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German Pages 862 [876] Year 1990
Blumenwitz • Firsching • Graue Internationales Privatrecht, Band IV Art 24-28 a F; 5,6 n F EGBGB
Internationales Privatrecht Band IV Internationales Erbrecht (Art 24-26aFEGBGB) Rück- und Weiterverweisung (Art 27aFEGBGB) Einzelstatut gegen Gesamtstatut (Art 28 a F EGBGB) Personalstatut (Art 5nF EGBGB) Ordre Public (Art 6nF EGBGB) Erläutert von
Dr. Dieter Blumenwitz Professor an der Universität Würzburg
Dr. Karl Firsching Professor an der Universität Regensburg, Richter am Bayerischen Obersten Landesgericht a . D .
Dr. jur. Dr. phil. Eugen D. Graue LL.M. Professor an der Universität Kiel, Richter am Schleswig-Holsteinischen OLG a . D .
1990 Dr. Arthur L. Sellier & Co. - Walter de Gruyter & Co., Berlin
Band IV der Sonderausgabe aus J. von Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch 10./11. Auflage, EGBGB Teile 2 a - 5
Bearbeiter: Art 24-26 a F Art 27, 28 a F Art 5, 6 n F .
Professor Dr. Karl Firsching Professor Dr. Dr. Eugen D. Graue LL.M. Professor Dr. Dieter Blumenwitz
Redaktor: Dr. Dieter Henrich Stand der Bearbeitung: Art 24-26 a F : Januar 1981 Art 27, 28 aF: April 1981 Art 5, 6 n F : Mai 1988
Diese Bearbeitung erscheint inhaltsgleich auch als 10./II und 12. Auflage von J. von Staudingers Kommentar zum BGB. Die äußere Gestaltung dieser Erläuterungen entspricht aus Gründen geänderten Satzverfahrens der 12. Auflage des Staudinger. Als letzte Lieferung der Sonderausgabe erscheint noch: Band Ic, Lieferung 1: Internationales Schuldrecht II (Deliktsrecht) erläutert von Professor Dr. Bernd von Hoffmann, Trier (Herbst 1990).
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Internationales Privatrecht. - Sonderausg. - Berlin : Sellier de Gruyter. Aus: J. von Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch. E G B G B , Teil 2a - 5. 10./11. u. 12. Aufl. Sonderausg. Bd. 4. Erl. von Dieter Blumenwitz . . . [Red.: Dieter Henrich]. - Stand d. Bearb.: Art 2 4 - 2 6 aF: Januar 1981, Art 27, 28 aF: April 1981, Art 5, 6 nF: Mai 1988. - 1990 ISBN 3-8059-0779-6 NE: Blumenwitz, Dieter [Mitverf.]
© 1990 Dr. Arthur L. Sellier & Co. - Walter de Gruyter & Co., Berlin Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. - Printed in Germany Satz und Druck: Wagner G m b H , Nördlingen Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Buchgewerbe G m b H , Berlin
Überblick über die Aufteilung der Sonderausgabe
Internationales Privatrecht aus J. von Staudingers Kommentar zum BGB, 10./II. Auflage ( E G B G B Teile 2 a - 5 ) und 12. Auflage
Band Ia Lieferung 1: Einleitung von Professor Dr. Friedrich Korkisch, Hamburg; Artikel 7, 8 von Professor Dr. Dr. h. c. mult. Günther Beitzke, Bonn; Artikel 9 von Professor Dr. Dr. h. c. mult. Helmut Coing, Frankfurt a. M., unter Mitarbeit von Professor Dr. Günter Weick, Frankfurt a. M.; Artikel 11 von Professor Dr. Karl Firsching, Regensburg. Lieferung 2: Internationales Gesellschaftsrecht von Professor Dr. Bernhard Großfeld LL. M., Münster/Westfalen. Band I b Internationales Schuldrecht I von Professor Dr. Karl Firsching, Richter am Bayerischen Obersten Landesgericht, Regensburg. Band Ic Lieferung 1: Internationales Schuldrecht II (Deliktsrecht) von Professor Dr. Bernd von Hoffmann, Trier. (Noch nicht erschienen.) Lieferung 2: Internationales Sachenrecht von Professor Dr. Hans Stoll, Freiburg i. Br. (Erschienen als Band I Lieferung 5) Band II Artikel 13-17 (Internationales Eherecht), §§ 606 bis 606b, 328 Z P O (Internationales Verfahrensrecht in Ehesachen) von Professor Dr. Franz Gamillscheg, Göttingen. Band III a Haager Kindschaftsrecht; Artikel 18 und 19 von Professor Dr. Dieter Henrich, Regensburg, und Privat-Dozent Dr. Jan Kropholler, Hamburg. Band III b Artikel 20-24 nF von Professor Dr. Dieter Henrich, Regensburg, und Privat-Dozent Dr. Jan Kropholler, Hamburg. Band IV Lieferung 1: Artikel 24-26 (Internationales Erbrecht) von Professor Dr. Karl Firsching, Richter am Bayerischen Obersten Landesgericht, Regensburg. Lieferung 2: Artikel 27 und 28 von Professor Dr. Dr. Eugen D. Graue LL.M., Kiel. Lieferung 3: Artikel 5 n F (Personalstatut), 6 n F (Ordre Public) von Professor Dr. Dieter Blumenwitz, Würzburg. Redaktionelle Mitarbeit, Bearbeitung von Registern und Verzeichnissen: Professor Dr. Bernd von Hoffmann, Trier.
Dr. Arthur L. Sellier & Co. - Walter de Gruyter & Co., Berlin
Vorwort Dieser Band wird manchen Benutzer zunächst verwirren. Er enthält zwei Lieferungen, die das EGBGB noch in seiner früheren Fassung erläuterten, nämlich die Kommentierung der Art 24-26 (Internationales Erbrecht) und die Kommentierung der Art 27, 28 (Rück- und Weiterverweisung, Einzelstatut gegen Gesamtstatut), beide 1981 erschienen, und eine Lieferung zum neuen Recht (Art 5: Personalstatut, Art 6: ordre public). Art 5 n F ist an die Stelle des früheren Art 29 getreten, ist aber weiter gefaßt als dieser. Art 29 a F regelte nur das Personalstatut der Staatenlosen, Art 5 n F bezieht darüber hinaus auch das Personalstatut der Doppelstaater mit ein. Art 6 n F ersetzt den früheren Art 30. Für den Verlag und die Autoren war es selbstverständlich, daß nach dem Inkrafttreten des IPR-Neuregelungsgesetzes nicht mehr Artikel kommentiert werden sollten, die inzwischen durch neue Vorschriften ersetzt worden waren. Das erklärt auch, weswegen die Fertigstellung dieses Bandes sich so lange verzögert hat. Hauptanknüpfungspunkt im Internationalen Privatrecht, insbesondere im internationalen Familien- und Erbrecht, ist noch immer die Staatsangehörigkeit. Es erschien darum angezeigt, in einer Kommentierung des EGBGB auch die Grundlagen des Staatsangehörigkeitsrechts kurz zu erläutern. Das ist in der Kommentierung zu Art 5 n F geschehen. Regensburg, im März 1990
Dieter Henrich
Inhaltsübersicht Vorbemerkungen zu Artikel 2 4 - 2 6 a F
Seite* 1
Artikel 24 a F
236
Artikel 25 a F
262
Artikel 26 a F
380
Artikel 27 a F
1
Artikel 28 a F
186
Artikel 5 n F
1
Anhang zu Art 5 n F (Das internationale Flüchtlingsrecht)
172
Artikel 6 n F
203
Anhang zu Art 6 n F (Vergeltungsrecht)
243
Sachregister
259
* Es handelt sich um eine Hilfspaginierung; zitiert wird nicht nach Seiten, sondern nach Randziffern.
Inhaltsübersicht Vorbemerkungen zu Artikel 2 4 - 2 6 a F
Seite* 1
Artikel 24 a F
236
Artikel 25 a F
262
Artikel 26 a F
380
Artikel 27 a F
1
Artikel 28 a F
186
Artikel 5 n F
1
Anhang zu Art 5 n F (Das internationale Flüchtlingsrecht)
172
Artikel 6 n F
203
Anhang zu Art 6 n F (Vergeltungsrecht)
243
Sachregister
259
* Es handelt sich um eine Hilfspaginierung; zitiert wird nicht nach Seiten, sondern nach Randziffern.
Vorbem zu Art 24-26 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbemerkungen zu Art 2 4 - 2 6 Schrifttum Systematische Übersicht I. Lehrbücher und rechtsvergleichende Literatur n. Kommentare zu Art 24 ff EGBGB m . Gutachten IV. Encyclopädien V. Gesetzessammlungen mit Länderberichten VI. Entscheidungssammlungen VII. Rechtsvereinheitlichung. Deutsche Reformtendenzen
VIII. Monographien und Einzeldarstellungen 1. Allgemeines 2. Einzelfragen a) Erbrecht und eheliches Güterrecht b) Parteiautonomie c) Testierfähigkeit d) Form e) Erbverträge, gemeinschaftliche Testamente f) Statutenwechsel 3. Verfahren a) Internationale und interlokale Zuständigkeit - Anerkennung von Entscheidungen b) Allgemeines c) Nachlaßverwaltung und Nachlaßabwicklung d) Erbscheinsverfahren 4. Interlokales Recht - Recht der DDR
I. Lehrbücher und rechtsvergleichende Literatur VON BAR, Theorie und Praxis des IPR, II (2. Aufl 1889) §§ 362 ff; FERID, Internationales Privatrecht, Ein Leitfaden für Studium und Praxis, JA-Sonderheft 1 3 , 1 9 7 4 § 9 ; FIRSCHING, Einführung in das Internationale Privatrecht ( 2 . Aufl 1 9 8 1 ) § § 2 3 ff; FRANKENSTEIN, IPR, IV ( 1 9 3 5 ) 2 8 1 ff; GANS, Das Erbrecht in weltgeschichtlicher Bedeutung, 4 Bde (Berlin 1 8 2 4 ; Neudruck: Aalen 1 9 6 3 ) ; GUTZWILLER, Internationalprivatrecht, in Stammlers Enzyklop ( 1 9 3 0 ) 1 6 5 0 ff; HARTWIEG-KORKISCH, Die geheimen Materialien zur Kodifikation des deutschen IPR. Materialien zum ausländischen und internationalen Privatrecht, Bd 1 9 (Tübingen); KEGEL, IPR ( 4 . Aufl 1 9 7 7 ) § 2 1 ; KIPP-COING, Erbrecht ( 1 3 . Aufl 1 9 7 8 ) § 1 3 0 ; LANGE-KUCHINKE, Lehrbuch des Erbrechts ( 2 . Aufl 1 9 7 8 ) § 3 II; LEWALD, Das deutsche IPR auf der Grundlage der Rechtsprechung (1931) 285 ff; ders, Questions de droit international des successions, Académie de droit international Ree des Cours 9, 1 ff; VON LÜBTOW, Erbrecht I ( 1 9 7 1 ) 2 6 ff; MAKAROV, Grundriß des internationalen Privatrechts ( 1 9 7 0 ) B VI 1 7 7 ff; MELCHIOR, Die Grundlagen des deutschen internationalen Privatrechts ( 1 9 3 2 ) ; NEUHAUS, Die Grundbegriffe des Internationalen Privatrechts, (2. Aufl 1976) U l f , 191, 248, 254, 342; NUSSBAUM, Deutsches IPR ( 1 9 3 2 ) 3 4 7 ; ders, Grundzüge des Internationalen Privatrechts ( 1 9 5 2 ) § 14; RAAPE, IPR (5. Aufl 1961) §§ 38, 39; ders, in diesem Kommentar (9. Aufl) Erl zu Art 24-26; RABEL, The Conflict of Laws, IV ( 1 9 5 8 ) Part 1 3 : Inheritance - Part 1 4 : Trusts; RHEINSTEIN, Das Erbrecht der Familienangehörigen in positiv-rechtlicher und rechtlicher Hinsicht, Arbeiten zur Rechtsvergleichung Bd 5 0 (Berlin 1 9 7 1 ) ; VON SAVIGNY, System des heutigen römischen Rechts, Bd VIII (Nachdruck Darmstadt 1956); WALKER, IPR (5. Aufl 1935) Fünfter Teil 890 ff; M WOLFF, Das IPR Deutschlands ( 3 . Aufl 1 9 5 4 ) § § 4 9 - 5 4 , 2 2 5 ff; ZITELMANN, Internationales Privatrecht II ( 1 9 1 2 ) 9 3 7 ff.
n . Kommentare zu Art 24 ff EGBGB ERMAN-MARQUORDT, BGB II ( 6 . Aufl 1 9 7 5 ) ; HABICHT, Internationales Privatrecht nach dem Einführungsgesetz zum BGB ( 1 9 0 7 ) ; PALANDT-HELDRICH, BGB ( 4 0 . Aufl 1 9 8 1 ) ; PLANCK, BGB VI Einführungsgesetz ( 3 . Aufl 1 9 0 3 ) ; SOERGEL-KEGEL, BGB Bd 7 : Einführungsgesetz ( 1 0 . Aufl 1 9 7 0 mit Nachtrag); STAUDINGER-RAAPE, Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch und dem Einführungsgesetz (9. Aufl) Bd VI 2. Teil; BGB-RGRK-WENGLER Bd VI (1 und 2) 12. Aufl 1981. (1)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 Einführangsgesetz m . Gutachten FERID-KEGEL-ZWEIGERT, Gutachten zum internationalen und ausländischen Privatrecht (1965 ff); PFAFF-WAEHLER, Familien- und Erbrecht der Flüchtlinge und Umsiedler, Gutachten (1972); WENGLER, Gutachten zum internationalen ünd ausländischen Familien- und Erbrecht, 2 Bde (1971).
IV. Encyclopädien SCHLEGELBERGER, Rvgl HWB II (1929), Artikel von HALLSTEIN über „Anfall der Erbschaft", 196; „Annahme und Ausschlagung der Erbschaft", 221 ; „Anwachsung im Erbrecht", 237 ; „Dreißigster", 684; sowie von RÖHL über „Auflage", 266; „Antizipierte Erbfolge", 230; III (1930) über „Erbeinsetzung", 101; „Erbfähigkeit", 104; ferner von SCHWARZ „Bedingung", 391; 836; RÜHL: E r b v e r t r a g 1 3 2 ; I V ( 1 9 3 3 ) 4 4 8 : LEWALD, I n t e r n a t i o n a l e s E r b r e c h t ; V I ( 1 9 3 8 ) 5 1 3 : BECKER,
Testament. 233: HALLSTEIN, Schuldenhaftung des Erben; 561: SIEBERT, Testamentsvollstrecker; 581: LORENZ, Todeserklärung. Thébault, Succession, in: Répertoire de droit international, Bd X (Paris 1931); TRINBAL, in: Juris Classeur Civil, Art 1091-1100 Fas A.
V. Gesetzessammlungen mit Länderberichten FERID-FIRSCHING Internationales Erbrecht, 6 Bde (Loseblatt Stand: 1981). Siehe weiter: BÜLOWBÖCKSTIEGEL, Internationaler Rechtsverkehr in Zivil- und Handelssachen (2. Aufl) (Loseblatt Stand: 1979); MAKAROV, Quellen des Internationalen Privatrechts, I Gesetzestexte (1953 - Loseblatt), II Texte der Staatsverträge (2. Aufl) (1960 - Loseblatt); 3. Aufl 1978, hrsg von KROPHOLLERNEUHAUS-WAEHLER.
VI. Entscheidungssammlungen (Sonderveröffentlichungen von Rabeis Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht): Die deutsche Rechtsprechung auf dem Gebiete des internationalen Privatrechts in den Jahren 1926 ff - letzter Bd (1980), bearbeitet von KROPHOLLER, gibt Stand von 1978. Sammlung der deutschen Entscheidungen zum interzonalen Privatrecht in den Jahren 1945-1967.
VII. Rechtsvereinheitlichuiig. Deutsche Reformtendenzen Zur Rechtsvereinheitlichung siehe: Actes et Documents de la 9E Session, Bd III. Form des Testaments (Den Haag 1961); de la 12ESession Bd I, Matières diverses; Bd II, Administration des successions, (Den Haag 1972); BATIFFOL, La douzième session del la conférence de la Haye de droit international privé, Rev crit 62 (1973), 243; dazu auch NADELMANN, AmJCompL 21 (1973) 136; STÖCKER, Mitteilung II Nr 2 über die XII. Haager Konferenz, NJW 1973, 1535. Institut de droit international - Session de Nice (1967): Resolution concernant la succession testamentaire en droit international privé, Rev crit 57 (1968) 809. Dazu MÜNCH, ArchVR 14 (1968) 60.
Siehe weiter: BENOIST, Législations étrangères, droit interne, conflits de lois, in 58E Congrès des Notaires de France (Les conflits de Lois en Matière de Régime Matrimoniaux et de Successions) (Nizza 1960119 ff) ; PESTOURI, Les conflits de lois en matière de dévolution successorale, ebenda 119 ; RAYMOND, Les conflits de lois en matière de transmission et de partage de succession, ebenda 247; RIGAUX, Septième Congrès de l'Union internationale du Notariat latin, Rev crit 53 (1964) 168; 9. Congreso internacional del notariado latino. Despachos aprobados. Temario del 10. Congreso. Premio José A Negri, Rv Not 71 (1968) 359; X. Congreso internacional del notariado latino. Votos, informes, conclusiones, declarationes, sugerencias y recomendaciones aprobados, Rev Not 72 (1969) 1241; dazu MÜNCH, Bericht über den 10. Internationalen Kongress des Lateinischen Notariats, DNotZ 1970, 70; 81; PERUGINI DE PAZ Y GEUSE, Derecho 29 (1969) 853, 883; XIII. Congreso Internacional del Notariado Latino, Rev int not 24 (1974) 75. Karl Firsching
(2)
Vorbem zu Art 24-26 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften Siehe weiter: BARRETT, International unification of private law. Current activities, Int Lawyer 6 (1972) 675; LEAL, Report of the Special Committee on International Conventions on Private International Law, Proc Anu Meet Conf Comm 55 (1973) 109; 56 (1974) 149; MAJOROS, Über die neuesten Entwicklungen in der Kodifikation privatrechtlicher Materien durch Staatsvertrag unter besonderer Berücksichtigung der Teilnahme osteuropäischer Staaten, OER 20 (1974) 85; VITTA, International Conventions and national conflict systems, Ree des Cours 126 (1969, 1970) 111. Deutsche Reformtendenzen: Deutscher Rat für internationales Privatrecht, Erste Kommission, Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Personen-Familien- und Erbrechts, hrsg von BEITZKE (1981). S weiter das Vorbem 464 angegebene Schrifttum. VIII. Monographien und Einzeldarstellungen (zu älterem Schrifttum s a Voraufl) 1. Allgemeines AGO, Règles générales des conflits des lois, Ree des Cours IV (1936) 247; BAADE, Deutsche Hypotheken im internationalen Erbrecht, JahrblntR 6 (1956) 291; BARTIN, Principes de droit international privé, 3 Bde (Paris 1930-1935); BATIFFOL, Réflexions sur la loi applicable aux successions, FS Makarov (1958) 791; ders, Réflexions sur la loi applicable aux successions, RabelsZ 23 (1958) 792; ders, Droit comparé, droit international privé et théorie générale du droit, Rev int dr comp 22 (1970) 661; ders, La douxième session de la conference de la Haye de droit international privé, Rev crit 62 (1973) 243; ders, Le pluralisme des méthodes en droit international privé, Ree des Cours 139 (1973/1974) 75; BEHRENS, OHG und erbrechtliche Nachfolge. Eine rechtsvergleichende Untersuchung (1969); BEITZKE, Erbstatut bei Immobilien, Formgültigkeit von Testamenten, Anm zu BGH 26. 4. 1976, ZfRvgl 18 (1977) 136; BOULANGER, Etude comparative du dr. i. p. des successions en France et en Allemagne (Paris 1964); BOUREL, Revue de jurisprudence africaine en droit interpersonnel et en droit international privé. Annal afr (Paris 1971-1972, 1973) 139; BRAGA, Kodifikationsgrundsätze des Internationalen Privatrechts, RabelsZ 23 (1958) 421; BRESLAUER, The Private International Law of Succession in England, America and Germany (London 1937); ders, Zivilrechtliche Auswirkungen der Wiedereinbürgerung nach Art 116 Abs 2 GG, RzW 21 (1970) 246; COESTER, Probleme des internationalen Erbrechts, JA 1979, 351; CLIVE, Changes in the law of domicile, S.L.T. 1973, 241; CZAPSKI, Müssen Geldinstitute die erbrechtlichen Beschränkungen eines ausländischen Kunden berücksichtigen, WM 26 (1972) 150; DÖLLE, Über einige Kernprobleme des internationalen Rechts der freiwilligen Gerichtsbarkeit, RabelsZ 27 (1962), 201 ; DOPFFEL, Deutsch-englische gemeinschaftliche Testamente, DNotZ 1976, 335; DROBNIG, Verstößt das Staatsangehörigkeitsprinzip gegen das Diskriminierungsverbot des EWG-Vertrages, RabelsZ 34 (1970) 636; DROZ, Questionnaire et commentaire sur le droit international privé des successions (Den Haag 1969); FERID, Zur Behandlung von Anteilen an Personalgesellschaften beim zwischenstaatlichen Erbgang, FS Hueck (1959) 343; ders, Das internationale gesetzliche Erbrecht, Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Erbrechts (Berlin 1969) 20; ders, Die gewillkürte Erbfolge im internationalen Privatrecht, aaO 91; ders, Der Erbgang als autonome Größe im Kollisionsrecht, FS Cohn (1975) 31; ders, Le rattachement autonome de la transmission successorale en droit international privé, Ree des cours 142 (1974) 71; ders, Bedeutung eines ausländischen Erbunwürdigkeitsurteils für die Vererbung des Inlandsvermögens eines deutschen Staatsangehörigen, FS Beitzke (1979) 479; FIRSCHING, Behandlung der Nachlässe von Ausländern in der Praxis des Notars, DNotZ 1952, 330; ders, Testamentsvollstrecker - executor - trustee, DNotZ 1959, 354; ders, Deutsch-amerikanische Erbfälle (1965) (dazu RHEINSTEIN ACP 166 [1966] 5 4 7 ) ; FLESSNER, Fakultatives Kollisionsrecht, R a b e l s Z 34 ( 1 9 7 0 )
547; FRANX, Redengeving en rechtsgevolgen van eenheid en splitsing der internationale nalatenschap (Arnhem 1965); GANNAGÉ, Anknüpfung des Erbstatuts in Mehrrechtsstaaten, Anm zu Cour cass Liban 3. 6.1968, Rev crit 59 (1970) 267; GOLDSCHMIDT, Unidad y fraccionamiento del partrimonio relicto, Anm zu CNCiv sala F, 9. 5. 1967, ED 30 (1970) 16; ders, „Guerra de trincheras" (Unidad o pluralidad en el derecho sucesorio internacional), Anm zu Supr Corte de Just de Buenos Aires 10. 9. 1974, ED 58 (1975) 541; GOTTHEINER, Zur Anwendung englischen Erbrechts auf Nachlässe in Deutschland, RabelsZ 21 (1956) 36; GRAHL-MADSEN, Internasjonale arveoppgjoer. Universalsuksesjon kontra scission, TiR 1971, 399; GRAUE, The Rigths of Surviving Spouses Under Private International Law, AmJCompL 15 (1966/67); GRAULICH, Principes de Droit international privé (Paris 1 9 6 1 ) ; GRAVESON, T h e F u l d C a s e , I n t C o m p L Q
15 ( 1 9 6 6 ) 9 3 7 ; GUTZWILLER,
Zum
zwischenstaatlichen Erbrecht des EGBGB, JW1930,1817 ; HECKE, Principes et méthodes de solution des conflits de lois, Ree des Cours 126 (1969,1970) 399; HECKE-RIGAUX, Examen de jurisprudence (3)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 Einfühningsgesetz (1970 à 1975) Droit international privé (conflit de lois), Rev crit de jurisprudence belge 30 (1976) 221 ; H E D E M A N N , Zur Behandlung des Anspruchs auf Pflichtteilsergänzung im IPR, NiemZ 23(1913) 229; H E I N I , Unorthodoxe Bemerkungen zu dem auf letztwillige Verfügungen anwendbaren Recht, ZSR 8 9 1 (1970) 417; H E N R I C H , Das Bestehen einer Ehe als Vorfrage im Internationalen Privatrecht, StAZ 1966, 219; ders, Die Bedeutung der Grundrechte bei der Anwendung fremden Rechts, RabelsZ 36 (1972) 2; J O C H E M , Das Erbrecht des nichtehelichen Kindes nach deutschem Recht bei Sachverhalten mit Auslandsberührung (1972); J O H A N N S E N , Die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs auf dem Gebiete des Erbrechts. Rechtsgeschäft unter Lebenden auf den Todesfall; Erbunwürdigkeit; Erbverzicht; Erbschein; Erbschaftskauf; Internationales Privatrecht, WM 26 (1972) 1046; ders, Erbrecht in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs 1973-1976, WM 31 (1977) 270, 302; J O S E F , Streitfragen aus dem internationalen Erbrecht, BlIPr I 199; K A H N , Abhandlungen zum Internationalen Privatrecht, Bd I 463 ff und II 179 ff (Leipzig 1928); KARASIEWICZ, Problematyka prawna nieruchomosci w midzynarodowym obricie prawnym (Die rechtliche Problematik des unbeweglichen Vermögens im internationalen Rechtsverkehr) N. p. 29 (1973) 1247; K A R L E , Erbfälle mit Auslandsberührung. Zum internationalen Erbrecht in der Praxis des Nachlaßgerichts, BWNotZ 36 (1970) 78; KATTWINKEL, Internationales Erbrecht, Diss Heidelberg 1911; K E G E L , Die Schenkung von Todes wegen im deutschen IPR, FS Zepos II (1973) 313; K I E F E R , Grundzüge des Internationalen Erbrechts, MittRhNotK 1977,65 ; K L E I N , Zur Auslegung des Art 24, NiemZ 1902, 444; K L E M M , Das Testament. Seine formelle und materielle Gültigkeit im internationalen Privatrecht, Diss Erlangen 1954; K O H L E R , Chronique de jurisprudence ouestallemand en droit international privé 1966-1969. Partie spéciale, Clunet 98 (1971) 596; K R A L I K , Erbstatut und Ehegüterstatut, Anm zu BayObLG 15. 2. 1971, ZfRvgl 12 (1971) 134; K R A T Z E R , Besteuerung eines amerikanischen Nachlasses in Form eines Trusts, Anm zu BFH 12. 5. 1970, IWB 1972, 46; LANG, Der Testamentsvollstrecker in den ausländischen Rechten und seine rechtliche Stellung im deutschen Rechtsgebiet, Diss Frankfurt 1959; LEAL, Report of the Special Committee on International Conventions on Private International Law, Proc Ann Meet Conf Comm 55 (1973) 109; ders, International conventions on private international law, Proc Ann Meet Conf Comm 56 (1974) 149; L E W A L D , Questions de droit international des successions, Ree des Cours 1925 IV, 1; ders, Règles générales des conflits de lois (Basel 1941); L I P S T E I N , Conflict of laws 1921-1971. The way ahead, CLJ 31 (1972) 67; ders, Conflict of laws and comparative law. Powers of appointment in a civil law shpere, FS Wengler (1973) 431 ; L O E B E R , Successions to estates of Latvian nationals in German law of conflicts. A case study. Res Baltica; FS Bilmanis (Leyden 1968) 247; M A J O R O S , Über die neuesten Entwicklungen in der Kodifikation privatrechtlicher Materien durch Staatsvertrag unter besonderer Berücksichtigung der Teilnahme osteuropäischer Staaten, OER 20 (1974) 85; M A N N , Der „gewöhnliche Aufenthalt" im Internationalen Privatrecht, JZ 1956, 466; M A R K O V I C , Möglichkeiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit als vorsorgende Rechtspflege in Sachen mit Auslandsberührung. Zeitgenössische Fragen des internationalen Zivilverfahrensrechts (Tübingen 1972) 131; M A U R Y , Des conflits de lois en matière d'exécution testamentaire et d'administration des successions, Actorum Academiae Universalis Jurisprudentiae Comparativae, Vol III, Pars V (1956) 83; M O R R I S , Intestate Succession to Land in the Conflict of laws, LQR 85 (1969) 339; D I R K M Ü L L E R , Die deutsche Staatsangehörigkeit ausgebürgerter Emigranten. Zum Beschluß des Bundesverfassungsgerichts vom 14. 2. 1968, RabelsZ 32 (1968) 676; H O R S T M O L L E R , Internationales Erbrecht nach dem Badisch-Schweizer Vertrag von 1856, FS Raape (1948) 229; M O L L E R - G I N D U L I S , Das internationale Privatrecht in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (1971); N E C K E R , La mission de l'executeur testamentaire dans les successions internationales (Genf 1972); N E U H A U S , Um die Reform des deutschen Internationalen Erbrechts, FamRZ 1970, 12; ders, Vorfrage nach Gültigkeit der Ehe bei Abwicklung eines griechischen Nachlasses im Inland, Anm zu LG Aurich 7. 9. 1972, FamRZ 1973, 55; N I G G E M A N N , Nachlaßeinheit oder -teilung, Diss Köln 1973; V O N N O R M A N N , Zum internationalen Erbrecht des EGBGB, JW 1930, 975; N O R T H , Adoption, Succession, and the Conflict of Laws, ModLR 28 (1965) 470; P E P P E R - C H O W N , International aspects of estate planning and transfer of wealth abroad. The creation and protection of capital (London 1974) 177; P R I N G S H E I M , Die Zivilgesetze der Gegenwart II (1931) 648; R A A P E , Der Notar und das internationale Privatrecht, DNotZ 1950, 188; R I G A U X , Quelques Aspects de la transmission d'une succession mobilière dans les relations internationales, Rev banq 34 (1970) 254; SALACUSE, Birth, death, and the marriage act: Some problems in conflict of laws. Integration of customary and modern legal systems in Africa (New York 1971) 437; S C A L A B R I N O , Appunti in tema di immobili ereditari siti all' estero. Studi in onore di Manlio Udina (Milano 1975) 1185; S C H E C K , Der Testamentsvollstrecker im internationalen Privatrecht, Diss Mainz 1976; S C H N E I D E R , L'application dans le temps des nouvelles règles de conflit. L'expérience allemande, SchwJblntR 28 (1972) 161; S C H R Ö D E R , Die Anpassung von Karl Firsching
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Vorbem zu Art 24-26 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften Kollisionsnorm und Sachnorm, Diss Köln 1961; SCHWIMANN, Das staatliche Heimfallrecht im deutschen und österreichischen IPR, ZfRvgl 1966, 57; SERICK, Die Sonderanknüpfung von Teilfragen im Internationalen Privatrecht, RabelsZ 18 (1953) 633; SIBER, Geschichtliches und Rechtsvergleichendes über die Haftung für Nachlaßschulden, Acta Academiae Universalis Jursiprudentiae Comperativae I (1928); SIEHR, Auswirkungen des Nichtehelichengesetzes auf das Internationale Privat- und Verfahrensrecht, FamRZ 1970, 457; SPURLOCK, Alien inheritance statutes: A need for international uniformity, CalifWestlntLJ 3 (1972) 60; STÖCKER, Der internationale ordre public im Familien- und Familienerbrecht, RabelsZ 38 (1974) 79; STURM, Eine verkannte badische Perle, BWNotZ 1974,125; THIBIERGE, Problèmes de transmission et de partage des successions en droit international privé, Travaux du Comité Français de droit international privé (Paris 1960-1962) 67; WENGLER, Die Vorfrage im Kollisionsrecht, RabelsZ 8 (1934) 148; ders, Die allgemeinen Rechtsgrundsätze des Internationalen Privatrechts und ihre Kollisionen, ZaöRV 25 (1944) 473; ders, Nouvelles réflexions sur les „questions préalables", Rev crit 53 (1966) 165; ders, Chronique de jurisprudence ouest-allemande en droit international privé 1966-1969. Partie générale, Clunet 98 (1971) 583; WERNEBURG, Zum internationalen Erbrecht, NiemZ28 (1920) 404; ders, Erbrecht und IPR, B1IPR II 1927, 201 ; WESER, Présomptions et fictions en droit international privé, Lex Présomptions et les fictions en droit (Bruxelles 1974) 144; WILL, Zweimalige Testamentseröffnung? zur Frage, ob das in Österreich „kundgemachte" Testament eines Deutschen in Deutschland abermals zu eröffnen sei, DNotZ 1974, 273; WINKLER, Die Schenkung auf den Todesfall im IPR, Diss Münch 1967; ZEUGE, Das Recht der belegenen Sache im deutschen internationalen Erbrecht (Art 28 EGBGB) (1939); Qualifikation eines Trusts als einer Schenkung von Todes wegen, Anm zu Cour d'app Paris 10. 1. 1970, GazPal 90 (1970) 315.
2. Einzelfragen a) Erbrecht und eheliches Güterrecht BENDZIV, Zum internationalen Ehegüter- und Ehegattenerbrecht der Vereinigten Staaten von Amerika (1964); BONDZIO, Zum internationalen Ehegüter- und Ehegattenerbrecht der Vereinigten Staaten von Amerika (1964); BRAGA, Zum internationalen Privatrecht des § 1371 BGB. Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Erbrechts (Berlin 1969) 61; ders, Einheitliches Erb- und Ehegüterrecht, FS Wengler II (1973) 191 ; DUMOULIN, Vereinheitlichung des internationalen Ehegüter- und Erbrechts, RabelsZ 28 (1964) 425; FIRSCHING, Ehe- und Erbvertrag im deutschen, österreichischen und schweizerischen Recht, DNotZ 1954, 229; GAMILLSCHEGLORENZ, Die Bewältigung des § 1371 durch das IPR. Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Erbrechts (Berlin 1969) 65; GRAUE, The Rights of Surviving Spouses Under Private International Law, AmJCompL 15 (1966/67) 164; HIPPEL, Ausgleich des Zugewinns (§ 1371 BGB) in Fällen mit Auslandsberührung, RabelsZ 32 (1968) 348; KRALIK, Erbstatut und Ehegüterstatut, Anm zu BayObLG 15. 2. 1971, ZfRvgl 12 (1971) 124; MOLLER-FREIENFELS, Zur kollisionsrechtlichen Abgrenzung von Ehegüterrecht und Erbrecht. Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Erbrechts (Berlin 1969) 42; NEUBECKER, Der Ehe- und Erbvertrag im internationalen Verkehr (1914); SCHRETER, „Quasi-Community Property" in the C o n f l i c t of L a w s , Calif L R e v 5 0 ( 1 9 6 2 ) 2 0 6 ; SEPTIMUS CONVENTUS EX OMNI LATINITATE SCRIBARUM,
Les régimes matrimoniaux et les successions en droit international privé, Etude des solutions en vigeur dans les six pays du Marché Commun (Brüssel 1963); SILBERSCHMIDT, Die Kollision zwischen ehelichem Güterrecht und Erbrecht nach deutschem bürgerlichem Recht, NiemZ 8 (1898) 97; Ehegattenerbrecht und Erbrechtsstatut, Anm zu Coimbra 27. 11. 1971, RevTrib Porto 90 (1972) 479; 58e congrès des notaires de France, Les conflits de lois en matière de régimes matrimoniaux et de successions (Nizza 1960). Siehe weiter: Conflict of Laws: Effect of Parties' Request that Law of Situs Be Applied to Dispositions of Marital Property (Wyatt v Fulrath, NY Court of Appeals 1965) 66 (1966) ColumLRev 790. b) Parteiautonomie DOLLE, Die Rechtswahl im internationalen Erbrecht, RabelsZ 30 (1966) 205 ; FERID, Die gewillkürte Erbfolge im internationalen Privatrecht, in LAUTERBACH, Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Erbrechts (1969); FIRSCHING, Zur Reform des deutschen internationalen Erbrechts (B. Parteiautonomie), in: Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internais)
Karl Firsching
Vorbein zu Art 24-26 Einfiihrungsgesetz tionalen Personen-, Familien- und Erbrecht (Materialien zum ausl. und intern. Privatrecht, Bd. 30, 1981); G U T Z W I L L E R , Zur Form der erbrechtlichen professio iuris (Art 22 Abs 2 NAG), SJZ 1974, 357; H A U D E K , Die Bedeutung des Parteiwillens im internationalen Privatrecht (1931); H O T Z , Die Rechtswahl im Erbrecht (Zürich 1969); K Ü H N E , Die Parteiautonomie im internationalen Erbrecht (1973); ders, Testierfreiheit und Rechtswahl im IPR, JZ 1973, 403; ders, zugleich Anm zu BGH JZ 1973, 423; M Ü L L E R , Die Rechtswahl im Internationalen Erbrecht (Bericht über eine Referentenbesprechung im MPI für ausländisches und internationales Privatrecht), RabelsZ31 (1967) 337; VON O V E R B E C K , La professio iuris comme moyen de rapprocher les principes du domicile et de la nationalité en droit international privé, Liber Amicorum Baron Louis Frederique (Gent 1966) II 1085; ders, FS Fragistas III (1968) 127; S C H N I T Z E R , Professio iuris und Staatsverträge (insbesondere der Vertrag mit den USA), SJZ 65 (1969) 133; V I S C H E R , Die erbrechtliche Professio Juris und der Schweizerisch-Amerikanische Staatsvertrag von 1850, SchwJblntR 22 (1965) 49. c) Testierfälligkeit Kollisionrechtliche Fragen über die Testierfähigkeit und die Form der Testamente und Erbverträge nach deutschem und griechischem Recht, RevHell 1 5 ( 1 9 6 2 ) 6 5 ; N E U H A U S , Die Behandlung der Testierfähigkeit im deutschen IPR, RabelsZ 1 8 ( 1 9 5 3 ) 6 5 1 . BENDERMACHER-GEROUSSIS,
d) Form S auch oben VII. zur Rechtsvereinheitlichung. B E I T Z K E , Nachlaßspaltung und Testamentsform im IPR, FS Lewald ( 1 9 5 3 ) 2 3 5 ; ders, Anm zu BGH, 2 6 . 4 . 1 9 7 6 , ZfRvgl 1 8 ( 1 9 7 7 ) 1 3 6 ; B L A N Q U E R U B E R O S , Excepciones a la regia „locus regit actum" en materia de disposiciones „mortis causa", sucesiones y transmisión de bienes inmuebles, Rev de derecho notariat 1 9 7 5 , 7 1 ; C A C C I A R I - E S T R A D A - G U T I E R R E Z DE S I M O N E , Las excepciones a la regla „locus regit actum" en materia de disposiciones „mortis causa" de sucesiones y transmisión immobiliaria, RdN 1 9 7 4 , 1 7 1 7 - dazu auch Rev internacional del notariado 2 6 ( 1 9 7 6 ) 3 0 ; C U R T I S , The Convention on international wills, A reply to Kurt Nadelmann, AmJCompL 2 3 ( 1 9 7 5 ) 1 1 9 ; D R A K I D I S , Les testaments consulaires, leurvaleur supranationale limitée, Revcrit 1 9 6 5 , 1 ; F E R I D , Die 9 . Haager Konferenz (II Das Testamentsabkommen), RabelsZ 1 9 6 2 / 6 3 , 4 1 7 (mit w Lit); F R A N X , De vorm van internationale testamenten (Amsterdam 1 9 6 6 ) ; K R O P H O L L E R , In Deutschland errichtete Testamente von Niederländern, Anm zu BGH v 1 2 . 1 . 1 9 6 7 , NJW 1 9 6 8 , 1 5 6 1 ; M A R S C H A L L , Formgültigkeit und Rechtswirksamkeit eines von einem ungarischen Erblasser in Ungarn errichteten mündlichen Testaments bezüglich eines Liegenschaftsanteiles in Österreich richtet sich auch nach ungarischem Recht, ungeachtet des Umstandes, daß Ungarn dem Haager Testamentsabkommen nicht beigetreten ist, Anm zu OGH Urt v 2 0 . 9 . 1 9 6 8 , ZfRvgl 1 1 ( 1 9 7 0 ) 1 4 6 ; V O N S C H A C K , Das Haager Ubereinkommen über das auf die Form letztwilliger Verfügungen anzuwendende Recht, DNotZ 1 9 6 6 , 1 3 1 ; S C H E U C H E R , Das Haager Testamentsabkommen, ZfRvgl 1 9 6 4 , 2 1 6 ; 1 9 6 5 , 8 5 ; W E L L M A N , Recent Unidroit drafts on the international will, Int Lawyer 7 ( 1 9 7 3 ) 2 0 5 ; ders, Proposed international convention concerning wills, Real Prop Prob Trust J 8 ( 1 9 7 3 ) 6 2 2 ; W E N G L E R , Testamentserrichtung staatenloser Juden in der Ortsform, Anm zu Cour supreme d'Israel 2 7 . 6 . 1 9 6 7 , Rev crit 1968, 457. e) Erbverträge, gemeinschaftliche Testamente Zum Kollisionsrecht der notariellen Urkunde, DNotZ 1968, 712; C A V E R S , Oral contracts to Provide by Will and the Choice of Law Process: Some Notes on Bernkrant, in Perspectives of Law, Essays for A Wakeman Scott (Boston 1964) 38; D O N N I E R , Remarques sur la conception juris prudentielle de la prohibition des pactes successoraux, Rev trim dr civ 54 (1956) 627; D O P F F E L , Deutsch-englische gemeinschaftliche Testamente, DNotZ 1976, 335; F I R S C H I N G , Der Ehe- und Erbvertrag im deutschen, österreichischen und schweizerischen Recht, DNotZ 1954, 229; H A R T M A N N , Zur Lehre von den Erbverträgen und von den gemeinschaftlichen Testamenten (Braunschweig 1860); H E B R A U D , Des contrats passés entre un futur „de cujus" et son héritier présomptif, Mélanges offerts ä Savatier (Paris 1965); K E G E L , Zur Bindung an das gemeinschaftliche Testament im deutschen IPR, FS Jahrreiß (1964) 143; K L I N G E L H O F F E R , Erbverträge im deutschfranzösischen Verhältnis, Diss München 1971; K R O P H O L L E R , Gemeinschaftliche Testamente von Schweizern in Deutschland, DNotZ 1967, 734; NAST, Etude sur la prohibition des pactes sur successions future, These Paris 1905; N E U B E C K E R Der Ehe- und Erbvertrag im internationalen Verkehr (Leipzig 1914); N E U H A U S - G U N D I S C H , Gemeinschaftliche Testamente amerikanischer BLUMENWITZ,
Karl Firsching
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Vorbem zu Art 24-26 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften Erblasser, RabelsZ 2 1 ( 1 9 5 6 ) 5 5 0 ; R Ü H L , Erbvertrag, RvglHWB III ( 1 9 3 1 ) 1 3 2 ; SCHWARTZ, Internationale Kollisionen bei der Errichtung von Erbverträgen, NiemZ 4 1 ( 1 9 2 9 ) 3 8 2 ; WEBER, Nochmals: Die Urkunde ausländischer, insbesondere englischer Notare und der deutsche Rechtsverkehr, NJW 1955, 1784. f) Statutenwechsel AFFOLTER, Das intertemporale und internationale Recht der zeitlichen und örtlichen Kollisionsnormen des BGB (Wien 1902); ANZILOTTI, La successione nel tempo delle regole di diritto internazionale privato, Riv di diritto internazionale (1907) 120; BRINTZINGER, Rückwirkung des gesetzlichen Statutenwechsels im Flüchtlingsrecht? FamRZ 1968,1 ; DIENA, Die rückwirkende Kraft des Internationalen Privatrechts, NiemZ 10 (1900) 353; ders Clunet 27 (1900) 925; FERID, Der Statutenwechsel im internationalen Erbrecht, in: LAUTERBACH, Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Erbrechts (1969) 121; BÜRGLEN, Das Intertemporale Recht im Internationalen Privatrecht, Diss Bonn 1965; GAVALDA, Les conflits dans le temps en droit international privé, These Paris 1955 ; CiGOJ, Les droits acquis, les conflits mobiles et la rétroactivité à la lumière des Conventions de la Haye, Rev crit 1978,1 ; HABICHT, Zusammentreffen von zeitlicher und örtlicher Kollision der Gesetze, Recht 1900; KAHN, Das zeitliche Anwendungsgebiet der örtlichen Kollisionsnormen, JherJb 43 (1901) 299 = Abhandlungen I 363; KISCH, Probleme des Statutenwechsels im deutschen, französischen und holländischen IPR (Bespr SCHEUERMANN: Statutenwechsel im internationalen Erbrecht [München 1969]) NJB 1970, 1179; KISKER, Die Rückwirkung von Gesetzen. Eine Untersuchung zum anglo-amerikanischen und deutschen Recht (Tübingen 1963); LOUIS-LUCAS, Traits distinctifs des conflits de lois dans le temps et des conflits de lois dans l'espace, Fs Roubier, Bd I 323 (Paris 1961); MAKAROV, Postmortale Änderung der Sachnormen des Erbstatuts, RabelsZ 22 (1957) 201; MULLER, Der Grundsatz der wohlerworbenen Rechte im Internationalen Privatrecht, Geschichte und Kritik (Hamburg 1935); NEUMEYER, Die zeitliche Geltung der Kollisionsnormen, NiemZ 12 (1903) 39; NIEDNER, Die Kollision der zeitlichen und örtlichen Kollisionsnormen, NiemZ 11(1901)373; PILANKO, Droit spatial et droit international privé (Rom 1954) ; RIGAUX, Le conflit mobile en droit international privé, Ree des Cours 19661329 ; ROUBIER, Le droit transitaire (Conflits des lois dans le temps) (2. Aufl Paris 1960); SCHEERBARTH, Die Anwendung von Gesetzen auf früher entstandene Sachverhalte (1961); SCHEUERMANN, Statutenwechsel im internationalen Erbrecht (1969); SCHNEIDER, L'application dans les temps des nouvelles règles de conflit. L'expérience allemande, SchwJblntR 28 (1972) 161; SCHWIND, Raum und Zeit im Internationalen Privatrecht, FS Dölle (Tübingen 1963) II 105; DE SZASZY, Les conflits de lois dans le temps, Ree des Cours 1934 I 145; WENGLER, Skizzen zur Lehre vom Statutenwechsel, RabelsZ 23 (1958) 535; ZITELMANN, Verhältnis der örtlichen und zeitlichen Anwendungsnonnen zueinander, JherJB 42 (1900) 189.
3. Verfahren a) Internationale und interlokale Zuständigkeit - Anerkennung von Entscheidungen Internationale Zuständigkeit in Nachlaßsachen, Anm zu Trib app del Cantone Ticino 2 3 . 1 2 . Rep giur 1 0 5 ( 1 9 7 2 ) 2 9 4 ; BRULEUSE, Internationale Zuständigkeit und anwendbares Recht (Beiträge zum Ausländischen und internationalen Privatrecht) Nr 4 4 ( 1 9 6 9 ) ; D O R N E R , Zur Behandlung von deutschen Erbfällen mit interlokalem Bezug, DNotZ 1977, 324; GOLDMAN, Le projet de Convention de La Haye sur l'administration internationale des successions, Clunet 101 ( 1 9 7 4 ) 2 5 6 ; HABSCHEID, Freiwillige Gerichtsbarkeit, 6 . Aufl 1 9 7 7 § § 1 3 III, 3 7 III 1 ; H E L D R I C H Fragen der internationalen Zuständigkeit der deutschen Nachlaßgerichte, NJW 1967, 414; ders, Internationale Zuständigkeit und anwendbares Recht, Beiträge zum Ausländischen und Internationalen Privatrecht (hrsg vom MPI für Ausländisches und Internationales Privatrecht) Bd 3 6 ( 1 9 6 9 ) ; ders, Die Frage der internationalen Zuständigkeit im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit, Ber dt GesVR 1 9 7 1 , 9 7 ; H U H N , Zuständigkeit für die Entgegennahme der Anfechtung des Testaments eines mit letztem Wohnsitz in der DDR verstorbenen Erblassers, Anm zu KG Berlin, 7.11.1975, JR1976, 201; KRÖNIG, Die internationalprivatrechtliche Zuständigkeit in der freiwilligen Gerichtsbarkeit ( 1 9 3 6 ) ; KUCHINKE, Zur interlokalen Zuständigkeit der Nachlaßgerichte in der BRep Deutschland, FS von der Heydte ( 1 9 7 7 ) 1 0 0 5 ; MATHIES, Die deutsche internationale Zuständigkeit (Frankfurter Wissenschaftliche Beiträge, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Reihe 1 2 ) ( 1 9 5 5 ) ; NEUNER, BOLLA, 1970,
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Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 Einftthrungsgesetz Internationale Zuständigkeit (Beiträge zum Zivilprozeß 6) (1929); REICHHOF, Die staatliche Zuständigkeit der deutschen Nachlaßgerichte, Diss München 1938; REU, Die staatliche Zuständigkeit im internationalen Privatrecht (Arbeiten zum Handels- Gewerbe- und Landwirtschaftsrecht 77) (1938); SCHRÖDER, Internationale Zuständigkeit (1971); SCHWARZ, Die Anerkennung ausländischer Staatsakte (Internationalrechtliche Abhandlungen 28) (1935); SCHWIMANN, Internationale Zuständigkeit in Abhängigkeit von der lex causae? Bemerkungen zur Gleichlauftheorie, RabelsZ 34 (1970) 201; Innerdeutscher Rechtsverkehr in Erbsachen, DNotZ 1977, 322. b) Allgemeines A S C H , Die Behandlung von ausländischen Nachlässen im Deutschen Reich, JW 1925, 1600; B Ö H M , Hdb der internationalen Nachlaßbehandlung mit Rücksicht auf das Deutsche Reich und die einzelnen Bundesstaaten, insbesondere Elsaß-Lothringen (2. Aufl 1895); BRAMBRING, Zur Anerkennung der ausländischen Beurkundung bei Geltung des deutschen Rechts, NJW 1975, 1255; BROULLIARD, Convention européenne relation à l'information sur les droits étrangers, Rev int dr comp 25 (1973) 389; VON CRAUSHAAR, Die internationalrechtliche Anwendbarkeit deutscher Prozeßnormen, österreichisches Erbrecht im deutschen Verfahren, Diss Freiburg 1961; DESMEDT, La Convention européenne dans le domaine de l'information sur le droit étranger, faite à Londres le 7 Juin 1968, JTrib 89 (1974) 97; FIRSCHING, Bespr SCHLECHTRIEM: Ausländisches Erbrecht im deutschen Verfahren, dargestellt am Falle der Maßgeblichkeit französischen Erbrechts (Karlsruhe 1966) Z Z P 81 (1968) 300; ders, Grundzüge des internationalprivatrechtlichen Familien- und Erbrechts, einschließlich des internationalen Verfahrensrechts, Rpfleger 79 (1971) 377,417; 80 (1972) 1; ders, Einführung in das internationale Privatrecht, (2. Auflage 1981) §§ 19,24,25; ders, Nachlaßrecht (5. Aufl 1980) Einführung C, D, E; FRANCHI, Azioni, eccezioni, effetti sostanziali di atti processuali e legge applicabile, Anm zu Cass 6. 7. 1974, n 1979, Giur it 126 (1974) 1453; GRUNSKY, Lex fori und Verfahrensrecht, Z Z P 89 (1976) 241; HABERSTUMPF-FIRSCHING, Nachlaßwesen in Bayern (4. Aufl 1952) 200 ff; HINTERMÜLLER, Ubereinkommen zur Befreiung ausländischer öffentlicher Urkunden von der Beglaubigung etc, Tabellarische Übersicht, OeStA 27 (1973) 109, 121; (1974) 3, 25; HOLLAND, Auskünfte über ausländisches Recht, IWB 1975, 25; JOSEF, Die Verrichtung der deutschen Nachlaßgerichte in bezug auf einzelne Bestandteile des Ausländernachlasses, NiemZ 24 (1915) 221; KUNTZE, Zum internationalen Beurkundungsrecht, Anm zu OLG Hamm, 1. 2. 1974, NJW 27 (1974) 2167; ders, Zum internationalen Beurkundungsrecht, Anm zu OLG Hamm, 1. 2. 1974, NJW 1974, 1075; Betrieb 28 (1975) 193; LALIVE, L'administration internationale des successions, SchwJblntR 28 (1972) 61; LUTHER, Kollisionsrecht und Fremdrechtsanwendung in der Gerichtspraxis, RabelsZ 37 (1973) 660; LA PRADELLE, Preuve de la loi étrangère impossible à rapporter. Non revendiquée par le demandeur. Application de la loi du for. Anm zu Trib gr inst Paris, 25.11.1971, Rev crit 1973,503 ;MAKAROV, Grundriß des internationalen Privatrechts (1970) 185 ff; MANN, Zur Auslegung des Art 11 EGBGB. Zugleich eine erneute Bemerkung zur Urkunde ausländischer Notare im deutschen Rechtsverkehr, Z H R 138 (1974) 448; NADELMANN The twelfth session of the Hague Conference on Private International Law, AmJCompL 21 (1973) 136; R E I C H , Können deutsche Gerichte der FG, wenn sie ausländisches materielles Recht anzuwenden haben, Verrichtungen vornehmen, die von ähnlichen, damit vergleichbaren richterlichen Tätigkeiten des deutschen Rechts wesensverschieden sind oder die das deutsche Recht nicht kennt? Diss Freiburg iBr 1957; RIEZLER, Internationales Zivilprozeßrecht und prozessuales Fremdenrecht (1949); SCHLECHTRIEM, Ausländisches Erbrecht im deutschen Verfahren (1966); SCHÜTZE, Das Europäische Ubereinkommen vom 7. Juni 1968 betreffend Auskünfte über ausländisches Recht, IWB 1973, 685; STÖCKER, Die XII. Haager Konferenz, NJW 26 (1973) 1535; WALTER, Steuerprobleme bei deutsch-amerikanischen Erbfällen. Hinweise für die Nachlaßplanung, RiW/AWD 21 (1975) 205; WIETHÖLTER, Internationales Nachlaßverfahrensrecht, in LAUTERBACH, Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Erbrechts (1969) 141; WILL, Zweimalige Testamentseröffnung? Zur Frage, ob das in Österreich „kundgemachte" Testament eines Deutschen in Deutschland abermals zu eröffnen sei, DNotZ 1974,273;WOLF, Das Europäische Übereinkommen v 7. 6. 1968 betreffend Auskünfte über ausländisches Recht, NJW 28 (1975) 1583; Europäisches Übereinkommen betreffend Auskünfte über ausländisches Recht, AnwBl 24 (1974) 304.
c) Nachlaßverwaltung und Nachlaßabwicklung BIRMELIN, Die Beibehaltung der Erbschaftsverwaltung anglo-amerikanischen Rechts (administration) im deutschen Rechtsbereich als Beispiel der Anpassung, Diss Mainz 1962; BOYD, International administration of the estâtes of deceased persons, International Legal Materials Vol 12 (1973) 863; K a r l Firsching
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Vorbem zu Art 24-26 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften CURRIE, The Multiple Personality of the Dead: Executors, Administrators and the Conflict of Laws, UChiLRev 33 (1966) 429; DEMEY, De la liquidation et du partage des successions en droit international (Paris 1926); DROZ, Saisine héréditaire et administration de la succession en droit international privé français et comparé, Rev crit 1970,183; FERID, Le rattachement autonome de la transmission successorale en droit international privé, Ree des Cours 1974 II 71; ders, Der Erbgang als autonome Größe im Kollisionsrecht, FS Cohn (1975) 31 ; FIRSCHING, Die Kontrolle der Gerichtsund Verwaltungsbfehörden in der Abwicklung der Nachlässe, Deutsche Landesreferate zum V. Internationalen Kongreß für Rechtsvergleichung in Brüssel (1958) 77; ders, Überlegungen zu einer internationalen Mobiliar-Nachlaßverwaltung, FS Wengler II (1973) 321 ; FRAGISTAS, La Convention de La Haye sur l'adminitration internationale des successions. Anuario de derecho internacional 1 (1974) 29; GOLDMANN, Le project de Convention de la Haye sur l'administration internationale des successions, Clunet 101 (1974) 256; HENNINGER, Bericht über den X. Internationalen Kongress des Lateinischen Notariats in Montevideo, NotZ 102 (1970) 81; VANHOUTTE, Naar een internationaal certificaat voor de beheerder van een internationale nalatenschap? Rechtskundig weekblad 40 (1977) 2300; KOROBOV, Transferierung von Erbschaften in die UdSSR, BWNotZ 40 (1975) 24;
LALIVE, L'administration internationale des successions, SchwJblntR 28 (1972) 61; LIPSTEIN, Das Haager Abkommen über die internationale Abwicklung von Nachlässen, RabelsZ 3 (1975) 29; LOUSSOUARN, L'Administration des successions en droit international privé, Clunet 97 (1970) 251; ders, Trust. Loi applicable Succession. Droit des réservataires, Anm zu Cour d'appel Paris Ire, 10. 1. 1970, Clunet 100 (1973) 214; Mc KNIGHT BECKMAN, Recent developments in probate law on the national and international level, AmBusLJ 11 (1973) 161; ders, Evolving role of executor in international estates: Analysis of convention on international administration of estates of deceased persons, Real Prop Prob Trust J 8 (1973) 634; Procuradoria-geral da República, Lisboa, Convençâo sobre a administraçâo internacional de heranças, BM J 1976, 88; RHEINSTEIN, Judicial and administrative control of the liquidation of decedents' estates, Rapports généraux auf Ve Congrès international de droit comparé, I (1960) 229; WIETHOLTER, Internationales Nachlaßverfahrensrecht, in LAUTERBACH, Vorschläge und Gutachten zur Reform des internationalen Erbrechts (Berlin 1969) 141.
Siehe weiter: BRAND-KLEEFF-FINKE, Die Nachlaßsachen in der gerichtlichen Praxis (2. Aufl 1961); FIRSCHING, Nachlaßrecht (5. Aufl 1980) 46 ff; JANSEN, FGG (2. Aufl 1970) Erl zu §§ 73, 74; KEIDEL-KUNTZE-WINKLER, F G G (11. Aufl 1978) Erl zu § 73; NUSSBAUM, Grundzüge des
Internationalen Privatrechts (1952) § 22 IV; SCHLEGELBERGER, FGG (7. Aufl 1956) Erl zu §§ 73, 74.
d) Zum Erbscheinsverfahren s Schrifttum zu § 2369. 4. Interlokales Recht - Recht der DDR BROSS, Das Erbrecht in der DDR, MittRhNotK 1973,467 ; ders, Das Erbrecht in der DDR, BWNotZ 4 0 ( 1 9 7 5 ) 1 5 3 ; FIRSCHING, N a c h l a ß r e c h t 5 ( 1 9 8 0 ) 4 0 f f ; HIRSCHBERG, E i n W e s t m a r k - V e r m ä c h t n i s
eines Bürgers der DDR, der in der BRD anmeldungsbedürftiges Vermögen (§ 8 Zahlungsverkehrsgesetz) besitzt, ist nach dem in der BRD zu beachtenden Devisenrecht der DDR unwirksam, auch wenn Erbe und Vermächtnisnehmer in der BRD wohnen, Anm zu OLG Frankfurt, Urt v 5. 3.1971, R O W 16 (1972) 55; LOCHEN, Das neue Erbrecht der D D R , Deutschland-Archiv 10 (1977) 19;
MEHNERT, Zwei neue Rechtshilfeverträge der DDR, NJ 24 (1970) 323; WIEMANN, Il diritto internazionale privato delle successioni nei trattati di assistenza giudiziaria della Repubblica Democratica Tedesca, Dir Int 22 (1968) 246; ders, Vorschläge zur künftigen Gestaltung des internationalen Erbrechts der DDR, StuR 18 (1969) 381. Siehe weiter: FERID-FIRSCHING, Internationales Erbrecht, Bd I Deutschland DDR (Stand 1979).
Systematische Übersicht I. Inhalt der Art 24, 25 EGBGB - Staatsangehörigkeitsprinzip 1 II. Ausnahme zugunsten des Domizilprinzips 3 (9)
III. Ausnahme zugunsten des früheren Heimatrechts 4 IV. Rück- und Weiterverweisung 5
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Vorbem zu Art 24-26 Einführungsgesetz V. Konfliktsklausel des Art 28 EGBGB (Territorialitätsprinzip) 7 VI. Fragestellung für einen erbrechtlichen Fall mit Auslandsberührung 8 VII. Erb- und Einsetzungsfähigkeit 18 1. Grundlegung 19 2. Stellungnahme 20 3. Einzelheiten 21 a) Lebensfähigkeit 21 b) bürgerlicher Tod 22 c) Nascituri 23 d) Der nondum conceptus 24 e) Dem Testator nahestehende Personen 25 f) Nichteheliche Kinder, insbesondere adulterini; Binubus 26 g) Juristische Personen 27 h) Erwerbsbeschränkungen 30 VIII. Lebens- und Todesvermutungen 34 1. Allgemeines 34 2. Lebens- und Todes Vermutungen 35 3. Todeserklärung 36 4. Kommorienten 37 IX. Erbunwürdigkeit 43 X. Erbfolge aufgrund Verfügung von Todes wegen - Erbstatut 1. Testament - gemeinschaftliches Testament 44 a) Testament (Errichtung - Änderung Aufhebung) 44 aa) Testierfähigkeit 44 а) Maßgeblichkeit des Erbstatuts 44 ß) Testierfähigkeit - Form 45 Y) Zeitpunkt der Errichtung 48 б) Staatswechsel 49 aa) Nach dem Staatswechsel errichtete Verfügungen von Todes wegen (Eingangsstatutenwechsel) 50 ßß) Vor dem Staatswechsel errichtete Verfügungen von Todes wegen (Eingangsstatutenwechsel) 50 YY) Änderung und Aufhebung 67 86) Rechtsvergleichendes 68 ee) Reformtendenzen 73 Testierfähigkeit - Staatswechsel 75 r|ri) Haager TestÜbk 1961 - Staatswechsel 76 {M}) Ausgangsstatutenwechsel 77 bb) Form 83 cc) Stellvertretung 85 dd) Inhalt und Wirkungen 88 a) Willensmängel und ihre Folgen 89 ß) Testierfreiheit 93
Y) Pflichtteilsrecht 94 8) Inhaltliche Erlaubtheit (Gesetzes-, Sittenverstoß) 100 E) Typenzwang 102 Vermögensverklammerung 105 t|) Testamentsvollstreckung 106 •fr) Anwachsung 108 i) Auslegung 109 ee) Änderung und Aufhebung 113 b) Gemeinschaftliches Testament 116 aa) Grundsätzliches 116 bb) Testierfähigkeit 123 cc) Form 119, 124 dd) Stellvertretung 125 ee) Inhalt und Wirkungen 126 ff) Änderung und Aufhebung 127 2. Erbverzicht 128 3. Erbvertrag 143 a) Grundsätzliches 143 b) Einseitiger Erbvertrag 144 c) Zweiseitiger Erbvertrag 145 aa) Zulässigkeit 146 bb) Erfordernisse des Vertrages 148 a) Form 149 ß) Geschäftsfähigkeit 150 Y) Willensmängel 151 8) Bindung 152 e) Unwirksamwerden 153 d) Statutenwechsel 154 aa) Grundlegung 154 bb) Anwendung 171 a) Erblasser starb als Deutscher 171 aa) Fähigkeit 171 ßß) Form 172 Yy) Willensmängel 173 88) Zulässigkeit 174 EE) Wirkung 175 ß) Erblasser starb als Ausländer 176 Y) Erbverträge zwischen Verlobten verschiedener Staatsangehörigkeit 178 4. Erbvertrag - Ehevertrag 179 5. Schenkung von Todes wegen 180 6. Erbvertrags- und testamentswidrige Schenkungen 181 7. Erbschaftskauf 182
XI. Statutenwechsel 183 1. Gattenerbrecht 184 2. Verwandtenerbrecht 185 3. Nichteheliche Kinder 186 4. Annahme als Kind 187 5. Vorempfänge 188
XII. Parteiautonomie 193 1. Der Streitstand 193 2. Stellungnahme 209
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Vorbem zu Art 24-26 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften XIII. Abgrenzung des Wirkungsbereichs des Erbstatuts gegenüber anderen Statuten 218 XIV. Inländisches Sachenrecht - Erbstatut 221 XV. Güterrecht - Erbrecht 222 XVI. Qualifikation 226 1. Güterrecht 227 2. Anfallsrecht des Fiskus 237 3. Erbvertrag - gemeinschaftliches Testament - Qualifikation 263 4. Eigenhändiges Testament - Qualifikation 278 XVH. Vorfragen 280 1. Ehegatte, Verwandtschaft, Adoption, Güterstand 282 2. Nachlaß im Nachlaß 284 3. Nachlaßforderungen und -schulden 285 X V m . Ordre public 286 XIX. Intertemporale Fragen 292 1. Änderung der materiell maßgebenden Rechtsordnung 293 2. Änderung der in Bezug genommenen Kollisionsnormen 294 XX. Anlall und Erwerb der Erbschah 1. Anfall der Erbschaft 295 2. Erwerb der Erbschaft 299 XXI. Verfahren 302 1. Streitige Gerichtsbarkeit 303 a) Rechtsquellen 303 b) Internationale - interlokale Zuständigkeit 304 c) Anerkennung von ausländischen Entscheidungen - Vollstreckung 307 d) Weitere Verfahrensfragen: aa) Anzuwendendes Verfahrensrecht Sonderregelungen für Ausländer und im Ausland oder gegenüber exterritorialen Deutschen vorzunehmende behördliche Akte 309 bb) Feststellung, Auslegung und Revisibilität ausländischen Rechtes 310 e) Rechtshilfe 312 2. Verfahren der Freiwilligen Gerichtsbarkeit a) Rechtsquellen 313 b) Internationale - interlokale - sachliche - örtliche - funktionelle Zuständigkeit 314 aa) Sachliche 314 dl)
bb) Internationale 315 cc) örtliche 330 dd) Interlokale 335 ee) Funktionelle Zuständigkeit 337 c) Anerkennung von ausländischen Erbfolgezeugnissen 338 d) Weitere Verfahrensfragen aa) Anzuwendendes Verfahrensrecht 341 bb) Feststellung, Auslegung und Revisibilität ausländischen Rechtes 349 e) Rechtshilfe 355 XXII. Die Konfliktsklausel des Art 28 sowie der renvoi - die Behandlung der verschiedenen Erbmassen 1. Einzelstatut bricht Vermögensstatut 356 a) Erblasser war ein Deutscher 357 b) Erblasser war ein Ausländer 358 c) Renvoi 359 2. Mehrere Erbmassen 360 3. Die Behandlung der verschiedenen Erbmassen 361 4. Einzelfragen a) Testierfähigkeit 363 b) Testierform 365 c) Teilweise Unwirksamkeit einer Verfügung von Todes wegen 366 d) Regreß 367 e) Ausgleichspflicht 368 f) Nachlaßschulden 371 g) Testamentsvollstrecker 377 5. Ausländische Rechtsprechung 378 X X m . Rechtsvergleichung 379 1. Lex fori 380 2. Staatsangehörigkeitsprinzip 381 3. Domizilprinzip 382 4. Gebietsprinzip 383 5. Gemischtes Prinzip 384 XXIV. Rechtsgeschichte. Frankreich, Belgien Der Einfluß der Statutenlehre 388 XXV. Rechtsvereinheitlichung 1. Allgemeines 394 2. Haager Konferenzen - Entwurf von 1928 395 3. Haager Abkommen über das internationale Privatrecht der Form testamentarischer Verfügungen 1961 - Europäisches Übereinkommen über die Einrichtung einer Organisation zur Registrierung von Testamenten vom 16. 5. 1972 396 4. Haager Abkommen über die internationale Nachlaßverwaltung 1973 397 5. Resolution des Instituts für Internationales Recht (Rom) über die testamentarische Erbfolge 1967 400
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Vorbem zu Art 24-26 Einfiihrungsgesetz 6. Washingtoner Übereinkommen über ein einheitliches Recht der Form eines internationalen Testamentes, 1973 401 7. Uniform Law - Bestrebungen im USRecht a) Model Execution of Wills Act (1940) 402 b) Uniform Probate of Foreign Wills Act (1950) 404 c) Restatement, Conflict of Laws (1969) 405 d) Uniform Probate Code (1969) 406 8. Abkommen über Erbschaft und Nachlaßteilung, 1934 (zwischen Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden) 408 XXVI. Staatsverträge mit Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland - Deutsches Konsularrecht - Doppelbesteuerungsabkommen 1. Allgemeines 409 2. Die einzelnen Staatsverträge 411 a) Haager Übereinkommen über das auf die Form letztwilliger Verfügungen anzuwendende Recht vom 5. 10. 1961 411 aa) Allgemeines 412—417 bb) Wortlaut des Übereinkommens 418 b) Staatsvertrag zwischen dem Großherzogtum Baden und der Schweiz vom 6. 12. 1856 451 c) Niederlassungsabkommen zwischen dem Deutschen Reich und dem Kaiserreich Persien vom 17. 2. 1929 452
d) Konsularvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Türkischen Republik vom 28. 5. 1929 453 e) Konsularvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken vom 25. 4. 1958 454 f) Weitere Freundschafts-, Handels-, Schiffahrts- und Konsularverträge der Bundesrepublik Deutschland mit - Spanien 456 - Kolumbien 456 - Schweden 456 - Japan 456 - Freistaat Irland 456 - Siam 456 - USA 457 Vereinigtes Königreich und Nordirland 459 Außer Kraft getretene bedeutsame Abkommen mit Estland 460 Österreich 461 3. Deutsches Konsularrecht 462 4. Doppelbesteuerungsabkommen 463 XXVn. Reformtendenzen 1. In der Bundesrepublik Deutschland 464 a) Vorschläge des Deutschen Rates für internationales Privatrecht 464 b) IPR-Gesetzentwurf (KÜHNE) 465 c) Stellungnahme 466 2. In Frankreich 467 3. In der Schweiz 468
Alphabetische Übersicht zugleich für die Vorbem zu Art 24-26 und für die Art 24-26 Abfindung Vorbem 234 Abkommen (siehe Rechtsvereinheitlichung oder Staatsverträge) Abstammung, eheliche, nichteheliche Vorbem 186, Art 25 Rz 124 aditio hereditatis (siehe Antretung) administration Vorbem 197, 329, 360 Adoption, Vorfrage Art 24 Rz 54, Art 25 Rz 124 adulterini - Erbfähigkeit und Einsetzungsfähigkeit Vorbem 26 - ordre public Vorbem 291 Ägypten, int Erbrecht Art 25 Rz 51 Änderung des gemeinschaftlichen Testaments Vorbem 127, Art 24 Rz 31 Änderung des Testaments Vorbem 113 ff, Art 24 Rz 26, Art 25 Rz 21 - Staatswechsel Vorbem 115
Akkreszenz Vorbem 108 Anerkennung ausländischer Entscheidungen und Zeugnisse - Streitverfahren Vorbem 307 - FG-Verfahren Vorbem 338 ff Anfall der Erbschaft Vorbem 295 ff, Art 24 Rz 57, Art 25 Rz 127 Anfallsrecht des Fiskus, Qualifikation Vorbem 237 ff, Art 24 Rz 44 Anfechtung des Testaments Vorbem 89, 219 Angleichung Vorbem 102 - Güterrecht Vorbem 230 - Qualifikation Art 24 Rz 46 Anknüpfungspunkt Vorbem 6 Annahme der Erbschaft Vorbem 219, 299 Anrechnung von Vorempfängen Vorbem 219 Anrechnungspflicht, Statutenwechsel Vorbem 188 ff
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Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften Antretung Vorbem 296 Anwachsung Vorbem 108, 235 Anwartschaften Vorbem 234 Argentinien, int Erbrecht Art 25 Rz 52 Armenrecht Vorbem 309, 345 Aufhebung des Testaments Vorbem 113 ff, Art 24 Rz 26, Art 25 Rz 21 - Staatswechsel Vorbem 115 Aufhebung des gemeinschaftlichen Testaments Vorbem 127, Art 24 Rz 31 Ausgangsstatutenwechsel Vorbem 49 - beim Testament Vorbem 49, 77 ff - beim Erbvertrag Vorbem 176 ff Ausgleichspflicht - Statutenwechsel Vorbem 188 ff - allgemein Vorbem 219 - bei verschiedenen Erbmassen Vorbem 368 ff - Qualifikation Art 24 Rz 46 Auskunftsansprüche Vorbem 219 Ausländergesetz Art 24 Rz 9 Ausländer Vorbem 1, Art 25 Rz 6 - Beerbung (siehe Beerbung eines Ausländers) Auslandsberührung, Fall mit Vorbem 8, 10 Auslegung Vorbem 109 ff, 219 - Staatswechsel Vorbem 112 - ausländischen Rechts Vorbem 310, 350 ff Ausschlagung der Erbschaft Vorbem 219, 299 ff Australischer Bund, int Erbrecht Art 25 Rz 53 Beerbung eines Ausländers Art 25 Rz 1 ff - allgemeines Art 25 Rz 1 ff - Art 25 S 1 Art 25 Rz 11 ff - Art 25 S 2 (s auch Privilegium germanicum) Art 25 Rz 128 ff Beerbung eines Deutschen Art 24 Rz 1 ff - allgemeines Art 24 Rz 1 ff - im einzelnen Art 24 Abs 1 Art 24 Rz 13 ff (s bei entsprechenden Stichwörtern) - im einzelnen Art 24 Abs 2, Art 24 Rz 59 ff (s bei entsprechenden Stichwörtern) - im einzelnen Art 24 Abs 3, Art 24 Rz 70 ff (s bei entsprechenden Stichwörtern) Belegenheit der Sache Vorbem 10 Belgien, int Erbrecht Art 25 Rz 54 beneficium divisionis Vorbem 374 Berufung zur Erbschaft Vorbem 219 Beweisaufnahme im Ausland Vorbem 309 binubus, Erbfähigkeit und Einsetzungsfähigkeit Vorbem 26 Bolivien, int Erbrecht Art 25 Rz 55 Brasilien, int Erbrecht Art 25 Rz 56 bürgerlicher Tod Vorbem 22 - ordre public Vorbem 289 Bulgarien, int Erbrecht Art 25 Rz 57 (13)
Chile, int Erbrecht Art 25 Rz 58 China, int Erbrecht Art 25 Rz 59 Commorientenvermutung Vorbem 37 ff community-property Vorbem 235 Dänemark, int Erbrecht Art 25 Rz 61 DDR - Recht Art 24 Rz 94 ff, 98 ff - interlokales Recht Art 24 Rz 94 ff - Rechtsanwendungsgesetz Art 24 Rz 97 Delation, sukzessive Vorbem 108 Delibationsverfahren Vorbem 307 Deutsche Staatsangehörigkeit - Erwerb, Verlust Art 24 Rz 5 - Volksdeutsche Art 24 Rz 7 Deutscher Erblasser Vorbem 1, 2, Art 24 Rz 2 ff (s Beerbung eines Deutschen) Domizilprinzip Vorbem 3, 382, Art 24 Rz 1, 2 donatio inofficiosa Art 24 Rz 47 Doppelbesteuerungsabkommen mit Vorbem 463, Art 24 Rz 91, Art 25 Rz 181 - Griechenland Vorbem 463 - Österreich Vorbem 463 - Schweden Vorbem 463 - Schweiz Vorbem 463 - Niederlande Vorbem 463 - Frankreich - Saarland Vorbem 463 - Israel Vorbem 463 dower Vorbem 236 droit de prélèvement Art 25 Rz 152, 158 effektive Staatsangehörigkeit Vorbem 2, Art 24 Rz 95 Ehe, Vorfrage Art 24 Rz 52, Art 25 Rz 122 Ehescheidung, Vorfrage Art 24 Rz 52, Art 25 Rz 122 Ehevertrag Vorbem 179 ff, Art 24 Rz 35, Art 25 Rz 28 Eigenhändiges Testament Qualifikation Vorbem 278 ff Eingangsstatutenwechsel - bei Testament Vorbem 49 ff - bei Erbvertrag Vorbem 171 ff Einsetzungsfähigkeit Vorbem 18 ff, Art 24 Rz 14 ff, Art 25 Rz 13 Einzelstatut Vorbem 7 englisches Recht Vorbem 7 Entschädigungsansprüche Vorbem 40 Erbausgleich, vorzeitiger Vorbem 220 Erbenhaftung Vorbem 219, Art 24 Rz 59 ff, Art 25 Rz 12 Erbersatzanspruch Vorbem 159 Erbfähigkeit Vorbem 18 ff, 219, Art 24 Rz 14 ff, Art 25 Rz 13 Erbfolge - aufgrund Verfügung von Todes wegen Vorbem 44 ff (s testamentarische Erbfolge) - Erbvertrag Vorbem 143 ff
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Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 Einfiihrangsgesetz Erbmassen, mehrere Vorbem 360 ff Erbschaftsanspruch Vorbem 219, Art 24 Rz 58 Erbschaftserwerb Vorbem 219, 295 ff, 299 ff, Art 24 Rz 57, Art 25 Rz 127 Erbschaftskauf Vorbem 182, 219, Art 24 Rz 50, Art 25 Rz 120 Erbschein, beschränkter Vorbem 9, 321 Erbstatut Vorbem 17 - Abgrenzung des Wirkungsbereichs zu anderen Statuten Vorbem 218 ff - Umfang Art 24 Rz 37, 38, Art 25 Rz 112 Erbunwürdigkeit Vorbem 43, 219, 288, Art 24 Rz 17, Art 25 Rz 13 Erbvertrag Vorbem 143 ff, 219, Art 24 Rz 33 ff, Art 25 Rz 24 ff - einseitiger Vertrag Vorbem 144 - zweiseitiger Vertrag Vorbem 145 - Geschäftsfähigkeit Vorbem 150 - Willensmängel Vorbem 151 - Bindung Vorbem 152 - Unwirksamwerden Vorbem 153 - Statutenwechsel Vorbem 154 ff - Erbverträge zwischen Verlobten verschiedener Staatsangehörigkeit Vorbem 178 - Verhältnis zum Ehevertrag Vorbem 179 - Qualifikation Vorbem 263 ff - inhaltliche Zulässigkeit oder Nichtigkeit Vorbem 267 ff - Form Vorbem 267 ff - Staatswechsel Art 24 Rz 77, 78, Art 25 Rz 165 Erbverzicht Vorbem 128 ff, 219, Art 24 Rz 32, 79, Art 25 Rz 23, 166 Ersatzzuständigkeit, FG-Verfahren Vorbem 331, 333 Erwerb der Erbschaft (siehe Erbschaftserwerb) Erwerbsbeschränkungen Vorbem 30 ff Executor Vorbem 107, 110 Exemtion Vorbem 14 Exterritorialität Vorbem 14 favor testamenti Vorbem 443 Feststellungsklage Vorbem 16 Fideikommissarische Substitution Vorbem 103 Fideikommisse Vorbem 204 Finnland, int Erbrecht Art 25 Rz 62 Fiskus - Erbrecht Vorbem 219, Art 25 Rz 135 - Anfallsrecht, Qualifikation Vorbem 237 ff Flüchtlinge Art 24 Rz 9 Flüchtlingsabkommen Art 24 Rz 9 Form von Verfügungen von Todes wegen Vorbem 219 - des Testaments Vorbem 83, Art 24 Rz 19 ff, Art 25 Rz 18 - des gemeinschaftlichen Testaments Vorbem 119, 124, 267 ff, Art 24 Rz 28
-
bei Staatswechsel Vorbem 57 einseitiger Erbvertrag Vorbem 144 zweiseitiger Erbvertrag Vorbem 149 des Erbvertrags bei Statutenwechsel Vorbem 172 - des Erbvertrags allg Vorbem 267 ff - von letztwilligen Verfügungen bei verschiedenen Erbmassen Vorbem 365 ff - Haager TestUbk Vorbem 434 ff Frankreich, int Erbrecht Art 25 Rz 63 Französisches Recht Vorbem 7, 9 FG-Verfahren Vorbem 313 ff - Rechtsquellen Vorbem 313 - Zuständigkeiten Vorbem 314 ff, Art 24 Rz 85, 86, Art 25 Rz 170 - Anerkennung ausländischer Erbfolgezeugnisse Vorbem 338 ff, Art 24 Rz 87, Art 25 Rz 171 - weitere Verfahrensfragen Vorbem 341 ff, Art 25 Rz 172 - Rechtshilfe Vorbem 355 funktionelle Zuständigkeit, FG-Verfahren Vorbem 337 Gattenerbrecht, - Vorfrage Art 24 Rz 52, Art 25 Rz 122 - Statutenwechsel Vorbem 184 Gebietsprinzip Vorbem 383 Gebietsstatut Vorbem 33 gegenständlich beschränkter Erbschein Vorbem 321 gemeinschaftliches Testament Vorbem 116 ff, 219, Art 24 Rz 28 ff, Art 25 Rz 22 - Staatswechsel Vorbem 122, Art 24 Rz 76, Art 25 Rz 164 - Testierfähigkeit Vorbem 123, Art 24 Rz 29 - Form Vorbem 124, Art 24 Rz 28 - Stellvertretung Vorbem 125, Art 24 Rz 30 - Inhalt, Wirkungen Vorbem 126, Art 24 Rz 28 - Änderung, Aufhebung Vorbem 127, Art 24 Rz 31 gemischtes Prinzip Vorbem 384 ff Gerichtsbarkeit Vorbem 14 Gesamtrechtsnachfolge Vorbem 360 Gesamtverweisung Vorbem 5, 17 Geschäftsfähigkeit Vorbem 150 Gesetzeswidrigkeit von letztwilligen Verfügungen; Vorbem 100 - Staatswechsel Vorbem 101 gewöhnlicher Aufenthalt Vorbem 428 Gläubigeraufgebot Vorbem 342 Gleichlauftheorie Vorbem 16 Griechenland, int Erbrecht Art 25 Rz 66 Großbritannien, int Erbrecht Art 25 Rz 67 Gründungstheorie Vorbem 27 Guatemala, int Erbrecht Art 25 Rz 68 Gültigkeitsfrist eines Nottestaments Art 24 Rz 23
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Vorbem zu Art 24-26 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften Güterrecht - Erbstatut Vorbem 222 ff - Qualifikation Vorbem 227 ff, Art 24 Rz 41 ff - Erbrecht Art 24 Rz 39, Art 25 Rz 113 Güterstand, Vorfrage Art 24 Rz 53, Art 25 Rz 123 GVÜ Vorbem 16 Haager Testamentsübereinkommen Vorbem 45 ff, 57, 76, 83, 115, 119, 124, 149, 172, 271, 396, 411 ff - Vertragsstaaten Vorbem 411 - Schrifttum Vorbem 411 - Anknüpfungspunkte Vorbem 413, 419 ff - Allgemeines Vorbem 412, 414 ff, 435 ff - Wortlaut Vorbem 418 ff - Unwirksamkeit, Widerruf letztwilliger Verfügungen Vorbem 430 ff - Formvorschriften von Vertragsstaaten Vorbem 434 - Formbegriff Vorbem 440 - Allseitige Anwendung Vorbem 441 - ordre public Vorbem 442 - intertemporale Regelung Vorbem 443 - Vorbehalt Vorbem 447 ff Haager Ubereinkommen über Zivilprozeß Vorbem 312 Haager Übereinkommen über Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke im Ausland in Zivil- und Handelssachen Vorbem 312 Haager Übereinkommen über Beweisaufnahme im Ausland in Zivil- und Handelssachen Vorbem 312 Haager Abkommen über die internationale Nachlaßverwaltung Vorbem 397 Haager Abkommen über die internationale Abwicklung von beweglichen Nachlässen Vorbem 398 Haftung für Nachlaßverbindlichkeiten Art 24 Rz 59 ff, Art 25 Rz 12 Heimatrecht Vorbem 1 - früheres Vorbem 4 Heimfallsrecht Vorbem 13 - des Fiskus, Qualifikation Vorbem 237 ff - des Fiskus, Staatsverträge Vorbem 258 ff Herausgabe im Ausland belegenen Nachlasses Art 26 Rz 1 ff hereditas iacens Vorbem 296 hereditatis petitio (siehe Erbschaftsanspruch) holographisches Testament (s eigenhändiges Testament) Immunität Vorbem 14 Incestuosi, ordre public Vorbem 291 Indien, int Erbrecht Art 25 Rz 69 indifferenter Statutenwechsel Vorbem 49, 77 ff (15)
Indonesien, int Erbrecht Art 25 Rz 70 Inhalt der Art 24-26 Vorbem 1 ff Interlokale Erbfälle Art 24 Rz 12, Art 25 Rz Ii Interlokale Zuständigkeit - Streitverfahren Vorbem 306 - FG-Verfahren Vorbem 335 ff Internationales Zeugnis für zur Nachlaßvertretung berechtigte Personen Vorbem 399 Internationale Zuständigkeit (s auch Zuständigkeit) - Streitverfahren Vorbem 304 ff - FG-Verfahren Vorbem 315 ff Interpersonale Erbfälle Art 25 Rz 9 Intertemporale Fragen Vorbem 292 ff, Art 24 Rz 56, Art 25 Rz 10, 126 - Änderung des materiellen Rechts Vorbem 293 - Änderung der Kollisionsnormen Vorbem 294 - Haager TestÜbk Vorbem 443 Inventarerrichtung Vorbem 342 IPR-Entwürfe - Internationale Zuständigkeit Vorbem 324 ff - Anerkennung ausländischer Zeugnisse (FGVerfahren) Vorbem 340 IPR-Reform - in der Bundesrepublik Deutschland: Vorschläge des Deutschen Rates für internationales Privatrecht für die Reform des deutschen Erb-, Nachlaß- und Güterrechts Vorbem 464; KüHNE-Entwurf: IPR-Gesetz Vorbem 465; Stellungnahme Vorbem 466 - in Frankreich Vorbem 467 - Schweiz Vorbem 468 Irak, int Erbrecht Art 25 Rz 71 Iran, int Erbrecht Art 25 Rz 72 Irland, int Erbrecht Art 25 Rz 73 Island, int Erbrecht Art 25 Rz 74 Israel, int Erbrecht Art 25 Rz 75 Italien, int Erbrecht Art 25 Rz 76 Italienisches Recht Vorbem 1 ius albinagii Art 25 Rz 160 Japan, int Erbrecht Art 25 Rz 77 Jordanien, int Erbrecht Art 25 Rz 78 Jugoslawien, int Erbrecht Art 25 Rz 79 Juristische Personen - Erbfähigkeit und Einsetzungsfähigkeit Vorbem 27 ff - Personalstatut Vorbem 27 - des öff Rechts, Erbfähigkeit und Einsetzungsfähigkeit Vorbem 29 Kanada, int Erbrecht Art 25 Rz 80 Kinder, nichteheliche Erbfähigkeit und Einsetzungsfähigkeit Vorbem 26 Klagebefugnis von Miterben Vorbem 219
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Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 Einfiihrungsgesetz Kollationspflicht, Statutenwechsel Vorbem 188 ff (s auch Ausgleichspflicht) Kollisionsnorm - unvollkommene Vorbem 1 Kolumbien, int Erbrecht Art 25 Rz 81 Kommorienten Vorbem 37 ff Kommorientenvermutung Art 24 Rz 16, Art 25 Rz 16 Konfliktsklausel des Art 28 Vorbem 7, 356 ff, Art 24 Rz 4, 80, Art 25 Rz 5, 167 ff, 174 Konkurrenz von Prinzipien Art 25 Rz 39 ff Konsularrecht Art 24 Rz 90, Art 25 Rz 180 - Konsulargesetz (1974) Wortlaut Vorbem 462 Konversion - gemeinschaftliches Testament Vorbem 126 - Erbvertrag Vorbem 147 Lebensfähigkeit Vorbem 21 Lebensverhältnis, Einordnung Vorbem 13, 15 Lebensvermutung Vorbem 34 ff, Art 24 Rz 16, Art 25 Rz 14 Legalisation ausländischer Urkunden Art 24 Rz 90 Legat Vorbem 103 Legatar Vorbem 110 Legitimation, Vorfrage Art 24 Rz 54, Art 25 Rz 124 lex domicilii, Rück-, Weiterverweisung Art 25 Rz 31 ff lex fori (s Verfahrensrecht), Rechtsvergleichung Vorbem 380 lex rei sitae Vorbem 383 - Rück-, Weiterverweisung Art 25 Rz 36 ff Liechtenstein, int Erbrecht Art 25 Rz 82 Luxemburg, int Erbrecht Art 25 Rz 83 materielles Recht Vorbem 1, 12 Mehrstaater Vorbem 2, Art 24 Rz 10 Mexiko, int Erbrecht Art 25 Rz 84 model execution of wills act (1940) Vorbem 403 Monaco, int Erbrecht Art 25 Rz 85 Nacherbfolge Vorbem 219 - fideikommissarische Vorbem 103 Nachlaß - beweglicher Vorbem 1, 9 - unbeweglicher Vorbem 1, 7, 9 Nachlaß im Ausland Art 26 Rz 1 ff Nachlaß im Nachlaß als Vorfrage Vorbem 284, Art 25 Rz 125 Nachlaßforderungen, -schulden als Vorfrage Vorbem 285 Nachlaßpfleger, internationale Zuständigkeit Vorbem 318 ff Nachlaßschulden bei mehreren Erbmassen Vorbem 371 ff Nachlaßspaltung Vorbem 6, 9
Nachlaßverwaltung, internationale Zuständigkeit Vorbem 322 Nasciturus, Erbfähigkeit und Einsetzungsfähigkeit Vorbem 23 Neuseeland, int Erbrecht Art 25 Rz 86 Nichteheliche Kinder, Erbfähigkeit und Einsetzungsfähigkeit Vorbem 26 Nichtigkeit - des Testaments Vorbem 89 - teilweise bei verschiedenen Vermögensmassen Vorbem 366 Nichtigkeitsklage Vorbem 9 Niederlande, int Erbrecht Art 25 Rz 87 Nikaragua, int Erbrecht Art 25 Rz 88 Nondum conceptus, Erbfähigkeit und Einsetzungsfähigkeit Vorbem 24 Norwegen, int Erbrecht Art 25 Rz 89 Noterbenrecht Vorbem 94 Nottestament, Gültigkeitsfrist Art 24 Rz 23 Notzuständigkeit Vorbem 327 Österreich, int Erbrecht Art 25 Rz 90 österreichisches IPR-Gesetz Vorbem 2 Okkupationsrecht des Staates, Qualifikation Vorbem 237 ff Orden, religiöse, Erbrecht der Mitglieder, ordre public Vorbem 290 ordre public Vorbem 286 ff, Art 24 Rz 92, Art 25 Rz 182 - Pflichtteilsrecht Vorbem 287 - Erbunwürdigkeit Vorbem 288 - bürgerlicher Tod Vorbem 289 - Erbrecht von Mitgliedern religiöser Orden Vorbem 290 - adulterini Vorbem 291 - incestuosi Vorbem 291 - ausländischer Vorbem 377 - Haager TestUbk Vorbem 442 Paraguay, int Erbrecht Art 25 Rz 91 Parteiautonomie Vorbem 193 ff, Art 24 Rz 36, Art 25 Rz 29 Personalstatut Vorbem 20 - bei juristischen Personen Vorbem 27 Peru, int Erbrecht Art 25 Rz 92 Pflichtteilsergänzungsanspruch Vorbem 97 ff, 219 - Staatswechsel Vorbem 99 - Qualifikation Art 24 Rz 47 Pflichtteilsrecht Vorbem 94, 219 - Staatswechsel Vorbem 95 - Parteiautonomie Vorbem 96 - ordre public Vorbem 287 Polen, int Erbrecht Art 25 Rz 93 Portugal, int Erbrecht Art 25 Rz 94 Privilegium germanicum Vorbem 466, Art 25 Rz 3, 178 - Ausnahme vom Privilegium germanicum Art 25 Rz 145 ff
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Vorbem zu Art 24-26 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften - die Ausnahme im Spiegel ausländischer Kollisionsnormen Art 25 Rz 154 ff - die Ausnahme im Spiegel ausländischer Retorsionsvorschriften Art 25 Rz 158 ff professio iuris Vorbem 111 Prozeßfähigkeit Vorbem 309 Pupillarsubstitution Vorbem 85 Qualifikation Vorbem 226 ff, Art 24 Rz 40, Art 25 Rz 114 ff - Güterrecht Vorbem 227 ff, Art 24 Rz 41 ff, Art 25 Rz 115 - Anfallsrecht des Fiskus Vorbem 237 ff, Art 24 Rz 44, Art 25 Rz 116 - Erbvertrag, gemeinschaftliches Testament Vorbem 263 ff - eigenhändiges Testament Vorbem 278 ff - Rechtsgeschäfte unter Lebenden Art 24 Rz 45 ff, Art 25 Rz 117 Quasipupillarsubstitution Vorbem 85 Realkollation Vorbem 191 Rechtsfähigkeit Vorbem 19 Rechtsgeschichte Vorbem 388 ff Rechtshilfe - FG-Verfahren Vorbem 355 - Streitverfahren Vorbem 312 Rechtsprechung, ausländische Vorbem 378 Rechtsvereinheitlichung Vorbem 394 ff - Haager Konferenzen Vorbem 395 - Haager Entwurf von 1928 Vorbem 395 - Haager Abkommen über das auf die Form testamentarischer Verfügungen anzuwendende Recht von 1961 Vorbem 396 - Abkommen über internationale Nachlaßverwaltung Vorbem 397 ff - Abkommen über die internationale Abwicklung von beweglichen Nachlässen Vorbem 398 ff - Resolution über die testamentarische Erbfolge im IPR Vorbem 400 - Übereinkommen über ein einheitliches Recht der Form eines internationalen Testaments Vorbem 401 - Uniform-Law-Bestrebungen im US-Recht Vorbem 402 ff - Abkommen der nordischen Länder über die rechtliche Behandlung internationaler Erbfälle und Nachlässe (1934) Vorbem 408 Rechtsvergleichung - lex fori Vorbem 380 - Staatsangehörigkeitsprinzi Vorbem 381 - Domizilprinzip Vorbem 382 - Gebietsprinzip Vorbem 383 - Gemischtes Prinzip Vorbem 384 ff Rechtswahl Vorbem 12, 17 Regreß bei verschiedenen Vermögensmassen (Mehrheit von Erbstatuten) Vorbem 367 (H)
renvoi, Rückverweisung Vorbem 5, 6, 359, Art 24 Rz 3, 67, Art 25 Rz 2, 30 ff - Weiterverweisung Vorbem 5, 6, 359, Art 24 Rz 3, 67, Art 25 Rz 2, 30 ff restatement of the law, conflict of the laws (1971) Vorbem 405 Restraint of anticipation Vorbem 105 Revisibilität Vorbem 310, 354 - ausländischen Rechts; Vorbem 311, 354, 466 Rechtsgeschäfte unter Lebenden: Qualifikation Art 24 Rz 45 ff Reformen (s IPR-Reform) Retorsion in Form der Ausnahme vom Privilegium germanicum Art 25 Rz 146 ff- 154 ff, 158 ff right of election, Güterrecht - Erbrecht Vorbem 236 Rückverweisung (s renvoi) Rumänien, int Erbrecht Art 25 Rz 95 Sachenrecht - Erbstatut Vorbem 221 Sachnorm (s materielles Recht) Sachstatut Vorbem 221 Schenkung - erbvertrags- und testamentswidrig Vorbem 181, Art 24 Rz 49, Art 25 Rz 119 - von Todes wegen Vorbem 180, 219, Art 24 Rz 48, Art 25 Rz 118 Schweden, int Erbrecht Art 25 Rz 96 Schweiz, int Erbrecht Art 25 Rz 97 Sicherheitsleistung für Prozeßkosten Vorbem 309 Sicherungsmaßnahmen, internationale Zuständigkeit (FG-Verfahren) Vorbem 317 ff Siegelung, internationale Zuständigkeit Vorbem 320 Sittenwidrigkeit letztwilliger Verfügungen Vorbem 100 - Staatswechsel Vorbem 101 Sitztheorie Vorbem 27 Sonderanknüpfungen Vorbem 20 Sondermassen Vorbem 361 ff Sondernachlaß Vorbem 360 Spanien, int Erbrecht Art 25 Rz 98 Staatenlose Art 24 Rz 11 Staatsangehörigkeit - inländische Vorbem 1, 2 - ausländische Vorbem 1,2, 10 - effektive Vorbem 2 - deutsche iSd GG Art 24 Rz 5 ff (s deutsche Staatsangehörigkeit) Staatsangehörigkeitsprinzip Vorbem 1, 3, 7, 381, Art 24 Rz 1 Staatsverträge Vorbem 409 ff, Art 24 Rz 89, Art 25 Rz 179 - Heimfallrecht des Fiskus Vorbem 258 ff - Abkommen über das internationale Privatrecht der Form testamentarischer Verfügun-
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Vorbem zu Art 24-26 Einfiihrungsgesetz gen von 1961 (s Haager Testamentsübereinkommen) - Europäisches Übereinkommen über die Errichtung einer Organisation zur Registrierung von Testamenten (1972) Vorbem 417 - Staatsvertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden betreffend die gegenseitigen Bindungen über Freizügigkeit und weitere nachbarliche Verhältnisse (1856) Vorbem 451 - Niederlassungsabkommen zwischen dem Deutschen Reich und dem Kaiserreich Persien (1929) Vorbem 452 - Konsularvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der türkischen Republik Vorbem 453 - Konsularvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Vorbem 454 - andere deutsch-russische Verträge für alte Erbfälle Vorbem 455 - Freundschafts-, Handels-, Schiffahrts- und Konsularverträge über Nachlaßsachen: Spanien, Kolumbien, Schweden, Japan, Irland, Siam Vorbem 456; USA Vorbem 457, 458; Großbritannien und Nordirland Vorbem 459; Estland Vorbem 460; Österreich Vorbem 461 - Konsularrecht (s dort) - Doppelbesteuerungsabkommen (s dort) Staatswechsel Vorbem 49 ff, 76, 90 ff, 95, 99, 115, 122, Art 24 Rz 70 ff, Art 25 Rz 161 ff (s auch Statutenwechsel) - Errichtung der Verfügung von Todes wegen nach Staatswechsel Vorbem 50 ff, Art 24 Rz 74, Art 25 Rz 162 - Errichtung der Verfügung von Todes wegen vor Staatswechsel Vorbem 59 ff, Art 24 Rz 75 ff, Art 25 Rz 163 - Aufhebung der Verfügung von Todes wegen vor Staatswechsel Vorbem 67, Art 24 Rz 75 ff - Rechtsvergleichendes Vorbem 68 ff - Reform des deutschen internationalen Erbrechts Vorbem 73 ff - Willensmängel bei Testamentserrichtung Vorbem 90 ff - Pflichtteils- und Noterbenrecht Vorbem 95 - Pflichtteilsergänzungsanspruch Vorbem 99 - Gesetzes- oder Sittenverstoß letztwilliger Verfügungen Vorbem 101 - Auslegung Vorbem 112 - gemeinschaftliches Testament Vorbem 122 - Erbverzicht Vorbem 133 ff - Erbvertrag Vorbem 154 ff Statutenlehre Vorbem 388 Statutenwechsel Vorbem 49, 87, Art 24 Rz 3 (s auch Staatswechsel)
- im Erbrecht allgemein Vorbem 183 ff - Ehegattenerbrecht Vorbem 184 - Verwandtenerbrecht Vorbem 185 - nichteheliche Kinder Vorbem 186 - Adoption Vorbem 187 - Vorempfänge Vorbem 188 ff - intertemporale Fragen Vorbem 292 Stellvertretung - bei Testamentserrichtung Vorbem 85 ff, Art 24 Rz 24, Art 25 Rz 19 - bei Errichtung des gemeinschaftlichen Testaments Vorbem 125, Art 24 Rz 30 Stiftungen - Erbfähigkeit und Einsetzungsfähigkeit Vorbem 27 ff Steitverfahren Vorbem 16, 303 ff - Rechtsquellen Vorbem 303 - Internationale Zuständigkeit Vorbem 304 ff, Art 24 Rz 81, Art 25 Rz 168 - Interlokale Zuständigkeit Vorbem 306, Art 24 Rz 82, Art 25 Rz 168 - Anerkennung ausländischer Entscheidungen Vorbem 307, Art 24 Rz 83, Art 25 Rz 169 - Vollstreckung ausländischer Entscheidungen Vorbem 308, Art 24 Rz 83, Art 25 Rz 169 - weitere Verfahrensfragen Vorbem 309 ff - Rechtshilfe Vorbem 312 Substitution Vorbem 103 Succession Vorbem 197, 329 Südafrikanische Union, int Erbrecht Art 25 Rz 99 Syrien, int Erbrecht Art 25 Rz 100 Teilverweisung Art 25 Rz 43 ff Territorialitätsprinzip Vorbem 7 Testament - Testierfähigkeit (s dort) - Form Vorbem 83 (s dort) - Stellvertretung Vorbem 85 ff (s dort) - Inhalt, Wirkungen Vorbem 88, Art 24 Rz 25, Art 25 Rz 20 - Willensmängel Vorbem 89 ff - Testierfreiheit Vorbem 93 - Pflichtteilsrecht, Noterbenrecht Vorbem 94 ff - Pflichtteilsergänzungsanspruch Vorbem 97 ff - Gesetzes- oder Sittenverstoß Vorbem 100 ff - Typenzwang Vorbem 102 - Fideikommissarische Substitution Vorbem 103 - Vermögensverklammerung Vorbem 104 f - Testamentsvollstreckung Vorbem 106 ff - Anwachsung Vorbem 108 - Auslegung Vorbem 109 ff - Änderung, Aufhebung Vorbem 113 ff, Art 24 Rz 26, Art 25 Rz 21 - Staatswechsel Art 24 Rz 75, Art 25 Rz 163 Testamenta correspectiva Vorbem 117
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Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften Testamenta mere simultanea Vorbem 117 Testamenta reciproca Vorbem 117 Testamentarische Erbfolge - Testament Vorbem 44 ff, Art 24 Rz 18 ff, Art 25 Rz 17 ff - gemeinschaftliches Testament Vorbem 116 ff, Art 24 Rz 28 ff, Art 25 Rz 22 Testamentsanfechtung Vorbem 89 ff, 219 Testamentsübereinkommen, Haager Vorbem 45 ff, 57, 76, 83, 115, 119, 124, 149, 172, 271, 396, 411 ff (s Haager TestÜbk) Testamentsvollstreckung Vorbem 106 ff, 219 - bei verschiedenen Erbmassen Vorbem 377 ff Testierfähigkeit Vorbem 44 ff, 123, 219 - Staatswechsel Vorbem 49 ff (s dort) - Rechtsvergleichendes Vorbem 68 ff - Mangel der Testierfähigkeit, Rechtswirkungen Vorbem 75 ff - gmeinschaftliches Testament Vorbem 123, Art 24 Rz 29 - bei verschiedenen Erbmassen Vorbem 363 ff - Testament Art 24 Rz 18 Testierfreiheit Vorbem 93 Thailand, int Erbrecht Art 25 Rz 101 Tod, bürgerlicher Vorbem 22 Tod, Eintritt Vorbem 220 Todeserklärung Vorbem 36, 220, Art 25 Rz 15 Todesvermutung Vorbem 34 ff, 220, Art 24 Rz 16, Art 25 Rz 14 Transfusio Vorbem 109 Trust Vorbem 110, 197 Trustee Vorbem 107, 110 Tschechoslowakei, int Erbrecht Art 25 Rz 102 Türkei, int Erbrecht Art 25 Rz 103 Tunesien, int Erbrecht Art 25 Rz 104 Typenzwang bei letztwilligen Verfügungen Vorbem 102 ff UdSSR, int Erbrecht Art 25 Rz 105 ultra vires-Lehre Vorbem 28 Ungarn, int Erbrecht Art 25 Rz 106 uniform ancillary administration of estates act (1949) Vorbem 407 uniform-law-Bestrebungen im US-Recht Vorbem 402 ff Uniform powers of foreign representatives act Vorbem 407 Uniform probate code Vorbem 406 Uniform probate of foreign wills act (1950) Vorbem 404 Unwandelbarkeit, Prinzip Vorbem 159 Urkunden, ausländische, Echtheit Vorbem 309, 348 Urkundsrecht, internationales Art 24 Rz 90, Art 25 Rz 180 (19)
Uruguay, int Erbrecht Art 25 Rz 107 USA (s Vereinigte Staaten von Amerika) Validation Vorbem 123 Venezuela, int Erbrecht Art 25 Rz 108 Vereinigte Staaten von Amerika, int Erbrecht Art 25 Rz 109 Verfahrensfähigkeit von Ausländern Vorbem 343 Verfahrensrecht Vorbem 302 ff - internationale Zuständigkeit (s Zuständigkeit) - lex fori Vorbem 11, 380 - streitige Gerichtsbarkeit (s Streitverfahren) - FG-Verfahren (s dort) Verfolgte Art 24 Rz 8 Verfügungen von Todes wegen Vorbem 44 ff - Testament Vorbem 44 ff (s dort) - gemeinschaftliches Testament Vorbem 116 ff - Erbvertrag Vorbem 143 ff - Schenkung von Todes wegen Vorbem 180 - Errichtung nach Staatswechsel Vorbem 50 ff - Errichtung oder Aufhebung vor Staatswechsel Vorbem 59 ff Verfügungsbeschränkungen Vorbem 93 Vergeltungsrecht (s Retorsion) Vermögensstatut Vorbem 7 Vermögensverklammerung Vorbem 104 ff Verschollenheit Vorbem 34 ff Vertriebene Art 24 Rz 9 Verwandtschaft, nichteheliche, Vorfrage Art 24 Rz 55 Vindikationslegat Vorbem 13 Volksdeutsche Art 24 Rz 9 Vollstreckung ausländischer Entscheidungen - Streitverfahren Vorbem 308 Vorbehalt des Art 28 Vorbem 1 (s auch Konfliktsklausel des Art 28) Vorerbfolge Vorbem 219 Vorfrage Vorbem 19, 280 ff - Nachlaß im Nachlaß Vorbem 284, Art 25 Rz 125 - Nachlaßforderungen und -schulden Vorbem 285 - zu Art 24 Art 24 Rz 51 ff - zu Art 25 Art 25 Rz 121 ff Vorzeitiger Erbausgleich Vorbem 220 Weiterverweisung (s renvoi) Widerruf letztwilliger Verfügungen, Haager TestÜbk Vorbem 430 ff Willensmängel bei Verfügungen von Todes wegen Vorbem 219 - bei Testamentserrichtung Vorbem 89 - bei Erbvertrag Vorbem 151
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Vorbem zu Art 24-26 1-2
Einfiihmngsgesefa
- Statutenwechsel bei Erbvertrag Vorbem 173 Wohnsitz - im Ausland Vorbem 1 - im Ausland Vorbem 1, 10 Zugewinnausgleich Vorbem 13, 227 Zurücknahme des Testaments aus amtlicher Verwahrung Art 24 Rz 27 Zuständigkeit - interlokale (s dort) - funktionelle (s dort)
- internationale Vorbem 14, 15, 16 (s auch internationale Zuständigkeit) - sachliche, FG-Verfahren Vorbem 314 - örtliche, FG-Verfahren Vorbem 330 ff - Gerichtsstand der Erbschaft Vorbem 16 - örtliche, Streitverfahren Vorbem 305 Zustellung - im Ausland Vorbem 309, 346 - öffentliche Vorbem 309, 347 Zwangserbrecht Vorbem 219 Zwangsvollstreckung aus ausländischen Urteilen Vorbem 308
1 I. Inhalt der Artikel 24, 25 EGBGB - Staatsangehörigkeitsprinzip Das internationale Erbrecht behandeln die Artikel 24 und 25. Dazu tritt die wenig bedeutsame Vorschrift des Art 26, die jedoch keine Kollisions- sondern eine Sachnorm darstellt. Sie regelt den Konflikt subjektiver, nicht objektiver Rechte. Art 24 behandelt den Fall, daß der Erblasser ein Deutscher ist; nach Abs 1 wird er nach den deutschen Gesetzen, also seinem Heimatrecht beerbt. Art 25 behandelt den Fall, daß der Erblasser ein Ausländer ist, der zZ seines Todes seinen Wohnsitz im Inland hatte; nach S 1 wird dieser Ausländer nach den Gesetzen des Staates beerbt, dem er zZ seines Todes angehörte, also ebenfalls nach seinem Heimatrecht. Die Kollisionsnorm ist unvollkommen; sie besagt nichts über den Fall, wo der Ausländer zZ seines Todes seinen Wohnsitz im Ausland hatte. Die Lücke ist in der gewöhnlichen Weise durch Analogie auszufüllen. Wie die Staatsangehörigkeit des Erblassers den Anknüpfungsgrund in dem ersten Fall gibt, so sinngemäß auch in dem zweiten Fall. S RGZ91,139; 140,141;BGHZ45,351 (2.5.1966). Damit ergibt sich der allgemeine Satz, daß der Ausländer nach seinem Heimatrecht, der lex patriae, genauer nach seinem letzten Heimatrecht zZ seines Todes, beerbt wird. Nimmt man Art 24 Abs 1 und Art 25 S 1 zusammen, so gewinnt man den noch allgemeineren Satz, daß die Beerbung einer Person, sei es einer inländischen, sei es einer ausländischen, nach ihrem letzten Heimatrecht zu beurteilen ist. Es richtet sich also zB die Beerbung eines Italieners in jedem Fall nach italienischem Recht (deutsches Kollisionsrecht verweist auf das italienische Kollisionsrecht - s Art 25 Rz 2), wo immer er zuletzt gewohnt hat, ob in Mailand oder in Hamburg oder in Paris, und wo immer sich sein Nachlaß, beweglicher wie unbeweglicher, befindet - mit dem Vorbehalt des Art 28 - dazu Art 25 Rz 5, 167. 2 Deutscher - Mehrstaater Deutscher - zum Begriff s Art 24 Rz 2 ff. Mehrstaater. Besitzt der Erblasser neben der deutschen noch eine oder mehrere ausländische Staatsangehörigkeiten, so ist dem Grundsatz nach lediglich auf die deutsche Staatsangehörigkeit abzustellen. Die überwiegende deutsche Theorie (Überblick geben PALANDT-HELDRICH, BGB40 Vorbem 7 a zu Art 7 EGBGB) will hier FERID (RabelsZ 1 9 5 8 , 4 9 8 ) folgend der sog „effektiven Staatsangehörigkeit" den Vorzug geben. Diese sei durch Wertung von objektiven Einzelmomenten wie Wohnsitz, Aufenthalt, Ausübung öffentlicher Ämter, Vermögensdispositionen, eindeutiges und objektiv nicht zu widerlegendes Negatiwerhalten gegenüber einem der Staaten usw zu gewinnen, Momente, die auf ein organisches Verbundensein des Erblassers mit einem bestimmten Staate hindeuten. Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 3-7
Die Ergebnisse der Praxis zeigen, daß die vorstehend geschilderte Ansicht zu einer untragbaren Willkür der Gerichte führt. Die Ansicht mag Ausnahmefällen gerecht werden, im Regelfall ist sie untauglich; ohne Not, lediglich aus dem Gedanken eines übersteigerten Weltbürgerbegriffs (dazu OLG Köln FamRZ 1976,170) heraus, gibt sie einen stabilen Anknüpfungspunkt auf (dazu BayObLGZ 1978 Nr 31 [29. 6. 1978]; BayObLGZ 1979, 193/198; OLG Hamm FamRZ 1976, 168; OLG Bonn FamRz 1976, 229; OLG Celle FamRZ 1976, 157; KG IPRspr 1973 Nr 105. Eingehend dazu FIRSCHING, Doppelstaater im internationalen Erbrecht [zu BGH 17. 4. 1980] IPRax 1981, 14 - weitergehend B G H Z 75, 32 [20. 6. 1979]; BGH [17. 4. 1980] IPRax 1981, 25 = NJW 1980, 2016 und 2645 m zustimmender Anm SAMTLEBEN [Anknüpfung an die effektive Auslandsstaatsangehörigkeit, „sofern die Beziehung des Mehrstaaters zu seinem ausländischen Heimatstaat wesentlich enger ist"]). Auch das am 1. 1. 1979 in Kraft getretene österreichische IPR-G v 15. 6. 1978 (öBGBl 1729) vertritt in Ablehnung des Vorschlages im Schwind'schen Entwurf, der nach den Vorstellungen des Deutschen Rates für IPR (Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen und internationalen Personen- und Sachenrechts [1972] 5,27) folgte, in § 9 Abs 1 die gleiche Meinung, die hinwiederum übereinstimmt mit so ziemlich allen Rechten der Kulturstaaten. § 5 des Rechtsanwendungsgesetzes der DDR v 5. 12. 1975 GBl I 748 nimmt den gleichen Standpunkt ein. Besitzt der Erblasser nicht die deutsche, wohl aber mehrere ausländische Staatsangehörigkeiten, so ist die Staatsangehörigkeit des States maßgebend, zu dem die stärkste Beziehung besteht (Prinzip der „effektiven Staatsangehörigkeit"). So auch ausdrücklich § 5 RechtsAnwG der DDR; § 9 Abs 1 S 3 ÖIPRG 1978. II. Eine Ausnahme von dem Staatsangehörigkeitsprinzip zugunsten des Domizilprin- 3 zips machen Art 24 in Abs 2 und Art 25 in S 2. HI. Eine Ausnahme von dem Satz, daß das letzte Heimatrecht maßgebend ist, macht 4 Art 24 in Abs 3 für den Fall, daß der deutsche Erblasser früher eine andere Staatsangehörigkeit hatte, in gewissem Umfang zugunsten des früheren Heimatrechts. Dazu Vorbem 183 ff, Art 24 Rz 61 ff. IV. Rück- und Weiterverweisung (renvoi) des gemäß Art 25 und gemäß Art 24 Abs 3 5 maßgebenden ausländischen Rechts sind kraft oder analog Art 27 beachtlich Gesamtverweisung (RGZ 78,234; 136, 361; BGHZ 28,380 [21.11.1958]; 45, 351, 352 [2. 5. 1966]; BayObLGZ 1974, 223 = IPRspr 1974 Nr 131 [Gesamtverweisung]; KG RzW 1972, 135 = IPRspr 1971 Nr 113 [Rückverweisung]; BayObLGZ 1972, 383 = IPRspr 1972 Nr 128 [Weiter- und Rückverweisung]). Die Anerkennung der Rück- und Weiterverweisung kann zu einer Nachlaßspaltung 6 führen, falls die über Art 24, 25 gewonnene IPR-Norm eines ausländischen Rechts einem anderen Anknüpfungspunkt wie das deutsche Recht folgt - dazu Vorbem 17 sowie Art 25 Rz 26 ff. Zur Revisibilität s Vorbem 310, 354. V. Das Prinzip der Staatsangehörigkeit wird durch die Konfliktsklausel des Art 28 7 zugunsten des Territorialitätsprinzips in praktisch höchst bedeutsamer Weise durchbrochen. Beispiele (1) Der deutsche Erblasser, wohnhaft in Hamburg oder Amsterdam, hinterläßt ein in Frankreich gelegenes Grundstück. Die Erbfolge in dieses unterfällt, abweichend von dem Grundsatz des Art 25 S 1, französischem Erbrecht - dazu Art 25 Rz 5, 167. (2) der deutsche Erblasser hinterläßt ein in London gelegenes Grundstück. Die Erbfolge in dieses Grundstück unterfällt, abweichend von Art 24 Abs 1, englischem Erbrecht. (21)
Karl Firsching
Vorbein zu Art 24-26 8-11
Einführungsgesetz
„Einzelstatut bricht Vermögensstatut". So oft also der Erblasser Immobilien hinterläßt - diese kommen für Art 28 im wesentlichen in Betracht - , ist stets zu prüfen, ob nicht der Fall eines Konflikts, genauer eines positiven, mit der lex rei sitae gegeben ist und folglich die Konfliktsklausel eingreift. Zur Problematik des Heimfallrechts des Fiskus s Vorbem 237-262. 8 VI. Fragestellung für einen erbrechtlichen Fall mit Auslandsberührung* Ausgangspunkt sind die Überlegungen, die ein deutsches Gericht (forum) bei der Beurteilung eines zu seiner Entscheidung stehenden erbrechtlichen Falles mit Auslandsberührung (Begriff s unten Vorbem 10) anstellen wird. Zusätzliche Erwägungen werden Notare, Rechtsanwälte oder Wirtschaftsjuristen je nach den Sonderheiten des Falles anstellen; sie werden überlegen, daß zB ein ausländisches Gericht, in dessen Land Nachlaßvermögen liegt, den Sachverhalt von seinem IPR her beurteilen und hierbei möglicherweise zu ganz anderen Ergebnissen kommen wird dazu F E R I D - F I R S C H I N G aaO Bd I Einführung Rz 42. 9 Der grundsätzliche Gedankengang läßt sich in ähnlicher Weise, wie er Vorbem 2 ff zu Art 12 (internationales Schuldrecht) entwickelt wurde, an folgendem Beispiel* veranschaulichen: Ein französischer Erblasser (mit letztem Wohnsitz in Paris) stirbt am 3.1.1979 in München unter Hinterlassung von in München und Paris gelegenem beweglichen und unbeweglichen Nachlaß. Der Erblasser hat in einem in München errichteten privatschriftlichen Testament seine in München wohnhafte Geliebte zur Alleinerbin eingesetzt. (1) Die Witwe des Erblassers klagt beim Landgericht München gegen die Geliebte auf Feststellung der Nichtigkeit des Testaments. (2) Die Geliebte ihrerseits beantragt beim Nachlaßgericht München Erteilung eines auf das inländische Vermögen beschränkten Erbscheins, wonach sie in Anwendung französischen Rechts Alleinerbin des Nachlasses sei.
