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German Pages 436 [444] Year 2004
Christine Hatzky Julio Antonio Mella (1903-1929) Eine Biografíe
FORUM IBERO-AMERICANUM ACTA COLONIENSIA Band 2
herausgegeben von Christian Wentzlaff-Eggebert und Barbara Potthast; Hans-Jürgen Prien und Michael Zeuske
Christine Hatzky
Julio Antonio Mella (1903-1929) Eine Biografíe
Vervuert Verlag • Frankfurt am Main • 2004
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der VG Wort
Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. © Vervuert Verlag, Frankfurt am Main 2004 ISBN 3-86527-135-9 Alle Rechte vorbehalten Zugl. Diss. 2003 Umschlag unter Verwendung eines Fotos von Tina Modotti, © Throckmorton Gallery, New York Umschlaggestaltung: Michael Ackermann Gedruckt auf säure- und chlorfrei gebleichtem, alterungsbeständigem Papier
Für Natasha Mella
In Erinnerung an Rafael Soler Martínez und Max Zeuske
Julio Antonio Mella (1903-1929)
7
INHALT Vorwort
11
1.
Einleitung
15
2.
Kuba 1903-1926
37
2.1
Kindheit und Jugend
37
2.1.1
Eine Kindheit zwischen Kuba und den USA
37
2.1.2
Julio Antonios Reise nach Mexiko
46
2.1.3 2.2
"Esto era Mella: músculo y voluntad" ¿Renovación, Regeneración, Revolución...? Nationalbewußtsein und politischer Protest
56 62
2.2.1
Exkurs: Die abhängige Republik
62
2.2.2
Neue soziale und politische Bewegungen
70
2.2.3
Die Universitätsreformbewegung in Lateinamerika
85
2.2.4
Die kubanische Studentenbewegung
89
2.3
Der rebellische Engel
2.3.1
"Das Monopol der Kultur zerstören" -
110
Die Universidad Popular José Martí
110
2.3.2
Mellas maestro: der Gewerkschafter Alfredo López
115
2.3.3
Mellas Rückzug aus der Studentenbewegung
118
2.3.4
Juventud, der "rebellische Engel" und die "neuen Befreier"
121
2.3.5
Der Mythos Mella entsteht
125
Christine Hatzkv
8
2.3.6
Exkurs: Der Aufstieg des "Mussolini tropical". Die Präsidentschaft Gerardo Machados
130
2.4
Mella im Spannungsfeld von Nationalismus und Kommunismus
135
2.4.1
Die Kommunistische Internationale in Lateinamerika
135
2.4.2
Die Gründung des Partido Comunista de Cuba
141
2.4.3
Antiimperialismus: Die Revolution gegen den Dollar organisieren .... 148
2.5
Der Parteiausschluss
159
2.5.1
Machados Repression gegen die Opposition
159
2.5.2
Mellas Ausschluss aus der Universität
161
2.5.3
18 Tage Hungerstreik
166
2.5.4
Parteiausschluss und Verbannung
173
3.
Exil in Mexiko 1926-1929
180
3.1
Mellas Exiljahre. Ein Überblick
180
3.1.1
Exkurs: Das revolutionäre Mexiko der zwanziger Jahre
180
3.1.2
Berufsrevolutionär an allen Fronten: politische Aktion und Theorie 1926-1929
187
3.1.3
Mellas Frauen
195
3.2 3.2.1
Brüssel - Moskau - Paris "Das Flammenzeichen vom Palais Egmont". Der Brüsseler Weltkongress gegen Imperialismus und koloniale Unterdrückung
204
3.2.2
Die Reise nach Moskau: Linientreue oder Opposition?
211
3.2.3
Opposition gegen Machado und eine Botschaft aus Paris
218
3.3
Mella und der Partido Comunista de México
223
3.3.1
Exkurs: Aufstieg und Niedergang der
204
Confederación Regional Obrera Mexicana (CROM)
223
3.3.2
Der Partido Comunista de México
227
3.3.3
Zwischen allen Stühlen: Mella und die Gewerkschaftsfrage
236
Julio Antonio Mella (1903-1929)
9
3.3.4
Bruch mit den Kommunisten?
250
3.4
Die Suche nach einem lateinamerikanischen Weg
252
3.4.1
Mellas "Wiederentdeckung" José Martís
252
3.4.2
¡Manos fuera de Nicaragua! - Solidarität mit Sandino
258
3.4.3
¡Cuba libre!: Die Asociación de los Nuevos Emigrados Revolucionarios de Cuba (ANERC)
263
3.4.4
Mellas Polemik gegen die Alianza Popular Revolucionaria Americana (APRA)
277
3.5
Die Ermordung Mellas
290
3.5.1
Prolog: Eine "noche cubana" ... und ihre Folgen
290
3.5.2
"¡Muero por la Revolución ...!"
298
3.5.3
Wer ermordete Julio Antonio Mella?
300
3.5.4
Epilog: Sommer 1933. Der Sturz Machados und die Überführung von Mellas Asche nach Kuba
322
4.
Schlussbetrachtung
329
5.
Anhänge
338
5.1
Dokumente
338
5.2
Fotos
379
5.3
Abkürzungsverzeichnis
393
5.4
Quellen- und Literaturverzeichnis
395
Julio Antonio Mella
11
(1903-1929)
Vorwort Grundlage meiner Biografíe Julio Antonio Mellas ist unter anderem das umfangreiche Archivmaterial, das ich in den vergangenen Jahren in verschiedenen Archiven in Kuba, Mexiko und Russland zusammengetragen habe. Ermöglicht wurden die Recherchen im Ausland und die Abfassung der Arbeit durch ein Promotionsstipendium der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin, wofür ich mich herzlich bedanke. Danken möchte ich auch der VG Wort, die die Drucklegung bezuschusst hat. Die vorliegende Biografíe ist aus meiner Dissertationsschrift hervorgegangen, mit der ich 2003 an der Universität Hannover promoviert habe. Mein Dank gilt auch den Archivaren und Mitarbeitern der im Anhang angeführten Archive und Institutionen. Stellvertretend für sie stehen Riña Ortiz Peralta und Antonio Saborit von der Dirección del Instituto Nacional de Antropología e Historia de México, Angelina Rojas Blaquier und Luis Serrano Pérez vom Instituto de Historia de Cuba sowie Svetlana Rozenthal vom Russischen Archiv für sozialpolitische Geschichte in Moskau. Daniel LaBotz hat mir freundlicherweise Fotokopien von Dokumenten aus den National Archives in Washington D.C. und der Bertram D. Wolfe Collection des Hoover Institute in Stanford/Kalifornien zur Verfügung gestellt. Bedanken für ihre Unterstützung möchte ich mich auch bei den Bibliothekaren und Mitarbeitern der von mir konsultierten Bibliotheken im In- und Ausland: Biblioteca Nacional de México, Biblioteca de la Universidad Nacional Autónoma de México, Biblioteca Daniel Cosío Villegas del Colegio de México, Biblioteca Nacional de Cuba, Biblioteca de la Universidad de la Habana, Biblioteca del Instituto de Literatura y Lingüística in La Habana; die Universitätsbibliotheken in Freiburg, Hannover und Köln, die Bibliothek des Ibero-amerikanischen Instituts in Berlin sowie die des Arnold-Bergstraesser-Instituts in Freiburg.
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Christine Hatzkv
Weiter möchte ich meinen zahlreichen Gesprächspartnern auf Kuba, in Mexiko und Russland danken. Besonders intensiv war der Austausch mit Alejandro Gálvez Cancino von der Universidad Autónoma Metropolitana in Mexiko, der mir in der Anfangsphase nicht nur half, die politischen Wirren des revolutionären Mexiko der zwanziger Jahre zu verstehen, sondern mir auch den Zugang zu mexikanischen Archiven und Bibliotheken eröffnete. Fernando Martínez Heredia vom Centro de Investigación y Desarrollo de la Cultura Cubana Juan Marinello; Berta Alvarez, Paula Ortiz, Sergio Guerra, María del Carmen Maseda und der mittlerweile verstorbene José Tabares del Real vom Instituto de Historia der Universidad de La Habana sowie Fe Iglesias, Rita Díaz, Mildred de la Torre und Orlando Cruz Capote vom Instituto de Historia de Cuba, diskutierten mit mir geduldig meine Fragen an die Geschichte und die Geschichtsschreibung Kubas. Auch bei Rolando Rodríguez, Ana Cairo und Jorge Ibarra in La Habana sowie bei Elena Poniatowska in Mexiko, möchte ich mich für ihre Gesprächsbereitschaft bedanken. Die kubanischen Mella-Biografen, Adys Cupuli und Froilán González, haben ebenfalls zum Entstehen meiner Biografié beigetragen. Mein Verständnis für Geschichte und Strukturen der Kommunistischen Internationale in Lateinamerika verdanke ich dem Leipziger Historiker Jürgen Mothes, den ich kurz vor seinem Tode im Sommer 1996 kennenlernte und der mir erste Pfade durch den Dschungel des Moskauer Komintern-Archivs wies. In Russland verhalfen mir später meine Kollegen Lazar und Victor Heifetz aus St. Petersburg, ebenfalls außerordentliche Kenner der Kominterngeschichte in Lateinamerika, zu ungeahnten Einsichten in die Materie. Auch Klaus Meschkat vom Institut für Soziologie in Hannover danke ich für wertvolle Hinweise auf diesem Gebiet und für seine vielfältige Unterstützung - nicht nur beim Forschungsaufenthalt in Moskau. Bernhard Bayerlein verdanke ich so manchen wichtigen Hinweis, ebenso Christiane Barckhausen, Modotti-Biografin und Gründerin des Modotti-Archivs in Berlin - sie ließ mich dort suchen und finden. Reiner Kurschildgen sensibilisierte mich schließlich für die psychologischen Feinheiten in der Biografíe von Kindern und Jugendlichen und half mir, den heranwachsenden Mella besser zu verstehen. Eine intensive Auseinandersetzung über Mellas politischen Werdegang und die Hintergründe seiner Dissidenz führte ich mit Rafael Soler Martínez von der Universidad Oriente in Santiago de Cuba, der mir auch sein privates Archiv zur Verfügung stellte. Rafael Soler verstarb Anfang 2001 überraschend und konnte
Julio Antonio Mella (1903-1929)
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die Fertigstellung der Biografie leider nicht mehr miterleben. Auch der Historiker Max Zeuske, Professor der Universitäten Leipzig, Rostock und La Habana, seit jungen Jahren persönlich und wissenschaftlich eng mit Kuba verbunden, eröffnete mir in einem intensiven Austausch grundlegende Einsichten über die Insel. Ohne die Schätze seiner Privatbibliothek wäre die Biografie um manches interessante Detail ärmer geblieben. Leider hat auch Max Zeuske die Fertigstellung der Biografie nicht mehr erleben können. Er erlag im Herbst 2001 einer schweren Krankheit. Natasha Mella, der einzigen Tochter von Julio Antonio Mella und Oliva Zaldivar, verdanke ich Einblicke in Mellas Privatleben und Erkenntnisse über sein politisches Denken, die nirgends geschrieben standen. Ohne die ausfuhrlichen Gespräche mit ihr würde es meiner Schilderung von Mellas Persönlichkeit an Lebendigkeit und Profil fehlen. Sie hat die Entstehung der Arbeit mit wohlwollender Kritik stets wachsam verfolgt. Bei meinen beiden Lehrern und Betreuern, den Professoren Volker Wünderich und Michael Zeuske, bedanke ich mich ganz herzlich für ihr Engagement. Ihre kritischen Denkanstöße halfen mir, Mellas Biografie „gegen den Strich zu bürsten". Ihre Ermutigungen und ihr Rückhalt waren in allen Schaffensphasen und Lebenslagen von unschätzbarem Wert. Yvonne Greiner, Tine Klein und Johannes Niehoff-Pangiotidis haben das Manuskript mit größter Sorgfalt korrigiert und kommentiert; Lothar Baier kümmerte sich um die Feinheiten des Lay-outs. Ihnen allen danke ich ebenfalls herzlich. Danken möchte ich auch allen Freunden und Kollegen, die diese Arbeit auf ganz unterschiedliche Weise befördert und mir Mut gemacht haben, diesen Weg zu gehen. Achim Schulz-Pillgram hat meine Arbeit aus nächster Nähe mit unendlich viel Geduld, Nachsicht und Liebe begleitet. Sein Anteil an der Entstehung der Biografie lässt sich nicht in Worte fassen. Köln im Oktober 2003 Christine Hatzky
