Heinrich der Löwe: Der ehrgeizige Welfenfürst 3806243972, 9783806243970

Aufstieg und Fall des großen Welfenfürsten An Heinrich dem Löwen kommt man nicht vorbei: Der Sachsenherzog war einer de

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Table of contents :
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Titel
Impressum
Inhalt
Prolog: Annäherungen
Die Welfen, Sachsen und das Reich
Die Familie
Heinrich der Schwarze
Kaiser Lothar III.
Heinrich der Stolze
Der Erbe und seine Leute
Erste Jahre
Das Land nördlich der Elbe
Die Güter der Grafen von Stade
Nordöstlicher Kreuzzug
An der Schwelle zur Macht
Die größere Welt
Im Gefolge des Königs
Italienzug
Herzog von Bayern
Zwischen Dänemark und Rom
Herzog
Herrschaft in Sachsen
Bischöfe, Fürsten und Herren
Der sächsische Krieg
Das neue Land
Der neue Herr
Ein Herzog für Bayern?
Reichsfürst
Krise der Kirche
Englische Heirat
Die Reise nach Jerusalem
Zentrum und Peripherie
Chiavenna
Hof und Herrschaft
Kernhof und Außenhöfe
Klerus, Hofkapelle und Kanzlei
Adel und Dienstleute
Braunschweig
Die Bilder des Löwen
Patron und Stifter
Eine ritterliche Welt
Die Intellektuellen
Wissenschaft
Dichtung
Das Haus Gottes
Der Sturz
Der Friede von Venedig
Philipp von Heinsberg
Der Prozeß
Der Krieg des Kaisers
Exil
Der Gastgeber und sein Reich
Normandie
England
Die Welfenkinder
Tod und Gedächtnis
Zehn letzte Jahre
Sepultura memorabilis
Ein Fürst in Deutschland
Dank
Anmerkungen
Quellen und Literatur
Zeittafel
Personenregister
Ortsregister
Bildnachweis
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Heinrich der Löwe: Der ehrgeizige Welfenfürst
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Der große Mediävist Joachim Ehlers hat die maßgebliche Biografie zu Heinrich dem Löwen geschrieben – eine große, lohnenswerte Entdeckungsreise in die faszinierende Welt des 12. Jahrhunderts.

»Joachim Ehlers hat in seinem gewaltigen Werk … das europäische Format Heinrichs des Löwen glanzvoll dargestellt.« ZEITSCHRIFT FÜR BAYERISCHE LANDESGESCHICHTE

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Umschlagabbildungen: Grabmal Heinrichs des Löwen in Braunschweig. © akg-images; Bronzenes Löwenstandbild, errichtet 1166, Braunschweig. © akg-images / Bildarchiv Steffens Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Regensburg

wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-8062-4397-0

HEINRICH DER LÖWE

JOACHIM EHLERS (geboren 1936) ist einer der bedeutendsten Mediävisten seiner Generation. Der ausgewiesene Experte für das westeuropäische Mittelalter gilt als der beste Kenner der Figur Heinrichs des Löwen.

An Heinrich dem Löwen kommt man nicht vorbei: Der Sachsenherzog war einer der reichsten und mächtigsten Fürsten des Mittelalters. Er beförderte die Wahl seines Verwandten Friedrich Barbarossa zum König und wurde daraufhin noch Herzog von Bayern. Das Zerwürfnis mit Barbarossa schließlich führte zur staufisch-welfischen Feindschaft, die für das deutsche Mittelalter so bedeutsam wurde.

JOACHIM EHLERS

AUFSTIEG UND FALL DES GROSSEN WELFENFÜRSTEN

Über Heinrich den Löwen kann man nicht neutral sprechen. Sein Bild war in der Nachwelt großen Wandlungen unterworfen: Er wurde als Städtegründer oder Kreuzritter dargestellt oder auch als Majestätsverbrecher im Dienst des Papsttums. Das 19. Jahrhundert entdeckte ihn als »deutschen« Helden. Adolf Hitler schätzte ihn als Vorreiter der deutschen Ostsiedlung und erklärte sein Grab zur »Weihestätte der Nation«.

JOACHIM EHLERS

HEINRICH DER LÖWE DER EHRGEIZIGE WELFENFÜRS T

Die maßgebliche Biografie Heinrichs des Löwen stammt von dem großen Mediävisten Joachim Ehlers. Faktenreich und unschlagbar in seiner Quellenkenntnis zeigt er Heinrich als europäischen Fürsten.

Joachim Ehlers Heinrich der Löwe

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HEINRICH DER LÖWE Der ehrgeizige Welfenfürst

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, ­Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. wbg THEISS ist ein Imprint der wbg. 2., bibliogr. aktual. Auflage 2021. Die Originalausgabe erschien 2008 im Siedler-Verlag unter dem Titel Heinrich der Löwe. Eine Biographie. Copyright © 2021 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht. Lektorat und Satz: Ditta Ahmadi, Berlin Karten und Grafiken: Peter Palm, Berlin Reproduktionen: Mega-Satz-Service, Berlin Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Europe Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978–3-8062–4397–0 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978–3-8062–4378–9 eBook (epub): 978–3-8062–4379–6

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Inhalt

Prolog: Annäherungen

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Die Welfen, Sachsen und das Reich

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Die Familie Heinrich der Schwarze Kaiser Lothar III. Heinrich der Stolze Der Erbe und seine Leute Erste Jahre Das Land nördlich der Elbe Die Güter der Grafen von Stade Nordöstlicher Kreuzzug An der Schwelle zur Macht Die größere Welt Im Gefolge des Königs Italienzug Herzog von Bayern Zwischen Dänemark und Rom Herzog Herrschaft in Sachsen Bischöfe, Fürsten und Herren Der sächsische Krieg Das neue Land Der neue Herr Ein Herzog für Bayern?

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Reichsfürst Krise der Kirche Englische Heirat Die Reise nach Jerusalem Zentrum und Peripherie Chiavenna Hof und Herrschaft Kernhof und Außenhöfe Klerus, Hofkapelle und Kanzlei Adel und Dienstleute Braunschweig Die Bilder des Löwen Patron und Stifter Eine ritterliche Welt Die Intellektuellen Wissenschaft Dichtung Das Haus Gottes Der Sturz Der Friede von Venedig Philipp von Heinsberg Der Prozeß Der Krieg des Kaisers Exil

173 173 185 197 212 220 229 229 237 243 249 257 269 269 278 285 294 301 317 317 323 330 337 345

Der Gastgeber und sein Reich Normandie England Die Welfenkinder Tod und Gedächtnis Zehn letzte Jahre Sepultura memorabilis Ein Fürst in Deutschland

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Dank Anmerkungen Quellen und Literatur Zeittafel Personenregister Ortsregister Bildnachweis

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Prolog: Annäherungen

Für den 4. März des Jahres 1152 erwartete Frankfurt am Main eine mächtige Versammlung der Großen des Reiches. Sie sollten einen neuen König wählen, den Nachfolger des Staufers Konrad III., der am 15. Februar in Bamberg gestorben war. Vom Ausgang dieser Wahl erhoffte man sich endlich inneren Frieden, der seit einem Vierteljahrhundert immer wieder durch schwere Kämpfe gestört worden war, weil Konrads Herrschaft niemals auf einem breiten Konsens geruht hatte. Zeitlebens war er Vertreter der Opposition geblieben, die ihn 1127 als Gegenkönig neben den erst zwei Jahre zuvor gewählten Lothar von Süpplingenburg gestellt hatte. Die Staufer sahen sich als Angehörige des salischen Kaiserhauses, das 1125 mit Heinrich V. in männlicher Linie ausgestorben war, und sie empfanden die Erhebung des sächsischen Herzogs Lothar zum König als Verletzung der begründeten Anwartschaft eines der Ihren auf die Krone. Der Konflikt hatte mit Lothars Tod im Jahre 1138 kein Ende gefunden, ja, er verschärfte sich, weil eine kleine, aber entschlossene Fürstengruppe um den Erzbischof Albero von Trier Konrad jetzt nochmals zum König wählte und damit die Ansprüche des damals mächtigsten deutschen Fürsten beiseite schob: Heinrich der Stolze aus dem Haus der Welfen, Herzog von Sachsen und Bayern, war als Schwiegersohn Kaiser Lothars von seinem gottgegebenen Recht auf dessen Nachfolge überzeugt. Zwar entlastete Heinrichs überraschend früher Tod schon im Jahr darauf Konrad III., doch die Welfen setzten während dessen gesamter Regierungszeit ihren Widerstand in Sachsen und Bayern ausdauernd fort. In der Tat war die Wahl nur ein Teil der Königserhebung, oft als Bestätigung der gleichsam natürlichen Vorausbestimmung von Kandidaten durch das Erbrecht oder der Empfehlung eines Nachfolgers durch den Vorgänger (Designation), so daß sich verschieden ausgerichteten Kräften ein weites Betätigungsfeld öffnete. Grundsätzlich sollten Königswahlen auf möglichst allgemeinen Versammlungen stattfinden, doch bis zum Ende des 12. Jahr-

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hunderts blieb der Kreis der wahlberechtigten Laien unbestimmt. Die moderne Geschichtswissenschaft hilft sich ebenso wie die mittelalterlichen Autoren mit Umschreibungen wie »die mächtigsten Fürsten« (summi principes), ohne im Einzelfall sagen zu können, wer damit gemeint ist. Diese Offenheit ist weniger erstaunlich, wenn man bedenkt, daß selbst die Papstwahl ihren frühesten und noch dazu erfolglosen Regelungsversuch 1059 mit dem Papstwahldekret erfahren hat; erst 1179 legte eine Dekretale Alexanders III. fest, daß nur die Kardinäle wahlberechtigt sein und mindestens zwei Drittel der Stimmen für den Gewählten abgegeben werden sollten. Entsprechende Versuche zur präzisen Definition und Festlegung eines Königswählergremiums finden sich als parteitaktische Argumente erst am Ende des 12. Jahrhunderts, im Zusammenhang mit der Doppelwahl des Jahres 1198. Der Weg zum Kurfürstenkolleg war noch lang. Unter solchen Voraussetzungen war es 1152 schwer, den Streit zu schlichten und den Krieg zu beenden, denn dafür mußte die Nachfolge König Konrads möglichst einvernehmlich geregelt werden. Deshalb traf sich Ende Februar auf Einladung Erzbischof Heinrichs von Mainz ein ausgewählter Kreis geistlicher und weltlicher Herren. Von den Teilnehmern kennen wir außer dem Gastgeber den Erzbischof Arnold von Köln, die Bischöfe Gebhard von Würzburg und Gunther von Speyer, mehrere Pröpste bedeutender Stiftskirchen und vier Grafen, besonders gut aber Herzog Friedrich III. von Schwaben aus dem staufischen Haus und seinen Vetter, den jungen, damals wohl achtzehnjährigen Herzog Heinrich von Sachsen.1 Auf ihn kam es bei der folgenden Konferenz besonders an, und deshalb machte ihm der Herzog von Schwaben bedeutende Versprechungen, um Heinrich den Verzicht auf eine eigene Bewerbung nahezulegen und ihn als Wähler für sich zu gewinnen. Dieser ersten entscheidenden Begegnung der beiden Verwandten sollten fortan viele weitere gemeinsame Aktionen folgen, mit denen sie als Kaiser Friedrich Barbarossa und Herzog Heinrich der Löwe die Geschichte des Reiches so lange bestimmten, bis der Herzog sich eines Tages dem Kaiser verweigerte und daraufhin einer großen Koalition seiner Gegner preisgegeben wurde. Am 4. März fanden sich am traditionellen Wahlort Frankfurt die wichtigsten Fürsten des Reiches zum Beraten und Entscheiden ein, »denn dieses Recht, daß nämlich die Königswürde sich nicht nach der Blutsverwandtschaft vererbt, sondern daß die Könige durch Wahl der Fürsten eingesetzt werden, beansprucht das römische Reich als sein besonderes Privileg«.2 Mit

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diesem Hinweis auf das ungeschriebene Grundgesetz des Reiches begann Bischof Otto von Freising als Geschichtsschreiber der ersten Königs- und Kaiserjahre seines Neffen Friedrich Barbarossa den Bericht von der Wahl, und er hob darin den allgemeinen Wunsch der Großen nach Frieden durch Ausgleich zwischen Staufern und Welfen hervor. Nur weil Friedrich durch seine welfische Mutter beiden Familien angehörte, habe er gewinnen können und sei zum »Eckstein« (angularis lapis) der Versöhnung geworden.3 Ganz so einvernehmlich, wie der Freisinger Bischof glauben machen wollte, ist es gewiß nicht abgelaufen, denn Konrad III. hatte seinen damals wohl achtjährigen Sohn Friedrich von Rothenburg für die Nachfolge vorgesehen, und erst mit großen Wahlversprechungen, die das Kind nicht machen konnte, zog der ältere Vetter die entscheidenden Wähler auf seine Seite.4 Mehrere (allerdings erst nach 1180 schreibende) Autoren berichten von weiteren Manipulationen Friedrichs. Gislebert von Mons, Kanzler des Grafen Balduin V. von Hennegau, erwähnt – leider ohne Namen zu nennen – vier Kandidaten, gegen die sich Friedrich mit Absprachen hätte durchsetzen müssen,5 und zu Anfang des 13. Jahrhunderts weiß ein Chronist aus Laon sogar von einer Mehrheit für Heinrich den Löwen, die Friedrich nur mit List und Mühe habe umstimmen können.6 Dieser anonyme Autor, vermutlich ein englischer Kleriker, schrieb seit Mitte des 12. Jahrhunderts weitgehend aus eigener Kenntnis über französische und englische Zeitgeschichte; es könnte demnach sein, daß Heinrich der Löwe diese Version nach 1182 während seines Exils in England verbreitet hat. Die den Welfen nahestehende Chronik des Lüneburger Benediktinerklosters St. Michael wies zwischen 1229 und 1233 darauf hin, daß der Kaiser Heinrich dem Löwen Gutes mit Bösem vergalt, als er ihn aus seinen Herzogtümern vertrieb, denn Heinrich habe ihm doch einst zum Königtum verholfen.7 Wie es sich hier im einzelnen auch verhalten haben mag: Sicher ist, daß bei der Wahl eine Gruppe von weltlichen Fürsten maßgeblich für Friedrich eintrat, die ihren eigenen Aufstieg betrieben und konkrete Ziele ins Auge gefaßt hatten. Sie sahen dabei über Deutschland hinaus und planten im größeren Rahmen des Kaiserreiches, hatten also auch Oberitalien und Burgund im Blick. Unter ihnen ist an erster Stelle der Onkel Heinrichs des Löwen und Friedrichs I. zu nennen, Welf VI., der sich vom künftigen König die Einsetzung als Herzog von Spoleto, Markgraf der Toskana und Fürst von Sardinien versprechen durfte; ferner der bayerische Pfalzgraf Otto von Wittelsbach und der Markgraf der sächsischen Nordmark Albrecht der Bär, die auf königliche

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Förderung beim Aufbau eigener Landesherrschaften hofften; ferner Herzog Berthold von Zähringen, der noch in diesem Wahljahr 1152 als Stellvertreter des Königs das Rektorat über Burgund erhalten sollte, und besonders Heinrich der Löwe, der seiner sächsischen Herzogswürde die dem Vater einst entzogene bayerische hinzufügen wollte.8 Heinrich der Löwe war der jüngste dieser Herren, nahezu gleichen Alters wie ein anderer Großer des Jahrhunderts, dem er später persönlich nahestehen sollte. Am 18. Mai 1152, während der Herzog von Sachsen am ersten großen Hoftag des neugewählten Königs Friedrich in Merseburg teilnahm, heiratete in Poitiers der neunzehnjährige Graf Heinrich von Anjou, Herzog der Normandie, die Erbin des Herzogtums Aquitanien, Eleonore, deren Ehe mit dem französischen König Ludwig VII. soeben geschieden worden war. Durch seine Mutter hatte Heinrich Ansprüche auf den englischen Thron, und nach seiner Krönung am 19. Dezember 1154 in London war er mit einundzwanzig Jahren König von England, Herzog der Normandie und von Aquitanien, Graf von Anjou und Maine. Heinrich II. durfte sich als einziger europäischer Herrscher mit dem Kaiser vergleichen, war als König weit mächtiger als dieser9 und unter den europäischen Monarchen eine Ausnahmeerscheinung wie Heinrich der Löwe eine unter den deutschen Fürsten. Vielleicht wußte der Welfe damals schon, daß er in ihrem Kreis ein Außenseiter war und immer bleiben würde. Gewiß teilte er mit ihnen die Liebe und den Willen zur Macht, aber bei ihm war beides besonders ausgeprägt und paarte sich als dominierende Leidenschaft verhängnisvoll mit der Neigung, Gegner zu unterschätzen. Seines Ranges war er sich jedenfalls früh bewußt und sollte ihn oft betonen: »Heinrich von Gottes Gnaden Herzog von Sachsen, Sohn Herzog Heinrichs von Bayern und Sachsen und seiner Gemahlin Gertrud, der Tochter Kaiser Lothars und der Kaiserin Richenza« (Heinricus dei gratia dux Bawarie et Saxonie, filius Heinrici ducis Bawarie et Saxonie et contectalis eius Gerthrudis, filie Lotharii imperatoris et Richence imperatricis) ließ er sich vor 1154 in einer seiner Urkunden nennen.10 »Von Gott, unserem Schöpfer, sind wir durch Reichtum, Ruhm und Macht barmherzig erhöht worden«, diktierte 1157 einer seiner Kanzleinotare im Namen des Herzogs, und »weil wir von Gott auf den Gipfel der Ehren berufen sind«, erhielt die Mindener Domkirche am 1. Februar 1168 einen Bauernhof geschenkt, an dem Tag, »als Heinrich, Herzog von Bayern und Sachsen, Mathilde heiratete, die Tochter des Königs von England«.11 Er wußte auch, daß er karolingischer Abstammung war, später Nachkomme des gro-

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ßen Kaisers Karl, dem die europäische Christenheit ihre politische und zivilisatorische Existenz verdankte, das große Vorbild erfolgreicher, richtiger und gerechter Herrschaft in dieser Welt neben dem biblischen König Salomo und dem römischen Kaiser Konstantin. Heinrichs hohe Abkunft erwähnten auch ausländische Autoren. Der für seine genauen Personenschilderungen berühmte Italiener Acerbus Morena, der dem Herzog selbst begegnet war, hat uns die einzige etwas ausführliche Beschreibung von dessen Äußerem hinterlassen: »Herzog Heinrich von Sachsen ... war von mittlerer Größe, wohlgestaltet, verfügte über Körperkräfte, hatte ein stolzes Antlitz, große und schwarze Augen, ebenso fast schwarze Haare, war hochherzig, reich an Vermögen und Macht; er stammte aus hochadligem Geschlecht und war der Sohn der Tochter des früheren Kaisers Lothar.«12 Die schwarzen Augen und Haare hatte Heinrich vielleicht von seinen italienischen Vorfahren aus dem Haus Este geerbt, die den jüngeren Welfen dieses charakteristische Merkmal hinterlassen haben, so daß der Großvater des Löwen geradezu den Beinamen »der Schwarze« geführt hat. Fast ebenso präzis wie Acerbus Morena beobachtete der englische Mönch Gervasius von Canterbury; als Historiograph seiner Zeit bemühte er sich um politische Analyse der erzählten Geschichte und wollte in seinem Bericht zu 1184 erklären, warum Heinrich der Löwe ins englische Exil gehen mußte: »Er war von hochadliger Abkunft und ein Verwandter des Kaisers, ein hervorragender Ritter, von schlanker Gestalt, aber zu sehr entstellten Geiz und Untreue seinen Edelmut und seinen Ruhm. Das Seine hielt er zäh fest und begehrte fremdes Gut, er war hochmütig, allzu stolz, und er hielt, was einem Fürsten besonders übel ansteht, kaum jemandem unverbrüchlich die Treue.«13 Für eine Zeit, deren Gesellschaftsordnung auf dem Lehnrecht basierte, das als grundlegende und jedenfalls formal verbindliche Norm die Treue (fidelitas) des Herrn gegenüber seinen Vasallen, der Vasallen gegenüber ihrem Herrn enthielt, sind das harte Worte zur Kennzeichnung eines offenbar problematischen Charakters. Ohne Treue konnte auch niemand Ritter (miles) sein, schon gar nicht ein hervorragender (optimus), so daß jedem Leser oder Hörer der fast ironisch vermittelte Widerspruch zwischen Lob und Tadel überdeutlich werden mußte. Beschrieb Gervasius von Canterbury den alternden Herzog und zog dabei die Summe aus allen Erfahrungen und Gerüchten, die man ihm zugetragen hatte, so lieferte der deutsche Kleriker Rahewin als Fortsetzer des schon erwähnten Geschichtswerkes seines Bischofs Otto von Freising zum Jahre

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1159 ein Porträt aus früheren Zeiten, das trotz persönlicher Begegnungen mit Heinrich dem Löwen zwischen 1152 und 1158 auf den ersten Blick eigentümlich lau, gelehrt und behäbig wirkt: »Dieser Fürst war ... der Sohn des Herzogs Heinrich und Gertruds, der Tochter des Kaisers Lothar. Er hatte schon in der frühsten Kindheit Vater und Mutter verloren; herangewachsen, war er außerordentlich kräftig und schön, besonders aber besaß er hohe Geistesgaben. Er verweichlichte sich nicht durch Luxus und Trägheit, sondern übte sich, wie es bei den Sachsen üblich ist, im Reiten und Speerwerfen und lief mit seinen Altersgenossen um die Wette. Obwohl er alle an Ruhm übertraf, war er doch bei allen beliebt. Er strebte, wie jemand sagt (gemeint ist der römische Geschichtsschreiber Sallust, dessen stilistisches Vorbild den ganzen Text Rahewins bestimmt), nach Selbstbeherrschung (modestia) und Anstand (decor), vor allem aber nach Strenge (severitas). Mit dem Tüchtigen konkurrierte er in Tüchtigkeit, mit dem Bescheidenen an Sittsamkeit, mit dem Unschuldigen an Enthaltsamkeit, er wollte lieber gut sein als scheinen. Je weniger er nach Ruhm strebte, um so mehr erwarb er ihn sich. Bei allen rühmlichen Unternehmungen tat er das meiste, aber er redete am wenigsten von sich.«14 Mit rhetorisch gestelzten Formulierungen aus Sallusts Werken über den Numiderkönig Iugurtha und den verschwörerischen römischen Praetor Catilina hob Rahewin Heinrichs Tugenden hervor, die denen der römischen Republik durchaus entsprachen; im Krieg seien Strenge und Charakterfestigkeit (constantia) so bestimmende Qualitäten, daß man den Herzog mit Cato vergleichen könne. Bringt man die gemeinsamen Elemente aller Berichte zusammen, so hat man sich Heinrich den Löwen als dunkelhaarigen, gutaussehenden, schlanken und körperlich durchtrainierten Mann vorzustellen, von hoher Intelligenz und militärisch tüchtig. In hochadliger Familie früh verwaist, hatte er offenbar beizeiten gelernt, sich durchzusetzen, einen starken Sinn für Besitz und Erwerb auszubilden und sein bis zur Arroganz übersteigertes Selbstwertgefühl offen zu zeigen. Gebotene Loyalität verletzte er um eigener Ziele willen und achtete die Rechte anderer nicht sehr hoch. Gerade die kritischen Akzente dieses Bildes vermischen jedoch mehr oder weniger unbewußt individuelle mit typischen Verhaltensweisen. Alle Angehörigen der hohen Aristokratie waren äußerst empfindlich auf ihren Rang und ihr Ansehen bedacht, ihren honor, und sie taten dafür manches, was nach neuzeitlichen Vorstellungen von Staatsräson unvernünftig und nach allgemein menschlichem Empfinden unrecht war. Nach den Regeln der mit-

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Wir besitzen kein zeitgenössisches Porträt Heinrichs des Löwen, denn die Darstellungen auf dem Widmungsbild des Evangeliars aus der Stiftskirche St. Blasius in Braunschweig (links) und in seinem Psalter (rechts)zeigen trotz der Ähnlichkeit untereinander nur, daß die Helmarshausener Malschule eine Bildformel für Gesichter entwickelt hatte.

telalterlichen Adelsgesellschaft aber wäre anderes Verhalten für sie wenig sinnvoll gewesen, denn vom Rang hing alles ab: Das Recht auf Mitsprache, auf Gehör überhaupt, die Fähigkeit zum Behaupten der eigenen Herrschaft gegen Konkurrenten und damit das Bewahren jener materiellen Basis, die wiederum Voraussetzung des gesellschaftlichen Ranges war. Deshalb gab es deutliche Wechselwirkungen zwischen faktischer politischer Macht und der Fähigkeit, diese Macht repräsentativ vorzuführen. Das galt natürlich nicht nur für das Verhältnis zwischen König und Fürsten: Jeder dieser Großen hatte innerhalb seines eigenen Herrschaftsbereiches mit den Vertretern regionaler Adelsfamilien umzugehen, mit geistlichen und weltlichen Herren, denen gegenüber er sich genau so verhielt und verhalten mußte, wie es im großen Maßstab des Reichsverbandes der König gegenüber Bischöfen, Herzögen, Markgrafen und anderen Mächtigen tat. In dieser Gesellschaft hielten auf mittlere Sicht nur solche Leute ihre Position, die durch Auftreten und Gefolge zweifelsfrei als Herren erkannt und akzeptiert wurden, ausgestattet im übrigen mit der Fähigkeit, Akzeptanz im Konfliktfalle zu erzwingen.

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Gewalt spielte infolgedessen eine bedeutende Rolle. Unsere Vorstellungen von ritterlicher Zivilisation und höfischer Kultur werden von den zahlreichen Zeugnissen stark formalisierter Verhaltensweisen bestimmt und sind deshalb nicht schlechthin falsch, aber sie dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, daß solche Formen wie ein fragiler Schleier über die alltäglichen Zwänge einer hochmilitarisierten Gesellschaft gebreitet waren. Scharfe Konkurrenz der Führungskräfte untereinander kennzeichnete eine politische Verfassung, innerhalb derer dem König die vorsichtig nutzbare Möglichkeit offenstand, loyale Kräfte zu fördern und dadurch ihr Ansehen zu steigern, anderen durch Huldverlust den Rang zu entziehen, notfalls mit Hilfe der Konkurrenten. Im Abstand von achteinhalb Jahrhunderten ist es nicht leicht, diese wechselvollen Aktionen deutlich zu erkennen, ihre Abläufe und Kausalitäten richtig zu begreifen, die wirklichen Handlungsmotive zu bestimmen und Mentalitäten zu verstehen, die ihrerseits handlungsbestimmend gewirkt haben. Gefährlich vor allem ist eine Ungeduld des späten Betrachters, der das Ende kennt, alles darauf zulaufen sieht und beiseite schiebt, was den zügigen Ablauf hemmt; wer den Gang der Dinge von den Resultaten her beurteilt, macht sich selbst intelligenter und einsichtsvoller, als er ist, und entsprechend dümmer und naiver werden ihm die historischen Akteure erscheinen. Die Aktion im Unvorhersehbaren machte aber das Leben eines Fürsten wie Heinrich der Löwe aus, infolgedessen ist die Frage nach den Gründen seines Handelns (die immer auch als Antriebskräfte fürstlicher Existenz schlechthin verstanden werden müssen) biographisch aufschlußreich, selbst dann, wenn wir mittelalterliche Zeugen vernehmen, die unseren Fragen wenig entgegenkommen. Diese Zeugen interessieren sich so gut wie gar nicht für individualpsychologische Aspekte und geben deshalb kaum Auskunft über Individuen, sondern sprechen als mehr oder weniger literarisch Gebildete in den Formen einer römisch-antiken Tradition, die ihnen Muster und Typen geliefert hatte, mit deren Hilfe sie die Welt verstehen wollten, das Individuelle aus dem Allgemeinen, das Einmalige aus dem Exemplarischen. Weil Heinrich der Löwe ein Fürst (princeps) ist, wird er am antiken Begriff vom Princeps gemessen, einem Begriff freilich, der längst nach den besonderen Bedingungen des Mittelalters verformt ist, und deshalb lesen wir zunächst nicht, wie der Herzog war, sondern wir erfahren, wie sich der jeweilige Autor einen Fürsten vorstellte und welches Bild seine Zeit vom Fürsten hatte. Obwohl dieses Bild von der römisch-antiken Bildungstradition geformt ist, führt es doch weni-

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ger auf Abwege, als es zunächst scheinen mag, denn die Vorstellungen seiner Zeitgenossen bestimmten natürlich auch das Bild des Fürsten von sich selbst. Er mußte darauf reagieren, wenn er sich unter ihnen behaupten wollte. Die aristokratische Gesellschaft legte Wert auf Legitimität der herrschaftlichen Position und der herrschaftlichen Aktion; Herrschaft mußte gegen den Druck der Konkurrenten nicht nur politisch und militärisch behauptet, sondern auch juristisch und ideologisch vertreten werden, ja noch mehr: Der Machthaber mußte sich als solcher darstellen, angepaßt den Sehgewohnheiten der zeitgenössischen Betrachter, damit sie ihn ohne Zögern und Nachfragen als Fürsten hohen Ranges erkannten und annahmen. Diese Kunst der repräsentativen Selbstdarstellung hat Heinrich der Löwe vollkommen beherrscht, und er hat dafür in einer Zeit kaum ausgebildeter staatlicher Institutionen und in einer Gesellschaft schwer voneinander abgrenzbarer personaler Beziehungen ein attraktives Zentrum geschaffen, das Menschen, Macht, materielle und intellektuelle Ressourcen zu integrieren begann: Der Hof des Herzogs war wie alle bedeutenden Höfe seiner Zeit ein schillerndes Gebilde, als wechselndes Gefolge unablässig mit dem Herrn unterwegs, aber dieser Herr gab ihm durch sorgfältige Auswahl seiner ständigen Begleiter einen festen Kern und durch den Ausbau des Braunschweiger Burgbezirks mit Herzogspfalz, Stiftskirche, Löwendenkmal, auch durch Befestigung der erweiterten Stadt mit Wall und Graben, einen sicheren und markanten, früh weithin bekannten und vor allem anerkannten Bezugspunkt im Lande. Das Bewußtsein legitimen Anspruchs auf die so dargestellte Herrschaft gehörte fest zum Selbstverständnis Heinrichs des Löwen, der sich als vorläufigen Höhepunkt einer uralten aristokratischen Tradition und Geschichte sah. Tatsächlich gab es keine Familie im Reich, die sich ihrer ruhmvollen Vergangenheit über einen ähnlich langen Zeitraum so detailliert erinnerte wie die Welfen.

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Die Welfen, Sachsen und das Reich

Die Familie Geschichte und Erinnerung sind der Nährboden adliger Selbstgewißheit. Sie lebt aus der Überzeugung, daß hoher Rang auf den Leistungen der Vorfahren beruht und von den Späteren durch Geburt erworben wird. Aristokratie im wörtlichen Sinne, »Herrschaft der Besten«, gibt es nur deshalb, weil der Ruhm großer Taten sich vererbt, und je länger die Reihe erfolgreicher Ahnen, um so größer der angesammelte Schatz adliger Qualität. Insofern ist Erinnerung auch Voraussetzung von Herrschaft, weil den Lebenden ihre Eignung und ihr Recht zum Führen durch Besinnung auf tüchtige und berühmte Vorfahren immer wieder bestätigt wird. Mit dem Ruhm (gloria) und dem Ruf (fama) seiner Familie im Rücken, will sich der Herr im Kreis seiner Standesgenossen behaupten, die er als offene oder potentielle Konkurrenten begreifen muß. Die Aufstellung solcher Ahnenreihen findet ihre ehrwürdigen Muster in den Erzvätergeschichten der Genesis mit den Linien von Abrahams Vorfahren und Jakobs Söhnen oder als Stammbaum Jesu im Evangelium des Matthäus. Bei der Pflege ihrer Hausgeschichte haben sich die Welfen zeitüblicher Mittel bedient, wenn sie nach den Gräbern ihrer Ahnen suchten und ihnen Grablegen unter der Obhut geistlicher Gemeinschaften einrichteten, die im Gottesdienst der Toten gedachten oder ihre Namen und Taten aufzeichneten. Auf diese Weise entstand Hausüberlieferung, von familiennahen Klerikern erzeugt, erinnert, ausgestaltet und verbreitet. Als erste deutsche Adelsfamilie haben die Welfen ihre Geschichte schriftlich festhalten lassen, wobei sich bis zum Auftreten Heinrichs des Löwen zwei Stränge unterscheiden lassen. Der erste umfaßt das Wirken der Familie in Süddeutschland – in Schwaben und als Herzöge von Bayern – bis zur Bildung eines Herrschaftszentrums nördlich des Bodensees um Altdorf und die Ravensburg in den zwanziger Jahren des 11. Jahrhunderts. Dort, in Altdorf-Ravensburg, entstand zwischen

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1123 und 1126 die Genealogia Welforum,1 die Ursprungsgeschichte der Welfen. Der zweite Strang beginnt mit dem Ausgreifen der Familie in den Norden und erreicht seinen abschließenden Höhepunkt mit dem Gewinn der Herzogswürde auch in Sachsen durch Heinrich den Stolzen. In Sachsen wurde zwischen 1132 und 1137, vielleicht im Kloster St. Michael zu Lüneburg, die zweite Aufzeichnung der Familiengeschichte angelegt, die sogenannte Sächsische Welfenquelle, möglicherweise auf Grund einer 1134 durch Heinrich den Stolzen vermittelten Information zur welfischen Hausüberlieferung. Dieses Werk ist verloren, kann aber in großen Teilen aus zwei Chroniken rekonstruiert werden, deren Verfasser es benutzt haben: Aus der Reichschronik des Annalista Saxo und aus dem Anhang IV der Sächsischen Weltchronik.2 Schon in die Zeit Heinrichs des Löwen gehört schließlich als dritter Text welfischer Familiengeschichtsschreibung die zwischen 1167 und 1174 vielleicht in Altdorf-Ravensburg verfaßte Historia Welforum.3 Am weitesten greift die Historia in die Vergangenheit zurück, denn sie leitet die Welfen von den Franken her und übernimmt dabei eine sagenhafte Tradition aus dem 7. Jahrhundert, der zufolge die Franken ebenso wie die Römer von Flüchtlingen aus Troja abstammen und deshalb kein barbarisches, sondern ein antikes Volk sein sollen.4 Erst in den Rheinlanden hätten sich die Welfen von den Franken getrennt und eigenes Siedlungsgebiet erschlossen. Den römischen Kaisern hätten sie die Lehnshuldigung verweigert und sich ihren Haushalt in königlicher Art und Weise eingerichtet, regio more, mit Grafen als Inhabern von Hofämtern. Sie wären reich und mächtig gewesen, Wohltäter der Kirchen von Konstanz, Augsburg, Freising, Chur, Kempten und Ottobeuren. Der erste namentlich bekannte Ahnherr hätte zur Zeit Karls des Großen gelebt, also zwischen 768 und 814; es wäre ein Graf Welf gewesen, Gwelfo comes, und zur Erklärung dieses Namens hat der Verfasser der Historia zwei Versionen gehört, die sich auch schon in der Genealogia finden. Demnach hätte einer der ältesten Vorfahren die Tochter eines römischen Senators namens Catilina geheiratet und einen Sohn gezeugt, der ebenfalls Catilina hieß, zu deutsch Gwelf. Dieser Name wäre von den Nachfahren aber als ungehörig abgelehnt und erst auf Grund des zweiten Erklärungsmodells akzeptiert worden: Als einer der Vorfahren auf die Nachricht von der Geburt seines Sohnes das Gefolge des Kaisers verlassen wollte, spottete dieser: »Wegen eines Welpen – pro gwelfo sagt die Historia, pro catulo die Genealogia –, der dir geboren ist, willst du nach Hause?« Der junge Vater nahm das Wort als Namen seines Kindes an und gewann den Kaiser für die Patenschaft.

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Hier spielt die Überlieferung mit der mehrdeutigen Etymologie des Wortes catulus und der Verbindung zur römischen Geschichte, die erwünscht, aber doch sehr problematisch war, denn Cicero hat in berühmten Staatsreden Catilina als politischen Verbrecher so nachhaltig diskreditiert, daß die Träger der welfischen Tradition den Namen mißbilligten, ihn aber eben doch nicht unterdrückten, so daß Welf IV. zum Jahr 1075 dux Catulus genannt werden konnte, Romanorum de gente vetusta (»Herzog Welf, aus altem römischen Geschlecht«).5 Mit dem Wort catulus bezeichnen die Etymologiae, ein noch im Hochmittelalter angesehenes enzyklopädisches Lexikon des spanischen Gelehrten Isidor von Sevilla aus dem 7. Jahrhundert, einerseits das Junge des Löwen, und sie nennen den Löwen selbst »Fürst aller Tiere« (princeps omnium bestiarum),6 andererseits empfehlen sie, das Wort nur für die Jungen der Hunde zu verwenden, weil catulus (Hündchen) das Verkleinerungswort zu canis (Hund) sei.7 Bei dieser Bedeutung »Jungtier«, »Welpe«, »junger Hund« ist es im Mittelalter geblieben, ohne daß aber der Bezug auf den Löwen ganz vergessen worden wäre. Für die Welfen und besonders für Heinrich den Löwen ergaben sich daraus drei Perspektiven, nämlich die Etymologie des Familiennamens (Welpe > Welf > Welfen), zum anderen das weite Feld der bibelexegetisch-literarischen Löwenallegorese und schließlich die Verwendung des Löwen als fürstliches Symbol. Der Historia zufolge hatte Welf einen Sohn namens Eticho, mit dem die Genealogia und die Welfenquelle die Familiengeschichte erst beginnen lassen, wobei die Welfenquelle ihn als bayerischen Fürsten mit dem Doppelnamen Eticho-Welf einführt und die Historia seine Schwester Judith erwähnt, die Kaiser Ludwig der Fromme als zweite Gemahlin nahm. Die Verwandtschaft der Welfen mit dem karolingischen Haus kommt der Genealogia und der Welfenquelle zufolge erst in der nächsten Generation zustande, doch an der historischen Grundlage dieser Nachrichten ist neuerdings gezweifelt worden,8 und angekündigte Forschungen werden erweisen, ob als ältester Vorfahre der Welfen weiterhin ein fränkischer oder vielleicht auch alemannischer Graf Ruthard († vor 790) angenommen werden darf, der für König Pippin die Integration Alemanniens in das Frankenreich betrieb und dabei nördlich des Bodensees reichen Besitz erwarb. Einer seiner Nachkommen soll Welf gewesen sein, dessen Tochter Judith als zweite Gemahlin Kaiser Ludwigs des Frommen die Mutter des westfränkischen Königs Karl der Kahle wurde;9 Judiths Bruder Konrad ist über seine Söhne Konrad und Welf I. Stammvater sowohl der burgundischen als auch der süddeutschen Welfen. Welfs I. Sohn Eticho

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stufen der erinnerung: die familie sichert ihre geschichte »Genealogia Welforum«, aufgezeichnet 1123/26 in Altdorf-Ravensburg

»Sächsische Welfenquelle«, aufgezeichnet 1132/37 wohl im Kloster St. Michael zu Lüneburg

Eticho

Heinrich

Konrad Bf. von Konstanz

Hiltigard

Atha

Eticho

Rudolf

Heinrich

Eticho-Welf

Heinrich

Ludwig d. Stammler

Ita von Öhningen

Konrad

Mathilde von Toskana

Imiza von Gleiberg

Welf (II.)

Cuniza

Azz0 von Este

Cuniza

Heinrich Wulfhild (d. Schwarze) Billung Hz. von Bayern

Heinrich (d. Stolze)

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Rudolf

Welf (II.)

Welf (IV.) Judith Hz. von Bayern von Flandern

Welf (V.) Hz. von Bayern

Judith

Welf (VI.)

aus 2 Welf (V.) Hz. von Bayern

Ludwig d. Fromme

Eticho-Welf

Azzo von Este

Welf (IV.) 1 Hz. von Bayern Ethelinde von Northeim 2 Judith von Flandern

Mathilde von Toskana

aus 2 Wulfhild Heinrich Billung (d. Schwarze) Hz. von Bayern

Heinrich Gertrud, Welf (VI.) Judith (d. Stolze) Tochter Kg. Lothars III.

Hz. Friedrich von Schwaben

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Graf Welf

Eticho

Konrad Bf. von Konstanz

Welf (V.) Hz. von Bayern

d

edrich waben

»Historia Welforum«, verfaßt 1167/74 in Oberschwaben

Franken aus Troja

Heinrich

Konrad

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Judith

Ludwig d. Fromme

Beata

Eticho

Rudolf

Heinrich

Welf (II.)

Imiza von Gleiberg

Cuniza

Azzo von Este

Welf (III.)

Welf (IV.) Hz. von Bayern

Judith von Flandern

Mathilde von Toskana

Heinrich (d. Stolze)

Gertrud, Tochter Kg. Lothars III.

Heinrich (d. Löwe)

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Ita von Öhningen

Heinrich Wulfhild (d. Schwarze) Billung Hz. von Bayern

Welf (VI.)

Welf (VII.)

Uta von Calw

Judith

Hz. Friedrich von Schwaben

Kg. Friedrich I. (Barbarossa)

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gehört demzufolge nicht, wie das Familiengedächtnis will, ins frühe 9. Jahrhundert, sondern an die Wende zum 10. und dürfte um 910 gestorben sein. Trotz dieser Verschiebungen innerhalb der Generationenfolge und einiger Differenzen beim Bestimmen der karolingischen Verwandtschaft erfassen alle drei Aufzeichnungen die wichtigen Personenverbindungen und die Grundlinien der welfischen Erfolgsgeschichte doch so, daß man nicht von freier Erfindung einer großen Vergangenheit wird sprechen dürfen, eher im Gegenteil: Solange adlige Familien nicht als geschlossene Formationen nach der Blutsverwandtschaft in der Vater/Sohn-Folge (agnatisch) organisiert und definiert waren, sondern als offene Großverbände unter Einschluß auch der angeheirateten Personen (cognatisch), sind die genauen Zeitstufen und Verwandtschaftgrade auch für die moderne Forschung nicht immer eindeutig erkennbar; wer in der Übergangszeit vom cognatischen zum agnatischen Familienverständnis schrieb, hatte es mit dem Aufbau einer genealogischen Ordnung schwer. Alle drei Texte der frühen welfischen Hausgeschichte nennen einen Heinrich († nach 934) als Sohn Etichos und schreiben ihm außer dem Gewinn des schwäbischen Eigengutes um die Ravensburg auch die Übernahme von Reichslehen in Bayern zu; tatsächlich gründete Heinrich in Altdorf eine geistliche Frauengemeinschaft und baute den welfischen Besitz vom nordöstlichen Bodenseegebiet bis nach Oberschwaben, ins Voralpengebiet und in den Raum beiderseits des Lech aus. Von dort gelang ihm der Vorstoß ins Bayerische; ob dabei aber königliche Lehnsvergabe eine Rolle gespielt hat, wissen wir nicht. Heinrichs Söhne Rudolf und Konrad, Bischof von Konstanz († 975), werden in allen drei Familientexten genannt, aber die Welfenquelle datiert die beiden Brüder um eine Generation versetzt in die Zeit König Heinrichs I. († 936), während Genealogia und Historia Rudolf mit Ita von Öhningen eine Enkelin Kaiser Ottos I. († 973) heiraten lassen und auf diese Weise zur schon erwähnten karolingischen Deszendenz der Welfen eine Abstammung vom ottonischen Kaiserhaus einführen; ob sie wirklich bestanden hat, kann nicht mehr eindeutig entschieden werden. Rudolfs Sohn Welf II. († 1030) baute in der Nähe von Altdorf die Ravensburg und heiratete eine luxemburgische Grafentochter namens Imiza, von der die welfische Erinnerung weiß, daß sie »aus salischem Geschlecht« (de gente salica) war;10 zur Familie der Luxemburger, die sich auf Karl den Großen zurückführte, gehörte die Kaiserin Kunigunde († 1023), Gemahlin Kaiser Heinrichs II. Auffällig ist das Attribut salicus, denn es wird im 12. Jahrhundert selten gebraucht und weist nicht im-

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mer auf die salischen Kaiser, sondern bezeichnet vornehme Personen und einen hohen, schon lange bestehenden gesellschaftlichen Rang.11 Weil die Familie Imizas auch in Bayern begütert war, verstärkte ihre Verbindung mit Welf II. dessen Basis östlich des Lech, um den Oberlauf des Inn, im Vinschgau und im unteren Engadin. Nach dem Tod Welfs II. im Jahre 1030 verlegte sein Sohn Welf III. den Altdorfer Konvent auf eine nahegelegene Anhöhe; das Kloster heißt seither Weingarten und besteht an dieser Stelle noch heute. Mit Welf III. stieß die Familie zum ersten Mal auf die höchste Ebene des Fürstentums vor, als Kaiser Heinrich III. ihm 1047 das Herzogtum Kärnten und die Markgrafschaft Verona verlieh. Welfs Tod im Jahre 1055 löste allerdings eine schwere Krise aus, weil »er ohne einen Sohn als Erben starb und der ganze Besitz an den heiligen Martin in Weingarten fallen sollte«.12 Ohne diese materielle Basis wäre die Geschichte der Familie abrupt und endgültig zu Ende gegangen, denn von den älteren Welfen war nur Welfs Schwester Cuniza übriggeblieben. Sie hatte um 1035 den Markgrafen Azzo II. geheiratet, dessen Familie ausgedehnte Ländereien im östlichen Oberitalien besaß, mit der Burg Este südwestlich von Padua als Herrschaftszentrum. Aus dieser Verbindung gab es einen Sohn, und ihn rief seine Großmutter Imiza jetzt kurz entschlossen über die Alpen, damit er als Welf IV. das schwäbische und bayerische Erbe übernähme, ohne freilich die Güter der Este aus dem Blick zu verlieren. Den wegen entgangener Schenkung grollenden Damenkonvent von Weingarten deportierte Welf IV. alsbald ins oberbayrische Altomünster am Ammersee und holte von dort die Benediktiner nach Weingarten.13 Unübersehbar ist die große Aufmerksamkeit für bedeutende Frauen im Familiengedächtnis der Welfen, angefangen mit Catilinas Tochter, die ihnen den Rombezug brachte, über Judith als Schwiegertochter Karls des Großen und Ita von Öhningen als Verwandte der Ottonen, bis zur mutigen Imiza, die ohne Rücksicht auf letztwillige Verfügungen ihres Sohnes der Familie die materielle Existenz sicherte, so wie Cuniza das biologische Weiterleben. Daß hierfür keineswegs eine Vater/Sohn-Folge gegeben sein mußte, zeigen zwei graphische Darstellungen der Welfengenealogie vom Ende des 12. und eine vom Ende des 13. Jahrhunderts, in denen Cunizas Name ganz selbstverständlich in der männlichen Abfolge zwischen Welf II. und Welf IV. steht.14 Auch in den folgenden Generationen prägten Frauen die Familiengeschichte. Durch seine Ehe mit Ethelinde von Northeim, der Tochter Herzog Ottos von Bayern, erwies sich Welfs IV. Ebenbürtigkeit mit Herzogsfamilien; als Otto

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Welf Eticho

Judith (Mutter Karls des Kahlen)

Heinrich Eticho II.

Rudolf

Richgard (Schwester Welfs II.)

Welf II.

Konrad, hl., Bischof von Konstanz Heinrich (Bruder Welfs II., saxo percussus*) Welf III. (Cunizas Bruder, Herzog von Kärnten)

Cuniza

Gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstand im Stift Altomünster eine (heute als Folge des Zweiten Weltkriegs verschollene) Abschrift der Historia Welforum, die ein graphisches Schema der Welfengenealogie enthält. In der Mittelspalte ist die für das Haus zentrale Abfolge dargestellt.

Welf IV. Welf V.

Heinrich der Schwarze Heinrich der Stolze Heinrich der Löwe

Welf VI. * auf der Jagd von einem Felsbrocken erschlagen

von Northeim aber 1070 wegen eines angeblich geplanten Attentats gegen König Heinrich IV. denunziert und daraufhin abgesetzt wurde, schloß sich Welf IV. demonstrativ dem König an, verstieß Ethelinde und erhielt noch im selben Jahr das Herzogtum Bayern. Zeitgenossen empfanden diesen Opportunismus als Skandal, weil Welf »die glänzendste und angesehenste Würde im Reich durch so schmutzigen Ehrgeiz besudelt hatte«;15 doch aus dem Gedächtnis der Familie wurde der Makel weitgehend verdrängt, deshalb sprechen die Genealogia und die Historia nur von Welfs IV. Erhebung zum Herzog und sagen über Ethelinde nichts; der Verfasser der Welfenquelle behauptet, von

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die älteren welfen

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Ruthard († vor 790) Gf. im Argengau Welf Heilwig von Sachsen († vor 825) († nach 833 als Äbtissin von Chelles) Gf. im Schussenund Argengau

Judith († 843)

Konrad d. Jüngere († 876) Gf. von Auxerre

K. Ludwig d. Fromme

Hemma († 876)

Waldrada

Kg. Ludwig d. Deutsche

Hugo († 886) Abbas

Rudolf († jung)

Konrad Adelheid d. Ältere (Etichonin) († 863) Gf. im Schussengau

Welf I. († 876) Gf. im Argengau

Konrad Gf. von Paris

Burgundische Welfen

Süddeutsche Welfen

Rudolf I. († 912) 888 Kg. von Hochburgund

Eticho († um 910) Gf. im Ammergau

Rudolf II. († 937)

Konrad († 993)

Rudolf III. († 1032)

Rudolf Roduna († 866) Gf. von Ponthieu

Hugo

Rudolf Mkgf. von Rhätien

Heinrich († nach 934)

Atha von Hohenwarth

Rudolf I. († nach 940)

Konrad († 975) 934 Bischof von Konstanz

Rudolf II. († 992)

Ita von Öhningen

Welf II. († 1030) Gf. im Lechrain

Imiza (Irmentrud) von Luxemburg († nach 1057)

Welf Liutfrid Abt von St. Colombe

Eticho († 998) 982 Bischof von Augsburg

in 2. Ehe Welf III. († 1055) 1047 Hz. von Kärnten

Cuniza († vor 1055)

Welf IV. († 1101)

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Azzo II. († 1097) Mkgf. von Este

Garsenda von Maine

Hugo Fulco (Haus Este)

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Judith von Flandern schenkte dem Kloster Weingarten mehrere Evangeliare; eines von ihnen zeigt ein Dedikationsbild mit der Stifterin, die mit verhüllter Hand Christus ein Buch überreicht. Die Bilder der Handschrift wurden wahrscheinlich in Lüttich oder in Saint-Bertin angefertigt.

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den Gründen ihrer Verstoßung nichts zu wissen. Alle drei Texte aber stellen Welfs IV. folgende Ehe mit Judith von Flandern groß heraus: Die Genealogia nennt Judith »Tochter des Grafen von Flandern und Königin von England«, für die Welfenquelle ist sie die Witwe des dux Anglorum Harold, und in der Historia wird sie als »verwitwete Königin von England, Tochter des hochadligen Grafen Balduin von Flandern« vorgestellt.16 Mit dieser Heirat hatten die Welfen ihren Platz im Netzwerk des westeuropäischen Adels erreicht, denn die Grafen von Flandern gehörten zu dessen führenden Familien und waren sich ihrer karolingischen Abstammung wohl bewußt. Um die Mitte des 10. Jahrhunderts hatten sie für sich die erste Genealogie eines europäischen Adelsgeschlechts überhaupt aufzeichnen lassen, indem ein Kleriker namens Witger an die Reihe der karolingischen Könige und Kaiser die Nachkommen des Grafen Balduin von Flandern aus dessen Ehe mit Judith, der Tochter Karls des Kahlen, anschloß.17 Da die Grafen von Flandern diese Geschlechterfolge ständig fortschreiben ließen, sind die Welfen vielleicht durch die Gemahlin Welfs IV. angeregt worden, sich in gleicher Weise auf ihre Hausgeschichte zu besinnen. Als Witwe des Earl Tostig von Northumberland, der 1066 in der Schlacht von Stamfordbridge gegen seinen Bruder König Harald II. Godwinson gefallen ist, war Judith zwar nicht Königin von England (die Welfenquelle verwechselt Tostig mit seinem Bruder Harald, der im selben Jahr als letzter angelsächsischer König bei Hastings gegen Herzog Wilhelm von der Normandie ums Leben kam), aber im Gedächtnis der Familie stand fest, daß einer der Ihren eine englische Königin zur Frau gehabt hat.

Heinrich der Schwarze Seit 1075/76 hatte sich das Verhältnis der Welfen zu Heinrich IV. verschlechtert. 1077 setzte der König Welf IV. als Herzog von Bayern ab, zwei Jahre später gab er den schwäbischen Dukat an seinen Schwiegersohn Friedrich von Staufen. Zum ersten Mal standen sich Angehörige beider Familien gegenüber, Feinde des Königs die einen, loyale Freunde die anderen. Im Zeitalter des Kampfes zwischen Heinrich IV. und Papst Gregor VII. entsprach Welfs Gegnerschaft zum König nahezu zwangsläufig einer Wendung zur Kirchenreform und den ihr anhängenden Adelskreisen: Weingarten schloß sich der Hirsauer Klosterreform an und erhielt nach 1080 Äbte von dort; 1089 verheiratete Welf IV. mit Unterstützung des Papstes seinen siebzehnjährigen Sohn

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Welf V. mit der wesentlich älteren Markgräfin Mathilde von Toskana, Erbin eines umfangreichen Güterkomplexes in Ober- und Mittelitalien, so daß ein die Alpen übergreifender, antisalisch ausgerichteter Herrschaftsverbund begründet wurde. Die Ehe bestand allerdings nur sechs Jahre, denn obwohl Welf sie niemals formell auflösen ließ, trennte er sich 1095 definitiv von Mathilde, wobei die Gründe dafür im einzelnen unklar sind:18 Waren sie persönlicher Natur? Gab enttäuschte Hoffnung auf das Erbe den Ausschlag, weil Mathilde es dem heiligen Petrus zugedacht hatte? Bereitete die Trennung den neuen Frontwechsel des Vaters vor? Gewiß ist, daß sich Welf IV. bald darauf dem König wieder näherte, 1096 den bayerischen Dukat zurückbekam und zwei Jahre später die Zusicherung, daß Welf V. dort sein Nachfolger werden würde. Dieser Erbfall trat ein, nachdem Welf IV. am 9. November 1101 auf dem Rückweg vom Heiligen Land auf Zypern gestorben war. Welf V. blieb unverheiratet und starb kinderlos am 24. September 1120. Welfs Bruder Heinrich, für den seit dem 13. Jahrhundert als Beiname »der Schwarze« bezeugt ist, übernahm den bayerischen Dukat, so daß die Familie nunmehr zum dritten Mal den Herzog von Bayern stellte und zu Recht hoffen durfte, sich dort eine dauerhafte, traditionsgestützte Position schaffen zu können. Daß die Welfen mittlerweile zur königsfähigen Hocharistokratie gehörten, zeigte nicht nur die in den Jahren 1119/21 zustande gekommene Ehe der Tochter Heinrichs des Schwarzen, Judith, mit Herzog Friedrich II., dem Vater Kaiser Friedrich Barbarossas. Heinrich der Schwarze selbst hatte schon vor 1100 Wulfhild zur Frau genommen, eine der beiden Erbtöchter des sächsischen Herzogs Magnus Billung und seiner Gemahlin Sophia aus dem ungarischen Königshaus. Seit dem 10. Jahrhundert gehörten die Billunger zu den führenden sächsischen Adelsfamilien; 936 war Hermann Billung von König Otto I. mit der Grenzverteidigung gegen die Slawen im Gebiet der Unterelbe eingesetzt worden, Grundlage seiner späteren Stellung als Markgraf. Mehrfach hatte er in Sachsen während der Abwesenheit des Königs als dessen Stellvertreter gewirkt, so daß sich um die Jahrtausendwende die herzogliche Gewalt der Billunger ausbildete, die allerdings schon viel von ihrer Bedeutung verloren hatte, als Magnus Billung im Jahre 1106 starb.19 Seither war Heinrich der Schwarze auch in Sachsen begütert, denn seine Gemahlin Wulfhild erbte das billungische Kerngebiet um Lüneburg, wo sich auch die Grablege der Familie befand; ihre Schwester Eilika, die zwischen 1095 und 1100 den Grafen Otto von Ballenstedt geheiratet hatte, brachte Güter in der Altmark, um Bernburg, Weißenfels und Halle an das Haus der Askanier.20

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Erbansprüche Heinrichs des Schwarzen und Ottos von Ballenstedt auf die sächsische Herzogswürde ignorierte Heinrich V. allerdings und machte mit der Ernennung des Grafen Lothar von Süpplingenburg klar, daß der Dukat ein vom König verliehenes Amt bleiben sollte. Reichsweites Ansehen und anerkannte Autorität Heinrichs des Schwarzen lassen sich gleichwohl daran ermessen, daß er im Jahre 1122 zu den Fürsten gehörte, mit deren Zustimmung und Rat (consensu et consilio) die kaiserliche Position für das Wormser Konkordat entwickelt und verkündet wurde, so daß der lange Streit um die Investitur der Bischöfe endlich zu Ende gebracht werden konnte.21 Schon im folgenden Jahr hatte er die Genugtuung, unter seinen Vorfahren einen Heiligen zu wissen, denn im März 1123 bestätigte Papst Calixt II. dem Bischof Ulrich I. von Konstanz, daß dessen 975 verstorbener Vorgänger Konrad aus dem welfischen Haus liturgisch verehrt werden dürfe. Wenn die süddeutschen Zeugnisse der Familiengeschichte, Genealogia und Historia Welforum, den heiligen Konrad zwar erwähnen, über die feierliche Erhebung seiner Gebeine am 26. November 1123 in Konstanz aber nur die Sächsische Welfenquelle berichtet, läßt sich das wohl mit dem Übertragen der Familientradition nach Sachsen erklären, die vielleicht schon durch Heinrich den Schwarzen, spätestens aber durch Heinrich den Stolzen nach Lüneburg gekommen und dort präzisiert worden ist. Anläßlich der Feierlichkeiten für den heiligen Konrad machte Heinrich der Schwarze der Konstanzer Kirche Güterschenkungen und »erwies sich dadurch überzeugend als Nachkomme des so bedeutenden Mannes« (se nepotem tanti viri evidenter ostendit).22 Ahnenstolz und Sorge um das Gedenken veranlaßten Heinrich den Schwarzen nach dem Bericht der Welfenquelle auch, das Grab Etichos zu suchen, des Stammvaters der Familie, dieses Grab öffnen zu lassen, eine neue Grablege und darüber eine Kirche zu errichten. In Weingarten begann Heinrich einen Neubau der Klosterkirche, in deren Westchor die Vorfahren bestattet wurden: Rudolf II., der Neffe des soeben kreierten heiligen Konrad, mit seinen Söhnen Heinrich und Welf II., Welf III. und Welf IV. mit seiner Gemahlin Judith von Flandern, Welf V. Auch Heinrich der Schwarze selbst sollte mit seiner Gemahlin Wulfhild und beider Tochter Sophia in Weingarten bestattet werden.23 Zwei Jahre nach dem Akt von Konstanz, am 23. Mai 1125, starb Kaiser Heinrich V. Beste Aussichten für die Nachfolge hatte sein Neffe, der Staufer Herzog Friedrich II. von Schwaben, Schwiegersohn Heinrichs des Schwarzen durch die Ehe mit dessen Tochter Judith. Während der Wahlversammlung in

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die jüngeren welfen aus 3 Welf V. (* um 1073, † 24.9.1120) 1101 Hz. von Bayern

Heinrich d. Stolze (* um 1100, † 20.10.1139) 1126 Hz. von Bayern 1137 Hz. von Sachsen

1127 Gertrud von Sachsen († 10.4.1143) verh. in 2. Ehe mit Hz. Heinrich Jasomirgott von Bayern

Heinrich d. Löwe (* 1133/35, † 6.8.1195) 1142 Hz. von Sachsen 1154 Hz. von Bayern

1. ca. 1148/49 Clemetia von Zähringen (gesch. 1162) 2. 1168 Mathilde von England (* wohl 1156, † 28.6.1189) 3. namentlich unbekannte Konkubine, Tochter des Gf. Gottfried von Blieskastel

aus 1 Heinrich († als Kind)

Konrad Zisterziensermönch († 1126)

Judith (* nach 1100, † 1130/31)

ca. 1119/21 Friedrich II. von Staufen, Hz. von Schwaben († 1147)

Friedrich I. (Barbarossa) (* wohl 1122, † 10.6.1190) 1152 dt. König 1155 Kaiser

1. ca. 1149 Adela von Vohburg (gesch. 1153) 2. 1156 Beatrix von Burgund († 15.11.1184)

aus 1 aus 1 Gertrud Richenza (* nach 1150, († als Kind) † 1.7.1197)

aus 2 Richenza (später Mathilde) (* 1172, † 1208/09)

aus 2 Heinrich (* wohl 1173, † 28.4.1227) 1195 Pfgf. bei Rhein

1. 1166 Friedrich IV. Hz. von Schwaben († 19.8.1167) 2. ca. 11167 Knut VI. Kg. von Dänemark

1. 1189 Gf. Gottfried II. von Perche († 1202) 2. 1204 Engelram III. von Coucy († ca. 1242)

1. 1194 Agnes von Staufen 2. um 1209 Agnes von Wettin

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1089 Mathilde von Toskana (1095 geschieden)

aus 2 Lothar (* 1174/75, † 15.10.1190)

Soph († vo

aus 2 Otto (IV.) (* 1177, † 19.5.1218) 1198 dt. König, 1209 Kaiser

aus 2 Wilh (* 11. † 13.

1. 1212 Beatrix von Staufen 2. 1214 Maria von Brabant

1202 von D

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H E I N R I C H D E R S C H WA R Z E Welf IV. (* ca. 1030/40, † 9.11.1101) 1070 Hz. von Bayern

1. unbekannte Italienerin 2. Ethelinde von Northeim, verstoßen 1070 3. Judith von Flandern († 1094)

aus 3 Heinrich d. Schwarze (* um 1074, † 13.12.1126) 1120 Hz. von Bayern

Sophie († vor 1147)

1. Hz. Berthold III. von Zähringen 2. Mkgf. Leopold von Steyr

Mathilde († 1183)

1095/1100 Wulfhild von Sachsen († 29.12.1126)

1. Mkgf. Diepold von Vohburg 2. Gf. Gebhard III. von Sulzbach

Welf VI. * 1115/16, † 15.12.1191) 1152 Hz. von Spoleto

Uta von Calw

Wulfhild († nach 1160)

Gf. Rudolf von Bregenz

Welf VII. († 12.9.1167)

aus 2 Wilhelm (* 11.4.1184, † 13.12.1213)

aus 3 Mathilde (* ca. 1155/56, † vor 1219)

1202 Helena von Dänemark

nach 1167 Borwin I. von Mecklenburg

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aus 2 Friedrich (* 1164, † 1169) Hz. von Schwaben

aus 2 Heinrich VI. (* 1165, † 28.9.1197) 1169 dt. König, 1191 Kaiser

aus 2 Konrad (später Friedrich) (* 1167, † 1191) Hz. von Schwaben

Konstanze von Sizilien

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Mainz Ende August aber entzog Heinrich dem Verwandten die Unterstützung und gab seine entscheidende Stimme dem sächsischen Herzog Lothar von Süpplingenburg. Die Gründe für diese spektakuläre Wendung sind im einzelnen unklar; sicher ist, daß der aus billungischem Erbe rührende sächsische Besitz mit dem Zentrum Lüneburg für Heinrich den Schwarzen motivierend gewirkt hat, und möglicherweise ist seine Wahlentscheidung auch durch eine Absprache befördert worden, deren Ergebnis allerdings erst später sichtbar wurde. Am 22. Mai 1127 übergab König Lothar seine damals zwölfjährige Erbtochter Gertrud dem Sohn Heinrichs des Schwarzen zur Ehe. Die Hochzeit Gertruds mit dem wohl neunzehnjährigen Heinrich, den man später »den Stolzen« nennen sollte, wurde eine Woche danach auf dem Gunzenlê gefeiert, jenem berühmten Feld bei Augsburg, auf dem 955 die große Ungarnschlacht Ottos des Großen stattgefunden haben soll; anschließend wies Heinrich der Stolze Gertrud bis zum Herbst die Ravensburg als Aufenthaltsort zu.24 Ob König Lothar seinem Schwiegersohn kurz darauf die sächsische Herzogswürde übertragen hat, ist nicht sicher, aber sämtliche sächsischen Quellen der Zeit leiten Recht und Anspruch Heinrichs des Stolzen auf den Dukat aus seiner Ehe mit Gertrud ab.25 Heinrich der Schwarze hat das nicht mehr erlebt. Kurz nach seinem Eintritt in den Konvent des Klosters Weingarten ist er dort am 13. Dezember 1126 gestorben.

Kaiser Lothar III. Die Familie des 1125 neugewählten Königs gehörte zum alten sächsischen Adel, sehr wahrscheinlich verwandt mit Liudolfingern, Billungern und Brunonen, den Grafen von Walbeck, Querfurt und Haldensleben. Lothar vermehrte sein eher schmales väterliches Erbgut um Helmstedt schon im Jahre 1100 durch die Hochzeit mit Richenza von Northeim, einer Enkelin jenes Herzogs Otto, dessen Tochter Ethelinde Welf IV. einst verstoßen hatte. In der Nachfolge des Billunger Herzogs Magnus übernahm Lothar Grafschaften in den Diözesen Verden, Minden und Paderborn sowie die Hochvogtei über das Bistum Verden, so daß er große Teile der weltlichen Ressourcen dieses Bistums nutzen konnte. Richenza erbte 1117 nach dem Tod ihrer Mutter Gertrud von Braunschweig den Besitz der Brunonen um Braunschweig und machte Lothar damit zum mächtigsten Dynasten Sachsens.26 Weil das Herzogspaar bei der Verheiratung seiner Tochter nicht mehr auf weitere Nach-

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kommenschaft hoffen durfte – 1127 war Lothar zweiundfünfzig, Richenza wohl vierzig Jahre alt –, würde der gesamte Besitz über Gertrud an Heinrich den Stolzen fallen; mit ihm als Schwiegersohn hatte der König die Grundlagen seiner Herrschaft nach Süden erweitert und zugleich die Welfen endgültig nach Sachsen gezogen. Indem Lothar auch nördlich der Elbe Herrschaftsrechte geltend machte, vergrößerte er seine Handlungsspielräume und erschloß neue Wege zur Stärkung der sächsischen Herzogsgewalt, die sein Enkel Heinrich der Löwe mit großer Energie weitergehen sollte. Nordalbingien unterschied sich vom übrigen Sachsen seit dem 9. Jahrhundert beträchtlich durch seine periphere Lage zum Karolingerreich und dessen politischer und zivilisatorischer Ausstrahlung.27 Die altsächsischen Gaue Holstein und Stormarn blieben genossenschaftlich organisiert und kannten weder Adelsherrschaft noch Lehnswesen und Ministerialität, wohl aber führende Familien, aus denen die overboden kamen, denen die Leitung der Abwehr gegen die vordringenden Slawen übertragen war. Seit den siebziger Jahren des 11. Jahrhunderts lag die Grafengewalt über Holstein und Stormarn in den Händen der Billunger, und 1111 belehnte Lothar als ihr Rechtsnachfolger einen Adligen aus dem mittleren Wesergebiet, Adolf von Schauenburg, mit der Doppelgrafschaft, die ganz von den Aufgaben der Slawenabwehr, der Mission, dem Landesausbau und der Expansion geprägt war. Seit 1066 war die Grenze zunehmend unruhig; die vom Bremer Erzbischof östlich des karolingischen Limes Saxoniae gegründeten Missionsbistümer Oldenburg, Ratzeburg und Mecklenburg waren verlorengegangen, und das Land wurde wieder heidnisch. Es ist bezeichnend für die Königsferne dieser nördlichen Region, daß Adolf von Schauenburg sein Grafenamt nicht vom König bekam, sondern vom Herzog. Erst auf der Grundlage seiner ausgedehnten Eigengüter und der militärischen Schlagkraft seiner darauf angesiedelten Dienstleute konnte Lothar die Herzogsrechte effektiv nutzen, denn für sich genommen waren diese Rechte rein formaler Natur und zeigten nur in der Hand eines hinreichend Mächtigen praktische Wirkung: Führung des sächsischen Heeresaufgebots, Wahrung des Landfriedens, Einberufung von Landtagen. Zum Schutz des Landfriedens hat Lothar mehrfach in Westfalen eingegriffen, wo er von Haus aus nicht begütert war. Als Haupt der sächsischen Fürstenopposition gegen Heinrich V. siegte er 1115 in der Schlacht am Welfesholz zwischen Mansfeld und Eisleben so entscheidend über das königliche Aufgebot, daß Sachsen fortan für Heinrich V. verloren war und Lothar daraufhin königliche Kompe-

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tenzen an sich ziehen konnte. Aus eigener Machtvollkommenheit ernannte er im Jahre 1123 zwei Markgrafen, nämlich Konrad von Wettin in der Mark Meißen und Albrecht den Bären in der Lausitz; in Halberstadt erhob er einen Bischof. Als er zwei Jahre später König wurde, bedeutete das für den Anhang Lothars eine erhebliche Aufwertung und für Sachsen die Erneuerung alter Größe, denn zum ersten Mal seit dem Ende der ottonischen Könige und Kaiser war das Land wieder Zentralraum des Reiches nördlich der Alpen, Basisregion des deutschen Königs und römischen Kaisers.28 Seit den Tagen des sächsischen Geschichtsschreibers Widukind († nach 973) im Benediktinerkloster Corvey an der Weser und der Dichterin Hrotsvit († 975) im Kanonissenstift Gandersheim am Harz gab es deutliche Zeugnisse für das Selbstbewußtsein des sächsischen Adels, der sich als die Könige tragende Elite betrachten durfte und nur so lange Anteilnahme für das Reich aufbrachte, wie Sachsen dessen Könige stellte. Gegen den landfremden Salier hatte Lothar den großen Sieg errungen, und während seiner Königszeit festigte sich die Hoffnung auf Kontinuität. Dennoch brauchte Lothar zehn Jahre, um sich gegen die staufische Opposition endgültig durchzusetzen. Während seiner gesamten Regierungszeit hat Lothar auf eine Nachfolge Heinrichs des Stolzen als König hingearbeitet. Vielleicht übertrug er ihm schon im Januar 1126, als eine große Fürstenversammlung in Goslar zusammenkam und den Feldzug gegen Herzog Friedrich von Schwaben beschloß, die sächsische Herzogswürde und alle Lehen, die er von Bischöfen und Äbten hatte.29 Selbst wenn das primär eine Absichtserklärung, eine Designation, gewesen ist, so könnte Lothar doch das gleiche Motiv gehabt haben wie der französische König Odo, der im Jahre 889 alle seine Grafschaften und das Martinsstift in Tours seinem Bruder Robert gab, damit der Familie diese Herrschafts- und Besitzrechte nicht genommen würden, wenn Odo ohne männlichen Erben starb, was damals ebenso vorhersehbar war wie bei König Lothar.30 In jedem Fall war die Person des Empfängers ein Hinweis auf die Pläne des Königs hinsichtlich seiner Nachfolge, und das gleiche gilt für eine Vereinbarung mit dem Papst anläßlich der Kaiserkrönung im Sommer 1133. Am 8. Juni 1133 ließ Lothar sich von Papst Innozenz II. mit jenen Gütern der Mathilde von Toskana belehnen, die ihrem Gemahl Welf V. entgangen waren, weil Mathilde sie dem heiligen Petrus und damit der römischen Kirche geschenkt hatte. Bei dieser Gelegenheit erklärte der Papst, daß er auch Heinrich den Stolzen und dessen Gemahlin Gertrud mit den Gütern belehnen würde, wofür Heinrich dann Mannschaft und Treueid leisten müsse.31 Ge-

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wiß wollte der König für seine Person den bei Belehnungen üblichen Rechtsbrauch vermeiden, als kniender Vasall seine Hände in die des Papstes zu legen, um anschließend aufzustehen und ihm den Treueid zu leisten, aber schon Zeitgenossen hatten den Eindruck, daß es auch um die Sicherung der Herrschaft Heinrichs des Stolzen in Italien ging.32 In dieselbe Richtung wiesen Rechtsakte des Kaisers während seines zweiten Italienzuges 1136/37, auf den ihn diesmal Heinrich der Stolze begleitete. Im September 1136 belehnte Lothar seinen Schwiegersohn mit der Reichsburg Garda und der zugehörigen Grafschaft, kurz darauf mit der soeben eroberten Burg Guastalla, die zum mathildischen Gut gehörte, und spätestens am 22. September 1137 mit der Markgrafschaft Toskana.33 Noch in anderer Weise fanden der Wille zur sächsischen Restauration und die damit eng verbundene Hoffnung auf süpplingenburgisch-welfische Kontinuität ihren Ausdruck. Im 11. Jahrhundert hatten die Grafen von Haldensleben in Luttere am Nordrand des Elm ein Kanonissenstift gegründet, das Lothar nach dem Tod seiner Großmutter Gertrud von Haldensleben erbte. Fast genau zwei Jahre nach seiner Rückkehr von der römischen Kaiserkrönung, im Sommer 1135, versetzte Lothar die Kanonissen an einen anderen, heute nicht mehr bekannten Platz und siedelte in dem seit Ende des 14. Jahrhunderts »Königslutter« genannten Ort Benediktiner der Hirsauer Reform an, die aus dem Magdeburger Kloster Berge kamen. Um die gleiche Zeit legte er gemeinsam mit Richenza den Grundstein für einen Neubau der Klosterkirche,34 die nicht nur als Grablege für das Kaiserpaar vorgesehen war, sondern auch ein erneuertes sächsisches Königtum repräsentieren sollte, das Heinrich der Stolze mit seinen Nachkommen fortsetzen würde und dessen imperialer Zuschnitt an Architektur und Skulptur der Kirche ablesbar sein sollte. Noch im selben Jahr begann eine norditalienische Bauhütte mit dem Bau von Chor, Vierung und Querhaus.35 Die Erbvogtei für sein Eigenkloster behielt der Kaiser und ließ sie durch einen seiner Ministerialen verwalten. Im August 1136 brach Lothar III. zu seinem zweiten Italienzug auf, denn erschuldetePapstInnozenzII.Hilfegegendennormannischen König Roger II. von Sizilien. Innozenz, dem Lothar die Kaiserkrone verdankte, mußte sich seit seiner Wahl im Jahre 1130 mit einem Konkurrenten auseinandersetzen, der unter dem Namen Anaklet II. ebenfalls die Papstwürde beanspruchte und seinen stärksten Rückhalt im sizilischen Königreich gefunden hatte. Heinrich der Stolze unterstützte den Kaiser mit einer eigenen Heeresgruppe von tausendfünfhundert schweren Reitern und demonstrierte damit, daß

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Chor und Querhaus der ehemaligen Benediktinerklosterkirche Königslutter mit dem berühmten Jagdfries an der Hauptapsis ließ Kaiser Lothar III. errichten. Die Fortsetzung der Arbeiten am seinerzeit größten Kirchenbau Sachsens lag nach seinem Tod in den Händen des Konvents, der für Langhaus und Westbau wesentlich kargere Formen bevorzugte.

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Imperium und Kirche, Pflichten des Kaisers und Nöte des Papstes auch ihn angingen. Bis nach Apulien stießen die beiden Heere vor, aber der politische Erfolg war gering, weil Roger II. den Unwillen deutscher Aufgebote zu längeren militärischen Aktionen in diesem Land richtig einschätzte. Auf dem Rückweg nach Deutschland erkrankte Lothar im November schwer; zwar wollte er »wegen des dringenden Wunsches, die Heimat wiederzusehen« (amore magno revisende patrie), den Marsch fortsetzen, aber »noch im Gebirge starb der mächtige Kaiser hochbetagt in einer ärmlichen Hütte« (in ipsis montibus, in vilissima casa imperator potentissimus ... obiit).36 Nicht Heimatliebe dürfte den Kaiser in diese letzte Anstrengung getrieben haben, sondern die Absicht, seinen Schwiegersohn den nach Würzburg zum Hoftag geladenen Fürsten als Nachfolger zu empfehlen. Auf dem Sterbebett übergab er am 4. Dezember in Breitenwang nahe Reutte in Tirol Heinrich dem Stolzen die Insignien des Reiches und spätestens jetzt auch die sächsische Herzogswürde.37

Heinrich der Stolze Als Heinrich der Stolze den Leichnam seines Schwiegervaters durch das Lechtal nach Norden geleitete, war er der mächtigste Fürst des Reiches: Herzog von Bayern und Sachsen, Markgraf der Toskana und Herr weiterer Güter in Italien, durch die Übergabe der Reichsinsignien designierter König. Von seinem Vater, dem die Familiengeschichte ihre Aufzeichnung in lateinischer Sprache und dadurch Authentizität und Glaubwürdigkeit verdankte, besaß er Schriftzeugnisse über die römischen Ursprünge seines Geschlechts, für die karolingischen und ottonischen Vorfahren, für die englische Königin, die Herzöge und den kirchlich anerkannten Heiligen in der Ahnenreihe, die mit einem Kaiser als vorläufigem Höhepunkt klar und deutlich auf ihn selbst zulief. Dieses Wissen und ein starkes Machtbewußtsein bestimmten sein Verhalten so sehr, daß es Anstoß erregte. Allzu wohlwollend übersetzen wir heute seinen Beinamen superbus, der erstmals in den achtziger Jahren des 12. Jahrhunderts bezeugt ist:38 Superbia ist im Katalog der christlichen Hauptsünden die Quelle vieler anderer Laster wie invidia (Neid), ira (Zorn), avaritia (Geiz) und bedeutet in diesem Sinne eher »Hochmut« oder »Übermut« als »Stolz«, den man auch positiv verstehen kann. Durchaus negativ aber sahen Zeitgenossen die Arroganz, das anmaßende Auftreten (mores superbos)39 Heinrichs, der ihnen vom Bewußtsein der Macht aufgebläht (potentia tumidus) erschien.40

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Ob Heinrich an der Beisetzung Lothars teilgenommen hat, ist ungewiß, denn wir hören nur ganz allgemein von sächsischen und thüringischen Fürsten, die sich am 31. Dezember 1137 in Königslutter einfanden. Bischof Rudolf von Halberstadt leitete Totenoffizium und Totenmesse, ehe der Leichnam des Kaisers vor dem künftigen Kreuzaltar der von ihm gestifteten Klosterkirche in den Boden gesenkt wurde, auf der Achse des Langhauses, mit dessen Bau man damals noch nicht begonnen hatte.41 Von Anfang an hatte Heinrich an der Seite Lothars gegen die Staufer gekämpft und ihn auch nach Italien begleitet, sich aber erst spät auf Sachsen konzentriert, wo er zu Lebzeiten seines Schwiegervaters nur zweimal nachgewiesen werden kann: am 16. Mai 1134 als Intervenient zugunsten des Klosters St. Michael in Lüneburg und am 6. Juni desselben Jahres in Merseburg als Zeuge in einem Diplom Lothars für das Bistum Bamberg.42 Solche Landesferne war keineswegs ungewöhnlich, denn auch Heinrich der Schwarze ist nach seiner Heirat mit Wulfhild Billung offenbar niemals in Sachsen gewesen, auch nicht nach dem Tod seines Schwiegervaters im Jahre 1106. Weil Heinrich der Stolze durch seine Ehe mit Gertrud Mitglied der Königsfamilie geworden war, vertrat Lothars Witwe Richenza seine Rechte in Sachsen und ging dabei von seinem Erbrecht nicht nur an diesem Dukat, sondern offensichtlich auch am Königtum aus. Für den 2. Februar 1138 berief sie eine Versammlung der sächsischen Fürsten nach Quedlinburg, um den drohenden Konflikt mit Albrecht dem Bären abzuwenden, der sofort Ansprüche angemeldet hatte und damit den staufischen Gegnern Heinrichs zuarbeitete, die offensichtlich der Ansicht waren, daß Heinrich niemals rechtsförmlich Herzog von Sachsen geworden war und auch keine erbrechtlichen Argumente hatte, da nach Lehnrecht nur Söhne dem Vater, nicht aber Schwiegersöhne dem Schwiegervater im Besitz des Lehens nachfolgen konnten.43 Falls Richenza in Quedlinburg auch die Haltung der sächsischen Großen bei der anstehenden Königswahl im Sinne Heinrichs des Stolzen hatte festlegen wollen, so scheiterte sie an Albrecht dem Bären, der nicht nur ihr den Zugang sperrte, sondern die ganze Versammlung mit Heeresmacht verhinderte. Am 7. März 1138 wurde Konrad, der Bruder des 1125 durch den Frontwechsel Heinrichs des Schwarzen gescheiterten Staufers Friedrich, entgegen der Designation Lothars III. in Koblenz zum König gewählt.44 An dieser Wahl war alles irregulär: Der Termin und der Ort, denn die Wahlversammlung war auf Pfingsten nach Mainz einberufen worden; der Wahlleiter Erzbischof Albero von Trier statt des Erzbischofs von Mainz; das Wahlgremium, das aus-

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schließlich von Anhängern Konrads gebildet wurde; die Krönung durch einen Legaten des Papstes statt durch den Erzbischof von Köln; die Krone mit den übrigen Insignien, weil Heinrich der Stolze die echten besaß. Die Initiative für dieses staatsstreichartige Verfahren war nicht nur von den Staufern ausgegangen, sondern mindestens ebenso entschieden von Papst Innozenz II., der Heinrich den Stolzen auf Lothars Italienzug kennen und einschätzen gelernt hatte. Da der Mainzer Erzstuhl vakant und der neue Erzbischof von Köln noch nicht geweiht war, nutzte der Papst diese für ihn einmalig günstige Konstellation und beauftragte Albero von Trier mit der Organisation der Wahl, einen bekannten Gegner Heinrichs. Der Trierer führte den Auftrag aus, und es ist nur auf den ersten Blick erstaunlich, daß Konrad III. sehr rasch allgemein anerkannt wurde: Auch von den in Koblenz nicht beteiligten Fürsten favorisierten wohl nur wenige eine Kandidatur des Welfen, nicht nur wegen Heinrichs Hochmut (propter superbiam),45 den besonders die staufische Partei gern ins Feld führte, sondern aus grundsätzlicher Abneigung gegen ein übermächtiges Königtum. Deshalb ist auch keineswegs sicher, daß alle sächsischen Großen auf Heinrichs Seite standen. Auf jeden Fall war »dieser vorher so stolze und hochfahrende (animosus et elatus) Mann ... durch Gottes Willen gedemütigt«46 und mußte nun auch noch um die sächsische Herzogswürde fürchten. Sogleich nach Lothars Beisetzung hatte Albrecht der Bär mit bewaffneter Macht den Kampf um Sachsen eröffnet. Ebenso wie die staufische Partei unterstellte er, daß Heinrich der Stolze dafür niemals eine förmliche Belehnung durch Lothar III. erhalten hatte; unter dieser Voraussetzung war Albrechts Anspruch ebenso berechtigt wie der Heinrichs des Stolzen, denn beide konnten sich auf weibliche Erbfolge über ihre Mütter Eilika und Wulfhild Billung berufen. Diese Parität der Rechtsgrundlagen eröffnete dem neuen König, der den Fall letzten Endes würde entscheiden müssen, einen weiten politischen Spielraum.47 Einzelheiten des Konflikts sind nicht überliefert, deshalb läßt sich kaum überzeugend erklären, warum Richenza in Begleitung sächsischer Großer, aber ohne Heinrich den Stolzen auf Konrads Pfingsthoftag in Bamberg erschien und ihn als König anerkannte. Wollten Teile des sächsischen Adels in die Entscheidung über die Nachfolge im Herzogsamt eingebunden werden? Ebenso unklar sind die Motive Heinrichs selbst, der am 29. Juni 1138 auf einem Hoftag Konrads III. in Regensburg dem König zwar nicht huldigte, ihm aber die Reichsinsignien auslieferte, obwohl Konrad nicht direkt, sondern nur durch Bevollmächtigte mit ihm verhandeln

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wollte. Gegenstand dieser Verhandlungen konnte nach der Insignienübergabe nicht mehr die Anerkennung des staufischen Königtums sein, sondern allenfalls die Frage, ob Heinrich die Herzogtümer Bayern und Sachsen behalten durfte. Auf jeden Fall sind die Sondierungen für Heinrich den Stolzen unbefriedigend verlaufen, zumal der bayerische Adel Konrad III. in Regensburg als König anerkannt hatte. Offensichtlich wollte Heinrich nun militärischen Druck ausüben und erschien in der ersten Julihälfte zu einem weiteren Termin in Augsburg »mit einer starken Kampftruppe« (milite non modico),48 so daß der König sich ernsthaft bedroht fühlte, die Stadt mit geringem Gefolge fluchtartig verließ und nach Würzburg abzog. Dort ließ er Heinrich wegen Bedrohung der königlichen Person als Hochverräter ächten und ihm durch Spruch eines kleinen Fürstenkreises das Herzogtum Sachsen aberkennen, das er alsbald, wohl noch vor Ende Juli, Albrecht dem Bären verlieh; um diese Zeit wurde Heinrich auch als Markgraf der Toskana abgesetzt. Auf dem Goslarer Weihnachtshoftag 1138 entzog ihm der König schließlich noch das bayerische Herzogtum und gab es im Frühjahr 1139 an seinen eigenen Halbbruder weiter, den Babenberger Markgrafen Leopold IV. von Österreich. Trotz aller politischen Absichten hat sich der König bei diesen Entscheidungen keiner Rechtsbeugung schuldig gemacht, doch mußte er die Urteile über Heinrich den Stolzen noch durchsetzen, denn der nahm sie nicht hin und wehrte sich. Er konnte sich dabei auf eine Mehrheit der sächsischen Großen stützen, die Albrecht den Bären nicht als Herzog akzeptierten; von Konrad III. befürchteten sie wohl nicht zu Unrecht, daß er ihnen gegenüber die gleiche harte und unversöhnliche Haltung an den Tag legen würde wie Heinrich IV. und Heinrich V., betonten die Staufer doch immer wieder ihre Zugehörigkeit zum salischen Haus. Im übrigen aber dürfte die Solidarität des sächsischen Adels mit Richenza stärker gewesen sein als die Sympathie für Heinrich den Stolzen, dessen starke Stellung in Sachsen nicht auf einer eigenen Klientel beruhte, sondern auf seiner Ehe mit Gertrud von Süpplingenburg und der daraus folgenden Königsnähe mit ihrer zielbewußten Förderung.49 Erst aus solchen Motiven und Loyalitäten erklärt sich die massive Unterstützung für Heinrich den Stolzen, der im Januar 1139 nach Sachsen kam, »wie ein Löwe Burgen und Befestigungen zerstörte und die Übeltäter aufspürte, die das Land beunruhigten« (similis factus leoni in operibus suis, diruens urbes et castella, perscrutatus est iniquos, qui terram perturbabant).50 Gemeinsam mit dem Erzbischof von Magdeburg drängte er Albrecht den Bären systematisch

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auf dessen Ausgangspositionen um Ballenstedt zurück. Im Mai verzichtete Albrecht auf das Herzogtum. Für den 25. Juli hatte Konrad III. das Reichsheer nach Hersfeld aufgeboten und konnte dort eine stattliche Armee aus Kontingenten geistlicher und weltlicher Fürsten versammeln. Die Erzbischöfe von Mainz und Trier, die Bischöfe von Worms, Würzburg, Speyer und Zeitz, die Äbte von Hersfeld und von Fulda, Albrecht der Bär und Herzog Leopold von Bayern, Landgraf Ludwig von Thüringen und zahlreiche Grafen hatten dem König Panzerreiter zugeführt, doch fast vier Wochen blieb das Heer in der Gegend von Hersfeld stehen. Besonders die Bischöfe wollten keine militärischen Aktionen, weil sie einen vollständigen Sieg des Königs im Grunde nicht wünschten und sich von der offenen Situation größeren politischen Spielraum und Einfluß versprachen. Deshalb plädierten sie für eine Verhandlungslösung und vermittelten am Ende den Waffenstillstand mit Heinrich dem Stolzen, für den das ein großer Erfolg war, hatte er doch das Reichsheer ohne Kampfhandlung aus dem Land gehalten und durch die auf ein Jahr festgesetzte Waffenruhe wertvolle Zeit gewonnen. Unter dem Eindruck dieser Leistung schlossen sich ihm jetzt auf Fürsprache Richenzas auch solche sächsischen Großen an, die bisher Albrecht dem Bären zuneigten wie die Grafen Bernhard von Plötzkau und Hermann von Winzenburg. Das Blatt hatte sich offensichtlich gewendet, und unter solchen Voraussetzungen glaubte Heinrich Sachsen verlassen zu dürfen, um auch in Bayern wieder die Oberhand zu gewinnen. Für Mitte Oktober berief er einen sächsischen Landtag nach Quedlinburg, der die notwendigen Verabredungen für Sicherung und Regierung Sachsens während seiner Abwesenheit beraten und beschließen sollte. Kaum waren die Beschlüsse gefaßt, verloren sie ihren Sinn, denn unmittelbar nach Abschluß der Beratungen »starb der sehr edle und tüchtige Herzog Heinrich von Bayern und Sachsen, wie es scheint durch Gift, am 20. Oktober in Quedlinburg« (in Quidelingeburh Heinricus nobilissimus atque probissimus dux Bawarie atque Saxonie, veneficio ibidem, ut fertur, infectus, XIII. kal. Novembris vitam finivit).51 Dieser ganz unerwartet eingetretene »zu frühe Tod« (immatura mors)52 des wenig über dreißig Jahre alten und bisher nicht von Krankheit gezeichneten Mannes erregte die Zeitgenossen begreiflicherweise so, daß die in solchen Fällen übliche Giftmordthese aufkam. Es gibt indessen keinerlei Anhaltspunkte für einen solchen Anschlag, hingegen fand sich bei anthropologischen Untersuchungen im Zusammenhang mit Ausgrabungen in Königslutter während der Jahre 1976 bis 1978 am Skelett Heinrichs des Stolzen in

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Höhe des Beckens ein faustgroßes Konglomerat aus Schlehenkernen und Körpergewebe, so daß als Todesursache eine Darmlähmung oder ein Darmverschluß (Ileus) vermutet worden ist, ausgelöst durch den Verzehr von Schlehen, die im Oktober reifen und möglicherweise als Heilmittel gegen Beschwerden anderer Art eingenommen worden sind.53 Der ohnehin kurze und in seiner letzten Phase rasch zum Tod führende Krankheitsverlauf bei Ileus würde immerhin zu den zeitgenössischen Berichten passen, die das überraschend plötzliche Ende Heinrichs hervorheben. Sein Tod stürzte das Haus der Welfen in eine Krise, die noch wenige Jahre zuvor undenkbar schien, jetzt aber seine politische Zukunft und den gesellschaftlichen Rang im Kreis der Vornehmsten des Reiches ernsthaft gefährdete. Wenn es überhaupt noch Hoffnung auf eine solche Zukunft gab, so konzentrierte sie sich auf das einzige Kind Heinrichs des Stolzen.

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Der Erbe und seine Leute

Erste Jahre Über Ort und Zeitpunkt der Geburt Heinrichs des Löwen haben wir nur wenige genaue Nachrichten. Er selbst hat gesagt, daß er in Schwaben geboren sei (se de Suevia oriundum),1 ob aber auf der Ravensburg, bleibt ungewiß. Wichtiger als der Ort ist ohnehin das Jahr, doch die widersprüchlichen Aussagen darüber erlauben nicht mehr als eine näherungsweise Bestimmung. Gerhard, Propst des zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel gelegenen Kanonissenstifts Steterburg, meldet Heinrichs Tod zu 1195 und fügt hinzu, daß der Herzog damals sechsundsechzig Jahre alt gewesen sei, anno aetatis suae LXoVIo sei er gestorben.2 Demnach dürften wir das Geburtsjahr auf 1129/30 ansetzen, denn Gerhard von Steterburg gehörte in den späten Jahren zum engeren Hofkreis und sollte es eigentlich gewußt haben. Wenn seine Angabe richtig ist, wäre Heinrichs Mutter Gertrud bei der Geburt ihres Sohnes erst vierzehn oder fünfzehn Jahre alt gewesen, ein früher, aber biologisch möglicher Zeitpunkt und insofern kein Argument gegen die Nachricht des Propstes. Einwände ergeben sich eher aus den Weingartener Annalen, die im allgemeinen zuverlässig sind und von der Taufe Heinrichs zu Pfingsten 1135 berichten. In eben dieses Jahr setzte der Annalist allerdings auch den zweiten Italienzug Lothars III., der jedoch erst im August 1136 begonnen hat,3 so daß wir uns für den Tauftermin nicht klar zwischen 1135 und 1136 entscheiden können. Immerhin widerspricht diese Notiz der Zeitangabe Gerhards von Steterburg insofern, als es seit dem Frühmittelalter wegen der hohen Säuglingssterblichkeit üblich war, Neugeborene möglichst sofort zu taufen, um ihre Seele rasch vom peccatum originale, von der Ursünde, zu reinigen.4 Zwar gibt es Ausnahmen – Kaiser Friedrich II. wurde am 26. Dezember 1194 geboren, aber frühestens im November 1196 getauft5 –, doch erscheint eine Frist von fünf bis sechs Jahren zwischen Geburt und Taufe Heinrichs des Löwen zu lang. Der

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DER ERBE U N D SEI N E LEUTE

daraus folgende Widerspruch zwischen den Angaben der beiden Texte läßt sich nicht sogleich beseitigen, aber ein Blick auf die Überlieferung kann ihm die Schärfe nehmen. Die Chronik Gerhards von Steterburg ist weder original noch mehrfach überliefert, sondern einzig in einer bald nach 1300 entstandenen Sammelhandschrift, die den Text wahrscheinlich nicht aus dem Original kopierte und erkennbare Ergänzungen der Fassung Gerhards zeigt. Wir können deshalb nicht ausschließen, daß es sich bei der Altersangabe in der Sammelhandschrift um einen Irrtum des Kopisten oder bei der Zahl LXVI um eine Verschreibung aus ursprünglich LXIII handelt, Propst Gerhard also ein Geburtsjahr 1132/33 vorausgesetzt hat.6 Diese Annahme wird durch Aussagen guter Kenner Heinrichs des Löwen gestützt. Die Chronisten Helmold von Bosau und Otto von Freising stimmen darin überein, daß er beim Tod seines Vaters am 20. Oktober 1139 noch ein jüngeres Kind gewesen ist, denn keiner der beiden Autoren hätte einen damals Neunjährigen als »Knäblein« (puer infantulus) oder einfach als »sehr klein« (parvulus) bezeichnet.7 Im selben Zeithorizont bewegt sich auch die Braunschweigische Reimchronik aus dem späten 13. Jahrhundert, wenn sie sagt, daß Heinrich der Löwe seinen Vater als Fünfjähriger verloren habe;8 weil sie diesen Tod auf 1141 datiert, käme man für das Geburtsjahr Heinrichs des Löwen zwar auf 1136, es könnte aber ebensogut sein, das dessen Lebensalter richtig und nur das Todesjahr des Vaters falsch angegeben ist, so daß sich ein weiterer Hinweis auf die Zeit um 1134 ergäbe, auf keinen Fall aber ein Indiz für 1130. Im Mai 1142 dürfte Heinrich der Löwe noch unmündig, also weniger als zwölf Jahre alt gewesen sein, denn damals verzichtete er nicht selbständig, sondern nach dem Rat seiner Mutter (consilio matris) auf das Herzogtum Bayern;9 auch am 3. September 1142 sind in einer Urkunde des Erzbischofs von Bremen die Mutter und ihr junger Sohn als gemeinsam Handelnde bei einem Rechtsgeschäft genannt, »Herzogin Gertrud und ihr Sohn Heinrich, der knabenhafte Herzog der Sachsen« (domina ducissa Gertrudis et filius suus H. puer dux Saxonum).10 Im Jahre 1144 war Heinrich »immer noch ein Knabe« (adhuc puer) und wurde auf dem Magdeburger Hoftag Konrads III. durch Vormünder (tutores) vertreten, während er auf dem königlichen Hoftag am 15. März 1147 in Frankfurt selbständig als »nunmehr Herangewachsener« (qui iam adoleverat) seinen Anspruch auf das dem Vater unrechtmäßig entzogene Herzogtum Bayern anmeldete und noch im selben Jahr Clementia von Zähringen heiratete.11 Genauere Hinweise lassen sich leider aus der Terminologie dieser

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Autoren nicht gewinnen. Zwar gibt es konventionelle Auffassungen, wonach die Kindheit (infantia) bis zum siebenten, das Knabenalter (pueritia) bis zum vierzehnten, die Jugend (adolescentia) bis zum achtundzwanzigsten Lebensjahr dauere, aber die Abweichungen sind generell so häufig, daß kein Text in dieser Hinsicht beim Wort genommen werden darf.12 Alle unsere Zeugnisse sprechen jedoch gegen ein Geburtsjahr 1130, im Kern ihrer Aussagen aber sehr für 1133/35, so daß wir damit rechnen sollten, daß Heinrich der Löwe um diese Zeit geboren ist. Beim Tod seines Vaters, der in Königslutter zur Rechten Lothars III. bestattet wurde, wäre Heinrich der Löwe demnach zwischen vier und sechs Jahre alt gewesen, so daß Richenza in seinem Namen die Last der Verteidigung Sachsens gegen Albrecht den Bären und Konrad III. tragen mußte. Diese Herausforderung war groß, denn in einer Gesellschaft, die mehr von Menschen als von Institutionen bestimmt wurde, wirkte der Verlust starker Persönlichkeiten lange nach. Wenn die welfische Seite Heinrich den Stolzen lobte, so hatte sie jenseits ihrer subjektiven Überzeugung doch auch objektive Gründe dafür, und Heinrich der Löwe dürfte sich grundlegende Vorstellungen über fürstliches Verhalten schon als Kind aus den Erzählungen vom Vater und dessen Herrschaftsstil gebildet haben. Die Kaiserchronik, von Regensburger Klerikern während der vierziger Jahre des 12. Jahrhunderts in deutscher Sprache verfaßt, rühmte Heinrich den Stolzen ausführlich als den hervorragendsten weltlichen Fürsten seiner Zeit (er was der aller tiursten laien ainer/di der bî den zîten lebeten)13 und formulierte damit zum ersten Mal in Deutschland ein Herrscherlob, das nicht einem König, sondern einem Fürsten galt. Kurz vor seinem Tod hatte Heinrich der Stolze den kleinen Sohn noch der Fürsorge der Sachsen empfohlen,14 und es gab in der Tat einen engen Kreis von Beratern und Bevollmächtigten, tutores, die im Namen des Kindes handelten. Mit ihrer Hilfe haben sich Richenza und Gertrud behauptet und die sächsische Herrschaftsbasis gesichert, die Lothar von Süpplingenburg seinem Schwiegersohn hinterlassen hatte. Sie bestand aus mehreren regionalen Schwerpunkten, in denen Güter und Rechte besonders stark konzentriert waren; der größte erstreckte sich zwischen den Flußläufen von Oker, Fuhse, Aller und Bode mit Braunschweig und Königslutter, gefolgt vom billungischen Zentralraum links von Elbe und Ilmenau nordwestlich von Lüneburg; auch an der oberen Leine, entlang der oberen Weser und südöstlich zwischen Wipper und Unstrut lagen Eigen- und Lehnsgut, Grafschafts- und Vogtei-

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Das billungisch-süpplingenburgische Erbe Heinrichs des Löwen

rechte.15 Besondere Aufmerksamkeit mußte den Menschen gelten, denen die Verwaltung dieser Güter und Rechte anvertraut war, denn hier war vieles im Umbruch und wandelte sich rasch, oft zum Nachteil der Eigentümer. Verwalter von Grafschaften und Kirchenvogteien nutzten ihre Befugnisse im Gericht und beim Heer zum Aufbau eigener Gebietsherrschaften, wobei Vogteirechte besonders begehrt waren. Der Vogt sollte die ihm anvertrauten Klöster oder Stiftskirchen samt ihrem Besitz gegen Angriffe jeder Art schützen, ihnen den Frieden sichern und die weltliche Gerichtsbarkeit über die Bewohner ihrer Landgebiete ausüben. Im Gegenzug verlangte er dafür Abgaben und versuchte – oft mit Erfolg –, die Vasallen und Dienstleute der Kirchen als militärisches Potential für eigene Zwecke zu gebrauchen. Oft bauten Vögte ihre Burgen auf Kirchengut, und weil sie in den meisten Fällen das Amt an einen Sohn vererben durften, war die Kirchenvogtei eine zuverlässige Grundlage adliger Eigenherrschaft. Auf diese Weise haben schon zur Zeit der Billunger deren adlige Lehnsträger vielfach eigene Herrschaftsbezirke aufbauen können, vor allem im mittleren und oberen Wesergebiet, denn diese Räume lagen peripher zum

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billungischen Zentrum um Lüneburg. Zu diesen Vasallen gehörten die Grafen von Schwalenberg, die in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts Vizegrafen der Billunger geworden waren und später von den Northeimer Grafen die Vizevogtei über das Kloster Corvey erhielten; ferner die Grafen von Everstein nordöstlich von Holzminden und die ursprünglich aus dem Weserbergland stammenden Grafen von Roden im Raum Hannover. Lothar von Süpplingenburg hatte seinerseits die Grafen von Schauenburg aus ihrer Eigenherrschaft zwischen Weser, Steinhuder Meer und Deister als Grafen in Holstein-Stormarn eingesetzt, die Herren von Wölpe aus der Gegend von Nienburg als Grafen östlich der Weser im nördlichen Teil der Diözese Minden und die Herren von Blankenburg als Vizegrafen am Nordostharz. Das nordwestliche Harzvorland beiderseits der Oker war Reichslehen Lothars, und er setzte dort die Herren von Wöltingerode als Grafen ein; Reichslehen waren auch die Grafschaften Wernigerode, Scharzfeld, Ilfeld-Honstein und Rothenburg. Wer die selbständige Ausweitung von Adelsherrschaft und die damit verbundene Gefahr der Entfremdung anvertrauten Gutes oder übertragener Rechte vermeiden wollte, durfte Besitz und Ämter möglichst keinem Adligen anvertrauen, sondern mußte auf Dienstleute zurückgreifen. Er rekrutierte sie aus der familia seiner Grundherrschaften, aus dem Kreis der unfreien Leute, die eben wegen ihrer Unfreiheit gehorsamspflichtig waren; im persönlichen Dienst in der Nähe des Herrn konnten sie sich durch Zuverlässigkeit und Kompetenz qualifizieren, so daß solcher Dienst gegenüber der Zwangsarbeit in den namenlosen Scharen feldbestellender Knechte eine wesentliche Statusverbesserung brachte. Erprobte Loyalität und Tüchtigkeit führten häufig dazu, daß die Herren das Recht zum Waffentragen aus eigener Machtvollkommenheit über die Schicht der Freien hinaus erweiterten und ihren unfreien ministeriales Pferde, Rüstung, Schwert und Schild übergaben, so daß sie als Reiterkrieger (milites) einen Dienst leisteten, für den bis dahin nur Adlige und freie Vasallen in Frage gekommen waren. Diese neue gesellschaftliche Gruppe der Ministerialen war seit dem 11. Jahrhundert schnell gewachsen. Gemäß ihrer Bestimmung für den Reiterdienst mit der Waffe waren sie tendenziell aggressiv und suchten ihren Vorteil als Angehörige einer leistungsbezogenen, den gesellschaftlichen Aufstieg anstrebenden Elite. Im Laufe weniger Generationen, die loyal dienten, konnten Ministerialenfamilien adelsgleiches Ansehen erwerben, und sie wußten sehr wohl, daß ihre Herren auf sie angewiesen waren. Deshalb mußten sie durch starke Autoritä-

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ten gezügelt werden, denn sie übernahmen möglichst viel an adliger Lebensform, um ihren Anspruch auf einen gehobenen Status öffentlich zu demonstrieren.16 Von solchen Ministerialen hatte Lothar die süpplingenburgischen Hausgüter und das Erbe der Brunonen verwalten lassen. Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehörten die Burghut und die Wahrnehmung damit verbundener Herrschaftsrechte im Burgbezirk, aber auch die Verwaltung der Vogtei süpplingenburgischer Eigenklöster wie St. Maria und Aegidius in Braunschweig oder Lothars Stiftung Königslutter. Diesem Kloster hatte die Kaiserin Richenza nach dem Tod ihres Gemahls, aber noch zu Lebzeiten Heinrichs des Stolzen (also nach dem 4. Dezember 1137 und vor dem 20. Oktober 1139) eine Schenkung gemacht, die von einer Reihe geistlicher und weltlicher Zeugen bestätigt wurde.17 Unter ihnen waren sechs Männer, die wir später immer wieder in der nächsten Umgebung Heinrichs des Löwen treffen werden: Anno von Heimburg, Liudolf und Balduin von Dahlum, Gerhard, Heinrich von Weida, Poppo von Blankenburg. Anno hatte seinen Herkunftsnamen von der Heimburg nordwestlich Blankenburgs am Harz; sie gehörte zu den modernen Höhenburgen, die Heinrich IV. angelegt hatte, war aber im Sachsenkrieg 1073 zerstört worden. Lothar von Süpplingenburg hatte sie später wieder aufgebaut und Anno übergeben, der zum Jahre 1134 als Kämmerer (cubicularius) des Kaisers bezeugt ist, als Inhaber eines Hofamtes.18 Liudolf gehörte einer Familie an, die möglicherweise aus der brunonischen Ministerialität an Lothar von Süpplingenburg gekommen ist; seit 1129 tritt er in Königsurkunden Lothars mit dem Herkunftsnamen de Dalem auf, das heutige Groß-Dahlum im Kreis Wolfenbüttel. Diese Nennung ist zugleich der früheste Beleg für einen Herkunftsnamen bei sächsischen Ministerialen in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, so daß Liudolf eine herausgehobene Stellung gehabt haben dürfte. In der Tat ist er 1134 und danach mehrfach als advocatus bezeugt,19 als Vogt von Braunschweig. Dieses Amt übernahm zur Zeit Heinrichs des Löwen Liudolfs Sohn Balduin, der ebenfalls schon als Zeuge bei der Schenkung Richenzas mitgewirkt hat, ebenso wie Gerhard, der als Vogt von Königslutter bis 1153 in der Umgebung Heinrichs des Löwen nachweisbar ist.20 Heinrich von Weida sollte einer der bedeutendsten Ministerialen Heinrichs des Löwen werden; er ist wahrscheinlich schon durch Lothar oder Richenza mit Dienstgütern ausgestattet worden. Unter den Zeugen der Schenkung Richenzas steht Heinricus gleich hinter Anno (von Heimburg) an zweiter Stelle unter den Ministerialen; das ist gewiß Heinrich von Weida,

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der so angesehen war, daß er 1143 als einziger seiner Standesgenossen in der Umgebung der Herzogin Gertrud und ihres jungen Sohnes namentlich erwähnt ist, noch dazu vor den Grafen Ludwig von Lohra und Poppo von Blankenburg.21 Bis 1180 gehörte er zu den Großen am Hof Heinrichs des Löwen, und er wird uns noch oft begegnen. Der edelfreie Poppo von Blankenburg gehörte sehr wahrscheinlich zur Verwandtschaft Lothars von Süpplingenburg und ist als Graf erstmals 1128 bezeugt; er amtierte im Harzgau in einer wahrscheinlich von Lothar selbst eingerichteten Grafschaft22 und hält sich später bis 1163 in der Umgebung Heinrichs des Löwen. Noch ein weiterer Ministeriale ist hier zu nennen, Berthold, den wahrscheinlich schon Lothar von Süpplingenburg als Graf in Peine östlich von Hannover eingesetzt hat und der bis 1156 am Hof Heinrichs des Löwen begegnet.23 Alle diese Herren hatten Verdienste, Stellung und Ansehen schon vor der Geburt Heinrichs des Löwen erworben;24 wir können natürlich nicht behaupten, daß allein sie während der Minderjährigkeit und vor allem in den Jahren nach dem Tod Richenzas († 10. Juni 1141) und Gertruds († 18. April 1143) seine Interessen vertreten haben, aber die oft erwähnten tutores können nur aus dem Kreis dieser altgedienten und erprobten Leute Lothars gekommen sein, zumal es auch anderswo vorkam, daß ein Hof nach dem Tod seines Herrn dessen Rechte gleichsam treuhänderisch wahrnahm und politische Kontinuität sicherte.25 Für die Bildung der Persönlichkeit Heinrichs des Löwen dürfte der frühe Umgang mit diesen erfahrenen und selbstbewußten Ministerialen nicht ohne Folgen geblieben sein, mochten sie durch ihr Auftreten nun eigene Erinnerungen an den Vater wecken, zeitweise an seine Stelle treten oder als Vorbilder praktische Handlungsanweisungen für die Zukunft vermitteln. Der frühe Tod des Vaters förderte jedenfalls Einsicht in die Bedeutung des Hofes für Erhalt und Ausüben der Herrschaft, weckte den Willen zur Selbstbehauptung, sozialisierte das Kind in einer Zeit erst rudimentär entwickelter öffentlicher Sicherheit und Ordnung im Kreis erfolgsorientierter, Rechte und Rechtsansprüche notfalls gewaltsam durchsetzender Reiterkrieger, lehrte Härte und Drohgebärde als politische Mittel schätzen. Sehr wahrscheinlich war Heinrich der Löwe später nicht brutaler als andere, aber wohl nicht zufällig meinte Burchard von Ursberg im frühen 13. Jahrhundert besonders dessen Anhänger, wenn er den deutschen Fürsten generell vorwarf, ihren Willen ohne Gesetz und ohne Vernunft mit dem Recht schlechthin gleichzusetzen (more Teutonicorum sine lege et ratione voluntatem suam pro iure statuentes).26

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Wir wissen nicht, wie Heinrich der Löwe als Kind und junger Mann unterrichtet wurde, welche Sprachen er lernte, ob er Lateinisch lesen oder gar schreiben konnte, wer ihn Reiten lehrte, mit zur Jagd nahm oder in den Gebrauch der Waffen und in die adligen Umgangsformen einwies. Zur Verständigung mit seiner unmittelbaren Umgebung brauchte er das Niederdeutsche, besonders in seiner ost- und westfälischen Form, und für die süddeutschen Regionen das Bairische und Alemannische, dazu für den Umgang mit der traditionell mehrsprachigen westeuropäischen Elite das Französische, doch es gibt keinerlei Hinweise, wann, durch wen und wo er die notwendigen Sprachkenntnisse erworben hat und wie weit sie gingen. Vermutlich lagen sie auf dem allgemeinen Niveau der Führungskräfte seiner Zeit, wobei wir auch das nicht so sicher bestimmen können, wie es wünschenswert wäre. Friedrich Barbarossa war »in seiner Muttersprache ... sehr redegewandt, Lateinisch aber konnte er besser verstehen als sprechen«, während vom englischen König Heinrich II. gesagt wurde, daß er zwar »eine gewisse Kenntnis aller Sprachen zwischen dem französischen Meer und dem Jordan« gehabt, aber »nur Latein und Französisch« gesprochen hätte (linguarum omnium que sunt a mari Gallico usque ad Iordanem habens scienciam, Latina tantum utens et Gallica).27 Außergewöhnliche Sprachkenntnisse weltlicher Fürsten sind meist auf eine abgebrochene Klerikerkarriere zurückzuführen, so bei Graf Adolf II. von Holstein, der die welfische Sache im Land nördlich der Elbe mehr als dreißig Jahre lang zuverlässig vertreten hat und bis zu seinem Tod im Jahre 1164 einer der wichtigsten Berater Heinrichs des Löwen gewesen ist. Als zweitgeborener Sohn hatte er eine wissenschaftliche Ausbildung begonnen, doch als sein älterer Bruder auf dem Böhmenfeldzug Lothars III. im Jahre 1126 fiel, mußte Adolf die Grafschaft übernehmen, »ein kluger, kirchlich wie weltlich höchst geschäftskundiger Mann, denn er beherrschte nicht nur das Lateinische und Deutsche, sondern auch die slawische Sprache«.28 Diese spezielle und im allgemeinen Bildungskanon ungewöhnliche Kenntnis des Slawischen deutet darauf hin, daß Adolfs Studien auf die Mission angelegt waren, und bestätigt die Regel, daß der Erwerb von Sprachkenntnissen sich nach praktischen Bedürfnissen richtet. Der Vater hatte Heinrich dem Löwen keines seiner beiden Herzogtümer hinterlassen können, sondern nur einen anfechtbaren Anspruch, den in Sachsen Heinrichs Großmutter Richenza und seine Mutter Gertrud sehr erfolgreich vertreten haben.29 Am 1. November 1139, sogleich nach dem Tod Heinrichs des Stolzen, wollte Albrecht der Bär zum ersten Mal öffentlich als

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Herzog von Sachsen auftreten und hatte sich dafür die Stadt Bremen ausgesucht, weil dort zum Allerheiligenfest ein großer Markt abgehalten wurde, der viele Menschen aus dem gesamten Umland anzog. Dies schien ihm der geeignete Rahmen, um sein erstes Herzogsgericht abzuhalten, aber in der Volksmenge waren die Anhänger Richenzas so stark vertreten, daß ein Tumult ausbrach und Albrecht nur durch rasche Flucht der Gefangenschaft entging. Auch später sollte er sich nicht durchsetzen, denn Pfalzgraf Friedrich von Sommerschenburg, Graf Rudolf von Stade und Erzbischof Konrad von Magdeburg führten die militärischen Operationen gegen ihn so erfolgreich, daß sie zuletzt sogar noch die Nordmark und das askanische Kernland eroberten. Nachdem sie Albrecht aus Sachsen vertrieben hatten (patria eliminaverunt),30 mußte dieser sich nach Süddeutschland zum König begeben, doch auch Konrad III. konnte den Konflikt nicht in Albrechts Sinne regeln, weil keiner der weltlichen Großen Sachsens auf den dafür anberaumten Hoftagen im Februar und im April 1140 erschien. Viel besser stand es um die königliche Sache auch in Bayern nicht, denn dort trat sofort nach dem Tod Heinrichs des Stolzen dessen Bruder Welf VI. als legitimer Erbe auf, erhob Anspruch auf die Vormundschaft für Heinrich den Löwen und behauptete, »daß das Herzogtum Bayern nach Erbrecht ihm gehöre, und weil er beim König sein Recht nicht finden konnte, rüstete er sich zum bewaffneten Widerstand«.31 Diese Fehde führte er gewiß nicht stellvertretend für Heinrich den Löwen, denn er hatte einen Sohn und sah die Chance zur Stärkung der eigenen Unabhängigkeit vom schwäbischen und – falls er diesen Rang nicht selbst erreichen würde – vom bayerischen Herzog. Als Treuhänder seines Neffen verfügte er jetzt auch über dessen schwäbische Güter und nutzte sie zumindest vorläufig für eigene Zwecke. Im August 1140 siegte er bei Valley im Mangfalltal über den Babenberger Leopold und provozierte damit einen Gegenstoß Konrads III. ins Schwäbische, den der König zusammen mit seinem Bruder Herzog Friedrich II. von Schwaben durch die Belagerung der Burg Weinsberg bei Heilbronn einleitete. Das Unternehmen zog sich lange hin, und Konrad mußte am 21. Dezember erst ein überlegenes Entsatzheer Welfs VI. besiegen, ehe die Burgleute kapitulierten. In der Kölner Königschronik wird dazu die rührende Geschichte über die Frauen von Weinsberg erzählt, denen Konrad freien Abzug gewährte und noch dazu erlaubte, so viel von ihrer Habe mitzunehmen, wie sie auf den Schultern tragen könnten. Als die Frauen daraufhin ihre Männer herausschleppten, habe Konrad sie gegen den Einspruch seines Bruders gewähren lassen, denn »es gehört

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sich nicht, an einem Königswort herumzudeuteln« (regium verbum non decere immutare).32 Das ist sehr wahrscheinlich eine Sage, schon wegen des hier vorausgesetzten und ganz unüblich hohen Frauenanteils einer Burgbesatzung, und man kennt aus verschiedenen Zeiten und Gegenden nahezu dreißig Erzählungen von ähnlichen Situationen. Immerhin zeigt die Geschichte einerseits die Grausamkeit des Belagerungskrieges mit Tötung der Besiegten und Ausplünderung, andererseits die unbeirrbare Großmut, die man vom König auch in solcher Lage gern erwarten wollte. Dem sächsischen Hof war klar, daß der König trotz des Sieges bei Weinsberg mit seinen Verfügungen über Sachsen und Bayern in beiden Herzogtümern gescheitert war. Auch der Tod Richenzas, die am 10. Juni 1141 starb und in Königslutter neben Kaiser Lothar und Heinrich dem Stolzen beigesetzt wurde, schwächte den sächsischen Widerstand nicht. Als noch dazu die bayerische Frage durch den Tod Leopolds IV. am 18. November 1141 neu aufgeworfen wurde, entschied der König zunächst nichts, sondern belehnte Leopolds Bruder Heinrich nur mit der Mark Österreich. Die Fronten waren verhärtet, und eine Lösung schien denkbar fern, bis Erzbischof Markolf von Mainz einen Ausgleich vermittelte, der im Mai 1142 auf dem Frankfurter Hoftag Konrads III. beschlossen wurde. Albrecht der Bär wurde in seinen früheren Rechten und Besitzungen als Graf von Ballenstedt und Markgraf der Nordmark bestätigt, mußte aber auf die Herzogswürde in Sachsen verzichten, so daß Heinrich der Löwe damit belehnt werden konnte. Das bayerische Problem sollte durch eine Verbindung der welfischen mit der babenbergischen Familie gelöst werden, indem Heinrichs des Stolzen Witwe Gertrud, nach Richenzas Tod für ihren unmündigen Sohn Repräsentantin des Hauses in Sachsen, den Markgrafen Heinrich II. von Österreich heiratete, den Bruder des ein halbes Jahr zuvor verstorbenen Leopold IV., Halbbruder Konrads III. und seit dem Ende des 13. Jahrhunderts durch den Beinamen Ioch so mir got, »Jasomirgott«, als frommer Mann geehrt. Ihm gedachte Konrad das Herzogtum Bayern zu geben und durch Heinrichs Ehe mit Gertrud möglichen Ansprüchen Heinrichs des Löwen für die Zukunft vorzubeugen.33 Der König selbst hat die zwei Wochen dauernden Hochzeitsfeierlichkeiten in Frankfurt ausgerichtet und bezahlt. Wahrscheinlich ist damals außer Heinrich dem Löwen auch seine Mutter Gertrud mit dem sächsischen Dukat belehnt worden, denn in zwei Urkunden der Erzbischöfe Markolf von Mainz und Adalbero von Bremen aus dem Jahr 1142 wird sie als regierende Herzogin angesprochen, totius Saxonie ducissa

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(»Herzogin ganz Sachsens«) oder domina ducissa (»die Herrin Herzogin«).34 Für deutsche Verhältnisse ist das ungewöhnlich, weil dabei die Anerkennung der weiblichen Lehnserbfolge vorausgesetzt wurde, aber der König brauchte diesen Rechtsweg für seinen Zugriff auf Sachsen und erinnerte sich vielleicht an das Projekt einer Doppelbelehnung Heinrichs des Stolzen und Gertruds mit den Mathildischen Gütern aus dem Jahr 1133. Worauf seine Pläne im einzelnen hinausliefen, zeigte sich alsbald beim Goslarer Hoftag im Januar 1143 und auf den folgenden Stationen des Königs in Sachsen. In Gegenwart vieler sächsischer Großer und vielleicht sogar nach Absprache mit ihnen verzichtete Heinrich der Löwe in Goslar consilio matris (»auf den Rat seiner Mutter«)35 als ihr Sprachrohr im Vollzug der Frankfurter Abreden auf Bayern, so daß Heinrich Jasomirgott sogleich damit belehnt werden konnte. Von Goslar zog Konrad nach Hildesheim weiter und erreichte dort mit Hilfe staufischer Sympathisanten im Domkapitel die Wahl seines Halbbruders Konrad von Babenberg zum Dompropst und damit auch zum Archidiakon von Goslar, denn seit salischer Zeit wurden beide Ämter stets in Personalunion wahrgenommen. Konrad war bereits Dompropst in Utrecht und Mitglied des Kölner Domkapitels, übte das Hildesheimer Amt aber von seiner Wahl an tatsächlich aus und gab es 1148/49 an Rainald von Dassel weiter, den späteren Kanzler Friedrich Barbarossas und seit 1159 gewählten Erzbischof von Köln.36 Ende Januar erschien der König schließlich in Braunschweig, wo er »von den Einwohnern prächtig empfangen und von der Herzogin Gertrud großzügig geehrt« wurde (ab incolis gloriose suscipitur, atque munificentia ducisse Gertrudis honoratur).37 Deutlich ist die Absicht erkennbar, in Sachsen Präsenz zu zeigen und staufisch-babenbergische Stützpunkte zu bilden; im Sinne dieser Ziele leitete Heinrich Jasomirgott aus seiner Rechtsstellung als Ehemann Gertruds eigene Befugnisse in sächsischen Angelegenheiten ab, denn im Frühjahr 1143 beurkundete er eine Schenkung der Herzogin und ihres Sohnes an das Kloster Homburg bei Langensalza.38 Bald nach dem Tag von Goslar demonstrierte der Babenberger damit seinen Willen zur Mitsprache, und dieser Wille schien mittelfristig durchsetzbar, denn Gertrud handelte als Regentin Sachsens durchaus anders als ihre Mutter Richenza. Im Land Wagrien nördlich der Elbe setzte sie als Graf Heinrich von Badwide ein, einen Mann Albrechts des Bären, um Adolf II. von Schauenburg zu schaden, der seit 1130 im Auftrag Lothars von Süpplingenburg die Grafschaft Holstein innehatte und sich nach 1138 standhaft weigerte, Albrecht den Bären als Herzog von

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Sachsen anzuerkennen. Helmold von Bosau verknüpft diese erstaunliche Handlungsweise Gertruds, die einen loyalen Vertreter der welfischen Sache so sichtbar desavouierte, zeitlich mit der Frankfurter Belehnung Heinrichs des Löwen,39 so daß auch ein sachlicher Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen nicht ausgeschlossen werden kann: In der nördlichen Missionsund Expansionszone des sächsischen Dukats sollte eine Stütze des staufischen Königs aufgerichtet werden. Wenn Gertrud an der Seite ihres zweiten Gemahls dessen Auftreten in Sachsen erkennbar billigte, so legitimierte sie es gegenüber den sächsischen Großen, deren Loyalität primär ja nicht den Welfen, sondern der süpplingenburgischen Familie galt. Es darf nicht vergessen werden, daß die Welfen erst durch Heinrichs des Schwarzen Einheirat in die Familie der Billunger sächsischen Besitz erworben hatten und im Land über lange Zeit kaum wahrgenommen wurden. Heinrich der Schwarze ist wahrscheinlich niemals dort gewesen, Heinrich der Stolze zu Lebzeiten seines Schwiegervaters nur einmal, im Jahre 1134, und dann erst wieder in der kurzen Zeit vor seinem Tod. In Braunschweig, Lüneburg und Königslutter gedachte man der Brunonen, der Billunger, der Süpplingenburger und schloß die welfischen Ehemänner der sächsischen Erbtöchter erst sekundär in die Memoria ein.40 Ob sich die Akzeptanz der sächsischen Großen und vor allem der Ministerialität von Richenza und ihrer Tochter dauerhaft auf Heinrich den Löwen übertragen würde, war nach Gertruds Heirat und den erfolgreichen Ansätzen Konrads III. in Sachsen zumindest ungewiß. Sollte Gertrud ihrem zweiten Gemahl einen Sohn oder gar mehrere gebären, würde der König über kurz oder lang einen Anlaß zur Revision der Frankfurter Belehnung Heinrichs des Löwen finden, ebenso rasch wie dieser sich vier Jahre nach seiner Goslarer Verzichtserklärung auf Bayern nicht mehr daran gebunden fühlte und später schmerzlich erfahren sollte, wie schnell und unsentimental vermeintlich altbewährte Ministerialen zum stärkeren Herrn überliefen. Hätte man ihn im Falle eines erfolgreichen königlichen Zugriffs auf Sachsen mit Teilen des billungischen Erbes abgefunden oder auf seine schwäbischen Güter in den Schatten Welfs VI. zurückgeschickt? Es war damals keineswegs sicher, daß die Nachwelt jemals an Heinrichs Biographie Interesse haben würde. Alle diese Pläne, Verabredungen und Kombinationen wurden jedoch mit einem Schlage hinfällig. Im Frühjahr 1143 reiste Gertrud nach Bayern ab und starb wohl noch unterwegs am 18. April, ihrem achtundzwanzigsten Geburtstag, an den Folgen der schweren Geburt einer Tochter, die ihre Mutter

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überlebte.41 Mit dem Ende des babenbergisch-süpplingenburgischen Heiratsbundes war dem Frankfurter Kompromiß seine Grundlage entzogen und der Handlungsspielraum des staufischen Königs in Sachsen erheblich reduziert. Mühsame Versuche zur Gewinnung sächsischer Verbündeter hatten später nur mäßigen Erfolg und waren für die anstehenden Konflikte ohne Bedeutung. Der Tod seiner Mutter hat Heinrich dem Löwen wenn schon nicht die Herrschaft gerettet, so doch schwere Kämpfe erspart.

Das Land nördlich der Elbe Die sächsischen Unsicherheiten hatten sich auch auf Nordalbingien ausgewirkt, zumal die einheimischen Holsten keineswegs damit einverstanden waren, daß Lothar III. dort einen Grafen eingesetzt hatte. Sie empfanden das Wirken Adolfs II. vielmehr als neuartige herrschaftliche Bedrohung der altüberkommenen Freiheit einer bäuerlichen Kriegergesellschaft, für die »Stehlen und Verschwenden Zeichen des Ansehens sind. Einer der nicht Beute machen kann, ist dumm und ruhmlos.«42 Wer unter solchen Voraussetzungen die Rechtsprechung im Grafengericht durchsetzen wollte und das Fehdewesen der Familien mit Hilfe des allgemeinen Landfriedens allmählich kriminalisierte oder Heerfolge beim gräflichen Aufgebot verlangte, setzte in der Tat einen tiefgreifenden Prozeß der Zivilisierung und Modernisierung in Gang, der Holstein an die Organisationsstandards des karolingisch geprägten Reiches heranführen würde und damit den Widerstand des hochkonservativen Landes provozierte. Zu diesen Standards gehörte auch eine Kirchenorganisation, für die es bisher kaum mehr als schwache Ansätze gab. Seit Mitte der zwanziger Jahre hatte der Priester Vicelin im Auftrag Erzbischof Adalberos von Bremen als Missionar im slawischen Grenzgebiet gearbeitet und das Chorherrenstift Neumünster gegründet. Auf Grund seiner großen Erfahrung und eines offenbar gut entwickelten Sinns für pragmatisches Handeln wurde er zum wichtigsten Berater Lothars III. für den nordelbischen Raum, und einem Hinweis Vicelins folgend ließ der König 1134 auf einer Anhöhe in Wagrien die Burg Segeberg erbauen. Zu ihren Füßen gründete er ein Kanonikerstift, von dem Mission und erste Ansätze einer Pfarreiorganisation ausgehen sollten. Der holsteinische Pfarrer Helmold von Bosau, dem wir ungewöhnlich detaillierte und farbige Schilderungen dieser norddeutschen Welt im Wandel verdanken, hat hier seine erste Ausbildung erhal-

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Das Land nördlich der Elbe Östlich des alten Limes Saxoniae, des »Sächsischen Limes« zwischen Elbe und Kieler Förde, erstreckte sich bis zur Warnow das Gebiet eines slawischen Großstammes mit den Teilstämmen der Wagrier, Polaben und Abodriten; die Abodriten haben dem Großstamm ihren Namen gegeben, Kessiner und Zirzipanen schlossen sich ihm an. Der Raum zwischen Peene und Oder galt als Einflußgebiet der Pomoranen (»Pommern«), die ihr eigentliches Herrschaftsgebiet weiter östlich zwischen Oder und Weichsel hatten. Die Insel Rügen und das südlich anschließende Küstengebiet der Ostsee gehörten den Ranen.

ten, die er an der Stiftsschule St. Blasius in Braunschweig fortsetzte; die bewegte Geschichte der Region hat er aus nächster Nähe erlebt und als zutiefst betroffener Zeitgenosse zwischen 1163 und 1172 in seiner Chronik ausführlich beschrieben.43 Die Erschließung der nordelbischen Gebiete für die sächsische Herzogsgewalt hatte soeben erst begonnen, als Lothar starb und die folgenden Kämpfe zwischen Heinrich dem Stolzen und Albrecht dem Bären die frühen Organisationsstrukturen an der Slawengrenze erheblich gefährdeten. Albrecht der Bär vertrieb Adolf II. von Schauenburg aus der Doppelgrafschaft Holstein-Stormarn, denn der Graf hielt unbeirrbar fest zu Richenza und

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Heinrich dem Stolzen. Im Jahre 1138 setzte Albrecht Heinrich von Badwide an Adolfs Stelle, einen bisher ganz unbekannten Adligen aus der Gegend von Uelzen. Dieser Wechsel gelang deshalb, weil Adolf II. keine Unterstützung bei den Holsten fand, die vielmehr froh waren, den Vertreter herzoglicher Gewalt mit seinen Aktivitäten gegen die Autonomie der altholsteinischen Familienverbände losgeworden zu sein. Anders als sein Vorgänger scheint Heinrich von Badwide kluge Rücksicht auf solche Empfindlichkeiten genommen zu haben, denn er wurde zunächst akzeptiert, wobei auch Einsicht der Holsten in die akute Gefährdung ihres Landes mitgewirkt haben mag, dessen Abwehrkräfte nicht durch innere Konflikte geschwächt werden durften. Helmold von Bosau beklagte die Herrschaft der beiden Slawenfürsten Pribislaw in Wagrien und Polabien und Niklot im Gebiet der Abodriten, denn sie seien nach außen aggressiv und hätten in ihren Gebieten die heidnische Reaktion gestärkt. »Außer Hainen und Hausgöttern, von denen Fluren und Ortschaften voll waren, wurden am meisten verehrt Prove, der Gott des Oldenburger Landes, Siwa, die Göttin der Polaben, und Radigast, der Gott im Gebiet der Abodriten. Sie hatten eigene Priester, besondere Opfer und verschiedene Kultformen ... Unter den vielgestaltigen Gottheiten der Slawen ragt Swantewit hervor, der Gott von Rügen; ... darum opfern sie ihm zu Ehren alljährlich einen Christen, auf den das Los gefallen war. Sie schicken dorthin aus allen slawischen Ländern festgesetzte Abgaben zu den Opfern.«44 Weil die Religion der Slawen anders als die christliche nicht universal auf alle Menschen bezogen war, sondern gentil auf Gruppen und Verbände mit jeweils besonderen Göttern, war ihr durch Mission schwer beizukommen, denn die Existenz der Gruppe hing von der gemeinsamen Verehrung derselben Götter ab. Die Leitung dieser Kulte war Priestern anvertraut, denen die enge Verbindung von politisch-sozialer Integration und Religion ebenso bewußt war, wie ihnen die persönlichen Konsequenzen für den Fall vor Augen standen, daß christliche Missionare Erfolg hatten und die alten Götter beseitigten. Jeder getaufte Slawenfürst mußte deshalb in Rechtfertigungszwänge geraten, gefährdete seine gesellschaftliche Stellung, seine politische Autorität, seine Herrschaft. Dennoch war das Heidentum nach Helmolds Meinung nur deshalb wieder so stark geworden, weil der sächsische Adel alle Missionserfolge immer wieder zunichte gemacht hatte, indem er rigorose Abgaben- und Tributforderungen an die soeben getauften Slawen stellte. »Vom Christentum war keine Rede« (de Christianitate nulla fuit mentio), sondern

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es ging um Ausbeutung, und deshalb tadelt Helmold scharf »die Vornehmen der Sachsen, die ... am Werke des Herrn stets unfruchtbar und unnütz befunden worden sind«.45 Das Ergebnis dieses unklugen Verhaltens ließ nicht lange auf sich warten. Im Jahre 1138 griff Pribislaw Segeberg von Wagrien aus an, zerstörte Siedlungen im Umland und auch das Stift, so daß die Kanoniker über die Trave nach Högersdorf flüchten mußten. Im folgenden Winter holte dann Heinrich von Badwide an der Spitze eines Aufgebots der Holsten und Stormarner zum Gegenschlag aus und fiel in Wagrien ein, im Sommer darauf eroberten die Holsten auf eigene Faust die Burg Plön, denn inzwischen hatte Heinrich von Badwide aus der Grafschaft weichen müssen. Er hatte seinen Rückhalt verloren, weil Albrecht der Bär im Mai 1139 seine sächsische Herzogswürde aufgegeben hatte und Heinrich der Stolze Adolf II. wieder einsetzte. Auf seinem Rückzug brach Heinrich von Badwide die Burgen in Hamburg und Segeberg, um den Konkurrenten zu schwächen. Auf diese Weise setzten sich Konflikte fort, die ihren Ursprung auf der Ebene von Reich und König hatten, von dort auf den sächsischen Dukat und schließlich auf die regionale Ebene durchschlugen, wo sie dann vollends in Selbstzerstörung mündeten. Die Belehnung Heinrichs von Badwide mit Wagrien durch Gertrud gleich nach dem Tod Heinrichs des Stolzen zeigt das deutlich. Ob die Herzogin die Entscheidung ihres Gemahls aus persönlicher Abneigung gegen Adolf II. umstieß, wie Helmold meint,46 oder im Sinne der Wünsche Konrads III. handelte, wird sich nicht mehr klären lassen, die Tatsache selbst aber ist ein deutlicher Hinweis auf die widerstreitenden Kräfte in der Krisenregion nördlich der Elbe. Der Tod Heinrichs des Stolzen hatte Adolf II. geschadet und Heinrich von Badwide begünstigt; ein anderer Todesfall kehrte das Verhältnis nicht einfach wieder um, sondern machte den Weg frei für einen klugen Vergleich, der zur dauerhaften Konsolidierung führen sollte. Sobald Gertrud 1143 »aus den Angelegenheiten des sächsischen Herzogtums ausgeschieden war« (alienata est a negociis ducatus), begab sich Adolf II. zu Heinrich dem Löwen und seinen Beratern (consiliarii), um Wagrien zurückzubekommen. Die klugen Räte des noch unmündigen Herzogs – wir wissen nicht, wer sie waren – brachten ein konsensfähiges und für die Zukunft erstaunlich haltbares Abkommen zustande, das Heinrich dem Löwen seinen Weg im Norden erst eigentlich gebahnt hat: Adolf II. wurde als Graf in seine alte Stellung zurückgeführt und erhielt gegen eine beträchtliche Ablösezahlung Wagrien mit dem Burgplatz

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Segeberg als Zentrum, für Heinrich von Badwide richtete man im Land der Polaben eine neue Grafschaft um die schon in slawischer Zeit existierende Ratzeburg ein.47 Bisher hatte in diesen Gebieten Pribislaw geherrscht, der fortan aus den Quellen verschwindet und erst im Jahre 1156 als privatisierender Grundherr in der Nähe von Oldenburg wieder erwähnt wird.48 Für den Schauenburger bedeutete das Abkommen einen großen Erfolg. Die Grafschaft Holstein-Stormarn reichte jetzt bis zur Ostsee, und Wagrien war Kolonialland, in dem Adolf ohne einschränkende Konkurrenz einheimischer Familien als Graf wirken konnte und noch dazu die Chance zum Aufbau einer eigenen Landesherrschaft hatte. Diese offene Struktur einer peripheren Großregion sollte den Raum alsbald auch für Heinrich den Löwen zu einem seiner wichtigsten Herrschaftskomplexe werden lassen. Hier hat er am Rande des Königreiches ein Reich begründet und dessen Grenzen durch Eroberung wesentlich erweitert, eine von Ministerialen dominierte Verwaltung geschaffen und die eigenen Kompetenzen so weit steigern können, daß er Bischöfe einsetzte. Damit übte er ein Recht aus, das im ganzen Reichsgebiet sonst nur dem König zustand: Für das Land nördlich der Elbe erlangte der Herzog die Kirchenhoheit. Adolf von Schauenburg hat seine neuen Möglichkeiten sogleich genutzt und von den Erfahrungen seiner früheren Amtszeit im Norden so weit profitiert, daß er im Umgang mit den Einheimischen diesmal geschickter war. »Er brachte seinem Volke Gerechtigkeit, schlichtete Streitsachen und befreite Unterdrückte aus der Gewalt der Mächtigen. Dem Klerus war er besonders zugetan und ließ ihn weder in Werken noch in Worten von jemandem beleidigen. Viel Mühe gab er sich, die aufsässigen Holsten zu bändigen; das ist nämlich ein freiheitsliebendes, halsstarriges Volk, bodenständig und wild, das das Joch des Friedens nicht tragen wollte. Doch dieser Mann überwand sie mit Klugheit, und er hatte über sie nachgedacht (philosophatus est in eis). Mit bezaubernden Gesängen lockte er sie heran, bis er diesen, ich möchte sagen: ungezähmten Wildeseln den Zaum übergeworfen hatte.«49 Er baute die Burg Segeberg wieder auf und leitete sogleich die Besiedlung seiner dünn bevölkerten Grafschaft ein, indem er Boten nach Flandern, Holland, Westfalen und Friesland schickte mit der Nachricht, daß jeder, der zu wenig Land besitze, mit seiner Familie zuwandern könne, um wertvollstes Acker- und Weideland zu erhalten. Auch die Holsten ermunterte er entsprechend, so daß alsbald große Siedlungskomplexe ausgelegt werden konnten, in denen die Einwanderer nach eigenem Recht unter gräflichem Schutz leben würden:

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für die Holsten westlich von Segeberg, an der Trave und nach Norden in Richtung auf den Plöner See; für die Westfalen östlich von Segeberg; für die Holländer in der Gegend von Eutin; für die Friesen südöstlich von Eutin im Raum Süsel. In diesen Gebieten existierten, wie aus der Verteilung slawischer (Bosau, Eutin, Zarnekau) und deutscher (Blumental, Meinsdorf, Rodensande) Ortsnamen im Raum Eutin hervorgeht, spätslawische und frühe deutsche Siedlungen weiterhin nebeneinander, zu Vertreibungen mußte es nicht kommen. Allein das Oldenburger Land mit den Küstenregionen blieb gegen Tributzahlungen den Slawen vorbehalten,50 und in dieses Reservat hatten die neuen Herren Pribislaw offensichtlich abgedrängt. Mit dem Abodritenfürsten Niklot schloß Adolf II. Freundschafts- und Schutzabkommen (amiciciae), um dem Land Frieden zu sichern. Der Bericht Helmolds gibt ungewöhnlich genaue Nachrichten über diese erste Phase der hochmittelalterlichen Ostsiedlung, bei der große Bevölkerungsgruppen aus dem westlichen Altsiedelland über die Elbe/Saale-Linie hinwegzogen und damit die alte, seit der Zeit Karls des Großen nicht veränderte Ostgrenze des Reiches immer massiver überschritten. Graf Adolf II. leitete jedoch nicht nur die große Siedlungsbewegung des Hochmittelalters ein, sondern gründete auch den späteren Vorort des mittelalterlichen und neuzeitlichen Ostseehandels, indem er 1143 an der Trave oberhalb einer 1138 zerstörten slawischen Burgstadt Liubice (»Alt-Lübeck«) auf einer von Trave und Wakenitz gebildeten Halbinsel einen Fernhandelsplatz anlegte. Von der älteren slawischen Anlage übernahm er den Namen Lubeke/ Lübeck, und wahrscheinlich sind Fernhändler aus dem zerstörten Liubice an den neuen Ort gekommen, der wohl in der Gegend der heutigen Petrikirche gelegen hat. Auf der Trave konnte die Ostsee erreicht werden, ein Hafen war am Ufer mit einfachen Mitteln anzulegen, und die Fernkaufleute brachten ihre Erfahrungen ein, so daß der Ort sehr schnell die bestehenden Handelsverbindungen aus dem Hinterland in die Ostsee auf sich zog.51 So mächtig sollte die Gründung Adolfs von Schauenburg aufblühen, daß Heinrich der Löwe zehn Jahre später seine Hand darauf legte.

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Die Güter der Grafen von Stade Oberstes Gebot für die Vorbereitung der selbständigen Regierung Heinrichs des Löwen in Sachsen war die Schwächung seiner Konkurrenten, die gemeinsam nicht stärker sein sollten als der Herzog. Eine solche Idealforderung war schwer zu erfüllen, um so wichtiger mußte der Erwerb weiterer Besitz- und Herrschaftsrechte aus den Händen anderer Adelsgewalten sein. Die besten Voraussetzungen für solche Güterbewegungen boten große Erbfälle aussterbender Dynastenfamilien, denn zwangsläufig verteilten sie die Gewichte in Sachsen neu, und es war die Frage, wem das zugute kam. Am 15. März 1144 erschlugen Dithmarscher Bauern den Grafen Rudolf II. von Stade. Weil das Opfer keine Kinder hatte, blieben seine Geschwister Hartwig und Liutgart als Erben eines Güter- und Herrschaftsgebietes, das von der Unterweser im Süden bis zur Eider im Norden reichte und an das billungische Erbgut der Welfen um Lüneburg grenzte.52 Hartwig war Domherr in Magdeburg und Propst des Bremer Domkapitels, Liutgart die Gemahlin des sächsischen Pfalzgrafen Friedrich von Sommerschenburg. Sogleich nach dem Tod seines Bruders schloß Hartwig einen Vertrag mit Erzbischof Adalbero von Bremen, dem zufolge Hartwigs gesamtes Erbe in der Diözese Bremen an den Erzbischof fiel. Als Gegenleistung sollte Adalbero seinem Dompropst dieses Erbgut mit allen Grafschaftsrechten als Lehen auf Lebenszeit zurückgeben, und wahrscheinlich hat das Bremer Domkapitel ihm damals auch die Anwartschaft auf die erzbischöfliche Würde versprochen, die er im Jahre 1148 tatsächlich erhalten hat. Die meisten Eigengüter der Familie am Mittellauf der Elbe dagegen schenkten Hartwig und seine Mutter dem Bistum Havelberg, dem Prämonstratenserstift St. Marien in Magdeburg und dem erst neu zu gründenden Stift Jerichow, das noch im Jahre 1144 von Magdeburg aus auf Havelberger Gebiet für Prämonstratenserchorherren eingerichtet wurde; den Rest des Gutes verkauften sie an das Erzbistum Magdeburg. Die Erzbischöfe von Bremen und von Magdeburg würden fortan Verbündete Hartwigs sein.53 Nur sechs Wochen später bahnte sich ein weiterer bedeutender Erbfall an, denn am 27. April 1144 starb Graf Siegfried IV. von Boyneburg, ein Enkel Ottos von Northeim.54 Seine Güter und Rechte erstreckten sich vom Mittellauf der Leine und von der oberen Weser bis in die Gegend von Eschwege, außerdem aber hatte Siegfried fast alle Grafschafts- und Vogteirechte der Northeimer besessen, deren letzter männlicher Nachkomme er gewesen war.

