Historisches Textverstehen: Rezeption und Identifikation in der multiethnischen Gesellschaft 3643123329, 9783643123329


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INHALTSVERZEICHNIS
IN INTERDISZIPLINARER PERSPEKTIVE
TEXTVERSTEHEN
DAS
QUANTITATIVE ERGEBNISSE DER STUDIE
t P
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Historisches Textverstehen: Rezeption und Identifikation in der multiethnischen Gesellschaft
 3643123329, 9783643123329

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Manuel Koster

Historisches Textverstehen Rezeption und Identifikation in der multiethnischen Gesellschaft

LIT

Manuel Koster

Historisches Textverstehen

Geschichtskultur und historisches Lernen herausgegeben von

Prof. Dr. Saskia Handro und

Prof. Dr. Bernd Schonemann

Band 11

LIT

Manuel Koster

Historisches Textverstehen Rezeption und Identifikation in der mul tiethnischen Gesellschaft

LIT

Gedruckt auf alterungsbestandigem Werkdruckpapier entsprechend ANSI Z3948 DIN ISO 9706

D6

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet tiber http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-643-12332-9 Zugl.: Mtinster (Westf.), Univ., Diss., 2012

©

LIT VERLAG Dr. W. Hopf Berlin

2013

Verlagskontakt: Fresnostr. 2 D-48159 Mtinster Tel. +49 (0) 251-6203 20 Fax +49 (0)2 51-231972 E-Mail: [email protected] http://www.lit-verlag.de Auslieferung: Deutschland: LIT Verlag Fresnostr. 2, D-48159 Miinster Tel. +49 (0) 251-620 3222, Fax +49 (0) 2 51-922 60 99, E-Mail: [email protected] Osterreich: Meclienlogistik Pichler-OBZ, E-Mail: [email protected] E-Books sind erhal.tlich unter www.litwebshop.de

INHALTSVERZEICHNIS

.... 9

EINLEITUNG

1.

Textverstehen und Identitat in interdisziplinarer Perspektive .. 14 1.1 Textverstehen aus Perspektive der Leseforschung .. 14 1.2 Geschichtsdidaktische Untersuchungen zurn historischen Textverstehen .. . ....... .......... .... . .............. . 16 1.3 Identitat als geschichtsdidaktische Kategorie ......... ....... . . 23 1.4 Identitat als sozialpsychologische Kategorie . 24 1.5 Konstruktion, Speicherung undAbrufvon Wissen aus Sicht der Kognitionspsychologie ............................................ . 29 1.6 Schematheorie und Identitatskonstrukte ...... . ........ 30 1. 7 Historische Werturteile als geschichtsdidaktische Herausforderung ....... .......... ..... . ....... ..... . ............... 33 1.8 Nationalsozialismus als identitatsrelevanter, werturteilsbesetzter historischer Sachverhalt .. .... .... .. . ....... ..... . 35

2.

Das ModeII des Verstehens von Geschichtstexten .. 2.1 Textverstehen als dynamische mentale Modellkonstruktion ... 2.2 Doma.nenspezifische Profilierung des Modells

3.

Methodische Uberlegungen 3.1 Auswahl der Probanden ... 3.2 Design und Durchfohrung der Untersuchung 3.3 Auswertung . ... .. .......... .... ............... .

4.

Quantitative Ergebnisse der Studie . ............... . ........... ........... 63 4.1 Werturteile und Identitatskonzepte im Gesamtsample ... 63 4.1.1 Exkurs: Vergleich mit den Studierenden ....... . ...................... 79 4.2 Clusteranalyse . .......... ... . ....... ........ . 86 4.3 Weitergehende Analyse der Fragebogen der Interviewpartner 93 4.3.1 Deklaratives und prozedurales Wissen .......... . ...................... 93 4.3.2 Interesse an Geschichte und Lesemotivation ................. 96 4.3.3 Identitatspraferenzen der Probanden .. ....... .... .... 98 4. 3.4 Themenspezifische Assoziationen . .... ....... ........ . ...... 100 4.4 Exkurs: Grenzen quantitativer Verfahren ..... 101

5.

Identitat und historisches Textverstehen - Fallbeispiele .. .... 5.1 Identitatsbestatigung durch Dichotomisierung ..... 5.1.1 ,,Die Deutschen" und ,,die Nazis" - Fallbeispiel Niklas. ..... 5.1.2 ,,Die Deutschen" und ,,die Juden" - Fallbeispiel Kai ..... . ..... 5.2 Identitatsbestatigung durch Anwendung prozeduralen Wissens .... 5.2. l Familienzugehorigkeit als Einfl.ussgri:il3e beim Verfassen einer Darstellung: Fallbeispiele Johannes und Svenja ........................... 5.2.2 Nationale Zugehorigkeit als Einfl.ussgrol3e beim Verfassen einer Darstellung: Fallbeispiel Christian ................................................

