch durch einen gewaltigen Aufschwung in Wissenschaft, Technik, Kultur und Bildung gekennzeichnet waren, hat die Sprache als „das praktische . . . Bewußtsein" 1 des Menschen helfen müssen, viele neue Bereiche von Natur und Gesellschaft zu erschließen. Das hat zu ihrer Gesamtentwicklung beigetragen; das hat aber auch zu einer gewissen Verzweigung und Spezialisierung geführt, die einer ebensolchen Verzweigung und Spezialisierung der Kenntnisse und der Fähigkeiten des Menschen entspricht. Dabei sind neue sprachliche Elemente — vor allem im Wortschatz — entstanden; es haben sich aber auch feste Gewohnheiten in der Wahl und in der Verwendung vorhandener sprachlicher Mittel entwickelt. Der Romanist K . Voßler hat diese Entwicklung, was den Einfluß der Naturwissenschaften auf die Sprache betrifft, schon 1925 so gekennzeichnet: „Durch die Arbeit der modernen Naturwissenschaften ist seit Ende des Mittelalters den europäischen Sprachen •eine beispiellose Vermehrung des Wortschatzes zuteil geworden und zugleich eine grammatische Stählung und Zucht, zwar nicht unmittelbar geschenkt, aber, was mehr ist, mit unabweislichem Nachdruck von ihnen verlangt, ihnen zugemutet und auferlegt worden. Die Anforderungen, die in Zukunft von der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung an unsere Kultursprachen gestellt werden, dürften sich eher steigern als verringern" 2 . Da der berufliche Umgang mit Sprache heute vielfach schon einen breiteren Raum einnimmt als die übrige sprachliche Betätigung, da der Anteil der Fachpublikationen schon jetzt sowohl in der Produktion als auch in der Konsumtion den der übrigen Literatur bei weitem überwiegt, da Berichte über Fragen der Produktion und über die Errungenschaften von Wissenschaft und Technik neben dem politischen, dem unterhaltenden und dem Sportteil in der Presse und den übrigen Massenmedien immer mehr Verbreitung finden, da schließlich der gesamte Bildungsweg von der Grundstufe über die Oberstufe der allgemeinbildenden Schule, die Berufsschule, die Fachschule sowie die Hochschule oder Universität in erster Linie mit fachlichem Wissen 1

2

K. Marx, F. Engels, Die deutsche Ideologie. Marx/Engels Werke, Bd. III, Berlin 1962, S. 30. K. Voßler, Geist und Kultur in der Sprache, Heidelberg 1925, S. 226.

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Einleitung

gepflastert ist, wird der Einfluß der Fachsprachen immer mächtiger. Das gilt bezeichnenderweise nicht nur für das Lesen und Schreiben, die in den wissenschaftlichen Berufen überwiegen. Es spricht auch — mit wenigen Ausnahmen — im Alltag niemand wie Anna Seghers, Berthold Brecht oder Hermann Kant, wie Michail Scholochov, Vsevolod Viänevskij oder Sergej Antonov, wie Ernest Hemingway, Arthur Miller und Norman Mailer, wie John Galsworthy, George Bernhard Shaw oder Aldous Huxley, wie Romain Rolland, Jean Anouilh oder Louis Aragon und schon gar nicht wie Goethe, Puskin, Shakespeare oder Corneille, um ganz wahllos einige herauszugreifen, in deren Sprache die Wirklichkeit künstlerisch ab- oder nachgebildet wird. Nein, da spricht der Facharbeiter Müller, der Meister Krause, der Ingenieur Meier, der Ökonom Seidel, der Physiker Schulze, der Arzt Koch, der Philosoph Große; sie sprechen über Fragen ihres Faches, und sie sprechen mit ihren Kollegen so, daß ein Außenstehender sie nur zum Teil oder gar nicht mehr versteht. Aber auch wenn sie ihr berufliches Wirkungsfeld verlassen, im Kreise der Familie oder unter Freunden, der sprachliche Grundhabitus bleibt im wesentlichen erhalten, mit wachsendem Alter in zunehmendem Maße, auch dann, wenn nicht von der Arbeit die Rede ist. Während nun die Beachtung der fachsprachlichen Spezifik, der mehr oder weniger konsequente Gebrauch der fachsprachlichen Mittel, in der beruflichen Kommunikation eine entscheidende Voraussetzung für das gegenseitige Verstehen und damit für den ordnungsgemäßen Ablauf der Arbeitsprozesse ist, könnten andere Kommunikationsbereiche bequem ohne diese auskommen, wenn nicht Wissenschaft und Technik immer stürmischer in fast alle Sphären unseres Leben» eindrängen. Die unausweichliche Konsequenz ist ein Prozeß der Integration, dessen Ursachen eigentlich in der Differenzierung liegen — ein echt dialektischer Prozeß also. Ebenfalls auf einen Grundzug der Dialektik läßt sich der Umstand zurückführen, daß die ständige Zunahme des Fachlichen in Leben und Sprache schließlich auch zu qualitativen Veränderungen, d. h. zu Veränderungen in den Normen des allgemeinen Sprachgebrauchs führt. Es gibt also mindestens zwei Gründe, weshalb uns die Fachsprachen interessieren sollten: erstens, ihre Bedeutung für das Funktionieren und darüber hinaus die möglichst effektive Gestaltung der sprachlichen Kommunikation in lebenswichtigen Bezirken der menschlichen Gesell-

Einleitung

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Schaft; besondere Bedeutung gewinnt dieser Aspekt für den Aufbau einer sozialistischen bzw. kommunistischen Gesellschaftsordnung; zweitens, ihr Einfluß auf die allgemeine Entwicklung der Sprache(n) als Instrument des Denkens und als Mittel zur Weitergabe gewonnener Erkenntnisse, d. h. als „unmittelbare Wirklichkeit des Gedankens" Aus einem weiteren Grunde noch mußte dieses Buch geschrieben werden: Seit mehr als zwanzig Jahren existiert an den Universitäten, Hoch- und Fachschulen der DDR eine fachsprachliche Ausbildung, die aus dem 1951 eingeführten obligatorischen Fremdsprachenunterricht hervorgegangen ist. Mehrere internationale Tagungen 2 haben gezeigt, wie groß das Interesse an dieser neuen Ausbildungsform ist. Um sie auf eine exakte Grundlage zu stellen, wurden zahlreiche Untersuchungen an wissenschaftlichen und technischen Texten durchgeführt. Die Ergebnisse sind bereits in der Praxis wirksam, wurden aber nur zum Teil veröffentlicht, einige von ihnen in Publikationsorganen mit geringem Verbreitungsgrad. Außerdem haben sich die Verfasser unterschiedlicher Methoden bedient und oft ganz spezielle Einzelfragen behandelt. Wir halten deshalb den Zeitpunkt für gekommen, ein paar grundsätzliche Fragen aufzuwerfen, einen allgemeinen Überblick über den Fragenkomplex Fachsprachen zu geben und die Wirksamkeit einiger Untersuchungsmethoden zu analysieren. Dabei handelt es sich durchaus nicht um eine abgeschlossene und auch nicht um eine rein linguistische Arbeit, sondern mehr um eine Einführung, die den Forschungsstand in groben Zügen andeutet und auf Probleme hinweist, die noch der Lösung harren. Sie will denjenigen Anregungen und methodische Fingerzeige geben, die in irgendeiner Form mit Fachsprachen zu tun haben oder auf diesem Gebiet weiterarbeiten wollen. Dabei berücksichtigt sie internationale Erfahrungen, besonders Erkenntnisse, die von Wissenschaftlern in der Sowjetunion gewonnen wurden, und eigene Forschungsergebnisse. Auf die Frage, wo fachsprachliche Untersuchungen innerhalb der Sprachwissenschaft anzusiedeln sind, sollte man antworten: Es handelt sich um ein Stück angewandte Sprachwissenschaft. Ihre Ergebnisse 1

2

K. Marx, F. Engels, Die deutsche Ideologie. Marx/Engels Werke, Bd. III, Berlin 1962, S. 432. Linguistische und methodologische Probleme einer spezialsprachlichen Ausbildung, Halle 1967; Fremdsprachenunterricht 11/1968; Wissenschaftliche Zeitschrift der TU Dresden 20 (1971) H. 5; Wissenschaftliche Schriftenreihe der TH Karl-Marx-Stadt 1974.

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Einleitung

können Eingang finden: a) in den muttersprachlichen Unterricht, die Sprachpflege, die Sprachberatung, die Sprachnormung, insbesondere die Terminologienormung; b) in den Fremdsprachenunterricht, vor allem bei der Auswahl des zu vermittelnden Sprachmaterials und dessen Einschränkung in Gestalt von Minima; c) in die Sprachmittlung, besonders in die Translation; d) in die maschinelle Informationsverarbeitung und Übersetzung und in die Vorbereitungen zur Anlage von Sprachdatenbänken; e) in die Sprachpragmatik, d. h. in die Bemühungen um die Wirksamkeit der Sprache1. Sie erhebt aber keinen Anspruch darauf, deren Aufgaben zu lösen. Deshalb beschränken wir uns fast überall in diesem Buch auf die Erfassung und Darstellung fachsprachlicher Phänomene, enthalten uns aber jeder Wertung im Sinne der Stilistik oder der Sprachpflege. Wenn es in der fachsprachlichen Forschung irgendwelche Berührungspunkte mit der Stilistik, besonders mit der Lehre von den Funktionalstilen geben sollte, dann nicht in dem Sinne, daß die Fachsprachen insgesamt ein Funktionalstil sind, einen Funktionalstil haben oder einem Funktionalstil angehören. Es gibt vielmehr innerhalb der Fachsprachen eine starke stilistische Differenzierung, die in erster Linie vom Zweck und vom Inhalt der Mitteilung und auch von der Darstellungsart bestimmt wird. Es kann also nicht unsere Hauptaufgabe sein, die Fachsprachen daraufhin zu untersuchen, ob in ihnen diese oder jene stilistischen Mittel vorhanden sind oder fehlen, die uns aus der künstlerischen Literatur oder anderen Genres bekannt sind. Der richtige Weg führt vielmehr über die Analyse eines repräsentativen Korpus fachsprachlicher Texte (gedruckter wie gesprochener) zu Registern der in ihnen verwendeten sprachlichen Mittel, die dann einen Vergleich mit anderen sprachlichen Korpora gestatten. Da aber die Erfassung und Darstellung der Gesamtheit aller relevanten sprachlichen Mittel eines Textes noch keine ausreichende stilistische Charakteristik liefert, zumindest nicht im Sinne der literarischen Stilistik, kann und will die fachsprachliche Forschung mit ihrer stark praxisbezogenen Zielstellung und Arbeitsweise keine Disziplin der Stilistik sein, wohl aber gewisse Gemeinsamkeiten mit ihr pflegen. Das vorliegende Buch ist aus einem Zyklus von Vorlesungen — vorwiegend für Studenten der Erwachsenenbildung der Fachkombination 1

L. Hoffmann, Angewandte Sprachwissenschaft, Fachsprachen und sprachliche Ebenen. Wissenschaftliche Zeitschrift der TU Dresden 20 (1971) H. 5, S. 1210.

Einleitung

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Russisch/Englisch, die einmal an Universitäten, Hoch- und F a c h schulen unterrichten werden — entstanden. Das Russische und das Englische stehen also im Vordergrund der Betrachtung. Damit wird auch der speziellen Situation der D D R im Hinblick auf die Auswertung fremdsprachiger Fachliteratur und die Pflege internationaler Verbindungen bis hin zur unmittelbaren Zusammenarbeit Rechnung getragen. Darüber hinaus sind aber auch fachsprachliche Eigentümlichkeiten des Französischen und Deutschen berücksichtigt. Aus der Vielzahl der Fachsprachen wurden vor allem die der Wissenschaft und Technik ausgewählt, und auch hier konnten die Beispiele immer nur bestimmten Disziplinen entlehnt werden. Wir haben uns dabei allerdings bemüht, diejenigen zu treffen, die Verallgemeinerungen zulassen; denn es kommt uns vor allem darauf an, Grundzüge u n d -tendenzen zu erfassen. Neben dem Gemeinsamen tritt aber auch so manches Besondere hervor, was die einzelnen Fachsprachen voneinander trennt. Deshalb werden wir zu einer horizontalen und zu einer vertikalen Anordnung bzw. Gliederung gelangen, die uns zu einem besseren Überblick verhilft. Was den Forschungsstand betrifft, so haben wir uns mit Zitaten u n d Literaturhin weisen auf die Haupttendenzen beschränkt. Weitere» findet der Leser in der „Kleinen Bibliographie" am Schluß, sofern er sich mehr in die Problematik vertiefen will. Wir sind der Auffassung, daß das Buch dadurch leichter lesbar wird; denn wir wenden uns damit nicht nur an Sprachwissenschaftler bzw. Philologen, sondern vor allem an Lehrkräfte in der fachsprachlichen Ausbildung der Universitäten, Hoch- und Fachschulen, an Studenten der Erwachsenenbildung, an Fachübersetzer, Teilnehmer an der Sprachkundigenausbildung, Autorenkollektive oder Einzelautoren von Sprachlehrbüchern, Terminologienormer, Informatiker sowie an Vertreter aller möglichen wissenschaftlichen und technischen Disziplinen, die ihre Fachliteratur im Original lesen und ihre Fachsprachen selbst — in Publikationen, bei Vorträgen und anderswo — bewußt und wirkungsvoll handhaben wollen, und hier besonders an den wissenschaftlichen Nachwuchs. Wir konnten auch nicht alle Meinungsäußerungen zu Einzelfragen berücksichtigen, geschweige denn uns mit ihnen auseinandersetzen, wo wir anderer Auffassung sind. Das — wie übrigens auch die Nichterwähnung in der Bibliographie — ist kein Ausdruck der Unterschätzung, sondern notwendige Selbstbeschränkung zugunsten einer klaren Linienführung und einer vertretbaren Seitenzahl.

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Einleitung

Bei der Untersuchung und Darstellung der Fachsprachen überwiegt — nicht nur in diesem Buch — die synchrone Sicht. Die angewandte Sprachwissenschaft im oben angedeuteten Sinne interessiert sich in erster Linie für das Funktionieren der sprachlichen Kommunikation auf ihrem gegenwärtigen Entwicklungsstand. Und dennoch erschließt •die fachsprachliche Forschung so manchen Einblick in die Gesetzmäßigkeiten der Sprachentwicklung, um nicht zu sagen der Sprachgeschichte. Wie in anderen Bezirken von Natur und Gesellschaft der gegenwärtige Zustand die Keime des Künftigen in sich birgt, so läßt «,uch der gegenwärtige Sprachzustand Entwicklungstendenzen erkennen. Das gilt nicht nur im Hinblick auf den bereits erwähnten starken Einfluß, den die Fachsprachen auf die Entwicklung der Sprache insgesamt ausüben; das gilt auch innerhalb der Fachsprachen selbst. Wir werden das am Beispiel konkurrierender Formen und Strukturen in der Terminologie veranschaulichen können. Den Hauptinhalt des vorliegenden Buches bilden Erörterungen, Materialbeispiele, systematisierende tabellarische und graphische Illustrationen sowie Interpretationsversuche zu den folgenden Themen: Rolle und Problematik der Fachsprachen. Die spezifischen Merkmale •der Fachsprachen auf den einzelnen sprachlichen Ebenen und .Zwischenebenen (Laut bzw. Phonem, Buchstabe bzw. Graphem; Morph bzw. Morphem; Wort bzw. Lexem; Wortverbindung bzw. Syntagma; Satzgliedgruppe bzw. Phrase; Satz). Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen. Den Abschluß bildet eine „Kleine Bibliographie fachsprachlicher Untersuchungen", die aus sieben Teilen besteht: I. Bibliographien, II. Sammelbände, III. Fachsprachen allgemein, IV. Terminologie, V. Fachsprachliche Übersetzung, VI. Fachsprachliche Ausbildung, VII. Häufigkeitsverzeichnisse und Minima der fachsprachlichen Lexik. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern will in erster Linie den Zugang zu fachsprachlichen Problemen und zu weiterer einschlägiger Literatur eröffnen. Wenn der Verfasser dieses Buch schreiben konnte, dann nur, weil viele andere mit und neben ihm seit mehr als zwanzig Jahren unermüdlich •der gemeinsamen Sache der fachsprachlichen Ausbildung und Forschung gedient haben. Ihnen allen, den vielen Lehrern im Hochschuldienst und Lektoren, den Assistenten und Oberassistenten, den technischen Mitarbeitern, den Dozenten und Professoren und nicht zuletzt den zuständigen Mitarbeitern im Ministerium für Hoch- und Fachschul-

Einleitung

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wesen der Deutschen Demokratischen Republik, soll an dieser Stelle Dank gesagt werden. Bedenkt man es recht, so ist es eigentlich noch zu früh, dieses Buch in Druck gehen zu lassen. Viele Fachdisziplinen und Sprachen müßten noch untersucht, weiteres Material gesammelt und verallgemeinert werden. So mancher Gedanke bedürfte noch der Zeit zum Ausreifen. Wenn wir uns dennoch entschlossen haben, diese Arbeit der Öffentlichkeit zu unterbreiten, so vor allem deshalb, weil wir glauben, daß alles Weitere nicht mehr die Sache von Einzeluntersuchungen sein kann, sondern zum Anliegen geplanter und koordinierter kollektiver Bemühungen werden sollte.

2

Fachsprache

Inhalt der sprachlichen. Kommunikation

1. Der Inhalt der sprachlichen

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Kommunikation

Es gibt genügend Hypothesen über die Entstehung der Sprache. Wir haben nicht die Absicht, sie alle zu erörtern oder ihnen eine neue hinzuzufügen. Über den Anteil der Arbeit daran und über die „Notdurft des Verkehrs mit anderen Menschen" 1 kann in diesem Zusammenhang kein Zweifel mehr bestehen. So kann man wohl annehmen, daß der ursprünglichste Inhalt der menschlichen Kommunikation in elementaren Äußerungen zu elementaren, lebensnotwendigen Verrichtungen bestanden hat, vor allem auch in Hinweisen zur Koordinierung der Anstrengungen bei schweren Arbeiten; zugleich wurden sicher auch gewisse erste Erfahrungen und Erkenntnisse weitergegeben. Die Anfänge einer darüber hinausgehenden — etwa künstlerischen — Verwendung der Sprache fallen vermutlich in eine spätere Zeit, in der bereits eine weitgehende Arbeitsteilung herrscht. Mehr über die Anfänge zu sagen hat wenig Sinn, da uns beweiskräftiges Material fehlt. Die ganze spätere Entwicklungsgeschichte der Menschheit ist jedoch geeignet, diese Vorstellung zu bestätigen. Ein Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse sowie den darauf basierenden übrigen gesellschaftlichen Verhältnissen und der Entwicklung der Sprache hat immer — wenn auch mittelbar, über das Bewußtsein — bestanden. Am deutlichsten wird das in der Lexik bei der Benennung neu entdeckter oder neu geschaffener Gegenstände der objektiven Realität und bei der Setzung sprachlicher Zeichen für neue Begriffe. Aber auch Strukturen verändern sich, viel langsamer allerdings und weniger auffällig. Gerade die Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse, vor allem die Produktionsinstrumente und -prozesse, und auch die Erscheinungen des dazu gehörenden Überbaus, waren und sind Hauptinhalt der sprachlichen Kommunikation. Ihre ständige Höherentwicklung und Vervollkommnung beschleunigte und vertiefte die Arbeitsteilung und Spezialisierung innerhalb der Gesellschaft. In dieser Arbeitsteilung und Spezialisierung liegen auch die Ursachen für die Ausbildung der Fachsprachen. Je weiter die Spezialisierung fortschreitet, desto deutlicher heben sich die Fachsprachen von den anderen Subsprachen und voneinander ab. 1

K. Marx, F. Engels, Die deutsche Ideologie. Marx/Engels Werke, Bd. III, Berlin 1962, S. 30.

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Rolle und Problematik der Fachsprachen

Diese Entwicklung läßt sich am leichtesten im Bereich der materiellen Produktion verfolgen. Sie beginnt mit der Herausbildung von Handwerken, Gewerken und Zünften, aber auch — was oft vergessen wird — schon früher bei Jagd, Ackerbau und Viehzucht, entwickelt sich weiter in der Manufaktur, erlebt einen deutlichen Aufschwung mit der Ende des 18. Jahrhunderts einsetzenden industriellen Revolution und steht heute im Zeichen der industriellen Großproduktion und eines stürmischen wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Träger der Fachsprachen dieses Bereichs sind lange Zeit die Produzenten selbst, die Bauern, die Handwerker und ihre Gesellen, die Arbeiter, Vorarbeiter, Meister usw. Später, bedingt durch die Verwissenschaftlichung der Technik, aber auch unterstützt durch die Bildungsprivilegien der Bourgeoisie im Kapitalismus, erfolgt eine Differenzierung, die den Ingenieur aus der Masse der Produktionsarbeiter heraushebt und ihn zum Hauptträger der wissenschaftlich-technischen Fachsprachen macht, die sich als besondere Schicht über die „Werkstättensprache" 1 lagern. Diese Differenzierung wird erst im Sozialismus bzw. Kommunismus mit der weitgehenden Beseitigung des Unterschiedes zwischen geistiger und körperlicher Arbeit wieder aufgehoben. Eine andere Quelle für die Entstehung von Fachsprachen war die ebenfalls durch die Arbeitsteilung ermöglichte Herausbildung der Wissenschaften. Hier verlief die Entwicklung gerade unigekehrt. Ursprünglich Privileg einiger weniger und argwöhnisch behütet von deren Herrschern, breiteten sie sich im Laufe der Jahrhunderte aus. Die Ursachen dafür waren bei den einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen verschieden. Standen sie der Produktion durch ihre Anwendungsmöglichkeiten nahe, z. B. die Chemie, die Physik u. a., dann erklärt sich ihre Verbreitung aus dem zunehmenden Bedarf der Industrie an hochqualifizierten Fachleuten. Bei der Medizin mag neben echten menschlichen Erwägungen vor allem die Sorge um die Erhaltung und Vermehrung der nötigen Zahl von Lohnarbeitern eine Rolle gespielt haben, die durch Seuchen, frühe Arbeitsunfähigkeit und niedrige Lebenserwartung beeinträchtigt wurden. In den Geisteswissenschaften schuf sich die herrschende Klasse eine Armee zuverlässiger, pensionsberechtigter Propagandisten und Apologeten der Staatsideologie, nachdem der Klerus für diese Aufgabe nicht mehr eingesetzt werden konnte. 1

L. Mackensen, Muttersprachliche Leistungen der Technik. Sprache — Schlüssel zur Welt, Düsseldorf 1959, S. 295.

Inhalt der sprachlichen Kommunikation

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Eine Besonderheit der wissenschaftlichen Fachsprachen war ihre lange, historisch begründete, dann aber auch künstlich erhaltene Bindung an das Lateinische. I n einigen Wissenschaftsdisziplinen, z. B. der Medizin, der Botanik und der Zoologie, wirkt das noch heute in der Terminologie nach, wenn auch nicht in allen europäischen Sprachen gleich stark. Insgesamt aber riß die Abschaffung des Lateinischen als Sprache der Wissenschaften einen Teil der bestehenden Bildungsschranken nieder, befreite das Denken aus den Fesseln von Antike und Mittelalter und machte auch den Weg für die Entwicklung nationaler Fachsprachen frei. So wie die Naturwissenschaften heute eine enge Verbindung mit den technischen Wissenschaften und der industriellen Produktion eingegangen sind, so stehen ihre Fachsprachen mit deren Fachsprachen in einer Reihe. Ihr letztes Entwicklungsstadium sind künstliche Sprachen für den Menschen und für die Maschine. Andere „Fachsprachen" wie Rotwelsch, Slang usw. entstanden auf Grund einer fortschreitenden, von der jeweiligen Gesellschaftsordnung abhängigen, sozialen Differenzierung. Sie sollen hier nicht näher untersucht werden, sondern der Soziolinguistik überlassen bleiben. Fassen wir unsere bisherigen Andeutungen zum originären und auch später prävalierenden Inhalt der sprachlichen Kommunikation zusammen, so können wir sagen: Gesprochen — und später auch geschrieben — wird über den Faustkeil, das Steinbeil, den Spieß, das Gewand, den Wagen, das Haus, . . . , den Webstuhl, die Dampfmaschine, d e n Elektromotor,. . . , den Kühlschrank, das Fernsehgerät, die Waschmaschine, das Auto, . . . , das Flugzeug, die Rakete, den Atomreaktor, das Raumschiff, kurz: über Dinge, die für Leben und Fortschritt notwendig sind oder dafür gehalten werden, über ihre Herstellung und ihre Verwendung, über ihren Gebrauchswert und über ihren Tauschwert. Gesprochen und geschrieben wird aber auch über die Produktion, die diese Dinge und sogar das Leben wieder vernichtet oder erhält, je nachdem, welcher Gesellschaft sie dient: über das Schwert, die Armbrust, die Kanone, das Gewehr, den Panzer, die Bombe usw. usf., über ihre technische Vollkommenheit und ihren wirkungsvollen Einsatz. Auch hier — Fachsprachen. Aber sicher leidet unsere Betonung der Fachsprachen an einer gewissen Einseitigkeit. Es steht außer Zweifel, daß es im Leben des Individuums und der Gesellschaft neben den Bedürfnissen der materiellen Produktion und Konsumtion noch andere Faktoren gibt, die nach sprachlicher Äußerung drängen. Am Anfang sind das einfache, elemen-

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Bolle und Problematik der Fachsprachen

tare Empfindungen und Gefühle: Hunger und Sättigung, Schmerz und Lust, Unmut und Befriedigung, Haß und Liebe. Sie bleiben zwar auch in späteren Entwicklungsetappen erhalten, erfahren aber eine ständige Verfeinerung, VervollkommnungundErgänzung,unterliegenaucheinem Wandel und einer Bereicherung in bezug auf die sie auslösenden Heize. Ohne sie wären Poesie, künstlerische Prosa und Dramatik schwerlich denkbar; sie sind es allerdings nicht allein, die zu dieser — nicht unbedingt fachbezogenen — Art von Sprachverwendung führen, obwohl sie — besonders die Poesie — zu einer gefährlichen Verselbständigung, d. h. subjektiven Isolierung von der Gesellschaft, und zur Lösung von deren Existenzbasis neigen können. Hinzu kommen Bestrebungen zur politischen, ethischen, musischen oder ästhetischen Erziehung des Zuhörers oder Lesers. Diese „allgemeinmenschlichen", besser: bei fast allen Menschen in stärkerem oder schwächerem Maße vorhandenen, Regungen und das Bedürfnis, sich in grundsätzlichen Fragen des Lebens an Leitbilder zu halten, aber natürlich auch der Wunsch, sich ablenken und unterhalten zu lassen, d. h. nicht immer nur an die Arbeit, also das Fachliche, zu denken und darüber zu sprechen, zu hören oder zu lesen, eröffnen der sprachlichen Betätigung ein weites und fruchtbares Feld, weisen ihr auch im Bereich der Künste einen festen, vielleicht den wichtigsten Platz zu. Jede für die Höherentwicklung der Gesellschaft wertvolle Literatur wird zwar — ebenso wie die Fachliteratur — einen Ausschnitt der objektiven Realität zum Gegenstand oder zumindest zum Bezugspunkt haben, ihn aber ganz anders, eben mit künstlerischen und damit auch mit anderen sprachlichen Mitteln, darstellen, nicht nur an den Verstand, sondern auch an die Gefühle appellieren. Es ist allerdings interessant, wie in Werken des sozialistischen Realismus, die immer öfter auch Ausschnitte aus der materiellen Produktion darstellen, die Fachsprachen in der wörtlichen Rede der handelnden Personen im Vordringen sind. Auch die erste sporadische und dann kontinuierliche Information über Vorkommnisse in der näheren oder weiteren Umgebung, im eigenen Lande und in fernen Erdteilen, ist teils Notwendigkeit, teils Bedürfnis. Hier liegt ein weiteres sprachliches Betätigungsfeld, auf dem vor allem Presse, Rundfunk und Fernsehen — die sogenannten Massenmedien — wirksam werden. Dem aufmerksamen Betrachter wird allerdings auch hier die ständige Ausbreitung fachsprachlicher Elemente nicht entgehen, die zur Darstellung bestimmter Probleme und Sachverhalte einfach unentbehrlich sind.

Umfang der sprachlichen Kommunikation

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Die weite Verbreitung von Literatur und Presse, die Tatsache, daß sie sich an alle Angehörigen einer Sprachgemeinschaft wenden, und auch der Umstand, daß sie — mit der erst jetzt langsam schwindenden Autorität von Papier und Druckerschwärze oder dem Pathos des künstlerischen Vortrags ausgestattet — einen ganz entscheidenden Einfluß auf die Gewohnheiten der Sprachträger ausüben, hat dazu geführt, d a ß die hier verwendete Sprache zum Muster mancher Nationalsprache erhoben, als Gemeinsprache angesehen und jeglicher Art von Normfestsetzung, stilistischer Wertung, Sprachpflege usw. bis hin zu den Zensuren in der Schule zu Grunde gelegt wurde. Die Fachsprachen dagegen, sofern überhaupt zur Kenntnis genommen, galten als Sonderformen der Sprachverwendung. Man bezeichnet sie zuweilen direkt als „Sondersprachen" 1 und betont damit, wenn nicht einen Gegensatz, so doch die Unterschiede zur sogenannten „Gemeinsprache". Ob oder inwieweit diese Auffassung zu Recht besteht, und damit das ganze Verhältnis Gemeinsprache — Fachsprachen, wird noch näher zu untersuchen sein, auch vom Inhalt der Kommunikationsakte her.

2. Der Umfang der sprachlichen

Kommunikation

Wenden wir uns jetzt einer kurzen und notgedrungen allgemeinen Betrachtung des Umfangs der Kommunikation zu. Auch wenn es keine Möglichkeit gibt, die im Kommunikationsprozeß pro Tag, pro Woche, pro Monat oder pro J a h r von einer Sprachgemeinschaft verwendete Menge Sprache exakt zu messen, obwohl die Sprache sich grundsätzlich in diskrete Größen segmentieren läßt, die man zählen könnte, und wenn auch keinerlei experimentelle Untersuchungen dieser Art zu kleineren Kollektiven oder Gruppen einer Sprachgemeinschaft vorliegen, so läßt sich doch aus der bisherigen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft eine Tendenz ziemlich eindeutig ablesen: ein gewaltiges Anwachsen d e r sprachlichen Kommunikation. Den Hauptanteil daran hat die zur Lawine anschwellende einseitig gerichtete Information. Es gibt jedoch keinen Grund dafür, die einseitig gerichtete Information nicht als Kommunikationsereignis anzusehen, da daran — wie bei jedem anderen Kommunikationsakt auch — mindestens zwei Partner beteiligt sind, von 1

W. Seibicke, Fachsprache und Gemeinsprache. Muttersprache 1959, S. 70.

Umfang der sprachlichen Kommunikation

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Die weite Verbreitung von Literatur und Presse, die Tatsache, daß sie sich an alle Angehörigen einer Sprachgemeinschaft wenden, und auch der Umstand, daß sie — mit der erst jetzt langsam schwindenden Autorität von Papier und Druckerschwärze oder dem Pathos des künstlerischen Vortrags ausgestattet — einen ganz entscheidenden Einfluß auf die Gewohnheiten der Sprachträger ausüben, hat dazu geführt, d a ß die hier verwendete Sprache zum Muster mancher Nationalsprache erhoben, als Gemeinsprache angesehen und jeglicher Art von Normfestsetzung, stilistischer Wertung, Sprachpflege usw. bis hin zu den Zensuren in der Schule zu Grunde gelegt wurde. Die Fachsprachen dagegen, sofern überhaupt zur Kenntnis genommen, galten als Sonderformen der Sprachverwendung. Man bezeichnet sie zuweilen direkt als „Sondersprachen" 1 und betont damit, wenn nicht einen Gegensatz, so doch die Unterschiede zur sogenannten „Gemeinsprache". Ob oder inwieweit diese Auffassung zu Recht besteht, und damit das ganze Verhältnis Gemeinsprache — Fachsprachen, wird noch näher zu untersuchen sein, auch vom Inhalt der Kommunikationsakte her.

2. Der Umfang der sprachlichen

Kommunikation

Wenden wir uns jetzt einer kurzen und notgedrungen allgemeinen Betrachtung des Umfangs der Kommunikation zu. Auch wenn es keine Möglichkeit gibt, die im Kommunikationsprozeß pro Tag, pro Woche, pro Monat oder pro J a h r von einer Sprachgemeinschaft verwendete Menge Sprache exakt zu messen, obwohl die Sprache sich grundsätzlich in diskrete Größen segmentieren läßt, die man zählen könnte, und wenn auch keinerlei experimentelle Untersuchungen dieser Art zu kleineren Kollektiven oder Gruppen einer Sprachgemeinschaft vorliegen, so läßt sich doch aus der bisherigen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft eine Tendenz ziemlich eindeutig ablesen: ein gewaltiges Anwachsen d e r sprachlichen Kommunikation. Den Hauptanteil daran hat die zur Lawine anschwellende einseitig gerichtete Information. Es gibt jedoch keinen Grund dafür, die einseitig gerichtete Information nicht als Kommunikationsereignis anzusehen, da daran — wie bei jedem anderen Kommunikationsakt auch — mindestens zwei Partner beteiligt sind, von 1

W. Seibicke, Fachsprache und Gemeinsprache. Muttersprache 1959, S. 70.

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Rolle und Problematik der Fachsprachen

denen der eine dem anderen, auch wenn er anonym bleibt oder sogar nur potentieller Partner ist, etwas mitzuteilen hat (oder zumindest der Überzeugung ist, er habe etwas mitzuteilen!). Schon diese Beobachtung zeigt uns, daß das Wachstum des Kommunikationsumfangs eine differenzierende Betrachtung verlangt. Nur so gelangen wir auch zur Erkenntnis seiner Ursachen. Gewiß: Zwei junge Mädchen der urgesellschaftlichen Horde — um wieder zu Engels zurückzukehren — hatten sich vermutlich am Montag morgen weniger mitzuteilen als zwei Studentinnen unserer Tage nach dem Wochenende, und, um die Dinge wieder ernster zu sehen: Der Umfang der sprachlichen Kommunikation ist in einer weniger entwickelten sozialökonomischen Formation naturgemäß immer geringer als in den darauffolgenden höheren. Einige der Ursachen dafür sind: 1. der niedrige Stand der menschlichen Erkenntnis und der Produktionsverhältnisse; es gab einfach weniger, worüber man sich austauschen konnte; 2. die UnVollkommenheit des Kommunikationsmittels Sprache selbst oder seine ungenügende Beherrschung durch einen großen Teil der Sprachträger; 3. die auf Grund räumlicher Entfernungen und fehlender schneller Verkehrsmittel wenig entwickelten Kontakte zwischen den Gruppen einer Sprachgemeinschaft; 4. das Fehlen technischer Kommunikationsträger bzw. Übertragungsanlagen. Vollzieht man den Sprung zur Gegenwart sofort, ohne die Entwicklung allein auf diesen vier Gebieten in allen ihren Etappen durch die J a h r hunderte hindurch zu verfolgen, so ist die Erklärung für das gewaltige Wachstum der Kommunikationsmöglichkeiten und des tatsächlichen Umfanges der heutigen sprachlichen Kommunikation leicht gegeben, und zwar allein durch das Vorhandensein und die ständige Nutzung bestimmter gesellschaftlicher Organisationsformen und technischer Einrichtungen. Nehmen wir nur die Summe all dessen, was in internationalen und nationalen Organisationen, in Volksvertretungen und Parlamenten, in Ministerien und an Universitäten, in Schulen, in Verwaltungen von Betrieben und kommunalen Einrichtungen, auf Versammlungen, Konferenzen, Beratungen und Besprechungen aller Art a n schriftlichen Ausarbeitungen vorgelegt und was dort geredet wird, nehmen wir den Bestand der Bibliotheken und Phonotheken an Büchern, Mikrofilmen, Tonbändern, Schallplatten u. a., nehmen wir die zahlund endlosen dienstlichen und privaten Telefongespräche oder den Informationsumschlag in einem Frisiersalon, nehmen wir den Inhalt der Lehrbücher, den allein jeder Zehnklassenschüler verarbeiten muß, und

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nehmen wir schließlich all das, was uns die Tagespresse, der R u n d f u n k und das Fernsehen bieten — und diese Aufzählung ist äußerst lückenhaft — unsere Vorfahren dürften sich mit Recht für wortkarg oder kommunikationsfeindlich halten. Ob der eben skizzierte Kommunikationsauwachs in jedem Fall notwendig und berechtigt ist, steht hier nicht zur Debatte. Insgesamt gesehen ist er eine Konsequenz der gesellschaftlichen Entwicklung und wie sie gesetzmäßig. Er ist auch kein rein quantitativer Zuwachs, sondern führt zu einer qualitativen Veränderung, zur Herausbildung höherer Formen der sprachlichen Kommunikation. Ein allgemeines Charakteristikum dieser neuen, höheren Qualität ist •die Einbeziehung immer breiterer Kreise der Bevölkerung, unter sozialistischen Bedingungen besonders der Werktätigen, in den Kommunikationsprozeß. Hier zeigt sich besonders deutlich die dialektische Einheit von Sprache und Denken bzw. Bewußtsein: Der Mensch gewinnt seine Erkenntnisse einerseits unmittelbar durch seine produktive Tätigkeit und durch seine Teilnahme am übrigen gesellschaftlichen Leben, mittelbar durch die Aneignung bereits sprachlich formulierter bzw. fixierter Erkenntnisse. Indem er im Kollektiv auch als Sprechender auftritt oder schriftliche Vorschläge unterbreitet, nimmt er aktiv an •der sprachlichen Kommunikation teil und erhält dadurch die Möglichkeit, seine Erkenntnisse weiterzuvermitteln und zugleich auf die Neugestaltung der Produktionsverhältnisse oder anderer gesellschaftlicher Bedingungen Einfluß zu nehmen. Die Erkenntnis von der praktischen Wirksamkeit seiner Worte fördert wiederum seinen Reifeprozeß als Persönlichkeit, sein Vertrauen in die Möglichkeiten der sprachlichen Kommunikation. Das ist eine ganz entscheidende Voraussetzung für die Entwicklung der sozialistischen Demokratie. Wann nun beteiligt sich der Mensch — wenn man von unerfreulichen Ausnahmen absieht — am ehesten an einem ernsthaften Gedankenaustausch? Zweifellos, wenn er von der Sache etwas versteht, also in erster Linie auf seinem Fachgebiet. Er bedient sich dabei wiederum — zumindest im sachlich-erklärenden Teil - der jeweiligen Fachsprache. Das für die Problematik notwendige Wissen hat er sich nicht nur bei der eigenen Arbeit angeeignet, sondern vor allem während seiner Ausbild u n g und durch das Studium von Fachliteratur, also wiederum in fachsprachlichem Gewand. Macht er sich mit einer neuen Maschine, •einer neuen Technologie oder anderen Neuerungen in der Produktion, in Wissenschaft und Technik vertraut — und das geschieht im Zusammenhang mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt immer

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häufiger — dann ebenfalls durch mündliche oder schriftliche Erläuterungen in einer Fachsprache. Gelten die eben getroffenen Feststellungen schon für den Facharbeiter, den Meister, den Techniker, den Konstrukteur, den Ingenieur und alle anderen am Produktionsprozeß unmittelbar und mittelbar Beteiligten,, so erst recht für den Wissenschaftler, bei dem vor, neben und nach dem Experiment oder einer anderen praktisch-wissenschaftlichen Tätigkeit die Information über den Forschungsstand und die Mitteilung der eigenen Forschungsergebnisse eine hervorragende Rolle spielen. Besonders die Information über den Forschungsstand nimmt, angesichts des enormen Entwicklungstempos der meisten Wissenschaften in weiten Teilen der Welt, einen immer breiteren Raum in der Arbeit des Wissenschaftlers ein. Es gibt Berechnungen darüber, wieviel Zeit z. B. ein Chemiker oder Physiker benötigte, um alle in der Welt für sein Fachgebiet erscheinenden Zeitschriften zu lesen, oder wie lange man studieren müßte, um sich alle bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt akkumulierten Erkenntnisse auf einem bestimmten Wissensgebiet anzueignen. Der Wissenschaftler hätte mit dieser Tätigkeit allein das Rentenalter erreicht, ohne dem Vorhandenen eine eigene Leistung hinzugefügt zu haben. Die Stellung des Wissenschaftlers im Kommunikationsprozeß wäre jedoch zu einseitig beurteilt, sähe man nur das Maß an Information, das er aufzunehmen und selbst zu verarbeiten hat. Eine seiner entscheidenden Aufgaben, die er mit dem Lehrer gemeinsam hat, ist die Weitervermittlung von Erkenntnissen sowohl an seine eigene als auch an die jüngere Generation. Er hält Vorträge auf Tagungen und Konferenzen, er schreibt Bücher und Aufsätze, er hält Vorlesungen und Seminare, er gibt Hinweise im Labor oder bei der Behandlung von Kranken — all das wiederum in seiner Fachsprache. In vielen Situationen wird dem Fachmann schon gar nicht mehr bewußt, daß er sich einer besonderen Art von Sprache bedient. Anderseits wird er von vielen gerade daran als Vertreter eines bestimmten Berufes erkannt, selbst wenn er sich außerhalb seines beruflichen Metiers bewegt. Am ehesten noch bei der Wahl schriftlicher Formulierungen legt er sich Rechenschaft über seinen Sprachgebrauch ab, muß er doch berücksichtigen, ob er nur von einem kleinen Kreis eingeweihter Spezialisten oder von fachlich weniger bzw. gar nicht vorgebildeten Lesern oder Hörern verstanden werden will. Aber auch hier wird die Fachsprache oft mehr unbewußt als bewußt gehandhabt; es dominieren

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sprachlicher Usus, Konvention, Tradition, Gewohnheit oder wie immer man diesen Zug zum überindividuellen, gruppengebundenen Sprachgebrauch nennen will. Wir haben wiederum bewußt das Wachstum der fachsprachlichen Kommunikation an den Anfang gestellt. Dabei übersehen wir nicht, daß auch die anderen Bereiche der Sprachausübung, besonders die künstlerische Prosa, aber auch die Dramatik und Poesie und nicht zuletzt die zahlreichen Genres von Presse, Rundfunk und Fernsehen einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet haben, daß die sprachliche Kommunikation in der menschlichen Gesellschaft nicht nur eine inhaltliche Bereicherung, sondern auch eine beträchtliche Ausdehnung ihres Umfangs erfahren hat. Dabei sind besonders die wachsenden kulturellen Bedürfnisse der Werktätigen in den sozialistischen Ländern hervorzuheben, die sich erst nach der Befreiung vom Joch der kapitalistischen Ausbeutung und von der sozialen Deklassierung, angeregt durch eine neue Kultur- und Bildungspolitik, voll entfalten können. Das Interesse am sprachlichen Kunstwerk, an der Information über politische, ökonomische, kulturelle oder sportliche Ereignisse und auch am Disput darüber wird unter den gesellschaftlichen Bedingungen des Sozialismus immer stärker, wesentlich stärker als im Kapitalismus und in den vorangegangenen sozialökonomischen Formationen. Auch der Zuwachs an Kommunikation in gesellschaftspolitischen Körperschaften ist nicht zu übersehen. Allerdings tritt auch hier mit der Höherentwicklung und Umfunktionierung der Staatsorgane und der kommunalen Institutionen zu echten Interessenvertretungen des werktätigen Volkes eine Verlagerung von allgemeinen politischen und anderen Redereien zur konkreten Behandlung wichtiger Fragen ein. Konkretheit bedeutet aber auch hier Fachkundigkeit. Da geht es um die Städteplanung und das Bauwesen, um Verkehrs- und Transportprobleme, um die Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern, um ihre gesundheitliche und soziale Betreuung, um juristische Fragen und vieles andere mehr. In den Volksvertretungen sitzen und sprechen dazu Fachleute; sie äußern sich in ihrer Fachsprache, mit gewissen erläuternden Zusätzen für die Laien, aber im wesentlichen in ihrer Fachsprache. Die gesellschaftlichen Verhältnisse in den hochorganisierten Gemeinwesen sind komplizierter geworden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Differenzierung und Spezialisierung — auch für die Sprache. Dann gibt es da noch ein interessantes Phänomen: Der Mensch be-

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teiligt sich selbstverständlich nicht nur an Gesprächen über sein eigenes Fachgebiet, über Literatur, über Fragen der Kommunalpolitik, über Pressemeldungen und ähnliches mehr. Er redet auch über andere Fachgebiete mit, ohne selbst dort tätig zu sein, ja manchmal ohne sich der Tatsache bewußt zu werden, daß es sich um ein Spezialgebiet im echten Sinne des Wortes handelt. Er bedient sich dabei — zuweilen mit sichtlichem Vergnügen und mit weniger Hemmungen als der Vertreter des anderen Faches selbst — zahlreicher Elemente und Konstruktionen der anderen Fachsprache. Wir decken hier diskret den Mantel des Schweigens über die Gespräche, die in Wartezimmern medizinischer Einrichtungen oder auch draußen von Patienten geführt werden, für die ihre Krankheiten Hauptgesprächsstoff sind. Hier besteht ja auch bei den Gesprächspartnern kein Zweifel darüber, daß die Medizin eine Fachdisziplin ist. Nennen wir lieber zwei andere Gebiete. Eines davon hat sich tatsächlich in den letzten Jahrzehnten zur Wissenschaft entwickelt — der Sport. Das andere hat, trotz industrieller Großkonfektion und Instituten, mehr handwerklichen Charakter bewahrt — die Bekleidung bzw. die Mode. Diese beiden Themen nehmen in der menschlichen Kommunikation — ob in den öffentlichen Verkehrsmitteln, in der Arbeitspause, am Biertisch oder beim Kaffeeklatsch — einen sehr breiten Raum ein. Der herrschenden Klasse im Kapitalismus, der Großbourgeoisie, kann das nur recht sein; denn sie lenken die Aufmerksamkeit von den brennenden Fragen der Politik ab und beleben zudem das Geschäft. Der sozialistische Staat macht hier ein paar Unterschiede: Ihm erscheint das Gespräch über den Sport förderlich, wenn es zu eigener sportlicher Betätigung der Bürger anspornt und damit der Gesunderhaltung und allseitigen Entwicklung des Menschen dient, aber auch wenn es auf Grund großer Erfolge der eigenen Sportbewegung bei internationalen Wettkämpfen zur Stärkung des Staatsbewußtseins beiträgt. Geschäffcemacherei und Aufpeitschung niedriger Instinkte sind dem sozialistischen Sport fremd. Mit der Bekleidungsmode ist es etwas schwierig. Der Meinungsaustausch darüber wirkt einerseits geschmackfördernd. Er hilft auch, berechtigte Wünsche der Bevölkerung zu erfüllen; anderseits deckt er immer wieder Lücken im Angebot auf oder täuscht noch viel öfter solche vor, indem er den Einflüsterungen geschäftstüchtiger Modehäuser und Bekleidungsfirmen in den kapitalistischen Ländern nachgibt. Diese gesellschaftlichen Aspekte, denen die Pragmatik oder Sprachwirkungs-

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forschung weiter auf den Grund gehen sollte 1 , müssen hier zumindest erwähnt werden, bevor wir zur fachsprachlichen Seite kommen. Ist nun das, was im Gespräch über Sport und Mode vom Nichtfachmann verwendet wird, Fachsprache oder nicht ? Können wir diese Art Sprachgebrauch mit gutem Gewissen in unsere Erwägungen über den Umfang der fachsprachlichen Kommunikation mit einbeziehen? W i r neigen dazu, diese Frage mit einem „Nein" zu beantworten. Wenn wir auch erst später definieren werden, was wir unter Fachsprache verstehen, so können wir doch schon jetzt sagen: Echte Fachsprache ist immer an den Fachmann gebunden, weil sie volle Klarheit über Begriffe und Aussagen verlangt. Vom Nichtfachmann gebraucht, verliert die Fachsprache ihre unmittelbare Bindung an das fachliche Denken; Begriffe und Aussagen büßen einen wesentlichen Teil ihres Inhalts und ihrer Präzision, vor allem aber ihre Beziehung zur fachlichen Systematik ein, die der Laie nicht überschaut. Die Kommunikation erfaßt die Erscheinungen, Prozesse und Sachverhalte nur oberflächlich, nicht in ihrem Wesen; sie schöpft den erreichten Stand der Erkenntnisnicht aus. Natürlich gilt das für die einzelnen Fachgebiete und Fachsprachen in unterschiedlichem Maße, und auch zwischen den theoretischen und den angewandten Disziplinen bestehen in dieser Hinsicht große Unterschiede. Wir haben das Beispiel des Sports gewählt, weil hier sehr viele meinen mitreden zu können und weil sich daran besonders anschaulich zeigen läßt, was Kommunikation über Oberflächenerscheinungen und was Kommunikation über das Wesen der Dinge, also echte fachliche Kommunikation, ist. Erfaßt und „zur Sprache gebracht" werden vom Nichtfachmann vor allem Resultate („Lok spielt gegen Chemie 3 : 1; X schafft die Traumweite von . . . Metern". Man beachte den Gebrauch des Präsens f ü r Handlungen, die in der Vergangenheit liegen!) und Abläufe, die dann auch zu Wertungen Anlaß geben („Es war ein interessantes, hartes,, faires . . . Spiel; X war — wieder mal — gut, in großer Form, Klasse, obermies usw."). Bei Spielen sind auch die Regeln im wesentlichen bekannt. Bei der Anwendung und Auslegung gehen die Meinungen allerdings oft weit auseinander. Andere Bewertungsmaßstäbe, sofern sie nicht auf quantitativ eindeutig meßbare Leistungen (Zeit, Distanz, usw.) bezogen sind, bleiben für den Laien oft undurchsichtig. i Siehe z. B. V. Packard, The Hidden Persuaders, 8. Aufl., New York 1959.

