Herrschaftsstruktur und Ständebildung: Band 1 Herren und Ritter [Reprint 2019 ed.] 9783110655384, 9783486439915


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Table of contents :
Inhalt
Einleitung: Problemstellung und Methode
I. Nieder- und Oberösterreich
II. Steiermark
III. Kärnten
IV. Salzburg
V. Tirol
VI. Ergebnisse
Quellen- und Literaturverzeichnis
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Herrschaftsstruktur und Ständebildung: Band 1 Herren und Ritter [Reprint 2019 ed.]
 9783110655384, 9783486439915

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HERRSCHAFTSSTRUKTUR UND STÄNDEBILDUNG BAND 1

SOZIAL- U N D

WIRTSCHAFTSHISTORISCHE

STUDIEN

Herausgegeben von ALFRED

HOFFMANN

und

MICHAEL

MITTERAUER

Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Universität Wien

Wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Sozial- u n d Wirtschaftsgeschichte steht heute in einem besonderen S p a n n u n g s f e l d . Die Geschichtswissenschaft e r k e n n t immer klarer die B e d e u t u n g gesellschaftlicher G r u n d l a g e n f ü r die B e a n t w o r t u n g ihrer Fragestellungen. T r a d i t i o n e l l e T h e m e n müssen u n t e r diesem A s p e k t neu durchdacht w e r d e n . V o n Seiten der Sozialwissenschaften e r f ä h r t die historische D i m e n s i o n stärkere Beachtung — ein reiches A u f g a b e n f e l d f ü r die i h r nahestehenden historischen Teildisziplinen. D i e „Sozial- u n d wirtschaftshistorischen Studien" b e m ü h e n sich um einen möglichst weiten thematischen R a h m e n . S o w o h l Spezialuntersuchungen wie Überblicksdarstellungen w e r d e n A u f n a h m e finden. N e u zeitliche u n d mittelalterliche A r b e i t e n sollen einander das Gleichgewicht h a l t e n . V o n Problemstellung u n d Q u e l l e n l a g e her ergibt sich i n s o f e r n ein räumlicher A k z e n t — im M i t t e l p u n k t stehen Österreich u n d seine N a c h b a r l ä n d e r —, als die veröffentlichten U n t e r s u c h u n g e n in erster Linie aus d e r Forschungsarbeit a m I n s t i t u t f ü r Wirtschafts- u n d Sozialgeschichte der U n i v e r s i t ä t W i e n hervorgehen.

HERRSCHAFTSSTRUKTUR UND STÄNDEBILDUNG Beiträge zur Typologie der österreichischen Länder aus ihren mittelalterlichen Grundlagen BAND

PETER

1

FELDBAUER

Herren und Ritter

Mit einer Einleitung in das Gesamtwerk von MICHAEL M I T T E R A U E R

R . O L D E N B O U R G V E R L A G M Ü N C H E N 1973

© 1973 Verlag für Geschichte und Politik Wien Druck: Typographische Anstalt, 1070 Wien Einband: Renate Uschan-Boyer ISBN 3-486-43991-X Auch erschienen im Verlag für Gesdiichte und Politik Wien ISBN 3-7028-0063-8

INHALT

EINLEITUNG: Problemstellung und Methode .

.

.

.

I. NIEDER- U N D OBERÖSTERREICH 1. Herrenstand Frühformen ständischer Vertretung — Umfang der Herrengruppe — Anfänge der babenbergischen Ministerialität — Grundlagen der Herrschaftsentwicklung — Landesausbau und Ministerialenpolitik — Gros der Ministerialen unfreier Herkunft — Eintritt Edelfreier in die Ministerialität — Aufstieg von Grafschaftsministerialen — Anschluß steirischer Dienstleute an die österreichischen Landherren — Reichsministerialen — Rechtsstellung der Landesministerialen — Zusammenwachsen der Landherrengruppe — Personelle Veränderungen: Aussterben, Abstieg, Zuwanderung und Aufstieg von Herrengeschlechtern 2. Ritterstand Vorstufen des Ritterstandes — Anzahl der landständischen Ritter — Erstes Auftreten babenbergischer Einschildritter — Ritterliche Burgmannen — Ritterbürger — Abstieg landesfürstlicher Ministerialen — Anschluß der Grafschaftsministerialen — Starke Mobilität des Ritterstandes — Angliederung ritterlicher Mannschaften — Vielfalt der landtagsberechtigten Ritter nach Herkunft, sozialer Stellung und wirtschaftlicher Lage

II. S T E I E R M A R K 1.

Herrenstand

62

62

Zahlenmäßige Entwicklung des Herrenstandes — Anfänge der otakarischen Ministerialität — Herrschaftsbildung in Ausbaugebieten der Mark — Herkunft der H e r r e n von Wildon und Stubenberg — Aufstieg von familiares durch Ausstattung im Rodungsgebiet — Edelfreie Komponente der Landesministerialität — Ministerialentypen nach Herrschaftsgrundlage — Anschluß formbachischer und spanheimischer Dienstleute — Eintritt hochfreier Familien in die landesfürstliche Dienstmannschaft — Eingliederung von Salzburger Ministerialen — Ausweitung der Landesministerialität als Korrelat der Territorienbildung — Verschmelzen der restlichen Hochfreien mit den Ministerialen zum Herrenstand — Abschließung und Reduktion der Herrengruppe 2.

Ritterstand

99

Zahl der Ritter und Knechte — Milites der otakarischen Stammgebiete als Wurzel des Standes — A n schluß von Grafschaftsministerialen — Landesfürstliche Burgmannen — Einschildritter bürgerlicher Herkunft — Auflösung alter räumlicher Einheiten und Ausbildung einer Gruppe von Landesrittern — Ausweitung durch eingezogene ritterliche Mannschaften — Heterogenität des R i t t e r standes III.

KÄRNTEN

120

1.

120

Herrenstand Späte Ausbildung und numerische Schwäche des Herrenstandes — Verzögerte Landesbildung und mangelnde territoriale Geschlossenheit — Anfänge der spanheimischen Ministerialität — Herrschaftsbildung durch Vogtei über Reichskirchengut — Ministerialenballung im Landeszentrum um St. Veit — Schwäche der herzoglichen Position — Hoch-

stiftsministerialen nur ausnahmsweise potentielle Landherren — Angliederung otakarischer Dienstleute — Görzische Ministerialität nicht landständisch — Landsässige Hochfreie — Dezimierung des Herrenstandes unter Meinhard II. — Weitere Reduktion der Landherrengruppe 2. Ritterstand

157

Vorformen des Ritterstandes — Zahl der landständischen Ritter — Abstieg von Herzogsministerialen — Landesfürstliche Burgmannen und Ritterbürger — Milites benachbarter Landesfürsten — Ausweitung des Ritterstandes — Anfall ritterlicher Mannschaften — Anschluß von Ratsbürgern — Ausbau der Landeshoheit und Eingliederung bischöflicher Einschildritter — Kontinuität und Neuansätze IV. S A L Z B U R G

168

1. Die „ministeriales

168

maiores

Spätes Auftreten des Adelsstandes — Anfänge der Salzburger Ministerialität — Ministeriales maiores — Ministerialen im Nordosten des Landes — Ministerialen im Süden des Landes — Ministerialen aus dem Lungau — Herrenmäßiger Adel — Fehlen des Herrenstandes 2.

„Ministeriales stand

minores",

„milites"

und

Ritter190

Ministeriales minores und milites des Hochstifts — Grafschaftsministerialen — Lehensritter bürgerlicher Herkunft — Eingliederung ritterlicher Mannen in den bischöflichen Lehenhof — Heterogenität des Hochstiftsadels — Schwäche der Adelskurie als Ausdruck bischöflicher Stärke V. T I R O L 1. Der herrenmäßige Adel bis zur Zeit Meinhards II. Späte Landwerdung — Hochfreier Adel Trients —

197 197

Allodialisierung von Amtsbezirken — Frühe Bedeutung des Lehenswesens — Trienter Adel unfreier Abkunft — Anfänge der Brixener Ministerialität — Herkunft aus der bischöflichen familia — Eintritt Edelfreier in Hochstiftsdienste — Parallelen zu Salzburg — Dienstleute der Eppan-Ultener — Fehlen qualifizierter Eigenherrschaften — Andechsische Ministerialität — Herrschaftsentstehung aus Vogtei über Reichskirchengut — Burggrafen der andechsischen Hauptburgen — Dienstleute der Grafen von Tirol — Weifische Ministerialen — Landsässige Edelfreie 2. Der Stand der Herren und Ritter

230

Landwerdung und Ständebildung — Umfang des landständischen Adels — Herren, Ritter und Knechte in einer Kurie — Spätes Aufkommen der Lehensritter — Adelsfeindliche Politik Meinhards II. — Landherrengruppe kein eigener Stand — Verlauf der Landwerdung als Ursache fehlender Kuriengliederung — Wachsende Mobilität des Adels — Schwäche des Tiroler Adels VI. ERGEBNISSE

244

Differenzierung in Herren und Ritter nach spezifischen Besitzformen — Grafen und Hochfreie — Fürstliche Ministerialen als potentielle Landherren — Hochstiftsministerialen grundsätzlich nicht herrenmäßig — Grafschaftsministerialen als Komponente des Ritterstandes — Gros des Niederadels landesfürstliche Lehensritter: Burgmannen, Ritterbürger, anfallende Mannschaften — Umfang der Adelsgruppen als Spiegel der Landesstruktur und Fürstenmacht — Unterschiedliche Kuriengliederung der österreichischen Länder QUELLEN- U N D LITERATURVERZEICHNIS . . .

258

Quellen

259

Literatur

260

EINLEITUNG Problemstellung

und

Methode

Wie kaum anderwärts haben sich in Österreich die historisch gewachsenen Länder als individuell strukturierte Einheiten bis in die Gegenwart erhalten. Dieser hohe Grad an Kontinuität ermöglicht es, über lange Zeiträume hinweg Wirkungszusammenhänge festzustellen. Besonderheiten aus frühen Phasen der Landesentwicklung gewinnen so f ü r die Erklärung von Gegebenheiten der heutigen Umwelt an Bedeutung. I n den drei u n t e r dem gemeinsamen Titel „Herrschaftsstruktur und Ständebildung" zusammengefaßten Bänden wird der Versuch einer Typologie der österreichischen Länder ausgehend von der mittelalterlichen Herrschaftsstruktur u n t e r n o m m e n . Zwei G r ü n d e waren dafür maßgebend. Einmal der mehr inhaltliche, daß nämlich in den spezifischen Formen der Landstände der besondere herrschaftliche A u f b a u der einzelnen Länder zum Ausdruck kommt. Der zweite hängt mit der Forschungspraxis zusammen. Von verschiedenen Aspekten der Sozial-, Rechts- und Stadtgeschichtsforschung hatten die späteren Mitarbeiter Ernst Bruckmüller, Peter Feldbauer, H e r b e r t Knittler, Michael Mitterauer u n d H e l m u t Stradal mehrfach mit dem Problem der Zugehörigkeit zu den Landständen zu tun gehabt. Im Anschluß an ein am Institut f ü r Wirtschafts- und Sozialgeschichte laufendes und vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung unterstütztes Forschungsprojekt „Untersuchungen zur Struktur des Adels der österreichischen Länder im Hoch- u n d Spätmittelalter" ergaben sich zwischen ihnen thematische Berührungspunkte und Anregungen zur Diskussion. Das führte schließlich zu dem Plan, gemeinsam einen Band mit Erörterungen über die Grundlagen der Landstandschaft in den einzelnen österreichischen Ländern herauszugeben.

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Einleitung

D a ß schließlich drei daraus wurden, mag vielleicht auch einige Divergenzen im Umfang der einzelnen Beiträge erklären. Die Untersuchung der Herrschaftsstruktur ist sichtlich nur einer von vielen möglichen Wegen, um Zugang zu wesentlichen Eigenheiten der Landesstruktur zu erhalten. Keineswegs soll damit das herrschaftliche Element gleichsam als die „causa prima" aller anderen strukturellen Gegebenheiten angesetzt werden. D a ß gerade dieser Weg ein besonders erfolgversprechender ist, haben aber wohl die Resultate einer um Allgemeinerkenntnisse bemühten vergleichenden Landesgeschichtsforschung zur Genüge unter Beweis gestellt, f ü r den österreichischen R a u m etwa die Arbeiten von Otto Brunner, Ernst Klebel, Karl Lechner. Den Methoden und Ergebnissen dieser Forscher wissen sich die Autoren vielfach verpflichtet. Wenn auf solche Forschungen aufbauend hier versucht wird, die unterschiedlichen Formen der Herrschaftsordnung in den mittelalterlichen Vorläufern der heutigen österreichischen Länder herauszuarbeiten, dann geht es dabei in erster Linie um die Bereitstellung eines geeigneten Instrumentariums f ü r weitere Untersuchungen. Bloß die Zusammenhänge zwischen Herrschaftsstruktur u n d Ständewesen finden eingehend Behandlung. Aber auch diesbezüglich können die unterschiedlichen Entwicklungslinien nicht über den gesteckten zeitlichen Rahmen hinaus weiterverfolgt werden: Etwa die Problematik der Voraussetzungen f ü r die Entwicklung m o d e r n e r Staatlichkeit in den landständischen Organisationsformen der einzelnen Territorien oder die Frage nach den besonderen Erscheinungsformen des Landesbewußtseins u n d seinen jeweiligen Trägern — sicherlich Themen von einiger Bedeutung f ü r die Geschichte politischer Institutionen und politischen Bewußtseins. Nicht mehr als erste Ausgangspositionen können hier dazu beigesteuert werden. Ein direktes Anknüpfen wird möglich sein, w o es um Probleme neuzeitlicher Adels- oder Stadtgeschichte in den einzelnen österreichischen Ländern geht. Zu Untersuchungen über Führungsschichten bzw. zu zentralörtlichen Analysen ist sicherlich von den mittelalterlichen Voraussetzungen her eine unmittelbare Verbindung gegeben. Die Kenntnis unterschiedlicher Herrschaftsstrukturen mag jedoch auch ihren Erklärungswert f ü r die Behandlung von Fragen haben, bei denen ein solcher Zusammenhang nicht auf den

Problemstellung und M e t h o d e

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ersten Blick erkennbar ist. Zwei Beispiele aus persönlicher E r f a h rung sollen das an Themen ganz verschiedener Arbeitsgebiete verdeutlichen. Eine Untersuchung, die v o n P r o b l e m e n ausging, wie sie sich heute bei der Neuabgrenzung von Ortsgemeindegebieten in den einzelnen Bundesländern ergeben, führte über verschiedene Phasen der gerichtlichen und pfarrlichen Entwicklung zurück bis zu den Herrschaftsverhältnissen des Hochmittelalters. Von den unterschiedlichen Grundlagen in der räumlichen Ordnung des 11. bis 13. Jahrhunderts her konnten Erklärungen für die Besonderheiten in der Verteilung von Klein- und Kleinstgemeinden in der Gegenwart sowie für die Schwierigkeiten, die sich beim Bemühen um Gemeindezusammenlegungen ergeben, gefunden werden (Blätter für deutsche Landesgeschichte 109, 1973). Eine Zusammenstellung wirtschaftspolitischer Maßnahmen der Landesfürsten im Spätmittelalter ergab hinsichtlich der betroffenen Sektoren des Wirtschaftslebens wie vor allem hinsichtlich des jeweiligen Geltungsbereiches auffallende Differenzen zwischen Tirol einerseits, den östlichen Territorien der H a b s b u r g e r andererseits. Die besonderen Voraussetzungen und Möglichkeiten der landesfürstlichen Politik ließen sich auch hier w i e d e r u m nur aus spezifischen herrschaftlichen Elementen der L a n d e s s t r u k t u r verständlich machen (Die Wirtschaftspolitik der österreichischen Landesfürsten im S p ä t mittelalter, in: Wirtschaftspolitik und Arbeitsmarkt, Sozial- und wirtschaftshistorische Studien, 1974). In dieser Weise wird es sicherlich bei verschiedenen Forschungsgebieten sinnvoll sein, Q u e r v e r b i n d u n g e n zur jeweiligen Herrschaftsstruktur der untersuchten Länder herzustellen. D i e Frage nach den Ursachen regionaler Sonderentwicklungen m a g in der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte genauso wie in der politischen oder Rechts- und Verfassungsgeschichte von einem derartigen Strukturvergleich Anregungen gewinnen. Der Versuch einer Typologie der österreichischen Länder aus den herrschaftlichen Voraussetzungen ihres Ständewesens soll dazu Ansatzpunkte bieten. Es war ursprünglich beabsichtigt, in der Zusammenfassung über den R a u m des heutigen Österreich hinausgehend einen Vergleich mit dem A u f b a u der Stände in Nachbarländern vorzunehmen und auch hier auf deren hochmittelalterliche Grundlagen zumindest überblicksweise einzugehen. Dieses Vorhaben ließ sich in Hinblick auf die Literaturlage nicht realisieren. Für eine Darstellung in

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Einleitung

analoger Weise fehlte ausreichendes Material. Eine derartige Weiterführung der Thematik hätte das zentrale Anliegen des Unternehmens stärker betont, nämlich von der jeweiligen Gliederung der Stände her allgemeine Strukturzusammenhänge zu erschließen. Stärker differenzierte Formen des Ständewesens als sie sich innerhalb der Länder des heutigen Österreich finden, wären für die Erkenntnis der strukturbedingenden Faktoren sicherlich günstig gewesen. T r o t z der notwendigen räumlichen Beschränkung mag es gelungen sein, einige wesentliche Zusammenhänge erkennbar zu machen, etwa die Auswirkungen der Herrschaftsstruktur eines Landes auf die innere Schichtung des Landesadels, auf die Verteilung der Städte und Märkte, auf die Verbreitung von Ordensniederlassungen, auf die Autonomie ländlicher Gemeinden. Das A u f zeigen solcher Wechselbeziehungen steht im Mittelpunkt der Untersuchung. U m diesbezüglich zu Resultaten zu kommen, w a r schon bei einem räumlich beschränkten Forschungsgebiet eine manchmal k a u m zu bewältigende Vielfalt mühsamer Detailstudien notwendig. Die Zusammensetzung der im Spätmittelalter voll ausgebildet in Erscheinung tretenden Landstände bildet jeweils den Ausgangsp u n k t der Untersuchung. Unterschiede in der Kuriengliederung bzw. in der zahlenmäßigen Stärke sowie dem inneren Aufbau der einzelnen Kurien fungierten als Indikator für Unterschiede in der Herrschaftsstruktur der Länder. Den Besonderheiten, wie sie im Gesamtaufbau der Stände im großen begegnen, wird dann im einzelnen unter Rückverfolgung der bedingenden Ursachen nachgegangen, zunächst nach Kurien getrennt, dann in zusammenfassendem Uberblick. Die jeweilige Ständegliederung dient also gleichsam als Reduktionsmodell der Herrschaftsstruktur des Landes, in dem die Vielfalt unterschiedlicher Charakteristika auf einige wenige G r u n d m e r k m a l e vereinfacht gegenübertritt. Eine solche Auffassung der Landstände setzt freilich voraus, daß sich die Zusammensetzung der einzelnen ständischen Gruppierungen aus gewissen grundlegenden Gemeinsamkeiten erklären läßt. Dieser Annahme stehen in der herkömmlichen Forschungsauffassung einige wesentliche Hindernisse entgegen. Auf zwei zentrale Fragen muß diesbezüglich besonders verwiesen werden, da die Untersuchungen sich — zumindest implizit — immer wieder mit ihnen auseinanderzusetzen haben. An erster Stelle ist hier die Theorie von den sogenannten „auto-

Problemstellung und Methode

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genen Hoheitsrechten" des hochmittelalterlichen Adels zu nennen. Wenn die Entstehung der Adelsherrschaft: bloß im Geblütsrecht wurzelt, so erübrigt sich jeder Versuch einer Herrschaftstypologie. Individuelle Willkür, nicht strukturelle Bedingungen sind dann die Voraussetzung bestimmter herrschaftsräumlicher Ordnungen der einzelnen Länder. Die Frage nach den Vorformen des Herrenstandes reduziert sich von diesem Ansatz aus auf ein rein genealogisches Problem. Die Lehre von den „autogenen Hoheitsrechten" ist eine in starkem M a ß ihrer Entstehungszeit verhaftete Theorie der Herrschaftsbildung. Ihren ideologischen Voraussetzungen nachzugehen, wäre gewiß ein interessantes Thema. Aber nicht dieser Aspekt bildet hier den Ansatzpunkt der Kritik, sondern der unbefriedigende Erklärungswert dieser Theorie f ü r die Entstehung konkreter untersuchter Herrschaftsstrukturen. Den vorgelegten Untersuchungen vorausgehende Studien haben sich bereits ausführlich mit ihr beschäftigt (Formen adeliger Herrschaftsbildung im hochmittelalterlichen Österreich, M I Ö G 80, 1972, S. 265 ff.; Peter Feldbauer, Der Herrenstand in Oberösterreich, Ursprünge, Anfänge, Frühformen, Sozial- und wirtschaftshistorische Studien, 1972). Auf die dort erarbeiteten Ergebnisse sei einleitend grundsätzlich verwiesen. Sie gaben den unmittelbaren Anstoß f ü r die hier thematisch und räumlich weiter ausgreifenden Überlegungen. Gegenüber einer allgemein geblütsrechtlichen Ableitung des Ursprungs hochmittelalterlicher Adelsherrschaft konnte eine Reihe unterschiedlicher Prozesse der Herrschaftsentstehung festgestellt werden, denen als Resultat jeweils besondere Herrschaftstypen entsprachen. Eine zentrale Rolle kommt dabei verschiedenen Formen der Vogtei über immunes Reichskirchengut zu. D a ß Vogteirechte eine wesentliche Komponente mittelalterlicher Adelsherrschaft ausmachen, ist gewiß keine neue Erkenntnis. Die jüngere Verfassungsund Landesgeschichte hat diesen Sachverhalt immer wieder mit großer Entschiedenheit herausgestellt. Für die hier interessierenden Fragen geht es vor allem um die Funktion der Vogtei im Rahmen der Herrschaftsentstehung, die vielleicht in der Literatur noch nicht die ihr gebührende Beachtung in vollem Maße gefunden hat. Wichtig ist diesbezüglich die Möglichkeit der Entstehung von Eigenherrschaften auf der Basis von bevogtetem Reichskirchengut sowohl in der H a n d Hochfreier wie auch ministerialischer Vögtegeschlech-

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Einleitung

ter. Durch den Zusammenhang von Adelsherrschaften mit aus Königsschenkungen entstandenen kirchlichen Immunitäten ergibt sich weiters ein wesentlicher räumlicher Aspekt, der für die Frage der Herrschaftsstruktur eines Territoriums von besonderer Relevanz erscheint. Charakteristische räumliche Beziehungen, wie sie für bestimmte Prozesse der Herrschaftsentstehung erarbeitet werden konnten, wurden ihrerseits methodisch zur Erforschung analoger Vorgänge eingesetzt. Sosehr die Akzentuierung der Vogtei als wichtiger Faktor der territorialen Herrschaftsstruktur sich im Rahmen anerkannter landeskundlicher Interpretationsmethoden bewegt, bedeutet dieser Ansatz doch vielfach eine ziemlich radikale Neuorientierung in der Deutung herrschaftsräumlicher Gegebenheiten. Dies gilt vor allem für Gebiete, in denen die mittelalterliche Raumordnung noch stark unter dem Aspekt des Fortlebens bzw. der sukzessiven Aufgliederung älterer Grafschaftsbezirke gesehen wird, wie etwa für Tirol, zum Teil auch für die Obersteiermark. Ohne sich mit der Vielfalt einschlägiger Einzelstudien im Detail auseinandersetzen zu können, mußten hier von der herrschenden Meinung der landeskundlichen Literatur abweichende neue Interpretationsansätze zur Diskussion gestellt werden. Erst auf der Grundlage einer Systematik typischer Herrschaftsentstehungsprozesse war es möglich, die in ihrer Struktur verglichenen Territorien von ihrer herrschaftlichen Eigenart her zu erfassen. Dieser Ansatz erklärt die starke Dominanz der Beschäftigung mit den Grundlagen des Herrenstandes. Adelige und landesfürstliche Herrschaft als korrespondierende Erscheinungen erlauben es dann, eine Verbindung zur Zusammensetzung der übrigen Ständekurien herzustellen. In einer Gesamtbetrachtung der Ständebildung aus gemeinsamen herrschaftlichen Grundlagen werden notwendig auch die Städte und Märkte in einen funktionellen Zusammenhang mit der Herrschaftsstruktur des Landes gebracht. Und dies ist der zweite zentrale Problemkreis, hinsichtlich dessen neue Erklärungsversuche unternommen werden mußten. Sieht man Städte und Märkte als Handelsplätze in ihrer Entstehung und räumlichen Verteilung primär durch natürlich geographische Faktoren bedingt — im Sinne der vielbemühten „Lagegunst" etwa — oder durch Interessen der Handelstreibenden — die Stadt als „Werk des

Problemstellung und Methode

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K a u f m a n n s " — , so läßt sich für die Zusammensetzung der Städtekurie keine dem gesamten Ständewesen gemeinsame Wurzel erkennen. Demgegenüber wird hier ein Ansatz vertreten, der die Einheit aller zentralen Funktionen von Stadt- und M a r k t siedlungen betont und sie damit von ihrer Wurzel her auch als herrschaftliche Mittelpunkte sieht. Diese v o n der ZentralortTheorie ausgehende Betrachtungsweise stützt sich ebenso wie die Überlegungen zur Entstehung der Adelsherrschaften bereits auf vorangehende Studien, deren Resultate in geraffter Form A u f nahme finden, deren Argumentation jedoch nicht mehr im Detail wiederholt werden kann. Bei der Behandlung der S t ä d t e und M ä r k t e wird ähnlich wie bei den Adelsherrschaften sehr stark auf allgemeine Entstehungsfragen eingegangen. Dasselbe gilt auch f ü r die ländlichen Gerichtsgemeinden jener Territorien, in denen sie die Landstandschaft erlangt haben, sowie zum Teil auch f ü r die Stifte und Klöster, soweit ihre Gründung mit herrschaftlichen Ordnungen in Zusammenhang gesehen werden kann. Erst auf dem Hintergrund dieser umfassenden genetischen Bestandsaufnahme ist es möglich, die jeweils maßgeblichen Kriterien der Landstandschaft zu erarbeiten. D i e zentrale Rolle, die solche Entstehungsfragen unter dem gewählten Aspekt der territorialen Herrschaftsstruktur für das Problem der Ständebildung spielen, machte es notwendig, zeitlich sehr weit auszuholen. Hochmittelalterliche Grundlagen nehmen daher in der Untersuchung breiten R a u m ein. D i e Phase der endgültigen Formierung der L a n d s t ä n d e im 15. Jahrhundert bildet im wesentlichen die zeitliche Grenze der Darstellung. N u r vereinzelt erschien es notwendig, wie etwa bei der Behandlung der Prälatenkuriere, auf die Verhältnisse der frühen Neuzeit näher einzugehen. D e r räumliche Rahmen ist im wesentlichen durch die historisch gewachsenen Länder des heutigen Österreich gegeben. D i e eingangs erläuterte Intention, Grundlagen für vergleichende Strukturanalysen bis in die Gegenwart zu ermöglichen, rechtfertigt diese Abgrenzung. D a s nicht zu den althabsburgischen Territorien gehörige Salzburg wurde daher miteinbezogen. Als ursprünglicher K e r n r a u m des Landes Tirol mußte das heute zu Italien gehörige Südtirol eingehend Behandlung finden. D a die Herrschaftsstruktur von der Ständebildung her zu analysieren versucht wurde, blieb

16

Einleitung

das Burgenland unberücksichtigt. Steckengebliebene oder vorzeitig abgebrochene Territorienbildungen, wie die der Andechser oder der Görzer, wurden bei jenem L a n d , in dem sie späterhin aufgingen, mitbehandelt. D i e A b f o l g e der Spezialkapitel über die einzelnen Ständekurien hält sich nicht an deren historische R a n g o r d n u n g mit dem Ehrenv o r r a n g des Prälatenstandes. In Hinblick, auf seine Priorität in der Entwicklung des Ständewesens sowie seine Bedeutung für die gesamte Herrschaftsstruktur des Landes ist die Behandlung des Herrenstandes jeweils an die Spitze gestellt. Es folgt mit den Rittern die zweite Adelskurie. D i e ländlichen Gerichtsgemeinden finden anschließend an die Stadt- und Marktgemeinden Behandlung, da sowohl typologisch als auch in den Kriterien der Landstandschaft zahlreiche Parallelen bestehen. D a s in gleicher Abfolge gestaltete Schlußkapitel versucht, eine Verbindung der Einzelbeiträge herzustellen sowie die gemeinsam zugrunde liegenden Herrschaftsstrukturen der einzelnen L ä n d e r herauszuarbeiten und untereinander zu vergleichen. Soweit die Resultate der Teilkapitel hier nochmals zur Darstellung kommen, wird auf Einzelverweise verzichtet. D i e vorgelegten Untersuchungen stellen insgesamt eine Gemeinschaftsarbeit dar. Jeder Verfasser eines Beitrages verdankt dem anderen eine Fülle von Hinweisen und Anregungen. D e r Abfassung des Manuskripts gingen jeweils eingehende Diskussionen voraus. Wenn Einzelfragen unter den Autoren kontrovers blieben, so wurden solche widersprüchliche Standpunkte bewußt aufgenommen. F ü r die Materialsammlung zu den vorgelegten Forschungsarbeiten hat der Fonds zur „ F ö r d e r u n g der wissenschaftlichen Forschung" die Mittel für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter bereitgestellt. Ebenso wurden seitens des Fonds die Kosten der Publikation übernommen. Für diese großzügige Förderung sei im N a m e n aller Mitarbeiter aufrichtig gedankt.

