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German Pages 318 [324] Year 1798
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GÖSCHEN.
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i 7 7 5D i e Lehrstunde. Fürstenlob.
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x 7 7 7. D e r Denkstein.
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x 7 7 8Beruhigung.
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D i e Krieger.
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Vor den zweyten Band.
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16 19
II Wink.
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Mein Wäldchen. Die Ankläger.
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Verschiedene Zwecke.
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Seite 21
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- 2 3
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25
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1779. Die Trennung.
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31
Die Verkennung.
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32
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34
i7ßo. Ihr Tod.
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Unterricht.
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36
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38
Uberschätzung der Ausländer.
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41
Der jetzige Krieg.
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43
An Freund und Feind.
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46
An den Kaiser.
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51
Der rechte Entschlufs.
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Die Mafsbestimmung.
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Mehr Unterricht.
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53 > 5 5
III 17
8 2-
Mein Wissen.
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Der Kranz.
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62
Der Traum.
Seite •
5ß 60
Beyde.
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» 6 4
Die Sprache.
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- 6 6
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- 6 p
Der Nachruhm. Die Rache.
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72
Ästhetiker.
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' 7 5
An Johann Heinrich Vofs. Delphi.
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77
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0°
Die Verwandelten.
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80
Der Gränzstein.
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91
Morgengesang am Schöpfungsfeste.
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96
1 7 8 3' 9 9
Die VortrefFlichkeit.
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An Giacomo Zigno.
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Die deutsche Sprache.
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>104
Das Gehör.
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102
106
IV 1
7 8 4-
Der Frohsinn.
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Die Grazien.
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in
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113
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115
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-
117
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-
119
Die deutsche Bibel.
Seite 10p
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CRAMER.
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D e s Gedankens Zwilling, das W o r t scheint Hall nur, D e r in die L u f t hinfliefst: heiliges Band D e s Sterblichen ist es, erhebt D i e Vernunft i h m , und das Herz i h m !
U n d er weifs e s ;
denn er erfand, durch Zeichen
F e s t , w i e den F e l s , hinzuzaubern den H a l l ! D a ruht e r ; doch kaum, dafs der B l i c k S i c h ihm senket, so erwacht e r .
C7 Es ereicht die Farbe dich nicht, des Marmors Feiibaire Last, Göttin Sprache, dich nicht! Nur weiiges bilden sie uns: Und eis eigt sich uns auf Einmal.
De:m Erfinder, welcher durch dich des Hörers Seele Ibevegt, that die Schöpfung sich auf! W i e D ü t e n entschwebt, was er sagt, Mit dem Reize der Erwartung,
M i t ¿er Menschenstimme Gewalt, mit ihrem Höheren R e i z , höchsten, wenn sie Gesang Hinströiret, und inniger so In die Stele sich ergiefset.
Doch Erfinder, täusche dich nicht! Für dich nur Ist es geJacht, was zum Laute nicht w i r d , Fiir dich nur; wie tief auch, w i e hell, W i e begeisternd du es dachtest.
Die Gespielen sind ihr zu lieb der Sprache; Trenne sie nicht! Enge Fessel, geringt An lemnischer Esse, vereint Ihr den Wohlklang, und den Verstanz.
63 Harmonie zu sondern, die so einstimmet, M e i d e t , w e r w e i f s , welcher Zweck sie verband: D i e Trennungen zwingen zu viel D e s Gedachten zu verstummen.
Von dem Ausland, D e u t s c h e , das Tanz des Liedes Klagend e n t b e h r t , lernet ganz, was es ist, Dem viele von e u c h , w i e Athen I h m auch h o r c h t e , noch so taub sind.
U n d es schwebt doch k ü h n , und gewifs Teutona W e n d u n g e n h i n , die Hellanis so gar Nicht alle, mit stolzem Gefühl Des Gelingens, sich erkohre.
D e n Gespielen lasset, und ihr der Göttin Blumen uns s t i e u n : Himmelschlüsseln dem Klang, Dem Tanz Hiazinten, und ihr Von den R o s e n , die bemoost sind. Sie entgliihen lieblicher, als der Schwestern Blühendster Busch, duften sufsern G e r u c h ; Auch schmückt sie ihr mosig G e w a n d , U n d durcliiducheit ihr G e d u f t e .
6g
D E R
N A C H R U H M .
Glänzend ist, Krieger und Könige, was ihr thatet, vielleicht auch Edel, o W u n d e r ! so gar. Was es denn sey; es steiget gewifs zu dem Enkel hinunter: Aber in welcher Gestalt? Etwa in der, die es hatte, da ihr es thatet? In jeder Andern, in dieser nur nicht! Von der Geschichte verfehlt, bald hoch zu der Wolke gehoben, Bald gesenkt in den Staub; M i t der Fabel Verwandlung beynah gebildet, zum Drachen Kadmus, der Drache zum Gott. Und nun setzen die Richter sich hin, und richten den Schatten, Weiser Entscheidungen voll,
7°
Alles,
nachdem bey dem glimmernden Docht der Eizahlende dunkel,
Oder dunkler es sah. Arme Krieger und Könige, das ist also der Nachruhm, Der euch schlafen nicht licfs? Euch verbot, an der Wissenschaft eifiisclienden Quelle Auch nur am Abend zu rulin ? Unerquickte, so halten die Rhadamantchen der Nachwelt Uber euch ihr Gericht? Glucklicher fiel sein Loos dem Dichter.
W a s er uns
nachliefs, Bleibet stets, w a s es w a r . Über ihn waltet sie nicht, die Geschichte; da spielt die Verwandlung Nicht, w i e mit Thaten sie spielt. Richter sehn die Fehle des W e r k s , die Schönheit: allein mehr, Andere nicht, denn es h a t . Richtelnde könnens mit Tadel bestäuben, und L o b e ; doch diefs auch Können die wähnenden n u r . Andere kommen dann auch, und stäuben a b : es stehet W i e d e r d a , w i e es sprang
und
71 Aus des Gebarenden Stirn, gerüstet mit der Ägide, Oder mit Kränzen geschmückt. Glücklicher fiel dem Dichter sein Loos.
Er wohnt
an der Quelle, Trinkt sie mit feurigem Durst, Schöpfet dem Schnitter daraus, und bringt die Iahende Schale Ihm in das Sonnengefild: Oder leitet ihna zu in der Ulme Schatten die Kühlung, Und vom Weste beweht.
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L a n g ' erwarteten w i r , du würdest Deutschlands M u s e schützen, auch so mit Rulnn dich krönen; Durch den schöneren Lorber Decken des anderen B l u t !
Gleimen sandte sie dir, und sandte Ramlern, Dich zu f r a g e n .
Und d u ? Dafs sie ihr Auge
Niedersenkte, die AVang' ihr Flamte von rötherer Scham!
So antwortetest d u .
Sich nicht zu rächen,
W a r er schonend genung der Deutsche, deiner Hier auch werther, als du i h n , Fremdling im Heimischen, kenst.
Doch du selber hast ihn an dir gerärhet! Heifs schon w a r der B e g i n n ; allein die letzte Ratlie glühet, w i e keine Sonst, von zei'stoiender Glut.
W i e der Geist dich auch hebt; er fliegt vergebens W e n n das W o i t ihm nicht folgt.
Der Ungeweihte
In der Spiache Geheimnifs Todtet das lebendste B i l d .
Du erniedertest dich Ausländertöne Nachzustammeln , dafür den Hohn zu hören: Selbst nach Aiuets Säubrung, Bleibe dein L i e d noch tudesk.
Und die letzte? Dein Blatt von Deutschlands Sprache! D i e , die Rache ist selbst dem Widerrufe Nicht veitilgbar;
besclileycrn,
Thust du i h n , kann er es n u r .
Widerrufe von d i r ? Defs sind w i r sicher! Sicher, dafs du auf dich aus voller Schale Rache stiomest, dem weisexn Enkel noch sufser als u n s . ELOPST.
VV. I I . B .
O d . II. B .
74 Denn er möchte vielleicht Erobrergröfse Anders ächten, als w i r ; Verdienst des Pflanzers Heller sehen, es sondern Von des Begiefsers Verdienst.
75
Ä S T H E T I K E R .
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B ü r d e t ihr nicht Satzungen auf dem geweihten D i c h t e r ? erhebt zu Gesetz sie? und dem Künstler W a r d doch selbst kein Gesetz gegeben, W i e ' s dem Geiechten nicht w a r d . L e r n t : Die Natur schrieb in das Herz sein Gesetz ihm! Thoren, er kent's, und sich selbst streng, ist er Thäter; Komt zum Gipfel, w o ihr im Antritt, Gehet ihr einmal, schon sinkt. Regelt ihr gar lyrischen F l u g : o so treft ihr 's Aug' in den Stern dem Gesänge der Alzäe, T r e f t , je schöner es blickt, je stärker Ihr's mit der passenden Faust.
76
Ist auch ein L i e d , würdig Apolls, der Achäer Trümmern entflolin, der Quiriten, ein Meieina, Oder Eidos, nur eins der Chore Sophokles, dem ihr nicht t r e f t ?
77
AN JOHANN HEINRICH
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BLINDEN.
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E s tagt nicht! Kein L a u t schallt! W e r entschlöfs sich schnell h i e r ? w e n erschreckte nicht Das Graun volle der W a h l ? Doch sie sey dein Schicksal; du erköhrst doch Blindh e i t ? Des Gehörs Verlust Vereinsamt, u n d du lebst M i t den Menschen nicht mehr. W e n n du also kein Gott bist: so wählst du recht, Willst blind s e y n , und entfliehst D e n nur Sterblichen nicht. „ Sehr ernst ist der Gedanke von dieser W a h l , Versenkt tief mich in Schmerz,
107 I u zu trübes G e f ü h l ! D o c h w a s W a h l ? E s umringt schon den a h n d e n d e n , Schon wehdroht mir die N a c h t ! " Das L i c h t schwand: doch entbehrst du das freundliche W o r t des Geliebten n i c h t ; Nicht Stromfall, noch den Schlag D e r geflüchteten W o l k e , die donnernd sich w ä l z t , dafs die H ü t t e bebt, ( E i n Graun Zagenden n u r ) Und lautwirbelnd Sturmwind* an Felsenklüften herbrausen ! nicht Waldgeräusch Von M a y l u f t , die dich labt; Noch das frohe Gesing am verhohlnen Nestbau; nicht den süfsen Reiz D e r T o n k u n s t ; und gewann D i e Dichtkunst dein Herz a u c h , nicht den R e i h e n , in welchem sie schwebt, nachdem D e r Inhalt ihr gebeut: Entbehrst nicht die Bezaubrung, w e n n beyde, darreichend die Schwesterhand, D u r c h Eintracht sich e r h ö h n , Und gelehriges O h r e s , entzückt, die Drommet' u n d das Horn vernimt D e r Nachhall im Gebirg.
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W e r taub dann ihn gewahrt in der F r e u d e , den Blind e n , der trübt den Blick Vor Mitleid mit sich selbst. Und du möchtest
das W u n d e r g e b ä u d e ,
worin die
geregte L u f t Zum L a u t w i r d , den du liebst, W i e gesunken dir denken, zerstöret, dafs nun sich ihr Wallen dir Umsonst n a h t , u n d w i e stumm D i r zerfliefst; ah zerstört Gehorgang, die erklingende Grotte, drin D e n Ambos, und von ihr Zu dem M u n d e den W e g , und an ihrem
Gewölbe
die Faserchen, Sie Aufhalt des Getöns, Dafs es sanft sich veiliere; die feineren Saiten, sie sind gestirnt D e m A n w e h n , das sie r ü h r t ; ( W i e W i n d e m e n nicht allen gestirnt)
den Vorsaal,
wo es netzend rint, E m p o r w a l l t , w i e der Quell; D i e gebogenen R ö h r e n , der Schnecke Gewinde, die Scheidewand, Das ganze L a b i r i n t h ?
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D E R
F R O H S I N N .
Voller Geflihi des Jiinglings, weil* icli Tage Auf dem Rofs', und dein Stahl', ich seh des Lenzes Grüne Bäume froh dann, und f r o h des Winters Diirre beblutet.
Und der geflohnen S o n n e n , die ich sähe, Sind so w e n i g doch n i c h t , und auf dem Scheitel Blühet mir es winterlich schon, auch ist es H i e r und da o d e .
W e n n ich diefs frische Leben regsam a t h m e ; Hör* ich dich denn auch w o h l , mit Geistes O h r e , D i c h dein Tröpfchen leises Geräusches t r ä u f e l n , Weinende Weide.
110 Nicht die Zipresse, denn nur traurig ist s i e ; D u bist traurig und schön, du ihie Schwester, O es pflanze dich an das Grab der Freund mir» W e i d e der Thränen!
Jünglinge schlummern h i n , und Greise bleiben Wach.
Es schleichet der Tod nun hier, nun dort h i n ,
Hebt die Sichel, eilt, dafs er schneide, wartet O f t nicht der Ahre.
W e i f s auch der M e n s c h , wenn ihm des Todes R u f schallt? Seine A n t w o r t darauf?
W e r dann mich klagen
H ö r t , verzeih dem Thoren sein A c h ; denn glücklich W a r ich durch Frohsinn!
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D i r , Pasithea, opferte Vor den Schwestern H o m e r , zündete Blumen, Blumen erkohr Orpheus, w i e e r , O p f e r t e , Nossa, d i r .