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Noch schwieriger wird es, wenn der Fußballanhänger sagen soll, warum ein Spiel gut oder schlecht war, wenn man den Zuschauer fragt, weshalb X „obermies" war usw. Hier betreten wir ein Gebiet, auf dem man nur weiterkommt, wenn man Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten durchschaut, und das t u t eben am ehesten der Fachmann. Wieviele Überlegungen und Berechnungen, wieviel Medizin, Physik, Ernährungswissenschaft, Mathematik, wieviel Bewußtsein gehört heute dazu, um sportliche Höchstleistungen zu erzielen? Wie wird ein Training aufgebaut, um den Sportler zu diesen Höchstleistungen zu führen? Wie wird überhaupt der Sportler als ganzer Mensch erzogen und ausgebildet, um schließlich auf dem Siegerpodest zu stehen? Diese und viele andere Fragen werden von wissenschaftlichen Forschungs- und Ausbildungsstätten bearbeitet. Die Ergebnisse kommen in der Praxis f ü r alle beobachtbar zum Ausdruck, aber die Gesetzmäßigkeiten, selbst das Verhältnis von Ursache und Wirkung, bleiben den meisten unbekannt. Ähnlich, wenn auch weniger kompliziert, ist es bei der Bekleidungsmode. Gesprächsgegenstand beim Käufer ist vor allem die Wirkung auf das Auge. Danach werden Hüte, Kleider, Mäntel, Schuhe usw. mit •den außerordentlich relativen Prädikaten „modisch, schick, sportlich, unmodern, unvorteilhaft" usw. bedacht, wobei natürlich Zuschnitt, Farbe und Dessins eine wesentliche Rolle spielen. Es geht ja auch nicht um eine wissenschaftliche Klassifizierung. Ein Gedanke, der der Beurteilung und Auswahl von Kleidungsstücken zu Grunde liegt, nämlich die Wirkung auf andere, besonders auf das andere Geschlecht, kann hier unberücksichtigt bleiben, weil er selten sprachlichen Ausdruck findet, «s sei denn im Slang naiver Jugendlicher („Er steht auf Mini" u. ä.). Sicher spielt auch die Qualität des Materials, aus dem das Bekleidungsstück gefertigt ist, eine Rolle bei seiner Beurteilung. Sie wird allerdings in immer stärkerem Maße durch künstlich geschaffene, assoziationsauslösende Benennungen ausgewiesen. So stehen „Dederon, Nylon, Nyltest, Präsent 20, Grisuten" u. a. für „pflegeleicht, knitterarm, strapazierfähig" usw. Was sich allerdings hinter alledem an industriellen und handwerklichen, also an Fragen der Produktion verbirgt, das ist fast nur bei Strickwaren u. ä. in breiteren Kreisen bekannt. Wer von den Konsumenten weiß über die Herstellung synthetischer Stoffe mehr, als er im Chemieunterricht gelernt hat? Wer kennt die Verarbeitungsprobleme, die sich beim Übergang von Natur- zu Kunststoffen ergeben ? Wer durchschaut den Entstehungsgang eines Anzuges, eines Kostüms

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oder eines Kleides vom ersten Entwurf der Modezeichnerin über die Modenschau und Submission bis hin zur individuellen oder serienmäßigen Fertigung, ganz zu schweigen von der Kalkulation, der Bedarfsforschung und dem Absatz durch den Handel ? Wer von den Käufern interessiert sich überhaupt für diese Fragen ? Der Fachmann muß es tun, und er bedarf dazu seiner Fachsprache. Ähnlich steht es um fast alle Bereiche der Konsumgüterherstellung. Was wir eben am Bekleidungsstück gezeigt haben, das könnten wir ebensogut am Auto, am Kühlschrank, am Fernsehgerät, am Staubsauger, an der Waschmaschine, am Radiogerät, am elektrischen Rasierapparat, aber auch bis zu einem gewissen Grade an der Wurst, am Käse, an der Schokolade, an der Fischkonserve, am Bier, Branntwein oder Wein demonstrieren. Der Konsument kommt mit all diesen Dingen als Ge- oder Verbrauchsgegenständen in Berührung, sie spielen in seinem Leben eine Rolle, also muß er auch über sie sprechen, sei es, um sie zu kaufen, sei es, um sie reparieren zu lassen, sei es, um sich mit anderen über sie und ihre Qualitäten zu unterhalten, sei es auch, um sein Interesse dafür erkennen zu lassen. Die Sprache, die in solchen Situationen verwendet wird, ist vereinzelt als „Verkäufersprache"1 bezeichnet worden. Je nach dem Standpunkt hätte man auch „Käufersprache" sagen können. Beide Lösungen sind nicht glücklich. Wir kehren später, im Zusammenhang mit der vertikalen Stratifikation der Fachsprachen, zu dieser Frage zurück. Nicht nur der Fachmann, sondern auch der Laie sprechen also über und von Foul, Doppellutz, Leberhaken, Schulterwurf, Cross, Hoffnungslauf, k. o., Sprunghöhe, Freistil, Muskelriß, Meniskusverletzung, schmettern, blocken, dribbeln, sprinten; Passennaht, Kellerfalten, Blenden, Hänger, Jumperkleid, Zackenlitze, Reverskragen, Malimo; Zündspule, Thermostat, Raster, Röhre, Scherblattrahmen; Salami, Roquefort, Edelbitter, Gold-Mix, Steinhäger oder Riesling. Beide meinen dieselbe Sache oder denselben Vorgang, beide benützen dafür dieselben Benennungen (Wörter), und doch erfassen, denken, begreifen sie sie unterschiedlich, d. h., die Abbilder in ihrem Bewußtsein sind nicht identisch. Daraus läßt sich auch die Schlußfolgerung ziehen, daß der Laie zwar Elemente der Fachsprache, aber nicht die Fachsprache gebraucht. An diese Feststellung werden wir uns zu erinnern haben, 1

H. Ischreyt, Studien zum Verhältnis von Sprache und Technik, Düsseldorf 1965, S. 39.

3 Fachsprache

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wenn von den Wechselbeziehungen zwischen den Fachsprachen und den anderen Subsprachen die Rede sein wird. Noch deutlicher wird uns der Unterschied zwischen fachlicher und nichtfachlicher Verwendung bestimmter Elemente der Fachsprachen, wenn wir uns klarmachen, daß bisher nur von einzelnen Wörtern die Rede war, die für einzelne Dinge oder Begriffe (Denotate) stehen. Sobald diese Einzelelemente in den für die Kommunikation notwendigen Zusammenhang in Satz und Aussage gebracht werden, springt der Unterschied direkt ins Auge: Fachsprachliche Sätze enthalten Aussagen über wesentliche Eigenschaften bestimmter Gegenstände des Faches, meist über ihre Beschaffenheit und ihr Funktionieren, bei künstlich erzeugten Produkten über ihre Herstellung, Verwendung und Unterhaltung; fachsprachliche Aussagen besitzen einen hohen Grad von Objektivität und Allgemeingültigkeit und berücksichtigen (gesetzmäßige) Zusammenhänge. Nichtfachsprachliche Sätze als materielle Form der Aussage nehmen, sofern von Gegenständen eines bestimmten Fachgebietes die Rede ist, vor allem Stellung zu deren äußerer Beschaffenheit oder Wirkung; sie betrachten diese unabhängig von der fachlichen Systematik in einem ganz anderen Zusammenhang, nämlich dem der individuellen Nutzung; die nichtfachsprachliche Aussage ist deshalb oft stark subjektiv gefärbt und nur selten allgemeingültig. Wir bleiben also dabei, daß es sich im letzten Fall nicht um Fachsprache handelt. Für unsere ursprüngliche Fragestellung nach dem Umfang der Kommunikation ist das aber nur von geringer Bedeutung. Fest steht, daß der wissenschaftliche, technische und allgemeine kulturelle Fortschritt gerade in Gestalt des nichtfachlichen Gesprächs über Gegenstände der verschiedensten Fachgebiete zu einem großen Zuwachs im Hinblick auf den Umfang der sprachlichen Kommunikation führt. Noch eine Bemerkung zu diesem P u n k t : Es wäre irrig anzunehmen, daß der enge Zusammenhang zwischen Arbeit und Sprache, zwischen Entwicklung der Produktionsverhältnisse einerseits und Entwicklung der sprachlichen Kommunikation anderseits seinen Ausdruck in einem zeitlichen Parallelismus oder einer Art Simultanität fände. Das ist aus verschiedenen Gründen gar nicht möglich. Schwere körperliche und auch angestrengte geistige Arbeit, sofern damit nicht bereits die sprachliche Formulierung neuer Erkenntnisse gemeint ist, verbieten meistens jegliche explizite sprachliche Betätigung. Bei der Arbeit in der materiellen Produktion, auch wenn sie von einem Kollektiv ausgeführt wird, verhindern möglicherweise Lärm oder Arbeitsrhythmus bzw. -tempo eine

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Unterhaltung. Geistige Arbeit wird in den entscheidenden Phasen meist durch individuelle Denktätigkeit bei äußerster innerer Konzentration geleistet, so daß auch hier kein Raum für sprachliche Aktivitäten ist. Allerdings kennt die geistige Arbeit auch andere, kollektive Formen, bei denen eine Gruppe von Menschen im Gespräch neue Erkenntnisse gewinnt. I m allgemeinen erfolgt die sprachliche Fixierung der Erfahrungen und Ergebnisse jedoch bei den meisten Formen der Arbeit im nachhinein. Das neue sprachliche Zeichen entsteht selten gleichzeitig mit dem Abbild oder dem Begriff im Bewußtsein. Untersuchungen zur Terminologie haben das nachdrücklich bestätigt. J e komplizierter die zu benennende Erscheinung, desto länger dauert der Entstehungs- und Einbürgerungsprozeß des sprachlichen Zeichens. Bisher haben wir der Einfachheit halber so getan, als vollzöge sich die sprachliche Kommunikation und ihre ständige Erweiterung nur im Rahmen der einzelnen Sprachen, als einsprachige Kommunikation also. Sofern sie sich zu National- oder Staatssprachen entwickelt haben, wären ihr damit auch ethnische und geographische Grenzen gezogen. Das trifft natürlich nicht oder nur bedingt zu. Sicher waren der Verkehr und damit die sprachlichen K o n t a k t e zwischen den Völkern in den Frühzeiten der Menschheit spärlich, vor allem bei großer räumlicher Trennung. Aber auch die Geschichte der internationalen Beziehungen ist gekennzeichnet durch ein ständiges Wachstum der sprachlichen Kommunikation. Handel, Politik, friedliche Migration und Kriegszüge mögen am Anfang gestanden haben. Daraus ergibt sich für die Sprachwissenschaft eine vielschichtige Problematik — die Untersuchung der sogenannten sprachlichen K o n t a k t e d i e hier übergangen werden muß, weil uns z. B. nicht die Wechselwirkungen zwischen den Sprachen der Eroberer und der Unterworfenen, der Ureinwohner und der Zugewanderten oder ähnliche sprachhistorische Phänomene interessieren. Wir nehmen auch nur beiläufig zur Kenntnis, daß oft eine ganz bestimmte Sprache als Mittler zwischen den Völkern diente, etwa das Lateinische, das Französische, das Englische, und daß 1

3*

Ju. D. Deseriev, Zakonomernosti razvitija i vzaimodejstvija jazykov v sovetskom obsöestve, Moskva 1966; C. A. Ferguson, Diglossia. Word 2/1959; A. D . Svejcer, Nekotorye aktual'nye problemy sociolingvistiki. Inostrannye Jazyki v Skole 3/1969; U. Weinreich, Languages in Contact, New York 1953; V. Ju. Rozenevejg, Teorija perevoda i teorija jazykovych kontaktov, Moskva 1961; V. Ju. Rozencvejg, „Vlijanie" ili „mechanizm kontaktov" ? Problemy jazykoznanija, Moskva 1967.

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sich mit ihrer Hilfe in erster Linie die herrschenden Klassen verständigten. Für uns steht die mehrsprachige Kommunikation bei der Lösung fachlicher Aufgaben im Vordergrund der Betrachtung und damit auch die Notwendigkeit für den Fachmann, sich fremde Sprachen anzueignen, um sich über sein spezielles Anliegen verständigen zu können. Beginnen wir wieder mit der materiellen Produktion, so können wir für das Handwerk feststellen, daß es bei den internationalen Kontakten sprachlich eine weit geringere Rolle gespielt hat als etwa bei der Entstehung nationaler Fachsprachen. Die erste, mehr indirekte Berührung erfolgte über Schenkung, Tausch und Handel. Dabei ging es weniger um Fragen der handwerklichen Fertigung, sondern in erster Linie um den Wert des Produkts, in dem auch die künstlerische oder handwerkliche Meisterschaft vergegenständlicht war, vielleicht auch um seinen exotischen Reiz. Ein direkter, auch sprachlicher Kontakt ergab sich später dadurch, daß bestimmte Herrscher sich Handwerker aus fremden Ländern in ihre Werkstätten holten, um sie an Ort und Stelle für sich arbeiten und einheimische Handwerker anlernen zu lassen. Ähnliches geschah mit Künstlern, vor allem Architekten, Baumeistern und Malern. Das Gegenstück, daß ein Herrscher auszog, um in einem anderen Land ein Handwerk zu erlernen, ist wohl nur von Peter I. bekannt. Auf einer späteren Stufe wanderten dann Handwerker, besonders Handwerksburschen, in ihrer Lehrzeit von Land zu Land und von Meister zu Meister, um ihren Blick zu weiten und ihre Fertigkeiten zu vervollkommnen. Bei alledem spielte die sprachliche Verständigung nur eine untergeordnete Rolle, galt es doch vor allem zu schauen und nachzuvollziehen. So ist uns aus jener Zeit und aus dieser beruflichen Tätigkeit fast nur eine Art sprachlicher Zeugnisse überliefert: die sogenannten Lehnwörter i. Die Fälle, in denen die Wanderlustigen im anderen Lande seßhaft wurden, haben mit unserer Fragestellung nichts zu tun. Einen internationalen Austausch gab es schon sehr früh, eigentlich seit der Gründung der ersten Universitäten, auf wissenschaftlichem Gebiet. Daß Studenten damals in dem Land, an der Universität und bei dem Professor wenigstens ein paar Semester studierten, wo ihre Wissenschaft in höchster Blüte stand, war ein weitverbreiteter Brauch. Der Universitätswechsel sowohl innerhalb des eigenen Landes 1

S. Kohls, Deutsche Lehnwörter im Russischen, Leipzig 1962 (Diss.).

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als auch von Land zu Land entsprang zuweilen auch dem Wunsch, verschiedene Lehrmeinungen kennenzulernen, manchmal auch der reinen Wanderlust. Auch die Berufung von Gelehrten ins Ausland ist eine relativ frühe Erscheinung. Sprachliche Probleme gab es in beiden Fällen nicht, solange das Latein die Sprache der Wissenschaft an den europäischen Universitäten — in Bologna, Prag oder Leipzig — war. E s kann allerdings kein Zweifel darüber bestehen, daß viele der Gelehrten und Studenten sich auch die Landessprache bis zu einem gewissen Grade aneigneten, allerdings wohl kaum f ü r fachliche Zwecke. Mit der Anerkennung der Nationalsprachen als Kommunikationsmittel der Wissenschaft waren die Studenten gezwungen, sich neben dem Lateinischen, das wegen der darin abgefaßten Literatur noch lange unentbehrlich blieb, auch moderne Fremdsprachen anzueignen, wollten sie in einem anderen Land studieren oder fremdsprachige Publikationen lesen. Dasselbe galt f ü r die Gelehrten mit dem Zusatz, daß sie sieh auf Vorträge und Veröffentlichungen in der fremden Sprache einrichten mußten. Zum Teil trugen bereits Gymnasien und andere höhere Bildungseinrichtungen dieser Entwicklung durch die Erweiterung des neusprachlichen Unterrichts Rechnung. Dabei konzentrierten sich die Anstrengungen auf das Französische, Englische und Deutsche. Allerdings brachten aufkommender Nationalismus und Rivalitäten — auch Kriege — zwischen den europäischen Großmächten eine rückläufige Tendenz in die internationalen akademischen Beziehungen. Es gingen vor allem Angehörige der Nationen zum Studium ins Ausland, die im eigenen Land keine Gelegenheit dazu hatten. I n der Epoche des Kapitalismus lassen sich, was die internationalen Kontakte betrifft, zwei Hauptetappen erkennen, die sich auch auf die sprachliche Kommunikation auswirken. I n der ersten dominierten die Beziehungen zur Beschaffung von Rohstoffen und Fertigprodukten, die im eigenen Lande gar nicht oder nicht in genügendem Maße vorhanden waren, und umgekehrt zum Absatz eigener Rohstoffe und Erzeugnisse, vor allem der Industrieproduktion. Der Aufenthalt an ausländischen Produktionsstätten und Bildungseinrichtungen — die allgemeinbildenden ausgenommen — diente dazu, Einblick in die modernsten Produktionsverfahren zu gewinnen und sich die neuesten Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung anzueignen, um die eigene Konkurrenzfähigkeit aufrechtzuerhalten bzw. zu steigern und dadurch möglichst hohen Profit zu erzielen. Daß daneben im Ausland auch andere Studienfächer belegt wurden, ist zum Teil eine Folge der Kultur-

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und Bildungspolitik der kapitalistischen Staaten, zum Teil individuelle, interessenbestimmte Entscheidung einzelner Angehöriger der herrschenden Klasse, die über die nötigen finanziellen Mittel verfügten. I n dieser ersten Etappe liegen auch die Anfänge größerer internationaler wissenschaftlicher Konferenzen und Kongresse. Zeitlich befristete Berufungen von Gelehrten ins Ausland werden häufiger und wegen der oft verlockenden finanziellen Angebote gern angenommen. So mancher Wissenschaftler und Ingenieur geht ganz aus der Heimat weg, weil ihm dort die entsprechenden Arbeitsbedingungen bzw. Entwicklungsmöglichkeiten fehlen oder ihn die besseren Verdienstmöglichkeiten und Lebensbedingungen im anderen Lande anziehen. Ein anderer Kreis von Wissenschaftlern, der uns besonders am Herzen liegt, mußte wegen politischer Überzeugungen und Aktivitäten, die gegen die herrschende Gesellschaftsordnung gerichtet waren, emigrieren oder wurde des Landes verwiesen. Männer wie Marx, Engels und Lenin setzten ihre wissenschaftliche Arbeit dort zum Wohle der Menschheit und unter Verzicht auf persönlichen Gewinn unter den schwierigsten Bedingungen fort. I n all diesen Fällen war die gründliche Aneignung der sogenannten Weltsprachen, an deren Spitze nun das Englische gerückt war — das Französische und das Deutsche folgten je nach Fachrichtung erst auf dem zweiten Platz — eine wichtige Voraussetzung nicht nur f ü r das Leben im Ausland, sondern vor allem für den Erfolg der fachlichen Bemühungen. Darüber hinaus war das rasche Wachstum der Publikationstätigkeit ein zwingender Grund zur regelmäßigen Lektüre fremdsprachiger Bücher, Fachzeitschriften, Prospekte usw. Mögen auch einige Formen internationaler sprachlicher Kontakte, wie z. B. die Handelskorrespondenz, der Briefwechsel zwischen Wissenschaftlern und Ingenieuren u. a., unerwähnt geblieben und nicht alle ihre Ursachen und Triebkräfte aufgedeckt worden sein; zum Ausdruck kommen sollte, daß die Entwicklung des Kapitalismus in dieser ersten Etappe zu einem beträchtlichen Aufschwung und zur Erweiterung der internationalen sprachlichen, besonders auch der fachsprachlichen Kommunikation führte. Träger und zugleich Nutznießer dieser E n t wicklung sind in erster Linie die Besitzenden, die herrschende Klasse der Bourgeoisie, die in einigen Ländern immer noch zahlreichen Großgrundbesitzer und zum Teil auch der „aufstrebende" Mittelstand, dessen Söhne oft die treuesten Diener der kapitalistischen Wirtschaft und des kapitalistischen Staates waren und sind.

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Die zweite Etappe, die Etappe des Imperialismus und des staatsmonopolistischen Kapitalismus, bringt zunächst durch Kriege und andere Gegensätze zwischen den imperialistischen Staaten, bei denen auch nationalistische Motive die Haltung zum Erlernen von Fremdsprachen negativ beeinflussen, für die aktive internationale Kommunikation eine gewisse Stagnation mit sich. Um so intensiver wird die Auswertung fremdsprachiger Fachliteratur betrieben, wobei der „militärisch-industrielle Komplex" stärker ins Blickfeld rückt, der fast alle wichtigen Industriezweige umfaßt. Zwischen den beiden Weltkriegen hat Deutschland eine Sonderstellung in der internationalen Kommunikation eingenommen. Eigentlich hat sich in dieser Hinsicht nur in der Weimarer Republik eine gewisse Entspannung und eine Wiederbelebung der aktiven Kontakte ergeben. In der Zeit des Faschismus blieben die Beziehungen — besonders zu den Siegermächten, den Weltmächten USA, England und Frankreich, und natürlich auch zur Sowjetunion — kühl und auf einen kleinen Personenkreis beschränkt. Da ein wesentlicher Teil der Produktion in den Dienst der Kriegsvorbereitung gestellt wurde, kam es zu keiner wesentlichen Belebung der internationalen Beziehungen in Wissenschaft und Technik. So dominierte jahrzehntelang die einseitig gerichtete sprachliche Kommunikation, die Auswertung der fremdsprachigen Fachliteratur. Und auch diese erfuhr noch eine starke Beschränkung dadurch, daß viele große Wissenschaftler Juden waren. Ihre Arbeiten durften von der breiten Öffentlichkeit gar nicht, von Spezialisten nur mit besonderer Genehmigung gelesen werden. So manövrierte der Faschismus Deutschland weitgehend aus der internationalen Kommunikation heraus in die Isolierung, während die Entwicklung in den anderen großen kapitalistischen Ländern normal, d. h. im oben geschilderten Sinne weiter verlief. Durch den zweiten Weltkrieg wurde sie sogar beschleunigt: Es kam auf einigen Gebieten zu einer sehr engen Zusammenarbeit zwischen den Ländern der Anti-Hitler-Koalition. Eine Sonderstellung — allerdings ganz anderer Art — nahm in der internationalen Kommunikation auch die Sowjetunion als erster sozialistischer Staat ein. Das alte zaristische Rußland hatte sich jahrhundertelang in sich selbst verschlossen, bis Peter I. das Tor nach Westeuropa aufstieß und Katharina II. fremde Handwerker und Siedler ins Land rief. Nur wenige Russen lernten oder studierten im Ausland; eines der viel zitierten Beispiele dafür gab M. V. Lomonosov. Aber auch nach der näheren Bekanntschaft mit Westeuropa in den Jahren 1812/13

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blieben die Kontakte spärlich, selbst wenn man an die Errichtung von Betrieben durch ausländische Firmen und Gesellschaften denkt; sie waren nichts als ertragreiche Kapitalinvestitionen, auf Profit gerichtet und nicht auf den Fortschritt Rußlands. Von ihrer Politik her auf den proletarischen Internationalismus orientiert, angewiesen auf einen schnellen Aufbau der vom Zarismus vernachlässigten und durch den ersten Weltkrieg zerrütteten Wirtschaft durch Elektrifizierung, Industriealisierung, Erschließung der Bodenschätze, Ausbau der Verkehrswege usw., bestrebt, die Basis für eine völlig neue, von Ausbeutung und Unterdrückung freie Gesellschaftsordnung und ein menschenwürdiges Leben als Vorbild für die Zukunft der ganzen Menschheit zu schaffen, suchte die junge Sowjetmacht Verbindungen. Kommunikative Kontakte entstanden zuerst mit Funktionären und Mitgliedern der kommunistischen und Arbeiterparteien anderer Länder, mit Facharbeitern und Ingenieuren, die kamen, um beim Aufbau des Sozialismus mitzuwirken, im Laufe der folgenden Jahre auch mit Emigranten, vor allem aus den faschistischen Staaten. Aber für die volle Entfaltung der internationalen Beziehungen und mit ihnen die Ausweitung der Kommunikation über die Grenzen der Sowjetunion hinaus gab es noch lange Zeit Schwierigkeiten. Zwar hatten die mächtigsten kapitalistischen Staaten mit Ausnahme der USA die Sowjetunion 1924 anerkannt und eine ganze Reihe von Verträgen mit ihr abgeschlossen, zwar arbeitete die UdSSR in einer Reihe wichtiger internationaler Gremien mit und nahm an multilateralen Konferenzen und Verhandlungen teil, zwar kam es zum Abschluß von Verträgen auch mit kleineren Ländern, aber all diese Beziehungen litten unter dem ständigen Tauziehen zwischen den am Handel mit der UdSSR als Absatzmarkt interessierten kapitalistischen Kreisen und den antisowjetischen Kräften. Typisch für diese ganze Situation sind die Haltung der USA gegenüber der Sowjetunion bis zum Beginn der 30er Jahre und solche Ereignisse wie der Abbruch der diplomatischen Beziehungen und die einseitige Aufkündigung des Handelsvertrages durch Großbritannien im Jahre 1927, gar nicht zu sprechen von den Schwankungen in den deutsch-sowjetischen Beziehungen. Trotz all dieser Schwierigkeiten, trotz aller Bemühungen reaktionärer und faschistischer Kräfte, die UdSSR zu isolieren, gewann der erste Staat der Arbeiter und Bauern mehr und mehr an Autorität und wurde in zunehmendem Maße in die internationale Kommunikation einbezogen, nicht zuletzt auch durch den Druck der Volksmassen und anderer

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fortschrittlicher Kräfte in den kapitalistischen Ländern auf ihre Regierungen und schließlich durch den gemeinsamen Kampf gegen da» faschistische Deutschland und seine Verbündeten im zweiten Weltkrieg. Die politischen und ökonomischen Beziehungen der Sowjetunion zu den übrigen Ländern der Welt wurden in der zweiten Hälfte der zwanziger und in den dreißiger Jahren durch wissenschaftliche und kulturelle ergänzt. Der gewaltige Aufschwung im Bildungswesen der UdSSR führte zu einem großen Informationsbedürfnis, das zum Teil durch die Auswertung fremdsprachiger Fachliteratur und durch Studienreisen befriedigt wurde. Anderseits fanden die Errungenschaften der sowjetischen Ökonomie, Wissenschaft und Technik breites Interesse in der übrigen Welt. Während sich jedoch die sowjetischen Wissenschaftler und Techniker schon sehr früh darum bemühten, die englische, deutsche oder französische Sprache zu erlernen, um ihre Fachliteratur im Original lesen zu können, begann eine breitere Beschäftigung mit dem Russischen in den Ländern des Westens erst wesentlich später, so daß die Übersetzung lange Zeit als Hauptinformationsquelle über die Errungenschaften der UdSSR diente. Eine völlig neue Situation ergab sich für die internationale Kommunikation nach dem zweiten Weltkrieg. Eines der in diesem Zusammenhang entscheidenden Ereignisse war — im Gefolge der allgemeinen Wiederbelebung der politischen, ökonomischen, kulturellen, technischen und wissenschaftlichen Beziehungen zwischen den Staaten und Völkern — die Gründung der UNO (26. 6. 1945) und ihrer Unterorganisationen UNESCO, WHO usw., deren Ziele vor allem in der Wahrung des Friedens, der Lösung internationaler Streitigkeiten, der Herbeiführung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den einzelnen Staaten und der Förderung der internationalen Zusammenarbeit bestanden. Ihre Arbeit wurde allerdings durch die Gegensätze zwischen Kapitalismus und Sozialismus, insbesondere durch die friedensfeindliche imperialistische Politik der USA, stark behindert. Das wichtigste historische Ergebnis des zweiten Weltkrieges war deshalb, abgesehen von der Zerschlagung des Faschismus, die Entstehung einer Gemeinschaft sozialistischer Länder, zwischen denen sich völlig neue Beziehungen entwickelten, die auf den Prinzipien der souveränen Gleichheit, der gegenseitigen Achtung, des gegenseitigen Vorteils und der kameradschaftlichen Hilfe beruhen. Alle bilateralen und multilateralen Abkommen dienen einem gemeinsamen Ziel: dem Aufbau des Sozialismus und Kommunismus, der höchsten Form der mensch-

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Rolle und Problematik der Fachsprachen

liehen Gesellschaft. Zur Verwirklichung dieser Pläne wurde 1949 der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) gegründet, dem die Mehrzahl der sozialistischen Staaten angehört. In seinem 1959 auf der XII. Tagung verabschiedeten Statut sind folgende Ziele fixiert: „durch Vereinigung und Koordinierung der Bemühungen der Mitgliedsländer zur planmäßigen Entwicklung der Volkswirtschaft, zur Beschleunigung des wirtschaftlichen und technischen Fortschritts, zur Hebung des Standes der Industrialisierung in den Ländern mit einer weniger entwickelten Industrie, zur ununterbrochenen Steigerung der Arbeitsproduktivität und ständigen Hebung des Wohlstandes der Völker der Mitgliedsländer beizutragen"!. Die Länder des RGW arbeiten aber auch in anderer Hinsicht eng zusammen, z. B. auf dem Gebiet von Kultur und Bildung. Vor allem aber sichern sie ihr Aufbauwerk durch die militärische Zusammenarbeit im Rahmen des Warschauer Vertrages. Das Verhältnis gegenüber den kapitalistischen Ländern wird vom Grundsatz der friedlichen Koexistenz bestimmt. Bei der Zusammenarbeit im RGW geht es also um eine kontinuierliche Kooperation, Koordinierung und Abstimmung im Sinne einer — wie es der XXIV. Parteitag der KPdSU und der VIII. Parteitag der SED formuliert haben — ständig zunehmenden Integration. Daß damit auch wichtige Fragen der sprachlichen Kommunikation zusammenhängen, liegt auf der Hand. Je mehr Partner an ihr teilnehmen, desto stärker wird die Notwendigkeit, eine bestimmte Sprache zur Hauptsprache zu erheben, um die Arbeit in den Kooperationsgremien rationell und effektiv zu gestalten. Daß diese Hauptsprache in den Beziehungen zwischen den sozialistischen Ländern das Russische ist, entspricht der führenden Rolle der Sowjetunion innerhalb des sozialistischen Lagers und der KPdSU als Avantgarde der kommunistischen und Arbeiterparteien. Darin spiegelt sich aber auch die Bedeutung der UdSSR in ökonomischer und kultureller Beziehung, ihr gewaltiges wissenschaftliches und technisches Potential wider. Im Mittelpunkt der Arbeit des RGW steht die Lösung von Aufgaben, die wegen der zunehmenden Spezialisierung von Produktion, Wissenschaft und Technik meistens in ein bestimmtes Fachgebiet fallen. Das wird schon an den Namen der ständigen Kommissionen sichtbar, unter denen wir beispielsweise die folgenden finden: Kohle, Erdöl und Gas, Elektroenergie, Nutzung der Atomenergie für friedliche Zwecke, 1

Wörterbuch der Ökonomie des Sozialismus, Berlin 1969, S. 678.

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Schwarzmetallurgie, Buntmetallurgie, Chemie, Maschinenbau, Bauwesen, Transportwesen, Leichtindustrie, Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft, Radiotechnik und elektronische Industrie, Geologie. Was in diesen Kommissionen oder auch in den Stäben des Warschauer Vertrages gesprochen, was von ihnen an schriftlichen Dokumenten herausgegeben wird, was sich daraus im Zusammenhang mit der Realisierung -an sprachlichen Aktivitäten ergibt, ist Fachsprache. Aber auch die ständige Kommission für Standardisierung hat — besonders im Zusammenhang mit der Sach- und Sprachnormung — Aufgaben, die in •das Gebiet der angewandten Sprachwissenschaft fallen. Und nicht an letzter Stelle ist das Problem der Information zu nennen. Unter diesen Bedingungen treten im Leben und in der täglichen Arbeit von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Ökonomen, Lehrern, Meistern, Technikern, Arbeitern, Genossenschaftsbauern, Angestellten und vielen anderen, in den wissenschaftlichen Einrichtungen und in der gesellschaftlichen Praxis neue Momente hervor: die kontinuierliche Auswertung von wissenschaftlichen Publikationen und Arbeitsdokumenten im Original, die Mitarbeit in internationalen Gremien, For•schungs- und Entwicklungseinrichtungen, die Teilnahme an internationalen Tagungen und Konferenzen, gemeinsame Veröffentlichungen, Studien- und Vortragsreisen, die gemeinsame Erschließung und Nutzung von Bodenschätzen, die Projektierung und Ausführung großer Industriebauten, die Anlage von Verkehrswegen und Pipelines, •die Unterhaltung des Energieverbundnetzes, bis hin zur kollektiven Arbeit in ein und demselben Betrieb, an ein und derselben Maschine. Von großer Bedeutung I s t in diesem Zusammenhang auch die zunehmende Ausbildung von Spezialisten der verschiedensten Fachricht u n g e n an den Universitäten, Hoch- und Fachschulen anderer Länder, besonders der Sowjetunion. Bei alledem entstehen über das Fachliche hinaus persönliche freundschaftliche Bindungen. Man könnte einwenden, das meiste von alledem habe es auch schon in •den Zeiten des Kapitalismus gegeben und gebe es auch heute in und zwischen den kapitalistischen Ländern. Wer das behauptet, übersieht jedoch einige wesentliche Aspekte: 1. Im Kapitalismus gibt es die genannten Formen der Zusammenarbeit, vor allem der gleichberechtigten, nur für einen beschränkten Kreis von Personen, der zum größeren Teil der herrschenden Minderheit oder den -von ihr korrumpierten Teilen anderer sozialer Schichten angehört. Daibei gibt es a u c h hier noch deutliche Unterschiede in der Stellung der

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Angehörigen mächtiger Konzerne, der Bürger großer Industriestaaten einerseits und Mitarbeitern kleinerer Unternehmen oder Vertretern weniger bedeutender Länder anderseits. I n den sozialistischen Ländern haben alle Bürger grundsätzlich die Chance, an der internationalen Zusammenarbeit teilzunehmen, vor allem durch die Ausbildung, die sie — auch in sprachlicher Hinsicht — bereits von der Schule an genießen. Die Realisierung dieser Chance hängt in erster Linie von der Bedeutung ab, die das Arbeitskollektiv und mit ihm der einzelne f ü r die internationale Zusammenarbeit hat. 2. Der Einsatz von Fachkräften in einem anderen sozialistischen Land erfolgt geplant und im gegenseitigen Interesse. Er ist meistens an die Ausführung eines bestimmten Projektes gebunden, für die das entsendende Land den Auftrag erhalten hat. Dabei sind alle sozialen Fragen, die den Betreffenden und seine Familie angehen, geregelt. Arbeiten Bürger in einem Betrieb eines anderen sozialistischen Landes, so erhalten sie den gleichen Lohn für gleiche Leistungen, Frauen wie Männer. I n den kapitalistischen Ländern sind nach wie vor Bürger wenig entwickelter Staaten gezwungen, ihre Arbeitskraft im Ausland zu verkaufen. Der Preis, den sie dafür erhalten, hängt von Angebot und Nachfrage ab. Dabei drücken sie als eine Art künstliche industrielle Reservearmee die Löhne der einheimischen Arbeitskräfte oder werden fast ausnahmslos schlechter bezahlt als diese; besonders gilt das f ü r Frauen und Mädchen. Auch müssen sie oft ihr Geld in Berufen verdienen, die wegen ihres geringen sozialen Ansehens von Einheimischen kaum noch ausgeübt werden. Eine staatliche soziale Sicherung gibt es in den wenigsten Fällen. Die Masse der ausländischen Arbeitskräfte wird von der einheimischen Bevölkerung nicht als ihresgleichen angesehen und behandelt. Aus alledem ergibt sich unter anderem das sogenannte „Fremdarbeiterproblem". 3. I m Kapitalismus dient die internationale Zusammenarbeit ebenso wie die Produktion im eigenen Lande der Erzielung des Maximalprofits für die Herren der Monopole. Für die Werktätigen fallen höchstens die Brosamen ab, obwohl sie es sind, die die Werte auch für die Auslandsgeschäfte schaffen. Die sozialistische Integration kommt allen Bürgern der daran beteiligten Länder direkt oder indirekt zugute. 4. Besonders in den Ländern, die sich von der kolonialen Unterdrükkung befreit haben, suchen die kapitalistischen Staaten Möglichkeiten für Kapitalexport, Investitionen u. a., um deren wirtschaftliche Abhängigkeit zu verlängern und höhere Profitraten zu erzielen. Ihre „Ent-

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wicklungshelfer" und anderen Fachleute stellen sich sozial und zum Teil auch vom Rassenstandpunkt aus über die Landesbevölkerung. Fachliche und — sofern vorhanden — außerfachliche Kontakte dienen dazu, die Entwicklungsländer vom nichtkapitalistischen Weg abzuhalten oder abzubringen oder gar in eine stärkere Abhängigkeit zurückzuversetzen. Die sozialistischen Staaten dagegen gewähren diesen Ländern uneigennützige Hilfe — zuweilen unter Vernachlässigung der eigenen wirtschaftlichen Interessen. Die von ihnen entsandten Fachleute treten den Einwohnern des Landes als Ebenbürtigen gegenüber und unterstützen sie bei ihrer Qualifizierung, die von den Kolonialmächten bewußt gehemmt wurde. 5. Noch ein Aspekt sei erwähnt: Ein Auslandsstudium — vor allem in der UdSSR — absolvieren in den sozialistischen Ländern in erster Linie hochbefähigte Arbeiter- und Bauernkinder sowie Kinder der fortschrittlichen Intelligenz. Der Prozentsatz von Angehörigen der Arbeiterklasse, die in den kapitalistischen Staaten in den Genuß eines Auslandsstudiums kommen, ist nicht der Rede wert. Hier herrschen noch die alten Bildungsprivilegien. Wir lassen es bei diesen fünf Punkten bewenden, da wir nur gewisse allgemeine Grundlagen für unsere späteren linguistischen Untersuchungen schaffen wollen und keine spezielle Arbeit über internationale Beziehungen schreiben. Es genügt deshalb auch ein kurzer Hinweis darauf, daß auch die kapitalistischen Staaten nach dem zweiten Weltkrieg eine Reihe von Organisationen und Institutionen geschaffen haben, die ihrer Zusammenarbeit und engeren Verflechtung dienen sollen: die EWG, die EFTA, den Europarat, Euratom, gar nicht zu sprechen von den schwer überschaubaren industriellen Verflechtungen der großen Konzerne und den gemeinsamen Gremien, in denen auch die USA vertreten sind, das alles flankiert von der NATO als Speerspitze gegen die UdSSR und das ganze sozialistische Lager, aber auch gegen die antiimperialistische Befreiungsbewegung. Die fünf erwähnten Hauptunterschiede in den internationalen Aktivitäten der sozialistischen und der kapitalistischen Länder gelten natürlich auch für deren Institutionen, also z. B. für den RGW auf der einen und die EWG auf der anderen Seite. Ein Gesichtspunkt muß ihnen aber hier noch hinzugefügt werden: Während sich die Integration der sozialistischen Völkergemeinschaft in Übereinstimmung mit den für die historische Entwicklung der menschlichen Gesellschaft gültigen Gesetzen vollzieht, sind die verschiedenartigen Zusammen-

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schlüsse der kapitalistischen Staaten nichts weiter als Zwangsgemeinschaften, die die gegensätzlichen Interessen der kapitalistischen Mächte, der kleinen und großen kapitalistischen Staaten, nur mühsam überbrücken. Zustandegekommen sind sie im Grunde genommen nur, weil sich die herrschenden Kreise in drei Punkten weitgehend einig sind: 1. in ihrer Feindschaft gegen die Sowjetunion, die sozialistische Völkergemeinschaft und die nationale Befreiungsbewegung; 2. in der Auffassung, daß keines der kapitalistischen Länder allein mit seinen inneren ökonomischen und sozialen Widersprüchen fertigwerden kann, d. h. in der Illusion, die bestehende Gesellschaftsordnung durch den Zusammenschluß erhalten oder ihren Untergang zumindest hinausschieben zu können; 3. durch die Erkenntnis, daß rücksichtslose Auseinandersetzungen oder gar Kriege zwischen den kapitalistischen Ländern den Untergang des kapitalistischen Systems und den Übergang zum Sozialismus in der ganzen Welt nur beschleunigen können. Warum sind wir auf diese Unterschiede in einer Arbeit über fachsprachliche Kommunikation näher eingegangen? Es gibt dafür einen triftigen Grund: Ginge man an die von uns aufgeworfene Frage des Kommunikationszuwachses ohne Berücksichtigung der sozialökonomischen Zusammenhänge heran, so käme man lediglich zu der Schlußfolgerung, daß sowohl im Kapitalismus als auch im Sozialismus auf Grund der Erweiterung der internationalen Beziehungen und der Zusammenarbeit zwischen mehreren Ländern eine starke Belebung und Ausdehnung der sprachlichen Kommunikation erfolgt. Eine weitere Gemeinsamkeit wäre die Tatsache, daß sich diese Belebung und Ausdehnung vor allem auf fachsprachlichem Gebiet vollzieht. I m Vordergrund stünden dann wieder — hier wie da — die Fachsprachen der Technik und der Naturwissenschaften. Die Ursachen dafür wären auch klar: Sie lägen in der „modernen Industriegesellschaft", im wissenschaftlichtechnischen Fortschritt, der ja — der Meinung einiger Apologeten der kapitalistischen Gesellschaft zufolge — unabhängig von Kapitalismus und Sozialismus der Hauptwesenszug unserer Epoche ist. Folgen wir diesem Gedanken noch einen Schritt weiter, dann machen wir die fachsprachliche Forschung und Lehre zur Magd der Konvergenztheorie 1 . 1

L. Hoffmann, Angewandte Sprachwissenschaft, Fachsprachen und sprachliche Ebenen. Wissenschaftliche Zeitschrift der TU Dresden 20 (1971) H. 5, S. 1209f.