10 Reihenfolge der Fragestellungen von der Sicht des forum her: 1. Erste Stufe: Liegt ein rein inlandsbezogener Sachverhalt oder ein Fall mit Auslandsberührung vor? Ein Fall mit Auslandsberührung liegt - soweit der erbrechtliche Bereich in Frage steht - vor, (a) wenn der Erblasser zZ seines Todes eine fremde Staatsangehörigkeit hatte oder (b) wenn der Erblasser zZ des Todes seinen letzten Wohnsitz im Ausland hatte oder (c) wenn Nachlaß im Ausland liegt oder (d) wenn eine Verfügung von Todes wegen im Ausland errichtet wurde.
Antwort: Fall mit Auslandsberührung, da der Erblasser die französische Staatsangehörigkeit besaß. 11 Liegt ein Fall mit Auslandsberührung vor, so verläuft die weitere Untersuchung auf zwei gesonderten Ebenen: a) verfahrensrechtliche Behandlung: Herausarbeitung der verfahrensrechtlichen Besonderheiten, die sich aus dem internationalen Verfahrensrecht des forum ergeben - Verfahrensrecht unterfällt grundsätzlich der lex fori- dazu bei streitigen Verfahren * Dazu FIRSCHING, Einführung in das IPR, § 5 Fall 8.
Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 12-17
Vorbem 609 zu Art 12 (Ausführungen gelten sinngemäß auch hier); bei FGVerfahren (Nachlaßverfahren) unten Vorbem 341. b) materiellrechtliche Behandlung: Ermittlung des nationalen, materiellen Rechts 12 (deutsches, französisches usw), das auf den zu beurteilenden Sachverhalt zum Zuge kommt („Rechtswahl"). In beiden Fällen (a und b) ist eine Vorerwägung einzuschalten: global zu werten ist, 13 welchem Rechtsverhältnis (erbrechtlich, sachenrechtlich usw - Beispiele: Heimfallsrecht des Staates, Zugewinnausgleich bei Todesfall, Vindikationslegat) der gegebene Sachverhalt („Lebensverhältnis") unterfällt. Nur diese vorweggenommene Einordnung von der lex fori her ermöglicht, die Weichen sowohl verfahrensrechtlich wie materiellrechtlich (rechtswahlmäßig) richtig stellen zu können. Vorwertung im gegebenen Beispiel: es soll ein erbrechtliches Verhältnis („testamentarische Erbfolge") beurteilt werden. 2. Zweite Stufe - verfahrensrechtliche Behandlung: Ist die Gerichtsbarkeit des forum 14 gegeben (entgegenstehen können die Gesichtspunkte der Immunität - Exemtion Exterritorialität - dazu Vorbem 611 zu Art 12), so ist zunächst die „Internationale Zuständigkeit" des angegangenen (oder anzugehenden) Gerichts festzustellen. Die „Internationale Zuständigkeit" (Zentralpunkt der verfahrensrechtlichen Besonderheiten eines internationalen Falles) beinhaltet die Abgrenzung des Tätigwerdendürfens eines deutschen Gerichts (allgemeiner: eines inländischen Gerichts!) gegenüber einem ausländischen Gericht - dazu für Streitsachen: Vorbem 612 zu Art 12; für Verfahren der FG unten Vorbem 315. Die Einordnung des aus dem Sachverhalt im gegebenen Beispiel herauskristallisier- 15 ten „Lebensverhältnisses" in den erbrechtlichen Bereich (Vorerwägung auf der ersten Stufe - oben Vorbem 13) ist ausschlaggebend für die Beurteilung der internationalen Zuständigkeit. Sodann ist weiter zu unterscheiden:
16
- handelt es sich um ein Streitverfahren, Beispiel: Klage auf Feststellung der Wirksamkeit eines Testaments (oben Vorbem 9 Beispiel (1)), so gelten die oben Vorbem 612 zu Art 12 EGBGB, unten Art 24 Rz 81 und Art 25 EGBGB, Rz 168 dargelegten Grundsätze (deutscher Gerichtsstand indiziert deutsche internationale Zuständigkeit - beachte insbesondere Art 27 ZPO (besonderer Gerichtsstand der Erbschaft); das EWG-Übereinkommen von 1968 (GVÜ) greift nicht ein - Art 1 Abs 2 Nr 1); - handelt es sich hingegen um ein Verfahren der FG, Beispiel: Erbscheinsverfahren, so gelten eigene Prinzipien (im Mittelpunkt steht die sog „Gleichlauftheorie") - dazu Vorbem 315. Im Beispiel oben Vorbem 9 zu (2) folgt die internationale Zuständigkeit zur Ausstellung eines beschränkten Erbscheins aus § 2369 BGB, eines allgemeinen Erbscheins aus der Gleichlauftheorie - dazu Vorbem 315, 321. Nach Prüfung der sonstigen deutschen Verfahrensvoraussetzungen (auch vom 17 Standpunkt des Fremdenrechts her - dazu F I R S C H I N G , Einführung § 3 Nr 3 c Beispiel: § 110 ZPO [Sicherheitsleistung]) überlegt das Gericht, welches materielle Recht auf die Entscheidung in der Sache selbst Anwendung findet. Damit kommt es zur typischen Fragestellung des IPR, die 3. auf der dritten Stuie der Überlegungen anzusetzen ist: welches nationale Recht ist auf den konkreten Sachverhalt anzuwenden (Rechtswahl, die zum Erbstatut führt). Um diese Rechtswahl richtig treffen zu können, wird eine Rechtsnorm (Kollisions(23)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 18
Einführungsgcsetz
norm) benötigt, deren Inhalt zu dem anwendbaren Recht führt. Diese Rechtswahlnorm ist im nationalen IPR des forum-Staates, also des inländischen Gerichtsstaates zu suchen. Ein deutscher Richter kann somit, wenn er einen erbrechtlichen Fall mit Auslandsberührung zu entscheiden hat, nicht unmittelbar die materiellrechtlichen deutschen Normen, wiezB die §§ 1922 ff BGB, seinem Erkenntnis zugrunde legen; er muß vor der Anwendung der Sachnormen prüfen, welche deutsche IPR-Norm bestimmt, welchem nationalen Recht die materiellrechtliche Regelung zu entnehmen ist. Die deutsche IPR-Norm führt unmittelbar zum Erbstatut, falls es sich um einen deutschen Erblasser handelt; bei einem ausländischen Erblasser führt sie zunächst zu der erbrechtlichen IPR-Norm des Heimatrechts des Erblassers, über die sich dann das Erbstatut unmittelbar oder aber im Falle der Weiterverweisung mittelbar ermitteln läßt - dazu Vorbem 5. Beispiel Sachverhalt wie oben im Beispiel Vorbem 9 (1): Das Gericht wird erwägen (dazu FIRSCHING, Einführung § 5 I 2 b): (a) Wir haben einen Fall mit Auslandsberührung. (b) Begehrt wird die Feststellung der Nichtigkeit eines Testaments, also eines erbrechtlichen Verhältnisses (globale Einordnung des Sachverhalts in die deutschen Systembegriffe). (c) Welches nationale Recht beherrscht die Frage der Wirksamkeit eines Testaments? Mit anderen Worten, was ist im gegebenen Fall Erbstatut? Die Antwort geben die Art 24, 25 EGBGB (Heimatrecht des Erblassers maßgeblich - s oben Vorbem 1). Da die Verweisung der Art 24,25 eine Gesamtverweisung darstellt (s Vorbem 5 - hier: verwiesen wird auch auf das französische erbrechtliche IPR!), ist als nächster Schritt (zur Methode s FIRSCHING, Einführung § 8) die entsprechende französische IPR-Norm zu ermitteln. Das französische IPR folgt dem Prinzip der Nachlaßspaltung: es knüpft bei beweglichem Nachlaß, gleichwo gelegen, an das Domizil des Erblassers (hier Paris) an, was insoweit zur Anwendung französischen Erbrechts führt; es unterstellt andererseits die Erbfolge in den unbeweglichen Nachlaß der lex rei sitae, was hinsichtlich des in der BRep gelegenen Grundbesitzes zur Rückverweisung (s Vorbem 5) auf deutsches Recht führt, die der deutsche Richter anerkennt und abbricht (dazu FIRSCHING, Einführung Fall 41 § 8). Ergebnis: Erbstatut für den beweglichen Nachlaß des Erblassers ist französisches Recht; das gleiche gilt für den in Frankreich gelegenen Grundbesitz. Erbstatut für den in der Bundesrepublik gelegenen unbeweglichen Nachlaß ist deutsches Recht.
Beachte: Im Erbscheinsverfahren kann, soweit es den beweglichen Nachlaß angeht, Antrag auf Ausstellung eines beschränkten Erbscheins nach § 2369 BGB gestellt werden — dazu § 2369 Rz 3; für den in der Bundesrepublik gelegenen unbeweglichen Nachlaß kann Ausstellung eines allgemeinen Erbscheins nach § 2353 BGB beantragt werden - dazu § 2369 Rz 4. 18 VII. Erb- und Einsetzungsfähigkeit Nach wie vor ist strittig, nach welchem Statut sich die Erbfähigkeit der zur Erbschaft berufenen Personen richtet. In Frage kommen das Erbstatut*, das Personalstatut des Berufenen**, eine Kombination von beiden*** und schließlich eine Kombination * So in der älteren Literatur: VON BAR I 191; II 314 ff; KAHN NiemZ 13, 266; NEUBECKER JbJR ( 1 9 1 2 ) 5 8 ; WALKER 9 4 9 ; ZITELMANN II 8 0 ff. ** In d e r ä l t e r e n L i t e r a t u r : SAVIGNY V I I I 3 1 3 ; UNGER, Privatrecht I ( 1 8 5 6 ) 2 0 0 ; GIERKE, D e u t s c h e s
Privatrecht I (1895) 245; WEISS, Manuel de droit international prive [9. Aufl 1925] 605; FRANKENSTEIN I V 3 8 1 f. *** D i e n e u e r e L i t e r a t u r : LEWALD I P R 2 9 7 ; NUSSBAUM I P R 3 5 1 F n 3; M WOLFF I P R 3 9 6 ; FERID, D i e gewillkürte E r b f o l g e in „ V o r s c h l ä g e . . . " ( 1 9 6 9 ) 106 f f ; LANGE-KUCHINKE2 § 3 I I 2 S 38; KEGEL I P R 4 4 5 7 f; ERMAN-MARQUORDT6 A r t 24, 25 R z 10, 13; PALANDT-HELDRICH40 A r t 2 4 A n m 3 b ;
FERID-FIRSCHING aaO Deutschland Grdz C III Rz 22.
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Vorbem zu Art 24-26 19
von Erbstatut (Befähigung zur Erbfolge) und Kollisionsrecht desselben ( R A A P E 436), sowie es sich um die Rechtsfähigkeit handelt.
IPR5
1. Grundlegung
19
Mit Recht meint LEWALD (IPR 2 9 7 ) , der Begriff „Erbfähigkeit" stifte hier Unheil an. Auseinanderzuhalten ist folgendes: Einen Erwerb von Todes wegen kann nur machen, wer rechtsfähig ist. Ein Rechtsunfähiger kann nicht erben. Es verhält sich mit diesem Erwerb nicht anders wie mit dem Erwerb unter Lebenden. Die Rechtsfähigkeit des Berufenen ist Vorbedingung für den Erwerb von Todes wegen. Die Frage nach ihr ist eine Vorfrage, die, wie alle präjudiziellen Fragen, grundsätzlich von den Art 2 4 , 2 5 EG nicht betroffen werden - s Vorbem 2 8 0 . Daß sich die Rechtsfähigkeit einer Person nach ihrem Heimatrecht, dh nach ihrem Personalstatut, richtet, ist herrschende Meinung - dazu Vorbem 2 zu Art 7 in der Voraufl; genauer, wird man mit BEITZKE ebenda Rz 3 formulieren: „nach der Rechtsordnung, welche Rechtsfähigkeit vorausgesetzt - Personalstatut wäre". Ist die Rechtsfähigkeit danach gegeben, so beurteilt sich die Erb- und Einsetzungsfähigkeit im übrigen nach dem Erbstatut. Beispiel Nach manchen US-Rechten (dazu das Muster in sec 2104 Uniform Probate Code (Wortlaut: FERID-FIRSCHING aaO US-Texte II Nr 10)) muß der Erbe den Erblasser um 120h überleben, sonst gilt er für die gesetzliche Erbfolge als vorverstorben. Die Rechtsfähigkeit unterfällt dem Personalstatut, das sie regelmäßig bejaht, die „Erbfähigkeit" untersteht dem Erbstatut.
vertrat früher in diesem Kommentar (S 634) die Ansicht, die Frage der Rechtsfähigkeit unterfalle in erbrechtlichem Zusammenhang dem Personalstatut. Da aber die Erbfähigkeit ein Stück der Rechtsfähigkeit darstelle, bedeute ihr Mangel zugleich eine Einschränkung der Rechtsfähigkeit. Daher entscheide das Personalstatut des Berufenen wie über seine Rechtsfähigkeit überhaupt, so auch über ihren Umfang und ihre Schranken in erbrechtlicher Beziehung; dies werde insbesondere bei der Einsetzung juristischer Personen deutlich. Zu prüfen sei dabei allerdings immer, ob vom Standpunkt der lex fori her wirklich in all den Fällen, in denen das Heimatrecht einer Person ihr einen Erwerb von Todes wegen verwehre und man daher von Erbunfähigkeit, sei es von absoluter, sei es von relativer, sowie von Einsetzungsfähigkeit spreche, eine wahre und echte Beschränkung der Rechtsfähigkeit vorliege. Ausschlaggebend sei letztlich folgendes: Verneine das Heimatrecht des Berufenen seine Erbfähigkeit schlechthin, so sei damit alles entschieden - zu seinen Ungunsten (vorbehaltlich des Art 30 EG). Bejahe es sie, so liege die weitere Entscheidung bei dem Erbstatut. Dem Heimatrecht des Berufenen stehe also wohl die negative, nicht aber die positive Entscheidung zu. Wer rechtlich nicht existiere, könne nicht erben; aber nicht jeder, der rechtlich existiere, komme zur Erbschaft. R A A P E verweist in diesem Zusammenhang auf Art 27 Nr 2 des polnischen Gesetzes vom 2. 8. 1926 ( M A K A R O V , Quellen I 2 [1953]), der besagte: RAAPE
„Die Erben müssen die Fähigkeit zum Erwerb des Nachlasses nicht nur nach dem für das Erbrecht, sondern auch nach dem für sie persönlich geltenden Gesetz besitzen"
sowie auf § 1 des DÖNA vom 5. 2.1927 RGBl II 505 - Wortlaut: aaO Deutschland Texte I Nr 5.
FERID-FIRSCHING
hat später (IPR 5 436) die vorstehend wiedergegebene Ansicht modifiziert. Die Frage der Rechtsfähigkeit, sagt er hier, beurteile sich nach der Rechtsordnung, welche der Staat des Erbstatuts als maßgebend bezeichne. Nach R A A P E stellt damit das Kollisionsrecht dieses Staates die Weichen. Leitgedanke der neuen Ansicht ist: Der Staat des Erbstatuts hat die Personen zu bestimmen, welchen die Erbschaft oder RAAPE
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Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 20-22
Einführungsgesetz
Gegenstände aus derselben zustehen sollen. Der gleiche Gedanke liegt der Auffassung zugrunde, daß sich die Gültigkeit einer Ehe oder die Verwandtschaft, von der die Erbfolge abhänge, nach der Rechtsordnung bestimme, die der Staat des Erbstatuts als maßgebend bezeichne.
20 2. Stellungnahme Man wird an der heute wohl herrschenden Ansicht (die mit der früheren Meinung R A A P E S übereinstimmt) festhalten. Danach unterfällt die allgemeine Rechtsfähigkeit dem Personalstatut (Heimatrecht) des Berufenen, während die spezielle Erb- und Einsetzungsfähigkeit dem Erbstatut untersteht. Das deutsche Kollisionsrecht hat für Teilfragen des Instituts Erbrechts, und eine solche stellt die Rechtsfähigkeit dar, Sonderanknüpfungen vorgesehen, die nur dann, wenn das ganze Institut bei ihrer Anwendung denaturiert würden, außer Acht gelassen werden dürfen (zur ganzen Problematik s SERICK, Sonderanknüpfung von Teilfragen im IPR [mit weiteren Literaturangaben] RabelsZ 41 [1953] 633). Dies ist hier nicht der Fall. Die Parallele zur Behandlung der Testierfähigkeit liegt nahe - s Vorbem 44. Übereinstimmend: BayObLGZ (13. 4. 1929) 29, 208 = IPRspr 1929 Nr 92 Erbfähigkeit eines Sowjetrussen.
21 3. Einzelheiten a) Lebensfähigkeit L E W A L D , Questions 6 3 ff bringt folgenden lehrreichen Fall: Ein Deutscher hinterläßt als nächsten gesetzlichen Erben das erwartete Kind seines verstorbenen Bruders, der spanischer Staatsangehöriger war. Das Kind wird drei Monate nach dem Tod seines Onkels geboren und verstirbt sechs Stunden nach der Geburt.
Art 30 des spanischen ZGB verlangt zur Rechtsfähigkeit eine menschliche Gestalt sowie, daß das Kind mindestens 24 h getrennt vom Mutterschoß gelebt haben muß. Danach ist also das Kind nicht rechtsfähig gewesen, anders als nach deutschem Recht.
Die Rechtsfähigkeit des Kindes beurteilt sich nach spanischem Recht, sie ist zu verneinen, damit entfällt ohne weiteres auch die Erbfähigkeit. Der Nachlaß fällt daher an einen entfernteren Verwandten des Erblassers. Wer es auf das Erbstatut (deutsches Recht) abstellen wollte, müßte die Erbfähigkeit des Kindes bejahen und dann auch annehmen, daß das Kind das ererbte Vermögen sogleich auf seine Mutter weitervererbt habe (hier spanisches Erbstatut nach Art 24,25 EG). Nach spanischem Recht kann jedoch dieses Kind kein Vermögen haben, ein Dilemma, das diese Theorie ad absurdum führt. Dazu die bei LEWALD, Questions 65 Fn 1 angeführte Literatur sowie F R A N K E N S T E I N IV 381, 382. 22 b) Der bürgerliche Tod Ist der Berufene nach dem Recht seiner Heimat bürgerlich tot (zB infolge Strafurteils — dazu Vorbem 8 zu Art 7 oder weil er ein Mönch ist - so war es nach pr Landrecht II 11 §§ 1199 ff, vgl dazu R G Z 41, 309 ff; s a R G Z 32, 173 [13. 7. 1893 - russische Nonne]), so ist die Erbfähigkeit zB der nach deutschem Erbstatut berufenen Person zu verneinen, weil sie eben nach ihrem Heimatrecht bürgerlich tot ist. Eine andere Frage ist, ob nicht im einzelnen Fall von der Vorbehaltsklausel des Art 30 Gebrauch zu machen ist. So erwähnt LEWALD, Questions 65 Fn 2 ein Urteil des Ziviltribunals Nizza vom 9 . 3 . 1863, das die Beerbung eines französischen Erblassers durch einen Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 23, 24
italienischen Mönch annahm, obgleich nach italienischem Recht der Mönch bürgerlich tot war. Mit Berufung auf den ordre public lehnte es das Urteil ab, den italienischen Rechtssatz über den bürgerlichen Tod anzuwenden. Vor einem Zurückgreifen auf den ordre public ist allerdings jeweils zu prüfen, ob das fremde Recht wirklich einen bürgerlichen Tod im Auge hat oder nicht lediglich eine erbrechtliche Erwerbsbeschränkung vorliegt (Beispiele: Art 752 spanischer Cödigo Civil; Art 538 ÖABGB - dazu RG DNotZ 1943,296), die dann vom Erbstatut erfaßt wird - dazu Vorbem 25,93 sowie Vorbem 7 zu Art 7 in der Voraufl, ferner M WOLFF3 9 6 f. c) Nascituri
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Ob ein nasciturus pro iam nato habetur und folglich erben kann, bejaht das deutsche Recht im Einklang mit den meisten fremden Rechten. Wird jedoch der nasciturus, dem die Erbschaft eines Deutschen vom deutschen Recht angeboten ist, einmal vom Recht seines Staates nicht als „erbfähig" anerkannt, dann gilt: Das inzwischen geborene Kind ist auch nach dem Recht seines Staates rechts- und erbfähig. Die Frage, ob dieses rechtsfähige Kind die Erbschaft auch dann erwerben kann, wenn der Erbfall schon vor seiner Geburt eintrat, betrifft nicht die Rechtsfähigkeit, sondern die Bedingungen für den Erbschaftserwerb. Darin stimmen beide Rechtsordnungen überein, daß nur das wirklich geborene Kind, der leibhaftige Mensch, eine Erbschaft erwerben kann; nur darin gehen sie auseinander, daß nach der deutschen ihm ein bei seiner Geburt schon vorhandener Nachlaß zugewiesen wird, der gewissermaßen auf ihn gewartet hat, während nach der anderen, wie hier angenommen wird, dies nicht der Fall ist. Über solche Bedingungen des Erbschaftserwerbs entscheidet eigentlich das Erbstatut, hier also das deutsche Recht. Stirbt das Kind einige Zeit später, so ist folgerichtig anzunehmen, daß zu seinem Nachlaß jener andere Nachlaß gehörte, der ihn bei der Geburt erwartete. Vielleicht ist er de facto sein einziges Vermögen. Dieser Nachlaß vererbt sich nach dem Heimatrecht des Kindes gemäß Art 24, 25 EG. Daß der ausländische Richter möglicherweise zu dem Nachlaß des Kindes jenen anderen Nachlaß nicht rechnet, - er müßte es freilich dann tun, wenn er den hier vertretenen international-privatrechtlichen Anschauungen folgt - ist kein Grund von oben entwickelter Auffassung abzugehen, verneint doch auch er nicht die Rechts- und Erbfähigkeit des Kindes. Insofern liegt eben dieser Fall wesentlich anders als der vorstehend Vorbem 21 besprochene, in dem die Erbfähigkeit des Kindes wegen seiner Lebensunfähigkeit von seinem Heimatrecht ganz allgemein und unbedingt verneint wurde. Ü b e r e i n s t i m m e n d M WOLFF 3 9 6 , 9 7 ; SOERGEL-KEGEL 10 V o r b e m 9 z u A r t 2 4 .
d) Der nondum conceptus
24
Was über den nasciturus gesagt wurde, gilt entsprechend auch für den nondum conceptus. Nach deutschem Recht (ebenso nach griechischem Recht - s Art 1935, 1936 ZGB [Wortlaut: FERID-FIRSCHING aaO Griechenland Texte B] - sowie altem ungarischen Recht, s ALMASI, Ungarisches Privatrecht I [1922] 245 Fn 3) kann auch der noch nicht Erzeugte als Nacherbe eingesetzt werden. Sollte der Eingesetzte nach dem Rechte seines Staates nicht einsetzbar sein, so ist das eine Abweichung, die mit der Frage der Erb- und damit der Rechtsfähigkeit nichts zu tun hat. Auch nach deutschem Recht ist der so Eingesetzte erbfähig erst, wenn er geboren ist. Das Besondere ist nur, daß ihn bei der Geburt ein bereits vorhandener Nachlaß erwartet, daß also das deutsche Recht andere Bedingungen der Erbfolge aufstellt als das ausländische. Über diese Bedingungen entscheidet aber allein das Erbstatut, bei einem Erblasser also sein Heimatrecht. Ebenso KEGEL IPR 4 458. (27)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 25
Einfiihrungsgesetz
Beispiel Setzt ein Deutscher die künftigen Nachkommen seiner durch Heirat mit einem Franzosen zur Französin gewordenen Cousine als Erben ein, so ist diese Erbeinsetzung gemäß Art 24, 25 EG, § 2104 BGB gültig, ungeachtet dessen, daß sie nach französischem Recht (Art 896, 897, 723 Abs 2 Code Civil) nicht zulässig ist. Dazu VONBAR II 314; KAHN NiemZ 13,267; LEWALD, Questions 61 Fn 5; PILLET, Traité II 382. Anders WEISS, Traité théorique et pratique de droit international privé (2. Aufl 1907/1913) IV 576.
25 e) Dem Testator nahestehende Personen Nicht um mangelnde Erb- oder Rechtsfähigkeit handelt es sich, wenn ein Gesetz verbietet, daß jemand in seinem Testament den Geistlichen bedenke, der ihm in seiner letzten Krankheit beistand (so französischer Code Civil Art 909; spanischer cödigo Civil Art 752, portugiesischer Cödigo Civil Art 1769), oder den Arzt, der ihn zuletzt behandelte (so franz CC Art 909; niederländisches WB Art 953), oder seinen Vormund (so Code Civil Art 907, ferner Art 596 des italienischen, Art 951 des niederländischen, Art 753 des spanischen, Art 1767 des portugiesischen Gesetzbuchs), oder seinen Erzieher (so Art 952 des niederländischen und Art 1768 des portugiesischen Gesetzbuchs) oder den Notar, der das Testament aufnahm (so außer §§ 7, 27 BeurkG [dazu Art 11 Rz 71], Art 597 des italienischen, Art 954 des niederländischen, Art 754 des spanischen Gesetzbuchs). Wortlaut der angegebenen Bestimmungen: F E R I D - F I R S C H I N G aaO Frankreich, Italien, Niederlande, Spanien Gesetzestexte. In all diesen Fällen mag der Brauch, von einem Mangel der Erb- oder Einsetzungsfähigkeit, von fehlender capacité zu sprechen, unschädlich sein; aus dieser vom Standpunkt des materiellen Rechts aus erträglichen Redeweise dürfen keine Schlüsse für das IPR gezogen werden. Alle diese Personen, der Geistliche, der Arzt, der Erzieher, der Notar usw sind nach ihrem Heimatrecht rechts- und erbfähig. Daß ihre Einsetzung in dem besonderen Fall unwirksam ist, liegt an ihrer persönlichen Beziehung zum Erblasser, die eine Gefahr für seine Willensfreiheit bedeutet. Eine Vorschrift, die eine Willenserklärung wegen des Verdachts oder der Möglichkeit unzulässiger Willensbeeinflussung für nichtig erklärt, kann nicht als eine Beschränkung der Erbfähigkeit der durch die Willenserklärung bedachten Person aufgefaßt werden, wird es zumindest nicht vom deutschen IPR. Man spricht ja auch nicht von einer Erbunfähigkeit derer, die ihre Erbeinsetzung erpressen. All diese spezifisch erbrechtlichen Erwerbsbeschränkungen beurteilen sich nach dem Erbstatut - s a Vorbem 93. Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Das Vermächtnis eines in Nizza verstorbenen Deutschen zugunsten des französischen Arztes, der ihn zuletzt behandelte, ist vom deutschen Richter als wirksam zu erachten, ungeachtet des Art 909 französischer Code Civil, der besagt (Wortlaut: FERID-FIRSCHING, Frankreich Texte B): „Die Doktoren der Arznei- oder Wundarznneikunde, Gesundheitsbeamte und Apotheker, die eine Person während der Krankheit, an der sie gestorben ist, behandelt haben, könne keinen Vorteil aus den Verfügungen unter Lebenden oder durch Testament ziehen, welche dieselbe während dieser Krankheit zu ihren Gunsten gemacht hat." S o a u c h LEWALD, Q u e s t i o n s 113; KAHN N i e m Z 13, 2 2 6 ; NUSSBAUM I P R 3 6 0 . A n d A WEISS, M a n u e l
de droit international privé® (1925) 605.
Ob der französische Richter ebenso urteilen wird, steht dahin. Er wird es nicht tun, wenn er mit W E I S S annimmt, daß es sich um eine capacité des Bedachten handle, die nach seinem Personalstatut zu beurteilen sei. Er wird es aber auch dann nicht tun, wenn er zwar grundsätzlich den hier vertretenen Standpunkt einnimmt, aber die Vorschrift des Art 909 Code Civil als eine Sache des ordre public ansieht. Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 26-28
i) Nichteheliche Kinder, insbesondere adulterini. Binubus 26 Den vorgenannten Vorschriften stehen diejenigen nahe, die sich gegen die Einsetzung der natürlichen Kinder, insbesondere der adulterini, oder gegen die des zweiten Ehegatten richten. Vgl französischer Code Civil Art 9 0 8 ; Codice Civile Art 5 9 2 , 5 9 3 betreffend natürliche Kinder, Codice Civile Art 595; und bisher für Erbfälle, bei denen der Wiederverheiratete oder der neue Ehegatte vor dem 1 . 1 . 1 9 7 0 verstorben ist, das holländische WB Art 9 4 9 betreffend den zweiten Ehegatten (dazu FERIDFIRSCHING Niederlande Texte B Art 9 4 9 Fn 1). Auch hier wird Schutz des Testators gegen Einflüsterung, darüber hinaus aber Schutz seiner Familie gegen Bevorzugung gewisser anderer Personen bezweckt. Auch diese Vorschriften enthalten keine Einschränkung der Erbfähigkeit der letzteren, sie besagen nur etwas über die Zulässigkeit einer Willenserklärung, deren Reflexwirkung allerdings den Schein der Einsetzungsunfähigkeit erzeugen mag. Aus dem Gesagten folgt: Setzt ein Deutscher sein nichteheliches Kind belgischer Staatsangehörigkeit zum Erben ein, so steht Art 908 belgischer Code Civil dem nicht entgegen (dazu WALKER5 9 0 0 ; NUSSBAUM I P R 3 5 1 Fn 3 unter Hinweis auf R G [9. 3. 1891] SeuffA 46, 418; LEWALD, Questions 113 mit Literatur Fn 1 ebenda sowie die Vorbem 93 zitierte neuere Literatur). g) Juristische Personen 27 Allgemeines. Die Frage der Erbfähigkeit juristischer Personen, meint zutreffend WALKER (917), gehört in das dunkelste Gebiet des IPR. Was die Erb- und
Rechtsfähigkeit angeht, gilt das für die natürlichen Personen bisher Ausgeführte in abgewandelter Form. Die Frage ist auch hier eine präjudizielle. Die hM knüpft wie bei den natürlichen Personen auch hier an das Personalstatut der juristischen Personen (Gesellschaftsstatut) an (s FRANKENSTEIN IV 3 8 5 f; wohl auch LEWALD, Questions 6 1 Fn 6; NUSSBAUM IPR 3 5 1 Fn 3 mit Hinweis auf schweizerisches BG [8. 12. 1904] AS 3 1 I 4 1 8 [455]; FERID, Die gewillkürte Erbfolge 106 ff; PALANDT-
HELDRICH 40 A r t 2 4 A n m 3 b ; SOERGEL-KEGEL10 V o r b e m 9 zu A r t 2 4 ) .
Personalstatut einer juristischen Person ist nach der in der BRep Deutschland hM das Recht des Staates, in dem die Körperschaft oder Stiftung ihren tatasächlichen Verwaltungssitz hat (s BGHZ 5 3 , 1 8 1 [ 3 0 . 1 . 1 9 7 0 ] sowie STAUDINGER-GROSSFELD IntGesR Rz 18 ff). Andere Staaten, insbesondere der anglo-amerikanische Rechtsbereich dazu RABEL II2 3 1 ff - , aber auch die Schweiz (dazu VISCHER IPR [1973] 5 6 9 ff, hingegen folgen der sog Gründungstheorie [dazu M WOLFF 3 114 ff; SERICK, Rechtsform und Realität juristischer Personen [ 1 9 5 5 ] ; BEITZKE, Anerkennung und Sitzverlegung von Gesellschaften und juristischen Personen im EWG-Bereich, ZHR 2 4 1 9 6 4 , 2 7 ; FIRSCHING, Einführung § 2 6 ; NEUHAUS, Grundbegriffe 2 0 6 f; KEGEL IPR 262). Während nun die herrschende deutsche Meinung von deutscher Sicht her ohne Rücksicht auf das Erbstatut die Erb-Rechtsfähigkeit dem Recht des Sitzes der juristischen Person unterstellt, dürfte es richtiger sein, RAAPE (IPR5 437) zu folgen und es gerade mit Rücksicht auf den aufgezeigten Zwiespalt der Rechte auf das Kollisionsrecht des Erbstatuts abzustellen. Folgt das Kollisionsrecht des Staates, das die Erbfolge beherrscht, der Sitztheorie, so entstehen keine Probleme; folgt es der Gründungstheorie, so wird man sich dem anschließen. Die Methode steht hier unter dem Leitgedanken, daß der Staat des Erbstatuts die Personen zu bestimmen hat, denen die Erbschaft zufallen soll (RAAPE 436; dazu auch LEWALD, Questions 66). Zur Veranschaulichung folgende Beispiele: (1) Macht ein deutscher Erblasser einer Gesellschaft Moulin Rouge, die mit formellen Sitz in England dort als limited Company in der Form des englischen Rechts gegründet wurde und nach (29)
Karl Firsching
28
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 29, 30
Einfiihningsgesetz
englischem Recht rechtsfähig ist, die aber ihren tatsächlichen Geschäftssitz in Paris hat und nach französischem Recht keine Rechtsfähigkeit besitzt, eine Zuwendung, so ist die Zuwendung in Übereinstimmung mit dem Sitzstaat Frankreich wegen mangelnder Rechtsfähigkeit unwirksam, obwohl sie nach dem Recht des Gründungsstaates wirksam wäre. (Beispiel nach RAAPE 437, 198, dessen Lösung jedoch unklar ist.) (2) Hat ein deutscher Erblasser letztwillig die Methodistenkirche in New York bedacht, so entscheidet das Recht des Sitzstaates New York, ob die Bedachte überhaupt Rechtspersönlichkeit hat, folglich erbfähig sein kann und ist. Vgl dazu die von LEWALD, Questions 66 Fn 4 angeführten italienischen Urteile des Kass Hofs von Turin (17.1.1900)Clunet 1901,600 und des Appel Hofs von Casale vom 17. 2. 1899.
Deutsche Rechtsprechung: BayObLGZ 1965, 77, 85 f (17. 3. 1965) - deutsches Erbstatut, Erblasser ordnete die Errichtung einer Stiftung im Ausland an, Rechtsfähigkeit unterfällt Recht des Sitzes; Rechtsgedanke des § 84 BGB jedoch analog so heranzuziehen, daß die nach israelischem Recht errichtete Stiftung für die ihr von der Erblasserin gemachten Zuwendungen als schon vor deren Tod entstanden anzusehen ist; ähnlich OLG Dresden (6.5.1930) IPRspr 1931 Nr 95 - deutsches Erbstatut kraft Rückverweisung des Rechts von New Jersey; die Stiftung gilt nach § 84 BGB, wenn sie erst nach dem Tode des Erblassers genehmigt wird, für die Zuwendungen des Stifters als schon vor dessen Tod entstanden. Hat eine Körperschaft oder eine Stiftung nach dem Recht des Sitzstaates Rechtspersönlichkeit, ist diese aber beschränkt - zB wenn ihr die Fähigkeit und das Recht zu unentgeltichem Erwerb, vor allem zu solchem von Todes wegen, von vornherein und unbedingt vorenthalten ist (vgl VON THÜR, Allgemeiner Teil des deutschen bürgerlichen Rechts I [1910] 458) - so ist die Zuwendung unwirksam, nicht anders als in dem Vorbem 21 erwähnten Falle, wo dem eingesetzten erwarteten Kinde von seinem Heimatrecht wegen Lebensunfähigkeit die Rechtspersönlichkeit abgesprochen worden ist. So gilt zB im englischen Recht der Grundsatz, daß juristische Personen nur in den Grenzen ihres Statuts am Rechtsleben teilnehmen können und daß jeder Akt, der diese Grenzen überschreitet, als ultra vires angesehen wird und nichtig ist - dazu FRANKENSTEIN IV 387 unter Hinweise auf W H A R T O N II 1355; M WOLFF 3 118; 4 FIRSCHING, Einführung § 27; KEGEL IPR 264; SOERGEL-KEGEL 10 Vorbem 154 zu Art 7. Beispiel (3) Im Falle Dieudonne machte ein Franzose der International Arbitration and Peace Association in London ein Vermächtnis. Die Frage, ob die eingesetzte Gesellschaft Rechtspersönlichkeit besaß, wurde von den französischen Gerichten, der Cour de Paris (18. 2. 1909) und dem Kass Hof (7. 2. 1912) nach englischem Recht beurteilt und die Legate als nichtig e r k l ä r t - s C l u n e t 1910,1144; 1912, 871;PILLET, Personnes morales en droit international prive (1914) 373 ff, 412 ff; LEWALD, Questions 61 Fn 6 ff.
29 Die Anerkennung bereitet keine Schwierigkeiten, wenn die ausländische juristische Person dem öffentlichen Recht angehört, wenn sie also der ausländische Staat selber oder eine selbständige Unterabteilung desselben ist. Dazu R G Z 75,406 (2. 3.1911), wo es sich um das Vermächtnis eines Deutschen an den türkischen Staat zugunsten der Errichtung eines Gotteshauses in Konstantinopel handelte; ferner KG (13. 5. 1912) KGJ 42, 141 - eine Französin, zu deren Nachlaß ein deutsches Grundstück gehörte, setzte eine französische Kommune als Liniversallegatar ein (dazu LEWALD, Questions 67 Fn 5; M W O L F F 116). 30 h) Erwerbsbeschränkungen Besonderer Betrachtung bedürfen erbrechtliche Erwerbsbeschränkungen juristischer Personen (deren allgemeine Rechtsfähigkeit schon bejaht ist), wie sie nicht nur das deutsche Recht (Beispiel: Art 86 EG), sondern auch viele ausländische Rechte, Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 31-33
wie zB das französische (Art 910 Code Civil), das italienische (Art 17, 600 Codice civile - dazu FERID-FIRSCHING aaO Italien Grdz Rz 26), das spanische (Art 746, 748 Codigo Civil), das portugiesische (Art 1781 Cödigo Civil), US-Rechte (sog „mortmain und hell-fire statutes" - dazu FERID-FIRSCHING aaO US Grdz C II Rz 39 e), die englischen, 1960 aufgehobenen (sec 38 Charities Act) Mortmain Acts, 9 Geo 2 c 36 und 51 und 52 Vict c 42 kennen. Dazu WALKER5 917 Fn 34; LEWALD, Questions 68; M WOLFF3 118; FERID, Die gewillkürte Erbfolge 107 ff; SOERGEL-KEGEL10 Vorbem 161
zu Art 7. Zum deutschen Recht s neben der zu Art 86 EG angegebenen Literatur MEURER, in: Wb d deutschen Staats- und Verwaltungsrechts I 2 (1911) 92 Artikel Amortisationsrecht; SCHMIDT, Grundrechte und Nationalität juristischer Personen ( 1 9 6 6 ) 7 0 ff.
Möglich ist, daß der Heimatstaat des Erblassers und der Heimatstaat der von ihm 31 bedachten juristischen Person verschieden sind. Hinzukommen kann, daß sich der zugewandte Gegenstand in einem dritten Staat befindet. Beispiel Ein in Wien wohnhafter Deutscher vermacht einem dort seßhaften rechtsfähigen Wohltätigkeitsverein seine in der Schweiz befindliche Villa.
Hier kommen zunächst die Vorschriften in Betracht, die der Heimatstaat des Erblassers, also das Erbstatut, in dem Beispiel das deutsche Recht, über Erwerbsbeschränkungen juristischer Personen erlassen hat. Möglicherweise betreffen sie nur solche Gegenstände, die sich auf seinem Gebiet befinden, stehen also dem Erwerb der außerhalb seiner Grenzen liegenden Gegenstände nicht entgegen. Es kann freilich auch anders sein. Der Schutz der Familie, die einer bloß juristischen Person nicht hintangestellt werden soll, steht dann ersichtlich im Vordergrund. Daraus folgt, daß eine vom Erbstatut mißbilligte Zuwendung an eine juristische Person nicht wirksam sein kann. Des weiteren sind Erwerbsbeschränkungen zu nennen, die der Heimatstaat der 32 juristischen Person über sie verhängt hat. Wiederum ist zu prüfen, ob die Beschränkung auch für den Fall gewollt ist, daß der Gegenstand sich im Ausland befindet. Der Grund für so eine weitgehende Vorschrift wird der sein, daß eine allzu große Machtstellung der juristischen Person verhütet werden soll. Keinesfalls kann die juristische Person den Erwerb gegen den Willen ihres Heimatstaates machen. Das folgt aus dem oben Gesagten. Zu berücksichtigen schließlich sind die Vorschriften, die der Gebietsstaat, dh der Staat, in dessen Gebiet sich der zugewendete Gegenstand befindet, über die Erwerbsbeschränkungen juristischer Personen erlassen hat. Sein Interesse, die Anhäufung größerer Vermögen in der Hand juristischer Personen, insbesondere in der toten Hand, zu vermeiden, wird auch dann berührt, wenn die juristische Person eine ausländische ist. Auch die lex rei sitae hat damit Anspruch, gehört zu werden. Schließt zB ein Staat juristische Personen von dem Grundbesitzerwerb aus, so ist eben dieser Erwerb unmöglich, was immer das Personalstatut des Zuwendenden und das Personalstatut der juristischen Person bestimmen. Das entspricht allgemeinen Grundsätzen des Sachenrechts. Ergebnis: Sowohl die Vorschriften des Erbstatuts als auch die des Personalstatuts der 33 bedachten juristischen Person als auch die des Gebietsstatuts über Erwerbsbeschränkungen sind zu beachten. Für dieses Ergebnis spricht, daß diese Vorschriften einen öffentlich-rechtlichen Einschlag haben. Daher besteht nicht, wie bei rein privatrechtlichen Normen, die Aufgabe darin, sich für die Normen entweder des einen oder des anderen oder des dritten Staates zu entscheiden. Damit übereinstimmend bestimmte Art 30 des polnischen IPR-Gesetzes vom 2. 8. 1926 (s MAKAROV I Polen): (31)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 34, 35
Einführungsgesetz
Dasselbe Recht (nämlich des Gebietsstaates) findet Anwendung auf öffentlich-rechtliche Beschränkungen, denen der Nachlaß oder Teile desselben unterliegen.
Unter diese „öffentlich-rechtliche" Beschränkungen fallen auch die erörterten Erwerbsbeschränkungen.* Vgl auch § 1 Abs 2 des DÖNA vom 5. 2.1927 - s Vorbem 461. Dazu auch die ähnliche Rechtslage wie vor Art 12 Rz 366 ff geschildert. Zu den Vorfragen der Ehe und Verwandtschaft s unten Vorbem 282, 283. VIII. Lebens- und Todesvermutungen 34 1. Allgemeines Erbe kann wohl nach allen Rechtsordnungen nur sein, wer zur Zeit des Erbfalls noch lebte. Ist der Berufene verschollen, so fragt sich, ob er noch lebt oder ob und wann er gestorben ist. Viele Rechte helfen in solchen Fällen mit Vermutungen, sei es für den Tod, sei es für das Leben. Eine Lebensvermutung enthält zB § 10 VerschG. Todesvermutungen sind meist durch Todeserklärungen bedingt, setzen also ein behördliches Verfahren voraus. Dazu COING-WEICK Art 9 Rz 11 ff in der Voraufl; FRAGISTAS a a O .
35 2. Lebens- und Todesvermutungen Sind das Heimatrecht des Erblassers und das des verschollenen Berufenen verschieden, so ist strittig, ob von jenem oder von diesem die Lebens- und Todesvermutungen maßgebend sind. LEWALD, Questions 62 Fn 2 (so auch M WOLFF3 98) beantwortet die Frage, gestützt auf FIORE, im ersteren Sinne, also zugunsten des Erbstatuts (so auch die ältere deutsche Rspr: R G Z 25, 142 [7. 1. 1890]; KG [31. 5. 1897] BöhmsZ 99, 468; auch OLG Kolmar [12. 6. 1912] ElsLJZ 1913, 38). RAAPE (IPR 5 439) will differenzieren: bei deutschem Erbstatut sei an das Personalstatut des Berufenen anzuknüpfen, bei ausländischem sei auf das Kollisionsrecht des Erbstatuts abzustellen; wende das Erbstatut seine eigene Vermutungsvorschrift an, so habe es dabei zu bleiben; wende es dagegen die Vermutungsvorschriften des Personalstatuts der Berufenen an, so sei dem zu folgen. Praktisch stellt damit RAAPE in beiden Fällen auf das Kollisionsrecht des Erbstatuts ab. Dies steht sicherlich im Einklang mit seinem Leitgedanken, den er auch bei Behandlung der Erbfähigkeit der juristischen Person vertrat. Richtiger erscheint es der hL zu folgen (so RAAPE auch früher in diesem Kommentar) und schlechthin das Personalstatut des Berufenen zum Zuge kommen zu lassen (übereinstimmend FRANKENSTEIN IV 382 unter Hinweis auf BayObLGZ 1, 5 0 4 [ 2 7 . 5. 1 8 9 9 ] ; NUSSBAUM I P R 1 1 7 ; FRAGISTAS, F S L a u n [ 1 9 5 3 ] 7 0 4 ; RABEL,
Conflict I 107, 108; FERID IPR 9 - 3 7 ; SOERGEL-KEGEL10 Vorbem 11 zu Art 24; ERMAN-MARQUORDT 6 Art 2 4 , 2 5 R z 1 3 ; PALANDT-HELDRICH 40 A r t 2 4 A n m 3 ) . E i n e
konsequente Durchführung von Leitbildern durch die gesamte erbrechtliche Systematik stößt sich an den Bedürfnissen des Lebens, die eben nicht so geradlinig verlaufen (dazu allgemein FERID IPR 4 - 5 6 ff). Wie die Rechtsfähigkeit einer Person sich nach ihrem Heimatrecht und nicht nach dem Wirkungsstatut, hier dem Erbstatut, richtet, so ist auch die Frage nach dem Dasein einer verschollenen Person, also die Frage nach ihrer physischen Existenz als der Voraussetzung ihrer rechtlichen, gemäß ihrem Heimatrecht zu beurteilen - dazu Art 9 Rz 17. Für diese Auffassung spricht die
* Schrifttum: PILLET, Personnes morales; NEUMEYER, Internationales Verwaltungsrecht I (1910) 1 6 4 f f ; LEWALD, Q u e s t i o n s
6 8 ff; POULLET 5 4 2 ;
WALKER5
9 1 7 f f ; FRANKENSTEIN I V
3 8 5 ff;
SOERGEL-KEGEL10 Vorbem 61 zu Art 7; 10 zu Art 24; FERID, Die gewillkürte Erbfolge 108 f.
Karl Firsching
(32)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 36, 37
Erwägung, daß die Bedingungen für die durchschnittliche Lebensdauer eines Menschen in der Welt verschieden sind oder doch verschieden sein können. Sie sind vielleicht in der nördlichen Zone anders als in der südlichen. Man überläßt es also am besten dem Heimatstaat eines Menschen, gesetzliche Vermutungen über seine Lebensdauer usw aufzustellen. Das Erbstatut könnte zwar die Bedingungen für den Erbschaftserwerb nach seinem Gutdünken festsetzen, daher zB vorschreiben, daß nur derjenige zur Erbschaft berufen werde, der nachweislich zZ des Erbfalls gelebt hat und daß dieser Nachweis nur durch die von ihm aufgestellten Vermutungen ersetzt werden können; aber wenn es das nicht getan hat - und so liegen die Fälle in Wirklichkeit - so zwingt nichts zu der Annahme, daß das Erbstatut die Geltung seiner eigenen Lebens- und Todesvermutungen auch bezüglich ausländischer Personen beanspruche, lediglich weil es diese zu einer Erbschaft beruft. Die Anwendung ergibt: (1) Stirbt ein Deutscher, der eine mit einem Italiener verheiratete Schwester hinterläßt, die unter Aufgabe der deutschen die italienische Staatsangehörigkeit erworben hat und seit längerer Zeit verschollen ist, so ist bei der Frage, ob die Schwester noch lebt und daher den Erblasser beerben kann, § 10 VerschG aus dem Spiel zu lassen. Anders müssen LEWALD und M WOLFF entscheiden. (2) Stirbt umgekehrt die Schwester, also eine italienische Staatsangehörige, und ist der Bruder, also ein deutscher Staatsangehöriger, verschollen, so ist § 10 bei der Frage, ob der Bruder zZ des Todes der Schwester noch lebte, heranzuziehen.
3. Todeserklärung
36
Was die Todeserklärung angeht, so enthält § 12 VerschG Sondervorschriften. § 12 Abs 1 folgt dem Grundsatz, daß für eine Todeserklärung das Heimatrecht des Verschollenen maßgeblich ist. Die Absätze 2 - 4 enthalten aus Zweckmäßigkeitsgründen Ausnahmen. Beispiel Geriet die mit einem Österreicher verheiratete Tochter des deutschen Erblassers in Verschollenheit, so kann sie, auch wenn sie unter Autgabe der deutschen die österreichische Staatsangehörigkeit erworben hat, kraft § 12 Abs 2 VerschG im Inland für tot erklärt werden, da sich das Erbrechtsverhältnis zwischen ihr und ihrem Vater gemäß Art 24, 25 EG nach deutschem Recht beurteilt. Andererseits ist auch eine in Österreich erfolgte Verschollenheitserklärung der Tochter hier zu berücksichtigen.
Weitere Einzelheiten zur IPR-Lage bei Todeserklärungen: Erläuterung zu § 12 VerschG nach Art 9 in der Voraufl sowie KG (4. 5.1965) FamRZ 1966, 210 (Recht der RSFSR Erbstatut - Todeserklärung nach § 12 Abs 2 VerschG [deutsches Recht] nach Ansicht des KG ist das Heimatrecht des Erblassers im erbrechtlichen Bereich nur mit der Maßgabe anwendbar, daß der Erbfall zu dem mit der Todeserklärung festgesetzten Zeitpunkt eingetreten ist) - dazu kritisch mit Recht M Ü L L E R ebenda 214 - dazu auch oben Vorbem 19. 4. Kommorienten*
37
Viele Rechtsordnungen enthalten für den Fall gleichzeitigen Todes Vermutungen, so die deutsche ( § 1 1 VerschG), die italienische (Art 4 Codice Civile), niederländische (Art 875 WB) und die schweizerische (Art 32 Abs 2 ZGB). Die Vermutungen * Schrifttum: DE NOVA, La commorienza in Droit International Prive, FS Lewald (1953) 339; FRAGISTAS, K o m m o r i e n t e n v e r m u t u n g e n im I P R , F S L a u n ( 1 9 5 4 ) 6 9 3 . (33)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 38-41
Einführangsgesetz
ungleichzeitigen Todes haben dagegen das französische Recht (Art 720-722 Code Civil) sowie das englische Recht (Einzelheiten gibt HENRICH in FERID-FIRSCHING aaO Großbritannien Grdz D Rz 108). Welcher Rechtsordnung in solchem Falle die Vermutung zu entnehmen ist, ist strittig. In Betracht kommen das Personalstatut, das Erbstatut sowie die lex fori. Für letztere spricht sich VALÉRY, Manuel de droit int privé ( 1 9 1 4 ) 1 1 9 4 aus, für das Erbstatut VON BAR II 113 ; dann LEWALD, Questions 63 (Fn 2 mit Übersicht über ältere Ansichten) dazu s auch die Übersicht bei FRAGISTAS aaO 6 9 9 Fn 2 4 ; (modifiziert) RAAPE IPR 5 4 3 9 sowie WENGLER, IPG-Gutachten II 4 6 5 folgen dem, während FRANKENSTEIN IV 3 8 3 ; NUSSBAUM IPR 1 1 7 ; SOERGEL- KEGEL 10 Vorbem 11 zu Art 2 4 und FERID, IPR 9-37 dem Personalstatut das Wort erteilen. Bei Kommorienten verschiedener Staatsangehörigkeit mit widersprechenden Vermutungen will KEGEL (FRANKENSTEIN IV 384 folgend), um den Knoten zu lösen, dem deutschen IPR einen materiellrechtlichen Satz anzufügen: „keiner beerbt den anderen". Andere Schriftsteller hinwiederum wie WEISS, Traité IV2 5 7 2 ; DESPAGNET Nr 3 6 5 ; RAAPE (9. Aufl) 6 4 0 greifen dann auf die lex fori zurück (scharf dagegen FRANKENSTEIN IV 3 8 3 : „verstößt gegen alle Grundsätze"), wenn die gemeinsam Verunglückten ein verschiedenes Personalstatut hatten. 38 Die deutsche Rspr ist zu der angeschnittenen Problematik wenig ergiebig. Das KG (30. 9. 1957) NJW 1958, 24 lehnte auf der einen Seite zwar die lex fori ab, beließ es aber im konkreten Fall (Beerbung polnischer Ehegatten) bei der Alternative zwischen Erb- und Personalstatut, da beide zur Anwendung des gleichen, nämlich des polnischen Rechts führten. Ohne auf das Problem näher einzugehen, wandte das LG Berlin (31. 1. 1966) IPRspr 1966 Nr 169 bei französischen Erblassern die Commorientenvermutung des Art 720 Code Civil an, wobei auch hier Erb- und Personalstatut zusammenfielen. Ähnliches gilt für die Entscheidung des Hans OLG Hamburg ( 7 . 3 . 1 9 6 6 ) IPRspr 1 9 6 6 / 6 7 Nr 1 7 2 (polnische Erblasser-Anwendung des ÖABGB - Herausarbeitung der Unterschiede zwischen § 11 VerschG und § 25 ABGB [dazu auch KG wie oben] - für das Eingreifen der Kommorientenvermutung des § 25 S 2 ABGB kein Raum, wenn die Reihenfolge des Todes mehrerer Personen durch Todeserklärungen festgelegt). 39 Zum Verhältnis von Todeserklärung und Commorientenvermutung s KG NJW 1958, 2 4 m Anm DANCKELMANN sowie BGHZ 6 2 , 1 1 2 ( 7 . 2 . 1 9 7 4 ) = N J W 1 9 7 4 , 6 9 - dazu § 2356 Rz 20. Zur Todeserklärung in IPR-Hinsicht s Erl unter Art 9 insbes Rz 90 sowie FERID IPR 5 - 1 4 ff.
40 Für Entschädigungsansprüche trifft § 180 BEG eine Sonderregelung. Zu dem daraus erwachsenden Streit siehe die in SOERGEL-KEGEL10 Vorbem 11 Fn 18 angegebene Rspr - in IPR-Hinsicht bemerkenswert LG Frankenthal (21. 12. 1961) RzW 1962, 2 7 7 = IPRspr 1 9 6 0 / 6 1 Nr 1 5 0 - „die erbrechtlich bedeutsame zeitliche Reihenfolge verschiedener Todesfälle wird in § 180 BEG nicht geregelt"; - dazu OLG Neustadt (6. 3. 1 9 6 2 ) RzW 1 9 6 2 , 3 7 4 . 41
Stellungnahme: Der Ausgangspunkt ist wohl nicht strittig (dazu auch RABEL Conflict IV 359 ff). Kommen mehrere in einer Gefahr um, so wird jeder nach seinem Erbstatut beerbt, das besagt, ob der andere zur Erbschaft berufen ist (s FERID IPR 9 - 3 7 ) . „Ob der Berufene aber der Berufung folgen kann oder nicht (weil er als gleichzeitig oder vorher verstorben gilt), kann nur sein eigenes Statut [Personalstatut] entscheiden" (s FRANKENSTEIN IV 3 8 3 ; FRAGISTAS 7 0 4 ff; RABEL IV 3 6 1 ) . Schon RAAPE (9. Aufl 6 4 0 ) hat hervorgehoben, daß keine der angebotenen Lösungen ideal sei. Entscheidet man sich für die lex fori, so kann es geschehen, daß sich das Gericht des einen Staates anderer Vermutungen bedient als das Gericht des anderen. Entscheidet man sich für das Personalstatut, so ergibt sich ein Zwiespalt, wenn die Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vonchriften
Vorbem zu Art 24-26 42
Personen verschiedenen Staaten angehörten und diese verschiedene Vermutungen aussprechen. Dasselbe ist möglich, wenn man sich für das Erbstatut erklärt. R A A P E ( 9 . Aufl 6 4 0 ) war der Meinung, es gehe nicht an, daß die Gerichte ein und desselben Staates bezüglich der beiden Personen widersprechende Vermutungen verwenden, einmal die des gleichzeitigen, ein andermal die des ungleichzeitigen Todes, daher müsse man notgedrungen im äußersten Falle seine Zuflucht zur lex fori nehmen, allerdings diese als ultimum refugium betrachten. Bei dem Grundsatz des Personalstatuts sei so lange zu verharren, wie nur irgend möglich, also auch dann, wenn zwar die Verunglückten verschiedenen Staaten angehörten, diese aber übereinstimmende Vermutungen aufstellten. Mit Recht hat F R A N K E N S T E I N IV 383 f entgegnet, im allgemeinen führe die Lösung über das Personalstatut zu keinen unbehebbaren Schwierigkeiten. Im Extremfall unlösbarer Widersprüche höben sich die Vermutungen eben gegenseitig auf, es gelte dann freie Beweiswürdigung und, wenn auch diese zu keinem Ergebnis führe, so gälten beide als gleichzeitig verstorben, weil eben das Überleben des einen nicht zu beweisen sei. Damit kommt man letztlich zur gleichen Lösung, die K E G E L vorschlägt: man geht von einer ungeschriebenen materiellrechtlichen Regel des forum aus, wonach hier keiner den anderen beerbt. Die Anwendung zeigen folgende Beispiele: (a) Die Mutter und die Tochter, beide Deutsche, jene 55, diese 23 Jahre alt, kommen gemeinsam um. Sie sind Miteigentümer eines französischen Grundstücks. Erbstatut ist gemäß Art 28 bezüglich des Grundstücks das französische Recht. Die Todesvermutung ist jedoch nicht dem französischen, sondern dem deutschen Recht als dem Personalstatut beider Personen zu entnehmen. Das Ergebnis ist die Vermutung, daß beide Personen gleichzeitig gestorben sind (§11 VerschG), daher keine die andere beerben kann. Nach Art 722 Code Civil wäre dagegen anzunehmen, daß die Tochter die Mutter überlebt, sie also ggf beerbt hätte. Nach der Ansicht von VON B A R und DE N O V A würde bezüglich des Grundstücks die französische, bezüglich des übrigen Vermögens die deutsche Vermutung maßgebend sein. Das spricht gegen diese Meinung. (b) Die Mutter, eine Deutsche, 55 Jahre alt, und ihre Tochter, durch Heirat Belgierin geworden, 23 Jahre alt, kommen gemeinsam um. Erbstatut der Mutter ist deutsches Recht, der Tochter im allgemeinen belgisches Recht, bezüglich eines in Deutschland gelegenen Grundstücks infolge Rückverweisung deutsches Recht. Die Frage ist: Konnte die Mutter von der Tochter beerbt werden und umgekehrt? Nach deutschem Recht gelten Mutter und Tochter als gleichzeitig verstorben, während nach belgischem Recht die Tochter die Mutter überlebt hat. RAAPE meint daher, in solchem Falle müsse die lex fori entscheiden. FRANKENSTEIN ( I V 3 8 3 ) sagt wohl zutreffend: Erbstatut für die Mutter ist das deutsche Recht, das die Tochter zur Erbschaft beruft; die Tochter erbt, weil sie nach ihrem belgischen Personalstatut die Mutter beerbt hat. Die Tochter hingegen wird nach belgischem Recht beerbt; unter den nach belgischem Recht Berufenen befindet sich die Mutter, die jedoch ausscheidet, weil sie nach ihrem deutschen Personalstatut gleichzeitig verstorben ist, also nicht erben kann. Auch aus der Sicht eines ausländischen Richters dürften sich bei Anwendung der Grundgedanke dieses Konzepts keine Schwierigkeiten ergeben. (c) Der Vater, ein Belgier, und seine Tochter, durch Heirat Luxemburgerin geworden, kommen gemeinsam bei einem Eisenbahnunglück um. Da die beiden zwar ein verschiedenes Personalstatut haben, aber die Statuten sachlich übereinstimmen, kommen die Art 720 ff Code Civil zum Zuge, eine Lösung, die befriedigt. Angenommen, die beiden sind Miteigentümer eines deutschen Grundstücks, so ist zwar Erbstatut für beide Teile in Ansehung dieses Grundstücks kraft Art 27 das deutsche Recht, gleichwohl ist aber auch hinsichtlich dieses Sondernachlasses die französische Vermutung maßgebend. Zu (a)-(c): Problematisch wird die Rechtslage dann, wenn drei oder mehr verschiedene Personalstatuten (Beispiel: Vater hat die deutsche, ein Sohn hat die (35)
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Vorbem zu Art 24-26 43
Einftthruiigsgesetz
französische und eine Tochter die englische Staatsangehörigkeit) zusammentreffen, die jeweils voneinander abweichende Commorientenvermutungen kennen. Mangels feststellbarer Todeszeitpunkten beerbt hier notfalls keiner den anderen. 43 IX. Erbunwürdigkeit Wie bei der Erbfähigkeit, so ist auch bei der Erbunwürdigkeit zweifelhaft, ob sie nach dem Erbstatut oder nach dem Personalstatut des Erben zu beurteilen ist. War die Rechtsfähigkeit, insbesondere die Erb-Rechtsfähigkeit dem Personalstatut des Erben unterstellt, steht man vor der Frage, ob nicht die Erbunwürdigkeit eine Beschränkung der Rechtsfähigkeit bedeutet. WALKER5 899 bejaht dies, da sie von der Erbunfähigkeit ihrem Wesen und ihrer Wirkung nach nicht verschieden sei. Vom Standpunkt des deutschen Rechts her trifft dies nicht zu. Die Erbunwürdigkeit besteht hiernach stets nur gegenüber einem gewissen Erblasser, der Erbunwürdige hört nicht auf, rechtsfähig und erbfähig zu sein. Auch von einer relativen Rechtsunfähigkeit zu sprechen, ist verfehlt. Dem steht entgegen, daß dem unwürdigen Erben der Nachlaß verbleibt, wenn die Anfechtungsklage nicht oder nicht rechtzeitig erhoben wird. „Erbunwürdigkeit" ist wörtlich zu nehmen: Der Erbschleicher usw muß die Erbschaft herausgeben, nicht weil er unfähig, sondern weil er unwürdig ist, sie zu haben, er verdient sie eben nicht. Die Erklärung dürfte für die fremden Rechtsordnungen in gleicher Weise zutreffen, mag auch die Theorie gelegentlich von mangelnder capacité sprechen. Über die Würdigkeit oder Unwürdigkeit eines Berufenen zum Erwerb oder zum Behalten der Erbschaft zu entscheiden, ist ausschließlich Sache des Erbstatuts, also im Falle des Art 24 Abs 1 EG des deutschen Rechts. Beispiel Erblasser ist ein Deutscher - daher deutsches Erbstatut. In der Frage der Erbunwürdigkeit des Berufenen, mag dieser auch ein Ausländer sein, greifen ausschließlich die §§ 2339 ff BGB Platz. Nach ihnen allein bestimmt sich auch, wer die Unwürdigkeit geltend machen kann und wie und in welcher Frist dies zu geschehen hat und welche Wirkungen sich daran knüpfen.
Für die Anwendung des Erbstatuts sprechen sich gleichfalls aus VON BAR II 316; KAHN NiemZ 13, 333; ZITELMANN II 941; WALKER5 900; LEWALD, IPR 299; NUSSBAUM, IPR 351 Fn 3; M WOLFF 228; SCHNITZER II 545; RABEL Conflict IV 365; 5 4 RAAPE IPR 438; KEGEL, IPR 458. Hingegen erklären andere das Personalstatut des Erben für maßgebend, so WEISS, noch andere (zB FRANKENSTEIN IV 377) beide Statuten, also das Erbstatut sowohl wie das Personalstatut des Erben, so DIENA, S die Angaben bei LEWALD, Questions 57 Fn 2. Die deutsche Rspr geht vom Erbstatut aus: BayObLGZ 1961, 4/16 (13. 1. 1961) italienisches Erbstatut; OLG Düsseldorf (6.2.1963) IPRspr 1962/63 Nr 149 = NJW 1963, 2227 = DNotZ 1964, 347 - niederländisches Erbstatut erfaßt grundsätzlich Erbunwürdigkeit der Erben - „ob das auch gilt, wenn einer der Beteiligten. . . deutsche Staatsangehörige ist, hat das LG mit Recht dahingestellt lassen"; LG Berlin (3. 4. 1950) RabelsZ 16 (1951) 130 m Anm NEUMEYER - italienisches Erbstatut.
Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 44 16
X. Erbfolge aufgrund Verfügung von Todes wegen - Erbstatut 1. Testament - gemeinschaftliches Testament
44
a) Testament (Errichtung - Änderung - Aufhebung) aa) Testierfähigkeit a) Die Testierfähigkeit, die eine von der Geschäftsfähigkeit gesonderte Eigenschaft darstellt, beurteilt sich (Statutenwechsel - s Vorbem 49 ff - liegt nicht vor!) als Teilfrage nach dem Erbstatut (übereinstimmend RAAPE [9. Aufl] 641 ; ders, IPR 5 423 ; KIPP-COING13 § 130 III 4; NEUHAUS, RabelsZ [1953] 651) was sich aus dem Interesse der zu erstrebenden Entscheidungsharmonie rechtfertigt; das Erbstatut kann seinerseits (Beispiel: § 2275 BGB iVm Art 7) auf das Personalstatut des Erblassers verweisen. M WOLFF3 229 sowie LEWALD, IPR 306 betrachten die Testierfähigkeit als Unterfall der Geschäftsfähigkeit und ziehen Art 7 (Personalstatut!) heran. So auch BGH (12.1. 1 9 6 7 ) N J W 1 9 6 7 , 1 1 7 7 m A n m CZAPSKI 1 7 1 0 ; O L G S a a r b r ü c k e n ( 1 6 . 12. 1 9 6 6 ) N J W 1 9 6 7 , 7 3 2 m A n m MEZGER.
Nach einer Mittelmeinung (PALANDT-HELDRICH40 Art 24 Anm 3 b; SOERGELKEGEL 10 V o r b 3 1 zu A r t 2 4 ; KEGEL I P R 4 4 6 0 ; LANGE-KUCHINKE 2 § 3 I I S 4 0 ) ist das
Erbstatut maßgeblich, soweit es Sonderregeln ausgebildet hat ; begnügt es sich j edoch mit der allgemeinen Geschäftsfähigkeit, so soll das von Art 7 berufene Recht entscheiden.
ß) Der Streit ist für Erbfälle ab 1. 1. 1966 weitgehend (nicht ganz, wie ERMAN- 45 MARQUORDT6 Art 24, 25 Rz 21 meinen - dazu auch SCHEUERMANN 77 Fn 29) entschärft durch Art 5 Haager TestÜbk - s Vorbem 440 - , wonach nationale Vorschriften, welche die für letztwillige Verfügungen zugelassenen Formen mit Beziehung auf das Alter, die Staatsangehörigkeit oder andere persönliche Eigenschaften des Erblassers beschränken, der Form zugerechnet werden. Beispiele für Beschränkungen wegen Alter oder
Staatsangehörigkeit:
(1) Ein 16-jähriger Deutscher errichtet in Paris ein eigenhändiges Testament, das der Form des Art 970 Code Civil entspricht; das Testament ist trotz § 2247 Abs 4 B G B formgerecht errichtet, § 2229 B G B ist beachtet. Das gleiche gilt aus deutscher Sicht für ein eigenhändiges Testament, das ein 16-jähriger Spanier dazu Art 663 Código Civil (entgegen Art 688 Código Civil) in Paris errichtet. Nach spanischem Recht ist der Testator zwar mit 14 Jahren testierfähig, kann aber nach Art 688 Cc erst mit Volljährigkeit (21 Jahren) eigenhändig testieren. Weitere Beispiele für Beschränkungen wegen Alter (dazu VON O V E R B E C K , L'Unification des Règles de Conflits de Lois en Matière de Forme de Testaments [Freiburg/Schweiz 1961]): § 2233 B G B (Verbot der Errichtung durch Übergabe einer offenen Schrift); Art 1748 griechisches ZGB (Verbot des mystischen Testaments); § 569 ÖABGB, § 4 öEntmündigungsordnung, § 70 öNotariatsordnung (Minderjährige unter 18 Jahren können nur mündlich vor Gericht oder Notar testieren). Siehe weiter das Beispiel in F E R I D - F I R S C H I N G aaO Deutschland Grdz C Rz 26. (2) Ein volljähriger Niederländer errichtet in der Bundesrepublik Deutschland ein eigenhändiges Testament - s Vorbem 278 - ; das Testament ist formgerecht errichtet. Das gleiche gilt für einen Portugiesen, der entgegen seinem Heimatrecht (Art 1961 Código civil) ein eigenhändiges Testament im Ausland in der dort zugelassenen Ortsform errichtet.
Unter Art 5 TestÜbk 1961 (Beschränkungen im Hinblick auf „andere persönliche 46 Eigenschaften des Erblassers" ) fallen Formbeschränkungen wegen körperlicher Gebrechen, wie Blind-, Stumm-, Taubheit (Beispiele: §§ 2233 Abs 2, 3; 2247 Abs 4 BGB), aber auch im Hinblick auf Geisteskrankheit, Geistesschwäche, Verschwen(37)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 47-49
Einfnhrungsgesetz
dung oder Trunksucht uä (Beispiel: § 4 öEntmO, § 569 ÖABGB - dazu F E R I D äaO Österreich Grdz F III Rz 69); dazu rechnen weiter Beschränkungen aus Gründen des Geschlechts oder der Rasse; schließlich auch, falls das Erbstatut Militärtestamente überhaupt zuläßt, Sonderformen für Fälle der Gefahr us - dazu
FIRSCHING
VON OVERBECK 8 5 .
Beispiel Ein stummer Minderjähriger und ebenso stummer Analphabet sind nach deutschem Recht nicht in der Lage, ein gültiges Testament zu errichten, da ihnen das Gesetz keine Form zur Bekundung ihres letzten Willens zur Verfügung stellt. Sie können jedoch im Ausland gültig testieren, sofern der ausländische Staat (Beispiel: § 569 ÖABGB - dazu KLANG-GSCHNITZER, III [1948-1951] 278) für Personen ihrer Kategorien eine Testamentsform bereithält.
47 Art 5 TestÜbk 1961 greift nicht ein, wenn es sich nicht um ein reines Formerfordernis handelt (dazu SCHEUCHER ZfRVgl 5 [ 1 9 6 4 ] 2 2 1 ) : (1) eine Ordensperson ist nach § 773 ÖABGB testierunfähig - zur Rechtslage nach griechischem Recht s F E R I D - F I R S C H I N G aaO Griechenland Grdz F Rz 97; (2) ein wegen Verschwendung oder Trunksucht beschränkt Entmündigter kann nach § 568 A B G B nur über die Hälfte seines Vermögens testieren - zum französischen Recht s Art 904 Cc; (3) ein 17-jähriger Grieche errichtet in München vor dem Notar ein offenes T e s t a m e n t - ! 2233 Abs 1 B G B gestattet dies; die Form ist damit gewahrt, aber Art 1719 Abs 1 Nr 1 Z G B (Erb- und Personalstatut!) verneint schlechthin bei Personen unter 18 Jahren die Testierfähigkeit.
Greift Art 5 des TestÜbk 1961 nicht ein, so macht sich die Verschiedenheit der Auffassung (oben Vorbem 44) in gewissen Fällen des Staatswechsels geltend - dazu Vorbem 83 - , ferner im Falle des Art 28, wenn also Erbstatut nicht das Personalstatut, sondern das Sachstatut ist - s Vorbem 365. 48 y) Ob die Testierfähigkeit vorhanden ist, beurteilt sich nicht nach dem Zeitpunkt des Erbfalls, sondern nach dem Zeitpunkt der Errichtung des Testaments. 49 ö) Staatswechsel* Art 24 Abs 3 S 1 bestimmt: . . . Die Gültigkeit der Errichtung oder Aufhebung wird nach den Gesetzen des Staates beurteilt, dem er zur Zeit der Errichtung oder Aufhebung angehörte.
und in S 2: Die Vorschrift des Art 11 Abs 1 Satz 2 bleibt unberührt.
Die Theorie (dazu F E R I D aaO 125) unterscheidet zwischen sog „Eingangsstatutenwechsel" (inländisches Recht ist Erbstatut), sog „Ausgangsstatutenwechsel" (Statutenwechsel vom Inlandsrecht zu einem ausländischen Erbstatut) und sog „indifferentem Statutenwechsel" (Statutenwechsel führt von einem Auslandsrecht zum anderen). Art 24 Abs 3 hat nur den „Eingangsstatutenwechsel" im Auge. Von ihm soll zunächst die Rede sein. Zur analogen Anwendung von Abs 3 auf alle Fälle eines Staatenwechsels s unten Vorbem 77, 78.
* Dazu GAVALDA, Les conflits dans le temps en Droit International Privé, Thèse Paris 1955; WENGLER, Skizzen zur Lehre vom Statutenwechsel, RabelsZ 23 (1958) 535; BURGLEN, Das Intertemporale Recht im Internationalen Privatrecht, Diss Bonn 1965; SCHEUERMANN, Statutenwechsel im internationalen Erbrecht (1969); FERID, Der Statutenwechsel im internationalen Erbrecht (1969), in LAUTERBACH, „Vorschläge . . ." 1 2 0 - s weiteres Schrifttum zu der Vorbzu Art 2 4 - 2 6 unter VIII 2 f.
Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 50-51 b
Systematisch unterscheidet Art 24 Abs 3 seinerseits Verfügungen von Todes wegen, die nach dem Staatswechsel (dazu Vorbem 50 ff) und solche, die schon vor ihm errichtet worden sind (dazu Vorbem 59 ff). Beide Male stellt sich die Frage, ob für ihre Beurteilung bedeutsam ist, daß der Erblasser, der als Deutscher starb, früher eine andere Staatsangehörigkeit hatte. aa) Nach dem Staatswechsel errichtete Verfügungen von Todes wegen
50
Grundsatz: Die nach dem Staatswechsel errichteten Verfügungen von Todes wegen, sowohl Testamente wie Erbverträge, werden grundsätzlich nach dem neuen Statut, hier also nach deutschem Recht, beurteilt. Das gilt insbesondere für ihre Form, ihren Inhalt und die Verfügungsfähigkeit. Ein Italiener, der die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt hat, kann nunmehr gültig im Wege des Erbvertrages verfügen - ein Weg, der ihm bis dahin verschlossen war (s FERID-FIRSCHING aaO Italien Grdz F Rz 75, 76). Ein Italiener oder Schweizer, der mit 16 Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt, kann nunmehr bereits in diesem Alter ein Testament, allerdings zB in der BRep Deutschland kein privatschriftliches (§ 2 2 4 7 Abs 4 BGB), machen, obgleich er unter dem früheren Recht erst mit 18 Jahren hätte testieren können; vgl Art 591 Codice Civile und Art 467 ZGB. Weiterhin ergibt sich, daß ein nicht für volljährig erklärter Franzose, der im gleichen Alter die deutsche Staatsangehörigkeit erwirbt, über sein ganzes Vermögen testieren kann, während er nach Art 904 Code Civil grundsätzlich nur über die Hälfte hätte verfügen können. Allerdings kann er in der Bundesrepublik Deutschland nur in der Form des § 2 2 3 3 Abs 1 BGB (öffentliches Testament!) verfügen, während er nach französischem Recht über die zugelassene Hälfte auch privatschriftlich hätte testieren können. Ausnahme: War der Eingebürgerte zur Zeit des Staatswechsels nach seinem 51 damaligen Heimatrecht testierfähig, nach deutschem Recht jedoch nicht, so fragt sich, ob er die bisherige Fähigkeit behält oder nicht. Art 24 Abs 3 unterscheidet hier, ob die Unfähigkeit ihren Grund in einem Mangel des Alters oder in einem sonstigen Grund hatte, zB in einer Entmündigung. Unfähigkeit aus sonstigem Grunde. In letzterem Falle bleibt es bei dem Grundsatz, der 51a nunmehrige Deutsche erleidet also eine Einbuße in seiner Testierfähigkeit. So die hM, zB HABICHT 189; WALKER 9 5 7 ; WOLFF, IPR 3 2 2 9 f; RAAPE, IPR5 4 2 9 ; ERMAN-MARQUORDT6 A r t 24, 25 R z 18; PALANDT-HELDRICH40 A r t 2 4 A n m 5. A A
PLANCK 81; SOERGEL-KEGEL10 Vorbem 34 zu Art 24. Für die hM spricht der Wortlaut des Gesetzes („selbst wenn er das nach den deutschen Gesetzen erforderliche Alter noch nicht erreicht hat"), aber auch Sinn und Zweck des Grundsatzes. Ratio der Vorschrift ist, wie RAAPE (429) dartut, daß in dem Falle schon vorausgegangener Verfügungen dem Testator die Hand freibleiben muß, dies aber nur, soweit es den Altersgrund angeht. Beispiele (a) Ein wegen Verschwendung entmündigter Niederländer erlangt die deutsche Staatsangehörigkeit. Nach niederländischem Recht hat er die volle Testierfähigkeit. Jetzt hat er nur noch die negative, dh er kann nichts weiter als das nach niederländischem Recht errichtete Testament widerrufen. (b) Wenn ein wegen Verschwendung entmündigter Österreicher die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt, so erleidet er gleichfalls eine Verschlechterung seiner Rechtsstellung, insofern er bisher gemäß § 568 ABGB wenigstens über die Hälfte seines Vermögens testieren könnte. Dieses Vorteils geht er jetzt verlustig. Hatte er bereits gemäß § 568 verfügt, so bleibt freilich diese Verfügung wirksam, aber er ist nicht mehr in der Lage, diese Verfügung durch eine andere zu ersetzen; was er allein vermag, ist, sie zu widerrufen.
Unfähigkeit wegen mangelnden Alters. Beruht die Testierunfähigkeit, genauer die 51b Unfähigkeit zur Errichtung einer Verfügung von Todes wegen, nach deutschem (39)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 52, 5 3
Einführongsgesetz
Recht auf mangelndem Alter, so weicht das Gesetz von seinem Grundsatz ab. Jedoch macht es auch hier wieder eine Unterscheidung, nämlich, ob der Ausländer zur Zeit der Erlangung der deutschen Staatsangehörigkeit bereits von seiner Verfügungsfähigkeit Gebrauch gemacht hatte oder nicht. Im letzteren Falle verbleibt es bei dem Grundsatz, daß die Fähigkeit, sich ausschließlich nach dem neuen Statut, also nach dem deutschen Recht, beurteilt. In dem ersteren läßt das Gesetz eine Ausnahme von dem Grundsatz zu: Der Ausländer „behält die Fähigkeit zur Errichtung einer Verfügung von Todes wegen", obwohl „er das nach den deutschen Gesetzen erforderliche Alter noch nicht erreicht hat". Alles das ergibt sich aus dem Vordersatz des ersten Halbsatzes und dem zweiten Halbsatz. Der ganze Satz ist also so zu lesen: „Erwirbt ein Ausländer, der eine Verfügung von Todes wegen errichtet oder aufgehoben hat, die deutsche Staatsangehörigkeit, so behält er die Fähigkeit zur Errichtung einer Verfügung von Todes wegen, selbst wenn er das nach den deutschen Gesetzen erforderliche Alter noch nicht erreicht hat."
Auf diese Weise wird dem jungen Ausländer, der bereits ein Testament errichtet hatte, die Fähigkeit belassen, auch als Deutscher noch dieses Testament zu widerrufen oder zu ändern. Das Interesse des Betroffenen an der Kontinuität seiner Rechtsstellung überwiegt (SCHEUERMANN 79). 52 Aus dem Gesagten folgt: Der Türke, der mit 14 Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt, kann gemäß § 2229 BGB erst mit 16 Jahren testieren. Türkisches Recht kommt nicht zur Anwendung, denn auch nach türkischem Recht war er zur Zeit des Staatswechsels noch nicht testierfähig, wäre es vielmehr erst mit 15 Jahren geworden, Art 449 türkisches ZGB (Wortlaut: FERID-FIRSCHING aaO Türkei Texte II Nr 1). An dem Gesagten ändert es nichts daß der junge Türke bereits vor dem Staatswechsel ein Testament gemacht hatte, denn er war auch nach türkischem Recht nicht fähig dazu. Auf eine angemaßte Testierfähigkeit nimmt Art 24 Abs 3 keine Rücksicht, sondern nur auf eine vom alten Statut verliehene und ausgeübte. Erlangte der Türke die deutsche Staatsangehörigkeit im Alter von 15 Jahren, so kann er als Deutscher ein Testament in diesem Alter wohl dann machen, wenn er bereits vor dem Staatswechsel testiert hatte, vorausgesetzt, daß es nach seinem 15. Geburtstag geschah; er kann es nicht, wenn er vor diesem Zeitpunkt noch kein Testament errichtet hatte. In letzterem Falle verliert er also durch den Staatswechsel seine Testierfähigkeit, in dem ersteren behält er sie. Nach dem Prinzip, das dem Abs 2 des Art 7 zugrundeliegt, sollte man erwarten, daß er sie in jedem Fall behalte; das Gesetz geht jedoch hier, wo es sich um ein Rechtsgeschäft von Todes wegen handelt, also um ein Geschäft, das zunächst noch unwirksam ist, seine eigenen Wege. 53 Immerhin ist auch hier Art 7 Abs 2 von Bedeutung. § 2229 Abs 1 BGB sagt: Ein Minderjähriger kann ein Testament erst errichten, wenn er das sechzehnte Lebensjahr vollendet hat.
Ob aber ein Ausländer, der die deutsche Staatsangehörigkeit erlangte, noch minderjährig ist, beurteilt sich gemäß Art 7 Abs 1 und 2. Daraus folgt: Ein Türke, der mit 15 Jahren eingebürgert wurde, zu dieser Zeit jedoch bereits nach türkischem Recht (Art 12 türkisches ZGB - Wortlaut: FERID-FIRSCHING aaO Türkei Texte II Nr 1 - dazu PRITSCH, Die Rezeption des schweizerischen Zivilrechts in der, Türkei, Auslandsrecht 1926 Sp 153 ff) für mündig erklärt war, behält gemäß Art 7 Abs 2 die rechtliche Stellung eines Volljährigen; er kann somit nach seiner Einbürgerung bereits mit 16 Jahren ein privatschriftliches Testament errichten, auch in diesem Alter bereits durch Erbverträge Verfügungen treffen. Ebenso kann ein 17jährige SchweiKarl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 54-58
zerin, die 1978 einen Deutschen geheiratet hat und dann nach § 8 RuStAG eingebürgert worden ist, ein gültiges privatschriftliches Testament machen sowie in einem Erbvertrag Verfügungen treffen; sie wurde nämlich durch die Heirat kraft Art 14 Abs 2 schweizerisches ZGB volljährig, womit wieder Art 7 Abs 2 EGBGB eingreift - s dazu die Ausführungen zu Art 7 Abs 2. Einzelheiten. Wann hat der Ausländer von seiner Verfügungsfähigkeit Gebrauch 54 gemacht? (1) Wenn er bereits eine Verfügung von Todes wegen errichtet hat, sei es ein Testament, sei es einen Erbvertrag. Übereinstimmend KEGEL, IPR 4 461; W O L F F , IPR 3 229 f; PALANDT-HELDRICH Art 24 Anm 5. AA LEWALD, IPR 307; KUHN, Abhandlungen II 202. Ob die Verfügung gültig ist, ist unerheblich - so auch HABICHT 189. Auch die wegen eines Formmangels oder wegen ihres Inhalts oder wegen eines Willensmangels ungültige Verfügung ist ein ausreichender Grund, dem Ausländer seine Verfügungsfähigkeit zu belassen, denn lediglich bei dieser Auslegung werden Präjudizialprozesse über die Frage der Gültigkeit der vor dem Staatswechsel errichteten Verfügung überflüssig. Nur in einem schon angedeuteten Falle ist eine Ausnahme berechtigt, nämlich in dem Fall, daß das Testament wegen mangelnder Verfügungsfähigkeit, genauer wegen mangelnden Alters, auch schon nach ausländischem Recht ungültig ist. Wenn ein Chilene mit 13 Jahren ein Testament errichtet, mit 15 Jahren Deutscher wird und alsbald ein neues Testament errichtet, so ist zu sagen: Er war zur Zeit des Staatswechsels zwar nach chilenischem Recht testierfähig, denn nach diesem beginnt die Testierfähigkeit mit 14 Jahren bzw die Mädchen mit 12 Jahren, aber er hat diese Fähigkeit nicht ausgeübt. Daß er ein Testament errichtet hat, bevor er sie hatte, ist kein Grund, sie ihm zu belassen. Angemaßte Ausübung steht der anerkannten nicht gleich. Das unter der Herrschaft des deutschen Rechts errichtete neue Testament ist also nichtig. Hat der Ausländer ein Testament errichtet, so hat er nach der Einbürgerung die Verfügungsfähigkeit bezüglich eines Erbvertrages nur dann, wenn er sie nach dem alten Statut hatte; nicht aber, wenn das alte Statut den Erbvertrag überhaupt nicht zuließ - dazu HABICHT 189. (2) Wenn er bereits eine Verfügung errichtet, diese aber später aufgehoben hat. Der Wortlaut des 5 5 Gesetzes ist eindeutig. Da der Ausländer in diesem Fall als intestatus die deutsche Staatsangehörigkeit erwirbt, ist ein Bedürfnis, ihm die Verfügungsfähigkeit zu belassen, nicht ohne weiteres ersichtlich. Für den Standpunkt des Gesetzes spricht, daß über die Gültigkeit der Aufhebung des Testaments Streit entstehen kann, wobei es untunlich ist, die Fähigkeit zu weiterer Verfügung von der Austragung dieses Streites abhängig zu machen. Mit HABICHT 189 ist daher die Gleichstellung von Errichtung und Aufhebung als gerechtfertigt anzusehen. Daraus folgt: Die Chilenin, die mit 13 Jahren ein Testament errichtet und es alsbald widerrufen hat und mit 14 Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt, kann noch vor Erreichung des 16. Lebensjahres wirksam ein Testament errichten.
Beweislast: Daß der Deutsche bereits als Ausländer ein Testament errichtet oder 56 aufgehoben und dadurch die Verfügungsfähigkeit gemäß Art 24 Abs 3 behalten hat, muß beweisen, wer daraus Rechte herleitet. Steht also diese Tatsache nicht fest, so ist die Verfügung als nichtig zu behandeln, wenn es an dem vom deutschen Gesetz geforderten Alter gefehlt hat (übereinstimmend H A B I C H T 189). Form: Der frühere Ausländer behält zwar Dank der Ausnahmevorschrift des Abs 3 57 die bisherige Verfügungsfähigkeit. Die Form, in der er nunmehr zu verfügen hat, bestimmt jedoch ausschließlich das deutsche Recht. Die 15jährige frühere Angehörige von Puerto Rico kann daher gemäß § 2233 Abs 1 BGB in der Bundesrepublik Deutschland nur öffentlich durch mündliche Erklärung testieren, nicht auch in der Form, die ihr früheres Heimatrecht gestattete, zB in der Form eines geschlossenen Testaments nach § 2145 Civil Code von Puerto Rico. Die Form beurteilt sich nach dem TestÜbk 1961 sowie Art 11 Abs 1 S 1 EGBGB dazu unten Vorbem 411 ff. Zur Qualifikation von Testierfähigkeit und Form beachte die Ausführungen oben Vorbem 45-47. Gesamtverweisung: Die Frage, ob der frühere Ausländer das nötige Alter zum 58 Testieren hatte, beurteilt sich nach dem Recht des früheren Heimatstaates einschließ(41)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 59-61
Eintührungsgesetz
lieh seiner Kollisionsnormen. Rück- und Weiterverweisung sind damit beachtlich dazu Vorbem 5. Beispiel Erlangt ein Däne, der bis zum Staatswechsel seinen Wohnsitz in Montevideo hatte, die deutsche Staatsangehörigkeit, so ist das von ihm nach dem Staatswechsel mit 15 Jahren errichtete Testament dann gültig, wenn er bereits vorher ein Testament gemacht hatte - vorausgesetzt, daß er damals bereits 14 Jahre alt war. Es ist gültig, obgleich ein Däne noch nicht mit 15 Jahren testieren kann, denn der Testator unterstand nicht dem dänischen Recht, sondern kraft des dänischen IPR, das dem Domizilprinzip folgt, dem Recht von Uruguay.
59 ßß) Vor dem Staatswechsel errichtete Verfügungen von Todes wegen — Art 24 Abs 3 Hier liegt in der Praxis der Schwerpunkt der Regelung des Abs 3. Das Gesetz schreibt darnach in gewissem Umfang die Berücksichtigung des alten Statuts vor. Das von einem Schweizer, der später Deutscher wird, errichtete Testament wird teils nach deutschem, teils nach schweizerischem Recht beerbt. Das von einer Schweizerin, die später einen Österreicher und nach dessen Tod einen Deutschen unter Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit heiratete, errichtete Testament wird gleichfalls teils nach schweizerischem, teils nach deutschem Recht beurteilt, nicht hingegen kommt es auf das österreichische Recht an, da es weder „Errichtungs-" noch Erbstatut ist. 60 Wieweit das Errichtungs- oder Aufhebungsstatut maßgebend ist, ist zweifelhaft. Die Scheidung der Vorschriften, die die Errichtung oder Aufhebung des Testamentes betreffen (äußere Vorschriften) und solcher, die den Inhalt und die Wirkung (innere Vorschriften) ansprechen, kehrt übrigens in der Übergangsvorschrift des Art 214 EG wieder. Nach allgemeiner Ansicht fällt jedenfalls die Testierfähigkeit darunter ( Z I T E L M A N N 971; W A L K E R 956; N E U H A U S RabelsZ 18 [1953] 653; R A A P E , I P R 5 429; S C H E U E R MANN 77; S O E R G E L - K E G E L Vorbem 32,33 zu Art 24 allerdings differenzierend, s auch K E G E L , I P R 4 460). M W O L F F 229 leitet das bereits aus Art 7 EG ab und meint, Abs 3 S 1 sage damit nur, was ohnedies gelte. Z I T E L M A N N I I 182 ist anderer Ansicht. Der in Art 7 enthaltene Grundsatz, daß das neue Statut nicht in abgetane Verhältnisse einzugreifen habe, - lehrt er - , sei hier nicht anwendbar, denn das Testament werde erst mit dem Tode wirksam, noch sei also der Tatbestand unvollendet, noch die Wirkung des Geschäfts in der Schwebe. Dem ist im wesentlichen zuzustimmen. 61 Rück- und Weiterverweisung des Errichtungsstatuts sind beachtlich. Wer wie M W O L F F in Art 24 Abs 3 nur den Ausfluß des Art 7 sieht, kann sich auf Art 27 berufen, der Art 7 ausdrücklich nennt. Wer dies ablehnt, wird Art 27 analog anwenden; wird darüber hinaus aber auch eine Weiterverweisung anerkennen (dazu BayObLGZ 1972, 383). Beispiel Ein in Hamburg wohnhafter Däne errichtet dort ein Testament und erwirbt später die deutsche Staatsangehörigkeit. Die Frage, ob er bei Errichtung des Testaments testierfähig war, beurteilt sich nicht nach dänischem, sondern nach deutschem Recht, da das dänische IPR die deutsche Sachnorm für maßgeblich erklärt. Hatte der Däne nicht seinen Wohnsitz in Hamburg, sondern in London, so unterfällt die Testierfähigkeit dem englischen Recht, da das dänische IPR auf dieses weiterverweist. Übereinstimmend HABICHT 214; SCHNELL NiemZ 7, 116; BARAZETTI NiemZ 7, 7 (nur bei Rückverweisung).
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1. Abschnitt Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 62-64
Eine Einschränkung ist notwendig. Folgt der frühere Heimatstaat des nunmehr 62 deutschen Erblassers dem Grundsatz, daß die Testierfähigkeit ausschließlich dem letzten Heimatrecht des Erblassers, also hier dem deutschen Recht unterfällt, so müßte ein deutscher Richter diese Rückverweisung ablehnen. Er wird den Grundsatz der früheren Staatsangehörigkeit befolgen, da dieser billig und zweckmäßig erscheint. Der Grundsatz der Staatsangehörigkeit schlechthin beruht auf Anpassung und Übereinstimmung; der Grundsatz der früheren Staatsangehörigkeit ist von wesentlich anderer Natur. S Erl zu Art 27. Dazu bedarf der Ausdruck „Rück- und Weiterverweisung" des Errichtungsstatuts in diesem Zusammenhang einer Klarstellung. Beachtlich ist eine Rück- und Weiterverweisung nur im Falle, wo nach dem IPR des früheren Heimatstaates Erbstatut zZ der Errichtung des Testaments nicht das Recht eben dieses Staates war, sondern das Recht eines anderen Staates, so in dem oben gegebenen Beispiel das deutsche oder englische Recht. Nicht gemeint ist der Fall, wo nach dem IPR des früheren Heimatstaates Erbstatut zZ des Erbfalles ausschließlich das Heimatrecht des Erblassers in eben diesem Zeitpunkt ist. Präzisiert: zu unterscheiden sind das Erbstatut zZ des Todesfalles und das Erbstatut zZ der Testamentserrichtung (wenn nämlich der Testator sogleich in diesem Augenblick gestorben wäre), dh das jetzige und das frühere, das wirkliche und das fingierte Erbstatut. Nur bei der Frage, welches das frühere Erbstatut ist, sind die Kollisionsnormen des früheren Heimatrechts des Erblassers zu berücksichtigen, nicht auch bei der Frage, welches das jetzige, das wirkliche Erbstatut des Erblassers ist. In der letzteren Frage entscheidet allein das deutsche Recht, und dieses erklärt als Erbstatut in der Hauptsache das deutsche, zu einem geringen Teil ausländisches Recht für maßgebend, so daß das Erbstatut sozusagen ein statutum mixtum ist. Aus der Berücksichtigung des alten Statuts folgt:
63
Fehlte dem Erblasser die Testierfähigkeit nach dem Errichtungsstatut, so ist das Testament nichtig, wenn er auch nach dem Erbstatut testierfähig gewesen wäre. Das Testament wird also durch den Staatswechsel nicht etwa aus einem nichtigen zu einem gültigen. Beispiele (1) Ein Schweizer testiert mit 17 Jahren und wird später Deutscher. Das Testament ist und bleibt kraftlos, da nach Art 467 ZGB die Testierfähigkeit erst mit zurückgelegtem achtzehnten Lebensjahr beginnt. Ob es der in Art 519 Nr 1 vorgesehenen, an eine Frist (Art 521) gebundenen Ungültigkeitsklage bedarf oder ob das Testament ipso iure nichtig ist, dazu unten Vorbem 75. (2) Wenn ein in New York domizilierter US-Angehöriger daheim mit 17 Jahren ein Testament gemacht hat oder ein lediger Angehöriger des Staates Mississippi vor 1973 mit 20 Jahren und er später Deutscher wird, so ist dieses Testament, soweit es den beweglichen Nachlaß angeht, ungültig, da nach dem früheren Heimatrecht die Testierfähigkeit erst mit 18 bzw mit 21 Jahren begann. (3) Wenn eine Angehörige von North Carolina daselbst im Alter von 20 Jahren im Jahre 1968 testierte und später Deutsche wurde, so bleibt das Testament, soweit es den beweglichen Nachlaß angeht, ungültig, da sie nach dem Rechte von North Carolina erst mit 21 Jahren testierfähig wurde. War sie freilich zZ der Testamentserrichtung verheiratet, so bleibt es gültig, da nach dem Recht von North Carolina die Ehe mit 18 Jahren testierfähig macht.
Zu den Beispielen (2) und (3) s North Carolina Texte.
FERID-FIRSCHING
aaO US: New York, Mississippi,
Zu (l)-(3): Eine Validation durch das Erbstatut befürwortet SCHEUERMANN 77. Eine solche entspricht sicherlich nicht der gegenwärtigen Rechtslage, die der Maxime folgt: „quod ab initio vitiosum est, expostfacto non convalescit". In Anlehnung an den durch das TestÜbk 1961 (s Vorbem 411) herausgestellten Grundsatz des favor testamenti tritt FERID, in „Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen (43)
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Vorbem zu Art 24-26 65-67
Einführungsgesetz
I n t E r b R " ( 1 9 6 9 ) 1 2 9 f de lege ferenda für e i n e w a h l w e i s e Berücksichtigung v o n Errichtungs- u n d Erbstatut für die Testierfähigkeit bei der Testamentserrichtung ein. D e r Vorschlag überzeugt insofern nicht, als die für die F o r m gebrachte R e g e l u n g ihrem Kern nach auf anderen G r ü n d e n beruht, als sie für die Testierfähigkeit in die Waagschale g e w o r f e n w e r d e n können. E i n T e s t a m e n t , das w e g e n mangelnder Verstandesreife d e s Verfassers nicht anerkannt wird, kann nicht o h n e weiteres mit Erreichung der Altersgrenze konvaleszieren, der H i n w e i s auf die B e h a n d l u n g s c h w e b e n d unwirksamer R e c h t s g e s c h ä f t e im Schuldrecht liegt nahe, sogar dort wird e i n e Bestätigung verlangt, die i m Testamentsrecht e b e n nur durch Neuerrichtung erfolgen kann. V g l dazu auch § 5 7 6 Ö A B G B . 6 5 War u m g e k e h r t der Erblasser nach d e m Errichtungsstatut testierfähig, s o ist das T e s t a m e n t gültig, auch w e n n es nach d e m Erbstatut, also d e m d e u t s c h e n R e c h t , nicht g e w e s e n wäre. Beispiele (1) Der deutsche Erblasser hatte, als er noch Chilene war, im Alter von 15 Jahren ein Testament errichtet. Das Testament war zZ des Staatswechsels gültig, was die Testierfähigkeit anlangt, und bleibt es. Chilenen können bereits mit 14 oder, wenn sie Frauen sind, mit 12 Jahren testieren. (2) Das gleiche gilt, wenn ein Deutscher ein Testament hinterläßt, das er in einer Zeit errichtet hatte, als er noch griechischer Staatsangehöriger und zudem wegen Verschwendung entmündigt war - Art 1719 ZGB - dazu G E O R G I A D E S in F E R I D - F I R S C H I N G aaO Griechenland Grdz F Rz 96. (3) Wenn eine österreichische Ordensperson ein Testament errichtet, so bleibt dieses Testament nichtig, auch wenn sie später die deutsche Staatsangehörigkeit erlangt, da nach österreichischem Recht - dazu § 573 ÖABGB - Ordenspersonen grundsätzlich testierunfähig sind. 6 6 M a n c h e R e c h t e k e n n e n eine teilweise
Testierfähigkeit.
Beispiele (1) Der deutsche Erblasser hinterläßt ein Testament, das er als Österreicher und zwar zu einer Zeit, da er wegen Verschwendung entmündigt war, errichtet hat. Nach § 568 ABGB kann ein Verschwender über die Hälfte seines Vermögens testieren, die andere fällt dem gesetzlichen Erben zu. Das Testament ist nach Art 24 Abs 3 EG zur einen Hälfte gültig, zur anderen Hälfte ungültig. Die Frage, ob utile per inutile vitiatur, ist nach deutschem Recht, § 2085 BGB, nicht nach österreichischem Recht zu beurteilen, denn sie unterliegt allein dem Erbstatut. (2) Hinterläßt eine deutsche Erblasserin ein Testament, das sie als Französin mit 17 Jahren errichtet hat, so gilt im Hinblick auf Art 904 Code Civil das gleiche. Das Testament ist zur Hälfte gültig, zur Hälfte ungültig. Ob utile per inutile vitiatur, bestimmt sich auch hier wieder nach deutschem Recht. Art 904 (Abs 1): Hat ein nicht für volljährig erklärter Minderjähriger das Alter von 16 Jahren erreicht, so kann er durch Testament über die Hälfte des Vermögens verfügen, über das ein Volljähriger kraft Gesetzes verfügen kann. (Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G Frankreich Texte B).
67 yy) Änderung und Aufhebung D a s v o n der Errichtung des T e s t a m e n t s G e s a g t e gilt entsprechend v o n der ( Ä n d e r u n g und) A u f h e b u n g desselben. O b der Testator die Fähigkeit hatte, ein T e s t a m e n t a u f z u h e b e n , beurteilt sich nicht nach d e m Erbstatut, sondern nach d e m A u f h e b u n g s statut, also d e m R e c h t des Staates, d e m er zur Zeit der A u f h e b u n g angehörte. Z u b e a c h t e n ist, daß Errichtungs- und Aufhebungsstatut verschieden sein k ö n n e n . Beispiel Eine 15 jährige US-Angehörige, domiziliert in Georgia, errichtet ein Zweizeugentestament, heiratet im Alter von 17 Jahren einen Angehörigen des Staates Maine (US) und hebt im gleichen Jahre (nun domiziliert in Maine) das Testament wieder auf. Nach ihrer Ehescheidung ehelicht sie einen Deutschen und stirbt nach ihrer Einbürgerung 1979 als Deutsche. Die Frage, ob sie fähig war, das Testament zu errichten, beurteilt sich, was den beweglichen Nachlaß angeht, nach dem Recht von Georgia, das die Frage bejaht (sec 113,203 Code of Georgia 1933); die Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 68-71
Fähigkeit zur Aufhebung unterfällt dem Recht von Maine, das ihr diese Fähigkeit zugesteht. Zwar beginnt die Testierfähigkeit nach dem Recht dieses Staates erst mit 18 Jahren, aber dasselbe Recht sagt auch, daß die Ehe testierfähig mache (s FERID-FIRSCHING aaO USA Texte III Nr 17 Maine).
60) Rechtsvergleichendes 68 Den Standpunkt des deutschen Rechts kennzeichnet der Satz: Quod initio vitiosum est, novo statuto convalescere non potest; quod initio valet, novo statuto non vitiatur. Diesem Standpunkt folgen weitgehend die ausländischen IPR-Kodifikationen: So Rechtsanwendungsgesetz der DDR 1975 § 2 („Recht des Staates, in dem der Erblasser im Zeitpunkt der Errichtung des Testaments seinen Wohnsitz hatte"); schweizerisches NAG Art 7 Abs 4 („Die Testierfähigkeit beurteilt sich nach dem Rechte des Wohnsitzes zur Zeit der Errichtung des letzten Willens") - der neue schweizerische IPR-Gesetzentwurf (Wortlaut: RabelsZ 42 [1978] 716,735) besagt in Art 97: „Eine Person kann gültig von Todes wegen verfügen, wenn sie entweder nach dem Recht am Wohnsitz oder am gewöhnlichen Aufenthalt oder nach dem Recht eines Staates, dem sie angehört, verfügungsfähig ist" - im Bericht der IPR Subk III v 15.1.1975heißt es zu Art ES-7 unter c: „Nicht streitig war, daß auf den Moment der Verfügung abgestellt werden muß". Ebenso lösen die Frage das japanische Gesetz v 21. 6. 1898 (Horei) in § 26 Wortlaut: MAKAROV, Quellen ( 1 9 7 8 ) 1 5 1 ; ferner das argentinische Recht, Art 3 6 3 5 des Zivilgesetzbuches idF v 9. 9. 1 8 9 2 (MAKAROV3 [1978] 4 1 ) ; das polnische IPR-Gesetz 1 9 6 5 Art 35 (FERID-FIRSCHING aaO Polen Texte S 1 8 7 ) ; der ungarische IPR-Gesetzentwurf 1948 (lex patriae im Zeitpunkt der Testamentserrichtung - dazu FERID-FIRSCHING aaO Ungarn Grdz C Rz 5 2 ) ; tschechoslowakisches IPR-Gesetz 1 9 6 3 § 18 (lexpatriae im Zeitpunkt der Testamentserrichtung -Wortlaut: MAKAROV, Quellen3 [1978] 2 1 5 ) ; portugiesisches ZGB 1 9 6 6 Art 6 3 (Personalstatut zur Zeit der Erklärung); spanisches ZGB 1889 Einleitungstitel idF v 31. 5. 1974 Art 9 Nr 8 (lex patriae zur Zeit der Errichtung) - Wortlaut: RabelsZ 3 9 ( 1 9 7 5 ) 7 2 5 ff. In der Rechtslehre ist diese Lösung nicht unangefochten geblieben. Sie findet den 69 Beifall von WALKER 9 5 6 ; LEWALD, Questions 1 0 9 ; RAAPE, IPR 5 4 2 9 ; KEGEL, IPR 4 459 f. Andere hinwiederum wollen die Testierfähigkeit ausschließlich nach dem Erbstatut beurteilt wissen - dazu FRANKENSTEIN IV 4 2 4 f unter Hinweis auf ZITELMANN II 9 6 8 . Testierte also eine Deutsche mit 17 Jahren und heiratete dann unter Verlust ihrer Staatsangehörigkeit einen Italiener, dessen Staatsangehörigkeit sie erwarb, so ist nach ihrer Ansicht dieses von ihr als Erblasserin hinterlassene Testament für nichtig zu erachten. Aus der älteren Rspr vgl RGZ 19, 315. Ein Verschwender testierte unter der 70 Herrschaft des gemeinen Rechts und starb infolge Domizilwechsels unter der Herrschaft des ALR. Nach gemeinem Recht war der Verschwender testierunfähig, nach ALR beschränkt testierfähig. Art 24 Abs 3 EG hinwiederum würde zur Nichtigkeit des Testaments führen. Zu diesem Ergebnis kommt auch ZITELMANN II 182 ff; das RG entschied sich dagegen, gestützt auf Sonderregeln des ALR, für teilweise Gültigkeit des Testaments. Andere Schriftsteller wollen beide Statuten, sowohl das Errichtungs- wie das 71 Erbstatut berücksichtigen, und zwar in dem Sinn, daß die Testierfähigkeit sowohl nach dem einen als auch nach dem anderen vorhanden sein muß - so VON BAR II 3 1 7 ff; KAHN NiemZ 13, 2 5 0 ff; NUSSBAUM 3 6 0 . Dieser Meinung folgte auch der Erbrechtsentwurf der Haager Konferenzen von 1 8 9 4 und 1 9 0 0 . Dazu LEWALD, Questions 109 Fn 3. (45)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 72-74
Einfühiungsgesetz
72 Einen anderen Weg geht hinwiederum die im österreichischen IPR- Gesetz 1978 in § 3 0 (Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G aaO Österreich, Texte I Nr 1) gefundene Regel, wonach entweder das Errichtungsstatut oder das Erbstatut zum Zuge kommen soll, falls es der Verfügung zur Gültigkeit verhilft. Die Lösung steht allerdings im Widerspruch zu dem im internen Recht (§ 576 ABGB) geltenden Grundsatz einer Nicht-validation. Für die wahlweise Berücksichtigung von Errichtungs- und Erbstatut jedoch SCHEUERMANN 7 8 (Erbstatut bestimmt Anforderung einer Validation); F E R I D aaO 1 2 9 , 1 3 0 unter Hinweise auf EHRENZWEIG, Conflict of Laws 6 6 1 ; R A B E L , Conflict of Laws IV ( 1 9 5 8 ) 3 2 2 ; LEWALD, Das deutsche IPR 3 1 7 ; G R A V E S O N , Conflict of Laws5 424 (diese Autoren wollen Form- und Testierfähigkeit insoweit gleich behandeln). 73 EE) Zur Reform des deutschen internationalen Erbrechts Die 1. Kommission des Deutschen Rates für Internationales Privatrecht hat (Mai 1979) zur Frage des Staatswechsels folgenden Vorschlag erarbeitet: §B Für die Gültigkeit einer Verfügung von Todes wegen und für die Bindung an sie ist der Zeitpunkt maßgeblich, in dem die Verfügung errichtet oder aufgehoben worden ist.
§D Hat der Erblasser nach dem Recht des Staates, dem er angehört hat, die Testierfähigkeit erlangt, so behält er sie auch dann, wenn er nach dem Recht, das für die Gültigkeit einer von ihm errichteten oder aufgehobenen Verfügung von Todes wegen gilt, nicht das erforderliche Alter erreicht hat.
Die Vorschläge gehen in zwei Punkten über die gegenwärtige deutsche Regelung (Art 2 4 Abs 3 EG) hinaus: Einem Gedanken F E R I D S (aaO 1 2 5 ) folgend wird nicht lediglich ein Statutenwechsel durch Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit berücksichtigt, sondern auch ein Statutenwechsel aufgrund einer Änderung der für eine Rückverweisung maßgeblichen Tatsache miteinbezogen. Beispiel Ein in Georgia domizilierter 15jähriger US-Angehöriger errichtet dort ein Zweizeugentestament und stirbt später nach Verlegung seines Domizils in die Bundesrepublik Deutschland. Deutsches Erbstatut (für beweglichen sowie unbeweglichen in der Bundesrepublik gelegenen Nachlaß) kraft Zurückverweisung des Rechts von Georgia auf das deutsche Domizilrecht bzw die lex rei sitae.
Der Ansicht K E G E L S folgend - dazu unten Vorbem 77 - werden nicht nur der Eingangsstatutenwechsel, sondern alle Fälle des Statutenwechsels erfaßt. Beispiel Ein löjähriger Deutscher errichtet vor dem Notar ein offenes Testament und stirbt als Grieche. Das Testament ist nach dem Vorschlag wirksam, obwohl nach dem griechischen Erbstatut (Art 1719 Z G B ) die Testierfähigkeit erst mit Vollendung des 18. Lebensjahres eintritt. Der I P R - G E (KÜHNE) 1980 folgt im § 31 Abs 1 und 3 dem Vorschlag des Deutschen Rats, formuliert aber Abs 3 darüber hinaus, wie folgt: „Hat der Erblasser nach dem Recht des Staates, dem er angehört, oder, falls er verheiratet gewesen ist, nach dem gemäß § 30 geltenden Recht die Testierfähigkeit erlangt,. . . "
74 Stellungnahme: Zu billigen sind die Vorschläge, soweit über Art 24 Abs 3 hinaus auch ein Statutenwechsel aufgrund einer Änderung der für eine Rückverweisung maßgeblichen Tatsachen berücksichtigt wird. Nicht überzeugt die beabsichtigte Ausdehnung auf alle Fälle des Statutenwechsel - dazu unten Vorbem 7 7 , 7 8 . Nicht überzeugt die von K Ü H N E vorgeschlagene Spezifikation der Testierfähigkeit unter dem Aspekt der Heirat. Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 75-78
Mangel der Testierfähigkeit - Rechtswirkungen
75
Die Testierfähigkeit unterfällt - wie dargelegt - dem Errichtungs- bzw dem Aufhebungsstatut, nicht dem Erbstatut. Fehlte nach jenem Statut die Testierfähigkeit, so fragt sich, nach welchem Recht die Wirkung dieses Mangels zu beurteilen ist, ob nach dem Errichtungs- bzw Aufhebungsstatut oder nach dem Erbstatut. Maßgeblich ist das Errichtungs- bzw Aufhebungsstatut. Dafür spricht die Rechtslage beim Erbvertrag, wo die Frage gleichfalls auftaucht und nur in diesem Sinn entschieden werden kann - s Vorbem 154 ff. Es geht nicht an, das Gesetz wechselnd auszulegen, je nachdem es sich um die eine oder die andere Art der Verfügung von Todes wegen handelt. An sich spräche freilich gerade bei Testamenten manches dafür, die Frage nach dem Erbstatut zu beurteilen, weil dies handlicher und einfacher wäre. Das oben Vorbem 63 gebrachte Beispiel 1 des Schweizers, der mit 17 Jahren testiert und als Deutscher stirbt, zeigt dies deutlich. Mit dem Ergebnis übereinstimmend S O E R G E L - K E G E L 1 0 Vorbem 3 6 zu Art 2 4 . i|t|) Haager TestÜbk 1961 - Staatswechsel
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Soweit es sich um Testamente handelt, ist in oben Vorbem 45-47 umrissenem Rahmen auch in bezug auf die Testierfähigkeit das Haager TestÜbk 1961 - dazu unten Vorbem 439 - zu beachten. M ) Ausgangsstatutenwechsel, indifferenter Statutenwechsel
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Art 24 Abs 3 erfaßt seinem Wortlaut nach solche Fälle eines Statutenwechsels (Begriff: Vorbem 49) nicht. Eine analoge Anwendung der Bestimmung auch für Testamente befürworten neuere Stimmen in der Literatur ( M W O L F F 3 229; 4 S O E R G E L - K E G E L 1 0 Vorbem 29 zu Art 24,25; K E G E L , IPR 460; E R M A N - M A R Q U O R D T 6 40 Art 24, 25 Rz 19; P A L A N D T - H E L D R I C H Art 24 Anm 5); der Deutsche Rat für Internationales Privatrecht hat sich dem (dazu oben Vorbem 73) de lege ferenda angeschlossen, der BGH (NJW 1959, 1318) hat die Frage offen gelassen. K E G E L und seine Anhänger berufen sich in erster Linie auf den Vertrauensschutz (IPR 4 460: „Der Erblasser und in bestimmten Fällen [gemeinschaftliches Testament, Erbvertrag, Erbverzicht] sein Partner müssen wissen, woran sie sind"). K E G E L meint zudem, im intertemporalen Privatrecht (Art 214 EG) habe der Gesetzgeber ausdrücklich so entschieden; es sei weder tragbar, daß nach altem Personalstatut errichtete Geschäfte durch Wechsel des Personalstatuts gültig würden, noch daß vorher gültige Geschäfte durch Personalstatutswechsel scheiterten.