Wien, im M ä r z 1973

Michael Mitterauer

I. N I E D E R -

UND

OBERÖSTERREICH

1. HERRENSTAND Bereits zur Zeit der Babenberger standen freie Herrengeschlechter des Landes dem Landesherrn beratend zur Seite oder wurden von diesem als Zeugen herangezogen. Im „colloquium generale" des Jahres 1081, das in Tulln stattfand, sieht Brunner die Vorstufe einer ständischen Vertretung in Österreich; der anwesende Adel kann mit aller gebotenen Vorsicht als „Herrenstand" bezeichnet werden 1 . Typisch ist der Teilnehmerkreis des frühen Landtages zu Neuburg im Jahre 1136, der lediglich Hochfreie umfaßt. Erst am Ende der Babenbergerzeit findet die Landesministerialität, bedingt durch das Aussterben des alten dynastischen Adels und die Entwicklung einer jüngeren Landherrengruppe, Aufnahme in den gehobenen Adelskreis, der mit dem Fürsten das Land bildet. Selbständig handelten die Vornehmsten erstmals nach dem Aussterben der Babenberger, als auf ihre Veranlassung hin Przemysl O t t o k a r 1251 nach Österreich kam und als neuer Herzog anerkannt wurde. Seit der Regierungsübernahme der Habsburger begann sich zunächst die Gruppe der Landherren deutlich als Stand zu formieren, dem Prälaten, Ritter und Knechte, Städte und Märkte zur Seite traten. Im 15. Jahrhundert sind die österreichischen Stände eine geschlossene Organisation, deren politische Bedeutung sich besonders klar auf den nun regelmäßig stattfindenden Landtagen manifestierte 2 . 1 Brunner, Land und Herrschaft, 429. Auf diesem Landtaiding klärte Markgraf Leopold II. seine Stellung gegenüber Kaiser Heinrich IV. (MGH SS 12, 236). 2 Österreich ob und unter der Enns hatten um diese Zeit getrennte ständische Korporationen mit getrennten Landtagen. Die Beziehungen waren aber sehr eng, so daß die obderennsischen Stände Abgeordnete zu österreichischen Landtagen entsandten und umgekehrt. Verwandtschaftliche Beziehungen vieler Adelsgeschlechter in den Adelskurien der beiden Länder dürften diese Tendenz gefördert haben.

2

Ständebaad 1

Nieder- und Oberösterreich

18

I m J a h r e 1406 trat die ständische K o r p o r a t i o n Österreichs erstm a l s vollentwickelt a u f . D a m a l s schlössen die vier S t ä n d e einen B u n d z u r Wahrung der Rechte des minderjährigen H e r z o g s Albrecht V . nach dem T o d seines V o r m u n d s H e r z o g Wilhelm 3 . D a s B ü n d n i s w u r d e v o n allen S t ä n d e n des L a n d e s ob u n d unter der E n n s unterzeichnet, und z w a r v o n 39 H e r r e n aus 35 Geschlechtern sowie 42 R i t t e r n aus 40 F a m i l i e n 4 . Eine listenmäßige T r e n n u n g in Herren u n d Ritter findet sich erstmals in einem im J a h r e 1415 begonnenen und durch mehrere J a h r z e h n t e f o r t g e f ü h r ten Verzeichnis der G r a f e n , H e r r e n , R i t t e r u n d Knechte, die im L a n d Österreich sitzen oder dazugehören 5 . G a n z e x a k t e Zahlen bietet freilich auch diese Liste nicht, d a einerseits bei der Ü b e r arbeitung des Verzeichnisses zahlreiche Streichungen v o r g e n o m m e n w u r d e n u n d andererseits das P r i n z i p der N e n n u n g einzelner Personen nicht lückenlos durchgehalten w u r d e 6 . Dennoch w i r d m a n nicht weit fehlgehen, wenn m a n dem österreichischen H e r r e n s t a n d u m das J a h r 1415 e t w a 45 F a m i l i e n zuzählt, die Z a h l der landesfürstlichen Ritterfamilien hingegen d ü r f t e die angegebenen 170 überschritten haben 7 . W ä h r e n d die Z a h l e n über die weitere 3

Schwind/Dopsch, 300 ff. n 159.

Zernatto zählt in derselben Urkunde 34 Herren aus 29 Geschlechtern, denen sie 47 Ritter aus 46 Familien gegenüberstellt (Zernatto, Herrenstand, 9). Die Diskrepanz erklärt sich aus der Zuzählung eindeutig herrenmäßiger Geschlechter zu den Rittern. 4

5

H H S t A Hs. W 8, fol. 160 f.

Der Druck der Liste bei Nicoladoni berücksichtigt die Streichungen und Neueintragungen, doch fehlen uns in beiden Fällen die Stidijahre zu den jeweiligen Angaben (Nicoladoni, Verfassungsgeschichte, 206 ff.). Bei den Herren sind in einem, bei den Rittern in zehn Fällen statt einer Einzelperson ganze Familien genannt (Hassinger, Landstände, 1003). 6

7 Brunner nennt für ca. 1415 76 Herren und 280 Ritter, -womit er offenbar Einzelpersonen meint (Brunner, Bürgertum, 227). Hassinger errechnet nach Abzug der Streichungen 67 Herren aus 43 Familien sowie 222 Ritter aus 167 Familien (Hassinger, Landstände, 1003). Während das Adelsverzeichnis die österreichischen Landherren ziemlich komplett aufzählt, dürfte dies beim niederen Adel kaum der Fall sein, da einerseits Steuerlisten aus der zweiten Jahrhunderthälfte weitaus mehr ritterliche Familien ausweisen und andererseits die Lehensbücher Albrechts III. und Albrechts V. zahlreiche landesfürstliche Ritter aufweisen, die 1415 fehlen.

Umfang der Landherrengruppe

19

Entwicklung des österreichischen Adels relativ gesichert sind 8 , stoßen w i r beim Versuch der personen- und damit zahlenmäßigen Erfassung der Landherren im 14. und 1 3 . Jahrhundert auf Schwierigkeiten. Mit H i l f e der großen Siegelurkunden Herzog Rudolfs I V . 9 sowie der Zeugenreihe in der 1 3 5 5 von Albrecht II. seinen Landherren vorgelegten Hausordnung 1 0 , gelingt es noch relativ gut, den Personenkreis f ü r die Mitte des 14. Jahrhunderts mit e t w a 4 5 — 5 0 Familien zu umschreiben. Zu Beginn der Habsburgerherrschaft gibt es 7 0 — 8 0 Landherrengeschlechter; ihre Anzahl ist also bedeutend höher als in den erwähnten Vergleichszeiträumen 1 1 . Dabei ist zu beachten, daß v o n 1 2 8 0 bis 1 4 1 5 fast die H ä l f t e der alten Geschlechter verschwindet und durch neue ersetzt w i r d 1 2 . V o r Regierungsantritt des letzten Babenbergers, Herzog Friedrichs II., u m f a ß t e die Gruppe des später herrenständischen Adels rund 9 0 — 1 0 0 Familien 1 3 . Die J a h r e zwischen 1 2 3 0 und 1 2 8 0

Vgl. Brunner, Bürgertum, 277; Hassinger, Landstände, 1003 ff. Es handelt sich um die U r k u n d e im Zusammenhang mit der U n i versitätsstiftung (Gall, Alma Mater, 192 ff.) sowie die Domkapitel und Pfarre St. Stephan betreffenden Privilegien (Flieder, Stephansdom, 266 f.) aus dem Jahr 1365. 8

9

Schwind/Dopsch, 189 ff. n 102. Aus Habsburger Urkunden der Jahre 1281 bis 1286 sind etwa 35 Familien zu erfassen (vgl. dazu Schwind/Dopsch, 126 f. n 64 und 136 f. n 69. Regesta Habsburgica II/l, 5 n 22; 12 f. n 52 und 53 n 233), wozu noch viele Geschlechter aus Klosterurkunden erschlossen werden können. 10

11

12 Die Ursachen dieser bedeutenden Fluktuation werden später noch besprochen. Aussterben von Familien, A u f - und Abstieg sowie Zuwanderung werden als Faktoren zu beachten sein. 13 Diese Zahl ergibt sich aus der Durchsicht der Babenberger U r kunden der Jahre 1225 bis 1235, wobei die davor- und dahinterliegenden Jahrzehnte zu Vergleichszwedken berücksichtigt sind. Die angegebene Zahl ist natürlich nur ein Näherungswert, da einerseits nicht jede in der Zeugenreihe greifbare Person einem bekannten Adelsgeschlecht eingereiht werden kann und andererseits die Zuordnung mehrerer Namen zur selben Familie nicht immer ausreichend genealogisch erforscht ist. Neben den in Österreich ansässigen Hochfreien und landesfürstlichen Ministerialen wurden auch die Babenberger Dienstmannen des obderennsisdien Raumes und des Pittener Gebietes einbezogen, obwohl sie damals noch größtenteils z u m Land Steiermark

2*

20

Nieder- und Oberösterreich

zeigen demnach eine Reduzierung der Landherrengruppe. H a u p t ursache dürften Aussterben und Absinken einer beträchtlichen Anzahl von Geschlechtern gewesen sein. Für das 12. Jahrhundert können Vergleichszahlen kaum sinnvoll eingesetzt werden, da sich in diesem Zeitraum die landesfürstliche Ministerialität noch mitten in ihrer Entwicklung befindet. Die hochfreien Geschlechter werden in der zweiten Jahrhunderthälfte noch deutlich getrennt angeführt 1 4 . Sie sind die „principes totius provinciae", die gewissermaßen den „alten Herrenstand" bilden. Auf den „frühen Landtagen" sind sie die Verhandlungspartner der Babenberger, während die Landesministerialen anfänglich fehlen. Seit etwa 1150 sterben viele der alten Hochfreien aus, doch bewirken die Ausbildung einer stabilen landesfürstlichen Ministerialität und die Eingliederung der restlichen im Land ansässigen Hochfreien nach der Jahrhundertwende die Formierung einer neuen, zahlenmäßig erfaßbaren Herrengruppe, die weithin die Tradition des alten Dynastenadels, somit der „alten Landherren", fortsetzen konnte. Es stellt sich die Frage, auf welche Weise Dienstmannen in relativ großer Anzahl in die Positionen des alten hochfreien Adels einrücken konnten, so daß es um 1200 zu keinem Bruch, sondern zu einer kontinuierlichen Fortsetzung der Entwicklung kam. N u r durch die genealogische und besitzgeschichtliche Untersuchung einzelner Adelsfamilien bis zurück ins ausgehende 11. Jahrhundert kann die früheste Entwicklung des spätmittelalterlichen Herrenstandes in ihren Wurzeln erfaßt werden. Über die Anfänge der Ministerialität gibt es eine Fülle teilweise stark kontroverser Literatur 1 5 . Die widersprüchlichen Meinungen lassen sich selbst durch exakte zeitliche und örtliche Differenzierung nicht ausgleichen, wie die unterschiedlichen Erklärungsversuche der Anfänge der österreichischen Ministerialität gehörten. N u r so erhält man f ü r ca. 1230 eine Zahl, die m i t jener von 1280 wenigstens annäherungsweise vergleichbar ist, da gerade aus diesen Gebieten später ein beträchtlicher Anteil der österreichischen Landherren kommt. 14 15

Vgl. BUB 1, 32 n 23, 107 n 77, 118 f. n 86 u. a. m.

Selbst die N e n n u n g der allerwichtigsten Werke der allgemeinen Ministerialenforschung würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Einen guten Uberblick über H a u p t p r o b l e m e und gegenwärtigen Forschungsstand gibt Bosl, Reichsministerialität, 25—31.

Anfänge der

Babenberger-Ministerialität

21

zeigen. Einhellig w u r d e von einer Forschungsrichtung die Ansicht vertreten,

-die

„familia",

dem

landesfürstlichen unfreien

Ministerialen

Gefolge

wären

der B a b e n b e r g e r

aus

der

Markgrafen

und H e r z o g e , h e r v o r g e g a n g e n 1 6 . Persönliche U n f r e i h e i t sei daher das wesentliche M e r k m a l der M i n i s t e r i a l i t ä t geblieben; als bestes I n d i z d a f ü r w i r d immer die K i n d e r t e i l u n g

bei der H e i r a t

von

M i n i s t e r i a l e n verschiedener D i e n s t h e r r e n a n g e f ü h r t 1 7 . D e r spätere A u f s t i e g der Ministerialen sei dadurch v o r b e r e i t e t w o r d e n , sie

zum

Kriegsdienst

und

zum

steht

den

Widerspruch,

der

Meinung

Dienstmannen

a u f freie A b s t a m m u n g v i e l e r v o n ihnen

Stellung

der

daß

Hofämtern

wurden18.

gehobene

die

in

herangezogen

die

Dazu

Hofdienst

Klebeis

im

österreichischen zurück-

führen w o l l t e 1 9 . Lechner spricht i m selben Z u s a m m e n h a n g

vom

H e r a b s i n k e n k l e i n e r H o c h f r e i e r m i t Eigenbesitz in die M i n i s t e r i a lität20. genaue

Gegensätzlich ist Bosls Ansicht, w o n a c h m a n durch Untersuchung

der

sogenannten

„kleinen

E d e l f r e i e n " die T h e s e v o m „massenhaften E i n t r i t t " Edelfreier

als

„Motor"

gesellschaftlichen

eine

Vasallen

Aufstiegs

und

abgesunkener der

Dienst-

m a n n e n endgültig a d absurdum f ü h r e n k ö n n t e 2 1 . D i e gute S t e l l u n g der österreichischen

Ministerialen

Träger

der K ö n i g s g u t p o l i t i k

die sie

durch

bringt

Heinrichs

die V e r b i n d u n g

von

er m i t i h r e r R o l l e III.

in

als

Zusammenhang,

Verwaltungsaufgaben

und

militärischem D i e n s t mit dem R o d u n g s - u n d S i e d l u n g s w e r k

im

R a h m e n der M a r k früh auf den W e g der Herrschaftsbildung gelenkt habe22. Bosl

setzt

die A n f ä n g e

der R e i c h s m i n i s t e r i a l i t ä t

in der

Zeit

16

Kludkhohn, Ministerialität, 17 ff.; Hasenöhrl, Landesrecht, 67 f.

17

Hasenöhrl, Landesrecht, 68 f.

18 O t t o Brunner, Inneres Gefüge des Abendlandes, Historia Mundi 6, 1958, 343 f.; Heinrich Mitteis, Der Staat des hohen Mittelalters, 1944, 490 ff. 1 9 Ernst Klebel, Bauern und Staat in Österreich und Bayern während des Mittelalters. Adel und Bauern im deutschen Staat des Mittelalters, 1943, 231. 20

Lechner, Herrschaftsgeschidite, 142.

21

Bosl, Jus ministerialium, 282.

Bosl, Reichsministerialität, 49 und 477 f. Bosl betont eindringlich die Vielschichtigkeit der Ministerialität hinsichtlich ihres Ursprungs und warnt vor monokausalen Erklärungen. 22

Nieder- und Oberösterreidi

22

des ersten Saliers, K o n r a d s I I . , a n 2 3 . U m dieselbe Zeit treten auch die ersten Ministerialen im österreichischen R a u m a u f 2 4 . D e r Begriff „ m i n i s t e r i a l i s " ist aber i m 11. u n d 12. J a h r h u n d e r t noch nicht so verengt wie im 13. J a h r h u n d e r t , w o er einen relativ h o m o g e n e n Personenkreis umschreibt; er d ü r f t e zunächst alle D i e n s t m a n n e n eines H e r r n u m f a ß t haben, die im Unterschied z u r größeren G r u p p e seiner „ s e r v i e n t e s " über ein besonders qualifiziertes D i e n s t r e c h t v e r f ü g t e n , das allerdings nicht m i t Lehensrecht und V a s a l l i t ä t in Z u s a m m e n h a n g gebracht werden d a r f 2 5 . Eine Ministerialität k o n n t e sich g e m ä ß den süddeutschen Q u e l l e n des Zeitraums um 1200 auch im Dienst v o n gräflichen Geschlechtern ausbilden. Nicht alle f r ü h erwähnten Dienstm a n n e n im Bereich v o n Österreich hängen daher mit M a r k und M a r k g r a f z u s a m m e n ; es ist aber noch nicht gesagt, d a ß die Ministerialen v o n Grafengeschlechtern in ihrer Rechtsstellung den landesfürstlichen Ministerialen gleichkommen 2 6 . 23

Bosl, Reichsministerialität, 32.

Die Bezeichnung „ministerialis" taucht in den Babenbergerurkunden erst nach 1100 auf (vgl. B U B 4, 65 n 640). Als sehr früher Beleg für die einsetzende Ausbildung der Ministerialität in der Markgrafschaft darf wohl die Schenkung Heinrichs IV. an den „serviens marchionis Azzo" im Jahr 1056 angeführt werden ( M G H D D 6, 4 f. n 3). 24

2 5 Die Erfassung aller in den frühen Babenberger Urkunden erwähnten „ministeriales" ergibt, daß sich nur ein Teil von ihnen mit landesfürstlichen Ministerialenherrsdiaftcn des 12. und 13. Jahrhunderts in Verbindung bringen läßt. Offenbar wurden vor 1200 auch direkt im Haus des Landesfürsten beschäftigte Dienstleute manchmal als „ministeriales" bezeichnet. Der Zusammenhang zwischen Dienstmann und besonders qualifiziertem Gut war demnach erst in späterer Zeit Kriterium der Gruppenzugehörigkeit. 26 Ausdrücklich als Ministerialen bezeichnete Dienstleute finden sich etwa bei den Grafen von Rebgau-Hohenedc (FRA II, 69, 511 n 375), Hohenburg (BUB 1, 228 n 170), Peilstein (UB St. Pölten 1, 30 n 20). Viel häufiger sind Ministerialennennungen bei Grafen aus altbayerischen Gebieten (vgl. dazu Zallinger, Ministeriales, 8). Es ist aber zu beachten, daß im Rahmen der jüngeren österreichischen Grafschaften normalerweise die wesentlichen Herrenrechte der Grafschaft selbst vorbehalten waren, so daß diesen Dienstleuten im Unterschied zu den landesfürstlichen Ministerialen die Ausbildung einer qualifizierten Herrschaft nicht möglich war. Die Bezeichnung „ministerialis" gilt demnach für rechtlich verschieden eingestufte Personen. Insofern trifft für Österreich

Anfänge

der

Babenberger-Ministerialität

23

Unser Interesse wird zunächst jenen Ministerialenfamilien gelten, die wir im 13. Jahrhundert als Besitzer einer Herrschaft unter den österreichischen Dienstherren wiederfinden. Ihre Entwicklung muß im Zusammenhang mit der Landesbildung gesehen werden, da die relativ früh unter die Kontrolle der Babenberger gekommenen Markgebiete im Norden und Osten andere Voraussetzungen für die Ausformung einer landesfürstlichen Dienstmannschaft boten als die im Westen liegenden Altsiedelgebiete 27 . Der Einstieg in die Entstehungsproblematik der Ministerialität der Mark bzw. des jungen Herzogtums gelingt mit dem Auftauchen von Ministerialen in den Zeugenreihen der landesfürstlichen Urkunden, deren Familiennamen der Benennung ihres Herrschaftssitzes entsprechen 28 . Dieser Vorgang fällt zeitlich in die dreißiger und vierziger Jahre des 12. Jahrhunderts 2 9 . Etwas nach 1150 ist schon ein großer Kreis von Dienstmannengeschlechtern zu erfassen und auch zu lokalisieren 30 . Um die Mitte des 13. Jahrhunderts besaßen die Dienstherren häufig ehemalige Hochfreienherrschaften, die entsprechend ihrer Entstehung in klar abgrenzbare Typen gegliedert werden können. Sie waren auf verschiedenen Wegen von den edelfreien Geschlechtern an Ministerialen gelangt und spielten bei der Ausbildung der landesfürstlichen Dienstmannschaft im 11. und 12. Jahrhundert noch keine Rolle, während ihr Besitz nach 1200 wesentlich zur gehobenen Position einer Familie beitrug. Entscheidende Bedeutung für die Anfänge der babenbergischen Ministerialität hatte hingegen

grundsätzlich die Bestimmung des Schwabenspiegels zu, wonadi nur das Reich und die Fürsten das Redit auf Dienstmannen haben (Zallinger, Ministeriales, 3). Die ebenfalls „ministeriales" genannten Dienstleute österreichischer Grafen verfügen zunächst nie über Dorfobrigkeit und ritterliche Mannschaft und sind ihrem Wesen nach Einschildritter, stehen also in der Heerschildordnung um eine Stufe tiefer. 2 7 Der Raum des später selbständigen Landes ob der Enns kam überhaupt erst im 13. Jahrhundert zu Österreich, nachdem die Ausbildung der Ministerialität im wesentlichen abgeschlossen war. 2 8 Die gegenseitige Abhängigkeit von Geschlechter- und Burgnamen müßte im Einzelfall untersucht werden. N u r so wäre einwandfrei zu klären, ob die Burg einer Familie den N a m e n gab oder umgekehrt. 29

Vgl. B U B 4, 41 n 1 0 3 ; 88 n 689 und 95 n 701.

30

B U B 1, 32 n 23, 44 n 29, B U B 4, 121 n 330.

24

Nieder- und Oberösterreich

der Typus der Ministerialenherrschaft, den wir näher betrachten wollen. Von den Ministerialenherrschaften im Rahmen der Mark lassen sich die ältesten, die in Altsiedelgebieten entstanden, bis an den Beginn des 12. Jahrhunderts zurückverfolgen 31 . Ihre Anfänge können sicherlich noch Jahrzehnte früher angesetzt werden. Typische Beispiele sind die mit der Kuenringer Sippe in Verbindung zu bringenden Herrschaften Gobelsburg, Zöbing und Schönberg im Raum zwischen Krems und Gars 32 . Etwas kampaufwärts lag die ebenfalls sehr alte Herrschaft Stiefern des gleichnamigen Dienstmannengeschlechtes 33 . Das Urbargut dieser Herrschaften w a r relativ bescheiden, grundsätzlich waren mit ihnen aber schon die typischen Herrenrechte verbunden 34 . Besondere Beachtung verdient, daß sie im 14. und 15. Jahrhundert noch als Eigen gelten, woraus wohl eine ursprüngliche Übertragung an die Dienstmannen in dieser Besitzqualität angenommen werden darf 3 5 . Dem Kamptal ähnliche Verhältnisse sind im Raum südlich von Wien zu finden. Nicht nur, daß es sich ebenfalls um ausdehnungsmäßig kleine, aber gut ausgestattete und ziemlich früh entstandene Herrschaften handelt — auch die nämlichen Geschlechter finden sich in relativ großer Anzahl 3 6 . Wiederum sitzen die Dienstmannengeschlechter auf Eigen. 3 1 Zur Problematik der Bezeichnung Ministerialenherrschaft vgl. Mitterauer, Herrschaftsbildung, 306 ff. Die folgenden Ausführungen über niederöstcrreidiische Ministerialenherrschaften stützen sich im wesentlichen auf diese Arbeit. 32

Gottfried Friess, Die Herren v o n Kuenring, 1874, 30 ff.

33

Ulrich von Stiefern ist schon 1137/39 belegt. BUB 4, 95 n 701.

Ritterliche Leute sind f ü r die Gobelsburg erstmals 1 1 2 4 (FRA II/4, 32 n 149), f ü r Zöbing und Stiefern 1233 (OÖUB 3, 11 n 9) belegt. Auch eine f r ü h e Marktentwicklung ist nachweisbar (Mitterauer, H e r r schaftsbildung, 312). 34

3 5 Über den Zusammenhang zwischen Eigen herrschaft wird noch eingehend zu handeln sein.

und

Ministerialen-

36 Erwähnt seien die Stieferner mit ihrem Sitz Gaaden, die Tursen, die neben ihrer Kamptalherrschaft Lichtenfels auch Rauheneck bei Baden besaßen, sowie Angehörige der Kuenringer Sippe, die sich hier nach Guntramsdorf nannten. Ein typischer alter Ministerialensitz ist auch Tribuswinkel, das im 14. Jahrhundert als Eigen galt (Bruckmüller, H e r r und Herrschaft, 178).

G r u n d l a g e n der Herrschaftsentwicklung

25

A m zahlreichsten sind die Ministerialenherrschaften im Weinviertel; sie erscheinen aber recht unterschiedlich mit Herrenrechten ausgestattet. Meist sind weder Pfarrpatronate, umfangreichere ritterliche Mannschaft noch Marktrechte vorhanden, so daß hier die Dorfgerichtsbarkeit als Mindestpertinenz einer rechten Herrschaft gelten kann 3 7 . Sie ist offenbar grundsätzlich mit dem Dienstmannseigen verbunden 3 8 . D i e geringe Rechtssubstanz der kleinräumigen Weinviertier Ministerialenherrschaften hat starke Veränderungen im Herrschaftsgefüge dieses Raumes bewirkt, w a s sich sowohl in Herrschaftszusammenlegungen als auch häufiger noch im Verfall von ursprünglichen mit Herrenrechten ausgestatteten Dienstmannengütern auswirkte. Zeitlich entspricht die Entwicklung im Viertel unter dem Manhartsberg etwa jener im Gebiet südlich von Wien und im besprochenen Kamptalgebiet 3 9 . Den Dienstmannsgütern im Altsiedelland steht eine jüngere Schicht von Ministerialenherrschaften gegenüber, die in den W a l d gebieten des Landes in der zweiten H ä l f t e des 12. Jahrhunderts entstanden. Solche Rodungsherrschaften finden sich besonders häufig im Waldviertel, im oberen Pielachtal und auch im Wiener Wald 4 0 . Während die Ausstattung mit Herrenrechten von den Verhältnissen in den Gebieten um G a r s bzw. Mödling nicht grundlegend differiert, ergeben sich aus der Größe bemerkenswerte Unterschiede, d a im Neusiedelland die Möglichkeit zu u m f a n g reicherem Herrschaftsausbau bestand. Schöne Beispiele sind Ottenstein und Rastenberg im mittleren K a m p t a l , Mainburg, Rabenstein und Weißenburg im Pielachtal sowie Araburg im Wiener W a l d . Die reiche Ausstattung mit Pertinenzen ist früh zu belegen 4 1 , doch 37 D i e D o r f o b r i g k e i t ist ein Spezifikum v o n Markgebieten. Sie findet sidi daher i m R a h m e n des heutigen Österreich n u r in N i e d e r österreich, S t e i e r m a r k und v e r e i n z e l t in Oberösterreich (dazu Feigl, G r u n d h e r r s c h a f t , 122, A n m . 2). 38

M i t t e r a u e r , H e r r s c h a f t s b i l d u n g , 313 f.