Julio Antonio Mella
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(1903-1929)
1. Einleitung Der Mythos Mella Der kubanische Intellektuelle und Revolutionär Julio Antonio Mella, der im Januar 1929 im Alter von 25 Jahren im mexikanischen Exil einem Attentat zum Opfer fiel, wird heute zu den Wegbereitern der Revolution von 1959 gezählt. Er wurde Teil des kubanischen Nationalmythos und steht zusammen mit José Martí, Máximo Gómez, Antonio Maceo und Ernesto "Che" Guevara im Pantheon der revolutionären Helden der kubanischen Geschichte. Als unermüdlicher Agitator gegen den US-Imperialismus und Mitbegründer zahlreicher politischer Organisationen, unter anderem des Partido Comunista de Cuba (PCC), war Mella bereits zu Lebzeiten legendär. Nach seinem Tod wurde er zur Symbolfigur der kubanischen und lateinamerikanischen antiimperialistischen Bewegung. Nach 1959 wurde sein Engagement in kommunistischen Organisationen in der offiziellen kubanischen Geschichtsschreibung verstärkt hervorgehoben und sein Leben zum ideellen und moralischen Vorbild für die Jugend stilisiert. Heute ziert sein Konterfei die Embleme der kubanischen Studenten- und Jugendorganisation: Die italienische Fotografin Tina Modotti, Genossin und letzte Geliebte Mellas, hatte mit ihrer Kamera jene einprägsame Profilaufhahme geschaffen, die aus ihm eine der ersten populären linken Ikonen des zwanzigsten Jahrhunderts in Lateinamerika machte. Seit Mitte der sechziger Jahre nutzte die kubanische Geschichtsschreibung das Profil Mellas, um den Mythos des idealen antiimperialistischen und kommunistischen Märtyrers zu schaffen. Seine Biografie eignete sich hervorragend, um eine direkte Verbindungslinie zwischen Kommunismus und kubanischer Revolution herzustellen, die bis dahin so nicht existiert hatte: Einerseits hatten die kubanischen Kommunisten zeitweise mit Diktator Fulgencio Batista koaliert und den Kampf der bärtigen Rebellen gegen den Despoten nur zögerlich unter-
16
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stützt. Andererseits hatte Fidel Castro erst 1960/61, nachdem die USA auf Konfrontationskurs zum revolutionären Kuba gegangen war, den sozialistischen Charakter der Revolution deklariert. Die Beziehungen zur UdSSR und der sozialistischen Hemisphäre wurden für Kuba in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht - trotz zahlreicher Unstimmigkeiten - überlebenswichtig. Der Sozialismus kubanischer Prägung brauchte jetzt eine starke Symbolfigur, die den Geist des kubanischen Unabhängigkeitskampfes, die Opposition gegen den US-Imperialismus, das Charisma und den Elan der 1959er Revolutionäre mit einem "vorbildlichen" kommunistischen Lebenslauf verband: Julio Antonio Mella. Um diesen Spagat vollbringen zu können, wurde seine Biografié teilweise aus ihrem historischen Kontext herausgelöst und auf die zweckdienlichen Fragestellungen reduziert. Dabei wurden (und werden) vor allem seine politischen und inhaltlichen Differenzen mit den kommunistischen Organisationen ausgeklammert. Mellas "offizielle" Biografié ist eine Modellbiografie, ein Produkt der in Kuba vorherrschenden linearen Geschichtskonzeption, der zufolge der Triumph der Revolution von 1959 der unvermeidliche Höhepunkt des historischen Prozesses seit Beginn der Unabhängigkeitskämpfe im Jahre 1868 war. Die Worte des Historikers und ersten Mella-Biografen Erasmo Dumpierre spiegeln diese idealtypischen Charakterzüge wider: En el joven dirigente se conjugaban la audacia y la abnegación, la honestidad y la intransigencia revolucionaria, la inteligencia y la modestia, el patriotismo y el internacionalismo, el amor a la vida y la total entrega a la causa de la emancipación de la clase obrera y de todo el pueblo trabajador.1
Angesichts der Dominanz dieses ideologischen Interpretationsschemas, das die bisherigen Mella-Biografien umgibt, ist besondere Vorsicht geboten, um den Versuch eines biografischen Neuansatzes nicht einer allzu vordergründigen politischen Vereinnahmung preiszugeben. Eine neue Mella-Biografie kann nur von Bedeutung sein, wenn sie sich um eine Dekonstruktion der mit kommunistischen Mythen aufgeladenen historischen Figur bemüht. Auf dieser Basis kann die Rekonstruktion der Person Julio Antonio Mella im Rahmen ihres historischen Kontextes erfolgen.
1
Contrera, 1987, S. V.f., Vorwort von Erasmo Dumpierre.
Julio Antonio Mella (1903-1929)
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Gegen den Reduktionismus der modellhaften Heldenbiografie habe ich in der vorliegenden Arbeit die Vielschichtigkeit des Denkens und der Persönlichkeit Mellas mit allen Einschnitten und Diskontinuitäten herausgearbeitet. Ich habe den politischen Akteur im Geflecht von (Macht-) Beziehungen, sozialen Gruppen, politischen Organisationen und staatlichen Institutionen dargestellt. Damit einhergehend habe ich auch eine Neubewertung seiner politischen Bedeutung vorgenommen, bei der Brüche nicht ausgespart und mögliche Kontinuitäten thematisiert werden. Die Konstruktion des Mella-Mythos in Kuba Die Konstruktion des postrevolutionären Mella-Diskurses im Sinne des kubanischen Marxismus-Leninismus erreichte erst in den siebziger Jahren ihren Höhepunkt. Bei einem herausragenden Ereignis, dem ersten Parteitag des Partido Comunista de Cuba (PCC), der nach dem Triumph der Revolution im Jahre 1975 stattfand, und mit dem gleichzeitig der 50. Jahrestag der Gründung des ersten PCC begangen wurde, definierte der Parteivorsitzende und Staatschef Fidel Castro die Rolle des Parteigründers Mella in der kubanischen Geschichte. Den Zusammenhang zwischen Mella, der kubanischen Revolution und dem Sozialismus formulierte er bei dieser Gelegenheit folgendermaßen: Mella, desde el primer instante, descolló como un extraordinario combatiente revolucionario. (...) A los pocos años ya no sólo era un dirigente estudiantil, sino también un dirigente de la clase obrera cubana, y rápidamente alcanza dimensión de dirigente latinoamericano. Y si se analiza el pensamiento de Mella, las ideas intemacionalistas de aquel Mella que venciendo todas las dificultades llegó hasta el primer barco soviético que visitó a nuestro país; de aquel Mella, combatiente incansable contra el imperialismo, se podrá apreciar la coincidencia entre su pensamiento y los hechos de la Revolución Cubana, (...) lo que Mella aspiraba a hacer y lo que ha hecho la Revolución cubana.
Auftakt der Mella-Rezeption nach der Revolution war zunächst ein schmales Buch, das 1960 erschien, und in dem weitgehend unkommentiert vier Aufsätze Mellas veröffentlicht wurden. Der Klappentext pries ihn als "Anunciador de
2
Castro, 1975b, S. 12-13.
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Tiempos Futuros", der bis zum 1. Januar 1959 mit seiner Aussage "Cuba, un pueblo que jamás ha sido libre" recht gehabt habe.3 Ein Zyklus von akademischen Vorträgen in den Jahren 1963 bis 1965, die sich mit einzelnen Aspekten von Mellas Denken und Handeln im Kontext der kubanischen Geschichte beschäftigten 4 , die Veröffentlichung ausgewählter Protokolle des ersten nationalen Studentenkongresses, der unter Mellas Leitung im Jahre 1923 stattgefunden hatte5, sowie die Eröffnung der ersten Arbeiter- und Bauernfakultät Kubas 1964, die seinen Namen trug6, markieren den Beginn der ideologischen Vereinnahmung Mellas. Erasmo Dumpierres erste komplette Mella-Biografie erschien dann im Jahre 1965.7 Obwohl er in den fünfziger Jahren die Gelegenheit gehabt hatte, ausfuhrlich in Mellas persönlichem Nachlass zu recherchieren8, schlug sich dies in seiner Publikation nicht nieder, denn er thematisierte keine einzige strittige Episode seines Lebenslaufs. Vielmehr schuf Dumpierre den Rahmen des nationalen Helden, dessen Denken und Handeln dreißig Jahre nach seiner Ermordung mit dem Sieg der sozialistischen Revolution seinen Sinn und seine Erfüllung gefunden hatte: Passend zur "Erfolgsgeschichte" der kubanischen Revolution wurde Mellas Leben ebenfalls zur "Erfolgsgeschichte" umgedeutet.
3
Mella, 1960. Die Publikation umfasst drei der wichtigsten längeren theoretischen Schriften Mellas: "¿Qué es el ARPA?", "Cuba, un pueblo que jamás ha sido libre" und "Glosando los pensamientos de José Martí" sowie einen kürzeren Artikel über die soziale Aufgabe von Intellektuellen und Studenten: "Los estudiantes y la lucha social".
4
Z. B. Martínez Bello, 1963, 1964; Bergmann, 1963, 1964; Rodríguez, 1965; Mortillaro, 1965.
5
Mella, 1964. Die von der Comisión Nacional Cubana de la UNESCO herausgegebene Sammlung von Dokumenten enthält leider nur eine Auswahl der Sitzungsprotokolle und keinen einzigen der zahlreichen Redebeiträge der Studenten.
6
Universidad de la Habana, 1964, "La Facultad Obrera y Campesina Julio Antonio Mella".
7
Dumpierre, 1965a.
