Historische neuenglische Laut- und Formenlehre 9783111588568, 9783111214948


203 81 14MB

German Pages 150 [184] Year 1965

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Inhalt
Literatur
Abkürzungen
Erklärung der Zeichen
Einleitung
Lautlehre
Formenlehre
Wortregister
Front Matter 2
Inhaltsübersicht
Geisteswissenschaften
Naturwissenschaften
Technik
Sammlung Göschen / Bandnummernfolge
Autorenregister
Recommend Papers

Historische neuenglische Laut- und Formenlehre
 9783111588568, 9783111214948

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

S A M M L U N G G Ö S C H E N BAND 735

HISTORISCHE NEUENGLISCHE LAUT- UND FORMENLEHRE von

DR.

EILERT

EKWALL

em. Prof. d. Univ. L u n d (Schweden)

Vierte, verbeueerte

Auflage

WALTER DE GRUYTER & CO.

vormals G. J . Gfochen'sche V e r l a g s h a n d l a n g • J . Gnttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • K a r l J . T r ü b n e r • Veit & C o m p . B E R L I N

1965

Copyright 1965 by Walter de Gruyter = wird (wurde) zu

frz. = f r a n z ö s i s c h lat = lateinisch me. - m i t t e ) e n g l i s c h ndl. = n i e d e r l ä n d i s c h ne- = n e u e n g l i s c b wg. = w e s t g e r m a n i s c h < = entstanden aus

Erklärung der Zeichen. a] lb. oder lx. 1 ) = d. a in Mann, lang in d. Vater, engl, father. ä] lx. oder lf. = frz. « in madame. ;e] lfw. •= engl, a in cab. a] mb. = engl, u in cut. e] mfn. = d. e in sehen. ej mfw. = d. e in Bctl, engl, e ir. bed. e] lfn. = engl, e in thcre. aj nix. = engl, e in father. a:] lxn. = engl, u in turn, i in biril usw. i] hfn. = frz. i in si, d. wie. I] hfw. = d. i in Wind, engl, i in xit. o] mbnr. = d. o in so. ö] mbwr. = d. o in Gott. o] lbr. = engl, o in not (Ibwr.), au in laud (Ibnr.). ii] hbnr. = d. u in du. u ] hbwr. = d. « in Hund, engl, w in füll. y] hfnr. = d. w in Mühe. Vokailänge wird durch nachgesetztes Kolon bezeichnet: [a:] usw. Starkbetonte Silbe wird durch vorgesetztes ' bezeichnet; [bi'said]. [o] = ic/i-Laut. M = n9 lar>9(JJ = sh in engl, shall, [p] = engl, th in think. [3] = engl, th in this. [hw] = engl, iu/i in ivhen. [x] = ach-Laut. [z] = d. s in sehen. [5] — frz. j in joie, engl, si in vision. b. = back, f. = front, h. = high, l.-low, ni. - niid. n. = narrow, r. = round, w. = wide, x. = mixt-d.

6

Erklärung' der Zeichen.

W o kein Mißverständnis zu befürchten ist, wird statt [e, ö, I, u ] immer [e, o, i, u] geschrieben. Die heutigen englischen Diphthonge werden folgendermaßen bezeichnet: [ai] wie in die, [ei] wie in day, [oi] wie in boy, [au] wie in now, [ou] wie in no. Me. lange Vokale werden durch übergesetzten Strich gekennzeichnet: ä, % usw. Offene Qualität von e, ö wird durch ein Häkchen (f, ö), geschlossene Qualität durch untergesetzten Punkt (e, q) bezeichnet. Phonetische Transkriptionen werden durch eckige Klammern gekennzeichnet.

Einleitung. 1. Als Scheidepunkt zwischen der niittelenglischen und der neuenglischen Periode wird gewöhnlich die Wende des 16. Jahrhunderts angesetzt Eine scharfe Grenze zwischen den beiden Perioden läßt sich natürlich nicht ziehen, und gute Gründe können sowohl für eine etwas frühere wie für eine etwas spätere Grenze angeführt werden. Aus mehreren Gründen empfiehlt sich der erwähnte Zeitpunkt. Erst seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts liegen z. B. direkte Zeugnisse über englische Aussprache vor. Die Anfänge einer Gemeinsprache reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Eine über den Mundarten stehende Schriftsprache, die im wesentlichen auf die Londoner Sprache gegründet ist, kann seit etwa 1500 als allgemein anerkannt betrachtet werden. Die Einigung betraf zunächst wesentlich die Schriftsprache. Die Umgangssprache hat lange fortgefahren, von den Mundarten abhängig zu sein, was für das 16. und 17. Jahrhundert aus direkten Zeugnissen hervorgeht. Noch immer können übrigens verschiedene Typen von Standard English aufgestellt werden. Jedoch wissen wir, daß schon im 16. Jahrh. das Englisch der Hauptstadt mit Umgebung für das mustergültige gehalten wurde. In der vorliegenden Arbeit wird nur die Gemeinsprache behandelt. 3. Bekanntlich ist in der südenglischen Gemeinsprache

8

Einleitung.

der Sprachgebrauch, besonders die Aussprache, noch nicht ganz einheitlich; vgl. z. B. §§ 20, 75. Für das ältere Neuenglisch sind gewiß noch zahlreichere und größere Variationen vorauszusetzen. Nur durch die Annahme verschiedener Aussprachetypen innerhalb der G emeinsprache lassen sich Schwankungen wie diejenige zwischen [i, e] und [a] in bird u. dgl. oder die verschiedene Entwicklung von au in daughter und draught usw. erklären. Sehr stark tritt Schwanken in der Formenlehre, besonders auf dem Gebiete der starken Verba, hervor. Präterita wie rid, begun und Partizipia wie rid, broke, began, die im Frühneuenglischcn nicht sehr gewöhnlich sind, werden im 17. und 18. Jahrh. sehr häufig, um im 19. Jahrh. fast vollständig aufgegeben zu werden. Hier müssen verschiedene Formen Jahrhunderte hindurch nebeneinander gebräuchlich gewesen sein. 4. Quellen der neuenglischen Lautgeschichte. a) Die Schreibung ist für die ne. Lautgeschichte ein Hilfsmittel von begrenztem Wert. Die Orthographie war schon im 16. Jahrh. von der Tradition stark abhängig und gab nicht mehr die Aussprache getreu wieder. Dazu kommt, daß in der fne. Periode etymologische Schreibung mehr und mehr die Mode wurde; Schreibungen wie debt, fault, habit kamen jetzt auf oder setzten sich fest. Jedoch war die Schreibung im 16. Jahrh. noch oft ziemlich unregelmäßig und kann deshalb gelegentlich über die Aussprache eine Andeutung geben. "Wichtig ist der Ansatz zur orthographischen Unterscheidung von [i:] und [e:], [u:] und [o:]; vgl. §§ 51, 76. In den späteren Jahrhunderten ist die Orthographie immer regelmäßiger geworden, ohne sonst "wesentlich verändert zu werden. Die Aussprache hat sich dagegen stark verändert, und der Abstand zwischen Aussprache und Schreibung ist immer größer geworden. b) Reime werden mit Kecht als ein wertvolles laut-

Einleitung.