3e

Vgl. d a z u Bruckmüller, H e r r u n d Herrschaft, 181 ff.

40 D a s W a l d v i e r t e l ist herrschaftsgeschichtlich durch die A r b e i t e n Lechners bestens erforscht, z u weiteren R o d u n g s g e b i e t e n vgl. die z u s a m m e n f a s s e n d e D a r s t e l l u n g bei B r u c k m ü l l e r , H e r r u n d H e r r s c h a f t , 74 ff. 4 1 M i t R a s t e n b e r g und O t t e n s t e i n w a r e n P f a r r l e h e n v e r b u n d e n , die alten P f a r r k i r c h e n waren s o g a r herrschaftliche G r ü n d u n g e n . Vgl. L e d i -

26

Nieder- und Oberösterreidi

waren die Landgerichte landesfürstliche Lehen, während das sonstige Herrschaftszubehör ursprünglich Eigengut der Ministerialfamilien gewesen sein muß 42 . Diese überblicksweise skizzierte Verteilung von ursprünglichen Ministerialenherrschaften läßt verschiedene Phasen im Landesausbau erkennen: während in den westlichen Altsiedelgebieten fast keine Ministerialeneigen vorkommen, finden sich in den babenbergischen Expansionsgebieten der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts relativ viele Herrschaften dieses Typus. Die mit reichem Urbargut ausgestattete jüngere Form der Ministerialenherrschaft entspricht der jüngsten Besiedlungsstufe im Waldviertel und den Rodungsgebieten der Voralpentäler. Die klar erkennbaren Zusammenhänge zwischen Landesausbau und Herrschaftseinrichtung verweisen im 11. und 12. Jahrhundert auf eine gezielte landesfürstliche Ministerialenpolitik. Offenbar w a r der jeweilige Markgraf erfolgreich bemüht, das ihm zur Verwaltung anvertraute Königsgut, wozu auch unerschlossene Waldgebiete und Neueroberungen zu zählen sind, durch Vergabe an von ihm abhängige Dienstleute in die Landesorganisation einzubeziehen. Nichts liegt näher als die Annahme, daß er sich dazu der Mitglieder seiner unfreien „familia" bedient hätte. Damit wird die Frage aktuell, ob die immer wieder angeführte Rechtsqualität der Ministerialenherrschaft als Eigen sichere Rückschlüsse auf unfreie und freie Herkunft von Ministerialen zuläßt.

ner, Herrschaftsgeschichte, 82; Erläuterungen II/6, 247 und 236 f. Mit P f a r r o r t e n waren auch Marktfunktionen verbunden (ÖW 11, 379). Ritterliche Lehensleute der beiden Herrschaften finden sich in Zwettler U r k u n d e n des 13. Jahrhunderts (FRA II/3, 123 f., 275, 374 f.). Zur Rechtssubstanz der Pielachtal-Herrschaften vgl. Bruckmüller, Herr und Herrschaft, 74 ff. Die mit Araburg verbundenen Pertinenzen lassen sich aus dem Banntaiding v o n 1 5 1 0 erschließen (ÖW 9, 325), w o r i n allerdings auch das erst 1310 vom Landesfürsten eingerichtete Landgericht als Zubehör aufscheint. 42 Uber charakteristische Entwicklungsprozesse v o n Herrschaften im Altsiedelgebiet ist ausführlich gehandelt in den zitierten Arbeiten v o n Mitterauer und Bruckmüller. Zu beachten ist, daß im Verlauf des 13. Jahrhunderts Herrschaften an Dienstherrengeschlechter übergingen, die ihrer Entstehung nach nicht zum Typus der Ministerialenherrschaft zählen; ebensowenig fallen die Besitzkomplexe Hochfreier, die in die landesfürstliche Ministerialität eintreten, darunter.

Ministerialen unfreier und freier H e r k u n f t

27

Klebels Meinung von der freien Abstammung vieler österreichischer Ministerialen, die durch Lechners „abgesunkene Hochfreie" gestützt w i r d , haben w i r schon erwähnt. Als ein Indiz f ü r ursprüngliche Edelfreiheit wurde ganz besonders Besitz von freiem Eigen angeführt. Die angeführten Beispiele zeigen aber, d a ß die Rechtsform des österreichischen Ministerialengutes nicht nur in Ausnahmefällen, sondern prinzipiell Eigen und nicht Lehen w a r 4 3 . Dem entspricht das österreichische Landrecht des 13. Jahrhunderts, in dem das Eigen als typische Rechtsqualität des Dienstmannengutes ausgewiesen w i r d . Der Unterschied zwischen Ministerialeneigen und Hochfreieneigen w i r d dadurch nicht angezweifelt. Das auf unterschiedliche Wurzeln zurückgehende Eigen der Edelfreien konnte frei veräußert werden und u m f a ß t e Hochgerichtsbarkeit sowie die Möglichkeit, Reichskirchen zu bevogten 4 4 . Das Dienstmanneneigen w a r dagegen nur i m R a h m e n der „ f a m i l i a " desselben Herren zu verkaufen oder zu vererben; die Schenkung an ein Kloster bedurfte dementsprechend der Bewilligung des H e r r n . H ä u f i g findet sich f ü r diese Besitzform die Bezeichnung Inwärtseigen 4 5 . Nicht betroffen von diesem weitreichenden Veräußerungsrecht waren die Fälle freieigener Herrschaftsbildung landesfürstlicher Ministerialengeschlechter aus Königsgutschenkungen 4 6 .

43 Vgl. dazu Siegel, Rechtliche Stellung, 267 ff.; Bosl, Jus ministerialium, 328; Ebner, Eigen, 70 ff. 44 Über Ursprung und Rechtsumfang des Herreneigen vgl. Ebner, Eigen, 58 ff. 45 Dazu Puntschart, Inwärts-Eigen, 7 0 ff. Nach dem Gesagten geht es natürlich nicht an, jede im 13. und 14. Jahrhundert belegte freie Eigenschaft von Herrschaften in Ministerialenbesitz ausschließlich als Inwärtseigen zu erklären. Um diese Zeit waren schon viele Rechtskomplexe, die ihrer Entstehung nach nicht dem Typus der Ministerialenherrschaft zugezählt werden können, in die Hände der sich zum Stand konsolidierenden Landherren gelangt. Vgl. dazu auch Lechner, Herrschaftsgeschichte, 144 f. 46 Vieles spricht dafür, daß Ministerialen ähnlich den Angehörigen hochfreier Geschlechter Königsschenkungen zu unbeschränktem freiem Eigen erhalten konnten. Das bekannteste Beispiel dafür ist wohl die Schenkung an den „serviens marchionis" A z z o im Jahre 1056 ( M G H DD 6, 4 f. n 3). Weiters erhielt 1066 Liutwin, vermutlich der A h n h e r r der Sonnberger, zwei Mansen zu Oberthern (MGH D D 6, 2 4 2 n 185). Schließlich ist aus einer Schenkungsbestätigung Herzog

Nieder- und Oberösterreich

28

W e n n auch kein Z w e i f e l d a r a n bestehen k a n n , d a ß die in den Ausbaugebieten der M a r k geballten D i e n t s m a n n e n e i g e n eine w e sentliche V o r a u s s e t z u n g babenbergischen

für

die Ausbildung

Ministerialität

des

der

ausgehenden

umfangreichen 11.

und

1 2 . J a h r h u n d e r t s w a r e n , d a r f d a n e b e n nicht übersehen daß

gar nicht selten die Herrschaftsbildung in ihren

des

werden, Anfängen

steckenblieb u n d daß die Beschränkung a u f eine einzige D o r f o b r i g k e i t keine a l l z u günstige G r u n d l a g e f ü r das H i n e i n w a c h s e n j e w e i l i g e n Geschlechtes in die G r u p p e

der L a n d h e r r e n

des

gewesen

sein dürfte. W e n n bei den meisten S t a m m h e r r s c h a f t e n der landesfürstlichen

Ministerialen

des

13.

Jahrhunderts

recht

beachtliche

P e r t i n e n z e n festgestellt werden k ö n n e n , k o m m e n d a f ü r verschiedene E r k l ä r u n g e n in F r a g e . N e b e n Herrschaftsausbau, der in R o dungsgebieten oftmals genau v e r f o l g t werden k a n n , und schaftszusammenlegungen,

wie

sie

im

Weinviertel

häufig

Herrvor-

k a m e n , d ü r f t e n Z u s a m m e n h ä n g e m i t K i r c h e n b e s i t z eine wesentliche R o l l e gespielt haben. O f f e n b a r w a r f ü r landesfürstliche D i e n s t l e u t e Herrschaftsbildung auch durch Ü b e r t r a g u n g von U n t e r v o g t e i über K i r c h e n g ü t e r möglich, ähnlich w i e sich viele B e s i t z k o m p l e x e H o c h f r e i e r auf die V o g t e i über Reichskirchengut zurückführen D i e genaue Beurteilung der B e d e u t u n g

dieser F o r m

von

lassen. Herr-

schaftsentstehung für die A n f ä n g e v o n M i n i s t e r i a l i t ä t u n d H e r r e n s t a n d b e d ü r f t e einer eigenen D e t a i l s t u d i e , doch l ä ß t sich f ü r einige D i e n s t m a n n e n g ü t e r o h n e große M ü h e eine derartige W u r z e l w a h r scheinlich machen. Hauseck, P o t t e n d o r f , Sachsengang und

Traut-

m a n n s d o r f k ö n n e n als gesicherte Beispiele a n g e f ü h r t w e r d e n , aber auch bei A t z e n b r u c k , Ochsenburg und W i n k e l sind entsprechende Entwicklungslinien anzunehmen47. I s t nach dieser K l ä r u n g der besitzrechtlichen V e r h ä l t n i s s e auch k e i n G r u n d m e h r v o r h a n d e n , die H e r k u n f t zahlreicher

österrei-

chischer Ministerialen aus der U n f r e i h e i t zu b e z w e i f e l n , so w ä r e es u m g e k e h r t sehr voreilig, die M ö g l i c h k e i t des E i n t r i t t s Geschlechter

in

die

entstehende

landesfürstliche

edelfreier

Ministerialität

auszuschließen. Sicherheit w ä r e erst durch eine genealogische u n d

Heinrichs von 1162 für seinen Ministerialen Wichard von Stiefern zu erkennen, daß dessen Vater das an Lambach gegebene Gut von König Konrad „regali donatione meo obtentu" erhalten hatte (BUB 1, 47 n 32). 4 7 Mitterauer, Herrschaftsbildung, 299 ff.

Ministerialen unfreier und freier Herkunft

29

besitzgeschichtliche Untersuchung aller in Frage kommenden Familien zu erreichen, doch gestattet das vorliegende Material schon jetzt einige grundsätzliche Äußerungen. Lechner nimmt f ü r eine „sehr große Zahl von kleinen Hochfreien mit freiem Eigenbesitz" ein Absinken in die Ministerialität an. Beweisen oder doch zumindest wahrscheinlich machen lasse sich ein solcher Abstieg f ü r die Kuenringer, Liechtensteiner, Perchtoldsdorfer, Pottendorfer, Falkenberger und Mistelbacher 48 . Das Geschlecht der Kuenringer gilt seit den Ausführungen Stowassers als anfänglich hochfrei 49 . Seine Beweisführung ist jedoch durch neuere Forschungen überholt, so d a ß an der ursprünglichen Edelfreiheit der Familie nicht festgehalten werden kann 5 0 . Die Herkunft der Falkenberger aus der Hochfreiheit steht dagegen außer Zweifel 5 1 . Ihr Eintritt in die landesfürstliche Ministerialität wurde durch die 1208 geschlossene Ehe Ulrichs von Falkenberg mit Gisela von Kuenring verursacht 52 . Während Ulrich selbst noch lange in den Zeugenreihen vor den Kuenringern, am Ende der Gruppe der Freien steht, ist bei seinen Nachkommen eine Position unter den angesehensten Ministerialengeschlechtern üblich 53 . Ein ähnlicher Fall sind die Seefeld-Feldsberger, die zunächst zu den „liberi homines" zählen, später aber ausdrücklich als Ministerialen erwähnt werden. Schließlich läßt sich bei einigen obderennsischen Geschlechtern ursprünglich Hochfreiheit nachweisen, w o f ü r die Herren von Puchheim ein gutes Beispiel sind 54 . Die Beispiele belegen klar die grundsätzliche Möglichkeit des Eintritts hochfreier Geschlechter in die landesfürstliche Ministerialität, mahnen aber, die Häufigkeit solcher Ereignisse nicht zu überschätzen. Man wird also die Anfänge der zu Beginn des 13. J a h r hunderts recht zahlreichen österreichischen Ministerialengeschlechter vielfach in der unfreien „familia" der Babenberger suchen dürfen, 48

Lechner, Herrschaftsgeschichte, 142.

49

Stowasser, Wachau, 15 ff.

50

Mitterauer, Herrschaftsbildung, 286, Anm. 87.

51

BUB 1, 149 n 113, 189 n 145 und 212 n 162.

52

Franz Schnürer, Falkenberg und die Falkenberger, Bl.Lk.NÖ. 19, 1885, 371. 53

BUB 2, 252 n 81, 281 n 116, 367 n 212.

54

Vgl. dazu Feldbauer, Herrenstand, 169 ff.

Nieder- und Oberösterreich

30

daneben aber Fälle ursprünglicher Edelfreiheit berücksichtigen müssen. F ü r die gehobene Stellung der österreichischen Dienstm a n n e n spielte wohl die besondere Situation in der M a r k u n d nicht die Komponente persönlicher Freiheit die entscheidende Rolle 5 5 . I m 12. J a h r h u n d e r t finden sich aber auch bei gräflichen Geschlechtern Österreichs Ministerialen. D a die Babenberger den einzelnen Grafenfamilien nach dem Aussterben in ihrem Besitz folgten 5 6 , stellt sich die Frage, ob die jeweilige Dienstmannschaft Eingang in die österreichische Ministerialität f a n d . Schon ein erster Überblick erlaubt die Feststellung, daß nur ganz wenige Ministerialen v o n G r a f e n im 13. J a h r h u n d e r t unter den österreichischen Dienstmannen zu finden sind. Diese Tatsache k a n n wahrscheinlich durch die mangelnden Voraussetzungen f ü r die Ausbildung oder Erwerbung qualifizierter Eigenherrschaften erklärt werden. I n den Grafschaften des Waldviertels blieben nämlich die wesentlichen Herrenrechte der Grafschaft selbst vorbehalten, so d a ß die Dienstmannen über keine Güter v e r f ü g t e n , die den H e r r schaften der landesfürstlichen Ministerialen qualitativ vergleichbar gewesen wären 5 7 . Auch f ü r die Grafschaft Schalla-Peilstein gelten ähnliche Gesichtspunkte; dementsprechend finden sich die meisten sighardingischen Dienstmannen später u n t e r den Rittern 5 8 . Durch besondere Umstände gelang einzelnen Geschlechtern ein V o r d r i n 55

Bosl, Rcichsministerialität, 476 ff. Im Jahre 1218 starben mit Graf Friedrich die Peilsteiner aus. Ihre Allodialerben, die Plainer, erhielten die an den Landesfürsten gefallene Grafschaft nur mehr als Lehen. Nach dem Erlöschen der Poigen-Rebgauer um 1180 fiel der Großteil ihrer Besitzungen an die Babenberger, der Rest ging an die Nebenlinie der Hohenburger, die Leopold VI. 1210 beerbte. Das Todesjahr des letzten Raabsers war 1191 oder 1192; 1200 gelang dem Herzog der Kauf eines Teiles der Grafschaft vom Burggrafen von Nürnberg, dem Gemahl der Erbtochter Sophie, während die Schwester Agnes den westlichen Besitz um Litschau und Heidenreichstein an die Hirschberger brachte. Die Grafschaft Pernegg konnte der Babenberger 1220 einziehen. 57 Die gräflichen Dienstmannen hatten zwar im allgemeinen ihre Sitze zu Eigen, es fehlten aber die entscheidenden Pertinenzen, wie Kirchenpatronat, ritterliche Mannschaft und Dorfobrigkeit, so daß es nicht zur Ausbildung von Herreneigen kam. 58 Bruckmüller, Herr und Herrschaft, 122. 58

Grafschaftsministerialen und otakarische Dienstleute

31

gen in die österreichische M i n i s t e r i a l i t ä t , w i e w i r es im Z u s a m m e n h a n g m i t der grafschaftsähnlichen H e r r s c h a f t Wachsenberg in Oberösterreich

ebenfalls beobachten k ö n n e n . V o r a u s s e t z u n g

war

jeweils der Ausbau oder die Ü b e r n a h m e eines H e r r e n e i g e n s nach dem A u s s t e r b e n des betreffenden Grafengeschlechtes, so d a ß auch hier k e i n Ü b e r g a n g aus der gräflichen in die landesfürstliche M i n i s t e r i a l i t ä t v o r l i e g t , sondern der Aufstieg v o n landesfürstlich

ge-

w o r d e n e n R i t t e r f a m i l i e n . D a z u p a ß t , d a ß diese V o r g ä n g e erst ins 13. J a h r h u n d e r t , also in die Z e i t der v o l l e n t w i c k e l t e n österreichischen M i n i s t e r i a l i t ä t , f a l l e n 5 9 . Lediglich

jene

13. J a h r h u n d e r t s ,

österreichischen

Dienstmannengeschlechter

die aus der Grafschaft

Pitten

des

u n d aus

dem

T r a u n - u n d A t t e r g a u k o m m e n , scheinen ihren U r s p r u n g a u ß e r h a l b der babenbergischen „ f a m i l i a " zu haben. Es h a n d e l t sich dabei u m steirische Ministerialen, die 1 1 9 2 v o n den O t a k a r e n an die B a b e n berger k a m e n , zunächst a b e r noch m i t dem A d e l der S t e i e r m a r k v e r b u n d e n blieben. I h r A n s c h l u ß an den K r e i s der österreichischen D i e n s t m a n n e n v o l l z o g sich erst im V e r l a u f des 1 3 . J a h r h u n d e r t s , entsprechend der A n g l i e d e r u n g Pittens u n d der

obderennsischen

G e b i e t e an Österreich 6 0 . D e n U r s p r u n g dieser G r u p p e w e r d e n w i r bei der K l ä r u n g der W u r z e l n der o t a k a r i s d i e n M i n i s t e r i a l i t ä t n ä h e r beleuchten 6 1 . Ausgespart blieben bisher j e n e österreichischen

Mini-

sterialen, die bis e t w a 1 2 0 0 als Reichsministerialen gelten, o b w o h l sie auch der landesfürstlichen Dienstmannschaft angehören. Verständnis Kenntnis

ihrer

rechtlichen

der Z u s a m m e n h ä n g e

und

sozialen

zwischen

Position

kann

österreichischer

Zum die

Dienst-

mannschaft u n d Reich entscheidend b e i t r a g e n . W ä h r e n d viele H e r r s c h a f t e n des Landes entsprechend dem T y p ihrer E n t s t e h u n g ziemlich z w a n g l o s aus alten H o h e i t s b e z i r k e n o d e r aus Königsschenkungen 59

an A d e l oder K i r c h e abgeleitet

werden

Vgl. unten S. 40 ff.

Während das Gebiet von Wiener Neustadt und Pitten mit dem Herzogtum Österreich vereinigt wurde, bildete der Traungau mit den an der Donau gelegenen Gebieten den Kern des neuen Landes ob der Enns. 60

6 1 Während die mit der Grafschaft Pitten zusammenhängenden Geschlechter durchwegs aus der Formbacher Ministerialität kommen, weist die im oberösterreichischen R a u m seßhafte otakarische Ministerialität sehr unterschiedliche Wurzeln auf. Vgl. Feldbauer, Landherren, 206 ff.

32

Nieder- und Oberösterreich

können, ist dies bei Ministerialenherrschaften nicht so ohne weiteres möglich; sie gelten als Inwärtseigen und haben als Obereigentümer den Herzog. Dazu fällt auf, daß im österreichischen Landrecht die Dienstmannen als Lehen des Landesherrn vom Reich gelten 62 und daß der Dichter des Seifried Helbling diese Zugehörgkeit zum Reich ausdrücklich betont 6 3 . Die Ministerialen des Landes galten demnach im 13. Jahrhundert als Reichslehen, was wohl nur auf G r u n d einer Ausstattung mit ursprünglichem Reichsgut denkbar ist. Offenbar haben die Babenberger ihre Dienstmannen nicht mit Eigenbesitz 64 , sondern mit Königsgut ausgestattet, das als Amtsgut Lehen vom Reich war 6 5 . Daraus erwuchs eine Doppelstellung der österreichischen Ministerialität zwischen Landesfürst und König, analog den Verhältnissen in Bayern 66 . Unter Herzog Friedrich dem Streitbaren wurde dieser Bezug zum Reich durch den Streit mit dem Kaiser aktualisiert, doch stellten die Forderungen Friedrichs II. nichts grundsätzlich Neues dar 07 . Der gleichzeitige Bezug zu Reich und Land bietet einerseits eine Erklärung f ü r die gehobene Stellung der österreichischen Ministerialen, andererseits macht er auch deutlich, daß prinzipiell kein rechtlicher Unterschied zwischen den ausdrücklich als Königsministerialen ausgewiesenen und den übrigen landesfürstlichen Dienstmannen besteht. Im Gebiet der eigentlichen Mark findet sich diese Doppelstellung selten 68 , häufiger im oberösterreichischen

62

Schwind/Dopsch, 56 n 34.

63

Seifried Helbling, 186; Bruckmüller, H e r r und Herrschaft, 33.

64

Das markgräfliche Allod sollte f ü r das 11. u n d 12. J a h r h u n d e r t nicht überschätzt werden. A u ß e r d e m d ü r f t e vorwiegend Klosterauss t a t t u n g aus dieser Wurzel s t a m m e n (vgl. dazu Karl Lechner, Die Babenberger in "Österreich, D e r Bindenschild, 6, 1947, 11 ff.). 65

Mitterauer, Herrschaftsbildung, 29 ff.

66

Bosl h a t f ü r die Königsministerialen im R a u m B r a u n a u — R a n s h o f e n ein K o n d o m i n a t v o n König und bayerischem H e r z o g a n g e n o m m e n (Bosl, Reichministerialität, 165 f.). 67 68

Vgl. dazu Bosl, Reichsministerialität, 478 ff.

In der Zeugenreihe einer Tradition H e r z o g Heinrichs v o n Bayern an R a n s h o f e n von 1130 ist neben einer Reihe von Königsministerialen des R a u m e s zwischen I n n u n d Enns auch Adelprecht von „Minnenpach" e r w ä h n t , dessen namengebender Sitz Imbach bei Krems w a r (Konrad Schiffmann, Der Traditionskodex des Augustiner-Chorherrenstiftes am

Rechtsstellung der österreichischen Dienstmannen

33

Attergau 89 und besonders im Kremstal, wo sich die Beziehung zum Königstum relativ lang erhalten konnte 7 0 . Die „ministeriales regni" um das bayerische Herzogsgut bei Bad H a l l tauchen seit dem 11. Jahrhundert auf; sie dürften zu einem Zeitpunkt mit Dienstmannengütern bedacht worden sein, als König und Herzog noch eine Person waren 7 1 . Gegen Ende des 12. Jahrhunderts bahnt sich entsprechend dem Schwächerwerden der bayerischen Stellung die Verschmelzung mit den steirischen Dienstleuten der Nachbargebiete an. Am Beginn des 13. Jahrhunderts sind sie schon völlig in die österreichische Ministerialität integriert, so daß die aus ihrem Kreis kommenden Rohrer und Grünburger später zum Herrenstand gehören. Wie bei anderen otakarischen Dienstmannen der oberösterreichischen Gebiete liegt auch hier eine Angliederung an den ursprünglichen Kern der österreichischen Ministerialität vor. Am Ende der Babenbergerzeit ist die Entwicklung der nun auch begrifflich fest umgrenzten landesfürstlichen Ministerialität abgeschlossen72. Erst später kommen Adelsgeschlechter dazu, deren Anfänge nicht aus den angeführten Wurzeln erklärt werden können.

Inn. Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 5, 1908, 74 n 156; Lechner, Waldviertel, l l l f . ) . 1157 begegnet er als Dienstmann H e r z o g Heinrich I. (Meiller, Babenberger Regesten, 40 n 41). Nachkommen finden sich bis ca. 1240 unter österreichischen Ministerialen ( B U B 1, 84 n 63, 2, 192 n 348 usw.). 8 9 Vgl. dazu Alois Zauner, Vöcklabrudc und der Attergau, Stadt- und Grundherrschaft in Oberösterreich bis 1620, Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs 12, 1971, 49 f. 7 0 Alois Zauner, Königsherzogsgut in Oberösterreich, M i t t . O Ö . L A . 8, 1964, 101 ff. 71

Ebd. 113.

In den deutschen U r k u n d e n der ersten Regierungsjahre K ö n i g Ottokars findet sich häufig für österreichische Ministerialen der Begriff „Dienstherr" (z. B. F R A I I / 3 , 185, 186, 187 und 193 für B a u m garten, Puchberg und Sonnberg). Dieses W o r t hat eine viel engere Bedeutung als der Ausdruck „Dienstmann" („ministerialis"), der im 12. und beginnenden 13. J a h r h u n d e r t verwendet wird. Offenbar hatte sich eine gewisse Abschließung des Standes vollzogen, so daß auch die klare Gegenüberstellung von H e r r n , die fast ausschließlich Dienstherren waren, und R i t t e r n möglich wurde. Vgl. die T r e n n u n g in „comités", „nobiles" ( = „ministeriales") und „milites" in einer O t t o k a r - U r k u n d e von 1256. F R A 11/11, 133 n 133. 72

3

Ständebaad 1

34

Nieder- und Oberösterreich

Diesem Prozeß, der mit der Ausbildung des Standes der Landherren zusammenfällt, wenden wir uns nun zu. 1251 tragen die Vornehmsten des Landes Przemysl O t t o k a r die österreichische Herzogswürde an 7 3 . Im Landfrieden Ottokars aus demselben Jahr wird der Ausdruck Landherren verwendet 7 4 , wahrscheinlich für Hochfreie und Landesministerialen gemeinsam, wie es dann unter den ersten Habsburgern der Fall ist. In der 1277 ausgestellten Urkunde König Rudolfs f ü r die Wiener erscheinen „barones, comités et ministeriales terre" als einheitliche den hohen Landesadel bildende Gruppe aufgefaßt, u n d Albrecht spricht 1281 von den „lantherren, die unsern rat gesworn habent vor unserm herren dem Romischen kunig". Darunter befinden sich zwei Hochfreie und Ministerialen, wie die namentliche Aufzählung zeigt 75 . Auch König Rudolfs bayerischer Landfriede von 1281 enthält die Zusammenfassung ursprünglich verschiedener Gruppen. „Swelich graf frei oder dienstman jar und tach in offen banne ist, den sol man in über sehs wochen in die acht tun 7 6 ." Schließlich bringt das österreichische Landrecht im ersten Paragraph eine entsprechende Aufzählung 7 7 . Diese Belege, die leicht vermehrt werden könnten, sind ein deutlicher Hinweis, d a ß die Landherren in der zweiten H ä l f t e des 13. Jahrhunderts als ständische Gruppe aufgefaßt wurden, daß der auf den Landtagen des 15. Jahrhunderts auftretende Herrenstand im wesentlichen schon 150 Jahre früher ausgebildet und abgegrenzt war. Die genaue Erfassung der Landherrengruppe am Beginn der Habsburgerzeit ermöglicht sofort einige Angaben zur Charakteristik der Gruppe. Gegenüber den 90—100 Ministerialen- und Hochfreienfamilien der ausgehenden Babenbergerzeit 78 zählen um 1280 70—80 Geschlechter zu den Herren. Der Anteil der Hochfreien, die in den Zeugenreihen an der Spitze stehen, ist äußerst 73

H u g o Hantsch, Die Geschichte Österreichs 1, 1959, 102.