8
Auf diese Tatsache wies mich Natasha Mella, die Tochter Julio Antonio Mellas, in einem Interview hin, das ich mit ihr in Miami im Dezember 2000 führte. Mellas Nachlass, eine Sammlung von Fotos, persönlichen Briefen, rhetorischen Skizzen und Entwürfen befand sich damals noch in der Obhut ihrer Mutter Oliva Zaldivar, der Ehefrau Mellas. Natasha Mella übergab den Nachlass ihres Vaters in den achtziger Jahren dem kubanischen Staat zur Verwaltung und Archivierung.
Julio Antonio Mella CI903-1929)
19
Pünktlich zum ersten Parteitag des PCC im Jahre 1975 erschien eine weitere Mella-Biografie Dumpierres.9 Sie entsprach in wesentlichen Teilen seiner ersten Version, war jedoch noch um einige persönliche Details ärmer; die Persönlichkeit Mellas verschwand nun fast völlig hinter der ideologischen Maske des Helden und Märtyrers. Der an Trivialität kaum zu überbietende Spielfilm "Mella" des Regisseurs Enrique Pineda Barnet, der auf dem Parteitag uraufgeführt wurde, unterstrich die Art der Neuinszenierung von Mellas Biografíe. 10 Der neuralgische Punkt in Mellas politischem Leben - sein schwieriges Verhältnis zum PCC und der mexikanischen Schwesterpartei - wurde umschifft, indem man ihn zur Ikone des kubanischen Marxismus-Leninismus stilisierte. Der Lebens- und Erkenntnisweg, der Mella dabei zugeschrieben wurde, weist an manchen Stellen Parallelen zu religiösen Erweckungsvorgängen auf. Dies ließ sich teilweise mit Mellas Selbstinszenierung als göttlicher Figur verknüpfen. 11 Mella wurde als Verfechter einer von Brüchen und divergierenden Auslegungen unbelasteten Lehre interpretiert und diente als Beweis für die ungebrochene Tradition von der Parteigründung 1925 bis zur Rolle des PCC nach 1959. Darüber hinaus wurde er als Bollwerk gegen reformistische Verfälschungen dargestellt: Una lección de mucha cuenta sale de estas páginas; la de que sólo por la ruta del marxismo-leninismo se trabaja eficazmente por la liberación de los pueblos latinoamericanos. Aparece en Mella, reluciente por la enérgica reiteración, esta importante verdad. ¿Hacia dónde han conducido las predicciones antimarxistas, afincadas en el reformismo y el revisionismo? La concluyente denuncia del APRA debida a Mella puede extenderse a otros intentos traidores.
9
Dumpierre, 1975.
10
Nähere Informationen zum Film enthält das Interview mit Pineda Barnet, das Miriam Rodríguez Betancourt 1975 führte.
11
Deutlichstes Beispiel hierfür ist die immer wieder aufgegriffene Legende, dass Mella beim Besuch des ersten sowjetischen Frachtschiffes in Kuba die haifischverseuchte Bucht von Cárdenas schwimmend durchkreuzt habe. Vgl. Dumpierre, 1975, S. 117f.; Dumpierre, 1965, S. 82ff. Dumpierre schreibt, dass einer der russischen Matrosen berichtet habe, Mella sei durch die Bucht geschwommen. Mella selbst berichtete jedoch, dass er die Bucht im Boot überquert habe, Mella 1975 (1925), S. 192. Mit Mellas Selbstinszenierung beschäftigen sich u.a. Kap. 2.1.4; 2.3.4. u. 2.3.5.
12
Juan Marinellos Vorwort zu Dumpierres Mella Biografié (1975, S. 14). S. hierzu auch Kap. 3.4.4.
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Ebenfalls zum 1. Parteitag 1975 gab das vom PCC geleitete Instituto de Historia del Movimiento Comunista y de la Revolución Socialista de Cuba (IHMCRSC) 13 eine Sammlung von Artikeln und Dokumenten Mellas heraus.14 Sie ergänzte eine bereits 1968 in Mexiko von der der kommunistischen Partei nahestehenden Kunstkritikerin Raquel Tibol herausgegebene Artikelsammlung, die Mella in El Machete, der Zeitung des Partido Comunista de México (PCM), veröffentlicht hatte.15 Beide Werkausgaben sind jedoch unvollständig. Mögen die Lücken der mexikanischen Ausgabe darauf zurückzuführen zu sein, dass die Kompilatorin Tibol Mellas Pseudonym "Juan José Martínez" nicht kannte und die mit diesem Namen gekennzeichneten Artikel deshalb nicht aufnahm, so scheinen die Lücken in der kubanischen Dokumentensammlung politisch motiviert zu sein: Auffalligstes Beispiel für die Auslassungen ist Mellas Rezension einer Publikation von Leo Trotzki, die im Jahre 1926 auf der Titelseite einer Gewerkschaftszeitung erschienen war.16 Mella hatte sich darin sehr positiv über den Widersacher Stalins geäußert, allerdings zu einer Zeit, als die Nennung von Trotzkis Namen auch in kommunistischen Kreisen noch kein Tabu war. Augenscheinlich sollte mit dieser Auslassung vermieden werden, Mella mit kommunistischer Dissidenz in Zusammenhang zu bringen, wodurch einerseits das Konstrukt seiner geradlinigen politischen Karriere ins Wanken geraten wäre. Andererseits sollten offen-
13
Heute heißt es Instituto de Historia de Cuba (IHC). In seinem Archiv befindet sich ein reicher Bestand an Dokumenten der kubanischen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung und der Geschichte des PCC. Wichtige Dokumente zur Biografíe Mellas befinden sich vor allem in 2 Fonds: 1.) Fondo 1. Partido Marxista-Leninista, RG ("Registro General"); 2.) Fondo 1. Partido Marxista-Leninista y Julio A. Mella, PE ("Personalidades"). Das Archiv enthält auch persönliche Nachlässe zahlreicher Parteimitglieder, die jedoch in der Regel nicht zugänglich sind.
14
Mella, 1975.
15
Tibol, 1968.
16
S. Mella, 1926: "¿Hacia donde va Inglaterra? Un libro de Trotzky", in: Boletín del Torcedor, La Habana, 31.05.26, S. 1. Der Artikel wird im Archiv des Instituto de Historia de Cuba (AIHC) aufbewahrt (Fondo 1. Partido Marxista Leninista y Julio A. Mella, 1/ 2 PE 2.1./2/14), aus dem die Herausgeber von Mellas Werkausgabe ihre Informationen bezogen. Es handelt sich um eine Rezension des 1925 auf Englisch erschienenen Trotzki-Titels "Wither England?". Weitere Artikel und Schriften Mellas, die erst nach 1975 "entdeckt" wurden, sind: Mella, 1924 u. 1929a+b.
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sichtlich auch Diskussionen umgangen werden, die in diesem Zusammenhang die Ermordung Mellas in die Nähe einer stalinistischen Verschwörung gerückt hätten.17 Die Mella-Rezeption in Kuba bis Ende der neunziger Jahre Bis in die späten achtziger Jahre hinein wurden in Kuba weitere politisch motivierte Publikationen zu Teilaspekten von Mellas Leben veröffentlicht. Thematisiert wurde jetzt seine führende Rolle in der Studentenbewegung der zwanziger Jahre18, insbesondere jedoch sein Verhältnis zur Arbeiterbewegung19 und zur Russischen Revolution20. Sein Besuch in der Sowjetunion im Jahre 192721 wurde als Beweis der Kontinuität der Beziehungen zwischen Kuba und der UdSSR hervorgehoben. Diese Veröffentlichungen brachten zwar neue biografische Details ans Licht, bewegten sich ansonsten aber im oben beschriebenen Rahmen. Eine wesentliche Bereicherung stellten hingegen zwei Sammlungen mündlicher Quellen dar, die von Adys Cupuli22 und von Nelio Contrera23 herausgegeben wurden. Die stark gekürzten Zeitzeugeninterviews mit Mitstreitern und Freunden Mellas sparten zwar ebenfalls jegliche kritische Anmerkung zu seiner Biografie aus, vermochten aber dennoch, ein weitaus lebendigeres, facettenreicheres Bild des Protagonisten, seiner Lebensumstände und seiner Zeit zu vermitteln. Eine ebenfalls von Contrera veröffentlichte Dokumentation über die studentische Zeitschrift Alma Mater24, die Mella 1922 und 1923 herausgab, enthält weitere, bisher unbekannte, jedoch politisch unverfängliche Artikel Mellas. Auch hier wurde ein sehr kontrastreicher Einblick in das kulturelle Innenleben studentischer Zirkel der zwanziger Jahre gewährt.
17
Ausführlich zur Kontroverse um die Hintergründe der Ermordung Mellas s. Kap. 3.5.
18
González Carbajal, 1977; Aguirre, 1978. S. hierzu Kap. 2.3.3.
19
Padrón, 1980. Näheres s. Kap. 2.3.2 u. 3.3.
20
Pérez Cruz 1981.
21
S.Kap. 3.2.2.
22
Cupuli, 1983.
23
Contrera, 1987.
24
Contrera, 1989.
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Seit Ende der neunziger Jahre gibt es Risse in der monolithischen Darstellung der Mella-Biografie.25 Die bedeutendste neuere kubanische Publikation von Cupuli und González thematisiert Mellas Jugend und seine Familiengeschichte. Es ist ein erster Versuch, dem offiziellen Mella-Diskurs eine neue Richtung zu geben, ohne sich vollständig von den alten ideologischen Schemata abzuwenden. Trotzdem wurde hier erstmals ein "Tabubruch" begangen und Mellas Parteiausschluss - wenn auch aus dem Zusammenhang gerissen - in einer populären Veröffentlichung angesprochen.26 Der antikommunistische Mythos: Mella ein Opfer stalinistischer Verfolgung? Der kubanische Mella-Diskurs wurde im westlichen Ausland wiederholt hinterfragt. Dabei wurden insbesondere die Hintergründe seiner Ermordung angezweifelt. Im Gegensatz zur "offiziellen" Version, die die Tat Handlangem des damaligen kubanischen Präsidenten Gerardo Machado zuschreibt, wurden nun Mellas Genossen verdächtigt, den Mord verübt zu haben. Mella, so die Vermutung, sei ein erstes Opfer stalinistischer Repression in Lateinamerika gewesen. Die vehementesten Beschuldigungen wurden von ehemaligen Kommunisten geäußert, die in den dreißiger Jahren selbst Opfer stalinistischer Verfolgungen geworden waren.27 Diese Beiträge waren jedoch keine kohärenten MellaBiografien, sondern zumeist unergiebige Polemiken in antikommunistischen Publikationen, die vor dem Hintergrund der Blockkonfrontation des Kalten
25
S. Pérez Cruz, 1997. In einem längeren Aufsatz versuchte der Autor eine vorsichtige Neubewertung von Mellas Denken und thematisierte dabei in einer Fußnote den Parteiausschluss.