Mittel und Methoden der sprachlichen Kommunikation

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Die gleiche Benennung der Erscheinungen und die gleiche sprachliche Formulierung von Sachverhalten der objektiven Realität zeugt durchaus noch nicht davon, daß zwei Menschen diese Erscheinungen und Sachverhalte auch im gleichen Gesamtzusammenhang sehen, d. h., daß sie sie den gleichen großen Gesetzmäßigkeiten zuordnen, die in Natur und Gesellschaft walten. Das Erstaunliche ist ja gerade, wie die Klassiker des Marxismus-Leninismus schon mehrfach festgestellt haben, daß hier selbst eine Persönlichkeit gespalten sein kann, indem sie an naturwissenschaftliche Einzelphänomene und auch an Teilzusammenhänge durchaus materialistisch herangeht, im übrigen aber dem philosophischen Idealismus huldigt. Die Beobachtungen über die Ausweitung der fachsprachlichen Kommunikation im Zusammenhang mit dem wissenschaftlichen und technischen Denken führen uns zu der Überzeugung, daß das ständige Voranschreiten der menschlichen Erkenntnis immer weniger Raum für idealistische Vorstellungen läßt. Für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft zum Sozialismus und Kommunismus wird dieser Faktor allerdings erst stärker wirksam, wenn auch alle ihre Mitglieder, besonders die werktätigen Massen, in den Besitz der echten wissenschaftlichen Erkenntnisse gelangen. Das ist nicht durch das Eindringen fachsprachlicher Elemente in andere Sprachbereiche möglich, sondern nur durch ein Bildungswesen, wie es, die fachsprachliche Ausbildung eingeschlossen, bisher lediglich in sozialistischen Ländern existiert.

3. Die Mittel und Methoden der sprachlichen

Kommunikation

Wenden wir uns nun der dritten Frage, der Frage nach den Mitteln und Methoden der Kommunikation zu. Wie schon zwischen Inhalt und Umfang, so besteht auch zwischen den Mitteln und dem Umfang der Kommunikation ein enger Zusammenhang. Unter Mitteln der Kommunikation verstehen wir die Trägermedien der Sprache. Die ursprünglichste, aber auch heute noch in sehr vielen Situationen übliche Form der sprachlichen Kommunikation ist die m ü n d l i c h e . Träger sind dabei Luftschwingungen, die von den Artikulationsorganen des Menschen erzeugt und von seinen Hörorganen aufgenommen werden. Die Artikulationsorgane bringen unterschiedliche Laute hervor, die — einzeln oder meistens in Komplexen (Bündeln) — Kommunikationsinhalte übertragen. Die physiologischen und physikalischen

Mittel und Methoden der sprachlichen Kommunikation

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Die gleiche Benennung der Erscheinungen und die gleiche sprachliche Formulierung von Sachverhalten der objektiven Realität zeugt durchaus noch nicht davon, daß zwei Menschen diese Erscheinungen und Sachverhalte auch im gleichen Gesamtzusammenhang sehen, d. h., daß sie sie den gleichen großen Gesetzmäßigkeiten zuordnen, die in Natur und Gesellschaft walten. Das Erstaunliche ist ja gerade, wie die Klassiker des Marxismus-Leninismus schon mehrfach festgestellt haben, daß hier selbst eine Persönlichkeit gespalten sein kann, indem sie an naturwissenschaftliche Einzelphänomene und auch an Teilzusammenhänge durchaus materialistisch herangeht, im übrigen aber dem philosophischen Idealismus huldigt. Die Beobachtungen über die Ausweitung der fachsprachlichen Kommunikation im Zusammenhang mit dem wissenschaftlichen und technischen Denken führen uns zu der Überzeugung, daß das ständige Voranschreiten der menschlichen Erkenntnis immer weniger Raum für idealistische Vorstellungen läßt. Für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft zum Sozialismus und Kommunismus wird dieser Faktor allerdings erst stärker wirksam, wenn auch alle ihre Mitglieder, besonders die werktätigen Massen, in den Besitz der echten wissenschaftlichen Erkenntnisse gelangen. Das ist nicht durch das Eindringen fachsprachlicher Elemente in andere Sprachbereiche möglich, sondern nur durch ein Bildungswesen, wie es, die fachsprachliche Ausbildung eingeschlossen, bisher lediglich in sozialistischen Ländern existiert.

3. Die Mittel und Methoden der sprachlichen

Kommunikation

Wenden wir uns nun der dritten Frage, der Frage nach den Mitteln und Methoden der Kommunikation zu. Wie schon zwischen Inhalt und Umfang, so besteht auch zwischen den Mitteln und dem Umfang der Kommunikation ein enger Zusammenhang. Unter Mitteln der Kommunikation verstehen wir die Trägermedien der Sprache. Die ursprünglichste, aber auch heute noch in sehr vielen Situationen übliche Form der sprachlichen Kommunikation ist die m ü n d l i c h e . Träger sind dabei Luftschwingungen, die von den Artikulationsorganen des Menschen erzeugt und von seinen Hörorganen aufgenommen werden. Die Artikulationsorgane bringen unterschiedliche Laute hervor, die — einzeln oder meistens in Komplexen (Bündeln) — Kommunikationsinhalte übertragen. Die physiologischen und physikalischen

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Rolle und Problematik der Fachsprachen

Einzelaspekte dieses Vorganges sind von der allgemeinen Phonetik hinreichend untersucht und dargestellt worden1, so daß wir hier nicht näher darauf eingehen müssen. Ausgelöst wird ein Artikulationsakt durch Impulse der entsprechenden Hirnpartien, denen ein kommunikatives Bedürfnis zu Grunde liegt, das seinerseits Ergebnis von Erkenntnis- bzw. Denkprozessen ist. Umgekehrt löst die Einwirkung der Luftschwingungen auf das Gehör bestimmte Impulse aus, die an das Gehirn weitergeleitet werden, um dort wieder zu Kommunikations- und Bewußtseinsinhalten zu werden. Dieser elementare Vorgang, der im Prinzip jeder sprachlichen Kommunikation zu Grunde liegt, d. h. also die für die Verständigung notwendige aktuelle Bindung von Bewußtseinsinhalten an lautliche Materie und ihre anschließende Trennung, wird unter dem Einfluß der Informationstheorie und Kybernetik oft als Kodierung und Dekodierung aufgefaßt 2 . Kodierung und Dekodierung verlaufen relativ einfach bei der einsprachigen Kommunikation ; sie sind komplizierter in der mehrsprachigen, bei der noch zusätzliche Umkodierungen nötig werden. Der Kommunikationseffekt, d. h. der Grad der Verständigung, kann unterschiedlich sein. Störungen und damit Informationsverluste treten vor allem durch äußere Einwirkungen oder durch Schwierigkeiten bei der Umkodierung auf. Die mündliche Kommunikation ohne technische Hilfsmittel ist einer Reihe von Beschränkungen unterworfen, die sie für bestimmte Zwecke untauglich machen : 1. Sie ist durch die begrenzte Lautstärke der menschlichen Stimme nur bei geringen Entfernungen anwendbar ; bei größeren Entfernungen ver1 2

L. R. Zinder, Obâèaja fonetika, Leningrad 1960 u. a. L. Zabrocki, Kodematische Grundlagen der Theorie des Fremdsprachenunterrichts. Glottodidactica 1/1969; ders., Zur Theorie des programmierten Fremdsprachenunterrichts. Glottodidactica III—IV/1970; ders., Die Methodik des Fremdsprachenunterrichts vom Standpunkt der Sprachwissenschaft. Glottodidactica V/1971 ; I. M. Berman, Metodika obuöenija anglijskomu jazyku, Moskva 1970, S. 21—25; V. A. Artemov, Kommunikativnaja priroda ustnoj reöi. Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung 17 (1964) H. 5 ; P. Guiraud, Langage et communication. Bulletin de la Société de Linguistique de Paris 50 (1955), S. 119—133; W. Meyer-Eppler, Grundlagen und Anwendungen der Informationstheorie, Berlin-GöttingenHeidelberg 1959; L. Schmetterer, Sprache und Informationstheorie. Sprache und Wissenschaft, Göttingen 1960; C. Cherry, On Human Communication, New York 1957; G. A. Miller, Language and Communication, New York 1951.

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langt sie von den Kommunikationsteilnehmern einen zum Teil sehr zeitaufwendigen Ortswechsel. 2. Sie existiert nur für die Dauer des aktuellen Kommunikationsvorganges, fixiert also die Kommunikationsinhalte nicht; sollen diese erhalten bleiben, so muß das durch mündliche Überlieferung geschehen; dabei geht vieles auf Grund der geringen Speicherkapazität des menschlichen Gedächtnisses verloren, anderes wird entstellt. 3. Sie besitzt in der Masse der Fälle eine höhere Redundanz als andere Arten der Kommunikation. 4. Sie ist in den Formulierungen weniger präzise. 5. Sie unterliegt leicht subjektiven Abweichungen. 6. Sie teilt die Aufmerksamkeit des Sprechers zwischen inhaltlicher Mitteilung und sprachlicher Formulierung. 7. Sie wird leicht durch andere Geräusche gestört. Diese natürlichen Mängel erklären dreierlei: 1. den beschränkten Umfang der Kommunikation, solange sie nur in mündlicher Form gepflegt werden kann, und seine schnelle Erweiterung beim Hinzutreten anderer Trägermedien; 2. die Bevorzugung anderer Trägermedien für die Überlieferung von Erkenntnissen, bei der allerdings — besonders in der Lehre — eine Wiederumsetzung in mündliche Kommunikation durchaus üblich ist, aber mehr erläuternden Charakter t r ä g t ; 3. die Wegentwicklung der fachsprachlichen Kommunikation von der mündlichen, oder anders ausgedrückt: die wachsende Abneigung der Fachleute, besonders der Wissenschaftler, gegen die mündliche Darstellung komplizierter Sachverhalte. Einen wichtigen Fortschritt für die Kommunikation bedeutet deshalb die s c h r i f t l i c h e Fixierung und Übermittlung von Informationen. Schon in ihrer einfachen, manuellen Form gewährleistet sie die Überwindung größerer Entfernungen und eine dauerhafte Fixierung; sie zwingt vielfach direkt zur Verringerung der Redundanz und zu präziser Formulierung; das subjektive Element wird, wenn nicht beseitigt, so doch reduziert. Die Aufmerksamkeit kann nacheinander erst dem Ausdruck der Gedanken und dann der sprachlich besten Formulierung gewidmet werden; Geräusche wirken zwar auch störend beim Schreiben und beim Lesen, aber nur mittelbar, und in der Mehrzahl der Fälle können sie ausgeschaltet werden. Vergleichen wir weiter mit der mündlichen Kommunikation, so bleibt noch festzustellen, daß das Kodieren die Hand und das Dekodieren die Augen anstelle der Artikulations- und Hörorgane übernehmen. 4 Fachsprache

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Einige Mängel haften bei allem Fortschritt auch diesem Verfahren noch an. Das sind vor allem: 1. Die geringe Geschwindigkeit des Schreib Vorganges — selbst bei Verwendung einer Kurzschrift — und das ebenfalls niedrige Tempo beim Lesen. 2. Der sich daraus ergebende begrenzte Umfang der Darstellung. 3. Die geringe Zahl von Exemplaren — auch bei Anfertigung von Kopien — und damit die beschränkte Zahl der Adressaten, die allerdings durch Vorlesen oder öffentlichen Vortrag in den Grenzen der mündlichen Kommunikation am jeweiligen Bestimmungsort wieder vergrößert werden kann. 4. Die einseitige Gerichtetheit der Kommunikation, die ein« Reaktion des Kommunikationspartners, wenn es sich um einen Zeitgenossen handelt, verzögert, je nachdem, welche Transportmittel ihm für seine Antwort zur Verfügung stehen, oder, wenn er einer späteren Generation angehört, ganz ausschließt. 5. Die geringe Wahrscheinlichkeit des „Überlebens" im Vergleich zu Schriften, die in hoher Auflage gedruckt werden. 6. Die schlechte Konservierung der Schriftstücke und die sich daraus ergebende Minderung der Lesbarkeit. 7. Der immer noch hohe Grad von Subjektivität, der erst bei einer größeren Zahl von Adressaten weiter abnimmt. Die meisten dieser Nachteile wurden mit der Erfindung des Buchdrucks, insbesondere des Buchdrucks mit beweglichen Lettern aus Metall, und mit seiner Entwicklung zur modernen Polygraphie überwunden. Eine Nebenentwicklung dazu ist die Schreibmaschine mit ihren verschiedenen Vervielfältigungsverfahren. Das Tempo der Herstellung und die Lesbarkeit erhöhen sich beträchtlich. Das führt unter anderem zu größerer Ausführlichkeit in der Darstellung (was der Kommunikation nicht immer zum Vorteil gereicht!). Die Auflagenhöhen werden immer stärker vom Bedarf und nicht mehr von den bescheidenen Möglichkeiten bestimmt. Haltbarkeit und „Überlebenschancen" steigen ebenfalls. Die Tatsache, daß die Autoren mit einem großen Leserkreis zu rechnen haben, aber auch daß mehrere, später viele Autoren über die gleichen Themen schreiben, führt besonders in der Fachliteratur zu bestimmten sprachlichen Konventionen, die die subjektiven Züge im Sprachgebrauch eindämmen. Was bleibt und in Anbetracht der steigenden Flut von „Druckschriften" sogar noch zunimmt, ist die einseitige Gerichtetheit der Kommunikation,

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die Verwandlung eines großen Teils der Kommunikation in Information. Das gilt besonders für den fachsprachlichen Bereich. Einer der Nachteile dieser Entwicklung ist, daß viele Autoren gar nicht mehr mit einer direkten und expliziten Reaktion auf ihre Publikationen rechnen. Insgesamt gesehen aber war die Erfindung Johann Gutenbergs etwa fünf Jahrhunderte lang eine der entscheidenden Voraussetzungen für die Befriedigung der höheren Anforderungen, die die gesellschaftliche Entwicklung an die sprachliche Kommunikation stellte. Vor allem diente sie der so unbedingt notwendigen Verbreitung von Wissen. Ohne sie — auf Grund der Fähigkeit des Schreibens allein — ist die gewaltigste Revolution im Bildungswesen der Völker, die Überwindung des Analphabetentums, schwer vorstellbar. Das Aufblühen des Druckereiwesens kam besonders dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt zugute. Durch persönliche Kontakte, Konferenzen und ähnliche Maßnahmen oder auf dem Wege der schriftlichen Korrespondenz wären niemals das Tempo und die Breite des Umsatzes neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse möglich gewesen, wie sie besonders im Laufe der letzten drei Jahrhunderte — also etwa seit der Zeit der Aufklärung — erreicht wurden. In unmittelbarem Zusammenhang damit steht auch und gerade die Entwicklung und schriftliche (gedruckte) Kodifizierung der Fachsprachen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich die segensreiche Erfindung und Entwicklung des Druckereiwesens allerdings zu einem Fluch für diejenigen entwickelt, die darauf angewiesen sind, ihre fachlichen Informationen Büchern und Zeitschriften zu entnehmen. Gebrauchen wir eine weniger allegorische Formulierung: Die wissenschaftliche und technische Information in gedruckter Form ist zu einer Lawine angewachsen, die vom einzelnen und selbst von Kollektiven nicht mehr bewältigt werden kann. Die Suche nach neuen Kommunikationsträgern ist deshalb bereits in vollem Gange, nicht um die alten vollständig abzulösen, wohl aber um sie speziell auf dem Gebiet von Information und Dokumentation durch effektivere zu ergänzen oder zu ersetzen. Wir werden hier nicht auf den Mikrofilm eingehen, der eigentlich nur dazu beiträgt, Platz zu sparen, und keine neuen Lösungen von der angewandten Sprachwissenschaft verlangt. Uns interessiert aber die Speicherung und Abrufung sprachlicher Informationen mit Hilfe der maschinellen Lochkartentechnik und der elektronischen Datenverarbeitung als wesentlicher Bestandteil einer neuen Form der fach4*

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sprachlichen Kommunikation, bei der die Lochkarte, der Lochstreifen, das Magnetband und andere Speichermedien als Informations- bzw. Kommunikationsträger Verwendung finden. Sie tragen wesentlich zur Beschleunigung und Verdichtung der Kommunikation bei; auch eine Erhöhung der Präzision ist möglich. Allerdings haben auch sie, soweit die bisherigen Erfahrungen reichen, ihre Unzulänglichkeiten, z. B.: 1. Sie verwenden einen speziellen Kode; die sprachlichen Daten bedürfen deshalb einer mehrfachen Umkodierung. 2. Um mit ihnen arbeiten zu können, braucht man komplizierte Programme. 3. Die maschinelle und besonders die elektronische Datenverarbeitung sind teuer und nur produktiv, wenn die Anlagen gleichmäßig ausgelastet sind. 4. Lochkarten unterliegen einem hohen Verschleiß. 5. Die Schaffung und ständige Speisung kompletter Speicher erfordert gründliche Vorarbeiten, vor allem aber einen großen Aufwand zur systematischen und vollständigen Erfassung aller neuen Erkenntnisse des Fachgebiets. I m übrigen haben wir bei der maschinellen Sprachdatenverarbeitung die Grenzen der Kommunikation mit Hilfe natürlicher Sprachen erreicht und zum Teil schon überschritten. I n die Speicher müssen, sollen sie nicht zu einer reinen Sammlung von mehr oder weniger differenzierbaren Elementen werden, metasprachliche Angaben eingeführt werden. Außerdem werden die Daten der natürlichen Sprache nach Programmen bearbeitet, die in einer künstlichen Sprache (Programmiersprache) abgefaßt sind. Verweilen wir noch kurz bei einigen Sonderformen der schriftlichen Kommunikation, die sehr speziellen Zwecken dienen, aber auf ihre Art auch den Umfang der menschlichen Kommunikation erweitert haben. Die Stenographie unterscheidet sich von der einfachen schriftlichen Kommunikation vor allem durch das Bestreben, die Geschwindigkeit des Schreibvorganges zu erhöhen. Sie trägt dadurch auch zur Rationalisierung der fachsprachlichen Kommunikation bei, vor allem wenn es darum geht, mündliche Darlegungen möglichst wörtlich festzuhalten, oder bei der intermediären Speicherung von Kommunikationsinhalten, d. h. zwischen der mündlichen und der (endgültigen) schriftlichen Fixierung eigener Gedanken, die dann durch eine andere Person (Stenotypistin) erfolgen kann; sie wird aber zum gleichen Zweck in

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anderen Kommunikationsbereichen verwendet. Um ihr Ziel zu erreichen, bedient sie sich eines speziellen Kodes. Dabei erfolgt die Kodierung als Umwandlung mündlicher in schriftliche Kommunikation; die Dekodierung ist lediglich ein Kodewechsel in der schriftlichen Kommunikation. (Eine Dekodierung in mündlicher Form ist die Ausnahme.) Die Blindenschrift entsteht ebenfalls durch Umkodierung. Dabei ist der Kodewechsel innerhalb der schriftlichen Kommunikation der Normalfall, wenn bestimmte im Druck bereits fixierte Erkenntnisse für Blinde „lesbar" gemacht werden sollen. Die Umkodierung besteht im Ersatz der nur für das Auge wahrnehmbaren Zeichen durch solche, die über den Tastsinn aufgenommen werden. Häufig wird aber auch ein spezielles Schreibgerät eingesetzt, um mündliche Kommunikation in diesem speziellen Kode schriftlich festzuhalten. Die Verwendung der Blindenschrift in der fachsprachlichen Kommunikation ist eine Ausnahme, aber ein wichtiges Mittel zur Einbeziehung all derer in den schriftlichen Kommunikationsprozeß, die ihr Augenlicht verloren oder es nie besessen haben, und damit eine Möglichkeit, ihre berufliche Betätigung auf den verschiedensten Gebieten zu fördern. Eine technische Vervollkommnung der schriftlichen Kommunikation ist weiterhin der Fernschreiber, der, was Kodierung und Dekodierung betrifft, der Schreibmaschine ähnlich ist. Zwischen Kodierung und Dekodierung tritt als Kommunikationsträger die Drahtleitung auf; der Kode besteht aus Reihen verschieden gerichteter Stromstöße. Der Vorteil des Fernschreibers liegt in der schnellen Überwindung größerer Entfernungen ohne die traditionellen Zwischenträger. Deshalb gelangt er vor allem bei der allgemeinen Nachrichtenübermittlung zum Einsatz. Die Verwendung für die fachsprachliche Kommunikation ist möglich. Angaben darüber, in welchem Maße davon Gebrauch gemacht wird, liegen nicht vor. Nach dem gleichen Prinzip arbeitet übrigens die Datenfernübertragung, bei der der weiter zu verarbeitende Lochstreifen an die Stelle des Klartextes tritt. Zur drahtlosen Nachrichtenübermittlung dienen die Morsezeichen, ein Kode aus P u n k t e n und Strichen. Daß mit Hilfe des Fernschreibers und des Morseapparates Telegramme übermittelt werden, bedarf keiner besonderen Erwähnung. Wir verlassen den Boden der natürlichen Sprache endgültig, wenn wir die Kommunikation mit Hilfe von Symbolen erwähnen, t u n das aber trotzdem, weil Symbol-„Sprachen" (oder symbolische Sprachen)

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gerade in Wissenschaft und Technik eine so große Rolle spielen. Im Gegensatz zu den natürlichen Sprachzeichen, die sich im gesellschaftlichen Gebrauch historisch entwickelt haben, sind Symbole bewußt geschaffene künstliche Zeichen, z. B. > für „größer als", V für „oder" als logische Alternative usw., oder herkömmliche Zeichen, die mit einer anderen als der sonst üblichen Bedeutung versehen werden, z. B. E für „Summe" und s für „Standardabweichung" in der Statistik, H 2 0 für „Wasser" in der Chemie, a + b = c in der Mathematik, t für „Zeit" oder V für „Volt" in der Physik usw. Der Vorteil der Symbol-„Sprachen" besteht darin, daß ihre „Sätze" meist kürzer und übersichtlicher sind und das Wesen der Aussage präziser fassen. Übrigens muß sich eigentlich jeder Satz einer Symbol„ Sprache" in natürliche Sprache übersetzen lassen. Die Aussage bleibt dabei dieselbe, hat aber mehr umschreibende Form. Die Verwendung von symbolischen Sprachen hat wesentlich dazu beigetragen, daß Wissenschaften wie die Mathematik, die theoretische Physik und die formale Logik ihren heutigen hohen Entwicklungsstand erreicht haben; denn die natürliche Sprache wäre schwerlich in der Lage, die komplizierten Zusammenhänge auszudrücken, mit denen sich diese beschäftigen. Die ausführlichere Untersuchung dieser Fragen überlassen wir der Semiotik Wenn wir noch einmal zur mündlichen Kommunikation zurückkehren, so nur um den Überblick über technische Errungenschaften abzurunden, die dazu beigetragen haben, die sprachliche Kommunikation insgesamt zu dem Stand zu führen, den sie heute erreicht hat. Telefon und Funkgerät nehmen hier etwa die gleiche Stellung ein wie Fernschreiber und Morseapparat: sie dienen vor allem der schnellen Überwindung größerer Entfernungen und damit der Zeiteinsparung. Das Telefon spielt in der fachsprachlichen Kommunikation eine unterschiedliche Rolle. Am stärksten ist es wohl in der Leitungstätigkeit aller möglichen Fachgebiete und in deren Verwaltungsapparat vertreten. Es wird aber auch benützt, um sich für die fachliche Arbeit schnell einen Rat bei einem Kollegen zu holen, notwendiges Material anzufordern, vorläufige Ergebnisse zu übermitteln usw. In seiner neuesten Form — als Video-Telefon — läßt es außerdem gewisse optische Demonstrationen zu. Der Funkverkehr spielt eine hervorragende Rolle 1

G. Klaus, Semiotik und Erkenntnistheorie, Berlin 1963; A. A. Vetrov, Semiotika i ee osnovnye problemy, Moskva 1968; V. V. Martynov, Kibernetika, semiotika, lingvistika, Minsk 1966.

Mittel und Methoden der sprachlichen Kommunikation

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bei der See- und Luftfahrt und auch bei anderen Tätigkeiten, bei denen eine Drahtverbindung schwer zu unterhalten ist, z. B. bei geographischen oder geologischen Erkundungen, aber auch im Militärwesen. I n anderen Fachgebieten ist er völlig ungebräuchlich. Eine neuere Entwicklung, der Sprechfunk, wird vor allem für die Kommunikation über mittlere Entfernungen eingesetzt: auf großen Baustellen, bei der Verkehrs- und auch bei der Kriminalpolizei, im Transportwesen, auf Flugplätzen, bei der Armee und in anderen Bereichen, wo eine schnelle Abstimmung zwischen Einzelpersonen oder Gruppen, zwischen einer Leitung und den Ausführenden nötig ist, vor allem wenn diese ihren Standort wechseln. Dem Sprechfunk ist unseres Erachtens auf vielen Fachgebieten eine große Perspektive vorauszusagen, weil er eine sofortige Reaktion ermöglicht und zudem beweglich ist. Er eignet sich also vorzüglich für die operative Arbeit. Eine der wichtigsten Neuerungen auf dem Gebiet der mündlichen Kommunikation ist die Tonbandtechnik. (Auf die Verwendung von Schallplatten als Informationsträger gehen wir hier nicht näher ein, weil sie gegenüber dem Tonband nur sehr begrenzte Möglichkeiten bietet.) Das Tonband als Träger von Kommunikationsinhalten hebt die mündliche Sprachtätigkeit über die Dauer des aktuellen Sprechakts hinaus, fixiert ihn und macht ihn wiederholbar. Dadurch wird eine exakte Erfassung mündlicher Darlegungen möglich, bei der neben dem Inhalt auch Feinheiten eingefangen werden können, die nur der mündlichen Kommunikation eigen sind, z. B. Intonation, Akzent, phonetische Besonderheiten u. a. Eine besonders große Rolle spielt das bei der Aufzeichnung von Vorträgen und Diskussionsbeiträgen auf Konferenzen und Fachtagungen. Ein Nachteil ist allerdings, daß bei rein akustischen Aufzeichnungen visuelle Stützen, wie z. B. graphische Darstellungen, Demonstrationen, Zahlenübersichten u. ä., fehlen. Für den Sprachwissenschaftler schafft die Tonbandaufzeichnung überhaupt erst die Grundlage für eine exakte Analyse der mündlichen Sprachausübung, und zwar nicht etwa nur für den Phonetiker, sondern gerade auch für unsere Untersuchungen zu den Fachsprachen. Allerdings liegt dazu noch wenig Material vor, so daß sich alle bisherigen Aussagen fast ausschließlich auf schriftliche Texte stützen. Von großer Bedeutung sind Tonbandgerät und Tonband auf Grund der erwähnten Vorzüge auch für die bewußte Entwicklung und Beeinflussung der Kommunikation über den Menschen. Sie werden vor

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Rolle und Problematik der Fachsprachen

allem in der Fremdsprachenausbildung und in der Sprecherziehung mit viel Erfolg genützt. Eine vereinfachte Abart des Tonbandgeräts ist das Diktaphon. Das darauf erzeugte Tonband spielt — ebenso wie meistens das Stenogramm — eine intermediäre Rolle zwischen mündlicher und schriftlicher Kommunikation. Während jedoch der Zwischenträger bei der Stenographie manuell hergestellt wird, entsteht er hier automatisch. Die Weiterverarbeitung hat keinen optischen, sondern einen akustischen Ansatz. Zu dem Vorteil der Stenographie, daß der Text zu einer beliebigen Zeit und in Abwesenheit des Urhebers der mündlichen Darstellung in Klarschrift fixiert werden kann, kommen zwei rationalisierende Momente: der Wegfall der manuellen Arbeit und die Möglichkeit, den Text bei der Reproduktion mit dem Gehör aufzunehmen und gleichzeitig die Augen zur Kontrolle des erzeugten schriftlichen Textes zu verwenden. (Diese simultane Kontrolle wäre beim Abschreiben des Textes vom Stenogramm nicht möglich, es sei denn, es würde diktiert, wozu eine zusätzliche Person erforderlich wäre.) Das Diktaphon wird sich als Mittler fachsprachlicher Texte immer mehr einbürgern, vor allem in der Wissenschaft, wo mit seiner Hilfe Beobachtungen bei Experimenten, Operationen und anderen Vorgängen, die die Augen und vielleicht auch die Hände voll in Anspruch nehmen, über die mündliche Beschreibung und Interpretation sofort festgehalten werden können. Unter Umständen erhöht die Abwesenheit einer anderen Person (Stenotypistin) auch die Konzentration des Diktierenden. Auf alle Fälle besteht keine Notwendigkeit zur Rücksichtnahme auf Arbeitszeit, Belastbarkeit und andere Faktoren, die bei einem Menschen unbedingt zu berücksichtigen sind. Welche Bedeutung schließlich Rundfunk, Tonfilm und Fernsehen f ü r die Entwicklung der sprachlichen Kommunikation in den letzten Jahrzehnten gewonnen haben, bedarf keiner ausführlichen Erörterung. Uns interessiert daran vor allem, daß sie, neben einer zunehmenden Zahl populärwissenschaftlicher Zeitschriften, die Hauptmedien zur Verbreitung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und zur Information über neue technische Errungenschaften geworden sind. Sie beeinflussen deshalb nicht nur den Sprachgebrauch im allgemeinen, sondern fördern auch die Verbreitung fachsprachlicher Elemente.

Wesen der Fachsprachen

4. Das Wesen der

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Fachsprachen

Damit sind wir bei einer anderen prinzipiellen Frage angelangt, bei der Frage nämlich: Was sind nun eigentlich Fachsprachen und in welchem Verhältnis stehen sie zur übrigen Sprache ? Es geht also um die Definition der Fachsprache, die wie jede ordentliche Definition das Wesen des Gegenstandes selbst bestimmen und ihn gegenüber anderen abgrenzen muß. An Versuchen, eine solche Definition zu finden, fehlt es nicht, ebensowenig wie an Benennungen für das Phänomen Fachsprache, die dessen Wesen charakterisieren sollen, meistens aber nur e i n e n der Wesenszüge hervorheben. Wir können hier nur einige Beispiele herausgreifen. Weitere sind der in der Bibliographie aufgeführten Literatur zu entnehmen. Versucht man, die vorliegenden Definitionen zu ordnen, so stößt man sofort auf zwei einander diametral entgegengesetzte Tendenzen oder, wenn man so will, auf zwei grundverschiedene Arten, an das Phänomen Fachsprache heranzugehen. Man könnte die eine die „stilistische", die andere die „lexikologische" nennen. Die erste sucht das Wesen der Fachsprachen in besonderen stilistischen Merkmalen, die es gestatten, sie einem bestimmten Funktionalstil zuzuordnen 1 ; die zweite begnügt 1

Ausgangspunkt sind Definitionen des Stils wie etwa die folgenden: „Der Sprachstil — das ist ein semantisch in sich geschlossenes, expressiv begrenztes und zweckmäßig organisiertes System von Ausdrucksmitteln, das diesem oder jenem Genre der Literatur oder des Schrifttums, dieser oder jener Sphäre gesellschaftlicher Tätigkeit (z. B. offiziöser Sachstil, Kanzleistil, Telegrammstil u. a.), dieser oder jener sozialen Situation, diesem oder jenem Charakter der sprachlichen Beziehungen zwischen verschiedenen Mitgliedern oder Schichten der Gesellschaft entspricht" (V. V. Vinogradov, O zadaCach istorii russkogo literaturnogo jazyka preimuSöestvenno X V I I - X I X vv. Izvestija AN SSSR, Otdelenie literatury i jazyka 3/1946, S. 225). „Der Stil ist eine im gesellschaftlichen Bewußtsein vorhandene, funktionell bedingte, innerlich zusammenhängende Gesamtheit von Gebrauchsweisen, der Auswahl und der Verbindung sprachlicher Mittel im Bereich dieser oder jener Volks- oder Nationalsprache, die in Beziehung steht zu anderen ebensolchen Ausdrucksweisen, die anderen Zwecken dienen, in der Sprachpraxis der Gesellschaft eines Volkes andere Funktionen ausüben" (V. V. Vinogradov, Itogi obsuzdenija voprosov stilistiki. Voprosy Jazykoznanija 1/1955, S. 73). „Unter Stil verstehen wir demnach die historisch veränderliche, funktional und expressiv bedingte Verwendungsweise der Sprache auf einem bestimmten

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Bolle und Problematik der Fachsprachen

sich mit der Feststellung eines besonderen Fachwortschatzes, vor allem der Terminologie. Unsere Untersuchungen werden zeigen, daß der stilistische Standpunkt zu weit, zu allgemein, und der lexikologische zu eng, zu speziell ist, obwohl beide wichtige Teilaspekte unseres Untersuchungsgegenstandes erfassen. Die stilistische Betrachtungsweise legt weniger Wert auf eine exakte und umfassende Definition dessen, was Fachsprache ist; für sie sind Untersuchungsgegenstand ja nicht die Fachsprachen, sondern ihr Stil. Wenn sie definiert hat, was Stil ist, wenn für sie feststeht, daß es eine bestimmte Anzahl unterschiedlicher Stile gibt und wenn sie schließlich die Merkmale kennt, die eine Klassifizierung sprachlicher Texte nach Stilen möglich machen, dann können wir von ihr eigentlich nur noch eine stilistische Beschreibung der Fachsprachen erwarten, und diese liefert sie uns auch, wobei sie sich vorläufig vor allem an den sogenannt e n „wissenschaftlichen Stil" hält und diesen meist dem Stil des sprachlichen Kunstwerks gegenüberstellt. So schreibt z. B. A. I. Efimov: „Will man den Prozeß der Entwicklung der Literatursprache vollständig und allseitig untersuchen, so ist es zweckmäßig, die Entwicklung sowohl einer Stilistik der künstlerischen Rede wie auch einer Stilistik der wissenschaftlichen Rede zu fördern, denn so ergibt sich die Möglichkeit, nicht nur den Beitrag der Schriftsteller, sondern auch den der Wissenschaftler zur Literatursprache zu konfrontieren und zu werten" Dabei geht sie davon aus, daß sowohl die Wissenschaft als auch die Kunst das Ziel hat, den Erkenntnisprozeß zu fördern, beide das aber mit verschiedenen Mitteln t u n . Stark vereinfacht wird die Kunst als •eine Art „Denken in Bildern" mit der Wissenschaft als einer „mehr analytischen Tätigkeit" konfrontiert 2 . Die sowjetische Stilistik beruft sich in diesem Zusammenhang oft auf V. G. Belinskijs Formulierung:

1

2

Gebiet menschlicher Tätigkeit, objektiv verwirklicht durch eine zweckentsprechend ausgewählte und gesetzmäßig geordnete Gesamtheit lexischer, grammatischer und phonetischer Mittel" (E. Riesel, Stilistik der deutschen Sprache, Moskau 1959, S. 9). Zu den Definitionen der Prager Schule s. J. Vachek, Lingvisticeskij slovar' prazskoj skoly, Moskva 1964, S. 217. A. I. Efimov, O roli nacional'noj chudoäestvennoj literatury v razvitii russkogo literaturnogo jazyka. Voprosy Jazykoznanija 2/1960, S. 34. R. A. Budagov, Vvedenie v nauku o jazyke, Moskva 1965, S. 451.

Wesen der Fachsprachen

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„Der Philosoph spricht in Syllogismen, der Dichter in Bildern, aber beide sagen sie ein und dasselbe" Überzeugen wir uns an einigen Beispielen selbst, wie der „wissenschaftliche Stil" von dieser Seite her beschrieben wird: „Der wissenschaftliche Stil ist ein Sprachstil, der 1. nach Genauigkeit, Einfachheit und Klarheit, 2. nach logischer Strenge und emotionaler Einprägsamkeit, 3. nach ständigem Austausch mit der Gemeinsprache, 4. nach einer strengen Determinierung sorgfältig durchdachter Termini, 5. nach weitgehender Nutzung unterschiedlicher stilistischer Mittel der Sprache, 6. nach einer überlegten Verwendung der notwendigen Ziffern, Symbole und Zeichen strebt. Obwohl einzelne der genannten Merkmale auch in anderen Sprachstilen auftreten können, ist ihre spezifische V e r b i n d u n g eben für den Stil der wissenschaftlichen Darstellung charakteristisch" 2 . „So bilden Abstraktheit und Verallgemeinerung der Darstellung, die im Charakter der sprachlichen Mittel zum Ausdruck kommen, i h r e i g e n e s System und machen die Eigenart des Stils der wissenschaftlichen Rede aus. Die Spezifik der wissenschaftlichen Rede liegt nicht nur im Gebrauch von Termini, abstrakter Lexik und komplizierten Konstruktionen (was man gewöhnlich für ihre Eigenart hält), sondern tiefer — in d e r g e s a m t e n S t r u k t u r der wissenschaftlichen Rede . . . Allgemeinste und gesetzmäßige Charakterzüge sind dabei, außer den eben genannten, die folgenden: a) Das Wort drückt in der wissenschaftlichen Rede, unabhängig vom Kontext, nur den Begriff aus und dient nicht zur Bezeichnung der Vorstellung, des Abbildes vom individuellen Gegenstand . . .; b) Wörter, die gewöhnlich als Konkreta gebraucht werden, werden zu Abstrakta und nehmen im Gesamtkontext der wissenschaftlichen Rede eine abstrakte Bedeutung an (oft durch Terminologisierung); c) Aspekt- und Tempusunterschiede werden verwischt (gewöhnlich treten die Verben in einem „zeitlosen" imperfektiven Präsens auf), Erscheinungen der Konkretisierung neutralisiert; d) auch eine Reihe anderer grammatischer Formen — des Numerus, der Person u. a. — werden in ihrer allgemeinsten Bedeutung verwendet . . ., außerdem unpersönliche und unbestimmt-persönliche 1 2

V. G. Belinskij, Polnoe sobranie soöinenij, Bd. III, Moskva 1948, S. 798. R. A. Budagov, Cto Je takoe nauönyj stil'. Jazyk — istorija i sovremennost', Moskva 1971, S. 150.

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Rolle und Problematik der Fachsprachen

Formen des Verbs und entsprechende Konstruktionen, passive Wendungen usw. Wenn man die Spezifik der wissenschaftlichen Rede negativ kennzeichnen will, dann muß man darauf hinweisen, daß ihr Bildhaftigkeit abgeht . . . sie stünde direkt im Widerspruch zu ihrem Wesen, weil sie die Gedanken, den Verlauf der Erörterungen ablenkte und zur Ungenauigkeit, zur Verschwommenheit der Darstellung und Formulierung führte" „Der wissenschaftliche Stil, dessen Hauptabsicht es ist, eine e x a k t e systematische Darstellung wissenschaftlicher Fragen zu geben; in ihm richtet sich die Hauptaufmerksamkeit auf die logische Seite des D a r gestellten; deshalb bezeichnet man diesen Stil zuweilen als Stil der intellektuellen Rede" 2 . V. V. Vinogradov sieht das durch die Funktion geprägte Wesen des wissenschaftlichen Stils bei seiner Zusammenfassung der großen Stilistikdiskussion des Jahres 1954 in der UdSSR in zwei Eigenheiten: in der terminologischen Bezeichnung der entsprechenden Begriffe und Erscheinungen und in einem logisch verallgemeinerten System der folgerichtigen Darlegung 3 . I. R. Gal'perin nennt als Hauptmerkmale des wissenschaftlichen Stils: das Überwiegen der Wörter in ihrer direkten, gegenständlich-logischen Bedeutung; die Verwendung zusätzlicher Attribute um der größeren Genauigkeit willen; terminologische Neubildungen; lateinische und griechische Wurzelmorpheme (besonders im Englischen); unproduktive Suffixe; das Fehlen oder zumindest die Seltenheit bildlicher Sprachmittel ; ein verzweigtes System der Beziehungen zwischen den einzelnen Teilen der Aussage; die Häufigkeit von Partizipial-, Infinitiv- und Gerundialkonstruktionen 4 . Und weiter wörtlich: „Im wissenschaftlichen Stil wird die Äußerung des Individuellen völlig legitim. Aber es ist charakteristisch, daß man in bezug auf diesen Stil das Auftreten des Individuellen nur als eine zulässige, nicht aber als eine organische Eigenschaft bezeichnen k a n n " 5 . 1

2 3

4

M. N. Kofcina, O specifike chudoiestvennoj i naucnoj reCi v aspekte funkcional'noj stilistiki, Perm' 1966, S. 265 f. A. N. Gvozdev, Oöerki po stilistike, Moskva 1952, S. 14. V. V. Vinogradov, Itogi obsuädenija voprosov stilistiki. Voprosy Jazykoznanija 1/1955, S. 82. I. R. Gal'perin, Keöevye stili i stilistiöeskie sredstva jazyka. Voprosy Jazykoznanija 4/1954, S. 79. 5 Ebd. S. 80f.

Wesen der Fachsprachen

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F ü r V. G. Admoni und T. I. Sil'man sind in der wissenschaftlichtechnischen Literatur z. B. spezielle Termini und eine abstrakte Lexik konzentriert. Ins Auge fallen auch bestimmte grammatische Konstruktionen. Anderseits fehlen gewisse Wortbildungsmittel, z . B . Wörter mit Suffixen der persönlichen Wertung. Die grammatischen Formen treten nicht mit Ausschließlichkeit, sondern nur in besonderen Konstruktionen auf. So ist z. B. die häufige Verwendung des Passivs im Deutschen nicht nur für einen Zweig, sondern f ü r die ganze Technik charakteristisch. Bei der Lexik, speziell der Terminologie, kann man schon eher von Ausschließlichkeit und fester Bindung an ein bestimmtes Gebiet sprechen N. Kozevnikova meint, die Funktion des wissenschaftlichen Denkens sei es, die Welt zu begreifen und sich anzueignen. Dabei werden Erkenntnisfakten in logische Begriffe umgesetzt, also in Kategorien ohne Expressivität und emotionale Ladung. Aus dem Beweis von Theorien, der Begründung von Hypothesen, der Mitteilung von Forschungsresultaten und der Systematik der Summe der Erkenntnisse ergebe sich der logische und abstrakte Charakter der wissenschaftlichen Rede 2 . Eine interessante Quelle für Aussagen über die Sprache von Wissenschaft und Technik sind auch Publikationen, die der Sprachpflege dienen. Der Standpunkt vieler Redakteure wissenschaftlicher Zeitschriften, die eine große Verantwortung f ü r die Sprachkultur tragen und deshalb geneigt sind, ihre Auffassungen als Forderungen zu formulieren, wird ebenfalls weitgehend von der stilistischen Betrachtung der Fachsprachen bestimmt. Allerdings geht diese schon öfter zur Behandlung konkreter Erscheinungen über. So finden wir z. B. bei G. J a . Solganik allgemeine Beobachtungen über die Sprache in wissenschaftlich-technischen Zeitschriften: maximale Informationssättigung, Gedrängtheit der Darstellung, Fehlen von schmückendem Beiwerk, neben der Erwähnung bestimmter formaler Mittel: Partizipialkonstruktionen an Stelle von Nebensätzen, Genitivketten, Häufung von Verbalsubstantiven, Zurücktreten des Verbs gegenüber dem Substantiv, Desemantisierung der Verben zur Kopula, Spaltung des Prädikats usw. 3 . 1

2

3

V. G. Admoni, T. I. Sil'man, Otbor jazykovych sredstv i voprosy stilja. Voprosy Jazykoznanija 4/1954, S. 94f. N. Koievnikova, O funkcional'nych stiljach. Russkij Jazyk v Nacional'noj Skole 2/1968, S. 7. G. Ja. Solganik, Zametki o jazyke naucno-techniöeskich äurnalov. Russkaja Reö' 5/1967, S. 44^-47.