74

Siegel, Rechtliche Stellung, 244 und 253.

75

Schwind/Dopsch, 114 n 55 und 127 n 64.

78

M G H Constitutiones 3, 272 n 278.

77

Schwind/Dopsch, 55 n 34.

78

Über die Einbeziehung von Pittener und obderennsischen schlechtern in die angegebene Zahl vgl. oben Anm. 44.

Ge-

Ausformung der Landherrengruppe

35

bescheiden und f ä l l t prozentuell k a u m ins Gewicht, wogegen die Ministerialen steirischer Provenienz beinahe ein Viertel der Gesamtzahl ausmachen. Ein halbes Jahrhundert hatte also entscheidende Veränderungen gebracht. Die Reduktion der landesfürstlichen Ministerialen stellt die Fortsetzung eines schon in der zweiten H ä l f t e des 12. Jahrhunderts feststellbaren Prozesses dar 7 9 . Abgesehen von der rein terminologisch bedingten Einengung der Ministerialität kommen Aussterben und Absinken einzelner Geschlechter als Erklärung in Frage. Das Aussterben von Familien ist mehrfach k l a r belegt und bedarf keines weiteren Kommentars. Das Absinken eines Geschlechtes ist für die Zeit der Babenberger viel schwerer zu beweisen, doch bietet die Herrschaftsstruktur des Landes gewisse Ansatzpunkte. "Wir lernen im 12. J a h r h u n d e r t viele landesfürstliche Ministerialen im Besitz der Dorfobrigkeit kennen. M i t der markgräflichen Vergabe von Königsgut w a r das Recht verbunden, ein festes H a u s zu bauen. Für die Entwicklung eines Ministerialengutes zur Herrschaft w a r die Errichtung einer Befestigungsanlage offenbar unbedingt notwendig. Unterblieb die Ausbildung eines derartigen Bezugspunktes der Herrenrechte, so entstand auf keinen Fall ein Herreneigen. Umgekehrt führten der V e r f a l l des befestigten Sitzes, Besitzzersplitterung und V e r k ä u f e an expandierende Nachbarn bisweilen zur Auflösung einer Herrschaft. Der Verlust der Herrschaft zog in der Regel den sozialen Abstieg eines Geschlechtes nach sich 80 . Die seit dem 13. J a h r h u n d e r t feststellbaren Bemühungen des Landesfürsten, möglichst viele Eigenherrschaften seinem U r b a r einzugliedern oder nur mehr als Lehen auszugeben, hatten daher große Bedeutung 8 1 . Bezeichnenderweise finden w i r seit e t w a 1200 im 7 9 Genaue Zahlenangaben sind f ü r die Ministerialität der Babenberger v o r 1200 nicht möglich, c'och liegen die W e r t e deutlich über jenen der Jahre 1225/35. 8 0 Das Geschlecht derer von Schönkirchen gehörte nodi A n f a n g des 13. Jahrhunderts zu den landesfürstlichen Ministerialen, wobei die wesentliche Herrschaftsgrundlage um diese Zeit sicherlich das gleichnamige Dorf im Marchfeld war. (In der Gründungsurkunde f ü r Lilienfeld v o n 1209 ist die Stellung unter österreichischen Dienstmannen noch eindeutig. Vgl. BUB 1, 222 n 167.) 1256 sind die Schönkirchener dagegen als „milites" ausgewiesen (FRA 11/11, 133 n 133), und 1277 zeugen sie unter Wiener Ritterbürgern (FRA 11/11, 174 n 187). 81

3'

Die Kirchstettner sind im 12. Jahrhundert eine kleine Ministe-

36

Nieder- und Oberösterreich

Umkreis von Wien und anderen Burgstädten immer häufiger landesfürstliche Ritter auf Gütern, die ursprünglich Ministerialeneigen gewesen waren 8 2 . Offenbar trachtete der Herzog, das Vorfeld seiner bedeutendsten Zentren von Ministerialensitzen frei zu bekommen 8 3 . Nach dem Aussterben der Babenberger weitete sich das Land Österreich beachtlich nach Süden und Westen aus. Durch die Einrialenfamilie (BUB 1, 51 n 36 u n d 2, 348 n 483). Mitte des 13. J a h r h u n d e r t s zeugen sie jedoch u n t e r R i t t e r n (BUB 2, 283 n 429). I m 15. J a h r h u n d e r t haben sie als R i t t e r ihre alte Feste m i t dem D o r f gericht, also eine typische Herrschaft, zu Lehen. Entscheidend f ü r die Standesveränderung war wohl die U m w a n d l u n g des Eigen in ein L e h e n gewesen (vgl. Wißgrill, Schauplatz 5, 158 ff.). 82 Das landesfürstliche Ministerialengeschlecht der Kahlenberger f ü h r t schon 1180 den Titel „dominus". D a a u ß e r d e m ritterliche Gefolgsleute b e k a n n t sind, besteht kein Zweifel über den sozialen R a n g dieser Adelsfamilie, die sicherlich über eine entsprechende Ministerialenherrschaft v e r f ü g t e . Nach dem Aussterben ging der Besitz an die Babenberger, die das Schloß zurückbehielten (vgl. Karl Lechner, „Chalwensp e r g " — „Kalenberg" — Leopoldsberg, Unsere H e i m a t 30, 1959, 51 ff.). A n d e r e seit der Mitte des 13. J a h r h u n d e r t s a u f t r e t e n d e Kahlenberger sind eindeutig n u r mehr ritterlich (FRA 11/11, 134 n 133). Sie besaßen w o h l n u r einen Lehenssitz, o h n e D o r f o b r i g k e i t oder andere H e r r e n r e c h t e (vgl. dazu auch Richard Perger, Kahlenberger, Heiligenstädter u n d Schenken v o n Ried, J b . V G W . 17/18, 1961/62, 30 ff. u n d 39—44). 83 Ursprünglich w u r d e n Ministerialensitze in nächster N ä h e v o n Städten angelegt. (Markgräfliche Ministerialen von G u m p e n d o r f , Hacking u n d Sievering sind 1156 belegt, so daß entsprechende D o r f herrschaften a n z u n e h m e n sind. Vgl. BUB 1, 31 n 22.) Es handelte sich aber nur u m feste Häuser. Seit der zweiten H ä l f t e des 12. J a h r h u n d e r t s n e h m e n diese oft Burgcharakter a n ; u m dieselbe Zeit begannen die Babenberger Ministerialenherrschaften in Stadtnähe so weit wie m ö g lich a n z u k a u f e n oder einzubehalten u n d n u r m e h r als Lehen an die a u f k o m m e n d e n landesfürstlichen R i t t e r zu vergeben. G u m p e n d o r f , Hacking u n d Sievering sind E n d e des 14. bzw. A n f a n g des 15. J a h r h u n d e r t s als landesfürstliche Lehen belegt, teilweise in der H a n d v o n Herrengeschlechtern, teilweise v o n R i t t e r f a m i l i e n . Da es in keinem Fall zur Errichtung einer R i n g b u r g k a m , erfolgte die U m w a n d l u n g der Inwärtseigen in Lehen offenbar schon Ende des 12. J a h r h u n d e r t s (vgl. Klebel, Frühgeschichte, 36 f. u n d 69 ff.; E r l ä u t e r u n g e n II/6, 90, 93 und 101). Auf diese Weise entstanden in der näheren U m g e b u n g der landesfürstlichen Residenz n u r die Burgen St. Veit u n d R o d a u n , was sicherlich den Intentionen des österreichischen H e r z o g s entsprach.

Ausformung der Landherrengruppe

37

beziehung steirischer und bayerischer G e b i e t e 8 4

kam

Jahrhundertmitte

15

zur

Dienstmannenfamilien

Angliederung an

die

von

etwa

österreichischen

es u m

die

otakarischen

Landherren,

was

u m so leichter ging, als sie schon seit 1 1 9 2 der B a b e n b e r g e r M i n i sterialrat

angehörten.

Von

den

österreichischen

Herren

des

1 4 . J a h r h u n d e r t s geht eine beachtliche A n z a h l a u f diese W u r z e l zurück; der seit e t w a 1 4 0 0 selbständige H e r r e n s t a n d des L a n d e s o b der Enns b e s t a n d sogar zu z w e i D r i t t e l aus solchen

Adels-

geschlechtern 8 5 . Es d a r f freilich nicht übersehen w e r d e n , d a ß v o n dieser angegliederten G r u p p e n u r die aus dem R a u m P i t t e n k o m menden Ministerialen

dem T y p nach mit

den meisten

österrei-

chischen D i e n s t m a n n e n vergleichbar sind, deren anfänglich

meist

k l e i n e H e r r s c h a f t e n in den Ausbaugebieten der M a r k eng benachbart

lagen, so d a ß

ausgesprochene

Ballungszentren

entstanden.

D i e Dienstherren des oberösterreichischen R a u m e s saßen ziemlich gleichmäßig im L a n d verteilt. Sie v e r f ü g t e n größtenteils nicht ü b e r Ministerialenherrschaften,

sondern H e r r s c h a f t e n

anderen

Entste-

hungstyps. Während

im Verlauf

des

13.

Jahrhunderts

eine

allmähliche

A b n a h m e der Z a h l landesfürstlicher D i e n s t h e r r e n festgestellt w e r den k a n n , erlebten die H o c h f r e i e n schon etwas f r ü h e r einen g e w a l tigen Schwund. Dies führte d a z u , d a ß nach 1 2 0 0 nur m e h r ganz wenige edelfreie Geschlechter in Österreich

ansässig w a r e n .

Sie

werden in den Zeugenreihen z w a r w e i t e r h i n an der S p i t z e genannt, doch verschwindet allmählich die Scheidung „de o r d i n e l i b e r o r u m — de ordine m i n i s t e r i a l i u m " aus den U r k u n d e n 8 6 . D u r c h das Aussterben fast a l l e r alten G r a f e n - und H o c h f r e i e n geschlechter k a m e n seit dem ausgehenden

12. J a h r h u n d e r t

deren

8 4 Zur Angliederung von Pitten vgl. Karl und Mathilde Uhlirz, Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns 1, 2 1963, 267, und Bruckmüller, Herr und Herrschaft, 150. Zur Entstehung des Landes ob der Enns, dessen Adel lange Zeit mit dem Niederösterreichs eine Einheit bildete, vgl. die Beiträge von A. Hoffmann, K. Holter, O. Hageneder, K. Reindel und A. Zauner in Mitt.OÖ.LA. 7, 1960. 85

Feldbauer, Herrenstand, 206 ff.

Bis etwa 1200 findet sich diese Trennung relativ häufig (BUB 1, 149 n 113, 178 n 138 u. a.), während bald darauf Hochfreie und Ministerialen gleichermaßen den „nobiles" zugezählt werden (BUB 2 y 233 n 388). 86

38

Nieder- und Oberösterreidi

Herrschaften in die Hände neuer Besitzer. Es sind z w a r viele oftmals erfolgreiche Interventionen des Landesfürsten zu beachten 87 , dennoch eröffnete sich f ü r so manches Ministerialengeschlecht die Möglichkeit, derartige Herrschaften auf dem Erbweg, durch K a u f oder auch durch Usurpation zu erwerben 8 8 . Dadurch wurde das Zusammenwachsen der restlichen Hochfreien und der landesfürstlichen Ministerialen zu einer Gruppe sicherlich gefördert, nachdem schon vorher die babenbergischen Dienstmannen ihren Besitz zu Eigen empfangen hatten und daher auf Grund ihrer Herrschaftsbasis wesensmäßig „Herren" waren. Beachtung verdient auch die Ausstattung v o n ursprünglichen Ministerialenherrschaften mit Landgerichten, wodurch es zu einer gewissen Angleichung an die alten Besitzkomplexe der Hochfreien kam, wenngleich der Landesfürst diese Gerichtsrechte nicht als Eigen, sondern lediglich als Lehen vergab 8 9 . Im Verlauf des 13. Jahrhunderts starben noch weitere hochfreie Familien aus, so daß bei Regierungsantritt der Habsburger neben e t w a 70 Ministerialengeschlechtern nur die G r a f e n v o n Hardegg und die Schaunberger zu den Landherren gehörten 9 0 . 87 Beträchtliche Teile des landesfürstlichen Besitzes in Ober- und Niederösterreich sind aus dieser Wurzel zu erklären (vgl. dazu Feldbauer, Herrenstand, 53 ff.; Günter Vorberg, Zur Struktur des landesfürstlichen Besitzes in Niederösterreich, Phil. Diss., Wien 1965, 44 ff.). Das Landbuch berichtet mehrmals von diesbezüglichen landesfürstlidien Erfolgen (Das Landbuch von Österreich und Steier. Hrsg. von Josef Lampel, MGH Deutsche Chroniken 3/2, 717 ff.). 88 Der Übergang von Herrschaften hochfreier Familien ist in Österreich nicht selten, Usurpation dagegen nur ganz vereinzelt belegt. So nahmen die Pottendorfer Hernstein trotz eines gegenteiligen Urteils in Besitz (Bruckmüller, H e r r und Herrschaft, 87). 89 Für die Waldviertler Ministerialenherrschaften lassen sich Landgerichte erst seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nachweisen. Bezeichnenderweise sind sie vielfach landesfürstliche Lehen, während die übrigen Herrschaftspertinenzen ursprünglich Eigen waren (Mitterauer, Herrschaftsbildung, 308). Besonders schön ist die nachträgliche Angliederung der Landgerichte bei den Pielachtaler Herrschaften Rabenstein und Weißenburg zu erkennen. 90 Die Grafen von Schaunberg und Hardegg treten in Österreich eindeutig als Landherren auf (Schwind/Dopsch, 127 n 64 und 190 n 102). Uber die Zugehörigkeit der Schaunberger zum Land vgl. Otmar Hageneder, Das Land der Abtei und die Grafschaft Schaunberg, Mitt.OÖ.LA. 7, 1960, 272.

Aufstiegsmöglichkeiten im Spätmittelalter

39

Trotz gewisser Abschließungstendenzen der Herrengruppe gab es im ausgehenden 13. und 14. Jahrhundert personelle Veränderungen. Oben wurde erwähnt, daß von 1280 bis 1415 nahezu die H ä l f t e der alten Dienstherrengeschlechter verschwindet und teilweise durch neue ersetzt wird. Für das Ausscheiden einer Familie ist im Großteil der Fälle das Erlöschen in männlicher Linie entscheidend 91 , eine geringere Rolle dürfte das Absinken durch Herrschaftsverlust gespielt haben 92 . Teilweise ausgeglichen wird der Schwund durch den Zuzug von Adeligen anderer Länder sowie durch den Aufstieg landsässiger Ritter in die Gruppe der Herren. Unter den Zuwanderern hatten die Schwaben eine besondere Bedeutung; sie kamen mit Albrecht I. ins Land und nahmen teilweise einen bedeutenden Aufstieg. Zunächst bei den alteingesessenen Dienstherren keineswegs beliebt 93 , konnten die Ellerbacher, Landenberger, Wallseer und Wartenfelser seit 1290 einflußreiche Positionen und wichtige Herrschaften erlangen, so daß sie Eingang in die Gruppe der Landherren fanden 94 . Am eindrucksvollsten verlief der kometenhafte Aufstieg der Wallseer, deren verschiedene Familienzweige reichen Herrschaftsbesitz in allen habsburgischen Ländern erwarben, so daß sie zeitweise zum führenden Adelsgeschlecht Österreichs wurden 95 . 91 Beispielhaft seien einige bedeutende Ministerialengeschlechter angeführt, die zwischen 1280 und 1 4 1 0 ausgestorben sind: Brunn, Capellen, Falkenberg, Grünburg, Kaya, Mistelbach, Pillidisdorf-Himberg, Sachsengang, Schönberg, Sonnberg, Turs. 92 Bei den Zakking-Sumerauern können wir diesen Vorgang im Anschluß an eine ungewöhnliche Machtentfaltung am Ende des 13. Jahrhunderts verfolgen. Vgl. dazu V i k t o r Handel-Mazzetti, Die Zakking-Sumerauer, Jb.Lk.NÖ. NF 11, 1913, 4 1 — 1 1 6 . 93 Die Schwaben waren beim österreichischen und steirischen Adel am Ende des 13. Jahrhunderts ausgesprochen verhaßt, wozu eine gewisse Bevorzugung durch den Herzog ebenso beigetragen haben dürfte wie die Ablehnung der neuen Landesherren, deren treue Helfer die Wallseer und ihre Genossen waren. Dazu Friess, Dienstherren, 386 ff. Hier auch zeitgenössische Äußerungen über die schwäbischen Eindringlinge. 94 Schon seit Beginn des 14. Jahrhunderts sind Heiraten mit Töchtern österreichischer Dienstherren belegt. 95 Grundlegend dazu noch immer Max Doblinger, Die Herren v o n Walsee, Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte, A Ö G 95,

Nieder- u n d Oberösterreich

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Zur Zeit der ersten Landtage befanden sich neben ihnen auch noch die Wartenfelser im niederösterreichischen Herrenstand. Auch aus Steiermark, Kärnten und Krain kamen Adelige nach Österreich, denen der Anschluß an den Herrenstand noch relativ spät durch entsprechende Besitzerwerbungen gelang. Nicht alle blieben auf die Dauer im Land, einige starben noch im 14. J a h r hundert aus, doch finden sich im Adelsverzeichnis von 1418 immerhin noch fünf Geschlechter aus den angeführten Habsburgergebieten 96 . N u r selten gelang einem Einschildritter der österreichischen Gebiete der Aufstieg in den Herrenstand, der im 13. Jahrhundert eine ziemlich geschlossene Gruppe geworden war. Während sich in keinem Fall eine Standesverbesserung von landesfürstlichen Rittern, die aus der markgräflich-herzoglichen „familia" gekommen waren, beweisen läßt, lagen die Chancen f ü r jene „milites", die ursprünglich der Ministerialität eines Grafengeschlechtes angehört hatten, etwas besser97. Einzelnen von ihnen, die beim Aussterben ihrer Herren an den Landesfürsten gekommen waren, gelang im Verlauf des 13. Jahrhunderts die Angliederung an den Herrenstand. Selten war allerdings ein derart steiler Aufstieg, wie er sich beim oberösterreichischen Geschlecht der Dachsberger zeigen läßt. Die H e r k u n f t aus der Dienstmannschaft der Grafen von Schaunberg bzw. der Grafen von Formbach ist ungewiß. Offenkundig ist dagegen die Bedeutung der Einheirat eines Dachsbergers in die Sippe der Kuenringer und die damit verbundene Erwerbung der Eigen-Herrschaft Rappottenstein in der zweiten H ä l f t e des 13. Jahrhunderts 9 8 . Anschließend kam es zu einem kontinuierlichen

1906, 235—578. Die Wallseer w a r e n auch im steirischen u n d dann im gesonderten obderennsischen H e r r e n s t a n d v e r t r e t e n . 96 S t e i e r m a r k : Mahrenberg, Neidberg, F e r n e r ; K ä r n t e n : W i n d e n ; K r a i n : S c h a r f e n b e r g . Die ebenfalls im österreichischen H e r r e n s t a n d v e r t r e t e n e n Stadecker waren u m 1400 im M a n n e s s t a m m erloschen. 97

Die Gefolgsleute der u m 1200 ausgestorbenen Grafenfamilien besaßen im Unterschied zu den ältesten landesfürstlichen R i t t e r n I n wärtseigen. Sie k o n n t e n auch zusätzliches freies Eigen, etwa Ministerialeneigen, erwerben, so daß die Basis f ü r einen eventuellen Aufstieg in den H e r r e n s t a n d geschaffen war. 98 Vgl. Feldbauer, H e r r e n s t a n d , 155 f.; A n t o n Kersdibaumer, Das Geschlecht d e r Dachsberger in Niederösterreich, Bl.Lk.NÖ. 16, 1882,

Aufstiegsmöglichkeiten im Spätmittelalter

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Aufschwung, demzufolge das Geschlecht um 1400 z u r Spitzengruppe des österreichischen Adels z ä h l t e " . R e l a t i v zahlreich sind die Ministerialen der Grafen von Peilstein und Schalla, die eine derartige Sonderentwicklung durchmachten 1 0 0 . Der Dichter des Seifried Helbling bestreitet z w a r die Ebenbürtigkeit dieser „herren ü z dem Forste" 1 0 1 m i t anderen österreichischen Dienstherren, doch haben sie sich Ende des 13. Jahrhunderts in ihrem R a n g schon eindeutig über die Mehrzahl der sighardingischen Dienstleute und die anderen landesfürstlichen Ritter emporgehoben. Die eingehende Untersuchung der einzelnen in Frage kommenden Familien liefert die E r k l ä r u n g für die außergewöhnliche Aufstiegsbewegung. Die Herren von Werde und Eisenbeutel erwarben Herreneigen außerhalb der Grafschaft, den Zinzendorfern gelang, ausgehend von der Übernahme eines Teiles von Hauseck, des Stammbesitzes alter österreichischer Ministerialen, auf Regensburger Boden die Ausbildung einer qualifizierten Herrschaft; bei den Herren von Scheuernbach sind im 14. J a h r h u n d e r t spezifische Herrenrechte im Anschluß an den Stammsitz zu erweisen; die Herren von Plankenstein verfügten über eine im Rodungsgebiet liegende gleichnamige Herrschaft 1 0 2 . Auch für die Häusler, H a u s e r

2 9 4 — 3 0 7 ; Julius Strnadt, Peuerbach. Ein rechtsgeschichtlicher Versuch, Bericht des Museums Linz 27, 1868, 1—634; Lechner, Herrschaftsgeschichte, 91, Anm. 1. 66 Das Ansehen der Dachsberger-Vettern Georg und Ulrich zeigt sich wohl am deutlichsten an ihren Heiraten. Ulrich, der in den Jahren 1 3 9 9 — 1 4 0 2 das A m t eines Marschalls v o n Österreich bekleidete, w a r in erster Ehe vermählt mit Anna v o n Losenstein und in zweiter Ehe mit Margaretha, einer Tochter des Heinrich v o n Wallsee-Drosendorf. Georg, der sich Herr von Rappottenstein nannte, heiratete Willburg, die Tochter des letzten Capeliers Eberhard, die ihm 1406 nach dem Tod ihres Vaters großes Vermögen und viele Güter zubrachte. 100 1218 kam Peilstein nach dem Tod von Graf Friedrich an Herzog Leopold VI. und damit auch die zugehörigen Grafschaftsministerialen. Abgesehen von den zu besprechenden Ausnahmefällen führte ihr Weg in die Gruppe der landesfürstlichen „milites". 101

Seifried Helbling, 13, Kap. VI, 1 6 1 — 1 7 6 .

Die eingehende Untersuchung dieser teilweise sehr komplizierten Vorgänge bietet Mitterauer, Herrschaftsbildung, 324 ff. 102

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Nieder- und Oberösterreidi

und Topel lassen sich vergleichbare Aufstiegsprozesse vermuten 1 0 3 . Im Bereich der Herrschaft Wachsenberg im oberösterreichischen Mühlviertel gelang den Lobensteinern und Pibern der Ausbau v o n Herrschaften, woraus der Anschluß an die Landherren erklärbar ist 1 0 4 . Obwohl einzelne dieser Geschlechter schon Mitte des 13. J a h r hunderts eindeutig den Ministerialen zugezählt werden 1 0 5 , bleibt während des gesamten 14. Jahrhunderts ein fühlbarer Abstand zu den alten Dienstherren bestehen 106 , so daß um 1 4 0 0 die noch lebenden Familien gewissermaßen den Abschluß des Herrenstandes und die Ubergangszone zu den Rittern bilden, was in den Zeugenreihen deutlich zum Ausdruck kommt.

2.

RITTERSTAND

Die R i t t e r und edlen Knechte spielen im 13. J a h r h u n d e r t gegenüber den Landherren eine eher untergeordnete Rolle und sind deshalb in den Quellen schwerer greifbar 1 . D e r Begriff „milites" bezog sich in den Jahren nach 1 2 0 0 auf keinen entsprechenden Stand im Land, sondern meinte undifferenziert die 103 Für die Häusler ist die Herkunft aus der Ministerialität der Grafen von Hoheneck-Rebgau gesichert (FRA 11/69, 527 n 392); bei den Hausern und Topel sind die ursprünglichen Herren ungewiß. 104 Ausführlich bei Feldbauer, Herrenstand, 163 ff. 105 Die Eisenbeutel sind 1256 als „nobiles" den R i t t e r n gegenübergestellt (FRA 11/11, 133 n 133). 1261 wird Konrad Eisenbeutel als „dominus" ausdrücklich „ministerialis Austrie" genannt (FRA 11/10, 14 n 17). Die Lobensteiner erscheinen schon unter König Ottokar eindeutig als Herren (Feldbauer, Herrenstand, 165). 106 Zur Zeit König Ottokars bildeten die alten Dienstherrenfamilien eine relativ geschlossene Gruppe. Die landesfürstliche Bewilligung des Burgenbaues wurde an ihren R a t gebunden, außerdem verwehrten sie den ursprünglichen Ministerialen von Grafen, ihren neuen Hausgenossen, das Konnubium, wodurch die bescheidene Anzahl der Fälle sozialen Aufstiegs verständlich wird. 1 Die Trennung in R i t t e r und Knechte entspricht dem Ritterschlag: „Albero et Ebengerno milites, et Herbordus et Meinhardus clientes, quatuor fratres dicti Lengpecken" (FRA 11/33, 108 n 91). Die Knechte wurden „clientes", später auch „militares" genannt (Quellen zur Geschichte der Stadt Wien 7, 311 n 15329).

Umfang und Bedeutung des Ritterstandes

43

ritterlichen Mannschaften des Landesherrn, der Bischöfe, Grafen, freien Herren und Ministerialen 2 , was gegenüber dem Sprachgebrauch des 11. und teilweise auch noch des 12. Jahrhunderts eine deutliche Inhaltsverschiebung, ja Inhaltsverengung bedeutet. Im Landfrieden König Ottokars aus dem Jahr 1251 ist von den R i t t e r n und Knechten die Rede, „di unser sint oder unser dinst man aeigen sint oder swer si sint" 3 . Erst seit der Mitte des 13. Jahrhunderts dürfte sich in Österreich neben den Ministerialen allmählich eine ständische Gruppe der ritterlichen Eigenleute des Landesherren formiert haben. In einer Ottokar-Urkunde des Jahres 1256 sind die landesfürstlichen Ritter deutlich von den Landherren abgegrenzt, womit sich eine zeitliche Entsprechung mit dem Auftauchen des Begriffes Dienstherren f ü r Ministerialen ergibt 4 . Der Regierungsantritt der Habsburger ist insofern eine Zäsur, als 1281 die „stete und ritter und chnappen von dem lande ze Oesterreich" dem zwischen König Rudolf und den Landherren in Österreich abgeschlossenen Landfrieden mit gesonderter Urkunde beitreten 5 . Die landesfürstlichen Ritter handeln hier eindeutig als ständische Gruppe, doch ist eine personelle Erfassung der zugehörigen Adeligen kaum möglich, da namentliche Nennungen die Ausnahme sind 6 . Erst seit unter Rudolf IV. auch der Einschildritter manchmal zu Entscheidungen herangezogen wird 7 , tauchen in den Zeugenreihen etwas häufiger „milites" auf 8 , der 2

Brunner, Land und Herrschaft, 407.