9

geschichtliches Hilfsmittel betrachtet. "Wenn ein "Wort, dessen Aussprache unbekannt ist, im Reime mit einem Wort von bekannter Aussprache vorkommt, so kann man die Aussprache des ersteren erschließen. Eine Voraussetzung ist natürlich, daß der Eeim genau ist, und der "Wert des Reimes als Kriterium hängt offenbar aufs engste mit der Genauigkeit der Reimtechnik zusammen. Im 16. Jalirh. wurde im ganzen strenge Reimtechnik erstrebt, und z. B. Shakespeares Reime sind für die Feststellung seiner Aussprache von nicht geringem "Wert. Spätere Dichter, -wie Dryden, Pope u. a., verfahren viel freier. Ein Dichter, der wie Dryden unbedenklich z. B. ale: ball, rain :wan reimt, gibt uns keine sicheren Aufschlüsse über Aussprache. Dazu kommt, daß oft traditionelle Reime vorkommen. Für die späteren Perioden des Neuenglischen ist das Reimkriterium von geringem "Wert. c) Grammatikerzeugnisse. Das wichtigste Hilfsmittel bieten uns die direkten Angaben über Aussprache, die in Arbeiten von Aussprachelehrern, Orthographiereformatoren, Grammatikern u. dgl. begegnen. Die ältesten Arbeiten dieser Art sind meist dem Bedürfnis nach einer verbesserten Orthographie entsprungen (Smith, Hart, Bullokar, Butler, Hodges u. a.) und bieten Versuche einer phonetischen Schreibung. Oft werden in ihnen Versuche gemacht, die Laute zu beschreiben, oder die Aussprache wird durch Vergleiche mit fremden Lauten angedeutet. Andere sind auf Ausländer berechnete Darstellungen der englischen Aussprache oder seltener für Engländer geschriebene Darstellungen fremder Sprachen, in denen englische Laute mit fremden verglichen werden. Etwas später finden wir wissenschaftliche Darstellungen der englischen Aussprache (von "Wallis, Cooper u. a.). Besonders seit der Mitte des 17. Jahrh. erschienen zahlreiche Rechtschreibungslehren,

10

Einleitung.

oft mit phonetischen Einleitungen versehen (Price, Jones u.a.). Im 18. Jahrh. wurden mehrere wertvolle Aussprachewörterbücher veröffentlicht. Der Wert dieser Arbeiten ist sehr ungleich. Die Voraussetzungen der Verfasser waren verschieden. Der eine hatte ein gutes Olir und konnte feine Nuancen auffassen, der andere war in dieser Hinsicht weniger begabt Viele waren von der Schriftform mehr oder weniger abhängig, glaubten lautliche Unterschiede zu hören, wo nur die Schreibung verschieden war, oder betrachteten sogar die Schriftform als die Norm für die Aussprache; andere waren vorurteilsfreier. Die Angaben der Ausländer müssen mit besonderer Vorsicht benutzt werden. Die Ausländer hatten vielfach eine mangelhafte Kenntnis des Englischen, haben oft Laute fehlerhaft aufgefaßt oder englische Laute mit ganz verschiedenen fremden identifiziert Andererseits sind sie meist weniger konservativ und freier von Vorurteilen als die Engländer. Oft sind ihre Angaben außerordentlich wertvoll. Da die Angaben der Grammatiker oft unklar oder mehrdeutig sind, gehen die Ansichten über ihre Deutung vielfach auseinander. Es ist im Auge zu behalten, daß, wenn die Angaben einander zu widerstreiten scheinen, der Schluß nicht notwendig zu ziehen ist, daß eine richtig, die andere unrichtig ist. Beide können richtig sein; die Aussprache kann geschwankt haben. Über diese Arbeiten ist auf Ellis S. 31—48, Horn-Lehnert S. 77—117 und besonders Dobson S. 1—444 zu verweisen. Die folgenden seien hier kurz erwähnt. Der Hymnus an die hl. Jungfrau um 1500 in wallisische Orthographie umgeschrieben. Palsgrave, Les claircissement de la Langue Francoise 1530. Salesbury, Dictionary 1547; Introduction 1567. Smith, De recta et emendata Linguae Anglicae scriptione 1568. Hart, Orthographie 1569, Methode 1570. Beilot, Le Maistre d'escole anglois 1580. Bullokar, Booke at Large 1580, Aesop's

Einleitung.

11

Fables (phonetisch transkribiert) 1585, Mulcaster, Elementarie 1582. Gill, Logonomia Anglica 1619, 1621. Mason, Grammaire Angloise 1622. Butler, English Grammar 1633f. Daines, Orthoepia Anglicana 1640. Hodges, The English Primrose 1644 (Special Help to Orthographie 1643). Wallis, Grammatica Linguae Anglicanae 1653. Price, The Vocal Organ 1665, English Orthographie 1668. Wilkins, Essay 1668. Miege, Nouvelle Methode pour apprendre l'Anglois 1685. Jones, Practical Phonography 1701. Bysshe, Dictionary of Rhymes 1702. Lediard, Grammatica Anglicana 1725. Douglas, Treatise on English Pronunciatio c 1740. Elphinston, Principles of English Grammar 1765; Inglish Orthography 1790. Perry, The Only Sure Guide to the English Tongue 1776. Nares, Elements of Orthoepy 1784. Batchelor, Orthoepical Analysis 1809. Aussprachewörterbücher: Johnston 1764, Buchanan 1766, Kenrick 1773, Walker 1775 (Rhyming Dictionary), Sheridan 1780, Scott 1786, Walker 1791, Perry 1795, Jones 1798 (3. Aufl.), Smart 1836. 5. Quellen der ne. Formenlehre. Für eine Untersuchung der Formenlehre bietet die ne. Literatur, besonders die Prosaliteratur, das beste Material. Auf diesem Gebiete besteht zwischen Schriftsprache und Umgangssprache kein so wesentlicher Unterschied wie zwischen Schreibung und Aussprache. Daneben kommen auch die Angaben der Grammatiker 1 ) in Betracht; diese geben oft wertvolle Aufschlüsse. Die folgende Darstellung der Formenlehre, die nur ausnahmsweise auf den Sprachgebrauch der Poesie Rücksicht nimmt, basiert im wesentlichen auf einer Untersuchung- der Prosaliteratur. Für die Behandlung der starken Verba ist Price, A History of Ablaut in the Strong Verbs from Caxton to the End of the Elizabethan Period, Bonn 1910, wertvoll gewesen. ') Eine Zusammenstellung der Angaben der Grammatiker über das Verbum gibt Jacob Horn, Das englische Verbum nach den Zeugnissen von Grammatikern des 17. und 18. Jahrhunderts, Darmstadt 1911.

Lautlehre. I. Betonung. A. Lage des Haupttons. Germanische Wörter. 6. Für germanische Wörter gilt seit alters her die Regel, daß einfache Wörter und Ableitungen die Stammsilbe, präfixabgeleitete Nomina jedoch das Präfix betonen. Es heißt also z. B. 'foresight, 'bygone, aber for'bear, for'sooth. Ausnahmen beruhen meist auf Analogieeinfluß, z. B. be'quest, under'standing Sb., nach den Verben be'queath usw., 'answer, 'outlaw Vb. nach den Substantiven. Andere Ausnahmen sind z. B. Nomina mit den Präfixen mis-, un-, wie mis'deed, un'truth, un'kind; al'mighty, e'leven, thir'teen u. dgl. Diese Betonungen sind im allgemeinen seit dem Frühneuenglisohen bezeugt. 7. Zusammensetzungen betonen in der Regel das erste Element (vgl. jedoch § 12f.); also 'goldsmith, 'landlord usw. Ausnahmen sind besonders Bildungen wie bill-of-'fare, man-of-'war, Ortsnamen mit einem Adjektiv als erstem Element, wie Black'heath, South'am>pton (vgl. auch Newfoundland, Northumberland), auch z. B. all'hallows, north'west; back'gammon, man'kind; Pronomina wie my'self, who'ever, Adverbia u. dgl. wie here'after, with'in (siehe auch § 14). In der Poesie ist Betonung des zweiten Elementes die ganze ne. Periode hindurch gewöhnlich; vgl. eye'lid Shake-

Betonung.