Beydc kohren mit scharfem Blick. W e r blind w ä h l e t , dem schlägt Opferdampf I n die A u g e n , u n d i h r , wallet er w e g , G ö t t i n n e n , seyd entflohn.
Blinde W ä h l e r verscheuchen schnell; Schwätzern seyd ihr nicht d a : dennoch lallt, Lispelt zierlich ihr M u n d : G r a z j e n , o h ö r t , H ö r t u n s , w i r liehein e u c h !
Auch der furchtbaren Grazie Flamt es von dem Altar.
G ö t t i n , dich
Nent kein N a m e , geheim knospet es d i r , Tochter E u r y n o m a ' s .
W a c k r e , schwer zu verblendende Finden O p f e r .
D i e Glut quillt vom Rauch
R e i n , u n d bläulich, und hell, sprudelt empor Wölkenden Wohlgeruch.
Und die Göttinnen fliehen n i c h t , Lächeln i h n e n .
Es f o l g t , kehren sie,
Guter Vögel Geleit, flötend ein Chor Von Philomelen n a c h .
Nicht der Dichter allein besucht Diesen Tempel; auch die nimt er a u f , Welche sich die Musik w e i h e t , auch sie Bringen der Blumen d a r .
D a W i n d e m e , die Säumerin, Spät vom Opfer einst kam, hatte sie Einen ihres Geleits kirre gemacht, Kam mit der Nachtigall.
DIE
DEUTSCHE
BIBEL.
H e i l iger L u t h e r , bitte f ü r die A r m e n , D e n e n Geistes Beruf nicht scholl, und die doch Nachdolmetschen, dafs sie zur Selbsterkentnifs Endlich genesen!
W e d e r die S i t t e , noch der Sprache W e i s e Kennen sie, und es ist der reinen Keuschheit I h n e n M ä r c h e n ! w a s sich e r h e b t , was K r a f t h a t , Edleres, T l i o r h e i t !
D u n k e l auf immer ihnen jener G i p f e l , D e n d u muthig erstiegst, u n d dort des VaterL a n d e s Sprache bildetest, zu der Engel Spiach', und der M e n s c h e n . KLO PST.
W.
II.
B.
Od. II. B.
n4 Zeiten entflobn: allein die umgeschafne Blieb; und diese Gestalt w i r d nie sich w a n d e l n ! Lächeln w i r d , w i e w i r , sie dereinst der E n k e l , E r n s t sie, w i e w i r , sehn.
Heiliger L u t h e r , bitte f ü r die A r m e n , D a f s ihr stammelnd Gered* ihr Ohr v e r n e h m e , U n d sie dastehn, T h i ä n e n der R e u im B l i c k , die H a n d auf dem M u n d e !
"5
DER
GOTTESLEUGNER.
D u fragest sie auch die ernste Frage, die schreckliche : Auf welcher Stufe der Geister Steht
wer den Gottesleugner
N i c h t fiir rasend h a l t ?
„ D i e schreckliche?"
Ja die schreckliche!
D e n n haltst du i h n , der ein Stolzer ist! ein Empörer i s t ! W e i t e r nichts ist! f ü r einen Denker den; So ist die S t u f e , worauf du stehest, zu t i e f !
So kanst du w e r d e n , was er i s t , E i n Rasender! E i n F e i g e r , ( R a s e n d e s i n d s ) so Vernichtung Glaubet, leben m a g , sich nicht v e r n i c h t e t !
n6 Aber ich sucht', und ich fand Entschuldigung Fiir den F e i g e n , der i s t , und dem doch Gott nicht ist. Entscheid', ob ich die rechte f a n d .
E r denket sich,
Ohne G o t t ! hat sich dadurch nur nicht ganz vernichtet!
Schleichet, bebt, zweifelt u m h e r ; Des Gespenstes Gedanke (sein W o r t leugt T i e f s i n n ) Ist dein Tiaume gleich, Welcher vom Traume träumt.
ii7
DIE
ETATS
GENERAUX.
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D e r kühne Reichstag Galliens dämmert schon, D i e Morgenschauer diingen den wartenden Duicli Mark und B e i n : o kom, du n e u e , Labende, selbst nicht getrdumte Sonne!
Gesegnet sey mir d u , das mein Ilaupt bedeckt, M e i n giaues Haar, die K i a f t , die nach sechzigen Fortdauert; denn sie w a i ' s , so w e i t hin Brachte sie mich, dafs ich Diefs eilebte!
V e r z e i h t , o Franken, ( N a m e der Bruder ist Der edle Name) dafs ich den Deutschen einst Z u i u f t e , das zu flielin, w a i u m ich Ihnen itzt flehe, euch nachzuahmen.
n8 D i e gröfste Handlung dieses Jahrhunderts s e y , So dacht' ich sonst, wie Herkules Friedelich D i e Keule f ü h r t e , von Europa's Heischern b e k ä m p f t , u n d den Herscherinnen!
So denk* ich jetzt n i c h t .
Gallien kionet sich
M i t einem Biirgerkianze, w i e keiner w a r ! D e r glänzet heller, und verdient es! Schoner, als L o i b e r , die Blut entschimmert.
,19
P
S
A
L
M
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U m Erden wandeln Monde, Erden um Sonnen, Aller Sonnen Heere wandeln Um eine groise Sonne: „Vater unser, der du bist im H i m m e l ! " Auf allen
diesen W e l t t n , leuchtenden , und eileuchteten,
Wohnen
Geister an Kräften ungleich,
und an
Leibern; Aber alle denken Gott, und freuen sich Gottes. „Geheiliget werde dein
Name."
E r , der Hocherbabene, Der allein ganz sich denken Seiner ganz sich freuen k a n n ,
120
Machte den tiefen E n t w u r f Z u i Seligkeit aller seiner W e l t b e w o h n e r . ,, Zu uns komme dein Reich . " W o h l i h n e n , dafs nicht sie, dafs er I h r Jetziges, und ihr Zukünftiges oidnete, Wohl ihnen, wohl! U n d wohl auch u n s ! „ D e i n Wille gescheh; W i e im H i m m e l , aUo auch auf E i d e n . " E r hebt mit dem ITalme die Ahr' e m p o r ; R e i f e t den goldnen A p f e l , die P u i p u i t r a u b e ; W e i d e t am Hügel das L a m m , das R e h im W a l d e : Aber sein Donner rollet auch h e r , Und die Schlofse zerschmettert es Am Halme, am Zweig', an dein Iliigel, u n d im W a l d e ! „Unser tägliches Brodt gieb uns h e u t e . Ob wohl hoch über des Donners Bahn Sünder a u c h , und Steibliche sind? D o r t auch der Freund zum Feinde w i r d ? D e r Freund im Tode sich trennen m u f s ? „Veigieb uns unsere Schuld, W i e w i r vergeben unseren S c h u l d i g e r n . "
Gesonderte Pfade gehen zum hohen Ziel, Zu der Glückseligkeit; Einige krümmen sich durch Einöden, Doch seihst an diesen sprofst es von Freuden a u f , Und Iahet den Durstenden. „Führ' uns nicht in Versuchung, Sondern erlös' uns vom Ü b e l . " Anbetung dir, der die grofse Sonne Mit Sonnen, und Erden, und Monden umgab; Der Geister erschuf; Ihre Seligkeit ordnete; Die Ähre hebt; Der dem Tode r u f t ; Zum Ziele durch Einöden führt, und den Wanderer labt, Anbetung d i r ! „Denn dein ist das R e i c h , und die M a c h t , Und die Herlichkeit.
K L O p ST.
Amen."
W . II. B. Od. II. B.
DER
Gestatte,
UNGLEICHE.
guter M a n n , d e r , wenn doit Herscher sind,
Jetzo heischt in det Stiafse des L i c h t s , Dafs einen L o i b e i auch ich Pflanz* in den H a i n an dein Giab .
Sie gehn, und entweihen Deinen heiligen Staub; D e n n D i c h , zu dem sich keinei erhöh, Feinden die Ehieverschwender gen
durch
Vergleichun-
an.
W i e der R u f in dem Felsen verhallt, So vergehe sein L i e d , der dich eueicliende schuf: N e i n , es bleib', u n d es höre nicht auf Des entweihenden Schmach zu seyn.
125
G u t e r , edler, nicht scheinender, Wirklich grofser M a n n , w a h l h a f t e s t e r ! D i c h vergleichen s i e , u n d gluhn nicht vor Scham, Vergleichen d i c h ,' Markus Aurelhis! O
H E M I S
]\Xach , A p o l l ,
U N D
T E L O N .
dafs mein L i e d , bat Hemis o p f e r n d dein Gotte,
Gleich dem Bilde Figmalions s e y : Dafs es die Kunst verbeige, doch nicht dem beschauenden R i c h t e r : Dieser suche sie, finde sie schnell. O dann rolle der stolze Rapsod* es zusammen, und sage Achselzuckend, es sey nicht f u i i h n . ( A i t e m i s , trif den Rapsoden, den gleich Veigänglichkeit a h n d e t ; Weigert sich seinem Ton ein G e d i c h t . ) M a c h e , Fliobus A p o l l , dafs mein L i e d , bat Telon am A l t a r , Gleich dem M ä d c h e n Piginalions sey, D a verwandelt der M a i m o r nun w a r , die W a n g ' ihm entglulite, D a die Ader ihm schlug, und das H e r z !
125
Dafs der Hörer, w i e er beseelt, des Spähens vergesse Nach der Kunst, und so den Genufs Ganz geniefse! Doch brent ihn des Suchens Durst; so entdeck* er Selten gefundene, tiefere Iiunst. Stille herschte, nach Heinis Gebet, um die schattenden Lorber; Aber nach Telons, rauschte der Hain.
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L U D E W I G , D E R SECHZEHNTE.
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N i c h t Trophäen, des Bluts Schleyer, veifuliren ihn Zu Erobrung, er schwazt niemals von Mark Aurel, Füllt den Mund nicht der Sage, Glänzt dem schimmernden Hofe nicht:
Aber L u d e w i g ruft Männer des Volks, dafs sie Ihm die Lasten des Volks leichten, und weisen Bund Zwischen Vater, und Kindern Fest ihm setzen, Verhalt, gestirnt
W i e in Göttermusik;
(Glückliche Z e i t , und ich
Glücklich, der sie noch s a h ! ) ruft sie, damit der Saat Sie ihm streuen, aus der sich Hoch die goldene Ahr' einst h e b t .
•
127
Ach ich sehe sie schon, höre die wogenden Felder rauschen; sie komt, W o n n e ! die Erndte körnt; Schnitter tragen, der König Tragt den lieblichen blauen Kranz!
So w i e Zesar vordem weint' an des Drachensohns Bilde: Jungling nicht mehr hab' er noch nichts g e t h a n ! Also w e i n t an des edlern Denkmaal einst der Eroberer.
DAS
GEGENWARTIGE,
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E h m a l s verlor mein fliegender Blick in des Lebens Künftiges sich, u n d ich schuf d a n n , was mir W u n s c h war, Fast zu W i r k l i c h k e i t : seine F r e u d e n Hatte das schöne P h a n t o m ! D e n n das Gesetz der Mdfsigung wurd* ihm gegeben, W u r d e getlian mit der Strenge, die zu H o f n u n g L e i t e t : aber der W u n s c h ist dann selbst T h o r , w e n n er H o f n u n g v e i d i e n t .
Freue dich defs, das da ist! so sagt' ich mir ö f t e r , Als dem Getäusch ich es zuliefs mir zu gleifsen: Sagt' es, t h a t s ! u n d erlebt' a u c h , was sich Uber Gewünschtes e r h o b .
12Q
J e t z o verweilt der festere Blick in des Lebens Voiigem s i c h , u n d ich f ü h l e , w a s dahiniloh, F a s t , als hielt* ich's n o c h : sufsre F i e u d e n Giebt es m i r , w a r nicht P h a n t o m !
Freue dich defs, das da ist! so sag' ich mir dennoch Jetzt auch.
Obwohl sich der Scheitel mit des Alters
Bluthenhaare mir deckt; ich wandle F r o h um das nähere G r a b .
Aber ich werd' auch Leiden gewahr im Vergangnen, W e l i m u t h ! es geht mit den Leichen der Geliebten M i r v o r b e y : w i e vermocht' ich dann mich D e s s e n , das da i s t , zu f r e u n !
K L O P S T. W .
II. B.
O d . II.
B.
i7
i3°
KENNET
EUCH
Frankreich schuf sich f r e y .
SELBST.
Des Jalnhunderts edelste That hub
Da sich zu dein Olympus empor! Bist du so eng begränzt,
dafs du
sie verkennest,
umschwebet Diese Dämmerung dir noch den B l i c k , Diese Nacht: so durcliwandie die YVeltannalen, und finde Etwas darin, das ihr ferne nur gleicht, W e n n du kanst. O Schicksal! das sind sie also, das sind sie Unsere Brüder die Franken; und w i r ? Ach ich frag* umsonst; ihr verstummet, Deutsche! W a s zeiget Euer S c h w e i g e n ? bejahrter Geduld Müden Kummei ? oder verkündet es nahe Verwandlung? W i e die schwule Stille den Sturm,
>3* Der voi sich her sie w i i b e l t , die Donnerwolken, bis Glut sie W e r d e n , und werden zeisclimettemdes E i s ! Nach dem W e t t e r , atlnnen sie kaum die L ü f t e , die Bache Rieseln, vom Laube träufelt es sanft, Fiische labet, Geiuch' uinduften, die blauliche Heitre L ä c h e l t , das Ilimmelsgeinählde mit i h r ; Alles ist reg', und ist L e b e n , und f i e u t s i c h !
die
Nachtigall flötet Hochzeit! liebender sinnet die B i a u t ! D Knaben umtanzen den M a n n , den kein Despot mehr vei achtet! Mädchen das ruhige, säugende W e i b .