3

Vgl. Zallinger, Ministeriales, 33.

4 In der Zeugenreihe folgen auf den Grafen v o n Hardegg und auf eine Reihe bekannter Dienstherren die „milites de Neteinsdorf, Schonenchirchen, Telensprunn, Chundorf, Als, Schin, Toblico, Grizenstaein, Kalenperge, Grifenstein" (FRA 11/11, 133 n 133). 5

Schwind/Dopsdi, 125 íf. n 63.

Die Bestätigung der Wiener Rechte und Freiheiten durch A l brecht I. im Jahre 1296 bezeugen unter anderen audi „die biderben r i t t e r : Ulrich von Chritzendorf unser hofmaister, W e r n h a r t der Mezzenbekche, Ulrich v o n Ritzendorf" (Schwind/Dopsdi, 148 ff. n 77). 8

7 Herzog Rudolf IV. f ü h r t e 1359 in einem „gespredi mit lantherren, rittern und chnechten in Österreich, di darczu gehörten", Verhandlungen über die Einführung des Ungeldes (Schwind/Dopsdi, 191 ff. n 103). 8 So etwa im Stiftbrief der Universität Wien 1365. Vgl. Gall, A l m a Mater, 192 ff.

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Nieder- und Oberösterreidi

Umfang der Gruppe ist aber auch für diese Zeit noch ziemlich ungewiß. Die im Verzeichnis der österreichischen Herren, R i t t e r und Knechte von ca. 1415 angeführten 170 Ritterfamilien stellen ebenfalls nur einen Teil des landesfürstlichen Kleinadels dar, doch läßt sich aus der angegebenen Zahl ein Eindruck von der Größenordnung dieser Gruppe gewinnen. Ausgangspunkt für die Untersuchung der Anfänge der landständischen Ritterschaft kann der Personenkreis sein, den wir f ü r den Beginn des 15. Jahrhunderts aus dem mehrfach erwähnten Verzeichnis von 1415 sowie den Lehensbüchern Albrechts III. und Albrechts V. erschließen können. Es ist aber auch möglich, bestimmte landesfürstliche Rittergeschlechter schon um 1200 zu erfassen, so daß eine Reihe von Hinweisen über die Anfänge des Ritterstandes zur Verfügung steht. Zallinger hat die „milites" als eine unter den Ministerialen stehende Adelsschicht definiert, deren Angehörige zum siebenten, also zum letzten Heerschild gehören. Auf Grund ihrer Ritterbürtigkeit komme ihnen zwar eine Reihe von Vorrechten zu, die auch die übrigen Adelsgruppen genießen, doch sei ein deutlicher Abstand zu den Ministerialen vorhanden. Diese gaben häufig Lehen an Ritter aus, waren also aktiv lehensfähig, während „milites" nur als Empfänger von rechten Lehen fungieren konnten 9 . Diese Angaben gelten sowohl f ü r die „milites" des Landesfürsten als auch für die der Ministerialen, Hochfreien und Kirchen und beziehen sich auf Zustände des 13. Jahrhunderts, so daß f ü r die Kenntnis der Wurzeln des Ritterstandes zunächst nichts gewonnen erscheint. Die starke Betonung der unterschiedlichen Lehensfähigkeit von Herren und Rittern liefert aber einen wichtigen Hinweis auf das Lehenswesen, das bei der Ausbildung aller Arten von ritterlicher Mannschaft eine große Rolle gespielt haben könnte, während ihm bei der Entwicklung der österreichischen Ministerialität keine entscheidende Bedeutung zugekommen war. In Babenbergerurkunden aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts finden sich mehrfach Adelige, die ihren Namen nach einer alten landesfürstlichen Burgstadt führen und in den Zeugenreihen Positionen nach den Hochfreien und Ministerialen ein9

Vgl. Zallinger, Ministeriales, 41 ff.

Frühe landesfürstliche milites

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nehmen 1 0 . Man wird wohl kaum fehlgehen, wenn man in ihnen „milites" der österreichischen Herzoge vermutet. Im Unterschied zur Ausstattung der Ministerialen mit Dienstmanneneigen dürfte der Landesfürst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, nachdem der Landesausbau weitgehend abgeschlossen war, dazu übergegangen sein, den Burgmannen seiner wichtigen Festen stadtnahe Güter als Lehen zu übertragen 1 1 . Dadurch gelang es auch, das Vorfeld der großen Städte von den seit 1150 aufkommenden Ringburgen der Dienstmannen freizuhalten, da Ministerialeneigen der engeren Umgebung möglichst in Lehen umgewandelt wurde 1 2 . Auf diese Weise entstanden um die Landeszentren ganze Gruppen babenbergischer Ritter. Dem entspricht das Bild, das wir aus den landesfürstlichen Lehensbüchern für die Zeit um 1400 gewinnen 1 3 . Danach häufen sich die Lehen beispielsweise stark um Bruck, Hainburg, Mödling und schließen direkt an das landesfürstliche Urbargut an. Besonders früh ist die Gruppe der zur Burg Steyr gehörigen R i t t e r greifbar, deren Untersuchung allgemeine Folgerungen über die Frühformen der landesfürstlichen „milites" in Steierm a r k und Österreich ermöglicht 14 . Aus einer Reihe von U r k u n den der Jahre 1192 bis 1220, die Herzog Leopold in Steyr, Enns und Garsten ausstellte, ist der Kern des in Frage kommenden 10 U m 1160 ist ein Eberhard v o n Wien Schlußzeuge in einer U r kunde Herzog Heinrichs I. f ü r St. Peter (BUB 1, 27 n 19). 1 1 7 1 steht „Germunt de Niwenburch" nach kuenringischen Rittern und v o r einem Passauer Lehensmann (BUB 1, 58 n 42); eindeutig ritterlich ist „Wezilo de Styer", der in einem Diplom Herzog Leopolds f ü r das Kloster Gleink im Jahre 1192 zeugt (BUB 1, 1 1 1 n 83). 11 Schon seit etwa 1 1 5 0 werden von Hochfreien oder Dienstmannen anfallende Eigengüter nur mehr zu Lehen ausgegeben. 12

Vgl. dazu S. 36, Anm. 83.

Vgl. die Lehenbücher Albrechts III. aus den Jahren 1380 bis 1394 (OÖUB 10, 713 ff.), Albrechts V. f ü r die Zeit von 1422 bis 1434/38 (ediert v o n Joseph Chmel im Notizenblatt zu A Ö G 8, 1858, 393 ff., 4 1 7 ff., 441 ff., 466 ff. und 490 ff. sowie 9, 1859, 13 ff., 33 ff., 53 ff., 73 ff., 93 ff., 107 ff., 125 ff., 1 4 0 ff., 156 ff., 172 ff., 187 ff., 204 ff., 2 1 9 ff., 235 ff., 257 ff. und 280 ff.). 13

14 Steyr gehörte um 1200 natürlich noch zum Land Steiermark, doch dürfte die Entwicklung ritterlicher Mannschaften in Stadtnähe im übrigen babenbergerischen Herrschaftsbereich ähnlidi verlaufen sein.

Nieder- und Oberösterreich

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Personenkreises zu erfassen. Neben den Familien, die sich o f f e n bar nach ihren Gütern Pleß, Ternberg, Aschach und Schachen nennen, begegnen ein „Wezilo von Steyr" sowie die Geschlechter der Preuhafen und Schecken 15 . Auch Kerschberger, Tanner, Hautzenbacher und Hucinger gehören offensichtlich hierher 1 6 . Schließlich sind in einer U r k u n d e mehrere Zeugen, die sich nicht in die bekannten Familien einordnen lassen, bloß mit ihren V o r n a m e n angegeben 17 . Bei den angeführten Personen dürfte es sich größtenteils um Burgmannen der Otakare aus ihrer Stammburg handeln. Da keines der erwähnten Geschlechter v o r der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bekannt ist, werden sie w o h l erst in diesem Zeitabschnitt mit landesfürstlichen Lehen in der Umgebung v o n Steyr ausgestattet worden sein. Dem entspricht, daß die namengebenden Güter durchwegs in Stadtnähe lokalisiert werden

15 1192 zeugen in einer Urkunde Leopolds VI. für Gleink im A n schluß an die Brüder Gundakar und Düring aus dem Burggrafengeschlecht von Steyr, die in der Reihe offenbar den Schluß der Ministerialität markieren (ihr Vater Gundakar steht in viel besserer Position), Düring von Pleß, Eberhard und Rudolf, die Brüder von Ternberg, Hiltgrim und Wolfgang von Ennstal, Otto, Otakar, Imbrich, Marquard, Rudolf, Wezilo von Steyr, Konrad, Leopold, Perchtold, Herrand, Ulrich, Otto und Ortolf (BUB 1, 112 n 83). Die Namen zwischen Wolfgang von Ennstal und Wezilo von Steyr sind den Familien Pleß, Preuhafen und Scheck zuzuordnen. 1193 erlaubt der Herzog in Enns seinen Ministerialen, Schenkungen an das Kloster Seitenstetten zu machen. Nach Grafen und Ministerialen finden sich unter den Einschildrittern wiederum Steyrer (BUB 1, 119 f. n 87). Eine Schenkungsurkunde Leopolds an Garsten von 1205 enthält neben einer Zeugengruppe des Ausstellungsortes Wien auch eine solche Garstens. In dieser folgen nach „Heinricus camerarius de Tribauswinchel" und „Duringus advocatus" Otakar Preuhafen mit seinem Bruder Rudolf, Alber Preuhafen, Otto Scheck und ein Imbrich (BUB 1, 195 n 149). 1220 erneuert Herzog Leopold in Steyr dem Kloster Gleink das Privileg von 1192. Diesmal zeugen nach bekannten steirischen Ministerialen im Anschluß an den Kellermeister Marquard die Preuhafen Otakar, Rudolf und Albero, Otto Scheck, Gernot von Aschach, Düring von Schachen, Eberhard von Ternberg, Alram von Krenglbadi und Gerung „de Weiztra" (BUB 2, 33 n 229).

» StUB 1, 628 n 649 sowie BUB 1, 119 f. n 87 und 263 n 189. 17

Vgl. die oben in Anm. 10 zitierte Urkunde von 1192.

Frühe landesfürstliche milites

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können 1 8 und jeweils direkt im Anschluß an landesfürstlichen Besitz liegen 19 . Soweit sie in den Quellen später vorkommen, gelten sie als Lehen, doch lassen sich im 14. Jahrhundert nur mehr einige in der Hand der ursprünglichen Lehensträger belegen 20 . Inwieweit alte Rittersitze verfielen oder zum Stammgut eines neuen Geschlechtes wurden, kann nur in Ausnahmefällen geklärt werden 2 1 . Natürlich ist auch die frühere Abschichtung von Steyrer Burgmannenfamilien möglich und damit eine f ü r das Ende des 11. und den Anfang des 12. Jahrhunderts zeitgemäße Ausstattung mit Inwärtseigen. Die älteste otakarische Ministerialität, die aus der „familia" der Traungauer hervorging, ist vermutlich auf diese Weise entstanden. Sie wird uns bei der Behandlung der Anfänge der landesfürstlichen Dienstmannschaft Steiermarks noch beschäftigen; hier sei nur darauf hingewiesen, daß die an der J a h r hundertwende um Steyr ansässigen Adelsfamilien in den Urkunden relativ spät und fast gleichzeitig auftauchen, als geschlossene Gruppe wirken und später ihre Sitze nicht als Inwärtseigen, sondern zu Lehen besitzen. Eine genaue Abgrenzung zwischen den alten dienstmännischen Inwärtseignern des ausgehenden 11. und 12. Jahrhunderts und den erst knapp vor 1200 ausgestatteten Rittern aus der Steyrer Burgmannschaft ist kaum möglich, da nur einigen alten „familiares" der Weg in den Herrenstand des 13. Jahrhunderts gelang, während der Großteil ebenfalls im Ritterstand aufging, wobei die Fähigkeit, Eigen besitzen zu können, allerdings nicht verlorenging 2 2 . 1 8 Konrad Schiffmann, Historisches Ortsnamen-Lexikon des Landes Oberösterreich 1/2, 1935, 3, 1940. 19

Dazu Dopsdi, Urbare, 167 ff.

Die Pleß widmeten noch 1 3 4 7 Teile aus ihrem landesfürstlichen Lehensgut an Garsten (OÖUB 7, 1 n 1). Im Lehenbuch Albrechts III. findet sich die Eintragung „Marchart der Hawczenpekch und sein bruder habent ze lehen v o n erst das gesezz halbs ze Hawczenpach, daz gehört gen Starchenberg" (OÖUB 10, 728 n 11). Mit Starhemberg ist, wie auch sonst häufig in dieser Quelle, Steyr gemeint. 20

2 1 A m Ende des 14. Jahrhunderts zwar Lehen in Asdiadi, Ternberg fällt eine Identifikation mit den u m (OÖUB 10, 732 n 23, 737 n 39, 790 22

sind im Lehenbuch Albrechts III. und Kersdiberg angegeben, doch 1200 angegebenen Stücken sdiwer n 181, 852 n 346).

Losensteinern, Starhembergern, Volkersdorfern und anderen ge-

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Nieder- und Oberösterreich

Die Ausstattung mit landesfürstlichen Lehen ermöglicht eine Abgrenzung der Steyrer „milites" von den gräflich-traungauischen „ministeriales", sie ist aber kein eindeutiger Beweis f ü r die Herkunft aller um die alte Burgstadt ansässigen Ritter aus der alten Burgmannschafl der Otakare, da vermutlich schon um 1200 die bürgerliche Oberschicht der Stadt rechte Lehen empfangen konnte, wodurch das Tor zur Gruppe des landesfürstlichen Niederadels offenstand. Im österreichischen Landrecht ist die Lehensfähigkeit der Erbbürger und die daraus erwachsende Gleichstellung mit den landständischen Einschildrittern ausdrücklich festgehalten 23 . Unter diesem Aspekt erscheint das Auftauchen ursprünglicher „milites" unter den „cives" im Verlauf des 13. Jahrhunderts lediglich als Konsequenz der fortschreitenden Ausbildung des Ritterstandes, innerhalb dessen die Bedeutung unfreier oder freier Geburt durch die unterschiedliche Herkunft seiner Mitglieder naturgemäß an Gewicht verlieren mußte. Was wir für die alten Stadtburgen Österreichs in bezug auf die Zusammenhänge zwischen Burgmannen und frühen „milites" der Babenberger angenommen haben, findet also i m Fall des ursprünglich otakarischen Steyr seine Bestätigung, wobei zunächst ungeklärt blieb, worin die Gründe für die seit der zweiten H ä l f t e des 13. Jahrhunderts feststellbare Verflechtung mit den bekannten Bürgergeschlechtern der landesfürstlichen Stadt liegen. Sehr schön ist die Gruppe der R i t t e r u m Mödling, dem Sitz einer babenbergischen Sekundogenitur, aus Urkunden Herzog Heinrichs der Jahre 1182 bis 1232 zu erfassen 24 . Auch in diesem lang der Weg in die landesfürstliche Ministerialität der Steiermark und später in den oberösterreichischen Herrenstand. Daß es sich dabei um Ausnahmefälle handelt, geht aus der Tatsache hervor, daß die Ausstattung otakarischer Ministerialen mit Inwärtseigen im gräflichen Hoheitsbereich um Steyr normalerweise nicht zur Herrschaftsbildung führte. 2 3 In der ersten Fassung des Landrechtes heißt es im Paragraph 4 1 : „Es ensol niemant dhain volg haben nach rechtem lehen, nur ain sentmessig man und ein erbburger, der sein recht wol herpracht hat." (Schwind/Dopsch, 64 n 34. Zur Datierung des Landrechtes in der Habsburgerzeit vgl. Ganahl, Landrecht.) 24

Schon 1182 scheinen in der Zeugenreihe einer Schenkung an das

Frühe landesfürstliche milites

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Fall sind Zusammenhänge mit der Burgmannschaft, die im Rahmen des relativ ausgedehnten Burgbezirkes ausgestattet wurde, sehr wahrscheinlich. In den Zeugenreihen finden sich unter den „milites" mehrmals auch Träger v o n H o f ä m t e r n der Herzoge von Mödling 2 5 . „Milites", die sich nach Tulln nannten, sind schon v o r 1 2 0 0 belegt. U m 1 1 9 0 bezeugen Rudolf v o n Tulln und eine Reihe v o n Leuten, die ausdrücklich als Ritter bezeichnet werden, den Verkauf herzoglicher Lehen durch einen Alhard und eine Juta an Klosterneuburg. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts lernen w i r „Hunel de Tulna" als herzoglichen Speisemeister kennen 2 6 . Seine Nachkommen spielten in der zweiten J a h r hunderthälfte in der Stadt eine große Rolle 2 7 . Sie werden als Ritter bezeichnet 28 , einzelne sind aber auch eindeutig als Bürger belegt 29 . Schlüsse über eine H e r k u n f t des Geschlechtes aus der Burgmannschaft oder dem Bürgertum der ehemaligen Babenbergerresidenz lassen diese späten Nennungen jedoch nicht zu. Im Fall v o n Klosterneuburg könnte die Untersuchung v o n Kloster Heiligenkreuz nach den Ministerialen mit den Willendorf, Hetzmannsdorf und Brühl „milites" auf (BUB 1, 81 n 60). Nach der Jahrhundertwende erweitert sich der Kreis der urkundlich belegten Ritter immer mehr. Sie nennen sich nach Mödling, Neudorf, Guntramsdorf, Baden, Leobersdorf, Siebenhirten, Brunn und Gainfarn und tragen Zunamen wie „Horrer, Madech, Kirchaimer, Plonholz" (vgl. BUB 1, 198 n 152, 2, 145 n 307). 25 BUB 1, 198 n 152 („Ortolfus cellerarius ducis de Nowendorf"), BUB 2, 145 n 307 („Rudgerus camerarius"). 26 Otto Biack und Anton Kerschbaumer, Geschichte der Stadt Tulln, 1966, 60 f.; Karl Lechner, Der Tullner Bezirk zur Babenbergerzeit, Heimatkalender des politischen Bezirks Tulln 1954, 56 ff. 27 Hunlo von Tulln war der erste namentlich bekannte Stadtrichter. Gemeinsam mit seinem Sohn ist er auch im ottokarischen Stadtrecht Tullns genannt. Sein Sohn Otto war bis 1304 in der Stadt ansässig. Zur Familie gehörten auch die 1301 belegten Friedrich und Arnolt (Biack, Geschichte, 237). 28 FRA 11/51, 261 n 159 („Heinrichs de Gotteinsveld miles, Haunlo de Tulna miles, Ditricus de Chalnperge miles . . . " ) . 29 Im Jahr 1301 gehört ein Familienmitglied dem Rat der Stadt an, in dem sich bezeichnenderweise auch ein ausdrücklich so genannter Ritter befand. Vgl. Anton Kerschbaumer, Geschichte der Stadt Tulln, 1874, 341. 4

Ständeband 1

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N i e d e r - und Oberösterreich

Namensgut und Besitzstand einzelner Ritter- und Bürgerfamilien vielleicht Aufschlüsse für eine relativ frühe Zeit vermitteln. Auffällig ist, daß schon 1231 in einer Urkunde Herzog Heinrichs von Mödling für Klosterneuburg offensichtlich Bürger der Stadt und landesfürstliche Ritter der Umgebung in der Zeugenreihe gleichgestellt erscheinen 30 . Für Wien als Residenzstadt der späten Babenbergerzeit darf eine nennenswerte Gruppe von Burgmannen angenommen werden. Aus ihren Reihen wurden im Zug der seit etwa 1150 durchdringenden Lehenspolitik sicherlich einige in der Umgebung der Stadt mit Besitz ausgestattet. Wir haben in anderem Zusammenhang die Umgestaltung von Ministerialeneigen in Lehensgüter gerade im Bereich von Wien schön beobachten können, was die Ausbildung einer Rittergruppe nicht unmaßgeblich gefördert haben dürfte. Die relativ unübersichtliche und komplizierte Besitzgeschichte im R a u m um die Hauptstadt erlaubt aber keine weitreichenden Schlüsse über den Empfängerkreis der einzelnen Lehen 31 . Somit ist es auf diesem Weg nicht möglich, den Zeitpunkt festzustellen, seit dem bedeutendere Bürgergeschlechter mit rechten Lehen ausgestattet wurden, mit anderen Worten, seit wann es Wiener Ritterbürger gibt 32 . Wesentlich erscheint in diesem Zusammenhang die Bestimmung des Wiener Stadtrechts von 1221, wonach eine Bürgerin der Zustimmung des Herzogs bedurfte, wenn sie bei der Heirat mit einem „miles" ihren rechtlichen Status beibehalten wollte 3 3 . Als naheliegende Interpretation bietet sich zunächst das Bestehen einer deutlichen rechtlichen Trennung zwischen „milites" und „cives" in der späteren Babenbergerzeit an. Man wird aber 30

BUB 2, 1 2 7 n 289.

U b e r landesfürstlichen u n d Adelsbesitz in W i e n s U m g e b u n g bisher am eingehendsten Klebel, Frühgeschichte. 31

3 2 Zur Z e i t der ersten H a b s b u r g e r gibt es schon eine Reihe von R i t t e r b ü r g e r n , die w o h l identisch sind m i t den E r b b ü r g e r n des österreichischen Landrechtes und d e r Stadtrechtsprivilegien v o n 1 2 7 8 u n d 1 2 9 6 und die in O b e r e i n s t i m m u n g mit der Gesetzeslage landesfürstliche Lehen empfangen. Vgl. dazu B r u n n e r , Z w e i Studien, 242 ff. 3 3 Im P a r a g r a p h 19 heißt es ü b e r eine B ü r g e r s w i t w e : „ . . . n u b a t civi et n o n militi. Si v e r o m i l i t e m d u x e r i t , persona sua et res in gratia et v o l ú n t a t e nostra persistat." (BUB 2, 63 n 237.)

Frühe landesfürstliche milites

51

Rechtsnorm und Realität insofern unterscheiden müssen, als die A u f n a h m e einer derartigen Bestimmung doch auch ein Hinweis dafür sein könnte, daß die alte Schranke zwischen Freiheit und Unfreiheit im Zuge der Ausbildung der zu den alten Burgbezirken gehörigen landesfürstlichen Rittergruppen durchlässig geworden war. Dazu paßt, daß Herzog Leopolds Bestätigung einer Seelgerätstiftung f ü r seinen Bruder Heinrich im Jahre 1209 neben Klerikern durchwegs „milites" als Zeugen anführt, von denen einige, wenn nicht alle, gleichzeitig Bürger waren 3 4 . Noch deutlicher weist die Zeugenreihe einer Herzogsurkunde von 1220 Wiener Bürger dem Verband der Ritterschaft der Residenzstadt zu 35 . Schließlich wird Konrad der Schwabe 1231 als „miles et cives Wiennensis" bezeichnet, womit ein relativ früher Beleg für einen Ritterbürger gegeben ist 36 . „Miles et cives" dürfte vermutlich nichts anderes meinen als einen Bürger der Stadt Wien, also einen Angehörigen der Freiengemeinde, der durch die Übernahme landesfürstlicher Lehensgüter auch zum Ritter geworden war. Im Anschluß an die Gegebenheiten in Wien, Mödling und Tulln können für die frühesten den alten babenbergischen Burgstädten zugehörigen Rittergruppen zwei Wurzeln postuliert werden, nämlich die vermutlich aus der landesfürstlichen „familia" kommenden Burgmannschaften und jene Oberschicht des Bürgertums, die landesfürstliche Lehen empfangen konnte. Der Besitz rechter Lehen stellt demnach das Bindeglied der um die alten Burgstädte gruppierten herzoglichen Ritter dar, ähn3 4 „In gradu laicorum: Gotfridus camerarius, Theodericus magister monete, Wido miles, Chunradus sueuus, O t t o Grans, Liutoldus urbanus." (BUB 1, 2 1 7 n 165.) In der 1208 ausgestellten Urkunde Herzog Leopolds f ü r die flandrischen Kaufleute zeugen als Schlußgruppe „purger von Wienne", darunter auch Seyfrid Schuttwurfel, der Greiff, Chunrat der Schwab und Wido (BUB 1, 2 1 0 n 161). Demnach wird W i d o innerhalb Jahresfrist einmal als „cives" und einmal als „miles" bezeichnet. 3 5 Nach „Heinricus iudex", der sicherlich ein Ritter war, und v o r „Chunradus sueuus", der einige Jahre später wohl als Bürger, aber auch ausdrücklich als Ritter bezeichnet wird, steht „Rudgerus incisor", über dessen ursprünglichen Stand wohl kaum Zweifel aufkommen dürften (BUB 2, 24 n 226). 36

4'

BUB 2, 125 n 288.

52

Nieder- und Oberösterreich

lieh wie die Herrschaft zu Eigen f ü r die Landherren typisch war. Die erst in der Habsburgerzeit entstandene Fassung des ö s t e r reichischen Landrechtes vermittelt demnach viel ältere Rechtszustände, wenn es etwa u m die Zuzählung des „erbpurger, der sein recht wol herbracht hat", unter die sendmäßigen Leute geht 37 . Das wiederholte A u f t r e t e n eines „Gotfridus camerarius" unter Wiener R i t t e r n 3 8 sowie die Position der Hofamtsträger der Babenbergerherrschaft Mödling unter den „milites" dieses Burgbezirkes 39 können als Ansatzpunkte f ü r die Erfassung einer weiteren W u r z e l der Einschildritter dienen. Es gelingt nämlich leicht, herzogliche H o f ä m t e r in der ersten Hälfte des 13. J a h r hunderts in der Hand v o n Adelsgeschlechtern nachzuweisen, die offensichtlich zur Gruppe der „milites et militares" gehören. Erwähnt seien die Dobra, Hüttendorf, Porrau, Tribuswinkel, Walterskirchen, von denen einzelne Familienmitglieder als „camerarius" oder als „pincerna" tätig waren 4 0 . Während aber die Walterskirchner v o n allem Anfang an als Ritter galten, handelt es sich bei den Dobra, Porrau und Tribuswinkel um abgestiegene Ministerialen. 1 1 6 1 , 1 1 9 2 und 1 1 9 6 finden sich diese 37 Schwind/Dopsch, 64 n 34, Art. 41 und 102 n 50, Art. 48. Zur umstrittenen Frage nach dem Inhalt des Begriffes Erbbürger, der im 13. Jahrhundert für gewisse Bürgerfamilien Wiens gebraucht wird, lieferte zuletzt Richard Perger einen interessanten Hinweis. Da er im Verlauf einer umfangreicheren Detailstudie jene Wiener Bürger, die als Urkundenzeugen zu Anfang des 13. Jahrhunderts auftreten (und die w i r für dieselbe Zeit auch als „milites" belegen können), durchwegs als Grundherren der Wiener Innenstadt erschließen konnte, stellte er einen Zusammenhang zwischen Wiener Rat und ältesten bürgerlichen Grundherren zur Diskussion und schloß daran an: „Es wäre auch noch zu untersuchen, ob der umstrittene Begriff des ,Erbbürgers' nicht durch Gleichsetzung mit ,Grundherr' geklärt werden könnte." Perger, Grundherren, 101. Unter Anm. 1079 findet sich auch die wichtigste Literatur von Voltelini, Groß und Brunner zu dieser Frage. 38 BUB 1, 217 n 165, 230 n 172. 39 Vgl. S. 22, Anm. 25. 40 Als „camerarius" kennen wir Heinrich von Tribuswinkel (BUB 2, 82 n 252), Ulrich von Hüttendorf (BUB 2, 158 n 319) und Otto von Walterskirchen (BUB 2, 264 n 415); als „pincerna" Walther von Porrau (BUB 2, 173 n 334) und Dietrich von Dobra (BUB 2, 264 n 415).