13

speare, the wild sea'mew Byron. "Wahrscheinlich war diese Betonung in der Umgangssprache früher gewöhnlicher als heute. Die Wörterbücher des 18. Jahrh. geben sie in großer Ausdehnung an. Teilweise mag diese Bezeichnung zwar ebene Betonung andeuten (vgl. § 12); aber alle Fälle sind kaum derart zu erklären. Walker 1791 hat z. B. black'guard, church'Warden, sea'mew (aber 'seafight,-fort u. a.); Zeitgenossen haben hand'writing, post'chaise usw. Gill 1621 bezeugt für churchyard Schwanken. Heute 'churchyard, aber Saint Pauls Ghurch'yard (im Schottischen church'yard); auch 'church'yard. Romanische Wörter. 8. Nomina, in denen im Frz. (Lat.) nur eine Silbe der haupttonigen voranging, betonen meist die Anlautsilbe, wie 'favowr, 'probate, 'respite; 'foreign, 'modest. In längeren Wörtern ist der Hauptton gewöhnlich auf die zweite der betonten Silbe vorangehende Silbe, die meist nebentonig war. zurückgezogen; Endungen wie -eous, -ial zählen als zwei Silben. Regelrecht sind z. B. 'accurate, ex'travagant, fa'miliar, 'inventory, 'testimony, va'riety. 9. Diese Regeln sind aber oft durchbrochen. Die romanische Betonung ist oft besonders in späteren Lehnwörtern bewahrt, wie in Wörtern auf -ade, -eer (-ier), -esque, -ette, -oon, z. B. cha'rade, ca'reer, pictu'resque, ga'zette, bal'loon, und in fi'nance, la'pel, pe'tard, se'dan, august; oder spect'ator, ho'rizon, i'dea usw. Aber auch alte Lehnwörter haben bisweilen die romanische Betonung behalten, wie af'fair, es'quire, ex'ample, de'vout, gran'tee, les'see u. a. Eine schwere Mittelsilbe hat bisweilen den Hauptton auf sich gezogen, wie in ad'vantage, clan'destine, tri'umphal, in Wörtern auf -ental, -entary, wie funda'mental, ele'mentary u. dgl.

14

Lautlehre.

Einfluß von verwandten Wörtern erklärt z. B. die folgenden Betonungen: ad'vance, de'ceit, dis'tress, acquittance, con'dolence, de'cisive, im'postor, pro'fessor (nach Verben wie ad'vance, de'ceive usw.), 'accuracy (nach 'accurate), 'legislature (nach'legislate), 'spiritual (nach spirit). 10. Im älteren Ne. sind oft andere Betonungen als die heute geltenden bezeugt. Die romanische Betonung ist oft bewahrt. Im 16. Jahrh. (und teilweise später) hatten z. B. die folgenden Endbetonung: aspect, colleague, import, outrage, purlieu; im 18. z. B. carat, frontier, memoir, ridicule. Walker 1 7 9 1 betont car'mine, pre'text, commo'dore, reservoir, pJa'card. Alle betonen heute die erste Silbe. Oft schwankt die Betonung noch, wie in access, courtesan, survey, und besonders in späten Lehnwörtern wie debris, eclat, gourmand, levee. Die sozusagen regelrechte Betonung ist im älteren Ne. bisweilen bewahrt, während die heutige auf analogischen Einflüssen beruht. So war früher die Anlautsilbehaupttonig in acceptable, confessor (bis ins 19. Jahrh.), concordance (noch um 1800), corrosive, decretal, surveyor (heute acceptable usw. nach ac'cept usw.), die Zwischensilbe in cavalry, infantry (heute 'cavalry usw., vielleicht durch Gegensatzbetonung). Umgekehrt ist heute bisweilen die regelrechte Betonung durchgedrungen, während im älteren Ne. unregelmäßige Betonungen vorkamen. So wurden früher blasphemous, mischievous, retinue (nach blas'pheme, mis'chieve Vb., re'tain) auf der Zwischensilbe betont; heute'blasphemous usw. Noch immer schwanken accessary, anchovy, consistory, decadence, interstice, pianist u. a. ('accessary oder accessary usw.). 11. Präfixabgeleitete Verba betonen nach Muster germanischer Verba wie beseech, overlook meist die Stammsilbe, wie de'ny, pro'oced, a'bandon, counter'mand. Aus-

Betonung.

15

nahm. n erklären sich durch. Einfluß verwandter Wörter, wie 'combat, 'promise, 'conjure (nach'combat, 'promise Sb., 'conjurer) usw., 'consummate, '-prosecute (räch 'consum'mation usw.) u. dgl., oder als lautgesetzliche Betonungen (vgl. § 8;, wie in'terpolate, interrogate u. dgl., oder als bewahrte fremde Betonungen, wie acqui'esce, perse'vere (nach lat. - esco, perse'vero). Die zu erwartende Betonung ist nicht selten im älteren Ne. belegt, während die heutige auf analogischer Umbildung beruht. So waren 'ambush, 'envy, 'exile, 'traverse früher oft endbetont. Wörter wie 'confiscate, 'consummate, 'contemplate betonten bis ins 19. Jahrh. meist die Mittelsilbe. Persevere tritt bei Shakespeare als per'sever auf. B. Ebene Betonung. 12. Heute werden in vielen Wörtern zwei Silben haupittonig gesprochen. Das Alter dieser Betonung ist unsicher. Sie wird ziemlich sicher von Elphinston 1765 (in goldwatch, sea-side u. dgl.) erwähnt. Walker 1791 gibt amen als das einzige Wort "which is pronounced with two accents when alone"; offenbar meint er „das einzige einfache Wort", denn in den Wörterbüchern des 18. Jahrh. (Sheridan 1780, Scott 1786, Walker 1791 usw.) werden in Zusammensetzungen häufig zwei Silben als haupttonig bezeichnet. Die Angaben der Gewährsmänner gehen jedoch oft auseinander; so wird häufig neben ebener Betonung Endbetonung angegeben. Wahrscheinlich hatte sich die ebene Betonung schon entwickelt, aber die Orthoepiker hatten sie noch nicht klar erfaßt. Walker 1791 hat z. B. 'bay'window, 'by-'end, 'by-law, 'fullers 'earth. Bei Adjektiven bezeichnet er meist das erste oder zweite Glied als haupttonig, also z. B. 'hardfavoured, 'highminded; clear'sighted, high-spirited; aber er hat auch z. B. 'high-coloured, 'high-heaped. In der Auf-

16

Lautlehre.

läge 1806 ist die Zahl von Wörtern mit zwei Akzenten größer; Beispiele sind 'game'cock, 'penny-wise, 'wate.r'gruel. 13. Heute kommt ebene Betonung meist in Zusammensetzungen vor, und zwar besonders in Bildungen loserer oder mehr zufälliger Art, in denen das erste Glied fast als Attribut aufgefaßt werden kann. Hierhergehören z. B. Substantiva, in denen das erste Glied das Material bezeichnet (wie 'gold'watch, 'plum'pudding, 'tin'soldiers), oder Apposition ist (wie 'Prince'Consort, 'tom'cat, 'twin'brother), oder ein Adjektiv ist (wie 'common'sense, 'easy'chair, high'road, 'roast'beef), oder einzelne wie 'penny'stamp, 'evening'dress, 'parish'church, 'country'doctor, 'India'rubber, 'sponge'cake, oder Ortsnamen wie 'Hyde 'Park, 'Cheap'side, 'Graves'end, 'Guild'hall-, Adjektive wie 'dark'eyed, 'good'looking, 'ready-made, 'red-hot; Adverbiawie 'down'hill, 'inside, 'mid'stream usw. Auch Ableitungen mit Präfixen, deren Bedeutung stark ausgeprägt ist, haben oft ebene Betonung, wie 'unkind, 'un'do, 'arch'bishop, 'ex-manager, 'sub-editor u. dgl. Auch in anderen Wörtern kommt ebene Betonung vor, z. B. in Interjektionen wie 'a'men, 'hal'lo, 'hur'rah, in fremden Eigennamen wie 'Berlin, 'Chinese,' Wuter 'loo, in 'thir'teen, 'four'teen u. dgl. In allen diesen ist auch Aussprache mit starkem Nebenton auf der ersten Silbe gewöhnlich; der erste Hauptton hat sich gewiß aus diesem Nebenton entwickelt. C. Rhythmische Betonung. 14. Die englische Sprache hat eine ausgesprochene Neigung zur rhythmischen Bewegung, d. h. zu regelmäßiger Abwechslung zwischen stärker und schwächer betonten Silben. Diese Neigung bewirkt oft Veränderung der Betonung.