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Rolle und Problematik der Fachsprachen

Auch M. P. Senkevic schickt seinen ausführlichen Hinweisen für die Arbeit des Verlagsredakteurs einige allgemeine Bemerkungen über den Platz des wissenschaftlichen Stils unter den Funktionalstilen voraus. Er verweist auf die Fülle von Faktenmaterial, genauen und gedrängten Informationen und darauf, daß den Inhalt wissenschaftlicher Mitteilungen die Beschreibung von Fakten, Gegenständen und Erscheinungen der Wirklichkeit, ihre Untersuchung und Erklärung ausmacht. Er sieht die Aufgabe des wissenschaftlichen Werkes im Beweisen bestimmter Thesen und Hypothesen, in der Argumentation, der präzisen und systematischen Darstellung der wissenschaftlichen Probleme. „Deshalb besteht die wissenschaftliche Prosa im wesentlichen aus einer Kette von Erörterungen und Beweisen. I n wissenschaftlichen Arbeiten wird in einem strengen System logischer Urteile, die untereinander in kausalem Zusammenhang stehen, das Allgemeine, nicht das Vereinzelte, das Gesetzmäßige und nicht das Zufällige erschlossen" Unter Berufung auf S. I. K a u f m a n 2 u. a. führt er auch den logischen Charakter, die Objektivität, die Abstraktheit und die Exaktheit als Grundzüge des wissenschaftlichen Stils an und setzt sie mit den entsprechenden Mitteln des sprachlichen Ausdrucks in Beziehung. Daraus ergibt sich folgende Aufzählung: strenge Normung, Genauigkeit, Klarheit und Lakonik, Terminologisierung und Nominalität, Verwendung der Wörter in ihrer gegenständlich-logischen, konkreten Bedeutung, Unpersönlichkeit, monologischer Charakter der Aussage, Folgerichtigkeit, Abgeschlossenheit, Vollständigkeit, enge Beziehung zwischen den Teilen der Aussage, komplexe syntaktische Konstruktionen, komplizierte synsemantische Sätze mit Verbundwörtern (Konjunktionen, Pronomen, Adverbien usw.), Partizipial- und Adverbialpartizipialkonstruktionen, Aufzählungen u. a. 3 . Sehr konzis formuliert Ch. Bally: „. . . der Terminus auf dem Gebiet der Lexik und die Formel auf dem Gebiet der Syntax sind jene idealen Typen sprachlichen Ausdrucks, nach denen die Wissenschaftssprache strebt" 1

2

4

M. P. Senkeviö, Literaturnoe redaktirovanie naucnych proizvedenij, Moskva 1970, S. 33 f. S. I. Kaufman, Nekotorye osobennosti stilja amerikanskoj techniöeskoj literatury, Moskva 1959 (Kand. Diss.); andere Arbeiten Kaufmans s. in der Bibliographie. 3 Ebd. S. 35. Ch. Bally, Francuzskaja stilistika, Moskva 1961, S. 144.

Wesen der Fachsprachen

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Mit dem Blick auf gewisse Entwicklungstendenzen der wissenschaftlichen Prosa des Russischen in der Gegenwart schreibt 0 . A. L a p t e v a : „Der wissenschaftliche Stil zeichnet sich vor den anderen Funktionalstilen der russischen Gegenwartssprache dadurch aus, daß seine sprachlichen Charakteristika in starkem Maße definiert sind. Seine positiven und negativen Merkmale liegen sowohl im Bereich der eigentlichen Struktur (vgl. z. B. die obligatorischen langen Genitivketten und das völlige Fehlen von Dialogkonstruktionen usw.) als auch — u n d zwar vorwiegend — in der tatsächlichen Verteilung der sprachlichen Mittel auf die Sprechtätigkeit. Die Wissenschaftler haben oft als Besonderheiten des wissenschaftlichen Stils die große Zahl von Satzverbindungen und Satzgefügen mit konjunktionaler Verbindung, von Partizipial- und Gerundivkonstruktionen, von Sätzen mit direkter Wortfolge genannt und seinen nominalen Charakter, das Fehlen von Merkmalen der Expressivität und Emotionalität, die schwach ausgeprägte Modalität, die große mittlere Satzlänge usw. hervorgehoben. Wenn der Stil ein System ist, das die Tendenz zur Geschlossenheit hat, dann besitzen die Stilmerkmale der wissenschaftlichen Prosa einen außerordentlich hohen Realisierungsgrad dieser Eigenschaft des Systems" K Lapteva nennt dann als Haupttendenzen, die der Forderung nach Objektivität Rechnung tragen sollen: die Eliminierung von Mitteln, die Emotionalität und Expressivität ausdrücken; den Ersatz der persönlichen Darstellung durch die unpersönliche; die Relativierung im Gebrauch der Verbformen; Veränderungen in den Funktionen verschiedener Satztypen und ihrer Strukturelemente; die Abneigung gegen die Verwendung lexikalischer Einheiten, die andere Stilmerkmale tragen oder in der allgemeinen Literatursprache mit einer konkreten Bedeutung auftreten; die Tendenz zur Vollständigkeit des Satzes (gegen Ellipsen u. a.); die zunehmende Verdrängung der grammatischen Kongruenz durch die semantische und die Durchsetzung des logischen Prinzips in der Wortfolge. Bei einigen Sprachwissenschaftlern zeigt sich schon in der Diskussion des Jahres 1954 eine Abwendung von den, ja eine deutliche Stellungnahme gegen die nur allgemeinen Feststellungen der Stilistik, so bei J u . S. Soro1

O. A. Lapteva, Vnutristilevaja evoljucija sovremennoj russkoj nauönoj prozy. Razvitie funkcional'nych stilej sovremennogo russkogo jazyka, Moskva 1968, S. 126.

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Rolle und Problematik der Fachsprachen

kin in seiner Polemik gegen A. N. Gvozdev u. a. Er fordert eine stärkere Berücksichtigung der konkreten Situation und des konkreten Sprachmaterials. Wir lassen ein längeres Zitat folgen: „ I n jeder beliebigen Sphäre der gesellschaftlichen Tätigkeit, in jedem beliebigen Genre der Literatur oder des Schrifttums können wir uns verschiedener Mittel bedienen, die uns die allgemeine Nationalsprache bereithält, und wir tun das praktisch auch. Wir wählen diese oder jene Mittel in jedem einzelnen Fall und gehen dabei nicht von abstrakten Forderungen des Genres aus, sondern berücksichtigen den konkreten Inhalt und den Zweck der Rede. Diese Auswahl wird bestimmt durch das Verhältnis derer, die sich der Sprache bedienen, zu dem betreffenden Inhalt, durch ihre jedesmal konkreten Vorstellungen von Zweck und Funktion der Rede. Deshalb wäre es richtiger, nicht von einem publizistischen, belletristischen, wissenschaftlichen usw. Stil zu sprechen, sondern von verschiedenen Prinzipien der Auswahl und der Verbindung der Wörter in belletristischen, publizistischen und wissenschaftlichen Werken einer bestimmten Epoche". Sorokin erläutert das am wissenschaftlichen Stil und schreibt: „Tatsächlich scheint dieser in bezug auf die Auswahl der sprachlichen Mittel auf den ersten Blick derjenige zu sein, der eine klare Sonderstellung einnimmt. Man sagt, der wissenschaftliche Stil sei durch die Auswahl besonderer Wörter und Ausdrücke charakterisiert — durch die Spezialterminologie, logische oder intellektuelle Elemente der Sprache' . . . Es stimmt selbstverständlich, daß die Darstellung wissenschaftlicher Fragen ohne ein ausgeprägtes System spezieller Termini unmöglich ist. Aber die Existenz spezieller Termini für sich •allein kann noch nicht den Charakter des wissenschaftlichen Stils ausmachen. Einerseits geht die Verwendung der wissenschaftlichen Terminologie weit über die wissenschaftliche Literatur hinaus. Anderseits wäre es eine starke Vereinfachung, die Dinge so darzustellen, als sei der wissenschaftliche Charakter der Darstellung einer Frage allein durch den Gebrauch einer besonderen Fachterminologie bestimmt. Weiter trifft es auch zu, daß die Hauptaufmerksamkeit bei der wissenschaftlichen Darstellungsweise auf die logische Seite des Dargestellten gerichtet ist. Aber ist der logische Aufbau der Darstellung nicht ein allgemeiner Vorzug dieses Stils? Deutlicher wäre eine rein negative Charakteristik der wissenschaftlichen Darstellungsweise, d. h. der Hinweis darauf, daß in wissenschaftlichen Werken wie auch in anderen Sachdokumenten nicht die Sorge um eine bildhafte Verwendung des

Wesen der Fachsprachen

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Wortes, um eine Ausschmückung der Darstellung wesentlich ist. Aber erstens ist das Fehlen der Bildhaftigkeit und der Sorge um die Schönheit und Fülle der Darstellung gar kein obligatorisches Merkmal wissenschaftlicher Werke. Und zweitens läßt sich diese Besonderheit auch wieder nicht in den Rahmen rein sprachlicher Kategorien einfangen. Der wissenschaftliche Charakter der Darstellung wird in erster Linie vom Inhalt der Rede bestimmt, von ihrer allgemeinen Zielrichtung, vom Charakter und den Typen der Begriffsverbindungen, von der Folgerichtigkeit im Ablauf der Darstellung, und ganz und gar nicht von abstrakten Normen der Auswahl sprachlicher Mittel" Daß Sorokin jedoch im Grunde die Existenz unterschiedlicher Stile in der russischen Sprache der Gegenwart verneint, erscheint uns — wie den meisten Teilnehmern an der Diskussion — stark übertrieben. Die Stilistik konnte auf die Dauer nicht bei der ständigen Wiederholung ihrer allgemeinen Feststellungen über den wissenschaftlichen Stil stehenbleiben. Da sie ihre Hauptaufgabe aber auch heute noch darin sieht, den Stil der künstlerischen Prosa zu analysieren, ist es ihr sehr zustatten gekommen, daß sich Vertreter der fachsprachlichen Ausbildung der Aufgabe zugewandt haben, wissenschaftliche Texte daraufhin zu untersuchen, in welchen Elementen und Formen die genannten stilistischen Züge wirklich zutage treten. Dazu liegt jetzt schon eine Reihe von Untersuchungen vor, deren Ergebnisse zum großen Teil Eingang in das vorliegende Buch gefunden haben 2 . Sehr übersichtlich zusammengefaßt sind die Positionen der Stilistik, was die Einordnung und Charakterisierung des wissenschaftlichen Stils als Funktionalstil betrifft, bei E. Riesel, deren Ansichten wir deshalb etwas ausführlicher wiedergeben. 1

2

Ju. S. Sorokin, K voprosu ob osnovnych ponjatijach stilistiki. Voprosy Jazykoznanija 2/1954, S. 74f. Am deutlichsten wird die Konkretisierung der stilistischen Untersuchungen zur wissenschaftlichen Prosa in den Sammelbänden des Lehrstuhls für Fremdsprachen der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, z. B. Osobennosti jazyka nauönoj literatury, Moskva 1965; Stilistiko-grammati5eskie certy jazyka nauönoj literatury, Moskva 1970, aber auch in anderen Veröffentlichungen, z. B. Voprosy stilistiki, Saratov 1962, die in unserer Bibliographie aufgeführt sind. Große Verdienste um die genaue Untersuchung der Fachsprachen aus der Sicht der Funktionalstile haben sich auch Vertreter der fachsprachlichen Ausbildung in der ÖS SB erworben, die von den Prinzipien der Prager Schule ausgehen (L. Drozd, E. BeneS, J. Filipec u. a.).

8 Fachsprache

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Bolle und Problematik der Fachsprachen

Die Existenz von Redestilen begründet sie mit R. A. Budagov 1 „durch die kommunikative Funktion (Verkehrsfunktion) der Sprache, durch deren Verwendung auf den verschiedensten Gebieten der menschlichen Tätigkeit" 2 , von der auch wir ausgehen. Sie unterscheidet fünf solche Stile: 1. den Stil des öffentlichen Verkehrs; 2. den Stil der Wissenschaft; 3. den Stil der Publizistik und der Presse; 4. den Stil des Alltagsverkehrs; 5. den Stil der schönen Literatur. Durch die weitere Berücksichtigung von Verständigungsweg (schriftlich oder mündlich) und Verständigungsart (monologisch oder dialogisch) ergibt sich für den „Stil der Wissenschaft" zunächst die folgende Kurzcharakteristik : „II. Stil der Wissenschaft schriftlich-monologisch (in wissenschaftlichen Publikationen aller Art); mündlich-monologisch (in wissenschaftlichen Vorlesungen und Vorträgen) ; mündlich-dialogisch (in wissenschaftlichen Debatten). Alle Erscheinungsformen des wissenschaftlichen Stils sind literatursprachlich genormt; auf mündlichem Weg oft literarisch-umgangssprachlich 3 ". Innerhalb eines jeden Funktionalstiles gibt es dann nach E. Riesel „eine größere oder kleinere Anzahl von Abarten mit gewissen Ausdrucksvarianten"; diese Abarten nennt sie „Gattungsstile" und versteht darunter „gleichfalls funktionale Verwendungsweisen der Sprache . . .", deren „Wirkungsgebiet geringer ist als das der funktionalen Stile selbst". Innerhalb des wissenschaftlichen Stils glaubt sie, „eine Reihe von Gattungsstilen nach der engeren Spezialisierung des Wissensgebiets" feststellen zu können, und meint: „Ohne Zweifel gibt es gewisse Unterschiede zwischen der sprachlich-stilistischen Fassung einer Arbeit auf gesellschaftswissenschaftlichem oder auf mathematisch-technischem Fachgebiet" 4 . Den „Stil der Wissenschaft" beschreibt E. Riesel dann ausführlicher wie folgt: „Da Wissenschaft und Technik dazu berufen sind, mit Hilfe sachlich-systematischer Beweisführung die Erkenntnis der Wirklichkeit und ihrer Gesetze zu vermitteln, muß die gesamte Ausdrucksgestaltung 1

R. A. Budagov, K voprosu o jazykovych stiljach. Voprosy Jazykoznanija 3/1954, S. 64. 2 E. Kiesel, Stilistik der deutschen Sprache, Moskau 1959, S. 12. 3 Ebd. S. 14. « Ebd. S. 20.

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auf diesem Gebiet gesellschaftlicher Tätigkeit — alle lexischen, grammatischen und phonetischen Mittel in ein Ganzes vereinigt — unter dem Zeichen der Sachlichkeit und Logik, der Klarheit und Faßbarkeit stehen. Erst auf dem Boden dieser Wesensmerkmale kann Überzeugungskraft der Darstellung erwachsen. Die genannten Stilzüge des wissenschaftlichen Stils treten sowohl in seinen schriftlichen als auch in seinen mündlichen Erscheinungsformen zutage, sowohl in akademischen als auch in populärwissenschaftlichen und polemischen Schriften. Gewiß nimmt eine wissenschaftliche Vorlesung infolge ihrer mündlichen Darbietung bestimmte Züge lexikalischer und syntaktischer Auflockerung an, gewiß eignet den populärwissenschaftlichen Arbeiten und insbesondere der wissenschaftlichen Kampfliteratur ein Grad von Emotionalität, der einem akademisch-wissenschaftlichen Werk fremd ist. Gewiß unterscheiden sich die einzelnen Zweige der Wissenschaft durch manche Verschiedenheit in den stilistischen Zügen ihrer Sprachgestaltung (vgl. z. B. die Stilverschiedenheiten in linguistischen und mathematischen Abhandlungen). Dies alles zugegeben, sind doch die wesentlichen Stilzüge in sämtlichen Erscheinungsformen des wissenschaftlichen Stils die gleichen. Gemeinsam für alle Typen wissenschaftlicher Prosa ist auch die Verwendung außersprachlicher Hilfsmittel zur Unterstützung der sprachlichen Ausdrucksgestaltung: statistische Tabellen, Strichbilder, Diagramme, Skizzen usw. Zunächst über den Wortschatz im Dienst der Sachlichkeit und Logik, der Klarheit und Faßlichkeit. Die lexikalische Grundlage bildet die neutrale literarische Lexik ohne expressive Färbung in Verbindung mit funktional-stilistischer Lexik, d. h. mit deutscher oder fremdsprachiger Terminologie, mit Realienbezeichnungen und nichtterminologischen Klischees. Eine wissenschaftliche Arbeit ohne funktionalstilistische Lexik ist undenkbar; denn insbesondere Termini und Realienwörter helfen, den Sachverhalt eindeutig und sprachökonomisch auszudrücken . . . Ohne Zweifel müssen im wissenschaftlichen Stil — seiner Thematik entsprechend — die Substantive (und besonders solche, die abstrakte Begriffe ausdrücken) stark vertreten sein . . . Charakteristisch für den Stil der Wissenschaft ist der Einschluß von Belegstellen aus anderen Werken. Hier handelt es sich um wichtiges Beweismaterial, das die Ansichten des Schreibenden bekräftigt, oder 5*

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Rolle und Problematik der Fachsprachen

auch um Aussprüche von Fachgelehrten, die der Autor als unrichtig oder strittig hinstellt . . . Durch stark expressive Lexik kann die Objektivität einer akademischwissenschaftlichen Arbeit beeinträchtigt werden; die persönliche Einstellung zum Gegenstand der Untersuchung muß vor allem aus dem sachlich dargelegten Gedankenverlauf hervorgehen. Emotional gefärbte Wörter und Wendungen . . . haben nur dort Berechtigung, wo sie an dieser oder jener Stelle für die Entwicklung der Beweisführung unerläßlich sind . . . Dialektismen, Argotismen, Vulgarismen widersprechen den Normen des wissenschaftlichen Stils . . . Einen festen Platz im wissenschaftlichen Stil haben sich die Mittel der Bildlichkeit erobert; sie sind kein Schmuck der Rede, sondern ein Mittel der Erkenntnis und besseren Einprägung . . . Auch der grammatische Bau des wissenschaftlichen Stils muß der Forderung nach Logik, Klarheit und leichter Faßbarkeit nachkommen. Wenn Passivkonstruktionen in der Alltagssprache gemieden werden, so gehören sie im wissenschaftlichen Stil zu den unentbehrlichen Mitteln der objektiven, logischen Darstellung. Selbstverständlich herrscht der Aussagesatz vor . . . Fragesätze sind ein charakteristisches Merkmal der Syntax im wissenschaftlichen Stil. Einmal sind es rhetorische Fragen, die unmißverständlich als getarnte Aussagesätze zu werten sind . . . Zum anderen (und bedeutend häufiger) sind es Fragen, auf die sofort die Antwort erfolgt . . . Die wissenschaftliche Prosa gebraucht Parallelismus und Antithese, Aufzählung und Wiederholung, also die gleichen Mittel, die in anderen Stilen als lexische und grammatische Mittel der Emotionalität auftreten, im Dienst der Sachlichkeit, Logik und leichten Faßbarkeit . . . Große Bedeutung kommt im wissenschaftlichen Stil der richtig angewandten Hypotaxe zu. Unterstützt durch die entsprechenden unterordnenden Konjunktionen, verhilft sie, das Gesagte logisch zu gliedern und übersichtlich zu machen . . . Große Bedeutung gebührt den architektonischen Mitteln im Dienst von Sachlichkeit, Logik, Klarheit und Faßbarkeit, das heißt, den Mitteln der Gliederung im wissenschaftlichen Text . . . Wenn schon die Verbindung einzelner Sätze durch treffende Konjunktionen und Adverbien dazu verhilft, kausale, konzessive, temporale, modale und andere Zusammenhänge zu erfassen, so gilt dies noch in höherem Maße

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für die Verbindung ganzer architektonischer Einheiten innerhalb des Sprachganzen . . . Dank einer logischen sprachlich-architektonischen Gliederung gelingt es dem Verfasser, zusammen mit seinen Lesern oder Hörern schrittweise Problem um Problem zu klären" Wir haben hier so ausführlich zitiert, weil dieses Kapitel in E. Riesels Buch ein ausgezeichnetes Beispiel für das stilistische Herangehen an die Fachsprachen ist. Wir hätten allerdings auch entsprechende Passagen bei I. R . Gal'perin, A. N. Gvozdev, R . G. Piotrovskij 2 oder anderen anführen können, die Quintessenz wäre dieselbe gewesen: Sachlichkeit, Logik, Klarheit und Faßlichkeit, veranschaulicht vor allem durch Beispiele aus Lexik und Syntax. Zunächst sei unumwunden festgestellt, daß die Aussagen der Vertreter der funktionalen Stilistik, was ihre Einzelbeobachtungen angeht, fast ausnahmslos zutreffen. Wir akzeptieren sie also und berücksichtigen sie auch bei unserer Darstellung der Spezifik der Fachsprachen. Auch die allgemeine Beurteilung des „wissenschaftlichen Stils" aus der Konfrontation mit den anderen Funktionalstilen, besonders mit dem „Stil der schönen Literatur", ist für die Stilistik ein bedeutender Fortschritt, auch wenn darin — ähnlich wie in vielen Definitionen des Fachterminus — mehr (Ideal-)Forderungen als Realitäten zum Ausdruck kommen; spricht daraus doch die Erkenntnis, daß die Sprache als Kommunikationsmittel in jedem Sprechakt einem bestimmten gesellschaftlichen Ziel dient und, um dieses zu erreichen, ganz bestimmte sprachliche Mittel einsetzt. Es wäre also nicht verwunderlich u n d auch nicht abwegig, gingen wir an unsere Problematik „Fachsprachen" aus der Sicht der funktionalen Stilistik heran. Wir t u n das nicht; d a f ü r gibt es folgende Gründe: 1. Die Definition des Gegenstandes der Stilistik und auch ihre Position zwischen Sprach- und Literaturwissenschaft sind ungeklärt 3 . Es über1

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Ebd. S. 427—436. Wir haben all die Stellen aus dem Zitat ausgelassen, die uns für unsere Absicht zu sehr ins Detail gehen oder der Illustration für die deutsche Sprache dienen. I. R. Gal'perin, Oöerki po stilistike anglijskogo jazyka, Moskva 1958; A. N. Gvozdev, Oöerki po stilistike russkogo jazyka, Moskva 1955; R. G. Piotrovskij, Oöerki po grammatiöeskoj stilistike francuzskogo jazyka, Moskva 1956. Das war vor zwanzig Jahren bei der großen Diskussion in der Zeitschrift Voprosy Jazykoznanija 1954/55 so; s. besonders die Beiträge von V. V. Vinogradov, Itogi obsuidenija voprosov stilistiki. Voprosy Jazykoznanija 1/1954; R. G.

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Rolle und Problematik der Fachsprachen

wiegt bei weitem das Interesse an der künstlerischen Literatur, an der Verwendung einiger spezieller sprachlicher Mittel (Archaismen, Historismen, Neologismen; Argotismen, Vulgarismen, Jargonismen; Vergleiche, Metaphern, Tropen; Periphrasen, Epitheta; Expressivität, Emotionalität, Bildhaftigkeit usw.) und am Individualstil. Auch die meisten Fragen der Klassifizierung sind nicht einheitlich bzw. eindeutig beantwortet. W i r haben es mit einem betont sprachwissenschaftlichen Anliegen zu t u n : Gegenstand unserer Untersuchungen sind a l l e Phänomene der fachsprachlichen Kommunikation auf allen sprachlichen Ebenen. Das Ziel ist die Erfassung und geschlossene Darstellung der sprachlichen Mittel, deren sich die einzelnen Fachdisziplinen bedienen, um ihre speziellen Aufgaben zu bewältigen. 2. Die Stilistik strebt danach, sich zu einer eigenen Wissenschaft oder zumindest zu einer selbständigen Disziplin innerhalb der Sprach- oder Literaturwissenschaft zu entwickeln 1 . U n s e r e fachsprachliche Forschung ist ein Teilgebiet der angewandten Sprachwissenschaft und wird immer sowohl eine enge Kooperation mit deren anderen Teilgebieten als auch mit der Sprachtheorie nötig haben. 3. Die Stilistik neigt dazu, den Stil und besonders den Funktionalstil der Wissenschaft als geschlossenes System zu betrachten 2 , während w i r die Fachsprachen als ausgesprochen offene Systeme oder einfacher: als sich ständig entwickelnde und vervollkommnende Gesamtheiten sprachlicher Mittel ansehen. 4. Die Methoden der Stilistik sind sehr unterschiedlich und führen deshalb auch zu unterschiedlichen, d. h. schwer vergleichbaren, Ergebnissen. I n vielen Arbeiten dominiert das Reflektieren über allgemeine Kategorien, die dann durch Beispiele aus dem sprachlichen Text veranschaulicht werden. Das Allgemeine steht vor und über dem

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Piotrovskij, O nekotorych atilistiieskich kategorijach. Voprosy Jazykoznanija 1/1954; das hat sich auch bei jüngeren Tagungen gezeigt; vgl. dazu Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Dr. Theodor Neubauer Erfurt/Mühlhausen, Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 7(1970) H. 2. Vgl. die These von der eigenen sprachlichen Ebene bei I. R. Gal'perin, Javljaetsja Ii stilistika urovnem jazyka? Problemy jazykoznanija, Moskva 1967, S. 198-202. O. A. Lapteva, Vnutristilevaja evoljucija sovremennoj russkoj naucnoj prozy. Razvitie funkcional'nych stilej sovremennogo russkogo jazyka, Moskva 1968, S. 126.

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Konkreten. Bei Einzeluntersuchungen fehlen noch oft Angaben über die Reliabilität, Signifikanz oder Relevanz der Resultate. Auch hier beruhen viele Aussagen auf einfachen Beispielsammlungen, mit denen Hypothesen belegt werden sollen. Die Interpretation, der Ergebnisse wirkt zuweilen recht subjektiv. Wir verwenden in der fachsprachlichen Forschung exakte linguistische, z. T. von anderen Wissenschaften entlehnte Methoden, vor allem statistische und strukturelle. Der Weg führt dabei von der Analyse konkreter Texte zu Registern der darin verwendeten sprachlichen Mittel und dann über den Vergleich mit anderen Registern zu allgemeineren Aussagen. Erst wenn auf diese empirisch-induktive Weise verallgemeinerungswürdige Erkenntnisse gewonnen worden sind, wird deren Gültigkeit in anderen Texten überprüft, ohne daß dabei immer wieder der mühsame empirisch-induktive Weg beschritten werden muß. Ergebnis der genannten Vergleiche ist aber nicht nur das Allgemeine, also z. B. das, was für die Fachsprachen oder für den „wissenschaftlichen Stil" schlechthin gilt, sondern zugleich das Spezielle, d. h. das nur für die einzelne Fachsprache Gültige. Der letzte Schritt ist dann die funktionale Interpretation als Teil der Verallgemeinerung. 5. Die Stilistik, besonders die sogenannte „praktische Stilistik", nimmt oft präskriptiven Charakter an. Sie wertet, was gut und was schlecht, was angemessen und was unangemessen ist. Sie setzt Normen und greift dadurch in die Sprachpflege ein („aktive Stilistik"). Das mag angehen, solange es sich um die Muttersprache handelt. Eine fremdsprachige Stilistik kann sich nur an den gültigen Normen orientieren und die Lernenden zu deren Beachtung anhalten. Fachsprachliche Untersuchungen, vor allem wenn sie —wie in u n s e r e m Falle — an Fremdsprachen durchgeführt werden, tragen einen rein beobachtenden, registrierenden Charakter. Gewisse Berührungspunkte haben sie lediglich mit der analytischen Stilistik, wenn es um semantische Fragen (Synonymie u. ä.) geht. Muttersprachliche Arbeiten über Fachsprachen können natürlich präskriptive Tendenzen haben 1 . Versuche dieser Art für fremde Sprachen, wie sie z. B. in der Terminologienormung unternommen wurden 2 , haben eher Erfolg gehabt. 1

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Siehe z. B. M. P. Senkeviß, Literaturnoe redaktirovanie nauinych proizvedenij, Moskva 1970. E. Wüster, Internationale Sprachnormung in der Technik, 3. Aufl. Bonn 1970.

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Rolle und Problematik der Fachsprachen

Sie wurden aber von Fachleuten, nicht von Vertretern der Stilistik unternommen. 6. Die Stilistik wertet den Sprachgebrauch vor allem vom ästhetischen Standpunkt und vielleicht noch von der Wirkung her. Die fachsprachliche Forschung interessiert in erster Linie ihre Wirkung, und zwar im Sinne der Zweckmäßigkeit, wobei sich durchaus eine neue Vorstellung von „ Schönheit" — etwa im Sinne der Mathematik — entwickeln kann. 7. Die Stilistik hat es auf Grund ihrer bisherigen Einteilung in Funktionalstile schwer, alle fachsprachlichen Bereiche zu einer Einheit zusammenzufassen. Vieles von dem, was uns interessiert, läßt sich nicht unter dem Begriff „wissenschaftlicher Stil" erfassen, und auch für die Wissenschaft im engeren Sinne des Wortes bleibt innerhalb der vorgegebenen Merkmale zu wenig Spielraum. 8. Die konkreten Gemeinsamkeiten der einzelnen Fachsprachen sind viel zu wenig zahlreich, als daß man diese zu einem Funktionalstil zusammenfassen und sie selbst als „Abarten" oder „Gattungsstile" behandeln könnte. Wir sind also nicht der Auffassung wie z. B. W. Fleischer, daß mit dem Terminus „Fachsprache" entweder „Fachwortschatz" oder „Fachstil" gemeint sei und „Fachstil" dem funktionalen Stiltyp der Wissenschaft entspreche 1 , obwohl auch für uns die Sprache von Wissenschaft und Technik im Vordergrund steht; hier werden einfach alle Fachgebiete ausgelassen, die in das Anwendungsfeld der Wissenschaften bzw. in bestimmte Gebiete der materiellen Produktion fallen und deren Sprachgebrauch nicht ausschließlich dem „Stil des Alltagsverkehrs", der „Werkstattsprache" oder wie man es immer nennen mag zuzuweisen ist. Um es anders zu sagen: Die Stilistik ist, auch wenn sie es nicht immer eindeutig so formuliert, der Auffassung: Fachsprache i s t (ein) Funktionalstil oder es gibt keine. Dazu muß es kommen, wenn m a n an den Anfang eine Klassifizierung stellt, zudem eine Klassifizierung mit sehr wenigen Klassen, und dann alles, was Sprache ist, in diesem Schema unterzubringen sucht. Dadurch wird der Fortschritt, der in der Stilistik 1

W. Fleischer, Grundfragen der Stilklassifikation unter funktionalem Aspekt. Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Dr. Theodor Neubauer Erfurt/Mühlhausen, Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 7 (1970) H. 2, S. 26; ders., Zur stilistischen Charakterisierung wissenschaftlicher Texte in der deutschen Gegenwartssprache. Wissenschaftliche Zeitschrift der TU Dresden 19 (1970) H. 2, S. 319.

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durch die Anerkennung der Funktionalstile erzielt worden ist, in sein Gegenteil verkehrt. Wir sind der Meinung: Fachsprachen h a b e n Stil, aber durchaus keinen einheitlichen. Gemeinsam sind ihnen nur sehr allgemeine Züge und eine Reihe von Einzelmerkmalen. Das werden wir auf Grund der großen Materialsammlung, die uns inzwischen zur Verfügung steht, nachzuweisen suchen. Im übrigen lohnt es sich nicht, über diese unterschiedlichen Auffassungen zu streiten. Stilistik und fachsprachliche Forschung befinden sich sofort auf gemeinsamem Boden, sobald sie ein Stück fachsprachlicher Kommunikation mit exakten Methoden untersuchen müssen. So spielen statistische Verfahren in beiden Richtungen eine immer größere Rolle. Dabei gelangt man hier wie da zu denselben Ergebnissen, nämlich zu Aussagen über die (signifikante) Häufigkeit bestimmter sprachlicher Phänomene. Und auch bei deren Interpretation trennen sich die Wege selten wieder. Man kann aus diesem Grunde gerade bei der Untersuchung von Fachtexten die teilweise Vereinigung zweier Strömungen erkennen, deren Unterschiede sich aus ihrer Entstehung und aus ihrer Gesamtzielstellung ergeben. Besonders deutlich wird das bei einigen Angehörigen der zweiten Generation der Prager Schule 1 . Es führt ein ziemlich direkter Weg von den berühmten Thesen des Prager Linguistenkreises, und zwar von These 1, wo die Sprache aus funktionaler Sicht als System von Ausdrucksmitteln charakterisiert wird, das irgendeinem bestimmten Ziel dient 2 , über B. Havräneks funktionale Differenzierung der Schriftsprache 3 beispielsweise zu E. BeneSs Typologie der Stilgattungen der wissenschaftlichen Prosa 4 und ähnlichen Untersuchungen. Beginnen wir mit B. Havranek. Zunächst finden wir bei ihm vieles, was den eben skizzierten Grundpositionen der funktionalen Stilistik ähnelt oder gleicht. Das ist nicht überraschend, denn nicht umsonst 1

2 3

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Wir bezeichnen hier als zweite Generation den Kreis von Linguisten und Sprachlehrern, der nach Beendigung des 2. Weltkrieges die Traditionen des 1926 von V. Mathesius und R. Jakobson gegründeten Cercle linguistique de Prague wieder aufgenommen hat; vgl. Praiskij lingvistiöeskij kruiok, Moskva 1967. Praiskij lingvistiöeskij kruiok, Moskva 1967, 8. 17. B. Gavranek, Zadaöi Iiteraturnogo jazyka i ego kultura. PraZskij lingvistiöeskij kruiok, Moskva 1967, S. 338—377; ders., 0 funkcional'nom rassloenii Iiteraturnogo jazyka, ebd. S. 432—443. E. Benei, Zur Typologie der Stilgattungen der wissenschaftlichen Prosa. Deutsch als Fremdsprache 3/1969.

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Eolle und Problematik der Fachsprachen

wird die Lehrmeinung der Prager Schule als „funktionale Linguistik" 1 bezeichnet, und natürlich hat sich daraus auch eine „funktionale Stilistik" entwickelt, der wir aber hier nicht weiter nachgehen. Für unsere fachsprachlichen Untersuchungen sind vor allem Havräneks Gedanken über die funktionalen Unterschiede in der Schrift- bzw. Literatursprache anregend. Der Ausgangspunkt ist dabei die Feststellung : „. . . Die Auswahl der sprachlichen Mittel in konkreten sprachlichen Aussagen hängt vom Ziel der Aussage ab: Sie ist auf die Funktion der Aussage gerichtet" 2 . Diese Feststellung erfährt jedoch sofort eine wichtige Ergänzung: „Aber wie vielfältig die Mittel der funktionalen und stilistischen Differenzierung, vor allem die syntaktischen und lexikalischen, auch sein mögen, von Bedeutung sind nicht nur der Bestand an unterschiedlichen Wörtern und grammatischen Formen, sondern auch die verschiedenen Verwendungsweisen der sprachlichen Mittel oder ihre spezielle Anpassung an unterschiedliche Aufgaben der Literatursprache "3. Wir werden später an diesen Grundgedanken erinnern. Über die Kategorie der „Intellektualisierung", die für ihn eine der wichtigsten speziellen Verwendungsweisen sprachlicher Mittel ist, gelangt Havränek zur „wissenschaftlichen Sprache". Unter Intellektualisierung versteht er dasselbe, was die Stilistik dem „wissenschaftlichen Stil" zuschreibt: Genauigkeit, Objektivität, Abstraktheit, Bestimmtheit, kurz das, was die Wissenschaft befähigt, ihre gesamte gedankliche Kompliziertheit sprachlich zum Ausdruck zu bringen, möglichst so, daß sich die Termini den logischen Begriffen und die Sätze den logischen Urteilen nähern14. Was die sprachlichen Mittel angeht, die uns berechtigen, die „wissenschaftliche Sprache" als eine besondere „funktionale Sprache" anzusehen, so beschränkt sich Havrdnek auf einige Hinweise zur Lexik bzw. zur Terminologie und zur Syntax, die für uns keine neuen Einsichten mit sich bringen. Wesentlich für unsere weiteren Überlegungen zu den Fachsprachen ist jedoch seine Klassifizierung der Funktionen der Literatursprache und •der entsprechenden „funktionalen Sprachen". Er unterscheidet vier 1

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3

B. N. Kondrasev, Vorwort zu Praiskij lingvistiöeskij kruzok, Moskva 1967, S. 15; V. Skaliöka, Kodansk^ Strukturalismus a praiskä äkola. Slovo a slovesnost 10/1948, S. 142. B. Gavranek, Zadafei literaturnogo jazyka i ego kul'tura. Praiskij lingvistißeskij kruiok, Moskva 1967, S. 346. Ebd. S. 349. Ebd. S. 349 f.

Wesen der Fachsprachen

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Funktionen: 1. die kommunikative, 2. die praktisch spezielle, 3. die theoretisch spezielle, 4. die ästhetische. Die ersten drei faßt er als Sprache der Mitteilungen zusammen, während die vierte eine gewisse Sonderstellung einnimmt. Den vier Funktionen sind vier „funktionale Sprachen" zugeordnet: 1. die Alltagssprache, 2. die Sachsprache, 3. die wissenschaftliche Sprache, 4. die poetische Sprache 1 . Man kann über diese Klassifikation unterschiedlicher Auffassung sein. Havränek selbst erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Endgültigkeit. Unglücklich erscheint uns die — zumindest terminologische — Beschränkung der „kommunikativen Funktion" auf die „Alltagssprache", da wir den Begriff der Kommunikation wesentlich weiter fassen. Die Berechtigung dazu glauben wir durch unsere einleitenden Bemerkungen zu Inhalt, Umfang und Mitteln der fachsprachlichen Kommunikation nachgewiesen zu haben. Für die fachsprachliche Forschung bietet diese Klassifikation zwei Aspekte, die der stilistischen Konzeption fremd sind: 1. Schon in einer früheren Bemerkung über die Kategorie der „Bestimmtheit" im Zusammenhang mit der „Intellektualisierung" der sprachlichen Mittel hatte Havränek auf eine Art Graduierung in der Ausprägung dieses Merkmals hingewiesen und sie dazu benützt, •den Unterschied zwischen den „funktionalen Sprachen" deutlicher zu machen, indem er folgende Rangordnung aufstellte: Verständlichkeit ^ Alltagssprache — Bestimmtheit ^ „Arbeitssprache" 2 — Exaktheit wissenschaftliche Sprache3. Daraus ergibt sich eine gewisse Annäherung zwischen „Sach-" oder „Arbeitssprache" einerseits und „wissenschaftlicher Sprache" anderseits und gleichzeitig eine schärfere Abgrenzung beider gegenüber der Alltagssprache und der Dichtersprache (poetischen Sprache). In der Typologie E. Beness führt das zu einer weitgehenden Zusammenfassung unter der Bezeichnung „Sachstil", bei der allerdings eine sekundäre Unterteilung in „praktischen Sachstil" und „wissenschaftlichen Sachstil" erhalten bleibt 4 . Im Grunde ist all das bei Havränek vorgegeben, der in einem anderen Aufsatz davon gesprochen hat, daß im Sinne einer binären Opposition „Alltagsschicht: spezielle Schicht" die beiden speziellen 1

Ebd. S. 356. Darunter versteht er die Sprache von Verwaltung, Handel, Journalistik usw. ^ Ebd. S. 352. •* E. Beneä, Zur Typologie der Stilgattungen der wissenschaftlichen Prosa. Deutsch als Fremdsprache 3/1969. 2

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Eolle und Problematik der Fachsprachen

Schichten ein einheitliches Glied seien 1 . Wir könnten die zweite und dritte recht gut zur fachlich-kommunikativen Funktion zusammenfassen; damit hätten wir auch — noch immer im Sinne der Prager Schule — das Hauptkriterium für die Definition und Abgrenzung der Fachsprachen. Die Kurzcharakteristiken, die Havränek den beiden genannten „funktionalen Sprachen" beigibt, zeigen ihre (primären) Gemeinsamkeiten und zugleich ihre (sekundären) Unterschiede schon recht gut: Sachsprache — einheitliche Semantik; die Relation zwischen lexikalischen Einheiten und Bezeichnetem ist durch den Usus bestimmt (Wort-Terminus); die Aussage ist relativ selbständig; Bestimmtheit, die durch die Automatisierung der berufsspezifischen sprachlichen Mittel (Termini und Formeln) determiniert ist; Wissenschaftssprache — einheitliche Semantik; die Relation zwischen lexikalischen Einheiten und Bezeichnetem ist exakt (Wort-Begriff); die Aussage ist vollständig; Exaktheit, die durch definierte oder kodifizierte Automatisierung bedingt ist 2 . 2. Havranek spricht in seiner Klassifikation von „funktionalen Sprachen" und nicht von „funktionalen Stilen", die er gesondert erwähnt und ganz anders einordnet, als wir es bisher von der (funktionalen) Stilistik gewöhnt sind. Er zählt folgende Funktionalstile auf: A. Je nach dem konkreten Ziel der Aussage : 1. praktische Mitteilung, 2. Aufforderung (Aufruf), 3. allgemeine Darlegung (populäre), 4. spezielle Darlegung (Erklärung, Beweis), 5. kodifizierende Formeln. B. J e nach der Ausdrucksart: intim — öffentlich, mündlich — schriftlich, mündlich: 1. intim: (Monolog) — Dialog, 2. öffentlich: Rede — Diskussion, 1

2

B. Gavranek, O funkcional'nom rassloenii literaturnogo jazyka. Praiskij lingvistideskij kruiok, Moskva 1967, S. 436. B. Gavranek, Zadaii literaturnogo jazyka i ego kul'tura. Praiskij lingvistiöeskij kruiok, Moskva 1967, S. 365.

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schriftlich: 1. intim, 2. öffentlich: a) Erklärung, Anzeige, b) Zeitungsartikel, c) Buch. 1 Vergleicht man die beiden Klassifikationen miteinander, so erkennt man zwar gewisse Grundzüge der ersten in der zweiten wieder, aber es gibt keine Kongruenz. Man könnte eher sagen: Die Klassifikation der Funktionalstile ist eine Spezifizierung der Klassifikation der Funktional sprachen. Betrachtet man dagegen die Funktionalstile bei E. Riesel und den anderen Vertretern dieser Richtung der Stilistik, so ergibt sich eine weitgehende Übereinstimmung mit B . Havräneks Funktionalsprachen (sieht man davon ab, daß der funktionale Stil der Publizistik und der Presse — sicher zu Recht — aus der Sachsprache herausgenommen und zu einem eigenen Stil erklärt worden ist), d. h., für „Sprache" wird einfach „Stil" gesetzt.Das ist u. E . eine unzulässige Substitution der Merkmale für die Sprache selbst, ganz in dem Sinne, wie wir schon einmal formuliert haben: Sprache ist nicht, sondern h a t Stil. HavrÄnek hat sich selbst zum Unterschied zwischen Funktionalsprache und Funktionalstil geäußert: „Es gibt die Meinung, daß die funktionale Schichtung der Literatursprache mit den stilistischen Unterschieden identisch sei, daß man an Stelle von funktionaler ,Sprache' (entspr.: Dialekt) von funktionalem Redestil oder einfach von Sprachstil reden könne 2 . Einer solchen Auffassung kann ich nicht zustimmen . . . Der Sprachstil ist eine spezifische Erscheinung, die in der sprachlichen Aussage existiert, aber in der sprachlichen Struktur ist sie im Gegensatz zu deren anderen Bestandteilen potentiell nicht enthalten. Ich habe den Stil schon als individualisierende' (spezifische) Organisation des strukturellen Sprachganzen, das jede sprachliche Äußerung ist, definiert. Heute . . . würde ich in dieser Definition den Terminus ,individualisierend' durch das Wort signalisierend' ersetzen und den Stil folgendermaßen definieren: ,singularisierende Organisation des sprachlichen Ausdrucks (der sprachlichen Aussage) als Einheit'..." 3 . 1 Ebd. S. 366. 2 Havranek denkt dabei vor allem an J . M. Korinek, TCLP, 6, S. 28; Slovo a slovesnost VII/1941, S. 29. 3 B. Gavranek, O funkcional'nom rassloenii literaturnogo jazyka. Praiskij lingvistiöeskij kruiok, Moskva 1967, S. 437.