26
S. Cupull/González, 1999, S. 208ff. Einen weiteren, leider noch unveröffentlichten Versuch, den Parteiausschluss Mellas aus der Perspektive des PCC zu thematisieren, machte die kubanische Historikerin Rojas Blaquier, 2001.
27
Besonders hervorzuheben sind hier Victor Alba und Julián Gorkin, die während des Spanischen Bürgerkriegs dem trotzkistischen Partido Obrero de Unificación Marxista (POUM) angehört hatten: S. Gorkin, 1961, 1980 (bes. 240ff.) und Alba, 1964 (S. 216ff.).
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Kriegs verfasst wurden und ihrerseits die entsprechenden antikommunistischen Mythen verbreiteten.28 In den meisten Fällen handelt es sich hier ebenfalls um den Versuch, Mellas Ermordung zu instrumentalisieren, um damit die Unmenschlichkeit des Kommunismus unter Beweis zu stellen. Auch hier wird deutlich, was grundsätzlich jeder Form der politischen Instrumentalisierung inhärent ist: Im Mittelpunkt steht nicht die historische Person, sondern oft verzerrt wahrgenommene, isolierte Teilbereiche ihres Denkens und Handelns. Ihre Herauslösung aus dem historischen Zusammenhang ermöglicht überhaupt erst eine Instrumentalisierung. Dennoch ist es, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt, gerade diesen, in einem antikommunistischen Geist verfassten Äußerungen zu verdanken, dass Mellas politische Differenzen mit den kommunistischen Organisationen überhaupt zur Sprache kamen. Im Zuge der Modotti-Renaissance, der Wiederentdeckung von Leben und Werk der Fotografin Tina Modotti durch die internationale Frauenbewegung, entflammte in den achtziger Jahren eine Diskussion um ihren politischen Werdegang und ihre Rolle als kommunistische Funktionärin unter Stalins Herrschaft. Hierbei kam auch Mellas Biografie erneut zur Sprache. Erstmals wurde ansatzweise versucht, die Lücken oder "weißen Flecken" in Mellas politischer Laufbahn im historischen Kontext zu thematisieren.29 Diese Bemühungen waren ebenfalls nicht ganz frei von ideologischen Interessen, denn manche dieser Autoren sahen in Mella den ersten Anhänger Trotzkis auf dem lateinamerikanischen Kontinent.30 Die in diesem Zusammenhang bislang aus-
28
Beispielhaft sind folgende Publikationen, die sich mit dem Kommunismus in Lateinamerika bzw. in Kuba (und in diesem Zusammenhang mit Mella) beschäftigten: Ravines, 1983 (1. Aufl. 1952), S. 58; Baeza Flores, 1960, S. 81-83 und die von Alonso Avila/García Montes 1970 in Miami verfasste Geschichte des PCC.
29
Hier sticht vor allem der Beitrag des mexikanischen Forschers Gálvez Cancino, 1986, hervor.
30
Trotzdem waren die meisten dieser Beiträge so differenziert, die Behauptung, Mella sei von seinen eigenen Genossen ermordet worden, nicht zum Hauptgegenstand ihrer Untersuchung zu machen, bzw. sich offen davon zu distanzieren. S. Löwy, 1988, S. 91; Gálvez Cancino, 1986, S. 151; Kohan, 1994, S. 168. S. hierzu auch Tennant, 1999 u. 2000. Auch einige ehemalige Kommunisten, die schon in den dreißiger Jahren der trotzkistischen Linken in Lateinamerika angehörten, hatten die Verantwortung Machados für Mellas Ermordung nie bezweifelt. S. Blackwell, 1931; Claraval, 1944, S. 56ff.
Christine Hatzkv
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fiihrlichste Auseinandersetzung mit Mellas politischem Denken leistete der französische Journalist und Historiker Jean Ortiz - ohne allerdings auf Archivdokumente zurückzugreifen.31 Entscheidend für die Mella-Forschung war die Öffnung des Archivs der Kommunistischen Internationale in Moskau (RGASPI)32 Anfang der neunziger Jahre. Damit bot sich erstmals die Gelegenheit, den Mythos von Mellas geradliniger kommunistischer Parteikarriere zu widerlegen. Mit Hilfe der Dokumente des RGASPI konnte ich jüngst eine lang gehegte Vermutung beweisen: Mella wurde bereits fünf Monate nachdem er den Partido Comunista de Cuba gegründet hatte, wieder aus seinen Reihen ausgeschlossen.33 Anforderungen an eine neue Mella-Biografíe Wie kann eine Mella-Biografie aussehen, die nicht nur den Anspruch erhebt, anhand akribisch zusammengetragenen Datenmaterials seine Widersprüche mit den kommunistischen Organisationen unter Beweis zu stellen und die ideologischen Mythen zu entlarven, sondern sein Leben mit allen Konflikten und Diskontinuitäten im historischen Kontext zu rekonstruieren, seine Wirkung und seine tatsächliche Bedeutung neu zu beurteilen? Zunächst stellt sich die Frage nach der angemessenen Form einer historischen, wissenschaftlichen Biografié. Der Soziologe Pierre Bourdieu kritisierte die an der Chronologie orientierte, narrative Biografié als "Illusion" eines nachträglich konstruierten koheränten Lebenslaufs: Eine Lebensgeschichte zu produzieren, das Leben als eine Geschichte zu behandeln, also als eine kohärente Erzählung einer bedeutungsvollen und gerichteten Abfolge von Ereignissen bedeutet vielleicht, sich einer rhetorischen Illusion zu unterwerfen, einer trivialen Vorstellung von der Existenz (...)34
31
S. Ortiz, 1999. Ortiz führte eine gründliche Analyse der veröffentlichten Schriften Mellas durch und wertete die in Kuba erschienen Biografíen kritisch aus.
32
Russisches Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte.
33
Ausführlich zum Parteiausschluss, s. Kap. 2.5. Die wichtigsten Dokumente des gesamten Verfahrens dokumentiere ich im Anhang dieser Arbeit. S.a. Hatzky/Heifetz/Ortiz, 2001.
34
Bourdieu, 1990, S. 76.
Julio Antonio Mella (1903-1929)
25
Am Beispiel der Mella-Biografie kann dieser Kritik folgendes entgegnet werden: Die ideologischen Deformierungen und Reduzierungen dieses "nachträglich konstruierten, koheränten Lebenslaufs" durch die kubanische Politik machen es geradezu erforderlich, seine Lebensgeschichte neu zu erzählen. Der Sinnzusammenhang seines Lebens muss rekonstruiert werden, sein chronologischer Rahmen muss neu abgesteckt und seine Orte müssen neu begangen werden, um über die historischen Fakten aufzuklären. Die vorliegende Biografie kann durch neue historische Dokumente nicht nur zahlreiche Lücken seines Werdegangs schließen, sondern thematisiert auch Spannungen und Ambivalenzen. Sie lässt den Protagonisten selbst zu Wort kommen und lenkt so den Blick auf sein Selbstbild. Sie schildert darüber hinaus seine aktive Mitwirkung an der Schaffung des eigenen Mythos. Ihr chronologischer Aufbau wird jedoch immer wieder durchbrochen durch Exkurse, in denen wichtige gesellschaftliche Zusammenhänge dargestellt, und das soziale und politische Umfeld Mellas analysiert werden. Mellas politischer Aktionsrahmen befand sich inmitten einer Umwelt, die von den sozialen Widersprüchen einer nachkolonialen Gesellschaft geprägt war. Die Dominanz der USA über die kubanische Wirtschaft und ihre Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Insel führte zu Beginn der zwanziger Jahre zu einer Wirtschaftskrise, die die soziale Ungerechtigkeit und Korruption verschärfte. Diese Phänomene brachten oppositionelle Bewegungen hervor, an deren Spitze man Mella Anfang der zwanziger Jahre wiederfand: Als Marxist bekämpfte Mella den Staat, der die kapitalistische Produktionsweise unterstützte. Als radikaler Nationalist und Antiimperialist bekämpfte er die Hegemonie der USA auf dem lateinamerikanischen Kontinent und verfocht seine politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Als Antiklerikaler lehnte Mella den Katholizismus ab, der als Religion des Kolonialismus seiner Ansicht nach einer Modernisierung der Gesellschaft im Wege stand. Als fortschrittlicher Intellektueller forderte er eine Wissenschaft, die dem gesellschaftlichen Fortschritt dient und eine umfassende Bildung sämtlicher Bevölkerungsschichten ermöglicht. Mellas schriftliche Hinterlassenschaften eröffnen darüber hinaus die Möglichkeit, die historische Realität durch den Blickwinkel seiner persönlichen
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Wahrnehmung zu betrachten.35 Daraus lassen sich nicht nur Rückschlüsse auf politische Strukturen, soziale Prozesse oder die Funktionsweise von politischen Bewegungen ziehen. Es bietet sich vielmehr auch die Gelegenheit, ganz individuelle Motivationsstrukturen in Augenschein zu nehmen; die besonderen Konstellationen seines Lebens, die ihn dazu veranlassten, aktiv in politische und gesellschaftliche Vorgänge einzugreifen. Die vorliegende Mella-Biografíe bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Individuum und Umwelt, zwischen mikroskopischer und makroskopischer Perspektive. Sie verknüpft die mikroskopische Betrachtungsweise mit der Makroebene der Strukturen, die Individuen hervorbrachten und prägten, veränderten oder verfestigten. Die Herausforderung der Mikroperspektive besteht also nicht nur in der reinen Benennung von Ursachen und Wirkungen, die durch das Nebeneinander verschiedener Dimensionen in jedem sozialen System bestehen, sondern darin, komplexe, große Strukturen zu beschreiben, ohne dabei den Stellenwert des Individuums aus dem Auge zu verlieren.36 Für Giovanni Levi eröffnet die konsequente Kontextualisierung einer Biografíe zudem die Möglichkeit, das zu verstehen, was unerklärlich und irreführend erscheint.37 In dem mit Mella durchaus vergleichbaren Fall des nicaraguanischen Nationalhelden Augusto César Sandino (1895-1934) entlarvte Volker Wünderich den Mythos eines lateinamerikanischen Revolutionärs des zwanzigsten Jahrhunderts auf diese Weise. Durch die Verknüpfung der unterschiedlichen Ebenen auf denen Sandino agierte, konnte er seine tatsächliche politische Bedeutung für die Entwicklung des nicaraguanischen Nationalismus herausarbeiten.38
35
Vgl. hierzu Geertz, 1987, S. 7-43, der "Realität" als etwas Konstruiertes, von Menschen Gemachtes begreift, sei es in der Wahrnehmung eines Einzelnen oder in der einer Gruppe.
36
Vgl. Levi, 1991, S. 95. Eine Zusammenfassung der aktuell geführten Debatte über Methoden und Fragestellungen der Mikrogeschichte, bzw. über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit, Mikro- und Makrogeschichte miteinander zu verknüpfen, bietet Schlumbohm, 1998, S. 7-32.