. 43 . 43 . 45

....... 52 .52 ....... 53 ....... 60

104 105 105 121 156 156 179

5.3 5.3.1 5.3.2 5.4 6.

Identitatsbestatigung durch Personalisierung: F allbeispiele Annika und Haluk

193

Personalisierung als starres Alltagskonzept: FallbeispielAnnika .......... 199 Personalisierung als differenzierbares Alltagskonzept: Fallbeispiel Haluk ............................ 213 Identitatsbalance bei widerspruchlichen Identitatsbezugen: Fallbeispiele Finlay und Leonidas .. . ..... ..... ....... ....... . . ...... 222

Zusammenfassung: Textverstehen im Spannungsfeld von ldentifikationsbediirfnissen und historischen Werturteilen

........ 244

7.

Quellen- und Literaturverzeichnis

8.

Abbildungsverze ichnis ....

..... 281

9.

Tabellenverzeichnis.

..... 282

10.

Anhang 10.1 Anhang 1: Fragebogen ........................ .... ....... . 10.2 Anhang 2: Interviewleitfaden 10.3 Anhang 3: Auszug aus Goldhagen 10.4 Anhang 4: Experimentaltext 10.5 Transkriptionszeichen .................... ...... .

.......... 258

.. 284 . ...... 284

....... ....... ........ ........

298 300 302 303

VoRWORT

Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2012 von der Philosophischen Fak:ultat der Westfalischen Wilhelms-Universitat Munster unter dem Titel ,,Historisches Textverstehen in der multiethnischen Gesellschaft am Beispiel ,Holocaust'" als Dissertation angenommen und ist am 22. April 2013 verteidigt worden. Fur den Druck wurden geringfogige Anderungen vorgenommen. Die Dissertation lag Prof. Dr. Saskia Handro (Universitat Munster) und Prof. Dr. Bernd Schonemann (Universitat Munster) zum Gutachten vor. Hierfur sei ihnen ebenso gedankt wie fur die Aufnahme in die Reihe ,,Geschichtskultur und historisches Lemen". Mein Dank gilt daruber hinaus meinem Prufer im Nebenfach Anglistik, Prof. Dr. Klaus Stierstorfer (Universitat Munster). Eine Dissertation wird von nur einem Autor verantwortet, kann aber kaum ohne Unterstutzung entstehen. Wahrend der gesamten Qualifikationsphase habe ich in vielfaltiger Form Anregung, Bestarkung und konstruktive Kritik erhalten. Ich danke Frau Prof. Dr. Saskia Handro, die stets ein offenes Ohr fur Fragen hatte, fur die Betreuung der Dissertation und filr wertvolle DenkanstoBe. Den Teilnehmem der geschichtsdidaktischen Oberseminare an den Universitaten in Munster und Bochum danke ich fur die kritische Diskussion meines Projektes. Mit Prof. Dr. Roiger Thunemann sowie den Munsteraner Mitdoktoranden am Institut fur Didaktik der Geschichte habe ich nicht nur methodische Fragen geklart, sie alle haben auch Teile der muhevollen Korrekturlekture ubemommen. Ihnen gilt mein besonderer Dank. Danken mochte ich auch Frau Anne Ritter, die das Layout der vorliegenden Publikation ubemommen hat. Besonders herzlich mochte ich mich bei den Schulerinnen und Schulem, den Rektorinnen und Rektoren sowie den Lehrerinnen und Lehrern der beteiligten Gesamtschulen bedanken, die hier !eider ungenannt bleiben m ussen. Ohne ihre Offenheit und Kooperationsbereitschaft hatte die vorliegende Studie nicht entstehen konnen. SchlieBlich umarme ich die Menschen, die wahrend der Qualifikationsphase mit Ruckhalt, Unterstutzung und Ablenkung fur mich da waren: Meine Familie, meine Freunde - und vor allem Tina. Danke! Munster, im Juni 2013

Manuel Koster

EINLEITUNG

Es ist ein groj3er Unterschied, ob ich Iese zum Genuss und Belebung oder zur Erkenntnis und Belehrung. 1 (Johann Wolfgang von Goethe)