Abgestiegene babenbergisdie Ministerialen

53

Geschlechter eindeutig unter landesfürstlichen Dienstmannen 4 1 ; Albero von Dobra wird noch 1212 ausdrücklich als „ministerialis Austrie" bezeichnet 42 , sein Bruder Hartnit besaß die Kamptalherrschaft Dobra 43 . Etwa 30 Jahre später tritt dessen Sohn Dietrich, der Schenk von Dobra, mehrmals unter landesfürstlichen R i t t e r n auf 44 . Ähnliche Fälle abgestiegener Dienstmannengeschlechter stellen auch die von Schönkirchen und Kirchstetten dar, auf die wir schon im Zusammenhang mit der Reduzierung der Ministerialengruppe in den Jahrzehnten vor und nach 1200 hingewiesen haben 45 . Es ist zwar nicht möglich, auch nur schätzungsweise den Anteil solcher, durch sozialen Abstieg zu den Rittern gestoßenen Adelsfamilien festzustellen, doch wird man im Hinblick auf das Zurückgehen der Ministerialengruppe ihre Zahl nicht unterschätzen dürfen. Für den Verlust der Stellung unter den Dienstmannen spielte die Verwandlung von Eigengütern in landesfürstliche Lehen eine große Rolle, wie die Besitzverhältnisse um Wien gezeigt haben. Dabei blieb der gesamte Rechtskomplex der Herrschaft erhalten, doch reichte ein Lehen des Herzogs offenbar nur mehr als Grundlage für eine Stellung im Verband der landesfürstlichen „milites" aus 46. Anders zu bewerten ist die Auftragung einer Herrschaft an ein Hochstift, was normalerweise zu keinem ständischen Abstieg führte. Dem entspricht, daß seit dem 13. Jahrhundert Landherrengeschlechter bekannt sind, deren Stammherrschaften Hochstifts- bzw. Reichslehen waren. — Davon abgesehen, spielte das landesfürstliche Lehen bei der Ausbildung der herzoglichen Ritter alter Burgstädte die domi-

41

BUB 1, 44 n 29, 119 n 86, 129 n 94.

42

BUB 1, 254 n 184.

43

Topographie N ö . 2, 301 f.

44

BUB 2, 264 n 415.

45

Vgl. S. 35 f., Anm. 80 und Anm. 81.

Die Ritter von Kirchstetten, die im 12. Jahrhundert landesfürstliche Ministerialen waren und die gleichnamige Dorfherrschaft zu Eigen besaßen, verfügten im 15. Jahrhundert über ihre alte Feste mit dem Dorfgericht nur mehr als Lehen. Diese Umwandlung der Besitzqualität entspricht dem Absinken der Familie unter die Ritter nach 1200 (Wißgrill, Schauplatz 5, 158 ff., BUB 1, 51 n 36, BUB 2, 283 n 429). 46

54

Nieder- und Oberösterreich

nierende Rolle. In Übereinstimmung damit besaßen die Ritterfamilien als namengebende Güter vorwiegend Erblehen. Die Wurzel der Lehensgüter war stark unterschiedlich. Der Ausstattung mit ursprünglichem Urbargut stand die Verleihung von eingezogenen Ministerialeneigen gegenüber. Ebenso konnte anfallendes Eigen von Hochfreien zur Grundlage eines Rittergutes werden, falls dies der Besitzpolitik des Landesfürsten entsprach 47 . An der rechtlichen Stellung des Rittergutes änderte sich durch verschiedene Herkunft ebensowenig wie an der Position des ausgestatteten Geschlechtes. Es gab in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aber auch landesfürstliche Ritter, die ihren Stammsitz zu Eigen besaßen. Es sind die Ministerialen von Grafschaften oder ähnlich strukturierten Hoheitsbezirken, die um 1200 an die Babenberger fielen 48 . Im Gefolge der Grafengeschlechter von Peilstein, Formbach-Radiberg, Rebgau-Hoheneck, Hohenburg sind Ministerialengruppen nachweisbar, ähnliches gilt auch für die grafschaftsähnliche Herrschaft Wachsenberg in Oberösterreich sowie f ü r die Hoheitsbereiche der Vögte von Perg und der Grafen von Klamm 4 9 . Auch jene Mitglieder der ältesten otakarischen Dienstmannschaft aus dem Traungau, die zwar Inwärtseigen besitzen konnten, denen aber der Anschluß an die Gruppe der Landherren nicht gelang, gehören hierher. Einzelne dieser Familien stiegen in die landesfürstliche Ministerialität auf, wovon bereits die Rede war. Den meisten blieb nach dem Übergang an die Babenberger jedoch der Anschluß an die Dienstherren verwehrt, so daß sie zur Gruppe der „milites" stießen. Sie waren Einschildritter und erhielten 1 1 Um 1230 fiel von den Hochfreien v o n Asparn Walterskirchen an den Herzog und wurde anschließend offenbar dem Kämmerer O t t o als Lehen gegeben. Vgl. Landbuch, 719. 48

Vgl. S. 40, Anm. 97.

Zur sighardingischen Ministerialität SUB 1, 810 n 82, 811 n 83, 815 n 87, 834 n 123, FRA II/4, 83 n 390, UB St. Pölten 1, 31 n 20, SUB 3, 77 n 593. Rebgau-Hohenecker und Hohenburger Gefolgsleute in F R A 11/21, 2 n 1; 65, 510 n 374, 527 n 392, BUB 1, 228 f. n 170. Ober die zur Herrschaft Wachsenberg gehörigen Dienstleute vgl. Franz Pfeffer, D e r Bezirk Urfahr-Umgebung, Zur geschichtlichen Entwicklung, OÖ.Hbl. 17, 1963, 3/4, 47. 49

Grafschaftsministerialen

55

ihren Besitz im Rahmen der Grafschaften grundsätzlich als Inwärtseigen 60 . Dem entsprechen die vielen Rittersitze dieser Besitzqualität in den Waldviertier Grafschaften 5 1 , und dafür legen noch Zustände des 14. Jahrhunderts einwandfrei Zeugnis ab 5 2 . Bedingt durch die seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts feststellbare Entwicklung landesfürstlicher „milites" um verschiedene Bezugspunkte — alte Burgstädte der Babenberger sowie zentrale Burgen der jüngeren Grafschafts- und Forstbezirke — gab es zu Beginn des Interregnums noch keinen einheitlichen österreichischen Ritterstand, sondern lediglich mehrere lokale Gruppen landesfürstlicher Einschildritter. Erst unter König Ottokar und den frühen Habsburgern bildete sich jener einheitliche Stand aus, von dem einleitend die Rede war. Der Entstehung einer Residenz, welche die anderen alten Mittelpunkte im Land an Bedeutung weit überragt, entsprach eben die Ausformung einer geschlossenen Rittergruppe, die unter Albrecht I. neben den Herren erstmals selbständig auftritt und in der Folge an Einfluß gewinnt 53 . Beim Herrenstand weist der zugehörige Personenkreis bis zu den Landtagen um 1400 eine gewisse Konstanz auf. Der Ritterstand ist dagegen im selben Zeitraum durch sehr starkes Fluk5 0 Während zur Herrschaft der landesfürstlichen Ministerialen zumindest ein ganzes D o r f m i t Burgmannenlehen abhängiger R i t t e r gehörte, u m f a ß t e das Inwärtseigen gräflicher Ministerialen lediglich bevogtetes G u t im D o r f . 51

D a z u Lechner, Herrschaftsgeschidite, 31 ff.

Für Schaunberger Ministerialen sind sowohl am A n f a n g als auch am E n d e des 14. J a h r h u n d e r t s Inwärtseigen belegt: 1303 geben H e i n rich und Wernhart v o n Schaunberg ihre Z u s t i m m u n g z u m E i n t r i t t zweier K i n d e r ihres Dienstmannes Heinrich des „ D r u c k s e t z " in das Stift zu G ö t t w e i g sowie zur Ü b e r g a b e eines H o f e s zu N e l e u b , „der sein recht aigen ist und v o n uns inwert a i g e n " ( F R A 11/51, 246 n 234). I m Lehenbuch Albrechts III. von 1380 bis 1394 hat J ö r g von K a m m e r neben Lehensgütern „ain gut ze Schalchen, ist ryttermessig a y g e n " ( O Ö U B 10, 770 n 132). 52

5 3 Dieser offenkundigen Zentralisierungsbewegung entsprechen sicherlich auch Veränderungen in der Gerichtsorganisation. D i e genaue Kenntnis v o n F u n k t i o n und K o m p e t e n z e n des Hofgerichtes w ü r d e darüber vermutlich Aufschlüsse vermitteln.

56

Nieder- und Oberösterreich

tuieren der Geschlechter gekennzeichnet, so daß man in ihm einen H a u p t f a k t o r sozialer Mobilität im Spätmittelalter sehen kann 5 4 . Die Barriere zum Herrenstand w a r immer schwer zu durchbrechen, in der zweiten H ä l f t e des 14. Jahrhunderts bildete sie ein unüberwindbares Hindernis 5 5 . Der G r u n d dafür dürfte darin zu suchen sein, daß R i t t e r n u r selten in Herrenfamilien einheiraten k o n n t e n und oftmals zum Erwerb v o n Eigen gar nicht berechtigt waren 5 6 . Sie konnten daher fast nie Herreneigen erben. D e r Abstieg von Herren in den Ritterstand war analog den Vorgängen in früheren Jahrhunderten möglich, doch kam ihm nach 1 3 0 0 nur sehr beschränkte Bedeutung zu. Viel wichtiger als dieser Bezug zum höhergestellten A d e l w a r in der Zeit nach 1300 die enge Verflechtung m i t der Oberschicht des Bürgertums der großen landesfürstlichen Städte. In den alten Burgstädten w i r d in der zweiten Hälfte des 1 3 . Jahrhunderts die Gruppe der Ritterbürger immer deutlicher greifbar, also jener 54 Von den im 13. Jahrhundert bekannten Ritterfamilien kann nur ein Bruchteil in Ständelisten und Lehensbüchern der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wieder aufgefunden werden. Allerdings wären genaue Angaben über das Ausmaß der ausgestorbenen, abgewanderten oder abgesunkenen Familien erst nach eingehenden Analysen aller Lehensund Steuerverzeichnisse möglich, da etwa die Ständeliste von ca. 1415 nur bedeutendere Rittergeschlediter enthält. 55 Die um die Mitte des 15. Jahrhunderts unter Friedrich III. einsetzenden Herrenstandserhebungen leiteten dann eine gegenläufige Entwicklung ein, die in der kontinuierlichen Abnahme der Ritterzahl und einem ständigen Anwachsen der Herrengruppe klar zum Ausdrude kommt. Vgl. dazu Hassinger, Ständische Vertretungen, 254. 56 Abgesehen von den ursprünglichen Grafschafts-Ministerialen war der Großteil der landesfürstlichen Ritter „aygens nicht genoz". Belege dafür bei Adler, Rechtsgeschichte, 39 f., der allerdings annimmt, daß die Ritter im 13. und 14. Jahrhundert von Herren- und Ministerialeneigen völlig ausgeschlossen waren, während alle grundsätzlich ritterliches Eigen erwerben konnten. Die angeführten oberösterreichischen Beispiele dürften aber durchwegs mit Grafschaften in Verbindung zu bringen sein, so daß nur weitere Belege für die Herkunft gewisser Ritterschichten aus der Gruppe der alten Inwärtseigner gräflicher Hoheitsbereiche gewonnen wären. Besonders deutlich liegt der Fall beim Verkauf eines Gutes zu Lintham durch Chunrat Volkrat im Jahr 1374, welches als in der Grafschaft Wachsenberg gelegen bezeichnet wird. Vgl. OÖUB 8, 686 f. n 679.

Ausmaß und Grenzen der Mobilität

57

Bürger, die als rittermäßig galten, vielfach auch wirklich die Ritterwürde erwarben und im Umkreis der Stadt Lehensbesitz hatten 5 7 . Besonders zahlreich sind sie in Wien, aber auch in Klosterneuburg, Tulln, Eggenburg, Krems, Stein, Steyr und Gmunden spielten sie eine große Rolle 5 8 . Die Gründe f ü r ihre gehobene Stellung sieht Brunner in der Beschäftigung mit Fernhandel, Geld- und Kreditwesen sowie besonders in der Bekleidung landesfürstlicher Ämter 5 9 . Ob diese ökonomischen Argumente als Erklärung für die Ausbildung deutlich abgehobener Erbbürgergruppen ausreichen, müßte eine Detailuntersuchung zeigen, die von der Fragestellung ausgehen könnte, ob die Wiener Erbbürger im Unterschied zu ihren Mitbürgern über ein spezifisches Besitzrecht verfügten. Als Ausgangspunkt wären für Wien die Studien A. Pergers gut geeignet 60 . Brachte das Bürgertum also eine stark mobile Komponente in den werdenden Ritterstand, so ist andererseits zu beachten, daß schon seit Mitte des 13. Jahrhunderts der Eintritt von Rittern in das Bürgertum nachgewiesen werden kann, so daß es um 1300 schwer ist, Aussagen über die ursprüngliche Herkunft eines „miles et cives" zu treffen. Im Fall von Steyr gelingt es, R i t t e r bürger des beginnenden 14. Jahrhunderts von ehemaligen Burgmannen abzuleiten; die Erscheinung ist sicherlich nicht auf diese Stadt beschränkt 61 . Durch das steigende Ansehen des R i t t e r 57

Brunner, Zwei Studien, 250 f.

Uber die Verhältnisse in den meisten dieser Städte ausführlich Brunner, Zwei Studien, 246 ff. (besonders Anm. 50, 51, 52 und 65); dort auch weitere Literaturangaben. — Über Eggenburg informiert Ludwig Brunner, Eggenburg, Geschichte einer niederösterreichisdien Stadt, 1933, 177. Die Bürgerfamilien der Stoizendorfer, Straninger, vielleicht auch Müllbacher und Krumbacher dürften landesfürstliche Ritter gewesen sein. Die Stoizendorfer haben Zaingrub als landesfürstliches Lehen, die Krumbacher Stoizendorf. — V o n den Gmundner Bürgerfamilien finden sich die Freytag, die Hayden, Schachner, Theuerwanger in der Gruppe der „milites et militares". Vgl. dazu österreichisches Städtebuch 1, 157, Siebmacher, Oberösterreich, 51, 110 ff. und 456 ff.; Wißgrill, Schauplatz 4, 52 ff. 58

59 Brunner, Zwei Studien, 252 f. 60 Perger, Grundherren, 101. 61 In Steyr hören wir 1305 von einer „gemain der ritter", deren Mitglieder um 1200 größtenteils unter den um die Stadt ansässigen

58

Nieder- und Oberösterreich

standes w u r d e es im Verlauf des 14. J a h r h u n d e r t s f ü r B ü r g e r i m m e r a t t r a k t i v e r , die R i t t e r w ü r d e a n z u s t r e b e n , doch k a m es auch w e i t e r h i n vor, d a ß ein R i t t e r i n die Bürgerschaft e i n t r a t u n d seinen Landsitz a u f g a b 6 2 . F a s t u n b e a c h t e t in u n s e r e r B e t r a c h t u n g blieben b i s h e r jene r i t t e r l i c h e n Gefolgsleute, die nicht z u m L a n d s t a n d d e r R i t t e r u n d K n e c h t e g e h ö r t e n . Diese A d e l s g r u p p e d ü r f t e recht u m f a n g reich gewesen sein, da ritterliche M a n n l e h e n m i t j e d e m H e r r e n eigen v e r b u n d e n w a r e n u n d auch K i r c h e n h e r r s c h a f t e n o f t beachtliche M a n n s c h a f t e n aufwiesen 6 3 . Bei d e r U m w a n d l u n g v o n H e r r e n e i g e n i n L e h e n b e h i e l t sich d e r L a n d e s f ü r s t h ä u f i g die M a n n s c h a f t v o r , w o d u r c h i m m e r w i e d e r n e u e Geschlechter an d e n R i t t e r s t a n d angegliedert w u r d e n 6 4 . Besonders w i r k u n g s v o l l

landesfürstlidien Rittern zu finden waren, die sicherlich zum Großteil aus der Burgmannsdhaft kamen (OÖUB 4, 478 n 514). 1306 werden dieselben neben anderen Bürgern ausdrücklich als Ratsmitglieder bezeichnet (OÖUB 4, 500 n 536). Audi f ü r einen Teil der Wiener Ritterbürger nimmt Brunner eine Herkunft aus der Gruppe der landesfürstlichen „milites" an (Brunner, Zwei Studien, 251, Anm. 65). Die Beinamen früher landesfürstlicher Ritter des Wiener Raumes deuten vielfach eher auf adelige als auf bürgerliche Herkunft. 62 Brunner, Zwei Studien, 251, Anm. 64. Hier auch Belege f ü r den umgekehrten Fall, daß jemand sein Bürgerrecht aufgab und sich ganz auf seine Herrschaft zurückzog. 63 Uber die Entstehung der ritterlichen Mannschaften von Ministerialen- oder auch Hochfreienherrschaften gibt es nur wenige Hinweise in der Literatur oder in den Quellen. Grundsätzlich ist mit der Bildung wehrhafter Mannschaften durch Ausgabe einzelner Lehen vom Eigen zu rechnen (Ebner, Eigen, 320). Einen interessanten Hinweis gibt der Dichter des Seifried Helbling, der schildert, welchen Weg ein Ritter einschlägt, um ein Dienstherr zu werden: Er macht seine Bauern zu Rittern, indem er deren Burgrechtsgüter in Lehen verwandelt (Seifried Helbling, 194, Kap. VIII, 268—82). 64 Natürlich wurden im Lauf der Zeit nicht alle ritterlichen Leute der Herren vom Landesfürsten an sich gezogen, doch ist mit einer beträchtlichen Ausweitung des Ritterstandes im 14. und 15. Jahrhundert zu rechnen. Dementsprechend finden sich um 1400 auch mehrfach Familien unter den landesfürstlichen Rittern, die früher der Gefolgschaft eines Dienstherren angehört hatten: Lienhart Stoizendorfer, ein Sohn des Eggenburger Richters Mert, war 1392 im Dienst des Herrengeschlechtes von Maissau Burggraf von Gars und wurde von diesem auch mit dem Hof zu Zaingrub belehnt, der zur Herrschaft

Anschluß ritterlicher Mannschaften

59

war die Lehenpolitik der österreichischen Herzoge im 14. J a h r hundert; gerade den bedeutendsten Mitgliedern der ritterlichen Mannschaft eines Herrengeschlechtes wurden Lehen übertragen, wodurch es zu einer unmittelbaren Bindung ans Land kam. Diese Vorgangsweise stieß kaum auf Schwierigkeiten, konnte doch ein und dieselbe Familie ohne weiteres Lehen v o n verschiedensten Herren übernehmen, da damit nicht jene ausschließliche Bindung verursacht wurde, wie sie der Eintritt in die Ministerialität mit sich brachte 6 5 . Da so mancher Gefolgsmann eines Landherrengeschlechtes, der durch Eingliederung in den landesfürstlichen Lehenhof zum Kreis der Landleute stieß, auf bäuerliche V o r f a h r e n zurückging 66 , ergibt sich auch zwischen Bauerntum und niederem Adel eine interessante Übergangszone 6 7 . Der Ritterstand in der personellen Zusammensetzung der ersten H ä l f t e des 15. Jahrhunderts weist eine Vielzahl von W u r zeln auf, so daß der Einzelfall nur selten eindeutig aufgeklärt Gars gehörte (Josef Chmel, Meissauisches Lehenbuch, Notizenblatt 7, 1857, 173: „und allez daz er an dem haws ze Zaintgrub und in dem dorff daselbs hat"). 1430 wurden Burg, Herrschaft, Markt und Landgericht Gars dem letzten Maissauer vom Landesfürsten abgesprochen und nur noch als Pfand ausgegeben. Etwa 1434 belehnte Albrecht V. Wentzel und Christian Stoizendorfer mit dem von ihrem Vater Jörg ererbten Haus zu Zaingrub. Jörg, der Sohn des Lienhart, hatte den Sitz wohl ausgebaut und befestigt (Lehenbuch Albrechts V., Notizblatt 8, 397). 65 Der beliebte Begriff Doppelministerialität wird zumeist falsch gebraucht. Zugrunde liegt die Vermengung von Lehenswesen und Ministerialität. Gerechtfertigt erscheint die Verwendung des Ausdrucks eventuell für Dienstmannen von Hochkirchen, deren Herrschaften in einem fremden Land liegen, und die allmählich in die Ministerialität des entsprechenden Landesfürsten gezogen werden. Ihre „Doppelministerialität" ist ein Ergebnis der politischen Realität. 66 Vgl. dazu die in der frühen Habsburgerzeit spielende Märe vom Helmbrecht (Die Märe vom Helmbrecht von Wernher dem Gartenaere, hrsg. von Friedrich Panzer, bearbeitet von Kurt Ruh, Alte deutsche Textbibliothek 11, 1960). 67 Dem Aufstieg bäuerlicher Familien in ritterliche Mannschaften und weiter in den Ritterstand steht eine im Verlauf des Spätmittelalters immer stärker werdende „Verbauerung" des niederen Adels gegenüber. Vgl. die Geschichte der Waldviertier Ritterfamilie der Tuchel bei Walter Pongratz, Die ritterliche Familie der Tuchel in Niederösterreich, Jb.Lk.NÖ. NF 34, 1958/60, 120—131.

60

Nieder- und Oberösterreidi

w e r d e n k a n n 6 8 . D a h e r ist es auch nicht möglich, Verhältnisziffern für

ehemalige

Burgmannen,

Bürger,

abgestiegene

landesfürst-

liche Ministerialen, ministerialische Inwärtseigner gräflicher G e schlechter,

ritterliche L e u t e

eingezogener

Herrschaften,

Gefolgs-

m a n n e n v o n L a n d h e r r e n m i t erst s e k u n d ä r e m L e h e n s b e z u g z u m Landesfürsten

oder

gar Zuwanderer

aus den

Nachbarländern

anzugeben, doch ist es relativ leicht, f ü r alle nach i h r e r H e r k u n f t unterschiedlichen

Gruppen

Beispiele

anzuführen69.

Man

sollte

68 Die in der Adelsliste von ca. 1415 angegebenen Ritterfamilien stellen nur einen Bruchteil der gesamten landesfürstlichen Ritterschaft dar, wie die Durchsicht der Lehensbücher Albrechts III. und Albrechts V. klar erkennen läßt. 6 9 Von den frühesten Steyrer Rittern, die aus der Burgmannschaft gekommen waren, sind etwa Kerschberger, Schachner und Scheck noch im 15. Jahrhundert als Angehörige des landständischen niederen Adels bekannt. Kerschberger und Schachner sind 1469 in einem Steueranschlag bei den obderennsischen R i t t e r n vermerkt (vgl. N B Codex 15 281). Die Scheck kennen wir in Steyr als Ritterbürger, Ratsherren und Burggrafen bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts (einen ersten Überblick vermitteln die Indices des O'ÖUB 1—9). In Niederösterreich erwarben sie neben anderen bedeutenden Gütern den Sitz Wald, nach dem sie sich auch nannten (Siebmacher, Oberösterreich, 327 ff.). 1406 siegeln sie beim Ständebund unter den R i t t e r n , ebenso sind sie ins Adelsverzeichnis 1415 ff. aufgenommen (Schwind/Dopsch,

301 n 159; H.H.St.A. Hs 16, Cod. 16, fol. 160). — V o n den nach 1400 im dritten Stand aufscheinenden Ritterbürgern weisen nur wenige eine klar erkennbare Kontinuität seit dem 13. Jahrhundert auf. Mit den Schenk von Ried, die Lechner als eine Seitenlinie des Wiener Erbbürgergeschlechtes der Haimonen ansah, kämen wir freilich bis in die späte Babenbergerzeit zurück (Karl Lechner, Die Haimonen, Ein Wiener Erbbürger-Rittergeschlecht des 13. und 14. Jahrhunderts, J b . V G W . 15/16, 1959/60, 61 ff.). Da Richard Perger aber aufzeigen konnte, daß O t t o von Neuberg, der (Halb-) Bruder O t t o s II. und Haimos III., mit O t t o Schenk von Ried kaum identisch ist, werden wir dessen Familie als Beispiel ausscheiden müssen (Perger, Kahlenberger, 50 ff.; ders., Grundherren, 19). Eine führende Wiener Ratsbürgerfamilie waren die Würfel, die sich bis etwa 1285 zurückverfolgen lassen. Sie finden sich sowohl im Ständebuch 1406 als auch im Adelsverzeichnis 1415 ff. bei den R i t t e r n und Knechten (Brunner, Zwei Studien, 269). Als abgestiegene landesfürstliche Ministerialen des 12. Jahrhunderts seien die Dobra erwähnt, die bald nach 1400 ausgestorben sein dürften (Wißgrill, Schauplatz 2, 260 f. und Topographie N ö 2, 302 ff., 8, 245 ff.). Ehemals Grafschafts-Ministerialen waren die Eisenbeutel, Häusler, Scheuernbach und Zinzendorf. Bei allen diesen Ge-

Personelle Vielfalt des Ritterstandes u m 1400

61

sich aber hüten, die Kontinuität ritterlicher Geschlechter zu überschätzen, da sich nur ein sehr geringer Prozentsatz von ihnen vom 12. bis zum 15. Jahrhundert nachweisen läßt. Eine einfache Überlegung kann gut dazu beitragen, die Dinge ins richtige Licht zu stellen. In der Zeit vom ersten Auftreten der Habsburger in Österreich bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts verringerte sich die Gruppe der Landherren um etwa 5 0 % , wobei dem Abstieg einzelner Familien weniger Gewicht zukam als dem Erlöschen vieler Geschlechter. Diese starke Reduktion des Adels im Verlauf des 14. Jahrhunderst war aber sicherlich nicht nur auf die herrenmäßige Oberschicht beschränkt, sondern wird wohl ebenso die Einschildritter betroffen haben. Bedenkt man außerdem, daß ein wirtschaftlich schwaches Rittergeschlecht relativ rasch vom Adel in die breiteren Schichten der Bürger und Bauern übergehen konnte, so liegt die Annahme nahe, daß von den 170 Rittern des Jahres 1415 der überwiegende Teil wohl erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zum Ritterstand stieß. D a sich diese neuen Geschlechter größtenteils aus der ritterlichen Mannschaft von Herrengeschlechtern und aus dem gehobenen Bürgertum rekrutierten, dürften ursprüngliche Burgmannen und Inwärtseigner unter den landsässigen Rittern und Knechten nur mehr einen Bruchteil ausgemacht haben. Abgesehen von den geringer werdenden Unterschieden der Besitzqualität kann man sich die Abstufungen innerhalb des Ritterstandes gar nicht groß genug vorstellen: während einige Geschlechter im 15. Jahrhundert in einem ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung selbst die mächtigsten und reichsten Landherren weit überflügelten, unterschied sich so mancher Edelknecht mit seinem bescheidenen Ansitz als Zentrum einer eher ärmlichen Landwirtschaft nur wenig von einem Bauern. Daß diese Unterschiede für die Position in den aufkommenden Landtagen eine Rolle spielten, ist wohl selbstverständlich. schlechtem war einem Zweig der Vorstoß in den Herrenstand geglückt, während die anderen Familienmitglieder ihre Inwärtseigen nicht zu Herrschaften ausbauen und auch kein Herreneigen durch Erbschaft erwerben konnten. Oftmals nahmen sie sogar Stammgüter zu Lehen (Mitterauer, Herrschaftsbildung, 326 ff.). Als Beispiel für Zuwanderung mögen die aus der Steiermark gekommenen Greisenecker dienen (Siebmadier O ö , 70 ff., 731 ff.; Wißgrill, Schauplatz 3, 401 ff.)