D E R F Ü R S T UND SEIN
KEBSWEIB.
K. Warum wirst du so einst? F. Was fiagst du mich? geufs den Kristall mir Voll des blinkenden goldenen W e i n s ! K. Aber du niinst ihn ja nicht. F. W a s quälst du mich! Wecke der L a u t e Leisesten Ton, und singe dein L i e d . K. Ach ich sang, und du holtest mich nicht. F. Du hattest gesungen ? Eile jetzt, dort Rosen zu streun. K. Rosen sollt' ich streun, dafs du sie nicht sähest? W a s gehn dich Jetzo L i e d e r , was Rosen dich a n ! IIoi',
es wiehert unten dein Rofs , aus der Burg dich zu tanzen
Zu der Schaar, die Schlachten uns spielt, Zu der Junglinge Rellin mit blankem G e w e h r , das dein Blitz gleicht, W e n n sie, mit lascher Eile, sich drelin.
1
T*
W a r u m wirst du noch ernster, da ich die Krieger dir nenne? T r u h e r als e r s t ? sinkst tiefer in G r a m ? W a r u m blickst du so w i l d ?
Was siehest d u ?
siehst
du E r s c h e i n u n g ? Nahet dir eine Todtengestalt? F.
Keine Todtengestalt,
der abgeschiedenen
Geister
Keiner, aber dennoch ein Geist, IIa der schreckliche Geist der F r e y h e i t , durch den sich die Völker Jetzt erfrechen zu sehn, was sie s i n d ! Welcher Zauber b e s c h w o r t ,
u n d bant ihn hinab in des stummen
Keikers N a c h t , aus welchem er k a m ? W e h inii! w o i s t , der sich, an den hundertarmigen Riesen, Ilundeitaiigigen Riesen, sich w a g t ?
»0*
S E L M A R
Meine
Selma,
U N D
wenn
aber
S E L M A .
der T o d
uns
Liebende
trennet? W e n n dein Geschick dich zuerst zu den U n s t e r b lichen ruft ? A c h , so w e r d ' ich um dich m e i n ganzes L e b e n d u r c h weinen , J e d e n n ä c h t l i c h e n T a g , jede n o c h t r ü b e r e N a c h t ! J e d e S t u n d e , die sonst i n deinei U m a i m u n g v o i b e y f l o f s , Jede M i n u t e , Ach,
die u n s ,
so v e r g e h e n m i r d a n n
innig g e n o s s e n ,
entfloh!
die ü b r i g e n J a h r e
voll
Schwerinuth, W i e der v e r g a n g e n e n keins ohne L i e b ' u n s entfloh. Ach m e i n S e i m a i , w e n n k ü n f t i g der T o d u n s L i e b e n d e trennet, W e n n d e i n Geschick dich zuerst zu d e n U n s t e r b lichen r u f t ;
J
55
D a n n , dann w e i n ' ich um dich mein ganzes übriges Leben, Jeden schleichenden T a g , jede schreckliche N a c h t ! Jede Stunde, die sonst, mit deinem Lächeln erheitert, Unter
dem suf&en Gespräch zärtlicher
Thränen
entfloh! Ach so vergehen mir
dann
die
übrigen Tage
voll
Schwermuth, W i e , der Liebe leer, keiner vordem uns entfloh. M e i n e Selina , du wolltest nach mir n u i Tage noch leben? Und ich brächte nach dir J a l u e
voll
Traurig-
keit z u ? Selma, Selma, n u r w e n i g bewölkte trübe M i n u t e n , Bring' i c h , seh' ich dich t o d t , neben dir seelenlos z u ! Nehme noch Einmal die I l a n d der Schlummernden, küsse dein Auge Einmal noch, in die Nacht sink' i c h , und sterbe bey d i r . Selmar, ich sterbe nach d i i ! den Schmerz soll Selmar nicht f ü h l e n , Dafs er sterbend mich sieht.
Selmar, ich steibe
nach d i r !
Bringe dann aucli nur w e n i g bewölkte trübe M i n u t e n , Seh' i c h , Selmar, dich todt, neben dir seelenlos z u ! Blicke noch E i n m a l dich a n , und seufze noch E i n m a l : Mein Selmar! Sink
an die r u h e n d e Brust , bcy
zittr' und
sterbe
dir!
S e l m a , du stürbest nach m i r ? den Schmerz soll Selma nicht f ü h l e n , Dafs sie sterbend mich s i e h t .
S e l m a , du stirbst
nicht nach m i r ! S e l m a r , ich sterbe nach d i r !
Das ist e s ,
was
ich
vom Schicksal Lang
mit T h r ä n e n
erbat.
Sehnar,
nach Ach w i e liebest
du
mich !
ich sterbe
dir!
Sieli
diese
weinenden
Augen! Fühle diels bebende H e r z ! du
Selma, w i e
liebest
mich!
M e i n e S e l m a , du stürbest nach m i r ? du fühltest die Schmerzen, Dals du s t e r b e n ! mich s ä h s t ? S e l m a , w i e liebest du mich ! Ach w e n n eine Sprache doch w ä r e , dir alles zu sagen, W a s mein liebendes H e r z , meine S e l m a , dir f ü h l t !
J
57
W ü r d e diefs Aug' u n d sein Blick, u n d seine Z j h r e n voll L i e b e , Und diefs Ach des G e f ü h l s , das mir gebioclien entfloh, D o c h zu einer Spiaclie der G o t t e r , dir alles zu sagen, Was mein liebendes H e i z , meine Selma d u f ü h l t . A c h , wenn doch kein Grab nicht w a i e , das Liebende deckte, Die einandei so tieu , so voll Zäitlichkeit
sind!
Aber weil ilu denn spyd, ihr immer offenen G i a b e r ; Nehmet zum wenigsten doch nehmet auf Einmal uns a u f ! Hörest du m i c h , der zur Liebe mich s c h u f ? Ach w e n n du mich h o l e s t ; Lafs mit eben dem Hauch Selma sterben , u n d mich! Selmar, ich sterbe mit d i r ! Ich bete mit dir von dem Himmel Diese W o h l t h a t h e r a b . Selmar, ich steibe mit d i i !
K i o i ' s i , VV. II. B. Od. II. B.
13
»53
D A S
B Ü N D N I S
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» S e l m a r , dein W o r t :
D u erscheinst, stirbst du vor m i r ,
Deiner Selina! O geufs den Balsam In die W u n d e der veilafsnen, Selinar, dein heiliges W o r t ! " Selma, dein W o r t ' Du erscheinst, stirbst du vor mir, Deinem Selmar! O geufs den
fialsam
In die W u n d e des veilafsnen, Selma, dein heiliges W o i t ! Aber kann es, w e r schied, kann er sein Bild Schaffen dem waltenden Blick des Freundes, Der verstummend ihm zuruckblieb An der trennenden G r u f t ?
159 Zeigen kann ich vielleicht, dafs ich dir n a h , D a f s ich dein Selinar noch b i n ! durch Z e i c h e n , D i e gewifs d i r , w i e E r s c h e i n u n g , Und nicht schrecklich dir s i n d . „ W e n n einst, Selmar, im L e n z unter dem Baum Junge Bluthe dich l a b t ; dann giefs' i c h , W i e den R e g e n , der nicht t i ä u f e l t , Z e i g e n d , auf dich sie h e r a b . "
W e i l s t du der Nachtigall e i n s t , Selma, im L e n z ; Send* ich zu dir sie h e r a b ; sie fliegt dir Auf die Schulter, und sie singt da N e u e r als jemals, u n d stirbt. „ N e i n , nicht Zerstörung! Vom Baum los' ich die Frucht M i t der Bliithe nicht a b ; den L i e b l i n g , D e r noch wach ist, mir zu
flöten,
Selinar, den tödtest du nicht! W e n n kaum rege das L a u b , leise der Bach Einst dii r a u s c h e n ; du hörst dann lautie M e l o d i e e n , die du kennest, T o n e , w i e Selma's Gesang.
140 W e n n nach Wettern mein Blick zu des Olymps Hohem Bogen sich hebt; dann seh' ich, An dem Rande des Gemahldes, Flamchen erwachen, und w e h n . " Selma, mein W o r t : Du eihlickst, sterb' ich vor dir, Wehende Flamchen! „ M e i n W o i t : Du hoiest, M i t den Blattern, und dem Bache, Töne, w i e Selma's Gesang!
S I E ,
U N D
AN
Hütt'
icli
LA
N I C H T
W I R .
ROCHEFOUCAULD.
hundert Stimmen ;
ich
feyerte
Galliens
Freyheit N i c h t m i t e r r e i c h e n d e m T o n , sänge die gottliche schwach. W a s v o l l b r i n g e t sie n i c h t ! So gar das g r ä f s l i c h s t e aller U n g e h e u e r , der K r i e g , w i l d an die Kette g e l e g t ! Cerberus hat
drey Rachen;
der Krieg
hat
tausend:
und dennoch Heulen
sie alle durch d i c h ,
Gottin,
am Fessel-
geklirr . Ach mein "Vaterland! .
Viel
sind der
doch
Schmerzen;
lindert
S i e d i e h e i l e n d e Z e i t , u n d sie hluten n i c h t m e h r . A b e r es ist E i n S c h i n e r z ,
den sie n i e mir
lindert!
und kehrte M i r das L e h e n z u r ü c k ;
d e n n o c h b l u t e t ' er f o r t !
142 Ach du w ä r e s t es n i c h t , m e i n V a t e r l a n d , das der F r e y h e i t Gipfel e r s t i e g , B e y s p i e l strahlte den V ö l k e r n umi>er: Frankreich
wars!
d u labtest dich n i c h t an der frohsten der E h r e n ,
B r ä c h e s t d e n h e i l i g e n Z w e i g dieser Unsterblichkeit nicht! O ich w e i f s e s ,
du f ü h l e s t , was
dir n i c h t
wurde;
die P a l m e , A b e r die d u n i c h t t r ä g s t , g r ü n e t so s c h ö n ,
wie
sie i s t , Deinem
kennenden
Blick .
Denn
ihr
gleicht , i h r
gleichet die P a l m e , W e l c h e du dir b r a c h s t , als d u die R e l i g i o n Reinigtest,
s i e , die e n t w e i h t D e s p o t e n h a t t e n ,
von
neuem W e i h t e s t , D e s p o t e n voll S u c h t Seelen zu f e s s e l n ! voll B l u t , W e l c h e s sie s t r ö m e n l i e f s e n , so bald der Belierschte nicht
glaubte,
W a s ihr t a u m e l n d e r W a h n ihm zu glauben g e b o t . Wenn
durch
dich,
mein Vaterland,
der b e s c h o r n e n
Despoten Joch n i c h t z e r b r a c h ; so zerbrach das der g e k r ö n t e n itzt n i c h t .
i45 Könt* ein Trost mich t i ö s t e n ; er w ä r e , dafs du vorangingst Auf der erhabenen B a h n ! aber er tröstet mich nicht. D e n n du wärest es n i c h t , das auch von dem Staube des Biiigers Freylieit e r h o b ,
Beyspiel
strahlte den Völkern
umher; D e n e n nicht n u r , die Europa g e b a r .
An
Amerika's
Strömen Flamt schon eigenes L i c h t , leuchtet den Völkern umher. H i e r auch w i n k t e mir T i o s t , er w a r :
I n Amerika
leuchten Deutsche zugleich u m h e r ! aber er tröstete n i c h t .
»44
AN C R A M E R , D E N F R A N K E N .
"YVunderbar war's,
war n e u , es geschah,
was
nocli geschehn
ist!
nie
E i n Riese sank danieder, und staib; Aber er blieb nicht todt: denn es kam ein
Geist,
und belebte Den Todten wieder.
D e i lichtet sich a u f ,
S t e h t , und schauet umher mit Feuerblicken. D i e Seele, Nun Schatten, umiiiet i h n , bebet vor i h m . Volk ist der Name des K i e s e n ; de» Schattens Namen ist K ö n i g ; Des Geistes Nazionalassamblee. Aber du bist ja so wild !
so spiacli der Geist dem
zu
Riesen,
D i r siedet zu heifs in der Ader das B l u t ! Strömt die Galle zu loh ! D u mufst mir gehorchen. So will es Die Weisheit,
welche nur glucklich uns macht;
'45 Will es die Harmonie, so zwischen dem Geist' uiid dem Leib' ist, Und ohne die du zum zweytenmal stiibst! Ach, und wer wird dann das zweytenial in das Leben Dich rufen? von neuem Retter dir seyn? „Geist, gebeut! ich gehorche. Doch lafs zuvor mich ein wenig Der Jugend mich freuen, die du mir gabst, i
Wankt* ich nicht siech umher? las schmachtend und bleich auf dem
trohe,
Und starb ? Du hast den Jammer gpsehn! Lais denn ein wenig mich taumeln beym Wollustmahle der Freyheit, Mich kränzen mein Haar, und schwören beym Schwert! Doch der verstummende Schatten, der einst mir Seele w a r , schwebet So traurig vor mir, und tröstet sich nicht! Ginge wohl lieber hinab zu Elysiens Schatten, und schöpfte Aus Lethe's Strome den labenden Trunk. Sage, was soll ich thun, dafs ich des Wünschenden Kummer Besänftige? mindre des Zagenden A n g s t ? " KLOI-ST. W .
