Ökomanagement im Tourismus [Reprint 2018 ed.] 9783486794786, 9783486244137

Der Leitfaden für Touristen und Tourismusunternehmen für praktikables, umweltverträgliches Reisen.

323 104 25MB

German Pages 203 [204] Year 1997

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Teil 1: Umweltverträglicher Tourismus
Teil 2: Praktische Ansätze zum Umweltmanagement
Anhang 1-6
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Ökomanagement im Tourismus [Reprint 2018 ed.]
 9783486794786, 9783486244137

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TTB Touristik-Taschenbücher Herausgegeben von Professor Dr. Heinrich-Rudolf Lang Bisher erschienene Bände: Bartl u.a., GeoLex, 2. Auflage Berktold-Fackler • Krumbholz, Reisen in Deutschland Schmeer-Sturm, Gästeführung, 3. Auflage Schmeer-Sturm, Reiseleitung, 3. Auflage Viegas, Ökomanagement im Tourismus

Okomanagement im Tourismus Von

Angela Viegas

R. Oldenbourg Verlag München Wien

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Viegas, Angela: Ökomanagement im Tourismus / von Angela Viegas. - München ; Wien : Oldenbourg, 1998 (Touristik-Taschenbücher) ISBN 3-486-24413-2

© 1 9 9 8 R. Oldenbourg Verlag Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0, Internet: http://www.oldenbourg.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: Grafik + Druck, München ISBN 3-486-24413-2

Vorwort Reisen schädigt die Umwelt - mal mehr, mal weniger, abhängig davon, wie wir reisen. Schaden für die Umwelt entsteht jedoch immer. Jeder hat schon die Konsequenzen des Reisens auf die Umwelt an irgendeiner Stelle bemerkt: stickige Luft durch Verkehrsüberlastung, verbaute Küstenlandschaften, unsaubere Strände, Lärm, ungeregelte Baustellen, nicht entsorgter Müll, verschmutzte oder veraigte Gewässer, abgestorbene Bäume, erosionsgeschädigte Berghänge. Es gibt noch viel mehr Auswirkungen auf die Umwelt, die der Tourist nicht sieht, weil sie nur aufwendig meßbar sind oder auch weil man sie absichtlich vor dem Urlauber verbirgt: Luftbelastung in großen Höhen, Artensterben bei Flora und Fauna, unkontrollierte Mülldeponien, Energie- und Wasserverschwendung. Selbst wenn man den Zusammenhang zwischen Tourismus und Umweltbelastung einsieht, wer will schon deswegen aufs Reisen verzichten? Verreisen scheint ein menschliches Grundbedürfnis zu sein. Für das Festhalten der Deutschen an Urlaubsplänen selbst in Zeiten finanzieller Krise hat es in den letzten Jahren Beweis genug gegeben. Die Psychologen und Sozialwissenschaftler haben diverse Erklärungsversuche für dieses Phänomen angeboten. Aber ob es nun der Nomaden-Urtrieb des Menschen oder die Flucht aus dem Alltag ist, was uns in die Ferne treibt, - es ist stark genug, über alle Bedenken zu siegen. Zum Schutz der Umwelt könnten wir doch wenigstens anders, sanft, alternativ reisen, so fordern seit den siebziger Jahren die Tourismuskritiker. Doch nicht jeder kann und will wandernd mit Rucksack und Mehrwegflasche die stadtnahe Umgebung erkunden. Zum Glück, denn das Chaos wäre gar nicht auszudenken, das entstehen würde, wenn sich die Touristenmassen auf diese sanfte Urlaubsform stürzen würden. Auch Öko- und Naturreisen sind keine prinzipielle Lösung, denn hierfür gilt der Massen-Faktor ebenso: Wenn Touristen in großer Zahl durch den Dschungel streifen, ist auch dort die Umwelt durch Tourismus bedroht. Umweltschonender Tourismus allein durch Verzicht oder Umerziehung der Urlauber? Dieses Konzept ist endgültig gescheitert. Die Tourismusbranche hat ihre Abhängigkeit von intakter Natur und Umwelt längst erkannt und ist bereit, ihrerseits Verantwortung für den Schutz von Natur und Umwelt zu übernehmen.. In vielen Bereichen dieses größten Industriezweiges der Welt ist Ökomanagement kein Fremdwort mehr. Ziel ist ein nachhaltiger, umweltverträglicher Tourismus, der den wirtschaftlichen Erfolg der Branche und des einzelnen Unternehmens langfristig sichert und gleichzeitig die Belastungsgrenzen der Umwelt und Natur nicht überschreitet. Zur Vermeidung und Lösung von Umweltproblemen bedient man sich dabei Methoden naturwissenschaftlich-technischer ebenso wie organisatorisch-betriebswirtschaftlicher Art. Aus den Erfolgen und Fehlern des Umweltschutzes in der produzierenden Industrie kann die Tourismusindustrie dabei lernen: Die Vorbilder aus diesen Sektoren können angepaßt werden auf den Dienstleistungssektor. So ist das Öko-Audit der EG-Verordnung derzeit nur für die produzierende Industrie vorgesehen, aber in vielen Unternehmen der Tourismusbranche wird bereits ein Öko-Audit vorbereitet bzw. durchgeführt und für die Anpassung an den Dienstleistungsbereich gibt es zahlreiche Hilfen.

V

Der Tourismussektor ist enorm heterogen, und vom kleinen Kiosk bis zum internationalen Konzern sind Finnen aller Größe daran beteiligt. Reisebüros, Veranstalter, Verkehrsträger, Hotellerie, Gastronomie, Fremdenverkehrsamt - sie alle müssen auf ihre eigene Weise Umweltmanagement gestalten, damit das Produkt „ R e i s e " als Gesamtleistung aller umweltverträglicher wird. Einige Tourismussektoren sind darin weiter fortgeschritten als andere, und die Lösungen sind bunt und vielgestaltig wie die Angebote aus den schönsten Reisekatalogen. Gefördert wird das Ergrünen des Tourismus von Umwelt- und Naturschutzverbänden, Touristikorganisationen, neu entstandenen Interessensgemeinschaften und Behörden von lokaler bis multinationaler Zuständigkeit. Jährlich werden diverse Preise für Umweltaktivitäten im Tourismus verliehen und Fördermittel für neue Projekte bereitgestellt. ökomanagement im Tourismus wird oft begleitet und vielfach auch mißverstanden als ökologische Produktdifferenzierung: Das Angebot neuer umweltorientierter oder naturverbundener Tourismusvarianten (ökotourismus) zur Erweiterung des Gästekreises ist eine sinnvolle Ergänzung, aber kein Ersatz für ein Umweltmanagement im Unternehmen oder im Feriengebiet. Viel zu wenig weiß der Urlauber von den Aktivitäten der Tourismusbrnache für die Umwelt, viel zu selten hat er heute bereits die Möglichkeit, unter umweltfreundlichen und umweltbedenklichen Angeboten z u wählen und dadurch die umweltvertraglich wirtschaftenden Unternehmen z u fördern. Dies Buch soll das Spektrum des sich entwickelnden ökomanagagements im Tourismus darstellen. Zahlreiche Beispiele aus Deutschland und den beliebtesten Reisezielen der Deutschen rund um den Globus zeigen die Möglichkeiten auf, die es heute schon gibt, Umweltschutz im Tourismus zu betreiben, ebenso wie die Chancen und Grenzen, die Gäste daran zu beteiligea Ein aktives Ökomanagement seitens der Tourismusanbieter wird zukünftig - zusammen mit einer bewußten Auswahl durch den Urlauber - langfristig weltweit ein vielfaltiges und doch weitgehend umweltverträgliches Reisen ermöglichen können.

A^ngela Q&ieqas

VI

Inhaltsverzeichnis VORWORT

V

INHALTSVERZEICHNIS TEIL

I:

VII

UMWELTVERTRÄGLICHER

TOURISMUS

Der Tourist Tourismusbranche Arbeitsplatz Tourismus Wirtsc haftsfaktor Tourismus Massentourismus Deutsche: Reiseweltmeister Tourismuskritik Sanfter Tourismus Alternativer Tourismus Natur- und Ökotourismus Agrolourismus Nachhaltiger Tourismus Umweltverlräglicher Tourismus 1.2. UMWEXTPROBU ; .ME [M TOLTOSMUS

16

Beobachlbare Umweltschäden Naturschutz Belastungsgrenzen von Natur und Umwelt Bestandsaufnahme in Tourismusunternehmen Umweltmanagement I/>sungsansätze Politisches Umfeld Konferenzen und Deklarationen

16 17 19 22 24 25 27 29

1.3. U.M WHLTAKTIVITÄTHN BEI ORGANISATIONEN UND VERBÄNDEN

Deutscher Reisebüro-Verband (DRV) Deutscher Fremden verkehrsverband (DFV) Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) International Hotel Association (IHA) International Hotels Environment Initiative (IHEI) World Tourism Organisation (WTO) World Travel & Tourism Council (WTTC) TEIL 2:

PRAKTISCHE

ANSÄTZE

ZUM

UMWELTMANAGEMENT

2 . 1 . ÖKOSIEGEL« WETTBEWERBE, PREISE, FÖRDERUNGEN

Auszeichnungen für Umweltmanagement ökosiegel im Tourismus Internationaler DRV Umweltpreis DFV-Wettbewerb der umweltfreundlichen Fremdenverkehrsorte Europäischer Grand Prix ßir Tourismus und Urn welt Greeri-Globe-Aiiszeichnungen IHA-Environmenlal-Award-Program Aktion Umweltgroschen der Europäischen Reiseversicherung British Airways Tourism for Tomorrow Awards Grüne Palme von GEOSAISON 2.2.

I

2 3 4 5 7 8 9 9 12 12 13 14 15

32

32 34 35 37 37 38 40 43 44

44 44 45 46 48 50 51 51 53 53

PLANUNGSHILFEN, CHECKI.ISTHN, HANDBÜCHER

54

Umweltschutz für Reisebüros Umweltmanagement bei Hotellerie und Gastronomie Umweltmanagement auf Campingplätzen Umweltmanagement bei Reiseveranstaltern Umweltplanung fur Ferienorte und -Regionen Umweltschutz beim Freizeitsport

54 56 61 62 65 67 VII

Busreisen und Umweltschutz Bustouristisches Umweltschutz-System Umweltfreundliche Flüssiggas-Technik flIr Ausflugsbusse Biodiesel: eine Chance ßr Busse Veranstaltervorgaben: Stop-the-Engine-Aktion flir Busse ANHANG

1-6

177 177 177 179 180 181

ANHANG 1: UMWELT AUSZEICHNUNGEN IM TOURISMUS

182

ANHANG 2: LITERATUR

184

ANHANG 3 : ADRESSEN

186

ANHANG 4 : ONLINE-ADRESSEN

188

ANHANG 5: INFOKÄSTEN, ABBILDUNGEN, GRAFIKEN, TABELLEN

189

ANHANG 6 : STICHWORTVERZEICHNIS

191

Teil 1: Umweltverträglicher Tourismus

1.1. Begriffe und Definitionen Der Tourist Die Tourismusbranche besteht aus einer Vielzahl verschiedenster Dienstleistungsangebote für höchst unterschiedliche Kunden. Typisch für Dienstleister sind die Tourismusbetriebe extrem abhängig von den Wünschen, Vorlieben und Abneigungen der Kunden, aber auch von gesellschaftlichen Trends und von der Kaufkraft der Kunden. Den Standardtourist der sechziger und siebziger Jahre mit einem Haupturlaub und einem festen Budget für drei Wochen Sonne, Strand und Spaß gibt es nicht mehr: Kurz-, Langzeit- oder Mehrfachurlauber, Sport-, Club-, oder Kulturtouristen - zahllose Untergruppen von Touristen tragen in unterschiedlichem Maß zum Wohl oder Wehe der Branche bei. Die Tourismuswirtschaft definiert national und international Abgrenzungen des Begriffs „Tourist" und stellt Statistiken auf. Allerdings werden in den Statistiken als Touristen nicht immer dieselben Gruppen erfaßt: mal handelt es sich zum Beispiel nur um Reisende mit mindestens einer (oder vier oder fünf) Übernachtung(en) oder mal nur um Urlauber (ohne Geschäftsreisende). Bei statistischen Angaben über Touristen ist also immer auf den Einbezug unterschiedlicher Gruppen von Reisenden zu achten. Da es für die Beurteilung der Umweltauswirkungen um eine möglichst umfassende Definition von „Tourist" geht, orientiert man sich am besten an der Grundlagenstudie der Reisebranche von 1989 „Wirtschaftsfaktor Tourismus". Danach sind als Touristen nicht nur Urlauber erfaßt, sondern auch Geschäftsreisende sowie diejenigen, die beispielsweise zu Kongressen, zum Studium, zum Verwandtenbesuch, zu Sportveranstaltungen oder aus religiösen Gründen unterwegs sind. Oft ist der Grund der Reise nicht eindeutig festzulegen, zum Beispiel dann, wenn jemand im Urlaub Verwandte besucht. Daher gelten all diese Reisen als TouristenReisen. Unterschieden wird bei Touristen in die übernachtenden Touristen und die nicht übernachtenden Touristen (Tagesausflügler, Kreuzfahrtteilnehmer etc.). Besonders die Tagesausflügler weisen eine unklare Grenze zu den Freizeitaktivisten auf. Bei vielen Sportarten und Freizeitvergnügen, wie dem Wassersport, nutzen Urlauber, Tagesausflügler und Ortsansässige die Infrastrukturen gemeinsam und verursachen - abgesehen von der Anreise - potentiell auch die gleichen Umweltprobleme. Wenn also im Zusammenhang mit Umweltverträglichkeit von Touristen die Rede ist, sind diejenigen, die sich in ihrer Freizeit unter die Touristen mischen und entsprechende Anlagen mitbenutzen, ausdrücklich eingeschlossen, auch wenn sie in die Statistiken der Reisebranche nicht eingehen. In den Zahlen der Reiseverkehrsstatistik sind weitere Gruppen von Reisenden nicht berücksichtigt: Diplomaten und Konsularische Vertreter, Angehörige der Streitkräfte, Transitreisende, Flüchtlinge, Nomaden und Pendler in grenznahen Gebieten. Sie alle nutzen aber ebenfalls viele der Infrastrukturen des Tourismus und ihre Reisen verursachen gegebenenfalls ebenso ökologische und soziale Schäden. Da, wo diese Gruppen zahlenmäßig ins Gewicht fallen (zum Beispiel in Freizeitparks in der Nähe einer Militärbasis), sollten sie in die Überlegungen zum Tourismus einbezogen werden.

2

Die Touristen sind in ihren Erwartungen und Ansprüchen heute wesentlich differenzierter als früher. Eine wachsende Zahl von Touristen - gerade auch unter den Deutschen - ist auch auf Reisen umweltbewußt. Umweltprobleme am Ferienort werden aufmerksam registriert und bemängelt. Ein offen dargestelltes Umweltengagement in den Tourismusunternehmen kommt derzeit beim Verbraucher sehr gut an. Umfragen zeigen, daß fast alle Reisewilligen bei sonst gleichwertigen Angeboten auf jeden Fall die umweltfreundlichere Reisevariante wählen würden. Es ist Sache der Tourismusbranche, ihnen solch gleichwertige umweltverträgliche Alternativen zu bieten. Einen höheren Preis wollen die Touristen in der Regel jedoch nicht für einen umweltfreundlichen Urlaub akzeptieren - besonders in Zeiten wirtschaftlicher Krise verliert der Umweltschutz an Priorität.

Expertenmeinung

Touristen qualitätsbewußter „Heutige Touristen sind viel anspruchsvoller als noch vor 20 Jahren, " erläutert der Direktor für Umwelt und Planung der Welt-Tourismus-Organisation (WTO), Peter Shackleford, die Ergebnisse einer WTO-Studie 1994 bei Reiseveranstaltern und Reiseagenturen. „Die Touristen heute sind extrem qualitätsbewußt. Und Qualität hat viel mit sauberer, grüner, ruhiger Urlaubsumgebung zu tun. Touristen wollen involviert werden in Energiespar- und Recyclingprogramme. Sie wollen wissen, wo die Abwässer von ihrem Hotel hingehen. Und sie wollen eine sichere, grüne Umgebungflir ihre Freizeit. Und zum Glück für die Zukunft unseres Planeten und der Tourismusindustrie scheint sich dieser Trend fortzusetzen." Madrid, April ¡995

Tourismusbranche Die Tourismusunternehmen haben laut Statistik in nur einem Jahr (1996) 592 Millionen Personen auf dem Globus von A nach B transportiert, so viele wie nie zuvor. Und es ist kein Rückgang in Sicht: für das Jahr 2000 erwartet der World Tourism and Travel Council (WTTC) 900 Millionen Touristenankünfte weltweit, für 2010 sogar schon 1,6 Milliarden! Dazu kommt für eine Gesamtbetrachtung noch die Zahl der Reisenden, die - wie oben beschrieben - in den Statistiken nicht erfaßt sind. Um diese Reisen zu ermöglichen, ist eine unüberschaubar vielfältige Dienstleistungsindustrie entstanden, die zahlreiche Sektoren umfaßt: • Veranstalter (Reise-, Sport-, Kultur-Veranstalter etc.), • Vermittler (Reisebüros, Agenturen etc.), • Transporteure (Anbieter von Bahn, Bus, Flugzeug, Mietauto, Schiff etc.), • Fremdenverkehrsorte (Städte, Gemeinden, Regionen, Naturparks etc. ), • Übernachtungsbetriebe (Hotels, Pensionen, Campingplätze etc.), • Verpflegungsbetriebe (Restaurants, Cafés, Kioske, Raststätten etc.), • Unterhaltungsbetriebe (Schwimmbäder, Freizeitparks, Kasinos etc.), • Zulieferbetriebe und Entsorger (für Hoteleinrichtung, Restaurants etc.).

3

Zur Tourismusbranche gehören viele Kleinunternehmen (zum Beispiel der Popcorn- oder Eisverkäufer am Strand), zahlreiche mittelständische Betriebe (zum Beispiel die Familienpensionen) und ebenso internationale Konzerne aus vielen einzelnen Unternehmen (wie TUI oder Neckermann). Bei vielen Unternehmen des Tourismussektors findet eine starke Überlagerung mit anderen Nutzergruppen und Industriezweigen statt. So werden zum Beispiel Schwimmbäder und Cafés am Urlaubsort oft auch von Einheimischen genutzt, und die Mietautos im Urlaubsland sind ebenso Teil der Autoindustrie, die bei der Herstellung und Wartung nicht zwischen touristischer und nicht-touristischer Verwendung unterscheidet. Dadurch sind natürlich auch die eventuell in diesem Bereich beobachtbaren Umweltschäden nicht eindeutig dem Tourismus zuzuordnen. Jedoch sind alle diejenigen Betriebe sicher dazuzurechnen, die überwiegend vom Tourismus leben, also ohne die Reisenden in der jetzigen Form nicht existieren könnten - und das sind bei genauem Hinschauen dann doch wieder die meisten.

Arbeitsplatz Tourismus Die Tourismusbranche registrierte für 1997 Arbeitsplätze für rund 260 Millionen Menschen, damit ist schon mehr als jeder zehnte Job Teil der Tourismuswirtschaft. Bis zum Jahr 2005 soll der Sektor alle 2,5 Sekunden einen neuen Arbeitsplatz schaffen, so daß er in zehn Jahren sogar für rund 380 Millionen Menschen Arbeitsplätze bieten wird (Prognose des WTTC). Das entspricht einer Wachstumsrate von 46 Prozent! Diese neuen Arbeitsplätze werden aber nicht nur in den aufstrebenden Ländern der Dritten Welt entstehen, auch für die europäische Tourismusindustrie werden noch Entwicklungsmöglichkeiten vorhergesagt. Es wird erwartet, daß die Zahl der Tourismusarbeitsplätze in der Europäischen Union von 19,4 Millionen 1997 immerhin noch auf rund 21 Millionen in den kommenden 10 Jahren ansteigen wird. In Deutschland sind 1997 rund zwei Millionen Männer und Frauen direkt in der Tourismuswirtschaft tätig. Direkt oder indirekt arbeiten in Deutschland 3,6 Millionen Menschen für den Tourismus, der damit jeden zehnten Arbeitsplatz stellt. Dazu gehören nicht nur die offensichtlich im Tourismus Tätigen (zum Beispiel Piloten, Kellner, Angestellte von Hotels oder Mietwagenunternehmen), sondern alle, die mit dem Bau, der Einrichtung oder dem Betrieb von Flugzeugen, Fahrzeugen, Hotels, Restaurants, Büros von Reiseunternehmen etc. beschäftigt sind. Ebenso gehören dazu alle, die von staatlicher Seite Dienstleistungen für Privat- und Geschäftsreisende erbringen, etwa in Fremdenverkehrsämtern, öffentlichen Verkehrsunternehmen, Nationalparks. Bei aller Unsicherheit, die solchen Statistiken und Prognosen immer anhaftet, ist doch eines aus diesen Zahlen ersichtlich: auf den Tourismus kann der angestrengte Arbeitsmarkt nicht verzichten, im Gegenteil, ein Ausbau des Tourismus scheint aus diesem Blickwinkel wünschenswert. Der Umwelt muß das nicht zwangsläufig zusätzlich schaden. Wenn es beispielsweise gelänge, Urlaub im eigenen Lande wieder modern werden zu lassen, und wenn diejenigen Deutschen, die hauptsächlich aus Prestigegründen in die Feme reisen, verstärkt in deutschen Feriengebieten urlauben würden, so würde das nicht nur der heimischen Tourismuswirtschaft gut tun und hier weitere Arbeitsplätze schaffen, auch die Umwelt wäre durch den Wegfall der langen Transportwege für die Reisenden entlastet. 4

Zusätzlich kann der Umweltschutz vorangetrieben werden, wenn der Gedanke an umweltverträgliches Management in den Touris-musunternehmen jetzt Fuß faßt und sich in den kommenden Jahren mit der Branche weiter entwickelt. Ein wesentlicher Faktor dabei sind eben diejenigen Männer und Frauen, die im Tourismus arbeiten. Ihre Ausbildung muß zukünftig auch Umweltthemen beinhalten, denn von ihrem Wissen und ihrer Motivation wird es wesentlich abhängen, ob und wie neue Konzepte zum umweltverträglichen Tourismus in die Tat umgesetzt werden.

Expertenmeinung

Tourismus als Freund der Umwelt „In den vergangenen Jahren hat sich der Tourismus als möglicherweise höchst mächtiger Freund der Umwelt erwiesen," betont der Direktor für Umwelt und Planung der WeltTourismus-Organisation (WTO), Peter Shackleford, der sich gegen das einseitige Image des Tourismus als Umweltverderber wehrt und sich flir die Sensibilisierung der Tourismusverantwortlichen einsetzt. „Diese Freundschaft ist nur logisch, denn die dauerhafte Anziehungskraft eines Touristenziels hängt vom Schutz des Standorts ab - sei es ein Naturgebiet oder eine kulturelle Attraktion." Madrid, April 1995

Wirtschaftsfaktor Tourismus Neben der Zahl der Reisen/Übernachtungen und der involvierten Arbeitsplätze ist auch die umgesetzte Geldmenge im Tourismus eine Kenngröße für die Wachstumskraft der Branche. Nach Schätzungen des WTTC wurde 1995 durch die Tourismusindustrie weltweit ein Bruttoprodukt von rund 3.400 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Daher wird der Tourismus bereits heute als der größte Industriesektor der Welt angesehen, und der WTTC rechnet noch mit einem weiteren Wachstum um etwa 55 Prozent bis zum Jahr 2005! » > [ 1 ] Die Rolle, die der Tourismus für die Wirtschaft eines Landes spielt, ist daran erkennbar, welchen Anteil dieses Bruttoprodukt aus der Reise- und Tourismusbranche am gesamten Bruttoinlandsprodukt eines Landes hat. So ist beispielsweise die starke Abhängigkeit der spanischen Wirtschaft vom Tourismus erkennbar daran, daß der Tourismus 18,9 Prozent des gesamten Bruttoinlandsproduktes einbringt, während es in Deutschland nur 12,9 Prozent sind (Durchschnitt der EU: 13,5 Prozent). > » ( 2 ] Das prognostizierte Wachstum des Bruttoproduktes der Branche in den nächsten Jahren bedingt enorme Investitionen: laut WTTC hat die Reise- und Tourismusbranche 1995 weltweit 701 Milliarden US-Dollar in neue Einrichtungen, Anlagen und Ausrüstungen investiert (über 11 Prozent der weltweiten Kapitalinvestitionen). Von 1995 bis 2005 wird die Branche ihre Investitionen um durchschnittlich 6,8 Prozent jährlich steigern und etwa 3,2 Milliarden USDollar am Tag (!) in neue Reise- und Tourismusangebote investieren. Während in vielen Regionen der Erde mit den geplanten Investitionen eine touristische Infrastruktur erst aufgebaut wird, gehen in Westeuropa die Gelder vorwiegend in die Erweiterung und qualitative Verbesserung der aktuellen Fremdenverkehrsangebote - eine Chance besonders auch für Umweltschutzmaßnahmen. » > [ 3 j 5

[1]: Wirtschaftsleistung

des Tourismus

1995

(Bruttoprodukt)

Tourismus-Bruttoprodukt in Milliarden US-Dollar und erwartetes Wachstum von 1995 bis 2005. (Quelle: WTTC 1995) Weltweit

3.380

Mrd. U S $

(+54,6

%)

Nahost: 58

Europa Ost+West: 1.351 (+48,4 % )

(+235,4 % ) Afrika: 58 (+75,2 % )

Amerika, Karibik: 1.109 (+33,8 % ) Asien, Pazifik: 8 0 4 (+78,9 % )

EU:

F: 2 1 2 ( + 2 7 , 5

6

1.008

Mrd. U S $

(+37,4

%)

[2]:

Wirtschaftsbeitrag

des Tourismus

in einzelnen

Ländern

Europas

1995

Anteil Tourismus-Bruttoprodukt (BP) vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Prozent 18,9 % 15,5 % 15,4 % 14,6 % 14,3 % 13,5 % ; ä : W 13,0 % 12,9 % 12,8 % 12,0 % 12,0 % 11,5 %

Land Spanien Belgien, Luxemburg Österreich Griechenland Portugal EU-Durchschnitt Italien Deutschland Irland Niederlande Großbritannien Dänemark (Quelle: W T T C 1995)

[3]: Investitionen

einzelner

Länder

in den Tourismus

Land

Kapitalaufwand in Mrd. US$ 1995

Österreich Belgien Niederlande Großbritannien Spanien Italien Frankreich Deutschland EU gesamt Schweiz USA Japan

7,5 8,1 8,2 16,0 24,0 30,5 43,8 56,9 201 9.1 116,5 117,2

1995 erwartete Steigerung Investitionen 1995 - 2005 in Prozent +28,9 +27,7 +34,1 +51,7 +56,7 +35,2 +30,5 +33,8 +45,7 +31,4 +30,6 +42,0

der

(Quelle: W T T C 1995)

Massentourismus Schon immer hat das Reisen die Tendenz zu einer Massenbewegung gehabt. Man denke an die mittelalterlichen Pilgerströme zu Wallfahrtsorten oder die Sommerfrischler in den Seebädern des 19. Jahrhunderts. Mit der Entwicklung des Pauschalreisetourismus in den sechziger Jahren waren dann so viele Reisende gemeinsam unterwegs, daß das Phänomen des Massentourismus überall auftrat und für jeden unübersehbar war. Die Touristen teilten sich in zwei Klassen auf: die Massentouristen und die Individualtouristen, die naserümpfend die Masse verurteilten und sich aufgrund ihrer individuellen Reisen auch für die negativen Erscheinungen des Tourismus nicht verantwortlich fühlten.

7

Seit Beginn der neunziger Jahre weiß man, daß jeder Tourismus letztlich ein Massentourismus ist. Jeder Reisende, auch der einzelne Rucksack-Globetrotter, nutzt die Strukturen des Tourismus, trägt zur weltweiten Entwicklung der Tourismusindustrie bei. Ein einzelner Reisender kann unter Umstanden wesentlich mehr Umweltschaden anrichten als eine große Zahl Pauschaltouristen (zum Beispiel ist ein Skiwanderer abseits der Routen in einem Wildgebiet eine weitaus größere Umweltbelastung als alle Skifahrer auf einer präparierten Piste zusammen.) Der Massentourismus im Gegensatz zum Einzelreiseverkehr sollte daher heute nicht mehr abwertend als besonders umweltschädlich dargestellt werden. Die große Zahl der Touristen kann in einem bestimmten Zusammenhang ein Problem sein, sie ist es aber nicht automatisch durch die Form des Massen- oder Pauschaltourismus. Die Pauschalreisenden (ob in größerer oder kleinerer „Masse") sind nicht per se schädlicher für die Umwelt als die Individualreisenden, koordinierte Reiseströme können oft sogar leichter umweltverträglich gestaltet werden und sind somit letztlich manchmal besser für die Umwelt.

Deutsche: Reiseweltmeister „Die Deutschen sind die Weltmeister des Reisens", so heißt es häufig. Als Kunden der Reiseund Tourismusindustrie sind die Deutschen beliebt, denn sie geben auch in Zeiten der Rezession jährlich einen hohen Anteil ihrer Kaufkraft für das Reisen aus. Für Auslandsreisen geben sie seit Jahren mehr Geld aus als andere Nationen, denn sie fahren in großer Zahl ins Ausland (pro Kopf der Bevölkerung sind allerdings die Österreicher weit ausgabefreudiger auf Auslandsreisen). Laut Reiseanalyse RA 97 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V., F.U.R., machten knapp drei Viertel (71,8 Prozent) aller Deutschen 1996 eine Urlaubsreise (1994: 78,1 Prozent, 1995: 77,8 Prozent). Das summiert sich für 1996 auf 61 Millionen Reisen der Bundesbürger über 14 Jahren! Nimmt man Geschäftsreisen mit mindestens einer Übernachtung noch dazu, so kommt man auf 81 Millionen Reisen. Bei Auslandsreisen sind die Deutschen mit etwa 42,7 Millionen Reisen die Spitzenreiter in Europa. 1996 gaben die Deutschen rund 77 Milliarden Mark allein für Auslandsreisen aus (Schätzung des Statistischen Amtes der EU, Eurostat). Für ein Urlaubsziel-im Ausland entscheiden sich immerhin über zwei Drittel der Deutschen (mit rapide steigender Tendenz), dagegen nur knapp ein Drittel für einen Urlaub im Inland. Die beliebtesten Reiseziele der Deutschen sind nach wie vor Spanien, Italien und Österreich. In den letzten Jahren wurde häufig ein etwas gesunkenes Interesse der Deutschen an den klassischen südeuropäischen Urlaubsländern beklagt, - ein Phänomen, das vorwiegend die Betonzentren des frühen Massentourismus betrifft und nicht die Länder insgesamt. > » | 4 ] Deutschland ist auch als Anbieter auf dem Tourismussektor einer der größten. Nach den USA und Japan ist Deutschland der drittgrößte Anbieter von Waren und Dienstleistungen im Bereich Fremdenverkehr. Die große Bedeutung der Deutschen als Anbieter und Konsumenten von Tourismusleistungen bringt auch eine Verpflichtung mit sich: im Umweltschutz in dieser Branche ebenfalls Pionier und Motor zu sein. In der produzierenden Industrie hat die starke Stellung Deutschlands zu einem vergleichsweise frühen Entstehen der Umwelttechnikbranche und der Umweltmanagement-Bewegung geführt - eine Entwicklung, die die deutsche Industrie zunächst besonders belastet hat, die aber mittel- und langfristig zu mehr Wettbewerbsfähigkeit führte. 8

[4]: Urlaubsziele Reiseziele Inland Ausland Spanien Italien Osterreich Frankreich Griechenland Türkei Nordamerika Niederlande (Quelle: RA 97, F U R

der Deutschen

1996 Anteil an den Urlaubsreisen der Deutschen in Prozent 30,2 % 69,8 % 13,2 % 9,3 % 7,6 % 4,0 % 3,5 % 3,2 % 2,7 % 2,6 %

Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen)

Tourismuskritik Der Einfluß des Tourismus auf die Umwelt ist teilweise ein Mengenproblem: Die große Zahl der Reisenden führt zu Problemen, die die Natur nicht mehr verkraften kann. So nahmen denn auch zeitlich parallel mit der Entwicklung des Massentourismus die Schreckensmeldungen über Umweltschäden durch Tourismus einen breiteren Raum ein. Sie waren Teil einer umfassenden Tourismuskritik, die neben den Umweltfolgen auch die negativen Auswirkungen des Tourismus auf Kultur und Gesellschaft der Gastgeberländer (die mangelnde Sozialverträglichkeit) aufs Korn nahm. Diese neue Tourismuskritik bereitete seit etwa Mitte der siebziger Jahre den Boden für alternative Ansätze und neue Konzepte des Tourismus.

Expertenmeinung

Zuhausebleiben „Alles Unglück der Menschen rührt davon her, daß sie nicht in Ruhe im Zimmer bleiben können, " klagte der französische Philosoph, Physiker und Mathematiker Blaise Pascal (16231662). Er gilt aufgrund dieses oft zitierten Ausspruchs als einer der ersten Tourismuskritiker.

Sanfter Tourismus 1980 prägte der Zukunftsforscher Robert Jungk der Begriff des „sanften Tourismus" als Alternative zum typischen Massentourismus der damaligenZeit. Er forderte damit zu einer neuen Form des Reisens auf: mit mehr Einsicht seitens der Reisenden und anderem Verhalten unterwegs. In den darauf folgenden Jahren entstanden Organisationen, Arbeitskreise, Studienprojekte zur Förderung des sanften Tourismus. Unterstützt durch die allgemeine Ökologiebewegung der achtziger Jahre versuchten die Vertreter des sanften Tourismus, eine Harmonisierung zwischen wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Werten im Tourismus zu erreichen. Die Empfehlungen waren unpolitisch, moralisierend und pädagogisch. Man rief

9

die Reisenden zu Verhaltensänderungen und zum Verzicht auf die gewünschte Urlaubsart auf, man plädierte für eine ganz bestimmte, idealisierte Art der Ferien. > » | 5 ] Heute hat der Begriff des sanften Tourismus seine Bedeutung verloren und die Bewegung ist im Sand verlaufen. Zu pauschal war die Beurteilung der Touristen und ihres Verhaltens im Urlaub, zu simpel der angenommene Zusammenhang zwischen Touristenverhalten und Umwelt, zu allgemein der Lösungsansatz über die Änderung der Urlaubereinstellung. Die Touristen heutzutage sind nicht über einen Kamm zu scheren: Das Spektrum reicht vom Wanderer mit Rucksack und Bergstiefeln auf einsamen Pfaden über den Städtebesucher auf Kulturtrip bis zum sonnenhungrigen Badegast am Strand eines Massenziels. Sie alle können Ursache für negative Auswirkungen des Tourismus sein und nicht an ihnen allein liegt es, diese zu vermeiden. Auch die Probleme, die der Tourismus in Natur und Umwelt oder in der Gesellschaft hervorruft, kennt man heute genauer: sie sind zu vielfältig, um sie mit einigen einfachen Vermeidungsvorschriften lösen zu können. Zudem sind die Umweltprobleme ganz anders anzugehen als die Sozialprobleme, was inzwischen zu weitgehend getrennten Lösungsansätzen geführt hat, die meist von unterschiedlichen Arbeitskreisen vorangetrieben werden. Sanften Tourismus nach Jungk kann es nur lokal begrenzt, nur an wenigen Orten geben und nur für kleine Gruppen von Reisenden (zum Beispiel als Naturtourismus). Von den frühen Vertretern des Sanften Tourismus wurde übersehen, daß man ihn nicht für alle Reisewilligen anbieten kann - das wäre ökologisch eine Katastrophe. Ab einer bestimmten Sättigungsgrenze ist er genauso umweltschädlich wie andere Tourismusformen oberhalb ihrer Sättigungsgrenze. Allerdings läßt sich für wirklich sanftes Reisen auch kaum eine große Zahl von Touristen gewinnen; Allein schon aus gesundheitlichen Gründen sind Radtour, Wanderung oder Bahnanreise für viele Urlauber gar keine Alternative. Ein Feriengebiet oder ein Reiseveranstalter wird alleine mit sanftem Reiseangebot nur schwer überleben können. Immer wieder wird jedoch auch heute noch im Tourismus mit dem Begriff „sanft" geworben. Meist handelt es sich jedoch nur um das Einfuhren eines Elements aus dem Ideenspektrum des Sanften Tourismus (zum Beispiel wirbt eine Region für ihre Radwege durch die Natur als sanfte Tourismusvariante, verzichtet aber nicht auf andere, „unsanfte" Angebote wie Freizeitparks und Tropenspaßbäder). Begriffe wie „sanftes Reisen", „sanfte Mobilität" kennzeichnen heute unterschiedlichste Initiativen, Umweltverträglichkeit durch „Umorientierung" der Reisenden erreichen zu wollen. Allerdings sind diese Angebote häufig weniger begründet durch die Sorge um die Umwelt, als durch den Wunsch, den Fremdenverkehr damit ankurbeln zu können und neue Kundengruppen anzulocken. Jedoch sind solche „sanften" Angebotsalternativen ein wichtiger Bestandteil im Rahmen eines bewußten Ökomanagements im Tourismus: diejenigen Reisenden, die bereit sind, ihre Urlaubsart zu ändern, sollten auch auf ein entsprechendes umweltfreundliches Angebot zurückgreifen können. Dem ursprünglichen umfassenden Konzept des Sanften Tourismus muß man jedoch - auch wenn es heute nicht mehr akzeptabel ist - zugute halten, daß die langjährige Diskussion darüber ein Umdenken im Tourismus in Gang gesetzt hat und neue Ideen und alternative Projekte für umweltfreundlichen Urlaub hervorgebracht hat.

10

[SJ: Sanfter

Tourismus

1980 erschien in der Zeitschrift GEOein Artikel des Zukunftsforschers Robert Jungk, der die zerstörerische Kraft des Tourismus anprangerte. Unter dem hier erstmals aufgestellten Begriff „Sanftes Reisen" verstand er das Gegenteil zum Massentourismus, dem „Harten Reisen", und definierte dies durch eine Gegenüberstellung. Er rief damit die Urlauber zu mehr Einsicht und besserem Verhalten auf. Hartes Reisen Massentourismus Wenig Zeit Schnelle Verkehrsmittel Festes Programm Außengelenkt Importierter Lebensstil „Sehenswürdigkeiten" Bequem und passiv Wenig und keine geistige Vorbereitung Keine Fremdsprache Überlegenheitsgefiihl Einkaufen Souvenirs Knipsen und Ansichtskarten Neugier Laut

Sanftes Reisen Einzel-, Familien- und Freundesreisen Viel Zeit Angemessene (langsame) Verkehrsmittel Spontane Entscheidungen Innengelenkt Landesüblicher Lebensstil Erlebnisse Anstrengend und aktiv Vorhergehende Beschäftigung mit dem Besuchsland Sprachenlernen Lernfreude Geschenke mitbringen Erinnerungen, Aufzeichnungen, neue Erkenntnisse Fotografieren, Zeichnen, Malen Takt Leise

Diese Gegenüberstellung ist heute kaum noch verständlich. Wieso soll beispielsweise das Versenden von Ansichtskarten umweit- und sozialschädlich sein? Teilweise wird heute die Definition des Sanften Tourismus nach Hamele von 1989 verwendet, die jedoch den ursprünglichen Begriff neu deutet, ihn mit moderneren Ideen gleichsetzt: „Sanfter Tourismus ist umweit- und sozialverträglich! Umweltverträglichkeit bedeutet: Verträglichkeit mit der Umwelt als gesamte räumliche Umgebung, in der Menschen, Tiere und Pflanzen leben, mit den Grundlagen, die sie zum Leben brauchen (Luft, Boden, Wasser). Sozialverträglichkeit bedeutet: Verträglichkeit mit der gesellschaftlichen Ordnung und Entwicklung. Im Idealfall gewährleistet ein Sanfter Tourismus für die Urlaubsregion eine optimale wirtschaftliche Wertschöpfung (breite Streuung des wirtschaftlichen Nutzens, hoher Multiplikatoreffekt in der Region), für die Urlaubsgäste eine optimale Erholung (Erholung für breite Bevölkerungskreise), persönliche Entfaltung (kreativ, gesund, verantwortlich) und einen optimalen Bezug zum Alltag, nicht Urlaub als Gegenstück zum Alltag, sondern als Möglichkeit, den anderen Alltag zu erleben und für seinen eigenen Alltag zuhause Erfahrungen zu sammeln. Somit ist Sanfter Tourismus nur in Zusammenarbeit mit den anderen Wirtschafts- und Lebensbereichen zu verwirklichen. Maßstab für eine positive Entwicklung ist die Sicherung und Verbesserung unserer Lebens qualität, qualitatives Wachstum und nicht ein weiteres quantitatives Wachstum ohne Rücksicht auf ökologische und soziale Folgekosten. Eine solche Entwicklung erfordert eine breite Bereitschaft zum Umdenken bei allen Beteiligten und die Verbesserung der wirtschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen. Dem Fremdenverkehr fällt dabei als Wirtschaftszweig, der in besonderem Maße von einer intakten Natur und Kultur abhängig ist und mit vielen anderen Wirtschaftsbereichen zusammenarbeitet, eine Vorreiterrolle zu. Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung kann er hier neue Maßstäbe für ein Leben und Wirtschaften in Einklang mit Mensch und Natur setzen."

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Alternativer Tourismus Neben dem sanften Tourismus entwickelten sich noch andere Reiseangebote, die bewußt Alternativen zum organisierten Massentourismus bieten wollen. Die Palette reicht hier von der Fahrradtour in ein Naherholungsgebiet über den Töpferkurs in der Toskana bis zum Heilfasten auf Madeira. Heute bezeichnet man mit diesem übergeordneten Begriff ein Tourismussegment, das sich vom Angebot der Großveranstalter deutlich absetzt. Die meist kleinen Veranstalter bieten Urlaub für Individualreisende oder Kleingruppen mit alternativen Spezialangeboten, die oft natur- und umweltorientiert sind, oft aber auch aus dem Bereich der Esoterik, Gesundheit oder Kunstgestaltung stammen. Die genauen Abgrenzungen dieses Segments sind nicht eindeutig. Alternativtourismus bedeutet also nicht zwangsläufig ein sanftes oder umweltschonendes oder sozialverträgliches Reisen. > » | 6 ]

[6]: Alternativtourismus

auf dem Reisemarkt

Köln

Jedes Jahr Anfang Dezember öffnen sich für das Publikum in Köln fur drei Tage die Tore zum Reisemarkt. 1996 präsentierten sich hier 628 Anbieter mit ihren Angeboten ausüber 140 Ländern den rund 40.000 Besuchern. Neben anderen Tourismussegmenten wie Sporttourismus und Bildungsreisen waren 1995 erstmals auch 10 Veranstalter mit dem Schweipunkt „Anders Reisen" vertreten, eine Premiere unter deutschen Tourismusmessen. 1996 beteiligten sich schon 25 Aussteller in diesem Sektor. Es sind überwiegend kleine Veranstalter, die sich auf dem Reisemarkt Köln mit ihren Spezialprogrammen zum alternativen Reisen gemeinsam der Öffentlichkeit präsentierten. Diese Reiseveranstalter wollen Wege aufzeigen, Urlaub einmal „anders" zu erleben (Alternativtourismus hat hier also eine sehr umfassenden Bedeutung). Dabei stehen touristische Highlights ebenso auf dem Programm wie verborgene Pfade fernab der klassischen Routen. Ob zu Fuß, zu Wasser oder mit dem Rad, es geht langsam voran bei diesen Reisen: die Teilnehmer sollen genügend Zeit haben, um Eindrücke aufzunehmen und ein Gefühl für die verschiedenen Landschaften zu entwickeln. Angeboten werden Fahrten entlang des Colorado-River, Regenwaldexpeditionen, Seekajak-Touren rund um Rügen, Whale-Watching auf den Kanaren, naturkundliche Spaziergänge im Tessin, Rentierschlittentouren in Lappland, Radreisen durch Norddeutschland und vieles andere m e h r . Einige der alternativen Reiseveranstalter vom Reisemarkt Köln präsentieren sich besonders umweltfreundlich, andere kombinieren ihre Reisen mit einem speziellen Seminarprogramm, wieder andere mit Familienbetreuung. Auch hier muß mar) also gezielt nachfragen, wenn man ein umweit verträgliches Angebot sucht. Dafür aber ist eine Präsentation auf einer Reisemesse ideal. Die Stände der Alternativanbieter sind trotz ihrer vergleichsweise simplen Ausstattung stets rege besucht.

Natur- und Ökotourismus „Grüner" Tourismus ist generell mit Vorsicht zu betrachten: Oft handelt es sich nur um den Ausbau naturnaher Urlaubsformen oder um die touristische Erschließung von Naturschutzgebieten oder die Gestaltung einer Hotelanlage mit einheimischem Holz. Eine Form des ,grünen" Tourismus hat sich aber inzwischen als eigenständige und (meist) seriöse Alternative etabliert: der Natur- und Ökotourismus. Im umfassenden Sinne sind hierunter die Tourismusangebote zu verstehen, die Natur zum Ziel und Inhalt haben, also naturnaher Tourismus mit einer Erziehungkomponente. Zwischen Natur- und Ökotourismus wird dabei meist nicht unterschieden. Beispiele für dieses Tourismussegment sind geführte Wandertouren durch Naturparks, Studienreisen zur Vogelbeobach12

tung, Trekking und Expeditionen mit naturkundlicher Führung. Solche Reisen führen in der Regel nicht in die typischen Touristengebiete, sind nicht auf große Touristenzahlen ausgerichtet und benötigen meist keine umfangreiche Infrastruktur. Laut dem B A T.-Freizeit-Forschungsinstitut bilden die sogenannten Ökotouristen die drittgrößte Trendgruppe für das Reisen in den neunziger Jahren, andere Schätzungen gehen von einem Marktsegment von circa 20 Prozent für diese Reisen aus. Sind diese Natur-/Öko-Urlaubsreisen umweltfreundlich? Nicht ohne weiteres. Führen solche Reisen in die noch weitgehend unberührte Natur, so kann durch falsches Verhalten großer Schaden angerichtet werden. Die Naturreisen erfordern daher besondere Umweltsensibilität vom Veranstalter und vom Reisenden. Sie sind nur für einen relativ kleinen Teil der Reisenden durchfuhrbar (aufgrund der limitierten Infrastrukturen, der Anforderungen an die Reiseteilnehmer etc.). Ökotourismus („Ecotourism") als Überbegriff ist vor allem in den Ländern der dritten Welt eine oft strapazierte Bezeichnung für das Ankurbeln des Tourismus mithilfe der vorhandenen Naturschätze und leider oft ohne die entsprechenden Investitionen in eine notwendige, umweltschonende Infrastruktur. Bootstouren durch den noch vorhandenen Dschungel, Wanderstege durch die letzten Sumpfgebiete, Bustouren durch die Reservate gefährdeter Tiere - hier kommt es auf das „Wie" an, die Art und Weise der Planung und Durchführung, ob ein solches Angebot wirklich „öko" ist. Im besten Fall werden für den Ökotourismus gefährdete Gebiete unter Schutz gestellt und die Flora und Fauna als Attraktion behütet. Im schlimmsten Fall schleppen die Touristen fremde Arten und Krankheiten in die oft heiklen Ökosysteme ein, und die zahlreichen Besucher zerstören durch Lärm, Abgase, Müll usw. den natürlichen Lebensraum in den letzten Paradiesen. Natur- und Ökotourismus kann eine Lösung für ganz bestimmte Tourismusziele sein, braucht jedoch ein professionelles (Umwelt-)Management. W o dies gegeben ist, wird durch ein solches Reiseangebot das Naturverständnis und der Umweltrespekt der Touristen gefördert, und die Region erfährt - auch in den Augen der Einheimischen - einen Wertzuwachs durch ihre intakte Umwelt, die dadurch zu einem schützenswerten Gut wird.

Agrotourism us Unter Agrotourismus versteht man diejenigen Urlaubsangebote, die bewußt an die vorhandenen bäuerlichen Infrastrukturen einer Landschaft anknüpfen. Gerade die ländlichen Gebiete, die kein Sonne-Strand-Meer-Angebot vorweisen können, blieben lange vom Tourismusgeschäft weitgehend abgekoppelt und von den negativen Folgen verschont. Inzwischen ist hier vielerorts ein ganz eigener, natur- und umweltbezogener Urlaubstyp entstanden. Aus den „Ferien auf dem B a u e m h o f ' für das naturentfremdete Stadtkind ist jetzt Erlebnisurlaub besonderer Art für Jung und Alt geworden, der durch die typische Landwirtschaft der Region geprägt ist. Mal mehr, mal weniger eingebunden in die normalen Aktivitäten auf dem Bauernhof oder dem Weingut wird hier für den Urlauber die Harmonie von Mensch und Natur noch leicht erfahrbar. Ein wesentlicher Bestandteil des Agrotourismus ist dabei auch die frische, naturbelassene, gesunde Küche, die zum Qualitätsmerkmal dieses Tourismusangebots gehört. Viele Fremdenverkehrsgemeinden fördern bewußt das Interesse der Urlauber an den landwirtschaftlichen Produkten der Region, in dem sie beispielsweise originelle Bauernmärkte veranstalten oder Führungen durch einheimische Verarbeitungsbetriebe (Käsereien, Weinkelle-

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reien, Nußröstereien etc.) organisieren. Hierdurch wird ein Aufenthalt in einem ländlichen Gebiet auch für diejenigen Urlauber interessant, die nicht auf dem Bauernhof wohnen wollen. Agrotourismus entspricht einem Trend unserer Zeit zu mehr Natürlichkeit. Familien mit Kindern, die klassische Zielgruppe für Urlaub auf dem Bauernhof, gelten als besonders umweltsensibel. Ihnen geht es eher um das Kennenlernen ökologischer Zusammenhänge, nicht um reinen „Naturkonsum". Bei diesen Urlaubern ist das Bedürfnis nach heiler, intakter Natur besonders ausgeprägt. Der Agrotourismus ist prädestiniert dafür, umweltorientierte Ferien anzubieten. Wie der Ökotourismus ist er jedoch nicht automatisch auch umweltverträglich. Dazu gehört zusätzlich ein bewußtes Umweltmanagement in der ganzen Region (mit Verkehrslenkung, Biolandwirtschaft usw.), sonst dient Agrotourismus mehr der Förderung der Landwirtschaft als dem Umweltschutz und der Umweltverträglichkeit im Tourismus.

Nachhaltiger Tourismus Im Jahr 1992 wurde in Rio de Janeiro auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung das Konzept der „nachhaltigen Entwicklung" („sustainable development", gelegentlich auch mit „tragbare Entwicklung" übersetzt), als wesentliche politische Leitlinie für das 21. Jahrhundert deklariert. Es stellt ein globales und auf alle Sektoren übergreifendes Entwicklungsmodell dar. Der Leitsatz der nachhaltigen Entwicklung lautet: „Erlaubt ist nur, was von Natur und Gesellschaft auf Dauer mitgetragen werden kann." Jedes menschliche Handeln soll an den Belastungsgrenzen von Natur und Gesellschaft orientiert werden. Es liegt nahe, eine solche Leitlinie auch auf den Tourismus zu übertragen. Das umfassende Maßnahmenprogramm der Erdgipfelkonferenz von Rio zur Sicherung einer dauerhaften Zukunft unseres Planeten bis ins 21. Jahrhundert wurde unter dem Namen „AGENDA 21" bekannt. Inzwischen haben die beiden weltweiten Touristenorganisationen zusammen mit dem Erdrat eine AGENDA 21 für die Tourismusindustrie erarbeitet, die das Konzept der Nachhaltigkeit für den Tourismus (für staatliche Stellen, Touristikverwaltungen und Fachverbände einerseits und Unternehmen andererseits) erläutert. Ein „nachhaltiger Tourismus" („sustainable tourism") berücksichtigt die Bedürfnisse heutiger Touristen und Gastgeberregionen und schützt bzw. erweitert gleichzeitig die Möglichkeiten für die Zukunft. Er ist an der Kapazität der Natur auszurichten, wobei eine möglichst sparsame Nutzung aller Ressourcen zu verfolgen ist. Das Ziel einer solchen Tourismuspolitik ist die dauerhafte Erfüllung der ökologischen, aber auch der ökonomischen und soziokulturellen Funktionen - grundlegende ökologische Prozesse, die Artenvielfalt und die lebenserhaltenden Systeme sind dabei zu bewahren. Umweltschutz steht in diesem Konzept also nicht als solcher im Vordergrund, sondern eine Nutzung der Umwelt, die am Erhalt der für den Menschen lebensnotwendigen Naturpotentiale ausgerichtet ist. Nachhaltiger Tourismus berücksichtigt aber auch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte der Entwicklung und fordert hierfür die gleiche Nachhaltigkeit.

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Umweltverträglicher Tourismus Basierend auf der Leitidee der Nachhaltigkeit wird ein Tourismus, der zwar wirtschaftlich orientiert ist, aber unter Berücksichtigung des Erhalts von Natur- und Umweltpotentialen gestaltet wird, als umweltverträglicher Tourismus bezeichnet. Viele der oben beschriebenen Tourismusvarianten sind diesem Begriff zuzuordnen, doch ist das Kriterium nicht, ob sie sich dem Natur- bzw. Umweltschutz definitiv widmen oder die Umwelt/Natur wenig belasten, sondern ob sie an den Belastungsgrenzen der Natur und der Umwelt orientiert werden. Im Gegensatz zum nachhaltigen Tourismus ist beim umweltverträglichen Tourismus nur von den Umweltproblemen die Rede; Die Aspekte der Sozialverträglichkeit des Tourismus sind bewußt ausgeklammert - nicht etwa, weil sie weniger wichtig oder interessant sind, sondern weil sich die Umweltproblematik an der Entwicklung des Umweltschutzes in anderen Teilen der Wirtschaft ausrichten läßt und damit bedeutende Erfolge erzielt werden können. In vielen Fällen - besonders beim wachsenden Tourismus in Entwicklungsländern - wird aber ein wesentlicher Durchbruch bei den Umweltschutzmaßnahmen erst erzielt werden, wenn auch die Sozialverträglichkeit des Tourismus beachtet wird. Dies allerdings ist eine ungleich komplexere Aufgabe. Umweltverträglicher Tourismus kann nur von den touristischen Organisationen, den politischen Stellen und den Tourismusunternehmen entwickelt werden, es ist keine Forderung, die sich primär an den Reisenden wendet (im Gegensatz zum sanften Tourismus). Jedoch ist der Tourist nicht ohne Einfluß dabei: durch seine Auswahl aus dem reichhaltigen Angebot im Tourismussektor kann er umweltverträgliche Anbieter fördern und durch sein verantwortliches Verhalten beim Reisen zum Erfolg von umweltschonenden Maßnahmen beitragen. Umweltverträglicher Tourismus kann nur zustande kommen, wenn alle Bestandteile des komplizierten Geflechts an Tourismusunternehmen das Kriterium „Umweltqualität" im Sinne der nachhaltigen Entwicklung in ihre Unternehmensführung aufnehmen, denn jede Reise ist letztlich ein Gesamtprodukt der daran beteiligten Unternehmen. Wenn also die Teilnehmer am Tourismus-Mix zu Umweltmanagement aufgefordert werden, so heißt das in der Praxis für jeden etwas ganz anderes - der Familienpension auf Kreta wird man zum Beispiel nicht dieselben Maßnahmen empfehlen können wie dem Ferienflieger Condor. Es gibt keine Standardrezepte für umweltverträglichen Tourismus. Es gibt jedoch für jedes Unternehmen spezifische Hilfe durch Broschüren, Förderprogramme, Wettbewerbe, Beispielprojekte und spezialisierte Berater - und kontinuierlich kommen weitere auf den Markt. Der Tourismus hängt mehr als jede andere Branche von der intakten Natur und der funktionierenden Umwelt ab. Zukünftig werden sie verstärkt zum Qualitätsmerkmal im Tourismus, denn die Erfahrungen mit Umweltproblemen in den letzten Jahren haben gezeigt, daß die Urlauber gegebenenfalls schnell wegbleiben und die Tourismuswirtschaft vor Ort zusammenbrechen kann. Die Gestaltung eines umweltverträglichem Tourismus setzt neben viel Engagement auch neue Kenntnisse voraus: Wissen über die Umweltprobleme, die durch die eigene Tätigkeit im Tourismussektor und durch eigene Reisen entstehen können, und über die Lösungsmöglichkeiten, die im Einzelfall zur Verfugung stehen.

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1.2. Umweltprobleme im Tourismus Beobachtbare Umweltschäden Jeder hat schon selbst die Umweltauswirkungen des Tourismus erfahren, etwa: • schlechte Luft in Verkehrsstaus, • Müll am Strand oder Straßenrand, • Unrat oder Algenteppiche im Meer, • zubetonierte Küstenlandschaften. Aber man hat auch zumindest vage Kenntnisse von anderen Umweltschäden, die man nicht selbst gesehen hat, von denen aber in der Presse die Rede war: • Klimaschäden durch Flugverkehr, • Abholzung von Wäldern für Neubauten und Straßen, • Untergang von Schildkröten-Kolonien oder Korallenbänken durch Badende bzw. Taucher, • Rückgang der Zugvögel-Populationen, • Energievergeudung durch Leuchtreklamen usw. Die zu beobachtenden Umweltschäden sind abhängig von der Anzahl der Reisenden und deren Verhalten. Die Bedrohung aber, die sie für die Natur darstellen, hängt auch von der Art der Schäden ab. So ist zum Beispiel eher reichlich Abfall am Strand bei hohen Touristenzahlen und nachlässigem Verhalten zu befurchten, die Bedrohung für das Meer hängt aber von der Art des Mülls ab, der ins Wasser gespült wird (biologisch abbaubar, giftig, ätzend..,). Viele der beobachteten Schäden (wie Abfall, Abwasser) kann man direkt den touristischen Unternehmen (den Hotels, Restaurants, Transporteuren) zuweisen. Hier werden die Unternehmenzukünftig ganz unmittelbar in Beweiszwang kommen, denn die Urlauber werden zunehmend direkt nachfragen, was das Unternehmen gegen die Mängel unternimmt. Diejenigen, die gar nicht erst fragen oder mit den Antworten nicht zufrieden sind, werden mit großer Wahrscheinlichkeit zukünftig ein anderes Urlaubsziel, einen anderen Veranstalter wählen. Manche Umweltschäden, besonders bei Landschaft, Tier und Pflanzenwelt, sind der mangelnden Sorgfalt der Gemeinden und der Politiker des Feriengebietes zuzurechnen; Diese müßten durch Gesetze und Regelungen vor Ort für den Erhalt von Natur und Landschaft sorgen. Als Laie kann man bei diesen Schäden oft nicht beurteilen, ob sie wirklich nur vom Tourismus verursacht wurden und wie dramatisch sie sind. So wird manches Problem in den Gemeindeverwaltungen von Abteilung zu Abteilung geschoben und bleibt zunächst ungelöst. Eine Regelungdes Umweltschutzes im Zusammenhang mit dem Tourismus ist in den Gemeinden oft nur möglich durch die Kooperation verschiedener Ressorts (Naturschutz, Verkehr, Landwirtschaft, Raumplanung, Fremdenverkehrsförderung etc.) und durch Austausch zwischen den national, regional, und lokal zuständigen Behörden. Wichtig ist hier, unter Abstimmung aller Interessensgruppen eines Gebiets charakteristische Belastungsgrenzen für den Tourismus zu finden, oberhalb derer die Umwelt irreparabel geschädigt wird, und Maßnahmen zu ergreifen, diese Belastungsgrenzen nicht zu überschreiten. »>[71

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[7J: Umweltsensibilität

der deutschen

Touristen

Gravierende Umweltprobleme bemerkten von den deutschen Urlaubern: insgesamt davon bei. - Gewässern - Müll - verschmutzten Stränden - abgestorbenen Bäumen - erosionsgeschädigter Landschaft - Lärm Quelle: Economy Intelligence Unit Special Report No.

1985

1988

21,9 %

46,8 %

13,8 % 30,1 17,1 7,5 % 6,3 % 13,0 6,3 % 12,8 4,5 % 13,5 3,9 % 11,5 2453, London 1992

% % % % % %

Naturschutz Staaten, Länder und Gemeinden haben sich durch ihre Naturschutzgesetze und verschiedene internationale Übereinkommen bereits zum Schutz von Landschaft, Tieren und Pflanzen verpflichtet. Offensichtlich reicht das jedoch in vielen Fällen nicht aus: manchmal, weil die entsprechenden gesetzlichen Regelungen nicht vorhanden sind, manchmal weil es an den Kontrollen und Strafen für die Durchsetzung fehlt. In Deutschland gibt es knapp 5.000 Naturschutzgebiete, ca. 6.200 Landschaftsschutzgebiete, 85 Naturparke und 11 Nationalparke. Während Landschaftsschutzgebiete und Naturparke auch ausdrücklich für die Erholung der Bevölkerung und den Fremdenverkehr vorgesehen sind (mit der Bedingung, daß Natur und Landschaft dabei geschützt werden), sind Nationalparke Gebiete, die vom Menschen möglichst nicht oder wenig beeinflußt werden sollen, aber einem vorsichtigen, limitierten Tourismus offenstehen. Die Nationalparke decken eine Fläche von über 700.000 Hektar ab. Landschaftsschutzgebiete und Naturparke umfassen rund ein Drittel der Fläche der Bundesrepublik. Das Bundesumweltministerium fördert Naturschutz in Deutschland alleine im Rahmen von Naturschutzgroßprojekten jährlich mit über 40 Millionen Mark. Das deutsche Naturschutzgesetz war in den vergangenen Jahren immer wieder in der Diskussion. Vorschläge fiir eine Novellierung scheiterten wiederholt am Einspruch der Vertreter der Landwirtschaft und an der Finanzierung. Nach mehreren Anläufen beschloß im Juni 1997 der Bundestag endlich die eingebrachte Gesetzesvorlage zur Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG). Die Verabschiedung des neuen Gesetzes scheiterte jedoch kurz darauf an der Zustimmung des Bundesrates. Das Tauziehen um die Novellierung, die der Anpassung des aus dem Jahr 1976 stammenden Gesetzes an die gestiegenen gegenwärtigen und künftigen Anforderungen des Naturschutzes sowie an bindende EU-rechtliche Vorgaben dienen soll, geht weiter. > » | 8 ] Zum Naturschutz gehört auch der Artenschutz. Das Naturschutzgesetz sieht dazu neben den traditionellen Verboten schädlicher Handlungen gegen wildlebende Tiere und wildwachsende Pflanzen auch den Biotopschutz vor, der die Gesamtheit der Arten in ihrer natürlichen Vielfalt erhalten will („Schutz der biologischen Vielfalt/biodiversity"). Zusätzlich gibt es einige internationale Vereinbarungen zum Artenschutz, die jedoch in den Urlaubsgebieten oft nicht rigoros durchgesetzt werden, um dem lokal wichtigen Tourismus nicht zu schaden. Dazu gehören zum Beispiel die EU-Vogelschutzrichtlinie von 1979, das Ramsar-LJbereinkommen von 1973 zum Schutz gefährdeter Feuchtgebiete sowie das Washingtoner Artenschutzübereinkommen von 1973. 17

[8]: Naturschutz

- Gesetzlicher

Rahmen

Europaweit sind in den vergangenen Jahren einige EU-Richtlinien und Verordnungen zum Naturschutz eingeführt worden: • die EU-Vogelschutzrichtlinie • die EU-Richtlinie zum Schutz von Flora, Fauna und Habitat (FFH-Richtlinie) • die EU-Artenschutzverordnung In Deutschland ist das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) verbindlich. Das ausdrückliche Ziel dieses Gesetzes ist die nachhaltige Sicherung von Natur, Landschaft, Pflanzen- und Tierwelt als Lebensgrundlage und für die Erholung der Menschen. Es ist ein Rahmengesetz, das durch Landesgesetze und Verwaltungsvorschriften konkretisiert wird. Zu den Grundsätzen dieses Gesetzes gehören u.a. die Erschließung, Gestaltung und Erhaltung von Naherholungs-, Freizeit- und Feriengebieten und der erleichterte Zugang zu Landschaftsteilen, die sich fllr die Erholung der Bevölkerung besonders eignen. In diesen Gebieten ist - ebenso wie in den besiedelten oder landwirtschaftlich genutzten Räumen - die Natur jedoch zu schonen und zu erhalten. In erster Linie wird der Schutz von Natur und Landschaft verwirklicht durch die Festsetzung besonders geschützter Gebiete: Naturschutzgebiete, Nationalparks, Landschaftsschutzgebiete, Naturparks, Naturdenkmäler/Geschützte Landschaftsbestandteile. Während es im bisherigen Bundesnaturschutzgesetz hauptsächlich um die geregelte Nutzung der Natur ging, nennt der Novellierungsentwurf v o m Juni 1997 auch die Sicherung der Regenerationsfahigkeit der Naturgüter (Prinzip der Nachhaltigkeit) als Ziel. Kernpunkte des neuen BNatSchG würden bei Verabschiedung dieses Entwurfs insbesondere: • Verbesserung des allgemeinen Schutzes von Natur und Landschaft, u.a. durch Regelungen zur - Stärkung des Vertragsnaturschutzes - gesetzlichen Verankerung der ökologischen Umweltbeobachtung - Verbesserung der Landschaftsplanung - Ergänzung der Eingriffsregelungen im Hinblick auf die Anforderungen der FFHRichtlinie. • Hervorhebung des Naturschutzes als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, u.a. durch - Verpflichtung für jedermann, sich so zu verhalten, daß Natur und Landschaft nicht mehr als nach den Umständen unvermeidbar beeinträchtigt werden sowie - Verpflichtung von Bund und Ländern zur naturschutzfreundlichen Bewirtschaftung ihrer Flächen. • Verbesserung des Biotopschutzes, u.a. durch - Umsetzung der FFH-Richtlinie im Gebietsschutzabschnitt und - Einfuhrung der Schutzkategorie Biosphärenreservat, die dem Ziel dient, Schutz und Nutzung von Natur und Landschaft modellhaft zu integrieren. • Anpassung des Artenschutzteils an EU-rechtliche Vorgaben, u.a. durch - Anpassung an die Anforderungen des Binnenmarktes und - Erlaß von Durchfuhrungsbestimmungen zu der am 1.6.1997 in Kraft getretenen EUArtenschutzverordnung. • Neuordnung des Verhältnisses von Landwirtschaft und Naturschutz, u.a. durch - Streichung der Landwirtschaftsklausel des § 1 Abs. 3 - Klarstellung in den Grundsätzen, daß bei Maßnahmen des Naturschutzes und der Landwirtschaftspflege die besondere Bedeutung der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft für die Erhaltung der Kultur- und Erholungslandschaft zu berücksichtigen ist, - Klarstellung in der eingriffsrechtlichen Landwirtschaftsklausel, daß die der guten fachlichen Praxis entsprechende land- und forstwirtschaftliche Bodennutzung in der Regel keinen Eingriff darstellt, - Schaffung eines finanziellen Ausgleichs für wirtschaftliche Nachteile, die der Land- und Forstwirtschaft durch naturschutzbedingte Nutzungseinschränkungen entstehen. Die Finanzierung eines aufwendigeren Naturschutzes muß nicht allein aus deutschen Mitteln bestritten werden: von 1993 bis 1997 standen Deutschland zwei Milliarden Mark aus Mitteln der EU dafür zur Verfügung.

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Deutschland gehört zu den 130 Staaten, die dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen zum Schutz von über 8.000 Tier- und etwa 40.000 Pflanzenarten beigetreten sind. Urlauber werden über die Bestimmungen dieses Abkommens durch Broschüren über unerlaubte Souvenirs und die Folgen des Handels mit geschützten Arten informiert- so gibt beispielsweise das Bundesumweltministerium eine entsprechende 10-seitige Broschüre heraus. Neu ist die im Juni 1997 in Kraft getretene EU-Artenschutzverordnung.. Durch sie sollen unter anderem eine einheitliche strenge Einfuhrgenehmigungspraxis für geschützte Tiere und Pflanzen und bessere Kontrollmöglichkeiten an den Grenzen geschaffen werden

Expertenmeinung

Neue Naturschutzstrategie erforderlich „Angesichts des anhaltenden Arten- und Biotoprückgangs ist eine neue Naturschutzstrategie erforderlich/" betonte Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel bei der Vorstellung der 170-Seiten starken Zustandsbeschreibung der Natur und des Naturschutzes in Deutschland. „Die vom Bundesamt für Naturschutz vorgelegten Daten zur Umwelt belegen, daß die Bemühungen der vergangenen Jahrzehnte nicht ausgereicht haben, die Gefährdungsursachen für den Arten- und Biotopschutz wirksam zu bekämpfen. " Bonn, Februar ¡997

Um beispielsweise auch die am strengsten geschützten Nationalparke für Besucher zuzulassen, ist heutzutage ein gezieltes Parkmanagement mit Besucherlenkung und -limitierung nötig. Ein solches Nationalparkmanagement erfordert die Kenntnis der Belastungsgrenzen der Natur im betroffenen Gebiet.

Belastungsgrenzen von Natur und Umwelt Das Fatale an den Störungen im Naturhaushalt ist, daß man sie meist erst dann sieht, wenn das System schon aus dem Lot geraten ist. Die Vorstellung, daß alle Dinge und Lebewesen durch ihren Austausch an Energie, Material und Informationen untereinander in Ökosystemen verbunden sind, hat überall Einzug gehalten. Wir üben durch das Reisen vielfältig Einfluß aus auf andere Ökosysteme, indem wir zum Beispiel Energie und Rohstoffe verbrauchen, Müll und Abwasser zurücklassen. Das ist für sich gesehen nicht so schlimm, solange das Gebiet bzw. das Ökosystem, durch das oder in das wir reisen, diesen Einfluß ausgleichen kann und nicht aus dem Gleichgewicht gerät. > » | 9 | Daher kommt das Bestreben um „nachhaltiges" Wirtschaften (sustainable development): für ein Gebiet soll bezüglich einer bestimmten Belastung ein Grenzwert gefunden werden, eine „Belastungsgrenze" also, die die Natur noch verkraften bzw. wieder ausgleichen kann ohne irreparablen Schaden aufzuweisen (im englischen spricht man von „carrying capacity"). Diese Belastungsgrenze der Natur ist ein wichtiges Argument für Planung und Kontrolle eines umweltverträglichen Tourismus in einem Feriengebiet. Sie orientiert sich an der Selbstregulationskraft der örtlichen Ökosysteme. Um sie festzustellen, beobachtet man zum Beispiel die aufgetretenen Störungen, speziell die Störungen durch den Tourismus.

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[9]:

Ökosysteme

Die Gesamtheit der unbelebten Faktoren eines Ortes (z.B. Gesteine, Wasser, Luft, Licht, W ä r m e ) bildet zusammen mit der in ihm wohnenden Lebensgemeinschaft von Mikroben, Pflanzen und Tieren ein Ökosystem. Die verschiedenen Elemente eines Ökosystems stehen untereinander durch Austausch von Stoffen, Energie und Informationen in Beziehung. Das Ökosystem selbst steht durch Austauschprozesse (Input/Output) mit anderen Ökosystemen in Beziehung. Erst diese Wechselwirkungen intern und extern machen aus den einzelnen Elementen ein Ökosystem und bestimmen seine Stabilität oder Sensibilität. Ein naturnahes Ökosystem reguliert sich weitgehend selbst, d.h. bei Schwankungen in der Zusammensetzung und Menge der Systemelemente (unbelebt oder belebt), in den Energieflüssen oder in den Stoffumsätzen gleicht das System dies so aus, daß das Gesamtsystem sich immer annähernd im Gleichgewicht befindet. Diese funktionierende Selbststeuerung ist die Grundbedingung für die Überlebensfähigkeit des Ökosystems.

D i e Frage nach der B e l a s t u n g s g r e n z e lautet dann etwa: wieviel Touristen verträgt eine Insel, wenn die Infrastrukturen X sind, der Veranstalter Y tut, und die T o u r i s t e n sich Z verhalten? M a n b e o b a c h t e t den R ü c k g a n g der Korallenriffe, den Verschmutzungsgrad des M e e r e s b o d e n s etc. und bezieht dies a u f die derzeitige Touristenzahl und ihr Verhalten, die vorhandene Infrastruktur und die aktuellen M a ß n a h m e n des Veranstalters.

D i e A G E N D A 2 1 für die R e i s e - und Tourismusindustrie gibt zur Erfassung von B e l a s t u n g s grenzen in ihrem Teil 1 wertvolle Hinweise für Regierungsstellen, nationale Touristikverwaltungen und Fachverbände. L a u t diesem D o k u m e n t soll das vorrangige Ziel darin b e s t e h e n , „ S y s t e m e und Verfahren zu etablieren, um nachhaltige Entwicklungserwägungen in das K e r n stück des E n t s c h e i d u n g s p r o z e s s e s einzugliedern und um die M a ß n a h m e n festzulegen, die erforderlich sind, um eine nachhaltige Touristikentwicklung ins L e b e n zu rufen " Die A G E N D A 21 nennt dazu neun Prioritätsgebiete. » > ( 1 0 |

[10]: AGENDA Fachverbände

21 für

Regierungsstellen,

nationale

Touristikverwaltungen

und

A u f neun Gebieten soll mit höchster Priorität nach Maßnahmen für eine nachhaltige (umweit- und sozialverträgliche) Tourismusentwicklung gesucht werden: 1.)