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Erben waren Siegfrieds Witwe Richenza, seine einzige Tochter Guda und seine Schwester, die ebenfalls Richenza hieß. Als Großneffe Siegfrieds und Enkel der Kaiserin Richenza aus dem Haus der Northeimer Grafen hatte zwar auch Heinrich der Löwe Ansprüche, aber seine Räte meldeten sie nicht an, weil sie sich auf das größere Erbgut der Stader Grafen konzentrieren und den ohnehin schweren Weg zu dessen Erlangung nicht durch ein zweites, kaum weniger kompliziertes und ungewisses Verfahren belasten wollten. Unwidersprochen konnte ein Teil des northeim-boyneburgischen Erbes deshalb noch im Jahre 1144 an den Grafen Heinrich von Assel gehen, der die Witwe Siegfrieds IV. von Boyneburg heiratete; den größeren Bestand aber kaufte Heinrichs älterer Bruder, Graf Hermann II. von Winzenburg, dem König Konrad III. noch dazu die Grafschafts- und Vogteirechte Siegfrieds von Boyneburg übertrug, um einen starken sächsischen Bundesgenossen zu gewinnen. Es handelte sich um ein nahezu geschlossenes Herrschaftsgebiet im Raum von Leine, oberer Weser, Werra und Diemel mit Grafschaftsrechten und Burgen, Vogteien über die Klöster Northeim, Corvey, Bursfelde, Gandersheim, Helmarshausen, Heiligenstadt, Flechtdorf und Amelungsborn. Als Hermann von Winzenburg das soeben erworbene Kloster Northeim und sein eigenes Hauskloster Reinhausen der Mainzer Kirche gab und im Gegenzug vom Erzbischof alle Mainzer Kirchenlehen im südlichen Sachsen erhielt, formierte sich eine beachtliche Position gegen Heinrich den Löwen. Heinrichs Räte reagierten schnell. Am 23. Juli 1144 ließen sie den Erzbischof von Mainz um die Beglaubigung einer Urkunde bitten, mit der Heinrich der Löwe dem Kloster Bursfelde alle Rechte und Freiheiten bestätigte, die sein Urgroßvater Heinrich von Northeim dem Kloster einst verliehen hatte. Dem Vertragspartner des Winzenburgers war damit in schriftlicher Form bekanntgemacht, daß Heinrich der Löwe legitimer und vollberechtigter Erbe (legitimus ac iustissimus heres) des Northeimers war.55 Unter den Urkundszeugen Heinrichs des Löwen finden wir die Grafen Poppo von Blankenburg und Liudolf von Wöltingerode zusammen mit den Ministerialen Liudolf von Dahlum, Anno von Heimburg und Berthold von Peine, die uns schon am Hof der Kaiserin Richenza begegnet sind. In dieser ersten Urkunde, die Heinrich den Löwen als Aussteller nennt, lernen wir aber noch weitere Personen kennen, die mit ziemlicher Sicherheit zum süpplingenburgisch-welfischen Hof gehört haben, der nach 1142/43 die Belange des Erben selbständig vertreten hat, nämlich die Äbte Eberhard von Königslutter, Wolfram von Lüneburg und Vicelin von Northeim, die Pröpste Ekkehard von Braunschweig und

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Snellard von Oelsburg. Der engere Hofklerus ist durch die Kapelläne Gerold, Giselbert und Markward vertreten; Gerold, der wahrscheinlich den Text der Urkunde formuliert hat, war Kanoniker an St. Blasius in Braunschweig und als Leiter der Stiftsschule Lehrer Helmolds von Bosau, später sollte er Bischof von Oldenburg/Lübeck werden; Giselbert begegnet nur in dieser Urkunde, aber vom Kapellan Markward wissen wir, daß er später zum Abt des alten billungischen Hausklosters St. Michael in Lüneburg aufstieg und in der Umgebung Heinrichs des Löwen blieb. Auf dem Magdeburger Hoftag Konrads III. im Dezember 1144 gingen die tutores Heinrichs des Löwen dann in die Offensive und klagten gegen die Vergabe der Stader Grafschaften an den Dompropst Hartwig von Bremen. Sie begründeten ihre Beschwerde mit einer Zusage Erzbischof Adalberos von Bremen an Gertrud von Süpplingenburg, nach dem Tod Rudolfs von Stade dessen Lehen an Heinrich den Löwen zu übertragen.56 Über die Berechtigung der Ansprüche Heinrichs des Löwen ist viel gestritten worden, denn von der Antwort hängt das Urteil nicht nur über den politischen Stil, sondern auch über das Rechtsbewußtsein des welfischen Hofes und seines künftigen Herrn ab. Zunächst werden wir davon ausgehen müssen, daß es einen solchen Anspruch wirklich gegeben hat, denn ohne jeden Rechtsgrund hätten Heinrichs Räte auf dem Hoftag schlecht argumentieren können. Die Quellen sagen dazu wenig, doch ist der Disput offenbar von unterschiedlichen Rechtsstandpunkten aus geführt worden. Die Gegner Heinrichs des Löwen vertraten anscheinend die ältere sächsische Rechtsauffassung, daß nicht nur Eigentum, sondern auch Grafschaften und anderes Lehnsgut erbrechtlich weiterzugeben wären und ein Graf nicht vom Herzog abhinge, sondern nur vom König, so daß Heinrich der Löwe in dieser Sache weder zuständig noch zur Mitwirkung berechtigt war. Der Hof Lothars von Süpplingenburg, dessen Meinung Heinrichs Räte vertraten, hatte in dieser Hinsicht jedoch schon seit langer Zeit durchaus anders gedacht, denn Lothar war so mächtig gewesen, daß er Landfriedenswahrung und Lehnrecht einsetzen konnte, um seinen Herzogstitel mit wirklichen Regierungsfunktionen auszufüllen. Praktisch lief das auf den Versuch hinaus, alle Grafen in ein direktes Lehnsverhältnis zum Herzog zu bringen. Als Lothar dann König wurde, verbesserten sich zwar die Voraussetzungen für solche Bestrebungen, aber ihre Rechtsgrundlagen wurden diffuser, weil man König und Herzog in der Person Lothars nicht mehr klar unterscheiden konnte. Wie damals sein Hof, so hat später Heinrich der Löwe selbst die Kombination von Landfriede

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und Lehnrecht konzeptiv weiterverfolgt und sich damit in einen Gegensatz zum sächsischen Rechtsbrauch gebracht, denn von seinem Standpunkt aus durfte der Oberlehnsherr das gesamte Gut beanspruchen, wenn es keinen direkten Erben mehr gab. Die Verbindung zweier Anspruchsgründe in doppelgleisiger Argumentation meinte Helmold von Bosau, als er am Ende des Konflikts um die Stader Güter zusammenfassend feststellte, daß Heinrich der Löwe sie teils nach Erbrecht, teils nach Lehnrecht erworben habe (quaedam quidem hereditario iure, quaedam beneficiali).57 Erbrechtliche Argumente gab es in der Tat, denn die Familie Heinrichs des Löwen war seit langem überzeugt, mit den Grafen von Stade verwandt zu sein. In der ältesten schriftlichen Aufzeichnung ihrer Geschichte, der Genealogia Welforum von 1123/26, wird von ihrem Vorfahren Rudolf und seiner Gemahlin Ita erzählt, die eine Schwester des Markgrafen Ekbert von Stade gewesen sei.58 Weder von Ekbert noch von seinen Brüdern gab es der Genealogia zufolge legitime Nachkommen, wohl aber führte eine direkte Linie von Ita und Rudolf über die Stationen Welf II./Cuniza/Welf IV./Heinrich der Schwarze/Heinrich der Stolze zu Heinrich dem Löwen. Es ist ganz unerheblich, wie moderne Historiker und Genealogen diese Verwandtschaft beurteilen und ob sie herausgefunden haben, daß andere sächsische Familien den Grafen von Stade sehr viel näher standen als die Welfen, denn für das Handeln der Räte Heinrichs des Löwen war deren subjektive Überzeugung von der Relevanz des erbrechtlichen Arguments ausschlaggebend. Weder dem König noch den meisten sächsischen Großen konnte jedoch an einer Stärkung Heinrichs des Löwen gelegen sein. Der Magdeburger Hoftag brachte deshalb einen Fürstenspruch, der Hartwig die Grafschaften seines ermordeten Bruders zuerkannte und dem Pfalzgrafen Friedrich von Sommerschenburg, Hartwigs Schwager, die königliche Bannleihe zur Ausübung der Hochgerichtsbarkeit übertrug, weil Hartwig sie als Kleriker nicht selbst handhaben durfte; der König bestätigte außerdem der Kirche von Havelberg die Schenkungen Hartwigs und dem Erzstift Magdeburg den Erwerb Jerichows mit anderen Stader Gütern.59 Die welfische Seite hat das anerkennen müssen, denn in den Diplomen Konrads III. für Magdeburg findet sich Heinrich der Löwe als erster der weltlichen Zeugen, vor Albrecht dem Bären, Pfalzgraf Friedrich von Sommerschenburg, Graf Hermann von Winzenburg. Dem Zwang zur Anerkennung des Magdeburger Spruchs folgte allerdings nicht dessen dauerhafte Akzeptanz, vielmehr entschlossen sich Heinrichs Räte jetzt, eine Revision der Entscheidung gewaltsam zu erzwingen

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und Hartwigs Allianz mit den Erzbischöfen aufzubrechen. Im August 1145 versuchten sie, Adalbero von Bremen auf dem Weg zu einem königlichen Hoftag in Corvey abzufangen, aber der Erzbischof kehrte rechtzeitig um; vermutlich war er gewarnt worden. In Corvey trug die welfische Seite am 24. August ihren Anspruch auf die Stader Grafschaften nochmals vor, und der König setzte ein Schiedsgericht ein, dessen Zusammensetzung freilich klar erkennen ließ, daß Heinrich der Löwe keine Chance haben würde: Neben Bischof Thietmar von Verden waren Albrecht der Bär, Graf Hermann von Winzenburg und sein Bruder Graf Heinrich von Assel dafür nominiert worden. Wohl kurz nach dem Corveyer Tag trat das Schiedsgericht in Ramelsloh südlich von Hamburg zusammen. Hier erschienen der Erzbischof von Bremen sowie Heinrich der Löwe und seine Räte; zur Sache sprachen Dompropst Hartwig und Pfalzgraf Friedrich von Sommerschenburg. Sehr schnell kam es zum Streit, in dessen Verlauf Heinrichs Leute die Versammlung mit blanker Waffe bedrohten, den Erzbischof gefangennahmen und nach Lüneburg verschleppten, während Graf Hermann von Lüchow als Vasall Heinrichs des Löwen den Dompropst mit sich fortführte.60 Der Vorgang war ungeheuerlich, denn die Räte des Löwen hatten den Gerichtsfrieden gebrochen und ein königliches Schlichtungsgebot mißachtet; wenn das als Vorzeichen für den Herrschaftsstil des mündigen Herzogs gewertet wurde (und das wurde es natürlich), war der politische Schaden groß. Konsens, so mußten die sächsischen Großen annehmen, würde künftig nur bei Übereinstimmung mit Heinrichs Wünschen zu erreichen sein, Dissens Gewalt und Repression auslösen. Krieg würde Recht schaffen, herzogliche Landesherrschaft durch machtpolitisches Verdrängen mindermächtiger Konkurrenten aufgerichtet werden. Die Schar der Gegner sollte fortan deutlich größer sein als die der Freunde und Verbündeten. Schon nach kurzer Gefangenschaft fand sich der Erzbischof von Bremen bereit, Heinrich dem Löwen die Stader Grafschaftsrechte zu überlassen, und kam daraufhin frei; nun hofften Heinrichs Leute offenbar, den Dompropst Hartwig aus dem Gewahrsam des Grafen Hermann von Lüchow überstellt zu bekommen. Sie hätten ihn vermutlich getötet und damit die zentrale Figur des Konflikts beseitigt, doch gegen Zahlung eines hohen Lösegeldes wurde Hartwig Albrecht dem Bären übergeben und von ihm nach Bremen zurückgeleitet. Heinrich der Löwe besaß nun die Stader Güter und Rechte, mit denen wahrscheinlich auch die Hochstiftsvogtei über die Bremer Kirche verbunden war; der König war nicht in der Lage, den Anspruch des Erzbischofs

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zu sichern. Gelegentlich wurde Heinrichs Usurpation noch angefochten, aber als Erzbischof Hartwig am 11. Oktober 1168 starb, hörte der Widerspruch endgültig auf.61

Nordöstlicher Kreuzzug Das Auftreten der Prämonstratenser in Magdeburg und Jerichow war die Folge einer neuen Frömmigkeitsbewegung, die sich seit Anfang des 12. Jahrhunderts von Frankreich ausgehend nach Osten verbreitet hatte. Hervorgegangen aus einer Klerikergemeinschaft, die Norbert von Xanten 1120 in Prémontré bei Laon um sich versammelt hatte, wollten die nach dem Gründungsort Prämonstratenser genannten Chorherren ihre Vorstellungen vom gemeinsamen Leben der Urkirche verwirklichen und richteten sich dabei nach konkreten Forderungen wie Gebet, Schweigen, Handarbeit und Fasten. Norbert gründete weitere Gemeinschaften, reformierte bestehende in seinem Sinne und versuchte, mit der Autorität eines hohen geistlichen Amtes seine Ziele durchzusetzen. Im Jahre 1126 wurde er Erzbischof von Magdeburg, aber die entscheidende Arbeit an der Organisation leistete Hugo von Fosse in Prémontré, indem er eine schriftlich fixierte Verfassung, die einheitliche Liturgie für alle Häuser und ein hierarchisches System der disziplinarischen Aufsicht vorgab. Dadurch entstand ein wohlorganisierter Orden, in dem Magdeburg eine Sonderstellung einnahm, weil das Marienstift seit 1129 weitere Häuser gründete und mit ihnen einen Sonderverband bildete, der anfangs vor allem im Bistum Havelberg Missionsarbeit leisten sollte.62 Ihr Organisations- und Kontrollschema hatten die Prämonstratenser von einem Reformzweig der Benediktiner entlehnt, dessen erste Niederlassung südlich von Dijon in Cîteaux begründet worden war. Auch diese neue Gemeinschaft der Zisterzienser hatte ihren Namen vom Gründungsort, forderte strengste Armut und Weltabgeschiedenheit, hatte aber gerade wegen ihrer rigorosen Lebensführung großen Zulauf, der seit dem Eintritt des charismatischen Bernhard von Clairvaux 1112 rasch zu so großer Verbreitung über ganz Europa führte, daß bei Bernhards Tod im Jahre 1153 im Gebiet der lateinischen Christenheit schon 350 Zisterzienserklöster bestanden. Das Filiationsprinzip hielt die Expansion in geregelten Bahnen, indem Cîteaux als aufsichtführendes Mutterhaus für die von dort aus gegründeten Tochterklöster verantwortlich war und Gründungen der Töchter jeweils diesen un-

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terstellt wurden. Die einzelnen Häuser des Ordens sollten ihren Lebensunterhalt selbst erarbeiten und entwickelten dafür effektive Formen des landwirtschaftlichen Großbetriebs mit marktorientierter Produktion, so daß sie sowohl für die Erschließung neuer Siedlungsgebiete als auch für die Verbindung ländlicher und städtischer Wirtschaft hervorragend geeignet waren. Ordensmitglieder erlangten bedeutende Kirchenämter, und 1145 bestieg einer der Ihren, Schüler Bernhards von Clairvaux, als Eugen III. den päpstlichen Thron. In eben diesem Jahr 1145 erreichte der zisterziensische Impuls die nächste Umgebung Heinrichs des Löwen. Damals schenkte sein Ministeriale Liudolf von Dahlum dem Orden Güter in Riddagshausen nahe Braunschweig, brachte den Herzog im folgenden Jahr dazu, dieser Grundausstattung für ein neues Kloster weiteres Land hinzuzufügen, und trat selbst als Laienbruder (conversus) dort ein.63 Diese Initiative gehört in den größeren Zusammenhang einer Bewegung, die seit dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts immer mehr Mitglieder des weltlichen Adels erfaßte und sie bewog, neue Klöster oder Stifte zu gründen und in letzter Konsequenz des Respekts vor der monastischen Lebensform selbst dort einzutreten. Diese neuartige Sensibilität adliger Laien für Spritualität und persönliche Verantwortung in Glaubensfragen hatte sich aus der Erschütterung hergebrachter Ordnungsvorstellungen seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gebildet, aus dem Erlebnis der Kämpfe um die Erneuerung der Christenheit und die Begrenzung weltlichen Einflusses auf die Kirche. Insofern war die Gründungsinitiative Liudolfs von Dahlum an sich weder neu noch ungewöhnlich, das Besondere lag vielmehr darin, daß ein unfreier Dienstmann als Stifter auftrat und damit etwas tat, was jahrhundertelang nur der Adel und die Könige getan hatten. Liudolfs selbstbewußte Nachahmung (imitatio) adliger Lebensform gehörte zum Weg nach oben, den diese älteren Ministerialenfamilien schon lange eingeschlagen hatten. Wie weit mag Heinrich der Löwe vom Abschied eines seiner ältesten und bewährtesten Räte aus der Welt harter Entscheidungen und Konflikte berührt worden sein? Bezog er schon eine selbständige Position gegenüber einer solchen Konversion, möglicherweise unter dem Eindruck der seit 1145 laufenden Vorbereitungen für einen neuen Kreuzzug, den Bernhard von Clairvaux Anfang November 1146 auch in Deutschland zu predigen begann? Immerhin hatte sein Großvater Lothar III. gute Beziehungen zu den Zisterziensern und zu Bernhard von Clairvaux gehabt, unter dessen Einfluß er

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wichtige Entscheidungen traf; Lothar hat 1137 die erste Urkunde eines deutschen Königs für Zisterzienser ausgestellt,64 doch über entsprechende Einstellungen und Verbindungen des jungen Herzogs wissen wir nichts. Selbständigkeit zeigte er zum ersten Mal auf einem ganz anderen Feld, als er vor dem Frankfurter Hoftag Konrads III. am 15. März 1147 das seinem Vater zu Unrecht aberkannte Herzogtum Bayern persönlich zurückforderte.65 Der Zeitpunkt für diese Initiative war gut gewählt. Konrad hatte an Weihnachten 1146 selbst das Kreuz genommen und mußte den Frankfurter Tag zur Vorbereitung des Zuges nutzen, besonders aber für die vorsorgliche Wahl seines zehnjährigen Sohnes Heinrich zum König und Nachfolger für den Fall seines Todes auf der langen Reise. Wahrscheinlich wollte der Löwe seine Zustimmung von der Rückgabe Bayerns abhängig machen, wie er das später vor der Königswahl Friedrich Barbarossas getan hat, doch mit einiger Mühe ist es Konrad III. gelungen, die bayerische Frage bis zu seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land offenzuhalten. Während Welf VI. mit vielen anderen Fürsten dem König folgen wollte, eröffnete sich Heinrich dem Löwen eine ganz andere Möglichkeit, denn »die Sachsen, die ja noch heidnische Völker zu Nachbarn haben, wollten nicht in den Orient ziehen. Sie nahmen zwar auch das Kreuz, aber nur, um gegen eben diese Völker Krieg zu führen, und sie unterschieden sich von unseren Leuten dadurch, daß die Kreuze nicht einfach auf die Röcke genäht waren, sondern von einem daruntergelegten Kreis in die Höhe ragten.«66 Nicht die Sachsen freilich hatten die Idee zum Slawenkreuzzug entwickelt, sondern Bernhard von Clairvaux, dem in Frankfurt schnell klargeworden war, daß der Hinweis auf die heidnischen Nachbarn nur ein Vorwand war, um die moralische Pflicht zur Heerfahrt ins Heilige Land loszuwerden. Bernhard nahm die Sachsen jetzt beim Wort und verfaßte auf Beschluß des Hoftages einen Aufruf zum Kreuzzug gegen die Slawen, der den Teilnehmern dieselben Rechte versprach wie Kreuzfahrern ins Heilige Land und Verträge mit den Slawen untersagte, »bevor nicht mit Gottes Hilfe entweder der heidnische Kult (ritus) selbst oder das Volk (natio) zerstört ist«.67 Das ging sehr weit, war ein klarer Auftrag zur theologisch und kirchenrechtlich verpönten Gewaltmission. Nicht jeder mag sich den großen Zisterzienserabt als Haßprediger vorstellen, der die physische Vernichtung all jener forderte, die sich der Taufe widersetzten, deshalb versteht man den Satz gern so, daß sich nach Bernhards Meinung die gentilreligiösen Verbände der Slawen auflösen würden und damit ihre natio unterginge, sobald sie als Christen ihren hergebrachten ritus aufgegeben hätten.68 Der Abt von Clair-

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vaux wußte aber nichts über die Verhältnisse im Land nördlich der Elbe und hörte in Frankfurt zum ersten Mal von der Existenz wirklicher Heiden inmitten der Christenheit; erschrocken forderte er ihr rasches Ende und wies mit dem Kreis unter dem Kreuz als Zeichen der sächsischen Kreuzfahrer auf die ganze Erde hin, von der nach seiner fester Überzeugung die Ungläubigen auszutilgen seien.69 Am 11. April genehmigte Papst Eugen III. den Slawenkreuzzug und bestimmte dafür den Bischof Anselm von Havelberg als seinen Legaten. Die Versammlung des Heeres, zu dem Heinrich der Löwe, Erzbischof Adalbero von Bremen und alle sächsischen Bischöfe gehörten, ferner Herzog Konrad von Zähringen, die Markgrafen Albrecht der Bär und Konrad von Wettin,70 ging nur schleppend voran, so daß den Slawen Zeit zur Vorbereitung blieb. Der Abodritenfürst Niklot ließ die Burg Dobin am Nordufer des Schweriner Sees zur Fluchtburg ausbauen und erinnerte den Grafen Adolf II. von Holstein an die zwischen ihnen seit 1143 bestehenden Freundschaftsbündnisse, als er ihn um Vermittlung bat. Adolf gehörte jedoch selbst zu den Kreuzfahrern und versprach Niklot nur, ihn rechtzeitig zu warnen. Im Grunde wollten beide nicht, was sie dann notgedrungen tun mußten. Am 26. Juli 1147 zerstörte Niklot die Siedlung und den Hafen Lübeck, anschließend griff er die von Adolf angelegten Kolonien der Westfalen, Holländer und Friesen an. Bald umlaufenden Gerüchten zufolge geschah das mit Einverständnis der Holsten, die in den von Adolf ins Land geholten Zuwanderern lästige Konkurrenten sahen.71 Das kann durchaus so gewesen sein, denn der Schlag gegen Adolfs Siedlungswerk sollte auch die ungeliebte Grafengewalt schwächen, ungewiß ist dagegen, ob Niklots Aktionen eine Antwort auf Bernhards Vernichtungsaufruf gewesen sind. Später als vereinbart waren die sächsischen Kreuzfahrer in Magdeburg zusammengekommen, teilten sich dort in zwei Heeresgruppen auf und überschritten am 1. August die Elbe. Die größere Abteilung unter Führung Albrechts des Bären und Konrads von Meißen hatte den päpstlichen Legaten Anselm von Havelberg bei sich und zog gegen Vorpommern. Vergeblich und eher lustlos belagerte man Demmin, zog dann nach Stettin weiter, dessen Belagerung Bischof Adalbert von Pommern jedoch verhinderte, weil er sein bisher erfolgreiches Missionswerk nicht gefährden lassen wollte. So verhandelte man mit dem Fürsten Ratibor von Stettin über die weitere Mission und löste anschließend das Heer auf. Die kleinere Abteilung wandte sich unter Führung Heinrichs des Löwen, Konrads von Zähringen und Erzbischof Adalberos

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von Bremen gegen die Abodriten und vereinigte sich bei Dobin mit dänischen Kreuzfahrern. Auch hier wurde die Belagerung wenig energisch und kaum professionell betrieben, weil die Großen im Gefolge Heinrichs des Löwen sehr bald zu überraschend pragmatischen Einsichten kamen: »Ist es nicht unser Land, das wir verwüsten, und unser Volk, das wir bekämpfen? Warum verhalten wir uns wie unsere eigenen Feinde und vernichten unsere eigenen Einkünfte? Haben die Verluste keine Konsequenzen für unsere Herren?«72 Schnell führten diese Überlegungen zum Abbruch des Feldzuges, den man durch offensichtliche Scheintaufen gleichwohl als Erfolg stilisierte und damit genau so handelte, wie Bernhard von Clairvaux befürchtet hatte, als er Verträge mit den Heiden verbot. Unter den Kreuzfahrern hatte sich als einziger süddeutscher Fürst Herzog Konrad von Zähringen der Heeresgruppe Heinrichs des Löwen angeschlossen und damit eine Tradition fortgesetzt, die Welfen und Zähringer schon früher zusammengeführt hatte. Eine Tochter Heinrichs des Schwarzen war mit Konrads Bruder Berthold III. verheiratet gewesen, und Heinrich der Löwe folgte den Spuren, als er Clementia von Zähringen zur Frau nahm, die Tochter Herzog Konrads. Das Ehebündnis, in das Clementia Burg und Herrschaft Badenweiler mit fünfhundert Hufen und hundert Ministerialen einbrachte, sollte die welfisch-zähringische Allianz gegen die Staufer bekräftigen und ist wahrscheinlich auf dem Slawenzug ausgehandelt worden, denn im November/Dezember 1147 machte Heinrich der Löwe dem Kloster Königslutter eine Schenkung für sein Seelenheil und das seiner Gemahlin.73 Aus der Ehe mit Clementia hatte er drei Kinder, einen Sohn und zwei Töchter. Der Erstgeborene, Heinrich, starb als Kleinkind in Lüneburg durch einen Sturz vom Wickeltisch und wurde an hervorgehobener Stelle beigesetzt, nämlich am Ort der Stiftergräber vor dem Kreuzaltar der billungischen Klosterkirche St. Michael; ihr schenkte der Vater als Seelgerätstiftung für sein Kind eine Wassermühle an der Ilmenau.74 Seither lebte Heinrich der Löwe ein rundes Vierteljahrhundert lang, bis 1173/74, ohne männlichen Erben und in der ständigen Sorge um den Fortbestand seines Hauses. Nach 1150 wurde Gertrud geboren, die in erster Ehe 1166 mit Herzog Friedrich IV. von Schwaben verheiratet wurde, dem Sohn König Konrads III., um in Schwaben Angehörige der großen Familien der Welfen, Staufer und Zähringer einander näher zu bringen. Schon im folgenden Jahr aber starb Herzog Friedrich in der Toskana an den Folgen der im deutschen Heer vor Rom ausgebrochenen Epidemie, und Gertrud blieb verwitwet, bis ihr Vater im Jahre 1171 mit Kö-

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nig Waldemar I. von Dänemark einen Frieden schloß und die Ehe Gertruds mit dem dänischen Thronfolger Knut verabredete. Als Königin von Dänemark ist Gertrud am 1. Juli 1197 kinderlos gestorben. Ihre jüngere Schwester Richenza hat das Kindesalter nicht überlebt.75

An der Schwelle zur Macht Aufs Ganze gesehen hat der Slawenkreuzzug keine konkreten Ergebnisse gebracht, doch er schuf durch Taufen und damit verbundene Tributzahlungen neue Rechtsgrundlagen für den Aufbau einer Kirchenorganisation und die christlich begründete Integration der slawischen Gebiete. Das daraus sogleich folgende Bestreben, Heinrich dem Löwen die Oberhoheit über das Land und die Kirche zu verschaffen, wird immer wieder dem jungen Herzog selbst zugeschrieben, doch setzt es so viel Erfahrung im Umgang mit kirchlichen Instanzen voraus, daß der Anteil seiner Räte nicht unterschätzt werden darf, und zwar sowohl in bezug auf das Verfahren als auch auf das Konzept. Noch immer bewegte sich Heinrich im Kielwasser derer, die seine Interessen loyal und energisch, aber keineswegs selbstlos vertraten, weil ihre Stellung und ihr Ansehen mit der Macht und der Autorität des Herzogs zunahmen. Um dieser Autorität im Norden Geltung zu verschaffen, brachten sie im Namen ihres Herrn ein großes Heeresaufgebot gegen die Dithmarscher zusammen, an dem sich im Sommer 1148 außer Albrecht dem Bären, den Grafen Adolf II. von Holstein und Heinrich von Badwide auch die Holsten beteiligten, erstaunlicherweise aber auch Erzbischof Adalbero von Bremen und sein Dompropst Hartwig, denen man drei Jahre zuvor in Ramelsloh so übel mitgespielt hatte.76 Einem Feldzug, der die Ermordung des Grafen Rudolf von Stade rächen sollte, konnten sich die beiden aber kaum entziehen, und sie mußten am Ende auch hinnehmen, daß Heinrich der Löwe in Dithmarschen einen Grafen einsetzte. Gleichzeitig suchten Heinrichs Berater wegen einer Neuordnung der nordelbischen Kirche Kontakte zum Papst, ohne den zuständigen Erzbischof von Bremen zu konsultieren. Im September 1148 erteilte Eugen III. dem Kardinaldiakon Guido von S. Maria in Portice Vollmacht für entsprechende Verhandlungen, die der Kardinal im Frühjahr 1149 in Königslutter führen wollte. Inzwischen war der ehemalige Dompropst Hartwig im Herbst 1148 zum Nachfolger Erzbischof Adalberos von Bremen gewählt worden und hatte sich sogleich nach Rom begeben, um die dro-

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hende Verletzung seiner Kompetenzen abzuwenden. Offenbar hat er vom Papst keine befriedigende Antwort bekommen, denn sofort nach seiner Rückkehr im September 1149 weihte er zwei Bischöfe – Vicelin für Oldenburg, Emmehard für Mecklenburg – und löste damit einen Konflikt aus, den man als regionalen Investiturstreit bezeichnen kann. »Investitur« hieß seit dem Wormser Konkordat von 1122 die Ausstattung eines in Gegenwart des Königs neugewählten Bischofs mit den weltlichen Gütern und Hoheitsrechten seiner Bischofskirche. Das geschah in lehnrechtlicher Form durch Übergabe eines Zepters, so daß der Bischof Vasall des Königs wurde, und erst danach durfte er die Weihe für sein Amt erhalten. Weder für Oldenburg noch für Mecklenburg aber konnte ein Bischof gewählt werden, denn es gab dort keine Domkapitel als Wahlkörperschaften, auch existierten weder Bischofsgüter noch Hoheitsrechte, und Konrad III. war, soweit wir das aus der Überlieferung sehen können, von Erzbischof Hartwig nicht einmal informiert worden. Selbst wenn der Erzbischof an die Tradition zweier älterer, mittlerweile untergegangener Bistümer anknüpfen konnte, waren seine eigenmächtigen Weihen im Sinne des Wormser Konkordats illegal, und wenn er geglaubt haben sollte, im rechtsfreien Kolonialland auf eigene Faust zwei Eigenbistümer der Bremer Kirche gründen zu können, so hätte er selbst den Räten Heinrichs des Löwen Motiv und Argumente für den folgenden Konflikt geliefert. Auf die Nachricht von den beiden Bischofsweihen nämlich verlangte der Herzog das Königsrecht der Investitur für sich und begründete das Vicelin gegenüber mit dem im Denken der Zeit durchaus rechtserheblichen Argument, daß »meine Väter mit Gottes Hilfe dieses Land durch Schild und Schwert erobert haben«; aus dem Kreis der altbewährten Räte des Herzogs setzte Heinrich von Weida, »ein mächtiger und ritterlicher Mann« (vir potens et militaris), den Bedenken Vicelins ein pragmatisches Argument entgegen: »Weder ein Kaiser noch ein Erzbischof kann deiner Sache helfen, solange mein Herr dagegen ist, dem Gott doch dieses ganze Land gegeben hat. Was verlangt mein Herr denn groß von dir, das verboten oder ungehörig wäre? Leicht und nützlich ist es, wenn mein Herr als Zeichen der Investitur ein Stäbchen nimmt und es in deine Hände legt, so daß du künftig als ein Mann des Herzogs angesehen wirst!« Der Erzbischof und sein Domkapitel dagegen drängten Vicelin zum Widerstand, weil ein vom König investierter Bischof reichsunmittelbar und frei sei, der vom Herzog belehnte dagegen ein Fürstenknecht.77 Mit ähnlichen Gedanken wie der Bremer Klerus werden alle sächsischen

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Bischöfe die Vorgänge intensiv beobachtet und erkannt haben, mit welchen Mitteln Heinrich der Löwe und seine Leute die Kompetenzen des Bremer Erzbischofs gemindert, das Investiturrecht des Königs usurpiert und zwei Amtsbrüder von sich abhängig gemacht hatten. Für die herzogliche Seite handelte es sich dabei keineswegs um eine bloße Prestigefrage, denn wenn Erzbischof Hartwig von Bremen beim Aufbau einer von ihm gelenkten Missionskirche mit den Slawenfürsten kooperierte, würden diese als Christen politisch so aufgewertet werden, daß der Herzog keine Oberhoheit im Land bekommen hätte.78 Am Ende haben Vicelin und Emmehard nachgegeben, wohl im Winter 1150/51, und sich von Heinrich dem Löwen mit einem Stab investieren lassen.79 Unbehelligt vom König hatte Heinrich der Löwe sich nördlich der Elbe durchsetzen können, denn Konrad III. kam nach schweren Niederlagen gegen die Türken erst im Mai 1149 nach Deutschland zurück und mußte sich sogleich mit Angriffen Welfs VI. befassen, der in Schwaben gegen staufische Positionen vorging. Auf einem Hoftag in Würzburg wollte Konrad am 25. Juli mit den sächsischen Großen verhandeln, um den Konflikt auf Schwaben begrenzt zu halten, aber außer Albrecht dem Bären und einigen wenigen Grafen folgte niemand der Einladung, nicht Heinrich der Löwe und kein sächsischer Bischof. Das mußte im Hinblick auf die mühsam vertagte Frage des bayerischen Dukats als Alarmzeichen gewertet werden, zumal Heinrich wohl 1150 begann, den Titel »Herzog von Bayern und Sachsen« zu führen, der im Mai 1152 zum ersten Mal in einer seiner Urkunden bezeugt ist.80 Für den 13. Januar 1151 lud ihn der König nach Ulm, um ein lehnrechtliches Verfahren zu eröffnen, doch wird gerade diese Ankündigung Heinrich veranlaßt haben, dem Hoftag fernzubleiben und statt dessen mit Heeresmacht von Lüneburg nach Schwaben aufzubrechen, um seinem Anspruch Nachdruck zu verleihen. Clementia blieb, beraten durch Graf Adolf von Holstein, als Regentin in Sachsen zurück.81 Zu ihr kam im Frühjahr 1151 während der Abwesenheit des Herzogs der Abodritenfürst Niklot und beklagte sich über die Kessiner und Zirzipanen, die ihre schuldigen Zinszahlungen verweigerten; Graf Adolf erhielt den Auftrag, gemeinsam mit Niklot den Widerstand zu brechen, und seither gab es enge Beziehungen zwischen beiden, die sich später oft in Lübeck oder Travemünde zu Beratungen trafen.82 Zur gleichen Zeit ließ Heinrich der Löwe einen Ladungstermin nach Regensburg verstreichen und kam auch im September nicht zum Hoftag nach Würzburg, sondern bekämpfte in Schwaben den Herzog von Bayern, Hein-

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rich Jasomirgott, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Auf die Nachricht von dieser Blockade forderte Albrecht der Bär zusammen mit anderen sächsischen Fürsten Konrad III. auf, nach Sachsen zu kommen und Braunschweig zu belagern.83 Im November folgte der König diesem Ruf und traf sich mit Albrecht dem Bären und weiteren Oppositionellen in Altenburg, um den Feldzug vorzubereiten. Anfang Dezember sammelte sich das Heer in Goslar und versuchte von dort aus, Braunschweig im Handstreich zu nehmen. Die Angreifer waren sich ihres Erfolges sicher, weil sie den Ort für ungeschützt hielten, seit ihnen das falsche Gerücht zugetragen worden war, Heinrich der Löwe wolle das Weihnachtsfest mit seinen Leuten in Schwaben verbringen. Statt dessen stieß der Herzog mit kleinem Gefolge in einem Gewaltritt nach Braunschweig durch und erzielte damit bei seinen sächsischen Anhängern einen solchen Mobilisierungseffekt, daß der König seinen Feldzug abbrach und sich nach Süddeutschland zurückzog.84 Der Vorgang zeigt nicht nur die große Wirkung persönlichen Einsatzes, sondern auch die physischen Anforderungen, denen die Führungselite zu genügen hatte. Immerhin beträgt die Entfernung von Tübingen nach Braunschweig auf heutigen Straßen und Autobahnen gut fünfhundert Kilometer; um das bei winterlichen Bedingungen in kurzer Zeit zu bewältigen, mußte man gut trainiert und angesichts der Unfallgefahr bei schnellem Ritt über große Distanzen mutig sein. Personale Herrschaft verlangte eben nicht nur Eigenschaften, die sich dem Gelehrten in seiner Bibliothek leicht erschließen – politische Begabung, Energie, Durchsetzungsvermögen, geschickte Menschenführung und mentale Belastbarkeit –, sondern auch ein hohes Maß an körperlicher Ausbildung und Einsatzfreude. Beides hat Heinrich der Löwe im Laufe seines Lebens immer wieder bewiesen, und es sind nicht zuletzt diese Eigenschaften, denen er seinen Aufstieg zu verdanken hatte.

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Die größere Welt

Im Gefolge des Königs Nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug hatte Konrad III. wegen der Auseinandersetzungen mit Heinrich dem Löwen das Reich nicht mehr verlassen können und auf den traditionellen Romzug der deutschen Könige verzichten müssen. In deren langer Reihe war er der erste seit Otto dem Großen († 973), dem die Kaiserwürde fehlte. Weil seine Gesundheit durch die Herausforderungen des ostmediterranen Klimas und die Anstrengungen der Kämpfe auf der langen Reise gelitten hatte, ließen die Kräfte des alternden Königs seither so spürbar nach, daß es kaum noch Initiativen von seiner Seite gab. Die führenden Köpfe begannen, über die Lebenszeit Konrads hinaus zu denken und nach Lösungen für die Konflikte im Reich zu suchen. Dieses Reich bedeutete seit mehr als zwei Jahrhunderten eine Herausforderung für die Integrationskraft seiner Könige, denn es war noch keine Institution mit organisiertem Staatsgebiet, das der König übernehmen und dann regieren konnte, sondern es existierte nur durch den Zusammenschluß und den Konsens seiner politischen Eliten. Diesen Konsens mußten die Könige im Dickicht traditioneller, politischer und familiär-dynastischer Gegensätze immer wieder suchen und erhalten, wobei sie einen guten Teil ihrer Autorität aus der Kaiserwürde bezogen, aus den integrierenden Kräften, die von der römischen Kaiser- und Imperiumsideologie ausgingen.1 Die handfesten Vorteile des kaiserlichen Ranges und der Fortsetzung des antiken römischen Imperiums durch den deutschen König – wirtschaftlicher Nutzen des Zugriffs auf Italien, Festigung der hegemonialen Stellung in Europa, Einfluß auf das Papsttum – dürfen natürlich nicht übersehen werden, weil sie dem deutschen Königreich des Mittelalters beständig neue Energien zuführten, doch die heilsgeschichtliche Würde des Imperiums, die religiöse Verpflichtung des mächtigsten abendländischen Herrschers zum Schutz der Kirche

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und der Christenheit, steigerte das Selbstbewußtsein und den Sinn für die korporative Zusammengehörigkeit bei den Führungskräften eines Reiches, dessen Könige den Alleinanspruch auf die Kaiserwürde hatten. Sie besaßen und repräsentierten das römische Imperium, und die stolze Gewißheit dieser einmaligen Rolle unter den Königen im lateinischen Europa sollte zum wesentlichen Inhalt des mittelalterlichen deutschen Nationalbewußtseins werden. Die Kaiserwürde verhalf auf diesem Wege einem integrierenden Einheitsdenken zum Durchbruch, das die Franken, Sachsen, Bayern, Schwaben und Lothringer allmählich als Gemeinschaft der Deutschen begriff. So intensiv traditionsbildend hat das Kaisertum gewirkt, daß die deutsche Sprache mit ihrem Wort »Reich« bis heute ohne erläuternden Zusatz keinen Unterschied zwischen Kaiserreich und Königreich, zwischen imperium und regnum, machen kann. Diese politische Integration war freilich nur Sache des höheren geistlichen und weltlichen Adels und insofern schichtenspezifisch, denn die erdrückende Mehrheit seiner Bewohner konnte sich das Reich als räumliche Einheit gar nicht vorstellen. Das lag einerseits an seiner Ausdehnung – etwa 900 Kilometer Luftlinie von der holsteinischen Ostseeküste bis zum Alpenhauptkamm, etwa 800 Kilometer von der oberen Maas bis in die Mark Lausitz – und der daraus folgenden schleppenden Kommunikation – von Lübeck nach Wien brauchte ein Reisender etwas mehr als einen Monat, Botenreiter legten in der Ebene bis zu 100, in bergigem Gelände bis zu 50 Kilometer am Tag zurück, eine päpstliche Gesandtschaft eilte in 23 Tagen von Rom nach Goslar2 –, andererseits führte diese Weite des Raums zu einer ausgeprägten und auf vielen Gebieten immer wieder spürbaren Regionalisierung des politischen Bewußtseins. Begriffe wie »Politik« oder »Gesellschaft« lassen sich deshalb für das 12. Jahrhundert im Grunde nicht adäquat verwenden, denn die Menschen der Zeit dachten nicht in solchen abstrakten Kategorien, weil sie »politisches« und »gesellschaftliches« Handeln immer nur als konkrete Aktion zwischen bestimmten Personen in überschaubaren Landschaften begriffen; es gab weder einen isolierend herausgehobenen Politikbereich mit professionell und spezialisiert herangebildetem Personal noch eine auf das gesamte Reich bezogene deutsche Gesellschaft. Unter solchen Voraussetzungen kommt es im Rückblick zuallererst darauf an, die beherrschenden personalen Netzwerke zu erkennen und ihr Funktionieren zu verstehen, denn jeder lebte in persönlichen Bindungen, aus denen er auch die meisten Motive für sein Handeln bezog. In einer Welt

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ohne staatliches Gewaltmonopol boten allein diese Netzwerke dem einzelnen und seiner Familie Schutz, so daß derjenige den meisten Anhang hatte, der am zuverlässigsten schützen konnte. Herrenrecht war an die Schutzpflicht gebunden, allzu grobes Verletzen und Vernachlässigen dieser Pflicht zersetzte allmählich die Legitimation der Herrschaft. Ein großer Personenverband wie das deutsche Reich des Mittelalters konnte Spannungen nach Art der letzten Jahre Konrads III. zwar eine Weile aushalten, aber sie provozierten auf die Dauer doch den Wunsch nach Ausgleich, Rechtssicherheit und Frieden. Insofern war die Frankfurter Wahl des staufischen Herzogs Friedrich III. von Schwaben zum König am 4. März 1152 der Versuch einer Fürstengruppe, diese Herausforderung anzunehmen und persönlichen Ehrgeiz hinter einem möglichst umfassenden Konsens zu verbergen, belastende Gegensätze so weit wie möglich zu überbrücken, Forderungen der Wähler und Zusagen des Kandidaten in ein realistisches Verhältnis zu bringen. Schon am 6. März reiste der neue König Friedrich I. mit Heinrich dem Löwen und einem Kreis persönlich ausgewählter Fürsten zu Schiff auf Rhein und Main von Frankfurt nach Sinzig; dann setzte die Gesellschaft ihren Weg nach Aachen zu Pferd fort und traf am 8. März dort ein.3 Die bemerkenswerte Eile erklärt sich aus der hohen religiösen Bedeutung des folgenden Tages, des Sonntags Laetare Jerusalem, an dem schon Konrad III. als erster staufischer König die Krone empfangen hatte. Diesen Termin wollte Friedrich erreichen, und am 9. März 1152 krönte Erzbischof Arnold von Köln in der Pfalzkapelle Karls des Großen den neuen König, bevor dieser den ehrwürdigen Thron seines fränkischen Amtsvorgängers bestieg. Während der nächsten Tage beriet Friedrich im Kreis ausgewählter Fürsten – prudentiores seu maiores nennt sie Otto von Freising,4 »die klügeren und bedeutenderen« – Angelegenheiten des Reiches, und wir erfahren aus den Zeugenlisten der Urkunden, die der König zwischen 9. und 14. März in Aachen ausgestellt hat, daß Heinrich der Löwe zu dieser Gruppe gehört hat neben geistlichen Fürsten wie den Erzbischöfen Arnold von Köln und Hillin von Trier, den Bischöfen Heinrich von Lüttich, Friedrich von Münster, Otto von Freising, Eberhard von Bamberg, Ortlieb von Basel, Hermann von Konstanz und weltlichen Standesgenossen wie Albrecht dem Bären, Welf VI., den Herzögen Matthäus von Oberlothringen und Gottfried von Niederlothringen. Zum ersten Mal trat der achtzehn- oder neunzehnjährige Herzog von Sachsen in einer größeren Versammlung der Mächtigen im Reich auf, die durchweg älter und erfahrener waren als er. Der Erzbischof von Köln stand mit

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seinen 54 Lebensjahren nach den Maßstäben der Zeit an der Schwelle zum hohen Alter, nur wenig jünger war Albrecht der Bär, Otto von Freising hatte vermutlich sein vierzigstes, der neue König wohl knapp das dreißigste Jahr erreicht. Heinrich Jasomirgott war den Krönungsfeierlichkeiten ferngeblieben, denn er ahnte wohl, daß der Preis für die Stimme Heinrichs des Löwen bei der Königswahl die Rückgabe Bayerns gewesen war. Ausdrücklich ist das nirgendwo überliefert, aber der neue König behandelte diese Frage als Konflikt zwischen den beiden Herzögen und begann sogleich nach Lösungen des Problems zu suchen, weil er für seinen Romzug zur Kaiserkrönung ein weitgehend befriedetes Reich und breite Unterstützung für das Aufstellen eines hinreichend großen Heeres brauchte. Friedrich wollte die Kaiserkrone so schnell wie möglich erlangen, um den Zuwachs an Autorität und die wirtschaftlichen Potentiale Italiens nutzen zu können, doch die Voraussetzungen für die Reichsheerfahrt nach Rom ließen sich nur mit Mühe schaffen. Es gab keine Rechtsgrundlage, um Heinrich Jasomirgott das bayerische Herzogtum kurzerhand zu entziehen, zudem aber war der Babenberger für den König politisch wertvoll, ein wichtiges Bindeglied für die staufischen Beziehungen ins östliche Mittelmeer und für eine Koalition gegen das sizilische Normannenreich, denn er hatte nach dem Tod Gertruds von Süpplingenburg eine Nichte des byzantinischen Kaisers Manuel geheiratet. Demnach durfte Friedrich I. es weder mit dem Babenberger noch mit dem Welfen verderben, doch war die einvernehmliche Lösung des Konflikts jedenfalls vorerst nicht zu erkennen. Niemals würde Heinrich Jasomirgott sich kampflos vom fürstlichen Rang des Herzogs auf den des Markgrafen zurückstufen lassen. Er verteidigte nicht nur den Besitz eines Reichslehens, sondern in erster Linie den damit verbundenen honor: seine Ehre und Würde im Kreis der Standesherren. In den folgenden Wochen bis in den Mai begleitete Heinrich der Löwe zusammen mit Albrecht dem Bären, Welf VI. und Bischof Anselm von Havelberg den König auf dessen traditionellem Umritt. Nach Jahrzehnten der Feindschaft und opferreicher Blockaden stützten jetzt zwei welfische Herzöge ihren staufischen Verwandten während der entscheidenden Anfangsphase seiner Regierung und konnten auf seine Gunst bauen, die für Heinrich den Löwen zur Voraussetzung des Aufstiegs und der Selbstbehauptung werden sollte. Die Hoffnungen Ottos von Freising auf Friedrich als den »Eckstein der Versöhnung« hatten sich anscheinend erfüllt, und das Kalkül der Frank-

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furter Königswähler war zumindest vorerst bestätigt. Albrecht der Bär gehörte hingegen zu den Verlierern im Spiel, denn anders als sein Vorgänger war der neue König kein Gegner Heinrichs des Löwen, sondern dessen Bundesgenosse und Förderer. Um den Schaden möglichst zu begrenzen, suchte Albrecht jetzt die Nähe Friedrichs I. Am 20. April war man in Köln; einige Tage später stellte Heinrich – wahrscheinlich in Soest – eine Urkunde für das Prämonstratenserstift Scheda aus,5 und weiter führte der Ritt nach Goslar, einen der großen Zentralorte Sachsens. Hier hat der König am 8. oder 9. Mai dem Herzog eine bedeutende Gunst erwiesen, indem er ihn mit der Reichsvogtei Goslar belehnte, die wegen des ertragreichen Silberabbaus am Rammelsberg sehr wertvoll war.6 Zehn Jahre lang hat Heinrichs Kämmerer Anno von Heimburg dieses Lehen verwaltet, während der Goslarer Pfalzbezirk weiterhin dem König unterstellt blieb. Für Pfingstsonntag, den 18. Mai, hatte Friedrich zu einem Hoftag nach Merseburg geladen,7 an dem auch Heinrich der Löwe und Albrecht der Bär teilnahmen. Hier wirkte der neue König zum ersten Mal über die Grenzen des Reiches hinaus, indem er einen seit sechs Jahren schwelenden Thronstreit zwischen Sven und Knut schlichtete, Angehörigen der weitverzweigten dänischen Königsfamilie, die Friedrich um einen Schiedsspruch gebeten hatten. Von Anfang an war Graf Adolf II. von Holstein auf Knuts Seite gewesen, weshalb Sven die gegen ihren Grafen opponierenden Holsten so massiv unterstützte, daß Adolf sich schutzsuchend zu Heinrich dem Löwen begeben mußte. Auch Knut selbst lebte im sächsischen Exil, nachdem Sven ihn 1151 bei Husum besiegt hatte. Nun war er unter dem Geleit Heinrichs des Löwen nach Merseburg gekommen und hatte ihn zum Sprecher seiner Wünsche auf dem Hoftag gemacht, was allerdings nur den Vortrag, nicht aber die Vertretung der Sache bedeutete. Für Sven wirkte im gleichen Sinne Erzbischof Hartwig von Bremen, der auch Vicelin mitgebracht hatte, um ihn zu bewegen, »die Investitur nochmals aus der Hand des Königs zu empfangen, wobei er aber nicht den Nutzen der Kirche, sondern seinen Haß auf den Herzog im Sinn hatte«.8 Vicelin lehnte das jedoch ab, weil er den Zorn Heinrichs des Löwen fürchtete. Die zum Hoftag versammelten Fürsten brachten Knut dazu, auf seinen Anspruch zu verzichten, »indem er sein Schwert übergab; es ist nämlich ein Rechtsbrauch des Hofes, daß Königreiche (regna) durch das Schwert, andere Herrschaften (provinciae) aber durch das Banner vom König übergeben oder

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entzogen werden«.9 Sven dagegen erhielt die Anerkennung als König von Dänemark und nahm sein Reich aus der Hand Friedrichs, der ihn krönte, nachdem Sven sich ihm durch Treueid und vasallitische Huldigung verpflichtet hatte. Bei der großen Pfingstprozession trug auch der deutsche König seine Krone, während Sven ihm als Träger des Reichsschwertes voranschritt. Solche Auftritte waren wichtige Manifestationen des Reiches, das sich als Verband des gekrönten Königs und seiner Magnaten selbst darstellte und von den Beteiligten gleichsam sinnlich erlebt werden konnte; feierliche Hoftage festigten auch die persönlichen Bande zwischen den Anwesenden, denn Friedrich und Sven waren Jugendfreunde, die ihre ritterliche Erziehung gemeinsam erhalten hatten.10 Für Heinrich den Löwen und Albrecht den Bären war jedoch ein anderer Verhandlungspunkt des Hoftages ungleich wichtiger. Beide stritten seit Jahren über einen Erbfall und waren zum selbständigen Vergleich jetzt um so weniger imstande, als der Konfliktstoff einige Monate vor dem Merseburger Tag dramatisch zugenommen hatte. Am 26. Oktober 1147 war Graf Bernhard von Plötzkau als letzter seiner Familie auf dem Kreuzzug Konrads III. gefallen. Seinen Besitz am Ostrand des Harzes beanspruchten sowohl Heinrich der Löwe als auch Albrecht der Bär, und der König war in seinen letzten Jahren zu einer Schlichtung nicht mehr in der Lage. Die Frage war deshalb noch offen, als in der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1152 Graf Hermann von Winzenburg und seine schwangere Gemahlin auf ihrer Burg ermordet wurden. Die Täter waren Winzenburger und bischöflich hildesheimische Ministerialen, deren Zorn und Erbitterung sich wegen der harten Herrschaft des Grafen seit langem angestaut hatten.11 Mit Hermann II. von Winzenburg, einem »mächtigen und reichen Mann« (vir potens et magnarum pecuniarum),12 hatte Konrad III. seine feste Stütze im südlichen Sachsen verloren, und auch auf dieses Erbe, das für die Vormacht in Sachsen wesentlich wichtiger war als das Plötzkauer, erhoben Heinrich der Löwe und Albrecht der Bär gleichermaßen Ansprüche. Albrecht hat sich vielleicht auf Verwandtenerbrecht berufen, falls seine Gemahlin Sophia wirklich die Schwester des ermordeten Winzenburgers gewesen sein sollte,13 Heinrich der Löwe dürfte dagegen ebenso wie im Falle der Stader und der Plötzkauer Grafschaften die lehnrechtliche Auffassung ins Feld geführt haben, daß nach dem erbenlosen Tod eines Grafen dessen Güter und Rechte an den Herzog fallen müßten. Wenn er sich mit dieser Ansicht durchsetzte, würde in Sachsen die Herzogsgewalt als mittlere Herrschaftsebene zwischen dem König und den Grafen so stabil werden, daß

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der Dukat wie einst in spätkarolingischer Zeit zu einer Art Vizekönigtum gedieh. Solche Versuche zur Mediatisierung der Grafen hatte schon Lothar von Süpplingenburg gemacht, und Heinrich der Löwe verfolgte sie mit besonderer Zielstrebigkeit weiter. Der Konflikt um diese Erbfälle ist in Merseburg noch nicht gelöst worden, wohl aber dürfte die bayerische Frage zumindest zwischen König und Herzog besprochen worden sein, denn am 18. Mai 1152 war Friedrich I. Zeuge, als Heinrich der Löwe dem Prämonstratenserstift Weißenau bei Ravensburg Güter und Rechte übertrug; das Original der darüber ausgestellten Urkunde ist erhalten und nennt Heinrich »Herzog von Bayern und Sachsen« (dux tam Bawarie quam Saxonie).14 Wenige Wochen später, Ende Juni 1152, begann Friedrich denn auch auf einem Hoftag in Regensburg mit den Vorbereitungen zur Lösung des äußerst schwierigen Problems, indem er Heinrich den Löwen und Heinrich Jasomirgott für den 13. Oktober nach Würzburg lud; gleichzeitig machte Heinrich der Löwe dem König ein schriftliches Bündnisangebot, als er in einem Brief um Rückgabe Bayerns bat, damit er Friedrich im Notfall mit größerer Macht unterstützen könne.15 In Würzburg erschien Heinrich Jasomirgott zwar nicht und mußte ein weiteres Mal geladen werden, aber Heinrich der Löwe erreichte im Streit um die Plötzkau/WinzenburgerErbschafteneine Entscheidung. Der König sprach ihm das wertvollere Winzenburger Gut, Albrecht dem Bären dagegen das Plötzkauer zu, und schon im folgenden Jahr hat der Herzog seine Pflichten als Rechtsnachfolger Hermanns von Winzenburg wahrgenommen, indem er einen der Mörder vor dem Königsgericht anklagte und überführte, so daß dieser am 1. November 1153 auf Befehl Friedrichs in Köln enthauptet wurde.16 Daß jetzt die Zeit der Einlösung von Wahlversprechungen gekommen war, zeigt die ebenfalls in Würzburg vorgenommene Belehnung Welfs VI. mit dem Herzogtum Spoleto, der Markgrafschaft Toskana, dem Fürstentum Sardinien und mit den Gütern der Gräfin Mathilde, wodurch Welf VI. die Nachfolge Heinrichs des Stolzen antrat. Das gehörte auch zur Werbung um Unterstützung für den Italienzug, und in Würzburg schworen die versammelten Fürsten, ihn innerhalb der nächsten zwei Jahre anzutreten.17 In dem großen Gefolge, mit dem Friedrich am Jahresende in Trier eintraf, befand sich wiederum Heinrich der Löwe; gemeinsam zog man Anfang Januar 1153 weiter nach Metz, durchs Elsaß nach Besançon und Baume-lesDames (Dép. Doubs);18 dort scheint sich der Herzog vom König getrennt zu

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haben, der nach Konstanz ging und mit italienischen Problemen konfrontiert wurde, die ihn für den Rest seines Lebens beschäftigen sollten, für die er viele große Adelsfamilien immer wieder in Anspruch genommen hat und an denen er letztlich gescheitert ist. Zwei Bürger der Stadt Lodi klagten vor dem König und seinen Großen gegen die Stadt Mailand wegen Angriffen auf ihre Freiheit und Behinderung ihres Handels; außerdem waren zwei päpstliche Legaten nach Konstanz gekommen, denen der König in die Hand versprach, was seine Unterhändler einige Wochen zuvor in Rom mit dem Papst vereinbart hatten: Weder mit den Bürgern von Rom noch mit König Roger II. von Sizilien würde Friedrich ohne Zustimmung des Papstes jemals Frieden schließen, sondern die römische Kirche als ihr Schutzvogt in allen Gefahren verteidigen. Dafür sagte ihm Eugen III. außer der Kaiserkrönung die Exkommunikation eines jeden zu, »der das Recht und die Ehre des Reiches« (iustitiam et honorem regni) verletzen würde; sowohl der Papst als auch der künftige Kaiser versprachen einander, keine byzantinischen Stützpunkte in Italien zu dulden. Über dieses Abkommen, mit dem Friedrich nicht nur den Romzug vorbereiten, sondern auch seinen Beziehungen zum Papst jedenfalls mittelfristig eine feste Grundlage geben wollte, stellte er Eugen III. am 23. März 1153 eine Urkunde aus, den später so genannten »Konstanzer Vertrag«.19 Ende Mai finden wir den Herzog wieder beim König, und zwar in Heiligenstadt im Eichsfeld, wo er am 29. Mai in zwei königlichen Diplomen für das Augustinerchorherrenstift Fredelsloh und seinen Propst als Zeuge genannt ist, für jenes Stift, dem er als Knabe gemeinsam mit seiner Mutter Gertrud zwei Bauernhöfe geschenkt hatte.20 Acht Tage später, zum Pfingstfest am 7. Juni, kamen dann die Großen des Reiches in Worms zum Hoftag zusammen, um die Klage Heinrichs des Löwen wegen des Herzogtums Bayern aufs neue zu verhandeln. Heinrich Jasomirgott war diesmal zwar erschienen, verweigerte aber seine Mitwirkung an den Verhandlungen mit dem Argument, er sei nicht formgerecht geladen worden, und eben diese Erklärung setzte er mit demselben Erfolg noch einmal auf dem Hoftag von Speyer im Dezember 1153 ein.21 »Friedrich hatte sich nun schon fast zwei Jahre lang bemüht, den Streit der beiden Fürsten, die ihm ... wegen Blutsverwandtschaft so nahe standen, zu schlichten; veranlaßt durch das Drängen des einen (Heinrichs des Löwen), der in sein väterliches Erbe zurückkehren wollte, aus dem er schon so lange verdrängt war. Weil ihm (Friedrich) außerdem ein schwerer Feldzug bevorstand, auf dem er den jungen Fürsten als Krieger und Verbündeten brauchte, war er nun endlich gezwungen, den Streit zu been-

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den.«22 Offensichtlich drängte jetzt alles auf eine Entscheidung, zumal es in Bayern infolge der Auseinandersetzung zwischen beiden Fürsten zu so schwerwiegenden Landfriedensbrüchen gekommen war, daß der König einen für September 1153 in Regensburg geplanten Hoftag aus Sicherheitsgründen hatte absagen müssen.23 Nun sollte ein Hoftag Ende Mai/Anfang Juni 1154 in Goslar die Entscheidung bringen. Heinrich der Löwe erschien dort mit großem Gefolge, um im eigenen Land seine Autorität als Herzog eindringlich vorzuführen. Unter den Klerikern, die ihn begleiteten, erkennen wir den Archidiakon von Goslar sowie die Pröpste der Augustinerchorherrenstifte Riechenberg und Georgenberg, unter den Laien die Grafen Liudolf, Burchard und Hoyer von Wöltingerode, Adalbert von Wernigerode, Volkwin von Schwalenberg, elf Edelfreie, 35 Ministerialen, die zum Teil mit ihren Söhnen und Brüdern auftraten, unter ihnen Anno von Heimburg, Heinrich von Weida, Burchard von Wolfenbüttel, Liudolf von Dahlum, Friedrich von Volkmarode, und schließlich noch 64 Goslarer Bürger (urbani).24 Obwohl er schriftlich geladen war, fehlte Heinrich Jasomirgott auch hier, und daraufhin erging ein Fürstenspruch, der Heinrich dem Löwen das Herzogtum Bayern zusprach. Dabei handelte es sich allerdings erst um die formale Entscheidung in der Sache, noch nicht also um die Einweisung in den Dukat mit der Belehnung und der anschließenden Huldigung des bayerischen Adels, denn Friedrich scheute den offenen Bruch mit dem Babenberger, wußte auch von einer starken Opposition gegen den Goslarer Spruch unter den dort nicht beteiligten Fürsten und suchte deshalb nach wie vor eine politische Lösung. Insofern verhielt sich die Reichskanzlei korrekt, wenn sie Heinrich den Löwen auch künftig nur »Herzog von Sachsen« (dux Saxonie) nannte, während er selbst sich schon seit 1152 immer wieder den Doppeltitel beigelegt hatte und auch sein zweites Reitersiegel schon vor dem Goslarer Tag mit der Umschrift Henricus Dei gratia dux Bawarie et Saxonie (»Heinrich von Gottes Gnaden Herzog von Bayern und Sachsen«) versehen ließ.25 Aber noch mehr und Erstaunliches brachte dieser Goslarer Tag. Friedrich I. verlieh »seinem geliebten Heinrich, Herzog von Sachsen« (dilecto nostro Heinrico duci Saxoniae) für das Land nördlich der Elbe, »das er durch unsere Freigebigkeit innehat«, die freie Vollmacht, dort Bistümer und Kirchen zu gründen und auszustatten; ihm und seinen Nachfolgern wurde das Recht zur Investitur für die drei Bistümer Oldenburg, Mecklenburg und Ratzeburg übertragen, und zwar so, daß deren Bischöfe das, was Königsrecht war, aus

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der Hand des Herzogs so empfangen sollten, als wenn es vom König käme.26 Mit dieser Übertragung wollte Friedrich die Teilnahme Heinrichs des Löwen am Italienzug sicherstellen, gleichzeitig aber auch betonen, daß es sich bei den Heinrich zugestandenen Bischofsinvestituren um ein übertragenes, ihm nur anvertrautes Königsrecht handelte und kein Zweifel daran bestehen könne, daß die nordelbischen Gebiete zum Reich gehörten. Dennoch war das Privileg ein exzeptioneller Ausdruck königlicher Förderung und verschaffte Heinrich dem Löwen Kompetenzen eines Vizekönigs im Land nördlich der Elbe, das auf diese Weise eine deutlich erkennbare Sonderstellung erhielt. Als einziger deutscher Fürst verfügte Heinrich über ein solches Investiturrecht, und daraus ergaben sich erhebliche Rückwirkungen auf seine Stellung als Herzog in Sachsen.

Italienzug Schon im September 1153 hatte Friedrich I. alle geistlichen und weltlichen Fürsten des Reiches durch Boten aufgefordert, sich mit ihren Aufgeboten zu Michaelis des folgenden Jahres, also am 29. September 1154, in Roncaglia nahe Piacenza einzufinden,27 doch erst Anfang Oktober 1154 sammelte sich das Heer auf dem Lechfeld bei Augsburg. Die Stärke der Kampftruppe läßt sich nicht genau bestimmen; zwar schrieb der König in einem Brief an Otto von Freising, daß er seine italienischen Siege mit nur tausendachthundert Rittern (milites) errungen habe,28 doch war das eher ein Hinweis auf seine Feldherrnkunst als eine Auskunft über die Zahl. Otto Morena, Konsul von Lodi und vorzüglich informierter Beobachter, sah Heinrich den Löwen »kaum weniger schwere Reiter (equites) als der Kaiser« nach Italien bringen;29 ob sie in der von Friedrich genannten Heeresstärke inbegriffen sind, läßt sich nicht mehr feststellen, aber gewiß hat von allen am Italienzug Beteiligten Heinrich dem König das größte Kontingent zugeführt: Sein Einsatz war hoch, denn Bayern hatte er noch nicht wiedergewonnen, mußte die bisherigen Leistungen Friedrichs – das Investiturrecht nördlich der Elbe, das Winzenburger Erbe, die Belehnung mit Goslar – kompensieren und um künftige Hilfe werben. Vom Gefolge Heinrichs des Löwen, der seine Gemahlin Clementia als Regentin Sachsens zurückgelassen hatte, kennen wir die Grafen Adalbert von Wernigerode und Christian von Oldenburg, aus der sächsischen Ministeria-

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lität Liupold von Herzberg und aus der schwäbischen neben anderen den Vogt Adelgoz von Augsburg, den Marschall Hermann von Ravensburg, Konrad von Memmingen, Manegold von Otterswang, Adalbert von Rammetshofen, Meingoz von Reute, Heinrich von Stauf.30 Dieses Übergewicht der Schwaben entspricht allerdings nicht den tatsächlichen Verhältnissen, sondern ergibt sich aus den besonderen Bedingungen der Überlieferung: Die einzige vom Italienzug erhaltene Urkunde Heinrichs des Löwen war für das Stift Ittingen nordwestlich von Frauenfeld bestimmt, so daß als Zeugen der Rechtshandlung natürlich in erster Linie Schwaben aufgerufen worden waren. Wir dürfen nicht glauben, daß Heinrich im wesentlichen auf seine Ministerialen von den schwäbischen Gütern zurückgegriffen und die sächsischen geschont hat. Der König führte das Heer über den Brennerpaß, die leichteste und deshalb seit den ostfränkischen Karolingern am häufigsten genutzte Verbindung durch die Ostalpen nach Italien. Die meisten Reiter im sächsischen Gefolge Heinrichs des Löwen kannten nur die norddeutsche Ebene und als höchste Erhebung den Harz: Waren sie beeindruckt, als sie sich den Hochalpen näherten, in sie einstiegen und auf der Südseite die ganz anders geartete Landschaft Oberitaliens erlebten, den »Garten der Wonnen« (deliciarum hortus), den Otto von Freising im landeskundlichen Italienexkurs zu seinem Bericht vom Romzug Friedrichs geschildert hat?31 Wir wissen nicht, was sie einander und zu Hause davon erzählt haben, denn niemand hat dergleichen aufgeschrieben. Heinrich der Löwe hat auf diesem Feldzug nicht nur an die offiziellen Ziele des Königs und an das Wohl des Reiches gedacht. Er nutzte seinen Italienaufenthalt vielmehr auch dazu, jene Güter des Hauses Este für sich zu reklamieren, die sein Urgroßvater Welf IV. aus dem Nachlaß des Markgrafen Azzo II. erhalten hatte, die dann aber in den unsicheren Jahren nach dem Tod Heinrichs des Stolzen wieder vom Haus Este übernommen worden waren. Am 27. Oktober 1154 erschienen die beiden Markgrafen Bonifaz und Fulco von Este im Lager des Reichsheeres bei Povegliano in der Nähe von Verona, und man einigte sich dahingehend, daß Heinrich die Burg Este mit den Orten Solesino, Arqua und Merendola gehören sollte; sogleich hat er diese Objekte an Bonifaz, Fulco und ihre abwesenden Brüder Albert und Opizo samt allen Nachkommen in männlicher und weiblicher Linie als Lehen zurückgegeben.32 Damit hatte er sein Obereigentum gesichert, gleichzeitig jedoch Rechte seines Onkels Welf VI. mißachtet, von dem in der Urkunde keine Rede

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DER VERLAUF DES ITALIENZUGES 1154/55

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Heinrich der Löwe hat sich ständig im Heer Friedrichs I. befunden; Orte, an denen er ausdrücklich als anwesend bezeugt ist, sind durch einen ausgefüllten Punkt (●) gekennzeichnet. Augsburg, Brixen, Trient (Oktober 1154) Gebiet von Verona (22. Oktober) ● Povegliano (26./27. Oktober) ● Gebiet von Brescia (19. November) ● Gebiet von Bergamo (23. November) Gebiet von Lodi (28. bis 30. November) ● Roncaglia (30. November bis 6. Dezember) Gebiet von Mailand (7. bis 15. Dezember) Gebiet von Novara (22. bis 25. Dezember) Gebiet von Vercelli (Ende Dezember1154/ Anfang Januar 1155) ● Casale Monferrato (3. Januar) ● Rivarolo Canavese (13. Januar) Gebiet von Turin (nach dem 13. Januar) Chieri (nach dem 13. Januar) ● Asti (1. Februar) ● Tortona (13./14. Februar bis 20. April) Pavia (24. April) Gebiet von Piacenza (Ende April) Gebiet von Cremona (Anfang Mai)

Gebiete von Parma und Piacenza (5. Mai) ● Gebiet von Modena (5. bis 13. Mai) ● Gebiet von Bologna (13. bis 15. Mai) Gebiet von Florenz (nach dem 15. Mai) ● San Quirico (2. Juni) ● Tintignano (4. Juni) Acquapedente (nach dem 4. Juni) Grassano (8. bis 10. Juni) ● Rom (18./19. Juni) Magliano (nach dem 19. Juni) Farfa (nach dem 19. Juni) Gebiet von Tivoli (28./29. Juni) ● am Monte Soratte (1. Juli) ● Gebiet von Tivoli (nach dem 7. Juli) Spoleto (27./28. Juli) Ancona, Senigallia, Fano, Pesaro, Ravenna (August) Gebiet von Faenza (25. August) Imola, Bologna, Mantua (nach dem 25. August) ● Gebiet von Verona (Anfang September) ● Trient (7. September) Bozen,Brixen(7. bis 20. September) ● Peiting (20. September) (RI 4,2.1, Nr. 239–360) ●

war; erst später muß es eine Absprache zwischen beiden gegeben haben, denn Anfang Januar 1160 investierte Welf VI. im kaiserlichen Lager vor Crema, in dem sich auch Heinrich der Löwe aufhielt, die Este-Brüder mit denselben Gütern, damit jetzt auch sein Recht als Miteigentümer öffentlich erklärt war.33 Heinrichs Insistieren auf diesen Rechtspositionen in Reichsitalien zeigt, daß er sich keineswegs allein auf Sachsen, Bayern und seine schwäbischen Güter konzentriert hat und deshalb auch nicht im nachhinein in dieser verengten Perspektive gesehen oder beurteilt werden darf. Sein Wir-

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I TA L I E N Z U G Regensburg Donau

Straßburg Inn

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Augsburg

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Peiting Bodensee

Pyhrn

Tauern

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Brixen

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Großer St. Bernhard

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Brescia Mailand Verona Landriano Lodi Cremona Povegliano Pavia Mantua Asti Turin Piacenza Casale Po Monferrato Roncaglia Chieri Tortona

Rivarolo Canavese Vercelli

Parma Genua

Modena Bologna Imola

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Tintignano

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0

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150 km

Mittelmeer

Monte Soratte Grassano

Rom

Magliano Farfa

Tivoli

kungs- und Interessenfeld reichte wie das anderer großer Fürsten und Herren über die Region und Deutschland hinaus in den Raum des Imperiums; wie seine spätere zweite Ehe mit der englischen Königstocher Mathilde deutlich vor Augen führt, dachte und bewegte er sich im Geflecht weit ausladender Hochadelsverbindungen der westlichen Christenheit, die bis nach Byzanz und in die lateinischen Königreiche outre mer reichten, ins Heilige Land am Rande des östlichen Mittelmeers. Für die Repräsentanz der Welfen südlich der Alpen waren ihre italienischen Güter und Rechte wertvolle Grundlagen.

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Weiter ging der Marsch über die Landgebiete von Brescia und Bergamo nach Roncaglia; dort lagerte das Heer vom 30. November bis 6. Dezember. Otto von Freising berichtet, daß Friedrich I. einen alten Brauch der deutschen Könige erneuerte, dem gemäß »an einem Mast ein Schild aufgehängt und durch einen Ausrufer (preco) des Hofes die Gruppe der Lehnsträger aufgefordert wird, in der nächsten Nacht beim König Wache zu halten. Ebenso machen es die Fürsten seines Gefolges, indem jeder von ihnen seine Vasallen durch Ausrufer vorlädt ... Sämtlichen Vasallen, die ohne Erlaubnis ihrer Herren zu Hause geblieben sind, werden ihre Lehen entzogen.«34 In der Tat haben mehrere weltliche Herren, die bei der Heerschau als abwesend ermittelt worden waren, ihre Lehen verloren, besonderes Aufsehen erregte es jedoch, daß auch Erzbischof Hartwig von Bremen und Bischof Ulrich von Halberstadt von der Strafe betroffen waren, zwei Gegner Heinrichs des Löwen, die sich ihrer Pflicht entzogen hatten. Auf die gleiche Art hätte sich der Konflikt um das Herzogtum Bayern schnell und einfach lösen lassen, denn auch Heinrich Jasomirgott war nicht beim Heer erschienen, doch in seinem Falle wollte der König den Konflikt vermeiden und das Einvernehmen suchen. Heinrich der Löwe hatte im Gefolge Friedrichs I. bisher erhebliche Förderung erfahren, doch dem Vorteil solcher Königsnähe standen Risiken gegenüber, die sich aus der zeitweiligen Ferne vom eigenen Herrschaftsgebiet ergaben. Besonders während der Italienzüge standen alle Großen des Reiches unter dieser Spannung von Gewinn und Gefahr, weil Feinde und Konkurrenten die voraussehbar längere Zeit der Abwesenheit leicht nutzen konnten. Das mußte auch Heinrich der Löwe erfahren, denn noch im Oktober/November nahm Erzbischof Hartwig von Bremen die Burgen Stade, Bremervörde, Harburg und Freiburg an der Oste, die Heinrich 1145 besetzt hatte, wieder ein und ließ sie gegen den Herzog befestigen. Bedenklicher als dieser örtlich begrenzte Angriff war allerdings ein Treffen ostsächsischer und bayerischer Magnaten im Böhmerwald, an dem möglicherweise Heinrich Jasomirgott teilnahm und zu dem auch Erzbischof Hartwig geladen war, denn dort schien sich eine breit angelegte Opposition zu formieren. Zwar verlegten Leute des Herzogs dem Erzbischof seinen Rückweg nach Bremen, so daß er fast ein Jahr in Ostsachsen bleiben mußte,35 das änderte aber nichts am beunruhigenden gegnerischen Potential, dessen wirkliche Stärke vorerst schwer abzuschätzen war, das sich jedoch alsbald wieder bemerkbar machen sollte.

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Durch den Tod Vicelins am 12. Dezember 1154 war das Oldenburger Bistum vakant geworden. In Vertretung ihres Gemahls wollte Herzogin Clementia für die Nachfolge sorgen, indem sie Gerold dorthin schickte, einen Hofkapellan Heinrichs des Löwen und Leiter der Stiftsschule von St. Blasius in Braunschweig. Damit eröffnete sie eine neue Phase des Dauerkonflikts mit Erzbischof Hartwig von Bremen, denn der mußte Gerold die Bischofsweihe spenden, unterließ es aber hartnäckig. Helmold von Bosau erklärt das mit Hartwigs Abwesenheit,36 doch ist das bestenfalls ein Teil der Wahrheit. Nicht der versperrte Weg von Ostsachsen nach Bremen hinderte den Erzbischof, sondern die Weihe unterblieb in erster Linie deshalb, weil Hartwig die Art der Nachfolgeregelung für unkanonisch hielt. Als Gerold im Januar 1155 dann zu Hartwig reiste und ihn in Merseburg traf, war der Erzbischof eben im Begriff, das Bistum Oldenburg mit einem sächsischen Propst zu besetzen, denn er focht Gerolds Erhebung mit der Begründung an, daß die noch unfertige und bis jetzt fast menschenleere Oldenburger Diözese ohne seine Erlaubnis als zuständiger Erzbischof weder wahlberechtigt noch beschlußfähig sei, und stellte in Aussicht, daß er nach seiner Rückkehr den Fall gemeinsam mit dem Bremer Domkapitel regeln werde. Gerold machte sich daraufhin nach Schwaben auf, um Heinrich den Löwen von dort aus durch Boten zu unterrichten. Der Herzog reagierte ähnlich wie beim Streit um die Investitur der Bischöfe nördlich der Elbe, wollte am zuständigen Erzbischof vorbei direkt mit dem Papst verhandeln und zitierte Gerold sofort zu sich nach Italien, um ihn mit nach Rom zu nehmen.37 Für Gerold sollte die Reise zum Herzog gefährlich werden, denn kaum hatte er Schwaben verlassen, wurde er überfallen, beraubt und durch einen Schwerthieb ernsthaft am Kopf verletzt. Zuvor war das Heer des Königs nach dem Aufbruch von Roncaglia am 7. Dezember von zwei Mailänder Konsuln mißgeleitet worden und mußte drei Tage lang durch verlassenes Land ziehen, so daß es zu erheblichen Versorgungsproblemen kam, vor allem fehlte Futter für die Pferde. Die Spannungen wuchsen jetzt rasch, zumal sich mehrere lombardische Städte schon bei Friedrich über Mailand und Tortona beklagt hatten, den engen Verbündeten Mailands. Am 1. Februar ließ Friedrich das von seinen Bewohnern verlassene Asti plündern und niederbrennen, wobei im Streit um die Beute so schwere Gewalttaten verübt wurden, daß der König zur Sicherung des Lagerfriedens scharfe Bestimmungen erlassen mußte, die bei Waffengebrauch gegen eigene Leute Verstümmelung durch Abschlagen einer Hand und in schweren Fällen die Todesstrafe androhten.38

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Als sich das Heer zwei Wochen später der Stadt Tortona näherte, forderte Friedrich die Bürger auf, ihre Allianz mit Mailand zu lösen und sich statt dessen mit dem königstreuen Pavia zu verbünden, doch dieses Ansinnen wurde – wie nicht anders zu erwarten – abgelehnt. Ein daraufhin sogleich ausgeschickter berittener Erkundungstrupp unter Führung von Friedrichs Bruder Konrad, Bertholds von Zähringen und Ottos von Wittelsbach suchte vor Tortona einen Lagerplatz für das Heer, mit dem der König nun heranrückte. Die Stadt lag auf einem Felskegel und war ein nahezu unüberwindliches Hindernis für die deutsche Reitertruppe, der nicht nur die Erfahrung im Belagerungskrieg fehlte, sondern vor allem das entsprechende Gerät. Zwar gelang es Heinrich dem Löwen mit seinen sächsischen Kämpfern schon am 17. Februar, die am Fuß des Berges gelegene Unterstadt von Tortona zu erobern und vollständig niederzubrennen, aber die Oberstadt kapitulierte erst zwei Monate später, nachdem die Belagerer ihre Wasserversorgung unterbrochen hatten. Den Einwohnern wurde freier Abzug gewährt, dann ging Tortona in Flammen auf und blieb den Pavesen zur vollständigen Zerstörung überlassen. Der König nahm das so wichtig, daß er eine Urkunde »während der Zerstörung Tortonas« (in destructione Terdone) datieren ließ.39 Inzwischen war Gerold am 14. Februar im Lager vor Tortona eingetroffen und von Heinrich dem Löwen und seinem Gefolge freundlich empfangen worden.40 Fortan begleitete er das Heer im Gefolge des Herzogs, der bei der ersten sich bietenden Gelegenheit Papst Hadrian IV. im Juni 1155 anläßlich von Verhandlungen um die Kaiserkrönung in Grassano bei Sutri bat, Gerold zu weihen. Hadrian hatte jedoch vom Bremer Erzbischof schon einen schriftlichen Bericht erhalten und lehnte ab, weil er Hartwigs Rechte nicht verletzen wollte.41 In Grassano schilderte der Papst eindringlich die Lage in der Stadt Rom und warnte vor der kommunalen Bewegung, die schon vor zehn Jahren zur Erneuerung des altrömischen Senats geführt hatte und nun selbstbewußt die Rechte von Papst und Kaiser ganz neu definieren wollte.42 So vorbereitet, begegnete der König Mitte Juni einer Gesandtschaft der Römer, deren Mitglieder nach diplomatischem Geschick und Bildungsstand ausgewählt worden waren und nun recht überheblich als Repräsentanten der »Hauptstadt des Erdkreises« (orbis urbs) auftraten. Gegen Zahlung einer hohen Geldsumme und Bestätigung ihrer kommunalen Rechte boten sie dem deutschen König im Auftrag des Senats die Kaiserkrone an. An dieser Stelle unterbrach Friedrich den von ihm als außergewöhnlich arrogant empfundenen Wortschwall,

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erinnerte an den unwiderruflichen Untergang des alten Rom und sprach aus, wohin sich dessen Qualitäten mittlerweile verlagert hätten: »Auf uns ist dies alles zugleich mit der Kaiserherrschaft übergegangen«, denn »die Hand der Franken und der Deutschen« (Francorum sive Teutonicorum manus) hat Rom durch Eroberung gerettet, und deshalb »bin ich euer rechtmäßiger Eigentümer«.43 Das Ansinnen, eine vor viereinhalb Jahrhunderten durch Karl den Großen begründete Tradition okzidental-christlichen Kaisertums und das mittlerweile dafür konstitutiv gewordene Königswahlrecht der deutschen Fürsten auf Grund tagespolitischer Konstellationen aufzugeben, mußte zwangsläufig abgelehnt werden, aber damit waren schwere Unruhen in der Stadt vorhersehbar geworden. Auf Rat des Papstes schickte Friedrich deshalb ein tausend Mann starkes Vorkommando, das im nächtlichen Handstreich die Leostadt besetzen und die Peterskirche absperren sollte. Am 18. Juni zog der König selbst durch das Goldene Tor in Rom ein, wurde an den Stufen der Peterskirche mit dem Krönungsornat bekleidet und leistete in der Kirche Santa Maria in Turri dem Papst den üblichen Sicherheitseid, bevor er im Petersdom von Hadrian IV. zum Kaiser gekrönt wurde. Anschließend bestieg er mit der Krone auf dem Haupt ein Pferd und verließ unter starker Bedeckung die Stadt, um in sein Lager auf den Neronischen Wiesen zurückzukehren. Kurz darauf brach der erwartete Aufstand aus, bei dem die Römer auch das Lager Heinrichs des Löwen nahe der Stadtmauer angriffen. Heinrich selbst führte den Gegenstoß und brachte nach vielstündigem harten Kampf den Bürgern eine schwere Niederlage bei, so daß »der Name des Herzogs vor allen anderen im Heer gerühmt wurde« (magnificatum est nomen ducis super omnes qui erant in exercitu).44 Für Hadrian IV. war dieser Sieg so wertvoll, daß er dem Herzog Geschenke sandte und am folgenden Tag Gerold zum Bischof weihte. In Sachsen sprach sich Heinrichs Ruhmestat rasch herum und fand in der Geschichtsschreibung des Landes ein breites Echo bis hin zu der im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts im Umkreis der Herzöge von BraunschweigLüneburg verfaßten Braunschweigischen Reimchronik.45 Wegen der Sommerhitze verlegte der Kaiser sein Heer während der ersten Julihälfte in die Campagna und kehrte dann mit Heinrich dem Löwen und anderen Großen nach Tivoli zurück, um mit dem Papst über das weitere Vorgehen zu verhandeln. Dabei zeigte sich rasch, daß der Kaiser den aus seinem Amt als Vogt der römischen Kirche folgenden Erwartungen nicht gerecht wurde, denn weder konnte er die Römer dauerhaft unterwerfen und dem Papst eine sichere römische Residenz garantieren, noch würde er im-

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stande sein, ihn gegen die Normannen zu beschützen. Der Konstanzer Vertrag verpflichtete Friedrich zum Feldzug gegen das normannische Reich, und Hadrian IV. beklagte sich, von einigen deutschen Fürsten unterstützt, sehr über den sizilischen König. Zwar drangen namentlich Erzbischof Arnold von Köln und Bischof Hermann von Konstanz darauf, den zugesagten Feldzug nach Sizilien sogleich zu beginnen, aber die Mehrheit lehnte das ab und trieb den Papst damit in die Arme des normannischen Königs Wilhelm, mit dem er sich nun notgedrungen arrangieren mußte.46 Das Votum Heinrichs des Löwen ist nicht überliefert, aber angesichts der sächsischen Opposition gegen die Form seiner Herzogsherrschaft wird auch er vom Marsch in den Süden abgeraten haben. Auf dem Rückweg nach Deutschland geriet das Heer Anfang September bei den Veroneser Klausen in einen Hinterhalt, aus dem es der kaiserliche Bannerträger Otto von Wittelsbach mit einer kühnen Aktion im steilen Bergland befreite. Abt Isingrim von Ottobeuren schrieb auch diese Rettungstat Heinrich dem Löwen zu, obwohl er es als vertrauter Freund Ottos von Freising hätte besser wissen müssen.47 Vielleicht entstellte er die Tatsachen aus besonderer Sympathie zur Familie, denn Ottobeuren liegt nur wenige Kilometer südöstlich von Memmingen, in dem sich Welf VI. häufig aufgehalten hat;48 auf jeden Fall gehört die Geschichte zur fama, die Heinrich auf dem Italienzug erworben hatte, zur Berühmtheit als Fundament der memoria, des ehrenvollen Gedenkens.

Herzog von Bayern Zwischen 7. und 20. September 1155 war das Heer des Kaisers durch das Tal von Trient über Bozen und Brixen nach Deutschland zurückgekehrt, und sogleich, Anfang Oktober, bemühte sich Friedrich wieder um Heinrich Jasomirgott, der nun dazu gebracht werden mußte, den Beschlüssen des Goslarer Tages vom Frühsommer des letzten Jahres nachträglich beizutreten und die Übergabe des Herzogtums Bayern an Heinrich den Löwen zu billigen. Offenbar hatte ihm Friedrich aber noch keine akzeptable Kompensation des Verlustes anbieten können, denn diese erste Begegnung nach der Kaiserkrönung war ebenso vergeblich wie anschließende Verhandlungen in Gegenwart Herzog Wπadisπaws von Böhmen, Albrechts des Bären und des Pfalzgrafen bei Rhein im böhmischen Grenzgebiet. Diesmal versuchte Otto von

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Freising sein Glück als Vermittler unter Verwandten, denn er war der Bruder Heinrichs Jasomirgott, Schwager Wπadisπaws von Böhmen und Onkel des Kaisers.49 Warum war der Kaiser so überaus geduldig, da die Fürsten doch schon in seinem Sinne entschieden hatten? Diese aus moderner Sicht plausible Frage kann nur im Hinblick auf bestimmte Grundeinstellungen hocharistokratischer Führungseliten beantwortet werden, mit Rücksicht auf Wertekanon und Verhaltensweisen einer Schicht, der auch Friedrich angehörte. Königswahl und Kaiserkrönung haben in bezug auf diese Mentalität bei ihm schon deshalb keinen Persönlichkeitswandel bewirken können, weil er auch als König nur zusammen mit seinen Standesgenossen handlungsfähig war. Diese gemeinsame Basis bestimmte naturgemäß auch den Umgang mit Konflikten, die man nicht im Sinne neuzeitlicher Rechtsverfahren juristisch löste. Immer wieder zeigt das Verhalten Friedrichs I., daß er Streitfälle unter seinen Verwandten zunächst als Familiensache ansah, die man am besten intern regelte. Gelang das nicht, blieben immer noch hinreichend starke Motive für geduldiges Verhandeln, denn solange Friedrich als Schlichter eines Konflikts zwischen zwei Fürsten auftrat, konnte er das Verfahren unabhängig vom Rat anderer in seinem Sinne steuern, als neutraler Vermittler auftreten, aber insgeheim nach Lösungen suchen, die ihm nützten. Erst wenn aus der Schlichtung ein Gerichtsverfahren nach Lehnrecht wurde, war der König an den Spruch anderer Fürsten gebunden, durfte ohne ihren Rat weder begnadigen noch den Vergleich suchen. Das sollte später für die Entmachtung Heinrichs des Löwen entscheidend werden, denn dabei hat der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg das förmliche Gerichtsverfahren durchgesetzt und den Kaiser damit Fürstenurteilen unterworfen. Nachdem Otto von Freising in seiner Vermittlerrolle gescheitert war, traf Friedrich am 13. Oktober auf einem Hoftag in Regensburg mit Heinrich dem Löwen zusammen, und hier »empfing ... Herzog Heinrich seinen Besitz und die Residenz seiner Väter zurück, denn auch die bayrischen Großen leisteten ihm Mannschaft und Eid, und die Bürger wurden nicht nur durch einen Eid, sondern auch durch Bürgen gebunden, damit sie keine Möglichkeit hatten, wankend zu werden«.50 Immer noch aber beharrte Heinrich Jasomirgott auf seiner Würde als Herzog von Bayern, so daß der Kaiser sich weiter bemühen mußte, denn ohne formellen Verzicht des einen auf das Lehnsobjekt konnte er es dem anderen nicht formell übergeben. Heinrich der Löwe zeigte sich zwar unbeeindruckt, und auch die Reichskanzlei nannte ihn dux Bawarie et

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Saxonie, als er im Mai 1156 auf der Reichsburg Boyneburg den Kaiser traf,51 aber endgültig war man mit dem Fall doch noch nicht fertig geworden. Am 5. Juni schließlich machte Friedrich ein Angebot, das zunächst vertraulich behandelt werden sollte. Er werde sich dafür einsetzen, daß die Markgrafschaft Österreich zusammen mit einigen Grafschaften vom Herzogtum Bayern abgetrennt und daraus für Heinrich Jasomirgot ein neuer ducatus Austrie geschaffen würde, ein »Herzogtum Österreich«. Dem endlich stimmte der Babenberger zu, weil dieser Vorschlag ihm seinen Rang als Herzog sicherte.52 Der Plan sollte deshalb geheim bleiben, weil Heinrich der Löwe natürlich zuvor mit der Verkleinerung Bayerns einverstanden sein mußte; wahrscheinlich ist der neue Kanzler des Kaisers, Rainald von Dassel, im Juli 1156 deswegen nach Braunschweig gereist. Die Öffentlichkeit erfuhr von dem Vergleich am 8. September während eines Hoftages auf den Barbinger Wiesen bei Regensburg. Dort gab Heinrich Jasomirgott das Herzogtum Bayern in rechtssymbolischer Form mit sieben Fahnen an den Kaiser zurück, der diese Fahnen an Heinrich den Löwen weiterreichte und von diesem sofort zwei für die Mark Österreich und die Grafschaften zurückbekam. Herzog Wπadisπaw von Böhmen hatte den Fürstenspruch formuliert, der die Mark mit den Grafschaften zum Herzogtum erhob, und durch Übergabe der beiden Fahnen belehnte Friedrich damit sogleich Heinrich Jasomirgott und dessen Gemahlin Theodora. Die Einzelbestimmungen dieser Belehnung waren für Heinrich Jasomirgott außerordentlich vorteilhaft, denn sein neues Herzogtum sollte in männlicher und weiblicher Linie vererbbar sein, und das Herzogspaar durfte, falls es kinderlos blieb, den Nachfolger frei bestimmen. Ohne Erlaubnis Heinrichs sollte niemand in seinem Herzogtum Gerichtsrechte ausüben, Hoftage mußte er nur besuchen, wenn sie in Bayern stattfanden und er ausdrücklich dazu geladen war; Heerfolgepflicht galt nur bei Feldzügen des Kaisers in Nachbargebiete Österreichs. Über diese Abreden stellte Friedrich am 17. September 1156 in Regensburg ein Diplom aus, das berühmte Privilegium minus,53 in dem so weitgehende Zugeständnisse festgelegt wurden, daß die Babenberger ihr Herzogtum künftig fast wie Eigengut der Familie behandeln konnten, war ihnen doch außer der weiblichen Erbfolge die Testierfreiheit im Falle der Kinderlosigkeit zugestanden und bei stark geminderten lehnrechtlichen Verpflichtungen das Gerichtsmonopol. Obwohl Heinrich der Löwe trotz aller Förderung durch den König eine so definierte und urkundlich festgeschriebene Herzogsgewalt vorerst nur an-

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streben konnte, lieferte das Privilegium minus trotz seiner Anlage für den besonderen Fall doch so etwas wie die Idee vom modernen Herzogtum. Außerdem war durch die endlich erreichte Belehnung mit Bayern eine Rechtsauffassung überholt, die Helmold von Bosau Konrad III. zugeschrieben hatte und die besagte, daß niemals zwei Herzogtümer in einer Hand vereint sein sollten.54 Helmold war es auch, der die Regensburger Vorgänge dahingehend kommentierte, daß der Kaiser Heinrich dem Löwen Bayern zurückgegeben habe, »weil er ihn auf dem Zuge nach Italien und in anderen Angelegenheiten des Reiches treu befunden hatte« (eo quod fidelem eum in Italica expeditione et ceteris negociis regni persenserit).55 Das wirkt freilich etwas naiv angesichts der Tatsache, daß Friedrich in Regensburg keineswegs aus eigener Machtvollkommenheit Leistungen für das Reich belohnte, sondern die Fürsten zuvor mit viel Geduld und taktischem Geschick zur Entscheidung einer komplizierten und gefährlichen Streitsache veranlaßt hatte, an der er selbst keineswegs unbeteiligt war. Große Beschlüsse kamen eben nicht auf Grund einsamer Entscheidungen des Königs zustande, sondern nur im Zusammenwirken mit denen, die das Beschlossene am Ende dauerhaft akzeptieren und realisieren mußten. Am Hof des Königs wirkten diese Herren auf seine Entscheidungen ein, nur in seiner Nähe repräsentierten sie das Reich und bildeten deshalb im Laufe der Zeit die besondere Gruppe ausdrücklich so genannter Reichsfürsten (principes regni), abgesetzt von den übrigen, königsferneren Magnaten.56 Andererseits hat Helmold jedoch insofern recht, als die Belehnung mit dem bayerischen Dukat vom Einsatz Heinrichs des Löwen für die Vorhaben des Kaisers keineswegs unabhängig war und als Leistung deshalb auf Gegenseitigkeit beruhte. Mit der Abtrennung und Aufwertung der Mark Österreich hatte Friedrich dem Vetter allerdings die Möglichkeit genommen, seine bayerische Basis nach Osten zu erweitern. Das Herzogtum war rundum von anderen Reichsländern umgeben, auch Oberitalien bot einer fürstlichen Herrschaftsbildung neben der kaiserlichen Reichshoheit keine Ansatzpunkte mehr. Was in Sachsen nördlich der Elbe gelang, war in Bayern von vornherein ausgeschlossen, obwohl herzogliche Amtsgewalt dort ungleich viel effektiver und rechtlich besser fundiert zur Geltung gebracht werden konnte als in Sachsen. Das hatte sich aus einer langen Geschichte königsnaher Regierung ergeben, während der die bayerischen Herzöge seit dem 10. Jahrhundert entweder Verwandte des Königshauses gewesen waren oder die Könige selbst die Verwaltung übernommen hatten. Deshalb verfügte der bayerische Herzog als einziger im ganzen Reich über eine Ausstattung mit Amtsgut, das im Raum

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Regensburg, an der Salzach und am Inn gelegen war, und er hatte Befugnisse, um die Heinrich der Löwe in Sachsen noch kämpfte. Die oberste Gerichtsgewalt stand in Bayern dem Herzog zu, der auch das Heeresaufgebot führte und für die Wahrung des Landfriedens zu sorgen hatte, woraus sich wiederum viele willkommene Anlässe zum Eingreifen in die Rechte adliger Herrschaftsträger ergaben. Im Verhältnis des Herzogs zu den Grafen war in Bayern die Regel, was Heinrich der Löwe auf den Spuren seines Schwiegervaters in Sachsen noch realisieren wollte: Nicht der König, sondern der Herzog war Lehnsherr vieler Grafen und der beiden nach Ausscheiden Österreichs verbliebenen Markgrafen im Nordgau und in der Steiermark; beim Aussterben von Adelsfamilien konnte er das Heimfallrecht an ihren Gütern häufig mit Erfolg geltend machen.57 Außerdem hatten die Herzöge schon seit den Tagen Welfs V. (1101–1120) immer wieder Reichsgut zu Lehen bekommen; ihre Stellung war insgesamt so stark, daß es der bayerische Adel ratsam fand, die Landtage des Herzogs zu besuchen. Verhältnismäßig gering war dagegen der Bestand an welfischem Eigengut, das konzentriert an beiden Ufern des Lech zwischen Augsburg und Füssen lag; daneben gab es Besitz in Tirol, nämlich im oberen Inntal und im Vintschgau, schließlich drei bedeutende geistliche Institute, von denen zwei der Familie seit langem nahestanden. Das Augustinerchorherrenstift Rottenbuch, süddeutscher Mittelpunkt der gregorianischen Kirchenreform, war eine Gründung Welfs IV., der es 1090 dem Papst unterstellt hatte; Welf VI. hatte Steingaden gegründet und 1147 den Prämonstratensern übergeben, während das heute im Stadtgebiet von Innsbruck liegende Prämonstratenserstift Wilten dem Bischof von Brixen gehörte, aber wegen seiner Lage an der Brennerstraße von Heinrich dem Löwen gefördert wurde. Unter diesen Voraussetzungen lag es nahe, die vorgefundenen Herzogsrechteso weit wie möglich zu nutzen, doch haben Sachsen und das Land nördlich der Elbe, nicht zuletzt aber auch der Reichsdienst, Heinrich den Löwen so lange intensiv beschäftigt, daß er Bayern erst in den siebziger Jahren größere Aufmerksamkeitgewidmet hat. Abgesehen von einem ersten bayerischen Landtag im Jahre 1157 führten ihn nur die Märsche nach Italien 1159/61 und ein kurzer Besuch im Jahre 1162 ins Land; erst 1174 hat er sich fast sechs Monate in Bayern aufgehalten. Insgesamt stand Heinrichs zweites Herzogtum deutlich hinter Sachsen zurück, blieb peripher zum nördlichen Schwerpunkt seiner Herrschaft und erscheint so auch in den Herzogsurkunden, bei denen nur fünfzehn Prozent des erhaltenen Bestandes Bayern betreffen.

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Zwischen Dänemark und Rom Im Herbst 1156 kehrte Heinrich der Löwe vom Regensburger Hoftag des Kaisers nach Sachsen zurück und mußte sich alsbald wieder mit dem dänischen Thronstreit befassen. Diesmal bat Erzbischof Hartwig ihn um Hilfe für König Sven, den Knut im Bund mit Erzbischof Eskil von Lund aus Dänemark verjagt hatte. Weniger die Sorge um das Schicksal des Dänenkönigs jedoch leitete den Bremer Erzbischof, sondern sein Streben nach stärkerem Einfluß auf die dänische Kirche, der Wunsch nach Erneuerung älterer Pläne zur Errichtung eines Hamburg-Bremer Patriarchats über den gesamten skandinavischen Norden. Der Erzbischof von Lund stand dem als Hindernis entgegen und sollte auf jede mögliche Weise geschwächt werden. Hilfe für Sven war zugleich Dienst am Kaiser, der den Dänenprinzen in Merseburg zum König gemacht hatte, doch Heinrich der Löwe griff gleichwohl erst ein, als Sven ihm ein bedeutendes Honorar für seine Hilfe anbot. Im Winter 1156/57 versuchte der Herzog mit einem großen Heer, den König aus seinem sächsischen Exil nach Dänemark zurückzubringen, eroberte die Bischofssitze Schleswig und Ripen, drang bis Hadersleben vor und mußte dann den Mißerfolg des Unternehmens einsehen, weil Sven in Dänemark keinen Rückhalt für sein Königtum fand. Das politische Ziel des Feldzuges war offensichtlich unerreichbar, und so zog Heinrich sich im Januar 1157 nach Sachsen zurück.58 Mit einer Intervention von außen war Sven offenkundig nicht zu helfen, aber auch die Ermordung seines Gegners Knut im August 1157 rettete ihm die Krone nicht. Schon zwei Monate später ging sie auf der Grateheide bei Viborg verloren, als Sven in offener Feldschlacht Knuts Verbündetem Waldemar unterlag und auf der Flucht getötet wurde. Ende Juni war Heinrich der Löwe beim Kaiser in Goslar und stieß am 3. August in Halle zu dem großen Heer, das Friedrich dort für einen Feldzug nach Polen versammelte.59 Noch zu Lebzeiten Konrads III. war Herzog Wπadisπaw II. von Polen durch seinen Bruder Bolesπaw vertrieben worden, der sich jetzt weigerte, dem Kaiser seinen üblichen Tribut weiterzuzahlen und damit die Machtprobe riskierte, denn es war wenig wahrscheinlich, daß Friedrich diese Minderung seines Ansehens hinnehmen würde. Am 22. August setzte das Heer bei Glogau über die Oder und zog der konventionellen mittelalterlichen Kriegstechnik entsprechend eine Spur der Verwüstung durch die Diözesen Breslau und Posen, bis Bolesπaw sich auf Vermittlung Herzog Wπadisπaws von Böhmen und anderer Fürsten dem Kaiser unterwarf. Er lei-

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stete den Treueid, zahlte dem Kaiser, der Kaiserin, den Fürsten und dem Hof beträchtliche Summen und versprach darüber hinaus, mit dreihundert Panzerreitern am nächsten Italienzug Friedrichs teilzunehmen.60 Dieser Zug, der schon am 24. März 1157 auf einem Hoftag in Fulda für Pfingsten 1158 als militärischer Vorstoß gegen Mailand beschlossen worden war,61 versprach schwierig zu werden. Lombardische Städte, besonders Pavia, Como und Lodi, hatten gegen Mailand geklagt, so daß Friedrich diesmal zwangsläufig in die komplizierten und mit äußerster Härte geführten Auseinandersetzungen zwischen den italienischen Kommunen verwickelt werden würde. Außerdem hatte sich das Verhältnis zur römischen Kurie entscheidend verschlechtert, nachdem es im Oktober 1157 auf einem Hoftag in Besançon zu einem aufsehenerregenden und folgenschweren Zwischenfall gekommen war. Heinrich der Löwe war nicht dabei, als vor einem internationalen Publikum – Gesandte aus Apulien, der Toskana, Venedig, Frankreich, England und Spanien waren erschienen – zwei Legaten des Papstes, die Kardinalpriester Bernhard von San Clemente und Roland von San Marco, Friedrich einen Brief überreichten, in dem Hadrian IV. sich lebhaft darüber beklagte, daß der Kaiser trotz einer ausdrücklichen Bitte des Papstes nichts für die Befreiung des Erzbischofs Eskil von Lund getan habe, der auf seiner Rückreise von Rom in Burgund überfallen und gefangengenommen worden war. Hadrian erinnerte an das mehrfach bewiesene Wohlwollen der römischen Kirche gegenüber dem Kaiser, nannte ausdrücklich die Kaiserkrönung und erklärte seine Bereitschaft, dem Kaiser maiora beneficia zu gewähren, »noch größere Wohltaten«. Friedrichs Kanzler Rainald von Dassel las den Brief der Versammlung vor, übersetzte sogleich und gab das Wort beneficia mit »Lehen« wieder, was vom zeitgenössischen Bedeutungsfeld des Begriffs her gesehen möglich, vom Papst aber wahrscheinlich nicht gemeint war. Sollte Hadrian IV. eine Provokation im Sinn gehabt haben, so hat er doch in einem später geschriebenen Brief dem Kaiser geduldig erklärt, daß das Wort aus den Bestandteilen bonum (Wohl) und factum (Tat) gebildet sei, weshalb beneficium in Italien niemals »Lehen«, sondern vielmehr »Wohltat« bedeute; das entspräche im übrigen dem Wortgebrauch der Bibel, der zufolge die Menschen nicht durch eine Lehnsverleihung Gottes existierten, sondern durch sein Wohltun. In der Tat sagte man in Italien damals feudum, wenn man wirklich »Lehen« im technischen Sinne meinte, aber mit seiner polemischen Übersetzung weckte Rainald Erinnerungen an ein Bild im Lateranpalast, das Lothar von Süpplingenburg als

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Lehnsmann des Papstes darstellte, und er schürte den Zorn über die vermeintliche Anmaßung Hadrians IV., auch Friedrich als Vasall der römischen Kirche zu betrachten. Als einer der Kardinäle dann noch in den Tumult hineinrief: »Von wem hat er denn das Kaisertum, wenn er es nicht vom Herrn Papst hat?« (A quo ergo habet, si a domno papa non habet, imperium?),62 steigerte das die Erregung so, daß angeblich nur persönliches Dazwischentreten Friedrichs den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach von einem tätlichen Angriff auf die Legaten abgehalten hat.63 Der Kaiser reagierte scharf. Die Legaten wurden ungnädig entlassen und nach Rom zurückgeschickt; in einem wohl von Bischof Eberhard von Bamberg verfaßten und zur Verbreitung im ganzen Reich bestimmten Rundschreiben schilderte Friedrich die Vorgänge, erläuterte eingehend seine Auffassung des Verhältnisses von imperium und sacerdotium, von weltlicher und geistlicher Gewalt, und erklärte seine Entschlossenheit, unter Einsatz seines Lebens für die Ehre des Reiches (honor imperii) kämpfen zu wollen.64 Der Papst beklagte sich seinerseits über die Vorgänge in Besançon bei den deutschen Bischöfen und forderte sie auf, den Kaiser entsprechend zu ermahnen; Friedrich verlangte im Gegenzug die Zerstörung der Bilder im Lateran, die das Kaisertum herabwürdigten, und schickte in dieser spannungsgeladenen Atmosphäre im Januar 1158 seinen Kanzler Rainald von Dassel und den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach zur Vorbereitung des Zuges nach Italien.65 Diese Auswahl der Botschafter deutet darauf hin, daß umsichtiges Vorgehen zur Bewältigung des Konflikts nicht das oberste Ziel ihrer Mission sein sollte, denn Rainald von Dassel vertrat eine scharf antikuriale Position, deren kompromißlose Härte in den folgenden Auseinandersetzungen noch verhängnisvolle Wirkung zeigen sollte, während der Pfalzgraf in Besançon seinen Emotionen allzu freien Lauf gelassen hatte. Wie ernst der Kaiser die militärische Herausforderung des Italienzuges nahm und wie wichtig ihm infolgedessen wirksame Unterstützung war, zeigt die Erhebung Herzog Wπadisπaws von Böhmen zum König auf dem Regensburger Hoftag im Januar 1158; als Anerkennung seiner bisherigen Leistungen für das Reich und als Verpflichtung zu weiterer Loyalität übergab Friedrich ihm eine Krone und fügte, wie der Geschichtsschreiber Rahewin sich ausdrückt, eine »Urkunde über den Gebrauch des Diadems und der anderen Insignien des Königtums« hinzu (privilegium de usu diadematis aliisque regni insignibus), nämlich eine Anweisung für den Ablauf von Festkrönungen zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten sowie an den Festtagen der böhmischen

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Landespatrone Wenzel und Adalbert, bei denen die Bischöfe von Prag und von Olmütz ihrem neuen König nach dem Vorbild von Friedrichs eigener Krönung die Krone aufsetzen sollten.66 Heinrich der Löwe hatte sich unterdessen im Winter 1157/58 mit Hadrian IV. in Verbindung gesetzt, um für das Bistum Ratzeburg und das bayerische Augustinerchorherrenstift Ranshofen Privilegien zu erwirken, die der Papst seinem »teuersten Sohn« (carissimus filius) am 21. und 29. Januar 1158 ausstellte.67 Bei dieser Gelegenheit suchte der Herzog zwischen Kaiser und Papst zu vermitteln und gab Hadrian Ratschläge für dessen weitere Schritte. In einem Brief an den Kaiser hat der Papst sich daraufhin ausdrücklich auf Heinrich den Löwen berufen, der ihm empfohlen habe, Gesandte an Friedrich zu schicken. Diese Initiative des Herzogs fand den Beifall aller, die sich von einer harten Konfrontation wenig versprachen und es durchaus für möglich hielten, die Spannung nicht ins Grundsätzliche steigen zu lassen. Der als Theologe und Kirchenreformer berühmte Propst Gerhoch von Reichersberg lobte in einem Brief an den Herzog, »daß du dich bemühst, die Einheit zwischen Kirche und Reich zu festigen«, so daß »auf deine Vermittlung hin Legaten des apostolischen Stuhls kommen ... und Frieden bringen«.68 Furcht vor der großen Auseinandersetzung zwischen den Häuptern der Christenheit war keineswegs unbegründet, Erinnerungen an die Zeit Heinrichs IV. waren noch durchaus lebendig, und kein Ereignis hat Otto von Freising stärker irritiert, dauerhafter beschäftigt und auf sein universalhistoriographisches Œuvre intensiver gewirkt als der Kampf zwischen Papst und Kaiser seit Gregor VII. »Mit verbitterter Seele« (ex amaritudine animi),69 schrieb er seinem Neffen Friedrich I., habe er diese Zeit geschildert, für die es seines Wissens nichts Vergleichbares gebe: »Ich lese wieder und wieder die Geschichte der römischen Könige und Kaiser, aber ich finde vor Heinrich (IV.) keinen einzigen unter ihnen, der vom römischen Pontifex exkommuniziert oder abgesetzt worden ist ...«70 Deutliche Signale der Endzeit hatte er bei der Beobachtung dieses Konflikts empfangen, denn »wie viel Unheil ..., wie viele Kriege mit ihren verhängnisvollen Folgen daraus entstanden sind, wie oft das unglückliche Rom belagert, erobert und verwüstet, wie Papst gegen Papst und König gegen König gesetzt worden ist, das zu erzählen widerstrebt mir. Kurzum, so viel Unheil, so viele Spaltungen, so viele Gefahren für Leib und Seele bringt der Sturm dieser Zeit mit sich, daß er allein ausreichen würde, durch die Unmenschlichkeit der Verfolgung und deren lange Dauer den ganzen Jammer des menschlichen Elends zu enthüllen.«71

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Wie verbreitet die Befürchtungen einer Wiederholung der Krise tatsächlich waren, läßt sich nicht sagen, aber es wurde nach Auswegen gesucht, und in dieser Hinsicht unterschied sich die Position Heinrichs des Löwen offensichtlich von den Intentionen Rainalds von Dassel, der dem Kaiser im Mai 1158 riet, dem Papst gegenüber nicht allzu nachgiebig zu sein und sich von niemandem verleiten zu lassen, päpstliche Legaten gnädig zu empfangen.72 Das kann als Warnung vor den Ratschlägen Heinrichs des Löwen verstanden werden, der sich kurz darauf zugunsten Hadrians IV. sogar militärisch engagierte, als Ausdruck einer tiefgehenden Meinungsverschiedenheit zwischen Herzog und Kanzler über das richtige Verhältnis des Reiches zum Papst. Als sich das Heer des Kaisers im Juni 1158 auf dem Lechfeld bei Augsburg sammelte, empfing Friedrich dort die Gesandten des Papstes, den Kardinalpriester Heinrich von SS. Nero e Achilleo und den Kardinaldiakon Hyacinth von S. Maria in Cosmedin. Sie überbrachten Friedrich den schon erwähnten Brief, in dem der Papst versöhnliche Töne anschlug und sich deutlich bemühte, die Spannungen zu mindern. Heinrich der Löwe war unter den Versammelten, vor denen Otto von Freising das Schreiben verlas und wohlwollend interpretierend übersetzte. Im übrigen hatten die Legaten Anlaß, sich über die Gefahren ihres Weges nach Deutschland zu beklagen, denn sie waren in Tirol von den Grafen von Eppan in erpresserischer Absicht gefangengenommen und beraubt worden; ohne Rücksicht auf ihren hohen Rang als Gesandte des Papstes zum Kaiser hatte man sie erst freigelassen, nachdem ein Bruder des Kardinals Hyacinth als Geisel gestellt war. Weil die Grafen von Eppan den Frieden in seinem Hoheitsgebiet verletzt und die von ihm empfohlene Gesandtschaft in krimineller Weise bedroht hatten, zog Heinrich der Löwe noch von Augsburg aus zu einer Strafexpedition gegen die Herren nach Tirol.73 Nahezu gleichzeitig, in der zweiten Junihälfte 1158, begann Friedrich seinen Feldzug gegen Mailand mit einem großen Heer, das diesmal auf verschiedenen Routen über die Alpen ging. Während die Herzöge Heinrich von Österreich und Heinrich von Kärnten zusammen mit sechshundert ungarischen Bogenschützen über das Kanaltal, Friaul und die Mark Verona marschierten, zogen Herzog Berthold von Zähringen und das Aufgebot der Lothringer über den Großen Sankt Bernhard; die fränkischen, schwäbischen und niederrheinischen Truppen wählten den Weg über Chiavenna und den Comer See. Der Kaiser nahm mit seiner Begleitung – König Wπadisπaw von Böhmen, Herzog Friedrich von Schwaben, Pfalzgraf Konrad bei Rhein, die Erz-

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bischöfe Friedrich von Köln, Arnold von Mainz und Hillin von Trier, die Bischöfe von Eichstätt, Prag, Verden und Würzburg, die Äbte der Reichsklöster Fulda und Reichenau – die Brennerstraße. Heinrich der Löwe folgte diesmal nicht, sondern kam erst im nächsten Jahr nach Italien. Anfang August stand das Heer zusammen mit den Aufgeboten von Cremona und Pavia vor Mailand. Den Städten, die mit Mailand bitter verfeindet waren, schreibt der Berichterstatter Rahewin die größten Brutalitäten zu, denn sie vernichteten die Weinstöcke, Feigenbäume und Olivenhaine im Umland und töteten Gefangene weithin sichtbar vor den Mauern der Stadt. »Die drinnen dagegen zerhackten die Gefangenen Glied für Glied, um nicht an Grausamkeit unterlegen zu scheinen, und warfen sie dann als jämmerlichen Anblick für ihre Leute über die Mauer.«74 Nach harten Kämpfen begannen Ende August Verhandlungen, weil die Lebensmittelvorräte der belagerten Stadt erschöpft waren. Am 8. September unterwarf sich Mailand dem Kaiser, der daraufhin einen Teil seines Heeres entließ.75 Zwei Monate später, am 11. November 1158, eröffnete Friedrich auf den Feldern bei Roncaglia eine große Reichsversammlung und beriet dort mit den geistlichen und weltlichen Fürsten vierzehn Tage lang über die Erneuerung der Reichsrechte in Italien. Es ging dabei um nichts weniger als um die systematische Sicherung der Herrschaft von Kaiser und Reich in einer Region, deren Wirtschaftskraft in den letzten Jahren stetig gewachsen war und deren Städte als die wesentlichen Träger dieses Aufschwungs sich Schritt für Schritt aus älteren herrschaftlichen Bindungen lösten. Die kommunale Bewegung begründete die Stadtgemeinde als Korporation der Bürger, verlangte politische Mitbestimmung und öffnete Räume persönlicher Freiheit, die es so bisher nicht gegeben hatte. Persönliche Freiheit aus der Stärke der Korporation und mitbestimmte Stadtregierung durch die Ratsverfassung, eidliche Verpflichtung zu gegenseitiger Hilfe und kollektive Freiheit der Stadt bedingten einander, brachten ein hohes Maß an Rationalität durch geregelte Beratung in gewählten Gremien und damit einen Modernisierungsschub, dem die hergebrachten Herrschaftsformen der deutschen Könige und ihres Adels auf die Dauer nicht gewachsen sein sollten. Friedrich I. suchte seinerseits nach modernen Mitteln der Herrschaftslegitimation und vertraute im übrigen auf militärische Stärke, der sich die Städte am Ende würden unterwerfen müssen. Vier Juristen der Rechtsschule von Bologna hatten im Auftrag des Kaisers mit Hilfe von Richtern aus vierzehn lombardischen Städten ein Gutachten

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zur Definition der Regalien ausgearbeitet. Diese bestanden demnach im wesentlichen aus der Vollmacht des Kaisers zur Einsetzung von Gerichtsbehörden und zur Güterkonfiskation bei Majestätsverbrechen, aus seiner Oberhoheit über Verkehrswege, Abgaben, Silbergruben, Münze und Strafgelder, aus seinem Anspruch auf vakante Güter und auf außerordentliche Steuererhebung im Kriegsfall. Daraus ergaben sich für den Kaiser nicht nur erhebliche und regelmäßig fließende Einnahmen baren Geldes, sondern er war auch die einzige Quelle aller Herrschafts- und Gerichtsgewalt, oberste Instanz für Landfrieden und Lehnrecht. Die Städte sollten das anerkennen, sich durch Eide auf Achtung dieses Kaiserrechts verpflichten und Geiseln stellen.76 Das war ein Maximalprogramm. Schon im folgenden Jahr zeigte sich, daß Friedrich mit seinen Roncalischen Gesetzen den Bogen überspannt und Anlaß zu einem Konflikt gegeben hatte, der sich bald als unbeherrschbar erweisen sollte. Als erste wehrten sich die Bürger, zunächst in Crema und Mailand, bald aber auch anderswo, gegen die Einsetzung kaiserlicher Amtleute in ihren Städten, dann protestierte der Papst gegen Versuche, auch den Kirchenstaat diesen Gesetzen zu unterwerfen. Friedrich mußte deshalb im Februar 1159 Boten nach Deutschland schicken, um mit Appellen an die Treuepflicht (fidelitas) militärische Hilfe für die sich anbahnende Auseinandersetzung einzuwerben. Er konnte nicht absehen, wie stark die Unterstützung schließlich sein würde, denn eine allgemeingültige Antwort auf die Frage, wer zur Heerfolge verpflichtet war, gab es nicht, weil kein Reichsrecht vorhanden war, das so etwas hätte regeln können.77 Ob jemand dem Ruf des Königs folgen mußte, ihn überhören durfte, die persönlichen Vorteile und Nachteile einer Beteiligung abwägen konnte, hing im wesentlichen von der Art seiner Beziehungen zum König ab: Hatte er Sanktionen zu erwarten? Durfte er auf Gegenleistungen für seine Heerfolge hoffen? Hatte er die gewissermaßen moralische Verpflichtung des Standesherrn, empfangene Gunst zu vergelten? Bot Königsferne die bessere Voraussetzung für ungestörten Ausbau eigener Landesherrschaft oder war dafür Förderung nötig, die nur aus der Königsnähe kommen würde? Deswegen konnte der Kaiser den Herren nicht viel anderes schreiben, als daß er »ihre Bereitwilligkeit, den Bestand des Reiches zu erhalten und den Angriff der Feinde abzuwehren, auf die Probe stellen« wolle.78 Auch Heinrich der Löwe hat diese Botschaft erhalten und sich in den Monaten April und Mai bemüht, zur Befriedung des Landes für die Zeit seiner Abwesenheit alle in Sachsen schwebenden Konflikte zu regeln. Mit König

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Waldemar von Dänemark, der ihn gegen ein Honorar von mehr als tausend Mark Silber um Vermittlung zum Abwenden häufiger Angriffe der Slawen gebeten hatte, schloß er Freundschaftspakte und verpflichtete die Slawenfürsten durch Eide zum Frieden gegenüber den Sachsen und Dänen.79 Seine Begegnung mit dem dänischen König und dem Bischof Absalon von Roskilde anläßlich der Verhandlungen über den Freundschaftsbund gestaltete Heinrich der Löwe zur repräsentativen Darstellung seiner Macht und Würde, indem er in seinem Zelt für beide ein Gastmahl mit so ausgesucht raffinierter Speisenfolge und so vielen Adligen beim Tischdienst gab, daß die dänischen Gäste schnell begriffen, daß es hier mehr um den Ruhm (gloria) des Gastgebers als um den Zweck (usus) des Treffens ging.80 Ende Mai 1159 brach Heinrich der Löwe dann mit tausendzweihundert Panzerreitern nach Italien auf; außer dem Grafen Adolf II. von Holstein begleiteten ihn noch andere sächsische und bayerische Adlige. Mit dieser großen Streitmacht übernahm der Herzog das Geleit der Kaiserin Beatrix, die ebenfalls Truppen nach Italien brachte, und am 20. Juli trafen beide beim Belagerungsheer des Kaisers vor Crema ein. Auf der Nordseite der Stadt errichtete Heinrich der Löwe das Lager für seine Truppen.81 Anfang August zog er mit dem Kaiser von Crema aus gegen Mailand, das sich mit Brescia und Piacenza zusammengetan hatte. Die drei Städte suchten das Bündnis mit Papst Hadrian IV. und versprachen ihm, ohne seine Zustimmung niemals Frieden mit dem Kaiser zu schließen; der Papst kam ihnen mit der Ankündigung entgegen, den Kaiser binnen vierzig Tagen zu exkommunizieren. Zum erstenmal nahm das später so wirkungsvolle Bündnis der lombardischen Städte mit dem Papst konkrete Form an. Wegen Mangel an Pferdefutter, der ewigen Schwachstelle mittelalterlicher Reiterheere, mußten der Kaiser und der Herzog ihr Unternehmen allerdings bald abbrechen; sie wandten sich wieder der Belagerung von Crema zu und setzten jetzt eigens konstruierte Belagerungsmaschinen ein. Heinrich der Löwe hat sie genau studiert und später im Krieg nördlich der Elbe ähnliches Gerät verwendet. Vor Crema erhielt der Kaiser die Nachricht vom Tod Papst Hadrians IV., der am 1. September 1159 gestorben war. Seit der Weigerung der deutschen Fürsten, nach der Kaiserkrönung im Sommer 1155 den vom Kaiser dem Papst in Aussicht gestellten Feldzug gegen die Normannen in Süditalien anzutreten, hatte sich Hadrian IV. neu orientieren müssen, weil es König Wilhelm I. von Sizilien inzwischen gelungen war, sich gegen adlige Opposition und byzantinische Angriffe durchzusetzen, so daß er nun aggressiv gegen den Kir-

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chenstaat vorgehen konnte. Um dem zuvorzukommen, schloß der Papst mit Wilhelm im Juni 1156 in Benevent einen Vertrag und belehnte ihn mit dem Königreich Sizilien, dem Herzogtum Apulien und dem Fürstentum Capua, so daß die normannische Königsherrschaft jetzt öffentlich als legitim anerkannt war. Darüber hinaus garantierten sich Papst und Normannenkönig ihre jeweiligen territorialen Besitzstände, so daß es fortan geregelte Beziehungen zwischen ihnen gab, während sich das Verhältnis führender Vertreter der Kurie zum Kaiser deutlich verschlechterte. Diese Spaltung des Kardinalskollegiums in eine kaiserfeindliche Mehrheit und eine prokaiserliche Minderheit war durch die Versuche zur Anwendung der Roncalischen Gesetze auf den Kirchenstaat vertieft worden und wirkte sich am 7. September bei der Wahl des Nachfolgers Hadrians IV. aus. Die Mehrheit, etwa zwei Drittel der Kardinäle, sprach sich für den Kanzler der Kurie Roland Bandinelli als Papst Alexander III. aus, während die Minderheit den Kardinal Oktavian als Viktor IV. erhob.82 Weil es weder ein Mehrheitswahlrecht noch eine im Falle des Dissenses entscheidungsbefugte Institution außerhalb des Kardinalkollegiums gab, blieb es nun der gesamten lateinischen Christenheit überlassen, welchem der beiden Päpste sie folgen wollte und welches Ordnungsprinzip sich durchsetzen sollte: Die vom kanonischen Recht definierte Autorität des Papstes oder die römischrechtlich zur Amtsgewalt erklärte Autorität des deutschen Königs als römischer Kaiser. Roland Bandinelli war ein bedeutender Jurist, der in Bologna gelehrt hatte; als Berater und Legat Hadrians IV. hatte er 1157 auf dem Hoftag von Besançon die Auseinandersetzung mit Rainald von Dassel geführt, so daß seine Position für jedermann klar erkennbar war. Oktavian gehörte zu einer der führenden Familien in der Sabina, den Monticelli, die als Seitenlinie der römischen Crescentier zum europäischen Hochadel gerechnet wurden. Er galt als specialis amator Theutonicorum, als besonderer Freund der Deutschen,83 und hatte mehrfach Gesandtschaften zu Friedrich I. übernommen. Gleich nach der Wahl versuchten Pfalzgraf Otto von Wittelsbach und Graf Guido von Biandrate als Gesandte Friedrichs in Rom vergeblich, Viktor IV. zu allgemeiner Anerkennung zu verhelfen. Der Kaiser selbst schickte sogleich den Bischof Wilhelm von Pavia nach Frankreich, um König Ludwig VII. klarzumachen, was er schon von den deutschen, burgundischen und aquitanischen Großen verlangt hatte: Der neue Papst müsse dem honor imperii, der Ehre des Reiches, ebenso gerecht werden wie dem Frieden und der Einheit der Kirche. Das bedeutete, wie Friedrich am 16. September von

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Crema aus an Erzbischof Eberhard von Salzburg schrieb, daß niemand sich voreilig und ohne Absprache mit ihm für einen der Gewählten entscheiden dürfe.84 Um angesichts der Papstkrise die lombardischen Städte einzuschüchtern, versammelte der Kaiser zwei Tage später die wichtigsten Großen im Zelt Heinrichs des Löwen, verkündete die Reichsacht über die Bewohner von Crema und sprach den Bürgern aller anderen Städte, soweit sie sich derzeit in Crema aufhielten, ihre Eigengüter und Lehen ab.85 Immer noch hielt Crema indessen der Belagerung stand. Ende September kam Welf VI. mit dreihundert Panzerreitern aus Deutschland an und bezog Stellungen im Osten der Stadt, ebenso viele Reiter brachte der Ende Juli zum Erzbischof von Köln gewählte Kanzler Rainald von Dassel über die Alpen mit zurück.86 Nun befahl der Kaiser »dem Kanzler Roland und den Kardinälen, die ihn zum Papst gewählt haben«, auf einem Konzil zu erscheinen, das er für den 13. Januar 1160 nach Pavia einberufen hatte, und sich dort dem internationalen Schiedsgericht zu stellen. Zu diesem Konzil lud er in einer Vielzahl von Briefen »die beiden, die sich römische Päpste nennen«, ein, ferner »alle Bischöfe unseres Reiches und anderer Königreiche, nämlich Frankreichs, Englands, Spaniens und Ungarns«. König Heinrich II. von England wurde ausdrücklich gebeten, so viele Vertreter der englischen Kirche wie möglich nach Pavia zu schicken und sich vorerst neutral zu verhalten.87 Anfang November erschienen Gesandte Alexanders III. vor Crema, wo sie der Kaiser nur auf dringenden Rat der Fürsten und auch dann noch höchst unwillig empfing. Ein entschiedener Anhänger Alexanders III., der Kardinaldiakon Boso, einst Kämmerer Hadrians IV., hat sechs Jahre später aufgeschrieben, daß Friedrich die Gesandten hätte hängen lassen, wenn Welf VI. und Heinrich der Löwe nicht persönlich dagegen eingeschritten wären.88 Selbst wenn dieser Bericht tendenziös entstellt ist, bleibt doch die Frage, warum Boso als Retter der Legaten ausgerechnet Welf VI. und Heinrich den Löwen ausgewählt hat. Offenbar konnte man ehestens diesen beiden eine solche Aktion zutrauen, denn sowohl durch die Vermittlungstätigkeit im Winter 1157/58 als auch durch seine Strafexpedition gegen die Grafen von Eppan hatte Heinrich der Löwe einen bestimmten Ruf erworben. Unterdessen zog sich die Belagerung von Crema unerwartet lange hin, so daß der Kaiser die Geduld verlor und vierzig von der Stadt gestellte Geiseln hinrichten ließ, anschließend noch sechs vornehme Mailänder Ritter, darunter den Neffen des Erzbischofs von Mailand. Weil die Belagerungsmaschinen von den Mauern aus sehr wirkungsvoll beschossen wurden, ließ Friedrich

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Gefangene vor die anrollenden Holztürme binden, aber die Verteidiger schonten weder ihre Mitbürger noch Freunde oder Verwandte, sondern töteten sie im fortgesetzten Einsatz der Steinschleudern.89 Später, im November oder Dezember, gelang es dann, den Stadtgraben von Crema teilweise aufzufüllen und mit dem darüber geführten Rammbock eine Bresche in die Mauer zu schlagen, doch die Stadt konnte dadurch nicht genommen werden, so daß der Kaiser den Termin des Konzils vom 13. Januar auf den 2. Februar verschieben mußte. Immerhin rechnete man demnach doch mit dem baldigen Fall der Stadt, zumal es in der ersten Januarhälfte gelungen war, den leitenden Ingenieur der Verteidigungswerke gegen ein hohes Honorar auf die kaiserliche Seite zu ziehen. Solche Spezialisten waren teuer bezahlte, sehr gesuchte und deshalb unabhängige Leute, die einen herrenmäßigen Lebensstil pflegen konnten und ritterlich lebten. Dem übergelaufenen Cremenser Meister Marchese schenkte der Kaiser jedenfalls als Begrüßungsgabe ein für den Kampf sorgfältig abgerichtetes Streitroß (desterius). Sogleich baute Marchese eine neuartige Angriffsmaschine, von der eine Brücke nach vorn ausgeklappt werden konnte, und mit diesem Gerät begann am 21. Januar der Sturm auf Crema. Wieder wurde mit großer Härte gekämpft; eigenhändig tötete der Kaiser als vorzüglicher Bogenschütze mehrere der Verteidiger. Dem Ritter Bertolf von Urach, der im ersten Sturmtrupp in die Stadt eingedrungen und dabei ums Leben gekommen war, zog einer der Verteidiger die Kopfhaut ab und band sie an seinen Helm, »nachdem er sie vorher aufs sorgfältigste gekämmt hatte«.90 Selbst dieser Angriff führte noch nicht zum Ziel, doch immerhin willigten die Bürger von Crema jetzt in Verhandlungen ein, die Heinrich der Löwe gemeinsam mit dem Patriarchen Pilgrim von Aquileja führte und dabei eine Kapitulation gegen freien Abzug mit tragbarer Habe vereinbarte. Am 26. Januar gewährte der Kaiser auf dieser Grundlage Frieden. Er blieb noch bis zum Ende des Monats am Ort, um die Zerstörung der Stadt einzuleiten, bei der sich die Bürger von Cremona besonders hervortaten.91 Heinrich der Löwe hatte an allen diesen Kämpfen teilgenommen und reiste mit dem Kaiser am 2. oder 3. Februar nach Pavia ab, wo Friedrich am 5. Februar das Konzil eröffnete. Im vollen Bewußtsein seiner Kompetenzen als Schutzherr der römischen Kirche behandelte Friedrich das Schisma als Rechtsstreit um die Frage, wer der rechtmäßige Papst sei. Er sah sich dabei als Nachfolger der römischen Kaiser Justinian und Theodosius, die solche Fragen entschieden hatten,92 und knüpfte auch an die Position Kaiser Heinrichs III. an, der 1046 auf der Synode von Sutri über mehrere Päpste gerichtet hatte.

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Obwohl nach den Umwälzungen der gregorianischen Reform kaum noch auf allgemeine Anerkennung einer solchen kaiserlichen Kompetenz gerechnet werden durfte, versuchte Friedrich die Wahl Viktors IV. nachträglich zu legitimieren und das Schisma mit der Exkommunikation Rolands rasch zu beenden. Schon die Beteiligung an seinem Konzil aber mußte dem Kaiser die engen Grenzen seines Handlungsspielraums vor Augen führen, denn es kamen etwa fünfzig Erzbischöfe und Bischöfe, sehr viele Äbte und Pröpste aus Deutschland und Reichsitalien, nicht hingegen Vertreter der französischen und der englischen Kirche, auch nicht Alexander III., der jedes Gericht über einen Papst als illegal ansah. Nach der Eröffnung verließ der Kaiser die Versammlung, die nunmehr allein beriet und sich nach wenigen Tagen für Viktor IV. entschied. Dieses Ergebnis war als solches nicht überraschend, aber Heinrich dem Löwen zeigten die zugrunde liegenden Voten künftige Schwierigkeiten an. Vom deutschen Episkopat hatten sich zwar die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Magdeburg und Bremen samt ihren Suffraganen mit mehr oder weniger großen Bedenken für den kaiserlichen Papst ausgesprochen, aber die Erzbischöfe von Trier und Salzburg erklärten sich für Alexander III., die Bischöfe von Bamberg, Passau und Regensburg wollten ihre Entscheidung vom Votum der gesamten Kirche abhängig machen; die Botschafter der Könige von Frankreich und England äußerten sich gar nicht, sondern forderten kaiserliche Gesandtschaften an die Höfe Ludwigs VII. und Heinrichs II. Obwohl alle Bistümer seines bayerischen Herzogtums zur Diözese Salzburg und damit nach der Entscheidung Erzbischof Eberhards nun zur Obödienz Alexanders III. gehörten, stimmte Heinrich der Löwe für Viktor IV., ebenso hielten es die Herzöge Welf VI., Berthold von Zähringen und Friedrich von Schwaben.93 Nach dieser Entscheidung und bei näherer Analyse des Abstimmungsverhaltens, der offenen oder versteckten Opposition, durfte sich der Kaiser keineswegs als Sieger fühlen, denn jetzt würde auf europäischer Ebene der Kampf um die allgemeine Anerkennung des rechten Papstes beginnen und auch mit den Mitteln einer frühen Publizistik durch Briefe, Streitschriften und Rundschreiben geführt werden müssen. Unter dem Druck ihrer Landeskirchen neigten Ludwig VII. von Frankreich und Heinrich II. von England eher zu Alexander III., auf dessen Seite sich auch der einflußreiche Zisterzienserorden stellte. Besonderes Gewicht hatte das Milieu der französischen hohen Schulen, denn dort studierten viele Ausländer, die in ihrer Heimat schon

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hohe Kirchenämter innehatten oder dafür vorgesehen waren. In Paris hörten sie überzeugende Argumente zugunsten Alexanders III. Im Sommer 1160 schrieb Johannes von Salisbury, der durch Studien in Frankreich gebildete Sekretär und Berater des Erzbischofs Theobald von Canterbury, an den ihm befreundeten englischen Magister Radulf von Sarre nach Frankreich, daß die Vorgänge in Besançon gezeigt hätten, wie frühzeitig Friedrich begonnen habe, Roland als seinen Feind zu betrachten, und daß deshalb zu befürchten sei, der Kaiser werde Ludwig VII. von seinem bis jetzt noch festen alexandrinischen Standpunkt abbringen. Die Beschlüsse des Konzils von Pavia, auf dem der Kaiser die nur Gott unterstellte römische Kirche zu richten gewagt habe, seien nicht akzeptabel, denn: »Wer hat die universale Kirche dem Urteil einer partikularen unterworfen? Wer hat die Deutschen zu Richtern über die Nationen bestellt? Wer hat diesen rohen und heftigen Menschen die Vollmacht gegeben, einen Fürsten ihrer Wahl über die Häupter der Menschenkinder zu setzen? Tatsächlich hat ihre blinde Raserei (furor) das immer wieder versucht, aber durch Gottes Willen ist es jedesmal gescheitert, und sie haben sich für ihr eigenes Unrecht geschämt.«94 Mochte hier auch ein besonderes Ressentiment gegen die Deutschen die Feder führen, so hatte Johann von Salisbury doch in einem entscheidenden Punkt recht: Noch niemals in der jüngeren Kirchengeschichte seit der Mitte des 11. Jahrhunderts hatte sich ein kaiserlicher Papst gegen den gewählten Konkurrenten behauptet. Es war keineswegs sicher, daß Friedrich seinen Kandidaten gegen den vorhersehbaren Widerstand würde durchsetzen können, wenn sich alle antikaiserlichen Kräfte hinter Alexander III. versammelten. Nach dem Konzil von Pavia beriet sich der Kaiser mit den Fürsten über das weitere Vorgehen und entließ daraufhin das Heer. Nach den verwüstenden Feldzügen zweier Jahre hielt er es für zweckmäßig, »wenn das Land einige Ruhe habe und sich erhole, bis es nach der Feldbestellung im kommenden Jahr neue Heimsuchungen ertragen und ein neues Heer aufnehmen und ernähren könne«.95 Damals ging auch Heinrich der Löwe mit seinem Aufgebot nach Sachsen zurück, während der Kaiser selbst gemeinsam mit Herzog Friedrich von Schwaben, Pfalzgraf Konrad bei Rhein, Pfalzgraf Otto von Wittelsbach und einigen anderen Fürsten in Italien blieb.96

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Herzog

Herrschaft in Sachsen Heinrich der Löwe hat seine Herrschaft in Sachsen von Anfang an in der Tradition seines Großvaters Lothar von Süpplingenburg so verstanden, daß sie alle anderen Machthaber dominieren sollte, im ganzen Land, das aus einer alten karolingerzeitlichen Königsprovinz hervorgegangen war. Seinem Urkundentitel Saxonum dux (»Herzog der Sachsen«) oder dux Saxonie (»Herzog von Sachsen«) mußte er allerdings noch die entsprechende Bedeutung verschaffen, denn über Inhalt und Umfang seiner tatsächlichen Befugnisse sagte diese traditionelle Benennung nichts, ebensowenig wie der legitimierende Zusatz divina favente gratia dux (»Herzog durch die Gunst der göttlichen Gnade«) oder einfach Dei gratia dux (»Herzog von Gottes Gnaden«), denn daß alle Herrschaft von Gott kommt, war ein christlicher Gemeinplatz der europäischen Monarchie von der Spätantike bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts. Immerhin aber entsprach die Formel Heinricus Dei gratia dux dem international seit langem üblichen Urkundentitel der Könige und damit auch dem des königlichen Vetters Friedrich, der ebenfalls durch Gottes Gnade (Dei gratia) oder durch die Gunst der göttlichen Milde (divina favente clementia) regierte. Hinsichtlich der christlichen Legitimität ihrer Herrschaft waren Herzog und König ebenbürtig, ein wesentlicher und unüberbrückbarer Rangunterschied ergab sich jedoch aus der Weihe und aus der Krönung des Königs. Die Salbung mit dem geweihten Öl und die anschließende Krönung durch einen Erzbischof erhoben den König seit der Mitte des 8. Jahrhunderts über alle anderen Laien und rückten ihn in die Nähe der Priester, umgaben seine Person mit einer geheiligten Aura, die auch nach den Stürmen der Kirchenreform in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts weiterbestand. Zwar hat kirchliche Kritik diese sakrale Substanz wegen der daraus abgeleiteten Ansprüche der Könige vielfach abgeschwächt und im Laufe der Zeit die ge-

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samte Theorie der christlichen Monarchie verändert, den fundamentalen Unterschied zwischen Königtum und Fürstentum aber nicht beseitigt. Ein Herzog wie Heinrich der Löwe trat sein Amt formlos an, blieb ungeweiht und ohne Krone; französische Ansätze zur Begründung einer Tradition der Fürstenweihe ergaben sich aus besonderen Umständen und hatten keinen Erfolg.1 Neben dieser allgemeinen Legitimation gab es keine reichsrechtliche Begründung für die Herzogswürde Heinrichs des Löwen und deshalb auch keine konkrete Definition dessen, was es eigentlich bedeutete, in Sachsen Herzog zu sein. Eine solche Bedeutung mußte erst geschaffen werden, und Heinrich scheint sie in einer Art von vizeköniglicher Qualität gesehen zu haben, wie sie in der späten Karolingerzeit sowohl im Westen als auch in der Mitte Europas mehr oder weniger ausgeprägt entstanden war: Der Herzog sollte zwischen dem König und allen Adelsherrschaften in Sachsen stehen, so daß er und nicht der König Lehnsherr aller Grafen war, den Landfrieden sicherte, die oberste Gerichts- und die Wehrhoheit innehatte. Er wollte tatsächlich, was Abt Thiemo von Homburg 1143 schon dem Knaben zugesprochen hatte: Die monarchia Saxonum, die »Monarchie der Sachsen«; das ganze Land sollte in seiner Person verkörpert sein (praesente duce Heinrico, in quo ... summa totius patriae constabat).2 Wie fern dieses Ziel jedoch war, zeigte ihm der Kaiser, als er sich im Februar 1159 beim Aufgebot sächsischer Truppen gegen Mailand nicht exklusiv an den Herzog wandte, sondern »alle Fürsten Sachsens« (omnes principes Saxoniae) ansprach.3 Wer diese selbstbewußten Herren einer weitgehenden und strengen Herzogsherrschaft unterwerfen wollte, mußte zuvor die welfische Hausmacht aus Eigengütern und Rechten als möglichst gut verwaltete Domäne organisieren und vergrößern, denn aus dem Amt konnte er so gut wie keine Befugnisse ableiten. Der König hatte zwar Titel und Würde verliehen, doch mächtig und handlungsfähig war der Herzog nur auf Grund familieneigener Besitz- und Rechtstitel, denen er Einkünfte, die militärische Schlagkraft des eigenen Vasallen- und Ministerialenheeres und die Gerichtshoheit verdankte. Im besten Fall war der Herzog in Sachsen eine anerkannte Autorität, die massiv den Eindruck überlegener Stärke vermittelte, sich aber nur bei der Wahrung des Landfriedens auf rechtlich definierte Reichsaufgaben berufen konnte, die in Vertretung des Königs wahrgenommen wurden. Seine Herrschaft beruhte auf einer Summe einzelner Kompetenzen ohne institutionellen Zusammenhang; das gemeinsame Merkmal der dinglichen und persona-

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len Rechte Heinrichs des Löwen bestand lediglich darin, daß sie ihm und keinem anderen gehörten. Diese Rechte und der Besitz verdichteten sich zwar an den traditionellen Schwerpunkten um Braunschweig und Lüneburg, um den Harz und im südlichen Teil Sachsens, aber neben ihnen gab es die Herrschaftskomplexe anderer großer Familien und besonders die der Bischöfe; weltlicher wie geistlicher Adel wußte Güter und Rechte zusammenzuhalten, strebte ebenso wie der Herzog nach Konzentration und Vermehrung des bisweilen locker Gestreuten. Herzogliche Landesherrschaft war infolgedessen nur zu erreichen, wenn die Rechte anderer möglichst weitgehend beschnitten und den Konkurrenten ihre direkten Bindungen an den König genommen wurden. Auf diese Weise erweiterte Heinrich der Löwe sein Herrschaftsgebiet nicht nur innerhalb Sachsens, sondern – und das war damals in Deutschland höchst ungewöhnlich – auch nach außen durch die Eroberungen im Land nördlich der Elbe. Von systematisch betriebener »Territorialpolitik« wird man angesichts der Rechtsvorstellungen und der Mentalität des 12. Jahrhunderts gleichwohl nicht sprechen dürfen, denn es gab zwar rationale Erwägungen vor Einzelentscheidungen, aber sie folgten einer anderen Logik als der des modernen Verwaltungsstaates und beruhten nicht auf entsprechenden Konzeptionen. Fürstenspiegel bis hin zum Policraticus des Johann von Salisbury († 1180) reflektieren über die ethischen Grundsätze fürstlichen Verhaltens, entwickeln aber keine Theorie des Regierens oder der Entscheidungsfindung, und der für moderne Juristen selbstverständliche Unterschied zwischen objektivem Recht und subjektiver Berechtigung war durchaus fließend. Wir können aus moderner Perspektive meist gar nicht beurteilen, ob ein damals angemeldeter Rechtsanspruch objektiv begründet war oder nur als subjektive Rechtsbehauptung vorgetragen wurde,4 dennoch dürfen wir daraus nicht auf Willkür und Beliebigkeit schließen. Rechtliche Begründungen wurden immer wichtiger für eine Zeit, die in den harten Kontroversen um eine Reform der westlichen Christenheit und um die Abgrenzung der säkularen Welt von der spirituellen, der Unterscheidung von weltlicher und geistlicher Gewalt, neues intellektuelles Profil gewonnen hatte und das Recht als Wissenschaft wiederentdeckte. Die legitimierende und propagandistische Wirkung rechtlicher Begründungen zeitgemäßer Herrschaft hat Heinrich der Löwe bis an sein Ende in erstaunlichem Maße unterschätzt; er verließ sich auf seine allerdings beachtliche Intelligenz des schnellen und direkten Zugriffs, auf die energische, alle wirtschaftlichen und militärischen

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Machtmittel ausspielende Durchsetzungskraft und die damit geschaffenen Tatsachen. Er war auf diese Weise ungewöhnlich erfolgreich und insoweit eine Ausnahmeerscheinung unter seinen Zeitgenossen, deren Einstellung zum Verhältnis von Recht, Gewalt und Reputation freilich bedenken muß, wer moralisch gefärbte Kritik üben will. Für eine Welt, in der die Maxime »Wo Furcht ist, ist Ehre« (ubi est timor, ibi honor)5 formuliert werden konnte, galten offensichtlich besondere Maßstäbe, die man nicht ungestraft mißachten durfte. Sachsen war kein institutionell gefestigtes »Herzogtum« (ducatus), sondern eine etwas altertümliche Adelslandschaft, in der sich mehrere konkurrierende Landesherrschaften bilden und behaupten wollten. Im Laufe dieses Prozesses vielfältiger Herrschaftsbildungen in Sachsen hatte der Begriff »Grafschaft« (comitatus) seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts seinen älteren Sinn (»Amtsbezirk eines Grafen«) verloren und bezeichnete jetzt ein Herrschaftsgebiet, in dem eine bestimmte Adelsfamilie mächtiger als andere geworden war und auf dieser Machtgrundlage den Titel an sich gezogen hatte. Diese Grafen neuer Art waren keine eingesetzten Amtsgrafen mehr und auch nicht immer Vasallen des Herzogs, sondern sie standen, wenn es überhaupt eine rechtliche Anerkennung ihres Titels gab, in einem Lehnsverhältnis zum König, der allerdings zur Zeit Lothars von Süpplingenburg mit dem sächsischen Herzog identisch gewesen war, so daß in den Jahren zwischen 1125 und 1137 Zustände eintraten, die dem an staatsrechtliche Systematik gewöhnten modernen Betrachter höchst unklar erscheinen müssen. Praktisch ergab sich in dieser Lage für Heinrich den Löwen eine Mischform seiner Herrschaft, die man etwas großzügig so beschreiben kann, daß er sein Eigengut durch Ministerialen verwalten lassen konnte, die wegen ihrer Rechtsstellung als Unfreie ständig verfügbar waren, ihre Position nur dem qualifiziert versehenen Dienst verdankten und deshalb schon aus persönlichem Interesse mindestens so lange loyal sein mußten, wie ihr Herr mächtig war. Dort hingegen, wo er nur die Grafschaftsrechte besaß, geerbt oder erworben hatte, fand Heinrich schon adlige Grafen vor, die nach eigener Landesherrschaft strebten und vielfach erst wieder in ein persönliches Verhältnis zum Herzog gebracht werden mußten.6 Die aus süpplingenburgischem, Stader, Northeimer und Winzenburger Gut an Heinrich den Löwen gefallenen Grafschaften wurden in den Familien ihrer Inhaber vererbt, so daß er nicht frei über sie verfügen konnte. Diese Tendenz zur Umwandlung in adliges Eigentum machte sich sogar bei den nördlich der Elbe neu eingerichteten Grafschaften Ratzeburg, Lüchow, Dannenberg und Schwerin bemerkbar,

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denn als Heinrich von Badwide 1163 starb, folgte ihm sein ältester Sohn Bernhard I. als Graf von Ratzeburg.7 Angesichts dieser Lage kam alles auf die Durchsetzung der Lehnshoheit an, also auf Präsenz der Vasallen bei Heinrichs Hof- und Landtagen, auf ihre Mitwirkung am Herzogsgericht, ihre Heerfolge bei Feldzügen im Dienst des Kaisers und bei Heinrichs eigenen militärischen Unternehmungen gegen die Slawen oder innersächsische Widersacher. Unter diesen Umständen war die Kirchenvogtei als Ansatzpunkt regionaler Herrschaft wichtiger als die Grafschaft. Wie viele solcher Vogteien Heinrich der Löwe insgesamt besessen hat, läßt sich nur schätzen; es mögen an die fünfzig gewesen sein,8 unter denen die Hochvogteien über die Bischofskirchen von Bremen, Osnabrück und Verden weniger bedeutet haben, als man vermuten sollte, denn die Bischöfe waren als reichsunmittelbare Fürsten auf ihre Selbständigkeit bedacht und konnten sie auch weitgehend behaupten. Sächsische Bischöfe trifft man deshalb höchst selten in der Umgebung Heinrichs des Löwen: Sie sind im Reichsdienst am Hof des Königs, aber sie leisten keinen Herzogsdienst, weder persönlich noch durch Güter oder Menschen.9 Mehrere bedeutende Klostervogteien aus dem Besitz der Grafen von Northeim sind über das Winzenburger Erbe an Heinrich den Löwen gekommen, so die über das Reichskloster Corvey mit den Grafen von Schwalenberg als Vizevögten, über das Reichskloster Helmarshausen, das Mainzer Eigenkloster Heiligenstadt und das Kölner Eigenkloster Flechtdorf, das ebenfalls die Grafen von Schwalenberg als Vizevögte hatte, ferner über die Klöster Amelungsborn, Bursfelde und Northeim. Dazu kamen Heinrichs Eigenklöster St. Michael in Lüneburg, Königslutter, Süpplingenburg, St. Aegidius in Braunschweig und seine Braunschweiger Kanonikerstifte St. Blasius und St. Cyriacus. Von diesen Voraussetzungen mußte Heinrich der Löwe als Herzog ausgehen, und er nutzte sie auf vielfältige Weise, um seine Herrschaft zu erweitern. Im Zuge der Landfriedenswahrung hat er 1157 den Grafen Widukind II. von Schwalenberg ins Exil getrieben und 1164 den Grafen Heinrich von Arnsberg angegriffen. Weniger erfolgreich war er dagegen bei der Anwendung des Lehnrechts. Es ist nicht genau zu erkennen, wie stark er seine adligen Vasallen in diesem Sinne gefordert hat und inwieweit ihm das wirklich gelungen ist, denn diese Leute waren wie Heinrich selbst als Herren geboren, führten ihrerseits Vasallen und Ministerialen, sträubten sich notwendigerweise gegen die expandierende Herzogsherrschaft. Gewiß waren Edelfreie öfter an

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URKUNDEN HEINRICHS DES LÖWEN FÜR BISTÜMER, KLÖSTER UND STIFTE

AMELUNGSBORN Zisterzienser 73 (1166, Schenkung)

(aufgeführt sind die Nummern der Urkunden und das Jahr ihrer Ausstellung)

BREMEN Domkapitel 131 (vor 1195, Schenkung) Ostsee

N

Nordsee Lübeck

S

Ratzeburg

Schwerin

EBERSBERG Benediktiner 47 (1161, Besitzbestätigung)

Lüneburg

Bremen

Elb

e

Havelberg

We

e

ser

nt

Hu

Wildeshausen

Al

ler

Schinna

Oh

Loccum Minden

Hildesheim

Em

s

Lamspringe Riechenberg Georgenberg Amelungsborn Einbeck Northeim Gehrden Katlenburg Fredelsloh Hardehausen Walkenried Bursfelde Reinhausen Sittichenbach Flechtdorf

ippe

L

Ruhr

re

Riddagshausen Mariental Königslutter

Obernkirchen

Scheda

Homburg

Rh

Fuld

a

Sieg

Werr

a

Volkenroda

Lahn

ei

n

Fulda

0

20

40

60 km

EINBECK Kollegiatstift 132 (vor 1195, Schenkung) FLECHTDORF Benediktiner 66 (1163, Besitzbestätigung) FREDELSLOH Augustinerchorherren 1 (vor 1142, Schenkung) GEHRDEN Benediktinerinnen 21 (1153, Besitzbestätigung) GEORGENBERG Augustinerchorherren 32 (vor 1156, Schenkung) HARDEHAUSEN

Sachsen

Zisterzienser 26 (1154?, Schenkung) N

Prüfening Donau Isar

Schäftlarn

Ebersberg

Raitenhaslach

Polling Isar

S Don

au

Kremsmünster

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Kollegiatstift 68 (1164, Besitzbestätigung) Augustinerchorherren 95 (1173, Schenkung)

Inn

Bayern

Bistum 15 (vor 1150, Schenkung)

HILDESHEIM/HEILIGKREUZ

St. Zeno

Salzach

HAVELBERG

HILDESHEIM/ST. MORITZ

Reichersberg Ranshofen

Le c

h

BURSFELDE Benediktiner 6 (1144, Rechtsbestätigung), 33 (1156, Schenkung)

0

20

40

60 km

HILDESHEIM

Bistum 122 (vor 1189, Schenkung)

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HERRSCHAFT IN SACHSEN HOMBURG

MINDEN

RIDDAGSHAUSEN

Benediktiner 4 (1143, Besitzbestätigung), 5 (1143/44, Schenkung), 53 (1162, Besitzbestätigung), 69 (1164, Rechtsverleihung), 111 (1179, Rechtsbestätigung), 112 (1179, Schenkung), 114 (1180, Besitzbestätigung)

Domkirche 77 (1168, Schenkung)

Zisterzienser 7 (1146, Schenkung), 50 (1161, Schenkung)

KATLENBURG

Augustinerchorfrauen 23 (vor 1154, Besitzbestätigung) KÖNIGSLUTTER

Benediktiner 10(1147,Schenkung), 20(1153,Schenkungsbestätigung) KREMSMÜNSTER

Benediktiner 100 (1174, Schenkungsbestätigung) LAMSPRINGE

Benediktinerinnen 80 (1169, Schenkung) LOCCUM

Zisterzienser 119 (1188, Schenkung) LÜBECK

Dompropstei 59 (1163, Schenkung) Domkapitel 60 (1163, Schenkung) Bistum 82 (1170, Rechtsverleihung) St. Johannes 104 (1175, Schenkung) LÜNEBURG/ST. MICHAEL

Benediktiner 13 (nach 1148, Schenkung) MARIENTAL

Zisterzienser 42 (vor 1159, Schenkung)

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NORTHEIM

Benediktiner 64 (1163, Rechtsverleihung), 118 (1186?, Schenkung) OBERNKIRCHEN

RIECHENBERG

Augustinerchorherren 27 (1154, Schenkung), 39 (1157/58?, Schenkung)

Benediktinerinnen 75 (1167, Schenkung), 87 (1171, Schenkung)

SCHÄFTLARN

POLLING

SCHEDA

Kollegiatstift 43 (1160, Rechtsbestätigung), 56 (1162?, Schenkungsbestätigung), 71 (1166?, Schenkung)

Prämonstratenser 19 (1152, Schenkungsbestätigung)

PRÜFENING

Benediktiner 97 (1166/1174, Schenkung) RAITENHASLACH

Zisterzienser 72 (1166, Schenkung), 101 (1174?, Besitzbestätigung) RANSHOFEN

Augustinerchorherren 37 (1157, Schenkung), 98 (1174, Schenkungsbestätigung), 99 (1174?, Schenkung)

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Prämonstratenser 84 (1171, Schenkung)

SCHINNA

Benediktiner 79 (1168, Schenkung) SCHWERIN

Bistum 89 (1171, Schenkung) SITTICHENBACH

Zisterzienser 22 (vor 1154, Schenkung) VOLKENRODA

Zisterzienser 28 (1154, Schenkungsbestätigung) WALKENRIED

Zisterzienser 128 (1191, Schenkung)

RATZEBURG

WEISSENAU

Bistum 41 (1158, Schenkung), 52 (1162, Schenkung), 81 (1169, Rechtsverleihung), 92 (1171, (Rechtsverleihung)

Prämonstratenser 18 (1152, Schenkung, Rechtsverleihung) WILDESHAUSEN

REICHERSBERG

Kollegiatstift 9 (1147, Schenkung)

Augustinerchorherren 57 (1162, Rechtsverleihung)

ST. ZENO B. REICHENHALL

REINHAUSEN

Augustinerchorherren 93 (1172, Schenkung)

Benediktiner 78 (1168, Besitzbestätigung)

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Heinrichs Hof, als sich das aus den Zeugenlisten der erhaltenen Urkunden oder anhand der Nachrichten aus erzählenden Quellen belegen läßt, aber seine wichtigste Stütze waren die auf welfischem Eigengut angesetzten Ministerialen. Mit seinem hartnäckigen Streben nach effektiver Vorherrschaft in Sachsen hat Heinrich der Löwe sich zwangsläufig offene oder versteckte Feinde gemacht, mit denen er ständig zu kämpfen hatte und denen er am Ende unterlag, doch fast ein Vierteljahrhundert lang, von 1152 bis 1176, kam ihm gegen alle Widerstände des Adels und vor allem der geistlichen Fürsten die kaiserliche Unterstützung zugute. Ohne diesen Rückhalt hätte er sich schwerlich behaupten können, aber er selbst sah das offensichtlich anders. Sein hohes Selbstbewußtsein spiegeln die Arengen der Urkunden, jene kürzeren oder auch längeren Sätze, in denen vor der Niederschrift des eigentlichen Rechtsgeschäfts begründet wird, warum so und nicht anders gehandelt wurde. Sie sind teilweise von hohem Pathos getragen: »Weil wir von Gott, unserem Schöpfer, durch Reichtümer, Ruhm und Macht barmherzig erhöht worden sind, ist es gerecht, daß wir den durch schuldige Ergebenheit ehren, dessen Milde wir unsere Ehre verdanken.« Oder: »Wenn wir den Glorienschein irdischer Würde um die Erhabenheit unseres Fürstentums erweitern wollen, so gehört es sich, daß wir die Amtleute des Gottesdienstes und die für den Kult bestimmten Orte ehren und dem heiligen Beispiel unserer Vorfahren auf fromme Weise folgen.«10 Trotz dieser stolzen Gottergebenheit hat Heinrich der Löwe weder in Sachsen noch in Bayern ein Kloster oder ein Kanonikerstift gegründet und bestehende Einrichtungen im engeren Herrschaftsbereich nur in Maßen gefördert. Wenige größere Schenkungen, auch sie vergleichsweise sparsam bemessen, gingen an Klöster wie Königslutter, St. Michael in Lüneburg, Riddagshausen, Northeim, Loccum oder an die Kanonikerstifte Georgenberg und Riechenberg;11 die Regel waren dagegen Gaben von einer bis zu drei Hufen, einer oder zwei Mühlen, einzelnen Grundstücken, Anteilen an einer Kirche, geringem Ministerialengut oder ein Zinserlaß, sehr häufig auch Besitz- oder Rechtsbestätigungen, die den Herzog nichts kosteten. Über diesen Horizont erheben sich deutlich nur Aufwendungen für die Grundausstattung der neuen Bistümer nördlich der Elbe, die Förderung des Benediktinerklosters Homburg bei Langensalza, Heinrichs Anteile an der Erstausstattung des Zisterzienserklosters Riddagshausen und eine Schenkung von achtzehn Hufen und zwei Mühlen an das Zisterzienserkloster Loccum. Diese Befunde

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erklären sich aus dem unabweisbaren Bedürfnis der nordelbischen Bistümer und des Klosters Riddagshausen nach einem materiellen Fundament ihrer Existenz, während Homburg als Eigenkloster Heinrichs des Löwen, vielleicht aus dem Northeimer Erbe, die Funktion eines Vorortes für den welfischen Besitz in Thüringen erfüllte, der dort bis in die Gegend von Langensalza reichte; die Schenkung an Loccum machte Heinrich der Löwe im Oktober 1188 nach Sturz und Exil als Ausdruck einer durch das Alter gesteigerten Furcht, die Gelegenheit für kompensatorische Gaben zu versäumen: »Weil ich, Herzog Heinrich, vor meinem geistigen Auge habe, wie der hinfällige Gang dieses trüben Lebens durch leere Illusionen abgelenkt wird, wenn wir nicht mit Christus die Saatfurche für den Samen eines nützlichen Werkes ziehen, und weil man ja handeln muß, solange es Zeit ist, habe ich für mich gefürchtet, daß im mir verbleibenden Leben die Ruhe ebenso fehlen wird wie in den vergangenen Tagen, so daß ich es versäume, meinem Schöpfer eine Gabe darzubringen. Ich habe also im Innern meiner Seele beschlossen, einen kleinen Teil des großen Besitzes, der mir von Gott zugeteilt worden ist, kirchlichem Gebrauch zu überlassen.«12 In der Tat wurde dieses Leben wie jedes andere von Alltagsgeschäften aufgezehrt, die schon den Zeitgenossen nicht in jedem Falle der Überlieferung wert waren und aus der großen Distanz moderner Rückschau vollends unwichtig scheinen. Ohne geduldige Rekonstruktion der Einzelheiten kaum verständlich und für den Entwurf einer allgemeinen Geschichte meist wenig erheblich, wird das Handeln im Kleinen fast zwangsläufig übersehen und von der Aufmerksamkeit für die großen Aktionen beiseite gedrängt. Gleichwohl hat diese Abwesenheit des Alltäglichen erhebliche Konsequenzen, denn sie führt nicht nur im Falle Heinrichs des Löwen zum Trugbild einer durchweg auf Wesentliches konzentrierten Existenz, zum monumentalen Sonderfall in falscher Distanz zur humanen Norm. Ein solches Bild ist verführerisch, denn es wird nicht mühsam aus objektivierender Analyse des Ganzen gewonnen, sondern ergibt sich wie von selbst aus dem Arrangement der Höhepunkte. In Wahrheit bestand natürlich auch der fürstliche Alltag aus den eher unauffälligen Handlungen und Entscheidungen, deren Zwecke sich erst bei näherem Hinsehen erschließen, dann aber auf größere Kontexte verweisen. Im Jahre 1153 bestätigte Heinrich der Löwe dem westfälischen Benediktinerinnenkloster Gehrden in der Diözese Paderborn das Eigentumsrecht an einem Dorf, das Graf Hermann II. von Winzenburg dem Konvent einst geschenkt hatte.13 Dieser auf den ersten Blick banale Vorgang gehört in die

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Reihe der vielen kleinen Schritte, mit denen der Herzog einen Rechtstitel durchsetzen mußte, den er seit Oktober 1152 besaß. Damals hatte Friedrich I. auf seinem Würzburger Hoftag Heinrich das Winzenburger Erbe zugesprochen, doch war damit noch lange keine allgemeine Anerkennung der neuen Rechtslage gesichert. Mit der Besitzbestätigung für Gehrden wollte der Herzog sich am Ort und in der engeren Region als Rechtsnachfolger des Grafen von Winzenburg erweisen und zog deshalb den Vogt der Paderborner Kirche als Zeugen heran, den Grafen Volkwin von Schwalenberg, der durch seine Anwesenheit kundtat, daß er den neuen Zustand akzeptierte. Die Räume herzoglicher Besitzungen und Rechte mußten gegen äußere Angriffe geschützt und nach innen gesichert werden, damit niemand sich dem Zwang seiner strengen Herrschaft entziehen konnte. Diese Schutz- und Repressionsfunktion übernahmen Burgen, die mit Ministerialen besetzt waren und zugleich als Verwaltungsmittelpunkte dienten. In der Ebene waren sie als Wallanlagen errichtet, während es im Harzgebiet auch starke Höhenburgen in Steinbauweise gab.14 Bei manchen Anlagen wie der Scheverlingenburg in Walle bei Braunschweig, der Elmsburg, der Süpplingenburg und der Hermannsburg ist die militärische Bedeutung nur noch schwer zu beurteilen, aber ohnehin war die fortifikatorische Stärke einer Burg ohne strikte Loyalität ihrer Verteidiger ziemlich wertlos. Das zeigte sich im Krieg nach dem Sturz Heinrichs des Löwen, als er sogar seine festen Höhenburgen verlor, die den Gegnern nicht durch Eroberung, sondern durch frühzeitige Kapitulation der Besatzungen in die Hände fielen. Die meisten Burgen hat Heinrich der Löwe bereits vorgefunden, als er seine Herrschaft in Sachsen antrat; sicher nachweisbare Neuanlagen sind nur Lichtenberg bei Salzgitter und Gatersleben am Ostharz, im übrigen blieb es bei Ausbau oder Verstärkung. Selbst im nordelbischen Slawenland konnte er an bestehende Burgen anknüpfen, so in Schwerin und Ilow, in Quetzin am Plauer See, in Malchow im Gebiet der Müritz, bei der Mecklenburg und in Werle. Aktiver als beim Bau war der Herzog beim Erwerb von Burgen. Um seine Basis im Harzraum zu erweitern, regte er beim Kaiser einen Gütertausch an, der am 1. Januar 1158 in Goslar vollzogen wurde: Heinrich gab dem Kaiser das Erbgut seiner Gemahlin Clementia, nämlich die Burg Badenweiler mit hundert Ministerialen und fünfhundert Hufen; er bekam dafür die Reichsburgen Herzberg und Scharzfeld sowie den Königshof Pöhlde und den Reichsministerialen Adelhard von Burgdorf mit dessen Dienst- und Lehnsgut. Der Kaiser entschädigte das Reich aus seinem Eigengut, so daß

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Ostsee Rendsburg

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Niendorf Haldensleben Braunschweig Wolfenbüttel Veltheim Sommerschenburg Assel Elmsburg Lichtenberg Dahlum Goslar

Harliburg Regenstein Gatersleben Heimburg Stauffenburg Blankenburg Osterode Lauenburg Herzberg Lauterberg Scharzfeld Plesse Honstein Eigengut Göttingen Gleichen als Lehen genommen Rothenburg We Schildberg

rra

Hanstein

als Lehen gegeben Orientierungsort

Die Burgen Heinrichs des Löwen in Sachsen und nördlich der Elbe Die hier verzeichneten Burgen sind durch schriftliche oder archäologische Zeugnisse bekannt, doch nicht für jede Anlage kann die Rechtsstellung geklärt werden. Sein ererbtes oder erobertes Eigentum ließ Heinrich der Löwe durch Ministerialen verwalten, hat Burgen aber auch als Lehen genommen oder als Lehen gegeben. Obwohl Reichsburgen ursprünglich vom König zu Lehen gingen, hat der Herzog sie bis auf wenige Ausnahmen wie Eigentum behandelt. Im Slawenland nutzte er die dort eroberten oder ausgebauten Burgen als Verwaltungsmittelpunkte und vertraute sie zunächst besonders zuverlässigen Ministerialen an, mußte diese unmittelbare Herrschaft aber nach Ausbruch des sächsischen Krieges 1166 lockern und die festen Plätze samt ihrem Umland als Lehen ausgeben.