So bestechend zunächst diese Argumentation klingt, sie stößt sich an der Ausgangs- 78 Position unseres deutschen erbrechtlichen IPR, das in Art 27 EG von einer Gesamtverweisung ausgeht und damit auch die Kollisionsnormen des letzten Heimatrechts des Erblassers über den Statutenwechsel miteinschließt. Über die Zweckmäßigkeit der Vorschrift, soweit sie sich auf Testamente bezieht, besteht keine Übereinstimmung. Fremde Rechtsordnungen nehmen zum Teil einen anderen Standpunkt ein als das deutsche Recht. Manche gehen in der Berücksichtigung des alten Statuts weiter (Beispiel: Art 26 des japanischen Gesetzes - s oben Vorbem 68) als das deutsche Recht, andere bleiben hinter ihm zurück (dazu die Übersicht bei R A B E L , Conflict IV 319 ff). Daher ist Zurückhaltung geboten, dem an sich maßgebenden Heimatrecht des Erblassers, also seinem letzten, ist nicht vorzugreifen. Dieses mag selbst entscheiden, ob und inwieweit bei der Beurteilung des Testaments das frühere Heimatrecht des Erblassers zu berücksichtigen sei. Nimmt es keine Rücksicht, so gilt das letzte Heimatrecht ausschließlich. Nach ihm allein beurteilt sich daher, ob das vor dem Staatswechsel errichtete Testament „gültig (47)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 79-82
Einführungsgesetz
errichtet" ist, ob die Testierfähigkeit vorliegt. Ein mangels Fähigkeit ungültiges Testament kann so durch den Staatswechsel konvaleszieren, und umgekehrt, ein bisher gültiges Testament durch ihn ungültig werden. Das alles ist erträglich, weil das Testament ein einseitiges Rechtsgeschäft ist, weil es nicht schon mit seiner Errichtung, sondern erst mit dem Tode des Erblassers zur Wirksamkeit gelangt. Der Statutenwechsel betrifft nämlich ein in gewissem Sinn schwebendes Rechtsgeschäft. Aus Art 7 Abs 1 EG ist nicht etwa das Gegenteil des hier Gesagten herauszulesen. Die Testierfähigkeit fällt nicht unter die Geschäftsfähigkeit (dazu oben Vorbem 44), zudem bezieht sich Art 7 Abs 1 nur auf Geschäfte, die sogleich wirksam werden. Darunter können freilich auch erbrechtliche Geschäfte, die ja in Art 7 Abs 3 besonders erwähnt sind, fallen, zB ein pactum de hereditate tertii, aber nicht Testamente. Die intertemporale Regelung (Art 214 EG), auf die sich die Gegenmeinung beruft, stellt, wie FERID aaO 127 klargestellt hat, eine Überleitungsvorschrift dar, deren Ausnahmecharakter keiner Verallgemeinerung zum Nachteil eines fremden Rechtes zugänglich ist. Übereinstimmend mit der hier vertretenen Ansicht PLANCK 8 4 ; HABICHT 1 9 3 ; 5 WALKER5 9 5 8 ; WENGLER RabelsZ 2 3 ( 1 9 5 8 ) 5 9 3 Fn 5; RAAPE, IPR 4 3 0 ; NEUHAUS, 2 Grundbegriffe 138. 79 Bei einem nach dem Staatswechsel errichteten Testament ist die Testierfähigkeit zu verneinen, wenn sie dem Erblasser zwar nach dem alten, nicht aber nach dem neuen Statut zukam, da eben, wie hier angenommen wird, das neue Recht, anders als Art 24 Abs 3 S 1 2. HS, auf das frühere Recht keine Rücksicht nimmt. Ebenso HABICHT 1 9 3 ; PLANCK 8 4 ; WALKER 9 5 8 ; RAAPE, I P R 5 4 3 0 .
80 Daß bei der Auslegung des Testaments dem Umstand Rechnung getragen wird, daß es unter dem alten Statut errichtet wurde, wird durch die rechtliche Unmaßgeblichkeit desselben nicht ausgeschlossen. Dazu DICEY-MORRIS, Conflict9 Rule 106: „A will is to be interpreted in accordance with the law intended by the testator. In the absence of indications to the contrary, this is presumed to be the law of his domicile at the time when the will is made."
81 Schreibt das letzte Heimatrecht des ausländischen Erblassers jedoch die Berücksichtigung des früheren Heimatrechts vor, so ist diese Verweisung auf das frühere Recht zu beachten, ob nun dieses frühere Recht das deutsche oder ein drittes Recht ist. Darin sind sich alle Schriftsteller einig (dazu WALKER 9 5 8 ; NEUHAUS, Grundbegriffe2 138), und zwar auch die Gegner der Gesamt- insbesondere der Weiterverweisung (s ZB ZLTELMANN I I 170).
Möglicherweise berücksichtigt das ausländische Erbstatut das frühere Heimatrecht in größerem Umfang als es das deutsche Erbstatut in Art 24 Abs 3 vorsieht. Dann hat der deutsche Richter die gleiche Rücksicht zu nehmen. Das gilt auch dann, wenn die frühere Staatsangehörigkeit des ausländischen Erblassers die deutsche gewesen ist. Ebenso WALKER 9 5 8 Fn 16; aA NIEDNER 71. 8 2 Beispiel für die praktische Anwendung des Gesagten: Erbstatut ist das schweizerische Recht. Hinterläßt ein Schweizer, der früher Deutscher war, ein Testament, das er als Deutscher mit 17 Jahren in Hamburg, seinem Wohnsitz, errichtet hat, dann folgt für die Testierfähigkeit: Art 25 EG verweist für die Erbfolge auf schweizerisches Recht (Gesamtverweisung). Das schweizerische Recht nimmt diese Verweisung an, verweist jedoch, was die Testierfähigkeit angeht, in Art 7 Abs 4 NAG (FERID-FIRSCHING aaO Schweiz, Texte I Nr 1) auf das deutsche Recht als das „Recht des Wohnsitzes zur Zeit der Errichtung des letzten Willens". Folglich ist die Testierfähigkeit
Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 83-86
zu bejahen, da sie nach deutschem Recht schon mit 16 Jahren und nicht, wie nach schweizerischem Recht, erst mit 18 Jahren beginnt.
bb) Form 83 Die Form des Testaments und seiner Aufhebung unterfällt, falls der Erblasser nach dem 31.12.1965 gestorben ist, dem Haager Übereinkommen über das auf die Form letztwilliger Verfügungen anzuwendende Recht v 5. 10. 1961, BGBl 1965 II 1145 (TestÜbK 1961) - dazu Vorbem 440, 45 ff - sowie Art 11 Abs 1 EG. Zur Frage, ob das Verbot des eigenhändigen Testament durch ein ausländisches Recht die Form oder die Handlungsfähigkeit betrifft s Vorbem 44, 45, 278. Bei Erbfällen vor 1.1. 1966 beurteilt sich die Form schlechthin nach Art 11 Abs 1 84 EG. Einzelheiten s Erl zu Art 11 in der Voraufl. Vor 1. 1. 1966 errichtete Testamente, die der Form des über Art 11 Abs 1 EG gefundenen Rechts nicht genügten, sind bei Erbfällen nach 31. 12. 1965 wirksam geworden, falls sie einer der im TestÜbk 1961 vorgesehenen Formen entsprechen. Zum Statutenwechsel s Vorbem 57. cc) Stellvertretung 85 Nach dem deutschen BGB (§ 1964) wie auch in den meisten fremden Rechten ist beim Testament, das allgemein als höchstpersönliches Rechtsgeschäft angesehen wird, jegliche Stellvertretung, sei es in der Willensbildung, sei es in der Willenserklärung ausgeschlossen (zu dieser Unterscheidung s Art 11 Rz 74,75 (in der Voraufl). Die Pupillar- und Quasipupillarsubstitution des gemeinen, preußischen und sächsischen Rechts, durch die der Vater, nach sächsischem Recht auch die Mutter, einem testierunfähigen Minderjährigen oder Geisteskranken einen Erben bestimmen konnte, spielt heute im deutschen Recht keine Rolle mehr (SCHEUERMANN, Statutenwechsel im internationalen Erbrecht 80; FERID, Der Statutenwechsel im internationalen Erbrecht 133). Dennoch kennen einige ausländische Rechte (Beispiele: das gemeine Recht Spaniens, Art 775, 776 Código Civil - Wortlaut: FERID-FIRSCHING aaO Spanien Texte B S 31, dazu Fn 1 ebenda; einige Foralrechte Spaniens, wie das katalanische Recht, Aragón, Navarra - dazu HIERNEIS, Das Besondere Erbrecht der sogenannten Foralrechtsgebiete Spaniens [1966] 58 ff § 21; iberoamerikanische Rechte wie Bolivien, Art 469, 472 Código Civil; ein Teil der US-Rechte wie zB New Mexico, vor 1. 7. 1976:sec30. 1. 2und30. 1. 3.New Mexico Statutes 1953 - s FERID-FIRSCHING aaO US Texte III Nr 29; Kalifornien Probate Code 1931 § 50 - s FERID-FIRSCHING ebenda Nr 4) Stellvertretungsakte in abgewandelten Gestaltungen. Diese reichen von einer Stellvertretung in der Willensbildung und Willenserklärung (Beispiel: Art 775,776 spanischer Código Civil) bis zur bloßen Gestattung der Unterschriftsleistung auf Ersuchen und im Beisein des Testators bei Zeugentestamenten amerikanischen Rechts (Beispiele: Alabama Code Titel 16 § 24; Arizona Rev Statutes 1955 sec 14. 2502; Arkansas Statutes 1947 Titel 61 § 60.403; California Probate Code 1931 § 50; Illinois Probate Act 1940 § 43;New York Estates, Powers and Trust Law 1966 § 3-21. Vgl dazu auch Uniform Probate Code 1969 sec 2.502 - Wortlaut der Gesetzestellen: FERID-FIRSCHING aaO US-Texte). Diese Rechtslage zwingt, auch auf IPR-Ebene die Stellvertretungsproblematik für 86 das Testament klarzustellen. Nicht überzeugend ist, aus deutscher Sicht im Hinblick auf § 1964 BGB die Zulässigkeit einer Stellvertretung bei der Testamentserrichtung Änderung - oder Aufhebung in Fällen mit Auslandsberührung unter Heranziehung (49)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 87-90
Einführungsgesetz
des Art 3 0 EG (ordre public) zu verneinen (was FERID 1 3 3 befürwortet). Richtiger erscheint, wie schon Art 11 Rz 72-75 in der Voraufl dargetan, zunächst aufzugliedern in Stellvertretung in der Willensentschließung und solche in der Erklärung des Willens. Erstere unterfällt dem Erbstatut, letztere dem Formstatut. Beispiele (1) Ein verwitweter spanischer Vater aus der Provinz Katalonien, der zwei eheliche Kinder hat, errichtet ein Testament, in dem er seine beiden Kinder X und Y als Erben je zur Hälfte und gleichzeitig den X als Alleinerben des fünfjährigen Kindes Y einsetzt für den Fall, daß dieses vor Vollendung des 14. Lebensjahres stirbt. Das Testament ist auch aus deutscher Sicht anzuerkennen (Art 24,25 EG; Art 9,11 spanisches ZGB; Art 156 Abs 1-3, 157 S 1 Compilación del Derecho civil especial de Cataluña), das spanische Erbstatut gestattet die Stellvertretung im Falle des Kindes Y. (2) Ein Deutscher errichtet im Staate New York (US) ein Testament in der Weise, daß er seinen letzten Willen vor zwei Zeugen ausspricht, daß darüber eine Urkunde aufgenommen wird, die Zeugen unterschreiben und eine Person im Auftrag und Beisein des Testators für ihn unterschreibt und zugleich ihren Namen mit Anschrift beifügt (Zweizeugentestament iS von § 3-2.1 New York EPTL). Das Testament ist auch aus deutscher Sicht her anzuerkennen, die Ortsform (TestUbk 1961 Art 1 a) ist gewahrt. Im Ergebnis übereinstimmend RAAPE (9. Aufl) 645.
87 Statutenwechsel: Die Stellvertretung wird von Art 24 Abs 3 EG erfaßt - so auch RAAPE (9. Aufl) 670; SOERGEL-KEGEL 10 Vorbem 41 zu Art 24; KEGEL, I P R 4 462. Auf die Ausführungen oben Vorbem 49 ff wird verwiesen. 88 dd) Inhalt und Wirkungen Zulässigkeit und Wirkungen des Testaments beurteilen sich nach dem Erbstatut. Einige Hinweise: 89 a) Willensmängel und ihre Folgen Der Einfluß von Willensmängeln (Fragen der Anfechtung oder Nichtigkeit des Testaments wegen Irrtum, Zwang, Betrug) sowie anderer Umstände auf die Gültigkeit des Testaments bestimmt sich nach dem Erbstatut. Dies folgt aus dem allgemeinen Grundsatz, daß über die inhaltliche Gültigkeit und Wirkung des Testaments die Rechtsordnung entscheidet, unter deren Herrschaft das Testament zur Wirksamkeit gelangen soll - dazu LEWALD, IPR 3 1 8 ; KUHN, Abhandlungen II 208. 90 Beim Staatswechsel ist jedoch strittig, ob Art 24 Abs 3 (deutscher Erblasser hat als Ausländer ein Testament errichtet - dazu oben Vorbem 49 ff) eingreift, womit das Errichtungsstatut maßgeblich würde. Die heute wohl immer noch überwiegende Ansicht in der Theorie (so SOERGEL-KEGEL, Vorbem 4 1 zu Art 2 4 EG; PALANDT5 HELDRICH 4 0 Art 2 4 Anm 5 ; ERMAN-MARQUORDT 6 Art 2 4 , 2 5 Rz 1 7 ; RAAPE, IPR 2 4 2 9 ; LANGE-KUCHINKE § 3 II a S 4 1 ) - die Rspr schweigt - bejaht dies. KEGEL meint, das Parteiinteresse verlange die Anwendung des Vornahmerechts; die Parteien müßten schon bei Vornahme der Verfügung von Todes wegen wissen (zum mindesten wissen können), woran sie seien, und dürften nicht durch nachträglichen Staatswechsel des Erblassers enttäuscht werden. So hat denn auch das schwedische Recht (G v 5. 3. 1937, Kap 1 § 6 - Wortlaut: FERID-FIRSCHING aaO Schweden Texte 4) die Willensmängel ausdrücklich dem Errichtungsstaut unterstellt. §6 Entsprechend dem Recht des Landes, dessen Staatsangehörigkeit der Testator zur Zeit der Errichtung oder des Widerrufes eines Testamentes besaß, ist zu prüfen, ob die Rechtshandlung wegen
Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 91, 92
des Geisteszustandes des Testators oder wegen Täuschung, Irrtums, Zwanges oder einer anderen unzulässigen Beeinflussung nichtig ist.
Das deutsch-österreichische Nachlaßabkommen von 1927 - s Vorbem 461 - vertrat in § 6 Abs 2 den gleichen Standpunkt. Die Gegenmeinung ( K A H N , Abhandlungen II 2 0 8 ; LEWALD, IPR 3 1 8 ; N I E D N E R 6 3 ; VI3 9 7 ; S C H E U E R M A N N 8 1 f; FERID, Statutenwechsel 1 3 2 f), die das Erbstatut für allein maßgeblich hält, hebt die Schwierigkeiten hervor, die aus dem engen sachlichen Zusammenhang zwischen den Anfechtungsgründen und der Art und Weise, in der diese geltend zu machen seien, erwüchsen. FERID meint dazu: welche Wirkungen ein Willensmangel habe, ob er die Verfügung nichtig oder anfechtbar mache, in welcher Frist angefochten werden könne, ob etwa eine Klage notwendig sei, um die Rechtswirkungen des mit einem Willensmangel behafteten Testaments zu beseitigen, müsse sich auf jeden Fall nach dem Erbstatut bestimmen; entnehme man aber die Voraussetzungen des Willensmangels einem anderen Recht, so führe dies zu einer schwierigen Kumulierung mit gefährlichen Komplikationsmöglichkeiten. K A H N (II 208) seinerseits tendiert daher zu folgender Lösung: für die Beurteilung des Willensmangels seien ausschließlich die Tatumstände in Betracht zu ziehen, die im Zeitpunkt der Testamentserrichtung bestünden; die Wertung dieser Tatumstände hingegen sei nach dem Erbstatut vorzunehmen.
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PLANCK
Trotz den gewichtigen Gründen der Gegenmeinung wird man (wie auch in der 92 Voraufl) an der bisher herrschenden Ansicht festhalten. Willensmängel betreffen die Gültigkeit der Errichtung bzw Aufhebung. Ist die vor dem Staatswechsel getroffene Verfügung von Todes wegen eine vertragsmäßige, so ist kein Zweifel, daß der Willensmangel nach dem alten Statut zu beurteilen ist. Daher ist ebenso zu entscheiden, wenn die Verfügung eine einseitige ist. Man kann die beiden Fälle des Gesetzes schwerlich verschieden beurteilen, wenn dieses selbst eine Unterscheidung auch nicht im entferntesten andeutet. Dem läßt sich nicht entgegenhalten (so SCHEUERMANN 8 2 Fn 5 5 ) , daß eine Anfechtung nur bei vertraglichen Verfügungen schon zu Lebzeiten des Erblassers Bedeutung habe. Insoweit gewinnt der von KEGEL hervorgehobene Vertrauensgedanke Bedeutung, wonach ein Testator auch bei einseitigen letztwilligen Verfügungen geschützt werden müsse. Beurteilt man auch die Wirkungen der Willensmängel nach dem Errichtungsstatut, so entfällt die von F E R I D befürchtete Kompliziertheit einer Kumulierung. Zur Veranschaulichung der Rechtslage folgendes Beispiel: Eine Schweizerin testierte unter dem Einfluß von Irrtum oder arglistiger Täuschung. Später heiratete sie einen Deutschen und erwarb auch dessen Staatsangehörigkeit. Sie starb, nachdem sie längst ihren Irrtum bzw die Täuschung erfahren hatte. Rechtslage (1) Wie der Willensmangel die Willenserklärung beeinflußte und welche Bedeutung weiterhin der Tatsache zukommt, daß die Frau ihr Testament nicht aufhob, obgleich sie den Irrtum bzw die Täuschung erfahren hatte, beurteilt sich nach schweizerischem Recht als dem Errichtungsstatut. Somit greift Art 496 Abs 2 ZGB ein. Danach erlangt die Verfügung dadurch Gültigkeit, daß die Frau sie nicht binnen Jahresfrist seit erlangter Kenntnis aufhob. Kann in dem Verhalten der Frau eine Bestätigung des Testaments erblickt werden, so ist das letztere allerdings auch nach deutschem Recht unanfechtbar geworden. Indes ist diese Meinung nicht unbestritten (dazu L A N G E - K U C H I N K E 2 § 3 5 IV a). (2) Enthielt die Verfügung einen offenbaren Irrtum in bezug auf eine Person oder Sache, so gilt weiterhin Art 469 Abs 2 ZGB, wonach, wenn der wirkliche Wille sich mit Bestimmtheit feststellen läßt, die Verfügung in diesem Sinnrichtigzu stellen ist. Es kommt also nicht darauf an, ob auch nach dem Erbstatut, dem deutschen Recht, eine so weitgehende Richtigstellung erlaubt ist. (3) Starb die Frau, ohne ihren Irrtum erfahren zu haben, so gelten die Art 519 ff ZGB über die (51)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 93,94
Einführangsgesetz
Ungültigkeitsklage wegen der aus mangelhaftem Willen hervorgegangenen Verfügungen von Todes wegen. Es sind das Regeln, die von den Vorschriften des deutschen Rechts abweichen.
93 ß) Testierfreiheit Nach dem Erbstatut bestimmt sich, ob und inwieweit der Erblasser über seinen Nachlaß letztwillig verfügen kann. Dazu F E R I D , Statutenwechsel 131; S C H E U E R M A N N 83. Läßt das Erbstatut Dispositionen von Todes wegen überhaupt nicht zu, „so ist für gewillkürte Erbfolge kein R a u m " ( L E W A L D IPR 305 unter Hinweis auf W Ä C H T E R AcP 25, 381). Die Frage entzündete sich an Testamenten russischer Staatsangehöriger, die unter dem Dekret der Sowjetregierung vom 27. 4. 1918 verstarben, das ein Erbrecht schlechthin aufhob - dazu R A B I N O W I T S C H JW 1922, 385 und F R E U N D ebenda 1117. Hier mit dem ordre public zu arbeiten, ist wenig überzeugend, manche westliche Staaten erreichen das gleiche Ergebnis im Wege der Erbschaftsteuer. Auch der Umfang der Verfügungsfreiheit von Todes wegen unterfällt dem Erbstatut 5 ( L E W A L D , IPR 3 0 5 ; NUSSBAUM 3 6 0 ; R A A P E , IPR 4 3 8 ; S O E R G E L - K E G E L Vorbem 5 1 zu 4 Art 2 4 ; K E G E L , IPR 4 5 8 ; S C H E U E R M A N N 8 3 ; F E R I D , Statutenwechsel 8 3 ) . Hierher rechnen Verfügungsbeschränkungen, wie sie zB das bulgarische Erbgesetz 1949 in Art 12 (der Testator kann über sein ganzes Vermögen zugunsten seiner gesetzlichen Erben, zugunsten des Staates sowie öffentlicher Organisationen verfügen, zugunsten anderer Personen höchstens über die Hälfte seines Vermögens!) vorsieht. Hierher zählen weiter Verbote bei der Testamentserrichtung mitwirkende Notare oder ihre Angehörigen zu bedenken (Beispiele: §§ 7 , 2 7 BeurkG; Art 1726 griechisches ZGB) oder Vormündern (Beispiel: Art 907 französischer Code Civil) oder Ärzten, Apothekern, Religionsdienern usw, die den Erblasser während seiner letzten Krankheit betreuten (Beispiel: Art 909 fr CC) Zuwendungen zu machen, aber auch zB nichtehelichen oder aus Blutschande oder aus Ehebruch stammenden Kindern (Beispiel: Art 908 fr CC) mehr als einen bestimmten Teil zukommen zu lassen. All diese Bestimmungen berühren nicht die Erbfähigkeit (dazu oben Vorbem 22, 25 sowie L E W A L D , IPR 2 9 7 ; F R A N K E N S T E I N IV 3 8 1 ff; R A A P E , IPR 5 4 3 8 ; F E R I D , Die gewillkürte Erbfolge im IPR, in „Vorschläge . . . " 1 0 8 ff; aA teilweise S O E R G E L K E G E L Vorbem 9 zu Art 2 4 - K E G E L rechnet diese Fragen weitgehend zur „Erbfähigkeit", unterstellt sie aber auch dem Erbstatut), sie stellen spezifisch erbrechtliche Erwerbsbeschränkungen dar, die unter dem Aspekt der Abwehr der Gefahr einer Beeinflussung aufgrund persönlicher Beziehungen konzipiert sind und daher dem Erbstatut unterfallen (dazu auch oben Rz 22, 25). Die Einschränkung der Erb- und Erwerbsfähigkeit juristischer Personen bedarf gesonderter Betrachtung - dazu oben Vorbem 30. Zu Einschränkungen, die sich aus persönlichen Eigenschaften des Erblassers ergeben, siehe oben Vorbem 4 5 sowie S C H E U E R M A N N 8 3 f. 94 Y) Pflichtteilsrecht Pflichtteilsrecht und Noterbenrecht beurteilen sich nach dem Erbstatut. B G H Z 9, 151 (26. 3. 1953) = NJW 1953, 860 (interlokal) = „nach dem maßgebenden Erbstatut richtet sich nicht nur die Nachfolge in die Nachlaßrechte, sondern grundsätzlich auch die Haftung der Erben für die Nachlaßverbindlichkeiten und nicht zuletzt das Pflichtteilsrecht der Verwandten und des Ehegatten"; 24, 352 ( 5 . 6 . 1 9 5 7 ) = NJW 1 9 5 7 , 1 3 , 1 6 = M D R 1957,733 m AnmTHiEME = L M N r 1 zu Art 27 E G m Anm A S C H E R = IPRspr 1956/57 Nr 146 (Rückverweisung kalifornischen Rechts auf deutsche lex rei sitae - „deutsches Recht ist daher nicht nur Karl Firsching
(52)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 95
für die Frage der eigentlichen Erbfolge in etwaiges unbewegliches Vermögen des Erblassers maßgebend, es entscheidet auch darüber, ob einem in der letztwilligen Verfügung übergangenen Abkömmling des Erblassers ein Pflichtteilsanspruch zusteht"); BayObLG (12. 10. 1917) OLGE 35, 380 (schweizerisches Recht); BayObLGZ 1961, 4 (13. 1. 1961) - nach italienischem Recht als Pflichtteil zustehender gesetzlicher Nießbrauch - pflichtteilswidrige Verfügung unterliegt Herabsetzungsklage nach Art 553 ff CC - solange kein Herabsetzungsurteil ergangen, Verfügung als gültig zu behandeln - Nießbrauch im deutschen Erbschein im Hinblick auf deutsches Sachstatut nicht zu berücksichtigen; KG (2. 7. 1962) IPRspr 1962/63 Nr 144 (argentinisches Noterbrecht); OLG Karlsruhe (20. 3.1931) IPRspr 1931 Nr 96 - französisches Recht; OLG Düsseldorf (6. 2.1963) NJW 1963,2227 = DNotZ 1964, 347 = IPRspr 1962/63 Nr 149 (niederländisches Noterbrecht der Geschwister im Erbschein zu berücksichtigen); OLG Düsseldorf (26. 8. 1963) IPRspr 1962/63 Nr 151 = DNotZ 1964, 351 (niederländisches Noterbrecht der Kinder, Berufung darauf genügt); OLG Köln (26. 6. 1975) IPRspr 1975 Nr 116 = FamRZ 1976, 170 - englisches Erbstatut kennt kein Pflichtteilsrecht zugunsten des überlebenden Ehegatten - kein Verstoß gegen den ordre public; LG Berlin (3. 4. 1950) IPRspr 1950/51 Nr 69 = RabelsZ 16 (1951) 130 m Anm N E U M A Y E R italienisches Pflichtteilsrecht (Nutznießungsrecht) eines getrennt lebenden Ehegatten; (4. 6. 1969) IPRspr 1968/69 Nr 164 = DNotZ 1969, 761 m Anm W E B E R schweizerisches Noterbrecht - dem Noterben, der in Höhe seines Pflichtteils durch Verfügung von Todes wegen bedacht ist, steht neben seinem Erbteil nicht noch der Pflichtteil zu; LG Düsseldorf (9. 11. 1956) = IPRspr 1960/61 Nr 134 - niederländisches Noterbrecht der Kinder, Berufung darauf genügt; LG Kleve (2. 3. 1960) IPRspr 1960/61 Nr 139 - niederländisches Noterbrecht der Kinder - Verwirkung; (21.12.1962) niederländisches Noterbrecht der Kinder - Erbschein. Die ältere Rspr ist bei L E W A L D IPR 302 wiedergegeben. Ist der Erblasser ein Deutscher und damit deutsches Recht Erbstatut, so ist (von Art 28 abgesehen) ausschließlich deutsches Recht maßgeblich. Beispiele Heiratete die Tochter eines deutschen Erblassers einen Engländer und erwarb sie unter Aufgabe der deutschen Staatsangehörigkeit die englische, so hat sie einen Pflichtteilsanspruch, obgleich das Personalstatut der Tochter, das englische Recht, weder ein Pflichtteils- noch Noterbenrecht kennt. Heiratete eine andere Tochter einen Niederländer und erwarb sie unter Aufgabe der deutschen Staatsangehörigkeit die niederländische, so hat diese, falls enterbt, lediglich einen Pflichtteilsanspruch, dh eine Forderung gegen die Erben, obgleich sie nach ihrem Personalstatut, dem niederländischen Recht, Erbin im eigentlichen Sinn, dh Universalsukzessorin, sein würde, da der Vater nach diesem ihr die für sie gesetzlich reservierte Erbquote nicht entziehen könnte.
Staatswechsel: Das Pflichtteilsrecht beurteilt sich lediglich nach dem neuen Statut, dh 95 dem Erbstatut. Das bedeutet: Erwirbt ein Engländer die deutsche Staatsangehörigkeit, so erlangen nunmehr Abkömmlinge, Ehegatte, Eltern ein Pflichtteilsrecht, während sie bisher dieses Rechtes - auch nach Einführung des Inheritance (Provision for Family and Dependants) Act 1 9 7 5 (Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G aaO Großbritannien Texte Nr 1 7 ) - entbehrten. Dazu H E N R I C H in F E R I D - F I R S C H I N G ebenda Grdz F Rz 229 ff. Erlangt umgekehrt ein Deutscher die englische Staatsangehörigkeit, so verlieren die genannten Personen ihre Pflichtteilsansprüche. Die entscheidende Frage nämlich, auf die es bei einem Statutenwechsel ankommt, ob sie bereits ein wohlerworbenes Recht auf einen Teil des Nachlasses erworben hatten, ist zu verneinen. Dazu Z I T E L M A N N I 1 5 1 ; F R A N K E N S T E I N IV 3 9 9 ; R O H S NiemZ 1 4 , 362. (53)
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Vorbem zu Art 24-26 96-99
Eînfâhningsgesetz
Erlangt ein Niederländer die deutsche Staatsangehörigkeit, so berufen sich die Kinder vergeblich darauf, daß ihnen nach niederländischem Recht ein Erbteil vorbehalten ist. Sie müssen sich mit dem Pflichtteil gemäß § 2303 BGB, also mit einer bloßen Forderung, zufrieden geben. Daß sie Erben, Universalzukzessoren des Vaters werden würden, - das konnten sie bei Lebzeiten ihres Vaters nur hoffen, aber nicht verlangen; noch hatten sie kein wohlerworbenes Recht. Übereinstimmend holländischer Kass Hof (27. 6. 1918) NiemZ 29, 405 = Clunet 1919, 426 - dazu P O U L E T , Manuel de droit int privé belge 289; FRANKENSTEIN IV 400. 96 Pflichtteilsrecht - Parteiautonomie: Dem deutschen erbrechtlichen IPR ist eine Rechtswahl fremd - dazu Vorbem 208, 209. Ein deutscher Testator kann daher deutsches Pflichtteilsrecht (zwingendes Recht!) durch Wahl eines ausländischen Rechts nicht ausschalten. Ausländern hingegen, auf deren Heimatrecht die Art 24,25 EG verweisen, können eine solche Wahl dann treffen, wenn ihr Heimatrecht dies zuläßt, was tatsächlich gesehen nur nach ganz wenigen Rechten zulässig ist. 97 Pflichtteilsergänzungsanspruch (donatio in officiosa): Auch er unterfällt dem Erbstatut. Die Frage ist allerdings strittig. Bejahend: H E D E M A N N NiemZ 2 3 , 2 2 9 ; W E R N E B U R G NiemZ 2 8 , 4 0 8 ; VALÉRY 1 2 1 7 ; LEWALD, Questions 8 0 Fn 1 (unter Hinweis auf Tribunal civil Toulon, 2 6 . 4 . 1 9 0 9 und Cour d'Aix - 2 7 . 3 . 1 9 1 1 - Clunet 1 9 1 2 , 5 5 0 ff ; ders, I P R 3 0 2 ; M W O L F F , I P R 3 2 2 8 Fn 3 ; S O E R G E L - K E G E L 1 0 Vorbem 5 1 zu Art 2 4 . (so auch S C H E C K ThürBl 4 3 , 2 9 ff) macht geltend, daß der fragliche Anspruch kein erbrechtlicher, sondern ein schuldrechtlicher, gegebenenfalls ein sachenrechtlicher sei und der Gegenstand bereits vor dem Erbfall aus dem Nachlaß ausgeschieden sei. H E D E M A N N 2 4 1 weist dagegen auf die Entstehungsgeschichte des Gesetzes hin; er betont ferner, der Anspruch sei nach manchen Rechtsordnungen dinglicher Natur, die verschenkte Sache werde von ihnen also noch als zum Nachlaß gehörig behandelt. So verhalte es sich nach hM zB mit der action en réduction des französischen Rechts. Ergänzt werden mag, daß R G Z 54, 241 und 58, 128 die entsprechende Frage des Übergangsrechts, ob der Pflichtteilsergänzungsanspruch unter Art 170 oder unter Art 213 EG zu subsumieren sei, im letzteren Sinn entschieden haben. ZITELMANNII 9 9 8
98
Die Ansicht H E D E M A N N S verdient den Vorzug. Dem Beschenkten ist zuzumuten, daß seine Pflicht zu gänzlicher oder teilweiser Herausgabe der Schenkung wegen Verletzung des Pflichtteilsrechts anderer Personen nach dem Rechte dessen beurteilt wird, dem er die Zuwendung verdankt. Der Grundsatz, „die Entscheidung liegt auf der Passivseite", ist in Fällen dieser Art nicht am Platze. Andernfalls würden Pflichtteil und Ergänzungsanspruch leicht illusorisch, indem der mit seinem Kinde verfeindete Vater Schenkungen an eine Person macht, deren Heimatrecht die donatio inofficiosa sehr wohlwollend behandelt. Auch Art 2 7 NAG (Wortlaut: F E R I D F I R S C H I N G aaO Schweiz, Texte I Nr 1 ) spricht für die hier vertretene Meinung. Art 27 Das Pflichtteilsrecht bei Schenkungen unter Lebenden oder auf den Todesfall richtet sich nach dem für die Erbfolge in den Nachlaß des Schenkers maßgebenden Rechte (Art 22).
99 Staatswechsel: Bei Staatswechsel des Schenkers verlangt, was den Pflichtteilsergänzungsanspruch angeht, der Grundsatz des wohlerworbenen Rechtes die Berücksichtigung des früheren Personalstatuts. So auch S C H E U E R M A N N 1 1 6 (Vertrauen des Beschenkten soll geschützt werden); aA S O E R G E L - K E G E L Vorbem 5 1 zu Art 2 4 , 2 5 EG. Beispiel Ein Engländer hat eine Schenkung gemacht und ist später Deutscher geworden. Eine Haftung des Beschenkten nach § 2329 BGB würde den Grundsatz des wohlerworbenen Rechtes verletzen.
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1. Abschnitt. Allgemeine Voischriften
Vorbem zu Art 24-26 100,101
Keinen Unterschied macht es dabei, ob in dem Beispiel der Beschenkte Engländer oder Deutscher war. Den Ausschlag gibt, daß das englische Recht kein Pflichtteilsrecht kennt - oben Vorbem 95 - , der Erblasser sich also durch seine Schenkung einer „Überschreitung seiner Verfügungsbefugnis", wie sich Art 522 schweizerisches ZGB ausdrückt, nicht schuldig gemacht hat. Letztlich bedeutet die Anerkennung des Pflichtteilsergänzungsanspruchs durch die Rechtsordnung die Widerruflichkeit einer Schenkung wegen persönlicher Verhältnisse des Schenkers, aus Rücksicht auf seine Familie usw; umgekehrt bedeutet die Versagung des Anspruchs die Unwiderruflichkeit der Schenkung. Die von dem Erblasser als Engländer gemachte Schenkung war eine unwiderrufliche, sie kann nicht dadurch widerrufen werden, daß er nachträglich Deutscher wird. Der Einwand, daß der Beschenkte nicht darauf vertrauen durfte, daß der Geber seine englische Staatsangehörigkeit beibehalten werde, überzeugt nicht. Der Wechsel der Staatsangehörigkeit ist eine Ausnahme, mit der der Beschenkte nicht zu rechnen brauchte. Zu weit ginge es allerdings, wollte man mit Rücksicht auf solche Fälle des Statutenwechsels des Schenkers ganz allgemein und grundsätzlich das Erbstatut hinsichtlich des Pflichtteilsergänzungsanspruches für unmaßgeblich erklären und statt dessen das Personalstatut des Beschenkten auf den Schild erheben. 6) Inhaltliche Erlaubtheit (Gesetzes-Sittenverstoß)
100
Ob eine letztwillige Verfügung wegen Verstoßes gegen das Gesetz oder die guten Sitten nichtig ist, beurteilt sich nach dem Erbstatut, da es sich um eine den Inhalt und die Wirkungen des Testaments betreffenden Umstand handelt - BayObLGZ 1957, 376(19.12.1957)-italienisches Recht; 1965,377/387 (10.11.1965)-ungarisches
Recht; KG (19. 6. 1941) DNotZ 1941, 427 (sowjetrussisches Recht); OLG Düsseldorf NJW 1963, 2227 (niederländisches Recht). Von deutscher Sicht her ist
dabei immer zu prüfen, ob der Anwendung ausländischen Rechts nicht der deutsche ordre public (Art 30 EG) entgegensteht - RG (23. 10. 1911) JW 1912, 22; BayObLGZ 1957, 376, 387. Staatswechsel: Strittig ist, ob hier das Heimatrecht des Erblassers bei Errichtung der 101
Verfügung (so SOERGEL-KEGEL10 Vorbem 42 zu Art 24, 25 aus dem Gedanken des
Vertrauensschutzes heraus) oder das Erbstatut zum Zuge kommt. Man wird letzterem das Wort erteilen. Beispiele (1) Ein von seiner Frau getrennt lebender Italiener macht seiner Geliebten eine testamentarische Zuwendung, die nach italienischem Recht (Art 626 CC) als noch erlaubt angesehen wird, weil das unsittliche Motiv den Erblasser nicht als einziges zu der Zuwendung bestimmt hat (s F E R I D F I R S C H I N G aaO Italien Grdz F Rz 104). Wird der Italiener Deutscher, so beurteilt sich die Sittenwidrigkeit nach deutschem Recht. Der BGH [8.1.1964] NJW 1964,764 stellte hiernach darauf ab, ob die geschlechtlichen Beziehungen das überwiegende Motiv waren. (Beispiel nach F E R I O , Statutenwechsel 132 Fn 36 - dazu SCHEUERMANN 82). Zur späteren Rspr s BGHZ 53, 369. (2) Ein verheirateter Schweizer setzt seine Geliebte zur Entlohnung für die geschlechtliche Hingabe als Alleinerbin ein und stirbt als Deutscher. Nach § 138 BGB (Erbstatut) ist die Einsetzung nichtig; nicht etwa kommt Art 519 Nr 3 schweizerisches ZGB zur Anwendung, wonach es, wie bei dem Mangel der Testierfähigkeit oder der Form oder des Willens, einer Ungültigkeitsklage bedarf. (3) Ist dem Testament eine unsittliche Bedingung beigefügt, wie es die eines Konfessionswechsels sein kann, so ist bei einem deutschen Erblasser wiederum lediglich deutsches Recht maßgebend, die Verfügung also nach § 138 BGB nichtig, ohne Rücksicht darauf, daß etwa das Errichtungsstatut nach dem Vorbild des römischen Rechts die Streichung dieser Bedingung anordnet, die Verfügung also als bedingungsfrei ansieht, wie es zahlreiche Rechte des romanischen Rechtskreises tun, zB Frankreich (Art 900 CC), Italien (Art 634,626 CC), Spanien (Art 792 Código Civil), Portugal (Art 1743 Código Civil), Niederlande (Art 935 BW), Mexiko (Art 1347, 1355, 1358 ZGB für den Bundesdistrikt). (55)
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Vorbem zu Art 24-26 102
Einführungsgesetz
Ist das frühere Personalstatut das schweizérische Recht, so kommt Art 519 Nr 3 ZGB, wonach das an der unsittlichen Bedingung leidende Testament erst durch Ungültigkeitsklage entkräftet wird, gleichfalls nicht zur Anwendung. (4) Hinterläßt der deutsche Erblasser ein Testament, das er als Niederländer gemacht und in dem er seine Frau als Alleinerbin eingesetzt hat, so ist das Testament gültig, auch wenn es nach niederländischem Recht (Art 961, 967 BW) wegen Verletzung des Noterbrechts der Kinder ungültig war. Vitioswn convalescit. Das Pflichtteilsrecht der Kinder bestimmt sich lediglich nach deutschem Recht - s Vorbem 94 ff. D i e Beispiele zeigen, worauf es ankommt: D i e Sanktion des letzten Willens, was seinen Inhalt und seine Wirkung, die validità intrinseca (DIENA II 2 1 6 ) angeht, behält der Gesetzgeber d e m Erbstatut vor (übereinstimmend FERID, Statutenwechsel 1 3 2 ; SCHEUERMANN 82, der unter Hinweis auf die N a c h w e i s e bei LANGE-KUCHINKE2 § 3 4 I V 5 S 5 1 0 f betont, es entspreche dies d e m Grundsatz auch des materiellen deutschen Rechts, wonach es bei einer Veränderung der Anschauungen, die für das Urteil über die Sittenwidrigkeit einer Verfügung zugrundezulegen seien, stets auf die Beurteilung zur Zeit des Erbfalles a n z u k o m m e n habe). D a ß bei der Auslegung des unter der Herrschaft des früheren Statuts (bei Staatswechsel) gefaßten Willens auf das frühere Recht Rücksicht g e n o m m e n wird, ist damit wohl vereinbar. Siehe dazu V o r b e m 112.
1 0 2 E) Typenzwang D e r in einer letztwilligen Verfügung niedergelegte Wille des Erblassers kann nur im R a h m e n der v o m Erbstatut g e z o g e n e n Grenzen verwirklicht werden; hierbei kann es zu Überschneidungen mit d e m Sachstatut k o m m e n , das vorgeht. Hierbei kann das Problem der Angleichung auftauchen. D a z u O L G Frankfurt (29. 12. 1 9 6 2 ) IPRspr 1 9 6 2 / 6 3 Nr 145 - Beschränkung der Erben durch Treuhänderschaft unzulässig, da g e g e n den Typenzwang erbrechtlicher Verfügung verstoßend. Beispiele (1) Ist ein Nacherbe eingesetzt, so ist für das Rechtsverhältnis von Vorerbe und Nacherben und ihre Rechtsstellung gegenüber Dritten das deutsche Recht maßgebend. (2) Ist zum Nacherben derjenige eingesetzt, der eine bestimmte Heilmethode entdeckt, so gilt bei deutschem Erbstatut die Frist des § 2109 BGB, mag auch (bei Staatswechsel) das alte Statut eine andere Frist, sei es eine kürzere, sei es eine längere, festsetzen. (3) Die Anordnung, daß die Nacherben die Erbschaft unter bestimmten Voraussetzungen einem anderen, dem Nacherben zweiten Grades, herausgeben sollen, ist wirksam, mag auch das frühere Heimatrecht das Gegenteil bestimmen, wie es zB in Art 488 Abs 2 schweizerisches ZGB geschieht. (4) Die Zweckauflage iS des § 2193 BGB zugunsten einer persona incerta ist bei deutschem Erbstatut statthaft, auch wenn das frühere Statut des Erblassers nur Zuwendungen an personae certae gestatten sollte. (5) Ist die letztwillige Verfügung ein Vermächtnis, so hat sie im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland nur obligatorische Wirkung gemäß § 2174 BGB (im Wege der Angleichung!), ungeachtet dessen, daß das Erbstatut zB das ungarische oder italienische Recht, ihr dingliche Wirkung beimißt. Das Sachstatut bricht das Erbstatut. Dazu BayObLGZ 1961, 4 (13. 1. 1961) gesetzliches Nießbrauchsrecht des überlebenden Ehegatten nach italienischem Recht - gesetzliches Vermächtnis - „Ein den unmittelbaren Rechtsübergang vorsehendes Vindikationsvermächtnis des ausländischen Rechts kann nicht die Wirkung haben, daß auch an den in Deutschland gelegenen Nachlaßgegenständen das Eigentum oder ein sonstiges dingliches Recht unmittelbar auf den Vermächtnisnehmer übergeht". S auch RG (2.10.1930) HRR 1930 Nr 266 (Nießbrauchvermächtnis). Dazu NUSSBAUM, IPR 301. Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 103-105
Fideikommissarische Substitution 103 Nach dem Recht der Bundesrepublik Deutschland (§§ 2100 ff BGB), nicht jedoch nach dem Recht der DDR (dazu FERID-FIRSCHING aaO Deutschland DDR Grundzüge 2 S 39) sind Substitutionen (Nacherbfolgen) zulässig; ebenso nach österreichischem (§§ 608 ff ABGB), schweizerischem (Art 488 ff ZGB), türkischem (Art 468 ff ZGB), griechischem (Art 1923 ff ZGB), spanischem (Art 775 ff Codigo Civil) und anglo-amerikanischen Rechten) dazu FERID-FIRSCHING aaO Großbritannien Grdz C Rz 96, 217 ff; US Grdz C III Rz 62 d ff; F II 194 ff; 217 ff; nicht dagegen nach dem französischen Code Civil (§ 896) und den ihm folgenden Rechten (Beispiel: Art 692 italienischer Codice Civile), von Ausnahmen abgesehen; auch nicht nach dem Recht der UdSSR (dazu FERID-FIRSCHING aaO UdSSR Grdz F II Rz 9 2 S 8 2 ) oder nach polnischem (Art 964 Zivilkodex 1964) oder dem neuen ungarischen Recht (§ 645 ZGB 1 9 5 9 ) . Ob eine Nacherbfolge zulässig ist, bestimmt sich nach dem Erbstatut OLG Celle FamRZ 1957, 273 mit Anm FERID. Die von einem deutschen Testator ausgesprochene Einsetzung eines Nacherben ist wirksam, auch wenn das Heimatrecht der als Nacherbe eingesetzten Person eine Substitution verwirft. Ebenso LEWALD, Questions 114. Zur Anordnung mehrerer auf den ganzen Nachlaß bezogener Legate (in Form der Schenkung „von heute und nach dem Tod") in der Weise, daß der Zweitbedachte den Nachlaß erst mit Eintritt eines bestimmten Ereignisses erhalten soll - nach jüdischem Recht - s LG Frankenthal IPRspr 1 9 6 2 / 6 3 Nr 143. S weiter die Beispiele Vorbem 102. £) Vermögensverklammerung
104
Beispiele Ein deutscher Erblasser hat seiner durch Heirat zur Ausländerin gewordenen Tochter eine Zuwendung mit der Bestimmung gemacht, daß der Erwerb frei von der Verwaltung und Nutznießung des Ehemannes sein solle; oder er hat den (ausländischen) Kindern dieser Tochter ein Vermächtnis mit der Bestimmung hinterlassen, daß es von der Verwaltung und Nutznießung ihres Vaters ausgeschlossen sein solle; oder er hat seiner mit einem Franzosen verheirateten Tochter eine Zuwendung mit der Bestimmung gemacht, daß der Erwerb ihr „Vorbehaltsgut" (§ 1418 BGB!) sein solle.
NEUBECKER, Ehe- und Erbvertrag 275 ff spricht hier von Vermögensverklammerung. In solchen Fällen widersprechen sich möglicherweise das Recht des Gebers und Nehmers, also im ersten und dritten Falle das Erbstatut und das Güterrechtsstatut, im zweiten Falle das Erbstatut und das Kindschaftsstatut. Welche Rechtsordnung ist maßgebend? Das Vermächtnis beurteilt sich in allen drei Fällen nach Art 24 nach deutschem Erbstatut. Ob aber die Klausel der Verwirklichung fähig ist, sozusagen rechtlich möglich ist, bestimmt sich nach dem Güterrechtsstatut (Kindschaftsstatut), also ausländischem Recht. Das Zuwendungsstatut (Erbstatut) kann nicht maßgeblich sein, es würde sonst eine Entscheidung über die güterrechtlichen Verhältnisse der Bedachten und ihres Mannes bzw der Kinder treffen. Diese Entscheidung steht allein dem Güterrechtsstatut (Kindschaftsstatut) zu (ebenso ZITELMANN II 6 9 2 ; RAAPE ( 9 . Aufl) 3 0 9 ; GAMILLSCHEG in der Voraufl Art 15 Rz 3 2 7 mwN). Das Schicksal der Zuwendung, falls die ihr beigefügte Klausel nicht zu verwirklichen ist, beurteilt sich dagegen nach dem Erbstatut (dazu NEUBECKER 2 7 7 ff; GAMILLSCHEG aaO). Möglicherweise schreibt dieses vor, daß die Zuwendung wegen der Unmöglichkeit der Zweckerreichung nichtig ist. In diesem Zusammenhang ist auch der englische restraint of anticipation zu erwähnen. 105 Nach englischem Recht kann einer Frau ein Vermächtnis oder eine Schenkung unter der Bedingung zugewandt werden, daß sie während der Dauer einer zukünftigen oder (57)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 106,107
Einführungsgesetz
schon bestehenden Ehe über dieses Kapital überhaupt nicht und über die Erträge daraus nicht vor deren Fälligkeit verfügen darf - dazu CURTI, Englands Privat- und Handelsrecht I (1927) 62. Beispiel Ein in London domizilierter Deutscher hat eine Engländerin geheiratet, ein Ehevertrag wurde nicht geschlossen; ihr englischer Vater hat ihr ein Vermächtnis mit dieser Beschränkung zugewandt. Erbstatut ist nach Art 24, 25 EG das englische Recht, danach ist die Zuwendung gültig. Güterrechtsstatut ist vom deutschen (nicht auch englischen) Standpunkt aus das deutsche Recht. Nach diesem kann der Erwerb nur Eigenvermögen der Frau sein (Zugewinngemeinschaft). Was der Erblasser will, läßt sich in dieser Form nicht verwirklichen. Da es der Verwirklichung nicht fähig ist, so steht dem englischen Recht die Entscheidung darüber zu, inwieweit die Gültigkeit des letzten Willens betroffen wird, insbesondere, ob eine Konversion iS des § 140 BGB möglich ist und zwar so, daß man im Wege der Angleichung eine Testamentsvollstreckung iS des § 2197 BGB als angeordnet ansehen kann.
106 i)> Testamentsvollstreckung Zulässigkeit einer Testamentsvollstreckung, Rechtsstellung, Umfang der Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis und Entlassung eines Testamentsvollstreckers bestimmen sich nach dem Erbstatut - ebenso VON BAR II 3 3 8 ff; ZITELMANN II 1 0 0 4 ; LEWALD, Questions 1 1 4 mit Angabe von Rspr; SOERGEL-KEGEL 10 Vorbem 2 3 zu Art 4 2 4 EG; KEGEL, IPR 4 5 8 ; M WOLFF 3 1 2 5 ; KIPP-COING 1 3 § 1 3 0 III 4 F ; LANGEKUCHINKE 2 § 3 I I 3 S 3 9 .
107 Die Rechtsprechung stimmt damit überein: BGH (3. 10. 1962) NJW 1963, 46 = AWD 1962, 356 = DNotZ 1963, 609 - Schweizer Recht; BGH (17. 10. 1968) WM 1969,72 - executor nach englischem Recht; BayObLGZ 1965, 377 (10.11.1965) ungarisches Recht; KG (2. 7. 1962) IPRspr 1962/63 Nr 144 - argentinisches Erbstatut - Zwangserbrecht der Kinder steht entgegen; OLG München (20. 11. 1970) RzW 1971, 111 = IPRspr 1970 Nr 93 - österreichisches Recht; OLG Frankfurt (22. 9. 1965) IPRspr 1966/67 Nr 168 - Erbstatut deutsches Recht - bei Auslegung des Testaments jedoch Wille des Erblassers zu berücksichtigen, der sich der Begriffe und Regeln eines ausländischen Rechts (hier: Ontario) bedient „trustee" iS des Rechts von Ontario; (2.5.1972) DNotZ 1972, 543 - „trustee" nach dem Recht von Kalifornien; (29. 12. 1962) IPRspr 1962/63 Nr 146 - trustee nach dem Recht von Missouri; LG Wiesbaden (18. 1. 1960) IPRspr 1960/61 Nr 138 - „trustee" nach dem Recht von Missouri; OLG Hamburg (14. 12. 1955) IPRspr 1954/55 Nr 63 = RiW 1956,57 - executor nach englischem Recht - dazu auch BGH (26. 9. 1957) IPRspr 1956/57 Nr 72; LG Frankfurt (25. 10. 1935) JW 1936, 1154 - deutsches Erbstatut kraft Zurückverweisung des englischen Rechts - Begriff des „executor" und „trustee"; LG Nürnberg-Fürth (29. 12. 1962) IPRspr 1962/63 - „trustee" nach dem Recht von New York. RG (5.11.1928) JW 1929,434 - Testamentsvollstreckung unterliegt Erbstatut; KG (18. 5. 1908) KGJ 36 A 109 - schweizerisches Recht; (11. 7. 1911) 41, 62 österreichisches Recht; (13. 5. 1912) 42, 101 - französisches Recht; KG (23. 12. 1915) RJA 15, 28 - russisches Recht; (2. 7. 1925) JW 1925, 2143 - Testamentsvollstreckung unterliegt russischem Erbstatut. Dies gilt auch dann, wenn der Testamentsvollstrecker einem anderen Staate angehört. Karl Firsching
(58)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 108-110
d) Anwachsung
108
Stirbt einer der eingesetzten Mieterben vor dem Erblasser oder schlägt er seinen Anteil aus, so entscheidet sich nach dem Erbstatut, wie der Wegfall dieser Person wirkt, ob also Anwachsung (Akkreszenz) oder sukzessive Delation stattfindet (ebenso LEWALD 119 unter Hinweis auf eine Entscheidung der Chancery Division of the High Court vom 15. 10. 1923 in re Cunnington, Clunet 1925, 176). Vgl über die Anwachsung die rechtsvergleichende Darstellung im rechtsvgl HWB II 2 3 7 , A r t i k e l v o n HALLSTEIN.
I) Auslegung 109 Die Auslegung unterfällt dem Erbstatut. Dazu gehört insbesondere die Frage, inwieweit der durch die Auslegung ermittelte Wille noch durch die Form des Testaments gedeckt ist. Dies gilt auch dann, wenn die von dem Testator benutzte Form eine ausländische, aber gemäß dem TestÜbk 1961 - dazu Vorbem 411 ff - oder Art 11 Abs 1 S 1 EG statthaft ist. Bei deutschem Erbstatut ist nach Art 133 BGB der wirkliche Wille zu erforschen. Daraus folgt, daß, wenn ein Deutscher, der in England domiziliert war, im englischen Stil testiert hat, englische Rechtssätze und Gewohnheiten zu berücksichtigen sind. Zum englischen Stil s LIEBEGOTT ArchBürgR 3 8 , 3 5 3 ; zum Stil nach den US-Rechten s FIRSCHING, Deutsch-amerikanische Erbfälle ( 1 9 6 5 ) 134 ff. Ist auf diese Weise der Wille des Testators ermittelt, so ist die weitere Frage, ob das von ihm Gewollte rechtlich zulässig und möglich und wie es rechtlich zu konstruieren ist, nach den deutschen Gesetzen zu beurteilen. Es hat eine transfusio in deutsche Rechtsformen und Rechtsbegriffe und Rechtseinrichtungen stattzufinden, eine Art novierender Konstruktion (dazu POULLET-MANUEL3 5 5 3 ; DIENA II 2 0 9 ff; LEWALD, Questions 115 ff; SOERGEL-KEGEL10 V o r b e m 4 8 zu A r t 2 4 ) .
Die deutsche Rspr stimmt damit überein: BayObLGZ 1957, 376 (13. 12. 1957) = 110 DNotZ 1958, 332 = IPRspr 1956/57 Nr 149 - sich aus dem italienischen Recht ergebende Auslegungsgrundsätze; (27.10.1959) 1959,390 = NJW 1960,775 - bei Nachlaßspaltung Auslegung nach jeweiligem Erbstatut (deutsch-österreichisches); (17. 3. 1965) 1965, 77, 80 = MDR 1965, 665 - Auslegung nach deutschem Erbstatut; OLG München (13. 3.1967) WM 1967, 812 = IPRspr 1966/67 Nr 176 New Yorker Domizilrecht - Begriff des executor; OLG Frankfurt (29. 12. 1962) IPRspr 1962/63 Nr 146 - deutsches Erbstatut kraft Rückverweisung des Rechts von Missouri (US) - Umdeutung der Einsetzung eines trustee in einen Dauertestamentsvollstrecker - Grundsätze der Konversion finden nicht nur auf das Testament als solches, sondern auch auf seinen Inhalt Anwendung - Auslegung im übrigen ergibt Anordnung einer Vor- und Nacherbfolge; (22. 9. 1965) IPRspr 1966/67 Nr 168 a deutsches Erbstatut kraft Rückverweisung des Rechts von Ontario (Kanada) „verweist der Erblasser in seinem Testament auf ausländisches Recht, so ist das bei der Ermittlung des Testamentsinhalts zu berücksichtigen, soweit überhaupt der Wille des Testators maßgebend sein kann. Durch eine Verweisung auf ausländisches Recht kann der Testator die nachgiebigen Bestimmungen des deutschen Erbrechts durch entsprechende ausländische Vorschriften ersetzen. Insbesondere werden dann, wenn der Erblasser nicht nur das Recht eines fremden Landes für anwendbar erkärt, sondern sich auch der Sprache dieses Landes und der termini technici des ausländischen Rechts bedient, bei der Ermittlung des Erblasserwillens die Auslegungsregeln des ausländischen Rechts zu berücksichtigen sein" - das Testament ist umzudeuten so, „daß es sich einerseits den zwingenden Vorschriften des deutschen Rechts anpaßt, andererseits aber nach Möglichkeit den vom Erblasser erstrebten Erfolg erzielt."
Auslegung der Begriffe trust und trustee, Umdeutung in Begriffe deutschen Rechts. OLG Saarbrücken (16.12.1966) IPRspr 1966/67 Nr 174 = NJW 1967,732 m Anm (59)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 111-113
Einführungsgesetz
- deutsches Erbstatut kraft Rückverweisung französischen Rechts, Auslegung von in deutscher Sprache abgefaßten letztwilligen Verfügung französischer Staatsangehöriger über in Deutschland belegenen Grundbesitz; LG Frankenthal (17. 4. 1962) IPRspr 1962/63 Nr 143 - Auslegung nach israelischem Erbstatut Anordnung von Legaten, Rechtsstellung des Legatars.
MEZGER
111 Die Entscheidung des OLG Frankfurt vom 22. 9. 1965 (s oben Vorbem 110) zeigt sehr anschaulich, wie in Fällen einer sog professio iuris zu verfahren ist. Während beim Abschluß von Schuldverträgen die Maßgeblichkeit fremden Rechts vereinbart werden kann, so ist nach deutschem Recht die Kürung fremden Rechts nicht statthaft. Ordnet ein Deutscher in seinem Testament an, daß für seine Beerbung englisches Recht gelten solle, so hat diese Anordnung keine weitere Bedeutung als die, daß bei der Frage: Quid est actum? englische Anschauungen zu berücksichtigen sind. Im übrigen aber ist diese professio iuris rechtlich unwirksam - dazu Vorbem 193 ff. Die Kollisionsnormen der Art 24 und 25 EG sind zwingend und können von dem Testator nicht außer Kraft gesetzt werden. Über die abweichende Regelung insbesondere des schweizerischen Rechtes siehe NAG Art 22 Abs 2 - dazu Vorbem 196. 112 Staatswechsel: Zur Ermittlung des Erblasserwillens ist Rücksicht zu nehmen auf die Auffassungen des Rechts, das dem Erblasser bei der Testamentserrichtung vorschwebt (dazu SCHEUERMANN 8 6 ) . Es handelt sich, wie F E R I D , Statutenwechsel 1 3 4 dartut, um ein Handeln unter falschem Recht, was die gleichen Probleme aufwirft, wie wenn sich der Erblasser lediglich subjektiv falsche Vorstellungen über das anwendbare Recht machte. 113 ee) Änderung und Aufhebung des Testaments Änderung und Aufhebung können gewillkürt, die Aufhebung kann aber auch ex lege erfolgen. Beruht die Aufhebung auf Gesetz (zum Rechtszustand in den US „revocation emplied by law" s F E R I D - F I R S C H I N G aaO US-Grdz F II Rz 211), Beispiele nachträgliche Geburt von Kindern - so New Jersey Rev Stat 1937 Titel 3 A Chap 3 sec 3 A. 3-10.11 nachträgliche Eheschließung - so California Probate Code 1931 § 70 Aufhebung, Scheidung der Ehe - so § 2077 BGB strafrechtliche Verurteilung des Erblassers - so Art 32 italienischer Codice penale
so ist das Erbstatut maßgeblich; insbesondere greift Art 24 Abs 3 EG nicht ein, es verbleibt bei dem in Art 2 4 Abs 1, Art 2 5 EG niedergelegten Grundsatz (dazu F E R I D , Statutenwechsel 1 3 4 ; SCHEUERMANN 8 5 ) . Beispiel Ein deutscher Erblasser errichtete zur Zeit, als er noch Engländer war, ein gültiges Testament (das Testament war nicht „in contemplation of a marriage" gemacht) und heiratete später als Deutscher. Ob die Eheschließung als solche das Testament aufgehoben hat, beurteilt sich nach deutschem Recht (Erbstatut). Im Gegensatz zu dem englischen Recht (sec 18 Wills Act 1837 - dazu PARRY-CLARK, Law of Succession [7. Aufl 1977] Chap 3 S 43) blieb das Testament wirksam. Andererseits sieht in diesem Fall § 2079 BGB eine erleichterte Anfechtbarkeit des Testaments zugunsten der pflichtteilsberechtigten Frau vor. Gleichgültig ist, daß das frühere Recht, also das englische, ein Pflichtteilsrecht überhaupt nicht kennt, ihm daher auch dieser Anfechtungsgrund fremd ist. Ebenso gilt § 2077 BGB ohne Rücksicht auf das frühere Recht. Die unter dem früheren Statut geschehene Einsetzung des Ehegatten oder Verlobten wird also im Zweifel dadurch unwirksam, daß die Ehe nach dem Staatswechsel geschieden oder das Verlöbnis aufgelöst worden ist.
Karl Firsching
(60)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 114-116
Bei gewillkürter Aufhebung oder Änderung (hierher sind auch die Tatbestände zu 114 rechnen, in denen aus einer bewußten und gewollten Einwirkung des Erblassers auf die Urkunde die Aufhebung hergeleitet wird [übereinstimmend FERID, Statutenwechsel 136; S C H E U E R M A N N 85] Beispiele: Vernichtung oder Veränderung der Testamentsurkunde - so § 2255 BGB) unterfallen die Gültigkeit dem Erbstatut, die Form gesondert jedoch dem TestUbk 1961 sowie Art 11 Abs 1 S 1 EG (dazu Vorbem 430) Beispiele (a) Ein wegen Geistesschwäche entmündigter deutscher Erblasser widerruft durch eigenhändiges Privattestament in New York ein früheres Testament (Art 24, 25, 11 Abs 1 S 1 EG, § 2253 Abs 2 BGB). (b) Errichtung eines zweiten Testaments ohne ausdrückliche (gänzliche oder teilweise) Aufrechterhaltung des vorhergehenden - so Art 1494 mexikanisches ZGB für den Bundesdistrikt (dazu FRISCH-PHILIPP in FERID-FIRSCHING aaO Mexiko Grdz Rz 1 5 0 ) , aber auch § 7 1 3 öABGB. (c) Veräußerung des Vermächtnisgegenstandes - so Art 1038 französischer Code Civil.
Bei Staatswechsel greift hier bei deutschen Erblassern Art 24 Abs 3 EG ein. Das 115 bedeutet: Ist ein Testament vordem Staatswechsel wirksam errichtet, so beurteilt sich die spätere Aufhebung, auch wenn sie nach dem Staatswechsel erfolgt, was ihre Gültigkeit betrifft (Testierfähigkeit, Form [soweit sie Art 11 Abs 1 S 1 EG unterfällt im übrigen greift das TestÜbk 1961 ein - dazu Vorbem 430], Wille) nach dem alten Statut (so wohl auch FERID, Statutenwechsel 136; S C H E U E R M A N N 84 ff), im übrigen aber (gleichgültig, ob vor oder nach dem Staatswechsel aufgehoben), nach dem neueren Statut, dh dem deutschen Recht. Zur Veranschaulichung: Das unter dem deutschen Statut errichtete Testament hebt das unter dem alten Statut errichtete nur in den vom § 2258 BGB gezogenen Grenzen auf, also nur insoweit, als es mit dem früheren in Widerspruch steht, - auch hier ohne Rücksicht darauf, ob das alte Statut eine dem § 2258 entsprechende Bestimmung hat oder ob es, wie zB das argentinische Recht, nach dem Vorbild des römischen Rechts vorschreibt, daß nemo cum duobus testamentis decedere potest. Dazu G U N Z E N HÄUSER B l f J P r R 1 9 2 9 S p 1 9 0 .
Auch § 2257 BGB kommt ohne Rücksicht auf abweichende Bestimmungen des alten Statuts zur Anwendung. Hat also der Erblasser als Schweizer ein Testament gemacht, es als Deutscher gemäß § 2257 durch ein neues Testament widerrufen, darauf diesen Widerruf zurückgenommen, so ist das unter dem Schweizer Statut errichtete Testament aufs neue wirksam, wie immer sich das schweizerische Recht dazu stellt. Besteht die neue Verfügung in einem Erbvertrag, so kommt § 2289 BGB zur Anwendung. Es wird also das frühere Testament des Erblassers aufgehoben, soweit es das Recht des vertragsmäßig Bedachten beeinträchtigen würde, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob auch das alte Statut einem Erbvertrag diese Wirkung auf ein Testament einräumt. Zufällige Vernichtung des Testaments, etwa durch einen Brand, schadet der Wirksamkeit desselben nicht, auch wenn das alte Statut, wie zB das argentinische Recht, etwas anderes bestimmt. Vgl GUNZENHÄUSER S p 1 8 9 .
b) Gemeinschaftliches Testament* aa) Grundsätzliches Das gemeinschaftliche Testament gehört zu den Zankäpfeln des IPR (RAAPE 426). Rechte römisch-germanischer Prägung wie Frankreich (Art 968 Code Civil), Italien * Schrifttum: HOFFMANN, Das gemeinschaftliche Testament und das schweizerische ZGB, Diss Freiburg 1944; NEUHAUS-GÜNDISCH, Gemeinschaftliche Testamente amerikanischer Erblasser, RabelsZ 1956, 550; MERZ, Die Wirksamkeit gemeinschaftlicher, im Inland errichteter Ehegattentestamente von Ausländern, insbesondere Schweizern, NJW 1956,1505; KEGEL, Zur Bindung an das gemeinschaftliche Testament, in FS Jahrreis ( 1 9 6 4 ) 1 4 3 ; KROPHOLLER, Gemeinschaftliche (61)
Karl Firsching
116
Vorbem zu Art 24-26 117, 118
Einführungsgesetz
(Art 589 C C), Niederlande (Art 977 Burgerlijk Wetboek = Art 968 französischer C C), Schweiz (dazu KROPHOLLER 735 mNw Fn 8; FERID-FIRSCHING, Schweiz Grdz F I Rz 76), Spanien (Art 669 Código Civil), Portugal (Art 1753 Código Civil), Rumänien (Art 857 Codul Civil) und viele südamerikanische Staaten wie Argentinien (Art 3618 Código Civil), Brasilien (Art 1630 Código Civil), Bolivien (Art 148 Código Bustamante), Chile (Art 1003 Código Civil); Guatemala (Art 872 CC); Mexiko (Art 1492 Código Civil für den Bundesdistrikt); Venezuela (Art 835 CC) stehen solchen Verfügungen von Todes wegen ablehnend gegenüber. Ein gemeinschaftliches Testament kennen hingegen ua das Recht der Bundesrepublik Deutschland (§§ 2265 BGB ff - nur zwischen Eheleuten), der DDR (§§ 388 ff ZGB 1975 - nur zwischen Eheleuten), das Recht Österreichs (§ 1248 ABGB sowohl zwischen Eheleuten wie Brautleuten) sowie das Common Law (s Vorbem 264). 117 Diese gegensätzliche Grundhaltung der einzelnen Rechte führt zur Frage nach dem Statut, dem gemeinschaftliche Testamente unterstehen. Die Antwort hierauf wird erleichtert, wenn man folgende Gestaltungsformen (dazu BayObLGZ 1957, 380) auseinanderhält: (a) testamenta mere simultanea, dh solche, bei denen die einzelnen Verfügungen in dem Testament in keiner inneren Beziehung zueinander stehen; (b) testamenta reciproca, dh solche, in denen sich die Verfügenden gegenseitig zu Erben einsetzen oder sonst bedenken nichtig kann eine Erbeinsetzung sein, die unter der Bedingung der Wechselseitigkeit erfolgt; zu (a) und (b):
SCHEUERMANN,
Statutenwechsel 100 f
(c) testamenta correspectiva, dh solche, die derart in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen, daß das eine Testament mit Rücksicht auf das andere oder einzelne Verfügungen des einen mit Rücksicht auf Verfügungen des anderen getroffen sind. - Die Verfügung des einen Ehegatten steht und fällt mit der des anderen, ohne daß die Verfügungen ausdrücklich als bedingt erklärt sein müßten. Dazu
SCHEUERMANN,
Statutenwechsel 102 ff
Für die IPR-Beurteilung erwachsen aus dieser Systematik drei Aspekte (s auch NEUHAUS-GÜNDISCH 5 5 0 ,
563):
(1) Welchem nationalen Recht unterfällt die Frage: wer darf errichten, abändern oder aufheben? (2) Welches nationale Recht beherrscht die Form? (3) Welches nationale Recht beherrscht Inhalt und Bindung? 118 Zu (1): Zuständig hiefür ist das Erbstatut (die Frage des Statutenwechsels bleibt ausgeklammert - s Vorbem 122), es umgrenzt den Kreis derer, die eine solche Verfügung treffen können. Testamente von Schweizern in Deutschland, DNotZ 1967, 734; SCHEUERMANN, Statutenwechsel 99 ff; DOPFEL, Deutsch-englische gemeinschaftliche Testamente, DNotZ 1976, 335. S weiter LEWALD, IPR 319 ff (hier Angabe insbesondere der älteren Rspr); FRANKENSTEIN IV 511 ff; NUSSBAUM, IPR 365; M W O L F F 3 230; SCHNITZER, Hdb II4 527; RAAPE, IPR5 426 f; VISCHER, IPR (1973) 647; FERID, IPR 9-63 ff; FIRSCHING, Einführung § 25; KEGEL, IPR 4 461 f. Weiteres Schrifttum s am Anfang der Vorbem VIII. 2. e.
Karl Firsching
(62)
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 119-122
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften Beispiel
Zwei verlobte US-Angehörige (domiziliert in New York iS des Rechts von New York) errichten in München ein gemeinschaftliches gegenseitiges Testament. Mann verunglückt tödlich bei einem Pkw-Zusammenstoß unter Hinterlassung eines Grundstücks in München. Deutsches Erbstatut kraft Zurückverweisung der erbrechtlichen New Yorker Kollisionsnorm. Testament als gemeinschaftliches Testament nichtig (§ 2265 BGB). Frage der Konversion zu prüfen.
Zu (2): Das Formstatut legen Art 11 Abs 1 sowie, soweit es gemeinschaftliche 119 Testamente betrifft, auch das Haager TestÜbk v 5. 10. 1961 (BGBl II 1144) - dazu Vorbem 411 - fest. Art 4 des Abkommens hindert nicht, die Vorfrage (dazu Vorbem 437), ob eine solche Verfügung mehrerer Personen in einer Urkunde zulässig ist, falls sie als Sachfrage angesehen wird, gesondert nach dem Erbstatut zu behandeln (ua von SCHACK, DNotZ 1966, 134 - dazu auch BATIFFOL in Actes et Documents 9 III 167; FERID, R a b e l s Z 2 7 ( 1 9 6 2 ) 4 2 3 ) .
Zu (3): Einigkeit besteht darüber, daß sich bei gemeinschaftlichen Testamenten (bei 120 gegenseitigem und wechselbezüglichem Erbvertrag gilt Entsprechendes!) der Inhalt (insbes Gegenseitigkeit, Wechselbezüglichkeit, Bindung) nach dem jeweiligen Erbstatut der beiden Testierenden (die Frage des Statutenwechsels bleibt ausgeklammert - s Vorbem 122) beurteilt. Dazu LEWALD, IPR 319; NUSSBAUM, IPR 365; FRANKENSTEIN I V 5 1 1 f f ; M WOLFF3 2 2 8 ; NEUHAUS-GÜNDISCH 5 5 0 f f ; SCHNITZER I I 4 5 2 7 f ; RAAPE, I P R 5 4 2 6 f, 4 5 9 f f ; SCHEUERMANN, S t a t u t e n w e c h s e l 9 9 f f ; VISCHER, I P R ( 1 9 7 3 ) 6 4 7 ; FERID, I P R 9 - 6 3 f f ; KEGEL, I P R 4 4 5 9 f f ; WENGLER, I P R - G u t a c h t e n
II 676; FERID-FIRSCHING, aaO Deutschland Grdz C III Rz 30. Die deutsche Rspr folgt dieser Ansicht: R G Z 41,350 (19. 4. 1898) - OLG Dresden (5. 9. 1910) SächsAnn 32, 422 - österreichisches Erbstatut; BayObLGZ 1957, 376 (13. 12. 1957) - italienisches Erbstatut; 1960, 478 (13. 12. 1960) - österreichisches Erbstatut; 1961,4/14(13.1.1961)-italienisches Erbstatut; 1 9 6 7 , 4 1 8 ( 6 . 1 1 . 1 9 6 7 )
= MDR1968,416 = IPRspr 1966/67 Nr 181 - Erbstatut US-Recht; BayObLG (28. 1. 1975) IPRspr 1975 Nr 114 - schweizerisches Erbstatut; OLG Düsseldorf (6. 2. 1963) N J W
1963, 2227
=
DNotZ
1964, 347
=
IPRspr
1962/63 Nr
149
-
niederländisches Erbstatut; OLG Hamm (18. 12. 1963) NJW 1964, 553 = IPRspr 1962/63
Nr
154; L G
Düsseldorf
(9.
11.
1956)
IPRspr
1960/61
Nr
134
-
niederländisches Erbstatut; LG Wuppertal (27. 2. 1959) IPRspr 1960/61 Nr 136 niederländisches Erbstatut. Strittig ist jedoch, und damit wird die Frage der Zulässigkeit angesprochen, die 121 Abgrenzung zwischen Form und Inhalt der Verfügung; strittig sind aber auch die Folgerungen, die aus der jeweiligen Zuordnung zu ziehen sind. Bei Bejahung der Nichtigkeit bleibt schließlich immer noch die Prüfung einer Konversion. Einzelheiten zur Qualifikation (Zuordnung) s Vorbem 267 ff, 437. Staatswechsel (Zulässigkeit - Bindung): Der Erbvertrag ist ein Rechtsgeschäft, 122 bestehend aus zwei Willenserklärungen. Das gemeinschaftliche Testament besteht dagegen aus zwei Rechtsgeschäften, die jedoch in einem äußeren und oft auch in einem inneren Zusammenhang stehen - dazu Vorbem 117. Nach deutschem Recht ist es in letzterem Falle so, daß jeder Teil bei Lebzeiten des anderen nur so widerrufen kann, daß es der andere zuverlässig erfährt, und daß er nach dem Tod des anderen überhaupt nicht mehr widerrufen kann, sofern er die Zuwendung des anderen angenommen hat. Danach ist der Widerruf bei Lebzeiten des anderen erschwert, nach dem Tod des anderen aber schlechthin ausgeschlossen - unter der angegebenen Voraussetzung. Diese Rechtslage ähnelt der des Erbvertrags so sehr, daß das Problem des Statutenwechsels hier ebenso gelöst werden muß wie beim Erbvertrag, dh: das Errichtungsstatut - dazu Vorbem 155 - entscheidet, ob das gemeinschaftliche Testament zulässig ist und welche Bindung es erzeugt. Bejaht dieses die Zulässigkeit, (63)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 122
Einfühnmgsgesetz
so hat es dabei sein Bewenden, was immer das Erbstatut dazu sagt. Auch für diese Auffassung kann man sich auf die Übergangsvorschriften des Art 214 EG berufen und ferner auf § 6 Nr 1 des früheren deutsch-österreichischen Nachlaßabkommens - s Vorbem 461 - der das gemeinschaftliche Testament neben dem Erbvertrag erwähnt. Übereinstimmend:
KEGEL, IPR 4 459, 60; RAAPE, IPR 5 433 ff; SCHEUERMANN,
S t a t u t e n w e c h s e l 9 9 ff; SCHNITZER II 5 3 1 ; ERMAN-MARQUORDT 6 A r t 2 4 , 2 5 R z 2 7 ; FIRSCHING in FERID-FIRSCHING a a O D e u t s c h l a n d G r d z C III R z 3 0 , 2 9 . A A FRANKENSTEIN I V 5 1 8 f; NUSSBAUM, I P R 3 6 5 ; M WOLFF 3 2 2 8 ; NEUHAUS-GÜNDISCH, R a b e l s Z 2 1 ( 1 9 5 6 ) 5 5 1 ff, 5 6 4 ; WENGLER, I P R - G u t a c h t e n II 6 7 6 f; FERID,
Statutenwechsel 136 f; ders, IPR 9-70 ff. Die spärliche deutsche Rspriölgt der oben vertretenen Meinung: BayObLGZ 1960, 478 (13.12.1960) - Erbfolge nach Sudetendeutschen, Errichtungsstatut maßgebend - „Schutz des Vertrauens der gemeinsam testierenden Ehegatten in die Bindungswirkung oder in ihr Fehlen"; 1961,4/13 (13.1.1961) - deutsches Errichtungsstatut, „rechtfertigt sich aus der entsprechenden Anwendung des Art 24 Abs 3 Satz 1 EGBGB im Zusammenhang mit Art 214 Abs 2 EGBGB". Dazu folgende Beispiele: (1) Italienische Eheleute, wohnhaft in Mailand, haben dort ein gemeinschaftliches Testament errichtet, durch das sie sich gegenseitig zu Erben einsetzen. Später erlangen sie die deutsche Staatsangehörigkeit. Das Testament war nach dem Errichtungsstatut, dh nach dem italienischen Recht, unzulässig. Der Staatswechsel ändert daran nichts. Diese Entscheidung folgt klar aus der positiven Vorschrift des Art 24 Abs 3 S 1. Errichteten die Eheleute das Testament in Hamburg gemäß § 2256 B G B - dieser Fall ist wahrscheinlicher - so ist die Rechtslage verwickelter. O b die Eheleute die Form des gemeinschaftlichen Testaments wählen können, ist eine Formfrage. Diese unterfällt dem TestÜbk 1961 sowie Art 11 Abs 1 S 1 E G - danach ist die Form gewahrt. Soll man nun mit NEUBECKER sagen, daß, wenn zwar das Testament formgültig ist, so doch den Eheleuten die Testierfähigkeit fehlte, da eben das italienische Recht das gemeinschaftliche Testament nicht zuläßt? Das ist abzulehnen. Mangel der Fähigkeit und Mangel der Sanktion sind verschiedene Dinge. Stattdessen ist auch hier wieder zu sagen: Art 24 Abs 3 E G setzt voraus, daß der Akt als solcher nach dem Errichtungsstatut zulässig ist, denn nur unter dieser Voraussetzung ist es sinnvoll, auf die Fähigkeits- und Formvorschriften dieses Statuts zu verweisen. Nun ist aber dieser Akt als solcher nach italienischem Recht nicht zulässig. Bei dieser Frage nach der Zulässigkeit ist das gemeinschaftliche Testament nach der historischen Entwicklung als ein Rechtsgeschäft besonderer Art anzusehen und nicht etwa als ein gewöhnliches Testament, bei dem es sich nur darum handelt, ob eine einzelne Verfügung, etwa eine Substitution, zulässig ist oder nicht. Ergebnis: Das von den italienischen Eheleuten, die später Deutsche wurden, sei es in Mailand, sei es in Hamburg errichtete gemeinschaftliche Testament ist und bleibt nichtig. (2) Deutsche Eheleute errichteten in Hamburg ein gemeinschaftliches Testament, in dem sie sich gegenseitig einsetzten, und erlangten später die italienische Staatsangehörigkeit. Das alte Statut läßt das gemeinschaftliche Testament zu, das neue verwirft es. Jenes gibt den Ausschlag. Daraus folgt: Widerruft der Mann nach dem Staatswechsel das Testament hinter dem Rücken der Frau, so ist dieser Widerruf unwirksam. Hat der Mann nach dem Tode der Frau ihre Erbschaft angetreten und macht er später ein Testament im Widerspruch zu der Anordnung des gemeinschaftlichen Testaments, wonach das beiderseitige Vermögen nach dem Tode des Überlebenden an einen Neffen fallen soll, so ist dieses widersprechende Testament unwirksam. Ist der Sachverhalt vollends so, daß die Ehefrau noch als Deutsche stirbt, der Mann ihre Erbschaft annimmt, dann Italiener wird und nun jenes widersprechende Testament zum Schaden des Neffen macht, so ist wohl jeder Zweifel an der Ungültigkeit des letzteren ausgeschlossen. Die Gerechtigkeit duldet keine andere Lösung. Dazu auch R G Z 41, 350. Es ist möglich, ja wahrscheinlich, daß der italienische Richter in all diesen Fällen anders entscheiden
Karl Firsching
(64)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 123-128
wird, indem er Art 761 Codice Civile, der das gemeinschaftliche Testament verbietet, zum ordre public rechnet. Der deutsche Standpunkt wird dadurch nicht berührt. Der italienische ordine pubblico geht uns nichts an. (3) österreichische Brautleute machen ein gemeinschaftliches Testament, in dem sie sich gegenseitig einsetzen. Sie heiraten und erlangen später die deutsche Staatsangehörigkeit. Für Erbfälle, die unter das DÖNA - s Vorbem 461 - fielen, griff hier § 6 Nr 1 dieses Abkommens ein. Danach entschied das österreichische Recht, ob die Errichtung des gemeinschaftlichen Testaments zulässig war. Das war zu bejahen, anders als nach deutschem Recht, das nur den bereits Verheirateten gemeinschaftlich zu testieren gestattet. Auch ohne dieses Abkommen gelangt man heute zum gleichen Ergebnis.
bb) Testierfähigkeit
123
Das gemeinschaftliche Testament besteht aus zwei Rechtsgeschäften, die Testierfähigkeit muß bei jedem der beiden Testatoren vorliegen und jeweils gesondert geprüft werden. Es gelten hierbei die gleichen Grundsätze wie Vorbem 44 ff dargelegt. Maßgeblich ist für jeden sein Erbstatut, beachte jedoch die Vorbem 45-47 erwähnten Sonderheiten. Bei Staatswechsel gelten die Ausführungen zu Vorbem 49 ff. Eine Validation scheidet auch hinsichtlich Zulässigkeit und Bindung aus. Dazu Vorbem 63, 64 sowie S C H E U E R M A N N , Statutenwechsel 106. cc) Form
124
Die Form unterfällt dem Haager TestÜbk 1961 (s Art 4) sowie Art 11 Abs 1S 1 EG Einzelheiten s Vorbem 437. Eine validation scheidet - was die Zulässigkeit und Bindung angeht - aus - dazu S C H E U E R M A N N 106. dd) Stellvertretung
125
Die Ausführungen zu Vorbem 85, 86 gelten entsprechend. ee) Inhalt und Wirkungen
126
Inhaltliche Erlaubtheit, Verfügungsfreiheit, Wirkungen, Konversion beurteilen sich nach den gleichen Grundsätzen, wie sie für den gegenseitigen und wechselbezüglichen Erbvertrag gelten - dazu Vorbem 120, 148, 152. ff) Änderung und Aufhebung
127
Maßgebend ist das Erbstatut, bei Staatswechsel das Errichtungsstatut - s Vorbem 122 - , die für den gegenseitigen und wechselbezüglichen Erbvertrag entwickelten Grundsätze - s Vorbem 145 ff, 152, 154 ff - gelten entsprechend. Für Testierfähigkeit, Form und Stellvertretung s oben Vorbem 123-125. Empfangsbedürftigkeit des Widerrufs stellt ein sachliches Erfordernis dar und rechnet nicht zur Form - s Art 11 Rz 91.
2. Erbverzicht
128
Der Erbverzicht ist nach dem Erbstatut (die Frage des Statutenwechsels bleibt ausgeklammert - dazu Vorbem 133-142, also bei deutschem Erblasser nach deutschem Recht (abgesehen von dem Fall des Art 28) zu beurteilen. Auf das Personalstatut des Verzichtenden kommt es nicht an. Ausschließlich jenes entscheidet also über die Zulässigkeit, die Willenserfordernisse, die Anfechtbarkeit und die Wirkung des Vertrages, ferner über die Zulässigkeit der Stellvertretung. Überein(65)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 129-133
Einführungsgesetz
stimmend M WOLFF 3 228; FRANKENSTEIN I V 379; N U S S B A U M , I P R 364; R A A P E , I P R 5 426; SCHEUERMANN, Statutenwechsel 108 ff; F E R I D , I P R 9 - 6 6 ; KEGEL, I P R 4 463. Was die Form angeht, so greift Art 11 Abs 1 EG ein. 129 Die Geschäftsfähigkeit des Verzichtenden bestimmt sich nach Art 7 EG, also, wenn eine durch Heirat zur Schwedin (unter Aufgabe der deutschen Staatsangehörigkeit) gewordene Tochter eines Deutschen verzichtet, nach schwedischem Recht. Das Personalstatut des Verzichtenden entscheidet auch darüber, ob seine Erklärung keine Willensmängel uä aufwies - dazu FRANKENSTEIN IV 3 7 9 . 130 Ist der Verzichtende minderjährig, so entscheidet ausländisches Recht, ob die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts zu dem Erbverzicht erforderlich ist. Nicht etwa ist in diesem Fall § 2347 anzuwenden und auf dieser Genehmigung zu bestehen. 131 Der Erbverzicht wird ua vom schweizerischen (Art 495 ZBG), vom österreichischen (§ 551 A B G B ) , vom dänischen und vom schwedischen Recht zugelassen, hingegen vom französischen Code Civil (Art 791 Code Civil) und den ihm folgenden Rechten, zB dem italienischen (Art 458 Codice Civile) verworfen. Wortlaut der Texte in FERID-FIRSCHING
aaO.
132 Dazu folgende Beispiele: (1) Der Vertrag, durch den die durch Heirat zur Italienerin gewordene Tochter eines Deutschen auf ihr Erbe verzichtet, ist gültig, obwohl das italienische Recht den Erbverzicht nicht kennt. (2) Ist die Tochter durch Heirat Schweizerin geworden, dann gilt: Auch das jetzige Heimatrecht der Tochter kennt zwar den Erbverzicht, ist aber in diesem Falle nicht beachtlich; daher gilt insbesondere nicht der vom deutschen Recht abweichende Art 497 ZGB, der besagt: „Ist der Erblasser zur Zeit der Eröffnung des Erbganges zahlungsunfähig, und werden seine Gläubiger von den Erben nicht befriedigt, so können der Verzichtende und seine Erben insoweit in Anspruch genommen werden, als sie für den Erbverzicht innerhalb der letzten fünf Jahre vor dem Tode des Erblassers aus dessen Vermögen eine Gegenleistung erhalten haben und hieraus zur Zeit des Erbganges noch bereichert sind." Auch dann ist diese Vorschrift nicht anwendbar, wenn der deutsche Erblasser seinen letzten Wohnsitz in der Schweiz gehabt hat. Zwar können sich in einem solchen Falle die Erben nach Art 24 Abs 2 EG in Ansehung ihrer Haftung für die Nachlaßschulden auch auf das schweizerische Recht berufen, aber eben nur die Erben, nicht aber die Erbschaftsgläubiger, auf deren Schutz die schweizerische Vorschrift zielt.
133 Ein Staatswechsel
des Verzichtenden ist belanglos.
Beispiel Die Tochter eines Deutschen, die durch Heirat Italienerin (unter Aufgabe der deutschen Staatsangehörigkeit) geworden ist, hat anläßlich ihrer Heirat eine Abfindung gegen Erbverzicht erhalten. Ob der Verzicht vor der Heirat erfolgt, also zu einer Zeit, wo sie noch deutsche Staatsangehörige ist, oder ob er nach der Heirat erfolgt, also zu einer Zeit, wo sie bereits Italienerin ist, macht für die Beurteilung ihres Verzichts nichts aus. In jedem Falle gelangt deutsches Recht zur Anwendung. Danach ist der Erbverzicht wirksam, ungeachtet dessen, daß das italienische Recht ihn nicht kennt.
Im Ergebnis übereinstimmend die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs Kopenhagen, NiemZ 15, 605 = Clunet 1904, 436. Der Fall lag so, daß die Tochter eines verstorbenen Dänen, die einen Italiener geheiratet hatte, ihr väterliches Erbe beanspruchte. Der Anspruch wurde abgewiesen, da sie, und zwar sogar noch vor der Heirat, also zu einer Zeit, wo sie noch Dänin war, durch Vertrag mit ihrem Vater auf ihr Erbrecht verzichtet hatte und das dänische Recht den Verzicht zuließ. Das Gericht ließ also zutreffend das italienische Recht beiseite. Karl Firsching
(66)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 134-139
Rechtslage, falls Erblasser die Staatsangehörigkeit gewechselt hat:
134
Wurde der Vertrag nach dem Staatswechsel geschlossen, so ist nur das neue Statut maßgebend, mag auch der andere Teil, zB der Sohn, die alte Staatsangehörigkeit behalten haben. Beispiel Wohnt eine italienische Familie in Hamburg, wird der Vater Deutscher, während die volljährige Tochter Italienerin bleibt, und verzichtet sie danach ihm gegenüber auf ihr Erbrecht, etwa aus Anlaß ihrer Verheiratung mit einem Landsmann, so ist kein Zweifel, daß deutsches Recht anzuwenden, also der Verzicht für zulässig zu erachten ist.
Wurde der Vertrag geschlossen, bevor der Vater die Staatsangehörigkeit gewechselt 135 hatte, also zu einer Zeit, wo auch er noch Italiener war, so beginnen die Bedenken. ZITELMANN II 1 7 1 ; HABICHT 1 8 8 ; WALKER 9 2 5 f; LEWALD, Questions 6 0 ; FRANKENSTEIN IV 3 7 9 (unter Hinweis auch auf den früheren teschechoslowakischen Entwurf, § 4 8 Ziff 2 [MAKAROV, Quellen [1929]S 2 2 1 : „Erbverzichte richten sich nach der Rechtsordnung des Staates, dem der Erblasser zur Zeit seines Todes angehört hat"); NUSSBAUM, IPR 3 6 4 ; M WOLFF 3 2 2 8 unterstellen den Erbverzicht auch hier dem Erbstatut, was bedeutet, daß der Vertrag in vorgenanntem Falle zwar bis zum Staatswechsel nichtig war, nunmehr aber durch diesen gültig wird. Diese Ansicht geht davon aus, daß der Erbverzichtsvertrag keine Verfügung von Todes wegen iS des deutschen Rechts ist und daher die Ausnahme des Art 24 Abs 3 EG hier nicht Platz greife, es also bei dem Grundsatz des Art 24 Abs 1 EG verbleibe. Die dargetane Auffassung würdigt nicht den Umstand (so schon RAAPE [9. Aufl]), daß das Rechtsgeschäft, um das es hier geht, ein Vertrag ist, also ein Akt, durch den sich zwei Personen binden. Jede Bindung erfolgt aber naturgemäß im Hinblick auf eine gewisse Rechtsordnung. Sie wird nicht, wenigstens in aller Regel nicht, aufgrund eines Blankostatuts eingegangen. Die Parteien können nichts anderes tun als sich nach der Rechtsordnung richten, die im Augenblick des Vertrags das Erbstatut ist. Wechselt das Erbstatut, so macht dieser Wandel nicht das neue Erbstatut zum Vertragsstatut. Was insoweit hinsichtlich des Erbvertrages zu sagen ist - s Vorbem 155, 159, trifft auch hier zu. Das Wandelbarkeitsprinzip des Erbrechts hat bei den erbrechtlichen Verträgen Halt zu machen. Übereinstimmend SOERGEL-KEGEL10 Vorbem 2 8 zu Art 4 2 4 ; KEGEL, IPR 4 6 3 ; SCHEUERMANN, Statutenwechsel 109. Von dieser Grundauffassung aus ergibt sich:
136
(a) Die Geschäftsfähigkeit richtet sich nach dem „Vertragsstatut", dh nach dem alten Statut. Das besagt: Die Anforderungen an die Geschäftsfähigkeit beurteilen sich nach ihm. Ob ihnen genügt ist, entscheidet nach Art 7 das Personalstatut. (b) Die Form richtet sich gleichfalls nach dem Vertragsstatut. Auch HABICHT 189 hat 137 empfunden, daß es zumindest nicht angehe, daß sie sich nur nach dem neuen Statut richte, wie es von seinem Standpunkt aus der Fall sein müßte. (c) Über Willensmängel entscheidet gleichfalls das „Vertragsstatut", dh das alte 138 Statut. (d) Ist der Vertrag nach dem alten Statut unzulässig, so bleibt er es. Nur diese Lösung 139 befriedigt. Soll der Vater den ungültigen Verzicht des Sohnes durch einen Staatswechsel gültig machen können? Diese Ansicht ist unannehmbar, und zwar in jedem Fall, nicht nur in dem des fraudulösen Staatswechsels. Vollends müssen Staaten, die das Domizilprinzip haben, bei denen also ein Statutenwechsel etwas Alltägliches ist, diese Auffassung verwerfen. (67)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 140-142
Emfìihrungsgesetz
140 (e) Problematisch bleibt der Fall, daß umgekehrt der Vertrag nach dem alten Statut zulässig, nach dem neuen Statut unzulässig ist. Beispiel Der Erblasser schloß als Deutscher einen Erbverzichtsvertrag und starb als Italiener. Das italienische Recht (Erbstatut) lehnt einen Erbverzicht ab.
Der ausländische Staat wird - praktisch gesehen - in solchem Falle dem Problem vermutlich ausweichen, indem er seinen Rechtssatz, daß ein Erbverzicht nicht zulässig ist, zum ordre public rechnet. Immerhin verlangt eine saubere Lösung eine klare Antwort. Es bietet sich die gleiche Lösung an wie bei den Erbeinsetzungsverträgen. Wer davon ausgeht, daß Erbeinsetzungsverträge in Kraft bleiben, obwohl das neue (Erb-)Statut solche Verträge nicht anerkennt, der wird auch bei Erbverzichtsverträgen zur gleichen Auffassung greifen. Es wäre höchstens zu fragen, meint RAAPE (9. Aufl), ob nicht die ganze Maschinerie des Erbstatut durch diesen Fremdkörper in Unordnung gerät. Ein Schiff mit ölfeuerung, ergänzt er, verträgt keine Kohle. Ergebnis: Schließen Mutter und Sohn, beide Deutsche, einen Erbverzichtsvertrag, und erwirbt die Mutter, dh die Erblasserin, durch Heirat mit einem Italiener unter Aufgabe ihrer deutschen Staatsangehörigkeit die italienische, so bleibt der Sohn an seinen Erbverzicht gebunden. 141 Zu dem gleichen Ergebnis muß auch die schweizerische Praxis aufgrund Art 25 NAG - s Vorbem 163 - kommen; Erbvertrag iS dieser Vorschrift ist abweichend von der deutschen Rechtssprache auch der Erbverzichtsvertrag - dazu SCHNITZER II 520; STAUFFER 113 Anm 5. Auch der erste GEBHARDsche Vorentwurf führt zu diesem Ergebnis, wie sich aus § 29 Abs 3 (s Vorbem 161) ergibt. Diese Bestimmung versteht unter Erbverträgen auch die Erbverzichtsverträge. Dazu die GEBHARDschen Motive bei NIEMEYER 2 4 7 .
142 RGZ 8, 145 (29. 1. 1883) steht vorstehend dargelegter Auffassung entgegen: Zwischen Großvater und Enkelin, beide Schweden, wurde in Stockholm ein Erbverzichtsvertrag in gültiger Weise abgeschlossen; der Großvater, dh der Erblasser, zog später nach Frankfurt aM und geriet nach damaligem IPR durch diesen Domizilwechsel unter die Herrschaft des frankfurtisch-gemeinen Rechts, das den Erbverzicht nicht kannte. Das RG entschied, daß infolge des Statutenwechsels das neue Statut, also das gemeine Recht, maßgebend, somit der Erbverzicht ungültig wurde. Die Entscheidung billigen ZITELMANN II 171; LEWALD, Questions 59 Fn 3 sowie FRANKENSTEIN IV 378 (mwRspr). Auch vom Standpunkt des tschechoslowakischen Entwurfes her müßte man sie billigen. Nach schweizerischem Recht dagegen wäre sie verfehlt. Der Grundgedanke des Urteils ist, daß der Erbverzicht eine Verfügung von Todes wegen darstellt, durch die der Erblasser unter Zustimmung des Verzichtenden eine Änderung der gesetzlichen Erbfolge herbeiführt; daher müßten die Zulässigkeit und die Wirksamkeit dieses Verzichts nur nach dem Recht beurteilt werden, das für die gesetzliche Erbfolge maßgebend ist. Mit dieser Begründung wurde auch § 29 des ersten GEBHARDschen Entwurfes, soweit er sich auf den Erbverzichtsvertrag bezog, wegen sachlicher Bedenken gestrichen. Gegen die Ansicht des RG spricht, daß der vertragliche Charakter des Rechtsgeschäfts zu wenig gewürdigt wurde. Wenig überzeugend ist, daß jeder im Gebiet des pr ALR gültig geschlossene Erbverzicht durch Verlagerung des Wohnsitzes in das Gebiet des gemeinen Rechts, also zB von Halle nach Jena oder von Quedlinburg nach Goslar, zu Fall gebracht werden konnte. Karl Firsching
(68)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 143,144
3. Erbvertrag*
143
a) Grundsätzliches Während Testamente wohl von allen Rechtsordnungen der Kulturstaaten anerkannt werden, verhalten sich gegen Erbverträge nicht wenige von ihnen ablehnend. So tat es das gemeine Recht, so tun es heute Frankreich (Art 1081 Code Civil - nur im Rahmen eines Ehevertrags), Griechenland (dazu FERID-FIRSCHING aaO Bd II Griechenland Greiz F Rz 70,71; GEORGIADES, DNotZ 1975,354), Niederlande (Art 977 BW - nur im Rahmen eines Ehevertrages), Italien (Art 458 Codice Civile), Spanien (Art 1271 Codigo Civil - gemeines Recht) sowie südamerikanische Staaten; das deutsche (§§ 2274 ff BGB) und schweizerische Recht (Art 494 ZGB) hingegen erkennen ihn an. Das österreichische Recht (§ 1249 ABGB) hinwiederum beschränkt ihn auf Ehegatten (dazu HfD JGS Nr 1340/1817; Erbverträge können „auch zwischen Brautpersonen geschlossen werden, dafern die Abschließung der Ehe zwischen ihnen erfolgt"; s weiter NEUBECKER, Ehe- und Erbvertrag 34 ff; RÖHL Rvgl HW 3, 137 ff; GRIMM, Qualifikation 45 ff). Auch im kollisionsrechtlichen Bereich empfiehlt es sich, dem internen Recht folgend zwischen einseitigem und zweiseitigem Erbvertrag zu unterscheiden. Hierunter werden Erbverträge im eigentlichen Sinn des Wortes, also Erbeinsetzungsverträge verstanden, aber auch Verträge, durch welche jene Verträge wieder aufgehoben werden. b) Einseitiger Vertrag (die Frage des Statutenwechsels bleibt ausgeklammert dazu Vorbem 154 ff. Zulässigkeit, Wirkung, Aufhebung usw unterfallen dem Erbstatut des Erblassers. Das bedeutet: Ein deutscher Erblasser untersteht insoweit - von dem Sonderfall des Art 28 EG, daß das Erbstatut ein ausländisches Realstatut ist, abgesehen - lediglich deutschem Recht. Auf das Heimatrecht des Vertragsgegners kommt es nicht an, noch weniger auf das Heimatrecht des Vertragserben (hM - dazu FRANKENSTEIN IV 5 2 1 ; 5 RAAPE, IPR 4 2 6 ; dazu BayObLGZ 1 9 7 5 , 8 6 / 9 0 - Zulässigkeit und Inhalt, deutsches Erbstatut aufgrund Zurückverweisung des New Yorker Rechts). Die Form beurteilt sich nach Art 11 EG - dazu OLG Düsseldorf (26. 8. 1963) NJW 1963, 2227 = IPRspr 1962/63 Nr 151. Die Fähigkeit des Erblassers zu dem Erbvertrag beurteilt sich bei deutschem Erblasser nach deutschem Recht, was wiederum aus Art 24 Abs 1 EG, nicht aus Art 7, herzuleiten ist. Was die Geschäftsfähigkeit des ausländischen Vertragsgegners angeht, so entscheidet das Erbstatut, hier also deutsches Recht, über das Erfordernis derselben, das in Art 7 bezeichnete Recht dagegen, also idR das Heimatrecht des Gegners, ob diesem Erfordernis genügt ist. Dazu Erl zu Art 7. Zweifelnd NEUBECKER, Ehe- und Erbvertrag 288. Welche Folgen der Mangel der Geschäftsfähigkeit des Vertragsgegners hat, beurteilt sich gleichfalls nach seinem Heimatrecht. Unentschieden wieder NEUBECKER 288 Anm 2. Beispiele (1) Ein Deutscher hat durch Vertrag mit einem Elsässer französischer Staatsangehörigkeit diesen zum Erben eingesetzt. Der Erbvertrag ist gültig, ungeachtet dessen, daß der Code Civil, dem römischen Recht folgend, den Erbvertrag verwirft - ein bemerkenswerter Fall des Einrechtssystems. Die Wirksamkeit des Erbvertrags zeigt sich namentlich darin, daß eine ihm widersprechende Verfügung des Erblassers, * Schrifttum: S am Anfang der Vorbem VIII. 2. e) sowie Vorbem 116. (69)
Karl Firsching
144
Vorbem zu Art 24-26 145, 146
Einfiihrungsgesetz
insbesondere auch die nachträglich erfolgende Enterbung des Vertragsgegners, unwirksam ist. Stirbt zuerst der deutsche Erblasser und kurz darauf der Vertragserbe, so ist zu sagen: Der letztere wird zwar gemäß Art 24, 25 EG nach französischem Recht beerbt; die Frage aber, ob zu seinem Nachlaß auch der Nachlaß des Vorverstorbenen gehört, beurteilt sich gemäß Art 24 EG nach deutschem Recht und ist daher zu bejahen, ohne Rücksicht darauf, daß vielleicht der französische Richter diese Frage vom Standpunkt des ordre public aus verneint. Die Gültigkeit des Erbvertrags kann nicht etwa in der Weise bestritten werden, daß man sagt: Da das Heimatrecht des Vertragsgegners den Erbvertrag verbietet, so fehlt ihm die Fähigkeit des Abschlusses desselben; folglich ist der Vertrag unwirksam. Die französische Vorschrift ist nicht eine Fähigkeits- sondern eine Inhaltsvorschrift, auf letztere aber kommt es nicht an. Unrichtig N E U B E C K E R , Ehe- und Erbvertrag 291 ff. (2) Ein Deutscher hat mit seiner Tochter, die durch Heirat (unter Aufgabe der deutschen) die schweizerische Staatsangehörigkeit erworben hat, einen Erbvertrag geschlossen, in dem er diese als Erbin einsetzte. Der Vertrag wurde später von ihnen durch eine in München getroffene schriftliche Übereinkunft aufgehoben. Der Erbvertrag beurteilt sich nach dem Recht des Erblassers, also nach deutschem Recht. Danach ist die Aufhebung des Vertrags mangels der in § 2290 Abs 4 und § 2276 BGB vorgeschriebenen Form unwirksam, denn es fehlt die notarielle Beurkundung. Zwar bestimmt Art 513 Abs 1 ZGB: „Der Erbvertrag kann von den Vertragschließenden jederzeit durch schriftliche Ubereinkunft aufgehoben werden", aber diese Vorschrift ist in diesem Fall belanglos, und zwar auch dann, wenn der Erbvertrag in der Schweiz in schweizerischer Form geschlossen worden ist, denn der Vertrag bleibt ungeachtet der fremden Form und ungeachtet der ausländischen Staatsangehörigkeit der Tochter, ein deutscher Vertrag. Ist freilich die Ubereinkunft der Aufhebung in der Schweiz geschehen, so genügt die einfache Schriftform gemäß Art 11 Abs 1 S 2, der Erbvertrag ist also in diesem Fall rechtsgültig aufgehoben.
145 c) Zweiseitiger Erbvertrag Verfügen in einem Erbvertrag beide Parteien von Todes wegen, ist also nicht bloß der eine Teil „Erblasser", sondern auch der andere Teil, so gilt: Jeder wird nach seinem Personalstatut beerbt, also, wenn ein Deutscher und Schweizer sich in einem Vertrag gegenseitig zu Erben einsetzen, der Deutsche nach deutschem, der Schweizer nach schweizerischem Recht. Dies folgt aus Art 24, 25 EG. Beim Erbvertrag sind mehrere Fragen zu unterscheiden: 146 aa) Zulässigkeit Zuerst fragt sich für jeden, ob er überhaupt vertraglich verfügen kann, dh ob ihm sein Erbstatut die Schließung eines Erbvertrags erlaubt. Dies ist zB zu verneinen, wenn ein Teil Franzose oder Italiener ist. Daraus folgt, daß der Vertrag den Franzosen oder Italiener nicht bindet. Übereinstimmend hM- s F R A N K E N S T E I N IV 5 2 5 ; N U S S B A U M , IPR 3 6 4 unter Hinweis auf ältere Rspr; M W O L F F 3 2 2 8 ; R A A P E , IPR 5 4 2 6 ; S O E R G E L - K E G E L 1 0 Vorbem 4 4 zu Art 2 4 . Neuere Rspr: BGH 19, 315 (21. 12. 1955) = NJW 1956, 508 - Erblasserin war Schweizerin - nach schweizerischem IPR beurteilt sich ein Erbvertrag nach dem Recht am Wohnsitz der Erblasserin; KG (2. 7. 1962) IPRspr 1962/63 Nr 144 - argentinisches Erbstatut verbietet erbvertragliche Bindung; soweit Rückverweisung auf deutsches Recht, auch diese Rückverweisung eingeschränkt durch den Gedanken der Ablehnung einer dem Erbvertrag innewohnenden Bindungswirkung - offen gelassen, ob ausländischer ordre public bei Rückverweisung zu beachten; Karl Firsching
(70)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 147-149
OLG Düsseldorf (6. 2. 1963) NJW 1963, 2227 = DNotZ 1964, 347 = IPRspr 1962/63 Nr 149 - niederländisches Erbstatut lehnt Bindung ab - Frage der Konversion; (26. 8. 1963) DNotZ 1964, 351 = IPRspr 1962/63 Nr 151 niederländisches Erbstatut läßt Erbvertrag zu, wenn er Bestandteil eines vor der Heirat eingegangenen gültigen Ehevertrags ist. Ob die Verfügung des Erblassers als eine testamentarische im Wege der Konversion 147 aufrechterhalten werden kann, darüber bestimmt sein Erbstatut, also das französische oder das italienische Recht. Zur Frage der Konversion s oben OLG Düsseldorf (6. 2. 1963) sowie SCHEUERMANN, Statutenwechsel 97. Was die deutsche Vertragspartei angeht, so entscheidet das deutsche Recht darüber, ob und inwieweit ihre Verfügung von der Unwirksamkeit der gegnerischen Verfügung berührt wird. Zu überlegen ist, ob es überhaupt des § 2298 BGB bedarf, um aus der Nichtigkeit der Verfügung des Italiener oder Franzosen auch die der Verfügung des deutschen Teils zu folgern, oder ob nicht in Fällen dieser Art der Erbvertrag schon nach allgemeinen Grundsätzen des Vertragsrechts für nichtig zu erachten ist. Der praktische Unterschied ist: bei Anwendung des § 2298 bleibt die Verfügung des Deutschen möglicherweise nach der Ausnahmebestimmung des Abs 3 daselbst gültig, wenn nämlich ein solcher Wille der deutschen Partei anzunehmen ist; bei der Anwendung der allgemeinen Vertragsgrundsätze hingegen ist die Verfügung des Deutschen in jedem Falle für nichtig anzusehen, weil eben der Vertrag im ganzen nichtig ist. Bei dieser letzteren Auffassung, die mehr für sich hat, bleibt nur zu fragen, ob nicht die Willenserklärung des Deutschen als testamentarische gemäß § 140 BGB aufrecht erhalten werden kann. bb) Erfordernisse des Vertrages 148 Erlauben die Erbstatuten beider Parteien den Abschluß eines Erbvertrages, so zB Bundesrepublik Deutschland und die Schweiz, so ist die nächste Frage, welches Recht über die Erfordernisse des Vertrages entscheidet. Antwort: Der Erbvertrag ist nur dann gültig, wenn er grundsätzlich den Erfordernissen beider Erbstatuten genügt. Zwei Erblasser - zwei Erbstatuten! Also Zweirechtssystem. Daraus erwachsen ähnliche Schwierigkeiten wie aus dem Zweirechtssystem bei einem Schuldvertrag. a) Für die Form gilt eine Sonderheit, sie unterfällt schlechthin Art 11 Abs 1 EG 149 (Form nach Erbstatut oder Ortsform) - das TestÜbk 1961 greift nicht ein, dazu FERID RabelsZ 27 (1964) 423; Actes et Documents9 (1960) III Forme des testaments 168. Reformtendenzen: § 3 1 Abs 2 IPR-GE (KÜHNE) 1980 will im Anschluß an Art 95 Abs 2 des schweizerischen Expertenentwurfs, aber im Gegensatz zu § 30 öIPRG 1978 auch den Erbvertrag Art 1-7 des Text Übk 1961 unterstellen. Dies entspricht dem Vorschlag des Deutschen Rates für IPR, würde jedoch aus deutscher Sicht zu einer bedenklichen Formaufweichung führen. Im Anschluß an den Vorbem 148 aufgestellten Grundsatz vertrat RAAPE in der 9. Aufl (648) bezüglich der Form die Ansicht, daß der Erbvertrag, in dem sich ein Deutscher und seine durch Heirat zur Schweizerin gewordene Schwester zu Erben einsetzen, an und für sich nur dann formgültig ist, wenn sowohl die schweizerische als auch die deutsche Form beachtet sei. Freilich meint er, in diesem konkreten Falle spiele sein Standpunkt praktisch keine Rolle, da beide Rechte der Maxime locus regit actum folgten. Immerhin wird man hier doch Farbe bekennen müssen. Erkennt ein Recht den Satz „locus regit actum" nicht an, so genügt dennoch aus deutscher Sicht die Einhaltung der Ortsform. Dazu OLG Düsseldorf (26. 8.1963) DNotZ 1964,351 (71)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 150-153
Einführungsgesetz
= IPRspr 1962/63 Nr 151 unter Hinweis auf R G Z 88, 191; 133, 163. Zur Problematik s im übrigen Art 11 Rz 57 ff. Wird hingegen der Erbvertrag in Frankreich geschlossen, so muß im gegebenen Beispiel der Erbvertrag sowohl den deutschen wie den schweizerischen Formvorschriften genügen - dazu auch Art 11 Rz 129 ff. 150 ß) Geschäftsfähigkeit. Jede der beiden Rechtsordnungen, die als Erbstatut in Frage kommen, stellt für sie an beide Vertragsteile Anforderungen, an den einen Teil als Erblasser (s § 2275 BGB), an den anderen als Vertragsgegner (s § 107 BGB). Daraus ergeben sich Verwicklungen. Beispiel Ein Deutscher und ein Schweizer setzen sich gegenseitig in einem Erbvertrag zu Erben ein.
Einmal ist das deutsche Recht als Erbstatut des Deutschen maßgebend. Dieses verlangt uneingeschränkte Geschäftsfähigkeit des deutschen Erblassers und beschränkte Geschäftsfähigkeit des Vertragserben; ob der Vertragserbe, der Schweizer, den deutschen Anforderungen genügt, beurteilt sich gemäß Art 7 E G nach schweizerischem Recht - s Erl zu Art 7. Sodann ist gemäß Art 24, 25 EG das schweizerische Recht als Erbstatut des Schweizers maßgebend. Es verlangt Mündigkeit des Schweizers als Erblasser (Art 468 ZGB) und beschränkte Geschäftsfähigkeit des Deutschen als Vertragserben. Ob letzterer die geforderte Fähigkeit hat, beurteilt sich gemäß Art 7 nach deutschem Recht. Es ist also nicht so, daß das deutsche Recht lediglich über die Geschäftsfähigkeit des Deutschen und das schweizerische Recht lediglich über die des Schweizers zu bestimmen hätte. 151 y) Willensmängel. Beide Erbstatute sind heranzuziehen. So sind zB die Willensmängel eines deutschen Erblassers nach deutschem Recht, die des schweizerischen Vertragsgegners nach schweizerischem Recht zu beurteilen. Sind die Rechtsfolgen des Willensmangels nach beiden Rechten verschieden, so hat diejenige zu gelten, die am strengsten ist. Eine analoge Erscheinung zeigt sich in Erl Art 13 Rz 468-474. Entsprechendes schweizerischem Recht gilt, und deutsches Recht
gilt für Willensmängel des anderen Vertragsteils. Sie sind nach Recht zu beurteilen, insofern er Erblasser ist, also schweizerisches nach deutschem Recht, insofern er Vertragsgegner ist, folglich gilt.
152 8) Bindung. Wiederum verlangen beide Erbstatute Berücksichtigung. Inwieweit der deutsche Erblasser durch den Erbvertrag an seine Verfügung gebunden wird, bestimmt sich nach deutschem Recht. Inwieweit der Schweizer Erblasser durch den Vertrag in der Verfügung beschränkt wird, regelt sich nach schweizerischem Recht. Die Wirkungen können verschieden sein. Der Gültigkeit des Erbvertrages wird dadurch nicht Abbruch getan. Verfehlt wäre es, anzunehmen, daß der eine Vertragsteil nicht mehr gebunden sei als der andere Teil, daß also gewissermaßen die Minimalvorschriften für beide Teile zu gelten hätten. Aus dem Wesen des zweiseitigen Erbvertrags als eines gegenseitigen Vertrags läßt sich dies nicht herleiten. Beispiel Nach deutschem Recht schränkt der Erbvertrag auch die Freiheit in der Verfügung inter vivos ein (§ 2287 BGB). Der Eintritt dieser Wirkung ist nicht davon abhängig, daß das Recht des anderen Teiles eine ebenso weitgehende Bestimmung enthält.