Bewertung der Kapazität des existierenden gesetzlichen, wirtschaftlichen, und freiwilligen Rahmens, um nachhaltigen Tourismus ins Leben zu rufen

2.)

Bewertung der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und Umweltfolgen verursacht durch die Aktivitäten der Organisation Ausbildung, Bildung und Öffentlichkeitsbewußtsein Planung von nachhaltigen Touristikentwicklungen Vereinfachter Austausch von Informationen, Fähigkeiten und Technologie, die sich auf nachhaltigen Tourismus zwischen entwickelten und Entwicklungsländern beziehen Die Gewährleistung, daß alle Gesellschaftsklassen teilnehmen können Konzeption neuer Touristikprodukte, deren Kernstück die Nachhaltigkeit ist Bemessung der erzielten Fortschritte in der nachhaltigen Entwicklung Partnerschaften für die nachhaltige Entwicklung

3.) 4.) 5.) 6.) 7.) 8.) 9.)

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Die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus in einer Ferienregion ist eine langwierige und komplexe Aufgabe, die in der Regel ein professionelles, umsetzungsorientiertes Projektmanagement verlangt. Das Ziel dabei ist nicht nur der Schutz der Natur in der Region, sondern auch die Verbesserung der touristischen Qualität des Zielgebiets zur langfristigen Sicherung des Tourismus. Ein erster Schritt dieses Prozesses ist die Bestandsaufnahme in einer Region. Im Sinne des nachhaltigen Tourismus werden dabei nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische, soziale, kulturelle und politische Daten des Zielgebiets erfaßt. Zu einer solchen IstAnalyse gehören auch Informationen über die politisch-administrative Struktur, die Infrastruktur und die demographischen und allgemein-wirtschaftlichen Gegebenheiten vor Ort sowie eine Angebotsanalyse der touristisch relevanten Strukturen (Hotellerie, Gastronomie, Sehenswürdigkeiten, Ausflugsangebote, Freizeiteinrichtungen etc.). Die Untersuchung der vorhandenen Umweltschäden oder Naturbedrohungen ist also in der Regel nur ein Teil einer umfassenderen Bestandsaufnahme. Ein großes Problem bei der notwendigen Datenbeschaffung zur Erfassung der Umweltschäden ist es, daß diese oft nicht direkt und einfach quantitativ meßbar sind, sondern häufig qualitativer Natur sind (eine seltene Pflanze verschwindet zum Beispiel allmählich von einer Bergwiese, die im Winter als Skihang dient, und wird durch ein weit verbreitetes, robusteres Gras verdrängt). Viele Umweltschäden entstehen langsam und kaum merkbar für den Touristen, wahrgenommen wird erst die deutliche Veränderung zum Schlechteren: • verschmutzte Strände • Öl-Lachen auf dem Meer • Müllhalden hinter dem Hotel • Landschaftsversiegelung durch Betonsiedlungen • Hangabrutsche durch Bodenerosion • Luftbelastung durch Verkehr • Verschwinden von Tieren und Pflanzen • Trinkwasserverknappung im Sommer Diese offensichtlichen Schäden geben zwar Hinweise, sind aber nicht ausreichend für die Feststellung von Belastungsgrenzen, die ja auch die langsamen, „kleinen" Änderungen berücksichtigen sollten. Die Umwelteinwirkungen des Tourismus muß man daher systematisch suchen als mechanische, physikalische, chemische Veränderungen bei Wasser, Boden, Luft, Energiehaushalt sowie als Veränderung der Zusammensetzung der Gemeinschaft von Pflanzen und Tieren. Die meisten Phänomene, die im Tourismus als Umweltbelastungen sichtbar sind, haben jedoch Auswirkungen auf unterschiedliche Bereiche (so ist der zunehmende Verkehr zwar hauptsächlich eine Luftbelastung, hat aber auch Einwirkungen auf Wasser und Boden sowie die Tierbzw. Pflanzenwelt). Nicht alle beobachteten Umweltwirkungen stellen auch eine Bedrohung des Ökosystems dar - hier muß eine sachkundige Bewertung erfolgen. Die Erfassung der offensichtlichen und weniger deutlichen Umweltschäden in einem touristischen Gebiet und ihre richtige Beurteilung ist eine komplexe Aufgabe, die - zumindest am Anfang - von Fachleuten (z.B. Beratern aus dem Bereich der Biologie, Geographie usw.) durchgeführt werden sollte. Bei der Planung eines neuen touristischen Projekts oder der Erweiterung eines bestehenden Projekts bietet es sich an, in Anlehnung an entsprechende Vorläufer in der produzierenden Industrie eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchzuführen, die die Auswirkungen auf die Umwelt abschätzen und gegebenenfalls Alternativen aufzeigen soll. Und selbst wenn 21

eine Beurteilung und Belastungsgrenze für ein Gebiet formuliert werden konnte, das Ergebnis ist nicht endgültig. Durch die Änderung nur eines einzigen Faktors im System (zum Beispiel den Bau einer Kläranlage am Urlaubsort) verändert sich die Belastungsgrenze (der Ferienort kann jetzt mehr Touristen ohne Abwasserprobleme verkraften). Nachhaltiges Wirtschaften wie es ein umweltverträglicher Tourismus verlangt - ist immer ein dynamischer Prozeß, bei dem in regelmäßigen Abständen die Belastungsgrenzen eines Gebiets immer wieder neu untersucht werden müssen.

Expertenmeinung

Grenzen erkennen „ Wir müssen beginnen, zu erkennen, daß es Grenzen gibt, " mahnte der frühere Generalsekretär der Welt-Tourismus-Organisation WTO, Antonio Enriquez Savignac, auf einer Tagung. „ Es gibt Grenzen für die Zahl der Besucher am selben Ort zur selben Zeit, Grenzen der Geduld und Gastfreundlichkeit unserer Gastgeber. Und es gibt Grenzen in der Zahl der Menschen, die die Naturschätze besuchen können. Wir können nicht länger annehmen, daß alle Forderungen erfüllt werden können mittels einer unbegrenzten Politik von Ausbau und Wachstum. Eine zunehmend besorgte und umweltorientierte Weltbevölkerung wird das nicht tolerieren - und auch nicht unsere zukünftigen Gäste. " Madrid, April 1995

Bestandsaufnahme in Tourismusunternehmen Für ein nachhaltiges Wirtschaften muß ein Tourismusunternehmen gleich welcher Art interne Verfahren entwickeln, um den Gedanken der Nachhaltigkeit im Management zu verankern. Es sollte Aktivitäten identifizieren, die einen umweltverträglichen (nachhaltigen) Tourismus fördern. Hierzu muß ebenfalls zunächst eine Bestandsaufnahme der Umweltwirkungen - hier des Unternehmens - durchgeführt werden. Es gilt einerseits festzuhalten, wieviel von welchen Ressourcen durch den Betrieb des Unternehmens verbraucht werden (zum Beispiel wieviel Strom, Wasser, Gas, Papier etc. ein Ferienpark für eine bestimmte Zahl Touristen derzeit benötigt). Andererseits sollte erfaßt werden, wieviel von welchen Umweltbelastungsfaktoren das Unternehmen gleichzeitig produziert (zum Beispiel wieviel von welchen Abfallen, welchen Abwässern etc.). Nur wenn ein Unternehmen weiß, welche Umweltauswirkungen es in Form von Verbrauch und Abgabe (Input und Output) verursacht, kann es an die Planung von umweltverträglichen Alternativen gehen. Die aufzustellenden Listen zur Erfassung sind natürlich für jede Sparte verschieden - ein Luftfahrtuntemehmen wird andere Kriterien auflisten als ein Restaurant. Häufig werden die Checklisten zuerst relativ grob sein und nur einfach feststellbare Kriterien erfassen. Ist der Prozeß der Selbstkontrolle jedoch erst einmal in Gang gesetzt, ist es relativ leicht, die Angaben detaillierter zu erfassen. Checklisten für die Bestandsaufnahme, mit deren Hilfe eine Erfassung wesentlich erleichtert wird, gibt es schon für viele Sparten, etwa für die Hotellerie und die Gastronomie. » > [ 1 1 1 22

In vielen Fällen wird zunächst ein U m d e n k e n nötig sein, eine Neuorientierung der Unternehmensführung: die Belastungen f ü r die U m w e l t sehen zu wollen, sich d a f ü r verantwortlich z u fühlen.

[11]: Umweltbestandsaufnahme

eines

Tourismusunternehmens

Wesentliche Bereiche, die bei einer Umweltbestandsaufnahme Tourismusunternehmen zu überprüfen sind: • • • • • • • •

in

einem

Energieverbrauch (Art, Menge, tageszeitliche Verteilung,...) Wasser-Verbrauch (insgesamt, pro Gast, jahreszeitliche/tageszeitliche Verteilung,...) Abwasserbelastung (Art, Menge, Entsorgungsart,...) Abfallproduktion (Art, Menge, Trennung, Entsorgung,...) Landschaftsverbrauch (Fläche, Verteilung, Naturgefahrdung,....) Verkehrsbelastung (Art, Menge, Verteilung, ..) Indirekte Belastung (durch Zulieferer, Anwohner, Altlasten, Renovierungen,...) Gesetzlicher Rahmen (Umweltgesetze, Hygienegesetze,...)

Die Bestandsaufnahme führt z u einem M a ß n a h m e n p l a n , der die Reduzierung der erkannten Umweltbeeinträchtigungen z u m Ziel hat. M a n c h e Maßnahmenliste ist vielleicht nur in einem bestimmten Sektor der Tourismusindustrie anwendbar. Doch j e d e s Unternehmen ist in der Lage, etwas zu tun, damit sein Angebot und die gesamte Branche umweltverträglicher werden Wie bei der Erfassung einer Belastungsgrenze für ein Feriengebiet ergibt sich auch bei der A u f stellung der Umweltwirkungen für ein Unternehmen, daß die gewonnenen Daten unter U m ständen durch Änderung der äußeren Gegebenheiten schnell veralten (so kann die A n s c h a f f u n g eines neuen, modernen Küchengeräts zu deutlichen Einsparungen im Energieverbrauch eines Restaurants führen). Daher ist auch hier eine regelmäßige Nachkontrolle erforderlich. Die A G E N D A 21 für die Tourismusindustrie g i b t a u c h für Tourismusunternehmen Hinweise, wie ein solches Verfahren der B e s t a n d s a u f n a h m e und M a ß n a h m e n p l a n u n g ablaufen kann. Die Schritte dieses Verfahrens entsprechen im Wesentlichen denen eines UmweltmanagementA u f b a u s nach der EG-Öko-Audit-Verordnung. Für Firmen identifiziert die A G E N D A 21 z e h n Prioritätsbereiche f ü r die M a ß n a h m e n . » > [ 1 2 ]

[12]: AGENDA

21 für Reise-

und

Touristikunternehmen

Auf zehn Gebieten soll mit höchste Priorität nach Maßnahmen für eine nachhaltige (umweit- und sozialverträgliche) Tourismusentwicklung gesucht werden: 1.) Beschränkung von Müll auf ein Mindestmaß 2.) Energiesparen und-management 3.) Kontrolle von Frischwasserquellen 4.) Kontrolle von Abwässern 5.) Gefahrstoffe 6.) Transportmittel 7.) Planung und Management der Landnutzung 8.) Einbeziehung von Mitarbeitern, Kunden und Gemeinden in Umweltfragen 9.) Konzept fiir die Nachhaltigkeit 10 .) Partnerschaften fur die nachhaltige Entwicklung 23

Viele „Öko-Angebote" im Tourismus können eine solche Bestandsaufnahme und die folgenden regelmäßigen Überprüfungen nicht aufweisen. Dies ist dann kein umweltverträgliches Management im Sinne der Nachhaltigkeit. Ein „Ökohotel" etwa, das ohne solche „Umweltstatistik" geführt wird, ist auf jeden Fall lobenswert aufgrund der guten Absicht der Geschäftsführung. Aber ob dort wirklich Energie und Wasser gegenüber früher oder im Vergleich zum Durchschnitt eingespart wird, ist ohne Statistik nicht feststellbar. Und nicht nur aus Nachweisgründen ist eine solche Bestandsaufnahme und Nachkontrolle wichtig. Sie dient vor allem der gezielten Planung von Maßnahmen, die Umweltwirkungen zu reduzieren (weniger Ressourcen zu verbrauchen und weniger Schäden zu verursachen). Erst wenn man weiß, wo etwas im Argen liegt, kann man sich schlau machen, welche technischen und organisatorischen Möglichkeiten es zur Verbesserung der eigenen Ökobilanz gibt und welche Lösungen für bestehende Umweltprobleme angemessen sind.

Umweltmanagement Ein Unternehmen oder eine Touristikverwaltung, die sich bisher noch nicht mit solchen Fragen beschäftigt hat, wird zunächst einen Umweltverantwortlichen benennen, der sich dann selbst oder mit Hilfe von kompetenten Beratern informiert. Dieser Umweltverantwortliche und die Festlegung seiner Einbindung ins Unternehmen, seiner Aufgaben und Verantwortungsbereiche stellen bereits die Grundzüge des Umweltmanagements dar. In kleinen Unternehmen wird oft der Geschäftsführer die Rolle des Umweltverantwortlichen mit übernehmen („Umweltschutz ist Chefsache!", ein bewährtes Prinzip aus der produzierenden Industrie). Um ein touristisches Unternehmen (und darunter kann man auch ein Ferienziel verstehen, das als Gemeinde oder Region aktiv werden will) auf umweltverträgliches Wirtschaften hin umzustellen, führt das Umweltmanagement den Betrieb durch mehrere Arbeitsphasen: • Die Bestandsaufnahme im Unternehmen zur Identifizierung ökologischer Schlüsselprobleme: Analyse des Unternehmens intern (Stärken und Schwächen) und Analyse des externen Umfeldes, besonders der untemehmensrelevanten Umweltfaktoren, ggf. aber auch der relevanten sozialen, ökonomischen, technologischen und rechtlichen Fragen sowie der Konkurrenz/Gesamtbranche, • Schaffung einer umweltsensiblen Unternehmenskultur: Aktivierung der Belegschaft für den Umweltschutz und Einbau der Umweltaspekte in die Unternehmensgrundsätze/-leitlinien, • Neuausrichtung der Unternehmensstrategie auf nachhaltiges Wirtschaften: Aufstellung von konkreten umweltorientierten Zielen (mit Umfang, Termin, Zuständigkeit etc.) und Formulierung von kurz-, mittel- und langfristigen Ökostrategien sowie Planung von differenzierten umweltorientierten Marketingaktivitäten. Diese betriebswirtschaftlich-theoretische Gliederung der verschiedenen Arbeitsphasen ergibt in der Praxis kleiner Unternehmen oft einen ganz einfachen Prozeß, in einem größeren Unternehmen jedoch einen sehr komplexen Vorgang. Während die großen Touristik-Konzerne für den Aufbau und die Durchfuhrung eines professionellen Umweltmanagements auf eigene Fachleute zurückgreifen können und die kleinen Betnebe durch ihre bessere Überschaubarkeit relativ leicht umgestellt werden können, haben mittlere Unternehmen, und das sind traditionell die meisten in der Touristikbranche, oft weder Know-how noch Kapazität, die verschiedenen Schritte allein durchzuführen.

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Es gibt jedoch zahlreiche Hilfen zum Aufbau eines funktionierenden Umweltmanagements: • branchenspezifische Checklisten, • Leitfaden, Broschüren, Zeitschriften, • dokumentierte Modellprojekte, • Tagungen, Seminare, Kongresse, • Ansprechpartner bei den Verbänden, • spezialisierte Berater. Mit den Argumenten „Ich weiß nicht", „keine Zeit", „kein Geld" kann sich heute niemand mehr herausreden, wenn er nach umweltverträglichem Management gefragt wird. Es ist für jeden machbar, auch wenn es zu Beginn nur in wenigen Punkten ist. Zur Einführung eines Umweltmanagements gibt es einige nationale und internationale Standards, die bei Einhaltung zu einer Zertifizierung führen können (z.B. das Öko-Audit-System und die ISO 14000ff). Im Tourismussektor sind auch schon einigeeigene Standards entwickelt worden (z.B. Kriterienkataloge für verschiedene Gütesiegel), andere sind noch im Aufbau.

Lösungsansätze Prinzipiell gibt es zwei Ansätze, Maßnahmen für mehr Umweltverträglichkeit zu ergreifen, die im optimalen Fall zusammenkommen müssen: • naturwissenschaftliche bzw. technische Lösungen und • organisatorische bzw. strategische Lösungen. Hier kann die Tourismusbranche aus der Entwicklung des Umweltschutzes in der produzierenden Industrie lernen. Nachdem in den siebziger Jahren die Umweltbelastung im Wasser, im Boden und in der Luft besonders in den Industriegebieten enorme Werte erreichte, entstand zunächst die Umwelttechnikindustrie, die mithilfe von Filtern und Zusatzverfahren den Schadstoffausstoß am Ende der Produktionskette eindämmte (end-of-the-pipe-Technologien). Die Umwelttechnikbranche boomte und die Entwicklung neuer Technologien und Verfahren senkte nicht nur binnen weniger Jahre die direkte Umweltbelastung in Wasser, Boden und Luft, sondern brachte auch - besonders für Deutschland - einen weltweiten Wettbewerbs vorteil und Tausende von neuen Arbeitsplätzen. Mit zeitlicher Verzögerung begann noch ein anderer Umweltschutzbereich zu expandieren: die Reparatur von bereits eingetretenen Schäden (wie bei der Altlastensanierung). Hierfür waren ebenfalls spezielle TechnologieNeuentwicklungen (Entsorgungstechnologien) erforderlich. Erst Ende der achtziger Jahre begann man verstärkt, produktionsintemen Umweltschutz zu fordern. Durch organisatorische Maßnahmen und Verfahrensumstellung sollte ein hoher Abfall- und Schadstoffausstoß gleich im Produktionsprozeß vermieden werden (Vermeidung vor Entsorgung, Schaffung von Kreislaufprozessen). Erst in jüngster Zeit wird versucht, durch ein organisatorisch-strategisches Umweltmanagement mit Prüfungen, Maßnahmen und Arbeitsanweisungen in allen Unternehmensbereichen eine koordinierte, effiziente Entwicklung des Umweltschutzes voranzutreiben. Ein entscheidender Faktor sind dabei die Kosten von Umweltschutzmaßnahmen. Über die Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben hinaus können durch ein Umweltmanagement auch Einsparpotentiale identifiziert werden, und so können die Umweltinvestitionen eher gerechtfertigt werden.

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Für die Tourismusindustrie hat diese Entwicklung im produzierenden Gewerbe deutliche Vorteile. • Technologien und Verfahren zur Energieeinsparung, Abfallreduzierung etc. sind schon entwickelt worden und werden auch zukünftig vom produzierenden Sektor vorangetrieben. • Produkte neuer Technik sind meist ausgereift und werden bereits in großen Stückzahlen produziert - und sind dadurch wesentlich preiswerter als noch vor wenigen Jahren. • Standards und Normen für Umweltmanagementsysteme sind entstanden und können nach Anpassung an den Dienstleistungssektor benutzt werden. • Methoden zur Begrenzung und Steuerung im Sinne der Nachhaltigkeit (Grenzwerte/Belastungsgrenzen) wurden entwickelt und haben die Suche danach im Tourismus gefördert. • Modelle der ökologischen Kostenrechnung/des Ökocontrollings sind bereits vorhanden. Optimal ist ein gleichzeitiges Planen und Zusammenwirken von technischen Lösungen und organisatorischen Maßnahmen. » > [ 1 3 |

[13]: Zusammenwirken naturwissenschaftlich-technischer strategischer Lösungsansätze

und

organisatorisch

Beispiele aus der Hôtellerie

naturwissenschaftliche/ technische Lösungen

Energieeinsparung

zeitliche Verlagerung stromintensiver Prozesse Senkung der Schwimmbadbeheizung Energiesparlampen zentrale Warmwasserversorgung Wärmerückgewinnung sparsame Küchengeräte der neue- Wechsel von Elektrizität zu Gas bei Küchengeräten sten Generation Verzicht auf Vorwäsche Regenwassernutzung Variabler Handtuchwechsel Wasserspartasten für Toiletten Durchflußbegrenzer fiir Duschen Regelmäßige Kontrollen auf Undichtigkeiten und Becken Verzicht auf Portionspackungen automatische Dosierspender Verzicht auf Einwegartikel Mineralwassergeräte abfiillbare Großgebinde-Reinigungs- Recycling mittel

Wasserein sparung

Abfallreduktion

organisatorische/ strategische Lösungen

Solare Warmwassergewinnung

Auf dem Gebiet der naturwissenschaftlich-technischen Lösungen gibt es aber noch ein großes Potential: Viele Lösungsmöglichkeiten werden noch zu wenig genutzt, wie etwa die Solarenergie zur Wassererwärmung, die Osmose zur Meerwasserentsalzung, die Elektronik zur Heizungssteuerung. Der Touristikbetrieb hat sich meist in klassischer Weise mit dem „Wirtschaften" beschäftigt und die Natur und Technik als gegeben hingenommen. Die schnelle Entwicklung auf diesen Gebieten in den letzten Jahren macht jetzt vieles Neue möglich, nur leider sind die Tourismusbetriebe oft darüber wenig informiert und suchen ihr Heil eher in betriebswirtschaftlichen Maßnahmen. Natürlich kann es nicht ein einziges Konzept, ein einziges Sortiment an Maßnahmen für alle Bereiche der Tourismusindustrie geben. Die deutschen Tourismusverbände bieten ebenso wie diejenigen der Nachbarländer und wie die internationalen Verbände Empfehlungen und Hilfsmittel zur Entwicklung von maßgerechten eigenen Umweltschutzmaßnahmen an. » > [ 3 2 ] 26

Politisches Umfeld Fremdenverkehrsregionen und touristische Betriebe agieren nicht im leeren, unpolitischen Raum. Die Regierungen der Länder weltweit müssen Richtungen vorgeben und Rahmenbedingungen für eine beschleunigte Entwicklung eines zukunftsfähigen, umweltverträglichen Tourismus schaffen. Gesetzlich ist im Bereich Tourismus weltweit noch wenig geregelt. Existierende Richtlinien und Abkommen über einen nachhaltigen Tourismus können richtungsweisend und fördernd wirken, jedoch ist ihre Einhaltung nicht verbindlich vorgeschrieben. Zum Schutz der Natur und der Umwelt setzen jedoch bereits vielerorts nationale Gesetze und internationale Vereinbarungen einem ausufernden und rücksichtslosen Tourismus Grenzen. Im internationalen Bereich sind dies vor allem die globalen Naturschutzabkommen: - die Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete (1971), - die Konvention über das Welterbe (1972), - die Washingtoner Artenschutz-Konvention (1973), - die Bonner Konvention über wandernde Tierarten (1979), - die Konvention über die biologische Vielfalt (1992). Für den europäischen Raum existieren noch eine Reihe weiterer Vereinbarungen zum Naturschutz: - die Berner Konvention (1979), - die Barcelona Konvention/Protokoll über Schutzgebiete (1986), - die Nordostatlantik-Konvention (1992), - die Ostseekonvention (1992), - die Schwarzmeer-Konvention (1992), - die Alpenkonvention/Protokoll über Naturschutz (1994). Im Rahmen der Alpenkonvention, einem regionalen Abkommen der Alpenanrainerstaaten, wird derzeit ein spezielles „Protokoll über Tourismus" vorbereitet, das erstmals ein internationales Instrument für umweltfreundlichen Tourismus darstellen würde. Die Verhandlungen über den Entwurf zu diesem Protokoll ziehen sich jedoch noch in die Länge. In der Europäischen Union ist der Tourismus als wichtiger Wirtschaftsfaktor anerkannt. Bei der Kommission der EU ist die Generaldirektion XXIII dafür zuständig (GD XXIII: Unternehmenspolitik, Handel, Tourismus und Sozialwirtschaft). Der Generaldirektor der GD XXIII ist seit Anfang 1997 Michel Van den Abeele, von dem zukünftig neue Impulse für den nachhaltigen Tourismus zu erwarten sind. Derzeit kommen spezielle EU-Förderprogramme und Mittel aus dem EU-Strukturfonds dem europäischen Tourismus zugute, ein Teil davon auch für umweltrelevante Projekte (für Studien und Broschürenpublikationen). Auch im Rahmen der Gemeinschaftsregelungen für den Umweltschutz wird der Tourismus berücksichtigt - das 5. EU-Aktionsprogramm von 1992 („Für eine dauerhafte und umweltgerechte Entwicklung") widmet dem Tourismus ein eigenes Kapitel. Auf einem informellen Umweltministertreffen in Santorini im Mai 1994 befaßten sich die europäischen Umweltminister mit dem Tourismus und hielten in einer Erklärung u.a. fest, daß die Umweltauswirkungen des touristischen Verkehrs begrenzt werden müssen und daß bei den Touristen das nötige Umweltbewußtsein zu schaffen ist.

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Ergänzend hat der Europarat 1994 „Empfehlungen für eine allgemeine Politik für umweltverträgliche und umweltfreundliche Entwicklung" aufgestellt, die auch einige Grundsätze über umweltverträglichen Tourismus enthalten. In Deutschland ist für den Tourismus auf Bundesebene das Bundeswirtschaftsministerium zuständig. Dort ist jedoch der Stellenwert des Tourismus nicht groß: nur sieben Mitarbeiter befassen sich mit dem Tourismus und nur 40 Millionen Mark werden jährlich für touristische Maßnahmen, hauptsächlich Förderprojekte, zur Verfügung gestellt. Die Gelder werden jedoch nicht ausdrücklich unter Berücksichtigung der Umweltverträglichkeit der Projekte verteilt, denn das tourismuspolitische Konzept der Bundesregierung stammt von 1975, als Umweltschutz unter den Entwicklungsfaktoren noch keine Rolle spielte. Das erschwert natürlich die Arbeit aufgeschlossener Länder und Kommunen für eine umweltverträgliche regionale Entwicklung des Tourismus.

Expertenmeinung

Kein aktuelles Konzept „Die Bundesregierung hat kein aktuelles tourismuspolitisches Konzept", beklagte die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus, Halo Saibold, anläßlich einer Veranstaltung mit Tourismusexperten. „Der Bund sollte die Vergabe von Tourismus-Fördermitteln an die Kriterien von Umwelt- und Sozialverträglichkeit knüpfen und dadurch Rahmenvorgaben schaffen, die dann die Länder und Kreise mit konkreten Maßnahmen für einen zukunftsfähigen Tourismus ausfüllen können." Hindelang, Juli 1996

Auch das Bundesumweltministerium (BMU) nimmt sich des Themas „Tourismus" an. Seit Jahren werden Publikationen und Studien zum Umweltschutz im Tourismus durch Fördermittel des BMU möglich gemacht. Die Publikationen wenden sich einerseits an die deutschen Urlauber, andererseits an touristische Betriebe oder Fremdenverkehrsorte. > » | 1 4 ] , » > | 1 5 |

114]: Buchtip:

Biodiversität

und

Tourismus

Bei der Berliner Tourismusbörse 1997 stellte das Bundesamt für Naturschutz ( B f N ) eine umfangreiche neue Publikation mit dem Titel „Biodiversität und Tourismus - Konflikte und Lösungsansätze an den Küsten der Weltmeere" vor. Der 339-Seiten-starke Bericht ist das Ergebnis einer v o m BfN in Auftrag gegebenen Forschungsarbeit. Die Untersuchung verfolgte den Leitgedanken, das internationale Übereinkommen über die biologische Vielfalt (BioDivKonvention) als zentrales Instrument für internationale Grundsätze und Regeln zu nutzen, die Naturschutz und Tourismus miteinander verbinden sollen und zu einer nachhaltigen Tourismusentwicklung führen sollen. Anhand zahlreicher Beispiele aus den besonders von Konflikten zwischen Tourismus und Umwelt betroffenen Küstenregionen wird der Problemdruck dokumentiert und die bisher ergriffenen Maßnahmen dargestellt. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg 1997, gebunden, 98,- DM

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[15]: Aktuelle

Urlauberinformation

des Um Weitbundesamts

1997

Konferenzen und Deklarationen Die Entwicklung eines umweltverträglichen Tourismus ist im politischen Umfeld wesentlich von der Kooperation der zuständigen Stellen verschiedener Länder abhängig. Touristische Zielgebiete haben dabei oft ganz andere Interessen als die Touristenherkunftsländer, junge Tourismusregionen in Entwicklungsländern sehen vieles anders als klassische Reiseziele. Internationale Konferenzen stellen daher ein wichtiges Forum zum Meinungsaustausch und zur Einigung auf ein gemeinsames weiteres Vorgehen dar. Die in letzter Zeit zunehmende Zahl solcher Konferenzen zu nachhaltigem Tourismus und die dort verabschiedeten Deklarationen sind ein Zeichen für die weltweit wachsende Erkenntnis über die Bedeutung des Tourismus und seiner „richtigen" weiteren Entwicklung. Als Beispiel seien hier einige typische, größere Konferenzen genannt. Auf Lanzarote fand im April 1995 eine „Weltkonferenz für nachhaltigen Tourismus" statt. 500 Teilnehmer aus 80 Ländern diskutierten hier Konzepte für zukunftsfähiges Reisen. Die Mammut-Konferenz vereinte Vertreter internationaler Organisationen, Politiker und Repräsentanten von Urlaubsregionen, Hoteliers, Veranstalter, Tourismus- und Umweltfachleute. Zum Abschluß wurde eine 18-Punkte-Erklärung verabschiedet, die „Charter for Sustainable Tourism". Sie sollte weltweit als gemeinsame Grundlage zur weiteren Konkretisierung von Zielen, Kriterien und Plänen für eine vertragliche Tourismusentwicklung dienen. 29

Bisher hat diese „Lanzarote-Charta" jedoch nicht viel Aufmerksamkeit gefunden, sicher nicht nur aufgrund der teilweise sehr vagen Formulierungen, sondern auch aufgrund der unzureichenden Organisation der Konferenz selbst, die sehr kurzfristig anberaumt war, zu viele und zu unterschiedliche Gruppen zusammenfiihrte und zu der die Fachpresse nicht eingeladen wurde. Das Bundesumweltministerium veranstaltete im März 1997 in Berlin eine dreitägige internationale Konferenz mit dem Titel „Biodiversität im Tourismus". An der Veranstaltung nahmen Umweltminister aus 18 Staaten und Abgesandte von 10 nationalen und internationalen Organisationen teil. Zum Abschluß dieser Tagung wurde die sogenannte „Berliner Erklärung" verabschiedet, in der sich die Unterzeichner in 21 Punkten auf gemeinsame Grundsätze zur Tourismuspolitik einigten. Das Abkommen soll im Sinne der AGENDA 21 die umweltverträgliche Tourismusentwicklung in denjenigen Ländern fördern, die aufgrund ihrer naturräumlichen Ausstattung und biologischen Vielfalt von einem besonderen touristischen Interesse sind. Im Einzelnen besagt die Berliner Erklärung, daß, um den Parallelinteressen zwischen Tourismus und Umweltpolitik gerecht zu werden, Entwicklungsmaßnahmen stets unter Berücksichtigung des Vorsorgeprinzips getroffen werden sollen. Touristische Neuentwicklungen sollen zukünftig nicht mehr ohne eine vorherige Umweltverträglichkeitsprüfung möglich sein, in ökologisch und kulturell besonders gefährdeten Gebieten soll Tourismus ganz vermieden werden. Negative Auswirkungen des Verkehrs durch den wachsenden Tourismus sollen besonders beachtet und möglichst reduziert werden. Auch wenn mit solchen Absichtserklärungen wie der Berliner Erklärung keine direkten Verbesserungen für die Umwelt verbunden sind, so stellt doch die Einigung auf Kernaussagen eine wertvolle Basis für die Zusammenarbeit der Länder und Organisationen dar, deren hochrangige Vertreter an der Ausarbeitung der Erklärung bei der Konferenz mitgewirkt haben, und darüber hinaus auch für die Kooperation mit anderen Ländern. Den Umweltschützern sind die Absichten der Berliner Erklärung allerdings noch nicht radikal genug. Der Deutsche Naturschutzring kritisierte beispielsweise nach der Veranstaltung, daß keine direkte Besteuerung von Flugbenzin, keine Erhöhung von Start- und Landegebühren, kein allgemeines Gütesiegel in der Tourismuswirtschaft und kein Verzeichnis ökologisch besonders wertvoller Gebiete beschlossen worden war. Dies sind jedoch alles sehr umstrittene Aktionen, für die eine Mehrheit unter den Teilnehmern einer internationalen Konferenz nicht zu erwarten ist.

Expertenmeinung

Tourismusminister sprachen über Umweltschutz „ Obwohl noch viel zu tun ist, um die Ziele der Agenda 21 umzusetzen, war ich erfreut, daß so viele Tourismusminister über Umweltschutz sprachen, " sagte Francesco Frangialli, WTOGeneralsekretär, nach der Konferenz von Male. „ Das zeigt, daß unsere Botschaft angekommen ist. Der Tourismus wird sich als guter Freund der Umwelt erweisen. " Male, Februar 1997

Die World Tourism Organisation (WTO) organisierte im Februar 1997 in Male, der H a u p t stadt der Malediven, eine internationale Konferenz über nachhaltige Tourismusentwicklung,

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an der 180 Tourismusdelegierte aus 27 asiatisch-pazifischen Staaten teilnahmen. Umweltverträglichkeit ist eine der dringendsten Aufgaben für diese Region, denn hier lebt 60 Prozent der Weltbevölkerung und der Tourismus wächst hier schneller als irgendwo sonst auf der Welt, obwohl erst 1,5 Prozent der lokalen Bevölkerung ins Ausland verreisen. Als Folge des wachsenden Wohlstands in den asiatischen Staaten rechnet die WTO hier bis zum Jahr 2010 mit einer Verdopplung des Tourismusaufkommens. Während der Male-Konferenz einigten sich die Tourismusminister und -Verantwortlichen auf eine gemeinsame Erklärung, die die Ziele des Rio-Erdgipfels und der Agenda 21 für ihre Region unterstützt. Jede weitere Tourismusentwicklung im asiatisch-pazifischen Raum soll strikt nachhaltig sein, ein wirtschaftlicher Erfolg des Tourismus, so bestätigten die Ländervertreter, kann nur erwartet werden, wenn gleichzeitig die Umwelt nachhaltig geschützt wird. Die unterzeichnenden Länder haben sich in der „Male-Deklaration" unter anderem verpflichtet, die Kooperation zwischen Tourismus-Ziel-Ländern und Touristen-Herkunfts-Ländern zu verbessern, ein verstärktes Bewußtsein für nachhaltige Entwicklung in der lokalen Bevölkerung und den Gemeinden zu schaffen sowie öffentlich-private Partnerschaften zwecks verbesserter Nachhaltigkeit im Tourismus zu fördern Im Mittelmeerraum setzen sich besonders die Baleareninseln für eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus ein. Im April 1997 fanden kurz hintereinander gleich zwei internationale Konferenzen auf den Balearen statt. Bei beiden Konferenzen wurde auf die Notwendigkeit einer harmonischen sozioökonomischen Entwicklung hingewiesen, die das Prinzip der Nachhaltigkeit in allen politischen Bereichen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene vertritt. Die Regierung der Balearen lud Fachleute nach Calviä (Mallorca) zu einer Tagung über „Tourismus und nachhaltige Entwicklung im Mittelmeerraum" ein. Die Teilnehmer der Konferenz einigten sich zum Abschluß in Calviä auf eine gemeinsame Erklärung. Unmittelbar anschließend tagte in Ciutadella auf der Nachbarinsel Menorca der „Internationale Wissenschaftliche Rat für die Entwicklung der Inseln (INSULA)". Thema dieses Kongresses war „Nachhaltige Entwiclung der Inseln". Diese Konferenz endete mit der Veröffentlichung einer Europäischen Inselagenda und einer Verpflichtungserklärung der Insel Menorca.

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1.3. Umweltaktivitäten bei Organisationen und Verbänden Es gibt zahlreiche Fachverbände und Organisationen der Touristikbranche, die, je nach Art und Tätigkeitsbereich ihrer Mitglieder, unterschiedliche Themen betreuen. Die meisten unterstützen die Umweltidee im Tourismus aktiv, zum Beispiel durch eigene Umweltausschüsse und Empfehlungen an ihre Mitglieder. Hier seien exemplarisch nur die in Deutschland und auf internationaler Ebene wichtigsten genannt.

Deutscher Reisebüro-Verband (DRV) Der Deutsche Reisebüro-Verband in Frankfurt, dem über 3500 Reisebüros und fast alle großen und bedeutenden Reiseveranstalter angehören, widmet sich seit 1986 dem Thema „Umweltschutz im Tourismus". Der Verbandsausschuß „Zielgebietsangelegenheiten" veranlaßte damals eine Erhebung über die Umweltsituation in den touristischen Hauptzielgebieten am Mittelmeer. Das Ergebnis der Untersuchung führte im Rahmen der allgemeinen Entwicklung des Themas „Umweltschutz" 1988 zur Gründung eines eigenen Ausschusses „Umwelt und Kultur" im DRV. Diesem Ausschuß gehören Vertreter der größten Reiseveranstalter und Reisebüros an. 1990 nahm der DRV den Umweltschutz als Aufgabe in die Satzung des Verbandes auf - ein deutliches Zeichen dafür, welche Bedeutung dem Thema inzwischen zuerkannt wird. Im Grundsatzpapier des Ausschusses, erstellt 1993, sind die Umweltleitlinien des DRV festgehalten. Darin heißt es: „Der Deutsche Reisebüro-Verband stellt sich aktiv der Zukunftsaufgabe, die Schutzbedürftigkeit von Mensch, Umwelt, Natur und Kultur in den touristischen Zielgebieten und die Interessen der Tourismusbranche und der Urlauber miteinander in Einklang zu bringen. Wirtschaftsentwicklung und Wirtschaftswachstum sind in den Augen des DRV kein Selbstzweck, sondern sollen der Verbesserung der menschlichen Lebensqualität dienen. Der DRV unterstützt Wirtschaftswachstum nur in dem Maße, in dem es der tatsächlichen Verbesserung der Lebensqualität dient, sowohl in Deutschland wie in den Zielgebieten. Der DRV tritt innerhalb der Branche, gegenüber anderen Wirtschaftsbereichen und gegenüber Politik und Öffentlichkeit für das Prinzip der umweltorientierten Entwicklung im Tourismus ein, ein Prinzip, • das die lebenserhaltenden ökologischen Prozesse und Naturkreisläufe bewahrt, • das die Artenvielfalt nicht gefährdet, • das die schonende Nutzung natürlicher Ressourcen vorsieht und auf die Nutzung nicht erneuerbarer Ressourcen möglichst verzichtet, • das die traditionellen Lebensweisen und die kulturelle Identität der Bevölkerung überall auf der Welt achtet und bewahrt." Der DRV-Ausschuß „Umwelt und Kultur" ist Aktions- und Ansprechpartner des DRV, wenn es um die Entwicklung von umweit- und sozialverträglichem Tourismus geht. Der Ausschuß hat durch „Grundsätze" die Rahmenbedingungen für seine Arbeit festgelegt: • Die Ressourcen Boden, Wasser, Luft, Fauna und Flora bilden die Grundlagen menschlichen Lebens und Wirtschaftens. Diese Ressourcen müssen durch aktives Umweltmanagement geschont werden. Fauna und Flora sind in ihrer Vielfalt zu erhalten.

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• Eingriffe in ökologische Kreisläufe durch touristische Erschließung müssen möglichst gering gehalten werden. Bei allen touristischen Nutzungsformen soll darauf geachtet werden, daß die Verschwendung von Energien, Rohstoffen und Nahrungsmitteln sowie die Verschmutzung von Wasser, Boden und Luft unterbleibt. • Die Bewohner und ihre Kultur prägen den besonderen Charakter einer Region. Tourismuserschließung und Tourismuswirtschaft müssen Achtung zeigen vor dem geistigen und materiellen Erbe der Gastländer und es möglichst respektieren. • Insgesamt soll der Tourismus eine nachhaltige Entwicklung in den Zielgebieten ermöglichen. Funktionierende Ökosysteme sind die Grundlage des Überlebens, nicht nur der Menschen, sondern der gesamten Vielfalt des Lebens auf der Erde. Der Ausschuß sieht es als seine vorrangige Aufgabe an, das Umweltbewußtsein in der deutschen Tourismusbranche, bei den deutschen Touristen und in den Zielgebieten zu stärken. Die Aktivitäten des Ausschusses sollen einerseits zu einer unmittelbaren Reduzierung der Umweltbelastungen führen: durch Entwicklung und Unterstützung umweltschonender Konzepte für Reisebüros und Reiseveranstalter, durch Information und Schulung der Mitarbeiter der DRV-Mitgliedsfirmen und durch die Förderung von Kooperation innerhalb der Branche, um so gewonnene Erkenntnisse möglichst effektiv zu verbreiten. Andererseits gehört die Vertretung seiner Ziele gegenüber der Politik zu den Aktivitäten des DRV-Ausschusses. Dies geschieht durch Mitarbeit in entsprechenden Gremien, zum Beispiel bei den Ministerien und der Europäischen Union, durch Mitwirkung bei der Formulierung und Umsetzung in der tourismusbezogenen Umweltgesetzgebung, durch ideelle und finanzielle Unterstützung von entsprechenden Projekten. Weitere Aktivitäten des Ausschusses sind die Information der Urlauber und die direkte Einflußnahme in den Zielgebieten. Aufklärungsarbeit und Information sollen die Touristen zum Schutz des Natur- und Kulturerbes motivieren und ihr Bewußtsein für den Wert und die Schönheit der Natur fördern. Dazu dienen DRV-eigene Informationsschriften, die an die Urlauber verteilt werden, ebenso wie die Schulung der Reiseleiterinnen und Reiseleiterin Umweltfragen, so daß sie ihr Wissen an Touristen und Partner in den Zielgebieten weitergeben können. Der Ausschuß arbeitet dazu auch an einheitlichen Bewertungsgrundlagen, Kategorien und Kennzeichnungen für die Umweltsituation in den Zielgebieten und in den Hotelanlagen. Durch regelmäßigen Gedankenaustausch der deutschen Reiseveranstalter mit den Geschäftspartnern in den Tourismusgebieten, den Hoteliers, Reise-Agenten und Busuntemehmen soll möglichst direkt für Verbesserungen der Umweltsituation geworben werden. Durch Kontakt zu den regionalen und überregionalen Entscheidungsträgern sowie zu den Umwelt- und Tourismusministerien der Hauptreiseländer will man Sensibilität für Umweltschutzfragen wecken. So hat der Ausschuß bereits eine Reihe von Broschüren herausgebracht, die sich an Touristen, Veranstalter und touristische Zielgebiete wenden: • „Zu Gast in fremden Ländern" - Umwelttips für Touristen, • DRV-Umweltempfehlungen für Reisebüros und Reiseveranstalter, • DRV-Umweltempfehlungen für touristische Anlagen, • „Ökologisch Reisen - die Natur entlasten" - drei Broschüren für Touristen auf Fernreisen, in südlichen Ländern, in Nord- und Zentraleuropa,

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• Umweltfreundliche Herstellung und Entsorgung von Katalogen und sonstigen Printmedien in der Touristikbranche, • DRV-Umweltempfehlungen für touristische Zielgebiete (Mittelmeerraum, Fernreisen, Bergregionen). 1987 wurde der Internationale DRV-Umweltpreis gestiftet und erstmals verliehen. Seitdem sind jedes Jahr bedeutende Pilotprojekte ausgezeichnet worden. 1996 fand auf der Internationalen Tourismusbörse ITB in Berlin ein DRV-Umwelt-Tag statt, auf dem aktuelle Umweltthemen, besonders die Umweltschutzmaßnahmen in den touristischen Zielgebieten, diskutiert wurden. In einer Posterausstellung stellten die Mitglieder des Umweltausschusses die Arbeit für einen umweltverträglichen Tourismus in ihrem Unternehmen vor.

DRV im Internet: http ://www.d rv.de

Deutscher Fremdenverkehrsverband (DFV) Der Deutsche Fremdenverkehrsverband in Bonn ist die gemeinsame Vertretung von 73 deutschen Fremdenverkehrsverbänden, Städten und kommunalen Spitzenverbänden. Er ist also der Dachverband zur Förderung des Tourismus in Deutschland. 1993 hat der DFV ein Umweltpolitisches Positionspapier verabschiedet, das Leitlinien und Forderungen zur umweltfreundlichen Gestaltung des Tourismus in Deutschland enthält. Danach ist eine gesicherte, gesunde Umwelt selbstverständliche Voraussetzung für eine qualitative Entwicklung des Tourismus. Aus dieser Sicht ist der allgemeine Natur- und Umweltschutz eine Existenzfrage des Fremdenverkehrs in Deutschland. Zu fünf Themenkomplexen nimmt der DFV in diesem Positionspapier eingehend Stellung: • Verkehr und Lärmschutz, • Luft, Wasser, Energie und Abfall, • Raumordnung, • Landschaftspflege und Schutzgebiete, • Tourismus und Umweltbewußtsein. Der DFV bearbeitet vielfältige Umweltthemen in seinem Ausschuß „Tourismus und Umwelt". Der Ausschuß bündelt die laufenden Maßnahmen und Projekte in den Ländern und Regionen Deutschlands und nimmt fachlich Stellung zu Initiativen im Bereich der Umweltsiegel und Marktanalysen. Er arbeitete auch mit an der Konzeption eines Umweltgütesiegels für den Tourismus in Städten und Gemeinden. Diese Projektstudie hat das Hannoveraner Büro für Tourismus- und Erholungsplanung BTE erarbeitet und 1994 veröffentlicht. Im Mittelpunkt dieser Studie standen: • die Erfassung der Umweltvorsorgeaktivitäten und Umweltschutzmaßnahmen einer Gemeinde sowie • die Erfassung und Bewertung der in der Gemeinde vorhandenen Umweltqualitäten.

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Basierend auf dem Konzept des betrieblichen Öko-Audits nach EG-Verordnung wird in diesem Projekt ein Vorschlag für ein kommunales Öko-Audit entwickelt, das die Aktivitäten der Gemeinde zur Verringerung von Umweltbelastungen bzw. zur Verbesserung der Umweltqualität vor Ort erfaßt. Zusätzlich werden Meß- und Analyseverfahren bewertet, die die Erfassung und Beurteilung der Umweltsituation in einer Gemeinde mit möglichst geringen Kosten erlau1996 hat der DFV einen bundesweiten Wettbewerb für umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte in Deutschland ausgeschrieben. Hierbei sollten solche Tourismusgemeinden ausgezeichnet werden, die beispielhafte Leistungen für den Umweltschutz erbringen. Unterstützt wurde diese Aktion vom Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi) und dem Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz (BMU) (siehe Kapitel 2.1.).

Umweltbundesamt im Internet: http://www.umweltbundesamt.de

Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) mit Sitz in Bonn ist der Dachverband für 18 deutsche Landesverbände. Die deutsche Hôtellerie und Gastronomie ist mit über 234.000 Betrieben und rund 1,2 Millionen Beschäftigten der wichtigste Leistungsträger des Tourismus in Deutschland. Als einer der ersten Verbände führte der DEHOGA einen Arbeitskreis Umweltschutz ein. Dieser trifft sich regelmäßig zweimal im Jahr. Seine Aufgabe besteht darin, die Aktivitäten zum Umweltschutz der einzelnen Landesverbände zu koordinieren, bundesweit den Verband in Umweltthemen politisch zu vertreten und die notwendige Informationspolitik in die Landesverbände hinein zu betreiben. 1990 gab der DEHOGA eine umfassende Projektstudie in Auftrag, die einen Kriterien- und Maßnahmenkatalog zur Einführung von Umweltmanagement im Hotel- und Gaststättengewerbe erarbeiten sollte. Ergebnis des Projekts, das vom Bundesumweltministerium unterstützt wurde, war die 1992 erschienene Broschüre für das Gastgewerbe: „So führen Sie einen umweltfreundlichen Betrieb - Tips für das Gastgewerbe, die sich rechnen". Dieses Heft enthält einen praxisorientierten 40-Punkte-Katalog, der mögliche praxiserprobte Umweltmaßnahmen in den Bereichen Wasser/Abwasser, Müllvermeidung, Mülltrennung, Energie und Sonstiges auflistet. Zu jedem dieser 40 Punkte werden in der Broschüre noch ausführliche zusätzliche Informationen gegeben. Der DEHOGA stellte bei diesem Projekt fest, daß die Bereitschaft zur Durchführung von Umweltmaßnahmen wächst, wenn die betriebswirtschaftlichen Vorteile gleichzeitig dargestellt werden. Er plädierte daher frühzeitig für die Einführung von ökologischen Kennzahlen zur Erfassung der Abfallmenge, des Wasserverbrauchs, des Energieverbrauchs und des Reinigungsmittelverbrauchs in Betrieben. In einem ersten Ansatz ermittelte die obige Projektstudie solche Kennzahlen bereits fur vier Typen von Betrieben (Hotel garni, Restaurant, Hotel-Restaurant groß, Hotel-Restaurant mittelgroß), inzwischen liegen bereits weitere Daten vor (siehe Kapitel 2.2 ).

35

Diese Broschüre hat inzwischen weite Verbreitung gefunden und ist zur Grundlage diverser Programme - bundesweit und auf Landesebene - geworden. Der sogenannte „40-PunkteKatalog" hat auch international Anerkennung gefunden: er wurde 1994 mit dem „International Environmental Award" des Internationalen Hotelverbandes (IHA) ausgezeichnet. Aufgrund der mittlerweile gewonnenen Erfahrungen wurde die Broschüre überarbeitet, und Anfang 1997 erschien die neue Fassung, die vertieft auf Ökokennzahlen, Ökobilanzen, Ökolieferanten, Berater und Fördermöglichkeiten eingeht. Die neue Ausgabe stellt auch verschiedene Umweltmanagementsysteme vor und gibt Anregungen für eine mögliche Beteiligung des Hotel- und Gastgewerbes am EU-Öko-Audit. Der DEHOGA wollte mit der Broschüre von Anfang an eine praktische Durchfuhrung der vorgeschlagenen Maßnahmen in Gang setzen und hat seinen Landesverbänden vorgeschlagen, aufbauend auf dem 40-Punkte-Katalog Wettbewerbe auszuschreiben, die letztendlich zu einer kontrollierten Selbstverpflichtung der Betriebe führen sollen (nicht zu einer Auszeichnung im Sinne eines Gütesiegels). In der Saison 1993/94 fanden erstmals solche Wettbewerbe in BadenWürttemberg statt. Auch andere Landesverbände haben inzwischen für ihren Bereich entsprechende Ausschreibungen gemacht. Als äußeres Zeichen der Selbstverpflichtung vergeben die durchführenden Landesverbände eine Plakette „Wir führen einen umweltorientierten Betrieb nach den Kriterien des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes". Insgesamt konnten bis 1995 bundesweit circa 600 Betriebe mit der Plakette ausgezeichnet werden. » > [ 1 6 |

[16]:

DEHOGA-Plakette

WIR FUHREN EINEN UMWELTORIENTIERTEN BETRIEB NACH DEN KRITERIEN DES DEUTSCHEN HOTEL- UND GASTSTÄTTENVERBANDES

l&jggSF


»|17) Weitere Publikationen des IHEI zur Unterstützung von Hotels (in Englisch) sind: • „Environmental Action Pack for Hotels", ein Schritt-für-Schritt-Aufbau-Programm für ein Umweltmanagement im Hotel; • „Going Green makes CentS", ein Umweltmanagement-Video über einige der einfachsten und kostensparendsten Schritte, die ein Hotel durchführen kann; • „Striving for Excellence: Communicating Environmental Quality in the Hotel Industry", ein Erfahrungsbericht von sechs verschiedenen Hotels über die internationale Kommunikation von Unternehmensgrundsätzen zum Umweltschutz; • „Green Innovations: Worldwide Directory of Environmental Resources for Hotels", ein Nachschlagewerk über weltweite Informations- und Bezugsquellen für Hotels zum Umweltmanagement; 37

• „Environmental Management for Hotels: The industry guide to best practice", ein 190seitiges Handbuch für Hotelmanagerzur Entwicklung einer Umweltpolitik und eines Umweltprogramms (auch als Studentenhandbuch verfugbar). Die IHEI kürt auch zusammen mit der IHA jährlich einen „Green Hotelier of the Year", also einen besonders umweltbewußten Hotelier. Der erste Preisträger wurde im November 1995 ausgewählt.

[17J: IHEI-Zeitschrift

„Green

Hotelier"

World Tourism Organisation (WTO) Die World Tourism Organisation (Welt-Tourismus-Organisation, WTO) mit Sitz in Madrid ist ein Zusammenschluß von derzeit 134 Ländern und Regionen und über 300 angeschlossenen Mitgliedern aus dem öffentlichen und privaten Bereich. Sie begreift sich als internationales Forum für Tourismusangelegenheiten. Das erklärte Ziel der WTO ist es, Tourismus als ein bedeutendes Mittel zum internationalen Frieden zu entwickeln - durch weltweites Verständnis, wirtschaftliches Wachstum und internationalen Handel. Die WTO hat ein Umweltkomitee, das sich in Präsentationen und Arbeitssitzungen zu verschiedenen Umweltthemen schon getroffen hat. Verschiedene themenbezogene Arbeitsgruppen innerhalb der WTO treffen sich und erarbeiten Richtlinien, Standards, Erklärungen. Eine der Arbeitsgruppen beschäftigt sich mit Umweltindikatoren: bestimmte Meßgrößen sollen eine Überbelastung einer Region durch den Tourismus anzeigen.

38

Expertenmeinung

Umweltindikatoren „ Wir versuchen, Elemente der natürlichen Umwelt zu messen, die besonders empfindlich reagieren, damit die Tourismusindustrie nicht etwas ruiniert, von dem ihr Überleben abhängt, " erläuterte Dr. Edward Manning, Direktor von Kanadas „Cenlre for a Sustainable Future" und Leiter der WTO-Arbeitsgruppefiir Umweltindikatoren, seine Arbeit. London, November 1995

Die Umweltindikatoren sollen wie ein Frühwamsystem funktionieren. Sie sollen direkt angeben, daß Umweltprobleme unmittelbar bevorstehen oder bereits auftreten. In Pilotprojekten in Kanada (Prinz Edward s Island), Mexiko (Tuxtla), USA (Florida Keys) und den Niederlanden (ganze Landesfläche) sind in den letzten Jahren zehn erarbeitete zentrale Indikatoren getestet worden. • Grad des Standortschutzes, • Streß am Standort an Hauptsaisontagen, • Grad der Nutzungsintensität, • Verhältnis Touristen/Bewohner an Hauptsaison-Tagen, • Dichte der Erschließung, • Abfallmanagement-Maßnahmen, • Grad der Planung und Kontrolle, • Kritische Lebensräume und Ökosysteme, • Zufriedenheit der Touristen, • Haltung der lokalen Bevölkerung. Die Ergebnisse der Tests zeigten, daß die so gewonnenen Informationen erhältlich und auch nützlich waren, daß jedoch die Schwierigkeiten bei der Informationsbeschaffung zu den Indikatoren sehr unterschiedlich waren. Die Tests zeigten weiterhin, daß in einigen Fällen diese Indikatoren zu allgemein waren und spezifischere Messungen für spezielle Typen von Touristengebieten nötig sind. In den kommenden Jahren will die Arbeitsgruppe daher versuchen, diese zentralen Indikatoren für folgende Typen von Touristenzonen anzupassen bzw. durch neue zu ergänzen: • Tourismus in Küstengebieten, • Tourismus in empfindlichen Ökosystemen, • Tourismus zu kulturellen Stätten, • Stadttourismus, • Alpiner und Arktischer Tourismus, • Tourismus auf kleinen Inseln.

WTO im Internet: http://www.world-tourism.org

39

World Travel & Tourism Council (WTTC) Der World Travel & Tourism Council (WTTC) ist ein weltweiter Zusammenschluß von 75 Führungskräften aus allen Bereichen der Reise- und Tourismusbranche, einschließlich Hotellerie, Gastronomie, Unterhaltung, Freizeit- und Erholungsbereich, Transport und anderen reisespezifischen Diensten. Der WTTC hat seinen Sitz in Brüssel. Ziel dieser Organisation ist es, staatliche Stellen und Regierungen von der strategischen und wirtschaftlichen Bedeutung des Reise- und Tourismussektors zu überzeugen, eine umweltgerechte Entwicklung zu fördern und Wachstumshemmnisse für die Branche abzubauen. Der WTTC verbreitet die AGENDA 21 in der Tourismusbranche, das Konzept für einen nachhaltigen Tourismus entsprechend den Zielender Rio-Konferenz 1992. Sie dient als ideelle Grundlage für weitere Förderprogramme. 1991 hat der WTTC an der Brookes Universität, Oxford, ein Umweltforschungszentrum installiert, das WTTCERC (World Travel and Tourism Environment Research Center). Das WTTCERC soll als Bindeglied zwischen Forschung und Industrie dienen und ist der Erforschung und Entwicklung von Umweltstrategien für die Tourismusindustrie gewidmet. Auf der Internationalen Tourismus Börse ITB in Berlin hat der WTTC 1995 eine neue Initiative ins Leben gerufen: „Green Globe", ein weltweites Programm für Umweltmanagement und Umweltbewußtsein, von und für die gesamte Tourismusindustrie. Die Initiative Green Globe zielt darauf ab, eine positive umweltbezogene Praxis innerhalb der Tourismusindustrie zu fördern. Sie wurde entwickelt, um Unternehmen unabhängig von ihrer Größe, ihrem Typ und ihrem Standort ein praktisches, kosteneffizientes Mittel für fortlaufende Verbesserungen bereitzustellen, indem eine globale Datenbank und ein weltweites Beratersystem herangezogen werden können. » > ( 1 8 |

Expertenmeinung

Moralische Verpflichtung „Die Tourismusindustrie als weltweit größte Industrie hat die moralische Verpflichtung, die Umwelt für zukünftige Generationen zu erhalten," betonte Geoffrey Lipman, Präsident des WTTC hei der Einführung des Green Globe. „Erhalt und Schutz der Umwelt ist auch im geschäftlichen Sinne vernünftiger. Der Wettbewerb Green Globe und das neue Auszeichnungsprogramm sind dazu bestimmt, die Unternehmen innerhalb der Tourismus industrie in ihren die Umwelt betreffenden Bemühungen aktiv zu unterstützen. " ITB Berlin, März 1995

40

[IS]:

Green-Globe-Logo

omm A worldwide environmental program for the Travel & Tourism industry

Dem Green-Globe-Programm kann man durch Mitgliedschaft beitreten, bis zum Frühjahr 1997 zählte die Organisation schon über 500 Mitglieder aus 88 Ländern, für deren direkte Betreuung eigens ein Büro in London eingerichtet wurde (die Zentrale des Green-GlobeProgramms ist im englischen Linton, Cambridge). Der WTTC hat das Green-Globe-Programm in engerZusammenarbeit mit dem Erdrat, einer unabhängigen Organisation zur Verfolgung der Entwicklungen aus dem Erdgipfel in Rio 1992, und mit der Unterstützung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, UNEP, entworfen. Der Erdrat forderte andere Organisationen aus der Tourismusindustrie zur Mitgliedschaft im Green-Globe-Programm auf, von denen sich einige dann als Mitglieder verpflichtet haben, das Programm zu bestätigen und es anhand ihrer Mitgliedschaft zu fördern. Diese Mitglieder erhalten vierteljährlich die „Green Globe News" mit Informationen aus der Branche. Die Mitgliedsorganisationen unterstützen und fördern die Teilnahme der ihnen angeschlossenen einzelnen Unternehmen an der Initiative Green Globe. Die Mitgliedschaft steht aber prinzipiell jedem Unternehmen der Reise- und Tourismusbranche offen, unabhängig von der Größe, Art oder dem Ort, solange sich das Unternehmen nur auf höchster Führungsebene zu einer Verbesserung des Umweltschutzes und zu einem Umweltmanagement verpflichtet. Die Kosten der Mitgliedschaft sind gekoppelt an die Unternehmensgröße, um sicherzustellen, daß die Teilnahme am Green-Globe-Programm finanziell für jedes Unternehmen möglich ist (derzeit 133 - 3.500 Englische Pfund pro Jahr). Das Green-Globe-Konzept hilft den Unternehmen, ein Umweltprogramm angepaßt an seine besonderen Bedingungen zu entwickeln und soll weitere konkrete wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen. 41

So profitieren die Unternehmen als Mitglieder des Green-Globe-Programms von: • den praktischen Führungsrichtlinien zur Integration des Themas Umwelt in das Management, • den Ausbildungsmaterialien zum Thema, • den Richtlinien zu besonderen Problemen wie Abfallminimierung, Energiewirtschaft etc., • der Unterstützung in technischen, rechtlichen und kommunikativen Fragen durch Partnerun-ternehmen, • der Verwendungsmöglichkeit des Logos „Green Globe", • der Möglichkeit zur Aufnahme einer Webseite in das Internet-Angebot des WTTC, • der Berechtigung zur Teilnahme am „Green Globe"-Wettbewerb und der Preisverleihung.

WTTC im Internet: http://www.wttc.org

Im Dezember 1995 gründeten der WTTC und die GDXXIII der Europäischen Kommission ein gemeinsames Projekt zur Entwicklung eines Informationsnetzes für Reisen & Tourismus: ECoNETT. Das sich noch in der Entwicklung befindende Umwelt-Kommunikationsnetz für die Tourismusbranche wird wesentlich vom Green-Globe-Programm gespeist und benützt vorrangig das Internet, aber auch andere Methoden der Informationsverbreitung. Ohne zusätzliche Gebühren sollen hier weltweit Daten zu Umweltproblemen, Beispielprojekten, Umweltgesetzen und auch Kontaktadressen für die Tourismusindustrie verfügbar gemacht werden. Ein Unternehmen, das mit Umwelt und Tourismus zu tun hat, kann über das ECoNETTProjektbüro in London Angaben zur Verbreitung in die Datenbank einspeisen. » > [19]

[19]: Logo des Umweltnetzwerks

ECoNETT * ***

*

Ein v o m D G XXIII der Europäischer Kommission unterstütztes Projekt

42

Teil 2: Praktische Ansätze zum Umweltmanagement

2.1. Ökosiegel, Wettbewerbe, Preise, Förderungen Auszeichnungen für Umweltmanagement Zahlreiche Auszeichnungen werden inzwischen - in Form von Preisen, Gütezeichen, Fördergeldern usw. - in der Tourismusbranche für umweltverträgliche Maßnahmen verliehen. Es ist unmöglich, sie hier alle zu nennen oder gar zu bewerten. Die folgenden Beispiele zeigen jedoch, daß die Initiativen alle erst wenige Jahre alt oder noch im Entstehen begriffen sind und wie weitgespannt das Spektrum dessen ist, was in einem Wettbewerb ausgezeichnet werden kann. Für fast jeden Sektor der Tourismusbranche gibt es inzwischen eine Möglichkeit, sich mit seinem Umweltengagement um einen Preis zu bewerben. Die Initiativen sind wie die Branche meist international. Leider findet sich unter den Preisträgem der länderübergreifenden Wettbeweibe selten ein deutsches Unternehmen, ein deutscher Ferienort.

Ökosiegel im Tourismus Um das Umweltengagement eines Unternehmens für die Kunden gegenüber den Wettbewerbern zu kennzeichnen, gibt es die Gütesiegel. Bei umweltfreundlichen Produkten hat es der „Blaue Engel" als Öko-Gütesiegel gezeigt: die Kunden identifizierten dadurch die vergleichsweise umweltfreundlicheren Angebote und die Hersteller konnten in der Regel eine deutliche Umsatzsteigerung ihres so gekennzeichneten Produkts verzeichnen. Das Prinzip, das sich beim „Blauen Engel" gezeigt hat, läßt sich auch für das touristische Produkt anwenden. Ein Hotel, ein Reiseveranstalter, eine Region kann sich mit einem neutralen, glaubwürdigen Umweltgütesiegel (oder einer anderen gezielten Information) von anderen Angeboten abheben und so seine Chancen verbessern, die Touristen für sich zu gewinnen. Die Schwierigkeit dabei ist, nachvollziehbare und glaubwürdige Kriterien zu finden, nach denen die Angebote bewertet und verglichen werden können. Ein Umweltgütesiegel sollte eine Verbraucherinformation sein, d.h. das, wofür es steht, muß dem Kunden bekannt sein. Es ist sinnlos, daß jede Organisation, jede Region ihr eigenes Gütesiegel entwirft, denn der Kunde wird sich in der Vielfalt nicht mehr orientieren können. Organisationen, Verbände, Regionen haben jedoch unterschiedliche Kriterien der Bewertung und so ist ein einheitliches Gütezeichen für umweltverträglichen Tourismus zwar eine verbreitete Forderung, aber noch immer weit entfernt von der Realisierung. Als Beispiel sei hier der Vorreiter der Ökosiegel im Tourismus genannt, die „Blaue Flagge" der Europäischen Gemeinschaft. Sie wurde 1987 in Europa eingeführt und soll die Qualität von Badegewässern (nach der EU-Badewasserqualitätsrichtlinie) kennzeichnen. Badestrände und Sportboothäfen können sich darum bewerben und müssen die Vor-Ort-Prüfungen zum Umwelt- und Naturschutz, zur Umweltinformation und zur Umwelterziehung bestehen. Inzwischen ist dieses Gütesiegel in 18 Ländern weitverbreitet, europaweit wehten 1996 an 1558 Badestränden und in 475 Sportboothäfen die Blauen Flaggen. Aufgrund des großen Erfolges sind auch viele Länder außerhalb Europas an der Blauen Flagge interessiert. Um auch diesen eine Teilnahme zu ermöglichen, hat die verantwortliche zentrale Organisation FEEE (European Blue Flag Campaign, Kopenhagen) gemeinsam mit WTO und UNEP im Frühjahr 1997 ein 44

erläuterndes Handbuch vorgestellt. In Deutschland ist die Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung e.V. (DGU) in Hamburg Veranstalter der Kampagne, in den anderen Staaten sind es Partnerorganisationen. Die Blaue Flagge ist zwar relativ bekannt, allerdings ist sie nicht überall anerkannt. Zahlreiche deutsche Fremdenverkehrsgemeinden lehnten die Teilnahme am Wettbewerb um die Blaue Flaggein den vergangenen Jahren ab, da ihnen die Kriterien nicht streng genug erschienen. Reiseveranstalter kritisierten oft den langen Zeitraum, der zwischen der Prüfung und der Veröffentlichung vergeht. 1996 wurde die Blaue Flagge in Deutschland nach dreijähriger Pause erstmals wieder verliehen. Die Unterbrechungszeit war dazu genutzt worden, um auf nationaler und internationaler Ebene die Anforderungskriterien weiter zu verbessern und zu vereinheitlichen. Auch Natur- und Umweltschutzverbände fordern ein übergreifendes Gütesiegel für umweltverträglichen Tourismus. Sie gründeten 1991 gemeinsam den Verein „Ökologischer Tourismus in Europa, ÖTE" mit Sitz in Bonn, der ein solches Zeichen erarbeiten sollte. Es entstand der „Grüne Koffer", der sich an Fremdenverkehrsorte, Beherbergungsbetriebe und Reiseveranstalter wendet, denen jeweils verschiedene Kriterien vorgeschrieben wurden, die sie zur Erlangung des „Grünen Koffers" erfüllen sollten. Die Kriterienkataloge waren immer wieder Anlaß zu vielen Diskussionen und wurden verschiedentlich neu gefaßt. Die Kriterien für den „Grünen Koffer" fördern eher einen „sanften" Tourismus nach dem alten Konzept. Zwar sollen Fremdenverkehrsorte, Beherbergungsbetriebe und Reiseveranstalter durch die Aktion zu Umweltmanagement angeregt werden, doch ist auch die Einschränkung und Erziehung der Touristen Teil des Programms. So fordert der Entwurf für die Kriterien des „Grünen Koffers" von den Reiseveranstaltern beispielsweise „Kein (ausschließliches) Angebot von Flugreisen". Man geht hier also von der pauschalen (und unbewiesenen) Annahme aus, daß Flugreisen prinzipiell umweltschädlicher sind als andere Reisen, und man will die Touristen davon abhalten, per Flugzeug zu reisen. Die Zielrichtung „sanfter Tourismus" und die entsprechenden einschränkenden Kriterien sind sicher einer der Hauptgründe, warum sich der „grüne Koffer" bisher nicht durchsetzen konnte. Um den Stand der Entwicklung und Nutzung der vielen unterschiedlichen Umwelt-Gütesiegel festzuhalten, hat das Bundesumweltministerium eine Aufstellung in Auftrag gegeben, die nun schon in der zweiten Auflage unter dem Titel „Das Buch der sieben Siegel: Umweltauszeichnungen im Tourismus" erhältlich ist. Neben den eigentlichen Ökosiegeln, sind auch andere Auszeichnungen und Preise für umweltfreundliches Wirtschaften im Tourismus in diesem Heft enthalten (siehe Anhang 1). Einige der wichtigsten Auszeichnungen seien hier exemplarisch dargestellt.

Internationaler DRV-Umweltpreis Seit 1987 verleiht der Deutsche Reisebüro-Verband (DRV) alljährlich den von ihm gestifteten „Internationalen DRV-Umweltpreis" für vorbildliche Umweltschutzprojekte. Die Auszeichnung wird an einzelne Personen, Gruppen, Organisationen, Unternehmen oder Kommunen vergeben, die einen wesentlichen Beitrag zum Schutz oder zur Verbesserung der Umwelt - der Landschaft, der Tier- und Pflanzenwelt, des Bodens, des Wassers und der Luft sowie der Menschen und ihrer Kultur - geleistet haben, bei gleichzeitiger Unterstützung des Tourismus. 45

Dabei kann es sich um Projekte oder Aktionen mit folgenden Inhalten handeln: • Schutz von Naturräumen für eine umweltschonende Nutzung durch den Tourismus • Förderung von Umweltbewußtsein und Umweltaktionen in touristischen Zielgebieten, in der Tourismusbranche oder bei den Touristen • Entwicklung von praxisbezogenen Konzepten für einen dauerhaften Tourismus • Schaffung von wirksamen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für einen umweltschonenden Tourismus • Minimierung von Umweltbelastungen oder Wiederherstellung von zerstörter Umwelt in touristischen Regionen Reine Infrastrukturmaßnahmen wie Kanalisation, Deponie oder Kläranlage scheiden in der Regel ebenso aus wie reine Schutzmaßnahmen mit geringem Bezug zum Tourismus. Ausgezeichnet wird nicht unbedingt die größte und aufwendigste Maßnahme oder Aktion, sondern diejenige, die einen wirkungsvollen und beispielhaften Beitrag zum umweltverträglichen Tourismus geleistet hat. Die bisherigen Preisträger kamen demnach auch aus ganz unterschiedlichen Bereichen: Umweltschutzgruppen, Fremdenverkehrsvereine, ein Entwicklungsprojekt, ein Hotel, ein Reiseveranstalter, ein Hotel-Umweltteam. » > [ 2 0 1

[20]: 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996

Preisträger

des

DRV-Umweltpreises

Jugoslawische Umweltschutzgruppen für die Rettung der Tara-Schlucht, Montenegro Fremdenverkehrsverein Berner Oberland für Aktion „Bäumiger Sommer" ACAP, ein nepalesisches Entwicklungsprojekt am Annapurna GOB, die größte Umweltschutzgruppe der Balearen für ihre Erfolge im Umweltschutz Fremdenverkehrsamt Uhldingen am Bodensee für seine Umweltschutzmaßnahmen Hotel Kürschner, das umweltfreundliche Hotel, Kötschach-Mauthen, Österreich Sonderpreis: ATT-Reisen für seine Umweltaktion an der Türkischen Küste Umweltteam der Grecotels, Kreta Tirol Werbung für das Umweltsiegel Tirol ALSATOUR für das Projekt „Integrierter Tourismus" auf den Kapverdischen Inseln Shamwari Game Reserves, Südafrika, für den Aufbau eines Wildreservates

Der Umweltgütesiegel ist nicht mit Geldzuwendungen verbunden, sondern nur ideeller Art, Der Preisträger erhält eine symbolträchtige Skulptur und das prämierte Projekt wird durch den DRV mit ganzseitigen Anzeigen in führenden deutschen Tourismus-Fachzeitungen und durch eine Pressevorstellung auf der jeweils folgenden Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin unterstützt.