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Albrecht der Bär einen Fürstenspruch formulieren konnte, der die Transaktion guthieß.15 Durch Erwerb kamen auch andere wichtige Anlagen wie Schildberg bei Seesen, Gleichen und Plesse bei Göttingen, Desenberg bei Warburg, Hanstein an der Werra, Nienover und Homburg im Solling, die Reichsburg Herzberg im Harz die Lauenburg an der Elbe in Heinrichs Besitz. Dennoch war sein Burgenbestand im Vergleich mit dem anderer Fürsten nicht sehr bedeutend; besonders sein großer Gegner Erzbischof Philipp von Köln, aber auch die Askanier oder Erzbischof Wichmann von Magdeburg gingen auf diesem Gebiet sehr viel zielstrebiger und systematischer vor. Natürlich brauchte der Herzog Burgen für seine Landesherrschaft, und sie waren ihm wichtiger als Städte, dennoch wird man von einer systematischen »Burgenpolitik« nicht sprechen dürfen. Er hat überwiegend Bestehendes ausgebaut, und viele der Anlagen sind bei den zahlreichen Gütererwerbungen gleichsam nebenher angefallen.16 Zur Mehrung seiner Einkünfte förderte Heinrich der Löwe aussichtsreiche Wirtschaftsplätze in Ostsachsen und nördlich der Elbe mit dem Ziel, Abgaben aus Markt, Münze, Zoll und Gericht zu erheben. Obwohl Städte auch als befestigte Zentralorte von Bedeutung waren, militärische und administrative Funktionen für ihr Umland wahrnahmen und durch neue Straßen- oder Wegeverbindungen die Verdichtung der Infrastruktur förderten, handelte der Herzog auch auf diesem Feld eher unsystematisch und folgte keineswegs einem »städte-« oder »wirtschaftspolitischen« Konzept.17 Sicherlich gibt es deshalb keine Urkunde Heinrichs des Löwen für eine Stadt. Die Rechte und Freiheiten des Braunschweiger Weichbildes Hagen gelten zwar seit dem 13. Jahrhundert als Verleihungen Heinrichs des Löwen,18 doch läßt sich die Richtigkeit dieser Tradition nicht erweisen. Außer den Gründungsstädten Lübeck und Schwerin sind alle sächsischen Städte erst sehr allmählich in ihre Rolle hineingewachsen. Wichtigster Ort für Heinrich den Löwen war Braunschweig, das seit dem 10. Jahrhundert aus verschiedenen Siedlungskernen entstanden ist, die sich unter dem Einfluß der brunonischen Grafen, Lothars von Süpplingenburg und Heinrichs des Löwen weiterentwickelt und zu frühstädtischer Einheit gefunden haben, an deren Vollendung bald auch die Bürger Anteil hatten.19 Westlich der Oker gab es schon im 10. Jahrhundert eine Niederungsburg mit einer Siedlung, deren frühen Namen wir nicht kennen, weil sie nur archäologisch erfaßt werden kann, während die auf dem Ostufer des Flusses in der Gegend der heutigen Pfarrkirche St. Magnus gelegene villa Brunesguik 1031 in

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Verbindungsmauer Petritor/Wendentor Mauer mit Graben Vermutete Weichbildgrenze

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Wendentor S

Nach Meibeyer 1994

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Pfarrkirche St. Katharina

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Pfarrkirche St. Ulrich

Pfarrkirche St. Magnus

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A LT E W I E K Benediktinerkloster St. Aegidius 0

100

200

300 m

Braunschweig zur Zeit Heinrichs des Löwen

einer Urkunde Bischof Branthogs von Halberstadt erwähnt wird und der späteren Gesamtstadt Brunesvic/Braunschweig ihren Namen geben sollte. Wie zügig sich die westliche Siedlung zur Altstadt entwickelte, geht daraus hervor, daß Bischof Godehard von Hildesheim (1022–1038) dort zwei Kirchen weihen konnte, die Ulrichskirche und die Kirche des Burgstifts St. Blasius. Dieses Stift hatte die brunonische Gräfin Gertrud die Ältere († 1077) reich ausgestattet, während ihre Enkelin Gertrud die Jüngere († 1117) östlich der Oker das Benediktinerkloster St. Maria und St. Aegidius gründete. Die Burg dürfte den Brunonen vom frühen 11. Jahrhundert an gehört haben; sie erscheint mit dem Namen »Dankwarderode« (castrum Tanquarderoth) 20 zuerst 1134 in einer Urkunde Lothars III. Noch in brunonischer Zeit wird sich der frühe Ortsname Brunesvic auf die Siedlung am Westufer der Oker verlagert und an seiner ursprünglichen Stelle einen vetus vicus zurückgelassen haben, den zuerst 1196 so genannten Ort »Altewiek«. Er hatte weitaus geringere Bedeutung als die Altstadt, denn als Heinrich der Löwe nach 1150 seine Stadt »mit Graben und Wall umgab« (fossa et vallo circumdedit),21 blieb die Altewiek noch außerhalb und

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wurde erst durch die Erweiterung Ottos IV. nach 1200 in die Befestigung einbezogen. Heinrich der Löwe hat diese Siedlungskammern dann durch eine Fläche in der Niederung rechts der Oker erweitert, die er vor der Bebauung durch flandrische oder friesische Siedler entwässern und teilweise aufschütten ließ. In diesem Neubaugebiet, dem Hagen, entwickelte sich rasch die Wollweberei zum vorherrschenden Produktionszweig.22 Rechts der Oker sicherten Wall und Graben den Hagen, während links des Flusses eine Verbindung zwischen der Altstadtbefestigung und dem Hagenwall hergestellt wurde. Möglicherweise gab es schon zur Zeit Heinrichs des Löwen Pläne, den auf diese Weise zwischen Altstadt und Oker entstandenen Raum, die spätere Neustadt, zu besiedeln. Vom Ausbau des Braunschweiger Pfalzbezirks wird im Zusammenhang mit dem Hof Heinrichs des Löwen noch ausführlich die Rede sein. Das zweite Zentrum der Herrschaft Heinrichs des Löwen war Lüneburg. Hier gab es seit dem 9. Jahrhundert eine Siedlung in der Nähe der Salzquellen und auf dem nahegelegenen Kalkfelsen eine Fluchtburg, welche die frühen Billunger im 10. Jahrhundert ausgebaut hatten, um von hier aus den Bardengau zu beherrschen. Die Billunger gründeten unweit der Burg das Benediktinerkloster St. Michael und bestimmten dessen Kirche zu ihrer Grablege, während am Fuß des Burgbergs eine Siedlung mit eigener Pfarrkirche entstand. Weil die Ilmenau bis zur Elbe schiffbar war, konnte sich ein Markt entwickeln, der von 1030 an zur Lüneburger Münzprägung führte. Obwohl Heinrich der Löwe sich besonders in der ersten Phase seiner Herrschaft zusammen mit seiner Gemahlin Clementia von Zähringen oft in Lüneburg aufgehalten hat, kann von einer besonderen Förderung der Stadt allenfalls insoweit gesprochen werden, als der Herzog 1153 zum Schutz der Lüneburger Saline gegen Konkurrenz Salzquellen zuschütten ließ, die Graf Adolf II. von Holstein in Oldesloe nutzte.23 Der Aufschwung Lüneburgs setzte erst nach 1189 ein, dem Jahr der Zerstörung Bardowicks. Dieser wenige Kilometer nördlich von Lüneburg am Westufer der Ilmenau gelegene Ort war, wie der Name sagt, einst der Vorort des Bardengaus gewesen und findet sich schon im Diedenhofener Kapitular Karls des Großen von 805 als Grenzhandelsplatz mit den Slawen verzeichnet.24 Von Bardowicks früher Bedeutung zeugt das im Spätmittelalter aufgekommene Gerücht, Karl der Große habe dort ein Bistum gegründet; sicherer Beleg für Bardowicks wirtschaftliche Anziehungskraft ist jedoch erst die um 950 einsetzende Münzprägung. Heinrich der Löwe nahm deren Tradition auf

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und ließ den Ort durch ministerialische Schultheißen verwalten, von denen einer für die Jahre 1163 und 1169 als Gerardus schultetus de Barduic namentlich bekannt ist.25 Die weitere Entwicklung zur Stadt hat der Herzog durch die Gründung Lübecks im Jahre 1159 zunächst behindert und dann durch Zerstörung des Ortes im Jahre 1189 endgültig abgebrochen. In Stade hatte sich seit dem 11. Jahrhundert im Schutz der Grafen von Stade und der Erzbischöfe von Bremen eine städtische Siedlung am Hafenplatz entwickelt. Bald nach Übernahme der Güter der Grafen von Stade, gewiß aber zwischen 1150 und 1170, begann Heinrich der Löwe den Ort zu fördern, wobei ihm auch seine Stellung als Hochvogt der Bremer Kirche zugute kam. Unsicher bleibt, ob diese Förderung bis zur Stadtrechtsverleihung gediehen ist, aber sie muß doch so nachhaltig gewesen sein, daß die Stader Bürger noch im Endkampf des Löwen loyal zu ihm standen.26 Seine Vogteirechte waren für den Herzog ein guter Ansatzpunkt, um Herrschaftsansprüche in der Stadt Bremen geltend zu machen. Am 1. November 1155, dem traditionellen Termin zum Fest Allerheiligen, hat Heinrich dort Gericht gehalten,27 und 1159 ist Adolf von Nienkerken als Bremer Stadtvogt bezeugt,28 einer seiner edelfreien Vasallen, der zwischen 1153 und 1171 mehrfach im Gefolge des Herzogs bezeugt ist und 1160 mit ihm in Italien war. Anders als die französischen Könige, die bürgerliche Mitsprache und kommunale Bewegungen gegen Ortsbischöfe und weltliche Stadtherren systematisch gestützt haben, um das Bürgertum der Städte an sich zu binden, hat Heinrich der Löwe die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts entstehende Bremer Stadtgemeinde nicht gefördert. In Hamburg beginnt die Stadtgeschichte sogar ganz unabhängig von Heinrich dem Löwen erst 1188 mit der Gründung der Neustadt neben der alten, zuletzt 1072 von den Slawen zerstörten Domsiedlung durch Graf Adolf III. von Holstein, der im folgenden Jahr beim Kaiser einen Freiheitsbrief für die Bürger erwirkt hat.29 In zentraler Lage zwischen Weser und Aller hatte Graf Hildebold I. von Roden nach dem Aussterben der Billunger im Jahre 1106 als deren Rechtsnachfolger im Marstemgau einen vicus Honovere als Marktsiedlung an der Leine begründet. Heinrich der Löwe setzte seine Lehnshoheit über die Grafen durch, die um 1125 die Georgskirche errichtet hatten, und hielt 1163 in Hannover einen Hoftag, auf dem er eine Urkunde für das Kloster Flechtdorf ausstellte.30 An diesem Hoftag hat Bischof Werner von Minden teilgenommen und als zuständiger Diözesanbischof vielleicht damals die von Heinrich dem Löwen gestiftete Aegidienkirche geweiht. Heinrich ließ Hannover befestigen

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und hatte dort eine Münzstätte, ob er aber Stadtrecht verliehen hat, läßt sich auch in diesem Falle nicht nachweisen. Ebensowenig wissen wir über Einflüsse Heinrichs des Löwen auf die Stadtentwicklung Göttingens, die seit 1150 mit dem Ausbau einer älteren Marktsiedlung an der Johanniskirche in Richtung auf die heutige Jakobikirche und ihre Verbindung mit dem dörflichen Siedlungsgebiet um St. Alban einsetzte. Grund für ein entsprechendes Engagement des Herzogs hätte es gegeben, denn Göttingen war ein südlicher Außenposten gegenüber dem Besitz des Hochstifts Mainz, der Landgrafen von Thüringen, der Herren von Plesse und der Grafen von Everstein. Ähnlich verhält es sich in Haldensleben nordwestlich von Magdeburg, denn dort gab es neben der Burg eine befestigte Siedlung mit einem regelmäßigen Grundriß, der auf Initiative Heinrichs des Löwen zurückgehen könnte, weil der Platz für seine Auseinandersetzung mit Erzbischof Wichmann von Magdeburg große Bedeutung hatte. Aufs Ganze gesehen sprechen diese Stadtgeschichten gegen das ältere Bild vom Herzog als Betreiber einer systematischen »Städtepolitik«. Dabei erleichtert das abrupte Ende seiner Herrschaft, die nicht durch begabte Nachfolger weitergeführt wurde, ein solch negatives Urteil, denn im allgemeinen legen erfolgreiche Fortsetzungen auch disparater Anfänge im Rückblick eine Kontinuität nahe, die aus der späten Vollendung auf frühe Konzeptionen schließt.

Bischöfe, Fürsten und Herren Mit seinen Vorstellungen vom Herzogtum stand Heinrich der Löwe deutlich im Gegensatz zu dem, was in Sachsen bislang üblich gewesen war. Wir wissen nicht, ob seine Absichten durch die neuartige Definition des Dukats im Privilegium minus in irgendeiner Weise beflügelt worden sind, dürfen aber fest davon ausgehen, daß er Anregungen kaum nötig hatte, weil er Ansätze Lothars von Süpplingenburg weiterführte, gestützt zunächst auf Räte aus der nächsten Umgebung Lothars, schon bald aber selbständig, sehr schnell und mit ungeduldiger Entschiedenheit. Vorbilder für den Aufbau einer gut organisierten Landesherrschaft ließen sich unter den Bischöfen finden, die im Vergleich zum Adel seit langem die moderneren Herrschaftsträger waren. Bischöfe verfügten als erste über Residenzen und Höfe, weil sie durch das Kirchenrecht von vornherein an

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Orte und Zentren der Herrschaft in Sachsen zur Zeit Heinrichs des Löwen

einen festen Amtssitz gebunden waren und in sicherer institutioneller Kontinuität wirkten, denn für sie gab es keine dynastische Erbfolge, sondern nur das Einrücken in die lange Reihe der Amtsträger. Als frühe Herren der Schriftlichkeit gingen Bischöfe beim Aufbau effektiver Verwaltungen voran und waren durch ihren erfahrenen Verwaltungsklerus sehr viel flexibler und abkömmlicher für den Königsdienst als ihre Verwandten im weltlichen Adel. Häufige Hofpräsenz eröffnete Bischöfen ein weites Aktionsfeld in der Umgebung des Königs, der auf sie um so weniger verzichten mochte, als die zahl-

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reichen gut gerüsteten Vasallen und Ministerialen der Bischofskirchen für das Reichsheer unentbehrlich waren. Moderne Verwaltungs- und Finanztechniken, militärische Stärke, reichspolitische Bedeutung und sichere Diözesangrenzen brachten die Bischöfe bei der Konkurrenz um die Landesherrschaft in hervorragende Ausgangspositionen. Unter diesen Voraussetzungen bedeutete es viel, daß die Erzbischöfe von Mainz traditionell gute Beziehungen zu den sächsischen Herzögen unterhielten und Erzbischof Christian während des Krieges Heinrichs des Löwen mit seinen sächsischen Gegnern 1166/68 neutral blieb. Anders stand es mit Erzbischof Hartwig von Bremen seit dem Konflikt um das Stader Erbe, doch war Heinrich Vogt des Erzstifts und der Stadt, hatte die Stellung des Bremer Erzbischofs durch die Wegnahme der Stader Güter geschwächt und die Stader Burgen mit eigenen Ministerialen besetzt. Die Unterstützung des Kaisers machte sich im November 1155 bemerkbar, als Friedrich I. die Güter und Einkünfte des Erzbischofs beschlagnahmen ließ, der nicht am Italienzug teilgenommen hatte,31 doch eine allzu starke Position des Herzogs gegenüber der sächsischen Kirche wollte Friedrich gleichwohl verhindern. Deshalb ließ er 1153 in Mainz seinen Kanzler Arnold von Selenhofen zum Erzbischof wählen, setzte in Hildesheim und Minden ihm verbundene Bischöfe ein und erreichte im Frühjahr 1154 die Bestätigung Wichmanns von Seeburg als Erzbischof von Magdeburg durch den Papst. Während seiner gesamten Amtszeit (1152/54–1192) hat Wichmann zielstrebig am Aufbau einer Magdeburger Landesherrschaft gearbeitet und dabei besonders in der Gegend von Haldensleben so offen mit Heinrich dem Löwen konkurriert, daß dieser die Burg Althaldensleben ausbaute und die Kaufmannssiedlung Neuhaldensleben gründete. Auf dem Frankfurter Hoftag im März 1158 urkundete Friedrich mehrfach zugunsten der Hamburg-Bremer Kirche32 und versprach drei Monate später dem Erzbischof Hartwig sogar, daß dessen Konflikte mit Heinrich dem Löwen künftig niemals durch persönliche Rachefeldzüge, sondern nur durch kaiserliches Gericht entschieden werden sollten; er wollte die Handlungsfähigkeit des Herzogs für diese Fälle also beschränken.33 Große Teile des Süpplingenburger Erbes Heinrichs des Löwen lagen in der Diözese Halberstadt, deren Bischof Ulrich ein entschiedener Gegner des Herzogs war. Als Ulrich 1154 in Roncaglia seine Lehen abgesprochen wurden, weil er sich dem Italienzug nicht angeschlossen hatte, war das ganz im Sinne Heinrichs des Löwen, der sich mit der Halberstädter Stiftsministerialität und den Bürgern gegen ihren Bischof verbündete. Sogleich nach der zwiespälti-

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Grabplatte des Erzbischofs Wichmann von Magdeburg (1152/54 – 1192) Um 1200 wurde in Magdeburg die Grabplatte gegossen, deren mittlerweile zerstörte Umschrift Wichmann als »friedfertig« (pacificus) kennzeichnete. Gottfried von Viterbo († um 1192), Hofkapellan und Notar Friedrichs I., rühmte das angenehme Äußere des Erzbischofs und sein heiteres, wohlwollendes Wesen (GottfrVit, Gesta, c. 47, vv. 1207f.), während die Lauterberger Chronik ihn als Mann von festen Grundsätzern schildert (ChronMonSer zu 1175). Wohl wegen dieser Charaktereigenschaften hat Heinrich der Löwe ungeachtet aller Spannungen und der offenen Feindschaft im sächsischen Krieg 1166/68 Wichmann die Regentschaft in Sachsen übertragen, als er selbst im Jahre 1172 nach Konstantinopel und Jerusalem reiste.

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gen Papstwahl von 1159 entschied sich Ulrich für Alexander III., woraufhin der Kaiser im Frühjahr 1160 den Dompropst, den Domdekan, das Domkapitel, alle Vasallen, Ministerialen und Hörigen der Halberstädter Kirche aufforderte, die Legaten Viktors IV. zu unterstützen, und wider besseres Wissen behauptete, daß ihr Bischof sich mit seiner Parteinahme im deutschen Episkopat völlig isoliert habe.34 Als Heinrich der Löwe im Frühsommer 1160 aus Italien zurückkehrte, nutzte er die einmalige Gelegenheit. Ein Legat Viktors IV. setzte Bischof Ulrich ab, ohne ihn anzuhören, und bestellte mit dem Domdekan Gero einen Anhänger des Herzogs zum Nachfolger, der Heinrich sogleich umfangreiches Halberstädter Kirchengut zu Lehen gab und ihn an den Einkünften des Bistums beteiligte. Ganz von welfischem Gebiet umgeben war die Diözese Hildesheim, innerhalb derer Heinrich dem Löwen erst durch das Winzenburger Erbe nennenswerter Besitz zugefallen war. Die Winzenburg blieb zwar unter der Hoheit der Bischöfe, aber Adel und Stiftsministerialität richteten sich schon bald auf den Herzog aus und erschienen häufig als Zeugen in seinen Urkunden.35 Den Hildesheimer Bischöfen blieb unter diesen Umständen nicht viel Spielraum für eigene landesherrschaftliche Ambitionen, und ebenso erging es ihren Verdener Amtsbrüdern, denn in der Diözese Verden besaß Heinrich der Löwe das einst billungische Eigengut um Lüneburg mit den Grafschaftsrechten und war Vogt des Domstifts und des Benediktinerinnenklosters Walsrode. Bischof Hermann von Verden kam zwar aus einer dem Herzog verbundenen edelfreien Familie, war aber von 1158 bis 1163 mit kurzen Unterbrechungen und dann noch einmal 1167 in Italien beim Kaiser, der ihn 1160 im Anschluß an das Konzil von Pavia nach Spanien schickte, wo er für die Beschlüsse zugunsten Viktors IV. werben sollte.36 Eine Expansion des Bistums über die Elbe hat der Herzog verhindert, weil sie zu Lasten Ratzeburgs gehen mußte. Entschiedenste Gegner Heinrichs des Löwen waren die Erzbischöfe von Köln, die in Westfalen direkt mit ihm zusammenstießen. Schon Lothar von Süpplingenburg hatte nach Westfalen hineingewirkt, und Heinrich der Löwe folgte ihm, hatte aber trotz der guten Voraussetzungen, die ihm das winzenburg-northeimische Erbe seit 1154 westlich der Weser in der Diözese Paderborn bot, am Ende wenig Erfolg.37 Herren wie die Grafen von Dassel lösten sich vom welfischen Einfluß durch Übernahme von Lehen der Kölner Kirche, ähnlich distanzierten sich die Grafen von Schwalenberg, die bis zum Aussterben der Billunger deren Vasallen gewesen waren, und 1164 traten auch die

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Grafen von Arnsberg in den Kölner Lehnshof ein.38 Zwischen Lippe und Rothaargebirge versuchten die Erzbischöfe kölnisches Eigengut mit Lehen zu verbinden und durch Klöster oder Stifte als Zentralorte der Verwaltung beieinanderzuhalten. Sie kauften ganze adlige Eigengutkomplexe auf und gaben sie teilweise und unter Auflagen als Lehen zurück, indem sie verlangten, daß ihnen die Burgen jederzeit geöffnet würden. Kölnische Ministerialen trieben diese Expansion in das Gebiet der Diözese Paderborn vor und stießen dort auf entsprechende Initiativen Heinrichs des Löwen. Der wesentliche Unterschied zwischen den Methoden dieser im Ziel gleichgerichteten Herrschaftsbildungen bestand darin, daß Heinrich der Löwe mit der Verbindung von Landfriedenswahrung und Lehnrecht von vornherein im Sinne öffentlicher Gewalt auftrat, während die Kölner Erzbischöfe in gründlicher Basisarbeit gleichsam private Erwerbungen machten, die sie durch eine künftige königliche Anerkennung erst noch »verstaatlichen« mußten. Diese Anerkennung sollten sie durch Verleihung des westfälischen Dukats nach dem Sturz Heinrichs des Löwen mit der Gelnhäuser Urkunde im April 1180 bekommen. Unter den weltlichen Herrschaftsträgern Sachsens hatte der Askanier Albrecht »mit dem Beinamen der Bär« (cognomento Ursus)39 seine alte Welfenfeindschaft auf Heinrich den Löwen übertragen. Er blieb auch dann noch gefährlich, als er seit 1150 im Havelland mit dem Ausbau einer eigenen Landesherrschaft auf slawischem Boden – der späteren Mark Brandenburg– beschäftigt war, denn er verlor Sachsen deshalb keineswegs aus den Augen. Seine Familiengüter lagen um Ballenstedt und Aschersleben östlich des Harzes, er war Vogt des bedeutenden Reichsstifts St. Simon und Judas in Goslar, besaß außerdem die Vogtei über das Kloster Ilsenburg bei Wernigerode und hatte als Markgraf der sächsischen Nordmark seit 1134 eine eigene Herrschaft mit den Zentren Stendal und Tangermünde aufgebaut.40 Bis zu seinem Tod im Jahre 1170 blieb der Bär ein Gegner des Löwen. Südlich von Helmstedt, nahe dem Kerngebiet der Herrschaft Heinrichs des Löwen, lag die namengebende Stammburg der Grafen von Sommerschenburg, die seit 1088 den Titel des Pfalzgrafen von Sachsen führten. Das war eine vom König verliehene, über den Status des Grafen hinaushebende Würde, von deren Funktion wir nur soviel wissen, daß sie ursprünglich eine engere Bindung des Inhabers an den König bewirken sollte. Graf Friedrich II. von Sommerschenburg (1120–1162) hatte schon Lothar III. nahegestanden und blieb auch Heinrich dem Löwen gegenüber stets loyal. Ein Schwerpunkt

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seines Besitzes lag im Gebiet um die Sommerschenburg, ein anderer um das Reichskloster Quedlinburg, dessen Vogtei der Pfalzgraf neben einer Reihe anderer Klostervogteien besaß. Anders als sein Vater suchte Friedrichs Sohn Adalbert (1162–1179) größere Unabhängigkeit von Heinrich dem Löwen zu erlangen und stand im sächsischen Krieg auf der Seite von dessen Gegnern.41 Ein gleichsam natürlicher Gegensatz ergab sich zwischen Heinrich dem Löwen und den Ludowingern, einer thüringischen Adelsfamilie mit dem Leitnamen Ludwig, die sich in den siebziger Jahren des 11. Jahrhunderts die Wartburg bei Eisenach als Stammsitz errichtet hatte und durch Heiraten auch in Hessen um Marburg und südlich von Kassel beträchtlichen Besitz erwarb. Seit 1131 waren die Ludowinger als Landgrafen in einer herzogsähnlichen Position und strebten nach dem Tod Lothars von Süpplingenburg durch den Übertritt Ludwigs I. († 1140) auf die staufische Seite eine Auflösung der traditionellen sächsisch-thüringischen Verbindung an, um sich vom welfischen Herzog zu emanzipieren. Ludwig II. (1140–1172) heiratete eine Halbschwester Friedrichs I., in dessen Umgebung er häufig auftrat, und er zählte sich selbst zu den clarissimi regni primates, zu den »berühmtesten Fürsten des Reiches«.42 Von Thüringen her wollte er seine Landesherrschaft nach Westen und Norden ausweiten, wobei die Gebiete Heinrichs des Löwen im Werratal und in Thüringen selbst empfindlich störten. Es überrascht deshalb nicht, den Landgrafen im sächsischen Krieg auf seiten der Gegner Heinrichs des Löwen zu sehen.43 Ein zusammenfassendes Urteil über das Verhältnis des sächsischen Adels zu Heinrich dem Löwen ist nur in sehr allgemeiner Weise möglich, denn die Überlieferung ist schlecht und erlaubt keine präzise Motivanalyse. Bloße Anwesenheit als Zeuge in Herzogsurkunden genügt nicht als Nachweis engerer Bindung, weil die Gründe für solche Präsenz äußerst vielfältig sein können,44 doch läßt sich immerhin erkennen, daß der Herzog unter den Grafen und anderen Edelfreien des Landes keine breite Anhängerschaft gewonnen hat. Das erklärt sich nicht nur aus dem Unabhängigkeitsdrang des Adels, sondern zu einem guten Teil auch aus dem Verhalten Heinrichs des Löwen, der bewährte Loyalitäten immer wieder durch unbillige Forderungen und beleidigendes Mißtrauen enttäuscht hat. Die wichtigsten Grafen im Gefolge Heinrichs des Löwen waren typische Aufsteiger, die aus der Vasallität Lothars von Süpplingenburg kamen und ihre Würde erst durch ihn erlangt hatten. Das gilt für die Herren von Wöltingerode, denen Lothar im Harzvorland nordöstlich von Goslar eine Grafschaft

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eingerichtet hatte,45 ebenso wie für Poppo von Blankenburg, der zum ersten Mal 1123/24 im Gefolge des Bischofs von Halberstadt auftritt, jedoch seit 1128 den Grafentitel führte und sich seit 1133 nach der Blankenburg im östlichen Harzgau nannte. Als Neffe Bischof Reinhards von Halberstadt war er von außerhalb, vielleicht aus dem ostfränkisch-thüringischen Raum, nach Sachsen gekommen und mit Hilfe seines Onkels in der Halberstädter Hochstiftsministerialität aufgestiegen. Der Name seiner Gemahlin, Richenza, legt Einheirat in die Familie der Grafen von Northeim und damit letztlich Aufnahme in den süpplingenburgischen Verwandtenkreis nahe, in jedem Falle gehörte Poppo seit seiner Belehnung mit der Grafschaft im Harzgau samt der Blankenburg durch König Lothar III. zu den führenden Leuten in Ostsachsen. Weil er diese Stellung als Auswärtiger nur durch massive Förderung, dann aber sehr rasch erreicht hatte, blieb er Lothar und seiner Familie zwangsläufig verpflichtet; zwischen 1137 und 1139 war Poppo zusammen mit Graf Liudolf von Wöltingerode und Bernhard von Wassel bei der Kaiserin Richenza, die gleiche Trias findet sich 1146 bei Heinrich dem Löwen,46 unter dessen Räten wir Poppo von Blankenburg sicher vermuten dürfen. Seine Söhne Siegfried und Konrad, der sich nach der benachbarten Burg Regenstein nannte, blieben im Gefolge des Herzogs; Siegfried von Blankenburg begleitete Heinrich 1172 auf die Reise nach Konstantinopel und Jerusalem und könnte dabei den Tod gefunden haben.47 Auch die Grafen von Schauenburg aus dem Land an der mittleren Weser waren erst durch Lothar von Süpplingenburg aufgestiegen, der im Jahre 1111 Adolf I. zum Grafen von Holstein eingesetzt hatte. Sein Sohn Adolf II. war mehr als dreißig Jahre lang ein treuer Vertreter der Welfen im Land nördlich der Elbe und einer der wichtigsten Berater Heinrichs des Löwen. Im Auftrag des Kaisers ging er Anfang März 1160 zusammen mit seinem Verwandten Rainald von Dassel, dem gewählten Erzbischof von Köln und Kanzler Friedrichs I., nach Frankreich zu König Ludwig VII. und weiter zu König Heinrich II. von England, um für die Anerkennung Viktors IV. als Papst zu werben.48 Zwischen dem Grafen und seinem Herrn muß eine fast freundschaftliche Beziehung bestanden haben, denn als Adolf 1164 im Slawenkrieg vor der Burg Demmin fiel, soll der gewiß nicht sentimentale Herzog in Tränen ausgebrochen sein; einer solchen Demonstration hat er, soweit wir wissen, niemals wieder jemanden für wert gehalten. Heinrich ließ Adolfs Leichnam sorgfältig zubereiten und in die Familiengrablege der Schauenburger nach Minden überführen.49

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Einer der engsten Gefolgsleute Heinrichs des Löwen und seinem Herrn in vieler Hinsicht ähnlich war Gunzelin von Hagen, dessen edelfreie Familie die bisher nicht lokalisierte Burg Hagen am Elm besaß. Helmold von Bosau charakterisierte ihn mehrfach als adlig und kriegstüchtig, als starken Freund und Begleiter des Herzogs (nobilis, bellicosus, fortis, amicus ducis, satellis ducis).50 Beide könnten gleichaltrig gewesen sein, denn im Jahre 1150 war Gunzelin noch unverheiratet, und zweifellos gab es eine enge persönliche Beziehung zwischen ihnen. Er ist seit 1154 im Gefolge Heinrichs des Löwen nachweisbar und erhielt im Herbst 1160 die vom Herzog soeben eroberten Burgen Schwerin und Ilow übertragen, von denen aus er als Statthalter im Land der Abodriten (prefectus terrae Obotritorum) wirkte, ein überaus strenger Herr, der als Reaktion auf Belästigungen deutscher Siedler alle Slawen festnehmen und aufhängen ließ, die ohne triftigen Grund im Gebiet von Schwerin angetroffen wurden.51 Als »Präfekt« war Gunzelin ein weisungsgebundener Amtsträger des Herzogs, der die Verwaltung des eroberten Slawenlandes wirkungsvoller organisieren wollte, als das in den altsächsischen Gebieten möglich war, in denen der Adel sich mit seinen eigenen Herrschaftsbildungen beschäftigte und dem Herzogsdienst mehr oder weniger offen widerstrebte. Um sich im Krieg gegen diese Opposition den Rücken frei zu halten, mußte der Herzog seine nordelbischen Pläne jedoch bald aufgeben, und es ist bezeichnend, daß Gunzelin von Hagen die Grafschaft Schwerin im Jahre 1167 als erbliches Lehen erhielt: In der Krise war sogar ein zuverlässiger Mann nur mit den Verfahren des alten Systems einzubinden. Immer wieder hat Gunzelin seine Grafschaft im Gefolge des Herzogs verlassen, war mit ihm in Sachsen unterwegs und reiste 1172 mit nach Jerusalem, wo er bei Heinrichs Schenkung für die Grabeskirche als Zeuge auftrat.52 Schon im folgenden Jahr erschien er auf dem kaiserlichen Hoftag in Frankfurt als Begleiter seines Herzogs, den er zusammen mit den Ministerialen Ekbert von Wolfenbüttel und Jordan von Blankenburg 1174 bei der Weihe der neuen Stiftskirche von Steterburg vertreten durfte, weil Heinrich der Löwe sich zu dieser Zeit in Bayern aufhielt. In der Schlacht auf dem Halerfeld bei Osnabrück siegte Gunzelin von Schwerin am 1. August 1179 gemeinsam mit den Grafen Adolf III. von Holstein, Bernhard von Ratzeburg, Bernhard von Wölpe, Liudolf und Wilbrand von Hallermund über die für Erzbischof Philipp von Köln kämpfenden Grafen Simon von Tecklenburg, Hermann I. von Ravensberg, Heinrich von Arnsberg und Widukind II. von Schwalenberg.53 Alle diese vier Heerführer des Kölner Erzbischofs hatten ursprünglich

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zur Vasallität Heinrichs des Löwen gehört und sich einer nach dem anderen von ihm abgewandt. Den merkwürdigsten Verlauf nahmen dabei die Beziehungen des Grafen Simon von Tecklenburg zum Herzog, von dem der Graf die Vogtei über das Bistum Osnabrück zu Lehen hatte. Im Jahre 1178 stand Simon zusammen mit den Grafen Heinrich von Arnsberg und Hermann von Ravensberg auf der Seite Erzbischof Philipps von Köln und geriet ein Jahr später auf dem Halerfeld in die Gefangenschaft Heinrichs des Löwen, der ihn mit eisernen Handfesseln einkerkern ließ, bis Simon sich schließlich unterwarf, dem Herzog den Treueid leistete und künftig so fest zu ihm hielt, daß er ihn noch 1181 bei der Verteidigung Lübecks unterstützt hat.54 Es ist nicht überliefert, worauf dieser mehrfache Sinneswandel zurückzuführen ist; erst nach dem Sturz des Herzogs begegnet Simon wieder in Kölner Urkunden. Zu den wichtigsten westfälischen Vasallen Heinrichs des Löwen gehörten die Grafen von Ravensberg, deren Stammburg bei Borgholzhausen nahe Bielefeld lag. Über die Grafen von Northeim waren sie mit dem Herzog verwandt und traten auch dann an seinem Hofe auf, wenn es nicht ausdrücklich um westfälische Belange ging. Graf Heinrich von Ravensberg ist zwischen 1158 und 1175 im Gefolge Heinrichs des Löwen nachweisbar, hatte sich aber schon 1152 zusammen mit seinem Bruder Otto als Helfer des Herzogs bewährt, als der seine Herrschaft in Westfalen durchsetzen wollte. Im Jahre 1165 wirkte Heinrich von Ravensberg mit Heinrich dem Löwen im kaiserlichen Hofgericht und nahm 1168 in Minden an der Hochzeit des Herzogs mit der englischen Königstochter Mathilde teil.55 Bald nach 1175 ist Heinrich von Ravensberg gestorben, sein Bruder Otto war bereits 1171 tot; 1173 aber begegnet als Vertreter der nächsten Generation Ottos Sohn Hermann im Gefolge Heinrichs des Löwen, allerdings nur dieses eine Mal. Es ist nicht sicher, ob Uta von Heinsberg, die Schwester des Kölner Erzbischofs, seine Mutter gewesen ist; in diesem Falle könnte sie ihn in die Kreise des rheinischen Adels gezogen haben, denn seit 1178 ist Hermann von Ravensberg in Urkunden Erzbischof Philipps von Köln nachweisbar, für den er 1180 in Gelnhausen als Zeuge bei der Teilung des sächsischen Herzogtums Heinrichs des Löwen aufgetreten ist.56 Seit 1152/60 waren die Brüder Heinrich und Friedrich von Arnsberg mehrfach bei Heinrich dem Löwen, bis sie 1160 in einen erbitterten Erbstreit gerieten, der mit der Tötung Friedrichs auf der Burg seines Bruders im Jahre 1163 endete. Auf der folgenden Strafexpedition, die Heinrich der Löwe als Wahrer des Landfriedens zusammen mit Erzbischof Rainald von Köln, den

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Bischöfen von Münster, Paderborn und Minden gegen Heinrich von Arnsberg führte, muß etwas geschehen sein, das den Grafen auf die Seite des Kölner Erzbischofs gebracht hat; er übertrug diesem jedenfalls seine Güter und erscheint am 12. Juli 1167 in Magdeburg als Mitglied der Kölner Delegation beim Abschluß einer großen norddeutschen Allianz gegen Heinrich den Löwen.57 Mit dem Winzenburger Gut hatte Heinrich der Löwe einen Konflikt geerbt, den Abt Wibald von Corvey mit den Grafen Volkwin II. und Widukind II. von Schwalenberg austrug, mächtigen Herren westlich der mittleren Weser und Hochvögte des Bistums Paderborn. Als Vasallen des Herzogs waren die Schwalenberger Vizevögte von Corvey, hatten das Kloster aber durch einen Überfall auf den zu Corvey gehörigen Ort Höxter mit schweren Verwüstungen und Lösegelderpressungen geschädigt, so daß die Mönche aus Protest den Gottesdienst einstellten. Der Skandal erregte solches Aufsehen, daß Friedrich I. Heinrich den Löwen im Juli 1152 beauftragte, alle erlaubten Mittel (plenariam iustitiam) zum Gericht über die Grafen einzusetzen.58 Der Herzog scheint allerdings nichts unternommen zu haben, wahrscheinlich aus Rücksicht auf seine guten Beziehungen zu diesen adligen Vasallen, deren Unterstützung er brauchte, um in Westfalen Fuß zu fassen. In der Tat lassen sich die negativen Folgen konsequenter Landfriedenswahrung als Mittel zur Durchsetzung starker Herzogsherrschaft und damit die grundsätzlichen Probleme Heinrichs des Löwen mit dem sächsischen Adel nirgendwo so deutlich erkennen wie an der Geschichte der Grafen von Schwalenberg, denn die Brüder Volkwin und Widukind standen so lange an seiner Seite, wie Heinrich nicht über sie richtete. Als der Kaiser um die Jahreswende 1156/57 einer Klage Abt Wibalds von Corvey über neuerliche schwere Gewalttaten Widukinds von Schwalenberg stattgab,59 begann das Zerwürfnis der Grafen mit ihrem Herzog. Anfang Mai 1157 gab Heinrich der Löwe dem beständigen Drängen Wibalds nach und saß in Corvey unter Beteiligung des Bischofs von Paderborn und Volkwins von Schwalenberg als Vermittler – also äußerst diplomatisch und bis zuletzt auf Konsens bedacht – über dessen Bruder Widukind zu Gericht, verurteilte diesen zu Schadenersatz, entzog ihm die Lehen und verbot ihm den Aufenthalt im Gebiet rechts des Rheins so lange, bis er die verlangte Genugtuung geleistet habe. Anfang August 1157 hatte Widukind diese Auflagen noch nicht erfüllt, aber im Oktober des nächsten Jahres hielt er sich in der Grafschaft Verona beim Kaiser auf, war also außer Landes gegangen und

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hatte gleichzeitig beste Chancen, am Hof Friedrichs I. seine Rückkehr in die alte Stellung vorzubereiten.60 Im Jahre 1166 stand Widukind von Schwalenberg im Lager der sächsischen Gegner Heinrichs des Löwen.

Der sächsische Krieg Die Konkurrenten und Gegner Heinrichs des Löwen aus dem geistlichen und weltlichen Adel Sachsens waren sich einig im Bewußtsein, ihre jeweiligen Positionen auf dem Boden des anerkannten Rechts durch Erbe und Herkommen innezuhaben. Ihr Widerstand und die seit 1166 offenen Kämpfe gegen eine aggressiv vorgetragene Expansion der Herzogsherrschaft waren deshalb keine »Aufstände« gegen eine im Grundsatz legitime Regierung, sondern ganz im Gegenteil Versuche, bislang Legitimes gegen repressive Neuerungen zu verteidigen. Neu war noch dazu Heinrichs gleichsam überfürstliche Stellung als Inhaber zweier Herzogtümer, und deshalb bildete sich auch auf Reichsebene eine beachtliche Opposition, die Verbindung zum sächsischen Widerstand aufnahm. Beim Nürnberger Hoftag im August 1163 konnte der Kaiser den König Wπadisπaw von Böhmen, die Herzöge Welf VI. und Heinrich Jasomirgott von Österreich sowie den Markgrafen Otakar von Steier gerade noch davon abbringen, sich einem Kriegsbündnis gegen Heinrich den Löwen anzuschließen, das Albrecht der Bär, Pfalzgraf Adalbert von Sommerschenburg, Landgraf Ludwig von Thüringen und Bischof Udo von Naumburg geschmiedet hatten,61 aber die Ursachen und Anlässe solcher Umtriebe waren damit natürlich nicht beseitigt. Schon 1164 schlossen Albrecht der Bär und Adalbert von Sommerschenburg ein neues Bündnis gegen den Herzog, das allerdings kläglich endete, denn der Bär kämpfte am Ende doch nicht, so daß Adalbert sich unterwerfen und die Lauenburg südwestlich von Quedlinburg an Heinrich den Löwen abtreten mußte. Im Jahre 1166 sah Heinrichs Chronist Helmold von Bosau den Herzog auf dem Höhepunkt einer fürstlichen Stellung, die auf dem Erbe seiner Vorfahren Kaiser Lothar und dessen Gemahlin Richenza beruhte, auf Nachfolge der Herzöge von Bayern und Sachsen, den angefallenen Besitzungen vieler Fürsten und der Burg Stade mit den Grafschaften beiderseits der Elbe. Heinrichs Rückhalt bei Friedrich I. band seinen Gegnern die Hände, »als aber der Kaiser den vierten Zug nach Italien vorbereitete und die Zeit eine günstige Gelegenheit brachte, trat die alte Verschwörung sofort offen hervor, und es

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entstand ein mächtiges Bündnis aller gegen einen«.62 In der Tat ließ der Kaiser kein befriedetes Reich zurück, als er im November 1166 italienischen Boden betrat. Erzbischof Wichmann von Magdeburg und Bischof Hermann I. von Hildesheim standen an der Spitze einer Koalition, der Landgraf Ludwig II. von Thüringen, Albrecht der Bär mit seinen Söhnen und dem Schwiegersohn Otto von Wettin, Markgraf von Meißen, angehörten; der Wettiner hatte seine Brüder in den Bund eingebracht, die allesamt mit Töchtern aus dem welfenfeindlichen Lager verheiratet waren: Heinrich mit Sophia von Sommerschenburg, Dedo mit Mechthild von Heinsberg, Friedrich mit Hedwig von Böhmen. Es wäre seltsam, wenn der Pfalzgraf von Sommerschenburg in diesem Kreis gefehlt hätte, und die Grafen Otto von Assel, Widukind II. von Schwalenberg und Christian von Oldenburg waren die vornehmsten Vertreter der sächsischen Edelfreien. Aus dem bayerischen Adel schloß sich allerdings niemand an; der kommende Krieg scheint in Bayern kaum sonderliches Interesse gefunden zu haben, denn kein bayerischer Historiograph hielt ihn für wichtig genug, auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Heinrich der Löwe hat auf die ersten Nachrichten von den Rüstungen der Gegner hin sofort begonnen, seine Burgen und Städte besser zu befestigen und starke Mannschaft in die wichtigeren Plätze zu legen. Um das nordelbische Aufgebot in Sachsen verfügbar zu haben, setzte er für den noch unmündigen Sohn des zwei Jahre zuvor gefallenen Grafen Adolf II. von Holstein den thüringischen Grafen Heinrich von Schwarzburg als Vormund und Vertreter ein, den wegen seiner Kampferfahrung bekannten Bruder von Adolfs Witwe Mathilde. Am 20. Dezember 1166 schlugen die ostsächsischen Fürsten gemeinsam mit Landgraf Ludwig II. von Thüringen los und begannen Heinrichs Burg Haldensleben zu belagern. Wie ernst der Herzog die Lage nahm, zeigt ein Entschluß, den er Anfang 1167 nach langen Beratungen im engsten Kreis faßte und danach sogleich in die Tat umsetzte: Er holte den Abodritenfürsten Pribislaw zurück, den er zwei Jahre zuvor nach harten Kämpfen ins Exil zu den Pommern getrieben hatte, gab ihm sein Land außer der Grafschaft Schwerin zurück und nahm ihn als Vasallen an.63 Als heerfolgepflichtiger Lehnsmann, der sich aus diesem Anlaß wahrscheinlich taufen ließ, residierte Pribislaw künftig in der Burg Werle an der Warnow; er ist der Begründer des bis 1918 in Mecklenburg regierenden Fürstenhauses geworden. Seine Belehnung bedeutete Heinrichs Verzicht auf das Konzept unmittelbarer Beherrschung und Verwaltung Nordalbingiens durch sächsische Edelfreie und Ministerialen, denn auch Wagrien, das Land der Pola-

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ben und die neu eingerichtete Grafschaft Schwerin sind damals feudalisiert worden. Während Bischof Berno von Schwerin gleich nach dem Friedensschluß Heinrichs des Löwen mit Pribislaw eine neue Missionsoffensive bis in das Gebiet der Zirzipanen und in den Raum südöstlich von Werle vorantrieb, führte der Herzog ein großes Heer nach Ostsachsen. Dort hatten die Gegner trotz des Einsatzes von Belagerungsmaschinen Haldensleben nicht erobern können, wichen aber auf Vermittlung von Bischöfen und Äbten einer Schlacht aus, so daß Heinrich das Land bis in die Nähe Magdeburgs plündernd durchzog. Am Ende willigte er in einen Waffenstillstand ein, weil er den Grafen Christian von Oldenburg bekämpfen wollte, dem sich die Bremer Bürger angeschlossen hatten. Im Frühsommer gelang die Eroberung der Stadt, deren führende Bürger zuvor in die friesischen Marschen geflohen waren, wohin sich der Graf von Oldenburg schon beim Anmarsch Heinrichs des Löwen zurückgezogen hatte. Der Herzog ließ die Bürger ächten und war erst nach langwierigen Vermittlungsversuchen Erzbischof Hartwigs bereit, gegen eine Zahlung von mehr als tausend Mark Silber mit ihnen Frieden zu schließen.64 Damit waren die Kämpfe allerdings nicht beendet. Sie gingen vielmehr jetzt erst ihrem Höhepunkt entgegen, denn die sächsischen Fürsten erweiterten ihre Kriegskoalition und gewannen den Erzbischof Rainald von Köln für ihre Sache. Weil Rainald mit dem Kaiser in Italien war, mußten die Vorverhandlungen schriftlich geführt werden, doch das Bündnis konnte schon am 12. Juli 1167 in Magdeburg geschlossen werden. Die Kölner Delegation bestand aus dem Propst Bruno von St. Georg zu Köln, den Grafen Heinrich von Arnsberg und Hermann von Saffenberg sowie einem Ministerialen; für die sächsischen Großen verpflichteten sich Erzbischof Wichmann von Magdeburg, Landgraf Ludwig II. von Thüringen, Albrecht der Bär mit seinem Sohn Markgraf Otto von Brandenburg, seinem Schwiegersohn Markgraf Otto von Meißen und dessen Bruder Graf Dedo von Groitzsch durch Eid auf Reliquien zu einem Freundschaftsbund (fedus amicicie). Ziel des Bundes war der gemeinsame Krieg gegen Heinrich den Löwen, den die sächsischen Herren nicht mehr als ihren Herzog anerkannten und deshalb »Herzog von Braunschweig« (dux de Brunswich) nannten, die Folgen des Sturzes Heinrichs von 1180 und die Errichtung eines Herzogtums Braunschweig durch Kaiser Friedrich II. im Jahre 1235 vorwegnehmend.65 Man verpflichtete sich nicht nur zu gegenseitiger Hilfe, sondern wollte einer Spaltung der Allianz durch die Vereinbarung zuvorkommen, nur gemeinsam Frieden zu schließen und

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jedem einzelnen Mitglied gegen spätere Rache Heinrichs des Löwen ebenso gemeinsam Beistand zu leisten. Der Bund war demnach langfristig angelegt und erfaßte durch die Verbindung der Erzbischöfe von Magdeburg und Köln ganz Norddeutschland bis zum Rhein; schon am 14. Juli traten auf dem Fürstentag von Sandersleben Pfalzgraf Adalbert von Sommerschenburg und drei weitere Söhne Albrechts des Bären hinzu, nämlich die Grafen Hermann von Orlamünde, Adalbert von Ballenstedt und Bernhard von Aschersleben, ferner Ludwig III. von Thüringen, der Sohn des Landgrafen. Wenige Tage später beurkundeten in Köln die Prioren, Adligen, Vasallen und Ministerialen des Erzstifts die Magdeburger Abreden.66 Bernhard von Ascherleben konnte damals nicht ahnen, daß er 1180 Nachfolger Heinrichs des Löwen in Sachsen werden würde. Angesichts dieser imponierenden Stärke und der weitgehenden Ziele seiner Gegner könnte man den Eindruck gewinnen, daß nur der überraschende Tod Rainalds von Dassel vor Rom am 14. August 1167 den Löwen vor der Vernichtung gerettet hat, wenn sich nicht aus Urteilen und Kommentaren von Zeitgenossen ein anderes Bild ergäbe. Als Rainald von Dassel den Bremer Erzbischof Hartwig schriftlich einlud, sich dem Fürstenbund anzuschließen, weil eine solche Gelegenheit zur Rückeroberung von Burg und Grafschaft Stade nicht so bald wiederkomme, schwankte Hartwig zwischen Furcht vor dem militärisch tüchtigen Herzog und Bewunderung für die attraktiven Kriegsziele der Allianz. »Ihn reizte zwar der Wunsch, sein Ansehen wiederherzustellen, aber die oft erwiesene Unzuverlässigkeit der Fürsten schreckte ihn ab. An der Oberfläche hielt also einstweilen die Freundschaft (mit dem Herzog), und man redete laut vom Frieden. Dennoch begann der Erzbischof seine Burgen Freiburg und Harburg zu verstärken und ließ Waffen und Lebensmittel dorthin bringen, die für Monate und Jahre reichen sollten.«67 Die von Hartwig gefürchtete notorische Schwäche von Fürstenbündnissen hat natürlich auch Heinrich der Löwe gesehen und sich durch die heiligen Eide nicht beeindrucken lassen, mit denen die Vertragspartner sich aneinander binden wollten. Womöglich hat er die Erfahrungen des sächsischen Krieges später sogar auf seine Kämpfe in den Jahren nach 1178 übertragen, bei denen der Kreis seiner Feinde nicht größer war, abgesehen vom Kaiser, der sich ihnen diesmal angeschlossen hatte. War aber der Kaiser in einem solchen Krieg am Ende wirklich mehr als ein Fürst unter anderen? Wenn der Herzog so gedacht haben sollte, hätte er vergessen, wer das Blatt seit 1168 zu seinen Gunsten gewendet hat, doch muß die Hoffnung auf das Zerbrechen feind-

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licher Koalitionen nicht immer und von vornherein vergeblich sein. Im Jahre 1762 half der Tod der Zarin Elisabeth Friedrich dem Großen aus verzweifelter Lage, löste Rußland aus der antipreußischen Allianz und ebnete den Weg zum Ende des Siebenjährigen Krieges. Das ganze Jahr 1167 über »fegte der wilde Sturm der Empörung durch Sachsen, denn alle Fürsten kämpften gegen den Herzog. Krieger wurden gefangen und verstümmelt, Burgen und Häuser zerstört, Städte niedergebrannt.«68 Helmold beschreibt den typischen Ablauf mittelalterlicher Feldzüge, bei denen alle Beteiligten die offene Feldschlacht möglichst vermeiden wollten. Statt dessen bestimmte sehr langsames Vorrücken der Angreifer das Bild, hartnäckige Abwehr der Verteidiger, zeitlich und räumlich eingeschränkte Operationen, Abnutzungskrieg, abteilungsweises Suchen unmittelbarer Erfolge: In erster Linie durch systematisches Plündern und Brennen des Landes zur materiellen Schädigung des Feindes und zur Demonstration seiner Unfähigkeit, die eigenen Leute zu schützen. Nach dieser Methode machten die Besatzungen der erzbischöflich bremischen Burgen Harburg und Freiburg wiederholt Ausfälle und plünderten Gebiete Heinrichs des Löwen, der im Gegenzug die Freiburg eroberte und schleifen ließ. Die Harburg erwies sich wegen ihrer Lage in einem Sumpfgebiet als uneinnehmbar, aber alle erreichbaren Einkünfte des Erzbischofs zog der Herzog ein. Als Goslar der feindlichen Koalition beitrat, ließ Heinrich die Getreidezufuhr abschneiden und löste damit eine Hungersnot in der Stadt aus. Wie instabil die Lage auch im Norden war, zeigt das Verhalten des Bischofs Konrad von Lübeck, den Heinrich der Löwe 1164 mit großen Erwartungen dort eingesetzt hatte. Konrad ging 1167 nach Bremen und gewann erheblichen Einfluß auf Erzbischof Hartwig, der seine Burgen gegen den Herzog aufrüstete. Heinrich der Löwe bewies ungewöhnlich viel Geduld mit Konrad, den er als Abt von Riddagshausen seit Jahren kannte und schätzte. Nachdem er ihn mehrfach vergeblich vorgeladen hatte, kam Konrad endlich unter dem Geleit Hartwigs von Bremen und Bernos von Schwerin nach Stade, so daß der Herzog ihn wegen der umlaufenden Gerüchte befragen konnte. Weil Konrad alles zurückwies, wollte Heinrich sich vergewissern und forderte ihn auf, das noch ausstehende hominium zu leisten, die Huldigung als Vasall, wie sie seit dem Wormser Konkordat alle Bischöfe dem König schuldeten, in dessen Stellvertretung der Herzog nördlich der Elbe handeln durfte. Konrad lehnte das mit dem erstaunlichen Hinweis auf die geringen Erträge seiner Kirche ab, für die es sich nicht lohne, Abhängigkeit auf sich zu neh-

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men. Nun blieb dem Herzog nichts anderes übrig, als den Bischof vor die Wahl zu stellen, entweder sein Amt aufzugeben oder zu gehorchen; als Konrad bei seiner Weigerung blieb, ließ er ihm den Zugang zu seiner Diözese sperren und konfiszierte alle Einnahmen.69 Auf Rat Hartwigs von Bremen ging Konrad daraufhin ins Exil zu Wichmann von Magdeburg und reiste von dort weiter nach Frankreich zum Generalkapitel der Zisterzienser, deren Orden er angehörte. Dort schloß er sich auf Vermittlung des Bischofs Petrus von Pavia, der während seines französischen Exils im Kloster Clairvaux lebte, der Obödienz Papst Alexanders III. an und trat damit auf die antikaiserliche Seite.70 Erst als Hartwig von Bremen 1168 gestorben war, gelang Friedrich I. die Versöhnung Heinrichs des Löwen mit Konrad, der fortan sein Bistum wieder verwalten durfte.71 Im Herbst 1167 schickte der Kaiser den Erzbischof Christian von Mainz zusammen mit Herzog Berthold von Zähringen aus der Lombardei nach Sachsen, um dort einen Waffenstillstand zu vermitteln und militärische Unterstützung nach Italien zu holen.72 Wie viel die zögernd gegebene Zustimmung der sächsischen Fürsten zum vorläufigen Ende der Kriegshandlungen wert war, zeigt das vergebliche Bitten der Gesandten um Hilfe für den Kaiser in Italien: Man brauchte die Kämpfer daheim. Als Friedrich I. im März nach Deutschland zurückkehrte, trafen sich die Gegner Heinrichs des Löwen in Merseburg zur Beratung ihrer nächsten Schritte, denn der Kaiser hatte sie für den 5. Mai zu einem Hoftag nach Würzburg zitiert. Er gab ihnen nicht nur die Schuld am sächsischen Krieg, sondern warf ihnen auch unterlassene Hilfeleistung vor, wodurch sie den lombardischen Städten Gelegenheit zum Abfall von Kaiser und Reich gegeben hätten. In Kenntnis dieser Anklage erschienen die sächsischen Fürsten in Würzburg nicht, sondern nahmen statt dessen den Krieg wieder auf und widersetzten sich auch einer weiteren Ladung. Erst in der zweiten Hälfte des Monats Mai bahnte sich nach intensiven Vermittlungen ein Ausgleich zwischen den Parteien an, der am 1. Juni 1168 auf dem Frankfurter Hoftag den Krieg vorläufig beendete, und Ende Juni gelang dem Kaiser auch die Aussöhnung Landgraf Ludwigs von Thüringen mit Heinrich dem Löwen. »Alles aber ging nach dem Wunsch des Herzogs, der ohne jeden Verlust aus der Umklammerung der Fürsten befreit wurde«, kommentierte Helmold von Bosau das Ergebnis des Krieges.73 Welche Bewertung die sächsischen Kämpfe aus einer ganz anderen Perspektive erfahren konnten, zeigt ein Brief, den Johann von Salisbury im Juni 1168 aus seinem Reimser Exil an Johann von Canterbury schrieb, den Bischof

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von Poitiers, und an den Kanzler der Kathedrale von Poitiers, Magister Raimund. Reims lag im Gebiet der Champagnemessen an dem großen Handelsund Verkehrsweg, der das Pariser Becken mit dem Rheintal verbindet, und war deshalb ein idealer Ort für das Sammeln von Informationen über Deutschland, die man bei den reisenden Kaufleuten, Klerikern und Studenten abfragen konnte; insofern ist bemerkenswert, welche Berichte dort ankamen und zu welchen Urteilen sie führten. Johann von Salisbury teilte den Empfängern seines Briefes mit, »daß wir als sicher erfahren haben, daß Herzog Heinrich von Sachsen in einer großen Schlacht vom Erzbischof von Magdeburg, dem Bischof von Halberstadt und dem Markgrafen Albrecht (dem Bären) besiegt worden ist. Siebenhundert Ritter des Herzogs sind in dieser Schlacht gefallen, und zweiundzwanzig Grafen wurden gefangen oder getötet; auf seiten der Bischöfe wurden so wenige getötet oder gefangengenommen, daß niemand über ihren Verlust trauert. Der Kaiser versuchte, für den Herzog Frieden zu stiften, aber die Bischöfe stimmten nicht zu, besonders deshalb, weil sie sich unter dem Vorwand des Krieges von den Schismatikern fernhalten können. Durch den Willen Gottes hat der Kaiser sich den Haß und die Verachtung der meisten Deutschen zugezogen.«74 Mit seinem Schlachtbericht ist Johann einer falschen Nachricht aufgesessen; er sagt oder weiß nichts über die Ursachen des Krieges und war offensichtlich noch im unklaren über dessen Ergebnis; seine Verbindung des sächsischen Krieges mit dem Papstschisma ist in dieser Form Wunschdenken eines im Exil für den Sieg Alexanders III. arbeitenden Intellektuellen, denn die Bischöfe hätten sich kaum mit Rainald von Dassel zusammengetan – der nicht nur Erzbischof von Köln, sondern auch Kanzler des Kaisers und bis zu seinem Tod schärfster Verfechter der Sache Viktors IV. war! –, wenn sie durchweg auf der anderen Seite gestanden hätten. Wie schon die Vertreibung Bischof Ulrichs von Halberstadt im Sommer 1160 gezeigt hat, wirkte sich das Schisma natürlich auch in Sachsen aus, aber eine breite Opposition gegen die Linie des Kaisers gab es in diesen Jahren noch nicht, geschweige denn allgemeinen Haß und Verachtung. Am 11. Oktober 1168 starb Erzbischof Hartwig von Bremen, der alte Gegner Heinrichs des Löwen, und die Nachfolgeregelung war für die sächsischen Konfliktparteien von größter Bedeutung. Das Ergebnis der Wahl offenbarte eine entsprechende Spaltung des Domkapitels, denn eine Fraktion wählte den als welfenfreundlich geltenden Dekan Otbert, eine andere jedoch den Domkanoniker Siegfried, über dessen Haltung ebenfalls kein Zweifel beste-

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hen konnte, denn er war der dritte Sohn Albrechts des Bären. Der Herzog war damals als Gesandter des Kaisers noch auf dem Rückweg von einer Reise in die Normandie zu König Heinrich II. von England, doch »in seinem Namen tobte Gunzelin von Schwerin und löste in Bremen größten Schrecken aus, so daß sich der gewählte Siegfried mit dem Dompropst Otto nach Oldenburg begab. Andere flüchteten in die Harburg.«75 Der Propst war ein Bruder des 1167 verstorbenen Grafen Christian von Oldenburg, und sogleich kam es zu neuen militärischen Auseinandersetzungen, die sich vom Norden her ausbreiteten, so daß der Kaiser wiederum eingriff und sich auf zwei Hoftagen im November 1168 und Anfang Februar 1169 in Wallhausen vergeblich um den Frieden bemühte.76 Wie verhärtet die Fronten waren, zeigt ein Anfang des Jahres 1169 geschriebener Brief des gewählten Bremer Erzbischofs Siegfried an Erzbischof Adalbert von Salzburg, in dem der Bremer versicherte, daß er trotz der Ablehnung durch den Kaiser standhaft bleiben und sich von Papst Alexander III. weihen lassen wolle.77 Auf dem Hoftag, den Friedrich im Juni 1169 in Bamberg abhielt, entschied er den Bremer Erzbischofsstreit, indem er die beiden Gewählten Siegfried und Otbert absetzte und auf Wunsch Heinrichs des Löwen den Halberstädter Dompropst Balduin zum Erzbischof erhob, einen Mann, »der seine Kirche arg vernachlässigte und über dessen Lebenswandel besser geschwiegen als geredet wird«.78 Wieder hatte sich der Kaiser auf die Seite Heinrichs des Löwen geschlagen und seine Kompetenz zur Verfügung über die Reichskirche zu dessen Gunsten eingesetzt, so daß der Herzog in den nächsten Jahren faktisch Herr des Erzstifts und der Stadt Bremen war. Wie seinerzeit schon in Halberstadt wurden auch in Bremen Kirchengüter an Heinrich ausgegeben, der über Hochstiftsgut verfügte, als ob es sein Eigentum wäre.79 Dennoch war der Frieden in Sachsen immer noch nicht gesichert. In Westfalen setzte Widukind II. von Schwalenberg den Kampf fort und mußte 1169 von Heinrich dem Löwen auf der Burg Desenberg bei Warburg belagert werden. »Doch da der hohe Berg jeder Belagerung und Maschinenkraft spottete, schickte der Herzog Boten und ließ technisch versierte Männer vom Rammelsberg holen, die sich an die schwierige und unerhörte Arbeit machten, in den Fuß des Desenberges einen Stollen zu treiben. Sie untersuchten das Innere des Berges und fanden den Brunnen, aus dem die Burgleute Wasser schöpften. Er wurde verstopft, der Besatzung ging das Wasser aus, und Widukind übergab notgedrungen sich und die Burg der Gewalt des Herzogs.«80 Anschließend griff Heinrich der Löwe Wichmann von Magdeburg an

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und zerstörte bald darauf die Harburg, in die sich Anhänger des Askaniers Siegfried geflüchtet hatten. Erst nachdem der Kaiser am 24. Juni 1170 auf einem Hoftag in Erfurt einen halbwegs dauerhaften Frieden hergestellt hatte und im November desselben Jahres Heinrichs größter Gegner, Albrecht der Bär, gestorben war, konnte ein Erfurter Chronist erleichtert notieren: »Der Kaiser befriedete den Herzog Heinrich und die anderen Fürsten Sachsens, die schon lange untereinander zerstritten waren, und gab dem Land Ruhe für lange Zeit.«81

Das neue Land Mit dem Ende des sächsischen Krieges, der Befriedung des Nordens und einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft seines Landes rechts der Elbe schloß der Pfarrer Helmold von Bosau am Plöner See seine Chronik ab: »Das ganze Gebiet ... ist nun durch Gottes Gnade vollständig verwandelt worden, gleichsam in eine einzige Kolonie der Sachsen; dort werden Städte und Dörfer angelegt, dort vervielfacht sich die Zahl der Kirchen und der Diener Christi.«82 Dieses Ergebnis ist auf das gemeinsame Wirken Heinrichs des Löwen und Graf Adolfs II. von Holstein zurückzuführen, die mit den Mitteln der Eroberung, einer festen Kirchenorganisation und der Erschließung des Landes durch neue Siedler darauf hingearbeitet haben. Gegenüber den Ambitionen des Erzbischofs von Bremen hatte Heinrich sich klar durchgesetzt, und jedermann wußte, daß »in diesem Land allein der Wille des Herzogs gilt« (in hac enim terra sola ducis auctoritas attenditur).83 Für die Beständigkeit einer solchen Herrschaft war die Verbindung von Missionserfolg und Bistumsorganisation schlechthin entscheidend, denn nur ein Bischof durfte Weihen spenden und damit Priester und Altäre für den Gottesdienst bereitstellen. Allein auf diese Weise konnte man Pfarreien einrichten, um die ersten Spuren der Mission durch Seelsorge zu vertiefen und eine christliche Infrastruktur aufzubauen. Deshalb erneuerte Heinrich der Löwe im Sommer 1154, kurz nachdem er auf dem Goslarer Hoftag die königliche Vollmacht für solche Maßnahmen empfangen hatte, das Bistum Ratzeburg. Es war 1062 von Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen gegründet, aber schon nach wenigen Jahren von den Slawen vernichtet worden. Nun setzte der Herzog dort Evermod zum Bischof ein, den Propst des Prämonstratenserstifts St. Maria in Magdeburg. Das geschah vielleicht auf Empfehlung

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Starigard/Oldenburg Die im heutigen Oldenburger Stadtgebiet stark restauriert erhaltene slawische Burganlage Starigard wurde 1148/49 von den Dänen zerstört und blieb verödet liegen.

Erzbischof Wichmanns von Magdeburg, denn die Prämonstratenser hatten Erfahrungen auf dem Gebiet der Mission, und vom Marienstift aus war 1144 schon Jerichow besetzt worden, die Neugründung Hartwigs von Stade, des späteren Erzbischofs von Bremen. Ein Jahr nach der Neueinrichtung des Bistums Ratzeburg starb Bischof Emmehard von Mecklenburg, der 1149 noch durch Erzbischof Hartwig von Bremen eingesetzt worden war. Wenig später hatte er sich von Heinrich dem Löwen investieren lassen und nun, nach seinem Tod, mochte der Herzog für die Nachfolge an den mutigen Zisterziensermönch Berno aus dem Kloster Amelungsborn gedacht haben, der ganz auf sich allein gestellt im Auftrag Papst Hadrians IV. die Mission der Abodriten betrieb und sich mittlerweile die Achtung der Slawenfürsten erworben hatte. Erst 1160 aber konnte Heinrich Berno zum Bischof erheben und ihm als neue Residenz Schwerin statt der Mecklenburg zuweisen. Die

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Um 1150 hatte Vicelin eine kleine Kirche (K) auf dem Markt südlich der ehemaligen Burg errichtet; westlich lag ein Heiligtum des Gottes Prove, weiter außerhalb der Hof des Wagrierfürsten.

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Nach 1157 wurde auf dem ehemaligen Marktgelände eine neue Bischofskirche (K) gebaut, dem Bischof ein Hofareal (B) zugeteilt und der Markt östlich davon neu angelegt. Seit der Verlegung des Bischofssitzes nach Lübeck (1160) diente der frühere Dom als Pfarrkirche.

ungewöhnlich lange Vakanz von fünf Jahren hatte sich aus den äußerst schwierigen Bedingungen ergeben, mit denen die Slawenmission in diesen Jahren noch zu kämpfen hatte. Am 6. Januar 1156 suchte Bischof Gerold von Oldenburg zusammen mit seinem Bruder, dem Abt Konrad von Riddagshausen, zum ersten Mal seinen Amtssitz auf und beging dort das Epiphaniasfest. Helmold von Bosau war dabei und schilderte die Situation der ohne Mauern ganz verlassen daliegenden Oldenburg, in der nur noch ein kleines Oratorium stand, das Vicelin einst errichtet hatte. »Dort haben wir bei bitterster Kälte unter Bergen von Schnee Gottesdienst gehalten. Von den Slawen waren keine Zuhörer da außer Pribislaw und einigen wenigen. Als das heilige Amt vollzogen war, lud Pribislaw uns in sein Haus, das in einem ferneren Ort lag. Dort empfing er uns eifrig bemüht und gab uns ein ansehnliches Gastmahl. Dort habe ich selbst erfah-

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ren, was ich vorher nur vom Hörensagen wußte, daß kein Volk, was Gastlichkeit anlangt, ehrenwerter ist als die Slawen.«84 Der Wagrierfürst Pribislaw hatte 1143 dem Grafen Adolf von Holstein weichen müssen und sich auf eine Grundherrschaft zurückgezogen; bei ihm blieben Gerold und seine Begleiter bis zum Morgen des 8. Januar, dann zogen sie weiter ins Landesinnere, um der Einladung eines slawischen Großen namens Thessemar zu folgen. Als sie unterwegs auf einen heiligen Hain der Slawen trafen, »rief uns der Bischof auf, tüchtig zuzupacken und das Heiligtum zu zerstören. Er sprang auch selbst vom Pferd und zerschlug mit seinem Stab die prächtig verzierten Vorderseiten der Tore; wir drangen in den Hof ein, häuften alle Zäune um die heiligen Bäume herum auf, warfen Feuer in den Holzstapel und machten ihn zum Scheiterhaufen, in steter Angst, von den Eingeborenen überfallen zu werden. Doch Gott schützte uns. Danach zogen wir fort zu dem gastlichen Haus, wo uns Thessemar mit großem Aufwand empfing. Dennoch waren uns die Becher der Slawen weder süß noch angenehm, denn wir sahen die Fesseln und andere Marterwerkzeuge, die gegen Christen angewendet wurden, die man aus Dänemark verschleppt hatte. Wir sahen auch Priester des Herrn, abgemagert in langer Gefangenschaft, denen der Bischof weder mit Gewalt noch mit Bitten helfen konnte.«85 Hier wurde mit großem persönlichen Mut und dem Willen zu hohem Einsatz unter widrigen Bedingungen Gewaltmission betrieben, die den Slawen durch Zerstörung ihrer Kultzentren die gentile Identität nehmen wollte, während gleichzeitig die vom Herzog und den Grafen koordinierten militärischen Schläge geführt und westliche Siedler ins Land geholt wurden. Am 15. Januar, eine Woche nach der Zerstörung des heidnischen Heiligtums, predigte Bischof Gerold vor den in Lübeck versammelten Slawen und forderte sie auf, sich endlich taufen zu lassen. Auch Pribislaw war gekommen, meldete sich auf Drängen der Zuhörer zu Wort und wies auf die übermäßige Bedrückung seines Volkes durch die sächsischen Herren hin; an Heinrich den Löwen habe man im vergangenen Jahr tausend Mark Silber gezahlt, an den Grafen Adolf weitere hundert, und dennoch werde man weiter bedrängt: »Wie sollen wir uns denn dem neuen Glauben öffnen, daß wir Kirchen bauen und die Taufe empfangen, wenn uns jeden Tag Vertreibung droht? Hätten wir doch einen Ort, zu dem wir flüchten könnten! Gehen wir aber über die Trave, so herrscht dort das gleiche Elend, und kommen wir an die Peene, so steht es dort ebenso.«86 Gerold hielt dagegen, daß diese Bedrückung sie nur

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als Heiden beträfe und nach ihrer Taufe gewiß sofort enden würde, vertrat also das zu seiner Zeit theologisch umstrittene Konzept des gerechten Missionskrieges und mußte sich von Pribislaw daraufhin sagen lassen, daß die Slawen zuerst das gleiche Recht wie die Sachsen haben wollten; danach würden sie gerne Christen sein, Kirchen bauen und den Zehnt bezahlen. Ganz offensichtlich litt die Mission noch immer unter den Tributforderungen des Herzogs und seiner Leute, ein Zustand, den Helmold von Bosau schon früher herb kritisiert hatte: »Aber auf allen Feldzügen, die der noch junge Mann (Heinrich der Löwe) ins Slawenland hinein unternahm, war keine Rede vom Christentum, sondern nur vom Geld.«87 Geld spielte auch weiterhin eine so entscheidende Rolle, daß der Herzog nichts zur Förderung des Bistums Oldenburg unternahm, denn er war eben aus Italien zurückgekommen und wollte seine ihm dort entstandenen Aufwendungen durch Slawentribute refinanzieren, die im Falle der Bekehrung weggefallen wären. Als Heinrich der Löwe selbst, wohl im Februar oder März 1156 auf einem Landtag in Artlenburg an der Elbe, mit den Slawenfürsten über ihre Bekehrung sprach, bot einer von ihnen an, die Oberherrschaft Heinrichs des Löwen zu akzeptieren, wenn den Slawen ihre Religion erhalten bliebe: »Der Gott im Himmel möge dein Gott sein, du sei unser Gott, das genügt uns. Verehre du ihn, wir werden dich verehren.«88 Obwohl das Heinrichs Absichten durchaus entgegenkam, soll er die Bemerkung als blasphemisch gerügt haben. In dieser Lage mußte sich Bischof Gerold von Oldenburg fast ein Jahr lang in Braunschweig aufhalten und erreichte erst im März 1157 nach langem Drängen, daß der Herzog den Grafen Adolf II. von Holstein kommen ließ und erfolgreich über die Grundausstattung von dreihundert Hufen verhandelte, die dem Bistum Oldenburg seit 1154 zustanden. Nun endlich konnte Gerold an den Bau einer Bischofsburg in Eutin und einer Kirche für das in Segeberg erneuerte Kanonikerstift denken; zusammen mit Graf Adolf gründete er Kirchen in Altenkrempe, Lütjenburg und Ratekau, während der Graf die 1139 zerstörte Burg Plön wieder aufbaute und dort eine Marktsiedlung gründete. Wohl damals gelang es Gerold auch, die Unterstützung Erzbischof Hartwigs von Bremen zu gewinnen, um einen offenbar sehr erfahrenen und einsatzfreudigen Priester namens Bruno aus dem Stift Faldera/Neumünster nach Oldenburg zu berufen. Bruno war der slawischen Sprache mächtig und begann ein so erfolgreiches Missionswerk, daß mit Unterstützung des Grafen Adolf in Oldenburg eine ansehnliche Kirche gebaut werden konnte, die eine gute Ausstattung mit Büchern, Glocken und liturgischem Gerät erhielt. Zur

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Kirchweihe predigte Bruno in Gegenwart des Grafen und seiner Gemahlin Mathilde den Slawen in ihrer Sprache.89 Im Jahre 1158 stattete Heinrich der Löwe das Bistum Ratzeburg mit dreihundert Hufen aus, einem Gebiet von etwa fünftausend Hektar, wenn man für die Hufe nach flämischem Maß einen Bauernhof von 16,8 Hektar zugrunde legt.90 Bald stellte sich allerdings heraus, daß es sich um schlechten Boden handelte, Sumpf oder Moor, der noch dazu fehlerhaft vermessen worden war und später neu ausgelegt werden mußte. Auch mit den Zehnteinkünften des Landes, die Graf Heinrich von Ratzeburg ihm überwiesen hatte, konnte Bischof Evermod nicht recht zufrieden sein, denn der Graf hatte die Hälfte der Anrechte sogleich als Lehen zurückgenommen. Da auch Mecklenburg dreihundert Hufen erhalten hat, waren die drei Bistümer für den Anfang gleichmäßig ausgestattet.91 Noch aber war der Konflikt Heinrichs des Löwen mit Hartwig von Bremen nicht beseitigt, das Haupthindernis für eine gedeihliche Entwicklung der nordelbischen Kirche. Deshalb bemühte sich jetzt der Kaiser um eine gewisse Parität unter den Gegnern und machte dem Erzbischof im Juni 1158 eine Reihe persönlicher Zusagen, die das Gewicht der Hamburg-Bremer Kirche stärken sollten.92 Getragen vom Wohlwollen des Kaisers würde, so die Absicht, Hartwig wohl zur Anerkennung des herzoglichen Investiturrechts bereit sein, aber weiterhin ein sicheres Gegengewicht zu Heinrich dem Löwen bleiben. Auch die Definition des Slawenlandes bis zur Peene als Bestandteil des Hamburg-Bremer Metropolitansprengels durch Papst Hadrian IV. im Februar 1159 hob die Autorität des Erzbischofs, so daß Heinrich der Löwe im Februar 1159 oder 1160 den Kaiser bat, ihm das Recht zur Gründung oder Bestätigung von Bistümern im Slawenland noch einmal ausdrücklich zu erneuern. Friedrich kam der Bitte nach, und wahrscheinlich ist Heinrich erst durch diese Bekräftigung rechtswirksam in die Befugnisse des Goslarer Privilegs von 1154 eingewiesen worden;93 auf jeden Fall begann er jetzt mit der konsequenten Organisation der nordelbischen Kirche in seinem Sinne, verlangte von den Bischöfen Gerold von Oldenburg, Evermod von Ratzeburg und Berno von Mecklenburg die vasallitische Huldigung und verlegte 1160 das Bistum Oldenburg nach Lübeck und das Bistum Mecklenburg nach Schwerin.94 In Lübeck traf der Herzog mit Bischof Gerold zusammen und bestimmte Bauplätze für den Dom und die Konventsgebäude, stiftete zwölf Präbenden für das Domkapitel und eine weitere für den Dompropst. Wenn als Grund für die Verlegung ausdrücklich die große Bevölkerungszahl Lü-

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becks und dessen geschützte Lage angeführt wird,95 so setzt das große positive Veränderung am Ort voraus. Im Herbst 1157 war die von Graf Adolf gegründete Siedlung Lübeck durch Feuer vernichtet worden. Kaufleute und Einwohner baten daraufhin Heinrich den Löwen um die Erlaubnis, eine neue Siedlung bauen zu dürfen, und zwar an einem Ort, den der Herzog bestimmen möge. Heinrich der Löwe verlangte deshalb vom Grafen Adolf, ihm den Hafen und den Werder von Lübeck abzutreten; als der Graf das ablehnte, gründete und befestigte Heinrich der Löwe 1158 einen neuen Ort jenseits der Wakenitz, den er nach seinem eigenen Namen »Löwenstadt« nannte (appellavit civitatem de suo nomine Lewenstadt, quod dicitur Leonis civitas).96 Die gewählte Lage erwies sich jedoch bald als ungeeignet, denn die Löwenstadt konnte nur von kleinen Schiffen angesteuert werden und war schwer zu befestigen. Neue Verhandlungen mit Graf Adolf und bedeutende Zusagen des Herzogs führten im folgenden Jahr zum abermaligen Umzug der Kaufleute, die nun mit dem Wiederaufbau des zerstörten Lübeck, seiner Kirchen und der Stadtbefestigung beginnen konnten. Sie erhielten weitgehende Rechte, Münze und Zoll, denn für Lübeck hatte Heinrich größere Pläne als für jeden anderen seiner Handelsplätze, und er versprach durch Gesandtschaften nach Dänemark, Schweden, Norwegen und Rußland Frieden am Ort, Zugang und freien Handel.97 So schnell erwarb er sich einen Ruf als machtvoller Förderer des Ostseehandels, daß er 1161 anläßlich eines Konflikts deutscher Kaufleute mit den Bewohnern der Insel Gotland um Vermittlung gebeten wurde und den Gotländern gegenüber als Vertreter der Reichsgewalt auftreten konnte, indem er ihnen Handelsrechte erneuerte, die Kaiser Lothar einst verliehen hatte.98 Die Wirtschaftskraft Lübecks entwickelte sich so gut, daß der Herzog schon im Jahre 1162 dem Propst und dem Domkapitel von Ratzeburg 27 Mark vom Zoll der Stadt schenken konnte und dies mit Recht als persönlichen Erfolg darstellte, den er mit dem Triumph des Kaisers über Mailand auf eine Stufe stellte, denn er datierte die Urkunde für Ratzeburg mit der Wendung: »Dies wurde festgesetzt im Jahr des Herrn 1162 ..., als der überragende Sieg des ... Kaisers Friedrich über die ... Stadt Mailand gefeiert wurde, im zweiten Jahr, nachdem ich das treulose Volk der Slawen mit Gottes Hilfe durch kriegerische Gewalt meiner Herrschaft unterwarf.«99 Im folgenden Jahr übertrug Heinrich der Löwe den Domkapiteln von Lübeck und Schwerin Zehntrechte, schenkte ihnen Güter und ebenfalls 27 Mark vom Lübecker Zoll.100 Seit Ostern des Jahres 1163 war Bischof Gerold von Lübeck krank, reiste

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Lübeck um 1170 Bevor die Bürger den Bau der Häuser und Kirchen sowie die Anlage der Straßen organisieren konnten, mußte der Wald auf der Halbinsel mit Hilfe dazu verpflichteter Bauern gerodet werden. An der Nordseite des Marktes errichtete man die Marienkirche. Zuzug von Kaufleuten aus Schleswig, vor allem aber von erfahrenen Fernhändlern aus Westfalen und den Rheinlanden war die Voraussetzung für den wirtschaftlichen Aufschwung Lübecks, von dem Heinrich der Löwe als Stadtherr durch die Abgaben vom Markt, aus dem Zoll und der Münze profitierte. Als erster Stadtvogt wird am 18. Oktober 1161 ein Graf Reinhold von Lübeck genannt (U HdL 48), gewiß ein Ministeriale des Herzogs.

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aber noch im Juli nach Stade zu Beratungen mit Heinrich dem Löwen und Hartwig von Bremen über Fragen seiner Kirche und über die Domweihe, zu der Heinrich den Erzbischof nach Lübeck einlud. Auf der Reise dorthin weihte Hartwig die Stiftskirche in Faldera und ordnete an, daß der slawische Name verschwinden und der Ort künftig Novum monasterium heißen sollte, Neumünster. In Lübeck wurde er ehrenvoll empfangen und weihte den Dom, einen Holzbau, auf die Jungfrau Maria, Johannes den Täufer und den heiligen Nikolaus.101 Als Bischof Gerold am 13. August 1163 starb, wurde er in seiner neuen Domkirche beigesetzt. Weil Heinrich der Löwe abwesend war, konnte die Vakanz nicht schnell behoben werden; erst nachdem der Herzog aus Bayern zurückgekehrt war, rief er für den 1. Februar 1164 den Lübecker Klerus zusammen und präsentierte der Versammlung als Nachfolger Gerolds dessen Bruder, den Abt Konrad von Riddagshausen. »Das war zwar Erzbischof Hartwig und fast allen Lübeckern zuwider, doch der Herzog setzte seinen Willen durch, denn es war gefährlich, ihm Widerstand zu leisten.«102

Der neue Herr Anders als in Sachsen bahnte sich rechts der Elbe die Entstehung einer einheitlichen Gebietsherrschaft des Herzogs an, dem durch Lübecks erfolgreichen Handel allmählich sichere wirtschaftliche Ressourcen jenseits der üblichen Tribute und Abgaben zuwuchsen. Zusammen mit der ihm übertragenen Kirchenhoheit ergab sich daraus eine vizekönigliche Stellung, die das Selbstbewußtsein Heinrichs des Löwen gestärkt hat, obwohl ihr Gewicht für seine Position in Sachsen nicht überschätzt werden darf. Im übrigen vollzog sich die Erschließung des Landes auf verschiedene Weise und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, je nachdem, ob der Herzog durch Anweisungen im Rahmen seiner Kirchenhoheit den organisatorischen Rahmen vorgab, ob die Bischöfe durch Mission und Einrichtung von Pfarreien diesen Rahmen ausfüllten und ob es gefahrlos möglich war, das Land mit einwandernden Siedlern zu bevölkern. Besonders diese bäuerliche Erschließung hing vom endgültigen Befrieden, Verdrängen oder Integrieren der Slawen ab. Seit der Ermordung des christlichen Abodritenfürsten Heinrich von Liubice/Alt-Lübeck im Jahre 1127 war dessen Reich im Zuge der heidnischen Reaktion in mehrere Herrschaftsräume zerfallen, deren westliche alsbald durch die Grafen von Holstein und Ratzeburg erobert worden waren.103 Der östli-

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che Teil in den mecklenburgischen Gebieten bis zur Peene überstand dagegen dank eines Bündnisses des Fürsten Niklot mit dem Grafen Adolf II. von Holstein selbst den Wendenkreuzzug von 1147 und leistete Heinrich dem Löwen auch noch später erheblichen Widerstand. Der Herzog konnte wegen seines Einsatzes im Gefolge Friedrichs I. in Deutschland und Italien von 1152 bis Anfang 1160 keine größeren Unternehmungen gegen Niklot beginnen, der das auch sehr gut wußte. Bald nach seiner Rückkehr aus Italien lud Heinrich der Löwe jedoch alle Bewohner des Grenzgebietes, Deutsche und Slawen (tam Teutonici quam Slavi),104 für den 25. Juli 1160 zu einem Landtag nach Barförde an der Elbe nahe Lauenburg. Als die Slawen nicht erschienen, sagte er ihnen einen Feldzug zur Erntezeit an. Niklot reagierte auf diese Kriegsdrohung mit einem Überraschungsangriff auf Lübeck, der aber dank der Geistesgegenwart eines Priesters abgewehrt werden konnte. Nun drang Heinrich der Löwe an der Spitze eines großen Heeres in der üblichen Manier plündernd und brennend ins Slawenland ein. Angesichts der offenbar weit überlegenen Streitmacht seines Gegners verbrannte Niklot die eigenen Burgen Ilow, Mecklenburg, Schwerin und Dobin, um Belagerungen vorzubeugen; Zentrum seines Widerstandes wurde die Burg Werle, von der aus Niklots Söhne Pribislaw und Wertislaw im großen und ganzen wenig erfolgreiche Ausfälle machten. Als Niklot daraufhin selbst auszog, geriet er in einen Hinterhalt und wurde erschlagen; seinen abgetrennten Kopf brachte man ins Lager Heinrichs des Löwen, und »viele verwunderten sich, daß ein solcher Mann durch Gottes Fügung von all den Seinen verlassen gefallen war«.105 Die Niklotsöhne steckten auf die Nachricht vom Tod ihres Vaters die Burg Werle in Brand und flohen in die Wälder. Nach diesem Sieg legte Heinrich der Löwe im Laufe des Herbstes 1160 den Grund zu einer Neuordnung, indem er das Land der Abodriten auf zuverlässige Leute verteilte, denen er die wichtigsten Burgen als Zentralorte anvertraute. Quetzin bekam Heinrichs Ministeriale Liudolf von Dahlum, Vogt von Braunschweig; Malchow ging ebenfalls an einen Ministerialen, Liudolf von Peine, während dem bewährten edelfreien Gunzelin von Hagen Schwerin und Ilow übergeben wurden. Die Mecklenburg erhielt ein niederländischer Adliger namens Heinrich von Schathen, der in dieser Region flandrische Siedler ansetzte. Bischof des Abodritenlandes wurde, wie schon erwähnt, Berno als Nachfolger Emmehards mit dem Amtssitz Schwerin. Deutlich ist der Versuch zu erkennen, eine direkte, auf Dienst begründete und flächendeckende Gebietsherrschaft ohne Brechung durch das Lehnrecht einzurich-

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ten. Um den Frieden zu sichern, erhielten Niklots Söhne die Burg Werle mit ihrem Umland zurück, aber schon im Februar 1163 begannen sie den Krieg aufs neue und versuchten das Abodritenland wiederzuerobern. Gunzelin von Hagen meldete dem Herzog die Gefahr und erhielt den Auftrag, die Brüder in ihrer Burg sofort einzuschließen, während Heinrich der Löwe mit dem Heer heranrückte. Vor Ort ließ er dann Belagerungsmaschinen herstellen, wie er sie vor Crema und Mailand gesehen hatte, und konnte die Burg mit diesem Gerät erobern; Wertislaw geriet in Gefangenschaft und wurde nach Braunschweig gebracht.106 Nun schloß Pribislaw Frieden, so daß dem Land eine gewisse Ruhepause vergönnt war, ehe der Krieg im Februar 1164 erneut ausbrach. Angeblich auf Anstiften seines in Braunschweig gefangenen Bruders nutzte Pribislaw die Abwesenheit Heinrichs von Schathen, nahm die Mecklenburg im Handstreich und brannte sie nieder, tötete alle Männer und führte die Frauen mit ihren Kindern als Gefangene mit sich fort. Gleich darauf griff er die Burg Ilow an und hoffte auf Unterstützung durch darin lebende Slawen, scheiterte allerdings an Gunzelin von Hagen, der den Slawen mit ihren Frauen und Kindern für den Fall des Verrats einen sicheren Untergang im Feuersturm versprach, den die letzten überlebenden Verteidiger der Burg vor ihrem Ende auslösen würden.107 Als Pribislaw daraufhin abzog, eilte Gunzelin am folgenden Tag nach Schwerin und stärkte durch seine Anwesenheit die Moral der Einwohner so weit, daß Bischof Berno mit einigen Klerikern zur Mecklenburg aufbrach, um die dort Gefallenen zu begraben. Während des Totenoffiziums wurde die Gesellschaft von Slawen überfallen, aber durch eine zufällig vorbeiziehende sächsische Truppe gerettet, die zu Gunzelins Unterstützung nach Ilow unterwegs war. Der Krieg nahm indessen keinen günstigen Verlauf und trat in ein kritisches Stadium, als Pribislaw kurz darauf die verschreckten Besatzungen der Burgen Malchow und Quetzin mit dem Versprechen freien Abzuges zur Kapitulation überredete.108 Da Pribislaw infolge des Bundes mit den Pommern sein Heer verstärkt hatte, sah sich auch Heinrich der Löwe nach Unterstützung um und schloß ein Kriegsbündnis mit König Waldemar I. von Dänemark, zu dessen Bekräftigung er seine Tochter – wahrscheinlich die wenig später verstorbene Richenza – mit Waldemars einjährigem Sohn Knut verlobte.109 Im Juni 1164 stand Heinrich der Löwe bei der Burg Malchow und ließ zur Abschreckung den eigens aus seiner Braunschweiger Gefangenschaft hierhergebrachten Fürsten Wertislaw vor den Wällen hängen.110 Das erinnert an Praktiken aus den lombardischen Feldzügen, auf jeden Fall zeigt Hein-

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richs Aufgebot, wie ernst man den Krieg weithin nahm. Graf Adolf II. von Holstein, die Grafen Reinhold von Dithmarschen, Christian von Oldenburg und ein großes sächsisches Bundesgenossenheer, an dem sich auch Albrecht der Bär beteiligte, kamen bei Verchen am Kummerower See in der Nähe der Burg Demmin zusammen, wo Pribislaw und die mit ihm verbündeten pommerschen Fürsten Kasimir und Bogislaw die gesamte slawische Streitmacht versammelt hatten. Am frühen Morgen des 6. Juli liefen futtersuchende sächsische Knappen in das kampfbereite slawische Heer, stürzten mit Geschrei in ihr Lager zurück und weckten die teilweise noch schlafenden Krieger. Mit hastig zusammengerafften holsteinischen und Dithmarscher Reitern, denen zum Anlegen ihrer Rüstungen keine Zeit blieb, warfen die Grafen Adolf und Reinhold das erste Treffen der Angreifer zurück, wurden aber von einer zweiten Welle überrollt und zusammen mit den meisten ihrer Leute getötet, während die Slawen das sächsische Lager eroberten. Inzwischen hatten Gunzelin von Hagen und Christian von Oldenburg etwas abseits dreihundert Panzerreiter versammelt und zögerten noch angesichts der Übermacht, als die Hilferufe ihrer Knappen aus dem Lager sie zum Angriff veranlaßten, der mit so großer Wucht vorgetragen wurde, daß die Gegner ihm nicht standhalten konnten und das Lager räumten. Als Heinrich der Löwe auf dem Schlachtfeld erschien, war der Sieg schon errungen, allerdings mit hohen Verlusten für beide Seiten. Die Geschlagenen flohen nach Demmin, setzten die Burg in Brand und eilten weiter nach Pommern. Der Herzog ließ die Reste der Anlage schleifen und führte das Heer zur Verfolgung des Feindes bis nach Stolpe, ohne auf Widerstand zu treffen. Der Sieg hätte Ausgangspunkt für weiteres Vordringen sein können, aber Heinrich der Löwe und König Waldemar von Dänemark schlossen mit den Slawen einen Frieden, der dem Herzog das gesamte Land der Abodriten und wenig später auch die Anerkennung seiner Lehnshoheit durch die Fürsten Kasimir von Demmin und Bogislaw von Stettin brachte, während das Gebiet von Wolgast unter dänische Oberherrschaft fiel und mehreren slawischen Herren zugeteilt wurde. Die meisten sächsischen Siedlungen in der Diözese Schwerin waren durch den Krieg zerstört worden. Der Friedensschluß wurde beschleunigt, wenn nicht sogar ausgelöst durch die Ankunft eines Boten, der dem Herzog eine byzantinische Gesandtschaft meldete, die in Braunschweig auf ihn wartete. Es ist nicht überliefert, was der Zweck dieser Gesandtschaft des oströmischen Kaisers war, immerhin

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nahm Heinrich diese Nachricht so wichtig, daß er den Feldzug sofort abbrach, auf sichere und für seine Herrschaft im Slawenland möglicherweise entscheidende Expansionsgewinne verzichtete und nach Sachsen zurückkehrte. »Sonst hätte er durch den frischen Sieg und den günstigen Schwung des Glücks (impetum faventis fortunae) die ganze Macht der Slawen gründlich vernichtet und das Land der Pommern ebenso behandelt wie das der Abodriten.«111 Im Jahre 1166 zwang dann der Ausbruch des sächsischen Krieges Heinrich den Löwen, sein Verhalten gegenüber den slawischen Fürsten in der schon bekannten Weise zu ändern, um nicht in einen Zweifrontenkrieg verwickelt zu werden. Die Fürsten Pribislaw von Werle, Kasimir von Demmin und Bogislaw von Stettin erwiesen sich jedoch als langfristig loyale Vasallen des Herzogs. Als er sie im Sommer 1168 aufforderte, König Waldemar I. von Dänemark bei der Unterwerfung der Ranen auf Rügen beizustehen, folgten sie sogleich; auch Bischof Berno von Schwerin beteiligte sich an dem Kriegszug, weil er hoffte, Rügen für seine Diözese zu gewinnen. Damit wurde er allerdings enttäuscht, denn nachdem Waldemar die Eroberung des berühmten Tempelplatzes Arkona gelungen war, an dem er das Standbild des weithin verehrten Gottes Swantewit zerstörte, wies er Rügen dem Bistum Roskilde zu und baute damit den dänischen Einfluß im Ostseeraum weiter aus.112 Der Feldzug Waldemars hatte allerdings noch ein unerfreuliches Nachspiel, denn es gab ein 1166 geschlossenes Abkommen mit Heinrich dem Löwen, wonach alle Eroberungsgewinne aus Slawenzügen geteilt werden sollten; als Heinrich jetzt die Hälfte des von den Ranen gezahlten Tributs einforderte, weigerte sich Waldemar, woraufhin der Herzog die Slawenfürsten zum Krieg gegen ihn aufrief. Sie machten dabei reiche Beute und verkauften anschließend ihre Gefangenen: »Man hat mir erzählt, daß in der Mecklenburg an einem Markttag siebenhundert gefangene Dänen gezählt wurden, alle verkäuflich, wenn nur Käufer genug dagewesen wären.«113 In den folgenden Jahren festigte sich die neue Struktur des Landes, an der die slawischen Fürsten tatkräftig mitwirkten. Im Jahre 1171 gelang es Bischof Berno von Schwerin, Pribislaw zur Stiftung des Zisterzienserklosters Doberan zu veranlassen, dessen erster Konvent aus Amelungsborn kam, wo Berno einst Mönch gewesen war. Jetzt nutzte er die Erfahrungen des Ordens beim Landesausbau und hatte im nächsten Jahr nochmals Erfolg, als drei slawische Große das Zisterzienserkloster Dargun stifteten und Kasimir von Demmin es in seinen Schutz nahm.114 Am 11. September 1171 erschienen die Fürsten im Rahmen einer bedeutenden Versammlung in Schwerin, als Bischof Berno

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seine erste Domkirche den Patronen Salvator, Maria und Johannes Evangelista weihte.115 Neben Bischof Evermod von Ratzeburg, den Grafen von Ratzeburg und Schwerin war Heinrich der Löwe mit einem großen Gefolge seiner edelfreien sächsischen Vasallität erschienen, den Grafen Heinrich von Ravensberg, Otto von Bentheim, Konrad von Regenstein, Hermann von Lüchow, Konrad von Roden, Reinbert von Ricklingen und Meinrich von Bückeburg. Er hatte dieses Land gewonnen. »Mehr als alle Herzöge vor ihm, mehr als selbst der gefeierte Otto (der Große), hat er die Kraft der Slawen gebrochen und ihnen den Zaum ins Gebiß geschoben. Nun lenkt er sie, wohin er will; erklärt er Frieden – sie gehorchen, befiehlt er Krieg – sie rufen: ›Hier sind wir!‹«116

Ein Herzog für Bayern? Wenn man Rahewin glauben darf, dem Kapellan Ottos von Freising und Fortsetzer der beim Tod des Bischofs 1158 noch unvollendeten BarbarossaChronik, hat Heinrich der Löwe zunächst »das Wesen und die Sitten der Bevölkerung« (naturam et mores hominum) studiert, bevor er sich nach Übertragung der bayerischen Herzogswürde ins Land begab. Er sei dann »durch großen Einsatz und große Klugheit (multa cura, multo consilio) rasch zu solcher Berühmtheit gelangt, daß er, nachdem er den Frieden in ganz Bayern befestigt hatte, den Guten außerordentlich lieb (vehementer carus), den Bösen aber der größte Schrecken (maximus terror) war. Deshalb fürchtete man ihn, wenn er abwesend war, so, als wäre er anwesend, und niemand wagte es, die von ihm erlassenen Friedensgesetze zu verletzen, ohne die Todesstrafe zu erwarten.«117 Wäre der Herzog jemals intensiver mit dem bayerischen Welfenerbe vertraut gemacht worden, hätte er eine solche Einarbeitungsphase sicherlich kaum nötig gehabt. Es läßt sich natürlich nicht im einzelnen bestimmen, was alles hinter der Mitteilung Rahewins verborgen ist, doch steht außer Frage, daß Heinrich eher sächsisch als bayerisch sozialisiert und sein Gefolge ebenso wie sein Hof sächsisch dominiert war. Wieder erhebt sich hier die Frage nach dem Umfang seiner Sprachkenntnisse, denn in Heinrichs Ländern wurde einerseits Sächsisch (das »Mittelniederdeutsch« der neuzeitlichen Philologie), andererseits Bairisch gesprochen, durch die Zweite Lautverschiebung voneinander getrennte und im Mittelalter ebensowenig wie heute untereinander verständliche Sprachen. Ob er die Bewohner seines bayerischen

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Landes verstehen oder in ihrer Sprache anreden konnte, ob er das überhaupt wollte und welcher Kommunikationswege er sich bedient hat, bleibt ungewiß. Obwohl Heinrich mit seinem Werben um eine breite Schicht loyaler Anhänger aus dem Kreis der gräflichen Familien Bayerns nicht sehr erfolgreich war, hat er nach Rahewins Meinung doch dynamisch und intelligent auf sein neues Herrschaftsgebiet zugegriffen und damit rasch einen großen Bekanntheitsgrad erreicht. Es müssen wichtige Anlässe gewesen sein, die das bewirkt haben, Anlässe, an denen viele bedeutende Leute beteiligt, von denen viele aber auch unmittelbar betroffen waren, so daß es sich lohnte, darüber zu reden. Der Friede, von dem der Chronist sprach, galt als hohes und von den meisten Menschen ersehntes Gut, als ein stets positiv bewertetes Ziel und erwünschtes Ergebnis allen Regierungshandelns. Mittel zu diesem Zweck war hier wie auch in Sachsen das Gericht über Konfliktparteien, der Eingriff in adlige Autonomie und Eigenrechte zur Fehdeführung; der größte Effekt ergab sich dann, wenn es gelang, den Gegner des Gerichtsherrn zu kriminalisieren, ihn als Friedensbrecher zu brandmarken, die Adelsgesellschaft in »Gute« und »Böse« zu spalten. Trafen eigene Stärke und Entschlossenheit auf hineichend breiten Konsens der Großen des Landes, konnten die Gegner verurteilt und so hart bestraft werden, daß timor und terror, Furcht und Schrecken, dem Herrn zur machtvollen Ehre (honor) verhalfen. Das, so meinte Rahewin, hat Heinrich der Löwe erreicht, und er sagte es gegen die Realität des historischen Ablaufs, denn zwischen 1156 und 1180 ist die bayerische Herzogsgewalt in geradezu atemberaubender Weise verfallen. Welche Gründe gab es dafür? Im Herbst 1157, ein Jahr nach seiner Belehnung, berief der neue Herzog den ersten Landtag nach Regensburg118 und führte sich dann auf eine Weise ein, die seiner sächsischen Umgebung nicht unvertraut war. Bei Föhring, das dem Bischof von Freising gehörte, kreuzte die große Salzstraße von Reichenhall nach Augsburg die Isar. Heinrich der Löwe ließ diese Brücke sogleich zerstören, schloß Markt, Münze und Zollstation des Bischofs und richtete fünf Kilometer flußaufwärts bei dem Ort Munichen Markt, Münze sowie Zoll neu ein und baute eine Brücke zur Umleitung der Straße über die Isar. Die Rechtsgrundlage für Heinrichs Vorgehen fehlte hier ebenso wie vier Jahre zuvor beim Verstopfen der Salzquellen von Oldesloe, und ob der Grund und Boden bei der neuen Brücke Herzogs- oder Eigengut gewesen ist, läßt sich ebensowenig entscheiden wie die Frage, ob die Klostersiedlung, auf die der

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Ortsname Munichen/München hinweist, zu Tegernsee, Schäftlarn oder Wessobrunn gehört hat. Begreiflicherweise protestierte Bischof Otto von Freising, immerhin ein Verwandter des Kaisers, so daß Friedrich I. auf seinem Augsburger Pfingsthoftag am 14. Juni 1158 einen Vergleich herbeiführen mußte.119 Die Verlegung von Brücke, Münze, Markt und Zoll durch Heinrich den Löwen wurde vom Kaiser bestätigt, aber der Bischof erhielt immerhin ein Drittel der Einnahmen zugesprochen, ein weiteres Drittel sollte Heinrich von ihm zu Lehen nehmen. Die Zollverwaltung sollte entweder durch einen von Heinrich dem Löwen und dem Freisinger Bischof gemeinsam bestellten Amtmann oder von zwei jeweils von Herzog und Bischof bestimmten Amtleuten wahrgenommen werden. Weitere Maßnahmen des Herzogs für München sind nicht überliefert; offensichtlich ist er niemals dort gewesen und hat auch kein Stadtrecht verliehen, sondern den Ort herrschaftlich regiert, indem er einen Verwalter bestellte, dessen Bezeichnung als iudex (Richter) den Kern seines Auftrags beschreibt.120 Wer außer den Dienstleuten des Herzogs in München lebte, ist ebenfalls unklar, denn Kaufleute sind erst für die Zeit nach 1190 belegt. Dennoch entwickelte sich die neue Siedlung so gut, daß sie um 1170 befestigt wurde und auch ein kaiserlicher Aufhebungserlaß nicht schadete, der nach dem Sturz Heinrichs des Löwen 1180 ergangen ist.121 Das rüde Vorgehen gegen den Bischof von Freising gehört zu den Bestrebungen Heinrichs des Löwen, den Salzhandel mitsamt Transportwegen von Bayern nach Schwaben seiner Herrschaft zu unterwerfen, und entspricht anderen Maßnahmen: Wenig später, um 1160, ließ Heinrich die Höhenburg Landsberg am Ostufer des Lech über der von ihm errichteten Brücke für die Straße von Reichenhall/München nach Memmingen bauen, und 1165 übernahm er die Grafschaft Burghausen an der Salzach, etwa zwanzig Kilometer südwestlich von Braunau, mit Besitzungen beiderseits des Flusses und der am meisten gewinnbringenden Zollstation Bayerns; die Burg kontrollierte den Schiffsweg auf der Salzach zum Inn und über diesen zur Donau bei Passau. Im Jahre 1169 erwarb der Herzog die Hallgrafschaft und etablierte sich in Reichenhall, dem Zentrum der süddeutschen Salzgewinnung im Besitz der Erzbischöfe von Salzburg, bald so fest, daß er dem Reichenhaller Stift St. Zeno im Februar 1172 Anteile an der Saline schenken konnte.122 München, Landsberg und Reichenhall sind freilich keine Indikatoren für ein landesherrschaftliches Konzept, sondern in erster Linie Ergebnisse wirtschaftlich-fiskalischer Bemühungen. Wahrscheinlich hat Heinrich der Löwe

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Heinrich der Löwe in Bayern

gleich zu Anfang begriffen, daß er gegenüber den staufischen Ambitionen im Land keinen dauerhaften Erfolg haben würde, weil Friedrich I. sich auf die bayerischen Bischöfe und die Äbte der Reichsklöster stützen konnte, auf Reichsgut und königliche Lehnshoheit, auf bedeutende Adelsfamilien, die eher in seine Nähe als ins Gefolge des Herzogs strebten.123 Um diese Tendenz umzukehren, hätte Heinrich der Löwe häufig und lange in Bayern präsent sein müssen, doch eben das geschah nicht. Überdies haben sich mehrere seiner Aufenthalte gleichsam nur nebenher aus den Italienzügen ergeben, so im Frühjahr oder Sommer 1160, als der Herzog auf dem Rückweg aus Italien die Vogtei über das Kollegiatstift St. Salvator in Polling vom Bischof von Brixen zu Lehen nahm und bekräftigte, daß es bei den bisher üblichen Abgaben bleiben sollte.124 Wohl ebenfalls auf dem Weg von Italien hat Heinrich, anscheinend im Juli 1161, einen Konflikt mit dem Bischof von Regensburg um die Zollstation Donaustauf gewaltsam ausgetragen; auf Vermittlung Erzbischof Eberhards von Salzburg kam ein Friede zustande, der möglicherweise

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auf einem Landtag Heinrichs des Löwen in Regensburg geschlossen wurde, obwohl der Herzog sein Ziel nicht erreicht hatte.125 Auch der Landtag, den er im Sommer 1162 in Landsberg am Lech abgehalten hat, war bei Gelegenheit einer Reise im Reichsdienst zustande gekommen und hatte kein originär bayerisches Motiv; Heinrich ging Ende August nach Saint-Jean-de-Losne in Burgund zum geplanten Treffen des Kaisers mit König Ludwig VII. und kehrte von dort im September nach Bayern zurück, um in Karpfham an der Rott einen weiteren Landtag abzuhalten.126 Im folgenden Jahr reiste Heinrich einige Zeit nach der Lübecker Domweihe, die im Juli stattgefunden hat, nach Bayern, »um Unruhestifter zu beruhigen und Recht zu schaffen für Unrecht Leidende«.127 In den Jahren 1164 und 1165 war er nicht in Bayern, sondern kam erst am 14. Februar 1166 im Gefolge des Kaisers nach Nürnberg zum Hoftag, begleitete Friedrich dann weiter nach Ulm und Regensburg, wo er dem Stift Polling ein Gut übertrug, das er vom Kaiser zu Lehen hatte. Von Regensburg ging er nach Ranshofen am Inn und schenkte dem Zisterzienserkloster Raitenhaslach Ministerialengut.128 Danach vergingen fast vier volle Jahre, bis Heinrich der Löwe wieder nach Bayern kam, am 28./29. Januar 1171 in Moosburg an der Isar einen Landtag abhielt und wahrscheinlich im Februar nach Schäftlarn zog.129 Nachdem er ein Jahr später auf der Durchreise nach Konstantinopel kurz in Regensburg gewesen war, nahm er dort am 24./25. Juni 1174 an einem besonders festlich begangenen Hoftag des Kaisers teil, auf dem auch Gesandte Saladins erschienen, der in eben diesem Jahr die Herrschaft über Damaskus angetreten hatte. In Regensburg wurde Erzbischof Adalbert von Salzburg wegen seiner Parteinahme für Alexander III. abgesetzt und an seiner Stelle Propst Heinrich von Berchtesgaden erhoben, der Heinrich dem Löwen als erstem der übrigen Fürsten seine Salzburger Kirchenlehen erneuerte. Auch am 30. Juni und 6. Juli war der Herzog beim Kaiser in Regensburg.130 Am 17. September kam er nach Ering am Inn und bestätigte dort dem Benediktinerkloster Kremsmünster die Schenkungen seiner Vorfahren; wenig später einigte er sich mit Bischof Albert von Freising, Ottos Nachfolger, über die Vogtei des Benediktinerklosters Innichen im Pustertal.131 Anfang 1176 kam der Herzog anläßlich seiner Begegnung mit dem Kaiser zum letzten Mal nach Bayern und hielt am 14. März in Enns einen Landtag, auf dem er den Streit zwischen dem Stift Reichersberg und Heinrich von Stein wegen des Gutes Münsteuer schlichtete.132 Gleich darauf kehrte er nach Sachsen zurück und sollte Bayern nie wieder sehen. Diese lockere Folge der Aufenthalte in Bayern zeigt die unvergleichlich

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viel größere Bedeutung, die Sachsen für Heinrich den Löwen hatte, ein Land mit den weitaus besseren Entwicklungs- und Expansionsmöglichkeiten, offener als das von allen Seiten durch andere Herrschaften eingeschlossene Bayern. Auch Binnenexpansion aus Neuerwerbungen ergab sich in Bayern nicht, denn im Gegensatz zu mehreren der großen sächsischen Familien erloschen in Bayern nur wenige Adelsgeschlechter, deren Erbe Friedrich I. in keinem Fall an Heinrich den Löwen gehen ließ. Andererseits schien seine Ausgangsbasis hinsichtlich der Herzogsrechte sehr viel besser als in Sachsen, denn außer der Landfriedenswahrung, dem Recht zur Einberufung von Landtagen und dem allgemeinen Aufgebotsrecht stand dem Herzog in Bayern auch die oberste Gerichtsgewalt zu, und er war als Lehnsherr vieler Grafen anerkannt. Die Verkündung und Durchsetzung von Landfrieden hat Heinrich der Löwe aber dem König überlassen, der sich immer wieder im Land aufhielt, in Regensburg fünfzehn Hoftage abgehalten hat und in Bayern über eine ansehnliche Schar von Reichsministerialen verfügte.133 Weit schmaler als in Sachsen war die Besitzgrundlage Heinrichs, denn außer geringem Amtsgut vor allem im Raum Regensburg gab es nur die älteren welfischen Eigengutkomplexe im Gebiet des Lech und in Tirol, die überdies nicht Heinrich allein gehörten, sondern zu einem guten Teil auch Welf VI. Die alte bayerische Herzogsresidenz Regensburg, aus dem römischen Legionskastell Castra Regina entstanden und neben Aachen und Frankfurt am Main als civitas regia, königliche Stadt, einer der Hauptorte des ostfränkischen Reiches, war zwar unvergleichlich ehrwürdiger als Braunschweig, aber eben deshalb gehörte es nicht dem Herzog allein, sondern blühte als Bischofs- und Königsstadt.134 An eine Regensburger Hofhaltung Heinrichs des Löwen war unter diesen Voraussetzungen und angesichts der wenigen, kurzen Aufenthalte in Bayern nicht zu denken. Auch Zahl und Bedeutung der Kirchenvogteien ließen sich nicht im entferntesten mit dem entsprechenden sächsischen Bestand vergleichen, zumal auch hier Welf VI. mit der Vogtei über das welfische Eigenkloster Altomünster sowie die Eigenstifte Rottenbuch und Steingaden beteiligt war. Die Vogtei über das Benediktinerkloster Wessobrunn südwestlich des Ammersees, eine Gründung aus der Mitte des 8. Jahrhunderts, haben die Welfen schon vor Heinrich dem Löwen besessen; im September 1155 sicherte der Kaiser den Mönchen zu, daß außer Heinrich dem Löwen als Vogt dort keine Untervögte eingesetzt werden durften, und versprach dem Konvent die freie Vogtwahl für die Zeit nach Heinrichs Tod.135 Das Kanonikerstift Ranshofen bei Braunau am Inn hatte Heinrich der Schwarze aus einem Benediktinerkloster um-

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gewandelt; es lag auf Reichsgut, das die Welfen zu Lehen hatten. Bald nach seiner Einweisung ins bayerische Herzogtum, im November 1157, hat Heinrich der Löwe dem Stift die Schenkungen seines Vaters bestätigt und dem in seiner Vertretung handelnden Untervogt verboten, über ein bestimmtes Maß hinaus von den Stiftsherren Abgaben und Leistungen zu fordern.136 Die Vogtei über das Kollegiatstift St. Salvator in Polling südlich des Ammersees hat Heinrich der Löwe erst 1160 als Lehen des Bischofs von Brixen erworben und damit seine Herrschaftsgebiete in diesem Raum arrondiert. Vom Freisinger Bischof ging seit 1147 die Vogtei über das Benediktinerkloster Innichen im Pustertal zu Lehen, eine karolingerzeitliche Gründung am Verkehrsweg nach Osten zur oberen Drau, vom Brixener Bischof die Vogtei über das Tiroler Stift Wilten. In der Nähe des bedeutenden Augustinerchorherrenstifts Reichersberg am Inn hatte Heinrich der Löwe die Vogtei über das Dorf Münsteuer. Dieses Dorf gab Anlaß zu einem langwierigen Gerichtsverfahren, das außergewöhnlich gut dokumentiert ist; es wird deshalb immer wieder beschrieben und dabei in seiner Bedeutung weit überschätzt, bietet aber einen guten Einblick in die eher alltägliche Regierungsarbeit des Herzogs. Kurz nach 1150 hatte das Stift Reichersberg Münsteuer dem Adligen Werner von Stein abgekauft, der es allerdings nicht als Eigengut besaß, sondern nur als Lehen der Markgrafen von Steier. Aber auch den Markgrafen gehörte Münsteuer nicht, sondern dem Bischof von Bamberg, der sie damit belehnt hatte. Angesichts dieser komplizierten Rechtslage konnte das Stift erst im Herbst 1162 über Münsteuer verfügen; damals erreichte Heinrich der Löwe als Vogt, den der Erzbischof von Salzburg eigens für das Dorf berufen hatte, auf einem Landtag in Karpfham südwestlich von Passau die Übergabe und regelte sogleich die künftigen Vogteiverhältnisse.137 Drei Jahre später aber focht Heinrich, der Sohn des mittlerweile verstorbenen Werner von Stein, diese Schmälerung seines Erbes an und nutzte ein großes historisches Ereignis, um sein vermeintliches Recht zu erstreiten: Als Erzbischof Konrad von Salzburg im Papstschisma auf die Seite Alexanders III. trat und damit in Opposition zum Kaiser, konfiszierte Friedrich I. am 29. März 1166 alle Besitzungen und Rechtstitel des Erzbischofs und gab sie allgemeinem Zugriff preis.138 Weil Reichersberg salzburgisches Eigenkloster war, fühlte sich Heinrich von Stein berechtigt, am 27. Oktober 1166 Münsteuer zu besetzen. Natürlich rief Propst Gerhoch von Reichersberg Heinrich den Löwen unverzüglich in seinen beiden Würden und Funktionen an: als Herzog, der den Landfriedens-

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bruch Heinrichs von Stein bestrafen und als Vogt von Münsteuer, der den Stiftsbesitz verteidigen sollte. Weil Heinrich der Löwe zu dieser Zeit vollauf mit dem in Sachsen ausbrechenden Krieg beschäftigt war, schrieb er den Reichersberger Kanonikern, daß er den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach beauftragt habe, für ihre Rechte einzutreten, und versprach seine Hilfe für später, falls der Pfalzgraf an seiner Aufgabe scheitern sollte.139 Diese Delegation war allerdings wenig sinnvoll, denn der Herzog mußte wissen, daß Otto von Wittelsbach auf der Seite des Kaisers ganz entschieden gegen den Salzburger Erzbischof stand und sich deshalb kaum für eine Salzburger Eigenkirche einsetzen würde. Infolgedessen fiel keine Entscheidung, bis Heinrich der Löwe im Sommer 1174 nach Bayern kam. Zunächst regte er ein Schiedsverfahren an, das allerdings erfolglos blieb, so daß der Fall erst auf dem Landtag in Enns am 14. März 1176 endgültig abgeschlossen werden konnte, indem die Reichersberger dem ursprünglich gezahlten Kaufpreis noch zwei Hufen hinzufügten und Heinrich von Stein dafür auf Münsteuer verzichtete.140 Dieser Landtag war zugleich die letzte Regierungshandlung Heinrichs des Löwen als Herzog in Bayern. Wirkt das Verfahren um Münsteuer schon aufwendig, langwierig und zeitraubend, so zeigt sich die rechtliche Komplexität auch ganz alltäglicher Verhältnisse damals wie heute immer dann, wenn sie juristisch einwandfrei definiert und geregelt werden sollen, damit Konflikte gar nicht erst entstehen. Nahezu alles erfaßte man mit dem Lehnrecht, von den Beziehungen der Könige und Fürsten untereinander bis auf die Ebene des Dorfes, und die richtige Anwendung des Rechts bestimmte die Arbeitstage der Herren und ihrer Leute mitunter mehr als die großen denkwürdigen Ereignisse. Im Februar 1170 beurkundete der Kaiser ein Rechtsgeschäft, das schon im Mai 1163 in Augsburg vollzogen worden war und das Heinrich den Löwen ebenso wie das Kloster Tegernsee betraf. Gegenstand des Rechtshandels waren Menschen, unfreie Frauen und Männer, die zwischen verschiedenen Herren neu verteilt werden sollten. Heinrich der Löwe besaß die Grundholden Christina, Merigarda und Gerlinda vom Reich zu Lehen und hatte sie an einen gewissen Heinrich von Kaufbeuren weiterverlehnt. Nun wollte der Kaiser als Oberlehnsherr eben diese drei Frauen mit ihren Kindern dem Kloster Tegernsee schenken, mußte die Lehnsverträge also rückabwickeln und Heinrich den Löwen entschädigen, aus dessen Lehnsgut die drei Frauen weggenommen werden sollten. Deshalb gab das Kloster Tegernsee Heinrich fünf namentlich genannte Grundholden aus seinem Bestand zu Lehen, und der

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Vogt des Klosters, Graf Berthold von Andechs, vollzog den anderen Teil des Rechtsgeschäfts, indem er Christina, Merigarda und Gerlinda durch einen gewissen Deginhard von Seefeld dem Tegernseer Konvent überstellen ließ.141 Mit dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach und dem Grafen Berthold IV. von Andechs begegnen hier zwei Vertreter der wichtigsten bayerischen Adelsfamilien, mit denen Heinrich der Löwe rechnen mußte.142 Die Wittelsbacher waren Nachfahren der Luitpoldinger, einer Familie der karolingischen Reichsaristokratie, die einst zur bayerischen Herzogswürde aufgestiegen war, 947 jedoch von König Otto I. endgültig zugunsten seines Bruders Heinrich daraus verdrängt wurde. Zentrum ihrer Herrschaft war zunächst die Burg Scheyern an der Ilm südwestlich von Pfaffenhofen, danach die Burg Wittelsbach etwa zwanzig Kilometer südwestlich von Scheyern. Dort, zwischen Lech und Isar, gelang ihnen mit der Zeit der Aufbau eines kompakten Herrschaftsgebietes, und auf dieser Grundlage führten sie seit 1111/20 den Titel des Pfalzgrafen von Bayern. Der von Heinrich dem Löwen vergeblich mit der Klage Gerhochs von Reichersberg befaßte Otto von Wittelsbach stand seit 1156 an der Spitze des Familienverbandes, hatte den Kaiser 1155 an der Veroneser Klause gerettet und 1156 in Besançon die päpstlichen Legaten bedroht; nach dem Sturz Heinrichs des Löwen sollte er dessen Nachfolger als Herzog von Bayern werden. Bis 1918, ebensolange wie die Nachfahren Pribislaws in Mecklenburg, haben die Wittelsbacher in Bayern regiert. Die Grafen von Andechs benannten sich erst seit 1132 nach ihrer neuen Stammburg Andechs östlich des Ammersees und erwarben alsbald bedeutende Besitzungen. Ausgehend von einem Herrschaftskomplex zwischen oberem Lech und oberer Isar kontrollierten sie von neu erworbenen Gebieten in Franken aus die Straßen durch den Frankenwald und von ihrem Tiroler Besitz her bald auch den Brenner sowie bei Brixen die Straße aus dem Drauund Pustertal. Graf Berthold IV. verfügte über eine so ansehnliche Machtbasis, daß er in der Umgebung des Kaisers weiter aufsteigen konnte und von 1152 bis 1180 überaus häufig in den Zeugenlisten der Diplome Friedrichs I. vertreten ist. Als Reichslehen erhielt er 1173 die Markgrafschaft Istrien; er hatte solche Autorität, daß der Kaiser den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach erst dann zum Herzog von Bayern erheben konnte, nachdem er auch die Andechser im Rang erhöht und Graf Berthold V. zum Titularherzog von Meranien gemacht hatte. Die ausgeprägte Königsnähe dieser Familien verhinderte ihre Mediatisierung durch den Herzog, doch obwohl Heinrich der Löwe durchaus

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bemüht war, seine Position in Bayern auszubauen, hat er Konflikte mit den großen Adelsfamilien sorgfältig vermieden. Das ist im wesentlichen deshalb gelungen, weil der Herzog sich stärker auf Sachsen konzentrierte, infolgedessen seltener in Bayern präsent war, so daß der Adel dort den Druck der Herzogsherrschaft weit weniger zu spüren bekam als die sächsischen Standesgenossen. Für die Italienzüge gilt das nicht minder, denn Heinrich der Löwe hat dem Kaiser vorwiegend sächsische Truppen zugeführt, während die Beteiligung des bayerischen Adels eher auf dessen Eigeninitiative beruhte wie im Falle der Wittelsbacher und Andechser, aber auch die Grafen von Vohburg, Sulzbach, Tirol und Hohenburg kamen wohl aus freien Stücken zum Kaiser und nicht als Aufgebotene des Herzogs.143 So gering sein Interesse an Bayern letztlich war, so dürftig sind die Spuren, die Heinrich der Löwe dort hinterlassen hat. Offenbar trat niemand auf seine Seite, als er 1180 verurteilt wurde, vielmehr konnte der Kaiser ihm durch einmütigen Spruch der bayerischen Fürsten (ex sententia principum)144 auch diese Herzogswürde entziehen. Kaum ein bayerischer Historiograph nahm von Heinrichs Sturz Notiz, und später verdrängte die wittelsbachische Erinnerungskultur seinen Schatten.

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Reichsfürst

Krise der Kirche Ein Fürst wie Heinrich der Löwe konnte sich nicht auf Regierung und Verwaltung der Herzogtümer beschränken. Durch seinen Rang gehörte er zur Gruppe jener, die von den Königen seit Jahrhunderten zur Beratung und zur militärischen Unterstützung herangezogen wurden, ihrerseits Mitwirkung an den Entschlüssen des Königs verlangten und durch die Intensität der ihnen gewährten oder von ihnen erzwungenen Teilhabe am Reich das Gewicht ihrer Autorität sichtbar machten. Sehr viel schwieriger als es die allgemeine und häufige Verwendung des Begriffs »Reichsfürst« nahelegt, läßt sich allerdings erklären, was darunter eigentlich zu verstehen ist, denn eine klar definierbare, rechtlich abgrenzbare Gruppe im Sinne eines Standes oder einer Institution hat es lange Zeit nicht gegeben.1 Obwohl im 12. Jahrhundert allmählich festere Strukturen ausgebildet worden sind, fehlten wirksame Normen für Zugehörigkeit und Kompetenzen. Zwar findet man im Hochmittelalter die heute so vertraute Terminologie – principes regni, »Reichsfürsten«, begegnen unter anderem bei der Wahl König Konrads III. im Jahre 1138, und vom 13. Jahrhundert an gibt es in der deutschen Sprache des rîches fürsten –, aber die Bedeutung der Begriffe erschließt und versteht sich nicht von selbst. Seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts begann sich aus der breiten Schicht mächtiger und führender Leute eine Gruppe herauszuheben, deren Angehörige das Reich in besonderer Weise trugen und die deshalb ausdrücklich als »Reichsfürsten« bezeichnet wurden. Kriterium für den reichsfürstlichen Rang waren die Funktionen, die der so Ausgezeichnete im Königsdienst erfüllte, und die Intensität, mit der er das tat. Je nach Einsatz für König und Reich wuchs das Gewicht seiner Stimme im Rat, beim Vorbereiten der großen politischen Entscheidungen. Voraussetzung einer solchen Mitwirkung war Königsnähe, also Präsenz am Hof, und der damit zwangsläufig einherge-

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hende Konkurrenzkampf der Großen um ihre politische Autorität ließ den Herrschern erheblichen Spielraum bei der Bestimmung dessen, was aus ihrer Sicht den Reichsfürsten ausmachte. Hierfür gab es verschiedene, von der politischen Großlage und den daraus folgenden Machtkonstellationen abhängige, aber auch vom Monarchieverständnis des Königs und seiner Berater geprägte Verfahren. Schon zur Zeit Heinrichs IV. († 1106) hatte die Reichskanzlei versucht, Königsnähe zum Kriterium des Fürstentums schlechthin zu machen, indem sie den Titel nicht als allgemeines Hochadelsprädikat verwendete, sondern von »unseren Fürsten« (principes nostri) sprach, von »unseren Fürsten und Getreuen« (principes et fideles nostri) und schließlich von »Reichsfürsten« (principes regni): Wichtiger als der adlige Rang oder Titel eines Großen sollte also seine Bereitschaft zur Mitwirkung im Rat des Königs sein, wenngleich es in der hocharistokratisch bestimmten politischen Gesellschaft des Reiches natürlich ständische Voraussetzungen für diese Mitwirkung gab. Wer in diesem Sinne Reichsfürst sein konnte, zeigte die Kanzlei Lothars von Süpplingenburg, wenn sie in den Zeugenlisten der Diplome eine klar abgestufte Reihenfolge der Fürsten von den Erzbischöfen über Bischöfe, Äbte, Herzöge, Pfalzgrafen und Markgrafen bis hinunter zu den Grafen einhielt. Andererseits läßt die Vielfalt der für diese Leute in zeitgenössischen Texten verwendeten Bezeichnungen (primates, proceres, optimates, magnates) darauf schließen, daß man keine institutionelle Systematik oder eine ständische Begrenzung festlegen wollte, weil die Zeitgenossen, soweit wir sie als Historiographen oder Kanzleinotare sprechen hören, offenbar genau wußten, wer jeweils dazugehörte. Die frühen Staufer setzten einen neuen Akzent im Verhältnis zwischen Königtum und Fürstentum, als sie begannen, den princeps-Titel auch für König und Kaiser in Anspruch zu nehmen. Anregungen dafür mögen aus Byzanz gekommen sein, mit dessen Kaiser Manuel I. Komnenos Konrads III. Schwägerin Bertha von Sulzbach verheiratet war, aber erst durch Friedrich Barbarossa hat dieser Brauch programmatische Dynamik gewonnen. In seiner Wahl- und Krönungsanzeige für Papst Eugen III., die mit aller diplomatischen Sorgfalt entsprechend dem Rang des deutschen Königs als künftigem Kaiser formuliert war, beschrieb Friedrich seine Stellung gegenüber der höchsten geistlichen Gewalt als »unser Herrschertum« (principatus noster), und schon vor der Kaiserkrönung akzeptierte er das von einem Schreiber aus dem staufischen Hauskloster Lorch auf ihn angewandte Prädikat »höchster Herrscher der Römer« (summus Romanorum princeps).2 Leicht ist hier die Sprache der

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römischen Antike zu erkennen, die seit Augustus den Kaiser princeps nannte, wie aber dachte man sich das Verhältnis zwischen dem König (als dem obersten princeps) und den Großen des Reiches (als den übrigen principes), wie drückte man es aus, da einerseits auf einen klaren Rangunterschied Wert gelegt wurde, eine präzise Definition dessen, was ein Fürst war, aber offensichtlich fehlte? Aus diesem unbestimmten und deshalb flexibel gestaltbaren Zustand ergaben sich für die Könige Spielräume zum Formen der politischen Elite des Reiches, indem sie Aufstiege innerhalb der weltlichen Aristokratie zielbewußt förderten. Als er Ludwig I. als Landgraf in Thüringen (1131) und in Hessen (1137) einsetzte, begründete König Lothar III. sogar ein neues Amt, das wirkliche Hoheitsrechte mit sich brachte, denn er übertrug die Landgrafschaft als Reichslehen und hoffte, den Inhaber dadurch stärker an sich zu binden. Mit demselben Motiv setzte er 1135 einen Habsburger als Landgrafen im elsässischen Sundgau ein und erhob Albrecht den Bären zum Markgrafen der sächsischen Nordmark. Hier zeichnete sich eine Tendenz ab, der Friedrich Barbarossa nach dem Sturz Heinrichs des Löwen zum Durchbruch verhelfen sollte: Princeps regni oder princeps curiae wurde man nicht etwa schon durch Adelsrang, Amt und Würde, sondern erst und ausschließlich durch Bezug auf den princeps schlechthin, auf den König und Kaiser. Das unterschied die Reichsfürsten von solchen Herren, deren Rang auf ein Land bezogen war, in dem sie die Großen waren: principes Saxoniae, »die Fürsten Sachsens«. Dabei gab es Überschneidungen und Doppelrollen: Der Bischof von Verden konnte je nach seiner Aktionsebene »Reichsfürst« oder »sächsischer Fürst« sein, anderen dagegen war der Weg zum Königshof versperrt, oder sie suchten ihn nicht. Hier lagen Ansatzpunkte zur dauerhaften Hierarchiebildung, und große Familien wie die Welfen, Babenberger, Askanier, Wettiner oder Ludowinger bauten sie durch Heiratspolitik weiter aus, indem sie sich um ranggleiche Ehepartner für ihre Angehörigen bemühten. Der Kreis jener, die sich in der Umgebung des Königs aufhielten und an der täglichen Entscheidungsfindung beteiligt wurden, wechselte häufig, seine Zusammensetzung folgte keinem erkennbaren System, und entsprechend vielfältig waren die Einwirkungen auf den König. Rein quantitativ dominierten am Hof Barbarossas die Mitglieder des staufischen Hauses, gefolgt von den Wettinern, Askaniern und Wittelsbachern; zur Spitzengruppe gehörten in einigem Abstand noch Welfen und Ludowinger, danach tat sich eine weite Kluft gegenüber den Vertretern anderer Familien auf.3 Als Präsenz-

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motiv stand das Eigeninteresse obenan, was sich auch daran zeigt, daß die Großen meist dann zum König stießen, wenn er sich in einer ihnen nahen Region aufhielt. Zwar darf das nicht allzu grundsätzlich und systematisch verstanden werden, aber es ist doch bemerkenswert, daß mächtige Herren aus dem Westen des Reiches nur selten nach Osten über den Rhein kamen, Herren aus dem Süden meist rechts des Rheins und südlich des Mains blieben, Herren aus dem Norden entsprechend rechts des Rheins und nördlich des Mains: Ein weltlicher Reichsfürst agierte üblicherweise eben nicht im Gesamtraum des Reiches, und sobald er vom König bekommen hatte, was möglich war, interessierte er sich doch wieder mehr für seine eigene Landesherrschaft als für das Reich. Die Hofpräsenz Heinrichs des Löwen ging nach seiner Einsetzung in das Erbe der Winzenburger (1152), nach der Zuerkennung des Investiturrechts für die nordelbischen Bistümer (1154) und nach der Belehnung mit dem bayerischen Dukat (1156) deutlich zurück.4 Das wäre nach allem, was wir bis jetzt über die reichsfürstliche Gesellschaft wissen, kaum weiter auffällig, wenn Heinrich der Löwe sich nicht in einem Punkt deutlich auch von den vornehmsten seiner Standesgenossen unterschieden hätte: Als Herzog von Sachsen und Bayern sprengte er das System fürstlicher Herrschaft im Reich durch Übermacht und schuf sich besonders in Norddeutschland mächtige Gegner, die den sächsischen Krieg der Jahre 1166 bis 1168 geführt und Heinrich später im Zusammenwirken mit dem Kaiser gestürzt haben. Wegen dieser exzeptionellen, ja einmaligen Stellung im Reich durfte der Herzog sich nicht erlauben, was bei Mindermächtigen durchaus üblich war. Gleichwohl werden wir zu bedenken haben, ob er seine Bindung an den Kaiser wirklich so einseitig gelöst hat, wie eine stauferfixierte Historiographie es vom Mittelalter bis in die Gegenwart dargestellt hat, oder ob nicht auch der Einfluß seiner Gegner auf den Kaiser im Laufe der Jahre in solchem Maße zugenommen hat, daß der Konflikt am Ende unvermeidlich wurde, und ob Heinrich diesem Einfluß nicht selbst den Weg frei gemacht hat. Wie dicht das Handeln des Doppelherzogs mit dem des Kaisers verflochten war, zeigte sich besonders deutlich in den Jahren des alexandrinischen Schismas. Die durch Voten für Alexander III. und Viktor IV. zwiespältige Papstwahl von 1159 fiel für Heinrich den Löwen in eine Zeit der Konsolidierung des Erreichten und des Ausbaus eigener Landesherrschaft; Erwartungen an die Gunst des Kaisers hatten sich erfüllt, Hofpräsenz mußte nicht mehr im Vordergrund aller Anstrengungen stehen. Als Herzog von Bayern war Hein-

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rich der Löwe jedoch von der drohenden Kirchenspaltung unmittelbar betroffen, weil Alexander III. im Erzbischof von Salzburg sogleich seinen wichtigsten deutschen Verbündeten gefunden hatte, dessen Kirchenprovinz mit den Bistümern Salzburg, Brixen, Freising, Gurk, Passau und Regensburg das ganze Herzogtum umfaßte. Die Bischöfe Hermann von Brixen und Albert von Freising waren im Februar 1160 gar nicht erst zum Konzil von Pavia gekommen, auf dem Friedrich Barbarossa Viktor IV. durchsetzen wollte; Konrad von Passau und Hartwig von Regensburg hatten zwar teilgenommen, jedoch eine Überprüfung der römischen Papstwahl auf Rechtmäßgkeit des Verfahrens zur Bedingung für eine Anerkennung des kaiserlichen Papstes gemacht und ihn damit praktisch abgelehnt. Diese Haltung der bayerischen Bischöfe durfte der Kaiser nicht ignorieren, weil er seine Reichskirche geschlossen hinter sich wissen mußte, wenn er das ganze Gewicht des Imperiums und die volle kaiserliche Autorität zugunsten Viktors IV. in die Waagschale werfen wollte, um die gesamte lateinische Kirche für dessen Anerkennung zu gewinnen. Das mußte möglichst bald geschehen, denn je länger das Schisma dauerte, um so breiter und tiefer wurde die Kluft zwischen den Obödienzen. Weil beide Päpste sich im Recht fühlten, nahmen sie sofort Amtshandlungen vor, und die von ihnen geweihten Bischöfe weihten ihrerseits Priester und Altäre, spendeten Sakramente, die von der jeweiligen Gegenseite nicht anerkannt wurden. Langsam aber sicher entstanden im Boden der lateinischen Christenheit die feinverästelten Wurzelwerke zweier verfeindeter Kirchenorganisationen. Insofern handelte es sich von vornherein um ein internationales Problem, für dessen Lösung den westlichen Monarchien erhebliches Gewicht zukam. Am 22. Juli 1160, ein knappes halbes Jahr nach dem kaiserlichen Konzil von Pavia, trafen sich die Könige Heinrich II. von England und Ludwig VII. von Frankreich auf einer Synode, die sie gemeinsam nach Beauvais einberufen hatten, um über die Anerkennung des rechtmäßigen Papstes zu beraten. Legaten Alexanders III. und Viktors IV. waren anwesend, Gesandte brachten Briefe des Kaisers und wurden nach drei Tagen mit der Hoffnung auf eine einvernehmliche Lösung entlassen, aber der englische und der französische König entschieden sich unter dem Druck ihrer Landeskirchen doch für Alexander III.5 Während die kaiserliche Sache in Beauvais am 25. Juli 1160 diesen empfindlichen Rückschlag erlitt, nahm Heinrich der Löwe in Erfurt an einer Fürstenversammlung teil, die über militärische Hilfe für den schon seit zwei Jahren wieder in Oberitalien kämpfenden Kaiser beriet. Zusammen mit den

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Erzbischöfen Hillin von Trier und Wichmann von Magdeburg, den Bischöfen von Bamberg, Merseburg, Zeitz und Meißen, Herzog Friedrich von Schwaben, Landgraf Ludwig von Thüringen, Pfalzgraf Konrad bei Rhein und den Markgrafen Albrecht der Bär und Otto von Meißen beschwor der Herzog auf Drängen Rainalds von Dassel, Kanzler Friedrichs und gewählter Erzbischof von Köln, die Reichsheerfahrt gegen Mailand.6 Bis zum Jahresende hatte Heinrich seinen Italienzug vorbereitet und war am 29. Januar 1161 beim Kaiser in Como, gewiß mit einem eigenen Heer, über dessen Stärke allerdings keine Berichte vorliegen.7 Im April oder Mai trafen weitere Truppen aus Deutschland ein. Friedrich IV. von Rothenburg, Herzog von Schwaben, führte über sechshundert Ritter mit sich, Rainald von Dassel mehr als fünfhundert, Herzog Theobald von Böhmen über dreihundert; Landgraf Ludwig II. von Thüringen, die Bischöfe von Naumburg und von Prag, mehrere Herzöge und Grafen König Wilhelms von Sizilien rückten an der Spitze zahlenmäßig nicht erfaßter Aufgebote ebenfalls heran. Heinrich der Löwe stand seit Anfang Juni vor Mailand, ist aber wohl bald darauf nach Deutschland zurückgekehrt, denn an der Synode, die vom 19. bis 22. Juni unter dem Vorsitz des Kaisers in Lodi tagte und Viktor IV. nochmals als Papst bestätigte, hat er allem Anschein nach nicht mehr teilgenommen.8 Friedrich suchte diesmal die Entscheidung und schwor, nicht eher von Mailand abzulassen, bis er die Stadt eingenommen habe, wohl wissend, welche Gefahren ein solcher Belagerungskrieg auch für die eigene Person mit sich bringen würde. Deshalb soll er im Frühjahr 1161 für den Fall seines Todes vorsorglich duos imperatores bestimmt haben, zwei Imperatoren, nämlich an erster Stelle Friedrich von Rothenburg, den Sohn seines Vorgängers Konrad III., und nach diesem Heinrich den Löwen.9 Es ist lange und kontrovers diskutiert worden, ob damit eine Designation für die Thronfolge oder nur eine Verfügung über den Oberbefehl des Belagerungsheeres gemeint war, denn in dieser einzigen Nachricht über den Vorgang sind beide Übersetzungen des Wortes imperator möglich. Eröffneten sich Heinrich dem Löwen damals reale Aussichten auf die Königs- und Kaiserwürde? Will man den Bericht ernst nehmen und in seinem historischen Zusammenhang beurteilen, so sprechen alle näheren Umstände für eine Empfehlung Friedrich Barbarossas zur Regelung der Heerführung, denn an einer Vorentscheidung über die Nachfolge in der Königs- und Kaiserwürde wären die in Italien anwesenden Großen beteiligt worden. Über ein so weitreichendes öffentliches Ereignis gäbe es gewiß mehrere historiographische Nach-

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richten, die auch beim notwendigen Befragen in Deutschland verbliebener Fürsten angefallen wären, und schließlich müßten die vorliegenden Berichte über Friedrichs Würzburger Hoftag von 1165 anders lauten, wenn die Nachfolge vor Mailand geregelt worden wäre. In Würzburg nämlich verpflichtete der Kaiser die Fürsten, nach seinem Tod nur einen solchen König zu wählen, der den Kampf gegen Alexander III. fortsetzen würde.10 Wären Friedrich von Rothenburg und Heinrich der Löwe seit 1161 designiert gewesen, hätte das so nicht gesagt werden können, denn Friedrich von Rothenburg hat die vom Kaiser in Würzburg geforderten Eide gegen Alexander III. nicht geleistet, so daß allein Heinrich der Löwe Friedrichs Bedingung erfüllt hätte. Auf jeden Fall würde Heinrich der Löwe nach dem Tod Friedrichs von Rothenburg 1167 betont haben, daß er nun der einzige verbliebene Anwärter auf den Thron sei.11 Andererseits ist aber auch die Annahme wenig plausibel, Friedrich Barbarossa habe jemanden für die Nachfolge im Oberbefehl vorgesehen, der Italien schon wenige Wochen später verlassen wollte. Sollte Heinrich der Löwe diesen Entschluß jedoch erst nach der Designation gefaßt haben, müßte man einen akuten Konflikt zwischen Kaiser und Herzog oder andere gravierende Ereignisse voraussetzen, die zu einer so einschneidenden Änderung der Pläne geführt hatten. Das hätte aber größeres Aufsehen erregt, und es gäbe entsprechende Erzählungen der Zeitgenossen, so daß der singuläre Bericht über eine wie auch immer geartete Nachfolgeregelung sehr wahrscheinlich falsch ist. Gleichwohl blieb der frühe Abzug Heinrichs des Löwen vom Mailänder Belagerungsheer nicht ohne Folgen, denn fortan fehlte das Gewicht seiner Stimme im Rat des Kaisers, und andere beherrschten das Feld am reisenden Hof. Betrachtet man den Kreis der deutschen Fürsten, die anläßlich der Synode von Lodi namhaft gemacht werden können – Rainald von Dassel mit den fünf Kölner Suffraganbischöfen, Erzbischof Hillin von Trier, zehn Bischöfe der Mainzer Kirchenprovinz mit ihren beiden gewählten Erzbischöfen Rudolf von Zähringen und Konrad von Wittelsbach, die Herzöge von Schwaben, Kärnten und Böhmen, die Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach und Konrad bei Rhein, Markgraf Dietrich von der Lausitz, Landgraf Ludwig von Thüringen –, so erscheint Oberitalien als die damals zentrale politische Landschaft des Reiches. Zum ersten Mal hatte sich Heinrich der Löwe freiwillig an die Peripherie begeben; die Gründe dafür kennen wir nicht. Während der Kaiser mit kleinem Gefolge in Lodi überwinterte, hielt sich der Herzog in Sachsen auf und ging im Sommer 1162 zu einem längeren Auf-

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enthalt nach Bayern, von wo er im August wieder zu Friedrich I. stieß, dessen Lage sich mittlerweile deutlich verbessert hatte. In der zweiten Jahreshälfte 1161 waren seine Beauftragten in der näheren Umgebung Roms so energisch gegen Alexander III. vorgegangen, daß dieser den Entschluß faßte, Italien zu verlassen und sich nach Frankreich ins Exil zu flüchten.12 Am 1. März 1162 kamen Mailänder Konsuln nach Lodi, unterwarfen sich dem Kaiser im Namen ihrer Mitbürger bedingungslos und bereiteten eine aufsehenerregende Zeremonie vor, zu der drei Tage später alle Mailänder Konsuln mit dreihundert ausgewählten Rittern und Bannerträgern in Lodi erschienen, Fahnen und Stadtschlüssel überreichten, um Gnade bittend den Fuß des Kaisers küßten und Gehorsam schworen. Am 6. März marschierten etwa tausend Mann Mailänder Fußtruppen auf und lieferten außer den übrigen Feldzeichen der Stadt auch ihren berühmten Carroccio aus, den Fahnenwagen, der in Mailand wie in anderen lombardischen Städten nicht nur einen militärischen Zweck hatte, sondern mittlerweile zum Symbol der Stadtkommune und ihrer selbstbestimmten Freiheit geworden war.13 Der Mailänder Carroccio trug außer der Fahne ein Bild des Stadtheiligen, war geweiht und stand in der Kathedrale, wenn er nicht von Trompetern, Klerikern und einem Notar begleitet ins Feld rückte, um seinen Platz bei den zu Fuß kämpfenden Bürgeraufgeboten einzunehmen. Nachdem Rainald von Dassel nochmals die bedingungslose Kapitulation Mailands gefordert hatte, rückte der Kaiser am 26. März vor die Stadt, deren Bewohner sie inzwischen verlassen hatten, und befahl die vollständige Zerstörung. Altäre wurden geplündert und Reliquien geraubt, alle Kirchen bis auf San Ambrogio, die ehrwürdige Gründung des heiligen Ambrosius († 387), und zwei weitere Gotteshäuser gingen in Flammen auf, auch der Dom mit seinem Campanile.14 Aus dieser Beute stammen die Gebeine der Heiligen Gervasius und Prothasius, die Bischof Gero 1162 mit nach Halberstadt brachte, vor allem aber die Reliquien der Heiligen Drei Könige und der Märtyrer Nabor, Felix und Martin, mit denen Rainald von Dassel 1164 von Pavia aus nach Köln abreiste.15 Durch seinen Triumph über Mailand gestärkt, vereinbarte der Kaiser wenige Wochen später mit dem Grafen Heinrich von Troyes, den König Ludwig VII. auf Initiative einer starken Partei an seinem Hof nach Pavia geschickt hatte, ein Freundschaftsbündnis als Grundlage für Verhandlungen über ein Ende des Schismas und zur Vorbereitung einer persönlichen Begegnung mit dem König von Frankreich, die am 29. August an der Grenze beider Reiche

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Im Jahre 1200 stiftete der dritte Sohn Heinrichs des Löwen, König Otto IV., für die Häupter der Heiligen Drei Könige je annähernd sechs Pfund schwere, perlenverzierte goldene Kronen, die heute nur noch durch einen Stich des 18. Jahrhunderts bekannt sind, denn nachdem der Kölner Dreikönigenschrein während der Revolutionskriege aus Furcht vor den französischen Truppen fortgebracht worden war, kamen sie in den Besitz des Großherzogs von Hessen und wurden 1803 eingeschmolzen.