153 e) Unwirksamwerden. Die Gründe für das Unwirksamwerden des gegenseitigen Vertrages bestimmen sich für jeden Teil nach seinem Recht. Liegt ein Grund dafür nach dem Recht des einen Teils vor, so wird damit notwendig der Vertrag auch für den anderen Teil hinfällig, auch wenn sein Recht an sich diesen Grund nicht gelten läßt. Dies folgt aus dem Wesen des gegenseitigen Vertrages als eines korrespektiven. Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 154-156
Beispiel Ein Erbvertrag, in dem sich ein Deutscher und ein Schweizer gegenseitig einsetzen, wird in der BRep Deutschland durch schriftliche Übereinkunft aufgehoben. Die Aufhebung entspricht den nach Art 25 und Art 11 Abs 1 S 1 maßgebenden Formvorschriften des schweizerischen Rechts - s Art 513 Abs 1 ZGB. Der Schweizer ist an den Vertrag nicht mehr gebunden, folglich auch nicht mehr der Deutsche, obgleich nach § 2290 Abs 4 BGB diese Form zur Aufhebung nicht genügt.
d) Statutenwechsel
154
aa) Grundlegung Art 24 Abs 3 handelt von Verfügungen von Todes wegen schlechthin, unterscheidet also nicht zwischen Testamenten und Erbverträgen. Daraus folgt, daß Erbstatut auch bezüglich der Erbverträge grundsätzlich das deutsche Recht ist, wenn der Erblasser zZ des Erbfalls ein Deutscher war. Beispiel Hat eine in Konstanz wohnhafte Schweizerin durch Erbvertrag ihre Gesellschafterin zur Erbin eingesetzt und erlangt sie später die deutsche Staatsangehörigkeit, so ist grundsätzlich für ihre „erbrechtlichen Verhältnisse" das deutsche Erbrecht, dh ihr letztes Heimatrecht maßgebend, nicht anders, als wenn sie ein Testament hinterlassen hätte.
Das Wandelbarkeitsprinzip gilt also auch dann, wenn das Fundament der Beerbung ein Erbvertrag ist. Falsch wäre die Auffassung, zu der etwa ein Vergleich mit dem Ehevertrag, dh dem güterrechtlichen Vertrag der Ehegatten, führen könnte, als ob in diesem Falle für die Beerbung dasjenige Recht maßgebend sein müsse, unter dessen Herrschaft der Vertrag abgeschlossen wurde. Diese Auffassung ist weder mit dem Gesetz vereinbar, noch ist sie innerlich gerechtfertigt. Warum sollte in dem erwähnten Beispiel die Rechtsstellung der Vertragserbin sich nach schweizerischem Recht beurteilen? Unterstellt man, daß sie zB nur zur Hälfte eingesetzt worden wäre, soll dann das schweizerische Recht entscheiden, was aus dem Rest des Vermögens wird? Soll dieses maßgebend sein bezüglich der Annahme und der Ausschlagung der Erbschaft, der Erbenhaftung, der hereditatis petitio und im Falle mehrerer Erben bezüglich der Anwachsung und der Erbengemeinschaft? Das ist zu verneinen. Auch ausländische Rechte - dazu Vorbem 163-166 - stehen auf dem Standpunkt unseres Gesetzes. Soviel zu dem Grundsatz. Von ihm macht das Gesetz in Art 24 Abs 3 Ausnahmen. Die 155 besondere Natur des Erbvertrags verlangt bezüglich dieser Ausnahmen besondere Erwägungen. Wie oben Vorbem 143 dargelegt wurde, verhalten sich nicht wenige Rechtsordnungen gegen Erbverträge ablehnend. Das führt zur Frage, wie es sei, wenn das alte Statut den Erbvertrag zuläßt, das neue ihn ablehnt, und umgekehrt, wenn das alte Statut ihn verwirft, das neue ihm günstig ist. Eine gerechte Lösung kann nur darin bestehen, daß das alte Statut wie über die Form und die Fähigkeit, so auch über die Zulässigkeit des Vertrags und die daraus folgende Beschränkung der Testierbefugnis, dh die Bindung, entscheidet. Ein nach dem alten Statut unzulässiger Vertrag bleibt damit auch unter dem neuen Statut ungültig und umgekehrt, ein nach dem alten Statut zulässiger Vertrag behält auch unter dem neuen Statut seine Gültigkeit. Dies ist der Standpunkt des deutschen Rechts im Falle des Art 24 Abs 3 EG, also dann, wenn der Erblasser als Ausländer den Vertrag schloß und als Deutscher starb. Dazu Art 24 Rz 70 ff. Der gleiche Standpunkt gilt aber auch dann, wenn der Erblasser zZ seines Todes ein 156 Ausländer war, vorher aber einem anderen Staat, sei es dem deutschen, sei es einem dritten, angehört und zu dieser Zeit den Erbvertrag geschlossen hatte. (73)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 157-160
Eintührangsgesetz
157 Im Falle eines vor dem Staatswechsel errichteten Testaments kann es dem neuen Statut, dh dem Erbstatut, überlassen werden, zu entscheiden, ob und inwieweit für das Testament, zB hinsichtlich der Form, der Fähigkeit, der Willensmängel usw das alte Statut maßgebend sein soll oder nicht. Eine solche Bezugnahme auf das alte Statut mag zweckmäßg und vielleicht auch billig sein, aber sie ist nicht ein unabweisbares Postulat der Gerechtigkeit, wie schon die Tatsache beweist, daß nicht wenige angesehene Schriftsteller eine solche Berücksichtigung des alten Statuts verwerfen. Eine analoge Anwendung des Art 24 Abs 3 EG im Falle ausländischen Erbstatuts ist, soweit es sich um Testamente handelt, daher abzulehnen. Dazu Vorbem 77, 78. Ganz anders verhält es sich mit den Erbverträgen. Bei ihnen ist die Pilatusgeste nicht angebracht. Ungerecht wäre es hier, einfach zu sagen: Der neue Staat mag entscheiden, ob und inwieweit an den Erbvertrag der Maßstab des alten Statuts zu legen ist. Der Standpunkt des ausländischen Staates, den unser Recht ja selbst für kompetent erklärt, ist zu achten, aber es gibt eine Grenze, die der Gerechtigkeit. Die Verantwortung für diese kann und will sich der deutsche Gesetzgeber nicht abnehmen lassen. 158 Manche Autoren versuchen hier den Grundsatz des wohlerworbenen Rechts ins Feld zu führen. Wenn ein Österreicher durch Vertrag einen anderen einsetzt, so sagt zB NEUBECKER 284, daß der Vertrag dem anderen ein wohlerworbenes Recht verschafft habe, das durch einen Statutenwechsel des Erblassers nicht berührt werden dürfe. Das Gegenteil nehmen Autoren wie FRANKENSTEIN un Z I T E L M A N N an. Die Frage bei dem Streit ist offenbar die: Welche Rechtsordnung ist für den Erwerb des Rechts maßgebend? Denn nur die maßgebende Rechtsordnung kann ein wohlerworbenes Recht begründen. Ist es die alte, unter der der Vertrag geschlossen wurde, ist es die neue, unter der er erst zur Wirksamkeit gelangen konnte? In der Behauptung des wohlerworbenen Rechts steckt somit eine petitio principii. 159 Eine andere Erwägung führt weiter. Zwar ist der Erbvertrag kein gewöhnlicher Vertrag - darauf weist FRANKENSTEIN IV 5 2 3 hin - , vor allem kein Schuldvertrag, aber er ist doch immerhin ein Vertrag, ein Abkommen, das den einen bindet und den anderen berechtigt. Ein solches Abkommen wird notwendig im Hinblick auf eine bestimmte Rechtsordnung geschlossen. Auf sie bauen die Parteien, ihr vertrauen sie. Will man den Parteien gerecht werden, so muß ihre Vereinbarung nach eben der Rechtsordnung beurteilt werden, aufgrund deren sie getroffen wurde. Auch Rechtsordnungen sind „Geschäftsgrundlagen". Der Parteiwille und die Rechtsordnung, subjektives und objektives Wollen, stehen in einem inneren Zusammenhang. Die Bindung des Erblassers an einen Erbvertrag nach einer anderen Rechtsordnung zu beurteilen als nach derjenigen, von der er ausging, heißt seinen Willen verfälschen. Das Prinzip der Unwandelbarkeit gilt auch bei Eheverträgen. Bezeichnend ist, daß die Engländer im ehelichen Güterrecht zwar das Wandelbarkeitsprinzip haben, aber nur bezüglich des gesetzlichen, nicht des vertraglichen Güterstandes. Das sollte eine Lehre sein. Zwar ist das Erbstatut nach deutschem Recht, wie übrigens allgemein, wandelbar, aber es muß eine Grenze geben, und diese Grenze bildet der Erbvertrag. Wie ein Ehevertrag von dem Wechsel des Güterrechtsstatuts nicht berührt wird, so ein Erbvertrag nicht von dem Wechsel des Erbstatuts. Der gültige Vertrag wird durch den Wechsel nicht ungültig, der ungültige durch ihn nicht gültig. Über die Bindung des Erblassers entscheidet stets das alte Statut. 160 Gegner vorstehender Ansicht ist ZITELMANN ( I I 1 8 4 ff, 9 6 8 ) . Sein Grund ist rein formal. Er sagt ( 9 6 8 ) : „Die prinzipielle Entscheidung ist zweifellos: Den Tatbestand, aus dem die erbrechtliche Wirkung (der Erwerb des Erbrechts oder doch des jus succedendi) folgen soll, bildet nicht die Verfügung (Testament oder Erbvertrag) allein, sondern die Verfügung nebst dem Tode des Erblassers. Solange der Erblasser Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem ini Art 24-26 161-163
noch lebt, hat die Verfügung überhaupt keine Wirkung im Rechtssinne. Ob nun im Augenblick des Todes die erbrechtliche Wirkung eintritt, das kann nur das zu dieser Zeit für eine derartige Wirkung maßgebende Statut sagen, also das spätere Personalstatut, nicht das frühere, - ein Satz, der sich allerdings in seiner Durchführung erheblich modifiziert." Dagegen ist einzuwenden, daß der Erbvertrag jedenfalls sogleich mit dem Abschluß ein negotium perfectum ist. Jeder Vertrag wird in aller Regel aufgrund einer bestimmten Rechtsordnung abgeschlossen. Daß er nach dieser beurteilt werde, was Zulässigkeit, Gültigkeit, Bindung anlangt, ist ein unabweisbares Postulat der Gerechtigkeit. Vertragsstatut kann nicht ein Statut sein, von dem die Parteien beim Vertragsschluß nichts wissen noch wissen können. Im Hinblick darauf, daß das EGBGB den Erbvertrag nicht besonders hervorhebt und 161 zudem Art 25 S 1 im Falle eines ausländischen Erblassers sein Erbstatut uneingeschränkt für maßgebend erklärt, also anscheinend das Vertragsstatut höchstens von der Gnade des Erbstatuts leben läßt, was ZITELMANNS Auffassung entspricht, empfiehlt es sich, einen Blick auf die Entstehungsgeschichte des Gesetzes zu werfen. Der erste GEBHARDsche Vorentwurf erwähnt die Erbverträge besonders. § 29 Abs 3 desselben lautete: „Erbverträge werden nach dem Rechte des Staates beurteilt, welchem der Vertragserblasser zZ der Errichtung angehörte. Ob ein Erbvertrag Pflichtteilsrechte verletzt und welche Folgen die Verletzung hat, wird nach dem in Abs 1 bezeichneten Recht beurteilt." Die GEBHARDsche Begründung (s NIEMEYER, Die GEBHARDschen Materialien 246) entspricht der oben dargelegten Auffassung. Der zweite Vorentwurf erwähnt die Erbverträge nicht mehr. Die GEBHARDsche Begründung dazu lautet (NIEMEYER 364): „Anlangend den Erbeinsetzungsvertrag, so sprechen nicht unerhebliche Gründe dafür, an der Vorschrift des Vorentwurfs, welche das Recht des Staates für maßgebend erklärt, dem der Erblasser zZ der Errichtung angehörte, festzuhalten. Zieht man aber in Betracht, daß Fälle, in denen jemand eine vertragsmäßige Erbeinsetzung vornimmt und nach Schließung des Vertrags die Staatsangehörigkeit wechselt, jedenfalls nicht häufig vorkommen, so möchte es den Vorzug verdienen, die Lösung der Frage, ob in einem solchen Falle der im 1. Absatz ausgesprochene Grundsatz wegen der Vertragsnatur der Verfügung eine Modifikation erleidet, der Wissenschaft und Praxis anheim zu geben." Bei der Nichterwähnung des Erbvertrags ist es dann in den späteren Entwürfen geblieben. Die Prot zu dem 2. Entwurf lassen deutlich ersehen, daß man das Problem des Staatswechsels bei dem Erbvertrag im besonderen überhaupt nicht ins Auge gefaßt hat. Vgl M U G D A N I 301. Man darf also sagen, daß keinerlei Anhaltspunkte dafür vorhanden sind, daß die gesetzgebenden Kräfte von dem GEBHARDschen Standpunkt in dieser Frage abgewichen sind. Irrig wäre es anzunehmen, daß der Gesetzgeber bei der Auffassung des Art 25 gerade auch den hier zur Erörterung stehenden Fall erwogen habe, daß der Vertragserblasser die Staatsangehörigkeit wechsele. Eben deshalb darf der Wortlaut nicht entscheidend sein. Spricht oder des To(Jes des Testators gewöhnlicher Aufenthalt J lex rei sitae für unbewegliches Vermögen
Aus Gründen der Rechtssicherheit wurde die lex fori nicht in das Formstatut aufgenommen (dazu F E R I D 422). Hingegen kommt aus deutscher Sicht über Art 1 1 Abs 1 S 1EGBGB als neunte Möglichkeit die lex causae (Erbstatut) zum Zuge - s Art 3 TestUbk - ; im übrigen wird Art 11 durch das Übereinkommen überlagert.
de lois en matière de forme des dispositions testamentaires, Rev Henri Maigret 1961, 155; Rev intern del Notariado 1962, 121; MAKAROV, Réflexions sur l'interprétation des circonstances de rattachement dans les règles de conflit faisant partie d'une Convention internationale, Fs Maury, Paris (1960), 1207 (sur la Convention en matière de forme des testaments, article premier, alinéa 3, 221); MORRIS, The Wills Act 1963, ILQ 1965,684; MURAOKA, Japan's participation in The Hague Convention relating to the form of testamentary dispositions, Japanese Annual of Intern Law, 8 (1964) 60; VON OVERBECK, Vers une convention internationale sur la loi applicable à la forme des testaments, Ann suisse de dr int XV (1958) 215 ; ders, L'unification des règles de conflits de lois en matière de forme des testaments (Fribourg/Schweiz 1961) (dazu WORTLEY, International and Comparative Law Quarterly [1962] 122); ders, Divers aspects de l'unification du droit international privé, spécialement en matière de successions, Ree des Cours 104 (1961) III, 529 (forme des testaments 593); PAGLIA CHAMORRO, La regla „locus regit actum" y las disposiciones de última voluntad. Su protocolización, Rev del notariado 1976, 59; PRADA GONZALEZ, Las formalidades testamentarias y la nueva ley uniforme. Estudios jurídicos en homenaje al prefesor Federico de Castro (Madrid 1976) 483; READ, Conflict of laws governing wills; Proceedings of the 43rd Annual Meeting of the Conference of Commissioners on Uniformity of Legislation in Canada (1961) 96; ibid 46th Annual Meeting (1964) 24,89; VON SCHACK, Das Haager Übereinkommen über das auf die Form letztwilliger Verfügungen anzuwendende Recht, DNotZ 1966, 131; SCHEUCHER, Das Haager Testamentsabkommen, ZfRvgl 1964, 216; 1965, 85; SOSNIAK, Z kolizyjnej problematyki spadkobrania testamentowego (Zur kollisionsrechtlichen Problematik der testamentarischen Erbfolge), Studia prawnieze 1976, 3; TOMASZEWSKI, Konwencja haska o kolizji praw w zakresie formy rozporzadzén testamentowych (Convention de La Haye sur les conflits de lois en matière de forme des dispositions testamentaires), Nowe Prawo 22 (1966) 614; UNION DU NOTARIAT LATIN,
Vile Congrès (Bruxelles 1963). Rapport sur les travaux de la première commission par ME THIBIERGE et voeux adoptés, Weekblad voor Privaatrecht, Notaris-Ambt en Registratie 1964,504. S weiter: Hague draft Conventions on the Legalization of Foreign Documents and the Form of Wills, Int and Comp Law Quarterly 1959,559 ; The Convention on the Conflict of Laws relating to the Form of Testamentary Dispositions (signatures, ratifications, extensions), Nederlands Tijdschrift voor Intern Recht 1967, 171.
(195)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 414-419
Einführungsgesetz
Genügt die Form den Erfordernissen auch nur eines der über einen der aufgeführten Anknüpfungen gefundenen Rechts, so ist es formgerecht errichtet. Seine Ungültigkeit steht jedoch erst dann fest, wenn es keiner der von den alternativ anwendbaren Rechtsordnungen geforderten Form entspricht. 414 Die in dem Übereinkommen enthaltenen Verweisungen sind reine Sachnormverweisungen, ein renvoi bleibt außer Betracht. 415 Erfaßt werden Testamente (auch Nottestamente), gemeinschaftliche Testamente, nicht aber Erbverträge. Von der Einführung eines „internationalen Testaments" zum Begriff s Vorbem 401 - wurde Abstand genommen. 416 Ohne Belang ist, ob der Testator Angehöriger eines Vertragsstaates ist, ob das Testament im In- oder Ausland errichtet ist, schließlich welches Recht anzuwenden ist - s Art 6. 417 Einen Vorbehalt, wie nach Art 9-13 zulässig, hat die Bundesrepublik Deutschland nicht gemacht. Der mit dem deutschen Zustimmungsgesetz veröffentlichte Text (BGBl 1965 II 1145) ist in französischer und englischer Sprache abgefaßt. Nach Art 20 ist im Falle von Abweichungen der französische Text maßgebend. Zur deutschen Ubersetzung s V O N S C H A C K DNotZ 1966, 131, 132. Das Übereinkommen steht heute, was seinen Anwendungsbereich angeht, an der Spitze der Haager Abkommen, es hat sich bewährt. ß) Das Europäische Übereinkommen über die Einrichtung einer Organisation zur Registrierung von Testamenten vom 16. 5 . 1 9 7 2 (Wortlaut: European Treaty Series Nr 77; Rev. dr. unif. 1974,144) ist noch nicht in Kraft getreten. Zum Ubereinkommen s KEGEL, IPR 4 472.
418 bb) Wortlaut des Übereinkommens Anknüpfungspunkte Artikel 1 (1) Eine letztwillige Verfügung ist hinsichtlich ihrer Form gültig, wenn diese dem innerstaatlichen Recht entspricht: a) des Ortes, an dem der Erblasser letztwillig verfügt hat, oder b) eine Staates, dessen Staatsangehörigkeit der Erblasser im Zeitpunkt, in dem er letztwillig verfügt hat, oder im Zeitpunkt seines Todes besessen hat, oder c) eines Ortes, an dem der Erblasser im Zeitpunkt, in dem er letztwillig verfügt hat, oder im Zeitpunkt seines Todes seinen Wohnsitz gehabt hat, oder d) des Ortes, an dem der Erblasser im Zeitpunkt, in dem er letztwillig verfügt hat, oder im Zeitpunkt seines Todes seinen gewöhnlichen Aufenthalt gehabt hat, oder e) soweit es sich um unbewegliches Vermögen handelt, des Ortes, an dem sich dieses befindet. (2) Ist die Rechtsordnung, die auf Grund der Staatsangehörigkeit anzuwenden ist, nicht vereinheitlicht, so wird für den Bereich dieses Übereinkommens das anzuwendende Recht durch die innerhalb dieser Rechtsordnung geltenden Vorschriften, mangels solcher Vorschriften durch die engste Bindung bestimmt, die der Erblasser zu einer der Teilrechtsordnungen gehabt hat, aus denen sich die Rechtsordnung zusammensetzt. (3) Die Frage, ob der Erblasser an einem bestimmten Ort einen Wohnsitz gehabt hat, wird durch das an diesem Orte geltende Recht geregelt.
419 a) Die Anknüpfung Dem Erblasser stehen alle Rechtsordnungen zur Wahl, „zu denen er bestimmte persönliche oder sachliche Bindungen hatte" - BTDrucks IV 3673. Die aus dieser Sicht in Art 1 und 3 festgelegten neun Anknüpfungspunkte (s Vorbem 413) stehen alternativ zur Verfügung. Sie können sich erweitern - zB ein Erblasser hatte mehrere Wohnsitze oder Staatsangehörigkeiten sie können sich überlagern. Karl Firsching
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1. Abschnitt Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 420-422
Beispiel Ein Deutscher mit Wohnsitz und gewöhnlichem Aufenthalt in München errichtet in San Franzisko (USA) ein handschriftliches, eigenhändiges Testament. Das Testament entspricht sowohl der Form des Heimatrechts (deutsches Recht) wie des Erbstatuts (deutsches Recht - Art 24 EGBGB) wie des Ortsrechts (Recht von Kalifornien - § 53 Probate Code of California).
Sind die Formerfordernisse des über einen Anknüpfungspunkt gefundenen Rechts 420 erfüllt, erübrigt sich eine Prüfung der übrigen, das Testament ist formgerecht errichtet. Die Folgen eines Formverstoßes ergeben sich jeweils aus dem über einen bestimmten Anknüpfungspunkt gefundenen Recht. Beispiel 1 Ein in New York domizilierter US-Angehöriger mit gewöhnlichem Aufenthalt in München errichtet in Basel (Schweiz) ein eigenhändiges Testament ohne darin Ort und Zeit anzugeben. Er hinterläßt nur beweglichen Nachlaß. Nach dem Recht des Ortes der Errichtung (Art 505 ZGB) sowie dem Heimatrecht des Erblassers (das materielle New Yorker Recht läßt das eigenhändige Testament nur bei Angehörigen der USStreitkräfte oder Seeleuten zu - § 3-2.2 EPTL), aber auch dem Erbstatut (New Yorker Domizilrecht - ein renvoi wäre hier zwar zu beachten, s Vorbem 4, 5, führt im konkreten Fall jedoch nicht weiter!) ist das Testament nichtig. Nach Art 1 Abs 1 lit d TestUbk (deutsches Aufenthaltsrecht) ist das Testament formgerecht errichtet. Beispiel 2 Ein französischer, mit letztem Wohnsitz (iS des französischen Rechts) in Paris verstorbener Erblasser, errichtet in München vor einem deutschen Notar ein öffentliches Testament, wobei der Notar auf sein Ersuchen zwei Zeugen zuzieht. Der Testator setzt seine Ehefrau als Universallegatar ein, macht aber zugleich einem der Zeugen eine Zuwendung. Nach dem deutschen Ortsrecht ist die Zuziehung der Zeugen zulässig (§ 29 BeurkG), eine Zuwendung an sie jedoch nach § 7 Nr 1, § 27 BeurkG nichtig. Nach Heimatrecht und Wohnsitzrecht hingegen - jeweils französisches Recht - ist das ganze Testament nichtig (Art 971, 975, 1001 Code civil). Nach Art 1 a TestUbk ist das Testament formgerecht errichtet, die Zuwendung an den Zeugen allerdings nichtig; im übrigen findet keine „Kreuzung" der Rechte statt - dazu V O N S C H A C H DNotZ 1966, 140. Zu dieser Lösung wird man neigen, wenn man das Verbot der Form zurechnet, was allerdings zweifelhaft ist - dazu Art 11 EGBGB Rz 71.
Bei Nachlaßspaltung - dazu Vorbem 6 - ist die Form für jede Nachlaßmasse 421 gesondert zu prüfen, das Testament kann für eine Masse der erforderlichen Form entsprechen, für die andere nicht - dazu Vorbem 365, 366. Die in dem über einen Anknüpfungspunkt nach Art 1 des Ubereinkommens 422 gefundenen Recht enthaltenen Formvorschriften kommen unmittelbar zur Anwendung, Rück- oder Weiterverweisung dieses Rechts bleiben außer Betracht - Art 1 Abs 1 1. HS. Nach Art 3 des Übereinkommens ist jedoch aus deutscher Sicht im Hinblick auf Art 11 Abs 1 S 1 EGBGB für die Form auch das Erbstatut beachtlich, dessen IPR-Norm seinerseits vielleicht insoweit eine Verweisung auf fremdes Recht zuläßt - dazu Vorbem 434. Beispiel Ein in New York domizilierter US-Angehöriger (kein Angehöriger der Streitkräfte, kein Seemann) errichtet 1979 in München ein eigenhändiges Testament. Er hinterläßt nur beweglichen Nachlaß. Erbstatut ist das New Yorker Domizilrecht, dessen IPR-Norm (§ 3.-5.1 [c] EPTL) die Wahrung des Rechts des Errichtungsortes zur Zeit der Errichtung als für die Form genügend ansieht. Art 1 Abs 1 lit a TestÜbk führt zum gleichen Ergebnis, die Anknüpfungspunkte überlagern sich. Liegt Nachlaß außerhalb der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere auch in New York, so wird ein Berater der Parteien diesen Aspekt mit in Erwägung ziehen. (197)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 423-426
Einführungsgesetz
423 Der Grundsatz, wonach im Rahmen des Art 1 TestÜbk Rück- und Weiterverweisung außer Betracht zu bleiben haben, hindert nicht, daß zB der Angehörige eines Staates, der dem Washingtoner Abkommen (s Vorbem 401) angehört, ein „internationales Testament" in einem dieser Vertragsstaaten auch aus deutscher Sicht formgerecht errichten kann; diese Testamentsform stellt nämlich eine weitere Testamentsform dar, die der Heimatstaat neben seinen sonstigen Formen zur Verfügung stellt - vgl dazu zB RevStat of Alberta (Canada) Vol 6 1970 c 393 - „Wills Act" Part 4 (eingefügt durch Bill 24 [1976] c 57 sec 8). Dazu THOMAS, 3 (1976) Dalhousie U 295, 297. 424 ß) Die Anknüpfungspunkte im einzelnen aa) Errichtungsort - Art 1 Abs 1 lit a - zum Begriff s Art 11 EGBGB Rz 105, 106. Bei sukzessiver Errichtungshandlung wird an den Ort, an dem die Handlung erfolgte, die das Rechtsgeschäft vollendete, angeknüpft. Entgegen SCHEUCHER (ZfRvgl 1 9 6 5 , 90) ist keine zusätzliche Voraussetzung, daß der Testator ausdrücklich oder stillschweigend die Anwendbarkeit des Rechts des Errichtungsortes unterstellt hat. Ein solches Erfordernis würde dem Zweck des Übereinkommens zuwiderlaufen. Notwendig ist allerdings ein Testierwille überhaupt. Dieser Testierwille gründet sich jedoch auf das jeweilige Erbstatut, ob der darnach erforderliche Wille vorliegt, ist von einem deutschen Gericht von Amts wegen zu ermitteln (OLG Frankfurt [18. 6. 1976] OLGZ 1977, 385). 425 ßß) Staatsangehörigkeit zZ der Errichtung oder des Erbfalles - Art 1 Abs 1 lit b. Beide Anknüpfungspunkte stehen alternativ zur Verfügung; damit kann auch ein zunächst ungültiges Testament mit dem Tode des Erblassers konvaleszieren; dagegen wird ein zZ der Errichtung gültiges Testament, soweit es die Form angeht, durch einen Statutenwechsel nicht unwirksam (s BayObLGZ 1 9 6 1 , 4 , 1 3 ) - dazu aber auch Vorbem 90 ff). Bei Mehrstaatern ist - entgegen der sonstigen im deutschen IPR bestehenden Übung: s Vorbem 2 - jede Staatsangehörigkeit Anknüpfungspunkt (so auch FERID 4 2 1 ; HOYER ÖNotZ 1693, 7 0 ) . Bei Flüchtlingen iS der Genfer Flüchtlingskonvention wird man unter dem Aspekt des favor testamenti auch die fortbestehende alte Staatsangehörigkeit als weiteren Anknüpfungsgrund anerkennen - so mit Recht VON SCHACK DNotZ 1966, 142 gegen SCHEUCHER ZfRvgl 1 9 6 5 , 9 0 . Den Fall, wo die Staatsangehörigkeit zu der Rechtsordnung eines Mehrrechtsstaats führt, regelt Art 1 Abs 2. Fehlt eine entsprechende interlokale Konfliktsnorm, so kommt das Partikularrecht zum Zuge, zu dem der Erblasser im maßgeblichen Zeitpunkt die engste Bindung hatte; entscheidend sind hiefür nur objektive Tatsache, eine „professio iuris" genügt nicht (dazu FERID 4 2 1 ; SCHEUCHER ZfRvgl 1 9 6 5 , 91). Zum intertemporalen Recht s Vorbem 292 ff. 426 VY) Wohnsitz zZ der Errichtung oder des Erbfalles - Art 1 Abs 1 lit c. Beide Anknüpfungspunkte stehen alternativ zur Verfügung. Zur Frage der Konvaleszens gilt das zu Vorbem 425 Gesagte. Der englische und französische Text des Art 1 sprechen nicht von „Wohnsitz", sondern jeweils vom „domicile". Eine allgemeine Begriffsbestimmung für „domicile" zu finden, erwies sich angesichts der differierenden Auffassungen der Partnerstaaten als unmöglich („une tâche probablement irréalisable" - BATIFFOL, Rapport, Actes et Documents9 III [1961] 164); man griff daher zu dem in Art 1 Abs 3 Test Ubk niedergelegten Ausweg, der ungewöhnlich ist. Ob der Erblasser an einem bestimmten Karl Firsching
(198)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 427, 428
Ort ein „domicile" (der deutsche amtliche Wortlaut spricht aus Zweckmäßigkeitsgründen von „Wohnsitz", was eine ungenaue Übersetzung des nebulosen Begriffs ist) gehabt hat (Qualifikationsfrage), richtet sich nach dem Recht dieses Ortes. Ein Vorbehalt nach Art 9 hat die Bundesrepublik Deutschland nicht gemacht, wohl aber das Vereinigte Königreich von Großbritannien sowie Nordirland. Das bedeutet für die Bundesrepublik Deutschland: Ein deutsches Gericht beurteilt 427 nach deutschem Recht, ob der Erblasser im maßgeblichen Zeitpunkt einen „Wohnsitz" in der Bundesrepublik Deutschland gehabt hat. Wird ein „Wohnsitz" in einem anderen Staat behauptet, so steht die Begriffsbestimmung dem dortigen Recht zu. Vom Standpunkt der Theorie her ist die Lösung unglücklich, denn sie führt dazu, daß ein Erblasser im Einzelfall überhaupt keinen Wohnsitz hat, obwohl nach den beteiligten Rechtsordnungen ein Wohnsitz gegeben wäre, andererseits kann es zu mehrfachem Wohnsitz kommen, auch wenn die beteiligten Rechte vom Prinzip der Wohnsitzeinheit ausgehen (Einzelheiten s S C H E U C H E R ZfRvgl 1965, 93 f). Vom Standpunkt des favor testamenti her ist die Lösung zu begrüßen, da sie tatsächlich gesehen zumindest nicht schadet, wohl aber mitunter nützt. Beispiel 1 Ein Engländer mit ständigem Aufenthalt in Nizza und Wohnsitz iS des deutschen Rechts in London errichtet in München ein Zweizeugentestament nach englischem Recht. Domizil iS des englischen Rechts hat er in Rom. Er stirbt unter Hinterlassung beweglichen Nachlasses. Rechtslage aus deutscher Sicht: Erbstatut ist nach Art 24, 25 EGBGB iVm der englischen IPR-Erbrechtsnorm das italienische Recht, wonach das Testament ungültig ist. Der Anknüpfungspunkt Wohnsitz führt nicht weiter, da der Erblasser in London kein „Domizil" hatte; nach englischem innerstaatlichen Recht (Heimatrecht - Art 1 Abs 1 lit b) hingegen ist das Testament formgerecht errichtet. Das Beispiel zeigt zugleich, daß die in dem TestUbk vorgesehenen Anknüpfungspunkte den meisten Rechtssituationen gerecht werden. Beispiel 2 Ein Italiener mit Wohnsitz in Wien iS des österreichischen Rechts (§ 66 JN), errichtet in München ein mündliches Testament vor drei Zeugen in der Form des österreichischen Rechts (§§ 584 ff ABGB). Das Testament ist nach Art 1 Abs 1 lit c TestUbk formgerecht errichtet. Weder Erbstatut, noch Recht des Errichtungsortes oder des Staates, dessen Staatsangehörigkeit der Testator besitzt, würden zu diesem Ergebnis führen.
Zum intertemporalen Recht s Vorbem 292 ff. ÔÔ) Gewöhnlicher Aufenthalt zZ der Errichtung oder des Erbfalles - Art 1 Abs 1 lit 428 d. Beide Anknüpfungspunkte stehen alternativ zur Verfügung. Zur Frage der Konvaleszens gilt das zu Vorbem 425 Gesagte. Im Hinblick auf die Schwierigkeiten, die die Bestimmung des „Domizils" für die Praxis bringen kann, zog das TestÜbk den „gewöhnlichen Aufenthalt" (résidence habituelle) als zusätzlichen Anknüpfungspunkt heran. Der Begriff ist autonom für alle Vertragspartner gleichmäßig auszulegen (dazu V O N OVERBECK, L'Unification . . . 60); es gibt keinen „gewöhnlichen Aufenthalt" iS des deutschen, französischen, englischen usw Rechts. Es handelt sich um keinen Rechtsbegriff, sondern einen tatsächlichen Zustand (dazu B A T I F F O L 164). Der Begriff kann sich mit dem Wohnsitz überschneiden (dazu V O N O V E R B E C K 60) ; mehrere ständige Aufenthalte nebeneinander sind denkbar (dazu S C H E U C H E R ZfRvgl 1965, 9 5 - man wird den Begriff etwas weiter fassen, als es zB bei dem Minderjährigenschutzabkommen von 1961 geschieht). Zum Begriff s auch BayObLGZ 1979, 193, 196 f. Zum intertemporalen Recht s Vorbem 292 ff. (199)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 429-432
Einführungsgesetz
429 ee) Lageort unbeweglichen Vermögens - Art 1 Abs 1 lit e (auf englischen Wunsch aufgenommen). Was „unbewegliches Vermögen" darstellt, beurteilt sich nach der lex rei sitae. Während die übrigen Anknüpfungspunkte schlechthin die Form des Testaments für den gesamten Nachlaß, sei er beweglich, sei er unbeweglich, betreffen (dazu S C H E U C H E R ZfRvgl 1965, 95), gilt die von der lex rei sitae vorgeschriebene Form nur für den in ihrem Geltungsbereich liegenden unbeweglichen Nachlaß (dazu B A T I F F O L 164). Beispiel Ein ausgewanderter Deutscher, der unter Aufgabe seiner deutschen Staatsangehörigkeit die US-Angehörigkeit erworben hat, errichtet in New York ein privatschriftliches Testament, in dem er über deutschen Grundbesitz testiert. Er stirbt domiziliert iS des US-Rechts in New York. Das Testament ist für den deutschen Grundbesitz formgerecht errichtet, für den beweglichen Nachlaß ist es unwirksam. Weiteres Beispiel s Vorbem 365.
Zur Frage der teilweisen Unwirksamkeit einer Verfügung von Todes wegen s Vorbem 366, dort auch über die Auswirkungen einer selbständigen Erbeinsetzung für verschiedene Nachlaßmassen. 430
Artikel 2 Widerruf (1) Artikel 1 ist auch auf letztwillige Verfügungen anzuwenden, durch die eine frühere letztwillige Verfügung widerrufen wird. (2) Der Widerruf ist hinsichtlich seiner Form auch dann gültig, wenn diese einer der Rechtsordnungen entspricht, nach denen die widerrufene letztwillige Verfügung gemäß Artikel 1 gültig gewesen ist.
Widerruf letztwilliger Verfügungen Gemeint ist nur der Widerruf letztwilliger Verfügungen durch Testament oder Rechtshandlung („dispositions testamentaires"), sonstige Widerrufsmöglichkeiten wie zB durch Eheschließung, Ehescheidung, Rücknahme aus amtlicher Verwahrung (dazu Art 24 Rz 23) usw ergeben sich aus dem Erbstatut und dessen Kollisionsnorm. Das TestÜbk hat keine Stellung dazu genommen, ob solche Akte zur Form oder der Sache zuzurechnen sind, dies sollte der Rechtsprechung überlassen bleiben (BATTI9 FOL, Actes et Documents , III [1961] 166; V O N S C H A C K 134). Für den deutschen Richter ist diese Frage auch im Hinblick auf Art 11 EG bedeutsam - dazu Art 11 Rz 4, 34; s weiter Vorbem 114. Das Widerrufstestament kann sich auf den Widerruf beschränken, ohne eine weitere Verfügung von Todes wegen zu enthalten (BATIFFOL 166); enthält es eine solche, so muß es insoweit nach Art 1 und 3 formgerecht errichtet sein. 431 Der Widerruf ist wirksam, wenn er entweder (1) einer sich aus Art 1 ergebenden Rechtsordnung, oder (2) einer Rechtsordnung entspricht, nach der die letztwillige Verfügung gern Art 1 gültig gewesen ist, oder (3) dem Erbstatut entspricht. Dieser in Art 3 nicht erwähnte Fall wird sinngemäß von Art 3 erfaßt. 432 Im zweiten Fall ist der Widerruf nicht nach jedem Recht gültig, das nach Art 1 für die Beurteilung des vorhergehenden Testaments anwendbar ist, das Testament muß nach diesem Recht auch tatsächlich gültig sein (dazu S C H E U C H E R ZfRvgl 1 9 6 5 , 9 5 ) . Beispiel Ein Deutscher errichtet an seinem Wohnsitz (iS des österreichischen Rechts) in Wien ein Testament in mündlicher Form vor drei Zeugen (§§584 ff ABGB). Er verlegt seinen Wohnsitz (iS des deutschen Rechts) nach München und widerruft es in gleicher Form. Der Widerruf ist gültig.
Karl Firsching
(200)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 433-437
Wie aus dem Beispiel ersichtlich, wurde die zweite Möglichkeit zugelassen, um späteren Änderungen der Anknüpfungspunkte: Errichtungsort, Staatsangehörigkeit, Wohnsitz, ständiger Aufenthalt, Rechnung zu tragen. Ein Erblasser wird bei einem Widerruf dazu neigen, ihn in der gleichen Form, wie sie für die Errichtung des Testaments vorgesehen war, durchzuführen. Die komplizierte Regelung zwingt dazu (SCHEUCHER ZfRvgl 1 9 6 5 , 95), drei 4 3 3 Überlegungen durchzuführen: zunächst ist zu prüfen, ob der Widerruf nach Art 1 gültig ist; bei negativem Ergebnis ist (unter Einschluß der Verweisungs-Qualifikations-intertemporalen und interlokalen Problematik) zu untersuchen, nach welchen Rechten das vorhergegangene Testament gültig war; war das Testament nach mehreren Rechten gültig, ist zu prüfen, ob nach einem dieser Rechte auch der Widerruf gültig ist. Artikel 3 434 Bestehende Formvorschriften der Vertragsstaaten Dieses Übereinkommen berührt bestehende oder künftige Vorschriften der Vertragsstaaten nicht, wodurch letztwillige Verfügungen anerkannt werden, die der Form nach entsprechend einer in den vorangehenden Artikeln nicht vorgesehenen Rechtsordnung errichtet worden sind.
Art 3 erkennt zusätzlich autonome Anknüpfungen, die das Kollisionsrecht der Vertragsstaaten enthält oder später einführt, ausdrücklich an. Dieser Vorbehalt, meint BATIFFOL 167, „pousse à son extrême l'idee de la faveur au testament". Für die Bundesrepublik Deutschland ist er insofern glücklich und wichtig, als dadurch als zusätzlicher Anknüpfungspunkt das „Erbstatut" über Art 11 Abs 1 S 1 EGBGB zugelassen wird (was den anzustellenden Gedankengang meist erheblich vereinfacht). In das Übereinkommen selbst (Art 1) wurde diese Anknüpfung nicht aufgenommen, da dem Erblasser im Übereinkommen nur Anknüpfungen zur Verfügung gestellt werden sollten, die schon im Zeitpunkt der Testamentserrichtung feststehen und bis zum Erbfall nicht mehr wegfallen können (SVONSCHACK144). Aus deutscher Sicht hat dies eine weitere Folgerung: soweit das Erbstatut zum Zuge kommt, ist in gewissem Rahmen (dazu Art 11 EGBGB Rz 38 ff) auch dessen Kollisionsrecht zu beachten (aA wohl FERID 422, 423), obwohl das TestÜbk grundsätzlich einem renvoi in Art 1 ablehnend gegenübersteht. Artikel 4 435 Gemeinschaftliche Testamente Dieses Ubereinkommen ist auch auf die Form letztwilliger Verfügungen anzuwenden, die zwei oder mehrere Personen in derselben Urkunde errichtet haben.
Das TestÜbk erfaßt nur einseitige Verfügungen von Todes wegen (auch Nottestamente sowie die Kodizille des österreichischen Rechts) und schließt damit, ohne dies ausdrücklich zu sagen, Erbverträge aus (s BATIFFOL, Actes et Documents 9 III [1961] 168).
Bezüglich Anordnungen nicht erbrechtlicher Art (Beispiel: Bestimmung eines Vormunds) sieht Artikel 12 einen Vorbehalt vor. Art 4 bezieht zur Klarstellung ausdrücklich gemeinschaftliche Testamente (testaments 436 conjonctifs) in seinen Geltungsbereich ein. Gemeinschaftliche Testamente stellen nicht nur Ehegattentestamente (wie sie zB das deutsche Recht in den §§ 2 2 6 5 ff BGB kennt) dar, sondern zB auch gemeinsame Testamente von Geschwistern, wie sie das dänische und schwedische Recht zulassen (FERID 4 2 3 ) . Gemeinschaftliche Testamente werfen in diesem Zusammenhang zwei Problemkrei- 437 se auf, die in dem Übereinkommen keine Lösung finden (dazu BATIFFOL 167; FERID 423; VON SCHACK 134; SCHEUCHER ZfRvgl 1964, 217 ff): (201)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 438-440
Einfiihrungsgesetz
(a) Wie Vorbem 116 dargetan, stehen viele Rechte dem gemeinschaftlichen Testament ablehnend gegenüber. Manche (wie zB Frankreich, Schweiz, Niederlande, Spanien, Argentinien - dazu Vorbem 273 ff) behandeln das Verbot gemeinschaftlicher Testamente als Formfrage, andere (wie zB Italien - s Vorbem 274; Griechenland - FERID-FIRSCHING Griechenland Grdz C Rz 17) sehen darin eine materiellrechtliche Bestimmung. Die Vornahme der Qualifikation (Abgrenzung von Form und Inhalt) in derartigen Fällen wurde Vorbem 267 ff, 271 dargelegt, wobei die Doppelspurigkeit der Überlegung zu betonen ist: (a) Ist das Verbot der Form oder Sache zuzurechnen? (ß) Falls es nur die Form betrifft, ist nach dem Erbstatut eine Bindung zulässig oder nicht? - Dazu die Illustrierung durch Beispiele in Vorbem 273 ff. Das Testament kann danach zwar formgerecht errichtet sein, aber keine Bindungswirkung erzeugen. 438 Im Gegensatz zu vorstehender Ansicht (dazu auch Vorbem 119) meint SCHEUCHER (ZfRvgl 1964, 218), es sei wünschenswert, wenn sich die Gerichte der Vertragsstaaten dazu entschließen würden, Art 4 extensiv auszulegen, also auch die Frage, ob ein „gemeinschaftliches Testament" zulässig ist, dem Art 4 unterstellten. Richtiger erscheint, die Vorfrage selbständig anzuknüpfen, für die Bindungsfrage wäre bei einer solchen Methode (Art 4 ist eine reine Formvorschrift) ohnehin nichts gewonnen. 439 (b) Grundsätzlich ist bei Vorliegen eines gemeinschaftlichen Testaments das TestÜbk auf den Nachlaß eines Testators anzuwenden, der nach Inkrafttreten des Übereinkommens gestorben ist. Damit stellt sich die Frage nach der Rechtslage, falls das Testament zwar, soweit es den einen Erblasser angeht, aufgrund der Anknüpfung nach dem TestÜbk wirksam ist, für den anderen aber nicht (dazu SCHEUCHER ZfRvgl 1964, 2 1 9 ) . Beispiel Ehepaar A-B. A ist Deutscher, B ist Österreicherin. B hat ihren Wohnsitz und ständigen Aufenthalt in Salzburg, A in München. Die Ehegatten errichten in München vor 3 Zeugen ein mündliches Testament in der österreichischen Form (§§ 584 ff ABGB). Vom Mann A aus gesehen, ist die Form nach dem TestÜbk sowie Art 11 Abs 1 S 1 EGBGB nicht gewahrt, wohl aber bei der Frau B (TestÜbk Art 1 Abs 1 lit b, c, d).
Das TestÜbk gibt für das Beispiel keine Lösung. SCHEUCHER 2 1 9 sagt zwar pauschal, der dem Haager Abkommen zugrundeliegende favor testamenti wie auch eine rechtspolitische Erwägung sprächen für die beiderseitige Gültigkeit der letztwilligen Verfügung. Man wird jedoch dem gegenüber differenzieren und auf die allgemeinen Lösungen zurückgreifen, wie sie oben Vorbem 117, 120, 126, 148, 149, 152 entwickelt wurden. 440
Artikel 5 Form Für den Bereich dieses Übereinkommens werden die Vorschriften, welche die für letztwillige Verfügungen zugelassenen Formen mit Beziehung auf das Alter, die Staatsangehörigkeit oder andere persönliche Eigenschaften des Erblassers beschränken, als zur Form gehörend angesehen. Das gleiche gilt für Eigenschaften, welche die für die Gültigkeit einer letztwilligen Verfügung erforderlichen Zeugen besitzen müssen.
Formbegriff Art 5 bildet einen der Kernpunkte des Übereinkommens. Er gibt zwar keine allgemeine Begriffsbestimmung der Form, klärt jedoch einige für die Abgrenzung Karl Firsching
(202)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 441-443
von Form und Sachbereich umstrittene Fragen. Beschränkungen und Verbote nationaler Rechte, die für Erblasser oder Zeugen mit Beziehung auf das Alter (zB §§ 2233 Abs 1, 2247 Abs 4 BGB), die Staatsangehörigkeit, die Rasse, das Geschlecht oder andere persönliche Eigenschaften (wie zB Blind-, Stumm-, Taubheit) vorgesehen sind, rechnen zur Form. Einzelheiten und Beispiele s Vorbem 45 ff. Wichtig ist, daß nur persönliche Eigenschaften des Erblassers oder der Zeugen in Betracht kommen. Dazu zählt nicht die Testierfähigkeit des Erblassers - s Vorbem 44. Art 11 TestÜbk gewährt eine Vorbehaltsmöglichkeit, die auf Anregung der Niederlande und Portugals im Hinblick auf holographische Testamente ihrer Staatsangehörigen - dazu Art 992 BW und Art 1961 Código civil - aufgenommen wurde. Artikel 6 441 Allseitige Anwendung des Abkommens Die Anwendung der in diesem Übereinkommen aufgestellten Regeln über das anzuwendende Recht hängt nicht von der Gegenseitigkeit ab. Das Übereinkommen ist auch dann anzuwenden, wenn die Beteiligten nicht Staatsangehörige eines Vertragsstaates sind oder das auf Grund der vorangehenden Artikel anzuwendende Recht nicht das eines Vertragsstaates ist.
Das TestÜbk ist Bestandteil des IPR der Vertragsstaaten. Das bedeutet: Seine Anwendung setzt keine Gegenseitigkeit voraus und greift auch (ohne Rücksicht auf das Erbstatut) dann ein, wenn der Angehörige eines Nichtvertragsstaates im In- oder Ausland eine letztwillige Verfügung errichtet. Sie setzt ohne weitere einzelstaatliche Gesetzgebung mit ihrem Inkrafttreten entgegenstehendes IPR eines Vertragsstaates außer Kraft (dazu FERID 425, 426). Beispiel Ein US-Angehöriger, domiziliert im Staate New York, errichtet in Rom in der Form des Rechts von New York ein Zweizeugentestament. Er hinterläßt beweglichen Nachlaß in der Bundesrepublik Deutschland.
Das Testament ist von deutscher Sicht her nach Art 1 Abs 1 lit b, c, d TestÜbk; Art 11 Abs 1 S 1 EGBGB anzuerkennen. Artikel 7 442 Ordre-public Klausel Die Anwendung eines durch dieses Übereinkommen für maßgebend erklärten Rechtes darf nur abgelehnt werden, wenn sie mit der öffentlichen Ordnung offensichtlich unvereinbar ist.
Die etwas vage gehaltene Formulierung „offensichtlich unvereinbar" („manifestement incompatible avec l'ordre public") geht nach den Konventionsprotokollen (Actes et Documents9 III 106, 129) darauf zurück, daß damit den nationalen Gerichten eine Zurückhaltung in der Anwendung der Klausel nahegelegt werden sollte („II s'agit d'un avertissement au juge de ne pas recouvrir trop vite à l'ordre public"). Dazu auch BATIFFOL, Actes et Documents III 170: „L'adverbe manifestement est un conseil de modération aux juges dans l'usage de l'exception". Artikel 8 443 Intertemporale Regelung Dieses Übereinkommen ist in allen Fällen anzuwenden, in denen der Erblasser nach dem Inkrafttreten des Übereinkommens gestorben ist.
Das Abkommen ist für die Bundesrepublik Deutschland am 1.1. 1966 in Kraft getreten (BGBl 1965 II 1144; 1966 II 11). Es findet Anwendung, falls der Erblasser nach Inkrafttreten des Übereinkommens verstorben ist. (203)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 444—448
Einführungsgesetz
Das bedeutet (favor testamenti): Ein vor dem 1. 1. 1966 aus deutscher Sicht her nicht formgerecht errichtetes Testament wird bei einem ab 1. 1. 1966 eingetretenen Todesfall wirksam, wenn es den Erfordernissen eines über das Übereinkommen gefundenen Rechts entspricht. Zulässig ist in einem solchen Fall, greift man die Rechtsprechung des BGH zu § 51 Abs 3 TestG 1938 ( - 13. 7. 1951 - JZ 1951, 758; sowie - 2. 4. 1954 - LM Nr 2 zu § 51 TestG) auf, der Nachweis, daß der Testator sich auf die Nichtigkeit des Testaments verlassen hat und deshalb kein neues mehr errichtet hat, eine Frage, die nicht die Form, sondern die Sache selbst betrifft und daher unter das Erbstatut fällt (dazu V O N S C H A C K DNotZ 1966,137; BATIFFOL, Actes et Documents9 III 171). 444 Das bedeutet aber auch: Bei Vor- und Nacherbfolge muß der Testator nach Inkrafttreten des Ubereinkommens verstorben sein (BATIFFOL 1 7 1 ; V O N S C H A C K 138).
445 Zur Rechtslage bei gemeinschaftlichen Testamenten s V O N S C H A C K 138; S C H E U C H E R ZfRvgl 1964, 216. 446 Der Fall der Verschollenheit ist nicht geregelt. Abzustellen ist wohl auf den Zeitpunkt, der im Todeserklärungsbeschluß festgelegt wird. Liegt er nach Inkrafttreten, so kommt das Übereinkommen zum Zuge. 447 Art 13 ermöglicht jedem Vertragspartner einen Vorbehalt, wonach das Übereinkommen nur solche letztwillige Verfügungen erfaßt, die nach seinem Inkrafttreten errichtet sind. Die Bundesrepublik Deutschland hat keinen Vorbehalt gemacht.
448
Artikel 9 Vorbehalt bezüglich der Bestimmung des Wohnsitzrechtes Jeder Vertragsstaat kann sich, abweichend von Artikel 1 Abs. 3, das Recht vorbehalten, den Ort, an dem der Erblasser seinen Wohnsitz gehabt hat, nach dem am Gerichtsort geltenden Rechte zu bestimmen.
Artikel 10 Vorbehalt bezüglich mündlicher Testamente Jeder Vertragsstaat kann sich das Recht vorbehalten, letztwillige Verfügungen nicht anzuerkennen, die einer seiner Staatsangehörigen, der keine andere Staatsangehörigkeit besaß, ausgenommen den Fall außergewöhnlicher Umstände, in mündlicher Form errichtet hat.
Artikel 11 Vorbehalt bezüglich bestimmter Formen (1) Jeder Vertragsstaat kann sich das Recht vorbehalten, bestimmte Formen im Ausland errichteter letztwilliger Verfügungen auf Grund der einschlägigen Vorschriften seines Rechtes nicht anzuerkennen, wenn sämtliche der folgenden Voraussetzungen erfüllt sind: a) Die letztwillige Verfügung ist hinsichtlich ihrer Form nur nach einem Rechte gültig, das ausschließlich auf Grund des Ortes anzuwenden ist, an dem der Erblasser sie errichtet hat, b) der Erblasser war Staatsangehöriger des Staates, der den Vorbehalt erklärt hat, c) der Erblasser hatte in diesem Staat einen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt und d) der Erblasser ist in einem anderen Staate gestorben als in dem, wo er letztwillig verfügt hatte. (2) Dieser Vorbehalt ist nur für das Vermögen wirksam, das sich in dem Staate befindet, der den Vorbehalt erklärt hat.
Karl Firsching
(204)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 449, 450
Artikel 12 Vorbehalt bezüglich Anordnungen nicht erbrechtlicher Art Jeder Vertragsstaat kann sich das Recht vorbehalten, die Anwendung dieses Übereinkommens auf Anordnungen in einer letztwilligen Verfügung auszuschließen, die nach seinem Rechte nicht erbrechtlicher Art sind.
Artikel 13 Zeitlicher Vorbehalt Jeder Vertragsstaat kann sich, abweichend von Artikel 8, das Recht vorbehalten, dieses Übereinkommen nur auf letztwillige Verfügungen anzuwenden, die nach dessen Inkrafttreten errichtet worden sind.
Zu Art 9-13. Die Bundesrepublik Deutschland hat keinen Vorbehalt gemacht. 449 Weitere Vorbehalte können nach Art 18 Abs 1 S 2 nicht gemacht werden. Beachte auch Art 18 Abs 3 (freie Widerruflichkeit).
Artikel 14 450 Zeichnung, Ratifizierung (1) Dieses Übereinkommen liegt für die bei der Neunten Tagung der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht vertretenen Staaten zur Unterzeichnung auf. (2) Es bedarf der Ratifizierung; die Ratifikationsurkunden sind beim Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Niederlande zu hinterlegen.
Artikel 15 Inkrafttreten (1) Dieses Übereinkommen tritt am sechzigsten Tage nach der gemäß Artikel 14 Abs. 2 vorgenommenen Hinterlegung der dritten Ratifikationsurkunde in Kraft. (2) Das Übereinkommen tritt für jeden Unterzeichnerstaat, der es später ratifiziert, am sechzigsten Tage nach Hinterlegung seiner Ratifikationsurkunde in Kraft.
Artikel 16 Beitritt (1) Jeder bei der Neunten Tagung der Haager Konferenz für Internationales Privatrecht nicht vertretene Staat kann diesem Übereinkommen beitreten, nachdem es gemäß Artikel 15 Abs. 1 in Kraft getreten ist. Die Beitrittsurkunde ist beim Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Niederlande zu hinterlegen. (2) Das Übereinkommen tritt für den beitretenden Staat am sechzigsten Tage nach Hinterlegung seiner Beitrittsurkunde in Kraft.
Artikel 17 Ausdehnung (1) Jeder Staat kann bei der Unterzeichnung, bei der Ratifizierung oder beim Beitritt erklären, daß dieses Übereinkommen auf alle oder auf einzelne der Gebiete ausgedehnt werde, deren internationale Beziehungen er wahrnimmt. Eine solche Erklärung wird wirksam, sobald das Übereinkommen für den Staat, der sie abgegeben hat, in Kraft tritt. (2) Später kann dieses Übereinkommen auf solche Gebiete durch eine an das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Niederlande gerichtete Notifikation ausgedehnt werden. (205)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 450
Einführungsgesetz
(3) Das Übereinkommen tritt für die Gebiete, auf die sich die Ausdehnung erstreckt, am sechzigsten Tage nach der in Absatz 2 vorgesehenen Notiiikation in Kraft.
Artikel 18 Vorbehalte
(1) Jeder Staat kann spätestens bei der Ratifizierung oder beim Beitritt einen oder mehrere der in den Artikeln 9,10,11,12 und 13 vorgesehenen Vorbehalte erklären. Andere Vorbehalte sind nicht zulässig. (2) Ebenso kann jeder Vertragsstaat bei der Notifikation einer Ausdehnung des Übereinkommens gemäß Artikel 17 einen oder mehrere dieser Vorbehalte für alle oder einzelne der Gebiete, auf die sich die Ausdehnung erstreckt, erklären. (3) Jeder Vertragsstaat kann einen Vorbehalt, den er erklärt hat, jederzeit zurückziehen. Diese Zurückziehung ist dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Niederlande zu notifizieren. (4) Die Wirkung des Vorbehalts erlischt am sechzigsten Tage nach der in Absatz 3 vorgesehenen Notifikation.
Artikel 19 Geltungsdauer
(1) Dieses Übereinkommen gilt für die Dauer von fünf Jahren, gerechnet von seinem Inkrafttreten gemäß Artikel 15 Abs. 1, und zwar auch für Staaten, die es später ratifiziert haben oder ihm später beigetreten sind. (2) Die Geltungsdauer des Übereinkommens verlängert sich, außer im Falle der Kündigung, stillschweigend um jeweils fünf Jahre. (3) Die Kündigung ist spätestens sechs Monate, bevor der Zeitraum von fünf Jahren jeweils abläuft, dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Niederlande zu notifizieren. (4) Sie kann sich auf bestimmte Gebiete, auf die das Übereinkommen anzuwenden ist, beschränken. (5) Die Kündigung wirkt nur für den Staat, der sie notifiziert hat. Für die anderen Vertragsstaaten bleibt das Übereinkommen in Kraft.
Artikel 20 Notifikation
Das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der Niederlande notifiziert den in Artikel 14 bezeichneten Staaten sowie den Staaten, die gemäß Artikel 16 beigetreten sind: a) die Unterzeichnungen und Ratifikationen gemäß Artikel 14; b) den Tag, an dem dieses Übereinkommen gemäß Artikel 15 Abs. 1 in Kraft tritt; c) die Beitrittserklärungen gemäß Artikel 16 sowie den Tag, an dem sie wirksam werden; d) die Erklärungen über die Ausdehnung gemäß Artikel 17 sowie den Tag, an dem sie wirksam werden; e) die Vorbehalte und Zurückziehungen von Vorbehalten gemäß Artikel 18, f) die Kündigungen gemäß Artikel 19 Abs. 3. ZU URKUND DESSEN haben die gehörig bevollmächtigten Unterzeichneten dieses Übereinkommen unterschrieben. GESCHEHEN IN Den Haag, am 5. Oktober 1961, in französischer und englischer Sprache, wobei im Falle von Abweichungen der französische Wortlaut maßgebend ist, in einer Urschrift, die im Archiv der Regierung der Niederlande hinterlegt und von der jedem bei der Neunten Tagung der Haager Konferenz für Internationales Privatrechf vertretenen Staat eine beglaubigte Abschrift auf diplomatischem Weg übermittelt wird. Karl Firsching
(206)
Vorbem zu Art 24—26 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
451, 452
b) Staatsvertrag zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden betreffend die gegenseitigen Bedingungen über Freizügigkeit und weitere nachbarliche Verhältnisse vom 6.12.1856 (BadRegBl 1 8 5 7 , 4 3 1 -schweizerische AS V , aaO Schweiz Texte I Nr 2)*.
451
661BB118571 110-FERID-FIRSCHING
Art 6 enthält eine erbrechtliche Kollisionsnorm: Artikel 6 Sollte unter denjenigen, welche auf die gleiche Verlassenschaft Anspruch machen, über die Erbsberechtigung Streit entstehen, so wird nach den Gesetzen und durch die Gerichte desjenigen Landes entschieden werden, in welchem das Eigentum sich befindet. Liegt der Nachlaß in beiden Staaten, so sind die Behörden desjenigen Staates kompetent, dem der Erblasser bürgerlich-rechtlich angehört, oder in welchem er zur Zeit des Todes wohnte, wenn er nicht Bürger eines der kontrahierenden Staaten war.
Strittig ist, ob der Vertrag heute noch wirksam ist. Nach Ansicht des badischwürttembergischen JM ist im Oberlandesgerichtsbezirk Karlsruhe Art 6 anzuwenden. Auf schweizerischer Seite sieht BEG 81 II (1955) 329 sowie die schweizerische Verwaltungs- und Gerichtspraxis - dazu EJA, SchwJblntR 6 (1949) 252 den Vertrag auch heute noch als wirksam an. Nach Art 6 sind primär lex und forum domicilii maßgebend, wenn sich aber der Nachlaß in beiden Ländern befindet, lex und forum patriae. Bewegliche Sachen und Forderungen sind dort belegen, wo der Erblasser seinen letzten Wohnsitz hatte (dazu BEG 41/1/388). Diese Auffassung entspricht der geschichtlichen Entwicklung. Dazu Vorbem 388-390. Der Vertrag steht mit Art 24 und 25 EGBGB in Widerspruch, ist aber gleichwohl in Kraft geblieben dank Art 56 EGBGB. Jedoch haben sich nur die badischen, nicht auch die anderen deutschen Gerichte und sonstigen Behörden nach ihm zu richten. Somit ist möglich, daß ein und derselbe Erbfall von deutschen Gerichten nach verschiedenen Kollisionsnormen beurteilt wird. Verstarb ein deutscher Erblasser, der seinen letzten inländischen Wohnsitz in Baden hatte, mit letztem Wohnsitz in Zürich und befindet sich sein Nachlaß ausschließlich in der Schweiz, so hat der badische Richter anzunehmen, daß er nach schweizerischem Recht, alle anderen Gerichte hingegen, daß er nach deutschem Recht beerbt worden ist - ein gewiß merkwürdiges Ergebnis. Eine Aufhebung des Vertrages dürfte sich empfehlen. c) Niederlassungsabkommen zwischen dem Deutschen Reich und dem Kaiserreich Persien
452
vom 17. 2. 1929. Dazu Gesetz v 26. 7. 1930, RGBl II 1002. Das Niederlassungsabkommen nebst Schlußprotokoll trat am 11. 1. 1931 in Kraft. Dazu Bekanntmachung v 31. 12. 1930, RGBl 1931 II 9. Wiederinkrafttreten: 4. 11. 1954 - BGBl 1955 II 829.
* Schrifttum: STAUFFER, IPR der Schweiz (1925) 138; MEILI, Das internationale Zivil- und Handelsrecht II 220; MOLICH, Die erbrechtliche Stellung der Schweizer in Deutschland und der Deutschen in der Schweiz, Diss Zürich 1913, 2; SCHNORR VON CAROLSFELD RabelsZ 13 (1939) 285;
HORST MÜLLER, FS R a a p e
(1948)
229;
SCHNITZER, H d b
des I P R
II ( 1 9 5 8 )
551;
RAAPE-STURM, IPR 5 51; FERID-FIRSCHING Deutschland Grdz C Rz 72 S 34 a; Schweiz Grdz C Rz 18. (207)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 453
Einführungsgesetz
Art 8 enthält eine erbrechtliche Kollisionsnorm: Artikel 8 Die Angehörigen jedes vertragschließenden Staates genießen im Gebiet des anderen Staates in allem, was den gerichtlichen und behördlichen Schutz ihrer Person und ihrer Güter angeht, die gleiche Behandlung wie die Inländer. Sie haben insbesondere freien und völlig unbehinderten Zutritt zu den Gerichten und können vor Gericht unter den gleichen Bedingungen wie die Inländer auftreten. Jedoch werden bis zum Abschluß eines besonderen Abkommens die Voraussetzungen für das Armenrecht und die Sicherheitsleistung für Prozeßkosten durch die örtliche Gesetzgebung geregelt. In bezug auf das Personen-, Familien- und Erbrecht bleiben die Angehörigen jedes der vertragsschließenden Staaten im Gebiet des anderen Staates jedoch den Vorschriften ihrer heimischen Gesetze unterworfen. Die Anwendung dieser Gesetze kann von dem anderen vertragschließenden Staat nur ausnahmsweise und nur insoweit ausgeschlossen werden, als ein solcher Ausschluß allgemein gegenüber jedem anderen fremden Staat erfolgt. Dazu Schlußprotokoll v 17. 2. 1929, RGBl 1930 II 1012: Zu Art 8 Abs 3 Die vertragschließenden Staaten sind sich darüber einig, daß das Personen-, Familien- und Erbrecht, das heißt das Personalstatut, die folgenden Angelegenheiten umfaßt: Ehe, eheliches Güterrecht, Scheidung, Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft, Mitgift, Vaterschaft, Abstammung, Annahme an Kindes Statt, Geschäftsfähigkeit, Volljährigkeit, Vormundschaft und Pflegschaft, Entmündigung, testamentarische und gesetzliche Erbfolge, Nachlaßabwicklungen und Erbauseinandersetzungen, ferner alle anderen Angelegenheiten des Familienrechts unter Einschluß aller den Personenstand betreffenden Fragen.
453 d) Konsularvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Türkischen Republik vom 28. 5. 1929; in Kraft seit 18. 11. 1931 (s Gesetz v 3. 5. 1930, RGBl II 747, dazu Bekanntmachung v 30. 8. 1931, RGBl II 539).
Art 16 befaßt sich mit Beurkundungs- und Beglaubigungsbefugnissen der Konsuln; Art 20 umreißt unter Bezugnahme auf eine Anlage zu dem Vertrag (Nachlaßabkommen) die nachlaßrechtlichen Befugnisse (insbesondere Nachlaßsicherung) der Konsuln. Die §§ 12 Abs 3, 14, 16, 18 des Nachlaßabkommens enthalten erbrechtliche Kollisionsnormen. § 15 behandelt erbrechtliche Klagen und Anerkennung von Entscheidungen, § 17 erbrechtliche Zeugnisse über beweglichen Nachlaß. Art 16 Die Konsuln haben, soweit sie nach den Vorschriften ihres Landes dazu befugt sind, das Recht: 2. Verfügungen von Todes wegen von Angehörigen des von ihnen vertretenen Landes aufzunehmen, zu bestätigen oder zu beglaubigen. Art 20 In Ansehnung der in dem Gebiete des einen vertragschließenden Staates befindlichen Nachlässe von Angehörigen des anderen Staates haben die Konsuln die aus der Anlage dieses Vertrages ersichtlichen Befugnisse.
Anlage zu Art 20 des Konsularvertrages (Nachlaßabkonunen) § 1 (1) Stirbt ein Angehöriger eines Vertragsstaates im Gebiete des anderen Vertragsstaates, so hat die zuständige Ortsbehörde dem zuständigen Konsul des Staates, dem der Verstorbene angehörte, unverzüglich von dem Tode Kenntnis zu geben und ihm mitzuteilen, was ihr über die Erben und deren Aufenthalt, den Wert und die Zusammensetzung des Nachlasses sowie über das etwaige Vorhandensein einer Verfügung von Todes wegen bekannt ist. Erhält zuerst der Konsul (des Staates, dem der Verstorbene angehörte), von dem Todesfalle Kenntnis, so hat er seinerseits die Ortsbehörde (in gleicher Weise) zu benachrichtigen.
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(208)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 453
(2) Gehört der Sterbeort zu keinem Konsulatsbezirk, so ist die Mitteilung an den diplomatischen Vertreter des Staates, dem der Verstorbene angehörte, zu richten. (3) Die der Ortsbehörde und dem Konsul alsdann obliegenden Verrichtungen bestimmen sich hinsichtlich des beweglichen Nachlasses nach §§ 2-11 und hinsichtlich des unbeweglichen Nachlasses nach § 12.
§2 (1) Für die Sicherung des Nachlasses hat in erster Linie die zuständige Ortsbehörde zu sorgen. Sie hat sich auf Maßnahmen zu beschränken, die erforderlich sind, um die Substanz des Nachlasses unversehrt zu erhalten, wie Siegelung und Aufnahme eines Nachlaß Verzeichnisses. Auf Ersuchen des Konsuls hat sie in jedem Falle die von ihm gewünschten Sicherungsmaßregeln zu treffen. (2) Der Konsul kann gemeinsam mit der Ortsbehörde, oder soweit sie noch nicht eingegriffen hat, allein gemäß den Vorschriften des von ihm vertretenen Staates entweder persönlich oder durch einen von ihm ernannten, mit seiner Vollmacht versehenen Vertreter den beweglichen Nachlaß siegeln und ein Nachlaßverzeichnis aufnehmen, wobei er die Hilfe der Ortsbehörden in Anspruch nehmen darf. (3) Ortsbehörden und Konsul haben einander, sofern nicht besondere Umstände entgegenstehen, Gelegenheit zur Mitwirkung bei den Sicherungsmaßnahmen zu geben. Die Behörde, die hierbei nicht hat mitwirken können, ist befugt, im Falle einer Siegelung den angelegten Siegeln nachträglich ihr Siegel beizufügen. Hat die andere Behörde nicht mitwirken können, so ist ihr sobald als möglich beglaubigte Abschrift des Nachlaßverzeichnisses und des Verhandlungsprotokolls zu übersenden. (4) Dieselben Bestimmungen gelten für die gemeinschaftlich vorzunehmende Aufhebung der Sicherungsmaßregeln und insbesondere die Abnahme der Siegel. Jedoch kann sowohl die Ortsbehörde wie der Konsul allein zur Abnahme schreiten, falls die andere Behörde ihre Einwilligung dazu erteilt oder auf eine mindestens 48 Stunden vorher an sie ergangene Einladung sich nicht rechtzeitig eingefunden hat.
§3 Die Ortsbehörde soll die in dem Lande gebräuchlichen oder durch dessen Gesetze vorgeschriebenen Bekanntmachungen über die Eröffnung des Nachlasses und den Aufruf der Erben oder Gläubiger erlassen und die Bekanntmachungen dem Konsul mitteilen; dieser kann auch seinerseits entsprechende Bekanntmachungen erlassen.
§4 Der Konsul kann die Nachlaßregelung übernehmen. In diesem Falle gelten die Bestimmungen der §§ 5-10 des Abkommens.
§5 (1) Der Konsul ist berechtigt, sich alle Nachlaßsachen, mit Einschluß der Papiere des Verstorbenen, die sich im Gewahrsam von Privatpersonen, Notaren, Banken, Versicherungsgesellschaften, öffentlichen Kassen und dergleichen oder der Ortsbehörden befinden, unter denselben Voraussetzungen aushändigen zu lassen, und unter denselben Voraussetzungen zum Nachlaß gehörige Forderungen einzuziehen, unter denen der Verstorbene selbst dazu befugt gewesen wäre. Wenn der Nachlaß ganz oder zum Teil beschlagnahmt ist oder sich unter Zwangsverwaltung befindet, kann der Konsul davon erst Besitz nehmen, nachdem die Beschlagnahme oder Zwangsverwaltung aufgehoben ist. (2) Der Konsul ist ebenfalls berechtigt, die Herausgabe der von dem Verstorbenen errichteten Verfügungen von Todes wegen zu verlangen, und zwar auch dann, wenn sie von den Landesbehörden in amtliche Verwahrung genommen worden sind, die das Recht haben, die Verfügungen vor der Herausgabe zu eröffnen. Der Konsul hat eine beglaubigte Abschrift jeder in seinen Besitz gelangten und eröffneten Verfügung der Ortsbehörde mitzuteilen. (209)
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Einführungsgesetz
§6
Der Konsul hat das Recht und die Pflicht, alle Maßnahmen zu treffen, die er zur Erhaltung des Nachlasses als im Interesse der Erben liegend erachtet oder sie zur Erfüllung öffentlich-rechtlicher Verpflichtungen des Erblassers oder der Erben erforderlich sind. Insbesondere ist er gegenüber den zuständigen Behörden zur Erteilung von Auskunft über den Wert des Nachlasses verpflichtet. Er kann den Nachlaß entweder persönlich verwalten oder durch einen von ihm gewählten und in seinem Namen handelnden Vertreter, dessen Geschäftsführung er überwacht, verwalten lassen. Der Konsul ist berechtigt, die Hilfe der Ortsbehörden in Anspruch zu nehmen. §7 (1) Der Konsul hat den Nachlaß, sobald er ihn in Besitz genommen hat, innerhalb des Landes seines Amtsbesitzes aufzubewahren. (2) Der Konsul ist befugt, selbständig im Wege der Versteigerung und gemäß den Gesetzen und Gebräuchen des Landes seines Amtssitzes die Bestandteile des Nachlasses, die dem Verderben ausgesetzt sind und deren Aufbewahrung schwierig und kostspielig sein würde, zu veräußern. (3) Er ist ferner berechtigt, die Kosten der letzten Krankheit und der Beerdigung des Verstorbenen, den Lohn von Hausbediensteten, Angestellten und Arbeitern, Mietzins und andere Kosten, deren Aufwendung zur Verwaltung des Nachlasses erforderlich ist, sowie im Notfalle den für die Familie des Verstorbenen erforderlichen Unterhalt, ferner Gerichtskosten, Konsulatsgebühren und Gebühren der Ortsbehörden sofort aus dem Bestände des Nachlasses zu entnehmen.
§8 Streitigkeiten infolge von Ansprüchen gegen den Nachlaß sind bei den zuständigen Behörden des Landes, in dem dieser sich befindet, anhängig zu machen und von diesen zu entscheiden.
§9 (1) Die Zwangsvollstreckung in die Nachlaßgegenstände ist zulässig, auch wenn diese sich in der Verwahrung des Konsuls befinden. Dieser hat sie der zuständigen Behörde auf Ersuchen herauszugeben. (2) Falls die zuständige Behörde ein Konkursverfahren über den im Lande befindlichen Nachlaß eröffnet, hat der Konsul auf Erfordern alle Nachlaßgegenstände, soweit sie zur Konkursmasse gehören, der Ortsbehörde oder dem Konkursverwalter auszuliefern. Der Konsul ist befugt, die Interessen seiner Staatsangehörigen in dem Verfahren wahrzunehmen.
§ 10 Nach Ablauf von drei Monaten seit der letzten Bekanntmachung über die Eröffnung des Nachlasses oder, wenn eine solche Bekanntmachung nicht stattgefunden hat, nach Ablauf von vier Monaten seit dem Tode des Erblassers kann der Konsul die Nachlaßsachen an die Erben, die ihr Recht nachgewiesen haben, oder sofern der Nachweis nicht geführt werden konnte, an die zuständigen Behörden seines Landes herausgeben. Er darf aber die Herausgabe nicht vornehmen, bevor alle die geschuldeten öffentlich-rechtlichen Abgaben des Erblassers und die staatlichen Abgaben sowie die zugehörigen den Nachlaß belastenden Kosten und Rechnungen entrichtet oder sichergestellt sind, und bevor die bei ihm angemeldeten Forderungen an den Nachlaß von Angehörigen oder Bewohnern des Staates, in dessen Gebiet sich der Nachlaß befindet, befriedigt oder ordnungsgemäß sichergestellt sind. Diese Verpflichtung des Konsuls gegenüber den angemeldeten Forderungen erlischt, wenn er nicht binnen weiteren sechs Monaten davon in Kenntnis gesetzt wird, daß die Forderungen anerkannt oder bei dem zuständigen Gericht eingeklagt worden sind.
§11 (1) Falls der Konsul die Herausgabe nicht verlangt hat, ist die Ortsbehörde verpflichtet, die in ihrem Gewahrsam befindlichen Nachlaßgegenstände den Erben unter denselben Bedingungen herauszugeben, unter denen der Konsul nach § 10 dazu verpflichtet ist. Karl Firsching
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(2) Führen die Interessenten nicht binnen sechs Monaten seit dem Todestage des Erblassers den Nachweis ihres Erbrechts, so hat die Ortsbehörde den Nachlaß unter Mitteilung der darauf bezüglichen Akten an den Konsul abzuliefern, vorbehaltlich der in § 10 vorgesehenen Bedingungen. Der Konsul hat damit nach Maßgabe des § 10 zu verfahren.
§12 (1) In Ansehung des unbeweglichen Nachlasses sind ausschließlich die zuständigen Behörden des Staates, in dessen Gebiet sich dieser Nachlaß befindet, berechtigt und verpflichtet, alle Verrichtungen nach Maßgabe der Landesgesetze und in derselben Weise vorzunehmen wie bei Nachlässen von Angehörigen ihres eigenen Staates. Beglaubigte Abschrift des über den unbeweglichen Nachlaß aufgenommenen Verzeichnisses ist so bald als möglich dem zuständigen Konsul zu übersenden. (2) Hat der Konsul eine Verfügung von Todes wegen in Besitz genommen, worin Bestimmungen über unbeweglichen Nachlaß enthalten sind, so hat er der Ortsbehörde auf ihr Ersuchen die Urschrift dieser Verfügung auszuhändigen. (3) Das Recht des Staates, in dem sich der Nachlaß befindet, entscheidet darüber, was zum beweglichen und zum unbeweglichen Nachlaß gehört.
§13 In allen Angelegenheiten, zu denen die Eröffnung, Verwaltung und Regelung der beweglichen und unbeweglichen Nachlässe von Angehörigen des einen Staates im Gebiet des anderen Staates Anlaß geben, soll der Konsul ermächtigt sein, die Erben, die seinem Staate angehören und keinen Bevollmächtigten in dem anderen Staate bestellt haben, zu vertreten, ohne daß er gehalten ist, seine Vertretungsbefugnis durch eine besondere Urkunde nachzuweisen. Die Vertretungsbefugnis des Konsuls fällt weg, wenn alle Berechtigten anwesend oder vertreten sind. §14 (1) Die erbrechtlichen Verhältnisse bestimmen sich in Ansehung des beweglichen Nachlasses nach den Gesetzen des Landes, dem der Erblasser zur Zeit seines Todes angehörte. (2) Die erbrechtlichen Verhältnisse in Ansehung des unbeweglichen Nachlasses bestimmen sich nach den Gesetzen des Landes, in dem dieser Nachlaß liegt, und zwar in der gleichen Weise, wie wenn der Erblasser zur Zeit seines Todes Angehöriger dieses Landes gewesen wäre.
§15 Klagen, welche die Feststellung des Erbrechts, Erbschaftsansprüche, Ansprüche aus Vermächtnissen sowie Pflichtteilsansprüche zum Gegenstand haben, sind, soweit es sich um beweglichen Nachlaß handelt, bei den Gerichten des Staates anhängig zu machen, dem der Erblasser zur Zeit seines Todes angehörte, soweit es sich um unbeweglichen Nachlaß handelt, bei den Gerichten des Staates, in dessen Gebiet sich der unbewegliche Nachlaß befindet. Ihre Entscheidungen sind von dem anderen Staate anzuerkennen.
§16 (1) Verfügungen von Todes wegen sind, was ihre Form anlangt, gültig, wenn die Gesetze des Landes beachtet sind, wo die Verfügungen errichtet sind, oder die Gesetze des Staates, dem der Erblasser zur Zeit der Errichtung angehörte. (2) Das gleiche gilt für den Widerruf solcher Verfügungen von Todes wegen. §17 Ein Zeugnis über ein erbrechtliches Verhältnis, insbesondere über das Recht des Erben oder eines Testamentsvollstreckers, das von der zuständigen Behörde des Staates, dem der Erblasser angehörte, nach dessen Gesetzen ausgestellt ist, genügt, soweit es sich um beweglichen Nachlaß handelt, zum (211)
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Vorbem zu Art 24-26 454
Einfiihrungsgesetz
Nachweis dieser Rechtsverhältnisse auch für das Gebiet des anderen Staates. Zum Beweise der Echtheit genügt die Beglaubigung durch einen Konsul oder einen diplomatischen Vertreter des Staates, dem der Erblasser angehörte. §18 Die Bestimmungen der §§ 1 bis 17 finden entsprechende Anwendung auf bewegliches oder unbewegliches Vermögen, das sich im Gebiet des einen Teils befindet und zu dem Nachlaß eines außerhalb dieses Gebietes verstorbenen Angehörigen des anderen Teils gehört.
§ 19 (1) Wenn eine Person, die zur Besatzung eines Schiffes eines der beiden Staaten gehört, im Gebiet des anderen Staates stirbt und nicht diesem angehört, so sollen ihre Heuerguthaben und ihre Habseligkeiten dem Konsul des zuständigen Staates übergeben werden. (2) Wenn ein Angehöriger des einen der beiden Staaten auf der Reise im Gebiet des anderen stirbt, ohne dort seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt gehabt zu haben, so sollen die von ihm mitgeführten Gegenstände dem Konsul seines Landes übergeben werden. (3) Der Konsul, dem die in Abs 1 und 2 erwähnten Nachlaßsachen übergeben sind, wird damit nach den Vorschriften seines Landes verfahren, nach dem er die von dem Verstorbenen während des Aufenthaltes in dem Lande gemachten Schulden geregelt hat.
454 e) Konsularvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken vom 25. 4. 1958 (BGBl 1959 II 233) (in Kraft seit 24. 5. 1959 BGBl II 469)
Das Abkommen enthält Vorschriften über Nachlaßsicherung sowie über Beurkundungen von Verfügungen vTw durch den Konsul. Art 28 Abs 3 gibt eine kollisionsrechtliche Regelung, wonach für unbewegliche Nachlaßgegenstände die lex rei sitae gilt. Wortlaut (Auszug): Dritter Abschnitt: Aufgaben und Amtsbefugnisse der Konsuln Art 19 Der Konsul ist befugt, in seinen Amtsräumen, in seinen persönlichen Wohnräumen, in den Wohnungen von Staatsangehörigen des Entsendestaates und an Bord von Schiffen unter der Flagge des Entsendestaates folgende Handlungen vorzunehmen: 1. von Staatsangehörigen des Entsendestaates Erklärungen entgegenzunehmen und sie zu beurkunden; 2. letztwillige Verfügungen und sonstige einseitige Rechtsgeschäfte und Willenserklärungen von Staatsangehörigen des Entsendestaates zu beurkunden; 3.- 8 Art 20 (Beweiskraft und Charakter der nach Art. 19 aufgenommenen Urkunden) Art 24 (1) Der Konsul ist befugt, nach den Vorschriften des Entsendestaates Geburten und Todesfälle der Staatsangehörigen des Entsendestaates zu beurkunden. (2) Eine nach den Gesetzen des Empfangsstaates bestehende Verpflichtung der beteiligten Personen, von Geburten und Todesfällen den Behörden des Empfangsstaates Anzeige zu erstatten, wird von den Bestimmungen dieses Artikels nicht berührt.
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(212)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 455
Art 25 (1) Stirbt ein Staatsangehöriger des Entsendestaates im Konsularbezirk, so wacht der Konsul darüber, daß alle Maßnahmen ergriffen werden, die zum Schutze der berechtigten Interessen der Erben erforderlich sind. (2) Die Behörden im Konsularbezirk setzen den Konsul von Todesfällen von Staatsangehörigen des Entsendestaates sowie von den ergriffenen oder zu ergreifenden Maßnahmen zur Regelung der Nachlaßangelegenheiten in Kenntnis. Art 26 Die Feststellung, Verwahrung und Siegelung des Nachlasses gehört zur Zuständigkeit der örtlichen Behörden. Auf Antrag des Konsuls ergreifen sie die zum Schutz des Nachlasses notwendigen Maßnahmen. Art 27 Der Konsul hat hinsichtlich des Nachlasses von Staatsangehörigen des Entsendestaates, die sich im Konsularbezirk aufgehalten haben, folgende Rechte, die er selbst oder durch seine Bevollmächtigten wahrnehmen kann: 1. an der Aufnahme eines Nachlaßverzeichnisses und der Unterzeichnung des entsprechenden Protokolls teilzunehmen; 2. sich mit den zuständigen Behörden des Empfangsstaates ins Benehmen zu setzen, um Beschädigung oder Verderb der Nachlaßgegenstände zu verhindern und im Bedarfsfalle ihre Veräußerung sicherzustellen. Art 28 (1) Der Konsul ist befugt, von den örtlichen Behörden die Übergabe der Nachlaßgegenstände einschließlich der Schriftstücke des Verstorbenen zu verlangen, wenn die Erben Staatsangehörige des Entsendestaates sind und sich nicht im Gebiet des Empfangsstaates befinden. (2) Bevor der Konsul die Nachlaßgegenstände an die Erben übergibt oder in das Ausland verbringt, müssen in den Grenzen des Nachlaßwertes die festgesetzten Abgaben bezahlt und die sonstigen von anderen im Empfangsstaat wohnhaften Personen erhobenen und nachgewiesenen Ansprüche befriedigt sein. Diese Verpflichtungen des Konsuls erlöschen, wenn ihm nicht innerhalb von sechs Monaten nach dem Tode des Erblassers nachgewiesen wird, daß die Ansprüche dieser Personen als berechtigt anerkannt sind oder derzeit von den zuständigen Behörden geprüft werden. (3) Hinsichtlich der unbeweglichen Nachlaßgegenstände finden die Rechtsvorschriften des Staates Anwendung, in dessen Gebiet diese Gegenstände belegen sind.
Art 29 (1) Der Konsul kann den zuständigen Behörden des Empfangsstaates geeignete Perjonen zur Bestellung als Vormünder oder Pfleger für Staatsangehörige des Entsendestaates vorschlagen. Diese Behörden sollen dem Vorschlage des Konsuls entsprechen, wenn nicht besonders wichtige Gründe entgegenstehen. Diese Gründe sollen dem Konsul mitgeteilt werden. (2) Erfährt der Konsul, daß das Vermögen eines Staatsangehörigen des Entsendestaates unbeaufsichtigt ist, so kann er den zuständigen Behörden des Empfangsstaates eine geeignete Person zur Bestellung als Vermögensverwalter vorschlagen. Diese Behörden sollen dem Vorschlage des Konsuls entsprechen, wenn nicht besonders wichtige Gründe entgegenstehen. Diese Gründe sollen dem Konsul mitgeteilt werden.
Für alte Erbfälle ist der Konsularvertrag v 12. 10.1925 (Art 22 mit Nachlaßabkom- 455 men-Wortlaut auch: FERID-FIRSCHING Deutschland Texte I Nr 6 - ) RGBl 1926 II 60 (213)
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Vorbem zu Art 24-26 456, 457
Einführungsgesetz
- in Kraft getreten: 12. 3. 1926 RGBl 1926 II 138 - nach wie vor bedeutsam. Dazu Gesetz über die deutsch-russischen Verträge v 12. 10. 1925/6. 1. 1926, RGBl 1926 II 1 und Bekanntmachung v 11. 2. 1926, RGBl II 60, 72,138. Der Konsularvertrag wurde nach dem Kriege 1939/1945 als suspendiert angesehen, dann ersetzt durch den Vertrag von 1958. Das deutsch-russische Nachlaßabkommen (Anlage zu Art 22 des Konsularvertrages v 12. 10. 1925) ist in der 9. Aufl 731 ff von R A A P E kommentiert worden. 456 f) Weitere Freundschafts-, Handels-, Schiffahrts- und Konsularverträge der Bundesrepublik Deutschland Sie enthalten Gleichbehandlungs- und Meistbegünstigungsklauseln, gewährleisten nur allgemein den beiderseitigen Staatsangehörigen Testierfähigkeit und Erbfähigkeit oder gestatten den Konsuln, letztwillige Verfügungen aufzunehmen oder bei der Abwicklung des Nachlaßverfahrens tätig zu werden. Zu nennen an gültigen Verträgen sind: (1) Konsularkonvention zwischen dem Norddeutschen Bunde und Spanien v 22. 2. 1870, BGBl II -übernommen vom Deutschen Reich, vgl Art 1 Konsularkonvention zwischen Deutschland und Spanien v 12. 1. 1872, RGBl 211 Art 10 bis 13 (Wortlaut: FERID-FIRSCHING Deutschland Texte I Nr 12) (2) Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Freistaat Kolumbien v 23. 7. 1892, RGBl 1894, 471 - in Kraft seit: 13. 7. 1894 Art 21 (Wortlaut: FERID-FIRSCHING Deutschland Texte I Nr 8) (3) Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Schweden v 14. 5. 1926, RGBl II 384; Austausch der Ratifikationsurkunden: 12. 7. 1926 (RGBl II 424). Der Vertrag trat 20 Tage später in Kraft. Art 1 (Wortlaut: FERID-FIRSCHING Deutschland Texte I Nr 9 c) (4) Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Japan v 20. 7. 1927, RGBl 1927 II 1088; in Kraft seit 17. 4. 1928 (RGBl 1928 II 238) Art I , X X I I I und Schlußprotokoll (Wortlaut: FERID-FIRSCHING Deutschland Texte
I
Nr
9
b)
(5) Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dem Irischen Freistaat v 12. 5. 1930, in Kraft seit 21. 12. 1931 (s dazu Gesetz v 27. 3. 1931, RGBl II 115, Bekanntmachung v 22. 12. 1931, RGBl II 692) Art 2 2 (Wortlaut: FERID-FIRSCHING Deutschland Texte I Nr 1 0 ) Der Vertrag wird in der RH-Ordnung für Zivilsachen v 19. 10. 1956 idF v 11. 1. 1977 (Bayerisches JM Blatt 4) als anwendbar bezeichnet (6) Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Siam v 30. 12. 1937, RGBl II 1938, 52 Art 1 und 18 (Wortlaut: FERID-FIRSCHING Deutschland Texte I Nr 11) 4 5 7 (7) Staatsverträge zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika: (a) Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika v 29. 10. 1954. Dazu Gesetz v 7. 5. 1956, BGBl II 487. (Der Vertrag nebst Protokoll und Notenwechsel trat am 14. 7. 1956 in Kraft. Dazu Bekanntmachung v 28. 6. 1956, BGBl II 763)
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 458
Art IX 1. Den Staatsangehörigen und Gesellschaften eines Vertragsteils werden im Gebiet des anderen Vertragsteils gewährt a) . . . b) sonstige Rechte an unbeweglichen Vermögenswerten gemäß den Gesetzen des anderen Vertragsteils. 2. Den Staatsangehörigen und Gesellschaften jedes Vertragsteils wird im Gebiet des anderen Vertragsteils Inländerbehandlung und Meistbegünstigung hinsichtlich des Rechts gewährt, an beweglichem Vermögen jeder Art, einschließlich der Immaterialgüterrechte, durch Kauf, Miete, Pacht oder auf sonstige Weise Eigentum oder Besitz zu erwerben. Jedoch kann jeder Vertragsteil das Eigentum von Ausländern an Sachen, welche die öffentliche Sicherheit gefährden können, sowie das Eigentum und die Beteiligung von Ausländern an Unternehmen der in Art VII Abs 2 Satz 1 genannten Art beschränken, aber nur soweit dadurch die in Art VII oder sonstigen Bestimmungen dieses Vertrages zugesicherten Rechte und Vergünstigungen nicht beeinträchtigt werden. 3. Den Staatsangehörigen und Gesellschaften eines Vertragsteils wird in dem Gebiet des anderen Vertragsteils Inländerbehandlung hinsichtlich des Erwerbs von Vermögen jeder Art durch testamentarische oder gesetzliche Erbfolge oder in einem Rechtsverfahren zur Befriedigung von Forderungen gewährt. Können sie wegen ihrer Ausländereigenschaft nicht Eigentümer dieses Vermögens bleiben, so steht ihnen eine Frist von mindestens fünf Jahren zu, um sich dessen zu entäußern. 4. Den Staatsangehörigen und Gesellschaften eines Vertragsteils wird in dem Gebiet des anderen Vertragsteils Inländerbehandlung und Meistbegünstigung hinsichtlich des Rechts gewährt, Vermögen jeder Art zu veräußern und anderweitig darüber zu verfügen. Art XXVIII Dieser Vertrag beendet und ersetzt die Bestimmungen der Art I bis V, VII bis XVI und XXIX bis XXXII des am 8. Dezember 1923 in Washington unterzeichneten Freundschafts-, Handels- und Konsularvertrages zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika in seiner durch einen Notenwechsel vom 19. März und 21. Mai 1925 und durch das in Washington am 3. Juni 1935 unterzeichnete Abkommen abgeänderten Form, wie er durch das Abkommen vom 3. Juni 1953 angewendet wird; Art VI ist am 2. Juni außer Kraft getreten. Die Art XVII bis XXVIII des genannten Vertrages bleiben in ihrer durch Art II des Abkommens vom 3. Juni 1953 abgeänderten Form zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika in den in Art XXVI dieses Vertrages bestimmten Gebieten so lange in Kraft, bis sie durch einen Konsularvertrag zwischen den beiden Vertragsteilen ersetzt werden, oder bis zum Ablauf von sechs Monaten, nachdem ein Vertragsteil die genannten Artikel dem anderen Vertragsteil gegenüber schriftlich gekündigt hat. Dazu b) der weitgehend außer Kraft getretene Freundschafts-, Handels- und Konsularvertrag zwischen 4 5 8 dem Deutschen Reiche und den Vereinigten Staaten von Amerika v 8. 12. 1923 mit Änderungen (RGBl 1925 II 795; 1935 II 743; BGBl 1954 II 722) Siehe dazu Gesetz v 3. 8. 1954, BGBl II 721, sowie Bekanntmachung v 20. 11. 1954, BGBl II 1051. Art XXIV Falls ein Staatsangehöriger eines Vertragsteiles im Gebiete des anderen sterben sollte, ohne in dem Lande seines Ablebens bekannte Erben oder von ihm ernannte Testamentsvollstrecker zu hinterlassen, sollen die zuständigen örtlichen Behörden sofort den nächsten Konsularbeamten des Staates, dessen Staatsangehöriger der Verstorbene war, von der Tatsache seines Ablebens in Kenntnis setzen, damit die erforderliche Benachrichtigung den beteiligten Parteien übermittelt werde. Falls ein Staatsangehöriger eines Vertragsteils ohne letzten Willen oder Testament im Gebiet des anderen Vertragsteils stirbt, soll der Konsularbeamte des Staates, dessen Angehöriger der Verstorbene war, und des Konsularbezirks, in dem der Verstorbene zur Zeit seines Ablebens seinen (215)
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Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 459
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Wohnsitz hatte, soweit es das am Orte geltende Recht erlaubt, bis zur Ernennung eines Nachlaßverwalters oder bis zur Einleitung des Nachlaßverfahrens als berufen gelten, das von dem Verstorbenen hinterlassene Vermögen zu dessen Erhaltung und Schutz in Verwahrung zu nehmen. Ein solcher Konsularbeamter kann nach dem Ermessen eines Gerichts oder einer anderen für die Verwaltung von Nachlässen zuständigen Behörde seine Ernennung zum Nachlaßverwalter beanspruchen, vorausgesetzt, daß die Gesetze des Ortes, wo der Nachlaß verwaltet wird, es gestatten. Wenn ein Konsularbeamter das Amt als Verwaltci des Nachlasses eines verstorbenen Landsmannes übernimmt, so unterwirft er sich insoweit für alle in Betracht kommenden Zwecke der Gerichtsbarkeit des Gerichts oder der Behörde, die die Ernennung vornimmt, in demselben Umfange, wie ein Angehöriger des Landes, in welchem er zum Nachlaßverwalter ernannt ist. 4 5 9 (8) Konsularvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland v 30. 7. 1956, B G B l 1957 II 285. (Dazu Gesetz v 27. 5. 1957 B G B l II 284 sowie Bekanntmachung über das Inkrafttreten v 21. 12. 1957 B G B l 1958 II 17: wirksam seit 28. 12. 1957)
Teil VI. Nachlässe Art 21 (1) Hinterläßt eine Person Vermögen in einem Gebiet und hat ein Staatsangehöriger des Entsendestaats, der weder in diesem Gebiet ansässig ist noch dort einen Vertreter hat, einen Rechtsanspruch auf diese Vermögenswerte (zB als letztwillig Begünstigter oder Testamentsvollstrekker oder Nachlaßgläubiger oder gesetzlicher Erbe) oder macht er einen solchen Anspruch geltend, so ist der Konsul, wenn der Nachlaß in seinem Amtsbezirk oder in dem Amtsbezirk des ihm übergeordneten Konsuls oder des Missionschefs verwaltet wird oder, falls keine Verwaltung eingesetzt worden ist, wenn die Vermögenswerte sich dort befinden, berechtigt, den betreffenden Staatsangehörigen hinsichtlich seiner Rechte an dem Nachlaß oder den Vermögenswerten zu vertreten, als ob der Betreffende dem Konsul eine gültige Vollmacht ausgestellt hätte. Wird der betreffende Staatsangehörige später in dem Gebiet vertreten, so ist die Stellung des Konsuls so anzusehen, als habe er zuvor eine Vollmacht des Staatsangehörigen gehabt, die von dem Zeitpunkt, in dem der Konsul von der anderweitigen Vertretung des Staatsangehörigen Kenntnis erhält, unwirksam geworden ist. (2) Hat ein Konsul ein Vertretungsrecht im Sinne des Absatzes 1 dieses Artikels, so ist er berechtigt, Maßnahmen zum Schutz und zur Wahrung der Interessen der Person, zu deren Vertretung er befugt ist, zu treffen. Er ist ferner berechtigt, den Nachlaß oder die Vermögenswerte insoweit in Besitz zu nehmen und uneingeschränkt zu verwalten, wie er es als ordnungsmäßig bestellter Vertreter der Person sein könnte, deren Interessen er vertritt, es sei denn, daß ein anderer mit gleichen oder vorgehenden Rechten die notwendigen Schritte zur Inbesitznahme oder zur Verwaltung unternommen hat. (3) Die Bestimmungen dieses Artikels gelten ohne Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit und den Sterbeort des Erblassers.
Art 22 (1) Ist nach den Gesetzen des Gebiets eine Vertretungsgenehmigung (grant of representation) oder gerichtliche Verfügung erforderlich, um den Konsul zum Schutz oder zur Inbesitznahme der Vermögenswerte zu ermächtigen, so wird jede Genehmigung oder Verfügung, die auf Antrag des ordnungsmäßig bestellten Bevollmächtigten der Person ergehen würde, deren Interessen der Konsul vertritt, dem Konsul auf seinen Antrag erteilt. Wird glaubhaft gemacht, daß sofortige Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung des Nachlasses erforderlich und daß Personen mit einem rechtlichen Interesse vorhanden sind, das wahrzunehmen der Konsul befugt ist, so erteilt das Gericht, falls es die Dringlichkeit als hinreichend dargetan erachtet, dem Konsul eine vorläufige Genehmigung oder Verfügung, die beschränkt ist auf den Schutz und die Erhaltung des Nachlasses bis zu dem Zeitpunkt, in dem eine weitere Genehmigung erteilt wird. ( 2 ) a) Ist nach den Gesetzen des Gebiets eine Vertretungsgenehmigung von einem Gericht für die uneingeschränkte Verwaltung des Nachlasses erforderlich (oder bedarf es, wenn eine Genehmigung K a r l Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 459
nach Absatz 1 bereits erteilt worden ist, hierzu einer weiteren Genehmigung), so ist der Konsul vorbehaltlich der Bestimmungen der Buchstaben b und c dieses Artikels berechtigt, eine solche Genehmigung zu beantragen und zu erwirken, wie wenn er der ordnungsgemäß bestellte Vertreter der Person wäre, deren Rechte er wahrnimmt. b) Das Gericht kann, wenn es dies für zweckdienlich erachtet, die Erteilung der von dem Konsul nachgesuchten Genehmigung solange aussetzen, wie es dies für erforderlich hält, um die von dem Konsul vertretene Person zu benachrichtigen und ihr die Entscheidung zu ermöglichen, ob sie durch einen anderen als den Konsul vertreten zu werden wünscht. c) Das Gericht kann, wenn es dies für zweckdienlich erachtet, den Konsul anweisen, angemessenen Nachweis dafür zu erbringen, daß die Vermögenswerte den Berechtigten übergeben worden sind; es kann auch, falls der Konsul nicht in der Lage ist, diesen Nachweis zu erbringen, anordnen, daß die Vermögenswerte an die zuständige Behörde oder Person zurückzuzahlen und zurückzugeben sind; es kann schließlich auch anordnen, daß, nachdem der Konsul den Nachlaß im übrigen uneingeschränkt verwaltet hat, die tatsächliche Übergabe der Vermögenswerte an die genannte Person so erfolgen soll, wie das Gericht es bestimmt. (3) Ist dem Konsul gemäß Absatz 1 oder 2 dieses Artikels eine Genehmigung erteilt worden, so wird sie mit dem Tag unwirksam, an welchem dem Staatsangehörigen, dessen Interessen der Konsul wahrnimmt, auf seinen Antrag oder auf Antrag eines von ihm bestellten Vertreters eine Genehmigung ausgestellt wird.
Art 23 Bei Nachlässen, die in einem der in Artikel 43* Absatz 2 bezeichneten Gebiete liegen, ist der Konsul auch berechtigt, einen geringfügigen Nachlaß eines verstorbenen Staatsangehörigen des Entsendestaates entgegenzunehmen und zu verteilen, ohne zuvor eine Vertretungsgenehmigung zu erwirken, soweit dies nach dem Recht des Gebiets zulässig ist.
Art 24 (1) Stirbt ein Staatsangehöriger des Entsendestaats auf der Reise oder Durchreise in dem Gebiet, ohne dort seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt zu haben, so ist es dem Konsul gestattet, die im persönlichen Besitz des Verstorbenen befindlichen Geldbeträge und Gegenstände sofort zur Sicherstellung in Verwahrung zu nehmen; unberührt bleibt die Befugnis der Verwaltungs- oder Gerichtsbehörden des Gebiets, diese Geldbeträge und Gegenstände selbst in Besitz zu nehmen, wenn die Belange der Rechtspflege oder ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren dies erforderlich machen. Das Recht, diese Geldbeträge oder Gegenstände im Besitz zu behalten oder darüber zu verfügen, unterliegt den Rechtsvorschriften des Gebiets und den Bestimmungen der Artikel 21, 22 und 23. (2) Ergibt sich zwischen diesem Artikel und Artikel 36* ein Widerspruch, so geht Artikel 36 vor. Art 25 Übt ein Konsul die in den Artikeln 21-24 genannten Rechte in bezug auf einen Nachlaß aus, so untersteht er insoweit für alle Verfahren, die im Zusammenhang damit anhängig gemacht werden, der Gerichtsbarkeit der Gerichte des Gebiets; Artikel 10 Absatz 5 und Artikel 11 Absatz 1 finden insoweit keine Anwendung.
* Art 43. Dieser Vertrag findet Anwendung 1. seitens der Bundesrepublik Deutschland auf die Bundesrepublik Deutschland; 2. seitens Ihrer Majestät auf das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland sowie auf alle Gebiete, für deren internationale Beziehungen Ihrer Majestät Regierung im Vereinigten Königreich verantwortlich ist. * Artikel 36 behandelt den Nachlaß des Kapitäns oder Besatzungsmitglieds eines Schiffes. (217)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 460, 461
Einführangsgesetz
Art 26 Wird den Verwaltungs- oder Gerichtsbehörden des Gebiets zur Kenntnis gebracht, a) daß ein Nachlaß in dem Gebiet vorhanden ist, bezüglich dessen der Konsul berechtigt sein könnte, Interessen nach Maßgabe der Artikel 21 bis 24 zu vertreten, oder b) daß ein Staatsangehöriger des Entsendestaats im Gebiet verstorben ist und daß anzunehmen ist, daß in dem Gebiet außer einem öffentlichen Verwalter oder ähnlichen Beamten keine Person anwesend oder vertreten ist, die das Recht besitzt, die Verwaltung der vom Verstorbenen dort etwa hinterlassenen Vermögenswerte zu beanspruchen, so setzen sie den Konsul hiervon in Kenntnis.
Art 27 Unbeschadet der Bestimmungen der Artikel 21 bis 24 kann ein Konsul Geld oder sonstige Vermögenswerte, auf die ein nicht in dem Gebiet ansässiger Staatsangehöriger des Entsendestaats infolge des Todes einer Person Anspruch hat, von einem Gericht, einer Dienststelle oder Person zur Übermittlung an diesen Staatsangehörigen entgegennehmen. Geldbeträge oder sonstige Vermögenswerte in diesem Sinne umfassen auch Anteile an einem Nachlaß, Zahlungen auf Grund der Sozialversicherungs- oder ähnlicher Gesetze sowie Leistungen aus Lebensversicherungen. Das Gericht, die Dienststelle oder die Person, welche die Verteilung vornimmt, ist nicht verpflichtet, diese Geldbeträge oder sonstigen Vermögenswerte über den Konsul zu leiten; der Konsul ist nicht verpflichtet, sie zur Übermittlung anzunehmen. Nimmt er sie an, so hat er alle Bedingungen zu erfüllen, die durch das Gericht, die Dienststelle oder die Person festgesetzt werden bezüglich der Beibringung eines angemessenen Nachweises über die Aushändigung der Geldbeträge oder sonstigen Vermögenswerte an den Staatsangehörigen, dem sie zu übermitteln sind, und, falls er zu diesem Nachweis außerstande ist, bezüglich der Rückgabe dieser Beträge oder Werte.
Art 28 Geldbeträge oder sonstige Vermögenswerte können auf Grund der Bestimmungen der Artikel 21 bis 24 und 27 einem Konsul nur in dem Umfang und nur unter den Bedingungen ausgezahlt, übergeben oder übertragen werden, wie dies gegenüber der Person, die der Konsul vertritt oder für die er diese Beträge oder Werte entgegennimmt, nach den Rechtsvorschriften des Empfangsstaats zulässig wäre. Der Konsul erwirbt hinsichtlich dieser Beträge oder Werte keine größeren Rechte als die Person, die er vertritt, oder für die er die Beträge oder Werte entgegennimmt, erworben hätte, wenn sie ihr unmittelbar ausgezahlt, übergeben oder übertragen worden wären.
460 Im Gefolge des Zweiten Weltkriegs außer Kraft getretene bedeutsame Übereinkommen: (1) Konsularvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und der Republik Estland v 13. 3. 1925, in Kraft seit 11. 8. 1926 (s Gesetz v 28. 5. 1926, RGBl II 327, dazu Bekanntmachung v 19. 7. 1926, RGBl II 426). Der Vertrag ist durch die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs überholt. Bedeutsam war Art XVIII (Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G Deutschland Texte I Nr 7). Der Artikel enthielt erbrechtliche Kollisionsnormen. 4 6 1 (2) Nachlaßabkommen zwischen dem deutschen Reich und der Republik Österreich v 5. 2. 1927, RGBl II 506, 878. Als zwischenstaatlicher Vertrag fand das Abkommen bereits 1938 sein Ende (Österreich Bestandteil des Deutschen Reichs, seitdem nur noch interlokale Bedeutung). Die Verordnung über den Anwendungsbereich erbrechtlicher Vorschriften v 12. 12. 1941, RGBl I 765, nahm dem Abkommen, das von der Staatsangehörigkeit ausging, durch Einführung des Wohnsitzgrundsatzes im interlokalerbrechtlichen Bereich auch seine interlokale Bedeutung. Das Abkommen ist von R A A P E in der 9. Aufl. 735 kommentiert. Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G Bd 1 Deutschland Texte I Nr 5.
Karl Firsching
(218)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 462
3. Deutsches Konsularrecht*
462
Das Konsulargesetz v 11. 9. 1974, BGBl 12317, das mit Wirkung v 14. 12. 1974das Konsulargesetz v 8. 11. 1867, BGBl des Norddeutschen Bundes 137, ablöste, enthält erb- und nachlaßrechtliche Normen. Zum Gesetz s AusführungsVO v 20. 12. 1974 GMB1 1975, 76, idF v 22. 6. 1976, GMB1 355.
Wortlaut des Gesetzes (Auszug)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften §1 Die konsularischen Aufgaben im allgemeinen Die Konsularbeamten (Berufskonsularbeamte oder Honorarkonsularbeamte) sind berufen, - bei der Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Empfangsstaat, namentlich auf den Gebieten außenwirtschaftlicher und entwicklungspolitischer Beziehungen, des Verkehrs, der Kultur und der Rechtspflege mitzuwirken, - Deutschen sowie inländischen juristischen Personen nach pflichtgemäßem Ermessen Rat und Beistand zu gewähren. §2 Übertragene konsularische Aufgaben Die Konsularbeamten sind berufen, die Aufgaben und Befugnisse wahrzunehmen, die ihnen durch dieses Gesetz oder andere Rechts- und Verwaltungsvorschriften übertragen werden, insbesondere auf folgenden Gebieten, - Staatsangehörigkeitsangelegenheiten, - Paß- und Sichtvermerksangelegenheiten, - Personenstandsangelegenheiten, - Mitwirkung bei der Erledigung von Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und bei Nachlaßangelegenheiten, - Beurkundungen, Legalisation ausländischer und Echtheitsbestätigung inländischer öffentlicher Urkunden, - Schiffahrtssachen und Seemannsangelegenheiten, - Erledigung oder Übermittlung von Rechtshilfeersuchen, - Zustellungen, - Überwachung der Einhaltung von Verträgen. §3 Wahrnehmung konsularischer Aufgaben (1) Für die Wahrnehmung konsularischer Aufgaben gelten die allgemeinen Rechtsvorschriften, soweit dieses Gesetz keine besonderen Regelungen enthält. (2) Bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben haben die Konsularbeamten das Ansehen und die Interessen der Bundesrepublik Deutschland nach besten Kräften zu schützen und zu fördern. (3) Berufskonsularbeamte können sich - soweit erforderlich - bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben in Rechtsangelegenheiten des Rates und der Hilfe eines im Empfangsstaat zugelassenen Anwaltes ihres Vertrauens bedienen.
* Schrifttum: HOFFMANN-GLIETSCH, Konsularrecht (1975); GEIMER, Konsularnotariat, DNotZ 1978, 3. (219)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 2 4 - 2 6 462
Einführungsgesetz
§4 Schranken der konsularischen Tätigkeit Bei ihrer Amtstätigkeit haben die Konsularbeamten die Schranken zu berücksichtigen, die sich aus dem in ihrem Konsularbezirk geltenden Recht ergeben. Sie haben insbesondere das Wiener Übereinkommen v 24. April 1963 über konsularische Beziehungen (BGBl II 1969 S 1585) und sonstige Verträge zu beachten, soweit diese zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Empfangsstaat in Kraft sind.
2. Abschnitt. Einzelne konsularische Aufgaben und Befugnisse
§8 Vornahme von Eheschließungen,
Anzeige von Geburten und Sterbefällen
(1) . . . (2) . . . (3) Die Konsularbeamten sind befugt, über die Anzeige der Geburt oder den Tod eines Deutschen eine von ihnen und dem Anzeigenden zu unterschreibende Niederschrift aufzunehmen. Diese Niederschrift ist mit den vorgelegten Unterlagen dem Standesbeamten des Standesamts I in Berlin (West) zu übersenden. §9 Überführung Verstorbener und Nachlaßfürsorge (1) Sofern andere Möglichkeiten nicht gegeben sind, sollen die Konsularbeamten umgehend die Angehörigen der im Konsularbezirk verstorbenen Deutschen benachrichtigen und bei einer verlangten Überführung der Verstorbenen mitwirken. (2) Die Konsularbeamten sind berufen, sich der in ihrem Konsularbezirk befindlichen Nachlässe von Deutschen anzunehmen, wenn die Erben unbekannt oder abwesend sind oder aus anderen Gründen ein Bedürfnis für ein amtliches Einschreiten besteht. Sie können dabei insbesondere Siegel anlegen, ein Nachlaßverzeichnis aufnehmen und bewegliche Nachlaßgegenstände, soweit die Umstände es erfordern, in Verwahrung nehmen oder veräußern. Sie können ferner Zahlungen von Nachlaßschuldnern entgegennehmen und Mittel aus dem Nachlaß zur Regelung feststehender Nachlaßverbindlichkeiten sowie von Verpflichtungen verwenden, die bei der Fürsorge für den Nachlaß entstanden sind. (3) Können Erben oder sonstige Berechtigte nicht ermittelt werden, so können Nachlaßgegenstände oder Erlös aus deren Veräußerung an das Gericht des letzten Wohnsitzes des Erblassers im Inland oder - wenn sich ein solcher Wohnsitz nicht feststellen läßt - an das Amtsgericht Schöneberg in Berlin als Nachlaßgericht übergeben werden.
§ 10
Beurkundungen
im allgemeinen
(1) Die Konsularbeamten sind befugt, über Tatsachen und Vorgänge, die sie in Ausübung ihres Amts wahrgenommen haben, Niederschriften oder Vermerke aufzunehmen, insbesondere 1. vor ihnen abgegebene Willenserklärungen und eidesstattliche Versicherungen zu beurkunden, 2. Unterschriften, Handzeichen sowie Abschriften zu beglaubigen oder sonstige einfache Zeugnisse (z. B. Lebensbescheinigungen) auszustellen. (2) Die von einem Konsularbeamten aufgenommenen Urkunden stehen den von einem inländischen Notar aufgenommenen gleich. (3) Für das Verfahren bei der Beurkundung gelten die Vorschriften des Beurkundungsgesetzes vom 28. August 1969 (Bundesgesetzblatt I S. 1513) mit folgenden Abweichungen: 1. Urkunden können auf Verlangen auch in einer anderen als der deutschen Sprache errichtet werden. 2. Dolmetscher brauchen nicht vereidigt zu werden. 3. Die Abschrift einer nicht beglaubigten Abschrift soll nicht beglaubigt werden.
Karl Firsching
(220)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 462
4. Die Urschrift einer Niederschrift soll den Beteiligten ausgehändigt werden, wenn nicht einer von ihnen amtliche Verwahrung verlangt. In diesem Fall soll die Urschrift dem Amtsgericht Schöneberg in Berlin zur amtlichen Verwahrung übersandt werden. Hat sich einer der Beteiligten der Zwangsvollstreckung unterworfen, so soll die Urschrift der Niederschrift dem Gläubiger ausgehändigt werden, wenn die Beteiligten keine anderweitige Bestimmung getroffen haben und auch keiner von ihnen amtliche Verwahrung verlangt hat. 5. Solange die Urschrift nicht ausgehändigt oder an das Amtsgericht abgesandt ist, sind die Konsularbeamten befugt, Ausfertigungen zu erteilen. Vollstreckbare Ausfertigungen können nur von dem Amtsgericht erteilt werden, das die Urschrift verwahrt.