DFV-Wettbewerb der umweltfreundlichen Fremdenverkehrsorte 1996 wurde vom Deutschen Fremdenverkehrsverband ein Wettbewerb der umweltfreundlichen Fremdenverkehrsorte in Deutschland ausgeschrieben. Er wurde unterstützt vom Bundesumweltministerium, dem Umweltbundesamt und dem Bundesministerium für Wirtschaft. Ziel des Wettbewerbs war es, die vielfältigen Initiativen und Handlungsmöglichkeiten im Natur- und Umweltschutz auf kommunaler Ebene aufzuzeigen und einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen sowie Anregungen für ein Gesamtkonzept zum Umweltmanagement in deutschen Fremdenverkehrsorten zu geben. 46

Der Wettbewerb sollte nicht nur dazu dienen, die vorhandenen Umweltaktivitäten zusammenzutragen, sondern auch dazu, interessierte Orte und Gemeinden zum Mitmachen zu ermuntern. Gesucht würden nicht (nur) „große" Lösungen, sondern gerade auch solche Projekte, die klein, praxisbezogen und mutig sind.

Expertenmeinung Ökologische Qualität

von

Ferienorten

„Mit der zunehmenden Umweltsensibilität der Touristen steigen auch die Ansprüche an die ökologische Qualität von Ferienorten und Urlaubsregionen, " betonte Walter Hirche, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltamt, bei der Auftaktveranstaltung zum DFVWettbewerb umweltfreundlicher Fremdenverkehrsorte. „ Umweltschutz dient der Imageverbesserung, stärkeren Kundenbindung und damit dem Erhalt des touristischen Produkts! Zugleich rechnet er sich auch im Tourismus betriebswirtschaftlich Darüber hinaus ist Umweltqualität als Markenzeichen der deutschen Tourismusbranche in einem härter werdenden Wettbewerb unverzichtbar und leistet einen Beitrag zur langfristig stabilen Wirtschaftsentwicklvng und zum Erhalt von Arbeitsplätzen vor allem in strukturschwachen ländlichen Räumen. " Bonn, Januar 1996

Die Bundesregierung stellte für den Wettbewerb umweltfreundlicher Fremdenverkehrsorte insgesamt über 560.000 DM zur Verfügung. 110 Fremdenverkehrsorte bewarben sich im Rahmen dieses Wettbewerbs, sie mußten umfangreiche Fragebögen zu den Bereichen Verkehr, Luft, Lärm, Klima, Abfall, Wasser, Abwasser, Energie, Natur, Landschaft und Umweltmanagement ausfüllen. Nach einer Vorauswahl auf Landesebene entschied eine Jury aus Vertretern der Bundes- und Landesregierungen, der touristischen, der kommunalen und der Umweltverbände über die Bestplazierten - nach einer gründlichen Inspektion vor Ort. Insbesondere wurden beispielhafte Maßnahmen und Lösungen in den sechs wichtigsten Bereichen kommunalen Umwelthandelns gesucht: Verkehr, Abfall, Wasser/Abwasser, Energie, Natur/Landschaft, Umweltmanagement. Unterschiede bezüglich der Größe einer Gemeinde oder ihrer finanziellen Ausstattung wurden bewußt in Kauf genommen, da in erster Linie Umweltengagement und originelle Lösungen gefragt waren. Im Frühjahr 1997 erhielten 83 Städte, Gemeinden und prädikatisierte Ortsteile eine offizielle „Anerkennung" für ihre erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb. Zusammen mit den 27 Preisträgern stellen sie mit ihren Projekten eine beispielgebende Grundlage für einen umweltverantwortlichen und zukunftsweisenden Tourismus in Deutschland dar. Die Wettbewerbsgewinner erhielten Preise in zwei neuen Kategorien. Der „Bundespreis Tourismus und Umwelt" wurde 13 Preisträgern fiir ihre vielfaltigen Gesamtleistungen in mehreren Bereichen kommunalen Umwelthandelns verliehen. 14 Preisträger wurden mit dem „Projektpreis Tourismus und Umwelt" für ihre innovativen Leistungen ausgezeichnet. » > [ 2 1 ] Über die prämierten Projekte gibt eine 81-Seiten-starke Broschüre des DFV im Detail Auskunft („Urlaub und Reisen in Deutschland - natürlich umweltfreundlich").

47

[21]:

Preisträger

des DFV-Wettbewerbs

umweltfreundlicher

Ferienorte

1996

Bundespreis Tourismus und Umwelt Nordseeheilbad Stadt Borkum - Ostfriesische Inseln Nordseeheilbad Inselgemeinde Juist - Ostfriesische Inseln Ostseeheilbad Damp - Kieler Bucht Ostseebad Zingst am Darß - Vorpommersche Boddenlandschaft Sole-Heilbad Stadt Bad Laer - Osnabriicker Land Erholungsort Stadt Leutenberg - Naturpark Thüringer Schiefergebirge - Obere Saale Stadt Duderstadt - Eichsfeld Solebad und Heilklimatischer Kurort Stadt Bad Dürrheim - Schwarzwald Heilklimatischer Kurort und Kneippkurort Markt Oberstdorf - Oberallgäu Heilklimatischer Kurort und Kneippkurort Markt Hindelang - Oberallgäu Stadt Heidelberg - Kurpfalz Kneippkurort Stadt Waldkirch - Südlicher Schwaizwald Stadt Freiburg - Breisgau im Schwarzwald Projektpreis Tourismus und Umwelt Stadt Bremervörde - Elbe-Weser-Dreieck Nordseeheilbad Stadt Wyk auf Föhr - Nordfriesland Amt Fehmarn - Insel Fehmarn, Ostseeküste Stadt Güstrow - Meklenburgische Seenplatte Luftkurort Arendsee - Westliche Altmark Heilklimatischer Kurort Sankt Andreasberg - Oberharz Kneippkurort Stadt Naumburg - Naturpark Habichtswald Erholungsort Immenstaad am Bodensee - Oberschwaben Luftkurort Oberammergau - Oberbayern Landeshauptstadt München - Oberbayern Heilklimatischer Kurort Markt Bodenmais - Bayrischer Wald Gemeinde Nettersheim - Eifel Heilklimatischer Kurort Weiskirchen - Schwarzwälder Hochwald Stadt Baden-Baden - Nordschwarzwald

Expertenmeimmg

Umweltqualität wirtschaftlich relevant „Die vorliegende Dokumentation ist eine Bestandsaufnahme für Umweltqualität im Fremdenverkehr, " betont Bundeswirtschaftsminister Dr. Günther Rexroth im Vorwort der Ergebnisbroschüre des DFV-Wettbewerbs. „Diese Umweltqualität ist wirtschaftlich relevant, denn im Wettbewerb um den Touristen gewinnt der Faktor Umwelt zunehmend an Bedeutung. " Bonn, Februar 1997

Europäischer Grand Prix für Tourismus und Umwelt Im Rahmen des 5. Aktionsplanes der Europäischen Union schrieb die für Tourismus zuständige Generaldirektion (GD XXIII) der EU-Kommission 1995 einen Preis zur Förderung eines umweltverträglicheren Tourismus innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) aus. Dieser Preis ist als „Grand Prix Tourismus und Umwelt" bekannt geworden. Ausgezeichnet wurden Projekte, bei denen auf exemplarische Weise ein Ausgleich zwischen den Belangen des 48

Tourismus und denen der Umwelt im weitesten Sinne (einschließlich Lebensqualität für die Einheimischen) gefunden wurde. Teilnahmeberechtigt am Wettbewerb waren Regionen, die beispielhafte Maßnahmen zur Entwicklung von umweltverträglichem Tourismus vorweisen konnten, seit mindestens zwei Jahren eine vorbildliche umweltorientierte Tourismuspolitik betrieben und in der Regel über mehr als 5 0 0 Gästebetten verfugten. Die wichtigsten Kriterien für die Auswahl waren: • zeitliches und geographisches Management der Besucherströme, • innovative Maßnahmen zur Erhaltung von Naturschätzen, • wirksame Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentlichen Akteuren, • Denkmalschutz, • Ortsbildgestaltung, • Programme zur Verminderung von Schadstoffen, • Weiterbildungsprogramme im Bereich Tourismus/Umwelt, • Kampagnen zur Sensibilisierung der Gäste und Einwohner für Fragen des Umweltschutzes • und die Beachtung der Rechtsvorschriften. Europaweit wurde der Preis nur an eine Region vergeben, doch jedes Land führte zunächst einen internen Wettbewerb durch und nominierte dann drei Regionen für den europäischen Preis. Die benannten Kandidaten der Länder können ebenso wie der spätere gesamteuropäische Preisträger die Grand-Prix-Auszeichnung für ihre Werbeaktivitäten nutzen und werden dabei auf nationaler und europäischer Ebene unterstützt. Von über 265 Bewerbern aus 17 Ländern kamen vier Projekte in der Endausscheidung: • Cevennes Nationalpark (Frankreich), • Stadt Kinsdale (Irland), • Region Weissensee (Österreich), • Peak District Nationalpark (Großbritannien). Der erste Preis, symbolisiert durch eine moderne Skulptur mit einem Vogel im europäischen Sternenkranz, wurde an das irische Städtchen Kinsdale vergeben. Der aus dem Mittelalter erhaltene Ort erfüllte den umfangreichen Kriterienkatalog der E U am weitesten. Neben dem Hauptpreis wurden 1995 noch acht „special prizes" vergeben. Auch ein deutsches Projekt wurde im Rahmen der Ausscheidung mit einem solchen „special price" geehrt: Das Projekt „Colbitz-Letzlinger Heide (Sachsen-Anhalt)" beeindruckte durch die vorbildliche Einbindung der lokalen Bevölkerung in die touristische Planung. Das Heidegebiet 3 0 Kilometer nördlich von Magdeburg war bis 1990 touristisch noch völlig unerschlossen und wird seitdem bewußt zu einem Zielgebiet für nachhaltigen Tourismus entwickelt. Aufgrund der Größe der Region und der Empfindlichkeit der vorhandenen Ökosysteme (Moore, Feuchtbiotope, Mischwälder) wurde eine konsequente Besucherlenkung eingeführt, die einen Massentourismus vermeiden soll. Die Schaffung eines Naturparks wurde durch ehrenamtliche Mitarbeit von Bewohnern der Region möglich. Ein neues Jugendzentrum für Natur und Umwelt und eine Jugendbegegnungsstätte widmen sich der Umwelterziehung und Umweltausbildung.»>[22]

49

[22]: Europäischer

Preis für Umwelt und Tourismus

1995

EUROPÄISCHER PREIS

FÜR TOURISMUS UND UMWELT Green-Globe-Auszeichnungen Auch die Initiative des World Travel & Tourism Council (WTTC) zum Schutz der Umwelt, das Green-Globe-Programm, wird von Auszeichnungen begleitet. Die Preise sollen außergewöhnliche Leistungen für die Umwelt honorieren, weiteren Fortschritt fördern und Beispiele für andere nachfolgende Unternehmen liefern. Die eingetragenen Mitglieder des Programms können sich um die Preise in zwei Kategorien bewerben: „Empfehlungen (Commendation Awards)" und „Auszeichnungen (Distinction Awards)". Empfehlungen verleiht der WTTC für diejenigen Mitgliedsunternehmen des Green Globe, die eine außergewöhnliche Leistung bei der Verbesserung ihrer Umweltleistungen im Rahmendes Programms gezeigt haben. Auszeichnungen gibt es für solche Mitgliedsuntemehmen, die ihre Verpflichtung zu vorbildlichem Verhalten im Bereich Umwelt durch Leistungen auf den Gebieten Führung, strategisches und betriebliches Management, Entwicklung des Arbeitskräftepotentials, Kundendienst und öffentliches Bewußtsein demonstriert haben. Die jährlichen Ziele, die in spezifischen Kategorien und Kriterien aufgeführt sind, müssen erreicht worden sein. 25 Preisträger in diesen Kategorien wurden auf der Internationalen Tourismus Börse 1997 in Berlin bekanntgegeben. Zusätzlich wurden - auch für Nichtmitglieder von Green Globe .Anerkennungen (Recognition Awards)" ausgesprochen. Die Beurteilung in diesem Wettbewerb wird von einem internationalen Komitee vorgenommen, das sich aus sieben Mitgliedern aus Umwelt- und Geschäftskreisen zusammensetzt. Die Preise sollen zukünftig jährlich verliehen werden.

50

I H A- E n v i r ó n m e n t a l - A w a r d - P r o g r a m Dieser Preis wurde von der International Hotel Association (IHA) und American Express ins Leben gerufen. Er besteht aus einem Symbolpreis (einem Kristallobjekt) und 5.000 US-Dollar Prämie und wird jährlich jeweils bei der IHA-Jahrestagung verliehen. Er steht jedes Jahr unter einem anderen Umwelt-Schwerpunktthema. Zum erstenmal wurde dieser Preis 1991 vergeben, damals für einen besonders verantwortlichen Umgangmit Energie in der Hotelindustrie (er ging an die Ramada International Hotels & Resorts). Der 1992er Preis wurde für den Erhalt und Schutz eines Natur- oder Kulturguts in einem Hotelgelände verliehen (an ein thailändisches Resort-Hotel in Phuket). 1993 ging es um die besten Abfall-Lösungen, Gewinner war das Inter-Continental Hotel in Miami, Florida. 1994 galt der Preis dem besten Umweltprogramm einer Hotel- und Restaurantorganisation, gerichtet an die Organisations-Mitglieder, er ging an den niederländischen Hotelverband HORECA. Der Preis für 1995 war für den „Green Hotelier of the Year" bestimmt. Er wurde an zwei umweltbewußte Manager verliehen: im Nikko Hotel in Hongkong und im Derwentwater Hotel in Großbritannien.

Aktion Umweltgroschen der Europäischen Reiseversicherung Im Rahmen ihrer Aktion Umweltgroschen stellt die Europäische Reiseversicherung AG alljährlich einen Betrag von 80.000 bis 100.000 Mark für ein touristisches Umweltschutzprojekt zur Verfugung. Die genaue Höhe des Preisgeldes hängt vom Erfolg der Aktion Umweltgroschen ab: hierbei wird für jedes verkaufte „Rat und Tat - Versicherungspaket" ein Groschen in den Topf für das Preisgeld abgeführt. Die Auswahl des Preisträgers erfolgt in Abstimmung mit der Jury, die auch für den Deutschen Reisebüro-Verband den Preis vergibt. Der DRV ist auch hier Ansprechpartner für die Bewerbungen. Das mit diesem Preis auszuzeichnende Projekt soll in einer von deutschen Touristen bevorzugten Region liegen. Die geplanten Umweltschutzmaßnahmen müssen klar definiert sein und mit dem zur Verfügung stehenden Betrag muß innerhalb eines Jahres ein wirksamer und sichtbarer Erfolg zu erzielen sein. Die bisher geförderten Projekte geben einen Hinweis darauf, welche Art von Umweltprojekten für diese Unterstützung in Frage kommt: es sind Projekte, die mehr in den Bereich Naturschutz/Naturerhalt fallen. Sie können keinen direkten Profit abwerfen und haben daher in der Regel kaum Chancen auf Förderung, tragen aber dazu bei, eine beliebte Touristenregion zu erhalten und somit langfristig die Rentabilität des Tourismus vor Ort zu stärken. » > [ 2 3 1

[23J: Geförderte • • • • • • •

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997

Projekte

der Aktion

Umweltgroschen

Schutz der Caretta-Schildkröte in der Bucht von Dalyan, Türkei Förderang des Öko-Dorfes Brodowin, Mark Brandenburg Unterstützung des Biosphärenreservats Spreewald Rettung der Nashörner im Ngorogoro-Krater, Tansania Schutz der Wale bei Valdes, Argentinien Bewahrung des Regenwaldes in Costa Rica Küstenlandschaftsschutz in Hiddensee, Ostsee

Die Umweltaktion 1996 sollte beispielsweise zum Schutz des gefährdeten Regenwaldes in Costa Rica beitragen. Durch wirtschaftliche Interessen und insbesondere durch Brandrodung 51

zur Anlage landwirtschaftlicher Nutzflächen ist der Regenwald stark gefährdet. Gerade auf der Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika ist dieses Problem besonders gravierend. Mit der Aktion soll der letzte ungeschützte Korridor im Regenwald Costa Ricas vor der Abholzung gesichert werden. Mit den von der Europäischen Reiseversicherung zur Verfugung gestellten Mitteln konnte die Umweltorganisation ARCA in Costa Rica auf der Cordillera de Tilaran Regenwaldflächen ankaufen und unter ihren Schutz stellen. Dies ist nicht nur zur Vermeidung einer Ver-Inselung von Regenwaldgebieten unverzichtbar, sondern wird auch zur Erhaltung der in diesem Gebiet anzutreffenden ungewöhnlich hohen Artenvielfalt dienen. Das geförderte Projekt hat sich auch zum Ziel gesetzt, den Regenwald durch die Gründung von Nationalparks und von Reservaten einem umweltverträglichen Tourismus zugänglich zu machen. Die damit zu erzielende Breitenwirkung soll auch das Verständnis für die ökologischen Zusammenhänge fördern, in denen gerade der Regenwald steht. Auch dies war ein wichtiger Grund für die Europäischen Reiseversicherung, die Fördermittel fiir das Jahr 1996 aus der Aktion Umweltgroschen diesem Projekt in Costa Rica zuzuwenden. Für Costa Rica, das ähnlich wie Belize und Chile für seine Entwicklung stark auf Ökotourismus setzt, eine Entscheidung mit Signalwirkung: Der Erhalt der Naturschätze findet international Anerkennung und Förderung. > » ( 2 4 ]

[24]: Logo der Aktion

Umweltgroschen

Ein Informationsblatt der Europäischen Reiseversicherung mit dem Titel „Die letzten Paradiese in der Krise" wendet sich an die Reisenden, informiert sie über das Projekt und fordert sie zur Unterstützung auf. 1996 hat das Engagement der Europäischen Reiseversicherung erstmals Nachahmer gefunden. Der große Kreuzfahrten-Veranstalter Hanseatic Tours hat sich der Aktion angeschlossen und wird 1996 jeweils fünf Mark pro Passagier zu dem Projekt beisteuern. Außerdem will Hanseatic Tours seine Passagiere durch eine Broschüre informieren und um freiwillige Spenden bitten.

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Europäische Reiseversicherung im Internet: http://www.erv.de/

British Airways Tourism for Tomorrow Awards Die Fluggesellschaft British Airways ist Hauptsponsor und Initiator dieser Preise, die seit 1990 verliehen werden, um einen umweltverträglichen Tourismus zu fördern. Der „Tourism for Tomorrow Awards"-Wettbewerb wird seit 1992 zusammen mit der British Tourism Authority durchgeführt und steht Bewerbern aus der ganzen Welt offen. Die Teilnehmerzahl stieg kontinuierlich - 1995 waren es schon 121 Kandidaten aus 44 Ländern. Im Rahmen des Wettbewerbs gibt es jährlich einen „Global Award" und einen für jede der vier Erdregionen (Europa, Amerika, Südhalbkugel und Pazifischer Raum). Von 1992 bis 1994 war dreimal hintereinander Österreich mit einem seiner Umweltprojekte der Gewinner des Europäischen Preises. Im Frühjahr 1996 erhielt zum ersten Mal eine deutsche Öko-Initiative den begehrten Preis für Europa: Die Allgäuer Gemeinde Hindelang, deren Bemühungen um den Einklang von Urlaub, Landwirtschaft und Naturschutz damit gewürdigt wurden (siehe Kapitel 3.4.).

Grüne Palme von GEOSAISON Das deutsche Reisemagazin GEOSAISON verleiht jährlich auf der ITB in Berlin Preise in verschiedenen Kategorien für außergewöhnliche Reisen. In der Regel handelt es sich um rein ideele Auszeichnungen, denn die Gewinner sind meist Unternehmen der Reisebranche. Die Jury besteht aus zehn Touristikprofis, die nach einem maximal- 100-Punkte-System die Wettbewerbsbeiträge bewerten. Neben der „Goldenen Palme" in fünf Kategorien wird alljährlich auch die „Grüne Palme" für Reisen, Initiativen und Aktionen verliehen, die Umweltschutz, Völkerverständigung oder den Respekt vor dem Fremden fördern. 1997 erhielten drei Reisen die „Grüne Palme". Der erste Preis (80 Punkte) ging an einen 16tägigen Clean-up-Trek in die Everest-Region von Hauser Exkursionen und dem Arbeitskreis für Trekking- und Expeditionstourismus, dessen Teilnehmer auf der Everest-Wanderroute in Nepal Müll einsammelten. Den zweiten Platz (67 Punkte) belegte das Tourismusprojekt Dzanga-SanghaderUmweltstifhing WWF, das in der Zentralafrikanischen Republik den Holzeinschlag als Einnahmequelle überflüssig machen soll. Eine Begegnungsreise nach Peru und Bolivien von Aventoura kam auf Platz drei (57 Punkte).

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2.2. Planungshilfen, Checklisten, Handbücher Umweltschutz für Reisebüros Für ein eigenes Umweltmanagement haben es Reisebüros innerhalb der Dienstleistungsbranche noch relativ leicht: sie haben im wesentlichen nur den Bereich der Büroökologie zu berücksichtigen bzw. im Fall eines Neubaus oder einer Renovierung noch den Bereich der Bauökologie. Bei dem ökologischen Durchleuchten der Büros ist im wesentlichen auf folgende Gesichtspunkte zu achten: • umweit- und gesundheitsfreundliches Büromaterial, • energie- und wassersparende Maßnahmen in den Räumen, • Lärmvermeidung und Lärmisolierung, • umweltgerechte Reinigung der Räume und Geräte, • eingeschränkter Papierverbrauch und getrennte Entsorgung, • umweltgerechte Innenausstattung der Räume, • Verkehrsanbindung des Büros an die öffentlichen Verkehrsmittel, • umweltverträgliche Werbemittel, • umweltorientierte Beratung der Kunden. Hilfestellung wird den Reisebüros zum Beispiel geboten durch das Faltblatt des Deutschen Reisebüroverbandes „DRV-Umweltempfehlungen für Reisebüros" oder durch Unterlagen der örtlichen Verbraucherberatungen zu umweltfreundlichem Einkauf bei Büromaterial. Schwieriger ist es schon für Reisebüros, in der Rolle als Vermittler von Reisen umweltfreundlich zu sein. Ein erster sehr wichtiger Schritt ist dazu die Rücknahme von Katalogen. Hier heißt es, gelesene Exemplare von Kunden bereitwillig zurückzunehmen und diese Bereitschaft auch vorab zu signalisieren, damit der Kunde weiß, hierhin kann er seinen Katalog zurückbringen. »>[25]

Expertenmeinung

Reisebüros gefordert „ Gerade auch der Vertrieb (also die Reisebüros) ist gefordert, Umweltaktivitäten an Mitarbeiter und Kunden zu kommunizieren," appellierte Martin Buese, Vorstand des Deutschen Reisebüroverbands DRV, bei der Verleihung des DRV-Umweltpreises an die Anwesenden. „ Warten Sie nicht auf den Kundendruck, um mehr über die Umweltqualität eines Zielgebiets zu erfahren! Die Fragen werden kommen, und Sie müssen darairf vorbereitet sein. Denn, wenn Sie Ihre Kompetenz zu diesen Fragen nicht beweisen, werden es andere tun/" DRV-Jahrestaffing, Mallorca, November ¡995

Ein umweltbewußtes Reisebüro sollte natürlich auch die Umweltinformationen in den Katalogen kennen: die Mitarbeiter sollten wissen, welche Kataloge gar keine oder nur generelle Umwelthinweise bieten, welche umweltfreundliche Hotels und Pensionen extra ausweisen und auf welchem Kriterienkatalog diese Auszeichnung beruht (zum Beispiel können Hotels mit grüner 54

Blume in einem bestimmten Katalog diese aufgrund von Kriterien des Veranstalters oder aufgrund eines lokalen Wettbewerbs erhalten haben). Das heißt natürlich auch, daß die Reisebüromitarbeiter Bescheid wissen sollten über die Problematik solcher Ökozeichen und damit über das, was eigentlich umweltverträgliches Reisen ausmacht (daß es sich nämlich nicht ausschließlich um „sanfte Angebote", um Wandern, Radfahren und Urlaub auf dem Bauernhof handelt).

[25]:

Umweltnachfrage

im

Reisebüro

Das Deutsche Touristik Institut in Stockdorf bei München unternimmt seit 1984 RepräsentativErhebungen in deutschen Reisebüros. An der Reisebürostudie 1995 nahmen 1005 Reisebüros teil. Unter anderem wurde bei dieser Befragung auch nach dem Interesse der Reisebürokunden nach Umweltinformationen gefragt. 82,7 Prozent der Reisebüros gaben dabei an, daß ihre Kunden sich gar nicht oder nur geringfügig (bis 10 Prozent der Kunden) im Verlauf des Verkaufsgesprächs auch fiir Fragen des Umweltschutzes, für die Umweltsituation am Urlaubsort interessierten. Das muß jedoch nicht heißen, daß wirklich kein Interesse bei den Kunden vorhanden ist. Es ist in vielen Fällen so, daß die Kunden nicht wissen, daß und wonach sie genau fragen sollten, und daß die Reisebüromitarbeiter das Gespräch nicht auf das heikle Thema Umwelt kommen lassen, da sie oft gar nicht antworten könnten auf eine entsprechende Frage. Die Befragung der Reisebüros wollte aber auch wissen, wofilr sich diejenigen Kunden interessieren, die das Thema Umwelt bei ihrer Reisebuchung ansprechen. Die Umweltfreundlichkeit der Unterkunft, die Meeresverschmutzung und die Sauberkeit der Strände waren den Kunden dabei das Wichtigste: wichtig für: 42,4% der Befragten Umweltfreundlichkeit der Unterkunft 29,9% Meeresverschmutzung (Wasserqualität) 23,0% Sauberkeit der Strände 8,4% Natur (Naturparks, natürliche Landschaft, Tierschutz) 7,0% Sauberkeit, Hygiene 6,0% kleine Anlagen, keine Wohngettos, Architektur 3,7% Stärke der Lärmbelästigung 3,3% Luftverschmutzung, Industrieansiedlung 2,9% Aktivitäten für den Umweltschutz im Urlaubsgebiet 2,7% Grad der Landschafts- und Küstenbebauung 2,2% umweltfreundliche Verkehrsmittel, ÖPNV 2,0% aktuelle politische Ereignisse, Lebensstandard der Bev. 1,8% Aktivitäten des Reiseveranstalters

Als Reisebüro umweltbewußt zu sein, heißt nicht unbedingt, Ökoreisen zu verkaufen, sondern den Kunden innerhalb des vorhandenen Reiseangebots die relevanten Unterschiede aufzeigen zu können (z.B. zwischen Reiseveranstaltern, die bei ihren Vertragshotels die Umweltfaktoren prüfen und solchen, die es nicht tun). Auf Nachfrage von Kunden sollte ein umweltbewußtes Reisebüro auf Anhieb einige umweltfreundliche Angebote nennen können - im Nahbereich ebenso wie bei Fernreisezielen. Sinnvoll ist es dazu, wenn wenigstens ein Mitarbeiter des Büros sich näher mit solchen Angeboten befaßt und etwa einen entsprechenden Ordner fuhrt. Auf diesen können dann andere zurückgreifen, wenn bei einer Kundenanfrage der „Umweltexperte" gerade nicht im Dienst ist. Neben diesen Mindestanforderungen an ein umweltbewußtes Reisebüro mit „normalem" Feriensortiment gibt es auch einige Reisebüros, die sich auf das spezielle Segment der alternativen, „sanften" oder Ökotourismus spezialisiert haben. » > [ 2 6 ] 55

[26]: Ein umweltbewußtes

Reisebüro

ReNatour in Nürnberg nennt sich selbst „das andere Reisebüro". Hier will man seinen Kunden das Spektrum des sanften Tourismus näher bringen und bietet Reisen an, die nach den Kriterien Umweltbewußtsein, Naturverbundenheit, Sozialverträglichkeit und Familienfreundlichkeit ausgewählt wurden. Die Veranstalter müssen bestimmte Kriterien erfüllen, um in das Programm von ReNatour zu passen. Neben verschiedenen Möglichkeiten, aktiv Urlaub zu machen (Fahrrad, Kanu, Segeln, Wandern), vermittelt ReNatour bundesweit beispielsweise auch Reisen in Verbindung mit einem Kursprogramm (Yoga, Musik, Fasten, Aromatherapie...) und Unterkünfte ohne Programm. Bei zahlreichen Reisen wird auch vegetarische oder Vollwertkost geboten. Durch die Auswahl bestimmter Reiseangebote und spezieller Veranstalter wendet sich ReNatour primär auch an eine ganz spezifische Kundengruppe, doch gibt man sich nicht festgefahren: auf spezielle Kundenwünsche außerhalb des Programms, zum Beispiel nach einer Ferienwohnung oder einem Hotel, will man ebenso eingehen.

Ilmweltmanagement bei Hôtellerie und Gastronomie Auch im Gastgewerbe ist Umweltmanagement möglich. Ziel dabei ist, daß der einzelne Betrieb möglichst keine größere Umweltbelastung verursachen sollte, als die Summe seiner Gäste auch zuhause verursachen würden (so sollten beispielsweise in einem Hotel pro Übernachtungsgast nicht mehr als 150 Liter Wasser täglich verbraucht werden, dem durchschnittlichen Tagessatz pro Person im Privathaushalt). Bei der Überprüfung eines Betriebes auf ökologische Schwachstellen können oft Möglichkeiten zur Kostensenkung aufgedeckt werden. Letztendlich ist es sogar ganz real möglich, daß ein umweltfreundlicher Betrieb ökonomisch und ökologisch günstiger wirtschaftet, als die Summe der Privathaushalte der Gäste - man denke nur an die kleinen Portionspackungen in den vielen Ein- oder Zweipersonenhaushalten, die ein Hotel oder eine Gaststätte durch GroßgebindeEinkauf vermeiden kann. Es ist jedoch derzeit noch nicht davon auszugehen, daß das Gastgewerbe die Möglichkeiten des umweltverträglichen Wirtschaftens schon durchweg ausnutzt, im Gegenteil. Die meist mittelständischen Betriebe leben unter starkem Wettbewerbsdruck und haben häufig nicht die Zeit, die Kenntnisse und die finanziellen Mittel, sich mit Umweltfragen mehr als unbedingt notwendig auseinanderzusetzen. Dabei wird durch konsequentes Umweltmanagement nicht nur der Umwelt ein Dienst erwiesen, sondern es werden häufig auch die Qualität verbessert, das Marketing gefördert, laufende Kosten reduziert und so insgesamt auch die Gewinnspannen des Unternehmens verbessert. Gerade Hotels und Gaststätten sind oft der Meinung, sie könnten für umweltfreundliches M anagement von den Gästen einen Aufschlag auf die bisherigen Preise verlangen. Sie beklagen sich später über die mangelnde Umweltsensibilität deijenigen Gäste, die diese Preiserhöhung nicht akzeptieren und zur preiswerteren, weniger umweltfreundlichen Konkurrenz abwandern. Das ist dem Gast jedoch nicht zu verübeln, denn er bekommt für sein umweltfreundliches Verhalten zuhause ja auch keine Extrabezahlung. Zusätzlich zahlt jeder Gast zuhause die Umweltkosten (Müllgebühren, Abwasserabgaben etc.) weiter, auch wenn er die entsprechenden Dienste nicht nutzt, während er im Restaurant oder Hotel ist. Gerade die umweltsensiblen Gäste wissen überdies meist genau, daß Umweltmanagement Geld einsparen kann und nicht immer nur teure Investitionen bedingt. Umweltverträgliches Wirtschaften ist ein Qualitätsmerkmal des Betriebs, mit dem das Hotel oder Restaurant Gäste locken und als Stammgäste gewinnen kann, aber darunter dürfen die anderen Qualitätsmerkmale (Service, Lage, etc.) nicht leiden - und auch nicht der Preis. Die Nachfrage nach umweltfreundlichen Leistungen in der Hôtellerie und Ga56

stronomie wird steigen und spätestens dann wird sich Umweltengagement für einen Betrieb auszahlen: Ein umweltfreundlich geführtes Unternehmen wird dann höhere Gästezahlen und einen besseren Auslastungsgrad als andere, weniger umweltbewußte Konkurrenten verbuchen können. Darauf sollte ein Unternehmen hinarbeiten, nicht auf kurzfristigen Gewinn durch „Öko-Preisaufschläge". Der DEHOGA empfiehlt zur kurzfristigen Rentabilisierung den Unternehmen, im Rahmen einer Analyse der Betriebsabläufe im Umweltbereich die möglichen Maßnahmen gleich kostenmäßig zu erfassen und nach Gruppen zu klassifizieren: • Womit kann ich wieviel sparen? • Was kostet mich nichts außer gutem Willen? • Was kostet mich nicht viel? • Wann amortisieren sich welche Investitionen? Dabei - so DEHOGA - wird mancher Unternehmer erstaunt sein, was man mit einem geänderten Bewußtsein und geringen Kosten für die Umwelt tun kann. Besondere Einsparungen sind durch Abfall Vermeidung bzw. Abfalltrennung sowie beim Verbrauch von Wasser, Energie und Reinigungsmitteln zu erwarten. Wo eine genaue Erfassung der Kosten nicht möglich ist, bietet sich eine Überprüfung aufgrund der verbrauchten oder produzierten Mengen an Abfall, Wasser, etc. an. Solche Umweltkennzahlen dienen nicht nur dem internen Vergleich (Überprüfung der Verbrauchswerte im Vergleich zum Vorjahr), sondern auch dem externen Vergleich mit ähnlichen Betrieben. Durch die Gegenüberstellung der eigenen ökologischen Kennzahlen mit Durchschnittswerten aus anderen Betrieben ist es möglich, zu beurteilen, wie gut oder schlecht die eigenen Werte sind und wo noch Möglichkeiten zur Verbesserung sind. Betriebswirtschaftliche Kennziffern (wie Wareneinsatzquote, Energiekosten, Personalkosten gemessen am Umsatz, Produktivität pro Mitarbeiter) werden ja häufig schon erhoben - jetzt gilt es, zusätzliche Umweltkennzahlen zu erfassen. Die ermittelten Werte sollten dabei möglichst an eine Bezugsgröße gekoppelt werden, die mit der Geschäftsintensität zusammenhängt (z.B. Abfallmenge pro ausgegebenem Essen, Energieverbrauch pro belegtem Zimmer, Wasserverbrauch pro Übemachtungsgast). Der D E H O G A stellte bereits 1994 ein System von Umweltkennziffern, die als Richtwerte flir die Einsparungspotentiale gelten können, vor. Um eine Vergleichbarkeit der Daten zu gewährleisten, definierte der DEHOGA vier verschiedene Betriebsgruppen, die sich nach Betriebsstruktur, Umsatzgröße und Sondereinrichtungen (eigene Wäscherei, Hallenbad etc.) unterscheiden. Im Rahmen der Untersuchungen zur Neuauflage des DEHOGA-Leitfadens „So führen Sie einen umweltorientierten Betrieb" wurden ökologische Kennziffern aus insgesamt 136 Betrieben in ganz Deutschland ermittelt. Aufgrund der dabei festgestellten Betriebsarten und Größenvielfalt wurden insgesamt acht verschiedene Betriebsgruppen gebildet (TDM=Tausend Deutsche Mark): • Gruppe 1: Getränkeorientierte Gastronomiebetriebe, Umsatzvolumen 100-500 T D M • Gruppe 2: Speisenorientierte Gastronomiebetriebe, Umsatzvolumen 100-500 T D M • Gruppe 3: Speisenorientierte Gastronomiebetriebe, Umsatzvolumen 500-1.000 T D M • Gruppe 4: Beherbergungsbetriebe mit einem Logisanteil über 2/3 des Gesamtumsatzes, Umsatzvolumen 100-800 T D M • Gruppe 5: Beherbergungsbetriebe mit einem Logisanteil bis zu 2/3 des Gesamtumsatzes, Umsatzvolumen 100-1.000 T D M • Gruppe 6: Beherbergungsbetriebe mit einem Logisanteil bis zu 2/3 des Gesamtumsatzes, Umsatzvolumen 1.001-4.000 T D M 57

• Gruppe 7: Beherbergungsbetriebe mit einem Logisanteil bis zu 1/3 des Gesamtumsatzes, Umsatzvolumen 100-1.000 T D M • Gruppe 8: Beherbergungsbetriebe mit einem Logisanteil bis zu 1/3 des Gesamtumsatzes, Umsatzvolumen 1.001-4.000 T D M Diese Einteilung ist noch grob und innerhalb der einzelnen Betriebsgruppen sollte noch nach Umsatz und vorhandenen Sondereinrichtungen unterschieden werden. Je mehr sorgfältig erfaßte und dokumentierte Umweltdaten aus unterschiedlichsten Betrieben mit der Zeit vorliegen, um so besser werden die Ökokennzahlen einer Betriebsgruppe für ein Unternehmen zur Orientierung dienen können. Die vom DEHOGA ermittelten ökologischen Kennziffern sind aber unter Beachtung der zusätzlichen Erläuterungen in der DEHOGA-Broschüre „So führen Sie einen umweltorientierten Betrieb" - bereits jetzt eine gute Möglichkeit der Selbstkontrolle im Gastgewerbe. Mit dem DEHOGA-Leitfaden, dem 40-Punkte-Katalog und den hilfreichen Erläuterungen, sollte inzwischen jeder Betrieb des Gastgewerbes Ansatzmöglichkeiten zum umweltverträglichen Wirtschaften finden können. > » ( 2 7 ] In der Neuauflage wird die DEHOGA-Broschüre von einem Computerprogramm ergänzt, das die 40 Punkte des Katalogs mit Rechenbeispielen unterlegt, so daß der Unternehmer sich die Einsparpotentiale in seinem Betrieb selbst ausrechnen kann. Er kann den Betrieb mit unterschiedlichen Zahlen durchtesten und so den optimalen Weg finden, Umweltmanagement in seinem Unternehmen zu gestalten.

Expertenmeinung

Zukunftserfolg „ Vor dem Hintergrund eines härter werdenden internationalen Wettbewerbs sowie eines angewachsenen Anspruchsniveaus von Kunden und Öffentlichkeit ist die 'ökologische Qualität' gast gewerblicher Dienstleistungen heute ein unverzichtbares Kriterium des Zukunftserfolges geworden. " betont die Bundesumweltminister^ Dr. Angela Merkel im Vorwort der neuaufgelegten DEHOGA-Broschüre. „Als praktisches Handbuch für ein ganzheitliches betriebliches Umweltmanagement kann der Leitfaden so auch dazu beitragen, die Qualität der Dienstleistungen und die Wettbewerbsfähigkeit des Gastgewerbes insgesamt zu verbessern. " Bonn, Februar 1997

Besonders beim Neukauf von Geräten sollten die Unternehmen des Gastgewerbes auf Umweltaspekte achten. Die technologischen Fortschritte, zum Beispiel in der Küchentechnik, haben für die Umwelt Vorteile gebracht. Ein geringerer Energieverbrauch, niedrigere Strom- und Gaskosten sowie Wassereinsparungen können heute durch innovative Gerätetechnik, die beispielsweise neue Materialien, alternative Energiequellen, elektronische Steuerungen (Fuzzy Logic) und eingebaute Sensoren benutzt, leicht erreicht werden So haben Waschvollautomaten Mitte der siebziger Jahre noch mehr als drei Kilowattstunden Strom und fast 150 Liter Wasser für fünf Kilogramm Kochwäsche benötigt, heute kommen viele der in den neunziger Jahren produzierten Nachfolger mit weniger als zwei Kilowattstunden Strom und nur etwa 53 Litern Wasser für die gleiche Trommelfiillung aus. 58

[27]:

DEHOGA-40-Punkte-Katalog

Erste Schritte 1. Führen eines Umweltordners 2. Benennen eines Umweltbeauftragten 3. Mitarbeiterschulung 4. Investitionen unter ökologischen Gesichtspunkten Gästeinformation 5. Energie 6. Regelmäßige Überprüfung der Heizungsanlage, Alternativen zur herkömmlichen Wärmeerzeugung nutzen 7. Zentrale Warmwasserversorgung 8. Wärmerückgewinnung und Maximumüberwachung 9. Verwendung von Energiesparlampen 10. Verwendung von Zeitschaltuhren und Infrarotsensoren 11. Auf den Einsatz elektrischer Händetrockner und den Bereitschaftsmodus bei Fernsehern verzichten Wasser/Abwasser 12. Ermittlung des individuellen Wasserhärtegrades 13. Durchflußbegrenzer bei Handwaschbecken und Duschen 14. Vermindern der Füllmengen von WC-Spülkästen, Gebrauch sogenannter Spartasten 15. Regelmäßige Kontrolle der Wasserverbrauchsstellen 16. Vom Gast bestimmter Handtuch- und Wäschewechsel 17. Umweltschonender Umgang mit Waschmitteln Weitgehender Verzicht auf Kochwäsche und Vorwaschgang 18. 19. Verzicht auf Weichspüler 20. Verwendung von milden Reinigungsmitteln 21. Verzicht auf Desinfektionsmittel 22. Verzicht auf WC-Steine und Duftspender 23. Verzicht auf scharfe Sanitär- und Rohrreiniger Abfallvermeidung 24. Verzicht auf Portionsverpackungen 25. Verzicht auf einzeln verpackte Artikel für Bad und Dusche 26. Verzicht auf Getränkedosen und Einwegflaschen 27. Verwendung von Großpackungen und Mehrwegbehältern 28. Weitestgehender Verzicht auf Einweg-Gebrauchsgegenstände 29. Sparsame, sortenreine Verwendung von Kunststoffverpackungen 30. Sparsame Verwendung von Papier, Einsatz von Recyclingpapier Abfalltrennung 31. Trennung nach Papier und Kartonage, Glas, Wertstoffen, kompostierbaren Stoffen, Sonder- bzw. Problemmüll, Restmüll 32. Getrennte Rückgabe von Verpackungsmaterial an Lieferanten 33. Getrenntes Sammeln und Entsorgen organischer Abfälle 34. Getrennte Entsorgung von Fetten und Ölen Luft, Klima Verbesserang der Raumluft 35. 36. Verzicht auf umweltschädliche Arbeitsmittel im Büro Umwelt v o r O r t 37. Pflege und Ausbau von Außen- und Gartenanlagen 38. Verwendung von Produkten aus dem ökologischen Landbau 39. Verwendung anderer Produkte aus der Region 40. Fahitkostenzuschuß für Mitarbeiter/Gäste bei Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln 59

Neben den Einspareffekten durch den Austausch eines alten Geräts gegen ein umweltfreundlicheres neues Modell kann der Unternehmer im Gastgewerbe auch Vorteile durch die Umstellung auf ein anderes System (z.B. von Elektro- zu Gasgeräten) gewinnen. Oft ist es jedoch für das Gastgewerbe ein großer zusätzlicher Aufwand, vor einer Neuanschaffung den Gerätemarkt zu sondieren, sich über Neuerungen zu unterrichten und die Brauchbarkeit von technischen Entwicklungen für den eigenen Betrieb zu überprüfen. Außerdem sind die modernen umweltfreundlichen Geräte gleichzeitig mit den Geräten älteren Typs mit höheren Verbrauchswerten auf dem Markt. Leider ist daher oft noch einzig der Preis für die Wahl des neuen Geräts entscheidend. Das ist jedoch zu kurzfristig gedacht, denn auf lange Sicht kommen hohe Verbrauchszahlen von Strom und Wasser teuer. Um darauf aufmerksam zu machen, werben viele Hersteller heute mit günstigen Verbrauchswerten ihrer Produkte. Diese Herstellerangaben sind schwierig zu vergleichen, da sie oft nicht unter gleichen Bedingungen erfaßt wurden.

[28]: Energieverbrauchskennzeichnung

Energie

für

Elektrogeräte

Logo ABC 123

Hersteller Modell

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Niedriger Verbrauch

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L^r

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Hoher Verbrauch Energieverbrauch kWh/Jahr (Aul der Grundlage von Ergebnissen der Normprüfung über 24h)

XYZ

Der tatsächliche Verbrauch hängt von der Nutzung und vom Standort des Gerätes ab.

Nützinhalt Kühlteil 1 Nutzinhalt Gefrierteil 1

xyz xyz

Geräusch

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dB(A) re 1 pW Ein Datenblatt mit weiteren Geräteangaben ist in den Prospekten enthalten.

NwmEN 153. AusgaCe Mai 1990

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n mm

Zumindest für elektrische Geräte gibt es jetzt eine zusätzliche Orientierungshilfe. Um dem Käufer direkt beim Einkauf einfache und leicht verständliche, vergleichende Informationen über den Energieverbrauch der Geräte zu geben, wurde in der EU ab 1994 eine neue 60

„Energieverbrauchskennzeichnung" eingeführt. Sie basiert auf den EU-Richtlinien 92/75/EWG und 94/2/EU und in Deutschland auf deren Umsetzung im „Energieverbrauchskennzeichnungsgesetz (ENVKG)". Das Label nennt nicht nur die Verbrauchswerte des Geräts, sondern enthält auch eine daraus resultierende Klassifzierung (A bis G) der Geräte sowie eine Angabe zur Lärmbelastung durch das Gerät. Kühl- und Gefriergeräte sollten bereits überall mit entsprechenden Etiketten ausgestattet sein, andere elektrische Haushaltsgeräte folgen nach und nach. > » | 2 8 ) Bei größeren Anschaffungen an neuen Geräten lohnt es sich für den Gastgewerbebetrieb unter Umständen, eine Beratungsfirma mit der Suche nach der sparsamsten und umweltfreundlichsten Gerätelösung zu beauftragen. Auch auf großen Hausgerätemessen, wie der Domotechnika in Köln, sowie auf den Hotel- und Restaurantmessen werden regelmäßig Neuerungen vorgestellt und Vergleichzahlen über den Verbrauch an Strom, Wasser, Gas etc. veröffentlicht.

Umweltmanagement auf Campingplätzen Der Campingplatzbetrieb ist ein Teil des Gastgewerbes, kann sich also im Prinzip an den Hinweisen für Hotellerie und Gastronomie orientieren. Aber beim Camping hat der Umweltschutz noch eine besondere Bedeutung, denn es ist die Urlaubsform, die der Natur am nächsten ist und auf die Intaktheit der Umwelt am meisten angewiesen ist - eine Urlaubsphilosophie mit wachsender Beliebtheit. 1994 übernachteten auf deutschen Campingplätzen 5,75 Millionen Gäste (ohne Dauercamper), davon über 80 Prozent Deutsche. Insgesamt wurden in diesem Jahr etwa 23 Millionen Übernachtungen auf den rund 5.500 Campingplätzen in Deutschland verzeichnet. Bei allen Varianten des Campings, auch dem Dauercamping, dem Wohnmobilcamping und dem „naturnahen" Camping suchen die Campingfreunde einerseits ein landschaftlich attraktives, möglichst natürliches Umfeld, sie erwarten aber andererseits auch eine funktionierende Infrastruktur und zuverlässige Energieversorgung auf den Campingplätzen. Um den Erholungswert eines Platzes zu sichern ist also der Umwelt- und Naturschutz eine zentrale Aufgabe der Betreiber von Campingplätzen. Nachdem andere Branchen des Tourismus bereits Umweltleitfäden und Kriterienkataloge zur Orientierung vorliegen haben, hat der Deutsche Fremdenverkehrsverband im März 1996 auch eine Broschüre mit dem Titel „Umweltschutz auf Campingplätzen" vorgelegt. Dem Leitfaden liegt ein Projekt zugrunde, das vom Büro für Tourismus und Erholungsplanung BTE in Hannover erarbeitet wurde, unter Zusammenarbeit mit dem Verband der Campingplatzunternehmer in Deutschland (VCD), dem Allgemeinen Deutschen Automobil-Club e.V. (ADAC) und dem Verband der Wohnwagen- und Wohnmobilhersteller (VDWH). Das Handbuch richtet sich in erster Linie an Campingplatzunternehmer, bietet aber auch für Camper Anreize zum Mitmachen. Anhand praktischer Beispiele zeigt die Broschüre die Bedeutung von Umweltschutzmaßnahmen für Campingplätze auf. Darüber hinaus möchte sie eine Hilfestellung bei der Vorbereitung und Realisierung von Maßnahmen geben. Die naturschonende Einbindung eines Campinggeländes in die Landschaft, die standortgerechte Bepflanzung und die Reduzierung von Lärm und Verkehr - das sind Maßnahmen, die die Attraktivität des Platzes steigern; durch Abfallvermeidung, Energie- und Wassereinsparung können die Betriebskosten gesenkt werden. Campingplätze haben zusätzlich mit Umweltaspekten zu kämpfen, die in anderen Branchen kein Problem darstellen. Die Abwasserbelastung durch mobile Toiletten wird zum Beispiel oft unterschätzt. Viele Camper benutzen zu scharfe Chemikalien oder überdosieren die Mittel. 61

Eine mögliche Maßnahme des Campingplatzbetreibers könnte das Aufstellen einer Informationstafel an der Entleerungsstation für die mobilen Toiletten sein. Auf dieser Tafel sollten die Camper darum gebeten werden, die verträglicheren Sanitärkonzentrate zu bevorzugen, ebenso sollte hier der Hinweis stehen, daß diese an der Rezeption des Campingplatzes erhältlich sind. Weitere solcher spezifischen Hilfen für umweltverträgliches Management auf dem Campingplatz können dem Leitfaden entnommen werden.

Umweltmanagement bei Reiseveranstaltern Reiseveranstalter haben eine komplexe Aufgabe, wenn es um Umweltverträglichkeit geht. Sie stellen aus dem Angebot vieler „Zulieferer" das Produkt „Reise" her und verkaufen es komplett. Ein solches „Reiseprodukt" kann aber nur so umweltverträglich sein, wie der schlechteste Bestandteil. Ein Reiseveranstalter kann nur begrenzt Einfluß auf seine Zulieferer (die Hotels, Fluggesellschaften, Busunternehmen usw.) ausüben. Durch die Aufnahme in sein Programmoder die Ablehnung der Anbieter hat der Veranstalter eine gewisse Käufer-Macht, er ist der Kunde dieser Unternehmen. Allerdings ist dieser Einfluß oft nicht zu realisieren, denn um ein bestimmtes Angebot zum günstigen Preis einkaufen zu können, ist mancher Veranstalter nicht in der Lage, etwa auf Fluggesellschaften mit moderneren, schadstoffärmeren Flugzeugen oder auf Hotels mit eigener Kläranlage auszuweichen. In vielen Bereichen ist die Einflußnahme aber sinnvoll und machbar. Viele größere Reiseveranstalter sind ganz oder teilweise Eigentumer von Hotelketten - hier kann leichter durch Information, Hilfe, konkrete Umweltvorgaben und Kontrollen ein Umweltmanagement in Gang gesetzt werden. Auch wo dies nicht durch die Eigentumsverhältnisse erleichtert ist, kann doch auf die Partner am Zielort eingewirkt werden, denn das Ausweichen auf andere Orte, andere Hotels ist häufig möglich. Natürlich ist bei dieser Einflußnahme das Wort eines großen Reiseveranstalters gewichtiger als das eines kleinen, daher tragen die großen Veranstalter auch eine besondere Verantwortung, diesen Prozeß des umweltverträglichen Wirtschaftens bei ihren „Zulieferern" in Gang zu setzen. Viele Veranstalter haben in den vergangenen Jahren die Bedeutung der Umwelt als Qualitätsfaktor im Tourismus erkannt und haben ihr Unternehmen durch Umweltleitlinien und eine Umweltpolitik darauf eingestellt, den Umweltschutz zu fördern, wo es geht. Für die Veranstalter handelt es sich bei den Anbietern, auf die sie Einfluß ausüben wollen, um immens viele Zielorte und Unternehmen, die alle eine ganz spezifische Problemsituation haben und oft nicht über das Wissen und die Mittel verfügen, daran etwas zu ändern. Ein erster Schritt ist daher meist die Erstellung eines Fragebogens, durch den man vom Anbieter möglichst viel über seine Umweltsituation erfahren will. Wichtig ist auch das Servicepersonal des Veranstalters vor Ort, die Reiseleiter und Organisatoren, die mit ihrer Landes- und Ortskenntnis dazu beitragen, festzustellen, was leicht oder eventuell gar nicht machbar ist. In einer Politik der vielen kleinen Schritte können dann nach und nach Umweltprobleme eines Zielgebiets identifiziert werden und mit geeigneten Projekten (von der Checkliste über die Beratung oft bis hin zur Finanzierung durch die Veranstalter) Verbesserungen erreicht werden. Mit welchen Projekten wo angesetzt wird, ist sehr unterschiedlich. Einzelne Naturschutzprojekte oder die finanzielle Förderung von einheimischen Umweltschützern sind dabei zwar gut für das Image des Veranstalters, helfen aber nicht, auf breiter Front umweltverträgliche Maßnahmen bei Hotels, Pensionen, Restaurants oder Bars am Urlaubsort einzuführen. Umweltmanagement bei den Reiseveranstaltern zugunsten eines umweltverträglicheren Produkts „Reise" ist mühsam, langwierig, teuer und abhängig von der Bereitschaft vieler Partneruntemehmen zur Mitarbeit. Nachdem zu Beginn der neunziger Jahre das Umweltengage62

ment bei vielen deutschen Veranstaltern eine beachtliche Aufmerksamkeit genoß, ist es aufgrund der nur begrenzten Aktionsmöglichkeiten der Veranstalter und der allgemein schlechteren Wirtschaftslage inzwischen in den Hintergrund gerückt. Um diesem Trend entgegenzuwirken und den Dialog zu Umweltthemen innerhalb der Reiseveranstalter zu fördern, organisierte der Verein „Ökologischer Tourismus in Europa (ÖTE) e.V.", ein Zusammenschluß verschiedener Organisationen aus dem Bereich Tourismus und Umwelt, 1996 drei Workshops über Kriterien für umweltorientierte Reiseveranstalter. Der anschließend als Broschüre veröffentlichter Kriterienkatalog soll als Anregung für die Branche zur schrittweisen Steigerung des Angebots an umweltschonenden Reisen bzw. Leistungen dienen. In diesem ÖTE-Leitfaden wird unterschieden nach Umweltmaßnahmen des Reiseveranstalters als Unternehmen (Umweltmanagement/-Informationssystem, Marketing, Produktpolitik, Distributionspolitik, Kommunikationspolitik, Kooperationen, Politische Aktivitäten) und Maßnahmen in der zentralen Verwaltung (Gebäudemanagement, umweltschonendes Beschaffungswesen, Umweltkommunikation im Betrieb, umweltschonendes Verhalten der Mitarbeiter, Verkehr). Der letztere Bereich, Umweltmanagement in einer Verwaltungszentrale, ist eine allgemeine gesellschaftliche Forderung, die alle Unternehmen betrifft und nicht speziell die Reiseveranstalter. Wie von Banken und Versicherungen, deren Gewerbe ja hauptsächlich im Verwaltungsbzw. Bürobereich stattfindet, kann man auch vom Reiseveranstalter hier Umweltverantwortung erwarten. Meist ist Umweltschutz in der Verwaltung auch schon längst Realität: Kaum ein Büro ist heute noch ohne Papierrecycling und Energiesparlampen. Auch wenn es auf diesem Gebiet mehr oder weniger aktive Unternehmen gibt, so sollte dieser interne Umweltschutz doch keine Meßlatte für umweltfreundliche Reiseveranstalter sein, sondern eher eine Selbstverständlichkeit. Ein Bereich, der spezifisch für Reiseveranstalter ist und bei dessen Umweltmanagement noch kein Durchbruch erzielt wurde, ist die Flut der Reisekataloge, die nach einer Saison zum Altpapier gehören. Im Schnitt (ver-)braucht ein Kunde acht Kataloge für eine Buchung. Solange die Branche darauf nicht verzichten kann, sollten diese heutzutage wenigstens aus chlorfrei gebleichtem Recyclingpapier sein. Manche Veranstalter haben auch schon LeihkatalogSysteme erprobt, aber als eine allgemein einsetzbare Lösung erschien dies nicht. Die Kunden sollten jedoch zumindest gebeten werden, die Kataloge nach Gebrauch zurück- oder weiterzugeben. die vielfach bereits verwirklichte Spezialisierung der Kataloge trägt dazu bei, daß die Kunden nicht unnötig viele davon mitnehmen und reduziert den Gesamtaufwand für Kataloge. Zukünftig könnte die Verbreitung von CD-ROMs teilweise Abhilfe schaffen, denn ein Katalog auf einer CD-Scheibe ist nicht nur leichter zu transportieren, sondern auch leichter zurückzunehmen (Recyclingkapazitäten für CD-ROMs sind im Aufbau). Manche Veranstalter machen aus den Umweltschutzkriterien eine Unternehmensphilosophie und bieten nur noch ganz bestimmte, alternative Reisebausteine in ihrem Programm an, die in diese Philosophie passen (z.B. umweltverträgliche Wanderreisen, Esoterik-Touren oder ÖkoFamilienferien). So sinnvoll es auch ist, solche Alternativen anzubieten, sie sind nur für einen relativ kleinen Kundenkreis interessant und der Einfluß dieser Veranstalter auf den gesamten Reisemarkt ist gering. Meist handelt es sich um kleine Veranstalter, die aufgrund der hohen Kosten für Kataloge und Provisionen nicht im Reisebüro zu finden sind, sondern über spezielle Reisevermittler oder Zeitschriften ihre Kunden finden. Ein spezieller Informationsdienst ist „Verträglich Reisen", eine jährlich erscheinende Zeitschrift, die umweltverträgliche Hotels und Pensionen im In- und Ausland prüft, die bewährten mit e i n e r , f l a u e n Schwalbe" prämiert und vorstellt. „Verträglich Reisen" enthält auch eine Übersicht über sozial- und umweltverantwortliche Reiseanbieter, deren Reiseziele alle mit der 63

Bahn oder dem Bus erreichbar sind („51 mal 'sanfter' Urlaub"). Die Vereinigung „Verträglich Reisen" ist auch auf vielen Reisemessen mit einem Stand präsent, auf dem die Besucher sich über die Angebote direkt informieren können. Viele Anbieter von alternativen Reisen sind in der „Interessengemeinschaft der Anbieter, Vermittler und Veranstalter von Umwelt- und Sozialverträglichen Reisen e.V.", kurz „IG Sanftes Reisen" genannt, zusammengeschlossen. Sie gibt einmal jährlich ein Mitgliederverzeichnis heraus, das kostenlos verschickt und auch auf Reisemessen verteilt wird. Die Mitglieder verpflichten sich, ihr Unternehmen entsprechend den Grundsätzen des Vereins zu führen. Die Grundsätze zeigen, daß diese Gruppe von Veranstaltern in Anlehnung an die Ideale des „sanften" Tourismus durch Verzicht auf bestimmte Angebote und gezielte Auswahl anderer lenkend auf die Touristen einwirken will. Förderung eines aktiven Umweltschutzes, Einfuhrung von Umweltmanagement und Umweltcontrolling in der Tourismuswirtschaft gehören nicht zu den Zielen dieser Interessengemeinschaft. » > [ 2 9 ] Eine weitere Möglichkeit, alternative Reiseveranstalter zu finden, ist der seit 1991 jährlich im Januar in Hannover stattfindende „Reisepavillon", der sich wachsender Beliebtheit erfreut. Die Veranstaltung wird von Stattreisen Hannover e.V. organisiert und ist die bundesweit größte Messe zum umweit- und sozialverantwortlichen Reisen. Durchschnittlich 4000 Besucher informieren sich hier über die Angebote alternativer Reiseveranstalter und über Entwicklungen im nachhaltigen Tourismus. Die 100 verfügbaren Standplätze sind immer frühzeitig ausgebucht, so daß viele Anfragen von potentiellen Ausstellern zurückgewiesen werden müssen ein Zeichen dafür, daß dieses Marktsegment noch viel Wachstumspotential hat. Die Ausstellung wird begleitet von einem vielseitigen Vortrags- und Veranstaltungsprogramm zum Thema „anderes Reisen", das auch den Rahmen bietet für Diskussionen, Informationsaustausch und Kooperationsverhandlungen unter den Besuchern aus der Touristikbranche.

[29]: Grundsätze

der IG „Sanftes

Reisen"

• Wir bemühen uns, die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Bereiste möglichst gering zu halten. Unser Ziel ist ein Tourismus, der Reisenden Spaß macht und Erholung bietet, der für alle Beteiligten wirtschaftlich ergiebig ist, der die Umwelt und die Bereisten möglichst wenig beeinträchtigt. • Nach innen bemühen wir uns, bei der Betriebsorganisation ökologische und soziale Belastungen möglichst gering zu halten. Bei der Beschaffung von Betriebsmitteln und Materialien, sowie bei Renovierungen sind für uns deren Funktion, Wirtschaftlichkeit und ökologische Auswirkungen gleichermaßen wichtig. • Bei unseren Mitarbeiterinnen bemühen wir uns, gesetzliche Mindestkriterien nicht nur einzuhalten, sondern sie zu übertreffen. Unsere Mitarbeiterinnen werden bei Entscheidungen zu Ihrem Tätigkeitsbereich aktiv einbezogen. • Bei unseren Reisen bieten wir auch ein möglichst breites Spektrum von Angeboten an, die mit umweltverträglichen Verkehrsmitteln auskommen. Auch sollen möglichst viele Leistungen dieser Angebote von örtlichen Partnerinnen durchgeführt werden, damit der wirtschaftliche Ertrag unserer Partnerinnen in den bereisten Regionen möglichst groß ist. • Wir verzichten auf ökologisch und sozial besonders belastende Reiseangebote, auf Sextourismus und auf Destinationen zu durch Tourismus gefährdeten ethnischen Gruppen. • Wir verpflichten uns, keine neuen exotischen Ziele in ökologisch sensiblen Gebieten zu erschließen. • In unserer Werbung und Kundinneninformationen sind wir uns unserer Verantwortung gegenüber Reisenden und Bereisten bewußt und bemüht, ganzheitliche Bilder von Zielgebieten zu vermitteln, die diese nicht nur auf ihre touristischen Funktionen reduziert.

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Um weltplanung für Ferienorte und -regionen Die touristische Attraktivität einer Gemeinde ist in hohem Maße von einer intakten Umwelt abhängig. In Deutschland und in den Nachbarländern haben die Kommunalverwaltungen als „Anbieter" im Tourismus daher oft schon seit langem die eine oder andere Umweltvorsorge getroffen, verbunden mit strengen Regelungen für Sauberkeit, Entsorgung etc. Das ist aber durchaus nicht überall so. Im Mittelmeerraum wurde zum Beispiel lange Zeit der Aufbau von Tourismuszentren geplant und durchgeführt, eine entsprechende Entsorgungsinfrastruktur aber nicht zur Auflage gemacht. Touristische Fernziele in Dritte-Welt-Ländern haben oft weder die Mittel noch das Know-how für die Integration von Umweltaspekten in die Tourismusplanung. Die Umweltempfehlungen des DRV für touristische Zielgebiete schlagen konkrete Schritte zur Umweltplanung vor: Bildung von Umweltarbeitskreisen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Gemeinde oder des Gebiets (Verwaltungsmitarbeiter, Verkehrsexperten, Landwirte, Hoteliers, Gastronomen, Agenturen, Entsorgungsunternehmen, Branchenverbände, etc.); Diese sollen in regelmäßigen Sitzungen Informationen zusammentragen, Maßnahmen planen und auch kontrollieren. • Übertragung vorhandener Umweltchecklisten auf die örtlichen Gegebenheiten und Feststellung eventuell noch notwendiger Maßnahmen zur Erfüllung von internationalen Checklisten (z.B. Vorgaben der Veranstalter); Erfragung der Gästezufriedenheit mit Umwelt, Natur, Service und Sauberkeit usw., um mögliche lokal gegebene Umweltproblempunkte aufdecken zu können; Erstellung eines Leitbildes für die umweltorientierte touristische Planung und • Formulierung konkreter, umsetzbarer Maßnahmen; Einbeziehung der Bürger durch Veranstaltungen, über Vereine und Schulen; • Förderung und Bekanntmachung gelungener umweltfreundlicher Maßnahmen bei einzelnen Unternehmen der Region zur Nachahmung bei anderen; • Regulierung von Besucherströmen durch Lenkung oder Limitierung entsprechend der abgeschätzten Belastungsgrenze; Erweiterung des Marketings um umweltorienterte Kommunikation innerhalb der • Fremdenverkehrsgemeinde und nach außerhalb, zu den Gästen; • Prüfung der Umweltverträglichkeit in der Planungsphase von größeren touristischen Projekten und Einplanung von Grünzonen bei allen Neuvorhaben; • Festlegung von Schutzregelungen für erhaltenswerte Bauten, Stadtteile, Landschaften; Erarbeitung von Abfall vermeidungsstrategien und optimierten Entsorgungskonzepten; • • Schaffung von Anreizen zur Senkung des Wasserverbrauchs und Bereitstellung einer umweltgerechten Abwasserbehandlung; • Förderung von Energiesparmaßnahmen im technischen oder organisatorischen Bereich bzw. durch alternative Energien; • Erarbeitung von Verkehrsberuhigungskonzepten und Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Als Folge des hohen und noch steigenden Anteils von Auslandstourismus der Deutschen beklagen viele Feriengebiete hierzulande eine mangelnde Auslastung ihrer touristischen Infrastruktur und suchen über die Definition eines neuen „Leitbildes" für ihre Region einen zukunftsfähigen, umweit- und sozialverträglichen Tourismus zu sichern. 65

Ein solches touristisches Leitbild ist der von allen Verantwortlichen der Region/des Ortes gemeinsam gewollte Orientierungsrahmen für die künftige Tourismusentwicklung. Aufgrund der vielen unterschiedlichen Interessensgruppen in einem Gebiet ist es jedoch ein schwieriger Prozeß, zu einem solchen gemeinsamen Ziel mit allgemeinem Konsens zu kommen. Die Fremdenverkehrsgemeinden oder -Regionen nehmen dazu häufig die Hilfe eines externen Beraters in Anspruch, der die auch vom DRV empfohlenen Umweltarbeitskreise organisiert und moderiert und auch den Informationsfluß steuert. Die Diskussionen zur Erarbeitung eines neuen Leitbildes können unterschiedlich gestaltet werden: als zwei- oder dreitägige Kompaktveranstaltung („Touristische Zukunftswerkstatt"), als monate- bis jahrelanges System von unterschiedlichen Gesprächsrunden („Offenes Tourismusforum") oder als Reihe von Zusammenkünften eines festen Arbeitskreises („Steuerungsgruppen"). Die touristische Planung eines Ortes oder einer Region beginnt immer mit einer umfassenden Bestandsaufnahme, die auch eine Analyse der Umweltsituation und eine Abschätzung der Belastungsgrenzen des Gebietes beinhaltet. In der zweiten Stufe des Verfahrens werden dann Szenarien, Trendbeschreibungen und/oder Potentialanalysen vorgenommen („was wäre, wenn. ."-Überlegungen). Erst im Anschluß daran kann ein Konsens zur Festlegung eines neuen Leitbildes für nachhaltigen Tourismus gesucht werden. Auf der Basis dieses Leitbildes planen die Arbeitskreise dann Maßnahmen zur Umsetzung. Schwerpunkte dabei sind häufig • die Förderung eines neuen Selbstverständnisses in der Gemeinde oder Region, • die Stärkung der Tourismusorganisation vor Ort, • die Verbesserung des touristischen Angebots im Zielgebiet. Beratungsunternehmen stellen teilweise ausfuhrliche Dokumentationen über das Vorgehen und die Ansatzpunkte eines solchen Prozesses zur Verfügung. Die Umorientierung eines Ferienortes bzw. -Gebietes hin zu nachhaltigem Tourismus braucht Jahre der Planung und Entwicklung, die Umsetzung der neuen Leitlinien geht nur in kleinen Schritten voran und ist immer von Rückschlägen begleitet. Ein großes Problem für touristische Zielgebiete ist der Zeitdruck: die Suche nach Lösungen beginnt meist erst, wenn die Krise voll da ist, die Umwelt arg geschädigt ist, die Feriengäste ausbleiben - und kurzfristig wirksame Maßnahmen nötig wären. Die chronische Finanzknappheit in den Kommunen stellt ein weiteres Hindernis zur Verwirklichung eines nachhaltigen Tourismus dar: Bei der Verteilung der begrenzten Finanzmittel in der Gemeinde konkurrieren Tourismusprojekte mit anderen kommunalen Aufgaben und häufig fehlt es an Kenntnissen und Möglichkeiten zur Erlangung von Fördergeldem. Die Tourismusplanung in einer Ferienregion unter Einbezug von Umweltgesichtspunkten wird nicht überall zu dem selben Leitbild führen. Es ist sogar möglich, daß eine Gemeinde aus Umweltgründen die gezielte Förderung eines Massentourismusziels (zum Beispiel eines Freizeitparks) beschließt. Dadurch können ggf. die Reiseströme gebündelt werden, ein effektives Umweltmanagement kann zentral etabliert, Ver- und Entsorgung kann auf dem umweltverträglichsten Weg organisiert werden. Zusätzlich werden damit die Touristen von anderen, ökologisch sensibleren Zonen abgelenkt. Ferienregionen, die diesen Weg wählen, nutzen das „Honey-PotPrinzip" > » [ 3 0 1

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[30]:

Das

Honey-Pot-Prinzip

Durch das Aufstellen eines Honigtopfs („honey pot") werden lästige Insekten von anderen, empfindlichen Nahrungsmitteln weggelockt. Ähnlich sollen durch die Entwicklung populärer Touristenzentren und kompakter Ferienanlagen die Touristen von der Überlastung anderer, sensiblerer Gebiete abgehalten werden. In einem solchen geplanten Zentrum kann für eine große Zahl von Touristen leichter ein umweitverträglicher Urlaub angeboten werden: Von der Verkehrsplanung bis zur Abfallentsorgung kann alles beim Bau und beim Betrieb durch das Management berücksichtigt werden. Allerdings verhalten sich die Touristen nicht eindeutig: Das neue Touristenzentrum kann sich zum Beispiel zum Startpunkt von Tagestouren entwickeln. Daher ist darauf zu achten, daß ökologisch sensible Regionen mindestens zwei Tage weit vom „honey pot" entfernt sind. Auch schaffen neue Angebote neue Bedürfnisse: Ein unbekannter Anteil der Touristen wird den Aufenthalt in einem Ferienpark nicht als Ersatz für einen anderen Urlaub, sondern als Zusatzreise nutzen. Das Honey-Pot-Prinzip ist daher nur als eine unter mehreren Managementtechniken zur Lenkung des Tourismus in umweltverträgliche Bahnen einzusetzen. Eine weitere ergänzende Managementtechnik ist zum Beispiel die Zonierung (Ausweisung von Erholungs- und Naturschutzgebieten).

Hat eine Gemeinde in einen umweltfreundlichen Tourismus investiert, so will sie dies den Gästen auch kundtun, will sich im Vergleich zu anderen Regionen durch ihr Engagement auszeichnen. So entstanden zahlreiche neue Umweltgütesiegel als Versuch, sich gegenüber der Konkurrenz als umweltfreundlich zu differenzieren. Die etwa 40 heute schon existierenden unterschiedlichen Gütezeichen im Tourismus haben bei den Gästen und Fremdenverkehrsgemeinden große Unsicherheit über deren Bedeutung aufkommen lassen. Viel einfacher wäre es, ein Zeichen für alle Tourismusprojekte zu haben, doch hat es sich als bisher stets als unmöglich herausgestellt, unterschiedlichste Gemeinden mit einem einzigen strengen Kriterienkatalog für ein einheitliches Gütesiegel richtig beurteilen z u können. Der Deutsche Fremdenverkehrsverband (DFV) gab dazu schon vor Jahren beim Büro für Tourismus und Erholungsplanung (BTE), Hannover, eine Studie in Auftrag. Sie hatte zum Ziel, den Rahmen für ein Umweltgütesiegel für Fremdenverkehrsgemeinden abzustecken und einen anwendungsfähigen Vorschlag zu entwickeln. Dieses BTE-Gutachten wurde 1994 veröffentlicht (Titel: „Beitrag zur Entwicklung eines anwendungsreifen Kriterienkataloges für ein Umweltgütesiegel in Tourismusgemeinden"). Kern des Gutachtens ist die Konzeption eines kommunalen Öko-Audits und die Erarbeitung eines Anforderungsprofils für Umweltqualitätsstandards (Zustandserfassung). Die Bestandsaufnahme und tegelmäßige systematische Überprüfung im Sinne eines Öko-Audits soll dann zu der objektiven Basis an Informationen fuhren, die zur Verleihungeines Ökosiegels an eine Gemeinde berechtigen.