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stattfinden sollte, in Saint-Jean-de-Losne an der Saône, etwa siebzig Kilometer flußaufwärts von Chalon. Dabei sollte ein Schiedsgericht aus fünf Bischöfen der Oboedienz Viktors IV. und fünf französischen Bischöfen der Obödienz Alexanders III. im Rahmen eines Konzils die Frage nach dem rechten Papst in Gegenwart beider Kandidaten beantworten. Falls einer von beiden nicht käme, sollte der andere sofort anerkannt werden. Ob diese sehr weitgehende und den Fortgang präjudizierende Absprache realistisch war, darf bezweifelt werden, denn alle mußten schließlich wissen, daß Alexander III. jedes Gericht über einen Papst nach wie vor ablehnen und also nicht kommen würde, eine für diesen Fall vorgesehene Anerkennung Viktors IV. aber von der französischen Kirche, dem Zisterzienserorden, den französischen hohen Schulen und auch in England gewiß nicht akzeptiert worden wäre.16 Friedrich I. scheint dennoch damit gerechnet zu haben, den französischen König zum Wechsel der Obödienz bewegen zu können, denn noch im Mai verkündete er in einem Rundschreiben an seinen Episkopat, daß er mit Ludwig VII. für den 29. August ein allgemeines Konzil vereinbart habe, auf dem dieser in Gegenwart aller geistlichen und weltlichen Fürsten beider Reiche Viktor IV. anerkennen werde; die deutschen Bischöfe sollten sich vier Tage vor dem Termin in Besançon mit ihren militärischen Aufgeboten um den Kaiser versammeln und von dort aus gemeinsam mit ihm nach Saint-Jean ziehen.17 Diese schriftlich verbreitete Prognose zur Haltung Ludwigs VII. ging über die Absprache weit hinaus, war verfrüht und in jedem Falle diplomatisch höchst unklug. Auch Heinrich der Löwe war nach Saint-Jean eingeladen; er kam aus Bayern und traf am Versammlungsort zahlreiche sächsische Adlige, darunter den Grafen Adolf II. von Holstein. Auch Erzbischof Hartwig von Bremen und Bischof Gerold von Lübeck waren gekommen.18 Als letzter erschien der Kaiser, am späten Abend des 29. August, und ging sogleich mit Viktor IV. zum vereinbarten Treffpunkt an der Saônebrücke. Dort hatte Ludwig VII. aber schon von etwa acht Uhr morgens bis in den Nachmittag vergeblich gewartet und war dann nach Dijon abgezogen. Eine französische Delegation aus den Bischöfen von Tours und Paris, dem Abt von Vézelay und Graf Heinrich von Troyes erbat eine Verlängerung der Frist, aber die vom Kaiser mit Viktor IV. abgehaltene Synode begann schon am 7. September in Saint-Jean und wurde in Besançon fortgesetzt. An Friedrichs gleichzeitg abgehaltenem Hoftag nahm Heinrich der Löwe in einem Kreis von Großen teil, die ausdrücklich als Reichsfürsten (principes imperii) bezeichnet wurden. Aus Deutschland waren

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das die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier, Magdeburg, Bremen; die Bischöfe von Würzburg, Bamberg, Verden, Konstanz, Worms, Augsburg, Halberstadt, Hildesheim, Paderborn, Merseburg, Zeitz, Brandenburg, Havelberg, Osnabrück; die Äbte von Hersfeld, Reichenau, St. Gallen, Murbach, Selz, Weißenburg, Lorsch; an erster Stelle der weltlichen Reichsfürsten stand Heinrich der Löwe, gefolgt von Albrecht dem Bären, Herzog Friedrich von Schwaben, Landgraf Ludwig von Thüringen, Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, den Markgrafen Otto von Meißen und Dietrich von der Lausitz, Graf Dedo von Groitzsch, Herzog Theobald von Böhmen, Pfalzgraf Friedrich von Sommerschenburg, den Herzögen Hermann von Kärnten und Gottfried von Löwen sowie vier Grafen.19 Daß Friedrich I. auf diesem Hoftag nach langen Verhandlungen König Waldemar von Dänemark belehnte und ihm eigenhändig eine Krone übertrug, brachte Heinrich dem Löwen Vorteile für sein Vorgehen im Slawenland, weil dänische Übergriffe fortan nachließen.20 Rainald von Dassel steuerte den Ablauf der Synode und hielt auf lateinisch, deutsch und französisch eine Ansprache, die als schwere Provokation der Könige von England und Frankreich verstanden werden mußte, denn er betonte, daß die Stadt Rom Mittelpunkt des Imperiums sei und der Kaiser demzufolge allein und ohne Mitwirkung von »Provinzkönigen« (reges provinciales) über die Besetzung des römischen Bischofsstuhls zu verfügen habe. Das Konzil entschied erwartungsgemäß zugunsten Viktors IV.,21 aber das änderte nichts am europäischen Konflikt um den rechten Papst und der – gemessen am eigenen Anspruch – schweren diplomatischen Niederlage des Kaisers, der die Tage von Saint-Jean-de-Losne als Epochenscheide seiner gesamten Regierungszeit angesehen und gesagt haben soll, daß Fortuna, die ihn bis dahin erhöht habe, nun begann, ihn niederzuwerfen (quae eum extulerat, in depressionem ipsius coepit fortuna fluctuare).22 Heinrich der Löwe ging von Saint-Jean-de-Losne zunächst nach Bayern zurück, erschien aber im November 1162 wieder beim Kaiser auf dessen Hoftag in Konstanz. Dort wurde am Tag des heiligen Clemens, dem 23. November, Heinrichs Ehe mit Clementia von Zähringen geschieden, wobei als Grund – und der Kaiser selbst beschwor das –, wie in solchen Fällen üblich, zu nahe Verwandtschaft angegeben wurde.23 Die wirklichen Motive waren politischer und dynastischer Natur, denn der Kaiser hat das Ende der Verbindung Heinrichs des Löwen mit den Zähringern gefördert, weil sich zwischen ihm und dieser Familie in Burgund und am Oberrhein eine deutliche Konkurrenzsituation ergeben hatte. Auf diese Weise konnte der Herzog seine

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Ehescheidung als Zeichen der Loyalität gegenüber Friedrich darstellen, im übrigen aber fehlte ihm nach wohl vierzehnjähriger Ehe noch immer der männliche Erbe. Aus seiner Verbindung mit Clementia gab es außer dem als Kleinkind tödlich verunglückten Sohn Heinrich zwei Töchter, Gertrud und (der Name ist nicht sicher) Richenza. Gertrud heiratete 1166 Herzog Friedrich IV. von Schwaben († 1167), den Sohn Konrads III., und wohl zehn Jahre später in zweiter Ehe König Knut VI. von Dänemark. Eigentlich war Richenza für Knut bestimmt gewesen, den Sohn König Waldemars von Dänemark, doch sie starb sehr jung.24 Eine weitere, damals wohl siebenjährige Tochter namens Mathilde hatte Heinrich der Löwe von seiner namentlich unbekannten adligen Konkubine, einer Tochter des Grafen Gottfried von Blieskastel; Mathilde hat nach 1167 Heinrich Borwin I. von Mecklenburg geheiratet, den Sohn des Abodritenfürsten Pribislaw.25 Im folgenden Jahr, 1163, nahm Heinrich der Löwe im April am Mainzer Hoftag des Kaisers teil und war Zeuge, als Friedrich Rechte und Einkünfte des Goslarer Stifts St. Simon und Judas zwischen dessen Propst und dem Stiftskapitel aufteilte. Vermutlich hat er den Kaiser anschließend nach Bayern begleitet, denn im Mai war er zusammen mit ihm in Augsburg,26 bevor er kurz darauf nach Sachsen zurückkehrte. Einige Zeit später schien sich ein Weg aus der Krise der lateinischen Christenheit anzubahnen. Als Papst Viktor IV. am 20. April 1164 in Lucca starb, hätte der Kaiser das Schisma beenden können, zumal er seit März mit Vertretern Alexanders III. verhandelte. Rainald von Dassel, der zusammen mit Bischof Hermann von Verden die Reichsverwaltung in Italien wahrnahm, eilte jedoch sofort nach Lucca und erhob dort schon zwei Tage nach Viktors Tod mit dessen Kardinälen, mehreren Bischöfen, dem Stadtpräfekten von Rom und anderen römischen Adligen den Kardinal Guido von Crema als Paschalis III. zum Nachfolger.27 Es ist ungewiß, ob dieses grob unkanonische Wahlverfahren im Einvernehmen mit dem Kaiser oder aber ohne dessen ausdrückliche Zustimmung ins Werk gesetzt worden ist, auf jeden Fall hat Friedrich den neuen Papst wenig später anerkannt und damit zu verstehen gegeben, daß er sich mit Alexander III. nicht einigen wollte. Wahrscheinlich konnte er es auch nicht, ohne von dem seit Pavia verfolgten Weg zur erneuerten Autorität des Kaisertums in der lateinischen Christenheit spektakulär abzuweichen,28 und er hoffte immer noch, entweder den französischen oder den englischen König auf seine Seite zu bringen, um die Kirchenspaltung auf diese Weise siegreich zu beenden. Das war nicht abwegig, denn als der oströ-

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mische Kaiser Manuel I. Chancen für eine antistaufische Koalition mit Alexander III., Ludwig VII. und den Normannen auslotete, versagte sich der französische König. Manuels Absicht war es, jede deutsche Herrschaft in Italien zu verhindern; er kannte die normannische und venezianische Furcht vor Angriffen des Kaisers, hatte die Kämpfe der lombardischen Städte beobachtet und Mailand Geld für den Wiederaufbau der Stadt gegeben.29 Möglicherweise gehörte die byzantinische Gesandtschaft, deren Ankunft in Braunschweig den Herzog im Spätsommer 1164 zum Abbruch seines Pommernfeldzuges veranlaßte, zu diesem Bündnisprojekt Manuels I. Es gibt allerdings keine Hinweise auf schwankende Loyalität Heinrichs des Löwen, der damals jeden Konflikt mit Friedrich vermieden hat und das Schisma auch dann nicht für eigene Zwecke nutzte, als Salzburg zum Zentrum der bayerischen Partei Alexanders III. geworden war. Heinrich der Löwe spielte als Reichsfürst ganz im Gegenteil eine erhebliche Rolle im Konzept des Kaisers,30 der sich nun intensiv um die westlichen Monarchien und besonders um König Heinrich II. von England bemühte.

Englische Heirat Mitte April 1165 führte Rainald von Dassel eine kaiserliche Gesandtschaft an den Hof Heinrichs II. nach Rouen, um die Verheiratung der ältesten Königstochter Mathilde mit Heinrich dem Löwen und der jüngeren Eleonore mit dem wahrscheinlich erst 1164 geborenen Kaisersohn Friedrich auszuhandeln. Die von persönlichen Verbindungen bestimmte internationale politische Gesellschaft der Zeit verlangte hochrangige Partner für große Vorhaben, und so sollten diese Ehevereinbarungen ein festes Bündnis Friedrich Barbarossas mit Heinrich II. begründen, damit der Kampf gegen Alexander III. erfolgreich beendet werden konnte. Mit seinem Sohn Friedrich bot der Kaiser den deutschen Thronfolger zur Ehe mit Eleonore an; niemand konnte damals wissen, daß dieses Kind schon wenige Jahre später sterben würde.31 Der Kaiser legte großen Wert darauf, Heinrich den Löwen in eine staufisch-angevinische Allianz einzubinden, weil er ihn bei den weiteren Auseinandersetzungen um die Anerkennung Papst Alexanders III. sicher auf seiner Seite wissen wollte; Heinrich bekräftigte diese Sicherheit, als er im folgenden Jahr seine Tochter Gertrud mit Herzog Friedrich IV. von Schwaben verheiratete, dem Sohn Konrads III. und Vetter Barbarossas. Für den englischen König mußte

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das Bündnis an Wert gewinnen, wenn der mächtige Herzog daran teilhatte, und Heinrich dem Löwen schließlich war die Aussicht auf wachsendes Ansehen sehr willkommen, weil der Widerstand gegen ihn im sächsischen Adel gerade um diese Zeit bedrohlich wuchs und schon ein Jahr später zum Krieg führen sollte. Der im normannischen Kloster Bec südwestlich von Rouen schreibende adlige Mönch Stephan hat in seinem Gedicht vom »Normannischen Drachen« (Draco Normannicus) diese Verschränkung von Rang und Interesse hervorgehoben, als er die Ehre (honor) Heinrichs des Löwen dem königlichen Glanz (gloria regalis) Mathildes ausdrücklich gleichstellte.32 Noch am 11. April 1165 hatte Heinrich II. mit Ludwig VII. auf der Burg Gisors verhandelt. Von dort eilte er nach Rouen, um die kaiserlichen Gesandten zu empfangen. Gekommen war auch Graf Philipp von Flandern, der über seine Mutter Sibylla von Anjou mit dem englischen König verwandt war und auf Bitten der Königinmutter Mathilde im Konflikt ihres Sohnes mit dem Erzbischof von Canterbury Thomas Becket vermitteln sollte. Damit fällt ein Schlaglicht auf die gespannte Situation, in der Rainald von Dassel das Anliegen seines Herrn vortragen mußte. Ende Januar 1164 waren auf einem Hoftag Heinrichs II. in seiner Jagdpfalz Clarendon nahe Salisbury sechzehn Konstitutionen verabschiedet worden, mit denen das Verhältnis von weltlicher und geistlicher Gewalt in England neu geregelt werden sollte. Das Hofgericht erhielt wesentliche Kompetenzen in Fragen der Kirchenvogtei und des Gerichts über straffällige Kleriker, bei der Genehmigung aller Auslandsreisen von Klerikern und jeder Appellation an den Papst. Geistliche Inhaber von Kronlehen sollten künftig Vasallenpflichten erfüllen, die Einkünfte unbesetzter Erzbistümer, Bistümer und Abteien an den König fließen, kirchliche Wahlen nur noch in der königlichen Kapelle und damit unter Aufsicht stattfinden, die Gewählten vor ihrer Weihe dem König huldigen. Thomas Becket, einst loyaler Kanzler des Königs und deshalb seit 1162 Primas der englischen Kirche als Erzbischof von Canterbury, lehnte diese Bestimmungen ab und ging im November 1164 ins Exil nach Frankreich.33 Damit waren die Positionen Beckets, Heinrichs II., Ludwigs VII. und Alexanders III. vollends unvereinbar geworden, denn der Papst konnte weder beide Könige gleichzeitig zufriedenstellen, noch durfte er mit ihnen brechen; immerhin setzte er Becket nicht ab und ließ die Konstitutionen von Clarendon unbestätigt. Obwohl Ludwig VII. den Erzbischof in Frankreich aufgenommen hatte, suchte er für sich eine vermittelnde Position, um im Falle eines Bündnisses des englischen Königs mit dem Kaiser

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nicht zwischen die Fronten zu geraten. Für Heinrich II., der kein grundsätzlicher Gegner Alexanders III. war, stand hingegen der Becket-Konflikt im Vordergrund, und deshalb versuchte er, durch sein Bündnis mit dem Kaiser Druck auf den Papst auszuüben. Eigene Absichten bestimmten auch die Haltung Heinrichs des Löwen, die deshalb angesichts der Verwerfungen im Verhältnis des Kaisers zur römischen Kirche fast indifferent und zurückhaltend wirkt. Papst Hadrian IV. hatte den Herzog bei dessen Kirchenordnung nördlich der Elbe unterstützt, indem er 1155 Gerold zum Bischof von Oldenburg weihte und drei Jahre später das Bistum Ratzeburg privilegierte; Heinrich der Löwe zog seinerseits die Kritik Rainalds von Dassel auf sich, als er 1157 nach dem Eklat von Besançon zwischen Kaiser und Papst vermittelte. Im Jahre 1159 schützte er die Legaten Alexanders III. vor dem Zorn des Kaisers, stimmte aber ein Jahr später auf dem Konzil von Pavia für Viktor IV. und nutzte das Schisma zur Absetzung Bischof Ulrichs von Halberstadt. Vor der Realisierung der Bündnis- und Heiratspläne, die Heinrich dem Löwen europäische Horizonte öffneten, mußten Widerstände überwunden werden, denn Heinrich II. stand dem Wunsch des Kaisers zwar wohlwollend gegenüber, doch ein gewichtiger Teil der Führungselite seines Reiches, versammelt um den Hof der Königinmutter Mathilde, lehnte Rainald von Dassel als Schismatiker ab und damit auch das von ihm übermittelte Angebot. Der König suchte deshalb breitere Zustimmung und schickte die deutschen Gesandten auf seine Kosten weiter nach England, wo sie zunächst freilich denkbar schlecht aufgenommen wurden. Die alte Königin und der Klerus mieden die Delegation; Robert le Bossu, Graf von Leicester und Justitiar für den englischen Reichsteil, verweigerte Rainald den Friedenskuß. Trotz dieses wenig ermutigenden Auftakts kamen die Verhandlungen Anfang Mai 1165 in Westminster zum erfolgreichen Abschluß, so daß der englische Mönch Gervasius von Canterbury in seiner Chronik ebenso kurz wie treffend vermerken konnte, daß Rainalds Bitte erfüllt wurde und Heinrichs II. Gemahlin Eleonore mit ihrer Tochter zwei Jahre später von Dover aus auf den Kontinent übersetzte.34 Schon lange vor dieser Überfahrt hatte Heinrich der Löwe zwei hochrangige Botschafter seines künftigen Schwiegervaters kennengelernt. Zu Pfingsten 1165 hielt Friedrich I. in Würzburg einen Hoftag, an dem der Herzog teilnahm und den Vorschlag Rainalds von Dassel hörte, der Kaiser möge sich zusammen mit den geistlichen und weltlichen Fürsten eidlich verpflichten,

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niemals Alexander III. anzuerkennen. Angesichts der starken alexandrinischen Partei im deutschen Episkopat, die von den Erzbischöfen Konrad von Mainz, Hillin von Trier, Konrad von Salzburg und Wichmann von Magdeburg angeführt wurde, war dieser Gedanke nicht abwegig, aber doch insofern ungewöhnlich, als regierende Könige solche eidlichen Verpflichtungen üblicherweise nicht eingingen. Nachdem Rainald von Dassel auf das soeben geschlossene Bündnis mit Heinrich II. hingewiesen und betont hatte, daß die Position des Kaisers gegenüber Alexander III. dadurch zweifellos gestärkt würde, leistete er als erster den Eid, gefolgt vom Kaiser, Heinrich dem Löwen und den meisten weltlichen und geistlichen Fürsten. Auch die englischen Gesandten Richard von Ilchester und Johann von Oxford haben in Würzburg einen Eid geleistet, doch dürfte sich der entgegen späteren Behauptungen Friedrich Barbarossas nicht auf eine Abkehr Heinrichs II. von Alexander III., sondern bekräftigend auf das staufisch-angevinische Bündnis bezogen haben.35 Die beiden Botschafter Heinrichs II. gehörten seit frühen Tagen zu dessen engsten Vertrauten. Richard von Ilchester ist schon zu Beginn der Regierung des Königs als Hofkleriker bezeugt, war spätestens 1163 Archidiakon der Kathedrale von Poitiers und hatte 1164 die Publikation der Konstitutionen von Clarendon vorbereitet. Seine weiter steil ansteigende Karriere führte ihn als Gesandten zur Kurie und an Königshöfe, ins Amt eines Barons am Exchequer, der zentralen Rechnungsbehörde für England, und zur Würde eines königlichen Reiserichters; 1173 wurde er Bischof von Winchester und 1176 Seneschall der Normandie.36 Auch Johann von Oxford kam vom Hof Heinrichs II., hatte Ende Februar 1164 mit Alexander III. über die Anerkennung der Konstitutionen von Clarendon verhandelt und im November desselben Jahres zur Gesandtschaft Heinrichs II. an Ludwig VII. von Frankreich gehört. Beide sollten am 12. Juni 1166 wegen ihrer in Würzburg dem Schismatiker Friedrich Barbarossa geleisteten Eide von Thomas Becket exkommuniziert werden.37 Bis zur Hochzeit Heinrichs des Löwen mit Mathilde verstrichen allerdings noch zwei Jahre und acht Monate, während derer Heinrich II. aus den Würzburger Eiden seiner Gesandten keine politischen Konsequenzen zog, sondern sie lediglich als Drohung gegenüber Alexander III. im Becket-Konflikt nutzte. Deshalb hatten weder der englische König noch der Kaiser von ihrer Allianz Vorteile, denn ebensowenig, wie das Bündnis gegen die Spannungen in der englischen Kirche wirkte, ließ sich das Schisma auf diese Weise

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beilegen. Schon im Sommer 1165 wagte Alexander III. die Rückkehr aus Frankreich nach Rom. Im übrigen mochte Heinrich II. gezögert haben, seine 1165 wohl erst neunjährige Tochter sogleich nach Sachsen zu schicken, denn der dort bevorstehende Krieg mit ungewissem Ausgang bot Anlaß zur Vorsicht. Wie schwer und gefährlich der Konflikt war, zeigten die Anstrengungen des Kaisers, der seit dem Frühjahr 1168 zwischen Heinrich dem Löwen und dessen norddeutschen Gegnern einen Frieden vermitteln wollte, aber erst im Sommer 1170 nach ernsten Drohungen und Gefangennahme der hartnäckigsten Friedensbrecher Erfolg hatte.38 Friedrichs Bemühungen galten keineswegs nur dem Frieden im Reich, sondern dienten auch seiner englischen Allianz, zu deren Grundlagen die Heirat des Herzogs mit der Königstochter gehörte. Heinrich der Löwe war über den Status des Reichsfürsten hinaus ein wichtiger Faktor für die internationalen Beziehungen des Kaisers geworden und durfte deshalb seinen fürstlichen Konkurrenten nicht geopfert werden. Die Vorbereitungen zur Abreise Mathildes aus England begannen wahrscheinlich im Spätsommer 1167, als eine hochrangig zusammengesetzte Gesandtschaft Heinrichs des Löwen unter Führung des Grafen Gunzelin von Schwerin eintraf, um die Braut des Herzogs abzuholen. Weil das Rechnungsjahr des Exchequer jeweils zu Michaelis (29. September) begann, im folgenden Jahr an diesem Termin endete und Tagesdatierungen für die einzelnen Posten nicht verzeichnet wurden, läßt sich keine ganz genaue Chronologie der Abläufe darauf aufbauen, doch wissen wir immerhin, daß die Grafschaft Oxford mit den auf der Insel entstandenen Kosten für Reise und Aufenthalt Gunzelins und seiner Gefährten belastet wurde. Schon kurz zuvor hatte ein Gesandter Heinrichs des Löwen namens Simon seine Auslagen ersetzt bekommen und war auf Rechnung des Königs neu eingekleidet worden.39 Solche Kleidergaben gehörten zum höfischen Empfangszeremoniell, denn sie zeigten neben dem Reichtum des schenkenden Herrn die an seinem Hof üblichen kunsthandwerklichen Standards. Heinrich II. verfuhr dabei offensichtlich selektiv, denn außer Simon ließ er Gesandte des byzantinischen Kaisers und des schwedischen Königs einkleiden, nicht aber einen Gesandten des Königs von Ungarn,40 so daß wir den Vorgang durchaus als Beleg für die Wertschätzung nehmen dürfen, die er seinem künftigen Schwiegersohn zeigen wollte. In der zweiten Septemberhälfte reiste Mathilde mit großem Gefolge nach Sachsen ab, begleitet von Wilhelm von Quesnoy, Sheriff von Norfolk,

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Wilhelm von Aubigny, Graf von Arundel, dem Grafen von Striguil Richard fitz Gilbert von Clare genannt »Strongbow«, Reginald von Warenne, Graf von Surrey, und dem Grafen von Norfolk Wilhelm von Wormegay, allesamt Große vom engeren Hof Heinrichs II. und dem König seit dessen Anfängen verbunden.41 Wilhelm von Aubigny hatte sich als zweiter Gemahl Adelas von Löwen, der Witwe König Heinrichs I. von England, im Thronstreit zwischen König Stephan von Blois und Heinrichs I. Tochter Mathilde, der Mutter Heinrichs II., sofort auf deren Seite geschlagen und gehörte seit der Krönung Heinrichs II. zum König von England im Jahre 1154 zu dessen Kerngefolge. Auch Richard von Clare, ein mächtiger Mann im Grenzgebiet Englands gegen Wales auf den Burgen Striguil und Chepstow am Wye, war ein früher Parteigänger des Hauses Anjou-Plantagenêt und ist seit 1156 am Hof Heinrichs II. bezeugt. Im Jahre 1170 begann er auf eigene Faust mit großen Eroberungen in Irland, die der König wenig später anerkannte. Reginald von Warenne war ein Schwiegersohn Wilhelms von Wormegay und ist ebenfalls früh, seit 1157, am Königshof bezeugt; 1168 wurde er königlicher Richter und Baron am Exchequer für Mittel- und Südengland.42 Für die Reise wurden Schiffe bereitgestellt, drei davon in Shoreham (Sussex), und Southampton kam für ihre Ausrüstung auf. Mathilde selbst fuhr auf der esnecca des Königs, einem schnittig gebauten, schnellen Schiff mit etwa neunzig Mann Besatzung und dreißig Ruderbänken, das gewöhnlich mit fünfzehn Begleitbooten über den Kanal ging.43 Diese Flotte dürfte erhebliche Mengen baren Geldes transportiert haben. Weil die Mitgift als vorweggenommene Erbschaft galt, alle weiteren Ansprüche einer aus ihrem Familienverband entlassenen Tochter deshalb ausschloß und ihr Umfang sich nach Besitz, Leistungsfähigkeit und Ansehen des Brautvaters richtete, mußte Mathilde königlich, mithin entsprechend teuer bedacht werden. Zur Refinanzierung hat Heinrich II. deshalb erstmals vor Mathildes Hochzeit die dem König für solche Fälle zustehenden Hilfsgelder (auxilia) vom Krongut erhoben. Die dafür zahlungspflichtigen Inhaber von Ritterlehen leisteten die Abgabe vielfach ratenweise, so daß der Exchequer noch bis in die achtziger Jahre Restposten einzutreiben hatte, insgesamt 5102 £, die höchste der insgesamt fünf auxilia-Ausschreibungen Heinrichs II. Auch ein Teil der hohen Kosten »für die Reise der Königstochter, als sie nach Sachsen geschickt wurde« (ad passagium filie regis quando missa fuit in Saxoniam), mußte noch im folgenden Jahr abgerechnet werden, wobei auch die Schiffe der sächsischen Gesandten verbucht wurden.44

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Wir haben Vergleichszahlen, aus denen sich eine ungefähre Vorstellung vom Wert dieser Mitgift gewinnen läßt. Die Ausschreibung von 1167/68 war die höchste der insgesamt fünf auxilia-Forderungen Heinrichs II.; am nächsten kam ihr das 1177 aus Anlaß der Hochzeit von Mathildes Schwester Johanna mit König Wilhelm II. von Sizilien geäußerte Verlangen nach 4540 £. Seine Verlobung mit Mathilde, der Tochter König Heinrichs I. von England, hatte Kaiser Heinrich V. im Jahre 1110 zwischen 10 000 und 15 000 Mark Silber gebracht, eine Summe, die der englische König schon damals durch auxilia finanzierte. Sie entsprach 5000 oder 7500 £, wenn man, was in diesem Zusammenhang naheliegt, von der Kölner Mark ausgeht, die ein halbes Pfund (libra) wert war.45 Der Gewinn Heinrichs des Löwen erreichte diesen königlichen Standard nicht ganz,46 war aber bedeutend genug. Der Vermutung, daß Heinrich II. die erhaltenen Gelder nur zum geringen Teil für den offiziell genannten Zweck verwendet und statt dessen Soldtruppen im Krieg gegen Ludwig VII. damit bezahlt habe, ist mit guten Gründen widersprochen worden,47 so daß neben dem Zuwachs an Prestige der finanzielle Vorteil Heinrichs des Löwen aus der Heirat mit aines rîchen küniges barn, dem Kind eines reichen Königs,48 sehr hoch veranschlagt werden muß. Englisches Geld steckt in seinen Bauten und Stiftungen und erlaubte ihm die große Reise des Jahres 1172. Mathildes persönliche Ausstattung, die von zeitgenössischen Historiographen immer wieder in allgemeinen Wendungen gerühmt wird, sollte der beteiligten aristokratischen Öffentlichkeit das zivilisatorische Niveau des englischen Hofes eindrucksvoll vorführen, den Reichtum des Königs, die Leistungsfähigkeit des englischen Handwerks und die hochentwickelte ökonomische Infrastruktur des angevinischen Reiches. Aus den Pipe Rolls des Exchequer läßt sich das Ensemble dieser Gegenstände teilweise rekonstruieren, so daß auch wir eine konkrete Vorstellung davon erhalten. Danach brauchte man je zwanzig Säcke und Truhen, damit alles auf vierunddreißig Packtiere verladen und zu den Schiffen gebracht werden konnte: Gold, um Geschirr damit zu vergolden; sieben vergoldete, scharlachbezogene Sättel; zwölf Zobelpelze, zwei große Seidentücher, zwei seidene Wandteppiche, drei Bahnen spanischen Seidenstoffs (panni de Musce) und eine Decke aus samit, sechsfädig verarbeiteter, schwerer und glänzender Seide.49 Diese Artikel hatte Edward Blund zusammengestellt, ein kaufmännisch erfahrener Mann aus guter Londoner Familie, der als eine Art Generalmanager des Hofes königliche Bauvorhaben betreute, Luxusgüter einkaufte, Feste ausrichtete und logistische Probleme löste.50 Wertvolle Stoffe, Kleidung und Schmuck, Wein,

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Pelzwerk und Geschirr, Pferde und Schiffsausrüstungen wurden von Blund beschafft, der außer seiner vielerprobten Kennerschaft auch ein hohes Qualitätsbewußtsein gehabt haben muß, damit die Auswahl der Gegenstände den Ansprüchen einer international geprägten königlichen Hofgesellschaft und auch den vom König gezahlten Preisen gerecht wurde. Im Jahre 1170 organisierte Blund die Krönung Heinrichs des Jüngeren von der Bereitstellung des notwendigen Geldes über den Einkauf und Transport des Weins für das Fest bis hin zur Einkleidung der Königsfamilie; im Rechnungsjahr 1180/81 ließ er vorsorglich ein Schiff für Heinrich den Löwen ausstatten.51 Für die junge, noch kindhafte Mathilde bedeutete die Abreise in ein fremdes Land zur Hochzeit mit dem unbekannten, um vieles älteren Fürsten einen starken Einbruch in ihr gewohntes Leben. Die schon erwähnte Nachricht des Gervasius von Canterbury, daß ihre Mutter sie über den Kanal in die Normandie begleitet hat, ist sicherlich richtig, denn dergleichen war üblich, um den Abschied zu erleichtern; einen gewissen Übergang, langsames Ablösen von der vertrauten Umgebung und vorsichtiges Annähern an das Unbekannte boten die Herren der englischen Eskorte und Heinrichs des Löwen engster Vertrauter Gunzelin von Schwerin mit seinen Leuten, die Mathilde in England abgeholt hatten und sie nun in ihre neue Welt geleiteten. Die als Kern eines eigenen Hofes dauerhaft nach Sachsen abgeordnete englische Begleitung Mathildes kennen wir nicht, aber die Königstochter kam zweifellos nicht ohne das übliche persönliche Gefolge von Klerikern, Damen und Personal, hatte gewiß einen Beichtvater, dem sie sich in ihrer Sprache anvertrauen konnte, einen Arzt und vielleicht auch einen eigenen Koch. Dem Hof Heinrichs des Löwen reiste mithin eine Gruppe entgegen, die sich in dort herrschende Kreise mehr oder weniger schwer integrieren, von ihnen aber auch angenommen werden mußte. Die in aller Regel mit solchen Konstellationen einhergehende Auseinandersetzung der Braut mit ihren Schwiegereltern würde Mathilde zwar erspart bleiben, aber den ihr bestimmten, mehr als zwanzig Jahre älteren Gemahl hatte sie noch nie gesehen. Wie lange würden diese beiden, durch ganz verschiedene kulturelle Milieus und Erfahrungen geprägten Eheleute brauchen, um einander näherzukommen? Ihre gemeinsame Sprache dürfte das Französische des angevinischen Hofes gewesen sein, an dem Angelsächsisches als Brücke zum kontinentalen Sächsisch keinen Platz hatte; Mathildes Mutter Eleonore von Aquitanien brauchte zeitlebens einen Dolmetscher, um mit den einheimischen Bewohnern Englands zu sprechen. Weil es bis ins Spätmittelalter üb-

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lich war, die fremde Sprache erst am neuen Ort im anderen Land zu lernen,52 stand eine lange Übergangszeit für das wirkliche Einleben am Herzogshof bevor, zwangsläufig noch gedehnt durch das altersbedingte sechs- bis siebenjährige Warten auf Söhne, die Mathilde zur Welt bringen sollte; erst nach deren Geburt würde man die fremde Herrin wirklich als solche akzeptieren. Am 1. Februar 1168 heirateten Heinrich der Löwe und Mathilde im Dom zu Minden. Die Wahl des Ortes ist nirgendwo ausdrücklich begründet, dürfte sich aber aus dem Wunsch ergeben haben, als Schauplatz eine ansehnliche Bischofskirche im sicheren Herrschaftsbereich des Herzogs zu haben. Dann aber war nur Minden möglich, das die Billunger seit dem 11. Jahrhundert beherrscht und deren Position die Welfen geerbt hatten. Bei der Wahl des 1168 amtierenden Bischofs Werner war der Herzog vermutlich beteiligt gewesen. Im Jahre 1164 hatten beide eine gemeinsame Strafexpedition gegen Heinrich von Arnsberg unternommen, und der Mindener Dom konnte mit einem erst kurz zuvor, um 1150, vollständig erneuerten prächtigen Westwerk aufwarten.53 Bischof Hermann von Hildesheim dagegen stand im sächsischen Krieg auf seiten der Feinde des Herzogs, und in Verden liefen seit der Mitte des 12. Jahrhunderts umfangreiche Bauarbeiten, die erst zwischen 1180 und 1185 abgeschlossen wurden. Die Reaktion der Zeitgenossen entsprach dem repräsentativen Aufwand, mit dem diese Eheschließung schon im Vorfeld umgeben und bekanntgemacht worden war. Der dem englischen Hof eng verbundene und an dessen Geschicken lebhaft interessierte walisische Kleriker Giraldus Cambrensis stellte Heinrich den Löwen durch die Verbindung mit der Königstochter ranggleich neben die Könige Alfons VIII. von Kastilien und Wilhelm II. von Sizilien, während der adlige normannische Mönch Stephan von Rouen ihn strahlend von Waffen, Ländern, Reichtum und Ritterschaft sah, als Schwiegersohn des englischen Königs seinem Verwandten, dem Kaiser, ebenbürtig.54 Diese Verbindung mit der englischen Königstochter stärkte nicht nur das Bewußtsein des Herzogs von seinem königsgleichen Rang, sondern eröffnete auch Aussicht auf ein Ende der schweren und Heinrich den Löwen seit Jahren belastenden dynastischen Krise, die sich soeben zur Bedrohung für das welfische Gesamthaus ausgeweitet hatte. Am 12. September 1167 nämlich war Welf VII., einziger Sohn des damals zweiundsechzigjährigen Herzogs Welf VI., in Siena an den Folgen der Ruhrepidemie gestorben, die Anfang August vor Rom über das kaiserliche Heer gekommen war und vielen Familien des deutschen Adels den Erben genommen hatte. Von diesem Tag an

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hing die Fortexistenz der Familie einzig und allein von Heinrich dem Löwen ab, dem noch nicht wieder verheirateten Vater eines einzigen Kindes, seiner Tochter aus der geschiedenen Ehe mit Clementia von Zähringen. Die Gefahr sollte auch nach der Hochzeit noch mehrere Jahre fortbestehen, und als Mathilde fünfzehn- oder sechzehnjährig ihr erstes Kind zur Welt brachte, war es eine Tochter, die nach der kaiserlichen Großmutter den Namen Richenza erhielt. Wahrscheinlich schon ein Jahr später, 1173, kam dann der ersehnte Sohn, auf den Namen des Vaters getauft und später, seit 1195, Pfalzgraf bei Rhein; wohl wiederum nach einem Jahr, 1174 oder 1175, wurde ein weiterer Sohn geboren, der nach dem Großvater Lothar genannt wurde und dessen früher Tod im Jahre 1190 ihm keine Zeit für selbständiges Wirken lassen sollte, während sein 1177 geborener Bruder Otto, der ebenfalls einen sächsischen Kaisernamen erhielt, seit 1198 als König Otto IV., seit 1209 als Kaiser die vom Vater nie erlangten Kronen getragen hat. Im Jahre 1184 schließlich kam im englischen Exil Wilhelm zur Welt, der einen Namen aus dem anglonormannischen Königshaus bekam und als Stammvater des Hauses Braunschweig-Lüneburg die lange Reihe der späteren Welfen anführt. Den älteren Leitnamen Welf sucht man bei den Söhnen Heinrichs des Löwen vergebens, so daß die Ausrichtung auf sächsische Deszendenzen und Traditionen auch an jener Stelle deutlich wird, die für Selbstzuordnung und Selbstverständnis adliger Familien entscheidend war: bei der Namenwahl. Sachsen war eben nicht nur die reale Basis der Herrschaft Heinrichs des Löwen, sondern als ehrwürdigste Königslandschaft des deutschen Reiches auch Quelle einer neuen Familientradition mit zukunftsweisender, gleichsam programmatischer Ausrichtung geworden. Seit der Kaiserwürde Lothars von Süpplingenburg und dem Nachfolgestreben Heinrichs des Stolzen war die Erneuerung eines deutschen Königtums aus sächsischer Wurzel mehr als eine Wunschvorstellung. Noch im selben Jahr zeigte sich das große politische Gewicht der englischen Heirat des Herzogs für die Absichten Friedrichs I. Im Herbst 1168 führte Heinrich der Löwe eine kaiserliche Gesandtschaft, der auch die Erzbischöfe Philipp von Köln und Christian von Mainz angehörten, zu Heinrich II. nach Rouen, um über das Schisma zu verhandeln und in den Kämpfen des Königs mit Ludwig VII. zu vermitteln. Die Mission war insofern schwierig, als Friedrich Barbarossa inzwischen begriffen hatte, daß es Heinrich II. vor allem darum ging, Alexander III. von energischer Hilfe für Thomas Becket abzuhalten. Der Kaiser hatte deshalb neue Wege beschreiten müssen

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und sich in letzter Zeit so intensiv um den französischen König bemüht, daß Anhänger Alexanders III. schon im Juli 1168 mit einem Bündnisangebot rechneten, das Ludwigs VII. Schwager, Graf Heinrich von Troyes, vermitteln würde.55 Die Initiative Friedrichs gegenüber Heinrich II. mußte dadurch viel an politischer Substanz verlieren, so daß Heinrich der Löwe als Schwiegersohn des englischen Königs wenigstens an die persönlichen Bande erinnern sollte, die zwischen beiden Reichen geknüpft worden waren. Gleichzeitig erhielt der Herzog die willkommene Gelegenheit, seine eigenen Bindungen zu Heinrich II. zu vertiefen. Am 14. Oktober 1168 traf die Gesandtschaft in Cambrai ein und wurde dort festlich und äußerst ehrenvoll durch den Grafen Philipp von Flandern empfangen, der für den weiteren Weg durch seine Länder auch das Geleit übernahm. In Rouen begrüßte Heinrich II. den Herzog als Schwiegersohn, Gesandten und Reichsfürsten mit allen Ehren und überreichte ihm so wertvolle Geschenke, daß dafür eigens Geld aus England in die Normandie gebracht werden mußte. Bei dieser Gelegenheit sah Heinrich der Löwe die prächtig ausgemalte Königshalle in der Pfalz von Rouen.56 Als Sprecher des Kaisers bot er militärische Unterstützung gegen Ludwig VII. an, der nur als Erbe Hugo Capets, nicht aber Karls des Großen anzusehen sei, denn Karls Erbe sei niemand anderes als Friedrich I., der kraft dieser Würde dem englischen Thronfolger die französische Königswürde übertragen könne.57 Diesen Bericht Stephans von Rouen wird man nur dann als wenig glaubwürdig verwerfen, wenn man nichts von der bis ins späte Mittelalter virulenten Kapetingerkritik in Frankreich selbst und in Italien weiß, die den ersten kapetingischen König Hugo der Vernichtung des karolingischen Hauses im Jahre 987 beschuldigte und ihn der Usurpation des französischen Throns anklagte. Heinrich der Löwe hat diese Frage der karolingischen Deszendenz und Amtsnachfolge aufgeworfen, nachdem er den Grafen von Flandern kennengelernt und durch das Gebiet der Klöster Marchiennes und Anchin nahe Douai gereist war, in denen wenig später eine genealogisch-dynastische Konstruktion entwickelt wurde, mit deren Hilfe die karolingische Abstammung Elisabeths von Hennegau bewiesen werden sollte. Elisabeth war die Nichte des Grafen Philipp von Flandern und seit 1180 Gemahlin König Philipps II. von Frankreich; der französische Hof nutzte ihre Abstammungstradition für die berühmte Theorie vom Reditus regni Francorum ad stirpem Karoli, von der »Rückkehr des Frankenreichs zum Stamme Karls«, denn durch Elisabeth sei das Blut der Karolinger wieder in die kapetingische Königsfamilie eingeflossen.58

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Die Ermordung Thomas Beckets Als Heinrich II.sich vor seinem Hof erzürnt über Becket beklagte und sein Gefolge der Feigheit zieh, brachen vier seiner Ritter nach Canterbury auf und drangen in den erzbischöflichen Palast ein. Johann von Salisbury riet dem Erzbischof noch, die Männer nicht zu provozieren, dann verließ er ihn fluchtartig. Thomas ging mit wenigen Begleitern in die Kathedrale. Dort erschlugen ihn Reginald fitz Urse (kenntlich am Wappenbild des Bären – ursus – auf dem Schild), Hugh de Morville,William de Tracy und Richard le Breton nahe dem Altar des heiligen Benedikt. Die Verehrung des Märtyrers setzte unmittelbar nach der Tat ein; am 21. Februar 1173 sprach Papst Alexander III. Becket heilig. Sein Kult ist in Braunschweig früh nachweisbar.

Weil diese Legation keine greifbaren Ergebnisse hatte, verhandelte Erzbischof Philipp von Köln, wahrscheinlich im November 1168, für den Kaiser mit Ludwig VII. über dessen Frieden mit Heinrich II. und über ein Bündnis mit Friedrich I.59 Die Distanz zum englischen Hof wuchs, und der Bamberger Hoftag des Kaisers im Juni 1169 brachte mit der Wahl des fünfjährigen Kaisersohnes Heinrich zum deutschen König und Nachfolger seines Vaters eine Enttäuschung für Heinrich II., denn der 1165 mit seiner Tochter Eleonore verlobte mutmaßliche deutsche Thronfolger Friedrich als der Erstgeborene war übergangen worden.60 Wohl als Reaktion darauf verlobte Heinrich II. im Laufe des Jahres 1170 Eleonore mit dem jungen König Alfons VIII. von Kastilien, aber erst die Ermordung Thomas Beckets in der Kathedrale von Canterbury am 29. Dezember 1170 änderte alle Voraussetzungen der Beziehungen des Kaisers zu Heinrich II. grundlegend. Der König wurde sogleich als Auftraggeber denunziert und mit der Verantwortung für die ungeheuerliche

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Bluttat belastet; er war persönlich diskreditiert und kam als Bundesgenosse gegen Alexander III. nicht mehr in Frage.61 Während der Kaiser sich nun Ludwig VII. um so energischer näherte, folgte Heinrich der Löwe dieser Wendung nicht. Konnte man seine Beziehungen zu Heinrich II. bislang als festen Bestandteil der staufisch-angevinischen Allianz betrachten, so bekamen sie von nun an einen spezifischen und in vieler Hinsicht sehr persönlich bestimmten Akzent, emanzipiert von den Plänen des Kaisers.

Die Reise nach Jerusalem Als Schwiegersohn des mächtigsten europäischen Herrschers nächst dem Kaiser war Heinrich der Löwe in die Familie der Könige hineingewachsen. Schon viel früher, im 9. Jahrhundert, hatte die Welfin Judith Kaiser Ludwig den Frommen geheiratet, und seit der Ehe Welfs IV. mit Judith von Flandern glaubte die Familie, eine Königin von England unter ihren Vorfahren zu haben. Heinrich der Löwe sah sich längst königsgleich, weit über dem Niveau des deutschen Fürstentums, und mit einer nach Byzanz und ins Heilige Land ausgreifenden Reise hat er das aller Welt abermals vor Augen führen wollen. An sich waren Fürstenwallfahrten nichts Neues. Ein Mann wie Herzog Wilhelm V. von Aquitanien († 1030) hatte fast jedes Jahr einen solchen Zug unternommen, allerdings meist nach Rom, während immer mehr Fürsten, teilweise mit großem Gefolge, auch Jerusalem besuchten, so Graf Karl von Flandern (1127), Markgraf Konrad von Meißen (1145), Albrecht der Bär (1158) und Herzog Welf VI. (1167).62 Deshalb waren mittlerweile vergleichbare Standards für Anlage und Planung einer solchen Fahrt entstanden, die nicht ungefährlich war und umfassender Vorbereitung bedurfte. Vor allem brauchte der adlige Pilger viel mehr Geld, als für die Reisekosten nötig war, denn in Jerusalem hatte er Almosen zu geben und hohe, prestigeträchtige Stiftungen zu machen; er mußte daheim vorzeigbare Souvenirs erwerben, meist Reliquien, aber auch Schmuck, Stoffe, Gewänder, deren Qualität sein Ansehen mehren würde. Der auf weiten und gefährlichen Wegen von großen Zielen glücklich heimgekehrte Reisende sollte schließlich zum Objekt der Bewunderung werden, wobei Jerusalemfahrer besonders hohes Ansehen genossen, denn die meisten Pilger besuchten im 12. und 13. Jahrhundert nur Rom und Santiago de Compostela, Orte, die leichter und mit weniger Kostenaufwand

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erreichbar waren. Darüber hinaus aber barg eine Reise nach Jerusalem weitaus größere Gefahren, der Landweg über den Balkan und Konstantinopel noch mehr als die Schiffspassage von den süditalienischen Häfen Bari, Barletta oder Brindisi.63 Als Heinrich der Löwe im Laufe des Jahres 1171 seine Reise nach Konstantinopel und Jerusalem vorbereitete, waren die Voraussetzungen günstig wie nie, denn in Sachsen herrschte der vom Kaiser mehr oder weniger erzwungene Frieden, und zur Finanzierung konnte er neben seinen eigenen Einkünften Geld aus Mathildes Mitgift verwenden. Für die Zeit seiner Abwesenheit bestellte er Wichmann von Magdeburg zum Regenten Sachsens und setzte damit hohes Vertrauen in den Erzbischof, dessen Integrität nach zeitgenössischen Zeugnissen außer Frage stand. Als Häupter der gesamten Dienstmannschaft und zur besonderen Verfügung der Herzogin ordnete er mit Ekbert von Wolfenbüttel und Heinrich von Lüneburg zwei seiner erprobtesten Ministerialen ab. Schon Ekberts Vater Burchard, der zur süpplingenburgischen Ministerialität gehört hatte, ist zwischen 1144 und 1154 in der Umgebung Heinrichs des Löwen nachweisbar, 1154 folgte der Sohn ihm dort nach, während Heinrich seit 1162 als Stadtvogt von Lüneburg jenes alte billungische Zentrum verwaltete, das Mathilde vom Herzog als Morgengabe (dos) erhalten hatte.64 Wie sich hier deutlich zeigt, mußte der Herr über verläßliches Personal verfügen, wenn er für größere Unternehmungen abkömmlich sein wollte und ein gewisses Maß an Freiheit vom eigenen Land suchte. Ekbert von Wolfenbüttel scheint sich nicht bewährt zu haben, denn er ist später wegen Treulosigkeit hart bestraft und wie ein Knecht ausgepeitscht worden.65 Bevor der Herzog aufbrach, befahl er ein außergewöhnlich großes und vornehmes sächsisches Gefolge zu seiner Begleitung. Daraus kennen wir Bischof Konrad von Lübeck, die Äbte Heinrich von St. Aegidien zu Braunschweig und Berthold von St. Michael zu Lüneburg, seinen Notar Balduin, Kanoniker an St. Blasius zu Braunschweig, den Abodritenfürsten Pribislaw, dessen Sohn Borwin mit Heinrichs illegitimer Tochter Mathilde verheiratet war, die Grafen Gunzelin von Schwerin, Siegfried von Blankenburg, Sigebodo von Scharzfeld, Helger von Honstein, Bernhard von Ratzeburg und einen nicht näher bezeichneten Rudolf, ferner die Ministerialen Jordan von Blankenburg mit seinem Bruder Josarius und den Marschall Heinrich.66 Alle dürften ein eigenes Gefolge mitgebracht haben, aber nicht jeder von ihnen wird gern und freudig gekommen sein. Mancher wiederum, von dem wir nichts

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wissen, mag die Gelegenheit zu einer relativ sicheren Pilgerfahrt nach Jerusalem genutzt und sich freiwillig angeschlossen haben. Auf jeden Fall kam eine so beachtliche Truppe zusammen, daß sie weithin Aufmerksamkeit erregte und ein zeitgenössischer Beobachter im holländischen Kloster Egmond schreiben konnte, Heinrich habe nicht nur große Reichtümer, sondern sehr viele Ritter und Dienstleute bei sich gehabt. Die Kölner Königschronik spricht von ungefähr fünfhundert Rittern (milites), Arnold von Lübeck nennt tausendzweihundert Bewaffnete.67 Geht man von der Ritterzahl in der Kölner Königschronik aus und rechnet die Knappen als das nötige Hilfspersonal vorsichtig hinzu, so kommt man leicht auf tausendfünfhundert Mann, ein kleines Heer, das der Herzog mit sich führte. Weil es keine Berichte über den Transport von Streitrossen (dextriers) seines Gefolges nach Palästina gibt, läßt sich die Zahl der Pferde nicht abschätzen; wir wissen überhaupt nur von einem einzigen Schiff, das Heinrich den Löwen und seine engere Begleitung von Konstantinopel nach Akkon gebracht haben soll, so daß die Frage nach dem Verbleib der anderen sofort um die Frage nach den Absichten erweitert werden muß, die der Herzog bei seinem Unternehmen verfolgte. Programmatische Äußerungen dazu gibt es nicht, so daß sich Motive nur aus dem Verlauf des Zuges erschließen lassen. Offensichtlich aber war eine längere Unternehmung geplant, denn eine schon auf dem Marsch im Februar 1172 in Regensburg für das Stift St. Zeno zu Reichenhall nach dem Diktat des Notars Balduin ausgestellte herzogliche Urkunde ist »im ersten Jahr der peregrinatio Heinrichs, des äußerst ruhmvollen Herzogs von Bayern und Sachsen«, datiert; 68 Balduin erwartete also zumindest ein weiteres Jahr und dürfte das nicht auf Grund persönlicher Einschätzung getan haben; wenn er von peregrinatio sprach, so meinte er nicht zwangsläufig »Pilgerfahrt«, denn im Mittelalter sagte man peregrinatio auch dann, wenn wir von einem Kreuzzug sprechen.69 Einen relativ ausführlichen, aber keineswegs in jeder Hinsicht vertrauenswürdigen Reisebericht verdanken wir Arnold von Lübeck, der bis 1177 Mönch im Braunschweiger Aegidienkloster gewesen war und gegen 1210 als Abt des Johannisklosters in Lübeck schrieb. Seine Kenntnis bezog er wohl hauptsächlich aus den Erzählungen seines früheren Braunschweiger Abtes Heinrich, der nach seiner Rückkehr aus Palästina 1173 zum Bischof von Lübeck erhoben worden war, aber auch Berichte anderer mag er im Kopf gehabt haben.70 Arnold selbst war gewiß nicht mit auf der großen Reise, sonst würde er kaum so bescheiden davon geschwiegen haben. Auf jeden Fall hätte er anders erzählt und das Motiv einer frommen Pilgerfahrt des Herzogs, der

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»wegen seiner Sünden das Heilige Grab sehen wollte, um dort zum Herrn zu beten, wo dessen Füße gestanden hatten« (pro peccatis suis sanctum visere sepulcrum, ut adoraret Dominum in loco ubi steterunt pedes eius),71 weniger entschieden betont. Wenn er manche Vorgänge bis in Einzelheiten genau beschreibt, so ist das möglicherweise ein Reflex der Berichte seiner Gewährsleute, die ihre eigenen Eindrücke für besonders interessant hielten und immer wieder davon erzählt haben werden. Sein Zeitplan für die geschilderten Etappen (zwanzig Tage von Braunschweig nach Regensburg, etwa dreißig von Regensburg nach Gran und nur vierzig von Gran nach Konstantinopel) kann dagegen zumindest in den Proportionen nicht richtig sein, weil die Reisenden von Gran aus noch weit mehr als die Hälfte ihrer Gesamtstrecke vor sich hatten. Am 13. Januar 1172 soll Heinrich mit seiner Truppe von Braunschweig aufgebrochensein.Ein ungewöhnlich milder Winter begünstigte den Marsch, so daß man am 2. Februar das Fest Mariae Lichtmeß in Regensburg feiern und dort adlige bayerische Begleiter aufnehmen konnte, deren Namen wir allerdings nicht kennen. Von Regensburg aus führte der Weg nach Klosterneuburg, wo der Herzog seinen Stiefvater Heinrich Jasomirgott traf und das Grab der Mutter besuchte.72 Heinrich Jasomirgott geleitete den Zug nach Wien, und hier kaufte Heinrich der Löwe Schiffe, stattete sie reichlich mit Proviant aus und setzte die Reise mit seinem engeren Gefolge zu Schiff fort, während die anderen mit den Pferden den Landweg nehmen und jeden Abend an verabredeter Stelle mit den Schiffen zusammentreffen sollten, so daß der Zeitgewinn einer Schiffsreise donauabwärts entfiel. In Wien hatte sich Bischof Konrad von Worms angeschlossen, der als Gesandter Friedrich Barbarossas zu Kaiser Manuel I. Komnenos nach Konstantinopel unterwegs war. Der Bischof sollte Verhandlungen fortsetzen, die seit zwei Jahren mit dem Ziel geführt wurden, den oströmischen Kaiser von Alexander III. zu trennen; nun aber ging es im Kern darum, den Basileus von seinen Aktivitäten in Italien abzubringen. Vielleicht sollte Konrad von Worms auch die Kontakte Heinrichs des Löwen mit Manuel überwachen und Friedrich entsprechend informieren, denn immerhin war schon im Sommer 1164 eine byzantinische Gesandtschaft in Braunschweig gewesen. Heinrich Jasomirgott begleitete Heinrich den Löwen noch bis zur ungarischen Grenze bei Mesenburg, wahrscheinlich das heutige Modony/Wieselburg, wo ein Gesandter König Stephans III., des Schwiegersohns von Heinrich Jasomirgott, das weitere Geleit bis nach Gran übernahm. Als die Gesellschaft am 4. März ankam, erfuhr sie vom Tod König Stephans, der dort in der

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DIE REISE NACH JERUSALEM Ostsee

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Mittelmeer

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100 200 300 km

Nil

Alexandria 0

Die Reise Heinrichs des Löwen nach Konstantinopel und Jerusalem

Nacht zuvor gestorben war. Dem Bericht Arnolds zufolge rechnete Heinrich der Löwe jetzt mit Schwierigkeiten, weil er um das Geleit fürchten mußte, doch Bischof Konrad von Worms erreichte zusammen mit den Äbten Heinrich und Berthold eine entsprechende Zusage des Erzbischofs Lukas von Gran. Einige Tage verlief die Reise ohne Zwischenfälle, dann aber erlitt Heinrich der Löwe hinter der Einmündung der Drau in die Donau Schiffbruch. Gunzelin von Hagen und Jordan von Blankenburg retteten sich mit anderen schwimmend ans Ufer, während der Herzog von der Besatzung einer nahege-

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legenen Burg an Land gezogen wurde. Nach der Reparatur seines Schiffs wurde die Fahrt bis zur Grenze des byzantinischen Reichs bei Brandiz fortgesetzt, dem antiken Viminacium und heutigen Kostolac nordöstlich Smederevo in Serbien. Hier verließ man die Schiffe und nahm den Landweg durch den Bulgerewald, das Tal der Morava in Richtung Nisˇ . In dem extrem schwierigen Gelände brachen die Wagen immer wieder hinter den bald erschöpften Zugpferden zusammen und mußten mühselig wieder repariert werden, so daß sich in der angestrengten Truppe Unmut breitmachte, der den Herzog bewog, die Wagen aufzugeben und einigen Vorrat auf Pferde umladen zu lassen. Der größte Teil des bis hierhin mitgeführten Proviants blieb liegen. Endlich erreichte man Ravenelle, das antike Horreomargum, heute Cˇ uprija östlich von Kragujevac in Serbien. Ein byzantinischer Gesandter, der in dieser Gegend auf die Reisenden gewartet hatte, wollte die serbischen Bewohner zum Empfang des Herzogs veranlassen, wurde aber ohne Umschweife von ihnen davongejagt, so daß Heinrich der Löwe sich zu einer Machtdemonstration entschloß und mit seiner Truppe vor die Stadt rückte. Als ein letzter Versuch fehlschlug, durch Boten die friedliche Absicht zu erklären und um Geleit zu bitten, ließ Heinrich die Ritter kampfbereit machen und mit wehenden Bannern, dem üblichen Zeichen der Kampfbereitschaft,73 am Ort vorbeiziehen, um in einiger Entfernung ein befestigtes Lager aufzuschlagen. Wie erwartet, griffen die Serben während der folgenden Nacht in vier Abteilungen von verschiedenen Seiten her an. Der Marschall Heinrich sammelte die Ritter für den Fußkampf um das Banner des Herzogs, während die Knappen an einer anderen Stelle die Pferde bewachten. Bischof Konrad und die beiden Äbte hielten sich zu Heinrich dem Löwen, der in voller Rüstung bei der Fahne stand, während sich Gunzelin mit den besten Rittern vor einem brennenden Holzhaufen postiert hatte. Diesen beiden Abteilungen war nicht beizukommen, aber das Lager Bischof Konrads konnten die Serben erobern, wobei sie einen Ritter und zwei Knappen töteten. Zwanzig daraufhin abgeordnete gewappnete Ritter (milites loricati) vertrieben die Serben, deren Anführer durch ein Armbrustgeschoß ums Leben kam. Nach dieser Schlappe belauerten die Serben zwar das abziehende Heer, wagten aber keine weiteren Angriffe, so daß Heinrich der Löwe ohne Zwischenfälle bei Nicea (Nisˇ ) sicheres byzantinisches Gebiet erreichte. Nach ehrenvollem Empfang und Bewirtung im Auftrag des Basileus, der demnach von dem Herannahen des Herzogs wußte, ging es unter byzantinischem Geleitschutz über Philip-

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popel und Adrianopel zur Hauptstadt, die am Karfreitag, dem 14. April, endlich erreicht wurde. Vor den Mauern Konstantinopels feierte der Herzog Gottesdienste und schickte dann wertvolle Geschenke an Manuel, nämlich prächtig gesattelte und mit Roßbehängen versehene Pferde, Rüstungen, Schwerter, Gewänder aus Scharlach und feinem Leinen. Am Ostersonntag schließlich erwartete der Basileus den Herzog inmitten der geistlichen und weltlichen Großen seines Hofes. Manuel I. gehörte zu den bedeutendsten Herrschern des byzantinischen Reiches, zutiefst geprägt von der universalen Kaiseridee, ein tapferer und begabter Heerführer, visionärer Staatsmann und Freund theologischer Debatten, im Lebensstil westlich orientiert und zum Befremden konservativer Hofkreise Ausrichter von Turnieren, an denen er selbst zuweilen teilnahm. Weil Friedrich Barbarossa ebenfalls eine prononcierte Erneuerung des römischen Kaisergedankens betrieb, gestützt auf das neu entdeckte römische Kaiserrecht Justinians, hatte sich die alte Rivalität zwischen dem westlichen und dem östlichen Imperium erneuert und durch machtpolitische Konkurrenz sowohl in Italien wie im östlichen Mittelmeer an Schärfe zugenommen. Jahrelang hatte Manuel nach Verbündeten gegen Friedrich gesucht und Alexander III. sogar die Kirchenunion angeboten, falls der Papst ihn zum universalen Kaiser kröne, bis er im Sommer 1170 seine Haltung änderte und den Ausgleich suchte. Noch im selben Jahr war Erzbischof Christian von Mainz zu Verhandlungen nach Konstantinopel gegangen. Als Heinrich der Löwe den Basileus besuchte, dachte Manuel über ein Bündnis mit Friedrich Barbarossa nach, und der kaiserliche Sekretär Johannes Kinnamos berichtete später, der Herzog der Sachsen (Σαξ�νων ´ο δο�ξ) sei mit großem Gefolge nach Konstantinopel gekommen, um den König der Deutschen (το`ν ρη˜γα �λαμανω˜ν) mit dem byzantinischen Kaiser auszusöhnen.74 Es hieße Arnold von Lübeck unbillig überfordern, wenn wir von ihm einen genauen Bericht oder gar besondere Kenntnis der Topographie Konstantinopels und des byzantinischen Hofzeremoniells für Empfänge erwarten würden.75 Auf der Basis seiner Informationen konnte er nur sehr allgemein berichten, von einem großen und ummauerten Jagdhof (curia venationis) mit Prachtzelten erzählen, bei denen der Herzog empfangen und dann an der Seite des Kaisers durch eine schmale, purpurdekorierte Straße geführt worden sei, unter golddurchwirkten Seidenbahnen, zwischen denen goldene Ampeln und Leuchter hingen. Immerhin war nach dem Zeugnis eines byzantinischen Chronisten für die Einholung des Sultans von Iconium im Jahre

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1161 Ähnliches vorgesehen gewesen.76 Kaiser und Herzog seien dann zu einem goldenen Zelt (tentorium aureum) gegangen und von dort zu einer Kirche, wo der Kaiser auf seinem erhöhten Thron und der Herzog auf einem etwas niedrigeren in seiner Nähe Platz genommen habe. Danach sei in entspannter Atmosphäre und begleitet von heiterer Konversation ein Mittagsmahl eingenommen worden. Vergleicht man diese Erzählung mit dem Bericht Wilhelms von Tyrus über den Besuch König Amalrichs I. von Jerusalem bei Manuel im Jahre 1171, so kommt vielleicht Sinn in die trüben Vorstellungen Arnolds.77 Der König von Jerusalem wurde nämlich durch die Gärten des Großen Palastes in einen Raum geführt, bei dem es sich um das Chrysotriklinion gehandelt haben muß, den Goldenen Speisesaal, in dem seit dem 10. Jahrhundert die kaiserlichen Empfänge stattfanden. Die Apsis des Saals war mit einem großen Christus Pantokrator-Mosaik verziert und konnte durch einen Vorhang verschlossen werden, der auf silberner Stange lief. In dieser Apsis stand der Thron des Kaisers, eine Stufe tiefer der Sitz für den Gast. Der Vorhang wurde geschlossen und trennte Amalrich von seinem Gefolge, um sich erst nach der Unterredung wieder zu öffnen. Möglicherweise hat der nur aus zweiter Hand informierte Arnold Chrysotriklinion und Apsisvorhang zum »Goldenen Zelt« verbunden, so daß immerhin einiges für die Annahme spräche, daß Heinrich der Löwe auf dem Platz der Könige unter dem Christusmosaik gesessen hat.78 Am Nachmittag folgte in Gegenwart des Kaisers und Heinrichs des Löwen eine Disputation der Bischöfe Konrad von Worms und Konrad von Lübeck mit byzantinischen Gelehrten über die alte, den Westen vom Osten trennende Frage, ob der Heilige Geist nur vom Vater oder filioque, auch vom Sohn, ausgehe. Abt Heinrich von St. Aegidien habe eingegriffen und die Sache mit treffenden Zitaten aus dem Neuen Testament und Hinweisen auf die Kirchenlehrer Athanasius, Johannes Chrysostomus und Cyrillus zugunsten der westlichen Theologen entschieden. Auch hier würde man Arnold mit dem Anspruch auf Kenntnis des intellektuell hochstehenden Milieus am Hof Manuels überfordern, aber man fragt sich doch, an welche Leser er gedacht haben mag und wie sachkundig er selbst gewesen ist, denn die scholastische Methode hatte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts simple Argumentationstechniken dieser Art längst vergessen. Es ist schlechthin ausgeschlossen, daß der in Paris gebildete ehemalige Leiter der Hildesheimer Domschule und der Braunschweiger Stiftsschule St. Blasius, Abt Heinrich von St. Aegidien, vor seinem Herrn und dem aus aktuellen Motiven an der Theologie des

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Westens lebhaft interessierten, durch westliche Experten vorzüglich beratenen Manuel in dieser Form diskutiert hat. Arnold hat offensichtlich nur von der Tatsache einer theologischen Debatte gehört und anhand von Zitaten aus dem bekannten Sentenzenwerk des Petrus Lombardus einen Rekonstruktionsversuch gewagt.79 Als Kern der Information bleibt möglicherweise nur die Tatsache, daß Abt Heinrich der theologische Gewährsmann und Sprecher Heinrichs des Löwen gewesen ist und die Sentenzen des Petrus Lombardus († 1160) aus Paris nach Braunschweig und Lübeck gebracht hat. Auch über politische Verhandlungen und deren Inhalt wußte Arnold nichts. Ein byzantinischer Beobachter, der Sekretär Manuels I., Johannes Kinnamos, sah Heinrich den Löwen und nicht Bischof Konrad von Worms als den eigentlichen Gesandten Friedrichs I., berichtet aber nur, daß der Herzog nach Konstantinopel gekommen sei, um die beiden Kaiser zu versöhnen.80 Wie gespannt das Verhältnis Friedrich Barbarossas zu Manuel I. damals trotz der diplomatischen Aktivitäten immer noch war, zeigt seine Klage auf dem Wormser Hoftag am 26. März 1172, daß die Italiener und Alexander III. die Reichskrone den Byzantinern übertragen wollten.81 Bevor Heinrich der Löwe Konstantinopel verließ, schenkte die Kaiserin Maria ihm so viel Seidenstoff, daß er alle seine Ritter damit einkleiden konnte, dazu bekam jeder Ritter von ihr verschiedenfarbiges Pelzwerk und einen kleinen Zobelpelz. Mit einem starken und großen Schiff, das Manuel dem Herzog zur Verfügung stellte, ging die Reise weiter nach Akkon; wenn die Nachricht in dieser Form richtig ist, mußte der weitaus größte Teil von Heinrichs Gefolge in Konstantinopel zurückbleiben und wäre dann nur als Geleitschutz für den Landweg dorthin aufgeboten worden. In Akkon erwarb man Pferde, Maultiere und Esel für den Ritt nach Jerusalem, wohin Heinrichs Ankunft schon gemeldet worden war, denn Abordnungen der Templer und Johanniter erwarteten ihn vor den Mauern und geleiteten ihn in die Stadt zum Empfang durch den lateinischen Klerus. König Amalrich I. beherbergte den Herzog drei Tage lang in seinem Palast. Dem Heiligen Grab und der Kapelle des Heiligen Kreuzes in der Grabeskirche, deren seit etwa 1130 laufender Neubau zehn Jahre zuvor abgeschlossen worden war, stiftete Heinrich große Summen baren Geldes für Mosaiken und einen Silberbeschlag für das Portal; den Templern und Johannitern schenkte er Waffen und Geld zum Kauf von Dienstgütern für Soldritter. Verbindungen des Herzogs zu den beiden großen Ritterorden sind sicher, denn eine Urkunde über Heinrichs Stiftung dreier ewiger Lampen für die Grabes-

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Die Stiftung Heinrichs des Löwen für die Grabeskirche in Jerusalem

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Die Urkunde wurde offensichtlich zweimal ausgefertigt: Ein Exemplar blieb in Jerusalem, das andere (mit den drei Bleibullen statt des im Text angekündigten Siegels des Herzogs) nahm Heinrich als Beleg und Souvenir mit nach Braunschweig.

TEXT DER URKUNDE

»Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen. – Allen gegenwärtigen und künftigen Söhnen der heiligen Mutter Kirche sei bekannt, daß ich, Heinrich, von Gottes Gnaden Herzog von Bayern und Sachsen, vom Geist der Barmherzigkeit berührt und zur Vergebung aller meiner Sünden und derer meiner erlauchten Gemahlin, der Herzogin Mathilde, Tochter des erhabenen Königs der Engländer, auch der Nachkommen, die mir Gott in seiner Barmherzigkeit gab, und meiner ganzen Familie, befohlen und angeordnet habe, in der Auferstehungskirche drei Leuchter aufzustellen, die zur Ehre Gottes ständig brennen sollen. Von diesen Leuchtern soll einer vor dem berühmten Grab des Herrn brennen, der zweite am Ort des Kalvarienberges vor dem Leiden des Herrn, der dritte aber soll vor dem lebensspendenden Holz des heiligen Kreuzes aufgestellt werden. Zum Nachfüllen und zur dauerhaften Pflege dieses Werkes der Barmherzigkeit habe ich mit Erlaubnis des Königs von Jerusalem für fünfhundert Byzantiner Häuser des Michael Furbitor gekauft, die an der Mauer der Auferstehungskirche liegen. Diese Häuser bringen jährlich zwanzig Byzantiner Mieteinnahmen, und davon soll das Öl für die ewig brennenden Lampen gekauft werden. Sowohl der Herr Patriarch als auch der Konvent der heiligen Auferstehungskirche haben mir fest versprochen, daß aus dem Ertrag dieser Häuser für die erwähnten drei Lampen jährlich Öl gekauft wird, so daß sie Tag und Nacht brennen werden. Und damit das sowohl von ihnen als auch von ihren Nachfolgern unerschüttert befolgt und gehalten werde, habe ich diese Urkunde mit dem Eindruck des Siegels des Herrn Patriarchen, unseres Siegels und außerdem dessen der heiligen Auferstehungskirche versehen lassen. – Ich, A(malrich), Patriarch der Kirche der Auferstehung des Herrn, billige und lobe dieses Werk der Barmherzigkeit, und wenn ein Sohn der Mißgunst es künftig für ungültig erklären sollte, so sei er so lange in die Fessel des Banns geschlagen, bis er wieder zur Vernunft kommt. Allen aber, die es beachten, sei Friede und Barmherzigkeit durch unseren Herrn Jesus Christus, Amen. – Das ist im 1172. Jahr der Fleischwerdung des Herrn getan worden, als der ehrwürdige A(malrich) als Patriarch den Patriarchenthron innehatte und der erlauchte A(malrich) als fünfter König der Lateiner in Jerusalem regierte. Zeugen dieser Sache sind der Herr Patriarch A(malrich) und P(etrus), Prior der Kirche der Auferstehung des Herrn, der Subprior dieser Kirche und viele andere Kanoniker und Kleriker; von meinen Leuten aber Graf Gunzelin (von Schwerin), Graf Sigebodo (von Scharzfeld), Graf Helger (von Honstein), Graf Rudolf, Graf Bernhard (von Ratzeburg), Truchseß Jordan (von Blankenburg), sein Bruder Josarius und viele andere.« Bulle der Kanoniker der Grabeskirche

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Bulle des Patriarchen

Bulle des Königs von Jerusalem

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Grundriß der Grabeskirche in Jerusalem (Zustand des 12. Jahrhunderts) Über dem Grab Christi als Ort seiner Auferstehung (Anastasis) hatte Kaiser Konstantin († 337) einen ersten Kirchenbau errichtet, der im Jahre 614 von den Persern vernichtet wurde. Die noch im 7. Jahrhundert wieder aufgebaute Kirche zerstörte Sultan al-Hakim 1009, so daß der byzantinische Kaiser einen Neubau in Auftrag geben mußte, der um die Mitte des 11. Jahrhunderts abgeschlossen war und im 12. Jahrhundert nach dem Vorbild südfranzösischer Pilgerkirchen den liturgischen Bedürfnissen der Augustinerchorherren angepaßt wurde, die dort im Schutz des neuerrichteten lateinischen Patriarchats den Gottesdienst versahen. Die Leuchter Heinrichs des Löwen waren für das Heilige Grab (im Zentrum von A), den Ort der Kreuzigung (M) und die Kreuzauffindungskapelle (Zugang über P) bestimmt.

kirche, deren Öl von den Renten eigens von ihm in Jerusalem gekaufter Häuser bezahlt werden sollte, verfaßte ein Magister Lambert, der meist für die Johanniter gearbeitet hat.82 Wahrscheinlich hat der Herzog den Johannitern als Geschenk auch ein in Hildesheim angefertigtes Reliquiar mitgebracht, das sich heute im Museum des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats in Jerusalem befindet.83 Was Arnold im weiteren Verlauf seiner Erzählung über Heinrichs des Löwen Besuch der heiligen Stätten sagt, entspricht konventionellen Pilger-

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programmen und ist deshalb nicht nachprüfbar: Im Tal Josaphat sei er gewesen, auf dem Ölberg, in Bethlehem und Nazareth. In die unsichere Grenzregion des Jordantals hätten ihn die Templer geleitet, und auch die Quarantana habe er in Gesellschaft des schon sehr erschöpften Abtes Heinrich bestiegen, den Berg der Versuchung Christi nach vierzigtägigem Fasten; auf dem Gipfel hatten die Templer eine Burg an der Stelle, wo einst die Festung der Makkabäer gestanden hatte. Über Einzelheiten wußte Arnold nichts zu berichten, und deshalb gibt es keine sichere Erklärung für das seltsame Ende der Palästinareise. In Akkon nämlich trennte sich Heinrich der Löwe abrupt von seiner Begleitung und ließ selbst den erkrankten Bischof Konrad von Lübeck zurück, der am 17. Juli 1172 in Tyrus starb. Dort sorgte Gunzelin von Schwerin für die Beisetzung, während Heinrich unter starkem Geleitschutz der Templer nach Antiochia eilte und von dort aus auf dem Seeweg Tarsus erreichte. Wenn die aufwendig vorbereitete, teure, mühe- und gefahrvolle Reise ins Heilige Land viel früher als vorgesehen und offensichtlich so schnell entschlossen abgebrochen wurde, daß selbst engste Vertraute zurückgelassen wurden, müssen wichtige Gründe für einen längeren Aufenthalt in Palästina plötzlich entfallen sein. Offensichtlich war das höchste Ziel, die Bewährung als vorbildlich christlicher Ritter im Heidenkampf, unerreichbar, und damit zerstoben Hoffnungen, die nicht nur aus dem Bedürfnis nach fürstlicher Repräsentation, sondern auch aus persönlicher Frömmigkeit gehegt worden waren. Längst hatte sich die Substanz des Kreuzzugsgedankens, die Befreiung des Heiligen Grabes und der heiligen Stätten Palästinas, zur allgemeinen Aufforderung an die christliche Ritterschaft erweitert, den Willen Gottes im Kampf für Christenheit und Kirche zu vollstrecken;84 damit aber bot ritterliches Leben jetzt auch dem Laien eine Möglichkeit zur Selbstheiligung wie bisher nur den Mönchen: Wenn Ritter recht kämpfen, werden sie über die übrige Laienwelt hinausgehoben, »in Lebensführung und Verhaltensweise nicht Ritter, sondern Mönche« (vita et conversatione non milites, sed monachi).85 Für Heinrich den Löwen mußte sich eine Reise nach Jerusalem deshalb fast zwangsläufig mit der Aufgabe verbinden, am würdigsten Schauplatz christlicher Ritterschaft entsprechend aufzutreten, zumal Hilfe aus dem Westen im Heiligen Land immer erwartet wurde.86 Militärisches Gefolge, Waffengaben und Dienstgutstiftungen für die Ritterorden lassen die Vermutung nicht abwegig erscheinen, daß der Herzog nach Art der späteren Preußenreisen des westeuropäischen Adels einen Feldzug gegen die Muslime führen wollte,

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aber durch die im Heiligen Land entscheidenden christlichen Großen daran gehindert wurde. Jedenfalls meinte Heinrichs Zeitgenosse Robert von Torigny, Abt des Klosters auf dem Mont-Saint-Michel vor der normannischen Küste, die Vollendung schon begonnener Aktivitäten Heinrichs des Löwen im Heiligen Land sei am Widerstand König Amalrichs und der Templer gescheitert.87 Das klingt höchst plausibel, denn von außen provozierte kriegerische Vorstöße mußten die äußerst kritische Lage des Königreichs Jerusalem zur Unzeit empfindlich verschärfen. Schon 1169 hatte der Aufstieg Saladins zum Herrscher Ägyptens begonnen und vergebliche Hilfsgesuche Amalrichs an Alexander III., Ludwig VII. und Heinrich II. ausgelöst; im folgenden Jahr steigerten sich die Angriffe Nu–raddı–ns, der nach seiner Eroberung der Grafschaft Edessa die Vorherrschaft in Syrien erlangt hatte. Das byzantinische Reich blieb die letzte Hoffnung Amalrichs, der 1171 mit Kaiser Manuel einen Vertrag zur gemeinsamen Eroberung Ägyptens geschlossen hatte.88 Deshalb durfte der Gast sich nicht als Heidenkämpfer erweisen und reiste enttäuscht ab. Ein bewaffnetes Kommando Kiliç Arslans II., des seldschukischen Sultans von Iconium, geleitete Heinrich den Löwen vom byzantinischen Tarsus über das Taurusgebirge und durch wüstes Land nach Akserai, wo der Sultan ihn angeblich wie einen Verwandten empfing und von sich behauptete, eine deutsche Frau unter seinen Vorfahren zu haben. Kiliç Arslan konkurrierte mit dem byzantinischen Reich, dem Emir von Aleppo und dem anatolischen Reich der Danisˇ meliden und strebte ein Bündnis mit Friedrich I. an, der daran durchaus interessiert war, um seinen geplanten fünften Italienzug von byzantinischen Eingriffen in Italien zu entlasten. Wahrscheinlich hat Heinrich der Löwe hier vermittelnd wirken sollen, denn der Sultan schenkte ihm unter anderem einen Mantel und eine Tunika aus so wertvoller Seide, daß der Herzog später Paramente daraus anfertigen ließ. Unter tausendachthundert ihm vorgeführten Pferden sollte Heinrich auswählen und forderte daraufhin seine Ritter auf, sich jeder eines zu nehmen; er selbst erhielt dreißig Pferde mit silbernem Zaumzeug und Sätteln aus edlem Stoff und Elfenbein, sechs Zelte aus Filz mit ebenso vielen Kamelen zum Transport und ihren Treibern, schließlich zwei Jagdleoparden, die zum Sitzen auf Pferden abgerichtet waren, und die entsprechenden Fachleute zu ihrer Pflege. Wenn alle diese Tiere den Weitermarsch nach Braunschweig überlebt haben sollten, darf man sich für Heinrich den Löwen eine ebenso staunenswerte Entrée in seinen Ländern vorstellen, wie sie Friedrich II. im Jahre 1235 in Deutschland hatte, »in großer

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Pracht, und es folgten ihm die vielen Wagen mit Gold und Silber, Batist und Purpur, Edelsteinen und kostbaren Geräten, mit vielen Kamelen und Dromedaren. Viele Sarazenen und Äthiopier, die verschiedene Künste beherrschten, mit Affen und Leoparden bewachten sein Geld und seine Schätze.«89 Vielleicht ist aus den Leoparden der Löwe geworden, den der Herzog nach späterer Sage aus dem Orient mitgebracht haben soll. Vor dem Abschied habe Heinrich noch versucht, den Sultan in ein Religionsgespräch zu verwickeln – das zweite dieser Art auf seiner Reise! –, doch sei Kiliç Arslan höflich ausgewichen, obwohl von ihm behauptet wurde, er habe nicht nur eine christliche Mutter gehabt, sondern auch dem Papst durch Gesandte mitgeteilt, daß er heimlich ein Christ sei, worauf Alexander III. ein katechetisches Schreiben an ihn gerichtet habe.90 Im Westen kam immerhin die Nachricht an, daß ein muslimischer Fürst auf Intervention des Herzogs alle seine christlichen Gefangenen freigelassen habe.91 Auf dem Landweg erreichte der Herzog über Iconium (Konya) Konstantinopel, wo die Ritter seines Gefolges ihre bei der Abreise zurückgelassenen Pferde wieder an sich nahmen. Manuel I. hielt sich außerhalb seiner Hauptstadt auf und empfing den Herzog für mehrere Tage als seinen Gast. Als er ihn aber byzantinischem Bündnisbrauch entsprechend reich beschenken wollte und vierzehn mit Gold, Silber und seidenen Gewändern beladene Maultiere vorführen ließ, entzog sich Heinrich der Löwe dieser Verpflichtung und nahm nur Reliquien, um die er wohl schon bei seinem ersten Aufenthalt in Konstantinopel gebeten hatte. Möglicherweise wollte Arnold seinen verehrten Helden mit diesem Bericht von dem später verbreiteten Vorwurf entlasten, Heinrich sei in Konstantinopel korrumpiert worden und habe mit dem Basileus gegen Friedrich Barbarossa konspiriert.92 Auf der wohlbekannten Strecke über Nisˇ reiste der Herzog durch Ungarn weiter nach Augsburg. Dort beging Friedrich Barbarossa inmitten eines Hoftages das Weihnachtsfest 93 und erhielt einen Bericht, bevor Heinrich der Löwe sich nordwärts wandte und Anfang Januar wieder in Braunschweig eintraf. Außer Bischof Konrad von Lübeck war Abt Berthold von St. Michael in Palästina gestorben, und für die Grafen Siegfried von Blankenburg und Sigebodo von Scharzfeld ist die Reise ins Heilige Land die letzte Lebensnachricht, ebenso für Marschall Heinrich, den Befehlshaber im Abwehrkampf bei Ravenelle.

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Zentrum und Peripherie Vorzeichen eines kommenden Konflikts zwischen Kaiser und Herzog sind in dieser Zeit nicht zu erkennen. Friedrich hatte Heinrichs Frieden mit den sächsischen Großen vermittelt und ihm damit die Möglichkeit verschafft, das Land für seine große Reise nach Konstantinopel und Jerusalem zu verlassen. Obwohl es auch dabei keine Hinweise auf illoyales Verhalten gibt, wäre es doch wenig realistisch, gegenseitiges Mißtrauen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen auszuschließen, eine wachsende Distanz des Herzogs zum Königshof als der zentralen Institution des Reiches zu übersehen und Heinrichs Abwesenheit bei großen Unternehmungen Friedrich Barbarossas geringzuschätzen. Weil Heinrich der Löwe das ganze Jahr 1172 nicht in Deutschland war, konnte er auf dem Wormser Hoftag des Kaisers am 26. März nicht am Beschluß über die für 1174 geplante fünfte Reichsheerfahrt nach Italien mitwirken,94 doch hatte er sich schon am dritten Italienzug des Kaisers nicht beteiligt, anders als Herzog Welf VII., Pfalzgraf Otto von Wittelsbach und Burggraf Burchard von Magdeburg, anders auch als Bischof Hermann von Verden, Abt Hermann von Hersfeld und die gewählten – aber noch nicht geweihten – Erzbischöfe Rainald von Köln und Konrad von Mainz, die im Oktober 1163 allesamt mit eigenen Aufgeboten den Brenner überschritten.95 Und als der Kaiser Ende Oktober oder Anfang November 1166 zusammen mit Erzbischof Christian von Mainz, den Bischöfen Daniel von Prag, Gero von Halberstadt und Udo von Naumburg, Abt Hermann von Fulda, den Herzögen Friedrich von Rothenburg und Welf VII. sowie Graf Berengar von Sulzbach ein großes Heer zu seinem vierten Italienzug durch das Tal von Trient führte, fehlte Heinrich der Löwe abermals.96 Gern wird darauf hingewiesen, daß er rechtlich nicht verpflichtet gewesen sei, dem kaiserlichen Vetter mit eigenen Truppen beizustehen, doch dieses Argument gilt nichts in einer Gesellschaft, die alles Verhalten auf Ehre und Loyalität, Absprache und Mitsprache gründete. Auch Friedrich Barbarossa war keineswegs verpflichtet gewesen, Heinrich dem Löwen das Winzenburger Erbe zu bestätigen, ihm die Kirchenhoheit nördlich der Elbe zu übertragen oder dessen sächsische Gegner zu befrieden. Der entscheidende Maßstab für Handeln und Verhalten ergab sich aus dem Willen eines Fürsten, am Leben und an der Entwicklung des Reiches beteiligt zu sein; das aber setzte persönliche Anwesenheit voraus. Wer fehlte, wenn die großen Vorhaben entwickelt, modifiziert oder verworfen wurden,

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konnte nicht zustimmen oder widersprechen und sollte sich vergewissert haben, ob er einem vitalen Zentrum der Macht fernbleiben durfte, ohne selbst Schaden zu nehmen. Vieles spricht dafür, daß Heinrich der Löwe in diesen Jahren den italienischen Hof des Kaisers nicht als ein solches Zentrum angesehen und für sich andere Prioritäten gesetzt hat. Auf seinem vierten Italienzug hatte der Kaiser seit November 1166 die oppositionellen lombardischen Städte Brescia, Tortona und Parma unterworfen, Bologna, Faenza und Imola zur Geiselstellung und zu hohen Zahlungen gezwungen, während seine auf Rom vorausgeschickten Truppen in Mittelitalien große Beute gemacht und das römische Umland verwüstet hatten. In dieser Lage formierte sich organisierter Widerstand, der am 1. Dezember 1167 durch den beschworenen Zusammenschluß aller größeren Städte mit Ausnahme Pavias zur Lega Lombarda führte, zum Lombardischen Städtebund gegen den Kaiser. Im Juli traf Friedrich I. vor Rom ein, das die Erzbischöfe Rainald von Köln und Christian von Mainz seit Ende Mai belagerten, und er griff außer der Engelsburg auch Sankt Peter an, wobei nicht nur die dem Petersdom vorgelagerte Kirche Santa Maria in Turri mit ihrer wertvollen Ausstattung in Flammen aufging, sondern auch das Atrium der Peterskirche selbst. Alexander III. gelang die Flucht nach Benevent. Die Umstände bei der Eroberung der Stadt, besonders die Zerstörung der Kirchen, erregten auch bei deutschen Beobachtern Kritik, nachdem in Italien schon die Zerstörung Mailands das antike Schlagwort vom furor Teutonicus wiederbelebt hatte. Auf der Rückreise von einer Pilgerfahrt nach Jerusalem traf Herzog Welf VI. vor Rom mit Friedrich zusammen, und »als er die abscheulichen Verbrechen des Kaisers sah, verfluchte er diesen und sein ganzes Heer«.97 Wie ein göttliches Strafgericht erschien deshalb die am 2. August 1167 im Lager Friedrichs ausbrechende Ruhrepidemie, die in den folgenden Wochen sehr viele Todesopfer forderte, darunter Erzbischof Rainald von Köln, die Bischöfe von Augsburg, Lüttich, Prag, Regensburg, Speyer und Verden, die Herzöge Friedrich von Schwaben – Heinrichs des Löwen Schwiegersohn –, Welf VII. und Theobald von Böhmen, dazu viele Grafen und Edelfreie, mit einschneidenden dynastischen Folgen für die Familien des Laienadels, denn vielfach starben die Erbsöhne, im Falle Welfs VII. der einzige.98 In Eilmärschen rettete sich der Kaiser nach Norden, verlor aber auf dem Weg durch die Toskana nochmals mehr als zweitausend Mann durch die Krankheit. Als er Anfang 1168 nach Deutschland zurückkehrte, hatte er seine für Italien gesteckten Ziele nicht erreicht, denn die Reichsgewalt blieb dort angefochten

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und labil, gegenüber Alexander III. war die kaiserliche Position sogar schwächer geworden. Langsam begann sich das Scheitern der gesamten italienischen Pläne Friedrichs abzuzeichnen. Noch leitete er daraus keinen Vorwurf gegen Heinrich den Löwen ab, sondern bemühte sich aus den schon erwähnten Gründen sogleich um die Befriedung Sachsens zugunsten des Herzogs. Gleichzeitig aber begann Friedrich nun systematisch, die Güter erbenloser Herren zu erwerben, in erster Linie die seines verstorbenen Vetters Herzog Friedrich von Schwaben, aber auch andere schwäbische Güter sicherte er sich durch Erbverträge und trat damit im Gebiet des Bodensees in direkte Konkurrenz zu den Welfen. Indem er zwischen 1167 und 1180 das Gebiet der Grafen von Pfullendorf zwischen Bodensee und Oberlauf der Donau Zug um Zug übernahm, machte er Schwaben endgültig zum staufischen Hausmachtgebiet, innerhalb dessen die welfischen Eigengüter wie Fremdkörper und gleichsam natürliches Ziel staufischen Erwerbsstrebens wirkten. Der größte Teil dieses welfischen Hausgutes war zwar an Welf VI. gefallen, dem Friedrich seit langem verbunden war, Heinrich der Löwe hat jedoch die süddeutschen Eigengüter nie aus den Augen verloren. Es gab allerdings eine komplizierte Verschränkung seiner Rechte mit denen seines Onkels Welf VI., so daß Heinrichs Besitz östlich des Bodensees, das patrimonium Altorfensium, eine ständige Quelle allmählich wachsender Spannung zwischen den Verwandten blieb.99 Heinrich der Löwe dürfte nicht vergessen haben, daß Welf nach dem Tod Heinrichs des Stolzen die eigene Position zum Nachteil seines damals minderjährigen Neffen gefestigt hatte. Sechsmal ist Heinrich der Löwe zwischen 1147 und 1171 in Schwaben gewesen; er war Vogt der Reichsabtei Reichenau und verfügte über schwäbische Ministerialen, die er 1171 in Ober-Theuringen demonstrativ um sich versammelte, zusammen mit einem großen Kreis schwäbischer Grafen und Edelfreier.100 Auch an Heinrichs Braunschweiger Hof gab es Schwaben: den Kapellan und Notar Gerold, Kanoniker von St. Blasius in Braunschweig und Leiter der Stiftsschule, bis er 1154 oder 1155 Bischof von Oldenburg/Lübeck wurde; den Kapellan Konrad, Abt von Riddagshausen und 1164 Nachfolger seines Bruders Gerold im Lübecker Bistum, 1172 als Reisebegleiter Heinrichs des Löwen in Tyrus gestorben; einen weiteren Kapellan Konrad mit dem ausdrücklichen Beinamen Suevus, »der Schwabe«. Gewiß war Sachsen für Heinrich den Löwen ungleich wichtiger als Süddeutschland,101 aber seit dem Tod des jungen Welf VII. im Jahre 1167 konnte jeder den schwäbischen Erbfall absehen, und Heinrichs Anspruch wurde zur akuten Gefahr für die Staufer als Landesherren in Schwaben wie auch für Kai-

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ser und Fürsten durch die drohende Steigerung seiner schon jetzt übermächtigen Stellung. Zwar kam auch der Kaiser als Erbe Welfs VI. in Frage, denn er gehörte durch seine Mutter Judith zur Familie, aber aufs Ganze gesehen waren Ansehen und Stellung Heinrichs des Löwen im Schwäbischen offenbar wesentlich stärker, als oftmals behauptet, so daß der welfische Anhang sich dort schon auf ihn als »unseren Herrn« (dominus noster) einstellte. Die Historia Welforum, bald nach dem Tod Welfs VII. in Oberschwaben verfaßt, nannte ihn jedenfalls so, als sie von Friedrich Barbarossas Ulmer Hoftag und dem Ende der großen Tübinger Fehde im März 1166 berichtete. Diese Welfengeschichte ist offensichtlich ein Zeugnis des Übergangs, der Abwendung von Welf VI. und einer neuen Orientierung auf Heinrich den Löwen. Der Autor sprach für alle, die nicht unter staufische Herrschaft kommen wollten.102 Als am Ende doch nicht Heinrich, sondern Friedrich das Erbe übernahm, fand man sich auch im welfischen Hauskloster Weingarten resigniert mit der neuen Lage ab und setzte zwischen 1185 und 1195 das Bild des Kaisers mit seinen Söhnen vor den Text der Historia Welforum.103 Wohl 1173/74 hat Welf VI. dem Kaiser gegen eine beträchtliche Ablösungszahlung seine italienischen Reichslehen zurückgegeben: das Fürstentum Sardinien, das Herzogtum Spoleto und die Mark Toskana.104 Heinrich der Löwe mußte diese Transaktion als Vorstufe zur Übertragung auch der schwäbischen Welfengüter an Friedrich Barbarossa fürchten und bemühte sich nun seinerseits bei Welf um einen Erbvertrag, der zwischen Pfingsten 1175 und Herbst 1176, dem letzten Aufenthalt des Herzogs in Bayern, auch zustande kam. Welf VI. zeigte sich bereit, die Güter noch vor seinem Tode dem Neffen zu übergeben, erwartete aber auch von ihm eine finanzielle Entschädigung. Hier bauten sich aus der Konkurrenz mit Friedrich Spannungen auf, die zwar nirgendwo deutlich dokumentiert sind, aber es dürfte kein Zufall sein, daß Heinrich der Löwe am 6. Juli 1174 zum letzen Mal in einem Diplom des Kaisers als Zeuge aufgetreten ist.105 Schon seit der Rückkehr des Herzogs aus dem Orient hatte seine Hofpräsenz weiter nachgelassen. Heinrich war Anfang Mai 1173 auf dem Hoftag des Kaisers in Goslar und hat ihn kurz darauf am 8. Juni in Frankfurt getroffen, danach im Januar 1174 in Nordhausen, am 21. Februar in Merseburg und am 3. März in Quedlinburg.106 Die Verhandlungen in Goslar dürften keine große Bedeutung gehabt haben, denn es ist nur die Tatsache des Hoftags als solche ohne alle weiteren Nachrichten überliefert, und auch über Anlaß und Verlauf des Treffens in Frankfurt gibt es keine detaillierten Zeugnisse. Es wäre aller-

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Das Bild des mit Bügelkrone, Reichsapfel und Zepter zwischen seinen Söhnen Heinrich VI. mit der Königskrone und Friedrich von Schwaben mit dem Herzogshut thronenden Kaisers in der Historia Welforum (oben) sollte die welfische Hausgeschichte nunmehr staufisch ausrichten. Noch deutlicher läßt sich das an der graphischen Darstellung der Welfengenealogie (linke Seite) erkennen, die ebenfalls im Kloster Weingarten entstanden ist: Unten mit dem ältesten Welfen (Welf primus) und Eticho beginnend,zeigt sie im Hauptstamm die Paare Beata/Heinrich, Ita/Rudolf, Imiza/Welf II., Azzo/Cuniza, Judith/Welf IV.,Wulfhild/Heinrich der Schwarze. Danach teilt sich die nach links geneigte Abfolge in das Doppelpaar Uta/Welf VI. und Gertrud/Heinrich der Stolze und bricht in der nächsten Generation mit Welf VII. und Heinrich dem Löwen ab. Heinrichs des Schwarzen Tochter Judith, mater Friderici imperatoris (»Mutter Kaiser Friedrichs«), ist in einem Medaillon dargestellt, das von einer seitlich nach rechts aus der Welfenreihe herauswachsenden kräftigen Ranke gebildet wird. Sie setzt sich in einem großen, die abknickende Welfenreihe gradlinig nach oben weiterführenden und überkrönenden Medaillon fort, das durch ein Bild Friedrich Barbarossas gefüllt werden sollte: Fortsetzung und Höhepunkt des vergehenden Welfenstammes.

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dings möglich, daß dort ebenso wie bei den sächsischen Begegnungen über den bevorstehenden Italienzug gesprochen worden ist, denn Friedrich war damals mit den Vorbereitungen beschäftigt. Näheres wissen wir nur vom großen Hoftag Friedrichs am 24. und 25. Juni 1174 in Regensburg, an dem fast alle deutschen Fürsten teilgenommen haben. Hier wurde über die Besetzung des Salzburger Erzbistums verhandelt und Propst Heinrich von Berchtesgaden als Nachfolger Erzbischof Adalberts inthronisiert, der wegen seines Bekenntnisses zu Alexander III. aus dem Amt entfernt worden war. Anschließend empfing Heinrich der Löwe seine Salzburger Kirchenlehen aus der Hand des neuen Erzbischofs, sah im Gefolge des Kaisers den Empfang byzantinischer Gesandter, die über die Verheiratung einer Tochter Manuels I. mit dem Sohn Friedrichs verhandeln sollten, und die freundliche Entlassung der Gesandten Saladins, zu dem damals gute Beziehungen bestanden.107 Sicherlich ist auch in Regensburg über den Italienzug beraten worden, und spätestens damals dürfte Heinrich der Löwe dem Kaiser mitgeteilt haben, daß er ihn nicht begleiten würde. Andere hingegen nahmen hohe Kosten auf sich, um mit starken Kräften teilnehmen zu können. Philipp von Heinsberg, der unter allen Kölner Erzbischöfen des 12. Jahrhunderts den Königshof am häufigsten aufgesucht hat, lieh im September 1174 von den Kölner Bürgern tausend Mark und von einem gewissen Gerard vor dem Hofe noch einmal sechshundert; für denselben Zweck verpfändete er gegen fünfzig Mark dem Zöllner Gerhard und dessen Frau Duricha ein Haus. Erzbischof Arnold von Trier brachte alle Kosten selbst auf und bewahrte dadurch Kirchen und Bürger des Erzstifts vor einer kaiserlichen Sondersteuer.108 Solche Investitionen mußten eines Tages refinanziert werden; sie sollten sich lohnen und geschahen deshalb im Hinblick auf späteren politischen wie materiellen Gewinn, der im Falle Philipps von Köln unvergleichlich viel höher ausfallen sollte als der Aufwand. Anfang September 1174 begann der fünfte Italienzug des Kaisers mit einem großen Heer aus deutschen und böhmischen Truppen, verstärkt durch flandrische Söldner. Der Lombardische Bund, von Hilfsgeldern aus Venedig unterstützt, hatte die Reichsverwaltung in Oberitalien nahezu lahmgelegt und feierte einen von den Zeitgenossen mehrfach gewürdigten Triumph, als Friedrich trotz intensiver Belagerung Alessandria nicht erobern konnte, die von den Lombarden provokant auf den Namen Alexanders III. gegründete neue Stadt. Von Ende Oktober bis April 1175 belagerte der Kaiser die noch nicht fertig ausgebaute und deshalb von den Deutschen als »Strohstadt«

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(palea) verspottete Anlage, aber trotz überlegener Truppenzahl und schwerer Belagerungsmaschinen behaupteten sich die Verteidiger. Am 12. April 1175 erlitt Friedrich eine schwere Niederlage gegen das Entsatzheer der Lombarden und mußte mit seinen Truppen abziehen. Ansehen, Autorität und Ehre des Kaisers waren offensichtlich verletzt; die politischen Folgen sollten zeigen, daß sich vor Alessandria der Zusammenbruch von Friedrichs Italienpolitik angebahnt hatte.109 Am Morgen des 14. April erreichten Vermittler die Zustimmung beider Seiten zur Bildung eines Schiedsgerichts zwischen dem Kaiser und den Lombarden. Die starke Stellung Philipps von Heinsberg am Hof zeigt sich daran, daß der Kaiser ihn zusammen mit einem Turiner und einem Paveser Bürger in die Verhandlungen schickte, die bei Montebello im Gebiet von Pavia stattfanden und sehr rasch, am 16. und 17. April, zu einer Vereinbarung (concordia) führten. Sie sah vor, daß jede Seite drei Personen für das Gericht stellen sollte, dessen Urteil bis Mitte Mai erwartet wurde. Nach den Vorstellungen der Lombarden durfte es allerdings nur dann zum endgültigen Frieden kommen, wenn Papst Alexander III. in den Vertrag einbezogen und damit vom Kaiser anerkannt würde. Zehn von Friedrich ausgewählte Bürger aus jeder Stadt des Bundes beschworen die Vereinbarung für die Lombarden, von kaiserlicher Seite leisteten Erzbischof Philipp von Köln, Pfalzgraf Konrad bei Rhein – der Halbbruder des Kaisers –, Graf Humbert von Savoyen, Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, Markgraf Heinrich Guercio von Vasto und der Kanzler Gottfried von Spitzenberg-Helfenstein den Eid. Daraufhin entließ Friedrich einen Teil seines Heeres und begann von Pavia aus durch Gesandte Verhandlungen mit der römischen Kurie, die aber im Juni scheiterten, so daß die Lombarden den Krieg von neuem aufleben ließen.110 Während der Kaiser in Italien einen Frieden suchte, der nicht auf das Scheitern seines Kampfes gegen Alexander III. und für eine starke Reichsgewalt in Oberitalien hinauslaufen mußte, griff Heinrich der Löwe zugunsten Ludwigs von Thüringen in dessen Kämpfe um die Grafschaft Weimar ein, die der Landgraf seit dem Tod Albrechts des Bären im Jahre 1170 für sich beansprucht hatte. Mit einem starken Heer überschritt der Herzog die Bode und zerstörte Gröningen in der Nähe von Halberstadt, verwüstete das Umland und eroberte das stark befestigte Aschersleben. Das war ein politisch signifikantes Ereignis, denn die Familie Albrechts des Bären leitete von dieser Burg Ascania ihren Namen »Askanier« her und hatte diesen Zentralort der Dynastie mittlerweile zum oppidum famosum, zur »berühmten Stadt«, ausgebaut.111

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Chiavenna Obwohl der in Italien verbliebene Rest seiner Truppen deutlich überfordert war, begann der Kaiser im November 1175 im Gebiet von Pavia und bei Alessandria neue Kämpfe, weil er von den bislang erfolglosen Friedensverhandlungen enttäuscht war. Ende November schickte er den Kölner Erzbischof und andere Gesandte nach Deutschland, um ein neues Heer aufzustellen, mit dem er noch einmal die militärische Entscheidung suchen wollte. Alle sächsischen Fürsten, so heißt es, seien dem Ruf gefolgt, nur Heinrich der Löwe habe sich verweigert und sei daraufhin vom Kaiser zu einer persönlichen Unterredung nach Chiavenna gebeten worden.112 Das Städtchen mit heutzutage gut siebentausend Einwohnern liegt am Südwesthang des Bergell nördlich des Comer Sees und war schon immer der »Schlüssel« (chiave) für die Straße vom Splügen- zum Majolapaß, ein guter Treffpunkt für Anreisende von Norden durch das Rheintal und von Süden zu Schiff über den Comer See. Die dort lokalisierte Begegnung zwischen Kaiser und Herzog gehört zu den bekanntesten Episoden der deutschen Geschichte des Mittelalters, obwohl kein zeitgenössischer Chronist von ihr erzählt hat und die Nachrichten erst unmittelbar nach dem Tod Heinrichs des Löwen einsetzen. Deshalb hat man zeitweise sogar an der Tatsache des Treffens selbst gezweifelt, zumindest aber die Ortsangabe in Frage gestellt und Berichte vom dramatischen Verlauf der Unterredung als anekdotische Aufbereitung abtun wollen. In der Tat sind die Voraussetzungen für ein fundiertes historisches Urteil komplizierter, als es zunächst scheinen könnte.113 »Als der Kaiser gegen Italien übergroße Kriegsmühen mit allzu vielen Toten unter seinen Leuten auf sich nahm, über die Maßen besorgt und bedrängt, wandte er sich mehrmals um Hilfe an seinen Getreuen und Verwandten Heinrich, den mächtigen Sachsenherzog, einen harten und trotzigen Mann, über dessen Reichtümer und Macht alle, die davon hörten, erstaunt waren. Weil dieser ihm die Hilfe verweigerte, warf sich der Kaiser ihm zu Füßen und ging damit über das schuldige Maß hinaus. Aber dieser blieb hartnäckig bei seiner Weigerung und hielt es nicht für nötig, seinen Herrn zu erhören und den zu seinen Füßen Liegenden aufzuheben.«114 So schreibt im Jahre 1196 Gislebert von Mons, Kanzler des Grafen Balduin V. von Hennegau und mehrfach mit politischen Missionen sowohl zu Friedrich Barbarossa als auch zu Heinrich VI. betraut, ein außergewöhnlich gut unterrichteter Mann. Der nächste Bericht stammt von einem anonymen Verfasser, sehr wahr-

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scheinlich Propst Friedrich von St. Thomas in Straßburg, Pfarrer in Colmar und Kapellan Kaiser Heinrichs VI., der zwischen 1195 und 1200 an seinem historiographischen Werk arbeitete. Er gilt als zuverlässiger Berichterstatter und ausgezeichneter Kenner der Reichsgeschichte, die er aus genauer persönlicher Kenntnis des Kaiserhofs schilderte und dabei die sehr gut ausgestattete Bibliothek des Augustinerchorherrenstifts Marbach nahe Colmar benutzen konnte, eines bedeutenden intellektuellen Zentrums mit weiten internationalen Kontakten: »Der Kaiser war einst in Italien und hatte nicht genügend Truppen, um die Feinde des Reiches in die Schranken weisen zu können, und erbat die Hilfe Herzog Heinrichs. Dieser beklagte die allzu hohen Verluste seiner Ritter bei Crema und Mailand und antwortete, er könne das Reich nur dann unterstützen, wenn ihm die Stadt (oppidum) Goslar zu Lehen gegeben werde. Aus diesen und anderen Gründen war der Kaiser heftig erzürnt ...«115 Um dieselbe Zeit, sicher aber vor 1201, wurde im flandrischen Kloster Anchin nahe Douai die Chronik des Sigebert von Gembloux fortgesetzt und zum Jahr 1180 vermerkt: »Der Herzog von Sachsen hatte sich dem Kaiser widersetzt und sich nicht nur rücksichtslos, sondern auch hochmütig gezeigt. Denn beim überaus mühevollen und verderblichen italienischen Feldzug weigerte er sich trotz dreimaliger Aufforderung des Kaisers, teilzunehmen, sondern schickte weder einen Boten noch seinem Herrn Ritter zu Hilfe.«116 Wesentlich ausführlicher äußerte sich kurz vor 1210 Arnold von Lübeck, weil er trotz der widrigen Umstände ein allzu negatives Bild seines Helden vermeiden wollte: »Der Kaiser, vom Kriegsglück betrogen und sehr besorgt, verließ jene Gegend (Italien), überschritt die Alpen und kam nach Deutschland. Nachdem er die Fürsten zusammengerufen hatte, erklärte er ihnen die Störung des Reiches und rief sie zur Unterdrückung der Rebellen auf, mit ihm einen Italienzug zu unternehmen. Er versuchte auch mit aller Eindringlichkeit, den Herzog Heinrich für diese Mühe zu gewinnen. Weil er aus Erfahrung wußte, daß er (Heinrich) bei den Lombarden gefürchtet war, sagte er, daß er ohne dessen Anwesenheit über sie nicht siegen könne. Jener brachte dagegen vor, daß er schon ein Greis und durch viele Mühen und Feldzüge sowohl nach Italien als auch durch unzählige andere ermattet sei. Er versicherte, daß er der kaiserlichen Majestät in aller Ergebenheit gehorchen werde, um durch Gold, Silber und andere Aufwendungen ein Heer zusammenzubringen, daß er aber auf keinen Fall persönlich kommen könne. Darauf sagte der Kaiser: ›Gott hat Dich unter den Fürsten erhöht und durch Reichtümer und Ehren über alle hinausgehoben, alle Kraft des Reiches be-

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steht in Dir, und es ist gerecht, daß gerade Du Dich zur Stärkung des Kampfes aller zu diesem Krieg bereitstellst, damit das Reich, das zu sinken beginnt, durch Dich wieder gestärkt wird. Niemand zweifelt ja daran, daß es in erster Linie durch Dich bis jetzt standgehalten hat. Wir wollen, daß Du Dich erinnerst, daß wir Dir niemals einen Wunsch abgeschlagen haben, und weil wir stets bereit waren, Dein Ansehen (honor) zu mehren, waren wir immer der Feind Deiner Feinde und haben es nicht zugelassen, daß jemand gegen Dich die Oberhand gewann. Und indem wir die Eide beiseite lassen, die Du dem Reich geleistet hast, erinnern wir Dich an die Verwandtschaft, durch die Du uns über alles verbunden bist, damit Du uns in der gegenwärtigen Notlage in aller Treue, als Verwandtem, Herrn und Freund beistehst. Im übrigen sollst Du für alles, was Du willst, unser Wohlwollen haben.‹ Weil aber der Herzog auch jetzt noch widerstrebte, sich zu jedem Gehorsam bereitwillig anbot, aber in eigener Person zu kommen ablehnte, stand der Kaiser von seinem Sessel auf, und als jemand, den die Not beherrscht, warf er sich ihm zu Füßen. Der Herzog war aber durch den unerhörten Vorgang sehr bestürzt, daß der auf der Erde lag, vor dem sich der Erdkreis verneigte, und hob ihn schleunigst auf, ohne aber seine Haltung zu ändern.«117 Wiederum zur selben Zeit, frühestens um 1209/10, verwertete der Mönch Otto im Schwarzwaldkloster St. Blasien mündliche Informationen, die er von alemannischen Teilnehmern an den Italienzügen erhalten hatte, und schilderte den Vorgang in seiner Chronik, der ältesten schwäbischen Reichschronik der Stauferzeit, zum Jahr 1176: »Der Kaiser war in Not und sandte Legaten nach Deutschland um ein Hilfsheer und gleichzeitig an Heinrich, den Sohn seines Onkels (Welf VI.), den Herzog von Sachsen und Bayern, daß er ihm doch nach Chiavenna zu einer Unterredung entgegenkommen möge. Als der kam, stürzte er ihm entgegen, er möge doch dem bedrohten Reich zu Hilfe kommen, und bat demütig, mehr als der kaiserlichen Majestät angemessen. Herzog Heinrich, der allein damals durch Macht und Reichtum in der Lage war, dem Reich zu helfen, erbat dafür Goslar, eine sehr reiche Stadt in Sachsen, als Gabe nach Lehnrecht. Der Kaiser aber hielt ein solches Lehen, ihm gegen seinen Willen abgepreßt, für schändlich und lehnte ab. Deshalb ließ Heinrich ihn in der Gefahr zurück.«118 Zwanzig Jahre später und damit mehr als eine Generation nach dem Ereignis, zwischen 1227 und 1230, kamen zwei weitere Historiographen auf den Vorgang zu sprechen, der eine im östlichen Sachsen, der andere in Schwaben. Ein namentlich unbekannter Kanoniker im Stift Petersberg bei Halle stützte

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sich auf Erzählungen älterer Mitglieder seines Konvents, wenn er nicht Urkunden oder die Magdeburger Annalen heranzog, und erzählt die Geschichte so: »Als der Kaiser Mailand belagerte und seine Kräfte schon sehr erschöpft waren, geschah es, daß er die sächsischen Fürsten nach Partenkirchen rief, das am Eingang der Alpen liegt, und bat, sie möchten mit ihren Kräften Hilfe leisten. Während sich alle anderen lebhaft verpflichteten, lehnte der Herzog seine Hilfe kurzweg ab, obwohl er sich bei früheren Feldzügen als treu erwiesen hatte. Diesmal verhielt es sich anders, weil er schon mit den Lombarden gegen den Kaiser konspiriert hatte. Der Kaiser aber bat ihn mit solcher Demut, daß er sich ihm sogar zu Füßen warf. Jener aber mißachtete ihn und hob den Liegenden weder auf, noch ging er in irgendeiner Weise auf seine Bitte ein. Mit diesem Verhalten zog er sich den Haß des Kaisers zu, ob mit Recht oder Unrecht, möge der Leser entscheiden.«119 Wesentlich effektvoller und deshalb nachhaltig wirksam fiel die Beschreibung Burchards aus, Propst des Prämonstratenserstifts Ursberg südwestlich von Augsburg. Burchard arbeitete an einer Weltchronik, die er aus staufischer Sicht bis in die eigene Gegenwart fortsetzte: »Bei der Belagerung (Alessandrias) kam der Kaiser nicht voran, denn Herzog Heinrich von Sachsen, sein Verwandter, ließ ihn treulos im Stich, indem er die günstige Gelegenheit der Exkommunikation (des Kaisers durch Alexander III.) nutzte und vielleicht auch Geld angenommen hatte. Ihm, so erzählen die Leute, folgte der Kaiser und kam zu ihm oberhalb des Comer Sees, und er bat ihn mit großer Demut, er (Heinrich) möge ihn (den Kaiser) nicht im Stich lassen. Es schien, als wolle er sich um dieser Bitte willen ihm zu Füßen werfen, was der Herzog höflich zurückwies. Aber einer der Amtleute des Herzogs namens Jordan habe, so wird erzählt, hochmütig gesagt: ›Laß doch, Herr, die Kaiserkrone zu Euren Füßen kommen, denn sie kommt einst noch aufs Haupt.‹«120 Wiederum später, diesmal gut neunzig Jahre nach den beschriebenen Vorgängen, stellte der Stader Franziskanermönch Albert aus vielerlei Quellen ein umfangreiches Annalenwerk zusammen, in dem er auch über den bittenden Kaiser und den unzugänglichen Herzog schrieb. Seine Notiz ging nahezu wörtlich in die Bremer Annalen ein, deren Bearbeiter noch das arrogante Wort Jordans von Blankenburg hinzufügte: »Als Kaiser Friedrich von den Mailändern angegriffen worden war, rief er die Fürsten zu Hilfe, und weil Herzog Heinrich sich versagte, warf er sich ihm zu Füßen, und der Herzog hielt es nicht für nötig, ihn aufzuheben. Die Kaiserin hob ihn auf und sagte: ›Steh auf, mein Herr, und erinnere Dich immer an diesen Fall, und er-

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innern möge sich auch Gott.‹ Jordan, der Truchseß des Herzogs, sagte prahlerisch zum Herzog: ›Herr, die Krone des Reiches kommt zu Euren Füßen – sie wird noch auf Euer Haupt kommen.‹«121 Die Erinnerung aller Zeugen stimmt darin überein, daß es auf Initiative des Kaisers ein Treffen mit Heinrich dem Löwen gegeben hat, um dessen militärische Hilfe für den vorgesehenen Endkampf mit den lombardischen Städten zu gewinnen. Fünf unserer Gewährsleute sprechen vom Fußfall, mit dem Friedrich Barbarossa seiner Bitte Nachdruck verliehen hat, und alle sagen, daß der Kaiser sein Ziel nicht erreicht hat. Bewegen wir uns insoweit auf einigermaßen sicherem Boden, so ist die von zwei Texten überlieferte Ortsbestimmung »Chiavenna« oder »oberhalb des Comer Sees« aus den schon erwähnten Gründen der Verkehrslage plausibel, zumal ein Hoftag Friedrichs nördlich der Alpen nicht in sein Itinerar des Winters 1175/76 paßt.122 Alles andere aber wird man nicht wörtlich als Überrest vergangener Wirklichkeit nehmen dürfen, wohl aber als Ausdruck von Beurteilungen dieser Wirklichkeit. Insofern sind die Berichte wertvolle Anhaltspunkte zur Erschließung der öffentlichen Stimmungslage, in der Heinrich der Löwe handelte, die er aber durch eben dieses Handeln wesentlich mitbestimmt hat. Wenn Arnold von Lübeck den Kaiser einen ganzen Katalog moralischer Verpflichtungen des Herzogs zur Hilfeleistung vortragen läßt, so bedeutet das keineswegs, daß Friedrich so gesprochen hat, es zeigt aber die nachhaltig feste Meinung der Zeitgenossen hinsichtlich einer moralischen Bringschuld, die Heinrich der Löwe eigentlich hätte abtragen müssen. Offensichtlich hatte sich diese Meinung so wirkungsvoll in der Chiavenna-Geschichte verdichtet, daß selbst der welfentreue Arnold sie schlechterdings nicht glaubte verschweigen zu können, obwohl er zur Zeit König Ottos IV. schrieb, Heinrichs Sohn. Auch vom Fußfall des Kaisers mußte er sprechen, einer Aktion, die immer als besonders dramatisch empfunden worden ist, obwohl es dafür durchaus Präzedenzfälle gab. Im Jahre 1007 hatte sich Heinrich II. vor der Frankfurter Synode zu Boden geworfen, um die Zustimmung des dort versammelten Episkopats zur Gründung des Bistums Bamberg zu erhalten, und 1035 fiel Konrad II. seinem Sohn, dem späteren Kaiser Heinrich III., vor einer Gerichtsversammlung der Fürsten zu Füßen, damit er sich am Absetzungsverfahren gegen Herzog Adalbero von Kärnten beteilige. Der Fußfall eines Höheren vor dem Rangniederen war gleichsam das äußerste Zwangsmittel des Bittenden, eine Nötigung, der sich ein so Gebetener nicht entziehen durfte.123 Eben dies abertatHeinrichderLöweundbrachdamitinsoauffälliger Weise mit der Kon-

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Hermann Wislicenus, Der Fußfall Friedrich Barbarossas vor Heinrich dem Löwen in Chiavenna (1885/87).Wandbild für die als Nationaldenkmal erneuerte Goslarer Kaiserpfalz. In der Historienmalerei des 19. Jahrhunderts war die Szene ein beliebter Gegenstand, weil der Vorgang durch Geschichtsunterricht und populäre Literatur nahezu jedermann vertraut und außerdem politisch aktuell war, schienen sich darin doch das Scheitern der mittelalterlichen Zentralgewalt und die seinerzeit moderne Kontroverse um die kaiserliche Italienpolitik als Bestandteil der Debatte über eine großdeutsche oder kleindeutsche Lösung der nationalen Frage anschaulich und exemplarisch verdichtet zu haben.

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vention, daß seine Überheblichkeit und die seines Gefolges in den historiographischen Berichten durchweg herausgestellt wird. Weil nur der Ohnmächtige vergebens bat, stellte der Herzog den Kaiser in so unerträglicher Weise bloß, daß es der hochmütigen Phrase Jordans von Blankenburg gar nicht mehr bedurft hätte. Dieses Grundmotiv der Arroganz des Herzogs, seiner nicht mehr hinnehmbaren Verachtung (contemptus) der kaiserlichen Majestäthatte sich so in das allgemeine Bewußtsein eingegraben, daß es noch unter den Urteilsbegründungen im Dokument seines Sturzes steht, der Gelnhäuser Urkunde Friedrichs vom 13. April 1180: »Zur Vergeltung der uns gegenüber vielfältig gezeigten Verachtung« (pro multiplici contemptu nobis exhibito).124 Demgegenüber hat man Heinrichs Gründe für seine Ablehnung offensichtlich als schwach empfunden, und der damals Einundvierzig-, höchstens Dreiundvierzigjährige hättte sich bei dem mehr als zehn Jahre älteren Kaiser in der Tat kaum mit dem Hinweis auf seine Greisenhaftigkeit entschuldigen können. Die von zwei Zeugen berichtete Forderung des Herzogs, ihm Goslar zu übertragen, also die Reichsvogtei mit den Einkünften der Silbergewinnung am Rammelsberg und keineswegs nur die Stadt, ist dagegen nicht unwahrscheinlich, denn solche Kompensationen militärischer Leistungen kamen vor und sind auch von Friedrich Barbarossa gewährt worden, der in diesem Falle allerdings den letzten Stützpunkt des Reiches in Norddeutschland aus der Hand gegeben und darauf verzichtet hätte, in Sachsen Königsherrschaft auszuüben.125 Dafür aber gab es offenbar konkrete Pläne, und deshalb lehnte der Kaiser ab. Viele Vermutungen gelten nach wie vor den pragmatischen Motiven des Herzogs für seine Konfliktbereitschaft. Klare Antworten vermitteln die Quellen nicht, psychologisierende Erklärungsversuche sind wie immer unbefriedigend. Die beim Petersberger Chronisten und Burchard von Ursberg erhobenen Vorwürfe der Bestechlichkeit und der Konspiration mit Gegnern des Kaisers sind retrospektive Vermutungen zur Erklärung der folgenden Ereignisse und waren aus denselben Gründen schon im Zusammenhang mit Heinrichs Byzanzkontakten aufgekommen. Unwahrscheinlich ist auch, daß Heinrich der Löwe in eine umfassende antistaufische Einkreisungspolitik seines Schwiegervaters Heinrich II. einbezogen war,126 denn obwohl Heinrich II. zu Geldzahlungen an Mailand, Cremona, Parma und Bologna bereit war, ging es ihm primär stets um die Konsolidierung seines Reiches. Seit 1154 herrschte er über eine Gesellschaft, die seit der normannischen Eroberung Englands tief gespalten war. Das angevinische Reich war ein Familienunter-

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nehmen ohne kulturellen Konsens127 und schon deshalb gar nicht imstande, über das Bestreben nach Gleichgewicht zwischen dem Kaiser, Ludwig VII. und dem Grafen von Flandern hinaus universale Allianzen zu schmieden. Wichtiger dürften landesherrschaftliche und dynastische Erwägungen Heinrichs des Löwen gewesen sein, der das hohe persönliche Risiko eines Feldzugs nach Italien bedenken mußte. Abgesehen vom Tod in der Schlacht oder bei einer Belagerung drohte Invalidität durch Verwundung oder Unfall und damit das Ende einer Herrschaftspraxis, die hohen physischen Einsatz verlangte. Todesgefahr brachten auch Krankheiten, wobei Katastrophen wie die Ruhrepidemie vor Rom im Sommer 1167 nur Einzelerscheinungen sind, die sich für die Nachwelt besonders auffällig aus dem weiten Feld der täglichen Infektionsgefahren und der allgegenwärtigen Malaria herausheben, gegen die es keine vorbeugenden oder therapierenden Medikamente gab. Der Tod Heinrichs des Löwen mußte die Existenz der Familie gefährden und das gewiß nie aufgegebene Ziel der Königswürde in weitere Ferne rücken, denn Heinrichs ältester Sohn war damals wahrscheinlich noch nicht drei, der zweitgeborene weniger als zwei Jahre alt. Die Situation beim Tod des Vaters in Quedlinburg 1139 blieb unvergessen. Dieselben Gefahren drohten natürlich auch dem Kaiser, dessen Tod angesichts der Minderjährigkeit des 1169 zum König gewählten Heinrich VI. das Machtgefüge des Reiches so verschoben hätte, daß der Arbeit an einer Fürstenkoalition gegen Heinrich den Löwen keine Priorität mehr zugekommen wäre. Insofern darf man die bewegende Geschichte von Heinrichs des Löwen Verweigerung der Hilfe für den bedrängten Kaiser mit einem gewissen Recht doch als den vor aller Augen liegenden Wendepunkt ihrer beider Beziehungen ansehen. Der Bruch hatte allerdings keinen anekdotisch greifbaren Anlaß, wohl aber strukturelle Ursachen, denn die mächtige Herrschaft des Herzogs von Sachsen und Bayern mußte die Reichsverfassung sprengen. Heinrichs Anspruch auf besondere Freiheiten beim Durchsetzen überherzoglicher Gewalt auf Kosten anderer vertrug sich schlecht mit einer Königsherrschaft, die vom Konsens der Fürsten lebte. Deshalb dürften beide Seiten den Konflikt für unvermeidlich gehalten haben. Vielleicht hat Heinrich der Löwe seinen Ausbruch provoziert, ihn auf jeden Fall aber in Kauf genommen, denn die Wahl des richtigen Zeitpunktes für das ohnehin nicht Abwendbare brachte den Vorteil der Initiative, die den Gegner in ungünstiger Lage traf: bei der Vorbereitung eines Feldzugs ohne hinreichende Ressourcen und deshalb besonders ungewissem Ausgang.

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Kernhof und Außenhöfe Als Heinrich der Löwe dem fünften Italienzug Friedrich Barbarossas fernblieb und Anfang 1176 auch das ausdrückliche Hilfsgesuch des militärisch bedrängten Kaisers ablehnte, durfte er sich selbst und seine Herrschaft auf konsolidierter Basis sehen. Das Ende des sächsischen Krieges im Jahre 1169 hatte ihm mit Friedrichs Hilfe seine überragende Macht bestätigt, die er weiterhin behaupten und organisieren mußte. Er tat das im wesentlichen mit Hilfe seines Hofes, denn schon die Erfahrung der Kinderjahre hatte dem Frühverwaisten gezeigt, mit welcher Kraft ein loyaler Hof sogar ohne einen Herrn handeln konnte. Deshalb machte er den Hof, wohl noch bewußter als andere Große, zum wichtigsten Mittel der Herrschaftssicherung, zur Integration jener, auf deren Hilfe, Mitwirkung oder Dienste er angewiesen war, zum Zentrum für Menschen und Ressourcen. Über den Hof wollte er die disparaten Bestandteile seiner Herrschaft in Sachsen allmählich und dauerhaft auf seine Person ausrichten. Dieser Hof war wie der Hof des Königs oder die Höfe anderer Fürsten und Herren keine Institution mit festem Mitgliederstamm, sondern eine der Adelsherrschaft entsprechende Gesellschaftsform für die Helfer, Berater und Verteidiger des Herrn, patriarchalisch und fast grundherrschaftlich organisiert.1 Wie an anderen hochmittelalterlichen Höfen gab es deshalb auch bei Heinrich dem Löwen keine Ressorts und Arbeitsbereiche über die klassischen Hofämter Truchseß, Mundschenk, Marschall und Kämmerer hinaus, kennzeichnend war vielmehr die Allzuständigkeit jener, denen er vertraute. Das wiederum führte zu einer engen Verbindung der täglichen Geschäfte mit den persönlichen Ambitionen derer, die sie zu besorgen hatten, und aus demselben Grund bestimmte Patronage den Hof, viel Bewegung und Fluktuation, aber auch deutliche Kontinuität innerhalb eines engeren Berater- und Hel-

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ferkreises, der die Herrschaft trug und stabilisierte. Die Funktionsaspekte – Organisation des täglichen Lebens, des Zugangs zum Fürsten und seiner Sicherheit, Repräsentation und Sorge für das Prestige, Integration und Neutralisation von Machteliten, Regieren und Verwalten – traten erst im späteren Mittelalter deutlich auseinander und wurden dann als solche sichtbar, so daß Konrad von Megenberg († 1374) im Maßstab des Reiches den »kleineren« (curia minor) vom »größeren Hof« (curia maior) unterscheiden konnte: den kleineren Hof für die alltäglichen Dienste, den größeren für die Herrschaft in der Gemeinschaft (communicacio personalis) des Kaisers mit den Großen und den Kurfürsten.2 Demgegenüber ist es für das 12. Jahrhundert nahezu unmöglich, eine klar definierende Beschreibung des Hofes als Einrichtung zu geben. Schon die Zeitgenossen konnten das nicht, weil der Hof durch den ständigen Wechsel seiner Mitglieder und die häufigen Verlagerungen von einem Ort zum anderen eigentümlich gestaltlos wirkte.3 Die harten Bedingungen der Reiseherrschaft hielten den Herrn und seine Leute in immerwährender, niemals endender Bewegung, ausgesetzt den Unbilden der Witterung aller Jahreszeiten, in beständiger Sorge für die Logistik und oftmals vergeblich gegen Versorgungsschwierigkeiten kämpfend. Der kaiserliche Kapellan und Notar Heinrichs VI., Gottfried von Viterbo, schrieb seine Weltgeschichte stückweise »in den Winkeln des Kaiserpalastes, unterwegs zu Pferd, unter einem Baum oder in einem Walde versteckt, wie es gerade die Stunde erlaubte, bei der Belagerung von Burgen, in der Gefahr vieler Schlachten, nicht in der Abgeschiedenheit oder in einem Kloster oder sonst an einem ruhigen Ort, sondern ständig mitten im wilden Wirbel der Dinge, in Krieg und Kriegsangelegenheiten, in der Unruhe eines so großen Hofes, wo ich alltäglich zur Stelle sein mußte, nämlich als Kapellan bei Tag und Nacht, zur Messe und zu allen Tagesstunden, bei der Tafel, bei Rechtsgeschäften, beim Anfertigen von Briefen, alltäglich beim Beschaffen neuer Gastunterkünfte, zum Erwerben des Unterhalts für mich und meine Leute ...«4 Wer Höfe nur vom Schreibtisch aus betrachtet und in erster Linie nach ihrer Bedeutung für Regierung und Verwaltung fragt, wohl gar nach einem idealisierten »höfischen Leben« sucht, hält diese Aspekte für nebensächlich und wird eben deshalb der hochmittelalterlichen Realität nicht gerecht, in der schon so banale Dinge wie die Unterbringung und Versorgung der vielen Pferde ernsthafte Probleme aufwarfen und Quelle ständiger Konflikte waren, die häufig gewaltsam ausgetragen wurden. Mir hât hêr Gêrhart Atze ein pfert/erschozzen zÎzenache, klagte Walther von der Vogel-

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weide, der am Eisenacher Hof als Sänger und Dichter zwar unter dem Schutz des Landgrafen von Thüringen stand, sich aber dennoch nicht gegen den rüden Angriff eines Ministerialen auf sein Eigentum wehren konnte.5 Gewaltbereit, undiszipliniert und häufig schlecht organisiert bewegte sich der reisende Hof,und fürseine Angehörigengabes »beim Empfang der Speisen, beim Reiten, bei den Nachtwachen weder Ordnung noch eine vernünftige Einteilung oder eine Regel. Es wird dem Kleriker oder dem Ritter ein nicht gut zubereitetes Brot vorgesetzt, ungesäuert, aus Bierhefe hergestellt. Dieses Brot ist wie Blei und roh. Der Wein ist entweder durch Säure oder Schleim verdorben, trübe, fettig, ranzig, harzig und umgeschlagen ... Das Bier, das man bei Hofe trinkt, schmeckt abscheulich und sieht widerlich aus. Bei Hofe werden wegen der großen Menschenmenge die Schlachttiere unterschiedslos verkauft, gesunde und kranke.«6 Das ist als scharfe Kritik zwar auf den angevinischen Hof Heinrichs II. gemünzt, läßt sich aber durchaus verallgemeinern und dürfte auch für Zustände im Umfeld Heinrichs des Löwen gelten. Über dessen untergeordnete Hofchargen, die gewiß vorhandenen Pferdepfleger, Troßknechte oder Köche, wissen wir schlechthin nichts, doch vielleicht konnte auch er sich nicht gegen jenes ganz andere Gefolge wehren, das man beim englischen König beobachtete: »Dem Hof folgen ständig Spielleute, Sängerinnen, Würfelspieler, Süßigkeitenhändler, Weinverkäufer, Narren, Schauspieler, Bartscherer, Gaukler aller Art, von Huren und Dienern, die über Hofgeheimnisse am besten Bescheid wissen, ganz zu schweigen.«7 Weder der ernsthafte Pfarrer Helmold von Bosau noch Abt Arnold von Lübeck hatten Sinn für diese Seite im Alltagsleben ihres Herzogs, und für bissige Briefe mit satirischem Einschlag war den Sachsen wahrscheinlich das Pergament zu teuer. Einzig schützender Ort dieser reisenden Herrschaft war häufig das Zelt, in dem man lebte, verhandelte, regierte und repräsentierte. In Donauwörth belehnte Heinrich der Löwe gemeinsam mit Friedrich Barbarossa den Bevollmächtigten eines italienischen Herrn im Zelt (papillio) des Kaisers; vielleicht hat es sich dabei um das Prachtzelt gehandelt, das Gesandte Heinrichs II. auf dem Würzburger Hoftag 1157 Friedrich als Geschenk ihres Herrn übergeben hatten. In seinem eigenen Zelt richtete der Herzog das große Gastmahl für König Waldemar von Dänemark und Bischof Absalon von Roskilde aus.8 Bei allen Nachteilen hatte der mobile Hof jedoch auch die unschätzbare Chance, aus allen Teilen des Landes Menschen an sich zu ziehen, in Verbindung zum Herrn zu bringen, sie in seine Umgebung zu integrieren und auf diese Weise einen Personenverband zu bilden, ohne den fürstliche Herrschaft

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schlechterdings unmöglich war.9 Je öfter wichtige Adelsfamilien in der Nähe des Herzogs vertreten waren, um so enger wurden sie in das vorwiegend persönlich bestimmte Geflecht seiner Entscheidungen eingesponnen und verloren sogar teilweise ihre Selbständigkeit. Es war demnach nicht in jedem Falle ratsam, zu Hofe zu gehen. Heinrich der Löwe hat Präsenz erwartet, sie aber beim Adel in sehr vielen Fällen nicht durchsetzen können. Das ist ein wichtiger Befund, denn das Land konstituierte sich als solches auch schon im Hochmittelalter durch Orientierung der Mindermächtigen auf den Fürsten.10 Genauen Einblick in die Beziehungen des Herzogs zum sächsischen Adel erlauben die Quellen nicht; aus den Urkunden lassen sich zwar Edelfreie in seiner Umgebung nachweisen, aber die Gründe für solche Hofpräsenz waren vielfältig und bleiben in den meisten Fällen verborgen.11 Trotz ihrer mehr persönlich als institutionell geformten Profile waren hochmittelalterliche Höfe natürlich auch zweckbestimmte Einrichtungen, Orte des Gerichts und der Beratung, denn ohne Beratung und Mitsprache der Großen eines Landes konnte nicht regiert werden. Über seinen Hof versuchte der Herr, potentielle Gegner einzubinden; deshalb bildete er ein möglichst großes und gut ausgestattetes Gefolge, das ihn bei Rechtshandlungen, Reichsversammlungen oder beim Empfang von Gesandtschaften umgab und im großen Auftritt seinen Rang dokumentierte. Der Herr beteiligte an der Macht und kontrollierte zugleich die Teilhaber, indem er ihnen Hofämter gab; er eröffnete Karrieren und hielt die so Ausgezeichneten auf Abstand zu Konkurrenten, die nicht am Hof Fuß fassen konnten; er versuchte, ein höfisches Milieu zu schaffen und den Wunsch zu wecken, daran teilzuhaben, denn um Menschen an sich zu binden, mußte er seinen Hof attraktiv gestalten, und das um so mehr, je offensichtlicher er auf Helfer angewiesen war, je intensiver er danach strebte, die einzige zentrale politische Kraft in einem gegebenen Raum zu sein, je stärker er in diesen Raum hinein und auf seine Bewohner wirken wollte. Deshalb entwickelten sich Höfe immer unter den besonderen Bedingungen ihrer Umwelt, und aus demselben Grund wird es niemals eine allgemeingültige und doch konkret-anschauliche Definition »des« hochmittelalterlichen Fürstenhofes geben, sondern bestenfalls die Beschreibung repräsentativer Einzelfälle. Deshalb ist der Hof Heinrichs des Löwen nur eines der großen Beispiele für die Vielfalt persönlicher Bindungen und Motive, aus denen sich die Grundlagen der Herrschaft gebildet haben: persönliche Ambitionen, Protektion und Patronage, Streben nach Versorgung, Fliehkräfte der jeweils eigenen Herrschaften.

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Über die Qualität des höfischen Milieus entschied die richtige Auswahl des Personals. In diesem Sinne nutzte fürstliche Herrschaft das Interesse ihrer Leute an Abgrenzung von der außerhöfischen Welt und förderte ihr entsprechend motiviertes Gruppenbewußtsein; Kriegstüchtigkeit und Kampfstärke, die Hauptforderungen des Herrn, wurden zu hohen Tugenden stilisiert, zeremonielles Handeln machte in einer Art von weltlicher Liturgie die Herrschaftsordnung sichtbar und lud zur Teilhabe ein. Herrschaft sicherte sich durch ein solches Angebot selbst. Wie konnte ein Hof unter diesen Umständen seine Zwecke erfüllen? Abgesehen von dem Wunsch auch kleinerer Herren zur Konzentration auf die eigenen Belange wirkten die Bedingungen der Reiseherrschaft mit ihren teilweise unangenehmen Erscheinungsformen abschreckend, so daß Begleitung des Fürsten über mehrere Stationen und für längere Zeit die Ausnahme blieb und nur für einen kleinen, seiner Zusammensetzung nach variablen Kreis in Frage kam. Für den Königshof gilt dasselbe, so daß auch für Friedrich I. »Hof« und »Gefolge«, täglicher Hof und Hoftag, nicht präzis auseinanderzuhalten sind, zumal die Terminologie der Zeit für beide dasselbe Wort gebrauchte: curia.12 Es ist nicht leicht, die Personenkreise zu ermitteln oder genaue Zahlen zu nennen, denn die Quellenaussagen sind zu dürftig, als daß man in jedem Falle genau sagen könnte, was »häufig« oder »überregional« im Hinblick auf Hofbesuche und Einzugsgebiete heißen kann. Auch sind die Zeugenlisten der Urkunden keine Anwesenheitslisten, denn sie nennen nur eine Auswahl der Besucher, und auch diese Auswahl, bei der die Notare noch dazu sehr frei verfahren konnten, sagt von sich aus kaum etwas über die Wichtigkeit der Beratungen und die Autorität der jeweiligen Personen.13 Deshalb läßt sich mit aller Vorsicht zunächst nichts Genaueres feststellen, als daß im Gefolge Heinrichs des Löwen der absoluten Zahl nach mehr Adels- als Ministerialenfamilien vertreten waren, daß beim Adel die Fluktuation größer war, bewährte Ministerialen sich hingegen durch Beständigkeit und überregionale Präsenz auszeichneten. Wir werden anhand einiger Lebensläufe noch sehen, daß der Adel durch Bindung an seine eigenen Herrschaftsgebiete weniger mobil und abkömmlich war, stärker ans Land gebunden als die beweglichen Dienstleute, aber vielleicht gerade deshalb wichtig als Helfer des Herzogs in der jeweiligen Region. In diesem Sinne haben die Grafen von Ravensberg für Heinrich den Löwen in Westfalen gewirkt.14 Mit der Häufigkeit seiner Aufenthalte in den einzelnen Landesteilen intensivierten sich naturgemäß die Verbindungen des Herrn zu deren Bewoh-

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Sächsische Adels- und Ministerialenfamilien in den Zeugenlisten der Urkunden Heinrichs des Löwen (Mehrfachnennungen)

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nern, denn vor Ort behandelte er die regionsspezifischen Anliegen und mußte dabei notwendigerweise auf lokale Eliten und Interessengruppen einwirken. Aus eben diesem Grunde waren seine Hoftage regionalisiert, und die Hoftagsbesucher kamen, weil sie in erster Linie an diesen besonderen Fragen interessiert waren. Auf jeden Fall bemißt sich die Reichweite von Hof und Herrschaft immer danach, wie intensiv die Landesteile bereist worden sind, und ein guter Indikator dafür ist die Frage, inwieweit die Mitglieder des Herzogshofes Repräsentanten regionaler Führungsgruppen gewesen sind. Für Heinrich den Löwen kann man zwischen dem Kernhof und mehreren Außenhöfen unterscheiden, wobei als Kriterium für den Kernhof die langfristige Präsenz beim Herrn unabhängig vom jeweiligen Ort gelten kann und damit der Nachweis einer festen, in ihrer Zusammensetzung hinreichend deutlich zu beschreibenden Entourage über räumlich und zeitlich ausgedehnte Itinerarstrecken. Je breiter nämlich die geographische Streuung dieser »Präsenzorte« ausfällt, je weiter und beschwerlicher die Wege zu ihnen waren, um so weniger dürften sich die Motive für Herzogsnähe aus einem bestimmten, ortsgebundenen und vom persönlichen Interesse des Hofbesuchers dominierten Zweck ergeben haben, sondern vielmehr aus dem Wunsch oder auch aus der Pflicht, sich an den Herrn des reisenden Hofes zu binden. Im Gegensatz zum Kernhof, der ausschließlich und ortsunabhängig auf die Person des Herrn orientiert war, bildeten sich die Außenhöfe mit einer gewissen Regelmäßigkeit an bestimmten Reisestationen um den Herzog, nämlich in Lübeck und Artlenburg für die Gebiete rechts der Elbe, in Verden für den unteren und mittleren Weserraum, in Lüneburg für das nördliche und in Braunschweig für das südliche Sachsen zwischen Weser und Elbe. Zwischen 1142 und 1180 hat sich Heinrich einundzwanzigmal in Braunschweig aufgehalten, je sechsmal in Artlenburg und Lüneburg, viermal in Lübeck und dreimal in Verden. Mit aller Vorsicht kann hieraus auf eine räumliche Vernetzung geschlossen werden, die sich aus dem Itinerar Heinrichs des Löwen ergab und durch die genannten Knotenpunkte eine gewisse Struktur bekommen hat. Die Artlenburg war der entscheidende Ausgangspunkt für die Beherrschung des Landes nördlich der Elbe und sah 1156 das colloquium provinciale, den Landtag, an dem slawische Fürsten teilnahmen; hier wurde der 1179 in die Gefangenschaft Heinrichs des Löwen geratene Bischof Ulrich von Halberstadt festgesetzt. In Lüneburg hielt sich die Herzogin Clementia während des Bay-

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ernzuges Heinrichs des Löwen 1150/51 auf und empfing hier den Abodritenfürsten Niklot. Auf Braunschweig richtete Konrad III. im Jahre 1151 seinen Sachsenfeldzug, und 1164, als der Herzog gegen die Slawen im Krieg stand, kam eine byzantinische Gesandtschaft dorthin, rechnete also sicher damit, ihn ehestens dort finden zu können. In Braunschweig lebte die Herzogin Mathilde während der Jerusalemfahrt Heinrichs, und vom Ausbau zur Stadt, der reichen Ausstattung des Blasiusstifts und der Herzogspfalz wird noch zu sprechen sein.15 Für Braunschweig beobachteten schon Zeitgenossen die Verschmelzung des Kernhofs mit diesem Außenhof, wenn sie den Herzog »nach Braunschweig wiederkehren« sahen, redeuntem ducem Bruneswich.16 Dieser Ort wurde offensichtlich trotz langer Zeiten der Abwesenheit besonders eng mit ihm verbunden. In seiner personellen Zusammensetzung kann der Herzogshof erst dann genauer beschrieben werden, wenn man nicht nur die Anwesenden kennt, sondern auch etwas über ihre Motive weiß, so daß die Pflicht zur Anwesenheit von eigenem Interesse an den Verhandlungen und Rechtsgeschäften eingermaßen klar unterschieden werden kann. Der Kernhof Heinrichs des Löwen bestand aus seinem Hofklerus, den Kapellänen, und einer sehr konsistenten Gruppe von Ministerialen; dazu traten mit deutlichem Abstand Grafen und Edelfreie. Insofern war der Hof zweigeteilt in Kleriker und Laien; beide Gruppen wirkten zwar unter der Aufsicht des Herzogs zusammen, waren aber jeweils von ihrer eigenen Höherwertigkeit überzeugt. Auf Grund ihres militärischen Dienstes, der ein aristokratischer war und deshalb auch die Ministerialen erhöhte, fühlten sich die Ritter überlegen, aber auch die Kleriker hatten seit der gregorianischen Kirchenreform des 11. Jahrhunderts und dem seither immer wieder neu formulierten Anspruch ein hohes Selbstwertfühl. Aus beiden Mentalitäten müssen sich Spannungen ergeben haben, von denen wir im Fall des Kernhofs Heinrichs des Löwen allerdings kaum etwas hören; das ist insofern typisch, als die bedeutenderen Höfe des 12. Jahrhunderts zwischen einer schnell gesteigerten Klerikerbildung und dem Selbstbewußtsein der Laien spürbar vermittelnd gewirkt haben.

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Klerus, Hofkapelle und Kanzlei Ebenso wie Könige und Bischöfe hatte der Herzog in seiner Umgebung eine Gruppe von Geistlichen, die immer wieder als capellani ducis begegnen, als Kapelläne des Herzogs, und als Hofkapelle zu einer Gruppe verbunden waren. Das Wort ist von der Reliquie des Mantels (cappa) abgeleitet, den der heilige Martin von Tours in Amiens mit einem Bettler geteilt hatte; seit dem 7. Jahrhundert besaßen die fränkischen Könige das kostbare Objekt und ließen es in ihrem Reliquienschatz von besonders dafür abgeordneten Klerikern verwahren, die deshalb schon früh als capellani bezeichnet wurden, der Ort des Schatzes wenig später als Kapelle (capella).17 Die Kapelläne hatten außerdem für den Gottesdienst des Hofes zu sorgen und waren als lateinisch Gebildete auch für die schriftliche Verwaltung zuständig, also in erster Linie für das Konzipieren, Formulieren und Schreiben der Urkunden. Die Spezialisten für dieses Geschäft hießen Notare und bildeten die Kanzlei, die man sich aber nicht als eine besondere Behörde vorstellen darf, denn cancellaria war seit dem späten 12. Jahrhundert nur ein Sammelname für jene Kapelläne, die mit den Urkunden befaßt waren, ohne daß schon eine wirkliche Profession daraus geworden wäre. Die Notare gehörten zum nächsten Gefolge des Herzogs, zu seinen Beratern und Zeugen bei seinen Rechts- und Regierungshandlungen; sie verbürgten sich für die Richtigkeit des Inhalts der Urkunden und bewahrten die Siegel.18 Während die Könige ihre Kapelläne oft aus den Domkapiteln holten, setzte Heinrich der Löwe die Kanoniker des Braunschweiger Blasiusstifts entsprechend ein und konnte deren Präbenden für den Unterhalt seiner Hofkapelle nutzen. Das Blasiusstift fungierte als Pfalzstift des Herzogs und ist insofern mit dem Reichsstift St. Simon und Judas in Goslar vergleichbar, das man geradezu als Pflanzstätte des deutschen Episkopats bezeichnet hat, weil über die Zwischenstation der königlichen Hofkapelle sehr viele Bischöfe aus ihm hervorgegangen sind. Als Hofkapelläne waren die Kandidaten jahrelang beobachtet worden, so daß ihre Eignung, Zuverlässigkeit und Loyalität im Falle einer Bischofswahl grundsätzlich außer Frage standen. Die gleichen Karrieren lassen sich beim Herzog finden, wobei allerdings die relativ kurze Zeit seiner Herrschaft zu berücksichtigen ist. Wir können zwar keine Fülle von Einzelfällen beschreiben, das Prinzip aber hinreichend gut erkennen. Es entsprach voll und ganz dem Brauch der deutschen Könige seit dem 10. Jahrhundert.