§11 Besonderheiten für Verfügungen von Todes wegen (1) Testamente und Erbverträge sollen die Konsularbeamten nur beurkunden, wenn die Erblasser Deutsche sind. Die §§ 2232, 2233 und 2276 des Bürgerlichen Gesetzbuchs sind entsprechend anzuwenden. (2) Für die besondere amtliche Verwahrung (§ 34 des Beurkundungsgesetzes, § 2258 a des Bürgerlichen Gesetzbuchs) ist das Amtsgericht Schöneberg in Berlin zuständig. Der Erblasser kann jederzeit die Verwahrung bei einem anderen Amtsgericht verlangen. (3) Stirbt der Erblasser, bevor das Testament oder der Erbvertrag an das Amtsgericht abgesandt ist, oder wird eine solche Verfügung nach dem Tode des Erblassers beim Konsularbeamten abgeliefert, so kann dieser die Eröffnung vornehmen. Die §§ 2260, 2261 Satz 2, §§ 2273 und 2300 des Bürgerlichen Gesetzbuchs sind entsprechend anzuwenden.
§12 Entgegennahme von Erklärungen Die Konsularbeamten sind befugt, 1. Auflassungen entgegenzunehmen, 2. eidesstattliche Versicherungen abzunehmen, die zur Erlangung eines Erbscheins, eines Testamentsvollstreckerzeugnisses oder eines Zeugnisses über die Fortsetzung der Gütergemeinschaft abgegeben werden, 3. einem Deutschen auf dessen Antrag den Eid abzunehmen, wenn der Eid nach dem Recht eines ausländischen Staates oder nach den Bestimmungen einer ausländischen Behörde oder sonst zur Wahrnehmung von Rechten im Ausland erforderlich ist.
§13 Legalisation ausländischer öffentlicher Urkunden (1) Die Konsularbeamten sind befugt, die in ihrem Amtsbezirk ausgestellten öffentlichen Urkunden zu legalisieren. (2) Die Legalisation bestätigt die Echtheit der Unterschrift, die Eigenschaft, in welcher der Unterzeichner der Urkunde gehandelt hat, und gegebenenfalls die Echtheit des Siegels, mit dem die Urkunde versehen ist (Legalisation im engeren Sinn). (3) Die Legalisation wird durch einen auf die Urkunde zu setzenden Vermerk vollzogen. Der Vermerk soll den Namen und die Amts- oder Dienstbezeichnung des Unterzeichners der Urkunde enthalten. Er soll den Ort und den Tag seiner Ausstellung angeben und ist mit Unterschrift und Prägeoder Farbdrucksiegel zu versehen. (4) Auf Antrag kann, sofern über die Rechtslage kein Zweifel besteht, in dem Vermerk auch bestätigt werden, daß der Aussteller zur Aufnahme der Urkunde zuständig war und daß die Urkunde in der den Gesetzen des Ausstellungsortes entsprechenden Form aufgenommen worden ist (Legalisation im weiteren Sinn). (5) Urkunden, die gemäß zwei- oder mehrseitiger völkerrechtlicher Ubereinkunft von der Legalisation befreit sind, sollen nicht legalisiert werden. (221)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 462
Einführangsgesetz
§ 14 Bestätigung der Echtheit inländischer öffentlicher Urkunden (1) Die Konsularbeamten sind befugt, zur Verwendung in ihrem Konsularbezirk die Echtheit im Inland ausgestellter öffentlicher Urkunden zu bestätigen. (2) Die Bestätigung soll nur erteilt werden, wenn der Konsularbeamte keinen Zweifel an der Echtheit hat. Von der Echtheit kann er in der Regel ausgehen, wenn die Urkunde ihm von der Stelle, die sie aufgenommen hat, zugeleitet worden ist. §15 Vernehmungen und Anhörungen (1) Die Konsularbeamten sind berufen, auf Ersuchen deutscher Gerichte und Behörden Vernehmungen durchzuführen. (2) Ersuchen um Vernehmungen, durch die eine richterliche Vernehmung ersetzt werden soll, können nur von einem Gericht oder von einer Behörde, die um richterliche Vernehmungen im Inland ersuchen kann, gestellt werden. Wird um eidliche Vernehmung ersucht, so ist der Konsularbeamte zur Abnahme des Eides befugt. (3) Die für die jeweilige Vernehmung geltenden deutschen verfahrensrechtlichen Vorschriften sind sinngemäß anzuwenden. Dolmetscher brauchen nicht vereidigt zu werden. Das Protokoll kann auch von dem vernehmenden Konsularbeamten geführt werden. Zwangsmittel darf der Konsularbeamte nicht anwenden. (4) Die Vernehmungen und die Vereidigungen und die über sie aufgenommenen Niederschriften stehen Vernehmungen und Vereidigungen sowie den darüber aufgenommenen Niederschriften inländischer Gerichte und Behörden gleich. (5) Die Vorschriften für Vernehmungen gelten für Anhörungen entsprechend. §16 Zustellungen Die Konsularbeamten sind berufen, auf Ersuchen deutscher Gerichte und Behörden Personen, die sich in ihrem Konsularbezirk aufhalten, Schriftstücke jeder Art zuzustellen. Über die erfolgte Zustellung ist ein schriftliches Zeugnis auszustellen und der ersuchenden Stelle zu übersenden.
3. Abschnitt. Die Benifskonsularbeamten §18 Kreis der Benifskonsularbeamten (1) Berufskonsularbeamte im Sinne dieses Gesetzes sind die bei den diplomatischen oder berufskonsularischen Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland im Ausland mit der Wahrnehmung konsularischer Aufgaben im Sinne der §§ 1 und 2 beauftragten Personen. (2) . . . (3) . . . §19 Erfordernisse einer besonderen Ermächtigung (1) Berufskonsularbeamte, die die Befähigung zum Richteramt haben, sind ohne weiteres zur Wahrnehmung aller konsularischen Aufgaben befugt. (2) . . . (3) . . . (4) •
Karl Firsching
(222)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 463
4. Abschnitt. Die Honorarkonsularbeamten §20 Kreis der Honorarkonsularbeamten Honorarkonsularbeamte sind Ehrenbeamte im Sinne des Beamtenrechts, die mit der Wahrnehmung konsularischer Aufgaben beauftragt sind. §24 Erfordernis einer besonderen Ermächtigung (1) § 19 gilt für Honorarkonsularbeamte entsprechend; . . . (2) Das Auswärtige Amt kann die Befugnis eines Honorarkonsularbeamten zur Wahrnehmung konsularischer Aufgaben weiteren Einschränkungen unterwerfen.
6. Abschnitt. Übergangs- und Schlufivorschriften §27 Begriffsbestimmung Der Begriff „Deutscher" bestimmt sich nach Artikel 116 Absatz 1 des Grundgesetzes. §31 Inkrafttreten Dieses Gesetz tritt drei Monate nach dem Tag seiner Verkündung in Kraft mit Ausnahme des § 8 und des § 28 Absatz 1 Nr. 3, die am 1. Januar 1975 in Kraft treten.
Zum Konsulargesetz s auch Wiener Übereinkommen über konsularische Beziehungen v 24. 4.1963 BGBl 1969 II 1585. Dazu GEIMER, Konsularnotariat, DNotZ 1978, 3; WENDLER, Die Ausübung hoheitlicher Befugnisse durch Konsuln auf fremdem Staatsgebiet nach der Wiener Konsularkonvention, Diss Frankfurt 1977. Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland im Ausland: Bundesanzeiger Beilage 6/80.
4. Doppelbesteuerungsabkommen Die Bundesrepublik Deutschland hat mit anderen Staaten folgende Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen (dazu FERID-FIRSCHING Deutschland Grdz C Rz 7 3 S 37 f), die § 21 Abs 1 Erbschaftsteuergesetz v 14. 4. 1974 BGBl I 933 vorgehen: (1) Übereinkommen zwischen Deutschland und Griechenland Uber die Besteuerung des beweglichen Nachlaßvermögens v 18.11./1.12.1910 RGBl 1912, 173. Dazu VO v 12. 7. 1923 RGBl I 634. Das Übereinkommen ist wieder anwendbar seit 1. 1. 1953 (BGBl 1953 II 525). Wortlaut: Deutschland Gesetzestexte I Doppelbesteuerungsabkommen Nr 1.
FERID-FIRSCHING
(2) Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Erbschaftssteuern v 4.10.1954 nebst Schlußprotokoll vom gleichen Tage. Dazu Gesetz v 27. 7. 1955 BGBl II 755. Das Abkommen ist auf alle Fälle, in denen der Erblasser nach dem 7. 9. 1955 verstorben ist, anzuwenden. (BGBl 1955 II 891) Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G Österreich Gesetzestexte I Doppelbesteuerungsabkommen Nr 1. (223)
Karl Firsching
463
Vorbem zu Art 24-26 464
Einfiihrangsgesetz
(3) A b k o m m e n zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Schweden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Erbschaftssteuern v 14. 5 . 1 9 3 5 nebst dazugehörigem Schlußprotokoll ( R G B l 1935 II 860). Das Abkommen ist seit 19. 11. 1935 in Kraft und nach der Bekanntmachung v 27. 6. 1951 (BGBl 1951 II 151) weiter anwendbar. Wortlaut: FERID-FIRSCHING Deutschland Gesetzestexte I Doppelbesteuerungsabkommen Nr 3. (4) A b k o m m e n zwischen der Schweizerischen Eidgenossenschaft und dem D e u t schen Reich zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der direkten Steuern und der Erbschaftssteuern v 15. 7 . 1 9 3 1 ( R G B l 1934 II 3 8 , 5 2 ) mit m e h r e r e n Zusatzprotokollen. S Fundstellennachweis B BGBl 1979 II 84. Dazu Bekanntmachung v 11. 11. 1959 der Neufassung des Abkommens unter Berücksichtigung der Zusatzprotokolle v 9. 9. 1957 und 20. 3. 1959 (BGBl 1959 II 1252). Die Neufassung findet Anwendung auf Erbfälle nach dem 31. 12. 1958. Wortlaut: FERID-FIRSCHING Schweiz Gesetzestexte I, Doppelbesteuerungsabkommen Nr 1. Am 30. 11. 1978 wurde ein neues deutsch-schweizerisches Doppelbesteuerungsabkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Erbschaft- und Nachlaßsteuem unterzeichnet. - BGBl 1980 II 595; deutsches Zustimmungsgesetz v 16. 4. 1980, BGBl II 594; in Kraft getreten am 25. 4. 1980. Dazu KEMPERMANN, Das neue Erbschaftssteuerabkommen mit der Schweiz, Finanzrundschau 1979, 450. VON SIEBENTHAL, Das neue Erbschaftsteuerabkommen mit der Bundesrepublik Deutschland, Archiv f Schweizerisches Abgaberecht 1980, 386. Z u m Verhältnis zu d e n Niederlanden, sowie Frankreich-Saarland Deutschland G r d z C Rz 73 N r 5 u n d 6.
s FERID-FIRSCHING
Mit Israel w u r d e ein D o p p e l b e s t e u e r u n g s v e r t r a g zur V e r m e i d u n g der D o p p e l b e steuerung von Nachlässen am 14. 7. 1971 paraphiert. S F E R I D - F I R S C H I N G Israel G r d z O S 140/185.
XXVII. Reformtendenzen 4 6 4 1. In der Bundesrepublik Deutschland* a) Vorschläge des Deutschen Rates für Internationales Privatrecht für die Reform des deutschen Erb-, Nachlaß- und Güterrechts Zwei J a h r z e h n t e lang beschäftigte sich die 2. Kommission (Erbrechtskommission) des D e u t s c h e n R a t e s f ü r Internationales Privatrecht mit der A u s a r b e i t u n g von * Neueres Schrifttum: (ab 1969), das bei einer IPR-Erbrechtsreform heranzuziehen ist: LAUTERBACH, Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Erbrechts, vorgelegt im Auftrag der Erbrechtskommission des Deutschen Rates für internationales Privatrecht (1969) ; SCHEUERMANN, Statutenwechsel im internationalen Erbrecht (1969); WINTER, Nationality or Domicile? The present State of affairs, Ree des Cours III 128 (1969) 347; HOTZ, Die Rechtswahl im Erbrecht (Zürich 1969); LOUSSOUARN, L'administration des successions en droit international privé, Clunet 1970, 251; SCHWIMANN, Internationale Zuständigkeit in Abhängigkeit von der lex causae? Bemerkungen zur „Gleichlauftheorie", RabelsZ 34 (1970) 201; HEINI, Unorthodoxe Bemerkungen zu dem auf letztwillige Verfügungen anwendbaren Recht, ZfSchweizR 89 I (1970) 417; JOCHEM, Das Erbrecht des nichtehelichen Kindes nach deutschem Recht bei Sachverhalten mit Auslandsberührung - zugleich ein Beitrag zum Verfassungskollisionsrecht des Art 6 V GG (Köln 1972) ; NECKER, La mission de l'exécuteur testamentaire dans les successions internationales (Genf 1972); BRAGA, Einheitliches Erb- und Ehegüterrecht, Fs Wengler II (1973) 191; FIRSCHING, Überlegungen zu einer internationalen Mobiliar-Nachlaßverwaltung, Fs Wengler II (1973) 321; KÜHNE, Die Parteiautonomie im internationalen Erbrecht (1973); Ders, Testierfreiheit und Rechtswahl im IPR, JZ 1973, 403; „Gastarbeiter in Gesellschaft und Recht" (Zehn Karl Firsching
(224)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 464
Vorschlägen für eine Reform des deutschen internationalen Erb- und Nachlaßrechts. 1969 legte sie unter Vorsitz von L A U T E R B A C H zum ersten Mal der Öffentlichkeit ihre Vorschläge und Gutachten dazu vor. Die Vorschläge wurden in der Folge überarbeitet, die Arbeit wurde am 5. 5. 1979 unter dem Vorsitz Beitzkes abgeschlossen und nochmals von einer Redaktionskommission endgültig formuliert. Die neuen Vorschläge weichen von den Vorschlägen des Jahres 1969 insofern ab, als sie eine begrenzte Rechtswahl (§ A) zulassen und Sonderheiten für verheiratete Erblasser im Hinblick auf Änderungen der Vorschläge im Ehe- und Güterrecht streichen. Sie haben folgenden Wortlaut: Erbrecht I. Erbstatut § A (1) Für die Erbfolge gilt das Recht des Staates, dem der Erblasser zur Zeit seines Todes angehört hat. (2) Der Erblasser kann die Erbfolge dem Recht seines gewöhnlichen Aufenthalts im Zeitpunkt der Rechtswahl unterstellen. Die Rechtswahl muß ausdrücklich und in der Form einer Verfügung von Todes wegen getroffen werden. Verfügungen von Todes wegen §B Für die Gültigkeit einer Verfügung von Todes wegen und für die Bindung an sie ist der Zeitpunkt maßgeblich, in dem die Verfügung errichtet oder aufgehoben worden ist.
§C Formgültig ist eine Verfügung von Todes wegen, wenn die Form einem nach § A, § B oder nach Art 1 bis 7 des Haager Übereinkommens über das auf die Form letztwilliger Verfügungen anzuwendende Recht vom 5. 10. 1961 geltenden Recht entspricht.
§D Hat der Erblasser nach dem Recht des Staates, dem er angehört hat, die Testierfähigkeit erlangt, so behält er sie auch dann, wenn er nach dem Recht, das für die Gültigkeit einer von ihm errichteten oder aufgehobenen Verfügung von Todes wegen gilt, nicht das erforderliche Alter erreicht hat. Beiträge), Beck'sche Schwarze Reihe, Bd 108, 1974; FERID, Le rattachement autonome de la transmission successorale en droit international privé, Ree 1974 II 71; Ders, Der Erbgang als autonome Größe im Kollisionsrecht, Fs Cohn ( 1975) 31 ; LORENZ, Zur Struktur des internationalen Privatrechts, Schriften zum Internationalen Recht, Bd 6 (1977); KOHNE, IPR-Gesetz-Entwurf (nebst Begründung) (1980); NEUHAUS-KROPHOLLER, Vorschläge zur Reform des deutschen IPR, Zum Entwurf eines IPR-Gesetzes, RabelsZ 44 (1980) 326; DOPPEL-SIEHR (Federführung), Thesen des Instituts zur Reform des Internationalen Privat- und Verfahrensrechts, ebenda 344; DOPFFEL-DROBNIG-SIER, Reform des deutschen IPR, Kolloquium im Institut vom 19.-21. 6. 1980, Studien zum ausländischen und IPR 2(1980); BEITZKE, Vorschläge und Gutachten zur Reform des deutschen internationalen Personen-, Familien- und Erbrechts, vorgelegt im Auftrag der 1. Kommission des Deutschen Rates für internationales Privatrecht (Materialien zum ausl. und intern. Privatrecht, Bd 30, 1981); HENRICH, Zum Stand der deutschen IPR-Reform, IPRax 1 9 8 1 , 1.
Schlußbericht der Expertenkommission zum Gesetzesentwurf eines schweizerischen IPR-Gesetzes, Schweizer Studien zum Internationalen Recht, Bd 13 (1979); ebenda Bd 14 (1979): Freiburger Kolloquium über den schweizerischen Entwurf (Freiburg, 27./28. 4. 1979). (225)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 464
Einfiihrungsgesetz
Nachlaßverfahren §E (1) Gehören zu einer Erbschaft, für die ausländisches Recht gilt, Gegenstände, die sich im Inland befinden, so kann die Erteilung eines Erbscheins oder Testamentsvollstreckerzeugnisses für diese Gegenstände verlangt werden. Dies gilt auch dann, wenn die Erteilung eines Erbscheins oder Testamentsvollstreckerzeugnisses für die ganze Erbschaft verlangt werden kann. (2) Ein Gegenstand, für den von einer deutschen Behörde ein zur Eintragung des Berechtigten bestimmtes Buch oder Register geführt wird, gilt als im Inlande befindlich. Ein Anspruch gilt als im Inlande befindlich, wenn für die Klage ein deutsches Gericht zuständig ist.
§F §§ 1960 bis 1962 BGB gelten auch für Nachlässe, die ausländischem Recht unterliegen.
§G § 2369 BGB und Art. 28 EGBGB werden aufgehoben, desgleichen Art. 26 EGBGB.
n. In das FGG sind aufzunehmen:
In 1. a) b) 2. 3.
§A Nachlaßsachen sind die deutschen Gerichte international zuztändig: wenn der Erblasser im Zeitpunkt seines Todes sich in Deutschland gewöhnlich aufgehalten oder Deutscher gewesen ist oder wenn sich Nachlaßgegenstände im Inland befinden (I § E) oder wenn ein Bedürfnis der Fürsorge durch ein deutsches Gericht besteht.
§B Die Anerkennung einer ausländischen Maßregel in Nachlaßsachen ist ausgeschlossen: 1. wenn die Gerichte oder Behörden des ausländischen Staates nach deutschem Recht nicht international zuständig sind; 2. wenn die Anerkennung gegen die öffentliche Ordnung verstößt.
Für die Ehewirkungen lauten die Vorschläge: § A Für die Wirkungen der Ehe gilt der Reihe nach das Recht des Staates, 1. dem beide Ehegatten angehören, 2. dem beide Ehegatten während der Ehe zuletzt angehört haben, vorausgesetzt, daß einer von ihnen diesem Staat noch angehört, 3. in dem sich beide Ehegatten gewöhnlich aufhalten, 4. in dem sich beide Ehegatten während der Ehe zuletzt gewöhnlich aufgehalten haben, vorausgesetzt, daß sich einer von ihnen dort noch aufhält, 5. zu dem die Ehegatten die engste Beziehung haben.
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(226)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 465
§B (1) Die Ehegatten können vor oder nach der Eheschließung vereinbaren, daß für die güterrechtlichen Verhältnisse eines der folgenden Rechte gelten soll: 1. das Recht des Staates, dem einer der Ehegatten im Zeitpunkt der Rechtswahl angehört, 2. das Recht des Staates, in dem sich einer der Ehegatten im Zeitpunkt der Rechtswahl gewöhnlich aufhält. (2) Die Ehegatten können auch jedes ihrer Grundstücke dem Recht seines Belegenheitsortes unterstellen. (3) Die Rechtswahl muß ausdrücklich erfolgen und den Formerfordernissen für Eheverträge entsprechen, die entweder das nach § A maßgebende Recht oder das gewählte Recht oder das Recht am Ort der Rechtswahl vorsehen. Sie muß jedoch mindestens schriftlich erfolgen, datiert und von beiden Ehegatten unterschrieben sein.
§C Wird für die Wirkungen der Ehe deutsches Recht maßgebend, so gilt, falls ein Güterstand vereinbart war, für dieses das bisherige Recht weiter. b) I P R - G e s e t z e n t w u r f (KÜHNE)
465
Ende 1 9 7 9 hat G U N T H E R K Ü H N E im Auftrag des BMJ in Bonn den „Entwurf eines Gesetzes zur Reform des internationalen Privat- und Verfahrensrechts (IPRGesetz)" nebst Begründung vorgelegt, der neben einigen Regelungen zu allgemeinen Fragen des IPR seinen Schwerpunkt in der Reformierung des Personen-, Familienund Erbrechts, aber auch des internationalen Verfahrensrechts auf diesen Gebieten hat. Der Entwurf wurde auf der Grundlage der überarbeiteten Vorschläge des Deutschen Rates erstellt. Der Entwurf hält im internationalen Erbrecht am letzten Heimatrecht des Erblassers als Anknüpfungspunkt fest. Er räumt jedoch mit gewissen Einschränkungen, die über die Vorschläge des Deutschen Rates für Internationales Privatrecht hinausgehen, eine Wahlmöglichkeit zwischen mehreren Rechten ein. Im Ehegüterrecht hält er am Grundsatz der Unwandelbarkeit fest, stellt jedoch den Ehegatten in beschränktem Umfang die Wahl des Güterrechtsstatuts frei. Wortlaut des Entwurfs (Auszug) Erstes Kapitel: Internationales Privatrecht Vierter Abschnitt: Erbrecht § 29 Rechtsnachfolge von Todes wegen (1) Für die Rechtsnachfolge von Todes wegen gilt das von dem Erblasser gewählte Recht, in Ermangelung eines solchen das Recht des Staates, dem der Erblasser im Zeitpunkt des Todes angehört. (2) Der Erblasser kann als das für die Rechtsnachfolge von Todes wegen geltende Recht wählen: 1. das Recht des Staates, dem er im Zeitpunkt der Rechtswahl angehört, oder 2. das Recht des Staates, in dem er sich im Zeitpunkt der Rechtswahl gewöhnlich aufhält, oder 3. das Recht, das für die güterrechtlichen Wirkungen seiner Ehe gilt, sofern er im Zeitpunkt der Rechtswahl verheiratet ist, oder 4. hinsichtlich des unbeweglichen Vermögens das Recht des jeweiligen Belegenheitsortes. (3) Die Wahl des anwendbaren Rechts muß ausdrücklich und in der Form einer Verfügung von Todes wegen erfolgen. (227)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 465
Einführungsgesetz
§30 Gesetzliche Anknüpfung der Rechtsnachfolge von Todes wegen bei verheirateten Erblassern Ist der Erblasser zur Zeit seines Todes verheiratet gewesen und galt zu diesem Zeitpunkt für die güterrechtlichen Wirkungen der Ehe das nach § 15 Absatz 1 2. Halbsatz maßgebende Recht, so gilt dieses Recht auch für die Rechtsnachfolge von Todes wegen, sofern die nach § 15 Absatz 1 2. Halbsatz in Verbindung mit § 14 ausschlaggebende Anknüpfung auch im Zeitpunkt des Todes bestanden hat. §31 Verfügungen von Todes wegen (1) Für die Gültigkeit einer Verfügung von Todes wegen und für die Bindung an sie ist der Zeitpunkt maßgeblich, in dem die Verfügung errichtet oder aufgehoben worden ist. (2) Formgültig ist eine Verfügung von Todes wegen, wenn die Form einem nach Absatz 1, den §§29 Absatz 1 und 2, 30 oder nach Art 1 bis 7 des Haager Übereinkommens über das auf die Form letztwilliger Verfügungen anzuwendende Recht vom 5. 10. 1961 geltenden Recht entspricht. (3) Hat der Erblasser nach dem Recht des Staates, dem er angehört, oder, falls er verheiratet gewesen ist, nach dem gemäß § 30 geltenden Recht die Testierfähigkeit erlangt, so behält er sie auch dann, wenn er nach dem für die Gültigkeit einer von ihm errichteten oder aufgehobenen Verfügung von Todes wegen geltenden Recht nicht das erforderliche Alter erreicht hat. Zweites Kapitel: Internationales Verfahrensrecht Zweiter Abschnitt §33 Änderung des Gesetzes für die Angelegenheiten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit Eingefügt werden: § 16 a Die Anerkennung einer ausländischen Entscheidung ist ausgeschlossen, wenn 1. die Gerichte oder Behörden des ausländischen Staates nach deutschem Recht nicht international zuständig sind, 2. die Anerkennung der Entscheidung der öffentlichen Ordnung, insbesondere den Grundrechten der Verfassung, widerspräche. § 74 a In Nachlaßsachen sind die deutschen Gerichte international zuständig: 1. wenn der Erblasser im Zeitpunkt seines Todes a) sich in Deutschland gewöhnlich aufgehalten hat, oder b) Deutscher gewesen ist oder 2. wenn sich Nachlaßgegenstände im Inland befinden (§ 2369 BGB) oder 3. wenn ein Bedürfnis der Fürsorge durch ein deutsches Gericht besteht, insbesondere in den Fällen des § 1962 a BGB. Drittes Kapitel: Änderung sonstiger Vorschriften §34 Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches Das Bürgerliche Gesetzbuch wird wie folgt geändert: 1. § 1409 erhält folgende Fassung: (1) Der Güterstand kann nicht durch Verweisung auf ein nicht mehr geltendes Recht bestimmt werden. Karl Firsching
(228)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 465
(2) Für die Bestimmung des Güterstandes durch Verweisung auf ein ausländisches Recht findet § 15 Absatz 2 des Gesetzes zur Reform des internationalen Privat- und Verfahrensrechts entsprechende Anwendung. 2 3. Nach § 1962 wird folgender § 1962 a eingefügt: § 1962 a Die Bestimmungen der §§ 1960 bis 1962 gelten auch für Nachlässe, die ausländischem Recht unterliegen. 4. § 2369 Absatz 1 erhält folgende Fassung: (1) Gehören zu einer Erbschaft, für die ausländisches Recht gilt, Gegenstände, die sich im Inland befinden, so kann die Erteilung eines Erbscheins für diese Gegenstände verlangt werden. Dies gilt auch dann, wenn die Erteilung eines Erbscheins für die ganze Erbschaft verlangt werden kann.
Für die Ehewirkungen besagt der Entwurf: § 14 Persönliche Ehewirkungen (1) Für die persönlichen Wirkungen der Ehe, insbesondere den Namen der Ehegatten, gilt der Reihe nach das Recht des Staates, 1. dem beide Ehegatten angehören, 2. dem beide Ehegatten während der Ehe zuletzt angehört haben, vorausgesetzt, daß einer von ihnen diesem Staat noch angehört, 3. in dem beide Ehegatten sich gewöhnlich aufhalten, 4. in dem beide Ehegatten sich während der Ehe zuletzt gewöhnlich aufgehalten haben, vorausgesetzt, daß einer von ihnen sich dort noch gewöhnlich aufhält. (2) Verlieren beide Ehegatten während der Ehe die nach Absatz 1 Nr. 1 oder 2 für die persönlichen Wirkungen der Ehe maßgebende inländische Staatsangehörigkeit, so können sie für die Zeit bis zum Erwerb einer gemeinsamen Staatsangehörigkeit das inländische Recht wählen. (3) Die gleiche Befugnis steht den Ehegatten zu, wenn die Voraussetzungen des Absatz 1 Nr. 1 und 2 nicht vorliegen und einer der Ehegatten die inländische Staatsangehörigkeit besitzt. (4) Die Aufhebung einer Wahl nach Absatz 3 ist zulässig, sobald der Ehegatte, der im Zeitpunkt der Wahl die inländische Staatsangehörigkeit besaß, diese verliert. (5) Die Wahl sowie ihre Aufhebung müssen ausdrücklich erfolgen und bedürfen der notariellen Beurkundung. (6) Erfolgt die Wahl innerhalb von drei Monaten nach Eintritt ihrer Voraussetzungen, so wirkt sie auf diesen Zeitpunkt zurück. Für eine Aufhebung gilt dies entsprechend.
§15 Eheliches Güterrecht (1) Für die güterrechtlichen Wirkungen der Ehe gilt das von den Ehegatten gewählte Recht, in Ermangelung eines solchen das bei Beginn der Ehe für deren persönliche Wirkungen geltende Recht. (2) Die Ehegatten können als das für die güterrechtlichen Wirkungen ihrer Ehe geltende Recht wählen: 1. das Recht des Staates, dem einer der Ehegatten angehört, oder 2. das Recht des Staates, in dem einer der Ehegatten sich gewöhnlich aufhält, oder 3. hinsichtlich des unbeweglichen Vermögens das Recht des jeweiligen Belegenheitsortes. (3) Die Wahl des anwendbaren Rechts muß ausdrücklich erfolgen und den Formerfordernissen für Eheverträge entsprechen, die entweder das gewählte Recht oder das Recht am Ort der Rechtswahl vorsieht. Sie muß mindestens schriftlich erfolgen. (229)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 466
Einfnhningsgesetz
Für das internationale Erbrecht bedeutsam ist weiter § 4 des Entwurfes: §4 Mehrstaater Soweit auf das Recht des Staates verwiesen wird, dem eine Person angehört, ist bei mehrfacher Staatsangehörigkeit das Recht desjenigen Staates maßgebend, mit dem die Person am engsten verbunden ist.
466 c) Stellungnahme Die Reform steht unter einem unglücklichen Stern. Das bisherige erbrechtliche deutsche IPR-System hat sich im großen und ganzen bewährt. Es ist übersichtlich und gewährleistet im Normalfall die so dringend erforderliche Voraussehbarkeit und Rechtssicherheit. Reformieren sollte man nur dort, wo ein Bedürfnis dazu besteht. So gesehen sind die Schwerpunkte falsch gesetzt. Die aus ideologischen Gründen in den Mittelpunkt gerückte Parteiautonomie (dazu Vorbem 193 ff) bringt im Erbrecht nur Verwirrung, zudem ermöglicht sie es, Pflichtteilsrechte zu umgehen. Zur Kritik s Vorbem 209. Es sollte zu denken geben, daß im Jahre 1975 in den USA der Joint Editorial Board sec 2-602 des Uniform Probate Code (Modellgesetz - Wortlaut: ULA Bd 8; F e r i d - F i r s c h i n g US-Texte II Nr 10), der bisher die Rechtswahl uneingeschränkt zuließ, änderte und ihm folgende Form gab: Section 2-602 Choice of Law as to Meaning and Effect of Wills The meaning and legal effect of a disposition in a will shall be determined by the local law of a particular state selected by the testator in his instrument unless the application of that law is contrary to the provisions relating to the elective share described in Part 2 of this Article, the provisions relating to exempt property and allowances described in Part 4 of this Article, or any other public policy of this State otherwise applicable to the disposition.
Damit kann das Pflichtteilsrecht (elective share), der Freiteil und Unterhalt für die Familie nicht durch eine Rechtswahl umgangen werden. Praktisch läuft dies darauf hinaus, daß man lediglich eine materiellrechtliche Verweisung (dazu Vorbem 217) gestattet, eine solche ist im deutschen System jedoch immer möglich. Zu den schweizerischen Vorstellungen s Art 91 Abs 2 IPRG-Entwurf (s Vorbem 468). Auch das neue österreichische IPR-Gesetz von 1978 hat die Zulassung einer Rechtswahl abgelehnt. Für die Regelung des § 30 (gesetzliche Anknüpfung der Rechtsnachfolge von Todes wegen bei verheirateten Erblassern) besteht kein anerkennenswertes Bedürfnis. Unglücklich sind die Vorschläge zu § 16 a (dazu Vorbem 340) und § 74 a FGG (dazu Vorbem 324-328), unglücklich der Vorschlag zu § 4 (Mehrstaater) - dazu Vorbem 2, unglücklich der Vorschlag, Art 28 EGBGB zu streichen (dazu Vorbem 356 ff). Streicht man Art 28, so ändert man dadurch nichts an der Rechtswirklichkeit (der deutsche Gesetzgeber ist hier machtlos), den Interessen der Beteiligten (wichtig ua für die Auseinandersetzung des Nachlasses) ist durch eine Augenwischerei wenig gedient. Richtig sind die Vorschläge zur Streichung von Art 24 Abs 2 EGBGB (Haftung für Nachlaßverbindlichkeiten nach dem Wohnsitzrecht eines deutschen Erblassers, falls dieser mit Wohnsitz im Ausland verstorben), von Art 25 Abs 2 EG (NichtÜbernahme des „Privilegium germanicum") sowie von Art 26 EG (im Ausland eröffneter Nachlaß). In der Praxis spielen diese Bestimmungen kaum eine Rolle, bzw erschweren nur die Beurteilung der Rechtslage. Die crux des internationalen Erbrechts liegt in den Schwierigkeiten der Nachlaßabwicklung; dazu gibt der Entwurf keine Hilfestellung. Man wird ihm dies nicht Karl Firsching
(230)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 467
anlasten. I P R - N o r m e n darüber sind w e n i g nützlich, es ist Sache der Rechtsprechung, damit selbst fertig zu werden. Wirkliche A b h i l f e k ö n n t e nur eine Vereinheitlichung der I P R - N o r m e n nationaler Staaten auf breiter Basis oder die Schaffung v o n Einheitsrecht bringen. Wünschenswert h i n g e g e n wäre die Zulassung der R e v i s i o n auch für A n w e n d u n g ausländischen R e c h t s in d e m U m f a n g , w i e sie im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit geübt wird.
2 . In Frankreich
467
D i e C o m m i s s i o n de réforme du C o d e Civil hat m e h r e r e G e s e t z e s v o r e n t w ü r f e für die Kodifikation des I P R ausgearbeitet - dazu vor Art 1 2 R z 4 7 ( 1 0 . / l l . A u f l ) . D e r dritte Entwurf (avant projet Jacques F O Y E R 1 9 6 7 ) - veröffentlicht R e v crit 1 9 7 0 , 8 4 1 deutsche U b e r s e t z u n g durch R E I C H E L T Z f R v g l 1 9 7 1 , 2 5 0 ff - enthält, soweit hier v o n Belang - folgende Bestimmungen: Art 1: Art 3 CC erhält folgende Fassung:
Art 3 Les lois de police et de sûreté s'appliquent à l'exclusion des lois étrangères. Sous cette réserve, l'application respective de la loi française et de la loi étrangère est régie par le Livre IV du présent Code. Art 2: Art 11 CC erhält folgende Fassung:
Art 11 L'étranger jouit en France des mêmes droits que les nationaux, à l'exception des droits politiques et de ceux qui lui sont expressément refusés. Les personnes morales sont à cet égard assimilées aux personnes physiques, sous réserve des limitations supplémentaires qui leur seraient expressément imposées.
4. Buch Art 3: Der CC wird durch Buch 4 ergänzt: 4. Buch Art 2284 La loi étrangère s'applique compte tenu de ses règles de conflit de lois chaque fois que celles-ci conduisent à l'application, soit de la loi interne française, soit de la loi interne d'un autre Etat étranger dont les règles de conflit de lois admettent la désignation. Toutefois, en matière contractuelle et de régimes matrimoniaux, ainsi que pour la forme des actes, il n'est tenu aucun compte des régies étrangères de conflit de lois; il en est de même lorsque le testateur a opté pour sa loi nationale en application de l'article 2307.
Art 2285 Pour l'application des règles françaises de droit international privé, si une personne a plusieurs nationalités dont la nationalité française, cette dernière est seule retenue. Lorsque cette personne ne possède pas la nationalité française, seule est prise en considération sa nationalité effective. Art 2287 Les tribunaux appliquent, même d'office, les règles françaises de conflit de lois. (231)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 467
Einführungsgesetz Kapitel III Erbrecht
Art 2307 Les successions sont régies par la loi du domicile du défunt, à moins que celui-ci n'ait, par testament, expressément opté pour sa loi nationale. Toutefois, les successions portant sur des immeubles et des fonds de commerce ainsi que la transmission de ceux-ci sont régies par la loi de leur situation. L'obligation des héritiers au passif héréditaire est régie par la loi du domicile du défunt, ou s'il y a lieu, par sa loi nationale. La contribution au passif est toujours proportioneile à la valeur des éléments d'actif qui leur sont échus. (1) Die Erbfolge unterfällt dem Recht des Wohnsitzes des Erblassers, sofern dieser nicht ausdrücklich im Testament die Anwendung seines Heimatrechts gewählt hat. (2) Die Erbfolge in den unbeweglichen Nachlaß und in Handelsgeschäfte sowie deren Übergang unterfällt dem Recht der belegenen Sache. (3) Die Verpflichtung der Erben gegenüber dem Erbschaftsgläubiger unterfällt dem Recht des Wohnsitzes des Erblassers oder gegebenenfalls dessen Heimatrecht. (4) Die Beteiligung der Erben an den Passiven steht immer im Verhältnis zum Wert der ihnen zugefallenen Aktiven.) Art 2308 Le testateur peut se référer à une loi différente de celle qui est applicable en vertu de l'article précédent sous la réserve des règles impératives de la loi régissant la succession. (Der Erblasser kann in Abweichung von der im vorhergehenden Artikel niedergelegten Regelung, jedoch nur im Rahmen des zwingenden Rechts des Erbstatutes, die Anwendung eines anderen Rechts bestimmen.) Art 2309 Si un cohéritier français a été désavantagé dans le partage des biens situés à l'étranger en raison de sa seule qualité d'étranger, il peut prélever sur les biens situés en France une part équivalente à celle dont il a été ainsi privé. (Ein französischer Miterbe, der bei der Verteilung von im Ausland gelegenen Nachlaß nur aufgrund seiner Ausländereigenschaft benachteiligt worden ist, kann von dem in Frankreich gelegenen Nachlaß einen entsprechenden Teil für sich beanspruchen.) Kapitel IV Ehegüterrecht Art 2310 Le régime matrimonial est déterminé par la loi de la nationalité commune des époux au moment du mariage, ou à défaut par celle du premier domicile matrimonial. Toutefois, il est soumis à la loi à laquelle les parties ont entendu se référer lorsque les époux on entendu se référer lorsque les époux ont fait un contrat de mariage, et que la situation présente un caractère international soit en raison de la nationalité et du domicile des futurs époux au moment de la conclusion du contrat, soit parce que les futurs époux se sont installés à l'étranger conformément à l'intention qu'ils avaient manifestée lors de la conclusion du contrat. Art 2311 Deux époux étrangers domiciliés en France ou deux époux français, quelles que soient les dispositions de la loi régissant leur régime matrimonial, peuvent modifier celui-ci ou même en changer entièrement conformément à la loi française. Karl Firsching
(232)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Vorbem zu Art 24-26 468
Z u m Entwurf s FOYER, L e nouvel avant-projet de réforme du D r o i t int. privé français, Clunet 1 9 7 1 , 3 1 ; REICHELT, D e r n e u e französische I P R - E n t w u r f , Z f R vgl 1971, 249.
3 . In der SchweizD a s schweizerische I P R ist nur teilweise und in schwer faßlicher F o r m im Bundesgesetz betreffend die zivilrechtlichen Verhältnisse der Niedergelassenen und Aufenthalter v 25. 6. 1891, S R 2 1 1 . 4 3 5 . 1 niedergelegt. N a c h m e h r e r e n V e r s u c h e n es z u s a m m e n h ä n g e n d zu kodifizieren, beauftragte der Bundesrat 1 9 7 3 eine E x p e r t e n kommission, e i n e n e n t s p r e c h e n d e n Entwurf auszuarbeiten. Sie legte 1 9 7 8 d e m Schweizerischen Bundesministerium für Justiz den Entwurf für ein Bundesgesetz über das internationale Privatrecht (IPR-Gesetz) nebst Begleitbericht vor. D e r Entwurf ist veröffentlicht in B d 12 der Schweizer Studien z u m Internationalen Recht, herausg e g e b e n v o n der Schweizerischen Vereinigung für Internationales R e c h t 1 9 7 8 . D a z u Schlußbericht der E x p e r t e n k o m m i s s i o n ( B d 13 e b e n d a - [ 1 9 7 9 ] ) s o w i e Freiburger K o l l o q u i u m über den Entwurf ( B d 14 e b e n d a - [ 1 9 7 9 ] ) . Wortlaut des Entwurfes (soweit hier von Belang)
I. Zuständigkeit 1. Bei letztem Wohnsitz in der Schweiz
2.
Heimatzuständigkeit
3. Zuständigkeit am Lageort
Artikel 87 1. Die schweizerischen Behörden am letzten Wohnsitz des Erblassers sind für das Nachlaßverfahren und die erbrechtlichen Streitigkeiten zuständig. 2. Ihre Zuständigkeit erstreckt sich nicht auf unbewegliches Vermögen, für das dessen Lagestaat die ausschließliche Zuständigkeit beansprucht. Artikel 88 1. War der Erblasser Schweizer Bürger mit letztem Wohnsitz im Ausland und befaßt sich die zuständige ausländische Behörde nicht oder nur ungenügend mit seinem in- oder ausländischen Nachlaß oder mit Teilen davon, so sind hierfür die schweizerischen Behörden am Heimatort zuständig. 2. Diese Behörden sind auch zuständig für alles in der Schweiz gelegene Vermögen eines Schweizer Bürgers mit letztem Wohnsitz im Ausland, wenn er dieses Vermögen oder seinen gesamten Nachlaß in einer Verfügung von Todes wegen der schweizerischen Zuständigkeit oder dem schweizerischen Recht unterstellt hat. Artikel 89 1. War der Erblasser Ausländer mit letztem Wohnsitz im Ausland und befaßt sich die zuständige ausländische Behörde nicht oder nur ungenügend mit dem in der Schweiz gelegenen Nachlaß oder mit Teilen davon, so sind hierfür die schweizerischen Behörden am Lageort dieses Vermögens zuständig. 2. Liegen Teile des Nachlasses an verschiedenen Orten in der Schweiz, so ist die zuerst angerufene Behörde zuständig.
4. Sichernde
(233)
Maßnahmen
Artikel 90 Hatte der Erblasser seinen letzten Wohnsitz im Ausland und befinden sich Teile seines Nachlasses in der Schweiz, so treffen die Behörden an deren Lageort die zur Sicherung notwendigen Maßnahmen. Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 468
II. Anwendbares Recht 1. Bei letztem Wohnsitz in der Schweiz
Einfiihrungsgesetz Artikel 91 1. Hatte der Erblasser seinen letzten Wohnsitz in der Schweiz, so wird er nach schweizerischem Recht beerbt. 2. Der Erblasser kann jedoch den Nachlaß dem Recht eines Staates unterstellen, dessen Angehöriger er ist. Die Unterstellung fällt dahin, wenn er im Zeitpunkt des Todes die Angehörigkeit dieses Staates nicht mehr besitzt oder wenn er auch Schweizer Bürger ist. Ohne Rücksicht auf die Unterstellung können der überlebende Ehegatte und die Nachkommen sich auf den Pflichtteil nach schweizerischem Recht berufen, wenn ihre berechtigten Erwartungen verletzt werden. 3. Das gewählte Recht muß eindeutig aus einer Verfügung von Todes wegen hervorgehen.
2. Bei letztem Wohnsitz im Ausland
3. Geltungsbereich des Erbstatuts
4. Nachlaßschulden
5. Form
6. Verfügungsfähigkeit
Artikel 92 1. Soweit nach Artikel 88 die schweizerischen Behörden am Heimatort zuständig sind, wird ein Schweizer Bürger mit letztem Wohnsitz im Ausland nach schweizerischem Recht beerbt. 2. Für den Nachlaß anderer Erblasser mit letztem Wohnsitz im Ausland bezeichnet das Kollisionsrecht ihres letzten Wohnsitzes das anwendbare Recht.
Artikel 93 1. Das auf den Nachlaß anwendbare Recht bestimmt, welche Maßnahmen im Nachlaßverfahren zulässig sind und unter welchen Voraussetzungen sie getroffen werden können. Die Durchführung solcher Maßnahmen richtet sich nach dem Recht der zuständigen Behörde. 2. Genügt das anwendbare ausländische Recht nicht, so können die schweizerischen Behörden ergänzende Maßnahmen nach schweizerischem Recht treffen.
Artikel 94 1. Die Haftung des Nachlaßvermögens und der Erben für Nachlaßschulden richtet sich nach dem auf den Nachlaß anwendbaren Recht. 2. Eine weitergehende Haftung des Nachlaßvermögens, die das Recht am letzten Wohnsitz des Erblassers einem Gläubiger gewährt, ist vorbehalten.
Artikel 95 1. Für die Form letztwilliger Verfügungen gilt das Haager Übereinkommen vom 5. Oktober 1961 über das auf die Form letztwilliger Verfügungen anwendbare Recht. 2. Das Übereinkommen gilt sinngemäß für die Form anderer Verfügungen von Todes wegen.
Artikel 96 Eine Person kann gültig von Todes wegen verfügen, wenn sie entweder nach dem Recht am Wohnsitz oder am gewöhnlichen Aufenthalt oder nach dem Recht eines Staates, dem sie angehört, verfügungsfähig ist. Karl Firsching
(234)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften 7. Erbverträge
8. Andere Fälle mehrerer Verfügender
III. Ausländische Entscheidungen und Maßnahmen
Vorbein zu Art 24-26 469, 470
Artikel 97 1. Der Vertrag, durch den jemand als Erbe oder Vermächtnisnehmer eingesetzt wird oder durch den jemand auf eine Erbschaft verzichtet, untersteht dem Recht am Wohnsitz des Erblassers zur Zeit des Vertragsabschlusses. 2. Unterstellt ein Erblasser im Vertrag die ganze Erbschaft seinem Heimatrecht, so tritt dieses an die Stelle des Wohnsitzrechtes. Artikel 98 1. Schließen mehrere Erblasser untereinander einen Erbvertrag, so gilt dieser nur so weit, als er dem Recht am Wohnsitz jedes Verfügenden entspricht. 2. Gleiches gilt auch für andere Verfügungen von Todes wegen, die unter der Bedingung getroffen wurden, daß die Verfügung von Todes wegen einer andern Person gültig ist. Artikel 99 1. Ausländische Entscheidungen, Maßnahmen und Urkunden, die den Nachlaß betreffen, sowie Rechte aus einer im Ausland eröffneten Erbschaft werden in der Schweiz anerkannt: a. wenn sie im Staat des letzten Wohnsitzes des Erblassers oder im Staat, dessen Recht er gewählt hat, ergangen, ausgestellt oder festgestellt worden sind oder in einem dieser Staaten anerkannt werden; oder b. wenn sie unbewegliches Vermögen betreffen und in dessen Lagestaat ergangen, ausgestellt oder festgestellt worden sind oder dort anerkannt werden. Zudem müssen die Voraussetzungen der Artikel 23-30 erfüllt sein. 2. Beansprucht ein Staat für unbewegliches Vermögen, das auf seinem Gebiet liegt, die ausschließliche Zuständigkeit, so werden nur dessen Entscheidungen und Maßnahmen anerkannt. 3. Sichernde Maßnahmen des Staates, in dem unbewegliches Vermögen des Erblassers liegt, werden in der Schweiz anerkannt.
Der Begleitbericht geht davon aus, daß sich von den Regeln des NAG diejenigen über 469 das Erbrecht wohl am besten bewährt haben. Damit gehe es im Erbrecht weniger um eine neue Konzeption als vielmehr darum, die bisherige Regelung zu erneuern und auszubauen, gewisse Lücken zu schließen und Präzisierungen vorzunehmen. Der Entwurf hält am Grundsatz der Nachlaßeinheit fest. Er verkennt nicht, daß die 470 Nachlaßeinheit dort ihre Grenzen findet, wo der Belegenheitsstaat nicht mehr mitmacht (dazu Art 87 Abs 2). Bei der Rechtsanwendung knüpft der Entwurf an den Wohnsitz an, unterscheidet aber zwischen den Fällen, in denen der Erblasser seinen letzten Wohnsitz in der Schweiz hatte (Art 91), und den Fällen, in denen der letzte Wohnsitz sich im Ausland befindet (Art 92). Für beide Fälle sieht er jeweils eine objektive und eine subjektive Anknüpfung vor. Bei der objektiven Anknüpfung bestimmt der Entwurf das anwendbare Recht jeweils in Funktion zur Zuständigkeit, dh er bezeichnet das Erbstatut nicht generell abstrakt, sondern immer nur insoweit, als schweizerische Eröffnungsbehörden mit dem Nachlaß befaßt sein können (dazu Begleitbericht 123). Damit wird die Unterscheidung Erbfolge- und Eröffnungsstatut bedeutsam. Welche Erbrechtsinstitute dem einen oder anderen Statut zufallen, beurteilt sich nach Art 93. (235)
Karl Firsching
Vorbem zu Art 24-26 471
Einfiihrungsgesetz
Die subjektive Anknüpfung beruht auf der Anerkennung des Prinzips einer professio iuris. Ein Ausgleich zwischen Wohnsitz- und Heimatprinzip wird damit angestrebt. Gleichzeitig soll damit auch eine gezielte Koordination zwischen dem Güter- und dem Erbrechtsstatut erreicht werden. Durch Rechtswahl beim Ehevertrag und professio iuris im Testament soll im Todesfall sichergestellt werden, daß die güterund die erbrechtliche Auseinandersetzung nach der gleichen Rechtsordnung vorgenommen wird. Nach dem Entwurf stellt der schweizerische Richter den Inhalt des ausländischen Rechts von Amts wegen fest. Für Mehrstaater besagt Art 21 Abs 1: Besitzt eine Person neben der schweizerischen noch eine andere Staatsangehörigkeit, so ist für die Begründung eines Heimatgerichtsstandes ausschließlich die schweizerische Staatsangehörigkeit maßgebend.
471 Kritisch betrachtet bringt der schweizerische Entwurf eine etwas komplizierte Lösung, die sich allerdings wohl aus dem bisherigen wenig klaren System erklärt; sie erinnert an die nunmehr in Österreich gefundene Lösung. Art 24 Ein Deutscher wird, auch wenn er seinen Wohnsitz im Ausland hatte, nach den deutschen Gesetzen beerbt. Hat ein Deutscher zur Zeit seines Todes seinen Wohnsitz im Auslande gehabt, so können die Erben sich in Ansehung der Haltung für die Nachlaßverbindlichkeiten auch auf die an dem Wohnsitze des Erblassers geltenden Gesetze berufen. Erwirbt ein Ausländer, der eine Verfügung von Todes wegen errichtet oder aufgehoben hat, die Reichsangehörigkeit, so wird die Gültigkeit der Errichtung oder der Aufhebung nach den Gesetzen des Staates beurteilt, dem er zur Zeit der Errichtung oder der Aufhebung angehörte; auch behält er die Fähigkeit zur Errichtung einer Verfügung von Todes wegen, selbst wenn er das nach den deutschen Gesetzen erforderliche Alter noch nicht erreicht hat. Die Vorschrift des Art. 11 Absatz 1 Satz 2 bleibt unberührt. E II § 2261, rev § 2386; III Art 23.
Schrifttum Siehe Vorbem zu Art 24-26.
Systematische Übersicht I. Allgemeines 1. Gesetzessystematik 1 2. Deutsche Staatsangehörigkeit 5 a) Deutsche iS des Grundgesetzes 6 b) Verfolgte 8 c) Flüchtlinge, Vertriebene 9 d) Mehrstaater 10 e) Staatenlose 11 3. Interlokale Erbfälle 12 n . Art 24 Abs 1 („Beerbung") 13 1. Erb- und Einsetzungsfähigkeit 14 a) Grundsätzliches 14
b) Einzelheiten 15 2. Lebens- und Todesvermutungen 16 3. Erbunwürdigkeit 17 4. Erbfolge aufgrund Verfügung von Todes wegen 18 a) Testament - gemeinschaftliches Testament 18 aa) Testament (Errichtung - Änderung Aufhebung) 18 a) Testierfähigkeit 18 ß) Form 19 y) Stellvertretung 24 8) Inhalt und Wirkungen 25
Karl Firsching
(236)
Art 24 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften e) Änderungen, Aufhebung des Testaments 26 bb) Gemeinschaftliches Testament 28 a ) Grundsätzliches, Form, Inhalt 28 ß) Testierfähigkeit 29 y) Stellvertretung 30 Ô) Änderung und Aufhebung 31 b) Erbverzicht 32 c) Erbvertrag 33 aa) Einseitiger E r b vertrag 33 bb) Zweiseitiger Erbvertrag 34 d) Erbvertrag - Ehevertrag 35 5. Parteiautonomie 36 6. Umfang des Erbstatuts 37 7. Güterrecht - Erbrecht 39 8. Qualifikation 40 a) Güterrecht 41 b) Anfallsrecht des Fiskus 44 c) Gewisse vor oder nach dem Erbfall getätigte Rechtsgeschäfte unter Lebenden 45 aa) Ausgleichungs- und Anrechnungspflicht 46 bb) Pflichtteilsergänzungsanspruch 47 cc) Schenkung von Todes wegen 48 dd) Erbvertrags- und testamentswidrige Schenkungen 49 ee) Erbschaftskauf 50 9. Vorfragen 51 a) Gattenerbrecht - Ehe - Ehescheidung 52 b) Güterstand 53 c) Adoption und Legitimation 54 d) Verwandtschaft des nichtehelichen Kindes 55 10. Intertemporale Fragen 56 11. Anfall und Erwerb der Erbschaft 57 12. Erbschaftsanspruch 58
1
m . Artikel 24 Abs 2 59 IV. Staatswechsel - Art 24 Abs 3 70 1. 2. 3. 4. a) b) aa) bb) cc) dd)
Gesetzliche Erbfolge 71 Pflichtteil 72 Pflichtteilsergänzungsansprüche 73 Verfügungen von Todes wegen die nach dem Staatswechsel errichteten Verfügungen von Todes wegen 74 die vor dem Staatswechsel errichteten Verfügungen von Todes wegen Testament 75 Gemeinschaftliches Testament 76 Erbvertrag 77 Erbverzicht 79
V. Die Konfliktsklausel des Art 28 EGBGB 80 VI. Verfahren 1. Streitige Gerichtsbarkeit 81 2. Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit 85
VII. Staatsverträge - Konsular- und Urkundsrecht - Doppelbesteuerungsabkommen 1. Staatsverträge 89 2. Konsular- und Urkundsrecht 90 3. Doppelbesteuerungsabkommen 91
VIII. Die Vorbehaltsklausel des ordre public 92
IX. Reformtendenzen 92 X. Recht der DDR 94
Alphabetische Übersicht Siehe Vorbem zu Art 2 4 - 2 6
I. Allgemeines 1. Gesetzessystematik
1
(dazu Vorbem 1 zu Art 24-26) Art 24 regelt den Fall, daß der Erblasser ein Deutscher ist. Abs 1 schreibt vor, daß er nach den deutschen Gesetzen beerbt wird. Die Staatsangehörigkeit ist also entscheidend. Auf den Wohnsitz des Erblassers sowie die örtliche Lage der Vermögensgegenstände kommt es nicht an. Das Staatsangehörigkeitsprinzip gilt, nicht das Domizilprinzip, noch das Prinzip der belegenen Sache. (237)
Karl Firsching
Art 24 2-5
Einfiihningsgesetz
2 Abs 2 schränkt diesen Grundsatz für den Fall ein, daß der Erblasser zZ seines Todes seinen Wohnsitz im Ausland gehabt hat. Er ordnet nämlich an, daß die Erben sich in diesem Falle in Ansehung der Haftung für die Nachlaßverbindlichkeiten auch auf die an dem Wohnsitz des Erblassers geltenden Gesetze berufen können. Abs 2 macht also hier ein Zugeständnis an das Domizilprinzip. 3 Abs 3 behandelt den Fall, daß der deutsche Erblasser früher Ausländer war. Er betrifft also einen Fall des sog Statutenwechsels. Er entscheidet hier speziell die Frage, ob der Statutenwechsel von Einfluß auf die von dem Erblasser vorher oder nachher getroffenen Verfügungen vTw ist, und bejaht diese Frage in gewissem Umfang. Rück- und Weiterverweisung des gemäß Art 24 Abs 3 maßgebenden ausländischen Rechtes sind kraft oder analog Art 27 beachtlich - Gesamtverweisung (RGZ78,234; 136,361;BGHZ45,351,352 [2. 5. 1966]; BayObLGZ 1972,383 = IPRspr 1972 Nr 128 [Weiter- und Rückverweisungl; KG RzW 1972, 135 = IPRspr 1971 Nr 113 [Rückverweisung]). Das Haager Test-Ubereinkommen von 1961 - dazu Vorbem 411 ff zu Art 24-26 - ist zu beachten. 4 Der Grundsatz der Staatsangehörigkeit wird ferner in bedeutsamer Weise durch die Konfliktsklausel des Art 28 zugunsten des Gebietsprinzips oder, wie man auch sagen kann, zugunsten des Sachstatuts eingeschränkt. So oft ein ausländisches Grundstück zu dem Nachlaß eines Deutschen gehört, ist Veranlassung gegeben, zu prüfen, ob nicht der Tatbestand des Art 28 gegeben und folglich für das Grundstück ausländisches Erbrecht maßgebend ist. Die Frage ist zu bejahen, wenn es sich um ein englisches, nordamerikanisches, französisches, belgisches, luxemburgisches usw Grundstück handelt. Es ist also eine Illusion zu glauben, daß stets, wenn der Erblasser Deutscher ist, ausschließlich deutsches Erbrecht den Nachlaß beherrsche. Dazu Vorbem 356 ff zu Art 24-26 sowie § 2369 Rz 5.
5 2. Deutsche Staatsangehörigkeit* Für Erwerb und Verlust siehe folgende Quellen: Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz v 22. 7. 1913 RGBl 583 idF v 15. 3. 1935 RGBl 593. Dazu VO v 5. 2. 1934, RGBl 85 (einheitliche Reichsangehörigkeit) sowie VO v 20. 1. 1942 RGBl 40 (Umsiedler). Die 11. VO zum Reichsbürgergesetz v 25. 11. 1941 (RGBl I 722) wurde durch KRG 1 aufgehoben. Beachte dazu Art 116 Abs 2 GG sowie die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts v 14. 2. 1968 (NJW 1968, 1037) s F I R S C H I N G , Nachlaßrecht 5 (1980) 33. Daneben treten: Die drei Gesetze zur Regelung von Fragen der Staatsangehörigkeit v 22. 2. 1955, BGBl 65 (Staatsangehörigkeit bei Sammeleinbürgerungen von Deutschen Volkszugehörigen in den Jahren 1938-1945); v 17. 5. 1956, BGBl 431 (betreffend ehemalige Reichszugehörigkeit Österreichs); v 19. 8. 1957, BGBl 1251 (Einbürgerungsanspruch von Ausländerinnen, die mit Deutschen die Ehe eingehen, sowie Einbürgerung politisch, rassisch oder religiös Verfolgter). Das Änderungsgesetz v 30. 8. 1960, BGBl 721 (Entlassung von Amtspersonen und Wehrpflichtigen). * Schrifttum: MASSFELLER, Deutsches Staatsangehörigkeitsrecht2 (1955 mit Ergänzungen 1957 und 1 9 5 8 ) ; SCHXTZEL, D e u t s c h e s S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t s r e c h t 2 ( 1 9 5 8 ) ; LICHTER-HOFFMANN, S t a a t s a n -
gehörigkeitsrecht3 (1966 mit Nachtrag 1970); MAKAROV, Deutsches Staatsangehörigkeitsrecht2 (1971); SCHLESER, Die deutsche Staatsangehörigkeit 4 (1980). Dazu die Angaben in FERID-
FIRSCHING Deutschland Grdz C Rz 12 ff; PALANDT-HELDRICH40 Vorbem 37 a vor Art 7 EGBGB.
Karl Firsching
(238)
Art 24 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
6-11
Das Änderungsgesetz v 19. 12. 1963, BGBl I 982 (Staatsangehörigkeit ehelicher Kinder deutscher Mütter). Änderungsgesetz v 8. 9. 1969, BGBl I 1581 (Einbürgerung von Ehegatten Deutscher). Bedeutsam ist die Neufassung des § 4 Abs 1 RuStAG durch Gesetz v 20. 12. 1974, BGBl I 3714 (Staatsangehörigkeit von Kindern Deutscher), zu nennen schließlich das Gesetz zur Verminderung der Staatenlosigkeit v 29. 6. 1977, BGBl 1101.
Zu den während des Krieges 1939/45 erlassenen Bestimmungen über die Staatsangehörigkeit s die Zusammenstellung in PALANDT-LAUTERBACH (6. Aufl sowie 33. Aufl); schließlich PALANDT-HELDRICH ( 4 0 . Aufl) Vorbem 7 vor Art 7 EGBGB. a) Deutsche iS des GG stehen internationalprivatrechtlich deutschen Staatsangehö- 6 rigen gleich - Art 9 Abs 2 Nr 5 Familienrechtsänderungsgesetz v 11. 8. 1961 BGBl I 1222- gilt für alle Erbfälle ab Inkrafttreten des Grundgesetzes. Zur Rechtslage für kollektiv eingebürgerte Volksdeutsche s die oben Rz 1 angegebe- 7 nen Quellen, dazu PALANDT-HELDRICH40 Vorbem 7 a aa vor Art 7 EGBGB. b) Vor dem 8. 5. 1945 verstorbene Verfolgte, denen zwischen dem 30. 1. 1933 und 8 dem 8. 5. 1945 die deutsche Staatsangehörigkeit aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen entzogen worden ist, sind nach den Grundsätzen zu beurteilen, die das Bundesverfassungsgericht in seiner Entscheidung v 14. 2. 1968 (BVerfGE 23, 98 = NJW 1968, 1036 = JZ 1968, 422 mit krit Anm MAKAROV, ebenda 559) entwickelt hat. Dazu DIRK MÜLLER RabelsZ 1968, 6 7 6 . Einzelheiten s FIRSCHING, Nachlaßrecht 5 (1980) 33 ff.
c) Flüchtlinge und Vertriebene fallen unter das Abkommen über die Rechtsstellung 9 der Flüchtlinge v 28. 7. 1951, BGBl 1953, II 559 (in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft seit 24. 12. 1953, s BGBl 1953 II 559). Dazu Protokoll v 31. 1. 1967, BGBl 1969 II 1294 sowie §§ 28, 44 Ausländergesetz v 28. 4. 1965, BGBl I 353. Die erbrechtliche Kollisionsnorm enthält Art 12, wonach sich das Personalstatut jedes Flüchtlings nach dem Recht des Landes seines Wohnsitzes oder, in Ermangelung eines Wohnsitzes, nach dem Recht seines Aufenthaltslandes beurteilt. Das Abkommen erfaßt nicht deutsche Staatsangehörige und auch nicht die unter Art 116 GG fallenden Volksdeutschen Vertriebenen (für sie gilt Art 9 Abs 2 Nr 5 Familienrechtsänderunsgesetz v 11. 8. 1 9 6 1 - s oben Rz 6), wohl aber politisch verfolgte Ausländer, die nach § 28 AusländerG als Asylberechtigte anerkannt wurden - dazu § 44 AusländerG. Minderjährige eheliche Kinder, die ihre Staatsangehörigkeit von einem Flüchtling iS des Art 1 des Abkommens herleiten, fallen unter dieses (BayObLGZ 1974, 95; 1975, 291). Das Flüchtlingsabkommen erfaßt, kollisionsrechtlich gesehen, nicht nur die erbrechtlichen, sondern auch güterrechtlichen Rechtsverhältnisse des von ihm umrissenen Personenkreises. Einzelheiten zu den Flüchtlingsabkommen geben FERID DNotZ 1954, 3 5 0 ; MEZGER JZ
1954, 6 6 3 ff; SEIDL-HOHENVELDERN, FS Schätzel ( 1 9 6 0 ) 4 4 1 ;
Nachlaßrecht 5 (1980) 35 ff, 50.
FIRSCHING,
d) Mehrstaater - dazu Vorbem 2 zu Art 24-26. 10 e) Staatenlose Erblasser fallen unter Art 29 EG (Neufassung 1938). Zum Zuge 11 kommt das Recht des letzten gewöhnlichen - subsidiär schlichten - Aufenthaltsortes (einschl Kollisionsnormen). Für Erbfälle ab 24. 1. 1977 jedoch greift weitgehend das UN-Übereinkommen über die Rechtsstellung der Staatenlosen v 28. 9. 1954 BGBl 1976 II 473; 1977 II 235 ein, das anstelle des Aufenthaltsortes den Wohnsitz, subsidiär den Aufenthalt setzt. (239)
Karl Firsching
Art 24 12-16
Einlühniiigsgesetz
12 3. Interlokale Erbfälle Nach wie vor ist für alte Erbfälle die VO v 5. 2. 1934 RGBl 85 (Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G Deutschland, Gesetzestexte I Nr 2), die an die Niederlassung anknüpfte, von besonderer Bedeutung. Die später folgende VO über den Anwendungsbereich erbrechtlicher Vorschriften v 12. 12. 1941 RGBl I 765 (Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G Bd 1 Deutschland, Gesetzestexte I Nr 3) knüpfte an den Wohnsitz an. Dazu L E M M E N S DNotZ 1942, 321. Die VO ist heute gegenstandslos. Im Verhältnis zur DDR wendet man die Regeln des deutschen IPR sinngemäß an. Einzelheiten s Rz 94.
13 n . Art 24 Abs 1 („Beerbung") Die Worte „wird . . . beerbt" sind im weitesten Sinn zu verstehen. Ihre Sinnbestimmung, die sog Qualifikation, ist Sache des deutschen Gesetzgebers - dazu Vorbem 226 zu Art 24-26 sowie unten Rz 40. Alle Fragen, die nach deutscher Auffassung erbrechtliche sind, fallen unter die in Art 24 Abs 1 aufgestellte Vorschrift. Gesetzliche Erbfolge, testamentarische Erbfolge, vertragliche Erbfolge, Vermächtnisse, Auflagen, Ernennung und Rechtsstellung des Testamentsvollstreckers, Pflichtteilsrecht, Erbverzicht, Rechte des Erben, das Verhältnis der Miterben zueinander, die Erbenhaftung usw: alles das hat Art 24 Abs 1 im Sinn. Einzelne Punkte bedürfen näherer Erörterung.
14 1. Erb- und Einsetzungsfälligkeit a) Grundsätzliches Zum Streit, nach welchem Recht sich die Erbfähigkeit der zur Erbschaft berufenen Personen richtet, s Vorbem 18,19. zu Art 24-26. Der Gedankengang zur Lösung ist: Vorbedingung für einen Erwerb von Todes wegen ist die Rechtsfähigkeit des Berufenen, diese richtet sich nach seinem Heimatrecht. Bejaht dieses die Rechtsfähigkeit, so unterfallen Erb- und Einsetzungsfähigkeit dem Erbstatut - dazu Vorbem 19, 20 zu Art 24-26. 15 b) Einzelheiten*
16 2. Lebens- und Todesvermutungen Lebens- und Todesvermutung eines zur Erbschaft Berufenen richten sich nach seinem Heimatrecht - dazu Vorbem 34, 35 zu Art 24-26. Zur Todeserklärung s Vorbem 36 zu Art 24-26 sowie Erläuterungen zu J 12 VerschG nach Art 9 (Vorauf 1). Eine Kommorientenvermutung unterfällt grundsätzlich dem Personalstatut des Berufenen - Einzelheiten s Vorbem 37-42 zu Art 24-26.
* Bezug genommen wird jeweils auf die Vorbem zu Art 24-26: Lebensfähigkeit Vorbem 21; Bürgerlicher Tod Vorbem 22; Nascituri Vorbem 23; nondum conceptus Vorbem 24 - Dem Testator nahestehende Personen Vorbem 25; Nichteheliche Kinder, insbesondere adulterini, Binubus Vorbem 26; Juristische Personen Vorbem 27; Erwerbsbeschränkungen Vorbem 30.
Karl Firsching
(240)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 24 17-21
3. Erbunwürdigkeit
17
Die Erbunwürdigkeit unterfällt dem Erbstatut - s Vorbem 43 zu Art 24-26, bei einem Deutschen also grundsätzlich dem deutschen Recht. Zur Bedeutung eines ausländischen Erbunwürdigkeitsurteils für die Vererbung des Inlandsvermögens eines deutschen Staatsangehörigen s FERID, Fs Beitzke (1979) 479.
4. Erbfolge aufgrund von Verfügung von Todes wegen
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a) Testament - gemeinschaftliches Testament aa) Testament (Errichtung - Änderung - Aufhebung) a) Testierfähigkeit Die Testierfähigkeit, die von der Geschäftsfähigkeit zu scheiden ist, beurteilt sich als Teilfrage nach dem Erbstatut, hier also grundsätzlich nach deutschem Recht Einzelheiten s Vorbem 44 ff zu Art 24-26. Zur Abgrenzung zwischen Form und Testierfähigkeit s Vorbem 45—47 zu Art 24-26.
Zum Statutenwechsel s Art 24 Abs 3 - dazu Vorbem 49-82 zu Art 24-26. Zu deutschen Reformtendenzen
s Vorbem 73, 74, 464—466 zu Art 24-26. 19
ß) Form Maßgeblich ist das TestUbk 1961 sowie Art 11 Abs 1 S 1 E G B G B - Einzelheiten s Vorbem 83 und 4 1 1 ^ 5 0 zu Art 24-26 (zum Formbegriff s Vorbem 440, 45 ff ebenda). Das bedeutet: Das Testament eines Deutschen ist formgerecht errichtet, wenn es einem der über die Anknüpfungspunkte: — Errichtungsort Staatsangehörigkeit - Wohnsitz — gewöhnlicher Aufenthalt - lex rei sitae für unbewegliches Vermögen gefundenen Recht oder dem Erbstatut (Art 11 Abs 1 S 1 E G B G B ) entspricht.
Wird auf das Ortsrecht abgestellt, so ist es gleichgültig, wenn das Ortsrecht das 20 Testament für formnichtig erklärt, weil es dem Satz locus regit actum zwingende Bedeutung beimißt, also die Beobachtung der Ortsform gebietet. Ist das Testament in einer ausländischen Form, die das TestÜbk anerkennt, errichtet, 21 so gerät es dadurch nicht etwa in sachlicher Beziehung unter die Herrschaft dieses die Form bestimmenden Rechtes. Es ist vielmehr im übrigen das Erbstatut maßgebend (dazu auch Art 11 Rz 134). Daraus folgt: (1) Hatte ein Deutscher im Ausland in ausländischer Form ein Testament errichtet, in dem er seine Verlobte einsetzt, und ist das Verlöbnis später aufgehoben worden, so ist die Frage, wie die Aufhebung des Verlöbnisses auf die Gültigkeit des Testaments (241)
Karl Firsching
Art 24 22-25
EinfShningsgesetz
einwirkt, gemäß § 2077 Abs 2 BGB zu beurteilen. In der Regel ist also das Testament als unwirksam zu erachten. Auf die abweichenden Vorschriften des die Form bestimmenden Rechtes kommt es nicht an. (2) Der Einfluß von Willensmängeln auf das im Ausland, zB in der Schweiz, von einem Deutschen in ausländischer Form errichtete Testament beurteilt sich grundsätzlich nach deutschem Recht. Daraus folgt: Die letztwillige Verfügung ist ipso iure nichtig, wenn „ihr Inhalt oder eine eingefügte Bedingung unsittlich oder rechtswidrig ist", und nicht etwa bedarf es zu ihrer Vernichtung der Ungültigkeitsklage eines Betroffenen binnen Jahresfrist, wie es die Art 519, 521 schweizerisches ZGB verlangen. (3) Hat der Deutsche im Auslande, zB in der Schweiz, in ausländischer Form ein Testament errichtet, so beurteilt sich der Einfluß eines späteren Testamentes auf das erste nach deutschem Recht, gleichgültig, ob das zweite Testament gleichfalls in der Schweiz oder ob es in Deutschland errichtet worden ist. Es gilt daher § 2258 BGB und nicht etwa der von dieser Vorschrift wesentlich abweichende Art 511 Abs 1 ZGB („Errichtet der Erblasser eine letztwillige Verfügung, ohne eine früher errichtete ausdrücklich aufzuheben, so tritt sie an die Stelle der früheren Verfügung, soweit sie sich nicht zweifellos als deren bloße Ergänzung darstellt"). (4) Hat der Deutsche durch ein in der Schweiz in der schweizerischen Form errichtetes Testament ein Gemälde oder eine bestimmte Sache dem X vermacht und dieses Bild später einem Dritten geschenkt, so ist die Unwirksamkeit des Vermächtnisses aus § 2169 BGB abzuleiten und nicht aus dem mit ihm im Grundgedanken allerdings übereinstimmenden Art 511 Abs 2 ZGB. 22 Ist den Formvorschriften des Ortsrechts nicht Genüge getan, so entscheidet das deutsche Recht, dh das Erbstatut, nicht etwa ein ausländisches Formstatut, welche rechtlichen Folgen sich an den Formmangel knüpfen (dazu die eingehenden Ausführungen zu Art 11 Rz 136 ff [10./11. Aufl]). 23 Von der Frage, ob lediglich die Form- oder auch die Formverletzungsvorschriften des Ortsrechts anwendbar sind, ist die Frage verschieden, welches Recht über die Gültigkeitsfrist des im Ausland gemäß dem ausländischen Recht errichteten Nottestaments entscheidet, ob das ausländische Ortsrecht oder das deutsche Heimatrecht. Die Entscheidung kommt dem ausländischen Ortsrecht zu (dazu Art 11 Rz 135 [10./11. Aufl]). 24 y) Stellvertretung Eine Stellvertretung ist in der Willensentschließung und in der Erklärung des Willens denkbar. Erstere unterfällt dem Erbstatut, letztere dem Formstatut - dazu Vorbem 85,86 zu Art 24-26. So gesehen kann zB auch ein Deutscher im Staate New York ein Zweizeugentestament in der Form errichten, daß er die Unterschrift durch einen anderen leisten läßt - s Beispiel Vorbem 86 ebenda. 25 5) Inhalt und Wirkungen Zulässigkeit und Wirkungen eines Testaments beurteilen sich nach dem Erbstatut, hier also grundsätzlich nach deutschem Recht. Dazu Vorbem 89-112 zu Art 24-26 mit Hinweise auf Willensmängel und ihre Folgen 89 Testierfreiheit 93 Pflichtteilsrecht 94 Pflichtteilsrecht und Parteiautonomie 96 Karl Firsching
(242)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 24 26-28
Pflichtteilsergänzungsanspruch 97 inhaltliche Erlaubtheit (Gesetzes- und Sittenverstoß) 100 Typenzwang 102 fideikommissarische Substitution 103 Vermögensverklammerung 104 Testamentsvollstreckung 106 Anwachsung 108 Auslegung 109 ebenda. e) Änderungen, Aufhebung des Testaments
26
Die Gültigkeit einer gewillkürten Aufhebung oder Änderung beurteilt sich nach dem Erbstatut (dazu Vorbem 114,115 zu Art 24-26), die Form jedoch nach demTestÜbk 1961 sowie Art 11 Abs 1 S 1 EGBGB (dazu Vorbem 430 zu Art 24-26). Erfolgt die Aufhebung kraft Gesetzes (Beispiel: Scheidung - § 2077 BGB), so ist das Erbstatut, hier also grundsätzlich deutsches Recht maßgeblich - dazu Vorbem 113 zu Art 24-26. Die Zurücknahme des Testamentes aus der amtlichen Verwahrung bedarf besonde- 27 rer Überlegung. Das TestÜbk 1961 ist darauf nicht anwendbar - s Vorbem 430 zu Art 24. Im übrigen gilt: Die formellen Vorschriften über die amtliche Verwahrung der Testamente stehen mit den auf sie bezüglichen materiellrechtlichen in nahem Zusammenhang. § 2256 BGB setzt stillschweigend voraus, daß das Testament von einer deutschen Amtsstelle verwahrt wird. Wird das Testament im Ausland errichtet, so entscheidet das ausländische Recht nicht nur, ob es in amtliche Verwahrung genommen werden muß und ob und an wen es zurückgegeben werden kann, sondern auch, wie die Rücknahme auf den Bestand des Testamentes wirkt. Beispiel Ein Deutscher testiert vor einem Notar in Wien. Später schickt er einen mit besonderer, beglaubigter Vollmacht versehenen Vertreter zu der Hinterlegungsstelle und verlangt durch diesen die Rückgabe des Testaments.
Die erste Frage ist, ob die österreichische Behörde diesem Antrag stattzugeben hat, obgleich nach § 2256 Abs 2 BGB die Rückgabe nur an den Testator persönlich erfolgen darf. Die Frage ist zu bejahen, denn dies betrifft Verfahrens- und nicht materielles Recht. Die zweite Frage ist, wie die Rückgabe an den Vertreter auf den Bestand des Testaments wirkt. Anzuwenden ist österreichisches Recht. Danach bleibt das Testament abweichend vom deutschen Recht gültig, wenn es den Erfordernissen des privatschriftlichen Testaments genügt. Wer anders entscheidet, also die Frage nach deutschem Recht beantwortet wissen will, gerät in Schwierigkeiten, denn der Gesetzgeber hat bei seiner Vorschrift nur die Fälle im Auge gehabt, die nach deutschem Recht möglich sind. Eben das spricht gegen die Richtigkeit dieses Standpunkts. bb) Gemeinschaftliches Testament a) Grundsätzliches, Form, Inhalt Im Hinblick auf Zulässigkeit und Bindung ist es auch auf IPR-Ebene notwendig, zwischen testamentum mere simultaneum, reciprocum und correspectivum zu unterscheiden - dazu Vorbem 117 zu Art 24-26. Das Erbstatut des jeweils Testierenden umgrenzt die Zulässigkeit der gemeinschaftlichen Verfügung in einer Urkunde (falls sie als Sachfrage angesehen wird), den Kreis (243)
Karl Firsching
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Art 24 29-36
Einführungsgesetz
derer, die eine solche Verfügung treffen können sowie den Inhalt (insbes Gegenseitigkeit, Wechselbezüglichkeit, Bindung) - dazu Vorbem 118-120 zu Art 24-26. Das Formstatut ergibt sich aus dem TestÜbk 1961 sowie Art 11 Abs 1 S 1 EGBGB dazu Vorbem 435-439 zu Art 24-26. Zum Statutenwechsel s Vorbem 122 zu Art 24—26. 29 ß) Testierfähigkeit Sie ist bei jedem der Testatoren gesondert zu prüfen und zwar grundsätzlich nach dem jeweiligen Erbstatut - dazu Vorbem 123, 44 ff zu Art 24-26. 30 y) Stellvertretung Die Ausführungen zu Vorbem 125, 85, 86 zu Art 24-26 gelten entsprechend. 31 8) Änderung und Aufhebung Dazu die Hinweise Vorbem 127 zu Art 24-26. 32 b) Erbverzicht Der Erbverzicht beurteilt sich nach dem Erbstatut, bei deutschem Erblasser also nach deutschem Recht (beachte jedoch Art 28) - dazu Vorbem 128-132 zu Art 24-26. Zum Staatswechsel s Vorbem 133-142 zu Art 24-26. 33 c) Erbvertrag Das deutsche Recht erkennt den Erbvertrag an, manche ausländische Rechte - dazu Vorbem 143 zu Art 24-26 - lehnen ihn ab. Dies wird insbes dann bedeutsam, wenn bei Errichtung oder Aufhebung ein Ausländer beteiligt ist. aa) Beim einseitigen Erbvertrag unterfallen Zulässigkeit, Fähigkeit zur Errichtung und Aufhebung, Inhalt und Wirkung dem Erbstatut, hier also grundsätzlich deutschem Recht; die Form untersteht Art 11 Abs 1 EGBGB. Über das Erfordernis der Geschäftsfähigkeit eines ausländischen Vertragsgegners entscheidet das Erbstatut; ob diesem Erfordernis genügt ist, ergibt sich aus Art 7 EBGBG - dazu Vorbem 144 zu Art 24-26. 34 bb) Beim zweiseitigen Erbvertrag wird jeder Partner nach seinem Personalstatut (Heimatrecht) beerbt - Einzelheiten s Vorbem 145-153 zu Art 24-26. Zum Staatswechsel s Vorbem 154—178 ebenda. Zu Erbverträgen zwischen Verlobten verschiedener Staatsangehörigkeit s Vorbem 178 ebenda. 35 d) Erbvertrag - Ehevertrag Dazu s Vorbem 179 zu Art 24-26.
36 5. Parteiautonomie Dem geltenden deutschen erbrechtlichen internationalen Privatrecht ist die Parteiautonomie fremd (BGH [29. 3. 1972] NJW 1972, 1001), eine materiellrechtliche Verweisung hingegen ist zulässig. Zum ganzen Fragenkreis sowie den Reformtendenzen s Vorbem 193-217, 464-466 zu Art 24-26 sowie Art 25 Rz 25. Karl Firsching
(244)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 24 37—40
6. Umfang des Erbstatuts
37
Unter das Erbstatut fallen aus deutscher Sicht alle mit dem Erbfall zusammenhängenden Fragen wie Berufung zur Erbschaft; Erbunwürdigkeit; Erbfähigkeit; Testierfähigkeit; Form einer Verfügung von Todes wegen nach Art 11 Abs 1 S 1 EGBGB; materielle Voraussetzungen der Errichtung einer Verfügung von Todes wegen; zulässiger Inhalt und Wirkung von Verfügung von Todes wegen; Erbvertrag; gemeinschaftliches Testament; Auslegung des Testaments; Testamentsanfechtung; Testamentsvollstreckung; Zulässigkeit und Inhalt einer Vor- und Nacherbfolge; Erbschaftserwerb; Annahme und Ausschlagung; Erbverzicht; Verhältnis der Erben zueinander; Pflichtteilsrecht; Pflichtteilsergänzungsanspruch; Zwangserbrecht des Ehegatten sowie der Abkömmlinge; Erbenhaftung; Anrechnung von Vorempfängen, Ausgleichspflicht, Anrechnung auf den Pflichtteil; Umfang des Nachlasses; Auskunftsanspruch gegen den Erbschaftsbesitzer; Befugnis des Miterben zur Einklagung von Rechten für den Nachlaß; Erbschaftsanspruch; Erbschaftskauf; Schenkung von Todes wegen; gesetzliches Erbrecht des Fiskus. Nachweise s Vorbem 219, dazu auch Vorbem 220 zu Art 24-26. Ferner: Erbersatzanspruch des nichtehelichen Kindes nach § 1934 a BGB; der Anspruch ist ein echt erbrechtlicher Anspruch, der im Interesse des Familienfriedens als Geldanspruch gegen die Erben gestaltet wurde. Nicht darunter fällt der vorzeitige Erbausgleich nach § 1934 d BGB; er hat 38 familienrechtlichen Charakter, berechnet sich nach Unterhaltsmaßstäben und dient der Erleichterung einer Existenzgründung des Kindes; er unterfällt dem Heimatrecht des Vaters zZ seiner Durchführung - analog Art 19,20 EGBGB - (übereinstimmend SIEHR FamRZ 1970, 463; JOCHEM, Das Erbrecht des nichtehelichen Kindes nach deutschem Recht bei Sachverhalten mit Auslandsberührung [1972] 69; PALANDTHELDRICH 40 A r t 2 4 A n m 3 E G B G B ; PALANDT-KEIDEL 40 § 1 9 3 4 d A n m 1). F ü r
erbrechtliche Qualifikation hingegen BEITZKE StAZ 1970, 237 und KEGEL, IPR 4 458.
7. Güterrecht - Erbrecht
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Güterrecht und Erbrecht stehen in einem engen Zusammenhang. Der Güterstand bestimmt Umfang, im deutschen Recht auch die gesetzliche Erbquote des Ehegattenerbrechts. Infolge der selbständigen kollisionsrechtlichen Anknüpfung beider Bereiche können sich Schwierigkeiten ergeben, zudem gewinnt die Qualifikationsfrage hier (schon im Hinblick auf § 1371 BGB - s Vorbem 227 zu Art 24-26 sowie nachfolgend Rz 41—43) erhöhte Bedeutung. Zur ganzen Problematik s Vorbem 222-225 zu Art 24-26.
8. Qualifikation
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Ziel ist auf erbrechtlichem Gebiet, durch Subsumtion von unter einem rechtlichen Aspekt herausgegriffenen Lebensverhältnissen unter bestimmte Sammelbegriffe das Erbstatut zu finden. Ausgangspunkt ist das Kollisionsrecht der lex fori, hier also des deutschen Rechts. Dazu BGH (12. 1. 1967) NJW 1967, 1177: „Die Vorschriften des ausländischen Rechts sind nach ihrem Sinn und Zweck zu erfassen, in ihrer Bedeutung vom Standpunkt des ausländischen Rechts zu würdigen und mit den Einrichtungen der deutschen Rechtsordnung zu vergleichen. Auf der so ermittelten Grundlage sind sie den aus den Begriffen und Abgrenzungen der deutschen Rechtsordnung aufgebauten Merkmalen der deutschen (245)
Karl Firsching
Art 24 41-45
Einfiihrungsgesetz
Kollisionsnormen, das heißt dem Begriff der Formvorschrift oder dem der materiell-rechtlichen Form, zuzuordnen."
Weitere Einzelheiten s Vorbem 226 zu Art 24-26. 41 a) Güterrecht Einzelheiten s Vorbem 227-236 zu Art 24-26. Im Zentralpunkt steht die Qualifikation von § 1371 Abs 1 BGB. Das daraus erwachsende Ausgleichsviertel ist auf kollisionsrechtlicher Ebene erbrechtlich zu qualifizieren - s Vorbem 227 zu Art 24-26). Das gleiche gilt für das right of election des anglo-amerikanischen Rechtskreises (Vorbem 236 zu Art 24-26). 42 Güterrechtlicher Natur sind fortgesetzte Gütergemeinschaft (Vorbem 228 zu Art 24-26); Gütergemeinschaften, die ihre Wirkung erst beim Tod eines Ehegatten entfalten (Vorbem 229 zu Art 24-26); Abfindungen, Anwartschaften (Vorbem 234 zu Art 24-26); Anwachsung bei Gütergemeinschaft (Vorbem 235 zu Art 24-26). 43 Bei gewissen Fallkonstellationen entstehende Disharmonien sind im Wege der Angleichung zu lösen (Vorbem 230 zu Art 24-26). 44 b) Anfallsrecht des Fiskus Das Anfallsrecht des Staates und öffentlicher Körperschaften an erblosen Nachlässen wird in den einzelnen Rechten verschieden qualifiziert. Nach deutschem Recht - bei deutschem Erbstatut - wird es in den erbrechtlichen Bereich eingeordnet. Einzelheiten s Vorbem 237-262 zu Art 24-26. Eine abweichende ausländische Qualifikation kann auch bei deutschem Erbstatut Bedeutung dann gewinnen, wenn Nachlaß im Ausland liegt; die Lösung erfolgt über Art 28 EGBGB - s Vorbem 245-247 zu Art 24-26. Zu Staatsverträgen s Vorbem 258 zu Art 24-26. 45 c) Gewisse vor oder nach dem Erbfall getätigte Rechtsgeschäfte unter Lebenden Das Gesetz sagt in Art 24, daß der Deutsche nach den deutschen Gesetzen „beerbt" wird. Das will sagen, daß für die „erbrechtlichen Verhältnisse", wie sich die Übergangsvorschrift des Art 213 EGBGB ausdrückt, die deutschen Gesetze dann maßgebend sind, wenn der Erblasser ein Deutscher ist. In manchen Fällen kann zweifelhaft sein, ob ein vor oder nach dem Erbfall getätigtes Rechtsgeschäft unter Lebenden ein erbrechtliches oder ein schuldrechtliches oder ein sachenrechtliches ist; auch hier ist die sog Qualifikation des Rechtsverhältnisses zweifelhaft. Für die Entscheidung der nachfolgend aufgeworfenen Zweifelsfragen ist das deutsche Recht als Erbstatut maßgebend, nicht etwa kommt es auf das Personalstatut eines der Beteiligten, zB im Falle des Erbschaftskaufes auf das des Verkäufers oder Käufers an. Die Abgrenzung des von dem Systembegriff „erbrechtlich" erfaßten Bereichs der Sachnormen ist, wie Vorbem 226 zu Art 24-26 dargelegt wurde, unter Berücksichtigung des rechtspolitischen Zusammenhangs den Sachnormen des Wirkungsstatuts, hier also des deutschen Erbstatuts, zu entnehmen. Die zweifelhaften Rechtsverhältnisse haben das gemeinsam, daß sie auf Rechtsgeschäften unter Lebenden beruhen, teils solchen, die vor dem Erbfall, teils solchen, die nach dem Erbfall abgeschlossen wurden. Zu den ersteren gehören die ausgleichungs- und anrechnungspflichtigen Zuwendungen, die inoffiziöse Schenkung, die in fraudem eines Erbvertrags oder eines korrespektiven Testaments erfolgten Rechtsgeschäfte sowie die Schenkungen von Todes wegen, zu den letzteren der Erbschaftskauf. Bei der Entscheidung soll von den Sonderfällen eines Staatswechsels des Erblassers abgesehen werden. Von ihnen ist unten Rz 70 ff die Rede. Karl Firsching
(246)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 24 46-51
46 aa) Ausgleichungs- und Anrechnungspflicht Ob eine von dem deutschen Erblasser gemachte Zuwendung ausgleichungspflichtig (kollationspflichtig) iS der §§ 2 0 5 0 und 2 3 1 6 oder ob sie auf den Pflichtteil gern § 2315 anzurechnen ist, bestimmt sich ausschließlich nach dem Erbstatut, also nach deutschem Recht - dazu LEWALD 8 1 ff. Nach § 2 0 5 0 Abs 1 befreit schon eine mündliche Erklärung des Zuwendenden den Empfänger von der an sich bestehenden Ausgleichungspflicht; nach § 2 0 5 0 Abs 3 begründet ebenso schon eine mündliche Erklärung eine nach dem Gesetz an und für sich nicht vorhandene Ausgleichungspflicht des Empfängers. Ob das Personalstatut des letzteren, zB einer unter Aufgabe der deutschen Staatsangehörigkeit durch Heirat zur Ausländerin gewordenen Tochter, dieser mündlichen Erklärung des Zuwendenden die gleiche Kraft beimißt, ist gleichgültig. Eine Ausgleichungspflicht tritt auch dann ein, wenn das Personalstatut des Empfängers eine Ausgleichung überhaupt nicht kennt, so das frühere türkische Recht, wie eine von LEWALD aaO angeführte Entscheidung des Kassationshofs Rom annahm. All das folgt aus der Erwägung, daß, wenn das Erbstatut darüber zu entscheiden hat, wer zu einer Erbschaft berufen ist und zu wieviel, es auch über die Ausgleichungspflicht von Vorempfängen zu bestimmen hat. bb) Pflichtteilsergänzungsanspruch (donatio inoffiziosa) 47 Der Anspruch beurteilt sich nach dem Erbstatut - dazu Vorbem 97 zu Art 24-26 hier also nach deutschem Recht (§§ 2325 ff BGB). cc) Schenkung von Todes wegen - § 2301 BGB 48 Ihre Gültigkeit ist aus ähnlichen Erwägungen wie denen zu Rz 47 angestellten nach dem Erbstatut und nicht etwa nach dem Personalstatut des Beschenkten zu beurteilen. Ebenso WERNEBURG, Erbrecht und internationales Privatrecht, BlflPR II ( 1 9 2 7 ) 4 0 8 ; a A w i e d e r u m ZITTELMANN II 9 9 7 .
dd) Erbvertrags- und testamentswidrige Schenkungen - § 2287 BGB 49 Der Beschenkte haftet dem Vertragserben oder dem Vertragsvermächtnisnehmer nach dem Personalstatut des Erblassers, hier also nach deutschem Recht. Auf sein eigenes Personalstatut kommt es nicht an. Der Grund ist auch hier wieder die Billigkeit. Das Recht des Schenkers geht dem des Beschenkten vor. So werden auch am ehesten Umgehungen vermieden. Das gleiche gilt für eine Schenkung entgegen einem korrespektiven Testament - s RGZ 58, 64. ee) Erbschaftskauf 50 Der Erbschaftskauf ist als erbrechtliches Rechtsgeschäft anzusehen - dazu Vorbem 182 zu Art 24-26 - und ist daher nach dem Erbstatut, hier also grundsätzlich nach deutschem Recht zu beurteilen.
51 9. Vorfragen Die Vorfragenproblematik - dazu Vorbem 280-284 zu Art 24—26 - spielt bei deutschem Erbstatut keine bedeutsame Rolle, lex fori und Erbstatut fallen hier (247)
Karl Firsching
Art 24 52-54
Einführungsgesetz
zusammen; zurückzugreifen ist damit dem Grundsatz nach auf das deutsche Kollisionsrecht. Daraus folgt für: 52 a) Gattenerbrecht - Ehe - Ehescheidung Ob eine Ehe besteht, die für das Gattenerbrecht nach §§ 1371, 1931 BGB Voraussetzung ist, beurteilt sich nach Art 11,13 EGBGB. Ob eine Ehe als geschieden anzusehen ist, unterfällt Art 17 EGBGB; ob eine ausländische Ehescheidung anzuerkennen ist, unterfällt § 328 ZPO, ggf iVm Art 7 FamRÄndG v 11. 8. 1961 BGBl I 1221. 53 b) Güterstand Der Güterstand, in dem ein deutscher Erblasser lebte, beurteilt sich nach Art 15 EGBGB. 54 c) Adoption und Legitimation Das deutsche Recht gewährt dem adoptierten Kind ein Erbrecht gegen den Wahlelternteil; ob aber ein gültiges Adoptiwerhältnis vorliegt, beurteilt sich nach dem in Art 11 bezeichneten Recht, dem Adoptionsstatut. Beispiel 1 Ein Deutscher adoptiert. Nimmt eine ledige 25jährige Deutsche ein minderjähriges 13jähriges französisches Kind an Kindes Statt an und stirbt sie bald darauf, so fallen Erbstatut und Adoptionsstatut zusammen. Deutsches Recht entscheidet sowohl, ob das Kind gültig adoptiert ist, als auch, ob es ein Erbrecht hat. Die Frage der Adoption wird möglicherweise von dem Richter des Staates, dem das Kind angehört, in dem Beispiel von dem französischen, anders entschieden als von dem deutschen, da sein Recht, abweichend von Art 22, ihn bei der Beurteilung nicht oder nicht ausschließlich deutsches Recht anzuwenden heißt (dazu BERGAMNN-FERID, Internationales Ehe- und Kindschaftsrecht III Frankreich S 21). Er wird wohl französisches Recht anwenden, dabei Art 343 - 1 . CC (idF v 22. 12. 1976), 344 (idF v 11. 7. 1966), 345 (idF v 11. 7. 1966) CC beachten, was zur Verneinung der Wirksamkeit der Adoption führen wird. Die Folge ist, daß der französische Richter, obgleich auch er bei einer in der Bundesrepublik Deutschland domizilierten Wahlmutter die Erbfolge nach deutschem Recht beurteilen wird, soweit es den beweglichen Nachlaß angeht, dennoch ein Erbrecht des Kindes verneinen wird, weil er die Präjudizialfrage des Kindesverhältnisses anders entscheidet als der deutsche Richter. Vgl dazu für das ältere Recht NiemZ 29, 99 und LEWALD 74. Vgl dazu aber auch neuerdings BATIFFOL II (1976) Nr 467 sowie MAYER Nr 607. Hingegen fallen Erbstatut und Adoptionsstatut auseinander, wenn der deutsche Erblasser zu der Zeit, als er das Kind annahm, dem Auslandsstaat angehörte. Nahm zB eine 28jährige Französin im Jahre 1977 im Widerspruch zu Art 343-1, 344 und 345 CC ein 14jähriges französisches Kind an Kindes Statt an, wurde sie später durch Heirat Deutsche und starb als solche, so wird sie nach deutschem Recht beerbt. Danach erbt auch ihr Adoptivkind. Ob aber das Kind gültig adoptiert ist, beurteilt sich gern dem Grundsatz des Art 22 nach französischen Recht. Nach französischem Recht war aber diese Adoption nicht zulässig. Beispiel 2 Ein Deutscher wird adoptiert. Ist umgekehrt ein deutsches Kind von einem Ausländer adoptiert worden, so entscheidet das ausländische Recht (Erbstatut), ob das Kind gegen den Wahlvater erbberechtigt ist, eine Frage, die zB Art 358 französischer CC und Art 268 schweizerisches Z G B bejahen. O b aber das Kind gültig adoptiert ist, beurteilt sich nach den in Art 22 bezeichneten Vorschriften, also auch nach deutschem Recht. Stirbt ein deutsches Kind zuerst, so ist für die Frage, ob auch der Wahlvater erbberechtigt ist, das deutsche Recht gern Art 24 maßgebend. Die Vorfrage aber, ob der Betreffende wirklich ein Wahlvater ist, beurteilt sich auch hier nach den in Art 22 bezeichneten Vorschriften, also nicht bloß nach deutschen.
Karl Firsching
(248)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 24 55-59
Was für die Adoption gilt, gilt entsprechend auch für die Legitimierung eines nichtehelichen Kindes. d) Verwandtschalt des nichtehelichen Kindes
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Ob die vom deutschen Erbstatut vorausgesetzte Verwandtschaft vorhanden ist, kann namentlich dann zweifelhaft sein, wenn ein nichteheliches Kind beteiligt ist - zur Problematik s JOCHEM, Das Erbrecht des nichtehelichen Kindes nach deutschem Recht bei Fällen mit Auslandsberührung (1972). Die Beurteilung richtet sich, folgt man der Rechtsprechung (BGHZ 60, 247 [28. 2. 1973]; 63, 219 [30. 10. 1974]; 64, 129 [19. 3. 1975]), was das Verhältnis zur Mutter angeht, nach Art 20 EGBGB, in bezug auf den Vater nach dessen Heimatrecht (Umkehrschluß aus Art 20 EGBGB) oder bei deutschem Unterhaltsstatut nach deutschem Recht fs auch PALANDTHELDRICH 40 Art 21 EGBGB Anm 4; FIRSCHING, Familienrechr [1979] 224). 10. Intertemporale Fragen
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Ändern sich nach dem Erbfall, aber vor der endgültigen Regelung des Nachlasses die materiellen Erbrechtsnormen des deutschen Erbstatuts, so sind aufgrund Art 213 S 1 EGBGB die Gesetze, die zZ des Erbfalles galten, anzuwenden - dazu Vorbem 292, 293 zu Art 24-26. Zum Wechsel der Kollisionsnormen s Vorbem 294 zu Art 24-26. 11. Anlall und Erwerb der Erbschaft
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Maßgebend ist das Erbstatut, hier also das deutsche Recht (Ausnahme: Art 28 EGBGB) - Einzelheiten: Vorbem 295-301 zu Art 24-26. 12. Erbschattsanspruch (hereditatis peditio)
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Dieser Anspruch beurteilt sich nach deutschem Recht, wenn der Erblasser ein Deutscher, daher gern Art 24 Erbstatut das deutsche Recht ist. Weder kommt es auf das Personalstatut des Erben noch auf das des Beklagten noch auf das Recht der belegenen Sache an (abgesehen von den Fällen des Art 28), noch endlich auf das Recht des Erfüllungsortes. Beispiel Zwei Schweizer streiten um eine in der Schweiz liegende Erbschaft eines Deutschen vor dem nach § 27 ZPO zuständigen deutschen forum hereditatis. Die Verjährungsfrist beurteilt sich nach deutschem Recht und nicht etwa nach schweizerischem. Der Erbschaftsanspruch verjährt also, auch wenn der Beklagte gutgläubig ist, in 30 Jahren und nicht etwa in einem Jahre, wie es nach Art 600 ZGB der Fall sein kann.
n i . Art 24 Abs 2
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Das Gesetz macht in Abs 2 des Art 24 dem Domizilprinzip ein gewisses Zugeständnis: Hatte der Erblasser seinen letzten Wohnsitz im Ausland, so können sich die Erben in Ansehung der Haftung für die Nachlaßverbindlichkeiten auch auf die an dem Wohnsitz des Erblassers geltenden Gesetze berufen. Die ratio legis ist die, daß der Erbe den Nachlaßgläubigern nicht zu nahe tritt, wenn er für die Verbindlichkeiten des Erblassers nur gern den Gesetzen des Ortes haften will, der den Mittelpunkt seiner rechtlichen Beziehungen bildete. Die praktische Bedeutung dieses, übrigens erst vom (249)
Karl Firsching
Art 24 60-62
Einführuiigsgesetz
Bundesrat gemachten Zugeständnisses ist freilich recht zweifelhaft. Schon ENDEMANN, Erbrecht 129 bezeichnete den Abs 2 als einen Luftstoß, auch KEGEL, IPR 4 455 urteilt über seinen Wert heute recht skeptisch. Die deutschen Reformbestrebungen dazu Vorbem 4 6 4 ff, 4 6 6 zu Art 2 4 - 2 6 - zielen auf eine Streichung des Abs 2, der ehemals auf Vorschlag der Hansestädte von der IPR-Kommission eingefügt worden war. 60 Im einzelnen: Die Vorschrift begünstigt den Erben, aber nicht bloß den deutschen. Andererseits richtet sie sich nicht bloß gegen die ausländischen, sondern auch gegen die deutschen Gläubiger. Ebenso KAHN JherJb 43, 417. 61 Vorausgesetzt ist, daß der Erblasser seinen letzten Wohnsitz im Ausland hatte, und zwar, wie es anzunehmen ist, ausschließlich im Ausland. Ebenso HABICHT 1 8 4 ; 3 NEUBECKER 1 1 5 ; WERNEBURG NiemZ 2 8 , 4 1 1 ; WOLFF, IPR 2 3 1 ; SOERGEL-KEGEL Art 24 Rz 4. Dafür spricht nicht nur der Wortlaut, wenngleich er nicht so eindeutig ist wie der des § 1944 Abs 3 BGB, sondern auch die ratio legis. Hatte der Erblasser seinen Wohnsitz auch im Inland, so geht es nicht an, daß der Erbe sich allen Gläubigern gegenüber, zu denen viele Deutsche gehören werden, auf die ausländischen Haftungsvorschriften berufen kann. Es käme in diesem Falle höchstens eine Teilung der Gläubiger in Frage, je nachdem ihre Forderung mit dem inländischen oder mit dem ausländischen Wohnsitz zusammenhängt. Diese Teilung wird aber oft nicht möglich sein, man denke an Forderungen aus Delikt oder Vertrag, die an einem dritten Ort entstanden. Zudem dürfte sie die ohnehin schon durch die Vorschrift des Abs 2 verwickelte Rechtslage noch mehr verwirren. Es ist also daran festzuhalten, daß, wenn der Erblasser auch einen inländischen Wohnsitz hatte, die Ausnahme des Abs 2 nicht Platz greift. Möglich ist, daß der Erblasser einen Wohnsitz nicht bloß in einem, sondern auch noch in einem zweiten und dritten ausländischen Staat hatte. NEUBECKER meint, daß der Erbe in diesem Fall die Wahl zwischen den mehreren Wohnsitzrechten habe. Dies scheint schwer durchführbar, oft aber auch ungerecht zu sein. Soll wirklich, wenn der Erblasser einen Wohnsitz sowohl in England wie in Italien hatte, der Erbe die italienischen Gläubiger nach englischem Recht behandeln können und umgekehrt? Auch hier bleibt nur die Annahme übrig, daß der Abs 2 in solchem Falle nicht zutrifft. Ob der Erblasser einen Wohnsitz im ausländischen Staat gehabt hat, bestimmt sich ausschließlich nach deutschem Recht. Die Vorschrift des Abs 2 ist daher auch dann anwendbar, wenn der Aufenthalt des deutschen Erblassers in England nur einen Wohnsitz iS des § 7 BGB, nicht auch ein Domizil im englischen Sinn begründete. Es folgt das aus dem Zweck der Vorschrift, den Erben zu begünstigen. Fehlt es an einem ausländischen Wohnsitz des Erblassers, so greift Abs 2 nicht Platz, auch wenn er beträchtliches Vermögen im Ausland liegen hatte. Der Erbe kann nicht etwa bezüglich dieses Vermögens sich auf die ausländischen Haftungsvorschriften berufen. 62 Das Wahlrecht des Erben betrifft nur das „wie", nicht das „ob" der Haftung für die Nachlaßverbindlichkeiten, noch weniger die Frage, ob überhaupt eine Nachlaßverbindlichkeit vorliegt. Handelt es sich also darum, ob ein Vermächtnis gültig ist oder nicht, so ist ausschließlich das Erbstatut, also deutsches Recht, maßgebend. Fragt es sich, ob der Betreffende zur Erbschaft berufen ist und ob er die Erbschaft angenommen oder ob er sie gültig ausgeschlagen hat, so ist gleichfalls ausschließlich das deutsche Recht maßgebend. Hatte also der deutsche Erblasser seinen letzten Wohnsitz in der Schweiz, so kann sich der Erbe, ob er nun Deutscher oder Schweizer ist, gegenüber den Nachlaßgläubigern nicht auf Art 566 Abs 2 ZGB berufen, wonach, Karl Firsching
(250)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 24 63, 64
wenn die Zahlungsunfähigkeit des Erblassers im Zeitpunkt seines Todes amtlich festgestellt oder offenkundig ist, die Ausschlagung vermutet wird, vielmehr können sich die Nachlaßgläubiger an ihn als den endgültigen Erben halten, wenn er nicht die Erbschaft gern §§ 1944 ff BGB form- und fristgerecht ausgeschlagen hat. So die hM zB P L A N C K Anm 4 , b; N I E D N E R Anm 4 , d; N E U B E C K E R JblR 1 1 5 ; W A L K E R 5 9 5 4 - 5 5 ; W E R N E B U R G NiemZ 2 8 , 4 1 1 . AA sind H A B I C H T 1 8 5 und E N D E M A N N , Erbrecht 1 2 9 . Diese Schriftsteller verstehen das Wort Haftung im weitesten Sinne. Nicht bloß der Umfang, sagen sie, sondern auch die Entstehung der Haftung sei gemeint. Ihre Ansicht ist nicht zu billigen, denn sie würde die Rechtslage noch verwickelter machen, als sie es an sich schon ist. Das „wie" der Haftung betrifft die Frage, ob beschränkt oder unbeschränkt oder beschränkbar gehaftet wird, ob Teil- oder Gesamthaftung gilt, ob die beschränkte Haftung eine solche cum oder pro viribus ist usw. Hatte der Erblasser seinen letzten Wohnsitz in Frankreich, so kann sich der Miterbe auf Art 873 Code Civil berufen, wonach er nur pro capite haftet, anders als nach § 2058 BGB. Das dem Erben nach Art 24 Abs 2 verliehene Recht der Berufung auf die 63 ausländischen Gesetze ist seiner Natur nach ein Gestaltungsrecht, und zwar eine Art Wahlrecht oder Optionsrecht, wie E N D E M A N N aaO sagt. Es erinnert an die alte professio iuris in den Volksrechten, die freilich der Erblasser, nicht der Erbe, vornahm. Hierbei taucht die Frage auf, wie das Recht ausgeübt wird, wie es verloren geht, ob die Miterben es nur gemeinsam oder ob es ein jeder für sich ausüben kann, ob die Wahl des Erben ihn nur bezüglich der einen Verbindlichkeit, für die er sie traf, bindet, oder bezüglich aller Verbindlichkeiten; hierbei kann man wieder zweifeln, ob bezüglich der Verbindlichkeiten gegenüber allen Nachlaßgläubigern oder nur gegenüber dem einen (so S O E R G E L - K E G E L 1 0 Art 2 4 Rz 7 ) , mit dem es der Erbe bei seiner Entscheidung gerade zu tun hatte. E N D E M A N N meint, daß zwar jeder Erbe für sich optieren, daß aber jeder sich nur einheitlich entscheiden könne und daß auch eine stillschweigende Entscheidung möglich sei. Sei zB dem Miterben eine Inventarfrist gern § 1994 BGB gesetzt worden und habe er diese Fristbestimmung stillschweigend hingenommen, so habe er sich damit für die geltenden deutschen Haftungsvorschriften entschieden und sei daran gebunden, und zwar, wie E N D E M A N N offenbar annimmt, allen Nachlaßgläubigern gegenüber. Ob diese Auffassung richtig ist, bedarf noch näherer Untersuchung, dazu Rz 65 (3). Jedenfalls ist der Zweck der Vorschrift illusorisch, wenn man eine Wahl des unkundigen Erben in einem Verhalten findet, bei dem ihm das Bewußtsein eines Wahlrechtes völlig fehlte. Die Anwendung des Abs 2:
64
Wie die Vorschrift des Abs 2 wirken kann, sei an einem Beispiel gezeigt: Beispiel Der deutsche Erblasser hatte seinen letzten Wohnsitz in Arosa. Alleinerbin ist laut Testament seine Ehefrau. Die nächsten gesetzlichen Verwandtenerben sind zwei Vettern, wohnhaft in Hamburg. Die Frau verlangte bei dem zuständigen schweizerischen Gericht ein Inventar und zwar form- und fristgerecht gern Art 580 ZGB. Die Vorschrift lautet: (1) Jeder Erbe, der die Befugnis hat, die Erbschaft auszuschlagen, ist berechtigt, ein öffentliches Inventar zu verlangen. (2) Das Begehren muß binnen Monatsfrist in der gleichen Form wie die Ausschlagung bei der zuständigen Behörde angebracht werden. (3) Wird es von einem der Erben gestellt, so gilt es auch für die übrigen. Das schweizerische Gericht gab diesem Verlangen Statt, da es auf die Beerbung der in der Schweiz wohnhaften Ausländer schweizerisches Recht anwendet, insoweit also dem Domizilprinzip folgt. Die (251)
Karl Firsching
Art 24 65, 66
Einführungsgesetz
Frau ist dann nach Abschluß des Inventars gern Art 587 ZGB aufgefordert worden, sich binnen Monatsfrist über den Erwerb der Erbschaft zu erklären.
65 Im gegebenen Beispiel hat die Ehefrau drei Möglichkeiten: (1) Sie nimmt daraufhin die Erbschaft „unter öffentlichem Inventar" an. Es gilt nunmehr Art 589, wonach sie für die im Inventar verzeichneten Schulden sowohl mit der Erbschaft als mit dem eigenen Vermögen haftet. Den im Inventar nicht verzeichneten Gläubigern haftet sie nach Art 590 Abs 1 ZGB grundsätzlich nicht. Eine Ausnahme gilt nur dann, wenn diese ohne eigene Schuld die Anmeldungzum Inventar unterließen, also dem in Art 582 vorgeschriebenen sog Rechnungsruf keine Folge gaben oder wenn ihre Forderung trotz Anmeldung in das Verzeichnis nicht aufgenommen wurde. Jedoch haftet sie in diesem Falle nur, soweit sie aus der Erbschaft bereichert ist. Die Rechtslage ist eindeutig. Die deutschen Haftungsvorschriften kommen nicht zur Anwendung, auch wenn es sich um deutsche Nachlaßgläubiger handelt, und auch, wenn der Nachlaß zu einem guten Teil in Deutschland liegt. Die Nachlaßgläubiger haben davon teils Gewinn, teils Schaden. Gewinn haben die in das Inventar Aufgenommenen. Ihnen haftet die Erbin unbeschränkt, und zwar endgültig unbeschränkt, obgleich sie nach dem deutschen Recht noch ein Haftungsbeschränkungsrecht hätte (sofern man nicht in der „Übernahme der Erbschaft unter öffentlichem Inventar" einen Verzicht auf dieses Recht auch im deutschen Sinne erblickt - vgl dazu R AAPE, Das Haftungsbeschränkungsrecht des Erben, JherJb 72, 293). Einen Schaden haben dagegen diejenigen Gläubiger, die durch ihr Verschulden nicht in das Inventar aufgenommen wurden. Sie haben jeglichen Anspruch verloren, obgleich ihnen nach deutschem Recht die Frau auch weiterhin haften würde, sogar mit dem eigenen Vermögen und lediglich ein Haftungsbeschränkungsrecht gegen sie hätte, je nach den Umständen ein mittelbares (nach §§ 1975 ff) oder ein unmittelbares, durch Einrede auszuübendes (§ 1990 BGB). Aber selbst die Gläubiger, die ohne ihr Verschulden nicht in das Inventar aufgenommen wurden, erleiden Schaden. Zwar haftet ihnen noch die Frau, aber in viel engeren Schranken als nach deutschem Recht, da sie nach letzterem nicht der Bereicherungs-, sondern der Verwaltungshaftung unterläge. Der Fall zeigt ein Doppeltes: Einmal, daß die deutschen Nachlaßgläubiger gehalten sind, dem schweizerischen Rechnungsruf Folge zu leisten, wenn sie nicht empfindlichen Schaden erleiden wollen, sodann, daß, wenn einmal die Erbin sich für das ausländische Recht entschieden hat, nunmehr die Gläubiger sich daran festhalten, also auch sie sich auf das fremde Recht „berufen" können. (2) Die Frau kann nach Art 588 ZGB die Erbschaft nach Abschluß des Inventars auch ausschlagen, statt sie „unter Inventar" anzunehmen. Möglicherweise ist aber die Ausschlagung nach deutschem Recht nicht mehr zulässig, zB weil die deutsche Ausschlußfrist abgelaufen ist oder weil die Frau sich iS des deutschen Rechtes als Erbin betragen hat. Es ist nun die Frage, ob gleichwohl diese Ausschlagung als wirksam zu erachten sei, da sie im engsten Zusammenhang mit dem ausländischen Verfahren erfolgte, das einzuschlagen Art 24 Abs 2 der Frau erlaubt. H A B I C H T und E N D E M A N N werden diese Frage bejahen. Die hM verneint sie. Folgt man dieser, wie es hier geschieht, so wird man aber der Erklärung der Frau wenigstens die Bedeutung beilegen dürfen, daß sie nur „unter öffentlichem Inventar" annehme. (3) Die Frau kann nach Abschluß des Inventars gern Art 588 ZGB noch ein drittes tun, nämlich dem schweizerischen Nachlaßgericht erklären, daß sie die Erbschaft „vorbehaltlos" annehme. Damit ist Annahme unter Verzicht auf jegliches Haftungsbeschränkungsrecht gemeint. Dieser Verzicht bindet sie gern Art 24 Abs 2. Auf ihn können sich nunmehr alle Nachlaßgläubiger berufen. Sind mehrere deutsche Erben vorhanden und einer verlangt bei der schweizerischen Nachlaßbehörde das öffentliche Inventar, so gilt es nach Art 580 Abs 3 ZGB auch für die übrigen. Die schweizerische Behörde wird also voraussichtlich in diesem Fall das Verfahren durchführen, indem sie sich mit dem Antrag des einen Erben begnügt. Lehnt aber hinterher ein anderer Erbe dieses Verfahren ab, indem er die deutschen Gesetze vorzieht, so ergeben sich die größten Schwierigkeiten, indem der eine nach schweizerischem, der andere nach deutschem Recht haftet. Hier gibt es wohl nur einen Ausweg: Die Wahl kann von den Miterben nur einheitlich getroffen werden, so wie ja auch die Nachlaßverwaltung von ihnen nur gemeinschaftlich beantragt werden kann, § 2062 BGB.