Umweltschutz beim Freizeitsport In vielen Bereichen überlappen sich Tourismus und Freizeitaktivitäten. Der Wassersport zum Beispiel wird einerseits von vielen Menschen in der Freizeit betrieben, andererseits ist er auch als Urlaubsaktivität voll im Trend. Seine Attraktivität beruht größtenteils auf seiner Natumähe. Der Wassersport als Breitensport beinhaltet jedoch gleichzeitig beträchtliche Risiken für Natur und Umwelt. Rund 6 Millionen Urlauber zieht es jährlich an die Seen und Küsten zum Wassersport. Surfen, Paddeln, Segeln, Wasserski, Motorbootfahren - die Palette der Möglichkeiten ist breit. Motorbootfahren und Segeln stehen dabei ganz oben auf der Wunschliste der

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Deutschen für den Freizeitsport. Alle Fans des Wassersports erwarten saubere Küsten und Gewässer, doch ist das heute keine Selbstverständlichkeit mehr. In den Verbandsvereinen konnten die Wassersportler auf lokaler Ebene früher noch den Umweltschutz berücksichtigen Motorbootfahrer, Ruderer, Segler, Taucher und Kanuten eines Gewässers achteten gemeinsam auf die Natur in ihrer Region. Ein Wassersportgebiet wird heute jedoch nicht mehr nur durch die Freizeitsportler aus den lokalen Vereinen genutzt, sondern auch durch eine große Zahl von angereisten Ausflüglern und Touristen, die die gesamte Umweltbelastung auf dem Gebiet erhöhen und sich für den Erhalt der Umwelt in der Region meist nicht verantwortlich fühlen. Es sind dabei besonders die vielen Boote, die die Umwelt belasten: Ölverluste, Farbreste, Chemikalien, Abwässer und Abfälle verunreinigen das Wasser und fallen mit steigender Zahl der Boote besonders in den Sportboothäfen ins Auge. Motorboote stellen durch ihre Abgase und den Motorenlärm vor allem für die Binnengewässer ein zusätzliches Problem dar, dem man nun sogar mit Abgas- und Lärmgrenzwerten für die Sportwirtschaft entgegentreten will. Seit Mitte der achtziger Jahre hat sich in Westdeutschland die Zahl der Motorbootfahrer auf nunmehr eine Million verdoppelt, und in den neuen Bundesländern rechnet man noch mit einem großen Nachholbedarf. Der zusätzlichen Umweltbelastung konnte teilweise mit technischen Weiterentwicklungen entgegengewirkt werden: verbesserte Einspritzsysteme, Turboladetechnik und optimierte Antriebseinheiten haben Energieverbrauch und Emissionen bei den Motoren sinken lassen. Aber ohne ein verstärkt umweltfreundliches Verhalten der Wassersportler bleiben die Verbesserungen in der Technik ein Tropfen auf dem heißen Stein. Seit den achtziger Jahren geben die verschiedenen Wassersportverbände Deutschlands Informationsbroschüren heraus, die über die Umweltgefahren durch Lärm, Wasserverschmutzung und Störung der ufemahen Ökosysteme informieren und den Wassersportlern Ratschläge zum umweltschonenden Verhalten geben. Um jedoch auf breiter Linie umweltfreundliches Verhalten zu ermöglichen und zu fördern, muß man vor allem beim Management der Sportboothäfen aktiv werden - da, wo die Boote zuwassergelassen und gereinigt werden, wo Abwässer und Abfälle entsorgt werden und das Betanken erfolgt. Hier für alle Boote die geeigneten Infrastrukturen zur umweltfreundlichen Bootspflege und zur Entsorgung zur Verfugung zu stellen, ist für die Häfen immerein zusätzlicher Kostenfaktor. Auch hier muß also zwischen den ökonomischen Möglichkeiten und den ökologischen Forderungen ein Kompromiß gesucht werden. Gleichzeitig müssen die Freizeitsportler ebenso wie die Wassersporturlauber aus dem In- und Ausland informiert, zu umweltfreundlichem Verhalten motiviert und gegebenenfalls, auch kontrolliert werden. Der Einsatz der Wassersportvereine, die sich für den Umweltschutz engagieren, findet in Fachkreisen Beachtung: auf der BOOT '96 in Düsseldorf wurde schon zum sechsten Mahl der „Willy-Weyer-Preis für Wassersport und Umweltschutz" verliehen. Ob der Urlauber auch an seinem in -oder ausländischen Ferienziel ein sauberes und gesundes Wassersportgebiet erwarten darf, dazu gibt die seit 1987 von der Europäischen Gemeinschaft verliehene „Blaue Flagge" für saubere und attraktive Sportboothäfen erste Auskunft. Wie beim Wassersport, so muß auch bei anderen Freizeitaktivitäten auf die Überschneidung mit dem Tourismussektor geachtet werden. Kann man bei den ortsansässigen Freizeitsportlern noch über die Sportvereine, die lokale Presse oder Aktionen der Kommune für den Umweltschutz werben, muß bei hohem Anteil „auswärtiger" Touristen im betreffenden Sport verstärkt in eine umweltfreundliche Infrastruktur (Entsorgungseinrichtungen, Schutzgebiete, usw.) und ein Umweltmanagement investiert werden, da man sich auf die Kooperation und das Verantwortungsgefühl vieler ortsfremder Freizeitsportler nicht verlassen kann. » > ( 3 1 ] 68

[31]: Buchtip:

Naturschutz

- das

Machbare

Dieses 467-Seiten starke Buch von Wolf-Eberhard Barth trägt den bezeichnenden Untertitel: „Praktischer Umweltfiihrer für alle - Ein Ratgeber". In leicht verständlicher Sprache und mit vielen Abbildungen erläutert der Autor Umweltprobleme, ökologische Grundlagen, und Naturschutzstrategien. Praktischer Naturschutz in vielen Bereichen (z.B. durch Angler, Jäger, in der Landwirtschaft, usw.) wird umfassend erklärt. Unter der Überschrift „Kein Fremdenverkehr ohne Naturschutz" geht der Autor auf die speziellen Umweltprobleme des Tourismus ein, nicht ohne zahlreiche Lösungsansätze zu schildern. Paul Parey, Hamburg, 1995, gebunden, 68,- DM (seit 1.1.1996 bei Blackwell Wissenschaftsverlag, Berlin)

Umweltmanagement für Transportunternehmen Ein für die Umweltbelastung wesentliches Element des Tourismus ist der Transport der Reisenden. Immer dann, wenn sie sich für die Reise oder für einen Ausflug am Urlaubsort einem Unternehmer anvertrauen, statt selbst zu fahren, übernimmt der Unternehmer auch die Verantwortung für eine möglichst umweltfreundliche Beförderung. Bei den Transportunternehmen handelt es sich einerseits um so unterschiedliche Unternehmen wie den kleinen Busunternehmer und die internationale Fluglinie, für die es sicher kein gemeinsames Konzept eines Umweltmanagements gibt. Andererseits sind diese Unternehmen meist nicht ausschließlich im Tourismus tätig, sondern bieten ihre Transportleistung auch anderweitig an, sind also auch von Faktoren abhängig, die außerhalb des Tourismus liegen. Es gibt jedoch einige Ansatzpunkte, die allen gemeinsam sind und für den Umweltschutz in der Regel Vorteile bedeuten: • die konsequente Modernisierung der Flotte/des Fahrzeugparks bei Bevorzugung verbrauchsarmer und schadstoffarmer neuer Motoren • die Nutzung neuester Technik und umweltfreundlicher Entwicklungen bei der Wartung, Instandhaltung, Reinigung der Transportmittel die möglichst hohe Auslastung der Verkehrsmittel durch ständig optimierte Planung, Steuerung und Bündelung der Verkehrsströme • die Zusammenarbeit zwischen Anbietern von verschiedenen Verkehrsträgern (z.B. Bahn und Bus, Bahn und Flug) die Kooperation zwischen verschiedenen Verkehrsverbünden (überregional) oder zwischen privaten und öffentlichen Transportunternehmen Es ist im Interesse der Transportunternehmen, die Reisenden vom Individualverkehr per Auto abzubringen und für ihr Angebot zu gewinnen. Alle Maßnahmen, die den gebündelten Transport mit Bahn, Bus, Schiff, Flugzeug für die Kunden attraktiver machen, sind auch unter Umweltschutzgesichtspunken günstig, denn der Individualverkehr richtet tendenziell deutlich mehr Umweltschäden an. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt hierbei der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Auch wenn mit ihm die kürzeste Strecke der Reise abgewickelt wird, ist er oft von größter Bedeutung: Er stellt die Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrssysteme dar, die kritische Schnittstelle, an der sich häufig der Reisende wieder gegen den gebündelten Verkehr und für die Anreise mit dem PKW entscheidet. Eine bequeme, zeitnahe und preiswerte Anbindung des ÖPNV an die Bahn, das Schiff oder das Flugzeug ist unabding69

bar, wenn man den Individualverkehr zugunsten der Umwelt und der Lebensqualität am Ferienort eindämmen will. Ein Transportunternehmen kann aber auch dann, wenn es für die jeweilige Reisestrecke als umweltfreundlichster Transport gilt, nicht mit massenhaftem Zustrom von Reisenden rechnen, sofern seine Preise deutlich über denen anderer Anbieter liegen. So gilt zwar das Bahnfahren allgemeinals die umweltfreundlichste Reiseform, aber die extrem hohen Preise schrecken viele Reisende ab - Autofahren und auch Fliegen ist oft wesentlich billiger. Investitionen für den Umweltschutz sollten sich auch im Transportgewerbe nicht durch einen höheren Preis für die Transportleistung amortisieren, sondern über eine bessere Auslastung und einen höheren Marktanteil langfristig wirtschaftlich rechnen lassen. Als Planungshilfen für ein Umweltmanagement in einem Transportunternehmen können die zahlreichen Anleitungen zur Ökobilanz und zum Öko-Audit dienen. Bei Fluggesellschaften und Bahnlinien beispielsweise sind auf dieser Basis viele Verbesserungen zugunsten der Umwelt eingeführt worden. Für Busreisen hat der Internationale Bustouristik-Verband (RDA) Leitlinien und Checklisten sowie spezielle Tips für Busfahrer entwickelt (siehe Kapitel 5.4 ).

Expertenmeinung

Innovative Lösungsansätze „Die Zunahme des Individualverkehrs zu Reisezwecken, verstärkt durch die große Saisonalität des Angebots und/oder der Nachfrage in vielen Regionen Europas, trägt in erheblichem Ausmaß zum Entstehen von Umweltproblemen bei, " betonte Michel van den Abeele, Generaldirektor der GDXXIII der Europäischen Kommission, im Vorwort des Projektberichts „Sanfte Mobilität in Tourismusorten und -regionen". „Im Hinblick auf die Förderung der Entwicklung in innovativen Lösungsansätzen sowie deren Verbreitung im Bereich der Besucherstrom- und Verkehrslenkung, hat die Europäische Kommission im Jahr 1995 zur Einreichungvon Projektvorschlägen aufgerufen. " München, Februar 1997

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[32]: Hilfsmittel,

Checklisten,

Ratgeber

von Organisationen

und

Verbänden

A: Für H o t e l l e r i e und Gastronomie • So führen Sie einen umweltorientierten Betrieb. 2. Auflage 1997 Broschüre, 99 Seiten. Bei: DEHOGA, Bonn • Umweltempfehlungen fiir touristische Anlagen. Faltblatt, 10 Seiten, kostenlos. Bei: DRV, Frankfurt • Offenes Frühstücksbüffet in Hotels Merkblatt, 4 Seiten, kostenlos. Bei: Verkehrsverein Graubünden, Chur • Wie man Energie spart, ohne den Geldsäckel zu leeren. Merkblatt, 4 Seiten, kostenlos. Bei: Verkehrsverein Graubünden, Chur • Wie man die Welt vom Schreibtisch aus verbessert. Merkblatt, 4 Seiten, kostenlos. Bei: Verkehrsverein Graubünden, Chur • Spar-Ratgeber Hotels. Faltblatt, 8 Seiten, kostenlos. Bei: Schweizer Hotelier-Verein, Bern • Natürlich erfolgreich. Umwelthandbuch. Gebunden, 112 Seiten, 80 SFR. Bei: Schweizer Hotelier-Verein, Bern • Green Hotelier. Vierteljährliche Zeitschrift (in Englisch), 34 Seiten, 40 US$ Jahresabo. Bei: 1HEI, Aylesbury • Umweltschutz auf Campingplätzen. Broschüre, 50 Seiten, Versandkosten. Bei: DFV, Bonn • Umweltgerechte Ferienstätten, Ferienparks, Ferienzentren. Broschüre, 56 Seiten, Bei: ADAC, München • L'eco audit nelle strutture alberghiere. Broschüre (in italienisch), 26 Seiten. Bei: ACTA, Mailand. B: Für Feriengebiete • DRV-Umweltempfehlungen für touristische Zielgebiete. 3 Bände: Bergregionen, Mittelmeerraum, Fernreisen Broschüren, je 21 Seiten, kostenlos. Bei: DRV, Frankfurt • BTE Studie: Beitrag zur Entwicklung eines anwendungsreifen Kriterienkataloges für ein Umweltgütesiegel für Tourismusgemeinden". Broschüre, 130 Seiten, DM 25,-. Bei: DFV, Bonn • Methodischer Leitfaden zur Entwicklung des nachhaltigen Tourismus in Gemeinden u. Regionen. Broschüre, 90 Seiten. Bei: Jürgen Hanert, Freiburg. • Urlaub und Reisen in Deutschland - natürlich umweltfreundlich. Dokumentation des Bundeswettbeweibs Umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte in Deutschland 1996. Broschüre, 81 Seiten. Bei: DFV, Bonn. C: Für Reisebüros • DRV-Umweltempfehlungen für Reisebüros Faltblatt, 10 Seiten, kostenlos. Bei. DRV, Frankfurt • Der umweltorientierte Reiseveranstalter - Ein Beitrag zur nachhaltigen Tourismusentwicklung. Broschüre, 19 Seiten. Bei: ÖTE, Bonn. D: Für Urlauber • Umweltschutz im Urlaub - Mach mit! Broschüre, 16 Seiten, kostenlos. Bei: BMU, Bonn • Graubünden-Ökotips Broschüre, 12 Seiten, kostenlos. Bei: Verkehrsverein Graubünden, Chur • In die Zukunft reisen? - Perspektiven für unseren Traumurlaub. Broschüre, 35 Seiten. Bei: Umweltbundesamt, Berlin.

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2.3. Standards und Normen für Umweltmanagement Abfallwirtschaftskonzepte nach Kreislaufwirtschaftsgesetz Das neue deutsche Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG), das im Oktober 1996 mit seinen Verordnungen in Kraft getreten ist, sieht in §19 vor, daß Erzeuger bestimmter Abfalle zukünftig Abfallwirtschaftskonzepte und Abfallbilanzen erstellen müssen, die über Art, Menge und Verbleib der im Betrieb anfallenden Abfälle sowie über die getroffenen oder geplanten Maßnahmen zur Vermeidung, Verwertung oder Beseitigung dieser Abfalle Auskunft geben. Zu den Unternehmen, die dazu verpflichtet sind, gehören jene, die jährlich mehr als 2.000 Kilogramm besonders überwachungsbedürftige Abfälle erzeugen bzw. jene, die jährlich mehr als 2.000 Tonnen überwachungsbedürftige Abfälle erzeugen. Welche Abfalle das sind, wird durch einen speziellen Abfallschlüssel festgeschrieben. Es handelt sich dabei um gesundheits-, luftoder wassergefährdende Stoffe, explosible oder brennbare Stoffe und solche Stoffe, die Erreger übertragbarer Krankheiten enthalten oder hervorbringen können. Da hierzu auch Küchenabfäile zählen, sind von diesem Gesetz zum Beispiel auch große Gastronomiebetriebe und Hotels betroffen. Die Kreise und kreisfreien Städte haben als öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger ebenfalls Abfall wirtschaftskonzepte über die Verwertung und die Beseitigung der in ihrem Gebiet anfallenden und ihnen zu überlassenden Abfälle zu erstellen. Trifft eines der oben genannten Kriterien auf ein Unternehmen zu, so muß das Abfallwirtschaftskonzept und die Abfallbilanz komplett erstellt werden, also auch für alle übrigen (nicht überwachungsbedürftigen) Abfälle. Abfallwirtschaftskonzepte werden für die nächsten fünf Jahre erstellt und dienen als internes Planungsinstrument, sind aber auf Verlangen auch der zuständigen Behörde vorzulegen. Abfallbilanzen werden jährlich erarbeitet und stellen eine IstAnalyse des im vergangenen Jahr mit dem Abfall Geschehenen dar. Auch Unternehmen, die nachdem neuen Gesetz nicht verpflichtet sind, Abfallwirtschaftskonzepte und Abfallbilanzen zu erstellen (weil sie zum Beispiel geringere Mengen überwachungsbedürftigen Abfalls erzeugen), sollen zukünftig dazu angehalten werden, freiwillig eine solche Dokumentation durchzufuhren, denn dadurch können die Ursachen hoher Entsorgungskosten im Betrieb aufgedeckt werden. Darüber hinaus haben die Unternehmen auch Erleichterungen beim Umgang mit den Behörden zu erwarten, wenn sie pflichtgemäß oder freiwillig Abfall wirtschaftskonzepte und Abfallbilanzen vorlegen. Was große Unternehmen bisher in Eigeninitiative teilweise schon durchgeführt haben, das wird nun durch das neue KrW-/Abf-Gesetz zu einem standardisierten betrieblichen Planungs- und Kontrollelement, mit dem eine Optimierung der betrieblichen Abfall Wirtschaft erreicht werden kann. Anleitungen, Checklisten und geeignete Software für die Abfallwirtschaftskonzepte und Abfallbilanzen, die auch in touristischen Betrieben angewandt werden können, stehen schon auf dem Markt zur Verfügung.

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Freizeit- und Tourism us-UVP Bereits 1985 hat die Europäische Gemeinschaft eine Richtlinie zur Durchführung von Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVPs) erlassen. 1990 wurden auch in Deutschland durch das U VP-Gesetz die rechtlichen Grundlagen für eine solche Prüfung geschaffen. Die UVP ist gedacht als Vorab-Prüfung, d.h. zur Überprüfung von Umweltauswirkungen eines Projekts noch in der Planungsphase. Ein Planungsverfahren wird veröffentlicht, dadurch wird neben den zuständigen Behörden auch der Bevölkerung Gelegenheit gegeben, ein unternehmerisches Vorhaben auf die zu erwartenden Umweltauswirkungen hin zu beurteilen. Welche Vorhaben und Projekte UVP-pflichtig sind, ist im UVP-Gesetz festgelegt. Für den touristischen Bereich sind hier nur Großprojekte vorgesehen: „UVP-pflichtig ist die Errichtung von Feriendörfern, Hotelkomplexen und sonstigen großen Einrichtungen für die Ferien- und Fremdenbeherbergung, für die Bebauungspläne aufgestellt werden." Allerdings können auch kleinere Projekte erheblichen Umweltschaden anrichten. Deshalb fordern Kritiker, Anlieger oder Umweltverbände oft auch bei diesen eine UVP, ohne daß sie allerdings nach dem Gesetz darauf Anspruch hätten. Daher ist die UVP nicht uneingeschränkt als wirkungsvolles Mittel zur Umweltvorsorge anerkannt. Zentraler Schritt in einem UVP-Verfahren ist die Erstellung eines Gutachtens, in dem die voraussehbaren Umweltauswirkungen des Vorhabens ermittelt, beschrieben und bewertet werden. Richtig durchgeführt ist eine solche Studie sehr umfangreich: Sie untersucht die Auswirkungen des Vorhabens auf Menschen, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Luft und Klima, ebenso Landschaft. Typischerweise werden während eines solchen Verfahrens auch verschiedene Projektalternativen untersucht, um gegebenenfalls die umweltfreundlichere Variante weiterverfolgen zu können. Je nach Projekt kann eine UVP ganz unterschiedlich aussehen. In der Regel wird die UVP in verschiedenen Schritten eines etablierten Verfahrens durchgeführt: Bestimmung des Umfangs (Scoping), Erstellung eines Gutachtens (Umweltverträglichkeitsstudie, UVS), Überprüfung durch Dritte, Beurteilung durch die Behörden, Umsetzung und Nachkontrolle. Durchgeführt wird die UVP meist von einer Gruppe aus Beratern, die aufgrund der nötigen Bewertung der Umweltauswirkungen in der Mehrzahl einen naturwissenschaftlichtechnischen Berufshintergrund aufweisen sollten. Ist eine UVP im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens nicht vorgeschrieben, sondern wird von einem Unternehmen freiwillig in Angriff genommen, so ist natürlich eine Abwandlung des UVP-Verfahrens möglich. Das gleiche gilt natürlich für eine UVP, die nicht unter deutsche oder EU-Gesetze fällt, die also zum Beispiel in einem Feriengebiet der Karibik oder Afrikas durchgeführt wird. In allen Fällen solcher „freiwilliger" UVPs ist das Verfahren der UVP und die Unparteilichkeit der Gutachter unbedingt zu hinterfragen. Eine wirkungsvolle Freizeit- und Tourismus-ÜVP kann als freiwillige Maßnahme durchaus auf einem kleineren, speziell angepaßtes Verfahren basieren. Sie sollte besonders überall dort durchgeführt werden, wo Naturräume in das Projekt mit einbezogen werden, etwa bei der Anlage von Wegen durch ein noch unerschlossenes Gebiet oder auch beim Bau eines Landungssteges zur Aufnahme von regelmäßigen Bootstouren für Touristen. Insbesondere ist die UVP (in einer abgewandelten Form) eine Methode, die Tourismusbelastungsgrenzen eines Feriengebiets zu untersuchen und zu bewerten. Hier liegen noch relativ wenig Erfahrungen vor, daher ist derzeit jedes einzelne Projekt eine Stück Pionierarbeit.

73

Öko-Audit für Dienstleister entsprechend EG-Verordnung Seit April 1995 gilt in der Europäischen Union verbindlich die Verordnung 1836/93 EWG, die „Verordnung über die freiwillige Beteiligung gewerblicher Unternehmen an einem Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung", gemeinhin „Öko-Audit-Verordnung" genannt. Diese Verordnung bietet dem produzierenden Gewerbe die freiwillige Teilnahme an einem gemeinsamen Prüfungssystem. Das zentrale Element des Systems ist die regelmäßige Umweltbetriebsprüfung, auch Öko-Audit genannt, bei der das Umweltmanagement eines Betriebes und seine Fortschritte im Umweltschutz überprüft werden. Ein weiteres wesentliches Element der Verordnung ist die Einführung einer Umwelterklärung: Mit dieser erstattet ein Unternehmen öffentlich Bericht über sein Umweltmanagement. Die Einführung eines Umweltmanagements, die regelmäßige Überprüfung und die Registrierung bei der EU-Kommission ist laut Verordnung immer an den jeweiligen Betriebsstandort gebunden und muß bei größeren Unternehmen gegebenenfalls für jeden Standort neu durchgeführt werden. » > [ 3 3 ] Die EG-Verordnung sieht ausdrücklich vor, daß dieses System im ersten Stadium auf den gewerblichen Bereich beschränkt bleiben soll, doch für nichtgewerbliche Sektoren wie den Handel oder den öffentlichen Dienstleistungsbereich entsprechende Bestimmungen auf nationaler Ebene versuchsweise bereits erlassen werden sollten. Das auf der Grundlage der EG-Verordnung für Deutschland erlassene Umweltauditgesetz ermächtigt die Bundesregierung schon ausdrücklich zu einer Einbeziehung nichtgewerblicher Unternehmen. In Expertenkreisen gilt es inzwischen als so gut wie sicher, daß ein europäisches Öko-AuditSystem für Dienstleister entsprechend EG-Verordnung 1836/93 in den nächsten Jahren eingeführt wird. Im Juni 1997 legte das Bundesministerium für Umwelt bereits einen Entwurf für eine sogenannten „Erweiterungsverordnung" vor, die für Deutschland die Anwendung der Öko-Audit-Verordnung in diversen Dienstleistungsbereichen bereits möglich machen soll.. Umweltbeauftragte großer Unternehmen hoffen auf eine Verabschiedung dieser Ergänzung noch 1989, da damit das Arbeiten an einem Umweltmanagement einen gesetzlichen Rahmen erhalten würde.

[33]:

Grundlagen

des Öko-Audit-Systems

der

EU

Mit der Öko-Audit-Verordnung der EU von 1993 soll den Firmen ein Anreiz gegeben werden, auf freiwilliger Basis ein Umweltmanagement aufzubauen, mit dem die umweltrelevanten Aspekte der Betriebstätigkeit an einem Standort kontrolliert und stetig optimiert werden können. Firmen, die sich dem Prozeß des Umweltmanagements nach den Vorgaben der Verordnung unterziehen und ihre Dokumentation darüber von einem externen Gutachter anerkennen („validieren") lassen, können ihren so geprüften Standort in einem europaweiten Registrierungssystem eintragen lassen und werden somit für ihr Umweltengagement öffentlich ausgezeichnet. Die Anerkennung und Registrierung in diesem System kann nur für einen konkreten Standort erfolgen, ein abgegrenztes Gelände, an dem bestimmte Produkte produziert werden, Rohstoffe, Nebenprodukte, Abfälle gelagert werden sowie die notwendigen Geräte und Maschinen betrieben und gewartet werden. Die Aufbau- und Ablaufkontrolle des Umweltmanagements vor Ort soll sich laut EG-Verordnung aber auch auf die Zulieferer erstrecken, um sicherzustellen, daß auch sie die betreffenden ökologischen Anforderungen des Unternehmens einhalten. Zur Teilnahme am Gemeinschaftssystem muß das Unternehmen eine zu veröffentlichende Umwelterklärung vorlegen und erhält nach deren Validierung (Prüfung und Gültigkeitsbestätigung) durch einen zugelassenen Umweltgutachter die Berechtigung, das EU-Sternenkranz-Logo zusammen mit der Teilnahmeerklärung zu Werbezwecken und zur Imagepflege zu nutzen. 74

Die Erfahrungen im produzierenden Bereich haben gezeigt, daß das Audit-System für viele Branchen nur theoretisch freiwillig ist: Wenn ein großer Teil der Konkurrenten am System teilnimmt, kann ein Betrieb sich dem nicht ohne wirtschaftlichen Schaden verweigern. So ist auch im Dienstleistungsbereich mit einer starken Sogwirkung innerhalb der Branchen zu rechnen, sobald die entsprechenden Regelungen für Dienstleister vorliegen. Daher sollten sich die Unternehmen heute alle schon darauf einstellen, mit regelmäßigen Umweltbilanzen und einem Umweltberichtswesen umzugehen. Für eine Anpassung des Öko-Audit-Systems der EU auf den Dienstleistungssektor, müssen zunächst die wichtigsten Begriffe aus der Verordnung übertragen werden. Es gilt also, immer zunächst zu fragen: • Was ist in diesem Unternehmen der „Standort"? • Was ist die Geschäftstätigkeit, also was ist das „Produkt"? • Wer sind die „Zulieferer", von denen das Produkt abhängt? Als Faustregel gilt: Je leichter man diese Begriffe für ein bestimmtes Unternehmen definieren kann, je klarer man sie abgrenzen kann, desto einfacher wird es sein, eine Übertragung des Öko-Audit-Konzepts vorzunehmen.

Öko-Audits im Hotel- und Gaststättengewerbe Im Hotel- und Gaststättengewerbe ist die Entwicklung eines Umweltmanagements entsprechend der Öko-Audit-Verordnung noch relativ einfach, da es sich hier um abgegrenzte Standorte und regelmäßige, sich wiederholende Geschäftstätigkeiten handelt. Das „Produkt" ist hierbei die Gästeübernachtung bzw. die Mahlzeit. „Produktionsstandort" ist das Gebäude mit den Wirtschaftsräumen und „Zulieferer" sind die Lieferanten aller Art (für Produkte von der Glühbirne über die Wäsche bis zu den Lebensmitteln). Im allgemeinen Sinne ist jedes Verfahren, bei dem anhand eines Kriterienkatalogs ein Umweltmanagement in Gang gebracht und dann regelmäßig überprüft wird und bei dem die Ergebnisse öffentlich gemacht werden, zum Beispiel durch ein Umwelt-Gütesiegel, eine Form des ÖkoAudit-Verfahrens. Im Detail können natürlich noch viele Unterschiede bestehen, z.B. bei Art und Umfang des Kriterienkatalogs, bei der Strenge und Regelmäßigkeit der Prüfung, bei der Ausdehnung auf Zulieferbetriebe und bei der Information der Öffentlichkeit. Diese Unterschiede werden bestimmt durch die Bedingungendes Gütesiegelverfahrens, durch den Kriterienkatalog des Wettbewerbs. Betriebe, die bei einem solchen Verfahren schon einmal mitgemacht haben, werden vom Vorgehen bei einem zukünftigen offiziellen Dienstleister-Öko-Audit nach EG-Verordnung nicht überrascht sein. Die Dienstleister-Rolle birgt für das Umweltmanagement jedoch eine besonders tückische Komplikation: Man ist einerseits viel stärker als die produzierende Industrie auf die Erfüllung oft unberechenbarer und unvernünftiger Kundenwünsche angewiesen, man kann andererseits auf einen der Hauptlieferanten, die Natur, keinen unbegrenzten Druck ausüben. So gehört zum Beispiel im Gastronomiebereich heutzutage die weitgehende Auswahl von Lebensmittellieferanten aus der unmittelbaren Umgebung, die ihrerseits mit möglichst natürlichen Methoden produzieren, - also die Bevorzugung der regionalen und biologisch produzierenden Landwirtschaft - in ein umfassendes System für ein Gütesiegel in den meisten Wettbewerben mit hinein. Allerdings ist es im Dienstleistungssektor unter Umständen schwierig, so etwas durchzusetzen 75

und trotzdem konkurrenzfähig zu bleiben, denn die Natur als Lieferant von Lebensmitteln kümmert sich nicht um die Erwartungen der Gäste. Der Gast, der Kiwis im Winter und Spargel im April haben will, geht einem Betrieb also verloren, wenn dieser nicht auf ausländische, weit transportierte Produkte zurückgreift. Daher können manche Kriterien - wie eben die Auswahl der Zulieferer nach Umweltgesichtspunkten - im Hotel- und Gaststättengewerbe nur graduell erfüllt werden. Der DEHOGA fördert ausdrücklich die Entwicklung von Umweltmanagement und ÖkoAudits in der Hotellerie und der Gastronomie. Im Grunde ist der bisherige 40-PunkteKriterienkatalog der DEHOGA und seine Einführung auf Landesebene bereits eine Anleitung zum Umweltmanagement im Sinne des Öko-Audits. Seine Überprüfung und die Verleihung von Urkunden/Zertifikaten ist der Registrierung im Öko-Audit-System vergleichbar. Bei beiden wird durch die Auflistung geprüfter Betriebe und durch die Veröffentlichung der Ergebnisse den Kunden ein Mittel an die Hand gegeben, sich bewußt für ein umweltverträgliches Unternehmen zu entscheiden. Die Neuauflageder DEHOGA-Broschüre „So fuhren sie einen umweltorientierten Betrieb" bietet wegweisende Hilfestellung für die Erarbeitung von strukturierten Öko-Audits, um gerade auch kleineren und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit zu geben, nach einer Einführung eines deutschen bzw. europaweiten Öko-Audit-Systems für Dienstleister wettbewerbsfähig zu sein.

[34]: Óko-Audií-Pilotprojekt

in einem

Luxus-Hotel

Hotel Duca di Milano, Mailand Die Organisation ACTA, Associazione Cultura Turismo Ambiente, hat 1995 im Mailänder 5Sterne-Hotel Duca di Milano ein Öko-Audit-Verfahren in Anlehnung an die EG-Verordnung eingeführt. Damit sollte ein Pilotprojekt geschaffen werden, das die Entwicklungen im Umweltmanagement in Europa widerspiegelt und eine konkrete Annäherung an die gewünschte Qualitätsverbesserung im Tourismus darstellt. Das 189-Betten-Hotel, ein Haus der Ciga-ITT-Sheraton-Kette, hat eine Belegung zwischen 58 und 68 Prozent, meist Geschäftsleute mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 2,7 Tagen. Das Hotel verfugt über ein Restaurant, Etagenservice und eine Bar. Bei diesem Projekt wurde versucht, nicht nur die Daten für die Betriebsführung und die Anlagen zu definieren, sondern auch Fakten zu Gästekomfort und Betriebssicherheit zu erheben. Ziel des Projekts war, einen gültigen Leitfaden zu entwickeln. Zunächst wurde eine Umweltpolitik für das Hotel entworfen, die grundsätzlichen Arbeitsschritte und Ziele wurden festgelegt, dann folgte eine umfangreiche Datenaufnahme mithilfe von Checklisten und Fragebögen. Schließlich wurden Maßnahmen und Prioritäten formuliert und im eigentlichen „eco-audit" (wie es im Italienischen heißt) wurden deren Ergebnisse überprüft. Eine Aufstellung möglicher Verbesserungen und eine Finanzanalyse der Kosten/Einsparungen sowie eine an die Hotelgäste gerichtete Umwelterklärung rundeten das Projekt ab. Untersucht wurden die Verwaltung, die Küche, das Restaurant, der technische Bereich und der Hausdamenbereich. In jedem Sektor wurden Untersuchungen zu Wasser, Energie, Luft, Wohlbefinden (Lärm, Hygiene, elektromagnetische Strahlung etc.) und auch das Management untersucht. Dabei kamen erhebliche Einsparpotentiale zum Vorschein. So lag der tägliche Verbrauch an Wasser pro Person zu Beginn bei 414 Litern, nach Einführung der Wassersparanlagen nur noch bei 125 Litern (60 Prozent Einsparung!). Im Energiebereich konnten Einsparungen von 15-20 Prozent realisiert werden. ACTA hat zur Anregung für andere Hotels in Italien eine Broschüre über das Öko-Audit im Hotel Duca di Milano veröffentlicht.

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Auch anderswo in Europa sind Bestrebungen im Gange, das Öko-Audit-Konzept auf Hotels und Gaststätten zu übertragen. Dabei handelt es sich teilweise um einzelne Pilotprojekte in einem großen Hotel, zum Beispiel beim Hotel Duca di Milano in Mailand. » > [ 3 4 ] Teilweise werden auch umfassende Öko-Audit-Projekte für ganze Regionen erarbeitet, die dann für alle Hotels gelten sollen, zum Beispiel ECOTUR auf den Balearen. » > [ 3 5 J

[35]: Öko-Audit-Konzept

ECOTUR in Mallorca

Die Regierung der spanischen Baleareninseln hat 1994 ein Programm zur Integration von Tourismus und Umwelt ins Leben gerufen: ECOTUR. Das Programm soll als Pilotprojekt für ganz Spanien dienen und in Übereinstimmung stehen mit dem 5. Aktionsprogramm der EU für eine nachhaltige Entwicklung. ECOTUR besteht aus vier Unterprogrammen: ECOAUDITUR: Einfuhrung von Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfiing fur touristische Einrichtungen entsprechend der EG-Verordnung 1836/93. Hierbei soll von allem ein Verfahren entwickelt werden, das Anreize für die Verwendung umweit freundlicher Technologien und Managementsysteme bietet. COETUR: Förderung des Umweltbewußtseins bei den Touristen. Auf der Ebene der Gemeinde und in den touristischen Einrichtungen sollen die Nutzer durch Information über die Umweltschutzaktionen miteinbezogen werden. In diesem Programm soll auch das Bild der Reiseveranstalter und -agenturen ermittelt werden, das sie von der Umwelt der Balearen weitergeben. SECOTER: Entwicklung eines Systems für gebietsbezogene Umweltaudits zur Anwendung bei touristischen Zonen oder in Fremdenverkehrsgemeinden. Hierbei soll ein Verfahren entwickelt werden, das für verschiedene touristische Zonen anwendbar ist. APECOTUR: Aufbau von Softwareprogrammen zur Unterstützung der Integration von Tourismus und Umwelt, zum Beispiel ein Geographisches Informationssystem. Mit ECOTUR versucht die Balearenregierung, statt separater Entwicklungen direkt ein Gesamt konzept zu entwerfen, bei dem sich die einzelnen Programmteile durch zeitversetztes Arbeiten gegenseitig befruchten und in dem nicht aneinander vorbei gearbeitet wird.

Öko-Audits für touristische Zielgebiete Auch für Fremdenverkehrsgemeinden und -Orte gibt es schon erste Anpassungen der EGVerordnung für den Dienstleistungsbereich. So hat die BTE-Studie des DF V 1994 ein Konzept für kommunale Öko-Audits vorgelegt. Die Fremdenverkehrsgemeinde wurde hierbei wie ein Betrieb betrachtet, der als Produkt „Urlaub" anbietet. Die touristischen Einrichtungen in der Gemeinde (z.B. die Hotels und Restaurants) wurden in diesem Modell als „Zulieferer" für das Produkt „Urlaub" angesehen. Anders als die Geschäftsführung in einem produzierenden Betrieb hat die kommunale Verwaltung keine absolute Weisungsbefugnis, sondern nur begrenzten Einfluß auf das Geschehen im Ort bzw. in der Gemeinde. Es sind meist die privaten Unternehmer, die die Tourismusentwicklung und die Umweltqualität der Region maßgeblich bestimmen. Auch kann eine Verwaltung in ihrem Gebiet nicht wie ein Unternehmer in seiner Firma über den Einsatz von Finanzmitteln und Personal verfügen, denn sie wirtschaftet nicht zur Erzielung von Gewinn, sie finanziert sich aus Steuern und Gebühren. Viele Fremdenverkehrsgemeinden und Tourismusorte sehen daher in der Übernahme des Öko-Audit-Systems mit seinen unternehmensbezogenen Vorgaben keinen praktikablen Ansatz und versuchen statt dessen, die Entwicklung eines um77

weltverträglichen Tourismus durch Arbeitskreise von Tourismusverantwortlichen aus der Region zu fördern. Laut BTE-Studie stellt das richtige Messen und Bewerten der Umweltvorsorge in der Fremdenverkehrsgemeinde ein großes Problem bei Umsetzungen des Öko-AuditSystems in den Tourismusbereich dar. Nicht nur die Zahl der Maßnahmen, auch ihre Wirkung und ihre Auswahl müssen erfaßt werden, die aber wiederum in den Gemeinden nicht ohne weiteres vergleichbar sind. Um die Vergleichbarkeit von Öko-Audits zu gewährleisten und zur Grundlage eines Ökosiegels oder -Zertifikats für Tourismusgemeinden zu machen, muß man sich also - laut dieser BTE-Studie - auf einen Katalog von Mindestanforderungen beschränken, die auch quantifizierbar, meßbar und somit objektiv überprüfbar sind - und deren Erfassung finanzierbar ist. Mittels eines Fragebogens sollen die Aktivitäten der Gemeinden für den Umweltschutz erhoben werden. Die Bewertung der erreichten „Umweltqualität" soll anhand von Standards zu „erholungsrelevanten Umweltbelastungen" vorgenommen werden, um die Bedeutung der Maßnahmen für den Tourismus abschätzen zu können. Gegen das Öko-Audit-Verfahren für touristische Zielgebiete spricht laut BTE vor allem, daß es für die meisten Fremdenverkehrsregionen zu teuer ist (Studien sprechen von 50.000 -100.000 Mark selbst in der einfachsten Form). Zudem sei es fraglich, ob es sich als Instrument für eine nachhaltige Tourismusentwicklung in einer Region oder einem Ort grundsätzlich eignet. In Österreich ist 1994 in der Tiroler Fremdenverkehrsgemeinde Serfaus ein Forschungsprojekt zur Entwicklung eines Modells für eine „Ökotourismus-Region" durchgeführt worden. Die Studie hat ACETEC (Angewandte Integrierte Umwelttechnologie) im Auftrag des österreichischen Umwelt- und des Wissenschaftsministeriums erarbeitet. Es handelt sich hier zwar nicht um ein Öko-Audit-Verfahren im strengen Sinne, aber es sind doch viele Parallelen zu entdekken. So sind beide „Modelle" auf Entwicklung angelegt, d.h. auf ein stetiges Optimieren der Umweltverträglichkeit durch ein funktionierendes Umweltmanagement. Die Serfaus-Studie ist darüber hinaus so angelegt, daß sie auf andere Orte mit intensivem Tourismus übertragbar ist. Sie kann dadurch als Leitfaden bei der Entwicklung eines Öko-Audits für Ferienorte herangezogen werden.

[36]:

Buchtip:

Umweltorientiertes

Tourismusmanagement

„Strategien, Checklisten, Fallstudien", so lautet der Untertitel des umfangreichen Buches von Waldemar Hopfenbeck und Peter Zimmer. Es gibt zahlreiche Hinweise, wie die Tourismusindustrie die Umweltherausforderung offensiv zum Aufbau von Wettbewerbsvorteilen nutzen kann. So werden zum Beispiel folgende Themen behandelt: betriebliche Umweltberatung, Öko-Tourismusmarketing, Abfall- und Entsorgungskonzepte, Umweltcontrolling, Besuchermanagement u.v.a.m. Das Buch ist betriebswirtschaftlich orientiert und zitiert viele Konzepte und Beispiele für umweltorientiertes Wirtschaften für das Produkt „Urlaub". mi-Verlag moderne Industrie, Landsberg am Lech, 1993. 536 Seiten, 148,- DM

Öko-Audits bei Reiseveranstaltern Bei Reiseveranstaltern ist es schon recht fraglich, ob man das Öko-Audit-Konzept nach EGVerordnung hier anwenden kann. Zunächst stellt sich für die Veranstalter die Frage nach dem „Standort", auf den sich die Prüfung beziehen soll. Unter Standort eines Veranstalters wird allgemein der Sitz seiner Verwal78

tung verstanden. Doch ist selbst nach Einfuhrung eines Umweltmanagements für die Verwaltung noch kein umwelfreundlicher Tourismus entstanden. Das „Produkt" in diesem Sektor des Tourismus ist die einzelne Reise, es entsteht sozusagen „unterwegs" und ist von vielen Variablen abhängig, die sich meist dem Einfluß des Veranstalters entziehen. „Zulieferer" sind die Hotels, Pensionen, Flug-, Bus- und Bahnuntemehmen, die Agenturen, Ausflugsunternehmen und viele andere mehr. Nimmt man statt des Verwaltungssitzes der Gesellschaft für eine ganz bestimmte Reise das Vertragshotel als Standort an, so zeigt sich schnell, daß hier der Veranstalter in der Regel kaum noch Einfluß auf das Umweltmanagement und die Umweltsituation der Region hat (Ausnahme: Veranstalter mit Beteiligungshotels oder Marktführerschaft). Bei einigen Veranstaltern wird bereits davon gesprochen, daß ein Öko-Audit in Arbeit oder schon durchgeführt sei (Studiosus, DER, NUR). Allerdings steckt dahinter wohl kaum mehr als eine ökologische Durchforstung der Verwaltung, des Firmenstandorts. Auf Rückfragen nach Umweltmaßnahmen, die auch das „Produkt Reise" betreffen, können oder wollen die angeblichen Audit-Pioniere unter den Veranstaltern nicht einmal der Fachpresse eine Antwort geben. »>[37]

[37]:

Öko-Audit-Pionier

Studiosus?

Studiosus, ein mittelständischer Reiseveranstalter anspruchsvoller Studienreisen, widmet sich seit 1990 verstärkt dem Umweltthema. So wurden laut dem jüngsten Umweltbericht beispielsweise ein innerbetrieblicher Umweltausschuß und Ausschüsse für Ökologie und Sozialverträgliches Reisen gegründet, die Katalogauflagen reduziert und Erhebungen bei den Vertragspartnern durchgeführt. In den letzten Jahren wirbt Studiosus um Sympathien als Öko-Audit-Pionier. Laut eigenen Angaben beteiligt sich das Unternehmen am freiwilligen System fiir ein Umweltmanagement laut Öko-Audit-Verordnung. Ein solches System gibt es aber für nicht-gewerbliche Unternehmen derzeit nicht. Die Firma beschreibt ihr durchgeführtes Öko-Audit, das auf die Aspekte der Sozialverträglichkeit ausgedehnt wurde. Das ist aber kein Öko-Audit, eher ein „Nachhaltigkeits-Audit", aufgebaut nach dem Vorbild eines Öko-Audits. Der Begriff „Öko-Audit" ist zwar werbewirksamer, aber unzutreffend. Auch wenn die Absicht lobenswert ist, Reisen umweltund sozialverträglich zu gestalten, ist doch fraglich, ob sich dies in einem einzigen, gemeinsamen Prüfiuigsverfahren als „Nachhaltigkeits-Audit" so einfach machen läßt. Die Touristikbranche ist von dieser Zusammenfassung seit Jahren abgerückt und schenkt jetzt den beiden Themenkreisen getrennt Beachtung - und mit mehr Resultaten. Bei genauerem Studium des Umweltberichts stellt sich heraus, daß das Audit der Firma Studiosus den Verwaltungssitz in München umfaßt und zusatzlich alle vor -und nachgelagerten Bereiche, die mindestens zu 50 Prozent von Studiosus beeinflußbar sind, umfassen soll. Welche das sein könnten und wie die Beeinflußbarkeit gemessen werden könnte, dazu gibt der Umweltbericht keine Auskunft. Nur zwei der fünf Finnenbereiche von Studiosus wurden im Rahmen des Audits untersucht, Studien reisen und Städtereisen. Dabei wurde auf organisatorischer Ebene jeweils der Bereich Verwaltung (Personalwesen, Organisation, Marketing, EDV und Büroverwaltung) sowie der Bereich Veranstaltung, bei dem es um das eigentliche „Produkt Reise" geht, betrachtet. Im letzteren, touristischen Bereich hat Studiosus wegen des enormen Aufwands vorerst nur drei Beispielreisen „durchleuchtet, bewertet, tabelliert". Ein Anfang ist damit zwar gemacht, aber von einem Öko-Audit für Reiseveranstalter kann man aufgrund von drei Beispielberechnungen sicher noch nicht sprechen. Die Einführung eines Umweltmanagements für den Studiosus-Verwaltungssitz ist anzuerkennen, jedoch ist dies relativ einfach, und Verwaltungsunternehmen wie Banken und Versicherungen haben dies in der Regel alle längst getan. So ganz sicher scheint sich der selbsternannte Öko-Pionier Studiosus seiner Rolle nicht zu sein, denn auf Anfragen der Fachpresse, ob schriftlich oder telefonisch, antwortet die Firma Studiosus nicht, auch ein Gesprächspartner steht für Auskünfte nicht zur Verfugung.

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Insgesamt kann man davon ausgehen, daß das Öko-Audit-System, wie es durch die EGVerordnung vorgesehen ist, bei Reiseveranstaltern als Instrument für die Entwicklung von umweltverträglichen Reisen nur wenig Sinn macht.

Umweltmanagement nach ISO 14000ff Die internationale Norm zum Umweltmanagement wird derzeit noch bei der International Standard Organisation (ISO) in Genf erarbeitet. Sie soll aus einer Serie von Nonnen bestehen und unter der Reihe ISO 14000ff laufen. Die meisten dieser Normen zum Umweltmanagement liegen erst als Entwurf vor, doch mit die Verabschiedung der verschiedenen Teile der Reihe ISO 14000ff geht zügig voran. ISO ISO ISO ISO

14001: 14004: 14010: 14011-1:

ISO 14012:

Umweltmanagementsysteme - Spezifikationen und Leitlinien Umweltmanagementsysteme - allgemeine Leitsätze und Hilfen Leitfaden für Umweltaudits - Grundsätze Leitfäden für Umweltaudits - Auditverfahren, Teil 1: Audit von Umweltmanagementsystemen Leitfäden für Umweltaudits - Qualifikationskriterien für Umweltauditoren

Aus den bereits vorliegenden Texten können einige bedeutende Unterschiede zwischen ISONorm und Öko-Audit abgeleitet werden. So ist eine Zertifizierung nach ISO-Norm nicht auf produzierende Unternehmen beschränkt, sondern es können auch Dienstleistungsunternehmen zertifiziert werden. Außerdem ist die ISO-Norm nicht auf einen Standort bezogen, wie das beim Öko-Audit-System der Fall ist. Dies wiederum ist gerade für Tourismusunternehmen interessant, bei denen oft der Standort nicht genau festzulegen ist. Die ISO-Norm wird überdies international gültig sein und eine ISO-Zertifizierung wird auch bei Tourismusunternehmen in Femost, Amerika oder Afrika bekannt und anerkannt sein, nicht nur im europäischen Raum der EU (bzw. im EWR). Die schon länger existierende Normenreihe ISO 9000ff zum Qualitätsmanagement hat sich inzwischen weltweit durchgesetzt. Aufgrund der starken Internationalisierung der Tourismuswirtschaft rechnen die Branchenexperten in der Mehrzahl damit, daß eine Umweltmanagementzertifizierung nach ISO 14000ff im Tourismus von größerer Bedeutung sein wird als eine Registrierung nach dem Öko-Audit-System. Teilweise werden Unternehmen vor der Frage stehen, ob eine Registrierung/Zertifizierung nach beiden Systemen anzustreben ist. Im konkreten Fall ist dies nicht unbedingt doppelte Arbeit. So hat beispielsweise der Ausschuß der EU-Mitgliedsstaaten im Frühjahr 1997 entschieden, daß die ISO 14001 in Teilen den Anforderungen der Öko-Audit-Verordnung entspricht. Dadurch kann sich bei Vorlage eines ISO-Zertifikats der Prüfvorgang zum Umweltaudit laut EGVerordnung entscheidend verkürzen. Tendenziell ist in Zukunft noch häufiger mit solchen Übereinstimmungen und gegenseitigen Anerkennungen zu rechnen.

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Teil 3: Umweltplanung in Urlaubsgebieten

3.1. Graubünden: Ökomarkt und mehr Umweltschutz in der Schweiz Die Schweiz verfügt schon seit längerem über ein umfangreiches Gesetzes- und Regelungsspektrum zum Schutz der Umwelt, das vielfältige positive Wirkungen gehabt hat, etwa bei der Erhaltung der Waldgebiete, im Gewässerschutz, bei der Verbesserung der Luftqualität, bei der Verminderung des Lärms, im Natur- und Heimatschutz und bei der Raumplanung. Die Schweizer betrachten daher viele Maßnahmen im Umweltschutz bereits als Selbstverständlichkeit, die andernorts als besondere Errungenschaft gefeiert würden. Ein hoher Standard kann Unternehmer hemmen, neue oder zusätzliche Möglichkeiten zum Umweltschutz zu suchen. Hier haben die Schweizer Verbände, Organisationen und Vereine eine wichtige Aufgabe als Initialzünder, Ideenlieferant und Motor neuer Umweltschutzmaßnahmen. Naturschutz hat in der Schweiz große Bedeutung. Der Schweizerische Bund für Naturschutz (SBN) betreut über 500 Naturreservate, die auch für den Menschen zugänglich sind. Der Aletsch-Wald in den Walliser Alpen zum Beispiel steht seit 1933 unter Naturschutz, seit 1976 befindet sich am Rand des Reservats das Naturschutzzentrum Aletsch. Bewußt wird hier der Kontakt mit der natumahen Landschaft ermöglicht. Über 100.000 Personen nehmen jedes Jahr dieses Angebot an und durchwandern die typische Gebirgslandschaft. Die hohe Besucherdichte erforderte klare Verhaltensregeln für die Wanderer zum Schutz des Aletsch-Waldes, die zukünftig jedoch ergänzt werden müssen durch Regelungen für die neuerdings zahlreich auftretenden Varianten-Skifahrer abseits der Pisten und die vielen Mountainbiker auf den Wanderwegen. Diese Entwicklung im Aletsch-Naturschutzgebiet ist typisch für ein spezielles Umweltthema in der Schweiz: der Boom der Trendsportarten schafft neue Probleme für die Umwelt. Mountainbiking, Rafting und Snowboarden werden derzeit auf ihre Umweltwirkungen hin überprüft. Eine Studie dazu ergab, daß der Boden durch einen Kuhtritt zehnmal mehr und durch einen Wanderschuh etwa dreimal mehr belastet wird als durch ein Mountainbike. Dennoch, wenn die Biker in großer Zahl denselben Weg entlang fahren, ist die Wirkung nicht zu vernachlässigen. Beim Wassertrendsport (zum Beispiel dem Rafting) konzentriert sich die Aktivität auf die Fließgewässer in naturnahem Zustand, von denen es im Alpenraum jedoch nur noch 10 Prozent gibt. Hier ist ein Konflikt mit dem Naturschutz unvermeidbar. Das Snowboardproblem liegt im Befahren von Tiefschneehängen, denn dies ist leicht erlernbar und führt zu Massenauftritten der Boarder. Hier werden nach weiteren Prüfungen ebenfalls regulierende Maßnahmen zum Schutz der Umwelt vonnöten sein.

Schweiz-Tourismus im Internet: http://www.SwitzerlandTourism.ch/

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Tourismus in der Schweiz Der Tourismus spielt für die Schweiz wirtschaftlich eine große Rolle. Fast jeder elfte Berufstätige in der Schweiz, rund 300.000 Menschen, sind direkt oder indirekt im Tourismus beschäftigt. 1994 verzeichnete man in der Schweiz 34,6 Millionen Übernachtungen in Hotels, Motels, Pensionen und Kurhäusern, dazu nochmals 40,2 Millionen Übernachtungen in Ferienhäusern, Ferienwohnungen, Jugendherbergen sowie auf Zelt- und Wohnwagenplätzen. Mit einem Anteil von fast 22 Prozent waren 1995 die Deutschen die wichtigste Gästegruppe fur die Schweizer Hôtellerie und für die gesamte Touristenbranche. Eine besondere Schwierigkeit des Schweizer Tourismus ist der harte Franken, der durch das Währungsgefälle die Angebote in der Schweiz fur NichtSchweizer relativ teuer macht. Um diesen hohen Preis zu rechtfertigen, wollen die Schweizer die bestmögliche Urlaubsqualität bieten. Dazu gehören unbedingt auch die intakte Natur und die saubere, geschützte Umwelt. Zu den Hauptumweltproblemen des Schweizer Tourismus zählt der starke Autoverkehr in den Feriengebieten. Obwohl die Schweiz per Bahn ausgezeichnet erschlossen ist, reisen viele Touristen immernoch lieber mit dem eigenen PKW an. Während die Autos auf den National Straßen im Tal (noch) kein Problem darstellen, sind die Bergorte mit ihren schmalen Straßen oft durch den Verkehrsstrom sehr belastet. Moderne Verkehrskonzepte von Parkplatzlenkung bis hin zu ganz autofreien Ortschaften sind überall in der Diskussion und schon vielerorts umgesetzt. Die „Schweiz-Tourismus (ST)" ist als gemeinsame Dienstleistungsorganisation für die Gäste und die Tourismusunternehmen seit Dezember 1994 für die gesamte Schweiz zuständig. Die ST koordiniert das Marketing für die Schweizer Ferienorte unter einer Marke und fördert die Qualitätsverbesserungen im Tourismus.

Aktionsprogramm Energie 2000 Mit dem Aktionsprogramm „Energie 2000" versucht die Schweiz, den Energieverbrauch zu dämpfen und dadurch die Qualität der Luft zu verbessern. Der Gesamtverbrauch der fossilen Energien und die Kohlendioxidemmissionen zwischen 1990 und 2000 sollen stabilisiert und anschließend gesenkt werden. Auch der Elektrizitätsverbrauch soll deutlich niedriger werden. Dazu sollen die einheimischen erneuerbaren Energien erheblich mehr genutzt werden als bisher - besonders die Wasserkraft (5 Prozent der Stromerzeugung statt 3 Prozent heute). Zur Stromerzeugung sollen bis zum Jahr 2000 Photovoltaik, Wind und Biomasse zu 0,5 Prozent beitragen, zusätzlich Solarthermie, Biomasse und Geothermie 3 Prozent zur Wärmeerzeugung. Auch die Kernenergie, die heute 4 Prozent zu der gesamten Stromerzeugung in der Schweiz beiträgt, soll ihre Leistung bis zum Jahr 2000 um 10 Prozent steigern. Das Programm des Schweizer Bundes fordert von den Kantonen konkrete Maßnahmen bei der Umsetzung der Gesetze sowie die Verstärkung der Aktivitäten in den Bereichen Information und Beratung, Aus- und Weiterbildung. Dazu kommen zahlreiche freiwillige Aktionen und Investitionsprogramme seitens der Energiewirtschaft, der Umwelt- und Konsumentenorganisationen, aber auch der Fachverbände und der Industrie.

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Ökoberatung durch den Hotelier-Verein Qualität statt Quantität - so begründet der Schweizer Hotelier-Verein (SHV) sein Engagement im ökologischen Bereich. 1992 wurde aus diesem Grund auch die Ökoberatung des Schweizer Gastgewerbes gegründet. Die Ökoberatungsstelle ist allerdings nicht die erste Maßnahme für die Umwelt, die der SHV umsetzte. Seit 1990 werden Kurse zur „Ökologie im Betriebsalltag" und zum „Ökologischen Management" in das Weiterbildungsprogramm des Verbandes aufgenommen. Mit der Publikation des Umwelthandbuchs „Natürlich erfolgreich" hat der SHV einen weiteren bedeutsamen Schritt getan. In diesem inzwischen sehr erfolgreichen Leitfaden wird Hilfestellung und Information für ein Umweltmanagement in allen Bereichen des Gastgewerbes geboten - vom ersten „Öko-Test" bis zur abschließenden Einsparberechnung. Die Ökoberatungsstelle des SHV rundet das Angebot ab. Ihr Ziel ist es, Interessenten aus der Branche, Einzelpersonen oder Unternehmen eine praxisorientierte und angepaßte Beratung zu geben. Angeboten wird dieser Service nicht nur den SHV-Mitgliedern, sondern allen Betrieben der Branche. Neben einer umfassenden Dokumentation bietet die Dienstleistungsstelle auch eine Betriebsberatung im ökologischen Sinne, angefangen von der Bestandsaufnahme bis hin zur Umsetzung eines theoretischen Konzeptes in die Praxis.

Graubünden - die Ferienecke der Schweiz Der Verkehrsverein Graubünden ( W G R ) nennt seine Region die „Ferienecke der Schweiz". Jede fünfte Hotelübernachtung der Schweiz kann hier verbucht werden, durchschnittlich 41.000 Touristen mischen sich hier jeden Tag unter die 184.000 Einwohner. Die Hälfte der Gäste kommt aus Deutschland, bei denen Graubünden nicht nur im Winter, sondern zu allen Jahreszeiten beliebt ist. Umfragen haben ergeben, daß für 90 Prozent der Gäste in Graubünden die schöne Natur und die heile Umwelt die wichtigsten Argumente für die Wahl ihres Ferienzieles sind. Etwa die Hälfte aller Arbeitsplätze hängt direkt oder indirekt vom Tourismus ab, in einzelnen Regionen ist die Abhängigkeit sogar noch bedeutend größer. Die Hauptumweltprobleme in Graubünden sind die Verkehrsbelastung und der Zweitwohnungsbau, aber auch die richtige Nutzung des Naturraumes, besonders im Zusammenhang mit verschiedenen Sportarten. Auch in den Bereichen Abfallentsorgung, Büroökologie und Energieverbrauchbesteht laut W G R noch ökologischer Handlungsbedarf in den touristischen Einrichtungen.

Graubänden im Internet: http://www.wgr.access.ch

Davos: Umweltschutz in einer hochalpinen Stadt Davos, eines der bekanntesten Ferienziele in Graubünden, ist die am höchsten gelegene Stadt Europas (1560 Meter). Mit mehr als 12.000 ständigen Einwohnern und über 24.000 Gästebetten hat der Ort gleichzeitig mit den typischen Problemen einer Stadt und denen eines hochalpi84

nen Urlaubsgebiets zu kämpfen. Neben dem Ferien- und Sporttourismus ist der KurTourismus ein wichtiger Faktor für Davos. Zahlreiche Kliniken profitieren von der Höhenlage und der Luftqualität für ihre Therapien. Davos muß seinen Ruf als Klimakurort deswegen immer neu verteidigen. Auch das Kongreßwesen hat in Davos Tradition: eine Vielzahl großer internationaler Tagungen finden hier statt.

Davos im Internet: http://www.davos.ch/index.html

80 Prozent der Gäste kommen trotz vorhandener Bahnstation mit dem eigenen Wagen nach Davos, der dann vielfach auch für relativ kurze Fahrten innerhalb des langgestreckten Ortes von Davos-Platz bis Davos-Dorf benutzt wird. Das führt gerade im städtischen Kern von Davos bei ungünstigen Wetterlagen zu einer unerwünschten Luftbelastung. Um dieser entgegenzuwirken wurde 1990 ein öffentliches Bussystem eingeführt, das jeder Davoser Gast mit seiner Gästekarte kostenlos benutzen kann. Der Innenstadtbereich konnte zusätzlich als Einbahnstraße verkehrsberuhigt werden. Ein solches Nahverkehrsangebot ist für die Gemeinde extrem teuer: allein das Buskonzept belastet die Steuerzahler von Davos noch mit einem Defizit von 2,5 Millionen Schweizer Franken jedes Jahr, obwohl schon von der Kurtaxe für jeden Gast 0,4 Franken pro Übernachtung dafür abgezweigt werden. Zusätzliche Kosten stehen noch an: die Dieselbusse sollen nach und nach gegen solche mit umweltfreundlichen Motoren ausgetauscht werden. Zukünftig muß der Privatverkehr mithelfen, den öffentlichen Verkehr zu finanzieren, zum Beispiel durch ein kostenpflichtiges zentrales Parkhaus. Die Luftqualität wird seit 1988 kontinuierlich überwacht und ist, trotz des immer noch zunehmenden Verkehrs, um ein Vielfaches besser als in einer Stadt dieser Größe im Tiefland, wenn auch noch nicht an allen M eßstellen optimal. Die verbleibende Belastung durch Stickoxide ist jedoch nur zu zwei Dritteln vom Verkehr hervorgerufen, zu einem Drittel von den Heizungssystemen, die teilweise überaltert sind. Daher erarbeitet das Umweltamt von Davos eine Energiebilanz für alle öffentlichen Gebäude, die dann nach und nach durch Isolierung und neue Heizungssysteme saniert werden. Auch ein ausgefeiltes Abfallkonzept braucht eine Stadt wie Davos. Für den Biomüll gibt es vier Stadtteil-Kompost-Stellen, Glas, Karton, Papier, PET-Flaschen werden getrennt gesammelt und entsorgt. Die Mitarbeit der Bevölkerung und vor allem der Hotels bei der Abfalltrennung ist groß: für den Restmüll muß nämlich pro Sack oder Container bezahlt werden, so ist jeder bemüht, diese Müllfraktion klein zu halten. Trotzdem fallen noch rund 4.800 Tonnen Restmüll pro Jahr in Davos an, sie werden verdichtet und per Bahn direkt in die Müllverbrennungsanlage bei Chur gefahren. Eine zusätzliche Einrichtung kann das Abfallkonzept in Davos aufweisen: Es gibt zwei Altbrot-Sammelstellen, die jeden zweiten Tag geleert werden. 45 Tonnen Altbrot kamen hier - besonders durch die Teilnahme von Großbäckern - für die Tierfütterung innerhalb eines Jahres zusammen. An der Mülltrennung beteiligen sich auch die Restaurationsbetriebe der Bergbahnen in Davos. Hier ist eine besondere Logistik gefragt, da die Abfälle oft weit transportiert werden müssen bis zur Entsorgung durch die Gemeinde. Bei den Parsenn-Bahnen in Davos haben die Imbißund Getränkestände im Freien, die sogenannten Schneebars, Säcke für PET-Flaschen, Pressen für Alu-Dosen, Sammelbehälter für Plastikbestecke, Styropor und Kartonteller. Die Bergre85

staurants können auf Plastik weitgehend verzichten, trennen aber Glas, Karton, Papier und Altöl. Die Bioabfälle der Bergrestaurants werden ebenfalls getrennt gesammelt und zweimal pro Woche an Schweinemastbetriebe als Futter geliefert. Mittels eines ausgeklügelten Systems an verschiedenen Containern werden die Abfälle in einem bestimmten Rhythmus per Bergbahn zu Tal gebracht und dort von der Gemeinde übernommen. > » [ 3 8 1

¡38]: Abfalltrennung im Bergrestaurant

Ökologisches Modernisierungsprogramm Seit 1991 nimmt sich der Verkehrsverein Graubünden ( W G R ) durch eine Arbeitsgruppe gezielt des Themas „Tourismus und Umwelt" an. Eine breit angelegte Befragung der touristischen Betriebe und Organisationen ergab damals, daß durchaus ein Umweltbewußtsein vorhanden ist, aber noch jede Menge Ansatzpunkte zur Verbesserung gegeben waren. Seitdem setzt sich eine „Arbeitsgruppe Umwelt" des W G R für Umweltmaßnahmen in den Bereichen Verkehr, Energie, Gastronomie, Abfall, Wasser, Ausbildung, Landwirtschaft, Bürobetrieb sowie Gästeverhalten ein. Bis heute haben sich bereits 120 touristische Betriebe in der Region durch Unterzeichnung der „Umweltdeklaration Graubünden" zu ökologischem Handeln verpflichtet. Über 300 beispielhafte Projekte für neue ökologische Wege begleitet die „Arbeitsgruppe Umwelt" des W G R . Sie werden in einem Ökomonitoring erfaßt und veröffentlicht. So werden einzelne, punktuelle Umweltinitiativen auf eine breitere Basis gestellt, und es wird ihnen eine regionale Dynamik verliehen. Im Vordergrund stehen dabei Aktionen, die Touristiker selbst 86

und eigenverantwortlich entwickeln. In weiteren Schritten werden dann - zum Teil mit Hilfe von Beratern - umweltgerechte Rahmenbedingungen und auch marktwirtschaftliche Anreize erarbeitet, um umweltgerechtes Wirtschaften im Tourismus zu fördern. Die Öko-Orientierung des Tourismus in Graubünden soll also keine ideologische Frage sein. Vor dem Hintergrund einer kaum vorhandenen Nachfrage nach speziellen „Öko-Ferien" wurde und wird bewußt von der Schaffung solcher Angebote abgesehen. In Graubünden sollen keine Öko-Ferien-Ghettos geschaffen werden. Die Bestrebungen zielen vielmehr darauf ab, den Bündner Tourismus als Ganzes auf ökologischen Grundlagen weiter zu entwickeln, damit Besucher ihre Ferien hier mit gutem ökologischen Gewissen verbringen können. Umweltschutz im Tourismus wird also eindeutig als eine hauptsächlich durch die touristischen Unternehmer und Organisationen zu erbringende Leistung angesehen. Die Erfahrung in Graubünden hat gezeigt, daß die Urlaubsgäste es einfach erwarten (stillschweigend oder ausdrücklich fordernd), daß alles nur Menschenmögliche getan wird, damit ihre Ferienumwelt gesund erhalten wird, während gleichzeitig die Ferienqualität und die Erlebnisvielfalt nicht darunter leiden sollen. Das Umweltengagement des Bündner Tourismus wurde 1994 mit dem Umweltpreis des Schweizerischen Umweltrates ausgezeichnet. Das ökologische Modemisierungsprogramm in Graubünden wird jährlich durch ein Schwerpunkt-Aktionsprogramm spezifiziert. 1994 lag zum Beispiel der Schwerpunkt auf der Energieberatung in Hotels und der BüroökologieBeratung der Bündner Verkehrsbüros. Dazu passend erschienen in diesem Jahr die Merkblätter „Wie man Energie spart, ohne den Geldsäckel zu leeren" und „Wie man die Welt vom Schreibtisch aus verbessert". Inzwischen sind auch Umweltschutzmerkblätter zum offenen Frühstücksbüffet und für Besitzer von Ferienwohnungen entstanden. Um die Partner im Tourismus ständig zu informieren, ist eine Seite der sechsmal pro Jahr erscheinenden Bündner Tourismuszeitschrift „Saison" allein dem Umweltschutz im Tourismus vorbehalten. Ziel der Kommunikationsaktivitäten des VVGR ist es, die Umweltverträglichkeit auch im Bild, das die Gäste von Graubünden haben, zu verankern - dies allerdings, ohne den Gast zu belehren, wie er zu leben und zu reisen hat. Jeder Besucher soll sich mit einem guten „ökologischen" Gewissen in Graubünden aufhalten können. Jedoch ist auch der Gast ein Teil des Tourismus, daher wendet sich der Verkehrsverein mit den „Graubünden-Ökotips" auf humorvolle Art an die Gäste und legt ihnen nahe, wie sie der Natur im Urlaub begegnen sollten. »>[39]

Tagungsreihe zu Umwelt und Tourismus 1996 fand schon zum fünften Mal eine große Konferenz zum Thema „Umwelt und Tourismus" in Graubünden statt. Diese jährlichen Tagungen, die vom Fremdenverkehrsverein zusammen mit dem Schweizer Hotelier-Verein (SHV) organisiert werden, sind in der Schweiz einzigartig. Sie dienen primär dem Erfahrungsaustausch innerhalb der Branche, der Sensibilisierung und der Vermittlung von praxisbezogenen Ansätzen im Umweltschutz bei touristischen Betrieben und Organisationen. Seit 1994 wird auf diesen Tagungen auch der „Öko-HotelBetrieb des Jahres" ausgezeichnet.

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¡39J: Die Graubünden-Ökotips

7. Die Graubünden-Ökotips für Konsumenten.

6. D i e Graubünden-Ökotips für Wasserraiten.

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pest vom

Ehret das heimische Schaffen! Seit Jahrhunderten schon sorgen die Bündner Bauern mit

Niemand will, dass die bewachsenen Uferbereiche der Bündner

ihrer abwechslungsreichen

Bergseen baden gehen, klar. Darum empfehlen wir, nur in

Wiesen und Weiden so herrlich natürlich geblieben sind.

Landwirtschaft dafür, dass die

Wenn Sie also einheimischen und saisonalen Produkten den

Badeanstalten schwimmen zu gehen. U n d wenn Sie sich dann sommers an einem der 615 Bündner

Vorzug geben, unterstützen Sie indirekt die Unabhängigkeit

Seen aalen und plötzlich Lust auf eine Abkühlung bekom-

der Bauern und somit die Erhaltung des Landschaftsbildes.

men, lassen Sie bitte Ihre Sonnencreme oder -öl einziehen. Öl-

Besuchen Sie nur mal einen der regelmässig stattfindenden

katastrophen gibt es ja auf der Welt schon genug.

Märkte mit einheimischen Produkten, und schon haben Sie

Sollten Sie abends noch immer nicht genug von unserem

Graubünden zum Essen gern.

Sie vielleicht daran, dass

Übrigens finden sich in immer mehr Speisekarten Hin-

ca. 4 0 - 5 0 1 Wasser, ein Vollbad aber

weise auf das einheimische Schaffen. Gabeln Sie tier- und

1501 Wasser in den Abfluss rauschen lässt. Vielen Dank.

naturgeruht angebaute Erzeugnisse auf; muuuuh. Vielen Dank.

Ihr Graubünden.

Ihr Graubünden.

sauberen

Nass haben, denken

eine Fünfminutendusche

G r a u b ü n d e n . Die Ferienecke der Schweiz.

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•¡i. Graubünden. D i e Ferienecke der Schweiz.

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Öko-Hotel-Betrieb des Jahres Die Auszeichnung „Öko-Hotel-Betrieb des Jahres" ist eine Aktion der Fachzeitung „hotel + tourismus revue", die vom Schweizer Hotelier-Verein (SHV) herausgegeben wird. Man will damit die Hôtellerie anspornen, den Erwartungendes Gastes nach mehr „Natürlichkeit" entgegenzukommen. Im Jahr 1995 wurde das Davoser 3-Sterne-Hotel Bethanien mit der Ehrung ausgezeichnet. Hier hat das Küchenkonzept der natürlich-biologischen Vollwertkost einen zentralen Stellenwert im Umweltmanagement des Hauses, das aber auch zahlreiche andere Details berücksichtigt wie Energiekontrollen, energiesparende Geräte, Wäsche aus ÖkoBaumwolle und einen Öko-Putzschrank. Zukünftig soll diese Auszeichnung nur noch alle zwei Jahre vergeben werden, da sich gezeigt hat, daß Änderungen zum umweltverträglichen Wirtschaften längere Zeit brauchen, bis sich Lösungen finden und diese sich im Alltag bewähren. »>[40] Die Zeitung vergibt weitere Preise in den Kategorien „Bestes Stadthotel", „Bester Landgasth o f ' , „Energie" und „Innovation". 88

¡40]: Ökohotel Bethanien,

Davos

Während viele Hotels bereits Umweltschutzmaßnahmen ergriffen haben, nennen sich doch nur wenige „Ökohotel". Dazu gehört ein ganz besonderes Selbstverständnis der Hotelleitung. Bereits mit dem Neubau des Davoser Hotels Bethanien 1986 übernahm das Ehepaar Bangerter dessen Leitung. Beide waren sensibilisiert auf eine möglichst ökologische Lebensweise und versuchten, dies in ihrem Betrieb zu übernehmen. Bereits beim Bau des Gebäudes wurde auf giftfreie Materialien und einheimisches Holz geachtet. Die Bekanntschaft mit Rudi Alder von der Molkerei Davos und seiner Idee eines naturnahen und regionalen Nahrungsmittelvertriebs gaben den Impuls, auch im Bereich Küche auf Ökologie zu setzen. Die Durchsetzung einer solchen Idee in einem Betrieb bringt das Problem mit sich, daß das Personal oft nicht im gleichen Maße sensibilisiert ist. Im Hotel Bethanien sind zusammen mit dem Personal neue ganzheitliche Küchengrundsätze erarbeitet worden. Aber nicht nur in der Küche sondern auch auf der Etage, in der Lingerie und anderen Abteilungen wird laufend am Grundsatz „Natürlich Gut" gearbeitet. Das Küchenteam bietet Vollwertgerichte vegetarisch oder mit Fleisch aus tier- und umweltgerechter Aufzucht, alle Getränke werden in Mehrweggebinden bezogen. Selbstverständlich ist auch die konsequente Abfalltrennung und -Vermeidung. Der Hausmeister prüft zweimal täglich den Verbrauch und die Temperatur der Heizung. Der erst kürzlich eingeführte Öko-Putzschrank und die neue Öko-Baumwoll-Bettwäsche verbesserten die Bewertung des Hauses zusätzlich. Das Hotel Bethanien, das zum Verband Christlicher Hotels (VCH) gehört, verzichtet aus Energiespargründen auch auf Minibars und Fernsehapparate in den Zimmern. Die Orientierung als Ökohotel hat keinen wirtschaftlichen Nachteil gehabt: die 95 Betten in 60 Zimmern sind durchschnittlich das ganze Jahr über zu 65 Prozent ausgebucht. Hoteldirektor Urs Bangerter gibt sich mit dem eigenen Erfolg nicht zufrieden: er engagiert sich auch im Verein "Ökomarkt Graubünden" und in der Davoser Gemeinde für Umwelt- und Sozialverträglichkeit.

Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft Bereits 1993 hatte der Bündner Tourismus mit der regionalen Landwirtschaft ein Programm zur Zusammenarbeit ins Leben gerufen. Aus Sicht der Tourismusverantwortlichen ist die regionale Landwirtschaft notwendig zum Schutz, zum Erhalt und zur Pflege einer naturnahen und naturgerechten Landschaft, und sie ist der Lieferant von natürlichen landwirtschaftlichen Produkten für die Gastronomie der Region. Ziel der Zusammenarbeit ist nicht in erster Linie die Förderung der klassischen Urlaubsform „Ferien auf dem B a u e r n h o f , sondern die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Landwirtschaft (qualitativ, quantitativ und bezüglich der Kundennähe) durch ihre Nutzung für einen qualitätsorientierten Tourismus. Informationsbroschüren, Kooperationsprojekte, Schulungen für Bauern, Auszeichnungen für beispielhafte Projekte - all das soll Verständnis in den beiden Wirtschaftszweigen füreinander stärken und für beide ebenso wie für die Umwelt Vorteile bringen. Besonders unterstützt wird die Öko-Landwirtschaft in Graubünden. Mit 333 Biobetrieben, 1491 integriert produzierenden Betrieben und 560 Bauernhöfen mit kontrollierter Freilandhaltung stand Graubünden 1995 zahlenmäßig an der Spitze der Statistik für die Schweiz. Damit wirtschaften bereits rund zwei Drittel der Bündner Landwirtschaftsbetriebe auf die eine oder andere Weise „öko" - und jedes Jahr werden es mehr. Die Schaffung einer Marke „Natürlich aus Graubünden", unter der landwirtschaftliche Produkte der Region als Markenartikel angeboten werden können, war eine konkrete Maßnahme aus dem gemeinsamen Aktionsprogramm von Landwirtschaft und Tourismus.

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Ökomarkt Graubünden 1993 gründete eine Arbeitsgruppe aus Hoteliers den Verein „Ökomarkt Graubünden", der die Idee von überschaubaren Wirtschaftskreisläufen nach ökologischen Kriterien zwischen der regionalen Landwirtschaft und dem Tourismus in Graubünden fördern will. Erste Ziele sind mit dem vermehrten Einkauf von Bioprodukten durch die Bündner Hoteliers und Wirte bereits erreicht worden. Oft übersteigt aber die Nachfrage noch das Angebot. Mit dem geschützten Zeichen „Öko-Grischun" werden vom Verein Ökomarkt Betriebe ausgezeichnet, die einheimische Rohstoffe und Produkte nach ökologischen Kriterien einsetzen. Der Verein strebt an, daß zukünftig Produkte vermehrt in der Region erzeugt und veredelt werden sollen. Neben den Qualitätsmerkmalen der Produkte und der Produktion soll auch die gesamte Logistik (also Verpackung, Lieferung, Lagerung etc.) nach ökologischen Gesichtspunkten geprüft werden. Der Verein zeichnet seit 1994 auch Hotelbetriebe mit dem Öko-Grischun-Zeichen (einem Steinbock) für ihre Umweltverträglichkeit aus. Die Prüfung der Hotels erfolgt nach dem Schema einer Zertifizierung. Bewertet werden zehn Umweltbereiche, in denen zahlreiche Minuspunkte vergeben werden können. Je näher ein Betrieb bei der Prüfung der Nullmarke kommt, u m s o mehr Steinböcke bekommt er verliehen (maximal fünf). Natürlich werden die Bewertungen in den einzelnen Bereichen entsprechend der Zielsetzung dieses Vereins vorgenommen: die Verwendung einheimischer Butter bringt weniger Minuspunkte als die Verwendung von Butter aus einer entfernteren Region. Einer der vier Betriebe, in denen das Zertifizierungssystem für den Ökomarkt Graubünden getestet wurde, ist das Ökohotel Ucliva in Waltensburg, das für seine konsequente ökologische Betriebsführung mit vier der Grischun-Steinböcke ausgezeichnet wurde. » > ( 4 1 1

¡41]: Ökohotel Ucliva,

Waltensburg

In dem kleinen Bergdorf Waltensburg (1050 Meter hoch) bildeten engagierte Bürger im Jahr 1978 eine Genossenschaft mit dem Ziel, eine „Ver-Touristisierung" des Ortes zu vermeiden. Die Genossenschaftler (anfangs 500, heute 1200) brachten genügend Kapital auf, um am Ortsrand an der Talstation des Skilifts ein alternatives Hotel zu errichten. Von Anfang an war das Hotel Ucliva geplant als Pionierprojekt eines sanften Tourismus und sollte möglichst ökologisch und landschaftsgerecht entstehen. Schon der Bau des Hotels erfolgte nach diesen Grundsätzen, es wurden hauptsächlich einheimische Baustoffe verwendet. Die Energieversorgung basiert auf lokal vorhandenen Ressourcen: Holz und Sonnenenergie fiir die Heizung, und Gas für die Küche. Zuheizung durch Elektrizität erfolgt nur falls nötig und wird minimiert durch Wärmerückgewinnung aus den Elektroaggregaten. Zum ökologischen Baukonzept gehört auch seit Beginn schon ein ökologisches Betriebskonzept. Immer wieder werden sämtliche Abläufe im Hotel auf ihre Umweltbelastung überprüft und entsprechend organisiert. Hotel Ucliva ist Mitglied im Ökomarkt Graubünden und hat sich dazu verpflichtet, für die Küche möglichst regionale und biologisch erzeugte Frischprodukte zu verwenden. Der deutsche Chefkoch kocht vollwertig (vegetarisch und nicht zur Auswahl). Frische Kräuter für die Küche werden direkt hinterm Haus gezogen und der Küchenabfall wandert auf den hauseigenen Kompost. Eine konsequente Abfalltrennung und die fachgerechte Entsorgung ist ebenso wie Wassereinsparung, Waschmittelreduktion und die Verwendung möglichst umweitschonenender Reinigungsmittel ein Teil des Ucliva-Konzepts. Das Hotel fordert die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln (über Ilanz mit der Räthischen Bahn und von dort mit dem Postbus). Nach den Pionierjahren als Ferienquartier vor allem für Alternativ-Grüne führte der neue Geschäftsführer Domenico Saladino bei den fälligen Renovierungen weitere Ökomaßnahmen nach Stand der Technik ein. Dadurch erreichte das Hotel inzwischen die hohe Auszeichnung mit vier Steinböcken durch den Ökomarkt Graubünden. Zusätzliche moderne Seminarräume, behindetengerechte Zimmer und Unterhaltungsprogramme werben um neue Gästegruppen für das Hotel Ucliva.

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Touristische Energieberatung Die Touristische Energieberatung in Graubünden, eine gsmeinsame Aktion des Verkehrsvereins und des Amtes für Energie, will gemäß den Zielen des Aktionsprogramms „Energie 2000" für Hotel- und Restaurationsbetriebe ihre Informations- und Beratungstätigkeit zur Energieeinsparung verstärken. In ihrem Auftrag untersuchte der Verband Ostschweizer Bau-und Energiefachleute rund 30 Bündner Hotelbetriebe und Bergrestaurants auf ihren Energieverbrauch. Die Folgen möglicher Energiesparmaßnahmen und ihre Kosten wurden in einem Bericht zusammengestellt. Diese Unterlagen sollen den Betrieben bei der Neuanschaffung oder beim Ersatz von elektrischen Anlagen und wärmetechnischen Einrichtungen sowie bei fälligen Gebäudesanierungen helfen, die energietechnisch richtigen Entscheidungen zu fallen. Der Kanton Graubünden stellt auch Finanzierungsmittel für solche Energiesparmaßnahmen bereit. Auch der Schweizer Hotelier-Verein wendet sich mit einem Ratgeber an die Hotels. Das Faltblatt hilft, die Energiesparpotientiale im eigenen Betrieb zu berechnen. > » | 4 2 ]

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Eine Anleitung zum Energiesparen

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Schweizer Hotelier-Verein und vom HoteSer-Verein Bemer Oberland

£ Erstellt in Zusammenarbeit mit dem Impulsprogramm RAVEL (rationelle Verwendung vor Elektrizität) des ^ Bundesamtes für Konjunkturfragen

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Bergbahnen-Ökomanagement Die Bergbahnen und ihre Stationen sind integraler Bestandteil der touristischen Infrastruktur eines Wintersportgebietes. Immer wieder wurden sie als Umweltsünder kritisiert: alles Material muß aufwendig hinauftransportiert werden, Müll und Abwasser hinab, die Räume müssen auch bei klirrender Kälte und eisigem Wind wohlig beheizt sein und die auf Hochtouren arbeitenden Küchen verbrauchen ebenfalls viel Energie. Aber auch in diesem Tourismussektor läßt sich viel für die Umweltverträglichkeit tun. Die Touristische Energieberatung Graubünden hat 13 ausgewählte Bergrestaurants der Region untersucht und im Durchschnitt ein Energiesparpotential von 25-30 Prozent bezogen auf den Gesamtenergieverbrauch festgestellt. Dies entspricht einem wirtschaftlichen Potential von 20 Prozent, das sind Energiekosten, die bei einer Elimination von Schwachstellen (z.B. bei der Isolierung, der Haustechnik) eingespart werden können. Bei der Rothornbahn im Schweizer Wintersportgebiet von Lenzerheide hat man sich das schon zunutze gemacht. Hier ist die Bergstation inklusive dem Bergrestaurant nach modernsten bauphysiologischen Kriterien modernisiert und umgebaut worden. Als zusätzliche Energiequelle wurde eine in der Gebäudefassade integrierte Photovoltaikanlage installiert. » > ( 4 3 1

[43j: Rothorn-Gipfelstation,

Lenzerheide

Die Arosa-Bergbahnen zeigen am Beispiel des Neu- und Umbaus der Luftseilbahn ArosaWeisshom und der Mittelstation, daß enorme Energiesparpotentiale mobilisiert werden können. Mit einer Wärmerückgewinnungsanlage,die als Pilotanlage für Luftseilbahnen gilt, werden zusammen mit weiteren Einrichtungen hier jährlich über 110.000 Kilowattstunden Energie eingespart. Dabei wird die Abwärme des Luftseilbahnantriebs, der Transformatoren, des zentralen Kühlsystems der Restaurants und der Lüftungsanlagen genutzt. 92

A u f den Schweizer Bergbahnstationen wird Müll selbstverständlich sortiert, allerdings hinter den Kulissen, w o die Skifahrer es in der Regel nicht sehen. Glas, Papier, Karton wird getrennt v o m Restmüll mit der Bergbahn zu Tal gebracht, Kunststoffe werden in der Schweiz in der Regel nicht aussortiert, da dafür keine Verwertungsmöglichkeiten bei den Gemeinden angeboten werden, sie gehen mit dem Restmüll in die Verbrennungsanlagen. Die Abwässer der Bergstationen werden allerorts bereits durch kilometerlange Kanäle ins Tal zur nächsten Kläranlage geschickt - für die Schweizer eine Selbstverständlichkeit.

E n t s o r g u n g von Wintersportgerät Über die Standardlösungen im Umweltschutz hinaus kann aber jede Region noch zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen des intensiven Tourismus auf die Umwelt z u begrenzen. Die Sporthändlervereinigung in Graubünden hat beispielsweise beschlossen, ab dem Winter 1994/95 Skischuhe und Skis von den Kunden für ein Recycling zurückzunehmen. M i t Erfolg läuft ein solches Projekt zur Skirücknahme bereits seit 1993 in der Innerschweiz. Aufgrund der unterschiedlichen Materialien in einem Ski ist eine Wiederverwertung der Bestandteile jedoch schwierig. Nach entsprechenden Verfahren wird vielerorts gesucht. Bei den zurückgenommenen Skischuhen hat sich jedoch endlich eine Lösung zum Recycling der wertvollen Kunststoffe gefunden: Sie werden ab Frühjahr 1996 in einer Behindertenwerkstättc in Dav o s zu hochwertigen Bodenplatten für die Bauindustrie verarbeitet. » > [ 4 4 ]

[44/: Skischuh-Recycling - ein Modellprojekt Skischuhe sind aus teuren und hochwertigen Kunststoffen hergestellt (Polyurethan, Polyamide). Die Haltbarkeit dieser Kunststoffe liegt bei fünfzig bis achtzig Jahren, doch solange nutzt niemand seine Skischuhe. Jährlich werden allein in der Schweiz 400.000 Paar Ski- und Snowboardschuhe durch neue ersetzt. Die nicht mehr gebrauchten Schuhe landen in der Verbrennungsanlage oder auf der Deponie - vergeudeter Rohstoff. In Davos recycelt seit 1996 die ARGO-Werkstätte, eine Graubündner Stiftung für Behinderte, Skischuhe aller Art und schuf so zusätzlich neue Arbeitsplätze fiir Behinderte. Die Sportartikelhändler in Graubünden machten als erste mit. gegen eine Gebühr von vier Schweizer Franken nahmen sie alte Skischuhe zurück und stellten sie der ARGO zur Verfügung. In der Werkstätte werden sie geprüft und dann in ihre Bestandteile aufgetrennt: Innen- und Außenschuh und Metallteile. Das anfallende Metall wird einem Alteisenhändler übergeben, die Kunststoffteile werden nach Farben und Härte sortiert, dann zerkleinert zu Granulat. Da aufgrund von Unstimmigkeiten unter den Skischuhherstellern die Kunststoffe nicht alle mit einem Code versehen sind, können sie nicht sortenrein getrennt werden. Bei ARGO hat man daher nach Nutzungsmöglichkeiten für das gemischte Granulat gesucht und sich zu einem Klebpressverfahren entschlossen, mit dem Kunststoffplatten in verschiedenen guten Qualitäten gefertigt werden können. Diese Platten finden als Bodenbelag inzwischen viele Abnehmer. Durch die Medien aufmerksam geworden, reiste sogar ein Vertreter eines Skischuhherstellers aus den USA nach Davos, um sich über die Recyclingmöglichkeiten der ausgedienten Skischuhe und die Übertragbarkeit des Konzeptes für Behindertenwerkstätten genauer zu informieren. Das langfristige Ziel der Davoser Werkstätten ist es, 50.000 Paar Schuhe pro Jahr einzusammeln und zu entsorgen, dies entspräche etwa 15 Prozent aller ausgedienten Skischuhe in der Schweiz, circa 100 Tonnen Kunststoff könnten so einer Wiederverwertung zugeführt werden. Eine solche Menge kann aber die Davos ARGO-Stätte nicht allein verarbeiten: weitere Verarbeitungsstätten sollen angeschlossen werden und das Recycling der inzwischen in über 100 Sammelstellen anfallenden Skischuhe wird weiteren Behinderten sichere Arbeitsplätze bieten.

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3.2. Tirol: Wirtschaften mit der Natur Umweltschutz in Österreich Österreich hat wie die Schweiz als Alpenland eine ganz besondere Beziehung zum Umweltschutz. Das sensible Bergökosystem hat schon früh Anzeichen einer Überbelastung gezeigt. Nur zum Teil ist daran der Boom des Wintersports schuld: dort, wo der Ausbau - gerade in der Anfangszeit - durch unangepaßte Maßnahmen vorangetrieben wurde. » > [ 4 5 ] Österreichs Umwelt leidet besonders unter der zunehmenden Zersiedelung der Agrar- und Erholungslandschaften (Landschaftsverbrauch), der dadurch notwendig gewordenen Regulierung der Wasserläufe und der enormen Verkehrsbelastung (durch Urlaubs-, Ausflugs- und Alpentransitverkehr). Österreich ist aber auch ein Land mit hohen Umweltstandards, einer sehr umweltbewußten Bevölkerung, aktiven Bürgerbewegungen und anerkannten Umweltorganisationen. Österreich unterzeichnete 1991 als erstes Land der sieben Alpenanrainerstaaten die Rahmenvereinbarung der sogenannten Alpenkonvention, einer 1986 gegründeten Initiative der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA zur Rettung der ökologisch äußerst sensiblen Regionen der alpinen Zonen, die unter anderem auch die Auswirkungen des Tourismus besonders berücksichtigt.

Österreich Werbung im Internet: http:// austria-info.at/

Der Tourismus hat mit seiner stürmischen Entwicklung in den letzten Jahren viel dazu getan, daß die Grenzen der Umweltverträglichkeit in Österreich vielerorts bereits erreicht wurden. Die Tourismuswirtschaft ist sich inzwischen bewußt, wie sehr die touristische Attraktivität und damit ihre Existenz von der intakten sauberen Umwelt abhängt. 1989 wurden vom Österreichischen Fremdenverkehrstag die „Leitlinien für eine Fremdenverkehrspolitik 2000" verabschiedet, in der ausdrücklich eine hohe Umweltqualität als Grundlage und Voraussetzung für den Tourismus erwähnt wird. Seitdem ist viel Positives in Österreich auf den Weg gebracht worden.

¡45]: Vegetationsschäden

durch

Wintersport

Im österreichischen Alpenraum gibt es etwa 4.000 Aufstiegshilfen (Seilbahnen, Lifte) und insgesamt etwa 19.000 Hektar Skipisten, die pro Jahr von rund 467 Millionen Menschen frequentiert werden. Bei etwa 40 Prozent der Skipisten wurde die natürliche Pflanzendecke durch Planierung zerstört. Oberhalb der Baumgrenze sind derartige Schäden aber entweder gar nicht oder höchstens langfristig zu beheben. 42 Prozent der Skipisten in Österreich liegen im Bereich des empfindlichen alpinen Grünlands ohne Bewaldung. Wird hier die Pflanzendecke abgetragen, ist das Wasserspeichervermögen drastisch reduziert, der Oberflächenabfluß von Regen und Schmelzwasser erhöht und die Gefahr von Wildbächen gesteigert, die dann noch den letzten Rest der Bodenkrume abtragen und talabwärts zu großen Schäden führen. (aus: Umweltschutz in Österreich, 1994)

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In Österreich werden die Fehler beim künstlichen Pistenbau der siebziger und achtziger Jahre heute durch Rekultivierung möglichst wiedergutgemacht. Mehrere Institute züchten spezielles Saatgut fiir funktionsfähigen alpinen Pflanzenbestand. Der Anblick von Erosion oder karstigen Hängen auf dem Pistengelände nach der Schneeschmelze sollte eigentlich zur Vergangenheit gehören. Studien haben ergeben, daß bei ausreichend hoher Schneedecke (über 30 cm) die Pflanzendecke durch den Skibetrieb nicht merklich leidet, lediglich die sensibleren Pflanzen durch robustere teilweise verdrängt werden. An einzelnen Stellen wird im Frühjahr durch Einsäen von typischen Pflanzen und Biodüngung der Natur im Skigebiet geholfen, sich zu erholen. Auch der Österreichische Skiverband(ÖSV) fordert bei aller grundsätzlichen Pro-WintersportEinstellung den Schutz der Berglandschaft. Bei der Erneuerung der teilweise veralteten Seilbahnen sollen höhere Beförderungskapazitäten nur in Abstimmung mit der Tragfähigkeit der dazugehörigen Pisten aufgebaut werden. Bei niedriger Schneelage (unter 10 cm) sollen die Pisten zum Schutz vor Bodenschäden gesperrt werden. Die künstliche Beschneiung, die viele als Umweltsünde verteufeln, ist - richtig eingesetzt - von größerem Nutzen als Schaden. Problematisch ist jedoch die Kontrolle des sachgerechten Einsatzes, da vielerorts das wirtschaftliche eine eher großzügige Nutzung der künstlichen Beschneiung nahelegt. In Österreich werden 6 Prozent der Pisten künstlich beschneit, aber, so fordert der Skiverband, eine Verlängerung der Skisaison sollte damit nicht erfolgen. » > [ 4 6 |

¡46j: Künstliche

Beschneiung

Künstliche Beschneiung mithilfe von Schneekanonen ist ein Dauerzankapfel zwischen Umweltschützern und Wintersportregionen. Künstlicher Schnee ist dichter als natürlicher, er schmilzt langsamer im Frühjahr und der Vegetationsbeginn ist an diesen Stellen etwas später - aber das gleicht die Natur schnell wieder aus. Schneekanonen werden nachts betrieben und verursachen eine erhebliche Lärmstörung für die Anwohner - aber das kann man durch Regelungen und moderne Niederdrackmaschinen in Grenzen halten. Die Geräte verbrauchen elektrische Energie - aber nicht mehr als ein mittleres Hotel in derselben Zeit. Schneekanonen reduzieren durch hohen Wasserverbrauch in den angezapften Gewässern gefahrlich den Wasserspiegel - aber das kann man vermeiden durch künstliche Seen an den Bergstationen in großer Höhe, die als Reservoir fiir die Schneemaschinen dienen. Viele Einwände und viele Entgegnungen - Fazit: richtig eingesetzte Schneekanonen verursachen nur wenig Umweltschäden, aber sie sollten dennoch nur vereinzelt zum Schutz der Pflanzendecke bei zu niedriger Schneelage eingesetzt werden, nicht zur Vergrößerung des Pistengebiets oder zur Verlängerung der Saison. Da dies oft eine Frage der Auslegung ist, muß immer wieder an das Verantwortungsgefühl der Pistenbetreiber appelliert werden.

Landschaftsschutz Ein wichtiger Schritt war für die Österreicher die Ausweitung des Natur- und Landschaftsschutzes. Laut dem Österreich-Umweltbericht von 1994 stehen nominell 3,4 Prozent der Landschaft unter Naturschutz (zum Vergleich: in Deutschland 1,8 Prozent, in der Schweiz 2,7 Prozent), 16,3 Prozent unter Landschaftsschutz. Der tatsächliche Schutz bleibt aber oft hinter dem gesetzlichen Status weit zurück. Eine ständige Überwachung und Betreuung ist nicht immer gewährleistet und viele Verordnungen waren bisher nur lückenhaft. Außerdem waren die schutzwürdigen Landschaften in der Vergangenheit nur unzureichend erfaßt. Inzwischen ist 95

jedoch in mehrjähriger Arbeit eine Dokumentation entstanden, die 328 schutzwürdige „ÖkoZonen" in Österreich auflistet. Ein wesentliches Anliegen der Naturschützer ist die Erweiterung der Nationalparke. Drei Nationalparke gibt es schon, die jeweils einen ganz spezifischen Landschaftstyp repräsentieren: die Hochgebirgswelt im Nationalpark Hohe Tauern, die Steppen im Nationalpark Neusiedler See und die Donau-Auenlandschaft östlich von Wien. Zudem laufen inzwischen sieben Projekte für weitere Nationalparks, die sich in unterschiedlichen Stadien der Planung und Diskussion befinden. Mehrere dieser Projekte betreffen länderübergreifende Schutzzonen - ein besonderes Problem, da hierbei ungleich mehr Absprachen und Einigungen nötig sind.

Verkehr - ein Dauerthema Ein wichtiges Thema für den Tourismus in Österreich ist der starke Autoverkehr. Immer mehr Wintersportzentren sind auf dem besten Weg, verkehrsberuhigt oder sogar autofrei zu werden. Zahlreiche erfolgreiche Projekte sind inzwischen zu verzeichnen: • „Tälerbusse" bringen Wanderer in viele Täler (z.B. im Gebiet der Niederen Tauern und der Kärntner Nockberge), wo zuvor durch die Anreise/Abreise der Gäste per PKW große Autokolonnen die Regel waren. • Die „Dorfbahn" in Serfaus, Tirol, die erste Untergrundbahn der Alpen, bringt die Skifahrer vom Parkplatz am Ortsrand zur Liftstation und ermöglicht ein weitgehendes Fahrverbot für Pkws innerhalb des Dorfes. • „Citybusse" oder „Dorf-Shuttles" in vielen Gemeinden bringen Tagesgäste und Urlauber von zentralen Parkplätzen zu den Liften und Hotels, während die Ortszentren ganz oder teilweise für den Verkehr geschlossen werden. Die einzelnen Verkehrslösungen sind nicht immer direkt auf einen anderen Ort übertragbar eigene, oft unkonventionelle Konzepte wie im Fall von Serfaus, sind unter Umständen erfolgreicher. Die hohen Kosten solcher Verkehrsberuhigungen sollen vielerorts zukünftig durch eine vorsichtige Bewirtschaftung des Parkraums (Parkgebühren für Tagestouristen) mitfinanziert werden. 1995 gründeten einige namhafte Kur- und Tourismusorte die „Interessengemeinschaft Sanfte Mobilität". Die Initiative basiert auf einer Studie des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ). Die Mitglieder, die Gemeinden Bad Hofgastein, Kleinwalsertal, Lech, Werfenweng, Weissensee und Velden, haben bereits verschiedene Projekte zur Verkehrsberuhigung und Verkehrsbeschränkung verwirklicht. Dazu gehören Informationswochen, Weiterbildungsseminare und eine eigene Zeitschrift „Sanfte Mobilität".

Ansporn: Gesetze, Infos, Preise Für touristische Betriebe in Österreich setzt die Umweltgesetzgebung den Rahmen. Mit seinem Beitritt zur Europäischen Union am 1.1.1994 hat Österreich auch die europäischen Umweltrichtlinien und Verordnungen übernommen, aber diejenigen österreichischen Umweltgesetze, die strenger als die europäischen Richtlinien sind, können zunächst mit einer Übergangsfrist beibehalten werden - so sind zum Beispiel die Tierschutzgesetze, u.a. die Regelung zum Transport von Schlachttieren, in Österreich besonders streng. Für den Tourismussektor sind einige Auflagen besonders relevant. Die Verpackungsverordnung vom 1.10.1993 verpflichtet jeden größeren Betrieb (über 100 Angestellte) zu einem Ab96

fall wirtschaftskonzept und zur Rückgabe bzw. Rücknahme von Verpackungen. Für Küchenabfölle und Speisereste in Gastronomie und Hotellerie trat ab 1.1.1995 die Verordnung zur getrennten Sammlung in Kraft, nach der biogene (kompostierbare) Abfälle vom Restmüll (Speisereste, Knochen, Eierschalen usw.) zu trennen und gesondert zu entsorgen sind. Ebenfalls seit Anfang 1995 ist das UVP-Verfahren in Österreich für alle Projektbewerber verpflichtend, so daß jetzt neue große touristische Anlagen schon in der Planungsphase auf ihre Umweltauswirkungen hin geprüft werden. Die ökologische Landwirtschaft ist in Österreich besonders weit entwickelt: schon jetzt produzieren über zehn Prozent aller Landwirte nach ökologischen Prinzipien (zum Vergleich: in Deutschland nur knapp ein Prozent). Produkte der Ökobauern sind nicht nur in Spezialgeschäften erhältlich, sondern füllen auch die Regale in über 60 Großmärkten und über 2.500 Einzelhandelsgeschäften. Die Politiker fördern die Biolandwirtschaft gezielt: sie wollen Österreich zum „Feinkostladen Europas" machen. Die Schaffung eines staatlichen Biozeichens und die offizielle Definition von Bezeichnungen wie „naturnah", „natürlich", „kontrolliert" durch den sogenannten „Bio-Kode" haben zusammen mit der gezielten Information der Einkäufer in den Supermärkten der Ökoware weiteren Auftrieb gegeben. Spitzenreiter ist Österreich bei der Nutzung alternativer Energien. Von der Atomkraft hat man sich 1978 ganz verabschiedet, heute wird der meiste Strom (72 Prozent) in Wasserkraftwerken erzeugt. Heizsysteme mit Biomasse und Wärmepumpen sind ebenfalls weit entwickelt und überall verbreitet. Besonders erfolgreich war Österreich mit der Förderung der Solarthermie: bereits 1994 waren über eine Million Quadratmeter Kollektorfläche zur Warmwassergewinnung hier installiert. Damit liegt Österreich in Europa weit vorne: nur Griechenland kann mit 1,8 Millionen Quadratmetern Sonnenkollektorfläche auf seinen Dächern mehr aufweisen. Ein wesentlicher Faktor für die Verbreitung der solaren Warmwasserbereitung ist in Österreich neben der finanziellen Förderung durch den Bund oder die Gemeinden die Do-it-yourselfBewegung: Aus gekauften Bauelementen installierten viele Österreicher die Anlagen selbst - ein Zeichen für das Umweltbewußtsein in der Bevölkerung. Die Österreicher sind es eher als manch andere Europäer gewöhnt, über Umweltangelegenheiten offen informiert zu werden und sich auch selber zu engagieren. Mit einer solchen Haltung bei den Gästen rechnet man daher auch im Tourismus in Österreich. Die Österreich-Werbung, die nationale Marketingorganisation für den Tourismus, will ihren Teil dazu beitragen. „Servus Umwelt" - unter diesem Motto gibt seit 1991 ihr Umweltreferat Praxisberichte und handfeste Tips zum Umweltschutz in touristischen Betrieben und Gemeinden als „grüne Seiten" im monatlichen Bulletin heraus. Der Koordinations- und Informationsservice soll den Bewußtseinswandel zur Erhaltung einer intakten Umwelt beschleunigen und die Umsetzung umweltschonender Verhaltensweisen verstärken. » > [ 4 7 | In den Servus-Umwelt-Seiten schreibt die Österreich-Werbung auch schon seit einigen Jahren einen Wettbewerb unter dem Stichwort „Touristiker als Energiesparmeister" aus. Wer in seinem Unternehmen mit nachweisbarem Erfolg Möglichkeiten zur umweltschonenden Energieverwendung verwirklicht hat, kann hier öffentlichkeitswirksame Werbung und attraktive Preise gewinnen.

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[47]: Das

Servus-Umwelt-Logo

Österreich's Umweltsiegei Mehrere Tourismusverbände von Gemeinden und Regionen in Österreich haben in den letzten Jahren Ökogütesiegel ausgeschrieben, Kriterienkataloge veröffentlicht und die Tourismusbetriebe ihrer Region aufgefordert, sich beraten und prüfen zu lassen. • Der Tourismusverband Altmünster im Salzkammergut (Oberösterreich) vergibt schon seit 1993 an engagierte Betriebe den „Umwelt-Tourismus-Koffer", auch „Grüner Koffer" genannt, von dem ein Tourismusunternehmen ein, zwei oder drei gewinnen kann - je nach Erfüllung der 30 Kriterien im zugehörigen Katalog aus den Bereichen: AbfaHvermeidung/-trennung, Wasser/Abwasser, Verkehr, Energie, Boden, Informationspolitik. Im Winter 1995/96 waren schon 69 umweltfreundliche Betriebe hier mit bis zu drei Umweltkoffern ausgezeichnet. Zusätzlich bekommt jetzt jeder Gast, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu einem dieser Ökohotels und Ökopensionen anreist, fünf Prozent Ermäßigung auf den Zimmerpreis. • Das Kleinwalsertal hat mit seiner Kampagne „Umweltfreundlicher Gastgeber" Pionierarbeit geleistet, sein Kriterienkatalog findet sich inzwischen in vielen anderen Regionen wieder. Die Verleihung des Umweltsiegels „Silberdistel" (erstmals 1993) wird jeweils für ein Jahr an einen Beherbergungsbetrieb übergeben, der sich zuvor erfolgreich einer detaillierten Überprüfung unterzogen hat. • Auch auf der Ebene der österreichischen Bundesländer gibt es inzwischen Konzepte für solche Siegel: Oberösterreich und Kärnten haben bereits überregionale Umweltsiegel etabliert. In Oberösterreich wird ein „Öko-Tourismus-Preis" an ausgezeichnete Betriebe vergeben (seit 1994 in Gold, Silber, Bronze), in Kärnten können die Ökobetriebe bis zu drei „Grüne Bäume" als Ökosiegel erhalten. Die Konzepte umfassen zwar jeweils die verschiedenen Umweltmedien, zeigen teilweise jedoch auch Unterschiede. Es gibt noch weitere Beispiele für solche Umweltgütesiegel in Österreich - es lohnt sich, bei einem gewünschten Urlaubsort nachzufragen. Das Engagement der Regionen Österreichs für umweltfreundlichen Tourismus hat sich auch beim 1995 ausgeschriebenen „Grand Prix Tourismus und Umwelt" der Europäischen Kommission in Brüssel (Generaldirektion XXIII) bewährt. Hierbei kam die Region Weissensee bis in die Endausscheidung.

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Tirol - Wirtschaften mit der Natur Als typisch alpines Land kann Tirol, das drittgrößte österreichische Bundesland, nur 13 Prozent seiner Fläche als besiedelbar ausweisen, doch es ist eine der meistbesuchten Touristenregionen im Alpenraum. Auch für Sommerurlauber hat die Region viel zu bieten und die Hauptstadt Innsbruck lockt mit Kongressen und Kulturveranstaltungen Geschäftsleute und Ausflügler ins Land. Tirol besitzt außerdem mit dem Brenner den niedrigsten Alpenübergang und ist deshalb auch eines der wichtigsten und am meisten frequentierten Transitländer für Personen- und Warenverkehr. Tirol hat in den letzten Jahren viel getan für die Umwelt: es wurde intensive Waldpflege betrieben, die Kläranlagen wurden großzügig ausgebaut und viele Heizanlagen wurden auf das umweltfreundlichere Erdgas umgestellt. Dadurch hat sich die Luft- und Wasserqualität in Tirol deutlich verbessert. 3.000 Biobauem in Tirol werden unterstützt und ermuntert, lokale Erzeugnisse biologisch zu produzieren.

Tirol im Internet: http://www.tis.co.at/Zti rol

Liniweltsiegel Tirol Tirol hat einen landesweiten Umweltwettbewerb für die Tourismuswirtschaft ausgeschrieben. Das Tiroler Umweltsiegel soll ein Beitrag eines der tourismusintensivsten Länder zur Ökologie des Reisens sein. 1991 fand sich eine erste Arbeitsgruppe von Touristikem in Tirol zusammen, um über ein Ökosiegel zu beraten. Man zog Vertreter des Kleinwalsertals, wo schon ein Siegel existierte, und des Energiesparvereins Vorarlberg als Berater hinzu. Schließlich einigte man sich auf einen Kriterienkatalog. Eine heikle Angelegenheit war das Konzept der Überprüfung auf Einhaltung der Kriterien. Inzwischen ist ein allgemein anerkanntes System gefunden worden: externe Prüfer aus anderen Berufen, aber mit einer gewissen Vorbildung für die Aufgabe, werden zunächst zu einem strengen Ausbildungsprogramm am Ökologie-Institut in Wien geschickt. Bei Bedarf besuchen sie zur Prüfung später die Unternehmen, die das Siegel beantragt haben, ansonsten arbeiten sie in ihren bisherigen Berufen weiter, sind also unabhängig. Sie gehen immer zu zweit zur Untersuchung eines Betriebs, damit keine einseitige Beurteilung vorkommt. Ihre Funktion ist auch nicht so sehr die eines Kontrolleurs, sondern sie sollen vor allem informieren und beraten. Viele engagierte Tiroler Wirte, Hoteliers und Vermieter sind dem Aufruf des Tourismusverbandes Tirol gefolgt und haben auf eine umweltfreundliche Betriebsweise umgestellt. 1996 sind es 134 Unternehmen (von insgesamt 7.000 in Tirol), die das Tiroler Umweltsiegel, eine Goldscheibe mit sieben Sonnenkreisen und dem Slogan „Wirtschaften mit der Natur" führen. »>[48]

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[48]: Logo: Tiroler Umweltsiegel

Der Tiroler Weg

WIRTSCHAFTEN MIT DER NATUR Dynamischer Kriterienkatalog Das Tiroler Umweltsiegel ist ein ökologisches Incentiveprogramm für Hotels, Gasthöfe, Pensionen, Privatzimmervermieter, Urlaub auf dem Bauernhof, alpine Schutzhütten und Campingplätze. Grundlage des Umweltsiegels, das erstmals 1994 verliehen wurde, ist ein strenger Kriterienkatalog für alle Bereiche der Betriebsführung, den eine unabhängige Expertenkommission überprüft. Die Gültigkeit des Siegels beträgt ein Jahr und die Einhaltung der Kriterien wird laufend geprüft. Für das Umweltsiegel Tirol müssen zwischen 43 und 51 Finzelkriterien erfüllt werden J e nachdem ob es sich um ein Luxushotel, einen Privatzimmervermieter oder um eine alpine Schutzhütte handelt. Die Anforderungen reichen von der konsequenten Abfallvermeidung über den Verzicht auf umweltschädliche Reinigungsmittel bis hin zur Verwendung von Recyclingpapier im Büro. In großen Gastronomiebetrieben gehört zum Beispiel auch ein Fettabscheider in der Küche dazu, der die Belastung des Abwassers um mehr als die Hälfte verringert. Die Gastronomie soll also umweltschonend wirtschaften, das Produzieren von Vollwerlkost oder Biogerichten gehört jedoch nicht zum Programm Auch die Verwendung von Produkten aus der lokalen landwirtschaftlichen Produktion gehört nicht zu den Muß-Kriterien, auch wenn eine Kooperation mit den heimischen Landwirten gewünscht wird. Jeder teilnehmende Betrieb erhält einen Öko-Ordner, in dem zu allen Umweltthemen Hilfestellung geboten wird, 100

und in dem Formblätter die Erfassung der eigenen Umweltsituation erleichtern. Vom Koch bis zum Zimmermädchen erhalten alle Angestellten eines Betriebs den UmweltsiegelInformationskatalog, denn von ihrer Mitarbeit und Motivation hängt die Realisierung ab. In den beteiligten Unternehmen soll ebenfalls den Gästen Informationsmaterial über die gesamte Aktion zur Verfügung stehen. Hier ist also die Politik gegenüber den Gästen wie in Deutschland: Umweltschutz offensiv betreiben, die Gäste informieren, aus dem Engagement ein Qualitätsprädikat machen, auch und gerade besonders in den Augen der Kunden. Da die Tirolreise bei 75-80 Prozent der Urlauber direkt, nicht über ein Reisebüro gebucht wird, ist die Information und Beteiligung der Gäste von besonderer Bedeutung. Für Reiseveranstalter sorgt das Programm des Tiroler Umweltsiegels ebenso: seit 1994 steht eine eigene Angebotsbroschüre „Reisen mit der Natur" mit allen ausgezeichneten Umweltsiegelbetrieben zur Verfügung. Was die Urlauber an diesem Konzept besonders freuen wird: es wurde darauf geachtet, daß sie für die naturschonenden Maßnahmen keinen Aufpreis auf die Übernachtungskosten zu zahlen haben. Sie werden jedoch mit einer eigenen Gästeinformation aufgefordert, sich konkret am Umweltschutz in ihrem Ferienort zu beteiligen. » > [ 4 9 ] » > [ 5 0 |

[49]: Gästeinformation

im

Umweltsiegel-Hotel

„Lieber Gast! Wir müssen das Problem der fortschreitenden Umweltzerstörung sehr ernst nehmen. Seitens des Gesetzgebers wurden bereits Verordnungen und Gesetze geschaffen, die uns daran hindern, mit unserer Umwelt sorglos umzugehen. So möchten wir auch in unserem Haus einen Beitrag leisten und Sie, lieber Gast bitten, uns dabei zu helfen. • Handtücher- und Bettwäschewechsel nur nach Bedarf • Trennung des Abfalls in die dafür vorgesehenen Behälter • Müllvermeidung • Nichtraucherzonen in den Restaurants beachten • Freihaltung der Heizkörper zur besseren Wärmenutzung • Benützung von öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrrädern • Einhaltung der betriebsinternen Ruhezeiten"

Gütesiegel-Weiterentwicklung National und international stößt das Projekt des Tiroler Umweltsiegels auf viel Anerkennung. So hat das Umweltsiegel 1994 den Umweltpreis des Deutschen Reisebüro-Verbands und den „Tourism for Tomorrow"-Award der British Airways erhalten. Mit dem Nachbarland Südtirol hat man 1994 eine Zusammenarbeit bei der Förderung des Umweltsiegels beschlossen. Hier wurde erstmals 1995 das Siegel ausgeschrieben und an die ersten 72 Betriebe verliehen. Jetzt heißt das Ökosiegel: „Umweltsiegel Tirol-Südtirol". 1996 wurden die Kriterien anhand der Erfahrungen überarbeitet und erweitert, denn auch ein Gütesiegelsystem muß sich weiterentwickeln. Dieser neue Kriterienkatalog für 1997-99 wurde bereits gemeinsam beschlossen. Erstmals sind hier nicht nur „Muß-Kriterien", sondern auch „Kann-Knterien" aufgenommen. Dadurch sind die Möglichkeiten für den einzelnen Betrieb größer, umweltschonende Maßnahmen nach und nach einzuführen. Dieser neue Kriterienkatalog soll auch zur Grundlage eines gemeinsamen Umweltzeichens für ganz Österreich werden, das derzeit in Arbeit ist. 101

Zur Zeit wird in Tirol auch ein mittelfristiges Energieberatungsprogramm speziell für die Umweltsiegelbetriebe in Zusammenarbeit mit dem Energiesparverein „Energie Tirol" erarbeitet.

¡50/: Hotel-Beispiel: Goldener Adler, Innsbruck Mitten in der Altstadt von Innsbruck liegt das traditionsreiche Hotel-Restaurant Goldener Adler. Das Vier-Steme-Haus blickt auf 600 Jahre Geschichte als Gasthof zurück. Die junge Belegschaft zeigt hier, das auch ein älteres, bestehendes Haus in denkmalgeschützten Mauern umweltfreundlich wirtschaften kann: seit 1994 ist der Goldene Adler einer der Betriebe mit dem Tiroler Umweltsiegel. Angeregt wurde die Hotelleitung durch die Initiative der Tirolwerbung zum Gütesiegel. In dem Bestreben, mit der Zeit zu gehen und etwas für die Umwelt zu tun, wurden zahlreiche Maßnahmen zum Beispiel zur Energie- und Wassereinsparung eingeführt. Direkte Vorteile für das Hotel brachte die Abfallvermeidung und die Abfalltrennung, denn in dem historischen Gebäude sind die Lagerräume knapp und die großen Müllcontainer füllten zuvor fast einen Raum. Nun stehen hier nur noch die Hälfte der Container und das spart Lagerraum und Abfallgebuhren. Die Mitarbeiter werden immer wieder zu einer konsequenten Trennung der Abfalle motiviert, die in der Küche auch während des laufenden Restaurationsbetriebes durchgehalten werden soll. Als typisches Stadthotel mit seinen kurzen Nächtigungszeiten bekommt das Hotel Goldener Adler wenig Rückmeldung von den Gästen über die Aufnahme des Umweltsiegels. Aber in den Zimmern stehen mehrteilige beschriftete Abfallbehälter und ein Merkblatt in der Gästeinformation bittet um Mitarbeit beim Umweltschutz. An zentraler Stelle, im Lift, informiert eine Tafel über das Umweltengagement des Hauses. Auch vor ungewöhnlichen Projekten schreckt die Hotelleitung nicht zurück: Derzeit sind Gespräche mit den Behörden im Gang, eine Solaranlage auf dem Dach zu installieren - ein schwieriges Unterfangen, da das Gebäude unter Denkmalschutz steht und nicht optisch verändert werden darf.

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3.3. Mallorca: Eine Ferieninsel baut um

Massentourismus der ersten Stunde Bei Mallorca assoziiert man automatisch den Begriff „Massentourismus". Auch wenn die Insel als Ganze damit sicher nicht richtig gekennzeichnet ist, so ist doch ihr Aufstieg vom rückständigen, unbekannten Eiland zur reichen, internationalen Ferieninsel mit dem Massentourismus verbunden. Der Boom der Pauschalreisen von deutschen und englischen Veranstaltern in den sechziger und siebziger Jahren und die damals in großer Zahl einfliegenden Billigtouristen führten zum Bau von riesigen, einfallslosen Hotelklötzen dicht an dicht entlang den Stränden, von breiten, vierspurigen Zufahrtsstraßen, von unzähligen Bars, Bodegas, Buden und Restaurants. Auch das Hinterland blieb nicht lange von diesem Trend verschont: zersiedelte Landschaft und baulicher Wildwuchs veränderte ebenso die landwirtschaftlichen Regionen und das Umfeld der kleinen Ortschaften. Bedingt durch das schnelle Wachstum des Tourismus in dieser Zeit und mangels der heutigen Kenntnisse über Umweltschutz sind in Mallorca zur Förderung des Massentourismus damals viele Umweltsünden begangen worden. Der Tourismus ist heute die Haupteinnahmequelle der Balearen, von seinem Weiterbestehen sind die Inseln, ist auch Mallorca abhängig. Von 1960 bis 1993 hat sich die Zahl der gesamten Ankünfte auf den Balearen verachzehntfach bis auf 7,1 Millionen, davon entfielen allein auf Mallorca 5,3 Millionen. Für diese große Zahl von Touristen Infrastrukturen zu bieten und gleichzeitig die Natur und die Umwelt zu berücksichtigen, ist für die Inselregierung eine immense Aufgabe, der man sich allerdings nicht erst jetzt stellt. Mallorca ist gleichzeitig direkt betroffen von der Verschiebung der Urlaubstrends: die Nur-Sonne-Strand-Urlaubsziele verlieren zusehends an Attraktivität gegenüber den Reisezielen, die auch Umwelt-, Natur-, und Kulturwerte mit in ihr Angebot einbeziehen. Das touristische Konzept, mit dem Mallorca berühmt geworden ist, das einseitig nur auf Sonne-und-Strand-Urlauber ausgerichtet war, hat ausgedient. Küstengebiete, die sich nicht rechtzeitig auf die veränderten Wünsche der Touristen umstellen, sind vom Verfall bedroht. Dadurch ist Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften in Mallorca ein Bestandteil einer umfassenden Restrukturierung des Tourismus, einer Neuorientierung hin zu mehr „Qualitätstourismus", mit dem andere Gäste angelockt werden und durch den man Umweltmaßnahmen letztlich nur finanzieren kann. Die notwendigen Veränderungen müssen in Mallorca auf allen Ebenen der Regierung und Verwaltung initiiert und mitgetragen werden: von der spanischen Landesregierung, der Regierung der Baleareninseln, der Verwaltung der Insel Mallorca und den Gemeindeverwaltungen.

Cladera-Verordnung Der größte Teil der rund 260.000 Betten für den Tourismus befindet sich in Drei-StemeHotels. In diese Kategorie der relativ billigen Unterkünfte, meist große Betonbauten aus den sechziger und siebziger Jahren, hat Mallorca ein Überangebot. Zu gering ist andererseits das Spektrum der Vier- und Fünf-Sterne-Hotels, die ein qualitätsgewohnteres und kaufkräftigeres Publikum anziehen könnten. Zusätzlich ist der Tourismus in Mallorca durch starke Saisonalität gekennzeichnet: im Winterhalbjahr ist ein großer Teil der Hotels und Pensionen geschlos103

sen, die wirtschaftlich rentable Auslastung eines Mammut-Hotels extrem schwierig. Das hemmt natürlich alle Bestrebungen nach Erneuerung und Infrastrukturverbesserung, denn die Investitionen rechnen sich unter diesen Bedingungen nur schlecht. In den achtziger Jahren mußten die Verwaltungen und die Touristikuntemehmen auf den Balearen feststellen, daß das touristische Modell der Balearen - möglichst viele Touristen in einfachen Standardunterkünften - an seine Grenzen gekommen war. Die Begrenztheit der natürlichen Ressourcen der Inseln - Wasser, Luft, Landschaft - verlangte, dem Wachstum Einhalt zu gebieten und stärker auf Qualität zu setzen. Der frühere Tourismusminister, Jaime Cladera, hat zur Infrastrukturerneuerung und Qualitätsverbesserung im Tourismus wichtige Schritte unternommen: Ab 1974 mußten 30 Quadratmeter Grünfläche pro neuem Touristenbett freigelassen werden, ab 1977 sogar 60 Quadratmeter. Solche Gesetze greifen aber nur langsam, zunächst haben die Cladera-Verordnungen sogar einen neuen Bauboom im Tourismus ausgelöst, denn die bereits geplanten und genehmigten Projekte wurden schleunigst noch hochgezogen. Diese Gesetzgebung stellt jedoch einen historischen Meilenstein der Balearen dar, denn sie steht für den Willen zu Selbstbeschränkung des Mengenwachstums zugunsten der Qualitätsverbesserung. Sie haben ein Umdenken bei den regionalen und lokalen Verwaltungen bewirkt, das heute Früchte trägt.

Naturschutz etabliert Ein erster wichtiger Schritt war für Mallorca der Schutz der noch verbliebenen naturbelassenen Gebiete. Mit dem Umweltschutzgesetz von 1992 wurden insgesamt rund 37 Prozent der Inselfläche, 46 Zonen, unter weitreichenden Naturschutz gestellt. Hier gelten Baubeschränkungen bis hin zum Bauverbot, Einschränkungen für den Verkehr, Schutzmaßnahmen für Boden, Flora und Fauna. Gleichzeitig werden in den letzten Jahren gezielt naturbezogene Ausflugsziele auf der Insel ausgebaut und durch Infrastrukturen, wie etwa Besucherzentren, zugänglich gemacht. Das ist Teil des Plans, in Mallorca zukünftig den umweit- und naturinteressierten Touristen etwas mehr zu bieten und nicht mehr ausschließlich als Sommer-/Strand-Ziel zu gelten. » > | 5 1 |

¡51]: Naturkundemuseum

in Mallorca

Zwischen Soller und Porto Soller im Norden Mallorcas liegt in einem malerischen Tal das neue kleine Balearen-Museum für Naturkunde (Museo Balear de Sciencias Naturais). In einem renovierten alten Landhaus und dem dazugehörigen Obstgarten hat man begonnen, eine Sammlung über Flora und Fauna, Geologie und Geographie der Balearen zusammenzustellen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Kernstück des Museums sind die Sammlungen zweier bedeutender Geologen, die in Mallorca beheimatet waren. Man sieht hier vor allem zahlreiche Fossilien aus dem benachbarten Karst-Gebirge. Weitere Ausstellungen, z.B. über das Meeresökosystem der Balearen, sind im Aufbau. Der neu angelegte botanische Garten rund um das Museumsgebäude besteht aus einem Teil mit endemischen (einheimischen) Pflanzen der Balearen, ebenso einen Teil mit verwandten Pflanzen aus dem Mittelmeerraum (Sardinien, Korsika) und von den Kanarischen Inseln. Der noch nicht fertiggestellte Teil des Gartens soll unter anderem dazu genutzt werden, seltene und verschwindende Varietäten von Obstbäumen (Citrus) hier zu erhalten. Ein biologisches Labor soll auch noch eingerichtet werden. Obwohl noch nicht in allen Teilen fertiggestellt, lohnen der botanische Garten und das Museum durchaus schon den Besuch und werden ab 1996 verstärkt als Touristenziel angeboten.

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Der Naturpark S'Albufera bei Alcüdia beispielsweise lockte früher kaum Touristen von den nahen Stränden. Heute informiert eine Ausstellung im neuen Besucherzentrum über das Feuchtgebiet hier, und die Gäste werden auf markierten Wegen so durch das Gelände gelenkt, daß die Vögel des Biotops möglichst wenig gestört werden. Man verzeichnet besonders außerhalb der Sommerferienzeit viele Besucher, wenn im Frühling und im Herbst die Zugvögel hier zahlreich und die Temperaturen angenehm sind. Der Naturpark ist dadurch zu einem Mittel geworden, die starke Saisonalität des Badeorts Alcüdia etwas zu mildem.

Modernisierungsprogramm für Hotels und Pensionen 1990 wurde ein folgenschweres Gesetz verabschiedet: der „Plan zur Modernisierung der auf den Balearen vorhandenen touristischen Unterkünfte". Danach müssen alle älteren Hotels und Pensionen, deren Bauanträge vor dem 5. Juni 1984 eingereicht waren, eine technische Inspektion durchführen lassen. Abhängig von den Ergebnissen werden sie erneut zugelassen, oder sie werden - wenn Mängel bestehen, die nicht beseitigt werden - geschlossen. So soll eine Anpassung der Einrichtungen an moderne, höhere Qualitätsansprüche herbeigeführt werden. Die Inspektionen berücksichtigen vor allem Fragen der Sicherheit, des Brandschutzes, der Servicequalität, des Mobiliars und der gesundheits- und lebensmittelrechtlichen Vorschriften. Bei Beanstandungen werden konkrete Renovierungsmaßnahmen vorgeschrieben, und ein Hotel, das diese nicht innerhalb von drei Jahren durchfuhrt, muß schließen. Manchmal sind die Renovierungskosten für ein Hotel zu hoch, das Gebäude aber kann durch die Umwandlung in ein Büro oder Apartmenthaus gerettet werden, da hierbei andere, höhere Einkünfte die notwendigen Renovierungen rechtfertigen. Auch in der Hauptstadt Palma de Mallorca, am Boulevard entlang des Hafens, sind einige der frühen großen Hotels inzwischen überaltert und bedürfen der grundlegenden Renovierung. In den letzten Jahren ist es geglückt, zwei solcher Gebäude, darunter das frühere Hotel Melia Palma am Passeo Marittimo, vom Hotelkomplex zum Büro- und Apartmenthaus umzuwandeln. Dazu waren umfangreiche Renovierungen erforderlich, aber inzwischen zählen die beiden Immobilien zu den modernsten und schönsten an der Bucht von Palma. Insgesamt wurden so durch Renovierung in den letzten Jahren bereits 35.000 Betten abgebaut, nur wenige Hotels mußten jedoch wirklich abgerissen werden.

Plan für Infrastrukturverbesserungen in Tourismuszonen Von 1990 bis 1993 haben die Gemeindeverwaltungen auf den Balearen 14,2 Milliarden Peseten (circa 170 Millionen Mark) in die Verbesserung der Infrastrukturen von Tourismuszonen investiert. Allein 9 Milliarden Peseten (circa 108 Millionen Mark) wurden davon in Mallorca eingesetzt. Zahlreiche Touristenorte haben davon profitiert. Ziel dieses Planes war die Verbesserung, menschenfreundlichere Gestaltung und Verschönerung der touristischen Ballungszentren durch Fußgängerzonen, Meerespromenaden, Plätze, Grünzonen, Parkbänke, Beleuchtung usw. Eine zweite Stufe dieses Infrastrukturplans hat 1994 begonnen („Plan zur Regulierung des Touristischen Angebots, POOT") und die Erfolge sind bereits an vielen Stellen sichtbar. In dieser Stufe der Infrastrukturverbesserungen sollen die touristischen Zonen jeweils von einem Grüngürtel umgeben werden, der eine unkontrollierte Ausdehnung der Tourismuszone verhindern soll. Der POOT-Plan sieht auch die Auflockerung der Ballungsgebiete durch Abriß heruntergekommener Häuser und die Anlage neuer zentraler Grünzonen vor. Er soll auch ausdrück105

lieh die vernünftige Verwendung der nicht erneuerbaren Ressourcen (Wasser, Energie, Landschaft) überwachen. Gleichzeitig sollen bei der Anlage und Renovierung der Infrastrukturen v hohe Anforderungen an die Qualität gesetzt werden. An der Playa de Palma ist die Infrastrukturverbesserung schon deutlich: Hier, wo früher eine vierspurige Straße die Hotels und Apartments vom Strand trennte, entstand ein kilometerlanger Fußgängerboulevard mit Palmen und Bänken. Nur eine schmale Zufahrtsstraße für die Geschäfte ist geblieben, der Durchgangsverkehr fließt nun außerhalb der Strandzone über die Autobahn vorbei. » > [ 5 2 ]

¡52]: Playa de Palma: Fuftgängerboulevard statt Verkehrschaos

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Plan zur Abwasserentsorgung Auch Mallorca hatte seine Zeit der Abwasserproblematik. Etwa 1985 wurde erstmals in den stark frequentierten touristischen Zentren eine deutliche Strandverschmutzung bemerkbar, die von den ins Meer geleiteten Abwässern stammte. Mit dem Ziel, daß alles ins Meer abfließende Wasser zuvor durch einen biologischen Prozeß entgiftet wird, wurde 1989 das Balearische Institut für Abwasserentsorgung (IBASAN) gegründet. Von 1989 bis 1993 hat IBASAN 20 Milliarden Peseten (etwa 240 Millionen Mark) in den Bau eines Netzes von 43 Kläranlagen (EDARs) investiert. Bis heute wurde das Netz der Kläranlagen auf 170 (privat betriebene und IBASAN-Anlagen) erweitert. Jede Gemeinde in Mallorca ist inzwischen an die Abwasserklärung angeschlossen, große Hinweistafeln zur nächstgelegenen EDAR gehören jetzt zum Landschaftsbild. Seit 1994 ist der Grundplan der Abwassersanierung in Mallorca erfüllt, die Kläranlagen (in spanisch „depuradoras" genannt) arbeiten in der Regel überall zweistufig (mechanische und biologische 106

Reinigung) und in einigen Fällen schon dreistufig (mit chemischer Reinigung). Jetzt werden die größten und ältesten Kläranlagen, die, wie diejenige bei Palma, schon über 30 Jahre alt sind, renoviert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht, bei anderen wird die dritte Reinigungsstufe noch dazugebaut. Teilweise sind zusätzliche Projekte an diese Modernisierungen geknüpft: Zum Beispiel wird auf dem Gelände der Kläranlage in Benisalem mit dem geklärten Wasser ein künstliches Feuchtgebiet angelegt, auf dem Zugvögel Rast machen können, und es wird versucht, damit auch eine zusätzliche Touristenattraktion zu schaffen, besonders für Natur- und Vogelliebhaber. Die Biogasnutzung aus den Kläranlagen der Insel ist bisher noch nicht in Angriff genommen worden, da die meisten Kläranlagen sehr klein sind und die Biogasnutzung sich erst ab einer bestimmten Größe lohnt. Die großen Kläranlagen wie die in Palma jedoch sind bautechnisch derzeit nicht dafür geeignet, da sie die ältesten Anlagen sind und eine Umrüstung auf zusätzliche Biogasnutzung nicht so einfach nachträglich zu installieren ist. Es existieren jedoch bereits Vorschläge für Pilotprojekte zur Biogasnutzung bei der einen oder anderen Gemeinde. Keinerlei ungeklärtes Wasser kann in Mallorca mehr ins Meer geleitet werden und zu Verschmutzungen fuhren. Dies trug dazu bei, daß die Balearen heute die Region Europas mit den meisten „Blauen Flaggen" für saubere Häfen und Strände sind. So simpel dies klingt, es ist durchaus nicht überall eine Selbstverständlichkeit. Gerade bei den Mittelmeeranrainem war es immer üblich, die Abwässer ungeklärt ins Meer zu leiten, und von vielen Ferienzentren entlang des Mittelmeers muß das leider auch heute noch gesagt werden. Aber gerade für ein Massentourismusziel ist die Abwasserproblematik von höchster Brisanz. Verschmutztes Meer, Gestank am Strand oder übermäßiges Algenwachstum vertreiben die Touristen schneller als alles andere. So hat Mallorca frühzeitig geradein diesem Punkt investiert und so ist hier heute Abwasserklärung selbstverständlich - ein weitsichtiger Schritt der Balearenregierung zugunsten des Umweltschutzes.

Trinkwassermange) - nicht durch Tourismus Der Wassermangel in Mallorca im Sommer 1995 ist durch die internationale Presse gegangen Tankschiffe brachten Trinkwasser aus dem Ebro-Delta nach Palma de Mallorca. Das jedoch ist kein Phänomen des Massentourismus. Der größte Verbraucher von Trinkwasser ist die Landwirtschaft (zu 75 Prozent), nicht der Tourismus (zu 10 Prozent). Auch ist nicht ganz Mallorca von der Wasserknappheit betroffen gewesen, nur in der Stadt Palma ist das Wasser in den letzten Sommern knapp geworden, da durch wenig Regen die als Reservoir dienenden Stauseen einen niedrigen Wasserspiegel hatten und die Brunnen der Stadt zum Teil salzhaltiges Wasser lieferten, verursacht durch nachdrängendes Meerwasser. Das Nachsickern des Meerwassers in küstennahe Brunnen war in den letzten Dürrejahren auch in anderen Regionen Spaniens und Portugals ein Problem, auch in Gebieten völlig ohne Tourismus. Ein zusätzlicher Grund für die Wasserknappheit in Palma - so vermutet man bei den zuständigen Ämtern - ist die Überalterung der Wasserleitungen: es gehen circa 50 Prozent des Wassers aus den Stauseen der Stadt auf dem Weg durch die Leitungen bis nach Palma verloren, da dieses Leitungssystem 20 Jahre alt ist und dringend der Renovierung bedarf. Außerhalb der Stadt Palma hat es immer genügend Wasser gegeben, auch im Sommer. Die Wasserqualität ist sehr uneinheitlich, zeitweise und örtlich begrenzt kann das Wasser sehr salzig sein oder durch Überdüngung in der Landwirtschaft auch schon mal nitratbelastet. 107

Eine Meerwasserentsalzungsanlage soll zukünftig genügend Wasser guter Qualität bereitstellen. 1996 wurde mit dem Bau einer solchen Anlage begonnen werden, ab 1998 soll sie die ganze Insel mit Trinkwasser versorgen. Erfahrungen konnte man bisher schon mit einer Entsalzungsanlage auf Ibiza sammeln - sie versorgt auch die Nachbarinsel Formentera mit. Die intensive Bewässerung der Golfplätze galt bei Umweltschützern als Wasserverschwendung und hat viel Kritik hervorgerufen, die aber in Mallorca meist unbegründet ist. Bei allen neuen Golfplätzen muß die Bewässerung mit geklärtem Abwasser aus der nächsten Kläranlage erfolgen, alle älteren Golfplätze müssen innerhalb einer gewissen Frist entsprechend nachrüsten, d.h. ein zweites Leitungssystem von der nächsten Kläranlage bis zum Golfplatz legen. Trinkwasserverschwendung kann also den Golfplätzen nicht mehr zur Last gelegt werden.

Alternative Energien Die Nutzung alternativer Energien ist in Mallorca noch in den Anfängen. Die zahllosen Windmühlen im Flachland Mallorcas werden noch hier und da zum Heraufpumpen von Wasser aus geringer Tiefe auf die Felder benutzt. Der Wind hat jedoch energetisch keine Bedeutung, denn er ist ein Inversionswind vom Meer, der praktisch nur an Sommemachmittagen auftritt, unregelmäßigund schwach ist. Er reicht, um eine extensiv betriebene Landwirtschaft mit Wasser zu versorgen, nicht jedoch um per Windenergie Elektrizität herzustellen. Die Nutzung der Solarenergie war bisher kein ausdrücklicher Programmpunkt in den Plänen der Behörden. Es gibt jedoch schon einzelne Hotels, die bereits Solarenergie zur Warmwasserbereitung nutzen, doch das sind die Ausnahmen. » > ( 5 3 1 > > : > [ 5 4 |

[53]: Pilotprojekt

Solaranlage

In der Gemeinde Calviä hat das Hotel Palmanova den Schritt in die Nutzung der Solarenergie bereits gewagt. Das ganzjährig geöffnete Hotel mit 210 Zimmern ist ein Teil der Kette Hoteies Globales, fiir die es die Solarenergie als Pilotprojekt testet. Seit 1994 sind hier auf dem Flachdach des Hotels Solarpanels zur Warmwasserbereitung für das ganze Haus installiert und die Anlage läuft seitdem praktisch wartungsfrei. Im Sommer schafft es die Anlage, das Wasser auf die zum Baden notwendigen 50 Grad Celsius aufzuheizen, im Winter erreicht die Anlage circa 40 Grad Wassertemperatur und es muß mit Elektrizität zugeheizt werden. Das Projekt wurde vermittelt von der mallorquinischen Elektrizitätsgesellschaft GESA und subventioniert von der Europäischen Gemeinschaft. Die GESA hat auch die Auswahl des Systems getroffen und die Installation überwacht. Für die ersten drei Jahre bis 1997 gilt das Projekt als Experiment, anschließend soll entschieden werden, ob die Solarenergienutzung auf andere Hotels der Kette und evtl. auf andere Hotels übertragbar ist. Die eingesparten Stromkosten sollen nach Ablauf der Probephase gegen die Installationskosten gegengerechnet werden.

1996 wurde ein Förderprogramm zur Nutzung der Solarenergie mit Finanzhilfen durch das Industrieministerium ins Leben gerufen. Ein großes Problem ist hierbei wiederum die starke Saisonalität des Tourismus in Mallorca, denn solche Investitionen sind nur rentabel für Hotels, die das ganze Jahr offen und einigermaßen gut belegt sind. Hier hängt der Fortschritt des Programms wesentlich von den Aktivitäten der Gemeindeverwaltungen ab, die mit neuen Attraktionen und Unterhaltungsprogrammen den Wintertourismus zu fördern versuchen und sich um eine ganzjährig bessere Auslastung der Hotels teilweise sehr bemühen. 108

[54]: Solaranlage auf dem Dach des Hotels Palmanova, Gemeinde Calviä

Abfallentsorgung und Recycling Im Frühjahr 1996 hat nach langer Bau- und Umrüstungszeit die hochmodern aufgerüstete Müllverbrennungsanlage in Palma de Mallorca ihren Betrieb aufgenommen. Durch neue Schornsteine und Filter soll sie nun sämtliche Reinheitsnormen der EU erfüllen und den Müll der ganzen Insel entsorgen - unter Ausnutzung der entstehenden Wärme zur Gewinnung von Elektrizität (Energierecycling). Für das Recycling von Wertstoffen sind überall in Mallorca die auch bei uns bekannten Container für Glas und Papier aufgestellt. An vielen Stellen weist ein Hinweisschild den Weg zu einem „Punto Verde" (Grüner Punkt) oder „Parc Verd" (Grüner Park), Sammelstellen, wo neben den Glascontainern auch Behälter für Papier, Batterien etc. stehen. » > [ 5 5 ] Leider zeigt das Recycling derzeit noch ganz ungenügende Rücklaufquoten, besonders bei Glas. Zusätzlich leidet es an großen Transportproblemen, denn da nicht genügend Recyclingmaterial anfallt, muß das Eingesammelte oft über weite Strecken und bis auf das Festland (nach Barcelona) transportiert werden, um dort dann in großen Recycling-Zentren aufgearbeitet zu werden. Allerdings ist das ein Problem der Insellage Mallorcas. Durch den Tourismus ist es immerhin möglich, in den Ballungszentren lohnende Mengen an Wertstoff zu sammeln, wenn sich die Hotels dem Recycling anschließen. Daher wird derzeit in verschiedenen Gemeinden gezielt versucht, mehr Hotelmanager zum Mitmachen beim Recycling zu bewegen.

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[55]: Parc Verd, eine Recycling-Sammelstelle vor einem Supermarkt

Umweltmanagement in Hotels Mit der Einführung von Umweltmanagement in großen Hotels hat die Gemeinde Alcüdia im Nordwesten Mallorcas inzwischen schon erste Erfahrungen gesammelt. Bereits 1992 deklarierte die Gemeindeverwaltung Alcüdia zum ökologischen Ferienziel und begann damit, unter den Geschäftsleuten vor Ort für die Idee des umweltorientierten Managements zu werben. Obwohl man sich im Kriterienkatalog in Alcüdia auf die machbaren, leicht bezahlbaren Lösungen wie Wassersparen und Recycling konzentriert hat, ist es nicht einfach gewesen, Hotels zum Mitmachen zu bewegen (Alcüdia ist einer der Ferienorte, die im Winter praktisch ganz geschlossen sind). Es ist erst 1995 geglückt, die ersten beiden Hotels für ihre aktive Mitarbeit auszuzeichnen - sie erhielten das Zeichen der Gemeinde für ökologisches Wirtschaften. Ein großes Hotel (Bahia de Alcüdia) und ein Apart-Hotel mit Ferienwohnungen (Ciudad Bianca) haben sich dem Programm in Alcüdia unterzogen und sich von den städtischen Technikern auch anhand einer Punkteliste kontrollieren lassen. Nachdem nun Vorbilder existieren, hofft die Gemeindeverwaltung in Alcüdia, daß zukünftig mehr und mehr Hotels dazu bewogen werden können, dem Programm beizutreten und sich diesen Minimalforderungen eines umweltorientierten Wirtschaftens anzuschließen. Die Gemeindeverwaltung von Alcüdia versucht, die Veränderungen in den Hotels in ein übergeordnetes Konzept fiir eine „Ökologische Gemeinde" einzubetten. So wird wöchentlich das Meerwasser am Strand kontrolliert, täglich die Strandsauberkeit und zweimal wöchentlich die Sandqualität. Die Fußgängerzonen werden erweitert bzw. neue geschaffen. Eine Art Ökopolizei kontrolliert seit dem Sommer 1996 die Einhaltung der Richtlinien zum Umweltschutz. Programme zur Umwelterziehung in Schulen und im örtlichen Radio sollen die Bevölkerung zum Mitmachen animieren. Gezielt sollen auch umweltfreundliche („sanfte") Urlaubsangebote ausgebaut werden: So gibt es zum Beispiel seit kurzem eine Broschüre für Fahrradausflüge in und um Alcüdia. > » { 5 6 ] 110

[56]: Logo der Öko-Gemeinde Alcudia

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ECOTUR - Pilotprojekt für Öko-Audits Ein umfangreiches Umweltschutzprojekt der Balearenregierung für die kommenden Jahre ist das sogenannte ECOTUR-Programm, das in verschiedenen Modulen zeitversetzt ein allgemeines Öko-Audit für den Tourismus einrichten soll. > » [ 3 5 ] Seit Anfang 1996 existieren ein Programmplan und ein Fragenkatalog für Hotels. Die Gesetze und Verordnungen zur Durchfuhrung des Programms müssen nach und nach offiziell erlassen werden. Dazu wird die Übereinstimmung mit den gesamtspanischen Normen und den europäischen Nonnen geprüft. Die Zuständigkeiten für die Begutachtung, Zertifizierung, Verwaltung des Programms ist Gegenstand weiterer Verhandlungen zur Einführung von ECOTUR. Zukünftig soll auch ein Logo zur Verfugung stehen, daß die Hotels, die sich diesem Programm anschließen, an ihre Eingangstür heften können. Nach Aussage des Umweltministeriums haben zahlreiche große Hotelketten schon interne Kontrollmaßnahmen auch mit Umweltthematik ins Leben gerufen und sind sehr daran interessiert, das neue ECOTUR-Programm kennenzulernen. Im Sommer 1996 wurden einige Pilot projekte/Probe-Audits durchgeführt werden, und ab 1997 soll das ganze Programm schon als Gesetz/Verordnung verabschiedet und funktionstüchtig sein - zumindest was den Bereich der Hotel Prüfungen angeht. Die Prüfung des umgebenden Geländes und der zugehörigen Infrastruktur soll separat erfolgen, weil deren Zustand oft nicht vom Hotel abhängt. Die Entwicklung dieses Programmteils von ECOTUR wird um ein Jahr zeitlich versetzt bearbeitet, d.h. Öko-Audits für Regionen/Gebiete wird es erst ab 1998 geben. Die Programme von ECOTUR werden auch begleitet von der Entwicklung geeigneter Multimedia-Angebote, von Austauschveranstaltungen mit anderen Regionen und von Marketingaktivitäten (wie der Erstellung von Umweltschutzbroschüren für Touristen und für Hotelmitarbeiter). Das ECOTUR-Projekt ist gleichzeitig das Pilotprojekt für ganz Spanien zur Einführung des Öko-Audits im Tourismus.