II.

STEIERMARK 1. HERRENSTAND

D e r Kreis der steirischen Landherren u n d Ritter kann f ü r die erste H ä l f t e des 15. Jahrhunderts mit H i l f e mehrerer Ständeverzeichnisse, die zu besonderen Anlässen angelegt wurden, zuverlässig bestimmt werden. Die Defensionsordnung aus dem Jahre 1446 verzeichnet unter den Landleuten des H e r z o g t u m s Steierm a r k 9 Grafen- bzw. Herrenfamilien mit 17 Mitgliedern 1 . Diese Angaben beziehen sich nur auf den landsässigen Adel, da jene Grafen, Herren, Ritter und Knechte, die wohl Güter im Lande hatten, aber nicht auf diesen saßen, in einem zusätzlichen Abschnitt ganz am Schluß aufgezählt werden 2 . U m 1400 war der Herrenstand noch etwas umfangreicher, wie ein Verzeichnis aus dieser Zeit belegt, in dem die Herren v o n Ehrenfels (f 1424), Pergau (f 1405), Pettau (f 1438) und Winden aufscheinen 3 . Die im J a h r 1400 ausgestorbenen Herren v o n Stadeck sind in der Liste nicht mehr enthalten 4 . A m Jahrhundertbeginn umfaßte der steirische Herrenstand demnach Mitglieder aus 14 Geschlechtern 5 . 1

S e u f f e r t / K o g l e r , 117.

D i e G r a f e n von Schaunberg, die H e r r e n v o n K r a i g , v o n V o l k e r s d o r f u n d einige R i t t e r f a m i l i e n . 2

3 Abgedruckt bei K r o n e s , L a n d e s f ü r s t , 233 ff. u n d in F o r m bei Meli, Verfassungsgeschichte, 239.

verbesserter

4 Krones vertritt die Ansicht, das Verzeichnis w ä r e zwischen u n d 1402 entstanden, Meli läßt m i t seiner D a t i e r u n g 1400 bis etwas m e h r Spielraum.

1399 1410

5 Bestätigt wird dieses E r g e b n i s durch die Verzeichnisse der 1424 zur E r b h u l d i g u n g einberufenen u n d der tatsächlich erschienenen L a n d leute sowie durch das A u f g e b o t der steirischen S t ä n d e nach K r a i n i m J a h r e 1423 (Meli, Verfassungsgeschichte, 149 u n d 150; S e u f f e r t / K o g l e r , 56 f.).

Umfang der Herrengruppe

63

Es ist aber zu beachten, daß um die Mitte des 14. Jahrhunderts der Landherrengruppe immerhin 20 Familien angehörten. Die steirische Ausfertigung der Hausordnung Herzog Albrechts II. v o n Österreich bezeugten 1355 neben mehreren Herren, die noch im 15. Jahrhundert in Ständeverzeichnissen aufscheinen, auch die Grafen von Peggau-Pfannberg, die Wallsee-Graz, Steyersberg und Kranichberg auf Mureck 6 . Sie sind ebenso wie die nicht erwähnten Liechtenstein-Judenburg, Königsberg, Leibnitz, Massenberg und Saldenhofen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts im Mannesstamm erloschen oder aus der Steiermark verschwunden 7 . Im 13. Jahrhundert ist es wesentlich schwerer, Aussagen über den Umfang der Landherrengruppe zu treffen. Ausgehend v o m Adelsbündnis zu Reun 1 2 7 6 und v o n einigen repräsentativen Zeugenreihen landesfürstlicher U r k u n d e n ergibt sich f ü r die Zeit der habsburgischen Regierungsübernahme um 1 2 8 0 die Zahl v o n ca. 30 Familien, v o n denen aber in vielen Fällen mehrere auf ein Geschlecht des 12. Jahrhunderts zurückgehen. In der späten Babenbergerzeit, genauer ausgedrückt bei Regierungsantritt Herzog Friedrichs II. im Jahre 1230, muß f ü r die Steiermark mit einem Kreis v o n zumindest 40 Familien gerechnet werden 8 . ' HHStA, Familienurkunden 147/2. Die Grafen von Peggau-Pfannberg starben 1362 aus: Universalerben waren die Grafen von Montfort-Bregenz. Als 1369 die Leibnitzer erloschen, folgten die oberösterreichischen Polheim im Besitz der Stammherrschaft. Die Kranichberger verkauften 1386 ihr freies Eigen Mureck und verschwanden aus dem steirischen Herrenstand, während sich die Pettauer Nebenlinie der Königsberger im 15. Jahrhundert im niederösterreichischen Ritterstand findet. 8 Die Zahl fußt auf der Auswertung der Zeugenreihen der landesfürstlichen Urkunden der Jahre 1220 bis 1240 sowie auf der einschlägigen landeskundlichen und genealogischen Literatur. Sie berücksichtigt auch die Pittener Ministerialen, die wir oben auch den österreichischen Landherren des Jahres 1230 zu Vergleichszwecken addiert haben, während die ehemals otakarischen Dienstmannen des oberösterreichischen Raumes nicht aufgenommen wurden (Losenstein, Starhemberg, Volkersdorf usw.). In den Querschnitten des 14. und 15. Jahrhunderts sind nur mehr jene Geschlechter Pittens erfaßt, die nach dem Ubergang dieses Grenzlandes an Österreich durch Herrschaftsbesitz in der Steiermark landsässig blieben. — Unsicherheitsfaktoren sind die mandlmal nicht ausreichende Kenntnis der genealogischen Zusammenhänge kleiner Familien und die nicht immer einwandfrei zu lösende Frage, 7

Steiermark

64

Zweihundert J a h r e h a t t e n offensichtlich ausgereicht, die O b e r schicht des landsässigen Adels auf ein Viertel zu reduzieren. Diese Entwicklung dürfte schon im 12. J a h r h u n d e r t ihren Anfang g e n o m m e n haben, wie eine Durchsicht der Zeugenreihe zeigt. In fast jedem Jahrzehnt ist m i t dem Verschwinden eines hochfreien Geschlechtes zu rechnen und auch die landesfürstlichen Ministerialen nehmen ab, wobei nicht i m m e r klar ist, ob eine Familie ausgestorben ist oder n u r ihren sozialen R a n g eingebüßt hat. Die Angabe exakter Ziffern f ü r die verschiedenen Adelsgruppen ist aus Gründen mangelhafter Quellenlage und unzureichender genealogischer Vorarbeiten nicht möglich, doch ist es notwendig, der Familien- und Besitzgeschichte der im 13. J a h r h u n d e r t bek a n n t e n Herrengeschlechter bis in die frühesten Ansätze nachzugehen, um zuverlässige Aussagen über die Anfänge des Standes machen zu können 9 . Ü b e r die Entstehung der otakarischen Ministerialität gehen die Meinungen ebenso auseinander wie im Fall der Babenberger Dienstmannschaft. Eine stark ausgeprägte Lehrmeinung, die auf eine lange Tradition zurückblickt, v e r t r i t t ziemlich allgemein den Satz, die landesfürstliche Ministerialität käme aus der „familia" der steirischen Markgrafen und Herzöge, woran sich alle Implikationen einer H e r k u n f t aus der unfreien Gefolgschaft anschließen. Bei Pirchegger spielt dieser Gedanke eine wesentliche Rolle, und auch Bosl argumentiert, freilich mit aller gebotenen Vorsicht, in diese Richtung, wenn er die steirische Ministerialität als im Allodialrecht des Herzogs stehend bezeichnet 1 0 . Die relativ gehobene Stellung der steirischen Ministerialen bringt er, wie in Österreich, mit dem Markcharakter des Landes und den noch im 13. J a h r h u n d e r t spürbaren engen Bezügen der Herzogsdienst-

wann von einem eigenen Geschlecht und nicht mehr von einem Familienzweig gesprochen werden muß. Für die bedeutenderen Geschlechter gibt Dopsch, Landherren, 23, einen guten Überblick der vielfachen verwandtschaftlichen Verflechtungen und ursprünglichen Stammesgleichheit. 9 Diese mühevolle Arbeit hat Heinz Dopsch in seiner Dissertation für die bekanntesten Landherrenfamilien durchgeführt. Viel Material bieten auch die Bücher von Krones und Meli sowie die teilweise kontroversen Arbeiten von Pirchegger und Posch. 10

Bosl, Reichsministerialität, 477.

A n f ä n g e der otakarischen

Ministerialität

65

mannschaft mit dem Reich in Zusammenhang. Anderer Ansicht sind Hauptmann und Posch, die für sehr viele steirische Ministerialen ursprüngliche Hochfreiheit annehmen 11 . Die Untersuchung der Anfänge der landesfürstlichen Ministerialität der Steiermark ist einerseits nur unter Berücksichtigung der sich allmählich verändernden Wortinhalte von „serviens", „ministeriales", „miles" usw. möglich, andererseits muß die stufenweise Ausbildung der otakarischen Landeshoheit immer im Auge behalten werden 12 . Die wesentlichsten Hoheitsbezirke des steirischen Raumes waren im 10. Jahrhundert die Kärntner Mark an der Mur sowie die eppensteinischen Herrschaftskomplexe im Ennstal, um Judenburg, im Leobental und im Mürztal, die vom Anfang an mit der Mark verwaltet wurden. Als Markgrafen amtierten bis 1035 die Eppensteiner, dann die Wels-Lambacher und seit etwa 1050 die Otakare von Steyr. Das Gebiet östlich der Mur war zunächst nur einer A r t Vorfeld und wurde erst durch die Feldzüge Heinrichs III. 1042 bis 1044 im Osten bis zur Lafnitz und im N o r d e n bis an die Piesting erweitert. Die Traungauer Markgrafen traten bis zum Ende des Investiturstreites in der Mark praktisch nicht in Erscheinung und besaßen wohl nur relativ schwach besiedelte, jüngst eroberte Grenzgebiete sowie einige Reste von Königsgut, während die Eppensteiner, Aribonen und das Hochstift Salzburg über ausgedehnten Besitz verfügten. Machtvoll war die Stellung der Otakare dagegen im Traungau, wo sie Grafschaftsrechte ausübten und Vögte von Traunkirchen, Garsten, Kremsmünster, Gleink, Lambach und der Würzburger Güter waren 1 3 . Erst durch den Anfall der Eppensteiner, Spanheimer und Formbach-Pittener Gebiete sowie die Erwerbung von Vogtrechten über St. Lam11 L u d m i l H a u p t m a n n hat, ausgehend v o n Untersuchungen über die B r i x e n e r M i n i s t e r i a l i t ä t , d i e steirischen V e r h ä l t n i s s e z u k l ä r e n v e r s u c h t , w a s w e g e n der ö r t l i c h e n u n d zeitlichen U n t e r s c h i e d e e t w a s p r o b l e m a t i s c h erscheint. F r i t z P o s c h h a t die b e d e u t e n d s t e n M i n i s t e rialengeschlechter der M a r k v o n den H o c h f r e i e n v o n F e i s t r i t z u n d weiter v o n den A r i b o n e n hergeleitet. 12

D o p s c h , L a n d h e r r e n , 3 5 8 ff.

I h r M a c h t b e r e i c h e r s t r e c k t e sich bis a n d i e D o n a u i m N o r d e n u n d bis z u m H a u s r u c k i m W e s t e n . D a z u K u r t H o l t e r , D e r U l s b u r g g a u u n d die A l p e n r a n d g r e n z e , M i t t . O Ö . L A . 7, 1960, 1972 f f . 13

5

Ständeband 1

66

Steiermark

brechter, St. Pauler, Viktringer, Salzburger und Seckauer Besitz in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts kam es zum Aufbau der landesfürstlichen Herrschaft in der Steiermark. Für die Entstehung einer markgräflichen Ministerialität waren daher ganz andere Voraussetzungen gegeben als etwa in Österreich, da erst der Landesausbau in der Oststeiermark im Verlauf des 12. Jahrhunderts die Möglichkeit bot, aus dem Amtsgut der Mark Besitz zu Eigen auszugeben. Im 11. Jahrhundert ist dagegen im R a u m des späteren Landes Steiermark lediglich mit einer Ministerialität der gräflichen Eppensteiner, Spanheimer, Aribonen und der Formbach-Pittener zu rechnen 14 . Somit ergibt sich auch für die Steiermark im 12. Jahrhundert die Verwendung des Begriffes „ministerialis" für einen relativ inhomogenen Personenkreis, der — gleichgültig, ob es sich um Dienstmannen des Markgrafen, von Grafen oder von Hochkirchen handelt — zunächst nur auf das gegenüber der größeren Gruppe der „servientes" bessere Dienstrecht hinweisen dürfte. Erst im 13. Jahrhundert wird der Terminus inhaltlich eingeengt, präzisiert und als Gegenbegriff zu „miles" verwendet. Seit Beginn des 12. Jahrhunderts tauchen in den steirischen Urkunden als „ministeriales" bezeichnete Zeugen auf, von denen allerdings zumeist nur ein Rufname bekannt ist. Erst um 1150 häufen sich die Fälle, in denen ein Geschlecht einen dem Stammsitz entsprechenden Familiennamen führt. Die Lokalisierung der Stammherrschaften jener Geschlechter, die um 1180 als otakarische Ministerialen bekannt sind, ergibt eine relativ gleichmäßige Streuung über den gesamten steirischen Raum. Schon um diese Zeit war einigen bedeutenden Familien eine unerhörte Besitzkonzentration gelungen, wobei die einzelnen Herrschaften oftmals aus verschiedenen Wurzeln erklärt werden können. Unser Interesse gilt zunächst jenen Herrschaften, die in den Ausbaugebieten der Mark von landesfürstlichen Ministerialen errichtet wurden. Während den Otakaren nach ihrer Einsetzung als Markgrafen kein nennenswertes Amtsgut im R a u m westlich 14 Die Ministerialität der Formbach-Pittener, der Nachfolger der Wels-Lambacher, weist gewisse Ähnlichkeiten mit der Dienstmannschaft eines Markgebietes auf, was nodi der Erklärung bedarf. Vgl. unten 84 ff.

Formen der

Herrschaftsentwicklung

67

d e r M u r , d. h . i m A l t s i e d e l l a n d , z u r V e r f ü g u n g s t a n d , b o t die s e i t 1043

mit

der Erreichung

Oststeiermark Traungauer

der Lafnitzgrenze

grundsätzlich mit

Gütern

die

Möglichkeit,

auszustatten15.

zurückgewonnene Dienstleute

Bedingt

durch

der die

d a u e r n d e B e d r o h u n g d e r ö s t l i c h e n G r e n z g e b i e t e s o w i e d u r c h die a n f ä n g l i c h schwache P o s i t i o n d e r O t a k a r e in d e r M a r k b l i e b das e r o b e r t e L a n d zunächst w e i t h i n unbesiedelt u n d daher u n i n t e r essant. E r s t n a c h d e m A n f a l l des E p p e n s t e i n e r E r b e s 1 1 2 2 s e t z t e u n t e r M a r k g r a f L e o p o l d i m z w e i t e n V i e r t e l des 12. J a h r h u n d e r t s die k o n s e q u e n t e E r s c h l i e ß u n g d e r w e i t e n W a l d g e b i e t e e i n ,

die,

in m e h r e r e n W e l l e n v e r l a u f e n d , die n ä c h s t e n

An-

100 J a h r e in

spruch n a h m 1 6 . V o n d e m i m K r i e g g e w o n n e n e n L a n d , das als K ö n i g s l a n d g a l t , 1 5 Nach Posch erhielten das neugewonnene Land von der M u r an zum größten Teil die A r i b o n e n , die Grenzgebiete aber das M a r k grafengeschlecht der Wels-Lambacher, nach deren Aussterben der südlich gelegene Teil an ihre Amtsnachfolger, die Otakare, der N o r d e n jedoch an die Grafen von Formbach kam (Fritz Posch, Das L a n d Steiermark. Geschichtlicher Überblick, Handbuch der historischen Stätten. Österreich 2, Alpenländer mit Südtirol, hrsg. von F r a n z H u t t e r , 1966, 6). Ziemlich sicher dürfte die R o l l e der Aribonen durch Posch überschätzt werden, da sich weder deren Abstammung v o m gleichnamigen Pfalzgrafen nachweisen läßt noch die Zurückführung fast aller bedeutenden steirischen Herrengeschlechter des 13. Jahrhunderts auf diese Wurzel möglich sein dürfte. Wenn die verschiedenen Zweige der Traisener Sippe nicht v o n den Aribonen abgeleitet werden k ö n n e n , brechen aber die Kombinationen um die großzügige Ausstattung im oststeirischen R a u m zusammen (Heinz Dopsch, Die Aribonen. E i n führendes Adelsgeschlecht in Bayern und Kärnten während des H o c h mittelalters, Staatsprüfungsarbeit am I Ö G , Wien 1968; ders., L a n d herren, 2 2 3 ff.). Demgegenüber wird man dem Markgrafen im neueroberten Land stärkere Beachtung schenken müssen, ohne dabei zu übersehen, daß Salzburg sdhon in der Karolingerzeit große Schenkungen erhalten hatte, an die es nach der Wiedergewinnung der Gebiete östlich der Mur sicherlich besitzrechtlich anknüpfen konnte. Vgl. die Karten von Hans Pirchegger, Das Reichs(Königs)-Gut vom 9. bis 12. J a h r h u n d e r t , Die östlichen Alpenländer im Hochmittelalter (bis 1250), Heimat-Atlas der Steiermark, 1946; weiters Posch, Siedlungsgeschichte, 429 ff.; ders. Probleme der steirischen Frühgeschichte. Z H V S t 39, 1948, 43 ff.

" Posch hat diesen Vorgang in seiner Siedlungsgeschichte der O s t steiermark ausführlich dargestellt. Weiteres Material bei Pirchegger, Landesfürst. 5*

Steiermark

68

k o n n t e n die O t a k a r e ihren D i e n s t l e u t e n Eigen ü b e r t r a g e n u n d d a m i t der Besiedlung einen entscheidenden A n s t o ß verleihen. Z u m i n d e s t ein Teil der großen H e r r s c h a f t e n , die d e n Minister i a l e n f a m i l i e n S t u b e n b e r g u n d W i l d o n g e h ö r t e n , d ü r f t e auf diese W u r z e l zurückgehen 1 7 . Sie galten seit j e h e r als E i g e n u n d v e r f ü g t e n neben einem beträchtlichen U r b a r ü b e r u m f a n g r e i c h e Pert i n e n z e n 1 8 . O b diese relativ a u s g e d e h n t e n H e r r s c h a f t e n v o n allem A n f a n g an so g r o ß z ü g i g angelegt w a r e n , läßt sich nicht in j e d e m F a l l erweisen, ist aber durchaus wahrscheinlich, w o b e i freilich zu beachten ist, daß der R o d u n g s a u s b a u allmählich verlief u n d o f t l a n g e Zeit in A n s p r u c h n a h m 1 9 . Schwieriger ist die F r a g e z u bea n t w o r t e n , o b nicht vielleicht auch die eine o d e r a n d e r e der oststeirischen H e r r s c h a f t e n auf H o c h s t i f t s b o d e n e n t s t a n d e n sein k ö n n t e , w o f ü r in m a n c h e n Fällen I n d i z i e n vorliegen 2 0 .

1 7 Im Besitz der Herren von Stubenberg befanden sich unter anderem die Herrschaften Pöllau und Stubenberg; Gleichenberg und Weinburg gehörten ebenso zu den Hauptherrschaften der RiegersburgWildonier wie die von den Ortern ererbte Riegersburg. 18

Zusammenfassend dazu Dopsch, Landherren, 194 f. und 234 ff.

Zu Umfang und Ausstattung Pirdiegger, Landesfürst 2, 130 ff., 147 ff. 19

2 0 Daß die Pettauer ihre Rodungsarbeit in der Oststeiermark größtenteils auf Salzburger Boden durchführten, steht außer Debatte (Posch, Siedlungsgeschichte, 430 ff.). Alte Salzburger Besitzrechte lassen sich auch bei weiter im Norden liegenden Herrschaften vermuten. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts besaßen die Herren von Wildon die Herrschaft Gutenberg mit dem Markt Weiz. Die Ausbildung durch die Hochfreien von St. Dionysen wurde von Pirdiegger skizziert (Pirchegger, Landesfürst 1, 115 ff.). Ihm fielen die umfangreichen Salzburger Güter auf, die ursprünglich wohl zum Besitzkomplex im Räume Weiz—Gutenberg gehört hatten und später die hochstifllichen Lehensherrschaften Frondsberg und Waxenegg bildeten. Pircheggers Erklärung ihres Ubergangs vom letzten Dionyser Liuthold an Salzburg in der Form einer Vermittlungsprovision scheint aber nicht sehr einleuchtend: Der Salzburger Erzbischof hätte Herrand von Wildon zunächst mit seinem Schwiegervater Liuthold versöhnt und wäre ihm auch bei der Erwerbung von Gutenberg behilflich gewesen, das in seiner Qualität als freies Eigen einem landesfürstlichen Ministerialen nicht zugekommen wäre. Für seine Vermittlung hätte der Erzbischof einen Teil des Nachlasses verlangt und ihn auch in der Form von Aktivlehen bekommen. Als zwanglosere Interpretation der Sachlage bietet sich die Bevogtung alter Hochstiftsgüter durch die Hochfreien

Formen der Herrsdiaflsentwicklung

69

M a n w i r d daher für die O s t s t e i e r m a r k einen gezielten L a n d e s ausbau durch Dienstleute des L a n d e s f ü r s t e n a n n e h m e n v o r e r s t aber keine A n t w o r t auf die F r a g e nach der

dürfen,

Herkunft

dieser Dienstleute geben können, da die H e r r e n v o n O r t , Stubenb e r g u n d W i l d o n u n t e r den im R o d u n g s l a n d tätigen Ministerialen eine ü b e r r a g e n d e Stellung e i n n e h m e n u n d daher vielleicht

un-

typisch sind.

von Feistritz bzw. durch die ebenfalls edelfreien Herren von St. Dionysen an, die über eine Erbtochter Juta aus der Traisener Sippe um die Mitte des 12. Jahrhunderts den Besitz um Weiz erlangt haben dürften (Pirchegger, Landesfürst 1, 116 f.). Für eine Besitzabfolge Traisen— St. Dionysen spricht, daß im 13. Jahrhundert im Raum Weiz—Gutenberg—Frondsberg—Waxenegg häufig Güter der Herren von Ort und Wildon eng benachbart liegen, so daß oftmals an ältere Einheiten zu denken ist. Die Wildonier sind schon lange als Erben der St. Dionyser bekannt; die landesfürstlichen Ministerialen von O r t dagegen wurden erst jüngst durch Dopsch im Anschluß an Handel-Mazzetti eindeutig als direkte Nachkommen der Traisener nachgewiesen, so daß es naheliegt, diese als Vögte eines Salzburger Besitzkomplexes bei Weiz zu postulieren, der später unter verschiedenen Familienmitgliedern aufgeteilt wurde (Dopsch, Landherren, 116 ff.; V i k t o r Handel-Mazzetti, Waltenstein und Eppenberg. JB.Mus.F.C. 67, 1909; dagegen jedoch Pirchegger, Landesfürst 3, 215 ff.). Im Anschluß an das bevogtete Hochstiftsgut gelang wohl die Ausbildung der Eigen-Herrschaft Gutenberg. D e r Beginn der Entwicklung könnte durchaus noch in die Zeit der Traisen-Feistritzer fallen, so daß die Herren von St. Dionysen einerseits und die Orter andererseits die Ausbauarbeit nur mehr fortgesetzt haben dürften. Offenbar konnten im Rodungsgebiet die Salzburger Bindungen weitgehend abgestreift werden, ohne daß die Kirche ihre Ansprüche je ganz aufgegeben hätte, wie das Schenkungsversprechen der „nobilis J u t a " und ihres Sohnes Liuthold an Salzburg zeigt, das allerdings keine Folgen hatte (StUB 1, 331 n 344). Das Aussterben des Vögtegeschlechtes der St. Dionyser im Mannesstamm wurde sicherlich zur Erneuerung alter Anrechte der Kirche benützt, doch ging die Herrschaft Gutenberg mit dem Markt Weiz als Eigen an die Herren von Wildon über. Bezeichnenderweise galt aber die Herrschaft Waxenegg Anfang des 13. Jahrhunderts als Salzburger Lehen der Orter. Als diese Seckau schwer bedrängten, besetzte Herzog Friedrich II. Waxenegg und gab es als Schadenersatz an Bischof Ulrich. Das Erzbistum konnte jedoch die entfremdete Burg wieder zurückgewinnen, indem es Seckau einen benachbarten Platz zur Errichtung einer eigenen Feste abtrat (Historische Stätten, Österreich 2, 168). Als die O r t e r bald darauf ausstarben, fiel der Komplex Frondsberg an die Stadecker, doch mußten diese die Lehenshoheit Salzburgs anerkennen.

70

Steiermark

Die Kolonisation der Oststeiermark im Bereich des Traungauer Erbes von den Wels-Lambachern wurde besonders durch die Markgrafen Leopold I. und Otakar II. vorangetrieben, wodurch sich zwei Rodungsepochen in den Jahren nach 1125 bzw. 1166 ergeben. In ihrem Verlauf wurde ein Großteil der dem Markgrafen zur Verfügung stehenden Güter an Gefolgsleute ausgegeben, nur Restbestände blieben ausgenommen 21 . Abgesehen von den relativ ausgedehnten Gebieten, die den Herren von Stubenberg und Wildon zur Erschließung übertragen wurden, schwankte die Größe der Ausstattungsgüter beträchtlich. 1128 soll Markgraf Leopold seinem Ministerialen Rudiger Land im Umfang von 12 bayerischen Mansen nahe Hartberg geschenkt haben 22 . Als Bedingung wurde gestellt, daß er das Gut, falls er ohne Nachkommen bliebe, an das Kloster Reun schenke. N u n steht außer Zweifel, daß die Urkunde eine Fälschung ist, deren Gründe und Zeitpunkt nicht völlig klar sind 23 . Ob Inhalt und Zeugen so unverdächtig sind, wie Pirchegger meint, müßte erst bewiesen werden, doch dürfte zumindest jener Teil, der die Ausstattung Rudigers betrifft, historische Tatsachen unverfälscht vermitteln 24 . Das Schenkungsgut entspricht genau dem Gemeindegebiet von St. Johann in der Haide bei Hartberg 25 . Die zentrale Siedlung „Rudigersdorf" wurde offenbar von Rudiger angelegt, der sich schon 1147 danach nannte 2 6 ; 1125 war er dagegen in einer Garstner Traditionsnotiz noch als „Rodigerus de familiaribus Liupoldi marchionis" vermerkt worden 27 . Es liegt hier wohl ein21

H a r t b e r g , Fürstenfeld u n d Feldbach w u r d e n derartigen landesfürstlichen E i g e n g ü t e r n angelegt. 22

beispielsweise

auf

StUB 1, 136 n 120.