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Auf Havräneks anschließende Erörterungen zur Stilistik, etwa die Unterscheidung zwischen „Individualstil" bzw. „subjektivem Stil" (bedingt durch den individuellen Geschmack) und „Funktionalstil" bzw. „objektivem Stil" (bedingt durch Ziel und Situation), können wir hier nicht weiter eingehen. Noch deutlicher formuliert Havränek den Unterschied zwischen „funktionaler Sprache" und „funktionalem Stil" an anderer Stelle, wo er schreibt: „Der Unterschied zwischen funktionaler Sprache und funktionalem Stil besteht in folgendem: Der funktionale Stil wird durch das konkrete Ziel dieser oder jener Aussage bestimmt und ist eine Funktion der Aussage, d. h. der „Rede" (parole); die funktionale Sprache dagegen wird von den Gesamtaufgaben des normativen Komplexes sprachlicher Mittel bestimmt und ist eine Funktion der Sprache (langue). Bei einer sprachlichen Aussage haben wir es folglich mit funktionalen Sprachen in verschiedenen Typen funktionaler Stile zu t u n " K Diese Auffassung teilen wir im wesentlichen, da für uns nicht die sprachliche Gestaltung der einzelnen Aussage, sondern der gesamte „normative Komplex" sprachlicher Mittel in den einzelnen Fachsprachen Untersuchungsgegenstand ist. Daran ändert auch der Umstand nichts, daß wir bei der Verwendung statistischer Methoden von einer Vielzahl einzelner sprachlicher Aussagen als Materialbasis ausgehen. Die Mittelwerte, die sich daraus ergeben, charakterisieren die Fachsprachen, den normativen Gebrauch ihrer sprachlichen Mittel, im ganzen, ebenso wie das die qualitativen Merkmale t u n . Dabei kommt es uns nicht so sehr darauf an, ob diese Charakteristik nur als Aussage über die Rede (parole) oder auch als Aussage über die Sprache (langue) gewertet wird, da das Verhältnis zwischen diesen beiden Grundkategorien der Sprachwissenschaft seit Saussure sehr unterschiedliche Deutungen erfahren h a t 2 . Für die Fachsprachen, speziell für die wissenschaftliche Prosa des Deutschen, sind die Gedanken Havraneks vor allem von E. Benes weiterentwickelt worden 3 . E r t u t auch terminologisch den Schritt 1

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B. Gavranek, Zadaßi literatumogo jazyka i ego kul'tura. Praiskij lingvisticeskij kruiok, Moskva 1967, S. 366. V. Ja. Myrkin, Razliönye tolkovanija sootnosenija jazyk : rec'. Inostrannye Jazyki vSkole 1/1970. Siehe besonders E. Benes, Zur Typologie der Stilgattungen der wissenschaftlichen Prosa. Deutsch als Premdsprache 3/1969.

Wesen der Fachsprachen

von der „wissenschaftlichen Sprache" zur „Fachsprache" bzw. „Fachprosa" und sieht das Verhältnis zwischen Fachprosa und Fachstil s o : „Unter ,Fachprosa' verstehe ich die Textmenge, in der sich die F a c h sprache' als Teil- und Untersystem der Sprache realisiert. Die Textgestaltung selbst besteht, rein sprachlich gesehen, in Auswahl, Anwendung und eventuell auch Anpassung der Systemmittel der Sprache. Wenn das der Textgestaltung zugrunde liegende Prinzip als Stil bezeichnet wird, dann könnten wir noch vom sprachlichen Stil der Fachprosa oder vom Fachstil sprechen. Der Fachstil ist demnach das Prinzip der sprachlichen Organisation der Texte der Fachprosa mit Hilfe der Ausdrucksmittel der Fachsprache" Das heißt nichts anderes, als daß die Fachsprachen — wie übrigens alle anderen Funktionalsprachen — in der aktuellen sprachlichen Äußerung, im Text, einen bestimmten Stil annehmen, den Fachstil. Dieser Fachstil ist durchaus nicht einheitlich, obwohl er gewisse durchgehende Grundzüge besitzt, die uns die funktionale Stilistik bereits genannt hat. Auf Grund der in Fachtexten auftretenden stilistischen Unterschiede hat E. Beneä eine Typologie der Stilgattungen entwickelt, die uns die Möglichkeit gibt, jeden Fachtext an bestimmten Kriterien zu messen und ihn dann zu klassifizieren. Wenn wir auch mit einigen Entscheidungen Beneäs, besonders was die Aufteilung der einzelnen Fachgebiete bzw. Kommunikationsbereiche auf den wissenschaftlichen Sachstil und den praktischen Sachstil betrifft, nicht einverstanden sind, so geben wir hier doch sein synoptisches Schema wieder und nennen auch seine Klassifikationskriterien für den Sachstil, weil dies der erste uns bekannte Versuch ist, zu einer systematischen Methode der Stilklassifizierung auf fachsprachlichem Gebiet zu finden. Die vier Kriterien für die Klassifizierung von Fachtexten sind: 1. Kommunikationsbereich und Themenkreis, 2. Fachlichkeitsgrad, 3. Medium der Mitteilung, 4. Art der Stoffbehandlung. Hinter jedem dieser Kriterien steht eine Gruppe von „Deskriptoren", die eine typologische Einordnung und zugleich eine verbale Charakterisierung jedes Textes möglich machen. Sehen wir uns dieses System etwas näher an:

1

Ebd. S. 226.

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1.

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Kommunikationsbereiche: Dichtung

wissenschaftlicher Sachstil

praktischer Sachstil

Kunstkritik Kunstwissenschaft Geschichtswissenschaft andere Gesellschaftswissenschaften: Philosophie, Soziologie, Ökonomik, Rechtswissenschaft, Sprachwissenschaft, Psychologie Logik Naturwissenschaften: Biologie, Geologie, Chemie Physik, Mathematik Zoologie, Botanik, physikalische Geographie, Astronomie Angewandte Naturwissenschaften: Medizin, Landwirtschaft technische Wissenschaften militärische Wissenschaften Wirtschaft, Technik, Militär Handwerk u. a. praktische Tätigkeiten, Sport, verschiedene Liebhabereien Konversation

2. Fachlichkeitsgrad: Einstellung zum Empfänger: Forscherstil (Monographien, Zeitschriftenaufsätze, die tiefe Fachkenntnis voraussetzen) Belehrender Stil (Einführungen, Zusammenfassung der Ergebnisse) Stil der Lehrbücher (Kompendien, Aufrisse, Grundrisse) Lexikonstil Nachschlagebücher und Wegweiser (Übergang zum praktischen Sachstil) Populärwissenschaftlicher Stil. Essayistik Randzone der Sachprosa ist der Stil der Publizistik

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3. Medium der Mitteilung: Sachstil vorwiegend graphisch. Kompositionsgliederling durch Absätze, Titel, Zwischentitel, Marginalien (Anmerkungen, Randbemerkungen), Numerierung. Ausdrucksökonomie durch Ziffern, Abkürzungen, Zeichen. Unterscheidung der Textwichtigkeit durch verschiedene Schrifttypen; Parenthesen, Fußnoten, Hinweise und Erläuterungen. Tabellen, Graphen, Illustrationen. Sonderform der geschriebenen Sachprosa ist der offizielle Briefstil. Diese drei Kriterien erfassen die stilbildenden Faktoren (Ziele, Bedingungen, Anwendungsgebiet) der individuellen Stile, zu denen auch die funktionalen Redestile gehören. 4. Art der Stoffbehandlung (Stilverfahren, Darstellungsarten): Bericht (Laborbericht, Kontrollbericht, Untersuchungsbericht, Versuchsprogramm, Arbeitsplan, Wettervorhersage) (Aktennotiz, Rezension) (Referat, Thesen, Zusammenfassung, Konspekt) Erzählung (Memoiren; einmalige Geschehnisse, Entdeckungen usw.) Beschreibung (Gegenstände, Vorgänge, Charakteristika) (Befunde, Gutachten) Erörterung (Untersuchung oder Darlegung gesetzmäßiger Beziehungen) Betrachtung (Beweisführung, Wertung) (Forschungsbericht, historischer Überblick, Stellungnahme, Kritik). Aus der Kombination dieser vier Kriterien ergibt sich für jede Fachrichtung eine Typologie ihrer Stilgattungen. Jede Äußerung der Sachprosa ist in vierfacher Hinsicht bestimmt, z. B. populärwissenschaftliche (2) Beschreibung (4) einer technischen (1) Erfindung in schriftlicher (3) Form 1 . Erhebliche Einwände sind vor allem gegen das erste und dritte Kriterium vorzubringen. Der Überblick über die Kommunikationsbereiche und Themenkreise ist zu grob, d. h., er läßt die Differenziertheit der modernen Wissenschaft und Technik sowie der übrigen Fachgebiete und damit auch ihrer Fachsprachen zu wenig erkennen (Vollständigkeit war wohl ohnehin nicht beabsichtigt). Die Verteilung der einzelnen Disziplinen auf den wissenschaftlichen und den praktischen Sachstil wird mit Sicherheit den Widerspruch der Fachleute herausfordern. Aus unserer Sicht ist es weniger schlimm, daß hier Gebiete nicht zur Wissenschaft 1

Ebd. S. 227ff.

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gezählt werden, die in unserer Zeit zweifellos Anspruch darauf haben (Militärwesen, Sport u. a.). Der Grundfehler liegt darin, daß Bene§ hier die horizontale und die vertikale Gliederung der Fachsprachen, auf die wir noch näher zu sprechen kommen, durcheinanderbringt. Er beachtet nicht, daß fast jede der aufgezählten Disziplinen einen mehr theoretischen und einen mehr praktischen Bereich hat; denken wir an die medizinische Forschung einerseits und an das Gesundheitswesen anderseits, an die Kunstwissenschaft und an die künstlerische Betätigung, an die Landwirtschaftswissenschaft oder Veterinärmedizin auf der einen, Pflanzen- und Tierproduktion auf der anderen Seite usw. usf. Daraus ergibt sich natürlich, daß sie an beiden Varianten des Sachstils teilhaben. Hier wirkt sich die Neigung zur Gleichsetzung von funktionaler Sprache und funktionalem Stil verhängnisvoll aus. Unserer Auffassung nach hat jedes der genannten Fachgebiete seine Fachsprache, wobei die Unterschiede zwischen ihnen größer oder geringer sein mögen, und diese Fachsprachen erleben eine unterschiedliche stilistische Realisierung. Nun zum dritten Kriterium: Benes berücksichtigt hier im Grunde genommen nur ein Medium, nämlich den gedruckten Text und seine graphischen Möglichkeiten. Daß er damit die wichtigste Form der Fixierung und Übermittlung fachsprachlicher, vor allem wissenschaftlicher und technischer Informationen getroffen hat, steht außer Zweifel; daß daneben aber auch noch andere Informationsträger (wenn schon nicht die von den Artikulationsorganen erzeugten Luftschwingungen, dann doch wenigstens die Lochkarte, der Lochstreifen, das Magnetband und das Magnettonband) gerade für die Fachsprachen eine große Rolle spielen, haben wir im Abschnitt „Mittel und Methoden der sprachlichen Kommunikation" gezeigt. Positiv zu bewerten ist an Beneäs Arbeiten vor allem, daß er sich nicht mit der Beschreibung gewisser Besonderheiten der Fachsprachen und ihrer Stilgattungen begnügt, sondern nach einer Definition dafür sucht, und wie er das tut. Mag seine Begriffsbestimmung auch noch unvollkommen sein, so trägt sie doch zur Klärung des Verhältnisses von fachsprachlicher Forschung und Stilistik bei. Daß Beneä, wenn er deutsch schreibt, den Terminus „Fachsprachen" verwendet, mag auch an einem gewissen Einfluß des Sprachgebrauchs im Hochschulwesen der DDR liegen. Im übrigen aber sind während der letzten Jahre, in denen das Interesse an den Fachsprachen merklich zugenommen hat, Termini wie Fachstil,

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wissenschaftlicher Stil; HaynHiifi cthjib, TexHiiiecKHii crmib; scientific style, technical style-, style scientifique, style technique immer mehr von anderen Benennungen verdrängt worden, von denen wir hier die wichtigsten aufführen, um unseren Lesern zu zeigen, unter welchen Schlagwörtern sie Material für eigene fachsprachliche Untersuchungen finden können. Wir stellen dabei die Termini mit dem größeren Begriffsumfang an den Anfang und lassen ihnen f ü r jede der aufgeführten Sprachen ein paar Beispiele für spezielle Fachgebiete folgen. Russisch : noHi>H3HK, npo^ecciioHajibHLiii hshk ; HaynHan nposa, Haymutt npo3aiiiecKHii tökct, hshk Haymofi ¿iHTepaTypu, HayHHan peni», HHTejuieKTyajiH30BaHHaH y i e n a n pent, cneiiHajibHHö HayiHHH hshk, H3HK (pyccKofl) HayKH; (4»paHuy3CKiifi) MaTeMaTHiecKHü h3hk; HayHHo-TexHHiecKaH TepMHHOJiorHH usw. ; Englisch : sublanguage, restricted language, language for special purposes, social dialect ; the language of science and technology, t h e language of science, scientific languages, scientific discourse, technical language, t h e language of technology, technical literature, scientific writing ; the English we use for science, scientific Russian ; technical English, the language of psychology, jargon, trade dialect ; terms peculiar to a special profession usw. ; Französisch : langue de spécialité, les langues de spécialité, les langues spéciales, les langues spécialisées, le langage spécialisé; le français spécialisé; la langue scientifique et technique, la langue des sciences et des techniques, la langue scientifique, le langage scientifique, le langage de la science, le jargon des sciences, le langage technique; la langue de la biologie, le discours politique, la langue médicale ; les termes techniques et spéciaux usw. ; Deutsch : Subsprache, Sondersprache, Gruppensprache; Sprache eines Kommunikationsbereiches, Zwecksprache; Fachprosa, Sachprosa, Fachsprache, Fachtext; wissenschaftliche Prosa, wissenschaftliche Fachsprache, Wissenschaftssprache, Sprache der Wissenschaft; gelehrte Rede; Sprache der naturwissenschaftlich-technischen Literatur; Sprache der Technik, Sprache der Chemie und Physik, Werbesprache; Werkstattsprache; Terminologie (gebräuchlich sind auch Adjektive wie: fachsprachlich, spezialsprachlich) usw. Bei einem Vergleich zwischen den vier Sprachen fällt auf, daß die 6*

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Äquivalente für „langue" — „H3MK", „language", „Sprache" — dominieren ; das bekräftigt unsere Ansicht über die „funktionalen Sprachen". „Parole" haben wir im Französischen und „speech" im Englisohen gar nicht, „Rede" im Deutschen nur in einer sicher veralteten Bezeichnung gefunden. Im Französischen ist dafür der Gebrauch von „langage" fast ebenso häufig wie der von „langue"; „discours" ist unter bestimmten Bedingungen möglich, ebenso wie „discourse" im Englischen; im Deutschen weicht man in diesen Fällen auf „Text" aus. Die Tendenz, die Fachsprachen auf ihre Terminologie zu beschränken, kommt hier nur andeutungsweise zum Ausdruck; in Wirklichkeit ist sie stärker. Eine Ursache für die Verdrängung der stilistischen Aspekte ist wohl in dem Umstand zu suchen, daß die Lehre von den Funktionalstilen sich nirgendwo auf eine so feste Tradition stützen konnte und nirgendwo so sehr zur Meinung ganzer sprachwissenschaftlicher Schulen geworden ist wie in der UdSSR und der ÖSSR. Lediglich in der Germanistik und z. T. auch in der Anglistik der DDR hat sie einen relativ starken Widerhall gefunden. In den USA und England hat die Stilistik nur eine sehr geringe Rolle gespielt. In Frankreich und Deutschland ist sie ihre eigenen Wege gegangen, hat die Fachsprachen kaum zur Kenntnis genommen. Eine weitere, noch gewichtigere Ursache dafür liegt in der Tatsache, daß die fachsprachliche Forschung als Teil der angewandten Sprachwissenschaft, so wie sie sich heute fast überall darbietet, weniger oder eigentlich gar nicht von der Philologie bzw. Sprachwissenschaft angeregt, sondern vielmehr aus ganz bestimmten praktischen, durch die gesellschaftliche Entwicklung bedingten Bedürfnissen und Anforderungen entstanden ist. Die Anstöße kamen von der fachsprachlichen Ausbildung, d. h. von einem fachbzw. berufsbezogenen Fremdsprachenunterricht, von der Übersetzungspraxis, von der maschinellen Informationsverarbeitung, von der Terminologienormung, von der Dokumentation usw., fast immer im Zusammenhang mit der Entwicklung der internationalen Zusammenarbeit auf den verschiedensten Fachgebieten. Die genannten Gebiete der Praxis waren in erster Linie an einer Übersicht über die sprachlichen Mittel, insbesondere die Lexik, einzelner Fachsprachen interessiert. Um sie zu gewinnen, bedienten sich ihre Vertreter der unterschiedlichsten Methoden. Ein Teil von ihnen lehnte sich an diese oder jene linguistische Theorie an; die meisten betrieben jedoch eine rein empirische Sammlertätigkeit auf Grund direkter Beobachtungen am sprachlichen Text. So entstanden viele Material-

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Sammlungen und Einzeluntersuchungen. Während die funktionale Stilistik eine zusammenhängende Theorie entwickelt hatte, den einzelnen sprachlichen Erscheinungen aber nur selten genauer nachging, häufte die fachsprachliche Forschung in ihrer Entstehungszeit Material auf Material, ohne dabei auf eine große Konzeption zu achten, die das Ganze zu einer Einheit gefügt und einer Verallgemeinerung zugänglich gemacht hätte i. Sie vernachlässigte z. T. die wissenschaftliche Interpretation der aufgefundenen Fakten, und gerade hier wäre ein Zusammengehen mit der funktionalen Stilistik, vor allem in der Form, wie sie von der sowjetischen Sprachwissenschaft betrieben wird, außerordentlich fruchtbar; denn bei einer solchen Interpretation kann es eigentlich nur um die kommunikative Funktion der Fachsprachen gehen, also um die Fragen: Welches Ziel verfolgt die sprachliche Kommunikation im jeweiligen Fachgebiet? Welche Mittel verwendet sie, um dieses Ziel zu erreichen? Wie werden diese Mittel den Anforderungen der fachsprachlichen Kommunikation gerecht? Oder ganz anders formuliert: In welchem Verhältnis stehen bei der fachsprachlichen Kommunikation Bezeichnetes und Bezeichnendes? In welchem Maße verlangt das spezielle (fachliche) Bezeichnete ein spezielles (fachsprachliches) Bezeichnendes? Bei der Beantwortung dieser Fragen könnte es zu einer Synthese kommen, die ein neues Licht sowohl auf die allgemeinen Feststellungen der funktionalen Stilistik als auch auf die Fakten der fachsprachlichen Forschung wirft. Kehren wir jedoch zu Verständnis und Definition des Phänomens Fachsprache zurück. Wir hatten davon gesprochen, daß es zwei ziemlich entgegengesetzte Auffassungen vom Wesen der Fachsprachen gibt. Die eine — die funktionalstilistische — haben wir für unsere Bedürfnisse hinreichend charakterisiert. Die andere, die als Spezifikum der Fachsprachen fast ausschließlich ihren Sonderwortschatz, d. h. vor allem die Terminologie, anerkennt, wurde bisher nur genannt. Sie hat ihre Vertreter vor allem im deutschsprachigen Raum. Nur ein Teil der Anhänger dieser Richtung beschäftigt sich von Berufs wegen mit Sprache(n). Es gibt eine stattliche Zahl von namhaften 1

Vgl. L. Hoffmann, Prolegomena zu einem Programm für die Untersuchung der Wissenschaftssprache und der methodischen Probleme der fachbezogenen Fremdsprachenausbildung. Linguistische und methodische Probleme einer spezialsprachlichen Ausbildung. Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 18 (1969) H. 3.

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Repräsentanten anderer Wissenschaften, vor allem der Naturwissenschaften und der Technik, die ein ausgeprägtes Interesse an sprachlichen Fragen — oft im Zusammenhang mit ihrem eigentlichen Fachgebiet — haben. Ihnen geht es begreiflicherweise in erster Linie um Fragen der Benennung und Definition von Gegenständen und Begriffen, also von Einzelerscheinungen. Wenn dabei dennoch Zusammenhänge eine Rolle spielen, dann sind es vorzugsweise Sachzusammenhänge oder Relationen in begrifflichen Systemen, die ziemlich unmittelbar auf das Benennungssystem, also die Lexik mit ihrer Wortbildung, projiziert werden, nicht aber Zusammenhänge im gesamten Sprachsystem. Es ist nur zu verständlich, daß die Weisgerbersche Formel vom „Worten der Welt", hinter der seine ganze philosophisch-idealistische Konzeption von der „sprachlichen Erschließung der Welt" steht 1 , auf die Anhänger dieser Richtung eine starke Anziehungskraft ausgeübt hat. 2 Aber auch eine erhebliche Zahl von Sprachwissenschaftlern in der B R D ist in Weisgerbers Fußtapfen getreten. Das ist ein wenig bedauerlich, weil wir in den Publikationen der Weisgerberschule und in seinen eigenen Veröffentlichungen eine Menge zutreffender Aussagen über Wesen und Spezifik der Fachsprachen antreffen, die nur leider in eine uns fremde Gesamtsicht eingebettet sind. Gerade deshalb aber ist die kritische Auseinandersetzung mit diesen Arbeiten, die Entscheidung, was davon auch für uns akzeptabel und was kompromißlos abzulehnen ist, ein wesentliches Kriterium dafür, wie weit die fachsprachliche Forschung auf dem Boden der marxistisch-leninistischen Erkenntnistheorie steht oder nicht. Es spielt dabei keine Rolle, daß die fachsprachliche Problematik in der Masse dieser Arbeiten in erster Linie oder ausschließlich als Angelegenheit der Lexik, speziell der Terminologie betrachtet wird. Daß diese Auffassung zu eng ist, weisen wir mit diesem Buche nach. Außerdem ist es jedermanns Recht, seinen Untersuchungsgegenstand so weit einzuengen, wie er das bei seinem Vorhaben für nötig hält, wenn er nur d a n n nicht den Teil f ü r das Ganze ausgibt. Es ist auch weniger entscheidend, sondern eher natürlich, daß die Germanisten ihre Hauptaufmerksamkeit dem Einfluß der Wissenschaft und Technik auf die 1

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L. Weisgerber, Von den Kräften der deutschen Sprache, Bd. II/2. Die sprachliche Erschließung der Welt, Düsseldorf 1954. Anderseits hat Weisgerber in seiner Darstellung der fachsprachlichen Problematik große Anleihen bei sprachlich versierten Technikern wie dem international anerkannten Österreicher E. Wüster genommen.

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Gemeinsprache, auf das Deutsche als ihre Muttersprache schenken. Auch wir werden das Verhältnis, die aktiven Wechselwirkungen zwischen den Fachsprachen und der übrigen Sprache erwähnen müssen. Die große Gefahr bei der kritiklosen Übernahme der Weisgerberschen Deutung von Wesen und Wirken der Fachsprachen — wie der Sprache überhaupt — besteht in einer Verschiebung des Verhältnisses zwischen objektiver Realität, Bewußtsein und Sprache, die nicht etwa in einem augenfälligen Agnostizismus, sondern in einer Überhöhung der Rolle der Sprache endet, welche der Sapir-Whorf-Hypothese oder linguistischen Relativitätstheorie nahekommt. Die Sprache wird bei Weisgerber „eine das Leben durchwaltende Macht" 1 ; sie gestaltet die Welt geistig, verwandelt das Sein in „bewußtes Sein für den Menschen" 2 ; sie ist dazu bestimmt, „. . . die Welt in das Eigentum des Geistes umzuschaffen" 3 , und schiebt sich so an die Stelle des erkennenden Bewußtseins, das seinerseits von ihr abhängig wird; denn es gibt eine „. . . unwiderstehliche K r a f t , mit der jede Muttersprache die in ihr wirksame Form der Welterschließung allen ihren Angehörigen einprägt bis zum Grade der Selbstverständlichkeit" 4 . Wie sich diese idealistische Sprachphilosophie auf die Betrachtung der Fachsprachen auswirkt, sollen einige weitere Zitate zeigen. „Kann man die wesentliche Leistung der Sprachmittel im Hinblick auf die natürlichen Gegebenheiten der Außenwelt dahin kennzeichnen, daß sie vorgegebene Dinge und Erscheinungen zu Gegenständen des Bewußtseins umprägen, so ist die Rolle des Wortgutes im Bereich der Sachkultur offenbar eine grundsätzlich andere. Die Objekte dieses Bereichs sind nicht für den Menschen vorgegebene und unabhängig von ihm bestehende Dinge, sondern von ihm selbst geschaffene Sachen. Demgemäß kommt der sprachlichen Welterschließung hier nicht so sehr die Aufgabe zu, eine Übersicht und Einordnung dieser Gebilde in das menschliche Leben zu erarbeiten. Vielmehr steht die geistige Begründung menschlicher Tätigkeit, die Richtung zur Gestaltung ihrer Erzeugnisse im Vordergrund. Und da menschliches Gestalten immer die Auswirkungen vorangegangener gedanklicher Arbeit einbeschließt, so wird man für das grundsätzliche Verhältnis von Sprache und Sachkultur die produktive Leistung der sprachlichen Formung noch viel nachdrücklicher betonen müssen: Die mitgestaltende K r a f t der » L. Weisgerber, a. a. O., S. 19. 3 Ebd. S. 24. ^ Ebd. S. 25.

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Ebd.

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Sprache ist nicht nur bis in den gedanklichen Aufbau, sondern bis in die konkrete Gestaltung der Sachen selbst hinein zu verfolgen" i. Es handelt sich hier nicht etwa — wie man bei oberflächlichem Lesen meinen könnte — um die dialektische Auffassung vom B e w u ß t s e i n bzw. vom D e n k e n als aktivem Prozeß der Aneignung der Umwelt durch den Menschen einerseits und der Rückwirkung auf die materielle Welt anderseits, sondern um die dialektische Auffassung von der S p r a c h e als aktivem Prozeß der Aneignung der Umwelt durch den Menschen und der Einwirkung auf die materielle Welt. Das wird ganz deutlich, wenn wir der eben zitierten Äußerung Weisgerbers eine Formulierung von G. Klaus und M. Buhr gegenüberstellen, die das gleiche erkenntnistheoretische Problem betrifft: „Vermöge seiner Fähigkeit der ideellen Widerspiegelung ist das Bewußtsein das universelle Erkenntnisinstrument, mit dessen Hilfe die Menschen in das Wesen der materiellen Welt eindringen und ihre objektiven Eigenschaften und Gesetzmäßigkeiten erfassen können. Das Bewußtsein ermöglicht es dem Menschen, seine Handlungen, seine praktische Tätigkeit gedanklich vorwegzunehmen, sie zielstrebig zu planen und ihre Resultate vorauszusehen. Es gestattet den Menschen, ihre Wechselbeziehungen mit der natürlichen und der sozialen Umwelt zu regulieren und planmäßig zu lenken" 2 . Aber lesen wir bei Weisgerber weiter über die tieferen Beziehungen zwischen „Sprache und Technik" 3 . Dort ist die Rede von der „. . . Sprache nicht nur als Mittel und Werkzeug, sondern als w i r k e n d e K r a f t . . ."'>, von Sprache als „. . . Voraussetzung, Bedingung und Gegenstand der Technik . . ." 5 usw. usf. Das Ganze gipfelt, um mit diesem Gedanken zum Ende zu kommen, in den folgenden Behauptungen: „Es läßt sich der Nachweis führen, daß die bestimmten jeweils verwirklichten t e c h n i s c h e n G e b i l d e immer den Stempel des Herausgewachsenseins aus bestimmten Denkvoraussetzungen tragen, unter denen die Wirkung des s p r a c h l i c h e n Weltb i l d e s mit an erster Stelle steht" 6 , daß „. . . eine I d e e w o r t m ä ß i g a u s g e p r ä g t ist, b e v o r die t e c h n i s c h e M ö g l i c h k e i t zu ihrer Ebd. S. 95. G. Klaus und M. Buhr, Philosophisches Wörterbuch, Leipzig 1964, S. 90. 3 L. Weisgerber, Von den Kräften der deutschen Sprache, Bd. III. Die Muttersprache im Aufbau unserer Kultur, Düsseldorf 1950, S. 90—112. « Ebd. S. 100. 5 Ebd. S. 101. ® Ebd. S. 107. 1

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Durchführung b e s t e h t " 1 . Die Sprache ist also „. . . die Form, in d e r der Geist den Ausbau der Technik ermöglicht und bestimmt" 2 . All das hat nichts mehr mit der dialektischen Einheit von Sprache und Denken zu t u n . Hier wird das Denken zum Anhängsel der Sprache,, die Sprachfähigkeit des Menschen zur Grundlage für seine wissenschaftliche Erkenntnis 3 . I n diesem Sinne führt Weisgerber seine Gedanken auch bei der Betrachtung des Verhältnisses „Sprache und Wissenschaft" 4 weiter. Wir folgen ihm dorthin nicht, weil wir — wie bereits in der Einleitung betont — zu einem späteren Zeitpunkt das Verhältnis Sprache — Denken in den Fachsprachen gründlicher untersuchen wollen. Es wird dort unter anderem die Frage aufzuwerfen sein, wem Weisgerber mit seiner hier nur angedeuteten Theorie mehr verpflichtet ist: W. v. Humboldt, auf den er sich selbst beruft 5 , und seinen Nachfolgern in der Sprachwissenschaft oder der Sprachphilosophie des Neopositivismus. Abgesehen von der allgemeinen Behandlung der Sprache als „Schlüssel zur Welt" 6 und der Fachsprachen als Grundlagen von Technik und Wissenschaft, finden sich bei Weisgerber Gedanken, die eindeutig die Lexik, den Fachwortschatz, in den Mittelpunkt der fachsprachlichen Betrachtungen stellen: „Für die F a c h s p r a c h e n gilt zweifellos das Ideal der grundsätzlichen Ü b e r e i n s t i m m u n g zwischen dem geistigen A u f b a u des W o r t g u t e s und dem s a c h l i c h e n G e f ü g e e i n e s H a n d w e r k e s , eines technischen Verfahrens . . . Das Ideal scheint in einer völligen Übereinstimmung zwischen Wortfeld und Sachbereich zu liegen." 7 I n diese Richtung gehen die meisten Bestrebungen zur Terminologienormung (die den engen Zusammenhang mit der Sachnormung betonen), auch wenn das Ideal nicht zu verwirklichen ist. Weisgerber selbst äußert sich nur zu einigen Fragen der sprachwissenschaftlichen Terminologie. Hier findet sich auch die zumindest irreführende Be2 Ebd. S. 111. i Ebd. S. 109. 3 Ebd. S. 209. 4 Ebd. S. 207-249. 5 L. Weisgerber, Von den Kräften der deutschen Sprache, Bd. II/2. Die sprachliche Erschließung der Welt, Düsseldorf 1954, S. 7 f. und S. 19. 6 Titel der Festschrift für L. Weisgerber, Düsseldorf 1959 7 L. Weisgerber, Von den Kräften der deutschen Sprache, Bd. II/2. Die sprachliche Erschließung der Welt, Düsseldorf 1954, S. 95f.

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merkung, Terminologien seien Sondersprachenwo es heißen müßte: Sonderwortschätze. Im übrigen sieht Weisgerber die Bemühungen der Technik um die Sprache in erster Linie als Kampf gegen die ungeregelte Entwicklung und das verwirrende Durcheinander der Bezeichnungen, als Streben nach Eindeutigkeit, Einnamigkeit und Ordnung der Begriffe 2 , wobei er allerdings einräumt, daß der Mensch auch beim sprachlichen Erschließen der Sachkultur keine reine Bezeichnungsapparatur aufbaut, sondern menschliche Sprache 3 . Wenn wir auch Weisgerbers Sprachtheorie insgesamt ablehnen, so sind wir doch weit davon entfernt, seine Bedeutung als Sprachwissenschaftler und vor allem seinen Einfluß auf das sprachwissenschaftliche Denken in der B R D zu unterschätzen. Für uns besteht eines seiner unbestrittenen Verdienste darin, daß er die linguistische Betrachtung der Sprache der Technik in der Germanistik „gesellschaftsfähig" gemacht hat, so wie das die funktionale Stilistik für den „wissenschaftlichen Stil" besorgt hat. Dabei hat er sich nicht auf die Sprache der technischen Wissenschaft beschränkt, sondern weitere Bereiche der „Sachkultur", wir würden sagen: der materiellen Produktion, in seine Erwägungen mit einbezogen. Ohne diese wäre seine „sprachliche Erschließung der Welt" natürlich sehr unvollständig. Also ist seine Hinwendung zu den Fachsprachen auch eine notwendige Konsequenz der von ihm selbst zuvor „wortmäßig ausgeprägten Idee" von der „sprachlichen Erschließung der Welt"(!). Nicht zu übersehen ist auch, daß Weisgerber als einer von wenigen Sprachwissenschaftlern die sprachlichen Bedürfnisse und Probleme wichtiger Bereiche des gesellschaftlichen Lebens erkannt und zahlreiche Mitarbeiter zu deren Lösung gewonnen oder angeregt hat. Es ist nicht zuletzt auch seinen Bemühungen zu danken, daß in der B R D gewisse Ansätze zu einer angewandten Sprachwissenschaft entstanden sind 4 . L. Weisgerber, Von den Kräften der deutschen Sprache, Bd. III. Die Muttersprache im Aufbau unserer Kultur, Düsseldorf 1950, S. 213. 2 Ebd. S. 101. 3 L. Weisgerber, Von den Kräften der deutschen Sprache, Bd. II/2. Die sprachliche Erschließung der Welt, Düsseldorf 1954, S. 99. * G. Kandier, Angewandte Sprachwissenschaft. Name und Wesen eines kommenden Wissenschaftszweiges. Wirkendes Wort 5/1952—53; ders., Zum Aufbau der angewandten Sprachwissenschaft und den Aufgaben des Sprachforums. Sprachforum 1/1955. 1

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In die am Beispiel Weisgerbers ausführlicher geschilderte zweite — lexikologische — Richtung fachsprachlicher Arbeiten ist eine größere Zahl von Einzeluntersuchungen einzuordnen, aus denen wir nur ein paar grundsätzliche Aussagen über das Wesen der Fachsprachen herausgreifen. L. Mackensen nennt den Sprachbedarf der Technik den „größten Auftraggeber" der Sprache der Gegenwart 1 . An anderer Stelle formuliert er das wie folgt: „Der Aufschwung der Technik wurde das Kennmal des Jahrhunderts; er schuf auch der Sprache neue Voraussetzungen. Er stellte sie vor große, riesengroße Aufgaben. Sein Bedarf an Begriffen und Bezeichnungen schien unersättlich, und er steigerte ihn von Erfindung zu Erfindung, von Erfolg zu Erfolg" 2. Der Akzent liegt hier auf dem Bedarf an Begriffen und Bezeichnungen. So untersucht Mackensen denn auch fast ausschließlich Fragen der Wortbildung im Deutschen. Er betont außerdem den „Normungswunsch der Technik, ihr Verlangen, daß der Inhalt eines Begriffs . . . durch eine Begriffsbestimmung (Definition) festgestellt oder festgelegt wird", als legitim 3 . Die Anforderungen der Technik an die Sprache müssen seiner Meinung nach aus drei Gründen beachtet werden: „a) weil der Sprachbedarf der Technik sich nicht im Fachsprachlichen erschöpft, b) weil die Sprachwirkung der Technik weit über die Fachkreise hinausgeht, c) weil die Sprachleistung der Technik u. a. in der Nutzung und Erprobung neuer sprachlicher Mittel besteht" 4 . Bei Mackensen findet sich auch der Ansatz zu einer vertikalen Schichtung oder Stratifikation der Fachsprachen; denn er rechnet diesen nicht nur die Sprache engerer Fachkreise, sondern auch die der Arbeiter und Handwerker zu. Diese Schicht bezeichnet er als „Werkstättensprache" und mißt ihr eine Mittlerrolle zwischen Fachsprachen und Muttersprache — womit er Gemeinsprache meint — bei, ebenso wie der „Verbrauchersprache", die er als weitere Schicht zwischen Fachsprachen und Gemeinsprache legt, so daß, wie er es nennt, der folgende „Stromkreis" entsteht: 1

L. Mackensen, Muttersprachliche Leistungen der Technik. Sprache — Schlüssel zur Welt, Düsseldorf 1959, S. 295. 2 L. Mackensen, Die deutsche Sprache unserer Zeit, Heidelberg 1956, S. 22. 3 L. Mackensen, Mnttersprachliche Leistungen der Technik. Sprache — Schlüssel zur Welt, Düsseldorf 1959, S. 293. * Ebd. S. 293 f.

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Rolle und Problematik der Fachsprachen YYerkstättensprache

Fachsprache

Muttersprache

VerbnuK-hersprache109 Eine Wechselwirkung zwischen Technik und Sprache kommt zustande „für die Muttersprache, weil sie gleichsam hinter der ihr davoneilenden Technik hereilen muß, um ihrem Anspruch zu genügen; für die Technik, weil sie darauf sinnen muß, den ihr zunächst nicht genügenden Sprachstoff ihren Bedürfnissen geschmeidig zu machen" 2 . Wir sehen schon hier, daß man für die Lexik einen ziemlich direkten Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher und sprachlicher E n t wicklung herstellen kann, was auf den übrigen sprachlichen Ebenen nicht so ohne weiteres möglich ist. Eine der Ursachen dafür, daß bei der Beschreibung der Fachsprachen der spezielle Wortschatz nur zu leicht als einziges Spezifikum gewertet wird, liegt sicher darin, daß er nicht nur bei der synchronischen, sondern vor allem bei der diachronischen Sprachbetrachtung (Wandel und Zuwachs im Wortschatz) besonders ins Auge fällt. G. Gremminger spricht zwar vom Stil des Technikers, des N a t u r wissenschaftlers und des Geisteswissenschaftlers, geht dabei aber auch in erster Linie von Fragen der Wortwahl aus. Dem Techniker „geht es vor allem darum, das, was er sagen will, klar und eindeutig auszudrükken. Auf sprachliche Schönheit kommt es ihm im Stil u n d bei der Wortwahl nicht so sehr an, da f ü r ihn die Sprache nur ein Mittel zum Zweck ist" 3 . Außerdem hebt er einen wichtigen Unterschied zwischen den Fachsprachen der Technik und den Fachsprachen der Naturwissenschaften hervor und macht damit auf die Notwendigkeit aufmerksam, außer den Unterschieden zwischen Fachsprachen und Gemeinsprache auch die zwischen bestimmten Gruppen von Fachsprachen zu beachten: „Aber auch Naturwissenschaftler und Techniker werden sich sprachlich unterscheiden, wenn hier auch der Unterschied geringer ist. Der Stil des den Geisteswissenschaften näher stehenden Naturwissenschaftlers wird zweifellos flüssiger und gepflegter als der des mehr im alltäglichen Leben stehenden Technikers sein. Beide aber erstreben genormte Ausdrücke f ü r Begriffe ihres Arbeitsgebietes. Doch während 2 i Ebd. S. 295. Ebd. S. 296. G. Gremminger, Wortwahl in der Technik. Muttersprache 1954, S. 203.

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der Wissenschaftler seine Ausdrücke von seinesgleichen in der ganzen Welt verstanden haben will und dabei auf den Laien seiner eigenen Sprache keine Rücksicht nimmt, muß sich der Techniker mit einem größeren Kreis von Angehörigen seines Volkes verständigen. Die "Übertragbarkeit seiner Fachwörter in andere Sprachen steht bei ihm bei aller Wichtigkeit doch erst in der zweiten Reihe" Wir begegnen hier einem Irrtum, der seine Wurzeln in einer zu engen und undifferenzierten Sicht der Technik einerseits und der Naturwissenschaften anderseits hat, von den Geisteswissenschaften ganz zu schweigen. Sicher würden Fachleute wie E. Wüster mit Recht pauschalen Behauptungen widersprechen, die Sprache der Technik habe sich mehr auf die nationale als auf die internationale Verwendung zu orientieren. Und auch bei aller Exklusivität einzelner Naturwissenschaften ist die Ansicht nicht mehr gerechtfertigt, der Naturwissenschaftler brauche keine Rücksicht auf das Verständnis von „Laien" seiner eigenen Sprache zu nehmen. Das Problem löst sich, wenn man die Sprache der Technik nicht als eine Einheit betrachtet, sondern sie, ähnlich wie Mackensen oder wie die Vertreter der funktionalen Stilistik das beim „wissenschaftlichen Stil" getan haben, in mehreren Schichten sieht; dann dürften die mehr theoretischen technischen Wissenschaften auch im Hinblick auf die internationalen Ansprüche auf der gleichen Ebene mit den Naturwissenschaften stehen. Aber auch die Technik, die der materiellen Produktion näher steht oder direkt in ihr aufgeht, bleibt infolge der eingangs geschilderten Ausdehnung der internationalen Kooperation und Kommunikation in den sprachlichen Anforderungen immer weniger auf nationale Maßstäbe beschränkt, selbst wenn es natürlich auch weiterhin eine Art nationaler „Werkstättensprache" in großem Umfang geben wird. Zum anderen haben die Naturwissenschaftler immer stärker darauf Rücksicht zu nehmen, daß sie auch — wenigstens in einem gewissen Maße — von anderen verstanden werden. Das hängt mit der Entwicklung der Wissenschaft zur Produktivkraft zusammen. Die Praxisbeziehungen der Naturwissenschaften und damit das Band der angewandten Wissenschaften wird immer breiter, die K o n t a k t e zur Produktion werden enger. Es ist also sicher auch hier richtig, den Sprachgebrauch der Naturwissenschaften vertikal zu schichten. Schließlich noch ein Wort zu den „Laien": Ihre Zahl nimmt ständig ab. i Ebd.

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Besonders in den sozialistischen Ländern haben Allgemein- und Spezialausbildung eine solche Breite erreicht, werden in vielen Berufen so gründliche naturwissenschaftliche Kenntnisse verlangt, daß auch die Sprachbarriere zwischen Fachleuten und Laien ständig abschmilzt, wenn auch nie ganz verschwindet, so wie die Unterschiede im Bildungsgrad und in der sozialen Stellung geringer werden. Was die Geisteswissenschaften angeht, die man vielerorts inzwischen als Gesellschaftswissenschaften bezeichnet, so muß man hier stärker differenzieren. Einerseits nähern sie sich gegenwärtig den Naturwissenschaften an, indem sie sich deren „exakte" Methoden zu eigen machen. Anderseits drängen sie nach allgemeiner Aneignung durch die Volksmassen, nicht etwa nur im Sinne von politischer Agitation und Propaganda, sondern um ihnen einen tieferen Einblick in die Entwicklungsgesetze der Gesellschaft zu geben, aber auch um sie zu bestimmten, der herrschenden Klasse genehmen Verhaltensweisen zu bewegen. So werden wir auch hier bestimmte Schichten antreffen, die z. T. fachsprachlichen Charakter tragen, z. T. näher an der Gemeinsprache liegen wie die Sprache der Gesellschaftswissenschaften überhaupt. Daß einige Vertreter der Geisteswissenschaften im alten und leider auch der Gesellschaftswissenschaften im neuen Sinne es darauf anlegen, vom „Laien" (und auch von anderen Fachleuten) nicht verstanden zu werden, hat Ursachen, die hier nicht erörtert werden können; sie stellen sich damit selbst an den Rand der sprachlichen Kommunikation. Problematisch sind die Untersuchungen W. Seibickes, in denen das Wesen der Fachsprachen aus dem Vergleich mit der Gemeinsprache erschlossen werden soll Auch für ihn steht die Lexik an erster Stelle. So zitiert er zunächst W. Porzig: „Wenn wir etwa in eine Gesellschaft von Ärzten oder von Juristen oder von Fußballspielern geraten und die Leute beginnen, von ihrem Beruf oder ihrem Interessengebiet untereinander zu sprechen, so hört unser Verständnis bald auf. Wir verstehen einfach die entscheidenden Wörter nicht mehr. Jeder Beruf, jeder Interessenkreis hat seine Fachausdrücke und seine besonderen 1

W. Seibicke, Fachsprache und Gemeinsprache. Muttersprache 1959, S. 70—84. Das Buch von L. Drozd und W. Seibicke, Deutsche Fach- und Wissenschaftssprache, Wiesbaden 1973, ist nach Abschluß unseres Manuskripts erschienen, so daß wir hier leider nicht mehr darauf eingehen konnten. Wir müssen deshalb auf unsere Rezension in der Zeitschrift Deutsch als Fremdsprache 5/1974, S. 317-319, verweisen.