II. B .
O d . II. B .
»9
146 Schweben mufs er vor d i r ! so w i l l s die Klugheit. Auch hat er Noch sonst w o ein grofses, ernstes Geschäft: Wandelt um Mitternacht in der Könige Schlossern; dann wehklagt's, Als flösse die blutige Thräne des Volks! Klingt's mit der Krone, als fiele sie a b !
mit dein
Zepter, als brach'»er! ( D i e horchenden, blassen Höflinge g r a u t ! ) Komt stets näher !
schliefst den grofsen goldenen Saal a u f ,
Und rüttelt am Thron', ein warnend Gespenst!
»47
D E R
F R E Y H E I T S K R I E G .
W e i s e Menschlichkeit hat den Verein zu Staaten erschaffen, Hat zum Lehen das Leben gemacht! W i l d e leben nicht ;
sie sind jetzt Pflanzen , dann athmen
Sie als T h i e i ' ohne Seelengenufs. Hoch stieg in Europa empor des Vereins Ausbildung, Naht dein letzten der Ziele stets mehr; Ist nicht des Zeichners E n t w u i f , ist beynahe Künstlervollendung, Raphaels, oder Angelo's W e r k , Raphaels, oder Angelo's W e i k , wenn der Zauber der Färb' auch Hier und da Verzeichnung beschönt. Aber so bald die Beherscher der Nazionen statt ihrer Handeln; dann gebeut kein Gesetz,
»48 Das dem Bürger gebeut, dann werden die Harschenden W i l d e , L ö w e n , oder entzündendes Kraut. Und jetzt wolt ihr sogar des Volkes B l u t , das der Ziele Letztem vor allen Volkern sich naht, D a s , die belorberte F u r i e , Krieg der Eiobrung, verbannend, Aller Gesetze schönstes sich g a b ; W o l t das gepeinigte V o l k ,
das Selbsterretter ,
der
Freyheit Gipfel erstieg, von der furchtbaren Höh, Feuer und Schwelt in der Hand, heiunter stürzen, es zwingen W i l d e n von neuem dienstbar zu s e y n ; W o l t , dafs der Richter der W e l t , u n d , bebt, auch eurer, dem Menschen Rechte nicht gab, ei weisen duich M o r d ! Möchtet i h r , ehe das Schwert von der W u n d e triefet, der Klugheit E i n s t e , warnende W i n k e veistehn! Möchtet ihr sehn! Es entgluht schon in euren Landen die Asche, W i r d von erwachenden Funken schon roch.
F r a g t die H ö f l i n g e n i c h t ,
noch die m i t V e r d i e n s t e gebornen,
D e r e n B l u t in den Schlachten euch iliefst; F r a g t , der blinken die Pllugschaar l ä f s t , die Geineinen des H e e r e s , Deren Blut auch Wasser nicht ist: U n d d u r c h redliche A n t w o r t e r f a h r e t i h r , oder durch lautes S c h w e i g e n , w a s in der Asche sie s e h n . Doch
ihr verachtet s i e .
Spielt d e n n des neugestalt e t e n Krieges
N i e v e r s u c h t e s , schreckliches S p i e l , \lzuschreckliches !
Denn
in
den K r i e g e n
werden
vergötzten Herschern Menschenopfer gebracht. Sterbliche w i s s e n n i c h t ,
was Gott tlmn w i r d :
doch
gewahren S i e , w e n n grofse D i n g e g e s c h c h n , J e t z t sein langsames W a n d e l n , jetzt donnernden Gang der E n t s c h e i d u n g , D e r mit f u r c h t b a r e r E i l ' es v o l l b r i n g t . W e r zu täuschen v e r m a g , u n d mich l i e b t , der t ä u s c h t den E r l e b u n g W ü n s c h e n d e n , weissagt d o n n e r n d e n
Gang.
i5o
F R I E D E R I C H , K R O N P R I N Z
V O N
D A N N E M A R K .
M a c h t i g e Kunst der N e u e r n , Erlialterin,
thätigste
Fieundin D e r e r , die Geist uns zeigen, und Geist Fällig sind zu geniefsen ,
o du,
die in
wenigen
Stunden W o r t e vertausendfältiget, d i r , Ja dir selbst ve:zeihen es sich zween deutsche Gebieter Fesseln anzulegen, so bald D u das geltende W o r t des w a l n h e i t r e d e n d e n ,
ofnen
Mannes tausendstimmig umher Willst eischallen lassen.
I n ilner W e i s h e i t erkohren
Sie nicht eben die glücklichste Z e i t . D e n n es ist doch kein Spiel, dafs „ I m vierten Jahre der F r f - y h e i t " Frankreich an die Maale jetzt schreibt.
i5» Daniens Vater denkt so nicht.
Von der Botlischaft
des Kaisers U n v e i l e i t e t , läfst er es stehn Sein Gesetz
auf
der goldenen T a f e l :
Die edele
Kunst hört Hier nie königlich Fesselgeklirr, Ob sie gleich an dem Maler es hört, an der Newa es höret, Selbst-an der Themse, nur leiseres Klangs. Also herscliet Friedrich, der Enkel meines geliebten Königs, defs Asche heilig mir ist. Wohl i h m , er säet' auch Saat zu des Landsmanns F r e y u n g ; die griint nun Hebet der früheren Ähren empor. Aber bald w i r d das ganze Gefild von
gebogenen
Halmen Rauschen, und Wonne dem Erntenden seyn. Heller noch strahlet das Ziel, an dem die schönsten der Palmen W e h e n , die je die Unsterblichkeit gab. England wollt' es erreichen , den Menschenhandel vernichten! Aber es zögerte, nahte sich n u r .
152 Danien hat es zuerst erreicht, hat empfangen der Palmen Früheste aus der Unsterblichkeit H a n d ! Gallien, L a n d , das Wunder t h u t , und du schlummerst? Erwach', und T h u diefs Wunder Danien n a c h l
155
D I E
J A K O B I N E R .
o
u * ui » u u
u v»
u — u — U| « ti ü — u uj U —
U —
U —
U —
U)
—u u —UU —U —u•
D ie Korporazionen (Verzeiht das W o r t , Das schlecht ist, w i e die S a c h e . ) vernichtete Das f i e y e F i a n k i e i c h ; durchgehauen, Zuckten iin Saude die kleinen Schlangen.
Und doch erhob sich neben den liegenden Die Korpoiazion, der Jakobeiklub! Ihr Kopf duichiast P a i i s , und ihre Schlängelung windet sich durch ganz Frankreich.
Ha, täubet euch denn Taubheit? vernehmt ihr nicht, W i e sie aus ihrem sclieufslichen Innersten Musik begint, die selten zvveymal Hörte der Wandeier'? w i e sie klappert? KLOI-SI. W .
II. B .
Od.
II. B .
20
»54Treibt ihr die Riesenschlang' In die Höhle nicht Zuruck, und walzt nicht Felsen dem Schlünde v o r ; So wird ihr Geiferbifs die F i e y h e i t , Welch' ihr erschuft, in den Staub euch stürzen.
i55
DIE
ERSCHEINUNG.
W e l c h e r Schatten wandelt dort her ? W i e fürchterlich leise T i i t t e r ! hat noch die D o l c h ' in der B r u s t ! Ah Tribuna , kennest du ihn ?
Es befallt mich,
je mehr er M i r sich n a h t , je bängeres G r a u n ! " U n d dich schreckt
ein G e s p e n s t ,
dich
Herscherin
unter den S t ä d t e n , D i c h , die Roma des gallischen R e i c h s ? „ A n t w o r t ! w e r ist der Schatten ?
Er
n ä h e r , noch
komt
stets
naher!
Zähl die Dolche! mir dunkelt der B l i c k . " H a , was geht der Schemen mich a n ? w a s , ob Dolch' ihn entleibten? W e n n man todt i s t , w a n d e r t man w e g , Schattet .
N u n weifst du alles .
Mich
kümmern
andere D i n g e , H e r s c h e n , u n d herschen das ist mein Genufs!
Davon w a c h ' i c h , u n d träum' i c h ! D i e Stellvertreter des Volkes Kommen, gehorsamen, knieen vor m i r . W e r der ¿ r u m s t e mir k n i e t ,
ich belohn' i h n ,
erhöh
zu der W ü r d ' i h n Stellvertreter des Tobels zu s e y n . „ A b e r w e r ist der S c h a t t e n ? Schon lang' entfloh ich, w o f e r n er Sich nicht wandt', und ins dunklere t r a t . " Frag' es K l u h i o f u r i a , w e i l du einmal nicht rastest, Bis du des Spukes Namen v e r n i n i s t . „Warte !
Ich
untersuche .
Verdienet
die
Göttin
Herschaft ( Oder die Göttin R a c h e Sie den schönsten A l t a r ? "
verdient „Du
hundertköpfiges,
hundert Armiges U n g e h e u e r , und doch Nur e i n ä u g i g e s , m i r , der Roma des gallischen Reiches, M i r gebeutst du zu w a r t e n ?
W e r ist,
R e d e , w e r ist der Schatten, der w i e d e r nahet, und jetzo Gar mit der Ilnnd auf die W u n d e n mir z e i g t ? " „ W a r t e ! Noch untersuch' i c h . Ich Lab* es ergründet! D i e Göttin R a c h e verdient den schönsten vUlar!
1
57
Dieser Schatten, der uns von neuem n a h e t , und jetzo Gar mit der Iland auf die W u n d e n uiu zeigt, Ist das todte Gesetz.
W i r w a r e n ' s , die's m o i d e t e n ! Ich w a i ' s ,
Welche die meisten W u n d e n ihm g r u b ; Tlieilt ihr unter euch, d u , u n d T r i h u n a , die u b i i g e n . Ich bins, Die's nicht hereut! Ich nähme den Dolch W i e d e r ; kehrte der Todte z u i u c k .
Bey M a r a t ! ich
bahnte M i r noch Eiumal den blutigen W e g Zu dem Altaie der Ilersclidft, und ach zu der Räch' Altai e ! " Und die Ilundertköpfige schwieg. Aber vom Rhodan hei erhub ein Sausen sich, w u r d e S t u r m , von der Ruckkehr sprach's in dem Sturm! Und die Dolch' entfielen dein Schatten; Galliens Roma S t u t z t e , das Ungeheuer entfloh.
>58
AN LA
ROCHEFOUCAULD'S S C H A T T E N .
E i n s verjüngte mein Alter, durchrann, wie der trän» kende Bach rint Durch die W i e s e , mein H e i z , machte den Heiteren f r o h , War mir Wonne, zauberte mich in Segensgefilde, W o die Pflugschaar nur blinkte, kein furchendes Schwert; Wo der Wolke Donner
nur scholl,
dem labendes
Tiäufeln Folgte, des Eisens nicht scholl, welchem tödtliches folgt. Aber das Eine verjüngt mich nicht mehr, ich empfinde das Alter, All mein Frohes, ach meine Wonn' ist dahin! Denn die Freyheit ist in den Himmel wiedergekehret! Oder säumet vielleicht in dem Gewölke sie noch?
Sehet ihr sie noch? M i r ist die Göttin verschwunden! Aber verschwunden ist
mir
ihre Veifolgerin
nicht! Ha die Alekto (Ungesetz ist ihr schrecklicher Name) Wird nun heiniisch bey euch , zischt mit den Schlangen umher! Schüttelt die Todesfackel ! Sie niint oft Menschengestalt a n , Sitzt im Senat; doch gelingt ihre Verwandlung ihr nicht. Denn sie täuschet n i c h t ; weifs e s , bleibt! Doch Andrer Verwandlung Glückte ihr einst: todtdroh'nd schuf sie zu Stein den Senat! Hast du mich, theurer Schatten, gehört; so rede. Denn jetzo Siehst du die Zukunft.
Ach schweiget dereinst das Gezisch
Um der Alekto Haupt? mufs je sie die Todesfackel Von sich werfen, entfhehn? W i r d er entsteint der Senat? Kehrt die Göttin zurück, die gen Himmel wieder emporstieg ? Oder versöhnen sie die, welche sie lästerten, n i e ?
i6o Edler T o d t e r , ich sehe dich nicht : doch ahnd* ich dich nahe ; D e n n in der D ä m m e r u n g doit seh* ich ein blutig Gewand. Ach nun schwebest d u , schwebst! hast meine W e h mutli vernommen, Hast die Frage des Grams, die ich dir w e i n t e , geliöit. Aber du schweigst.
So staibest du denn vergebens, du G u t e r ,
Fiir dein Vaterland! waltet auf immer die W u t h Jener E m p ö r e r ! t u t t
ihr Fufs auf immer die grofse
Nazion , mit des Hohns bitterer L a c h ' , in
den
Staub! D u l d e t auf immer, dafs sie gehöhnt da liege die grofse N a i i o n in dem Staub', unter der W u t h e n d e n Fufs! Kehret sie nie z u r u c k , die gen Himmel wieder emporstieg, Und versöhnen sie die, welche sie l ä s t e i t e n , nie!
i6i
DAS
WORT
DER
DEUTSCHEN.