37
S. Levi, 1989, S. 1330.
38
S. Wünderich, 1995.
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Quellenlage Angesichts der schwierigen, weil ideologisch sehr polarisierten Quellenlage bestand die Hauptaufgabe zunächst darin, mir durch eigene Archivrecherchen eine neue Informationsgrundlage zu schaffen. Das Komintern-Archiv ( R G A S P I ) in Moskau 3 9 war dabei einer der wichtigsten Anlaufpunkte, u m die Hintergründe seines schwierigen Verhältnisses zu den kommunistischen Organisationen zu erhellen. Einige substantielle Schriftstücke zu diesem Thema dokumentiere ich im Anhang der Arbeit. Meine Recherche blieb jedoch nicht darauf beschränkt, sondern umfasste auch zahlreiche mexikanische A r c h i v e n , w o ich m i c h auf die Spuren seiner Exiljahre begab und dies durch Materialien aus US-amerikanischen Archiven ergänzte. 41 Die Recherche in kubanischen Archiven 4 2 stellte sich als die schwierigste Aufgabe heraus, da man - besonders im Archiv des P C C - mir gegenüber
39
Das Russische Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte (RGASPI) umfasst das Archiv der Kommunistischen Internationale und aller ihrer nationalen Sektionen sowie das Parteiarchiv der KPdSU. Es enthält Tausende von Personendossiers von Politikern und internationalen Aktivisten der Komintern und ihrer Unterorganisationen, deren Zugang momentan jedoch stark eingeschränkt ist. Frei zugänglich sind alle schriftlich dokumentierten politischen Entscheidungen, Diskussionen und Arbeitsabläufe des umfangreichen Apparats: Sitzungs- u. Gesprächsprotokolle, Richtlinien, Beschlüsse, Untersuchungen, Berichte von Funktionären und Informanten, Korrespondenz mit den nationalen Sektionen, bzw. alles was über sie und ihre Mitglieder Auskunft geben könnte, darüber hinaus Publikationen, Zeitschriften, Flugblätter und sonstiges Propagandamaterial. Zum Teil befindet sich dort auch private Korrespondenz.
40
Beispielsweise das Archivo General de la Nación (AGN); das ehemalige Parteiarchiv des Partido Comunista de Mexico (PCM), CEMOS; das Archiv des ehemaligen mexikanischen Präsidenten Calles (1924-1928), der Fideicomiso Archivos Plutarco Elias Calles y Fernando Torreblanca; das Instituto Dr. José Luis Mora, mit seinem Archivo de la Palabra\ das Archiv des Außenministeriums, das Archivo Diplomàtico de la Secretoria de Relaciones Exteriores oder die Hemeroteca Nacional, das mexikanische Zeitungs- und Zeitschriftenarchiv.
41
Vor allem Materialien aus den National Archives and Record Services, Washington D.C. und der Hoover Institution on War, Peace and Revolution der Universität Stanford, Kalifornien, die mir mexikanische und US-amerikanische Kollegen freundlicherweise überließen.
42
Archivo del Instituto de Historia de Cuba AIHC (Archiv des PCC); Archivo Nacional de Cuba (AN); Biblioteca Nacional José Marti; Archivo de la Universidad de la Habana u.a..
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die offizielle Mella-Biografie verteidigte und den Zugang zu einschlägigen Dokumentensammlungen teilweise verwehrte. Trotzdem konnte ich auch dort sowie in weiteren historischen Archiven Kubas zahlreiche Informationen über Mellas Privatleben, zur Parteigeschichte und zur Geschichte der politischen und sozialen Bewegungen, etwa in Form von Briefen, Presseberichten, Flugschriften oder Propagandamaterial (Fotos, Plakate etc.), ausfindig machen. Die Archivrecherche rundete ich durch Zeitzeugeninterviews ab. Allerdings lebten vor rund zwei Jahren, als ich die meisten Interviews führte, nur noch sehr wenige Zeitzeugen, die alle bereits über neunzig Jahre alt waren.43 Mellas Persönlichkeit im sozialen Kontext Eine Darstellung von Mellas persönlicher Entwicklung im Kontext seiner Zeit und seiner Umwelt ist der erste Schritt hin zur Entmystifizierung seiner Person. Dies impliziert nicht nur eine Schilderung des sozialen Umfelds, in dem er aufwuchs, sondern auch eine Beschreibung seiner Gedanken und Wertvorstellungen, die er jenseits politischer Stellungnahmen äußerte. Bereits Kindheit und Jugend, mit der sich die ersten Kapitel der Arbeit beschäftigten, lassen die Konflikte und Widersprüchlichkeiten seiner Person erahnen: Die Jahre waren geprägt von familiären Turbulenzen, der frühen Trennung von der Mutter und von Diskriminierung und Ablehnung durch einzelne Familienmitglieder. Unehelicher Sohn einer US-Bürgerin und eines erfolgreichen Geschäftsmannes der oberen Mittelschicht La Habanas zu sein, war für die damali-
43
Hier stellte sich das Problem, dass alle von ihnen etwa fünf bis sechs Jahre jünger waren als Mella, also zu dem Zeitpunkt, als sie Mella zum ersten Mal sahen oder hörten, maximal fünfzehn oder sechzehn Jahre alt waren. Sie seien, wie sie berichteten, zwar von Mellas Ausstrahlung gebannt gewesen, hätten in diesem Moment jedoch zumeist die politische Bedeutung der Situation und seiner Person nicht einschätzen können. Ihre Erinnerungen waren außerdem oft überlagert von dem, was sie später über Mella gehört oder gelesen hatten. Das mit Abstand ergiebigste Interview führte ich im Dezember 2000 mit der 1927 geborenen Tochter Mellas, Natasha Mella, die in Miami lebt. Sie konnte mir, vermittelt über ihre Mutter (Mellas Ehefrau), ihre Großmutter (Mellas Mutter) und zahlreiche seiner Freunde, die sie später kennen lernte, viele Eindrücke über seine Person, sein Leben und seine öffentliche Wirkung weitergeben. Ich konnte darüber hinaus davon profitieren, dass einige von Mellas Biografen schon vor mir Zeitzeugeninterviews geführt und davon Teile veröffentlicht hatten, z.B. Cupuli, 1983; Contrera, 1987. Zur Problematik der Zeitzeugenbefragung s. Plato, 2000.
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ge Zeit zwar nicht außergewöhnlich, wollte später aber nicht mehr so recht in das Bild des Antiimperialisten und Mitbegründers der kommunistischen Partei Kubas passen. Deshalb wurden seine ersten zwanzig Lebensjahre in den kubanischen Biografíen bis auf wenige Ausnahmen weitgehend ausgeklammert. Damit blieb seine kindliche Sozialisation, die in den USA und in Kuba stattfand, ebenso außen vor wie die Tatsache, dass er in enger Berührung mit dem "Feind" zweisprachig aufwuchs. Auch seine Ehe mit Oliva Zaldivar, einer Frau aus bürgerlichem Hause, fiel weitgehend der Zensur zum Opfer.44 Diese limitierte Sicht auf Mellas Biografíe und die ersten Jahrzehnte des unabhängigen Kuba entspricht der Ideologie der Revolution, die "neokoloniale Republik" 4 5 aus d e m kollektiven Gedächtnis zu strcichcn und sich nur auf die besten, also die "revolutionärsten" Traditionen Kubas zu konzentrieren. In einem Exkurs (Kapitel 2.2) skizziere ich den historischen Hintergrund der ersten drei Jahrzehnte des nachkolonialen Kuba. Darin wird die Abhängigkeit K u b a s von den USA benannt, aber auch verdeutlicht, dass längst nicht alle K u b a n e r die USDominanz ablehnten. Der Fall von Mellas Familie veranschaulicht, dass der Kontakt zwischen K u b a n e r n u n d US-Bürgern auf familiärer oder geschäftlicher Ebene auch z u m kubanischen Alltag gehörte.
Dem komplizierten Familienleben versuchte der siebzehnjährige Mella durch eine Reise nach Mexiko46 zu entfliehen, um dort eine militärische Laufbahn einzuschlagen. Das Scheitern seines Vorhabens stürzte ihn in eine tiefe Sinnkrise, und die Reise wurde zur verzweifelten Suche nach der eigenen Identität. Schließlich glaubte er jedoch, seine "Bestimmung" gefunden zu haben: Er wollte dem Vorbild seines Großvaters väterlicherseits folgen, dem dominikanischen Unabhängigkeitsgeneral Ramón Matías Mella (1816-1864), und sah sich bereits
44
Im Falle Oliva Zaldivars kommt hinzu, dass sie in Opposition zum revolutionären Regime zusammen mit der gemeinsamen Tochter Natasha 1960 Kuba verließ, um sich in Miami niederzulassen.
45
In der Regel wird die Zeit zwischen 1902 und 1958 als "neokoloniale Republik" bezeichnet, v.a. bezogen auf die fehlende außenpolitische Souveränität sowie Konservierung und Ausbau der kolonialen Sozial- und Wirtschaftsstrukturen und die politische Dominanz der USA. Der Zeitraum wird unterteilt in die Erste Kubanische Republik (1902-1933) und die Zweite Kubanische Republik (1933-1958), s. Zeuske, Michael, 2000 a+b.
46
S.Kap. 2.1.3.
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als zukünftiger Befreier Lateinamerikas. Eine Etappe seines Lebens, die in Kuba neuerdings gerne thematisiert wird, um die Kontinuität des revolutionären lateinamerikanischen Nationalismus in Mellas Lebenslauf herauszustellen.47 Kapitel 2.1.4. beschäftigt sich mit Mellas Charisma48, seiner ungewöhnlichen Ausstrahlung und seiner natürlichen Autorität, von der Zeitzeugen immer wieder berichteten. Diese persönlichen Attribute, die wesentlich zu seiner Popularität beitrugen, wurden in den kubanischen Publikationen bisher kaum thematisiert. Seinen Erfolg als Politiker verdankte Mella auch dem Zugang zu Kommunikationsmitteln und seiner Fähigkeit, sich in der Öffentlichkeit zu inszenieren: Mella war eine Identifikationsfigur, ein Sympathieträger, der es verstand, moralische Integrität und körperliche Attraktivität mit politischen Inhalten zu verbinden. Ein signifikantes Beispiel dieser Selbstinszenierung ist der "Angel rebelde", dargestellt auf der Titelseite der von ihm gegründeten Zeitschrift Juventud: eine Zeichnung, die Mella als einen nackten, muskulösen, aus Flammen emporsteigenden Engel mit erhobener Faust abbildet.49 Auch seine schriftlichen Hinterlassenschaften deuten darauf hin, dass seine Persönlichkeit weit mehr Facetten birgt als die eines rationalen, in materialistischen Denkschemata verhafteten Politikers, der revolutionäre Strategien entwarf. So tauchen inmitten seiner politischen Parolen oder seiner tagesaktuellen Stellungnahmen immer wieder philosophische Überlegungen auf, die darauf hinweisen, dass er ein quasi-religiöses Konzept von der Bestimmung des menschlichen Daseins gehabt haben muss: "No hay que olvidar las palabras de Anatole France: "No toméis la vida como un negocio, porque si ésta en realidad lo es, siempre concluirá por ser un mal negocio' ... 'dad vuestra vida como ofrenda a lo bueno y lo bello'".50 Obwohl Mella durch die Gründung der Antiklerikalen Liga seine Ablehnung gegenüber dem Katholizismus zum Ausdruck brachte, bediente er sich auch bei der Propagierung politischer Ziele religiöser oder metaphysischer Konzepte. In seinen "Glosas al pensamiento de José Mar-
47
S. hierzu Cupull/Gonzälez, 1999, bes. S. 140ff.
48
Zur Definition des Begriffs Charisma vgl. Weber, 1964 (1), S. 179, § 10.