Betonung. Vokalisnius: Quantität.

17

Im Frühne. -wurden Wörter wie com'plete, su'preme, for'loni, un'backed vor Substantiven mit haupttonigem Anlaut anfangsbetont. Shakespeare hat z. B. 'com'plete 'armour, 'distinct 'offices, 'supreme 'fair u. dgl. Ähnliehe Fälle kommen auch später, wenn auch seltener, vor. "Walker erwähnt z. B. 'commodore 'Anson gegenüber commo'dore. Heute gehören hierher Fälle wie'Berlin 'wool, 'thirteen'men, diejedoch auch mit den folgenden zusammengehören können. In Wörtern mit ebener Betonung wird oft die Tonstärke des ersten Gliedes nach einer haupttonigen Silbe, die Tonstärke des zweiten Gliedes vor einer solchen vermindert. Beispiele: the 'old arch'bishop, he is 'so good-natured; 'afternoon 'tea, 'straw-hat 'factory u. dgl. Auch die Betonung gewisser Adverbia, Präpositionen u. dgl. schwankte im Frühne., teilweise gewiß aus rhythmischen Gründen. Beispiele: among, within, without, forthwith, henceforth, sometime. Vgl. z. B. I've 'cursed them 'without 'cause (Shakespeare). Schwanken ist im 18. Jahrh. häufig bezeugt und kommt in Präpositionen (mihi, within usw.) noch immer vor.

II. Yokalismus. A. Vokale in starktonigen Silben. Quantität. Kürzung vor einfachem Auslautkonsonant. 15. Diese Erscheinung fällt im wesentlichen in die Zeit nach dem Abfall des unbetonten -e, also in die spätme. und frühne. Periode. Auf ziemlich späte Kürzung deutet der Umstand, daß me. i, ü selten gekürzt worden sind; der Grund ist offenbar die im 15. Jahrh. eingetretene Diphthongierung dieser Vokale. Daß die Kürzung teilweise in die frühne. Zeit fällt, beweist das Ergebnis derselben in WörEk w a l l , Neuengl. Laut- u. Formenlehre.

2

18

Lautlehre.

tern wie good [gud]; die Kürzung muß hier nach dem Ubergang von [uj zu [a], d. k. nach etwa 1600 eingetreten sein. Die Kürzung ist in großer Ausdehnung bei den ältesten Grammatikern bezeugt Auf Kürzung deutende Schreibungen sind im 16. Jahrh. und früher häufig. Gleichzeitig mit der Vokalkürzung trat Dehnung des auslautenden Konsonanten ein. 16. Beispiele. ä ist meist lang geblieben außer vor [ö, J>], wie in Bath, swath ( < me. Bäfie, swäpe; über heutiges [a:] vgl. § 46), und in den oft schwachbetonten are, have (§§ 273, 278). ai ist ausnahmsweise gekürzt worden in again [e, ei], wohl von against beeinflußt, und in said, says [e], wohl wegen Unbetontheit. f > [e] besonders vor [d, t], wie iu bread, dead, head, red; fret, sweat, threat, weiter z. B. in death, deaf. Aber [i:] in knead, lead Vb., heat, heath u. a. e ist bisweilen zu [i] gekürzt worden, wie in hip ,Hagebutte', rieh ,Schober', sick, sprit, fne. thrid statt thread ( < me. pred). Länge ist meistens bewahrt, wie in breed, heed, cheek, reek, green. g : Kürzung z. B. in got, hot, wot ,weiß', trod (vielleicht nach trodden); cloth, froth; anon, gone, shone. Aber Länge ist meistens bewahrt wie in load, road, boat, oath. Sloth schwankt zwischen [o] und [on]. ö [fne. u:]. Frühe Kürzung ergab [u], woraus [a] wie in blood, flood, stud ,Stute'; done; glove;spätere Kürzung [u], das unverändert blieb, wie in good, stood; foot, soot; book, brook. Die Länge ist bewahrt in food, mood, shoot, loom, moon u. a. Im 17. und 18. Jahrh. ist [a] oft belegt in Wörtern, die jetzt [u] haben und umgekehrt; soot schwankte noch später zwischen [u] und [a].

Vokalismus: Quantität.

19

me. m, vgl. § 103. [o:] aus me. au tritt bisweilen gekürzt auf in because [bi'ko:z, -koz]. Im Frühne. ist Länge oft bezeugt in Wörtern, die heute Kürze haben. So geben Hart 1569 und Butler 1633 Länge in death, Bullokar 1580 in fret, tread; Gill 1621 in threat, Cooper 1685 in sweat. Ben Jonson schreibt hole statt hot ,heiß'. Me. 5 tritt als [u:] auf bei Hart 1569 und Bullokar 1580 z. B. in book, took, bei Gill 1621 z. B. in foot, brook, •wie es scheint noch bei Cooper 1685 in book. Longe Vokale vor Konsonantgruppen.

17. Die ae. Längen vor dehnenden Konsonantgruppen, wie Id, mb, nd, r + Kons., sind, soweit nicht im Me. gekürzt (was z. B. mit allen Vokalen vor ng, wie long < a e . läng, und mit p, meistens mit e vor nd, wie in bond < ae. band, der Fall war) meistens bewahrt. Beispiele: cold, field, child, bind, found, climb, comb. Vor r-Gruppen sind nie. ö, m meist als Länge, fne. [u:], heutiges [o:], bewahrt, wie in board, hoard, forth, mourn; Kürze jedoch in word, fne. [wurd], woraus [wa:d], Länge ist bewahrt in fourth, fourteen mit fne. [o:u]; forty dagegen hatte im fne. [o], woraus durch spätere Dehnung [o:J. In Wörtern wie earth, learn, beard, earn schwankte die Aussprache im älteren Ne. viel zwischen Länge und Kürze; vgl. des näheren § 57. In einigen Fällen beruht heutige Kürze gegenüber fne. Länge auf Einfluß verwandter Wörter. So haben sich build, gild [bild, gild] nach built, gilt (mit regelmäßiger Kürzung) gerichtet, friend [frend], im älteren Ne. lange [fri:nd], nach friendly, ship u. dgl., wind Sb. [wind], — jedoch in Poesie noch [waind] — nach windward u. dgl. Gold wurde noch um 1800 gewöhnlich [gu:ld] ( < a e . gold) gesprochen; 2*

20

Lautlehre.