H a u e mir M a r m o r , Künstler, Und grab' in den M a i m o r mit Goldschrift! Hoie g e n a u , und vex fehle der L a u t e keinen; Denn edel ist die T l i a t !
Und sie geht nie durch die Vergessenheit unter: Sieger sind meine Deutschen; Und doch ist ihnen der Lorber Abscheu, Blut und Tod ist Greuel den siegenden Deutschen!
Denn so scholl vor der Franken Heer Die Drommete des Feldherrn: Freyheit schuft ihr euch; Habt zum Ungeheuer die Göttin umgeschaffen! KLO PST. W .
II. B .
Od.
II. B .
2T
i62 Reiniget e u c h , U n d fleht der e n t w e i h t e n , D a f s sie euch sie verzeih die V e r w a n d l u n g , D a f s sie euch hold sey,
W i e d e r werde zu dem, was sie w a r Vor der grausen V e r w a n d l u n g . ( G r a m w a r diese, w a r D e n verstummenden Guten E n t s e t z e n ! )
Traget von der entweihten Altar D e n blutigen Staub w e g , W e g das starre Gebein, Das an edle Todt* euch erinnert!
Reiniget euch! W i r kommen zwar mit W e h r und mit W a f f e n : Aber w i r kommen auch M i t dem Friedezweig* in der R e c h t e n ;
K o m m e n , mit euch v e r e i n t , den Staat zu b i l d e n , W i e ihr ihn einst euch bildetet, Fest den Grund zu dem Baue zu legen! O h n e tiefeien G i u n d schwankt bald die glänzende Zinne.
163
N e h m e t als F r e u n d ' uns a u f ; w i r sind die älteren Franken. E n k e l , ein W o r t ein W o i t ,
ein M a n n , ein M a n n !
D i e Drommete kundigte so den jüngeren Franken D e r älteren Bund a n .
D u m p f e s Gemurmel wandelt* umher I n dem Lager der F e i n d e ; Aber von ihier Drommet* erscholl nicht D e r f r e u d i g e Nachhall.
164
MEIN
I R R T H U M .
— u (u u) — u o — t — o u — — u — u u —» u — «J — %J
U —U
(
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U U— U
— u (u u ) — u u —.
L a n g e hatt' ich auf s i e , forschend geschaut, Auf die redenden nicht; die T h ä t e r ! w a r , Eey den Maalen der Geschichte W a n d e l n d , den Fianken gefolgt.
Die an Völkern du rächst, Königen rächst, Priestern, die Menschheit, w i e w a r ' s , Geschichte, voll Von Gemählden, die der Gute, Bleich vor Entsetzen e i b l i c k t .
Dennoch glaubt' ich, und ach W o n n e w a r m i r , Morgenrotlilicher Glanz der goldne T r a u m ! W a r ein Zauber, w i e gehofter L i e b e , dem trunkenen Geist!
iG5 F-eyheit, Mutter des H e i l s , Jaucht' es mich, du Wiircest Schöpferin s e y n , die Glucklichen, D i e so ganz du dir erkohrest, UmzLSchaiFen gesandt!
Bist du nicht Schöpferin m e h r ? oder sind sie Nicht umschafbar, die du entfesseltest? Ist ihr Herz Fels, und ihr Auge Nacht, zu sehn, w e r du bist?
Deine Seel' ist Gesetz! Aber ihr Blick W i r d des Falken, ihr Herz w n d Feueistrom; IIa er funkelt, und es glühet; W e n n das Unaesetz winkt. D Dieses kennen s i e , dich kennen sie n i c h t ! Das das lieben sie! Doch dein Naine tont. W e n n die Guten das verruchte Schwert t i i f t : schallt es von d i r !
Freyheit, Mutter des H e i l s , nanten sie dich Nicht selbst da noch, als nun Erobrungskiieg, Mit dem Bruche des gegebnen Edlen Wortes , begann ?
i66 Ach des goldenen T r a u m s Wonn* ist d a h i n , M i c h umschwebet nicht mehr sein M o r g e n g l a n z , Und ein K u m m e r , w i e verschmähter L i e b e , kümmert mein H e r z .
M ü d e labet auch w o h l Schatten am Weg* I n der O d e , der w e i t umher sich k r u m t ; So hat jüngst mich die erhabne M ä n n i n , Kordä gelabt.
Richter schändeten sich, sprachen es los '3 U n g e h e u e r : sie sprach nicht los, u n d t h a t , W a s mit Glut einst auf der W a n g e , T h r ä n e n , der Enkel erzählt.
167
DER
EROBRUNGSKRIEG.
W i e sich der Liebende freut, wenn nun die Geliebte, der Lohen Todeswog' entflohn, wieder das Ufer betritt; Oft schon liatt' er hinunter geschaut an dem Mannendes Strandes, Immer, neuen Gram, Scheiter undLeirhen gesehn; Endlich sinket sie ihm aus einem Nachen, der antreibt, An das schlagende Herz, siehet den lebenden! lebt! Oder w i e die Mutter,
die harrend und stumm an dem Thor lag
Einer durchpesteten Stadt, welche den einzigen Sohn M i t zahllosen Sterbenden ihr, und Begrabenen einschlofs, Und in der noch stets klagte das Todtengeläut,
i6s W i e sie sich f r e u e t , w e n n n u n der r u f e n d e J ü n g l i n g herausstürzt, U n d die B o t s c h a f t s e l b s t , dafs er e n t r o n n e n s e y , bringt. W i e der t r ü b e , b a n g e , der t i e f e r s c h ü t t e r t e Z w e i f l e r , ( L a s t e n d e J a h r e lang trof ihm die W u n d e schon fort ) B e y n o c h E i n m a l e r g r i f n e r , itzt f e s t g e h a l t e n e r W a g schal , Sehend
das Ü b e r g e w i c h t ,
sich
der
Unsterblich-
keit f r e u t ! Also f r e u t ' ich m i c h ,
dafs e i n
grofses ,
Volk
mächtiges
sich
N i e E r o b e r u n g s k r i e g w i e d e r zu k r i e g e n e n t s c h l o f s ; Und
dais dieser D o n n e r ,
durch den
Anderer Völker,
sein
Verstummen,
Donnern
dereinst auch zu
verstummen,
gebot. J e t z o lag an der K e t t e das U n g e h e u e r , der Greuel Greuel!
itzt w a r
der M e n s c h
ü b e r sich
selber
eihöht! A b e r , w e h u n s ! sie s e l b s t , die das U n t h i e r z ä h m t e n , vernichten I h r h o c h h e i l i g Gesetz;, s c h l a f e n E r o b e r e r s c l i l a c h t .
169 Hast du Verwünschung, allein wie du nie vernahmst, so verwünsche! Diesem Gesetz glich keins! aber es sey auch kein Fluch Gleich dem schrecklichen, der die Hochverräther der Menschheit, Welche das hehre Gesetz ubeitiaten, verflucht. Sprechet den Fluch mit aus, ihr blutigen Thränen, die jetzo W e i n t , wer voraussieht ; e i n s t , wen das Gesehene t i i f t . M i r lebt nun die Geliebte nicht mehr : der einzige Sohn nicht! Und der Zweifler glaubt mir die Unsterblichkeit nicht!
K t o p ST. W. IL B.
Od. II. B.
22
170
D I E
B E Y D E N
G R Ä B E R .
W e s s e n ist dieses Gral) ? „ W a n d e r e r , Roschefoko's . " Wessen ist dieses noch lockere ? „ Kordä's G r a b . "
Ich geh, und ich samle Blumen, Sic auf eure Gräber zu streun; Denn ihr starbt für das Vaterland! „ Samle nicht. "
Ich ^eh, und ich pflanze die Tliränenweide, Dafs sie um eure Gräber w e h e ; Denn ihr starbt für das Vaterland! „ Tflanze nicht.
Aber so bald du w e i n e n k a n s t ; ( W i r sehn es in deinem Blick, Guter Wanderer, D a f s du noch nicht w e i n e n k a n s t ! )
Kehre dann zu unseren Gräbern z u r ü c k , Und weine, Aber blutige T h r ä n e n ! D e n n w i r starben umsonst fiir das Vaterland
172
D I E
V E R W A N D L U N G .
Gab die Erde sie? stieg von Orionen sie nieder? Sie von der schönen Seele beseelt, Sie , des Gesetzes M u t t e r , das weiser ist , zu der Wohlfahrt Stimmender, menschlicher ist! Ungeweihte hören mich auch ; drum Sprech' ich der
Göttin Namen nicht aus. Ungeweiliter ist keiner, als wer von dem Morde den Wahn wähnt, Ihr zu opfern, zuck* er das Schwert. Opferer ist er am Fufs Tisipliona's; auf dieser Altare Raucht das vergossene Blut. Glücklich w a r , gluckselig das Volk, von erhebender Freuden Neuem Gefühl Trunken , war benedeit,
war selig, zu dem des Gesetzes
Mutter von den Unsterblichen kam.
»73 Aber sie hatte ihn kaum geboren, selber gehuldigt Ihiem lieblichen, fiohlichen Sohn; Da entfloh die Wonne, versanken der Glücklichen Inseln In die Tiefe des Meers! Da entstand . . Gern nent' ichs (den Elendstiftern am liebsten!) Doch der Sprache fehlet das Wort Fiir dies Sclieufsliche.
H a ! es beschlofs zu verwandeln die Göttin:
Und die Verwandlung gelang. Zwillingshöhlen dampfen auf einem Erobererschlachtfeld, Werden bewohnt, Die von der Raubsucht, die von der wilderen Wilden, der Herschsucht. Dreymal heulten sie, sprengten sie Blut, Schlugen dreymal auf ein Hohngelach : und das NamenLose war itzt von den Schwestern geweiht, Hatte Beschwörung gelernt; die schrien sonst Zaubergesänge, Schreyerin war die Beredtsamkeit jetzt;
U n d E s v e r w a n d e l t e : Tagscheu w a r d der leidenden Auge, T a u b des Bürgers W o r t e das O h r ; Aber dem L u g e nicht ,
dem horte sie leise , nahm
ver-
ihn,
M u r m e l t ' er auch n u r von f e r n . Dolche w u r d e n
(Gesang,
der W a h r h e i t t r e u , vergehst
du
nicht,
Klagst vor dem richtenden Enkel noch a n ! ) Dolche w u r d e n ihr die Rosenfinger , u n d n u n Rüther.
auch
Der Mund
Konte n u r T o d aussprechen.
Die Haare wanden sich, zischten,
U n d zu Brande ward das G e h i r n ! U n d ein schreckliches L ü s t e n durchbebt' ihr das H e r z , zu e r m o i d e n , W i e M e d e a , den Sohn ! (Barthelemi erhob das H a u p t ,
und,
ich neide
die
Wandlung! R u f t e sie, aus der Vergangenheit N a c h t . ) Aber Eins mifslang : D e r Beschwornen w u r d e n die Fufse N i c h t zu T h o n ; und so sank sie nicht h i n ;
»75 Steht noch! Stürzte sie nieder; so war es geschehn, und vergebens Dürstete Wiederverwandlung der Wunsch, Wiederverwandlung in sie, die sie war vor der Sprengung des Blutes, Und der Lache des Hohns, Wonne !
in s i e ,
in die Mutter des tiefgedachten Gesetzes,
Welches menschlicher ist. Koint, erquickt mich, ihr, die ihr Zukunft wisset, erquickt mich: Werd' ich sehn in der ersten Gestalt, Sehn, w i e vom Himmel sie kam, des Gesetzes Mutter? das weiser Ist, wohlthätiger, menschlicher i s t ! Durch das endlich der Traum eintraf, der so lange geträumt ward Von der goldenen Zeit! Ach ihr verstumt m i r ! strebet umsonst, durch die Hülle der Wolken, Die stets nachtender wälzt der Orkan, Durch der gehobenen Ström' Ergufs, des höheren Weltmeers Wogenberge zu sehn.
176
DIE
D E N K Z E I T E N .
Gallia Sklavin; Gallia f r e y ; sie erniedrigt zur Wilden Dann sich, schaffend sogar Marat, den Scheusal zuin Gott: Bleibt, bleibt W i l d e ! Denn dich, der Willkuhr Hasserin, Freyheit, Dich , die Gesetzherschaft, kent die Unglückliche nur, Wenn sie redet: ihr liegt's, dafs sie dem Gesetze gehorche, Uber den Kreis hinaus defs, was zu thun sie vermag. Oder glichen vielleicht des Senats Beschlüsse der weifsen Pforte Traumen nicht stets ?
wurden je sie
vollführt?
i77 ( I c h verehre den Thäter ! und gern Mitbürger des Guten, Der die Verehrung gebeut, halt* ich das schöne Gebot.) Dafs Sie selbst hier der Täuschung erliegt, und geredt für getlian hält! Diefs ist der bittere Quell, welchem ihr Elend entstiömt. Ach und vielleicht ist er einer der unversiegenden Quellen, Ewigen, w i e die Natur, tiefergrabend, sie schuf. Handlung, und Wort sind getrent, als trenten sie Berge; und die sind Dem unersteiglich, defs Geist reif bis zum Ernste nicht ist. Republikanerin wagt Sie zu seyn; und ohne Gehorsam Wagt sie es : waget zu seyn Künstlerin ohne Genie. Doch sie gehorcht j a ! duldet es, wenn der Vertreter des Volkes Weil er für frey sich hält, blutet! müfste nun auch Dulden des Wählenden Mord , und defs, der den Wählenden -auskohr. Aber zurück ! denn hier wogt ein unendliches Meer; K L O P S T . W . II. B .