66 Der Erbe kann sich „auf die an dem Wohnsitz des Erblassers geltenden Gesetze" berufen. Es ist fraglich, wie das gemeint ist: ob darunter nur die fremden Sachnormen oder auch die fremden Kollisionsnormen verstanden werden. Die Frage ist auch hier Karl Firsching
(252)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 24 67
wieder, ob die Verweisung eine Sachnorm- oder eine Gesamtverweisung ist. Die l e t z t e r e A n s i c h t v e r t r e t e n KAHN J h e r J b 4 3 , 4 2 7 ; LEWALD I P R 3 4 1 ; WOLFF I P R 3 2 3 1 ;
SOERGEL-KEGEL10 Art 24 Rz 3 („Abs 2 will den Widerspruch zwischen Heimatrecht und Wohnsitzrecht mildern"). Folgt man ihnen, so würde das bedeuten: Hatte der deutsche Erblasser seinen letzten Wohnsitz in Kopenhagen, so haben die Erben das Wahlrecht zwischen den deutschen und den dänischen Haftungsvorschriften, denn nach dem dänischen IPR, das dem Domizilprinzip folgt, wird der Erblasser nach dänischem Recht als der lex domicilii beerbt. Hatte der deutsche Erblasser dagegen seinen letzten Wohnsitz in Warschau, so haben sie keine Wahl zwischen den deutschen und den polnischen Haftungsvorschriften, denn nach polnischem Recht, das dem Staatsangehörigkeitsprinzip folgt, wird der deutsche Erblasser nach deutschem Recht als der lex patriae beerbt, denn der polnische Richter wendet folglich die Haftungsvorschriften des deutschen, nicht des polnischen Rechts an (s Art 34 des Gesetzes über das internationale Privatrecht v 12. 11. 1965). Die Ansicht, Abs 2 beinhalte eine Gesamtverweisung, vermag nicht zu überzeugen. 67 Art 27 erwähnt den Art 24 nicht. Zudem ist der Grund der Verweisung hier ein anderer als sonst. Sie erfolgt nicht, weil der deutsche Gesetzgeber den ausländischen Staat für den eigentlich zuständigen hält, also aus Zuständigkeitserwägungen, sondern aus Gründen der Zweckmäßigkeit. Nur so ist es ja zu verstehen, daß der deutsche Gesetzgeber die Anwendung der fremden Gesetze in den Willen des Erben stellt. Die Verweisung auf das fremde Recht geschieht also in favorem heredum, spectat ad utilitatem singulorum. Ist das aber richtig, so kann die Frage nur sein, ob die dem Erben von dem Gesetz zugedachte Wohltat davon abhängig gemacht werden soll, ob der Wohnsitzstaat zustimmt. Diese Frage ist zu verneinen, so wie ja auch andere Staaten, die das Domizilprinzip, allerdings nicht, wie hier, in einer einzelnen Beziehung, sondern allgemein proklamieren, sich hierbei nicht abhängig machen von der Zustimmung des dritten Staates, in dem ihr Angehöriger seinen Wohnsitz hat. Wenn KAHN die Frage bejaht, so anscheinend aufgrund der Erwägungen, daß materielles und formelles Erbenhaftungsrecht im engen Zusammenhang stehe. Dieser Grund ist nicht durchschlagend. Sehr oft ist die Anwendung der fremden Erbenhaftungsvorschriften von einem gerichtlichen Verfahren unabhängig. Man denke an die Vorschrift, daß nomina sunt ipso iure divisa, und an die gemeinrechtliche Vorschrift, daß bereits ein privates Inventar die Erbenhaftung beschränkt usw. Wo freilich die Verwirklichung der fremden Vorschriften nur im Rahmen eines amtlichen Verfahrens möglich ist, wird es allerdings praktisch etwas ausmachen, ob der Wohnsitzstaat den Nachlaß des Deutschen nach seinen eigenen Vorschriften behandelt oder nicht, ob er also dem Domizilprinzip folgt oder nicht. Nur in dem ersteren Fall ist der Erbe des deutschen Erblassers in der Lage, sich erfolgreich auf die ausländischen Vorschriften zu berufen, nicht auch in dem letzteren. Hier scheitert er daran, daß die ausländische Behörde die erforderliche Mitwirkung verweigert. Es fragt sich, ob in solchem Fall das inländische Gericht anstelle des ausländischen zu handeln habe. Diese Frage, die sich das Hamburgische OLG OLGE 24, 61 vorlegte, ist zu verneinen. Ein deutsches Gericht hat grundsätzlich nur deutsche Verfahrensvorschriften anzuwenden, ein Fall der Rechtsverweigerung liegt nicht vor. Die Erben müssen sich eben dann mit der Anwendung der deutschen Haftungsvorschriften zufrieden geben. Der deutsche Gesetzgeber kann dem Erben zuliebe nicht mehr tun, als ihm die Wahl der fremden Vorschriften zu gestatten. Versagt die ausländische Behörde die zur Anwendung dieser Vorschriften erforderliche Mitwirkung, so muß es bei dem Grundsatz des Abs 1 bleiben. Hingegen kann der Erbe solche ausländische Haftungsvorschriften stets wirksam wählen, deren Anwendung an die Mitwirkung der ausländischen Behörde nicht gebunden ist, wie immer sich der Wohnsitzstaat dazu stellt. (253)
Karl Firsching
Art 24 68-74
Einfiihningsgesetz
68 Das Wahlrecht des Erben nach Art 24 Abs 2 kann desweiteren auch aus anderem tatsächlichen Grund scheitern, nämlich dann, wenn das ausländische Recht den nach deutschem Recht berechtigten Erben nicht zum Zuge kommen läßt. Beispiel Der nächste Verwandte (X) des zuletzt in Arosa wohnhaft gewesenen und dort verstorbenen Deutschen ist wohl nach deutschem, aber nicht nach schweizerischem Recht erbberechtigt. Der Fall kann leicht vorkommen, da nach Art 460 ZGB die Erbberechtigung der Blutsverwandten schon mit dem Stamme der Großeltern aufhört. Verlangt nun dieser Verwandte das öffentliche Inventar nach Art 580 Z G B von der schweizerischen Nachlaßbehörde, so wird diese die Errichtung wohl ablehnen, da nur der Erbe sie verlangen kann. Der schweizerische Richter hält aber, da er die lex domicilii, also schweizerisches Recht, anwendet, diesen Verwandten nicht für den Erben. In solchem Falle scheitert das Wahlrecht des X an den Tatsachen. Praktisch bleibt ihm nur die Geltendmachung der deutschen Haftungsbeschränkungsrechte. Daß das deutsche Nachlaßgericht anstelle des schweizerischen das zu tun hätte, was dieses versagt, erscheint absurd.
69 Die Vorschrift des Art 24 Abs 2 ist nicht analog anwendbar, wenn der Erblasser ein Ausländer ist - übereinstimmend WOLFF IPR 3 231; SOERGEL-KEGEL10 Art 24 Rz 4. Dazu auch unten Art 25 Rz 4.
70 IV. Staatswechsel - Art 24 Abs 3 Ein Erblasser wird dem Grundsatz nach nur dann nach deutschem Recht beerbt, wenn er zZ seines Todes Deutscher war. Eine Ausnahme für die Erbfolge aufgrund einer Verfügung vTw sieht Art 24 Abs 3 vor, andere ergeben sich aus allgemeinen Grundsätzen, wobei typische Fälle bereits in den Vorbem 183—192 zu Art 24—26 erörtert wurden. Im einzelnen: 71 1. Gesetzliche Erbfolge im allgemeinen - dazu Vorbem 184 ff zu Art 24-26. 72 2. Pflichtteil - dazu Vorbem 95 zu Art 24-26. 73 3. Pflichtteilsergänzungsansprüche - dazu Vorbem II zu Art 24-26. 74 4. Verfügungen von Todes wegen a) Die nach dem Staatswechsel errichteten Verfügungen von Todes wegen - dazu Vorbem 50 ff zu Art 24-26. Grundsatz: Die nach dem Staatswechsel errichteten Testamente und Erbverträge werden bei deutschem Erbstatut nach deutschem Recht beurteilt (so Art 24 Abs 3) - s Vorbem 50 zu Art 24-26. Dies gilt insbes für Form - siehe Vorbem 57 zu Art 24-26 Testierfähigkeit-siehe Vorbem 49 ff zu Art 24-26 (beachte jedoch die in Art 24 Abs 3 gemachte Ausnahme - siehe Vorbem 51-56, 58 zu Art 24-26) Inhalt und Wirkungen - siehe Vorbem 90 zu Art 24-26. Zur Stellvertretung s die Ausführungen Vorbem 87 zu Art 24-26. Karl Firsching
(254)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Alt 24 75-80
b) Die vor dem Staatswechsel errichteten, geänderten oder aufgehobenen Verfügun- 75 gen von Todes wegen - dazu Vorbem 59 ff zu Art 24-26. Art 24 Abs 3 schreibt bei ihnen in gewissem Umfang die Berücksichtigung des alten Statuts vor. aa) Testament Einzelheiten s Vorbem 59 ff zu Art 24-26: zur Testierfähigkeit — s Vorbem 60, 76 zu Art 24-26 Form- s Vorbem 83, 84 zu Art 24-26 - die Folgen des Mangels beurteilen sich nach dem Errichtungs- bzw. Aufhebungsstatut - s Vorbem 75 zu Art 24-26 zur ähnlichen Rechtslage. Inhalt und Wirkungen - s Vorbem 88, 90 zu Art 24-26. Zur Stellvertretung s die Ausführungen Vorbem 87 zu Art 24—26. bb) Gemeinschaftliches Testament
76
Das Errichtungsstatut entscheidet, ob das gemeinschaftliche Testament zulässig ist und welche Bindung es erzeugt. Weitere Einzelheiten s Vorbem 122-127 zu Art 24-26. cc) Erbvertrag
77
Das Errichtungsstatut entscheidet, ob der Erbvertrag zulässig ist und welche Bindung er erzeugt. Weitere Einzelheiten s Vorbem 154-178 zu Art 24-26. Zu aa)-cc): Testierfreiheit und inhaltliche Erlaubtheit beurteilen sich nach dem 78 Erbstatut, hier also nach deutschem Recht (Ausnahme: Art 28 EGBGB) - s Vorbem 93, 100, 126, 154, 157 ff zu Art 24-26; das gleiche gilt für das Pflichtteilsrecht - s Vorbem 95 zu Art 24-26. Zum Pflichtteilsergänzungsanspruch beachte die Ausführungen zu Vorbem 99 zu Art 24-26. Bei der Auslegung eines Testaments beachte Vorbem 112 zu Art 24-26. Zur Änderung und Aufhebung s Vorbem 115 zu Art 24-26. dd) Erbverzicht
79
Ein Staatswechsel des Verzichtenden ist belanglos. Hat der Erblasser die Staatsangehörigkeit gewechselt, so ist für einen nach dem Staatswechsel geschlossenen Vertrag das Erbstatut, für einen vorher geschlossenen das Errichtungsstatut maßgeblich, dh die Rechtsordnung, die bei Abschluß des Vertrages Erbstatut gewesen wäre. Einzelheiten s Vorbem 133-142 zu Art 24-26.
V. Die Konfliktsklausel des Art 28 EGBGB Die Bedeutung von Art 28 EGBGB auch bei der Erbfolge nach einem deutschen Erblasser wurde Vorbem 356-378 zu Art 24-26 dargelegt, auf sie wird verwiesen. Das deutsche Nachlaßgericht hat, soweit Art 28 EGBGB eingreift, in einem allgemeinen Erbschein nach § 2353 BGB einen entsprechenden Vermerk - dazu § 2369 BGB Rz 6, 8 - niederzulegen. Reformtendenzen streben eine Streichung des Art 28 EGBGB an - s Vorbem 464-466 zu Art 24-26. (255)
Karl Firsching
80
Art 24 81-88
Einführungsgesetz
VI. Verfahren 81 1. Streitige Gerichtsbarkeit Dazu Vorbem 302-312 zu Art 24-26. a) Internationale Zuständigkeit Eine allgemeine gesetzliche Regelung fehlt. Nach deutschem Gewohnheitsrecht liegt die internationale Zuständigkeit vor, „wenn der Beklagte im Anwendungsbereich der deutschen Prozeßgesetze einen Gerichtsstand hat". Ergänzend tritt die Regelung in Art 27 Abs 2 ZPO hinzu. Das GVÜ von 1968 findet keine Anwendung. Einzelheiten s Vorbem 304, 305 zu Art 24-26. 82 b) Für die interlokale Zuständigkeit gelten die gleichen Grundsätze. 83 c) Anerkennung von ausländischen Entscheidungen - Vollstreckung Mangels Staatsvertrages - das GVÜ von 1968 greift nicht ein - kommt § 328 ZPO (ohne weiteres Delibationsverfahren) zum Zuge. Dazu Vorbem 307 zu Art 24-26. d) Zur Reform des § 328 ZPO s IPR-Gesetz-Entwurf (KÜHNE), dazu Vorbem 4 6 4 - 4 6 6 zu A r t 2 4 - 2 6 .
e) Zur Zwangsvollstreckung aus ausländischen Urteilen s Vorbem 308 zu Art 24-26. 84 f) Weitere Verfahrensfragen, dazu Vorbem 309 zu Art 24-26 - Rechtshilfe, dazu Vorbem 312 zu Art 24-26. 85 2. Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit Dazu Vorbem 313-355 zu Art 24-26. a) Internationale Zuständigkeit Eine allgemeine gesetzliche Regelung fehlt. Nach deutschem Gewohnheitsrecht liegt die internationale Zuständigkeit des Nachlaßgerichts immer vor, wenn wie hier die Erbfolge nach einem Deutschen in Frage steht (Gleichlauftheorie). Dazu Vorbem 315 ff zu Art 24-26. Im Ausnahmefall des Art 28 EGBGB gelten die dortigen Ausführungen bei ausländischem Erbstatut insoweit entsprechend. 86 b) Sachliche Zuständigkeit - s Vorbem 314 zu Art 24-26; örtliche Zuständigkeit - s Vorbem 330-332 zu Art 24-26; funktionelle Zuständigkeit: §§ 3 Nr 2 c, 5, 16 RPflG. 87 c) Anerkennung von ausländischen Erbfolgezeugnissen Dazu Vorbem 338-340 zu Art 24-26. 88 d) Weitere Verfahrensfragen, dazu Vorbem 341 ff zu Art 24-26 - Rechtshilfe, dazu Vorbem 355 zu Art 24-26. Karl Firsching
(256)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 24 89-93
VII. Staatsverträge - Konsulat-- und Urkundsrecht - Doppelbesteuerungsabkom men 1. Staatsverträge
89
Zahlreiche Staatsverträge (namentlich Handels-, Konsular- und Niederlassungsverträge), die für die Bundesrepublik Deutschland verbindlich sind, enthalten teils Bestimmungen über die Sicherung des Nachlasses, teils verfahrensrechtliche Vorschriften, sowohl bezüglich des freiwilligen wie streitigen Verfahrens, teils materiellrechtliche Vorschriften, die auch bei deutschen Erblassern Bedeutung gewinnen können. Die einzelnen Verträge sind Vorbem 411—459 zu Art 24-26 aufgeführt. Die Nachlaßabkommen mit Österreich und Estland sind außer Kraft getreten - dazu Vorbem 460, 461 ebenda.
2. Konsular- und Urkundsrecht
90
Zum Konsulargesetz v 11. 9. 1974 (§§ 2 , 8 , 9 , 1 1 ) und Wiener Übereinkommen über konsularische Beziehungen v 24. 4. 1963 s Vorbem 462 zu Art 24-26 sowie F E R I D - F I R S C H I N G Deutschland Grdz C Rz 37. Siehe weiter Beurkundungsgesetz v 28. 8. 1969 sowie Art 26 E G B G B . Bedeutsam sind daneben staatsvertragliche Regelungen, s vorstehende Rz 89. Zum internationalen Urkundsrecht s Art 11 Rz 17 ff (10./11. Aufl); BLUMENWITZ DNotZ 1968, 712; K E I D E L - K U N T Z E - W I N K L E R , FGG 11 Teil B Einl Rz 36 ff. Zur Legalisation öffentlicher Urkunden s B Ü L O W DNotZ 1955, 9-49; BLUMENWITZ DNotZ 1968, 712. Zur Befreiung ausländischer öffentlicher Urkunden von der Legalisation beachte das Haager Übereinkommen v 5. 10. 1961 - deutsches Zustimmungsgesetz v 21. 6. 1965 BGBl I I 875. Dazu W E B E R DNotZ 1967, 469; FIRSCHING, Nachlaßrecht5 (1980) 6; K E I D E L - K U N T Z E - W I N K L E R F G G 1 1 Rz 67 ff.
3. Doppelbesteuerungsabkommen
91
Die Bundesrepublik Deutschland hat Doppelbesteuerungsabkommen mit Griechenland, Österreich, Schweden sowie der Schweiz geschlossen - dazu Vorbem 463 zu Art 24-26.
VIII. Die Vorbehaltsklausel des ordre public
92
Bei deutschem Erbstatut scheidet die Heranziehung der ordre public-Klausel grundsätzlich aus, sie kann jedoch im Verhältnis zur DDR Bedeutung gewinnen. In den Ausnahmefällen, wo Art 28 E G B G B zur Anwendung ausländischen Rechts führt, ist sie zu beachten. Zum ordre public s im übrigen Vorbem 286 zu Art 24-26.
93
IX. Reformtendenzen Dazu Vorbem 464-466 zu Art 24-26. (257)
Karl Firsching
Art 24 94,95
Einführungsgesetz
94 X. Recht der DDR* Gelten in einem (souveränen) Staat mehrere Rechtsordnungen lokal nebeneinander (Beispiel: Jugoslawien), so taucht ein der IPR-Problematik sehr nahestehendes Problem auf: Die Frage, welche dieser örtlich geltenden Rechtsordnungen auf einen konkreten Rechtsfall zur Anwendung zu bringen ist (dazu FIRSCHING, Einführung in das IPR § 13). Fehlt eine ausdrückliche gesetzliche Regelung, so kommen nach herkömmlicher Ansicht die allgemeinen Grundsätze des IPR weitgehendst zum Tragen. Letztlich handelt es sich um das gleiche Ziel, nämlich herauszufinden, welches Gebietsprivatrecht anzuwenden ist. Im Verhältnis Bundesrepublik Deutschland - DDR treten allerdings zwei weitere Momente hinzu, die die Beurteilung erschweren: Tatsache ist, daß in beiden Gebieten zwei verschiedene Rechtsordnungen gelten, die sich nicht auf die gleiche hoheitliche Gewalt stützen. Trotzdem hält man aus der Sicht der Bundesrepublik Deutschland an der staatsrechtlichen Einheit Deutschlands fest (BGHZ 52, 123 - 20. 5. 1969 - ) . Tatsache ist, daß sowohl die Bundesrepublik Deutschland wie die DDR ein eigenes Staatsangehörigkeitsrecht haben. Trotzdem ist daran festzuhalten, daß es zwar nur eine deutsche Staatsangehörigkeit gibt, die auch den Staatsbürgern der DDR zusteht (BVerfGE 36, 1 [30]; BGHZ 52, 123), der die Staatsbürgerschaft der DDR (StaatsbürgerschaftsG v 20. 2. 1967, GBl I 3; Ost-Berlin: Übernahme VO v 17. 3. 1967, VOB11 345; G zur Regelung von Fragen der Staatsbürgerschaft v 16. 10. 1972, GBl I 265; Ost-Berlin: ÜbernahmeVO v 23. 10. 1972, VOB1139) gegenübersteht, die nur Staatsbürger der DDR haben. 95 Einigkeit bestand bisher in der deutschen Rechtsprechung (s BGH IzRspr 1960/61 Nr 98; 1962/63 Nr 7; BayObLG (5. 11. 1976) IPRspr 1976 Nr 208) und in der deutschen Lehre (s FIRSCHING, Einführung § 19; KEGEL, IPR 4 16; RAAPE-STURM I 381), daß auch bei Berücksichtigung der vorstehenden Rechtslage die Frage, ob das Recht der Bundesrepublik Deutschland oder der DDR auf einen Erbfall anzuwenden ist, eine solche des interlokalen Privatrechts darstelle. Damit kam sowohl Lehre (so K E G E L 208, 209 mit Variationen; R A A P E - S T U R M 383 ebenfalls mit Variationen) wie Rechtsprechung (so BGH FamRZ 1977,786; KG IzRspr 1966/67 Nr 9; BayObLGZ 1972, 86, 89; BayObLG IPRspr 1976, 579; OLG Hamm OLGZ 1973, 289), da die über Art 24 EGBGB erfolgende Anknüpfung an die deutsche Staatsangehörigkeit nicht genügte, zu einer Unteranknüpfung an den letzten gewöhnlichen Aufenthalt. H E L D R I C H (NJW1978,2169 - so auch in PALANDT 40 Vorbem 14 a vor Art 7 EGBGB - s weiter SCHEUNER, Europa-Archiv 1979, 353; B Ö H M E R - S I E H R FamR II IPR Allgemeiner Teil 1.4.4; FIRSCHING, Einführung § 19 Fn 38) befürwortet nunmehr einen Schlußstrich zu ziehen, den ganzen Fragenkreis nicht mehr unter dem Aspekt eines interlokalen Privatrechts zu behandeln, sondern gern IPR-Grundsätzen es auf * Schrifttum: D O R N E R , Zur Behandlung von deutschen Erbfällen mit interlokalem Bezug, DNotZ 1977, 324; D R O B N I G , Der „Grundvertrag" und die innerdeutschen Rechtsbeziehungen, RabelsZ 37 (1973) 485; EPSIG, Das sozialistische Kollisionsrecht der DDR, NJ 1976, 360; F E R I D FIRSCHING Deutschland DDR, insbes Grdz 2 G-L S 37 ff (mit Schrifttumshinweisen S 37); 2 5 FIRSCHING, Einführung in das IPR (1981) § 19 Nr 2; ders, Nachlaßrecht (HRP) (1980) 40; HELDRICH, Innerdeutsches Kollisionsrecht und Staatsangehörigkeitsfrage, NJW 1978,2169; ders, ZfRvgl 1978, 292; KEGEL, IPR 4 14 ff, 208 ff; KUCHINKE, Zur Interlokalen Zuständigkeit der Nachlaßgerichte in der Bundesrepublik Deutschland, Fs von der Heydte II (1977) 1005; 6 RAAPE-STURM, IPR 381 ff. KITTGE, Das neue Erbrecht der DDR, ROW 1 9 7 6 , 2 9 ; ders J Z 1 9 7 6 , 2 6 8 ; K I T T G E - K R I N G E , Neues Notariats- und Grundbuchrecht in der DDR, NJW 1 9 7 7 , 3 2 9 ; LÜDTKE-HANDJERY, Das neue Erbrecht der DDR, Betrieb 1 9 7 6 , 2 2 9 ; MAMPEL, Das Erbrecht im neuen Zivilrecht der DDR, NJW 1 9 7 6 , 5 9 3 ; MEINCKE, Das neue Erbrecht der DDR, JR 1 9 7 6 , 9 , 4 7 ; ZIEGER, Das neue Devisengesetz der DDR, RiW 1975, 1.
Karl Firsching
(258)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 24 96, 97
die „effektive Staatsangehörigkeit" des Erblassers abzustellen. Im Ergebnis erscheint diese Ansicht richtig, wobei es offen bleiben kann, ob man den Begriff „interlokales" Privatrecht gänzlich fallen lassen will. Nur so läßt sich die Problematik befriedigend lösen. In der Mehrzahl der Fälle wird das Ergebnis allerdings gleich bleiben, gleichgültig ob man wie die hM an den letzten gewöhnlichen Aufenthalt oder aber an die Staatsangehörigkeit anknüpft. Beispiel 1 96 X, ein Staatsbürger der DDR mit Wohnsitz in Leipzig, stirbt bei einem Aufenthalt in Köln. Erbfolge? Zum Zuge kommt über Art 24 EGBGB (Gesamtverweisung) das IPR-Recht der DDR (s Rz 97), das auf das materielle Erbrecht der DDR (Recht der effektiven Staatsangehörigkeit) verweist. Beispiel 2 X, ein Staatsbürger der DDR, verläßt die DDR in der Absicht, nicht mehr zurückzukehren und nimmt seinen Wohnsitz in München, wo er stirbt. Erbstatut ist das Recht der Bundesrepublik Deutschland (Recht der effektiven Staatsangehörigkeit). Beispiel 3 X, ein Staatsbürger der DDR, flüchtet aus der DDR in der Absicht, nicht mehr zurückzukehren und nimmt seinen ständigen Aufenthalt in London. Erbstatut ist das Recht der Bundesrepublik Deutschland (Recht der effektiven Staatsangehörigkeit). Beispiel 4 X, ein Staatsbürger der DDR, zieht aus der DDR nach London und nimmt dort ständigen Wohnsitz. Erbstatut ist das Recht der DDR (Recht der effektiven Staatsangehörigkeit). Beispiel 5 X, ein in München wohnhafter deutscher Staatsangehöriger, stirbt bei einem Besuch der Leipziger Messe. Erbstatut ist das Recht der Bundesrepublik Deutschland (Recht der effektiven Staatsangehörigkeit).
Art 24 EGBGB führt in Beispiel 1 im Wege der Gesamtverweisung (dazu Vorbem 5 zu Art 24-26) zum internationalen Privatrecht der DDR. Dieses ist im Rechtsanwendungsgesetz 1975 - wirksam: 1. 1. 1976 - niedergelegt, das an die Stelle des deutschen EGBGB getreten ist. Wortlaut des Gesetzes (Auszug):
97
Rechtsanwendungsgesetz v 5. Dezember 1975 GBl I 748.
§1
Grundsatz Die gesetzliche Regelung über die Anwendung des Rechts auf internationale zivil-, familien- und arbeitsrechtliche Beziehungen sowie auf internationale Wirtschaftsverträge erfolgt auf der Grundlage der allgemein anerkannten Normen des Völkerrechts. Sie dient der ordnungsgemäßen Gestaltung dieser Rechtsbeziehungen mit internationalem Charakter und sichert die verfassungsmäßig garantierten Rechte der beteiligten Staatsbürger und Betriebe der Deutschen Demokratischen Republik.
§2
Anwendungsbereich (1) Dieses Gesetz bestimmt, welches Recht auf Verhältnisse des Zivil-, Familien- und Arbeitsrechts mit internationalem Charakter sowie auf Rechtsverhältnisse des internationalen Wirtschaftsverkehrs anzuwenden ist. (2) Die Bestimmungen dieses Gesetzes sind nicht anzuwenden, soweit in für die Deutsche Demokratische Republik verbindlichen völkerrechtlichen Verträgen etwas anderes festgelegt ist. (259)
Karl Firsching
Art 24 97
Einföhruiigsgesetz
§3 Verweisung Wird durch das Recht eines anderen Staates, auf das die Bestimmungen dieses Gesetzes verweisen, auf das Recht der Deutschen Demokratischen Republik zurückverwiesen, so ist dieses anzuwenden.
§4 Nichtanwendnung des Rechts anderer Staaten Gesetze und andere Rechtsvorschriften eines anderen Staates werden nicht angewandt, soweit ihre Anwendung mit den Grundprinzipien der Staats- und Rechtsordnung der Deutschen Demokratischen Republik unvereinbar ist. In diesem Falle sind die entsprechenden Rechtsvorschriften der Deutschen Demokratischen Republik anzuwenden.
§5 Rechtsanwendung bei Staatenlosen oder Bürgern mit mehrfacher Staatsbürgerschaß Ist nach den Bestimmungen dieses Gesetzes die Staatsbürgerschaft für das anzuwendende Recht maßgeblich, so ist a) bei Staatenlosen das Recht des Staates anzuwenden, in dem sie ihren Wohnsitz oder Aufenthalt haben oder zu der maßgeblichen Zeit gehabt haben; b) bei Bürgern mit mehrfacher Staatsbürgerschaft, wenn sie zugleich auch Staatsbürger der deutschen Demokratischen Republik sind, das Recht der Deutschen Demokratischen Republik anzuwenden; c) bei Bürgern mit mehrfacher Staatsbürgerschaft, wenn sie nicht zugleich auch Staatsbürger der Deutschen Demokratischen Republik sind, das Recht des Staates anzuwenden, zu dem die engere Beziehung besteht. §6 Handlungsfähigkeit von Bürgern anderer Staaten (1) Die Fähigkeit eines Bürgers, durch eigenes Handeln Rechte und Pflichten begründen zu können, wird durch das Recht des Staates bestimmt, dessen Bürger er ist. (2) Die Begründung von Rechten und Pflichten aus Verträgen und anderen Rechtsgeschäften durch Bürger anderer Staaten und Staatenlose in der Deutschen Demokratischen Republik ist wirksam erfolgt, wenn die Voraussetzungen für die Handlungsfähigkeit nach dem Recht der Deutschen Demokratischen Republik vorliegen.
§7 Entmündigung und Todeserklärung Auf die Entmündigung oder die Todeserklärung von Bürgern anderer Staaten oder Staatenlosen ist das Recht der Deutschen Demokratischen Republik anzuwenden, soweit die Gerichte der Deutschen Demokratischen Republik für das Verfahren zuständig sind.
§15 Vollmacht (1) Bestand und Umfang einer Vollmacht richten sich nach dem Recht des Staates, in dem von der Vollmacht Gebrauch gemacht wird. (2) Bestand und Umfang der Vollmacht eines Vertreters, der für einen Betrieb der Deutschen Demokratischen Republik handelt, bestimmen sich nach dem Recht der Deutschen Demokratischen Republik. Karl Firsching
(260)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 24 98-102
§16 Form von Verträgen Die Form von Verträgen und anderen Rechtsgeschäften bestimmt sich nach dem Recht des Staates, das auf das Rechtsverhältnis anzuwenden ist. Die Form ist auch dann gewahrt, wenn die entsprechenden Vorschriften des Staates eingehalten sind, in dem der Vertrag geschlossen oder die einseitige Erklärung abgegeben wurde oder in dem die Wirkung der Rechtsgeschäfte eintreten soll.
§25 Recht der Erbfolge (1) Die erbrechtlichen Verhältnisse bestimmen sich nach dem Recht des Staates, dessen Bürger der Erblasser im Zeitpunkt seines Todes war. (2) Die erbrechtlichen Verhältnisse in bezug auf das Eigentum und andere Rechte an Grundstücken und Gebäuden, die sich in der Deutschen Demokratischen Republik befinden, bestimmen sich nach dem Recht der Deutschen Demokratischen Republik.
§26 Wirksamkeit des Testaments Die Fähigkeit zur Errichtung oder Aufhebung sowie die zulässigen Arten testamentarischer Verfügungen, deren Anfechtung und die Rechtsfolgen von Erklärungsmängeln bei ihrer Errichtung bestimmen sich nach dem Recht des Staates, in dem der Erblasser im Zeitpunkt der Errichtung des Testaments seinen Wohnsitz hatte.
§29 Inkrafttreten Dieses Gesetz tritt am 1. Januar 1976 in Kraft.
Die D D R ist dem Übereinkommen v 5. 10. 1961 über das auf die Form letztwilliger 98 Verfügungen anzuwendende Recht- dazu V o r b e m 4 1 1 zu Art 2 4 - 2 6 - beigetreten. Dazu Bekanntmachung v 21. 2. 1975 GBl II 40. Im Verhältnis D D R zu anderen Staaten als der Bundesrepublik Deutschland sind 9 9 zahlreich geschlossene Staatsverträge zu beachten, die in FERID-FIRSCHING Deutschland D D R Grdz 2 S 38 vermerkt sind. Materielles Erbrecht: Für Erbfälle ab 1. 1. 1976 gilt die in den §§ 3 6 2 ^ 7 2 des Z G B v 100 19. 6. 1975 e n t h a l t e n e Neuregelung des E r b r e c h t s (Wortlaut: FERID-FIRSCHING B d I Deutschland D D R Texte Nr 2 S 203 ff). Die gesetzliche Erbfolge ist danach auf die ersten drei Ordnungen beschränkt (§ 369 A b s 1 Z G B ) . W e i t e r e Einzelheiten s FERID-FIRSCHING Deutschland D D R G r d z 2 J.
Für Erbfälle vor 1.1.1976 galten das B G B (mit einigen Änderungen), das E G B G B , 101 das Testamentsgesetz sowie das Gesetz über die landwirtschaftlichen Produktionsgemeinschaften - dazu FERID-FIRSCHING Deutschland D D R 1. Teil, 1 ff. Z u m E r b r e c h t u n d Nachlaßverfahrensrecht 4 0 f f ; KEIDEL-KUNTZE-WINKLER
11
im übrigen s FIRSCHING, Nachlaßrecht 5 1 0 2
§ 7 2 RZ 3 3 - 3 6 . Z u r T e s t a m e n t s a u s l e g u n g , falls
Nachlaß auch in der Bundesrepublik Deutschland liegt, s JOHANNSEN W P M 1979, 602. Z u r Versendung in der Bundesrepublik eröffneter Testamente von D D R Angehörigen an die staatlichen Notariate der D D R s K G O L G Z 1970, 223. Z u r Ausstellung von Erbscheinen s § 2 3 5 3 R z 33.
Ein in der D D R von der zuständigen B e h ö r d e ausgestellter Erbschein ist im G B - V e r k e h r voll verwertbar - L G Nürnberg-Fürth IPRspr 1976 N r 209 = B W N o t Z 1977, 25. (261)
Karl Firsching
Art 25 Einfiihrungsgesetz
Art 25 Ein Ausländer, der zur Zeit seines Todes seinen Wohnsitz im Inlande hatte, wird nach den Gesetzen des Staates beerbt, dem er zur Zeit seines Todes angehörte. Ein Deutscher kann jedoch erbrechtliche Ansprüche auch dann geltend machen, wenn sie nur nach den deutschen Gesetzen begründet sind, es sei denn, daß nach dem Rechte des Staates, dem der Erblasser angehörte, für die Beerbung eines Deutschen, welcher seinen Wohnsitz in diesem Staate hatte, die deutschen Gesetze ausschließlich maßgebend sind. E II § 2261, rev § 2386; III Art 24.
Schrifttum Siehe Vorbem zu Art 24-26.
Systematische Übersicht I. Allgemeines 1 1. Gesetzessystematik 1 2. Ausländer 6 3. Interlokale-interpersonale Erbfälle 9 4. Intertemporale Fragen 10 D. Art 25 S 1 1. Beerbung - Erbenhaftung 11 2. Erb- und Einsetzungsfähigkeit, Erbunwürdigkeit 13 3. Lebens- und Todesvermutungen 14 4. Erbfolge aufgrund Verfügung von Todes wegen 17 a) Testament - gemeinschaftliches Testament 17 aa) Testament (Errichtung - Änderung Aufhebung) 17 a) Testierfähigkeit 17 ß) Form 18 Y) Stellvertretung 19 Ô) Inhalt und Wirkungen 20 E) Änderung und Aufhebung 21 bb) Gemeinschaftliches Testament 22 b) Erbverzicht 23 c) Erbvertrag 24 d) Erbvertrag - Ehevertrag 28 5. Parteiautonomie 29 6. Rück- und Weiterverweisung 30 a) Grundsätzliches 30 b) lex domicilii 31 c) lex rei sitae 36 d) Die Konkurrenz der Prinzipien und ihre Schlichtung 39 e) Teilverweisung 43 aa) Ihre Natur 43 bb) Ihre Behandlung 46
III. Übersicht über das internationale Erbrecht ausländischer Rechtsordnungen Ägypten 51 Argentinien 52 Australischer Bund 53 Belgien 54 Bolivien 55 Brasilien 56 Bulgarien 57 Chile 58 China (Volksrepublik) 59 China (Republik) 60 Dänemark 61 Deutsche Demokratische Republik (DDR) s Art 24 Rz 94 Finnland 62 Frankreich 63 Griechenland 66 Großbritannien 67 Guatemala 68 Indien 69 Indonesien 70 Irak 71 Iran 72 Irland 73 Island 74 Israel 75 Italien 76 Japan 77 Jordanien 78 Jugoslawien 79 Kanada 80 Kolumbien 81 Liechtenstein 82 Luxemburg 83 Mexiko 84
Karl Firsching
(262)
Art 25 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften Monaco 85 Neuseeland 86 Niederlande 87 Nicaragua 88 Norwegen 89 Österreich 90 Paraguay 91 Peru 92 Polen 93 Portugal 94 Rumänien 95 Schweden 96 Schweiz 97 Spanien 98 Südafrikanische Union 99 Syrien 100 Thailand 101 Tschechoslowakei 102 Türkei 103 Tunesien 104 UdSSR 105 Ungarn 106 Uruguay 107 Venezuela 108 Vereinigte Staaten von Amerika (USA) 109 IV. Weitere Einzelfragen 1. Umfang des Erbstatuts 112 2. Güterrecht - Erbrecht 113 . Qualifikation 114 a) Güterrecht 115 b) Anfallsrecht des Fiskus 116 c) Gewisse vor oder nach dem Erbfall getätigte Rechtsgeschäfte unter Lebenden 117 aa) Schenkung von Todes wegen 118 bb) Erbvertrags- und testamentswidrige Schenkungen 119 cc) Erbschaftskauf 120 4. Vorfragen 121 a) Gattenerbrecht - Ehe - Ehescheidung 122 b) Güterstand 123 c) Adoption und Legitimation, nichteheliche Abstammung 124 d) Nachlaß im Nachlaß 125 5. Intertemporale Fragen 126 6. Anfall und Erwerb der Erbschaft 127 V. Art 25 S 2 128 1. Die Ausnahmen von dem Prinzip des S 1 129 a) Ausländer 129
(263)
b) Wohnsitz 130 c) Deutscher 133 d) Erbrechtliche Ansprüche 137 e) Geltendmachung 138 f) Zugunsten des deutschen Anspruchsberechtigten 139 g) Anwendung 140 2. Die Gegenausnahme zugunsten des Prinzips 145 a) Sinn der Gegenausnahme 146 b) Reichweite 147 c) Die Gegenausnahme im Spiegel ausländischer Kollisionsnormen, insbesondere der schweizerischen 154 d) Die Gegenausnahme im Spiegel ausländischer Retorsionsvorschriften 158 VI. Staatswechsel 1. Grundsätzliches 161 2. Verfügung von Todes wegen 162 a) Die nach dem Staatswechsel errichteten Verfügungen von Todes wegen 162 b) Die vor dem Staatswechsel errichteten Verfügungen von Todes wegen 163 aa) Testament 163 bb) Gemeinschaftliches Testament 164 cc) Erbvertrag 165 dd) Erbverzicht 166 VII. Die Konfliktsklausel des Art 28 EGBGB - die Behandlung der verschiedenen Erbmassen 167 VIII. Verfahren 1. Streitige Gerichtsbarkeit 168 2. Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit 170 IX. Staatsverträge - Konsular- und Urkundsrecht - Doppelbesteuerungsabkommen 1. Staatsverträge 179 2. Konsular- und Urkundsrecht 180 3. Doppelbesteuerungsabkommen 181 X. Die Vorbehaltsklausel des ordre public (Art 30 EGBGB) 182 XI. Reformtendenzen 183
Karl Firsching
Art 25 1-6
Einftthrangsgesetz Alphabetische Übersicht
Siehe Vorbem zu Art 24-26
I. Allgemeines 1 1. Gesetzessystematik Art 25 behandelt den Fall, daß der Erblasser ein Ausländer ist. S 1 schreibt vor, daß er nach seinem letzten Heimatrecht beerbt wird. Er setzt allerdings voraus, daß der Erblasser zZ seines Todes einen Wohnsitz im Inland hatte, nach allgemeiner Ansicht jedoch ist er entsprechender Anwendung fähig. Das letzte Heimatrecht ist also in jedem Fall anwendbar, auch dann, wenn der Erblasser seinen Wohnsitz zuletzt im Ausland gehabt hat. S 1 stimmt grundsätzlich mit Art 24 Abs 1 überein - dazu Vorbem 1 zu Art 24-26. Wie für die Beerbung eines Deutschen die Staatsangehörigkeit ausschlaggebend ist, so auch für die Beerbung eines Ausländers. Nicht Wohnsitz noch örtliche Lage der Gegenstände sind maßgebend, sondern die Staatsangehörigkeit. 2 Rück- und Weiterverweisung des Heimatrechts sind gemäß oder analog Art 27 beachtlich - dazu unten Rz 30 ff. 3 S 2 macht von dem Grundsatz der Staatsangehörigkeit eine bedingte Ausnahme zugunsten Deutscher und zugunsten deutschen Rechts, die man als Privilegium Germanicum bezeichnen könnte. Auch diese Vorschrift enthält, so wie die Vorschrift des Abs 2 des Art 24, ein Zugeständnis an das Domizilprinzip; die Bedingung des Zugeständnisses zeigt jedoch, daß sie in Wahrheit eine bloße Retorsionsvorschrift ist. Analoge Anwendung desselben für den Fall, daß der ausländische Erblasser seinen letzten Wohnsitz in einem dritten Staat gehabt hat, ist nicht am Platz. Nur S 1, nicht auch S 2, ist analoger Anwendung fähig. 4 Ausnahmen, entsprechend denen, die Art 24 in den Abs 2 und 3 von dem in Abs 1 daselbst aufgestellten Grundsatz macht, werden in Art 25 nicht wiederholt. Es bleibt die Frage offen, ob nicht die genannten Ausnahmevorschriften im Falle eines ausländischen Erblassers analog anzuwenden sind. Sie ist bezüglich des Abs 2 des Art 24 zu verneinen, aber auch wohl bezüglich des Abs 3, soweit es sich um Testamente handelt. 5 Die Konfliktsklausel des Art 28 ist hingegen auch hier anwendbar. Gehören zu einem Nachlaß Grundstücke, die nicht im Heimatstaat des Erblassers gelegen sind, so hat man sich also stets, ob der Erblasser ein Deutscher oder Ausländer ist, zu vergewissern, ob nicht bezüglich des Grundstücks das Sach-, also das Einzelstatut, maßgebend ist. Hinterläßt ein Italiener ein französisches Grundstück, so ist bezüglich desselben französisches Erbrecht anzuwenden, nicht anders als wenn der Erblasser ein Deutscher ist. 6 2. Ausländer Ausländer sind fremde Staatsangehörige und Staatenlose. Zur Behandlung von Deutschen iS des Grundgesetzes s Art 24 Rz 6. Zur Behandlung von Mehrstaatern s Vorbem 2 zu Art 24-26. Zur Behandlung von Staatenlosen s Art 24 Rz 11. Zur Behandlung von Verfolgten s Art 24 Rz 8. Zur Behandlung von Flüchtlingen und Vertriebenen s Art 24 Rz 9. Karl Firsching
(264)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 7-9
3. Interlokale - interpersonale Erbfälle*
7
a) Interlokale Erbfälle Gelten in einem Staat mehrere Rechtsordnungen lokal nebeneinander (Mehrrechtsstaat)-Beispiele: Großbritannien, USA, Kanada, Australien, Mexiko, Jugoslawien-, so ist zu klären, welche dieser örtlich anzuwendenden Rechtsordnungen auf einen konkreten Erbfall anzuwenden ist. Art 24, 25 EGBGB knüpfen an das Heimatrecht des Erblassers an, eine Unteranknüpfung wird damit erforderlich. Dies bereitet keine Schwierigkeiten, wenn das Heimatrecht eine eigene interlokale Regelung, wie zB in Jugoslawien, enthält. Beispiel Am 1. 5. 1980 verstarb in München ohne Hinterlassung einer Verfügung vTw der jugoslawische in Velenje geborene Staatsangehörige X, der in Velenje (Slowenien) seinen letzten jugoslawischen Wohnsitz hatte. Erbfolge? Über Art 24,25 EGBGB kommt im Wege der Gesamtverweisung jugoslawisches IPR zum Zuge, das ebenso wie das deutsche Recht an die Staatsangehörigkeit des Erblassers anknüpft - dazu Rz 79. Jugoslawien ist ein Mehrrechtsstaat, der in einem Gesetz von 1979 - dazu Rz 79 - eine einheitliche interlokale Regelung für das Gebiet der SFRJ geschaffen hat. Art 34 dieses Gesetzes knüpft an den jugoslawischen Wohnsitz des Erblassers zZ seines Todes, ersatzweise an die Zugehörigkeit des Erblassers zu einer Teilrepublik oder autonomem Gebiet an. Zum Zuge kommt damit das slowenische Erbrecht.
Fehlt eine interlokale Regelung, so ist auf die im IPR üblichen Gedankengänge 8 zurückzugreifen und im Wege der Unteranknüpfung auf den der Staatsangehörigkeit am nächsten stehenden, ähnlichen Anknüpfungspunkt abzustellen. Beispiel Eine in New York domizilierte US-Angehörige stirbt dort 1980. Erbfolge? Der Anknüpfungspunkt Staatsangehörigkeit führt über Art 24, 25 EGBGB zum US-Recht, das eine doppelte Staatsangehörigkeit (state citizenship, federal citizenship) kennt. Wer die federal citizenship hat, besitzt automatisch damit auch die State citizenship des US-Staates, in dem er sein Domizil hatte. Die State citizenship setzt ein in einem US-Staat bestehendes Domizil voraus. Da die State citizenship der der Staatsangehörigkeit am nächsten kommende ähnliche Anknüpfungspunkt darstellt, ist er zu wählen. Zum Zuge kommt damit das Kollisionsrecht des US-Staates, dessen State citizenship die Erblasserin besaß, also das IPR des Staates New York. Dieses unterstellt die Erbfolge in den beweglichen Nachlaß dem Domizilrecht, also dem Recht von New York, die Erbfolge in den unbeweglichen Nachlaß der lex rei sitae - s FERID-FIRSCHING Bd VI US Texte III Nr 30 New York Vorbem II dazu § 3-5.1 EPTL ebenda; BayObLGZ 1975, 86. Zur Rechtslage in ähnlichen und besonders gelagerten Fällen s FIRSCHING, Einführung § 13 FA11 58.
b) Interpersonale Erbfälle
9
In vielen Staaten Asiens (zB Burma, Indien, Indonesien, Irak, Iran, Israel, Syrien) gelten für einzelne (insbes) religiöse Bevölkerungsgruppen verschiedene Erbrechte. Unteranknüpfungspunkt ist hier in der Regel die Eigenschaft einer Person (zB religiöses Bekenntnis). Bemerkenswert ist die Rechtslage in Israel- dazu eingehend S T R A U S S in F E R I D - F I R S C H I N G Israel Grdz C Rz 7 ff, wo grundsätzlich zwischen der Beerbung von Ausländern und Inländern geschieden wird, wobei letztere hinwieder-
* Dazu Einl zu STAUDINGER - EGBGB (10./11. Aufl) Rz 89, 105; FERID, IPR 2-40, 2-42 ff; FIRSCHING, Einführung in das IPR 2 § 13; KEGEL, IPR 4 14 ff, 17 ff, 178 ff; NEUHAUS, Grundbegriffe2 306 ff, 384 ff, 315 ff (interpersonales Recht). (265)
Karl Firsching
Art 25 10-15
Einfühningsgesetz
um in die Personenkreise: Juden, Moslems, Mitglieder der anerkannten christlichen Religionsgemeinschaften, Drusen und sonstige Inländer unterteilt wird. Weitere Einzelheiten s
FIRSCHING,
Einführung § 14 Nr 2.
10 4. Intertemporale Fragen Nach dem Erbfall, aber vor Abwicklung des Nachlasses, können die sachlichen Normen des Erbstatuts, aber auch die Kollisionsnormen des fremden Rechts, auf die die inländische Kollisionsnorm verweist, eine Änderung erfahren haben. Bei Verfügungen vTw kann eine solche Änderung auch dann bedeutsam werden, wenn sie nach Errichtung der Verfügung, aber vor dem Erbfall, eingetreten ist. Zur Rechtslage in diesen Fällen s Vorbem 293, 294 zu Art 24-26. n . Art 25 S 1 11 1. Beerbung - Erbenhaltung Die Worte „wird . . . beerbt" begegneten schon in Art 24. Ihre Tragweite ist die gleiche wie dort. Dazu Art 24 Rz 13. Hervorzuheben ist, daß auch hier die Frage, ob eine Vorschrift zu den erbrechtlichen gehört, nach deutschem Recht zu beurteilen ist. Das deutsche Recht, nicht das Personalstatut des Erblassers, entscheidet über die Qualifikation eines Rechtssatzes. 12 Erbenhaftung - Analogie zu Art 24 Abs 2? Die Vorschrift des Abs 2 des Art 24 ist in Art 25 nicht wiederholt. Analoge Anwendung derselben ist in keinem Fall gerechtfertigt, auch dann nicht, wenn der ausländische Erblasser seinen letzten Wohnsitz in Deutschland gehabt hat. Gegen die Analogie spricht einmal, daß die Bestimmung offenbar nur den Erben eines deutschen Erblassers begünstigen will, vor allem aber, daß sie in hohem Maße unhandlich ist, wie sich das aus ihrer Erläuterung ergab. Daraus folgt: (1) Ist ein Italiener mit letztem Wohnsitz in Bern gestorben, so gelten ausschließlich die italienischen Vorschriften über Erbenhaftung, nicht auch die schweizerischen. (2) Hat ein italienischer Erblasser seinen letzten Wohnsitz in Hamburg gehabt, so gelten gleichfalls die italienischen Vorschriften über Erbenhaftung ausschließlich, nicht auch die deutschen; auch dann nicht, wenn die Erben Deutsche, zB mit Deutschen verheiratete Töchter, sind. Schon hier sei bemerkt, daß auch die Ausnahmevorschrift des S 2 des vorliegenden Art 25 daran nichts ändert. Die deutschen Erbschaftsgläubiger können nicht etwa unter Berufung auf diese Bestimmung die Anwendung der deutschen Vorschriften über Erbenhaftung verlangen, denn ihre Ansprüche sind nicht „erbrechtliche" iS der Vorschrift - dazu unten Rz 137.
13 2. Erb- und Einsetzungsiähigkeit, Erbunwürdigkeit Der Berufene muß rechtsfähig sein, was sein Heimatrecht ergibt. Bejaht dieses die Rechtsfähigkeit, so unterfallen Erb- und Einsetzungsfähigkeit dem Erbstatut. Zur Erb- und Einsetzungsfähigkeit s Art 24 Rz 14, 15 sowie Vorbem 19, 20 zu Art 24-26; zur Erbunwürdigkeit s Art 24 Rz 17; Vorbem 43 zu Art 24-26. 14 3. Lebens- und Todesvermutung eines zur Erbschaft Berufenen richten sich nach seinem Heimatrecht. Dazu Art 24 Rz 16; Vorbem 34, 35 zu Art 24—26. 15 Zur Todeserklärung s Vorbem 36 zu Art 24-26 sowie Erl zu § 12 VerschG nach Art 9 (Vorauf 1). Karl Firsching
(266)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 16-20
Zur Kommorientenvermutung, die grundsätzlich dem Personalstatut des Berufenen 16 unterfällt, s Vorbem 37-42 zu Art 24-26.
4. Erbfolge aufgrund Verfügung von Todes wegen
17
a) Testament - gemeinschaftliches Testament aa) Testament (Errichtung - Änderung - Aulhebung) a) Testierfähigkeit Die Testierfähigkeit, die von der Geschäftsfähigkeit zu scheiden ist, beurteilt sich nach dem Erbstatut, das bei einem Ausländer ein fremdes Recht, aber auch kraft Rückverweisung deutsches Recht sein kann. Einzelheiten s Vorbem 44 ff zu Art 24—26. Zur Abgrenzung zwischen Form und Testierfähigkeit s Vorbem 45-47 zu Art 24-26. Zum Statutenwechsel (Ausgangsstatutenwechsel - indifferenter Statutenwechsel) s Vorbem 49 ff, 77, 78 zu Art 24-26. Zu deutschen Reformtendenzen s Vorbem 73, 74, 464-466 zu Art 24-26. 18
ß) Form Maßgeblich ist das TestÜbk 1961 sowie Art 11 Abs 1 S 1 EGBGB - Einzelheiten s Vorbem 83 und 4 1 1 ^ 5 0 zu Art 24-26 (zum Formbegriff s Vorbem 440, 45 ff ebenda). Das bedeutet: Das Testament eines Ausländers ist formgerecht errichtet, wenn es einem der über die in Vorbem 413 zu Art 24-26 erwähnten Anknüpfungspunkte gefundenen Recht oder dem Erbstatut (Art 11 Abs 1 S 1 EGBGB) entspricht. Belanglos ist, ob der Ausländer Angehöriger eines Vertragsstaates ist, ob das Testament im In- oder Ausland errichtet ist, schließlich, welches Recht anzuwenden ist - s Art 6 TestÜbk.
Y) Stellvertretung 19 Eine Stellvertretung ist in der Willensentschließung und in der Erklärung des Willens denkbar. Erstere unterfällt dem Erbstatut, letztere dem Formstatut - dazu Vorbem 85, 86 zu Art 24-26. 8) Inhalt und Wirkungen
20
Zulässigkeit und Wirkungen eines Testaments beurteilen sich nach dem Erbstatut. Dazu Vorbem 89-112 zu Art 24-26 mit Hinweis auf Willensmängel und ihre Folgen Vorbem 89 Testierfreiheit Vorbem 93 Pflichtteilsrecht Vorbem 94 Pflichtteilsrecht und Parteiautonomie Vorbem 96 Pflichtteilsergänzungsanspruch Vorbem 97 inhaltliche Erlaubtheit (Gesetzes- und Sittenverstoß) Vorbem 100 Typenzwang Vorbem 102 fideikommissarische Substitution Vorbem 103 Vermögensverklammerung Vorbem 104 (267)
Karl Firsching
Art 25 21-29
Einführungsgesetz
Testamentsvollstreckung Vorbem 106 Anwachsung Vorbem 108 Auslegung Vorbem 109 21 e) Änderung und Aufhebung Die Gültigkeit einer gewillkürten Aufhebung oder Änderung beurteilt sich nach dem Erbstatut (dazu Vorbem 114,115 zu Art 24-26), die Form jedoch nach dem TestÜbk 1961 sowie Art 11 Abs 1 S 1 EGBGB (dazu Vorbem 430 zu Art 24-26). Erfolgt die Änderung oder Aufhebung kraft Gesetzes (Beispiel: § 46 Abs 2 Illinois Probate Act - Wirkung einer Scheidung - Wortlaut: F e r i d - F i r s c h i n g Bd VI US-Texte III Nr 11 Illinois), so ist das Erbstatut maßgeblich - dazu Vorbem 113 zu Art 24-26. 22 bb) Gemeinschaftliches Testament Grundsätzliches, Form, Inhalt - Testierfähigkeit - Stellvertretung - Änderung und Aufhebung: Dazu s Art 24 Rz 28-31, wo ein Überblick gegeben und auf die entsprechenden Vorbem zu Art 24-26 verwiesen wird. 23 b) Erbverzicht Der Erbverzicht beurteilt sich nach dem Erbstatut - dazu Vorbem 128-132 zu Art 24-26. Zum Staatswechsel s Vorbem 133-142 zu Art 24-26. 24 c) Erbvertrag Im Gegensatz zum deutschen Recht lehnen manche ausländische Rechte - dazu Vorbem 143 - den Erbvertrag ab. Dies wird insbes dann bedeutsam, wenn bei Errichtung oder Aufhebung ein Ausländer beteiligt ist. Beim einseitigen Erbvertrag unterfallen Zulässigkeit, Fähigkeit zur Errichtung und Aufhebung, Inhalt und Wirkung dem Erbstatut; die Form untersteht Art 11 Abs 1 EGBGB. Uber das Erfordernis der Geschäftsfähigkeit eines ausländischen Vertragsgegners entscheidet das Erbstatut; ob diesem Erfordernis genügt ist, ergibt sich aus Art 7 EGBGB - dazu Vorbem 144 zu Art 24-26. 25 Beim zweiseitigen Erbvertrag wird jeder Partner nach seinem Erbstatut beerbt Einzelheiten s Vorbem 145-153 zu Art 24-26. 26 Zum Staatswechsel s Vorbem 154-178 ebenda. 27 Zu Erbverträgen zwischen Verlobten verschiedener Staatsangehörigkeit s Vorbem 178 ebenda. 28 d) Erbvertrag - Ehevertrag Dazu s Vorbem 179 zu Art 24-26. 29 5. Parteiautonomie Im Gegensatz zum geltenden deutschen erbrechtlichen IPR lassen vereinzelt ausländische Rechte die Parteiautonomie ganz oder in beschränktem Rahmen zu. Ist ein solches ausländisches Recht Erbstatut, so erkennen wir das an. Zum ganzen Fragenkreis sowie zu den Reformtendenzen s Vorbem 193-217, 464-466 zu Art 24-26. Karl Firsching
(268)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 30-32
6. Rück- und Weiterverweisung
30
a) Grundsätzliches Rück- und Weiterverweisung sind von dem deutschen Richter zu beachten. Für jene bestimmt dies Art 27 ausdrücklich, für diese ergibt es sich aus entsprechender Anwendung desselben - dazu die Ausführungen zu Art 27. In der Theorie sind die Ansichten über eine Zulassung der Weiterverweisung geteilt - einen Überblick gibt KEGEL, I P R 4 1 7 2 s o w i e SOERGEL-KEGEL 10 A r t 2 7 R z 2 0 ff, d e r sie z u r e c h t ( a l l e r d i n g s
differenzierend Rz 28,29) befürwortet. Die deutsche Rechtsprechung erkennt sie an: früher schon Oberappelationsgericht Lübeck SeuffA 14 (1861) 164. Dann R G Z 64, 3 8 9 ( 3 0 . 11. 1 9 0 6 ) ; 9 1 , 1 3 9 ( 8 . 11. 1 9 1 7 ) ; R G R e c h t 1 9 1 0 N r 4 2 1 0 ; B G H L M ( a b
1961) Nr 13 zu Art 7 ff E G B G B (9. 6.1960); BayObLGZ 1972, 383; KG JW 1922, 1130.
b) lex domicilii
31
Die Rück- und Weiterverweisung hat vornehmlich ihren Grund darin, daß das ausländische Recht seinerseits nicht dem Staatsangehörigkeits-, sondern dem Wohnsitzprinzip folgt (so zB das englische Recht sowie das Recht der US-Staaten, soweit es den beweglichen Nachlaß angeht). Ist der Erblasser ein Engländer, der zuletzt in Hamburg sein Domizil im englischen Sinn hatte, so wird er gern Art 27 hinsichtlich seines beweglichen Nachlasses, gleichwo belegen, nach deutschem Recht beerbt. Das deutsche Recht verweist in Art 25 S 1 auf das englische, dieses verweist auf das deutsche zurück - s DICEY-MORRIS, Conflict of Laws (1980) Rule 1. Diese Rückverweisung ist nach Art 27 beachtlich, wird aber dann nach herrschender Lehre a b g e b r o c h e n - d a z u FIRSCHING, E i n f ü h r u n g in d a s I P R § 8 ; a A KEGEL, I P R 4 1 7 3 . D i e
Folge ist zB, daß, wenn der Erblasser seine Mutter, zwei Brüder und zwei Schwestern hinterläßt, die Mutter ein Halb, die Geschwister je ein Achtel erben, während nach englischem Recht die Mutter nach sec 46 (1) (IV) Administration of Estates Act idF des Intestates Estates Act (1952) Alleinerbin sein würde. Die Mutter erfährt also infolge der Rückverweisung oder, wie man auch sagen kann, des Domizilprinzips, eine empfindliche Zurücksetzung. Hatte der englische Erblasser sein letztes Domizil nicht in Hamburg, sondern in 32 Kopenhagen, so ist dänisches Recht maßgebend. Das deutsche Recht verweist in Art 25 S 1 auf das englische Recht als die lex patriae, dieses verweist weiter auf das dänische Recht als die lex domicilii. Diese Weiterverweisung ist analog Art 27 von dem deutschen Richter zu beachten - s R G Z 91, 139, ein Fall, in dem es sich um belgisches und altes russisches Recht handelte. S weiter BayObLGZ 1972, 383. Bei der bezuggenommenen fremden Kollisionsnorm ist jeweils (soweit nicht eine Rückverweisung auf deutsches Recht in Frage steht) zu prüfen, ob diese bei Weiterverweisung im Wege der Gesamtverweisung das fremde Kollisionsrecht oder nur eine Sachnormverweisung im Auge hat (insoweit übereinstimmend KEGEL, IPR 4 173). Beispiel Südafrikanerin, die einen Erbvertrag in der Bundesrepublik Deutschland abgeschlossen hatte, domiziliert (iS des südafrikanischen Rechts) in Sankt Gallen (Schweiz), stirbt unter Hinterlassung beweglichen Nachlasses. Art 24, 25 EGBGB führen zum südafrikanischen Kollisionsrecht, das auf die Kollisionsnorm des schweizerischen Rechts weiter verweist, die ihrerseits auf das Recht des deutschen Wohnsitzes (qualifiziert iS des schweizerischen Rechts) zurückverweist. Deutsches Erbstatut. Dazu BayObLGZ 1972, 383, 386. (269)
Karl Firsching
Art 25 33-38
Einführungsgesetz
33 Die Beachtung der Rück- und Weiterverweisung durch den deutschen Richter bewirkt eine Art Versöhnung zwischen dem deutschen Staatsangehörigkeits- und dem ausländischen Wohnsitzprinzip, sie verhindert einen Konflikt zwischen deutschem und ausländischem Recht. 34 Was die Rückverweisung auf das deutsche Recht angeht, so bewirkt sie nicht selten, daß Verwandte des Erblassers als gesetzliche Erben berufen werden, die nach dem Heimatrecht des Erblassers überhaupt nicht zum Kreise der Erbberechtigten gehören, denn bekanntlich zieht gerade das BGB diesen Kreis weiter als die meisten anderen Rechte, wie zB die Schweiz, Italien, Belgien, England und andere. 35 Eine Schwierigkeit entsteht, wenn der Erblasser auch nach deutschem Recht keine erbberechtigte Person hinterläßt, so daß der Fall des § 1936 BGB gegeben ist. Diese Vorschrift setzt nämlich voraus, daß der Erblasser ein Deutscher ist, ist also nicht unmittelbar anwendbar. HABICHT 199 meint, daß anstelle des dort bezeichneten Fiskus sinngemäß der Fiskus des Heimatstaates des Ausländers trete. RAAPE (9. Aufl 704) ist der Ansicht, daß der Fiskus des deutschen Landes eintrete, mit dem der Erblasser durch seinen Wohnsitz verbunden sei. Erwägt man, daß der Erblasser nicht notwendig einen Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland haben muß, erscheint die Vorbem 252 zu Art 24-26 vertretene Ansicht überzeugender. 36 c) lex rei sitae Die Rück- und Weiterverweisung kann ihren Grund auch darin haben, daß der ausländische Staat das Gebietsprinzip hat. So die allgemeine Ansicht (abweichend HEDEMANN NiemZ 23,257 ff); HEDEMANN stützt sich für seine Ansicht ua auf Art 28 EGBGB, jedoch zu Unrecht. Art 28 behandelt den Fall, daß die lex rei sitae selbst angewandt werden will, also einen eigenen Geltungsanspruch erhebt, betrifft mithin einen sog positiven Konflikt. Über den Fall des hier vorliegenden negativen Konflikt besagt die Vorschrift nichts. 37 Im allgemeinen wird ein Staat das Gebietsprinzip im internationalen Erbrecht immer nur neben dem Staatsangehörigkeits- oder dem Domizilprinzip anwenden, nämlich insoweit es sich um Grundstücke handelt. Beispiele Ein englischer Erblasser, domiziliert in London, hinterläßt ein deutsches Grundstück. Art 27 E G B G B führt zum deutschen Erbrecht, denn das an sich nach Art 24, 25 maßgebende englische Recht verweist auf das deutsche Recht als die lex rei sitae zurück - s oben Rz 31. Hinterläßt der englische Erblasser auch ein polnisches Grundstück, so ist auf dieses das polnische Erbrecht analog Art 27 anzuwenden, da das englische Recht auch hier wieder auf die lex rei sitae verweist.
38 Das Gebietsprinzip haben teils Staaten mit Wohnsitzprinzip, so Frankreich, England, Australien, Südafrika, US-Staaten und Kanada, teils Staaten mit Staatsangehörigkeitsprinzip, so D D R (für in der DDR gelegenen Grundbesitz), Rumänien und Türkei. Umgekehrt sind die Staaten, die als Erbstatut ausschließlich, also auch, soweit es sich um Grundstücke handelt, das Personalstatut anwenden, teils solche, die das Staatsangehörigkeitsprinzip befolgen, so Deutschland, Italien und Polen, teils solche, die das Wohnsitzprinzip befolgen, so Dänemark und Norwegen. Staaten, die selbst das Gebietsprinzip im Erbrecht nicht haben, sind aber oft geneigt sich diesem Prinzip anderer Staaten zu beugen. So tut es zB Deutschland in Art 28 - dazu Art 24 Rz 80. Karl Firsching
(270)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 39-42
d) Die Konkurrenz der Prinzipien und ihre Schlichtung
39
Das Neben- und Gegeneinander von Staatsangehörigkeitsprinzip, Wohnsitzprinzip und Gebietsprinzip im IPR der Staaten führt oft zu Verwicklungen. Dazu folgendes: (1) Geht man vom englischen Recht als dem Recht eines Staates aus, wo Domizil- und Gebietsprinzip herrschen, so ist zu sagen: Das bewegliche Vermögen (im englischen Sinne) beerbt sich nach der lex domicilii (im englischen Sinne), das unbewegliche Vermögen nach der betreffenden lex rei sitae. Beispiel Hatte ein englischer Erblasser sein letztes Domizil in London und gehören zu dem Nachlaß ein deutsches und ein italienisches Grundstück, so gilt teils englisches, teils deutsches, teils italienisches Recht. Es findet also eine eingeschränkte Rückverweisung auf deutsches Recht und eine eingeschränkte Weiterverweisung auf italienisches Recht statt. Hatte der englische Erblasser sein letztes Domizil in Hamburg und gehören zu seinem Nachlaß ein englisches, ein brasilianisches und ein dänisches Grundstück, so ist in der Hauptsache deutsches Recht, ferner aber englisches, brasilianisches und dänisches Recht maßgebend. Deutsches Recht gilt zB für die Bankguthaben des Erblassers, wo immer sie sich befinden, ebenso für seine Kostbarkeiten und Wertpapiere, auch die in England deponierten. Auch hier finden also eine eingeschränkte Rückverweisung und eine eingeschränkte Weiterverweisung statt.
(2) Geht man vom türkischen Recht aus als dem Recht eines Staates, wo Staatsan- 40 gehörigkeits- und Gebietsprinzip gelten, so ergibt sich: Grundsätzlich gilt, wo immer der türkische Erblasser seinen letzten Wohnsitz hatte, ob in Istanbul oder in Hamburg oder in London, türkisches Erbrecht. Hatte er jedoch nichttürkischen Grundbesitz, so gilt bezüglich der Grundstücke die jeweilige lex rei sitae, bezüglich der deutschen deutsches Recht kraft § 14 des deutsch-türkischen Nachlaßabkommens (dazu Vorbem 453 zu Art 24-26). (3) Geht man vom dänischen Recht als dem Recht eines Staates aus, der ausschließ- 41 lieh das Wohnsitzprinzip hat, so ist zu sagen: Grundsätzlich gilt das Recht des Staates, wo der dänische Erblasser seinen letzten Wohnsitz hatte, gleichgültig, wo das Vermögen, auch das unbewegliche, sich befindet. Eine Einschränkung ist jedoch infolge der Konfliktsklausel des Art 28 zu machen: Liegt ein Grundstück in einem dritten Land, wo das Gebietsprinzip herrscht, so ist bezüglich dieses Grundstücks das Erbrecht dieses Landes maßgebend. Die lex rei sitae gilt, obgleich es an einer Weiterverweisung fehlt. Sachstatut geht vor Vermögensstatut. Beispiel Der dänische Erblasser hatte seinen letzten Wohnsitz in Hamburg. Er hinterläßt ein dänisches, ein polnisches und ein französisches Grundstück. Im allgemeinen ist deutsches Erbrecht maßgebend als die lex domicilii kraft Rückverweisung gern Art 27, und zwar auch bezüglich des dänischen und des polnischen Grundstücks, nicht aber bezüglich des französischen Grundstücks. Hier ist kraft Art 28 (nicht etwa gern oder entsprechend Art 27) französisches Erbrecht anzuwenden. Was für das französische Grundstück gilt, gilt auch für ein englisches, kanadisches oder in den US-Staaten usw gelegenes Grundstück.
(4) Geht man endlich vom italienischen Recht aus, also einem Staatsangehörigkeitsprinzip hat, so ergibt sich: Grundsätzlich Erbrecht maßgebend, wo immer sich das Vermögen, auch befindet. Auch hier gilt aber das vorstehend bezüglich des Art
Recht, das nur das 42 ist das italienische das unbewegliche, 28 Bemerkte.
Beispiele Hinterließ der italienische Erblasser, wohnhaft zuletzt in Hamburg, ein deutsches, ein dänisches und ein luxemburgisches Grundstück, so ist im allgemeinen italienisches Erbrecht anzuwenden, auch bezüglich des deutschen und des dänischen Grundstücks; bezüglich des luxemburgischen Grundstücks jedoch ist gern Art 28 luxemburgisches Recht anzuwenden, - weil dieses es befiehlt. (271)
Karl Firsching
Art 25 44-46
Einführungsgesetz
43 e) Teilverweisung aa) Ihre Natur Zu unterscheiden ist (dazu Rz 39, 40) Voll- und Teilverweisung, je nachdem das andere Recht, auf welches das Heimatrecht des Ausländers verweist, für den ganzen Nachlaß maßgebend sein soll oder nur für einen Teil des Nachlasses. Jene liegt zB vor, wenn der englische Erblasser, der zuletzt in Hamburg domiziliert war, Grundbesitz lediglich in Deutschland hatte, diese, wenn er auch außerdeutschen Grundbesitz hat. Teilverweisung liegt auch vor, wenn der englische Erblasser zuletzt in London domiziliert war und nichtenglischen Grundbesitz hatte. 44 Auch die Teilverweisung ist ihrer Natur nach eine allgemeine, eine totale, dh: das Recht, auf das rück- oder weiterverwiesen wird, ist grundsätzlich in allen Beziehungen für die Beerbung des Nachlaßteiles oder Sondernachlasses maßgebend, es ist mit anderen Worten das Erbstatut für diesen Nachlaßteil. Es sind also zwei oder gar mehrere Erbstatuten vorhanden; dabei kann bisweilen zweifelhaft sein, ob man eines derselben als das Hauptstatut bezeichnen kann. Wollte man zB im Falle eines US-Angehörigen, der sein letztes Domizil in Hamburg hatte, das deutsche Erbrecht als das Hauptstatut und das Recht des außerdeutschen Staates, in dem er Grundbesitz hat, als Nebenstatut bezeichnen, so entspräche das zwar dem deutschen Recht, das in dem römischen Prinzip der Universalsukzession wurzelt, nicht aber der angloamerikanischen Rechtsanschauung, der dieses Prinzip fremd ist. 45 Diese Teilverweisung, genauer die Teilrück- und -weiterverweisung ist, wie dargelegt, eine allgemeine, totale Rück- und Weiterverweisung. Sie bildet genauso wie die volle Rück- und Weiterverweisung einen Gegensatz zu einer anderen Art Rück- und Weiterverweisung, die man als spezielle bezeichnen könnte. Diese spezielle Rückverweisung erklärt das andere Recht nicht grundsätzlich und in allen Beziehungen für die Beerbung als maßgebend, und macht es so zum Erbstatut, sondern erklärt es nur in der einen der anderen Beziehung, in irgendeinem besonderen Punkt, in einer speziellen Frage für maßgebend. Hier kommen namentlich Fragen der Form und der Testierfähigkeit in Betracht. Dazu oben Rz 17,18; s weiter Art 24 Abs 3. Wenn ein in der Schweiz wohnhafter und sich aufhaltender Deutscher ein Testament hinterläßt, das er als Schweizer errichtete, so entscheidet schweizerisches Recht über die Form des Testaments sowie über die Testierfähigkeit, aber es ist nur für diese Fragen (und noch einige andere) maßgebend, im übrigen und in der Hauptsache herrscht das deutsche Recht. Es gibt nur ein Erbstatut in diesen Fällen, das ist das deutsche. Überhaupt bieten vor allem die Fälle des Staatswechsels Beispiele für solche Spezialverweisungen. Dazu auch H A B I C H T 212. 46 bb) Ihre Behandlung Die Teilverweisung im Erbrecht bedeutet, daß für den Nachlaß mehrere Erbrechtsordnungen maßgebend sind. Mehrheit der Erbstatuten führt aber, wie früher Vorbem 356 ff zu Art 24-26 sowie Art 24 Rz 80 gezeigt wurde, zu einer Spaltung des Nachlasses in mehrere selbständige Vermögen. Die daraus erwachsenden Probleme sind hier wie dort die gleichen. Es kann daher auf die dortigen Ausführungen verwiesen werden. Alles, was dort für den Fall gesagt wurde, daß ein Deutscher ein französisches Grundstück hinterläßt, gilt auch für den umgekehrten Fall, daß ein Franzose ein deutsches Grundstück hinterläßt. Beide Male konkurrieren französisches und deutsches Erbrecht, in dem einen Fall kraft des Art 28, in dem anderen kraft des Art 27. Dort gilt in der Hauptsache deutsches, bezüglich des französischen Grundstücks französisches, hier in der Hauptsache französisches, bezüglich des deutschen Grundstücks deutsches Erbrecht. Sodann steht dem Falle, daß der Karl Firsching
(272)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 47-51
Franzose ein deutsches Grundstück hinterläßt, also die Konkurrenz der Erbstatuten auf einer teilweisen Rückverweisung beruht, der andere Fall gleich, daß der Franzose ein polnisches oder italienisches Grundstück hinterläßt, also die Konkurrenz der Erbstatuten mit einer teilweisen Weiterverweisung zusammenhängt. Das Zusammenspiel dieser Bezüge läßt sich an folgendem Beispiel veranschauli- 47 chen: Beispiel Ein Luxemburger, wohnhaft in seiner Heimat, hinterläßt ein deutsches Grundstück. Im allgemeinen gilt luxemburgisches Erbrecht, bezüglich des Grundstücks dagegen gilt deutsches Erbrecht, da der luxemburgische Richter gemäß dem Prinzip der lex rei sitae bezüglich des Grundstücks deutsches Erbrecht anwendet, somit der Fall der Rückverweisung gegeben ist.
Dem deutschen Erbrecht unterliegt also nur ein einzelner Gegenstand, der jedoch einen Sondernachlaß darstellt. Hatte der Erblasser Frau und Kinder, so ist die Frau bezüglich des Grundstücks erbberechtigt, nämlich, falls sie im Güterstand der luxemburgischen Fahrnisgemeinschaft (Art 1400 ff CC) lebte, zu einem Viertel, bezüglich des übrigen Nachlasses steht ihr ein Wahlrecht nach Art 767 - 1 (idF v 26. 4. 1 9 7 9 ; Wortlaut F e r i d - F i r s c h i n g Luxemburg Texte B) C C zu. Den Anteil am Grundstück kann die Witwe gern § 2 0 3 3 Abs 1 BGB durch notariellen Vertrag veräußern. Abs 2 des § 2 0 3 3 BGB steht dem nicht entgegen. Sie veräußert eben nicht den Anteil an einem Nachlaßgegenstand, sondern den Anteil an dem Nachlaß, der allerdings nur aus einem Gegenstand besteht. Der Erwerber des Anteils wird sogleich Miteigentümer des Grundstücks, und zwar zur gesamten Hand. Auflassung und Eintragung sind erforderlich. Der Anteil der Frau an dem Grundstück, dh an dem Sondernachlaß, ist auch pfändbar. Dies folgt aus § 2 0 3 3 Abs 1 BGB, § 8 5 9 Abs 2 ZPO. S KG J W 1 9 2 2 , 1 1 3 0 , dazu J o s e p h Bllpr 1 9 2 6 Sp 2 0 1 . Erhält die Ehefrau, falls sie zB den Nießbrauch an dem luxemburgischen Grundstück 48 wählt, von dem Hauptnachlaß gemäß luxemburgischen Recht weniger, so gibt ihr dies kein Recht, zu verlangen, daß sie bei der Teilung des Sondernachlasses entschädigt werde. Wie die Auseinandersetzung bezüglich des Grundstücks zu geschehen hat, bestimmt 49 sich nach deutschem Recht. Hat zB der Erblasser testamentarisch angeordnet, daß die Erbengemeinschaft bis zum Tode der Frau, also möglicherweise dreißig Jahre und länger, fortbestehen soll, so ist diese Anordnung gern § 2044 BGB gültig, was das deutsche Grundstück angeht, ungültig dagegen gern Art 815 CC, was den übrigen Nachlaß, auch die etwa in Deutschland befindliche Fahrnis, anlangt. Hat der Erblasser einen Testamentsvollstrecker ernannt, so gilt für seine Befugnis im 50 allgemeinen luxemburgisches, bezüglich des Grundstücks in Deutschland deutsches Recht. Nach § 2205 BGB kann der Testamentsvollstrecker über die Nachlaßgegenstände, auch unbewegliche, verfügen. Er kann sogar das Grundstück veräußern; dem steht nicht entgegen, daß das Grundstück nicht bloß Nachlaßgegenstand, sondern Nachlaß selbst ist.
III. Übersicht über das internationale Erbrecht ausländischer Rechtsordnungen Ägypten 1. Schrifttum: L i n a n t - d e - B e l l e f o n d s , La jurisprudence égyptienne et les conflits de lois en matière de statut personnel, Clunet 1 9 6 0 , 8 2 2 ; ders, in: JCIDrComp Bd I s Egypte (Stand: 1 9 7 2 ) ; A b d e l R a h m a n , Les conflits de lois (Kairo 1 9 6 6 ) ; E l - M i k a y i s , Internationales und interreligiöses Personen-, Familien- und Erbrecht in der Vereinigten Arabischen Republik, RabelsZ33 (1969) 517; (273)
Karl Firsching
51
Art 25 51
Einfiihningsgesetz
„Lehrbuch des IPR", Bd II (Kairo 1974) (arabisch); CHAFIK CHEHATA, in: IntEncCompL, National Reports „Egypt" E 9 ff. Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1969 Nr 35 [Hamburg] - testamentarische Erbfolge - Form - Verfügungsmacht - prozessuale Beweisvorschriften. RIAD-RACHED,
2. Die ägyptische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Staatsangehörigkeitsgesetz Nr 26/1975. Dazu B E R G M A N N - F E R I D Arabische Republik Ägypten mit Wortlaut 2 ff. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Ägypten bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Das ägyptische Zivilgesetzbuch v 16. 7. 1948 enthält in den Art Kollisionsnormen.
10-28
Art 12 Die sachlichen Voraussetzungen der Gültigkeit der Ehe unterfallen dem Heimatrecht jedes Eheschließenden.
Art 13 (1) Die Wirkungen der Ehe, einschließlich der vermögensrechtlichen Wirkungen, unterfallen dem Heimatrecht des Ehemannes im Zeitpunkt der Eheschließung. (2) Die Verstoßung ist dem Heimatrecht des Ehemannes in dem Zeitpunkt, wo sie stattfindet, unterworfen. Die Ehescheidung und die Ehetrennung unterfallen hiegegen dem Recht des Ehemannes im Zeitpunkt der Erhebung der Klage.
Art 17 (1) Die Erbfolge, die Testamente und andere Verfügungen von Todes wegen unterfallen dem Heimatrecht des Erblassers, des Testierenden und des Verfügenden zur Zeit des Todes. (2) Die Form des Testaments richtet sich jedoch immer nach dem Heimatrecht des Erblassers zur Zeit der Errichtung des Testaments oder nach dem Recht des Ortes, wo das Testament errichtet wurde. Das gleiche gilt für die Form der übrigen Verfügungen von Todes wegen.
Art 27 Im Falle der Verweisung auf ein fremdes Recht sind die Sachnormen unter Ausschluß des internationalen Privatrechts anzuwenden.
Der Wortlaut der ägyptischen Kollisionsnormen findet sich in französischer und deutscher Übersetzung bei M A K A R O V , Quellen 3 ( 1 9 7 8 ) 1 7 ff. 5. Eine Kodifikation des materiellen Erbrechts findet sich im Gesetz Nr 77 v 6. 8. 1943. Abgedruckt in: Répertoire permanent de la législation égyptienne (Alexandria 1965) Bd VIII s v „succession" 87 ff. Die Form eines Testaments bestimmt sich nach dem Testamentsgesetz von 1946 (Wortlaut in Répertoire aaO s v „Statut personnel, Succession et testaments" 105). 6. Güterrechtsstatut:
s oben Nr 4 - Art 13 Z G B 1948.
Internes Güterrecht: Die Vermögen der Ehegatten bleiben getrennt - dazu L I N A N T JCIDrComp aaO Nr 88.
DE
BELLEFONDS,
Karl Firsching
(274)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 52
Argentinien*
52
1. Schrifttum: ENNIS, Derecho international privado (1953); GOLDSCHMIDT, Einführung in das argentinische IPR, JIR 7 (1958) 283-314; ders, Suma de Derecho Internacional Privado2 (1961); 2 R O M E R O DEL PRADO, Manual de derecho internacional privado (1961); Vrco, Curso de Derecho internacional privado (2 Bde) 4 (1961); FEBRES POBEDA, Agentes de derecho internacional privado 2 (1962); LAZCANO, Derecho internacional privado (1965); GOLDSCHMIDT-RODRIGUEZ-NOVAS, American-Argentine Private International Law (New York 1966); LAVI£, in IntEncCompL, Bd I National Reports „Argentine" A 33 ff; LISBONNE, „Republique Argentine" in JCIDrComp, Bd 1 (Stand Febr 1972). Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1965/66 Nr 56 [Köln] - testamentarische und gesetzliche Erbfolge, Testamentsform, Pflichtteilsrechts, Güterrecht; IPG 1970 Nr 30 [Heidelberg] testamentarische Erbfolge, Vermächtnisrecht, „Reduzierungsanspruch" des Pflichtteilsberechtigten; IPG 1976 Nr 38 [Heidelberg] - dort insbesondere zum Wohnsitzbegriff und zum Pflichtteilsrecht. WENGLER, Gutachten ( 1 9 7 1 ) I I Nr 8 2 S 5 5 2 - gesetzliche Erbfolge, Entschädigungsansprüche, „eheliche", „anerkannte" Kinder; Nr 87 S 579 - gesetzliche Erbfolge, Nachlaßspaltung, „legitimes", „anerkanntes" Kind; Nr 97 S 670 - testamentarische Erbfolge, Form, gemeinschaftliches Testament, Entschädigungsansprüche; Nr 101 S 704 - testamentarische Erbfolge, Form, Güterrecht, Entschädigungsansprüche; Nr 120 S 883 - testamentarische Erbfolge, Pflichtteilsrecht, Güterrecht, Entschädigungsansprüche; Nr 121 S 838 - gesetzliche Erbfolge, Nachlaßspaltung, Entschädigungsansprüche. Rechtsprechung: KG - 2. 7. 1962 - IPRspr 1962/63 Nr 144 - testamentarische Erbfolge; Erbstatut Domizilrecht, beweglicher Nachlaß mit festem Lageort sowie unbewegliches Vermögen unterliegen der lex rei sitae; Art 14 Cödigo Civil schränkt Rückverweisung ein, falls das argentinische Recht die Gültigkeit des Rechtsgeschäfts mehr begünstigt; Bindung des Erblassers an Erbverträge und letztwillige Verfügungen, Noterbrecht.
2. Die argentinische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Gesetz Nr 21.795 über das argentinische Staatsbürgerrecht v 18. 5. 1978 - Wortlaut: StAZ 1979, 327 ff. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Argentinien bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Im Verhältnis zu Bolivien, Kolumbien und Peru gelten die ursprünglichen Verträge von Montevideo über internationales Privat- und Handelsrecht v 12.1. 1889. Zwischen Argentinien, Paraguay und Uruguay kommen die Verträge von Montevideo über internationales Privat- und internationales Handelsrecht idF von 1940 zum Zuge. Das „Gesetzbuch des IPR" von 1928 (Cödigo Bustamante) ist von Argentinien nicht ratifiziert worden. 4. Kollisionsrecht: Der argentinische Cödigo Civil von 1869 enthält in Art 3283 eine erbrechtliche Kollisionsnorm. Art 3283 Das Erbrecht an dem Nachlaß des Verstorbenen unterfällt dem örtlichen Rechte des Wohnsitzes, den der Erblasser bei seinem Tod hatte, seien die Erben Inländer oder Ausländer.
Erbstatut ist damit das Recht des Domizils, das der Erblasser zZ seines Todes besaß. Ergänzend greifen nach der überwiegenden Rechtsprechung jedoch die Art 10 und 11 CC ein, die für in Argentinien gelegenen unbeweglichen Nachlaß sowie bewegliches Vermögen in Argentinien, das sich ständig an einem Ort befindet (oder nach der Absicht des Eigentümers dort befinden soll) das Territorialitätsprinzip (lex rei sitae) statuieren. In der Literatur ist die Frage bestritten - dazu ROMERO DEL PRADO, Manual de derecho internacional privado, Vol II (1961) 455 ff, 436 ff. Die Erbfähigkeit untersteht dem Recht des Domizils, das der Erbe beim Tod des Erblassers besaß (Art 3286 CC). * Unter Mitarbeit meines Assistenten, Assessor W ADAM, Regensburg. (275)
Karl Firsching
Art 25 52
Einfiihrangsgesetz
Art 3470 CC räumt den argentinischen und den in Argentinien domizilierten Erben, die zusammen mit ausländischen, nicht in Argentinien domizilierten Erben an einem Nachlaß beteiligt sind, diesen gegenüber ein Vorrechte in. Soweit die bevorrechtigten Erben durch ausländisches Recht von der Erbfolge ausgeschlossen sind, können sie sich zu einem entsprechenden Anteil am ausländischen Nachlaß befriedigen. Praktische Bedeutung erlangt die Bestimmung vor allem durch das argentinische Rechtsinstitut der „legitima" (Noterbrecht). Untersteht der Nachlaß argentinischem Recht, so haben auch ausländische Erben, selbst wenn sie kein Domizil in Argentinien besitzen, Anspruch auf die „legitima". Testamentarische Erbfolge: die Testierfähigkeit beurteilt sich nach dem Recht des Domizils, das der Erblasser bei Errichtung des Testaments besaß (Art 3611 CC). Die materielle Wirksamkeit des Testaments untersteht dem Erbstatut (Art 3612 CC: Domizilrecht mit Einschränkungen durch das Territorialitätsprinzip). Form. Unterschieden wird, ob das Testament in Argentinien oder außerhalb des Landes errichtet wurde. In Argentinien errichtete Testamente müssen der argentinischen Form genügen (Art 3634 CC). Keine Rolle spielt, ob das Testament von einem Inländer oder einem Ausländer errichtet wurde. Ein im Ausland errichtetes Testament ist immer wirksam, falls es den Formvorschriften des Errichtungsortes genügt. Art 3635 CC, der ausdrücklich nur den argentinischen Testator nennt, wird insoweit auch auf Ausländer angewendet, gleichgültig, ob sie in Argentinien oder im Ausland domiziliert sind. Daneben können Argentinier und in Argentinien domizilierte Ausländer formwirksam vor den in Art 3636 CC bezeichneten Organen in Anwesenheit von zwei am Errichtungsort domizilierten Zeugen testieren, wenn das Testament von der argentinischen Botschaft oder dem argentinischen Konsulat gesiegelt ist. Zur Eröffnung solcher Testamente s Art 3637 CC. Das Testament eines im Ausland domizilierten Ausländers ist nach Art 3638 CC formwirksam, wenn es entweder seinem Heimatrecht oder dem argentinischen Recht entspricht. Dazu auch Art 14 Ziff 4 CC. Das in Art 3618 CC enthaltene Verbot gemeinschaftlicher Testamente wird als Formvorschrift qualifiziert. Ein im Ausland nach dem dortigen Recht wirksam errichtetes gemeinschaftliches Testament findet deshalb in Argentinien Anerkennung. Widerruf. Dazu Art 3825 CC. Wird ein im Ausland errichtetes Testament von dem im Ausland domizilierten Testator widerrufen, so ist der Widerruf wirksam, wenn er entweder dem Recht des Errichtungsortes oder dem Recht des Domizils entspricht, wo der Testator bei Errichtung sein Domizil hatte. Wurde das Testament in Argentinien errichtet, so muß der Widerruf dem argentinischen Recht entsprechen. 5. Eine Kodifikation des materiellen Erbrechts findet sich im Código Civil von 1869. Das materielle Recht kennt ¿rei Testamentsformen: das holographische Testament, das öffentliche Testament und das verschlossene Testament (Art 3632 CC). 6. Güterrechtsstatut: Art 4 , 5 , 6 Gesetz über die Zivilehe v 12.11.1888, Art 1230 CC. (Deutscher Wortlaut: MAKAROV, Quellen 2 [1978] 33, 39). Gesetzlicher Güterstand: Errungenschaftsgemeinschaft. Es wird unterschieden zwischen Gesamtgut (bienes gananciales) - Art 1271, 1272 CC - und Eigenvermögen (bienes proprios). Bei Auflösung der Ehe erhält der überlebende Ehegatte die eine Hälfte, die andere fällt mangels testamentarischer Anordnung an die vorhandenen Deszendenten oder Aszendenten des Erblassers (Art 1315 CC). Karl Firsching
(276)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 53, 54
Australien
53
1. Schrifttum: I N G L I S , Conflict of laws, Wellington N. Z. 1 9 5 9 , 3 8 5 ; N Y G H , Conflict of laws in Australia (Sidney 1 9 6 8 ) ; SYKES, A text book on the australian conflict of laws (Melbourne/ Sidney/London 1 9 7 2 ) ; P R Y L E S - H A N K S , Federal Conflict of Laws (Sidney 1 9 7 4 ) . MILLER,
The australian will - draftsman's Handbook 2
(1963);
SMYTH,
Executorship accounts
( A u s t r a l i a 5 1 9 6 3 ) ; W R I G H T , Testator's Family Maintenance in Australia and New Zealand 2 ( 1 9 6 6 ) ; GRIFFITH,
Probate Law and Practice in Victoria
( 1 9 6 5 ) ; FORD,
Principles of the Law of Death Duty
(1971).
S weiter SAWER, in: IntEncCompL, National Reports „Australia" A 51 ff. Gutachten zum Kollisions- und Erbrecht: IPG 1969 Nr 32 (Hamburg) - gesetzliche Erbfolge (Victoria), Nachlaßspaltung.
2. Die einheitliche Staatsbürgerschaft beurteilt sich nach dem Commonwealth Nationality and Citzizenship Act 1 9 4 8 - 1 9 6 6 . Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Australien 2 ff. 3. Die Föderation umfaßt sechs Staaten (Neusüdwales, Victoria, Queensland, Südaustralien, Westaustralien, Tasmania), dazu kommt der Bundesdistrikt Canberra und verschiedene Territorien: Northern Territory sowie Papua und Neuginea. Jeder Staat hat seine eigene Verfassung, sein eigenes Zivilrecht und sein eigenes internationales Privatrecht. Einzelheiten s IntEncCompL Bd 1 Australia. 4. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Australien bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 5. Ein interlokales Privatrecht fehlt, im Wege der Unteranknüpfung wird man aus deutscher Sicht auf das Recht des letzten Domizils des Erblassers in Australien zurückgreifen. Der Domizilbegriff entspricht dem englischen. Im übrigen gelten für jedes Teilrechtsgebiet die gleichen IPR-Grundsätze wie in Großbritannien: lex rei sitae für immovables, Domizilrecht für Fahrnis. Im internen Recht sind die Uniform State Will Acts bedeutsam, im übrigen hat jeder Teilbereich sein eigenes Erbrecht. 6. Güterrechtsstatut: Wie im englischen Recht. Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung.
Belgien
54 3
1. Schrifttum: P O U L L E T , Manuel de droit international privé belge ( 1947) ; de Vos, Les problème des conflicts de lois, 2 Bde (1947); G R A U L I C H , Prinzipes de droit international privé (Paris 1961); R I G A U X , Droit international privé I (1968), II (1979); D E M B O U R , Les Successions, Donations et Testaments et la Cour de Cassation (Brüssel 1977). Répertoire pratique du droit Belge, 19 Bde (1930-1972); (Erbrecht in Bd 3) (Brüssel 1954-1955).
DEKKERS,
Precis de Droit civil belge, 3 Bde
S weiter; L I M P E N S und S C H R A N S , in: IntEncComp L , National Reports „Belgium" B 11 ff. Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1965/66 Nr 52 (Köln) - testamentarische Erbfolge, Form, Verfügungsbeschränkung, Nießbrauch, Güterrecht, Errichtung einer Stiftung durch Verfügung vTw. Rechtsprechung: OLG Hamm - 21. 7. 1954 - IPRspr 1954/55 Nr 206 - gesetzliche Erbfolge, Nachlaßspaltung, Nießbrauch; O L G Köln - 12. 3. 1959 - NJW/RzW 1959, 397 = IPRspr 1958/59 Nr 88 a und B G H - 2 2 . 1 1 . 1 9 5 9 - NJW/RzW 1960,212 m Anm R E C K T E N W A L D = IPRspr 1958/59 Nr 88 - Ehegattenerbrecht, Nießbrauch, Entschädigungsansprüche; LG Bochum - 21. 5. 1959 IPRspr 1958/59 Nr 147 - Testierfähigkeit - Renvoi - Wirksamkeit des Testamentes; OLG Köln - 8. 8. 1960 - IPRspr 1964/65 Nr 72 - Nachlaßspaltung, gemeinschaftliches Testament; für Frage, ob (277)
Karl Firsching
Art 25 55
Einfiihningsgesetz
trotz des formnichtigen Teils eines Testaments der formgültige Teil bestehen bleiben kann, ist das Recht maßgeblich, dessen Form gewahrt ist. BGHZ 45, 351 (2. 5. 1966) - Frage eines etwaigen renvoi des belgischen Rechts auf ausländisches Recht nicht revisibel; LG Berlin - 31. 1. 1966 - IPRspr 1966 Nr 170 - Nachlaßspaltung, Wohnsitzbegriff (entspricht im wesentlichen deutschen); LG München - 24. 8. 1977 - IPRspr 1977 Nr 64 - Güterrecht; OLG Düsseldorf - 5 . 1 . 1 9 7 7 - IPRspr 1977 Nr 189 b - gesetzlicher Güterstand (GG).
2. Belgien ist Partner der Haager Konvention betreffend Konflikte zwischen Heimatund Domizilrecht von 1956, der die Bundesrepublik Deutschland nicht angehört. Belgien ist weiter seit 19. 12. 1971 (BGBl 1971 II 1315) Partner des Übereinkommens v 5. 10. 1961 über das auf die Form letztwilliger Verfügungen anzuwendende Recht - dazu Vorbem 411 ff zu Art 24-26. Weitere staatsvertragliche Regelungen auf erbrechtlichem Gebiete mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Insoweit greifen dann die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 3. Die belgische Staatsangehörigkeit ist geregelt in dem Staatsangehörigkeitsgesetz v 14. 12. 1932 - Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Belgien 3 ff. 4. Ausgehend von Art 3 belgischer Code Civil (CC) wird von der Rechtsprechung unbeweglicher Nachlaß der lex rei sitae unterstellt, beweglicher Nachlaß dem letzten Domizilrecht des Erblassers. 5. Das materielle Erbrecht findet sich in CC Art 718 ff - Wortlaut, soweit einschlägig: F E R I D - F I R S C H I N G Bd 1 Belgien Texte B. 6. Güterrechtsstatut: Gemeinsames Heimatrecht der Ehegatten zZ der Eheschließung (unwandelbar). Einzelheiten: R I G A U X R Z 385. Gesetzlicher Güterstand ist die Errungenschaftsgemeinschaft mit Gesamtgutsvermutung - Art 1398-1450 idF des Gesetzes v 14. 7. 1976 - Einzelheiten s B E R G M A N N F E R I D Belgien 58 ff. Vertragliches Güterrecht: Art 1497 ff CC. 55 Bolivien 1. Schrifttum: C H I R V E C H E S , Nociones de derecho internacional privado ( 1 9 0 8 ) ; S A L I N A S , Manual de derecho internacional privado2 ( 1 9 4 8 ) . 2 S A N D O V A L S A A V E D R A , Código Civil Boliviano, Con secc de legislación, doctrina y jurisprudencia 2 ( 1 9 7 0 ) ; R O M E R O L I N A R E S , Apuntes de derecho civil boliviano ( 1 9 6 9 ) S weiter: O L P H E - G A L L I A R D , in: JClDrComp, Bd I B O L I V I E , Chapitre II Les régimes matrimoniaux Nr 49 ff; IV Les Testaments et Successions Nr 79 ff; VI Dispositions de Droit International Nr 172 ff (Stand: 1 9 7 0 ) .
2. Die Staatsbürgerschaft ist geregelt in der Verfassung v 2. 2. 1967 - Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Bolivien 3. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen daher die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Bolivien hat den Codigo Bustamante von 1928 ratifiziert, der heute in fünfzehn lateinamerikanischen Staaten in Kraft ist. Dazu Rz 56 Nr 3. 4. Zum IPR s im übrigen
FERID-FIRSCHING
Bd I Einführung III Rz 47, 48.
5. Das materielle Erbrecht findet sich im Codigo Civil von 1831, es ist spanisch beeinflußt. Einzelheiten gibt auch O L P H E - G A L L I A R D Nr 7 9 ff. 6. Güterrechtsstatut: Recht des ersten ehelichen Ehedomizils. Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 56
Gesetzlicher Güterstand: Errungenschaftsgemeinschaft mit vermutetem Gesamtgut (Art 101-128 CC).
56
Brasilien* 1. Schrifttum: ESPINÓLA, E D U A R D O und E D U A R D O F I L H O , A Lei de Introducao ao Código civil brasileiro ( 1 9 4 3 ) ; CLOVIS BEVILAQUA, Principios elementares de direito internacional privado3 ( 1 9 4 4 ) ; AMILCAR DE CASTRO, Direito internacional privado, 2 Bde ( 1 9 5 6 ) ; GARLAND, AmericanBrazilian Private International Law ( 1 9 5 9 ) ; CASTRO, Direito internacional privado 2 (1968); GOMES, Leis e normas de direito internacional privado2 ( 1 9 6 9 ) ; OSCAR T E N O R I O , Direito internacional privado Bd I 1 0 ( 1 9 7 0 ) , Bd I I ' ( 1 9 7 0 ) ; VALLADAO, Direito Internacional Privado2 ( 1 9 7 0 ) ; IRINEU STRENGER, Teoría Geral do Direito Internacional privado ( 1 9 7 3 ) . 7 CLOVIS BEVILAQUA, Código civil dos Estados Unidos do Brasil Comentado (1945); CARVALHO SANTOS, Código civil brasileiro interpretado, 11 Bde (1936); CLOVIS BEVILAQUA, Direito das Successöoes 3 (1952). S auch IntEncCompL Brasilien B 43 ff. Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1971 Nr 31 (Köln); IPG 1973 Nr 34 (Hamburg); IPG 1974 Nr 35 (Hamburg). WENGLER, Gutachten (1971) II Nr 94, Nr 125. Rechtsprechung: KG - 10. 10. 1960 - IPRspr 1960/61 Nr 140 - Testamentsform, Noterbrecht.
2. Die brasilianische Staatsangehörigkeit ist geregelt in der Verfassung v 2 6 . 1 . 1 9 6 7 Wortlaut: BERGMANN-FERID Brasilien 2. Zum früheren Staatsangehörigkeitsrecht s SCHLEGEL, D a s S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t s r e c h t v o n Brasilien u n d Chile ( 1 9 5 7 ) B d 19 d e r
Sammlung geltender Staatsangehörigkeitsgesetze. 3. Staatsvertragliche Regelungen mit der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiete des Erbrechts bestehen nicht. Insoweit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Brasilien hat den Codigo Bustamante aus dem Jahre 1928 (Wortlaut: MAKAROV, Quellen II 2 [1960] A S 1 ff) mit speziellen Vorbehalten gegenüber einzelnen Bestimmungen ratifiziert (s SAMTLEBEN RabelsZ 1975, 478 ff; ders, Internationales Privatrecht in Lateinamerika, Bd I [1979]; sowie Rz 16 vor Art 12). Über den formellen, auf das Verhältnis zu den Vertragsstaaten beschränkten Anwendungsbereich hinaus kommt dem Code auch im Verhältnis zu Nichtvertragsstaaten eine gewisse, allerdings schwer abschätzbare Bedeutung zu. Der Code, der von 15 südamerikanischen Staaten (Bolivien, Brasilien, Chile, Costa Rica, Dominikanische Republik, Ecuador, Guatemala, Haiti, Honduras, Kuba, Nikaragua, Panama, Peru, El Salvador, Venezuela) ratifiziert ist, wird nicht selten herangezogen, um Lücken des internen Kollisionsrechts auszufüllen (s GARLAND 19 ff). S auch Treaty Series 9, Inter-American Treaties and Conventions2 (1957). Brasilien hat die Verträge von Montevideo nicht ratifiziert. 4. Kollisionsrecht: Eine Regelung findet sich im EG zum Codigo Civil v 4. 9. 1942 (wirksam seit 24.10.1942 - Text und deutsche Übersetzung bei MAKAROV, Quellen 3 [1978] 52 ff). Das Gesetz ersetzte die Bestimmungen zum EG zum Código Civil von 1916. Das Einführungsgesetz von 1942 ging vom Staatsangehörigkeitsprinzip zum Domizilprinzip über. Das alte Kollisionsrecht ist heute vor allem noch für das eheliche Güterrecht bei vor dem 24. 10. 1942 geschlossenen Ehen bedeutsam. Erbstatut: Art 10 EG zum Código Civil. Art 10 Die Erbfolge bei Tod oder Verschollenheit unterfällt dem Recht des Landes, in dem der Verstorbene oder der Verschollene seinen Wohnsitz (Domizil) gehabt hat, welches auch die Natur und die Lage der Güter sei. * Unter Mitarbeit meines Assistenten, Assessor W ADAM, Regensburg. (279)
Karl Firsching
Art 25 56
Einfiihrangsgesetz §1
Die Berufung zur Erbfolge in die in Brasilien liegenden Güter eines Ausländers, wird nach brasilianischem Recht zugunsten des brasilianischen Ehegatten und der ehelichen Kinder geregelt, falls nicht das Gesetz des Wohnsitzes ihnen günstiger ist.
§2 Das Recht des Wohnsitzes des Erben oder des Vermächtnisnehmers bestimmt ihre Erbfähigkeit.
Ein renvoi ist nach Art 16 EG ausgeschlossen. Art 16 Ist nach den vorhergehenden Artikeln ein ausländisches Recht anzuwenden, so ist dieses Recht anzuwenden, ohne die Verweisung zu berücksichtigen, die dieses Recht auf ein anderes Recht macht.
Die Testierfähigkeit unterfällt dem Domizilrecht des Erblassers bei Errichtung des Testaments (Schluß aus Art 1 6 2 8 C C - dazu T E N O R I O II Nr 9 1 3 m Nachw). Die Form des Testamentes unterfällt dem Recht des Errichtungsortes (dazu G A R L A N D 56 ff m Nachw). Nicht geklärt ist, ob die Regel obligatorisch oder nur fakultativ ist. G A R L A N D (48) meint, nach überwiegender Auffassung sei ein Testament formwirksam, wenn es den Formvorschriften des Errichtungsortes oder denen des Erbstatuts entspreche. So hat zB der Oberste Gerichtshof in einer Entscheidung v 18.4.1972 (Rev Trim Jurpr 61, 99) ein eigenhändiges Testament als wirksam erklärt, da es den am Errichtungsort geltenden Formvorschriften entsprochen habe. 5. Das materielle Erbrecht findet sich im besonderen Teil des Cödigo Civil. Einzelheiten dazu s auch JCIDrComp I Bresil Nr 212 ff. Die Testierfreiheit ist durch das Institut der „legitima" (Pflichtteil) zugunsten der Abkömmlinge und Aszendenten beschränkt (Hälfte des Nachlasses). Der Cödigo Civil kennt drei Formen eines ordentlichen Testaments: das öffentliche Testament, das mystische (cerrado) sowie das Privattestament (particula). Das Privattestament (dazu Art 1645-1649 CC) muß vom Testator eigenhändig geschrieben und gezeichnet sein. Es muß in Anwesenheit von fünf Zeugen, die es gleichfalls zu zeichnen haben, vorgelesen werden. Nach dem Erbfall müssen die Zeugen ihre Signaturen bezeugen. Das Testament kann in einer beliebigen Sprache abgefaßt sein, vorausgesetzt, daß die Zeugen sie verstehen. Besondere Formvorschriften bestehen für das Seetestament (Art 1656 ff CC) und für das Militärtestament (Art 1660 ff CC). Verboten ist das gemeinschaftliche Testament - Art 1630 CC. Art 1630 E proibido o testamento conjuntivo, seja simultaneo, reciproco ou correspectivo.
Strittig ist, ob die Norm eine Formvorschrift darstellt. T E N O R I O ( I I Nr 9 2 1 ) neigt im Hinblick auf die gesetzessystematische Stellung im Kapitel II „Das formas ordinarias do testamento" dazu, sie als Formvorschrift anzusehen. 6. Güterrechtsstatut: Bei nach 24.10.1942 geschlossenen Ehen das Recht des Staates, in dem die Eheschließenden zZ der Eheschließung ihren Wohnsitz haben (Art 7 § 4 Abs 1 Einführungsgesetz). Bei verschiedenem Wohnsitz der Ehepartner ist das Recht des ersten ehelichen Wohnsitzes maßgebend. Art 7 § 5 (idF v 26. 12. 1977) ermöglicht es einem Ausländer, der die brasilianische Staatsangehörigkeit erwirbt, Karl Firsching
(280)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 57
mit seinem Ehegatten die Annahme des brasilianischen gesetzlichen Güterstandes der partiellen Gütergemeinschaft zu vereinbaren. Bulgarien
57
1. Schrifttum: ALTINOFF, The System of Private International Law of the Bulgarian People's Republic (1955); KORKISCH, Das Privatrecht Ost-Mitteleuropas in rechtsvergleichender Sicht, RabelsZ 23 (1958) 200; GARNEFSKY in: The Law of Inheritance in Eastern Europe and in the People's Republic of China (1961); SZASZY, Private International Law in the European People's Democracies (1964); PLANK, D a s T e s t a m e n t s r e c h t d e r V o l k s r e p u b l i k B u l g a r i e n , Z f R vgl 1 9 6 5 , 9 9 ; KOSCHUCHAROFF, D a s
internationale Eherecht im bulgarischen Familiengesetzbuch, RabelsZ 36 (1972) 432 f; ders, in: IntEncCompL National Reports „Bulgaria"; KOHLER, Ausländisches Testamentsrecht (1974); GEILKE-JESSEL, Einführung in das Recht der Bulgarischen Volksrepublik (1975).
2. Die bulgarische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Staatsbürgerschaftsgesetz (DV Nr 79) v 11. 10. 1968. Dazu IntEncCompL aaO B 59. 3. Staatsvertragliche Regelungen mit der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet des Erbrechts bestehen nicht. Insoweit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Mit einer Reihe osteuropäischer Staaten hat Bulgarien bilaterale Abkommen über die Rechtshilfe in Zivil-, Familien- und Strafsachen abgeschlossen: CSSR (13. 4. 1954), D D R (27.1.1958), Jugoslawien (23.3.1956), Polen (4.12.1961), Rumänien (3. 12. 1958), UdSSR (12. 12. 1957), Ungarn (16. 5. 1966) - (zT abgedruckt in M A K A R O V , Quellen des IPR Bd II; vgl B E R G M A N N - F E R I D Bulgarien 4 ff). 4. Das bulgarische IPR ist nicht kodifiziert. Erbstatut: Als Folge der Regelungen in den meisten der von Bulgarien abgeschlossenen Staatsverträge, die einheitlich an die Staatsangehörigkeit anknüpfen (mit Ausnahme des mit der UdSSR abgeschlossenen Vertrages und des Konsularabkommens mit Österreich v 18. 5. 1911) scheint sich kraft Gewohnheitsrechts im bulgarischen Kollisionsrecht der Grundsatz der Nachlaßeinheit durchgesetzt zu haben, wobei an die Staatsangehörigkeit des Erblassers unabhängig von Art und Belegenheit der Nachlaßgegenstände angeknüpft wird (s SZASZY 3 7 4 unter Hinweis auf A L T I N O F F 3 2 8 ff). Dies stellt eine Abkehr von der aus den französischen Rechtsgedanken übernommenen gewohnheitsrechtlichen Regelung dar, unbeweglichen Nachlaß nach der lex rei sitae und Fahrnis nach dem Staatsangehörigkeitsrecht des Erblassers zu behandeln. (Dazu F E R I D - F I R S C H I N G Bd I Einführung Rz 4 8 [S 2 1 ] ; K O R K I S C H 2 0 0 , 2 0 8 ) . Laut Gesetz über Rechtsgeschäfte betreffend Valutawerte und über Valutakontrolle (DV 1 . 7 . 1 9 6 6 Nr 5 1 ) s G E I L K E - J E S S E L 6 3 - , dürfen Inländer auf eine Erbschaft im Ausland nur mit Zustimmung des Finanzministers verzichten. Die Form letztwilliger Verfügungen richtet sich kraft Gewohnheitsrecht nach der lex loci actus oder dem Recht, dem der Erblasser im Zeitpunkt der Errichtung angehörte (KÖHLER
21).
Die Gültigkeit eines Testaments bulgarischer Staatsangehöriger zugunsten von Ausländern hängt von der Bewilligung des bulgarischen Finanzministeriums ab (KÖHLER
21).
Testierfähigkeit: Heimatrecht des Erblassers im Zeitpunkt der Errichtung
(SZASZY
372).
5. Das materielle Erbrecht findet sich im Erbrechtsgesetz von 1949 - Wortlaut: Bulgarien Texte.
FERID-FIRSCHING
Ein gemeinschaftliches Testament ist unzulässig (Art 15 ErbG). (281)
Karl Firsching
Art 25 58
Einführungsgesetz
6. Güterrechtsstatut: Nach Art 94 Abs 1 Familienkodex v 15. 3. 1969 bestimmt sich der Güterstand nach bulgarischem Recht, wenn nur einer der Ehegatten bulgarischer Staatsangehöriger ist, unabhängig vom Wohnsitz der Ehegatten - dazu K O S C H U C H A ROFF B-74. Bei gemeinsamer ausländischer Staatsangehörigkeit der Ehegatten wird auf diese abgestellt; bei verschiedener Staatsangehörigkeit gelten die jeweiligen Landesrechte, wenn sie übereinstimmen, ansonsten bulgarisches Recht (Art 94 Abs 2 Familienkodex - s K O S C H U C H A R O F F B-74). An die Stelle der früheren Gütertrennung (Art 33 FamilienG 1949) ist die eheliche Errungenschaftsgemeinschaft getreten (Familienkodex 1969 - Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Bulgarien 30 ff). Die Gütergemeinschaft wird durch den Tod eines Ehegatten beendet. Bei Beendigung sind die Anteile der Ehegatten gleich (Art 14 Familienkodex). Bei Beendigung durch den Tod eines Ehegatten finden die Bestimmungen über die Beerbung und der Auseinandersetzung Anwendung. Erbt jedoch der überlebende Ehegatte mit Kindern des verstorbenen Ehegatten, so partizipiert er nicht an dem Anteil des verstorbenen Ehegatten am Gemeinschaftsgut (Art 14 Familienkodex). 58 Chile* 1. Schrifttum: ALBONICO VALENZUELA, Manual de derecho internacional privado, 2 Bde (1950); VALENZUELA, Derecho internacional privado chileno (1958); ETCHEBERRY, American-Chilean Private International Law (1960); PESCIO, Les regles de droit international privé dans le code chilien, Rev int dr comp 1963, 181 ff; HAMILTON, Solucion de Conflictos de leyes y Jurisdicción en Chile (Derecho internacional privado) (1966); GESCHE, Der Código Bustamante im Chilenischen Internationalen Privatrecht, RabelsZ 31 (1967) 640; GUZMAN LATORRE, Elementos de Derecho Internacional Privado (1969); CAREY TAGLE, Derecho internacional privado, in Orientaciones del derecho chileno (1971) 479 ff.
2. Die chilenische Staatsangehörigkeit ist in der Verfassung vom 18. 9. 1925 idF der VO Nr 2077 v 21.11.1976 geregelt - Wortlaut und Einzelheiten: F E R I D - B E R G M A N N Chile 1 ff. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen daher die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Chile hat die Verträge von Montevideo nicht ratifiziert, wohl aber den Código Bustamante von 1928 - dazu die Ausführungen zu Rz 56 Nr 2 sowie Rz 18 vor Art 12 - , allerdings unter der allgemeinen Vorbehaltsklausel, wonach der gegenwärtigen und künftigen internen chilenischen Gesetzgebung der Vorrang vor den Bestimmungen des Código Bustamante zusteht. Die chilenischen Gerichte haben mit dieser Einschränkung den Código Bustamante gelegentlich auch gegenüber nicht Signatarstaaten herangezogen (s ETCHEBERRY 10). 4. Kollisionsrecht Erbstatut: Das internationale Erbrecht Chiles folgt dem Domizilprinzip Codigo Civil).
(Art 955
Art 955 (1) Die Erbfolge in das Vermögen einer Person wird bei ihrem Tod sofort an ihrem Domizil eröffnet, ausgenommen in den ausdrücklich bestimmten Fällen. (2) Die Erbfolge beurteilt sich vorbehaltlich der gesetzlichen Ausnahmen nach dem Recht des Domizils, wo sie eröffnet wird. * Unter Mitarbeit meines Assistenten, Assessor W ADAM, Regenburg.