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Spanientourismus im Internet: http://www.tourspain.es/

Zum Beispiel Calviä Die Gemeinde Calviä hat mit den typischen Problemen eines frühen Massentourismusziels zu kämpfen. Von den rund 200 Hotels der Gemeinde sind fast alle Großbauten aus den sechziger und siebziger Jahren mit jeweils 600 und mehr Zimmern, die bisher nur geringfügig oder gar nicht renoviert wurden. Dringende Verschönerungsarbeiten sowie Renovierungen im sanitären Bereich und die Verbesserung der Sicherheitsstrukturen liegen an. Da kann an ein ökologisches Management in den Hotels noch nicht gedacht werden. Auch der Strandbereich entsprach bis vor kurzem nicht mehr modernem Standard: der Sand war mit der Zeit vom Meer fast ganz fortgespült worden und es fehlten Grünzonen. Die wenigen vorhandenen öffentlichen Gärten wurden immer seltener bewässert und kümmerten dahin, denn die Wasserpreise sind seit den sechziger Jahren auch auf Mallorca gestiegen. Die Tourismusregion Calviä sah sich vom Verfall bedroht. Sozusagen kurz vor zwölf hat die Gemeindeverwaltung die Notbremse gezogen und eine neue Entwicklungsphilosophie verbreitet. In den letzten Jahren wurden zunächst die Dinge verbessert, die im Aufgabenbereich der Gemeindeverwaltung lagen, d.h. der Sand an den Stränden wurde wieder aufgeschüttet, die Infrastrukturen (Papierkörbe, Bänke, Parkplätze) wurden verbessert und neue Grünanlagen geschaffen. Weiterhin machte die Gemeindeverwaltung Calviä eine Bestandsaufnahme der Hotels, in welchem Zustand sie sind und mit welcher Auslastung sie arbeiten. Unter dem Motto „Calviä, Tourismus mit Qualität" entstand daraus der „Piano de Esponjamento" (der Plan des Auswischens, Bereinigens): Hotels, die heruntergekommen sind, sollen von der Gemeinde aufgekauft und abgerissen oder grundlegend saniert werden. Bei dem Plan allein ist es nicht geblieben: Eine drastische Maßnahme war zum Beispiel 1995 der Abriß des Hotels Playa Palma Nova direkt am Strand von Palma Nova. Auf der gewonnenen Fläche und dem Autoparkplatz soll zukünftig ein Stadtpark bis hinunter zur neu angelegten Strandpromenade den Einheimischen und den Touristen zur Verfugung stehen. » > [ 5 7 ] Zwei weitere Hotels wurden im Frühjahr 1996 abgerissen und mit anderen Hotels wird noch verhandelt. In einzelnen Fällen ist es auch geglückt, ein Hotel von Grund auf zu renovieren. Dazu gehörte viel Überredungskunst und Unterstützung, denn die Hoteliers scheuen die großen Investitionen. So kommt die Umstrukturierung der gesamten Zone nur langsam voran. Die Maßnahmen der Hotels werden begleitet von zahlreichen kleineren Unterstützungsprogrammen, die die Gemeinde Calviä an die Hoteliers heranträgt, zum Beispiel zur Förderung des Recyclings. 1996 gehörte dazu auch eine Aktion zur Begrünung der Fassaden, bei der den Hotels entsprechende Methoden und Pflanzenauswahl (trockenresistente Pflanzen) nahegebracht 112

wurden. Dadurch hofft man das ganze Stadtbild in den Küstenorten positiv verändern zu können. Allerdings sind diese Programme immer nur Anregungen seitens der Gemeindeverwaltung, die für die Realisierung auf die Akzeptanz und Mitarbeit der Hoteliers angewiesen ist.

[57]: Calvià: Grünzone statt Hotel

Eine verstärkte Begrünung bedeutet, daß mehr bewässert werden muß - in den öffentlichen Anlagen ebenso wie in den privaten Gärten. Da der Wasserpreis gestiegen ist und man kein kostbares Trinkwasser verschwenden will, soll zukünftig die Bewässerung in Calviä durch geklärte Abwässer aus der Kläranlage erfolgen. Dazu ist jedoch ein zweites Leitungsnetz notwendig. Mit dem Aufbau dieses Bewässerungssystems will man zunächst in Peguera, einem Ort des Gemeindeverbands Calviä, starten. Wenn dieses neue System sich hier bewährt, soll es auf andere Orte übertragen werden. Seit 1990 ist die Gemeinde Calviä zunächst hauptsächlich die dringenden Strukturverbesserungen angegangen Mit der Entwicklung einer „Lokal-Agenda 21" hat sich die gesamte Gemeindeverwaltung auch auf die Umsetzung umweltorientierter Ziele entsprechend dem 5. Programm für Umwelt und Entwicklung der EU und dem Programm 21 der Rio-Konferenz verpflichtet. Sie hat Programme und Maßnahmenpläne für die nächsten Jahre vorgelegt, die allen 113

Hoteliers und Unternehmern im Tourismus deutlich machen, daß in Zukunft an dem Thema Umweltschutz im Gebiet von Calviä nicht mehr vorbeigehandelt werden kann. Die konkrete Umsetzung der angekündigten Programme in den einzelnen Hotels und Unternehmen erfordert jeweils noch genauere Aktionspläne, die seit 1996 in Arbeit sind. Mit den Strukturverbesserungen der ersten Jahre ist die Basis für eine umweltverträgliche, nachhaltige Tourismuswirtschaft schon geschaffen: ein allgemeines Problembewußtsein und ein eingespieltes Team der Gemeindeverwaltung als Motor der Entwicklung.

Calviä im Internet: http://www.bitel.es/calvia.mallorca

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3.4. Deutschlands Regionen: Viele Einzelinitiativen Deutsche Fremdenverkehrsziele: hohe Standards, viel Wettbewerb Tourismus ist heute in allen Regionen Deutschlands ein Wirtschaftsfaktor, in Städten ebenso wie in ländlichen Gebieten. Es herrscht ein starker Wettbewerb um die immer wenigeren im Inland urlaubenden Deutschen. Dabei versucht jeder Ort, jede Region, auf der Basis der lokalen Gegebenheiten das touristische Angebot zu erweitern, seine Tourismusqualität zu verbessern. Aus Umweltgesichtspunkten ist ein Urlaub im Inland zu empfehlen, denn meist ist damit eine kürzere Anreise verbunden, die viel Energie und Rohstoffe einsparen kann. Aufgrund des dichten Verkehrsnetzes hierzulande kann auf den umweltfreundlichen Bahn- und Bustransport zurückgegriffen werden. Hôtellerie und Gastronomie in Deutschland unterliegen wie alle Unternehmen und Haushalte den hiesigen Gesetzen und Verordnungen zum Umweltschutz, die zu den umfangreichsten und strengsten der Welt gehören. Abfalltrennung und Recycling, Abwasserentsorgung über Kläranlagen, Trinkwasserschutz und -Überwachung, Abluftreinigung bei Anlagen und Abgasuntersuchungen bei Kraftfahrzeugen: in Deutschland gehört dies alles zum Standard. Bei den allermeisten Auslandsferienzielen darf man so umfassenden Umweltschutz nicht erwarten. Trotzdem kann auch in Deutschland noch viel getan werden, um die Umweltauswirkungen des Fremdenverkehrs in Grenzen zu halten und neue, umweltverträgliche touristische Angebote zu schaffen. In der dichtbesiedelten Bundesrepublik sind es vor allem die ländlichen Regionen, die als Erholungs- und Feriengebiet genutzt werden und die auf den Fremdenverkehr als zusätzlichen Wirtschaftszweig dringend angewiesen sind. Das gestiegene Natur- und Gesundheitsbewußtsein in der Bevölkerung hat den landwirtschaftlich genutzten Gebieten eine Wettbewerbschance geboten, die in zahlreichen Gemeinden genutzt wurde: die Stärkung der heimischen Landwirtschaft durch die Wiederbelebung des Urlaubs auf dem Bauernhof (oder dem Weingut etc.) und durch Direktvermarktung von Landwirtschaftsprodukten an Feriengäste. Dabei geht es heute um mehr als nur um die Unterbringung und Verköstigung der Gäste auf dem Hof: die „Erlebniswelt Bauernhof wird zum touristischen Angebot. So hat die Region Ostbayem in über 350 Ferienorten 1992 ein „Bauernjahr" als touristisches Jahresthema koordiniert. Thematische Sonderaktionen und begleitende Literatur stellten die Bauern als Landschaftspfleger, Naturschützer und Kulturträger in den Vordergrund und konnten neue Gäste für die Ferienregion Ostbayern gewinnen. Inzwischen wurde das Konzept ausgeweitet: das Urlaubsmagazin „Ländliche Spezialitäten" listet nicht nur Unterbringungsmöglichkeiten und Anreisehinweise, sondern informiert auch über Biobauern und Bauernmärkte, regionale Produkte und ihre Herstellung, Feste und Bräuche, und anderes mehr. Ähnliche Initiativen gibt es inzwischen in den meisten anderen ländlichen Regionen Deutschlands. Der Urlaub auf dem Land ist nicht automatisch umweltverträglich, doch er fördert das Naturverständnis und das Umweltbewußtsein bei den Urlaubern. Und durch die Stärkung der Landwirtschaft können unter Umständen wertvolle Naturräume, touristisch interessante Landschaften gepflegt und erhalten werden.

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Eine weitere neue Erscheinung im deutschen Fremdenverkehr ist der Boom des Fahrradtourismus. Die Ferienorte bieten Leihfahrräder und schildern Radwege entlang interessanten Punkten neu aus. Regionen bringen Radwanderkarten mit Hinweisen auf Übernachtungsmöglichkeiten, Gastronomie, Servicestellen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen an der Strecke heraus und werben mit Fahrrad-Aktionstagen. Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) veröffentlicht Radtourenprogramme und Routenvorschläge für viele Regionen. Pauschalangebote, die Fahrrad und Bus oder Schiff kombinieren und Übernachtung, Frühschoppen und andere Attraktionen enthalten, erweitern die Möglichkeiten für radbegeisterte Urlauber.

ADFC im Internet: http://www-2.informatik.umu.se/adfc/

Fahrradfahren als umweltfreundliche Transportart macht einen Urlaub aber noch nicht insgesamt umweltverträglich. Die anderen Bestandteile der Reise, wie Unterbringung und Verpflegung und auch das Verhalten der Urlauber, sind für die Umweltverträglichkeit der gesamten Reise ebenfalls relevant. Trotzdem ist die Förderung des Radtourismus auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung: die so gewonnenen Urlauber auf dem Fahrrad vergrößern nicht die sommerliche Autokarawane in den Feriengebieten und betreiben in dieser Zeit keine Freizeitbeschäftigung, die energieaufwendig und umweltgefährdend ist.

Naturpark Hohes Venn - Eifel: Raum für Mensch und Natur Die Naturparke in Deutschland nehmen etwa 20 Prozent der Landesfläche ein. Es sind Regionen, in denen zahlreiche Ortschaften liegen und die von Land- und Forstwirtschaft intensiv genutzt werden, die jedoch gleichzeitig eine wichtige Funktion für Freizeit und Erholung erfüllen sollen, so daß der Fremdenverkehr hier überall eine große Rolle spielt. Das vorrangige Ziel der Naturparke ist die Sicherung und Entwicklung der landschaftsbezogenen Erholung und der Naturschutz (Arten-, Biotop- und Landschaftsschutz). Definitionsgemäß fallt ihnen damit die Aufgabe zu, einen umweltverträglichen Tourismus und die Umweltbildung zu fördern, das kulturelle Erbe der Region zu erhalten und die Verwendung naturnaher Methoden in der Land- und Forstwirtschaft zu unterstützen. Naturparke sollen „Vorbildlandschaften" sein (oder noch werden), in denen die unterschiedlichen Nutzungen und der Schutz einer Landschaft harmonisch nebeneinander verwirklicht sind. Dieses Ideal ist nicht leicht zu erreichen. Teilweise spielen die Naturparke noch eine nicht eindeutig definierte Rolle in den Planungen der Naturschutzbehörden, der Fremdenverkehrsverbände und der regionalen Wirtschaft. Dem prinzipiellen Nutzungskonflikt zwischen Naturschutz und Fremdenverkehr auf begrenztem Gebiet versucht man mit den Lösungsansätzen des nachhaltigen Wirtschaftens zu begegnen: • Festlegung von Belastungsgrenzen und Begrenzung der Nutzungsintensität (von Erholungsaktivitäten ebenso wie von der Landwirtschaft), • räumliche Trennung von Naturschutz und Erholung durch Zonierung und Besucherlenkung, • gezielte Information und Umweltbildungsprogramme. Entsprechend den örtlichen Gegebenheiten gibt es in den deutschen Naturparken bereits zahlreiche Initiativen zur Förderung eines umweltverträglichen Tourismus. 116

Der Naturpark Hohes Venn - Eifel, eine grenzüberschreitende Landschaft (teils in Belgien, teils in Nordrhein-Westfalen, teils in Rheinland-Pfalz) ist geprägt durch langgezogene Berghöhen, viel Wald und reichlich Niederschläge. Er gliedert sich in fünf landschaftlich unterschiedliche Regionen: • das Hohe Venn mit seinen unter Naturschutz stehenden Hochmoorflächen, • die Rureifel mit tief eingeschnittenen Bachtälern, • die Hocheifel mit hohen bewaldeten Bergrücken, • die Kalkeifei mit ihrer stark durch Ackerbau geprägten Landschaft und • das Eifelvorland mit seinen weiten Grünflächen und Wiesenhecken. Jeder der fünf Teile des Naturparks Hohes Venn - Eifel trägt entsprechend seinen Gegebenheiten zum touristischen Wert der Region mit eigenen Angeboten an Lehrpfaden, Führungen, lokalen Museen etc. bei. Strenge Besucherlenkung und -Limitierung mußte im Naturparkteil Hohes Venn eingeführt werden. Das einzigartige Hochmoor ist das ganze Jahr durch ein Besuchermagnet. Es ist aber auch eine ökologisch außerordentlich empfindliche Landschaft, die teilweise unter Naturschutz steht. Mit der E i n f ü h r u n g der gestaffelten Zutrittsregelung 1992 wurden die Naturschutzgebiete des Hohen Venns in B-, C- und D-Zonen eingeteilt. B-Zonen stehen tagsüber allen Besuchern offen, für eine Wanderung in der C-Zone muß man sich einem vom Ministerium anerkannten Führer anschließen, in der Brutzeit der Birkhühner im Frühjahr sind die C-Zonen ganz gesperrt. Die D-Zonen sind für die Öffentlichkeit völlig unzugänglich. Die Wanderwege wurden teilweise in die weniger empfindlichen Teile des Hochmoors verlegt und zum Schutz der Moorflächen werden die Besucher über Holzstege geleitet. Fahrradfahren und Skilanglauf ist nur noch auf bestimmten ausgeschilderten Strecken im Randbereich des Hohen Venns erlaubt. Der Naturpark wird von zwei großen Besucherzentren betreut: vom Naturparkzentrum Botrange auf belgischer Seite und vom Naturerlebnisdorf Nettersheim auf deutscher Seite. In Nettersheim hat sich ein Umweltbildungszentrum entwickelt, das weit über seine Region hinaus bekannt gsworden ist. Hier hat das Naturschutzzentrum Eifel seinen Sitz, ebenso die Biologische Station des Kreises Euskirchen. Zusammen bieten die beiden Institutionen Exkursionen, Kurse, Vorträge und Fachseminare an. Teilweise sind die Veranstaltungen erlebnisorientiert, teilweise auch fachlich orientiert. Geschulte Fachkräfte gestalten die Aktivitäten für Kinder, Jugendliche, interessierte Laien und Fachleute. Das Info-Haus „Alte Schmiede" mit Ausstellungen zur erdgeschichtlichen Entwicklung des Raumes, ein typisches Bauernhaus als Museum, ein Jugendgästehaus, verschiedene historische, restaurierte Werkhäuser und eine Seminar- und Tagungsstätte stehen für die Veranstaltungen zur Verfügung. Die Veranstaltungen sind vielseitig und widmen sich beispielsweise Themen aus den Bereichen: Pflanzen und Tiere, Landwirtschaft und Landschaftspflege, Archäologie und Kulturgeschichte, Kreatives Gestalten, Ernährung und Gesundheit. Ab Nettersheim führt ein „Erlebnispfad" in einer zweistündigen Rundwanderung die Besucher zu verschiedenen interessanten Punkten, an denen Informationstafeln landschaftliche oder geschichtliche Besonderheiten erläutern. Damit Nettersheim als Naturerlebnisdorf ernst genommen wurde, war aber mehr nötig als punktuelle Aktionen. 1991 verabschiedete die Gemeinde einen Landschaftsplan, der sich unter anderem auf eine detaillierte ökologische Bewertungskarte des gesamten Gemeindegebietes stützt, damit schützenswerte Flächen optimal behandelt werden können. Die ökologisch hochwertigen Flächen wurden in Gemeindeeigentum überfuhrt und unter Schutz gestellt. Jetzt verpachtet die Gemeinde die Flächen an Nettersheimer Landwirte mit genauen Nutzungsauflagen und Pflegevorschriften. Zehn Landwirte der Gemeinde bewirtschaften insgesamt über 300 Hektar Fläche nach anerkannt ökologischen Richtlinien. Die Bürger der Gemeinde 117

sind in die verschiedenen Umweltaktionen einbezogen (zum Beispiel bei der Aktion „Bürger pflanzen Laubbäume"). Die Besucher von Nettersheim werden eingeladen, den Ort per Fahrrad zu erkunden: dafür stehen rund 100 aufgemöbelte („recycelte") Alt-Fahrräder zur Verfügung. Abfallentsorgung wird in der ländlichen Gemeinde so professionell wie in der Großstadt betrieben; Sondersammlung für aussortierte Müllfraktionen und Förderung von Eigenkompostierung konnten die Gesamtabfallmenge drastisch reduzieren. Für Veranstaltungen hat die Gemeinde ein Geschirrmobil mit Geschirr und Besteck für 150 Personen angeschafft, damit Papp- oder Plastikgeschirr auf Festen vermieden wird. Das Engagement der Gemeinde Nettersheim wurde 1991 und 1993 mit der Ernennung zur „Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz" gewürdigt.

Schleswig-Holstein's Ostsee: Intensiv-Tourismus mit Öko-Strategien 27 Ostsee-Bäder entlang der schleswig-holsteinischen Küste präsentieren sich der Öffentlichkeit gemeinsam im Ostseebäderverband Schleswig-Holstein e.V. Die Perlen der Ostsee nennen sie sich, und ihr Motto lautet: „Ostsee - von Natur aus sympathisch". Neben Meer und Sonne bietet die Region auch noch reichlich, was andernorts wenig geworden ist: viel freie Landschaft, viele ausgewiesene Naturschutzgebiete, Naturparke und Biotope. Schleswig-Holstein ist fortschrittlich in der Nutzung alternativer Energien durch überall weithin sichtbare Windkraftanlagen, aber auch bei Solar- und Biogasanlagen. Die Ostsee an diesem Küstenabschnitt wird schon lange durch modernste Kläranlagen vor Abwässern geschützt und in vielen Orten sind Verkehrsberuhigungsprojekte in die Tat umgesetzt worden. Der Ostseebäderverband wirbt gezielt mit seiner Natur und plädiert für einen „sanften" Tourismus. Er weist in seinen Prospekten darauf hin, daß Urlaub und Umweltschutz sich nicht ausschließen, doch daß die Gäste nicht um jeden Preis verwöhnt werden, daß die Grenze da ist, wo Bequemlichkeit, Komfort und Luxus für die Touristen der Natur und der Umwelt schaden. Was hier unter dem Slogan „Urlaub auf die sanfte Tour" angeboten wird, ist eine Anspielung an das alte Konzept des Sanften Tourismus. Man bewirbt verstärkt ein bestimmtes Segment des Ferienmarktes, das in das Image von gesunder Natur und reiner Ostseeluft paßt, zum Beispiel die Radfahrer. So gibt der Verband zum 425 Kilometer langen Ostseeküsten-Radweg einen Radwanderführer sowie eine Informationsbroschüre heraus, auch geführte Radwanderungen werden angeboten. Reiter, Golfer, Angler und Wassersportler werden mit einem eigenen Prospekt angesprochen, sie passen zum naturorientierten Image der Region. Allerdings ist damit noch kein umweltverträglicher (oder sozialverträglicher) Tourismus geschaffen. Auch heißt das nicht, daß die Region der schleswig-holsteinischen Ostseebäder auf energieintensive oiotisch-tropische Badeparadiese mit täglicher Bananenemte und große Familien-Freizeitparks verzichtet (diese gibt es nämlich durchaus auch!). Grundsätzlich ist Umweltschutz an der Ostseeküste durch die Bundes- und Landesgesetzgebung und die entsprechenden Verordnungen geregelt. Die Gemeinden im Ostseebäderverband unterstützen allerdings zusätzlich einzelne Projekte zum Umweltschutz, zum Beispiel ein Umweltpaket für Camper, die Kurkarte als Fahrschein für den Bus, ein „Umweltgeschirrspülmobil". Um in der Badesaison die Gäste über den Zustand der Ostsee zu informieren, erscheint jede zweite Woche ein „Algenreport", der zusammen mit den Informationen des Landesumweltministeriums über die aktuelle Situation Auskunft gibt.

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Damp: Ostseekurort mit Modellprojekt Das Ostseebad Damp ist als „Massentourismuszentrum" sozusagen auf der grünen Wiese, nicht aus einem bestehenden Ort entstanden. Schon von weitem ist Damp erkennbar an den Hochhäusern, die über die Rapsfelder ragen und heute eine der größten REHA-Kliniken Deutschlands und ein Aparthotel beinhalten. Damp hat daneben auch eine Ferienhaussiedlung, einen Campingplatz, Sport- und Kuranlagen, ein Tropenhallenbad, einen Jachthafen und ein Geschäftszentrum zu bieten - und lange Strände, idyllische Wanderwege und viel freie Natur. In Damp versucht man, trotz des augenscheinlich „massenhaften" Tourismus die Ideale des sanften Tourismus zu integrieren. Durch die Konzentration von zahlenstarkem Tourismus auf relativ kleiner Fläche (bei geringem Landschaftsverbrauch und ausgeklügelter Infrastruktur) kann der Umgang mit der Natur durchaus bewußt und schonend erfolgen. Beispielhaft sind die Ansätze zur Verkehrsberuhigung in Damp. Mit einem in Norddeutschland einzigartigen Modellprojekt macht der Ort seit 1994 von sich Reden. Da das Verkehrskonzept in Damp in den sechziger Jahren für viel weniger Angestellte und Gäste entworfen worden war und heute 80 Prozent der Gäste in Damp mit dem Auto anreisen, waren bisher die schmalen Zufahrtsstraßen und Durchgangswege schnell verstopft und die riesigen Parkplätze mitten in den Kuranlagen überfüllt und unattraktiv (und von „Parkraumsuchverkehr'" immerzu befahren). Seit Mai 1994 sperrt eine Schranke den Kern von Damp für den Verkehr: Durchfahrt nur für Anfahrten und Kurzzeitparker bis zu zwei Stunden. Rund 700 Parkplätze innerhalb des eigentlichen Kurgebiets wurden für Autos gesperrt und „renaturiert", also vom Asphalt befreit und neu begrünt. Insgesamt 454 landschaftstypische Bäume (Winterlinden, Ulmen, Stileichen, Eschen, Baumhasel), 16.500 Büsche und Stauden und 1.250 Narzissen hat die Damper Natur dadurch dazugewonnen. Vor dem Kurgelände wurden 2.000 videoüberwachte Stellplätze geschaffen, und die kostenlosen schadstoffarmen Pendelbusse befördern die Besucher zu ihrem Ziel innerhalb des Kurgebiets. Die Gesamtkosten für dieses Modellprojekt betrugen über acht Millionen Mark, an denen sich das Land Schleswig-Holstein maßgeblich beteiligt hat. Eine solche Umweltmaßnahme wie eine strenge Verkehrsberuhigung kann in der Regel nur durchgesetzt werden, wenn der ganze Ort ein hohes Umweltbewußtsein hat. In Damp ist das der Fall, Umweltschutz hat hier schon seit 1987 hohen Stellenwert. Damals fanden in Damp die ersten Umwelttage statt, die im ersten Jahr dem sanften Tourismus in Damp gewidmet waren und seitdem alle zwei Jahre mit unterschiedlichen Schwerpunkten stattfinden. 1988 wurde ein Umweltausschuß für Damp gegründet, der inzwischen schon auf einige Erfolge seiner Arbeit verweisen kann. So wird der Ort durch ein Blockheizkraftwerk geheizt, das überschüssiges Erdölgas von zwei Bohrplattformen vor der Küste nutzt. Ein Hauptanliegen des Ausschusses ist die Abfallsortierung in den verschiedenen Bereichen von Damp (Ferienhauspark, REHA-Kliniken, Sportanlagen, Hafen, Hotel, Geschäftszone etc.). Dazu wird das System der unterschiedlichsten Sammelbehälter an verschiedenen Punkten des Geländes weiter optimiert, da beispielsweise das „Abfallverhalten" bei Seglern im Jachthafen anders ist als bei Familien im Langzeiturlaub in der Ferienhaussiedlung. Den Hafen, das Meer und die benachbarten Strände sauber zu halten, ist für die touristische Attraktivität von Damp von entscheidender Bedeutung. 15.000 Boote pro Jahr legen in Damp an, 440 Boote haben hier einen festen Liegeplatz. Im Frühjahr werden die kleinen und großen Boote aus den Überwinterungshallen zum Hafenbecken gebracht, gereinigt und per Kran zu Wasser gelassen. Im Herbst werden die Boote dann wieder herausgeholt, erneut gereinigt und 119

mit Anti-Fouling-Mitteln präpariert, dann wieder in die Hallen geschafft. Seit 1987 sind am Hafen in Damp drei Tanks ä 4 Kubikmeter im Boden installiert, die speziell dem Auffangen von Waschwasser dienen, das dann abgepumpt und fachgerecht entsorgt werden kann - so gelangen keine Ölrückstände mehr beim Waschen der Sportboote ins Hafenbecken. Auch bei der Behandlung mit den problematischen Anti-Fouling-Mitteln werden in Damp die Überreste in einen Tank abgeleitet und als Sondermüll entsorgt. Der Hafenmeister achtet auf die richtige Entsorgung, denn dieser Service ist nicht selbstverständlich in den Sportboothäfen. Für die Fäkalienentsorgung hat Damp eigens eine Absauganlage errichtet, ebenfalls längst nicht bei allen Häfen üblich. Sie steht den Benutzern kostenlos zur Verfügung, so braucht kein Segler oder Motorbootbesitzer mehr auf dem Meer seine Abwassertanks zu öffnen. Leider wissen noch viel zu wenige von dieser Möglichkeit in Damp und entsorgen ihre Bordtoiletten auf See auf die „klassische" Art. Damp plädiert für ein Verbot von Chemietoiletten und fordert den nachträglichen Einbau von Fäkaltanks in Sportboote.

[58]: Gefahrstoff-Depot im Sportboothafen Damp

Allen Festmietern im Hafen und ebenso den Tagesgästen händigt der Hafenmeister blaue und gelbe Beutel für Papier- und Plastikabfälle aus, die dann in die entsprechenden Container im Hafen entsorgt werden können, ebenso wie der Küchenmüll, der in braune Behälter gehört. Die Bootseigner werden auch ausdrücklich auf die Container für Altöl, Öl-Wasser-Gemische und

ölhaltige feste Abfallstoffe hingewiesen, die zur Sondermüllentsorgung gehen. Und natürlich soll in Damp nur biologisch abbaubare Kernseife für die Decksreinigung verwendet werden. »>[58] Die Anstrengung lohnt sich: zum wiederholten Male hat Damp 1996 die Blaue Europa-Flagge für einen umweltbewußten und sauberen Sportboothafen erhalten. Eine kostenlos ausliegende Umweltbroschüre (die „Damper Umwelt Fibel") informiert alle Gäste über die verschiedenen Projekte zum Umweltschutz in Damp. Wegen der großen Nachfrage nach der Broschüre werden die Gäste gebeten, das Heft nach der Lektüre wieder zur Ausgabestelle, zum Beispiel der Rezeption des Hotels, zurückzubringen, - eine Aufforderung zum Mitmachen, der viele Besucher gerne nachkommen.

Mittenwald: ein Luftkurort mit Engagement Das bayrische Mittenwald, nahe der österreichischen Grenze bei Innsbruck, kann als Wintersportgebiet auf eine lange touristische Tradition zurückblicken. Durch sein therapeutisch anwendbares Klima sowie durch das Vorhandensein entsprechender Kurorteinrichtungen hat Mittenwald vom bayrischen Innenministerium das Prädikat „Luftkurort" zuerkannt bekommen. Durch periodische Überprüfungen der Luftreinheit und der Klimaeigenschaften werden die Voraussetzungen dieses Prädikats überwacht. Die Fertigstellung der Fußgängerzone 1995 und verschiedene Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sowie der weitere Ausbau des Parkleitsystems trugen dazu bei, die Luftqualität zu erhalten bzw. zu verbessern. Im Ortskatalog von Mittenwald wird folgerichtig auch keine Anreiseroute mit dem Auto dargestellt. Statt dessen informiert eine ganze Seite über die Alternative: „So kommen Sie mit der Bahn nach Mittenwald". Auch über Ausflugsmöglichkeiten vor Ort per Bus gibt der Katalog Auskunft: ein Buspaß des Regionalverkehrs Oberbayern schafft Mobilität ohne Auto. Im Winter ist der Linienbusverkehr zu den Skigebieten für die Mittenwalder Gäste kostenlos. Aber auch in den für die Gäste unsichtbaren Bereichen setzt sich die Gemeinde für einen umweltbewußten Tourismus ein. So wird eine neue Kläranlage nach dem neuesten Stand der Technik gebaut, der Ausbau des Erdgasversorgungsnetzes geht voran und ein neues Abfall wirtschaftskonzept soll realisiert werden. Die Bewirtschaftung und Pflege der Landschaft durch die Landwirte der Gemeinde wird ebenfalls gezielt gefördert. Bei den Mittenwalder Tourismusbetrieben gibt es seit 1992 im Rahmen des Gesamtkonzepts „Erlebnis Natur" zwei spezialisierte Interessensgruppen zu den Themen „Natur/Umwelt" und „Familienurlaub". Mitglied bei beiden Gruppen kann grundsätzlich jeder Vermieter Mittenwalds werden. Voraussetzung ist allerdings die Erfüllung bestimmter Mindestkriterien. »>[59] Die Kurverwaltung Mittenwald fungiert als Initiator und Träger der beiden Gruppen. Sie ist berechtigt, durch Stichproben die Einhaltung der Mindestkriterien zu kontrollieren. Im Gastgeberverzeichnis ist ein Betrieb, der einer der beiden Gruppen angehört, durch ein Symbol gekennzeichnet. So sind die umweltbewußten Gastgeber durch ein grünes Blatt erkennbar (die besonders familiengerechten Betriebe durch einen roten Ball). » > [ 6 0 ]

121

159]: Umweltkriterien

Mittenwald

Die Kriterien der Kurverwaltung für umweltbewußte Gastgeber, die zur Führung eines grünen Blattes im Gästeverzeichnis zu erfüllen sind, lauten: • Verwendung von Briefpapier und Prospekten auf Umweltschutzpapier • Hinweis an die Gäste zu umweltbewußtem Verhalten in der Natur • Strikte Mülltrennung in Glas, Blech, Papier und Verpackungen, jeweils ein Behälter für die Trennung im Haus; für alle Gäste zugänglich • Kompostierung von natürlichen Abfällen im Garten bzw. Verwendung der Biotonne • Aufstellen von zwei Abfalleimern in den Zimmem/Ferienwohnungen fiir natürliche und andere Abfälle • Verzicht auf Kauf und Verwendung von Ein wegprodukten • Toilettenpapier und Hygienebeutel aus Recyclingpapier • Keine Verwendung von FCKW-haltigen Sprays • Abgabemöglichkeiten im Haus für Sondermüll (z.B. Batterien) • Verwendung von energiesparenden Glühlampen • Vorhandensein von Thermostaten an den Heizkörpern • Jährliche Heizmeßwertprüfung • Anbieten eines "müllfreien" Frühstücks: Marmelade und Zucker im Glas, Milch im Kännchen; Butter, Wurst und Käse ohne Verpackung • Verzicht auf alle Einwegverpackungen • Durchlaufbegrenzer für Dusche und Waschbecken • Spülstopper für Toiletten • Handtuchwechsel auf Wunsch (vornehmlich in Hotelbetrieben) • Sammeln von Regenwasser (z.B. zum Gießen von Garten und Blumen) • Verwendung ausschließlich von biologisch abbaubaren Putz- und Reinigungsmitteln • Keine Verwendung von künstlichen Düngern • Einhaltung der ortsüblichen Ruhezeiten • Information der Gäste über öffentliche Verkehrsmittel • Anbieten von Leihfahrrädem bzw. Informationen über Verleihmöglichkeiten • Anbieten von flexiblen An- und Abreisetagen • Verwendung von umweltfreundlichen Farben für Haus, Gartenzaun etc.

[60]: Grünes Blatt im Mittenwalder

Gastgeberverzeichnis

Umweltbewußte Gastgeber Unsere Umwelt besteht nicht nur aus Natur, sondern vor allem aus Menschen. Sie sind die wirklichen Bezugspunkte des Natur-Erlebens. Im Mittelpunkt stehen der Gast und der Einheimische gleichermaßen. Auch die Gemeindevertretung identifiziert sich kompromifilos mit diesem neuen Konzept. Eine Reihe von Gastgebern haben sich bereit erklärt, bestimmte Mindestkriterien zu erfüllen, um Ihnen, lieber Urlaubsgast, eine umweltfreundliche Beherbergung anbieten zu können. Die Kriterien umfassen einen breiten Umweltbereich. Sie reichen von Auflagen in Bezug auf die Müllvermeidung/-entsorgung, Energie, Essen und Trinken bis zur Wasser/Abwasser-Thematik. 122

Baden-Württemberg: Mit umweltfreundlichen Urlaubsgrüßen Der Landesfremdenverkehrsverband (LFV) Baden-Württemberg setzt sich aktiv für die Etablierung seines Bundeslandes als umweltfreundliches Ferienziel ein. Baden-Württemberg, eine der führenden Tourismusregionen in Deutschland, wirbt mit seinen attraktiven Landschaften und dem hohen Standard seiner Gastronomie. Um im härter werdenden Wettbewerb die Stellung zu behaupten, will man sich hier aktiv der ökologischen Herausforderung stellen und den Ansprüchen der zunehmend umweltbewußteren Gäste gerecht werden. Der LFV BadenWürttemberg plädiert dabei nicht für sanften Tourismus, sondern für nachhaltiges Wirtschaften im Tourismusgewerbe, das neben den lokalen und regionalen Umweltproblemen auch die globalen Gefahren miteinbezieht. Der Verband sieht eine umweltorientierte Unternehmensführung als eine wesentliche Strategie, um Marktanteile im Tourismus zu erreichen und zu sichern. Der Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg, das Umweltministerium und die „Landesfremdenverkehrsverband Baden-Württemberg Marketing Gesellschaft" starteten deshalb gemeinsam einen Wettbewerb, der eine umweltorientierte Betriebsfuhrung honoriert. Teilnehmen können Beherbergungsbetriebe, Gastronomiebetriebe, Anbieter von Gästezimmern, von Ferienhäusern oder -Wohnungen und von Urlaub auf dem Bauernhof.

¡61]: Urkundefür umweltfreundliche Tourismusbetriebe in Baden-Württemberg

Die Veranstalter des

Wettbewerbs

„Wir f ü h r e n einen umweltorientierten Betrieb 1995/96" verleihen d e m

e i n e A u s z e i c h n u n g für Teilnahme a m

Betrieb

die

erfolgreiche

Wettbewerb

Der Betrieb hat die Anforderungen nach den Kriterien des Deutschen Hotel- u r ; Gaststätter Verbandes erfüllt u n d darf die Auszeichnungspidkette

Horei- und Gaststattenvetöana Württemberg e . rtugustetisiraßt 70778 Stuttgart

¡ur die Jahre 1995 u n d 1996 tragen

Umweltminrsienum li ... . r • • . atz 70.er Stuttgart

•• 11 i), ' [ 6 1 ] Die Einstiegshürde für Betriebe ist gering: sie verpflichten sich mit der Teilnahme am Wettbewerb, die Kriterien im Hause auszulegen und sie für die Dauer der Verleihung einzuhalten. Die Kosten für die Teilnahme am Wettbewerb sind mit 250 Mark pro Betrieb so niedrig beziffert, daß sie kein Unternehmen abhalten werden. 1995/96 wurden im Rahmen des 2. Landeswettbewerbs „Wir fuhren einen umweltfreundlichen Betrieb" (von knapp 400 Teilnehmern am Wettbwerb) bereits 141 Hotellerie- und Gastronomiebetriebe in Baden-Württemberg für die Einhaltung der (hier nur) 39 DEHOGA-Kriterien ausgezeichnet. Die ausgezeichneten Betriebe erhalten nicht nur die Umweltplakette, mit der sie sich von der Konkurrenz abheben, sie werden auch durch die Veranstalter in Werbung und Medienarbeit hervorgehoben. Die Broschüre des LFV „Mit umweltfreundlichen Urlaubsgrüßen aus Baden-Württemberg" gibt dem Urlauber Tips zu umweltverträglichen Ferien und die geprüften Betriebe werden ausfuhrlich mit Bild und Text vorgestellt. Zahlreiche Ausflugshinweise für Umweltinteressierte, Karten und Reisepläne ergänzen den attraktiven Katalog: eine Fundgrube für einen umweltverträglichen Deutschlandurlaub. Die nachhaltige Tourismusentwicklung soll sich aber auch in Baden-Württemberg nicht nur auf das Hotel- und Gaststättengewerbe beschränken, sondern auch Bereiche wie Verkehr, Naturschutz, Freizeitaktivitäten, Gästesensibilisierung, integrierte Kommunal- bzw. Regionalkonzepte, umweltfreundliche Herstellung von Broschüren und Werbematerialien umfassen. In einigen dieser Bereiche haben Umwelt- und Verkehrsministerium in Baden-Württemberg bereits zahlreiche Projekte initiiert, gefördert und begleitet, so das „Umweltprogramm Bodenseeraum", die ökologischen Gemeindeentwicklungskonzepte Badenweiler und Schönau und den Aktionstag „Natürlich Mobil" am Bodensee.

Hindelang: Ökomodell im Allgäu Die Gemeinde Hindelang im Allgäu ist seit über 100 Jahren ein beliebtes Touristenziel. Die malerische Alpenlandschaft östlich von Sonthofen entlang der Grenze zu Österreich lockt jährlich über eine Million Tagesausflügler hierher, die zusammen mit rund einer Million Gästeübemachtungen den Tourismus zum Haupterwerbszweig in der Gemeinde gemacht haben. Das Einkommen von etwa 80 Prozent aller 5.000 Einwohner ist inzwischen vom Fremdenverkehr abhängig. Sechs größere Ortschaften in einer Höhenlage zwischen 850 und 2.500 Meter bilden die Gemeinde Hindelang. Etwa 85 Prozent der 140 Quadratkilometer Gemeindefläche sind unter Landschafts- und Naturschutz gestellt. Die durch eine große ökologische Vielfalt geprägte Berglandschaft ist durch Kultivierung entstanden: Generationen von Landwirten und Bergbauern haben den Fichtenmischwald auf den steilen Hängen gerodet und Wiesen für Milchviehund Fleischwirtschaft angelegt. Diese so reizvolle Kulturlandschaft, die die Hauptattraktion für die Touristen im Winter wie im Sommer darstellt, würde ohne die kontinuierliche Bewirt124

schaftung der Bergbauern bald von Buschwerk und Wald zurückerobert werden. Auch die zunehmend intensivere Flächennutzung mit Kunstdünger und mehreren Heuernten pro Jahr führte zu Landschaftsveränderungen: Die bunten Bergwiesen wurden vielfach zum nahrhaften „Einheitsgrün". Im Zuge der europaweiten Intensivierung der Landwirtschaft konnten viele der Bauernhöfe in den schwierig zu bewirtschaftenden Bergregionen nicht mehr mithalten: Im Gemeindegebiet Hindelang gaben von den ursprünglich über 200 landwirtschaftlichen Betrieben seit den sechziger Jahren über die Hälfte auf - heute gibt es nur noch 90 Höfe, von denen immer noch viele um das Überleben kämpfen. Die Gemeinde Hindelang erkannte frühzeitig die Gefahr, daß durch den Rückgang der Landwirtschaft nach und nach die landschaftlichen Reize der Region zu verschwinden drohten und damit auch die Attraktivität für die Touristen in Gefahr war. Ab Ende der achtziger Jahre wurden alle ökologisch wertvollen Flächen kartiert und die gesamte bewirtschaftete Fläche erfaßt. Im Herbst 1992 gründete sich der Verein „Hindelang Natur und Kultur", der sich die Unterstützung einer namhaften Stiftung und eines Industriesponsors sichern konnte. Fast alle Landwirte der Region schlössen sich dem Verein an und verpflichteten sich dazu, zukünftig die landwirtschaftlichen Flächen nur noch extensiv zu nutzen (maximal eine Großvieheinheit pro Hektar, kein Stickstoffhandelsdünger). Als Ausgleich für die Ertragsminderung verteilt der Verein an die Landwirte jährlich die Unterstützungsgelder der Gemeinde und der Sponsoren. Die Bauern in Hindelang erhalten dadurch quasi ein zusätzliches Gehalt als Landschaftsgärtner, das ihnen eine Fortführung der Bauernhöfe erleichtert. Dieses Projekt bildet die Basis des sogenannten „Hindelanger Ökomodells". Auch wenn es hierbei nicht direkt um Ökologie oder Naturschutz geht, sondern um die wirtschaftliche Unterstützung der lokalen Landwirtschaft, so wird doch dadurch die vorhandene Kulturlandschaft erhalten und die Umweltsensibilität der Bevölkerung gefördert. Ausgehend von diesem ersten Projekt wurden inzwischen weitere Maßnahmen durch das Hindelanger Ökomodell initiiert. So wurde, um die durch die extensive Landwirtschaft gewonnen Produkte kenntlich zu machen, in Hindelang ein Markenzeichen entwickelt, das nur diesen Produkten zusteht. Die Milchverarbeitung, die durch die Europäisierung der Landwirtschaft in Großmolkereien zentralisiert wurde, wird in Hindelang durch den Verein „Natur und Kultur" wieder angesiedelt: Mehrere Sennereien haben bereits wieder die Käseherstellung auf den Berghöfen aufgenommen und vermarkten die würzigen Bergkäse aus lokaler extensiver Milchwirtschaft direkt an die Touristen. Eine aus dem Verein entstandene Vermarktungsgesellschaft betreibt inzwischen eigene Läden und eine Metzgerei für die Hindelanger Produkte. Der Erfolg dieser Wiederbelebung und Umorientierung der lokalen Landwirtschaft fördert den Tourismus in der Gemeinde: für die Feriengäste ist der Besuch der Sennereien bei ihren Bergwanderungen eine neue Attraktion und sie unterstützen die lokalen Landwirte durch ihren Einkauf vor Ort. Leiderwerden dabei ohne ausdrückliche Kennzeichnung auch Rohmilchprodukte verkauft, von denen aus gesundheitlichen Gründen dringend abzuraten ist. (Kuhmilch, die ohne Reinigung und Pasteurisierung verarbeitet wird, überträgt erst in jüngster Zeit aufgetretene gefährliche Mikroben, gegen die es noch keine Behandlung gibt.) Gesundheitsexperten warnen weltweit vor dem Genuß von Rohmilchprodukten und den Gefahren des zu „natumahen" Lebensmittelkonsums. Überall dort, wo der Tourismus durch die lokale Landwirtschaft gefördert werden soll (und vice versa), sollten die Aspekte des Gesundheitsschutzes, der ja ein Teil des Umweltschutzes ist, auf jeden Fall vor die wirtschaftlichen Interessen der Tourismuswirtschaft oder der Landwirtschaft gestellt werden.

125

Im Rahmen des Ökomodells Hindelang sorgen inzwischen noch weitere Maßnahmen dafür, daß der Tourismus nachhaltig stabilisiert wird. So wird seit 1994 gezielt ein gesunder Mischwald in ausgewiesenen Gebieten aufgeforstet - eine Aktion, an der sich auch die Urlauber beteiligen können („Mein Baum in Hindelang"). Auf einem neu angelegten „Kultur-LandschaftsWeg" werden sechs-stündige geführte Lehrwanderungen angeboten, die den Gast erkennen lassen sollen, wie sich aus der urtümlichen Bergnatur die bäuerliche Kulturlandschaft entwikkelt hat. Die Hotel- und Gaststättenbetriebe werden zu umweltbewußter Geschäftsführung angeregt Im Rahmen des Bayrischen Wettbewerbs für „Umweltbewußte Hotel- und Gaststättenbetriebe" haben in Hindelang viele Unternehmen Öko-Medaillen und Anerkennungsurkunden bekommen. Die Gemeinde Hindelang hat auch ihre Anerkennung als heilklimatischer Kurort zu nutzen gewußt: In der Ortschaft Oberjoch entstand eine Alpen-Allergie-Station aus drei Kliniken und Hotels. In einem ehemaligenKurhotel wurde eine Jugendbildungsstätte des Deutschen Alpenvereins (DAV) eingerichtet, in der ganzjährig auch Umweltseminare durchgeführt werden und die mit Solarenergie und Bio-Öl geheizt wird. Der 1995 neugegründete Hindelanger Verein „Sonnenwende" will darüber hinaus durch Informationsveranstaltungen Energiesparpotentiale aufzeigen und die Nutzung von alternativen Energien fördern. Er besorgt das Know-how und den gemeinsamen Einkauf von Sonnenkollektoren. Bereits heute wird ein Drittel des Stroms in der Gemeinde durch Wasserkraft selbst erzeugt und das Schulhaus hat als Vorbild für Alle eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach erhalten. Die Klärung des Abwassers durch Kläranlagen und die Abfallreduzierung und -trennung beim Hausmüll gehört natürlich auch zum Ökomodell in Hindelang. Die Gästezeitschrift Hindelang heute" informiert die Touristen über Recyclingmöglichkeiten. In den Gastbetrieben der Gemeinde wurde fast überall statt der Portionsverpackungen ein weitgehend unverpacktes Frühstück mit vorwiegend heimischen Produkten eingeführt. Nur gemeinsam mit der gesamten Region des bayrisch-schwäbischen Allgäus konnte die Gemeinde Hindelang das Verkehrsproblem angehen. Man schätzt, daß 60 Prozent der Abgase im Allgäu aus dem Tourismus- und Freizeitverkehr (besonders der vielen Tagesausflügler) stammen. So hat der Landkreis Oberallgäu im Rahmen eines Modellversuchs ab 1995 das bisherige Netz des öffentlichen Nahverkehrs der Region durch vier Busunternehmen ergänzt, so daß überall ein kurzer Bedienungstakt, ein schnelles Umsteigen durch aufeinander abgestimmte Fahrpläne und direkte Anschlüsse des Nahverkehrs an die Bahn erreicht wurden. Dadurch und durch günstige Tarife für Pendler, Tagesausflügler und Feriengäste konnte man im ersten Jahr bereits 35 Prozent mehr Personen mit dem öffentlichen Verkehrssystem im Allgäu befördern und den Individualverkehr deutlich zurückdrängen. Für Hindelang haben sich die Maßnahmen des „Ökomodells" mit seiner Verflechtung von Natur, Tourismus und Landwirtschaft in den letzten Jahren schon bewährt. Die Gemeinde hat nicht nur mehrere Preise für ihre Initiative gewonnen, sie hat auch den Tourismus stabilisieren können: bei ansonsten rückläufigen Gästezahlen in der Region konnte Hindelang sogar einen Zuwachs verbuchen und auch die Bettenauslastung liegt mit fast 44 Prozent deutlich über dem Durchschnitt in Bayern von 38 Prozent. Für die Saison 1995/96 veröffentlichte Hindelang erstmals einen detaillierten Tourismusbericht, der auch auf die Umweltdaten eingeht und in seiner Ausführlichkeit (touristisches Leitbild, Zahlenspiegel, Trendaussagen, ÖkomodellDaten, Marketing) für andere Tourismusregionen als Vorbild dienen soll. 126

Teil 4: Umweltmanagement in Tourismusunternehmen

127

4.1. Gran Dorado Parks: integrierter Umweltschutz Ferienparks - Urlaubskonzept für Viele Der Gran Dorado-Konzern unterhält eine Kette von Ferienparks, die nahe den dichtbevölkerten Gebieten Urlaub komplett bieten: Unterkunft in Bungalows, tropische Badelandschaften, Sport- und Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Cafés und Bars. Hier ist kein Erlebnis- oder Abenteuerpark angeschlossen, hier geht es um Urlaub durch Erholung, Sport und Abwechslung. Auf überschaubarem Raum kann so einer großen Zahl von Reisenden gleichzeitig Ruhe und Natur oder Aktion und Unterhaltung geboten werden. Diese Form des Urlaubsangebots wird oft heftig kritisiert als künstliches Paradies, nachgestellte Naturlandschaft, Ferienwelt unter Glas. Allerdings ist der größte Teil eines solchen Ferienparks ganz und gar nicht künstlich oder unter Glas. Die Unterkünfte liegen meist innerhalb eines großzügigen, landschaftstypischen Parks, der an vielen Stellen noch naturbelassen ist, lediglich das Badezentrum ist überdacht, aber das ist in Mittel- und Nordeuropa aufgrund des Klimas auch ganz normal. Daß die Gestaltung des Badezentrums nicht eintönig und rechteckig ausgefallen ist, sondern als Badelandschaft mit vielen tropischen Pflanzen, ist auch nicht gerade als Umweltfrevel anzusehen. Solchen touristischen Großprojekten mit mehreren tausend Betten wird als „Massentourismus" automatisch eine umweltschädigende Wirkung unterstellt. Aber das muß nicht so sein. Achtet das Management eines solchen Ferienpark konsequent auf Umweltverträglichkeit, so wird hier kaum mehr Müll erzeugt und Wasser verbraucht, als dieselben Menschen auch zuhause erzeugen bzw. verbrauchen würden. Und da in der Regel ja keine lange Anreise stattgefunden hat, ist auch die Umweltbelastung durch den Transport geringer als bei einer Ferienreise in weiter entfernte Regionen. Gleichzeitig werden sensible und sowieso schon hoch belastete Touristenziele dadurch entlastet, daß große Touristenströme in die Ferienparks gelenkt werden (Honey-Pot-Prinzip). Diesem Prinzip entsprechend können nicht nur die Ferienparks wie bei Gran Dorado, sondern auch Freizeitparks mit Attraktionen wie etwa Disney World prinzipiell als ökologisch günstige Tourismusformen gelten - wenn sie auf umweltverträgliches Wirtschaften ausgerichtet sind.

Umweltschutz als Qualitätsmerkmal Die niederländische Gran Dorado Kette betreibt Ferienparks und Hotels in Deutschland und den Niederlanden, in denen überall ganzjährig Saison ist. In den kommenden Jahren sollen weitere Parks gebaut werden. Um gegenüber dem Wettbewerb bestehen zu können, gilt es bei Gran Dorado als „Zukunftsaufgabe Nr. 1", die Freizeiteinrichtungen der Kette umweltverträglich zu gestalten. Umweltschutz ist hier ein fester Bestandteil der Firmenphilosophie. Die Gran Dorado Holding hat seit 1990 eine Umweltschutzbeauftragte, die zusammen mit einem Team aus verschiedenen Arbeitsbereichen das Umweltmanagement vorantreibt. Ihr Sitz ist in Gunderath in der Eifel, im Gran Dorado Park Heilbachsee. Im November 1994 wurden erstmals Umweltleitlinien für die Gran Dorado Holding vorgelegt. Hierin hat das Unternehmen festgelegt, welchen Stellenwert die Umweltverträglichkeit für die 128

Unternehmensführung und das Management haben soll, beim Betrieb bestehender Ferienparks ebenso wie bei der Errichtung neuer Ferienparks; welche Haltung man gegenüber den Gästen und den Mitarbeitern bezüglich Umweltschutz einnimmt und wie man extern und intern Umweltkommunikation betreiben will.

Gran Dorado Heilbachsee: Modell-Umweltkonzept Wie ein Umweltkonzept für die Ferienparks in der Praxis aussehen könnte, mußte auch bei Gran Dorado erst erarbeitet werden. 1990 wurde mit der ersten Bestandsaufnahme in Sachen Umweltschutz bei Gran Dorado Heilbachsee in Gunderath/Eifel begonnen. In diesem Ferienpark werden 460 Wohneinheiten mit insgesamt 2.400 Betten angeboten, jährlich verzeichnet man rund 600.000 Übernachtungen. Anfangs ging es dem Umweltteam um die Qualitätssicherung von Umweltverträglichkeitsprüfungen für neue Ferienparkstandorte, seit 1992 geht es auch um die Einrichtung eines anspruchsvollen Umweltmanagementsystems. Die Umweltschutzleistungen am Standort Heilbachsee sollen dabei kontinuierlich verbessert werden, wobei man sich an den Vorgaben der EG-Öko-Audit-Verordnung orientiert. Mittels umfangreicher Checklisten hat das Umweltteam jeden Bereich des Ferienparks durchforstet: • Betriebsführung und Marketing, • Büro und Verwaltung, • Lebensmittel und Getränke, • Waschen und Reinigen, • Energie und Wasser, • Garten und Umgebung, • Transporte und Freizeitangebot, • Bau und Inneneinrichtung. Im März 1995 lag die umfassende Umweltbestandsaufnahme vor und konnte als Basis für weitere Verbesserungsmaßnahmen dienen. In den Jahren der Entwicklung dieser Umweltprüfung konnten schon viele Maßnahmen eingeleitet und erhebliche Einsparungen realisiert werden. So ging der Stromverbrauch von 1991 bis 1994 um 7,2 Prozent zurück, der Gasverbrauch um 27 Prozent. Bei Frischwasser und Abwasser konnte in dieser Zeit eine Ersparnis von 13,4 Prozent erreicht werden. Die Restabfallmenge reduzierte sich durch konsequente Trennung des Abfalls innerhalb nur eines Jahres von 1993 bis 1994 um 43,5 Prozent. Die Ressourceneinsparungen sind einerseits auf Neuinvestitionen und Umrüstungen zurückzuführen, andererseits tragen auch die Mitarbeiter und Gäste durch gesteigertes Umweltbewußtsein und geändertes Verhalten dazu bei. Eine Vielzahl von Maßnahmen sind in jedem Bereich nötig, von denen ein Teil die Umweltqualität des Standorts zwar weiter verbessern, aber nicht quantifiziert werden können. Ein Beispiel für die detaillierten Umweltschutzanforderungen bei Gran Dorado Heilbachsee ist der Bereich „Umweltverträgliches Waschen und Reinigen". Die Reinigung der Gästequartiere und das Waschen der Gästewäsche macht bei einem so großen Unternehmen täglich eine erhebliche Umweltbelastung aus: Wasser- und Energieverbrauch, Papier- und Verpackungsmüll, Chemiebelastung des Abwassers. Die Öko-Checkliste für diesen Bereich bei Gran Dorado Heilbachsee berücksichtigt all diese Aspekte. » > [ 6 2 ]

129

[62]: • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •

Öko-Checkliste

„Umweltverträgliches

Waschen

und

Reinigen"

Wir stimmen die Dosierung des Waschmittels auf den Härtegrad des Wassers ab. Wir starten nur volle, aber keine überfüllten Waschmaschinen. Wir waschen, wenn möglich mit 60 statt mit 95 Grad. Wir verzichten auf Duftsteine in den WC-Schüsseln. Wir verwenden keinen Weich spüler. Wir verzichten auf Abflußreiniger. Wir verwenden Recycling Toilettenpapier. Wir überlassen den Entscheid zum Wechsel der Bettwäsche dem Gast. Wir haben eine Inventarliste der bis heute verwendeten Reinigungsmittel. Wir bevorzugen Waschmittel mit einem hohen Seifenanteil. Wir verzichten bei Waschmitteln auf Einweggebinde. Wir kaufen Bunt- statt Weißwäsche ein, um ein Kochen der Wäsche zu vermeiden. Wir behandeln Flecken vor dem Waschen speziell oder weichen die betroffenen Wäschestücke ein. Wir sortieren die Wäsche in leicht und stark verschmutzte Wäsche und stimmen das Waschverfahren darauf ab. Wir verzichten auf Vorwaschen. Wir schulen unsere Mitarbeiter im richtigen Anwenden und Dosieren der Reinigungsmittel. Wir nutzen verstärkt die Niedrigtarifzeit zum Waschen und Trocknen. Wir verlangen bei der Zusammenarbeit mit der externen Wäscherei ein möglichst umweltfreundliches Waschen. Wir erarbeiten Ideen, um unseren Waschsalon mit aufgefangenem Regenwasser zu versorgen. Die Reinigung der Bungalows erfolgt mit den Piitzelementen eines Öko-Putzschrankes (Abfullsystem, Mehrwegartikel, biologisch abbaubar usw.). Wir verzichten konsequent auf den Kauf von Reinigungsmitteln in Einweggebinden aus Kunststoff. Wir ersetzen Sprays in Wegwerfdosen durch nachiüllbare Pumpzerstäuber. Wir verzichten auf den Einsatz von Insektenspray. Wir verwenden keine Portionsseifen, außer im Begrüßungspaket. Wir installieren, wo sinnvoll, Dosierspender für Seife und Shampoo. Wir bieten dem Gast die Möglichkeit, im Bungalow selbst den Abfall zu trennen. Wir haben die allgemeine Fußdesinfektion im Schwimmbad eingestellt. Wir verlangen von unserer externen Reinigungsfirma die Anlieferung von unverpackter Bettwäsche in Pfandboxen. Wir legen die bestellten Handtücher ohne Verpackung in die Bungalows. Wir stellen keine Shampoo- und Bodylotion-Flaschen mehr zur Verfugung. Wir fuhren regelmäßig mit der externen Reinigungsfirma Gespräche zum Thema umweltverträgliches Reinigen.

Auszeichnungen für Umweltmanagement Im Mai 1995 konnte Gran Dorado Heilbachsee einen besonderen Erfolg für sich verbuchen. Als erstes Ferienzentrum erhielt der Park in Gunderath das „Umwelteichhörnchen" des A D A C verliehen, der damit die bereits erreichten Umweltverbesserungen honorierte. Seitdem ist das Eichhörnchen, das zuvor nur die vom ADAC ausgezeichneten Autobahnraststätten kennzeichnete, bei Gran Dorado Heilbachsee häufig zu sehen: Hinweisschilder auf Wasserspartasten, vor den Abfallsammelstellen und anderen kritischen Umweltpunkten zeigen jetzt das Eichhörnchen und seinen Umwelttip. Mit den Eichhörnchen-Plakaten und -Aufklebern („Wir schonen die Umwelt. Machen Sie mit!") sollen die Gäste zu umweltfreundlichem Verhalten angeregt werden. » > [ 6 3 1

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[63]:

ADAC-Umwelteichhörnchen

Die Auswertung von über 1.000 Gästefragebögen hatte ergeben, daß 83 Prozent der niederländischen und 100 Prozent der deutschen Gäste Umweltschutz für wichtig oder sehr wichtig halten und die Mehrzahl einen offensichtlich umweltbewußten Ferienpark gegenüber einem herkömmlichen Ferienpark bevorzugen würden. Im Mai 1996 konnte Gran Dorado Heilbachsee eine weitere Auszeichnung vermelden: die erfolgreichen Umweltmaßnahmen waren einer Jury den dritten Preis des Commerzbank/impulseUmweltpreises 1996 wert. Bank und Redaktion des Magazins „impulse" hatten Unternehmen aufgefordert, umweltschonende und gleichzeitig kostensenkende Umweltideen einzureichen. Aus den Vorschlägen von über 100 Wettbewerbsteilnehmern überzeugte das ganzheitliche Umweltmanagement des Gran Dorado Ferienparks die Jury.

Statistik zum Vergleich Um die Wirksamkeit von Umweltmaßnahmen verfolgen zu können, versucht man in Heilbachsee soviel wie möglich an Daten zu erfassen und mit Kennzahlen zu vergleichen. Der tägliche Wasserverbrauch pro Gast konnte zum Beispiel von 180 Liter auf 155 Liter im Jahr 1994 gesenkt werden. Da ein Durchschnittshaushalt heute mit 150 Litern Wasserverbrauch pro Person und Tag zu Buche schlägt, ist in diesem Punkt durch den Ferienpark keine Umweltbelastung entstanden, die nicht auch zu verbuchen gewesen wäre, wenn die Touristen zuhause geblieben wären. Die erfaßten Daten werden in ein Umweltinformationssystem eingegeben, das die Umweltwirkungen bestimmten Kostenstellen zuordnet. Erst eine solche Darstellung gibt genügend Rückhalt, Investitionen, z.B. in neue umweltschonende Technik, zu begründen. Mithilfe der so gewonnenen Erkenntnisse im Umweltmanagement bei Gran Dorado Heilbachsee baut man jetzt den nächsten Gran Dorado Park schon anders: ein Ferienpark der zweiten Generation entsteht, bei dem Umweltschutz schon von Anfang an integriert ist.

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4.2. Busch Gardens Tampa: Umweltmanagement hinter den Kulissen Anheuser Busch - ein Konzern mit Umweltphilosophie 1959 eröffnete im amerikanischen Tampa, Florida, die hier ansässige Anheuser-Busch-Brauerei ein Besucherzentrum, „Busch Gardens" genannt. In den umgebenden Gärten waren exotische Vögel und afrikanische Tiere zu bestaunen. 1972 avancierte die Busch Gardens Division zum eigenen Unternehmenszweig, sie wurde 1979 als Busch Entertainment Corporation (BEC) zu einer Tochtergesellschaft der neugegründeten Holding. 1989 wurde BEC durch die Übernahme von weiteren Parks (z.B. Seaworld) zum weltweit zweitgrößten Betreiber von Freizeitparks mit rund 15.000 Angestellten in USA. Seit 1993 wird in die Erweiterung aller inzwischen neun Parks stark investiert und überall werden neue Attraktionen eröffnet. Die Anheuser-Busch-Themenparks (Freizeitparks unter einem oder mehreren Themen) sollen Besuchern aller Altersgruppen unterhaltsame und lehrreiche Eindrücke bieten - von der aufregenden Fahrt mit einer der Achterbahnen bis zur Begegnung mit seltenen Tieren. Darüber hinaus sind die Themenparks in einer Reihe von Tier- und Naturschutzprogrammen aktiv. Eine der Leitideen des Anheuser-Busch-Konzerns, zu dem neben mehreren Brauereien und den Freizeitparks auch Unternehmen für Snacks und Salzgebäck, Bäckereien und eine AluminiumRecyclinganlage gehören, ist das Motto „Qualität und Innovation". In diesem Sinne ist auch der Umweltschutz eine wichtige Komponente in der Finnenphilosophie: Die Selbstverpflichtung zum Umweltschutz gehört zur Tradition des Konzerns mit allen seinen Tochterfirmen. Schon 1979 hat August Busch Junior die Schrift „A Pledge and a Promise" (ein Pfand und ein Versprechen) verfaßt, mit der das Engagement des Unternehmens im Umweltschutz festgeschrieben wurde. 1990 ist diese Deklaration als unternehmensweite Umweltleitlinie bestätigt worden. Das Unternehmen als Ganzes verpflichtet sich zu vorbildlichem Verhalten bei der umweltfreundlichen Produktion, beim Recycling, beim Erhalt der natürlichen Ressourcen, bei der Beteiligung der Bürger, bei der Minimierung von Abfall und beim Schutz von wildlebenden Tieren und ihren Lebensräumen. Diese Leitidee wird bei Anheuser Busch an über 150 Standorten durch zahlreiche Einzelmaßnahmen umgesetzt. Dazu gibt es ein Umweltpolitik-Komitee aus erfahrenen Führungskräften, das direkt dem Vorstand des Anheuser-Busch-Konzerns berichtet. Hier werden die Umweltziele festgelegt, wobei das Unternehmen nach den Prinzipien des „Total Quality Environmental Management" vorgeht. Strukturierte, offizielle Umweltmanagementsysteme sind bei Anheuser Busch etabliert und werden kontinuierlich aktualisiert. Oberstes Ziel ist es, stets alle gesetzlichen Vorgaben und Verordnungen zum Umweltschutz zu erfüllen. Aber Anheuser Busch will - wo immer möglich - noch mehr zum Umweltschutz und zum Naturerhalt tun. Durch Produktionsumstellungen und technische Neuerungen wurde deshalb seit 1984 viel Wasser in den Brauereien eingespart. In den Themenparks erreichte man dies durch ein ausgeklügeltes, sparsames System der Bewässerung und spezielle Filter zur Wasseraufbereitung und -Wiederverwendung. Ähnliche Erfolge zeigten technische Neuerungen bei der Energiebilanz: modernste Heizungs- und Klimaanlagen verbrauchen wesentlich weniger Strom. Unternehmensweit gibt es auch Vorgaben für Büroökologie, durch die circa 80 Prozent des Büropapiers recycelt werden kann. Die neun Anheuser-Busch-Freizeitparks recyceln jährlich etwa 700 Tonnen Karton, 120 Tonnen Papier, 25 Tonnen Glas und 60 Tonnen Aluminiumdosen.

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Die eingesammelten Getränkedosen wandern in eine der Tochterfirmen des Konzerns, die Anheuser Busch Recycling Corporation. Sie ist der Welt größter Recycler von Aluminiumdosen 25 Prozent aller Getränkedosen der USA werden hier wiederverwertet. In Amerika, wo Bier und Limonaden in Dosen allgegenwärtig sind, ist das Alu-Recycling von großer Bedeutung. Zur Erinnerung daran gibt es in den Anheuser-Busch-Freizeitparks auch immer wieder auffällige Hinweise, zum Beispiel eine Delphin-Skulptur aus recycelten Aludosen vor dem Delphinarium bei Busch Gardens in Tampa. > » | 6 4 ]

[64]: Delphin

aus recycelten

Aluminiumdosen

Ausschreibung von Ulliweltpreisen und Kampagnen In den letzten fünf Jahren hat die Busch Entertainment Corporation gezielt neue Wege gesucht, Umwelterziehung auf unterhaltsame Art für Kinder und Jugendliche anzubieten. So wurde im Satellitenfernsehen eine Bildungsserie für Schulen entwickelt, im Internet etablierte man ein Lemprogramm und Live-Unterhaltungssendungen wurden für das Fernsehen produziert. 1993 wurde unter dem Anheuser-Busch-Motto „A Pledge and A Promise" ein Programm zur Vergabe von Umweltpreisen an Jugendliche ins Leben gerufen. Es wird zusammen mit natio133

nalen Naturschutzorganisationen durchgeführt. Ausgezeichnet werden besondere Anstrengungen von Schulgruppen für den Umweltschutz. Jedes Jahr werden 13 Preise vergeben und insgesamt wird eine Gewinnsumme von 100.000 Dollar ausgeschüttet. In einer speziellen Show des Fernsehkanals CBS werden die Gewinner vorgestellt. Die Unterhaltungs- und Umweltattraktionen der beiden hauptsächlich beteiligten Themenparks Seaworld und Busch Gardens werden dabei ebenfalls präsentiert. 1994 hat die Busch Entertainment Corporation (BEC) zusammen mit der gemeinnützigen Organisation „The Marine Conservation" und der „National Fish and Wildlife Foundation" eine Aktion zur Sauberhaltung von Gewässern begonnen. Meere, Flüsse und Bäche sollen abfallfrei gehalten werden. Die amerikaweite Kampagne zur allgemeinen Beteiligung hat als Leitfigur Shamu, den Killerwal aus dem Anheuser-Busch-Park Seaworld. » > [ 6 5 ]

[65]: Naturschutz-Logo

der

Anheuser-Busch-Freizeitparks

Busch Gardens Tampa: Freizeitpark und Zoo Entstanden aus dem Brauerei-Besucherzentrum, entwickelte sich Busch Gardens in Tampa seit 1966 zum Afrika-Themenpark. Bis heute ist hier auf 1,3 Quadratkilometern ein Freizeitpark entstanden, in dem Vergnügungsfahrten, Live-Unterhaltung und Tierattraktionen kombiniert sind. Außerdem sind hier Restaurants, Spielplätze und Souvenirläden zu finden. Der Park gliedert sich in neun verschiedene Bereiche, die thematisch die Abenteueratmosphäre Afrikas um die Jahrhunderwende widerspiegeln. Die meisten der neun Bereiche des Parks haben eine oder mehrere eigene Tierattraktionen. „Bird Gardens" umgibt das ursprüngliche Besucherzentrum der Brauerei, in diesen Gärten sind exotische Vögel, Raubvögel und Koala-Bären zu sehen. Im „Congo" findet man nicht nur die größte und schnellste Achterbahn im Südosten der USA, sondern auch Claw Island, eine üppig grüne Insel für seltene weiße und gelbe Bengalische Ti134

In „Crown Colony" sind nahe dem Restaurant im viktorianischen Stil die Weiden und Ställe für die Clydesdale-Horses, die berühmten Brauereipferde. Der „Morocco'-Bereich ist eine kleine arabische Stadt mit Restaurants, Geschäften, Handwerkskunst und Life-Unterhaltung. In „Nairobi" lockt das Myombe Reservat die Besucher an. Nach sechsjähriger Planungs- und Bauphase ist hier 1992 auf 1,2 Hektar ein natürlicher Lebensraum für derzeit sechs Gorillas und sieben Schimpansen eröffnet worden, wo die Gäste die Menschenaffen von ganz nah, nur durch eine große Glasscheibe getrennt, kennenlernen können. In den möglichst abwechslungsreichen Grünzonen des Geheges ist alles für die Affen eßbar und durch den jahreszeitlichen Wechsel stets interessant. Auch Gewässer und Wasserfälle wurden integriert, wo heute Insekten, Vögel und Reptilien leben, die von den Affen als natürliche Mitbewohner ihrer Umwelt angesehen werden. Hier ist auch das Elefantengehege, ein Streichelzoo und ein Tierkindergarten untergebracht. Durch das Grasland der 32 Hektar großen „Serengeti-Ebene" streifen Herden von rund 500 großen afrikanischen Tieren. „Stanleyville" ist ein nachgebautes afrikanisches Dorf, in dem Achterbahnen, ein Bazar und Life-Unterhaltungsshows die Besucher locken. Hier leben Orang-Utans auf einer Insel. „Timbuktu" stellt ein altes Wüsten-Handelszentrum dar und hat ebenfalls Achterbahnen, Bootsfahrten, Geschäfte und Theater zu bieten. Die Delphinshow ist hiereine der beliebtesten Attraktionen. Der Bereich „Ägypten" eröffnete 1996 neu; Hier gibt es einen Marktplatz, Ausgrabungsorte für Königsgräber und eine hochmoderne spektakuläre Achterbahn. Dieser neue Abschnitt auf 28.000 Quadratmetern stellt die größte Erweiterung in der Geschichte von Busch Gardens dar.

Tierschutz und Naturschutz Die Tiergehege sind bei Busch Gardens keineswegs nur lebende Kulisse, sondern eine besondere Attraktion - Busch Gardens gehört zu den renommiertesten zoologischen Gärten der USA und bietet rund 3.400 Tieren ein Zuhause (nur vier Zoos in USA haben solch einen hohen Tierbestand). Die Gehege entsprechen den heutigen Vorstellungen von natürlicher Haltung der Tiere, sie sind ihrem Lebensraum nachempfunden und in die üppigen Gartenanlagen und die anderen Attraktionen des Parks umsichtig integriert. Busch Gardens als Zoo ist auch anerkannt für seine erfolgreichen Züchtungen und die Art-Erhaltungsprogramme. So wurde zum Beispiel im Dezember 1994 hier Jumatano geboren, das sechste schwarze Rhinozeros, das weltweit in einem Zoo zur Welt kam. Diese Tierart ist von Wilderern und durch die Zerstörung seines Lebensraumes bedroht. Busch Gardens engagiert sich bei mehr als einem Dutzend Programmen zur Erhaltung bedrohter Tierarten und hat in Nordamerika zwölf Auszeichnungen für die erste Geburt einer Tierart in einem zoologischen Garten erhalten. Zoopädagogik soll für mehr Umweltverständnis in der Bevölkerung sorgen. Alljährlich können Tausende von Schülern und Studenten an zoologischen Lernprogrammen bei Busch Gardens teilnehmen. Eines der Programme zum Beispiel nennt sich „A is for Animals" und richtet sich an Kinder im Kindergartenalter und ihre Eltern. Im Programm „Night Hike" erleben 9-12jährige Kinder die nachtaktiven Tiere bei Dunkelheit. Zahlreiche weitere Programme werden angeboten. Alle diese Spezialaktivitäten sollen dazu beitragen, Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Respekt gegenüber der Natur bei der heranwachsenden Bevölkerung zu stimulieren. 135

Umweltmanagement im Park Hinter den Kulissen von Busch Gardens ist ein engagiertes Umweltmanagement am Werk. Der Park beteiligt sich am amerikanischen Programm „Waste Wi$e" zur Abfallreduzierung. >»|66] »>[67] Eine hauptamtliche Umweltbeauftragte erarbeitet zusammen mit einem Team aus verschiedenen Abteilungen Maßnahmen für den Park. Das Team ist unter dem Namen B E S T. (Busch Environmental Support Team) bekannt. Inzwischen steht allen Mitarbeitern eine detaillierte Liste von Abfallmaterialien mit Hinweisen zur jeweils richtigen Trennung/Entsorgung zur Verfugung. Viele Stoffe werden innerhalb des Parks an anderer Stelle wieder verwendet, andere werden gesondert gesammelt und an spezielle Verwerter weitergeleitet. Die gesammelten Abfallfraktionen werden nach Gewicht erfaßt und monatlich in einer Statistik ausgedruckt, die den Vergleichmit dem Voijahr ermöglicht.