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Von den namentlich bekannten Notaren Heinrichs des Löwen – Gerold, Heinrich, Hartwig, Balduin, Gerhard und Johannes – kamen zwei (Gerold und Balduin), möglicherweise noch ein dritter (Johannes) aus St. Blasius, Heinrich aus dem Stift auf dem Petersberg bei Goslar; Hartwig gehörte ursprünglich der Bremer Stiftsministerialität an, über Gerhard gibt es keine näheren Nachrichten.19 Sie arbeiteten nicht alle gleichzeitig, sondern ihre Amtsperioden überschnitten sich mehrfach, und drei von ihnen sind länger am Hof Heinrichs des Löwen gewesen, als es für sie Notarsbelege gibt. Zusammen mit den anderen persönlich faßbaren Kapellänen zeigen sie das gut erkennbare Profil eines für die Zeit typischen königlichen oder bischöflichen Hofklerus. Der aus vornehmer schwäbischer Familie stammende Gerold erlangte als Kapellan des Herzogs ein Kanonikat am Blasiusstift und wurde dort Leiter der Schule (magister scholarum), bevor Heinrich der Löwe ihn 1154 als Nachfolger Vicelins zum Bischof von Oldenburg bestimmte. Als Lehrer hat er seinen Schüler Helmold von Bosau ermuntert, die Slawenchronik zu schreiben, der wir einen großen Teil der wertvollsten Informationen über Leben und Wirken Heinrichs des Löwen bis zum Jahre 1171 verdanken. Helmold beschrieb Gerold als kleinwüchsig, aber hochintelligent und im wissenschaftlich fundierten Bibelstudium dem sächsischen Klerus weit überlegen; wegen seiner strengen Lebensführung habe er beim Herzog großes Ansehen genossen, den Hofdienst aber nicht geschätzt und lieber ins Zisterzienserkloster Riddagshausen eintreten wollen, das sein Bruder Konrad als Abt leitete. Gerold hatte demnach jenen überfordernden Zwang erfahren, dem alle höheren Kleriker und besonders deutsche Bischöfe ausgesetzt waren, die sowohl ihrer geistlichen Berufung als auch dem weltlichen Dienst bis hin zur Heerführung genügen sollten und damit letztlich Unvereinbares zusammenbringen mußten. Eine sensible Natur wie der Leiter der Braunschweiger Stiftsschule, Heinrich von Brabant, litt unter Albträumen, in denen der Herzog ihn mit diesem Anspruch verfolgte: »Er sah einen großen und schrecklichen Mann auf sich zustürmen; auf der Flucht vor ihm kam er an einen sehr breiten Fluß. Als er ihn vor Angst keuchend überschritt, erreichte er das Kloster des heiligen Aegidius, trat ein und entrann so den Händen des nachsetzenden Feindes. Beim Erwachen begriff er, was die göttliche Gnade mit ihm vorhatte, ließ sich sofort ins Kloster des heiligen Aegidius bringen, sich tonsurieren und als Mönch einkleiden. Da hörte das Fieber auf und er war vor den Wellen der Stürme dieser Welt gerettet.« Mit dem stürmischen Meer ist der Hofdienst oft verglichen

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worden, und Heinrich von Brabant hat es weiterhin befahren müssen, trotz seiner Konversion zum mönchischen Leben, denn selbst als er Abt des Aegidienklosters geworden war, holte ihn der Herzog immer wieder an seinen Braunschweiger Hof (in domo nostra Bruneswich), nahm ihn mit nach Konstantinopel und Jerusalem, erhob ihn schließlich 1173 zum Bischof von Lübeck.20 Als Nachfolger Gerolds ist Heinrich vom Petersberg seit 1156 bis 1179 in der Umgebung Heinrichs des Löwen nachweisbar, bis 1171 als Notar, der seinen Herrn 1157 nach Bayern begleitet hat. Er muß überaus tüchtig und diplomatisch versiert gewesen sein, denn zwischen 1157 und 1159 hat ihn der Herzog nach Rom zu Papst Hadrian IV. geschickt, um ein Privileg für Königslutter zu erlangen, das »auf Bitten unseres geliebten Sohnes Heinrich, des Herzogs von Sachsen und Bayern, und auf eindringlichen Vortrag Heinrichs, Notar dieses Herzogs«, auch erteilt wurde. Im Jahre 1163 ist er zum erstenmal als Propst von St. Stephan und St. Willehad in Bremen genannt, eine Position, die er sehr wahrscheinlich auf Intervention Heinrichs des Löwen bekommen hat und zu deren Gunsten er 1167 auf seine Petersberger Präbende verzichtete. Sechs Jahre später gehörte Heinrich einer Kommission an, die dem Konvent des Braunschweiger Aegidienklosters das Einverständnis mit der Wahl seines Abtes Heinrich zum Bischof von Lübeck abringen sollte, und 1179 war er als Gesandter des Herzogs abermals in Rom, diesmal bei Alexander III., den er schon von seinem Besuch 1157/59 her persönlich kannte, als der spätere Papst noch Kanzler der Kurie war. »Der Gesandte Herzog Heinrichs, Propst Heinrich, der ein scharfsinniger Redner war«, hatte deshalb sofort Zugang zum Papst und verhinderte die Weihe des vom Kaiser schon investierten Bremer Erzbischofskandidaten Berthold, eines Kanonikers der Kölner Kirche.21 Die bemerkenswerteste Karriere machte Heinrichs des Löwen Notar Hartwig von Uthlede, 1158 bis 1176 am Hof des Herzogs, der aus einer Familie der Bremer Stiftsministerialität stammte und sehr wahrscheinlich ein höheres Studium, möglicherweise sogar in Frankreich, absolviert hatte, denn er führte den Magistertitel und scheint eine leitende Position innerhalb der Kanzlei erlangt zu haben, jedenfalls heißt er nach jahrelanger Tätigkeit als Notar im Jahre 1176 magister cartularii, »Leiter des Archivs«. Damals war er auf Intervention Heinrichs des Löwen, der ihn als seinen Vertrauten hoch schätzte, schon Domkanoniker in Bremen und wurde dort 1185 Erzbischof.22 Den Notar Balduin, Kanoniker am Braunschweiger Blasiusstift, kennen wir schon als Begleiter Heinrichs des Löwen ins Heilige Land; er war von 1170 bis 1172 Notar, gehörte aber weit länger, nämlich von 1169 bis 1194, als Ka-

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pellan zum Hof Heinrichs des Löwen.23 Auch der Notar Gerhard, von 1174 bis 1188 als solcher bezeugt, hatte seinen Herrn über die Grenzen Sachsens hinaus nach Bayern begleitet, während der Kanoniker Johannes von St. Blasius seit 1186 als letzter der Notare Heinrichs des Löwen bis 1194 nicht mehr über Braunschweig, Northeim und Schöningen hinausgekommen ist.24 Außer den sechs Notaren kennen wir sieben weitere Mitglieder der herzoglichen Hofkapelle und wissen bei zweien von ihnen, daß sie Karriere gemacht haben. Der seit 1144, also schon in der frühen Zeit Heinrichs des Löwen, am Hof bezeugte Kapellan Markward hat es spätestens 1162 zum Abt des Lüneburger Michaelsklosters gebracht, während der wohl an hohen Schulen gebildete Magister David von 1170 an mehrfach Zeuge bei Rechtsgeschäften Heinrichs des Löwen war und auch nach dem Sturz des Herzogs als Dompropst von Lübeck öfter an den Hof gekommen ist.25 Die anderen – Gebhard, Giselbert, Gottfried, Heimo und der Schwabe Konrad (Conrad Sueuus) – sind nur durch Zeugenauftritte mit der ausdrücklichen Nennung als capellanus ducis bekannt.26 Ein bayerischer Kleriker, dessen dürfen wir sicher sein, hat niemals zur Hofkapelle gehört. Heinrich der Löwe war der erste sächsische Herzog, der Urkunden ausgestellt hat. Das ist keineswegs nur als Hinweis auf die Modernität seiner Verwaltung zu würdigen, sondern mindestens, vielleicht noch stärker, als Ausdruck eines entschiedenen Willens zur Repräsentation und zur Betonung der königsgleichen Stellung. Urkunden sollten Rechtsgeschäfte festhalten, aber sie sind weit mehr als nur Verwaltungsschriftgut, denn sie dienten als Symbole der Herrschaft: Sichtbar und vorzeigbar als oftmals großformatiges Pergament mit dekorativer Schrift und graphischen Symbolen, mit Siegel oder Bulle, hörbar im lauten, öffentlichen Vortrag ihrer hochformalisierten Texte.27 Schriftlichkeit bedeutete mithin nicht nur das Eindringen einer Technik, sondern zeigt auch die allmählich steigende Aufmerksamkeit für Litteralität im allgemeinen. Deshalb war Heinrichs Hofkapelle der wichtigste Bestandteil seines Hofes, der einzige, der wirkliche Kontinuität besaß und deshalb herrschaftsstabilisierend und legitimierend wirkte. Mit dem Neubau der Stiftskirche St. Blasius erhielt die Hofkapelle ein leistungsfähiges räumliches Zentrum, an dessen Schule Nachwuchs ausgebildet werden konnte und das als Stätte der Begegnung von Kirche und Welt zum Knotenpunkt gesellschaftlicher Beziehungen am Hauptort der herzoglichen Herrschaft geworden ist, zum Studienort und Reservoir praktischen Wissens im

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Dienste des Herrn. Durch seine Lage im Burgbezirk erinnerte es an den älteren Typ des Burgstifts, mit seiner Beziehung auf die vielfältigen Anforderungen des Herzogshofes und der entsprechend hohen Leistungsfähigkeit der in St. Blasius fundierten Hofkapelle wies es voraus auf die spätmittelalterlichen Residenzstifte.28 In die Arengen seiner Urkunden schrieben Heinrichs Notare Begründungen für die Rechts- und Regierungshandlungen und formulierten im Namen des Herzogs Grundsätze für sein Selbstverständnis, seine Weltsicht und Herrschaftstheorie. Diese Aussagen kehren immer wieder und finden sich wie nie verklingende Leitmotive im Urkundendiktat: Selbstbewußtsein aus der Erhöhung durch Gott und daraus erwachsende Verpflichtung; kausaler Zusammenhang zwischen Förderung der Kirchen, irdischem Wohlergehen und ewiger Seligkeit, zwischen Erweiterung der eigenen Herrschaft, Achtung der geistlichen Stätten und des ehrwürdigen Beispiels der Vorfahren; klare Erwartung jenseitigen Lohnes nach entsprechender irdischer Leistung. Dabei sind große Bestände aus der überlieferten Topik kaiserlicher und königlicher Urkunden29 verwertet worden, so daß wir eine hohe rhetorische Schulung der herzoglichen Notare voraussetzen dürfen, denn sie konnten nicht einfach aus Vorurkunden rezipieren, sondern mußten sich andere Wege erschließen. Von den heute noch im Original erhaltenen Urkunden Heinrichs des Löwen sind zwischen 1144 und 1194 einundzwanzig in seiner Kanzlei ausgefertigt worden, dreiundzwanzig Stücke reichten die Empfänger zur Beglaubigung ein, bei vier Originalen ist die Entstehung nicht mehr zu klären. Mit aller angesichts der Überlieferungslage gebotenen Vorsicht läßt sich demnach sagen, daß die Kanzleiausfertigungen seit Anfang der sechziger Jahre zahlreicher wurden, Aktivität und Effektivität der Kanzlei also zunahmen. Ihr Wirken erstreckte sich jedoch noch auf ein weiteres Gebiet. Lassen wir Urkunden über Schenkungen, Verkäufe und Gütertauschaktionen durch Ministerialen beiseite, weil sie die Erlaubnis des Herzogs ohnehin voraussetzten, so bleiben zwischen 1160 und 1175/79 sechs Vorgänge, bei denen es sich um Beurkundungen von Rechtsgeschäften Dritter handelt.30 Diese gleichsam notarielle Beglaubigung durch den Herzog kommt nur in Sachsen vor und zeigt die Urkunde abermals als Mittel der Darstellung öffentlicher Gewalt; sie wurde als gebührenpflichtiger Hoheitsakt vollzogen, der den Antragsteller teuer zu stehen kommen konnte. Im Jahre 1163 verlangten Heinrichs Notare »dem Brauch des Hofes entsprechend« (iuxta morem curiae), mithin rou-

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tinemäßig, eine Mark Gold für die Beurkundung eines Vertrages, den die Holsten mit Bischof Gerold von Lübeck geschlossen hatten. Dies ist die erste Nachricht über Kanzleigebühren in Deutschland überhaupt, doch als sparsame Leute traten die Holsten, »dieses ungebildete Volk« (gens indocta), daraufhin vom Geschäft zurück, was Helmold von Bosau offensichtlich für einen Beweis mangelnder Zivilisation hielt.31 Abgesehen von den Kapellänen ist der sächsische Klerus am Hof Heinrichs des Löwen nur schwach vertreten, Pröpste und Äbte in der Regel nur dann, wenn ihre eigenen Kirchen durch Rechtsgeschäfte berührt waren,32 Bischöfe noch seltener. Wichtige Diözesen wie Halberstadt, Merseburg, Münster, Osnabrück und Verden sind niemals durch ihre Bischöfe in den Zeugenlisten herzoglicher Urkunden vertreten, für andere – Bremen, Hildesheim, Minden, Paderborn – war persönliches Interesse am Rechtsgeschäft maßgebend. Vergleicht man ihre Präsenz beim Herzog mit der beim König, so wird die Distanz des sächsischen Episkopats zu Heinrich dem Löwen selbst dann deutlich, wenn man die absolut größere Zahl königlicher Diplome und eine bessere Überlieferungschance für sie in Rechnung stellt. Die nordelbischen Bischöfe waren dagegen mit so großem Abstand zu ihren anderen sächsischen Amtsbrüdern häufiger am Hof des Herzogs, daß nicht an Heinrichs Wunsch gezweifelt werden kann, Bischöfe in seinem Gefolge zu haben. Er wünschte es von vielen, erreichte es aber nur bei denen, die er auf Grund ihres besonderen Status dazu zwingen konnte.33 Noch auffälliger ist die Distanz des gesamten bayerischen Klerus, denn von den sechzehn in Bayern ausgestellten Herzogsurkunden nennen dreizehn nur weltliche Zeugen, jeweils einmal vertreten sind nur der Bischof von Passau sowie die Äbte von Kremsmünster, Aldersbach und Asbach.34 Die Erklärung dieses Befundes ist einfach: Bischöfe waren Reichsfürsten, wie auch Heinrich der Löwe einer war, sie waren seine Pairs und Konkurrenten, die sich im Norden gegen Heinrichs Drang zur territorialen Landesherrschaft über ganz Sachsen wehren mußten und in ihren Diözesen selbst Landesherrschaften aufbauen wollten. Sie waren reichsunmittelbar und hatten vor Augen, welch ungewöhnliche Abhängigkeit die Kirchenhoheit des Herzogs für die Bischöfe nördlich der Elbe zur Folge hatte; sie trugen die Hauptlast des Reichsdienstes, waren mit ihren militärischen Aufgeboten für den Kaiser unentbehrlich und hielten sich selbstbewußt von Heinrichs Hof fern. Nach dem mühsamen Befrieden der sächsischen Fürstenkoalition im sächsischen Krieg konnte es nur eine Frage der Zeit sein, wann Friedrich I. abermals

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zwischen den Bischöfen und seinem welfischen Vetter würde wählen müssen. Als Heinrich der Löwe sich in der Krise verweigerte, die Bischöfe aber zum Kaiser kamen, war es soweit.

Adel und Dienstleute Grundsätzlich gehörte die Vertretung am Hof zu den hochadligen Standesrechten. Heinrich der Löwe hätte gern eine Pflicht daraus gemacht und das Lehnrecht in dieser Hinsicht ausgeschöpft, regelmäßige Präsenz auf Hoftagen und Mitwirkung im Herzogsgericht verlangt. Das hat er nicht erreicht, wobei die Motive des Widerstands ähnlich sind wie bei den Bischöfen, nur war die Furcht vor Mediatisierung beim Adel stärker begründet, weil seine Freiheit nicht reichsrechtlich gesichert war: Für Grafen gab es kein Wormser Konkordat und deshalb nur in wenigen Fällen Reichsunmittelbarkeit auf Grund direkter Belehnung durch den König. Wie gefährlich es für die eigene Unabhängigkeit sein konnte, im Gefolge Heinrichs des Löwen zu erscheinen, zeigt die Außenwahrnehmung. Im Februar 1160 faßte ein Notar der Reichskanzlei in Pavia den Herzog und seine Begleiter als Gruppe auf und benannte sie entsprechend in der Zeugenliste eines kaiserlichen Diploms: Dort steht inmitten der einzeln genannten geistlichen und weltlichen Herren Heinrich der Löwe »mit seinen Baronen« (cum suis baronibus), nämlich den Grafen Heinrich und Friedrich von Arnsberg, Adolf II. von Schauenburg und Adalbert von Wernigerode, den Edelfreien Adolf und Rembert von Nienkerken sowie Otto und Hermann von Hodenberg.35 Nicht autonom und individuell, sondern als Heinrichs Leute werden sie am Hof gesehen, und in der Tat hat das Wort baro deutlich zuordnenden Charakter, bedeutet »Vasall« und im Plural »die Großen eines Reiches« oder »eines Landes«. Heinrich der Löwe selbst sprach 1175 von den nordelbischen Grafen als von seinen Baronen (barones nostri) und einige Jahre später generell von seinen Grafen und Baronen (comites et barones nostri), sein Großvater Lothar von Süpplingenburg führte in seinen Urkunden »unsere Großen« (barones nostri) oder »die Großen des Römischen Reiches« (barones Romani imperii) an, und Otto von Freising nannte jene, die zu seinem Bruder Herzog Leopold von Bayern gehörten, barones ad eum pertinentes.36 Jedesmal wurde eine enge Bindung ausgedrückt, deren rechtliche Begründung nicht zu übersehen ist. Der baro gehört zum Herrn oder zum Land, und Landesherrschaft legitimiert sich im Hochmittelalter mehr und öfter eigen-

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tumsrechtlich. Wer weniger mächtig war als die Askanier oder die Pfalzgrafen von Sommerschenburg und doch nicht Heinrichs Baron sein wollte, mußte Distanz zum Herzogshof wahren und gegen eine Landesherrschaft opponieren, die auf Kosten der Freiheit aller anderen Herren ging und die sächsische Adelslandschaft mittelfristig in einen welfischen Territorialstaat verwandeln würde. Was uns heute modern anmutet, bot immer wieder Anlaß zu einem grundsätzlichen und deshalb beständigen Konflikt. Manche Familien suchten ihre Unabhängigkeit dadurch zu erhalten, daß sie mehrere Höfe nebeneinander aufsuchten, also nicht nur zu Heinrich dem Löwen gingen, sondern Wert darauf legten, unter den eigens berufenen sächsischen Fürsten (principes Saxoniae) im Heer des Kaisers oder als Zeugen bei Rechtshandlungen der Hildesheimer und Halberstädter Bischöfe vertreten zu sein. Graf Liudolf von Dassel, der Bruder Erzbischof Rainalds von Köln, hat es so gehalten, oder auch Arnold von Dorstadt, der 1154 im Gefolge Heinrichs des Löwen in Goslar erschien, später am zweiten Italienzug Friedrich Barbarossas teilnahm und sich bei den Kämpfen in der Lombardei so auszeichnete, daß er Ende August 1162 als kaiserlicher Podestà für Piacenza eingesetzt wurde. Er versah das Amt bis in den Sommer 1164 und kehrte erst mit dem Kaiser nach Deutschland zurück, wo er seit Anfang 1170 wieder im Umfeld Heinrichs des Löwen und des Bischofs von Hildesheim wirkte. Kurz vor seinem Tod am 15. Februar 1189 hat er das Augustinerchorfrauenstift Dorstadt bei Wolfenbüttel gegründet.37 Trotz dieser Suche nach altadliger Freiheit und Unabhängigkeit gab es einen überschaubaren Kreis mindermächtiger sächsischer Grafenfamilien, die mit einer gewissen Beständigkeit am Hof Heinrichs des Löwen gewesen sind. Viele ihrer Vertreter sind uns schon begegnet, doch leider gibt es für statistische Angaben über die Zahl der Hofpräsenzen und ihre lokalen Schwerpunkte zu wenig Urkunden des Herzogs, so daß wir kein klares Bild vom Verhältnis des sächsischen Adels zum Herzogshof oder gar von einer Beziehungsgeschichte für die Jahrzehnte zwischen 1144 und 1180 bekommen können. Dennoch läßt sich immerhin soviel sagen, daß die Grafen von Wöltingerode und von Ravensberg am häufigsten im Gefolge Heinrichs des Löwen aufgetreten sind, die Wöltingeroder allerdings nur mit einem verhältnismäßig beschränkten Radius, nämlich in Braunschweig, Goslar, Herzberg, auf der Artlenburg und in Gittelde südlich von Seesen, während die Ravensberger aus dem ostwestfälischen Raum immerhin bis nach Lübeck und Schwerin gekommen sind. Andere haben den Herzog jedoch weit über die

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ADLIGE IM GEFOLGE HEINRICHS DES LÖWEN Braunschweig

Artlenburg

Friedrich von Arnsberg Siegfried von blankenburg Meinrich von Bückeburg Gunzelin von hagenschwerin Otto von Harbke Bernhard von ratzeburg Bernhard von ratzeburg Heinrich von ratzeburg Konrad von Regenstein Adolf II. von schauenburg Adolf II. von schauenburg Volkwin II. von Schwalenberg Adolf III. von schauenburg Widukind von Schwalenberg Eilbert von Wölpe Bernhard von Wassel Adalbert von Wernigerode Burchard von wöltingerode Hoyer von wöltingerode Liudolf von wöltingerode Liudolf von wöltingerode Poppo von blankenburg Liudolf von Dassel Adalbert von Everstein Gunzelin von hagenschwerin

Lübeck Heinrich von Dannenberg

Gunzelin von hagenschwerin Bernhard von ratzeburg Heinrich von Ravensberg

Adolf III. von schauenburg

Grenzen Sachsens hinaus begleitet, so Adolf II. von Schauenburg-Holstein vor 1152 nach Schwaben, Adalbert von Wernigerode und Bernhard von Wassel 1155 nach Italien, Helger von Honstein, Bernhard von Ratzeburg, Sigebodo von Scharzfeld und Gunzelin von Hagen-Schwerin 1172 nach Konstantinopel und Jerusalem.38 Häufigster Zielort der Angehörigen gräflicher Familien in Sachsen war Braunschweig, dicht gefolgt von der Artlenburg und Lübeck. Weil ihre Anwesenheit bei Heinrich dem Löwen dort nicht hinreichend mit Eigeninteresse am jeweils verhandelten Rechtsgeschäft erklärt werden kann, zeigt sich hier abermals die Tendenz zur Bildung regionaler Vororte oder Außenhöfe. In mehreren Fällen sind engere persönliche Bindungen zwischen dem Herzog und einzelnen Adligen erkennbar, so bei Adolf II. von Schauenburg, für dessen Bestattung im Dom zu Minden der Herzog gesorgt hat, oder bei Gunzelin von Hagen, dieser bedeutenden Ausnahmeerscheinung unter den sächsischen Grafen am Hof, der uns als Freund des Herzogs und Graf von Schwerin schon begegnet ist. Immer wieder war Gunzelin Zeuge in herzoglichen Urkunden, er hat Heinrich den Löwen 1172 nach Jerusalem begleitet und im folgenden Jahr zum Hoftag des Kaisers nach Frankfurt. Im Jahre 1174 kam er mit den Ministerialen Ekbert von Wolfenbüttel und Jordan von Blankenburg als Vertreter des in Bayern beschäftigten Herzogs zur Weihe der

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neuen Stiftskirche nach Steterburg.39 Im Verteidigungskrieg Heinrichs des Löwen gegen Erzbischof Philipp von Köln siegte Gunzelin am 1. August 1179 in der Schlacht auf dem Halerfeld bei Osnabrück zusammen mit den Grafen Adolf III. von Schauenburg, Bernhard von Ratzeburg, Bernhard von Wölpe, Liudolf und Wilbrand von Hallermund über ein westfälisches Heer der Kölner Kirche.40 Nach seinem gesellschaftlichen Erscheinungsbild gehört Gunzelin von Hagen eher zur Elite der süpplingenburgisch-welfischen Ministerialität, deren Vertreter den Hof Heinrichs des Löwen geprägt haben und längst nicht mehr als einfache Dienstleute begriffen werden dürfen, weil sie sich zwar noch im Rechtsstand der Unfreiheit befanden, aber auf dem Weg zur Integration in den Niederadel schon weit vorangekommen waren. Die wichtigsten Ministerialen Heinrichs des Löwen sind über lange Zeitspannen an seinem Hof bezeugt, einige von ihnen haben die großen Hofämter bekleidet.41 Sie bildeten die absolute Spitzengruppe einer Führungsschicht, die sich aus den etwa vierhundert welfischen Ministerialenfamilien heraushob, über die der Herzog in Sachsen verfügen konnte und von denen wir 257 genauer kennen. Sie hatten in erster Linie militärische Dienste zu leisten, stellten die Masse der Panzerreiter im herzoglichen Aufgebot und die Burgbesatzungen; unter den vornehmsten dieser Familien waren die von Blankenburg, Dahlum, Heimburg, Peine und Weida schon in der Ministerialität Lothars von Süpplingenburg vertreten, während die von Volkmarode erst zur Zeit Heinrichs des Löwen auftraten. Sie gehörten zum Kernhof und hatten einen weit größeren Aktionsradius als die Vertreter adliger Familien: Abgesehen davon, daß Liupold von Herzberg am Italienzug 1155 teilgenommen hatte und die Brüder von Blankenburg 1172 mit im Heiligen Land waren, sind Jordan von Blankenburg, Anno von Heimburg, Heinrich von Weida, Liupold von Herzberg und Josarius von Blankenburg mit dem Herzog in Bayern gewesen – einige von ihnen mehrfach – und stehen in den Zeugenliste seiner Urkunden üblicherweise an der Spitze der Ministerialität. Heinrichs bayerische Ministerialen kamen dagegen niemals in den Norden, so daß der Vorrang Sachsens und die sächsische Prägung des Hofes auch auf diese Weise klar hervortreten. Kein sächsischer Ministerialensohn hieß Welf, sehr viele aber Heinrich.42 Der mächtige und ritterliche (potens et militaris) Heinrich von Weida war vermutlich einer der Beschützer und Berater des unmündigen Herzogs gewesen, denn er gehörte zum süpplingenburgischen Hof, besaß eigenes Lehnsgut und war schon frühzeitig so angesehen, daß er in einer Urkunde

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DIE FÜHRENDEN MINISTERIALEN HEINRICHS DES LÖWEN

Name

am Hof

Jordan von Blankenburg 1161–1194 Josarius von Blankenburg (Bruder) 1161–1175/79 Anno von Heimburg 1143–1173 Heinrich von Weida Liupold von Herzberg Liudolf I. von Dahlum Balduin von Dahlum (Sohn) Liudolf II. von Dahlum (Enkel) Berthold von Peine Liudolf von Peine (Sohn) Wilhelm von Volkmarode Burchard von Wolfenbüttel Ekbert von Wolfenbüttel (Sohn)

1143–1171/74 1152–1166 1143–1147 1146–1156 1153–1190 1143–1156 1146/54–1176 1160–1191 1144–1154 1146/54–1174

Hofamt Truchseß (dapifer) Kämmerer (cubicularius, camerarius), 1152–1163 Vogt von Goslar

Vogt (advocatus) von Braunschweig Vogt von Braunschweig Vogt von Braunschweig

Marschall (marscalcus)

Heinrichs Jasomirgott, des Stiefvaters Heinrichs des Löwen, aus dem Jahre 1143 als einziger aus der ministerialischen Zeugengruppe mit Namen genannt und im Text vor den Grafen Ludwig von Lohra und Poppo von Blankenburg geführt wurde.43 Jordan von Blankenburg, dem das hochmütige Wort von Chiavenna zugeschrieben wurde, verdankte seinen hohen Rang am Herzogshof einerseits dem Alter seiner Familie, andererseits – und das war entscheidend – seinen persönlichen Verdiensten gepaart mit unbeirrbarer Loyalität, die sich über den Sturz seines Herrn hinaus bewährte. Für die Rechnungsjahre 1183/84 bis 1187/88 weisen die Abrechnungen des englischen Hofes jedenfalls Zahlungen an Jordan von Blankenburg aus,44 und 1190 hatte er zusammen mit den Grafen Bernhard von Ratzeburg und Helmold von Schwerin ein militärisches Kommando gegen die Feinde Heinrichs des Löwen in Holstein, geriet in Gefangenschaft und wurde auf der Burg Segeberg in Eisen gelegt, später aber gegen sechshundert Silbermark Lösegeld freigelassen; er war so vermögend (pecuniosus), daß er genau doppelt soviel zahlen mußte wie der mit ihm gefangene Graf Helmold von Schwerin. Jordan war denn auch der einzige Hofamtsträger des Herzogs, den Pfalzgraf Heinrich später in seine Dienste übernommen hat.45 Auf eine vergleichsweise lange und durch Bewährung ausgezeichnete Familiengeschichte konnten auch die von Dahlum zurückblicken, denn sie hatten vermutlich schon im 11. Jahrhundert zur Ministerialität der Brunonen gehört, waren als Bestandteil des Erbes an Lothar von Süpplingenburg

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gefallen und gehörten zu den ersten sächsischen Ministerialenfamilien mit Herkunftsnamen.46 Im Jahre 1145 schenkte Liudolf I. von Dahlum, Vogt von Braunschweig, in einem Niederungsgebiet wenig östlich der Stadt den Zisterziensern einen Siedlungsplatz, beschaffte durch mehrere Gütertauschaktionen eine gewisse Grundausstattung, die Heinrich der Löwe im folgenden Jahr nicht unerheblich vermehrte, und trat als Konverse in die dort angesetzte Mönchsgemeinschaft ein.47 Unter den Zeugen der Herzogsurkunde für das neue Kloster Riddagshausen findet sich eine Ministerialengruppe, die als solche immer wieder begegnet und deren Mitglieder wir schon kennen: Liudolf (I.) von Dahlum, Berthold von Peine, Anno von Heimburg, Burchard von Wolfenbüttel, Balduin von Dahlum. Alle sind mit den Kategorien herkömmlicher Dienstmannschaft nicht mehr zu beschreiben, denn sie hatten Eigengut, Lehen und konnten eigene Vasallen ausstatten; als Burchard von Wolfenbüttel in seiner Eigenschaft als Vogt des Klosters Heiningen auftrat, hatte er drei seiner milites bei sich.48 Auch Balduin von Dahlum, der Sohn Liudolfs I. und Nachfolger seines Vaters in der Braunschweiger Vogtei, blieb den Zisterziensern von Riddagshausen eng verbunden, ebenso die Familie Bertholds von Peine, dessen Sohn Liudolf 1160 dem Kloster ein Gut schenkte. Liudolf von Peine konnte sechs Jahre später seine Tochter mit einer stattlichen Mitgift im Stift Steterburg unterbringen. Solche älteren Ministerialenfamilien waren vermögend und selbstbewußt, heirateten untereinander wie die von Dahlum und von Peine, bestanden auf erworbenen Rechten und hielten gemeinsam mit Reichsministerialen Versammlungen ab, auf denen sie in eigener Sache Recht sprachen.49 Es war nicht ungefährlich, Herr solcher ehrgeizigen und gesellschaftlich anspruchsvoll gewordenen Leute zu sein, deren Dienst Härte verlangte und Charaktere bildete, die rasche Gewaltbereitschaft mit äußerster Empfindlichkeit gegen persönliche Kränkungen auszeichnete. Heinrich dem Löwen war das natürlich bewußt; er hatte schon 1152 das von seinem Ministerialen Gebizo um 1145 in der Nähe von Ravensburg gegründete Prämonstratenserstift Weißenau gefördert50 und wird gewiß nicht vergessen haben, daß er sein großes Winzenburger Erbe der Ermordung des Grafen Hermann durch Ministerialen verdankte. Wenn er nach seiner Rückkehr von der Palästinareise Ekbert von Wolfenbüttel, den Sohn Burchards, auspeitschen ließ und mit dieser Sklavenstrafe tief demütigte, so ließ er die kurze Kette spüren, an der sogar seine vornehmsten Helfer laufen mußten. Diese hatten sich andererseits dem Herrenstatus und adligen Verhaltensweisen so weit genähert, daß sie Initiati-

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ven zu Klostergründungen ergriffen und persönliche Konversionen zum monastischen Leben vollzogen. Am Hof Heinrichs des Löwen fanden sie das ihnen angemessene gesellschaftliche Zentrum und konnten sehen, wie ihr Herr für sich und seine Leute den repräsentativen Ort im Lande schuf.

Braunschweig »Sie haben diese Stadt glanzvoll erhöht; der Ruf verkündet es über den ganzen Erdkreis. Sie haben der Stadt mit geweihten Kirchen und dem Reliquienschatz helfender Heiliger Glanz und Ansehen geschenkt und sie mit weiten Mauern befestigt.«51 Mit solchen Worten rühmt das Widmungsgedicht zum Evangeliar Heinrichs des Löwen für die Stiftskiche St. Blasius das Herzogspaar und seine Verdienste um Braunschweig. Kirchen und ein Reliquienschatz hinter bergenden Mauern sind für den dichtenden, schreibenden und malenden Mönch Hermann von Helmarshausen das Entscheidende. Auf sie stützen sich Ruhm und Ruf (fama) Braunschweigs. In diesem Sinne ist Braunschweig für den Herzog »unsere Stadt« gewesen, jedenfalls nennt eine von seiner Kanzlei ausgefertigte Urkunde aus dem Jahr 1175 als Verhandlungsort civitas nostra Brunesvich. Auch die Befestigung mit Wall und Graben wurde über die reine Funktion hinaus in ihrer politischen, repräsentativen und propagandistischen Bedeutung sofort erkannt und bald darauf historiographisch entsprechend fixiert: »In Braunschweig errichtete Herzog Heinrich auf einem Sockel das Bild des Löwen und umgab die Stadt mit Graben und Wall.«52 Solche Vorhaben und ihre bewußte Wahrnehmung durch die Zeitgenossen gediehen auf dem fruchtbaren Boden einer sächsischen Erinnerung an das von sächsischen Königen und Kaisern repräsentierte Reich. Stadt und Mauer, Burg und Kirche verdichteten sich an einem Ort brunonisch-süpplingenburgischer Tradition zum sichtbaren politischen Symbol ererbter und darum legitimer Herrschaft. In weiblicher Linie war Heinrich der Löwe über seine Mutter Gertrud von Süpplingenburg und deren Mutter, die Kaiserin Richenza, Tochter der jüngeren Gräfin Gertrud († 1117), ein Nachfahre der im Raum Braunschweig einst mächtigen Brunonen, und es scheint, daß er parallel zur Herrschaftsbegründung in Sachsen an einer neuen Herkunftstradition gearbeitet hat, deren gleichsam natürlicher Wurzelgrund nur Braunschweig sein konnte, der ziemlich genau mitten zwischen Weser und Elbe

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gelegene brunonisch-süpplingenburgische Traditionsort. Südlich davon konzentrierten sich die Sitze des Gefolges bis zum Harz und teilweise in das Gebirge hinein. Kein anderer sächsischer Ort konnte Heinrich den Löwen als historisch wie genealogisch legitimen Erben besser aufnehmen und immer wieder aufs neue den Rahmen für das Repräsentieren dieser Legitimität bilden.53 Die Burg und die Kirchengründungen der Brunonen hatten Braunschweig längst zum geistlichen und fortifikatorischen Zentralort der Region gemacht, als Heinrich der Löwe daran so weithin sichtbar anknüpfte, daß sogar die byzantinische Gesandtschaft des Jahres 1164 dorthin dirigiert wurde.54 War der Herzogin Clementia 1150 für die Dauer des Bayernzuges ihres Gemahls noch Lüneburg als Aufenthaltsort zugewiesen worden, so blieb die 1172 schwangere Herzogin Mathilde zur Zeit der Jerusalemreise Heinrichs in Braunschweig und brachte dort ihre Tochter Richenza zur Welt.55 Prominente Gefangene verwahrte man einst in Lüneburg – 1144 den Erzbischof Adalbero von Bremen nach dem Übergriff von Ramelsloh –, später aber in Braunschweig, so 1163 den Slawenfürsten Wertislaw nach Eroberung seiner Burg Werle.56 Mit Balduin I. von Dahlum als Amtsinhaber tritt 1147 der wohl schon vorher bestehende Braunschweiger Vogteibezirk mit der Burg als Mittelpunkt hervor.57 Obwohl sich persönliche Anwesenheit Heinrichs des Löwen in Braunschweig anhand von Urkunden und erzählenden Quellen nur für sechsundzwanzig der einundfünfzig Jahre zwischen 1144 und 1195 nachweisen läßt58 und von seinen erhaltenen Urkunden nur dreizehn dort ausgestellt sind, kann am grundsätzlichen Vorrang Braunschweigs nicht gezweifelt werden. Hier war seine sedes, der Sitz seiner Herrschaft, ebenso wie Aachen für Friedrich Barbarossa das Haupt und der Sitz des deutschen Reiches war, caput et sedes regni Theutonici,59 ohne daß sich der König dort ständig hätte aufhalten können. Auch das Gefolge hat sich Braunschweig zugewandt, denn eine zwischen 1391 und 1410 entstandene, ältere Aufzeichnungen verarbeitende Handschrift des Memorienregisters aus dem Blasiusstift nennt nicht nur Heinrich den Löwen als Herzog von Bayern und Sachsen, »Herr in Braunschweig« (dominus in Brunswich) und Erbauer der neuen Stiftskirche (fundator noster), gedenkt der Herzogin Mathilde und Kaiser Lothars von Süpplingenburg, sondern läßt durch Einträge für Jordan und Josarius von Blankenburg, möglicherweise auch für Anno von Heimburg, Spuren der Ausrichtung des Hofes auf das neue geistliche Zentrum erkennen.60 Es lag auf der Grenze

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Grund- und Aufriß der Bauten auf dem Braunschweiger Burgplatz: Palas, Burgkapelle, Stiftskirche St. Blasius mit Konventsgebäuden und Kreuzgang. Rekonstruktion von Ludwig Winter, 1883.

zweier Diözesen, denn die Oker trennte den Hildesheimer vom Halberstädter Sprengel, so daß die Braunschweiger Kirchen St. Blasius und St. Cyriacus dem Bischof von Hildesheim unterstanden, das von der brunonischen Gräfin Gertrud 1115 gegründete Benediktinerkloster St. Aegidius und die Pfarrkirche der Altewiek St. Magnus dagegen dem Bischof von Halberstadt. Braunschweigs Ausbau begann in großem Stil vielleicht erst im Umfeld der Verheiratung des Herzogs mit Mathilde von Anjou, also nach 1165; die damals angebahnten Beziehungen zum flandrisch-normannisch-angevinischen Kulturkreis haben, wie wir bereits wissen und bei näherer Betrachtung der von Heinrich gestifteten liturgischen Objekte noch genauer sehen werden, für ihn so etwas wie einen zivilisatorischen Qualitätssprung bedeutet. Schon 1168 muß es in Braunschweig möglich gewesen sein, die Hochzeit mit großer Pracht (magnifice) zu feiern.61 Über die wohl seit der Wende zum 11. Jahrhundert von den Brunonen errichteten Vorgängerbauten auf dem heutigen Burgplatz gibt es weder schriftliche Nachrichten noch brauchbare

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Ansicht des Palas vom Burgplatz Von den Bauten Heinrichs des Löwen war Ende des 19. Jahrhunderts kein sichtbarer Überrest mehr vorhanden. Nach einem Brand im 16. Jahrhundert ging man seit 1635 an den Ausbau zur fürstlichen Wohnung. Es folgten die Erweiterung mit Abriß der Georgskapelle am Ende des 17. Jahrhunderts, weitere Abbrüche und der Umbau zum Stadtpalais nach 1763. Seit 1808 wurde das Ensemble als Kaserne genutzt, 1873 der Südteil durch ein Feuer vernichtet. Daraufhin verfolgte der Braunschweiger Magistrat umfassende Abbruchpläne zugunsten einer Straßenachse, beauftragte aber unter dem Druck des Wolfenbütteler Geschichtsvereins und einiger Braunschweiger Bürger den Stadtbaurat Ludwig Winter mit der Freilegung des mittelalterlichen Kerns. Erst der preußische Regent Albrecht ordnete 1886 den Wiederaufbau an, den Winter recht frei historisierend ausführte. Dieser Bau wurde beim Luftangriff am 23. April 1944 weitgehend zerstört, seit den achtziger Jahren anhand der Bau- und Dekorationspläne Winters mit Bezug auf die Originalsubstanz aufwendig wiederhergestellt und am 15. Februar 1995 dem Herzog Anton Ulrich-Museum übergeben.

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St. Blasius, Nordseite

archäologische Befunde; auf jeden Fall knüpfte Heinrich der Löwe nicht an sie an, indem er Vorhandenes ausgestaltete, sondern er baute im wörtlichen Sinne von Grund auf neu. Wer heute den Burgplatz betritt und als fürstliches Denkmal Heinrichs des Löwen bewundert, macht sich meist nicht klar, daß der Herzog dieses Ensemble nie vollendet gesehen hat. Er hatte jedoch ein Konzept, das sich aus dem Willen zur dauerhaften Darstellung seines Ranges und seines Leistungsvermögens ebenso ergab wie aus allgemeinen Vorstellungen der Zeit über Anlage und Ausgestaltung von Pfalzen der Bischöfe, Fürsten und Könige. Die formalen Mittel sollten diesem Anspruchsniveau qualitativ entsprechen, Bauten der Konkurrenten sichtbar übertreffen, als Herrschaftszeichen irdischen Ruhm und Ruf (fama) des Auftraggebers stärken, der sein Grab als Ort ewigen Gedenkens (memoria) inmitten seiner Kirche haben wollte. Unter diesem Aspekt erfüllte schon das entstehende Werk seinen Zweck, denn das Konzept ließ sich auch vor der baulichen Vollendung erkennen und beurtei-

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len. Die Zeitgenossen waren das im übrigen gewohnt, denn ihre Welt war voller Baustellen, besonders in den Kathedralstädten, und sie brauchten auch nicht nach dem persönlichen Anteil Heinrichs des Löwen am Entwurf und an der Ausgestaltung zu fragen, um ihn als autor und fundator zu loben, als Urheber und Gründer. Vom Palasbau des Herzogs sieht man gegenwärtig nur noch eine vollständige Rekonstruktion, die sich aber in den Maßen am Original ausgerichtet hat, das ebenfalls zweigeschossig und mit der südlich anschließenden Doppelkapelle St. Georg und Gertrud verbunden war. Der rechteckige Saalbau erstreckte sich über 15 × 42 Meter und war im heizbaren Erdgeschoß durch Arkaden auf Pfeilern zweischiffig gegliedert. Zur ursprünglichen Gestaltung des Obergeschosses gibt es keinerlei Hinweise mehr; die Westfassade zum Burghof hatte dreigliedrige Fensterarkaden, dazu im Erdgeschoß ein Doppelportal mit einem Vorbau, der vielleicht den Treppenaufgang zum Obergeschoß getragen hat. Auf der Suche nach Vorbildern hat man weniger an Bischofsresidenzen gedacht als an die Goslarer Königspfalz, denn einerseits handelt es sich in beiden Fällen um Saalbauten mit Doppelkapelle, andererseits unterstellte man Heinrich dem Löwen, daß er auf ein königliches Vorbild reagiert habe. Ein Vergleich beider Anlagen ist aber nur sehr begrenzt möglich, weil der Braunschweiger Palas nicht besser als sehr großzügig zwischen 1155 und 1175 datiert werden kann und wir seinen ursprünglichen Zustand nicht hinreichend genau kennen. Es wäre deshalb ebensogut möglich, daß der Umbau des Goslarer palatium erst nach dem Baubeginn in Braunschweig angefangen worden ist, auf jeden Fall ergeben sich aus der Baugeschichte keine schlüssigen Argumente für die Annahme einer Vorbildfunktion Goslars und aus den Maßen auch keine Hinweise auf den Wunsch, mit königlichen Bauten zu konkurrieren, denn der annähernd gleichzeitig errichtete Saal der Landgrafen von Thüringen auf der Wartburg ist als aufwendigster deutscher Profanbau der Zeit mit 14 × 41 Metern fast ebensogroß. Auch die Verbindung von Palas und Kirche, die einander ungefähr rechtwinklig zugeordnet sind, ist keine fürstliche Besonderheit, sondern findet sich in Bischofsstädten wie Bamberg, Speyer, Worms, Osnabrück und Minden.62 Sogleich nach der Rückkehr von seiner Jerusalemreise 1173 ließ Heinrich der Löwe den Neubau der Stiftskirche beginnen, wahrscheinlich am Platz der um 1030 geweihten brunonischen Burgkirche St. Blasius mit dem Grabmal der 1077 verstorbenen Gräfin Gertrud. Diesen Vorgängerbau ersetzte eine durchgehend gewölbte, dreischiffige Basilika mit vier Langhausjochen, Quer-

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St. Blasius, Langhaus nach Osten

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St. Blasius, Krypta

haus, Chorjoch und Abschluß durch drei Apsiden im Osten, durch einen mächtigen Riegel unter zwei Türmen im Westen, mit einer Krypta unter Chor und Vierungsquadrat, woraus sich die Erhöhung des Chors um etwa drei Meter über das Bodenniveau ergab; noch heute ist Heinrichs Anlage gut zu erkennen, weil im Spätmittelalter nur die Seitenschiffe verändert worden sind.63 Mit ihrer Gesamtlänge von etwa siebzig Metern, der Langhausbreite von einundzwanzig Metern und der Wölbung aller drei Schiffe erreichte sie die Dimensionen einer Bischofskirche, so daß die populäre Benennung als »Dom Heinrichs des Löwen« zwar kirchengeschichtlich unpassend ist, aber nach Anspruch und Augenschein doch das Richtige trifft. Die Grablege der älteren Brunonengräfin Gertrud († 1077) übernahm man aus dem Vorgängerbau in die dreischiffige Hallenkrypta. Mit ihr war Heinrichs neue Kirche begonnen worden, die als künftiger Bestattungsort des Herzogspaars nun neben die älteren Nekropolen Lüneburg (für die Billunger und Heinrichs erstgeborenen Sohn) und Königslutter (für Lothar III., Heinrich den Stolzen und Richenza) trat. Als im Jahre 1188 der Marienaltar geweiht wurde, werden Querschiff und Ostteil fertig gewesen sein, bei der Weihe des

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Kreuzaltars vor 1196 wohl auch das Langhaus. Die Weihe des Hauptaltars im damals wahrscheinlich vollendeten Bau vollzog Bischof Konrad von Hildesheim am 29. Dezember 1226, dem Tag des heiligen Thomas Becket von Canterbury, auf die Patrone Johannes der Täufer, Blasius und Thomas.64 Die Aufwendungen für Heinrichs Braunschweiger Bauten waren erheblich und dürften in dieser Form nur durch den Einsatz der Mitgift Mathildes möglich geworden sein, denn der Herzog hatte seine Fürsorge noch anderen Kirchen zugewandt. In Hannover veranlaßte er den Bau der Aegidienkirche, die vielleicht schon 1163 anläßlich seines Hoftages durch Bischof Werner von Minden geweiht worden ist. Gleichzeitig mit dem Beginn der Arbeiten an St. Blasius in Braunschweig legte er gemeinsam mit Bischof Heinrich den Grundstein zum Lübecker Dom und stiftete Jahrgelder von jeweils hundert Mark Silber für die Bauarbeiten; mit den gleichen Fördersummen konnte 1173 auch der Dombau in Ratzeburg beginnen. Hier kamen die Arbeiten allerdings nicht so gut voran wie in Braunschweig, »weil in der folgenden Zeit eine große Umwälzung ganz Sachsen heftig erschütterte und nach Unterbrechung der Kirchenbauten die Befestigung der Städte und Burgen erzwang, denn der Herzog wurde von sehr vielen Kriegen überzogen«.65

Die Bilder des Löwen Mitten auf dem Platz vor der Burg ließ der Herzog auf hohem Sockel den aus Bronze gegossenen Löwen aufstellen. Das war keine monumentale Dekoration, die nur den Kunstsinn des Auftraggebers und das technische Vermögen seiner Handwerker dokumentieren sollte, sondern ein stellvertretendes Bildnis Heinrichs des Löwen, ein Monument dessen, der auf einer Münzumschrift von sich gesagt hatte: »Ich, Heinrich von Braunschweig, bin der Löwe« (Heinricus de Brunswic sum leo). Weil der Bronzelöwe für den Herzog stand, war er ein Gerichtszeichen, denn Heinrich war der oberste Richter seiner Leute und Länder; er war ein Symbol militärischer Stärke, denn Heinrich war stark bis zur Aggressivität; er markierte das Zentrum seiner sedes Braunschweig inmitten der Traditionslandschaft seiner sächsischen Vorfahren. Deshalb ist das Löwenbild als individuelles Herrschaftszeichen des Herzogs zu verstehen, nicht aber als Familiensymbol der Welfen.66 Ein welfisches Erinnerungsbild in Braunschweig hätte den schon mehrfach erwähnten und im folgenden noch weiter zu dokumentierenden Ab-

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sichten Heinrichs des Löwen im Hinblick auf seine neue sächsisch-imperiale Herkunftsgeschichte nicht gedient. Helmold von Bosau, der es wissen mußte und Heinrichs Berufung auf das Erbe seiner sächsischen Vorfahren sehr wohl kannte, hatte schon dessen Vater, Heinrich den Stolzen, als »Löwen« (leo) bezeichnet, damit aber gewiß keinen Familienbezug im Sinne »Heinrich der Welfe« ausdrücken wollen, denn den Großvater, Heinrich den Schwarzen, nannte er catulus, »den Welpen>Welfen«, unterschied also genau zwischen den Bedeutungen. In der Tat erlauben weder der mittelniederdeutsche und mittelhochdeutsche noch der lateinische Sprachgebrauch eine Gleichsetzung lewe/leo einerseits mit welp > welf/catulus andererseits,67 so daß vom Bild und dem Namen des Löwen kein Weg zu den Welfen führt. Auch heraldisch ist der Löwe im 12. Jahrhundert noch persönliches Symbol, nicht aber Zeichen einer Dynastie und keinesfalls das spezifisch welfische Wappentier, denn er war noch vor dem Adler die in allen Regionen und bei allen wappenfähigen Gruppen beliebteste Figur. Daß Helmold im Löwenprädikat einen Individualnamen sah, geht auch aus seiner Mitteilung eines genauen Zeitpunktes für die Übertragung auf Heinrich hervor: Als er auf dem Regensburger Hoftag 1156 zur sächsischen Herzogswürde auch die bayerische erlangt hatte, »wurde für ihn ein neuer Name geschaffen: Heinrich der Löwe« (creatum est ei nomen novum: Heinricus Leo). Nicht sicher zu erklären ist dagegen die allein bei Helmold vorkommende Qualifikation Heinrichs des Stolzen als leo; sie könnte als historische Rückwirkung des Prädikats vom Sohn auf den Vater verstanden werden oder – wahrscheinlicher – als traditionelles Charakteristikum starker Herrschaft. In dieser Funktion erschien der Löwe ja seit der römischen Kaiserzeit als imperiales Symbol, und der Löwenvergleich wurde nicht nur auf Könige mit ihrem Mut in der Schlacht, ihrer Autorität im Einsatz für die Gerechtigkeit oder im Rat der Großen angewandt, sondern auch auf geistliche Fürsten wie Erzbischof Anno von Köln. Die Kaiser Heinrich IV., Lothar III. und Friedrich Barbarossa haben sich in dieser Weise ebenso löwenhaft verhalten wie die englischen Könige Heinrich I. als »Löwe der Gerechtigkeit« (leo iustitiae) oder der ritterliche Kämpfer Richard Löwenherz.68 All diesen Vergleichen liegen letztlich die eindrucksvollen biblischen Archetypen zugrunde: Der Ruhm des Mutes und der Kraft des Löwen (Ri 14,18; 2 Sam 1,23), Judas Makkabäus, von dem es heißt: »Er glich im Kampf einem Löwen, einem jungen Löwen, der sich brüllend auf die Beute stürzt« (1 Makk 3,4), oder die Spruchweisheit: »Wie ein Knurren des Löwen ist der

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Der Braunschweiger Löwe Auf neuzeitlichem Sockel, aber sehr wahrscheinlich an ursprünglicher Stelle, steht jetzt eine Kopie des Löwen, während das Original in der mittelalterlichen Sammlung des Herzog Anton Ulrich-Museums in Braunschweig zu sehen ist. Nach einer Beschreibung aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts setzte der Herzog das Bronzebild uf eynen post/von steyne vil wol gehowen,/so men noch mach scowen,/in dher burch zo Bruneswich (BrRChr, vv. 2897 – 2900). Der Blick des dem Palas zugeordneten Löwen war damals wie heute nach Osten gerichtet (ArnLub 7,16).

Zorn des Königs, doch wie Tau auf dem Gras ist seine Gunst« (Spr 19,12). In dieser Tradition kommentierte Helmold Heinrichs Slawensieg von 1163 mit einem Zitat aus den Zahlensprüchen, wonach die Unterlegenen erkannt hätten, »daß der Löwe mächtig ist unter den Tieren und vor niemandem umkehrt« (Spr 30,30). Solche Charakteristiken hörte man allenthalben in den Predigten, mit denen freilich auch die ganze Komplexität eines Tiersymbols verbreitet wurde, das außerdem als Zeichen des Evangelisten Markus diente, dankbarer Hausgenosse des heiligen Hieronymus war und sowohl auf Christus als auch auf den Teufel verweisen konnte.69 So gut wir die Absichten kennen, die Heinrich mit dem Löwenstandbild verfolgte, so wenig wissen wir über den Zeitpunkt seiner Entstehung. Lange Zeit glaubte man an eine Verbindung mit dem Ausbruch des sächsischen Krieges im Jahre 1166 und stützte sich dabei auf einen zwischen 1240 und

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1256 geschriebenen Eintrag Alberts von Stade in sein Geschichtswerk zu eben diesem Jahr, doch handelt es sich dabei um eine Sammelnotiz über verschiedene Ereignisse aus der Zeit von 1165 bis 1176/81, so daß sich für die Datierung nichts Genaueres ergibt als die Spanne zwischen 1164 und 1176, aktuelle Anlässe also nicht bestimmt werden können.70 Mit Recht umgibt das Denkmal von Anfang an bis heute die Aura des Singulären und Exzeptionellen; es wirkte wie ein Signal, das auch die Gegner sofort erkannten, die seine Botschaft gelegentlich polemisch auf den Begriff brachten: »Der Herzog goß einen großen Löwen aus Erz, und dessen Zorn praktizierte er selbst, erschreckend durch Taten. So haben es die Welfen immer gemacht« (Fuderat ex ere magnum dux ipse leonem,/Cuius et acta movens exercuit ipse furorem;/Talia Welfones rite fovere solent).71 Aber auch formal war das Werk einmalig, weil es in Deutschland bis zum Ende des 12. Jahrhunderts Skulptur nur im Zusammenhang mit Architektur gab, nicht aber als freistehende Großplastik, und erst recht hatte noch niemand das Abbild eines gestreckt stehenden Löwen in diesen Maßen gesehen. In Reims hatte Erzbischof Gervasius (1055–1067) hundert Jahre zuvor das aus Bronze gegossene Standbild eines Hirsches im Ehrenhof seines Palastes auf einen Sockel stellen lassen,72 so daß der Braunschweiger Löwe nicht als erster monumentaler Hohlguß seit der Antike gelten kann, doch gleichwohl forderte der Auftrag die ausführenden Handwerker offensichtlich über die Grenzen ihres Könnens hinaus. Das ergibt sich aus den eingehenden technischen Untersuchungen, die im Zusammenhang mit der gründlichen Restaurierung in den Jahren 1980 bis 1983 vorgenommen wurden und konkreten Aufschluß über die Art der Herstellung erbracht haben.73 Zunächst mußte ein Meister gefunden werden, der Erfahrungen beim Guß von Glocken, Portalen oder Grabplatten gesammelt hatte und entweder selbst modellieren konnte oder den Entwurf eines mitwirkenden Bildhauers ausführte. Trotz vergleichsweise guter Voraussetzungen in Braunschweig – Schmelzöfen und Fachkräfte vom Harzbergbau, Gußtradition in Magdeburg und Hildesheim – bedurfte es eines gewissen zeitlichen Vorlaufs, um Entwurf und Ausführung personell und formal vorzubereiten, ein Modell zu bauen, Material und Arbeitsplatz bereit zu haben, die Versorgung des Gießers und seiner Gehilfen sicherzustellen. Im ersten Arbeitsgang ist über einem Eisengerüst ein Lehmkern hergestellt und gebrannt worden, der genau dem Hohlraum der Figur entsprach und mit Wachsplatten belegt wurde, aus denen die äußere Gestalt des Löwen bis in alle Einzelheiten her-

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ausgearbeitet wurde. Darüber legte man einen Lehmmantel und glühte ihn nach dem Trocknen, wobei das Wachs ausschmolz. Der verbliebene Hohlraum wurde mit Bronze ausgegossen, der äußere Mantel nach mindestens zwölf bis vierundzwanzig Stunden Abkühlungszeit weggeschlagen und der Kern durch vorbereitete Fenster im Gußstück entfernt. Das reine Bronzegewicht des Löwen liegt zwischen 840 und 850 Kilo, die Gesamthöhe beträgt 1785 Millimeter, die Gesamtlänge 2800 Millimeter, die Breite der Mähne über den Vorderbeinen 640 Millimeter. Nach dem Guß waren erhebliche Ausbesserungen notwendig, denn abgesehehen von Gußfehlern waren so viele lange Risse an beiden Seiten aufgetreten, daß kein erhaltener älterer Bronzeguß so intensive Korrekturspuren aufweist wie der Braunschweiger Löwe. Daraus läßt sich eine beachtliche Diskrepanz zwischen dem Anspruch des Auftraggebers und der Kompetenz des Ausführenden erschließen, denn der beauftragte Meister hatte offensichtlich noch niemals zuvor eine solche Arbeit ausgeführt. Nach Abschluß der Nachbesserungen glättete man die Oberfläche, setzte Augen aus Kupferblech ein, punzierte die Haarschraffur an Mähne, Schwanz und Tatzen, polierte das Ganze mit Sand, Lehm und Stroh und hob den Löwen über ein Gerüst mit Flaschenzügen auf den Sockel. Als Arbeitszeit für die gesamte Herstellung vom Vorbereiten des Gießplatzes bis zum Aufstellen des Löwen sind zwei Jahre errechnet worden.74 Der Gestalt des Löwen, die in ihrer geometrisch-abstrahierenden Anlage modernem Formgefühl sehr entgegenkommt, liegt ein rechteckiges Raster mit den Seitenverhältnissen 2 : 3 zugrunde, geteilt in Einzelfelder von je 298 Millimetern Höhe und 311 Millimetern Breite. Vermutlich hat man ein kleineres Modell vergrößert, nach dem dann Gußkern und Wachsmodell freihändig gearbeitet werden mußten. Sicher ist, daß der Löwe in Braunschweig gegossen wurde, doch wir kennen weder den Urheber des Entwurfs, noch wissen wir, wer dem Herzog den Plan zu diesem Denkmal vorgeschlagen hat, und über die möglichen Vorbilder gibt es nur mehr oder weniger plausible Vermutungen. Aussagekräftig ist jedoch schon die Wahl des Materials, denn Bronze war ein fürstlicher Werkstoff, Zeichen der Dauer, Standfestigkeit und wehrhaften Stärke, besetzt mit imperialer Bedeutung, die im Hochmittelalter sehr wohl bekannt war, weil die aus der römischen Antike überkommenen und öffentlich aufgestellten Bronzebildwerke wie die römische Wölfin oder das Reiterstandbild Marc Aurels, das man für ein Denkmal Konstantins des Großen hielt, schon von den Päpsten des 8. Jahrhunderts als

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Symbole des Imperiums und der Kaiser angesehen wurden, für deren Nachfolge sie sich später mit der Erfindung der Konstantinischen Schenkung die Rechtsgrundlage schufen. Nachfolger der römischen Kaiser wollte auch Karl der Große sein, der in seiner Aachener Pfalz eine Kopie des bronzenen römischen Kiefernzapfens aus Alt-Sankt Peter aufstellte, dazu die Theoderichstatue aus Ravenna und eine ebenfalls spätantike Bärin, die man im Mittelalter bezeichnenderweise als Wölfin ansah; dieser Symbolgehalt des Materials bestimmte nicht minder die Bildprogramme italienischer Kommunen, führte um 1250 zur Aufstellung des Markuslöwen in Venedig und lebte noch im Wort des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. vom rocher de bronze fort, zu dem er die Souveränität seiner Monarchie festigen wollte.75 Die römischen und die Aachener Bildwerke hat Heinrich der Löwe von seinen Aufenthalten an beiden Orten her gekannt, ebenso auch eine Löwenskulptur in der Burg Este, denn der Hof Friedrich Barbarossas, in dessen Gefolge der Herzog am Italienzug teilnahm, hielt sich am 2. April 1161 in Monselice südlich der Colli Euganei auf, nur neun Kilometer von der Stammburg des Hauses Este entfernt; Heinrich dürfte den knapp einstündigen Ritt schon aus Gründen der Herrschaftsrepräsentanz unternommen haben, denn er beanspruchte dort die Lehnshoheit.76 Wir wissen allerdings nichts Genaues über Aussehen und Aufstellung des Löwen der Este, denn die Stadtmiliz von Padua hat ihn bei der Eroberung der Burg erbeutet, und es ist nicht klar, ob die Bürger ihn 1209 zum Gedenken an diesen Sieg in ihrer Stadt auf eine hohe Säule gestellt haben oder, weil er ihnen zu klein war, für das Denkmal einen größeren Löwen anfertigen ließen. In jedem Falle aber war die 1797 zerstörte Trophäe kein stehender, sondern ein liegender Löwe.77 Die Suche nach direkten Vorbildern ist angesichts der um die Mitte des 12.Jahrhunderts breit ausgestalteten ikonographischen Tradition78 wenig ergiebig gewesen, denn schriftliche Hinweise fehlen ebenso wie eine verläßliche Methode zum Nachweis solcher Verbindungen anhand formaler Ähnlichkeiten. Löwenförmige Gießgefäße für den Gebrauch am Altar oder bei Tisch (Aquamanilien) scheinen sich aus dem 12. Jahrhundert nicht erhalten zu haben, doch sind sie mehrfach gut bezeugt, so die Gabe eines Löwengefäßes durch Bischof Hugo von Le Mans (1136–1144) an seine Kirche oder das von der Kaiserin Mathilde dem Kloster Bec geschenkte silberne »Löwchen« (leunculus). Zwar kommen Tischlöwen aus entwurfspraktischen Gründen als Vorlagen nicht in Frage, aber der Braunschweiger Entwerfer konnte wissen, wie ein Löwe aussah, ohne jemals ein solches Tier gesehen zu haben, zumal in

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den Rheinlanden noch zahlreiche römische Denkmäler obertägig erhalten waren, die als Grablöwen an den Fernstraßen oder im Zusammenhang mit Gebäuderesten stehende, kauernde und auch brüllende Löwen vor Augen führten.79 Das Bild des Löwen bestimmte auch die Münzprägungen des Herzogs und zeigt in seiner formalen Variationsbreite die Intensität, mit der Heinrich dieses Tier für sich in Anspruch nahm, das Identifikationskonzept bekanntmachen und repräsentativ durchsetzen wollte. Münzen waren ein mobiles und somit besonders wirksames Medium für solche Absichten, denn der Münzherr ließ sie in seinem Namen schlagen und setzte ihre Form fest, so daß Münzbild und Umschrift die hoheitliche Garantie für das geltende Zahlungsmittel darstellten. Der Herzog gab diese Garantie, indem er sich durch das Bild des Löwen vertreten ließ. Solche Art Repräsentanz durch Münze und Münzbild war um so erfolgreicher, je größer die Münzmengen wurden, die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts im Zuge der wachsenden Geldwirtschaft umliefen; die Streubreite der Funde herzoglicher Münzen legt zwar die Annahme nahe, daß sie hauptsächlich im Raum Braunschweig/Lüneburg verwendet wurden, doch kann das dem Zufall ihrer Entdeckung geschuldet sein. Immerhin haben die Münzstätten in Braunschweig und Bardowick seit 1150 erhebliche Mengen von Brakteaten ausgestoßen, jenen damals zuerst in Ostfalen, im Harz und in Thüringen modern werdenden Geldstücken aus dünnem Silberblech. In Sachsen prägte man sie einseitig durch Unterstempel, wobei der breite Durchmesser dem Stempelschneider viele künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten bot. Mit dem Stempelschnitt sind wahrscheinlich Goldschmiede beauftragt worden, so daß diese Stücke nicht nur als umlaufendes Geld zu bewerten sind – als solches waren sie wegen ihrer Zerbrechlichkeit recht unpraktisch –, sondern auch als Relikte einer hochentwickelten Handwerkstechnik und Repräsentationskunst, vor allem dann, wenn man sie mit den bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts üblichen unansehnlichen Dünnpfennigen vergleicht. Die Brakteaten Heinrichs des Löwen gehören in der Tat zu den Spitzenprodukten der Münzprägung ihrer Zeit.80 Vielfache Abwandlungen des Münzbildes ergaben sich aus dem üblichen Verfahren, umlaufendes Geld meist einmal im Jahr, mitunter aber auch öfter, für ungültig zu erklären (Münzverruf) und durch Neuprägungen zu ersetzen, die üblicherweise im Verhältnis von zwölf alten gegen neun neue Münzen eingetauscht werden mußten, um den Gewinn des Münzherrn zu steigern. Auf diese Weise

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Nach rechts schreitender Löwe unter Bogenarchitektur mit zwei Türmen, zentral darüber Brustbild eines Mannes mit Schwert (links) und Fahne (rechts). DVX HEINRICVS LEO.

Stehender Löwe nach rechts auf Podest unter turmbekrönter Bogenarchitektur mit zwei Flankentürmen hinter niedriger Mauer.

Nach rechts schreitender Löwe unter turmbekrönter Bogenarchitektur hinter Mauer mit Torturm und zwei Flankentürmen. HEINRICVS DE BRVNSWIC SVM LEO.

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»1. Hochzeitspfennig (Clementia von Zähringen)«. Nach rechts schreitender, Zähne zeigender Löwe unter doppelter Bogenarchitektur mit zwei Türmen, darüber, durch einen Turm getrennt, links Männer-, rechts Frauenkopf.

»2. Hochzeitspfennig (Mathilde von England)«. Nach links schreitender Löwe unter vierstöckiger Torbogenarchitektur mit zwei Flankentürmen; auf der obersten Ebene, durch Turm getrennt, Köpfe zweier Personen, die jede ein Lilienzepter führen. DVX HEINRICVS LEO.

»Thronpfennig«.Thronender weltlicher Herrscher von vorn mit Lilienzepter links und Schwert rechts, Füße auf den Türmen einer Torarchitektur. Links und rechts der Herrscherfigur Torarchitektur mit je einem kleinen und einem großen, vierstöckigen Turm mit Zinnenkranz. Unter jedem der beiden Torbögen Kopf, Schulterpartie und Vorderläufe eines Löwen. DVX HEINRICVS LEO.

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Silberbrakteaten Heinrichs des Löwen aus der Münzstätte Braunschweig.

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Nach rechts liegender Löwe unter Dreipaß, darüber von zwei Türmen flankierte Giebelarchitektur.

Stehender Löwe nach links. DVX HEINRICVS LEO.

Die Durchmesser der Münzen liegen zwischen 26 und 33 Millimetern, die Gewichte zwischen 0,680 und 0,855 Gramm, nicht alle haben eine Umschrift.

brachte allein die Münzstätte Braunschweig als wichtigster und quantitativ aktivster Prägeort des Herzogs seit 1150 mindestens 55 verschiedene Münztypen hervor, die in großer Variationsbreite schreitende, liegende oder stehende Löwen mit oder ohne Architekturrahmen zeigen und auch wechselnde Umschriften haben. Die Brakteaten des Herzogs lassen sich zwar formal klassifizieren, aber nicht in einer relativen Chronologie anordnen und erst recht nicht absolut datieren. Dennoch wird immer wieder vorgeschlagen, einzelne Prägungen bestimmten Ereignissen zuzuordnen: Münzen mit der Darstellung zweier Personen (6 und 7) nennt man »Hochzeitspfennige«, die der Herzog bei seinen Eheschließungen mit Clementia von Zähringen und mit Mathilde von England habe herstellen und unter das Volk werfen lassen; der Brakteat mit dem Löwenbild auf einer Säule (2) soll eine Denkmünze sein, die aus Anlaß der Errichtung des Löwendenkmals in Auftrag gegeben worden sei, und der besonders eindrucksvolle »Thronpfennig« (8) eine Gedenkprägung auf den Wiedergewinn Bayerns im Jahre 1156. All das sind Spekulationen ohne jeden Anhaltspunkt in der Überlieferung. Es gibt vergleichbare Brakteaten mit dem Bild des Kaiserpaars Friedrich Barbarossa und Beatrix von Burgund, die vielleicht aus der Frankfurter Münzstätte stammen, aber nicht anläßlich der Hochzeit entstanden sind, die im Juni 1156 während des Würzburger Hoftages begangen wurde.81 Anders als auf den Münzen erscheint der Löwe auf Heinrichs Siegeln sehr viel seltener, nämlich nur zwischen 1144 und 1154 auf seinen ersten beiden Reitersiegeln im Schild des Reiters, dann erst wieder nach dem Verlust der Herzogtümer zwischen 1188 und 1194 als einziges, raumfüllendes Bildmotiv.

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Typ 1: Nach links springendes Pferd mit Glöckchen an Brustriemen und Satteldecke. Reiter im Panzerhemd (mhd. halsberc, frz. haubert) mit Panzerkapuze (hersenier), Nasalhelm, Schwert und Sporen, Lehns- oder Heerfahne (gonfanon) und normannischem Mandelschild mit steigendem Löwen. HEINRICVS DEI GRAT(ia Sa)XONUM DVX. 80 Millimeter Durchmesser.

Typ 5: Nach rechts springendes Pferd mit nach unten in Zungen auslaufender Satteldecke. Reiter im Panzerhemd mit Panzerkapuze, Nasalhelm, Schild, Sporen und Fahne. HEINRICV(s) D(e)I GR(ati)A DVX BAWARIE ATQ(ue) SAXONIE. 85 Millimeter Durchmesser.

Typ 6: Nach rechts springendes Pferd mit nach unten in fünf Zungen auslaufender Satteldecke und Ringen oder Medaillen am Brustriemen. Reiter im Panzerhemd mit Panzerkapuze, Kesselhaube, Fahne und Schild mit Strahlenbuckel. H(e)INRICVS D(e)I GRACIA DVX BAWARIE ET SAXONIE. 85 Millimeter Durchmesser.

Typ 7: Nach rechts springendes Pferd mit nach unten in fünf Zungen auslaufender Satteldecke, fünf Ringen oder Medaillen am Brustriemen. Reiter im Panzerhemd mit Panzerkapuze,Waffenrock, Nasalhelm, Sporen, Fahne und strahlenverziertem, gebuckeltem Mandelschild. HEINRICV(s) D(e)I GR(ati)A DVX BAWARIE ET SAXONIE. 85 Millimeter Durchmesser.

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Siegel Heinrichs des Löwen

Typ 8: Nach links schreitender, hersehender Löwe. SIGILLVM HENRICI DVCIS. 40 Millimeter Durchmesser.

Die sieben Reitersiegel Heinrichs des Löwen sind für die Jahre von 1144 bis 1174 belegt. Sie wurden nicht durchweg nacheinander gebraucht, sondern mehrfach nebeneinander, so das 5. neben dem 6., das 6. neben dem 7. Siegel. Siegel 5 ist für die Jahre 1160 bis 1162 nachweisbar, Siegel 6 zunächst von 1161 bis 1166 und dann erst wieder 1173, während Siegel 7 im Jahre 1163 auftaucht, seit 1166 Siegel 6 verdrängt und 1172 verschwindet. Erst als Heinrich nicht mehr Herr der Herzogtümer ist, erscheint der Löwe wieder.

Reitersiegel, die in großartiger Verbindung von Realität und gestalteter Eleganz das galoppierende Pferd unter dem vollgerüsteten Reiter mit möglichst vielen Details der Kleidung und Bewaffnung zeigen, gab es seit der Mitte des 11. Jahrhunderts in Frankreich, in England seit der normannischen Eroberung 1066, gegen Ende des 11. Jahrhunderts traten sie auch in Deutschland auf. Sie wurden hierzulande nur von Vertretern des Hochadels geführt, denen der König die Banngewalt übertragen hatte; darüber hinaus sind sie ein hervorragender Ausdruck des Selbstverständnisses der Herren als Reiterkrieger und – was nicht dasselbe ist – als Ritter. Obwohl auch Heinrichs Onkel Welf VI. schon sehr früh, 1152, einen steigenden Löwen im Schild geführt hat, kann das nicht als Verwendung eines besonderen welfischen Wappentiers verstanden werden, denn in Deutschland haben sich vor der Wende zum 13. Jahrhundert Wappen auf Schilden nur sehr zögernd gegen die vorheraldischen Schmuckformen durchgesetzt, und vorheraldisch war auch Heinrichs und seiner Verwandten Gebrauch des Löwenbildes,82 das in Westeuropa überaus häufig eingesetzt wurde. Im Jahre 1162 führte es Graf Philipp von Flandern, zu Anfang der achtziger Jahre des 12. Jahrhunderts auch ein Staufer, nämlich Friedrich Barbarossas Sohn Herzog Friedrich VI. von Schwaben, 1182 Landgraf Ludwig III. von Thüringen, ebenso die Herzöge und Grafen von Brabant, Limburg, Flandern, Jülich und Holland. Heinrich hat den Löwen gewiß nicht als »Familienwappen« angesehen, sondern als individuelles Herrschaftszeichen, das er durch einen sehr

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persönlich gestalteten Kontext von Löwendenkmal, Münzbild und Selbstbezeichnung systematisch aus dem allgemeinen und weit verbreiteten Gebrauch heraushob und nur auf sich bezog. Um so merkwürdiger ist das Verschwinden des Löwen aus seinen Siegelbildern nach 1154, denn Siegel sollten den zu ihrer Führung Berechtigten vertreten, seinen Willen beweisen und dessen schriftliche Fixierung in der Urkunde beglaubigen. Weil Heinrich sich ausdrücklich mit dem Löwen identifiziert hat, sollte man dessen Bild auch hier erwarten, denn das Siegel mußte, ebenso wie die Münze, seinen Inhaber zweifelsfrei erkennen lassen; es war ein Rechtszeichen von Rang mit erheblicher Bedeutung für das Prestige, so daß sich eine hohe Kunst des Siegelschnitts entwickelt hat, der wie bei den Brakteaten von Goldschmieden ausgeführt wurde. Angesichts des so vielfältig dokumentierten Bewußtseins für die Kraft der Bilder, ihre Sprache und Wirkung ist es sehr unwahrscheinlich, daß der Herzog und seine Siegelschneider noch keinen Zusammenhang zwischen Schild und Schildbild gesehen und deshalb nicht zwischen pragmatischem Kampfschild und repräsentativem Wappenschild unterschieden haben sollen.83 Sie richteten sich offensichtlich nach anderen Kriterien und ließen das Pferd seit 1156 entsprechend englischem und französischem Brauch vom Betrachter aus gesehen nach rechts springen, doch kann, wie die Reitersiegel 4, 6 und 7 des Herzogs zeigen, die Oberfläche des Schildes auch in dieser Position sichtbar gemacht werden und damit auch seine Verzierung. Heinrichs Abkehr vom Löwen im Schild muß also andere Gründe gehabt haben, erwachsen vielleicht aus Vorbehalten gegen eine Figur, die an dieser Stelle von immer mehr hochadligen Standesgenossen geführt wurde und sich allmählich zum Allerweltsbild entwickelte. Immerhin konnte selbst Heinrich die Art seines Siegelbildes nicht ganz frei wählen; er mußte bestimmte Regeln beachten, die ihm als Herzog und Reichsfürst das Reitersiegel zuwiesen, auf dessen Schild der Löwe allzu oft auch bei anderen begegnete. Erst nach dem Sturz 1180 wechselte er sein Siegel und ersetzte das Reitersiegel mit Fahnenlanze und der die Person benennenden Legende (»Heinrich von Gottes Gnaden Herzog von Bayern und Sachsen«) durch das Bild des Löwen mit einer neuen Umschrift, die das Siegel selbst zum Subjekt machte (»Siegel Herzog Heinrichs«). Der Übergang vom Reiter- zum Wappensiegel mit veränderter Umschrift machte auf seine Weise öffentlich bekannt, daß Heinrich der Löwe aus dem Kreis der Reichsfürsten ausgeschieden war.84

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Patron und Stifter

Eine ritterliche Welt Solange Heinrich der Löwe lebte, hatte er Schutzpflichten gegenüber denen, die er beherrschte. Das galt nicht nur für seine Zeit als Herzog von Sachsen und Bayern, sondern auch für die materiell, politisch und rechtlich reduzierte, gleichwohl herrenmäßige Existenz nach dem Sturz; es galt überhaupt nicht nur für ihn und seinesgleichen, sondern war ein universales Kennzeichen traditionaler und patriarchaler Herrschaft, mancherorts bis über die Schwelle zur Moderne hinaus. Wie der römische Princeps Augustus nach den Schrecken des Bürgerkriegs als Patron aller Römer in die legitime Herrschaft eines Monarchen hineinwuchs, so sicherte der mittelalterliche Fürst den Frieden und das Recht, förderte die Guten und bestrafte die Bösen, immer darum besorgt, daß seine Leute die Guten waren.1 Am ehesten spürten die Ministerialen des engeren Gefolges das Patronat Heinrichs des Löwen und von den Hofkapellänen besonders jene, die literarisch oder wissenschaftlich produktiv sein wollten. Den Ministerialen hatte der Herzog wichtige Ämter anvertraut und sie mit oft weitgehenden Befugnissen ausgestattet, die an bestimmte Aufträge gebunden waren, so daß ihr Tun und Treiben kontrolliert werden konnte. Ungehorsam wurde bestraft, zuweilen in entehrender Form auch bei bewährten Leuten aus guter Familie, andererseits trafen sich strafender Herr und unfreier Dienstmann so gut wie gleichberechtigt als Mitglieder des ordo militaris, der Ritterschaft. Heinrich der Löwe war, so sah es jedenfalls Otto von Freising, Fürst (princeps) und Ritter (miles) zugleich.2 Das Wort miles diente in der römischen Antike als technischer Ausdruck für den Soldaten, es bezeichnete im Frühmittelalter den Krieger und seit der ersten Häfte des 11. Jahrhunderts von Frankreich ausgehend den adligen Vasallen, der seine Lehnspflicht als schwergepanzerter Reiter erfüllte. Dieser

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PAT R O N U N D ST I F T E R

Sprachgebrauch verbreitete sich seither, so daß im 12. Jahrhundert sämtliche Vasallen, auch Grafen und Herzöge, allmählich milites geworden sind. Das gemeinsame Merkmal dieser sozial sehr heterogenen Gruppe war das Auftreten ihrer Angehörigen als Panzerreiter, und insofern wiesen sie auf die Ritterschaft voraus. Deren Status erreichten sie allerding erst, wenn sie einen konsensfähigen Wertekanon anerkannten, den eine Mischung aus archaischmilitärischen, christlichen und lehnrechtlichen Elementen bestimmte: Streben nach Ruhm und Ansehen, Mut und Tüchtigkeit im Kampf, Belastbarkeit, Treue und Dienstwilligkeit gegenüber dem Herrn, Anerkennung einer Pflicht zum Schutz der Schwachen. Wer danach handelte, verhielt sich ehrenhaft und zugleich, wie der Klerus immer wieder bestätigte, gottgefällig. Erst diese christliche Prägung ihres Ethos hat die militia zur Ritterschaft gemacht und ihren Angehörigen die Überzeugung vermittelt, einen besonderen Stand (ordo) zu bilden; sie hat die Härten des Lebens nicht beseitigt, wohl aber verhindert, daß nackte Gewalt in den Kanon akzeptierter europäischer Leitvorstellungen einging; sie hat das Prädikat miles schließlich so aufgewertet, daß auch Fürsten und Könige sich so nennen ließen, weil sie Ritter sein wollten.3 Immer wieder begegnet deshalb ein Katalog ritterlicher Qualitäten, an denen der Mann gemessen werden sollte: Treue (fidelitas, loyauté) als Lehnsmann, Freigebigkeit (largitas, largesse) als Herr, Tapferkeit (fortitudo, prouesse) als Krieger, höfisches Verhalten (courtoisie). Dieser Kanon ist stark vom französischen Vorbild und der zeitgenössischen Dichtung bestimmt; auf den ersten Blick läßt er nicht erkennen, daß die Kerntugenden des Ritters militärischer Natur waren und blieben: Neben Tapferkeit und Treue verlangte man möglichst perfektes Beherrschen des Pferdes und der Kampftechniken, körperliche und psychische Belastbarkeit, ehrenhaftes Handeln und Verläßlichkeit des gegebenen Wortes. Diese Fähigkeiten und Eigenschaften machten den tüchtigen Ritter (strenuus miles) aus und verhalfen einem herzoglichen Ministerialen wie Heinrich von Weida zum lobenden Prädikat des vir potens et militaris, des mächtigen und starken, kriegserfahrenen und ritterlichen Mannes,4 denn zur militia durften sich auch die Ministerialen zählen, versahen sie doch als Panzerreiter einen Dienst, der ursprünglich exklusiv adlige Vasallenpflicht gewesen war. Übertrug der Herr ihnen Burgen, so wollte er seinen Besitz und seine Rechte schützen lassen, machte den unfreien Dienstmann damit aber auch zum Inhaber eines adelsgleichen Herrensitzes. Als Ministeriale steht Heinrich von Weida stellvertretend sowohl für die

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nichtadlige Mehrheit der Ritter des Herzogs als auch für das engere Gefolge, dessen hervorragendste Vertreter wir schon kennengelernt haben. Diese Leute entsprachen nicht dem idealisierten Bild eines von höfischer Kultur geglätteten und verfeinerten Kriegers, wie es sich moderne Leser der großen deutschen Epen des 13. Jahrhunderts zurechtgelegt haben, einer Literatur mit stark didaktischem Einschlag auf dem Weg zum fernen und letztlich utopischen Ziel des höfisch verfeinerten miles christianus, denn den Alltag bestimmten Reiterdienst in Krieg und Fehde, Sicherung der Herrschaft des Herrn, Verwaltung seiner Güter und Rechte, Exekution seines Willens. Bewährung, so die Erwartung des Mannes, sollte Anerkennung nach sich ziehen, und aus Wertschätzung mußten sich materieller Gewinn und gesellschaftlicher Aufstieg ergeben.5 Deshalb wollte der ministerialische miles seinen Ruf und Ruhm ebenso mehren wie der Aristokrat, aber er hatte dabei nicht den Rückhalt einer edelfreien Familie und ihrer Geschichte, konnte allenfalls auf Vater und Großvater verweisen, die sich im Dienst bewährt hatten. In den meisten Fällen verdankte er seine Reputation, seinen honor, jedoch nur sich selbst, und deshalb gehörte zur Ritterschaft immer das Leistungsprinzip. Die vom Adel bestimmte soziale Hierarchie gewann dadurch ein gewisses Maß an Flexibilität und Offenheit. Die Herren und also auch Heinrich der Löwe mußten als Patrone ihrer Leute das Gefolge mit Kleidern, Pferden und Waffen ausstatten, deren Qualität den eigenen Status widerspiegeln sollte. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß der Herzog die Ritter seiner engeren Umgebung demonstrativ mit einheitlicher Livrée bekleidet hat. Als Maria, die Gemahlin Kaiser Manuels I. und Tochter des Fürsten von Antiochia, Raimund von Poitiers, Heinrich dem Löwen in Konstantinopel einen größeren Posten sammit schenkte, eines glänzenden Seidengewebes, sollte er alle seine Ritter damit einkleiden (ut omnes milites suos vestiret samittis), und sie fügte für jeden noch einen kleinen Zobelpelz und anderes Pelzwerk hinzu. Schon die mit dem Geschenk verbundene Zweckbestimmung verrät, daß solche Livrierung und Pelzbekleidung nicht ungewöhnlich waren, und in der Tat legte das um 1165 erlassene längere Kölner Dienstrecht fest, daß der Erzbischof jedem seiner Ministerialen von einer bestimmten Dienstgutstufe an zehn Mark zur Rüstung geben sollte und vierzig Ellen Scharlachstoff, mit denen der Mann seine Knechte einkleiden sollte; der Erzbischof selbst versah an den drei Hochfesten des Jahres jeweils dreißig Ritter aus seiner Hausgenossenschaft mit neuen Pelzmänteln und bunten Pelzröcken.6

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All das kostete viel Geld, und teuer war auch die Bewaffnung, deren einzelne Teile der Dichter Heinrich von Veldeke im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts beschrieben hat, als er eine von Volcanus für Eneas gefertigte Rüstung schilderte, die in ihren Grundzügen genau dem entspricht, was die Reitersiegel zeigen: Sie muß fest sein und so sorgfältig verarbeitet, daß der Träger sich ohne Mühe gut darin bewegen kann. Zwei Hosen aus feinen, aber reiß-, hieb- und stichfesten Eisenringen gehören dazu. Der Helm muß dunkelglänzend sein wie Glas, mit Leiste und Nasenband aus edlerem, steinbesetzten Metall, und aus Edelmetall sind auch die Ringe für die Seidenschnüre zum Festbinden des Helms. Das scharfe, schlagkräftige Schwert ist verziert, ebenso seine mit Steinen besetzte Scheide, Knauf und Griff sind aus Gold und Email, ein handbreites Band dient als Schwertfessel zum Umgürten. Der Schild muß undurchtrennbar sein, innen mit Bändern und Seidenstoff ausgeschlagen und mit einem ledernen Halteriemen versehen, der mit farbigem Stoff überzogen wird, damit er nicht am Hals des Schildführenden scheuert. Viel kommt auf den Zuschnitt des Schildbrettes an, das anschließend kunstvoll gewölbt, bedeckt und bezogen werden muß. Danach wird ein glänzender Schildbuckel aufgesetzt und ebenfalls mit Schmucksteinen belegt. Eneas führte – man ist versucht zu sagen: natürlich – einen roten Löwen im Schild und trug eine Fahne.7 Auch wenn der Materialwert von Rüstung und Bewaffnung des ministerialischen Ritters natürlich geringer war, blieb der Preis für technisch perfekte Herstellung und belastbare Qualität hoch genug. Dazu kamen die Kosten für Pferde, von denen der schwere Reiter mindestens drei haben mußte: Den palefridus (mittelhochdeutsch pfert) als gewöhnliches Reittier, den nur im Kampf gerittenen und eigens dafür abgerichteten dextrarius (mittelhochdeutsch ros) und den weniger wertvollen runcinus als Tragtier für Rüstung, Lanze und Schild. Darüber hinaus brauchte auch der Ministeriale berittene Knappen als Hilfspersonal für die Pflege und Versorgung der Tiere, vor allem aber als Assistenten beim komplizierten Anlegen der Rüstung vor dem Kampf, dessen Techniken professionell erlernt und immer wieder geübt werden mußten. In diesem Zusammenhang entwickelte sich seit dem 11. Jahrhundert in Frankreich das Turnier als adliges Kampfspiel mit scharfen Waffen; in Deutschland ist es erstmals 1125/27 bezeugt und war seit Mitte der siebziger Jahre des 12. Jahrhunderts nach einem Bericht der Lauterberger Chronik in Ostsachsen so weit verbreitet, daß innerhalb eines Jahres sechzehn Ritter dabei tödlich verunglückten und Erzbischof Wichmann von

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Wahrscheinlich in Bamberg wurde um 1180 der Psalmenkommentar des Petrus Lombardus abgeschrieben und mit Bildern zum Leben König Davids versehen, die alttestamentliche Krieger in hochmittelalterlicher Rüstung darstellen. Reiter und Fußkämpfer tragen Nasalhelme, langärmlige Panzerhemden aus eisernem Ringelgeflecht mit Panzerkapuze und Beinschutz, Schwerter im Gehenk und den ohne individuelle Heraldik dekorativ bemalten mandelförmigen Schild am Riemen um den Hals; die Reiter sitzen gespornt in Sätteln mit Rückenstützen, die zusammen mit den Steigbügeln beim Lanzenstoß festen Halt geben. Zum Pferdegeschirr gehören Schabracken, die in mehrere Schmuckzungen auslaufen, und verzierte Brustriemen, wie sie auch die Reitersiegel Heinrichs des Löwen zeigen.

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Magdeburg das kirchliche Turnierverbot durch pauschale Exkommunikation aller Teilnehmer an solchen Veranstaltungen durchsetzen wollte. Davon muß auch der Hof Heinrichs des Löwen betroffen gewesen sein, denn am 30. Dezember 1178 kam der Abodritenfürst Pribislaw von Werle bei einem Turnier in Lüneburg ums Leben, das der Herzog in Verbindung mit einem Hoftag ausgerichtet hatte.8 Das ist die einzige und noch dazu sehr knappe Nachricht über Turniere Heinrichs des Löwen, aber die Lüneburger Spiele dürften nicht die einzigen unter seiner Ägide gewesen sein, denn ritterliche Existenz war mittlerweile zur Profession geworden, erlernt von adligen Knaben bei großen Herren, die hinsichtlich militärischer Techniken und höfischer Umgangsformen als vorbildlich galten. In Deutschland wurde zuerst der Hof Welfs V. († 1120) als so musterhaft gerühmt, daß viele Adlige ihre Söhne dort erziehen ließen; ob sie aber auch courtoisie und schoene site bei ihm gelernt haben, ist nach dem Eindruck, den Welf als Gesandter König Heinrichs V. in Frankreich hinterlassen hat, nicht sicher: Ein Schreihals sei er gewesen, ein korpulenter, befremdlich langer und breiter Mann, der sich überallhin ein Schwert vorantragen ließ.9 Heinrich der Löwe scheint sich um die Erziehung von Adelssöhnen weniger gekümmert zu haben, aber möglicherweise gab es auch keine sächsischen Familien, die ihm ihre Söhne hätten anvertrauen wollen, weil sie die Kinder lieber in Klosterschulen gaben. Die späteren Grafen Adalbert III. von Everstein und Widukind II. von Schwalenberg jedenfalls wurden im Jahre 1149 gemeinsam in Corvey ausgebildet.10 Kinder bewährter Ministerialen dagegen hat der Herzog von klein auf so sorgfältig an seinem Hof erziehen lassen, daß Arnold von Lübeck sich noch am Anfang des 13. Jahrhunderts darüber wunderte, wieso sie dann dennoch von ihrem Herrn abfallen konnten, als der Kaiser im Sommer 1180 mit Heeresmacht in Sachsen erschien. Genaueres erfahren wir leider nicht; immerhin nennt Arnold unter den Abtrünnigen namentlich die Söhne Heinrichs von Weida, Liupolds von Herzberg, Liudolfs von Peine, denen die Fürsorge des Herzogs zugute gekommen sei.11 Gleichwohl hat sein Erziehungswerk deutliche Spuren hinterlassen. Zwischen 1152/56 und 1172/75 schrieb Heinrich einen Brief an König Ludwig VII. von Frankreich und bat darum, ihm unter sicherem Geleit den Sohn eines seiner Leute zurückzusenden, den er vor einiger Zeit in Begleitung eines Gesandten nach Frankreich geschickt hatte. Als Gegenleistung für die freundliche Aufnahme dieses sächsischen Knaben am französischen Hof bot

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Heinrich an, sich um junge Franzosen zu kümmern, die Ludwig ihm senden möge, wenn sie »unser Land und unsere Sprache kennenlernen« sollten (si quos habetis pueros, quos vel terram nostram vel linguam addiscere vultis, nobis transmittatis).12 Das Schreiben ist zweifellos echt, denn es stammt aus zuverlässiger Empfängerüberlieferung und gehört zu einer umfangreichen Briefsammlung, die Hugo von Champfleury, von 1150 bis 1172 Kanzler Ludwigs VII., in das Pariser Augustinerchorherrenstift St. Viktor mitgenommen hat, wo er 1175 gestorben ist. Nach 1176 ist der Brief Heinrichs des Löwen zusammen mit anderen aus dem Original kopiert worden, und angesichts der Menge an authentischem Briefmaterial im Archiv von St. Viktor hatten die Kanoniker keinen Grund, ausgerechnet auf den Namen dieses Absenders einen Text zu erfinden.13 Anhaltspunkte für die Datierung ergeben sich einmal aus der Intitulatio dux Bawarie atque Saxonie, Herzog von Bayern und Sachsen, die Heinrich der Löwe schon seit 1152 gelegentlich für sich verwendet hat, obwohl er die Belehnung mit Bayern erst 1156 erreichte, zum anderen aus dem Ende der Kanzlerschaft Hugos von Champfleury und dem Jahr seines Todes. Die Identität des jungen Sachsen läßt sich dagegen ebensowenig ermitteln wie das Motiv für seine Abordnung nach Frankreich. Es könnte sich um einen Studienaufenthalt oder – wahrscheinlicher – um höfische Erziehung gehandelt haben, denn spezielle Ausbildung für das Leben am Hof war für künftige Dienstleute ebenso üblich wie für ihre Herren. Friedrich Barbarossa forderte zwischen 1155 und 1164 in einem Brief an Erzbischof Eberhard von Salzburg Studienurlaub für einen Kanoniker, damit dieser sich das für den Hofdienst erforderliche Wissen aneignen könne, und der dreizehnjährige Herzog Gottfried von Löwen wurde von seinem Erzieher (pedagogus) bis in die Umgebung des Kaisers begleitet.14 Ganz unwahrscheinlich ist dagegen, daß der französische König vom Angebot Heinrichs des Löwen Gebrauch gemacht hat, ihm junge Leute zum Sprachstudium zu schicken, denn selbst im Spätmittelalter ist kein französischer Fürstensohn zur Ausbildung nach Deutschland gekommen, während Hochadelssöhne aus den westlichen und frankophonen Reichsteilen solche Reisen durchaus gemacht haben. Graf Balduin V. von Hennegau († 1195) schickte einen seiner Söhne an den Hof Kaiser Heinrichs VI., »damit er die deutsche Sprache und die Umgangsformen des Hofes erlerne« (ad discendam linguam theutonicam et mores curie).15 Wir erfahren aus dem Brief jedoch allerlei über die Mittel und Wege, auf denen Heinrich der Löwe seine internationalen Beziehungen pflegte, denn der junge Sachse war von demselben Gesandten nach Frankreich gebracht

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worden, der ihn später wieder zurückholte und dabei den Brief des Herzogs als Beglaubigungsschreiben bei Ludwig VII. vorgewiesen hat. Der Herzog hatte eine ganze Schar solcher nuntii in seinen Diensten, Spezialisten für bestimmte Länder, Routen und Aufgaben, die als ebenso sprach- wie weltkundige Vertreter ihres Herrn nach Frankreich und England gingen, Vorläufer der Herolde, die für Deutschland ausdrücklich erst seit 1277 bezeugt sind. 1174/75 schickte die Herzogin Mathilde Gesandte aus Sachsen nach England, und im Jahr darauf brachten Joscius und Thiedleb, zwei Leute des Herzogs (pueri ducis), eine größere Menge Wachs dorthin, den begehrten Rohstoff zur Herstellung von Kerzen, gewonnen aus den Waben wilder Bienen in den sächsischen oder mecklenburgischen Wäldern. Am 12. November 1176 traf ein Gesandter Heinrichs des Löwen in Westminster auf Delegationen Kaiser Manuels von Byzanz, Erzbischof Wilhelms von Reims, Kaiser Friedrichs I. und des Grafen Philipp von Flandern.16 Über solche Kanäle sind auch Gaben und Gegengaben geflossen, deren grundsätzliche Bedeutung für Bündnis, Repräsentation und Diplomatie wir schon kennen. So schenkte Heinrich II. dem Herzog 1178/79 zwanzig Rüstungen (loricae), im Jahr darauf dem sächsischen Gesandten Heinrich von Brenne zwei Reitpferde für sich und seinen Begleiter; ein weiterer Bote Heinrichs des Löwen hat damals ebenfalls ein Pferd erhalten. Vielleicht war das der Falkner (falconarius), den der Herzog mit zwanzig Jagdfalken zu seinem Schwiegervater geschickt hat, denn beide Botenrechnungen stehen in der Pipe Roll für das Rechnungsjahr 1179/80 dicht nebeneinander.17 Die von diesem überbrachte Gabe Heinrichs des Löwen muß sehr wertvoll gewesen sein, denn Heinrich II. jagte gern mit Beizvögeln, die er mit großem finanziellen Aufwand auch von weit her, aus Norwegen, bezog und von Falknern betreuen ließ, die nach intensiver Ausbildung als spezielle Kenner dieses schwierigen Metiers hohes Ansehen genossen und am englischen Hof eine selbstbewußte, hierarchisch nach Aufgaben gegliederte und durch Heiratsverbindungen festgefügte Gruppe unter einem eigenen Marschall bildeten. Keinesfalls durfte der Herzog mittelmäßige Tiere schicken, wenn er in Ehren vor diesem königlichen Jäger bestehen wollte, der wahrscheinlich selbst einen Traktat über die Falkenjagd geschrieben oder zumindest doch in Auftrag gegeben hatte. Der provenzalische Troubadour Daude de Pradas verfaßte im frühen 13. Jahrhundert ein Gedicht über die Kunst der Falkenjagd und erwähnt darin »ein Buch König Heinrichs von England« über dieses Thema, un libre del rei Enric d’Anclaterra. Natürlich wäre da-

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bei auch an Heinrich I. († 1135) zu denken, aber der weithin bekannte Kenner und Liebhaber der Beizjagd war Heinrich II.18 Wenn wir demnach annehmen dürfen, daß die zwanzig nach England geschickten Falken sehr wertvolle, mit hohem Kostenaufwand abgerichtete Tiere gewesen sind, dann gehen wir gewiß nicht fehl in der Annahme, daß der überbringende sächsische Falkner ein ausgewiesener Fachmann war, der das volle Vertrauen des Herzogs hatte. Da man Experten hält, um von ihrem Wissen Gebrauch zu machen, dürfte also auch Heinrich der Löwe die Falkenjagd beherrscht und ausgeübt haben; es bedeutet nicht viel, daß wir weder bei Helmold von Bosau noch bei Arnold von Lübeck oder Gerhard von Steterburg etwas darüber lesen können, denn ganz im Gegensatz zu schreibenden englischen Klerikern haben diese geistlichen Herren keinerlei Interesse an dem gehabt, was wir heute »Sachkultur« nennen: Am täglichen Leben des Adels, seinen Pferden und Waffen, Speise und Trank, Festen, Sport und Spiel. Deshalb verdanken wir den einzigen Bericht über Heinrich den Löwen als Jäger einem Hofkapellan König Heinrichs II., Giraldus Cambrensis, obwohl doch auch bei deutschen Herren seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts der Jägermeister (magister venatorum) neben den klassischen Hofämtern Truchseß, Schenk, Kämmerer und Marschall geführt wurde und das Dienstrecht der Kölner Erzbischöfe aus dem 12. Jahrhundert für ihre thüringischen Besitzungen schon eine sehr differenzierte Jagdorganisation zeigt.19 Die 1165 geknüpften Verbindungen Heinrichs des Löwen zum englischen Hof sind, wie wir gesehen haben, seither nicht mehr abgerissen und boten beste Voraussetzungen für die Rezeption westlicher Zivilisationsformen und Akkulturation durch unmittelbare Anschauung, durch persönliche Bekanntschaft mit Großen aus der Umgebung Heinrichs II., durch eigene Reiseerfahrung sächsischer Gesandter in England, der Normandie und Flandern. Die materielle Kultur des angevinischen Hofes hatte man in Sachsen durch die Ausstattung Mathildes für ihre Hochzeit näher kennengelernt, und in den folgenden Jahren verdichteten sich die Voraussetzungen für nachhaltigen Kulturtransfer. Im Jahre 1168 empfing Heinrich II. während einer Pause der Verhandlungen mit den deutschen Gesandten Heinrich den Löwen privat in seiner normannischen Pfalz Rouen; bei dieser Gelegenheit muß der Herzog die prächtig ausgemalte Palastaula gesehen haben. Den kaiserlichen Unterhändlern soll der englische König goldene und silberne Gefäße geschenkt haben, seinem Schwiegersohn aber zwei Leoparden. Ob das zutrifft, läßt sich nicht prüfen, doch waren Tiere als Geschenke nicht nur im

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Orient üblich, wo Heinrich der Löwe 1172 beim Sultan von Iconium abermals mit Jagdleoparden bedacht werden sollte, sondern auch unter westlichen Monarchen. Heinrich II. schenkte lebendes Wild – Rehe und Hirsche – dem Grafen Philipp von Flandern und dem französischen König Philipp II.; er zeigte damit den hohen Stand der Wildparkkultur Englands und die logistische Perfektion beim Transport dieser Tiere über den Kanal.20 Konsequenzen dieser internationalen Verbindungen und Vorbilder werden sich noch zeigen, doch sollte zuvor grundsätzlich bedacht werden, daß der Hof Heinrichs des Löwen seit der Scheidung seiner Ehe mit Clementia von Zähringen im November 1162 ein Hof ohne Herrin war und es angesichts der Jugend Mathildes von Anjou auch über 1168 hinaus noch eine Weile bleiben mußte. Weil unsere sächsischen Gewährsleute keine entsprechenden Nachrichten hinterlassen haben, wissen wir allerdings auch aus den späteren Jahren weder etwas über einen Hof der Herzogin, noch können wir sehen, ob es neben der um den Herzog versammelten Männergesellschaft jedenfalls gelegentlich einen erweiterten Hof gab, an dem sich die Geschlechter begegneten, einen Ort der Feste, der Musik und des Dichtervortrags.

Die Intellektuellen Im Jahre 1158 schrieb Propst Gerhoch von Reichersberg an Heinrich den Löwen, daß er hoffe, mit ihm alsbald ebenso vertraute Gespräche de statu et honore sanctae Dei ecclesiae, »über den Zustand der Kirche«, führen zu können, wie er das schon mit seinem Vater Heinrich dem Stolzen immer wieder getan habe. Zweck des Briefes war die Aufforderung an den Herzog, den Überfall der Grafen von Eppan auf Legaten des Papstes zu rächen, die durch das Etschtal zum Kaiser reisen wollten; die Pflicht Heinrichs zum Kirchenschutz begründete der Propst auführlich anhand biblischer Beispiele, und er kündigte an, bei passender Gelegenheit weiteres vorzutragen, wenn Heinrich ihn in gleicher Weise anhören würde wie sein Vater.21 Der damals fünfundsechzigjährige Gerhoch war zunächst in Freising, danach in Hildesheim ausgebildet worden und hatte anschließend die Augsburger Domschule geleitet, ehe er sich 1120 in das Regularkanonikerstift Rottenbuch nahe Schongau zurückzog, das seit 1073 von Herzog Welf IV. gefördert worden war und sich rasch zu einem Zentrum der Kanonikerreform entwickelt hatte. Gerhochs asketisch übersteigerte Forderungen zur Gestal-

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tung geistlicher Lebensformen trugen ihm dort und zeitlebens Widerstand und Konflikte ein, einzig die Aktivitäten des Salzburger Reformkreises ließen ihn auf die Fähigkeit der Kirche zur Erneuerung hoffen. Nachdem Erzbischof Konrad ihn 1132 zum Propst des Chorherrenstifts Reichersberg am Inn bestellt hatte, entfaltete Gerhoch eine intensive schriftstellerische Tätigkeit, die sich vor allem mit der französischen Frühscholastik auseinandersetzte, deren Versuche zur Anwendung der Logik auf die Glaubenswahrheiten ihn tief verstörten, weil diese Methode nach seinem Eindruck zur Relativierung aller christlichen Heilstatsachen und am Ende zur Säkularisierung des Klerus führen müsse.22 Wenn Gerhoch sich in der Hoffnung auf theologisch-kirchenpolitische Gesprächean HeinrichdenLöwenwandte, so durfte er – und dürfen auch wir – beim Herzog ein gewisses Maß an Verständnis und Offenheit für die intellektuellen und spirituellen Strömungen seiner Zeit voraussetzen und auch damit rechnen, daß er von den damals aufblühenden neuen Organisationsformen der Wissenschaft und des Studiums wußte. Der in Paris gebildete Heinrich von Brabant ist wohl gerade um diese Zeit nach Braunschweig gekommen und schnell zum wohlgelittenen Gesellschafter des Herzogs geworden, der natürlich auch die Lebensgeschichte seines Onkels Konrad kannte, des Bruders Heinrichs des Stolzen. Konrad war schon als Kind für den geistlichen Stand bestimmt worden und nach einer im Sinne der Zeit wissenschaftlichen Ausbildung an der Kölner Domschule in Clairvaux Mönch geworden. Gewiß konnte Heinrich der Löwe auch die besondere Qualität der Hildesheimer Domschule beurteilen, der Ausbildungsstätte Gerhochs und vieler anderer deutscher Kleriker, von denen sich dort nicht wenige auf ein Studium an französischen hohen Schulen vorbereitet haben. In der Hildesheimer Schulkorrespondenz findet man seit den achtziger Jahren des 11. Jahrhunderts deutliche Spuren von Scholarenwanderungen nach Frankreich; diese Tendenz blieb stabil und verfestigte sich im Laufe der nächsten Jahrzehnte. Der spätere Erzbischof Adalbert II. von Mainz hat seinen Bildungsweg 1128 in Hildesheim begonnen und in Reims fortgesetzt; Reims war die Patenkirche Hildesheims in der Zeit der karolingischen Sachsenmission gewesen und stand noch im Kapiteloffiziumsbuch von 1191 an der Spitze aller Gebetsverbrüderungen des Hildesheimer Domkapitels.23 Von Hildesheim nach Paris ging Konrad von Querfurt, später Bischof von Hildesheim und danach von Würzburg, aber auch die umgekehrte Richtung war möglich, wie der Weg Heinrichs von Brabant zeigt. Hildesheimer Interesse an der

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Pariser Wissenschaft bezeugt darüber hinaus die private Büchersammlung Bischof Brunos (1153–1161) mit Texten Ivos von Chartres, Hugos von St. Viktor und Gilbert Porretas Glosse zum Psalter; diese Handschriften gehören noch heute der Hildesheimer Dombibliothek. Eine weitere Arbeit Gilberts, die Summa quaestionum, schenkte der Domdekan Hilarius der Bibliothek, die von anderen Kanonikern juristische Texte und das Sentenzenbuch des Petrus Lombardus erhalten hat.24 Heinrich der Löwe bekam also hinreichende Informationen über das Milieu der französischen hohen Schulen und ihrer Magister, die mit einem internationalen Schülerkreis neue Formen von Lehre und Studium entwickelten, vielfach nicht mehr an eine Kathedrale oder ein Stift gebunden waren, sondern statt dessen ein freies Gewerbe auf Honorarbasis betrieben. In der Konkurrenz zur Kathedralschule mußten sie möglichst rasch Ansehen erwerben, denn wissenschaftlicher Ruf eines Lehrers war das stärkste Zuwanderungsmotiv für Studenten. Sie suchten die neuen Formen des Studiums und ebenso neue Formen der Lehre, denn während selbst berühmte Kathedralschulen wie Paris oder Chartres im Kern praxisbetonte Ausbildungsstätten für einen geistlichen Beruf geblieben sind, haben die freien Magister einerseits die wissenschaftliche Erkenntnisfreude um ihrer selbst willen geweckt, andererseits den außerwissenschaftlichen Nutzen methodisch geschulter Intelligenz erkannt und propagiert. Unabhängig vom Fach vermittelten sie die praktisch verwertbare Fähigkeit zur Problemanalyse, die Kunst der überzeugenden Rede und einen geschärften Blick für Zusammenhänge, Kompetenz zum Erkennen leitender Strukturen hinter der Fülle der Erscheinungen und Befunde.25 So ausgebildete Leute konnten die Fürsten als gelehrte Kapelläne und Kanzlisten brauchen, als Berater und Prokuratoren bei Verhandlungen oder diplomatischen Missionen. Ihre Art des Studiums war allerdings nur in großen Städten möglich, deren Bevölkerungszahl, Infrastruktur und arbeitsteilige Wirtschaft einen freien Schul- und Studienbetrieb erlaubten. Intellektuell bestimmtes Leben, professionell auf Lesen, Lehren und Schreiben gegründete Existenz hatte urbane Voraussetzungen und entwickelte allmählich emanzipatorische Eigendynamik. Scholaren, die in der kirchlichen Hierarchie Karriere gemacht hatten, öffneten Freiräume für ihre Lehrer, Nähe der Intellektuellen zur weltlichen Macht hob ihr gesellschaftliches Ansehen. In den vierziger Jahren, als Heinrich der Löwe eben begann, selbständig zu regieren, tobten in Paris und Reims die Auseinandersetzungen Bernhards von

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Schenkungsvermerk Bischof Brunos von Hildesheim auf dem Vorsatzblatt eines Codex mit der Psalterglosse des Gilbert Porreta: »Ich, der unwürdige Priester Bruno, bringe Gott und der heiligen Maria zum Heil meiner Seele diese Glossen zum Psalter dar« (Ego Bruno indignus sacerdos offero Deo et sancte˛ Marie˛ has glosas psalterii pro remedio anime˛ mee˛).

Clairvaux und von Teilen des französischen Episkopats mit Abaelard und Gilbert Porreta, die als Lehrer durch Häresieprozesse zum Schweigen gebracht werden sollten. Während das bei Abaelard noch gelang, wußte Gilbert sich als Angehöriger eines entstehenden gelehrten Establishments zu wehren und hatte dabei die Unterstützung römischer Kardinäle. Zur selben Zeit berief Graf Gottfried Plantagenêt von Anjou, Herzog der Normandie, aus Paris den Magister Wilhelm von Conches als Erzieher seines Sohnes, des späteren Königs Heinrich II. von England.26 Eine direkte Verbindung Heinrichs des Löwen zur internationalen Wissenschaft und zum französisch dominierten Studienbetrieb der Zeit ergab sich über einige seiner Kapelläne, von denen mehrere – David, Hartwig und Konrad Svevus – den Magistertitel geführt haben, und zwei von ihnen – David und Konrad – zugleich dominus genannt wurden.27 Dieses Herausstellen aus dem Kreis der übrigen Kapelläne durch ein besonderes Prädikat muß

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Gründe gehabt haben, und diese Gründe leiteten sich aus ihrer höheren Bildung her. Mit dem Magistertitel erinnerten sie an ihr Studium und konnten ihm offensichtlich auch Anerkennung außerhalb des engeren Hofkreises verschaffen, denn die Herzogsurkunden mit dem Magistertitel Davids, Hartwigs und Konrads sind außerhalb der Kanzlei als Empfängerausfertigungen entstanden. Weil keiner von ihnen die Braunschweiger Stiftsschule geleitet hat oder als Inhaber einer Scholasterpräbende an St. Blasius oder anderswo bezeugt ist, kann es sich bei ihrem Titel nicht um eine Abkürzung für die Amtsbezeichnung des magister scholarum gehandelt haben; im Falle Hartwigs läßt er sich auch nicht mit der Leitungsfunktion am herzoglichen Urkundenarchiv erklären, denn diese Stellung wird klar vom absoluten und personenbezogenen Magistertitel getrennt: Er heißt magister Hartwycus, magister cartularii. Diese absolute Titelführung von Kapellänen (magister N.N. capellanus) kommt auch in Urkunden des Kaisers vor;28 sie hatte sich seit den fünfziger Jahren des 12. Jahrhunderts vom Westrand des Reiches her an deutschen Bischofshöfen ausgebreitet und wurde für Kleriker verwendet, die mit ziemlicher Sicherheit keine Scholasterpräbenden gehabt haben. Zuerst in Flandern, dann in der Diözese Lüttich, schließlich in Trier und Mainz nahm die Zahl der Magister unter den Kapellänen und Notaren zu, doch mit Ausnahme Hildesheims, dessen ältere Frankreichkontakte sich hier ausgewirkt haben dürften, wurde Sachsen erst in den achtziger Jahren erreicht. Dem Hof Heinrichs des Löwen, der ja eine weltliche Institution gewesen ist, kam hier eine erstaunliche Priorität zu.29 Weil die Verbreitung des Magistertitels an verschiedenen Orten nahezu gleichzeitig einsetzte und sich dann kontinuierlich nach Osten ausbreitete, kann sie nicht auf verschiedene lokale Antriebskräfte zurückgeführt werden, sondern dürfte einen gemeinsamen Ursprung gehabt haben, der kaum anderswo als in den Pariser Schulen gesucht werden sollte. Dort hatten die sächsischen Kleriker zwar die neue Freiheit der Wissenschaft erlebt, konnten deren Organisationsformen aber nicht in die agrarisch-aristokratisch bestimmte Gesellschaft ihrer Heimat übertragen, denn beim besten Willen wäre es unmöglich gewesen, in Braunschweig eine freie Schule einzurichten und von den Honorarerträgen zu leben. Wer vom Studium zurückkehrte, mußte sich deshalb den herrschenden sozialen Bedingungen unterwerfen und seinen Lebensunterhalt auf hergebrachte Weise über eine Stiftspräbende verdienen, doch er brachte gleichwohl Anregungen aus der westeuropäischen Bildungswelt in die Umgebung des Herzogs. Gelehrte Kapelläne ver-

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mittelten aktuelles Wissen, aber auch Werke der zeitgenössischen Dichtung, und sie trugen das vor allem in Frankreich, den Niederlanden und England entwickelte Bild vom musterhaften Leben der zivilisierten ritterlichen Adelsgesellschaft in die Welt der norddeutschen Herren und Ministerialen. Außer den Magistern David, Hartwig und Konrad Svevus hat der ebenfalls aus Schwaben stammende Kapellan Gerold Studien absolviert, denn bevor er 1154 oder 1155 Bischof von Oldenburg wurde, hatte er die Stiftsschule von St. Blasius in Braunschweig geleitet und galt als überragender Meister des Bibelstudiums.30 Bibelstudium hieß damals nicht mehr nur exegetische Arbeit an der irdischen Dokumentation göttlicher Offenbarung, bei der mit allen wissenschaftlichen Mitteln der genaue Wortsinn erfaßt werden mußte. Das allein erforderte zwar schon ein hohes Maß an Gelehrsamkeit und die Beherrschung einer beachtlichen Zahl von Hilfswissenschaften, aber seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts wollte man systematisch sammeln, was schon Kirchenväter wie Augustin und Hieronymus oder bedeutende zeitgenössische Lehrer zu einzelnen Bibelstellen gesagt hatten. Mit diesem Wissen konnte der Leser Umwege vermeiden und sich jederzeit vergewissern, ob er mit seiner Meinung fest auf dem Boden des allgemeinen Konsenses stand. Die Ursprünge dieser neuen Bibelwissenschaft lagen ebenfalls im Westen, ihr Gründervater war Anselm von Laon († 1117). Ihm ging es um die rationale Betrachtung der Glaubenswahrheiten, und zu diesem Zweck legte man in seiner Schule Bibelkommentare an, für die das Material in systematischen, auf Vollständigkeit zielenden Durchsichten der Vätertexte gesammelt wurde. Von nun an war es schwer, sich in theologischen Debatten oder gar in Konfliktfällen naiv auf den Bibeltext oder persönliche Glaubensüberzeugungen zu berufen, denn nur die Kenntnis der gesamten Lehrüberlieferung führte zu argumentativ belastbaren Aussagen. Die Schule von Laon hatte nach dem Urteil Johanns von Salisbury den gelehrtesten Mann der Gegenwart (vir etate nostra litteratissimus) hervorgebracht,31 Gilbert Porreta, dessen Psalterglosse man in Hildesheim las, aber auch Vicelin hatte in Laon studiert, der spätere Bischof von Oldenburg. Nach einer Elementarausbildung im Hamelner Bonifatiusstift war er zu weiteren Studien an die Paderborner Domschule gegangen und von dort als magister scholarum nach Bremen berufen worden. Mit Erlaubnis seines Dompropstes ist er 1122/23 nach Laon gereist.32 Unmittelbare Erfahrungsberichte aus Paris konnte Heinrich von Brabant dem Herzog liefern, denn dort hatte er als Zwanzigjähriger um 1150 ein Studium abgeschlossen und seine Heimatstadt Brüssel endgültig verlassen,

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um die Leitung der Hildesheimer Domschule zu übernehmen. Nach einiger Zeit wechselte er, vielleicht als Nachfolger Gerolds,33 auf die Stelle des magister scholarum an St. Blasius in Braunschweig, wurde Abt des Aegidienklosters und 1173 Bischof von Lübeck, investiert durch Heinrich den Löwen und in dessen Gegenwart unter Umgehung des zuständigen Erzbischofs Balduin von Hamburg-Bremen durch die Bischöfe von Havelberg, Ratzeburg und Schwerin geweiht. Wenn Arnold von Lübeck über Heinrich von Brabant sagt, daß er in den Artes weit fortgeschritten (in artibus bene profecerat) und in der scientia litteraris gebildet war,34 liegt die Vermutung nahe, daß David, Hartwig und Konrad Svevus Artistenmagister gewesen sind. Diese biographischen Nachrichten müssen vor dem Hintergrund eines bemerkenswerten sächsisch-französischen Beziehungsgeflechts gesehen werden, das im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts durch die Kanonikerreform Bischof Reinhards von Halberstadt († 1123) noch verdichtet worden ist.35 Reinhard, ein Verwandter der Grafen von Blankenburg, hatte vor seinem Amtsantritt dem Hildesheimer Domkapitel angehört und war mit dessen Frankreichkontakten so vertraut, daß nun auch die Diözese Halberstadt einbezogen wurde. Aus dem von Reinhard 1108 in Osterwieck auf Bischofsgut gegründeten und bald auf Wunsch einer adligen Stifterin an seinen jetzigen Ort verlegten Regularkanonikerstift Hamersleben nördlich von Halberstadt ist kurz vor 1113 ein junger Mann namens Hugo nach Paris gekommen und dort in das neu gegründete königliche Stift St. Viktor eingetreten. Sein Onkel, einer der Halberstädter Archidiakone, folgte ihm und gab so erhebliche Summen für den Kirchenbau, daß es im Nekrolog von St. Viktor ausdrücklich vermerkt wurde.36 Als Gelehrter ist Hugo von St.Viktor rasch bekannt geworden, und er hat mit seinen exegetischen Arbeiten den Ruf des Stifts als eine der bedeutendsten Studienstätten des lateinischen Europa begründet. Seine Verbindungen nach Ostsachsen hat er aufrechterhalten und mindestens zwei seiner Werke dorthin geschickt, eines davon mit einem Begleitschreiben an Propst Thietmar von Hamersleben.37 Thietmar leitete eine ganze Gruppe sächsischer Regularkanonikerstifte, zu denen auch Riechenberg und Georgenberg bei Goslar gehörten, beide in der Diözese Hildesheim gelegen, auf die der Halberstädter Reformkreis inzwischen Einfluß gewonnen hatte. Die nach Halberstädter Brauch reformierten Stifte in der Diözese Hildesheim betreute der Riechenberger Propst Gerhard I., ein enger Berater seines Bischofs. Gerhard hatte das Kanonissenstift Steterburg bei Wolfenbüttel nach den Halberstädter Grundsätzen organisiert, und hierhin wurde

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1154/55 der Subprior Ekbert von St. Viktor als Propst berufen, ein Mann, den sein späterer Nachfolger Gerhard II. als glänzenden Wissenschaftler (vir praeclarae scientiae) gerühmt hat. Weil sein Name nicht auf französische Herkunft verweist, dürfte Ekbert Sachse gewesen sein; auf jeden Fall war er identisch mit dem Pariser Kanoniker Egbertus sacerdos, canonicus noster et professus, den das Nekrolog von St. Viktor unter dem 9. Oktober verzeichnet.38 Wenn man den Vorsteher eines ostsächsischen Damenstifts aus Paris berief, so setzt das bemerkenswert intensiv gepflegte Kommunikationswege voraus, für die es mannigfache Zeugnisse gibt. Eine Sammelhandschrift, die das glossierte Markus-Evangelium und die Klagelieder Jeremias mit der Glosse des Gilbert Universalis enthält, gehört auch in dieses Umfeld der Frankreichbeziehungen sächsischer Regularkanoniker. Gilbert hatte bei Anselm von Laon am Großprojekt der Bibelglossierung mitgearbeitet und ist 1134 als Bischof von London gestorben. Die Gilbert-Glosse wurde 1131, also noch zu Lebzeiten des Verfassers, von dem Kanoniker Siegfried aus dem Stift St. Marien in Riechenberg kopiert. Die Riechenberger Kanoniker, für die Heinrich der Löwe 1154 und 1157/58 geurkundet hat, haben demnach lebhaftes Interesse an aktuellen wissenschaftlichen Ergebnissen der französischen Exzellenzinstitute gehabt und wußten sich diesen Text rasch zu beschaffen, was wiederum nur über unmittelbare Frankreichkontakte möglich gewesen sein kann.39

Wissenschaft »Dieses Buch heißt mit Recht Elucidarius, denn es ist ein Leuchter. Wer unbekannte Dinge von schriftlich gesichertem Wissen erfahren möchte, der kann aus diesem kleinen Buch viel Wunderbares hören. Man müßte lange suchen, ehe man eine vergleichbare Zusammenstellung fände. Gott selber hat dem Herzog, der es schreiben ließ, die Absicht eingegeben. Er gab seinen Kapellänen den Auftrag, den Stoff aus Büchern zu exzerpieren, und er wollte, daß sie den Text ohne Reime verfaßten, denn sie sollten nichts als die Wahrheit schreiben, so wie es auf Lateinisch geschrieben steht. Sie folgten dem Herzog Heinrichwillig,derihnen das geboten hatte. In der Stadt Braunschweig wurde es verfaßt und geschrieben. Der Meister hätte es auch in Verse gebracht, wenn er einen entsprechenden Auftrag gehabt hätte. Der Herzog wollte, daß man das Werk Aurea gemma (Goldenes Kleinod) nenne, aber der Meister hielt es für

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besser, es Lucidarius zu nennen, weil es ein Erleuchter ist ... Der Schöpfer des Himmels und der Erde nehme sich der Seele des Herrn an.«40 Dieser Prolog zur ersten Enzyklopädie in deutscher Sprache berichtet vom Auftrag eines Herzogs Heinrich an seine Braunschweiger Kapelläne, aus lateinischen Werken einen Prosatext zu kompilieren, der dann unter dem Titel Lucidarius vollendet wurde, obwohl der Auftraggeber ihn lieber Aurea gemma genannt hätte. Das Werk gehört zu einer besonderen Art von Literatur des Hochmittelalters, die sich mit dem Bild der Welt (imago mundi) beschäftigte und gesichertes Handbuchwissen mitteilen wollte.41 Seine lateinischen Quellen (die warheit, als ez zu latine steit), von denen die Kapelläne nach dem Willen des Herzogs nicht abweichen sollten, waren aktuelle Standardwerke: Von Honorius Augustodunensis († um 1150) das Elucidarium, die Imago mundi und die Gemma animae, die Philosophia mundi des Wilhelm von Conches († 1154) und der Liturgie-Kommentar De divinis officiis Ruperts von Deutz († 1129). Diese Autoren schrieben für gebildete Kleriker, während sich der Lucidarius an ein Publikum ohne Lateinkenntnisse wandte, ihm Wissen vermitteln wollte und dieses Wissen didaktisch geschickt als Dialog zwischen einem fragenden Schüler (junger) und seinem antwortenden Lehrer (meister) aufbereitete. Das Werk ist nach 1150 entstanden, denn seine Autoren zitieren an einer Stelle (1,64) aus den Glossen zu Lucan des Arnulf von Orléans, der in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gearbeitet hat; diesen Text konnte man sich in Sachsen zweifellos ebenso schnell beschaffen wie die Gilbert-Glosse. Ein präzises Datum für den Abschluß der Kompilation läßt sich leider nicht bestimmen, denn die paläographische Datierung des ältesten erhaltenen LucidariusFragments in die Zeit um 1230 sagt nur etwas über dessen Niederschrift, nichts Genaues dagegen über die Entstehungszeit des Textes. Mit der Einteilung des Stoffes in drei große Themenfelder wollten die Redaktoren ihr Werk auf die Trinität beziehen und ordneten ein erstes Buch über Gott und die Ordnung der Welt (wie die welt geteilet ist) dem Vater zu, ein zweites über die Christenheit und ihr liturgisch geregeltes Leben (wie er die welt hat erlideget unde wie er die cristenheit hat geordinet) dem Sohn, ein drittes über die letzten Dinge (welch reht unde welch e er der cristenheite gesezzet hat, unde wie sie gerihtet sol werden) dem Heiligen Geist.42 Bei den Kenntnissen, die hier mitgeteilt werden sollten, unterschied man demnach zwischen christlichem Heilswissen und profanem Wissen über Kosmos und Erde, zwischen dem Stoff für Theologie einerseits, Kosmologie und Geographie andererseits. Diese Komplexe waren freilich nicht gleich-

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wertig, denn das Heilswissen stand dem irdischen Tatsachenwissen naturgemäß weit voran, so weit, wie Hugo von St. Viktor das Erlösungswerk Gottes (opus restaurationis) dem Schöpfungswerk (opus conditionis) übergeordnet hatte. Dennoch war umfassende Realienkenntnis höchst wertvoll, weil die Wissenschaften von der Natur und von der Geschichte des Menschengeschlechts der theologischen Einsicht dienten, diesen Zweck aber nur dann erfüllen konnten, wenn sie vollständig und sicher beherrscht wurden. Enzyklopädische Bildung war für den intelligenten Menschen deshalb heilsnotwendig, so daß die Ankündigung des Prologs, im folgenden Werk werde »Unbekanntes« (vremde mere) mitgeteilt, keineswegs als werbendes Stimulans für die Neugier des Lesers auf Sensationelles mißverstanden43 werden darf, denn sie diente als Hinweis auf die im Lucidarius enthaltenen neuen Informationen über quellengestütztes Sachwissen. Offensichtlich haben die am Werk arbeitenden Kapelläne die Wissenschaftslehre Hugos von St. Viktor gekannt, denn der seinem Schüler antwortende meister spricht von der Pflicht des Menschen, wissen zu wollen und seine ihm von Gott verliehenen intellektuellen Fähigkeiten (den sin, den ime got verluhen hat) zu nutzen. Es sei schließlich etwas anderes, wenn ein Mensch auf Grund mangelnder Begabung nicht wissen könne, als wenn er sich aus Faulheit nicht bemühe. In einer seiner Quellen habe der meister den Satz gefunden, Bestiale est hominem nolle scire, »Der Mensch, der nicht wissen will, verhält sich wie ein Tier«, und ganz ähnlich hatte Hugo von St. Viktor geschrieben: »Es ist etwas durchaus anderes, nicht zu wissen, als nicht wissen zu wollen« (Longe enim aliud est, nescire atque illud, nolle scire), denn das Nicht-wissen-Wollen (nolle scire) sei ein Ergebnis bösen Willens, Nicht-wissen-Können aber eine Art von Krankheit und insoweit entschuldbar.44 Mit dem Lucidarius wurde zum erstenmal ein enzyklopädisches Handbuch dieser Art in deutscher Sprache vorgelegt, und die überaus weite Verbreitung bis ins Spätmittelalter und dann auch in Drucken von 1479 bis ans Ende des 17. Jahrhunderts weist auf ein langanhaltendes Bedürfnis hin, dem es entgegenkam. Das unterstreichen die vielen Varianten, Kürzungen und Ergänzungen, denn offensichtlich lebte das Buch unter den Augen seiner Benutzer, wurde von ihnen verändert, ausgebaut und immer wieder umgestaltet, so daß sich eine »offene Textform«45 ergab, deren »Original« ebenso schwer wiederhergestellt werden kann wie die »authentische« Fassung einer Internet-Enzyklopädie, an der jeder Besucher durch eigene Texteingabe mitwirken kann. Anregungen zu solchen Ergänzungen und zur Neuordnung

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des Stoffes bot das Werk allemal, denn mit seinen verschiedenen Themenbereichen weckte es das Interesse ganz unterschiedlich vorgebildeter Leser. Im ersten Buch über das Schöpfungswerk erkundigt sich der Schüler zunächst nach den Umständen bei der Erschaffung der Welt und hört von ihrer Einteilung in die drei Erdteile Asien, Europa und Afrika, erfährt dann aber sehr viel über Sitten und Bräuche der Bewohner ferner Länder. In Indien, so wird ihm berichtet, verspeisen die Menschen ihre altgewordenen Eltern, und es gibt Frauen, die fünfzehn Kinder auf einmal gebären; seltsame Tiere wie das menschenfressende Manticora mit Menschenkopf, Löwengebiß und Löwenkörper durchstreifen die Wälder, während im Wasser krebsgestaltige Tiere mit sechs Ellen langen Fangarmen leben, deren Kraft selbst Elefanten unter Wasser zieht. Wesentlich kürzer und unspektakulärer fällt naturgemäß die Beschreibung Europas aus, denn hier gibt es nichts Kurioses, wohl aber viel Topographisches wie die Aufzählung der Länder zwischen Donau und Meer – Schwaben, Bayern, Sachsen, Thüringen, Dänemark, Friesland, Frankreich, Mainfranken – oder der Städte am Rhein: Konstanz, Basel, Straßburg, Speyer, Worms, Mainz, Köln und Utrecht. Die realienkundlichen – um nicht zu sagen: naturwissenschaftlichen – Fragen des Schülers richten sich auf Elementares in den Erscheinungen. Er erkundigt sich nach der Natur des Wassers, deren dreifache Anlage ihm sein Lehrer erklärt: Wasser sei nabilis, lavilis, potabilis, das heißt, man kann darin schwimmen, sich waschen und es trinken; er will wissen, woher die Winde kommen, wie viele Planeten es gibt und wie groß sie sind. Näher ins Detail gehen Schülerfragen wie die nach der Stadt im Meer, wo unter Wasser Hunde bellen. Hierbei handelt es sich, sagt der Lehrer, um Scilla, wo das Meer mit solchem Getöse in die Hölle fällt, daß die Seeleute meinen, Hundegebell aus dem Wasser zu hören. Diese und andere Nachklänge antiker Stoffe, eher ErGlasfenster aus St. Blasius

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Bei der Restaurierung der ehemaligen Stiftskirche wurden die Fragmente in den nördlichen Obergadenfenstern gefunden; vergleicht man sie mit dem Widmungsbild des Evangeliars, so wird man den barhäuptigen Kleriker für den heiligen Aegidius, den Bischof mit Pallium und Mitra für den heiligen Blasius halten. Aegidius lebte als Eremit in der Provence und gründete um 680 das Kloster St-Gilles westlich von Arles; spätestens 1146 war er zweiter Patron des von der Markgräfin Gertrud 1115 gegründeten Benediktinerklosters St. Maria in Braunschweig. Blasius starb als Bischof von Sebaste in Armenien um 316 den Märtyrertod; ihm war schon die brunonische Stiftskirche geweiht.

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zählgut als Wissenschaft, finden sich schon in der Imago mundi des Honorius Augustodunensis,46 aber mit seiner bohrenden Standardfrage wie cumet das? treibt der Schüler den Lehrer und die Leser gleichsam vor sich her: Wie kommt es, daß die Monate ungleich lang sind oder die Sterne so klein? Woher kommen der Schnee und der Salzgehalt des Meerwassers, die dunklen Flecken auf dem Mond und wie cumet das, daß wir Kometen sehen? Wie ist das menschliche Gehirn beschaffen? Es versteht sich, daß solche Schilderungen und Erklärungen neben dem belehrenden Zweck auch einen hohen Unterhaltungswert hatten. Gervasius von Tilbury, als Autor der Otia imperialia erfahren in der Übermittlung solcher Nachrichten, stellte sich die Adelsfamilie nach dem Diner am Kamin bei der Lektüre seines Werkes vor.47 Den Lucidarius konnte man mit verteilten Rollen vorlesen. Nachdem die natürliche Beschaffenheit des Schöpfungswerkes erkundet ist, richtet der Schüler sein Interesse auf das Leben der Christenheit und fragt nach der ersten Sünde, die von Menschen begangen wurde. Der Lehrer unterscheidet deren zwei, nämlich aus der Zeit vor Christus den Neid, der Kain zum Mord an seinem Bruder Abel veranlaßte, in der nuwen cristenheite aber die Lügen des Hananias und seiner Frau Saphira, die Teile ihres Privateigentums der urgemeindlichen Gütergemeinschaft entzogen und deshalb zu Tode kamen (Apg 5). Rasch tritt aber die liturgische Pragmatik in den Vordergrund mit Fragen nach Herkunft und Bedeutung der sieben Stundengebetszeiten oder nach der Symbolik des Priestergewandes und seiner Teile. Soweit die handschriftliche Überlieferung zurückschauen läßt, gab es seit dem 13. Jahrhundert zwei Prologe zum Lucidarius, deren einer (A) die EntPsalter Heinrichs des Löwen und der Herzogin Mathilde

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Zur Rechten des nur an den Füßen genagelten Christus steht Maria, zu seiner Linken Johannes; Sonne und Mond, die sich beim Tod Christi verfinsterten, sind im oberen Feld dargestellt. Aus den Händen der Stifter, deren Namen und Rang auf dem roten Querbalken über ihren Häuptern nur noch schwer lesbar geschrieben stehen, steigen Schriftbänder auf; bei Heinrich lautet der Text Adoramus te Christe et benedicimus tibi (»Wir beten dich an und preisen dich, Christus«), bei Mathilde Salva nos Christe Salvator per virtutem crucis (»Rette uns, Erlöser Christus, durch die Kraft des Kreuzes«). Die kostbare Handschrift mit einem in Gold auf Purpur dekorativ geschriebenen Kalender und mehreren Bildgruppen zeigt starke Gebrauchsspuren, ist also vielleicht schon von den anspruchsvollen Auftraggebern häufig benutzt worden. Formal steht der Psalter dem Evangeliar Heinrichs des Löwen nahe und hatte vielleicht englische oder nordfranzösische Vorlagen. Spätestens seit dem Ende des 13. Jahrhunderts befindet sich die Handschrift in England.

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In den Jahren 1109/10 zeichnete der Domherr Heinrich von Mainz eine heute verlorene Karte zur Imago mundi des Honorius Augustodunensis und widmete das Werk der Tochter König Heinrichs I. von England, Mathilde, die 1110 als Verlobte Heinrichs V. zu ihrer Krönung nach Mainz kam. Als sie nach dem Tod des Kaisers (1125) nach England zurückkehrte, dürfte sie die Handschrift mitgenommen haben, von der zwischen 1180 und 1190 im Zisterzienserkloster Sawley/Yorkshire eine Kopie hergestellt worden ist.

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stehungsgeschichte des Werkes am Braunschweiger Hof erzählt, während der andere (B) darüber nichts sagt, sondern den Wert des Buches für das Verständnis der Heiligen Schrift betont. Kann man unter dieser Voraussetzung dem A-Prolog vertrauen und Heinrich den Löwen als Auftraggeber voraussetzen, seine Kapelläne als Bearbeiter? Diese Frage ist über lange Zeit ohne Bedenken bejaht worden, bis eine umfassende Sammlung und philologisch genaue Analyse der handschriftlichen Überlieferung erhebliche, anscheinend unüberwindliche Zweifel aufkommen ließ.48 Die Masse der Handschriften bietet nämlich den B-Prolog, während es für A nur acht Textzeugnisse gibt, die überdies alle zu einer auf zwei Bücher gekürzten Fassung des Lucidarius gehören. Dieser Befund zeigt allerdings nur, daß beide Prologe unterschiedlich dicht auf uns gekommen sind, denn mit der quantitativen Überlegenheit von B läßt sich angesichts offener Textform und zerklüfteter Überlieferung mit der klassischen Logik des Handschriften-Stammbaums nicht beweisen, daß der A-Prolog spät entstanden und die dort erzählte Entstehungsgeschichte erfunden ist, zumal A in der ältesten Überlieferung nicht schlechter vertreten ist als B, denn von den vier Handschriften des 13. Jahrhunderts enthalten zwei keinen Prolog, je eine bringt A beziehungsweise B.49 Deshalb mußten zusätzliche Argumente gegen eine Entstehung im Umfeld Heinrichs des Löwen beigebracht werden. Wäre, so fragte man,50 der Auftrag des Herzogs für ein deutsches Prosawerk nicht sensationell und deshalb die Annahme einer um oder nach 1250 entstandenen Erfindung der Ursprungsgeschichte viel plausibler, zumal Heinrich der Löwe zur Abfassungszeit des A-Prologs doch schon verstorben war, denn dessen letzte drei Zeilen bitten Gott, daß er neme des herren sele an sin geleite, daß er die Seele des Herrn führen möge.51 Ist nicht der Titel meister ohne Namensnennung verdächtig, und konnte ein lateinisch gebildeter Magister der Idee etwas abgewinnen, lateinische enzyklopädische Werke in die Volkssprache zu übertragen? Ist der meister überhaupt ein Gelehrter und nicht vielmehr ein Dichter, weil meister in der deutschen Sprache ein Künstlerprädikat ist? Auch die Frage, ob das Werk besser in Prosa oder in Versen abzufassen sei, hätte in der zweiten Häfte des 12.Jahrhunderts am Braunschweiger Hof gar nicht diskutiert werden können, weil entsprechende Formtheorien erst gegen Ende des Jahrhunderts in Frankreich entwickelt wurden. Schließlich die Sprache: Wäre der Lucidarius in Braunschweig entstanden, müßte die ursprüngliche Fassung doch niederdeutsch gewesen sein, sie ist aber, soweit erkennbar, oberdeutsch-alemannisch, und

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die Verbreitungsgeschichte des Textes verläuft von Süden nach Norden. Gewiß, so wird eingeräumt, ist das Werk noch im 12. Jahrhundert entstanden, aber im alemannischen Raum und – das sagt man ohne Kenntnis der ja verlorenen Originalfassung – nicht von einer Arbeitsgruppe verfaßt, sondern von einem einzigen Autor, dessen Vertrautheit mit dem Chorherrenmilieu und der Schriftexegese überdies nicht auf einen weltlichen Fürstenhof verweisen, sondern auf die Welt der Regularkanoniker der Marbacher Reform. Zu grundsätzlichen Zweifeln dieser Art besteht jedoch kein Anlaß, denn warum sollte man Heinrich dem Löwen nicht die Initiative und seinen Kapellänen nicht die Fähigkeit zu einem solchen Unternehmen zutrauen? Ein Auftrag des Herzogs paßt vielmehr so gut in sein mittlerweile wohlbekanntes intellektuelles Umfeld, daß kaum sachlich zu begründen ist, warum die Angaben des A-Prologs nicht stimmen können, zumal der Segenswunsch an seinem Ende keineswegs beweist, daß Heinrich der Löwe damals schon verstorben war, denn der entsprechende Seelenheilpassus wurde immer wieder auch für Lebende verwendet. Es ist sogar möglich, daß die Herzogin den Plan unterstützt hat oder die Anregung – wie beim Rolandslied – von ihr ausgegangen ist, weil sie die Imago mundi des Honorius Augustodunensis und die zugehörige Weltkarte des Heinrich von Mainz gekannt haben dürfte. Frühes Interesse beim Betrachten der Zeichnung und beim Anhören entsprechender Erklärungen mag in Braunschweig aktiviert worden sein; vielleicht hatte Mathilde die Handschrift sogar bei sich, denn die Kopie ist während der englischen Exilzeit des Herzogspaares hergestellt worden. Mehrfach werden wir zudem noch sehen, welch großen persönlichen Anteil Heinrich der Löwe an seinen literarischen und kunsthandwerklichen Stiftungen genommen hat; wir kennen seine Kapelläne, deren Bildungsstand es ihnen erlaubte, einen solchen Auftrag gleichsam aus dem Stand auszuführen und dafür die philosophisch-theologisch nicht eben progressiven Werke des Honorius Augustodunensis, Ruperts von Deutz und Wilhelms von Conches auszuwerten.52 Gegen deutsche Prosa mußten sie keine Bedenken haben, denn die hatte Tradition, und es gab auch schon Übersetzungen lateinischer gelehrter Werke wie des Physiologus sowohl in Prosa als auch in Versen.53 Die im A-Prolog angedeuteten Erwägungen und die Entscheidung des Herzogs für Prosa und gegen den Vers kreisen denn auch nicht um die Höherwertigkeit der einen oder der anderen Kunstform, sondern um das Erhalten der Wahrheit durch möglichst enge Anlehnung an die lateinische Prosavorlage. Solche Überlegungen waren durchaus angebracht, denn der Lucidarius ist ein Stück gelehrter Prosa,

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keine Dichtung, so daß der meister-Titel als Künstlerprädikat gar nicht erwartet werden darf, ganz abgesehen davon, daß diese Bedeutung erst im 13. Jahrhundert aufkam.54 Mehrere der Kapelläne Heinrichs des Löwen waren keine Sachsen, sondern kamen aus den südlichen und westlich-peripheren Reichsteilen – müssen sie niederdeutsch geschrieben haben, nur weil sie in Braunschweig wirkten, an einem Hof, dessen Herr und Herrin für sächsische Sprachpolitik denkbar wenig Sinn gehabt haben? Mathildes Muttersprache war das Französische, und niemand weiß, ob Heinrich der Löwe vorwiegend sächsisch gesprochen hat. Alle Kapelläne des Herzogs kamen aus Kanonikerstiften – warum sollen Hinweise auf das Chorherrenmilieu und die Kenntnis elementarer Regeln der Schriftexegese gegen die Zugehörigkeit Braunschweiger Redaktoren des Lucidarius zur Hofkapelle sprechen und nicht im Gegenteil dafür? Was schließlich sollte einen im 13. Jahrhundert arbeitenden Autor veranlaßt haben, das angeblich im alemannischen Kernland der Staufer entstandene Werk wider besseres Wissen Heinrich dem Löwen und seiner Hofkapelle zuzuschreiben? Kann es, wie man vermutet hat,55 der Wunsch gewesen sein, den Lucidarius durch Berufung auf den Herzog gehörig aufzuwerten? Wäre dem so, dann hätte sich Heinrich als Patron von Wissenschaft, Bildung und Literatur allerdings einen Ruf erworben, der noch im 13. Jahrhundert auch im Süden des Reiches so verbreitet war, daß man in seinem Namen Fiktionen in Umlauf bringen konnte. Wie aber soll dieser Ruf entstanden sein, wenn nicht auf Grund entsprechender Leistungen? Oder beruhte auch die fama auf Fiktion? Moderne Zweifler an der intellektuellen Kapazität dieses Hofes kommen jedenfalls in Schwierigkeiten, denn sie müssen für falsch halten, was sie den mittelalterlichen Zeitgenossen als deren offenbar gut begründete Ansicht zuvor unterstellt haben. Es bleibt dabei: Weder die näheren Umstände einer späten Entstehung des A-Prologs noch – und das ist wichtiger – die Motive für eine Fälschung auf den Namen Heinrichs des Löwen sind schlüssig erklärt, so daß es keinen Grund gibt, die gut überlieferte Verbindung des Lucidarius mit dem Patronat des Herzogs aufzulösen.56 Seine Förderung hat den intellektuellen Fortschritt der westlichen Schulen an den Hof gebracht, hier verbanden sich Wissenschaft und fürstliche Repräsentation, Litteralität mit Rechts- und Regierungsgeschäften, also letztlich Wissen und Macht.57 Der Lucidarius diente der Bildung und der höfischen Unterhaltung, er lenkte ab von den banalen oder bedrohlichen Forderungen des Tages und öffnete den Blick für die Weite der Welt.

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Dichtung Die Welt früher europäischer Erzähltradition spiegelt sich in zwei Werken, die wahrscheinlich beide auf Initiative Heinrichs des Löwen entstanden sind: im Rolandslied des Klerikers Konrad und im Tristrant des Eilhard von Oberg, wobei die Provenienz für das Rolandslied besser zu bestimmen ist, weil sein bekannter Epilog konkrete Aussagen darüber macht. »Nun wollen wir alle gleichermaßen/dem Herzog Heinrich wünschen,/ daß ihm Gott lohne./Die Materie ist schön,/den frommen Sinn hat er uns vermittelt./Er ließ das Buch bekannt machen,/das in Frankreich geschrieben worden ist./Das wünschte die edle Herzogin,/Tochter eines mächtigen Königs./... Daß sie überhaupt daran gedacht haben,/daß man es auch/in deutscher Übersetzung vortrug,/damit ist die Ehre des Reiches erhöht worden./ Seine Vorbildlichkeit drängte ihn dazu./... Nun können wir zu unserer Zeit/ dem König David/keinen so gut vergleichen/wie den Herzog Heinrich./ Gott gab ihm die Macht,/alle seine Feinde zu besiegen./Er hat die Christen erhöht,/die Heiden wurden durch ihn bekehrt./... Gott ließ ihn immer siegen./An seinem Hof wird nie Nacht,/.../An seinem Hof kann man/alle Beständigkeit und feine Sitte sehen./... Seine Vasallen sind ihm treu ergeben./ Da ist Tapferkeit und Ruhm./Wo hättet ihr je gehört,/daß jemandem größeres Glück zuteil geworden wäre?/Seinem Schöpfer/bringt er Leben und Seele zum Opfer/wie König David./Wo er gesündigt hat,/rechtfertigt er sich schon jetzt vor Ihm./Daß Gott am Jüngsten Tag,/wenn Er sein Gericht halten will,/ ihn nicht mehr zur Rechenschaft ziehen,/sondern ihm einen Platz/im ewigen Gnadenstand geben möge,/darum wollen wir alle beten. Amen./Wenn euch das Gedicht gefällt,/so gedenket alle auch meiner./Ich bin der Kleriker Konrad./So wie es in dem Buch aufgeschrieben steht/in französischer Sprache,/so habe ich es ins Lateinische übersetzt/und von dort in die deutsche Sprache übertragen./Ich habe nichts hinzugefügt,/ich habe nichts weggelassen./Wer immer es vortragen hört,/der soll in wahrer Gottesliebe/ein Vaterunser sprechen/als Fürbitte für meinen Herrn,/für das Seelenheil aller Gläubigen,/daß uns Gott im rechten Glauben fest mache,/damit uns an guten Werken nicht mangele,/und uns schließlich Sein Reich zuteil werden lasse./ Tu autem, domine, miserere nobis.«58 Damit schließt die liedhafte Darbietung einer Geschichte, die zu den prominentesten Stoffen der europäischen Literatur und der bildenden Kunst des Mittelalters gehört:59 Der Heidenkönig Marsilie verteidigt die befestigte

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Rolandslied, vv. 2363 – 2374: Der Verrat Geneluns »Der König (Marsilie) befahl seinen Leuten, die Apollostatue zu bringen. Der Teufel gab Genelun ein, sich ihnen eidlich zu verpflichten. Marsilie und seine Leute taten ihm gegenüber desgleichen. Ihrer aller Schwur war allein gegen Roland gerichtet. Der König und alle seine Getreuen schworen bei Apollon, Roland zu töten.« Wie der Verfasser der französischen Vorlage sah auch der Kleriker Konrad in den Muslimen Heiden, die neben Mohammed antike Götter verehren, besonders Apollon. Das Bild des auf einer Säule stehenden Löwen in dieser gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstandenen Handschrift des Rolandsliedes erinnert daran, daß der Braunschweiger Burglöwe bei Zeitgenossen kritische Gedanken an heidnische Bilderverehrung oder gar den Vorwurf der Idolatrie wecken konnte, war er doch das stellvertretende Bildnis eines Herzogs, der sich durch eine Münzumschrift öffentlich mit dem Tier identifiziert hatte: Heinricus de Brunsvic sum Leo.

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Stadt Saragossa gegen das Heer Karls des Großen und bietet zum Schein seine Unterwerfung an, damit das fränkische Heer abzieht. Zu den entsprechenden Verhandlungen sendet Karl den Herzog Genelun, der sich aber mit den Heiden verbündet, den Abmarsch Karls abwartet und zusieht, wie die kleine fränkische Nachhut unter Führung von dessen Stiefsohn Roland im Tal von Runzival durch ein übermächtiges Heer der Heiden vernichtet wird, ehe Rolands Hornsignal Hilfe herbeirufen kann. Karl trifft zwar zu spät ein, besiegt aber alle Heiden, hält Gericht über Genelun und läßt ihn von Pferden zu Tode schleifen. Der Stoff war lange bekannt und ging von einem historischen Bericht über den Spanienfeldzug Karls des Großen im Jahre 778 aus, der mündlich weitergetragen, episch erweitert und dabei auch schon poetisch bearbeitet wurde, bis in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts die französische Chanson de Roland entstand. Wir lesen sie heute in einer Form, die zwischen 1130 und 1170 aufgezeichnet wurde, neben der aber weitere Vortragsfassungen existiert haben. Am Hof Heinrichs des Löwen hatte der Kleriker Konrad ein buoch als Vorlage, modernste Literatur in einer französischen Handschrift, deren Textgestalt wir freilich nicht so genau kennen, als daß wir überzeugt sein dürften, die im Vergleich zur Edition der Chanson stärker geistliche Tendenz des deutschen Rolandsliedes ginge allein auf Konrad zurück.60 Nach vielen Kontroversen ist man sich jetzt weitgehend darüber einig, daß die Mitteilungen des Epilogs auf Heinrich den Löwen und die Herzogin Mathilde zu beziehen sind; Heinrich ist der erste Laienfürst, dessen Name als Anreger einer volkssprachigen Dichtung genannt wird.61 Wie ein Kommentar zu den Schwierigkeiten, die mit dem bislang unerhörten Auftrag verbunden waren, klingt Konrads Erläuterung seiner Arbeitsweise, daß er nämlich die Geschichte aus dem französischen Buch zunächst ins Lateinische übersetzt und erst danach die deutsche Fassung hergestellt habe. Wir dürfen ihm das durchaus glauben, denn Untersuchungen lateinisch-französischer und französisch-lateinischer Vokabularien des Mittelalters haben gezeigt, daß die Leitsprache zur Erschließung ihres Materials immer das Lateinische gewesen ist. Konrad hat, vielleicht mit Hilfe eines von Haus aus frankophonen Begleiters der Herzogin, seine französische Vorlage in die latîne betwungen, hart arbeitend ein lateinisches Konzept für seine deutsche Nachdichtung angelegt und am Ende auf diese ungewöhnliche Anstrengung hingewiesen.62 Stolz durfte er in der Tat sein, denn die deutschsprachige Literatur der Zeit war überwiegend geistliche Dichtung, so daß er seine weltliche französische Vorlage

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nicht nur übersetzen, sondern für seine Hörer auch inhaltlich aufbereiten mußte, um verstanden zu werden. Die Anregung zum Transfer der französischen Chanson ins Deutsche kam von der Herzogin Mathilde, deren Mutter, Eleonore von Aquitanien, für literarisches Patronat ebenso berühmt ist wie Mathildes Vater Heinrich II.; auch Mathildes Halbschwestern aus der Ehe ihrer Mutter mit König Ludwig VII. von Frankreich, die Gräfinnen Maria von Blois-Champagne und Alix von Blois-Chartres, haben Dichter gefördert, ebenso ihr Bruder Richard Löwenherz, der auch selbst Verse machte.63 Konrads Rolandslied muß deshalb nach der Heirat Heinrichs des Löwen entstanden sein, vielleicht um 1170, auf jeden Fall aber vor 1180, weil nach dem Sturz die Bemerkung zum Sieg des Herzogs über alle seine Feinde nicht mehr sinnvoll gewesen wäre. Etwa zur gleichen Zeit erhielt Heinrich von Veldeke seinen Auftrag für den AeneasRoman durch die Höfe von Loon und von Kleve.64 Die Orientierung an westeuropäischen Mustern, wie sie die Chanson und ihr folgend das Rolandslied vermittelten, brachte die künftig prägenden Vorstellungen von Stil und Wert aristokratischen Lebens nach Sachsen. Zentrale Themen der französischen Dichtung wie Loyalität der Vasallen und Heiliger Krieg trug Konrad an den Hof des mächtigsten und zugleich schwierigsten Fürsten des Reiches.65 Heinrich dem Löwen kamen auch andere leitende Motive gelegen, dienten sie doch dem Fürstenlob und dem Nachweis, daß er als Herzog königsgleiche Herrschaft ausüben könne. Besonders galt das für die immer wiederholte rühmende Erwähnung Karls des Großen, war sich doch Heinrich seiner karolingischen Abstammung sehr wohl bewußt; es galt auch für die Darstellung des Heidenkampfes als verdienstliche Leistung eines christlichen Fürsten, denn im Land nördlich der Elbe hatte sich Heinrich nicht nur durch den Wendenkreuzzug von 1147 entsprechend qualifiziert, sondern auch durch das gesamte Missions- und Siedelwerk der folgenden Jahrzehnte, durch die Einrichtung und Förderung der Bistümer, durch seine umfassend wahrgenommene Kirchenhoheit. Im Jahre 1163 ließ der Herzog von einem seiner Braunschweiger Kapelläne erklären, daß er mit himmlisch gestärkten Kräften die Slawen unterworfen, ihren Widerstand durch Blutvergießen gebrochen und die Gründung der nordelbischen Bistümer mit dem Schwert beurkundet habe (gladii nostri cyrographo corroboravimus).66 Zu dieser Mentalität paßte das Rolandslied sehr gut, von dessen 9016 Versen immerhin ein Drittel auf teilweise sehr realistische Kampfberichte und Schilderungen von Waffen, Rüstungen und Pferden entfällt, ganz abgesehen von Beschrei-

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bungen der Heeresaufzüge, der wörtlichen Wiedergabe von Beratungen und Ansprachen vor, während und nach der Schlacht. Dieser Befund ist für eine treffende Vorstellung von der Wirkung des Liedes auf die Hofgesellschaft Heinrichs des Löwen wichtig, denn die Laien unter den männlichen Hörern des Dichtervortrags waren milites, die solche Erlebnisse gehabt und Gegner getötet hatten, wieder kämpfen und wieder töten würden, weil sie professionell dafür bestimmt waren und am Preislied auf militärische Aggressivität Gefallen finden sollten, um so mehr, wenn sie als Heidenkampf legitimiert war und das Rolandslied auf der Reise nach Jerusalem vorgetragen wurde.67 Wer wirklich wissen will, wie solche Werke zeitgenössisch aufgenommen worden sind, darf die Realität des Krieges und der Kriegergesellschaft deshalb nicht beiseite schieben und diese beschränkte Perspektive auch noch für verdienstvoll halten.68 Indem Konrad seinen Herrn mit König David verglich, hob er Heinrich den Löwen auf die Höhe Karls des Großen, denn diesen hatte man schon zu Lebzeiten als irdische Verkörperung des biblischen Vorbilds gepriesen; seither waren beide, David und Karl, Symbole des idealen christlichen Königtums. Diese Integration des fürstlichen Patrons in die Familie der Könige geschah nicht lange nach der Aachener Heiligsprechung Karls des Großen zu Weihnachten 1165, an deren Vorbereitung Heinrich II. so intensiv beteiligt war, daß Friedrich Barbarossa sein eigenes Handeln in dieser Sache geradezu auf eine inständige Bitte (sedula peticio) des englischen Königs zurückführte.69 Sie müßte im April 1165 bei den Verhandlungen über die Heirat der Königstöchter Mathilde und Eleonore besprochen worden sein, so daß Heinrich der Löwe an der Kreation des heiligen Kaisers beteiligt war, an dessen Seite ihn der Dichter nun stellte. Konrad hat seine Panegyrik noch durch die Bemerkung verstärkt, daß in der Gegenwart (in disem zîte) überhaupt nur Heinrich eines Vergleichs mit David würdig sei. Die Ehre des Reiches habe er erhöht und sich des Seelenheils jener angenommen, für die er als Fürst irdische Verantwortung trägt, indem er der Volkssprache einen heilsrelevanten Stoff erschloß. Mit staufischer honor imperii-Programmatik hat das wenig zu tun, viel dagegen mit traditionellen Verhaltensnormen im Verhältnis der Fürsten zur Institution des Kaisertums.70 Das sind natürlich keine privaten Überlegungen und Kombinationen des Dichters, denn als herzoglicher Kapellan war Konrad mit der Denkweise des Hofes von Grund auf vertraut, er hat sie poetisch umgesetzt und im Medium des Vortrags einer Geschichte zum Ausdruck gebracht, die den Hörern genug Möglichkeiten bot, sich selbst und

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ihre Welt in den Bildern einer fernen Vergangenheit wiederzuerkennen. Angesichts der starken sächsischen Adels- und Fürstenopposition klingt die selbstbewußte Herrscherpanegyrik freilich wie das Pfeifen im Walde, denn anders als Konrads Epilog behauptet, hatte der Herzog seine Gegner keineswegs besiegt, sondern verdankte seit dem Sommer 1170 eine trügerische Ruhe im Land der zähen Vermittlung des Kaisers. Gegen Ende des Epilogs stellt sich der Dichter vor (ich haize der phaffe Chunrât), doch seine Identität bleibt letztlich unbekannt, obwohl man Heinrichs 1174 und 1176 bezeugtem Kapellan magister Conrad Sueuus presbiter das Werk gern zutrauen möchte, denn mit dessen schwäbischer Herkunft wäre die oberdeutsche Sprachgestalt des Rolandsliedes erklärt und mit dessen Magistertitel nicht nur die notwendige Vorbildung, sondern auch die Kenntnis der französischen Sprache. Überdies war der Kapellan Konrad Priester und als solcher mit Stil und theologischem Fundament der Predigt vertraut, deren rhetorische Elemente den Erzählstil seiner Version des Rolandsliedes bereichern.71 Haben wir demnach ein individuelles Autorenprofil, so müssen wir angesichts der Häufigkeit des Namens doch befürchten, daß es in der Umgebung des Herzogs noch mindestens einen weiteren Konrad gegeben hat, von dem wir nichts wissen, auf den aber die gleichen Merkmale zutreffen wie auf Konrad Svevus. In jedem Fall werden wir uns den Dichter des Rolandsliedes nicht an einem Braunschweiger Schreibtisch vorstellen – das bei Germanisten immer wieder genannte Regensburg scheidet ohnehin aus, denn dort hat es weder eine Hofhaltung oder eine Hofkapelle noch überhaupt ein Zentrum Heinrichs des Löwen gegeben72 –, sondern die Klagen Gottfrieds von Viterbo über seine unruhige und niemals recht lokalisierbare Produktionsweise in Erinnerung haben, wenn wir Konrad auf langen Wegstrecken am reisenden Hof seines Herrn arbeiten sehen. Beruht das deutsche Rolandslied auf einer französischen Chanson de geste, so der Tristrant-Roman des Eilhart von Oberg auf einem keltischen Stoff, der diesem über anglonormannische und französische Bearbeitungen zugänglich wurde und die Geschichte vom jungen Königssohn Tristrant erzählt, der als Brautführer König Markes die irische Prinzessin Isalde nach Kornevalis geleiten soll. Vom Liebestrank und seinen Folgen, von Todesurteil und Flucht in die Wälder, von ausdauernder ehebrecherischer Zuneigung trotz Verfolgung, vom gemeinsamen Tod am Ende und von König Markes Vergebung spricht der Dichter detail- und wortreich, mit viel Sinn für abenteuerliche Szenarien; ihm ist Tristrant ein Held und Sieger in Gefahren, ein harter

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Kämpfer, dessen Leistungen ebenso drastisch geschildert werden wie die Gefühlsäußerungen der Beteiligten. Nur unter dem Einfluß des Liebestranks, der Wirklichkeit durch Zauberkraft entzogen, kommt es zu sensiblen Offenbarungen der inneren Bewegung, die dem Werk einen besonderen Rang in der literarischen Moderne seiner Zeit gesichert haben. Eilharts Tristrant ist der erste deutsche Versroman, der einen Stoff aus dem keltischen Sagenkreis bearbeitet hat, der Matière de Bretagne, deren prominentestes Element die Geschichten um König Artus geworden sind. Von der ursprünglichen Textfassung des 12. Jahrhunderts sind nur vier um 1200 geschriebene Fragmente erhalten, von einer Bearbeitung des 13. Jahrhunderts drei Handschriften aus dem 15. Jahrhundert; Verfasser, Entstehungszeit und -ort sind umstritten, denn der Name des Dichters findet sich nur in den späteren Handschriften als von hobergin her eylhart, von oberengen enthartte, von baubenberg segehart, wobei die Form des Ortsnamens hobergin der Nennung eines Klerikers Iohannes de Obergin in einer Urkunde Heinrichs des Löwen aus dem Jahre 1190 für das Kloster Riddagshausen entspricht.73 Ein Eilhart von Oberg begegnet erstmals 1189 zusammen mit vier weiteren Angehörigen seiner Familie, allesamt Ministerialen Heinrichs des Löwen, in einer Urkunde Bischof Adelogs von Hildesheim; zwischen 1196 und 1207 findet er sich als angesehener Mann im Gefolge des Pfalzgrafen Heinrich und König Ottos IV., während Johannes von Oberg 1197 ein Kanonikat am Braunschweiger Blasiusstift hatte und in dessen Memorienregister verzeichnet ist.74 Die Familie gehörte demnach zumindest seit den späten achtziger Jahren des 12. Jahrhunderts ins engere Umfeld Heinrichs des Löwen. Wenn der hier genannte Eilhart von Oberg der Verfasser des Tristrant ist, dann gehört er zu den wenigen Dichtern seiner Zeit, für die es urkundliche Zeugnisse gibt, und wäre neben Heinrich von Veldeke der erste Epiker mit Herkunftsnamen. Sein Status als Ministeriale schließt Bildung zum schriftkundigen litteratus keineswegs aus, denn Hartmann von Aue hat seine Doppelkompetenz als Ritter und Leser am Anfang seiner Dichtung vom Armen Heinrich herausgestellt: Ein ritter sô gelêret was/daz er an den buochen las/swaz er dar an geschriben vant:/der was Hartmann genant,/ dienstmann was er zOuwe.75 Ungewiß ist auch, wann der Tristrant-Roman geschrieben worden ist. Das erste ins Deutsche transponierte Stück französischer Dichtung war um 1150 das Alexanderepos des Alberic von Besançon in der Bearbeitung des Klerikers Lamprecht, dicht gefolgt von Konrads Rolandslied, dem Eneas-Roman Heinrichs von Veldeke und dem Trierer Floyris. Im Falle Eilharts sind stilisti-

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sche Argumente sowohl für eine Frühdatierung – um 1170 – als auch für einen späteren Ansatz – 1185/95 – verwendet worden, aber solche Ergebnisse sind immer unsicher, weil ein weniger höfisch stilisierter Text nicht schon deshalb der ältere sein muß.76 Eilhart selbst sagt, daß er außer einer schriftlichen Vorlage zuverlässige mündliche Berichte gehabt habe, und er wußte, daß es verschiedene Fassungen der Tristan-Erzählung gab.77 Alle Bearbeitungen der keltischen Motive gehen auf eine verlorene altfranzösische Dichtung zurück, die bald nach der Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden ist, vielleicht am Hof Eleonores von Aquitanien, der Schwiegermutter Heinrichs des Löwen. Im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts hat dann Thomas d’Angleterre den Stoff in höfischer Manier psychologisch vertieft bearbeitet und damit die nachfolgende Literatur stark beeinflußt. Von dieser Version finden sich bei Eilhart keine Spuren, wohl aber gehört sein Tristrant in die Nähe einer realistisch gestalteten Spielmannsfassung, die der Trouvère Béroul um 1165 einem anglonormannischen Publikum vorgetragen hat.78 Eilhart von Oberg kann alle drei dieser Vorgänger gekannt haben, muß deshalb aber nicht in Frankreich oder England gewesen sein, denn angesichts der dichten Kontakte Heinrichs des Löwen zum angevinischen Hof seit 1165 hätte er seine Kenntnisse ebensogut in der Umgebung des Herzogs erwerben können, wie dem Kleriker Konrad die Chanson de Roland durch Heinrich und Mathilde vermittelt worden ist. Durch viele französische Wörter verweist der Dichter auf seine Sprachkenntnisse, indem er die originalen Fachausdrücke für Gegenstände höfischer Kultur verwendet,79 wie schevalier/altfranzösisch chevalier/Reiter oder Ritter; schapperune/chaperon/Kappe, kofirture/coverture/Rüstung. Besonders kostbar ist jedoch turnay/ tornoi/Turnier, denn neben Heinrich von Veldeke bietet Eilhart hier den ersten literarischen Beleg für das aus dem Französischen entlehnte Wort. Wie wir durch die Nachricht von den Lüneburger Spielen von 1178 wissen, kann er am Hof Heinrichs des Löwen Turniere gesehen haben. Weil Eilhart gewiß nicht als freier Schriftsteller, sondern im Auftrag und mit Förderung eines Hofes gearbeitet haben wird, kann sein Patron eigentlich nur Heinrich der Löwe gewesen sein, jedenfalls müßte eine andere Zuordnung mit starken Argumenten gestützt werden. Die Sprache des Tristrant liefert sie nicht, denn sie ist, soweit nach den um 1200 entstandenen ältesten Fragmenten überhaupt auf das Original geschlossen werden darf, regional nicht spezifizierbar, sondern richtete sich eher nach dem Ziel möglichst allgemeiner Verständlichkeit, was den Bedürfnissen eines landsmannschaftlich

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heterogen zusammengesetzten Hofes durchaus entsprechen mußte. Überdies begründen weder die zeitliche Zuordnung noch die Themenwahl diskutable Einwände, denn sowohl der frühe (um 1170) als auch der späte (1185/95) Ansatz sprechen nicht gegen herzogliche Förderung, und kein Indiz zwingt zu dem Verdacht, Eilhart sei bei seinem ersten Auftreten 1189 noch so jung gewesen, daß er um 1170 nicht habe dichten können. Ob der Herzog an einem Liebesroman starkes oder gar kein Interesse hatte, weiß schlechthin niemand, denn über Inhalt, Form und Tendenz eines Werkes lassen sich Gemütszustände des Patrons nicht erschließen. Ebenso wie die von Heinrich dem Löwen geförderten Bauten und seine Ausstattung von Kirchen sind die literarischen Werke Ausdruck des Willens zu fürstlicher Repräsentation und des Bewußtseins von der Pflicht zur Darstellung von Herrschaft großen Stils.