Karl Firsching
(282)
Art 25 58
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Die chilenische Auffassung interpretiert diese Bestimmung als Ausdruck des Prinzips der Nachlaßeinheit. Art 955 CC wird im Verhältnis zu Art 16 CC, wonach sich die in Chile belegenen Sachen nach chilenischem Recht beurteilen, als lex specialis angesehen. Auch in Chile belegene Nachlaßgegenstände werden somit nach dem Domizilrecht des Erblassers vererbt, gleichgültig in welchem Lande das Domizil gelegen ist (dazu E T C H E B E R R Y 50). Von der in Art 955 CC vorgesehenen Regelung gelten zwei
Ausnahmen:
(1) Bei der Erbfolge nach einem Ausländer werden nach Art 998 CC chilenische Staatsangehörige privilegiert. Ganz gleich, ob der Ausländer in Chile oder im Ausland domiziliert war, erhalten chilenische Staatsangehörige aus dem Nachlaß dasjenige, was ihnen nach chilenischem Erbrecht oder nach chilenischem Recht als überlebender Ehegatte oder als Unterhaltsberechtigter zustehen würde. Aufgrund dieser Rechte können sich die Begünstigten vorrangig an aus dem in Chile gelegenen Nachlaß befriedigen. (2) Nach der allgemeinen Regel des Art 15 CC erhalten die chilenische Ehefrau und die chilenischen Verwandten eines chilenischen Erblassers die ihnen nach chilenischem Recht zustehenden Erbteile (Noterbrechte). Auch sie haben das Recht sich aus dem in Chile belegenen Nachlaß vorrangig zu befriedigen. Die Form eines Testamentes unterfällt grundsätzlich dem Recht des Errichtungsortes. Zusätzliches Erfordernis für im Ausland errichtete schriftliche Testamente: Art 1077 CC Ein schriftliches Testament, das im Ausland errichtet wurde, ist in Chile als formwirksam anzusehen, wenn nachgewiesen ist, daß es den am Errichtungsort geltenden Vorschriften entspricht und wenn es zudem in der üblichen Form beglaubigt ist.
Zur Beglaubigung s Art 345 der chilenischen ZPO. Erfüllt ein handschriftliches Testament diese Voraussetzungen, so wird es in Chile anerkannt (s Bergoeing y otros v. Cabriolier uda de Sentex, Supreme Court [1967] RDJ XXV, 1-106: Wirksamkeit eines in Frankreich errichteten holografischen Testaments. Zustimmend E T C H E B E R RY 51). Nach Art 1028 CC können chilenische Staatsangehörige und in Chile domizilierte Ausländer unter folgenden Voraussetzungen in chilenischer Form auch im Ausland ein Testament errichten: (1) Errichtung des Testaments vor einem chilenischen Diplomaten oder Konsul, die in ihrer Eigenschaft als Notar gehandelt haben; (2) Siegelung des Testaments durch die Botschaft oder das Konsulat; (3) Anwesenheit von Zeugen, die chilenische Staatsangehörige sind oder in der Stadt domiziliert sind, wo das Testament errichtet wurde. Die Testierfähigkeit eines chilenischen Testators unterfällt seinem Heimatrecht (Art 15 Nr 1 CC). 5. Das materielle Erbrecht findet sich im Cödigo Civil v 14. 12. 1855. Einzelheiten s auch JC Droit Comparé Bd I Chile. 6. Güterrecht: Das Güterrecht der unter Chilenen geschlossenen Ehen unterfällt chilenischem Recht, auch wenn die Ehe im Ausland geschlossen wurde (Art 15 Nr 2 CC). Gesetzlicher Güterstand ist die Gütergemeinschaft (sociedad conyugal) - Einzelheiten s B E R G M A N N - F E R I D Chile 7 / 8 ) . (283)
Karl Firsching
Art 25 59, 60
Einfiihrungsgesetz
59 China - Volksrepublik China Der Rechtszustand ist zZ noch unklar. S dazu FERID-FIRSCHING Volksrepublik China; WENGLER, Gutachten II Nr 131 S 899 ff. Das chinesische ZGB von 1931 ist durch Art 17 der Allgemeinen Richtlinien des Politischen Volksrates v 29. 9. 1949 aufgehoben (s BÜNGER RabelsZ 16 [1950] 112). Ein deutsches Gericht wird daher auf die Erbfolge eines nach 1949 verstorbenen Angehörigen der Volksrepublik China, soweit in Deutschland gelegenes Vermögen in Frage steht, deutsches Recht anwenden (ebenso WENGLER 899). Für ältere Erbfälle s WENGLER Gutachten II Nr 132 S 901 ff. 60 China - Republik China Zum Schrifttum und zu weiteren Einzelheiten s F E R I D - F I R S C H I N G Bd I Republik China; H A N - P A O A, Legal System of the Republic of China, RabelsZ 37 (1973) 101 ff. Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1965/66 Nr 64 (Köln) - gesetzliche und testamentarische Erbfolge - Güterrecht. 1.
2. Die Staatsangehörigkeit ist geregelt in der Verfassung der Republik China v. 1. 1. 1947 sowie im Staatsangehörigkeitsgesetz v 5. 2. 1929 nebst DVO v 15. 2. 1929. Wortlaut und Einzelheiten s BERGMANN-FERID, China - Republik China 2 ff. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen daher die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Das erbrechtliche Kollisionsrecht findet sich in dem Gesetz über die Anwendung bürgerlichen Rechts bei Ausländern v 6.6.1953 - Wortlaut BERGMANN-FERID China 9 ff. Bedeutsam sind die Art 22, 23, 24, 25. Art 22 Die Erbfolge unterfällt dem Heimatrecht des Erblassers zur Zeit seines Todes. Ist ein Staatsbürger der Republik China Erbe nach dem Recht der Republik China, so erbt er den in der Republik China befindlichen Nachlaß. Art 23 Hinterläßt ein Ausländer bei seinem Tod Vermögen in der Republik China, für das nach seinem Heimatrecht ein Erbe nicht vorhanden ist, so unterfällt die Erbfolge dem Recht der Republik China. Art 24 (1) Die Erfordernisse der Errichtung eines Testaments und seine Wirkungen unterfallen dem Heimatrecht des Testators zur Zeit der Errichtung des Testaments. (2) Widerruf eines Testaments unterfällt dem Heimatrecht des Testators zur Zeit des Widerrufs. Art 25 Verstößt ausländisches Recht, das nach diesem Gesetz anzuwenden ist, gegen die öffentliche Ordnung oder gegen die guten Sitten der Republik China, so ist seine Anwendung ausgeschlossen.
Bei Mehrstaatern beachte § 26 des Gesetzes. § 29 erkennt einen renvoi an. 5. Das materielle Erbrecht ist im Bürgerlichen Gesetzbuch von 1929/1931 niedergelegt, es trat am 5. 5. 1931 in Kraft. Wortlaut: FERID-FIRSCHING Bd I Republik China. 6. Güterrecht: § 13 Rechtsanwendungsgesetz. Karl Firsching
(284)
Art 25 1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
61
§13 (1) Das eheliche Güterrecht beurteilt sich nach dem Heimatrecht des Ehemannes zur Zeit der Eheschließung; es ist aber auch wirksam, wenn es sich nach dem Recht der Republik China beurteilt. (2) Das eheliche Güterrecht beurteilt sich nach dem Recht der Republik China, wenn ein Ausländer der Chi-fu einer chinesischen Staatsangehörigen ist. (3) Absatz 1 und 2 finden keine Anwendung auf unbewegliches Vermögen der Ehegatten, wenn auf dieses nach dem Recht des Ortes, an dem es belegen ist, Sondervorschriften anzuwenden sind.
Gesetzlicher Güterstand: Gütervereinigung, §§ 1016 ff Bürgerliches Gesetzbuch Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D China 1 8 f. Dänemark
61
1. Schrifttum: PHILIP, American-Danish Private International Law (New York 1957); BORUM (-PHILIP), Lovkonflikter6 (1967); PHILIP, Dansk international private-og procesret3 (Kopenhagen 1976). MUNCH-PETERSEN, D e n borgerlige R e t 1 9 ( 1 9 6 2 ) ; ANDERSEN, A r v e r e t ( 1 9 6 5 ) ; ders, Familieret 2 ( 1 9 6 7 ) ; BOSCHAN, E u r o p ä i s c h e s F a m i l i e n r e c h t 5 ( 1 9 7 2 ) .
S weiter MOGENS KOKTVEDGAARD, in: IntEncCompL, National Reports Bd I Denmark D 23 ff; PHILIP in JClDrComp Bd I (Stand: 1979) Danemark; KARNOV'S Lovsamling8 (Kopenhagen 1 9 7 2 - 1 9 7 8 ) ; FERID-FIRSCHING D ä n e m a r k .
2. Die dänische Staatsangehörigkeit ist geregelt in dem Staatsangehörigkeitsgesetz Nr 252 v 27. 5. 1950 idF v 11. 12. 1968 und Änderung v 29. 3. 1978 - Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Dänemark 2 ff. 3. Dänemark ist Partner des TestÜbk 1961 - s Vorbem 411 ff zu Art 24-26 - seit 19. 9.1976 (s BGBl 1976 II 1718). Weitere staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen insoweit die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Zwischen Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland und Island besteht ein Abkommen über Erbschaft- und Nachlaßteilung v 19. 11. 1934 (in Kraft seit 1. 1. 1936) - Wortlaut: Vorbem 408 zu Art 24-26. Einzelheiten dazu B O R U M 129 ff. Zwischen den gleichen Staaten besteht ein Abkommen über Bestimmungen des IPR über Ehe, Adoption und Vormundschaft vom 6. 2. 1931 idF vom 26. 3. 1953 (Wortlaut: B E R G M A N N , Quellen II Nr 231 S 552), das das Recht des Wohnsitzes als maßgeblich erklärt. Im Verhältnis Dänemark - Frankreich ist Art 40 des Handelsvertrages v. 23. 8. 1742 - Wortlaut: M A K A R O V , Quellen II 2 Nr 2 7 5 S 6 6 0 ff - zu beachten. 4. Das erbrechtliche Kollisionsrecht ist nicht kodifiziert. Erbstatut kraft Gewohnheitsrechts ist das Recht des Domizils zZ des Todes des Erblassers - s F E R I D - F I R S C H I N G Bd I Einführung Rz 4 8 . Ein renvoi wird nicht anerkannt - s P H I L I P in JClDrComp Bd I (Stand: 1979) Danemark Nr 160. Der Domizilbegriff entspricht in etwa dem deutschen Wohnsitzbegriff. Domizil ist der Ort, wo eine Person ihr Heim begründet, indem sie sich niederläßt in der Absicht, ständig zu bleiben. Ein oder mehrere oder kein Domizil ist möglich. Dazu M A R C U S StAZ 1 9 6 2 , 3 1 8 f und 1 9 6 3 , 1 0 0 . Die Form des Testaments beurteilt sich nach dem TestÜbk 1961, die Testierfähigkeit nach dem Recht, das am Domizil des Erblassers im Zeitpunkt der Testamentserrichtung galt, eine Heilung wird nicht zugelassen. 5. Das materielle Erbrecht ist im Erbgesetz v 31. 5.1963 idF v 22. 5.1974 (wirksam: 1. 4. 1964) - Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G Dänemark niedergelegt. Weitere Einzelheiten dazu gibt P H I L I P in JClDrComp Bd I VI Nr 111 ff. (285)
Karl Firsching
Art 25 62-63
Einführungsgesetz
6. Güterrechtsstatut: Recht des Domizils zZ der Eheschließung, späterer Wechsel belanglos. Gesetzlicher Güterstand ist die Gütergemeinschaft (§§ 15 ff Gesetz Nr 56 v 18. 3. 1925) - dazu BOSCHAN, Europäisches Familienrecht 57 ff.
62 Finnland 1. Schrifttum: JOKELA in IntEncCompL, B D I National Reports „Finland" F 3 3 ff mit weiteren Literaturangaben; PALMGREN, Grunddragen av Finlands civilrätt ( 1 9 4 5 ) ; B O S C H A N , Europäisches Familienrecht5 (1972) 111 ff. Gutachten zum Kollisions- und Erbrecht: W E N G L E R , Gutachten I I Nr 125 S 857.
2. Die finnische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Staatsangehörigkeitsgesetz Nr 401 v 28. 6. 1968 - Wortlaut: BERGMANN-FERID Finnland 1 ff. 3. Finnland ist Partner des TestÜbk 1961 - s Vorbem 411 ff zu Art 24-26 - seit 23. 8. 1976 (s BGBl 1976 II 1718). Weitere staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen insoweit die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Zwischen Finnland, Dänemark, Norwegen, Schweden und Island besteht ein Abkommen über Erbschaft- und Nachlaßteilung v 19. 11. 1934 (in Kraft seit 1.1. 1936) - s Rz 61 Nr 3. 4. Das erbrechtliche Kollisionsrecht ist nicht kodifiziert. Erbstatut kraft Gewohnheitsrecht ist für beweglichen wie unbeweglichen Nachlaß das Heimatrecht des Erblassers zZ seines Todes - s JOKELA F 45; HERNBERG, Tidskrift utgiven av Jrudiska Föreningen in Finnland (1928) 312 ff. Ob ein renvoi auf erbrechtlichem Gebiet anerkannt wird, ist ungeklärt, aber wohl abzulehnen. Die Form des Testaments beurteilt sich nach dem TestÜbk 1961. 5. Das materielle Erbrecht ist in dem Erbgesetz Nr 40 v 5. 2. 1965 sowie dem dazugehörigen Einführungsgesetz Nr 41 v 5. 2. 1965 - Wortlaut: FERID-FIRSCHING Finnland Texte 1 und 2 - niedergelegt. Vorher galt das Ärfda Balk (Erbgesetz) idF v 16. 6. 1878. 6. Güterrechtsstatut: Heimatrecht des Mannes zZ der Eingehung der Ehe - § 14 Abs 2 (insbes bei Ehevertrag beachte auch § 16) des Gesetzes v 5. 12. 1929 betreffend gewisse familienrechtliche Verhältnisse in nationaler Natur - Wortlaut: BERGMANNFERID Finnland 5 ff. Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung, jedoch mit Einschränkung der Verfügungsfreiheit. Beim Tod erhält der überlebende Ehegatte aufgrund der „giftorätt" die Hälfte des Nettovermögens beider Ehegatten, soweit nicht durch Ehevertrag, Testament oder Schenkung anderes bestimmt ist - s §§ 3 4 - 4 0 EheG v 13. 6. 1 9 2 9 dazu BERGMANN-FERID Finnland 18 sowie BOSCHAN 117 und HAKULINEN, Leske Löwenfeld, Rechtsverfolgung im internationalen Verkehr I ( 1 9 6 3 ) 3 3 7 ff; WENGLER 858 ff (insbes auch über Angleichungsfragen).
63 Frankreich 1. Schrifttum: LOUSSOUARN, Droit international privé9 (Paris 1 9 7 0 ) ; BATIFFOL-LAGARDE, Droit international privé Bd I 7 ( 1981 ) und II6 ( 1976) - Paris; MAYER, Droit international privé (Paris 1977) ; L O U S S O U A R N - B O U R E L , Droit international privé (Paris 1 9 7 8 ) . S O U C H O N - K L E I N in: JCIDrComp Bd I ( 1 9 7 5 ) „France" Fascicule III (Successions, Libéralités, Droit international privé); JCIDrInt Bd VII DROZ-LOUSSOUARN, Successions en Droit International Privé
Karl Firsching
(286)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 63
(1976) Fase 557 A; DROZ ebenda, Libéralités: Testament, Donations et Trusts (1978) Fase 557 B; DROZ ebenda, Partage des Successions (1977) Fase 557 C. LAGARDE, in: DALLOZ, Répertoire de Droit International Bd II (1969) - „Successions", „Partage"; RIGAUX, ebenda - „Testament"; PONSARD, ebenda Bd I (1968) - „Dispositions à titre gratuit". S weiter: DALLOZ, Nouveau Répertoire de Droit - „Succession". DESPAGNET, Précis de Droit International Privé5 (Sirey 1909); LEWALD, Questions de droit international des successions, Ree des Cours 1925 IV 1 (1926); BARTIN, Principes de droit international privé selon la loi et la jurisprudence française, Bdl, II und III (Paris 1930,1932,1935); TIRAN, Les successions testamentaires en droit international privé, Thèse (Aix-Marseille 1932); DENNERY, Le partage en droit international privé français, Conflits de lois et conflits de juridictions (Paris 1935); VOUMARD, Des conflits de lois en matière de transmission et de paiement des dettes héréditaires spécialement en droit suisse, anglais et français, Thèse (Lausanne 1940); FREYRIA, La loi applicable aux successions mobilière, Thèse Lille 1946; SIEGRIST, De la dévolution successorale en application de la convention franco-suisse du 15. juin 1869 (Neuchatel/Paris 1953); MEZGER, Die Beerbung von Franzosen in Deutschland, JZ1956,303 ; B ATIFFOL, Reflexions sur la loi applicable aux successions, RabelsZ 23 (1958) 791; LAGARDE, Recherches sur l'ordre public en droit international privé (1959); 58E congrès des notaires de France, Les conflits de lois en matière de régimes matrimoniaux et de successions (Nizza 1960); darin 119 PESTOURIE, Les conflits de lois en matière de dévolution successorale; darin 247 RAYMOND, Les conflits de lois en matière de transmission et de partage de successions; darin 335 BENOIST, Législations étrangères, droit interne, conflits de lois; DELAUME, American-French Private International Law (hrsg von NUSSBAUM). Bilaterial Studies in Private International Law II2 (New York 1961); DROZ, Conflits de lois en matière de régimes matrimoniaux et de successions, J N 1961,49; GRAMAIN, Administration, Liquidation et Partage des successions, in: Septimus conventus ex omni latinitate scribarum - Les régimes matrimoniaux et les successions en droit international privé, Etude des solutions en vigueur dans les six pays du Marché Commun (Brüssel 1963); THIBIÈRGE, Problèmes de transmission et de partage en droit international privé, in: Travaux du Comité Français de Droit International Privé (1960-1962) 67 (Paris 1963); VIALLETON, Les successions (1963) ; BOULANGER, Etude comparative du droit international privé des successions en France et en Allemagne (Paris 1964); SCHLECHTRIEM, Ausländisches Erbrecht im deutschen Verfahren - dargestellt am Falle der Maßgeblichkeit französischen Erbrechts (1966); DROZ, Saisine héréditaire et administration de la succession en droit international privé français et comparé, Rev crit 1970, 183; LOUSSOUARN, L'administration des successions en droit international privé, Clunet 1970, 251; NECKER, La mission de l'exécuteur testamentaire dans les successions internationales (Genf 1972); BATIFFOL, La douzième session de la conférence de la Haye de droit international privé, Rev crit 1973, 243; NIGGEMANN, Nachlaßeinheit oder Nachlaßteilung. Eine rechtspolitische Untersuchung am Beispiel des deutschen und französischen Rechts, Diss Köln 1973; FERID, Le rattachement autonome de la transmission successoral en droit international privé, Rec.Acad. La Haye 1974 II 71 ff; HENLE, Kollisionsrechtliche Nachlaßspaltung im DeutschFranzösischen Rechtsverkehr, Diss München 1975. Materielles Recht: BEUDANT, Cours de droit civil Français, 19 Bde, (2. Aufl 1934—1953); AUBRY and RAU (-ESMEIN), Droit civil français - Gesetzliche Erbfolge: IX §§ 588-614, X §§ 615-642 (6. Aufl 1953, 1954) - Testamentarische Erbfolge: X §§ 643-676, XI §§ 677-744 (6. Aufl 1954, 1956);
PLANIOL und RIPERT, Traité pratique de droit civil français, 13 Bde (2. Aufl 1952-1960); RIPERT und BOULANGER, Traité élémentaire de droit civil de Planiol, 4 Bde (1956-1961); MAZEAUD-JUGLART, Leçons de droit civil, 4 Bde (1959-1969); FERID, Das französische Zivilrecht, 2 Bde (1971); HUBRECHT, Das französische Zivilrecht (1974).
Weitere Literaturangaben: RAAPE IPR5 26. Eine Darstellung des französischen Erbrechts nebst der international-rechtlichen Bezüge, einschließlich der dazugehörigen Gesetzestexte, bringt FERID in FERID-FIRSCHING „Frankreich". S weiter den Länderbericht von BLANC-JOUVAN und BOULOUIS in IntEncCompL, Bd I National Reports „France" F 4 7 ff. Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1965/66 Nr 54 (Hamburg) - französisches Erbstatut, Erbvermächtnis, Erbteilsvermächtnis, Stückvermächtnis und deutsche Erbenstellung, Pflichtteil, Pflichtteilsausschlagung, Testamentsvollstreckung; IPG 1965/66 Nr 56 - Güterrechtsstatut nach französischem Kollisionsrecht, gesetzlicher französischer Güterstand und argentinisches Erbrecht; IPG 1967/68 Nr 66 (Hamburg) - Domizilbegriff nach französischem Recht; IPG 1967/68 Nr 75 (Köln) - luxemburgisches IPR - Hinweise auf französisches Recht - Nacherbfolge (287)
Karl Firsching
Art 25 63
Einfiihningsgesetz
Parteiautonomie; IPG 1967/68 Nr 73 (Köln) - Erbstatut des Rechts von Quebec, Hinweise auf französisches Recht, Legate, „saisine", Nacherbfolge; IPG 1967/68 Nr 69 (Kiel) - Form des eigenhändigen Testaments nach französischem Ortsrecht; IPG 1969 Nr 46 (Heidelberg) - domicile bei Getrenntleben der Ehegatten; IPG 1973 Nr 39 (Köln) - nach Art 3 Abs 2 CC unterfällt unbeweglicher Nachlaß der lex rei sitae - Qualifikation der Schenkung von Todes wegen unter Ehegatten, Form, Auslegung, Inhalt - „quotité disponible", Pflichtteil; IPG 1974 Nr 32 (Freiburg) Nachlaßspaltung - das französische Recht qualifiziert den Begriff „unbeweglich" nach der lex fori, Miterbenanteil an einem Grundstücksnachlaß ist als „unbewegliches Vermögen" anzusehen; IPG 1976 Nr 39 (Freiburg) - Reichweite des Art 28 EG - Unzulässigkeit eines gemeinschaftlichen Testaments, Art 968 CC keine Sachnorm mit materiell-erbrechtlichem Inhalt, betrifft lediglich Form, Bindungswirkung; IPG 1977 Nr 34 (Göttingen) - Testamentsform, Nachlaßspaltung nach französischem IPR, Qualifikation eines Miterbenanteils an einem Zweitnachlaß, Verhältnis zwischen testamentarisch eingesetztem Universallegatar (Art 1003, 1006 CC) und Pflichtteilserben (Art 913, 1094 CC), Fassung des Erbscheins, Ehegattennießbrauch im Erbschein als Belastung zu vermerken. W E N G L E R , Gutachten I I Nr 86 - französisches Erbstatut, Erbrecht eines nichtehelichen vom polnischen Vater in der Bundesrepublik Deutschland anerkannten Kindes einer Deutschen; Nr 95 französisches Erbstatut, Erbberechtigung leiblicher Verwandten bei ungarischer Adoption, Erbschaftsannahme; Nr 112 französisches Erbstatut, Testamentsanfechtung; Nr 116 - Schenkung auf den Todesfall, Ehegattennießbrauch, Vermerk im Erbschein als belastende Anordnung; Nr 123 deutsches Güterrecht, französisches Erbrecht. Rechtsprechung: OLG Karlsruhe (20. 3. 1931) JFG 8, 116 - Art 25 S 2 E G unanwendbar bei Beerbung eines in Deutschland wohnhaften Franzosen, Beerbung eines Alt-Elsässers, Vorfrage der Nichtehelichkeit, Qualifikation beweglich - unbeweglich; LG München (15. 2. 1952) IPRspr 1952/53 Nr 240 - französischer Paß bezeugt Staatsangehörigkeit, französisches Erbstatut für in der Bundesrepublik Deutschland gelegene Grundstücke, erfaßt Testierbefugnis, Sittenwidrigkeit, Geistesschwäche; LG Wiesbaden (5. 10. 1957) IPRspr 1956/57 Nr 145 - das französische Kollisionsrecht unterwirft den beweglichen Nachlaß dem letzten Domizil des Erblassers, dies gilt auch für einen Staatenlosen; BayOblG (27. 2. 1959) IPRspr 1960/61 Nr 234 - ebenso wie LG Wiesbaden - der gesetzliche Nießbrauch der Witwe (Art 767 Abs 3 CC) stellt sich aus deutscher Sicht als Nießbrauchsvermächtnis dar, das im Erbschein nicht vermerkt wird; LG Frankenthal (21. 12.1961) RzW 1962, 277 = IPRspr 1960/61 Nr 150 - ebenso wie vor BayObLG - im übrigen: der von der Entschädigungsbehörde nach § 180 Abs 2 BEG festgesetzte Todeszeitpunkt bindet Nachlaßgericht nicht - zu § 180 BEG - eine beim Eintritt des Erbfalls bereits verschollene Person scheidet nach französischem Recht als Erbe aus - nach französischem Erbrecht erben mehrere Erben nach Bruchteilen; LG Düsseldorf (17. 3. 1959) RzW 1959, 565 - zur Zuständigkeit des französischen Ministers der ehemaligen Frontkämpfer zum Erlaß von Todeserklärungen - BEG § 180 Abs 1, Verschollenheitskonvention Art 6; dazu auch BGH (11.7.1962)WM1962,1141 = MDR1962,972 - zur Feststellung des Todeszeit eines Verfolgten durch eine französische Behörde (jugement déclaratif de décès); OLG Frankfurt (7. 1. 1964) IPRspr 1964/65 Nr 202 = RzW 1964, 382 Erbstatut französisches Recht, überlebender Ehegatte Nießbrauchberechtigter an Hälfte des Nachlasses, ist insoweit als Erbe iS des Entschädigungsrechts (§§ 46 Abs 2, 50 BEG) anzusehen, der keiner Besitzeinweisung bedarf - Hinweis auf BGH (20.11.1959) RzW 1960,212 - Erben stehen in Bruchteilsgemeinschaft (Art 826 CC); LG Berlin (31. 1. 1966) IPRspr 1966/67 Nr 169 französisches Erbstatut - Domizilrecht für beweglichen Nachlaß, Kommorientenvermutung nach Art 720 CC; OLG Saarbrücken (16. 12. 1966) NJW 1967, 732 m Anm M E Z G E R - der deutsche Grundbesitz eines französischen Erblassers vererbt sich kraft Rückverweisung des französischen Rechts nach deutschem Recht, zur Auslegung eines in deutscher Sprache abgefaßten Testaments; KG (15.1.1969) RzW 1969,316-gesetzliche Erbfolge nach französischem Recht - Verzicht der Kinder auf die Erbschaft (Art 775, 784, 785, 786 CC).
2. Die französische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Staatsangehörigkeitsgesetz v 19.10.1945 idF des Gesetzes Nr 73/42 v 9 . 1 . 1 9 7 3 sowie des Gesetzes Nr 74/631 v 5. 7. 1974 über das Volljährigkeitsalter - Wortlaut: F E R I D - B E R G M A N N Frankreich 1 ff. Dazu HECKER und TOMSON, Das Staatsangehörigkeitsrecht von Frankreich einschließlich der Überseegebiete und ehemaligen Kolonien (Frankfurt/Berlin 1968). Karl Firsching
(288)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
A i t 25 64
3. Frankreich ist Partner des TestÜbk 1961 - s Vorbem 411 ff zu Art 24-26 - seit 19. 11.1967 (BGBl 1967 II 2548). Weitere staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen insoweit die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Staatsverträge auf dem Gebiet des Erbrechts bestehen hingegen mit der Schweiz, Italien, der Dominikanischen Republik, Mexiko, Iran, Dänemark - sowie Verträge über Nachlässe der Seeleute mit Großbritannien, Portugal, Dänemark, Schweden und Norwegen und Belgien. Einzelheiten dazu s FERID-FIRSCHING Frankreich Grdz C Rz 13-20. 4. Kollisionsrecht: Gesetzliche wie testamentarische Erbfolge unterliegen dem 64 gleichen Erbstatut - s Cass civ 1er 03/03/1971, Rev crit 1971, 281 (veuve Beauchamp). Erbstatut für das bewegliche Vermögen ist das Recht des letzten Domizils des Erblassers. Dazu: FERID-FIRSCHING Frankreich Grdz C Rz 6 - 1 0 mit Nachw; s auch FREYRIA, La loi applicable aux successions mobilières, Thèse (Lille 1 9 4 6 ) sowie die VON D R O Z JCIDroitInt Bd VII Fase 5 5 7 A Nr 3 2 (Stand 1 9 7 6 ) angegebene reichhaltige Rechtsprechung. Das unbewegliche Vermögen unterfällt unter Heranziehung von Art 3 Abs 2 CC der lexrei sitae - dazu wie vor sowie Cass civ- 13.11. 1 8 3 9 - S 40,1,27; 24. 11. 1953, Rev crit 1955, 698 m Anm MEZGER; 14. 3. 1961, Rev crit 1961, 774 m Anm BATIFFOL; sowie die von D R O Z , JCIDroitInt Bd VII Fase 557 A Nr 11 angegebene Rechtsprechung; LOUSSOUARN9657, 428-431. Der Begriff beweglich - unbeweglich wird aus französischer Sicht nach der lex fori qualifiziert. Bei Rückverweisung durch die französische Kollisionsnorm auf deutsches Recht ist die Qualifikation dem deutschen Recht zu entnehmen - dazu BATIFFOL-LAGARDE II Nr 637. Bei testamentarischer Erbfolge ist lediglich eine materiell-rechtliche Verweisung zulässig, Parteiautonomie ist nicht anerkannt - dazu Trib civ Seine - 26. 2. 1958 (Potocki) Clunet 8 6 ( 1 9 5 9 ) 4 3 0 m Anm PONSARD, bestätigt von Paris ( 1 6 . 5 . 1 9 6 0 ) J C 1 P ( 1 9 6 0 ) I I 1 1 7 3 6 m A n m GAVALDA.
Der französische Domizilbegriffe ntspricht in etwa dem deutschen - dazu Art 103 CC sowie MALAURIE, D . 1966 J. 4 f und D R O Z , JCIDroitInt Bd VII Fase 557 A Nr 18 ff (Stand 1976). Im Gegensatz zum früheren Recht (Art 13 CC aF), der für Ausländer ein domicile de droit, das eine behördliche Zulassung für dieses domicile verlangte, strich ein Gesetz v 10. 8. 1927 Art 13 und gestattete Ausländern unter gleichen Voraussetzungen wie Franzosen ein Domizil in Frankreich zu erwerben. Ein Erlaß v 2.11.1945 strich eine im Jahre 1938 eingeführte Vorschrift, wonach beim Aufenthalt von Ausländern in Frankreich über ein Jahr eine behördliche Genehmigung erforderlich sei. Seit dieser Zeit beurteilt sich der Domizilbegriff sowohl für Ausländer wie Franzosen nach den Art 102 ff CC. Man unterscheidet ein freiwilliges Domizil (domicile de fait) - hier wird objektiv auf die äußeren Umstände, subjektiv auf den Niederlassungswillen abgestellt - sowie das domicile de dépendance, wie es Art 108 CC fixiert. Danach folgt das Domizil eines Minderjährigen dem seines gesetzlichen Vertreters. Einen gesetzlichen Wohnsitz der Ehefrau gibt es seit dem Gesetz v 10. 7. 1975 Art 2 nicht mehr. Zum Domizil von Diplomaten und gleichgestellten Personen s D R O Z , JCIDroitInt Bd VII Fase 557 A Nr 56. Ob das französische Recht einen renvoi, sei es beim beweglichen, sei es beim unbeweglichen Nachlaß zuläßt, ist strittig. Wohl die überwiegende Meinung läßt ihn zu. S D R O Z , JCIDroitInt Bd VII Fase 5 5 7 A Nr 7 0 - 8 7 . (289)
Karl Firsching
Art 25 65, 66
Einführungsgesetz
An Ausländernachlässen in Frankreich steht französischen Erben ein Vorwegnahmerecht (droit de prélèvement) zu. Dazu FERID-FIRSCHING Frankreich Grdz C Rz 1 1 sowie DROZ, JCIDroitInt Bd VII Fase 557 A Nr 95-131. Die Form des Testaments beurteilt sich nach dem TestÜbk 1961. 5. Das materielle Erbrecht ist im Buch III des Code Civil geregelt - dazu die Darstellung, nebst Gesetzestexten, in FERID-FIRSCHING Frankreich. 65 6. Güterrechtsstatut: Recht, das dem ausdrücklichen, stillschweigenden oder hypothetischen Willen der Ehegatten zum Zeitpunkt der Eheschließung entspricht. Mangels Vereinbarung ist das am erstehelichen domicile matrimonial geltende Recht maßgeblich ( B ATIFFOL-LAGARDE II Nr 6 1 7 - 6 2 4 ; LEREBOURS-PIGEONNIERE, Précis de Droit International Privé Nr 332 ff). Weitere Einzelheiten s IPG 1965/66 Nr 56 (Köln); 1972 Nr 13 (München). Gesetzlicher Güterstand: Errungenschaftsgemeinschaft (communauté des acquêts) seit 1. 2 . 1 9 6 6 . Dazu auch BOSCHAN, Europäisches Familienrecht5 1 3 5 f. Zum Unterschied zwischen altem und neuem Güterstand s IPG 1972 Nr 13 (München). 66 Griechenland 1. Schrifttum: EURYGANAS, Internationales Privatrecht (Thessaloniki 1968); MARIDAKIS, Internationales Privatrecht, Bd I 2 (1967), Bd II 2 (Athen 1968) Materielles Recht: BALIS, Erbrecht (Athen 1965); LITZEROPOULOS, Erbrecht, 2 Bde (Athen 1957/1958); Toussis, Erbrecht (Athen 1969); VOUSIKAS, Erbrecht, 2 Bde (Athen 1972/1976); PAPANTONIOU, Erbrecht 3 (Athen 1978). STEFANOPOULOS, Der Testamentsinhalt nach griechischem Recht, ÖJZ 1963, 233; ders, La successione ab intestato nel diritto ellenico e comparato (Padua 1 9 6 4 ) ; ders, Voraussetzungen der Erbfolge nach griechischem Recht, ZfRVgl 1 9 6 7 , 9 4 ; BENDERMACHER-GEROUSSIS, Das Erbrecht der Familienangehörigen im griechischen Recht, RevHell 1971, 65. FRAGISTAS, in: IntEncCompL, National Reports, „Greece" G 49 ff; GEORGIADES, in F E R I D FIRSCHING Griechenland (Darstellung des IPR und materiellen Rechts mit reichhaltiger Literatur). Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1971 Nr 32 (München) - griechisches Erbstatut gesetzliche Erbfolge - Vertretung Minderjähriger im deutschen Nachlaßverfahren - MSA; IPG 1974 Nr 30 (München) - gesetzliches Erbrecht einer deutschen mit einem griechischen Erblasser verheirateten Ehefrau, deren Ehe aus griechischer Sicht eine Nichtehe war.
2. Die griechische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Gesetzesdekret Nr 3370 v 20. 9. 1955 idF durch Notgesetz Nr 481/1968. Einzelheiten und Wortlaut s BERGMANNFERID Griechenland 1 ff. Dazu auch BENDERMACHER-GEROUSSIS, Das Staatsangehörigkeitsrecht von Griechenland (Frankfurt 1956) sowie in griechischer Sprache (3. Aufl Thessaloniki-Athen 1976). 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen daher die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Auf dem Gebiet der Erbschaftssteuer beachte das Doppelbesteuerungsabkommen v 18. l l . / l . 12. 1910 - s Vorbem 463 zu Art 24-26. Zu Staatsverträgen Griechenlands mit anderen Staaten s FERID-FIRSCHING Griechenland Grdz C Rz 26; Texte A II. 4. Kollisionsrecht: Das internationale Erbrecht Griechenlands, das von der Nachlaßeinheit ausgeht, folgt dem Staatsangehörigkeitsprinzip. Dazu Art 28 griechisches Karl Firsching
(290)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 67
Zivilgesetzbuch von 1940 - wirksam: 23. 2. 1946 - deutscher Wortlaut der IPR-Normen sowie der materiell-rechtlichen Bestimmungen: FERID-FIRSCHING Griechenland, Texte A I. Art 28 Die erbrechtlichen Beziehungen richten sich nach dem Heimatrecht des Erblassers zur Zeit seines Todes.
Für Staatenlose tritt anstelle des Heimatrechts das Recht des Wohnsitzes, subsidiär das Recht des Aufenthaltsortes (Art 30 ZGB). Bei Mehrstaatern hat die griechische Staatsangehörigkeit den Vorrang, im übrigen das Recht des Staates, mit dem sie enger verbunden ist (Art 31 ZGB). Art 32 ZGB lehnt einen renvoi (Rück- und Weiterverweisung) ausdrücklich ab. Die Anwendung fremden Rechts findet im ordre public (Verstoß gegen gute Sitten oder öffentliche Ordnung) ihre Schranke - Art 33 ZGB. Dazu weiter: Art 11 Ein Rechtsgeschäft ist formgültig, wenn es dem für seinen Inhalt maßgebenden Recht oder dem Recht am Orte seiner Vornahme oder dem Heimatrecht aller Beteiligten entspricht.
Unter Art 11 fällt auch die Form eines Testaments. Die Testierfähigkeit beurteilt sich nach dem Heimatrecht des Erblassers nach Art 7, 28 ZGB. Die Erbfähigkeit richtet sich ebenfalls nach dem Heimatrecht. Art 7 Die Geschäftsfähigkeit beurteilt sich nach dem Heimatrecht.
Die Zulässigkeit, Gültigkeit und Bindung eines gemeinschaftlichen Testaments unterfallen dem Erbstatut. Weitere Einzelheiten gibt GEORGIADES in FERID-FIRSCHING Griechenland Grdz C Rz 10-25. 5. Das materielle Erbrecht ist im ZGB von 1940 (insbesondere den Art 1710-2035) niedergelegt - dazu die Darstellung (nebst Gesetzestexten) von GEORGIADES in FERID-FIRSCHING Grdz D-K. Als ordentliche Testamente sind eigenhändiges (Art 1721 ZGB) und notarielles Testament (Art 1724 ff ZGB) zugelassen. Art 1717 ZGB verbietet das gemeinschaftliche Testament - intemationalprivatrechtlich gesehen handelt es sich um keine Form-, sondern um eine Inhaltsvorschrift, die dem Erbstatut unterfällt. Nicht zugelassen sind Erbverträge, dazu GEORGIADES Grdz Rz 70, 71. 6. Güterrechtsstatut: Art 15 ZGB. Art 15 Die güterrechtlichen Beziehungen der Ehegatten beurteilen sich nach dem Heimatrecht des Mannes zur Zeit der Eheschließung.
Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung (Art 1397 ZGB); Eheverträge: Art 1402-1404 ZGB.
Großbritannien
67
1. Schrifttum: M WOLFF, Private International Law2 (Oxford 1 9 5 0 ) ; ANTON, Private International Law, A treatise from the stand point of Scots Law (Edinburgh 1967); MORRIS, Conflict of Laws2 (291)
Karl Firsching
Art 25 67
Einführungsgesetz
( L o n d o n 1980); DICEY a n d MORRIS, Conflict of Laws 1 0 (2 B d e L o n d o n 1 9 8 0 ) ; GRAVESON, Conflict of
Laws7 (London
1 9 7 4 ) ; CHESHIRE-NORTH,
Private International Law9 (London
JARMAN, A T r e a t i s e on Wills 8 , 3 B d e ( L o n d o n
1974).
1 9 5 1 ) ; WILLIAMS-MORTIMER-SUNNUCKS,
On
Executors, Administrators and Probate 15 (London 1 9 7 0 ) ; PARRY, The Law of Succession Testate and Intestate 6 (London 1 9 7 2 ) ; BAILEY, The Law of Wills 7 (London 1 9 7 3 ) ; WILLIAMS-SHERRIN-BARLOW, The Law relating to Wills4 (London 1 9 7 4 ) ; MELLOWS, The Law of Succession3 (London 1 9 7 7 ) ; 25 TRISTRAM and C O O T E ua, Probate Practice (London 1 9 7 8 ) . Zum Erbanfall nach englischem Recht s BRESLAUER, The Private International Law of Succession in England, America and Germany (London 1 9 3 7 ) ; GOTTHEINER, Anpassungs- und Umdeutungsprobleme bei Deutsch-Englischen Erbrechtsfällen, Diss Tübingen 1955; ders, Zur Anwendung englischen Erbrechts auf Nachlässe in Deutschland, RabelsZ 2 1 ( 1 9 5 6 ) 3 6 - dazu auch WENGLER JR 1 9 5 5 , 4 1 ; H E N R I C H , Der Domizilbegriff im englischen internationalen Privatrecht, RabelsZ 2 5 ( 1 9 6 0 ) 4 5 6 ; CZIRNICH, Die Stellung des „executor" im englischen Recht, Diss München 1962; KÜHLEWEIN, Die Erbscheinserteilung nach Ausschlagung amerikanischer Erben, NJW 1963, 142; HOYNCK, Errichtung und Widerruf von Verfügungen von Todes wegen mit Berührung englischen Rechts, DNotZ 1964, 19; LÜTZELER, Testamentseröffnung und probate of wills, Diss 1965; SÜNNER, Drittbestimmung bei letztwilligen Zuwendungen nach englischem und deutschem Recht, Diss Regensburg 1970; PRINGSHEIM-HAHNDORF, Zum Domizilbegriff im englischen Recht, MDR 1 9 7 0 , 1 0 4 f; CLIVE, Changes in the law of domicile, SLT1973,241; LIPSTEIN, Conflict of laws in comparative law. Powers of appointment in a civil law sphere, Fs Wengler ( 1 9 7 3 ) 4 3 1 ; DOPFFEL, Deutsch-englische gemeinschaftliche Testamente, DNotZ 1976, 335. S weiter: BROWN-GASTAMBIDE, in JCIDrComp Bd II Grande-Bretagne 2' Fase: DonationsSuccessions-Trusts-Droit international privé; H E N R I C H , in FERID-FIRSCHING Großbritannien; SIMMONDS, in: IntEcnComP, National Reports „United Kingdom" U 59 ff; HALSBURY'S Laws of England (hrsg von SIMONDS) (4. Aufl [im Erscheinen] London 1973 ff). Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1965/66 Nr 50 (Köln) - britischer Erblasser zuletzt in Deutschland wohnhaft - Erbstatut für gesetzliche Erbfolge in beweglichen und unbeweglichen Nachlaß - Domizilbegriff - Güterrechtsstatut; IPG 1965/66 Nr 23 (Hamburg) - Wohnsitz (domicile) iS des englischen Rechts; IPG 1965/66 Nr 54 - britischer Erblasser zuletzt in Frankreich wohnhaft - Erbstatut für testamentarische Erbfolge in beweglichen Nachlaß - englische Testamentsform - Domizilbegriff; IPG 1965/66 Nr 58 (Köln) - britische in London verstorbene Erblasserin Erbstatut für testamentarische Erbfolge - Nachlaßspaltung - Wiedergutmachungsansprüche, bewegliches Vermögen - Domizilbegriff - „foreign-court"-Theorie - Testamentsform - Auslegung Rechtsstellung der Begünstigten, des executor; IPG 1967/68 Nr 67 (Hamburg) - englische Testamentsform - Rechtsstellung der Begünstigten, des executor und trustee, Inhalt des Erbscheins und Testamentsvollstreckerzeugnisses; IPG 1967/68 Nr 72 (Heidelberg) - britischer in London domizilierter Erblasser - deutsche Hypothek rechnet zum beweglichen Vermögen - Rechtsstellung eines executor - Ernennung eines Ersatztestamentsvollstreckers; IPG 1969 Nr 29 (Kiel) Anerkennung einer im Ausland durchgeführten Adoption in England - Einschränkung der Rechtswirkung der Adoption in erbrechtlicher Beziehung; IPG 1970 Nr 26 (München) - britischer in Großbritannien verstorbener Erblasser - gesetzliche Ehegattenerbfolge - life interest, statutory trust - joint tenancy; IPG 1972 Nr 30 (Heidelberg) - schottisches IPR und materielles Erbrecht interlokale Problematik - Miterbenanteil an deutschem Grundvermögen stellt bewegliches Vermögen dar; IPG 1972 Nr 32 (Freiburg) - britisches erbrechtliches IPR - domicile - testamentarische Erbfolge; IPG 1973 (Nr 37 (Hamburg) - britisches erbrechtliches IPR - domicile - testamentarische Erbfolge, Anwachsung - Aneignungsrecht der Krone an bona vacantia - Erbschein; IPG 1974 Nr 28 (Köln) - erbrechtliche Wirkung einer Adoption nach deutschem und englischem Kollisions- und materiellem Recht - domicile. WENGLER, Gutachten II Nr 90 - Deutsches Erbrecht, Erbrecht eines unter englischem Recht adoptierten Kindes; Nr 107 - englisches Ehegattenerbrecht - administration - Erbschein; Nr 113 testamentarische Erbfolge nach englischem Recht, Erbschein. Rechtsprechung: OLG Frankfurt (2. 7. 1953) NJW 1954, 111 = RabelsZ 19 (1954) 554 m Anm NEUHAUS - staatenloser Erblasser, zuletzt wohnhaft in England, deutsches Erbstatut kraft Rückverweisung - Rückerstattungsanspruch hinsichtlich deutschen Grundstücks rechnet zum unbeweglichen Vermögen - Qualifikation nach der lex rei sitae - Erbvertrag für diesen Nachlaß beachtlich. BFH (20. 12. 1957) NJW 1958, 766 = AWD 1958, 36 = BStBl 1958 III 79 - britische Erblasserin, Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 67
zuletzt in der Bundesrepublik Deutschland und in Großbritannien wohnhaft gewesen - englisches Erbstatut (wurde ohne genauere Untersuchung angenommen) - erbschaftssteuerliche Auswirkung der testamentarischen Einsetzung eines Trustee - Auswirkung der deutschen Erbschaftssteuerpflicht auf den Nachlaß - „das Erbschaftssteuergesetz ist auf dem BGB aufgebaut. Es verwendet die Begriffe des BGB, zB denjenigen des Eigentums, des Erbanfalls, des Vermächtnisanfalls, der Schenkung, des Vor- und Nacherbfalls, des Nießbrauchs. Grundsätzlich hat deshalb die Besteuerung eines Erbfalls nach dem Erbschaftssteuergesetz auf der Grundlage der Begriffe des BGB zu erfolgen". OLG Hamburg (30. 9. 1958) IPRspr 1958/59 Nr 122 - „das nach englischem Recht mit der Geburt begründete „domicile of origin" ist solange maßgebend, als ein „domicile of choice" nicht erworben wird, bzw wird es wieder maßgebend, wenn ein „domicile of choice" ohne Erwerb eines neuen aufgegeben wird . . . an den Nachweis, daß ein „domicile of choice" aufgegeben worden ist, sind nicht so strenge Anforderungen zu stellen wie an den Nachweis der Aufgabe des „domicile of origin". OLG Hamm (2. 5. 1958) IPRspr 1958/59 Nr 183 - Großbritannien, Mehrrechtsstaat: „das Vereinigte Königreich stellt kein einheitliches Rechtsgebiet dar, vielmehr zerfällt es in mehrere Teilrechtsgebiete, wie England, Schottland, Nordirland, Insel Man und die Kanalinseln, sowie in die britischen Kolonien. Die Bestimmung, welche Teilrechtsordnung im einzelnen Falle anzuwenden ist, muß nach den Grundsätzen des deutschen Kollisionsrechts getroffen werden, da ein diese Bestimmung ermöglichendes einheitliches interlokales Kollisionsrecht im Vereinigten Königreich von Britannien nicht besteht. Nach herrschender deutscher Meinung ist diejenige Teilrechtsordnung anzuwenden, in deren Geltungsbereich der Ehemann seinen letzten Wohnsitz im Heimatstaat hatte . . . Der Begriff des ,Wohnsitzes' ist aber im englischen Recht wesentlich anders als im deutschen. Das englische Recht versteht darunter den festen unverrückbaren Lebensmittelpunkt ,centre of life' und spricht dann von einem ,domicile'." Das Gericht prüft sodann, ob das angestammte Domizil England (domicile of origin) zugunsten der Wahlheimat Deutschland (domicile of choice) aufgegeben worden ist und bemerkt: „An diese Feststellung stellt das englische Recht sehr strenge Anforderungen, indem es auch bei nur einigen Zweifeln die Weitergeltung des (.domicile of origin') annimmt (vgl dazu F A R N B O R O U G H NJW 1953, 1782). Dieses vom englischen Recht bewußt betonte Übergewicht des .domicile of origin' führt zu einer engen und jeglicher Billigkeitserwägung fremden Auslegung des Begriffes .domicile of choice'. OLG Hamm (10. 11. 1958) FamRZ 1959, 28 - zum englischen Domizilbegriff; LG Düsseldorf (2.12.1960) JZ1961,745 mit Anm H E N R I C H - zur Formulierung des Erbscheins bei englischem Erbstatut. LG Berlin (17. 5. 1961) IPRspr 1960/61 Nr 146 - englisches Erbstatut für beweglichen Nachlaß im Hinblick auf das Domizil der britischen Erblasserin in London - beweglicher Nachlaß in England und Bundesrepublik Deutschland - Testament, wonach Ehemann Erbe des in England belegenen Nachlasses und die Tochter Erbin des in Deutschland vorhandenen Vermögens ist - LG hält Erteilung eines gegenständlich beschränkten Erbscheins nach § 2369 BGB dahin, daß die Tochter Alleinerbin der Erblasserin hinsichtlich des in Deutschland befindlichen beweglichen Vermögens ist, für zulässig - die Entscheidung ist unhaltbar, da kollisionsrechtlich keine Nachlaßspaltung hinsichtlich des beweglichen Vermögens vorliegt; - LG Köln (14. 1. 1964) NJW 1964, 2114 - zum englischen Domizilbegriff; OLG Düsseldorf (26.3.1965) IPRspr 1964/65 Nr 236 = DAVorm 1965, 159 - ein in der Bundesrepublik Deutschland lebendes eheliches Kind britischer Staatsangehörigkeit teilt das Domizil seines britischen Vaters. BayObLGZ 1967, 1 = MDR 1967, 495 - staatenloser mit letztem gewöhnlichem Aufenthalt in London verstorbener Erblasser - Nachlaßspaltung - zum englischen Domizilbegriff (Wahldomizil) Qualifikation, was .unbeweglich' ist, obliegt der lex rei sitae - Erbschein. BGH (17.10.1968) WM 1969,72 = IPRspr 1968/69 Nr 161 - in England domizilierter Erblasser englisches Erbstatut für beweglichen Nachlaß, darnach beurteilt sich die Rechtsstellung des executor - .die Rechtsstellung des executor unterscheidet sich von der eines deutschen Testamentsvollstrekkers darin, daß der executor nicht nur Verwaltungsbefugnisse hat, sondern sogar das Vermögen des Erblassers als Ganzes auf ihn ü b e r g e h t . . . In jedem Falle hat er das Recht, den Nachlaß zu verwalten, über ihn zu verfügen und zum Nachlaß gehörende Rechte im Klageweg zu verfolgen. Das gilt auch für bewegliche Nachlaßgegenstände, die sich in Deutschland befinden, wie es auf die streitbefangene Forderung zutrifft'. LG Berlin (1. 11.1968) RzW 1969, 233 - das englische Recht kennt keine Vor-und Nacherbschaft; jedoch tritt nach anglo-amerikanischem Recht durch die Nichtigkeit des einen Teils des Testaments nicht die Unwirksamkeit der gesamten letztwilligen Verfügung ein. Die Rechtsprechung geht dahin, (293)
Karl Firsching
Art 25 67
Einffihiungsgesetz
ein teils unwirksames Testament möglichst in dem Umfang aufrecht zu erhalten, als seine Bestimmungen nicht zu beanstanden sind . . . " . KG (18. 5. 1971) RzW 1971, 501 - zum englischen Domizilbegriff: „Die Unterschiede zwischen deutschem und englischem Wohnsitzbegriff sind so groß, daß von einer auch nur entfernten Ähnlichkeit nicht gesprochen werden kann; man kann ,die sämtlichen Wohnsitzparagraphen des deutschen BGB als dem englischen Rechte vollkommen inkongruent bezeichnen'." KG (20. 3.1972) RzW 1972,466 = IPRspr 1972 Nr 6 - s o w o h l nach englischem wie nach deutschem Recht ist die Abtretung eines Erbanspruchs möglich - Beobachtung der Ortsform genügt. OLG Hamm (18. 1. 1974) IPRspr 1974 Nr 62 - „Das Kollisionsrecht des Common Law unterscheidet bei der Anknüpfung güterrechtlicher Beziehungen bei Fehlen eines Vertrages über das Güterrecht zwischen beweglichem Vermögen und unbeweglichem Vermögen. Für das unbewegliche Vermögen beurteilen sich die güterrechtlichen Beziehungen der Parteien hinsichtlich der in der Bundesrepublik Deutschland belegenen Hausgrundstücke nach deutschem Recht (lex rei sitae). Die ehegüterrechtlichen Beziehungen hinsichtlich des beweglichen Vermögens werden nach dem Recht des ehelichen Domizils (matrimonial domicile) beurteilt." Ein späterer Wechsel des „domicile" führt zu einer Wandlung des Ehegüterstatuts, jedoch darf die Wandlung nicht zum Verlust von wohlerworbenen Rechten führen; LG Frankfurt (9. 7. 1975) IPRspr 1975 Nr 53 - gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung - „Jeder Ehegatte ist hiernach grundsätzlich Alleineigentümer dessen, was er bei der Heirat besaß und später erwarb. Mit Mitteln beider erworbene Gegenstände gehören im Zweifel beiden zu gleichen Anteilen. Gleiche Beteiligung wird auch für Bankkonten auf gemeinsamem Namen angenommen, wenn besondere Umstände fehlen, die einen der Ehegatten als Alleininhaber erkennen lassen." OLG Köln (26. 6. 1975) FamRZ 1976, 170 = IPRspr 1975 Nr 116 - englisches Erbstatut für beweglichen Nachlaß eines in London domizilierten britischen Erblassers (Mehrstaater) - „Es verstößt insbesondere nicht gegen den deutschen ordre public, im Inland ausländisches Erbrecht anzuwenden, das ein Pflichtteilsrecht nicht kennt". LG Frankfurt (21. 4. 1976) FamRZ 1976, 640 - nach dem Domicile and Matrimonial Proceedings Act 1973, sec 11 - wirksam 1.1. 1974 - folgt das Domizil der Ehefrau nicht mehr dem des Mannes. Die Ehefrau konnte daher durch ihren Wegzug aus Großbritannien in der Bundesrepublik Deutschland ein eigenes Domizil erwerben.
2. Großbritannien (United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland) ist ein Mehrrechtsstaat (England und Wales, Schottland, Nordirland). In den verschiedenen Teilgebieten gilt verschiedenes materielles Erbrecht. Internationalprivatrechtlich gesehen wird das Recht von Schottland und Nordirland jeweils gesondert von dem in England und Wales geltenden Recht als fremdes Recht behandelt. 3. Die britische Staatsangehörigkeit ist geregelt in den British Nationality Acts 1948-1965. Wortlaut und Hinweise: B E R G M A N N - F E R I D Großbritannien 2 ff. 4. Das Vereinigte Königreich ist seit 5.1.1964 (s BGBl 1966 II 11; dazu auch 1966 II 191, 296; 1968 II 94, 808) Partner des Übereinkommens v 5. 10. 1961 über das auf die Form letztwilliger Verfügungen anzuwendende Recht (TestÜbk) - dazu Vorbem 411 ff zu Art 24-26. Weitere staatsvertragliche Regelungen auf erbrechtlichem Gebiet mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Insoweit greifen dann die allgemeinen Kollisionsnormen ein. Der Administration of Estates Act 1971 enthält Bestimmungen über die gegenseitige Anerkennung von englischen, schottischen und nordirischen „Grants of administrations" - dazu G R A V E S O N C 16 S 513. Doppelbesteuerungsabkommen mit anderen Staaten sind in F E R I D - F I R S C H I N G Großbritannien Grdz H Rz 264 aufgeführt. Das deutsch-britische Abkommen über den Rechtsverkehr v 20.3.1928 RGBl II 624 - wieder anwendbar: BGBl 1953 II 116 - sowie der Konsularvertrag v 30. 7. 1956 BGBl 1957 II 285 enthalten keine erbrechtlichen Kollisionsnormen. Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 67
5. Kollisionsrecht Ein einheitliches allgemeines Kollisionsrecht für ganz Großbritannien existiert nicht (s CHESHIRE 6 1 ) . Verweisen zB die Art 2 4 , 2 5 EG bei einem britischen Staatsangehörigen auf das Recht von Großbritannien, so wird, da dieses in Teilrechtsgebiete zerfällt, eine Unteranknüpfung notwendig, die mangels eines normierten interlokalen Privatrechts zum letzten Domizil (nicht „Wohnsitz", so BGHZ 27, 47; OLG Karlsruhe DNotZ 1957, 424 - aber auch nicht „ständiger Aufenthalt" wie IPG 1 9 6 5 / 6 6 Nr 5 0 und 5 8 erklären) des Erblassers in Großbritannien - hilfsweise Recht der Landeshauptstadt - (beachte die Parallele zum US-Recht) greifen wird. Schwierigkeiten entstehen jedoch deshalb nicht, da das IPR-Gewohnheitsrecht aller Teilrechtsgebiete insoweit übereinstimmt: Die Erbfolge (succession) in den beweglichen Nachlaß (movables) unterfällt dem Recht des letzten Domizils des Erblassers, in den unbeweglichen (immovables) der lex rei sitae - s statt vieler DICEY-MORRIS Rule 99 und Rule 100. Rule 99 The succession to the movables of an intestate is governed by the law of his domicile at the time of his death. Beispiel: Ein Deutscher stirbt domiziliert (Domizil qualifiziert im englischen Sinne) in England. Erbfolge aus englischer Sicht: Der Deutsche wird nach englischem internen Erbrecht beerbt. Rule 100 The succession to the immovables of an intestate is governed by the law of the country where the immovables are situated (lex situs). Beispiel: Sachverhalt wie im vorstehenden Beispiel, der Erblasser hinterläßt jedoch auch Grundbesitz in Deutschland. Erbfolge aus englischer Sicht: Grundsätzlich ist insoweit die lex rei sitae anzuwenden. Da ein englisches Gericht jedoch der foreign court-Theorie folgen wird, also so entscheiden wird wie das Recht des Staates, auf den seine IPR-Norm zunächst verweist, wird es im Endergebnis auf die Erbfolge deutsches Recht anwenden, da ein deutsches Gericht aus seiner Sicht unter Berücksichtigung des renvoi deutsches Recht zum Zuge kommen läßt und die Verweisung hier abbricht.
Der Begriff domicile (Zuordnung zu einem Rechtsgebiet) qualifiziert sich nach englischem Recht. DICEY-MORRIS aaO haben in den Rules 4 - 1 7 folgende Grundsätze dazu niedergelegt (Einzelheiten s auch IPG 1965/66 Nr 50): (1) Das englische Recht unterscheidet zwischen domicile oforigin (jede Person erhält mit der Geburt ein Domizil) - domicile of choice (Wahldomizil: Verbindung von Aufenthalt (factum) und Absicht ständig oder für unbestimmte Zeit zu bleiben [animus manendi] und nicht mehr in das Land des bisherigen Domizils für dauernd zurückzukehren [animus non revertendi]) - Tatfrage [bedeutsam hiefür sind ua Dauer des Aufenthalts, geregelte Berufstätigkeit daselbst, Erwerb der Staatsangehörigkeit, Eheschließung mit einer Britin, Erwerb von Grundstücken, eigene Äußerungen des Betroffenen]), - domicile of dependency (bei Minderjährigen und Geisteskranken; Ehefrauen haben ein selbständiges domicile); (2) das domicile einer Person konkretisiert sich in ihrem „permanent home" (ständiger Lebensmittelpunkt) - rule 4. (3) Niemand kann ohne domicile sein - rule 5; man kann jedoch nicht mehr als ein domicile innehaben (rule 6); ein bestehendes domicile besteht solange, bis ein neues erlangt ist - rule 7. (295)
Karl Firsching
Art 25 67
Einführangsgesetz
Bei Aufgabe eines Wahldomizils lebt das Ursprungsdomizil bis zur endgültigen Begründung eines neuen Wahldomizils wieder auf. Immovables - movables. Die Qualifikation „beweglich" - „unbeweglich" wird dem Lageort überlassen - CHESHIRE-NORTH 4 8 7 ff c XV (hM). Bankguthaben, Wertpapiere in der Bundesrepublik rechnen zum beweglichen Vermögen. Foreign Court-Theorie. Der englische Richter beachtet grundsätzlich einen renvoi (Rück- oder Weiterverweisung), entscheidet jedoch so, wie das Gericht des Staates, auf dessen IPR das englische IPR verweist, in der Sache entscheiden würde („double or total renvoi"). Bei Rückverweisung bricht das englische IPR den renvoi nicht selbst ab, sondern prüft, wie das fremde Recht eine erneute Verweisung behandeln würde dazu DICEY-MORRIS rule 1 mit Comment; CHESHIRE-NORTH 6 2 ff. Die erbrechtlichen Folgen einer Adoption unterfallen dem Erbstatut (s NORTH, Adoption, Succession, and the Conflict of Laws, ModLR 1965, 470 ff). Die Form des Testaments beurteilt sich nach dem TestUbk 1961 - dazu Vorbem 411 zu Art 24-26. Die Testierfähigkeit unterfällt bei unbeweglichem Nachlaß der lex rei sitae im Zeitpunkt des Todes des Erbfalles, bei beweglichem Nachlaß gehen die Meinungen auseinander - Einzelheiten: FERID-FIRSCHING Großbritannien Grdz C Rz 5 3 . Das englische interne Recht trennt ebenso wie die Rechte der US-Staaten - s Rz 109 - bei der Erbfolge zwischen succession und administration. Das englische Kollisionsrecht berücksichtigt diese Unterscheidung und unterstellt die succession ( s oben) dem Domizilrecht oder der lex rei sitae, die administration hingegen dem Recht, wo sich die Nachlaßwerte befinden. Dazu DICEY-MORRIS rule 8 8 , 9 3 , 9 4 . Rule 88 Englisch grants of representation. The court has jurisdiction to make a grant of representation in respect of the property of any deceased person, but in the absence of special circumstances will not ordinarily make such a grant unless there is property of the deceased to be administered in England. Rule 93 Law governing administration. The administration of deceased persons assets is governed wholly by the law of the country from which the personal representative derives his authority to collect them. Rule 94 Foreign personal representatives. A grant of representation or other authority to represent a deceased person under the law of a foreign country has no operation in England. (Für diesen Grundsatz werden drei Ausnahmen aufgezählt)
Die angegebenen Regeln - dazu die weiteren Regeln 8 9 - 9 5 nebst Comment ebenda zeigen klar die territoriale Beschränkung einer administration, soweit gesetzliche Erbfolge in Frage steht. Man wird die daraus entstehenden kollisionsrechtlichen Schwierigkeiten in gleicher Weise bewältigen, wie es für die US-Rechte - s Rz 111 vorgeschlagen wird. S auch, WENGLER, Gutachten I I Nr 1 0 7 ; SCHWENN NJW 1 9 5 2 , 116.
Folgerungen aus dieser Ansicht: bei gesetzlicher Erbfolge stehen einem in Großbritannien (Domizilstaat) ernannten administrator keine Befugnisse über in der Bundesrepublik Deutschland liegende Nachlaßwerte zu, es müßte in der Bundesrepublik Deutschland daher eine ancillary administration eingeleitet werden, ein Institut, das dem deutschen Recht unbekannt ist. Entfällt aber eine administration, so wird man zu einem systemgerechten Ersatz ergreifen, die materiellrechtlichen Karl Firsching
(296)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 68
Elemente einer administration aussondern und sie dem deutschen Recht unterstellen, zugleich aber die nach deutschem Recht innerhalb damit zusammenhängenden Verfahrensgegebenheiten anwenden. Einzelheiten s FIRSCHING, Deutsch-amerikanische Erbfälle 1 1 4 ff. A A HENRICH in FERID-FIRSCHING Großbritannien Grdz C Rz 6 7 - 7 4 , 7 9 ff.
Die Befugnisse eines in England (Domizilstaat) ernannten executor hingegen wird man auch in der Bundesrepublik Deutschland dann anerkennen, wenn dieser executor einem deutschen Testamentsvollstrecker gleichgestellt werden kann. Das materielle Erbrecht stellt HENRICH in FERID-FIRSCHING aaO Großbritannien unter Wiedergabe der einschlägigen Gesetzestexte dar. Es wird darauf Bezug genommen. 6.
7. Güterrechtsstatut: Für bewegliches Vermögen greift das Recht des „Matrimonial Domicile" (wandelbar - wohlerworbene Rechte bleiben unberührt!), für unbewegliches die lexrei sitae e i n - d a z u DICEY-MoRRisrule 115-118; GRAVESON359; OLG Hamm (18. 1. 1974) IPRspr 1974 Nr 62. Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung - dazu LG Frankfurt (9. 7. 1975) IPRspr Nr 5 3 (s oben Nr 1 unter Rechtsprechung). S auch BOSCHAN, Europäisches Familienrecht 5 197 ff. 1975
Guatemala
68
1. Schrifttum: MONOZ MEANY-CAMEY HERRERA-HALL LLOREDA, Derecho internacional privado (1953); MATOS, Curso de Derecho internacional privado (1941). S weiter LISBONNE in JClDrComp Bd II Guatemala (Ausführungen zu IPR und materiellem Recht); GODOY, in: IntEncCompL Bd I, National Reports „Guatemala" G 67 ff; Gesetzessamlung: La Recopilación de Leyes de Guatemala (83 Bde - seit 1871 bis heute).
2. Die Staatsangehörigkeit ist geregelt in der Verfassung v 15. 9. 1965 sowie im Staatsangehörigkeitsgesetz Nr 1613 v 22. 9. 1966 - Wortlaut: BERGMANN-FERID Guatemala 2 ff. Zum früheren Recht s HECKER StAZ 1961, 143. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen insoweit die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Guatemala hat den Código Bustamante von 1928 ratifiziert (Dekret Nr 1575 v 10.4. 1929, 3. 9. 1929 und 22. 10. 1930), der heute in 15 lateinamerikanischen Staaten in Kraft ist - dazu Rz 56 zu Nr 3. Die Bestimmungen des Código Bustamante werden im Verhältnis zu den Vertragsstaaten angewandt, sie werden analog angewandt, falls Lücken in der Verfassung und den Gesetzen bestehen. 4. Zum erbrechtlichen Kollisionsrecht s FERID-FIRSCHING Bd I Einführung Rz 48 Nr 22. 5. Das materielle Erbrecht ist niedergelegt im 3. Buch des Código Civil von 1963 (wirksam: 1. 7. 1964) - vorher: Código Civil v 21. 5. 1933 - einen Überblick gibt LISBONNE Nr 82 ff (Stand: 1965). 6. Güterrechtsstatut: Der Güterstand ausländischer Ehegatten bestimmt sich mangels eines Staatsvertrages nach ihrem gemeinsamen Personalstatut (Heimatrecht) zZ der Eheschließung, bei verschiedener Staatsangehörigkeit nach dem Recht des Ortes ihres erstehelichen Wohnsitzes; ein nachfolgender Wechsel der Staatsangehörigkeit ist ohne Einfluß - Art 130 Código Civil von 1963. (297)
Karl Firsching
Art 25 69
Einfiihrungsgesetz
Güterstand: Maßgeblich sind die Art 116-129 CC von 1963. Hiernach bestimmt sich der Güterstand in erster Linie nach dem vor oder nach der Eheschließung geschlossenen Ehevertrag, der ab einem bestimmten Vermögenswert zwingend vorgeschrieben ist. Mangels Ehevertrages gilt die Ehe als unter dem Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft geschlossen - Art 126 CC.
69 Indien 1. Schrifttum: R A M A R A O , Private International Law in India, 4 I Y B I A (1955) 219; ders, Conflicts of Law in India, RabelsZ 23 (1958) 259. 4 B A S U The law of succession (1957); P A R U C K ( - J O S H I ) , The Indian Succession Act 5 (1966); 2 G O P A L A K R I S H N A N , Law of Wills (1965); S A X E N A , Widow's Right of Succession in India, AmJCompL 1962, 574; DESAI, Indian Law of Marriage and Divorce 2 (1972). S weiter I R A N I , in: IntEncCompL Bd I , National Reports „India" I 7 ff.
Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1972 Nr 14 (Köln) - zum indischen EhegüterStatut; IPG 1975 Nr 31 (Hamburg) - Erbstatut der Hindus - Erbfolge in „separate property", in „joint family property" - Domizilbegriff.
2. Indien ist seit 1947 ein unabhängiger Staat im britischen Commonwealth. Die Staatsangehörigkeit ist geregelt in der Verfassung v 2 6 . 1 1 . 1 9 4 9 sowie dem Gesetz Nr 57 v 30. 12. 1955 über den Erwerb und Verlust des indischen Bürgerrechts Wortlaut: BERGMANN-FERID Indien 2 ff. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen daher die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Kollisionsrecht: Für beweglichen und unbeweglichen Nachlaß gilt Domizilrecht, unbeweglicher Nachlaß in Indien unterfällt jedoch immer der lex rei sitae. Dazu sec 5 Succession Act 1925 - s SchwJblntR 1949, 254. Der Domizilbegriff entspricht dem des englischen Rechts, Sonderheit: Wer sich wenigstens ein Jahr in Indien aufhält, kann ein Wahldomizil auch dadurch erwerben, daß er bei der zuständigen Behörde eine schriftliche Erklärung hinterlegt, wonach er in Indien ein Domizil erwerben wolle. Eine Ehefrau kann selbständig ein Domizil begründen, wenn ihr die Trennung gerichtlich erlaubt wurde oder ihr Ehemann eine lebenslängliche Freiheitsstrafe erhält. 5. Das materielle Erbrecht ist verschieden, je nachdem der Erblasser Hindu, Mohammedaner war oder einer anderen Religionsgemeinschaft angehörte. Das Hindu-Erbrecht ist in dem Hindu Succession Act von 1956 niedergelegt. Ist der Hindu eine Zivilehe eingegangen oder handelt es sich um den Nachlaß der Abkömmlinge aus einer solchen Ehe, so greift der Succession Act von 1925 ein. Die Erbfolge nach einem Mohammedaner unterfällt dem hanefitischen oder schiitischen Recht, je nach der Schule, der er angehörte. Im übrigen gilt der Succession Act 1925 (XXXIX), und zwar für testamentarische und gesetzliche Erbfolge. Weitere Einzelheiten s auch IRANI I 14, 15. 6. Güterrechtsstatut: Mangels statutarischer Bestimmungen wenden die Gerichte im allgemeinen die Grundsätze des englischen IPR an. Güterstand: Ein einheitliches Familienrecht fehlt. Maßgebend ist das persönliche Recht, je nach der Religionsgemeinschaft, der jemand angehört, zB Hindu-Recht, islamisches Recht. K a r l Firsching
(298)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 70,71
Indonesien
70
1. Schrifttum: SUDARGO GAUTAMA, Interpersonal Law in Indonesia, RabelsZ 29 (1965) 545; ders, Hukum Perdata Internasional Indonesia, 8 Bde (1961-1969). LEV, The Supreme Court and Adat Inheritance Law in Indonesia: AmJCompL 1962,205; SUDARGO GAUTAMA, The Marriage Laws in Indonesia with Special Reference to Mixed Marriages, RabelsZ 1964, 711.
S weiter SUDARGO GAUTAMA, in: IntEncCompL, National Reports „Indonesia" I 27 ff.
2. Die Republik Indonesien, eine frühere niederländische Kolonie, löste sich 1945 von den Niederlanden, was am 27. 12. 1949 von diesen anerkannt wurde. Die Staatsangehörigkeit ist in dem Staatsangehörigkeitsgesetz Nr 62 v 1. 8. 1958 (Wortlaut: BERGMANN-FERID Indonesien 2 ff) geregelt, das das Gesetz Nr 3 / 1 9 4 6 u n d N r 6 / 1 9 4 7 ablöste.
3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen insoweit die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Kollisionsrecht: Die Erbfolge in den beweglichen und unbeweglichen Nachlaß unterfällt dem Heimatrecht des Erblassers - s SUDARGO GAUTAMA I 4 2 . Für in Indonesien belegene Grundstücke allerdings gilt die lex rei sitae (Algemene Bepalingen van Wetgeving 1848 Art 17). Die Form von Rechtsgeschäften unterfällt der lex loci actus (AB wie vor, Art 18), der renvoi ist anerkannt - s SUDARGO GAUTAMA I 42. 5. Das materielle Erbrecht findet sich im 2. Buch des Bürgerlichen Gesetzbuches v 30. 4. 1847, der dem niederländischen Modell folgte. Daneben spielt jedoch interlokal das Gewohnheitsrecht (adat Recht), das in 19 kulturell und geographisch verschieden strukturierten Rechtseinheiten für Einheimische indonesischer Abstammung bisher galt, eine schwer abzuschätzende Rolle. Allgemein dazu s BERGMANN-FERID Indonesien 9 ff, 6 1 ff - andererseits SUDARGO GAUTAMA I 4 1 . 6. Güterrechtsstatut: Für indonesische Staatsangehörige gilt ihr Heimatrecht. Das eheliche Güterrecht ist in den Art 1 1 9 - 1 9 8 Bürgerliches Gesetzbuch von 1 8 4 7 sowie in Kapitel VII Ehegesetz von 1 9 7 4 (wirksam 1 . 1 0 . 1 9 7 5 ) geregelt - Wortlaut: BERGMANN-FERID Indonesien 16 ff, 3 0 ff. Nunmehr gilt nach Art 3 5 Errungenschaftsgemeinschaft. Ungeklärt jedoch ist der Güterstand von am 1. 10. 1975 bestehenden Ehen. Beachte jedoch immer das Adatrecht, das interpersonal für Einheimische indonesischer Abstammung galt. Zum Einfluß und Inhalt das Adatrechts s BERGMANN-FERID Indonesien 6 8 ff. Irak
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1. Schrifttum: AL-BASSAM, Droit international privé irakien (1965); AL-HADDAWI, Droit international privé irakien, le conflit des lois (1972). LINANT de BELLEFONDS, Le code du statut personnel irakien du 30.12.1959: Studia Islamica 1960, 79; ANDERSON, A Law of Personal Status for Iraq, ICLQ 9 (1960) 542; ders, Changes in the Law of Personal Status in Iraq, ICLQ 1963, 1026; WILKE, Neues Personenrecht im Irak, FamRZ 1961, 95; HINCHLIFFE, Legal Reforms in the Shi'i World, Recent Legislation in Iran and Iraq, MalLRev 1968, 292.
PRITSCH, Grundzüge des islamischen Intestatserbrechts, in: Deutsche Landesreferate zum 3. Internationalen Kongreß für Rechtsvergleichung (1950) 149; ABDUMA D JID AL-HAKIM, Droit civil i r a k i e n , B d I ( 1 9 6 9 ) ; II ( 1 9 6 7 ) ; ALI AL-ZANNOUN, D r o i t civil irakien ( 1 9 7 2 ) ; AL-KHATIB, L e s
successions ab intestat (1968); ders, Les waqfs (mainmortes) et les successions testamentaires (1967); MULLA, Principles of Mahomedan Law16 (Bombay 1968). (299)
Karl Firsching
Art 25 71
Einführungsgesetz
Gutachten zum KoUisionsrecht und Erbrecht: IPG 1965/66 Nr 15 (München) - güterrechtliche Wirkungen der Ehe - erbrechtliche Fragen; IPG 1970 Nr 29 (Köln) - zum irakischen internationalen und interpersonalen Erbrecht - irakisch-islamisches Testamentserbrecht; IPG 1974 Nr 31 (Hamburg) - zum irakischen internationalen, interpersonalen und materiellen Erbrecht, Erbausschließungsgründe.
2. Die Staatsangehörigkeit (Irak Republik seit 1958) ist geregelt im Staatsangehörigkeitsgesetz Nr 43 v 30. 5.1963 idF v 7. 12.1972 - Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Irak 1 ff; StAZ 1972,19. Dazu A L - H A D D A W I , La nationalité et l'état des étrangers en droit irakien (1972). 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Kollisionsrecht: Das irakische Zivilgesetzbuch Nr 40 von 1951 (wirksam: 4. 6. 1953) enthält in den Art 22, 23, 24 erbrechtliche Kollisionsnormen (Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Irak 8). Art 22 In Erbangelegenheiten findet das Gesetz des Erblassers zur Zeit seines Todes mit folgender Maßgabe Anwendung: a) Eine verschiedene Staatsangehörigkeit hindert nicht die Erbfolge in das bewegliche und unbewegliche Vermögen. Ausländer können aber einen Iraker nur beerben, wenn nach dem Gesetz ihres Landes ein Iraker sie beerben kann; b) wenn ein Ausländer keine Erben hat, so fällt sein im Irak befindliches Vermögen an den Staat Irak, auch wenn das Gesetz seines Landes das Gegenteil bestimmt. Art 23 (1) In Testamentsangelegenheiten findet das Gesetz des Testators zur Zeit seines Todes Anwendung. (2) Nach den irakischen Gesetzen bestimmt sich die Gültigkeit eines Testaments hinsichtlich des im Irak befindlichen unbeweglichen Vermögens, das dem verstorbenen Ausländer gehört, und bestimmt sich auch die Art der Übertragung. Art 24 Bei Fragen betreffend das Eigentum, den Besitz und andere dingliche Rechte, insbesondere die Art der Übertragung solcher Vermögensstücke durch Vertrag, Erbschaft, Testament und in sonstiger Weise findet das Gesetz des Ortes Anwendung, an dem sich die Liegenschaft befindet. Bei beweglichen Gütern ist das Recht des Staates anzuwenden, in dem der bewegliche Gegenstand sich in dem Augenblick befindet, in dem das Ereignis stattgefunden hat, das den Erwerb oder den Verlust des Rechtes zur Folge hatte.
5. Das materielle Erbrecht gründet sich auf moslemisches Recht (hanafirite) - dazu Gesetz Nr 188 v 19. 12.1959 - wirksam: 30. 12. 1959 - (JO Nr 280 v 30.12.1959) idF durch Gesetz Nr 11 v 18. 3.1963 (JO Nr 785 v 21. 3. 1963). Eine interpersonale Spaltung scheidet zumindest seit dem Gesetz Nr 26 v 28. 4. 1963, das alle religiösen Gerichte im Irak abschaffte, grundsätzlich aus. Immerhin kann das religiöse (islamische) Recht für eine Lückenfüllung und Erbausschließungsgründe Bedeutung gewinnen. Dazu IPG 1970 Nr 29 und 1974 Nr 31 (dort zur sachlichen Spaltung!). 6. Güterrechtsstatut: Art 19 Abs 2,5 ZGB. Hiernach ist das Heimatrecht des Mannes zur Zeit der Eheschließung maßgebend. Ist einer der beiden Ehegatten zZ der Eheschließung Iraker, so ist nur das irakische Gesetz anzuwenden. Karl Firsching
(300)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 72
Gesetzlicher Güterstand: Vollständige Gütertrennung - dazu W I L K E , N e u e s Personenrecht im Irak, F a m R Z 1961, 97. S auch Rz 51 Nr 6. Erbverträge sind nicht ausgeschlossen.
72
Iran 1. Schrifttum: Eine Übersicht gibt HASSAN AFCHAR, in: IntEncCompL, Bd I National Reports 145 ff. S weiter: GREENFIELD, Aghababaff, Droit des personnes, de famille, des successions et conditions des étrangers dans la législation iranienne, AnnDirCompStudLeg 1941,243; ders JW1932,2303; FYZEE, Outlines of Muhammadan Law3 (Oxford 1964). Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1965/66 Nr 63 (Hamburg) - Parteiautonomie im Erbrecht? - Zusammenwirken von testamentarischem und gesetzlichem Erbrecht - Grenzen der Testierfreiheit; IPG 1967/68 Nr 59 (Köln) - Niederlassungsabkommen - gesetzliche Erbfolge Erbausschließungsgründe - Ehegüterrecht - Art 30 EG - interpersonales Recht - iranischkanonisches Recht; IPG 1969 Nr 33 (Köln) - Niederlassungsabkommen - interpersonales Erbrecht gesetzliche Erbfolge nach gregorianischem, katholischem und islamischem Erbrecht - Rechtslage, falls das maßgebliche religiöse Recht nicht zu ermitteln ; I P G 1 9 7 0 N r l 5 ( K ö l n ) - z u m Ehegüterrecht ; IPG 1973 Nr 7 (Köln) - zum Ehegüterrecht; IPG 1975 Nr 32 (Hamburg) - Niederlassungsabkommen - Einbürgerungsfragen - interreligiöses Recht - Quellen des für jüdische Iraner geltenden Erbrechts - gesetzliche Erbfolge; IPG 1976 Nr 50 (Köln) - Niederlassungsabkommen - Erwerb von Immobilien durch Erbfall in Iran durch Ausländer. Rechtsprechung: OLG Köln FamRZ 1956, 335 - gesetzlicher Güterstand - Gütertrennung; LG Stuttgart, FamRZ 1959, 506 m Anm BEITZKE - Ehescheidung vor iranischem Konsul; KG ( 4 . 2. 1972) FamRZ 1972,304 - B G H Z 60,68 (20.12.1972) - Vaterschaftsanerkennung nach iranischem Recht - zum Niederlassungsabkommen; LG Münster (7. 12. 1973) IPRspr 1973 Nr 44 - iranisches Ehegüterrecht; AG Kempen (21.5.1976) FamRZ 1976,457 - Erbrecht des Kindes; OLG Frankfurt (30. 3. 1976) NJW 1976,1592 = OLGZ 1976, 295 - Ehelichkeit eines nichtehelichen Kindes einer deutschen Mutter und eines iranischen Vaters; OLG Düsseldorf (27. 7.1976) IPRspr 1976 Nr 180 zur Ehescheidung nach iranischem Recht ; BayObLGZ 1977,180 (24. 6.1977) = FamRZ 1978,243 = StAZ 1977, 309 - Anerkennung einer privat in Teheran erfolgten Ehescheidung. 2. D i e Staatsangehörigkeit ist geregelt im G e s e t z v 16. 2. 1935 idF v 10. 2. 1 9 5 9 Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Iran 2 ff. D a z u L Ö S C H N E R Z v g l R W 1970, 77. 3. I m Verhältnis zur Bundesrepublik Deutschland kommt das deutsch-iranische Niederlassungsabkommenw 1 7 . 2 . 1 9 2 9 - W o r t l a u t : V o r b e m 4 5 2 zu Art 2 4 - 2 6 - z u m Zuge. Anknüpfungspunkt ist die Staatsangehörigkeit. E i n e Rückverweisung findet nicht statt. Z u m A b k o m m e n im allgemeinen s K R Ü G E R , Kollision v o n Staatsverträgen, F a m R Z 1973, 6; V o r b e m 2 6 zu Art 13 E G . D a s A b k o m m e n betrifft nicht die Fälle, in denen Personen mit verschiedenen Staatsangehörigkeiten beteiligt sind B G H Z 60, 68, 7 4 (20. 12. 1972). 5. Im übrigen enthalten die Art 6 - 8 des Zivilgesetzbuchs (Wortlaut [französisch]: Législation Iranienne Actuelle [Paris 1951]), mit dessen Herausgabe 1 9 2 8 b e g o n n e n wurde, erbrechtliche Kollisionsnormen - dazu G R E E N F I E L D - A G H A BABOFF, A n n D i r C o m p S t u d L e g 15 ( 1 9 4 1 ) 2 6 0 ff. AGHABABIAN,
Art 6. Gesetze, die den Personenstand, die Eheschließung oder die Scheidung, die Geschäftsfähigkeit der Personen sowie die Erbfolge betreffen, finden auf alle Iraner Anwendung, auch wenn sie sich im Ausland aufhalten. Art 7. Ausländer, die ihren Wohnsitz im Iran haben, unterfallen, was ihren Personenstand, ihre Geschäftsfähigkeit sowie die Erbfolge angeht, ihrem Heimatrecht innerhalb der Grenzen der bestehenden Verträge. (301)
Karl Firsching
Art 25 73
Einführungsgesetz
Art 8. Das unbewegliche Vermögen, das die Ausländer im Iran im Rahmen der Verträge erworben haben oder erwerben, unterfällt in jeder Beziehung den iranischen Gesetzen.
Dazu Art 967 ZGB: Die Erbfolge in beweglichen oder unbeweglichen Nachlaß, der sich im Iran befindet, unterfällt dem Heimatrecht des Erblassers, jedoch nur dessen materiellem Recht, wie z. B. der Bestimmung der Erben, der Festsetzung ihrer Erbteile und der Bestimmung des Teiles, über den der Erblasser testamentarisch frei verfügen kann.
Die Regel locus regit actum ist im ZGB Art 969 niedergelegt. Eine Parteiautonomie (Rechtswahl) ist im Erbrecht nicht anerkannt. Ausländern ist der Erwerb von Grundstücken im Iran nur in beschränktem Umfang möglich - s IPG 1976 Nr 50. 4. Das materielle Erbrecht ist im Buch 1 des Zivilgesetzbuchs niedergelegt, es folgt dem schiitischen Recht und ist nur auf Mitglieder der schiitischen Religionsgemeinschaft anzuwenden. Interlokalrechtlich (Erbfolge bestimmt sich nach der Religionsgemeinschaft des Erblassers) ist bei nicht-schiitischen Iranern das Gesetz v 22. 7. 1933 (JO Nr 1406) über die Anwendung des Personalstatuts zu beachten - Wortlaut: M A K A R O V , Quellen I 2 Iran 4. Das Gesetz besagt in einer einzigen Bestimmung: Soweit die anerkannten Regeln und Gewohnheiten von offiziell anerkannten Religionsgemeinschaften nicht gegen die öffentliche Ordnung verstoßen, sind sie von den Gerichten in Fällen, die nicht-schiitische Iraner betreffen, und den Personenstand, die Erbfolge sowie die Erbeinsetzung zum Gegenstand haben, wie folgt, anzuwenden: 1. In Ehe- und Scheidungssachen die anerkannten Regeln und Gewohnheiten der Religion des Ehemannes; 2. bei testamentarischer und gesetzlicher Erbfolge die anerkannten Regeln und Gewohnheiten der Religion des Erblassers; 3. in Adoptionssachen die anerkannten Regeln und Gewohnheiten der Religion des Adoptivvaters oder der Adoptivmutter.
5. Güterrechtsstatut: Dazu Art 8 Abs 3 des deutsch-iranischen Niederlassungsabkommens v 17. 2. 1929. Im übrigen: Bei gemeinschaftlicher iranischer Staatsangehörigkeit ist das gemeinschaftliche Heimatrecht, bei unterschiedlicher Staatsangehörigkeit das Heimatrecht des Ehemannes maßgeblich - Art 963 ff ZGB. Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung (Art 14 des Gesetzes über die Eheschließung und die Ehescheidung v 15. 8. 1931 idF v 8. 6. 1937 - Wortlaut B E R G M A N N F E R I D Iran 29 ff; Art 1118 ZGB - dazu OLG Köln FamRZ 1956, 235). Eheverträge sind zulässig: Art 1119 ZGB. 73 Irland 1. Schrifttum: COESTER-WALTJEN, in: FERID-FIRSCHING Irland; O ' H I G G I N S , in: IntEncCompL, Bd I National Reports „Ireland", I 63 ff. M C G U I R E , The Succession Act 1 9 6 5 (Dublin 1 9 6 5 ) ; WALTJEN, Die Stellung des überlebenden Ehegatten im irischen Erbrecht (Kiel 1 9 7 2 ) .
2. Die Staatsangehörigkeit ist geregelt im Irish Nationality and Citizenship Act 1956 Wortlaut und Hinweise: B E R G M A N N - F E R I D Irland. 3. Irland ist Partner des TestÜbk 1961 - s Vorbem 411 ff zu Art 24-26 - seit 2. 10. 1967 (s BGBl 1967 II 2362). Weitere staatsvertragliche Regelungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Irland bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Karl Firsching
(302)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 74, 75
4. Das erbrechtliche Kollisionsrecht ist nicht kodifiziert. Es gelten im wesentlichen die gleichen Grundsätze wie im englischen Recht - s Rz 67. Dazu s weiter die Darstellung in FERID-FIRSCHING Irland Grdz C Rz 5 ff. 5. Das materielle Erbrecht findet sich im Succession Act Nr 27 von 1965, daneben stehen die Grundsätze des Common Law und der Equity. Der Succession Act ist beeinflußt durch das moderne französische und deutsche Recht. Dazu die Darstellung in FERID-FIRSCHING Grdz D ff Rz 22 ff. 6. Güterrechtsstatut: Es gelten die gleichen IPR-Grundsätze wie im englischen Recht - dazu s Rz 67. Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung (s sec 3 Married Women's Status Act 1 9 5 7 ) . Durch Vertrag können die Ehegatten eine andere güterrechtliche Regelung treffen dazu s BERGMANN-FERID Irland 16.
Island 1. Schrifttum: T H 0 R MANN-FERID Island.
74 VILHJALMSSON,
in: IntEncCompL, Bd
I
National Reports „Iceland";
BERG-
2. Island ist seit 1941 eine unabhängige Republik. Das isländische Recht stimmt weitgehend mit dem dänischen überein. Die Staatsangehörigkeit ist geregelt im Staatsangehörigkeitsgesetz Nr 100 v 23. 12. 1952 - Wortlaut: BERGMANN-FERID Island 2 ff. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht, es greifen insoweit die allgemeinen erbrechtlichen Kollisionsregeln ein. Zwischen Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland und Island besteht ein Abkommen über Erbschaft und Nachlaßteilung v 19. 11. 1934 (in Kraft seit 1. 1. 1936) - Wortlaut: Vorbem 408 zu Art 24-26. Einzelheiten dazu s BORUM(-PHILIP) Lovkonflikter 6 (1967) 129 ff. 4. Das isländische erbrechtliche Kollisionsrecht stimmt mit dem von Dänemark überein - dazu Rz 61 Nr 4. Island ist jedoch nicht Partner des TestÜbk 1961. 5. Das materielle Erbrecht ist niedergelegt im Erbgesetz Nr 8/1962 (das weitgehend mit dem dänischen Gesetz von 1963 übereinstimmt) - Wortlaut: FERID-FIRSCHING Dänemark, Gesetzestexte. Ein Erblasser kann jedoch, falls er einen Ehegatten oder Abkömmlinge hat, nur über ein Drittel seines Nachlasses verfügen. 6. Güterrechtsstatut: Maßgebend ist das Recht des Wohnsitzes zZ der Eheschließung (unwandelbar). Wohnsitzbegriff (Domizil) wie im dänischen Recht - s Rz 61 Nr 4. Gesetzlicher Güterstand: Gütergemeinschaft - Einzelheiten s BERGMANN-FERID Island 5 Fn 5.
Israel
75
Schrifttum: VITTA, The Conflict of Laws in Matters of Personal Status in Palestine ( 1 9 4 7 ) ; STRAUSS, in: F E R I D - F I R S C H I N G Israel; U R I Y A D I N , in: IntEncCompL, Bd I National Reports „Israel" I 73 ff; ENGLARD, in: JClDrComp Bd II Israel jeweils mit weiteren Literaturangaben. SCHEFTELOWITZ, The Jewish Law of Family and Inheritance and its Application in Palestine ( 1 9 4 8 ) ; BAKER, The Legal System of Israel ( 1 9 6 1 ) ; H E C H T , Entwicklungstendenzen im Privatrecht Israels, RabelsZ 2 9 ( 1 9 6 5 ) 3 0 2 . W E N G L E R , Das neue Erbrecht von Israel, JR 1 9 6 6 , 4 0 1 . 1.
(303)
Karl Firsching
Art 25 75
Einführangsgesetz
Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1965/66 Nr 14 (Hamburg) - gesetzliche Erbfolge nach israelischem weltlichen und religiösen Recht - Erbfall vor 10. 11. 1965; IPG 1973 Nr 38 (Hamburg) - Erbenhaftung nach israelischem Recht - Erbfall vor 10.11.1965 .WENGLER, Gutachten II Nr 77 - Bedeutung einer israelischen Ehescheidung für das deutsche Erbrecht; ebenda Nr 84 Erbberechtigung der Kinder einer unwirksamen Rabbinatsehe nach jüdischem Recht; ebenda Nr 91 - israelisches Erbrecht, Erbberechtigung eines unter chinesischem Recht adoptierten Kindes; ebenda Nr 92 - israelisches Erbrecht - Erbberechtigung aufgrund lettischer Adoption; ebenda Nr 96 palästinensisches Erbrecht; ebenda Nr 119 - jüdisches Erbrecht in Israel - testamentarische Erbfolge. Rechtsprechung: LG Berlin (22.2.1960) IPRspr 1960/61 Nr 199 - zum Ehescheidungsrecht Israels; LG Frankenthal (17.4.1962) IPRspr 1962/63 Nr 143 - jüdisches Testaterbrecht (Erbfall vor 10.11. 1965); LG Stuttgart (19. 6. 1969) FamRZ 1969, 542 = RzW 1969, 499 - israelisches Erbstatut (Erbfall nach 10. 11. 1965) - Vorfrage, ob Ehe gültig ist, ist bei fehlender Inlandsbezogenheit unselbständig anzuknüpfen; OLG Stuttgart (5. 4. 1968) FamRZ 1968, 390 - Wirksamkeit der Eheschließung und Scheidung einer Ehe von Mehrstaatern (israelische und deutsche Staatsangehörigkeit); OLG Koblenz (22. 2. 1973) RzW 1973, 211 - zur Anerkennung einer im Jahre 1946 in Ungarn geschlossenen Rabbinatsehe; OLG Koblenz (28. 2. 1974) RzW 1974, 171, dazu Anm WOLFSOHN RzW 1974, 362 = IPRspr 1974 Nr 47 - Wirksamkeit einer in Altrumänien nach jüdisch-religiösem Ritus geschlossenen Ehe; OLG Hamm (18. 1. 1974) IPRspr 1974 Nr 62 israelisches Kollisionsrecht für den Güterstand einer 1949 im britischen Mandatsgebiet geschlossenen Ehe; AG München (15. 1. 1974) IPRspr 1974 Nr 130 (dazu unten BayObLGZ 1976, 151) israelisches Erbstatut (gesetzliche Erbfolge) für einen mit Wohnsitz in Deutschland nach dem 10.11. 1965 verstorbenen Israeli; OLG München (18. 9. 1975) RzW 1975, 384 = IPRspr 1975 Nr 23 israelisches Erbstatut für Frage der Haftung für Erblasserschulden; OLG Koblenz (2.10.1975) RzW 1975,365 = IPRspr 1975 Nr 3 7 - z u r Anerkennung einer rituellen im Jahre 1914 zwischen jüdischen Religionsangehörigen in Ungarn geschlossenen Ehe; OLG Düsseldorf (28. 11. 1975) FamRZ 1976, 277 m Anm OTTO - zur Privatscheidung nach jüdisch-israelischem Recht; OLG Hamm (3. 9. 1976) FamRZ 1977,323 = OLGZ1977,133 - Eheschließung nach israelischem Recht; BayObLGZ 1976, 151 (22. 6. 1976) = NJW 1976, 2076 = FamRZ 1977, 490 - israelisches Erbstatut für einen mit letztem Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland verstorbenen israelischen Erblasser Erbberechtigung einer mit dem Erblasser in Lebensgemeinschaft lebenden Frau - Erbberechtigung nichtehelicher Kinder - keine internationale Zuständigkeit zur Anordnung einer Nachlaß verwaltung; OLG Koblenz (18. 12. 1976) RzW 1976, 154 = IPRspr 1976 Nr 121 - zur Aktiv- und Passivlegitimation im Nachlaßschuldenprozeß bei einer Mehrheit von Erben nach israelischem Recht.
2. Die israelische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Staatsangehörigkeitsgesetz 5712 idF von 1 9 7 1 (Gesetzblatt 6 2 4 ) - Wortlaut: BERGMANN-
- 1 9 5 2 (Gesetzblatt 9 5 ) FERID Israel 6 ff.
3. Israel ist Partner des TestÜbk 1961 - s Vorbem 411 ff zu Art 24-26 - seit 10. 1. 1978 (BGBl 1977 II 1270). Weitere staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen insoweit die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Kollisionsrecht Zu scheiden ist zwischen Erbfällen vor und nach dem Wirksamwerden des Erbgesetzes 1965 (wirksam: 10. 11. 1965). a) Erbfälle vor 10. 11. 1965: Einheitliche Kollisionsnormen bestanden nicht. Das israelische Recht gliederte die Erblasser in Personenkreise auf, wobei Staatsangehörigkeit und Religionszugehörigkeit die tragenden Momente waren. Ausländer (und Staatenlose) wurden nach ihrem Heimatrecht beerbt (wobei jedoch der in Israel gelegene Nachlaß gewissen Sondervorschriften unterlag), Israeli nach israelischem Recht (ottomanisches Erbrecht, es sei denn, alle Beteiligten beriefen sich auf ihr religiöses Recht), wobei bei testamentarischer Erbfolge die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft (Juden, Moslems, Mitglieder der anerkannten christlichen Religionen, Drusen, sonstige Inländer) eine Rolle spielte. Karl Firsching
(304)
Art 25 75
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Rechtsgrundlage: Palestine Order in Council von 1 9 2 2 nebst Succession Ordinance von 1923. Einzelheiten gibt
STRAUSS
in
FERID-FIRSCHING
Israel Grdz C 9 ff.
b) Für Erbfälle ab 10. 11. 1 9 6 5 bringt das Erbgesetz von 1 9 6 5 (Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G Texte Israel 141 ff) in den sec 1 3 7 - 1 4 2 erbrechtliche Kollisionsnormen. sec 137 Rechtswahl. Die Erbfolge unterliegt dem Recht des Domizils des Erblassers zur Zeit seines Todes, soweit nicht in den sec. 138-140 etwas anderes bestimmt ist. sec 138 Für bestimmte Vermögensgegenstände geltendes Recht Beansprucht das Erbrecht des Ortes, wo sich Nachlaß befindet, seine Anwendung, so kommt dieses Recht zum Zuge. sec 139 Testierfähigkeit Die Testierfähigkeit beurteilt sich nach dem Recht des Wohnsitzes des Testators zur Zeit der Testamentserrichtung. sec 140 Form des Testamentes (a) Ein Testament ist formgerecht errichtet, wenn es gültig ist nach israelischem Recht, oder nach dem Recht des Ortes, wo es errichtet wurde, oder nach dem Recht des Wohnsitzes (domicile) oder des gewöhnlichen Aufenthaltes oder nach dem Recht der Staatsangehörigkeit des Testators zur Zeit der Errichtung des Testaments oder zur Zeit seines Todes, und, soweit das Testament Grundstücke betrifft, auch nach dem Recht des Ortes, an dem sich diese befinden. (b) Für die Anwendung fremden Rechtes nach dieser section wird die Testierfähigkeit des Testators oder die erforderlichen Eigenschaften der Testamentszeugen als eine Angelegenheit der Form angesehen. sec 141 Qualifikation der Begriffe Für die Bestimmung der Zuständigkeit und des Rechts gemäß den sec. 136-140 soll jeder Begriff die Bedeutung haben, die er im israelischen Recht hat. sec 142 Renvoi unter fremdem Recht Unbeschadet der Vorschriften dieses Rechts ist, falls das Recht eines fremden Staates zum Zuge kommt und auf ein anderes Recht verweist, diese Bezugnahme nicht zu beachten; es soll das interne Recht dieses Staates Anwendung finden; wenn aber das Recht dieses Staates auf das israelische Recht verweist, so ist diese Verweisung zu beachten und das interne israelische Recht anzuwenden. Einzelheiten zu dieser n e u e n Rechtslage gibt Grdz C 140 Rz 2 0 ff.
STRAUSS
in
FERID-FIRSCHING
Israel
Für die Form des Testamentes ist immer das T e s t Ü b k 1961 zu beachten, s o b e n Nr 3. D a s n e u e Recht nimmt als Anknüpfungspunkt grundsätzlich den Begriff Domizil (Wohnsitz). A l s Domizil des Erblassers gilt nach § 135 der Ort, an d e m sich der (305)
Karl Firsching
Art 25 76
Einführungsgesetz
Mittelpunkt seines L e b e n s befand. D e r englische Domizilbegriff stimmt damit nicht überein, insbesondere gibt es kein domicile of origin. D i e Ehefrau kann einen gesonderten Wohnsitz haben. Hatte der israelische Erblasser seinen letzten Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland (qualifiziert nach israelischem Recht), so wird der Erblasser nach deutschem Recht beerbt - s dazu B a y O b L G Z 1976, 151. 5. D a s materielle Erbrecht findet sich in dem Erbgesetz von 1 9 6 5 - dazu die Darstellung in FERID-FIRSCHING Israel Grdz 1 4 0 / 3 7 ff Rz 53 ff. 6. Güterrechtsstatut (für nach 1 . 1 . 1 9 7 4 geschlossene Ehen): Recht des g e m e i n s a m e n Wohnsitzes z Z der Eheschließung - Art 15 G e s e t z betreffend die vermögensrechtlichen Beziehungen zwischen Ehegatten ( 5 7 3 3 - 1 9 7 3 Gesetzblatt 7 1 2 mit D V O im VOB1 3 0 8 4 - Wortlaut FERID-FIRSCHING Israel Texte 2 1 7 f; s auch D N o t Z 1974, 6 6 3 ff). Gesetzlicher Güterstand: für nach 1 . 1 . 1 9 7 4 geschlossene E h e n Gütertrennung mit Zugewinnausgleich beim Tod. D a z u G e s e t z betreffend die Vermögensverhältnisse von Ehegatten, 5 7 3 3 - 1 9 7 3 ( G B l 7 1 2 mit D V O VOB1 3 0 8 4 - Wortlaut: D N o t Z 1974, 6 6 3 sowie FERID-FIRSCHING Israel Texte 2 1 6 ff). Im übrigen s STRAUSS in FERID-FIRSCHING Israel Grdz D 1 4 0 / 1 4 7 a ff Rz 6 8 - 7 1 b.
76 Italien 1. Schrifttum: B A L L A D O R E P A L L I E R I , Diritto internazionale privato2 ( 1 9 5 0 ) ; A N Z I L O T T I , Opere, 4 Bde ( 1 9 5 5 - 1 9 6 3 ) ; M O N A C O , L'efficacia della legge nello spazio2 ( 1 9 6 4 ) ; L U Z Z A T T O , Das Testamentsrecht Italiens, ZfR vgl 1 9 6 5 , 1 8 2 ; M O R E L L I , Elementi di diritto internazionale privato italiano8 ( 1 9 6 5 ) ; CAPELLETI, Italien: Die Anwendung ausländischen Rechts im IPR (Berlin 1 9 6 8 ) ; G I A R D I N A , Successione di norme di conflitto ( 1 9 7 0 ) . 7 18 T O R R E N T E - S C H L E S I N G E R , Manuale di diritto privato ( 1968) ; T R A B U C C H I , Istituzioni di diritto civile (1971). G R U N S K Y - W U P P E R M A N N , Italienisches Familienrecht 2 (1978); J A Y M E - L U T H E R , Das italienische Scheidungsgesetz (1971). S weiter: B R U L L I A R D , in JClDrComp, Bd II Italie, Successions et libéralités, Droit international privé (1977), 2efascicule; C A P P E L L E T T I , in: IntEncCompL, Bd I National Reports „Italy" 193 ff ; F E R I D , in: F E R I D - F I R S C H I N G Italien, jeweils mit Literaturangaben. Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1965/1966 Nr 46 (München) - Nießbrauch des überlebenden Ehegatten, deutsches Nachlaßgrundstück - Inventarerrichtung, Erbenhaftung; Nr 55 (München) - Erbstatut - testamentarische Erbfolge - Auslegung, Nießbrauch, Pflichtteilsrecht, Anfechtung, Erbengemeinschaft; IPG Nr 59 (Köln) - Erbberechtigung eines nichtehelichen anerkannten Kindes; IPG 1969 Nr 36 (München) - testamentarische Erbfolge nach einem Südtiroler, Statutenwechsel, Auslegung, Anfechtung; IPG 1971 Nr 38 (Hamburg) - Anerkennung eines deutschen Ehescheidungsurteils über zwei italienische Ehegatten in Italien; IPG 1972 Nr 17 (München) - Form der Ehe; Nr 35 (München) - testamentarische Erbfolge nach einem Italiener Noterbrecht - Nichtigkeit testamentarischer Verfügungen zugunsten des Ehegatten aus zweiter Ehe Widerruf - Nacherbschaft; IPG 1975 Nr 15 (Freiburg) - Veräußerung eines Miterbenanteils nach italienischem Recht; Nr 16 (Köln) - bigamische Ehe nach italienischem Recht; IPG 1977 Nr 17 (Hamburg) - Ehe vertrag nach italienischem Recht. Rechtsprechung: LG Nürnberg-Fürth (28. 2. 1951) IPRspr 1950/51 Nr 65 - standesamtliche Eheschließung eines Italieners mit einer Deutschen; LG Berlin (3.4.1950) RabelsZ 16(1951)130 m Anm N E U M A Y E R - Erbvertrag italienischer Ehegatten unterfällt italienischem Recht und ist nichtig (Art 458 CC) - ein formlos getrenntlebender Ehegatte behält sein Pflichtteilsrecht - Codice civile enthält keine Rückverweisung - gesetzlicher Güterstand ist die Gütertrennung; WK beim LG Bayreuth (15. 10. 1953) IPRspr 1952/53 Nr 50 - Miterben nach italienischem Recht; BayObLGZ 1957, 376 (13. 12. 1957) - italienisches Erbstatut - Verbot wechselseitiger Erbeinsetzung ist als sachlich rechtlich einzuordnen - Auslegung eines Testaments unterfällt Erbstatut; OLG Celle (3.12. 1956) FamRZ 1957,273 m Anm F E R I D - italienisches Erbstatut - Verbot der Nacherbfolge; BGHZ Karl Firsching
(306)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Alt 25 76
29, 137 (19. 12. 1958) = NJW 1959, 717 = M D R 1959, 379 m Anm D E U C H L E R - Form der Ehe zwischen einem Deutschen und einer Italienerin; BayObLGZ 1961, 4 (13. 1. 1961) = BWNotZ 1961, 233 = IPRspr 1960/61 Nr 143 - italienisches Erbstatut - gemeinschaftliches Testament von deutschen Ehegatten in München errichtet, Statutenwechsel - Gültigkeit, Bindung und Wirkung beurteilen sich nach Errichtungsstatut - Nießbrauch des überlebenden Ehegatten - Erbschein; OLG Nürnberg (20. 10. 1964) A W D 1965, 93 = IPRspr 1964/65 Nr 169 - Art 25 S 2 („Privilegium Germanicum") gilt nicht für die Beerbung eines italienischen Staatsangehörigen mit letztem Wohnsitz in Deutschland; ein dem „Privilegium Germanicum" entsprechendes „Privilegium Italicum" gibt es im italienischen Recht nicht; BayObLGZ 1965,423 = NJW 1967,447 = JuS 1967, 330 - italienisches Erbstatut, Annahme der Erbschaft unter Vorbehalt des Inventars - internationale Zuständigkeit des deutschen Nachlaßgerichts zur Entgegennahme der Erklärung über die Erbschaftsannahme unter dem Vorbehalt der Inventarerrichtung durch Minderjährige bei Erteilung eines beschränkten Erbscheins ist gegeben - Errichtung des Inventars durch das Nachlaßgericht in der Bundesrepublik Deutschland zulässig, falls die Verneinung der internationalen Zuständigkeit zu einer Verweigerung des Rechtsschutzes führen würde - dem fristgemäß aufgenommenen Inventar ist die im italienischen Recht vorgesehene Wirkung, nämlich die Beschränkung der Erbenhaftung (Art 490 CC) beizumessen; OLG Hamm (28. 2. 1968) NJW 1968, 1052 = F a m R Z 1968, 321 italienisches Güterrechtsstatut; KG (12.12. 1972) NJW 1973,428 = F a m R Z 1973, 307 = DNotZ 1973, 620 - italienisches Güterrecht, Haager Ehewirkungsabkommen v 17. 5. 1905; LG Frankfurt (10.2.1976) M D R 1976,668 - italienisches Erbstatut, Nießbrauch des überlebenden Ehegatten kein Erbrecht. 2 . D i e i t a l i e n i s c h e Staatsangehörigkeit ist g e r e g e l t i m S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t s g e s e t z N r 5 5 5 v 13. 6. 1 9 1 2 , i m D e k r e t - G e s e t z N r 1 3 8 7 v 10. 9. 1 9 2 2 ü b e r d i e V e r l e i h u n g der S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t a n e i n i g e P e r s o n e n g r u p p e n , i m G e s e t z v 3 1 . 1. 1 9 2 6 ü b e r A b ä n d e r u n g e n u n d E r g ä n z u n g e n d e s S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t s g e s e t z e s v 1 3 . 6. 1 9 1 2 s o w i e in A r t 1 5 3 ter C o d i c e C i v i l e i d F v 19. 5 . 1 9 7 5 ü b e r d i e S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t der v e r h e i r a t e t e n F r a u - W o r t l a u t sämtlicher B e s t i m m u n g e n : B E R G M A N N - F E R I D Italien 3 ff. D a z u a u c h d i e dort g e g e b e n e n H i n w e i s e . 3 . Staatsvertragliche Regelungen mit d e r B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d auf d e m G e b i e t e d e s E r b r e c h t s b e s t e h e n nicht. I n s o w e i t g r e i f e n d i e a l l g e m e i n e n K o l l i s i o n s r e g e l n ein. Z u S t a a t s v e r t r ä g e n mit a n d e r e n S t a a t e n auf d e m G e b i e t e d e s E r b r e c h t s s F E R I D FIRSCHING I t a l i e n G r d z C R z 1 5 , 1 6 . 4 . D a s erbrechtliche Kollisionsrecht f i n d e t sich in d e n A r t 2 3 u n d 2 6 d e r D i s p o s i z i o n i p r e l i m i n a r i e z u m C o d i c e C i v i l e v 3 0 . 3. 1 9 4 2 ( W o r t l a u t : F E R I D - F I R S C H I N G I t a l i e n T e x t e A I). Art 23 Die Erbfolge wird, wo immer sich der Nachlaß befindet, vom Recht des Staates geregelt, dem der Erblasser im Zeitpunkt seines Todes angehört. Art 26 (1) Die Form der Rechtsgeschäfte unter Lebenden und der letztwilligen Verfügungen wird vom Recht des Ortes geregelt, an dem das Rechtsgeschäft vorgenommen wurde, oder von dem Recht, das den Inhalt des Rechtsgeschäfts regelt, oder vom Heimatrecht des Verfügenden oder der Vertragsschließenden, soweit es ihnen gemeinsam ist. (2) Die Formen der Öffentlichkeit von Rechtsgeschäften, die auf Begründung, Übertragung oder Aufhebung von Rechten an Sachen gerichtet sind, werden vom Recht des Ortes geregelt, an dem sich die Sachen befinden. D a s i t a l i e n i s c h e R e c h t f o l g t d e m Prinzip d e r N a c h l a ß e i n h e i t u n d k n ü p f t an d i e S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t d e s E r b l a s s e r s an; e i n r e n v o i wird in A r t 3 0 D i s p Prel ausdrücklich a b g e l e h n t ; e i n e d e m A r t 2 5 S 2 s o w i e d e m A r t 2 8 d e u t s c h e s E G B G B e n t s p r e c h e n d e V o r s c h r i f t fehlt. D i e T e s t i e r f ä h i g k e i t unterfällt A r t 1 7 D i s p Prel (307)
Karl Firsching
Art 25 77
Einführungsgesetz
(Anknüpfung an die jeweilige Staatsangehörigkeit). Parteiautonomie ist ausgeschlossen. Weitere Einzelheiten: s
FERID-FIRSCHING
Italien Grdz
C
Rz 8 ff.
5. Das materielle Erbrecht findet sich in Art 45 6 ff des Codice Civile von 1942 (vorher von 1866). Dazu die Darstellung von F E R I D in F E R I D - F I R S C H I N G Italien Grdz D ff Rz 22 ff. 6. Güterrechtsstatut: Die güterrechtlichen Beziehungen zwischen den Ehegatten unterfallen dem Heimatrecht des Ehemannes im Zeitpunkt der Eheschließung. Wechsel der Staatsangehörigkeit führt zu keinem Wechsel des Güterstandes. Jedoch können die Ehegatten aufgrund ihres neuen gemeinsamen Heimatrechts etwas Abweichendes vereinbaren - Art 19 Disp Prel. Im Verhältnis zur Bundesrepublik Deutschland beachte: Haager Ehewirkungsabkommen v 17. 7. 1905 RGBl 1912, 453, 475 - BGBl 1955 II 188, das zum gleichen Ergebnis führt. Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung - Art 210-214 CC. Ein abweichendes vertragliches Güterrecht kann durch Ehevertrag vereinbart werden. Dazu s B O S C H A N , Europäisches Familienrecht 5 242 ff.
77 Japan 1. Schrifttum: ISAMU MORI, in: FERID-FIRSCHING Japan (Stand: 1 9 8 0 ) ; YOSIYUKI NÖDA, in: IntEcnCompL, Bd I National Reports „Japan" J 5 ff; YOSIYUKI NÖDA, in JCIDrComp, Bd II Japon, Chapitre VIII, Succession et Donations Nr 152 ff, IX, Droit International Privé Nr 272 ff. Rechtsprechung: OLG Stuttgart ( 2 7 . 10. 1 9 5 9 ) IPRspr 1 9 5 8 / 5 9 Nr 1 1 5 - Formstatut der Ehe zwischen Japanerin und Deutschem, Ehewirkungsstatut; LG Hamburg (12.1.1977) IPRspr 1977 Nr 66 - zur Ehescheidung nach japanischem Recht.
2. Die japanische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Staatsangehörigkeitsgesetz v 4. 5. 1950 idF von 1952. Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Japan 1 ff. 3. Japan ist Partner des TestUbk 1961 - s Vorbem 411 ff zu Art 24-26 - seit 2. 8. 1964 (BGBl 1966 II 11). Weitere staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen insoweit die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Das erbrechtliche Kollisionsrecht findet sich in dem Gesetz über die Anwendung der Gesetze (horei) v 21.6.1898 (Gesetz Nr 10) idF von 1964 (Gesetz Nr 100) sowie in dem Gesetz über das maßgebende Recht der Form des Testaments v 10. 6. 1964 (Gesetz Nr 100) - Wortlaut beider Gesetze in F E R I D - F I R S C H I N G Japan Gesetzestexte I Nr 1 und 2. Bedeutsam sind die §§ 25, 26 des Rechtsanwendungsgesetzes von 1898. §25 Die Erbfolge bestimmt sich nach dem Heimatrecht des Erblassers.
§26 (1) Die Gültigkeit und die Wirkung eines Testaments bestimmen sich nach dem Heimatrecht des Testators zur Zeit der Errichtung. (2) Der Widerruf eines Testaments unterfällt dem Heimatrecht des Testators zur Zeit des Widerrufs.