heutiges [gould], dessen [on] me. öentspricht (vgl. § 88, 8), beruht auf Einfluß von goldsmith u. dgl. Vgl. § 21. 18. In französischen Wörtern waren im Me. und Fne. Vokale vor r- Gruppen oft lang; diese Längen sind meist bewahrt worden, z. B. me., fne. [u:] in course, court u. dgl., me. p in force, forge u. dgl. (wo Länge z. B. von Hart 1569, Gill 1621, Daines 1640 bezeugt wird, vgl. weiter § 79), me. ä in scarce. Dagegen ist me. p vor r-Gruppen gekürzt worden, außer in fierce; über diese Wörter, wie über fierce ii. dgl. mit me. e, sind §§ 52, 57 zu vergleichen. 19. Vor [tj] ist Länge meist bewahrt, wie in each, preach, coach, pouch. Kürzung ist eingetreten in ditch, rich u. dgl. (mit me. i), in breeches [britjiz] mit me. e, fne. [i:], und touch (me. ü). 20. Ziemlich spät, aber spätestens im 18. Jahrli., ist [o:] vor Is, U, wie in false, fault, salt, gekürzt worden. Die Aussprache schwankt noch zwischen [o:] und [o], 21. In Ableitungen und Zusammensetzungen trat oft lautgesetzlich (vor Konsonantgruppen) Kürzung ein, während das einfache Wort Länge behielt. Der lautgesetzliche Quantitätswechsel ist z. B. in den folgenden Fällen erhalten: bonfire [o], cleanly, cleanse [e], Greenwich [grinidj], husband, Monday, Southwarh [saösk], vineyard [vinjad| zu bone, clean, green, house,moon, south, vine. Vgl. noch Fälle wie Christmas [krismos] zu Christ, children zu child. Verhältnismäßig spät ist wohl die Kürzung in against (mit [e] Hart 1569), breakfast (mit [e] Cooper 1685), waistcoat [weskst] (mit [e] Johnston 1764). Durch Einfluß des einfachen Wortes ist Länge oft wieder eingeführt worden oder auf dem Wege einzudringen. Neben [brekfest, weslrat] hört man z. B. [breikfest, weistkout]. Im 18. Jahrh. ist kurzer Vokal bezeugt z. B. in cheerful [c], fearful [e], oatmeal, Shakespeare, therefore.

Vokalismus: Quantität.

21

V o k a l e in o f f e n e r Silbe.

22. In Wörtern germanischen Ursprungs, die auf nebentoniges Suffix (wie -y [a] zu unterscheiden. Seit dem 17. Jahrh. finden wir zwei Entwicklungen von i vor r. Teils fiel ir mit er zusammen, blieb aber von ur verschieden; teils wurde [i] vor [r] zu einem gemischten Vokal und ir fiel mit ur, etwa unter [ar], zusammen. Letztere Entwicklung wird von den meisten englischen Gewährsmännern (z. B. Hodges 1644, Price 1668, Cooper 1685) bezeugt. Im 18. Jahrh. gehen die Angaben der Gewährsmänner vielfach auseinander. Nach einigen (z. B. Nares 1784) waren ir und er mit ur zusammengefallen, etwa unter [er]. Diese Entwicklung hat später gesiegt. Nach anderen (z. B. Elphinston 1765) war [ir] mit [ur], etwa unter [ar], zusammengefallen, während er verschieden gesprochen wurde. Nach wiederanderen(z.B.Walkerl791) war in gewissen "Wörtern ir mit ur, in anderen ir mit er zusammengefallen. Walker bezeugt ein e "which approaches to the sound of short u" in birth, chirp, firm, gird, girl, virgin, virtue u. a., dagegen „u" in birch, bird, first, sir, stir u. a. Ähnliche Angaben werden von anderen Aussprachelehrern gegeben. Man hat diese eigentümliche Verteilung derart erklärt, daß „u" [e] aus fne. u [u] stammt (s. o.), während „e" (über dessen Aussprache § 50 zu vergleichen ist) im 17. Jahrh. aus [i] entstanden ist. Gleichzeitig mit dem Verklingen des [r] wurde [o] gedehnt, und [e:] hat sich entwickelt; vgl. noch § 99. In Wörtern wie miracle, stirrup wird heute [i] gesprochen. Im älteren Ne. ist [e] oder [o] gelegentlich auch in solchen bezeugt. Noch Walker 1791 und Smart 183G haben [a] z. B. in syrup, [e] z. B. in panegyric, squirrel.

49

Vokalismus: I in die.

Auch nach [r] wurde [i] bisweilen zu [e] verschoben in threepence, nach Elphinston 1765 thruppence oder thrippence gesprochen. i in die. 69. Me. » [i:] entspricht: 1. ae. (an.) I, z. B. Christ, life, ride; ( < ? vor Id, mb usw.) child, climb, blind; 2. ae. (an.) y, z. B. hire, hive; « y ) kind, mind; mire (an. mijrr), sky; 3. ae. ig, yg, z. B. nine, scythe, tile; lie ,Liige' « a e . lyge), rye; 4. ae. e(a), e(o)-\-g, h, z. B. eye, high (ae. cage, heah), fly (ae. fleogan), thigh (ae. peoh), island (ae. egland), an. e (ce) + g, j, z. B. die, sly (an. dceja, slcegr)-, 5. afrz., lat. i, z. B. cry, lion, desire, nice, sign, vine, bible, pint; climate, viscount; 6. friihme. e besonders vor r, z. B. briar (ae. brer), choir (afrz. euer), entire (afrz. enter), friar (afrz. frere), die,"Würfel' (afrz. de), contrive (afrz. contruev-)-, 7. frühme. % vor [gt], z. B. bright, fight, right. 70. Me. i hat heutiges [ai] ergeben. Beispiele: die [dai], right [rait], fire [faie]. Die Diphthongierung des me. i muß im 15. Jahrh. begonnen haben und war um 1500 durchgeführt. Die welsche Hymne um 1500, Salesbury 1547, Hart 1569, Bellot 1'580 haben die Umschrift ei (wein, reid = wine, ride), die auf einen Diphthong [ei] oder weniger wahrscheinlich [ei] schließen läßt. Die Angaben einiger Gewährsmänner (Palsgrave 1530, Smith 1568) scheinen dagegen auf einen Monophthong [i:] zu deuten; es ist jedoch sehr zweifelhaft, ob diese wörtlich zu nehmen sind. Seit der Mitte des 17. Jahrh. ist die Stufe [ai] sicher bezeugt, z. B. von Wallis 1653, Cooper 1685; von diesen und mehreren späteren Gewährsmännern wird das erste Element dem Yokal in cut oder dem unbetonten Vokal in better gleichgestellt. Ausländer vergleichen im 17. und 18. Jahrh. oft den Diphthong E k w a l l , Neuengl. Laut- u. Formenlehre

4

50

Lautlehre.

mit d. oder frz. ai. Vielleicht schwankte die Aussprache schon zu dieser Zeit, wie noch heute. Meistens wird heute das erste Element als mittelhoher Mittelzun gen vokal [a] analysiert (Jespersen, Western und andere). Aber ein niedriger Vokal wird oft gesprochen; Phonetiker geben Aussprachen wie [äi, ai, sei] an. 71. Eine besondere Entwicklung liegt in ay ,ja', fne. I, vor, heute bisweilen [a:i] gesprochen. Diese Lautung oder ihre Vorstufe ist seit dem 18. Jahrh. bezeugt. o-Laute und o-Diphthonge. o in god. 72. Spätme. o entspricht: 1. ae. (an.) o, z. B. (Log, o f f , loft; 2. ae. ö bei früher Kürzung, z. B. fodder, rod, soft; 3. ae. ä bei me. Kürzung, z. B. long, song, holiday; 4. afrz., lat. o, z. B. coffer, lodge; bottle, forest, jolly, poverty. 73. Me. o hat gewöhnlich heutiges [o] ergeben. Beispiele: dog [dog], long [log], poverty [poveti]. Für me. o wird wohl gewöhnlich der Lautwert eines mittelhohen Hinterzungenvokals [ö] angenommen. Das heutige [o] ist ein niedriger HinterzuDgenvokal mit schwacher Rundung. Diese Aussprache bestand schon im 16. Jahrh., wie durch Bellots Gleichstellung des engl, o mit dem frz. a (vgl. seine Transkriptionen Tames, chart für Thomas, short) angedeutet wird. Seit Hodges 1644 wird o in god von zahlreichen Gewährsmännern (Wallis 1653, Cooper 1685 usw.) dem [o:] in law qualitativ zur Seite gestellt, was offenbar [o] beweist. Auch spätere ausländische Beobachter identifizieren oder vergleichen das englische kurze o mit frz. (oder d., ndl.) a. Auf der Ähnlichkeit zwischen [o] und [a] beruht das deutsche a in Lehnwörtern wie baxen, Frack (aus engl, box, frock) und engl, [o] in dollar (seit dem

51

Vokalismus: o in god.