Das Haus Gottes Wenn wir Arnold von Lübeck und Gerhard von Steterburg glauben dürfen, so ist Heinrichs des Löwen Patronage und Stiftungsaktivität für Kirchen durch zwei Ereignisse stimuliert worden, die für sein Leben entscheidend waren: die Reise ins Heilige Land und der Fall aus dem Kreis der Reichsfürsten. Nach seiner Rückkehr von Konstantinopel und Jerusalem »schenkte er dem Haus Gottes die mitgebrachten Reliquien der Heiligen, nachdem er sie mit Gold, Silber und kostbaren Steinen bekleidet hatte; darunter waren viele Apostelarme. Aus den besten Stoffen ließ er zum Schmuck des Gottesdienstes mehrere Kaseln, Dalmatiken und Subdiakonsgewänder machen und schmückte die Kirchen. Dieser Fürst war überhaupt sehr auf den Schmuck des Hauses Gottes bedacht, wie man an der Braunschweiger Blasiuskirche sehen kann.«80 Den zweiten Schub brachte der Sturz: »Als der altgewordene Herzog erkannte, daß er den Kaiser nicht zur Huld bewegen konnte, wollte er die Pracht des Hauses Gottes mehren, um so dem himmlischen König zu gefallen. Besonders bemühte er sich, die Stiftskirche der Heiligen Johannes der Täufer und Blasius auszustatten, die er selbst von Grund auf erbaut hatte. Er ließ deshalb ein wunderbares und sehr sorgfältig gearbeitetes Bild unseres gekreuzigten Herrn Jesus Christus zusammen mit anderen Bildwerken inmitten der Kirche aufstellen, verzierte diese mit einem Fußboden und mit Glasfenstern und ließ ein goldenes Kreuz schmieden, dessen Gold- und Edelsteinwert auf eintausendfünfhundert Mark Silber berechnet wurde.«81

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Armreliquiare der Heiligen Theodorus und Innocentius Die beiden niedersächsischen Arbeiten aus den sechziger Jahren des 12. Jahrhunderts haben an ihren Standflächen die in Silber getriebene Stifterinschrift Dux Heinricus me fieri iussit ad honorem Dei (»Herzog Heinrich ließ mich zur Ehre Gottes anfertigen«) und sind deshalb die einzigen erhaltenen Goldschmiedearbeiten, die sicher auf Heinrich den Löwen bezogen werden können (Kötzsche 1995a, S. 243f.).

Es ist nicht leicht, diese Nachrichten verläßlich auf erhaltene Objekte zu beziehen, Gesichertes von Wahrscheinlichem oder bloß Möglichem zu unterscheiden. Die Armreliquiare der Heiligen Theodorus und Innocentius sind Stiftungen Heinrichs des Löwen, doch waren beide keine Apostel. Der einzige Apostelarm im Schatz des Blasiusstifts ist der des heiligen Bartholomäus in einem Reliquiar aus der Mitte des 14. Jahrhunderts; für ihn läßt sich allenfalls über das Widmungs- und das Krönungsbild des Evangeliars eine Verbindung zum Herzog herstellen, während es bei den Reliquiaren des

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Marienaltar in St. Blasius zu Braunschweig Die Mensa aus dunkelgrauem Marmor ruht auf vier bronzenen Ecksäulen mit Adlerkapitellen und einer Mittelsäule mit Lilienblattkapitell. Ursprünglich stand der Altar weiter östlich, im Chorraum der Kanoniker. Im Jahre 1966 wurde im Kapitell der Mittelsäule eine Bleipyxis mit der Weihinschrift auf der oberen Verschlußplatte entdeckt: Anno Domini MCLXXXVIII dedicatum est hoc altare in honore beate Dei genitricis Marie ab Adelogo venerabili episcopo Hildesemensi fundante ac promovente illustri duce Henrico filio filie Lotharii inperatoris et religiosissima eius consorte Mathildi filia Henrici secundi regis Anglorum filii Mathildis imperatricis Romanorum. (»Im Jahre des Herrn 1188 ist dieser Altar zur Ehre der seligen Gottesmutter Maria von Adelog, dem ehrwürdigen Bischof von Hildesheim, geweiht worden, durch Stiftung und auf Veranlassung des erlauchten Herzogs Heinrich, des Sohnes der Tochter des Kaisers Lothar, und seiner überaus frommen Gemahlin Mathilde, der Tochter Heinrichs II., des Königs der Engländer, des Sohnes der römischen Kaiserin Mathilde.«)

Siebenarmiger Leuchter in St. Blasius zu Braunschweig

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Der Bronzeleuchter ist wohl gleichzeitig mit den Säulen des Marienaltars, zu dessen Adlerkapitell einige seiner Detailformen in Beziehung stehen, in Braunschweig gegossen worden, als Nachbildung der jüdischen Menora, des siebenarmigen Leuchters in der Stiftshütte (Exod 37,17 – 22), der später im Tempel Salomos stand. In christlicher Deutung verweist der Leuchter auf das Bundeszelt und den Tempel, als Lichtträger auf Christus und die vom Heiligen Geist erleuchtete Kirche als dem neuen Tempel; seine sieben Lampen deuten auf die sieben Gaben des Heiligen Geistes. Außerdem ist der Leuchter ein Abbild des Paradiesbaums und der Wurzel Jesse, als Lebensbaum ein Trost der Toten, weshalb man ihn gern als Totenleuchter in der Nähe des Stiftergrabs aufstellte. Für den Braunschweiger Leuchter kommen englische Vorbilder (Canterbury) in Frage; die vier runden Medaillons mit Evangelistendarstellungen auf einem der Knäufe am Stamm sind Grubenschmelzarbeiten, vielleicht aus Köln.

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sogenannten Apostelarms in Cleveland und des Laurentiusarms in Berlin zwar formale und stilistische Anhaltspunkte für Entstehung in Hildesheim während der späten achtziger Jahre des 12. Jahrhunderts gibt, aber keine Belege für eine Stiftung Heinrichs des Löwen.82 Von den bei Arnold erwähnten liturgischen Gewändern sind je zwei Kaseln, Dalmatiken und Subdiakonsgewänder in einem Verzeichnis von Schenkungen und Einkünften der Hildesheimer Kirche aus dem 13. Jahrhundert als Gaben des Herzogspaares genannt, zusammen mit weiteren textilen Objekten für den liturgischen Gebrauch, einem griechischen Weihrauchfaß, Sandalen für den Gottesdienst des Bischofs und zwei Schreinen (scrinia). Die liturgischen Gewänder ließ Heinrich in seiner Gegenwart anfertigen (in sui praesentia fecit aptari), hatte demnach wohl ein besonderes Interesse an solchen Arbeiten und wollte bei gelegentlichen Atelierbesuchen vielleicht sehen, wie seine aus Byzanz mitgebrachten Stoffe verwertet wurden, denn er wußte den Wert solcher Gegenstände zu schätzen. Vor der Zerstörung Bardowicks im Jahre 1189 hat er die Bücher und das liturgische Gerät der Kirchen sicherstellen, die Glasfenster ausbauen und alles zusammen in den Ratzeburger Dom bringen lassen.83 Die mit anderen Bildwerken kombinierte Darstellung Christi am Kreuz (ymago domini nostri Ihesu Christi crucifixi cum aliis ymaginibus), die Gerhard von Steterburg beschreibt, dürfte das zentrale Stück einer nicht mehr erhaltenen Triumphkreuzgruppe in der Braunschweiger Stiftskirche gewesen sein, ein von zwei vergoldeten Engeln auf geflügelten Rädern flankierter Kruzifix, befestigt auf einem von Pfeiler zu Pfeiler quer durch die Kirche gespannten Balken, an dessen äußersten Enden die Kirchenpatrone Johannes der Täufer und Blasius gestanden haben. Das Kreuz wird Anfang des 13. Jahrhunderts in einem Missale der Blasiuskirche als Stiftung Heinrichs des Löwen zu Ehren der Passion Christi und für sein eigenes Seelenheil genannt; es enthielt eine Kreuzreliquie und einen Splitter der Dornenkrone,84 die der Herzog beide in Jerusalem erworben haben könnte. Solche Triumphkreuzgruppen wurden unter dem Bogen über der Grenzlinie zum Klerikerchor angebracht, dem arcus triumphalis; die ersten Ensembles dieser Art gab es seit dem 11. Jahrhundert in Beverley Minster und in der Kathedrale von Canterbury, die Heinrich der Löwe 1184 gesehen hat, so daß entsprechende Anregungen durchaus möglich sind.85 Reste der Braunschweiger Triumphkreuzgruppe wurden Anfang des 19. Jahrhunderts verheizt, nachdem große Teile schon früher verlorengegangen waren. Solche Verluste und die anderer Stücke erklären sich leicht aus der scharfen Ablehnung aller Reliquienverehrung durch Luther

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und deren Folgen für das Verhalten der protestantischen Geistlichkeit, die Reliquiare um des Materialwertes willen einschmelzen ließ und für sie Wertloses wie Abfall behandelte. Bis 1671 haben die Braunschweiger Herzöge den Dompfarrern bei Verkäufen freie Hand gelassen, erst danach wurde der Rest des Reliquienschatzes nach Hannover verbracht und 1866 bei der Annexion durch Preußen König Georg V. von Hannover als Privateigentum zugespro– chen. Im Jahre 1928 bot sein Enkel, Herzog Ernst August von Braunschweig, diesen »Welfenschatz« auf dem Kunstmarkt an, so daß es seit 1930 zu Verkäufen in Europa und in den USA kam, bis der Preußische Staat den Rest für das Berliner Kunstgewerbemuseum erwarb, wo er sich heute befindet.86 Vom Fußboden der Stiftskirche, den der Steterburger Propst erwähnt, ist nichts mehr vorhanden, wohl aber könnten zwei ihrer ursprünglichen Fenster erhalten sein, während das edelsteinverzierte Goldkreuz ebenso verloren ist wie ein durch Stifterinschrift Hinrici ducis Saxonie et Bawarie als Gabe Heinrichs des Löwen gesichertes Reliquiar aus Silber in Gestalt einer Kirche mit fünf Türmen, das dem Reliquienverzeichnis von St. Blasius zufolge im Jahre 1482 noch vorhanden gewesen ist.87 Das berühmte Kuppelreliquiar aus dem Welfenschatz, häufig mit Heinrich dem Löwen in Verbindung gebracht, gehört dagegen eher ins Umfeld Ottos IV., während ein tafelförmiger Tragaltar mit Kalksteinplatte vielleicht nach der Jerusalemfahrt des Herzogs angefertigt worden ist, denn die Inschrift des 12. Jahrhunderts an einer der Längskanten nennt als Herkunftsort der Steinplatte die Geburtsgrotte in Bethlehem.88 Der 1188 geweihte Marienaltar im Chor von St. Blasius (in medio choro beati Blasii) ist eine Stiftung der Herzogin Mathilde, die ihn mit Zustimmung Heinrichs des Löwen ausgestattet und einen Pfarrer für den Gottesdienst bestimmt hat.89 Der Siebenarmige Leuchter, ursprünglich vielleicht dort aufgestellt, wo heute der Marienaltar steht, wird zuerst 1196 in einer Urkunde des Pfalzgrafen Heinrich über eine Kerzenstiftung erwähnt und ist, weil er ein Jahr nach dem Tod Heinrichs des Löwen schon vorhanden war, sicher in dessen Auftrag entstanden. Dafür spricht auch eine Bemerkung des gebildeten und gut informierten Verfassers der Braunschweigischen Reimchronik, der im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts von der Umbettung des Propstes Adelold aus der alten Stiftskirche in den 1173 begonnenen Neubau erzählt und das Grab dort unden dhem candeler ... an dhes munsters mitten, dhen dher vurste sint heyz smitten (»inmitten der Kirche unter dem Leuchter, den der Fürst [Heinrich der Löwe] schmieden ließ«) gesehen hat.90

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Auch nach Hildesheim haben Heinrich der Löwe und Mathilde gestiftet. Soweit heute noch erkennbar, bekam der Dom die schon genannten liturgischen Gewänder und Geräte sowie die beiden Schreine, von denen einer das Oswald-Reliquiar sein könnte, denn sieben der dort dargestellten acht heiligen Könige sind englische Könige, in deren Tradition Mathilde stand, während der heilige Burgundenkönig für die Hausgeschichte Heinrichs des Löwen Bedeutung hatte.91 Der Hildesheimer Heiligkreuzkirche schenkte Heinrich der Löwe 1173 ein kreuzförmiges Reliquiar mit Kreuzreliquie, die sich in einer jener weit verbreiteten doppelkreuzförmigen Staurotheken befunden haben dürfte, wie sie in Jerusalem während des 12. Jahrhunderts bis zur Eroberung durch Saladin 1187 als Exportartikel hergestellt und für den Reliquientransfer so zahlreich benutzt wurden, daß sich in westlichen Sammlungen bis heute zehn Exemplare erhalten haben. Offensichtlich hatte der Herzog mehrere solcher Reliquiare aus dem Heiligen Land mitgebracht, denn auch die Klosterkirche von Reading an der Themse westlich von London besaß de ligno Domini crux que fuit de capella Ducis Saxonie, »vom Holz des Herrn ein Kreuz, das aus der Kapelle des Herzogs von Sachsen kam«.92 Angesichts dieser ausgedehnten Stiftertätigkeit wäre es seltsam, wenn das Lüneburger Michaelskloster nichts bekommen hätte, denn es war als Hauptort der Billunger auch für Heinrich den Löwen von Bedeutung. Er hat dort sehr wahrscheinlich 1158, 1167 und 1178, sicher 1179 und 1180 das Weihnachtsfest gefeiert; in der Klosterkirche war sein erster, frühverstorbener Sohn Heinrich bestattet, für dessen Seelenheil der Herzog den Mönchen 1158 eine Mühle geschenkt hatte. Der berühmte Lüneburger »Schatz der Goldenen Tafel« ist nach einem aus Gold getriebenen hochmittelalterlichen Antependium benannt, das später in den um 1420 entstandenen großen Flügelaltar von St. Michael eingelassen wurde und Christus als Weltenrichter zeigte, umgeben von den zwölf Aposteln. Der größte Teil des Schatzes und mit ihm die Tafel ging 1698 durch Diebstahl und zwischen 1791 und 1793 durch Verkäufe verloren, so daß eine genauere Datierung als Voraussetzung des Versuchs einer Zuweisung an Heinrich den Löwen nicht möglich ist.93 Gleiches gilt für den 1792 eingeschmolzenen Siebenarmigen Leuchter, der einer Zeichnung des 18. Jahrhunderts zufolge dem Braunschweiger Leuchter formal so ähnlich war, daß er entweder noch von Heinrich dem Löwen selbst oder bald nach dessen Tod in Auftrag gegeben sein dürfte.94 Ungewiß ist ferner, ob der Herzog aus Konstantinopel eine byzantinische Elfenbeintafel des 10. Jahrhunderts mitgebracht hat, die zum ältesten Bestand des Schatzes von

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Oswald-Reliquiar Das Reliquiar ist vielleicht zwischen 1185 und 1190 in Niedersachsen entstanden; auf dem segmentierten Kuppeldach eines achteckigen Behälters ist ein gekrönter Kopf angebracht, der den Inhalt andeutet. Die Umschrift benennt ihn: Rex pius Oswaldus sese dedit et sua Christo lictorique caput quod in auro conditur isto. (»Der fromme König Oswald gab sich und das Seine Christus und dem Henker das Haupt, das hier in Gold geborgen ist.«) König Oswald von Northumbria fiel 642 im Kampf gegen seinen heidnischen Gegner Penda von Mercia und wurde deshalb als Märtyrer verehrt, dessen Kult mit der angelsächsischen Mission auf den Kontinent kam. Schon 1061 besaß der Hildesheimer Dom eine Oswald-Reliquie; das Oswald-Reliquiar zeigt die heiligen englischen Könige Oswald, Eduard, Edmund, Alfred, Æthelbert, Æthelwold und Cnut sowie den Burgundenkönig Sigismund.

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Staurothek aus Denkendorf Das Denkendorfer Exemplar gehört zu den aus Jerusalem importierten Heiligkreuzreliquiaren, wie sie Heinrich der Löwe nach Hildesheim und Reading geschenkt hat. Byzantinische Elfenbeintafel aus St. Michael zu Lüneburg

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Im oberen Feld steht der an den Füßen genagelte, im übrigen aber unverletzte Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes, über den Kreuzarmen die durch Beischriften gekennzeichneten Erzengel Michael und Gabriel, darunter die Worte Jesu zu Maria »Siehe, Dein Sohn« und zu Johannes »Siehe, Deine Mutter« (Joh 19,26.27). Das untere Feld zeigt die Kreuzabnahme mit dem nägelziehenden Nikodemus und dem trauernden Johannes zur Linken; rechts tragen Joseph von Arimathia und Maria den Leichnam Jesu.

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Evangeliar Heinrichs des Löwen:Widmungsgedicht Der gesamte Text des Evangeliars ist von einer Hand geschrieben, mit mehrfachen Korrekturen auf Rasur. Für Organisation und Ausführung des Evangeliars mußte ein Programm entworfen werden, und es ist die Frage, ob dies alles von derselben Person geleistet worden ist oder ob wir mit einer Gemeinschaftsarbeit rechnen müssen. In der Schlußzeile des Widmungsgedichtes heißt es liber hic labor est Herimanni, »dieses Buch ist eine Arbeit Hermanns«, was meist so verstanden wird, daß sich hier der Schreiber nennt. Das dürfte richtig sein, denn die Zierschriften der Schmuckseiten stammen wohl von einer oder mehreren anderen Händen; im Falle der Identität von Schreiber und Maler sollten Text- und Bildseiten jedoch dieselbe Schrift zeigen.

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St. Michael gehört und dort für ein buchförmiges Reliquiar verwendet wurde,95 doch außer seiner gut bezeugten Verehrung des heiligen Kreuzes gibt es keine Hinweise auf Heinrich den Löwen. Anders steht es dagegen mit dem Fragment eines Psalters, der zwischen 1168 und 1189 im Benediktinerkloster Helmarshausen für Heinrich den Löwen und Mathilde geschrieben und illuminiert wurde, denn die Auftraggeber sind darin nicht nur dargestellt, sondern ausdrücklich als Heinricus dux und Mathild ducissa gekennzeichnet.96 Helmarshausen, am linken Ufer der Diemel wenig oberhalb ihrer Einmündung in die Weser gelegen, war Eigenkloster der Bischöfe von Paderborn und wirtschaftlich gesichert unter dem Schutz der Grafen von Northeim, Lothars von Süpplingenburg und seit 1152 Heinrichs des Löwen, die einander als Vögte abgelöst hatten. Seit dem frühen 12. Jahrhundert entstanden dort bedeutende Werke der Buchmalerei, darunter mehrere Prachthandschriften für auswärtige Besteller; der Mönch Roger von Helmarshausen († nach 1125) arbeitete als Goldschmied und ist wahrscheinlich auch der Verfasser der Diversarum artium schedula, des wichtigsten hochmittelalterlichen Handbuchs künstlerischer Techniken.97 Der größte Auftrag Heinrichs des Löwen an das Skriptorium von Helmarshausen war das berühmte Evangeliar, in dessen Besitz sich seit dem Erwerb durch die Bundesrepublik im Jahre 1983 die Herzog August-Bibliothek Wolfenbüttel und die Bayerische Staatsbibliothek München teilen. Grundlage für das Verständnis des Werkes, das eine wichtige Quelle für Religiosität, Herrschaftsauffassung und Selbstverständnis des Herzogs darstellt, ist das Widmungsgedicht. Es erklärt die Entstehung des Evangeliars aus einem Auftrag Heinrichs des Löwen an Abt Konrad von Helmarshausen, der seinerseits den Mönch Herimann mit der Ausführung betraut habe, betont aber auch die enge Verbindung Heinrichs und Mathildes im gemeinsamen Handeln: »Diese goldene Seite bezeugt dem Leser, daß der fromme Herzog Heinrich und seine Gemahlin von ganzem Herzen die Liebe zu Christus über alles stellen ... Dieses Buch Gottes vereint das edle Liebespaar ... Ihre Freigebigkeit übertrifft alle ruhmreichen Taten ihrer Vorgänger ... Eines ihrer Geschenke ist dieses von Gold glänzende Buch, das dir, Christus, in der Hoffnung auf das ewige Leben feierlich dargebracht wird. Mögen sie in die Schar der Gerechten aufgenommen werden!« Beide sind von höchster Abkunft: »Von Königen stammt sie ab, er von Kaisern. Er ist ein Nachkomme Karls. Nur ihm wollte England Mathilde anvertrauen, die ihm die Kinder gebären sollte, durch die diesem Land der Friede Christi und das Heil geschenkt sind.« Das gemein-

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same Werk dieses königlichen Paares, wir haben es schon früher gehört, ist Braunschweig.98 Als Titelblatt war das heute so genannte Widmungsbild gedacht, dessen Besonderheit wie auch beim Krönungsbild nicht nur in seinem Bedeutungsgehalt und seiner Aussagekraft besteht, sondern auch und vielleicht sogar vor allem in der geradezu sensationellen Tatsache, daß beide Bilder überhaupt vorhanden sind. Seit Kaiser Heinrich III. († 1056) gab es in deutschen liturgischen Handschriften mit Ausnahme der Bilder Heinrichs IV. und seiner Söhne Konrad und Heinrich V. im sogenannten Krakauer Evangeliar keine Herrscherdarstellungen mehr, weil Papst Gregor VII. und die Kirchenreform dem Königtum und aller irdischen Herrschaft die sakrale Aura genommen hatten.99 Insofern sind die Bilder im Evangeliar Heinrichs des Löwen in ihrer Zeit einmalig, aber nicht etwa als eigentümlich veraltete Art der Herrscherrepräsentation, sondern auf ganz anderer Ebene als starker Ausdruck hohen Selbstbewußtseins. Der Bildtypus einer himmlischen Krönung ist an sich nicht ungewöhnlich, denn es gibt ihn für die Auszeichnung besonderer Verdienste von Erzbischöfen, Mönchen und Stiftern, ja selbst für Schreiber und Goldschmiede seit dem 9. Jahrhundert, und Heinrich der Löwe kann solche Bilder gesehen haben,100 aber die Deutung bleibt in diesem Falle schwierig. Ist es wirklich denkbar, daß Heinrich für sich und seine Gemahlin eine fiktive Krönung zum König und zur Königin ins Bild setzen ließ? Sollte nicht vielmehr gezeigt werden, daß Herzog und Herzogin von Gott verliehene Kronen des ewigen Lebens zu erwarten haben, wie es die Ecktexte nahelegen? Wären aber in diesem Fall ihre Kronen nicht von denen der real Gekrönten formal unterschieden worden? Wenn andererseits alle gekrönten Personen Kronen des ewigen Lebens tragen – warum sollten Heinrich der Stolze und Gertrud von Süpplingenburg sie nicht erlangt haben? Einer Antwort auf diese Fragen glaubte man mit einer präzisen Datierung des Evangeliars näherzukommen,101 das nach 1173, dem Jahr der Kanonisation des mit Märtyrerpalme auf dem Krönungsbild dargestellten Thomas Becket, aber vor dem Tod der Herzogin Mathilde 1189 entstanden sein muß. Vor dem Sturz des Herzogs, so der Gedanke, wäre das Bild einer realen Königskrönung als Zukunftsoption möglich gewesen, nach dem Sturz dagegen nur noch als deren spirituelle Kompensation. Es gibt aber keine historischen Kriterien für eine auf sieben bis zehn Jahre genaue Zeitbestimmung, die durch Stilvergleich und Paläographie erst recht nicht zu leisten ist. Deshalb schien die Weiheinschrift des Marienaltars von 1188 den willkommenen

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Anhaltspunkt zu bieten, denn auch sie nennt Vorfahren des Herzogspaares, so daß man eine Bestimmung des Evangeliars für diesen Altar und als Konsequenz seine Datierung nach 1180 für sicher hielt. Dieser Altarbezug ist aber keineswegs erwiesen, denn das Widmungsgedicht nennt Christus als Empfänger und spricht nicht von Maria, das Widmungsbild legt Darbietung an den heiligen Blasius und damit Bestimmung für die ganze Kirche nahe, nicht aber für einen einzelnen Altar. Für die Interpretation des Krönungsbildes ist die Auswahl der Begleitpersonen des Herzogspaares wesentlich aufschlußreicher als die Datierungsproblematik, denn sie repräsentieren eine kaiserlich-königliche Genealogie, in der Heinrich der Löwe abgesehen von seinem Vater nicht die welfischen, sondern die sächsischen Vorfahren um sich versammelte, ganz im Sinne einer von ihm schon lange auch in Urkunden verfolgten Tendenz, sich als Abkömmling Kaiser Lothars und Richenzas vorzustellen, seine Gemahlin aber als Königstochter. Auf deren Seite ist die Abwesenheit ihrer Mutter erklärungsbedürftig, der Königin Eleonore, denn an deren hoher Nobilität konnte kein Zweifel bestehen, war die Schwester ihres Urgroßvaters doch die Gemahlin Kaiser Heinrichs III. gewesen. Eleonore galt allerdings seit 1173 als verstoßene Königin, die erst 1184 wieder zum Hof Heinrichs II. zugelassen wurde, das Vertrauen des Königs aber nie mehr erlangt hat.102 Wäre sie mit der grünen Dame am rechten Bildrand gemeint, so stünde sie ohne Krone an falscher Stelle der Generationenfolge, schwer vereinbar mit der im übrigen klaren Bildorganisation und überdies als kleinmütiger Kompromiß zwischen Loyalität gegenüber Heinrich II. und eigenem genealogischen Ehrgeiz. Am besten verstehen wir das Evangeliar und mit ihm das Krönungsbild deshalb wohl als Memorialzeugnis des Herzogs und der Herzogin, deren gegenwärtigen und künftigen Ruhm das Widmungsgedicht als Ergebnis außergewöhnlicher Leistungen feiert, während im Widmungsbild das Motiv der Hoffnung auf das ewige Leben ein- und im Krönungsbild weitergeführt wird, nun ergänzt um die Legitimation fürstlicher Herrschaft durch höchste Abkunft von Kaisern und Königen und durch Gemeinschaft der Lebenden und Toten mit den Heiligen. Hohe Abkunft und große Verdienste, höchster Rang und tiefste Frömmigkeit in der Verehrung des heiligen Kreuzes führen zur eschatologischen Anerkennung durch die Krönung zum ewigen Leben und Heil, wie es Arnold von Lübeck aus Anlaß des Todes Heinrichs des Löwen formulierte: »Rühmenswerter Fürst, steige du nun frohen Mutes zum Him-

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mel. Du warst ein Hüter des Friedens, jetzt mag dir der König der Könige, der allein die Ewigkeit regiert, die wahren Reichtümer dafür geben.«103 Insofern ist der Streit um die Datierung des Evangeliars vor oder nach dem Sturz des Herzogs müßig, denn die Bildaussage bleibt in jedem Fall die gleiche. Das Krönungsbild entzieht sich jeder sinnvollen Interpretation, wenn man es unter die Alternative einer entweder politischen oder spirituellen Bedeutung zwingt, denn als fürstliche Stiftung sollte es beide Aspekte möglichst eindringlich zum Ausdruck bringen und gleicht mit diesem Programm dem Epilog des Rolandsliedes. Hier wie dort geht es um irdischen Sieg und fromme Teilhabe am Regiment Christi in dessen Nachfolge, um den Platz im ewigen Gnadenstand.104 Bei aller Bewunderung dieser subtilen Text- und Bildrhetorik sollten wir freilich nicht vergessen, daß im Leben hinter der repräsentativen Memorialfassade ganz anders gehandelt und gesprochen wurde, denn nulla de Christianitate fuit mentio, sed tantum de pecunia: Nicht vom Christentum war die Rede, sondern nur vom Geld.105

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Der Sturz

Der Friede von Venedig Seit dem Ende des sächsischen Krieges und der Reise nach Jerusalem mit den beiden Besuchen beim oströmischen Kaiser sah sich Heinrich der Löwe stärker als jemals zuvor. Aus der Position des mächtigsten weltlichen Reichsfürsten hatte er 1176 den Wunsch des Kaisers nach Hilfe im Kampf gegen die lombardischen Städte nicht erfüllt und Friedrich damit auch die Auseinandersetzung mit Papst Alexander III. erschwert, denn das Schisma konnte nur dann im Sinne des Kaisers beendet werden, wenn zuvor die mit Alexander verbündeten Städte besiegt wurden. Wohl noch im Februar 1176 schickte Friedrich von Pavia aus Briefe an alle Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Herzöge, Markgrafen und Grafen im Reich und wandte sich dabei mit besonderem Nachdruck an die geistlichen und weltlichen Fürsten Sachsens. Er forderte sie zur Heerfahrt nach Italien auf, und Erzbischof Philipp von Köln lud als Sachwalter des Kaisers zu einem Fürstentag, auf dem er den Feldzug gegen die Lombarden beschwören ließ.1 Bald darauf, Mitte Mai 1176, konnte der Kaiser bei Serravalle im Bleniotal etwa zweitausend Ritter empfangen, die ihm von den Erzbischöfen Philipp von Köln und Wichmann von Magdeburg, Bischof Konrad von Worms und Adligen aus dem Niederrheingebiet zugeführt wurden. Friedrich war den deutschen Truppen entgegengezogen und wollte sie nach Pavia leiten, als er in den frühen Morgenstunden des 29. Mai bei Legnano nordwestlich von Mailand auf ein Heer des Lombardenbundes traf, das die Städte Piacenza, Verona, Brescia, Novara, Vercelli, Lodi und die Mark Verona zusammengebracht hatten. Eher spontanes Geplänkel der Vorhuten entwickelte sich zu einer stundenlangen Schlacht, in der die deutschen Ritter die Reiterei der Lombarden im ersten Ansturm überrannten, danach aber an den langen Spießen des hinter großen Schilden abgeduckten Fußvolks scheiterten, das sich um den Car-

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roccio geschart hatte, den Mailänder Fahnenwagen. Der kaiserliche Bannerträger wurde aus dem Sattel gestoßen und von Hufen zu Tode getreten, auch der Kaiser stürzte vom Pferd und blieb längere Zeit verschwunden, so daß sich sein Heer unter hohen Verlusten auflöste. Erst Tage später erreichte Friedrich mit kleinem Gefolge Pavia, wo die Kaiserin Beatrix ihn schon im Trauergewand erwartet haben soll. Mehrere Fürsten gerieten in Gefangenschaft und wurden in Mailand festgehalten, so Herzog Berthold von Meranien, Graf Philipp von Flandern, der Neffe der Kaiserin, und der Bruder Erzbischof Philipps von Köln, Graf Goswin von Heinsberg. Wertvolle Waffen, Pferde, Schmuck und liturgisches Gerät wurden zur Beute der Städter; aus dem persönlichen Besitz des Kaisers nahmen sie Schild, Banner, Kreuz und Lanze.2 Entschieden zu Unrecht ist die Bedeutung der Schlacht von Legnano in der deutschen Geschichtswissenschaft immer wieder heruntergespielt worden. Dabei hatten sich die Lombarden zu einer offenen Feldschlacht gestellt, wie sie nach allen Erfahrungen mittelalterlicher Kriegstechnik tunlichst vermieden werden sollte, und sie hatten nicht nur standgehalten, sondern auch einen glänzenden Sieg errungen, der zwar keine Vernichtung des Gegners mit sich brachte, wohl aber einen empfindlichen Prestigeverlust derer, die sonst gern das Argument des Schwertes über das Geklingel der Worte und die Winkelzüge der Juristen stellten. Von den Zeitgenossen sind die Konsequenzen denn auch richtig eingeschätzt worden; Friedrich Barbarossa hat den Tag von Legnano als Wende seiner italienischen Kriege ansehen müssen, denn jetzt beschlossen die deutschen Bischöfe, den schon so lange anhaltenden Konflikt zwischen Kaiser und Papst »zur Eintracht und zum Frieden zurückzuführen« (in concordiam et pacem reducere). Jahrelang hatte Friedrich sie auf Hoftagen genötigt und mit Rundschreiben bedrängt, seine Päpste gegen die Bedenken der meisten und trotz der Überzeugung vieler zu stützen. Jetzt war es genug. Auch bislang loyale weltliche Fürsten drängten den Kaiser zum Friedensschluß mit Alexander III.3 Während der nun folgenden Verhandlungsphase hielten sich die für Sachsen zuständigen Erzbischöfe Philipp von Köln, Wichmann von Magdeburg und Christian von Mainz beim Kaiser in Italien auf, unter den übrigen geistlichen Fürsten des Reiches auch alle sächsischen Bischöfe bis auf Siegfried von Paderborn und Hermann von Münster. So groß war der Kreis deutscher Fürsten um den Kaiser, daß der Schwerpunkt des Reiches in diesen Monaten im Land südlich der Alpen lag. Dort suchte Friedrich in Beratungen

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mit den Großen einen möglichst ehrenvollen Weg zum Ausgleich mit Papst Alexander III., an dessen allgemeiner Anerkennung längst kein Zweifel mehr bestehen konnte. Das einvernehmliche Ende des Schismas würde sich nach Lage der Dinge jetzt aber nicht mehr ohne Zugeständnisse an den Lombardenbund erreichen lassen, und daraus wiederum mußte für das Imperium eine Neubewertung der Stellung des italienischen Regnum folgen, die Rücknahme der hohen Ziele von Roncaglia, der möglichst unspektakuläre Verzicht auf fast alle der einst geforderten Kaiserrechte im Land und in den Städten. Am Ende würde eine Analyse der Konsequenzen für die Reichskirche nach dem Sieg Alexanders III. stehen und eine grundlegende Neuorientierung staufischer Herrschaft in Deutschland, weil der Verzicht Friedrich Barbarossas auf große Ziele in Italien anderweitig kompensiert werden mußte und bisher gebundene Energien freisetzte. Heinrich der Löwe wirkte an keiner dieser Beratungen und Entscheidungen mit, denn sein Einfluß auf den Gang der Dinge endete mit dem Tag, an dem er sich durch Verweigerung selbst marginalisiert hatte. Seit Legnano verständigte sich der Kaiser mit Heinrichs Gegnern auf Maßnahmen, die zu Lasten des Herzogs gehen mußten. Nach dem Bericht Arnolds von Lübeck klagte Friedrich vor den Fürsten, daß Heinrich der Löwe sich nicht einmal durch den Fußfall habe erweichen lassen und seine Hilfe unter Mißachtung des Reiches und der kaiserlichen Majestät verweigert habe. Heinrichs Gegner hätten daraufhin die Gelegenheit ergriffen und dem Kaiser lebhaft zugestimmt, daß der Herzog alle honores, seine Ämter und Würden, verlieren müsse, denn er sei ein Majestätsverbrecher, der Aufforderungen und Ermahnungen des Kaisers nicht beachtet und damit auch alle Fürsten beleidigt habe. Jetzt, so stellte es Arnold dar, habe Friedrich die Chance erkannt, sich des Konkurrenten zu entledigen: »Als der Kaiser sah, daß die Fürsten dem Herzog übelwollten, begann er mit großer Umsicht auf dessen vollkommenen Sturz hinzuarbeiten« (Cesar itaque videns, ei principes intentare malum, multa usus prudentia totum ad deiectionem ipsius ingenium impendere cepit).4 Arnolds Erzählung lenkt den Blick freilich vom langsam aufgezogenen Gewitter ab und richtet ihn auf den ersten Blitzschlag, denn er deutet die lange Phase des latenten Konflikts nur an und spricht statt dessen über einen plötzlichen Entschluß Friedrichs zur Lösung. Dennoch hat er ein leitendes Motiv der Auseinandersetzung richtig gesehen. Wenn die Fürsten sich durch Heinrichs Verhalten gegenüber dem Kaiser beleidigt fühlten, so warfen sie

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dem Herzog standeswidriges Verhalten vor und erklärten ihn damit offen zum Außenseiter, der er im Grunde schon immer gewesen war. Als überaus selbstbewußter Herr zweier Herzogtümer paßte der Löwe schon seit 1156 nicht mehr in das bipolare System des deutschen Königreiches, dieser komplizierten Verbindung von Monarchie und Adelskonsens; er überragte das mittlere Niveau seiner reichsfürstlichen Pairs weit und störte das aristokratische Ordnungsgefüge empfindlich. Endlich, so sahen es Heinrichs Gegner, verhielt Friedrich sich jetzt wieder systemkonform und trat auf ihre Seite, nach so vielen Jahren der Förderung und der Nachgiebigkeit, der Beschwichtigung und der Vermittlung gegenüber den Ambitionen seines allzu ehrgeizigen Vetters. Der Kaiser bedachte allerdings noch andere Aspekte der neuen politischen Großlage, denn sowohl die Anerkennung Alexanders III. als auch der Ausgleich mit dem Lombardenbund würde seinen Spielraum in Italien zumindest für die nächste Zeit verengen. Zwangsläufig mußte das zu einer neuartigen Konzentration seiner Kräfte auf das Reich nördlich der Alpen führen, und die Vernichtung des Löwen schuf dafür günstige Bedingungen. Von Pavia aus schickte Friedrich auf Drängen der Fürsten in der zweiten Oktoberhälfte 1176 seinen Protonotar Wortwin nach Anagni zu Alexander III., zusammen mit Erzbischof Wichmann von Magdeburg und Bischof Konrad von Worms, der vier Jahre zuvor in Begleitung Heinrichs des Löwen als Gesandter Friedrichs zum oströmischen Kaiser gereist war. Sie sollten die seit Legnano durch Vermittlung französischer Zisterzienser zögernd angelaufenen Verhandlungen nun offiziell im Auftrag des Kaisers vorantreiben. Evangeliar Heinrichs des Löwen:Widmungsbild

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In der oberen Bildhälfte thront Maria als gekrönte Himmelskönigin zwischen Johannes dem Täufer, einem der Patrone schon des alten Braunschweiger Burgstiftes und erstem Patron der neuen Stiftskirche, und dem Apostel Bartholomäus.Vor Marias Leib im Medaillon der Gottessohn, von ihrem rechten Arm senkt sich ein Schriftband herab: »Komm mit meiner Hilfe zum Reich des Lebens«, während die Schriftbänder des Johannes und des Bartholomäus versprechen: »Durch uns werden fest im Leben gegründet, die uns verehren.« Im unteren Feld geleiten die beiden mit der Familie und mit Braunschweig besonders verbundenen Heiligen das Herzogspaar: links Blasius als Erzbischof Heinrich den Löwen, rechts Aegidius als Mönch und Priester die Herzogin Mathilde. Heinrich hebt mit der linken Hand das Evangeliar dem heiligen Blasius entgegen, der auf den Himmelsbogen weist, die Quelle des ewigen Lebens. Mathilde hält in ihrer linken Hand eine scheibenförmige Prunkfibel aus Gold und Silber mit drei Pendilien, wie sie in Byzanz seit dem 4. Jahrhundert kaiserliche Insignie war (Kötzsche 1986). Auch der sie geleitende heilige Aegidius weist nach oben.

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Anfang November schlossen die Bevollmächtigten, zu denen sich inzwischen noch Erzbischof Christian von Mainz gesellt hatte, einen Vorvertrag über das Ende des Schismas und die Wiederherstellung des Friedens zwischen Kirche und Reich. Das Abkommen zeigt den radikalen Wechsel in der Haltung des Kaisers, der Alexander III. nunmehr als katholischen und universalen Papst (in catholicum et universalem papam) anerkannte. Einer der Vertragspunkte betraf die Absetzung Bischof Geros von Halberstadt, die Rücknahme aller von diesem verlehnten Kirchengüter und die Wiedereinsetzung des 1160 auf Drängen Heinrichs des Löwen vertriebenen Bischofs Ulrich. In dieser auffällig konkreten Einzelbestimmung meint man die Handschrift Wichmanns von Magdeburg zu erkennen, der als kaiserlicher Unterhändler die Gelegenheit zur Schwächung Heinrichs des Löwen im Magdeburger Vorfeld zwischen Harz und Elbe genutzt haben wird. Friedrich hat das gebilligt, denn er ließ Gero fallen, während er beim Papst die Bestätigung Christians von Buch als Mainzer, Philipps von Heinsberg als Kölner Erzbischof durchsetzte, obwohl diese beiden ihre Ämter ebenfalls unter einem kaiserlichen Papst erhalten Evangeliar Heinrichs des Löwen: Krönungsbild

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In der oberen Bildhälfte entrollt der von Engeln und Heiligen umgebene Christus ein zweizeiliges Schriftband mit dem Evangeliumstext Mt 16,24: »Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.« Zur Rechten Christi sind, durch Beischriften gekennzeichnet, Johannes der Täufer und der Apostel Johannes dargestellt, zur Linken der Apostelfürst Petrus und der heilige Bartholomäus; in der Ebene darunter links der heilige Blasius als Erzbischof, neben ihm Georg, rechts ein heiliger Gregor und neben diesem der 1173 kanonisierte Erzbischof von Canterbury Thomas Becket. In der unteren Bildhälfte reichen zwei gekreuzte Hände Kronen vom Himmel herab, wobei eine rechte die eben niederkniende Mathilde krönt, eine linke den ohne Mantel und Schuhe schon knienden Herzog. Alle umstehenden Personen mit Ausnahme der grün gekleideten weiblichen Figur am rechten Bildrand sind durch Inschriften gekennzeichnet: hinter Heinrich dem Löwen seine Eltern Heinrich der Stolze und Gertrud, dahinter seine Großeltern mütterlicherseits Kaiser Lothar und Kaiserin Richenza; hinter Mathilde ihr Vater König Heinrich II. von England und seine Mutter, die Königin (als Witwe Heinrichs V.) Mathilde. Alle Personen bis auf Richenza und die grüne Dame, deren Randstellungen dafür keinen Raum lassen, sind kreuztragend dargestellt, entsprechend dem Text auf dem Schriftband Christi, und Beischriften erklären auch die Bedeutung der Kronen. Unten auf der Seite Heinrichs des Löwen beim Apostel Paulus heißt es: »Für mich liegt bereit die Krone der Gerechtigkeit« (die mir am Tag des Gerichts vom Herrn gegeben werden wird), und auf spirituelle, noch erhoffte Krönungen beziehen sich auch die anderen Ecktexte, nämlich unten rechts für den Propheten Zacharias, oben links für den Bräutigam und oben rechts für die Braut des Hohen Liedes.

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und versehen hatten. Die Wahl Bischof Siegfrieds von Brandenburg zum Erzbischof von Bremen sollte dagegen kirchenrechtlich überprüft und auch dort jede Vergabe von Kirchengut durch den amtierenden Erzbischof Balduin für ungültig erklärt werden.5 Die Vereinbarungen über Halberstadt und Bremen berührten Heinrich den Löwen unmittelbar, denn hier wie dort verlor er auf einen Schlag seinen Einfluß und alle Kirchenlehen, die ihm seine Getreuen Balduin und Gero überlassen hatten. Vielleicht hat er diesen jähen Einbruch als Vorboten noch schwererer Angriffe durch Verhandlungen mildern oder abwenden wollen, aber das können wir nicht mehr im einzelnen rekonstruieren. Am 12. November 1176 war ein Gesandter des Herzogs gleichzeitig mit einem Botschafter Friedrich Barbarossas bei Heinrich II. in Westminster, doch der Zweck dieser Mission ist nicht erkennbar, erst recht kein Zusammenhang mit den italienischen Ereignissen und Beschlüssen. Ebensowenig Klarheit besteht über den Auftrag eines Gesandten Heinrichs des Löwen, für den Friedrich zu Anfang des Jahres 1177 den Patriarchen von Aquileja um sicheres Geleit gebeten hat.6 Mitte April 1177 waren die Verhandlungen zwischen Kaiser und Papst so weit gediehen, daß sich die Prokuratoren beider Seiten in Ferrara auf einen Friedenskongreß einigen konnten, der in Venedig stattfinden sollte.7 Dort erreichte Friedrich im persönlichen Gespräch mit dem Papst noch beachtliche Nachbesserungen des Vertrags von Anagni zu seinen Gunsten, dann aber begann am 24. Juli 1177 eine mehrere Tage währende, protokollarisch bis ins einzelnevorbereitete Folge zeremonieller Handlungen, mit denen die wiederhergestellte Ordnung von päpstlicher und kaiserlicher Gewalt wie ein Schauspiel auf großer Bühne der internationalen Öffentlichkeit vorgeführt werden sollte.Mißt man das Rollenspiel der Hauptdarsteller an den von Friedrich und seinen Beratern jahrelang offensiv vertretenen Ansprüchen der kaiserlichen Autorität, dann zeigt sich das ganze Ausmaß der Niederlage, mit der Friedrich Barbarossas achtzehn Jahre lang geführter Kampf gegen Alexander III. und die mit diesem verbündeten Mächte sein Ende erreichte. Alle Welt sollte sehen, daß der Friede von Venedig kein Abkommen gleichberechtigter Gewalten war, sondern die Rückkehr eines verlorenen Sohnes in die Arme des Vaters.8 Auf dem Markusplatz erwartete der Papst, über der Menge auf einem eigens für diesen Tag errichteten hölzernen Podest thronend und umgeben von Patriarchen, Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen, Gesandten aus Burgund, England, Frankreich, Sizilien, Spanien, Ungarn, Dalmatien und Vertretern des Lombardenbundes, den zu Schiff über die Lagune heran-

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nahenden Kaiser. Vor dem Thron des Papstes legte Friedrich den kaiserlichen Purpurmantel und seine Herrschaftszeichen ab, warf sich barfuß zu Boden, küßte dann Alexanders Füße. Der Papst hob ihn auf, gab ihm den Friedenskuß und bot ihm den Platz zu seiner Rechten an, doch Friedrich ergriff Alexanders rechte Hand und geleitete ihn in den Markusdom. Am folgenden Tag wurde der Friede mit der Kirche offiziell und allgemein verkündet.9 Am 1. August schließlich begann in Venedig ein Konzil unter dem gemeinsamen Vorsitz Alexanders III. und des Kaisers. Der Papst exkommunizierte hier die kaiserlichen Gegenpäpste und die von ihnen Geweihten. Die folgenreichste Personalveränderung im deutschen Episkopat war die Absetzung Bischof Geros von Halberstadt und die Rückgabe des Bistums an Ulrich.10 Heinrich der Löwe führte damals gerade einen Entlastungskrieg zugunsten König Waldemars I. von Dänemark gegen die Pommern, die den dänischen Seehandel immer wieder behinderten. Mit einem großen Heer, zu dem auch der älteste Sohn Albrechts des Bären – Markgraf Otto von Brandenburg – gestoßen war, belagerte er die Burg Demmin, als er die Nachricht von den venezianischen Friedensbeschlüssen erhielt. Sogleich brach der Herzog das Unternehmen ab und kehrte nach Braunschweig zurück, um sich auf die absehbaren Kämpfe vorzubereiten. Sie ließen nicht lange auf sich warten. Schon im Herbst 1177 begann Ulrich mit dem Einzug der von Bischof Gero ausgegebenen Halberstädter Kirchenlehen und forderte sie auch von Heinrich dem Löwen zurück. Als sich der Herzog weigerte, belegte Ulrich ihn mit dem Kirchenbann, worauf Heinrich die bischöfliche Hornburg an der Straße zwischen Halberstadt und Braunschweig zerstörte. Ulrich nahm den Kampf entschlossen auf und begann im folgenden Winter mit dem Bau einer neuen Burg auf dem Hopelberg südlich von Halberstadt.11

Philipp von Heinsberg In diesem Winter 1177/78 kam Erzbischof Philipp von Köln aus Italien nach Deutschland zurück. Als Sohn des Grafen Goswin II. von Heinsberg und der Adelheid von Sommerschenburg, Tochter des sächsischen Pfalzgrafen Friedrich II., gehörte er einer mächtigen Adelsfamilie an, deren ursprüngliches Herrschaftszentrum im Raum nördlich von Aachen lag. Das verwandtschaftliche Beziehungsgeflecht reichte vom Hennegau bis nach Sachsen, und Philipp erweiterte es durch Verheiratung seiner Schwestern: Mechthild mit

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dem Markgrafen Dedo von der Niederlausitz und Salome mit dem sächsischen Grafen Otto von Assel. Schon das Kind hatten die Eltern für eine geistliche Laufbahn bestimmt und Philipp im Anschluß an den Elementarunterricht in der Kölner Stiftsschule St. Andreas nach Reims geschickt, dessen Kathedralschule ihren festen Platz in den Karriereplanungen deutscher Adelsfamilien hatte.12 Im Jahre 1156 erlangte Philipp, mittlerweile wohl fünfundzwanzig Jahre alt, das Amt des Domdekans in Köln, wurde 1168 in der Nachfolge Rainalds von Dassel Erzbischof und damit Herr einer Stadt, die seit dem frühen 11. Jahrhundert führender Wirtschaftsplatz des Reiches war, konkurrenzlos am Weg von der Nordsee ins Binnenland, an der wichtigsten Wasserstraße Westeuropas. Wenn der englische Chronist Wilhelm von Malmesbury am Anfang des 12. Jahrhunderts Köln als größte Stadt Deutschlands charakterisierte, sogar als seine Hauptstadt (civitas maxima, totius Germaniae metropolis),13 so entsprach das nicht nur der Bedeutung dieses Exportgewerbezentrums, sondern weist auch auf die intensiven Beziehungen Kölns nach England und besonders nach London hin. Spätestens seit 1130 lebten viele Engländer mit ihren Familien in Köln, konnten dort vererbbares Grundeigentum und das Bürgerrecht erwerben sowie in Kölner Familien einheiraten. Köln war eine mächtige Stadt mit selbstbewußten Bürgern, keine bequeme Residenz für seinen Erzbischof, dessen Stadtherrschaft vom Patriziat eingeschränkt, aber noch nicht grundsätzlich angefochten wurde.14 Philipp von Heinsberg, den der Kaiser wohl 1176 den fidelissimus mandatorum nostrorum exsecutor genannt hatte, den »besonders getreuen Vollzieher unserer Anordnungen«,15 hatte bei Legnano gekämpft, war treibende Kraft der auf fürstliches Drängen in Italien gefaßten Beschlüsse und beförderte nun ihre konsequente Ausführung mit dem Ziel, Heinrich den Löwen zu stürzen. Für diese Gegnerschaft gab es Gründe, die seit langem in der Raison landesherrschaftlicher Bestrebungen der Kölner Kirche verankert waren und auch schon das Handeln Rainalds von Dassel im sächsischen Krieg bestimmt hatten. Als Nachfolger wollte Philipp die lehnrechtlich fundierte Landesherrschaft der Kölner Erzbischöfe zu einem regelrechten Gebietsherzogtum ausbauen und verfolgte damit die gleichen Ziele wie Heinrich der Löwe, mit dem er manche Charakterzüge gemeinsam hatte. Er wird als diplomatische Hochbegabung geschildert, aber auch als arrogant und selbstbewußt, tüchtig im Krieg und in weltlichen Geschäften, immer bedacht auf seine hohe Stellung unter den deutschen Fürsten.16 Wenn zwei Persönlichkeiten dieser Art auf-

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einandertrafen, mußten Konflikte wohl auch emotional eskalieren und dann anders ausgetragen werden als zwischen dem Herzog und Wichmann von Magdeburg, der eher den Ausgleich suchte. Intensiver als sein Vorgänger kaufte Philipp von Heinsberg Güter und Burgen, erwarb dadurch eigentumsrechtlich begründete Herrschaft und schob sie nach Westfalen vor; er band möglichst viele Adlige an seinen Lehnshof und konnte mit deren Leuten und seiner Kölner Ministerialität angeblich ein Heer von viertausend Rittern aufstellen. Jetzt lieferten die italienischen Beschlüsse politische Voraussetzungen für Philipps Krieg, der dann das Verfahren gegen Heinrich den Löwen auslöste. Schon zuvor war es in der ersten Jahreshälfte 1177 zu Kämpfen zwischen Anhängern Philipps unter Führung des Grafen Arnold von Altena und Bernhard II. zur Lippe gekommen, der ex parte ducis handelte, im Namen des Herzogs,17 doch den großen Feldzug bereitete der Erzbischof persönlich vor, gewiß im Einverständnis und mit Duldung des Kaisers. Von Heinrich dem Löwen verlangte er Auslieferung des östlich von Hildesheim gelegenen Erbes des Grafen Otto von Assel, des letzten männlichen Nachkommen der Winzenburger, und berief sich dabei auf Ansprüche seiner Schwester Salome, der Witwe des Grafen. Als der Herzog dieses Ansinnen ablehnte, schloß Philipp zur letzten Vorbereitung seines Krieges in der zweiten Junihälfte 1178 ein Bündnis mit Ulrich von Halberstadt. Die Vertragspartner begründeten ihr Handeln mit der Not der Halberstädter Kirche, die bislang von den Königen gefördert worden sei, nun aber von Herzog Heinrich mit Füßen getreten nahezu vernichtet am Boden liege.18 Dem Löwen wurde damit vorgeworfen, gegen die schützende Macht des Reiches so sehr gefrevelt zu haben, daß die Bischöfe zur Selbsthilfe greifen mußten, nicht nur berechtigt zu Krieg und Fehde, sondern sogar dazu verpflichtet. Gleich darauf schlug Philipp zu.19 Offensichtlich war Heinrich der Löwe auf diesen Angriff nicht vorbereitet, denn zeit- und ortsnahe Geschichtsschreiber berichten übereinstimmend, daß der Erzbischof mit mehreren adligen Herren seines Landes und seiner hochberühmten Ritterschaft bis zur Weser vorgestoßen sei, ohne auf Widerstand zu treffen, und daß er mehrere Burgen erobert habe. Das Land sei dabei grausam verwüstet worden, auch Kirchen hätten seine Leute nicht verschont, und Höxter sei in Flammen aufgegangen, die Klostersiedlung des Abtes von Corvey. Erst in Hameln sei der Zug zum Stehen gekommen.20 Ein zeitgenössischer Beobachter aus dem Erfurter Peterskloster ergänzt diesen Greuelkatalog noch durch die Meldung, daß außer den Kirchen auch Klöster

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DIE FELDZÜGE DER JAHRE 1178 BIS 1181

Jahr 1178 1179

1180

1181

Ziele Hameln Hopelberg Halerfeld Haldensleben Halberstadt Neuhaldensleben

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Heerführer Philipp von Köln Adalbert von Sommerschenburg Grafen von Holstein, Ratzeburg, Schwerin Philipp von Köln, ostsächsische Fürsten Heinrich der Löwe Wichmann von Magdeburg, Philipp von Köln, Otto von Meißen, Ludwig von Thüringen Heinrich der Löwe

Calbe/Magdeburg/ Jüterbog/Zinna Goslar/Nordhausen/ Heinrich der Löwe Weißensee/Mühlhausen Lichtenberg/Werla/Harzburg Friedrich I., Philipp von Köln, Gottfried von Brabant, Grafen von Arnsberg und Geldern Goslar Friedrich I. Lübeck/Stade Heinrich der Löwe Neuhaldensleben Wichmann von Magdeburg Lübeck Friedrich I., Philipp von Köln, Bernhard von Anhalt, Waldemar I., Niklot von Werle, Bogislaw von Pommern

in bisher unerhörter und schlechthin unglaublicher Weise verwüstet und niedergebrannt, Nonnen vergewaltigt und verschleppt worden seien. Er entschuldigt diese Art der Kriegführung mit der besonderen Art des Kölner Aufgebots, das eben kein reines Ritterheer gewesen sei, sondern großenteils undiszipliniertes Fußvolk.21 Der thüringische Geschichtsschreiber folgt damit einer mittelalterlichen Konvention, Kriegsverbrechen gern den nichtritterlichen Kombattanten anzulasten, und ganz in diesem Sinne wird Arnold von Lübeck den Sieg Heinrichs des Löwen in der Schlacht auf dem Halerfeld bei Osnabrück am 1. August 1179 mit der Kampfweise der unkultivierten Holsteiner im Heer des Herzogs erklären: »Männer ohne Barmherzigkeit« seien das gewesen, »äußerst gierig nach dem Vergießen von Menschenblut«, die keine Gefangenen machten, sondern »unersättlich jeden töteten, den sie vor sich hatten« (viri ... absque misericordia et humani sanguinis avidissimi fusores ... omnes quos oppositos habebant insatiabiliter neci tradiderunt).22 Kalkulierte Brutalität gehörte aber auch zur ritterlichen Kriegführung, denn sie ergab sich zwangsläufig aus der üblichen und jede Truppe rasch demoralisierenden Praxis, Gegner durch Verwüstung ihrer Länder zu schädigen.

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An der Spitze solcher Heere bewährten sich, wie wir von den italienischen Kriegen Friedrich Barbarossas wissen, auch Bischöfe, und sie waren ernstzunehmende Gegner. Erzbischof Christian von Mainz hatte 1172 im Auftrag des Kaisers eine aus brabantischen Soldrittern bestehende Heeresabteilung durch die Lombardei und die Toskana geführt, bei hohen Verlusten unter der Bevölkerung. Im Kampf vor Bologna saß er gepanzert im blauvioletten Waffenrock zu Pferd, trug einen vergoldeten Helm und schwang in beiden Händen eine dreiknotige Keule, mit der er neun Männer getötet haben soll. Der junge Albert von Stade erfuhr das vom Leiter der Bremer Domschule, der damals als Notar Christians auch mit angesehen haben will, wie der Erzbischof achtundzwanzig italienischen Edelleuten eigenhändig die Zähne einschlug.23 Wenn Arnold von Lübeck betont, daß die schärfsten Gegner Heinrichs des Löwen von jeher und besonders seit Legnano, Anagni und Venedig Bischöfe waren, so kennzeichnet er damit eine ernste, ja zutiefst bedrohliche Situation angesichts der Kampfkraft bischöflicher Heere und der ihnen zu Gebote stehenden Hilfsmittel. Es fanden sich ja nicht nur die ohnehin bekannten Häupter der sächsischen Opposition im kaiserlichen Lager, sondern alle Bischöfe des Landes beteiligten sich an der Einkreisung des Herzogs. Schon zum Friedensschluß von Venedig waren Wichmann von Magdeburg, Siegfried von Brandenburg, Ulrich von Halberstadt, Heinrich von Lübeck, Eberhard von Merseburg, Anno von Minden und Arnold von Osnabrück beim Kaiser; bis zum Tag von Gelnhausen am 13. April 1180, an dem das Herzogtum Sachsen geteilt wurde, standen auch die Mainzer Suffragane Adelog von Hildesheim und Hugo von Verden sowie die Kölner Hermann von Münster und Arnold von Osnabrück gegen Heinrich den Löwen. Evermod von Ratzeburg starb im Februar 1178, und der Herzog setzte als Nachfolger den Propst Isfried vom Prämonstratenserstift Jerichow durch. Das war seine letzte Handlung als Inhaber der Kirchenhoheit in Nordalbingien, aber weder Isfried noch Berno von Schwerin konnten als Bundesgenossen ins Gewicht fallen. Philipps Grausamkeiten bewogen Wichmann von Magdeburg endlich zu einem Vermittlungsversuch, der einen kurzen Waffenstillstand bewirkte, doch schon im Herbst 1178 schickte Heinrich der Löwe den Pfalzgrafen Adalbert von Sommerschenburg mit starker Mannschaft gegen die Baustelle der Burg Biscofesheim auf dem Hopelberg, an der Halberstädter Werkleute unter dem Schutz des Markgrafen Otto von Meißen und des Grafen Bernhard von Aschersleben immer noch arbeiteten. Bernhard gelang jedoch ein Überra-

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schungsangriff, bei dem mehr als vierhundert Leute des Pfalzgrafen mit ihren Pferden und Waffen in Gefangenschaft geraten sein sollen. Nahezu gleichzeitig trafen Boten des Kaisers ein, die den Weiterbau der Burg untersagten.24 Mit diesem Befehl gab sich Friedrich Barbarossa im Vorfeld des Verfahrens den Anstrich eines unparteiischen Vermittlers zwischen den Konfliktparteien. Im Juli 1178 hatte der Kaiser Italien verlassen, war nach längerem Aufenthalt im Königreich Burgund durchs Elsaß gezogen und am 11. November in Speyer von den deutschen Fürsten empfangen worden. Unter ihnen waren auch Philipp von Köln und Heinrich der Löwe, der den Kölner Erzbischof mit guten Gründen des Landfriedensbruchs anklagte. Philipp erhob jedoch zusammen mit anderen Fürsten eine aus der aktuellen Situation nicht konkret und überzeugend begründbare Gegenklage, so daß man die Sache hätte kontrovers verhandeln oder wie bisher vermittelnd schlichten müssen. Friedrich verschob den Fall jedoch auf einen späteren Hoftag, der Anfang 1179 in Worms stattfinden sollte, und »zitierte vor allem den Herzog vor das Gericht, damit er auf die Klagen der Fürsten antworte« (ducem tamen precipue ad audientiam citavit, illuc responsurum querimoniis principum).25 Aus dem Kläger war unversehens der Beklagte geworden. Der Kaiser wollte den Dingen ganz offensichtlich ihren Lauf und die Initiative bei den Fürsten mit ihrem unbestrittenen Sprecher Philipp von Heinsberg lassen. Der Kölner Erzbischof wurde zum eigentlichen Herrn des Verfahrens, auf das Friedrich sich allerdings auch selbst sorgfältig vorbereitet hatte, unter anderem durch den Erwerb der welfischen Güter in Süddeutschland. Noch vor der Rückkehr des Kaisers aus Italien war es zu einem heftigen Zerwürfnis zwischen Heinrich dem Löwen und Welf VI. gekommen. Angeblich hatte Heinrich sich geweigert, Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, die sich aus einer Vereinbarung mit seinem Onkel Welf VI. ergeben hatten. Dessen einziger Sohn, Welf VII., war 1167 ein Opfer der römischen Epidemie geworden, und für die Übertragung des Erbes auf Heinrich den Löwen hatte Welf VI. Kompensationszahlungen verlangt. Ob Heinrich sie nicht leistete, weil er inzwischen auf den baldigen Tod des dreiundsechzigjährigen Onkels hoffte und deshalb seine Rechte am Altdorfer Patrimonium als Sohn Heinrichs des Stolzen stärker als früher hervorkehrte, oder ob Welf VI. selbst sich im Vorfeld der Auseinandersetzung Heinrichs mit dem Kaiser anders besonnen hat, ist nicht mehr eindeutig zu entscheiden. Auf einem Hoftag in Ulm im November oder Dezember 1178 dürfte jedenfalls die Übergabe der Güter Welfs VI. an Friedrich Barbarossa verabredet und den

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anwesenden schwäbischen Herren und Ministerialen vorab mitgeteilt worden sein, ehe der Kaiser das im Januar des folgenden Jahres reichsweit bekanntgeben würde. Obwohl Friedrich durch seine Mutter Judith ebenfalls ein Neffe Welfs VI. und demzufolge auch erbberechtigt war, hatte er viel Geld für das Empfangene gezahlt.26 Die staufische Hausmacht in Schwaben war damit erheblich gestärkt worden, aber der ganze Sinn der Transaktion erschließt sich erst vor dem Hintergrund des anlaufenden Verfahrens gegen Heinrich den Löwen. Von dessen Anteil am schwäbischen Welfengut, seinen Vogteien und Ministerialen, war niemals die Rede, sie flossen offenbar stillschweigend in den Handel ein. Wie sich bald zeigte, sollte Welf VI. als princeps et dux, Fürst und Herzog, direkter kaiserlicher Vasall werden. Zugleich entzog der Übergang des welfischen Patrimoniums an die Staufer den schwäbischen Anhängern Heinrichs des Löwen die materielle und rechtliche Grundlage ihrer bisherigen Loyalität.

Der Prozeß Auf dem Wormser Hoftag, der zwischen 6. und 13. Januar 1179 stattfand, ist Heinrich der Löwe mit guten Gründen nicht erschienen, weil er mit Anklage und schneller Verurteilung durch Fürstenspruch rechnen mußte. Zeit zu gewinnen schien deshalb die beste Form der Verteidigung, denn nach aller Erfahrung war nicht auszuschließen, daß die gegnerische Koalition zerfiel, bevor es zur entscheidenden Auseinandersetzung kommen würde. Andererseits machte der Herzog sich durch Nichterscheinen der Rechtsverweigerung (contumacia) schuldig und fügte den bisherigen Anklagepunkten einen weiteren hinzu, der für die Urteilsbegründung später entscheidend werden sollte. Schon jetzt warf man ihm Verschwörung gegen den Kaiser vor, der nun auch selbst ausdrücklich Stellung bezog. Friedrich beschuldigte den Löwen, durch unterlassene Hilfeleistung die italienischen Feinde des Reiches begünstigt zu haben, und lud ihn zu einem weiteren Hoftag nach Magdeburg vor.27 Für diese Haltung des Kaisers gab es mehrere Beweggründe, keineswegs nur Anpassung an den Willen der Fürsten und Erbitterung über die verweigerte Unterstützung im Lombardenkrieg, auch nicht allein den Wunsch nach Sicherung seiner jüngsten Erwerbungen in Schwaben. Friedrich verfolgte darüber hinaus den Plan einer weitreichenden Reform im Reich, die

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das Lehnrecht zur verbindlichen Grundlage aller Rechtsbeziehungen zwischen seinen Angehörigen mit dem König an der Spitze machen sollte. Diese Absicht wäre von vornherein an Heinrich dem Löwen gescheitert, und sie war auch nicht durch einen Akt der Gesetzgebung zu realisieren, sondern nur allmählich durch Fallentscheidungen des königlichen Gerichts.28 In Worms hatte Friedrich seine Position für die Vorbereitung einer solchen Entscheidung dadurch verbessert, daß er vor der Öffentlichkeit des Hoftages das gesamte staufische Haus- und Lehnsgut seinen Söhnen übertrug und die Vereinbarung über das Erbe Welfs VI. in dessen Anwesenheit rechtskräftig machte. Schwaben wurde dadurch endgültig zum staufischen Hausmachtgebiet, dessen Besitz nun durch den Sturz Heinrichs des Löwen geschützt werden mußte.29 Das Einrücken der Staufer in den schwäbischen Güterbesitz Welfs VI. und Heinrichs des Löwen hat man im welfischen Hauskloster Weingarten akzeptieren müssen und in Bildern sichtbar gemacht: durch die Darstellung Friedrichs I. zwischen seinen Söhnen, ganz unerwartet an den Anfang der Geschichte des Welfenhauses (Historia Welforum) gestellt, und durch die vom Namen Friedrichs gleichsam überkrönte Welfengenealogie im Nekrolog des Klosters (vgl. oben S. 216/17). Um seine Rechte am Altdorfer Patrimonium gegen die Wormser Beschlüsse zu verteidigen, suchte Heinrich der Löwe bei schwäbischen Grafen Unterstützung, ohne aber sehr viel mehr zu erreichen als den von staufischer Seite erhobenen Vorwurf der Verschwörung (conspiratio).30 Am 24. Juni 1179 kam der angekündigte Hoftag in Magdeburg zusammen. Heinrich der Löwe war abermals nicht erschienen, so daß die Fürsten zwar ihre früheren Klagen wiederholen, nicht aber zur Sache verhandeln konnten. Der Herzog hielt sich in Haldensleben nahe Magdeburg auf, ignorierte die etwas großsprecherische Forderung des Markgrafen Dietrich von der Lausitz aus dem Haus Wettin zum gerichtlichen Zweikampf,31 versuchte jedoch den Kaiser im Rahmen des laufenden Verfahrens als Vermittler zu gewinnen und schlug eine persönliche Begegnung vor. Friedrich verließ deshalb den Hoftag, kam nach Haldensleben und ließ sich vom Herzog verbis compositis, mit wohlgesetzten Worten, bitten. Dann war er bereit, sich um einen Ausgleich zwischen Heinrich und den Fürsten zu bemühen, verlangte allerdings viel Geld dafür, fünftausend Mark Silber, fast die Hälfte der Mitgift Mathildes. Grundsätzlich war eine solche Forderung nicht ungewöhnlich und angesichts der Bedeutung des Falls wohl auch nicht unmäßig hoch, zumal Heinrich der Löwe selbst sich entsprechende Leistungen immer hatte

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bezahlen lassen. Im Jahre 1156 gab ihm König Sven von Dänemark »ungeheuer viel Geld«, pecunia immensa, für Kriegshilfe, 1167 nahm er tausend Mark Silber für seinen Frieden mit der Bremer Bürgerschaft, und erst drei Jahre zuvor hatte er vom Kaiser Goslar haben wollen.32 Wir können heute nicht mehr sicher beurteilen, ob Heinrich der Löwe auf das Angebot unvernünftig oder mit guten Gründen reagiert hat, ob ihn nur der Geiz übermannte oder ob er dem Kaiser zu Recht mißtraute. Wir wissen nur, daß er sein Geld nicht ausgeben wollte und Friedrich damit die Möglichkeit nahm, nach empfangener Bußzahlung die kaiserliche Ehre wiederhergestellt zu sehen und gegen den entschiedenen Willen der Fürsten auf eine mittlere Lösung hinzuarbeiten, die Heinrichs Macht zwar mindern, ihn aber nicht stürzen lassen würde. Weil die Fürsten eine solche Wende des Kaisers für möglich hielten, haben sie das Treffen von Haldensleben sehr mißtrauisch beobachtet und Friedrich danach endgültig auf ihre Linie gebracht. Das meinte jedenfalls ein Kölner Chronist mit der Feststellung, in Magdeburg habe man »dem Kaiser die verbrecherische Treulosigkeit Heinrichs des Löwen zum erstenmal wirklich klargemacht« (ibique fraus eius et perfidia primum imperatori detecta est).33 Durch einen Wechsel der Prozeßordnung hinderten Heinrichs Feinde den Kaiser jetzt an weiteren Alleingängen. Bisher war nach Gewohnheitsrecht verhandelt worden – die Bezeichnung »Landrecht« sollten wir vermeiden, weil es ein allgemeines deutsches Landrecht damals nicht gab34 – und damit die Möglichkeit zur Vermittlung oder Begnadigung durch den Kaiser offengeblieben, von jetzt an aber sollte der Prozeß nach Lehnrecht (feodali iure) weitergeführt werden, denn auf diesem Wege ergangene Urteile mußten ohne Abstriche vollstreckt werden. Friedrich blieb nicht viel anderes übrig, als den Fürsten ihren Willen zu lassen, weil er ihrem mächtigsten Standesgenossen nicht anders beikommen konnte. Sie aber wollten nicht die Zähmung, sondern den Sturz des Löwen, und die westfälischen Erwerbungen Philipps von Heinsberg waren ebenso wie die schwäbischen Gewinne des staufischen Hauses einzig auf diese Weise gegen Rückforderungen zu sichern. Deshalb verhängte der Kaiser am 29. Juni wegen Mißachtung der bisher ergangenen Ladungen über Heinrich den Löwen die Reichsacht, immer noch nicht als Strafe in der Sache, sondern erst als Zwangsmittel, um ihn vor das Hofgericht zu bringen.35 Wiederum suchte der Herzog eine militärische Lösung und wandte sich diesmal sogleich gegen seinen schärfsten Gegner. Er schickte Truppen der

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Grafen von Schwerin, Holstein und Ratzeburg gegen westfälische Vasallen Erzbischof Philipps von Köln, die unter Führung des Grafen Simon von Tecklenburg auf sächsisches Gebiet vorgedrungen waren. Am 1. August 1179 trafen die Heere auf dem Halerfeld nordwestlich von Osnabrück aufeinander, und in der folgenden Schlacht siegten die Leute des Herzogs. Trotz der schon erwähnten Kampfweise holsteinischer Truppen machten sie vornehme Gefangene, unter ihnen Simon von Tecklenburg, den Heinrich der Löwe so lange in Eisen legen ließ, bis er sich unterwarf, dem Herzog den Treueid leistete und fortan einer seiner verläßlichsten Leute blieb.36 Auf welche Weise Heinrich den Grafen für sich gewonnen hat, wissen wir nicht, wohl aber hören wir von einem folgenreichen Streit mit einem Teil seiner eigenen Heerführer, denn nach der Schlacht beanspruchte er gegen jeden Kriegsbrauch alle wertvollen Gefangenen für sich. Einige seiner engsten Vertrauten wie die Grafen Gunzelin von Schwerin und Konrad von Roden willigten ein, doch im Namen anderer weigerte sich Adolf von Holstein mit der Begründung, daß sie auf eigene Kosten in die Schlacht gezogen seien und ihre Aufwendungen nun durch das Lösegeld für ihre Gefangenen wieder einbringen müßten. Dieser Widerspruch erregte den Herzog so heftig, daß er die Geschlossenheit seines Anhangs aufs Spiel setzte,37 denn er, der selbst nicht auf dem Halerfeld gewesen war, hatte natürlich kein Recht an den Gefangenen seiner vornehmsten Vasallen. Inzwischen hatte im Juli 1179 in Naumburg ein weiterer Hoftag stattgefunden, zu dem Heinrich der Löwe ebensowenig gekommen war, wie er Mitte August nach Kayna südöstlich von Zeitz ging, wo das Verfahren in die entscheidende Phase trat.38 Der Kaiser klagte jetzt wegen Mißachtung seiner dreimaligen Ladung, worauf durch Fürstenspruch die reichsweite Friedloslegung (proscriptio publica) Heinrichs erging, dem die beiden Herzogtümer und alle Lehen abgesprochen wurden. Friedrich bestätigte dieses Urteil, und alle Fürsten verpflichteten sich zum Krieg gegen den Löwen, um ihren Spruch durchzusetzen. Bis in den September hinein kämpfte auch der Kaiser in Sachsen und legte dann den ostsächsischen Fürsten nahe, den Feldzug selbständig fortzusetzen. Zu ihrer Unterstützung kam Philipp von Heinsberg mit einem großen Heer, aber während der langwierigen Belagerung von Haldensleben zerbrach die Koalition.39 Mittlerweile hatte Heinrich der Löwe zur Abwehr ständiger Ausfälle Ulrichs von Halberstadt gegen dessen Bischofsstadt Truppen geschickt, die zunächst die Hornburg eroberten und am 23. September Halberstadt, das dabei in Flammen aufging. Auch der Dom

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und andere Kirchen brannten ab, im Feuer und durch die Angreifer kamen viele Bürger und auch Kleriker ums Leben. Mit Mühe konnten die schon angekohlten Stephansreliquien aus dem brennenden Dom gerettet werden; der greise Bischof Ulrich verteidigte sich noch eine Weile in der Domburg, mußte aber bald aufgeben und wurde gefangen erst nach Braunschweig, später von dort auf die Artlenburg abgeführt. Dort soll sich Mathilde seiner in der liebenswürdigsten Weise angenommen haben, so daß ihm die Gefangenschaft leichter wurde; wahrscheinlich ist dieses Verhalten Ausdruck des Bedauerns über die Brandkatastrophe, die Heinrich in bewegten Worten mißbilligt hat.40 Kurz nach der Zerstörung Halberstadts gingen Wichmann von Magdeburg, Markgraf Otto von Meißen und Landgraf Ludwig III. von Thüringen gegen Heinrich den Löwen vor, wieder unterstützt vom Kölner Erzbischof, der ein Soldheer von wohl viertausend Mann nach Sachsen brachte. Wichmann war auf den Hoftagen von Worms, Magdeburg und Kayna gewesen, hatte aber noch einen persönlichen Grund für seinen Feldzug. In der ersten Häfte des Jahres 1179 nämlich war der Pfalzgraf Adalbert von Sommerschenburg verstorben, dessen Schwester und Erbin Adelheid, Äbtissin von Quedlinburg und Gandersheim, die Stammburg der Familie mit allem Zubehör an Wichmann verkauft hatte. Heinrich der Löwe aber wollte das Erbe für sich einziehen und ließ die Sommerschenburg besetzen. Die folgenden Kämpfe konzentrierten sich auf den festen Platz Neuhaldensleben an der Ohre, doch Wichmanns Bündnis war durch den Führungsanspruch Philipps von Köln belastet, der das stärkste Truppenkontingent stellte und sein Engagement auch bei den militärischen Aktionen gegen Heinrich den Löwen öffentlich herausstellen wollte. Am Ende durfte es keinen Zweifel geben, wer den größten Jagdeifer gezeigt hatte und wem deshalb die wertvollsten Trophäen zustanden. Die Belagerung blieb freilich erfolglos, so daß der Markgraf von Meißen verärgert abzog, gefolgt vom Thüringer Landgrafen und alsbald auch vom Kölner Erzbischof, so daß Wichmann den Feldzug abbrechen mußte.41 In diesem günstigen Moment griff Heinrich der Löwe an, zerstörte Calbe an der Saale, legte sein Heer vor Magdeburg und veranlaßte die Pommern zum Einfall in die Diözese Magdeburg, wo sie bis Jüterbog vorstießen und das Zisterzienserkloster Zinna niederbrannten. Zweifellos hatte Heinrich der Löwe den Herbstfeldzug von 1179 für sich entschieden, so daß Ulrich von Halberstadt nun nachgab, bereit war, ihn vom Bann zu lösen und auch die Halberstädter Kirchenlehen herauszugeben.

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Zwar erklärten sowohl der Kaiser als auch Papst Alexander III. Ulrichs beschworene Zusagen nach dem Tod des Bischofs am 30. Juli 1180 für nichtig,42 aber zu Anfang des Jahres 1180 standen die Zeichen für Heinrichs Gegner eher ungünstig. In der zweiten Januarwoche sah der Kaiser beim Würzburger Hoftag Fürsten aus Schwaben, Franken und Sachsen, aber wiederum nicht Heinrich den Löwen, gegen den jetzt das endgültige Urteil gefällt werden sollte. Von der Hilfsverweigerung des Jahres 1176 war auch diesmal nicht die Rede, als der Herzog wegen fortgesetzten Widerstandes, Bedrückung der Kirche und der Armen, Majestätsverletzung und Mißachtung der nach Lehnrecht ergangenen drei Ladungen vor das Hofgericht schuldig gesprochen wurde. Mit Zustimmung aller geistlichen und weltlichen Fürsten entzog Friedrich ihm daraufhin sein Eigengut mit allen Reichs- und Kirchenlehen. Die Herzogtümer Sachsen und Bayern ließen die Fürsten an den Kaiser zurückfallen, der Sachsen nach gehöriger Beratung teilte. Die Gebiete in den Diözesen Köln und Paderborn sollten an Erzbischof Philipp von Köln gehen, während Graf Bernhard von Aschersleben, der jüngste Sohn Albrechts des Bären, Herzog von Sachsen wurde, nachdem er der Übergabe der westlichen Teile Sachsens an Philipp zugestimmt hatte.43 Von nun an war Heinrich der Löwe kein Reichsfürst mehr, sondern nur noch »der adlige Heinrich von Braunschweig«, nobilis vir Hainricus de Bruneswic, reduziert auf seinen Geburtsstand und benannt mit einer Namensform, wie sie auch bessere Ministerialen führten.44 Natürlich erkannte er das Würzburger Urteil nicht an und kritisierte das ganze Verfahren als illegal, weil er als Schwabe nur in Schwaben gerichtet werden könne. Dem folgte die Mehrheit der Fürsten wie erwartet nicht und hielt dagegen, daß der deutsche König innerhalb der Reichsgrenzen unbeschänkte Gerichtshoheit habe; wer Heinrichs Argument akzeptiere, offenbare nur seine Willkür und juristische Ignoranz: »Gewisse Fürsten und Barone, Claqueure des Herzogs, setzten in typisch deutscher Weise ohne Gesetz und Vernunft ihren Willen über das Recht« (quidam principes et barones, fautores ducis, more Teutonicorum sine lege et ratione voluntatem suam pro iure statuentes).45 Überraschenderweise und gegen den Willen Friedrichs und des Kölner Erzbischofs schlossen die sächsischen Fürsten nach dem Würzburger Hoftag einen Waffenstillstand mit Heinrich dem Löwen bis zum ersten Sonntag nach Ostern, dem 27. April 1180. Ob sich diese merkwürdige Initiative aus dem Wunsch ergab, einen Winterkrieg zu vermeiden, oder aus mittlerweile wachsenden grundsätzlichen Bedenken gegen den Lehnsprozeß, der adlige Kompetenzen zur Mitsprache einschränkte und andere Zuständigkeiten mit

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sich brachte, ist nicht mehr zu klären, doch mußte das widersprüchliche Verhalten seiner sächsischen Gegner in jedem Fall Heinrichs Hoffnung auf den Zerfall ihrer Bündnisse beleben und ihn auf Zeitgewinn durch eigene militärische Aktionen hoffen lassen. NochvorAblaufder sächsischen Waffenruhe hielt der Kaiser vom 27. März bis Mitte April in Gelnhausen an der Kinzig einen Hoftag, auf dem die schon in Würzburg beschlossene Absetzung Heinrichs des Löwen bekräftigt, präzisiert und urkundlich festgehalten wurde. Nochmals beschloß man die Teilung des sächsischen Herzogtums zwischen Philipp von Heinsberg und dem Askanier Bernhard von Aschersleben, bestimmte Ludwig III. von Thüringen als Nachfolger des ohne Erben verstorbenen Adalbert von Sommerschenburg zum Pfalzgrafen von Sachsen und schickte ihn auf Wunsch des Kölner Erzbischofs zum Kampf gegen Heinrich den Löwen nach Sachsen, wohin auch alle übrigen Fürsten für den 25. Juli, den Tag des heiligen Jakob, aufgerufen wurden. Schließlich wurde noch Bischof Siegfried von Brandenburg, auch er ein Sohn Albrechts des Bären, in Anwesenheit zweier Legaten Alexanders III. zum Erzbischof von Bremen erhoben, und am 13. April erhielt Philipp von Heinsberg die berühmte »Gelnhäuser Urkunde«.46 Sie ist unsere wichtigste und gleichsam amtliche Quelle für den Verlauf des Prozesses gegen Heinrich den Löwen und verbriefte dem Kölner Erzbischof seinen Gewinn. In einem einzigen langen Satz wird zunächst die Vorgeschichte geschildert, daß nämlich Heinrich der Löwe die Freiheit der Kirchen und der Edlen des Reiches schwer bedrückt habe, indem er ihre Besitzungen an sich riß und ihre Rechte minderte; daß er, obwohl auf Grund einer dringenden Klage der Fürsten und sehr vieler Edler mit gerichtlicher Vorladung gerufen, es immer abgelehnt habe, sich dem Kaiser zu stellen. Wegen dieser Widerspenstigkeit (contumacia) sei ein Spruch der Fürsten und seiner schwäbischen Landsleute ergangen, daß er der kaiserlichen Acht (proscriptio) verfallen solle. Weil er aber nicht aufhörte, gegen die Kirchen, die Rechte und Freiheiten der Fürsten und Edlen vorzugehen und wegen seiner offensichtlichen Verletzung der kaiserlichen Majestät (pro evidenti reatu maiestatis) sei er gemäß dem Lehnrecht nach dreimaliger Ladung vor das Hofgericht zitiert worden, dem aber ohne Sendung eines Bevollmächtigten ferngeblieben und deshalb für ungehorsam erklärt worden. In Würzburg seien deshalb Fürstensprüche ergangen, wonach ihm das Herzogtum Bayern sowie Westfalen und Engern (Westfalia et Angaria), auch sämtliche Reichslehen, abgesprochen und dem Kaiser übergeben wurden. Auf gemeinsamen Rat der Fürsten und des Kaisers sei schließlich das

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Herzogtum Westfalen und Engern – von Sachsen ist nicht mehr die Rede – in zwei Teile geteilt worden, und den Teil, der sich in das Bistum Köln und über das ganze Bistum Paderborn erstreckt, habe der Kaiser der Kölner Kirche geschenkt. Außerdem wurde von den Fürsten ein Spruch erbeten, von diesen gewährt und vom ganzen Hoftag gebilligt, daß der Kölner Erzbischof durch eine kaiserliche Fahne in den ihm übertragenen Teil des Herzogtums eingewiesen werden konnte, weil er bei seinem Einsatz für die Krone des Reiches (ob honorem imperialis corone˛ promovendum) weder Geldaufwendung noch persönliche Gefahr gescheut habe.

Der Krieg des Kaisers Wer mit der Forderung nach bedingungsloser Kapitulation konfrontiert wird, stellt den Kampf nicht so schnell ein, denn er hat kaum noch etwas zu verlieren. Zwar gab Heinrich der Löwe Bayern sogleich auf und ließ es künftig beiseite, aber Ende April, bald nach dem Hoftag von Gelnhausen und pünktlich mit Ablauf des Waffenstillstands, griff er Goslar an, das Landgraf Ludwig von Thüringen für den Kaiser besetzt hielt. Weil die Stadt nicht zu erobern war, ließ er die nahegelegenen Hüttenwerke zerstören und wandte sich dann gegen Ludwigs Länder. Anfang Mai brannte Nordhausen mit dem ehrwürdigen Benediktinerinnenkloster, das die Königin Mathilde im Jahre 961 gestiftet hatte.47 Von dort ausgehend stellte Heinrich das Heer Ludwigs bei Weißensee nordwestlich von Sömmerda, nahm den Landgrafen und dessen Bruder Hermann mit mehreren hundert thüringischen Rittern gefangen und jagte damit dem in Gelnhausen zum »Herzog von Westfalen und Engern« (dux Westfalie˛ et Angarie˛) beförderten Bernhard von Aschersleben einen solchen Schrecken ein, daß er mit seiner heranrückenden Truppe umkehrte und die Flucht ergriff. Ungehindert konnte Heinrich jetzt bis zur oberen Unstrut vorstoßen und Mühlhausen zerstören, bevor er mit seinen Gefangenen und großer Beute als Sieger nach Braunschweig zurückkehrte, wo der ganze Hof in Jubel ausbrach. Für den Augenblick durfte der Herzog sich als Sieger fühlen, denn die sächsischen Fürsten wurden offensichtlich auch nach zwei Kampagnen nicht mit ihm fertig, und der Kaiser mußte einsehen, daß die gefällten Urteile und wohlüberlegten Absprachen ohne seinen persönlichen Einsatz nur sehr mühsam und langwierig durchzusetzen waren. Dennoch ist es während der Siegesfeier zu einer heftigen Auseinandersetzung

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zwischen Adolf von Holstein und Gunzelin von Schwerin gekommen, diktiert von Rivalität und insgesamt ein Zeichen der Nervosität, die sich in der Umgebung des bedrängten Herrn allmählich steigerte.48 Zunächst holte Friedrich bisher Aufgeschobenes nach. Ende Juni 1180 sprachen die in Regensburg zu einem Hoftag versammelten Fürsten Heinrich dem Löwen auch das bayerische Herzogtum mit allen Eigengütern und Lehen ab, konnten sich allerdings noch nicht über die Neuvergabe einigen, weil dafür erst weitere Voraussetzungen geschaffen werden mußten.49 So führte Friedrich Ende Juli im Vollzug der Gelnhäuser Beschlüsse zunächst ein starkes Heer vor allem aus Kontingenten der sächsischen Großen gegen Heinrich und verwüstete dessen Land fast zwei Monate lang. Dieser Feldzug, vor allem die Gegenwart des Kaisers, zeigte Wirkung. Seinen Vasallen und Ministerialen war Heinrich kein untadeliges Vorbild der Loyalität, weil er die Bitte Friedrichs um Hilfe für Italien abgelehnt und der Lehnsgesellschaft damit Anlaß gegeben hatte, sein Verhalten an den keineswegs nur rechtlich, sondern vor allem mental und konventionell verankerten Vorstellungen von der Beziehung zwischen Herr und Mann zu messen. Auch seine Ignoranz der Hoftagsbeschlüsse wirkte entsprechend auf das eigene Gefolge, um so mehr, als der unkluge Streit wegen der Gefangenen vom Halerfeld bestehende Spannungen gesteigert hatte und Zweifel am endlichen Erfolg des Widerstands durch Sorge um die persönliche Zukunft verstärkt wurden. Jetzt traten viele Ministerialen Heinrichs zum Kaiser über, darunter Männer aus angesehenen Familien wie Anno II. von Heimburg, Heinrich III. von Weida, Ekbert II. von Wolfenbüttel und Liudolf II. von Peine; auch zahlreiche Burgen konnte Friedrich schnell einnehmen, weil sie sogleich oder nach kurzem Widerstand übergeben wurden. Herzberg, Lauenburg, Blankenburg, Heimburg und der Regenstein sind damals gefallen.50 Jetzt kam auch der Erzbischof von Köln wieder nach Sachsen und stieß an der Spitze eines eigenen Heeres, dem sich Herzog Gottfried von Brabant sowie die Grafen Heinrich von Arnsberg und Otto von Geldern mit stattlichen Truppen angeschlossen hatten, zum Kaiser,51 der Anfang August mit dem Belagern der Burg Lichtenberg südwestlich von Braunschweig begann. Schon nach wenigen Tagen kapitulierte die Besatzung, so daß Friedrich am 7. August den neugewählten Bischof Dietrich von Halberstadt auf der Burg mit den Regalien belehnen konnte. Eine Woche später, am 15. August, hielt er in der alten Königspfalz Werla auf halbem Wege zwischen Braunschweig und Goslar einen Hoftag, der durch die Auswahl des Tagungsortes die Rückkehr

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der königlichen Autorität nach Sachsen demonstrierte; dort setzte man den Anhängern Heinrichs des Löwen bei Strafe des Verlustes aller vererbbaren Güter drei Termine für den Übertritt zum Kaiser, nämlich Mariae Geburt (8. September), Michaelis (29. September) und Martini (11. November).52 Danach besetzte Friedrich mit der Harzburg das im Sachsenkrieg 1074 zerstörte Zentrum der Harzbefestigungen Heinrichs IV. und damit einen weiteren symbolträchtigen Ort der Königsherrschaft im Norden. Hierhin flüchtete die gesamte Besatzung der Burg Wohldenberg, die sich von Heinrich dem Löwen losgesagt hatte. Der Kaiser gab den Auftrag zur Erneuerung der Gebäude und zur Errichtung einer starken Mauer, ließ auch andere Burgen wieder aufbauen und riet Bischof Dietrich von Halberstadt, zur eigenen Sicherheit die Befestigungsbauten seines Vorgängers Ulrich auf dem Hopelberg fertigzustellen und eine Besatzung hineinzulegen. Nachdem der Halberstädter Bischof Anfang September im Auftrag Friedrichs mit der Blankenburg die letzte Festung Heinrichs des Löwen eingenommen und zerstört hatte, schloß der Kaiser am 8. September, dem ersten der drei auf der Werla gesetzten Termine, den Feldzug ab und entließ das Heer mit der Ankündigung, am Martinstag wieder in Sachsen zu sein.53 Inzwischen waren die Verhandlungen über Bayerns Zukunft so weit gediehen, daß Friedrich am 16. September in Altenburg seinen getreuen Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach mit dem Herzogtum belehnen konnte und damit die Herrschaft einer Familie begründete, die das Land bis 1918 regiert hat. Zuvor hatten weitere Ansprüche und Erwartungen erfüllt werden müssen, die genau so wie im Falle Sachsens zur Aufteilung des letzten der großen ostfränkisch-deutschen Dukate geführt haben. War schon 1156 bei der Übergabe Bayerns an Heinrich den Löwen die Mark Österreich abgetrennt und zum Herzogtum erhoben worden, so wurde nun auch die Steiermark in ein Herzogtum umgewandelt und ihr Markgraf Otakar zum Herzog befördert, während der Graf von Andechs als Markgraf von Istrien und Krain aus seinem Lehnsverhältnis zum Herzog von Bayern entlassen und mit dem neuen Titel eines Herzogs von Meranien, Kroatien und Dalmatien ausgestattet wurde.54 Heinrich der Löwe hatte sich währenddessen nach Holstein zurückgezogen, weil er sich nach dem Verlust Ostsachsens nur noch auf das Land nördlich der Elbe stützen konnte. Mit Hilfe der Holsten eroberte er die Burgen Plön und Segeberg, um Adolf III. aus dem Land zu drängen.55 Am Martinstag, dem 11. November 1180, war der Kaiser wie angekündigt in der Gegend von Goslar, und hier unterwarfen sich ihm so bedeutende Va-

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sallen Heinrichs des Löwen wie die Grafen von Wöltingerode, Scharzfeld, Dannenberg, Ilfeld.56 Auch Graf Adolf III. von Holstein schloß sich jetzt dem Kaiser an; fest an Heinrichs Seite blieben Gunzelin von Schwerin, Bernhard zur Lippe, Konrad von Roden, Jordan von Blankenburg, Liudolf II. von Dahlum und die Städte Braunschweig, Lüneburg und Haldensleben, die fortan seine wichtigsten Stützpunkte werden sollten. Während Friedrich das Weihnachtsfest in Erfurt beging und von hier aus den Fürsten für Pfingsten des nächsten Jahres eine neue Heerfahrt gegen Heinrich den Löwen ansagte,57 hielt dieser sich über Weihnachten in Lüneburg auf. Hier beschuldigte er den zum Fest an seinen Hof gekommenen Grafen Bernhard von Ratzeburg, ein Attentat zu planen, denn zuverlässige Leute hätten ausgesagt, daß Bernhard Heinrich und Mathilde auf die Ratzeburg einladen und dort während eines Gastmahls ermorden wolle. Ob die Vorwürfe zu Recht erhoben worden sind, ist ungewiß, aber Mißtrauen empfahl sich; immerhin war Heinrich geächtet und seine Tötung erlaubt, so daß es durchaus möglich war, daß jemand für die Zeit nach der absehbaren Wende Verdienste sammeln wollte. Der Graf mußte jedenfalls seine Burg ausliefern, erhielt offenbar daraufhin seine Freiheit wieder und schloß sich dem neuen Herzog Bernhard von Aschersleben an,58 so daß Heinrich von den drei nordelbischen Grafen nur noch Gunzelin von Schwerin auf seiner Seite hatte und die ersten Monate des neuen Jahres zur raschen Befestigung der Umgebung Lübecks nutzte. Im Mai fiel seine letzte ostsächsische Bastion, Neuhaldensleben, das Bernhard zur Lippe gegen ein Belagerungsheer Wichmanns von Magdeburg so lange tapfer verteidigt hatte, bis die Magdeburger einen Damm durch die Ohre bauten und den Platz mit dem aufgestauten Wasser überschwemmten. Wichmann vertrieb die Einwohner und zerstörte den Ort, der als Handelsplatz den Magdeburger Kaufleuten schadete.59 Das Verfahren und der Krieg gegen den Löwen waren beileibe keine interne Angelegenheit des Reiches oder gar nur Norddeutschlands, sie erregten vielmehr auch die Aufmerksamkeit der westeuropäischen Mächte, weil die sich anbahnende Verschiebung der Gewichte zwischen Königtum und Fürstentum in Deutschland Konsequenzen für die Beziehungen der großen Höfe untereinander haben würde. Im Laufe des Mai 1181 kamen Boten des französischen Königs und des Grafen Philipp von Flandern zum Kaiser nach Sinzig und überreichten Briefe, in denen ihre Herren versicherten, niemals Pläne zur Unterstützung Heinrichs des Löwen gegen Friedrich verfolgt zu haben.60 Zu einer solchen Erklärung bestand allerdings Anlaß, denn Ende

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April hatten die Berater des jungen Königs Philipp II. als Antwort auf entsprechende Rüstungen Heinrichs II. von England ein starkes Heer aufgeboten, doch durfte der Kaiser keineswegs sicher sein, daß sich beide Armeen nicht plötzlich gegen ihn wenden würden. Immerhin hatte Heinrich II. gleich nach dem Würzburger Hoftag ausdrücklich bedauert, seinem Schwiegersohn wegen der großen Entfernung nicht sogleich helfen zu können, und versucht, den König von Frankreich und den Grafen von Flandern für einen gemeinsamen Feldzug zur Entlastung Heinrichs des Löwen zu gewinnen. Bei Philipp von Flandern wäre das vielleicht gelungen, denn dieser war durch ein Geldlehen Vasall Heinrichs II., aber der französische Hof versagte sich auf Anraten des Grafen Heinrich von Troyes.61 So fehlte Heinrich dem Löwen die auswärtige Unterstützung, als der Krieg in seine letzte Phase trat. Ende Juni 1181 kam der Kaiser mit Heeresmacht nach Sachsen, das ihm als Operationsbasis für den Feldzug nach Nordalbingien durch Philipp von Heinsberg und Herzog Bernhard vorbereitet worden war, die Truppen bei Braunschweig und bei Bardowick zusammengezogen hatten. Vor dieser Übermacht gab Heinrich sein Land nördlich der Elbe verloren, zerstörte die Artlenburg, die ihm so lange als Stützpunkt und Hoftagsort gedient hatte, und rettete sich mit kleinem Gefolge in einem Elbkahn flußabwärts nach Stade. Vielleicht rechnete er seit einiger Zeit mit dem Schlimmsten, mit dem Tod im Kampf oder einem Attentat aus dem Gefolge, und hatte für den Notfall seine Flucht nach England vorbereitet. Schon 1180 war ein Gesandter zu Heinrich II. in die Normandie geschickt worden, den der König in Begleitung eigener Leute auf seine Kosten nach Sachsen zurückreisen ließ, und von Stade aus, so berichtet jedenfalls Arnold von Lübeck, habe der Herzog gehofft, »übers Wasser« (per aquas) entkommen zu können. Tatsächlich weisen die Rechnungen des englischen Exchequer vor dem 29. September 1181 Zahlungen an einen Gesandten Heinrichs des Löwen namens Hermann aus, der die Ausrüstung für ein Schiff des Herzogs kaufen sollte (ad emendam warnisonam in navi eusdem ducis).62 Dieses Schiff müßte Heinrich und seine Familie irgendwo an der Küste des Kontinents erwartet haben, zwischen der Elbmündung und Wissant/Calais. Sobald Friedrich mit seiner vereinten Truppenmacht die Elbe erreicht hatte, überschritt er den Strom unter den Augen Heinrichs des Löwen bei Stade und schloß Lübeck ein, das Graf Simon von Tecklenburg zusammen mit den Grafen Bernhard von Oldenburg und Bernhard von Wölpe verteidigte, während eine dänische Flotte zur Unterstützung des Kaisers in die

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Travemündung einlief und der Abodritenfürst Niklot von Werle zusammen mit Herzog Bogislaw von Pommern Friedrich Truppen zuführte. Der Kaiser hatte sich dieser Hilfe durch ein Bündnis mit König Waldemar I. von Dänemark versichert, das er jetzt durch die Verlobung seines Sohnes Herzog Friedrich von Schwaben mit Waldemars Tochter bekräftigte; Bogislaw von Pommern wurde vor Lübeck durch ein Adlerbanner mit seinem Gebiet belehnt und auf diese Weise Reichsfürst, auch Niklot dürfte damals Vasall des Kaisers geworden sein. Die Lübecker Bürger sahen nun keinen Sinn mehr in der weiteren Verteidigung und baten ihren Stadtherrn Bischof Heinrich um Vermittlung bei Friedrich, damit eine Lübecker Gesandtschaft den Belagerungsring passieren durfte, um die Genehmigung Heinrichs des Löwen zur Kapitulation einzuholen. Nachdem das geschehen war, erkannte Friedrich alle Rechte und Freiheiten an, die der Herzog den Bürgern einst verliehen hatte, und zog noch im August 1181 in Lübeck ein, das damals Reichsstadt geworden ist.63 Den Lübeckern folgte das gesamte Land nördlich der Elbe und unterwarf sich dem Kaiser, der daraufhin nach Sachsen zurückkehrte. Endlich gab nun auch Heinrich der Löwe den Kampf auf. Er bat um freies Geleit von Stade nach Lüneburg, das der Herzogin Mathilde als ihr Heiratsgut gehörte. Friedrich hatte ihr diesen Besitz garantiert, vielleicht als Konzession an König Heinrich II., der »bekümmert über die Enteignung des Herzogs der Sachsen und seiner Tochter« (ducis Saxonum exeheredationem et sue filie egre ferens) dem Kaiser große Ausgleichszahlungen für den Fall angeboten haben soll, daß auf den beschlossenen Sturz Heinrichs des Löwen doch noch verzichtet werde.64 Friedrich folgte allerdings den Erwartungen der Fürsten und gewährte zwar das Geleit, lehnte aber jedes persönliche Gespräch mit Heinrich dem Löwen über günstigere Bedingungen für dessen Unterwerfung ab. Statt dessen verlangte er im voraus bedingungslosen Gehorsam für einen Fürstenspruch, der demnächst ergehen werde. Ritter des Kaisers empfingen Heinrich bei Bardowick und geleiteten ihn nach Lüneburg. »Ich war es nicht gewohnt, in dieser Gegend von jemandem Geleit anzunehmen, sondern vielmehr anderen Geleit zu geben«, soll er verbittert gesagt haben.65 Wiederum unter fremdem Geleit, diesmal dem Wichmanns von Magdeburg, erschien Heinrich zwischen dem 15. und 30. November 1181 auf dem Hoftag des Kaisers in Erfurt. Diesmal lag der Löwe zu Füßen seines Vetters, der ihn aufhob und ihm den Friedenskuß gab. Dann bekräftigten die Fürsten die Aberkennung der Herzogtümer Sachsen und Bayern, aller Reichslehen und Grafschaften. Burg und Stadt Stade schenkte der Kaiser sogleich dem

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Erzbischof Siegfried von Bremen und gab alle Kirchenlehen Heinrichs der Bremer Kirche zurück. Abgesehen von den für unrechtmäßig gehaltenen Erwerbungen durfte Heinrich seine sächsischen Hausgüter behalten, und der gegen ihn verhängte Achtspruch wurde unter der Bedingung aufgehoben, daß er das Land verlasse.66 Für dieses Exil kam nur das Reich seines Schwiegervaters in Frage, aber über die in Erfurt verhängte Dauer gibt es widersprüchliche Angaben. Von zeitlich unbegrenzter, nur auf Widerruf durch den Kaiser aufzuhebender Verbannung ist die Rede, auch von drei oder sieben Jahren, wobei die sieben schon 1182 auf Bitten Papst Alexanders III., der Könige Philipp II. und Heinrich II. sowie des Grafen Philipp von Flandern auf drei Jahre herabgesetzt worden seien.67 Wir werden später sehen, daß dies nicht auf ungenauen Informationen der Geschichtsschreiber beruht, sondern einen Dissens zwischen dem Kaiser und den Fürsten über Dauer und Folgen der Verbannung andeutet. Wer war der Sieger? Als Heinrich der Löwe in Erfurt zu Füßen des Kaisers lag, habe Friedrich, so erzählt Arnold von Lübeck, ihn nicht nur aufgehoben, sondern auch unter Tränen beklagt, daß ihr Konflikt so lange gedauert habe, daß Heinrich sich seinen Sturz aber selbst zuschreiben müsse.68 Arnold bezweifelt, daß die Tränen des Kaisers echt gewesen seien, denn wenn er wirklich Mitleid mit Heinrich gehabt hätte, wäre Gelegenheit zu dessen Rehabilitierung gewesen. Andererseits aber habe es die eidliche Verpflichtung Friedrichs gegeben, nur im Einverständnis mit allen anderen zu handeln, so daß er jedenfalls im Augenblick (ad presens) nichts habe tun können. Immerhin zeigt Arnolds Bemerkung, daß offensichtlich viele – mit Recht – davon überzeugt waren, Friedrich würde Heinrich im Rang eines Reichsfürsten gelassen haben, wenn die Standesgenossen des Beklagten ihn nicht eben daraus hätten entfernen wollen. Mehrfach hatten sich im Lauf des Verfahrens Kritiker der Fürsten zu Wort gemeldet und sich besonders gegen die Geistlichen unter ihnen gewandt. Wenn, so hieß es, ein solcher Herr weniger Bischof als Heerführer sei, dann bringe er nicht Frieden, sondern die Brandfackel, trüge nicht die Bischofsmütze, sondern den Helm, nicht purpurne, sondern eiserne Schuhe, und mit dem weltlichen Schwert richte er Unheil an, weil er die Wirkung des geistlichen unterschätze.69 In der Tat hatte der Kaiser statt des Doppelherzogs jetzt die stark erweiterte Gebietsherrschaft der Kölner Kirche neben sich und dem ungehinderten Ausbau bischöflicher Landesherrschaften besonders in Sachsen die Tore geöffnet. Die Askanier hatten zwar erreicht, was sie seit den Tagen Albrechts

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des Bären so ausdauernd wie vergeblich erstrebt hatten, aber ihrem sächsischen Herzogtum fehlten jene Gebiete, die Philipp von Heinsberg für die Kölner Kirche gewonnen hatte. Die Teilung und Minderung der großen Herzogtümer Sachsen und Bayern war in Friedrichs Sinne und sollte seiner lehnrechtlichen Konzeption für das Reich bessere Voraussetzungen schaffen, aber dafür mußte der große norddeutsche Herrschaftskomplex zwischen Ostsee und Westfalen, Eider und südlichem Harzvorland zerbrochen werden; dieser löste sich nun rasch weiter auf, weil die Askanier sich gegen ihre geistlichen und weltlichen Konkurrenten im Land nicht als Herzöge behaupten konnten und das nach dem Willen des Kaisers und der anderen Fürsten auch gar nicht sollten. Statt dessen wurden die Bischöfe jetzt auch im Land nördlich der Elbe reichsunmittelbar und begannen ebenso wie die Grafen von Holstein, Ratzeburg und Schwerin mit dem Aufbau eigener Landgebiete. Viele kleine Erben lebten geschäftig vom Nachlaß des großen Herrn, der Deutschland nun verlassen sollte.

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Der Gastgeber und sein Reich Im Frühling des Jahres 1182 schickte König Heinrich II. von England Gesandte unter Führung Wilhelms von Mandeville, Graf von Essex, nach Deutschland, um den Zorn und den Unwillen des Kaisers von Heinrich dem Löwen abzuwenden, wenn das irgendwie möglich wäre (ut si aliquo modo fieri posset, averterent iram et malevolentiam suam ab Henrico duce Saxoniae). Den Boten gelang das zwar nicht, aber Friedrich soll doch jedem aus dem Gefolge des verbannten Herzogs die Rückkehr zu einem selbstgewählten Zeitpunkt erlaubt und der Herzogin Mathilde um ihres Vaters willen angeboten haben, unbehelligt und sicher auf ihrem Witwengut (dos) um Lüneburg zu wohnen oder dort Verwalter einzusetzen, falls sie ihren Gemahl lieber ins Exil begleiten wolle.1 Um solche Initiativen Heinrichs II. richtig zu verstehen, muß man sie vor dem Hintergrund seiner schwierigen Königsherrschaft und der aktuellen Konflikte jener Jahre sehen. Sein Reich war ein junges und heterogenes Gebilde, dem die verbindende Tradition fehlte, ein großer und mächtiger, aber geschichtsloser Herrschaftskomplex ohne historisch-politische Theorie, belastet von sehr alten Gegensätzen und Feindschaften unter den Adligen der großen Regionen.2 Niemals ist für diese höchst unterschiedlichen Länder eine alles übergreifende Reichsbezeichnung entwickelt worden, niemals hat Heinrich II. eine tiefergehende Integration seiner Herrschaftsgebiete angestrebt, die sein Urkundentitel rex Anglorum et dux Normannorum et Aquitanorum et comes Andegavorum additiv aufzählte, geordnet nach seinem Rang als König (England), Herzog (Normandie und Aquitanien) und Graf (Anjou). Nur die Person des Königs hielt diese Gebiete beieinander, und schon nach fünfzig Jahren, 1203/04, sollte die kontinentale Herrschaft des Hauses Plantagenêt zusammenbrechen, als Philipp II. von Frankreich das Anjou und die Touraine, die Normandie und das Poitou eroberte.

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Seit 1154 als König von England, Herzog der Normandie, Graf von Anjou

N

S

KGR. SCHOTTLAND

Erbe Eleonores von Aquitanien (1152)

Nach 1154 erworbene Oberlehnsherrschaften

Edingburgh

Reichsgrenze

Nordsee

IRLAND

York

Dublin

KGR. ENGLAND

Wales

Utrecht

Rh

ein

London

Brügge

RÖMISCHES REICH

Normannische Inseln

Rouen

Sei ne Normandie

Bretagne

Rennes

ire

Lo

Atlantischer Ozean

Reims

Paris

Anjou

Poitou

Poitiers

KGR. FRANKREICH Clermont

Lyon

Aquitanien

Santiago de Compostela

Asturien

KGR. LEÓN

Galicien

Rhône

Bordeaux

León

Ebro

KGR. NAVARRA

Burgos

KGR. PORTUGAL

Duero

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KGR. KASTILIEN

KGR. ARAGON

Avignon

Toulouse

Narbonne

Katalonien

Mittelmeer 0

50

100 150 km

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Das Reich Heinrichs II.

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Im Jahre 1149 hatte Heinrichs Vater, Graf Gottfried Plantagenêt von Anjou, dem damals Sechzehnjährigen das Herzogtum Normandie übergeben, und der Erbe ließ keinen Zweifel daran, daß er den Anspruch seiner Mutter Mathilde, der Tochter König Heinrichs I. von England, auf den englischen Thron für sich selbst weiter verfolgen würde. Im Jahre 1152 heiratete er Eleonore von Aquitanien und erwarb damit dieses Herzogtum, das wie sein eigener Besitz auf dem Kontinent vom französischen König zu Lehen ging. Zwei Jahre nach seiner Krönung zum König von England zu Weihnachten 1154 huldigte Heinrich II. König Ludwig VII. für die Normandie, für Aquitanien, Anjou, Maine und die Touraine. Der Vasall war mächtiger als sein Herr, denn während Ludwig nicht weit über die Île-de-France und und einen Teil des Orléanais hinaus wirken konnte, dehnte sich Heinrichs Reich zwischen der schottischen Grenze und den Pyrenäen.



Statt der Utopie eines integrierten Reichsverbandes nachzujagen, wollte Heinrich II. beiderseits des Kanals unter seiner persönlichen Kontrolle eine gleichsam föderative Staatsordnung errichten, deren politischen und ökonomischen Kern das Königreich England, das Herzogtum Normandie und die Großgrafschaft Anjou bilden sollten, verbunden durch das Lehnrecht und geleitet von einem häufig tagenden Familienrat.3 Deshalb war solidarisches Zusammenwirken der Söhne Heinrich (* 1155), Richard Löwenherz (* 1157), Gottfried (*1158) und Johann (*1167) in seinen Augen die wichtigste Voraussetzung für den Bestand eines Reiches, das als Familienbesitz gemeinsam verwaltet und verteidigt werden mußte. Solche Konzepte hatten sich in der Geschichte von Adelshäusern und königlichen Dynastien allerdings niemals bewährt, und entsprechend sind auch Heinrichs Pläne gescheitert, zumal er sie selbst nicht konsequent genug verfolgt hat und Königin Eleonore sich stets bemühte, ihrem aquitanischen Erbland eine weitgehend distanzierte Sonderstellung gegenüber der Königsherrschaft zu erhalten. Die Urkunden Heinrichs II. zeigen denn auch deutlich, daß im Süden nicht er selbst, sondern die Königin und bald darauf ihr Sohn Richard Löwenherz die faktische Regierungsgewalt innehatten.4 Weitere Belastungen brachten früh aufbrechende Konflikte mit den Söhnen, die Heinrich II. niemals angemessen an der Herrschaft zu beteiligen verstand. Zwar hatte er 1169 im Vertrag von Montmirail bestimmt, daß Heinrich der Jüngere als sein Mitkönig und künftiger Nachfolger England, die Normandie und das Anjou bekommen sollte, Gottfried die Bretagne und Richard als Erbe Eleonores das Herzogtum Aquitanien, aber er ließ ihnen keine Freiheit beim Regieren dieser Gebiete, denn er war überzeugt, daß letztlich nur er selbst die Teile seines Reiches ge-

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gen deren konservatives Streben nach Erhalt rechtlicher und kultureller Besonderheiten der Herrschaft des Hauses Plantagenêt dauerhaft unterwerfen könne. Auf diese Weise trieb er Teile des stets nach Autonomie verlangenden Adels im Anjou, in der Bretagne und im Poitou an die Seite seiner Söhne und mit ihnen in die gemeinsame Opposition. Solche Spannungen nutzten die französischen Könige Ludwig VII. und seit 1180 Philipp II., um die Söhne gegen den Vater auszuspielen, und sie profitierten überdies von der schweren moralischen Belastung Heinrichs II. durch den Becket-Mord, der den König langfristig kompromittierte. Ludwig VII. hatte die Tat sofort mit Abscheu öffentlich verurteilt, und die Vorwürfe sollten nie verstummen, selbst Heinrichs intellektuelle Hofkleriker, die ihrem alten Studienort Paris nostalgische Sympathie entgegenbrachten, litten daran und waren nicht frei von Verständnis für die französische Position.5 Als Lehnsherren für den Kontinentalbesitz Heinrichs II. eröffneten die Könige von Frankreich Heinrich dem Jüngeren, Richard Löwenherz und Gottfried immer wieder die Möglichkeit einer direkten Huldigung für die Normandie, für Aquitanien oder eine der Grafschaften, um auf diese Weise eigene, lehnrechtlich anerkannte Herrschaft in dem betreffenden Gebiet zu erlangen und die Macht ihres Vaters erheblich einzuschränken.6 Zu einer ernsthaften Krise kam es 1173, als Heinrich II. sich weigerte, seinem ältesten Sohn eines der diesem versprochenen Länder – England, die Normandie oder die Grafschaft Anjou – definitiv zu übergeben. Daraufhin tat sich Eleonore mit Heinrich dem Jüngeren, Richard Löwenherz und Gottfried gegen den König zusammen, ermuntert durch Ludwig VII., unterstützt von zahlreichen Adligen auf der Insel und auf dem Kontinent. Die Beteiligung der Königin an dieser offenen Opposition war gravierend, denn Eleonore besaß nicht nur ein außerordentlich großes materielles Vermögen, sondern hatte bislang auch sehr viel mehr politischen Einfluß gehabt als andere hochmittelalterliche Königinnen. Sie verfügte über ein persönlich rekrutiertes Gefolge englischer und normannischer Ritter, stellte auffallend viele Urkunden aus, von denen mehr als hundertfünfzig heute noch bekannt sind, und war eine große Patronin aquitanischer und englischer Klöster und Stifte.7 Als sie in Männerkleidern Paris erreichen wollte, wurde sie erkannt und gefangengesetzt, doch war die Gefahr für den König damit keineswegs gebannt, denn der jüngere Heinrich verteilte Land und Lehen an seine Leute, erhielt großen Zulauf und versprach dem Papst die Aufhebung der Konstitutionen von Clarendon. Die autokratische Herrschaft Heinrichs II. schien am Ende.8

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Im folgenden Krieg behauptete Heinrich sich jedoch und leitete weitreichende Reformen ein, die ihn zwischen 1175 und 1182 auf den Höhepunkt seiner Regierung führen sollten.9 In jedem der größeren Reichsteile stärkte er die regionale Verwaltung, allerdings wiederum ohne Rücksicht auf spezifische Lebensformen und Rechtsgewohnheiten der Länder, die er durch direkte Anweisungen und persönliche Besuche streng unter seiner Aufsicht hielt, wobei sein Einfluß nach Süden zu allerdings deutlich abnahm. Höchste Autorität hatte er traditionell als Herzog der Normandie, und hier betraute er besonders zuverlässige Leute mit dem Amt des Seneschalls, der das Land wie ein Vizekönig regierte. Erster Seneschall der Normandie wurde 1176 Richard von Ilchester, der 1165 auf dem Würzburger Hoftag Friedrich Barbarossas das staufisch-angevinische Bündnis beschworen hatte und seit 1173 Bichof von Winchester war. Auch die Grafschaften Anjou, Maine und die Touraine unterstellte er einem gemeinsamen Seneschall, während er in Aquitanien nicht viel mehr erreichte als die unwillige Anerkennung seiner Lehnshoheit durch mächtige Adlige. Hier sollte ihn sein Sohn Richard vertreten, der sich zwar auf die von Eleonore eingebrachten Eigengüter im Poitou stützen, aber wenig Regierungsgewalt im Namen seines Vaters ausüben konnte,10 denn Aquitanien war als einstiges karolingisches Unterkönigtum von einem jahrhundertelang gewachsenen und nach wie vor vitalen Sinn für seine Autonomie geprägt. Es gab dort starke Bindungen an die Mittelmeerwelt, besonders an die Iberische Halbinsel, und einen unübersehbaren sprachlichen und kulturellen Abstand zu den Ländern nördlich der Loire. Eine der anglonormannischen vergleichbare anglo-aquitanische Aristokratie hat sich niemals gebildet; anders als die normannischen haben aquitanische Kirchen keinen Besitz in England erworben, und zur Sicherung ihrer Unabhängigkeit hielten sich die aquitanischen Großen gern an den König von Frankreich. Immer wieder mußte Heinrich II. im Süden militärisch eingreifen, und hartnäckig hielt sich in der anglonormannischen Historiographie dasdurchdenChronistenRobertvon Torigny eingeführte Schlagwort von den poitevinischen Verrätern.11 Richard Löwenherz hat sie zwar seit 1176 mehrfach besiegt, wurde aber niemals so weit mit ihnen fertig, daß Aquitanien als befriedet gelten konnte, denn keiner der Großen des Landes sah sich veranlaßt, Richards Herrschaft anzuerkennen, die an anglonormannischen Verwaltungsformen orientiert war und deshalb als brutal empfunden wurde. In dieser gemeinsamen Haltung wurden die Herren des Südens durch politische Dichtungen bestärkt, die ihnen in ihrer Muttersprache immer wieder den

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Widerstand als gemeinsame Pflicht einschärften. Literarische Repräsentanten und Sprecher des Niederadels wie Bertran de Born integrierten mit ihren Liedern die vielen kleinen Burgherren des Landes zu einer kritischen Masse, die der herzoglichen Regierung um so gefährlicher wurde, als die meisten von ihnen auf Einkünfte aus ritterlichen Kriegsdiensten angewiesen waren und deshalb an dauerhaftem Frieden nicht interessiert sein konnten. Politische Lyrik lieferte ihnen die höhere Legitimation für ihr tägliches Gewerbe.12 Unter diesen Bedingungen hielt am Ende nur die häufige Anwesenheit des Königs in den Reichsteilen das Ganze zusammen, alles hing von Heinrich II. ab, von seiner schier unglaublichen Aktivität, Energie, Mobilität und körperlichen Leistungsfähigkeit. Allmählich gewann er dadurch eine legendäre Autorität, und er brauchte diesen Mythos, weil ständige Ortsverlagerung auch ständige Abwesenheit mit sich brachte: Niemals war der König den Großen und der Bevölkerung seines Reiches wirklich und beständig nahe, niemals kamen die untergründig auseinanderstrebenden Kräfte zur Ruhe. Dennoch gelang Heinrich mit der Zeit die Durchsetzung königlich garantierter Rechtsnormen und sichere Aufsicht über eine wirksame Finanzverwaltung, auch die Schwächung des regionalen Adels durch Brechen oder Konfiskation seiner Burgen.13 Deshalb sind Reisegeschwindigkeit des Königs und gute Verkehrswege zu einem äußerst wichtigen, von späteren Betrachtern gleichwohl häufig unterschätzten Strukturmerkmal dieser nicht nur geographisch disparaten Monarchie geworden. Eine besondere Herausforderung waren die ständig notwendigen Kanalpassagen zur Sicherung des alltäglichen Regierens und Verwaltens durch den König selbst oder seine Beauftragten, besonders aber zur Kommunikation in Krisensituationen, zur Lösung von Konflikten oder ihrer militärischen Unterdrückung. Hierbei und auch für den regelmäßigen Güterverkehr mußten logistische Schwierigkeiten bei der Bereitstellung von Schiffsraum, Personal und Ausrüstung überwunden werden; es war mit widrigen Winden und rauher See zu rechnen, nicht zuletzt auch die dauerhafte Aufsicht über beide Kanalküsten zu gewährleisten. Dies alles ist so brillant gelöst worden, daß die vom außergewöhnlich schwierigen Itinerar geprägten Techniken zur Organisation der Königsherrschaft auf der Insel und auf dem Kontinent zu gestaltenden Faktoren der englischen Staatsverwaltung geworden sind. Die meisten der für Kanalüberquerungen eingesetzten Schiffe wurden sowohl durch Ruder als auch durch Windkraft bewegt, wobei der Standard-

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typ über einen Mast mit einem Segel verfügte; der Rumpf war in Klinkertechnik aus besonders dünnen, zusammengenieteten Planken gebaut, lief an Bug und Heck spitz zu und hatte einen abgerundeten Kiel. Neben jeder Ruderbank waren Dollen oder Ruderlöcher angebracht; vom umklappbaren Mast liefen Taue zum Vordersteven, zum Heck und zu den Dollborden, um das Kreuzen gegen den Wind zu erleichtern. Gewöhnlich bediente jeweils ein Mann ein Ruder, während der Steuermann einen besonderen Sitzplatz an Steuerbord hatte. Größere Schiffe waren, wie schon die Funde von Oseberg aus dem 9. und Gokstad vom Anfang des 10. Jahrhunderts zeigen, etwa zweiundzwanzig Meter lang, fünf Meter breit und anderthalb bis zwei Meter hoch, hatten dreißig Ruderbänke und führten im Schlepp kleinere Beiboote zur Rettung oder zum Transfer von Waren und Passagieren mit. Nur wenige Schiffe verfügten über ein festes Deck, doch zog man zur Befestigung von Lasten und zur besseren Raumnutzung oftmals Planken ein. Kabinen oder ähnliche Aufbauten sind vor dem 13. Jahrhundert nicht belegt, doch gab es Zeltdächer, um Passagiere oder Ladegut zu schützen, und Boxen für Pferde. Schiffe für Waren-, Nachschub- oder Pferdetransporte, für Baumaterial wie Stein oder Holz, waren breiter und wurden nicht gerudert, sondern fuhren langsam unter Segel. Niemals waren sie im regelmäßigen Linienverkehr über den Kanal eingesetzt. Für den Gebrauch des Königs und seiner engsten Umgebung gab es ein besonderes Schiff, das im Sprachgebrauch der Pipe Rolls esnecca genannt wurde; dieses lateinische Wort ist vom altnordischen snekkja abgeleitet, das sich mit den Wikingerzügen auch in die romanischen Sprachen verbreitet hat und den Typ des langen, schlanken, auf hohe Geschwindigkeit ausgelegten skandinavischen Kriegsschiffs mit etwa dreißig Ruderpaaren bezeichnet.14 Heinrichs II. esnecca hatte gut sechzig Mann Besatzung und stand unter der Aufsicht eines nauclerus, der für Reparaturen, die Entlohnung der Besatzung und die dauernde Einsatzfähigkeit des Schiffs verantwortlich war. Er hatte eine angesehene Vertrauensstellung und bekam deshalb täglich zwölf Pence, während dem Steuermann der esnecca vier und einem Soldritter acht Pence gezahlt wurden. Jede Kanalpassage der esnecca wurde vom Exchequer notiert und schlug seit 1163 regelmäßig mit 7.10 £ zu Buche. Wahrscheinlich hatte Heinrich II. nur ein Schiff dieses Typs, denn das Wort begegnet niemals im Plural, und im Rechnungsjahr 1177/78 mußten andere Schiffe eingesetzt werden, weil die esnecca nicht verfügbar war (propter absentiam esneccae). Zur Orientierung bei Kanalpassagen benutzte man die Nachtsprung-

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Navigation, die schon Caesar bei seinen Britannienfahrten angewandt hatte. Auf häufig befahrenen Routen wie der Strecke von Portsmouth nach Barfleur hätten tagsüber auch bei klarer Sicht zwanzig Kilometer ohne Küstenkennung überwunden werden müssen, so daß die hinter dem Horizont nicht sichtbare Gegenküste ohne Magnetkompaß zielgenau nur in sternklaren Nächten erreicht werden konnte, wenn der Steuermann die stella maris sehen konnte, den Polarstern. Die Fahrt dauerte keine ganze Nacht, brachte aber für die Besatzung der esnecca immer eine doppelte Kanalüberquerung mit sich, weil das Schiff sogleich an seinen ständigen Liegeplatz in Southampton zurückgebracht werden mußte. Wollte der König oder ein Mitglied seiner Familie von der Normandie nach England übersetzen, kam die esnecca, um sie abzuholen, und wurde dabei in der Regel von mehreren anderen Schiffen eskortiert.15 Stürmische Winde über dem Kanal, eine aufgewühlte See und dichte Wolken hinderten Heinrich II. im Winter 1181/82 an der Überfahrt in die Normandie. Zur Erhaltung des Friedens an der Nordostgrenze seiner Herrschaft hätte er dringend dort sein müssen, denn Graf Philipp von Flandern fürchtete den Einfluß des englischen Königs auf Philipp II. und hatte deshalb im Bund mit dem Haus Blois-Champagne einen Krieg begonnen, in dem Heinrichs Söhne an der Seite des Königs von Frankreich kämpften. Heinrich II. wollte persönlich eingreifen, aber monatelang saß er in Südengland auf Landgütern des Bischofs von Winchester fest. Weil die Kanalpassage um diese Jahreszeit sehr gefährlich war, hatte der damals kurz vor seinem neunundvierzigsten Geburtstag stehende König am 22. Februar sein persönliches Testament gemacht und mehreren Kirchen Legate aus seinem eigenen Vermögen zugeteilt, die im Todesfall als Seelgerätstiftungen wirksam werden sollten. Erst am 3. März 1182 konnte er schließlich von Portsmouth nach Barfleur übersetzen, und im April vermittelte er einen Frieden zwischen den streitenden Parteien.16 Ein zweiter Krisenherd hatte sich in Aquitanien gebildet. Dort war Richard Löwenherz im Jahr zuvor am offenen Widerstand des Adels mit dem Versuch gescheitert, das Erbe des Grafen Wilhelm IV. von Angoulême einzuziehen. Jetzt griff der König in die noch immer anhaltenden Kämpfe ein und brach an der Seite Richards mehrere Burgen, als Ende Juni Heinrich der Jüngere in der Bischofsstadt Limoges erschien. Er wurde begeistert empfangen, denn jedermann kannte ihn als erbitterten Rivalen seines Bruders Richard Löwenherz. Weder dessen aquitanische Gegner noch Philipp II. sollten sich

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Zwischen 1957 und 1959 wurden aus dem Fjord von Roskilde südwestlich von Kopenhagen fünf Schiffe aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts geborgen, konserviert und in den Jahren 1982 bis 2004 maßstabsgerecht nachgebaut, um Konstruktion und Seetüchtigkeit zu prüfen. Die relationsgetreuen Zeichnungen zeigen eines der beiden 30 Meter langen, hochseetüchtigen Kriegsschiffe für 60 Mann Besatzung; das kleinere, 17 Meter lange Kriegsschiff für 26 Mann Besatzung; das 16 Meter lange Transportschiff mit 20 bis 25 Tonnen Ladekapazität und das 11 Meter lange Schiff mit 6 bis 7 Ruderbänken (Crumlin-Pedersen 2005). Die esnecca Heinrichs II. entsprach dem größeren Kriegsschiffstyp.