Od. II. B .
2',
178 U n d ach jede der W o g e n rauscht Entsetzen , dem Schauer Stehet das Haar e m p o r , hebet der L a u t , u n d verstumt. Aber sein Geist ist noch tiefer v e r w u n d e t ,
als es
diefs h a n g e , Bleiche Schweigen des Grams auszudrücken vermag. Kennete Sie sich selbst, u n d des Lernens W e i s h e i t : mit scharfem Hinblick schaute sie dann über das westliche M e e r . Aber kent sie sich je ? u n d stellt nicht umsonst die Geschichte, W o sie am lautesten w a r n t , ihrer B e t r a c h t u n g sich d a r ? E h e r steigt der gelösete Fels empor zu dem G i p f e l , Dem er entstiirzte, eh sie sich zum
Gehorsam
erhebt. D u r c h den H u n g e r , die P e s t , die mehr begrabenden Kriege, Z w a r erschüttert, allein lieisserer Rache entflamt, Bleibet sie W i l d e ! komt n o c h , eh diefs J a h r h u n d e r t ins Zeitmeer Untergeht,
und verhült,
traurend
entsteigt
ein
neues
Jenem
Ozean,
komt
mit Falin' und mit
Wimpel,
zu Lande Schnelle Räuberin heut, schnellere morgen zur See. Leben dereinst auch Sterbliche , die sie vermögen, die W i l d e Umzuschaffen ?
Von euch ,
die ihr sie jetzo
beherscht, ( N e i n , ihr herschet n i c h t , von der Heerde getriebene Hirten Seyd i h r , nichts m e h r ! ) von euch hat es noch keiner gewolt. Woltet ihr lierschen ,
zu
wehren
der
allgemeinen
Zerrüttung, Eurem W e r k e ; w i e schnell schlachtete dann euch das Schwert! Aber w e n n selbst sich W e i s ' erhüben , und
Edle,
die 's wagten Umzuschaffen; w i e schnell sänken auch sie i n ihr Blut! Eins nur ist mögliche R e t t u n g : das Staatenbündnifs! doch ist a u c h , W ü t e t die W i l d h e i t f o r t ,
möglich die einzige
nicht.
i8° (Bailly,
diefs Blatt der Sibille w e h t h i n ,
wo
du
r u h e s t , u n d rauschet, W e i n t mit der W e i d e , die dort dir ein E n t schlossener pflanzt. I s t sie des Blatts Weissag' I r i t h u m ; so sende mir Ahndung, Lais
den
getäuschten Blick froheres Xunftiges sehn.)
D a s ist also die F r u c h t des himmelsteigenden Baumes? D a s der Schatten, in dem endlich der Wandeier ruht? W e n n ein Greis ,
der immer verzieh , f ü r Andere roth
wild;
W e r d e n diese dafür desto bleicher vor Schmach. H a des Greuels! H a r p y e n gebar Anadyomeiie! Keine Pallas g e b a r , F u i i e n Jupiters H a u p t ! Menschenfeind soll ich also im Bliithenhaare
noch
werden, D e r hier stets obstand, siegend k ä m p f e t e ? N e i n ! Menschenelend soll mich zum Menschenfeinde nicht machen; T h i a n e n im B l i c k e ,
nicht Z o r n ,
scheid* i c h ,
B r u d e r , von e u c h .
»8
D E R
B E L O H N T E .
ü
u — UI — U O
V
U
—
U y
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^f
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OuI U
O «
u —v —u — u — U —u U
ü U — V —• u.
Schamlose k ä m p f e n , immer e n t s t i m t e r bey D e r neuen U n s c h a m , gegen die Edlen f o r t . Verachtung ist die E i n e W a f f e , W e l c h e die niedrigen in den Staub s t ü r z t .
D o c h w e n n du aller Stielte Verwiinscher bist, D i e hohe Todeslanze nicht nehmen magst: So flieh! D e r Flucht sprofst sonst kein L o r b e r ; Aber nach dieser, wirst du gekrönet!
Verachten dürfen Menschen die Menschen nicht D i e b i t t r e , kalte, stumme Veiachtung macht Zum B r u d e r f e i n d e .
F l i e h ! du wirst dann
Edler n o c h , f r o h e r n o c h , als du w a i e s t .
182
D
A
S
N
E
U
E
.
Neues gescheh nichts unter der Sonne ?
und die
Verfolger Jener Freyheit, wie sie noch die Geschichte nicht kent, Feyren gleichwohl ein Siegesfest, dafs die himmelgeboine An der Kette , die sie sinnlos ihr
ringten,
veistumt, Singen ,
den
Ton
volksbuhniscli ,
am Fest der
Sansciilottiden, Hottentottade:
„U-amp
Marat,
w i r beten
dich an, Der du in dir die Götter des siebenarmigen Stromes, Diese der lehrenden Welt unsrer gelehrigen zeigst, Dich , dem Mirabau sank , und der sie alle noch wegstrahlt Aus dem Tempel, Nu-ap Marat! Marat H i r - o p !
>85 F a n d ä m o n i o n w a r der T e m p e l , e h , M a r a t , du einzogst; Aber du k a m s t ! u n d er ward P a n t h e o n ,
Marat
Gha - i p ! Lebe die KJubbergmunizipalgüllotinoligokraT i e r e p u b l i k ! u n d Gha - ip schütz* uns vor Hunger und P e s t ! " Auch V e r w ü n s c h u n g e n sprechen sie aus; die V e r w ü n schenden brüllen: L a F a y e t t e ! u n d i h r , R o l a n d ! la Rochefoucauld! Bailly! du von E t a m p e s ! Gesegnet sey u n s , o J o u r d a n ! Sey dein R o n s i n , u n d sey . .
Aber mir sinket
der L a u t , W e i g e r t sich f o r t z u n e n n e n .
W i e viel, u n d
welche
Verbrechen Gräbt,
für
der
N a c h w e l t Spruch ,
einst
die
Geschieht* in ihr E r z t / D o c h die jetzige W e l t ist N a c h w e l t ,
setzet sich,
richtet Gleiches G e r i c h t ; w e n n
die T h a t nakt vor das Auge sich stellt.
N a k t steht : Herschende Buben sie b r a u c h e n ,
wer
von der Herschsucht G l ü h e t , w i e sie : g e b r a u c h t , wandert er auf das Schafot.
J e n e kennen das V o l k : Es w i l l D e s p o t e n ! Schauspiel! Fliegt zu der B u h n e , so bald einer den a n d e r e n würgt. M a r a t entrann dem Schafot; n u n sollt' e r , selbst nach dem T o d e , I h n e n noch f r ö h n e n : u n d so machten sie i h n zu 'nem G o t t . Nakt steht da die Rache an Toulons Bürger. Dem T o d e Schon zum Opfer gekränzt, duldet' er feindlichen Schutz. Bürgerpflicht w a r n i c h t , dafs er schlachten sich liefs', u n d erlaubt nicht Selbstmord: aber erlaubt L e b e n iin lettenden Arm. N a k t , s t e h t d a , was g e s c h a h :
Als Stellveitieter
zu
Kerker Gehen sollten !
Als rotli stiömte der
Rhodan!
Als sie, (Sclieufslich
nakt steht dieses da ,
mit
zischenden
Schlangen Haaren, blauem Gesicht, sengenden A u g e n ) als sie, Welche Befreyung hieis , u n d Eroberung w a r ,
nach
des schönsten W o r t e s Bruche , ihr H a u p t ,
Allen
ihr H a u p t
Entsetzen!
»85 Aus der Holl' erhub, und die Völker z w a n g , den geliebten Namen Freyheit, den auszusprechen mit Gram. Aber wer kann sie zählen die Thaten der ehernen Unscham ? Und wer möcht* es ? Ihr seht lieber vom Schrecklichen w e g . Einsame Bäume verbergen sie nicht die unendliche Waldung, Etliche gute das Heer schwarzer Handlungen nicht. Ganze lange Jahihunderte sind vorübergegangen, Eh das gehende diefs, ach diefs Neue gebar; Eh ,
nach solcher Brudeilichkeit ,
so traulichen
Festen, W o die Freud* und der Tanz Mädchen und Liebender w a r , Sich herwälzete unter der Sonne die gräfsliche, blinde, Blutige Mifsgeburt, schaffend den Schauer zum Stein, Und den Stein zum Erbarmer ! O weint nicht zu bittere Thränen; Denn die Freyheit tiägt Ketten n u r , ist nicht entflohn. K i o t S T . W . II. B. Od. II. B.
2\
186 W i f s t i h r , auf welche R e t t u n g sie wieder
sinnet?
u n d wifst i h r , Ob es mit dieser ihr nicht mehr w i e der ersten gelingt ? Acli , sie k e n n e n mich n i c h t , so dachte sie;
doch
w i e vermögen F e r n e Menschen zu s e h n , w e r die Unsterblichen sind. D a r u m send' ich i h n e n , statt m e i n e r , dafs sie mich kennen! Eine Sterbliche. ,, G e h , Arria Kordä! " Sie ging.
»87
H E R M A N N AUS
WALHALLA.
S e y denn K r i e g , weil Kiieg seyn mufs ! doch er schütze n u r , rothe N i c h t in des Franken Heimat das S c h w e r t : Lehreiin
ist
der Sache
Beschaffenheit S e h e n d e n ; Andern
Ist es E r f a h r u n g allein. Stürzen über die Steine, und wieder stürzen, u n d wieder! Dieses lehrt die Anderen e r s t , Dafs es d a , w o umher sie w a n d e r t e n , ebener W e g nicht, Dafs es steinichter w a r . W e i l sie d e n n also ganz noch erfahren nicht ist die Erfahrung, Ganz ihr bitterer Bis
zu
dem
Hefen
Tausende noch
Kelch hinab
noch nicht so sollen
getrunken;
i83 Bluten? und weinen der Tausende mehr?
Es sollen
die Mütter Sicli die Söhne zur Stütze, die Braut Ihren Gewählten umsonst herrufen vom schweigenden Schlachtfeld Zum hochzeitlichen Tanz ? Lenken den Fflug der wankende G r e i s ?
Er sinkt,
und die Gäule W e i d e n die Saaten ihm ah. Krieg denn, Krieg! doch g e w a r n t , w i e er w u r d e , meid' er die Tliäler Galliens, wolle zu Krönungen nicht, Nicht , zu entsagen dem , was dort Glückseligkeit scheinet, ( A c h einst w a r sie nicht S c h e i n ! ) Zwingen ein Volk , das lange schon kalt bey der Sterbenden Anblick, Lang schon entglüht W a r zu der Rache : er sey
des eigenen Heerdes
Beschützer, Samle nicht welkende Loiber sich d a , Neue !
Alles ist jetzo neu ; drum
mufs auch die
Kriegskunst, Als Vertlieidigerin,
i89 N e u s»yn! W a r sie nicht stets E r f i n d e r i n ? u n d w e n n die W e i s h e i t S b auffordert, w a r sie es n i c h t ? J e t z o v ä r ' ihr das Feuer des Adlerblickes erloschen? Schlief ihr der sinnende G e i s t ? 0
i h r gelingt's, sie erfindet, den
menschenschonen-
d e n , kalten^ Deutscheren P l a n ! S t r e i t e r ! der erste S c h r i t t , der über die Gränze den Feind f u h r t , F u h r t ihn in's G r a b ! Täuschet e r , fliegt er mit Heerchen h e r ü b e r ; so steigt in dem R u c k e n , Auch nicht säumend, ein W e t t e r ihm a u f . Gegen den Anflug i s t , durch P f a h l und G r a b e n , das Strohdach, U n d die Burgerhütte geschützt. Wag* er sich d e n n , u n d eil* h e r ü b e r ; das stürmende Wetter Stäubet ihn schnell vom Geschützten ins F e l d , Und dann kehrt keinBotlie z u i ü c k ! D o c h ich schweige v o n dieser T i e f e n Schande des K a m p f s .
igo
Kriegen,
u n d rasen ist E i n s ;
und
es glücken der
heilenden Kriegskunst N i e der v e r n ü n f t i g e n S t u n d e n g e n u g . H e r m a n n hab* ich s c h w e b e n g e s e h n ; er l ä c h e l t e , sagte: Sie erfinden den deutscheren P l a n ! Selten n i c h t w i l l m a n den K n o t e n der F e h d e z e r h a u n ; und zerhaut nicht! E n k e l ! sicherer löset ihr a u f . E n k e l , K r i e g ! i c h b e s c h w ö r ' e u c h b e y Siegmars S c h w e r t ' , u n d bey m e i n e m , Aber cheruskischer K r i e g ! D e n n o c h ist F r i e d e die schönste der L ö s u n g e n .
Lasset
von I l l y n e u c h F ü h r e n , von F r e y a z u m W a g e n im H a i n ! Nossa gürte s i c h , f ü h r e v o r a n
die b l u t i g e n
Wodan,
T h o r r , u n d T y r i n den I l a i n ! " U n d der J ü n g l i n g v e r s c h w a n d ; m i c h aber t r ü b t e von neuem M e i n e Schwermutli: Dafs Krieg Seyn m u f s , ob i h m g l e i c h , dem t h i e r i s c h e n Scheusal, das ehmals Freye Frankreich Untergang schwur.