23

Im Anschluß an Pirdiegger u n d Popelka bezeichnet Wonisch die U r k u n d e als unecht. N e b e n einer Reihe befremdlicher innerer M e r k male verweist er besonders d a r a u f , daß die Zeugen einer jüngeren Zeit angehören d ü r f t e n (Wonisch, U r k u n d e n w e s e n , Z H V S t 22, 1926, 79). 24 Die Entwicklung der Schenkungsgüter deutet auf eine u m 1125/35 v o r g e n o m m e n e Ausstattung eines Dienstmannengeschlechtes durch den M a r k g r a f e n . D e r Name des schon vor 1150 v o r h a n d e n e n D o r f e s im Z e n t r u m des Rodungsgebietes macht den seit 1125 b e k a n n t e n R ü d i g e r durchaus wahrscheinlich. 25

Posch, Siedlungsgeschichte, 591

26

Vgl. StUB 1, 271 n 261.

27

O Ö U B 1, 153 f. n 93.

F o r m e n der Herrschaftsentwicklung

71

deutig der Fall vor, daß ein Mitglied der markgräflichen „familia" mit Rodungsgut ausgestattet wurde. Die Herrschaft dieses Ministerialen blieb allerdings auf eine einzige Dorfobrigkeit beschränkt, wie es in Niederösterreich im Weinviertel, im Kamptal und an der Thermenlinie häufig der Fall war. Wohl begegnet noch 1159 ein „Gerrich von Rodegeresdorf", doch trat nach dessen Tod vermutlich die Schenkungsklausel in Kraft, da in der Bestätigungsurkunde der Reuner Güter aus dem Jahre 1214 auch „Rudegeresdorf" angeführt wird 28 . Eine weitere Herrschaftsentwicklung war daher in diesem Fall nicht möglich 29 . Ziemlich umfangreich waren die Ausstattungsgüter der Landesehre, Neuberger und Stadecker, die mit den Stubenbergern stammesgleich sind30. Alle drei Geschlechter konnten Herrschaften ausbilden, mit denen die wesentlichen Herrenrechte verbunden waren und im 13. Jahrhundert als Eigen galten 31 . Die Stadecker verfügten außer der Herrschaft Stadeck ober Graz über weitläufigen Besitz westlich von Pöllauberg. Während Stadeck ursprünglich in der Hand der Orter gewesen war und alte Bezüge zu Salzburg aufweist — auch die erzstiftliche Lehensherrschaft Frondsberg ging über die Herren von Ort an die Stadecker —, war das Gebiet bei Pöllau sicher vom Landesfürsten ausgegebenes Rodungsland. Ein zweiter Familienzweig begründete mit dem Stammgut Landsee das Haus Landesehre 32 . Ob diese später zu Ungarn gehörige Herrschaft im 12. Jahrhundert innerhalb des steirischen Einflußbereiches lag, ist unklar. Sie galt jedenfalls später als Eigen, ebenso wie die benachbarte Feste „Koboldsdorf", die 1292 von den verwandten Stadeckern an Hadmar und Rapoto von Falkenberg verkauft wurde 33 . Die Linie der Neu28

StUB 1, 382 ff. n 401 u n d 2, 191 ff. n 127.

29

1 3 5 7 ist Rudegersdorf in der H a r t b e r g e r P f a r r e rechtes Eigen der Neuberger! (Posch, Siedlungsgeschichte, 591.) 30 Als gemeinsamen A h n h e r r n dieser drei Familien k e n n e n wir Gotschalk Schierling, dessen Vater Wülfing v o n Prosset w a r u n d der die B r ü d e r Wülfing v o n K a p f e n b e r g u n d O t t o von Stubenberg h a t t e (Dopsch, Landherren, S. 161 ff.). 31 Pirchegger, L a n d e s f ü r s t 2, 215 ff.; Historische reich 2, 50 und 149. 32

Posch, Siedlungsgeschichte, 587.

33

Pirchegger, Landesfürst 2, 215 f.

Stätten,

Öster-

72

Steiermark

berger begründete die gleichnamige Herrschaft, die sich das Mittelalter hindurch ziemlich geschlossen erhielt 3 4 . Es handelt sich dabei um einen eher kleinräumigen Besitzkomplex, doch können schon früh wesentliche Herrenrechte nachgewiesen werden 35 . Besondere Beachtung verdient die Tatsache, daß sich „Gottschalk der Neuperger" im Jahre 1313 nach Wörth nennt, also nach einem im oststeirischen Ausbaugebiet von seinen Vorfahren angelegten Dorf 3 6 . Diese eine Dorfobrigkeit war offenbar die Herrschaftsgrundlage für eine Linie eines der angesehensten steirischen Herrengeschlechter, was den Gegebenheiten in manchen Teilen Österreichs entspricht. Niedergerichtsbarkeit über ein Dorf darf demnach auch in der Steiermark als Mindestpertinenz eines qualifizierten Herreneigens gelten. Für die aus der Gegend von Pitten stammenden Kranichberger läßt sich ebenso wie für die Herren von Emmerberg landesfürstliches Ausstattungsgut in der Oststeiermark nachweisen, das vermutlich um 1166 zugewiesen wurde. Die Kranichberger legten auf ihren Grenzbesitz in der Nähe von Hartberg nur wenig Gewicht, so daß es im Anschluß an mehrere Dorfgründungen nicht einmal zur Anlage eines festen Sitzes kam 3 7 . Die markgräflichen Güter der Emmerberger an der Raab waren zumindest teilweise Grundlage f ü r die Errichtung von Feste und Herrschaft Bertholdstein, die im 13. Jahrhundert zum Hauptpfeiler der Macht des steirischen Erbtruchseß-Geschlechtes wurde 3 8 . Sie war im

34

Posch, Siedlungsgeschichte, 587 ff.

Um 1 1 7 0 sind ein Wezelo und ein Deginhart von Neuberg als Burgmannen erwähnt (StUB 1, 489 n 523 und 493 n 531). 35

3 6 Das Dorfgericht W ö r t h , nordöstlich v o n Fürstenfeld bei Neudau gelegen, war später ein A m t der Herrschaft Neudau. Wie diese war es ursprünglich im Besitz der Neuberger, deren Familienzweige sich Anfang des 14. Jahrhunderts nach W ö r t h und nach Talberg, einer alten Krumbacher Herrschaft, nannten (ÖW 10, 136 und Hist. Stätten, Österreich 2, 156 f.). Zu unterscheiden ist das zur Emmerberger Herrschaft Bertholdstein gehörige Dorf W ö r t h bei Kirchberg an der Raab. 3 7 Die erste Gründung bald nach 1 1 6 6 w a r vermutlich Seibersdorf, d. h. das Dorf des Seifried = Siegfried v o n Kranichberg. Vgl. dazu Posch, Siedlungsgeschichte, 593 f. 3 8 Posch, Siedlungsgeschichte, reich 2, 28.

595 f.;

Historische

Stätten,

Öster-

Formen der Herrsdiaflsentwicklung

73

13. Jahrhundert Eigenbesitz und wies schon relativ f r ü h eine ritterliche Mannschaft auf 3 9 . Im unteren Raabtal widmete der otakarische Ministeriale Herwig der Böhme 1 1 8 8 v o r A n t r i t t einer K r e u z f a h r t seinen Besitz zu Feldbach im Umfang v o n 37 Mansen einschließlich der Kirche, wie er ihn v o m Herzog zu Eigen empfangen hatte, dem Kloster A d m o n t 4 0 . Da Herwig, der landesfürstlicher Marschall war, am dritten Kreuzzug umkam, trat die Schenkung in Kraft. Die Güter fielen an A d m o n t , so daß keine weitere Herrschaftsentwicklung erfolgte 4 1 . Nördlich v o n Weiz besaßen im 13. Jahrhundert die Herren v o n Trennstein, die auf das landesfürstliche Ministerialengeschlecht der Burggrafen v o n Graz zurückgehen, die gleichnamige Herrschaft als Eigen. Es liegt aber keine markgräfliche Ausstattung vor, vielmehr lassen sich ursprüngliche Besitzzusammenhänge mit dem Hochstift Salzburg herstellen 42 . A n eine Aus-

39 Den auf Rodungsboden entstandenen zur Herrschaft gehörigen Dörfern Wörth und Oberndorf entsprechen die 1249 genannten Emmerberger Gefolgsleute Chunzo von Wörth und Chalhoch von Oberndorf (StUB 3, 123 n 63). 40 StUB 1, 681 n 695. 41 Dazu Posch, Siedlungsgeschichte, 611 ff. Dieser sieht in Herwig einen aus Böhmen herbeigeholten Rodungsfachmann, der nicht die übliche Ministerialenausstattung erhielt, sondern im Dienst der Otakare die ausgedehnte Rodung des unteren Raabtales leitete. Die 37 freieigenen Huben wären der Lohn dafür gewesen. 42 Posch sagt zur Herrschaftsentstehung, daß um 1130 als erstes Zentrum des Salzburger Besitzes östlich des Weizberges der Gutshof Fladnitz angelegt worden wäre. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts sei von den Hochfreien von Kindberg als Lehensträgern des Erzbistums Salzburg die Burg Trennstein als neuer Herrschaftssitz errichtet worden (Historische Stätten, Österreich 2, 158). In bezug auf die Besitzfolge äußerte sich Pirchegger in ähnlichem Sinn (Hans Pirchegger, Trennstein, Bl.Hkde. 27, 1953, 69—73). Dopsch vermutet für Trennstein eine Besitzübernahme des Ortolf von Graz von den Ortern, einem Zweig der Feistritzer (Dopsch, Landherren, 340). Die von Pirchegger erstellte Genealogie der „Dietmare" von Graz läßt keine Schlüsse zu, da als Gemahlin Dietmars II. entweder Agnes von Kindberg oder eine Orterin angenommen wird (Pirchegger, Landesfürst 3, 214). In beiden Fällen darf auf eine Herrschaftsbildung auf Grund von Vogtei über Salzburger Güter geschlossen werden, da

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Steiermark

stattung unfreier Dienstleute durch den Markgrafen ist hier also nicht zu denken, doch zeigt sich deren Fähigkeit, Eigen auf dem Erbweg zu erwerben 4 3 . Die Beispiele von Herrschaftsentwicklung auf dem Ausstattungsgut markgräflicher Ministerialen ließen sich noch v e r m e h ren, doch genügt das herangezogene Material bereits f ü r einige grundsätzliche Aussagen. Wie in den Ausbaugebieten der österreichischen M a r k wurden auch im Markgebiet östlich der Mur landesfürstliche Dienstleute reichlich mit Gütern ausgestattet. Dies f ü h r t e zur Entstehung einer beträchtlichen Anzahl v o n D ö r f e r n , die v o n Ministerialen gegründet wurden und seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert im oststeirischen Grenzgebiet eine Kette v o n Dorfgerichten bildeten. Schon eine einzige Dorfobrigkeit konnte ausreichende Grundlage f ü r die Ausbildung einer Ministerialenherrschaft sein und damit Grundlage f ü r die Stellung in der Gruppe der Landherren, wie etwa das angeführte Beispiel der Neuberger zu W ö r t h zeigt. Es ist aber zu beachten, daß die in den Rodungsgebieten der Oststeiermark ausgestatteten Ministerialenfamilien oft schon v o r der Zuweisung v o n Rodungsland über Herrschaften verfügten und sich daher nicht nach den v o n ihnen angelegten Dörfern nannten 4 4 . Ebenso ist bemerkenswert, sowohl Feistritzer als auch Kindberger in vielen anderen Fällen als Vögte von erzstiftlichem Besitz bekannt sind und das Gebiet im U m kreis von Weiz durchwegs alte Bezüge zu Salzburg aufweist (vgl. die Herrschaften Frondsberg, Gutenberg, Waxenegg). Die spätere Qualität von Burg und Herrschaft Trennstein als Eigen würde gut dazu passen. 43 Die Dietmare und die vermutlich stammesgleichen Udalriche, die freilich nicht mit den hochfreien Udalrichen von Graz verwechselt werden dürfen, kamen sicherlich aus der Unfreiheit. (Posch hat Dietmar I. und Ulrich als Brüder wahrscheinlich gemacht. Dopsch konnte weiteres Material zur Stützung der Annahme beibringen. Posch, Siedlungsgeschichte, 488 ff.; Dopsch Landherren, 340.) Dabei ist es zunächst gleichgültig, ob die beiden Geschlechter zur „familia" der Traungauer gehört hatten oder von den Otakaren aus der Dienstmannschaft eines Zweiges der Feistritzer übernommen wurden. 44 Dies war der Fall bei den Herren von Stadeck, Stubenberg, Wildon u. a., die im Verlauf des 12. Jahrhunderts nach ihren frühesten EigenHerrschaften verschiedene Namen führten. Ihre Dorfgerichte in der Oststeiermark spielten für die Namensgebung keine Rolle. Als Ausnahme sei Gottschalk von Neuberg erwähnt, der sich nach seinem Dorf Wörth nannte und einen Familienzweig begründete. Nach einer Dorf-

Abkunft otakarischer Dienstleute

75

daß bei der Bildung von Eigen-Herrschaften das Hauptgewicht auf mehrere relativ großräumige Besitzkomplexe fällt, die sich in der Hand einiger weniger großer Geschlechter befinden. Freilich gibt es daneben auch Fälle, in denen markgräfliche Dienstleute nur in bescheidenem Umfang ausgestattet wurden, so daß die Herrschaftsbildung über Anfänge nicht hinauskam. Die kleinen Besitzkomplexe waren wenig ausbaufähig: die Entwicklung blieb deswegen nicht selten v o r dem Bau einer Burg stecken, womit die Voraussetzungen für die Entstehung eines qualifizierten Herreneigens nicht gegeben waren. Daneben muß mit dem Aussterben oder Absinken von Ministerialenfamilien schon seit dem Ende des Jahrhunderts stark gerechnet werden, wie die angeführten Beispiele des „Rudiger familiaris" und „Herwig des Böhmen" zeigen 45 . Die Rodungsgebiete der Mark boten demnach die Voraussetzung für die Entstehung von Ministerialenherrschaften, ohne daß es aber zu einer mit österreichischen Gebieten vergleichbaren Ballung kleiner und kleinster Ministerialensitze kam. Inwieweit diese Herrschaften Angehörigen der otakarischen „familia" den Weg in die markgräfliche Ministerialität ermöglichten, kann erst ausgesagt werden, wenn die Fragen um die Abkunft jener mächtigen steirischen Landherren gelöst sind, die im 13. Jahrhundert über äußerst starke Positionen im Osten des Landes verfügten. Die bedeutendsten Ministerialengeschlechter im Ausbaugebiet der Mark waren ohne Zweifel die Wildonier, Stubenberger und Pettauer. Gemeinsam mit den Herren von O r t , von Liechtenstein und der weitverzweigten Sippe der Trixener, die alle im Altsiedelland stärker begütert waren, nahmen sie gegen Ende des 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Rahmen der otakarischen Ministerialität eine führende Stellung ein. Für die Herren von Wildon postulierte Hauptmann hochfreie herrschaft nannten sich wohl die Hopfauer, die allerdings schon um 1180 erloschen, so daß das Dorf an die verwandten Emmerberger fiel und die Bildung eines Herrschaftszentrums unterblieb (Posch, Siedlungsgeschichte, 571 f.). 4 5 Die Hohensteiner waren in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts angesehene landesfürstlidie Ministerialen. Im 13. Jahrhundert finden sie sich nur mehr unter niederen Dienstleuten (Pirchegger, Landesfürst 3, 188 f.).

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Steiermark

A b k u n f t , indem er sie ebenso wie die stammesgleichen H e r r e n v o n Losenstein, S t a r h e m b e r g , P e r n e g g u n d vielleicht auch M a r b u r g v o n einem B r i x e n e r V o g t abgeleitet h a t 4 9 . Posch u n d Dopschi f o l g t e n nach V o r n a h m e einiger M o d i f i k a t i o n e n dieser A n n a h m e 4 7 . D a s z u s a m m e n g e s t e l l t e M a t e r i a l scheint jedoch als Beweis f ü r die u r s p r ü n g l i c h e Edelfreiheit der M i n i s t e r i a l e n f a m i l i e n nicht ausreichend 4 8 . D i e vier Geschlechter d ü r f t e n ihre Wurzel v i e l m e h r in 46

Hauptmann, Mariborske studije, 57 ff.

47

Posch, Siedlungsgeschichte, 518 f., Dopsdi, Landherren, 211 ff.

48 Richer II. von Eferding, von dem die Wildonier abstammen, und dessen Bruder Gundakar II. von Steyr, der als Ahne der Herren von Losenstein, Starhemberg und Pernegg bekannt ist, hatten einen Richer zum Vater, der im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts mehrfach als landesfürstlicher Dienstmann aufscheint. Laut Posch und Dopsch soll dieser mit einem Hochfreien Richer identisch sein, der 1070/80 ein G u t in Landscha an das Bistum Brixen gab (StUB 1, 82 f. n 72, A T 1, 73 n 200), da sowohl in Landschach bei Knittelfeld wie im benachbarten Gobernitz später die Wildonier als Besitzer auftraten. U m 1225 verzichteten die Brüder Leutold und Ulrich von Wildon auf ihre Ansprüche, die sie auf Güter zu Gobernitz gegenüber dem Stift Seckau erhoben hatten, unter der Bedingung, daß ihr Getreuer Gundakar von Landschach vier Huben daselbst auf Lebenszeit bekomme (StUB 2, 326 ff. n 236). — Diese Kombination von Posch und Dopsch ist jedoch problematisch. Das Sterbejahr von Richer steht mit 1129 ziemlich sicher fest, was aus zwei Urkunden von 1129 bzw. 1130 einwandfrei hervorgeht (OÖUB 1, 156 n 103 und 158 n 109). Seine Schenkung an Brixen erfolgte jedoch schon um 1070, so daß mit einem Alter von zumindest 80 Jahren zu rechnen wäre. N u n tritt uns aber der jüngste Sohn Richers, Gundakar, in den Urkunden nicht vor 1150 entgegen, während die älteren Brüder schon 20 Jahre früher belegt sind; Gundakar war offenbar erst knapp vor 1129 geboren worden, wozu seine Lebenszeit bis etwa 1200 gut passen würde. (Die letzte Nennung fällt ins Jahr 1193. BUB 1, 119 f. n 87.) Die Zeugung Gundakars durdi einen nahezu 80 Jahre alten Vater ist jedoch unwahrscheinlich. — Weiters ist zu beachten, daß die Gleichsetzung des Hochfreien Richer von 1070/80 mit dem gleichnamigen Vater der Eferdinger Brüder grundsätzlich darauf aufbaut, daß die Schenkung an Brixen Landschach bei Knittelfeld betraf, wo später die Wildonier erwiesenermaßen begütert waren und einen Gefolgsmann hatten. Sowohl Zahn als auch Redlich haben aber das 1070/80 gestiftete predium in Landschach bei St. Veit lokalisiert. Hält man an dieser Annahme fest — wogegen nichts spricht —, verlieren die weiteren Kombinationen ihre Grundlage. Ob der Hochfreie Richer von den Vögten von Brixen abstammt, wäre ebenfalls noch zur Diskussion zu stellen, da der als Spitzenzeuge

Abkunft otakarisdier Dienstleute der

„familia"

der T r a u n g a u e r

haben49,

wozu

77 der Besitz

ihrer

V o r f a h r e n gut passen w ü r d e . E i n e n w e i t e r e n H i n w e i s liefert ihre Stellung

als otakarische U n t e r v ö g t e

über Kloster-

und

Hoch-

stiftsbesitz i m späteren Österreich o b der E n n s 5 0 . Spielten die Herren

von Steyr v o r

allem im R a h m e n

der

markgräflichen

P o l i t i k gegen Passau eine Rolle, so w u r d e n die v o n ihnen s t a m m e n d e n W i l d o n i e r in der S t e i e r m a r k in entsprechender g e g e n ü b e r Salzburg eingesetzt. Das

Geschlecht w u r d e

Weise

nämlich

o f f e n b a r auf der H e n g i s t b u r g , also d e m ehemaligen M a r k m i t t e l p u n k t der E p p e n s t e i n e r , v o n den T r a u n g a u e r n als B u r g g r a f e n familie angesiedelt 5 1 . Gleichzeitig ü b e r n a h m e n die W i l d o n i e r w o h l auch die V o g t e i ü b e r Salzburger I m m u n i t ä t s g e b i e t e der

Umge-

bung52.

für Richer fungierende Gundakar auch in vielen anderen Urkunden die Zeugenreihe anführt, so daß diese Position wohl nur auf seine Funktion, nicht aber auf eine Verwandtschaft schließen läßt. — Alle diese Einwände zusammengenommen, scheint eine Herkunft der Wildonier vom Hochfreien Richer nur mehr schwer vertretbar. 4 9 Dafür spricht, daß Richer in der Urkunde von 1129 als Mitglied der otakarischen „familia" ausgewiesen wird ( O Ö U B 1, 156 n 103). Die Bezeichnung „familiaris" ist auch für einen aus der Hochfreiheit in die landesfürstliche Ministerialität eingetretenen Adeligen denkbar, doch ist im allgemeinen eher mit ursprünglicher Unfreiheit zu rechnen. 5 0 Eferding war immer Passauer Besitz, die Eferdinger fungierten vielleicht als otakarische Untervögte über diese Güter. Die Herrschaft Steyregg im Mühlviertel ist der typische Fall einer auf Passauer Boden entstandenen Vogteiherrschafl. Sie befand sich seit Mitte des 12. Jahrhunderts durch etwa 100 Jahre in den Händen der Wildonier und weist Besitzzusammenhänge zum Steyrer Burgfried auf. Gundakar von Steyr, der Stammvater der Losensteiner und Starhemberger, bevogtete für die Traungauer Garstner Klosterbesitz. Schließlich fällt auf, daß die Starhemberger im Zuge einer gezielten Heiratspolitik mit Wildberg und Steinbach Herrschaften erwarben, die ebenfalls alte Zusammenhänge mit Passau aufweisen. 5 1 Für die Hengstburg sind Zusammenhänge mit dem Erzbistum bereits 1066 belegt (Heinz Dopsch, Die Hengstburg, Wildon und die Herkunft der Grafen von Güssing, Südostdeutsche Semesterblätter 1968, 46). Die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtete Burg Neu-Wildon, die am Platz der alten Hengstburg entstand, war von Salzburg lehensabhängig. 5 2 Mit der Herrschaft Wildon war im 13. Jahrhundert ein ausgedehntes Landgericht verbunden, das unter anderem auch alte Salz-

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Steiermark

Die Stubenberger waren im 13. Jahrhundert die mächtigsten Ministerialen des steirischen Landesfürsten. Ihre Herkunft — und damit die der stammesgleichen Landesehre, Neuberg und Stadeck — kann jedoch nicht eindeutig geklärt werden. Die Besitzungen des gemeinsamen Stammvaters Wülfing, der in den Urkunden nicht vor den Jahren 1122/23 auftritt, liegen größtenteils in der „Neuen W e l t " 5 3 . Wülfing ist mehrmals in denselben Orten begütert wie der Stifter von Seckau, Adalram von Waldegg, aus der Sippe der Traisen-Feistritzer und Judith von Mureck. Bei dieser handelt es sich vermutlich um die Tochter jener Judith von Feistritz, die Liutold von St. Dionysen geheiratet hat und wohl eine Schwester Adalberos von Feistritz war. Wülfing hat offenbar Adalbero beerbt, dessen Söhne oder Neffen Konrad und Adalram 1152 enthauptet wurden, während der Bruder Ulrich als Kanoniker in Seckau eintrat 5 4 . Damit ist aber die Herkunft seines Geschlechtes weiterhin ungeklärt. O b die Vorfahren Wülfings Hochfreie waren, ist schwer zu entscheiden 55 . In diesem Fall läge ein Eintritt in die steirische Ministerialität vor, wie er für eine Reihe hochfreier Geschlechter des Landes klar belegt ist 5 6 . Dagegen spricht, daß die Otakare alle von Wülfing abstammenden Geschlechter auffallend stark für den Landesausbau in unerschlossenen Markgebieten heranzogen und auch für die Auferbung der Feistritzer und Orter gezielt eingesetzt haben dürften. Sowohl bei der Zurückdrängung der Dynastengeschlechter — und damit der Hochstifte — als auch bei der Ostkolonisation bedienten sich

burger Gebiete in beträchtlichem Umfang umschloß. Der zwischen 1164 und 1173 errichtete frühe Herrschaftsmittelpunkt Alt-Wildon war Eigen (Dopsch, Hengstburg, 4 9 ; ders., Landherren, 235). Dies paßt gut zu einer Herrschaftsentstehung auf Reichskirchengut. 53

Vgl. die ausführliche Darstellung bei Dopsdi, Landherren, 166 f.

Dazu StUB 1, 369 n 391, Pirdiegger, Landesfürst 1, 127, Posch, Siedlungsgeschichte, 481. Während Pirchegger die hingerichteten Feistritzer Konrad Henne und Adalram als Söhne Adalberos angesetzt hat, wies sie Posch dessen Bruder Bero = Bernhard von Stübing zu, was wahrscheinlicher ist. — An eine Erbschaft Wülfings von Adalram von Waldegg ist nicht zu denken, da dessen Güter an den Landesfürsten bzw. an Seckau gingen. 54

55

Dopsdi, Landherren, 174 f.

58

Hans Pirdiegger, Geschichte der Steiermark 1, 1920, 353.

Abkunft otakarisdier Dienstleute

79

die steirischen Markgrafen vorwiegend unfreier Ministerialen aus der eigenen „familia" oder aus der angefallenen Dienstmannschaft gräflicher Geschlechter 57 . Da 1122/29 Otto, Wülfing und Gottschalk eine Schenkung des otakarischen „familiaris" Rüdiger an Garsten bezeugen und die f ü r Wülfings Nachkommen typischen Namen Erchenger, Gottschalk und O t t o oftmals nebeneinander im Garstner Traditionskodex aufscheinen, wäre eine H e r k u n f t aus der Traungauer „familia" denkbar 5 8 . So wie die Herren v o n Steyr und v o n Wildon durch die Beerbung hochfreier Geschlechter im später oberösterreichischen Raum alten Passauer Besitz und in der Steiermark salzburgische Güter der otakarischen Herrschaft angliederten, könnten Wülfing und seine Nachfahren zur Übernahme des vermutlich größtenteils durch Vogtei über Salzburger Gebiete entstandenen Herrschaftskomplexes der Feistritzer eingesetzt worden sein 59 . Die Herrschaft Kapfenberg, der Familiensitz der Stubenberger, war Eigen 60 . Innerhalb der H e r r schaft lagen einige Lehen von Goß und St. Lambrecht, das zugehörige große Landgericht im Mürztal (Sitz Oberkapfenberg) galt schon v o r 1200 als landesfürstliches Lehen. Diese Fakten finden eine gute Erklärung, wenn man die Entstehung von Kapfenberg

57 Aus der eigenen „familia" kamen die stammesgleichen Losensteiner, Pernegger und Starhemberger, die Volkersdorfer, „Rüdiger familiaris", wohl auch die Hopfauer und andere. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts angefallene Ministerialen der Formbacher waren die im Rodungsgebiet tätigen Kranichberger und Krumbacher; von Adalram von Waldegg kamen die Emmerberger. 58 OCSUB 1, 153 n 93. 59 Im Kerngebiet der Besitzungen Adalrams von Waldegg lassen sich alte Salzburger Rechte im Zusammenhang mit der Mutterpfarre Fischau wahrscheinlich machen (Erläuterungen II/6, 414 ff.; Historische Stätten, Österreich 1, 209 f.). Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Schenkung Adalrams und seiner Frau an Salzburg zur Erbauung einer Kirche 1136 (SUB 2, 251 n 169); vor allem aber auch die Gründung und Ubergabe eines Augustinerchorherrenstiftes bei der Kirche St. Maria zu Feistritz (SUB 2, 290 f. n 199). Bei den von den Feistritzern abstammenden Ortern lassen sich mehrfach Bezüge zu Salzburg feststellen. Die von den Feistritzern an die Herren von St. Dionysen gekommenen Güter haben wir schon oben als Bestandteil des Salzburger Komplexes um Weiz kennengelernt.