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in der Erwartung täuschen, einen Verbündeten gefunden zu haben, und der französische König schickte ihm sogleich Hilfstruppen für den bevorstehenden Krieg.17

Normandie Während der aquitanische Krieg Heinrichs II. seinem Höhepunkt entgegenging, Ende Juli 1182, verließ Heinrich der Löwe Braunschweig und reiste in die Normandie ab, begleitet von der Herzogin Mathilde, der zehnjährigen Tochter Richenza – die in England alsbald ihren dort ungewöhnlichen Namen verlor und Mathilde genannt wurde –, den wohl neun- und fünfjährigen Söhnen Heinrich und Otto, seinem Truchseß Jordan von Blankenburg sowie einem weiteren Gefolge von Edelfreien und Ministerialen, deren Namen wir im einzelnen nicht kennen. Den sieben oder acht Jahre alten Sohn Lothar ließ der gestürzte Herzog in Deutschland zurück, wahrscheinlich schon damals als Geisel des Kaisers. Im Sommer 1190 hielt Heinrich VI. den jungen Mann für die Zeit seines geplanten Italienzuges in Augsburg fest, und Lothar starb dort am 15. Oktober desselben Jahres.18 Der Abreisetermin für den Herzog, das Fest des heiligen Jakobus am 25. Juli, war auf dem Erfurter Hoftag des Kaisers im November 1181 von den Fürsten beschlossen worden. Diese Tageswahl läßt darauf schließen, daß die weltliche Strafe mit einer geistlichen verbunden und Heinrich zu einer Bußwallfahrt an das Grab des Heiligen in Santiago de Compostela gezwungen werden sollte,19 das neben Jerusalem und Rom bis heute zu den bedeutendsten Pilgerzentren der Christenheit gehört. Trotz hoher Kosten und gefährlicher Wege wurde es von vielen Menschen aus den unterschiedlichsten Motiven aufgesucht, nicht selten auch unfreiwillig zur Sühne von Verbrechen,20 was ebenfalls für einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Hoftagsbeschluß und Heinrichs des Löwen bald darauf angetretener Pilgerreise spricht. Sobald die Herzogsfamilie in der Normandie angekommen war, verabredete Heinrich II. ein Treffen auf der Burg Chinon, etwa achtzig Kilometer nördlich von Poitiers am rechten Ufer der Vienne. Um die Verwandten zu begrüßen, mußte der König den Kriegsschauplatz im Poitou verlassen, und Heinrich der Löwe stand jetzt zum ersten Mal seit vierzehn Jahren wieder seinem gleichaltrigen Schwiegervater gegenüber, diesem energischen und von seinen Herrscherpflichten selbstbewußt durchdrungenen Mann, der Ziele

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50

100

150 km

Das Exil Heinrichs des Löwen

ohne großartige Visionen zäh und pragmatisch verfolgte, gewinnend liebenswürdig und voll sprudelnder Ausgelassenheit sein konnte, den man aber wegen seines furor solitus, der allzu häufigen Jähzornsausbrüche, auch fürchtete. Einer dieser emotionalen »angevinischen Wutanfälle« war als Aufforderung zur Ermordung Thomas Beckets mißverstanden worden und hatte den König danach für mehrere Tage in tiefe Depression gestürzt, doch nicht sel-

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ten setzte er seinen Zorn auch kalt und planmäßig als Mittel der Herrschaft ein. Hohe analytische Begabung ließ ihn Konstellationen und Situationen schneller als andere durchschauen und bewerten, so daß sein bester moderner Biograph ihn mit dem listenreichen Odysseus verglichen hat.21 Jetzt stellte Heinrich II. seinen Schwiegersohn, dem die königlichen Schatzabrechnungen und die anglonormannischen Historiographen während der gesamten Exilzeit seinen Titel als Herzog von Sachsen respektvoll zugebilligt haben, sogleich seinem Hof vor und zog ihn in dessen alltägliche Geschäfte. Eben verhandelte der Bischof von Saint-Malo in Gegenwart Heinrichs II. einen Vergleich mit dem Abt von Marmoutier über Besitzrechte an einem Priorat und stellte darüber am 23. September in Chinon eine Urkunde aus, deren Zeugenreihe Henricus dux Saxonie anführt, vor den Archidiakonen von Rochester und Avranches, dem Bruder des Königs von Schottland, dem Seneschall des Anjou und anderen geistlichen und weltlichen Großen. Arnold von Lübeck hatte deshalb gewiß nicht Unrecht mit seiner Nachricht, daß Heinrichs Empfang durch den englischen König äußerst ehrenvoll und eines großen Fürsten würdig gewesen sei; aber der welfentreue Historiograph hat von den wahren Verhältnissen wenig gewußt und die Phrase zum Lob seines Helden formuliert, denn Heinrich II. setzte durchaus unterscheidende Akzente, benutzte als Schutzherr eines Verbannten den gestürzten, einst übermächtigen und gefährlichen Löwen als erlesenes, prestigeträchtiges Objekt im eigenen Gefolge, verwob ihn und seine Familie in die Netzwerke des Hauses Plantagenêt. Für das Diplom, mit dem er den Vertrag zwischen Bischof und Abt bestätigte, zog er ihn jedoch nicht heran.22 Nicht nur für diese ersten Tage, sondern für den ganzen Aufenthalt der Herzogsfamilie im Reich des Vaters und Schwiegervaters muß eine Fülle pragmatischer Absprachen, kluges protokollarisches Planen und ein hohes Maß an Taktgefühl auf beiden Seiten vorausgesetzt werden. Wenn Heinrich der Löwe bald nach der Begegnung von Chinon den größten Teil seines Gefolges entließ und den Leuten die Rückkehr nach Sachsen erlaubte, Heinrich II. sie reich beschenkte und ebenfalls heimschickte, so war das gewiß nicht nur ein Gnadenerweis, für den die Lizenz des Kaisers vorlag, sondern in erster Linie eine Frage des Unterhalts, über dessen Kosten man sich verständigt haben muß.23 Friedrich Barbarossa hatte seinem Vetter zwar erlaubt, für die Aufwendungen des Exils die Einkünfte aus den ihm verbliebenen Eigengütern zu verwenden,24 und der Transfer entsprechender Summen wäre über Köln leicht möglich gewesen, wir wissen jedoch nicht, ob und wieviel sächsi-

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sches Geld in die Kasse Heinrichs II. geflossen ist. Englische Autoren berichten nicht ohne Unmut, daß der Löwe zumindest das erste Jahr, wahrscheinlich aber die ganze Zeit ad expensas regis, auf Kosten Heinrichs II., im Exil gelebt und täglich fünfzig Pfund der Münze von Anjou verbraucht hätte.25 Inwieweit das von Kenntnis der Tatsachen oder eher vom Topos »armer Flüchtling/nobler Gastgeber« geprägt war, ist nicht leicht zu beurteilen. Aus den Angaben der Pipe Rolls geht jedenfalls hervor, daß der Schwiegervater immer wieder Aufenthaltskosten für Heinrich den Löwen und seine Familie getragen hat, um ihnen einen Lebensstil zu bieten, der ihrer und nicht zuletzt natürlich auch seiner eigenen Reputation, Würde und Ehre entsprach. Deshalb hat der Herzog auch im Exil einen eigenen Hof mit Hofämtern und eine eigene, ebenfalls vom König bezahlte Leibgarde gehabt, denn 1184 verbuchte der normannische Exchequer Unterhaltskosten für den Sohn des Marschalls und für einen Armbrustschützen Heinrichs des Löwen mit Namen Ernald.26 Auch die Herzogin gebot über ein persönliches ritterliches Gefolge, dem vielleicht auch Sachsen angehört haben; einem miles ducisse Saxonie namens Hermann wurde im Rechnungsjahr 1184/85 Geld ausgezahlt, und schon 1182/83 hatten zwei der Dienstleute Mathildes im Auftrag des Königs mehrmals Geld für ihren Unterhalt und den Einkauf von Textilien bekommen; ein weiterer Dienstmann (homo ducisse Saxonie) namens Waleran nahm 1183/84 zweimal Geld an.27 Jordan von Blankenburg ist sogar mit Landbesitz ausgestattet worden, denn außer einem Geldgeschenk erhielt er Güter in Sussex und dafür achtzehn Ochsen, vier Pferde, zweihundertfünfzig Schafe, sechs Mutterschweine und zwei Eber, Tiere im Wert von 7.14.4 £.28 Noch im Herbst 1182 hat Heinrich der Löwe seine Wallfahrt nach Santiago angetreten,29 von der wir leider keinerlei Einzelheiten kennen, weder seine Begleitung noch die Art der eingeschlagenen Route – Land- oder Seeweg? – oder Begegnungen am Zielort im nordwestspanischen Königreich León. Mathilde blieb währenddessen in der Normandie und soll in Argentan angeblich einen Sohn geboren haben, doch hat man von diesem Kind später nie etwas gehört, so daß wir mit seinem frühen Tod oder einem Irrtum des Berichterstatters rechnen müssen.30 In Argentan vermittelte ihr Bruder Richard Löwenherz Mathilde die Begegnung mit Bertran de Born, den man auf Grund seiner jüngsten aquitanischen Umtriebe am allerwenigsten in der Umgebung Heinrichs II. vermuten würde, denn er war nicht in erster Linie Dichter, kein Troubadour, wie er gleichwohl immer wieder genannt wird, sondern Herr der Burg Hautefort im Périgord und militanter Vertreter der

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niederadligen Opposition gegen die Herrschaft der Plantagenêt. Soeben hatte er Heinrich den Jüngeren als Bündnispartner dieser mindermächtigen Herren gewinnen wollen, und Dante sollte dem gefährlichen Mann später in der Hölle begegnen, wo Bertran sich vorstellte, seinen abgetrennten Kopf in den Händen: »Ich bin Bertran de Born und habe/Dem jungen König schlechten Rat gegeben./Ich schuf die Feindschaft zwischen Sohn und Vater« (Io son Bertram dal Bornio quelli / Che diedi al re giovane i mai conforti. / Io feci il padre e il figlio in sè ribelli).31 Jetzt kam er im Gefolge Richards, der Bertrans Burg belagert, ihn zur Übergabe gezwungen und dann mit sich geführt hatte, um den Aufrührer von seinem südlichen Aktionsfeld fernzuhalten. In Argentan richtete Bertran ein kunstvolles, formal sehr kompliziertes Gedicht an Mathilde und redete sie als Helena an, deren Schönheit ebenso zu preisen sei wie ihr hoher gesellschaftlicher Stand. Eine solche Anspielung auf die trojanische Helena wurde am Hof Heinrichs II. sogleich und ohne weiteres verstanden, denn man kannte dort den Troja-Roman des Benoît de Sainte-Maure; sein Verfasser hatte darin um 1165 eine Königin gerühmt, die nur Eleonore gewesen sein kann. Ihr literarisches Patronat ist zwar bis in die jüngste Zeit weit überschätzt worden, und sie war seit der Rebellion von 1173 vom Hof verbannt, aber die intellektuellen Spuren ihres Wirkens hatten sich zweifellos erhalten, ganz abgesehen vom persönlichen Bildungsniveau Heinrichs II. und seiner Umgebung.32 In seiner Kanzone Ges de disnar33 wandte sich Bertran direkt an Mathilde, die er »Frau Helena« (na Lana) nannte und deren Wohlwollen er ebenso gern gehabt hätte wie das des Herrn des Poitou (lo senher de Peitau), also Richards Löwenherz; aus königlichem Geschlecht sei sie, um deretwillen er sogar seine Heimat verlassen würde, eine Frau »von solchem Rang, daß es für die römische Krone ehrenvoll sein wird, wenn Euer Haupt sich in sie einschließt« (Vostra valors, n’es plus au:/Qu’onrada n’er la corona romana,/Si’l vostre chaps s’i enclau), und er verstärkte diesen hohen Ton noch durch die Bemerkung, daß sein Herr ihn dicht neben Mathilde auf ein kaiserliches Kissen gesetzt habe (E mos senher m’ac pres de lieis assis/Sobr’ un feutre emperiau). Mild, freundlich, höfisch und angenehm (doussa, umana, cortes, suau) habe sie zu ihm gesprochen, und der Anblick ihres schlanken Körpers im passenden Kleid habe ihn mit größter Freude erfüllt. Das Reden von der römischen Krone und dem kaiserlichen Kissen ist an diesem Ort, in dieser Gesellschaft und in der besonderen Situation weit mehr als bloßes Lob einer Königstochter und erst recht keine poetische Metapher;

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es spiegelt vielmehr Auffassungen des Plantagenêt-Hofes vom königlichen Rang und Anspruch Heinrichs des Löwen, den Heinrich II. schon um seiner eigenen Reputation willen anerkannte, denn er hatte Mathildes Schwestern mit Königen verheiratet: Eleonore 1176 mit Alfons VIII. von Kastilien, Johanna 1177 mit Wilhelm II. von Sizilien. Natürlich kannte und würdigte man auch die kaiserliche Abkunft des Löwen über dessen Mutter Gertrud, wie sie der Geschichtsschreiber Robert von Torigny ausdrücklich hervorgehoben hatte,34 und nicht zuletzt erinnert die Wendung von der römischen Krone um die Stirn Mathildes an das Wort von der Krone des Reiches auf dem Haupt des Herzogs, das Jordan von Blankenburg in Chiavenna gesprochen haben soll. Jordan könnte in Argentan erfreut zugehört haben, als Bertran sein Lied vortrug. In einem anderen Gedicht, Chazutz sui de mal en pena, beklagte Bertran die Langeweile am Hof Heinrichs II., diesem »Käfig für Barone« mit seiner ernsthaft-trübseligen Stimmung, die für ihn nur dank der »Sächsin« (la Saissa), »einer heiteren, sanften Helena« (una gaia, lisa Lena), halbwegs erträglich gewesen sei. Dann wurde er deutlich: »Der frohe junge schöne liebevolle Leib betrügt an Schönheit nicht und ist kein Traumgebild. Und schöner wird er, wenn man sie entgürtet. Und wie man mehr an Kleidung von ihr nähme, so hätte man noch immer mehr der Lust danach, denn ihre Brust läßt Nacht wie Tag erscheinen, und könnte man noch tiefer schau’n, so würd’ die ganze Welt von ihr erleuchtet.«35 Dieser Zungenschlag ist mit der Einheit von amor und cortezia, von Liebe und höfischem Verhalten, das die provenzalische Minnelehre durchweg fordert,36 schlechthin unvereinbar. Es ist schwer vorstellbar, daß ein solches Lied mit seinen platten sexuellen Wunschvorstellungen von Bertran de Born, einem besseren Gefangenen der Plantagenêt, auf deren Tochter und Schwester gesungen worden sein soll, eine im europäischen Hochadel verheiratete Frau, und wenn es doch so gewesen sein sollte, dann darf man einen Vortrag in Gegenwart von Angehörigen der Königsfamilie getrost ausschließen. Die ihrer erotischen Attraktivität wegen besungene Saissa war aber sicher nicht Mathilde, sondern – trotz des in beiden Kanzonen verwendeten Helena-Motivs – allenfalls eine Dame aus ihrem sächsischen Gefolge. Spätestens im Dezember 1182 ist Heinrich der Löwe aus Santiago zurückgekommen, denn zu Weihnachten nahm er in Caen mit großem Gefolge (familia multa) am Hoftag Heinrichs II. teil, der prächtigsten curia regis, die jemals in der Normandie gehalten worden ist. Allen normannischen Großen waren für diesen Termin eigene Hoftage verboten worden, um ihre persön-

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liche Anwesenheit sicherzustellen, und offenbar ist Heinrich der Löwe auch dort besonders geehrt worden, denn ein damals ausgestelltes Diplom Heinrichs II. sagt, daß der König seinen Weihnachtshoftag in Caen zusammen mit dem Herzog von Sachsen gehalten habe (tenuit rex curiam suam ibidem ad Natale cum duce Saxonie).37 Auch die Königssöhne Heinrich, Richard und Gottfried waren gekommen, die Erzbischöfe von Canterbury und von Dublin, dazu viele Bischöfe, Grafen und Barone, weil der König auf dieser Versammlung den langen Streit um die Beteiligung Heinrichs des Jüngeren an der Regierung beilegen wollte. Das war nicht leicht. Während seine Brüder Richard und Gottfried Kriege zur Durchsetzung ihrer Herrschaft und der des Hauses Plantagenêt führten, hatte Heinrich zwischen 1176 und 1180 vier ganze Jahre mit Turnierbesuchen in Flandern und Nordfrankreich verbracht – oder vertan –, was sein Prestige in der ritterlichen Gesellschaft Westeuropas erhöht, das negative Urteil des Vaters und vieler anderer über seine Kompetenz als künftiger König aber weiter befestigt hatte. Die Verhandlungen zogen sich bis zum Neujahrstag 1183 hin und scheiterten schließlich an der Weigerung Richards, seinem älteren Bruder für Aquitanien zu huldigen, weil er dieses Land von seiner Mutter Eleonore erhalten hätte. In Aquitanien war Richard aufgewachsen, hier war er 1172 feierlich als Graf des Poitou eingeführt worden, den Herzogstitel aber hatte sein Vater stets sich selbst vorbehalten. Nun verließ Richard den Hof und kehrte ins Poitou zurück, alsbald verfolgt von seinen Brüdern, die im Bund mit den unruhigen Burgherren einen neuen Krieg begannen. Wahrscheinlich sind diese nun alles beherrschenden Auseinandersetzungen Heinrichs II. mit seinen Söhnen der Grund für das folgende Schweigen aller Quellen über Heinrich den Löwen und seine Familie in diesem Jahr, denn auch nach dem Tod Heinrichs des Jüngeren, der am 11. April 1183 an einer ruhrartigen Infektion starb, gab es keinen Frieden. Im September wollte Heinrich II. die aktuelle dynastische Lage so ordnen, daß Johann dem neuen Thronfolger Richard Löwenherz huldigen und dafür Aquitanien bekommen sollte, aber Richard lehnte es ab, das Land herauszugeben. Als der König daraufhin die Frage seiner eigenen Nachfolge ausdrücklich offen ließ und keine Vorbereitungen für Richards Krönung zum Mitkönig traf, konzentrierte dieser sich ganz auf Aquitanien und suchte die Nähe Philipps II.38 Heinrich der Löwe ist mit seiner Familie wahrscheinlich das ganze Jahr über in der Normandie geblieben, denn noch für 1184 verbuchte der normannische Exchequer Auslagen für Wein, den Mathilde in Argentan verbraucht hatte.39

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England Im Herbst 1183 erkannte Heinrich II. Richards Anspruch auf Aquitanien endlich an und verpflichtete sich Ende Mai 1184 auch den französischen König durch die Vermittlung eines Abkommens mit dem Grafen von Flandern, das Philipp II. für ein Jahr Waffenruhe an der Nordgrenze seines Reiches sicherte. Damit schien die Lage auf dem Kontinent mittelfristig so konsolidiert, daß Heinrich nach England gehen konnte. Er nahm dafür die kurze Route von Wissant nach Dover und schickte die esnecca sofort für den Transport seiner Tochter zurück; zwei Tage später, am 12. Juni, verließ auch Mathilde die Normandie und setzte bei rauher See ebenfalls nach Dover über.40 Von dort ging sie nach London und hielt sich einige Wochen lang in der Stadt auf, mit Jordan von Blankenburg und ihrem schon erwähnten persönlichen Vasallen Waleran im Gefolge.41 Heinrich der Löwe war dagegen auf dem Kontinent zurückgeblieben, und der normannische Exchequer zahlte in conredio ducis Sauxonie ... quando ivit in Sauxoniam, »für Reisegeld des Herzogs von Sachsen, als er nach Sachsen ging«, der englische dagegen für seinen Unterhalt cum esset in transmarinis, als er jenseits des Meeres war.42 Heinrichs Reise ging freilich nicht nach Sachsen, sondern nach Mainz zu dem großen Hoffest, das der Kaiser für Pfingsten 1184 anberaumt und mit der Schwertleite seiner Söhne Heinrich und Friedrich, durch Turniere und die Erhebung des Grafen Balduin V. von Hennegau zum Reichsfürsten als repräsentative Selbstdarstellung der ritterlich-höfischen Gesellschaft angelegt hatte. Heinrich erschien dort unter dem Geleit des Erzbischofs Konrad von Mainz, soll aber vor den Augen des Kaisers keine Gnade gefunden haben.43 Es ist jedoch keineswegs sicher, daß der Löwe um einer solchen Gnade willen nach Mainz gekommen war, daß er um die Erlaubnis zur Rückkehr bitten oder gar über eine zumindest teilweise Restitution von Herrschaft und Besitz hätte verhandeln wollen. Ein solcher Auftritt ohne Ladung zum Hoftag wäre in der Tat ein Verstoß gegen das Urteil des Kaisers und der Fürsten gewesen, hätte für den Verbannten und Geächteten ein so hohes Risiko bedeutet, daß er gewiß nicht aus eigenem Antrieb erschienen war, sondern im Auftrag Heinrichs II., der Vermittlerdienste brauchte. Die ungelösten Konflikte mit seinen Söhnen und die Annäherung Richards Löwenherz an den König von Frankreich legten Heinrich II. nahe, sich um den Kaiser als Bündnispartner zu bemühen, und offensichtlich sollte Heinrich der Löwe die Aussichten für eine neue staufisch-angevinische Allianz er-

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kunden. Wahrscheinlich sind damals Verhandlungen ins Auge gefaßt worden, die Erzbischof Philipp von Köln dann im September 1184 für den Kaiser in London geführt hat.44 Die Ankunft der Herzogin Mathilde in England im Juni 1184 gab offenbar den Anstoß für einen Gunsterweis Heinrichs II. an die Adresse der nach wie vor vom Hof ferngehaltenen Königin, denn als Mathilde Ende Juli nach Winchester kam, traf sie dort ihre Mutter Eleonore, die schon im Herbst 1183 aus ihrem Verbannungsort Old Sarum in der Diözese Salisbury entlassen worden war. Der König hatte diesen Landsitz 1173 mit umfangreichen Bauund Renovierungsarbeiten für sie vorbereitet und ihr regelmäßig erhebliche Einkünfte überwiesen, andererseits aber seine Sühnestiftung für den BecketMord, das Augustinerchorherrenstift Waltham in Essex, freigebig und ohne Bedenken mit Gütern Eleonores bedacht. In Winchester wurde, wohl im August, Mathildes vierter Sohn Wilhelm geboren, der zum Stammvater aller späteren Welfen werden sollte und den die Engländer Willelmus Wintoniensis nannten, Wilhelm von Winchester, oder kurzweg »Wilhelm der Engländer«, Willelmus Anglicus. Die Burg von Winchester hatte Heinrich II. ebenso wie Windsor und Westminster mit allerlei Komfort für Wohnzwecke umbauen lassen, wobei Westminster der bei weitem wichtigste Palastbau Englands und Sitz des Exchequer wurde, ein ausgedehnter Baukomplex mit zwei großen Hallen, Räumen für den König und die Königin sowie einem befestigten Schiffslandeplatz am Ufer der Themse. Mit den laufenden Reparaturen und der Aufsicht über sämtliche Bauarbeiten war ein ständig in Westminster residierender Techniker beschäftigt. Teile des königlichen Schatzes wurden dort aufbewahrt, das meiste aber lag in Winchester.45 Bereits am 25. Juli, wiederum am Jakobstag, war Heinrich der Löwe von seiner Mainzer Mission zurückgekommen und hatte zum ersten Mal englischen Boden betreten. Er landete in Dover, besuchte in Canterbury das Grab des heiligen Thomas Becket, den er schon in Braunschweig verehrt hatte, und gingdannüber London zu seiner Familie nach Winchester, von wo ihn der König sofort mit auf einen Hoftag nahm, den er wegen der Wahl des neuen Erzbischofs von Canterbury nach Reading einberufen hatte.46 Dort, etwa sechzig Kilometer westlich von London, hatte König Heinrich I. im Jahre 1121 an der Stelle einer nach 1066 aufgehobenen angelsächsischen Abtei ein Benediktinerkloster gegründet, dem Heinrich der Löwe eine Kreuzreliquie schenkte. Damit führte er sich an prominenter Stelle in die englische Sakrallandschaft und in die königsnahe Stiftergesellschaft ein, denn das Kloster war königliche

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Nekropole, Bestattungsort Heinrichs I., seiner zweiten Gemahlin Adela von Löwen und des 1120 ums Leben gekommenen Thronfolgers Wilhelm. Seit 1155 verwahrten die Mönche von Reading eine Handreliquie des heiligen Jakobus, die Heinrichs I. Tochter Mathilde, Witwe Kaiser Heinrichs V., vor ihrer Rückkehr nach England im Jahre 1125 dem Reliquienschatz der deutschen Hofkapelle entnommen und in ihre Heimat mitgebracht hatte. Friedrich Barbarossa forderte das wertvolle Stück 1157 zurück, aber Heinrich II., der im Jahr zuvor seinen früh verstorbenen Sohn Wilhelm in Reading bestattet hatte, gab die Jakobshand nicht heraus, weil sie mittlerweile große Pilgerscharen anzog: Wer immer von England aus eine Jakobuswallfahrt machen wollte oder mußte, konnte sich künftig den kostspieligen, mühsamen und gefährlichen Weg nach Santiago sparen und den Heiligen ebensogut auf der heimischen Insel verehren.47 Dieses königsnahe Kloster zeichnete Heinrich der Löwe durch seine Gabe aus, deren Wert um so höher eingeschätzt werden muß, als die Reliquienverehrung in England gerade um diese Zeit ihren Gipfelpunkt erreichte. Nichts machte eine Kirche für die Laienfrömmigkeit attraktiver als ein großer Reliquienschatz, kaum eine Stiftung war populärer und für das Ansehen des Stifters förderlicher als eine wertvolle Gabe dieser Art. Die in Reading anstehende Erzbischofswahl für Canterbury mußte verschoben werden, denn in der ersten Septemberhälfte 1184, noch vor dem Abschluß der schwierigen Hoftagsberatungen, kam Erzbischof Philipp von Köln in Begleitung des Grafen Philipp von Flandern nach England, vorgeblich als Pilger zum Grab des heiligen Thomas in Canterbury, in erster Linie aber als Gesandter Friedrich Barbarossas, dem die Aussicht auf verbesserte Beziehungen zu Heinrich II. so gelegen kam, daß er eine Verlobung des englischen Thronfolgers Richard mit einer Kaisertochter anbieten wollte. Der König bemühte sich seinerseits intensiv um eine günstige Atmosphäre für die Verhandlungen und holte die Gesandten persönlich mit solchem Aufwand in Dover ab, daß der Exchequer für den Empfang mit Bewirtung 25.6.4 £ verbuchen mußte, für zwölf Tonnen Wein nochmals 22.13.4 £. Dann geleitete Heinrich II. die kaiserliche Delegation über Canterbury nach London, das ein so erfahrener Augenzeuge wie der Dekan von St. Paul, Radulf von Diceto, noch nie derart prächtig geschmückt und voller Straßenfeste (gaudium, honor et tripadium) gesehen haben wollte. In feierlichem Zug führte der König seine Gäste zunächst nach St. Paul und noch am selben Tag weiter nach Westminster, beherbergte den Erzbischof dort fünf Tage lang in seinem Palast, bewirtete ihn reichlich und gab am Ende große Geschenke.48

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Am Rande der schließlich erfolgreichen Gespräche über das staufisch-angevinische Ehebündnis hat Heinrich II. den Kölner Erzbischof so eindringlich gebeten, sich mit Heinrich dem Löwen auszusöhnen, daß man aus seiner Initiative fast eine Bedingung für den Erfolg der Mission Philipps erschließen möchte. Auf jeden Fall erreichte der König, daß der Erzbischof dem Herzog nicht mehr entschieden feindlich gegenüberstand. Das lag durchaus auch im Interesse des Kaisers, der seinen Vetter um des Gleichgewichts der Kräfte in Deutschland willen langfristig in den Kreis der Reichsfürsten zurückführen wollte und dafür den Konsens der Standesgenossen brauchte, allen voran die Zustimmung des mächtigen Erzbischofs von Köln. Philipp fand sich seinerseits vor allem deshalb zu diesem Ausgleich bereit, weil er seine westfälischen Erwerbungen vor absehbaren Restitutionsansprüchen des endgültig heimgekehrten Löwen sichern mußte und deshalb Garantien von ihm haben wollte, zumal sich der Kaiser seit einiger Zeit bemühte, die unverhältnismäßige Expansion des Kölner Herzogtums auf jede nur mögliche Weise einzudämmen. Alle diese Bedingungen und Erwägungen bewogen Philipp, dem englischen König eine Gesandtschaft nach Italien zu empfehlen, die Papst Lucius III. als Vermittler zwischen Kaiser und Herzog gewinnen sollte.49 Ziel und Ergebnis der Konferenz von Westminster darf man nicht im Sinne moderner Bündnispolitik als Abschluß einer militärisch effektiven Allianz Heinrichs II. mit dem Kaiser interpretieren, sondern als den im Rahmen der Zeit und der geographischen Voraussetzungen allein möglichen Versuch einer Annäherung, die einen Bruch des englischen mit dem französischen König weder voraussetzte noch notwendig zur Folge haben mußte. Immerhin ergab sich jedoch in den nächsten Monaten ein erstaunlich synchron verlaufender diplomatischer Prozeß. Heinrich II. setzte die ihm angeratene Gesandtschaft sogleich unter Leitung des Archidiakons von Lisieux, Hugo von Nonant, auf den Weg nach Italien, während der Kaiser Anfang September von Regensburg aufbrach, um über den Brenner nach Verona zu ziehen, wo der Papst seit dem 22. Juni auf ihn wartete. Dennoch bog Friedrich am Südufer des Gardasees zunächst nach Westen ab, um das gut hundert Kilometer entfernte Mailand zu erreichen. Dieses Abweichen vom Ziel diente wohl nicht zuletzt einem Treffen mit den Gesandten Heinrichs II., die durchs Aostatal anreisten und Friedrich rechtzeitig vor den gemeinsamen Verhandlungen mit Lucius III. über die Ergebnisse von Westminster informieren sollten.50 Erst Mitte Oktober traf Friedrich in Verona ein. Englische Chronisten be-

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richten, daß der Papst Heinrichs II. Bitte um Vermittlung beim Kaiser entsprochen und wirklich die Erlaubnis zur Rückkehr Heinrichs des Löwen erreicht habe, den er daraufhin von seinem in Erfurt geleisteten Eid zur Dauer des Exils löste.51 Wir haben keinen plausiblen Grund, diese Nachrichten anzuzweifeln, denn es gibt anderweitige Zeugnisse dafür, daß sofort Konsequenzen aus der neuen Lage gezogen wurden. Am 19. Oktober ließ sich der Markgraf Opizo von Este noch in Verona durch ein kaiserliches Diplom bestätigen, daß Friedrich Barbarossa ihn mit den Marken Genua und Mailand sowie allen Reichslehen des Markgrafen Azzo von Este belehnt und ihm zugesichert habe, daß er auch die von Heinrich dem Löwen einst empfangenen Güter selbst dann behalten dürfe, wenn dieser wieder in seine alten Rechte eingesetzt werden sollte.52 Offensichtlich rechnete man mit einer baldigen Restitution des Herzogs, der sich währenddessen mit seiner Gemahlin Mathilde auf einem Landgut der Königin Eleonore in Berkhamstead nordwestlich von London aufhielt. Beide gingen Ende November von dort nach Westminster, wo Heinrich der Löwe an einem Hoftag Heinrichs II. teilnahm, der sich wiederum und ausführlich mit der Neubesetzung des Erzstuhls von Canterbury befassen mußte. Das Weihnachtsfest beging das Herzogspaar mit seinen Kindern beim König in Windsor; es blieb dort so lange, bis Heinrich es nach Epiphanias 1185 aufforderte, ihn in Winchester zu treffen, damit er ihnen den Erfolg seiner Gesandtschaft zum Papst mitteilen könne. Ob Heinrich der Löwe sich aus Freude darüber Bier brauen ließ, bleibt natürlich unbekannt, auf jeden Fall entstanden im Rechnungsjahr 1184/85 Kosten pro frumento et ordeo et melle ad cervisiam faciendam ad opus Ducis Saxonie, »für Weizen, Gerste und Honig zum Bierbrauen für den Herzog von Sachsen«, die per breve regis bezahlt wurden, auf persönliche Anordnung des Königs. Abrechnungen über ein Massengetränk wie Bier sind am Königshof äußerst selten, der vielmehr große Mengen Wein aus Frankreich importierte, und auch für Heinrich den Löwen und Mathilde wurde immer wieder Wein bezahlt. Es mag sich also um eine kulinarische Variante gehandelt haben, vielleicht um einen Vorläufer der seit dem Spätmittelalter bekannten und noch heute gebrauten süßzähflüssigen Braunschweiger Mumme, doch gab es durchaus auch besseres englisches Bier, wie es Thomas Becket als königlicher Kanzler auf seiner Gesandtschaftsreise nach Frankreich mit großem Erfolg ausgeschenkt hat.53 Wir wissen nicht, warum Heinrich der Löwe trotz der kaiserlichen Erlaubnis zur Rückkehr noch für den Rest des Winters in England geblieben ist. Im Februar oder März 1185 jagte er mit seinem Schwiegervater im Forst von

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Clarendon nahe Salisbury, wo Heinrich II. mit gewaltigem Aufwand ein älteres Jagdhaus zum Palast umgebaut hatte, von dem ein großer Saal, ein kleinerer Raum und eine Kapelle mit Marmorsäulen archäologisch gesichert sind, ebenso Wirtschaftsgebäude, mehrere Küchen und ein Weinkeller. Im April 1185 aber war es soweit. Das Gepäck Heinrichs des Löwen und Mathildes wurde von Winchester nach London transportiert, und die beiden trafen sich mit der Königin zuerst in Portchester, danach in Portsmouth, wo sich ein gewisser Radulf fitz Stephen um die Gesellschaft zu kümmern hatte und dafür bezahlt wurde; gleich nach Ostern, das in diesem Jahr auf den 21. April fiel, setzte das Herzogspaar gemeinsam mit Eleonore von Southampton aus auf den Kontinent über und durfte dafür die esnecca benutzen, begleitet von sieben anderen Schiffen.54 Der König selbst war schon seit Ostern in der Normandie; wie lange Heinrich und Mathilde sich nach ihrer Ankunft noch dort aufgehalten haben und warum sich die Weiterreise nach Deutschland verzögerte, ist nicht überliefert. Kurz nach dem 29. September, dem Michaelistag, war Heinrich der Löwe mit seiner Gemahlin und dem ältesten Sohn Heinrich jedenfalls wieder in Deutschland und begab sich sogleich nach Braunschweig.55

Die Welfenkinder Heinrich der Löwe kam aus dem Exil ärmer zurück, als er hingegangen war. Hatten die Fürsten und der Kaiser ihm die Herzogtümer abgesprochen, seinen Besitz bis auf das Kernerbe reduziert und ihn gesellschaftlich auf die tiefste Ebene seines Standes hinabgestoßen, so nahm der englische König ihm drei seiner Kinder, das wichtigste und höchste Gut dynastischer Sicherung und Zukunftshoffnung. Einzig der älteste Sohn war ihm geblieben, denn Lothar stand unter Kuratel des Kaisers und sollte einige Jahre später in der Geiselhaft Heinrichs VI. sterben. Vielleicht möchte man glauben, daß die Sorge des angevinischen Königshofes für seine Kinder den verbannten und enteigneten Vater entlastet und beruhigt hätte, weil er selbst doch kaum noch Möglichkeiten hatte, sie standesgemäß zu versorgen, doch träfe das nicht die Realität hochmittelalterlichen Denkens in verwandtschaftlich fundierten Beziehungsnetzen. Welche Potentiale in solchen Verbindungen liegen und welche Wirkung sie aktuell entfalten konnten, zeigt die wohl Anfang Januar 1194 handstreichartig arran-

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gierte Vermählung Heinrichs, des Sohnes Heinrichs des Löwen, mit der Erbtochter des rheinischen Pfalzgrafen Konrad von Staufen, eines Halbbruders Friedrich Barbarossas; mit dieser Verbindung gelang den Welfen der Einbruch in staufische Herrschaftspositionen am Rhein, aus denen nach dem Willen Friedrichs I. und Heinrichs VI. ihre dritte Hausmachtregion nach Schwaben und dem Elsaß hätte entstehen sollen, eine Verbindung zum Reichsland im Rhein-Main-Gebiet. Als Erbe der Pfalzgrafschaft stieg der jüngere Heinrich 1195, im Todesjahr seines Vaters, zu reichsfürstlichem Rang auf. Die Welfen, das lehren die neunziger Jahre des 12. Jahrhunderts auch den modernen Skeptiker, waren eine so alte und im Gedächtnis der europäischen Adelswelt traditional so tief verankerte Familie, daß man Heinrich den Löwen nicht schlichtweg in die Resignation treiben und ihm die Einsicht vermitteln konnte, sein Haus sei durch Hoftagsbeschlüsse und Fürstenfeindschaft ein für allemal auszutilgen. Friedrich Barbarossa hat sich niemals von solch extremem Vernichtungswillen leiten lassen, sondern den Weg zur Restitution stets offengehalten, auch dann noch, als er von den Fürsten formal anders festgelegt worden war. Das hat 1182 auch der Schwiegervater Heinrichs des Löwen gewußt und dennoch von vornherein und unabhängig von welfischen Perspektiven die Absicht gehabt, über seine Enkel im Interesse des Hauses Anjou-Plantagenêt zu verfügen; die vielen bekannten Projekte, Anordnungen und Zuwendungen sowohl des Königs selbst als auch des Thronfolgers Richard Löwenherz für die Kinder Mathilde, Otto und Wilhelm sprechen jedenfalls eine deutliche Sprache, zumal von einer Beteiligung ihres Vaters an Überlegungen dieser Art niemals die Rede ist. Auch für die anglonormannischen Historiographen ist Heinrich der Löwe eine Randfigur, von der sie allein im Zusammenhang mit ihrer Königsfamilie sprechen, deren Lebensumstände sie genau kennen; Gründe für seine Anwesenheit im Reich des Schwiegervaters deuten sie allenfalls skizzenhaft an und achten wenig auf die Zuverlässigkeit ihrer ohnehin dürftigen Informationen. Robert von Torigny († 1186) schrieb über das Schicksal Heinrichs des Löwen nur in seinem Bericht von den Heiraten der Töchter Heinrichs II. und betonte dabei ausdrücklich, welch hohe Kosten dem Schwiegervater durch dieses Exil entstanden waren; sollte es künftig, so prophezeite er, jemals zu einer Restitution des Verbannten kommen, dann würde sie gewiß dem unermüdlichen Einsatz und der finanziellen Stärke Heinrichs II. zu verdanken sein.56 Auch die englische Öffentlichkeit scheint von der Anwesenheit Hein-

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das haus anjou-plantagenêt und die kinder heinrichs des löwen Heinrich II. († 1189) 1154 König von England

Wilhelm († 1156)

Heinrich der Jüngere († 1183)

Margarethe Tochter König Ludwigs VII. von Frankreich

Richenza/Mathilde (*1172, † 1208/09) 1184 > König Wilhelm von Schottland 1186 > König Bela III. von Ungarn 1187 > Kastilien ? 1189 > Graf Gottfried von Perche 1204 > Engelram von Marle-Coucy

Mathilde († 1189)

Heinrich (*1173/74, † 1227)

Eleonore († 1204) Tochter Herzog Wilhelms X. von Aquitanien

HEINRICH DER LÖWE

Lothar (*1174/75, † 1190)

Richard I. Löwenherz († 1199) 1189 König von England

Otto (*1177, † 1218) 1195 > Tochter König Wilhelms von Schottland

Berengaria Tochter König Sanchos VI. von Navarra

Wilhelm (*1184, † 1213) 1190 > Eleonore Tochter Herzog Gottfrieds von der Bretagne?

richs des Löwen nicht viel Aufhebens gemacht und auch wenig über ihn gewußt zu haben, denn Giraldus Cambrensis († 1223), der immerhin seit 1184 im Dienst des Hofes stand, erwähnt unter den bedeutenden Deutschen, die zur Zeit Heinrichs II. nach England kamen, nicht den Herzog von Sachsen, sondern nur die beiden Erzbischöfe von Köln Rainald von Dassel und dessen Nachfolger, den er überdies Gottfried nennt, obwohl er Philipp von Heinsberg gemeint hat.57 Kritisch, wenngleich am Ende doch gleichgültig und offenbar wenig informiert, betrachtete auch Roger von Howden († 1201/02) Heinrich den Löwen. Dieser Hofkleriker Heinrichs II., dem wir wahrscheinlich außer seiner umfangreichen Chronik auch die Regierungsgeschichte des Königs (Gesta Regis Henrici Secundi) verdanken, hielt den vertriebenen Herzog für einen ungehorsamen Vasallen des Kölner Erzbischofs, vom Kaiser deshalb bestraft und aus dem Reich gewiesen.58 Im Vergleich zu diesen eher beiläufigen und in der Sache nachlässigen Bemerkungen über den Vater haben die Kinder große Aufmerksamkeit erregt, weil man sie von vornherein als Angehörige der Königsfamilie betrachtete und sich deshalb für ihr Leben interessierte. Dem Dekan des Londoner Kathedralkapitels von St. Paul fiel die zehnjährige Tochter Heinrichs des Löwen gleich bei ihrer Ankunft in der Normandie als heiratsfähig (nubilis) auf,59 und eben diese Eigenschaft der jungen Mathilde machte ihren Wert für

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E (*

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Gottfried († 1186)

Eleonore (*1184)

Constanze Tochter Herzog Conans IV. von der Bretagne

Eleonore († 1214)

Arthur (*1187)

Alfons VIII. König von Kastilien

Johanna († 1199)

Wilhelm II. König von Sizilien

Johann († 1216) 1199 König von England

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1. Isabella fitz Robert 2. Isabella von Agoulême

Heinrich III. (*1207)

Heinrich II. aus. Niemals scheint jemand gefragt oder gezweifelt zu haben, ob er denn rechtmäßig über sie verfügen durfte. Als König Wilhelm von Schottland um die Mitte des Jahres 1184 nach England kam und persönlich um Mathildes Hand warb, wandte er sich nicht an Heinrich den Löwen, der damals noch im Lande war, sondern trug seinen Wunsch wie selbstverständlich Heinrich II. vor, und es gibt keinerlei Zeugnisse dafür, daß man den Vater bei den Beratungen gehört oder auch nur in der Sache befragt hätte. Die Ehe kam allerdings nicht zustande, weil ein kirchenrechtliches Hindernis vorlag – Mathildes Großvater Heinrich II. und ihr künftiger Ehemann hatten denselben Urgroßvater – und Papst Lucius III. den erbetenen Dispens nicht erteilte.60 Jetzt hätte Mathilde mit ihren Eltern heimkehren können, doch sie blieb, sehr wahrscheinlich bis Ende April 1186, bei Heinrich II. in der Normandie. Im Rechnungsjahr 1186/87 verbuchte der Exchequer für sie und ihre Großmutter Eleonore die Kosten der Überfahrt mit drei Schiffen nach England, und zu Ostern 1187 wurden dort im Auftrag des königlichen Justitiars Ranulf Glanville für die beiden Damen Stoffe eingekauft.61 Das schottische Eheprojekt blieb nicht die einzige Entscheidung Heinrichs II. über die Zukunft seiner Enkelin. Im Jahre 1186 ließ König Bela III. von Ungarn durch eine Gesandtschaft um sie werben, doch Heinrich legte sich nicht fest, zögerte das klare Wort von Tag zu Tag hinaus und hielt die

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ungarischen Gesandten so lange hin, bis ihr Herr die Geduld verlor, sie vom angevinischen Hof abzog und zu Philipp II. nach Frankreich schickte. Hier sollten sie sich um dessen Schwester Margarethe bemühen und hatten damit eine etwas delikate Mission zu erfüllen. Margarethe war die Witwe des 1183 verstorbenen englischen Thronfolgers Heinrich des Jüngeren und damit immer noch die Schwiegertochter Heinrichs II., den der französische König in den letzten Jahren mehrmals mit Gebietsansprüchen aus Margarethes Heiratsgut am Rande der Normandie zu erpressen versucht hatte. Gewiß sah Heinrich sie deshalb im August 1186 gern nach Ungarn reisen.62 Möglicherweise hat es kurz darauf ein weiteres Eheprojekt gegeben, denn im Herbst 1187 kamen zwei kastilische Gesandte zu Heinrich II. und blieben bis Anfang Februar des folgenden Jahres, in dem für eine Spanienreise Mathildes große Kleiderkosten und die Aufwendungen für ihr Gefolge abgerechnet wurden.63 Wir lesen aber kein Wort über entsprechende Verhandlungen und können noch nicht einmal sicher sagen, ob zwischen beiden Ereignissen überhaupt ein Zusammenhang besteht, so daß wir ebensogut eine Reise Mathildes zum Besuch ihrer Schwester Eleonore annehmen dürfen, die seit 1170 mit König Alfons VIII. von Kastilien verheiratet war.64 Im Sommer 1189 aber wurde es endlich ernst. Kurz nachdem Heinrich II. am 6. Juli in Chinon gestorben war, verheiratete Richard Löwenherz – wieder ohne Beteiligung Heinrichs des Löwen, der damals während seines zweiten Exils in der Normandie und in England gewesen ist – Mathilde mit dem Grafen Gottfried von Perche und überwies ihr Grundbesitz in Suffolk, Essex und Kent. Die Grafschaft Perche bildete von alters her einen Grenzraum zwischen der Normandie und den Grafschaften Maine und Chartres; Richard wollte mit dieser Ehe seine Beziehungen zum französischen Königshaus verbessern und Aquitanien sichern, denn die Mutter Gottfrieds von Perche kam aus der Familie der Grafen von Blois-Champagne, ihre Schwester Adela war die dritte Gemahlin Ludwigs VII. gewesen und Gottfried von Perche demnach ein Vetter des regierenden Königs Philipp II.65 Als Gottfried im Jahre 1202 starb, übernahm sein und Mathildes Sohn Thomas die Nachfolge des Vaters in der Grafschaft, während Mathilde alsbald eine zweite Ehe mit dem picardischen Edelherrn Engelram von Marle und Coucy einging, der sich vergeblich bemühte, die Grafschaft Perche zu erwerben. Wohl 1209 ist Mathilde gestorben, ohne weitere Kinder zu haben. Hatte der neue König Richard I. Löwenherz den Lebensweg seiner Nichte entscheidend bestimmt, so sollte er ihrem jüngeren Bruder Otto vollends

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zum Schicksal werden. Bei der Ankunft in der Normandie war Otto fünf oder sechs Jahre alt und wurde sogleich als Mitglied der Plantagenêt-Familie betrachtet. Im Jahre 1184 folgte er seiner Mutter über den Kanal nach Dover, zog mit ihr durch Kent nach London und von dort weiter nach Winchester.66 Von Anfang an hatte er einen eigenen Lehrer, Erzieherinnen und Dienstpersonal, denn im Rechnungsjahr 1183/84 rechnete der Exchequer Kosten für den magister, die nutrices und die familia des Knaben ab;67 ein weiterer Lehrer Ottos namens Marbod betreute ihn 1190, als der Dreizehnjährige krank in Northampton lag.68 Im selben Jahr übertrug Richard ihm die Grafschaft York, doch der einheimische Adel wehrte sich so energisch gegen ihn, daß der König es vorzog, Otto auf dem Kontinent mit der recht ausgedehnten Grafschaft La Marche östlich des Poitou auszustatten.69 Solch hohe Protektion in jungen Jahren läßt darauf schließen, daß Richard seinen Neffen fest ins Herz geschlossen hatte, und er verbarg diese enge Beziehung so wenig, daß sie in der Gesellschaft der europäischen Könige politisches Gewicht bekam. Das zeigte sich, als Richard Löwenherz im Dezember 1192 auf dem Rückweg vom Kreuzzug nach einem Schiffbruch in der Adria versuchte, einen Teil seines Rückwegs über Land durch deutsches Reichsgebiet zu nehmen. Das war nicht ungefährlich, weil er den Herzog von Österreich nach der Eroberung Akkons im Streit um die Beute schwer beleidigt hatte und nun mit Recht Vergeltung fürchten mußte. Richard reiste deshalb inkognito, wurde aber von Ministerialen des Herzogs erkannt, der ihn schließlich an Kaiser Heinrich VI. auslieferte. Als wertvolles politisches Faustpfand blieb Richard bis Anfang Februar 1194 in Gefangenschaft, mußte England vom Kaiser zu Lehen nehmen und kam erst gegen ein sehr hohes Lösegeld frei, obwohl er als Kreuzfahrer geschützt war. Weil die vereinbarte Summe damals noch nicht vollständig bezahlt war, stellte er Geiseln, unter denen Otto zusammen mit seinem Bruder Wilhelm vom Kaiser akzeptiert wurde.70 Wie sehr beide Brüder in das Haus Anjou-Plantagenêt integriert waren, läßt sich auch daran erkennen, daß sie Ende 1194 aus der Geiselhaft nicht nach Braunschweig zu ihrem Vater zurückkehrten, sondern in die Normandie reisten. Es kann daher kaum überraschen, daß auch Otto in den angevinischen Heiratsstrategien seine Rolle angenommen hat. Im Jahre 1195 wollte Richard ihn mit der Erbtochter des erkrankten Königs Wilhelm von Schottland verheiraten und handelte Ottos Anwartschaft auf das schottische Königtum aus sowie die sofortige Übertragung der Grafschaften Northumberland und Cumberland an ihn durch Richard, der Grafschaft Lothian durch Wilhelm.

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Der Plan scheiterte jedoch am Widerstand des schottischen Adels und an einer unverhofften Schwangerschaft der Königin, die Wilhelm doch noch auf den eigenen Erben hoffen ließ.71 Anschließend ist Otto vermutlich für längere Zeit im Gebiet des angevinischen Kontinentalbesitzes geblieben, denn am 4. Februar 1196 war er in Chinon; dort schlug Richard ihn persönlich zum Ritter und belehnte ihn im Spätsommer desselben Jahres mit der Grafschaft Poitou. Damit war der nun Zwanzigjährige faktisch zum Stellvertreter des Königs in Aquitanien geworden; er hat fortan mehrfach auch als Herzog geurkundet.72 Offensichtlich sah der kinderlose Richard in Otto einen möglichen Nachfolger, weil von seinen eigenen Brüdern Gottfried bereits verstorben war und Johann sich seit langem eher als Konkurrent und Gegner erwiesen hatte; Gottfrieds 1187 geborener Sohn Arthur lebte am französischen Königshof und konnte so lange nicht in dynastische Überlegungen einbezogen werden, wie er dort blieb. Öffentliche Reaktionen auf diese Gönnerschaft Richards klingen noch im 13.Jahrhundert beim Braunschweiger Reimchronisten nach, der von außergewöhnlicher Zuneigung des Königs zu dem schönen Knaben Otto spricht, dem er die Grafschaft Poitou aus Liebe gegeben habe (dher in hatte uzer mazen leyph,/went her im durch lebe gaph/zo Poytowe dhe grascaph).73 Schon im folgenden Jahr bereitete sich jedoch das epochale Ereignis im Leben Ottos vor, und wiederum war Richard Löwenherz führend daran beteiligt. Am 28. September 1197 starb Kaiser Heinrich VI. in Messina kurz vor dem Aufbruch zu seinem Kreuzzug, für den viele Große des Reiches Deutschland schon verlassen hatten, und die Kaiserin hielt sich bereits mit dem noch nicht dreijährigen, aber schon zum Nachfolger seines Vaters gewählten Sohn Friedrich in Italien auf. In dieser Lage handelte Erzbischof Adolf von Köln zusammen mit niederrheinischen Adligen, schickte um Weihnachten 1197 eine Gesandtschaft zu Richard Löwenherz und lud ihn, der seit seiner Huldigung vor Kaiser Heinrich VI. vornehmster Vasall des Reiches war, zu den Beratungen über die deutsche Königswahl. Richard kam zwar nicht selbst, benannte aber seine Neffen Heinrich und Otto als Thronkandidaten, und am 9. Juni wählte in Köln ein kleiner Kreis geistlicher und weltlicher Großer den jüngeren der Brüder als Otto IV. zum deutschen König gegen den Staufer Philipp von Schwaben. Englisches Geld hatte seine Kandidatur gefördert und half auch weiter beim Werben um Unterstützung.74 Damit hatte Otto, den Philipps Anhänger als »arrogant und dumm, aber tapfer, groß und kräftig« verspotteten (superbus et stultus, sed fortis videbatur viribus et statura procerus),75 zunächst

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erreicht, was sein Vater nie bekommen hatte, und er sollte im Jahre 1209 auch noch Kaiser werden, aber die immer angefochtenen Würden überlebten seine Niederlage in der Schlacht von Bouvines am 27. Juli 1214 gegen Philipp II. von Frankreich nicht. Von den letzten Anhängern verlassen, ist Otto am 19. Mai 1218 auf der Harzburg gestorben. Wilhelm, der jüngste Sohn Heinrichs des Löwen, hat sich seit seiner Geburt in Winchester am 11. April 1184 wohl überwiegend dort aufgehalten, wo anscheinend auch das englische Standquartier seiner Eltern gewesen ist. Ebenso wie Mathilde und Otto kehrte er 1185 nicht mit ihnen nach Deutschland zurück. Regelmäßig wurden seine Unterhaltskosten abgerechnet, für Verpflegung, Kleidung, Kinderfrauen und Wäscherinnen ebenso wie für Lehrer und Diener (garciones); der ihm zuerkannte Rang als Angehöriger des Königshauses läßt sich daran ermessen, daß Heinrichs II. Justitiar Ranulf Glanville solche Aufträge gab und im Rechnungsjahr 1186/87 persönlich einen grauen Pelz, das Pelzfutter für einen Mantel (cappa) und zwanzig Ellen Leinentuch für das Kind bestellte.76 Häufig ist vermutet worden, daß der damals Sechsjährige 1190 mit seiner gleichaltrigen Cousine Eleonore verheiratet werden sollte, der Tochter Gottfrieds von der Bretagne, des schon 1186 verstorbenen Bruders Richards Löwenherz, doch gibt es dafür keine näheren Anhaltspunkte als eine gemeinsame Unterhaltszahlung für beide Kinder.77 Erst 1201 wurde Wilhelm von seinem mittlerweile König gewordenen Bruder Otto IV. mit Helena verlobt, einer Schwester Herzog Waldemars von Schleswig, der seit 1202 als Waldemar II. König von Dänemark war. In diesem Jahr hielt sich Wilhelm allerdings noch in der Normandie auf und testierte am 1. April als Willelmus comes Saxonie eine Urkunde seines Onkels König Johann.78 Aus der Ehe mit Helena von Dänemark wurde Wilhelm 1204 ein Sohn geboren, der den alten sächsischen Königs- und Kaisernamen Otto erhielt und 1235 erster Herzog des von Kaiser Friedrich II. neu geschaffenen ducatus de Brunswic geworden ist. Zum ersten Mal seit 1180 residierte in Braunschweig wieder ein Reichsfürst.79 Es ist auf den ersten Blick keineswegs selbstverständlich, und es war gewiß nicht im Sinne Heinrichs des Löwen, daß Heinrich II. und Richard Löwenherz so entschlossen über die Kinder verfügt haben, daß sie Bestandteil der dynastischen Ambitionen des Hauses Plantagenêt geworden sind, doch die angevinische Familie brauchte sie dringend, weil ihr die dynastischen Ressourcen auszugehen drohten. Der ursprüngliche Thronfolger Heinrich der Jüngere starb 1183 kinderlos, Richard Löwenherz blieb, was man lange

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vorher absehen konnte, bis zu seinem Tod 1199 ohne Erben, einzig dem 1186 gestorbenen Gottfried wurde nach seinem Tod noch der Sohn Arthur geboren, während Johanns erster Sohn, der spätere König Heinrich III., erst 1207 zur Welt kam. Heirats-, Familien- und Bündnispolitik konnten die englischen Könige deshalb nur mit den Kindern Heinrichs des Löwen betreiben, der sich nach seinen allzu vielen hochgemut und im Krönungsbild so anschaulich vorgetragenen Hinweisen auf die königlichen Eltern der Mutter seiner Kinder nicht wundern durfte, wenn diese Familie jetzt entschlossen zugriff. Sie war schließlich zur Hälfte an den Kindern beteiligt, und im Vergleich mit den anderen beiden Schwiegersöhnen Heinrichs II. hatte der Löwe die Erwartungen nicht erfüllt: Er war ein gestürzter Reichsfürst, nach wirtschaftsbürgerlichen Maßstäben bankrott, und es war nicht abzusehen, ob und wann man ihm wieder zu seiner alten Position würde verhelfen können. Wer nur einigermaßen über die Verhältnisse im Reich unterrichtet war, durfte jedenfalls skeptisch sein und erhebliche Hindernisse sehen, denn im geistlichen und weltlichen Adel Sachsens gab es wohl niemanden, der sich den Herzog in seiner alten Machtfülle zurückwünschte. Wenn Heinrich II. sich für den Schwiegersohn einsetzte, so deswegen, weil er sein eigenes Verhältnis zum Kaiser in so guten Stand bringen wollte, daß er den Einfluß Philipps II. am deutschen Hof schwächen konnte. Wir kennen aus der Zeit nach der Rückkehr Heinrichs des Löwen 1185 keinen Versuch zur Hilfe bei seiner Restitution.

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Tod und Gedächtnis

Zehn letzte Jahre Als Heinrich der Löwe aus dem Reich seines Schwiegervaters zurückgekehrt war, »saß er in Braunschweig und war zufrieden mit seinem Erbgut« (sedit in Bruneswich, conentus patrimonio suo).1 Nichts ist verkehrter als dieses Bild Arnolds von Lübeck vom abgeklärten Landedelmann, der nach den Stürmen des Lebens seinen ihm verbliebenen Besitz genießt. Es widerspricht auch dem eigenen Bericht des Historiographen, denn von Ruhe und beschaulicher Zufriedenheit konnte keine Rede sein. Zwar nannte sich der Löwe in den original überlieferten Kanzleiausfertigungen seiner Urkunden fortan nur noch Heinricus dux, »Herzog Heinrich«, ohne territorialen Bezug und Anspruch, auch ohne Berufung auf sein Gottesgnadentum, aber er führte doch einen Titel, den ihm selbst die Reichskanzlei wieder zubilligte, seit im Oktober 1184 die Rückkehr aus dem Exil vereinbart worden war.2 Wenn er sein fürstliches Reitersiegel durch das nur noch halb so große Löwensiegel mit der Umschrift Sigillum Henrici Ducis ersetzte, Siegel Herzog Heinrichs, so war er doch keineswegs bereit, jene Veränderungen hinzunehmen, die sich während seiner Abwesenheit in Sachsen ergeben hatten. Dort war der Askanier Bernhard als Nachfolger immer noch nicht allgemein anerkannt. Auf der Artlenburg hatten ihm zwar die Grafen von Ratzeburg, Schwerin, Dannenberg und Lüchow 1182 gehuldigt, aber Graf Adolf III. von Holstein war es gelungen, eine eigenständige Herrschaft zu behaupten, und in Mecklenburg unterwarf sich 1184 Heinrichs des Löwen Schwiegersohn Heinrich Borwin zusammen mit seinem Vetter Niklot König Knut VI. von Dänemark, der wohl seit 1176 mit Heinrichs des Löwen Tochter Gertrud aus der Ehe mit Clementia von Zähringen verheiratet war. Im nächsten Jahr folgte ihnen Bogislaw von Pommern,3 so daß die dänische Herrschaft jetzt weit in das frühere Herrschaftsgebiet Heinrichs des Löwen hineinreichte. So

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viele gewaltsame Auseinandersetzungen konkurrierender Adelsfamilien erschütterten das sächsische Kernland, daß Arnold von Lübeck in seinem Nachruf auf Heinrich den Löwen dessen nicht eben sanftmütige Regierung als lange und glückliche Friedenszeit preisen konnte. Eine Rückeroberung der alten Stellung schien demnach nicht ausgeschlossen, besonders seit der Wahl des Bremer Domkanonikers Hartwig von Uthlede zum Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs Siegfried von Bremen am 25. Januar 1185. Hartwig war als Hofkapellan spätestens 1158 Notar, seit 1167 Leiter des Urkundenarchivs Heinrichs des Löwen gewesen und hatte sein Bremer Kanonikat auf dessen Intervention hin bekommen, so daß die Wahl wie ein Sieg der welfischen Sache aussah. Hartwig verhielt sich zunächst jedoch abwartend und wich einer von Heinrich erbetenen Unterredung aus. Eine ähnliche Enttäuschung sollen ermunternde Briefe Friedrich Barbarossas bereitet haben, die dann ohne positive Folgen blieben.4 Tatsächlich hatte sich zwischen Oktober 1185 und Sommer 1188 eine Korrespondenz ergeben, die Heinrich der Löwe eröffnet zu haben scheint, indem er den Kaiser unter Hinweis auf geleistete Dienste und ihrer beider Blutsverwandtschaft bat, ihm seinen Besitz und seine Ehre wiederzugeben, damit die Fürsten durch einen solchen Gnadenerweis veranlaßt würden, ihre Angriffe einzustellen. In seiner Antwort erläuterte Friedrich die Notwendigkeit der Absetzung Heinrichs des Löwen und betonte, daß er trotz Verwandtschaft und der ihm wohl bewußten Dienste raten müsse, das vom ganzen Reich verhängte Urteil zu respektieren, daß er sich aber bei den Fürsten für Heinrich verwenden werde. Dennoch beklagte sich Heinrich bald darauf nochmals über Angriffe auf Lüneburg und bat um kaiserlichen Schutz für sein Eigentum.5 In der Folge entfaltete der gestürzte Herzog eine Reihe von mitunter widersprüchlich erscheinenden Aktivitäten, deren Tragweite nicht mehr in jedem Falle zu erkennen ist. So nahm er um die Jahreswende 1186/87 an einem Treffen von Gegnern des Erzbischofs von Köln auf der Burg Rusteberg bei Heiligenstadt im Eichsfeld teil, aber schon Ende März ermahnte der Kaiser die sächsischen Fürsten, sich keinesfalls an den Umtrieben des Kölner Erzbischofs und seines Verbündeten Heinrichs des Löwen zu beteiligen, und Anfang 1188 sah Friedrich ein gefährliches Bündnis Philipps von Heinsberg mit den Königen von England und Dänemark, Heinrich dem Löwen und dem Grafen von Flandern.6 Solchen Appellen lag die begründete Sorge des Kaisers zugrunde, daß Philipp von Heinsberg und Heinrich der Löwe eines

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Tages zusammengehen würden, nachdem der Kölner Erzbischof 1184 in London schon die Aussöhnung mit dem einst auf sein eigenes Betreiben Gestürzten angebahnt hatte. Friedrich machte sich den Erzbischof zwangsläufig zum Feind, wenn er aus Furcht vor der wachsenden Stärke der Kölner Landesherrschaft Gegenkräfte im Westen des Reiches förderte, und diese Spannungen gefährdeten auch sein letztes wahrhaft imperiales Unternehmen. Am 4. Juli 1187 erlitt das Heer des lateinischen Königreichs Jerusalem bei Hattin in Galiläa eine vernichtende Niederlage gegen Saladin, den Herrn über Ägypten, Damaskus und Aleppo; um die Führung der daraufhin in Europa wieder auflebenden Kreuzzugsbewegung nicht den Königen zu überlassen, stellte sich der Kaiser an ihre Spitze und wurde in dieser Rolle auch weitgehend anerkannt. Am 27. März 1188 ließ er auf einem Hoftag in Mainz, bei dem er den Vorsitz symbolisch an Christus abgegeben hatte, den Kreuzzug beschließen und bestimmte als Aufbruchstermin den 23. April 1189, den Tag des Ritterheiligen Georg. Für die Zeit der nun bevorstehenden Abwesenheit des Kaisers mußte der Friede im Reich gesichert werden, und sogleich, noch von Mainz aus, ermahnte Friedrich den Kölner Erzbischof, Heinrich den Löwen nicht zu unterstützen.7 Wenn der staufische Hof argwöhnte, daß der doch weitgehend entmachtete Herzog immer noch gefährlich sei, so war das nicht abwegig, denn dessen Schwiegervater Heinrich II. kam wegen der traditionell guten Beziehungen Kölns zu England als Verbündeter Philipps von Heinsberg in Frage, der seinerseits mit dem Herzog versöhnt war, für den sich 1184 der Papst beim Kaiser eingesetzt hatte. Ob Heinrich der Löwe wirklich ein so wichtiges Verbindungsglied zwischen Köln, England und der Kurie gewesen ist, läßt sich nicht mehr klären, aber Friedrich dachte offenbar an die Energie, den Ruf und das Charisma des Herzogs, von dem er selbst einst in Italien so viel erhofft hatte, und er traf seine Vorkehrungen. Auf Ende Juli 1188 berief er zur Vorbereitung des Kreuzzugs und zur Sicherung des Reichsfriedens einen Hoftag nach Goslar, zu dem auch Heinrich der Löwe geladen war, um zwischen drei Optionen zu wählen: Er könne entweder sofort wieder in Teile seiner früheren Würden eingesetzt werden oder auf Kosten des Kaisers am Kreuzzug teilnehmen und danach die volle Restitution erlangen; wünsche er aber weder das eine noch das andere, so möge er sich eidlich verpflichten, das Land zusammen mit seinem ältesten Sohn nochmals für drei Jahre zu verlassen. Nach dem Bericht Arnolds von Lübeck wollte Heinrich lieber in die Fremde, »als zu gehen wohin er nicht wolle oder die einstige Würde in irgendeiner Weise durch Minderung verletzt zu sehen«

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(quam vel ire quo nollet, vel honore pristino ulla diminutione mutilari).8 Für das nun anstehende zweite Exil hat es offenbar eine Alternative gegeben, denn noch im Laufe des Jahres 1188 lud Herzog Waldemar von Dänemark Heinrich den Löwen zu sich ein, damit dieser vor den dauernden Angriffen und Demütigungen geschützt sei und ein so ehrenhaftes Leben führen könne, wie es ihm zustehe.9 Seit fünfzehn Jahren war Heinrichs Tochter aus erster Ehe mit Waldemars Bruder, König Knut VI. von Dänemark, verheiratet. Der Löwe entschied sich jedoch abermals für das Reich seines Schwiegervaters, reiste um Ostern 1189 aus Braunschweig ab und ließ die Herzogin Mathilde dort zurück, damit sie an seiner Stelle das welfische Patrimonium in Sachsen beisammenhalte.10 Es war ein Abschied für immer, die Eheleute sollten sich nicht wiedersehen. Während der vorbereitenden Verhandlungen dürfte der Herzog erfahren haben, daß Heinrich II. in der Nacht vom 10. auf den 11. Juli des Vorjahres von England nach Barfleur gefahren war, mag aber angenommen haben, daß der König inzwischen auf die Insel zurückgekehrt sei. Auf der Reise, die ihn vermutlich über Köln und durch Flandern geführt hat, hörte er nichts Gegenteiliges und hielt deshalb an dem vereinbarten Zielgebiet England fest. Erst in Dover, so berichtet Roger von Howden, erfuhr er den aktuellen Aufenthaltsort des Schwiegervaters und reiste sogleich in die Normandie weiter. Da wir für das Rechnungsjahr 1189/90 einen Vermerk über Ausgaben für »die Passage des Herzogs von Sachsen bei seiner Landung in Dover und sein Reisegeld« (Passagium Ducis Saxonie quando applicuit apud Doveram et idem corredium eius) haben, gibt es keinen Grund zum Zweifel an dieser Itinerarüberlieferung.11 Über seine weiteren Wege auf dem Kontinent wissen wir nichts, denn die deutschen Geschichtsschreiber verloren ihn aus den Augen, und die Anglonormannen waren von dem unglücklichen Krieg in Anspruch genommen, den Heinrich II. gegen Philipp II. und gegen seinen eigenen Sohn Richard Löwenherz führte, zum erstenmal in seinem Leben geplagt von Krankheit und seit Anfang Juli akut gefährdet durch Blutvergiftung als Folge einer Beinverletzung. Sein letztes Treffen mit dem französischen König im Loiretal südwestlich von Tours, bei dem Philipp die völlige Unterwerfung forderte, endete mit einem Schwächeanfall und dem Rückzug auf die nahegelegene Festung Chinon. Hier starb Heinrich II. am 6. Juli vor dem Altar der Burgkapelle, ein Besiegter nach seinen eigenen letzten Worten. Weil die Dienerschaft wußte, daß nun keine Gaben mehr zu erwarten waren, nahmen sie alles, was sie tragen konnten, zogen dem König die Kleider aus und die Ringe

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von den Fingern, so daß ihn am nächsten Morgen ein Ritter erst mit seinem Mantel bedecken mußte, damit man ihn zu den Nonnen von Fontevraud bringen konnte, die ihn in ihre Klosterkirche aufnahmen. In der folgenden Nacht kam Richard Löwenherz zu einem kurzen Gebet an die Bahre seines Vaters.12 Wahrscheinlich ist Heinrich der Löwe im August gemeinsam mit seinem Schwager nach England zurückgekehrt. Weil er zum 3. September 1189 nicht unter den Zeugen der Krönung Richards in Westminster genannt ist, dürfte er zuvor erfahren haben, daß die Herzogin Mathilde schon am 28. Juni in Braunschweig gestorben war, wohl erst zweiunddreißig Jahre alt, und daß man sie im östlichen Mittelschiff der Stiftskirche beigesetzt hatte.13 Sogleich und gegen die beeidete Absprache mit dem Kaiser entschloß er sich daraufhin zur Rückkehr, für die Richard Löwenherz ihm die esnecca mit fünf Begleitschiffen überließ. Kosten des Passagium Ducis Saxonie mit dieser Flotte wurden per breve regis, auf persönliche Anweisung des Königs, unter den Ausgaben der Grafschaft Hampshire abgerechnet, also für eine Reise ab Southampton.14 Ende September stand Heinrich der Löwe in Braunschweig am Grab seiner Gemahlin, deren königlicher Abkunft er einen guten Teil seines Ansehens verdankte, die ihm zeitlebens eine loyale Gefährtin gewesen war, ihm in dreizehn Jahren mindestens fünf Kinder geboren und die Anspannung der kritischen Jahre seit 1176 mit ihm geteilt hatte. Wir wissen so gut wie nichts über diese Ehe und müßten auch bei besserer Überlieferung mit einem weiten Abstand zwischen der Lebenswirklichkeit und den Mitteilungen literarischer oder historiographischer Texte rechnen, weil deren Auswahl des Berichtswürdigen und seine Bewertung viele uns heute charakteristisch erscheinende Vorgänge und Verhaltensweisen entweder gar nicht oder in fremdartiger Bedeutungshierarchie anbietet, als komplexe Verbindung von Erfahrung und Ideologie, wenig geeignet für psychologische Konstruktionen.15 Sofort nach der Rückkehr aus England, um den 29. September, den Michaelistag,16 traf sich Heinrich mit Erzbischof Hartwig II. von Bremen, und diese Begegnung bildete den Auftakt zu Rückeroberungen, für die der Herzog die Abwesenheit der Kreuzfahrer nutzen wollte. Weil Hartwig sich in seiner Diözese und in der Stadt Bremen viele Feinde gemacht hatte, brauchte er Hilfe und belehnte Heinrich wieder mit der Grafschaft Stade in der Hoffnung, auf diese Weise Dithmarschen für sich zurückzugewinnen. Schwerpunkt der militärischen Aktionen Heinrichs des Löwen war das Land nördlich der Elbe, wo die Grafen Bernhard von Ratzeburg und Helmold von

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Schwerin auf seine Seite traten, dazu die führenden Familien unter den Holsten, denen Graf Adolf III. schon immer ein ungeliebter Herr gewesen war. Schnell fielen dessen Burgen Hamburg, Plön und Itzehoe den Anhängern Heinrichs in die Hände, nur Lübeck und die Burg Segeberg konnten sich halten. Ende Oktober eroberte der Löwe Bardowick, dessen Bewohner ihn 1182 im Augenblick seiner tiefsten Demütigung frech verspottet haben sollen; seine Spur hinterließ er in einem offensichtlich emotional bestimmten Vergeltungsakt, indem er die Stadt einschließlich ihrer Kirchen und Friedhöfe gründlich zerstörte.17 Gleich darauf, Anfang November, überschritt er die Elbe und eroberte Lübeck; Segeberg behauptete sich, aber Bernhard von Ratzeburg brach die Lauenburg und zog die Bürger der Hamburger Neustadt in die Opposition gegen Adolf III. Inzwischen hatte König Heinrich VI., Friedrich Barbarossas Sohn und sein Stellvertreter während des Kreuzzugs, alle deutschen Fürsten für Mitte November gegen Heinrich den Löwen aufgeboten. Das Heer, zu dem auch die Erzbischöfe von Mainz und Köln stießen, sammelte sich nordöstlich von Goslar bei der Hornburg, um von dort aus Braunschweig anzugreifen, doch der jüngere Heinrich verteidigte die gut befestigte Stadt so geschickt, daß der leichtfertig bei winterlicher Kälte begonnene Feldzug abgebrochen werden mußte. Wohl unter dem Eindruck dieser Vorgänge erklärte ein Kölner Chronist die Erfolge Heinrichs des Löwen mit der Unterstützung durch seinen Schwager Richard Löwenherz und durch seinen Schwiegersohn Knut VI. von Dänemark.18 Das ist die einzige Meldung dieser Art, und sie entspricht im wörtlichen Sinne nicht den Tatsachen, zeigt jedoch, daß man verwandtschaftliche Bindungen als plausible Gründe europaweit wirkender Entscheidungen voraussetzte und seine Schlüsse aus Gerüchten zog. Gleich nach dem Winterfeldzug von 1189/90 hatte Heinrich der Löwe seinen Sohn zu König Richard nach Aquitanien geschickt. Der Auftrag blieb geheim, doch könnte die Reise mit dem Tod König Wilhelms II. von Sizilien zusammenhängen, der am 18. November 1189 gestorben war. Seine Witwe Johanna war die Schwester Richards, der seinen Weg als Kreuzfahrer über Sizilien nehmen wollte und Heinrich VI. dort erhebliche Schwierigkeiten bereiten konnte. Weil Wilhelm II. keine Kinder hatte, war seine Tante Konstanze zur Erbin der sizilischen Monarchie geworden und das Ziel des staufischen Hofes in greifbare Nähe gerückt, dieses Reich zu übernehmen, denn die damals einunddreißigjährige Konstanze war schon 1185 mit dem elf Jahre jüngeren Heinrich VI. verheiratet worden. Um dieses Erbe gegen starke Wi-

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heiratsverbindungen des sizilischen königshauses

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Roger II. König von Sizilien († 1154)

Wilhelm I. († 1166)

Wilhelm II. († 1189)

Margarethe von Navarra

Johanna, Tochter König Heinrichs II. von England

Konstanze († 1198)

Heinrich VI. († 1197)

Kaiser Friedrich II. († 1250)

derstände des einheimischen Adels und der Königsfamilie zu realisieren, mußte Heinrich VI. so schnell wie möglich ein Heer nach Sizilien bringen und fand sich deshalb bereit, mit Heinrich dem Löwen Frieden zu schließen. Auf einem Hoftag in Fulda versprach Heinrich der Löwe im Juli 1190, Braunschweig vollständig und die Lauenburg teilweise zu entfesten, teilte sich die Einnahmen der Stadt Lübeck mit Adolf III. von Holstein und garantierte ihm den Besitz seiner Grafschaft, stellte dem König seinen Sohn Lothar als Geisel und gab ihm Heinrich den Jüngeren mit fünfzig Rittern für den sizilischen Feldzug. In diese Friedensbedingungen willigte er angeblich nur deshalb ein, weil ihm die vollständige Restitution in Aussicht gestellt worden sei.19 Ob es wirklich so weitgehende Zusagen gegeben hat, läßt sich nicht mehr feststellen, auf jeden Fall aber scheint sich bei den Welfen Enttäuschung breitgemacht zu haben. Die Nachricht vom Tod Friedrich Barbarossas, der am 10. Juni 1190 in Kleinasien ums Leben gekommen war, hatte den Aufbruch Heinrichs VI. bis zum Jahresende verzögert, und bald darauf hielt sich Heinrich der Löwe nicht mehr an den Frieden von Fulda, sondern setzte seine Eroberungen im Land nördlich der Elbe mit großem Erfolg fort. Der jüngere Heinrich war dem König zwar nach Italien gefolgt und hatte auch an der Kaiserkönung Heinrichs VI. am 15. April 1191 in Rom teilgenommen, aber schon wenige Wochen später verließ er das Heer während der Belagerung Neapels, die Ende Mai begonnen hatte. Dort war eine Seuche ausgebrochen, die ähnlich katastrophale Folgen hatte wie die Ruhrepidemie im Heer Friedrich Barbarossa vor Rom im Sommer 1167; wie damals starben viele prominente Große des Reiches, unter ihnen der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg, und auch der Kaiser wurde krank. Eines Nachts lief der jüngere Heinrich mit seinen Begleitern in die belagerte Stadt über, erhielt eine Schiffspassage nach Rom und kehrte von dort aus in die Heimat zurück.20

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Außer dem Gerücht, daß auch der Kaiser vor Neapel gestorben sei, brachte er ein wichtiges Privileg mit, das er am 5. August 1191 in Rom von Papst Coelestin III. erlangt hatte; darin war festgelegt, daß Heinrich der Löwe und seine Söhne nur vom Papst oder einem dazu ausdrücklich ermächtigten päpstlichen Legaten exkommuniziert werden dürften.21 Feindlichen Bischöfen war damit eine wirksame Waffe aus der Hand genommen, und zugleich hatte der Papst signalisiert, daß er – vielleicht wegen Heinrichs Hochverrat am Kaiser – den Welfen Wohlwollen entgegenbrachte. Es ist nicht sicher, daß man daraufhin in Deutschland unter maßgeblicher Beteiligung Heinrichs des Löwen schon über eine anstehende Königswahl nachgedacht hat, auf jeden Fall schickte der Kaiser aber Eilboten und bat noch von Italien aus den Erzbischof Wichmann von Magdeburg, alle sächsischen Fürsten für das Jahresende 1191 nach Goslar zu berufen. Auf seinem Rückmarsch nahm Heinrich VI. im oberbayerischen Kloster Steingaden an der Beisetzung Welfs VI. teil, der am 15. Dezember in Memmingen gestorben war; durch dessen Tod fielen die schwäbischen Welfengüter endgültig an die Staufer.22 Böses ahnend soll Heinrich der Löwe dem Kaiser eine Gesandtschaft von Äbten und Pröpsten entgegengeschickt haben, um ihn mit weitgehenden Erklärungen und Zusagen zum Einlenken zu bewegen: Am Verrat seines Sohnes sei er unschuldig und außerdem bereit, das nächste Mal persönlich mit nach Sizilien zu ziehen und Heinrich VI. tatkräftig militärische Hilfe zu leisten. Glaubwürdig ist immerhin die Mitteilung, daß Heinrichs Delegation nur Geistliche angehörten, denn außer Klerikern der von ihm geförderten sächsischen Klöster und Stifte waren ihm in der Tat keine Vertrauten geblieben, denen er eine solche Mission hätte übertragen können, für die Ministerialen nicht in Frage kamen. Weil Propst Gerhard vom Augustinerchorfrauenstift Steterburg bei Wolfenbüttel, dem wir diese Nachricht verdanken, in den letzten Jahren zum engsten Kreis um Heinrich den Löwen gehörte, ist er wahrscheinlich selbst einer der Gesandten gewesen. Sie hatten allerdings keinen Erfolg, denn die sächsischen Fürsten waren nun siegesgewiß und legten dem Kaiser nahe, das Angebot abzulehnen, weil sie den alten Herzog auch ohne Zugeständnisse niederringen könnten.23 Diese Einschäzung war gewiß nicht falsch, denn der Löwe schien müde geworden, eher als früher zum Nachgeben und zum Ausgleich bereit, jedenfalls lag die Leitung der folgenden Auseinandersetzungen weitgehend in den Händen des jüngeren Heinrich. Im Juni 1192 standen die Bischöfe von Hildesheim und Halberstadt, der

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Abt von Corvey und andere Fürsten mit einem ansehnlichen Heer bei Leiferde in der Nähe von Braunschweig, warteten jedoch vergeblich auf den Kaiser und verwüsteten inzwischen die Umgebung so lange, bis Propst Gerhard von Steterburg einen Waffenstillstand vermitteln konnte. Der Tod Wichmanns von Magdeburg am 25. August 1192 hat solche Friedensbereitschaft der Welfengegner erleichtert, und die Abwesenheit des Kaisers machte jedermann klar, daß Heinrich VI. den Konflikt nicht durch Krieg und Vernichtung der Welfen lösen wollte, die unter den Augen des Fürstenheeres einen Ministerialenaufstand in Braunschweig niederschlagen konnten. Der Stadtvogt Liudolf von Dahlum hatte sich mit seinen Söhnen und Verwandten im Streit um eingebrachte Gefangene erhoben und kämpfte mit Hilfe der Brüder Gunzelin und Ekbert II. von Wolfenbüttel auch von seinen Burgen Wenden und Dahlum aus gegen den jüngeren Heinrich, der die Burg Wolfenbüttel mit Belagerungsmaschinen brach und die Revolte niederschlug. Offenbar hatten sich die Ministerialen selbstbewußt auf ihre eigene Kampfkraft verlassen, denn sie traten nicht auf die Seite der feindlichen Fürsten über.24 Erst im Spätherbst kam der Kaiser endlich nach Sachsen und traf am 21. Oktober in Nordhausen mit den sächsischen Großen zusammen. Dort wurde beschlossen, den schon 1190 von Heinrich VI. aus Bremen vertriebenen Erzbischof Hartwig II. durch Bischof Waldemar von Schleswig zu ersetzen, einen Angehörigen des dänischen Königshauses. Damit war der Kaiser, der ein Kräftegleichgewicht im Reich anstrebte, den Sachsen entgegengekommen, ohne Heinrich den Löwen ernsthaft zu schädigen,25 dessen internationale Rolle noch lange nicht ausgespielt war. Das zeigen Verhandlungen über die Freilassung Richards Löwenherz aus der Gefangenschaft des Kaisers, die am 25. Juni 1193 in Worms begannen. In der nach vier Tagen schließlich erreichten Vereinbarung heißt es unter anderem, daß der Kaiser 50 000 Mark Silber vom vereinbarten Lösegeld erlassen würde, wenn Richard ein Versprechen erfülle, das er dem Kaiser einst in bezug auf Heinrich den Löwen gegeben habe (Si autem dominus rex solverit promissionem, quam domino imperatori de Henrico quondam duce Saxonie fecerat, imperator de L milibus marcis regem liberum dimittens et absolutum).26 Wir wissen nicht, was Richard versprochen hatte, aber es muß so wichtig gewesen sein, daß er die Verhandlungen an diesem Punkt fast hätte scheitern lassen und der Kaiser ihm freistellen mußte, ob er seine Zusage halten oder – was er schließlich getan hat – lieber die volle Summe bezahlen wollte, für deren Bereitstellung die englische Verwaltung alle Kräfte aufbieten mußte. Wäre es um den öffent-

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lichen Verzicht auf weitere Unterstützung der Welfen gegangen, dann müßte es eine festere Allianz Richards mit seinen Verwandten gegeben haben, als sich aus den bekannten Abläufen erkennen läßt, so daß angenommen worden ist, der englische König habe Heinrich VI. in einer ganz anderen Richtung diplomatische Hilfe leisten sollen. Seit langem war der jüngere Heinrich mit Agnes von Staufen verlobt, der Tochter des rheinischen Pfalzgrafen Konrad, eines Halbbruders Friedrich Barbarossas. Die Absprachen waren wohl schon im Kindesalter der Agnes getroffen worden und zwar, wie der Braunschweiger Reimchronist berichtet, nicht von den Vätern, sondern von den Müttern des Paares, der Herzogin Mathilde und der Pfalzgräfin Irmingard.27 Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Verfasser der Reimchronik einen heute verlorenen Textabschnitt aus dem Werk Gerhards von Steterburg benutzt hat, dem er im übrigen ziemlich gewissenhaft folgt. Auf jeden Fall hatte Heinrich VI. mit seiner Cousine ganz andere Pläne und suchte vielleicht die Hilfe des englischen Königs beim Auflösen der Verlobung. Seit einiger Zeit strebte er ein Bündnis mit dem König von Frankreich an und empfing Anfang Januar 1194 auf dem Hoftag in Speyer eine Gesandtschaft Philipps II. Dort sollte Richard Löwenherz aus der Gefangenschaft entlassen werden, aber die französischen Gesandten suchten das mit dem Angebot hoher Geldsummen zu verhindern, stellten die von Heinrich VI. gewünschte Allianz in Aussicht und warben zur Bestätigung für ihren König um die damals wohl siebzehnjährige Agnes. Der Kaiser war bereit, auf diese Werbung einzugehen, als sich herausstellte, daß die Pfalzgräfin Irmingard wenige Tage zuvor den jüngeren Heinrich in aller Eile auf ihre Burg Stahleck bei Bacharach am Rhein bestellt hatte, wo ein Priester ihre Tochter Agnes sofort und in Abwesenheit des Vaters dem jungen Welfen antraute.28 Der Vorgang war sensationell und schockierend, weniger romantische Episode als Grund für das ganz unerwartete Scheitern eines europäischen Bündnisplans. Er bedeutete zugleich das abrupte Ende jahrzehntelanger Mühen der Staufer um eine rheinische Hausmachtposition und schuf ganz neue Rahmenbedingungen für das künftige Verhältnis Heinrichs VI. zu den Welfen. Dennoch und zur Verwunderung späterer Betrachter haben sich sowohl Pfalzgraf Konrad als auch Heinrich VI. rasch mit der Lage abgefunden. Schon Ende Januar hat der Kaiser den jüngeren Heinrich wieder in seine Gnade aufgenommen und am Hof empfangen. »Damals ging ein neues Licht in Sachsen auf, nämlich die Heiterkeit des Friedens«, kommentierte Arnold von Lübeck

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eine Versöhnung, die sich als so nachhaltig erweisen sollte, daß selbst die von Heinrich dem Löwen nach der Verheiratung seines Sohnes befürchteten neuen Spannungen ausblieben. Pfalzgraf Konrad konnte sogar ein Treffen des Kaisers mit dem alten Herzog vermitteln, das Ende Februar im thüringischen Saalfeld stattfinden sollte. Der Kaiser mußte dafür noch erhebliches Mißtrauen überwinden, denn im Laufe desselben Monats hatte er Richard Löwenherz wissen lassen, daß »uns der Herzog der Sachsen verdächtig ist und wir seine Bosheit fürchten« (dux Saxonum nobis suspectus est, cuius malitiam veremur).29 Fast schien sich der Argwohn zu bestätigen, denn Heinrich der Löwe hielt den Termin nicht ein. Während der Reise von Braunschweig zum Treffpunkt war er auf steilem Waldweg unter winterlichen Bedingungen auf der Hochfläche von Elbingerode südöstlich von Wernigerode in der Nähe des alten Königshofes Bodfeld vom Pferd gestürzt und hatte sich das Schienbein so schwer verletzt, daß er nach mühsamem Transport ins Kloster Walkenried dort eine Zeitlang behandelt werden mußte. Gerhard von Steterburg konnte als Gesandter des Herzogs dem Kaiser diesen Unfall jedoch so glaubhaft schildern, daß Heinrich VI. dem Verwundeten entgegenkam und das Treffen in die nähergelegene Pfalz Tilleda am Kyffhäuser verlegte. Hier nahm er den Löwen am 7. März wieder in plenam gratiam auf, in seine volle Gnade, versprach dem jüngeren Heinrich die Belehnung mit der Würde des rheinischen Pfalzgrafen und damit den Aufstieg in den Rang eines Reichsfürsten. Als Gegenleistung erwartete er die Teilnahme des so Begünstigten am bevorstehenden Sizilienzug. Heinrich der Löwe kehrte nach Braunschweig zurück und unterstützte den Sohn nach Kräften beim Erfüllen seiner Pflichten gegenüber Kaiser und Reich. Bis zuletzt, so wußte Gerhard von Steterburg,30 lebte er in der Hoffnung, etwas von dem zu bekommen, was man ihm so oft versprochen hatte, doch es war vergebens. Am Ende sei er wie Hiob gewesen, aller Söhne beraubt, da Lothar in der Geiselhaft gestorben und Heinrich mit dem Kaiser in Italien war, mit zweifelhafter Aussicht auf Wiederkehr aus der gefährlichen Fremde, die jüngeren Otto und Wilhelm aber beim englischen König. In dieses letzte Lebensjahr des Herzogs setzen Arnold von Lübeck und Gerhard von Steterburg seine Stiftungen für Kirchen und die Ausstattung der Braunschweiger Pfalzaula,31 doch darf man das nicht als Datierungshinweis für die bekannten Werke nehmen, weil die dafür notwendigen Mittel damals nicht mehr verfügbar waren. Eine andere Initiative Heinrichs des Löwen gehört jedoch sicher in diese Zeit, denn »als Stärke und Körperkräfte abnah-

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men und die jeden Menschen niederwerfende Schwäche ihm sehr beschwerlich wurde, nahm er seine natürlichen Geistesgaben vornehm zusammen und befahl, alte chronikalische Aufzeichnungen zu sammeln, zusammenzuschreiben und ihm vorzulesen, und mit solcher Beschäftigung brachte er oft die ganze Nacht schlaflos zu«.32 Das klingt zunächst nach Konvention und Topik, denn schon das biblische Buch Esther (6,1) erzählt vom König Artaxerxes, dem man in schlafloser Nacht aus historischen Werken vorlesen mußte, und auch andere Herrscher wie Karl der Große oder Friedrich Barbarossa hörten historiae et antiquorum res gestae an, die Geschichten und Taten der Alten.33 Gerhard von Steterburg ist jedoch glaubwürdig, weil sein Fürstenlob niemals rhetorisch aufgeputzt daherkommt, den Helden nicht nach berühmten Mustern stilisiert, um auf diese Weise auch die eigene Gelehrsamkeit vorzuführen. Er schreibt durchweg so nüchtern und auf die Sache konzentriert, daß man ihm Eitelkeit nicht unterstellen darf. Im übrigen wissen wir seit einiger Zeit genau, daß Heinrich der Löwe aus verschiedenen Quellen eine Chronik zusammenstellen ließ, denn in zwei Handschriften vom Ende des 13. und aus dem späten 15. Jahrhundert haben sich Auszüge daraus erhalten, die im Blasiusstift und im Aegidienkloster angelegt worden sind.34 Sie lassen nicht nur den ursprünglichen lateinischen Text des neuen Geschichtswerkes erkennen, sondern auch die Arbeitsweise der Kapelläne, als sie den Wunsch ihres Herrn erfüllten. Sie legten ihrer Redaktion die Weltchronik Ekkehards von Aura aus dem ersten Viertel des 12. Jahrhunderts zugrunde und entnahmen weiteres Material einer heute verlorenen sächsischen Kaiserchronik und drei ebenfalls nicht mehr erhaltenen Annalenwerken aus Paderborn, Nienburg und Ilsenburg. Auf diese Weise ist das älteste nachweisbare Werk Braunschweiger Geschichtsschreibung entstanden, eine lateinische Universalchronik, die durch Berichte und Kommentare zu Heinrichs Taten (res gestae) und zu seinem Herrschaftsraum (patria) einen regionalen Schwerpunkt erhalten hat. Ein solcher Auftrag war kein Sonderfall, denn auch Friedrich Barbarossa hat einen historischen Bericht über die eigenen Taten bestellt und in einem Brief an seinen Onkel Otto von Freising sogar die erwünschte Tendenz vorgegeben, aber unter der Hinterlassenschaft weltlicher Fürsten in Deutschland ist die Chronik Heinrichs des Löwen eine Rarität. Um sich den Text vorlesen zu lassen, brauchte er keine lateinischen Sprachkenntnisse, weil es in solchen Situationen üblich war, daß der Vortragende sofort übersetzte.35 Es wäre seltsam, wenn ein solcher Mann, der als erster deutscher Laien-

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fürst neben dem König eine Kanzlei mit ausgeprägtem Urkundenwesen unterhielt und dessen klarer Sinn für Nutzen und Rang der Schriftlichkeit ihn zum Patronat für literarische, wissenschaftliche und historiographische Texte geführt hat, seinen Letzten Willen nicht dokumentiert hätte. Gab es also ein Testament Heinrichs des Löwen? In einem Formelbuch des 13. Jahrhunderts ist ein solcher Text erhalten, als sehr unvollständige Abschrift zwischen Stilübungen aus Halberstadt, Braunschweig und Hildesheim; im 18. Jahrhundert wurde er nach anderer Vorlage noch zweimal abgeschrieben und kann aus diesen Kopien ergänzt werden.36 Er gibt den Inhalt einer besiegelten Urkunde des Herzogs wieder und enthält seine Verfügungen über die Verteilung des Besitzes unter seine Söhne, wonach der Pfalzgraf Heinrich Braunschweig mit dem zugehörigen welfischen Gebiet (patrimonium) bekommen sollte, Wilhelm Lüneburg mit Zubehör und die Lauenburg westlich von Gernrode, Otto Haldensleben mit dem umliegenden Gebiet, während die Ministerialen entsprechend ihrem Wert unter die drei Söhne aufgeteilt werden sollten. Weil diese Urkunde auf den 1. September 1197 und damit auf einen Tag datiert ist, der mehr als zwei Jahre nach dem Tod Heinrichs des Löwen liegt, hat man sie kurzerhand verworfen und angenommen, sie sei vielleicht nach der welfischen Erbteilung von 1202 im Sinne des Pfalzgrafen Heinrich hergestellt worden, der damals zugunsten seines mittlerweile König gewordenen Bruders Otto auf Braunschweig verzichtet hat.37 Das falsche Tagesdatum macht die Urkunde in der Tat verdächtig, doch lassen sich späte kopiale Überlieferungen auch zweifelsfrei echter Stücke weder auf richtige Daten noch auf korrekte Titulaturen festlegen, und der Rechtsinhalt ist als letzter Wille Heinrichs des Löwen völlig plausibel. Im Jahre 1195 war es ganz selbstverständlich, daß Pfalzgraf Heinrich Braunschweig erben würde, weil er in der letzten Zeit die Hauptlast der Kämpfe um das welfische Patrimonium getragen hatte.38 Verwunderung müssen eher die Dotationen an Otto und Wilhelm erregen, denn Otto war seit 1190 Graf von La Marche und bekannter Protégé Richards Löwenherz, bei dem sich auch Wilhelm immer noch aufhielt. Die Zuwendungen lassen sich am besten als demonstrative Geste des Vaters erklären, der Otto und Wilhelm nach wie vor als seine Söhne ansah. Das Haus war bestellt.

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Sepultura memorabilis Seit seinem Sturz vom Pferd im Februar 1194 war Heinrich der Löwe nicht mehr gesund. Möglicherweise hat er bei diesem Unfall auch innere Verletzungen erlitten, doch es ist nicht überliefert, welcher Art das Leiden war, das sich in der Ostervigil 1195, also in der Nacht vom 1. auf den 2. April, mit plötzlich auftretenden, heftigen Schmerzen deutlich verschlimmerte. Obwohl die Beschwerden nicht mehr abklangen, ließ Heinrich sie nicht behandeln und nahm auch keine Medikamente gegen einen ruhrartigen Durchfall, der sich mit steigender Sommerhitze einstellte. In der Nacht vom 24. auf den 25. Juli, den Jakobstag, der in seinen späten Jahren so oft Bedeutung für ihn gehabt hat, tobte ein heftiges Gewitter über Braunschweig. Der Blitz schlug in das Dach der Stiftskirche ein, und die Holzschindeln unter der Bleidecke fingen so schnell Feuer, daß Heinrichs Umgebung in Panik geriet, während er selbst ruhig und gefaßt blieb, bis starker Regen den Brand löschte. Kurz darauf beunruhigte ihn der Verlauf seiner Krankheit jedoch so, daß er nach seinem Sohn Heinrich in die Rheinlande schickte und auch nach Bischof Isfrid von Ratzeburg, dem er in der letzten Zeit besonders vertraut hatte. Als der Bischof am 2. August eintraf, erkannte er beim ersten Blick auf den schwer Leidenden, daß der Tod nahe war, nahm ihm die Beichte ab, erteilte die Absolution und spendete die Sterbesakramente. Heinrich lebte indessen noch weitere vier Tage »unter den Beschwernissen der Krankheit, doch nicht klagend oder stöhnend wie die meisten Kranken, sondern wenn er seine Stimme einmal erhob, so sagte er ›Gott, sei mir Sünder gnädig!‹ Denn da er zur höchsten Würde erhöht war, gab sein Geist nicht den Leiden des Körpers nach, und noch angesichts der Trennung des Leibes von der Seele schien es ihm unwürdig, sich dem Tod zu beugen. Um diese Zeit wurde jener berühmte Fürst, Herzog Heinrich, unter den Händen seines Klerus, den er zärtlich liebte und immer ermahnt hat, auf dem Weg rühmlicher Disziplin nach dem Höheren zu streben, aus diesem Licht abgezogen und entschlief, wie wir hoffen, im Herrn.«39 Das geschah am 6. August 1195, und nun folgte die übliche Begräbnisliturgie, von der wir auch ohne detaillierte Quellenzeugnisse eine konkrete Vorstellung haben können, weil sie nach dem Vorbild der Grablegung Christi im Lauf von Jahrhunderten entwickelt worden war und im Hochmittelalter einer festen Norm gehorchte. Der Verstorbene wurde gewaschen, angekleidet, zwischen brennenden Kerzen aufgebahrt und zum Schutz gegen

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Chorgestühl

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6 Marienaltar

6 Hauptaltar Chorgestühl

1 Grabmal Heinrichs des Löwen und Mathildes 2 siebenarmiger Leuchter 3 Kreuzaltar mit goldenem Kruzifix

4 Triumphkreuzgruppe 5 Lettner mit Kanzel 6 Chorschranken

Grundriß der romanischen Stiftskirche St. Blasius in Braunschweig

Dämonen mit Weihwasser besprengt. Zur Überführung in die Kirche kam der Klerus mit Vortragekreuz und Evangelienbuch, Weihwasser, Weihrauchfaß und Kerzenleuchtern, auf dem letzten Weg des Toten Psalmen singend. Laien folgten dem Zug der Kleriker, die im Langhaus der Kirche die Bahre zwischen Kerzen absetzten und die Totenmesse sangen, bevor dem Verstorbenen nochmals Weihwasser und Weihrauch gespendet wurden.40 Der letzte Weg Heinrichs des Löwen führte von der Halle seiner Braunschweiger Pfalz in die Stiftskirche St. Blasius, wo er neben seiner Gemahlin beigesetzt wurde, »damit er sie, die er als Gefährtin seines Ehebettes hatte, auch als Teilhaberin seines Grabes habe« (ut quam habuerat consortem thalami, haberet etiam sociam sepulchri). Die heute noch erhaltenen Grabbilder des Paares dürften spätestens 1210 fertig gewesen sein, denn Arnold von Lübeck, der seine Chronik in diesem Jahr abgeschlossen hat, spricht von der memorabilis satis sepultura des Herzogs und seiner Gemahlin in der Stiftskirche St. Blasius.41 Sepultura hat im Mittelalter nicht nur den gleichen Wortsinn wie cemeterium (Begräbnis), sondern bedeutet auch »Grab« (sepulcrum) oder »Grabstein« (lapis sepulcralis); memorabilis heißt »bemerkenswert«, »der Erwähnung würdig«: Arnold spricht mithin nicht von einer einfachen Bodenplatte, wie sie über vielen Gräbern liegen, sondern von etwas auffällig anderem. In der Tat handelt es sich um ein künstlerisch erstrangiges Werk, technisch perfekt ausgeführt und formal so eigenständig, daß sich die Einord-

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nung in gewohnte stilgeschichtliche Kontexte als unmöglich erwiesen hat. Heinrich der Löwe und Mathilde sind mit geöffneten Augen in dem Idealalter dargestellt, das die Toten bei der Auferstehung haben werden. Darüber konnte man bei Honorius Augustodunensis lesen, den die Kapelläne Heinrichs des Löwen für den Lucidarius ausgeschrieben haben und den Meister auf die Frage des Schülers nach dem Alter der Toten bei der Auferstehung antworten ließen: In dem altere, alse si drizic iar alt sint. Das ist an der Lebenszeit Christi ausgerichtet und geht auf Augustins Exegese des Epheserbriefs (4,13) zurück, wo es heißt: »So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.«42 Die Köpfe der Verstorbenen ruhen auf Kissen, ihre Füße auf Blattkonsolen; das ist insofern bemerkenswert, als liegende Tote mit Ruhekissen und Fußstütze sich um diese Zeit sonst nur noch bei den Gräbern Heinrichs II. († 1189), Eleonores von Aquitanien († 1204) und Richards Löwenherz († 1199) in Fontevraud finden, die den für das Totenoffizium aufgebahrten Leichnam darstellen und in das frühe 13. Jahrhundert datiert werden.43 Die Grabbilder Heinrichs des Löwen und Mathildes sind dagegen als Verbindung von Stand- und Liegefigur so gearbeitet, daß der kunstvolle Faltenwurf übereinandergelegter Gewänder den darunter liegenden Körper noch erkennen läßt. Heinrich ist mit einem fußlangen Gewand und einem Mantel bekleidet, trägt keine Kopfbedeckung und führt als einziges Herrschaftszeichen ein Schwert; das detailgenaue Abbild der Stiftskirche in seiner rechten Hand weist ihn als ihren Gründer aus. Mathilde trägt ein langes, hochgegürtetes Kleid und einen Mantel; der Stirnreif mit Zierscheiben über dem Gebende verweist ebenso wie ihre Krone im Widmungsbild des Evangeliars auf die von Heinrich dem Löwen immer wieder betonte königliche Abkunft. Die im Gebetsgestus aneinandergelegten Hände schließen ein Stück das Mantels und den Tasselriemen ein. Es gibt keine Spuren einer Farbfassung der Skulpturen, die aus Muschelkalk vom nahen Höhenzug des Elm gearbeitet worden sind und auf zwei Platten von 235,5 Zentimetern Länge und 147,5 Zentimetern Breite über einer Tumba liegen. Wir wissen allerdings nicht, ob diese Erhöhung der ursprünglichen Anordnung entspricht, denn weil ein schützendes Gitter nötig war, könnten die Bildplatten einst auf Bodenniveau oder nur leicht darüber erhoben gelegen haben. Das erhaltene und heute auf der Tumba angebrachte Braunschweiger Gitter ist nach anglofranzösischen Vorbildern gegen Ende

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Das Grabmal Heinrichs des Löwen und Mathildes: Figuren, Gitter,Tumba

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des 12. Jahrhunderts in Niedersachsen geschmiedet worden und war ursprünglich wohl rot gestrichen.44 Englische Herkunft läßt sich anhand der historischen Voraussetzungen auch für die Bildhauer erschließen, denn Heinrich der Löwe oder seine Söhne hätten auf Grund ihrer Verbindungen ohne Schwierigkeit Skulpteure im Reich der Anjou-Plantagenêt engagieren können. Der Herzog mag den Auftrag erteilt haben, weil er nach den Erfahrungen seines tiefen Falls, nach demütigendem Exil als Schutzbefohlener des mächtigen Schwiegervaters, nach den Kämpfen der letzten Jahre und den enttäuschten Hoffnungen überzeugt sein mußte, daß er am besten selbst für die eigene fama und die memoria nach seinem Tod sorgen würde, für Nachruhm und Erinnerung, statt sich auf andere zu verlassen. Das Begräbnis an einer herausgehobenen Stelle in der Kirche der kommemorierenden geistlichen Gemeinschaft war wichtiges Ziel vieler Gründer, Auszeichnung des Ortes durch eine Grabskulptur ein nächster Schritt.45 Die an der Lebensskepsis des Predigers Salomo orientierte Bemerkung Arnolds von Lübeck, daß »aus der ganzen Mühe, die er sich unter der Sonne gegeben hat, nichts herausgekommen ist als das sehr bemerkenswerte Grab« (de universo suo labore, quo laboravit sub sole, nichil est consecutus nisi memorabilem satis sepulturam),46 ist zwar kein Beleg für Heinrichs Auftrag, war aber vielleicht so gemeint. Sollte jemand, der sich die Braunschweiger Pfalzanlage als so außergewöhnliches Ensemble von Palas, Stiftskirche und Löwenbild inmitten der ummauerten Stadt zum Fürstensitz hergerichtet und seine Grabkirche durch bemerkenswerte Ausstattung mit Bildwerken, Leuchter und Marienaltar, liturgischem Gerät und Evangeliar, Fenstern und Fußboden zum repräsentativen Monument der eigenen Memoria gemacht hat, nicht auch an die Form seines Grabmals gedacht haben? Dessen Anlage als Doppelgrab, das älteste in Deutschland erhaltene eines Ehepaares,47 entsprach dem erklärten und überlieferten Willen Heinrichs des Löwen und der vielfach bezeugten Gemeinsamkeit des Herzogspaares, wie sie im Widmungs- und im Krönungsbild des Evangeliars, im gemeinsamen Psalter, im Marienaltar als von Heinrich dem Löwen bestätigter Seelgerätstiftung Mathildes ihren Ausdruck gefunden hat. Organisation und Leitung der Arbeiten, für deren Beginn es keinerlei Anhaltspunkte gibt, könnten die Kanoniker von St. Blasius übernommen haben, Kapelläne des Herzogs, die schon so viele andere Arbeiten für ihn ausgeführt hatten. Sie waren der Klerus, den Gerhard von Steterburg erwähnte, den Heinrich stets um sich hatte, den er liebte und unter dessen Händen er gestorben ist, der seine späten Gesandtschaften übernommen und Verhandlungen geführt hat. Als

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Das Grabmal Heinrichs des Löwen und Mathildes: Figuren

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geistliche Gemeinschaft hatte das Kapitel ohnehin ein starkes Interesse, die Erinnerung an seinen Gründer wachzuhalten, und insofern diente eine solche Grabskulptur auch seiner Selbstdarstellung. Spricht demnach vieles für einen Auftrag Heinrichs des Löwen, so ist doch bis zur welfischen Erbteilung von 1202 auch eine Initiative des Pfalzgrafen Heinrich († 1227) nicht auszuschließen, der sich meist in den Rheinlanden aufgehalten hat und seinen Anspruch in Braunschweig repräsentativ zur Geltung bringen mußte. Zu diesem Zweck hat er 1196 und 1197 für die welfischen Stifte und Klöster St. Blasius und St. Cyriacus in Braunschweig, für Riddagshausen, Ilsenburg, Schöningen, Loccum, Wildeshausen, Homburg, Mariental, Osterholz, Walkenried Urkunden ausgestellt und später auch die Stiftung des Marienaltars durch seine Mutter Mathilde bestätigt. Nachdem der Pfalzgraf 1202 auf Braunschweig verzichtet hatte, könnte auch Otto IV. († 1218) das Grabbild für seine Eltern veranlaßt haben, aber nähere Hinweise darauf gibt es nicht.48 Unter den Kunsthistorikern hat bisher allein Robert Suckale auf Grund einer Kombination der Schriftquellen mit den formalen Befunden einen Auftrag Heinrichs des Löwen für das Grabbild erwogen,49 während Datierungsversuche mit ausschließlich stilkritischen und formgeschichtlichen Argumenten durchweg in die Jahre zwischen 1230 und 1250 führten; man sah einerseits Verbindungen zur sächsischen Buchmalerei dieser Zeit und verwies andererseits auf spezifische Merkmale der französischen Kathedralplastik als notwendige Voraussetzungen. Das sind jedoch bestenfalls plausible Vermutungen, denn die Theorie einer gleichsam logischen Entwicklung vom Einfachen zum Differenzierten läßt sich durch chronologische Anordnung formal verwandter Werke und Werkgruppen empirisch nicht erhärten, weil sie einer komplexen historischen Realität nicht gerecht wird, zu der immer und überall die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen gehört.50 Ein einziger Auftraggeber, der sich Künstler von weit her holte, kann eine ganze entwicklungsgeschichtlich konstruierte Kunstlandschaft durcheinanderbringen. Weil die Qualität der Braunschweiger Grabskulpturen in Sachsen um 1200 ohne Beispiel ist, suchte man für die stilkritisch begründete Spätdatierung historische Hilfsargumente und schlug vor, die Kanoniker von St. Blasius könnten Otto das Kind († 1252) veranlaßt haben, das Grabbild zu ihrer eigenen Besitz- und Anspruchssicherung zu errichten.51 Auch das Kleeblattfenster auf dem Kirchenmodell diente als Beleg für einen späten Ansatz, denn am Obergaden der Stiftskirche findet sich ein solches Fenster wieder,

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das in die Zeit nach 1226 gehört. Genaue Beobachtung zeigt allerdings, daß dieses Fenster an der Kirche spitz, am Modell hingegen rund geschlossen ist, so daß der durchweg wirklichkeitsnah arbeitende Bildhauer sehr wahrscheinlich einen früheren Zustand wiedergegeben hat.52 Lage und Anordnung der Figuren entsprechen der Beschreibung Gerhards von Steterburg für die Körperbestattung, denn danach wurde Heinrich der Löwe »mitten im Fußboden« begraben, »vor dem Kreuz, das er aufgerichtet hatte, an der rechten Seite seiner Gemahlin, der Herzogin Mathilde« (in medio pavimento ante crucem quam erexerat, in dextro latere uxoris suae Mathildis ducissae).53 Ob mit dem genannten Kreuz das Triumphkreuz gemeint ist oder das wohl zum Kreuzaltar gehörige wertvolle Goldkreuz, ist nicht sicher zu entscheiden; wenn es aber heißt, daß Heinrich ein Kreuz »aufgerichtet hatte« (erexerat), so spricht das eher für das hoch oben angebrachte Triumphkreuz, zumal das Goldkreuz gewiß nicht täglich auf dem Altar gestanden hat. Für die Lage der Gräber macht das keinen Unterschied, denn die Triumphkreuzgruppe war wie üblich über der Grenzlinie zwischen Klerikerchor und Laienkirche angebracht, in Braunschweig zwischen den beiden westlichen Vierungspfeilern, und vor dieser Grenze stand der Kreuzaltar.54 Durch diese Lage erhielt das Stiftergrab eine öffentliche Funktion, weil es für Laien jederzeit zugänglich war. Erzbischof Anno von Köln († 1075) hat auf die Frage eines Ministerialen ausdrücklich erklärt, daß er vor dem Kreuzaltar und nicht im Chor der von ihm gegründeten Benediktinerklosterkirche Siegburg beigesetzt werden wolle, damit der Fragende und seinesgleichen das Grab aufsuchen könnten, ohne den Chordienst der Mönche zu stören.55 Mit den Grabbildern trat das Totengedenken aus Text und Liturgie ins Visuelle, man konnte die Kommemorierten ansehen, so daß die Gegenwart der Toten, in der Liturgie evoziert, auch sinnlich erfahren wurde. An jedem 6. August erhielt »der erlauchte Fürst Heinrich, Herzog von Bayern und Sachsen und Herr in Braunschweig, unser Gründer« (illustris princeps Hinricus, dux Bawarie et Saxonie et dominus in Brunswich, fundator noster) einen Gedenkgottesdienst des Kapitels von St. Blasius, an jedem 28. Juni »unsere Herrin und Gründerin Mathilde, die Tochter des Königs der Engländer« (domina nostra Mechtildis fundatrix ..., filia regis Anglorum).56 Memorialzeugnisse in liturgischen Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts zeigen, daß man für die Braunschweiger Anniversargebete zum Gedenken Heinrichs des Löwen das Formular der Bamberger Totenmesse für Kaiser Heinrich II. aus dem 11. Jahrhundert verwendet hat. Leider läßt sich nicht mehr entscheiden, ob das bewußt geschehen ist

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oder ob die Kanoniker von St. Blasius den Text einer Formularsammlung entnommen haben. Immerhin hat Heinrich der Löwe von der Heiligsprechung seines kaiserlichen Namenspatrons aus dem Haus der Ottonen am 14. März 1146 gewußt, denn er ist mehrfach in Bamberg gewesen, und der Kult des neuen Heiligen wurde in Sachsen früh übernommen. Auch St. Blasius in Braunschweig besaß Heinrichsreliquien, und ein Reliquiar, das gegen 1170 wohl in Hildesheim für Rippen- und Kleiderpartikel des Kaisers angefertigt worden ist, könnte mit Heinrich dem Löwen in Verbindung stehen, denn es zeigt auf seinen Deckplatten außer dem heiligen Kaiser und seiner Gemahlin Kunigunde die Könige Oswald von Northumbrien, Sigismund von Burgund und einen gewissen EUGEUS , mit dem vielleicht der schottische König Owain gemeint ist. Oswald war einer der Patrone des welfischen Hausklosters Weingarten und ist zusammen mit Sigismund auch auf dem Kuppelreliquiar dargestellt.57 Die singuläre Situation der monumentalen Grabanlage für Heinrich den Löwen und seine Gemahlin hat allerdings nur wenige Jahre Bestand gehabt, denn Otto IV. wurde mit seiner Gemahlin Beatrix in der Nähe seiner Eltern bestattet; ob er dafür das ganze Ensemble von Kreuz, Kreuzaltar und Stiftergrab verändert hat, indem er seine Grablege zwischen der seiner Eltern und dem Kreuzaltar bereiten ließ, geht aus den Quellen nicht hervor.58 Mindestens acht weitere Braunschweiger Herzöge haben sich bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts nahe bei den Stiftergräbern bestatten lassen, nämlich Otto das Kind († 1252), Albrecht der Lange († 1279), Wilhelm († 1292), Otto der Milde († 1344), Magnus II. († 1373), Friedrich († 1400), Wilhelm der Ältere († 1482) und Heinrich der Ältere († 1514).59 Ob man bei diesen Nachbestattungen die Särge Heinrichs des Löwen und Mathildes respektiert, versetzt oder gar wiederverwendet hat, ist nach dem unsentimentalen Begräbnisbrauch des Mittelalters ganz unsicher. In Speyer schwankt der Abstand zwischen den Gräbern der Kaiserin Gisela, Konrads II., Heinrichs III., der Kaiserin Bertha und Heinrichs IV. zwischen 25 und 65 Zentimetern; Heinrich V. wurde im Abstand von 55 Zentimetern über die Gräber Heinrichs III. und Heinrichs IV. gelegt, Adolf von Nassau im Grab von Friedrich Barbarossas Tochter Agnes bestattet, Skeletteile des in einem Holzsarg bestatteten Rudolf von Habsburg fanden sich im Grab der Kaiserin Beatrix, der Gemahlin Friedrichs I.60 Für die Jahre 1640, 1707, 1814, 1853, 1880 gibt es Nachrichten über Grabungen und Graböffnungen in St. Blasius mit widersprüchlichen Angaben über Standort und Art der Särge; 1707 ließ Herzog Anton Ulrich alle Grä-

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ber bis auf jene, die er für Heinrichs des Löwen und Mathildes Ruhestätten hielt, aus dem Mittelschiff wegnehmen, die Gebeine in einer gemeinsamen Tumba sammeln und diese dort aufstellen, wo man den Bestattungsort Ottos IV. vermutete.61 Diese vielen Graböffnungen, Störungen und Veränderungen am Bestattungsort schließen eine sichere Identifikation unter der Grabskulptur gefundener menschlicher Überreste aus, zumal wir infolge der zwischen 1936 und 1938 in der Kirche vorgenommenen Umbauten nicht mehr auf zuverlässige archäologische Befunde und Dokumentationen hoffen dürfen, weil die Schichten unter dem Langhaus unwiederbringlich zerstört sind.62 Im Sommer 1935 war es auf Initiative des Reichsbauernführers Walther Darré und des braunschweigischen Ministerpräsidenten Dietrich Klagges noch zu Grabungen gekommen, bei denen man unter dem Bild Mathildes einen Steinsarg fand und darin ein bis auf den Schädel nahezu vollständiges, 163 Zentimeter langes Skelett mit stark verkürztem linken Bein, unter dem Bild Heinrichs des Löwen dagegen nur die Spuren eines Holzsarges, eine sehr gut erhaltene Lederhülle und amorphe Reste eines Menschen. Südlich anschließend stand ein kleiner Steinsarg mit den Überresten eines nur wenige Jahre alt gewordenen Kindes. Auf Grund des vornehmeren großen Steinsarges hatten die Ausgräber vermutet, darin die Überreste Heinrichs des Löwen gefunden zu haben und die Behinderung auf den Unfall kurz vor seinem Tod zurückgeführt, doch haben spätere Untersuchungen der damals gemachten Photos ergeben, daß die Person, deren Geschlecht seinerzeit nicht bestimmt wurde, an einer angeborenen Hüftgelenksluxation gelitten und infolgedessen zeitlebens gehinkt hat. Angesichts der physischen Beanspruchung und Leistungsfähigkeit Heinrichs des Löwen, seiner Gewaltritte wie dem von Schwaben nach Braunschweig im Jahre 1151, der immer wieder bezeugten militärischen Einsätze in Italien, im Land nördlich der Elbe, während der späten Kampfe in Sachsen oder der Jagden kann das Skelett in diesem Sarg nicht ihm zugewiesen werden. Das hatte der Braunschweiger Historiker Ernst Roloff schon 1935 in einem Gutachten erklärt und gleichsam zwangsläufig, weil man ja die Überreste des Herzogspaares gefunden zu haben glaubte, dafür plädiert, daß es sich um die Gebeine Mathildes handeln müsse.63 Obwohl keine Schriftquelle eine Behinderung der Herzogin auch nur andeutet, wurde Roloffs These sehr viel später noch einmal aufgegriffen, allerdings ohne Hinweis auf den Urheber, und jetzt damit begründet, daß Mathilde auf dem Krönungsbild des Evangeliars ebenso wie auf der Grab-

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skulptur kleiner dargestellt ist als Heinrich der Löwe, daß die hohe Mitgift als Ausgleichszahlung für den körperlichen Defekt und ihre Frömmigkeit als Kompensation der Behinderung verstanden werden könne.64 Das ist wenig überzeugend, denn früh- und hochmittelalterliche Bildwerke sind so gut wie niemals realistisch; will man sich dennoch auf die Frage einlassen, so wäre beim Evangeliar daran zu erinnern, daß Herzog und Herzogin auf dem Widmungsbild gleich groß sind und der Maler beim Krönungsbild Mathilde in der Bewegung des Niederkniens dargestellt hat. Wäre das Mitgiftargument stichhaltig, so hätte das englische Königshaus mehrfach behinderte Töchter ausgesteuert, denn Mathilde erhielt 5000 £, ihre Schwester Johanna 4500 £; Heinrichs I. Tochter Mathilde brachte Heinrich V. zwischen 5000 und 7500 £, Heinrichs III. Schwester Isabella Kaiser Friedrich II. sogar 15 000 £.65 Daß Zeugnisse der Frömmigkeit nicht als Indizien für sonst nirgendwo erwähnte körperliche Gebrechen eingesetzt werden dürfen, versteht sich von selbst. Wir werden uns mit der Tatsache abzufinden haben, daß die sterblichen Überreste Heinrichs des Löwen und der Herzogin Mathilde verloren sind; für das historische Urteil brauchen wir sie ohnehin nicht.

Ein Fürst in Deutschland Heinrich der Löwe hat in dem Bewußtsein gelebt, einer der ältesten Adelsfamilien der Christenheit anzugehören, durch Abkunft von den trojanischen Franken, karolingischen Kaisern und mächtigen Vorfahren hochlegitimiert zur Herrschaft, als Schwiegersohn des mächtigsten Königs seiner Zeit und Herr zweier Herzogtümer für viele Jahre stärkste politische Kraft im Reich nächst dem König. Zeitgenössische Kritik legte ihm diese Selbstgewißheit als Hochmut aus, der sich am Ende zur Verachtung (contemptus) kaiserlicher Majestät gesteigert habe. Vorausgegangen war sein Bemühen, aus dem norddeutschen Dukat eine Mittelinstanz zwischen dem König und allen anderen Fürsten und Herren Sachsens zu machen, um einziger Partner Friedrichs I. in sächsischen Angelegenheiten zu werden. Er scheiterte damit einerseits an der Verfassung des Reiches, die auf dem Konsens von König und Adel beruhte und deshalb grundsätzlich Reichsunmittelbarkeit einer breiten Führungsschicht voraussetzte, andererseits am Widerstand der sächsischen Großen, die sich ihre direkte Verbindung zum König nicht nehmen lassen wollten. Besonders empfindlich reagierten die Bischöfe, weil ihnen die Kirchenhoheit

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des Königs Reichsunmittelbarkeit verbürgte, Heinrich der Löwe jedoch als einziger deutscher Fürst solche Kirchenhoheit für sein Land nördlich der Elbe faktisch schon an sich gebracht hatte. Aber auch die übrigen Großen des Reiches vermochten in dem übermächtigen Herzog von Sachsen und Bayern kaum noch den Pair zu erkennen, der ihnen auf gleicher Ebene begegnen sollte, und schließlich liefen Heinrichs Versuche zur Mediatisierung aller anderen sächsischen Adelsgewalten den Reformplänen des Kaisers zuwider. Friedrich Barbarossa wollte das Lehnrecht zur Grundlage der Beziehungen zwischen dem Königtum und möglichst vielen Machtträgern im Reich entwickeln, suchte also die unmittelbare Verbindung zu ihnen, so daß starke Zwischengewalten das angestrebte System empfindlich stören mußten. Allerdings hätte Heinrich der Löwe seine hohe reichsfürstliche Position ohne Förderung und Unterstützung Friedrichs seit 1152 weder erreichen noch längere Zeit behaupten können. Er hatte eben nicht alles selbst und durch eigene Leistung erworben, wollte aber offensichtlich nicht akzeptieren, daß die Huld des Königs an Bedingungen gebunden war, die sich mehrfach als Voraussetzungen seiner eigenen fürstlichen Existenz erweisen sollten, an Pflichten und Loyalitäten, die besonders im Verlauf der Italienzüge Friedrich Barbarossas erbeten und eingefordert wurden. Das intensive Engagement des Kaisers in Italien hatte sich schrittweise aus der zwei Jahrhunderte alten, nun aber durch Schisma und lombardischen Städtebund deutlich schwieriger gewordenen Verbindung von imperialem Reich und kaiserlichem Anspruch auf Herrschaft über das Papsttum ergeben. Für Heinrich den Löwen, der kirchenpolitisch immer eine vermittelnde Position eingenommen hat, indem er zwar alle vom Kaiser geforderten Erklärungen gegen Papst Alexander III. abgab, in Bayern aber dessen Anhänger weitgehend gewähren ließ, waren das keine grundsätzlichen Entscheidungen für oder gegen eine »Italienpolitik« Friedrichs und des Reiches, sondern seine Haltung ergab sich jeweils neu aus dem Abwägen von Kosten und Nutzen für die eigene Landesherrschaft. Der Konflikt mit Ulrich von Halberstadt eskalierte nicht deshalb, weil der Bischof Alexander III. anhing und ein Feind des Kaisers war, sondern weil er die sächsische Opposition gegen den Herzog stärkte. Diese Opposition wollte Heinrichs Vorherrschaft in Sachsen verhindern und wurde in ihrer Haltung immer wieder durch dessen früh erkennbare Neigung zur gewaltsamen Lösung von Konflikten bestätigt; Gegner profitierten auch von offenkundigen Defiziten bei der Menschenführung, denn

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unbillig überforderte Treue schürte das Mißvergnügen unter Heinrichs Gefolgsleuten. Wegen dieses vielfältigen Widerstandes im geistlichen und weltlichen Adel hat Heinrich der Löwe große Anstrengungen unternommen, sich selbst als oberste Gewalt in Sachsen repräsentativ sichtbar zu machen. Das war zweifellos ein moderner Zug seiner Regierung, und modern war auch der auffallend starke Einsatz von Ministerialen, aus denen er eine ehrgeizigdynamische Führungsgruppe heranzog, die als Widerlager gegen den Adel so lange ihren Zweck erfüllte, wie der Herr mächtig blieb. Repräsentativ, modern und praktisch zugleich wirkte sein Gespür für die Bedeutung von Schrift und Schriftlichkeit, das ihn dazu brachte, als erster sächsischer Herzog Urkunden auszustellen und damit das wichtigste schriftliche Instrument königlicher Herrschaft auch für sich in Anspruch zu nehmen. Progressiver als alle anderen Fürsten errichtete er in Braunschweig den weithin erkennbaren Zentralort seiner Herrschaft, der als Verbindung von Pfalz, Stiftskirche, Wirtschaftsplatz, Befestigung und Ausstattung zum bedeutendsten seiner Art in Deutschland geworden ist. Wenn sich solche Schwerpunkte europaweit vornehmlich um die Fürstenhöfe und weniger bei den Königen bildeten, so dürfte das als kompensatorische Anstrengung des Hochadels gegenüber dem geweihten Königtum zu verstehen sein. Der englische König Heinrich II. gibt mit seiner aufwendigen Hofhaltung kein Gegenbeispiel, sondern liefert eher die Bestätigung, weil er als Sohn des Grafen von Anjou nur über seine Mutter königliche Deszendenz aufweisen konnte und sich in der Familie der Monarchen erst beweisen mußte. Ähnlich trieb sein Anspruch auf königlichen Rang Heinrich den Löwen zu Hochformen der Selbstdarstellung, wohl wissend, daß er aller Wahrscheinlichkeit nach niemals König werden würde; selbst im Fall des Todes Friedrich Barbarossas wäre er ebensowenig wie einst sein Vater zum konsensfähigen Nachfolgekandidaten geworden. Seine Ehe mit der Tochter König Heinrichs II. stärkte das Prestige des Herzogs in der aristokratischen Gesellschaft des Reiches, hatte aber noch weitere Konsequenzen. Wir haben zu viele Zeugnisse für Transfer und Rezeption von Hofkultur, als daß wir die Folgen einer solchen Verbindung für Heinrichs intellektuelle Entwicklung und für das hohe Qualitätsbewußtsein beim Einsatz finanzieller Mittel übersehen könnten, von denen ein Teil noch dazu aus der Mitgift Mathildes stammte. Gesandten- und Geschenkaustausch sagen genug über die Leistungsfähigkeit des Hofes und das lebendige

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Interesse seines Herrn, der viel von der Welt gesehen hatte, in Italien, Konstantinopel und Jerusalem, in Flandern, der Normandie, den Loiregrafschaften und später noch in England weit entwickelte Formen monarchischer, fürstlicher und städtischer Zivilisation erlebt hatte. Seiner ausgeprägten Lernfähigkeit und einem offenbar großen Talent zur Synthese entging kein geeignetes Medium, wenn er sich um visuelle Wirkung durch Münz- und Siegelbild, Architektur, Skulptur, Buchmalerei und Goldschmiedekunst bemühte. Gleichwohl war Heinrich der Löwe niemals Mittelpunkt eines weit ausgreifenden Kunstkreises, kein Mäzen, der Kunstwerke sammelte und Künstler förderte.66 Wir wissen nicht einmal, wie intensiv ihn Fragen der formalen Gestaltung beschäftigt haben und ob er entsprechende Wünsche geäußert hat, wer seine Berater bei der Auswahl gewesen sind und auf welche Weise die Aufträge erteilt wurden. Nur aus der Qualität der erhaltenen und sicher ihm zuschreibbaren Objekte läßt sich auf das hohe Anspruchsniveau des Herzogs und seiner Leute schließen, die gewiß aus der Hofkapelle kamen. Hier wurde viel Geld eingesetzt, und angesichts zeitgenössischer Vorwürfe wegen Geiz und Besitzgier sollte nicht vergessen werden, wofür ein guter Teil der Mittel wieder ausgegeben wurde. Die Förderung literarischer Arbeiten gehört ebenfalls in diesen Zusammenhang. Auch hier hat die Hofkapelle mitgewirkt – der Kleriker Konrad für das Rolandslied und vielleicht auch Eilhart von Oberg für den Tristrant –, aber entscheidend blieb das Patronat Heinrichs des Löwen, des ersten weltlichen Fürsten in Deutschland, der ausdrücklich als Auftraggeber einer weltlichen Dichtung genannt wird, singulär übrigens in einer damals noch von geistlicher Poesie dominierten Welt. Wie die literarische so kann auch die wissenschaftliche Qualifikation mehrerer Kapelläne Heinrichs des Löwen anhand der Überlieferung recht gut beurteilt werden; ihr Bildungsniveau war, gemessen am üblichen Leistungsvermögen eines weltlichen deutschen Fürstenhofes, außergewöhnlich hoch und wurde von ihrem Herrn offensichtlich bewußt gefördert und gefordert, so daß sie seine Aufträge als Notare für die Urkunden, als Kompilatoren und Übersetzer wissenschaftlicher Texte für den Lucidarius, als Gesandte und Prokuratoren bis hin zur römischen Kurie mit Bravour ausführen konnten. Dennoch gab die Nachwelt ihre Erinnerung an Heinrich den Löwen nur auf verschlungenen Wegen weiter und verlor im Laufe der Zeit immer mehr charakteristische Züge seiner komplexen Persönlichkeit aus den Augen. Als einziger mittelalterlicher Geschichtsschreiber hat Arnold von Lübeck ihm

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ein historisches Denkmal gesetzt. Weil Arnold nach eigenem Bekunden Helmolds Cronica Slavorum fortsetzen wollte, wird sein Werk heute meist als »Slawenchronik« bezeichnet, doch eine Handschrift, die im 14. Jahrhundert am Entstehungsort Lübeck hergestellt wurde, nennt es »Des Lübecker Abtes Geschichte vom Herzog Heinrich« (Historia abbatis Lubicensis de duce Heinrico) und trifft damit das schriftstellerische Motiv des Autors für drei der insgesamt sieben Bücher seiner Chronik, die sich darüber hinaus zur Reichsgeschichte erweitert. Arnold von Lübeck († 1211/14), der in Braunschweig oder Hildesheim ausgebildet worden ist, dann Mönch im Braunschweiger Aegidienkloster und seit 1177 erster Abt des Johannisklosters in Lübeck war, hat seine Chronik im Jahre 1210 abgeschlossen67 und darin die Geschichte Heinrichs des Löwen von 1171 an mit großer Sympathie für den Helden erzählt. Ihm ist Heinrich der große Slawensieger, der Eroberer und Befrieder des Landes nördlich der Elbe, ein Mächtiger, dem die Fortuna hilft und dessen historische Größe sich nach dem Sturz im Vergleich mit seinem Nachfolger Bernhard von Aschersleben zeigt: »In diesen Tagen war kein König in Israel, sondern jeder machte, was er wollte. Denn nach der Verbannung Herzog Heinrichs, der allein im Lande mächtig gewesen war, und ... den größten Frieden geschaffen hatte, weil er nicht nur den benachbarten, sondern auch den barbarischen und fremden Regionen seine steuernden Zügel angelegt hatte, so daß die Menschen ohne Schrecken Ruhe hatten und das Land wegen dieser Sicherheit zu großem Wohlstand kam, regierte jeder wie ein Tyrann an seinem Ort und tat seinem Nächsten Gewalt an oder erlitt sie. Herzog Bernhard aber, der die erste Stelle einnahm, war schwach, und während er früher als Graf der stärkste unter seinesgleichen gewesen war, erwies er sich jetzt, nachdem er zum Herzog erhoben worden war, nicht als regierender Fürst, sondern ..., weil er glaubte, sich friedlich zeigen zu müssen, verhielt er sich in jeder Hinsicht schlapp und lässig.«68 Der Nachricht vom Tod Heinrichs des Löwen ließ Arnold ein Gedicht folgen, das nochmals alle denkwürdigen Qualitäten des Herzogs zusammennfaßt: Er sicherte den Frieden, ist berühmt wegen seiner adligen Lebensführung, bekehrte die Slawen und gründete Kirchen; im äußersten Norden ist er deshalb bekannt, aber auch Griechenland hat ihn gefeiert, König und Patriarch von Jerusalem haben ihn geehrt; irdischer Neid und Drangsal werden im Jenseits nicht nur ihm vergolten, sondern reicher Lohn erwartet auch seine Gemahlin, die im Dienste Christi wirkte, dessen Segen auf Heinrichs Nachkommen liegt.69 Arnolds Werk ist wenig verbreitet und kaum von anderen Autoren

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benutzt worden, ganz anders als die Slawenchronik Helmolds von Bosau († nach 1177), der nächst Arnold und neben Gerhard von Steterburg das Wissen von Heinrich dem Löwen und das Bild seiner Persönlichkeit für uns in vieler Hinsicht prägend bewahrt hat. Seit 1134 war er Augenzeuge der schweren Grenzkämpfe mit den Slawen, wurde kurz nach 1156 Pfarrer in Bosau und schrieb zwischen 1163 und 1172 auf Anregung Bischof Gerolds von Oldenburg/Lübeck, seines Lehrers an der Schule von St. Blasius in Braunschweig, die Geschichte der Westslawenmission von der Zeit Karls des Großen bis in seine Gegenwart. Vorwiegend aus eigener Anschauung und nach Berichten von Lübecker Klerikern erzählt er mit Kritik und Sympathie, mitunter auch furchtsam, wie seine Bitte um Gottes Beistand für objektive, nicht durch Gunst, Haß oder Angst deformierte Geschichtsschreibung zeigt: »Sonst würde ich aus Bedrängnis durch die immer drückender werdenden Verhältnisse und bei den verdorbenen Sitten der Fürsten vielleicht von der Furcht vor den Menschen irre gemacht.«70 Das kann sich nur auf Heinrich den Löwen beziehen, denn außer diesem hatte kaum jemand Einfluß auf den Zustand des Landes, in dem Helmold lebte, und wer außer dem Herzog hätte ihm etwas anhaben können? Für Helmold ist Heinrich jedoch zweifellos und trotz aller Fehler, die sich besonders auf die Mission nachteilig auswirkten, ein großer Fürst und guter Schutzherr (bonus patronus) gewesen, dessen Abwesenheit während des Italienzuges 1159/60 Klerus und Volk des Landes nördlich der Elbe lebhaft beklagt haben.71 Der dritte Heinrich dem Löwen nahestehende Historiograph ist Gerhard († 1209), seit 1163 Propst des Augustinerchorfrauenstifts Steterburg bei Wolfenbüttel und zwischen 1195 und 1210 Verfasser einer Chronik,72 deren ursprüngliche Fassung nicht mehr erhalten ist. Wir kennen sie nur in einer Bearbeitung des frühen 14. Jahrhunderts, die Gerhards Text bis 1311 fortsetzt und im Kopialbuch des Stifts überliefert ist. Von 1179 an schrieb Gerhard Zeitgeschichte, in deren Zentrum der Herzog steht, als dessen Vertrauten und Gesandten wir ihn gut kennen. Aus der Sympathie für Heinrich den Löwen ergibt sich eine gewisse Gut/Böse-Polarität im Hinblick auf den Kampf des Löwen mit seinen Gegnern, vor allem mit Philipp von Köln, Friedrich I. und Heinrich VI., darüber hinaus aber das Bemühen um ein eindrucksvolles Porträt des Herzogs im Unglück seiner letzten Jahre. Eine tiefergehende Charakteristik Heinrichs des Löwen ist nur bei jenen hochmittelalterlichen Autoren zu erwarten, die nach dessen Sturz geschrieben haben, denn allein sie mußten sich ernsthaft mit einem Problem histo-

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rischer Urteilsbildung befassen. Meist wichen sie dem aber aus und beschränkten sich auf Ereignisgeschichte aus dem Blickwinkel der einen oder der anderen Seite, ohne daß die Persönlichkeit Heinrichs zum Thema wurde. Gottfried von Viterbo († um 1192/1200), Hofkapellan Konrads III., Friedrichs I. und Heinrichs VI., widmet Heinrich dem Löwen und den Welfen in seinem Gedicht über die Taten Friedrich Barbarossas immerhin zwei monographische Abschnitte, die einzigen übrigens neben denen für Philipp von Heinsberg und Wichmann von Magdeburg. Friedrich Barbarossa wird als so mächtiger und begnadeter Herrscher dargestellt, daß der Kampf Heinrichs des Löwen gegen ihn schon fast als übernatürliche Kühnheit erscheint, getrieben von einem wandelbaren Willen, aber letztlich doch vom unabänderlichen Schicksal gelenkt. Ein tragischer Held beinahe, eine gemma patriae (Zierde des Vaterlands), solange er ein Freund des Kaisers war, fiel Heinrich schließlich ins Unrecht und ins Verbrechen, verführt von den Byzantinern, und erlangte endlich doch wieder die Gnade des Kaisers.73 Die Königschronik, wohl von einem Kölner Domherrn um 1200 geschrieben, zeigt bei aller Feindschaft noch Achtung für die Größe des Gegners, wenn es dort heißt, daß »jener einst hochberühmte und allermächtigste Herzog im Römischen Reich, Heinrich, durch den Willen Gottes erniedrigt und zu Boden geworfen, sich endlich unterwarf«.74 Er imponierte, auch im Negativen, und keine zeitgeschichtliche Erinnerung ist von diesem Eindruck frei geblieben, ob sie nun aus staufischer Sicht formuliert wurde wie bei Burchard von Ursberg († um 1231), wohlwollend gegenüber Heinrich dem Löwen wie bei Hermann von Niederaltaich († 1275) oder im harschen Urteil des hennegauischen Kanzlers Giselbert von Mons († 1224), der Heinrich den Löwen im Zusammenhang mit Chiavenna als den mächtigsten aller Herzöge charakterisiert, als arrogantesten und grausamsten fast aller Menschen (potentissimo omnium ducum, et fere omnium hominum superbissimo et crudelissimo).75 Erst die Braunschweigische Reimchronik, als Geschichte des sächsischen Herrscherhauseswohlvon einem Hofkleriker der Herzöge von BraunschweigLüneburg im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts geschrieben, räumt Heinrich dem Löwen wieder einen bedeutenden Platz ein. Die Erzählung beginnt mit dem vermeintlichen Sachsenherzog Widukind, schließt mit Herzog Albrecht I. († 1279) und folgt für Heinrich den Löwen außer der Sächsischen Weltchronik dem Bericht Gerhards von Steterburg. Der Herzog ist Braunschweigs Schutzherr und Kämpfer für die Ausbreitung des christlichen Glaubens, aber ständig von dhes luckes louph so snelle bedroht, der wechselhaften

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Fortuna.76 Hier ebenso wie in der Sächsischen Weltchronik steht das Interesse für die Landesgeschichte so beherrschend im Vordergrund, daß ganze Dimensionen der Wirksamkeit Heinrichs des Löwen verlorengehen. Das blieb nicht ohne Folgen und führte zu extrem verengten Horizonten. Eine »Geschichte Herzog Heinrichs des Löwen und Abt Heinrichs, des späteren Bischofs von Lübeck« (Historia de duce Hinrico qui dictus est Leo et Hinrico abbate post episcopo Lubicensi), die ein Mönch des Braunschweiger Aegidienklosters 1283/94 schrieb, löste keineswegs den im Titel gestellten Anspruch ein, sondern wollte die Heiligblutreliquie des Klosters als Geschenk Heinrichs des Löwen nach seiner Jerusalemfahrt erweisen und beutete dafür Arnold von Lübeck aus.77 Vom 14. Jahrhundert an nahm das Interesse der Historiographen weiter ab; natürlich gab es vor allem in Norddeutschland nach wie vor Erinnerungen an Heinrich den Löwen und auch Erzählungen über ihn; sie wichen aber vielfach von den Überlieferungen des 12. Jahrhunderts ab, lösten sich in Einzelheiten auf, ergriffen zunehmend Sagenhaftes und Legendarisches. Man fragte nicht nach der historischen Bedeutung, sondern erfreute sich an den epischen Motiven des Verrats, des Kampfes der Parteien, der übermenschlichen Dimension des mächtigen Herzogs und seiner Orientreise.78 Solche und noch ältere Überlieferungen gerannen im 15. Jahrhundert zur schriftlichen Fassung einer Sage von Heinrich dem Löwen, die seine Jerusalemfahrt als abenteuerliche Orientreise erzählt, auf der er einen Löwen zum treuen Freund gewinnt, mit Hilfe des Teufels nach Braunschweig zurückkehren kann und vom Löwen vor den verhängnisvollen Konsequenzen des Satanspaktes bewahrt wird, gerade rechtzeitig, um die seit sieben Jahren verlassene Herzogin von einer neuen Verheiratung abzuhalten. Nach Heinrichs Tod legt sich der Löwe auf dessen Grab, stirbt dort und erhält ein ehrendes Bronzedenkmal auf dem Braunschweiger Burgplatz.79 Neben die landesgeschichtlich-dynastischen Interessen der Geschichtsschreibung trat seit dem 16. Jahrhundert konfessionelle Polemik; beides bestimmte künftig die meist auf mäßigem gelehrten Niveau entwickelten Urteile über Heinrich den Löwen, verengte und provinzialisierte die Sicht so weit, daß die Texte keine nachhaltige Breitenwirkung mehr hatten. Ob ein früher protestantischer Historiker unter dem Beifall Luthers Heinrich den Löwen für einen vom Papst bestochenen Verräter am Kaiser hielt oder gegenreformatorische Autoren ihn als frommen Mann lobten, der in München ein neues Zentrum des katholischen Glaubens in Deutschland gründete, eine

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Pilgerfahrt ins Heilige Land unternahm und die Niederlage des Kaisers bei Legnano herbeiführte, damit Friedrich Barbarossa sich endlich dem rechten Papst unterwerfen konnte,80 ist für das kollektive Gedächtnis der Deutschen folgenlos geblieben. Das gilt selbst für das wissenschaftliche Großprojekt des 1676 nach Hannover berufenen Gottfried Wilhelm Leibniz, der das gesamte Material für eine Geschichte des Welfenhauses gesammelt und gesichert, das von ihm erwartete Werk aber nicht geschrieben hat. Breitere Resonanz hätte zweifellos ein Projekt Friedrich Schillers gefunden, das dieser in einer bis 1804 auf dem jeweils letzten Stand gehaltenen Liste mit Arbeitsthemen für Dramen genannt, aber niemals ausgeführt hat: »Heinrich der Löwe von Braunschweig«. Vier Jahre nach der Vollendung des »Wallenstein« schrieb er am 5. August 1803 aus Weimar an den Direktor des Berliner Nationaltheaters August Wilhelm Iffland: »In unserer deutschen Geschichte ist bloß Rudolph von Hapsburg einer gewissen Herrlichkeit fähig, und etwa noch Heinrich der Löwe von Braunschweig zu Friderich Barbarossas Zeit. Beide Sujets haben mich oft angezogen, aber die Schwierigkeiten immer wieder abgeschreckt.«81 Schillers Hinweis auf die deutsche Geschichte weist voraus aufs Allgemeine jenseits zerklüfteter, in dynastischen Traditionen notdürftig zusammengehaltener Territorialität, auf die deutsche Nation, die nach dem Untergang des Heiligen Römischen Reiches ohne politische Verfassung übrigblieb und ihre Einheit suchte. Jetzt wurde Heinrich der Löwe wieder, was er im Mittelalter gewesen war, eine bedeutende Gestalt der Reichsgeschichte, und als solche geriet er in die seinerzeit moderne Debatte um Reich und Nation, gelobt und getadelt vom gebildeten Deutschen, der nach Gründen für Erfolg und Scheitern in seiner mittelalterlichen Geschichte fragte, nach Nutzen und Schaden der Italienzüge, nach dem Unsinn des großen Imperiums und dem Sinn einer kleinen deutschen Monarchie ohne Italien und Burgund. Durch die Kontroverse wurde aus einem großen Mann allmählich das Objekt geschichtspolitischer Willkür aller Richtungen und Fraktionen, in deren mißklingendem Chor auch vermeintlich kritische Historiker mit engagiertem Eifer die jeweils moderne Grundmelodie sangen. Mit großer Erbitterung diskutierten sie Probleme, die Heinrich den Löwen und seine Zeitgenossen nie beschäftigt hatten.82 Deshalb wurde aus dem Herzog keine historische Integrationsfigur für Bürger, die sich nicht zwischen großdeutscher Bewunderung der imperialen Macht eines mittlerweile zum Mythos gewordenen Reiches und kleindeutscher Konzentration auf das pragmatisch Erreichbare entscheiden wollten.

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E I N F Ü R ST I N D E U T S C H L A N D

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Dieser Zwiespalt verwandelte Friedrich Barbarossa und Heinrich den Löwen in Projektionsfiguren höchst antagonistischer politischer Wunschvorstellungen: Den Kaiser sah man einerseits als Kämpfer für die Größe des Reiches, andererseits als Vergeuder deutscher Kraft auf den Italienzügen, den Herzog dagegen als Mehrer deutschen Volksbodens durch Expansion nach Osten, aber auch als Verräter an Kaiser und Reich. Eine mißratene deutsche Geschichte voll schneidender Widersprüche, offenes Feld der Ratlosigkeit, fruchtbarer Boden pseudoreligiöser Glaubenskämpfe um die richtige Entscheidung, die doch immer nur willkürlich ausfallen konnte. Am Ende erklärte ein für Drittmittel aus dem Fonds des Reichsführers SS Heinrich Himmler dankbarer Historiker das Investiturrecht Heinrichs des Löwen im Norden zum Sieg des Staates über die Kirche und rechnete es dem Herzog hoch an, »daß die Elbe damals nicht wie der Rhein eine ›Pfaffengasse‹ wurde«.83 Wenn schon akademisch gebildete und wissenschaftlich ausgewiesene Sachkenner sich vulgäre antikirchliche Affekte der Nationalsozialisten zu eigen machten, durfte parteiamtliche Ignoranz Heinrich den Löwen um so leichter zum Volksherzog erklären, seine Stiftskirche in Braunschweig von 1935 an ohne nennenswerten Widerstand der evangelischen Landeskirche dem Gottesdienst entziehen und von den Architekten des Tannenbergdenkmals zur »Herzogshalle« umbauen lassen, zur völkischen Weihestätte, deren Ästhetik den Raumeindruck noch heute prägt.84 Die Erfahrungen aus solchen intellektuellen und moralischen Zusammenbrüchen haben mittlerweile zu anderen Formen des historischen Erinnerns geführt. Als das Land Niedersachsen 1995 des achthundertsten Todestages Heinrichs des Löwen gedachte, erhielten unabhängige Experten den Auftrag zur Vorbereitung einer Ausstellung, die von zentralen wissenschaftlichen Fragestellungen her konkrete Anschauung vermitteln und das Sichtbare historisch erschließen sollte. Nicht nur aus deutschen Museen, Archiven und Bibliotheken kamen Bücher und liturgisches Gerät, Reliquiare, Glasfenster, Urkunden, Siegel und Münzen, sondern auch die Sammlungen in Baltimore, Cambridge, Canterbury und Cleveland, Amsterdam, London, New York und Wien schickten Goldschmiede- und Bronzearbeiten, Buch- und Glasmalereien. Hatte die Diktatur ihre seinerzeit populären Bildvorstellungen brutal in Szene gesetzt, so versammelte die Republik Kunstwerke des hohen Mittelalters von internationalem Rang und holte den Herzog damit in seine Welt zurück.

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Dank

Mit heute nicht mehr selbstverständlicher Intensität engagierte sich Ditta Ahmadi für dieses Buch: als gewissenhafte Lektorin und anregende Gesprächspartnerin, beim oft mühsamen Beschaffen der Abbildungen und bei der Gestaltung des Umbruchs. Ihr gebührt ausdrücklicher Dank, ebenso Peter Palm für die präzise Kartographie.

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Anmerkungen

Prolog 1 D F I 38. RI 4,2.1, Nr. 63 und 147. 2 OttoFris/Rahew 2,1. 3 Ebd., 2,2. Schmidt 1987, S. 134ff.

4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Reuling 1990, S. 249ff. Engels 1996b, S. 58ff. Dick 2004. GislMons, S. 92f. ChronLaud, S. 443f. ChronSMichLun, S. 380. RI 4,2.1, Nr. 64. Patze 1979. Warren 2000. Barber 2001. U HdL 23. UU HdL 37 (1157) und 77 (1168). OttoMor zu 1162, S. 188ff. (Acerbus Morena). GervCant zu 1184. OttoFris/Rahew 4,46. Deutinger 1999, S. 96ff. Die Welfen, Sachsen und das Reich

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

1 GenWelf. Kellner 2004, S. 309ff. 2 Oexle 1968. AnnSaxo. Naß 1996,

3 4 5 6 7 8 9

S. 139ff. SächsWChr, S. 274–276. Kellner 2004, S. 314ff. HistWelf. Becher 2003. Kellner 2004, S. 322ff. Graus 1975, S. 81ff. Carmen 3, vv. 63f. Isidor 12,2.5 und 12,2.3. Isidor 12,2.27. Fried 2007, S. 116ff. Fleckenstein 1957, bes. S. 98ff.

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27 28 29 30 31 32 33 34

Hartung 1998. Schneidmüller 2000, S. 47ff. HistWelf, c. 8; GenWelf, c. 7. Schieffer 2002b, S. 358ff. GenWelf, c. 8. HistWelf, c. 12. Baaken 2004. Lorenz 2004. Hechberger 1997. Lampert zu 1071, S. 118f. Borchert 2005, S. 86ff. GenWelf, c. 9. Oexle 1968, S. 454. HistWelf, c. 13. Witger. Schwarzmaier 1993, S. 297ff. Goez 2004. Weller 2004, S. 230ff. Freytag 1951, S. 43ff. Bork 1951, S. 172ff. Partenheimer 2001, S. 25f. MGH Const 1, Nr. 107. AnnSaxo zu 1126. Oexle 1975. Oexle 1975, S. 27ff. RI 4,1.1, Nr. 139. HistWelf, c. 16. Weller 2004, S. 241ff. Boshof 1988, S. 324f. Vogt 1959, S. 31ff. Pischke 1984. Schubert 1997, S. 346ff. Ehlers 1998a. Brüsch 2000, S. 94ff. Lammers 1981, S. 1ff. Hermann 2000, bes. S. 171ff., 353ff. RI 4,1.1, Nr. 115. Schlick 2001, S. 115ff. Ehlers 2000, S. 19f. MGH Const 1, Nr. 117. RI 4,1.1, Nr. 353. RI 4,1.1, Nr. 301. Schmidt 1987, S. 73ff. RI 4,1.1, Nr. 506 (Garda), 513 (Guastalla), 584.1 und 634 (Toskana). RI 4,1.1., Nr. 448 und 450. Naß 1990.

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ANHANG

35 Hölscher 1965. 36 AnnSaxo zu 1137. OttoFris 7,20. 37 RI 4,1.1, Nr. 654. Boshof 1988, S. 323ff. 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53

Schmidt 1987, S. 76f. GottfrVit, Pantheon 23,48. Ligurinus 1,618. BerthZw, c. 34. RI 4,1.1, Nr. 656. Rötting 1985. RI 4,1.1, Nr. 404 und 408. DD Lo III 64 und 66. Niederkorn 1991, S. 74ff. Schmidt 1987, S. 69ff. Lubich 1997. Schlick 2001, S. 131ff. BerthZw, c. 35. OttoFris 7,23. Boshof 1988, S. 325ff. Niederkorn 1991, S. 75ff. Althoff 1992, S. 344ff. HistWelf, c. 24. Schneidmüller 2000, S. 175. ChronRegCol, S. 76. AnnSaxo zu 1139. ChonSMichLun, S. 396. Burkhardt 1980, S. 94f. und 98f. Rötting 1985. Der Erbe und seine Leute

1 2 3 4 5 6

7 8 9 10 11

12 13

ArnLub 2,20. GerhSt, S. 231. AnnWeing zu 1135. Angenendt 1997a, S. 291. Wallraff 2005, Sp. 62f. RI 5,1, S. 154*f. Bunselmeyer 1983, S. 1ff. (Überlieferung). Hofmeister 1926, S. 310, Anm. 1 (Verschreibung). Helmold 1,56. OttoFris 7,25. BrRChr 29, vv. 2614–2624. OttoFris 7,26. U HdL 2. AnnStad zu 1144 (Magdeburg). OttoFris/Rahew 1,46 (Anspruch). Helmold 1,68 (Heirat). Isidor 11,2 (Lebensalter). Hofmeister 1926, S. 289ff. (Abweichungen). Kaiserchr, vv. 17102f.

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OttoFris 7,25. Vogt 1959. Zotz 1991. U HdL 20. Lampert zu 1073. Vogt 1959, S. 81. D Lo III 59. Petke 1985, S. 11. Hasse 1995, S. 208. Hasse 1995, S. 100f. DD Lo III 21f. (Herkunftsname), 59,85,114 (advocatus). UU HdL 8-10,20. U HdL 3. Petke 1985, S. 189. Vogt 1959, S. 48f. UU HdL 4,6-10,27,33. Lubenow 1964, S. 154ff. (Anno von Heimburg), 169ff. (Liudolf I. von Dahlum), 171ff. (Balduin I. von Dahlum), 198ff. (Heinrich von Weida), 397ff. (Berthold). Zotz 2004a. BurchUrsp, S. 54f. OttoFris/Rahew 4,86 (Friedrich I.). WaltMap, D. V, c. 6 (Heinrich II.). Helmold 1,49. Elpers 2003, S. 79ff. und 254ff. AnnPalid, S. 80. HistWelf, c. 25. Niederkorn 1998. ChronRegCol zu 1140. AuctVind, S. 723 (Beiname). Bernhardi 1883, S. 277ff. (übrige Quellen). UU HdL 1 (Markolf) und 2 (Adalbero). OttoFris 7,26. Heinemann 1968, S. 106ff. und 170ff. AnnPalid, S. 81. U HdL 3. Büttner 1970, S. 55ff. Helmold 1,56. Elpers 2003, S. 271ff. Schneidmüller 1999, S. 94ff. Bernhardi 1883, S. 316 (Quellen). Helmold 1,47. Scior 2002, S. 138ff. Fraesdorff 2005, S. 318ff. Helmold 1,52. Helmold 1,21. Scior 2002, S. 208ff. Helmold 1,56. Helmold 1,56. Helmold 1,83f.

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ANMERKUNGEN SEITE 39 BIS 93

49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84

Helmold 1,67. Helmold 1,57. Hammel-Kiesow 1997. Hucke 1956. Schubert 1997, S. 410ff. Lange 1969. Jordan 1979, S. 31f. Althoff 1985. Naß 1996, S. 362ff. Petke 1985, S. 395ff. U HdL 6. Schöntag 1973, S. 154f. AnnStad zu 1144. Helmold 2,102. GenWelf, c. 4. AnnPalid, S. 81. AnnStad zu 1144. DD K III 122f., 125. May, Nr. 474. Helmold 2,107. Claude 1975, S. 17ff. AnnPalid zu 1145. U HdL 7. Ehlers 1996c. Von Boetticher 1990, S. 25ff. D Lo III 109 (für Chiaravalle della Colomba). Bernhardi 1883, S. 545ff. Boshof 1988, S. 335f. OttoFris/Rahew 1,43. Kahl 1980. BernClar, Epp., Nr. 457. Lotter 1977, bes. S. 11ff. Lotter 1980. Graus 1980, S. 75ff. Kahl 1990. Helmold 1,62. Helmold 1,63. Lammers 1981, S. 324. Helmold 1,65. U HdL 10. Weller 2004, S. 260ff. U HdL *13. Jordan 1981, S. 117ff. U HdL 12. Helmold 1,69. Dilcher 2003. Gaethke 1999, S. 19ff. Petersohn 2003a, S. 241ff. Helmold 1,70. Petersohn 2003b. U HdL 18, ed. Lindner 1995, S. 209. UU HdL 14 (1150) und 16 (1151). D K III 243 (Verfahren). Helmold 1,70 (Bayernzug). Helmold 1,71. Helmold 1,72. Helmold 1,72.

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Die größere Welt 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37

Ehlers 1998b, S. 21ff. Elze 1980. OttoFris/Rahew 2,3. DD F I 1f., 4. OttoFris/Rahew 2,4. D F I 6 (Köln). U HdL 19. Patze 1979. DD F I 9f. Petke 1971, S. 305ff. Wilke 1970, S. 98ff. RI 4,2.1, Nr. 88. Helmold 1,73. OttoFris/Rahew 2,5. RI 4,2.1, Nr. 9. Bernhardi 1883, S. 921f. (Quellen). Helmold 1,73. Schubert 1997, S. 415ff. Partenheimer 2001, S. 122. U HdL 18 (kopial). Lindner 1995, S. 209 (original). ReinBriefs, Nr. 77. ChronRegCol, S. 92. Feldmann 1971, S. 30. Groß 1990, S. 140f. RI 4,2.1, Nr. 135. RI 4,2.1, Nr. 147, 150, 152f., 155f., 158–162. DD F I 51 (Vertragsbestimmungen) und 52 (Beurkundung). Engels 1987. Görich 2001, S. 2ff. DD F I 56f. U HdL *1. RI 4,2.1, Nr. 178 (Worms) und 202 (Speyer). OttoFris/Rahew 2,12. RI 4,2.1, Nr. 196. U HdL 27. RI 4,2.1, Nr. 224. OttoFris/Rahew 2,12 (Opposition). Kamp 2001, S. 145f. D F I 80. Petersohn 2003a, S. 253ff. RI 4,2.1, Nr. 195. OttoFris/Rahew, S. 88. OttoMor, S. 54. UH HdL 30f. OttoFris/Rahew 2,14. U HdL 30. RI 4,2.2, Nr. 798. OttoFris/Rahew 2,13. Helmold 1,80. Helmold 1,78 und 80. Helmold 1,80.

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412 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59

60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75

ANHANG

OttoFris/Rahew 2,20. Wadle 2001. RI 4,2.1, Nr. 280. D F I 100. Helmold 1,80. Helmold 1,81. Schulz 1995, S. 139ff. OttoFris/Rahew 2,31f. Dilcher 2003. RI 4,2.1, Nr. 316 und 319. Helmold 1,81 (Zitat). BrRChr, vv. 2715–2782. RI 4,2.1, Nr. 334. AnnIs, S. 315. HistWelfCS, S. 72. Dapper 1998. RI 4,2.1, Nr. 364. OttoFris/Rahew 2,45. D F I 138. RI 4,2.1, Nr. 397. D F I 151. RI 4,2.1, Nr. 415 (übrige Quellen). Appelt 1976. Helmold 1,54. Helmold 1,85. Ehlers 2006. Prinz 1981, S. 387ff. Helmold 1,85. Jordan 1954, S. 20ff. RI 4,2.1, Nr. 462f. (Goslar) und 472, 474-477 (Halle); D F I 176, U HdL 36 (Teilnahme am Polenfeldzug). RI 4,2.1, Nr. 480–482. RI 4,2.1, Nr. 442. OttoFris/Rahew 3,12. Felten 2002, S. 116f. RI 4,2.1, Nr. 491. RI 4,2.1, Nr. 492. RI 4,2.1, Nr. 522f. OttoFris/Rahew 3,16. D F I 201. Jaffé 10381 (Ratzeburg) und 10385 (Ranshofen). OttoFris/Rahew 3,26 (Papstbrief). GerhR. Classen 1960. OttoFris, S. 2. Mégier 1990. OttoFris 6,35. OttoFris 6,36. RI 4,2.1, Nr. 546. OttoFris/Rahew 3,24. Classen 1960, S. 187 mit Anm. 17. OttoFris/Rahew 3,47. RI 4,2.2, Nr. 580f., 583, 585.

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76 RI 4,2.2, Nr. 606f. Ullmann 1973, 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96

S. 288ff. Gattermann 1956, S. 18ff. OttoFris/Rahew 4,28. Helmold 1,87. SaxoGr 1, S. 429. RI 4,2.2, Nr. 741. AnnWeing, S. 90. Laudage 1997, S. 103ff. GestAlb, S. 255. RI 4,2.2, Nr. 755. RI 4,2.2, Nr. 756. RI 4,2.2, Nr. 757 und 762. OttoFris/Rahew 4,65f. RI 4,2.2, Nr. 765–770. Boso, S. 400. Engels 1996a. OttoFris/Rahew 4,56f. OttoMor, S. 115ff. (Marchese). OttoFris/Rahew 4,69 (Bertolf). RI 4,2.2, Nr. 805, 808f., 815. Ullmann 1973, S. 293ff. RI 4,2.2, Nr. 819, 822. Wolter 1993. JohSar, Letters 1, Nr. 124. Reuter 1984. OttoFris/Rahew 4,85. RI 4,2.2, Nr. 839. Herzog

1 Kantorowicz 1990. Ehlers 2000. 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Erkens 2006. Hoffmann 1962. U HdL 4. GerhSt, S. 208. RI 4,2.2, Nr. 673. Helmold 1,87 (Zitat). Ganz 1994. Willoweit 1999. CosmPr 1,4. Schubert 1997, S. 369ff. Jordan 1979, S. 95. Pischke 1987, S. 77ff. Ehlers 1996b. UU HdL 37 (1157); 83 (1170). UU HdL 10, 13, 50, 118, 119 (Klöster); 32, 39 (Stifte). Patze 1962, S. 225f. (Homburg); U HdL 119 (Loccum). U HdL 21. Last 1976, S. 443ff. D F I 199. RI 4,2.1, Nr. 515. Mascher 1957, S. 33ff.

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ANMERKUNGEN SEITE 93 BIS 153

16 Pischke 1987, S. 56ff. Streich 1995. 17 Jordan 1980. Diestelkamp 1995. 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34

35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51

Dirlmeier 2003. U HdL *70. Ehlers/Fenske 1999/2000. D Lo III 67. AnnStad zu 1166. Meibeyer 1994. Helmold 1,76. Reinhardt 1999. UU HdL 60 (1163) und 81 (1169). ArnLub 2,22. Reinecke 1971, S. 164ff. Helmold 1,83. May Nr. 543. Trüper 2000, S. 256ff. D F I 1001. U HdL 66. RI 4,2.1, Nr. 368. DD F I 208a, 208b, 209f. RI 4,2.1, Nr. 532–535. D F I 219. RI 4,2.1, Nr. 551. RI 4,2.1, Nr. 253 und 368 (Güterentzug). RI 4,2.2, Nr. 865 (Brief des Kaisers). Bogumil 1972, S. 235ff. Heinemann 1968, S. 209ff. Goetting 1984, S. 339ff. Wurst 1972, S. 1ff. (Familie), 182ff. (Italien). RI 4,2.2, Nr. 841 (Spanien). Hömberg 1963, S. 41ff. Meier 1987, S. 168ff. Schubert 1997, S. 395ff. Helmold 1,35. Partenheimer 2001, S. 115ff. Starke 1955. Petke 1985, S. 374ff. ReinBriefs, Nr. 63. Patze 1962, S. 209ff. Peters 1980. Zunker 2003, S. 324ff. Petke 1971. UU HdL 20 und 7. Petke 1971, S. 23f. ArnLub 1,1. Fenske/Schwarz 1990, S. 35ff. RI 4,2.2, Nr. 848. Helmold 2,100f. Helmold 1,88 und 92; 2,110. UB HHalb, Nr. 232 (unverheiratet). Helmold 2,98 (Statthalter) und 2,110 (Slawenbefehl).

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413

52 ArnLub 1,1. U HdL 94. 53 D F I 604 (Frankfurt). GerhSt, S. 211

(Kirchweihe). ArnLub 2,13 (Halerfeld). 54 ArnLub 2,13 (Gefangenschaft). UB

55 56

57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73

74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87

Westf. 2, R 2095 (Gefangenschaft). Zunker 2003, S. 228ff. D F I 493 (Hofgericht). U HdL 77 (Hochzeit). Zunker 2003, S. 277ff. DD F I 599 (Goslar) und 795 (Gelnhausen). Knipping, Nr. 1104 und 1221 (Kölner Urkunden). Knipping, Nr. 896. RI 2,2.1, Nr. 119f. Jakobi 1979, S. 217ff. RI 4,2.1, Nr. 428f. U HdL 35 (Urteil). D F I 228 (Verona). RI 4,2.2, Nr. 1226. Helmold 2,103. Helmold 2,103. Helmold 2,104. UB EMagd, Nr. 324. Knipping, Nr. 896. Helmold 2,104. Helmold 2,105. Helmold 2,105. Helmold 2,105. RI 4,2.3, Nr. 1797. RI 4,2.2, Nr. 1731. AnnStad zu 1168 (Merseburg). RI 4,2.3, Nr. 1786–1788, 1790, 1792. Helmold 2,107. JohSar, Letters 2, Nr. 276. Reuter 1984, S. 422f. AnnStad zu 1168. RI 4,2.3, Nr. 1816 und 1830. AdmBriefs, Nr. 28. ArnLub 2,8. RI 4,2.3, Nr. 1839. U HdL 88. Ehlers 1996b, S. 473. Helmold 2,107. Zunker 2003, S. 182f. Segers-Glocke 2000. RI 4,2.3, Nr. 1887. ChronErf zu 1170. Helmold 2,110. Helmold 1,73. Helmold 1,83. Gabriel 2005. Helmold 1,84. Helmold 1,84. Helmold 1,68.

03.05.21 14:22

414 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128

ANHANG

Helmold 1,84. Helmold 1,84. U HdL 41. Helmold 1,77. UU HdL 81f. D F I 219. RI 4,2.2, Nr. 838. Petersohn 2003a, S. 264ff. Helmold 1,88 und 90. Petersohn 2003a. Petersohn 2003b. Helmold 1,90. Helmold 1,86. Am Ende 1975, S. 23ff. Hoffmann 1986a. Hoffmann 1997, S. 79ff. U HdL 48. Hoffmann 1997, S. 94ff.. Kattinger 1999, S. 85ff. U HdL 52. UUHdL60(Lübeck)und89 (Schwerin). Helmold 2,94. Jordan 1979, S. 89f. Helmold 2,97. Fritze 1960, bes. S. 170ff. Helmold 1,87. Gaethke 1999, S. 187ff. Helmold 1,88. Helmold 1,93. Gaethke 1999, S. 271ff. Helmold 2,98. Helmold 2,99. Jordan 1979, S. 93. Helmold 2,100. Helmold 2,101. Helmold 2,108. Helmold 2,109. Jordan 1979, S. 99. U HdL 89. Helmold 2,109. OttoFris/Rahew 4,46. AnnReich zu 1157. D F I 218. Bärmann 1961, S. 223ff. D F I 798. U HdL 93. Kraus 1980, bes. S. 181ff. U HdL 43. AnnPalid zu 1161. AnnReich zu 1161. Freund 1995, S. 267ff. RI 4,2.2, Nr. 1138–1150. U HdL 57. Helmold 1,94. RI 4,2.2, Nr. 1543 (Nürnberg), 1547

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129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144

(Ulm), 1557 und 1561 (Regensburg); UU HdL 71f. (Polling, Ranshofen). Heydel 1929, S. 72 (Mosburg). U HdL 84 (Schäftlarn). RI 4,2.3, Nr. 2081–2083. UU HdL 100 und 102. U HdL 106. Prinz 1981, S. 391ff. Seibert 2002, S. 278ff. Freund 1995. D F I 125. U HdL 37. U HdL 57. Jordan 1979, S. 158f. RI 4,2.2, Nr. 1551. U HdL 74. U HdL 106. RI 4,2.2, Nr. 1205; RI 4,2.3, Nr. 1870. D F I 561. Schneidmüller 1998. Schütz 1998. Seibert 2002, S. 255ff. Schieffer 2002. AnnPegav zu 1180. Reichsfürst

1 Mertens 1998. Ehlers 2006. 2 DD F I 5 (1152, Wahlanzeige) und 77

(1154, Lorch). 3 Plassmann 1998, bes. S.215ff. Kölzer 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

2002. Ehlers 2002. RI 4,2.2, Nr. 892. RI 4,2.2, Nr. 893. D F I 322. RI 4,2.2, Nr. 941 (Truppen) und 962 (Lodi). AuctAffl, S. 404. DD F I 480f. Schmidt 1987, S. 167ff. RI 4,2.2, Nr. 1008. Voltmer 1987. RI 4,2.2, Nr. 1027f., 1030, 1046. RI 4,2.2, Nr. 1057 (Halberstadt) und 1369 (Köln). RI 4,2.2, Nr. 1083. Laudage 1997, S. 128ff.

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17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34

35 36

37 38 39

40 41 42

RI 4,2.2, Nr. 1084. Helmold 1,91. D F I 388. RI 4,2.2, Nr. 1149. RI 4,2.2, Nr. 1138f., 1150. JohSar, Letters 1, Nr. 168. Weinfurter 2002b, S. 90ff. RI 4,2.2, Nr. 1170. ChronMonSer, S. 152 (Schwur des Kaisers). Jordan 1981, S. 119ff. ArnLub 3,4. D F I 397; Schneidmüller 1993, S. 40ff. (Goslar). RI 4,2.2, Nr. 1205 (Augsburg). RI4,2.2,Nr.1346,1348(Verhandlungen desKaisers)und1350f.(PaschalisIII.). Weinfurter 2002b, S. 95ff. Lilie 2003, S. 399ff., 407f. Jordan 1970. Baaken 1968, bes. S. 75ff. Assmann 1977. Thorndike 1959. StephR 3,4, vv. 205–212, 719. Barlow 1997, S. 88ff., 117ff., 295ff. Warren 2000, S. 447ff. GervCant zu 1167. RI 4,2.2, Nr. 1466 und 1470. Ahlers 1987, S. 44ff. Chibnall 1991, S. 169ff. Ehlers 1998c, S. 206ff. Huffman 2000, S. 75ff. RI 4,2.2, Nr. 1475. D F I 480. Vollrath 2002. Norgate 1887, 2, S. 66ff. und 193f. Duggan 1966. Türk 1977, S. 47f. und 185ff. Norgate 1887, 2, S. 66ff. Lally 1969, S. 106ff. Barber 2001, S. 127. RI 4,2.3, Nr. 1788, 1790, 1792, 1816, 1830, 1887. PR 13 Hen II, S. 12 (Gesandtschaft) und 2 (Simon). GirCambr, D II,30. Helmold 2,106. Schröder 2004, S. 230f. RadDic, S. 330. RadNig, S. 171. Amt 1993. Eyton 1878, S. 26f., 43, 67, 77, 117, 130. Norgate 1887, 2, S. 99f. und 298ff. Cokayne/Gibbs 1910, S. 230ff. Mitchell 1951, S. 247f. Sanders 1960, S. 101 und 111.