D I E
T R Ü M M E R N .
T r a u m von dem Tag' ist ein nur verkündeter P l a n ; Ausführungo Ist der erwachte, goldene T a g . Schon begann f ü r die Franken die Morgenrötlie zu dämmern, Wehete Schauer die Frühe; da ward Selber der Grund des menschlichsten Plans zerstöret! Von der Nacht R e d e , wer kann. Steht mir, Bemerkende, b e y , entdeckt:
Ob jemals
was gleich war Dem, das Schmach den Franken jetzt ist, Seyn w i r d , und so , w i e laut es auch preise die eherne Unscham, Treiben auf immer im Strome der Zeit,
ig2 W e n n die volle Gewifslieit zeugt, u n d von Gröfse der U n t h a t ; E w i g e n diese Geschieht', und Gesang. Sucht in der W e l t der Fabel, Bemerkende, sucht in der wahren : Aber entdeckt! W a r d vortrefliches je so ganz entheiligt?
Erhabnes,
Sank es jemals so t i e f ? Schrumpfte so sehr die Schönheit e i n , von der Eiterung todtbleich, Schwindend, ein schleichend Gespenst? W u r d e Weises so ganz zu Thörichtem ? W u r d e
die
Menschheit Jemals also entmenscht? „ D r a c h e w a r d der G o t t , den um H e i l u n g Hesperien anrief! Jupiter Stier! " Jupiter w a r denn ein G o t t ; doch was w a r der Despot des Olympus? I h m verderbte der Stier nicht zu v i e l . „ S i e h , dort weilet e r , schaft der erfindende Künstler. E r will nicht Werden Parrasios, Angelo n i c h t :
l95
W i l l Er Selber seyn ! Das Meisterwerk ist vollendet! Aber den glühenden fafst Schnell was , w i e Zaubergewalt; er bildet um , die Gestalten
Werden wilde Phantome des W a h n s ! " Schweiget von dem, was die Kirnst gebar; die Yergleichung entähnlicht Durch ihr Heiteres: Gallien hat Viel zu traurig verwandelt, gemacht aus den Rechten des Menschen Rechte des Kamul! ( D e r Gott Dürstete M e n s c h e n o p f e r ! )
Zu diesem Barbarischen stimmet
Nicht der Anmuth leisester L a u t , Nicht der Grazien; sie hat laneö schon der Kamülottide Angespien, und gepeitscht! „ N u n so schaue denn u m , und starr' auf die Trümmern . Dort lag einst Eine wimmelnde tönende Stadt, Voll von Bürgerglück.
Die Pest kam. Schaufel
Die mit der
Raubten bald, und begruben nicht mehr. K i o r s r . W . II. B. Od. II. B.
21
Da
die r a u b t e n ,
nicht
mehr
begruben ;
flog
der
Belagrer Glühend
Gescliofs,
Z ü n d e t e I l a u s u n d T h u r m , u n d m i t d e n gesunkenen Thüimen S c h w i e go das T o d t e n uy e l ä u t . Da
das T o d t e n g e l ä u t
verstumt
war ;
stürmten
sie,
würgten, Schnellere S e u c h e , M u t t e r u n d
Kind!
B r u d e r b e y B r u d e r , d e n S o h n , den B r ä u t i g a m , neben dem V a t e r ; Aber langsam die B r a u t ! " W e h die glückliche Stadt ist g e w e s e n , die f r ö h l i c h e ! Wendet E u r e T h r ä n e n , u n d schaut n i c h t z u r ü c k . ,, Ach w i r schauen i m m e r noch h i n , es g e b r i c h t uns an S t ä r k e , W e g z u w e n d e n den B l i c k . N i e d e r g e s t ü r z t , v e r n i c h t e t die O b e r g e w a l t des Gesetzes, D u r c h das h e r s c h e n d e Schreyender W i d e r s p r u c h :
Schwert! F r e y s t a a t , u n d ein S t a a t , der auf M o r d sich
Gründet!
W e r nent
195
Diefs Rcpublikgeripp mit Einem Namen ?
Entflieh
nicht, Rede, nenne mit uns! Henkerstaat! sey der erste Nam',
und der andere
Sklaven Staat! "
Der nennet a u c h , so verstumt.
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D E R
S C H O O S S H U N D .
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M e t a ' s Hündchen, und meins, werde nicht blind! 0 w i r gahen dir ja den Rudier Von der Schute, der mein lieber lilopstook ! mich nante, zum Arzt.
B l i n d , begleitest du mich, nehm' ich den Zaum, Niemals w i e d e r , erspähst zuwedelnd Von dem Gaule, w i e von hohen Riesenhuxulen du tliust,
Laune zu spielen nicht mehr.
Ixobepierr'!
Dem, dem wedle nicht z u , denn hier bist Du verloren ; denn mit Höllen Hunden spielet man nicht.
»97 Eile nicht, lerne noch diefs : Belle den Mond J a nicht a n ! Ihn umschwebt noch Kordä. Wenn du jemals da hinaufbellst, Kleiner, so brenn' ich dich blind!
Und dann lägest du da, zweifeltest gar Ob dereinst zu dem Fieund' Ulyssens, Und des Dulders Elisaina Treuem Hunde du kämst.
193
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N a h dem Flusse des H u f s ; deinem Geräusch, Saal'; am kastalisclien A r m ; dann wieder An dir selber; an der Pleisse Sah ich, hört' i c h , genofs,
Froher J ü n g l i n g , den L e n z ; J ü n g l i n g , w i e ich W a r e r ! Hier an dem Strom des R i e s e n , Ist er Kind noch, wenn der Sommer Komt, der M a n n ihn verscheucht.
W i e empfand ich sie einst , sprossend ich selbst, Jene M a y e ! Doch o der W u n d e r ! An dem Bergstrom, w o zum Grab' er Ebbt, war im siebenten Zehnd
»99 Meines Lebens der Lenz Jiingling ; und ich Fühlt* ihn so ganz, dafs, wie jetzt ihm tröffe An der Seine die bemooste Rose von Blut', ich vergafs.
200
D A S
AN
THERESE
D E N K M A L .
M A T I L D E
AMALIA.
W a h r h e i t d u , u n d du o Geschichte , wenn i h r veieiut s e y d : Schreibet Flammen der Griffel, mit welchem ihr zeugt von eihohten Buben ; u n d die Stimme, mit der ihr das Zeugnifs aussprecht, Spricht, ihr rächenden ! D o n n e r a u s .
Rächet sie j e t z t , die M e n s c h h e i t , an Frankreichs Oligokraten , Ernste Yergelteiinnen ! Zu schonend rügt der Verbrecher T o d ; Europa will das warnende Schandmal, w i l l die E w i g e Piramidc s e h n !
201
Nie noch hat die Gcschiclite so ganz enthüllet der W a l n h e i t Antliz e i b l i c k t ;
es verschmähte
den Schleyer
der
Handelnden Unscliam. Eilet denn, tliut die Folg* uns kund der V e r e i n u n g ! lindert, Löschet der harrenden heissen Durst.
Jünglinge dulden's noch w o h l , das E r w a r t e n ; w i r Greise verabsclieun's. Auf denn, rächet die Menschheit, und bald !
Nicht
suis n u r , auch edel Ist die R a c h e , um die w i r flehen; o reicht aus voller, Kühlender Schale den Labetrunk.
Sollten vielleicht dem Eroberer nur Schandmale den lauten Namen
ewigen ?
nicht
dem
Hochverräther
der
Menschheit, Nicht dem Scheusal, dem Heuchler a u c h , so der Freyheit opfernd, Kettenumrasselte Freye w ü r g t ? K I O P S I .
W .
II. B .
Od.
II. B .
26
202
Nein, so wählet ihr nicht, vergesset eh die Erobrer, Als dufs ihr nicht der Freyheit getünchte Vergötterer hinstellt, W i e sie w a r e n .
M i c h d e u c h t , ich sehe die Flammenschriit schon!
Höre der redenden Donnertoii!
W e n n ich, erlebend, wirklich das seh', es wirklich mein Ohr hört; Feyr' ich ein F e s t ,
bekränze mit Eichenlaube das Ilaupt mir,
Lade Freund' e i n ,
spüle den hellsten Kristall im reinsten
Bache, füll' ihn mit W e i n , der Greis
W u r d e , w i e ich. Im Kristall versiegt's nicht selten. Das \Vraldhorn Hallet; wer singen kann, singt. W i r freuen uns i n n i g ! Ich werde Hundert Monde, verjüngt !
W e n n Rache , w i e die vollbracht i s t ;
Darf sich taumelnd die Freude freun .
D I E U N D
D I E
M U T T E R , T O C H T E R .
)i Göttinnen wird die Göttin gebären! " sang ich vei kündend, Da sie noch verwandelt nicht war, die heilige Freyheit, Noch Alekto nicht war ! geworden zur Nacht der Tag nicht, Noch die W e l t zum Chaos nicht.
Falsches hab' ich verkündet. Die Göttin hat nicht geboren; Aber Alekto! „ E y a , Poleya schlaf, lutmenidchen, Schlaf, du kleine M e g ä r a ! ( d i e Mutter sang's) Rhodan Schweig', Alektochen, dir im See.
Der
Tisiplionchen, beginn an dem Lächeln die Mutter zu kennen, Am
sardonischen !
Aber o sclney dich nicht blau nach den Kugeln ,
Süfse Tochter ;
da sind sie , und marmorne nicht! da sind auch
Zündbare Kügelchen ohne Zahl!
W i e du so schnell das Spiel mit den Kugeln, und Iiiigelchen lernest, Nächtliche, schwarzbeliautete ! W i e dir die Schlang* in dem Haarbusch, Schreckenblickende , steiget , so bald in den Todesschlummer E y a , Poleya aus Eisen singt.
Mütter sind blind; ich bin's nicht.
D u bist eine
wahre M e g ä r a ! Gleichest mir, w i e dem andern ein Dracheney. An dem Rhein kam's Todt mir zur W e l t ; du lebest, lebst! und des Schwachen spott' ich, Der dich, Göttergeburt, verkeut.
205 Tochter, dir wurde Geist; du verstehst die Mutter, sie warnt dich: L a i s dich niemals blenden
den W a h n der westlichen Tli drin!
Ungethanes Gesetz ist ( w ä h n e t s i e ) leerer Schall, ist Bild des Kunstleis, das eilet, b l e i b t . "
20 6
D I E
W I E D E R K E H R .
G a u l , mein A r z t , du gedenkst doch des Frülilinges? oder vergafsest Du Unter
den lieblichen den
Mayen
May,
allen
seit
Jünglingsalter
den
schönsten ? N e i n , du vergafsest ihn Denn
du
wiehertest mir.
nicht; Der
May
ist
wieder-
gekommen , Oh er gleich September sich n e n t . B e y d e gleichen s i c h , w i e ein Ilaberkorn in der v o l l e n , R e i f e n Alire dem anderen Niese
nur f o r t ; ich versteh
gleicht. dich :
du niesest
mir
fröhlichen B e y f a l l , D u r c h die A h r e A l s o ist j e t z o
gerührt.
Septcmbermay , w i e ich
Angenehm ist e s , w e n n
du m e i n s t ,
meine.
Zween
und
E b e n die M e i n u n g v e r e i n t ; da schallt der e n t h e i t e r n d e Strauls nicht, D a ist L e b e n soe e n u f s . L a i s u n s g e n i e l s e n , du in dem S c h a t t e n , z u dem ich dich l e n k e , Frisches, kühlendes Gras, V o n der w e i f s l i c h e n B l u m e d u r c h w e h t , u n d der goldn e n ; auch h e b t dort D e i n erkohrnes
Gewürz,
Heilende W e r m u t h ihr H a u p t .
I c h schau g e n i e f s e n d
den h e l l e m , B l ä u e r e n H i m m e l , des Sees Ebnen Kristall, u n d umschwebt von ziehenden Metten, vergeis' i c h F a s t der B l ü t h e , die n u n Fruchtet,
u n d m i t vielfarbiger L a s t , den biegsamen Zweig krümt.
Also t r i n k ' ich die r e i n e r e L u f t , Und
ein s a n f t e s f r o h e s G e f ü h l des L e b e n s b e r a u s c h t mich! Aber du störest mich j a !
Schmause doch n i c h t so g i e r i g ; sie legten d i r X e n o p h o n s Zaum a n , D e s s e n Gebifs d u r c h R i n g e dich z ä h m t :
208 O du
töntest
durch
ihn dir so leicht die Zunge verwunden,
Färben die Halme mit B l u t . Doch du gehorsamest n i c h t .
So steh denn gehobenes
Halses, Atlime die W e s t e , w i e i c h . Spitze nicht horchend das O h r .
D i e Nachtigall ist
mit dem zweyten L e n z e nicht w i e d e r g e k e h r t : Kehret auch mit dem künftigen M a y nicht w i e d e r ; ist Fabel N i c h t , was man staunend erzählt. Gallische Wilde ,
sagen sie , sind gekommen , und haben
Ihre Nester entdeckt; Haben die Kinderchen ihr mit Geyerklauen entrissen, Und sie samt dem Gefieder verzehrt. Hast du sie nicht gehöret der M ü t t e r Klage ?