49
S. Abb. S. 365.
50
Mella, 1975 (1924), S. 145.
Julio Antonio Mella (¡903-1929)
31
ti"51, die in Kapitel 3.4.1. thematisiert werden, führte er gleich zu Beginn eine religiöse Metaphorik ein und gestand seinen Lesern, er empfinde bei der Beschäftigung mit Marti die gleichen Gefühle "que se siente ante las cosas sobrenaturales."52 An anderen Stellen tragen seine Schilderungen geradezu romantische Züge. Den Tod eines Berufsrevolutionärs stellte er sich als das Ende eines erfüllten Lebens vor: "Cuando muere, completamente consumido, agotado, como un leno en un incendio, muere satisfecho reconociendo la utilidad de su obra. Se ha quemado violentamente. Pero ha iluminado a muchos y ha calentado un tanto la fria atmösfera social."53 Und schließlich stand Mella im permanenten Konflikt mit seiner Familie und den gesellschaftlichen Institutionen wie Schule und Universität. Seine Rebellion gegen alles, was ihn einengte oder zwang, sein Handeln nach anderen Maximen als den eigenen auszurichten, führte später zu Konflikten mit staatlichen Institutionen und mit den politischen Strukturen und Organisationen, an deren Schaffung er maßgeblich beteiligt war. Im Alter von 22 Jahren, nach seinem Ausschluss aus der Universität von La Habana, deren Reformierung gerade gescheitert war, definierte er sich selbst als "Ketzer". Politische Ambivalenzen Auch auf politischer Ebene war Mella eine heterodoxe Figur. Die Disparitäten seiner sechsjährigen politischen Laufbahn waren vor allem seinen Auseinandersetzungen mit den kommunistischen Organisationen geschuldet. Sein Verhältnis zum Kommunismus war jedoch nicht nur von Dissidenz geprägt, sondern auch von großer Faszination und der Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderung: Bis zuletzt verteidigte er öffentlich die Prinzipien des Kommunismus und der Kommunistischen Internationale. Dennoch war Mella der Antipode des Bürokraten, des Befehlsempfängers, des Apparatschik. Er war auf der Suche nach einem revolutionären Konzept, das sich an den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Realitäten Lateinamerikas orientierte.
51
Mella, 1975 (1926), S. 267-274.
52
Mella, 1975 (1926), S. 276.
53
Mella, 1975 (1926), S. 266.
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Trotzdem muten viele von Mellas Schriften und Artikel heute oftmals seltsam, schematisch und überholt an: insbesondere die Stellen, an denen Mella den Glauben an einen historischen Determinismus verbreitet, die Unvermeidlichkeit der Revolution beschwört und von der Rolle des Proletariats als Avantgarde dieser Revolution schwärmt, angeführt von den kommunistischen Parteien und der Kommunistischen Internationale. Im Kontext der zwanziger Jahre gehörte Mella mit dieser Auffassung jedoch zu jener intellektuellen, avantgardistischen Elite, die mittels ihres Zugangs zu den damals modernsten Kommunikationsmitteln, Diskussionen in globalem Maßstab führen konnte und für sich beanspruchte, das fortschrittlichste zeitgenössische Denken zu synthetisieren. In Kapitel 2.3.4. wird die studentische Zeitschrift Juventud vorgestellt, die beredtes Zeugnis dieses lebendigen internationalen Austauschs ist. In ihr wurden literarische, kulturelle, politische oder philosophische Beiträge von renommierten Intellektuellen, Schriftstellern und Politikern wie José Ingenieros, Anatole France, Henri Barbusse, Maxim Gorki, José Vasconcelos oder Enrique José Varona veröffentlicht. Viele dieser Debatten kreisten um die Oktoberrevolution oder handelten von den Möglichkeiten einer gesellschaftlichen Alternative, gekoppelt an die Überwindung des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Die Russische Revolution war angesichts der Katastrophe des Ersten Weltkriegs, der Lateinamerika nicht nur ökonomisch erschütterte, sondern die Intellektuellen des Kontinents auch an der Überlegenheit des europäischen Zivilisationsmodells zweifeln ließ, die Hoffnung auf eine positive Wende in der Menschheitsgeschichte. Die lateinamerikanischen Intellektuellen bezogen ebenfalls Stellung gegen die Expansion der USA auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Nicht zufällig war La Habana ein Zentrum dieses internationalen Gedankenaustauschs: Hier war die Nähe zur imperialistischen Großmacht in vieler Hinsicht am deutlichsten spürbar. Ihr unmittelbarer Einfluss war es, der in den zwanziger Jahren einen ebenso deutlichen Willen zur Abgrenzung hervorbrachte. Deutlich spürbar war auch der europäische Einfluss: Seit Jahrhunderten war La Habana traditionell ein "Umschlagplatz" für Moden, Utopien, Ideen und Philosophien des alten Kontinents, die Handelsreisende und Migranten mit auf die Insel brachten. 54 Neben diesem intellektuellen Diskurs gewann die 1919 in Russland gegründete Kommunistische Internationale in Lateinamerika in den Reihen von Arbeiter-
54
Vgl. Zeuske, Michael, 2000a, S. 15.
Julio Antonio Mella
(1903-1929)
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Organisationen und Gewerkschaften ab Mitte der zwanziger Jahre zunehmend an Einfluss. Auch auf dieser Ebene war Mella präsent - zunächst als Übersetzer, Multiplikator und Mittelsmann marxistischer Ideologie. Des Englischen mächtig, übersetzte er Schriften und Artikel von Marx und Lenin und sorgte durch Vorträge und Schulungen für ihre Verbreitung. Innerhalb kontinentaler, aber auch internationaler Strukturen der kommunistischen und antiimperialistischen Organisationen war er insbesondere während seiner drei Exiljahre in Mexiko in führenden Positionen tätig. Mellas kommunistische Militanz, sein Parteiausschluss aus dem PCC, die anschließende Wiederaufnahme in die mexikanische Schwesterpartei und die anhaltenden Querelen innerhalb der kommunistischen Organisationen eröffnen die Möglichkeit, diese Vorkommnisse nicht nur unter rein politisch-ideologischen Aspekten zu analysieren: Der Fall Mella veranschaulicht die Funktionsweise der Machtstrukturen innerhalb der nationalen und internationalen kommunistischen Organisationen, die "Mikrophysik der Macht" 55 . Kapitel 2.4.1. beschäftigt sich mit der Politik der Komintern in Lateinamerika, ihrer Organisationsstruktur und Funktionsweise. Wie auch in anderen Großregionen wählten die Gründer der Komintern für Lateinamerika das Strukturmodell des stufenweisen Paternalismus, das der "Partei des großen Bruders". Auf dem amerikanischen Kontinent kam den Parteien Mexikos, Argentiniens und der USA diese Rolle zu. Der russische Historiker Lazar Heifetz geht deshalb davon aus, dass der lateinamerikanische Subkontinent eine Art Laboratorium darstellte, in dem ein kontinentales Modell als Zwischenschritt auf dem Weg zu einer einheitlichen kommunistischen Weltpartei getestet wurde. 56 Die Umsetzung der Kominternpolitik und ihre Auswirkungen auf die Ländersektionen veranschaulichen die Beispiele des Partido Comunista de Cuba (Kapitel 2.4.2) und des Partido Comunista de México (Kapitel 3.3.): analysiert werden hier die Wechselwirkungen und Prozesse zwischen lokalen, regionalen und internationalen Strukturen sowie die Funktion der Regionalbüros und der Emissäre.
55
Foucault, 1994, S. 38ff.. Dieser von Foucault geprägte Begriff setzt voraus, dass Macht nicht als Eigentum, sondern als Strategie aufgefasst wird und ihre Herrschaftswirkungen Dispositionen, Manöver, Techniken und Funktionsweisen sind. Es handelt sich um ein Beziehungsnetz, das ständig tätig ist.
56
Heifetz, L. 2000b, S. 1 f.
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Ein Schlüssel zum Verständnis der Widersprüche Mellas mit der kommunistischen Ideologie ist der lateinamerikanische Kontext, in dem er dachte und agierte. Die politisch aktive, intellektuelle Jugend der weißen Mittelschichten besann sich Anfang der zwanziger Jahre auf die Tradition der Unabhängigkeitsrevolutionen zurück, auf Simón Bolívar und José Martí und auf den utopischen Idealismus des urguayischen Philosophen José Enrique Rodó, der die Jugend des Subkontinents aufrief, ein lateinamerikanisches Selbstbewusstsein in Abgrenzung zur materialistisch-utilitaristischen Gesellschaft der USA zu entwickeln. Richtungsweisend war nicht nur eine kontinentale Universitätsreformbewegung (Kapitel 2.2.2.), im Zuge derer sich Mella zusammen mit Studenten und Intellektuellen auf die Suche nach einer neuen lateinamerikanischen Identität begab57, sondern auch der Nationalismus. Ein Beispiel hierfür ist die nationalistische Bewegung der Veteranen des Unabhängigkeitskrieges, mit der sich Kapitel 2.2 beschäftigt, der sich Mella als Studentenführer kurzfristig angeschlossen hatte. Einen konkreten Entwurf eines Befreiungsprojekts, das Sozialrevolutionäre und nationalistische Forderungen vereinte und in der Tradition der lateinamerikanischen Unabhängigkeitskämpfe stand, hinterließ Mella mit seiner 1928 in Mexiko gegründeten Exilorganisation Asociación de los Nuevos Emigrados Revolucionarios de Cuba (ANERC), deren Konzeption und Zielsetzung in Kapitel 3.4.3. erörtert wird. Mella plante den gewaltsamen Umsturz der MachadoRegierung und die Befreiung Kubas von der Vorherrschaft der USA. Inspiriert durch den Guerillakampf Sandinos gegen die US-Intervention in Nicaragua wollte er in Kuba eine weitere Front gegen den Imperialismus eröffnen. Auch über dieses kühne Unterfangen entbrannte ein Streit zwischen Mella und seinen Genossen des Partido Comunista de México (PCM). Das klassenübergreifende Bündnis, das Mella dafür geschmiedet hatte, um eine Revolution mit nationalen, demokratischen und sozialistischen Zielen zu verwirklichen, passte genauso wenig in das damalige politische Konzept der Kommunisten wie das des bewaffneten Kampfes einer kleinen Gruppe. Politisch viel bedeutsamer war letztendlich jedoch, dass Mella im Rahmen der ANERC erstmals auch die schwarze Bevölkerung Kubas in ein nationales Projekt einbeziehen wollte.