[66]:

Waste

Wi$e - ein amerikanisches

Anti-Abfall-Programm

Auch in USA gibt es zahlreiche lokale oder nationale Programme für Unternehmen, auf freiwilliger Basis Maßnahmen zum Umweltmanagement einzuführen. Eines dieser Programme ist Waste Wi$e: es wurde von der amerikanischen Umweltbehörde - Environmental Protection Agency (EPA) - im Oktober 1993 initiiert und ruft Unternehmen zu freiwilligen Schritten der Abfallverringening auf. Auf drei Gebieten sollen die Firmen einen individuellen Maßnahmenplan aufstellen: • zur Abfallvermeidung, • zur Abfalltrennung zum Recycling, • zur Verwendung oder Herstellung von Produkten aus dem Recyclingmaterial. Die Broschüre, die die EPA zu diesem Programm an die Unternehmen verteilte, weist dabei explizit auf die Möglichkeiten zur Kostensenkung durch Abfallverringerung hin. Die EPA hilft den Unternehmen, die sich am Programm beteiligen, durch eine Telefonhotline und einen elektronischen Nachrichtendienst, durch Leitfaden und Handbücher, Demonstrationen von anderen Firmen und regelmäßige Programmaktualisierungen. Erfolgreiche Unternehmensprojekte zur Abfallverringerung werden zum Beispiel in den EPADrucksachen erwähnt, ebenso in Wirtschaftszeitschriften, Umweltmagazinen und Handelspublikationen. Die teilnehmenden Firmen im Waste Wi$e - Programm können auch das dafür entworfene Logo für ihre Werbung benutzen. Das Programm soll so für die Unternehmen eine Möglichkeit bieten, sich gegenüber Kunden und Wettbewerbern als führend in Umweltfragen darzustellen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Abfallreduzierung sind einfach und für jede Firma leicht durchfuhrbar. Wer an dem Programm teilnehmen will, muß erst sein eigenes Abfallmanagement kennen und verstehen - und das zu bewirken, ist eines der Ziele des Programms. Die EPA gibt dazu zum Beispiel den Leitfaden: "Business Guide for Reducing Solid Waste" heraus. Nach der Selbstanalyse des Abfallmanagements entscheiden die Firmen auch selbst, welche Maßnahmen sie sich im Bereich Abfall vornehmen wollen. Auf einem einseitigen Formular werden diese geplanten Maßnahmen der EPA dann mitgeteilt, die daraufhin gezielt technische Informationen und andere Tips für das Unternehmen zusammenstellt. Auf einfachen Formblättern soll das Unternehmen ab dann regelmäßig der EPA die Fortschritte bei den vorgeschlagenen Maßnahmen mitteilen, um ggf andere Unternehmen aus diesen Erfahrungen profitieren zu lassen. Im zweiten Jahr des Waste-Wi$e-Programms, 1995, haben die 208 teilnehmenden Firmen insgesamt 344.000 Tonnen Abfall durch Müllvermeidung eingespart und 4,2 Millionen Tonnen an Wertstoffen recycelt. Allein durch Reduzierung von Transportverpackungen erreichten die Programmteilnehmer zusammen eine Einsparung von 59 Millionen US-Dollar.

136

[67]: Logo des amerikanischen Utfi!MS»!«: Atxwy 8o&iwaH9 aocTCm Hospoiv*.

wEPA

Waste-Wi$e-Programms EW &W&Q16 CWWcf* 1993

WasteWise EPA's Voluntary Program for Reducing Business Solid Waste

1994 wurden so 335 Tonnen Karton und 20 Tonnen Papier recycelt. Aluminiumdosen, die in einem Freizeitpark in großer Menge anfallen, werden getrennt gesammelt und 1994 ging Aluminium vom Gewicht einer Tonne in die Recyclinganlage. Auch an zahlreiche kleine Details denkt das Umweltteam. So werden geleerte Plastikbehälter den Mitarbeitern zur Mitnahme angeboten, an Pfadfinder als Sitzgelegenheiten abgegeben oder einem spezialisierten Wiederverwerter übergeben. Alleine an Alkali- und Nickel/Cadmium-Batterien (z.B. aus Foto- und Videokameras der Besucher) kamen im Jahr 1994 durch getrenntes Sammeln in den Kiosken des Parks 330 Kilo zusammen, deren Erlös einer wohltätigen Organisation zu Gute kam. Bioabfall gibt man bei Busch Gardens in eine eigene Kompostieranlage am Rande des Geländes, in der tierische Abfalle, Grünschnitt, Stallmaterial, Holzreste und Holzpaletten (insgesamt 10.000 Kubikmeter) landen. Lebensmittelreste werden, soweit brauchbar, an die Elefanten oder andere Tiere im Park verfuttert oder landen auf dem Kompost. Um Wasser zu sparen werden bei Busch Gardens die Grünanlagen mit Wasser aus einem Teich bewässert, in dem sich das Regenwasser und das Wasser aus den Kanälen, den Filtern und den Wasserrutschen sammelt. Hier sind Anlagen in Arbeit, die Wasserqualität im Teich durch UV-Behandlung zu erhalten, sodaß es nicht mehr abgelassen und mit Stadtwasser oder Brunnenwasser aufgefüllt werden muß. Das Wassersparen bei der Bewässerung von Gärten ist überall in Florida ein wichtiges Thema und wird von den Gemeinden gezielt gefördert. » > [ 6 8 ] 137

[68]: Grünanlagenbewässerung

mit geklärtem

Abwasser,

St.Petersburg,

Florida

Souvenirgeschäfte und Restaurants umweltbewußt Entsprechend der Philosophie der Anheuser-Busch-Parks sind viele der Souvenirläden bei Busch Gardens schon sogenannte Nature-Shops, die mit natürlichen Materialien ausgestattet und gestaltet sind (zum Beispiel als afrikanischer Kolonialwarenladen) und die hauptsächlich Souvenirs aus Holz, Stoff, Karton etc. verkaufen. Auf Kaffeebechern, T-Shirts, Postkarten werden die bedrohten Tierarten dargestellt und die Besucher zum Naturschutz aufgefordert. Diese Läden erfreuen sich großer Beliebtheit und verdrängen nach und nach die Geschäfte älterer Generation, die noch viel Plastik enthalten. Neben den teureren Restaurants gibt es bei Busch Gardens auch Restaurants mit Selbstbedienung und diverse Kioske. Überall, wo Selbstbedienung möglich ist, wird das Essen in grünen Kunststoffkörbchen ausgegeben, die mit einem kompostierbaren Papier ausgelegt sind. Wie die Tabletts werden auch die grünen Körbchen am Ausgang zurückgenommen, gespült und wieder verwendet. Dadurch sind Abfallberge aus Einweggeschirr hier nicht zu finden. » > [ 6 9 ]

138

[69]: Fast Food: Mehrweg-Körbe

statt

Einweg-Teller

4.3 Scandic Hotels: preisgekrönte Öko-Zimmer Scandic Hotels innovationsfreudig Die schwedische Hotelgruppe Scandic ist mit ca. 100 Hotels in neun Ländern die bedeutendste Hotelkette in Nordeuropa. International ist sie bereits mit 170 Hotels in 12 Ländern vertreten (durch Kooperationen mit A&P Hotels, Copatel und Copthorne Hotels). Die Scandic Hotels sollen den Geschäftsreisenden ebenso wie den Urlauber zufriedenstellen. Sie befinden sich in der Regel in den Stadtzentren oder in den Randbezirken größerer Städte. Die Scandic Gruppe ist im Markt bekannt für ihre innovativen Schritte: sie waren zum Beispiel die ersten, die Nichtraucherräume und Zimmer mit Videorecordern anboten, eine Option, die inzwischen in vielen Hotels schon üblich ist.

Umweltbewußtsein bis ins Detail 1994 startete die Hotelkette eine neue Initiative mit dem Ziel, eine der umweltbewußtesten Hotelketten der Welt zu sein. In der Führungsspitze der Scandic Gruppe gibt es einen Direktor für Umweltschutz, der sich dafür einsetzt, Umweltbewußtsein als integralen Bestandteil des täglichen Wirtschaftslebens bei Scandic zu verankern. Zusammen mit der Schwedischen Umweltorganisation „The Natural Step" hat Scandic Umweltleitlinien formuliert, die in allen Hotels der Gruppe eingeführt wurden. Als erste Maßnahme wurden alle Mitarbeiter (über 5 .000 in neun Ländern) durch ein intensives Schulungsprogramm für mehr Umweltbewußtsein geschleust. Je nach Position im Unternehmen absolvierten die Mitarbeiter zwischen sechs Stunden und sechs Tagen Umweltausbildung und -training. Die Mitarbeiter erhielten eine eigens erstellte Broschüre: „ABC der Umwelt", ein Ökolexikon der häufigsten Fachausdrücke und deren Bedeutung. Der „Ökoleitfaden" von Scandic dient den Hotels als allgemeines Umwelthandbuch. Jedes einzelne Hotel der Gruppe hat darüber hinaus ein lokales Aktionsprogramm entworfen, das sich mit der Umwelt der Gäste ebenso wie mit den Umweltaspekten hinter den Kulissen des Hotels beschäftigt (mit Wasser, Energie, Verpackung, Abfallmanagement, Logistik und Transport, Wäscherei, Geschirrwäsche und Reinigung). In einer Hotelkette kann sich die Einführung auch einer kleinen Umweltschutzmaßnahme gleich groß auswirken, ein besonderes recycelbares Spendersystem für Seife und Shampoo ist in allen Räumen der Scandic Hotels installiert worden und ersetzt die bisher üblichen kleinen Einzelpäckchen (von einem 15-GrammSeifenpäckchen verbrauchte ein Gast pro Übernachtung etwa 3 Gramm, der Rest wanderte bisher in den Abfall). Die neuen Produkte sind haut- und umweltfreundlich und der Verbrauch an Seife und Shampoo bei Scandic Hotels konnte so um mehr als 30 Tonnen pro Jahr reduziert werden. Außerdem wurden so noch mehr als 8 Tonnen Verpackungsmaterial pro Jahr eingespart. Auch hinter den Kulissen der Hotels wurden konsequent Änderungen zugunsten der Umwelt durchgesetzt: Alle bisherigen Spülmittel sind inzwischen durch hochkonzentrierte neue in nachfullbaren Behältern ersetzt. Eine neuartige Abfiilldosiertechnik für die Spülmittel spart jedes Jahr viele Tonnen Verpackungsmaterial und - bedingt durch den sparsameren Transport auch Energie. 140

Alle Scandic Hotels haben ein Abfallmanagementprogramm. Die detailliertesten Programme haben die Hotels in Deutschland, da hier die gesetzlichen Regelungen das Sortieren des Abfalls weitgehend auf den Endkunden/den Bürger verlagern. So finden sich hier schon im Hotelzimmer Abfallkörbe in Dreiteilung für Papier, organische Stoffe und die Kunststoff-/MetallFraktion. Natürlich wird auch im ganzen Hotelbereich entsprechend konsequent der Müll getrennt. Zusätzlich wurden in allen Hotels wassersparende Maßnahmen und, ab Herbst 1995, ein neues Energiesparprogramm eingeführt. Seit 1996 bieten alle Restaurants in den Scandic Hotels ein „ökologisches" Essen an. Alle Bereiche der Hotels werden auf Umweltfreundlichkeit geprüft, von den Stiften und Papieren in den Büros bis hin zur Innenausstattung der Räume.

Öko-Zimmer in allen Häusern Bei Neueinrichtungen der Zimmer in Scandic-Hotels werden zukünftig stets nur recycelbare Materialien verwandt. Etwa 1.000 Zimmer werden seit 1995 jedes Jahr so umgebaut. Diese umweltfreundlichen Zimmer (Eco Rooms), zu 97 Prozent recycelbar oder biologisch abbaubar, entwickelte Scandic zusammen mit den Lieferfirmen. Vom Fußboden bis zur Decke wird die Materialauswahl unter Umweltgesichtspunkten getroffen: Holzböden, Möbel aus einheimischen nordischen Hölzern, Textilien in reiner Wolle oder Baumwolle und so wenig wie möglich metallische Teile. Die ersten dieser Eco Rooms waren in Skandinavien ein großer Erfolg, jetzt sollen sie nach und nach weltweit bei Scandic eingeführt werden. Bis 1997 soll jedes Hotel mindestens schon zwei davon vorweisen können. Die ersten 1.000 dieser umweltfreundlichen Zimmer haben bei der Hotelkette schon 60 Tonnen Plastik, 10 Tonnen Metall und 33 kg Quecksilber jedes Jahr eingespart. Auf der Reisemesse World Travel Market WTM im November 1995 in London präsentierte die Scandic Gruppe ihr Konzept für ein Öko-Hotelzimmer auf originelle Art: ein Hotelraum war auf dem Messestand aufgebaut und eine vollautomatische Präsentation machte den Besucher darauf aufmerksam, was an diesem Raum anders war als in „normalen" Hotelzimmern. Broschüren an der Rezeption des Standes informierten zusätzlich über das Engagement der Hotels für den Umweltschutz. Für diesen Stand, der auseinandernehmbar und so wiederholt nutzbar ist, wurde die Scandic Hotelkette während des Environmental Awareness Day mit dem Preis für den umweltfreundlichsten Stand (Environmental Stand Award) ausgezeichnet. Der Preis, eine „Green-Globe-Skulptur" wurde von der Organisation Green Globe und der Messegesellschaft des World Travel Market überreicht. Im Anschluß daran wurde der Stand der Scandic-Gruppe praktisch überrannt von interessierten Fachbesuchern und die Informationsbroschüren waren in kürzester Zeit vergriffen. Auch einzelne Scandic Hotels konnten mit ihren Umweltmaßnahmen schon Auszeichnungen gewinnen: Das Scandic Hotel in Silkeborg, Dänemark, erhielt den Preis „Green City Denmark" und dem Scandic Crown Hotel in Innsbruck, Österreich, wurde 1995 das „Umweltsiegel Tirol" für die Erfüllung des 50-Punkte-Kriterien-Katalogs zum Umweltschutz überreicht. » > [ 7 0 ]

141

[70]: Hotel-Beispiel:

Scandio Crown Hotel

Innsbruck

Das Vier-Steme-Stadthotel in Innsbruck wurde durch die Scandic Umweltleitlinien und das Konzept des Tiroler Umweltsiegels angeregt, selber ein Umweltkonzept zu entwerfen. Bei 352 Betten und einem internationalen Publikum, das durchschnittlich nur 1,3 Tage hier übernachtet, müssen die Maßnahmen zum Umweltschutz primär vom Hotel kommen, nicht von den Gästen. Wichtigster Schritt dazu war im Hotel die Erstellung eines Abfallkonzepts. Alle Müllfraktionen wurden erfaßt und die Möglichkeiten zur Vermeidung, Abtrennung, Verwertung und Entsorgung wurden untersucht. Insbesondere die vorbeugenden Maßnahmen zur Müllvermeidung erwiesen sich als erfolgreich und kostensenkend, denn die nach Containerzahl abgerechneten Müllgebühren reduzierten sich beträchtlich. Technische Neuerungen sind bei so vielen Zimmern immer eine bedeutende Investitionsentscheidung. Dennoch sind inzwischen alle Gästezimmer mit Seifenspendern und wassersparenden Ventilen ausgestattet. Da die Heizkosten in einem Gebirgsort mit langen Wintern besonders zu Buche schlagen, wurde auf die optimale Nutzung der Heizenergie geachtet und mit so simplen Maßnahmen wie dem Entfernen der Gardinen vor den Heizkörpern und dem Einbau von Zeitschaltuhren konnten beträchtliche Mengen an Heizenergie eingespart werden. Wäsche- und Handtücherwechsel auf Wunsch statt täglich - das ist hier wie vielerorts schon üblich. Durch die konsequente Wassereinsparung konnte die Verdreifachung des Wasserpreises seit 1990 aufgefangen werden. Das Umweltschutzmanagement als Summe vieler kleiner Schritte entwickelte sich über einige Jahre. 1995 war das Hotel Scandic Crown Innsbruck dann soweit: es konnte sich am UmweltGütesiegel Tirol beteiligen und trägt seitdem die Metallplakette als geprüfter Betrieb an der Eingangstür. Außer diesem Abzeichen ist hier wenig vom Umweltengagement des Hotels zu sehen. Die getroffenen Maßnahmen sind praxisorientiert und - sofern nicht hinter den Kulissen - relativ unauffällig. Ein ideologischer Hintergrund ist hier nicht mit den Ökomaßnahmen verbunden. Die vorwiegend internationalen Gäste werden nicht durch den Umweltschutz "beeinträchtigt". Seit April 1996 firmiert das Scandic Crown Hotel Innsbruck nicht mehr unter diesem Namen sondern ist - wie alle andere Scandic Crown Hotels - in Holiday Inn Hotel umbenannt. Am Umweltschutz im Hotel wird sich dadurch aber nichts ändern, denn auch die Holiday-Inn-Kette hat inzwischen ähnliche Umweltleitlinien und wird das zukünftige Engagement des Hotels auch in Bezug auf das Umweltgütesiegel Tirol weiter unterstützen.

142

4.4. Best Western Hotels: „Green" Hotels amerikanisch Best Western Hotels weltweit Die Best Western Hotelkette ist stolz darauf, mit umweltfreundlichen Programmen begonnen zu haben, lange bevor dies modern wurde. Die Hotels der Gruppe sind im Prinzip alle unabhängig voneinander, sie haben verschiedene Eigentümer und jeweils ein eigenes Management. Ein mehr oder weniger starkes Eingehen auf die Vorschläge der Zentrale zu Umweltprogrammen liegt im Ermessen des jeweiligen Geschäftsführers. Dennoch hat die generelle ProUmwelt-Firmenpolitik dazu gefuhrt, daß heute eine große Zahl von Hotels der Kette eigene Umweltprogramme umsetzt. Diese sehen je nach den örtlichen Gegebenheiten unterschiedlich aus, wie die folgenden Beispiele zeigen sollen. Dabei wird auch deutlich, daß in den USA einfache Umweltschutzmaßnahmen, wie etwa Recyclingkonzepte, oft nur durch die Initiative Einzelner zustande kommen und als große Erfolge anzusehen sind.

Best Western Hotels im Internet: http://www.bestwestern.com/besthtml

Papago Inn & Resort, Arizona Das Best Western Hotel Papago Inn in Scottsdale, Arizona, liegt in einem beliebten Feriengebiet und in unmittelbarer Nähe zahlreicher weiterer Hotels. Wie in Amerika häufig, sind die Zimmer in langgestreckten Gebäuden untergebracht und alle von außen zugänglich, hier von einem idyllischen Garten aus. Die Räume sind hochwertig, modem-funktionell, serviceorientiert und mit allem Komfort ausgestattet. So haben die Zimmer selbstverständlich alle Kühlschrank, Kaffeemaschine, Haartrockner und Telefon, Heizung und Klimaanlage. Ein üppiger Garten trotz Wüstenklimas, ein Swimmingpool und reichlich Parkplätze - dem Gast soll es an nichts fehlen. Abstriche im Angebot oder Service für den Umweltschutz zu machen, gehört nicht zum amerikanischen Verständnis im Tourismus. Statt dessen will das Management durch die Art der Bewirtschaftung soviel wie möglich zur Umweltschonung beitragen. Im Papago Inn hat man von insgesamt 56 Räumen 10 zu „Green Rooms", umweltfreundlichen Räumen, umgestaltet. Sie sollen speziell den umweit- und gesundheitsbewußten Gast zufriedenstellen. Diese Zimmer haben neben Energiespaibeleuchtung und Wassersparvorrichtungen auch Wasserfilter- und Luftfiltersysteme, sie bieten chlorfreies Duschwasser und umweltfreundliche Reinigungsprodukte in biologisch abbaubarer Verpackung. Hier wurde bei der Einrichtung der Green Rooms besonders an Allergiker unter den Gästen gedacht. Ein Gästeinformationsblatt weist auf das Besondere der Zimmer hin („Green means clean"). In USA wird der Gesundheitsschutz als Teilbereich des Umweltschutzes betrachtet; Also ist hier auch das Verständnis, daß bei Umweltmaßnahmen gesundheitliche Aspekte beachtet werden sollen, weit verbreitet.

143

Das Papago Inn hat die Green Rooms in ein hotelweites ganzheitliches Konzept integriert. • Wassersparende Duschköpfe und Toilettenkästen sind in allen Zimmern installiert, • Türschilder bitten den Gast zu entscheiden, wann der Handtuch- und Bettwäschewechsel nötig ist, • energiesparende Glühbirnen sind im ganzen Haus im Einsatz, • Abfallmanagement durch verschiedene Recyclingaktivitäten ist Standard, • es gibt Nichtraucherräume und Behinderteneinrichtungen. Das Hotel ist Teilnehmer an einem freiwilligen Programm der amerikanischen Umweltschutzbehörde (Environmental Protection Agency, EPA) zur Wassereinsparung, das unter dem praktischen Titel WA VE (Water Alliances for Voluntary Efficiancy Program) in den USA bekannt ist. Auch der in Houston, Texas, ansässigen Organisation „Green Hotels Association" ist das Papago Inn angeschlossen. » > [ 7 1 ]

[71]:

Green

Hotels

Association,

USA

Der 1994 gegründete Verband der Grünen Hotels (Green Hotels Association) mit Sitz in Houston, Texas, hat sich zum Ziel gesetzt, Umweltbewußtsein im gastgebenden Gewerbe zu unterstützen und zu fördern. Man will Hotels und Pensionen helfen, erste Schritte zutun. Der Verband vermarktet dazu umweltfreundliche Produkte (vom Ökobleistift bis zum Recyclingbehälter) für Hotellerie und Gastronomie, die per Katalog den Hotels angeboten werden. Der Verband vertreibt zum Beispiel aktiv die Hinweisschilder für Hotelgäste, daß Wäsche- und Handtuchwechsel nur noch bei Bedarf durchgeführt werden. Hotels steht eine Verbandsmitgliedschaft offen, die mit Öko-Checklisten, einem Logo („A Green Hotel - committed to help save our planet"), gemeinsamem Einkauf umweltfreundlicher Produkte und besserem Informationsaustausch verbunden ist. Die Green Hotels Association wendet sich mit Rundschreiben an Hotels und weist dabei besonders auf die Kostenreduzierungsmöglichkeiten durch Umweltschutzmaßnahmen hin. Sie appelliert auch über die Medien an die Reisenden, daß sie in Hotels nach entsprechenden Maßnahmen fragen sollen.

Victorian Inn, Kalifornien Das Best Western Hotel Victorian Inn liegt in Meeresnähe in Monterey, Kalifornien, nur ein paar Schritte vom großen Aquarium und der berühmten Straße „Cannery Row" entfernt. Kein Wunder, daß hier der Schutz des Meeres und der Strände auch zum Hotelkonzept gehören. Das ganze Jahr hindurch beteiligt sich das Personal des Victorian Inn an einem Programm zur kontinuierlichen Säuberung des McAbee Beach, damit die dortige Tierwelt erhalten bleibt und, um das Bewußtsein für Naturschutz, Recycling und Abfallreduzierung am Strand zu fördern. Im Hotel selbst, einem interessanten Bau im viktorianischen Stil mit Spitzdach und bunten Markisen, werden Papier, Kunststoff, Aluminium und Glas recycelt. Reinigungsprodukte müssen frei von Fluorkohlenwasserstoffen sein (was in USA noch nicht selbstverständlich ist), und alle Holzkamine wurden durch Gaskamine ersetzt, um die Luftverschmutzung zu reduzieren.

144

Auch hier zählen wassersparende Duschköpfe und Toilettenspülungen ebenso wie Energiesparlampen inzwischen zum Standard. Ein spezielles Bewässerungssystem sorgt für einen gesunden Garten bei minimalem Wasserverbrauch.

Ponderosa Inn, Kalifornien Das Best Western Ponderosa Inn liegt in Sacramento, Kalifornien, einer Region, die jahrelang unter einen extremen Dürre zu leiden hatte. Dadurch war auch das Ponderosa Inn als Stadthotel betroffen und so hat man alle Räume mit wassersparenden Vorrichtungen versehen. Da aber damit noch nicht genug Wasser gespart werden konnte, hat man begonnen, die Gäste miteinzubeziehen. Auf jedem Zimmer wird in einem Brief an den Gast die Notwendigkeit zum Wassersparen erläutert und entsprechende Tips werden aufgeführt. Da der in Amerika übliche tägliche Wäschewechsel im Hotel besonders viel Wasser verbraucht, ist auch hier dem Gast freigestellt, durch ein entsprechendes Zeichen zu signalisieren, wann er die Handtücher bzw. die Bettwäsche gewechselt haben möchte. Die Mehrzahl der Gäste im Ponderosa Inn hat bisher mitgemacht und auf den täglichen Wechsel verzichtet. Dieser Ansatz, den Gast in die Umweltmaßnahmen mit einzubeziehen, ist in Amerika viel ungewöhnlicher als in Deutschland oder Österreich. In den USA gilt es, dem Gast jeden Service zu bieten und ihm alles Unangenehme oder Lästige abzunehmen, auch die Beschäftigung mit den Umweltfragen. Für ein amerikanisches Hotel ist es daher ein mutiger Schritt, die Gäste so direkt, wie im Ponderosa Inn, anzusprechen. Die gute Resonanz zeigt jedoch, daß es auch in den USA möglich ist, Urlauber zum Mitmachen zu bewegen. Obwohl die Dürreperiode in Sacramento inzwischen überstanden ist, wird das Ponderosa Inn bei seinen Wassersparmaßnahmen bleiben.

Pepper Tree Inn, Kalifornien Das Best Western Pepper Tree Inn profitiert von seiner Lage in Santa Barbara, an Kaliforniens Highway Nr. 101, der „Scenic Drive" genannt wird wegen den phantastischen Aussichten, die man von dieser Straße aus über die Küste hat. Das Pepper Tree Inn, ein Resort-Hotel im spanischen Stil, besonders geeignet für Autotouristen, die die berühmte Straße entlangfahren, hat sein Umweltengagement folgerichtig auf den Highway ausgerichtet. Im Rahmen des kalifornischen Programms „Adopt-a-Highway" hat das Hotel im Frühjahr 1990 die Reinigung und Pflege eines Zwei-Meilen-Bereichs entlang des Highways Nr. 101 übernommen. Hotelangestellte rüsten sich regelmäßig mit Schutzhelm und Sicherheitswesten aus und reinigen mittels Abfallsammelstöcken und großen Säcken in Wam-Orange ihr Stück des Highways vom Abfall am Straßenrand. Diese Maßnahme dient nicht nur dem Umweltschutz sondern auch der Sicherheit der Autofahrer, denn die Arbeiter des kalifornischen Verkehrsministeriums können sich dann statt dessen den Reparatur- und Wartungsarbeiten an der Straße widmen.

Pink Shell Beach Resort, Florida Das Best Western Pink Shell Beach Resort in Fort Myers, Florida, machte in den USA 1994 von sich Reden. Damals wurde dem Hotel der Preis für erreichte Umweltqualität 145

(Environmental Quality Achievement Award) des Hotel- und Motelverbands von Florida verliehen. Den Preis erhielt das Strandhotel, das an der Spitze der Düneninsel vor Fort Myers gelegen ist, für sein vorbildliches Verhalten im Naturschutz und beim Recycling. In jedem Büro und jedem Gästezimmer sowie in vielen Gängen im Hotel steht ein separater Recyclingbehälter - eine Errungenschaft, die in Amerika etwas Besonderes darstellt, da man dort das Abfalltrennen nicht wie in Deutschland generell per Gesetz vorschreibt. Bei der Ankunft im Pink Shell Beach Resort erhält der Gast eine sogenannte „Nurture Nature" (Pflege die Natur)-Tasche. Darin ist ein Informationsblatt über die Umwelt zusammen mit anderen Informationen, die alle am Ende der Seite mit dem Logo „We Recycle" versehen sind. Nach Auskunft des Managements im Pink Shell Beach Resort sparte man 15.000 US-Dollar allein in einem Jahr durch das Programm. Die Kostenreduzierung kam vor allem dadurch zustande, daß wesentlich weniger Abfallgebühren zu zahlen waren, nachdem Karton, Zeitungen, Büropapier, Glas, Kunststoff und Aluminium recycelt wurden. Neben den USA-weiten und den einzelstaatlichen Vorgaben und Programmen zum Umweltschutz sind es vor allem die einzelnen Gemeinden, die Umweltmaßnahmen vor Ort in den Unternehmen fördern. Dabei steht meist das Abfallmanagement im Vordergrund, da die amerikanischen Unternehmen und Privathaushalte bei der Abfallvermeidung und Abfalltrennung vergleichsweise noch viel verbessern können. » > [ 7 2 ]

Space Shuttle Inn, Florida Das Best Western Space Shuttle Inn liegt in Titusville, Florida, drei Meilen vor dem Kennedy Space Center bei Cape Canaveral. Der ganze Küstenstreifen hier steht unter Naturschutz als „Canaveral National Seashore"-Nationalpark. Das Space Shuttle Inn bemüht sich daher besonders darum, dem naturinteressierten Reisenden etwas zu bieten. Für diese sogenannten „ÖkoTouristen" entwickelte das Hotel „Earthwalks": Naturausflüge unter der Führung eines einheimischen Biologen, die es ermöglichen, die typische Landschaft, Tier- und Pflanzenwelt Zentralfloridas kennenzulernen. Die Touren führen zum Beispiel in den Canaveral Nationalpark, ins Merrit Island Tierreservat, in den Scottsmoor Sumpf und in ein Raubvogel-Zentrum der amerikanischen Naturschutzorganisation Audubon-Society. Das Umweltengagement endet nicht an der Hoteltür; Die Gäste erfahren schon bei der Ankunft per Brief des Eigentümers, daß sich das Hotel bemüht, ein hundertprozentig umweltfreundlicher Ort zu werden. Zahlreiche Einzelmaßnahmen sind schon verwirklicht, von der wassersparenden Gartengestaltung bis zu Recyclingbehältern auf den Gästezimmern. Das Hotel nimmt am Programm WA VE zur Wassereinsparung teil und ist Mitglied bei der „Green Hotels Association".

Airport Plaza, Nevada Das Best Western Airport Plaza Hotel liegt in Reno, Nevada, nahe Lake Tahoe, in einer Region, die lange unter einer anhaltenden Dürre zu leiden hatte. Dadurch angeregt, hat die Hotelleitung ein kompliziertes Bewässerungssystem bauen lassen, das mit Hilfe von zusätzlichen Leitungen auf dem Dach und an den Regenrinnen den gelegentlichen Regen für die Bewässerung komplett sammelt und nutzbar macht. Regen, der zuvor von den Parkplätzen einfach abgeflos146

sen ist, bewässert nun gezielt die Zypressen und andere trockenresistente Pflanzen rund um das Hotel. Über 400 Sprinkler zur künstlichen Bewässerung konnten so durch das neue „natürliche" System ersetzt werden, das auch geringfügigen Regen optimal zur Bodendurchfeuchtung ausnutzt. Auch innerhalb des Hotels wird auf Wassersparmaßnahmen geachtet; Der Hotelgast wird aufgefordert, eine vorbereitete Karte auf das Bett zu legen, wenn er auf den täglichen Bettwäschewechsel verzichten will. Kontinuierlich werden wassersparende Vorrichtungen im Haus überprüft und die Mitarbeiter erhalten regelmäßig Schulungen zu den neuesten Vorgaben beim Wasser- und Energiesparen.

[72]:

Umweltschutzförderung

in den USA: Beispiel

Volusia

County,

Florida

1988 erließ die Regierung von Florida ein Gesetz zur Abtallreduzierung, den Solid Waste Management Act. Dieser verlangte, daß jede Gemeinde in Florida die Restmüllmenge bis zum Jahr 1994 um 30 Prozent reduzieren sollte, ein Ziel, das durch Abfallvermeidung, -Wiederverwertung und Recycling erreicht werden sollte. Das Gesetz forderte, daß alle Gemeinden und Städte bis 1989 spezielle Recyclingprogramme ins Leben rufen sollten, die den Bürgern die Rückgabe von Wertstoffen ermöglichen sollten. Die Gemeinde Volusia County mit den Orten Daytona Beach, DeLand, New Smyrna Beach und Osteen (im Nordosten Floridas) hat entsprechende Abfallmanagementprogramme ins Leben gerufen, die auch nach Ablauf der vom Gesetz gesetzten Frist noch in Funktion sind. Recyclingcontainer (amerikanisch „drop-off igloos" oder kurz „iggy" genannt) stehen in der Region bei Schulen, Parks und Feuerwehrstationen (nicht wie bei uns an jeder Straßenecke) den Privatleuten und Kleinunternehmen zur Verfugung. Während das Recycling in den Wohngebieten, bei den Einzelhaushalten, auf Anhieb erfolgreich eingeführt werden konnte, war es in Volusia County schwierig, Mehrfamilienhäuser und Unternehmen zum Mitmachen zu bewegen. Daher wurde eine spezielle Verordnung erlassen, die - getrennt für Mehrfamilienhäuser und kommerzielle Unternehmen - genau spezifiziert, welche Müllfraktionen recycelt werden sollen. Eine Broschüre hilft beim Aufbau eines Abfallmanagements und gibt Auskunft über das wie und wo der Entsorgung. Müllvermeidung hat jedoch die absolute Priorität. Das Abfallmanagement-Amt der Gemeinde stellt Formblätter zur Verfugung, mit denen jedes Unternehmen sein Abfallaufkommen überprüfen kann: eine wichtige Grundlage für weitere Maßnahmen. Jedes Unternehmen der Gemeinde ist zur Abgabe dieser Prüfungsunterlagen ("Waste Audit Forms") verpflichtet. Volusia County stellt eine Liste von zertifizierten Entsorgem, Recyclern und Wiederverwertern zur Verfugung, die teilweise kostenlos, teilweise gegen Gebühr, bestimmte Abfallfraktionen abholen. Über die Abfallentsorgung durch solche speziellen Unternehmen muß eine Firma kontinuierlich Buch fuhren und alle sechs Monate einen Bericht über den Abfallverbleib bei der Gemeinde einreichen. Den Gesetzen und Verordnungen zum Umweltschutz müssen auch die touristischen Betriebe entsprechen. Bei Hotels und Restaurants, Geschäften und Freizeiteinrichtungen in Volusia County kann man also von einem funktionierenden Abfallmanagement ausgehen. In den Hotels und Tourismusämtem der Region liegen darüber hinaus Karten aus, die die Feriengäste um Mithilfe beim Recycling bitten: "Keep Florida beautiful!"

147

4.5. Disney World Florida: Nicht nur Plastik Viel Spaß, viel Grün Disney World Florida feierte 1996 sein 25-jähriges Bestehen. Südwestlich von Orlando gelegen, bieten hier drei Themenparks (Magic Kingdom, EPCOT Center und MGM Studios) und drei weitere Wasserparks auf einer Fläche, doppelt so groß wie Manhatten, Spaß für Jung und Alt. Die Disney Resort Hotels mit insgesamt mehr als 20.000 Betten bieten Zimmer in allen Preisklassen an. Auch wer im Urlaub Sport betreiben will, findet auf dem Disney-World-Gelände viele Möglichkeiten. Jahr für Jahr werden neue Hotels, Sportanlagen, Unterhaltungsgelände und Attraktionen dazugebaut, entsprechend dem sich wandelnden Geschmack der Besucher. 38.000 Mitarbeiter haben hier ihren Arbeitsplatz. Wieviel des insgesamt 111 Quadratkilometer großen Areals trotzdem immer noch grün und naturbelassen ist, sieht man am besten vom Pferd aus, auf Pfaden, wo die Autos nicht hinkönnen. Denn nur ein Drittel des Geländes ist inzwischen bebaut (28 Quadratkilometer), ein weiteres Drittel stellte die Disney Corporation unter Naturschutz (33 Quadratkilometer).

Disney World im Internet: http://www.disneyworld.com

Mehr als Mickey Mouse Der Themenpark Magic Kingdom ist den weltbekannten Disney-Figuren gewidmet, M G M Studios den Disney Filmen. Im dritten Themenpark, EPCOT Center, geht es um Walt Disneys Zukunftsvision vom Zusammenleben der Menschen. Im hinteren Teil des Parks, rund um die Lagune, kann man im World Show Case elf unterschiedliche Länder der Erde (in Miniformat und in friedlicher Nachbarschaft) besuchen. Im vorderen Teil beschäftigen sich zahlreiche einzelne Attraktionen mit verschiedenen Aspekten der zukünftigen Entwicklung, der Technik, der Energie, dem menschlichen Körper, aber auch der Umwelt. Zwei der Ausstellungen sind um lebende Shows arrangiert, die auch Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten ermöglichen und spezielle technische und wissenschaftliche Mitarbeiter haben. Die Abteilung „The LivingSeas" ist den Geheimnissen des Meeres gewidmet. Die aufwendige Ausstellung wird von United Technologies präsentiert. Sie soll ein besseres Verständnis für den Ozean und die Beziehungen der Menschen zum Meer fördern. Ohne Taucheranzug gelangen die Gäste hier in die Tiefsee, einem 23-Millionen-Liter-Meerwasserbecken mit einem künstlichen Korallenriff, das von mehr als 80 verschiedenen typischen Arten der Meeresbewohner belebt ist. Die Besucher können auch Delphine, Haie, Seekühe und andere große Meerestiere aus der Nähe sehen. Der Weg hinab führt zu einer Unterwasserforschungsstation, Sea Base Alpha. An verschiedenen Stellen in der Ausstellung arbeiten Meeresbiologen, Taucher, 148

Aquariumexperten und stehen den Gästen Rede und Antwort, die dadurch nicht nur viele Einzelheiten über bedrohte Meerestiere und aktuelle Forschungsprojekte erfahren, sondern auch selbst einen Eindruck gewinnen können, wie das Leben in einer Unterwasser-Meeresstation sein würde. Die Ausstellung „The Land" wird von Nestlé USA präsentiert und besteht aus einer futuristischen, lebenden, zwei Hektar großen Nahrungsmittelproduktionsanlage und verschiedenen Forschungsabteilungen. Etwa 15 Minuten dauert die Bootstour durch die Treibhausanlagen, bei der zum Beispiel landwirtschaftliche Forschungsprojekte zum nachhaltigen, umweltfreundlichen Wirtschaften erläutert werden. Hier sollen dem Besucher wichtige Nahrungsmittel und ihre zukunftsweisenden Produktionsverfahren unter Entlastung der Umwelt nahegebracht werden. Unter anderem werden hier Methoden der biologischen Insektenkontrolle entwickelt, die dann auch den Grünanlagen auf dem Disney-Gelände zugute kommen. Beide Ausstellungen waren Vorreiter für neue zukünftige Schwerpunkte in den Themenparks. Sie haben zwar die Umwelt und die Rolle des Menschen darin zum Thema, lassen aber wenig Möglichkeiten zur Interaktion und sind relativ schnell besucht. Das soll zukünftig im neuen Themenpark bei Disney World anders werden.

Im Trend: Wild Animal Kingdon) kommt Ein neuer Themenpark entsteht derzeit bei Disney World: Wild Animal Kingdom. Diese Attraktion wird voraussichtlich im Frühjahr 1998 eröffnet und soll der weltweit größte Themenpark der Disney Company werden. Das mehr als 200 Hektar große Gelände widmet sich ganz der Tierwelt, der heutigen, aber auch der historischen und der märchenhaften.

Expertenmemung

Engagement für Tiere fördern „Die Tierwelt ist heute mehr denn je bedroht," sage Michael Eisner, CEO der Walt Disney Company, bei der Ankündigung des neuen Themenparks Disney's Wild Animal Kingdom in Florida „Mit der Kombination von spannenden Attraktionen, exotischen Landschaften und hautnahen Begegnungen mit Tieren schaffen wir eine ganz neue Erlebniswelt ftir unsere Gäste. Dadurch, daß wir die Entwicklungen und die Zusammenhänge zeigen, wollen wir das Verständnis vertiefen und das Engagementftir Tiere fördern." Florida, Herbst 1995

Der neue Wild-Animal-Kingdom-Park soll nach der Tradition der Disney-Themenparks magisch, phantasievoll und spaßbringend sein, doch durch die Präsenz von lebenden Tieren in ihrer natürlichen Umgebung wird es ein Park ganz neuer Dimension. Damit liegt Disney World voll im Trend: hin zu mehr Natürlichkeit, zur Begegnung mit der Natur, zum Entdecken exotischer Landschaften und wilder Tiere als Urlaubshöhepunkt. Mittelpunkt des Parks soll der riesige Lebensbaum werden, dessen Stamm einen Durchmesser von 15 Metern und eine Höhe von 14 Stockwerken hat. Auf dem Stamm gravierten die Disney Künstler Tierszenen ein, die die Vielfalt der Tierwelt darstellen. Der Baum steht als Symbol für den Respekt der Menschheit gegenüber der Natur. Im realistischen Bereich des Parks wird 149

das Leben in der Wildnis des heutigen Afrika dargestellt. Der Besucher kann an einer Safari durch die Savanne teilhaben und große Tierherden in ihrer natürlichen Umgebung sehen. Der zweite Bereich des Parks wird den mystischen Tieren gewidmet sein, den Drachen, Einhörnern und anderen Fabelwesen. Man darf gespannt sein, wie diese Kreaturen für die Besucher lebendig werden. Der dritte Teil des Parks wird die Ära der Dinosaurier wiedererstehen lassen. In einem urzeitlichen Wald sollen die Gäste hier Gelegenheit haben, das vorgeschichtliche Leben auf der Erde zu erfahren. Die Integration lebender Tiere in einen Vergnügungspark ist eine heikle Aufgabe, man sollte sich schließlich nicht den Vorwürfen der Tierschützer aussetzen. Vor drei Jahren gründete Disney daher einen Beratungsausschuß, der mit seinen Fachkenntnissen und seinen Ideen für Tierschutz das Design und die Entwicklung von Wild Animal Kingdom leitete. Die Mehrheit der Tiere für den Park wurde in zoologischen Parks geboren, aber auch solche, die aus ihren bedrohten Lebensräumen gerettet werden konnten oder als Waisen von Menschen aufgezogen wurden, werden hier ein neues Zuhause finden. In den letzten Jahren entwickelte Disney ein umfassendes Tierschutzprogramm, das Forschung, Aufzucht und Weiterbildungsmöglichkeiten im Wild Animal Kingdom beinhaltet und auf die gefährdeten Arten und ihre Lebensräume aufmerksam macht. Als Hauptsitz für den Artenschutz wird die „Conservation Station" hergerichtet. Hier erhalten Besucher Informationen über weltweite Tierschutzorganisationen und über ein spezielles amerikanisches Zuchtprojekt zur Erhaltung gefährdeter Arten, aus dem ein Großteil der Tiere für den Wild Animal Park kommen werden.

Expertenmeinung

Gefährdete Tiere sofort retten „ Ein Großteil der Wildnis in allen Teilen der Welt ist in unmittelbarer Gefahr," betonte Judson Green, Präsident der Walt Disney Attractions, bei der Erläuterung des Tierschutzprogramms in Disney's Wild Animal Kingdom in Florida. „ Wir werden gefährdete Tiere sofort retten, aber genauso -wichtig ist es, daß wir unsere Gäste motivieren, Naturschutzprogramme in ihrer Heimat aktiv zu unterstützen." Florida, Sommer ¡995

Disney World und Naturschutz Den meisten Besuchern ist nicht bekannt, daß es bei Disney World Florida schon lange einen 4,5 Hektar großen zoologisch-botanischen Park gibt, der sich bereits seit Jahren mit Tierschutzprojekten beschäftigt. Auf Discovery Island, einer Insel in einem der Seen auf DisneyGelände, sind mehr als 100 verschiedene Tierarten zu bestaunen: Vögel, Säugetiere, Reptilien, Amphibien und Wirbellose. Discovery Island war der erste Zoo, der erfolgreich Maguari Störche und weiße Naßhornvögel mit Kamm züchtete. 1992 wurde hier eine moderne Tierklinik eingeweiht, in der immer ein Tierarzt zur Verfugung steht. Über 20.000 Studenten nehmen jährlich an verschiedenen Umweltprogrammen auf Discovery Island teil.

150

Circa 30 Meilen von Disney World entfernt befindet sich das Disney Naturschutzgebiet (Wilderness Preserve). Die Disney Company kaufte das Areal und übergab es 1992 an den Naturschutzverband „The Nature Conservancy". Dort findet sich neben bedrohten Tierarten (z.B. Störchen, Schildkröten) auch die größte Ansammlung nistender Adler im Südosten der USA. Das Gelände, eine ehemalige Viehranch, ist seit dem Kauf durch Disney wieder weitgehend zum natürlichen Zustand zurückgekehrt. Der Naturschutzverband rekonstruierte die früher trockengelegten Feuchtgebiete entsprechend den nationalen und regionalen Verordnungen. Die Disney Company bezahlt Millionen Dollar, um langfristiges Management in diesem Naturschutzgebiet möglich zu machen, das auch ein Programm für die Öffentlichkeit und zur Umwelterziehung beinhaltet. In den Themenparks haben die zahlreichen Disney-Souvenirgeschäfte ebenfalls den Naturschutz entdeckt: statt Souvenirs aus Plastik nehmen viele Besucher jetzt zum Beispiel ein TShirt mit, auf dem die Minnie Mouse angesichts einer blühenden Bergwiese bittet: „Preserve our meadows (Erhalte unsere Wiesen)!".

Disney Village mit Recycling Ein Marktplatz nach europäischem Vorbild ist mit dem Disney Village Marketplace entstanden. Im Uferbezirk eines Sees gelegen, bieten entlang einer Fußgängerzone zahlreiche kleine Geschäfte Einkaufsmöglichkeiten von der Designerkleidung bis zum Souvenir, Restaurants, Cafés und Bänke laden zum Verweilen ein. Dieses noch recht neue „Markterlebnis" bei Disney World war auf Anhieb so beliebt bei den Besuchern, daß der Marketplace nun auf die doppelte Größe ausgebaut wurde. Beim Bau wurde hier schon an die modernen Konzepte zur Abfalltrennung gedacht. Statt der üblichen Abfalleimer auf dem Gelände gibt es im Marketplace spezielle Dreifach-Sammler für Plastik, Aluminiumdosen und Restmüll, die wie eine gußeiserne Straßenlaterne gestaltet sind und sich gut in die Umgebung einpassen - ein Konzept, das bei Disney World wichtig ist, denn Abfallrecycling soll für die Besucher nicht lästig und aufdringlich sein. » > [ 7 3 ] Schon 1992 hat Disney World in eine eigene Recyclinganlage für Papier, Glas, Plastik und M etall auf dem Gelände investiert, ein Programm zur Abfall vermeidung durch Kompostierung ins Leben gerufen und Pläne zur Nutzung von geklärtem Abwasser in Auftrag gegeben. 1994 waren diese Maßnahmen eingeführt und Disney konnte 120 Tonnen Abfall täglich recyceln und produzierte etwa 45 Kubikmeter Kompost täglich für die eigene Baumschule und die Blumenbeete. Durch Verbesserungen an der Kläranlage gründlicher gereinigt und durch das neue zusätzliche Leitungssystem befördert, können über 11 Millionen Liter Abwasser zur Bewässerung der Grünanlagen, wie der Golfplätze, genutzt werden. Das Altöl-Rücknahmesystem wurde sogar ausgeweitet, sodaß die Disney-Mitarbeiter ihr Altöl auch von zuhause hierher zur Entsorgung mitbringen können. Ein Labor prüft unter anderem mehr als 10.000 Wasserproben aus den Flußläufen und Seen des Disney World Geländes, zur kontinuierlichen Überwachung der Wasserqualität. Bauschutt von den vielen Baustellen bei Disney wird ab Juni 1995 teilweise selbst wiederverwertet (Zementschutt) und teilweise an lokale Recyclinginitiativen übergeben. Das eigene Disney-Kraftwerk produziert 30 Prozent der auf dem Gelände produzierten Energie und es nutzt die dabei entstehende Abwärme für die Heizung, Kühlung oder Warmwasserbereitung in den Hotelanlagen. 151

[73]: Abfalltrennung

bei Disney

Village Marketplace,

Florida

Neu: Resort Disney Institute Der wachsenden Nachfrage nach Urlaub mit einem Lern- oder Bildungsangebot (educational tourism) ist auch Disney World gefolgt: Ab Frühjahr 1996 steht den Gästen das „Disney Institute" offen, wo sie zwischen 80 verschiedenen Kursen wählen können. Das Kursangebot unterteilt sich in sieben Schwerpunktbereiche: • Sport und Fitneß, • Entertainment, • Life Style, • Kochen, • Kreativität und Gestaltung, • Umwelt und Natur, • Geschichtenerzählen. Die Gäste können aus allen Kursbereichen frei wählen und so ihren Urlaub selbst aktiv gestalten. Zum Disney Institute gehören ein Amphitheater, ein Kino, mehrere Sportanlagen und zahlreiche Unterrichtsräume. Für alle Altersgruppen werden spezielle Unterhaltungs- und Lernprogramme angeboten. So kann zum Beispiel das Erleben der Natur beim Campen in den unberührten Landschaftsteilen des Geländes mit dem Lernen der ökologischen Zusammenhänge im Disney Institute kombiniert werden.

Dolphin Hotel: Recycling-Beginn in der Küche Mit 1514 Zimmern und Suiten ist das Dolphin Hotel eines der größten in Disney World. Es wird von der Sheraton Corporation geleitet, ist aber in Stil und Philosophie ein Disney Produkt. Freizeitspaß bieten hier drei Pools, ein Strand, acht Tennisplätze, Fitnessclub, Spielhalle, Geschäfte und Schönheitssalon. Für Kongresse und Tagungen stehen insgesamt 19.000 Quadratmeter Konferenzräume mit modernster Technik zur Verfügung. Sieben unterschiedliche Restaurants gehören zum Dolphin Hotel. Einer der Küchenchefs ist durch sein Engagement für den Umweltschutz auch zum Manager für Recycling im Hotel ernannt worden. Durch die vielen Essensabfälle, die taglich in den Restaurants anfallen, wurde er angespornt, nach einer kostengünstigen Lösung zur Abfallreduzierung zu suchen. Er fand sie 1993 bei einem findigen Unternehmer in Orlando, der sich eine Maschine zur Herstellung von Trockengranulat aus Speiseresten angeschafft hatte. Nun holt der Unternehmer täglich die in großen Tonnen getrennt gesammelten Speisereste kostenlos ab und bereitet sie zu Trockenfutter für Schweine auf, das er dann weiterverkauft. Das Hotel hat dadurch rund 88 Tonnen Biomüll weniger pro Monat und spart die Entsorgungskosten für einen Großcontainer, der ganz abgeschafft werden konnte. Allerdings ist der Bioabfall aus den Küchen nur dann als Schweinefutter verwertbar, wenn er separat von Kunststoff, Glas, Papier, Karton und Aluminium gesammelt wird, sodaß in den Küchen des Disney Dolphin Hotels auch Recyclingstationen für die anderen Wertstoffe, die von Entsorgungsunternehmen abgeholt werden, aufgebaut wurden. Diese Sammelstellen wurden maßgefertigt und an Durchgangswegen strategisch günstig plaziert. » > [ 7 4 j Dieses Modell war so erfolgreich, daß nunmehr auch die anderen Disney Hotels sich diesem System der Küchenabfallentsorgung angeschlossen haben. Die Hotels, Geschäfte, Restaurants und Freizeiteinrichtungen von Disney World arbeiten für alle anderen, nicht den Küchen entstammenden, Abfälle mit dem Recycling-Department des Disney-eigenen Energieunternehmens Reedy Creek Energy Services zusammen. Dort hat man verschiedene Recycling-Programme aufgebaut: ein Kartonprogramm, ein Mischpapierprogramm, ein Aluminium- und Weißblechprogramm, ein Glasprogramm und zwei Kunststoffprogramme (für PET- und HDPE-Kunststoffe). Dazu erhalten die Disney-Unternehmen ausfuhrliche Listen für jeden Mitarbeiter, was im einzelnen in welcher Form im Rahmen dieser Programme zum Recycling angenommen werden kann und was nicht. Auch Sammelbehälter und -Säcke werden zur Verfugung gestellt. Das Recycling-Department stellt Statistiken über die Rückfiihrungsquoten der verschiedenen Disney-Betriebe in den Recyclingprogrammen auf. In den monatlichen „Recycling Report Cards" kann dann das einzelne Unternehmen, wie z.B. das Dolphin Hotel, seine Recyclingquoten überprüfen, aber auch die Recyclingraten der anderen Disney-Unternehmen zum Vergleich heranziehen. So lag der durchschnittliche Recyclinganteil beim Dolphin Hotel im Januar 1995 bei 48 Prozent der festen Abfalle (insgesamt streut die Recyclingrate bei Disney-Betrieben zwischen 8,6 und 72,8 Prozent je nach Tätigkeit).

153

[74]: Recycling

in den Küchen des Disney

World Dolphin

Hotels,

Florida

Das Abfallmanagement ist nicht die einzige Aktivität des Dolphin Hotels für den Umweltschutz. Inzwischen gibt es ein Umweltteam aus 15 Personen im Hotel. Die fünf Hauptverantwortlichen aus verschiedenen Arbeitsbereichen des Hotels treffen sich alle zwei Monate, um die Fortschritte zu besprechen. Sie sollen jeweils in ihren Bereichen das Umweltbewußtsein der Mitarbeiter stärken und die beschlossenen Maßnahmen, besonders das Recycling, durchsetzen. 1994 wurden Wasserspargeräte in allen Toiletten des Hauses eingeführt Dadurch konnten in ersten Jahr schon über 26 Millionen Liter Wasser eingespart werden. Entsprechend den Gesetzen in Florida zum Wassersparen sind auch überall im Haus Durchflußbegrenzer an den Duschen installiert. Wo immer möglich wurden Energiesparlampen getestet und eingesetzt. 1995 wurden Kühlschränke mit weniger Ozon-schädlichem Kühlmittel (HCFC 123) eingeführt. Dafür erhielt das Hotel 1995 von der Bürgermeisterin von Orlando, Glenda Hood, einen Preis für Vorbildfunktion im Umweltschutz. Die großen Wasserflächen rund um das Hotel wurden früher mit hohem Chemikalieneinsatz vor dem Veralgen geschützt; Seit 1995 übernehmen beim Disney Dolphin Hotel ausgesetzte Karpfen diese Aufgabe. Dadurch konnte die Chemikalienzufuhr um 70 Prozent reduziert werEs ist das Ziel des Hotelmanagements, bei optimalem Service und unverminderter Attraktivität des Hotels dennoch zu einem „grünen" Hotel zu werden. Neue Ideen zum Umweltschutz werden vom Umweltteam gesammelt und man bemüht sich, so viele wie möglich in die Tat umzusetzen.

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4.6. TUI: viele kleine Schritte

Reiseveranstalter mit Einfluß Die Touristik Union International (TUI) ist Europas größter Reiseveranstalter. TUI ist nicht nur ein Veranstalter im klassischen Sinne (ein Reisevermittler), zum Konzern gehören noch diverse Beteiligungsgesellschaften wie Robinson Club, Iberotel, Dorfhotels + Bauerndörfer, Grecotel und RIU Hotels: TUI ist stark vertikal integriert.

TUI im Internet: http://www.tui.com

Während bei anderen Reiseveranstaltern auch heute noch gar nicht oder nur sehr oberflächlich von Umweltschutz die Rede ist, hat TUI bereits frühzeitig einen eigenen Umweltbeauftragten eingesetzt und ab 1991 bereits zahlreiche Maßnahmen eingeleitet, die dem Veranstalter in der Branche eine gewisse Pionierrolle zukommen ließen. Die TUI verfolgt bei ihrer Umweltplanung sowohl ökologische als auch ökonomische Ziele. Das TUI-Nahziel lautet: schrittweise Reduzierung von Umweltbelastungen. Dabei hat jeder Mitarbeiter, die Verantwortlichen in den Zielgebieten und bei den Vertragspartnern ebenso wie die Gäste einen eigenen Beitrag für die Umwelt zu leisten. Aus Sicht von TUI sind sie alle untereinander verknüpft in einem TUI-Umwelt-Netzwerk („TUN!") und können gemeinsam zu einer bedeutenden Minderung der Umweltbelastungen durch Tourismus beitragen. » > [ 7 5 ] Die Durchsetzung von Maßnahmen in den Zielgebieten ist für TUI bei seinen Beteiligungshotels leichter gegeben als es bei Veranstalter in der Regel möglich ist. Aber auch bei allen seinen anderen Hotelvertragspartnern (weltweit über 8.500) und den Behörden vor Ort versucht TUI ein umweltverträgliches Wirtschaften anzuregen und kann in vielen Fällen durch seinen Einfluß als größter Reiseveranstalter auch Einiges bewirken. Dennoch ist auch für TUI Umweltmanagement nur als Politik der kleinen Schritte zu betreiben, da die Situation im Zielgebiet jeweils von ganz spezifischen Bedingungen geprägt ist.

Checklisten, Datenbank, Einflußnahme Gemäß der Umweltleitlinie „Umweltschutz fängt bei uns selbst an" wird ganz besonders auf Umweltverträglichkeit bei den eigenen Hotelbeteiligungsgesellschaften geachtet. TUI bemüht sich dabei, die Umweltforderungen mit ganz konkreten Informationen zur Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit zu verbinden. Der Zustand der Urlaubsgebiete und Hotels wird zunächst von den Umweltkoordinatoren der TUI analysiert und auf Umweltverträglichkeit hin überprüft. Dazu werden anhand einer TUIKriterienliste die zehn kritischen Bereiche eines Zielgebiets bzw. die acht kritischen Punkte bei einem Hotel, Club oder einer Apartmentanlage abgefragt. Es wird besonders auf reines Wasser, saubere Strände und Grünanlagen, gute Luft, wenig Lärm und eine in die Landschaft passende Architektur geachtet. 155

Bei den Umweltkriterien unterscheidet TUI zwischen Destinationen, Verkehrsträgern und Beherbergungsbetrieben. Bei den Zielorten werden vorwiegend die Bereiche Abfallentsorgung, Landschaft und Bebauung sowie Umweltpolitik und -aktionen untersucht. Verkehrsträger werden auf Energieverbrauch, Wartungstechnik, Umweltinformation für die Kunden und Umweltleitlinien hin abgefragt. Bei den Hotels und Pensionen wird die Betriebsprüfung, die Architektur, der Lärmschutz und die Umweltaktivitäten unter die Lupe genommen. Eine Reihe von konkreten Verbesserungsmaßnahmen werden aufgrund der Checklisten dann an die Betriebe und Organisationen vor Ort herangetragen: • in allen TUI-Beteiligungshotels werden Insektizide und FCKW-haltige Sprays vermieden, • die Restaurants werden zur Verwendung von naturnahen landwirtschaftlichen Produkten aus der Region aufgefordert, • wo möglich, soll durch Isolierung, Verkehrsberuhigung und Verwendung leiserer Maschinen Lärm verringert werden (z.B. wurden in einigen TUI-Hotels Rasenmäher durch Schafe ersetzt), • Energiesparkonzepte und Solaranlagen sollen Strom sparen helfen (in den TUIBeteiligungshotels achtet der Cheftechniker systematisch auf Einsparungsmöglichkeiten), • Wassersparmaßnahmen sollen eingeführt werden (in den meisten TUI-Beteiligungshotels, die über eine eigene Kläranlage verfugen, wird das gereinigte Brauchwasser zur Bewässerung der Grünanlagen benutzt), • ein ökologisches Abfallgesamtkonzept soll die Müllflut eindämmen (in vielen TUIBeteiligungshotels wurden beispielsweise die Portionsverpackungen inzwischen reduziert oder abgeschafft), • Abwasserklärung durch Kläranlagen soll Standard werden (alle TUI-Beteiligungshotels müssen an eine kommunale Kläranlage angeschlossen sein oder über eine eigene Anlage verfugen). •

Die Mitarbeiter von TUI sorgen vor Ort für die sachgerechte Aufklärung in Umweltfragen, sie beraten, fuhren Umweltstandards und gegebenenfalls lokale Gütesiegel ein und helfen beim Aufbau eines umfassenden ÖkoControllings. Die Informationen aus den Checklisten dienen auch zur Gestaltung der Umwelthinweise in den TUI-Katalogen.

Naturschutzprojekte Auch für den Naturschutz engagieren sich die TUl-Beteiligungsgesellschaften vor Ort. So beteiligt sich IBEROTEL in der Türkei am Aufbau und Erhalt von Biotopen und setzt sich für den Erhalt von einheimischen Naturschutzgebieten ein. Bei GRECOTEL in Griechenland arbeitet man mit der Sea Turtle Protection Society of Greece zum Schutz von Schildkröten zusammen und protegiert die einheimische Kri-Kri-Wildziege. Meer und Strand werden von allen TUI-Beteiligungshäusern, die am Meer liegen, durch tägliche Strandreinigung saubergehalten. Die GRECOTELS lassen regelmäßig das Meerwasser analysieren und hängen die Ergebnisse in den Hotels aus. Bei Neuerschließungen, die von der TUI oder einer ihrer Beteiligungen geführt werden, wird von TUI vorab eine Umweltverträglichkeitsprüfung durch unabhängige Gutachter in Auftrag gegeben. Solche Prüfungen haben auch schon zur Aufgabe von bestimmten Projekten geführt, weil die ökologischen Folgen dem TUI-Konzern nicht tragbar erschienen.

156

Expertenmeinung

Schildkröten unter TUI-Schutz „ Wir werden kein Holelangebot mehr im türkischen Dalman anbieten und auch keine Ausflüge mehr dorthin," erklärte Dr. Wolf Michael Iwand, Umweltbeauftragter der TUI, bei einem interview im Femsehen. „ Wir wollen damit zum Schutz des dortigen Schildkrötengebiets beitragen. " ARD, November 1995

Fuerteventu ra-Stud ie Jedes Jahr reisen 150.000 deutsche Touristen mit TUI nach Fuerteventura, die größte Gruppe Feriengäste auf der kleinen Insel. Schon seit März 1993 können Reisebüromitarbeiter im Informationsdienst des TUI-Buchungsystems IRIS die aktuellen Daten über die Umweltsituation der Ferieninsel Fuerteventura aufrufen und ihre Kunden detailliert informieren - auch über eine Auswahl umweltschonend geführter Hotels.

[75]: Organisation

des

TUI-Umwelt-Netzwerkes

Beisoiel: F U E R T E V E N T U R A

Quelle: TUI-Fallstudie Fuerteventura, 1996

Die rapide ansteigenden Umweltschäden auf der Insel veranlaßten TUI 1991/92, hier eine Kampagne zur Verbesserung der Umweltsituation ins Leben zu rufen, deren erste Ergebnisse auf der ITB 1996 in Berlin vorgestellt wurden. In den vier Jahren der Aktion hat TUI in Zusammenarbeit mit der UmWeltorganisation ASCAN und der örtlichen Regierung diverse Umweltprojekte auf der von Wassermangel, ungeregelter Abfall- und Abwasserentsorgung, streunenden Ziegen und viel Tourismus geplagten Kanareninsel durchgeführt. Vier Meerwasserentsalzungsanlagen versorgen heute die Bevölkerung der Insel mit Wasser, große Hotels haben oft zusätzlich eigene Anlagen. Zur alternativen Energiegewinnung wurde ein Park mit 45 Windrädern in Betrieb genommen, ein zweiter Windpark ist geplant. Das Netz 157

der Kläranlagen wurde verbessert und ungeregelte Mülldeponien beseitigt. Ein Naturschutzgesetz schützt jetzt 13 besonders gefährdete Regionen der Insel. Ein von TU1 anhand von 14 Hauptkriterien wiederholt erstelltes Umweltprofil zeigt eine deutliche Verbesserung der Situation in Fuerteventura im Verlauf der letzten Jahre, doch bleiben immer noch viele Umweltprobleme der Insel zu lösen. » > [ 7 6 ]

[76]:

TUI-Umweltprofile

Fuerteventura

1992 vs.

1995

Kriterien und Bewertung Meerwasserqualität Strandqualität Ab wasseren tsorgu ng Abfallentsorgung Luftqualität Lärm Ortsbild Landschaft + Natur Energieversorgu ng Wasserversorgung Umwelt-Information U m w e h - Angebote Umwelt-Aktivitäten Umweltschonende Hotelführung

Quelle: TUI-Fallstudie Fuerteventura, 1996

158

1992 •

M 1995

Teil 5: Umweltschutz im Reiseverkehr

5.1. Flugverkehr: Wachstum mit Einsicht

Fliegen in den Urlaub: kein Umwelt-Tabu Immer wieder hört man die Behauptung, das Fliegen sei die umweltschädlichste Art zu reisen. Einige besonders radikal-öko-orientierte Reiseveranstalter bieten gar keine Flugreisen mehr an, andere werben mit dem Pflanzen von 100 Alibi-Bäumen für jeden ihrer Fernreiseflugtouristen. Aber was ist wirklich dran an den Vorwürfen gegen den Flugtourismus? Die Abgase aus Flugzeugen tragen zum Treibhauseffekt und zur globalen Klimaveränderung bei, aber das tut jede andere motorisierte Art zu reisen auch. Es ist jedoch noch nicht abschließend wissenschaftlich geklärt, welche Transportart zu welchem Klimafaktor welchen Anteil beiträgt. Zur Stickoxidbelastung durch Flugverkehr geben neuere Untersuchungen vorerst Entwarnung: sie sei nicht so groß, wie bisher angenommen. Gleichzeitig arbeiten die Flugzeugbauer und Triebwerkshersteller weiter an neuen Verfahren, die den Schadstoffausstoß auf jeden Fall noch verringern sollen. Bei der Konstruktion neuer Triebwerke wird derzeit versucht, die Produktion der schädlichen Stickoxide durch ein neues Brennkammerverfahren zu vermindern (die bisherigen Senkungen wurden vor allem durch höhere Temperaturen und Drücke beim Verbrennungsprozeß erreicht). Durch solche neuen Verfahren wird sich in absehbarer Zeit der Schadstoffausstoß im Flugverkehr noch weiter verringern lassen. Der Kohlendioxidausstoß in die Atmosphäre hängt mit der Verbrennung, d.h. mit dem Verbrauch an Treibstoff zusammen. Ein modernes Verkehrsflugzeug verbraucht heute pro 100 Passagierkilometer (pro Passagier zurückgelegte Kilometer) zwischen 2,5 und 7,5 Liter Flugzeugbenzin (je nach Auslastungsgrad der Maschine mit Passagieren und nach Triebwerkstyp und -zustand). Dieser Benzinverbrauch ist nicht nur deutlich niedriger als bei den durchschnittlichen Autos, es handelt sich hier auch um höherwertiges, schadstoffärmeres Kerosin. Auch gegenüber Bahn und Bus ist das Flugzeug bei guter Passagierauslastung und längeren Strecken durchaus nicht der größte Treibstoffverbraucher. > » | 7 7 ) Kritiker weisen immer wieder auf die hinter den Flugzeugen entstehenden Kondensstreifen am Himmel und beschwören die Gefahren des Ausstoßes an Kohlendioxid und Stickoxiden in großer Höhe der Atmosphäre. Aber welche Rolle dieser Faktor spielt, kann die Wissenschaft derzeit noch nicht beantworten, für jede gewünschte Argumentation gibt es Studien zur Untermauerung. Zu den Umweltbeeinträchtigungen durch den Flugverkehr gehört die Lärmbelastung. Die Zunahme des Flugverkehrs hat zu eine höheren Lärmpegel in den An- und Abflugschneisen der Flughäfen geführt. Allerdings ist diese Belastung nicht nur lokal begrenzt, sondern auch weniger gravierend als angenommen: die modernen Flugzeuge sind viel leiser als ihre Vorgänger, und bei vielen Flughäfen gibt es ohnehin ein Nachtflugverbot. Auch müssen Flugzeuge in Europa Lärmgrenzwerte einhalten und leise Flieger bezahlen weniger Gebühren auf den Flughäfen. In den nächsten Jahrzehnten wird eine weitere Steigerung des Flugverkehrs erwartet, doch droht für die Umwelt dadurch kein Kollaps.. Es besteht kein Grund, umweltfreundliches Reisen mit „flug-freiem" Reisen gleichzusetzen. Die Flugzeughersteller und -Betreiber sind sich der Probleme bewußt und tun bereits mehr als andere Transportbranchen zur weiteren Verbesserung der Umweltbilanz in der Zukunft. 160

[77]:

Umweltverträglichkeit

der

Fluggesellschaften

Die Umweltverträglichkeit einer Fluggesellschaft hängt von vielen Faktoren ab. Eine der einfach sten Kenngrößen zur Orientierung für den Urlauber ist jedoch der Treibstoffverbrauch pro Passagierkilometer. Er liegt zwischen 2 und 7,5 Liter pro Passagierkilometer und er hängt ab: • vom Triebwerkstyp und -zustand (neuere Flugzeuge verbrauchen weniger Treibstoff) - also von der Modernisierungsaktivitäten der Airline in ihrer Flugzeugflotte, • vom Auslastungsgrad mit Passagieren, da sich der TreibstofTverbrauch pro Strecke auf die Zahl der mitgeflogenen Passagiere verteilt - in der Regel ist die Auslastung bei Charterfliegern deutlich höher als bei Linienflügen. Für die Wahl einer Fluglinie in den Urlaub gilt also: Der Transport ist um so umwehverträglicher, je modemer die Flugzeuge der Gesellschaft sind und je höher die Auslastung mit Passagieren ist. Die Fluggesellschaften geben darüber gerne Auskunft, auch in vielen Katalogen der Reiseveranstalter stehen dazu Hinweise. Billigfluglinien und Airlines aus Drittweltländern werden im Zweifelsfall nicht in umweltfreundliche neue Technologie und modernste Flugzeuge investieren und sind daher unter Umweltgesichtspunkten eher zu meiden. Als Faustregel kann gelten, daß die Umweltverträglichkeit in dieser Reihenfolge zunimmt: Liniengesellschaft mit alter Flotte < Charterflieger mit alter Flotte < Liniengesellschaft mit moderner Flotte < Charterflieger mit moderner Flotte Wer also im Urlaub nicht auf eine Flugreise verzichten möchte, kann durch die Wahl der Fluglinie dennoch die Umweltverträglichkeit seiner Reise positiv beeinflussen

LTU: Flüsterflieger, Ökobeutel, Umweltbilanz Seit ihrer Gründung 1955 hat sich die LTU von einer zunächst auf den Flughafen Düsseldorf beschränkten Fluggesellschaft zu einer weltweit operierenden Airline entwickelt, die von zehn Flughäfen in Deutschland aus über 70 Ziele anfliegt. In der Tourismussaison 1996 beförderte LTU über 6,6 Millionen Passagiere. Zur LTU-Gruppe gehört heute nicht nur die Fluggesellschaft selbst, sondern auch die LTI International Hotels und die Reiseveranstalter JahnReisen, TUR Tours, Tjaereborg, Transair und Meier s Weltreisen. In allen Bereichen der LTU-Gruppe spielt ökologisch sinnvolles Wirtschaften eine immer größere Rolle. 1992 wurde die ökologische Verantwortung im Unternehmensleitbild der LTU festgeschrieben. Im Frühjahr 1996 konnte die LTU erstmals eine Bilanz der Umweltmaßnahmen über fünf Jahre, von 1990 bis 1995 vorlegen. Zur Flotte der LTU gehören 28 Flugzeuge, bei denen auf umweltgerechte Durchführung des Flugbetriebs geachtet wird. Schon mit der Anschaffung der als „Flüsterflugzeug" bekanntgewordenen Lockheed-TriStar wurde diese Strategie umgesetzt. Durch den Einsatz moderner Großraumflugzeuge konnten Lärm- und Schadstoffemissionen sowie der effektive Treibstoffverbrauch weiter erheblich verringert werden. Mit der Einfuhrung des neuen Airbus A-330 in die Flotte wurde 1995 die Strategie der Flüsterflieger fortgesetzt. Inzwischen sind sechs A330 in Dienst gestellt. Das Durchschnittsalter der LTUFlugzeuge beträgt nur 4,5 Jahre.