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65 66 67 68 69 70 71 72 73 74

415

Lindemann 1981, S. 94f. PR 14 Hen II, S. 208. Mitchell 1951, S. 245f. und 274. Ramsey 1925, 1, S. 211ff. Keefe 1983, S. 14. Mitchell 1951, S. 165ff., 274, 295ff. Rolandslied, v. 9025. PR 13 Hen II, S. 2. Schröder 2004, S. 212ff. Schröder 2004, S. 113ff. PR 27 Hen II, S. 157. Spieß 2004, S. 276ff. Ortmanns 1972, S. 84ff. Ehlers 1996b, S. 441 und 452. GirCambr, D II,2. StephR 3.4, vv. 193–198 und 718f. JohSar, Letters 2, Nr. 279. RI 4,2.3, Nr. 1811. Georgi 1990, S. 251ff. RobTor, S. 239. GervCant, S. 205. StephR 3.5, vv. 345–350. RI 4,2.3, Nr. 1813f. StephR, 3.4, vv. 235–274 und 720f. Werner 1952. Ehlers 1996d, S. 302ff. RI 4,2.3, Nr. 1818. Georgi 1990, S. 267f. RI 4,2.3, Nr. 1839f. und 1847. Barlow 1997, S. 235ff. Reuter 2001. Jansen 2002, bes. S. 119ff. Vincent 2003. Foreville 1981, Nr. IX, X, XI. Nilgen 1998. Röhricht 1894, S. 4f., 23f., 42f. Favreau-Lilie 1995. UU HdL 6f., 9, 27 (Burchard); 27, 45, 60, 75, 80, 83 (Ekbert); 52, 60, 81 (Heinrich). ArnLub 1,1. ArnLub 1,2. U HdL 94. AnnEgm zu 1172. ChronRegCol, S. 123. ArnLub 1,3. U HdL 93. Mayer 1995, S. 19f. ArnLub 1,1-9. Joranson 1938. ArnLub 1,1. Elpers 2003, S. 89 Anm. 48. Prietzel 2006, S. 205ff. IoCinn 6,11. Ostrogorsky 1963, S. 314ff. Classen 1983-Ia. Magdalino 1993. Lilie 2003, S. 415ff.

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416 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88

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107

ANHANG

Treitinger 1956, S. 197ff. NikChon, S. 155f. WilhTyr 20,23. Magdalino 1993, S. 242f. Fried 1998, S. 124ff. IoCinn 6,11. RI 4,2.3, Nr. 1972. U HdL 94. Mayer 1980. Kirstein 2002, S. 291ff. und 321. Elbern 2004, S. 198. Folda 1995, S. 297. Hehl 1994. OttoFris 7,9. Phillips 1996, bes. S. 200ff. RobTor, S. 253. Paravicini 1989/95. Röhricht 1898, S. 333ff. Grousset 1935, S. 564ff. Prawer 1969, S. 450ff. Georgi 1990, S. 222ff. ContEb, S. 348. RobTor, S. 297. Röhricht 1893, S. 145 Nr. 544, Anm. 1. ChronRegCol, S. 124. GottfrVit, Gesta, vv. 1126–1128, 1159f. GestH II, S. 249. Joranson 1938, S. 223ff. Anm. 217. Ohnsorge 1943. Georgi 1990, S. 213ff. RI 4,2.3, Nr. 2004. RI 4,2.3, Nr. 1972. RI 4,2.2, Nr. 1243 und 1263. RI 4,2.2, Nr. 1593. Giese 2001. HistWelf, c. 32. Herde 1991. Zotz 2003. U HdL 85. Hechberger 2004, S. 139ff. HistWelf, c. 31. RI 4,2.2, Nr. 1550. Becher 2003. Zotz 2003, S. 334ff. Hechberger 2004, S. 134ff. Oexle 1978. Schmid 1983, S. 448ff. Oexle 1986. RI 4,2.3, Nr. 2121. Feldmann 1971, S. 75. D F I 623. RI 4,2.3, Nr. 2083. Ehlers 2002. RI4,2.3, Nr. 2026 (Goslar), 2033 (Frankfurt), 2053f. (Nordhausen), 2057f. (Merseburg), 2060 (Quedlinburg). RI 4,2.3, Nr. 2081f.

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108 RI 4,2.3, Nr. 2094f. (Köln) und 2100

(Trier). 109 RI 4,2.3, Nr. 1785 (Gründung Ales-

110 111 112 113

114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127

sandrias), 2110 und 2129f. (Belagerung). Görich 2001, S. 264ff. RI 4,2.3, Nr. 2131, 2134f., 2175. AnnMagd zu 1175. RI 4,2.3, Nr. 2158f. Güterbock 1909, S. 5ff. (Zweifel); Haller 1911, S. 303ff. (glaubhaft); Stöckel 1994 (kritischer Forschungsbericht); Hechberger 1996, S. 310ff. (methodisches Problem). GislMons, S. 94. AnnMarb zu 1180. Huth 2004. ContAqu, S. 418. ArnLub 2,1. OttoSBlas c. 23. ChronMonSer, S. 157. BurchUrsp, S. 53f. AnnStad zu 1177. AnnBrem zu 1177. Opll 1978, S. 63f., 211. Althoff 2003, S. 119ff. D F I 795. Patze 1979, S. 41ff. Wilke 1970, S. 106ff. Mayer 1944, S. 392. Gillingham 2005a. Hof und Herrschaft

1 Moraw 1984, S. 89. Ehlers 1995.

Plassmann 1998. Ehlers 2002. 2 Rösener 1989. Hasse 1995, S. 134ff.

3 4 5 6 7 8

9 10

Paravicini 1995, S. 11ff. KonrMeg 2,4.12. Drossbach 1999. WaltMap, D. V, c. 7. WaltVog 2,3 (L 19,5). GottfrVit, Memoria, S. 105. WaltVog 10,3 (L 104,7). PetrBles 14, col. 47. Lachaud 1999. PetrBles 14, col. 49. Balzer 1992. U HdL 68. OttoFris/ Rahew 3,7. Schröder 2004, S. 271ff. SaxoGr 1,429. Johanek 1997, bes. S. 49ff. Moraw 1998.

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11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

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Peters 1980. Zunker 2003, S. 324ff. Leyser 1992. Schieffer 1994. Spieß 1987, S. 206ff. Kölzer 2002, S. 12. Zunker 2003, S. 277ff. und 325. Jordan 1979, S. 112. Ehlers 1995, S. 52f. Helmold 1,84. Fleckenstein 1959/66, 1, bes. S. 11ff. Haider 1977. Hasenritter 1936, S. 146ff. Ehlers 1995, S. 54ff. Helmold 1,80 (Gerold). ArnLub 3,3 (Traum) und 1,13 (Hof). Köhn 1979, bes. S. 240 (Meeresmetapher). Schreiner 1986, S. 90ff. UU HdL, S. XXV, A. 2 (Urkunde Hadrians IV.). U HdL 60 (Propst). ArnLub 1,13 (Kommission) und 2,9 (Alexander III.). UU HdL 77 (Bremer Kanonikat), 107 (magister cartularii). AnnStad zu 1184 (Erzbischof). Trüper 2000, S. 1169 s.v. »Uthlede«. UU HdL 80f., 83, 89, 93, 119, 126, 128f. UU HdL 100 (Gerhard in Bayern), 118, 120, 126–130 (Johannes). UU HdL 6 und 52 (Markward); 81, 119, 126, 128f. (David). UU HdL 88 (Gebhard), 6 (Giselbert), 80 und 89 (Gottfried), 80 (Heimo), 100 und 107 (Konrad). Rück 1991. Keller/Dartmann 2004. Döll 1967, S. 34ff. Moraw 1980. Fichtenau 1957, S. 30ff. UU HdL 44, 51, 59, 107, 108, 110. Helmold 1,92. Ehlers 1995, S. 53. Ehlers 1996b. UU HdL 38 (Kremsmünster) und 100 (Passau, Aldersbach, Asbach). D F I 310. UU HdL 104 und 108. DD Lo III 109 und 119. OttoFris 7,25. Kruppa 2002, S. 159ff. (Liudolf). Ohainski 2003 (Arnold). UU HdL 17 (Schwaben), 31 (Italien), 94 (Jerusalem).

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67

417

D F I 604 (Frankfurt). GerhSt, S. 211. ArnLub 2,13. Fenske 1984. Hasse 1995, S. 134ff. Haendle 1930 und Lubenow 1964 (Überblick). Ehlers 1995 (Einzelnachweise). Helmold 1,69. UU HdL 20 (1137–1139/1153) und 3 (1143). PR 30 Hen II , S.137; 31, S. 171f.; 32, S. 185 ; 33, S. 110f.; 34, S. 2. ArnLub 5,2 (Vermögen); Hasse 1995, S. 136 (Übernahme). Hasse 1995, S. 101. AnnPalid zu 1145. U HdL 7. Ehlers 1996c. UB HHi, Nr. 230 (1142/59). GerhSt, S. 226. AnnPalid zu 1146. U HdL 18. Keupp 2002, S. 321ff. Schmidt 1989, S. 155. U HdL 105. AnnStad zu 1166. Naß 1993, S. 567 m. Anm. 33. Brüsch 2000, S. 94ff. Schneidmüller 2003. Helmold 2,101. Helmold 1,70 (Clementia); ArnLub 1,1 (Mathilde). AnnStad zu 1144 (Adalbero); Helmold 1,93 (Wertislaw). Hasse 1995, S. 120f. Ehlers/Fenske 2000, S. 110ff. D F I 502. RegEccl, S. 40, 34, 60, 18, 11, 40. Schneidmüller 1992, S. 79ff. AnnStad zu 1168. Königfeld/Roseneck 1995. Meckseper 1995. Ehlers 1998a, S. 26ff. (Standort). Boockmann 1997, S. 72ff. (Patrozinium). Möhle 1995. Möhle 1995, S. 19ff. ArnLub 1,13. Fried 1973, S. 316ff. (Selbstdarstellung). Oexle 1994, S. 135ff. (welfische Herkunft). Lexer, Sp. 750f., s.v. welf. MLWB 2, Sp. 385, s.v. catulus. Grimm 14, Sp. 1368–1371, s.v. welf.

03.05.21 14:22

418

ANHANG

68 Helmold 1,35 und 1,56 (Heinrich der

69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79

80

81

82 83 84

Stolze); 1,69 (sächsische Väter), 1,85 (neuer Name). Hechberger 1996, S. 115ff. Pastoureau 1996, S. 58ff. Becher 2004, S. 159ff. Jäckel 2006. Helmold 1, 93. Voisenet 2000, bes. S. 197ff., 209f., 287ff., 305ff. AnnStad zu 1166. Naß 1993, S. 568ff. Schneidmüller 2003, S. 60. GottfrVit, Gesta, vv. 1144–1147. Hamann-MacLean 1984. Spies 1985. Drescher 1985. Gramaccini 1987. D F I 323 (Monselice). U HdL 30 (Lehnshoheit). Haftmann 1939, bes. S. 127ff. Seiler 2000, S. 175ff. Seiler 2003. ActPontCen, S. 452 m. Anm. 8 (Le Mans); StephR, S. 759.18 (Le Bec). Drescher 1985, S. 338ff. WestermannAngerhausen 2003, S. 17 m. Anm. 81. RGM, Inv.-Nr. Stein 223, 234, 395, 743. Clemens 2003, S. 44ff. Denicke 1983 (Katalog). Jesse 1949, S. 12f. Bilzer 1980, S. 337ff. Kühn 1995. Jordan 1979, S. 141. Kat. Braunschweig 1995, 2, S. 404f. (Heinrich). Kat. Stuttgart 1977, 2, Abb. 98.12f. (Friedrich). Fenske 1985, S. 130ff. Paravicini 1998, S. 353. Fenske 1985, S. 96ff. Bedos Rezak 1986, S. 143ff. Chassel 1994. Schöntag 1997, S. 82ff. Patron und Stifter

1 Weber 1972, S. 130ff. und 580ff. 2 3 4 5

Bleicken 2000, S. 413ff. OttoFris/Rahew 2,12. Arnold 1985, S. 23ff. Bumke 1977. Paravicini 1994, S. 3–37. Keen 1999. Helmold 1,69. Keupp 2002, S. 424ff. Keupp 2006.

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6 ArnLub 1,5 (Kaiserin Maria).

Weinrich, Nr. 70, §§ 4 und 11 (Köln). 7 Veldeke, vv. 5676–5802. 8 Hyland 1994, S. 82ff.; Clark 1995

9 10 11 12 13 14 15 16

17

18

19

20 21 22 23 24 25 26 27 28 29

(Pferde). Fleckenstein 1985; Barber/Barker 2001, S. 21ff. und 67ff. (Turnier). ChronMonSer zu 1175 (Turnierverbot). GenDob, S. 10; Minneker/Poeck 1999, S. 17ff. (Pribislaw). HistWelf, c. 14 (Musterhof). Suger, c. 10. Wibald, Nr. 165. ArnLub 2,17. U HdL 117. Ehlers 2004. Lohrmann 1989, S. 68ff. Teske 1993, S. 16ff., 33ff., 115ff. DD F I 448 (Salzburg) und 81a (Gottfried). GislMons, S. 234. PR 21 Hen II, S. 188 (Mathilde); 22 Hen II, S. 11 (Wachs); RI 4,2.3, Nr. 2207 (Westminster). PR 25 Hen II, S. 94 (Rüstungen); 26 Hen II, S. 150 (Reitpferde); 26 Hen II, S. 130 (Botenpferd und Falken). Haskins 1925, S. 76, Nr. 19 (Falkenbuch). Oggins 1974 und 1982 (Falknergruppe). Oggins 1989. Schröder 2004, S. 144f. GirCambr, D II, c. 26. Weinrich, Nr. 31. Gockel 1993, S. 47f. Rösener 1997. StephR 3,5, vv. 345–350. ChronBec, col. 655. Schröder 2004, S. 143ff. GerhR, col. 605. Classen 1960, S. 369, Nr. 92. Classen 1983-Ib. Erdmann 1938, S. 188f., 194f. (Korrespondenz).Freise 2000, S. 241. Ehlers 1996a, S. 184f. Luscombe 2004. Gallistl 2000, S. 222ff. (Handschriften). Southern 1982. Classen 1983-IIa. Southern 2001, S. 123ff. (Gilbert) und 66ff. (Wilhelm). Classen 1983-IIb. UU HdL 81, 100, 107. U HdL 107. Herkenrath 1980, S. 6ff. Groten 1993.

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ANMERKUNGEN SEITE 258 BIS 308

30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49

50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67

Helmold 1,80. JohSar, Hist, c. 8. Helmold 1,42.44.45. ArnLub 3,3. ArnLub 1,13. Fenske 1977, S. 164ff. Fenske/Schwarz 1990, S. 37ff. NecrSV, S. 558. Miethke 1972. Ehlers 1973, S. 27ff. GerhSt, S. 206. NecrSV, S. 592. Petke1995,S. 257ff. UU HdL 27 und 39. Lucid, S. 102*-104*. Luff 1999, bes. S. 58ff. Lucid 2,101. Luff 1999, S. 98. Lucid 2,13. HugoSV, S. 1. Lucid, S. 27* (Steer). Hamm 2002, S.118ff. Rothmann 2002, S. 135. Steer 1990 und 1995. Lucid, S. 25ff. Lucid, S. 11*, Nr. 3 (B) und 8 (A). Denecke 1989 (A). Bumke 1995. Schröder 1995, bes. S. 29. Bertelsmeier-Kierst 2003. Steer 1990. Lucid, S. 105*. Steer 1990, S. 11. Sturlese 1992. Schröder 1989. Kartschoke 2003, S. 97. Lucid, S. 106*. Johnson 1999, S. 447. Johanek 1992. Fried 2003. Rolandslied, vv. 9017–9094. Bertau 1982, S. 334ff. Bastert 2004. Lejeune/Stiennon 1966. Krauß 1981, S. 154ff. Wunderli 2004. Bumke 1979, S. 85. Kartschoke 2003, S. 86ff. Kartschoke 1989 (Konzept). Merrilees 1997 (Leitsprache). Lejeune 1954. Legge 1963, S. 44ff. Bumke 1979, S. 155f. und 238. Ahscroft 1992. U HdL 59. Hasty 2002. Keupp 2002, S. 437ff. Kartschoke 2003, S. 119ff. Prietzel 2006, bes. S. 39ff.

837919_Ehlers_Heinrich_der_Loewe.indd 419

419

68 Brunner 1996, S. 105. 69 D F I 502. 70 Geith 1995, S. 340ff. Lutz 2000. Görich

2001, S. 20ff. und S. 397f., Anm. 134. 71 UU HdL 100 und 107. Ashcroft 1994.

Backes 1966 (Predigt). 72 Schmid 1977, S. 80 mit Anm. 258 und

180ff. 73 Eilhart, Fragm. Eilhart, Tristr. Kart-

schoke 2003, S. 102ff. U HdL 126. 74 Hellfaier 1979, S. 8ff. Ehlers 2004,

75 76 77 78 79 80 81 82

83 84 85

86 87 88

89 90 91

92 93

S. 244ff. RegEccl, S. 17 (Johannes von Oberg). Hartmann, vv. 1–5. Legge 1963, S. 46. Bumke 1979, S. 108ff. Johnson 1999, S. 272ff. Ehlers 2004, S. 248f. Legge 1963, S. 45ff. Ehlers 2004, S. 251 (Wörterverzeichnis). ArnLub 1, 12. GerhSt, S. 230. Kötzsche 1973, S. 78, Nr. 33 (Bartholomäus), S. 22, Nr. 22 und S. 42ff. (Laurentius). Brandt 1998. U HdL 122. GerhSt, S. 230 (Gewänder). LünChron, S. 59 (Bardowick). Härting 1963, S. 23. Haussherr 1979. Beer 2005, S. 24ff. (Lage im Kirchenraum), 74ff. (ikonographische Programme), 196ff. (Braunschweig). Kötzsche 1995b. Boockmann 1997, S. 108 und 135, Nr. 24. Kötzsche 2006. Lambacher/Moland 2006, Nr. 1 (Kuppelreliquiar). Kötzsche 1973, Nr. 26 und S. 44f. (Tragaltar). U HdL *121. Bloch 1961, S. 146. BrRChr, vv. 2878ff. Stancliffe/Cambridge 1995, bes. S. 210ff. Kötzsche 1995a, S. 237 und 242. Stratford 1998, S. 244ff. U HdL 95. Folda 1995, S. 97ff. Bethell 1972, S. 64 mit Anm. 2. Stuttmann 1937. Marth 1994.

03.05.21 14:22

420

ANHANG

94 Bloch 1961, S. 15. Kötzsche 1995a, 95 96

97 98 99 100 101

102 103 104 105

S. 244. Marth 1994, S. 22f. Jansen 1985, S. 95ff. Hoffmann 1992, S. 28f. Wolter-von dem Knesebeck 2003, S. 102f. Krüger 1972. Gosebruch/Steigerwald 1992. Freise 2003. Schmidt 1989, S. 155. Schramm 1983, Nr. 173 und 183. Hoffmann 1986, 1, S. 36f. Ott 1998, S. 248ff. Nilgen 1989. Milde 1995. Haussherr 1980. Oexle 1989. Fried 1990. Möhle/Hütt 1990. Oexle 1993. Oexle 1995. Warren 2000, S. 600ff. ArnLub 5,24. Oexle 1993. Lutz 1999. Helmold 1,68.

20 ChronRegCol, S. 129; AnnPegav zu 21 22 23 24 25 26

27 28 29 30 31 32

33 34

Der Sturz 35 1 RI 4,2.3, Nr. 2173f. 2 RI 4,2.3, Nr. 2181–2184. 3 AnnMagd zu 1176. AnnPegav zu 1176.

Weinfurter 2002b, S. 96ff. 4 ArnLub 2,2. 5 Schludi 2002. D F I 658. RI 4,2.3,

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

Nr. 2202f. Laudage 1997, S. 202ff. Georgi 2002, S. 71ff. RI 4,2.3, Nr. 2207. D F I 714. RI 4,2.3, Nr. 2244. Laudage 2002. RI 4,2.3, Nr. 2282f. Weinfurter 2002c. RI 4,2.3, Nr. 2291. Jordan 1979, S. 194f. Ehlers 1996e. WilhMalm 5,268. Opll 1986, S. 94ff. Huffman 1998, S. 67ff. D F I 663. Weinfurter 2005. Kallen 1960 (Nachweise). AnnPath zu 1177. UB HHalb, Nr. 283. RI 4,2.3, Nr. 2390.

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36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54

1178; AnnPath, S. 174; GerhSt, S. 213. AnnSPetrErph zu 1179. ArnLub 2,13. AnnStad zu 1172. AnnPegav zu 1178. Marcus 1993, S. 80ff. RI 4,2.3, Nr. 2461f. ArnLub 2,10. OttoSBlas, S. 28f. HistWelfCS, S. 70. Hauser 1998, S. 102ff. und 360ff. Zotz 2003, S. 336ff. RI 4,2.3, Nr. 2476f. Heinemeyer 1981. Krieger 1970, bes. S. 426ff. Weinfurter 2005, S. 344ff. Feldmann 1971, S. 86ff. BurchUrsp, S. 54. RI 4,2.3, Nr. 2496. RI 4,2.3, Nr. 2497. Helmold 1,85 (Sven) und 2,104 (Bremen). Kamp 2001, S. 138f. und 306, Anm. 59. ChronRegCol, S. 130. Theuerkauf 1980, S. 219ff. Heinemeyer 1981, S. 47ff. RI 4,2.3, Nr. 2500. Weinfurter 2005, S. 354ff. ArnLub 2,13. ArnLub 2,13. RI 4,2.3, Nr. 2507 (Naumburg) und 2513 (Kayna). RI 4,2.3, Nr. 2515. AnnPalid zu 1179. ArnLub 2,14f. Zu 1179 AnnPegav, AnnPalid, AnnMagd. ArnLub 2,11. RI 4,2.3, Nr. 2554. RI 4,2.3, Nr. 2530. D F I 798. BurchUrsp, S. 54f. RI 4,2.3, Nr. 2538 und 2540. D F I 795. AnnPegav zu 1180. ChronMonSer zu 1180. RepPfalzen 2, S. 351f. und 354ff. ArnLub 2,16. RI 4,2.3, Nr. 2550. RI 4,2.3, Nr. 2553. Knipping, Nr. 1149, 1157, 1258, 1268. RI 4,2.3, Nr. 2555f. RI 4,2.3, Nr. 2557f., 2560f. und 2567. RI 4,2.3, Nr. 2562f.

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ANMERKUNGEN SEITE 308 BIS 360

55 ArnLub 2,16. AnnPegav zu 1180. 56 57 58 59 60 61

62 63 64 65 66 67

68 69

ChronMonSer zu 1180. RI 4,2.3, Nr. 2568. RI 4,2.3, Nr. 2570. ArnLub 2,19. AnnPegav zu 1181. RI 4,2.3, Nr. 2547 (irrig zu 1180). Warren 2000, S. 202f. GestH II, 1, S. 249f. ContAqu zu 1181. Cartellieri 1899, S. 71f. und Beilagen, S. 45ff. RôlNorm, S. 18 (Gesandtschaft). PR 27 Hen II, S. 157 (Schiffsausrüstung). ArnLub 2,21. ContAqu zu 1181. ArnLub 2,22. ChronErf zu 1181. ArnLub 2,22. ChronRegCol, S. 132. ChronErf zu 1181 (unbefristet). ArnLub 2,22 (drei Jahre). GestH II, 1, S. 287 (sieben). RogHov 2, S. 201 (sieben/drei). ArnLub 2,22. GerhSt, S. 221. ArnLub 2,14. Exil

1 GestH II, 1, S. 287 (Zitat). RogHov, 2,

13 Bartlett 2000, S. 21ff., 133ff., 159ff.,

177ff. 14 Simek 2005. 15 Lindemann 1981, S. 226ff. und 246ff.

Ellmers 2004. Ellmers 2005. 16 D H II 612. Cartellieri 1899, S. 95ff.

und 116ff. Barber 2001, S. 203ff. 17 Appleby 1962, S. 276ff. Gillingham

1981, S. 90ff. 18 ArnLub 5,3. 19 ChronErf, S. 191. AnnPalid zu 1182.

20 21

22 23 24 25 26 27 28 29 30

S. 269. 2 Norgate 1887, 2, S. 185ff. Boussard

3 4 5

6 7 8 9 10 11 12

1956. Turner/Heiser 2000, S. 1ff. und 17ff. (Forschungsberichte). Gillingham 2005a. Boussard 1956, S. 519ff. und 519ff. Warren 2000, S. 559ff. Vincent 2000. Smalley 1973, bes. S. 216ff. und 235ff. Keefe 2004, S. 569ff. Aurell 2006, S. 12f. Aurell/Tonnere 2006. Vincent 2006. Barber 2001, S. 160ff. Norgate 1887, 2, S. 169ff. Flori 1999, S. 49ff. Gillingham 2005b. Flori 1999, S. 59ff.

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421

31 32

33 34 35 36 37

38

Engels 1995, S. 287f. Engels 1996c, S. 119f. Herbers/Plötz 1996. Favreau-Lilie 1999. Jolliffe 1963, S. 87ff. und Althoff 1998 (Zorn). Warren 2000, S. 630 (Vergleich). DD H II 616f. GestH II, 1, S. 288. RogHov 2, S. 269. GestH II, 1, S. 288. ContAqu zu 1182. GervCant 1, S. 311. RadDic 2, S. 13. RobTor, S. 303. Fragm, S. 334. PR 29 Hen II, S. 161; 30 Hen II, S. 137; 31 Hen II, S. 21. PR 31 Hen II, S. 137 und 171f. GestH II, 1, S. 288. GestH II, 1, S. 288; danach RogHov 2, S. 270. Vgl. GervCant 1, S. 310. Jordan 1981, S. 138. Dante, Inferno 28,134–136. Flori 1999, S. 60f. Schirmer/Broich 1962. Bumke 1979, S. 235ff. Aurell 2000 (Forschungsbericht). Vones-Liebenstein 2000, S. 103ff. (Forschungsstand). Appel, Nr. 7. Kellermann 1974, S. 447ff. RobTor, S. 234. Appel, Nr. 8. Appel 1931, S. 8 (Übersetzung). Kellermann 1974, S. 455ff. Mölk 1981, S. 24ff. D H II 638. GestH II, 1, S. 291. RogHov 2, S. 273. Gillingham 1981, S. 95. Gillingham 1981, S. 103ff.

03.05.21 14:22

422

ANHANG

39 Fragm, S. 336. 40 GestH II, 1, S. 312. Lindemann 1981,

S. 111. 41 GestH II, 1, S. 313. PR 30 Hen II, S. 137.

Poole 1938, S. 132. 42 Poole 1938, S. 133, Anm. 6.

PR 30 Hen II, S. 135. 43 ChronErf, S. 192. AnnPegav zu 1184. 44 Engels 1996c, S. 121ff. 45 GestH II, 1, S. 313. RogHov 4, S. 116.

46 47 48 49

50 51 52 53

54

55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68

PR 32 Hen II, S. 49. Barber 2001, S. 60f. Vincent 2006, S. 20ff. GervCant, S. 310f. GestH II, 1, S. 316f. Bethell 1972, S. 64 mit Anm. 2. Leyser 1982. PR 30 Hen II, S. 136. RadDic 2, S. 31. RogHov 2, S. 288. Knipping, Nr. 1232 (Quellen). Wand 1957, S. 79. Engels 1996c, S. 124. Weinfurter 2005, S. 353f. Opll 1978, S. 82f. und 222f. Engels 1996c, S. 124. RogHov 2, S. 289. GestH II, 1, S. 322f. D F I 872. PR 30 Hen II, S. 134f. (Berkhamstead). PR 31 Hen II, S. 206 (Bier). Poole 1938, S. 136f. Schröder 2004, S. 198ff. Young 1979, S. 18ff. und 33ff. Cantor 1982. Barber 2001, S. 61. PR 31 Hen II, S. 206 (Gepäck), 218 (Radulf), 215 (esnecca). AnnWeing zu 1184. ArnLub 3,13. RobTor, S. 303f. GirCambr, D II, c. 2, S. 158. Gransden 1974, S. 243. RogHov 2, S. 199ff. Gransden 1974, S. 226ff. Corner 1983. RadDic 2, S. 13. GestH II, 1, S. 313f. und 322. GestH II, 1, S. 345. PR 33 Hen II, S. 40 und 203. Lindemann 1981, S. 113. GestH II, 1, S. 346. PR 34 Hen II, S. 18. Weller 2004, S. 279, Anm. 266. GestH II, 2, S. 73. RogHov 3, S. 3. Poole 1938, S. 133. PR 30 Hen II, S. 211. PR 2 Rich I, S. 26 und 147.

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RogHov 3, S. 86. Favreau 1995. GerhSt, S. 229. Flori 1999, S. 181ff. RogHov 3, S. 298f. und 308. Ahlers 1987, S. 171ff. BrRChr 48, vv. 4774ff. Hucker 1990, S. 22ff. BurchUrsp, S. 81. PR 32 Hen II, S. 49 und 168; PR 33 Hen 40, S. 194 und 212. 77 PR 2 Rich I, S. 137. 78 Poole 1938, S. 145. 79 Schneidmüller 2000, S. 279ff. 69 70 71 72 73 74 75 76

Tod und Gedächtnis 1 ArnLub 3,13. 2 UU HdL 119, 127-129. D F I 872;

3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

21 22

vorher quondam dux: DD F I 795, 798, 834, 847. ArnLub 3,1 (Adolf III.) und 3,7 (Heinrich Borwin, Niklot, Bogislaw). ArnLub 3,13. HildBriefs, Nr. 54f., 63; S. 21ff. Dobenecker 2, Nr. 756 (Rusteberg). HildBriefs, Nr. 65 und 70. HildBriefs, Nr. 75. ArnLub 4,7. HildBriefs, Nr. 64. GerhSt, S. 221. GestH II, 2, S. 62. PR 1 Rich I, S. 240. Barber 2001, S. 225. Warren 2000, S. 623ff. Barber 2001, S. 230ff. GerhSt, S. 221 und 231. PR 1 Rich I, S. 206. Cartlidge 1997. ArnLub 5,1. ArnLub 5,2. ChronRegCol, S. 143. ArnLub 5,3. GerhSt, S. 222. Csendes 1993, S. 58ff. und 81f. ArnLub 5,7-12. Toeche 1867, S. 198f. (Quellen zu Neapel). Freytag 1969, S. 497ff. Csendes 1993, S. 106f. Jaffé 2, 16736. Feldmann 1971, S. 95.

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ANMERKUNGEN SEITE 360 BIS 407

23 GerhSt, S. 224. Toeche 1867, S. 210. 24 GerhSt, S. 226. Csendes 1993, S. 107.

Hasse 1995, S.31f. 25 Freytag 1969, S. 508ff. Csendes 1993,

S. 139f.

52 53 54 55 56

26 MGH Const 1, Nr. 355. 27 BrRChr 43, vv. 4217–4220 und 44,

vv. 4241–4257. 28 GerhSt, S. 227. Toeche 1867, S. 290ff. 29

30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48

49 50 51

und 566f. Weller 2004, S. 180ff. RadDic 2, S. 118. Csendes 1993, S. 142. Brachmann 1995. RepPfalzen 2, S. 486f. und 586f. GerhSt, S. 229. ArnLub 5,20. GerhSt, S. 230. GerhSt, S. 230. Einhard, c. 24. OttoFris/Rahew 4,86. AnnBlas. AnnAeg. Naß 1995. OttoFris/Rahew, S. 82ff. Kartschoke 2003, S. 111f. U HdL †140. Jordan 1941. Hasse 1995, S. 33ff. Hucker 1984. GerhSt, S. 231. Kroos 1984, S. 287ff. und 333ff. GerhSt, S. 231 (Bett und Grab). ArnLub 5,24. HonAug 3,44. Lucid 3,14. Augustin 22,15. Sauerländer 1970, Nr. 142. Budde 1979, S. 107, Nr. 269f. Höller 2005. Sauer 1993, S. 89ff. und 110ff. ArnLub 5,24. Bauch 1976, S. 107. Sauerländer 1998, S. 448f. Hasse 1995, S. 37ff. und Schneidmüller 2000, S. 240 (Stifte und Klöster). U HdL *121 (Marienaltar). Schaller 1989, S. 61ff., und Hucker 1990, S. 625ff. (Otto IV.) Suckale 1995, S. 446ff. Wirth 2004, S. 17ff. und 260ff. Niehr 1992, S. 141ff. und 175ff., Nr. 17 (um 1240). Sauerländer 1977 (Buchmalerei).Luckhardt1995,S.290f.,undSauerländer1998,S.447(OttodasKind).

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57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84

423

Höller 2003, S. 51f. GerhSt, S. 231. Haussherr 1979, S. 131. VitAnn, S. 499. Oexle 1984. RegEccl, S. 40 (6. August) und S. 34 (28. Juni). Schneidmüller 1987, S. 60f.; Schneidmüller 1992, S. 79f. Schneidmüller 2003, S. 76ff. Kötzsche 1977 (Reliquiar). ChronDBr, c. 15, S. 583. ChronRegCol, S. 246. Hackenbroch/Holtzmann 1953/54, S. 499f. Kubach/Haas 1972, 1, 923ff. Strauß 1993, S. 152ff. Strauß 1993. Rabbow 2004. Hofmeister 1935. Bock 1959. Lösch 1997, S. 244 (Gutachten). Hackenbroch/Holtzmann 1953/54. Schmidt 1974, S. 30ff. Kroos 1989, S. 231. Ehlers 1998c, S. 213f. Swarzenski 1932. WestermannAngerhausen 2003. Hucker 1988, S. 111ff. ArnLub 3,1. ArnLub 5,24. Helmold 2,96. Helmold 1,87. GerhSt. GottfrVit, Gesta, c. 42f. ChronRegCol, S. 132. Wurster 1980, S. 426ff. GislMons, S. 84. BrRChr, c. 45, v. 3259. Hellfaier 1980. Jentzsch 1942, S. 16ff. Rasche 1951, S. 72ff. Wurster 1980, S. 430ff. Gerndt 1980. Behr/Blume 1995. Papsttreu, S. 336. Jentzsch 1942, S. 27ff. Schiller 1803. Berg 1994, S. 140ff., 177ff., 193ff. Ehlers 1996f. Fried 1996. Jordan 1939, Vorwort und S. 135. Boockmann 1995, S. 52f. Arndt 1981/82. Grumbkow 1998.

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ANHANG

Quellen und Literatur

Abkürzungen AfD AKG BDLG BGSL BJB DA DVLG FMSt FS GGA HJB HZ JBGMO MGH

Archiv für Diplomatik Archiv für Kulturgeschichte Blätter für deutsche Landesgeschichte Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur Braunschweigisches Jahrbuch Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters DeutscheVierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Frühmittelalterliche Studien Festschrift Göttingische gelehrte Anzeigen Historisches Jahrbuch Historische Zeitschrift Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Monumenta Germaniae Historica, mit den Abteilungen Const Constitutiones et acta publica imperatorum et regum DD Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser DtChron Deutsche Chroniken SS Scriptores (in Folio) SSrerGerm Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum MIÖG Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung NBKG Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte NSJBLG Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte PL Patrologiae cursus completus, series Latina, ed. J.-P. Migne 2RGA Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Zweite Auflage RGM Römisch-Germanisches Museum Köln RI J.F. Böhmer, Regesta Imperii (Neubearbeitung) RS Rolls Series. Rerum Britannicarum medii aevi scriptores ZFG Zeitschrift für Geschichtswissenschaft

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Quellen und Literatur

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Quellen, Repertorien und Regestenwerke ActPontCen Actus pontificum Cenomannis in urbe degentium, ed. G. Busson/A. Ledru. Le Mans 1901. AdmBriefs Die Admonter Briefsammlung nebst ergänzenden Briefen, ed. Günther Hödl/Peter Classen. (MGH Die Briefe der deutschen Kaiserzeit 6) München 1983. AnnAeg Annalium S. Aegidii Brunsvicensium excerpta, ed. Lothar von Heinemann. (MGH SS 30.1) Hannover 1896,6–15. AnnBlas Annalium S. Blasii Brunsvicensium maiorum fragmenta, ed. Oswald Holder-­Egger. (MGH SS 30.1) Hannover 1896,16–19. AnnBrem Annales Bremenses, ed. Philipp Jaffé. (MGH SS 17) Hannover 1861,854–858. AnnEgm Annales Egmundani, ed. Georg Heinrich Pertz. (MGH SS 16) Hannover 1859, 442– 479. AnnIs Annales Isingrimi maiores, ed. Georg Heinrich Pertz. (MGH SS 17) Hannover 1861,312–315. AnnMagd Annales Magdeburgenses, ed. Georg Heinrich Pertz. (MGH SS 16) Hannover 1859,105–196. AnnMarb Annales Marbacenses qui dicuntur, ed. Hermann Bloch. (MGH SSrerGerm 9) Hannover 1907. AnnPalid Annales Palidenses, ed. Georg Heinrich Pertz. (MGH SS 16) Hannover 1859,48–98. AnnPath Annales Patherbrunnenses. Eine verlorene Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts aus Bruchstücken wiederhergestellt von Paul Scheffer-Boichorst. Innsbruck 1870. AnnPegav Annales Pegavienses, ed. Georg Heinrich Pertz. (MGH SS 16) Hannover 1859,232– 257. AnnReich Annales Reicherspergenses, ed. Wilhelm Wattenbach. (MGH SS 17) Hannover 1861,443–476. AnnSaxo Die Reichschronik des Annalista Saxo, ed. Klaus Naß. (MGH SS 37) Hannover 2006. AnnSPetrErph Annales S. Petri Erphesfurtenses maiores, ed. Oswald Holder-Egger, Monumenta Erphesfurtensia. (MGH SSrerGerm 42) Hannover 1899,45–67.

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ANHANG

AnnStad Annales Stadenses auctore M. Alberto, ed. Johann Martin Lappenberg. (MGH SS 16) Hannover 1859,271–379. AnnWeing Annales Welfici Weingartenses, ed. Erich König, Historia Welforum. Stuttgart 1938,86–94. Appel Die Lieder Bertrans von Born, ed. Carl Appel. Halle 1932. ArnLub Arnoldi [Lubicensis] Chronica Slavorum, ed. Georg Heinrich Pertz. (MGH SSrerGerm 14) Hannover 1868. AuctAffl Sigeberti Gemblacensis chronica. Auctarium Affligemense, ed. Ludwig Bethmann. (MGH SS 6) Hannover 1844,398–405. AuctVind Auctarium Vindobonense, ed. Wilhelm Wattenbach. (MGH SS 9) Hannover 1851,722–724. Augustin Sancti Aurelii Augustini De civitate Dei, ed. Bernard Dombart/Alphons Kalb. 2 Bde. Turnhout 1955. BernClar, Epp. Bernhard von Clairvaux, Epistolae, ed. Jean Leclercq/H.M. Rochais, Sancti Bernardi Opera, Bd. 8. Rom 1977. BerthZw Berthold von Zwiefalten, Chronik, ed. Luitpold Wallach, Berthold of Zwiefalten’s Chronicle, in: Traditio 13,1957,153–248. Boso Alexandri III vita a Bosone cardinali conscripta, ed. Johannes Matthias Watterich. (Pontificum Romanorum Vitae, Bd. 2) Leipzig 1862,377–451. BrRChr Braunschweigische Reimchronik, ed. Ludwig Weiland. (MGH DtChron 2) Hannover 1877,430–574. BurchUrsp Burchardi praepositi Urspergensis Chronicon, ed. Oswald Holder-Egger/Bernhard von Simson. (MGH SSrerGerm 16) Hannover 1916. Carmen Carmen de bello Saxonico, ed. Oswald Holder-Egger. (MGH SSrerGerm 17) Hannover 1889. ChronBec Chronicon Beccensis abbatiae (PL 190). Paris 1880,639–690. ChronDBr Cronica ducum de Brunswick, ed. Ludwig Weiland. (MGH DtChron 2) Hannover 1877,574–585. ChronErf Cronica S. Petri Erfordensis moderna, ed. Oswald Holder-Egger, Monumenta ­Erphesfurtensia. (MGH SSrerGerm 42) Hannover 1899,117–369.

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Quellen und Literatur

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ChronLaud Chronicon universale Anonymi Laudunensis, ed. Oswald Holder-Egger. (MGH SS 26) Hannover 1882,442–457. ChronMonSer Chronicon montis sereni, ed. E. Ehrenfeuchter. (MGH SS 23) Hannover 1874, 138– 226. ChronRegCol Chronica regia Coloniensis, ed. Georg Waitz. (MGH SSrerGerm 18) Hannover 1880. ChronSMichLun Chronicon Sancti Michaelis Luneburgensis, ed. Ludwig Weiland. (MGH SS 23) ­Hannover 1874,391–397. ContAqu Sigeberti Gemblacensis continuatio Aquicinctina, ed. Georg Heinrich Pertz. (MGH SS 6) Hannover 1844,405–438. ContEb Gotifredi Viterbiensis Gesta Heinrici VI. Continuatio Eberbacensis, ed. Georg Waitz. (MGH SS 22) Hannover 1872,342–349. CosmPr Die Chronik der Böhmen des Cosmas von Prag, ed. Bertold Bretholz/Wilhelm Weinberger. (MGH SSrerGermNS 2) Berlin 1923. Dante, Inferno Dante Alighieri, La divina commedia: Inferno, ed. Edward Moore/Paget Toynbee, Le Opere di Dante Alighieri. Oxford 41924,1–51. DD F I Die Urkunden Friedrichs I., ed. Heinrich Appelt, 5 Bde. (MGH DD 10.1–5) Hannover 1975/79/85/90/90. DD H II Recueil des actes de Henri II, roi d’Angleterre et duc de Normandie, concernant les provinces françaises et les affaires de France, ed. Léopold Delisle. Einleitungsband Paris 1909, 3 Bd.e Urkundentexte Paris 1916/20/27. DD K III Die Urkunden Konrads III. und seines Sohnes Heinrich, ed. Friedrich Hausmann. (MGH DD 9) Wien 1969. DD Lo III Die Urkunden Lothars III. und der Kaiserin Richenza, ed. Emil von Ottenthal/Hans Hirsch. (MGH DD 8) Berlin 1927. Dobenecker Regesta Diplomatica necnon Epistolaria Historiae Thuringiae. Hg. Otto Dobe­ necker. Bd. 2 (1152–1227). Jena 1900. Eilhart, Fragm Eilhart von Oberg, Tristrant. Synoptischer Druck der ergänzten Fragmente mit der gesamten Parallelüberlieferung, ed. Hadumod Bussmann. (Altdeutsche Textbibliothek 70) Tübingen 1969. Eilhart, Tristr Eilhart von Oberg, Tristrant. Edition diplomatique des manuscrits et traduction en français moderne avec introduction, notes et index, ed. Danielle Buschinger. Göppingen 1976.

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ANHANG

Einhard Einhardi Vita Karoli Magni, ed. Oswald Holder-Egger. (MGH SSrerGerm 25) ­Hannover 1911. Fragm Fragment du Grand Rôle de l’Échiquier de Normandie pour l’année 1184, in: DD H II, Einleitungsband,334–344. GenDob Die doberaner Genealogie und die parchimsche Genealogie, ed. Georg Carl Friedrich Lisch, in: Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde 11,1846,1–35. GenWelf Genealogia Welforum, ed.ErichKönig, HistoriaWelforum. Stuttgart 1938,76–80. GerhR Gerhoch von Reichersberg, Ad Henricum ducem Saxoniae et Bavarie. (PL 193) Paris 1854,604–606. GerhSt Annales Stederburgenses auctore Gerhardo praeposito, ed. Georg Heinrich Pertz. (MGH SS 16) Hannover 1859,197–231. GervCant The Chronicle of the Reigns of Stephen, Henry II., and Richard I., by Gervase, The Monk of Canterbury, ed. William Stubbs. (RS 73.1) London 1879. GestAlb Gesta Alberonis archiepiscopi, ed. Georg Waitz. (MGH SS 8) Hannover 1848,243– 260. GestH II Gesta regis Henrici secundi Benedicti abbatis, ed. William Stubbs. (RS 49,1.2) London 1867. GirCambr Giraldus Cambrensis, De principis instructione liber, ed. George F. Warner, Giraldi Cambrensis Opera, Bd. 8. (RS 21.8) London 1891. GislMons La Chronique de Gislebert de Mons, ed. Léon Vanderkindere. Brüssel 1904. GottfrVit, Gesta Gotifredi Viterbiensis Gesta Friderici I. et Heinrici VI., ed. Georg Heinrich Pertz. (MGH SSrerGerm 30) Hannover 1870. GottfrVit, Memoria Gotifredi Viterbiensis Memoria seculorum, ed. Georg Waitz. (MGH SS 22) Hannover 1872,94–106. GottfrVit, Pantheon Gotifredi Viterbiensis Pantheon, ed. Georg Waitz. (MGH SS 22) Hannover 1872, 107–307. Grimm Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch. Bearbeitet von Alfred Götze und der Arbeitsstelle des Deutschen Wörterbuches zu Berlin. Bd. 14. Leipzig 1955. Hartmann Hartmann von Aue, Der arme Heinrich, ed. Ernst Schwarz. Darmstadt 1967.

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Quellen und Literatur

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Helmold Helmoldi presbyteri Bozoviensis Cronica Slavorum, ed. Bernhard Schmeidler. (MGH SSrerGerm 32) Hannover 1937. HildBriefs Die jüngere Hildesheimer Briefsammlung, ed. Rolf de Kegel (MGH Die Briefe der deutschen Kaiserzeit 7). München 1995. HistWelf Historia Welforum, ed. Erich König, Historia Welforum. Stuttgart 1938,1–68. HistWelfCS Historia Welforum. Continuatio Staingademensis, ed. Erich König, Historia Welforum. Stuttgart 1938,68–74. HonAug Honorius Augustodunensis, Elucidarium, ed. Yves Lefèvre, L’Elucidarium et les ­Lucidaires. Paris 1954. HugoSV Hugonis de Sancto Victore Didascalicon de studio legendi, ed. Charles Henry Buttimer. Washington, D.C., 1939. IoCinn Ioannis Cinnami epitome rerum ab Ioanne et Alexio Comnenis gestarum, ed. A. Meineke. Bonn 1836. Isidor Isidori Hispalensis episcopi Etymologiarum sive originum libri XX, ed. W.M. Lindsay. 2 Bde. Oxford 1911. Jaffé Regesta pontificum Romanorum, ed. Philipp Jaffé. 2. Aufl., bearb. von Wilhelm Wattenbach u.a., 2 Bde. Leipzig 1885/88. JohSar, Hist The Historia Pontificalis of John of Salisbury, ed. Marjorie Chibnall. Oxford 1986. JohSar, Letters The Letters of John of Salisbury, ed. W.J. Millor/H.E. Butler/C.N.L. Brooke. 2 Bde. Oxford 1986/79. Kaiserchr Die Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen, ed. Edward Schröder. (MGH DtChron 1.1) Hannover 1892. Knipping Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter. Zweiter Band (1100–1205). Bearbeitet von Richard Knipping. Bonn 1901. KonrMeg Konrad von Megenberg, Ökonomik (Yconomica), ed. Sabine Krüger. (MGH Staatsschriften des späteren Mittelalters 3,1–3) Hannover 1973/77/84. Lampert Lampert von Hersfeld, Annalen, in: Lamperti monachi Hersfeldensis Opera, ed. ­Oswald Holder-Egger. (MGH SSrerGerm 38) Hannover 1894,1–304. Lexer Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Bd. 3. Leipzig 1878. Ligurinus Gunther der Dichter, Ligurinus, ed. Erwin Assmann. (MGH SSrerGerm 63) Hannover 1987.

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ANHANG

Lucid Der deutsche ›Lucidarius‹, ed. Dagmar Gottschall/Georg Steer. Bd. 1: Kritischer Text nach den Handschriften. Tübingen 1994. LünChron Lüneburger Chronik bis 1414 (1421), ed. Wilhelm Reinecke. (Die Chroniken der deutschen Städte 36) Stuttgart 1931,35–128. MLWB Mittellateinisches Wörterbuch bis zum ausgehenden 13. Jahrhundert. Hg. Bayerische Akademie der Wissenschaften. Bd. 2. München 1999. May Regesten der Erzbischöfe von Bremen. Bd. 1 (787–1306). Bearbeitet von Otto Heinrich May. Hannover 1937. NecrSV Necrologium Sancti Victoris, ed. Auguste Molinier, Obituaires de la Province de Sens, Bd. 1. Paris 1902,535–608. NikChon Niketas Choniates, Historia, ed. I. Bekker. Bonn 1836. OttoFris Ottonis episcopi Frisingensis Chronica sive Historia de duabus civitatibus, ed. Adolf Hofmeister. (MGH SSrerGerm 45) Hannover 1912. OttoFris/Rahew Bischof Otto von Freising und Rahewin, Die Taten Friedrichs oder richtiger Cronica, ed. Franz-Josef Schmale. Darmstadt 1965. OttoMor Ottos Morena und seiner Fortsetzer Buch über die Taten Kaiser Friedrichs, ed. Franz-Josef Schmale, Italische Quellen über die Taten Kaiser Friedrichs I. in Italien. Darmstadt 1986,34–239. OttoSBlas Ottonis de Sancto Blasio Chronica, ed. Adolf Hofmeister. (MGH SSrerGerm 47) Hannover 1912. Papsttreu Papsttreu Hadriani IV. und Alexanders III. (1545), in: D. Martin Luthers Werke (Weimarer Ausgabe), Bd. 54. Weimar 1928,300–345. PetrBles Petri Blesensis Epistolae. (PL 207) Paris 1855,1–560. PR Hen II The Great Roll of the Pipe for the Fifth – Thirty-Fourth Years of the Reign of King Henry the Second, A.D. 1158/59 – A.D. 1187/88, hg. The Pipe Roll Society. London 1884–1925. PR Rich I The Great Roll of the Pipe for the First Year of the Reign of King Richard the First, A.D. 1189–1190, ed. Joseph Hunter. London 1844. The Great Roll of the Pipe for the Second Year of the Reign of King Richard the First, A.D. 1190–1191, ed. Doris M. Stenton. London 1925. RadDic Radulf von Diceto, Ymagines historiarum, ed. William Stubbs, The Historical Works of Master Ralph of Diceto, Bd. 1,291–440; 2,3–174. (RS 68.1,2) London 1876.

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Quellen und Literatur

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ANHANG

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ANHANG ANHANG

Zeittafel

1133/35 1142 1147 1152 1154

Geburt Heinrichs des Löwen. Belehnung mit Sachsen. Wendenkreuzzug. Königswahl Friedrichs I. Heinrich der Löwe erhält das Investiturrecht für die Bistümer nördlich der Elbe. 1154/55 Beteiligung am Ersten Italienzug Friedrichs I. 1156 Belehnung mit Bayern. 1157/58 Zerstörung der Isarbrücke bei Föhring und Gründung Münchens. 1159 Gründung Lübecks. 1159/60 Beteiligung am Zweiten Italienzug Friedrichs I. 1160 Eroberung des Landes der Abodriten. 1161 Italienzug zum Heer Friedrichs I. 1165 Verlobung mit Mathilde von Anjou-Plantagenêt. Würzburger Hoftag des Kaisers. 1166–1170 Sächsischer Krieg. 1168 Hochzeit mit Mathilde in Minden und Braunschweig. 1172 Reise nach Konstantinopel und Jerusalem. 1176 Ablehnung des Hilfegesuchs Friedrichs I. Schlacht bei Legnano. 1177 Friede von Venedig. 1178 Krieg Erzbischof Philipps von Köln gegen Heinrich den Löwen. Hoftag Friedrichs I. in Speyer. 1179 Hoftag Friedrichs I. in Magdeburg (Reichsacht über Heinrich den Löwen). Feldzüge in Sachsen. 1180 Hoftage Friedrichs I. in Würzburg (Verurteilung Heinrichs des Löwen) und Gelnhausen (Teilung des Herzogtums Sachsen). Krieg des Kaisers gegen Heinrich. 1181 Hoftag in Erfurt: Heinrich der Löwe unterwirft sich. 1182–1184 Exil in der Normandie. 1184–1185 Exil in England. 1189 Zweites Exil. Tod der Herzogin Mathilde (28. Juni). 1190 Friede von Fulda. 1191/92 Kämpfe in Sachsen. 1194 Aussöhnung Heinrichs des Löwen mit Kaiser Heinrich VI. in Tilleda. 1195 Tod Heinrichs des Löwen in Braunschweig (6. August).

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Personenregister Der Name Heinrichs des Löwen ist nicht nachgewiesen, ebensowenig die Namen aus den Abbildungen, Stammtafeln und Tabellen. Abaelard (Petrus Abaelardus), Philosoph und Theologe († 1142) 281 Abraham, Erzvater 21 Absalon, Bischof von Roskilde (1158–1191) 108, 231 Acerbus Morena, Historiograph († 1167) 15 Adalbero, Erzbischof von Bremen (1123–1148) 56, 59, 65, 67, 69, 73, 75, 250 Adalbero von Eppenstein, Herzog von Kärnten († 1039) 224 Adalbert Vojte˛ch, Heiliger, Bischof von Prag (983–997) 104 Adalbert, Erzbischof von HamburgBremen (1043–1072) 149 Adalbert II., Erzbischof von Mainz (1138–1141) 279 Adalbert, Erzbischof von Salzburg (1168–1174) 148, 166, 218 Adalbert, Bischof der Pommern (1140–1163/64) 73 Adalbert von Sommerschenburg, Pfalzgraf von Sachsen († 1179) 136, 141f., 144, 328, 334, 336 Adalbert, Graf von Ballenstedt († 1171?) 144 Adalbert III., Graf von Everstein († 1202) 274 Adalbert, Graf von Wernigerode 87f., 243, 245 Adalbert von Rammetshofen, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1171) 89 Adela von Blois-Champagne, 3. Gemahlin König > Ludwigs VII. († 1206) 370

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Adela von Löwen, Gemahlin (1) König > Heinrichs I. von England (2) Graf > Wilhelms von Norfolk, († 1151) 190, 363 Adelgoz von Augsburg, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1174) 89 Adelhard von Burgdorf, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1178) 124 Adelheid von Sommerschenburg, Äbtissin von Gandersheim und Quedlinburg († 1184) 334 Adelheid von Sommerschenburg, Gemahlin Graf > Goswins II. von Heinsberg († 1180) 323 Adelog, Bischof von Hildesheim (1170–1190) 300, 328 Adelold, Propst von St. Blasius/ Braunschweig (um 1068) 307 Adolf I., Erzbischof von Köln (1193–1205) 372 Adolf von Nassau, deutscher König (1292–1298) 396 Adolf I. von Schauenburg, Graf von Holstein († 1130) 37, 137 Adolf II. von Schauenburg, Graf von Holstein († 1164) 54, 57, 59–64, 73, 75, 77, 83, 108, 128, 137, 142, 149, 152–155, 158, 160, 182, 243, 245 Adolf III. von Schauenburg, Graf von Holstein (1164–1203, † 1225) 129, 138, 246, 333, 338–340, 375, 380f. Adolf von Nienkerken, Stadtvogt von Bremen († nach 1182) 129, 243 Agnes, Tochter Kaiser > Friedrichs I. († 1204) 396

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ANHANG ANHANG

Agnes von Poitou, 2. Gemahlin Kaiser > Heinrichs III. († 1077) 315 Agnes von Staufen, Gemahlin > Heinrichs von Braunschweig, Pfalzgraf bei Rhein, († 1204) 367, 384 Alberic von Besançon, Dichter (Anfang 12. Jahrhundert) 300 Albero, Erzbischof von Trier (1131–1152) 11, 42f. Albert, Bischof von Freising (1158–1184) 166, 177 Albert, Bischof von Saint-Malo (1163–1182/84) 356 Albert von Stade, Historiograph († nach 1265?) 223, 260, 328 Albert, Markgraf von Este († 1184) 89f. Albrecht der Bär, Markgraf der Lausitz (1123–1131), der sächsischen Nordmark (seit 1134), Markgraf von Brandenburg (1157–1170) 13, 38, 42–45, 49, 54–57, 60–62, 68f., 73, 75, 77f., 81–85, 96, 126, 135, 141–143, 147–149, 160, 175, 178, 183, 197, 219, 323, 335f., 343f. Albrecht I., der Lange, Herzog von Braunschweig († 1279) 396, 404 Alexander III., Papst (1159–1181) 12, 109f., 112f., 134, 146–148, 166, 168, 176f., 179f., 182, 184–189, 194–197, 200, 203, 205, 210f., 213f., 218f., 223, 239, 317–323, 335f., 343, 348, 399, 406 Alfons VIII., König von Kastilien (1158–1214) 193, 196, 359, 370 Alix, Gemahlin Graf Tedbalds V. von BloisChartres († nach 1195) 297 Amalrich I., König von Jerusalem (1163–1174) 204f., 210, 402 Ambrosius, Bischof von Mailand (374–397) 180 Anaklet II., Gegenpapst (1130–1138) 39 Annalista Saxo (Abt Arnold von Berge/Magdeburg?, † 1166), Historiograph 22 Anno II., Erzbischof von Köln (1056–1075) 258, 395 Anno, Bischof von Minden (1171–1185?) 328

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Anno I. von Heimburg, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1170) 52, 66, 83, 87, 246, 248, 250 Anno II. von Heimburg, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1188) 338 Anselm, Bischof von Havelberg (1129–1155) 73, 82 Anselm, Leiter der Kathedralschule von Laon († 1117) 283, 285 Anton Ulrich, Herzog von BraunschweigWolfenbüttel († 1714) 396 Arnold II., Erzbischof von Köln (1151–1156) 12, 81, 96 Arnold, Erzbischof von Mainz (1153–1160) 106, 132 Arnold, Erzbischof von Trier (1169–1183) 218 Arnold, Bischof von Osnabrück (1173–1190) 328 Arnold von Lübeck, Historiograph († 1211/14) 199, 201, 203–205, 208f., 211, 221, 224, 231, 274, 277, 284, 302, 306, 315, 319, 326, 328, 341, 343, 356, 375f., 377, 384f., 389, 392, 401–403, 405 Arnold, Graf von Altena 325 Arnold von Dorstadt († 1189) 244 Arnulf, Magister in Orléans († vor 1200) 286 Artaxerxes (Xerxes I.), persischer König (486–465 v.Chr.) 386 Arthur, Graf von Bretagne († 1203?) 372, 374 Athanasius, Kirchenlehrer († 373) 204 Augustin (Aurelius Augustinus), Kirchenlehrer († 430) 283, 390 Augustus (C. Octavianus), römischer Kaiser († 14 n.Chr.) 175, 269 Azzo II., Markgraf von Este († 1097) 27, 89, 365 Balduin, Erzbischof von Bremen (1168–1178) 148, 284, 322 Balduin, Kapellan und Notar Heinrichs des Löwen († nach 1194) 198f., 238f. Balduin I., Graf von Flandern († 879) 31 Balduin IV. Graf von Flandern († 1035) 31

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P E R S O N E N R E G I ST E R Personenregister

Balduin V., Graf von Hennegau († 1195) 13, 220, 275, 361 Balduin I. von Dahlum, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1158) 52, 248, 250 Bartholomäus, Apostel 303 Beatrix von Burgund, 2. Gemahlin Kaiser > Friedrichs I.(† 1184) 102, 108, 223, 265, 318, 396 Beatrix von Staufen, Gemahlin Kaiser > Ottos IV.(† 1212) 396 Bela III., König von Ungarn († 1173–1196) 369 Benoît de Sainte-Maure, Kleriker und Dichter († nach 1170) 358 Berengar III., Graf von Sulzbach († 1167) 212 Bern, Bischof von Hildesheim (1190–1194) 382 Bernhard, Kardinalpriester von S. Clemente 102 Bernhard I., Bischof von Paderborn (1127–1160) 140 Bernhard, Abt von von Clairvaux († 1153) 70–74, 280f. Bernhard, Graf von Aschersleben, 1180 Herzog von Sachsen († 1212) 144, 328, 335–337, 340f., 375 Bernhard, Graf von Oldenburg († 1187) 341 Bernhard, Graf von Plötzkau († 1147) 45, 84 Bernhard I., Graf von Ratzeburg († 1199?) 119, 138, 198, 245–247, 333, 340, 379f. Bernhard, Graf von Wassel 137, 245 Bernhard, Graf von Wölpe († nach 1175) 138, 246, 341 Bernhard II. zur Lippe († 1224) 325, 340 Berno, Bischof von Schwerin (1160–1192) 143, 145, 150, 154, 158f., 161, 328 Béroul, Dichter (Mitte 12. Jahrhundert) 301 Bertha von Sulzbach, Gemahlin Kaiser > Manuels I. Komnenos († 1158/60) 174 Bertha von Turin, 1. Gemahlin Kaiser > Heinrichs IV. († 1087) 396

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Berthold, Elekt von Bremen (1178–1180), Bischof von Metz (1180–1212) 239 Berthold, Abt von St. Michael/Lüneburg († 1172) 198, 201f., 211 Berthold III., Herzog von Zähringen († 1122/23) 74 Berthold IV., Herzog von Zähringen, Rektor von Burgund (1152–1186) 14, 94, 105, 112, 146 Berthold IV., Graf von Andechs († 1188) 170 Berthold V., Graf von Andechs, Herzog von Meranien († 1204) 318, 339 Berthold, Graf von Peine, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1156) 53, 66, 248 Bertolf von Urach († 1160) 111 Bertran de Born, Burgherr von Hautefort, Troubadour († 1202/15) 350, 357–359 Blasius, Bischof von Sebaste († 316?) 257, 302, 306, 315 Bogislaw I. von Stettin, Pommernfürst († 1187) 160f., 342, 375 Bolesπaw IV., Herzog von Polen (1146–1173) 101 Bonifaz, Markgraf von Este († 1163) 89f. Boso, Kardinaldiakon († nach 1178) 110 Branthog, Bischof von Halberstadt (1023–1036) 127 Bruno, Bischof von Hildesheim (1153–1161) 280 Bruno, Propst von St. Georg/Köln 143 Bruno, Kanoniker aus Faldera/ Neumünster, Slawenmissionar 153f. Burchard von Ursberg, Historiograph († um 1231) 53, 223, 226, 404 Burchard, Burggraf von Magdeburg 212 Burchard I., Graf von Wöltingerode († 1189/90) 87 Burchard I. von Wolfenbüttel, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1154) 87, 198, 248 Caesar (Caius Iulius C.), römischer Staatsmann, Feldherr und Schriftsteller († 44 v.Chr.) 352

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ANHANG ANHANG

Calixt II., Papst (1119–1124) 33 Catilina (Lucius Sergius C.), römischer Politiker († 62 v.Chr.) 22f., 27 Cato (Marcus Porcius C.), römischer Politiker und Schriftsteller († 149 v.Chr.) 16 Christian I., Erzbischof von Mainz (1165–1183) 132, 146, 194, 203, 212f., 318, 321, 328 Christian, Graf von Oldenburg († 1167) 88, 142f., 148, 160 Christina, Hörige 169f. Cicero (Marcus Tullius C.), römischer Politiker und Schriftsteller († 43 v.Chr.) 23 Clementia von Zähringen, 1. Gemahlin Heinrichs des Löwen (geschieden 1162) 48, 74, 77, 88, 93, 124, 128, 183f., 194, 235, 250, 265, 278, 375 Coelestin III., Papst (1191–1198) 382 Cuniza, Gemahlin Markgraf > Azzos II. von Este, († vor 1055) 27, 68 Cyrillus (Kyrillos), Patriarch von Alexandrien (412–444), Kirchenlehrer 204 Daniel, Bischof von Prag (1148–1167) 212 Dante Alighieri, Dichter († 1321) 358 Darré, Richard Walter, 1934–1942 Reichsbauernführer († 1953) 397 Daude de Pradas, Troubadour († um 1182) 276 David, König in Israel (um 1000 v.Chr.) 273, 294, 298 David, Kapellan Heinrichs des Löwen, Dompropst von Lübeck († nach 1194) 240, 281–284 Dedo von Wettin, Graf von Groitzsch, Markgraf der Niederlausitz († 1190) 141, 143, 183, 324 Deginhard von Seefeld 170 Dietrich, Bischof von Halberstadt (1180–1193) 338f., 382 Dietrich von Landsberg, Markgraf der Lausitz (†1185) 179, 183, 331 Duricha, Kölner Bürgerin 218 Eberhard, Erzbischof von Salzburg (1147–1164) 110, 112, 165, 275 Eberhard, Bischof von Bamberg (1146–1172) 81, 103

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Eberhard, Bischof von Merseburg (1171–1201) 328 Eberhard, Abt von Königslutter 66 Edward Blund, Kaufmann in London 191f. Eilhart von Oberg, Dichter des Tristrant 294, 299–302, 401 Eilika, Gemahlin des Grafen > Otto von Ballenstedt, († 1142) 32, 43 Ekbert, Subprior von St. Viktor/Paris, Propst von Steterburg († 1161) 285 Ekbert, Markgraf von Stade 68 Ekbert I. von Wolfenbüttel, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1188) 138, 198, 245, 248 Ekbert II. von Wolfenbüttel, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1204) 338, 383 Ekkehard, Propst von St. Blasius/ Braunschweig († um 1166) 66 Ekkehard von Aura, Historiograph († nach 1125) 386 Eleonore von Anjou-Plantagenêt, Gemahlin König > Alfons VIII. von Kastilien († 1214) 185, 196, 298, 359, 370 Eleonore von Aquitanien, Gemahlin (1) des französischen Königs > Ludwig VII., (2) des englischen Königs > Heinrich II. († 1204) 14, 187, 192, 297, 301, 315, 347–349, 358, 362, 365, 369, 374, 390 Eleonore, Tochter Herzog > Gottfrieds von Bretagne, († 1241) 373 Elisabeth von Hennegau, 1. Gemahlin König > Philipps II. von Frankreich († 1190) 195 Elisabeth Petrowna, russische Kaiserin (1741–1762) 145 Emmehard, Bischof von Mecklenburg (1149–1155) 76f., 150, 158 Engelram III. von Marle und Coucy († um 1242) 370 Ermengarde von Beaumont, Gemahlin König > Wilhelms I. von Schottland († 1233) 322 Ernald, Armbrustschütze Heinrichs des Löwen 357 Ernst August, Herzog von Braunschweig († 1953) 307

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P E R S O N E N R E G I ST E R Personenregister

Eskil, Erzbischof von Lund (1138–1177, † 1181) 101f. Ethelinde von Northeim, 2. Gemahlin > Welfs IV. 27f., 36 Eticho (Eticho-Welf) 23, 26, 33 Eugen III., Papst (1145–1153) 71, 73, 75f., 86, 174 Evermod, Bischof von Ratzeburg (1154–1178) 149, 154, 162, 328 Felix, Märtyrer 180 Friedrich II., Erzbischof von Köln (1156–1158) 106 Friedrich II., Bischof von Münster (1151–1168) 81 Friedrich, Propst von St. Thomas/ Straßburg 221 Friedrich I. Barbarossa, deutscher König, römischer Kaiser (1152–1190) 12–14, 32, 54, 57, 72, 81–89, 92–96, 98f., 101–113, 115f., 119, 124, 129, 132, 134, 136f., 140–144, 146–148, 155, 158, 162, 164–171, 174–180, 182–185, 187f., 193–197, 200, 203, 205, 210–215, 217–224, 226f., 229, 231, 233, 243–245, 250, 258, 262, 265, 267, 274–276, 278, 282, 298f., 302, 317–325, 328–333, 335–345, 349, 354, 356, 361–368, 376f., 379–381, 384, 386, 396, 398–400, 403f., 406f. Friedrich II., deutscher König, römischer Kaiser (1212/15–1250) 47, 210, 372f., 398 Friedrich II., der Große, König von Preußen (1740–1786) 145 Friedrich II., Herzog von Schwaben († 1147) 32, 33, 38, 42, 55 Friedrich III., Herzog von Schwaben (1147–1152) > Friedrich I. Barbarossa Friedrich IV. von Rothenburg, Herzog von Schwaben (1157–1167) 13, 105, 112f., 178f., 183–185, 212–214 Friedrich V., Herzog von Schwaben († nach 1169) 185, 196, 217, 342 Friedrich VI., Herzog von Schwaben (1169/70–1191) 267, 361 Friedrich, Herzog von Braunschweig († 1400) 396

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Friedrich II. von Sommerschenburg, Pfalzgraf von Sachsen († 1162) 55, 65, 68f., 135f., 183, 323 Friedrich von Wettin († 1182) 142 Friedrich, Graf von Arnsberg († 1164) 139, 243 Friedrich I. von Volkmarode, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1188) 87 Friedrich Wilhelm I., König von Preußen (1713–1740) 262 Fulco, Markgraf von Este († nach 1180) 89f. Gebhard, Bischof von Würzburg (1150–1159) 12 Gebhard, Kapellan Heinrichs des Löwen 240 Gebizo von Peißenberg, Ministeriale Heinrichs des Löwen 248 Georg V., König von Hannover (1851–1866) 307 Gerard vor dem Hofe, Kölner Bürger 218 Gerhard I., Propst von Riechenberg († 1150) 284 Gerhard II., Propst von Steterburg († 1201/10) 47f., 277, 285, 302, 306f., 382–386, 392, 395, 403f. Gerhard, Kapellan und Notar Heinrichs des Löwen († nach 1194) 238, 240 Gerhard, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1153) 52 Gerhard, Schultheiß von Bardowick, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1171) 129 Gerhard, Zöllner in Köln 218 Gerhard Atze, Ministeriale Landgraf Ludwigs III. von Thüringen 230f. Gerhoch, Propst von Reichersberg († 1169) 104, 168, 170, 278f. Gerlinda, Hörige 169f. Gero, Bischof von Halberstadt (1160–1177) 134, 180, 212, 321–323 Gerold, Kapellan und Notar Heinrichs des Löwen, Bischof von Oldenburg/Lübeck (1154–1163) 67, 93–95, 151–155, 157, 182, 187, 214, 238f., 242, 283f., 403

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ANHANG ANHANG

Gertrud die Ältere von Braunschweig († 1077) 127, 254, 256 Gertrud die Jüngere von Braunschweig († 1117) 36, 127, 249, 251 Gertrud von Haldensleben († 1116) 39 Gertrud von Süpplingenburg, Gemahlin > Heinrichs des Stolzen († 1143) 14, 16, 36–38, 42, 44, 47–49, 53f., 56–58, 62, 67, 82, 200, 249, 314, 359 Gertrud, Tochter Heinrichs des Löwen, Gemahlin (1) Herzog > Friedrichs IV. von Schwaben, (2) König > Knuts VI. von Dänemark, († 1196) 74, 184f., 194, 375, 378 Gervasius, Stadtpatron von Mailand 180 Gervasius, Erzbischof von Reims (1055–1067) 260 Gervasius von Canterbury, Historiograph († um 1210) 15, 187, 192 Gervasius von Tilbury, englischer Kleriker († nach 1220) 289 Gilbert Porreta, Bischof von Poitiers (1142–1154) 280f., 283 Gilbert Universalis, Bischof von London (1128–1134) 285f. Giraldus Cambrensis, Schriftsteller († 1223) 193, 277, 368 Gisela, Gemahlin König > Konrads II. († 1043) 396 Giselbert, Kapellan Heinrichs des Löwen 240 Gislebert von Mons, Kanzler Graf Balduins V. von Hennegau, Historiograph († 1224) 13, 220, 404 Godehard, Bischof von Hildesheim (1022–1038) 127 Goswin II., Graf von Heinsberg († 1167/68) 323 Goswin III., Graf von Heinsberg († nach 1179) 318 Gottfried von Spitzenberg-Helfenstein, Kanzler, Bischof von Regensburg (1185–1186) und von Würzburg (1186–1190) 219 Gottfried von Viterbo, kaiserlicher Notar und Hofkapellan († 1192/1200) 230, 299, 404

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Gottfried, Kapellan Heinrichs des Löwen 240 Gottfried III. von Löwen, Herzog von Brabant und Niederlothringen († 1190) 81, 183, 275, 338 Gottfried, Herzog der Bretagne († 1186) 347f., 360, 372–374 Gottfried V. Plantagenêt, Graf von Anjou, Herzog der Normandie († 1151) 281, 400 Gottfried, Graf von Blieskastel 184 Gottfried II., Graf von Perche († 1202) 370 Gregor VII., Papst (1073–1085) 104, 314 Guda, Tochter Graf > Siegfrieds IV. von Boyneburg 66 Guido von Crema > Paschalis III. Guido von S. Maria in Portice, Kardinaldiakon 75 Guido, Graf von Biandrate († nach 1167) 109 Gunther, Bischof von Speyer (1146–1161) 12 Gunzelin von Hagen, Graf von Schwerin († 1185) 138, 148, 158–160, 192, 198, 201f., 209, 245f., 333, 338, 340 Gunzelin von Wolfenbüttel, Ministeriale Heinrichs des Löwen († 1255) 383 Hadrian IV., Papst (1154–1159) 93–95, 102–105, 107–110, 150, 154, 187, 239 Harald II. Godwinson, König in England († 1066) 31 Harold, dux Anglorum > Harald II. Godwinson Hartmann von Aue, Dichter († um 1220) 300 Hartwig I., Dompropst von Bremen, Erzbischof von Bremen (1148–1168) 65, 67–70, 75–77, 83, 92–94, 101, 143–147, 150, 153f., 157, 182 Hartwig II. von Uthlede, Kapellan und Notar Heinrichs des Löwen, Erzbischof von Bremen (1185–1207) 238f., 281–284, 376, 379, 383 Hartwig II., Bischof von Regensburg (1155–1164) 177 Hedwig von Böhmen, Gemahlin > Friedrichs von Wettin (†1202) 142

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Heimo, Kapellan Heinrichs des Löwen 240 Heinrich, Kardinalpriester von SS. Nero e Achilleo 105 Heinrich I., Erzbischof von Mainz (1142–1152) 12, 66 Heinrich, Erzbischof von Salzburg (1174–1177) 166, 218 HeinrichvonBrabant,Abtvon St. Aegidien/ Braunschweig, Bischof von Lübeck (1173–1182) 198f., 201f., 204f., 209, 238f., 257, 279, 283f., 328, 342, 405 Heinrich II., Bischof von Lüttich (1145–1164) 81 Heinrich, Domkanoniker in Mainz 292 Heinrich vom Petersberg, Kapellan und Notar Heinrichs des Löwen († nach 1179) 239 Heinrich I., ostfränkisch-deutscher König (919–936) 26 Heinrich II., ostfränkisch-deutscher König, römischer Kaiser (1002–1024) 26, 224, 395f. Heinrich III., ostfränkisch-deutscher König, römischer Kaiser (1039–1056) 27, 111, 224, 314f., 396 Heinrich IV., deutscher König, römischer Kaiser (1056–1106) 28, 44, 52, 104, 174, 258, 314, 339, 396 Heinrich V., deutscher König, römischer Kaiser (1106–1125) 11, 33, 37, 44, 191, 274, 314, 363, 396, 398 Heinrich VI., deutscher König, römischer Kaiser (1190–1197) 196, 217, 220f., 227, 230, 275, 354, 361, 366f., 371f., 374, 380–385, 403f. Heinrich (VI.), gewählter deutscher König (1147–1150) 72 Heinrich I., englischer König (1100–1135) 190f., 258, 277, 362f., 398 Heinrich II., englischer König (1154–1189) 14, 54, 110, 112, 137, 148, 177, 184–188, 191, 194–197, 210, 226, 231, 276–278, 281, 294, 298, 315, 322, 341–343, 345, 347–352, 354–370, 373–378, 390, 392, 395, 398, 400

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Heinrich III., englischer König (1216–1272) 374, 398 Heinrich der Jüngere, Herzog der Normandie, englischer Thronfolger († 1183) 192, 347f., 352, 358, 360, 370, 373 Heinrich, Herzog von Bayern († 955) 170 Heinrich der Schwarze, Herzog von Bayern (1120–1126) 15, 32f., 36, 42, 58, 68, 74, 167, 258 Heinrich der Stolze, Herzog von Bayern (1126–1138) und von Sachsen (1137–1139) 11, 14, 16, 22, 33, 36–39, 41–46, 48f., 52f., 55–58, 60–62, 68, 85, 89, 194, 214, 256, 258, 278f., 314f., 329 Heinrich II. Jasomirgott, Markgraf und Herzog (seit 1156) von Österreich (1141–1177) 56f., 77f., 82, 85–87, 92, 96–98, 105, 141, 200, 247 Heinrich V., Herzog von Kärnten († 1161) 105, 179 Heinrich von Anjou, Herzog der Normandie > Heinrich II., englischer König Heinrich von Braunschweig, Pfalzgraf bei Rhein († 1227) 194, 227, 247, 300, 307, 354, 366f., 372, 377, 380–385, 387f., 394 Heinrich der Ältere, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel († 1514) 396 Heinrich Guercio, Markgraf von Vasto 219 Heinrich »mit dem goldenen Wagen« († nach 934) 26 Heinrich, Bruder Graf > Welfs II. 33 Heinrich, Sohn Heinrichs des Löwen († als Kind) 74, 184, 256, 308 Heinrich von Alt-Lübeck, Slawenfürst († 1127) 157 Heinrich, Graf von Arnsberg († um 1195) 119, 138–140, 143, 193, 243, 338 Heinrich, Graf von Assel († 1146) 66, 69 Heinrich von Troyes, Graf von Champagne († 1181) 180, 182, 195, 341 Heinrich, Graf von Northeim († 1101) 66 Heinrich von Badwide, Graf von Ratzeburg († um 1164) 57, 61–63, 75, 119, 154 Heinrich, Graf von Ravensberg († nach 1175) 139, 162

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ANHANG ANHANG

Heinrich, Graf von Schwarzburg 142 Heinrich, Graf von Stauf († nach 1176) 89 Heinrich von Kaufbeuren 169 Heinrich von Schathen, 1160 Burgherr der Mecklenburg 158f. Heinrich von Stein 166, 167, 169 Heinrich von Veldeke, Dichter († um 1200) 272, 297, 300f. Heinrich von Wettin († 1181) 142 Heinrich von Brenne, Bote Heinrichs des Löwen nach England 276 Heinrich von Lüneburg, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1172) 198 Heinrich II. von Weida, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1174) 52, 76, 87, 246, 270, 274 Heinrich III. von Weida, Ministeriale Heinrichs des Löwen († um 1196) 274, 338 Heinrich, Marschall, Ministeriale Heinrichs des Löwen (†1172?) 198, 202 Heinrich Borwin I., Fürst von Mecklenburg († 1227) 184, 198, 375 Helena, Gemahlin des Spartanerkönigs Menelaos 358f. Helena von Dänemark, Gemahlin > Wilhelms von Lüneburg, († 1233) 373 Helger, Graf von Honstein († nach 1180) 198, 245 Helmold von Bosau, Historiograph († nach 1177) 48, 58f., 61f., 64, 67f., 93, 99, 138, 141, 145f., 149, 151, 153, 231, 238, 242, 258f., 277, 402f. Helmold, Graf von Schwerin († 1194) 247, 379, 380 Hermann, Bischof von Brixen (1140–1164) 177 Hermann I., Bischof von Hildesheim (1161–1170) 142, 193 Hermann, Bischof von Konstanz (1138–1165) 81, 96 Hermann II., Bischof von Münster (1173–1203) 318, 328 Hermann, Bischof von Verden (1148–1167) 134, 184, 212

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Hermann, Abt von Fulda 212 Hermann, Abt von Hersfeld († 1165) 212 Hermann von Niederaltaich, Historiograph († 1275) 404 Her(i)mann, Mönch in Helmarshausen († nach 1175) 249, 313 Hermann, Herzog von Kärnten († 1181) 183 Hermann I., 1190 Landgraf von Thüringen († 1217) 337 Hermann Billung, Markgraf der sächsischen Ostmark, Herzog in Sachsen († 973) 32 Hermann, Graf von Lüchow († vor 1188) 69, 162 Hermann, Graf von Orlamünde († 1176) 144 Hermann I., Graf von Ravensberg († 1221) 138f. Hermann, Graf von Saffenberg 143 Hermann II., Graf von Winzenburg († 1152) 45, 66, 68f., 84f., 123f., 248 Hermann von Hodenberg 243 Hermann von Ravensburg, Ministeriale Heinrichs des Löwen 89 Hermann, Bote Heinrichs des Löwen nach England 341 Hermann, Ministeriale der Herzogin Mathilde 357 Hieronymus, Kirchenlehrer († 419/20) 259, 283 Hilarius, Domdekan in Hildesheim 280 Hildebold I., Graf von Roden 129 Hillin, Erzbischof von Trier (1152–1169) 81, 106, 178f., 188 Himmler, Heinrich, Reichsführer SS († 1945) 407 Honorius Augustodunensis († um 1150) 286, 289, 292, 390 Hoyer I., Graf von Wöltingerode († 1189/90) 87 Hrotsvit von Gandersheim, Dichterin († 975) 38 Hugo, Bischof von Le Mans (1136–1144) 262

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Hugo, Bischof von Verden (1167/68–1180) 328 Hugo von Champfleury, Kanzler König > Ludwigs VII., Bischof von Soissons (1159–1175) 275 Hugo von Fosse, Subprior von Prémontré, seit 1128 Generalabt der Prämonstratenser († 1164) 70 Hugo von Nonant, Archidiakon von Lisieux, Bischof von Coventry (1185–1198) 364 Hugo von St. Viktor, Theologe und Philosoph († 1141) 280, 284, 287 Hugo Capet, französischer König (987–996) 195 Humbert III., Graf von Savoyen († 1189) 219 Hyacinth, Kardinaldiakon von S. Maria in Cosmedin 105 Iffland, August Wilhelm, Schauspieler und Theaterdirektor († 1814) 406 Imiza, Gemahlin > Welfs II. († nach 1057) 26f. Innozenz II., Papst (1130–1143) 38f., 43 Irmingard von Henneberg, Gemahlin Pfalzgraf > Konrads († 1197) 384 Isabella von Anjou-Plantagenêt, 3. Gemahlin Kaiser > Friedrichs II. († 1241) 398 Isfried, Bischof von Ratzeburg (1179–1204) 328, 388 Isidor, Bischof von Sevilla (um 560–636) 23 Isingrim, Abt von Ottobeuren 96 Ita von Öhningen, Gemahlin > Rudolfs II. (Welfe) 26f., 68 Ivo, Bischof von Chartres (1090–1115/16) 280 Jakob, alttestamentlicher Patriarch 21 Jeremias, Prophet (um 620 v.Chr.) 285 Jesus Christus 21, 162, 200, 204, 209, 259, 289, 302, 306, 313, 315f., 377, 388, 390 Johann Ohneland, englischer König (1199–1216) 347, 372–374 Johanna von Anjou-Plantagenêt, Gemahlin König > Wilhelms II. von Sizilien, († 1199) 191, 359, 380, 398

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Johannes der Täufer 157, 257, 302, 306 Johannes, Evangelist 162 Johannes I. Chrysostomos, Patriarch von Konstantinopel (397–407), Kirchenlehrer 204 Johannes von Canterbury, Bischof von Poitiers (1162–1179) 146f. Johannes von Oxford, Hofkleriker König > Heinrichs II., Bischof von Norwich (1175–1200) 188 Johannes von Salisbury, Philosoph und Historiograph, Bischof von Chartres (1176–1180) 113, 117, 146f., 196, 283 Johannes Kinnamos, Historiograph († um 1203) 203, 205 Johannes, Kapellan und Notar Heinrichs des Löwen († nach 1194) 238, 240 Johannes von Oberg, Kanoniker von St. Blasius/Braunschweig 300 Jordan von Blankenburg, Ministeriale Heinrichs des Löwen († 1196) 138, 198, 201, 223f., 226, 245–247, 250, 340, 354, 357, 359, 361 Josarius von Blankenburg, Ministeriale Heinrichs des Löwen († 1196?) 198, 246, 250 Joscius, Bote Heinrichs des Löwen nach England 276 Judas Makkabäus, jüdischer Heerführer († 161 v.Chr.) 258 Judith, Gemahlin Kaiser > Ludwigs des Frommen († 843) 23, 27, 197 Judith, Gemahlin Graf > Balduins I. von Flandern († nach 870) 31 Judith von Flandern, 3. Gemahlin Herzog > Welfs IV. († 1094) 30f., 33, 197 Judith, Gemahlin Herzog > Friedrichs II. († 1130/31) 32f., 215, 330 Justinian I., oströmischer Kaiser (527–565) 111, 203 Karl der Große, Frankenkönig, Kaiser (768–814) 15, 22, 27, 64, 81, 95, 128, 195, 262, 296–298, 313, 386, 403 Karl der Kahle, westfränkischer König, Kaiser (843–877) 23, 26, 31 Karl der Gute, Graf von Flandern († 1127) 197

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ANHANG ANHANG

Kasimir von Demmin, Pommernfürst († 1180) 160f. Kiliç Arslan II., Sultan von Iconium († 1192) 203, 210f., 278 Klagges, Dietrich, 1933 braunschweigischer Ministerpräsident († 1971) 397 Knut V. Magnusson, König von Dänemark (1147–1157) 83, 101 Knut VI., König von Dänemark (1170–1202) 75, 159, 184, 375f., 378, 380 Konrad, Erzbischof von Magdeburg (1134–1142) 55 Konrad I. von Wittelsbach, Erzbischof von Mainz (1161–1165, 1183–1200) 179, 188, 212, 361, 380 Konrad I., Erzbischof von Salzburg (1106–1147) 279 Konrad II. von Babenberg, Dompropst von Hildesheim, Archidiakon von Goslar, Bischof von Passau (1148–1164), Erzbischof von Salzburg (1164–1168) 57, 168, 177, 188 Konrad I., Bischof von Hildesheim (1194–1198), von Würzburg (1198–1202) 279 Konrad II., Bischof von Hildesheim (1221–1246) 257 Konrad, Bischof von Konstanz (934–975) 26, 33 Konrad, Kapellan Heinrichs des Löwen, Abt von Riddagshausen, Bischof von Lübeck (1164–1172) 145f., 151, 157, 198, 204, 209, 211, 214 Konrad II., Bischof von Worms (1171–1192) 200–202, 204f., 317, 320 Konrad II., Abt von Helmarshausen († vor 1185?) 313 Konrad, Bruder Heinrichs des Stolzen, Mönch in Clairvaux († 1126) 279 Konrad, Kleriker, Dichter des Rolandsliedes 294, 296–301, 401 Konrad (Svevus), Kapellan Heinrichs des Löwen († nach 1176) 214, 240, 281–284, 299 Konrad II, ostfränkisch-deutscher König, römischer Kaiser (1024–1039) 224, 396

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Konrad III., deutscher König (1138–1151) 11–13, 42–45, 48f., 55–58, 62, 66–69, 72, 74, 76–79, 81, 84, 99, 101, 173f., 178, 184f., 236, 404 Konrad, Herzog von Niederlothringen, König von Italien (1093–1098, † 1101) 314 Konrad, Dux im Raum Genf/Lausanne/ Sitten, Sohn > Konrads d.Ä. († vor 878) 23 Konrad, Herzog von Zähringen (1122–1152) 73f. Konrad, Pfalzgraf bei Rhein († 1195) 94, 96, 105, 113, 178f., 219, 367, 384f. Konrad von Wettin, Markgraf von Meißen († 1157) 38, 73, 197 Konrad der Ältere (Welfe), Graf in Alemannien († nach 862) 23 Konrad, Graf von (Blankenburg-)Regenstein († 1197) 137, 162 Konrad, Graf von Roden 162, 333, 340 Konrad von Megenberg († 1374) 230 Konrad von Memmingen, Ministeriale Heinrichs des Löwen 89 Konstantin I., der Große, römischer Kaiser (306–337) 15, 261 Konstanze von Sizilien, Gemahlin Kaiser > Heinrichs VI. († 1198) 372, 380 Kunigunde, Gemahlin Kaiser > Heinrichs II. († 1023) 26, 396 Lambert, Magister in Jerusalem 208 Lamprecht, Kleriker und Dichter (um 1150) 300 Leibniz, Gottfried Wilhelm († 1716) 406 Leopold IV., Markgraf von Österreich (1136–1141), Herzog von Bayern (seit 1139) 44f., 55f., 243 Leopold VI., Herzog von Österreich († 1230) 371 Liudolf, Graf von Dassel († 1167) 244 Liudolf, Graf von Hallermund 138, 246 Liudolf I., Graf von Wöltingerode († 1153) 66, 87, 137 Liudolf I. von Dahlum, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1147) 52, 66, 71, 248

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P E R S O N E N R E G I ST E R Personenregister

Liudolf II. von Dahlum, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1192) 87, 158, 340, 383 Liudolf I., Graf von Peine, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1176) 158, 248, 274 Liudolf II., Graf von Peine, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1199) 274, 338 Liupold I. von Herzberg, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1166) 89, 246, 274 Liupold II. von Herzberg, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1221) 274 Liutgart von Stade, Gemahlin Pfalzgraf > Friedrichs II. von Sommerschenburg († 1152) 65 Lothar III. von Süpplingenburg, deutscher König, römischer Kaiser (1125–1137) 11, 14–16, 33, 36–43, 47, 49, 51–54, 56f., 59f., 67, 71f., 85, 102, 115, 118, 126f., 130, 134–137, 141, 155, 174f., 194, 243, 246f., 250, 256, 258, 313, 315 Lothar, Sohn Heinrichs des Löwen († 1190) 194, 227, 354, 366, 381, 385 Lucan (Marcus Annaeus Lucanus), römischer Dichter († 65 n.Chr.) 286 Lucius III., Papst (1181–1185) 364f., 369, 377 Ludwig der Fromme, Frankenkönig, Kaiser (814–840) 23, 197 Ludwig VII., französischer König (1137–1180) 14, 109, 112f., 137, 166, 177, 180, 182, 184–186, 188, 191, 195–197, 210, 227, 274–276, 297, 348, 370 Ludwig I., Landgraf von Thüringen († 1140) 45, 136, 175 Ludwig II., Landgraf von Thüringen († 1172) 136, 141–143, 145, 178f., 183 Ludwig III., Landgraf von Thüringen († 1190) 144, 219, 231, 267, 334, 336f. Ludwig II., Graf von Lohra († 1164) 53, 247

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Lukas, Erzbischof von Gran (1161–1179) 201 Luther, Martin († 1546) 306, 405 Magnus Billung, Herzog von Sachsen († 1106) 32, 36 Magnus II., Herzog von Braunschweig († 1373) 396 Manegold von Otterswang, Ministeriale Heinrichs des Löwen († nach 1176) 89 Manuel I. Komnenos, byzantinischer Kaiser (1143–1180) 82, 174, 185, 200, 202–205, 210f., 218, 271, 276, 317, 320 Marbod, Lehrer Kaiser > Ottos IV. 371 Marc Aurel (Marcus Aurelius Antoninus Augustus), römischer Kaiser (161–180) 261 Marchese, Architekt und Techniker in Crema 111 Margarethe, Gemahlin König > Belas III. († 1197) 370 Margarethe, Tochter König > Wilhelms I. von Schottland († 1259) 371 Maria, Heilige 157, 162, 314f. Maria von Antiochien, 2. Gemahlin Kaiser > Manuels I. († 1182) 205, 271 Maria, Gemahlin Graf Heinrichs I. von Blois Champagne († 1198) 297 Markolf, Erzbischof von Mainz (1141–1142) 56 Markus, Evangelist 259, 285 Markward, Kapellan Heinrichs des Löwen, Abt von St. Michael/Lüneburg († nach 1172) 67, 240 Martin, Bischof von Tours († 397) 180, 237 Mathilde, Gemahlin König > Heinrichs I. († 968) 337 Mathilde, Gemahlin (1) Kaiser > Heinrichs V., (2) Graf > Gottfrieds V. von Anjou († 1167) 186f., 190, 181, 262, 363, 398, 400 Mathilde, Markgräfin der Toskana, Gemahlin Herzog > Welfs V. († 1115) 32, 38, 85

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ANHANG ANHANG

Mathilde von Anjou-Plantagenêt, 2. Gemahlin Heinrichs des Löwen, († 1189) 14, 91, 139, 185f., 188, 190–194, 198, 236, 250f., 257, 265, 276–278, 292–294, 296–298, 301, 307f., 313–315, 331, 334, 340, 342, 345, 354, 357–362, 365f., 371, 374, 378f., 384, 389f., 392, 394–398, 400, 402, 405 Mathilde, Tochter Heinrichs des Löwen, Gemahlin > Heinrich Borwins I. von Mecklenburg († vor 1219) 184, 198 Mathilde, Tochter Heinrichs des Löwen > Richenza/Mathilde Mathilde von Schwarzburg, Gemahlin Graf > Adolfs II. von Holstein 142, 154 Matthäus, Evangelist 21 Matthäus I., Herzog von Oberlothringen (1139–1176) 81 Mechthild von Heinsberg, Gemahlin > Dedos von Wettin, († 1189) 142, 323 Meingoz von Reute, Ministeriale Heinrichs des Löwen 89 Meinrich, Graf von Bückeburg 162 Merigarda, Hörige 169f. Nabor, Märtyrer 180 Niklot, Slawenfürst († 1160) 61, 64, 73, 77, 158, 236 Niklot von Werle, Slawenfürst († 1201) 342, 375 Nikolaus, Heiliger 157 Norbert von Xanten, Gründer des Prämonstratenserordens, Erzbischof von Magdeburg (1126–1134) 70 Nu–raddı–n, Herrscher in Syrien († 1174) 210 Odo, französischer König (888–898) 38 Odysseus, König von Ithaka 356 Oktavian > Viktor IV. Opizo, Markgraf von Este († 1193) 89f., 365 Ortlieb, Bischof von Basel (1138–1164) 81 Oswald, König von Northumbrien († 642) 396 Otakar III., Markgraf der Steiermark († 1164) 141 Otakar IV., Markgraf, 1180 Herzog der Steiermark († 1192) 339

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Otbert, Dekan des Domkapitels zu Bremen 147f. Otto, Bischof von Freising (1138–1158) 13, 15, 48, 81f., 88f., 92, 96f., 104f., 162–164, 166, 243, 269, 386 Otto, Dompropst von Bremen 148 Otto von St. Blasien, Historiograph (im frühen 13. Jahrhundert) 222 Otto I., der Große, ostfränkisch-deutscher König, römischer Kaiser (936–973) 26, 32, 36, 79, 162, 170 Otto IV., deutscher König, römischer Kaiser (1198–1218) 128, 181, 194, 224, 300, 307, 354, 367, 371–373, 385, 387, 394, 396f. Otto von Northeim, Herzog von Bayern († 1083) 27f., 36, 65 Otto von Wittelsbach, bayerischer Pfalzgraf (1155–1180), Herzog von Bayern (1180–1183) 13, 94, 96, 103, 109, 113, 169f., 179, 183, 212, 219, 339 Otto das Kind, Herzog von BraunschweigLüneburg († 1252) 373, 394, 396 Otto der Milde, Herzog von Braunschweig († 1344) 396 Otto, Markgraf von Brandenburg († 1184) 143, 323 Otto von Wettin, Markgraf von Meißen († 1190) 142f., 178, 183, 328, 334 Otto, Graf von Assel 142, 324f. Otto, Graf von Ballenstedt († 1123) 32f. Otto, Graf von Bentheim († nach 1171) 162 Otto, Graf von Geldern († 1207) 338 Otto, Graf von Ravensberg († 1170/71) 139 Otto von Hodenberg 243 Otto Morena, Historiograph (Mitte 12. Jahrhundert) 88 Paschalis III., Gegenpapst (1164–1168) 184 Petrus, Apostelfürst 32, 38 Petrus, Bischof von Pavia (1148–1162, 1171–1180) 146 Petrus Lombardus, Bischof von Paris (1159–1160) 205, 273, 280

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P E R S O N E N R E G I ST E R Personenregister

Philipp von Heinsberg, Erzbischof von Köln (1167–1191) 97, 126, 138f., 194, 196, 218–220, 246, 317f., 321, 323, 325, 328f., 332–338, 341, 344, 362–364, 368, 376f., 380f., 403f. Philipp II. Augustus, französischer König (1180–1223) 195, 278, 340f., 343, 345, 348, 352, 354, 360f., 364, 370, 373f., 378, 384 Philipp von Schwaben, deutscher König (1198–1208) 372 Philipp von Elsaß, Graf von Flandern († 1191) 186, 195, 227, 267, 276, 278, 318, 340f., 343, 352, 361, 363, 376 Pilgrim, Patriarch von Aquileja (1130–1161) 111 Pippin der Jüngere, Frankenkönig (751–768) 23 Poppo, Graf von Blankenburg († um 1160/61) 52f., 66, 137, 247 Pribislaw, Slawenfürst († nach 1156) 61–64, 151–153 Pribislaw von Werle, Slawenfürst († 1178) 142f., 158–161, 170, 184, 198, 274 Prothasius, Stadtpatron von Mailand 180 Prove, Gottheit der Slawen 61 Radigast, Gottheit der Slawen 61 Radulf von Diceto, Dekan von St. Paul/London, Historiograph († um 1199) 363, 368 Radulf von Sarre, Hofkleriker Erzbischof Theobalds von Canterbury († 1195/96) 113 Radulf fitz Stephen, Beauftragter König > Heinrichs II. 366 Rahewin von Freising, Historiograph († zwischen 1170 und 1177) 15f., 103, 106, 162, 163 Raimund, Kanzler der Kathedrale von Poitiers 147 Raimund von Poitiers, Fürst von Antiochia († 1149) 271 Rainald von Dassel, Dompropst von Hildesheim, Erzkanzler für Italien, Erzbischof von Köln (1159/65–1167) 57, 98, 102f., 105, 109f., 137, 139f., 143f., 147, 178–180, 183–188, 212f., 244, 271, 324, 368

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Ranulf Glanville, Justitiar König > Heinrichs II. († 1190) 369, 373 Ratibor I. von Stettin, Fürst der Pomoranen († 1156) 73 Reginald von Warenne, Graf von Surrey 190 Reinbert, Graf von Ricklingen 162 Reinhard, Bischof von Halberstadt (1107–1123) 137, 284 Reinhold, Graf von Dithmarschen († 1164) 160 Rembert von Nienkerken 243 Richard von Ilchester, Hofkleriker König > Heinrichs II., Bischof von Winchester (1173–1188) 188, 349, 352 Richard I. Löwenherz, englischer König (1189–1199) 258, 297, 347–349, 352, 357f., 360f., 363, 367, 370–373, 378–380, 383–385, 387, 390 Richard fitz Gilbert von Clare, Graf von Striguil († 1176) 190 Richenza von Northeim, Gemahlin Kaiser > Lothars III. († 1141) 14, 36f., 39, 43–45, 49, 52–58, 60, 66, 137, 141, 249, 256, 315 Richenza, Tochter Heinrichs des Löwen († als Kind) 75, 159, 184 Richenza/Mathilde, Tochter Heinrichs des Löwen, Gemahlin (1) des Grafen > Gottfried von Perche, (2) > Engelrams III. von Coucy († 1208/09) 194, 250, 354, 367–370, 373 Richenza, Gemahlin (1) Graf > Siegfrieds IV. von Boyneburg (2) Graf > Heinrichs von Assel 66 Richenza, Schwester Graf > Siegfrieds IV. von Boyneburg 66 Richenza, Gemahlin Graf > Poppos von Blankenburg († vor 1144/45) 137 Robert von Torigny, Abt vom MontSaint-Michel, Historiograph († 1186) 210, 349, 359, 367 Robert I., französischer König (922–923) 38 Robert le Bossu, Graf von Leicester († 1168) 187 Roger von Helmarshausen, Mönch und Goldschmied († nach 1125) 313

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ANHANG ANHANG

Roger von Howden, Hofkleriker König > Heinrichs II., Historiograph († 1201/02) 368, 378 Roger II., König von Sizilien (1130–1154) 39, 41, 86 Roland, Kardinalpriester von S. Marco 102 Roland Bandinelli > Alexander III. Rudolf, Bischof von Halberstadt (1136–1149) 42 Rudolf von Zähringen, 1161 Elekt von Mainz 179 Rudolf von Habsburg, deutscher König (1273–1291) 396, 406 Rudolf I. (Welfe), Bruder Bischof > Konrads von Konstanz 26, 33 Rudolf II. (Welfe, † 992) 33, 68 Rudolf II., Graf von Stade († 1144) 55, 65, 67, 75 Rupert, Abt von St. Heribert/Deutz (1120–1129) 286, 292 Ruthard, Graf in Alemannien († vor 790) 23 Saladin, Herrscher von Ägypten und Syrien († 1193) 166, 210, 218, 308, 377 Salome von Heinsberg, Gemahlin Graf > Ottos von Assel († nach 1186) 324f. Salomo, König in Israel († 932 v.Chr.) 15 Schiller, Friedrich († 1805) 406 Sibylla von Anjou († 1165) 186 Siegfried, Elekt von Bremen (1168), Bischof von Brandenburg (1173–1180), Erzbischof von Bremen (1180–1184) 147–149, 322, 328, 336, 343, 376 Siegfried, Bischof von Paderborn (1178–1188) 318 Siegfried, Kanoniker in Riechenberg 285 Siegfried, Graf von Blankenburg († 1172?) 137, 198, 211 Siegfried IV., Graf von Boyneburg († 1144) 65, 66 Sigebert von Gembloux, Historiograph († 1112) 221 Sigebodo, Graf von Scharzfeld († 1172?) 198, 211, 245 Sigismund, König der Burgunder († 524) 396

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Simon, Graf von Tecklenburg († 1203) 138f., 333, 341 Simon, Bote Heinrichs des Löwen nach England 189 Siwa, Gottheit der Slawen 61 Snellard, Propst von Oelsburg 67 Sophia, Gemahlin Herzog > Magnus’ Billung († 1070) 32 Sophia, Tochter Herzog > Heinrichs des Schwarzen († vor 1147) 33 Sophia von Sommerschenburg, Gemahlin > Heinrichs von Wettin († 1189/90) 142 Sophia, Gemahlin Graf > Hermanns II. von Winzenburg († 1152) 84 Stephan von Rouen, Mönch in Le Bec 186, 195 Stephan, Graf von Blois, englischer König (1135–1154) 190 Stephan III., ungarischer König (1162–1172) 200 Sven, König von Dänemark (1147–1157) 83f., 101, 332 Swantewit, Gottheit der Slawen 61, 161 Theobald, Erzbischof von Canterbury (1138–1161) 113 Theobald, Herzog von Böhmen († 1167) 178f., 183, 213 Theoderich der Große, König der Ostgoten (474–526) 262 Theodora, Gemahlin Herzog > Heinrichs II. Jasomirgott von Österreich († 1184) 98 Theodosius I., der Große (379–395) 111 Thessemar, slawischer Grundherr 152 Thiedleb, Bote Heinrichs des Löwen nach England 276 Thiemo, Abt von Homburg 116 Thietmar II., Bischof von Verden (1116–1148) 69 Thietmar, Propst von Hamersleben 284 Thomas d’Angleterre, Kleriker und Dichter (um 1170?) 301 Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury (1162–1170) 186, 188, 194, 196, 257, 314, 348, 355, 362f., 365 Thomas, Graf von Perche 370

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P E R S O N E N R E G I ST E R Personenregister

Tostig, Earl von Northumberland († 1066) 31 Udo, Bischof von Naumburg (1161–1186) 141, 212 Ulrich II., Patriarch von Aquileja (1161–1181) 322 Ulrich, Bischof von Halberstadt (1149–1180) 92, 132, 134, 147, 187, 235, 321, 323, 325, 328, 333–335, 339, 399 Ulrich I., Bischof von Konstanz (1111–1127) 33 Uta von Heinsberg, Gemahlin Graf > Ottos von Ravensberg? 139 Vicelin, Bischof von Oldenburg (1149–1154) 59, 76f., 83, 93, 151, 238, 283 Vicelin, Abt von St. Blasius/Northeim 66 Viktor IV., Gegenpapst (1159–1164) 109, 112, 134, 137, 147, 176–178, 182–184, 187 Volkwin II., Graf von Schwalenberg († 1177) 87, 124, 140 Waldemar, Bischof von Schleswig (1182–1207), Erzbischof von Bremen (1207–1217) 383 Waldemar I., König von Dänemark (1157–1182) 75, 101, 108, 159–161, 183f., 231, 323, 342 Waldemar II., 1183 Herzog, 1202 König von Dänemark († 1241) 373, 378 Waleran, Vasall der Herzogin Mathilde 357, 361 Walther von der Vogelweide, Dichter († um 1230) 230f. Welf (Gwelfo comes), Graf im Frankenreich 22f. Welf I., Graf in Alemannien, Sohn > Konrads des Älteren 23 Welf II., Graf in Alemannien und Bayern († 1030) 26f., 33, 68 Welf III., Herzog von Kärnten († 1055) 27, 33 Welf IV., Herzog von Bayern († 1101) 23, 27f., 31–33, 36, 68, 89, 100, 197, 278 Welf V., Herzog von Bayern († 1120) 32f., 38, 100, 274

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Welf VI., Markgraf der Toskana, Herzog von Spoleto (1152–1191) 13, 55, 58, 72, 77, 81f., 85, 89f., 96, 100, 110, 112, 141, 167, 193, 197, 213–215, 222, 267, 329–331, 382 Welf VII., Graf († 1167) 193, 212–215, 329 Wenzel I., der Heilige, Fürst von Böhmen († 929/35) 104 Werner, Bischof von Minden (1153–1170) 129, 193, 257 Werner von Stein 168 Wertislaw, Slawenfürst († 1164) 158f., 250 Wibald, Abt von Corvey († 1158) 140 Wichmann, Erzbischof von Magdeburg (1154–1192) 126, 130, 132f., 142–144, 146–148, 150, 178, 188, 198, 272, 274, 317f., 320f., 325, 328, 334, 340, 342, 382f., 404 Widukind von Corvey, Historiograph († nach 973) 38 Widukind II., Graf von Schwalenberg († 1186) 119, 138, 140–142, 148, 274 Widukind, westfälischer Adliger († nach 785) 404 Wilbrand, Graf von Hallermund 138, 246 Wilhelm, Erzbischof von Reims (1176–1202) 276 Wilhelm II., Erzbischof von Tyrus, Historiograph (1175–1186) 204 Wilhelm, Bischof von Pavia (1166–1171) 109 Wilhelm von Conches, Philosoph († um 1154) 281, 286, 292 Wilhelm von Malmesbury, Historiograph († 1143) 324 Wilhelm I., König von Sizilien (1154–1166) 96, 108f., 178 Wilhelm II., König von Sizilien (1166–1189) 191, 193, 359, 380 Wilhelm I., der Löwe, König von Schottland (1165–1214) 369, 371f. Wilhelm, Herzog der Normandie, englischer Thronfolger († 1120) 363 Wilhelm, Sohn König > Heinrichs II. († als Kind 1156) 363

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ANHANG ANHANG

Wilhelm V., Herzog von Aquitanien und Poitou († 1030) 197, 315 Wilhelm »Anglicus« von Lüneburg († 1213) 194, 362, 367, 371, 373, 385, 387 Wilhelm der Ältere, Herzog von Braunschweig († 1482) 396 Wilhelm IV., Graf von Angoulême 352 Wilhelm von Aubigny, Graf von Arundel († 1176) 190 Wilhelm von Mandeville, Graf von Essex († 1189) 345 Wilhelm von Quesnoy, Sheriff von Norfolk 189 Wilhelm von Wormegay, Graf von Norfolk 190

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Witger, flandrischer Kleriker (Mitte 10. Jahrhundert) 31 Wπadisπaw II., Herzog und (seit 1158) König von Böhmen († 1172) 96–98, 101, 103, 105, 141 Wπadisπaw II., Herzog von Polen (1138–1146, † 1159) 101 Wolfram, Abt von St. Michael/Lüneburg 66 Wortwin, Protonotar Kaiser > Friedrichs I. († nach 1178) 320 Wulfhild, Gemahlin Herzog > Heinrichs des Schwarzen von Bayern († 1126) 32f., 42f.

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Ortsregister Ortsnamen aus den Abbildungen, Karten und Tabellen sind nicht verzeichnet. Die Orte sind nach Staat (A = Österreich, B = Belgien, CH = Schweiz, D = Deutschland, F = Frankreich, GB = Großbitannien, I = Italien, NL = Niederlande, SP = Spanien) mit Angabe von Bundesland (A, D), Département (F), Grafschaft (GB), Kanton (CH) oder Provinz (B, I, NL, SP) identifiziert. Aachen (D/Nordrhein-Westfalen) 81, 167, 250, 262, 298, 323 Adrianopel (Edirne, Türkei) 203 Akkon (Akka, Israel) 199, 205, 209, 371 Akserai (Aksaray, Türkei) 210 Aldersbach (D/Bayern) 242 Aleppo (Haleb, Syrien) 210 Alessandria (I/Alessandria) 218–220, 223 Alt-Haldensleben (D/Sachsen-Anhalt) 132 Alt-Lübeck (D/Schleswig-Holstein) 64 – Fürst: Heinrich Altdorf (D/Baden-Württemberg) 21f., 26f., 214, 329, 331 > auch Weingarten Altenburg (D/Sachsen-Anhalt) 78, 339 Altenkrempe (D/Schleswig-Holstein) 153 Altomünster (D/Bayern) 27f., 167 Amelungsborn (D/Niedersachsen) 66, 119, 150, 161 Amiens (F/Somme) 237 Anagni (I/Frosinone) 320, 322, 328

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Anchin (F/Nord) 195, 221 Andechs (D/Bayern) 170 – Grafen: Berthold IV., Berthold V. Antiochia (Antakya, Türkei) 209 – Fürst: Raimund von Poitiers Aquileja (Aquileia, I/Udine) 111, 322 – Patriarchen: Pilgrim, Ulrich Argentan (F/Orne) 357–360 Arkona (D/Mecklenburg-Vorpommern) 161 Arnsberg (D/Nordrhein-Westfalen) 135 – Grafen: Friedrich, Heinrich Arqua (I/Padova) 89 Artlenburg (D/Niedersachsen) 153, 235, 244f., 334, 341, 375 Asbach (D/Bayern) 242 Aschersleben (D/Sachsen-Anhalt) 135, 219 – Graf: Bernhard Asti (I/Asti) 93 Augsburg (D/Bayern) 22, 36, 44, 88, 100, 105, 163f., 169, 183f., 211, 213, 223, 278, 354 – Ministeriale: Adelgoz Avranches (F/Manche) 356

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ANHANG ANHANG

Bacharach (D/Rheinland-Pfalz) 384 Badenweiler (D/Baden-Württemberg) 74, 124 Ballenstedt (D/Sachsen-Anhalt) 45, 56, 135 – Grafen: Adalbert, Otto Bamberg (D/Bayern) 11, 42f., 112, 148, 168, 178, 183, 224, 254, 273, 395f. – Bischof: Eberhard Bardowick (D/Niedersachsen) 128f., 263, 306, 341f., 380 – Schultheiß: Gerhard Barfleur (F/Manche) 352, 378 Barförde (D/Niedersachsen) 158 Bari (I/Bari) 198 Barletta (I/Bari) 198 Basel (CH/Basel-Stadt) 288 – Bischof: Ortlieb Baume-les-Dames (F/Doubs) 85 Beauvais (F/Oise) 177 Bec (F/Eure) 186, 262 Benevent (I/Benevento) 109, 213 Bergamo (I/Bergamo) 92 Berge/Magdeburg (D/Sachsen-Anhalt) 39 Berkhamstead (GB/Hertfordshire) 365 Berlin 306f., 406 Bernburg (D/Sachsen-Anhalt) 32 Besançon (F/Doubs) 85, 102f., 109, 113, 170, 182, 187 Bethlehem 209, 307 Beverley Minster (GB/Yorkshire) 306

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Bielefeld (D/Nordrhein-Westfalen) 139 Blankenburg (D/Sachsen-Anhalt) 51f., 137, 246, 284, 338f. – Grafen: Konrad, Poppo, Siegfried – Ministerialen: Jordan, Josarius Blumental (D/Schleswig-Holstein) 64 Bodfeld (D/Sachsen-Anhalt) 385 Bologna (I/Bologna) 106, 109, 213, 226, 328 Borgholzhausen (D/Nordrhein-Westfalen) 139 Bosau (D/Schleswig-Holstein) 64, 403 Bouvines (F/Nord) 373 Boyneburg (D/Hessen) 98 – Graf: Siegfried IV. Bozen (I/Bolzano) 96 Brandenburg (D/Brandenburg) 183 – Bischof: Siegfried – Markgrafen: Albrecht, Otto Brandiz (Kostolac, Serbien) 202 Braunau (A/Oberösterreich) 164, 167 Braunschweig (D/Niedersachsen) 19, 36, 47, 49, 52, 57f., 71, 78, 95, 98, 117, 124, 126–128, 143, 153, 158–160, 167, 185, 196, 200, 204f., 210f., 214, 235f., 239f., 244f., 248, 249–251, 254, 257, 259–265, 279, 282, 285f., 291–293, 297, 299, 307f., 314, 323, 334f., 337f., 340f., 354, 362, 365f., 371–373, 375, 378–381, 383–389, 392, 394–397, 400, 402–405, 407 Breitenwang (A/Tirol) 41 Bremen (D/Bremen) 37, 48, 55, 65, 69, 76, 92f., 112, 119, 129, 143, 145, 148f., 183, 223, 238f., 242, 283, 322, 328, 332, 336, 343, 376, 379, 383

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O RT S R E G I ST E R Ortsregister

– Erzbischöfe: Adalbero, Adalbert, Balduin, Hartwig I., Hartwig II., Siegfried, Waldemar. – Elekte: Berthold, Siegfried. – Dompropst: Otto. – Domdekan: Otbert. – Stadtvogt: Adolf von Nienkerken Bremervörde (D/Niedersachsen) 92 Brescia (I/Brescia) 92, 108, 213, 317 Breslau (Wrocπaw/Polen) 101 Brindisi (I/Brindisi) 198 Brixen (I/Bolzano) 96, 100, 165, 168, 170, 177 – Bischof: Hermann Brüssel (B/Brabant) 283 Burghausen (A/Oberösterreich) 164 Bursfelde (D/Niedersachsen) 66, 119 Byzanz (Istanbul, Türkei) 91, 197, 226, 306 > auch Konstantinopel – Kaiser: Manuel I. Caen (F/Calvados) 359f. Calais (F/Pas-de-Calais) 341 Calbe (D/Sachsen-Anhalt) 334 Cambrai (F/Nord) 195 Canterbury (GB/Kent) 186, 196, 257, 306, 360, 362f., 365 – Erzbischöfe: Theobald, Thomas Capua (I/Caserta) 109 Chalon-sur-Saône (F/Saône-et-Loire) 182 Chartres (F/Eure-et-Loir) 280, 370 – Bischöfe: Ivo, Johannes Chepstow (GB/Monmouthshire) 190 Chiavenna (I/Sondrio) 105, 220, 222, 224, 247, 359, 404

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Chinon (F/Indre-et-Loire) 354, 356, 370, 372, 378 Chur (CH/Graubünden) 22 Cîteaux (F/Côte-d’Or) 70 Clairvaux (F/Aube) 72f., 279 – Abt: Bernhard. Mönch: Konrad Clarendon (GB/Wiltshire) 186, 188, 348, 366 Cleveland (USA/Ohio) 306 Colmar (F/Haut-Rhin) 221 Como (I/Como) 102, 178 Corvey (D/Nordrhein-Westfalen) 38, 51, 66, 69, 119, 140, 274, 325, 383 – Abt: Wibald – Mönch: Widukind Crema (I/Cremona) 90, 107f., 110f., 159, 221 – Techniker: Marchese Cremona (I/Cremona) 106, 111, 226 Dahlum (Groß-Dahlum, D/Niedersachsen) 52, 246–248, 383 – Ministerialen: Balduin I., Liudolf I., Liudolf II. Damaskus (Syrien) 166 Dannenberg (D/Niedersachsen) 118, 340, 375 Dargun (D/Mecklenburg-Vorpommern) 161 Dassel (D/Niedersachsen) 134 – Graf: Liudolf Demmin (D/Mecklenburg-Vorpommern) 73, 137, 160, 323 – Fürst: Kasimir Desenberg (D/Nordrhein-Westfalen) 126, 148 Dijon (F/Côte-d’Or) 70, 182 Doberan (D/Mecklenburg-Vorpommern) 161

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ANHANG ANHANG

Dobin (D/Mecklenburg-Vorpommern) 73f., 158 Donaustauf (D/Bayern) 165 Donauwörth (D/Bayern) 231 Dorstadt (D/Niedersachsen) 244 – Edelherr: Arnold Douai (F/Nord) 195, 221 Dover (GB/Kent) 187, 361–363, 371, 378 Dublin (Irland) 360 Edessa (Urfa, Türkei) 210 Egmond (NL/Noordholland) 199 Eichstätt (D/Bayern) 106 Eisenach (D/Thüringen) 136, 230f. Eisleben (D/Sachsen-Anhalt) 37 Elbingerode (D/Sachsen-Anhalt) 385 Elmsburg (D/Niedersachsen) 124 Enns (A/Oberösterreich) 166, 169 Eppan (Appiano, I/Bolzano) 105, 110, 278 Erfurt (D/Thüringen) 149, 177, 340, 342f., 354, 365 Ering (D/Bayern) 166 Eschwege (D/Hessen) 65 Este (I/Padova) 27, 89, 262 – Markgrafen: Albert, Azzo II., Bonifaz, Fulco, Opizo Eutin (D/Schleswig-Holstein) 64, 153 Everstein (D/Niedersachsen) 51, 130 – Graf: Adalbert III.

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Faenza (I/Ravenna) 213 Faldera > Neumünster Ferrara (I/Ferrara) 322 Flechtdorf (D/Hessen) 66, 119, 129 Föhring (D/Bayern) 163 Fontevraud (F/Maine-et-Loire) 379, 390 Frankfurt am Main (D/Hessen) 11f., 48, 56–59, 72f., 82f., 132, 138, 146, 167, 215, 224f., 265 Frauenfeld (CH/Thurgau) 89 Fredelsloh (D/Niedersachsen) 86 Freiburg, Burganlage (D/Niedersachsen) 92, 144f. Freising (D/Bayern) 22, 168, 177, 278 – Bischöfe: Albert, Otto Friaul (I/Friuli) 105 Füssen (D/Bayern) 100 Fulda (D/Hessen) 45, 102, 106, 381 – Abt: Hermann Gandersheim (D/Niedersachsen) 38, 66, 334 – Äbtissin: Adelheid von Sommerschenburg Garda (I/Verona) 39 Gatersleben (D/Sachsen-Anhalt) 124 Gehrden (D/Nordrhein-Westfalen) 123f. Gelnhausen (D/Hessen) 135, 139, 226, 328, 336–338 Genua (I/Genova) 365 Georgenberg (D/Niedersachsen) 87, 122, 284 Gernrode (D/Sachsen-Anhalt) 387

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O RT S R E G I ST E R Ortsregister

Gisors (F/Eure) 186 Gittelde (D/Niedersachsen) 244 Gleichen (D/Niedersachsen) 126 Glogau (Glogów/Polen) 101 Göttingen (D/Niedersachsen) 126, 130 Gokstad (Norwegen) 351 Goslar (D/Niedersachsen) 38, 44, 57f., 78, 80, 83, 87f., 96, 101, 124, 136, 145, 149, 154, 215, 221f., 226, 244, 254, 284, 332, 337–339, 380, 382 Gran (Esztergom, Ungarn) 200 – Erzbischof: Lukas Grassano (I/Viterbo) 94 Gröningen (D/Sachsen-Anhalt) 219 Guastalla (I/Reggio-Emilia) 39 Gurk (A/Kärnten) 177 Hadersleben (Haderslev, Dänemark) 101 Hagen, Burganlage (D/Niedersachsen) 138 – Burgherr: Gunzelin Halberstadt (D/Sachsen-Anhalt) 38, 132, 134, 137, 148, 180, 183, 219, 242, 251, 284, 322f., 325, 328, 333f., 339, 382, 387 – Bischöfe: Branthog, Dietrich, Gero, Reinhard, Rudolf, Ulrich Haldensleben (D/Sachsen-Anhalt) 36, 39, 130, 132, 142f., 331–333, 340, 387 Halle (D/Sachsen-Anhalt) 32, 101 Hamburg (D/Hamburg) 62, 69, 129, 380 Hameln (D/Niedersachsen) 283, 325 Hamersleben (D/Sachsen-Anhalt) 284 – Propst: Thietmar

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Hannover (D/Niedersachsen) 51, 53, 129, 257, 307, 406 Hanstein (D/Hessen) 126 Harburg (D/Hamburg) 92, 144f., 148f. Harzburg (D/Niedersachsen) 339, 373 Hastings (GB/Sussex) 31 Hautefort (D/Dordogne) 357 – Burgherr: Bertran de Born Havelberg (D/Sachsen-Anhalt) 65, 68, 70, 183, 284 – Bischof: Anselm Heilbronn (D/Baden-Württemberg) 55 Heiligenstadt (D/Thüringen) 66, 86, 119, 376 Heimburg (D/Niedersachsen) 52, 246, 338 – Ministerialen: Anno I., Anno II. Heiningen (D/Niedersachsen) 248 Helmarshausen (D/Hessen) 66, 119, 313 – Abt: Konrad II. – Mönche: Her(i)mann, Roger Helmstedt (D/Niedersachsen) 36, 135 Hermannsburg (D/Niedersachsen) 124 Hersfeld (D/Hessen) 45, 183 – Abt: Hermann Herzberg (D/Niedersachsen) 124, 126, 244, 338 – Ministerialen: Liupold I., Liupold II. Hildesheim (D/Niedersachsen) 57, 132, 134, 183, 204, 208, 242, 244, 251, 260, 278–280, 282, 284, 306, 308, 325, 382, 387, 396, 402 – Bischöfe: Adelog, Bern, Bruno, Godehard, Hermann I., Konrad I., Konrad II. – Dompropst: Konrad – Domdekan: Hilarius

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ANHANG ANHANG

Hirsau (D/Baden-Württemberg) 31, 39 Högersdorf (D/Schleswig-Holstein) 62 Höxter (D/Nordrhein-Westfalen) 140, 325 Hohenburg (D/Bayern) 171 Holzminden (D/Niedersachsen) 51 Homburg (D/Niedersachsen) 126, 394 Homburg (D/Thüringen) 57, 122f. – Abt: Thiemo Hornburg (D/Sachsen-Anhalt) 323, 333, 380 Horreomargum > Ravenelle Husum (D/Schleswig-Holstein) 83 Iconium (Konya, Türkei) 210f. – Sultan: Kiliç Arslan II. Ilfeld (D/Thüringen) 51, 340 Ilow (D/Mecklenburg-Vorpommern) 124, 138, 158f. Ilsenburg (D/Sachsen-Anhalt) 135, 386, 394 Imola (I/Bologna) 213 Innichen (I/Bolzano) 166, 168 Innsbruck (A/Tirol) 100 Ittingen (CH/Thurgau) 89 Itzehoe (D/Schleswig-Holstein) 380 Jerichow (D/Sachsen-Anhalt) 65, 68, 70, 150, 328 Jerusalem 137f., 197–199, 205f., 208–210, 212f., 236, 239, 245, 250, 254, 298, 302, 306–308, 317, 354, 401f., 405 – König: Amalrich I. – Magister: Lambert Jüterbog (D/Brandenburg) 334

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Karpfham (D/Bayern) 166, 168 Kassel (D/Hessen) 136 Kayna (D/Sachsen-Anhalt) 333f. Kempten (D/Bayern) 22 Kiel (D/Schleswig-Holstein) 60 Kleve (D/Nordrhein-Westfalen) 297 Klosterneuburg (A/Niederösterreich) 200 Koblenz (D/Rheinland-Pfalz) 42f. Köln (D/Nordrhein-Westfalen) 43, 57, 83, 85, 110, 112, 119, 134f., 139, 143f., 178–180, 183, 191, 199, 218, 239, 246, 271, 277, 279, 288, 324, 326, 332, 335–337, 343f., 356, 364, 372, 376, 378, 380, 404 – Erzbischöfe: Adolf I., Anno II., Arnold II., Friedrich II., Philipp, Rainald Königslutter (D/Niedersachsen) 39f., 42, 49, 52, 56, 58, 74f., 119, 122, 239, 256 – Abt: Eberhard Konstantinopel (Istanbul, Türkei) 137, 166, 198–200, 205, 211f., 239, 245, 271, 302, 308, 401 > auch Byzanz – Patriarch: Johannes I. Chrysostomos Konstanz (D/Baden-Württemberg) 22, 33, 86, 96, 183, 288 – Bischöfe: Hermann, Konrad, Ulrich I. Kragujevac (Serbien) 202 Krakau (Kraków, Polen) 314 Kremsmünster (A/Oberösterreich) 166, 242 Landsberg (D/Bayern) 164, 166 Langensalza (D/Thüringen) 57, 122f. Laon (F/Aisne) 13, 70, 283

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O RT S R E G I ST E R Ortsregister

Lauenburg (D/Niedersachsen) 126, 158, 380f. Lauenburg (D/Sachsen-Anhalt) 141, 338, 387 Lauterberg > Petersberg/Halle Legnano (I/Milano) 317–320, 324, 328, 406 Leiferde (D/Niedersachsen) 383 Lichtenberg (D/Niedersachsen) 124, 338 Limoges (F/Haute-Vienne) 352 Liubice > Alt-Lübeck Loccum (D/Niedersachsen) 122f., 394 Lodi (I/Milano) 86, 88, 102, 178f., 180, 317 Löwenstadt (Leonis civitas/Lewenstadt) 155 London 14, 191, 285, 308, 324, 361–363, 365f., 371 – Bischof: Gilbert – Kaufmann: Edward Blund Lorch (D/Baden-Württemberg) 174 Lorsch (D/Hessen) 183 Lubeke > Lübeck Lucca (I/Lucca) 184 Lübeck (D/Schleswig-Holstein) 64, 67, 73, 77, 80, 126, 129, 139, 152, 154–158, 166, 199, 205, 214, 235, 239f., 244f., 257, 284, 340–342, 380f., 402f., 405 – Bischöfe: Gerold, Heinrich, Konrad – Dompropst: David Lüchow (D/Niedersachsen) 118, 375 – Graf: Hermann Lüneburg (D/Niedersachsen) 32f., 36, 49, 51, 58, 65, 69, 74, 77, 117, 128, 134, 198, 235, 250, 256, 263, 274, 301, 340, 342, 345, 376, 387, 404 – Ministeriale: Heinrich Lütjenburg (D/Schleswig-Holstein) 153

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Lüttich (B/Liège) 30, 213, 282 – Bischof: Heinrich II. Magdeburg (D/Sachsen-Anhalt) 44, 48, 65, 67f., 70, 73, 112, 130, 132, 140, 143f., 183, 223, 260, 321, 330–332, 334, 340 – Erzbischöfe: Konrad, Wichmann – Burggraf: Burchard Mailand (I/Milano) 86, 93f., 102, 105–108, 110, 116, 155, 159, 178–180, 213, 221, 223, 226, 317f., 364f. – Bischof: Ambrosius Mainz (D/Rheinland-Pfalz) 36, 42f., 45, 66, 112, 130, 132, 179, 183–185, 282, 288, 361f. – Erzbischöfe: Adalbert II., Arnold, Christian I., Heinrich I., Konrad I., Markolf – Domkanoniker: Heinrich Malchow (D/Mecklenburg-Vorpommern) 124, 158f. Mansfeld (D/Sachsen-Anhalt) 37 Marbach (F/Haut-Rhin) 221, 292 Marburg (D/Hessen) 136 Marchiennes (F/Nord) 195 Mariental (D/Niedersachsen) 394 Marmoutier (F/Indre-et-Loire) 356 Mecklenburg, Burganlage und Bischofssitz (D/Mecklenburg-Vorpommern) 37, 76, 87, 124, 150, 154, 158f., 161 – Bischof: Emmehard – Burgherr: Heinrich von Schathen Meinsdorf (D/Schleswig-Holstein) 64 Meißen (D/Sachsen) 38, 178 – Markgrafen: Konrad, Otto Memmingen (D/Bayern) 96, 164, 382 – Ministeriale: Konrad Merendola (I/Padova) 89

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ANHANG ANHANG

Merseburg (D/Sachsen-Anhalt) 14, 42, 83–85, 93, 101, 146, 178, 183, 215, 242 – Bischof: Eberhard Mesenburg (Modony, Ungarn?) 200 Messina (I/Messina) 372 Metz (F/Moselle) 85 – Bischof: Berthold Minden (D/Nordrhein-Westfalen) 14, 36, 51, 132, 137, 139f., 193, 242, 245, 254 – Bischöfe: Anno, Werner Monselice (I/Padova) 262 Mont-Saint-Michel (F/Manche) 210 Montebello (I/Pavia) 219 Montmirail (F/Loir-et-Cher) 347 Moosburg (D/Bayern) 166 Mühlhausen (D/Thüringen) 337 München (D/Bayern) 164, 313, 405 Münster (D/Nordrhein-Westfalen) 140, 242 – Bischöfe: Friedrich II., Hermann II. Münsteuer (A/Oberösterreich) 166, 168f. Murbach (F/Haut-Rhin) 183 Naumburg (D/Sachsen-Anhalt) 178, 333 – Bischof: Udo Nazareth 209 Neapel (I/Napoli) 381f. Neuhaldensleben (D/Sachsen-Anhalt) 132, 334, 340 Neumünster (D/Schleswig-Holstein) 59, 153, 157 – Kanoniker: Bruno

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Nicea (Nisˇ , Serbien) 202, 211 Nienburg (D/Niedersachsen) 51, 386 Nienover (D/Niedersachsen) 126 Nordhausen (D/Thüringen) 215, 337, 383 Northampton (GB/Northamptonshire) 371 Northeim (D/Niedersachsen) 51, 66, 118f., 122f., 137, 139, 240, 313 – Graf: Heinrich Novara (I/Novara) 317 Nürnberg (D/Bayern) 141, 166 Ober-Theuringen (D/Baden-Württemberg) 214 Old Sarum (GB/Wiltshire) 362 Oldenburg (D/Niedersachsen) 148 – Grafen: Bernhard, Christian Oldenburg (D/Schleswig-Holstein) 37, 63f., 67, 76, 87, 93, 151, 153f., 214, 238, 283 – Bischöfe: Gerold, Vicelin Oldesloe (D/Schleswig-Holstein) 128, 163 Olmütz (Olomouc, Tschechien) 104 Oseberg (Norwegen) 351 Osnabrück (D/Niedersachsen) 119, 138, 183, 242, 246, 254, 326, 333 – Bischof: Arnold Osterholz (D/Niedersachsen) 394 Osterwieck (D/Sachsen-Anhalt) 284 Ottobeuren (D/Bayern) 22, 96 – Abt: Isingrim Oxford (GB/Oxfordshire) 189

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O RT S R E G I ST E R Ortsregister

Paderborn (D/Nordrhein-Westfalen) 36, 123f., 134f., 140, 183, 242, 283, 313, 335, 337, 386 – Bischöfe: Bernhard I., Siegfried Padua (I/Padova) 27, 262 Paris 113, 182, 204f., 279–285, 348 – Bischof: Petrus Lombardus Parma (I/Parma) 213, 226 Partenkirchen (D/Bayern) 223 Passau (D/Bayern) 112, 164, 168, 177, 242 – Bischof: Konrad Pavia (I/Pavia) 94, 102, 106, 110f., 113, 134, 177, 180, 184, 187, 213, 219f., 243, 317f., 320 – Bischöfe: Petrus, Wilhelm Peine (D/Niedersachsen) 53, 246, 248 – Ministerialen: Berthold, Liudolf I., Liudolf II. Petersberg/Goslar (D/Niedersachsen) 238 Petersberg/Halle (D/Sachsen-Anhalt) 222, 226, 272 Pfaffenhofen (D/Bayern) 170 Pfullendorf (D/Baden-Württemberg) 214 Philippopel (Plowdiw, Bulgarien) 202f. Piacenza (I/Piacenza) 88, 108, 244, 317 Plesse (D/Niedersachsen) 126, 130 Plön (D/Schleswig-Holstein) 62, 153, 339, 380 Plötzkau (D/Sachsen-Anhalt) 84f. – Graf: Bernhard Pöhlde (D/Niedersachsen) 124 Poitiers (F/Vienne) 14, 188, 354 – Bischöfe: Gilbert, Johannes – Kanzler der Kathedrale: Raimund

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Polling (D/Bayern) 166 Portchester (GB/Hampshire) 366 Portsmouth (GB/Hampshire) 352, 366 Posen (Poznan´ /Polen) 101 Povegliano (I/Verona) 89 Prag 104, 106, 178, 213 – Bischöfe: Adalbert, Daniel Prémontré (F/Aisne) 70 – Subprior: Hugo von Fosse Quedlinburg (D/Sachsen-Anhalt) 42, 45, 136, 141, 215, 227, 334 – Äbtissin: Adelheid von Sommerschenburg Querfurt (D/Sachsen-Anhalt) 36 Quetzin (D/Mecklenburg-Vorpommern) 124, 158f. Raitenhaslach (D/Bayern) 166 Ramelsloh (D/Niedersachsen) 69, 75, 250 Ranshofen (A/Oberösterreich) 104, 166f. Ratekau (D/Schleswig-Holstein) 153 Ratzeburg (D/Schleswig-Holstein) 37, 63, 87, 104, 118, 134, 149f., 154f., 157, 162, 187, 257, 284, 306, 340, 344, 375 – Bischöfe: Evermod, Isfried – Grafen: Bernhard I., Heinrich Ravenelle (Cˇ uprija, Serbien) 202, 211 Ravenna (I/Ravenna) 262 Ravensberg (D/Nordrhein-Westfalen) 139, 233, 244 – Grafen: Heinrich, Hermann I., Otto Ravensburg (D/Baden-Württemberg) 22, 26, 36, 47, 85, 248 – Ministeriale: Hermann Reading (GB/Berkshire) 308, 362f.

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ANHANG ANHANG

Regensburg (D/Bayern) 43f., 49, 77, 85, 87, 97–101, 103, 112, 163, 165–167, 177, 199f., 213, 218, 258, 299, 338, 364 – Bischöfe: Gottfried, Hartwig II. Regenstein (D/Sachsen-Anhalt) 137, 338 – Graf: Konrad Reichenau (D/Baden-Württemberg) 106, 183, 214 Reichenhall (D/Bayern) 163f. Reichersberg (A/Oberösterreich) 166, 168f., 279 – Propst: Gerhoch Reims (F/Marne) 146f., 260, 279f., 324 – Erzbischöfe: Gervasius, Wilhelm Reinhausen (D/Niedersachsen) 66 Reutte (A/Tirol) 41 Riddagshausen (D/Niedersachsen) 71, 122f., 145, 214, 238, 248, 300, 394 – Abt: Konrad Riechenberg (D/Niedersachsen) 87, 122, 284f. – Propst: Gerhard I. – Kanoniker: Siegfried Ripen (Ribe, Dänemark) 101 Rochester (GB/Kent) 356 Rodensande (D/Schleswig-Holstein) 64 Rom 27, 74f., 80, 82, 86, 93–95, 101–104, 109, 144, 180, 183, 189, 193, 197, 213, 227, 239, 262, 354, 381f. – Päpste: Alexander III., Calixt II., Coelestin III., Eugen III., Gregor VII., Hadrian IV., Innozenz II., Lucius III. Roncaglia (I/Piacenza) 88, 92f., 106, 132, 319 Roskilde (Dänemark) 161 – Bischof: Absalon Rothenburg (D/Sachsen-Anhalt) 51

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Rottenbuch (D/Bayern) 100, 167, 278 Rouen (F/Seine-Maritime) 185f., 194f., 277 Rusteberg (D/Thüringen) 376 Saalfeld (D/Thüringen) 385 Saint-Bertin (F/Pas-de-Calais) 30 Saint-Jean-de-Losne (F/Côte-d’Or) 166, 182f. Saint-Malo (F/Ille-et-Vilaine) 356 – Bischof: Albert Salisbury (GB/Wiltshire) 186, 362, 366 Salzburg (A/Salzburg) 112, 164, 166, 168f., 177, 185, 218, 279 – Erzbischöfe: Adalbert, Eberhard, Heinrich, Konrad I., Konrad II. Salzgitter (D/Niedersachsen) 124 Sandersleben (D/Sachsen-Anhalt) 144 Sankt Blasius/Braunschweig (D/Niedersachsen) 60, 67, 93, 119, 127, 204, 214, 236–241, 249–251, 253–257, 282–284, 302f., 306f., 386, 388–390, 392, 394–396, 400, 403, 407 – Pröpste: Adelold, Ekkehard – Kanoniker: Johannes von Oberg Sankt Cyriacus/Braunschweig (D/Niedersachsen) 119, 251, 394 Sankt Gallen (CH/Sankt Gallen) 183 Sankt Johannes/Lübeck (D/Schleswig-Holstein) 199, 402 Sankt Maria/Magdeburg (D/Sachsen-Anhalt) 65, 70, 149f. Sankt Maria und Aegidius/Braunschweig (D/Niedersachsen) 52, 119, 127, 199, 238f., 251, 284, 386, 402, 405

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O RT S R E G I ST E R Ortsregister

Sankt Michael/Lüneburg (D/Niedersachsen) 13, 22, 42, 67, 74, 119, 122, 128, 240, 308, 313 – Äbte: Berthold, Markward, Wolfram Sankt Peter/Erfurt (D/Thüringen) 325 Sankt Paul/London 363, 368 – Dekan: Radulf von Diceto Sankt Peter/Rom 95, 213, 262 Sankt Salvator/Polling (D/Bayern) 165, 168 Sankt Simon und Judas/Goslar (D/Niedersachsen) 135, 184, 237 Sankt Viktor/Paris 275, 284f. Sankt Zeno/Reichenhall (D/Bayern) 164, 199 Santa Maria in Turri/Rom 95, 213 Santiago de Compostela (SP/La Coruña) 197, 354, 357, 359, 363 Schäftlarn (D/Bayern) 164, 166 Scharzfeld (D/Niedersachsen) 51, 124, 340 – Graf: Sigebodo Schauenburg (D/Niedersachsen) 51, 137 – Grafen: Adolf I., Adolf II., Adolf III. Scheda (D/Nordrhein-Westfalen) 83 Scheverlingenburg > Walle Scheyern (D/Bayern) 170 Schildberg (D/Niedersachsen) 126 Schleswig (D/Schleswig-Holstein) 101 – Bischof: Waldemar Schöningen (D/Niedersachsen) 240, 394 Schongau (D/Bayern) 278

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Schwalenberg (D/Nordrhein-Westfalen) 51, 119, 134, 140 – Grafen: Volkwin II., Widukind II. Schwerin (D/Mecklenburg-Vorpommern) 118, 124, 126, 138, 142f., 150, 154f., 158–162, 244f., 284, 344, 375 – Bischof: Berno – Grafen: Gunzelin, Helmold Seesen (D/Niedersachsen) 126, 244 Segeberg (D/Schleswig-Holstein) 59, 62–64, 153, 247, 339, 380 Selz (Seltz, F/Bas-Rhin) 183 Serravalle (CH/Tessin) 317 Shoreham (GB/Sussex) 190 Siegburg (D/Nordrhein-Westfalen) 395 Siena (I/Siena) 193 Sinzig (D/Rheinland-Pfalz) 340 Smederevo (Serbien) 202 Sömmerda (D/Thüringen) 337 Soest (D/Nordrhein-Westfalen) 83 Solesino (I/Padova) 89 Sommerschenburg (D/Sachsen-Anhalt) 135f., 244, 334 – Pfalzgrafen: Adalbert, Friedrich II. Southampton (GB/Hampshire) 190, 352, 366, 379 Speyer (D/Rheinland-Pfalz) 45, 86, 213, 254, 329, 384, 396 – Bischof: Gunther Spoleto (I/Perugia) 13, 85, 215 Stade (D/Niedersachsen) 66–69, 84, 92, 129, 132, 141, 157, 341f., 379 – Markgraf: Ekbert – Graf: Rudolf II. Stahleck (D/Rheinland-Pfalz) 384

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ANHANG ANHANG

Stamfordbridge (GB/Yorkshire) 31 Steingaden (D/Bayern) 100, 167, 382 Stendal (D/Sachsen-Anhalt) 135 Steterburg (D/Niedersachsen) 47, 138, 246, 248, 284, 382, 403 – Pröpste: Ekbert, Gerhard II. Stettin (Szczecin, Polen) 73 – Fürsten: Bogislaw I., Ratibor I. Stolpe (D/Mecklenburg-Vorpommern) 160 Straßburg (Strasbourg, F/Bas-Rhin) 288 Striguil (GB/Monmouthshire) 190 – Graf: Richard fitz Gilbert von Clare Süpplingenburg (D/Niedersachsen) 119, 124, 132 Süsel (D/Schleswig-Holstein) 64 Sulzbach (D/Bayern) 171 – Graf: Berengar Sutri (I/Viterbo) 94, 111 Tangermünde (D/Sachsen-Anhalt) 135 Tarsus (Türkei) 209f. Tegernsee (D/Bayern) 164, 169f. Tilleda (D/Thüringen) 385 Tivoli (I/Roma) 95 Tortona (I/Alessandria) 93f., 213 Tours (F/Indre-et-Loire) 38, 182, 378 – Bischof: Martin Travemünde (D/Schleswig-Holstein) 77 Trient (I/Trento) 96, 212

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Trier (D/Rheinland-Pfalz) 45, 85, 112, 183, 282, 300 – Erzbischöfe: Albero, Arnold, Hillin Troja (Hissarlik, Türkei) 22 Tübingen (D/Baden-Württemberg) 78, 215 Turin (I/Torino) 219 Tyrus (Tyr, Libanon) 209, 214 – Erzbischof: Wilhelm II. Uelzen (D/Niedersachsen) 61 Ulm (D/Baden-Württemberg) 77, 166, 215, 329 Utrecht (NL/Utrecht) 57, 288 Valley (D/Bayern) 55 Vasto (I/Savona) 219 – Markgraf: Heinrich Guercio Venedig (I/Venezia) 102, 218, 262, 322f., 328 Vercelli (I/Vercelli) 317 Verchen (D/Mecklenburg-Vorpommern) 160 Verden (D/Niedersachsen) 36, 106, 119, 134, 175, 183, 193, 213, 235, 242 – Bischöfe: Hermann, Hugo, Thietmar II. Verona (I/Verona) 89, 105, 140, 317, 364, 365 Vézelay (F/Yonne) 182 Viborg (Dänemark) 101 Viminacium > Brandiz Vohburg (D/Bayern) 171 Volkmarode (D/Niedersachsen) 246 – Ministeriale: Friedrich I. Walbeck (D/Sachsen-Anhalt) 36

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O RT S R E G I ST E R Ortsregister

Walkenried (D/Niedersachsen) 385, 394 Walle (D/Niedersachsen) 124 Wallhausen (D/Sachsen-Anhalt) 148 Walsrode (D/Niedersachsen) 134 Waltham (GB/Essex) 362 Warburg (D/Nordrhein-Westfalen) 126, 148 Wartburg (D/Thüringen) 136, 254 Weida (D/Thüringen) 246 – Ministerialen: Heinrich II., Heinrich III. Weimar (D/Thüringen) 219, 406 Weingarten (D/Baden-Württemberg) 27, 30f., 33, 36, 47, 215, 331, 396 Weinsberg (D/Baden-Württemberg) 55 Weißenau (D/Baden-Württemberg) 85, 248 Weißenburg (Wissembourg, F/Bas-Rhin) 183 Weißenfels (D/Sachsen-Anhalt) 32 Weißensee (D/Thüringen) 337 Wenden (D/Niedersachsen) 383 Werla (D/Niedersachsen) 338f. Werle (D/Mecklenburg-Vorpommern) 124, 142f., 158f., 250 – Fürsten: Niklot, Pribislaw Wernigerode (D/Sachsen-Anhalt) 51, 135, 385 – Graf: Adalbert Wessobrunn (D/Bayern) 164, 167 Westminster/London 187, 276, 322, 362–365, 379 Wien 80, 200 Wieselburg > Mesenburg

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Wildeshausen (D/Niedersachsen) 394 Wilten (A/Tirol) 100, 168 Winchester (GB/Hampshire) 188, 349, 362, 365f., 371, 373 Windsor (GB/Berkshire) 362, 365 Winzenburg (D/Niedersachsen) 84f., 118f., 124, 134, 140, 176, 212, 248, 325 – Graf: Hermann II. Wissant (F/Pas-de-Calais) 341, 361 Wittelsbach (D/Bayern) 170 – Pfalzgraf: Otto Wölpe (D/Niedersachsen) 51 – Graf: Bernhard Wöltingerode (D/Niedersachsen) 51, 136, 244, 340 – Grafen: Burchard I., Hoyer I., Liudolf I. Wohldenberg (D/Niedersachsen) 339 Wolfenbüttel (D/Niedersachsen) 47, 52, 244, 284, 313, 382f., 403 – Ministerialen: Burchard I., Ekbert I., Ekbert II., Gunzelin Wolgast (D/Mecklenburg-Vorpommern) 160 Worms (D/Rheinland-Pfalz) 33, 45, 76, 86, 145, 183, 205, 212, 254, 288, 329–331, 334, 383 – Bischof: Konrad II. Würzburg (D/Bayern) 41, 44f., 77, 85, 106, 124, 146, 179, 183, 187f., 231, 265, 279, 335f., 341, 349 – Bischöfe: Gebhard, Gottfried, Konrad I. York (GB/Yorkshire) 371 Zarnekau (D/Schleswig-Holstein) 64 Zeitz (D/Sachsen-Anhalt) 45, 178, 183, 333 Zinna (D/Brandenburg) 334

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ANHANG ANHANG

Bildnachweis

17 (links) Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 105 Noviss. 2o, fol. 19r, (rechts) London, The British Library, Landsdowne Ms. 381, Teil 1, fol. 10v, 28 (oben) Berlin, Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Staatsbibliothek, Negativsammlung, Ms. lat. Quart 795, fol. 83v, 30 Fulda, Hochschul- und Landesbibliothek, Aa21, fol. 2v, 40 Weimar, Lichtbildner Constantin Beyer (Foto Klaus G. Beyer), 133 Magdeburg, Domkirche St. Mauritius und St. Katharina, 150 Oldenburg. H. Wesendahl, 181 Percy Ernst Schramm u. Florentine Mütherich, Denkmale der deutschen Könige und Kaiser, München 1962, S. 432, 196 London, The British Library, MS Harley 5102, fol. 32, 207 Wolfenbüttel, Niedersächsisches Landesarchiv – Staatsarchiv Wolfenbüttel, 1 Urk 4, 208 Karlsruhe, Jürgen Krüger, 216 Fulda, Hochschul- und Landesbibliothek, Handschrift D 11, fol. 13v, 217 Ebd., fol. 14r, 225 Berlin, akg-images (Foto Schadach), 251 Hannover, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, 252 Braunschweig, Jutta Brüdern, 253 Ebd., 255 Ebd., 256 Ebd., 259 Ebd., 264 (1) Hannover, Niedersächsisches Münzkabinett der Deutschen Bank, Inv.-Nr. 01.024.030, (2) Ebd., Inv.-Nr. 01.024.032, (3) Ebd., Inv.-Nr. 01.024.023, (6) Peter Berghaus, Le trésor de Bourg-Saint-Christoph (Dép. Ain), in: Revue Numismatique, 5e se´rie, 16, 1954, S. 79ff. (Abb. 1), (7) Braunschweig, Städtisches Museum, Museumsfoto, (8) Inv.-Nr. 01.024.003, 265 (4) Inv.-Nr. 01.024.021, (5) Inv.-Nr. 01.024.040, 266 (Typ 1) Hannover, Niedersächsisches Hauptstaaatsarchiv, Cal. Or. 100 Bursfelde Nr. 6, (Typ 5) Wolfenbüttel, Niedersächsisches Staaatsarchiv, 24 Urk 11, (Typ 6) Ebd., 24 Urk. 3, (Typ 7) Schleswig, Landesarchiv Schleswig-Holstein, Urk.-Abt. 268 Nr. 4, 267 (Typ 8) Hannover, Niedersächsisches Hauptstaaatsarchiv, Cal. Or. 33 Salem Nr. 1, 273 Bamberg, Staatsbibliothek, Msc. Bibl. 59, fol. 3r, 281 Hildesheim, Dombibliothek, Hs 652, 290 Cambridge, The Parker Library, Corpus Christi College, Ms 66, 295 Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 112 (Das Rolandslied), fol. 32v, 303 (links und rechts) Berlin, Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Kunstgewerbemuseum, 304 Braunschweig, Jutta Brüdern, 305 Ebd., 309 Hildesheim, Dom- und Diözesanmuseum, DS 23, 310 Stuttgart, Landesmuseum Württemberg (Foto Peter Frankenstein, Hendrik Zwietasch), 311 Hannover, Kestner Museum, Inv.-Nr. W.M. XXIa, 44b, 312 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 105 Noviss. 2o, fol. 4v, 353 Roskilde, Vikingeskibs Museet0, 391 Braunschweig, Jutta Brüdern, 393 Ebd. Farbtafeln I Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum (Foto Bernd-Peter Keiser), II London, The British Library, Landsdowne Ms. 381, Teil 1, fol. 10v, III Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 105 Noviss. 2o, fol. 19r, IV Ebd., fol. 161v

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Der große Mediävist Joachim Ehlers hat die maßgebliche Biografie zu Heinrich dem Löwen geschrieben – eine große, lohnenswerte Entdeckungsreise in die faszinierende Welt des 12. Jahrhunderts.

»Joachim Ehlers hat in seinem gewaltigen Werk … das europäische Format Heinrichs des Löwen glanzvoll dargestellt.« ZEITSCHRIFT FÜR BAYERISCHE LANDESGESCHICHTE

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Umschlagabbildungen: Grabmal Heinrichs des Löwen in Braunschweig. © akg-images; Bronzenes Löwenstandbild, errichtet 1166, Braunschweig. © akg-images / Bildarchiv Steffens Umschlaggestaltung: Martin Veicht, Regensburg

wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-8062-4397-0

HEINRICH DER LÖWE

JOACHIM EHLERS (geboren 1936) ist einer der bedeutendsten Mediävisten seiner Generation. Der ausgewiesene Experte für das westeuropäische Mittelalter gilt als der beste Kenner der Figur Heinrichs des Löwen.

An Heinrich dem Löwen kommt man nicht vorbei: Der Sachsenherzog war einer der reichsten und mächtigsten Fürsten des Mittelalters. Er beförderte die Wahl seines Verwandten Friedrich Barbarossa zum König und wurde daraufhin noch Herzog von Bayern. Das Zerwürfnis mit Barbarossa schließlich führte zur staufisch-welfischen Feindschaft, die für das deutsche Mittelalter so bedeutsam wurde.

JOACHIM EHLERS

AUFSTIEG UND FALL DES GROSSEN WELFENFÜRSTEN

Über Heinrich den Löwen kann man nicht neutral sprechen. Sein Bild war in der Nachwelt großen Wandlungen unterworfen: Er wurde als Städtegründer oder Kreuzritter dargestellt oder auch als Majestätsverbrecher im Dienst des Papsttums. Das 19. Jahrhundert entdeckte ihn als »deutschen« Helden. Adolf Hitler schätzte ihn als Vorreiter der deutschen Ostsiedlung und erklärte sein Grab zur »Weihestätte der Nation«.

JOACHIM EHLERS

HEINRICH DER LÖWE DER EHRGEIZIGE WELFENFÜRS T

Die maßgebliche Biografie Heinrichs des Löwen stammt von dem großen Mediävisten Joachim Ehlers. Faktenreich und unschlagbar in seiner Quellenkenntnis zeigt er Heinrich als europäischen Fürsten.