57
S. Kap. 2.2.3.
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Die Ermordung Mellas Kapitel 3.5. beschäftigt sich ausführlich mit den Hintergründen von Mellas Ermordung. Bereits kurz nach der Tat nahmen die Spekulationen über die Drahtzieher ihren Lauf. Da Mella als Politiker eine umstrittene Figur war, war die Zahl seiner Gegner groß und ihre möglichen Motive, ihn beseitigen zu wollen, vielfaltig. Die politische Vereinnahmung seines Lebens und seines Todes, die von verschiedenen Seiten betrieben wurde und wird, haben die vollständige Aufklärung des Mordes bis heute verhindert. Der Diskurs um seine Ermordung wird weiterhin von kubanischer und kommunistischer Seite bestimmt, denn die Verantwortung der Machado-Regierung für seinen Tod ist integraler Bestandteil des Mythos vom Helden und Märtyrer, der sein Leben für die Revolution opferte. Auch meine eigenen Recherchen liefern weitere Anhaltspunkte dafür, dass die Machado-Regierung, die Mellas politische Aktivitäten auf mexikanischem Boden nachweislich genauestens überwachen ließ, in die Ermordung verwickelt war. Machado konnte dabei nicht nur auf die aktive Mitarbeit der kubanischen Botschaft in Mexiko zählen, sondern auch auf die Unterstützung der mexikanischen Regierung. Eine durch die mexikanischen Behörden geforderte Medienkampagne, mit der versucht wurde aus dem Attentat einen "Mord aus Leidenschaft" zu machen, leistete einen nicht unerheblichen Beitrag dazu, die politischen Hintergründe zu verschleiern. Darüber hinaus wird hier eine diplomatische Affäre aufgedeckt, die weitere Hinweise auf eine mögliche Kooperation zwischen Machado und der mexikanischen Regierung gibt. Die zahlreichen Konflikte, die Mella mit den kommunistischen Strukturen ausfocht, wurden in der Vergangenheit als Indiz für die kommunistische Verantwortung an der Tat angeführt. Immer wieder wurde die Vermutung geäußert, dass Mella ein erstes Opfer stalinistischer Säuberungen in Lateinamerika gewesen sein könnte, da sich innerhalb der Komintern 1928 die Politik Stalins durchgesetzt hatte. Die dogmatischen Schemata boten auch in den lateinamerikanischen Parteien keinen Platz mehr für eigenständig denkende Mitglieder. Diese Tatsachen sind jedoch längst kein hinreichender Beleg für die kommunistische Verantwortung an der Tat. Auch die ideologische Kontroverse, die sich anhand dieser Mutmaßung entzündete, hat keine stichhaltigen Beweise für diese Theorie erbracht. Sie verdeutlicht lediglich, dass die Widersprüche in Mellas politischer Biografie offensichtlich ihren Widerhall in seinem unaufgeklärten
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Tod gefunden haben. Angesichts vieler offener Fragen ist es heute - über siebzig Jahre nach Mellas Ermordung - eher unwahrscheinlich, dass der Fall weiter aufgeklärt werden kann. Deshalb scheint es mir jetzt umso wichtiger, die Spekulationen über die Hintergründe seines Todes beizulegen und das Augenmerk verstärkt auf Mellas Leben zu richten. Denn die neuen biografischen Erkenntnisse eröffnen bisher ungeahnte Perspektiven seines Denkens und Handelns und ermöglichen es, seine politische Bedeutung neu zu bewerten.
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2. Kuba 1903-1926 2.1.
Kindheit und Jugend
2.1.1. Eine Kindheit zwischen Kuba und den USA Am 25. März 1903 um zehn Uhr morgens brachte Cecilia Magdalena McPartland in La Habana im privaten Sanatorium Cuba, gelegen an der Ecke der Straßen Infanta und Universidad, ihren ersten Sohn zur Welt. Cecilia war gebürtige Irin, die zusammen mit ihren Eltern infolge der in Irland herrschenden Hungersnöte Ende des 19. Jahrhunderts in die USA ausgewandert war. Zum Zeitpunkt der Geburt war Cecilia gerade zwanzig Jahre alt, also noch minderjährig und außerdem unverheiratet.1 Sie gab dem Jungen den Vornamen seines Vaters, Nicanor, und stellte ihren Sohn damit bewusst in die väterliche Abstammungslinie. Sie ließ ihren Sohn aber weder taufen noch ins Geburtsregister eintragen, vielleicht aus Scham und aus Furcht vor der Entdeckung ihrer Minderjährigkeit und ihres Zivilstands. Der Vater des kleinen Nicanor, Don Nicanor Mella y Brea, zählte bei der Geburt hingegen bereits 52 Jahre. Don Nicanor war außerdem verheiratet und hatte schon drei erwachsene Töchter sowie einen unehelichen Sohn. Er war von Beruf Herrenschneider und betrieb in der Altstadt von La Habana eine gutgehende Schneiderei mit mehreren Angestellten, die von der Oberschicht der Stadt fre-
1
Die Geburtsurkunde von Cecilia McPartland gibt als Geburtsdatum den 26. Juli 1882 an. Der Geburtsort ist Lisuadaragh, im Distrikt Finnea, im County Cavan im Nordosten Irlands. Der Beruf der Eltern Cecilias, Thomas McPartland und Rose McPartland, geb. Reilly, wird mit "Farmer" angegeben. Eine Originalabschrift der Urkunde befindet sich im Besitz der Tochter von Julio Antonio Mella, Natasha Mella (* 1927) in Miami.
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quentiert wurde. Auf einer seiner zahlreichen Geschäftsreisen nach New York, die er mehrmals im Jahr unternahm, wo er sich mit dem feinsten Tuch und den elegantesten Schnittmustern der neuesten Mode eindeckte, in der Filiale seiner Schneiderei nach dem Rechten sah (und nebenbei recht erfolgreich an der Börse zu spekulierte), hatte er im Jahre 1901 die attraktive junge Irin Cecilia kennen gelernt. Als Cecilia von ihm schwanger wurde, entschied das Paar, dass sie nach La Habana übersiedeln sollte. Don Nicanor, der über ausreichende finanzielle Mittel verfugte, bezahlte ihr eine Wohnung im Stadtzentrum, in der eleganten Obispo-Straße Nr. 67, unweit seines eigenen Zuhauses. Für die damalige Zeit waren uneheliche Lebensverhältnisse und illegitime Kinder keineswegs ungewöhnlich2, genauso wenig wie die Tatsache, dass ein betuchter Mann seine Konkubine und ihre Kinder unterhielt, ohne das vor seiner legitimen Ehefrau und dem Rest der Familie zu verbergen. Dass dies freilich nicht konfliktfrei ablief, liegt auf der Hand - doch davon später. Don Nicanor Mella stammte aus der Dominikanischen Republik. Er wurde am 29. Juli 1850 in Puerto Plata als Sohn des berühmten Unabhängigkeitskämpfers General Ramón Matías Mella y Castillo3 geboren, einem der Gründungsväter der Dominikanischen Republik. General Mella, verheiratet mit Maria Josefa de Brea, hatte drei Söhne und eine Tochter. Den Gepflogenheiten der Oberschicht von Puerto Plata folgend, schickte er seine Kinder zum Studium an die Sorbonne nach Paris. Nur für den jüngsten seiner Söhne, Nicanor, war nach seinem Tod kein Geld mehr für eine Ausbildung in Frankreich übrig. Nicanor ging daraufhin auf eigene Faust nach Paris, wo er ein ausschweifendes gesellschaftliches Leben führte. Er war ein ausgesprochen attraktiver und umschwärmter junger Mann, der außerdem durch seine extravagante Kleidung hervorstach. Nicanor hatte sich entschlossen, nicht zu studieren, sondern in Paris die weitaus lukrativere Kunst der Haute Couture zu erlernen. Bevor er nach Paris übersiedelte, hatte er Maria Mercedes Bermúdez Ferreira, eine Tochter der kreolischen Oligarchie von Puerto Plata, geheiratet, die er jedoch mitsamt der 1871 geborenen Tochter Celia dort zurückließ. Nach seiner
2
Vgl. Barcia Zequeira, 2000, S. 469.
3
Ramón Matías Mella y Castillo (1816-1864) zählt neben Francisco del Rosario Sánchez und Juan Pablo Duarte zu den Gründervätem der Dominikanischen Republik. Näheres zu seiner Biografié s. Cruz Sánchez, 1996.
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Rückkehr aus Frankreich verließ Nicanor Frau und Kinder - eine zweite Tochter, Isabel Maria, war gerade geboren - erneut, um sich 1874 der ersten bewaffneten Invasion Máximo Gómez"4 zur Befreiung Kubas anzuschließen. 5 Über seine Beweggründe hiefiir ist nichts bekannt, er beteiligte sich aber offensichtlich später nicht weiter am kubanischen Unabhängigkeitskrieg. Nicanor ließ sich schließlich in Colón, einem kleinen Ort im Herzen der kubanischen Provinz Matanzas, nieder. Dort eröffnete er eine Schneiderei und holte einige Zeit später Frau und Kinder aus Puerto Plata nach. Aus einer außerehelichen Liaison mit seiner farbigen Hausangestellten in Colón ging sein erster Sohn, Enrique Mella, hervor. 6 1880 gebar ihm seine Ehefrau Maria Mercedes eine dritte Tochter, Josefina. Um das Jahr 1890 siedelte die Familie Mella nach La Habana um. Don Nicanor eröffnete eine Schneiderei in der Aguacate-Stra&e Nr. 58 im Zentrum von La Habana, damals eine der bedeutendsten Einkaufsstraßen für elegante Kleidung im spanischen Stil. In nur wenigen Jahren avancierte Don Nicanor zu einem der angesehensten Herrenschneider auf der ganzen Insel. Die Zeitschrift El Figaro lobte im Januar 1899 seine Schneiderei in den höchsten Tönen: Fiado sólo en la excelencia de las telas y paños expuestos en el mostrador de su establecimiento, en la impecabilidad de su tijera, en la elegancia extrema de los trajes que en su taller se confeccionan. Su clientela hoy se llama legión, legión aumentada día a día y que ve en Mella el representante del chic supremo y la distinción exquisita.
Cecilia McPartland gebar im Januar 1906 in La Habana einen weiteren gemeinsamen Sohn, dem sie den Namen Cecilio gab. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich die Familienverhältnisse der Mellas unterdessen grundlegend geändert hätten. Es scheint vielmehr so, als habe Don Nicanor weiterhin mit seiner Ehefrau Maria Mercedes zusammen gelebt und sei, je nach Lust und Laune,
4
Der Dominikaner Máximo Gómez (1836-1905) war einer der herausragendsten und populärsten militärischen Führer des kubanischen Unabhängigkeitskampfes. Der Anführer der independistischen Strömung der Unabhängigkeitsbewegung war neben dem farbigen General Antonio Maceo (1848-1896) die wichtigste nationale Identifikationsund Integrationsfigur Kubas.
5
Diese Information entstammt einem Interview, dass ich zwischen dem 30.11. und dem 02.12.2000 mit Natasha Mella in Miami führte.
6
Ebd.