16. Jahrh. belegt; aus ndl. oder ndd. daler), yacht [jot] aus ndl. jacht. Einige Gelehrte erklären die Gleichsetzungen von engl. o in god mit frz. (d., ndl.) a dadurch, daß in der älteren Gemeinsprache neben [o] oder [o] auch durch Entrundung entstandenes [aj im Gebrauch gewesen sei. In der Tat kommt [a] statt [o] in vielen Mundarten und im amerikanischen Englisch vor, und ein entrundeter Yokal, wohl [a], war im 17. und 18. Jahrh. als Modeaussprache gewöhnlich, vgl. Schreibungen wie bax, nat,

stap für box, not, stop z. B. bei dem Lustspielverfasser Sheridan. Wir haben aber keinen Grund anzunehmen, daß dies [aj in der Gemeinsprache allgemein war.

74. In einigen vereinzelten Fällen hat sich me. o zu heutigem [ee] entwickelt, z. B. in nap, sprat, strap (me. noppe, sprot, strop). Diese Formen sind wahrscheinlich aus Mundarten entlehnt, in denen me. o zu [a] wurde; [ae] ist dann für [a] substituiert worden. Egad (aus A God) stammt "wohl aus der oben erwähnten Modeaussprache. 75. Me. o, fne. [o] ist häufig zu [o:] gedehnt worden. Beispiele: corn [ko:n], o^forf], frost [fro:st]. Die Dehnung trat besonders vor auslautendem [f, r, s, |>] und vor [f, r, s] + Kons, ein, also z. B. in o f f , cough, (vgl. § 163), for, loss, cross, broth, froth, often, soft, corn, order, frost, lost usw. Auch das aus [a] nach [w] entstandene [o] nahm an der Dehnung teil; z. B. in war, warm, dwarf, swath u. dgl. Die Dehnung wird von Daines 1640 in warn, warp u. dgl., von Cooper 1685 in o f f , corn, frost u. dgl. bezeugt. Neben [o:] blieb [o] bewahrt, zunächst auch vor [r]. Mit der Yerstummung des [r] wurde [o:] iu Wörtern wie for, horn usw. fest; in andern dauert das Schwanken noch fort. Jedoch ist nur [o] gebräuchlich oder jedenfalls [o:] sehr selten in gewissen Wörtern, und zwar besonders in zwei- oder mehrsilbigen wie gospel, hospital, impostor, ostrich, prospect, aber auch sonst, wie in d o f f , Ooth. In einigen von 4*

52

Lautlehre.

diesen ist [o:] im 18. Jahrh. bezeugt. Wörter wie posset, possible sind nur mit [o] bezeugt worden. Dagegen ist [o:] in coffee, off er, office(r) u. dgl. im 18. Jahrh. belegt; es kommt hier noch immer bisweilen vor. Gone, shone werden bisweilen [go:n, Jo:n] gesprochen. Diese Dehnung ist vermutlich spät. Unklar ist [o:] in water, von Cooper 1685 bezeugt. Gewöhnlich wird es als Kontaminationsprodukt erklärt. Die Quantität des a schwankte im Frühne. in diesem "Worte; Bullokar 1580ff. und Gill 1621 bezeugen sowohl Länge wie Kürze. [\vo:ta] wäre im 17. Jahrh. etwa aus [wotor] < [water] und [\vs:ter] entstanden. Jedoch kommt [o:] auch sonst statt [o] aus [a] vor, z. B. in squadron nach Elphinston 1790 und "Walker 1791, in quadrant, quadrate nach Walker. "Vielleicht liegt in allen Wörtern Dehnung [o] > [o:] vor. Wrath, heute [ra:f>, ro:Ji], hat wohl [o:] durch Einfluß von wroth Adj., fne. [wrofj], bekommen. p in no. 76. Spätme. o entspricht: 1. ae. (an.) ö, z. B. boar, boat, ghost, comb; 2. ae. (an.) o in offener Silbe, z. B. bore "Vb., before, hope; 3. afrz. (lat.) o, z. B. close, note; noble; coach, poach; sport (vgl. weiter §79); poem, poet, ocean. Im 16. Jahrh. begann man die Entsprechung des me. ö zum Unterschied von [u:] aus me. ö mit oa zu bezeichnen, während oo nur für [u:] oder [u] benutzt wurde. Die Unterscheidung wurde jedoch nicht konsequent durchgeführt. So blieb o vielfach im Gebrauch, und zwar sowohl für ö wie für ö.

77. Spätme. p hat außer vor r in der Regel [ou] ergeben. Beispiele: boat [bout], coach [koutj]. Dem me. langen Yokal in no, gewöhnlich mit ¿»bezeichnet, wird wohl allgemein der Lautwert eines offenen, heutigem [o:] in law nahestehenden o-Lautes zugeschrieben.

Vokalismus: o in god, q in no.

53

Im 16. Jalirli. muß der Volcal aber begonnen haben, in der Richtung des geschlossenen o [o:] verschoben zu werden; der Lautwert eines halboffenen o [ö:] läßt sich annehmen. Schon um 1600 hatte sich nämlich aus [au] das lange offene [o:] entwickelt, und von diesem blieb die Entsprechung des me. g streng geschieden. Geschlossenes o [o:] ist um 1650 (Wallis 1653, Cooper 1685) bezeugt. Aus diesem hat sich der heutige Diphthong [ou], genauer [o:u] entwickelt; dieser wird zuerst von Batchelor 1809 erwähnt. 78. Vor [r] oder daraus entwickeltem [s] hat me. g heutiges [o:(e)] ergeben. Beispiele: boar [bo:(s)], glory [glo:(a)ri]. Jle. g vor [r] entwickelte sich lange mit g in anderen Stellungen zusammen. Eine offenere Qualität vor [r] ist erst im 19. Jahrh. von Phonetikern beobachtet worden; das heutige [o:] hat sich also sehr spät entwickelt. Wahrscheinlich begann die Artikulationssenkung etwa gleichzeitig mit der Diphthongierung des [o:] in no usw. Der Uberg-ang zu [o:] ist bisweilen auch vor anders als aus [r] entstandenem [o] eingetreten, z. B. in boa [boua, bo:a]. Die Entwicklung zu [o:] haben auch die [o:] des 18. Jahrh. mitgemacht, die sich aus fne. [u:] oder fne. [o:u] entwickelt hatten, wie in course [ko:(a)s], floor [flo:(a)], four [fo:(a)]. 79. Noch um 1800 wurden also in law und boar verschiedene Vokale gesprochen, [o:] und [o:]; |o:] wurde auch in horn u. dgl. gesprochen (vgl. § 75). Die Laute [o:] und [o:] waren um 1800 in der Gemeinsprache (und sind im Nordenglischen und Schottischen noch immer) folgendermaßen verteilt: [o:] entspricht hauptsächlich: 1. fne. [au], z. B. law, slaughter; 2. fne. [o], das gedehnt wurde, z. B. com, for,horse,morning,short, thorn; absorb, orb(H), cord, order, iorch, gorge, organ, corner, scorn, fortune, sort u. a. [o:] entspricht hauptsächlich: 1. me. ö, z. B. before, glory, Stare; in frz. Wörtern wie divorce, force, remorse, porch, forge, pork, fort, port (mit Ableitungen wie Support), sport; 2. me.

54

Lautlehre.

in four; 3. me. ö, fne. [u:], z. B. door usw.; 4. me. fl, fne. u:] z. B. courne, court. i~>u Einige Wörter schwankten, so besonders Partizipia wie

born, torn usw. (vgl. § 234). Form hatte [o:] in der Bedeutung

,Bank' « m e . fourme), [a:] in der Bedeutung ,Forml. Sonst wird die obige Scheidung zwischen [o:] und [o:] mit ganz geringfügigen Ausrahmen von den Aussprachelehrern des 18. Jahrh. (wie Nares 1784, Walker 1791) aufrechterhalten. Viele Wörterbücher hielten lange an ihr fest; im N. E. D. wird sie durch verschiedene Bezeichnungen kenntlich gemacht.