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Wendungen, die man gelernt haben muß und die der Außenstehende, der Laie, darum nicht kennt. Es gibt also eine Menge von Fachsprachen, von denen auch wir eine oder mehrere, je nach unserem Beruf, neben unserer Gemeinsprache beherrschen. I m Unterschied von den Sondersprachen ist aber die Fachsprache von der Sache her und nicht von einem Personenkreis bestimmt" I n der Vielheit von Fachsprachen sieht er als Gemeinsames, „daß sie fachbezogen, ,spezial' sind. Durch ihre enge Verbundenheit mit den Betrachtungsweisen, Aufgaben und Methoden des jeweiligen Fache» unterscheiden sie sich allesamt grundsätzlich von der Gemeinsprache, die ,universal' ist . . ." 2 . Dieser Ansatz gleicht durchaus dem der funktionalen Stilistik. Seibicke betrachtet alle Fachsprachen als „Verzweigungen aus einer gemeinsamen Wurzel, die nicht im gleichen, geistigen Boden mit der Gemeinsprache r u h t " 3 . Obwohl der Fachwortschatz für ihn den Schwerpunkt bildet, gelangt er bei seinem Definitionsversuch über eine tautologische und zudem noch unscharfe Feststellung nicht hinaus: „. . . als Fachwort gilt vorerst alles Wortgut, das in einem Fachgebiet gebraucht wird" 4 ; „alles Wortgut" hat er bestimmt nicht gemeint, denn seine Beispiele enthalten nur Termini und Wörter der Gemeinsprache, die in den Fachsprachen eine spezielle, eingeengte Bedeutung erhalten. I n den Fachsprachen, nimmt man sie als sprachliche Texte, tritt daneben eine beträchtliche Menge lexikalischer Einheiten auf, die ihre gemeinsprachliche Bedeutung behalten. Auf Seibickes Darlegungen über Herkunft und Bildung der Fachwörter kommen wir später zu sprechen. Hier soll nur erwähnt werden, daß Seibicke der Fachsprache neben den Neubildungen, die nach den Regeln der allgemeinen Wortbildung entstanden sind, auch solche zubilligt, „in denen sie (die Fachsprache, L. H.) nach eigenen Gesetzen sprachschöpferisch' wirkt" 5 . Eine ausgeprägte syntaktische Spezifik der Fachsprachen verneint Seibicke: „Überhaupt besitzt die Fachsprache keine eigenen syntaktischen Mittel. I n dieser Hinsicht ist jede Fachsprache von der Muttersprache her aufgebaut; lediglich die Wörter im Satz werden durch neue oder neu verwendete Begriffe 6 ausgetauscht; das Grundschema 1 2 4 6

W. Porzig, Das Wunder der Sprache, 2. Aufl., Bern 1957, S. 219. Ebd. S. 70. 3 Ebd. Ebd. S. 71. s Ebd. S. 73. Seibicke gebraucht „Fachwort" und „Begriff" als Synonyme, d. h., er trifft

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bleibt unverändert. Sicherlich werden nicht alle Möglichkeiten der gemeinsprachlichen Satzbauweise in der Fachsprache verwirklicht, andere wiederum werden wahrscheinlich besonders ausgebaut und häufig angewandt . . . Wir können nach diesen Überlegungen ganz allgemein feststellen: ,Die Eigenart der Fachsprache besteht vor allem in ihrem Wortschatz'" 1 . Wie verhängnisvoll der Einfluß Weisgerbers auf Seibicke ist, zeigt die folgende Gesamtwertung der Fachsprachen: „Kann man nun eigentlich bei der Fachsprache überhaupt noch von einer eigenen sprachlichen Leistung sprechen ? Auf jeden Fall unterscheidet sie sich grundsätzlich von derjenigen der Gemeinsprache. Dort wird die Welt durch die Sprache in das ,Eigentum des Geistes umgeschaffen'; hier bleibt es bei der Registrierung und Katalogisierung der Welt, bei der das ,Wort' nur instrumental in Erscheinung tritt. Die so erfaßte Welt bleibt außerhalb des Menschen, eine im Grunde von ihm unverarbeitete, erst noch zu verarbeitende fremde Welt. Die Erfassung macht dabei vor •dem Menschen selbst nicht halt; alle Beziehungen werden weitgehend versachlicht. Diese Wirkung ist nur aufhebbar, wenn wir uns der fachsprachlichen Erfassung der Welt als einer M e t h o d e und praktischen Hilfe bewußt bleiben, die uns befähigen soll, der Versachlichung gerade wirkungsvoll entgegenzuarbeiten" 2 . Hier hat Seibicke seinen Meister entweder nicht verstanden, oder er teilt Weisgerbers Ansicht nicht, der, wenn wir ihn nicht völlig falsch begriffen haben, gerade die Fachsprachen als wichtigstes Instrument zur „sprachlichen Erschließung der Welt" und sogar zur aktiven Gestaltung der „Sachkultur" ansieht. Auch in anderer Hinsicht besteht kein Anlaß zur Beunruhigung: Die Welt, auch wenn sie vom Menschen, von seinem Bewußtsein, erfaßt ist, bleibt immer „außerhalb des Menschen", als objektive Realität nämlich. Ob sie für ihn allerdings eine „fremde Welt" bleibt, hängt davon ab, ob er es lernt, aus seiner Erkenntnis die richtigen Schlußfolgerungen für sein planmäßiges Handeln zu ziehen, um in seinem Sinne Macht über sie zu gewinnen. Bei der Technik und bei der

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J

keine saubere Unterscheidung zwischen den Kategorien der Sprache und den Kategorien des Denkens; s. auch ebd. S. 77. Ebd. S. 75; vgl. auch W. Porzig, Das Wunder der Sprache, 2. Aufl., Bern 1957, S. 259 und R. W. Jumpelt, Die Übersetzung naturwissenschaftlicher und technischer Literatur, Berlin 1961, S. 3. Ebd. S. 80.

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Wissenschaft, von denen hier in erster Linie die Rede ist, heißt das nichts anderes, als sie zum Mittel des wissenschaftlich-technischen und damit auch des gesellschaftlichen Fortschritts zu machen. Daß die Wissenschaft dabei „vor dem Menschen nicht haltmacht", heißt nur, daß sie sich auch um die gesetzmäßige Entwicklung der menschlichen Gesellschaft kümmert. All das kann für uns kein Grund sein, „der Versachlichung wirkungsvoll entgegenzuarbeiten"; im Gegenteil: Wir werden sie durch unsere fachsprachliche Forschung fördern. Seibicke dagegen betrachtet den Menschen als Opfer einer Entfremdung und damit einer historisch-gesellschaftlichen Gesamtsituation, „in der die Beziehungen zwischen den Menschen als Verhältnisse zwischen Sachen, Dingen erscheinen und in der die durch die materielle und geistige Tätigkeit der Menschen hervorgebrachten Produkte, gesellschaftlichen Verhältnisse, Institutionen und Ideologien den Menschen als fremde, sie beherrschende Macht gegenübertreten" 1 . Die Angst, das Ohnmachtsgefühl gegenüber der Technik, die Seibicke hier in die fachsprachliche Forschung hineinträgt, sind Bundesgenossen der herrschenden Klasse bei der Niederhaltung der werktätigen Massen im Kapitalismus. Wir haben hier ein anschauliches Beispiel dafür vor uns, wie fachsprachliche Untersuchungen zur Verbreitung der idealistischen Philosophie und der imperialistischen Ideologie beitragen können. Schließlich liefert uns Seibicke noch ein typisches Beispiel f ü r die widersprüchliche Erklärung zutreffender Beobachtungen: „. . . unsere Ergebnisse gelten auch für die Geisteswissenschaften . . . Selbst Literaturwissenschaft und Philosophie haben — zumindest in der Methodik — ihre festgelegten Fachausdrücke. Sie sind aber ,vorläufiger', beweglicher und können oft genug vom einzelnen neu festgelegt und in besonderer Weise angewandt werden. Das liegt daran, daß die Untersuchung es hier im wesentlichen nicht mit Realitäten, sondern mit Wirklichkeiten zu t u n hat, die nicht in einer rationalen Merkmalbestimmung erfaßbar und von dorther wieder rekonstruierbar sind. Die Frage nach dem Wesen steht hier viel mehr im Vordergrund als etwa in den angewandten Naturwissenschaften. Übrigens kann m a n aber auch bei den ,Grundgrößen' der reinen Naturwissenschaften wie K r a f t , Zeit usw., die in die Philosophie und Erkenntnistheorie hinüberreichen, nicht mehr von Fachwörtern (Benennungen) im oben beschriebenen Sinne sprechen. Die Grenzen zwischen Fachsprache und 1

G. Klaus und M. Buhr, Philosophisches Wörterbuch, Leipzig 1964, S. 137.

7 Fachsprache

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Gemeinsprache gehen also quer durch die einzelnen Fachgebiete hindurch. Der Unterschied zwischen beiden , Sprachen' liegt letzten Endes . . . in der Sprachverwendung" Wir sind zunächst sehr einverstanden damit, daß die Gesellschaftswissenschaften in fachsprachliche Untersuchungen einbezogen werden. Wir halten das sogar für nötig, um die bis jetzt immer noch bestehende Einseitigkeit zugunsten von Naturwissenschaften und Technik zu überwinden. Es trifft weiterhin zu, daß der Fachwortschatz und selbst die Terminologie einiger Gesellschaftswissenschaften weniger stabil sind als in den Naturwissenschaften und der Technik. Das liegt aber nicht daran, daß ihre Gegenstände „nicht in einer rationalen Merkmalbestimmung erfaßbar und von dorther wieder rekonstruierbar" wären. (Was würden dazu wohl die Philosophen und Literaturwissenschaftler sagen?!) Auch daß „die Frage nach dem Wesen" einen negativen Einfluß auf die Stabilität des gesellschaftswissenschaftlichen Fachwortschatzes haben soll, ist nicht ohne weiteres zu verstehen, ist es doch das Anliegen aller Wissenschaften, zum Wesen ihres Gegenstandes vorzudringen. Schließlich ist der Vergleich gerade mit den angewandten Naturwissenschaften nicht angebracht; nach dem Wesen der Dinge fragen nämlich — ebenso wie in den Gesellschaftswissenschaften — deren theoretische Disziplinen. Nein, wenn wir tatsächlich im gesellschaftswissenschaftlichen Fachwortschatz und in seiner Verwendung starke Diskrepanzen antreffen, dann deshalb, weil hier keine eineindeutigen Relationen zwischen Begriff bzw. Begriffssystem und Terminus bzw. terminologischem System bestehen, und das ist auf die unterschiedliche Widerspiegelung der gesellschaftlichen Realität im Bewußtsein zurückzuführen; bezeichnen wir es einfacher: auf den Klassenstandpunkt. Die Unterschiede beginnen hier bei der Grundfrage der Philosophie und enden noch nicht bei den Varianten der subjektiven Abbilder der objektiven Realität im Bewußtsein des Individuums, sondern erst bei den ideologischen Zielen, die der Gesellschaftswissenschaftler verfolgt. Ein weiterer Faktor spielt hier eine Rolle: Die gesellschaftlichen Verhältnisse verändern sich ziemlich rasch, während viele Erkenntnisse der Naturwissenschaften „ewige Wahrheiten"(?) sind. Das spiegelt sich natürlich auch im Denken und damit in der Sprache wider. So kommt es, daß ein und dasselbe Wort verschiedene Begriffe be1

W. Seibicke, Fachsprache und Gemeinsprache. Muttersprache 1959, S. 80 f.

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zeichnen kann, die ihrerseits wieder in verschiedenen Bezugssystemen stehen. Daraus erklären sich aber auch subjektive, individuelle Divergenzen. Völlig irrig ist weiterhin die Auffassung, Termini wie „Kraft", „Zeit" usw. seien keine Fachwörter, weil sie auch außerhalb der Naturwissenschaften, z. B. in der Philosophie, verwendet werden. Sie treten ja auch in der Gemeinsprache auf, aus der sie übrigens stammen; Fachtermini wurden und sind sie durch Definition; und sie bleiben es auch, wenn sie in verschiedenen Disziplinen verwendet und dort jeweils verschieden definiert werden. Sehen wir die Dinge noch einmal vom begrifflichen und terminologischen System her: Was finge die klassische Physik wohl ohne Termini wie „Kraft", „Zeit", „Bewegung", „Geschwindigkeit" usw. an? Daß Seibicke nach all diesen Irrtümern, die einer ausgeprägt idealistischen Vorstellung vom Erkenntnisprozeß entspringen, doch noch zu einer teilweise wahren Schlußfeststellung gelangt, liegt in der N a t u r der Sache, der Fachsprachen, selbst: Die einfache und direkte Beobachtung zeigt uns, daß die Grenzen zwischen Fachsprachen und „Gemeinsprache" quer durch die einzelnen Fachgebiete hindurchgehen und daß gerade bei den genannten Beispielwörtern der Unterschied in der Verwendung liegt. Allerdings ist auch hier wieder die Verallgemeinerung, der Unterschied zwischen beiden „Sprachen" liege „letzten Endes . . . in der Sprach Verwendung", irreführend, weil es eine Menge sprachlicher Elemente gibt, die gar nicht in beiden verwendet werden. Ein weiterer Vertreter der Richtung, für die das Wesen der Fachsprachen in der Lexik liegt, ist 0 . Buchmann 1 : „Die Syntax wird jedoch vom Umgehen der Technik mit der Sprache nicht umgeformt, wohl aber das Wort, und darum steht das Benennen jetzt im Mittelpunkt unserer Betrachtung" 2 . Ausgangspunkt für seine sprachwissenschaftlichen Erörterungen ist der „Umsturz des überlieferten Weltbildes durch die Technik" 3 (der natürlich auf den Veränderungen beruht, die die Technik in der Welt selbst herbeigeführt hat). Dabei teilt er allerdings nicht Seibickes Ohnmachtsgefühle. I m Gegenteil: Naturwissenschaft und Technik 1

O. Buchmann, Das Verhältnis von Mensch und Technik in sprachwissenschaftlicher Sicht. Muttersprache 10/1960. 2 Ebd. S. 292. 3 Ebd. S. 257. 7*

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sind für ihn „notwendige Ausdrucksformen des menschlichen Willens.. der Natur die Herrschaft über die Welt abzuringen" K Allerdings beruft er sich dabei auf Philosophen und Schriftsteller wie J . Huizinga, R . Guardini und E. Jünger, die teils Wegbereiter des Faschismus, teils wütende Antikommunisten sind und deren Gedanken selbst in seinen sprachlichen Formulierungen durchschimmern. Die tiefgreifenden Umwälzungen, die durch die Technik bewirkt werden, versetzen auch die Sprachwissenschaft in eine neue Lage: „Nicht nur, daß die Sprache das Aufdämmern einer neuen Zeit, den Beginn ihres Einzuges in das allgemeine Bewußtsein zum Beispiel an einer großen Zahl von Wörtern feststellen kann und daß sie außerdem mit ihren Beobachtungsverfahren noch einiges Genauere über den Verlauf, die Intensität und die Eindringtiefe dieses Vorgangs ermitteln könnte. Sie steht unvermeidlich auch vor der Aufgabe, die Beziehungen zwischen Sprache und Technik vor dem Hintergrund dieser Entwicklung zu sehen. Dabei ist sie noch nicht mit der Aufnahme des gegenwärtigen Bestandes — an Einsichten, Bemühungen, Aufgaben und Fragen — fertig, und es harren auch noch eine ganze Reihe grundsätzlicher Probleme der Klärung" 2 . Buchmann wendet sich gegen die Tendenz, im Einfluß der Technik auf die Sprache etwas Negatives zu sehen, und gegen einen unvernünftigen Purismus: „In erstaunlichem Maße gilt die Technik als Sprachverderberin, als zersetzende K r a f t . Man wirft ihr vor, sie begünstige Entstehung und Gebrauch immer neuer und immer zahlreicherer Fremdwörter; sie entseele die Sprache durch Massenerzeugung von Kunstwörtern, die sie gegen alle Lebensgesetze der Sprache bilde, und durch Abkürzungen, die aus der Sprache ein Gestammel machten; sie präge die Sprache zu einem bloßen, toten Nachrichtenmittel u m ; sie strebe danach, auch die Sprache zu mechanisieren und zu automatisieren, wohl gar mit dem Zweck, so Macht über den Menschen zu gewinnen . . ." 3 . Die Ursachen für diese Vorurteile gegenüber der Technik und gegenüber den Fachsprachen sieht er darin, „daß unser Verständnis mit der Entwicklung der Dinge nicht Schritt gehalten h a t " i. Er lehnt auch den von F. Nietzsche und 0 . Spengler ausgehenden „Kulturrealismus" und die „antropomorphe Verdeutung" der Technik i Ebd. S. 258. 3 Ebd.

2 Ebd. S. 259. 4 Ebd.

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ab: „Für den Sprachrealismus ist es typisch, daß er bei seinem Festhalten am Hergebrachten das Entstehen neuer Wortschichten und ,Wortsorten' wie etwa der sogenannten Trivialnamen in der Chemie oder der Kunstwörter für einen Sprachschaden hält, ohne zu sehen, daß der Sprachbedarf der Technik zu solchen Auswegen zwingen kann; erst recht kommt er nicht auf die Frage, ob nicht gerade die ausschließliche Verwendung muttersprachlicher Mittel zur Deckung jenes Bedarfs eine Veränderung der Muttersprache bewirken könnte, die einer Zerstörung gleichkäme" 1 . „Wir ängstigen uns, daß ,die Technik' sich anschicke, uns zu beherrschen, und diese Angst ist es, die dem Kulturrealismus von heute seine besondere Färbung gibt . . . Herrschaft auszuüben ist eine dem Menschen vorbehaltene Möglichkeit; er allein besitzt Macht, d.h., er kann Gewalt planvoll einsetzen; die Naturgewalten sind demgegenüber blinde Gewalt. Wenn wir daher ,der Technik' die Fähigkeit zusprechen, Herrschaft über den Menschen sowohl zu erstreben als auch auszuüben, so ist das ein ,Anthropomorphismus'. Dieses Wort läßt sich leider nicht mit ,Vermenschlichung' übersetzen; denn es bedeutet das gerade Gegenteil, indem es ein der Menschennatur zuwiderlaufendes Einschätzen des Verhältnisses zwischen Mensch und Technik bezeichnet: es ,verunmenschlicht' die Technik, indem es ihr unangemessene Züge im Verhältnis zum Menschen andichtet" 2 . Wir haben Buchmann so ausführlich zitiert, weil in seiner Polemik gegen den „Kulturrealismus" zwei Grundzüge der imperialistischen Ideologie sichtbar werden, die direkte Auswirkungen auf die fachsprachliche Forschung und den Gebrauch der Fachsprachen haben können. Die eine haben wir bei Seibicke kritisch analysiert; gegen sie wendet sich auch Buchmann: Die Entfremdung, die Verteufelung der Wissenschaft und Technik, die in der Angst vor dem Golem, dem Roboter, dem Elektronengehirn und ihrer Verselbständigung, also in dem verzweifelten Ruf von Goethes Zauberlehrling gipfelt: „Herr, die Not ist groß! Die ich schuf, die Technik werd' ich nun nicht los". Die andere bemüht den Gedanken der menschlichen Macht, der Gewalt über die Technik. Unausgesprochen bleibt bei Buchmann, daß es natürlich nur eine kleine Gruppe von Menschen ist, die diese Macht ausüben kann. Daß es nicht die Vertreter der Arbeiterklasse sind, steht bei seinen geistigen Ahnherren E. Jünger, J . Huizinga und R . Guardini 1

Ebd. S. 261.

2 Ebd.

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zu lesen, die als Vertreter reaktionärer Weltanschauungen von der Verherrlichung des absterbenden Mittelalters über die katholische Religionsphilosophie bis zur Lobpreisung der „Stahlgewitter" des Krieges bekannt sind. Also bleibt die herrschende Klasse, die Elite oder etwas Ähnliches. Das Ziel ist bei beiden Grundströmungen dasselbe: Durch die Erörterung eines konstruierten Problems (Gegensatz Mensch — Technik) soll die Aufmerksamkeit von den echten gesellschaftlichen Problemen und Widersprüchen des Kapitalismus abgelenkt werden, auch von der Frage, wem und welchen Zielen Wissenschaft und Technik in der jeweiligen Gesellschaft dienen. Das darf man unter keinen Umständen vergessen, wenn man bei Buchmann eine Reihe von Aussagen findet, die mit unserer Kritik an der Richtung übereinstimmen, die auch Seibicke früher vertreten hat. F ü r die marxistisch-leninistische Philosophie und auch für die sozialistische Gesellschaftsordnung gibt es keinen Widerspruch zwischen Mensch und Technik oder Mensch und Wissenschaft, weil die ständige Weiterentwicklung der Produktivkräfte und mit ihnen der Produktionsinstrumente nicht nur als gesetzmäßig erkannt, sondern zur Schaffung der ökonomischen Grundlagen des Kommunismus bewußt gefördert wird. Wir haben keine Angst vor Wissenschaft und Technik, weil sie uns hilft, unser großes Gesamtziel zu erreichen; wir gebrauchen sie aber auch nicht als Ausbeutungs- und Unterdrückungsinstrument, sondern zum Wohle aller Menschen. Die Sprachwissenschaft hat deshalb keine Veranlassung, im Einfluß von Wissenschaft und Technik auf die Sprache insgesamt und in der Entstehung und Ausbreitung der Fachsprachen oder deren Wechselbeziehungen mit anderen sprachlichen Bereichen etwas Gefährliches, Verderbliches oder gar Zersetzendes zu sehen. Es handelt sich dabei um eine natürliche, gesetzmäßige Erscheinung: Die Sprache fixiert mit den ihr spezifischen Mitteln einfach das, was auf diesen Gebieten geschieht und gedacht wird, um es mitteilbar zu machen. Die Aufgabe der Sprachwissenschaft, insbesondere der angewandten, besteht nicht nur darin, Neues zu registrieren und Veränderungen zu beobachten oder gar resignierend zu beklagen; sie hat vor allem darauf hinzuwirken, daß das Kommunikationsmittel (Fach-) Sprache seine Aufgaben so wirksam wie möglich erfüllen kann. Wir verfolgen hier die Ausführungen Buchmanns über die „Sprache als Energeia und als Ergon in Naturwissenschaft und Technik" nicht weiter, sondern weisen nur darauf hin, daß er seine Sprachwissenschaft-

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liehen Grundanschauungen von Humboldt und Weisgerber und seine Einsichten in die Sprache der Naturwissenschaften von Heisenberg 1 entlehnt; es geht ihm also darum, „wie denn unter den Bedingungen von Naturwissenschaft und Technik Sein mittels Sprache in Bewußtsein gewandelt wird" 2 . Es soll nur noch kurz erwähnt werden, was er direkt zum Wesen der Fachsprachen meint. Über die Erklärungen, Anwenden der Sprache sei praktische Auswahl aus verschiedenen Möglichkeiten aus dem Gesamt Vorrat der Sprache 3 und Verfügen sei eine „Form des Umgehens mit Sprache" 4 , gelangt er zu den folgenden Formulierungen: „Der erste besondere Zug der technischen Fachsprache, der sie als Ergon von der Gemeinsprache unterscheidet, ist also, daß ihr Wandel dem Zufall entzogen und von ausdrücklicher Änderung der Konvention ( = Normen) abhängig gemacht wird" 5 . (Zum besseren Verständnis muß angemerkt werden, d a ß Buchmann unter „Ergon" die Sprache als (offenes) System und unter „Energeia" den Sprachgebrauch oder die Sprachverwendung versteht 6 .) Und zur Funktion: „So erweist sich die technische Fachsprache als eine Zwecksprache; ihr Zweck ist es, das geistige wie materielle Verfügen über das Technische zu fördern . . . Von einer Fachsprache der Technik kann man also soweit reden, wie sich ihre einzelnen Erscheinungen unter dem Begriff der Zwecksprache mit dem Verfügen als Zweck zusammenfassen lassen. Als derartige Zwecksprache ist die technische Fachsprache durch das einseitige Ausnützen des Verfügens als einer Möglichkeit des Ergons Sprache gekennzeichnet und von der Allgemeinsprache unterschieden" 7 . Diese etwas schwülstige Definition besagt nichts anderes, als daß die Gemeinsprache freier mit den Mitteln des sprachlichen Systems umgehen k a n n als die Fachsprache, sich durch Universalität auszeichnet, während die Fachsprache gebunden, definiert und damit auch bis zu einem gewissen Grade einseitig ist 8 ; oder noch einfacher: Der Fachmann ist, wenn er für seine speziellen Zwecke von der Sprache Gebrauch macht, a n bestimmte Mittel gebunden. Gebundenheit — uns erscheint diese 1

W. Heisenberg, Physik und Philosophie, Stuttgart 1959. O. Buchmann, Das Verhältnis von Mensch und Technik in sprachwissenschaftlicher Sicht. Muttersprache 10/1960, S. 263. 3 Ebd. S. 271. i Ebd. S. 297. 5 Ebd. S. 296. « Ebd. S. 297. ? Ebd. S. 296. « Vgl. auch ebd. S. 297. 2

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Bezeichnung günstiger als „Einseitigkeit" — ist für die Fachsprachen sinnvoll; darin stimmen wir Buchmann 1 zu. Sie hilft die fachsprachliche Kommunikation rationeller und effektiver gestalten. Bei allen Vorbehalten gegen Buchmanns Grundpositionen, oder genauer: gegen ihre Motivation, sind wir bei der Definition der Fachsprachen wieder einen Schritt weiter gekommen. Wir wissen jetzt, daß die Fachsprachen eine besondere Auswahl sprachlicher Mittel aus dem Gesamtbestand der Sprache darstellen, die zu einem speziellen, von der fachlichen Aussage her bedingten kommunikativen Zweck erfolgt. Reichen die bisherigen Mittel der Sprache nicht aus, so schaffen sich die Fachsprachen neue; sie halten sich dabei im wesentlichen an die im sprachlichen System gegebenen Modelle. Nehmen wir den funktionalstilistischen Aspekt hinzu, dann erkennen wir außerdem, daß diese Mittel im Fachtext nach einem bestimmten Prinzip geordnet („organisiert") sind, das man als funktionalen Stil bezeichnen kann, und daß die Fachsprachen in mehreren Schichten auftreten, die einer vertikalen Gliederung bedürfen. Wir dürfen nur nicht vergessen, daß das, wovon wir eben gesprochen haben, eine allgemeine Charakteristik ist, die in jeder der vielen Fachsprachen eine spezielle Realisierung oder Aktualisierung erfährt. Wir hätten aber beinahe aus dem Auge verloren, daß diese ausgewählten Mittel der Fachsprachen von der Masse unserer Autoren nach wie vor als lexikalische Mittel verstanden werden. Viel Neues kommt zwar nicht hinzu; hören wir uns aber trotzdem noch einige Meinungen dieser Art an. C. H. Ule, der die Sprache in der Verwaltung untersucht hat, vertritt die Auffassung, daß „. . . die Sprache der Verwaltung . . . eine Fachsprache ist. Sie wird, wie andere Fachsprachen auch, von allen denen gesprochen, die durch die gleiche fachliche Aufgabe und Tätigkeit zusammengehalten werden. Hiernach gibt es so viele Fachsprachen, wie es überhaupt Tätigkeiten geben kann, z. B. die Fachsprachen der verschiedenen Berufe, aber auch nichtberufliche Tätigkeiten wie der Tennis- und Fußballspieler, der Segler und Ruderer usw. Es gibt die Fachsprachen der einzelnen Wissenschaften . . . Jede dieser Fachsprachen unterscheidet sich dadurch von der Gemeinsprache, daß sie Ausdrücke verwendet, die es in der Gemeinsprache nicht gibt, oder daß sie mehrdeutigen Ausdrücken, die auch in der Gemeinsprache veri Ebd. S. 297.

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wendet werden, einen ganz bestimmten eindeutigen Sinn gibt" Ule unterscheidet auch für die Verwaltungssprache zwei Schichten: die Sprache der Rechtsverordnungen, des Gesetzgebers also, sowie die Sprache der Ausführungsbestimmungen, die vor allem unter den Experten verwendet werden und sich durch den Verzicht auf Anschaulichkeit, Bildhaftigkeit, Farbigkeit und Abwechslung auszeichnen, um dadurch Klarheit und Sachlichkeit zu gewinnen, und anderseits die Sprache, die von den Vertretern der Verwaltung im Umgang mit den Bürgern, also in Auskünften, Mitteilungen, Verfügungen, Steuerbescheiden u. ä. verwendet wird und die der Gemeinsprache näher liegt, da sie ja vom Laien verstanden werden muß. I n der Begründung dafür, daß die Verwaltungssprache eine gewisse Vorbildwirkung hat, ihre Wortprägungen auch in die Gemeinsprache eindringen, offenbart sich bei Ule ein unerhörtes Maß an reaktionärer Haltung zum Staat und an Überheblichkeit gegenüber seinen Bürgern, wie das für die Geisteshaltung vieler Beamten der bürgerlichen Gesellschaft typisch ist. So spricht er von der Struktur der modernen Massengesellschaft, wo er lieber von der der kapitalistischen Gesellschaft sprechen sollte, „deren Passivität im Geistigen der kritiklosen Übernahme neuer Wortbildungen . . . entgegenkommt" 2 , und fährt f o r t : „Der Mensch . . . ist gar nicht in der Lage, und auch zu bequem, die Brauchbarkeit dieser Wörter f ü r die Umgangssprache selbständig zu prüfen. E r bedient sich deshalb bedenkenlos der Wörter u n d Wendungen, die ihm die Verwaltungssprache anbietet". Das entspreche dem . . . „Wunsch der modernen Menschen nach UnVerbindlichkeit. Man will sich, auch im sprachlichen Ausdruck, nicht festlegen, nicht binden. Man möchte seine innere Einstellung zu den Fragen, sein eigenes Urteil, soweit man überhaupt eins hat, hinter inhaltlosen Formeln verbergen. . . . Wer nichts auszusagen hat, aber doch etwa» sagen will, wird sich nur zu gern einer Sprache bedienen, deren Ausdrücke und Wendungen nur in ihrer Allgemeinheit verbindlich, in ihrer Anwendung auf den Einzelfall aber unverbindlich sind" 3 . Daß Ule sich Verwaltung und Sprache der D D R zur Zielscheibe nimmt, um die in diesem Zitat ausgedrückte Menschenverachtung loszuwerden, ist ebenfalls symptomatisch für die Geisteshaltung einer mit ihrem kapitalistischen Staat verfallenden Beamtenschaft. Deuten wir Ules 1 2

C. H. Ule, Die Sprache in der Verwaltung. Muttersprache 1960, S. 363-373. Ebd. S. 370. 3 Ebd.

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Äußerung mit höflicher Zurückhaltung: Er weiß nur, was die von ihm vertretene Staatsform aus ihren Bürgern machen möchte und leider zum Teil auch schon gemacht hat. Von der Haltung eines sozialistischen Staates zum Menschen und von dessen wachsendem Selbstbewußtsein als Mitgestalter seines Staates ist noch nichts zu ihm gedrungen. Sicher hat er auch ein wenig aus der Schule geplaudert, wenn er meint, in der Wilhelminischen Ära hätten Staat und Verwaltung noch eine gewisse Verklärung erfahren, seit 1918 aber sei eine Abwertung des Staates und des Beamten erfolgt. So unrecht hat er nicht einmal: Die kapitalistische Staatsform und ihre Diener haben tatsächlich gewaltig an Ansehen verloren, allerdings nicht erst seit 1918 (das mag für Wilhelm I I . und C. H. Ule ein schlimmes Datum sein!), sondern spätestens seit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution im J a h r e 1917. J a , auch bei der Untersuchung der Fachsprachen stößt man auf merkwürdige Anachronismen. Wir wollen damit allerdings nicht bestreiten, daß es auch in unserer Verwaltungssprache noch Erscheinungen gibt, die ihrem Zweck im Wege stehen. Ihre Beseitigung könnte eines der Anliegen deT angewandten Sprachwissenschaft im Sozialismus sein. H. Müller-Tochtermann definiert ganz eindeutig: „Fachsprache ist daher nichts anderes als ein Bestand von Fachwörtern, der auch im äußersten Falle nur im Zusammenhang mit einem mehr oder weniger umfangreichen unverzichtbaren Rest von Allgemeinwörtern verwendet werden k a n n " F ü r die Rechtssprache, die er untersucht, unterscheidet er das Fachwort im weiteren und das Fachwort im engeren Sinne. Wir erkennen auch darin die beiden Schichten der Fachsprachen — die mehr praktische und die mehr theoretische — wieder, allerdings weiter differenziert. Müller-Tochtermann erläutert ihre Funktionen recht einleuchtend: „Fassen wir diese Beobachtungen und Überlegungen zusammen, so läßt sich als Ergebnis etwa festhalten, daß im Bereich der Rechtssprache das Fachwort im weiteren Sinne in den Formeln des natürlichen Begriffs, des unbestimmten Rechtsbegriffs, des (bestimmten) Rechtsbegriffs und des rechtswissenschaftlichen Begriffs vorkommt. I n allen Gruppen spielt die Verwendung des Allgemeinworts eine im Verhältnis zu anderen, besonders naturwissenschaftlichen Fachgebieten große Rolle. Diese Tatsache hat nicht nur in dem Bestreben, die Gesetze und Urteile möglichst allgemeinverständlich abzufassen, * H. Müller-Tochtermann, sprache 1959, S. 89.

Struktur der deutschen Rechtssprache.

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ihre Ursache, sondern vornehmlich darin, daß das Rechtsdenken in besonders weitem Umfang an die allgemein erfahrbaren Gegebenheiten •des menschlichen Daseins anknüpft und in weiten Bereichen auf Beschreibung der natürlichen ,vorrechtlichen' Beziehungen und HandJungen der Menschen angewiesen ist. Erst dort, wo die juristische Analyse einsetzt und sie die Bezeichnung rationaler und genau abgrenzbarer Gedankengänge erfordert, entsteht auch in der Rechtssprache •das Fachwort im engeren Sinne, das dann in seiner Form und in seiner Verwendung den Fachwörtern anderer Wissenschaften weitgehend ähnelt" i. Wir beobachten allerdings auch in dieser Darstellung die weitgehende Gleichsetzung von Wort und Begriff, die die Unterschiede zwischen Sprache und Erkenntnis verwischt und die wir deshalb bereits an -anderer Stelle zurückgewiesen haben. Wenig zu entnehmen ist dem Aufsatz von E. Rothacker, der Aufschluß über die Sprache der Geisteswissenschaften verspricht 2 . Die Gegenüberstellung zu den Naturwissenschaften bleibt allgemein: „Die Sprache «ler Geisteswissenschaften ist zunächst und nie ganz aufhebbar die vorwissenschaftliche gebildete Umgangssprache, die auch die Sprache unserer Prosaliteratur ist. Diese Umgangssprache vergegenwärtigt uns unsere vorwissenschaftliche, farbige, tönende, duftende, naiv realistisch verstandene Welt, in der wir alle leben, lieben, leiden, sterben . . ." 3 . Der Gebrauch des Wortes „vorwissenschaftlich" — von Rothacker noch mit einer leichten Sentimentalität überzogen — mutet in der Verbind u n g mit Sprache und Welt zumindest merkwürdig an. Sinnvoll ist es, von einem „vorwissenschaftlichen Denken" zu sprechen, auch wenn •dabei die Gefahr besteht, daß sich ein Streit über die Grenze zwischen vorwissenschaftlichem und wissenschaftlichem Denken erhebt. Eine vorwissenschaftliche Sprache und eine vorwissenschaftliche Welt gibt es eigentlich nicht, es sei denn, man verstünde darunter die Sprache, deren man sich bediente, ehe noch die erste Dämmerung wissenschaftlicher Erkenntnis angebrochen war, oder die der wissenschaftlichen Erkenntnis noch völlig verschlossene Welt. Aber auch dann wäre diese Bezeichnung unangemessen. Gemeint sind in dem Zitat die Sprache, 1

Ebd. S. 91. W. Rothacker, Die Sprache der Geisteswissenschaften. Sprache und Wissenschaft, Göttingen 1960. •3 Ebd. S. 122. 2

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die keinem wissenschaftlichen Zweck dient, also die Gemeinsprache, und die Welt, wenn man sie nicht wissenschaftlich betrachtet. Durch seine ungenauen Formulierungen bringt Rothacker die Geisteswissenschaften selbst in den Verdacht, sie befänden sich allesamt noch in einem vorwissenschaftlichen Stadium. Dieser Trugschluß entsteht durch die zweifellos richtige Beobachtung, daß der Wortschatz der Gesellschaftswissenschaften dem der künstlerischen Prosa und der Presse viel näher steht als der der Naturwissenschaften, und die völlig abwegige Annahme, daraus ließe sich ein Urteil über den Stand der Gesellschaftswissenschaften ableiten. Rothacker spricht das zwar nicht direkt aus, aber er müßte mit dieser Auslegung rechnen. Hier wird deutlich, daß man auf Grund der Lexik zwar eine sehr klare Abgrenzung zwischen den Fachsprachen und anderen Verwendungsweisen der Sprache und auch zwischen den einzelnen Fachsprachen untereinander treffen kann, daß aber der Fachwortschatz (das singulär Bezeichnende) allein bei weitem nicht alles über das Wesen der Fachsprachen und noch weniger über das Wesen des Faches sagt. Der Charakter einer Fachsprache offenbart sich vollständig erst in ihren Sätzen (im komplexen Bezeichnenden) — womit wir durchaus nicht allein die syntaktischen Strukturen meinen — und der Charakter bzw. E n t wicklungsstand eines Faches in seinen Aussagen (dem komplexen Bezeichneten). W. Porzig definiert die Fachsprache als „eine auf bestimmte Zwecke beschränkte Abart der Hochsprache" und Gesamtheit der Sprachmittel, die „die Fachleute für die Verständigung auf ihrem Sondergebiet ausgebildet haben, weil dabei ganz besondere Leistungen von der Sprache verlangt werden" K „Leistung" kann man hier wohl nicht nur mit „Funktion" gleichsetzen. Es ist damit auch eine besondere Qualität gemeint. Aber von diesen Sprachmitteln ist es wieder der Wortschatz, der die Eigenart der Fachsprachen ausmacht: „Mit einer Genauigkeit und einer Beachtung auch der geringsten Einzelheiten, die weit über alles hinausgehen, was die Gemeinsprache leisten kann, werden die Gegenstände, Verhältnisse und Vorgänge eines bestimmten Sachgebietes bezeichnet" 2 . „Jede Technik und jedes Handwerk haben ihre Fachsprache, in der jedes Werkzeug und seine Teile, jedes Material, seine Eigenschaften 1 W. Porzig, Das Wunder der Sprache, 2. Aufl., Bern 1957, S. 258. 2 Ebd. S. 258ff.

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und Zustände, jedes Verfahren und seine Stufen genau bezeichnet werden . . . Ein so gewaltiger und stets zunehmender Bedarf an Namen kann selbstverständlich von der Gemeinsprache . . . nicht befriedigt werden. Daher ergänzt sich die Fachsprache durch Neubildungen und Entlehnungen. Das Verfahren zur Neubildung von Wörtern ist ein wesentlicher Bestandteil jeder Fachsprache" i . „Entstehung und Geltung solcher Bildungen beruhen auf Verabredung. Von da aus ist es nur noch ein Schritt zur Ausbildung einer Fachsprache rein aus verabredeten Bestandteilen, wie sie sich die moderne Chemie in so vollendeter Weise geschaffen hat. Solche wissenschaftlichen Fachsprachen haben gleichzeitig den Vorteil, international gültig zu sein. Sie müssen es auch sein, denn die Wissenschaft ist nicht durch staatliche oder völkische Grenzen beschränkt" 2. Hören wir noch F. Stroh: „Im Schwerpunkt ihres Begriffs steht nicht eine Sprachgemeinschaft, sondern die (gegenständliche) Welt. Fachsprachen erfassen sachlich Neues. Sie erschließen bestimmte Sachgebiete, neue Weltausschnitte. In ihnen liegt die Sprache vor Ort. In ihnen vor allem vollzieht sich der sprachliche Fortschritt. Von hier gehen die großen Umwälzungen aus, die aufs Sprachganze zurückwirken. Ihr Wortschatz verdoppelt den gemeinsprachlichen nicht, er erweitert ihn vielmehr in einem Teilgebiet. Die Fachsprachen werden immer selbständiger und wichtiger mit der zunehmenden geistigen Zergliederung der Welt" 3 . Hier sind zwei Dinge hervorzuheben: einmal die angedeutete Unterscheidung von Fachsprachen und Gruppensprachen (Argot, Slang, Jargon usw.), zum anderen der Gedanke von der zunehmenden Bedeutung und Selbständigkeit der Fachsprachen als Folge der Verfeinerung und Vervollkommnung der menschlichen Erkenntnis. H. Wein, der sich wieder stärker mit dem allgemeinen Verhältnis von Sprache und Technik beschäftigt, bezeichnet die Fachsprachen als wissenschaftliche und technische „Sekundärsprachen" gegenüber der Muttersprache als „Primärsprache" 4 . In zwei Sätzen wird das wie folgt begründet: „Sprache ist Voraussetzung und Faktor von Wissenschaft; Wissenschaft formt Sprache um und schafft eigene Sprache5". Das ist 1 3 4

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Ebd. S. 259. 2 Ebd. S. 260. F. Stroh, Handbuch der germanischen Philologie, Berlin 1952, S. 335f. H. Wein, Sprache und Wissenschaft. Sprache und Wissenschaft, Güttingen 1960, S. 14. Ebd. S. 13 f.