7
Zitiert nach: Padrón, 1980, S. 20.
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zwischen den beiden Haushalten hin und hergependelt. Die beiden älteren Töchter der Mellas waren mittlerweile verheiratet, und die jüngste, Josefina, weilte zur Ausbildung in Paris. Um Cecilia zu entlasten, bezahlte Don Nicanor ein Kindermädchen. Sie engagierten die Mulattin Longina O'Farrill, deren außergewöhnliche Schönheit den Komponisten Manuel Corona zu einem Liebeslied mit dem Titel Longina inspiriert hatte 8 , das sie in ganz Kuba zu einer Berühmtheit werden ließ. Mit Longina lernten Nicanor und Cecilio ihre ersten spanischen Worte, denn Cecilia sprach ausschließlich Englisch mit den Kindern. Cecilia, Longina und die Kinder unternahmen gemeinsam mehrfach ausgedehnte Reisen in die USA. Ende 1909 erkrankte Cecilia an einem Lungenleiden und verließ La Habana, um ihre Krankheit in einem Sanatorium in der Nähe von New Orleans auszukurieren.9 Die Tatsache, dass Cecilia ausgerechnet das nicht minder feucht-heiße New Orleans als Kurort auswählte, hatte familiäre Gründe. Sehr wahrscheinlich war jedoch ihre Krankheit nicht der einzige Grund für das Verlassen La Habanas. Die Söhne wurden jedenfalls am Kurort in ein Kinderheim gesteckt. Der sechsjährige Nicanor wurde dort eingeschult und konnte seine Englischkenntnisse dadurch erheblich verbessern. Mehrere Monate später kehrte Cecilia, augenscheinlich kuriert, nach Kuba zurück. Aber ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich im tropisch-maritimen Klima La Habanas rapide, so dass sie und Don Nicanor entschieden, sie solle endgültig in die USA zurückkehren und die beiden kleinen Söhne in seiner Obhut lassen.
8
Der Text des Liedes, das bemerkenswerterweise auch unter dem Titel "Cecilia" bekannt wurde, lautet wie folgt: "En el lenguaje misterioso de tus ojos/hay un tema que destaca sensibilidad./En las sensuales lineas de tu cuerpo hermoso/las curvas que se admiran despiertan ilusión^es la cadencia de tu voz tan cristalina/tan suave y argentada de ignota realidad/que impresionada por todos tus encantos/se conmovió mi lira y en mí la inspiración./Por ese cuerpo ortado de belleza/tus ojos soñadores y tu rostro angelical,/por esa boca de concha nacarada/tu mirada imperiosa y tu andar señoril.../Te comparo con una santa diosa/Longina seductora, cual flor primaveral/ofrendando con notas de mi lira/con fibras de mi alma tu encanto juvenil/ofrendándote con notas de mi lira/con fibras de mi alma tu encanto juvenil." Zit. nach Juventud Rebelde, 25.03.1999, S. 5.
9
S. einen ärztlichen Befund über Cecilias Atembeschwerden und eine leichte Erkrankung der rechten Lunge, ausgestellt am 07.10. 1908 in New York, in: AIHC, Fondo 1. Partido Marxista-Leninista, Legajo 2, RG 66.1/76.
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LEA EN ESTE NUMERO: A lo» IntoUctnalei, por Henry Barbug « Entilo, por J o s é I n g e n i e r o » . Lo Opinión d* Kroopotkint lobrt Rusia. Carta p o r n u e - t i f C o r r e s p o n s a l H o n o r a r i o «n R u s i a V . R H a y a de la T o r r * Influtneia ptmieinta do m Educación Rtliifioia por F. S i r j o . L a Tir a n í a n ti Ptni, por Félix Anaya etc. í t c
Titelseite der Zeitschrift Juventud La Habana, 1924
Julio Antonio Mella
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Sonderausgabe von El Machete nach der Ermordung Mellas Mexiko-Stadt, 11. Januar 1929
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5.3. Abkürzungsverzeichnis AAAIL AGN AFL AIHC AN ANERC APRA CCT CEMOS CGT CNOC COPA CPUSA CROM CSUM DEU EKKI ESDN FEU FOH IAH IISG IHC IHMCRSC Inprekorr IRH KI oder Komintern KJI oder KIM KMT KPCh KPD KPdSU
All America Anti-Imperialist League (USamerikanische Bezeichnung der kontinentalen antiimperialistischen Liga) Archivo General de la Nación American Federation of Labour Archivo del Instituto de Historia de Cuba Archivo Nacional de Cuba Asociación de Nuevos Emigrados Revolucionarios de Cuba Alianza Popular Revolucionaria Americana Confederación Católica del Trabajo Centro de Estudios del Movimiento Obrero y Socialista Confederación General del Trabajo Confederación Nacional Obrera de Cuba Confederación Obrera Panamericana Communist Party of the USA Confederación Regional Obrera Mexicana Central Sindical Unitaria de México Directorio Estudiantil Universitario Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale Ejército Defensor de la Soberanía de Nicaragua Federación de Estudiantes Universitarios Federación Obrera de la Habana Internationale Arbeiterhilfe Intemationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis Instituto de Historia de Cuba Instituto de Historia del Movimiento Comunista y de la Revolución Socialista de Cuba (heute: IHC) Internationale Pressekorrespondenz Internationale Rote Hilfe Kommunistische Internationale Kommunistische Jugendinternationale, russ.: Kommunistitcheskij Internatsional Molodeji Kuomintang Kommunistische Partei Chinas Kommunistische Partei Deutschlands Kommunistische Partei der Sowjetunion
394 Krestintern LADLA L(I)PLP LNC MAFUENIC MID MOPR PCC PCM PIC PLM PNA PNR PRV POUM Profintern PRV Ps RGASPI
RGI RHD SRE SNOIA UCSAYA UN
Christine Hatzkv Bauerninternationale Liga Antimperialista de las Américas Liga (Internacional) Pro Luchadores Perseguidos Liga Nacional Campesina Komitee "Manos fuera de Nicaragua" Militar Information Division Internationale Rote Hilfe Partido Comunista de Cuba Partido Comunista de México Partido Independiente de Color Partido Laborista Mexicano Partido Nacional Agrarista Partido Nacional Revolucionario Partido Revolucionario Venezolano Partido Obrero de Unificación Marxista Rote Gewerkschaftsinternationale Partido Revolucionario Venezolano Pseudonym Russisches Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte/Rossiiskii gosudarstvennyi arkhiv sotsial'no-politicheskoi istorii Rote Gewerkschaftsinternationale Rote Hilfe Deutschland Secretaría de Relaciones Exteriores Sindicato Nacional de Obreros de la Industria Azucarera Unión Centro-Sud-Americana y Antillana Unión Nacionalista
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5.4. Quellen- und Literaturverzeichnis
Archive Kuba Archivo del Instituto de Historia de Cuba (AIHC) Fondo 1. Partido Marxista-Leninista, RG (Registro General) Fondo 1. Partido Marxista-Leninista y Julio A. Mella, PE (Personalidades) Fondo 23 Leonardo Fernández Sánchez Fondo Salvador Vilaseca Archivo Nacional de Cuba (AN) Fondo Especial "Julio A. Mella" Mexiko Archivo General de la Nación (AGN) Ramo Gobernación: Dirección General de Investigaciones Políticas y Sociales. Secretaria de Gobernación. Departamento Confidencial (1928) Ramo Gobernación: Dirección General Gobierno Ramo Presidentes: Obregón/Calles/Emilio Portes Gil Centro de Estudios del Movimiento Obrero y Socialista (CEMOS) Fondo PCM Fideicomiso Archivos Plutarco Elias Calles y Fernando Torreblanca Hemeroteca Nacional Biblioteca "Manuel Orozco y Berra" del Instituto Nacional de Antropología e Historia (INAH) Archivo Condumex, Historia de México Instituto Dr. José Luis Mora Archivo de la Palabra Secretaria de Relaciones Exteriores (SRE) Archivo Diplomático Niederlande Intemationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis (IISG), Amsterdam
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Russland Russisches Archiv für sozialpolitische Geschichte (RGASPI), Moskau Fonds: 495-79/101 (Lateinamerikanisches Ländersekretariat des EKKI) 495-105 (Partido Comunista de Cuba, PCC) 495-108 (Partido Comunista de México, PCM) 500-1 (Karibisches Büro des EKKI/Buro del Caribe) 503-1 (Südamerikanisches Sekretariat des EKKI/Secretariado Sudamericano) 504-1 (Büro Eugen Varga, Berlin) 515-1 (Kommunistische Partei der USA, CPUSA) 534-1,3,4,7 (Rote Gewerkschaftsinternationale/Profintern) 539-3 (Internationale Rote Hilfe/MOPR) 535-2 (Krestintern, Bauerninternationale) 542-1 (Antiimperialistische Liga) 543 (Antiimperialistisches Komitee) USA Hoover Institution on War, Revolution and Peace, Universität Stanford, Bertram D. Wolfe Collection US-National Archives and Record Services, Washington D.C. Department of State, Record Group 59 Zeitungen und Zeitschriften Argentinien La Correspondencia Sudamericana (Buenos Aires) Deutschland Die Rote Gewerkschaftsinternationale (Berlin) INPREKORR Internationale Presse-Korrespondenz (Berlin) MOPR Zeitschrift der Internationalen Roten Hilfe (Berlin) Press Service of the Leage aganist Imperialism, 1929 (Berlin) Kuba Acción Socialista (La Habana) Alma Mater (La Habana)
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Bohemia (La Habana) Boletín de la Universidad Popular José Martí (La Habana) Diario de la Marina (La Habana) El Anticlerical (La Habana) El Boletín del Torcedor (La Habana) El Día (La Habana) El Mundo (La Habana) El Progreso (La Habana) Granma (La Habana) Heraldo de Cuba (La Habana) Hombre Nuevo (La Habana) Hoy (La Habana) Justicia (La Habana) Juventud (La Habana) Juventud Rebelde (La Habana) Nueva Aurora (La Habana) Revista de Avance (La Habana) Social (La Habana) Venezuela Libre (La Habana) Mexiko ¡Cuba Libre! Para los trabajadores (Mexiko-Stadt) Excelsior (Mexiko-Stadt) El Universal (Mexiko-Stadt) El Libertador (Mexiko-Stadt) El Machete (Mexiko-Stadt) Gráfico (Mexiko-Stadt) La Jomada (Mexiko-Stadt) Tren Blindado (Mexiko-Stadt) Peru Amauta (Lima) Uruguay El Trabajador Latinoamericano (Montevideo)
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398 USA Mundo obrere (New York) The Militant (New York) Mündliche Quellen: Zeitzeugen-Interviews Segundo Curti, 07.02.2000, La Habana Rita Diaz, 10.03.2000, La Habana Felix Ibarra, 22.01.1996, Mexiko-Stadt Maria Luisa Lafitta, 30.01. 2000, La Habana Natasha Mella, 30.11.-02.12.2000, Miami Salvador Vilaseca, 10.02.2000, La Habana Filme "Mella" von Enrique Pineda Barnet, Kuba 1975, 120 min
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