80. In broad, abroad ist der Übergang zu [o:, ou] nicht eingetreten; heutige Aussprache [bro:d], Me. g ist hier mit der Entsprechung des me. au zusammengefallen. Das früheste Grammatikerzeugnis für die abweichende Lautung bietet Hodges 1644. Ein noch älteres Zeugnis ist Spensers Reim abroad: fraud. Auchgroat ,eine Münze', heute [grout], wurde bis um 1800 allgemein mit [o:] gesprochen. Mit [o:] statt [ouj ist [ei], früher [e:], statt [i:] in break, great (§ 54) zu vergleichen. Man kann [o:] als mundartliche Aussprache oder durch Einfluß des vorhergehenden [r] erklären. 81. Es gibt im älteren Ne. einzelne Spuren von Zusammenfall des me. p mit me. 5 unter [u:]. Cooper 1685 hat z. B. [u:] in boar, born. Dies [u:] hat sich nicht behauptet. Es ist aber möglich, daß heutiges [a] in none, nothing, Struck durch Kürzung dieses [u:J entstanden ist. Für Struck ist diese Erklärung wahrscheinlich die richtige; vgl. § 215. In none, nothing ist im 16. und 17. Jahrh. nur [o:] oder [o] bezeugt; erst Bysshe 1702 gibt die Aussprache [»]. Dies [a] läßt sich aber auch anders erklären. Es kann z. B. ein Kürzungsprodukt von [o:] sein; für den Yokal in cut wird im 17. und 18. Jahrh. oft eine o-artige Aussprache bezeugt (§ 97). Zu vergleichen wären die amerikanischen Formen hüll, hum statt whole, home, in denen augenscheinlich Kürzung

Vokalismus: q in wo.

55

von [o:] anzunehmen ist. Auch die auffällige Aussprache [raleb] für rowlock könnte hierher gehören; rullock wird im N. E. D. seit 1821 bezeugt. 82. Eigentümlich ist die Entwicklung des me. g in one, once [wan, wans]. Im 16. und 17. Jahrh. bezeugen Orthoepiker für beide meist die Aussprache [o:] oder [o]. Noch Cooper 1685 führt [o:n] als einzige Form auf. Die regelmäßige Entwicklung weisen noch heute alone, atone, only [ou], nonce [nons] auf. Eine Form mit w-Vorschlag wird von Hart 1570 bezeugt, eigentümlich genug von only, das er uonli schreibt. Sonst wird der w-Vorschlag erst von Gewährsmännern in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. erwähnt. Daß er aber früher allgemein war, wird dadurch bewiesen, daß schon im 16. Jahrh. häufig such a one (neben such an one) geschrieben wird. Die Schreibung wone für one kommt schon im 15. Jahrh. vor. Die Form mit w-Vorschlag hat meist den Vokal [a], seltener [o] und [se]. Harts uonli bedeutet wohl [wonli]. Der w-Vorschlag ist offenbar mit der in Mundarten häufigen Diphthongierung des me. g zu [09, ua] u. dgl., woraus auch [we, wa] u. dgl., zusammenzustellen. Analog sind die von Cooper 1685 erwähnten mundartlichen Formen wuts, hwutter für oats, hotter. Die Diphthongierung begegnet besonders in westlichen Mundarten, aber auch in London naheliegenden Gegenden. Es fehlt nicht ganz an Anzeichen dafür, daß sie auf dem Wege gewesen ist, auch in die Gemeinsprache einzudringen; nur in one, once hat sie sich aber behauptet Die analoge Diphthongierung des me. o, ( > [ig] u. dgl., woraus [jo] u. dgl.), die von älteren Gewährsmännern bisweilen bezeugt wird (in yerih, yerb für earth, herb), hat in der heutigen Sprache keine Spuren hinterlassen.

56

Lautlehre.

ö in do. 83. Me. 5 entspricht: 1. ae. (au.) ö, z. B. do, doom, moor, spoon; boon, root; « ö vor Id, rd usw.) gold (vgl. § 17); board, ford, forth, afford, sword; 2. ae. ä nach w in two, who (whom, whose), womb; 3. an. {>u z. B. in loose; 4. afrz. o in einigen früh aufgenommenen Wörtern, wie boot ,Stiefel', fool, Moor, rook ,Turm', ine. Rome (mit |u:] noch Walker 1791), throne; 5. afrz. ov in poor «povre); 6.afrz. ou, « i n move,proof, prove (vgl. frz. mouvoir, prouver); 7. friihme. ü bisweilen in offener Silbe, wie in door (ae. duru), fne. above, love u. dgl.; 8. frühme. i7, wie in droop, room u. dgl.; vgl. § 103. In späten Lehnwörtern wird die Entsprechung des me. [ju:] entstandene [u:] in Wörtern wie eure, jwry, pure, secure, sure bewahrt. Fne. shore für sc wer ,Kloake' scheint eigentlich ein anderes Wort ( = shore ,Ufer') zu sein (N. E. D.). In diesen und ähnlichen Wörtern ist |u:], vermutlich im 19. Jahrh, etwas gesenkt und gekürzt worden, also zu [uj, genauer [u]. Eine Neigung des [u] zu [o] und sogar zu [o:] gesenkt zu werden ist in der heutigen Sprache, besonders der jüngeren Generation, deutlich bemerkbar. Man hört also heute neben [mue, pua, Jue] u. dgl. häufig [mo:(a), po:(a), Jo:(a)] u. dgl. 1) Shoreditck h a t n ; chtsmit«ew«rzu t u n , wie a l l g e m e i n a n g e n o m m e n wird. F o r m e n wie Shordich s i n d seit f r ü b m e . Zeit belegt.

58

Lautlehre.

87. Auf Schriftaussprache beruht [ou] statt [u:] in Wörtern wie behove (ae. beköfian), mote ,muß' (ae. möt), Namen wie Coke ( = Cook), Pembroke (gewöhnlich [-bruk]), Walpole (eigentlich -pool). Unerklärt ist woke [wuuk] aus ae wCc (§ 249). Über don't [dountl siehe § 286.

QU in know. 88. Spätme. QU entspricht: 1. ae. aw, z. B. blow ,blasen', crow, mow Vb., slow; 2. ae. (an.) üg, z. B. owe, low (an. lägr); 3. ae. öw, z. B. blow ,blühen', glow, grow; 4. ae. (an.) og, z. B. bow Sb., flown; 5. ae. eaw, eow, eow (> eüw usw.), z. B .four, trow, show, sow, sew ,nähen', vgl. § 61; 6. ae. (an.) ä, o vor [x], z. B. dough, brought, cough, thought, trough; 7. afrz. ou in einigen unklaren Fällen, wie mould ,Gaßform' (frz. moule), scroll (me. scrowe, afrz. escroue), solder (zu frz. souder), soldier (me. soudiour usw.); 8. frühme. o, Q vor auslautendem l und l + Kons., z. B. bowl ,Schale', folk, bold, sold. Der Übergang zu gu unterblieb in Kosenamen wie Doli, Moll, Noll (Dorothy, Mary, Oliver), zu denen auch doli,Puppe', poll ,Papagei' gehören. Einfluß der Vollnamen (wie Dorothy usw.) oder Nebenformen wie Dolly, Molly ist anzunehmen. Unklar ist loll [lol] aus me. lollen. Späte oder unter dem Einfluß der lateinischen Grundform stehende Lehnwörter, wie extol, solve, devolve usw., weisen meist [o] auf; jedoch wird revolt [ri'voult] gesprochen.