Historisches Lemen ist untrennbar mit dem Lesen verbunden. Nicht nur erfollt das Schulbuch im Geschichtsunterricht noch immer die Rolle eines Leitmediums, 2 auch Textquellen mussen, um kritisiert und interpretiert werden zu konnen, zunachst einmal gelesen werden. Schulbucher und wissenschaftliche Literatur, aber auch zahlreiche andere Medien der Geschichtskultur sind schriftlich verfasst: Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, popularwissenschaftliche Magazine, nicht zuletzt historisch ausgerichtete Websites im Internet. Historisches Lemen ohne Lesen erscheint kaum vorstellbar. Der Geschichtsunterricht ist ein ausgemachtes Lesefach. 3 Die Begriffe ,,Text" und ,,Lesen" werden heute in der kulturwissenschaftlich inspirierten Forschung sehr weit verwendet. ,,Text" bezieht sich hier nicht !anger ausschliel3lich auf schriftlich kodierte Information, ,,Lesen" muss sich nicht zwangslaufig mit solcher Information befassen. Auch Bilder konnen ,,Text" sein, auch Femsehdokumentationen konnen ,,gelesen" werden. Diese begriffliche Ausweitung verweist auf die zentrale Rolle, die das Lesen als kulturelle Praxis einnimmt. Nicht umsonst ist die Rede von der Lesekompetenz als der ,,vielleicht wichtigsten Schlusselqualifikation, die uber die Schule hinaus eine Voraussetzung for die Teilnahme an einer Vielzahl gesellschaftlicher Aktivitaten ist" .4 Gerade wenn es um Geschichte geht, so lite die Behauptung, alles sei Text, jedoch nicht als Metapher missverstanden werden. ,,Eine Erkenntnis des Menschen und seiner Welt ist dann historisch, wenn sie die formalen Bedingungen einer erzahlbaren Geschichte erfullt. In der narrativen Struktur historischer Aussagen liegt die methodische Eigenart der Geschichtswissenschaft begrundet", wie Jorn Rusen unter Berufung auf den Geschichtstheoretiker Arthur C. Danto schreibt. 5 Form ales Merkmal der Geschichte ist also, dass sie in aller Regel im Modus der Erzahlung, als Narration, prasentiert wird. Diese Narration kann, unabhangig davon, in welchem Medium sie prasentiert wird, in eine schriftliche Form ubertragen und somit

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5

Bernhard Seuffert u. Max Hecker (Hrsg.): Goethes Werke. Herausgegeben im Auftrag der GroBherzogin Sophie von Sachsen. 42. Band, II. Abteilung: Maximen und Reflexionen iiber Kunst, Natur und Wissenschaft. Weimar 1904, S. 251. Vgl. Bernd Schonemann u. Roiger Thiinemann: Schulbucharbeit. Das Geschichtslehrbuch in der Unterrichtspraxis. Schwalbach/Ts. 2010, S. 7. Er ist dies auch in der Wahrnehmung der Schiilerinnen und Schuler. Diese gaben in der Studie Youth & History die Verwendung von Schulbuch und/oder Arbeitsblattern als am weitesten verbreitete Lemform an. V gl. Bodo von Borries: Jugend und Geschichte. Ein europaischer Kulturvergleich aus deutscher Sicht (Schute und Gesellschaft, Bd. 21). Opladen 1999, S. 59. Ulrich Schiefele, Cordula Artelt, Wolfgang Schneider u. Petra Stanat: Einfuhrung. In: Dies. (Hrsg.): Struktur, Entwicklung und Forderung von Lesekompetenz. Vertiefende Analysen im Rahmen von PISA 2000. Wiesbaden 2004, S. 9-12, Zitat S. 9. Jorn Riisen: Geschichte als Wissenschaft. Kapiteleinfuhrung. In: Klaus Bergmann, Klaus Frohlich, Annette Kuhn, Jorn Riisen u. Gerhard Schneider (Hrsg.): Handbuch der Geschichtsdidaktik. 5., iiberarb. Aufl. Seelze-Velber 1997, S. 99- 110, Zitat S. 105.

Einleitung in ganz mspriinglichem Sinne gelesen werden. Mehr noch: Ein uberwiegender Tei! der historischen Darstellungen verweist - neben anderen Quellensorten - auf schriftlich verfasste Pra-Texte, auf schrift!iche Quellen und fruhere Darstellungen, zuruck. Auch Hilke Gunther-Arndt weist auf den doppelten Zusammenhang von Geschichtswissenschaft und Sprache hin: Zurn einen ist die Mehrzahl der Quellen sprachlich verfasst, zum anderen !assen sich die Ergebnisse wissenschaftlicher Historiographie nm sprachlich darstellen. ,,Sprache war und ist in diesem Verstandnis das wichtigste Werkzeug von Historikem auf der Erkenntnis-, Darstellungs- und Diskmsebene."6 Geschichte als retrospektives Konstrukt existiert nm im Medium Sprache. Man kann sich der Geschichte nm sprachlich nahem, eine Realbegegnung mit Geschichte oder gar m it vergangener Wirklichkeit ist nicht moglich. 7 Dies gilt ebenso for den Geschichtsunterricht, der sich ebenfalls auf Reprasentationen vergangener Wirklichkeit, nicht auf diese Wirklichkeit selbst, bezieht. Das bedeutet freilich nicht,