Sie
schwankten An den Zweigen ; ihr Lied Jammerte Nächte
lang :
bald
sunk das Flöten der
Welmiuth Immer t i e f e r , u n d bald
2 oy Schien's zu verstummen, verstumte.
So hab' icli nie
sie vernommen; Alter es war auch Leichengesang! Stainst du vielleicht von den llossen Achills ?
Denn
du senkst ja die Mahne Erdwärts , und in den Staub Stürzen dir lieiise Tlirünen hinab ; so hat dich der kleinen Sänger klägliches Ende gerührt.
KLOFSI.
w .
II. B.
Oll.
i r . 15.
210
D A S
V E R S P R E C H E N .
ICein Eroberungskrieg! So scholl das heilige Wort einst, Das ihr uns gabt, verehret als nie verehret ein Volk ward; Und (so dauclit' es u n s ) Stimmen Unsterblicher wiederhohlten: Künftig nicht mehr Erobrungskrieg.
Und jetzt
führet ihr ihn den allverderbendeii, seyd gar
Grofse K r i e g e r ,
ersteigt
mit
schlagendem Herzen,
mit lieissem Durste nach R u h m , im Orkan der Leidenschaft, des Kampfspiels Schimmernde H ö h , die . . Abgrund ist!
L e r n e t den Schauplatz kennen, auf dem ihr grofs seyd : Auf ihm brüllt Beyfall der L o w ' euch z u ; beult euch von T r i u m p h e der Wolf v o r ; Schreyt mit der feinen neronisclien Stimm' euch von nie vergefsnem E w i g e n Namen der Geyer v o r .
Wenn
ihr
auch
ganz
das
Gebäu
des
Staats
umstürzetet; mufste Dennoch die nievernoinmene, die menschliche, edle Verlieissung Unerscliüttert
stelin ,
in
der
Mitte
Trümmer, S t e h n , w i e der Fels im Ozean!
der
grofsen
D
A
S
G
A N
R
M E T
A
B
.
A.
F r ö h l i c h e r schwebten mii her Lebendigkeiten, Gevögel, Oder G e w ü r m , Welche das Auge nicht s i e h t , so den hohen Sirius funkeln S i e h t , und des Himmels weifsliclien P f a d : D o c h erspaht's durch der Kunst Kristalle diefs den Atomen Nahverwandte Gewürm. Solche
geheime Leben
umwimmelten
jetzt
mich;
es waren Unter dem lieblichen Ileer Bienchen a u c h ,
und T a u b c h e n ,
und
Johannes W i i r m c h e n , S c h w ä n c h e n , ein Chor
Untrenbare,
213 Fhilomelen.
An einer sich hohlenden , sterbenden Ulme
Safs i c h , und am rieselnden B a c h ; l l ó r e t e horchend dem Bache, der Nachtigall horchender.
Jetzo
Schwebte näher die wimmelnde Schaar, Schwebte (das wufste sie n i c h t ) zu dein Grabe! Die Schlünde des Baumes Dufteten Pest, der stüizende Bach Wogte Tod ; und w i e nah war ihnen der webende Heerzug, W e l c h e r , immer gewendet, sich nun, Schnell w i e der W i n k , herwirbelte, dann sich fernte. W i e leicht ach Konten ihm Giab Werden
des Baches ,
oder
des Baums
Abgründe!
Mich hatten Träume der dunkeln Pforte geweckt; Doch ich vergafs der guten. Die Nachtigall schmettert', als ob sie W a r n t e ; allein ich verstand Auch den Liebling nicht.
Verstand ich den singenden S e h e r ;
O so sprang ich a u f , und entfloh.
214 Ach jetzt w u r d e nicht B a c h , nicht B a u m ; ich w u r d ' einathmend, Jener f i o h e n Vögelchen Grab! Aber nun sang sie
auch , w i e
sie
nie
gesungen,
mein L i e b l i n g , Flötete W e h m u t l i , w i e sie, Selber als M u t t e r ,
nie nicht geflötet , wenn
noch
die Feder Flog, u n d der Geyer vom Blute noch t r o f . Unglückseliger! zürnte sie m i r , dir weint' an der L i p p e W e h k l a g ' ; und du hortest nicht h i n ! W e h d i r ! Sterbegesang der Fhilomelchen erscholl d i r ; Und du athmetest, athmetest f o i t !
215
N
A
N
T
E
S
.
Ü b e r Avignons Blutgericht ragt das der L o ä r e Koch empor ; die Sprache vermag doch D o r t zu stammeln : hier fehlt's ganz an den W o r t e n i h r , sind ihr Selbst die lebendsten t o d t ; sie verstummet! Wifsbegierigen i ö n t e vielleicht wortlose
Geberdung
D a s , das Niegesehene b i l d e n : Aber wiiiden sie nicht entiliehn ?
nicht, wenn
vor
Entsetzen Sie e i n w u r z e l t e n , schnell sich verhüllen?» H a b t ihr T h r ä n e n ,
die
ganz
des Guten
innerstes
rühren, T h r a n e n des tiefsten G r a m s , blutige
Thränen;
so w e i n t ! Könige ,
Scliaaren
aus Völkern
vollfiihreten
nicht Greuel in J a h r h u n d e r t e n :
kleine
Frankreichs
viele,
216 Freye,
die l l e r s c h e r ,
das Volk zu Schaaren vollfülirelen g r ö f s r e ,
M e h r , eli E i n M o n d h u n d e r t entflolm w a r . Jenes G e r i c h t , der W a s s e r e h n E r f i n d e r , es blickte Stets nach der H ö h e der StaatsumscliaIlling; I I a der L o ä r e Toilesgericht hat empor sich g e s c h w u n g e n Bis in der Greuel O oesunkensten
A boo r m i d !
H a b t ilir T h r ä n e n , die (¡¡anz des G u t e n innerstes l ü h i e n , Thränen
des t i e f s t e n Grams , b l u t i g e
Thiänen;
so w e i n t ! Wunderbar !
neues L i c h t
hat
den
Wissenschaften
geleuchtet, D u r c h die t o l l h a n s w i i r d i soe n R i c h t e r ! D e n n , durch s i e , ist geendet ein S t r e i t der W e i s e n ; wir wissen J e t z o , dafs Seelen h a b e n die T h i e r e . Habt ihr T h r ä n e n ,
w i e keine Hofs der
entheiligten
Menschheit, Thränen
des t i e f s t e n
Grams , b l u t i g e so w e i n t !
Thränen;
fl 17
D I R
G E S C H M A C K .
DAS
GESICHT.
D a s auszudrücken, was er empfindet, denkt, W e n n sich mit seinem Reitz* ihm das Schöne zeigt, Kohr unter uns der Geist; doch welchen ? Ah ich erröthe, den Sinn der Schwelger!
Icli ward verschmähet !
Aber er war es ja
Auch nicht der Geist der Alten, der auserkohr; Der Neuern war's ! und diesem mag wohl Stärkung des Heerdes zum Fluge noth thun.
M i c h , mich verschmähen? dem an dem Walde ruht Die Morgenröthe, dem in der Frühe T h a u , Umringt von allen Blumen, allen Farben, sich Mädchen und Jüngling freuen! KLOPST. W.
II. B.
Od.
II. B .
2Q
213
Dem im Gemähide täuschend die Zauberhand Des Künstlers n a c h a h m t , den sie e r g ö t z t , w e n n ilin Der A h e n d s t e r n , w e n n i h n des H i m m e l s W e i f s l i c l i c r , schimmernder P f a d nicht h i n r e i f s t .
D A S
G E H Ö R .
M i c h , dein des H a i n s Säuseln ertönt , und
der
Ouelle Stimclien ,
der Sturm , und
der D o n n e r , u n d das Weltmeer,
D e m die N a c h t i g a l l , dem der L i e h e Froher, und weinender L a u t ,
D e m M e l o d i e , Tlarfengetön, und die F l ö t e , Sie die Tosaun', und die L a u t e , u n d des M e n s c h e n S t i m m e , mich hat er a u c h , in seinem S c h l u m m e r , der W ü h l e r , v e r l t a n t !
D A S
G E S I C H T .
M i t stillem L ä c h e l n hörest du u n s Gefühl ; S c h w e i g f e r n e r , der du Seher d i c h , I l ö r e r dich Darfst nennen ; dann u n s w e g e n stolzes W a h n e s mit R o t h e die W a n g e f ä r b e n .
219 D E R
G E R U C H .
T ö d t e d e n n , Geschmaclc, f ü r der Esse L a n z e n A u c h die S ä n g e r i n , die e n t z ü c k t e L e r c h e ; Süfsre L a b u n g ist der bemoosten Hose D ü f t e zu a t l u n e n .
DER
G E S C H M A C K .
M a g die Schüssel d e n n s t e h n ; s c h m ü c k t e sie a u c h das R e h , In
der B l ü t h e
gefällt ,
schmückte
der W e i z n e r
sie
O d e r selber die S c h m e r l e , J e n e r L i e b l i n g des K i e s e l b a c h s .
D o c h des hellen Pokals h e l l e r e s , s> h den S a f t , W e l c h e n Berg m i r , u n d T h a l , W i n z e r , u n d K e l t e r e r G e b e n , w i e er mir r ö t h l i c h , O d e r w i e er m i r golden b l i n k t ,
Trink'
ich,
s c h l ü r f ' i c h mit L u s t , l i e b e n d , m i t Mäfsigung,
Z w a r mit w e i s e r , doch n i c h t mit der p l a t o n i s c h e n : E v a n bleibet mir s a n f t e r J ü n g l i n g , liebt n i c h t den R e b e n s t a b .
220
Durch mich sprachest du einst, Trinker Anakreon, Bildlich,
da
du von dem sprachest , was schön dir w a r :
Aber Maale versanken; Und dein attisches Wort verscholl.
D
E
R
S
I
E
G
E
R
.
— u u —, — u u —, u u — o —U Ü \_f —
V
1 u u —Uy (
) U tj — V».
u U — J U— u o —o
—.
K r ä n z e t mein H a u p t , L o r b e r des Siegs: M i t des Manns Kraft H a b ' ich g e k ä m p f t . D i e V e r k e n n u n g , die E n t e d l u n g D e s s e n , was sie erhöht die M e n s c h e n , W a s sie zu Menschen m a c h t !
Zeigten sich m i r ;
ach und der G r a m , u n d
der
Abscheu Fielen mich an , mich mit W u t h an das E n t s e t z e n ! W o n n ' ! ich habe gesiegt, geworden Bin ich nicht M e n s c h e n f e i n d .
ITeifs w a r der Kampf , daurend , es galt um des Lebens Ruh ! Denn
erlag der bekämpfte ; so verlosch mir
Jede Freude ! die W e l t w a r stumme Ode mir ! Tag w a r Naclit!
ZWEY
NORDAMERIKANER.
Nichts von dem, was der Franke des Guten verhiefs, und des Edlen, Nichts von Allem diesen geschah; W i e es auch mit entzückendem Ton die Beredtsamkeit aussprach, Und die Begeistrung es hob. Aber alles geschah , was je die stärksten der Worte Schreckliches nanten , oder was nie Selbst
der
Sprachen
redendste nicht
zu nennen
vermöchte, Alles , alles dieses geschah! Und je schwärzer es war, je grausender, ungeheurer, Desto öfter geschah's. Ha was wählest du dir, dich zu trösten ? blutige Thränen ? Oder der Franken ewigen Hafs?
224 „Nein,
die Tliräne n i c h t ,
u n d nicht den H a f s . Ich verachte
J e d e n , der rasen die Rasenden l i e i s . " Aber
fluchest
du nicht den Rasenden ? „ W e r zum Steine
Wurde,
verstumt."
H ü t t ' ich euch nur nicht g e r ü h r t , ihr Saiten , die von der vertilgten F r e y h e i t sangen , und gleich T ö n t e n dem ernsten klagenden Bach , der mit der Zipresse Neben Begrabenen rauscht. D D e n n ihr strebtet umsonst den tiefgetrofnen zu h e i l e n ; Risset die W u n d e nur a u f . Wer
an
dem
Frühlingsmorgen
der
neugeborenen
Freyheit M e i n e Freuden e m p f a n d , D e r allein ,
und
kein
anderer f ü h l t den Schmerz
innigen
auch,
W e l c h e r jetzo die Seele mir t r ü b t . O vergäfs' ich auf immer !
Denn Linderung m i r , so lang mich
Kühlet ein T r u n k aus L e t h e g e s c h ö p f t .
wird
DER U N D DER
K A P W E I N , JOHANNESBERGER.
— ü (\J u) —- U O —) — u ü — u — u (u u) —• u v — u — .
Alter Vater Jobann, zürne mir Deutschen nicht, Dafs ich die Tochter Konstanzia Lieber (darf ich es auch, darf ich das trunkne Wort W a g e n ? ) lieber sie trink' als dich. Du verzeihest vielleicht; doch die Kanoniker, Deine Säuglinge, diese nicht! Ohne Schimmer, ( d u liebst glänzende Eitelkeit, Liebest Blendung des Auges nicht) Ruhest du in dem Kristall.
Deine Gerüche sind
Stiller Stärke Veikündiger. o Guter, alter Johann, froheres Leben dringt M i t dir Greisen durch Mark und Bein! K L o p s T. W . II. B. Od. II. B.