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im Grunde genommen die Formel, auf die Wein die Beziehungen zwischen Wissenschaft und Sprache bringt. Wichtig ist noch der Zusatz: „. . . jedoch muß und kann wissenschaftliches Denken die Primärsprachen zwar bereichern, umformen und korrigieren, aber sich praktisch nie von ihnen befreien . . ." 1 . Damit ist also auch der Verselbständigung der Fachsprachen ihre Grenze gezogen. G. Kandier, den wir als namhaften Vertreter der angewandten Sprachwissenschaft in der B R D kennen 2 und mit dessen Ansichten wir u n s schon an anderer Stelle auseinandergesetzt haben 3 , sieht für die Sprachpflege im Rahmen einer angewandten Sprachwissenschaft auch fachsprachliche Aufgaben, ohne das direkt so zu nennen. I h m geht es darum, . . die Reihe der sprachlichen Zwecke im wirklichen Leben so vollzählig wie möglich aufzusuchen" 4 , und er erläutert das an folgendem Beispiel: „Was will denn der Arzt von oder mit der Sprache? Er braucht inhaltlich zugeschärfte Fachbegriffe unter den Fachgenossen; eine weitere Terminologie für den Verkehr mit dem Hilfspersonal, die einfacher und näher an der Gemeinsprache sein m u ß ; er würde gern eine Übersicht gewinnen, was die Gemeinsprache an medizinischen Begriffen birgt, damit er weiß, welche Verständigungsgrundlage er bei seinen Fragen, Erklärungen und Anweisungen voraussetzen kann. Ihn kümmert die rechte Bezeichnung von Heilmitteln oder die unmißverständliche Fassung einer Anwendungsvorschrift; die Frage, wie man, nicht nur als Seelenarzt, schonend mit einem Kranken redet; ob man die Kassenpatienten militärisch mit ,Meier' oder nicht doch lieber mit ,Herr Meier' anspricht oder ob ein ,Du' zu einem Halbwüchsigen nicht die Neigung zu väterlichem Vertrauen fördert, obwohl ein ,Sie' sonst nötig erschiene . . ." 5 . I n den letzten Sätzen geht Kandier schon ein wenig über den Fachwortschatz, dessen Schichtung sich auch bei ihm deutlich abzeichnet 1 Ebd. S. 17. G. Kandier, Angewandte Sprachwissenschaft. Name und Wesen eines kommenden Wissenschaftszweiges. Wirkendes Wort 5/1952—53, S. 257—271; ders. Zum Aufbau der angewandten Sprachwissenschaft und den Aufgaben des Sprachforums. Sprachforum 1/1955, S. 3—9. 3 L. Hoffmann, Angewandte Sprachwissenschaft, Fachsprachen und sprachliche Ebenen. Wissenschaftliche Zeitschrift der TU Dresden 20 (1971) H. 5, S. 1209. 4 G. Kandier, Zur Erneuerung der Sprachpflege durch die „angewandte Sprachwissenschaft". Muttersprache 1956, S. 265. 5 Ebd. 2

Wesen der Fachsprachen

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(Fachgenosse — Hilfspersonal — Patient), hinaus, etwa im Sinne einer allgemeinen Sprachwirkungsforschung, die sehr stark mit psychologischen Aspekten zu rechnen hat, aber ebenso mit sozialen, wenn auch die Frage der „militärischen" Anrede von „Kassenpatienten" für dassozialistische Gesundheitswesen und unsere angewandte Sprachwissenschaft keinen ernsthaften Gesprächsstoff mehr hergeben kann. Nicht mehr zur fachsprachlichen Forschung und wohl überhaupt nicht zur wissenschaftlichen Literatur ist ein Buch von K . Korn zu rechnen, über das wir hier aber doch ein paar Worte verlieren müssen, weil es durch die zwiespältige Haltung der in ihm vertretenen „Sprachkritik" eine falsche Einstellung zu den Fachsprachen erzeugen k a n n 1 . Das wird schon in einigen Überschriften deutlich: Das registrierte Leben. Aus dem Wörterbuch des Angebers. Die Sprache der Domestikation. Geist aus dem Bauchladen. Die Namen der Anonymität. Das Erlebnis als Konserve. Der Infinitiv und die Massen. Sprachgeist und Sprachungeist. Es läßt sich nicht leugnen, daß viele der von Korn vorgeführten, gegeißelten oder mit Ironie abgetanen Erscheinungen in der deutschen Sprache tatsächlich existiert haben oder noch existieren. Es t r i f f t aber nicht zu, daß in dieser Beziehung die gleichen Gesetzmäßigkeiten im gesamten deutschsprachigen Raum auftreten oder gar in allen Ländern der Welt herrschen, in denen die Gesellschaft einen hohen Grad von Organisiertheit erreicht hat. Schon der Titel des Buches läßt hier keine Differenzierung erkennen, und so gilt denn die Bezeichnung „verwaltete Welt" unterschiedslos für den staatsmonopolistischen Kapitalismus wie für den Sozialismus. Wir haben es hier mit einer ziemlich unverhüllten Variante der Konvergenztheorie zu t u n . Die Ursachen für all das, was Korn am Sprachgebrauch unserer Zeit verurteilt, liegen hier wie da in der „Vermassung", „Zivilisation" u n d „Technik". Von den wahren ökonomischen und sozialen Ursachen ist nirgends die Rede. Philosophisch gesehen ist dieses Buch eine Mischung a u s Nietzsche, Freud, Ortega y Gasset und Existentialismus. Lassen wir einige Zitate sprechen, von denen das erste noch in unsere Richtung hätte führen können: „Es ist möglich, daß wir parallel zur zweiten industriellen Revolution in einer sprachlichen Form- und Bedeutungsverschiebung stehen, deren Ausmaße uns noch unbekannt sind, deren Richtung sich aber bereits abzeichnet 2 ". 1

K. Korn, Sprache in der verwalteten Welt, Ölten und Freiburg i. Br., 2. Aufl., 1959. 2 Ebd. S. 13.

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Rolle und Problematik der Fachsprachen

Aber dann wird es schon bedenklich: „Die Sprache ist ein Geistiges, •das nicht ohne Korrelation zum Triebhaft-Unbewußten verstanden werden kann. Im Sinne der Tiefenpsychologie ist das Geistige gleichursprünglich mit dem Triebhaften. Von diesem Ansatzpunkt aus den Begriffen und den Begriffshintergründen in Worten nachspüren, ist von hohem Reiz und eine fruchtbare Methode der Sprachdeutung" „Besonders interessantes Material ist in Neubildungen zu sehen, die nicht selten aus dem militärischen Bezirk oder aus den unteren sozialen Schichten in Regimen der Einparteiendiktatur stammen, wo Befehlsausgabe und Befehlsempfang die Norm sind" 2. „Militärischer Bereich" wäre hier besser zu ersetzen durch „Jargon des preußischen und faschistischen Kommiß sowie der Bundeswehr". Daß es auch eine militärwissenschaftliche und militärische Fachsprache gibt, interessiert Korn nicht. Dann folgt der fundamentale Satz: „Die verwaltete Welt funktioniert durch Sprache; Verwaltung geschieht durch Sprache"3, eine Übertreibung scheinbar, ein Irrtum, wenn wir die wirklichen Relationen zwischen objektiver Realität, Bewußtsein und Sprache kennen. Damit unterschätzen wir die gewaltige Rolle der Sprache in der „verwalteten Welt" ganz und gar nicht, und wir haben auch verstanden, daß es hier nicht um „Verwaltung" im engeren Sinne des Wortes geht, sondern daß für Korn „verwaltete Welt" ein Synonym für seine „moderne zivilisierte, von Technik und Vermassung geprägte Gesellschaft in ihrer Totalität" ist. Oder hören wir seine eigene Definition: „Unter Zivilisation oder verwalteter Welt verstehen wir die technischindustriellen, sozialen, administrativen und politischen Super strukturen. Der Begriff Superstruktur, der in der modernen Soziologie, Kulturkritik und Sozialpsychologie eine Rolle spielt, heißt ins Deutsche übersetzt Überbau. Dieser Begriff ist in unserem Zusammenhang zu vermeiden, weil er durch die marxistische Geschichtsphilosophie einen Sinn erhalten hat, der sich nicht mit dem der Superstruktur deckt. Ihre hervorragendsten Kennzeichen sind das Schwinden oder Fehlen des individuellen Charakters, ihre Abstraktheit, ihre Differenzierung, ihre Ausdehnung über der Anschauung entrückte Räume und Ebenen, ihre Tendenz zur Erfassung erweiterter Geltungsbereiche" 4 . 1 2 3
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• 1000 sein. Sind die zu erfassenden sprachlichen Einheiten Phoneme bzw. Grapheme, Morpheme oder allgemeine grammatische Kategorien, dann spielt das Größenverhältnis zwischen Teil und Ganzem keine so gewichtige Rolle. Bei Untersuchungen auf der Satzebene sollten die Stichproben länger sein und auf die Gliederung des Textes Rücksicht nehmen, weil die Verwendung der syntaktischen Strukturen oft nur aus weitläufigeren Zusammenhängen erklärbar wird. Eine konstante Zahl von Sätzen läßt sich deshalb nur schwer angeben. Keinesfalls sollten es weniger als 10 sein. Nehmen wir an, wir wollten unsere Stichprobe N = 35000 für eine Wortzählung in 175 Teilstichproben von n = 200 zerlegen, dann tritt uns als nächstes die Frage entgegen, wie wir die Teile aus dem Ganzen entnehmen. Es gibt da zwei Möglichkeiten, die man gegebenenfalls miteinander kombinieren kann. a) Die zufällige Auswahl mit Hilfe von Zufallszahlen, die aus einer willkürlichen Kombination der Ziffern 0 bis 9 entstehen und Tabellen in Handbüchern der Statistik entnommen werden können. Auf diese Weise könnten wir z. B. 175 verschiedene Zahlen als Seitenzahlen in einem fortlaufend numerierten Quellenmassiv verstehen und die Teilstichproben diesen Seiten entnehmen. Die Wahl fiele dann vielleicht auf die 1., 8., 24., . . . 7436., . . . 8921., . . . 9998. von 10000 Seiten. Doch hätte jede andere Seite die gleiche Chance. b) Die gleichmäßige Auswahl, die eine möglichst einheitliche Verteilung mit konstanten Intervallen erstrebt. Dabei ist nur die Gesamtseitenzahl durch die Zahl der Teilstichproben zu dividieren. In unserem Beispiel (10000 : 175) hieße das: Erfaßt wird jede 57. Seite, also die Seiten 57, 114, 171, 228 usw. des Textmassivs. Mit dieser Festlegung wird die gleichmäßige Auswahl zur systematischen Auswahl. Möglich wäre in beiden Fällen eine generelle Festlegung, welche 200 Wörter auf den ausgewählten Seiten erfaßt werden sollen. Das können ebensogut die ersten wie die letzten oder wieder durch den Zufall bestimmte sein. Neben diesen Standardverfahren gibt es noch eine andere Lösung, die wir für fachsprachliche Untersuchungen zur Lexik ausdrücklich empfehlen. Sie schränkt das Walten des Zufalls zugunsten einer bewußten Akzentsetzung ein, so daß die einzelnen Teildisziplinen des Fachs mit ihrem „spezifischen Gewicht" besser zur Geltung kommen.

Materialerfassung

393

So wurde z. B. bei unserer statistischen Analyse des Wortschatzes der Medizin im Russischen, Englischen und Französischen von vornherein festgelegt, daß je 2 5 % aller Teilstichproben der Chirurgie und der Inneren Medizin anzugehören haben, während der Physiologie, der Pathologie, der Neurologie und weiteren 20 Fachrichtungen ein geringerer Prozentsatz zu entnehmen ist; die Weglassung der Anatomie und die Aussonderung der Stomatologie haben wir schon f r ü h e r begründet. Ähnliche Festlegungen sind fast überall möglich und meist zweckmäßig, besonders wenn es sich um sehr umfangreiche und verzweigte Fachgebiete handelt. Da die einzelnen Teildisziplinen in d e r Literatur nicht gleichmäßig stark vertreten sind, ergeben sich f ü r sie aus diesem Eingriff möglicherweise Intervallunterschiede. Sie auszugleichen ist nicht erforderlich, solange die Abstände nicht 60 Seiten überschreiten oder unter 10 Seiten absinken. Nach dieser sorgfältigen Stichprobenauswahl kann die eigentliche Materialaufnahme beginnen. Dazu ist einmal die Segmentierung des Textes bzw. die Isolierung der Elemente auf der jeweiligen U n t e r suchungsebene (Phonem/Graphem, Morphem, Lexem/Wort form, Satzglied, Syntagma, Phrase, Satz) und die Identifizierung der grammatischen Kategorien nötig. Zum anderen müssen f ü r das Ziel der Untersuchung redundante Elemente und Merkmale eliminiert werden, um den Speicher (Kartei, Lochkartei, Lochstreifen, Magnetband u. a.) zu entlasten. Mit anderen Worten: Auf Grund theoretischer Überlegungen und/oder nach einer ersten Sichtung des Materials muß entschieden werden, was aufgenommen werden soll und was nicht. I n einer Reihe pragmatischer Festlegungen kann weiterhin ein Modus f ü r die Art der Aufnahme fixiert werden. Sehen wir uns das an ein paar Beispielen an. Untersuchungen zum Fachwortschatz können vom lexikalischen Gesamtbestand der Stichprobe ausgehen, d. h. alle Wortarten berücksichtigen. Das ist notwendig, wenn man Wert darauf legt, den genauen Anteil der fachspezifischen Lexik am Text zu ermitteln. Verfolgt m a n jedoch rein praktische Ziele, wie z. B. die Zusammenstellung eines lexikalischen Minimums f ü r den Fremdsprachenunterricht, d a n n m u ß man in diesem P u n k t nicht unbedingt Wert auf Vollständigkeit legen. Man kann ohne weiteres auf Zahlwörter, Partikeln, Artikel, I n t e r jektionen, aber auch auf Eigennamen, Titel, Bezeichnungen f ü r international gebräuchliche Maßeinheiten, Monats- und Tagesnamen verzichten, wie wir das bei unseren Häufigkeitswörterbüchern getan haben. Teilt man die Auffassung, daß die lexikalische Spezifik der

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Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen

Fachsprachen n u r oder vorwiegend in den Autosemantika zum Ausd r u c k k o m m t , d a n n k a n n m a n die Aufnahme auf Substantive, Adjektive, Verben und Adverbien beschränken. Das haben wir in einer Reihe von Diplomarbeiten mit Erfolg praktiziert. Sobald m a n bestimmte Elemente des Textes unberücksichtigt läßt, erhebt sich die Frage, wie sich das auf die Bemessung der Stichprobe auswirkt. Man könnte daran denken, den U m f a n g von n = 200 bzw. N = 35000 f ü r die tatsächlich aufzunehmenden Einheiten anzusetzen u n d dadurch zu erreichen, d a ß m a n in jeder Teilstichprobe die auszulassenden W ö r t e r beim Zählen überspringt. Fallen dabei n u r wenige lexikalische Einheiten aus dem Text heraus, wie das bei unserer ersten Variante der Fall wäre, d a n n spielt das keine große Rolle. N i m m t m a n a b e r n u r die Autosemantika auf, d a n n verändern sich alle Bezugsgrößen erheblich. N darf in diesem Fall nicht als Summe der erfaßten lexikalischen Einheiten gewertet, sondern m u ß als Maß f ü r den T e x t verstanden werden, in dem die Lexik eine bestimmte statistische S t r u k t u r a n n i m m t , d. h., von den 200 Einheiten in jedem n u n d damit a u c h von den 35000 W ö r t e r n in N wird n u r ein Teil (40—50%) in unseren Speicher aufgenommen u n d weiter untersucht, die allgemeinen Berechnungen aber beziehen sich auf das G e s a m t - ^ . S t a r k selektiv wird gewöhnlich auch in der Morphologie vorgegangen. E s sind meistens n u r bestimmte Formen, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, weil n u r in ihnen fachsprachliche Besonderheiten sichtbar werden. Sie lassen sich sowohl zur gesamten Stichprobe als auch zu a n d e r e n Kategorien innerhalb derselben in Beziehung setzen, z. B. ein K a s u s zu einem anderen oder zur Gesamtheit aller übrigen, eine Personalform des Verbs zu den anderen Personal- oder allen übrigen Verbformen. Auch die Zusammenfassung mehrerer Suffixe oder Suffixvarianten zu einer Gruppe, z. B. -ejit, -Tejib, -aiejib, -iiTejii. zu -ejit; -eit, -aiieij, -HHeij, -Heq, -Jieij, -OBeij, -eßei;, -aBeij, -ei;-o z u -eij, f ü h r t z u r K o n z e n -

tration auf wesentliche Merkmale u n d zur Entlastung des Speichers. Bei syntaktischen Untersuchungen sind ebenfalls mehrere Varianten möglich. Man k a n n alle Sätze der Stichprobe u n d ihre Satzglieder vollständig erfassen, m a n k a n n ebensogut n u r einzelne Syntagmen oder/und Phrasen auswählen. Weitere Festlegungen werden nötig, wenn die sprachlichen Elemente d e r Stichprobe nicht in der F o r m aufgenommen werden sollen, in der sie im Text bzw. im mündlichen Kommunikationsakt auftreten, oder

Materialerfassimg

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wenn zusätzliche metasprachliche Angaben vorgesehen sind. Das ist in der fachsprachlichen Forschung oft der Fall, da eine automatische Analyse komplett eingespeicherter Texte mit Hilfe der E D V viel zu aufwendig wäre. Lediglich mechanische Wortformen- und Wortgruppenerfassungen lassen sich über ein einfaches Abschreiben des Textes durchführen. Pragmatische Festlegungen zur Erfassung der sprachlichen Elemente und ihrer Merkmale können Hinweise folgender Art enthalten: Die russischen Verben werden in der Infinitivform des imperfektiven Aspekts notiert. — Alle Adjektivformen werden auf den Nom. Sg. masc. zurückgeführt. — Pluralia tantum erscheinen im Nom. PI. — Bei reflexiven Verben wird die Partikel (russisch -CH/-CB) bzw. das Pronomen (französisch se, deutsch sich) nicht mit berücksichtigt. — Für die defektiven Verben im Englischen steht die Präsensform (must, can usw.). — Adverbiale, präpositionale und konjunktionale Wendungen werden als ein Wort geschrieben (TaKHM06pa30M, BTOBpeMHKaK; ingeneral, becauseof; engeneral, äpartirde) usw. J e nachdem, ob eine Handkartei, eine Lochkartei oder ein Lochstreifen als Speichermedium verwendet wird, sind die metasprachlichen Kategorien durch Zeichen oder Symbole auszudrücken und den sprachlichen Einheiten beizugeben. In ganz einfacher Form kann das auf der normalen Karteikarte mit vereinbarten Buchstaben geschehen, z. B. attack N, S, 1A (N = Substantiv, S = Subjekt, 1A = Linkserweiterung durch Adjektiv) gegenüber attack V, P, prät. (V = Verb, P = Prädikat, prät. = steht im Text im Präteritum), wenn neben der lexikalischen Einheit in ihrer Grundform festgehalten werden soll, welcher Wortart sie angehört, welche Satzgliedfunktion sie übernommen hat, in welcher syntaktischen Umgebung sie steht oder in welcher Form sie auftritt. Auf der Lochkarte markiert die Zahlenposition das grammatische Merkmal, z. B. 60-0 Substantiv, 60-1 Adjektiv, 60-2 Adverb, 60-3 Prädikativ, 60-4 Verb usw. oder 72-1 erste Person, 72-2 zweite Person, 72-3 dritte Person, 72-4 allgemeinpersönlich, 72-5 unpersönlich usw. Für den Lochstreifenschreiber bzw. Orgautomaten sind wiederum andere Anweisungen zu geben, z. B.: Damit die vom R 300 zu liefernden Listen alphabetisch richtig geordnet sind, werden Wendungen nach dem Stichwortprinzip aufgenommen; wir schreiben also an Stelle von B TO BPEMH Kau — BpeMHBTOKaK, TaKHM 06pa30M — oGpaaoMTaKHM; for example — examplefor, in general — generalin; a l'aide de — aidealde, ä partir de — partirade usw.

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Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen

Die Anzahl der metasprachlichen Daten, die bei dieser Art der Aufnahme als Merkmale der sprachlichen Elemente erscheinen, kann sehr umfangreich werden. Besonders die Maschinenlochkarte verführt dazu, möglichst viele ihrer Positionen zu belegen 1 , zumal ihre Auswertung selektiv erfolgt. Die Handkartei wird durch eine zu große Zahl von Merkmalen unübersichtlich und schwer sortierbar. Die obere Grenze sollte bei 6 liegen. Bei elektronischen Rechenanlagen wird das Programm mit zunehmender Merkmalzahl komplizierter, und die Kosten erhöhen sich mit der Rechenzeit. Man sollte deshalb vor jeder Untersuchung genau prüfen, von welchen sprachlichen und metasprachlichen Daten echte Aussagen über die Spezifik der Fachsprachen zu erwarten sind. Was wir zum Stichprobenverfahren und zur Aufnahme der sprachlichen Elemente mit ihren Merkmalen im Zusammenhang mit der Materialerfassung gesagt haben, gilt keinesfalls nur für ausgesprochen statistische Untersuchungen, obwohl vieles von dort kommt. Jede Art fachsprachliche Forschung sollte den Zufall meiden, der noch viele Aussagen über die Rede bestimmt. Die beste Garantie dafür bietet die Analyse eines sorgfältig ausgewählten, repräsentativen Textkorpus. Das trifft übrigens auf alle sprachlichen Ebenen zu, nicht nur auf die Lexik, aus der wir die meisten Beispiele gewählt haben, weil sie bisher am gründlichsten bearbeitet ist. Nimmt man bei lexikologischen Arbeiten nicht den Text, sondern dasWörterbuch als Ausgangsbasis, so erkennt man damit eine vorausgegangene Materialsammlung als repräsentativ an und hat keinen Einfluß mehr auf deren Auswahlprinzipien. Auch ein Maß für die Repräsentativität, wie es das Stichprobenverfahren kennt, läßt sieh bei einem solchen Vorgehen nicht bestimmen. Eine gewisse Sicherheit geben lediglich nachträgliche Vergleiche mit dem Text. Im Fachwörterbuch suchen ihre Grundlagen vor allem Untersuchungen zur Terminologie, denen es darum geht, die produktiven Wortbildungsmodelle einer Fachsprache zutage zu fördern. Dabei wird gewöhnlich eine erste große Zweiteilung in Einwort- und Mehrworttermini vorgenommen. Spezifika der Fachsprachen bei den Einworttermini ergeben sich nicht im Hinblick auf die grundsätzlich verwend1

Vgl. z. B. L. Hoffmann, Zur maschinellen Bearbeitung sprachlicher Daten bei linguo-statistischen Untersuchungen. Deutsch als Fremdsprache 2/1971, S. 84ff.

Materialerfassung

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baren Derivations- und Kompositionstypen, sondern nur in bezug auf deren Produktivität und Vorkommenshäufigkeit. Deshalb kann sich die fachsprachliche Forschung bei der Analyse von Derivation und Komposition der üblichen Methoden, besonders der Analyse der Motivierung, bedienen. Sie hat diese lediglich durch Beobachtungen zur Systemhäufigkeit zu ergänzen. Eine Besonderheit gegenüber den Subsprachen der künstlerischen Literatur, der Presse usw. ist aber die überaus häufige Verwendung von Mehrworttermini, die wir schon ausführlich behandelt haben. Da es sich dabei einerseits um Einheiten der Lexik, anderseits um Syntagmen handelt, die im Satz oft sogar als Phrasen fungieren, kommt man ihnen am besten mit Methoden der syntaktischen, genauer: der Konstituentenanalyse bei. Sie erschließen nicht n u r die formale, sondern bis zu einem gewissen Grade auch die semantische Struktur der Mehrworttermini, wenn man hinter den formalen Konstituenten nach den Semen, Noemen oder semantischen Multiplikatoren sucht. Den auf die formale Seite gerichteten Teil dieser Prozedur haben wir a n einigen Beispielen demonstriert. Die Methoden der semantischen Analyse bedürfen vorerst noch der weiteren Vervollkommnung. Eines der theoretisch noch nicht endgültig gelösten Probleme ist das der Segmentierung bzw. der äußeren Begrenzung der Mehrworttermini. Auch dazu haben wir Stellung genommen. Die Wörterbuchautoren entscheiden diese Frage weitgehend empirisch, oft auch vom anderssprachigen Äquivalent her; ein vollständiges Modell ist unter anderem deshalb schwer herauszuarbeiten, weil sich bestimmte Teile der Terminologie immer in der Entwicklung und Vervollkommnung befinden. Die fachsprachliche Forschung wird sich deshalb auf den Kern der Terminologie und seine produktiven Bildungsmodelle konzentrieren müssen. Bei der formalen Erfassung und System atisierung der Mehrworttermini kommt es in erster Linie darauf an, die schwer überschaubare Masse konkreter Benennungen, die in den einzelnen Fachsprachen nach Zehntausenden zählen, zu Typen zusammenzufassen und mit Beispielen zu belegen. Eine Handhabe dazu bietet die Wortklassensymbolik der modernen Syntax, die es gestattet, jede mehrgliedrige Benennung auf eine Symbolkette zurückzuführen, z. B. nonepeiHoe ceieHHe Htejioßa — A S S g ,

paper guide roll — SSS, compteur d'eau ä piston — SSpSp.

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Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen

Die Konstituenten dieser K e t t e stehen oft in einem hierarchischen Verhältnis zueinander, das m a n durch Klammerungen oder S t a m m b ä u m e darstellen kann, z. B. (AS)Sg, (SS)S, (SSp)Sp oder

SP

Bei komplizierteren S t r u k t u r e n können zusätzlich größere und kleinere eckige K l a m m e r n verwendet werden, z. B. [(pa3flBH!KHoe ycTpoftcTBo) pejibcoB] [[(B MecTe conpHJKeHH«) (npojieT-

Horo CTpoeHH«)] [(c ßeperoBHM ycToei«) MOCTa]]. Diese Hierarchisierung ist schon nicht mehr nach rein formalen Gesichtspunkten möglich; sie ist auf die Erfassung von Sinneinheiten angewiesen u n d leitet damit zur semantischen Analyse über. Am E n d e der Materialerfassung verfügen wir über eine A r t Sprachdatenbank, deren I n h a l t m a n auf mannigfaltige Weise auswerten k a n n . Vom S t a n d p u n k t der Kommunikation her betrachtet ist sie eigentlich ein Zwischenspeicher zwischen Ausgangstext u n d Zieltext, wobei der Ausgangstext Ergebnis eines echten Kommunikationsaktes war, während der Zieltext wieder ein echter Kommunikationsakt, aber auch Bestandteil eines Lehrmaterials oder anderer präkommunikativer Formen des Sprachgebrauchs sein k a n n . Die Speicherung in Karteiform oder auf Magnetband h a t einen Nachteil und gleichzeitig einen Vorteil: Die D a t e n sind f ü r das Auge schwer überschaubar oder gar nicht zu lesen, können aber nach den verschiedensten Gesichtspunkten geordnet, bearbeitet und d a n n ausgegeben werden. 10. Die

Auswertung

Die Ausgabe aus dem Speicher ist die Grundlage jeder weiteren A u s w e r t u n g u n d zugleich deren erste Stufe. Sie erfolgt gewöhnlich in Gestalt von Tabellen, Listen oder Verzeichnissen. Darin sind die sprach-

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Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen

Die Konstituenten dieser K e t t e stehen oft in einem hierarchischen Verhältnis zueinander, das m a n durch Klammerungen oder S t a m m b ä u m e darstellen kann, z. B. (AS)Sg, (SS)S, (SSp)Sp oder

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Bei komplizierteren S t r u k t u r e n können zusätzlich größere und kleinere eckige K l a m m e r n verwendet werden, z. B. [(pa3flBH!KHoe ycTpoftcTBo) pejibcoB] [[(B MecTe conpHJKeHH«) (npojieT-

Horo CTpoeHH«)] [(c ßeperoBHM ycToei«) MOCTa]]. Diese Hierarchisierung ist schon nicht mehr nach rein formalen Gesichtspunkten möglich; sie ist auf die Erfassung von Sinneinheiten angewiesen u n d leitet damit zur semantischen Analyse über. Am E n d e der Materialerfassung verfügen wir über eine A r t Sprachdatenbank, deren I n h a l t m a n auf mannigfaltige Weise auswerten k a n n . Vom S t a n d p u n k t der Kommunikation her betrachtet ist sie eigentlich ein Zwischenspeicher zwischen Ausgangstext u n d Zieltext, wobei der Ausgangstext Ergebnis eines echten Kommunikationsaktes war, während der Zieltext wieder ein echter Kommunikationsakt, aber auch Bestandteil eines Lehrmaterials oder anderer präkommunikativer Formen des Sprachgebrauchs sein k a n n . Die Speicherung in Karteiform oder auf Magnetband h a t einen Nachteil und gleichzeitig einen Vorteil: Die D a t e n sind f ü r das Auge schwer überschaubar oder gar nicht zu lesen, können aber nach den verschiedensten Gesichtspunkten geordnet, bearbeitet und d a n n ausgegeben werden. 10. Die

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Die Ausgabe aus dem Speicher ist die Grundlage jeder weiteren A u s w e r t u n g u n d zugleich deren erste Stufe. Sie erfolgt gewöhnlich in Gestalt von Tabellen, Listen oder Verzeichnissen. Darin sind die sprach-

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Auswertung

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liehen Elemente vorwiegend nach formalen Merkmalen (Anfangsbuchstaben, Suffixe, Endungen), nach grammatischen Kategorien (Wortarten, Satzglieder; Genus, Numerus, Kasus, Tempus, Aspekt, Personalform), nach semantischen Klassen (Internationalismen, Abstrakta, Lebewesen) oder auch nach quantitativen Merkmalen (Häufigkeit, Länge) geordnet. Diese und andere Merkmalarten können auch kombiniert auftreten, oder durch weitere Angaben ergänzt werden. Sehen wir uns ein p a a r Beispiele an, die vom R 300 im Zusammenhang mit Häufigkeitsuntersuchungen zum Fachwortschatz des Maschinenbaus im Englischen ausgedruckt worden sind 1 . Die alphabetische Liste entsteht beim ersten Sortiervorgang, bei dem gleichzeitig die absolute u n d die relative Häufigkeit der Einzelwörter, die Konfidenzgrenzen f ü r die relativen Häufigkeiten u n d die Zahl der Quellen ermittelt werden. Außerdem wird bei jeder lexikalischen Einheit die W o r t a r t angegeben. Dieses Verzeichnis dient später vor allem praktischen Bedürfnissen, die vom konkreten sprachlichen K o m m u n i kationsakt ausgehen. Mit seiner Hilfe k a n n m a n z. B. feststellen, welche Rolle ein W o r t in einem Text oder in einer ganzen Fachsprache spielt, welchen textkonstituierenden Wert es besitzt usw. Beim zweiten Sortierungsprozeß dient die Häufigkeit als unterscheidendes Merkmal. So entsteht die Häufigkeits- oder Rangliste. Sie gibt zusätzlich Auskunft über den R a n g , den das W o r t innerhalb des Wortschatzes einer Fachsprache einnimmt, über die Zahl der Lexeme, die den gleichen R a n g haben, über die kumulative Zahl der Lexeme u n d über die kumulative relative Häufigkeit, die bis zu jedem der aufgef ü h r t e n Ränge erreicht ist. Aus ihr läßt sich die statistische S t r u k t u r der Fachwortschätze ablesen. Ein solches Verzeichnis k a n n den Ausgangspunkt bei der Aufstellung lexikalischer Minima (Lernwortschätze), bei der Auswahl von Schlagwörtern und Deskriptoren bilden. Die Wortartenliste, die die gleichen Angaben enthält wie die alphabetische, gestattet eine Klassen- oder Gruppenbildung, bei der w o r t a r t spezifische Merkmale ausgewertet werden sollen. I m Englischen dient sie besonders der Trennung von Homonymen u n d Homographen wie account (ansehen als; Bericht), adult (erwachsen; Erwachsener), typen (offen; öffnen), State (Zustand; feststellen) usw. Sie entsteht bei der 1

Die Ausdrucke wurden der besseren Lesbarkeit wegen geringfügig verändert; z. B. verläuft die Häufigkeitsliste im Original von unten nach oben, und in der Spalte „Quellen" sind alle Teilstichproben aufgeführt, in denen das Wort vorkommt.

26 Fachsprache

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Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen

Sortierung nach den Merkmalen A bis D in der letzten Spalte und kann natürlich viel stärker differenziert werden als in unserem Beispiel. Was sagen uns nun die Angaben in den einzelnen Spalten? Der R a n g ist die Position, die die lexikalische Einheit in einer Liste der abnehmenden Häufigkeiten belegt. E r ergibt sich direkt aus der Häufigkeit, so daß das Wort, das in der untersuchten Stichprobe am häufigsten aufgetreten ist, den ersten Rang einnimmt, das zweithäufigste steht auf dem zweiten Rang usw. bis zum seltensten auf dem letzten Rang. Bei Worthäufigkeitslisten sind die Ränge der obersten Zone zumeist n u r von einem oder zwei Wörtern belegt. Mit abnehmender Häufigkeit nimmt die Zahl der Wörter zu, die unter einem Rang vereinigt werden, weil sie mit der gleichen Häufigkeit auftreten. Auf diese Weise kommt es zu einer Gruppenbildung und zu einer immer geringeren Differenzierung. Der Umfang der Gruppe ist also umgekehrt proportional der Häufigkeit der Wörter in dieser Gruppe. So verteilen sich die 1225 lexikalischen Einheiten der Häufigkeitsliste Medizin/Russisch auf 102 Ränge. I n einer entsprechenden Liste der Physik ist die Differenzierung stärker: 1101 Wörtern entsprechen 126 Ränge. Die grundsätzliche Tendenz bleibt dennoch die gleiche. D i e a b s o l u t e H ä u f i g k e i t i s t d a s e r s t e Ergebnis jeder Zählung sprachlicher Einheiten. Sie gibt an, wie oft die betreffende Erscheinung im untersuchten Text aufgetreten ist. Diese absolute Häufigkeit besitzt f ü r weitere Untersuchungen, die praktische Nutzung der Ergebnisse oder gar f ü r verallgemeinernde Aussagen nur wenig Wert, weil sie direkt vom Umfang der Stichprobe abhängt. Sie dient lediglich als Ausgangsgröße, z. B. für die Berechnung der relativen Häufigkeit. Die r e l a t i v e H ä u f i g k e i t ist ein Prozentwert, der den Anteil der sprachlichen Einheit an der Gesamtheit des Textes ausdrückt. Sie ergibt sich aus der Division der absoluten Häufigkeit durch die Länge der Stichprobe, z. B. f ü r pressure in unserer Häufigkeitsliste 0059 — — oder 59 : 25000 = 0,002 360. 25000 Mit anderen Worten: Die relative Häufigkeit einer Erscheinung ist das Verhältnis zwischen der Zahl ihres tatsächlichen Auftretens und der Zahl ihres möglichen Auftretens. Ist der untersuchte Kommunikationsausschnitt genügend groß, d. h. also repräsentativ f ü r eine Fachsprache, so kann die relative Häufigkeit der Wahrscheinlichkeit des sprachlichen Phänomens gleichgesetzt werden. Sie berechtigt dann zu

Auswertung

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Aussagen über die statistische S t r u k t u r der Sprache des betreffenden Kommunikationsbereichs oder auch über die Wichtigkeit einzelner Elemente f ü r die Konstituierung des Textes. Die k u m u l a t i v e ( r e l a t i v e ) H ä u f i g k e i t , die n u r in der Häufigkeitsliste angegeben ist, erhält man, wenn man die relativen Häufigkeiten der einzelnen sprachlichen Elemente aufsummiert (kumuliert). I n unserem zweiten Verzeichnis h a t t e sich bis zum R a n g 22 die S u m m e 0,221200 ergeben. Die kumulative Häufigkeit n i m m t mit jedem weiteren Wort zu, u m z. B. mit cut u n d also den W e r t 0,246360 zu erreichen. Betrachten wir den Anfang der Häufigkeitsliste des russischen Fachwortschatzes der Medizin, so ergibt sich folgendes Bild:

1. 2. 3. 4. 5. 6.

B H npH c Ha ÖOJIbHOÜ

Relative Häufigkeit

Kumulative Häufigkeit

0,041 714 0,032 685 0,015 428 0,013 085 0,009 400 0,008 342

0,041 714 0,074 399 0,089 827 0,102 912 0,112 312 0,120 654

Die kumulative Häufigkeit zeigt also den Anteil einer ganzen Gruppe von Wörtern am Text. Kumuliert m a n bei unserem Beispiel weiter, so ergibt sich f ü r die Wörter mit den Rängen 1 bis 50 ein W e r t von etwa 0,286, f ü r die insgesamt in der Liste erfaßten 1225 lexikalischen Einheiten eine Summe von 0,841. Diese kumulativen Häufigkeiten sind von außerordentlicher Bedeutung, weil sie im Grunde genommen die Textdeckung oder Effektivität der jeweiligen Menge von W ö r t e r n ausweisen. U n t e r Effektivität verstehen wir den Grad, bis zu dem unser W o r t häufigkeitsverzeichnis Texte der jeweiligen Fachsprache „deckt" oder, andersherum gesehen, das Maß, in dem die Wörter der F a c h t e x t e in unserem Verzeichnis erfaßt sind. Die statistische Linguistik h a t u n s einige allgemeine Angaben über die Effektivität von Wortschätzen geliefert. So wissen wir von P . Guiraud 1 , daß die 100 häufigsten Wörter 6 0 % eines Textes, die 1000 häufigsten Wörter 8 6 % eines Textes u n d die 4000 häufigsten Wörter 97,5% eines Textes ausmachen. Diese Tatsache h a t große Bedeutung f ü r alle möglichen Bereiche der 1

P. Guiraud, Problèmes et méthodes de la statistique linguistique, Dordrecht 1959, S. 93 f.

26»

404

Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen

angewandten Sprachwissenschaft, insbesondere f ü r den F r e m d sprachenunterricht Die Effektivität eines Wortschatzes k a n n aber nicht nur aus der kumulativen Häufigkeit hergeleitet, sondern auch durch Textdeckungstests ermittelt werden. Sie entspricht in diesem Falle dem arithmetischen Mittel der Ergebnisse aller Tests. Beim Textdeckungstest werden Stichproben verwendet, die nicht mit denen der vorangegangenen Häufigkeitsuntersuchung identisch sind, aber dem gleichen Fachgebiet entstammen. I h r U m f a n g k a n n von dem f r ü h e r festgesetzten (n — 200) nach oben abweichen. E s ist zweckmäßig, den Test auf mehreren Stufen durchzuführen. Daraus ergeben sich d a n n unterschiedliche W e r t e f ü r die Textdeckung. Auf der ersten Stufe werden in der Stichprobe all die Wörter gestrichen, die in unserer Häufigkeitsliste von etwa 1200 lexikalischen Einheiten enthalten sind. Der in Prozenten ausgedrückte Anteil dieser Wörter a m T e x t ist die r e i n e T e x t d e c k u n g oder t h e o r e t i s c h e E f f e k t i v i t ä t . Sie beträgt bei den meisten Fachsprachen von Wissenschaft u n d Technik zwischen 80 u n d 9 0 % . Auf der zweiten Stufe werden zusätzlich noch alle Internationalismen gestrichen, die in unserem Verzeichnis nicht enthalten, aber f ü r den F a c h m a n n von der Muttersprache her verständlich sind. I h r Anteil schwankt von Fachsprache zu Fachsprache sehr u n d ist in den Sprachen ü b e r h a u p t recht unterschiedlich. Auf der dritten Stufe wird der T e x t d a r a u f h i n untersucht, welche W ö r t e r über Wortbildungsmodelle (vor allem Derivation) mit lexikalischen Einheiten unserer Liste in Verbindung zu bringen u n d somit ohne W ö r t e r b u c h zu erschließen sind. Auf der vierten Stufe schließlich geschieht dasselbe mit den Modellen, nach denen eine W o r t a r t von der anderen abgeleitet wird, z. B. das Adverb vom Adjektiv. Durch diese zusätzlichen Operationen gelangen wir zur e r w e i t e r t e n T e x t d e c k u n g oder p r a k t i s c h e n E f f e k t i v i t ä t . Sie überschreitet in vielen Fachsprachen 90%. Die aus Stichproben gewonnenen relativen und mit ihnen auch die kumulativen Häufigkeiten sind Mittelwerte, die innerhalb der sogen a n n t e n K o n f i d e n z g r e n z e n schwanken. Die diesbezüglichen Angaben in unserer Häufigkeitsliste sind also z. B. f ü r das W o r t time auf R a n g 23 so zu lesen: time ist in der untersuchten Stichprobe 61 mal vor1

Vgl. z. B. L. Hoffmann, Die Bedeutung statistischer Untersuchungen für den Fremdsprachenunterricht. Glottodidactica III—IV/1969.

405

Auswertung

gekommen. Das entspricht bei einem Stichprobenumfang von N = 25000 einer relativen Häufigkeit von 0,002440. Es ist deshalb zu erwarten, daß das Wort time in jeder beliebigen Stichprobe aus Texten des Maschinenbaus mit etwa der gleichen Häufigkeit auftritt, d. h. 0,24% jedes Textes ausmacht oder in jedem Text von 100000 Wörtern 244mal verwendet ist. Dabei können allerdings gewisse Schwankungen auftreten, die aber höchstens bis zu einer unteren Grenze von 0, 001900 und einer oberen Grenze von 0,003134 reichen werden, d. h., das Wort time ist in einem Text von N = 100000 mindestens 190mal, höchstens aber 313mal anzutreffen. Ähnliches gilt f ü r eine kumulative Häufigkeit von 0,841 oder 84%, die bei Textdeckungstests zwischen 79 und 89% oder gar noch stärker schwanken kann. War die Stichprobe groß genug, so sind die Abweichungen vom Mittelwert der relativen und der kumulativen Häufigkeit gering, vor allem wenn man bei den Textdeckungstests streng im Rahmen der jeweiligen Fachsprache und Darstellungsart bleibt. Im vorliegenden Fall wurden die Konfidenzgrenzen bzw. das zwischen ihnen liegende Vertrauensintervall nach einer Formel von L. I . Esan und P. M. Alekseev 1 berechnet, die die folgende Form h a t : hn +

-

g Vh (1 -

p* =

——

(untere Grenze),

n + g2 »t + ^ + f f

p2 =

h)n +

\/h(l-h)n

———-

+

jg*

(obere Grenze),

wobei h = Häufigkeit des Wortes, n = Umfang der Stichprobe, g — Konstante von 1,96 (bei einer statistischen Sicherheit von 95%). Man kann natürlich auch andere Prüfverfahren verwenden und damit den relativen Fehler oder die Standardabweichung berechnen. F ü r praktische Zwecke sind u. E. die Grenzwerte nützlicher, weil sie so wie der Mittelwert selbst f ü r eine relative Häufigkeit stehen. Sieht man sich nicht nur einen Ausschnitt, sondern die gesamte Häufigkeitsliste an, so stellt man fest, daß die Intervalle zwischen den Konfidenzgrenzen an der Spitze und in den oberen Zonen klein sind. Dasselbe gilt f ü r den relativen Fehler. I m unteren Teil werden sie immer 1

L. I. Esan i P. M. Alekseev, E. A. Stejnfel'dt, Castotnyj slovar' sovremennogo russkogo literaturnogo jazyka, Tallin 1963. Voprosy Jazykoznanija 6/1964.

406

Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen

größer. Die Ursachen dafür sind in der einfachen statistischen Tatsache zu sehen, daß die Größen des Vertrauensintervalls und des relativen Fehlers dem Umfang der Stichprobe und der Häufigkeit der Elemente umgekehrt proportional sind. Mit anderen Worten: J e größer der Stichprobenumfang, desto kleiner sind die Vertrauensintervalle und die relativen Fehler; je häufiger ein Element in einer Stichprobe bestimmten Umfangs auftritt, desto kleiner sind Vertrauensintervall und relativer Fehler. Diese Beobachtungen führen uns zu der Schlußfolgerung, daß es für jede statistische Analyse, die auf dem Stichprobenverfahren beruht, irgendwo eine Grenze geben muß, wo Vertrauensintervall und relativer Fehler zu groß werden, um die Zuverlässigkeit der für die relativen Häufigkeiten ermittelten Werte zu garantieren. Wo man sie zieht, das hängt von den Erwartungen und Forderungen, aber auch von den Absichten ab, die man mit einer solchen Untersuchung verbindet 1 . Für unsere fachsprachlichen Häufigkeitswörterbücher wurde die untere Grenze bei der relativen Häufigkeit 0,000114 gezogen. Das bedeutet, daß für zwei Drittel eines jeden Verzeichnisses das Vertrauensintervall relativ groß ist. Dieser Mangel wird aber durch die in Textdeckungstests nachgewiesene hohe Effektivität wettgemacht 2 . Mit der Berechnung der Konfidenzgrenzen und des relativen Fehlers genügt eine fachsprachliche Untersuchung der Forderung, die Gültigkeit ihrer Aussagen unter Beweis zu stellen oder anzugeben, in welchem Maße diese Aussagen gültig sind. Aus der Spalte Quellen ist zu ersehen, in welchen und in wieviel Teilstichproben die lexikalische Einheit aufgetreten ist. Die Verteilung auf die Quellen (ränge) ist eine Kontrollgröße, mit deren Hilfe zufällige, thematisch bedingte Häufigkeitskonzentrationen erkannt werden können. Auch bei den besten Stichproben verfahren bleibt die Gefahr bestehen, daß die Aufnahme der einen oder anderen Teilstichprobe für einzelne sprachliche Elemente eine Häufigkeit ergibt, die nur für diese Teilstichproben, nicht aber für das Ganze charakteristisch ist. Die Überprüfung der Verteilung der Lexeme auf die einzelnen Teilstichproben liefert die Handhabe, die Wörter mit einem niedrigen Verteilungswert aus der Liste zu streichen. Bei den bisher durchgeführten Untersuchungen zu bestimmten Wissenschaftsdisziplinen wie Medizin, Physik, 1

2

Vgl. dazu L. Hoffmann, Häufigkeitswörterbücher der Subsprachen von Wissenschaft und Technik. Fachsprachen und Sprachstatistik, Berlin 1975. Ebd.

Auswertung

407

Chemie, Mathematik, Philosophie, Pädagogik, Literaturwissenschaft u. a. wurde die untere Grenze des Verteilungswertes mit 5 bzw. 4 fixiert, d. h., auch wenn ein Wort mit relativ großer Häufigkeit auftrat, aber nur in 1 bis 3 bzw. 4 Teilstichproben, wurde es als nicht repräsentativ für die betreffende Fachsprache gewertet und aus der Liste der etwa 1200 häufigsten Wörter gestrichen. Dadurch wurde eine gewisse Steigerung der Textdeckung erzielt. Die Angabe der W o r t a r t bei jeder Einheit ermöglicht die Herstellung einer Wortartenliste, deren Sinn wir bereits erläutert haben. Die Z a h l d e r L e x e m e wird f ü r jeden Rang in einer besonderen Spalte ausgewiesen, um den Überblick über die größeren Gruppen zu erleichtern. Wichtiger ist die darauf aufbauende k u m u l a t i v e Z a h l d e r L e x e m e . Sie gibt uns Auskunft darüber, wieviele unterschiedliche lexikalische Einheiten unser Verzeichnis bis zu einem bestimmten Rang enthält, ist also ein Maß f ü r den Wortschatz (L). I n Verbindung mit der kumulativen relativen Häufigkeit gestattet sie Schlüsse auf die Effektivität dieses Wortschatzes, die man wie folgt formulieren k a n n : Die ersten 35 Einheiten des Häufigkeitswörterbuchs machen 24,6% des Textes aus, die ersten 220 43,8%, die ersten 713 59,9% usw. Das Verhältnis zwischen kumulativer Zahl der Lexeme und kumulativer Häufigkeit ist bei den einzelnen Fachsprachen unterschiedlich. Der sich daraus ergebende Quotient kann als Maß f ü r die Variabilität des Wortschatzes einer Fachsprache angesehen werden. Die gleichen Angaben, die uns der Rechner geliefert hat, lassen sich auch aus Handkarteien gewinnen. Dabei ist die Herstellung der Listen mit Angabe des Ranges, der absoluten Häufigkeit und der Wortart noch eine relativ leicht zu bewältigende Arbeit. Alle übrigen Berechnungen allerdings sind mühsam und zeitraubend, und auch in bezug auf •die Genauigkeit ist eine gute Rechenanlage dem Menschen überlegen. Der Einsatz der EDV anderseits verursacht hohe Kosten und birgt eine Reihe anderer Nachteile in sich 1 . In Erwägung zu ziehen ist deshalb ein kombinierter Einsatz von menschlicher und machineller Arbeitskraft, der dann möglich wird, wenn alle Stichproben aus den einzelnen Fachsprachen den gleichen Umfang haben. Ist das der Fall, so genügt es, wenn man die relative Häufigkeit und das Vertrauens1

Zu den Vorzügen und Nachteilen von Mensch und Maschine bei linguistischen Arbeiten s. L. Hoffmann, Zur maschinellen Bearbeitung sprachlicher Daten bei linguo-statistischen Untersuchungen. Deutsch als Fremdsprache 2/1971, S. 77 f.