161

LTU im Internet: http://www.ltu.de

Durch den hohen Auslastungsgrad der modernen LTU-Maschinen (1994/95 über 85 Prozent) liegt der Pro-Kopf-Verbrauch an Energie sehr niedrig. Durchschnittlich konnte der Verbrauch pro 100 Passagierkilometer in den letzten fünf Jahren um 0,5 Liter Treibstoff gesenkt werden und wird nach Abschluß der Flottenmodernisierung unter drei Litern pro 100 Passagierkilometern liegen. Bei den modernen A-330 beträgt der Durchschnittsverbrauch pro Passagier auf 100 Kilometer lediglich zwei Liter. Die Produktion von Abgasen durch Flugverkehr (Kohlendioxid, Stickoxide und unverbrannte Kohlenwasserstoffe) wird bei LTU in einer Schadstoffbilanz erfaßt. Diese ergab, daß pro Passagierkilometer, bei guter Auslastung, durch das Flugzeug weniger Schadstoffe freigesetzt werden als bei einem mittleren Personenwagen. Zur Erforschung der tatsächlichen Rolle der Luftverkehrsabgase auf das Klimageschehen beteiligt sich die LTU an dem Forschungsvorhaben CARJB1C, das die Diskussion um die Emissionen aus dem Luftverkehr auf eine sachliche Basis stellen soll. Im Verpflegungs- und Bordservice setzt LTU auf das Prinzip „Müllvermeidung vor Müllverwertung". Seit geraumer Zeit wird nur noch wiederverwertbares Mehrweggeschirr auf Mehrwegtabletts eingesetzt. Darüber hinaus wird seit 1992 vom LTU-eigenen Cateringunternehmen LTC ein großer Teil der beim Bordservice verwendeten Waren als sogenannte Schüttware angeliefert, so daß etwa 80 Prozent der bisher anfallenden Umverpackungen (Karton und Folien) entfallen. Wo Müllvermeidung nicht möglich ist, setzt LTU auf Recycling. Bereits an Bord werden Abfallstoffe in drei Fraktionen getrennt gesammelt und mit höchster Sortenreinheit in den Wertstoffkreislauf eingebracht: Weißblech über 150 Tonnen pro Jahr, Glas etwa 300 Tonnen pro Jahr, Altpapier mehrere hundert Tonnen pro Jahr. Trotz eines gestiegenen Passagieraufkommens (von vier auf über sechs Millionen zwischen 1990 und 1995) konnte so das Restmüllaufkommen in fünf Jahren um über 30 Prozent reduziert werden (von 1093 Tonnen auf 750 Tonnen). Pro Passagier gerechnet entsteht heute noch eine Restmüllmenge von nur 125 Gramm (1991 noch 268 Gramm). Auch auf den angeflogenen Flughäfen sorgt LTU für eine umweltgerechte Entsorgung des anfallenden Mülls. Wo dies nicht gewährleistet werden kann, wird der Bordabfall wieder mit nach Deutschland zurückgenommen. 1993 startete so die Aktion „Ökobeutel" auf den Malediven: Auf dem LTU-Flug dorthin erhielten alle Passagiere die 30-Liter-Beutel mit der Bitte, die während des Urlaubs anfallenden anorganischen Abfälle zu sammeln und bei Abreise in bereitgestellte Container der LTU am Flughafen zu geben - zur Rückführung nach Deutschland. Zehntausende solcher „Ökobeutel" wurden inzwischen ausgeteilt und weit über 75 Prozent davon gefüllt wieder mit zurück nach Deutschland genommen. » > [ 7 8 1 Solche Maßnahmen sind natürlich nur durch die Mitarbeit der Passagiere möglich, daher legt LTU Wert auf eine regelmäßige Information der Gäste, zum Beispiel durch die Umweltseite des LTU-Bordmagazins.

162

Gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium hat die LTU eine Artenschutzbroschüre herausgegeben, mit der sich Urlauber über ihren Beitrag zum Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten informieren können.

[78]: LTU-Werbung

mit

Umweltschutzengagement

Ein ßatrag asn utnweltt»*niB«e«i Tourismus. Beispiel fe7 [ 8 0 ] H e u t e ist die Lufthansa-Umweltförderung a u f drei Feldern tätig: • durch Unterstützung der internationalen A r b e i t deutscher UmWeltorganisationen und durch Förderung v o n Naturschutzprojekten durch Finanzierung, Sachmittel, K n o w - h o w und Logistik, • bei der Erforschung der Auswirkungen des Luftverkehrs auf die U m w e l t ( i m europäischen Projekt M O Z A I C ) , • und in der U m w e l t b i l d u n g (besonders U m w e l t w o r k s h o p s ) .

[80]:

Kranich-Schutzprogramme

der

Lufthansa

Der graue Kranich gilt in der Mythologie vieler Völker als Glücksvogel, doch sein Lebensraum ist heute fast überall bedroht. Mit Unterstützung der Lufthansa, deren Wappentier der Kranich ist, fuhren deshalb der WWF-Deutschland und der Naturschutzbund Deutschland schon seit 1972 die Aktion „Rettet den Kranich" durch. Ziel dieses Lebensraum-Schutzprojektes für Moore, Sümpfe und Feuchtwiesen ist es, die international bedeutenden Brut- und Rastplätze der Kraniche in Deutschland zu erhalten. Dazu sind u.a. flächendeckende Initiativen in den neuen Bundesländern nötig, da sich dort eine deutliche Zunahme des Tourismus und eine Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft abzeichnet. 1990 haben die beiden Naturschutzverbände das Projekt „Kranichschutz in Deutschland" ins Leben gerufen. Lufthansa unterstützt dieses Projekt unter anderem durch die Errichtung eines internationalen Kranichschutzzentrums. A l s wandernde Tierart können die Kraniche nur durch grenzübergreifende Konzepte geschützt werden. Mit dem Zentrum soll daher ein internationaler Mittelpunkt der Projektarbeit zum Schutz der Kraniche geschaffen werden. Darüber hinaus wird es als Informationsstelle und Begegnungsstätte für Naturschützer und interessierte Bürger dienen. Das Zentrum soll am wichtigsten Rastplatz der Kraniche in Mitteleuropa, der Rügen-Bock-Region an der vorpommerschen Ostseeküste, entstehen. Projekte zur Erhaltung der Winterquartiere des Kranichs in Südspanien und Israel werden von Lufthansa ebenfalls unterstützt.

168

5.2. Reisen mit dem Auto: Kompromißlösungen Umweltschädlicher Autoverkehr Daß der Autoverkehr, vor allem durch seine starke Verdichtung zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten, ein Umweltproblem ist, kann jeder bestätigen. Luftschadstoffe und Reifenabrieb, Lärm und Stau, darüber beklagen sich besonders die Ferienorte und -regionen. Sie entwerfen vielerorts ein individuelles Konzept zur Verkehrsberuhigung. Durch die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs, die Einrichtung von Großparkplätzen am Ortsrand und die Schaffung autofreier Zonen sollen die Touristen dazu veranlaßt werden, ihren Wagen während des Urlaubs geparkt zu lassen und dadurch die Zielgebiete zu entlasten. Man versucht auch, durch Preisnachlässe bei Übernachtungen oder Bahnsonderangebote, die Urlauber zur An- und Abreise per Zug zu bewegen. Trotzdem wollen rund 60 Prozent der deutschen Urlauber nicht auf das Auto als Transportmittel für ihre Ferienfahrt verzichten und die meisten Geschäftsleute reisen ebenso immer noch mit dem Auto durch die Lande. Das Auto ermöglicht gleichzeitig für viele Menschen erst eine Reise, etwa für diejenigen, die ihr Gepäck nicht über diverse Bahnhöfe treppauf, treppab schleppen können. Eine Reduzierung des Autourlaubsverkehrs ist oft dort zu erreichen, wo die Alternativen Bahn und Bus attraktiver (komfortabler, schneller, sicherer, sauberer, preisgünstiger etc.) werden. Es gilt auch beim Autoverkehr, daß nicht allein in „sanften" Alternativen (Verhaltensänderungen bzw. Verzicht der Touristen) eine Lösung für (verkehrsbedingte) Umweltprobleme zu sehen ist. Zusätzlich sollte möglichst weitgehend die Transportart „Auto" umweltfreundlicher gemacht werden - das ist jedoch keine Aufgabe der Tourismuswirtschaft, sondern eher der Automobilindustrie, die zum Beispiel schadstoffarme Autos mit noch geringerem Benzinverbrauch auf den Markt bringen sollte. Es gibt auch einige Aspekte des Autoverkehrs, bei denen sich sehr wohl durch Umweltmanagementmaßnahmen im Tourismus etwas verbessern läßt.

ADAC: Aktion für umweltgerechte Autobahnraststätten Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) hat bereits 1992 seine Mitglieder aufgerufen, die abfallärmste Autobahnraststätte zu finden. Sieger wurde die Raststätte Renchtal-West an der A5. Die Aktion wurde fortgesetzt und auf die Bereiche Energie und Wasser ausgedehnt. Seit 1993 informiert der ADAC die Raststätten durch einen speziellen Leitfaden über eine umweltgerechte Betriebsführung. Dieser enthält Tips und Hilfen für das umweltverträgliche Wirtschaften und besondere Hinweise auf kostensenkende Maßnahmen, die am ehesten von den Unternehmen angenommen werden. Umfangreiche Checklisten und Beispiele erleichtern einer Raststätte die eigene Berechnung der Umweltfaktoren. Zur Auszeichnung deijenigen Raststatten, die sich besonders um umweltfreundliches Wirtschaften bemühen, wurde das „Umwelteichhörnchen" geschaffen. Raststätten bewerben sich durch einen ausgefüllten Fragebogen über ihre Umweltaktivitäten und ihre Angaben werden bei einem unangekündigten Besuch überprüft. Inzwischen konnten zahlreiche Raststätten in Deutschland mit diesem ADAC-Logo ausgestattet werden.

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ADAC im Internet: http://www.adac.de

Autofreie Urlaubsorte Einen Urlaubsort ohne Verkehr wünschen sich bei Umfragen viele Touristen, aber ihre Mobilität wollen sie dafür nicht eingeschränkt sehen. Wenn schon auch weiterhin die Mehrheit der Urlauber mit dem Auto anreisen will, so sollte man doch wenigstens versuchen, die Verkehrsbelastung dort zu begrenzen, wo es dringend nötig ist: am Urlaubsort. Konzepte, die die Urlauber dazu bringen, wenigstens vor Ort den Wagen stehen zu lassen, entlasten die Ferienziele, tragen zur Verbesserung der Luft bei und erhöhen die Urlaubsqualität. Aber es gibt keine solchen Lösungskonzepte für überall, jeder Ort muß ein individuelles System aus Verkehrsberuhigung und attraktiven Transportalternativen anbieten. Den einen oder anderen Gast wird man vielleicht durch eine Einschränkung des Verkehrs verlieren, aber man kann auch neue Gäste dadurch hinzugewinnen. Autofrei sind in Deutschland nur die Nordseeinseln Helgoland und Juist. Andernorts wird der Autoverkehr durch Fußgängerzonen, Tempo-30-Gebiete oder Parkplatzverteuerung eingeschränkt, der öffentliche Verkehr wird ausgebaut, attraktiver gemacht und stärker beworben. So haben sich in Bayern 1993 insgesamt 31 Gemeinden zusammengeschlossen zur „Interessengemeinschaft autofreier Kur- und Fremdenverkehrsorte in Bayern" (IAKF). Der Autoverkehr ist in diesen Gemeinden durch verschiedene Einzelmaßnahmen örtlich reduziert, gänzlich „autoftei" sind die Orte jedoch nicht. Radikale Lösungen wie die Sperrung des ganzen Ortes, sind überall als das Ende des lokalen Einzelhandels gefürchtet und gelten als „Dolchstoß" für das Tourismusgeschäft. Daß das nicht so sein muß, zeigt ein Projekt aus der Schweiz. Unter dem Namen GAST - Gemeinschaft Autofreier Schweizer Tourismusorte - haben sich 1988 neun Kurorte unterschiedlichster Größe zusammengeschlossen: Bettmeralp, Braunwald, Murren, Riederalp, Rigi, Saas-Fee, Stoos, Wengen und Zermatt. Die neun autofreien Orte bieten knapp 40.000 Betten für den Tourismus in der Schweiz; Das sind 4,4 Prozent des Schweizer Angebots. Aber die Bedeutung der Gemeinschaft ist inzwischen weit größer: das Konzept kam bei den Gästen nämlich sehr gut an. Allein in der Saison 1991/92 stiegen die IJbemachtungsquoten in diesen Orten um 6 Prozent, in der übrigen Schweiz nur um 3 Prozent! Für die GAST-Kurdirektoren bedeutet Autofreiheit vereinbarungsgemäß „totalen Verzicht auf den individuellen Personenwagenverkehr und größtmöglichen Verzicht auf Verbrennungsmotoren". Ausnahmen werden nur in wenigen Fällen (Feuerwehr, Arzt etc.) gemacht. Mittels Elektromobilen oder Pferdefuhrwerken werden die Gäste und ihre Gepäckstücke zu den Quartieren kutschiert. Ergänzt wird das Konzept der Gemeinschaft durch ein vorbildliches Bahn- und Bussystem in der Schweiz, daß viele Gäste auch zur Anreise per Bahn veranlaßt (Motto: die „Bahnsinnige Schweiz"). Die Orte der GAST-Gemeinschaft konnten durch die Ausgliederung der Autos ihren ursprünglichen Charakter eher bewahren und die bessere Auslastung der Hotelbetriebe beweist die Akzeptanz des Konzepts durch die Gäste.

170

5.3. Bahnreisen: Öko auf der Schiene Deutsche Bahn: neu als Aktiengesellschaft Erst seit 1994 ist die Deutsche Bahn (DB) eine wirtschaftende Organisation: Als Aktiengesellschaft hat sie nun Gewinn und Verlust zu verrechnen und kann sich nicht mehr auf staatliche Subventionen berufen. Allerdings werden die Entwicklungen bei der DB noch auf Jahre hinaus durch ökonomische „Altlasten" (Übernahme der DDR-Reichsbahn, alte Bahnhöfe, zu viele Mitarbeiter, unrentable Strecken) behindert. Im ersten Geschäftsbericht der DB für 1994 ist als Schwerpunkt für die zukünftige Entwicklung die Formulierung und Erreichung von Umweltschutzzielen vorgesehen. Im ersten Jahr des Bestehens der Aktiengesellschaft wurde bereits ein „Energiesparprogramm 2005" verabschiedet, das zum Ziel hat, den spezifischen Energieverbrauch der Deutschen Bahn im Betrieb bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent zu senken - bei gleichzeitiger erheblicher Steigerung der Transportleistungen.

Deutsche Bahn im Internet: http://www.bahn.de

Die Aktiengesellschaft Deutsche Bahn ist aber auch an verschiedenen Unternehmen der Touristik beteiligt. So gehört als Beteiligungsgesellschaft (mit 66,7 Prozent) auch die Deutsches Reisebüro GmbH (DER), Berlin, dazu sowie die Ameropa-Reisen GmbH, Bad Homburg, (zu 100 Prozent).

Umweltfreundlichkeit der Bahn im Test Immer wieder wird den Bahnreisen nachgesagt, sie seien umweltfreundlicher als Reisen mit dem Verkehrsmittel Auto, Bus oder Flugzeug. Zum Nachweis dieser Annahme hat die Deutsche Bahn und die Umweltstiftung WWF-Deutschland durch das ifeu (Institut für Energieund Umweltforschung) in Heidelberg 1992 eine Studie zur Umweltbilanz erstellen lassen (Titel: „Kilometer-Bilanz - Personenverkehr"). Die Emissionen und der Verbrauch an Primärenergie der Verkehrsmittel Auto, Bahn und Flugzeug wurden für verschiedene Reiseentfernungen gegenübergestellt. Die Ergebnisse sind stark von den Annahmen, insbesondere den Auslastungsgraden, abhängig. Die Studie macht deutlich, daß, auch wenn die Luftbelastungen durch Kohlendioxid, Stickstoffoxide, Schwefeldioxide, Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid durch verbesserte Technik bei allen Verkehrsmitteln jährlich geringer werden, der große Vorteil der elektrisch betriebenen Bahn dabei die Verteilung ist: Die Luftbelastungen entstehen zum größten Teil bei der Stromerzeugung und nicht entlang der Strecke (wie beim Autoverkehr) oder in großen Höhen (wie beim Luftverkehr). Der geringere Energieverbrauch der Bahnreisen wird in der ifeu-Studie im Prinzip bestätigt, wobei die Bahnfahrt im Nahverkehr, bei kurzen Distanzen, durch die geringere Auslastung und

171

die dabei verwendeten Diesellokomotiven jedoch nicht so signifikant günstiger als andere Transportmittel abschneidet. » > [ 8 1 ]

[81 ]: Primärenergieverbrauch

bei verschiedenen

Personentransportmitteln

Primärenergieverbrauch in MegaJoule (MJ) pro Person und Reise, berechnet mit durchschnittlichen, in Westdeutschland gültigen Auslastungsgraden. MJ/Pers.

(Quelle: Kilometerbilanz, Deutsche Bundesbahn, nach Daten des Umweltbundesamtes und des ifeu Heidelberg. 1992)

Wie beim Luftverkehr sollen zukünftig auch bei der Deutschen Bahn durch Investitionen in neuere Technik Umweltvorteile erzielt werden. So sollen beispielsweise moderne Triebfahrzeuge mit Drehstromantriebstechnik und die Bremsenergie-Einspeisung ins Stromnetz zur weiteren Verbesserung der Energiebilanz beitragen. Gegenüber einer Fahrt mit dem Auto ist die Bahn aber sicherlich heute schon die weitaus umweltfreundlichere Alternative. Eine Autofahrt, so ergab die ifeu-Studie, belastet pro Person die Umwelt bei einer Reiseentfernung von 500 km (per Pkw mit geregeltem Katalysator) deutlich stärker als die entsprechende Reise per Bahn, und zwar durch • 4,6 mal soviel Kohlendioxid, • circa 4 mal soviel Stickstoff, • gleichviel Schwefeldioxid, • 7 mal soviel Kohlenwasserstoff, • fast 90 mal soviel Kohlenmonoxid, • etwa 3,5 mal soviel Primärenergie. Bei einer größerer Reisestrecke erhöhen sich die Werte noch zu Ungunsten des Autoverkehrs. Solche Untersuchungen unterstützen die allgemeine Ansicht, daß Bahnfahren umweltfreundlicher sei, als Straßen- oder Luftverkehr. Allerdings sind hierbei nur zwei Kriterien erfaßt, der Ausstoß an Luftschadstoffen und der Primärenergieverbrauch. Flächenbedarf, Ökosystembelastungen, Lärmbelästigung, Boden- und Gewässerbelastungen sind nicht berücksichtigt. 172

Dennoch kann man nach heutigem Wissensstand davon ausgehen, daß Bahnfahren im Zweifelsfall noch das umweltfreundlichste motorisierte Transportmittel in den Urlaub ist. Leider hat die Bahn trotzdem Mühe, ihren Marktanteil im Personenverkehr, der seit 1950 kontinuierlich und drastisch gesunken ist, wieder zu erhöhen. » > [ 8 2 ] Die Gründe sind darin zu suchen, daß Bahnfahren in der Regel immer noch die teuerste Reiseform ist (trotz aller Sondertarife im Einzelfall) und in vielen Fällen auch deutlich länger für eine Strecke braucht als Auto oder Flugzeug. Für viele Reisenden ist sie überdies aufgrund der umständlichen An- und Abfahrten zum Bahnhof, des mühsamen Umsteigens, der fehlenden Rolltreppen und der mangelnden Sicherheit an vielen Bahnhöfen überhaupt keine Alternative. Derzeit fahren nur circa 7 Prozent aller Urlauber per Zug in ihren Haupturlaub! Bei der Bahn geht es also weniger darum, noch umweltfreundlicher zu werden, als darum, attraktiver zu werden, mehr Touristen zum „Umsteigen auf die B a h n " zu bewegen.

[82]: Marktanteile Personenverkehr

nach

Verkehrsmitteln

P e r s o n e n v e r k e h r in den alten Bundesländern, M a r k t a n t e i l e in P r o z e n t % Marktanteil

90 80 70 60

• — Fl ugzeug •—Pkw

50

Bus/Tax i —

1950

1960

1970

1980

Bahn

1990

(Quelle: Kilometerbilanz, Deutsche Bundesbahn, nach Daten des Umweltbundesamtes und des ifeu Heidelberg, 1992)

Programm 2000 für DB-Touristik Die Deutsche Bahn tut bereits einiges, um den Mängeln abzuhelfen und die Urlaubsreise mit dem Zug attraktiver zu machen. Sie hat sich vorgenommen, den Touristikumsatz bis zum Jahr 2 0 0 0 a u f 3 Milliarden Mark zu verdoppeln. 1995 wurde dazu als erste Maßnahme ein Touristik-Zug in Betrieb genommen, der von Reiseveranstaltern und Firmen gechartert werden kann

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und durch eine spezielle Ausstattung für Urlauber attraktiv sein soll. Die gute Nachfrage nach diesem Zug in den ersten Monaten hat die DB bewogen, 1996 bereits einen zweiten bereitzustellen. Der Touristik-Zug besteht aus zehn Waggons, davon sieben Sitzwagen (einer läßt sich in einen Sitzungsraum umwandeln), zwei Clubwagen mit Restaurant und Café, Sitzecken und Stehtischen. Komplette Reisearrangements mit dem DB-Touristik-Zug bietet die Tochtergesellschaft Ameropa bereits an. Seit April 1996 offeriert die Deutsche Bahn auch ein spezielles „FerienTicket", mit dem Urlauberdrei Wochen lang an ihrem Ferienziel beliebig viel herumreisen können. So sollen weitere Autofahrergruppen, die vor Ort Mobilität wünschen, auf die Bahn als Transportmittel gelockt werden. 1997 wurde das „FerienTicket" teilweise auch auf Regionalbusse, private und kommunale Verkehrsbetriebe sowie Schiffe, Berg- und Privatbahnen ausgedehnt. Für Fahrradurlauber baut die DB nach und nach alle Züge mit Fahrradabteilen aus. An acht Bahnhöfen kann man derzeit sogar schon eines der 140 roten, speziell gefertigten „BahnBikes" ausleihen. Eine Radfahrer-Hotline soll das Angebot weiter bekanntmachen. Städtetouristen und Geschäftsreisenden empfiehlt sich die DB mit den Hotelzügen InterCity Night und CityNightLine zur komfortablen Nachtfahrt durch Deutschland in die Schweiz und nach Österreich. Auch außerhalb der Züge hat die Bahn eine Serviceoffensive gestartet. Um das große Problem des Gepäcktransports beim Umsteigen auf den Bahnhöfen aus der Welt zu schaffen, hat die Bahn seit Januar 1996 auf einigen großen Bahnhöfen wieder Gepäckträger im Dienst. Außerdem kann Reisegepäck jetzt nicht nur als Kuriergepäck vorab geschickt werden, sondern auch als Postgepäck über die Postfilialen. Leider funktioniert der Gepäcktransport nicht bei Fahrten ins Ausland. Weitere Nachteile sind die Notwendigkeit des Gepäckversands lange vor der Abreise in den Urlaub und der von vielen Kunden kritisierte hohe Preis pro Koffer. Das leidige Gepäckschleppen bleibt daher für die meisten Bahnkunden immer noch eine traurige Realität. Um Mobilität nach der Ankunft am Zielbahnhof zu ermöglichen, gibt es den Mietwagenservice „Rail & Road" oder „Auto am B a h n h o f . Seit kurzem gibt es als Pilotprojekt an den Bahnhöfen in Frankfurt und München auch ein Elektro-Auto zu mieten: das „InnerCity E-Mobil". Als wichtigen Faktor im Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgern hat die Deutsche Bahn den Zustand der 6.500 Bahnhöfe erkannt. Ihre Wiederbelebung durch Kultur-, Shopping- und Gastronomieangebote soll das Wegfahren und Ankommen angenehmer machen. Mit ihrem „3-SProgramm" hat die Bahn außerdem begonnen, „Sicherheit, Sauberkeit und Service" in den Bahnstationen zu verbessern. Auf vielen großen Bahnhöfen kann der Reisende jetzt beispielsweise an sogenannten „Service-Points" Nachrichten hinterlassen oder Faxe versenden. All das soll dazu beitragen, daß zukünftig wieder mehr Reisende vom Auto auf die Bahn umsteigen und damit eine umweltverträglichere Transportart wählen.

Zugspitzbahn: Öko-Audit als Pilotprojekt Die Zugspitze, mit 3.000 Metern Deutschlands höchster Berg, ist wirtschaftlich „voll erschlossen". Auf dem Zugspitzblatt ist Skifahren von November bis Mai möglich. Neun Schlepplifte und ein Sessellift befördern stündlich 12.000 Skigäste. Hinauf ins Skigebiet geht es mit der Schienenbahn von Garmisch-Partenkirchen aus über Grainau (ab hier per Zahnradbahn). Zur Zugspitzbahn gehören sechs Bahnen, die den Berg erschließen: außer der Zahnrad174

bahn gehen noch die Gletscherbahn und die Eibsee-Seilbahn ins Zugspitzgebiet, die Alpspitzbahn, die Hochalmbahn und die Kreuzeckbahn gehen ins Almspitz-Gebiet auf dem ZugspitzMassiv. Der Betreiber, die Bayrische Zugspitzbahn AG, ist auch gleichzeitig Reiseveranstalter: Durch die „Zugspitztours" werden komplette Urlaubsangebote, Hotels, Gästehäuser und Ferienwohnungen angeboten. 1993 wurde auf dem Gipfel der Zugspitze die neue Gipfelstation „SonnAlpin" eröffnet, in der sich auch ein Konferenzbereich und eine Kunsthalle befinden. Die bisherige Gipfelstation „Schneefemerhaus" wurde zu einer Umweltforschungsstation für Atmosphärenforschung umfunktioniert. Die Bayrische Zugspitzbahn AG erkannte die Bedeutung der intakten Umwelt als Grundlage ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit und ihre Verantwortung zur Erhaltung der Natur. Im Rahmen eines Pilotprojektes für Dienstleister will das Unternehmen - unterstützt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und dem Alpenforschungsinstitut in Garmisch-Partenkirchen - ein Umweltmanagement entsprechend der EG-Öko-Audit-Verordnung planen und umsetzen. Dazu stehen in den nächsten drei Jahren umfangreiche Maßnahmen zur Erfassung und kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung des Bergbahnunternehmens auf dem Programm. Um einen Grundstein für ein umfassendes und modellhaftes Öko-Audit zu legen, wird die Zugspitzbahn sowohl ihren eigenen Betrieb als auch von ihr beeinflußte Bereiche, wie Verkehr und Besucherinformation, unter ökologischen Gesichtspunkten unter die Lupe nehmen. In allen Bereichen werden im Laufe des Projekts konkrete Maßnahmen durchgeführt, z.B. zur Reduzierung des Abfalls und des Energieverbrauchs, zur ökologischen Verbesserung der Pistenpflege, zur Einrichtung einer umweltfreundlichen Gastronomie, zur Reduzierung des Individualverkehrs und zur Information der Mitarbeiter und Besucher über die Schutzbedürftigkeit der Landschaft an der Zugspitze. Ein solch geschlossenes Konzept könnte dann später auch auf andere ähnliche Unternehmen im Alpenraum übertragen werden.

175

5.4. Bustouristik: Branche mit Chancen Busreisen und Umweltschutz Rund 10 Prozent der deutschen Urlauber (etwa 4,7 Millionen) fahren mit dem Bus in den Urlaub. Rechnet man die Kurzausflüge und Tagestouren mit dem Bus hinzu, so haben 1993 insgesamt 100 Millionen Deutsche den Service der Busbranche in Anspruch genommen. Die Bustouristikunternehmen beklagen jedoch einen abnehmenden Trend (1994/95: minus 4 Prozent), besonders bei den Kurzreisen und den Rund- und Studienreisen. Am meisten sind bei den Deutschen die Städtereisen per Bus gefragt. Neben den „klassischen" Urlaubsreisen nach Italien, Spanien und Frankreich, den Tages- und Ausflugsfahrten, den Städte- und Studienreisen bietet die Bustouristikbranche nun verstärkt auch „Specials" an: Gourmet-Reisen, Tauchund Surf-Trips, Kulturfahrten etc. Ein moderner Reisebus ist in vielerlei Hinsicht die umweltfreundlichere Alternative zum Auto: Ein Bus spart die Fläche von 28 Pkw ein und sein Kraftstoffverbrauch ist niedriger als der von nur einigen wenigen Pkws - dafür befördert er aber wesentlich mehr Personen. So hat das Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt, Energie den Energieverbrauch bei der Anreise zu einem Mittelmeerziel mit verschiedenen Verkehrsträgern berechnet und dabei schnitt die Busreise am besten ab. Die äquivalenten Verbrauchswerte (in Litern Treibstoff pro 100 Personenkilometern) betrugen in dieser Studie: • 3 Liter beim Flugverkehr, • 3,2 Liter bei der Autoanreise, • 2,0 bis 2,6 Liter bei der Reise mit der Bahn, • 1,0 Liter bei der Busreise. Ein Busunternehmer kann jedoch durch umweltbewußtes Management auch noch viel dazu beitragen, den Bus als günstigere Alternative zu etablieren: • seine Prospekte sollten auf Recyclingpapier gedruckt sein, die Wartung der Busse sollte umweltgerechte Entsorgung von Altöl und wassersparende, umweltverträgliche Reinigung berücksichtigen, Service an Bord sollte nur aus Mehrwegflaschen und mit Mehrweggeschirr erfolgen, vor der Müllentsorgung sollte immer Abfalltrennung kommen, • • Raststätten, Hotels und Restaurants mit umweltverträglicher Betriebsfuhrung sollten bei den Routen bevorzugt werden. Rund 6.000 private mittelständische Unternehmen sind in Deutschland im Verkehrs- und Reisemarkt aktiv, etwa 1.200 davon als reine Busreiseveranstalter für Touristikfahrten. Für viele der unter starkem Wettbewerbsdruck lebenden Unternehmen wäre eine stärkere Umweltorientierung und -Vermarktung ihres Angebots eine Möglichkeit, ihre Marktchancen zu verbessern.

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Bustouristisches Umweltschutz-System Der Internationale Bustouristik-Verband (RDA) in Köln ist die Interessengemeinschaft der Busreiseveranstalter und deren Vertragspartner. 1993 hat der RDA anläßlich seines ersten Umweltschutzseminars für die Bustouristik Handlungsfelder für Busreiseveranstalter und ihre Reiseleiter im Umweltschutz umrissen. Einige Veranstalter und deren Vertragspartner haben sich daraufhin zum Thema Umwelt schon engagiert, die Mehrzahl steht dieser Thematik jedoch noch abwartend gegenüber. Daher hat der RDA 1995 das „Bustouristische Umweltschutz-System" (BUS) ins Leben gerufen. Kern des Konzepts ist ein Paket von Checklisten zur Umsetzung von Umweltschutz in der betrieblichen Praxis, die zunächst auf ihre Durchführbarkeit geprüft werden und dann durch Erfahrungsaustausch verbessert werden sollen. Als ersten Schritt hat der RDA bereits zwei Checklisten vorgelegt: • eine Checkliste für umweltgerechte Hotels/Gaststätten und • Umweltschutztips für Busfahrer. Weitere Checklisten, zum Beispiel zum Betriebshof, für Busreisegäste, zur Werbung etc. sind in Vorbereitung. Dahinter steht die Idee, das es nicht reicht, die günstigen Schadstoffwerte des Busverkehrs stärker bekannt zu machen, sondern daß sich das ganze Bustouristikunternehmen - vom Geschäftsführer bis zum Reiseleiter - in allen Bereichen für Umweltschutz stark machen sollte, also ein Umweltmanagement aufbauen sollte. Das ist gerade in den meist mittelständischen Unternehmen der Branche aus Kapazitätsgründen oft schwer durchzuführen. Hier will das BUS die Lücke füllen und praktische Hilfestellung geben. Die Grundausstattung des Systems ist eine Mappe mit 12 RDA-Texten zum Thema Umweltschutz in der Bustouristik, ferner weitere Texte des DRV, Statistiken etc. Damit unterstreicht der RDA, daß BUS keine Insellösung sein soll. Die Mappe, die bei den Busreiseveranstaltern bisher reißenden Absatz findet, ist bewußt auf Erweiterung und Fortentwicklung ausgelegt, Verbesserungsvorschläge und Kritik sind ausdrücklich erwünscht. » > [ 8 3 ]

Umweltfreundliche Flüssiggas-Technik für Ausflugsbusse In England macht ein neuer Kraftstoff für Busse von sich reden: Flüssiggas. Mit dem bisherigen Motor kann ein Bus durch Umrüstung LPG (Liquefied Petroleum Gas, also Propan/Butan) als Kraftstoff nutzen und reduziert den Schadstoffausstoß gegenüber dem Dieselbetrieb dadurch ganz erheblich. Kein Rauch und kein übler Geruch tritt aus, und die GesamtSchadstoffemissionen sind um 70 Prozent geringer als beim Diesel. Gleichzeitig läuft der M o tor ruhiger und gleichmäßiger und circa 30 Prozent leiser. Pionier des Umbaus von Bussen auf Flüssiggas ist Guide Friday Engineering, die mit dieser Technik schon diverse Preise gewonnen haben. Die Guide Friday Gruppe ist einer der größten Veranstalter von Ausflugstouren per Bus in kleinere Ortschaften und historische Städte in England, wo die Luftbelastung durch die Dieselbusse zusammen mit dem sonstigen Straßenverkehr besonders groß wäre. Sie setzt die neue Technik bei ihren Ausflugsbussen ein, baut sie jedoch auch bei anderen Unternehmen ein, die von einer Station aus operieren und so ihre Gastanks bequem immer wieder auffüllen können.

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[83]:

RDA-Umweltschutztips

für

Busfahrer

• Umweltschonendes Fahrverhalten: kraftstoffsparendes und emissionsreduzierendes Fahren. Gleichmäßig Fahren: abrupte Beschleunigungen, Abbremsen und Fahren im kleinen Gang mit hoher Drehzahl vermeiden. Bei Wendemanövern, die über den Straßenbelag hinausgehen, Beschädigungen der Natur vermeiden. • Gäste auf eigenverantwortliche Beseitigung des selbst verursachten Abfalls bei Pausen, Besichtigungen, Bootsfahrten etc. hinweisen. • Wiederverwertbares Geschirr und Besteck für den Bus-Bordservice verwenden. • Verlängerung der Bus-WC-Kapazität durch Pausenplanung und Hinweise auf WC-Möglichkeiten an der Raststätte. • Müllsäcke nicht Überfullen, bzw. gut zubinden und ordentlich abstellen. • Verwendung von Mehrzweckflaschen oder Dosen bzw. Einwegflaschen, die den Anforderungen des Dualen Systems GmbH/Gründer Punkt entsprechen. Auch deren Entsorgung nur an den dafür vorgesehenen Sammelbehältern (vgl. Verpackungsverordnung - Busfahrer als Betreiber des Ausschanks von Getränken bzw. der Bordküche in Bussen sind verantwortlich für die ordnungsgemäße Müllentsorgung; nähere Informationen enthalten zwei Beiträge aus RDA aktuell 1/95 und 2/95 zur Abfallentsorgung an BAB-Rastplätzen. • Getrennte Müll-Erfassung von Glas, Dosen, Papier, Abfallen, soweit den Umständen (bus- und gruppengemäß) entsprechend möglich. • Nur umweltverträgliche Wasch- und Reinigungsmittel für die Buspflege verwenden. • Bei Wartungsarbeiten unterwegs sachgemäße Entsorgung von Altmüll, Betriebsflüssigkeit (wie Hydrauliköle, Bremsflüssigkeiten, Öllappen etc.). • In der Werkstatt und am Betriebshof die Umweltschutzvorschriften und -maßnahmen genau einhalten. • Beim Tanken Verschütten von Kraftstoff, Öl etc. vermeiden. • Vorausschauende Planung von Routen und Ausflügen zur Vermeidung von Überfüllung b z w damit zur Lärmminderung. • Auswahl der Raststätten, die umweltbewußtes Verhalten an den Tag legen, bzw. umweltbewußtes Verhalten von Fahrer und Reiseleiter ermöglichen. • Bei längeren Stops den Busmotor abstellen. • Busse nicht durch langes „Vorlaufenlassen" des Motors an kalten Tagen aufheizen. Die Gäste um Verständnis bitten, daß „der Umwelt zuliebe" damit bis zum Abfahren gewartet wird. • Umweltschutz bei Klimaanlagenbetrieb beachten: Da die Klimaanlage nur bei laufendem Motor betrieben werden kann, lassen manche Busfahrer gerade im Sommer oft schon längere Zeit vor Fahrtbeginn den Motor laufen, um den Bus abzukühlen. Darauf sollte der Umwelt zuliebe verzichtet werden. Die Gäste werden dafür Verständnis haben, wenn „der Umwelt zuliebe auf einige kühle Minuten verzichtet wird". • Sind Sie selbst in Ihrer Freizeit unterwegs und am Urlaubsort ein Vorbild in Sachen Umweltschutz (vgl. Merkblatt Umwelttips für Busurlauber). • Sanfter Tourismus: Seien Sie Ihren Gästen ein Vorbild als Gast im Urlaubsland. Beraten Sie Ihre Reisegäste in Sachen „Sanfter Tourismus" - d.h. beim Respektieren der kulturellen Identität und Würde Ihrer Gastgeber (vgl. Merkblatt Sanfter Tourismus). Bitte reichen Sie weitere praxisgerechte Vorschläge ein!

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Biodiesel: eine Chance für Busse Kraftstoff für Busse aus Pflanzenöl statt Erdöl zu gewinnen, galt lange als hoffnungsloses Unterfangen. Inzwischen ist das jedoch keine Utopie mehr, sondern Praxis. In Deutschland ist der Raps der bedeutendste Lieferant von Pflanzenöl, das durch eine einfache chemische Reaktion zu ,3iodiesel" umgewandelt wird. Ein Hektar Rapsfeld liefert ca. 1.200 Liter Pflanzenöl - und produziert noch 10,6 Millionen Liter Sauerstoff, den Jahresbedarf von 40 Menschen. Biodiesel ist nicht nur als nachwachsender Rohstoff interessant, er hat auch überzeugende Produktvorteile: • Er enthält keinen Schwefel und trägt damit nicht zum sauren Regen bei, • der Rußausstoß beträgt im Vergleichzum fossilen Diesel nur die Hälfte, • er wird biologisch schnell abgebaut und reduziert dadurch die Gefahr für Boden und Grundwasser bei Transport, Lagerung und Anwendung, • er kann mit herkömmlichen Diesel technisch problemlos im Wechsel getankt werden, • er kann für praktisch jedem Dieselmotor genutzt werden und ist wintertauglich bis minus 15 Grad Celsius. Der Biodiesel ist daher eine wirklich umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichem Diesel. Rund 350 öffentliche Tankstellen bieten heute schon Biodiesel regelmäßigan. Die Preise liegen in der Regel auf dem Niveau der Preise für fossilen Diesel. Der Absatz von Biodiesel bei umweltbewußten Unternehmen und Kommunen für den eigenen Fuhrpark bzw. den Personennahverkehr steigt ständig. Die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) in Bonn unterstützt die Interessenten mit umfangreichem Informationsmaterial. So fährt der Busunternehmer Barbis in Heidelberg heute seinen gesamten Fuhrpark nur noch mit Biodiesel aus Raps und hat damit gerade bei umweltbewußten Kunden seine Marktposition verbessern können. Auch auf der Nordseeinsel Föhr fahren inzwischen bereits die Linienbusse mit dem umweltfreundlichen Raps-Kraftstoff. An der Tankklappe haben solche Biodiesel-Busse in der Regel ein raps-gelbes Signalschild, an dem die Kunden den umweltfreundlichen Bus erkennen können. » > [ 8 4 ]

[84]: Logo für

Biodiesel-Busse

ICH FAHRE BIODI £ £ L % AUS RAPS |

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Veranstaltervorgaben: Stop-the-Engine-Aktion für Busse Bei vielen Tourismusangeboten ist die Busreise bzw. der Busausflug ein Baustein unter vielen, aus denen vom Reiseveranstalter die Reise zusammengestellt wird. Hier kann der Reiseveranstalter Einfluß zugunsten von mehr Umweltverträglichkeit ausüben: durch die Auswahl des Busunternehmens oder durch spezielle Anweisungen an die Busfahrer zu umweltfreundlichem Verhalten. Ein Beispiel dafür ist die Stop-the-Engine-Aktion bei Studiosus-Reisen, die einen unnötigen Energieverbrauch und Schadstoffausstoß bei Stillstand des Busses einschränken soll. In den Studiosus-Reisekatalogen wird bei den Länderinformationen auch auf Umweltschutz vor Ort eingegangen. Dabei werden die Kunden auf die Stop-the-Engine-Aktion hingewiesen: „Um eine unnötige Schadstoffbelastung zu vermeiden, haben wir unsere Busfahrer angewiesen, die Motoren und damit auch die Klimaanlagen - bei Fahrtpausen nicht laufen zu lassen. Für die damit verbundene Komforteinbuße bitten wir um Verständnis." Diese Maßnahme ist in manchen Ländern schon von den Tourismusbehörden zur Nachahmung empfohlen worden. » > [ 8 5 ]

[85]: Stop-the-Engine-Aktion

für

Busse

engine

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Anhang 1-6

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Anhang 1: Umweltauszeichnungen im Tourismus

Folgende Öko-Gütesiegel und -Preise werden in der Broschüre „Das Buch der sieben Siegel" des Bundesumweltministeriums charakterisiert:

Für Hotellerie/Gastronomie: • DEHOGA-Umweltplakette: „Wir führen einen umweltfreundlichen Betrieb" • Umweltsiegel der Bayrischen Staatsregierung: „Umweltbewußter Hotel- und Gaststättenbetrieb" • Landeswettbewerb Baden-Württemberg: „Wir führen einen umweltfreundlichen Betrieb" • Hessischer Landeswettbewerb: „Der umweltfreundliche Hotel- und Gaststättenbetrieb" • Landes Wettbewerb Schleswig-Holstein: „Der umweltorientierte Hotel- und Gaststättenbetrieb" • Landeswettbewerb Mecklenburg-Vorpommern: „Umweltfreundliches Gastgewerbe" • Aktions- und Umweltzeichen Nordseeinsel Borkum: „Umweltschnecke" • Kommunales Umweltsiegel Uhldingen: „Grüne Sterne" • ADAC-Umweltsiegel Raststätten: „Umwelt-Eichhörnchen" • Umweltsiegel Kleinwalsertal (Österreich): „Sieberdistel" • Umweltsiegel Saalbach-Hinterglemm (Österreich): „Grüne Hand - Wir tun etwas für die Umwelt" • Auszeichnung Gemeinde Altmünster (Österreich): „Altmünsterer Umweltkoffer" • Auszeichnung Gemeinde Längsee-Hochosterwitz (Österreich): „Umweltgütesiegel LängseeHochosterwitz" • Auszeichnung Gebietsverbund Lungau (Österreich): „Umweltsiegel I.ungau" • Auszeichnung Landesverband Oberösterreich: „Öko-Tourismuspreis" • Auszeichnung Kärnten (Österreich): „Die beste Wahl für die Umwelt" • Auszeichnung Tirol (Österreich): „Umweltsiegel Tirol" • Auszeichnung Graubünden (Schweiz): „Öko-Grischun" • Auszeichnung HORESTA (Dänemark): „Grüner Schlüssel" • Auszeichnung Verträglich Reisen (International): „Blaue Schwalbe" • Auszeichnung IHA: „IHA Environmental Award"

Für andere Zielgruppen: • • • • • •

DFV-Bundeswettbewerb: „Umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte" Auszeichnung Deutsche Umwelthilfe: „Bundeshauptstadt für Natur-und Umweltschutz" Auszeichnung Neue Bundesländer: „TAT-Orte - Gemeinden im ökologischen Wettbewerb" Auszeichnung Schweden: „Schwedischer Umwelt- und Tourismuspreis" Auszeichnung Saastal (Österreich): „Q for you" Auszeichnung österreichischer Dörfer: „Dorfurlaub in Österreich"

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• Tourismuspreis Niederlande: „Holland Fahrradland" • Auszeichnung Naturfreunde International: „Landschaft des Jahres" • Auszeichnung Fremdenverkehrsgemeinden: „Europäischer Preis für Tourismus Umwelt" • Auszeichnung Strände/Sportboothäfen: „Blaue Europa-Flagge" • Umweltzeichen europaweit: „Grüner Koffer" • DRV-Umweltpreis: „Internationale Umweltauszeichnung" • British Airways Preis: „Tourism for Tomorrow Award"

und

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Anhang 2: Literatur

A C E T E C - Angewandte integrierte Umwelttechnologie: Entwicklungsmodell Ökotourismusregion - am Beispiel der Tiroler Fremdenverkehrsgemeinde Serfaus. Wien, 1994. A C T A - Associazione Cultura Turismo Ambiente: l'eco audit nelle strutture alberghiere. Mailand, 1995. AllgemeinerDeutscher Automobil-Club e.V. (ADAC) (Hrsg.): Umweltgerechte Ferienstätten, Ferienparks, Ferienzentren - Vorschläge zur Umstellung auf eine umweltgerechte Ferienanlage. A D A C , München, 1996. Alpenforschungsinstitut U.A.: Tourismus und Umwelt in Europa: Eine Einführung mit ausgewählten europäischen Tourismusprojekten. Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften, Luxemburg, 1995. Alpenforschungsinstitut U.A.: Transnationale Partnerschaften im europäischen Tourismus: Ein Diskussionspapier über Ziele, Erfahrungen und Perspektiven. Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften, Luxemburg 1996. Boers, H.; Bosch, M., et.al.: Die Erde als Ferienort: Eine Einführung in Tourismus und Umwelt. Jaeger-Verlag GmbH, Darmstadt 1995. (Niederländische Originalausgabe 1993) B T E , Büro für Tourismus- und Erholungsplanung: Beitrag zur Entwicklung eines anwendungsreifen Kriterienkataloges für ein Umweltgütesiegel in Tourismusgemeinden. Gutachten im Auftrag des Deutschen Fremdenverkehrsverbandes (DFV), Hannover, 1994. B T E , Büro für Tourismus- und Erholungsplanung: Umweltschutz auf Campingplätzen: Ein praktischer Leitfaden für Campingplatz-Unternehmer. Deutscher Fremdenverkehrsverbandes (DFV), Bonn, 1996. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Biodiversität und Tourismus. Springer Verlag, Heidelberg 1997. Burghoff, Christel; Kresta Edith: Schöne Ferien: Tourismus zwischen Biotop und künstlichen Paradiesen. Beck sehe Reihe 1096,Verlag C.H.Beck, München 1995. DEHOGA-Jahresbericht 1994/1995: Deutscher Hotel- und Gaststättenverband, Bonn 1996 Deutscher Fremdenverkehrsverband e.V. (DFV) (Hrsg.): Urlaub und Reisen in Deutschland natürlich umweltfreundlich. Dokumentation des Bundeswettbewerbs Umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte in Deutschland 1996. DFV, Bonn, 1997 Deutscher Hotel- und Gaststättenverband ( D E H O G A ) (Hrsg.): So führen Sie einen umweltorientierten Betrieb: Tips für das Gastgewerbe, die sich rechnen. D E H O G A , Bonn, 2. Auflage 1997 E C O T R A N S e.V.; A R G E Sanfte Mobilität (Hrsg.): E C O T R A N S Report 97 - sanfte Mobilität in Tourismusorten und -regionen; Werkstattbericht zum EU-Projekt im Alpenraum. E C O T R A N S , Wien, München, 1997. Frei, Angelika: Einführung eines Umweltmanagementsysstems für Tourismusgemeinden in Anlehnung an die EG-Öko-Audit-Verordnung Nr. 1836/93. Diplomarbeit der Fachhochschule München, Studiengang Betriebswirtschaft. Dezember 1994 G r u p p e neues reisen (Hrsg.): Massentourismus - Ein reizendes Thema; Reisebrief/Schriften zur Tourismuskritik Band 23, gruppe neues reisen e.V., Berlin, Osnabrück, Hannover 1994. Hanert, Jürgen: Methodischer Leitfaden zur Entwicklung des nachhaltigen Tourismus in Gemeinden und Regionen. Freiburg, 1996. Hapag-Lloyd Flug: Ökobilanz. Langenhagen, 1995

184

Hopfenbeck, Waldemar; Zimmer, Peter: Umweltorientiertes Tourismusmanagement: Strategien, Checklisten, Fallstudien. Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech 1993. Kirstges, Torsten: Sanfter Tourismus. Oldenbourg Verlag, München 1995. Landesfremdenverkehrsverband Baden-Württemberg (Hrsg.): Mit umweltfreundlichen Urlaubsgrüßen aus Baden-Württemberg. Landesfremdenverkehrsverband Baden-Württemberg Marketing, Stuttgart, 1995. Lindlar, Angela: Umwelt-Audits - Ein Leitfaden für Unternehmen über das EGGemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung. Economica-Verlag, Bonn, 2. Aufl. 1995 LTU International Airways: Stichwort Umwelt - Eine Bilanz 1990-1995. Düsseldorf, 1996 Lufthansa: Balance- Umweltbericht 1995/96. Frankfurt, 1996. Malzacher, Vrone; Volkart, Martin: Natürlich erfolgreich: Das praktische Umwelthandbuch mit 400 Tips für das Schweizer Gastgewerbe. Schweizer Hotelier-Verein und Schweizer Wirtverband, Bern, 1995. Österreichischer Skiverband (Hrsg.): Ski-Vergnügen und Umwelt. Österreichischer Skiverband, Innsbruck, 1995. ÖTF., Ökologischer Tourismus in Europa e.V.(Hrsg.): Der umweltorientierte Reiseveranstalter - Ein Beitrag zur nachhaltigen Tourismusentwicklung ÖTE, Bonn, 1996. Ryan, Chris: The ecological impacts of tourism. in: Recreational Tourism: A Social Science Perspektive. Routledge, London, New York 1991, S. 95-130. Scherer, Brigitte: rororo-special Tourismus. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck/Hamburg 1995. Schmeer-Sturm, Dr. Marie-Louise: Reiseleitung - Grundkurs. Touristik-Taschenbücher, R. Oldenbourg-Verlag, München, Wien, 1997. Thiel, Frank; Homrighausen, Kerstin M.: Reisen auf die sanfte Tour. Ein Handbuch für Urlaubsreisen, Jugendbewegungen & Klassenfahrten. Herausgegeben von der Naturfreunde]ugend Deutschlands. AOL-Verlag/ Verlag Die Werkstatt, Göttingen 1993. Umweltbundesamt (Hrsg.): In die Zukunft reisen? Umweltbundesamt ZAD, Berlin 1997. Utz-Stillhard, Gabriele; Talkenberger Peter P.: Urlaub und Umwelt. Möwe Verlag, Idstein 1994. Verband Deutscher Naturparke (Hrsg.): Die deutschen Naturparke - Bundeswettbewerb der Naturparke 1995, Vorbildliche Gestaltung und Nutzung von Gewässern für die landschaftsbezogene und umweltverträgliche Erholung. Schriftenreihe des Verbandes Deutscher Naturparke e.V., 1996. WTTC (Hrsg.): Agenda 21 for the Travel and Tourism Industry: Towards Environmentally Sustainable Development. WTTC, WTO, Earth Council, London 1995.

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Anhang 3: Adressen

ACETEC > Reisnerstr. 3/7, A-1030 Wien Acta - Associzione Cultura Turismo Ambiente > Via Scarlatti, 27,1-20124 Milano Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (ADAC) / Koordination Umweltfragen /Umweltschutz > Am Westpark 8, 81373 München Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. (ADFC) > Postfach 107747, 28077 Bremen Alpenforschungsinstitut > Kreuzeckbahnstraße 19, 82467 Garmisch-Partenkirchen asr Bundesverband mittelständischer Reiseunternehmen > Eschersheimer Landstr. 60/62, 60322 Frankfurt/M. Best Western Inc./Corporate Communications > 6201 N. 24th Parkway, Phoenix, Arizona 85016-2023, USA Bundesumweltministerium/ Referat N II 3, Außenstelle Berlin > Schiffbauerdamm 15, 10117 Berlin Büro für Tourismus und Umweltplanung (BTE) > Vahrenwalder Str. 7, 30165 Hannover Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung e.V. > Frauenthal 25, 20149 Hamburg Deutsche Lufthansa AG/ Leitung Umweltfragen Konzern > 60202 Frankfurt am Main Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) > Beethovenstr. 69, 60325 Frankfurt Deutscher Fremdenverkehrsverband (DFV) > Bertha-von-Suttner-Platz 13, 53111 Bonn Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) > Kronprinzenstraße 46, 53173 Bonn Deutscher Reisebüroverband (DRV) > Mannheimer Str. 15,60329 Frankfurt/M. Deutsches Touristik Institut e.V. (DTI) > Kraillinger Str. 12, 82131 Stockdorf ECoNETT Projektbüro, c/o WTTC > 20 Grosvenor Place, UK-London SW1X 7TT ECOTRANS e.V. > Adelgundenstr. 18, 80538 München EU-Kommission, GD XXIII, AN80 02/34 A > Rue de la Loi 200, B-1049 Brüssel Europäisches Institut für Tourismus ETI > Bruchhausenstraße 1, 54290 Trier Europarat > Postfach 431 R 6, F-67006 Straßburg European Blue Flag Campaign, FEEE > Scandiagade 13, DK-2450 Kopenhagen FUTOUR Umwelt-und Tourismusberatung > Lindwurmstr. 88, 80337 München Gran Dorado Holding GmbH > Am Kurberg 1, 56767 Gunderath Green Globe-Mitgliederbüro > 20 Grosvenor Place, UK-London, SW1X 7TT Green Globe-Zentrale > PO Box 396, Linton, UK-Cambridge CB1 6UL Green Hotels Association > P.O.Box 420212, Houston, TX 77242, USA gruppe neues reisen e.V. > Westmarken 45, 25826 St. Peter-Ording Hanert, Jürgen > Sautierstr. 60, 79104 Freiburg Hapag-Lloyd Fluggesellschaft mbH > Flughafenstraße 10,30855 Langenhagen Hindelang Kurverwaltung > Postfach 1152, 87539 Hindelang/Oberallgäu Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg e.V. > Augustenstraße 6, 70778 Stuttgart IBATUR > Montenegro, 5, E-07012 Palma de Mallorca IG Sanfte Mobilität > Tauernplatz 1, A-5630 Bad Hofgastein IG Sanftes Reisen e.V. > Methfesselstr. 71, 20255 Hamburg Inter-Continental Hotels and Resort > Devonshire House, Mayfair Place, London W1X 5FH, UK International Air Transport Association IATA > Government and Industry Affairs Dept. Route de L'Aeroport 33, CH-1215 Geneva Airport 186

International Environment Hotels Initiative (IHEI) > PO Box 324, Aylesbury, Buckinghamshire HP 19 3BR, UK International Hotel Association (IHA) > 80, rue de la Roquette, F-75544 Paris Cedex 11 Landesfremdenverkehrsverband Baden-Württemberg Marketing GmbH > Esslinger Str. 8, 70182 Stuttgart LTU Lufttransportunternehmen GmbH & Co.KG > Flughafen Halle 8,40474 Düsseldorf Mittenwald Kurverwaltung > Dammkarstraße 3, 82481 Mittenwald Naturschutzzentrum Eifel > Römerplatz 8-10, 53947 Nettersheim Ökologischer Tourismus in Europa Ö.T.E. > Postfach 201021, 53140 Bonn Österreich Werbung/ Umweltreferat > Margaretenstraße 1, A-1040 Wien Österreich Werbung > Alter Markt 28-32, 45667 Köln Österreichischer Skiverband ÖSV > Olympiastraße 10, A-6020 Innsbruck Ostseebad Damp > Postfach 1000, 24349 Damp Ostseebäderverband Schleswig-Holstein e.V. > Vorderreihe 57,23570 Lübeck-Travemünde Pro Luftfahrt > Außerhalb 27, Flugplatz Egelsbach, 63329 Egelsbach RDA Intern. Bustouristik Verband e.V. / Arbeitskreis "Bustouristik und Umwelt" > Hohenzollemring 86,50672 Köln Schweiz-Tourismus (ST) > Kaiserstraße 23, 60311 Frankfurt a.M. Schweizer Hotelier-Verein (SHV) > Monbijoustraße 130, CH-3001 Bern Stattreisen Hannover e.V. > Hausmannstraße 9-10, 30159 Hannover Studiosus Reisen München GmbH > Trappentreustr. 1, 80339 München TUI Touristik Union International > Karl-Wichert-Allee-23, 30625 Hannover Umweltministerium Baden-Württemberg > Kemerplatz 9, 70182 Stuttgart Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (ufop) > Andreas-Hermes-Haus, Godesberger Allee 142-148,53175 Bonn, Verein Naturpark Nordeifel > Monschauer Straße 12, 52076 Aachen Verkehrsverein Graubünden ( W G R ) / Arbeitsgruppe Umwelt > Alexanderstraße 24, CH-7001 Chur Verträglich Reisen Magazin e.V. > Postfach 401903, 80719 München World Tourism Organization (WTO) > Capitán Haya, 42, E-28020 Madrid World Travel & Tourism Council (WTTC) > Chaussée de la Hulpe 181, Box 10, B-1170 Brüssel

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Anhang 4: Online-Adressen

Allgemeiner Deutscher Automobil Club (ADAC): http://www.adac.de Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club (ADFC): http://www-2.informatik.umu.se/adfc/ Badegewässerqualität: http://europa.eu.int/bathing Best Western Hotels: http://www.bestwestern.com/best.html Calviä, Mallorca: http://www.bitel.es/calvia.mallorca Davos, Schweiz: http://www.davos.ch/index.html DEHOGA-Schleswig-Holstein: http://w3.allcon.net/dehoga/ Deutsche Bahn: http://www.bahn.de Deutscher Reisebüro-Verband (DRV): http://www.drv.de Disney World, Florida: http://www.disneyworld.com Europäische Reiseversicherung AG: http://www.erv.de/ Graubünden, Schweiz: http://www.wgr.access.ch Hotel Ucliva, Schweiz: http://www.ucliva.ch International Hotel Association (IHA): http://www.hospitalitynet.nl/iha LTU: http://www.ltu.de Lufthansa: http://www.lufthansa.com Österreich Werbung: http://austria-info.at/ Ostseebad Damp: http://www.damp.de Reise-Info-Übersicht: http://www.yahoo.com/recreation/travel Reisemagazin (deutsch): http://www.travelbook.de Schweiz-Tourismus: http://www.SwitzerlandTourism.ch/ Spanientourismus: http://www.tourspain.es/ Tirol, Österreich: http://www.tis.co.at//tirol TUI: http://www.tui.com Umweltbundesamt: http://www.umweltbundesamt.de Welt-Tourismus-Organisation (WTO): http://www.world-tourism.org World Travel and Tourism Council (WTTC): http://www.wttc.org ZürichAutoFrei (ZAF!): http://huizen.dds.nl/~balthus/zaf/

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Anhang 5: Infokästen, Abbildungen, Grafiken, Tabellen

[1]: Wirtschaftsleistung des Tourismus 1995 (Bruttoprodukt) [2]: Wirtschaftsbeitrag des Tourismus in einzelnen Ländern Europas 1995 [3]: Investitionen einzelner Länder in den Tourismus 1995 [4]: Urlaubsziele der Deutschen 1996 [5]: Sanfter Tourismus [6]: Alternativtourismus auf dem Reisemarkt Köln [7]: Umweltsensibilität der deutschen Touristen [8]: Naturschutz - Gesetzlicher Rahmen [9]: Ökosysteme [10]: AGENDA21 für Regierungsstellen, nationale Touristikverwaltungen und Fachverbände : Umweltbestandsaufnahme eines Tourismusuntemehmens : AGENDA 21 für Reise- und Touristikunternehmen : Zusammenwirken naturwissenschaftlich-technischer und organisatorischstrategischer Lösungsansätze : Buchtip: Biodiversität und Tourismus : Aktuelle Urlauberinformation des Umweltbundesamts 1997 : DEHOGA-Plakette : IHEI-Zeitschrift „Green Hotelier" : Green-Globe-Logo : Logo des Umweltnetzwerks ECoNETT : Preisträger des DRV-Umweltpreises : Preisträger des DFV-Wettbewerbs umweltfreundlicher Ferienorte 1996 : Europäischer Preis für Umwelt und Tourismus 1995 : Geförderte Projekte der Aktion Umweltgroschen . Logo der Aktion Umweltgroschen : Umweltnachfrage im Reisebüro : Ein umweltbewußtes Reisebüro : DEHOGA-40-Punkte-Katalog : Energieverbrauchskennzeichnung für Elektrogeräte : Grundsätze der IG ..Sanftes Reisen" : Das Honey-Pot-Prinzip : Buchtip: Naturschutz - das Machbare : Hilfsmittel, Checklisten, Ratgeber von Organisationen und Verbänden : Grundlagen des Öko-Audit-Systems der EU : Öko-Audit-Pilotprojekt in einem Luxus-Hotel : Öko-Audit-Konzept ECOTUR in Mallorca : Buchtip: Umweltorientiertes Tourismusmanagement : Öko-Audit-Pionier Studiosus? : Abfalltrennung im Bergrestaurant : Die Graubünden-Ökotips : Ökohotel Bethanien, Davos

6 7 7 9 11 12 17 18 20 20 23 23 26 28 29 36 38 41 42 46 48 50 51 52 55 56 59 60 64 67 69 71 74 76 77 78 79 86 88 89

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[41 [42 [43 [44 [45 [46 [47 [48 [49 [50 [51 [52 [53 [54 [55 [56 [57 [58 [59 [60 [61 [62 [63 [64 [65 [66 [67 [68 [69 [70 [71 [72 [73 [74 [75 [76 [77 [78 [79 [80

: Ökohotel Ucliva, Waltensburg : Sparratgeber des Schweizer Hotelier-Vereins : Rothorn-Gipfelstation, Lenzerheide : Skischuh-Recycling - ein Modellprojekt : Vegetationsschäden durch Wintersport : Künstliche Beschneiung : Das Servus-Umwelt-Logo : Logo: Tiroler Umweltsiegel : Gästeinformation im Umweltsiegel-Hotel : Hotel-Beispiel: Goldener Adler, Innsbruck : Naturkundemuseum in Mallorca : Playa de Palma: Fußgängerboulevard statt Verkehrschaos : Pilotprojekt Solaranlage : Solaranlage auf dem Dach des Hotels Palmanova, Gemeinde Calviä : Parc Verd, eine Recycling-Sammelstelle vor einem Supermarkt : Logo der Öko-Gemeinde Alcüdia : Calviä: Grünzone statt Hotel : Gefahrstoff-Depot im Sportboothafen Damp : Umweltkriterien Mittenwald : Grünes Blatt im Mittenwalder Gastgeberverzeichnis : Urkunde für umweltfreundliche Tourismusbetriebe in Baden-Württemberg : Öko-Checkliste „Umweltverträgliches Waschen und Reinigen" : ADAC-Umwelteichhörnchen : Delphin aus recycelten Aluminiumdosen : Naturschutz-Logo der Anheuser-Busch-Freizeitparks : Waste Wi$e - ein amerikanisches Anti-Abfall-Programm : Logo des amerikanischen Waste-Wi$e-Programms : Grünanlagenbewässerung mit geklärtem Abwasser, St.Petersburg, Florida : Fast Food: Mehrweg-Körbe statt Einweg-Teller : Hotel-Beispiel: Scandic Crown Hotel Innsbruck : Green Hotels Association, USA : Umweltschutzförderung in den USA: Beispiel Volusia County, Florida : Abfalltrennung bei Disney Village Marketplace, Florida : Recycling in den Küchen des Disney World Dolphin Hotels, Florida : TUI-Umweltnetzwerk TUN! : TUl-Umweltprofile : Umweltverträglichkeit der Fluggesellschaften : L TU-Werbung mit Umweltschutzengagement : Umweltschutz am Flughafen Frankfurt : Kranich-Schutzprogramme der Lufthansa [81 : Primärenergieverbrauch bei verschiedenen Personentransportmitteln [82] : Marktanteile Personenverkehr nach Verkehrsmitteln [83]: RDA-Umweltschutztips für Busfahrer [84]: Logo für Biodiesel-Busse [85]: Stop-the-Engine-Aktion für Busse

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90 91 92 93 94 95 98 100 101 102 104 106 108 109 110 111 113 120 122 122 123 130 131 133 134 136 137 138 139 142 144 147 152 154 157 158 160 163 167 168 172 173 178 179 180

Anhang 6: Stichwortverzeichnis Abfall: Abfallmanagement 39, 136, 140, 144, 146 f., 154, 164 Abfall: Abfallwirtschaftskonzepte 72, 85, 166 Abfall: Kompostieren 85, 90, 137, 151 Abfall: Programme 141 Abfall: Recycling 26, 93, 109f., 112, 115, 130, 132 f., 136f„ 143 f., 146f„ 151, 153f., 162, 166 Abfall: Reduzierung 26, 126, 136, 144, 147, 153, 166 Abfall: Waste Wi$e-Programm 136 Agenda 21 14,20,23,30,40 Agrotourismus 13 f. Alpenschutzkommission 94 Alternativtourismus 12 Artenschutz 17, 27, 150 A r t e n s c h u t z : Biodiversität 28, 30 Artenschutz: Biotopschutz 17, 19 Berliner Erklärung 30 Besucherlenkung 19, 49, 116 f. British Airways Tourism for Tomorrow Award 53 Bundespreis Tourismus und Umwelt 47 f. Checklisten 22, 25, 54, 65, 70ff., 76, 78, 129, 144, 155 f., 169, 177 Deutscher Fremdenverkehrsverband (DFV) 34f., 46ff., 67, 71, 77 D e u t s c h e r Hotel- und Gaststättenverband ( D E H O G A ) 35f., 57 ff., 71, 76, 124 D e u t s c h e r Hotel- und Gaststättenverband ( D E H O G A ) : 40-Punkte-Katalog 59, 76 D e u t s c h e r Hotel- und Gaststättenverband ( D E H O G A ) : Leitfaden 57ff., 71, 76 D e u t s c h e r Reisebüro-Verband (DRV) 32ff., 45f., 51, 54, 65f., 71, 177 D e u t s c h e r Reisebüro-Verband (DRV): Umweltpreis 45 f. Energie: alternative Energien 97, 108, 118, 126, 157 Energie: Energieberatung 91, 92, 102 Energie: Energiebilanz 85, 132, 172 Energie: Energiesparpotentiale 92, 126 Energie: Energiesparprogramme 171 Energie: Energieverbrauchskennzeichnung 60 f.

Energie: Photovoltaik Energie: Solarthermie Europäische U n i o n 5, 44, 48 f., 60, 73 f., 77,

92, 126 108 7f., 17ff., 27, 36, 80, 165

Ferienpark 71, 128 ff. Freizeitpark 2f., 10, 66, 118, 128, 132ff. Grand Green Green Green

Prix Tourismus und Umwelt 48, 98 Globe 40fT., 50, 141 Globe: Auszeichnungen 50 Hotels Association 144, 146

Honey-Pot-Prinzip

67

IG Sanfte Mobilität 96 IG Sanftes Reisen 64 International Hotel Association (IHA) 36ff., 51 International Hotel Association (IHA): Environment-Award-Programm 51 International Hotels Environment Initiative (IHEI) 37 f., 71 Internationaler Bustouristik-Verband (RDA) 70, 177 f. ISO-Norm 14000 ff 25, 80 Kreislaufwirtschaftsgesetz

72

Landwirtschaft 13f., 16ff., 53, 69, 75, 86, 89f., 97, 107f., 115 ff., 125f. Landwirtschaft: ökologische 97 Landwirtschaft: Ökomarkt-Graubünden 89 f. Lanzarote-Charta 29 f. Lärm 61, 160, 163 Lärm: Fluglärm 166 Lärm: Lärmschutzklasse 163 L u f t : Flugverkehr 16, 160, 162, 176 Luft: Kohlendioxid 160 Luft: Kohlenmonoxid 165, 171 f. L u f t : Stickoxide 85, 160, 162f., 165 Luft: Treibhauseffekt 160 Male-Deklaration Massentourismus 119, 128

30 f. 7ff., 11 f., 49, 103, 107,

Naturpark 48, 105, 116 f. Naturschutz 16ff., 27f., 35, 44, 51, 53, 61, 69, 82, 95, 104, 116f., 124f., 134f„ 138, 144, 146, 148, 150 f., 156 191

Naturschutz: Naturschutzorganisationen 134 Naturschutz: Tierschutz 55, 135, 150 N a t u r t o u r i s m u s 12 Öko-Audit: bei Reiseveranstaltern 78 f. Öko-Audit: EG-Verordnung 1836/93 74 Öko-Audit: Erweiterungsverordnung 74 Öko-Audit: Gemeinschaftssystem der EU 25, 74 fT. Öko-Audit: Grundlagen 74 Öko-Audit: in Fremdenverkehrsgemeinden 77 Öko-Audit: Pilotprojekt E C O T U R f ü r Spanien 77,111 Öko-Zimmer 141, 143 f. Ökobilanz 24, 70, 160f., 163, 171 Ökohotels 24, 89, 90 Ökohotels: Öko-Hotel-Betrieb des Jahres 88 f. Ökokennzahlen 36, 57 f. Ökologischer Tourismus in Europa (ÖTE) 45, 63, 71 Ökologisches Modernisierungsprogramm 86 Ökomonitoring 86 Ökosiegel 25, 30, 44ff., 67, 71, 75, 98f., 101 f., 142, 156 Ökosiegel: Blaue Europa-Flagge 44f., 68 Ökosiegel: G r ü n e r Koffer 45 Ökosiegel: Umwelteichhörnchen 130f., 169 Ökosiegel: Umweltsiegel Tirol 46, 99ff., 141 f. Ökosysteme 13, 19f., 33, 39, 49, 68 Ökotourismus 13 Qualitätstourismus

103

Reisekataloge 63 Reisepavillon Hannover 64 Reiseziele 8f., 29, 167 Rio-Erdgipfel 14, 31, 40f., 113 Sanfter Tourismus

9ff., 45, 118, 178

Themenpark 132, 134, 148f., 151 Tourismus: Arbeitsplätze 4 Tourismus: Infrastrukturverbesserungen 2, 13, 20, 68, 103 ff., 112, 164 Tourismus: Nachhaltigkeit 14, 19, 22, 24, 103, 123 192

Tourismus: Sozialverträglichkeit 15 Tourismus: Umweltverträglichkeit 15 Tourismus: Wirtschaftsfaktor 2, 5 Tourismuspolitik 27 Touristisches Leitbild 66, 126

Umweltbelastungsgrenzen 1 4 f f , 19ff., 26, 66, 116 Umweltbericht 79, 95, 164 ff. U m w e l t b e s t a n d s a u f n a h m e 21 ff., 48, 66f., 84, 112, 129 Umwelterziehung 44, 49, 110, 133, 153 Umwelterziehung: Gästeinformation 59, 101 f. Umwelterziehung: Lehrwanderungen 126 Umwelterziehung: Naturerlebnisdorf 117 Umwelterziehung: Ökotips 71, 87f. Umwelterziehung: Zoopädagogik 135 Umwelthandbuch 71, 140, 165 Umweltindikatoren 38 f. Umweltinformationssystem 131 Umweltleitlinie 132, 155 Umweltmanagement 8, 14f., 23 ff., 32, 35, 37, 40f., 43 ff., 54, 56, 58, 61 ff., 84, 88, 110, 127 f., 130 ff., 136, 155, 175, 177 Umweltmanagement: auf Campingplätzen 61 Umweltmanagement: bei Reiseveranstaltern 62 Umweltmanagement: bei Transportuntern e h m e n 69 Umweltmanagement: beim Freizeitsport 67 Umweltmanagement: beim Wassersport 2, 67, 68, 119 f. Umweltmanagement: in der Gastronomie 21, 35, 40, 56, 61, 71, 76, 86, 89, 97, 100, 115 f., 123, 144, 175 Umweltmanagement: in der Hotellerie 21 f., 26, 35, 40, 56, 61, 71, 76, 83, 88, 97, 115, 124, 144 Umweltmanagement: in Feriengebieten 65, 124 ff. Umweltmanagement: in Reisebüros 3, 32 f., 54f., 71 Umweltnetzwerk: E C o N E T T 42 Umweltnetzwerk: TUN! 155, 157 Umwelttag: ITB, Berlin 34 Umwelttag: World Travel Market, L o n d o n 141 Umweltverträglichkeitsprüfung 21, 30, 156

Verkehr: Autofreiheit 96, 170 Verkehr: Biodiesel 179 Verkehr: Bustouristisches UmweltschutzSystem 178 Verkehr: Fahrradtourismus 56, 110, 116, 118 Verkehr: Personenverkehr 171, 173 Verkehr: Treibstoff 161, 164f. Verkehr: Verkehrsberuhigung 85, 96, 121 Verkehr: Verkehrsproblem 126 Verträglich Reisen 63 Wasser: Abwasserklärung 106, 115, 157 Wasser: Einsparung 110, 137, 145, 154

Wasser: Gewässerbelastung 165 Wasser: Grünanlagenbewässerung 108, 113, 132, 137 f., 145 f., 151, 156 Wasser: Trinkwassermangel 107 Wettbewerb f ü r umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte 35 Wintersport: Skischuh-Recycling 93 Wintersport: Vegetationsschäden 94 World Tourism Organisation (WTO) 3, 5, 22, 30, 38, 39 World Travel & Tourism Council ( W T T C ) 3 ff., 40 ff., 50 World Travel and Tourism Environment Reseach Center ( W T T C E R C ) 40

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