§ 26 wird überlagert durch das Gesetz über die Form des Testaments v 10. 6. 1964, das hinwiederum mit dem TestÜbk 1961 abgestimmt ist. Karl Firsching
(308)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 78
Das japanische internationale Erbrecht folgt dem Prinzip der Nachlaßeinheit; angeknüpft wird an die Staatsangehörigkeit. Bei mehreren Staatsangehörigkeiten hat die japanische den Vorzug, im übrigen wird auf die letzt erworbene abgestellt - § 27 Rechtsanwendungsgesetz. Eine Rückverweisung auf das japanische Recht wird angenommen und abgebrochen, eine Weiterverweisung wird nicht anerkannt. Ein „Privilegium Japonicum" gibt es nicht, eine dem Art 28 EGBGB entsprechende Bestimmung fehlt. Die Testierfähigkeit rechnet zur Wirksamkeit des Testaments. 5. Das materielle Erbrecht findet sich im 5. Buch des japanischen Bürgerlichen Gesetzbuchs (Minpö) von 1898 - Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G Japan Gesetzestexte II. 6. Güterrechtsstatut: Das eheliche Güterrecht richtet sich nach dem Heimatrecht des Ehemanns zZ der Eheschließung - § 15 Rechtsanwendungsgesetz. Das Statut ist unwandelbar. Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung - § 762 BGB.
Jordanien
78
1. Schrifttum: FOUAD B ATALLA, in: IntEncCompL, Bd I National Reports „Jordan" J 27 ff mit Nachw; BEHRENS, Das Kollisionsrecht Jordaniens, Arbeiten zur Rvgl Heft 47 (1970); WÄHLER, Interreligiöses Kollisionsrecht im Bereich privatrechtlicher Rechtsbeziehungen (1978). Rechtsprechung: AG Hamburg (16. 2. 1966) FamRZ 1967, 498 - ein einheitliches jordanisches Familienrecht gibt es nicht. Dieses richtet sich nach der Religion, der die betreffenden Personen angehören; kein interlokales Privatrecht Jordaniens, Anknüpfungspunkt: Religionszugehörigkeit.
2. Die jordanische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Staatsangehörigkeitsgesetz Nr 6 v 4. 2.1954 - Wortlaut: StAZ 1975, 102 ff - dort 100 ff weitere Einzelheiten und Nachweise. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Jordanien bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Das internationalprivatrechtliche und interreligiöse Erbrecht ist im Gesetz Nr 8/1941 v 12. 2. 1941 über den Nachlaß von Ausländern und Nichtmohammedanern (Nachlaßgesetz) geregelt. Das Gesetz gilt auch im Westjordangebiet - Gesetz Nr 8/1958. Einzelheiten dazu und zu folgendem: B E H R E N S 74 ff. Der bewegliche Nachlaß unterfällt dem Heimatrecht des Erblassers, eine interne Verweisung auf ein religiöses Recht ist zu beachten - Art 4 Nachlaßgesetz. Form und Testierfähigkeit beurteilen sich nach Heimatrecht; ist das Testament jedoch in der zivilrechtlichen Form nach dem Nachlaßgesetz errichtet, so ist es in jedem Fall gültig (gilt auch für die Testierfähigkeit). Der unbewegliche in Jordanien gelegene Nachlaß unterliegt der lex rei sitae, dh dem für mohammedanische Jordanier geltenden Erbrecht. Welchem Recht der im Ausland gelegene unbewegliche Nachlaß unterfällt, ist nicht geregelt; man wird hier wohl auf das Heimatrecht des Erblassers zurückgreifen müssen, Rechtsprechung fehlt. 5. Das materielle Erbrecht, das interlokal nach dem Nachlaßgesetz von 1941 zu bestimmen ist, findet sich teils im Nachlaßgesetz von 1941 (Bestimmungen über testamentarische Erbfolge), teils (bei Nachlässen jordanischer mohammedanischer Erblasser) im islamischen Erbrecht hanefitischer Schule, teils (bei jordanischen (309)
Karl Firsching
Art 25 79
Einftthrungsgesetz
n i c h t m o h a m m e d a n i s c h e n E r b l a s s e r n ) , s o w e i t g e s e t z l i c h e E r b f o l g e in F r a g e steht, nach d e m osmanischen Erbfolgegesetz - Art 6 Nachlaßgesetz. Z u r k o m p l i z i e r t e n R e c h t s l a g e b e i t e s t a m e n t a r i s c h e r E r b f o l g e s B E H R E N S 8 4 f. 6 . Güterrechtsstatut: W o h l wie im ägyptischen Recht - Heimatrecht des E h e m a n n e s z Z der Eheschließung. B e i gemischten E h e n (mohammedanisch-nichtmohammedan i s c h ) gilt i s l a m i s c h e s R e c h t . Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung. Im Familiengesetzbuch Gesetz Nr 9 2 / 1 9 5 1 - W o r t l a u t s S t A Z 1 9 7 1 , 2 2 2 ff sind nur V o r s c h r i f t e n ü b e r d i e M o r g e n g a b e e n t h a l t e n . I m ü b r i g e n b e s a g t § 1 2 9 : „ F ü r alle F r a g e n , w e l c h e in d i e s e m G e s e t z nicht g e r e g e l t sind, gilt d i e h e r r s c h e n d e L e h r e d e r h a n e f i t i s c h e n S c h u l e . "
79 Jugoslawien 1. Schrifttum: EISNER, Internationales Privat- und Verfahrensrecht im neuen jugoslawischen Gesetz über das Erbrecht, RabelsZ 2 1 ( 1 9 5 6 ) 3 4 6 ; PLANK, Das Testamentsrecht der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien, ZfRgl 1 9 6 5 , 1 0 4 ; KATICIC in: Ree des Cours 1 9 7 0 III 3 9 5 : Le droit privé de la Yougoslavie dans le domaine des rapports familiaux et successoraux; BLAGOJEVIC, On some innovations and specificities in the laws of inheritance of the Republics and of Autonoms Provinces of Yugoslavia, Yugoslav Law 1975, 39. SCHWEISSGUTH, Entwicklung und Grundbegriffe des Erbrechts der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien, Diss München 1954; ADAMOVITCH, Yugoslavia: Szirmai (ed), The Law of Inheritance in Eastern Europe and in the People's Republic of China (Law in Eastern Europe Nr 5) - (Leyden 1961) 247; BLAGOJEVIC, The Law of Inheritance (Collection Vol 10) (1964); ders, Loi sur les successions, Ree des Cours Bd 10 1964. BLAGOJEVIC, in: IntEncCompL, National Reports „Yugoslavia" (Stand 1975) Y 5 ff; STOYANOVITCH, in: JCIDrComp, Bd II Yougoslavie, 2 e Fascicule: Filiation, Successiones, Droit international privé (Stand: 1956). Kurzinformation in RabelsZ 1977, 391. Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1967/68 Nr 60 (Köln) - rückwirkende Kraft des Erbgesetzes 1955 - gesetzliche Erbfolge - Güterstand nach jugoslawischem IPR und materiellem Recht; IPG 1973 Nr 20 (Freiburg) - jugoslawisches Ehegüterrecht. WENGLER, Gutachten II Nr 69 - kroatisches IPR und materielles Erbrecht; Nr 96 - kroatisches Testament. Rechtsprechung: O L G München (4. 5. 1956) IPRspr 1956/57 Nr 135 - nach jugoslawischem Recht vollzogene Adoption; LG Rottweil ( 1 9 . 1 0 . 1 9 6 0 ) IPRspr 1960/61 Nr 9 - Todeserklärung löst nach jugoslawischem Recht die Ehe des für tot Erklärten auf ; A G München (17.7.1961) IPRspr 1960/61 Nr 149 = BayJMBl 1964, 82 - rückwirkende Kraft des jugoslawischen Erbgesetzes Nr 1955 (Art 242) ist aus deutscher Sicht anzuerkennen; LG Göttingen (20. 12. 1963) IPRspr 1962/63 Nr 153 gesetzliche Erbfolge nach einem kinderlos verstorbenen Ehegatten nach jugoslawisch/ungarischem Recht - in Jugoslawien sind drei Gebietsteile zu unterscheiden, in denen ein je nach der historischen Herkunft verschiedenes Erbrecht galt; A G Wilhelmshaven ( 5 . 1 2 . 1 9 6 7 ) D A Vorm 1968, 258 - nach jugoslawischem Recht vertritt die Mutter ein nichteheliches Kind ohne Einschränkung; LG Berlin (23. 9.1970) RPfl 1971,149 m Anm BONNET-Erbunwürdigkeit wegen vorsätzlicher Tötung; OLG Hamburg (10. 9. 1970) D A Vorm 1970, 367 - Rechtsstellung eines nichtehelichen Kindes nach jugoslawischem Recht; BVerwG (7. 6. 1973) BVerwGE 42, 265 = IPRspr 1973 Nr 106 jugoslawisches Erbstatut - zur Bedeutung des im Jahre 1947 veröffentlichten Entwurfes zu einem jugoslawischen Erbgesetz; LG Bonn (16. 8. 1976) IPRspr 1976 Nr 104 - Rechtsstellung des nichtehelichen Kindes - auch in erbrechtlicher Beziehung, dazu ROHLFF-STRÜMPELL, F a m R Z 1973, 11, 13; LG Hamburg (21. 9. 1977) IPRspr 1977 Nr 65 - zum jugoslawischen Güterrecht grundsätzlich besteht Gütertrennung. 2 . D i e j u g o s l a w i s c h e Staatsangehörigkeit ist h e u t e g e r e g e l t in d e m G e s e t z ü b e r d i e S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t der S o z i a l i s t i s c h e n F ö d e r a t i v e n R e p u b l i k J u g o s l a w i e n v 2 4 . 1 2 . 1 9 7 6 - W o r t l a u t : s B E R G M A N N - F E R I D J u g o s l a w i e n 1 4 ff. Z u m v o r h e r g e h e n d e n S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t s r e c h t s e b e n d a 6 ff. Karl Firsching
(310)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 79
3. Jugoslawien ist Partner des TestÜbk 1961 - s Vorbem 411 ff zu Art 24-26 - seit 5. 1.1964 (BGBl 1966 II 11). Weitere staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen insoweit die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Jugoslawien (SFJR) hat mit einer Reihe, vor allem osteuropäischer Staaten, Rechtshilfeabkommen geschlossen, die ua die Behandlung von Nachlaßsachen regeln (abgedruckt bei MAKAROV, Quellen des IPR 2 Bd II). 4. Jugoslawien ist ein Mehrrechtsstaat, der im erb rechtlichen IPR, dem Grundsatz der Nachlaßeinheit folgend, an die Staatsangehörigkeit des Erblassers anknüpft. Der Bund hat das geplante Vorhaben einer umfassenden Kodifikation des IPR noch nicht verwirklicht. Von den bisher geltenden erbrechtlichen Kollisionsregeln ist auszugehen. Art 154 des Erbgesetzes v 12. 7. 1965 (abgedruckt in Amtsblatt der SFRJ Nr 42/65, 44/65, 47/65) (entspricht Art 155 des Erbgesetzes von 1955) besagt: Die Bestimmungen dieses Gesetzes gelten für die Beerbung aller Staatsangehörigen der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien ohne Rücksicht darauf, wo der Tod eingetreten ist und wo sich das Vermögen befindet.
Diese Regelung blieb in Kraft, da das Erbgesetz 1965 durch die Verfassungsänderungsdurchführungsbestimmungen nur insoweit berührt wurde, als der Bund Gesetzgebungskompetenz verloren hatte. Das internationale Privatrecht gehört jedoch weiterhin zur Bundeszuständigkeit. Dazu auch die Zusammenstellung der 1971 aufgehobenen Bundesgesetze durch das Verfassungsänderungsgesetz v 8.7.1971, Nr 29 Pos 345, in: WGO 1971, 269. Art 281 der seit 21. 2. 1974 in Kraft getretenen Verfassung der SFJR legt die Bundeskompetenz auf dem Gebiet des interlokalen und internationalen Privatrechts fest. Der Bund hat seine Gesetzgebungskompetenz bisher nur auf dem Gebiet des interlokalen Privatrechts wahrgenommen. Auch der Entwurf des Gesetzes über das Internationale Privat- und Prozeßrecht aus dem Jahre 1974 (deutsche Ubersetzung: Jbf Ostrecht 1975,189 ff) beläßt es bei der kollisionsrechtlichen Nachlaßeinheit. Art 32 des Entwurfes lautet: Die Erbfolge wird nach dem Recht des Staates beurteilt, dem der Erblasser beim Erbfall angehört hat, und wenn dieses Recht auf ein anderes Recht verweist, so sind die Bestimmungen über die Rück- und Weiterverweisung anzuwenden (Art. 6).
Da Jugoslawien ein Mehrrechtsstaat ist, bedarf die Verweisung auf jugoslawisches Erbrecht einer näheren Konkretisierung. Sie findet sich in dem Gesetz über die Regelung der Kollisionen der Gesetze und Zuständigkeiten in Status-, Familien- und Erbverhältnissen v 2 7 . 2. 1 9 7 9 - Wortlaut: CIGOJ-FIRSCHING, Jugoslawischdeutsches Familienrecht ( 1 9 8 0 ) Anhang. Erbrechtliche Kollisionsregeln: Art 34-36. Abgestellt wird primär auf den Wohnsitz des Erblassers zZ seines Todes. 5. Das materielle Erbrecht ist im Erbgesetz von 1955 idF v 12. 7. 1965 niedergelegt (Wortlaut: FERID-FIRSCHING Jugoslawien, Texte). Zwar trat das Erbgesetz durch die Abänderung der Verfassung 1971 außer Kraft, es wurde jedoch in den einzelnen Republiken der SFJR bis zur Verabschiedung eines eigenen Republikgesetzes durch Republikgesetz in Kraft gesetzt - dazu KÖHLER, Ausländisches Testamentsrecht (1974) 47. Ein eigenes Erbschaftsgesetz haben seitdem erlassen: Bosnien-Herzegowina (19. 7. 1973), Mazedonien (26. 9. 1973), Serbien (30. 12. 1974), Kosovo (30. 12.1974) und Wojwodina (4.4.1975). Dazu BLAGOJEVIC Yugoslav Law 1975 Nr 2 S 39. Kroatien hat das als Landesrecht weitergeltende Erbschaftsgesetz 1955 idF von 1965 durch einen Unterabschnitt „Internationales Testament" ergänzt - s Jahrbuch f Ostrecht 19791204. Slowenien: Erbgesetz v 4. 6. 76 (wirksam: 1.1.1977) - s WGO 1979, 161. (311)
Karl Firsching
Art 25 80
Einfühningsgesetz
Das Erbgesetz 1965 sieht ein gemeinschaftliches Testament nicht vor, es ist daher unzulässig - Art 67 ErbG. Dazu K Ö H L E R 4 8 . Der Erbvertrag ist ausdrücklich verboten - dazu Art 108 ErbG. 6. Güterrechtsstatut: Besitzen die Ehegatten ein gemeinsames Heimatrecht, so findet dieses nach fast einhelliger Ansicht auf das Güterrecht Anwendung - s K A T I C I C 395 ff; zum Teil aA B L A G O J E V I C in: IntEncCompL 1975 Y-27. Streit herrscht, falls die Eheleute verschiedene Staatsangehörigkeit besitzen. Nach dem Entwurf eines Gesetzes über das internationale Privat- und Prozeßrecht bestimmt sich das Güterrechtsstatut hier nach dem gemeinsamen Wohnsitz der Ehegatten (Art 38 Abs 2), hilfsweise nach dem gemeinsamen Aufenthalt (Art 38 Abs 3), hilfsweise nach jugoslawischem Recht (Art 38 Abs 4) - ähnlich Art 16, 17 des oben erwähnten Gesetzes über das interlokale Privatrecht v 27. 2. 1979. Gesetzlicher Güterstand: Güterstand der Errungenschaftsgemeinschaft - dazu Art 8 GG über die Ehe v 3. 4 . 1 9 4 6 idF v 28. 4 . 1 9 6 5 - Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D 22 b. Einzelne Teilrepubliken haben differierende Bestimmungen in der Zwischenzeit gebracht, Einzelheiten s C I G O J - F I R S C H I N G Teil 1 Jugoslawisches Familienrecht S. 2 6 .
80 Kanada 1. Schrifttum: FALCONBRIDGE, Administration and Succession in the Conflict of Laws (1934) 12 CanBarRev 1967, 125; ders, Essays on the Conflict of Laws2 (1954); CASTEL, Private International law (Toronto 1960); JOHNSON, Conflict of Laws2 (Montreal 1962); CASTEL, Conflict of Laws2 (Toronto 1968); TALPIS, Les successions en droit international privé québécois, CP du Notariat 1975, 225; CASSWELL, The Conflict of Laws Rules Governing the Formal Validity of Wills: Past Developments and Suggested Reform, Osgoode Hall Law Journal 1977, 165; Manitoba memorandum (1977) Unif L Conf 393: International administration of the estates of deceased persons; GROFFIER, Interprétation et application des règles de conflit de lois en droit québécois, MacGill LJ 1978, 29.
SHEARD, -HULL, Canadian Forms of Wills 3(Toronto 1970); WATERS, Law of Trusts in Canada (Toronto 1974); FEENEY, The Canadian Law of Wills: Probate (Toronto 1976); ders, The Canadian Law of Wills: Construction (Toronto 1978).
2. Der kanadische Bundesstaat (22 992 604 Einwohner) gliedert sich heute in zehn Provinzen und zwei Territorien: Ontario, Quebec, Nova Scotia, New Brunswick, Newfoundland, Prince Edward Island, British Columbia, Manitoba, Saskatchewan, Alberta (Provinzen) sowie die beiden Territorien Yukon Territory und NorthwestTerritories. Jede Provinz und jedes Territorium hat sein eigenes Familien-, Erb- und Nachlaßrecht. Mit Ausnahme von Quebec stammt das Rechtssystem aus englischem common law; Quebec's Recht ist vom französischen Recht beeinflußt; Quebec hat einen Civil Code und einen Zivilprozeßcode. Die kanadische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Gesetz C-20 v 13. 4. 1976 Wortlaut s B E R G M A N N - F E R I D Kanada 2 ff. Dort auch weitere Hinweise. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Kanada bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Kanada ist am 24. 1.1977 für die Provinzen Manitoba und Newfoundland, am 15. 3. 1978 für die Provinz Ontario (mit Wirkung v 31. 3. 1978), am 1. 6. 1978 für die Provinz Alberta dem Washingtoner Übereinkommen über ein einheitliches Recht der Form eines internationalen Testaments von 1973 beigetreten. Das Washingtoner Karl Firsching
(312)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 81
Abkommen selbst ist am 9. 2. 1978 in Kraft getreten - dazu Vorbem 401 zu Art 24-26. 4. Das kanadische erbrechtliche Kollisionsrecht folgt in sämtlichen Provinzen und Territorien dem anglo-amerikanischen Grundsatz - dazu Rz 6 7 , 1 1 1 : Die succession (Erbfolge) in movables (auch testamentarische trusts daran) unterfällt dem Recht des letzten Domizils des Erblassers, in immovables dem Recht der lex rei sitae Einzelheiten: CASTELL Chapter 1 1 sec 4 S 7 5 5 G, H m Nachw. Dies gilt auch für Quebec, s Art 6 Civil Code. Die Qualifikation, ob „movable" oder „immovable" kommt der lex rei sitae zu. Der Domizilbegriff entspricht dem des anglo-amerikanischen Rechts - dazu eingehend CASTELL Chap 5, der auf S 290 auf den Uniform Domicile Code 1961 hinweist, den die Conference of Commissioners of Uniformity of Legislation in Kanada entworfen hat. Da Kanada ein Mehrrechtsstaat ist, ist aus deutscher Sicht im Falle der Art 24,25 EG eine Unteranknüpfung nötig - s auch Rz 67 Nr 5,110 Nr 4 - , die über das in Kanada gelegene Domizil des Erblassers erfolgt. Was die Form der Testamente angeht, so ist jeweils zu prüfen, ob das herangezogene Recht einer Provinz oder eines Territoriums nicht eine kollisionsrechtliche Bestimmung enthält. Aus deutscher Sicht entfällt die Notwendigkeit dieser Prüfung im Hinblick auf das TestÜbk 1961. Von der succession ist die administration zu unterscheiden - dazu auch Rz 67 (5); 111 - , die dem Recht der lex fori (hier gleichzeitig lex rei sitae) unterfällt - dazu FIRSCHING, Deutsch-amerikanische Erbfälle 100 ff - ein Grundsatz, der auch mit Ausnahme von Quebec - dazu JOHNSON Chap XII S 471 ff - im kanadischen Recht gilt - dazu CASTELL, Conflict Chap XI, 725 f. Renvoi. Eine klare, einhellige Ansicht dazu besteht nicht. CASTELL, Conflict Chap 4 , sec 4 lehnt ihn grundsätzlich ab, hält jedoch ausnahmsweise die englische (foreign court-Theorie) für vertretbar. Dazu auch FALCONBRIDGE, Essays ( 1 9 5 4 ) 1 3 7 ff. 5. Das materielle kanadische Erbrecht findet sich in den statutes der einzelnen common law orientierten Provinzen und Territorien, ergänzend greift das common law ein; in Quebec ist der Civil Code heranzuziehen. Die materiellen Rechte werden erläutert und wiedergegeben in FERID-FIRSCHING Kanada. 6. Güterrechtsstatut: Der Güterstand beurteilt sich, soweit „movables" in Frage stehen, nach dem Recht des erstehelichen Domizils der Ehegatten in den Common Law Jurisdiktionen, immovables unterfallen der lex rei sitae. In Quebec kommt in beiden Fällen das Recht des erstehelichen Domizils zum Zuge. Späterer Wechsel des Domizils ist grundsätzlich ohne Einfluß (vested rights-Theorie). Jedoch neigen einige Jurisdiktionen dazu, späteren Erwerb dem Recht des neuen ehelichen Domizils zu unterstellen. Einzelheiten mit Rspr s CASTEL, Conflict Chap 7, 372; ders, Private International Law 107. Bei Eheverträgen ist das „proper law of the contract" maßgeblich. Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung in allen Jurisdiktionen mit Ausnahme von Quebec, wo nach dem CC idF v 12.12. 1969 (Art 1259 ff) Errungenschaftsgemeinschaft gilt - dazu BERGMANN-FERID Kanada 25 f, 297 ff. Kolumbien
81
1. Schrifttum: CASTILLA, Derecho Internacional Privado, Universidad nacional de Colombia 6 (1967); EDER, American-Colombian Private International Law (1956); LISBONNE, in JCIDrComp Bd I (313)
Karl Firsching
Art 25 82
Einfiihrungsgesetz
Colombie VI Successions et Donations Nr 187 ff (Stand: 1978); SOMARRIVA UNDURRAGA, Derecho sucesorio (1954).
Gutachten zum KoIHsionsrecht und Erbrecht: WENGLER, Gutachten II Nr 80 - gesetzliche Erbfolge nach kolumbianischem Recht - Ehegattenerbrecht.
2. Die kolumbianische Staatsangehörigkeit ist geregelt in der Verfassung v 4. 8.1886 idF v 16.2.1945 sowie dem Gesetz Nr 22 a über die Einbürgerung von Ausländern v 29. 2. 1936 - Wortlaut: BERGMANN-FERID Kolumbien 1 ff. Dazu auch MOOSMAYER, Staatsangehörigkeitsrecht von Kolumbien, Ecuador und Venezuela, Bd 29 der Sammlung geltender Staatsangehörigkeitsgesetze (Metzner Verlag 1960). 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Kolumbien bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Kolumbien hat das Abkommen von Montevideo über das internationale Privatrecht von 1889 am 25.10.1934 ratifiziert (GesetzNr 40 von 1933). Vertragsstaaten (heute noch): Kolumbien, Peru, Bolivien. Wortlaut MAKAROV, Quellen I I B I 82. Mit Ecuador hat Kolumbien einen Vertrag über das internationale Privatrecht unter dem 18. 6. 1903 abgeschlossen. Wortlaut: MAKAROV, Quellen II 2 B I 120.
4. Kollisionsrecht: Die Erbfolge unterfällt dem Recht des letzten Domizils des Erblassers (Art 1 0 1 2 Código Civil von 1 8 7 3 ) . Bei gesetzlicher Erbfolge steht kolumbianischen Erbprätendenten aus dem in Kolumbien belegenen Nachlaß eines Ausländers der Erbteil zu, der ihm nach kolumbianischem Erbrecht zustehen würde s FERID-FIRSCHING Bd I Einführung Rz 4 8 Nr 12. Dazu auch Art 2 0 Code Civil. 5. Das materielle Erbrecht findet sich im Código Civil von 1873 in den Art 1018 ff dazu die von ORTEGA TORRES kommentierte Ausgabe ( 1 1 . Aufl Bogota 1 9 7 6 ) . Das gemeinschaftliche Testament ist verboten (Art 1059), ein handschriftliches Testament nicht vorgesehen. 6. Güterrechtsstatut: Für in Kolumbien geschlossene Ehen kolumbianisches Recht. Verlegen bei außerhalb Kolumbiens geschlossenen Ehen die Ehegatten ihren Wohnsitz nach Kolumbien, so gilt Gütertrennung, falls nach dem Recht, das die Eheschließung beherrscht, keine Gütergemeinschaft besteht (Art 180 Código Civil). Kolumbianer bleiben immer ihrem Heimatrecht unterworfen (Art 19 Código Civil). Gesetzlicher Güterstand: Güterstand der „ehelichen Gesellschaft" (Art 188 Código Civil) - Wortlaut: BERGMANN-FERID Kolumbien 27 - dazu ebenda Fn 31 sowie NEUMAYER RabelsZ 18 (1953) 388.
82 Liechtenstein 1. Schrifttum: WAHLE, Das liechtensteinische internationale Privatrecht, RabelsZ 2 (1928) 134; TRACHTENBERG, Le droit international privé de la Principauté de Liechtenstein, Revue Darras 1933, 464; MARXER, Das Erbrecht Liechtensteins, in: LESKE-LOEWENFELD, Rechtsverfolgung im internationalen Verkehr Bd 1 (9. Lfg 1972) 1447; RITTER, Besonderheiten des liechtensteinischen Zivilrechts (1967).
SCHÖNLE, in: IntEncCompL, Bd I National Reports „Liechtenstein", L 39 ff. Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1967/68 Nr 62 (Hamburg) - Kollisionsrecht gesetzliche Erbfolge; IPG 1975 Nr 36 (Freiburg) - Internationale Zuständigkeit - Kollisionsrecht „Privilegium Germanicum".
Karl Firsching
(314)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 83
2. Die Staatsbürgerschaft ist geregelt in dem Gesetz über den Erwerb und den Verlust des Landesbürgerrechts v 4. 1. 1934 - Wortlaut: BERGMANN-FERID Liechtenstein 1 ff; MAKAROV, Quellen I I 2 Liechtenstein 36 ff. 3. Staatsvertragliche Regelung auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Liechtenstein bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Das erbrechtliche Kollisionsrecht folgt dem Prinzip der Nachlaßspaltung. Die Erbfolge in unbeweglichen Nachlaß unterfällt der lex rei sitae, in den beweglichen Nachlaß eines Liechtensteiners dem liechtensteinischen Recht. Die Erbfolge in den beweglichen Nachlaß eines Ausländers regelt das Gesetz betreffend die Abhandlung der Verlassenschaften von Ausländern v 4. 12. 1911 (Landesgesetzblatt 1911 Nr 6). Wortlaut: MAKAROV, Quellen II 2 Liechtenstein Nr 5 S 32. Beachte die kollisionsrechtlichen Bestimmungen des liechtensteinischen Zivilgesetzbuches, von dem im Jahre 1926 das Personen- und Gesellschaftsrecht unterm 20. 1. 1926 (Nr 4 Landesgesetzblatt v 19. 2. 1926) erlassen wurde. Hier finden sich kollisionsrechtliche Bestimmungen, die im Zusammenhang mit der Behandlung internationaler Erbfälle Bedeutung gewinnen. Wortlaut: BERGMANN-FERID 5 ff. 5. Das materielle Erbrecht findet sich im österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1811, dessen erbrechtliche Bestimmungen durch Patent v 6.4.1846 eingeführt wurden. Mit VO v 16. 10. 1819 wurde bestimmt, daß auch die in Österreich geltenden Erläuterungen und Nachtragsverordnungen anzuwenden seien, allerdings ist seit 1843 dazu eine ausdrückliche Sanktion des Fürsten und seit 1862 auch des Landtages erforderlich. 6. Güterrechtsstatut: Recht des Staates, dem der Ehemann zZ der Eheschließung angehörte. Das Statut ist unwandelbar. Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung. Durch Ehevertrag kann allgemeine Gütergemeinschaft vereinbart werden. Dazu BOSCHAN, Europäisches Familienrecht 5 283.
Luxemburg
83
1. Schrifttum: BERNECKER, Internationales Privat- und Prozeßrecht im Großherzogtum Luxemburg, RabelsZ 27 (1962) 263; ARENDT-GEORGES, in: JCIDrComp, Bd II Luxembourg 2 e fascicule: Régimes Matrimoniaux - Libéralités - Successions; Huss ebenda: Les conflits de lois en droit luxembourgois. Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1967/68 Nr 75 (Köln) - Kollisionsrecht testamentarische Erbfolge - Rechtswahl - Pflichtteil - Nacherbfolge.
2. Die luxemburgische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Gesetz v 22. 2. 1968 idF v 26. 6. 1975 über die luxemburgische Staatsangehörigkeit - Wortlaut: BERGMANNFERID Luxemburg 1 ff - dazu DEL VAUX StAZ 1973, 6 und FRANCK StAZ 1975, 285. 3. Luxemburg ist Partner des TestÜbk 1961 - s Vorbem 411 ff zu Art 24-26 - seit 5. 2. 1979 (BGBl 1979 II 303). Weitere staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen soweit die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Luxemburg hat am 11. 5.1951 mit den Niederlanden und Belgien einen Vertrag über ein Einheitliches Internationales Privatrecht abgeschlossen (Wortlaut: StAZ 1969, 250), der bisher nur von Luxemburg am 26. 1. 1954 ratifiziert worden ist. (315)
Karl Firsching
Art 25 84
Einfiihrungsgesetz
4. Das luxemburgische erbrechtliche Kollisionsrecht ist nicht kodifiziert. Das Gewohnheitsrecht stimmt in den Grundzügen mit dem französischen und belgischen Recht überein - dazu Huss Nr 223-236. Dem Prinzip der Nachlaßspaltung folgend wird unbeweglicher Nachlaß nach der lex rei sitae (Stütze: Art 3 Abs 2 CC), beweglicher nach dem Recht des letzten Wohnsitzes (Trib civ de Luxembourg, 20. 6. 1932, Voels c Groisch - zitiert nach Huss Nr 223) - dazu BERNECKER 297 behandelt. Das droit d'aubaine et de détraction, wie es die Art 726 und 912 des franzözischen CC vorsehen, ist seit 1872 abgeschafft. Sind jedoch am gleichen Nachlaß luxemburgische und ausländische Erben beteiligt, so steht den luxemburgischen Erben an dem in Luxemburg gelegenen Nachlaß ein Anteil zu, der gleich ist dem Anteil am ausländischen Nachlaß, von dem sie nach fremdem Recht, gleichviel aus welchem Grunde, ausgeschlossen sind - s Huss Nr 234 mit weiteren Einzelheiten. Die Form des Testaments beurteilt sich nach dem TestÜbk 1961. Das Verbot des gemeinschaftlichen Testaments (Art 968 CC) rechnet im IPR-Bereich der Form zu. (Trib civ de Luxembourg - 13. 1. 1960, Stannet c Zimmer: Pasicrisie XVIII, 144). 5. Das materielle Erbrecht findet sich im Code Civil für Luxemburg, der weitgehend mit dem französischen Code Civil übereinstimmt. Wortlaut: FERID-FIRSCHING Luxemburg Texte. 6. Güterrechtsstatut: Rechtsprechung spricht sich heute für die Anwendung des Rechtes des erstehelichen gemeinschaftlichen Domizils aus - s Huss Nr 232 mit Rechtsprechungsnachweisen. Gesetzlicher Güterstand: Fahrnisgemeinschaft (communauté de meubles et acquêts Art 1400-1496 CC). Durch Ehevertrag können andere Güterstände vereinbart werden (Prinzip der Ehevertragsfreiheit). Dazu ARENDT-GEORGES Titel III Nr 1 ff; 5 BOSCHAN, Europäisches Familienrecht 297.
84 Mexiko 1. Schrifttum: S I Q U E I V O S , L O S conflictos de leyes en el sistema constitucional mexicano ( 1 9 5 7 ) ; and S I Q U E I R O S , Conflict of laws. Mexico and the United States. A bilateral study ( 1 9 6 8 ) ; 6 3 A R C E , Derecho internacional privado ( 1 9 7 1 ) ; G A R C Í A A R E L L A N O , Derecho internacional Privado BAYITCH (1979).
Compendio de Derecho civil, 4 Bde ( 1 9 6 3 - 1 9 7 1 ) ; R A F A E L DE P I N A , Elementos de Derecho civil mexicano, 4 Bde ( 1 9 6 6 - 1 9 7 2 ) ; A G U I L A R C A R V A J A L , Segundo curso de Derecho civil2 R O J I N A VILLEGAS, (1967). BREITHAUPT,
Succession in Mexico: Syrakus LRev
1965,
622;
IBARROLA,
Cosas y sucesiones3
(1967); L I S B O N N E , JCIDrComp, Bd II Mexique IV, Successions, testaments et Donations Nr 257 ff - Regles de Droit International Privé Nr 430 ff (Stand: 1973); F R I S C H - P H I L I P P , in: F E R I D - F I R S C H I N G Mexiko (Stand 1980). Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1969 Nr 37 (Hamburg) - internationales Erbrecht - testamentarische Erbfolge - Testamentsvollstreckung; IPG 1975 Nr 37 (Heidelberg) - Erbstatut bei beweglichem und unbeweglichem Nachlaß - Testamentsform.
2. Die mexikanische Staatsangehörigkeit ist geregelt in der Verfassung v 5. 2. 1917, abgeändert durch Dekret v 18. 1. 1934 idF v 18. 12. 1969 sowie dem Gesetz über Staatsangehörigkeit und Einbürgerung v 5. 1. 1934 idF v 22. 12. 1949 - Wortlaut jeweils in BERGMANN-FERID Mexiko 1 ff. Dazu FRISCH-PHILIPP in FERID-FIRSCHING Mexiko Grdz C Rz 17. Karl Firsching
(316)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 85
3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Mexiko bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Staatsverträge erbrechtlichen Inhalts bestehen für Mexiko derzeit auch nicht mit anderen Staaten. 4. Der Bundesstaat Mexiko setzt sich zusammen aus 31 Bundesländern und dem Bundesdistrikt. Jedes der einzelnen Bundesländer hat seine eigene Landesverfassung und sein eigenes lokales Recht, also auch sein eigenes Erbrecht. Ein allgemeines für den ganzen Bundesstaat geltendes kodifiziertes Kollisionsrecht gibt es nicht. Die Bundesverfassung enthält jedoch gewisse Grundsätze, die auch für das Erbrecht bedeutsam sind. Darnach sind das mexikanische IPR und interlokale Privatrecht vom Territorialitätsgrundsatz geprägt. Ihm folgen die Rechte aller Bundesstaaten. Hiernach gilt: Bewegliche und unbewegliche Güter unterliegen dem Gesetz, das am Ort deren Belegenheit gilt. Weitere Einzelheiten, insbesondere für das Testamentsrecht, gibt F R I S C H - P H I L I P P in F E R I D - F I R S C H I N G Mexiko Grdz C Rz 1 6 , 1 9 ff. 5. Das materielle Erbrecht ist in den einzelnen Gliedstaaten selbständig geregelt. Es stimmt in den Grundzügen mit dem Erbrecht des ZGB des Bundesdistrikts v 30. 8. 1928 (wirksam: 1. 10. 1932) - Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G Mexiko Texte III überein. Kommt im Hinblick auf den Territorialitätsgrundsatz bei Erbfällen von Ausländern mexikanisches Recht zur Anwendung, so ist nach Art 50 des Gesetzes über Staatsangehörigkeit und Einbürgerung von 1934 immer das Bundesdistriktszivilgesetzbuch anzuwenden. Gemeinschaftliches Testament und Erbvertrag sind unzulässig (Art 1296 ZGB des Bundesdistrikts - berührt die Form). Einzelheiten s F R I S C H - P H I L I P P Grdz C Rz 32. Güterrechtsstatut: Es gilt das Territorialitätsprinzip - dazu auch Rz 32.
6.
FRISCH-PHILIPP
Gesetzlicher Güterstand: entweder Gütertrennung oder „eheliche Gesellschaft" je nach dem Ehevertrag, der zu schließen ist - dazu L I S B O N N E Nr 1 6 3 ff.
Monaco
85
1. Schrifttum: A U R E G L I A , in: JCIDrComp Bd II Monaco Chapitre VI Régimes matrimoniaux Nr 361 ff; VII Succession Nr 408 ff; VIII Donations et Testaments Nr 436; IX. Aperçu de droit international privé Nr 499 ff (Stand: 1977). Die Gesetze sind veröffentlicht in „Codes et lois de la Principauté de Monaco", 4 Bde (Toulouse 1958, Loseblatt).
2. Die Staatsangehörigkeit ist geregelt in der Royal Ordinance von 1822, die ergänzt wurde durch die Art 8-21 Code Civil von 1880, durch eine Regelung v 13. 4. 1911, ein Gesetz v 28. 12. 1953 mehrfach geändert (1959, 1961 und 1969). Dazu ordonances et lois concernant la nationalité de 1877-1952: Staatsangehörigkeitsgesetze 314-319. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Monaco bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Das erbrechtliche Kollisionsrecht, das nicht kodifiziert ist, folgt dem französischen System der Nachlaßspaltung: unbeweglicher Nachlaß unterfällt der lex rei sitae (Stütze: Art 3 Abs 2 CC), beweglicher dem Heimatrecht des Erblassers (Gegenschluß aus Art 3 Abs 2 CC - dazu A U R E G L I A Nr 508, 511). (317)
Karl Firsching
Art 25 86,87
Einführungsgesetz
Der Satz locus regit actum ist im Testamentsrecht anerkannt. Die Testier- und Geschäftsfähigkeit beurteilen sich nach dem Heimatrecht. Ein renvoi wird anerkannt. 5. Das materielle Erbrecht findet sich im Code Civil, dessen erbrechtlicher Teil unterm 25. 10. 1884 veröffentlicht wurde - Einzelheiten s A U R E G L I A Nr 408 ff. Zu beachten sind die tiefgreifenden Änderungen, die das Gesetz Nr 917 v 27. 12. 1971 sowie Nr 945 v 19. 4. 1974 brachte - dazu die Angaben in JCIDrComp Monaco Vorblatt 2, 1977 (1). 5 6 . Güterrechtsstatut: Dazu B O S C H A N , Europäisches Familienrecht 315; A U R E G L I A Nr 513. Sind beide Ehegatten Monegassen, so gilt ihr Heimatrecht. Das Gesetz Nr 886 v 25.6.1970 brachte eine tiefgreifende Änderung des Güterrechts. Einzelheiten:
AUREGLIA N r 3 6 1 ff.
Gesetzlicher Güterstand ist seit diesem Gesetz die Gütertrennung (Art 1235 Abs 2, 1 2 4 4 - 1 2 4 9 CC). Dazu B O S C H A N 3 1 5 . Eheverträge sind vor und nach der Ehe zulässig. Ist ein Ehegatte oder beide Ausländer, so können sie den Güterstand der Gütertrennung und den gesetzlichen Güterstand ihres Heimatrechts wählen. 86 Neuseeland 1. Schrifttum: N E V I L L , The Concise law of trusts, wills and administration in New Zealand 3 (1959); 3 W I L L I S , Garrow and Willis, Law of wills and administration and succession on intestacy (1960, ergänzt 1965); H E N D E R S O N - K E L L Y - W H A L A N (ed), Garrow and Henderson's law of trusts and trustees 3 (1966). A D A M S , The law of estate and gift duties in New Zealand 3 (1956). A I R M A N , in: IntEncCompL Bd I National Reports „New Zealand" N 29 ff.
2. Die neuseeländische Staatsangehörigkeit ist geregelt in dem Gesetz über die britische Staatsangehörigkeit und das neuseeländische Bürgerrecht Nr 15 von 1948 idF des Gesetzes Nr 38 von 1959 - Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Neuseeland 1 ff. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Neuseeland bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Das erbrechtliche Kollisionsrecht, das nicht kodifiziert ist, folgt den englischen common law-Regeln und unterstellt, dem Prinzip der Nachlaßspaltung folgend, den beweglichen Nachlaß dem Domizilrecht des Erblassers, den unbeweglichen der lex rei sitae. 5. Das materielle Erbrecht basiert auf englischem Recht (case law and statute law), wie es 1840 galt - English Laws Act 1908 Nr 55. Selbständige Gesetzgebung stellen der Administration Act 1969 sowie der Trustee Act 1956 Nr 61 dar, der der englischen Gesetzgebung folgt, schließlich der Family Protection Act 1955 Nr 88 dazu A I R M A N N 32, 33. Die statutes sind wiedergegeben in New Zealand Statutes, Act 1908. 6. Güterrechtsstatut: Entspricht den Grundsätzen des englischen Rechts. Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung. Dazu Married Women's Property Act 1952, Matrimonial Property Act 1963 Nr 72 und Joint Family Homes Act 1964 Nr 45. 87 Niederlande 1. Schrifttum: BAADE, The Netherlands Private International Law of Succession and the German Courts: NTIR 1 9 5 9 , 1 7 4 ; K O L L E W I J N , American-Dutch Private International Law2 ( 1 9 6 1 ) ; 2 K O S T E R S - D U B B I N K , Nederlands internationaal privaatrecht ( 1 9 6 2 ) ; F E D E R A T I O N Des Notaires en
Karl Firsching
(318)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 87
Belgique, Les régimes matrimoniaux et le succession en droit international privé (Brüssel 1963); LEMAIRE, Nederlands Internationaal Privaatrecht (1968); SAUVEPLANNE, Elementair internationaal Privaatrecht5 (1976). S weiter: KOKKINI-IATRIDOU, Tópica van Internationaal Privaatrecht ( 1 9 6 9 ff). VON OVERBECK, Das Testamentsrecht der Niederlande, ZfRvgl 1964, 141; PITLO, Het Erfrecht naar h e t N e d e r l a n d s B u r g e r l i j k W e t b o e k 4 ( 1 9 7 1 ) ; ASSER-MEIJERS-VAN DER PLOGE-VAN SOLINGE, H a n d -
leiding tot de Beoefening van het. Nederlands Burgerlijk Recht, VI: Erfrecht 7 (1976). KOOPMANS, in: IntEncCompL, Bd I National Reports „The Netherlands" N 11 ff ; OMMERENCORREA, in: JCIDrComp Bd II Pays-Bas V Régimes Matrimoniaux Nr 31 ff; Successions et Donations Nr 59 ff; Droit International Privé Nr 94 ff (Stand: 1978); WEBER, in: FERID-FIRSCHING Niederlande (Stand: 1979).
Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1965/66 Nr 45 (Köln) - Erbstatut nach niederländischem IPR, interlokales Privatrecht, gesetzliche Erbfolge nach niederländischem Recht, gesetzlicher Güterstand; IPG 1967/68 Nr 22 (Köln) - Güterrechtsstatut; Nr 76 (Hamburg) Testament niederländischer Erblasser - Abwicklung des Nachlasses - internationale Zuständigkeit Ausschlagung und ihre Anfechtung, Beschränkung der Erbenhaftung; IPG 1971 Nr 15 (Hamburg) Güterrechtsstatut - Haager Ehewirkungsabkommen - gesetzlicher Güterstand nach niederländischem Recht; IPG 1973 Nr 36 (München) - privatschriftliches in Deutschland errichtetes Testament eines Niederländers - Sittenwidrigkeit - Noterbrecht - Schenkung von Todes wegen ; IPG 1977 Nr 18 (Göttingen) - niederländisches internationales Ehegüter- und Erbrecht - gesetzlicher Güterstand Tod eines Ehegatten, güterrechtliche Wirkungen; IPG 1977 Nr 35 (Köln) - Grundzüge des niederländischen internationalen Erbrechts - Rechtswahl - eigenhändiges Testament eines Niederländers im Ausland errichtet - Nacherbschaft - Noterbrecht; Nr 36 (Hamburg) - niederländisches Erbstatut - Verbot des eigenhändigen Testamentes - Bindungswirkung - Testamentsvollstrekkung. R e c h t s p r e c h u n g : O L G N e u s t a d t ( 2 5 . 5 . 1 9 5 1 ) J Z 1 9 5 1 , 6 4 4 m A n m NEUHAUS = R P f l e g e r 1 9 5 1 , 5 6 5
- niederländisches Erbstatut - keine internationale Zuständigkeit zur Ernennung eines Testamentsvollstreckers; OLG Düsseldorf (25. 4. 1952) IPRspr 1952/53 Nr 116 und LG Wuppertal (18. 9. 1953) ebenda Nr 17 - niederländisches Ehegüterrechtsstatut - Haager Ehewirkungsabkommen; OLG Neustadt (29.2.1952) IPRspr 1952/53 Nr 234 - niederländisches Erbstatut - testamentarische Erbfolge; LG Mönchengladbach (16. 4. 1952) IPRspr 1952/53 Nr 239 - Ausschlagung nach niederländischem Recht - Devisenrecht; OLG Köln (1. 12. 1954) RdL 1955, 82 - Vererbung eines Ehegattenerbhofes, Art 28 EG - hoffreies Vermögen, niederländisches Erbstatut - Auflösung der GG; LG Berlin (12. 10. 1959) - bestätigt durch KG (18. 1. 1960) IPRspr 1958/59 Nr 149 und 1960/61 Nr 137 - Anerkennung eines nichtehelichen Kindes, erbrechtliche Vorfrage, Kollisionsrecht des Erbstatutes maßgeblich - deutsches Vaterschaftsanerkenntnis nach § 1718 BGB nicht Anerkennung nach niederländischem Recht gleichzustellen; LG Koblenz - 17. 7. 1958 - JZ 1959, 316 m Anm DROBNIG - s auch Anm VAN SASSE in NtlR 1959, 384 - in Deutschland wohnende Niederländer werden kraft Rückverweisung des niederländischen IPR nach deutschem Recht beerbt, falls sie mit der deutschen Rechtsordnung besonders eng verbunden sind; LG Düsseldorf (9. 11. 1956) IPRspr 1960/61 Nr 134 - gemeinschaftliches in Deutschland errichtetes Testament niederländischer Ehegatten zwar formgerecht, aber materiellrechtlich unwirksam, falls es lediglich wechselbezügliche Vorschriften enthält - Noterbrecht; LG Wuppertal (27.2.1959) IPRspr 1960/61 Nr 136 - gemeinschaftliches in Deutschland errichtetes Testament niederländischer Ehegatten formgerecht und materiell wirksam; OLG Oldenburg (21. 5. 1960) IPRspr 1960/61 Nr 225 niederländisches Erbstatut kraft Heimatrechts - keine Rückverweisung - mangelnde internationale Zuständigkeit für Auseinandersetzung; OLG Düsseldorf (6. 2. 1963) NJW 1963, 2227 = DNotZ 1964, 347 - niederländisches erbrechtliches Kollisionsrecht folgt Heimatrecht des Erblassers, gilt auch für in Deutschland gelegenen unbeweglichen Nachlaß - ein niederländischer Erblasser kann in der deutschen Ortsform eigenhändig testieren - Erbvertrag - gemeinschaftliches Testament - keine Bindung - Testierfähigkeit, Sittenwidrigkeit, Erbunwürdigkeit; ebenso OLG Hamm (18. 12. 1963) NJW 1964,553; OLG Düsseldorf (26. 8.1963) DNotZ 1964,351 - Erbvertrag von Niederländernniederländisches erbrechtliches Kollisionsrecht folgt Heimatrecht, gilt auch für in Deutschland gelegenen unbeweglichen Nachlaß; OLG Köln (6.9.1963) IPRspr 1962/63 Nr 152 - niederländische erbrechtliche IPR-Normen knüpfen an die Staatsangehörigkeit an, gilt auch für in Deutschland gelegenen unbeweglichen Nachlaß; LG Berlin (19. 6. 1964) IPRspr 1964/65 Nr 7 - Sterbebucheintragung durch niederländisches Verfahren herbeigeführt - Vermutung nach Art 44 REAO Rangverhältnis inländischer und ausländischer Todeserklärungen; LG Hamburg (23. 7. 1965) RzW (319)
Karl Firsching
Art 25 87
Einführungsgesetz
1966, 274 - keine Anerkennung der Todeserklärung eines deutschen Erblassers nach niederländischem Recht; BGH (12. 1.1967) NJW1967,1177 (1967,1970 m AnmCzAPSKi) = A W D 1967,270 = FamRZ 1967, 328 - ein Niederländer kann trotz Art 992 BW in Deutschland wirksam ein eigenhändiges Testament errichten; KG (5. 1. 1967) IPRspr 1966/67 Nr 310 - niederländisches Erbstatut - gewöhnlicher Aufenthalt iS des Art 29 EG - Testamentsform; OLG Düsseldorf (30. 5. 1968) OLGZ 1969, 80 - niederländisches Erbstatut - ein am 4 . 1 2 . 1 9 4 7 in Elten (Deutschland) von einem Deutschen errichtetes eigenhändiges Testament, formunwirksam; LG Aachen ( 1 1 . 1 2 . 1 9 7 0 ) MittRhNotK 1971,637 = IPRspr 1970 Nr 93 A-Erbengemeinschaft nach niederländischem Recht; OLG Köln (10. 9. 1971) OLGZ 1972, 171 = DNotZ 1972, 182 -allgemeine Gütergemeinschaft nach niederländischem Recht; LG Berlin (Beschlüsse v 21.12. 1970 und 6. 7. 1971) RPfleger 1971, 399,400 - keine internationale Zuständigkeit zur Verwahrung des Testaments eines mit Wohnsitz in den Niederlanden verstorbenen niederländischen Staatsangehörigen; LG Aachen (24. 11. 1971) MittRhNotK 1972, 720 - allgemeine Gütergemeinschaft nach niederländischem Recht; AG Bad Homburg (13. 7. 1977) IPRspr 1977 Nr 103 - keine Bindungswirkung bei gemeinschaftlichem Testament niederländischer Ehegatten.
2. Die niederländische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Staatsangehörigkeitsgesetz v 12.12.1892. Das Gesetz wird ergänzt durch Reichsgesetz v 14.11.1963 betreffend Änderungen des Gesetzes über die niederländische Staatsangehörigkeit und die Eingesessenschaft im Zusammenhang mit der Ehe. Dazu kommen mehrere weitere ergänzende Gesetze und Verordnungen. Wortlaut sämtlicher Bestimmungen: B E R G M A N N - F E R I D Niederlande 3 ff. Dazu auch B A U M A N N , Das Staatsangehörigkeitsrecht der Niederlande, Bd 10 der Sammlung geltender Staatsangehörigkeitsgesetze (1953); S E P T E R - S C H O U T E N - D E D R O O T , Praktikus - Nationalitätsrecht (1954). 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Niederlanden bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Das geplante einheitliche IPR-Gesetz der BENELux-Staaten ist nicht wirksam geworden - s JESSUREN D' O L I V E I R A , Die Freiheit des niederländischen Richters bei der Entwicklung des IPR: RabelsZ 39 (1975) 224. Die Niederländer sind Partner der Genfer Flüchtlingskonvention vom 28. 7. 1951. 4. Kollisionsrecht: Die Erbfolge beurteilt sich kraft Gewohnheitsrecht nach dem Heimatrecht des Erblassers, wobei der Nachlaß als Einheit behandelt wird - dazu K O S T E R S - D U B B I N K 2 6 3 7 m Nachw; LEMAIRE 2 1 3 ff; SAUVEPLANNE 3 8 ; H O F ' Gravenhage - 17. 2. 1958 - bestätigt durch HR - 2. 1. 1959, NJ 1959 Nr 188 = RabelsZ 2 9 ( 1 9 6 5 ) 7 4 7 - dazu F E R I D - F I R S C H I N G Niederlande Vorbem Rz 1 - 3 . Bei Staatenlosen wird an das Wohnsitzrecht, subsidiär das Recht des gewöhnlichen Aufenthaltes angeknüpft - LEMAIRE 7 6 . Bei Mehrstaatern wird, auch wenn die niederländische Staatsangehörigkeit vorliegt, an die „effektive Staatsangehörigkeit" angeknüpft - dazu CZAPSKI, RabelsZ 3 4 ( 1 9 7 0 ) 8 6 ff; Hooge Raad - 9 . 1 2 . 1 9 6 5 - NJ 1 9 6 6 Nr 3 7 8 . Ein renvoi wird abgelehnt - LEMAIRE 3 6 2 . Zum eigenhändigen Testament s Vorbem 278 zu Art 24—26. Zum gemeinschaftlichen Testament s Vorbem 276, 284 zu Art 24-26. Zum Erbvertrag s Vorbem 143, 146, 179, 267 ff zu Art 24-26. Weitere Einzelheiten gibt 1-3.
WEBER
in
FERID-FIRSCHING
Niederlande Vorbem Rz
5. Das materielle Erbrecht findet sich im wesentlichen in Burgerlijk Wetboek (BW) von 1838 und zwar im Dritten Buch, Art 877 ff. Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G Niederlande Texte B. Ebenda in der Vorbem Einzelheiten zum materiellen Recht. Karl Firsching
(320)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 88
Durch Gesetz v 11. 12. 1958 und Einführungsgesetz v 3. 4. 1969 wurde das Erste Buch (Personenrecht mit Wirkung v 1. 1. 1970) neugefaßt und damit wesentliche Änderungen im Familienrecht eingeführt. Dazu LUYTEN, Het Personen- en Familierecht en het nieuwe BW (1970); PITLO en MEIJLING, Het Personenrecht 5 (1970). 6. Güterrechtsstatut: Heimatrecht der Ehegatten. Bei verschiedener Staatsangehörigkeit wendete man früher das Heimatrecht des Ehemannes zZ der Eheschließung an. Nach einer Entscheidung des Trib Amsterdam v 20. 2.1973, (NJ 1973,172) kommt das Recht des ersten ehelichen Domizils zum Zuge. Einzelheiten: OMMEREN-CORREA Nr 100-102. Die Niederlande waren Partner des Haager Ehewirkungsabkommens v 17. 7. 1905, sind aber mit Wirkung v 23. 8. 1977 (BGBl II 444) ausgeschieden. Gesetzlicher Güterstand: Gütergemeinschaft - communauté légale - (Art 93 ff NBW). Durch Ehevertrag kann Abweichendes vereinbart werden - dazu BOSCHAN, Europäisches Familienrecht5 330. Nikaragua
88
1. Schrifttum: M O N T I E L A R G Ü E L L O , La Corte Suprema y el Derecho Internacional (1967); ders, Manual de Derecho Internacional (1969). MORALES, G U A D R O ZAVALA und A R G U E L L O , Código Civil (kommentiert) (1931); G U A D R A Z A V A L A , De la successiones intestadas, 2 Bde (1967). S weiter: LISBONNE, in: JCIDrComp, Bd II Nicaragua Chapitre III sec II: Le régime matrimonial Nr 42 ff; V: Le successions et le testaments Nr 105 ; A R G U E L L O , in: IntEncCompL, Bd I National Reports „Nicaragua" N 39 ff.
2. Die Staatsangehörigkeit ist geregelt in der Verfassung v 1. 11. 1950 - Wortlaut:
BERGMANN-FERID Nicaragua 1 ff. Dazu HECKER, Ubersicht zum Staatsangehörig-
keitsrecht von Nikaragua, StAZ 1962, 140.
3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Nikaragua bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Nikaragua hat das Abkommen von Havanna über das internationale Privatrecht (v 20. 2. 1928) (Código Bustamante) ohne Vorbehalte am 28. 2. 1930 ratifiziert, dem insgesamt 15 südamerikanische Staaten beigetreten sind - s Rz 56 Nr 3. Wortlaut nebst Angabe der Vertragsstaaten: MAKAROV, Quellen II Nr 1 S 2 ff. 4. Das erbrechtliche Kollisionsrecht findet sich in den Art 9 3 9 , 9 4 2 , 1 0 2 3 , 1 0 2 4 , 1 0 6 7 , 1 0 6 8 , 1 0 6 9 , 1 2 1 5 , 1 3 6 9 des Código Civil von 1 9 0 4 . Wortlaut: MAKAROV, Quellen I I Nr 38 S 12 ff. Die Grundregeln enthält Art 939. Art 939 Die Erbfolge in den Nachlaß eines Verstorbenen unterfällt dem Gesetz des Wohnsitzes des Erblassers zur Zeit seines Todes, sei es, daß die Erben In- oder Ausländer sind. Dazu Art 942 Die Erbfähigkeit unterfällt dem Gesetz des Wohnsitzes der Person zur Zeit des Todes des Erblassers.,
Die Art 1023 und 1024 besagen: Ausländer werden erbrechtlich wie Nikaraguaner behandelt. Nikaraguaner haben jedoch als Erben oder kraft ehelichen Güterrechts Außereinandersetzungsberechtigte die Rechte, die ihnen nach dem nikaraguanischen Recht bei gesetzlicher Erbfolge in den Nachlaß eines Nikaraguaners zustehen würden; gleichgültig dabei ist, ob der Nachlaß in oder außerhalb Nikaraguas liegt. (321)
Karl Firsching
Art 25 89
Einliihningsgesetz
Die Art 1067-1069 befassen sich mit der Form eines Testamentes. Dazu kommt zusätzlich Einleitungstitel Art VI Nr 15: Die Form des Testaments beurteilt sich nach dem Recht des Errichtungsortes; ein Nikaraguaner kann aber auch im Ausland nach nikaraguanischem Recht testieren. Die Art 1215 und 1216 CC regeln den Widerruf. Art 1369 CC besagt: Bei der Nachlaßteilung zwischen ausländischen und nikaraguanischen oder in Nikaragua domizilierten ausländischen Erben können die letzteren von dem in Nikaragua belegenen Nachlaß den Teil verlangen, der wertmäßig dem im Ausland belegenen Nachlaß entspricht, der ihnen nach den örtlichen Gesetzen oder Gebräuchen, gleichgültig warum, nicht zukommen würde. 5. Das materielle Erbrecht enthält der Codigo Civil von 1904 - Art 937 ff. Das gemeinschaftliche Testament ist verboten (Art 970 CC). Ein späteres Testament widerruft, falls es nicht ausdrücklich bestimmt wird, ein früheres nur dann, wenn es in Widerspruch zum früheren steht. Das eigenhändige Testament ist im Code nicht vorgesehen: es ist zweifelhaft, ob ein außerhalb Nikaragua errichtetes Testament in Nikaragua anerkannt wird. Dazu Art 1067 CC. 6. Güterrechtsstatut: Art 105 CC. Ehegatten, die im Ausland geheiratet haben und sich in Nikaragua niederlassen, werden dann als nicht in Gütertrennung lebend angesehen, wenn nach dem Recht des Ortes des Eheschlusses eine Gütergemeinschaft bestanden hatte. Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung - Art 153 CC; jedoch besteht eine Vermutung für Gütergemeinschaft für das Vermögen, das bei Auflösung der Ehe vorhanden ist (Art 156 CC). Änderung durch Ehevertrag vor oder während der Ehe ist zulässig. 89 Norwegen 1. Schrifttum: GJELSVIK, Das internationale Privatrecht in Norwegen, Allgemeiner Teil (1918) (übersetzt von WOLGAST, 1936); GAARDER, Internasjonal Privatrett (1963); ROED, Administration of Foreign Estâtes - Problems of Executors and Possible Solutions: 6 IBA Conf 127 (1957). 3 5 KNOPH, Norskaverett ( 1958); AUGDAHL, Skifterett (1967); ARNHOLM, Privatrett Bd V Arverett (1971). LODRUP, in: IntEncCompL, Bd I National Reports „Norway" N 73 ff; RYGH, in: JClDrComp, Bd II Norvege Chapitre IV Régimes Matrimoniaux Nr 42 ff; VI Successions Nr 74 ff; VII Droit International Privé. Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1971 Nr 16 (Heidelberg) Ehegüterrechtsstatut norwegisches Güterrecht; IPG 1974 Nr 16 (Kiel) - norwegisches Güterrecht. Rechtsprechung: LG Kiel (13. 12. 1956) DAVorm 1956/57, 286 - Erbrecht eines nichtehelichen Kindes nach norwegischem Recht; LG Arnsberg (25. 6. 1973) DAVorm 1978, 813 - einem nichtehelichen vor 1. 7. 1949 geborenen Kind, das nach dem Tod seines Vaters nach norwegischem Unterhaltsstatut keinen Unterhaltsanspruch gegen den Erben hat, andererseits nach deutschem Erbstatut kein Erbrecht hat, steht im Wege der Angleichung ein Unterhaltsanspruch gegen den Erben nach deutschem Recht zu.
2. Die norwegische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Gesetz v 8. 12. 1950 über die norwegische Staatsangehörigkeit - Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Norwegen 4 ff; dazu auch Vorbem S 2 ff ebenda. 3. Norwegen ist Partner des TestÜbk 1961 - s Vorbem 411 ff zu Art 24-26 seit 1.1. 1973 (BGBl 1972 II 1639). Weitere staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen nicht. Es greifen insoweit die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Karl Firsching
(322)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 90
Zum nordischen Abkommen über Erbschafts- und Nachlaßteilung v 19. 11. 1934 sowie dem Abkommen über Bestimmungen des IPR über Ehe, Adoption und Vormundschaft v 6. 2. 1931 idF v 26. 3. 1953 s Rz 61 Nr 3. 4. Das erbrechtliche Kollisionsrecht ist (Ausnahme: Form der Testamente regelt ein Gesetz von 1972, das im Zusammenhang mit dem TestÜbk 1961 ergangen ist) nicht kodifiziert. Erbstatut kraft Gewohnheitsrecht ist das Recht des Domizils des Erblassers zZ seines Todes. Eine Rückverweisung auf das norwegische Recht wird angenommen. Dazu s R Y G H Nr 128. Der Domizilbegriff entspricht dem dänischen - s dazu Rz 61 Nr 4. 5. Das materielle Erbrecht ist geregelt in einem Gesetz v 31. 7.1854, geändert durch Gesetz v 29. 6. 1892, sowie, soweit es die Auseinandersetzung angeht, in einem Gesetz v 21. 2. 1930. Einzelheiten gibt R Y G H Nr 75 ff. 6. Ehegüterrechtsstatut: Recht des erstehelichen Wohnsitzes der Ehegatten - beim Wechsel des Wohnsitzes Statutenwechsel - wohlerworbene Rechte bleiben unberührt. Gesetzlicher Güterstand: Allgemeine Gütergemeinschaft (Güterrechtsgesetz v 20. 5. 1927 mit Änderungen v 19. 6.1969 und 22. 5.1970). Dazu B O S C H A N , Europäisches Familienrecht5 351; L E S K E - L O E W E N F E L D , Rechtsverfolgung im internationalen Verkehr Bd I, 2. Lfg (Stand: 31. 12. 1963) 245 ff. Abänderung durch Ehevertrag ist zulässig.
Osterreich
90
1. Schrifttum: WALKER, IPR5 (Wien 1934); KÖHLER, Internationales Privatrecht - auf Grundlage der Judikatur3 (Wien 1966); SCHWIND, Handbuch des österreichischen Internationalen Privatrechts (Wien 1975); SCHWIMANN, Überblick über das internationale Erbrecht Österreichs, ÖNotZ 1979, 102; SCHWIND-DUCHEK, Internationales Privatrecht (Wien 1979). Materielles Recht: EHRENZWEIG, System des österreichischen allgemeinen Privatrechts, Bd II, 2. Hälfte: Familien- und Erbrecht2 (Wien 1937); GSCHNITZER, Lehrbuch des österreichischen bürgerlichen Rechts, Erbrecht (Wien 1964); KOZIOL-WELSER, Grundriß des bürgerlichen Rechts, II Sachenrecht, Familienrecht, Erbrecht5 (Wien 1979); SCHWIND, Eherecht (Wien 1980). KLANG-GSCHNITZER, Kommentar zum A B G B 2 (Wien 1948-1951); KAPFER-DITTRICH-TADES,
Handkommentar des ABGB31 (Wien 1980); KAPFER, ABGB13 (Wien 1980). FIRSCHING, in FERID-FIRSCHING Ö s t e r r e i c h (Stand: 1980).
Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1969 Nr 36 (München) - Nachlaßspaltung; IPG 1971 Nr 17 (München) - Ehegüterrechtsstatut - gesetzlicher Güterstand; IPG 1975 Nr 36 (Freiburg) - österreichisches erbrechtliches Kollisionsrecht; IPG 1977 Nr 37 (München) - Beerbung eines Österreichers, der mit letztem Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland unter Hinterlassung unbeweglichen Nachlasses ebenda verstorben ist - Erbvertrag - Erbschaftserwerb nach österreichischem Recht - Erbschein. WENGLER, Gutachten II Nr 121 - argentinisches Erbrecht und österreichisches Ehegüterrecht; Nr 133 - österreichisches Erbrecht im Sudetenland - Einantwortung - Erbausschlagung - Erbschaftsschenkung. Rechtsprechung: LG Flensburg (18. 8.1931) JW 1932,603 - Bedeutung einer Bestätigungsurkunde der österreichischen Abhandlungsbehörde für das deutsche Grundbuchamt; WK LG Bayreuth (15. 10.1953) IPRspr 1952/53 Nr 50 - polnisch-österreichisches Erbrecht; LG München (28. 11. 1952) WM 1953, 37 - österreichische Einantwortungsurkunde scheidet im Wertpapierbereinigungsverfahren bei deutschem Erblasser aus - DÖNA ist suspendiert; BayObLG (12.12. 1952) JZ 1954,441 m Anm NEUHAUS - Güterrechtsstatut - österreichischer gesetzlicher Güterstand, Gütertrennung; KG (15. 1 . 1 9 5 3 ) J R 1 9 5 4 , 1 8 6 = D N o t Z 1 9 5 3 , 4 0 6 m A n m FIRSCHING - E i n a n t w o r t u n g s u r k u n d e n sind
keine Erbscheine deutschen Rechts, jedoch für den deutschen Grundbuchverkehr für die Zeit des Anschlusses deutschen Erbscheinen gleichzustellen - DÖNA; KG (1. 7. 1954) JR 1954, 464 (323)
Karl Firsching
Art 25 90
Einfiihningsgesetz
Einantwortungsurkunde österreichischer Gerichte stehen deutschen Erbscheinen nur dann gleich, wenn sie während der Geltungszeit des DÖNA oder der VO über den Anwendungsbereich erbrechtlicher Vorschriften v 12. 12. 1941 ausgestellt wurden; KG (30. 9. 1957) NJW 1958, 24 m Anm DANCKELMANN - Kommorientenvermutung nach § 11 VerschG nicht anwendbar bei ausländischem Erbstatut - Erbfall vor 1. 1. 1947 - polnisches Erbgesetz von 1946 änderte nichts an Weitergeltung der früheren Teilrechtsordnungen - eine durch Todeserklärung begründete Todeszeitvermutung entkräftet nicht die Vermutung gleichzeitigen Todes nach § 11 VerschG, Bedeutung von § 25 ABGB; AG Düsseldorf (4.6.1957) - L G Düsseldorf (18.11.1957) IPRspr 1956/57 Nr 73 Kommorientenvermutung nach österreichischem Recht - Art 536, 537 ABGB; LG Bochum (21. 5. 1959) IPRspr 1958/59 Nr 147 - österreichisches Erbstatut für unbeweglichen in Österreich gelegenen Nachlaß; BayObLGZ 1959, 390 (27. 10. 1959) = NJW 1960, 775 - deutscher Erblasser hinterläßt unbeweglichen Nachlaß in Österreich, insoweit österreichisches Erbstatut - für Nachlaßverfahren österreichisches Gericht berufen - Begriff „unbewegliches Vermögen" - Vermögensregelungsvertrag v 15.6.1957- Nachlaßspaltung- Vermerk in Erbschein nach § 2353 BGB; BayObLGZ 1965, 326 (10. 8. 1965) - Volksdeutsche Flüchtlinge - Unwandelbarkeit des Güterstandes österreichisches Güterrechtsstatut (Tschechoslowakei) - Gütertrennung nach ABGB; LG Frankfurt (27. 11. 1964) WM 1965, 440 - österreichisches Staatsbürgerschafts-Überleitungsgesetz - österreichisches Erbstatut - ruhender Nachlaß - mit Einantwortung tritt Erbe an seine Stelle; BGHZ 45,351 (2. 5. 1966) = NJW 1966, 2270 = AWD 1966, 331 - belgische Erblasserin, österreichisches Erbstatut für unbeweglichen in Österreich liegenden Nachlaß; HansOLG Hamburg (7. 3. 1966) IPRspr 1966/67 Nr 172 - polnischer Erblasser (gestorben 31.12.1943) wohnhaft zuletzt im früheren österreichischen Galizien - Erbstatut altes österreichisches ABGB; BayObLGZ 1967, 197 (8. 5. 1967) = IPRspr 1966/67 Nr 178 - ein nach dem Mai 1945, aber vor dem 2. 10. 1946 gestorbener Sudetendeutscher wird nach ABGB beerbt - Erteilung eines deutschen Erbscheins hat die sachlich rechtliche Wirkung der Einantwortung; AG Hamburg (27. 8. 1968) StAZ 1968, 328 - zur österreichischen Todeserklärung eines Deutschen; BGHZ 50,63 (5.4.1968) = NJW 1968,1571 = DNotZ 1968,662 = RPfleger 1968,279 = LM Nr 19 zu § 138 BGB und Nr 2 zu Art 28 EG mit Anm M A T T E R N - für die Vererbung in Österreich belegener unbeweglicher Vermögenschaften eines deutschen Erblassers ist österreichisches Recht maßgebend - zu Art 28 EG; OLG München (20.11. 1970) RzW 1971,111 = IPRspr 1970 Nr 93 - Testamentsvollstrecker nach österreichischem Recht zur Kontinuität der österreichischen Staatsbürgerschaft zwischen 1938 und 1945; BayObLGZ 1971, 34 (15. 2. 1971) = NJW 1971, 991 = MDR 1971,491 = DNotZ 1972, 34 = FamRZ 1971, 307 m Anm GAMILLSCHEG = ZfRvgl 1971, 124 m Anm KRALIK - Güterrechtsstatut eines Österreichers hinsichtlich seines in der Bundesrepublik Deutschland gelegenen unbeweglichen Vermögens, deutsches Erbstatut; LG Hamburg (28. 11.1972) IPRspr 1972 Nr 127-Beerbung eines deutschen Erblassers, der in Österreich gelegenen unbeweglichen Nachlaß hinterläßt - österreichisches Kollisionsrecht - Nachlaßspaltung - Qualifikation von „unbeweglich", Frage der Belegenheit unterfällt deutschem Recht (lex fori) - Anteile an österreichischer GmbH „bewegliche Sachen"; BayObLGZ 1975,153 (10.4.1975) = NJW 1975,1062 = Rpfleger 1975, 304 = DNotZ 1976, 32 = FamRZ 1975,416 = ZfRvgl 1975, 237 m Anm H O Y E R - der in der Bundesrepublik Deutschland liegende unbewegliche Nachlaß eines Österreichers unterfällt deutschem Erbstatut - österreichisches Güterrechtsstatut, falls ein Partner die österreichische, der andere die österreichische und die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt; OLG Frankfurt (30.9.1975) OLGZ1977,180 = IPRspr 1975 Nr 213 A - beweglicher Nachlaß eines Österreichers, gleichwo belegen, unterfällt österreichischem Recht - internationale Zuständigkeit, Gleichlaufprinzip gilt nicht ausnahmslos - Fürsorge Notzuständigkeit - Entlassung eines Testamentsvollstreckers wegen grober Pflichtverletzung; BGH (26. 4.1976) NJW 1976,2074 = WM 1976,1137 = MDR 1977,124 = ZfRvgl 1977,133 m Anm BEITZKE - österreichisches erbrechtliches Kollisionsrecht - beweglicher Nachlaß unterfällt Personalstatut, unbeweglicher der lex rei sitae - Form des Testaments (Erbfall: 1947) unterfällt Heimatrecht des Erblassers - Testamentsvollstreckung, Zeugnis; BGH (14. 7.1976) BGH Warn 1976, Nr 171 = MDR 1977, 127 = FamRZ 1976, 612 - gesetzlicher Güterstand von Sudetendeutschen; OLG Schleswig (22. 10. 1976) SchlHAnz 1978, 37 - schweizerische Erblasser, unbeweglicher Nachlaß in Österreich - insoweit österreichisches Erbstatut - Erbscheinsfragen; OLG Frankfurt (18. 6. 1977) OLGZ 1977, 385 = IPRspr 1976 Nr 205 - mündliches Testament eines Österreichers - TestÜbk 1961 - Frage, ob Erblasser seinen Willen ernstlich erklärt hat, beurteilt sich nach dem Nachlaßverfahrensrecht (lex fori), hier nach dem Grundsatz der Amtsermittlung; BGH (7. 12. 1977) DNotZ 1978,300 = WM 1978,171 = IPRspr 1977 Nr 104 -Erbvertrag zwischen deutscher Erblasserin und österreichischer Enkelin - Zulässigkeit, Inhalt und Wirkung des einseitigen Erbvertrages richten sich nach deutschem Erbstatut - Erbverzicht des erbvertraglich Bedachten (Mündel) bedarf vormundKarl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 90
schaftsgerichtlicher Genehmigung - Erbvertrag kann nicht durch nachträgliche Zustimmung des volljährig gewordenen Vertragsgegners geheilt werden - Verpflichtung des Tatrichters zur Festlegung, welches Recht anzuwenden ist, gilt nicht für Revisionsinstanz; KG (4. 3. 1977) OLGZ 1977, 309 = IPRspr 1977 Nr 186 - bei österreichischem Erbstatut fehlt internationale Zuständigkeit eines deutschen Nachlaßgerichts zur Anordnung einer Nachlaßverwaltung - keine Nachlaßabsonderung durch Bestellung eines Kurators nach österreichischem Recht; BayObLG (23. 9. 1980) IPRax 1981 Heft 3 m Anm FIRSCHING - österreichisches Erbstatut bei mit letztem Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland nach dem 1.1. 1979 verstorbenen Österreicher - beweglicher, unbeweglicher Nachlaß.
2. Die österreichische Staatsangehörigkeit ist heute geregelt im Staatsbürgerschaftsgesetz 1965 (BGBl Nr 250 idF durch BGBl 1973 Nr 394; 1974 Nr 703 und 1977 Nr 403) - Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Österreich 10 ff m Anm ebenda. Dazu auch F E R I D - F I R S C H I N G Österreich Grdz Rz 11. 3. Österreich ist Partner des TestÜbk 1961 - s Vorbem 411 ff zu Art 2 4 - 2 6 - seit 5.1. 1964 (BGBl 1966 II 11). Weitere staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts mit der Bundesrepublik Deutschland bestehen derzeit nicht. Es greifen insoweit die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Zum früheren Nachlaßabkommen (DÖNA) zwischen dem Deutschen Reich und der Republik Österreich v 5.2.1927 s Vorbem 461 zu Art 24-26. Weitere Einzelheiten s F E R I D - F I R S C H I N G Österreich Grdz C Rz 3 3 . Zwischenstaatliche Vereinbarungen über die Behandlung von Ausländernachlässen mit anderen Staaten sind in F E R I D - F I R S C H I N G Österreich Grdz C Rz 12 wiedergegeben. Österreich hat mit der Bundesrepublik Deutschland ein Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Erbschaftssteuern unterm 4. 10. 1954 nebst Schlußprotokoll vom gleichen Tage geschlossen. Dazu Vorbem 463 zu Art 24-26. 4. Das IPR-Gesetz v 15.6.1978 (öBGBl 1978 Nr 304 - Wortlaut: F E R I D - F I R S C H I N G Österreich Texte I Nr 1) enthält heute für Erbfälle ab 1. 1. 1979 eine zusammenfassende Regelung. Der Gedanke der Nachlaßspaltung wurde aufgegeben. Die Erbfolge in den gesamten Nachlaß eines Erblassers unterfällt nunmehr seinem Heimatrecht im Zeitpunkt seines Todes. Wird jedoch eine Verlassenschaftsabhandlung in Österreich durchgeführt, so werden Erbschaftserwerb und die Haftung für Nachlaßschulden nach österreichischem Recht beurteilt. Für Verfügungen vTw sowie das Heimfallsrecht gelten Sonderheiten. Den Kern der neuen Regelung bilden die §§ 28-30IPRG. Von unmittelbarer Bedeutung sind des weiteren die §§ 3 , 5 , 8 , 9 , 1 2 , 14, 19 IPRG. §3 Anwendung fremden Rechts Ist fremdes Recht maßgebend, so ist es von Amts wegen und wie in seinem ursprünglichen Geltungsbereich anzuwenden. §5 Rück- und Weiterverweisung (1) Die Verweisung auf eine fremde Rechtsordnung umfaßt auch deren Verweisungsnormen. (2) Verweist die fremde Rechtsordnung zurück, so sind die österreichischen Sachnormen (Rechtsnormen mit Ausnahme der Verweisungsnormen) anzuwenden; im Fall der Weiterverweisung sind unter Beachtung weiterer Verweisungen die Sachnormen der Rechtsordnung maßgebend, die ihrerseits nicht mehr verweist bzw. auf die erstmals zurückverwiesen wird. (3) Besteht eine fremde Rechtsordnung aus mehreren Teilrechtsordnungen, so ist die Teilrechtsordnung anzuwenden, auf die die in der fremden Rechtsordnung bestehenden Regeln verweisen. (325)
Karl Firsching
Art 25 90
Einführangsgesetz
Mangels solcher Regeln ist die Teilrechtsordnung maßgebend, zu der die stärkste Beziehung besteht. §8 Form Die Form einer Rechtshandlung ist nach demselben Recht zu beurteilen wie die Rechtshandlung selbst; es genügt jedoch die Einhaltung der Formvorschriften des Staates, in dem die Rechtshandlung vorgenommen wird.
§9 Personalstatut einer natürlichen Person (1) Das Personalstatut einer natürlichen Person ist das Recht des Staates, dem die Person angehört. Hat eine Person neben einer fremden Staatsangehörigkeit auch die österreichische Staatsbürgerschaft, so ist diese maßgebend. Für andere Mehrstaater ist die Staatsangehörigkeit des Staates maßgebend, zu dem die stärkste Beziehung besteht. (2) Ist eine Person staatenlos oder kann ihre Staatsangehörigkeit nicht geklärt werden, so ist ihr Personalstatut das Recht des Staates, in dem sie den gewöhnlichen Aufenthalt hat. (3) Das Personalstatut einer Person, die Flüchtling im Sinn der für Österreich geltenden internationalen Übereinkommen ist oder deren Beziehungen zu ihrem Heimatstaat auch aus vergleichbar schwerwiegenden Gründen abgebrochen sind, ist das Recht des Staates, in dem sie ihren Wohnsitz, mangels eines solchen ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat; eine Verweisung dieses Rechtes auf das Recht des Heimatstaates (§ 5) ist unbeachtlich. §12 Rechts- und Handlungsfähigkeit Die Rechts- und Handlungsfähigkeit einer Person sind nach deren Personalstatut zu beurteilen. §14 Todeserklärung und Beweisführung des Todes Die Voraussetzungen, die Wirkungen und die Aufhebung einer Todeserklärung oder einer Beweisführung des Todes sind nach dem letzten bekannten Personalstatut des Verschollenen zu beurteilen. § 19 Ehegüterrecht Das Ehegüterrecht ist nach dem Recht zu beurteilen, das die Parteien ausdrücklich bestimmen, mangels einer solchen Rechtswahl nach dem zur Zeit der Eheschließung für die persönlichen Rechtswirkungen der Ehe maßgebenden Recht.
§28 Rechtsnachfolge von Todes wegen (1) Die Rechtsnachfolge von Todes wegen ist nach dem Personalstatut des Erblassers im Zeitpunkt seines Todes zu beurteilen. (2) Wird eine Verlassenschaftsabhandlung in Österreich durchgeführt, so sind der Erbschaftserwerb und die Haftung für Nachlaßschulden nach österreichischem Recht zu beurteilen. §29 Ist der Nachlaß nach dem in § 28 Abs. 1 bezeichneten Recht erblos oder würde er einer Gebietskörperschaft als gesetzlichem Erben zukommen, so tritt an die Stelle dieses Rechtes das Recht jeweils des Staates, in dem sich Vermögen des Erblassers im Zeitpunkt seines Todes befindet. Karl Firsching
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1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 91, 92
§30 Gültigkeit einer Verfügung von Todes wegen. (1) Die Testierfähigkeit und die sonstigen Erfordernisse für die Gültigkeit einer letztwilligen Verfügung, eines Erbvertrages oder eines Erbverzichtsvertrags sind nach dem Personalstatut des Erblassers im Zeitpunkt der Rechtshandlung zu beurteilen. Wäre danach die Gültigkeit nicht gegeben, wohl aber nach dem Personalstatut des Erblassers im Zeitpunkt seines Todes, so gilt dieses. (2) Für den Widerruf bzw. die Aufhebung dieser Rechtshandlungen gilt der Abs. 1 sinngemäß.
Die Auswirkung dieser Bestimmungen sowie die sonstigen kollisionsrechtlichen Erwägungen sind in FERID-FIRSCHING Österreich Grdz Rz 1 0 ff dargestellt. Zur Erbfolge in den Nachlaß eines ausländischen Erblassers (aus österreichischer Sicht) s Rz 26 ff ebenda. Zum Standpunkt deutscher Gerichte bei Behandlung österreichischer Nachlässe s Rz 38 ff ebenda. Für Erbfälle vor 1 . 1 . 1 9 7 9 fehlt eine kodifizierte Gesamtregelung. Die Rechtslage war kompliziert. Ausgehend von der Statutentheorie hat die bis zum Erlaß des IPRG 1978 hM in Österreich unter Bezugnahme auf die §§ 300 ABGB, 21-25, 137-140 AußStrG, 106-108 JN die Erbfolge in unbewegliche Sachen der lex rei sitae, die Erbfolge in bewegliche Sachen dem Personalstatut des Erblassers (Heimatrecht) unterstellt. Dazu auch BGHZ 50, 63 (5. 4. 1968); BGH (26. 4. 1976) NJW 1976, 2074; BayObLGZ 1975, 153 (10. 4. 1975); OLG Frankfurt (30. 9. 1975) OLGZ 1977, 180. Im einzelnen wurde jedoch modifiziert, je nachdem es sich um den Nachlaß eines österreichischen oder ausländischen Erblassers handelte, wobei der österreichischen Jurisdiktion sowie der Frage der Gegenseitigkeit eine ausschlaggebende Bedeutung zukam. Einzelheiten gibt FIRSCHING in FERID-FIRSCHING Österreich Grdz C Rz 1 0 , 1 7 , 1 8 , 2 2 , 2 3 , 2 6 , 2 7 , 3 8 ff. 5. Das materielle Erbrecht findet sich im wesentlichen im allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch (in Kraft seit 1. 1. 1811) und zwar in den §§ 531 ff. Zu den weiteren Rechtsquellen s FERID-FIRSCHING Osterreich Grdz B Rz 1-8. Die Rechtslage ist ebenda in den Grdz D - M Rz 47 ff dargestellt. Güterrechtsstatut: § 19 IPRG 1978. Dazu SCHWIMANN, Das neue internationale Eherecht Österreichs, JB11979,341. Zum Rechtszustand vorher s SCHWIND, Hdb des österreichischen IPR 162 ff. 6.
Gesetzlicher Güterstand: Gütertrennung Teil: Familienrecht, VI 169 ff. S auch
2.
§ § 1 2 3 7 ff ABGB. BERGMANN-FERID
Dazu KOZIOL-WELSER, Österreich 5 7 .
Paraguay
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S die Angaben in FERID-FIRSCHING Bd I Einführung Rz 48 Nr 50. Paraguay hat 1889 das argentinische Zivilgesetzbuch eingeführt. Es gelten daher auch die Kollisionsnormen dieses Gesetzes. Perú
92
1. Schrifttum: JULIO DELGADO, Compendio de Derecho Internacional Privado (Lima 1938) ; MANUEL GARCÍA CALDERÓN, Repertorio de derecho internacional privado, 4 Bde (Lima 1961). GERMÁN APARICIO y GÓMEZ SÁNCHEZ, Código Civil, concordancias, 15 Bde (Lima 1940); 5 CASTAÑEDA, Código Civil, avec concordances et jurisprudence de la Cour suprême (Lima 1971). LISBONNE, in: JCIDrComp Bd II Pérou Chapitre III Régime Matrimonial Nr 183 ff; V Successions, Nr 257 ff, VIII Dispositions de Droit International Nr 325 ff (Stand: 1973). (327)
Karl Firsching
Art 25 92
Einführungsgesetz
Gutachten zum KoUisionsrecht und Erbrecht: W E N G L E R , Gutachten II Nr 122 - gesetzliche Erbfolge nach peruanischem Recht; erbrechtliche und güterrechtliche Stellung des überlebenden Ehegatten.
2. Die peruanische Staatsangehörigkeit ist in der Verfassung v 29. 3. 1933 in der Änderung von 1 9 3 6 und 1 9 4 0 geregelt - Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Peru 1 ff mit weiteren gesetzlichen Bestimmungen. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Peru bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Peru hat den Cödigo Bustamante von 1928 am 19. 8. 1929 ratifiziert. Dazu Rz 56 Nr 3. 4. Der Cödigo Civil v 30. 8. 1936 enthält in seinem Präliminartitel unter V, VI, VIII, XX sowie in Art 659-661, Art 699, 774 folgende kollisionsrechtliche Regelungen: V Der Personenstand und die zivile Handlungsfähigkeit der Personen sind dem Recht des Domizils unterworfen; das peruanische Recht kommt jedoch dann zur Anwendung, wenn es sich um Peruaner handelt. (2) Das gleiche Recht regelt die Rechte der Familie und die persönlichen Beziehungen der Ehegatten sowie das Ehegüterrecht. VI Die Güter, welcher Art sie auch seien, unterfallen dem Recht des Ortes ihrer Belegenheit.
VIII Die Erbfolge unterfällt, was die Rechte der Erben und die innere Gültigkeit des Testaments angeht, dem Personalstatut [Domizilrecht!] des Erblassers; die Vorschriften des peruanischen Rechts finden jedoch auf peruanische und auf in Peru domizilierte Ausländer sowie dann Anwendung, wenn es sich um einen erblosen Nachlaß handelt.
XX Die Form der Rechtsgeschäfte und der Urkunden unterfällt dem Recht des Errichtungsortes oder dem Recht, das das Rechtsverhältnis regelt, das Gegenstand des Rechtsgeschäftes ist. Werden die Urkunden vor diplomatischen oder konsularischen Funktionären von Peru errichtet, so müssen die durch das peruanische Recht verlangten Förmlichkeiten eingehalten werden.
Art 659 Wird der Erbgang im Ausland eröffnet, so erhalten die peruanischen oder in Peru domizilierten ausländischen Erben von den in Peru belegenen Gütern den Teil, der ihnen nach peruanischem Recht zusteht, falls das ausländische Recht sie ausschließt oder weniger zubilligt, als das peruanische Recht vorsieht. Art 660 Das in Art 659 vorgesehene Recht erstreckt sich auch auf peruanische oder in Peru domizilierte ausländische Gläubiger, falls das ausländische Recht die ihnen nach dem peruanischen Recht zukommenden Vorrechte nicht anerkennt.
Karl Firsching
(328)
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Art 25 93
Art 661 Das peruanische Recht regelt die Erbfolge in die in der Republik belegenen Güter, falls sie nach ausländischem Recht dem ausländischen Staat oder seinen öffentlichen Einrichtungen anfallen.
Art 699 Die Peruaner im Ausland können vor einem diplomatischen oder konsularischen Vertreter von Peru unter Beobachtung der Bestimmungen dieses Gesetzbuches testieren.
Art 774 Wird der Nachlaß für erblos erklärt, so fallen die Güter an die öffentliche Wohlfahrtseinrichtung des letzten Domizils des Erblassers sowie an die der Hauptstadt der Republik, falls der Erblasser sein Domizil im Ausland hatte.
5. Das materielle Erbrecht ist im Código Civil von 1936 enthalten - Art 758 ff - dazu LISBONNE N r 2 5 6 ff.
6. Güterrechtsstatut: S oben Präliminartitel V Abs 2. Gesetzlicher Güterstand: Errungenschaftsgemeinschaft (sociedad de gananciales) Art 176 ff CC - dazu LISBONNE Nr 183 ff.
Polen
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I . Schrifttum: G E I L K E (nebst Zusammenstellung der Literatur unter Grdz A I ) , in: F E R I D - F I R S C H I N G Polen; JAGOSZEWSKI, in: JCIDrComp, Bd II Pologne Chapitre IV Régimes Matrimoniaux Nr 28 ff; VII Succession, VIII Droit International Privé; PLANK, Das Testamentsrecht der Volksrepublik Polen, ZfRvgl 1965, 190. Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1965/66 Nr 11 (Hamburg) - Ehegüterrecht nach polnischem IPR - Statutenwechsel - gesetzlicher Güterstand nach polnischem Recht; Nr 48 (Hamburg) - polnisches internationales und intertemporales Privatrecht in Erbschaftssachen kongreßpolnisches Erbrecht - Nießbrauch des überlebenden Ehegatten - Erbschein; Nr 58 (Köln) Erbstatut und Güterrechtsstatut nach polnischem IPR - renvoi - Auslegung eines unter Verwendung englischer Rechtsinstitute errichteten Testaments - Pflichtteilsrecht - Verbot der Vor- und Nacherbfolge, Nießbrauch, Vermächtnis - Testamentsvollstreckung - Widergutmachtungsansprüche als Sondergut nach polnischem Ehegüterrecht; Nr 59 (Hamburg) - die Annexion von Wolhynien durch die UdSSR und ihre Auswirkungen auf die vor dem 2. Weltkrieg errichteten Testamente wolhynisch-polnischer Staatsangehöriger; IPG 1967/68 Nr 63 (Heidelberg) - Bestimmung des Erbstatuts nach polnischem IPR (Erbfall: 8. 5.1945) - gesetzliche Erbfolge nach in Polen geltendem A B G B ; IPG 1969 Nr 34 (Köln) - Erbstatut und Ehegüterrechtsstatut nach polnischem Kollisionsrecht - zum polnischen intertemporalen und interlokalen Erbrecht und Ehegüterrecht (Erbfall: 29. I I . 1927) - gesetzliches Erbrecht der Kinder und des Ehegatten in „Kongreßpolen", zum Ehegüterrecht ebenda; IPG 1971 Nr 2 (Kiel) -Todeserklärung nach polnischem Recht; IPG 1976 Nr 51 (München) - polnisches erb- und güterrechtliches IPR, gesetzlicher polnischer Güterstand - zum Verhältnis zwischen güterrechtlichem Ausgleich nach deutschem Recht (§ 1371 Abs 1 B G B ) und polnischem Erbrecht. WENGLER, Gutachten II Nr 70 - polnische Staatsangehörigkeit - polnisches IPR und Erbstatut (Erbfall: entweder 1942 oder 8. 5. 45) - Todesvermutung - Todeserklärung durch Gericht eines Drittstaats - UN-Verschollenheitskonvention; Nr 78 - Bedeutung von Ehescheidungen durch deutsche Gerichte nach polnischem Erbrecht; Nr 83 - Vorfrage der Ehelichkeit von Kindern aus einer polnischen Rabbinatsehe nach deutschem Erbrecht; Nr 87 - argentinisches und polnisches Erbrecht - Vorfrage der Ehelichkeit bzw Anerkennung eines Kindes aus einer tschechoslowakischen formnichtigen Rabbinatsehe; Nr 89 - polnisches und israelisches Staatsangehörigkeitsrecht polnisches Erbrecht - Vorfrage der Gültigkeit einer in Deutschland geschlossenen Rabbinatsehe. Rechtsprechung: LG Berlin (2. 11. 1929) IPRspr 1931 Nr 97 - gesetzliche Erbfolge nach kongreßpolnischem Recht, Nießbrauch des überlebenden Ehegatten, Erbschein; LG Berlin (18. 2. (329)
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Art 25 93
Einführungsgesetz
1931) JW 1932, 2829 - gesetzliche Erbfolge nach kongreßpolnischem Recht, Nießbrauch des überlebenden Ehegatten; KG (30. 9. 1957) NJW 1958, 24 m Anm D A N C K E L M A N N - polnisches erbrechtliches IPR (Heimatrechtsprinzip) - interlokaler Erbfall: 31. 1. 1945 bzw 8. 5. 1945 - wird nach Art 1,27 des Gesetzes v 2. 8.1926 auf das Recht des letzten polnischen Wohnsitzes abgestellt, subsidiär auf das in der Hauptstadt Polens geltende Teilrecht - Kommorientenvermutung nach Erbstatut-Verhältnis zur Todeserklärung; AG Bad Pyrmont (24. 9.1957) IPRspr 1956/57 Nr 151 Form des Testaments nach polnischem Recht; BGHZ (29.4.1959) 30,140 = JZ 1959, 633 m Anm M Ü L L E R - F R E I E N F E L S - polnische Todeserklärung eines Deutschen nicht anzuerkennen - Wirkung der Todeserklärung nach polnischem Recht; KG (17. 9. 1964) RzW 1964, 555 - eine durch eine französische Behörde ausgesprochene Todeserklärung eines Polen ist in Deutschland nicht anzuerkennen, da sie vom polnischen Heimatrecht nicht anerkannt wird; die Vermutung nach § 180 Abs 1 HS 1 BEG geht vor; AG Berlin (26. 11. 1965) IPRspr 1964/65 Nr 174 - Vorfrage der Form des Beweises der Abstammung unterfällt Erbstatut - Erbstatut polnisches Recht (Erbfall: Juni 1964) Dekret v 8. 10. 1946 - ein nichteheliches Kind ist nach polnischem Recht einem ehelichen gleichgestellt - Nachweis der Abstammung für Erbberechtigung ist jedoch zu erbringen; Hans OLG Hamburg (7. 3.1966) IPRspr 1966/67 Nr 172 - polnisches Erbstatut - interlokales Recht (Gesetz v 2. 8. 1926) - Verhältnis Todeserklärung zur Kommorientenvermutung nach § 25 S 2 ABGB; BayObLGZ 1968, 262 (24.10. 1968) - Errichtung eines Dorftestaments durch deutschen Erblasser in den unter polnischer Verwaltung stehenden Ostgebieten - Ortsform nach Art 80 § 1 des polnischen Dekrets v 8. 10. 1946 - Auslegung beurteilt sich nach Heimatrecht; LG Mönchengladbach (16. 11. 1970) DNotZ 1972, 50 - Todeserklärung eines Deutschen durch ein polnisches Gericht ist grundsätzlich in der Bundesrepublik Deutschland anzuerkennen; BGH (9. 12. 1975) VersR 1976, 468 - Bedeutung eines polnischen Erbscheins im Wiedergutmachungsverfahren; LG Düsseldorf (25. 10.1976) IPRspr 1976 Nr 206/207 - Rückwirkung der im polnischen Erbrechtsdekret v 8.10.1946 vorgesehenen Gleichbehandlung nichtehelicher und ehelicher Kinder auf ältere Erbfälle? 2. D i e polnische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Staatsangehörigkeitsgesetz v 15. 2 . 1 9 6 2 ( D z U v 2 1 . 2 . 1 9 6 2 N r 10, Pos 49) - W o r t l a u t : B E R G M A N N - F E R I D Polen 4 ff M Anm. 3. Polen ist P a r t n e r des T e s t Ü b k 1961 - s V o r b e m 4 1 1 ff zu A r t 2 4 - 2 6 - seit 2. 11. 1969 ( B G B l 1969 II 2 2 0 0 ; 1971 II 6). W e i t e r e staatsvertragliche Regelungen auf d e m G e b i e t des E r b r e c h t s mit der B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d b e s t e h e n nicht. E s greifen insoweit die allgemeinen Kollisionsregeln ein. Polen hat mit einer R e i h e von a n d e r e n Staaten Ü b e r e i n k o m m e n ü b e r erbrechtliche u n d nachlaßrechtliche F r a g e n getroffen - s die Übersicht u n d B e m e r k u n g e n dazu in F E R I D - F I R S C H I N G Polen G r d z C R z 2 3 - 2 5 . 4. Kollisionsrecht: D a s erbrechtliche Kollisionsrecht war f r ü h e r geregelt durch das G e s e t z v 2. 8. 1926 ü b e r das auf internationale Privatbeziehungen a n z u w e n d e n d e Recht, das ergänzt w u r d e durch das Gesetz v 2. 8. 1926 ü b e r das auf inländische Privatbeziehungen a n z u w e n d e n d e R e c h t (interprovinzielles Privatrecht). W o r t l a u t beider Gesetze in FERID-FIRSCHING Polen 2. Teil T e x t e N r 3 u n d 4. D a s I P R - G e s e t z v 2. 8. 1926 w u r d e mit W i r k u n g v 1. 7. 1966 a u f g e h o b e n u n d a b gleichem Z e i t p u n k t ersetzt durch das Gesetz v 1 2 . 1 1 . 1 9 6 5 ü b e r das internationale Privatrecht ( D z U 17. 11. 1965 N r 46, Pos 290) - W o r t l a u t : F E R I D - F I R S C H I N G Polen, 2. Teil T e x t e N r 22 S 185 ff sowie MAKAROV, Quellen 3 (1978) 184 ff. B e d e u t s a m sind insbesondere die A r t 34, 35. Art 34 Erbschaftssachen unterfallen dem Heimatrecht des Erblassers im Zeitpunkt seines Todes. Art 35 Die Gültigkeit eines Testaments und anderer Rechtsgeschäfte von Todes wegen beurteilen sich nach dem Heimatrecht des Erblassers im Zeitpunkt der Vornahme dieser Geschäfte. Es genügt jedoch die Beobachtung der nach dem Recht des Staates vorgeschriebenen Form, in denen das Geschäft vorgenommen wird. Karl Firsching
(330)
Art 25 93
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
Bei Mehrstaatern geht die polnische Staatsangehörigkeit vor, im übrigen wird auf die „effektive Staatsangehörigkeit" abgestellt - Art 2 § 1 und § 2. Bei Staatenlosen oder Personen, deren Staatsangehörigkeit nicht feststellbar ist, kommt das Recht ihres Aufenthaltsortes zum Zuge - Art 3. Rück- und Weiterverweisung werden anerkannt - Art 4 § 1 und § 2. Bei Verweisung auf das Recht eines Mehrrechtsstaates entscheidet dessen interlokales Recht über die Anwendung des jeweiligen Gebietsrechts - Art 5. Ist ausländisches Recht nicht zu ermitteln, so wird polnisches Recht angewandt - Art 7. Todeserklärung sowie Feststellung des Todes unterfallen dem Heimatrecht des Verschollenen. Entscheidet jedoch ein polnisches Gericht, so wendet es polnisches Recht an - Art 11 § 1 und § 2. Weitere Einzelheiten gibt
GEILKE
in
FERID-FIRSCHING
Polen Greiz C Rz 16 ff.
5. Das materielle polnische Erbrecht findet sich heute für Erbfälle ab 1. 1. 1965 (ausgenommen Erbfolge in landwirtschaftliche Hofstellen - mit Verkündung des Gesetzes, vorher galt hier das Hofstellenteilungsgesetz v 29. 6.1963 - wirksam: 5. 7. 1963) im Gesetz v 23.4.1964 (Buch IV Nachlässe - Art 922 ff) - DzU v 18. 5.1964 Nr 16, Pos 93 idF v 26.10.1971 DzU v 4.11.1971 Nr 27, Pos 2 5 2 - das das Dekret v 8.10.1946 (DzU v 20.11.1946 Nr 60 Pos 323; 1947 Nr 24, Pos 95; DzU 1950 Nr 34 Pos 309 und 312 - dazu auch Einführungsdekret v 8.10.1946) - wirksam für Erbfälle ab 1. 1. 1947 - mit Wirkung v 1. 1. 1965 aufhob. Wortlaut beider Gesetze in 2 ff.
FERID-FIRSCHING
Polen Texte Nr 15 S 95 ff und Nr 1 S
Erbvertrag und gemeinschaftliches Testament sind unzulässig. Im übrigen s die Darstellung von
GEILKE,
in:
FERID-FIRSCHING
Polen Grdz.
Vor 1.1. 1947 galten in Polen im wesentlichen fünf verschiedene Rechtsordnungen: kongreßpolnisches Recht - österreichisches ABGB - ungarisches Gewohnheitsrecht - deutsches BGB - russisches Recht. Interlokalrechtlich galt das Gesetz v 2. 8. 1926 „über das auf ausländische Privatbeziehungen anzuwendende Recht (interprovinzielles Privatrecht)" - DzU 1926 Nr 101, Pos 580. Weitere Einzelheiten gibt
GEILKE
in
FERID-FIRSCHING
Polen Grdz B
15
ff.
6. Güterrechtsstatut: ab 1. 1. 1965 Art 17 IPRG 1965. Art 17 §1 Die persönlichen Beziehungen der Ehegatten sowie ihre Vermögensbeziehungen unterfallen ihrem jeweiligen gemeinsamen Heimatrecht. Das jeweilige gemeinsame Heimatrecht der Ehegatten bestimmt, ob es zulässig ist, einen Ehegütervertrag abzuschließen, abzuändern oder aufzuheben. §2 Die auf einem Ehegütervertrag beruhenden Vermögensbeziehungen unterfallen dem gemeinsamen Heimatrecht der Parteien im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses.
§3 Haben die Ehegatten kein gemeinsames Heimatrecht, so ist das Recht des Staates maßgeblich, in dem beide Ehegatten ihren Wohnsitz haben; haben die Ehegatten keinen Wohnsitz in demselben Staate, so ist polnisches Recht maßgeblich.
Vor 1.1.1965 galten Art 14,15 des Gesetzes v 2. 8.1926 über das für internationale Privatverhältnisse geltende Recht, iVm Art 15 des Gesetzes v 2. 8.1926 über das für die inneren privaten Verhältnisse geltende Recht - Wortlaut beider Gesetze: 2 M A K A R O V , Quellen Bd I Polen 4 ff, 26 ff. (331)
Karl Firsching
Art 25 94
Einführungsgesetz
Gesetzlicher Güterstand: Errungenschaftsgemeinschaft. Einzelheiten gibt GEILKE, in: Polen Grdz D Rz 4 7 ; BOSCHAN, Europäisches Familienrecht5 392 f.
FERID-FIRSCHING
94 Portugal 1. Schrifttum: LISBONNE, in: JCIDrComp, Bd II Portugal Chapitre III Les Biens des Epoux Nr 72 ff, VI Successiones et Testaments Nr 222 ff, VIII Dispositions de Droit International Nr 355 ff (Stand: 1967). Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1970 Nr 17 (München) - gesetzliches Erbrecht nichtehelicher Kinder nach ihrer Mutter.
2. Die Staatsangehörigkeit ist geregelt im Gesetz Nr 2098 v 20. 7. 1959 über die portugiesische Staatsangehörigkeit - Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Portugal S 3 ff. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Portugal bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Kollisionsrecht: Der Cödigo Civil von 1966 [Gesetzesdekrete Nr 47 344 v 25. 11. 1966 und Nr 496/77 v 25. 11. 1977] - wirksam 1. 6. 1967 - vorher: CC von 1867 enthält in den Art 14-65 internationalprivatrechtliche Bestimmungen, darunter für das Erbrecht die Art 62-65. Portugal folgt dem Prinzip der Nachlaßeinheit. Die Erbfolge regelt das Personalstatut, das nach Art 31 das Recht der Staatsangehörigkeit darstellt. Dazu: Art 62 Zuständiges Recht Die Erbfolge regelt das Personalstatut des Erblassers zur Zeit seines Todes; dieses bestimmt auch die Befugnisse des Erbschaftsverwalters und des Testamentsvollstreckers.
Art 63 Verfügungsfähigkeit (1) Die Fähigkeit, eine Verfügung von Todes wegen zu errichten, abzuändern oder zu widerrufen, sowie die Erfordernisse einer besonderen Form der Verfügungen wegen des Alters des Verfügenden regelt das Personalstatut des Erblassers zur Zeit der Erklärung. (2) Wer nach Errichtung der Verfügung ein neues Personalstatut erwirbt, behält die zum Widerruf der Verfügung notwendige Fähigkeit nach den Bestimmungen des früheren Personalstatuts.
Art 64 Auslegung der Verfügungen; Fehlen und Mängel des Willens Das Personalstatut des Erblassers zur Zeit seiner Erklärung regelt: a) die Auslegung der entsprechenden Klauseln und Verfügungen, es sei denn, es liege eine ausdrückliche oder konkludente (implícita) Bezugnahme auf ein anderes Recht vor; b) das Fehlen und die Mängel des Willens; c) die Zulässigkeit von gemeinschaftlichen Testamenten oder Erbverträgen, was letztere angeht, unbeschadet des Art. 53. Art 65 Form (1) Die Verfügungen von Todes wegen, ihr Widerruf oder ihre Änderung sind, was die Form angeht, wirksam, wenn sie den Vorschriften des Rechts des Ortes entsprechen, an dem das Rechtsgeschäft vorgenommen wurde, oder den Vorschriften des Personalstatut des Erblassers, sei es im Zeitpunkt
Karl Firsching
(332)
Art 25 95
1. Abschnitt. Allgemeine Vorschriften
der Erklärung oder im Zeitpunkt des Todes, oder auch den Vorschriften des Rechtes, auf das die Konfliktsnorm des Ortsrechts verweist. (2) Verlangt jedoch das Personalstatut des Erblassers im Zeitpunkt der Erklärung bei Strafe der Nichtigkeit oder Unwirksamkeit die Beachtung einer bestimmten Form auch für den Fall, daß das Rechtsgeschäft im Ausland vorgenommen wird, so ist das Erfordernis zu beachten.
Der Wortlaut der kollisionsrechtlichen Bestimmungen ist wiedergegeben in ROV, Quellen 3 (1978) 196 ff sowie in RabelsZ 32 (1968) 513 ff.
MAKA-
Wegen Einzelheiten s N E U H A U S und RAU, Das Internationale Privatrecht im neuen portugiesischen Zivilgesetzbuch, RabelsZ 32 (1968) 500 sowie L I S B O N N E Nr 355 ff. Art 63 CC wird ergänzt durch Art 2223 CC: Das von einem Portugiesen im Ausland unter Wahrung der Ortsform errichtete Testament erzeugt in Portugal nur dann Wirkungen, wenn eine feierliche Form (forma solene) bei seiner Errichtung oder Genehmigung eingehalten worden ist. Renvoi: Art 16-19 CC. Rückverweisung wird dann beachtet, wenn der Erblasser seinen gewöhnlichen Aufenthalt auf Portugiesischem Gebiet hat, oder wenn das Recht des Staates, in dem er seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, ebenfalls das portugiesische interne Recht als zuständig ansieht. Weiterverweisung wird dann beachtet, wenn das bezuggenommene Heimatrecht bei Immobilien auf die lex rei sitae verweist. Personalstatut eines Staatenlosen ist das Recht des gewöhnlichen Aufenthaltsortes oder bei Minderjährigen oder Entmündigten das Recht des gesetzlichen Wohnsitzes Art 32 CC. Weitere Einzelheiten s N E U H A U S und RAU, Das Internationale Privatrecht im neuen portugiesischen Zivilgesetzbuch, RabelsZ 3 2 ( 1 9 6 8 ) 5 0 0 sowie L I S B O N N E Nr 3 5 5 ff. 5. Das materielle Erbrecht enthält der Code Civil von 1 9 6 6 in seinen Art 2 0 2 6 ff. Das gemeinschaftliche Testament ist nicht zugelassen (Art 2181 CC), unbekannt ist das eigenhändige Testament. Weitere Einzelheiten s L I S B O N N E Nr 2 2 2 ff. 6. Güterrechtsstatut (Art 52-54 CC): Gemeinschaftliches Heimatrecht der Ehegatten zZ der Eheschließung, bei divergierender Staatsangehörigkeit subsidiär Recht ihres gemeinsamen gewöhnlichen Aufenthalts zZ der Eheschließung, subsidiär ihres gemeinsamen erstehelichen Aufenthaltes. Gesetzlicher Güterstand: Errungenschaftsgemeinschaft - Art 1717 ff CC. Vor 1. 6. 1967: Allgemeine Gütergemeinschaft (Art 1098 - CC 1867). Weitere Einzelheiten: F E R I D Portugal 48 ff.
BOSCHAN,
Europäisches Familienrecht5 410;
BERGMANN-
Rumänien
95
1. Schrifttum: ALEXIANU, Das internationale Privatrecht und Fremdenrecht in Rumänien, Zschr f OsteuropR NF 1943, 141 ff; SZASZY, Private International Law in the European People's D e m o c r a c i e s ( B u d a p e s t 1 9 6 4 ) ; FILIPESCU u n d JACOTA, D r e p t I n t e r n a t i o n a l Privat ( 1 9 6 8 ) ; TONTSCH,
Die Rechtsstellung der Ausländer in Rumänien (1975). IONASCO, in: IntEncCompL, Bd I National Reports „Rumania" R 25 ff; GRUBER-CONSTANTIU, in: JClDrComp, Bd II Roumanie Chapitre III Régimes Matrimoniaux Nr 83 ff, V Successions Nr 186 ff, V I D r o i t I n t e r n a t i o n a l Privé N r 2 2 3 ff (Stand: 1 9 6 5 ) ; IOHAN-MIHUTA-ALEXANDRU LESVIODAX:
Repertoriu de Practica Judiciara in Materie Civila a Tribunalulut Suprem Si A Altor Instante Judecatoresti Pe Anii 1952-1969 (Bukarest 1970); The Law of Inheritance in Eastern Europe and in (333)
Karl Firsching
Art 25 95
Einführungsgesetz
the Peoples Republic of China (1961); EBERT, Unele probleme de drept succesoral, in lumina dreptului international privat romän: Justitia Nona 1965, 59 ff. Gutachten zum Kollisionsrecht und Erbrecht: IPG 1965/66 Nr 47 (Hamburg) - erbrechtliches IPR intertemporales, interritoriales Recht - altösterreichisches Erbrecht - Nießbrauch - Erbschein; IPG 1971 Nr 18 (Hamburg)-rumänisches internationales und nationales Ehegüterrecht; IPG 1975 Nr 38 (Köln) - Testamentsstatut nach rumänischem IPR - Testamentserfordernisse nach Codul Civil Testierfreiheit und Herabsetzungsanspruch der Vorbehaltserben - Annahme der Erbschaft; IPG 1976 Nr 28 (Göttingen) - Zusammentreffen von deutschem Erbrecht und rumänischem Ehegüterrecht - Versteinerung des Güterstandes - Grundzüge des rumänischen Ehegüterrechts. Rechtsprechung: AG Braunschweig (10. 8. 1957) IPRspr 1956/57 Nr 147 - zum rumänischen internationalen und sachlichen Erbrecht (Erbfall: 1951) - Nachlaßspaltung - ZGB von 1864 durch Dekret v 21. 6. 1943 in allen Teilen Rumäniens eingeführt; BayObLGZ 1974,460 (28. 11. 1974) rumänisches Erbstatut (Erbfall: 23.10.1954)-Nachlaßspaltung-testamentarische Erbfolge-nach rumänischem Recht können nur Vermächtnisse angeordnet werden - im Erbschein nur gesetzliche Erbfolge zu bezeugen; OLG Hamm (12. 12. 1976) NJW 1977, 1591 m Anm REINARTZ = DNotZ 1978, 243 - Ehegatten besaßen ursprünglich rumänische Staatsangehörigkeit - starben als Deutsche - rumänisches Güterrechtsstatut - Versteinerung (s BayObLGZ 1961, 128; BGH FamRZ 1963, 512).
2. Die rumänische Staatsangehörigkeit ist geregelt im Gesetz über die rumänische Staatsbürgerschaft v 1 7 . 1 2 . 1 9 7 1 - Wortlaut: B E R G M A N N - F E R I D Rumänien 1 ff. Dazu die dortigen Bemerkungen zum früheren Recht. 3. Staatsvertragliche Regelungen auf dem Gebiet des Erbrechts zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien bestehen nicht. Damit greifen die allgemeinen Kollisionsregeln ein. 4. Das rumänische Kollisionsrecht folgt dem Grundsatz der Nachlaßspaltung. Die Erbfolge in unbewegliche Sachen beurteilt sich nach der lex rei sitae, die Mobiliarerbfolge bestimmt sich nach dem Heimatrecht des Erblassers im Zeitpunkt seines Todes. Diese Regelung entnimmt man einer extensiven Auslegung des Art 2 Abs 2 des Einleitenden Titels zum Codul Civil von 1865: Nur die auf rumänischem Staatsgebiet belegenen Immobilien sind den rumänischen Gesetzen unterworfen, auch wenn sie im Eigentum von Ausländern stehen.
Obwohl der Wortlaut der Vorschrift nur die in Rumänien belegenen Immobilien erfaßt, wird die Bestimmung gleichfalls auf Grundstücke angewendet, die im Ausland belegen sind und rumänischen Staatsangehörigen gehören. So IPG 1975 Nr 38 (Köln) S 312/313 unter Hinweis auf die E des rumänischen Obersten Gerichtshofs v 27. 10. 1973, in: Culegere de decizii ale Tribunalului Suprem pe anul 1973, 225, 231 ff; so auch F I L I P E S C U 236-238. Die Testierfähigkeit beurteilt sich nach Art 2 Abs 2 Codul Civil (Heimatrecht des Erblassers). Art 885 Codul Civil enthält eine Kollisionsnorm über die Form letztwilliger Verfügungen: Ein rumänischer Staatsangehöriger kann im Ausland sein Testament eigenhändig handschriftlich oder in authentifizierter, am Verfügungsort gültiger Form errichten.
5. Das rumänische materielle Erbrecht ist enthalten im Codul Civil v 26. 11. 1864 wirksam: 1. 12. 1865 - , der das französische Recht zum Vorbild genommen hat. Rumänischer Text: (unter Berücksichtigung der zwischenzeitlichen Änderungen) Codul Civil, hrsg vom Ministerul Justitii Bukarest 1958. Das Erbrecht regeln die Art co « C -S S a, 3 c a. .S .Sf< ft. 00 K C :0 1 b 1 | | rS -w ^ "u E U CJ < u m o QJ ix n> ¡2 S .c hH eO o CS CO C 3 J3 'S M c .22 § 2P es v, x; S Ä u ¡1 ra ca u oo q CO c « c3 t3 x> x> 2O rS u 'S s -5 O I (121)
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