408

Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen

interval] für alle mögliehen absoluten Häufigkeiten (von 1 bis etwa 2000) bei der ersten Stichprobe berechnen läßt. Sie gelten dann auch f ü r alle übrigen, weil die Bezugsgröße f ü r sie dieselbe ist, z , . B . N = 35000. Die Zahl der Lexeme pro Rang ergibt sich bei der manuellen Aufstellung der Häufigkeitsliste ebenfalls, und nach den Wortarten kann man eine Handkartei auch sortieren. Die Kumulierung der Zahl der Lexeme und der relativen Häufigkeiten allerdings ist ohne Maschine eine mühsame Arbeit. Sie kann notfalls einem kleineren Rechner übertragen werden. So erhalten wir die Daten, die uns interessieren, auch ohne die vollständige Bearbeitung des Materials in einer EDVA, allerdings in mehreren Stufen und nicht als Synopse. Von der sofortigen Überschaubarkeit der Ergebnisse her bilden unsere vom R 300 hergestellten Listen, besonders die Häufigkeitsliste, die elegantere und f ü r die Praxis leichter auswertbare Lösung. Nicht nur die fachsprachliche Lexik, sondern auch die Einheiten der anderen Ebenen lassen sich aus dem Speicher heraus manuell oder maschinell zu Listen und Tabellen zusammenfassen. Wir haben das in den einzelnen Abschnitten des zweiten Teils an vielen Beispielen gezeigt. So gelangen wir zu Verzeichnissen der Phoneme, Buchstaben, Endungen, Suffixe, Präfixe, grammatischen Kategorien, Syntagmen, Phrasen, Sätze, Satzübergänge usw., die nach verschiedenen Gesichtspunkten geordnet sein können: alphabetisch, nach der Häufigkeit, nach der Produktivität, nach der Länge, nach der Zahl ihrer Konstituenten, nach der Art ihrer Konstituenten usw. Es ist leicht einzusehen, daß solche Verzeichnisse eine Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten bieten. Nutznießer ist vor allem die angewandte Sprachwissenschaft mit ihren zahlreichen Zweigen: dem muttersprachlichen Unterricht, der Sprachpflege, der Sprachberatung, der Sprachnormung; dem Fremdsprachenunterricht; der Sprachmittlung; der maschinellen Informationsverarbeitung und Übersetzung; der Sprachpragmatik usw. Die Auswertung der erfaßten fachsprachlichen Daten bleibt nicht bei ihrer Ordnung und Systematisierung in Tabellen und Listen stehen. Ein weiterer wesentlicher Schritt und gleichzeitig eine wichtige Methode der fachsprachlichen Forschung ist der V e r g l e i c h zwischen diesen und anderen Verzeichnissen. Wir haben ihn in unserem Buch ausgiebig praktiziert und sind auch schon ausführlich darauf eingegangen, wie man ihn anlegt 1 . Wir können uns deshalb hier kurz fassen. Ver» S. 280ff.

Auswertung

409>

glichen werden im Hinblick auf ihre Inventare (Register) sprachlicher Mittel vor allem: 1. zwei Fachsprachen, z. B. Physik und Chemie, mehr als zwei Fachsprachen, z. B. Mathematik, Physik, Chemie usw., zwei Gruppen von Fachsprachen, z. B. Naturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften , eine Fachsprache und eine andere Subsprache, z. B. Philosophie und künstlerische Literatur, eine Fachsprache und eine Gruppe anderer Subsprachen, z. B. Ökonomie und künstlerische Literatur -)- Presse + Umgangssprache („Gemeinsprache"), eine Gruppe von Fachsprachen und eine Gruppe anderer Subsprachen, z. B. Naturwissenschaften und künstlerische Literatur -(- Presse -(Umgangssprache („Gemeinsprache"), der Durchschnitt der Fachsprachen mit dem Durchschnitt der anderen Subsprachen (die Fachsprache und d i e „Gemeinsprache"); 2. der schriftliche und der mündliche Sprachgebrauch innerhalb einer Fachsprache, der schriftliche und der mündliche Sprachgebrauch in mehreren F a c h sprachen, der schriftliche und der mündliche Sprachgebrauch in ganzen Gruppen von Fachsprachen, der schriftliche und der mündliche Sprachgebrauch in Fach- und a n deren Subsprachen wie unter 1; 3. einzelne Fachsprachen in Muttersprache und Fremdsprache, Gruppen von Fachsprachen in Muttersprache und Fremdsprache, d e r Durchschnitt der Fachsprachen in Muttersprache und Fremdsprache: 4. einzelne Fachsprachen mit dem Stoff der vorhergehenden Bildungseinrichtungen, Gruppen von Fachsprachen mit dem Stoff der vorhergehenden Bildungseinrichtungen, der Durchschnitt der Fachsprachen mit dem Stoff der vorhergehenden Bildungseinrichtungen. Diese Vergleiche werden meist nach sprachlichen Ebenen getrennt durchgeführt. Die einfachste Form des Vergleichs, die vor allem bei der Lexik häufig angewandt wird, ist die Überprüfung des Bestandes der Register auf Identität und Nichtidentität, d. h. auf das Vorhandensein oder Fehlen der einzelnen sprachlichen Einheiten, die die mehr oder weniger große

410

Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen

Kongruenz — eine vollständige Kongruenz kommt nicht in Betracht — in Prozentwerten ausdrückt. Auf diese Weise haben wir die Nähe oder Ferne der Fachsprachen untereinander gemessen. Gleiches geschieht, wenn aus der geringen Übereinstimmung des Wortschatzes der Fachsprachen mit dem anderer Subsprachen die Berechtigung eines fachbezogenen Fremdsprachenunterrichts hergeleitet wird. Vergleiche dieser Art dienen in erster Linie der Lösung praktischer Aufgaben, so etwa der Auswahl des Sprachmaterials f ü r bestimmte Phasen der fachsprachlichen Ausbildung, der Information und Dokumentation, der Übersetzung usw. Sie gehen aber auch in die wissenschaftliche Beschreibung der Fachsprachen ein. Mehr theoretische Ansprüche befriedigt die Herstellung von Korrelationen zwischen den verglichenen Inventaren. Hier ist vor allem die Rangkorrelation zwischen Häufigkeitsverzeichnissen zu erwähnen. Sie begnügt sich nicht mit der Feststellung, ob eine Erscheinung vorhanden ist oder nicht, sondern sucht deren Position in den zu vergleichenden Listen auf. Dabei stößt sie sowohl auf Übereinstimmungen als auch auf Abweichungen. Die Größe der Abweichungen wird der Berechnung des (Krueger-Spearmanschen) Rangkorrelationskoeffizienten zu Grunde gelegt, bei der die folgende Formel Anwendung findet: , R X — 1

«zw r. , n 7-5 (n2 — 1) wobei di die Differenz des Rangplatzpaares (xi — y¡) und n die Anzahl der Rangplätze ist 1 . Der Zusammenhang zwischen Rangfolgen läßt sich außerdem graphisch darstellen, und zwar bei kurzen oder bei Ausschnitten aus längeren Listen durch Graphiken wie diese:

1

Näheres s. bei G. Clauß und H. Ebner, Grundlagen der Statistik für Psychologen, Pädagogen und Soziologen, Berlin 1967, S. 112 ff.

Auswertung

411

die wir in unserem Buch besonders bei grammatischen Kategorien und Affixen verwendet haben 1 . Bei einer größeren Zahl von Rängen ist ein Streuungsdiagramm zu empfehlen, auf dessen Achsen die Rangplätze angeordnet sind 2 . Die Rangkorrelation ist bisher zur Darstellung bivariabler Verteilungen verwendet worden, kommt also f ü r uns in erster Linie beim Vergleich zweier Fachsprachen, zweier Gruppen von Fachsprachen, einer Fachsprache und einer anderen Subsprache oder einer Gruppe von Fachsprachen und einer Gruppe anderer Subsprachen in Frage, sofern f ü r die Gruppen integrierte Ranglisten vorliegen. Wir haben die bereits abgebildete „Leiterdarstellung" bei den Suffixen 3 versuchsweise auf eine größere Zahl von Registern ausgedehnt. Aber gewiß stößt eine solche Graphik bald auf natürliche Grenzen im Hinblick -auf ihre Les- und Interpretierbarkeit. Am einfachsten zu handhaben ist beim Vergleich von mehr als zwei Fach- oder Subsprachen immer noch die rein prozentuale Gegenüberstellung von Mengen 4 . Das gilt besonders f ü r die Lexik, f ü r die sich wegen der großen Anzahl unterschiedlicher Einheiten in den Häufigkeitslisten auch schwer ein Korrelationskoeffizient errechnen läßt. Korrelieren lassen sich nicht nur Häufigkeitsverzeichnisse, die aus Zählungen am Text hervorgegangen sind, sondern auch Tabellen mit produktiven Wortbildungsmodellen, wie sie die auf Fachwörterbücher gegründeten Untersuchungen zur Terminologie 5 ergeben haben. I n ähnlicher Form lassen sich Zusammenhänge zwischen skalierten semantischenKategorien und Merkmalen aufdecken, z. B. Benennungen für

Fachsprache 1

Fachsprache 2

Maschinen Arbeitsprozesse Rohstoffe Halbfabrikate Endprodukte

Endprodukte Ersatzteile Rohstoffe . Arbeitsprozesse Verkaufseinrichtungen ökon. Parameter Maschinen usw.

Ersatzteile ökon. Parameter usw. 1 2

3

Zum Beispiel S. 247 und 353ff. G. Clauß und H. Ebner, Grundlagen der Statistik für Psychologen, Pädagogen und Soziologen, Berlin 1967, S. 99f. S. 325. S. 253 ff. Vgl. S. 283 ff.

412

Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen

Die beiden geschilderten Arten des Vergleichs beruhen auf der grundsätzlichen Quantifizierbarkeit der sprachlichen Formen und K a t e gorien. Von ihr sind nicht einmal die funktionalen Aspekte ausgeschlossen. Auch wenn man zunächst den begründeten Eindruck haben mag, daß ein grundsätzlicher Unterschied zwischen dem Vorkommen sprachlicher Elemente überhaupt und ihrer unterschiedlichen Verwendungsweise besteht und daß man beide deshalb mit ganz verschiedenen Methoden untersuchen muß, beim Vergleich relativieren sich diese Unterschiede, weil der Vergleich insofern eine relativierende Prozedur ist, als er die Elemente und/oder Merkmale der einen Reihe nur in ihren Relationen zu gleichartigen Elementen und/oder Merkmalen einer anderen Reihe, nicht aber im Hinblick auf andersartige Elemente und/oder Merkmale sieht. So wird es möglich, die Verwendung ein und desselben sprachlichen Elements in verschiedenen Fach- oder Subsprachen genauer zu beschreiben, z. B.: •eftniHft/-attniHft

Fachsprache 1

Fachsprache 2

Elativ Superlativ Komparativ

1. 2. 3.

- Superlativ • Komparativ - Elativ

oder: Kapital 1. 2. 3.

Subsprache 1 keine emotionale Wirkung \ negative emotionale Wirkung V positive emotionale / Wirkung

Subsprache 2

A

/ \

positive emotionale Wirkung keine emotionale Wirkung negative emotionale Wirkung

Die eben beschriebenen Wege werden vorwiegend bei den Vergleichen der Gruppe 1 beschritten. Gegenstand der Vergleiche vom Typ 2 u n d 3 sind nicht g l e i c h e Erscheinungen mit verschiedenen Häufigkeiten, Rängen oder Verwendungsweisen, sondern u n t e r s c h i e d l i c h e Mittel zur sprachlichen Wiedergabe identischer oder ähnlicher Sachverhalte. Daß der mündliche Sprachgebrauch vor allem auf der syntaktischen und auf der lexikalischen Ebene auch in den Fachsprachen vom schriftlichen abweicht, ist bekannt, aber die Einzelheiten sind noch viel

Auswertung

413

B2 Vergleich mit der Gemeinsprache spezielle sprachliche spezielle sprachliche Mitte/ der schriftlichen Mittel der mündlichen Kommunikation Kommunikation spezielles Jnrentar der fachsprach/. Kommunikation 33 /ergleich wischen schriftlichem und mündlichem Sprachgebrauch Bi Vergleich /wischen Zielsprache und Ausgangssprache BS Vergleich mi/ dem Schulyor/auf BS F/ngabe zusätzlicher re/eran/er Spracheinheden R2

Minimum für die spezialsprach/iche Ausbildung

frogrammierung

zu wenig untersucht. Sollten hier einmal genauere Angaben vorliegen, so käme es bei korrelativen Ordnungen neben den bekannten Unterschieden im prozentualen Anteil und im Rang auf beiden Seiten zu einer gewissen Anzahl von Positionen ohne Korrelationspartner. Dasselbe ist jetzt schon aus der kontrastiven Analyse von Sprachenpaaren bekannt. Abgesehen davon, daß man daraus direkte Schlußfolgerungen für den Fremdsprachenunterricht, die Übersetzung und andere Anwendungsgebiete ziehen kann, bieten diese Nullkorrelationen eine Grundlage zur Berechnung der Entfernungen zwischen den Fachsprachen verschiedener Sprachgemeinschaften.

414

Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen

Die Vergleiche der vierten Art verfolgen einen rein praktischen, didaktisch-methodischen Zweck. Sie zielen auf ein Stoffpensum für den weiterführenden fachbezogenen Fremdsprachenunterricht ab, das die in den allgemeinbildenden Einrichtungen vermittelten Lerneinheiten als bekannt voraussetzt . Bei allen diesen Vergleichen ist darauf zu achten, daß die Identität der sprachlichen Erscheinungen im Sinne des Vorhandenseins in zwei oder mehr Verzeichnissen durch die gleiche Laut- oder Schriftform allein noch nicht nachgewiesen ist, wenn nicht auch die Bedeutungen übereinstimmen. Russisch BHaieHiie wird in Mathematik, Physik und Chemie meistens in einer anderen Bedeutung als in der Subsprache der künstlerischen Literatur verwendet (Wert); englisch appendix ist in der

BZ

Vergleich mit der

R1

Gemeinsprache

spezieller Wortschatz und spezifische' Wortbildungsmodelle und-elemente (Deriration, Kornposition) der fachsprachlicher) Kommunikation

33

Vergleich zwischen schriftlichem

und mündlichem

84

Vergleich ran Zielsprache und Ausgangssprache Internationalismen u.a.)

B5

Vergleich mit dem

BS

fingabe der politisch - ideologisch, thematisch relevanten Lexik

87

Jntegration

Sprachgebrauch f einschließlich

Schulvorlauf und

von h l und HI, soweit möglich bztr. alle

situativ vorhanden

Auswertung

415

82

Ermititung

der Konstituenten

83

Ermittlung Häufigkeit

84

Vergleich mit der

ron I und I sowie Symbotisierung

der Strukturen: Subordinationsbzw. und Produktivität der Strukturen

Determinationsrerhaltnisse;

Gemeinsprache

Spezifische Phrosen(muster) der fachsprachlichen BS

Vergleich des schriftlichen und mündlichen Sprachgebrauchs

86

Vergleich ron Zielsprache

ä 7 Vergleich R2

88

mit dem

und

Kommunikation

Ausgangssprache

Schulyorlauf

Phrasen/muster!-Minimum

für die speziahprach/iche Ausbildung

Belegung der Strukturen und ihrer Honsf/fuenfen bz/r. charakteristischen Fachlexik

89 . möglichst

derselben

reiche Beispie/sammiung

zuft2

mit der häufigsten

\

i . Programmierung

Medizin etwas anderes als in der Physik (Wurmfortsatz; Zubehör); französisch probabilité (Wahrscheinlichkeit) ist in der Schule sicher nicht im strengen Sinne der Wahrscheinlichkeitsrechnung vermittelt worden. Je nach der Zielstellung der fachsprachlichen Untersuchung wird man sich für einen oder mehrere der genannten Vergleiche entscheiden, so wie man sich zuvor für eine oder mehrere Arten der Materialerfassüng entschieden hat. Sind es mehrere, so lassen sie sich in einer Art Algorithmus oder Blockschema vereinigen. Wir haben das im Zusammenhang mit der Erarbeitung lexikalischer und grammatischer Minima für eine (teil-programmierte fachbezogene Sprachkundigenausbildung

416

Methoden zur Ermittlung der Spezifik der Fachsprachen

versucht und sind dabei zu einem Entwurf gelangt, der eine ganze Reihe der in diesem Buch entwickelten Vorstellungen zusammenfaßt (vgl. die Skizzen S. 413ff.). Dieser Entwurf, den wir an anderer Stelle ausführlich erläutert haben ist alles andere als ein starres Schema, sondern vielmehr eine von mehreren denkbaren Varianten, so wie alles, was hier zu den Methoden der fachsprachlichen Forschung gesagt worden ist, in erster Linie den Charakter von Anregungen trägt. Im übrigen läßt die Untersuchung der Fachsprachen breiten Raum für alle möglichen Analyseprozeduren, die die Sprachwissenschaft entwickelt hat und auf anderen Gebieten anwendet. Sätze ßl Ermittlung

I einfache, enreiterte Sätze

r Satzverbindungen

C

Satzgefüge

B2 Ermittlung der Phrasen in I, B undM einschließlich MuH-Phrasen B3 Ermittlung der Relationen ¿arischen den Phrasen in I, I undM in bezog auf Koordination und Subordination £4 fit

Vergleich mit der 'Gemeinspräche spezielle"Sotzbouptäneder tachsprachlichen Kommunikation

BS l/ergteid) des schriftlichen und des mündlichen Sprachgebrauchs B6 Vergleich ron Zielsprache und Ausgangssprache B7 Vergleich mit dem Schul vorlaut JfZ

Satzmuster-Minimum für die spezialsprachliche Ausbildung |

BS Belegung der Satzmuster mit den typischen Elementen der Phrasen und der Lexik B9

möglichst reiche Beispielsammlung zu R?

I l

Programmierung 1

L. Hoffmann, Überlegungen zum linguistischen Vorlauf für eine (teil-)programmierte fachbezogene Sprachkundigenausbildung. Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 21 (1972) H. 1.

Schlußbemerkungen

Wir haben mit diesem Buch den Versuch unternommen, die Spezifik oder doch zumindest einige Spezifika der Fachsprachen als Kommunikationsinstrument der menschlichen Gesellschaft zu erfassen. Dabei sind wir von der wachsenden Bedeutung der fachlich gebundenen sprachlichen Verständigung ausgegangen und haben zu deren Beurteilung durch die Vertreter unterschiedlicher Gesellschaftsordnungen und Ideologien Stellung genommen. Wir haben uns auch bemüht, das Verhältnis einiger Hauptrichtungen in der Sprachwissenschaft gegenüber den Fachsprachen zu begreifen und unseren eigenen Standpunkt darzulegen. Eine betont quantitativ-statistische Betrachtungsweise hat uns geholfen, zahlreiche Besonderheiten im Sprachgebrauch von Wissenschaft und Technik, von materieller Produktion und Konsumtion zu ermitteln. Ihre gesonderte Behandlung nach sprachlichen Ebenen war mehr durch das Streben nach einer gewissen Systematik als durch die Überzeugung von der Isolierbarkeit sprachlicher Phänomene und Ebenen bestimmt. Wenn wir einigen Methoden der fachsprachlichen Forschung den Vorzug gegeben haben, so nicht, um andere zu bannen, sondern weil sie uns bisher gute Dienste geleistet haben und auch f ü r die Zukunft so manche neue Erkenntnis versprechen. Das Bild, das wir entworfen haben, war lückenhaft, weil viele Fachsprachen — besonders in ihrem mündlichen Gebrauch — noch nicht erschlossen sind. Es kam uns in erster Linie darauf an, ihm einen Rahmen zu geben und die großen Umrisse zu zeichnen. Weitere Einzeluntersuchungen werden es in allen Details und Farben vor uns erstehen lassen. Die Beschäftigung mit einem Spezialthema wie dem unsrigen birgt die Gefahr der Einseitigkeit in sich. Sollte das Buch den Eindruck erweckt haben, die Fachsprachen gälten uns als selbständige Sprachen im Sinne der langue, die unabhängig vom System der Gesamtsprache betrachtet 27 Fachsprache

418

Schlußbemerkungen,

werden könnten, so hätten wir unsere Absicht verfehlt. Wir sehen die Fachsprachen vielmehr im Lichte der dialektischen Einheit von langue und parole, von Kompetenz und Performanz, von Virtuellem und Aktualisiertem oder auch als Varianten einer Invarianten. Dabei steht f ü r uns allerdings — bedingt auch durch die praktischen Fragestellungen der angewandten Sprachwissenschaft in einer sozialistischen Gesellschaft — der Gebrauch der sprachlichen Mittel in der fachlichen Kommunikation, also in der parole oder wie man immer sagen mag, im Vordergrund. Die angewandte Sprachwissenschaft ist ein relativ junger Zweig der Linguistik. I n der D D R sieht sie ihr Anliegen vor allem darin, die E f fektivität der sprachlichen Kommunikation zu erhöhen und dadurch am Aufbau einer sozialistischen Gesellschaftsordnung mitzuwirken. Sohlte es uns gelungen sein, durch unser Buch einen Beitrag zu ihrer weiteren Entwicklung zu leisten, sollte sich daraus Stoff zum Nachdenken über die Möglichkeiten der Sprache ergeben, so wäre uns das Lohn genug.

Lothak H o f f m a n n und Kabin

Leube

Kleine Bibliographie fachsprachlicher Untersuchungen

Die vorliegende „Kleine Bibliographie" ist für all jene bestimmt, die als Lehrer im Hochschuldienst, Assistenten, Lektoren, Oberassistenten oder Hochschullehrer in der fachsprachlichen Ausbildung an Universitäten, Hoch- und Fachschulen, im Deutschunterricht für Ausländer und in der linguistischen Forschung mit Fachsprachen zu t u n haben oder sich als Studenten der Erwachsenenbildung auf eine solche Tätigkeit vorbereiten. Sie erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sondern will in erster Linie den Zugang zu fachsprachlichen Problemen erschließen. Eine deutliche Abgrenzung des fachsprachlichen Bereichs ist beim gegenwärtigen Forschungsstand der angewandten Sprachwissenschaft noch schwer möglich. Deshalb kann auch die verwendete Unterteilung, die vor allem im Sinne der besseren Übersichtlichkeit vorgenommen wurde, nur als Provisorium gelten. Eine ganze Anzahl der aufgeführten Arbeiten ragt in ihrer Bedeutung über den Themenkreis hinaus, dem sie zugewiesen wurde. Die Bibliographie erfaßt außer allgemeinen Abhandlungen ausschließlich Untersuchungen zum Russischen, Englischen, Französischen und Deutschen. Besonderer Wert wurde auf die Erfassung der wichtigsten Leistungen der Sowjetwissenschaft auf diesem Gebiet gelegt, aber auch die junge angewandte Sprachwissenschaft der DDR, die in den letzten Jahren den Kinderschuhen entwachsen ist, hat die gebührende Berücksichtigung gefunden. Im Vordergrund des Interesses stehen die Fachsprachen von Wissenschaft und Technik, da unser Hauptforschungsgegenstand im Hinblick auf den wissenschaftlich-technischen Fortschritt und die internationale Kooperation — besonders die Annäherung zwischen den Ländern des sozialistischen Lagers — die wissenschaftlich-technische Prosa ist. Dabei kommen die Gesellschaftswissenschaften im Vergleich zu den Naturwissenschaften stärker zur Geltung, als das früher bei der Betrachtung der Fachsprachen der Fall war, weil sie beim Aufbau der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR eine außerordentlich große Rolle spielen. Nicht berücksichtigt wurden Fachwörterbücher, die in jüngster Zeit mehrfach bibliographisch erfaßt worden sind, sowie ausgesprochene Lehrbücher bzw. Textsammlungen für Lehrzwecke. 27»

420

Bibliographie fachsprachlicher Untersuchungen

Die sieben Teile der Bibliographie sind unterschiedlich reichhaltig. Am Anfang stehen die wichtigsten Bibliographien, die unseren Überblick ergänzen. Ihnen folgen Sammelbände, aus denen nur einige wenige Titel in unsere Sammlung Eingang gefunden haben. Zum Komplex „Fachsprachen allgemein" liegt viel Literatur vor; sie wurde in stärkerem Maße erfaßt. Aus den Abhandlungen zur Terminologie mußte eine strenge Auswahl getroffen werden, sollte dieser Teil nicht die übrigen erdrücken. Über die angeführten Arbeiten läßt sich der weitere Weg jedoch leicht finden. Der Themenkreis „Fachsprachliche Übersetzung" enthält nur eine begrenzte Zahl von Titeln, weil für unser Anliegen translationswissenschaftliche Gesichtspunkte nicht im Vordergrund stehen. Beim Teil „Fachsprachliche Ausbildung" ergibt sich durch die Vernachlässigung der Lehrbücher eine gewisse Reduzierung. Den Häufigkeitsverzeichnissen und Minima der fachsprachlichen Lexik wurde ein besonderer Abschnitt eingeräumt, weil ihre Zahl in letzter Zeit beträchtlich zugenommen hat. Die Arbeit an einer Bibliographie kann leicht ein Lebenswerk werden, wenn sich nur einzelne damit beschäftigen. Anderseits unterliegen Lehre und Forschung in unserer Zeit einem hohen Entwicklungstempo. Das gilt auch für die spezialsprachliche Ausbildung und die fachsprachliche Forschung, für die auf dem Gebiet von Information und Dokumentation bis jetzt noch wenig geschehen ist. Wir betrachten deshalb die vorliegende „Kleine Bibliographie" als den Grundstock zu einem größeren bibliographischen Werk und bitten alle, die darin einen wichtigen Titel vermissen, uns diesen für unsere Kartei zu nennen.

Titelabkürzungen von angeführten Zeitschriften Adv Sei — Advancement of Science, London Am Doc — American Documentation, New York u. a. Am J Phys — American Journal of Physics, Lancaster (Pa.) Am SI — The American Slavic and East European Review, New York Am Sp — American Speech. A Quarterly of Linguistic Usage, Baltimore Angew Inform — Angewandte Informatik, Braunschweig Anuväd — Anuvâd. Quarterly Journal of the Translators' Association of India, Delhi Arch Surg — Archives of Surgery, Chicago Aslib Proc — Aslib Proceedings. Incorporating Aslib Information, London AUMLA — Australasian Universities Modern Language Association, Melbourne Bab — Babel. Revue Internationale de la Traduction, Avignon BGDSL H — Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur, Halle (S.) Biom — Biometrika, Cambridge/London BM — La Banque des Mots. Revue Semestrielle de Terminologie Française, Paris B S I — Beiträge zur Sprachkunde und Informationsverarbeitung, München/Wien

Bibliographie fachsprachlicher Untersuchungen

421

Bull CILA — Bulletin de la Commission Interuniversitaire de Linguistique Appliquée, Neuchâtel Bull Med Libr Ass — Bulletin of the Medical Library Association, Chicago Bull Péd — Bulletin Pédagogique. Le Faisceau Mutualiste, Fribourg Bull Soc Nat Lux — Bulletin de la Société des Naturalistes Luxembourgeois, Luxembourg Cah Et Ra Tél — Cahiers d'Etudes de Radio et de Télévision, Paris Cah Lex — Cahiers de Lexicologie, Paris Cah Ling — Cahiers de Linguistique Théorique et Appliquée, Bucarest Chem Ber — Chemische Berichte, Weinheim (Bergstr.) CILT R - CILT Reports and Papers, London ÖSTÖ — Öeskoslovensk^ Terminologick^ Öasopis, Bratislava DaF — Deutsch als Fremdsprache, Leipzig DBFSch — Die deutsche Berufs- und Fachschule. Monatsschrift für Wirtschaftspädagogik, Wiesbaden DIN M - DIN-Mitteilungen, Berlin DS — Deutsche Studien. Vierteljahreshefte für vergleichende Gegenwartskunde, Lüneburg DU — Der Deutschunterricht. Beiträge zu seiner Praxis und wissenschaftlichen Grundlegung, Stuttgart DUA — Deutschunterricht für Ausländer, München DZPh — Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Berlin ELA — Etudes de Linguistique Appliquée, Paris ELT — English Language Teaching. A Periodical Devoted to the Teaching of English as a Foreign or Second Language, London EN — Elektronorm. Mitteilungen aus der elektrotechnischen Normung vom Fachnormenausschuß Elektrotechnik des Deutschen Normenausschusses, Berlin E T F — English Teaching Forum, Washington Et Philos Fr — Etudes Philosophiques Françaises, Paris ETZ - Elektrotechnische Zeitschrift, Berlin Europe — Europe, Paris FM — Le Français dans le Monde, Paris F S — Fremdsprachen. Zeitschrift für Dolmetscher, Übersetzer und Sprachkundige, Leipzig FU — Fremdsprachenunterricht, Berlin Ghana Teach J — Ghana Teachers' Journal, Accra GL — Germanistische Linguistik, Hildesheim Glottodidactica — Glottodidactica. An International Journal of Applied Linguistics, Poznan GQ — The German Quarterly, Appleton (Wise.) u. a. G-RM — Germanisch-romanische Monatsschrift, Heidelberg GSE — Gothenburg Studies in English, Göteborg

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GWU — Geschichte in Wissenschaft und Unterricht. Zeitschrift des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands, Stuttgart Hess B1 Volksbild — Hessische Blätter für Volksbildung, Frankfurt a. M. HW — Das Hochschulwesen. Wissenschaftspolitische Bundschau, Berlin IBM J — IBM Journal of Research and Development, New York IBM N - IBM Nachrichten, Stuttgart I J a S — Inostrannye Jazyki v Skole, Moskva IRAL — IRAL. International Review of Applied Linguistics in Language Teaching, Heidelberg ITL — ITL. Review of Applied Linguistics, Leuven Izv AN S S S R — Izvestija Akademii Nauk SSSR, Moskva J Am Med Ass — Journal of the American Medical Association, Chicago J Chem Ed — Journal of Chemical Education, Easton (Pa.) J Doc — Journal of Documentation, London J Mond Pharm — Journal Mondial de Pharmacie, La Haye J Proc Inst Chem Gr Br — Journal and Proceedings of the Institute of Chemistry of Great Britain and Ireland, London J Trad — META. Journal des Traducteurs, Montréal Kyklos — Kyklos. Revue Internationale des Sciences Sociales, Bâle LAB — Linguistische Arbeitsberichte, Leipzig Lang — Langages, Paris Lang Horn — Le Langage et l'Homme, Bruxelles Lang Mod — Les Langues Modernes, Paris LAnt — Linguistica Antverpiensa, Antwerpen L F — Langue Française, Paris Ling — Linguistics. An International Review, Den Haag Ling R — The Linguistic Reporter. Published by the Center for Applied Linguistics of the Modern Language Association of America, Washington Linguiste — Le Linguiste. Organe de la Chambre Belge des Traducteurs, Interprètes et Philologues, Bruxelles Linguistique — La Linguistique. Revue Internationale de Linguistique Générale, Paris Linguists' R — Linguists' Review, London L S — Lebende Sprachen. Zeitschrift für fremde Sprachen in Wissenschaft und Praxis, Berlin Math Nat U — Der mathematische und naturwissenschaftliche Unterricht, Bonn/Frankfurt a. M. Math Sei Hum — Mathématiques et Sciences Humaines, Paris Met Sd VCJ — Metodické Sdëleni k Vyuôovâni Cizim Jazykûm, Olomouc Mitt B1 Dolm Übers — Mitteilungsblatt für Dolmetscher und Übersetzer, Germersheim ML — Modern Languages. Journal of the Modern Language Association, London

Bibliographie fachsprachlicher Untersuchungen

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JVILJ — Modern Language Journal. National Federation of Modern Language Teachers Association, Menasha (Wis.) Monda Ling — Monda Lingvoproblemo, Den Haag MS — Muttersprache. Zeitschrift zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache, Wiesbaden MT — Mechanical Translation. Devoted to the Translation of Languages with the Aid of Machines, Cambridge (Mass.) MZ V P I J a — Metodiéeskie Zapiski po Voprosam Prepodavanija Inostrannych Jazykov v Nejazykovom Vuze, Moskva Nachr Dokum — Nachrichten f ü r Dokumentation, Frankfurt a. M. Nachr Sprachmittler — Nachrichten für Sprachmittler, Berlin Naturwiss — Die Naturwissenschaften, Berlin N D YysS Sk — Naudnye Doklady Vysäej Skoly, Moskva Neuph M — Neuphilologische Monatsschrift, Leipzig N T I — Nauêno-Techniêeskaja Informacija. Vsesojuznyj Institut Nautnoj i Techniéeskoj Informacii, Moskva NTT — Nauëno-Techniëeskaja Terminologija, Moskva NZ Dnepropetr GU — Nauönye Zapiski Dnepropetrovskogo Gosudarstvennogo Universiteta, Dnepropetrovsk NZ L'vovsk Torg—Èk I — Nauönye Zapiski L'vovskogo Torgovo—ÉkonomiCeskogo Instituta, L'vov Obsß N Uzbek — Obäiestvennye Nauki v Uzbekistane, TaSkent ÖMME — Österreichischer Maschinenmarkt mit Elektrowirtschaft. Fachzeitschrift für Maschinenbau und Elektrotechnik, Wien Philos Sei — Philosophy of Science, Baltimore Phon — Phonetica. Internationale Zeitschrift für Phonetik, Basel/New York Presse SU — Presse der Sowjetunion, Berlin Probl Visä Obr — Problemi na VisSeto Obrazovanie, Sofija Research — Research, London R E t Ethn Soc — Revue des Etudes Ethnographiques et Sociologiques, Paris RGSPA — Revue Générale des Sciences Pures et Appliquées et Bulletin de l'Association pour l'Avancement des Sciences, Paris R J a N S — Russkij Jazyk v Nacional'noj Skole, Moskva R J a R — Russkij Jazyk za Rubeiom, Moskva R J a S — Russkij Jazyk v Skole, Moskva R Méd Louv — Revue Médicale de Louvain, Louvain R R — Russkaja Re6', Leningrad R Roum Sei Soc — Revue Roumaine des Sciences Sociales, Bucarest Scient Mthly — Scientific Monthly, New York Sel'chozmaSina — Sel'chozmaSina, Moskva SF — Sprachforum. Zeitschrift für angewandte Sprachwissenschaft, Münster/Bonn SG — Studium Generale. Zeitschrift für die Einheit der Wissenschaften, Heidelberg u. a.

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Bibliographie fachsprachlicher Untersuchungen

Silikattechnik — Silikattechnik, Berlin Slov Re6 — Slovenskâ Reö. Casopis pre V^skum a Kulturu Slovenského Jazyka, Bratislava SNR Rjazan' Sel'sk I — Sbornik Nauönych Rabot Rjazanskogo Sel'skochozjajstvennogo Instituta, Rjazan' SNT Odess Sel'sk I — Sbornik Nauinych Trudov Odesskogo Sel'skochozjajstvennogo Instituta, Odessa SON — Slovenské Odborné Nazvoslovie, Bratislava Sov Ped — Sovetskaja Pedagogika, Moskva SP — Sprachpflege. Zeitschrift für gutes Deutsch, Leipzig Spektrum — Spektrum, Berlin Sprachlab — Das Sprachlabor und der audiovisuelle Unterricht. Vierteljahresbeilage zu: Die Neueren Sprachen. Zeitschrift für Forschung, Unterricht nnd Kontaktstudium auf dem Fachgebiet der modernen Fremdsprachen, Frankfurt a. M. SR Sverdl Med I — Sbornik Rabot Sverdlovskogo Medicinskogo Instituta, Sverdlovsk SS — Slovo a Slovesnost. Casopis pro Otàzky Teorie a Kultury Jazyka, Praha SSO — Srednee Special'noe Obrazovanie, Moskva S SU — Sprâk og Spräkundervisning, Oslo Standardisierung — Standardisierung, Leipzig Studium — Studium, Madrid STZ — Sprache im technischen Zeitalter, Stuttgart TA Inf — TA Informations. Publié à l'Initiative de l'Association Française pour la Traduction Automatique et la Linguistique Appliquée, Paris TIJa — Trudy Instituta Jazykoznanija, Moskva Times Ed Suppl — The Times Educational Supplement, London T Kirovsk Sel'sk I — Trudy Kirovskogo Sel'skochozjajstvennogo Instituta, Kirov T L Technol I Pisé Prom — Trudy Leningradskogo TechnologiCeskogo Instituta Piäievoj Promyälennosti, Leningrad T M I Ist Fil Lit — Trudy Moskovskogo Instituta Istorii, Filosofii i Literatury, Moskva T N i l Upravl Masin Sistem — Trudy Nauëno-Issledovatel'skogo Instituta Upravljajuäöich MaSin i Sistem, Perm' Traduire — Traduire, Paris T Sverdl Sel'sk I — Trudy Sverdlovskogo Sel'skochozjajstvennogo Instituta, Sverdlovsk T Tbil GU — Trudy Tbilisskogo Gosudarstvennogo Universiteta, Tbilisi T Ural Politech I — Trudy Ural'skogo Politechnièeskogo Instituta im. S. M. Kirova, Sverdlovsk TVIIJa — Trudy Voennogo Instituta Inostrannych Jazykov, Moskva Übers — Der Übersetzer. Diskussionsbeiträge und Informationen, Stuttgart

Bibliographie fachsprachlicher Untersuchungen

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Use Engl — Use of English, London UT Task P I — Ui-enye Trudy Taskentskogo Gosudarstvennogo Pedagogiöeskog» Instituía, TaSkent UZ Cern 6 U — Uöenye Zapiski Cernovickogo Gosudarstvennogo Universiteta, Cernovcy UZ Char'k GU — Ucenye Zapiski Char'kovskogo Gosudarstvennogo Universiteta im. A. M. Gor'kogo, Char'kov UZ Gor P l I J a — Uöenye Zapiski Gor'kovskogo Gosudarstvennogo Pedagogiöegkogo Instituta Inostrannych Jazykov im. N. A. Dobroljubova, Gor'kij UZ Ivan P I — Uöenye Zapiski Ivanovskogo Gosudarstvennogo Pedagogiöeskogo Instituta im. D. A. Furmanova, Ivanovo UZ Kaf Obsö N Vuz — Uienye Zapiski Kafedr ObSöestvennych Nauk Vuzov Goroda Leningrada, Leningrad UZ Kaiin P I — Uienye Zapiski Kalininskogo Gosudarstvennogo PedagogiöeskogoInstituta im. M. I. Kalinina, Kalinin UZ K u j b P I — Uienye Zapiski Kujbyäevskogo Gosudarstvennogo Pedagogiöeskogo Instituta im. V. V. Kujbyäeva, KujbySev UZ LGU — Uienye Zapiski Leningradskogo Gosudarstvennogo Universiteta im. A. A. Zdanova, Leningrad UZ L P I — Ucenye Zapiski Leningradskogo Gosudarstvennogo Pedagogiöeskogo Instituta im. A. I. Gercena, Leningrad UZ MPI — Uöenye Zapiski Moskovskogo Gosudarstvennogo PedagogiöeskogoInstituta im. V. I. Lenina, Moskva UZ M P I I J a — Uöenye Zapiski 1 Moskovskogo Gosudarstvennogo Pedagogiöeskogo Instituta Inostrannych Jazykov im. M. Toreza, Moskva VAN - Vestnik Akademii Nauk SSSR, Moskva VDI N — VDI-Nachrichten. Mitteilungen des Vereins Deutscher Ingenieure u n d des Verbandes Technisch-Wissenschaftlicher Vereine, Berlin VDI Z — VDI-Zeitschrift. Verein Deutscher Ingenieure, Berlin/Düsseldorf Venture — Venture, Karachi Vie Lang — Vie et Langage, Paris VJa — Voprosy Jazykoznanija, Moskva VKR — Voprosy Kul'tury Reöi, Moskva VLU — Vestnik Leningradskogo Universiteta, Leningrad VMU — Vestnik Moskovskogo Universiteta, Moskva Vopr Filos — Voprosy Filosofii, Moskva Vopr Radioél — Voprosy Radioélektroniki, Saratov W S — Vestnik Vysäej Skoly, Moskva Wiss Fortschr — Wissenschaft und Fortschritt. Populärwissenschaftliche Monatszeitschrift, Berlin Wiss Welt — Wissenschaftliche Welt. Weltföderation der Wissenschaftler, Berlin W W — Wirkendes Wort. Deutsches Sprachschaffen in Lehre und Leben, Düsseldorf

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WZ Berlin — Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität Berlin, Berlin WTZ Greifswald — Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Greifswald WZ Halle-Wittenberg — Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg, Halle-Wittenberg WZ H S Verkehrswesen — Wissenschaftliche Zeitschrift der Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List" Dresden, Dresden WZ Jena — Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena WZ Leipzig — Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig, Leipzig WZ P H Erfurt/Mühlhausen — Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule „Dr. Theodor Neubauer" Erfurt/Mühlhausen, Erfurt/Mühlhausen WZ P H Potsdam — Wissenschaftliche Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Potsdam, Potsdam WZ Rostock — Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock, Rostock WZ T H Ilmenau — Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Hochschule Ilmenau, Ilmenau WZ TH Karl-Marx-Stadt — Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt, Karl-Marx-Stadt WZ TU Dresden — Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden, Dresden ZAA — Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik, Berlin ZDP — Zeitschrift für deutsche Philologie, Berlin ZDW — Zeitschrift für deutsche Wortforschung, Straßburg Zielspr D — Zielsprache Deutsch, München ZÖIAV — Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins, Wien Z P F — Zeitschrift für philosophische Forschung, Meisenheim Z P F W — Zeitschrift für das Post- und Fernmeldewesen, Starnberg .ZPSK — Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung, Berlin .Z S1 — Zeitschrift für Slawistik, Berlin

I.

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Sammelbände

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Sammelbände

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Groupe international d'Experts réuni par Le Conseil des Organisations Internationales des Sciences Médicales. Créé sous les auspices de l'UNESCO et de l'OMS. Paris, 15-17 novembre 1965, Paris 1967. Tezisy dokladov na Sovesöanii po lingvisticeskim problemam nauöno-teehniöeskoj terminologii (30 maja — 2 ijunja 1967 g.), Leningrad 1967. La traduction technique et scientifique. I n : Bab, 2/1962. Scientific and Technical Translation and Other Aspects of the Language Problem, 2. Aufl., Paris 1958. GrammatiÈeskie trudnosti pri perevode anglijskoj nauönoj literatury, 2. Aufl., Moskva 1969. Les vocabulaires techniques et scientifiques. In: LF, XVII, 1973. Voprosy lingvistiki i metodiki prepodavanija inostrannych jazykov v techniöeskom vuze, Rostov n / D 1969. Voprosy metodiki prepodavanija inostrannych jazykov v srednich special'nych uöebnych zavedenijach, Moskva 1966. Voprosy metodiki prepodavanija v in£enernom vuze. Sbornik statej, Moskva 1966. Voprosy stilistiki, Saratov 1962. Teoretiëeskie i praktiëeskie voprosy prepodavanija inostrannych jazykov, Moskva 1970. Voprosy teorii i praktiki nauöno-techniceskogo perevoda, Leningrad 1968. Voprosy terminologii. Materialy Vsesojuznogo terminologiöeskogo sovesêanija, Moskva 1961. Voprosy terminologii i lingvistiöeskoj statistiki, Voronei 1972. La vulgarisation scientifique, la langue de la vulgarisation scientifique. 6 e réuniondébat, Palais de la Découverte. 22 oct. 1968, Paris 1968. Zur Wirtschaftslinguistik. Eine Auswahl von kleineren und größeren Beiträgen über Wert und Bedeutung, Erforschung und Unterweisung der Sprache des wirtschaftlichen Verkehrs, Rotterdam 1932. Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt,. 4/1972.

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