9. frühme. u vor Id, It, z. B. shoulder, boult (frz. buleter), poulterer, poultry (zu me. pulte, frz. poulet). 89. Me. QU fiel im 17. Jahrh. mit me. p zusammen und hat gewöhnlich heutiges [ou], vor r [o:], ergeben. Beispiele: blow [blou], folk [fouk], sold [soyld]; four [fo:(a)], towards [to:(a)dz]. Die meisten Gewährsmänner halten im 16. Jahrh. die Entsprechungen des me. QU und des me. Q auseinander und

Vokalismus: gu in know.

59

bezeugen für me. gu diphthongische Aussprache. Die Richtigkeit von solchen Angaben wird dadurch bestätigt, daß verhältnismäßigselten ow furo oderofürowgeschrieben wurde; Schreibungen wie roe,Rogen' für rowe, throe statt me. ihrowe. sind verhältnismäßig spät. Der Diphthong bestand aus demlangen o in no und einem [u], muß also heutigem [ou] in no usw. sehr ähnlich gewesen sein. Neben der diphthongischen Aussprache scheint im 16. Jahrh. auch eine monophthongische bestanden zu haben; diese war mit dem o in no identisch. Noch im 17. Jahrh. ist diphthongische Aussprache bezeugt. So hält Gill 1621 den Unterschied zwischen me. gu und g aufrecht, und Wallis 1653 und Cooper 1685 erklären [o:u] und [o:] als zulässige Aussprachen des me. gu. Hodges 1644 dagegen bezeugt nur monophthongische Aussprache. Gegen Ende des 17. Jahrh. war wohl me. gu gewöhnlich mit me. g zusammengefallen und hat sich fortan mit ihm zusammen entwickelt. Nach Jespersen (M. E. G. 11, 4) geht heutiges [ou] unmittelbar auf fne. [o:u] zurück. Der Zusammenfall mit der Entsprechung des me. p sei dadurch geschehen, daß letzteres im Fne. diphthongiert wurde.

90. Me. QU hat sich vor [xt] zu heutigem [o:] entwickelt. Beispiele: daughter (ae. dohtor), brought, sought, thoughl, wrought usw. [do:to, bro:t] usw. Die Aussprache [o:] wird seit Hodges 1644 in brought u. dgl. allgemein bezeugt. Frühere Gewährsmänner (wie Hart 1570, Gill 1621 usw.) geben denselben Vokal oder Diphthong wie für know an, und auch später wird eine solche Aussprache bisweilen bezeugt. Daughter wird seit der Zeit um 1500 gewöhnlich mit au geschrieben und sämtliche Orthoepisten des 16. und 17. Jahrh. bezeugen für dies "Wort [au] oder Entwicklungen davon, wie [o:], [aef], vgl. § 163. In diesem Wort ist me. gu früh mit me. cuu zusammengefallen. Nun begegnen Reime wie thought: taught

60

Lautlehre.

sowohl im Fne. -wie im Spätme. Wahrscheinlich wurde auch in brought, thought u. dgl.me. Qu im Spätme. zu au, obgleich die Schreibung ou beibehalten wurde; aus diesem [au], das nur vor [xt] entstand, hat sich [o:] entwickelt. Die im Frühne. bezeugte Aussprache [o:(u)] stellt eine Parallelentwicklung dar. Über "Wörter wie cough, trough, s. § 163. 91. Auf Einfluß der Schrift beruht [au] statt [ou] in prow .Bug' (vgl. Coleridges Reim prow : blow; [ou] noch Smart 1836) und prowl (me. prollen; [o:] Nares 1784). Umgekehrt kann [ou] statt [au] in bowl ,Kugel1 (frz. boule) als Schriftaussprache erklärt werden; Vermengung mit boicl,Schale1 (ae. bolla) läßt sich auch annehmen. oi (ui) in joy, boil. 92. Spätme. fne. oi (ui) entspricht: 1. afrz. oi (ui), z. B. choice, join, joy (vgl. unten); 2. afrz. o vor mouilliertem I, z. B. spoil; '3. afrz. u [y] in einzelnen Fällen, wie recoil (vgl. frz. reculer), roister (frz. rustre), fne. moile neben mule ,Maultier'; 4. frz. ou u. dgl. in foil,besiegen' (frz. fouler), soil,sättigen' (vgl. afrz. saoul .satt1) usw.; 5. frz. i in joist (afrz. giste); 6. ndl. oei, ui, z. B. buoy (ndl. boei), doit (ndl. duit), hoy{ ndl. hoei), toy(ndl. tuig); i in hoise; 7. ae. y in boil Geschwulst 1 , groin Leistengegend' (ae. *grjjnde). Unklar ist boy (vielleicht einheimisch). 93. Spätme. oi (ui) hat heutiges [oi] ergeben. Beispiele: boy [boi], spoil [spoil]. Im älteren Ne. sind zwei Aussprachetypen des me. oi (ui) belegt. Heutiges [oi] geht auf fne. [oi] zurück. Dieser Diphthong hat sich in der ne. Periode jedenfalls nur unwesentlich verändert. Der erste Komporient ist heute gewöhnlich etwa [ö]. Neben [oi] kamen im älteren Ne. mehrere Diphthonge vor, deren ersteres Element ein [u:] oder [u] oder eine Entwicklung davon war. Im 16. Jahrh. kommt [u:i] bei Bullokar 1'585 vor; weniger sicher ist [ui] bezeugt.

Vokalismus: oi in joy.

61

Im 17. Jahrh. hat Gill 1621 [u:i], Cooper 1685 [ui]. Aus [ui] entwickelte sich gleichzeitig mit der Entrundung des [u] in cut (vgl. § 97) etwa [ai], von "Wallis 1653 bezeugt, und aus diesem [ai], z. B. von Cooper 1685 bezeugt. Aul dieser Stufe fielen die Entsprechungen des me. i und des fne. [u:i, ui] zusammen. Auf noch früheren Zusammenfall könnten Keime bei Spenser wie boil: mile deuten; diese sind aber schwerlich ganz rein. "Wichtiger ist, daß Schreibungen wie boil statt bile,Gesellwulst1, groin, hoist, joist statt grine, hise, giste früh auftreten (boil nach dem N. E. D. 15 2 9, groin 1587, hoist 1509, joist 1494). In boil, groin hat sich oi vielleicht aus ae. me. [y:] entwickelt ; groin kann auch von loin beeinflußt sein. Dagegen deutet oi in hoist, joist sicher auf frühen Zusammenfall des me. oi mit me. i, wahrscheinlich in der Sprache der unteren Klassen; hoist ist ein Seemannswort, joist ein Terminus technicus der Zimmermannssprache. Die Aussprachen [oi] einerseits und [u:i] usw. andererseits wurden nicht unterschiedslos gebraucht; vielmehr wurde in einigen Wörtern (z. B. choice, joy) nur [oi], in anderen (wie poison, spoilj häufig [u:i] usw. gesprochen. Noch in der letzten Hälfte des 18. Jahrh. sprachen aucli Gebildete häufig [oi] in boil, spoil u. dgl., und Dichter reimten unbedenklich toil mit pile u. dgl. (analogice übrigens auch joy.I u. dgl.). In den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrh. wurde aber unter Einfluß der Schrift und als Folge von Bemühungen der Aussprachelehrer [ei] von [oi] verdrängt. In der Londoner Vulgärsprache dagegen wird noch oft [ei] oder [ai] gesprochen. 94. Das Verhältnis zwischen den beiden Aussprachetypen ist verwickelt. Die folgenden Ausführungen nehmen nur auf etymologisch durchsichtige "Wörter französischen Ursprungs Rücksicht.

62

Lautlehre.

[oi] haben ganz oder beinahe ausschließlich die folgenden Wörter; [oi] entspricht: 1. afrz. pt < au + %: choice, cloister, joy (rejoice usw.), noise; 2. afrz. pi < e t : coy, employ, exploit, poise, loyal, royal u. a.; 3. agn. pt