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German Pages 67 [68] Year 1972
ALTDEUTSCHE
TEXTBIBLIOTHEK
Begründet von Hermann Paul Fortgeführt von G. Baesecke Herausgegeben von Hugo Kuhn Nr. 3
Hartmann von Aue
Der arme Heinrich Herausgegeben von Hermann Paul
14., neu bearbeitete Auflage besorgt von Ludwig Wolff
MAX N I E M E Y E R V E R L A G
1972
TÜBINGEN
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.
Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage
1882 1893 1904 1907 1912 1921 1930 1941 1949 1953 19S8 1961 1966
besorgt von Albert Leitzmann
besorgt von Ludwig Wolff
Geb. Ausgabe ISBN 3-448-20060-x Kart. Ausgabe ISBN 3-448-20061-8 © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1972 Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany Satz: Karl Schenk, Reutlingen-Sondelfingen Druck: Karl Grammlich, Pliezhausen Einband von Heinr. Koch, Tübingen
VORWORT
Der Arme Heinrich Hartmanns erweist mit seiner reinen Geistigkeit und der anmutig klaren Form immer wieder seinen Reiz. Schon viele Germanisten haben ihn in der Ausgabe von Hermann Paul gelesen, die 1882 erstmalig erschienen ist. In der 7. Auflage (1930) hatte sie Albert Leitzmann übernommen und sie gründlich durchgearbeitet und in Orthographie und Lautform nach den neueren Anschauungen über Hartmanns Sprache normalisiert. Seinem Text war namentlich auch die Ausgabe von Erich Gierach zugute gekommen, die das Überlieferte behutsam prüft und alles, was wir überhaupt über Sprache, Stil und Verskunst Hartmanns ermitteln können, dafür heranzieht. Während Paul ihm gegenüber noch große Zurückhaltung gezeigt hatte, erkannte Leitzmann die Herstellung Gierachs in den meisten Fällen an. Freilich wies er mit ihm auf die starke Durchsetzung des überlieferten Textes mit überschüssigen Formwörtern (auch gerade in der Straßburger Handschrift) hin, die es unmöglich mache, in jedem Einzelfall herauszufinden, welche unecht sind. Die Überlieferung, die schlechter sei als selbst beim Erec mit seiner späten Handschrift, schließe es aus, den originalen Wortlaut auch nur annähernd wiederzugewinnen, bestenfalls, so sagte er mit Gierach, könne man den Armen Heinrich so herstellen, wie ihn Hartmann gedichtet haben könnte. „Ich habe deshalb auch im quälenden Gefühl dieser Unsicherheit des Bodens den meisten von mir in der Rezension von Gierachs zweiter Auflage vorgeschlagenen, oft radikalen Eingriffen den Zugang zum Text verschlossen." Schon damals habe ich den Armen Heinrich mit Leitzmann zusammen durchgearbeitet und viele Einzelheiten mit ihm erörtert, V
er hatte auch eine Reihe von Besserungsvorschlägen aufgenommen, und so habe ich die Ausgabe mit der 10. Auflage in meine Obhut übernommen, zunächst ohne größere Änderungen. Ich erwähne die Einschränkung der Elisionspunkte, die Leitzmann erst in den späteren Auflagen so ausgiebig verwendet hatte, auch wo es zu unnatürlicher und unschöner Rhythmisierung führte. Vollständige Vermeidung des Hiatus ist für Hartmann nicht zu beweisen, und auch Leitzmann hat ihn trotz allem durchaus nicht in allen Fällen tilgen können. Ähnlich wie in anderen Dingen darf man aus einem feststellbaren Streben, das dem Empfinden für das Schöne folgt, keine starre, rücksichtslos durchzuführende Regel machen. In der 11. und 13. (sowie 14.) Auflage sind die Literaturangaben ergänzt. Unbedeutende Berichtigungen im Text betreffen die Orthographie und die Interpunktion. Bei den Adjektivbildungen auf -ec, -ic habe ich die Regel der Hs. A durchgeführt: -eclich immer mit e, sonst aber nur ic. Für die Superlativendung habe ich auch das e von A eingesetzt. Geändert habe ich — veranlaßt durch die Einwendungen von Fr. Neumann, Zfd Ph. 75, 242 - V. 404, wo übermuotes jeder handschriftlichen Grundlage entbehrt. Bei vollkommen entsprechender Überlieferung ist es nicht berechtigt, V. 404 anders zu behandeln als V. 82. Vgl. hierzu die Überlieferung Parz. 219, 22; Willeh. 268, 28; 372, 18; Biterolf 7713; 10915; Pilgerfahrt des tr. Mönchs 8716. Für V. 390 habe ich eine andere Besserung versucht. Bei V. 1010 bin ich zur Überlieferung zurückgekehrt. In der 14. Auflage forderte das neugefundene Benediktbeurer Bruchstück Berücksichtigung. Auch sonst schienen allerlei Änderungen und Ergänzungen angebracht. Nach dem, was sich bei der Neubearbeitung des Iwein ergab, habe ich auch die Formen ode und seiher durchgeführt. Fräulein Dr. Gesa Bonath danke ich herzlich für ihre Hilfe bei der Korrektur. Marburg, im Herbst 1971
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Ludwig Wolff
EINLEITUNG
Unter den Werken Hartmanns, mit denen sich die deutsche Philologie dauernd beschäftigt hat 1 , wird der Arme Heinrich jetzt allgemein zwischen den Gregorius und den Iwein gesetzt 2 . Namentlich die Beobachtungen über Reimtechnik und Sprachformen weisen daraufhin 3 . Nach A. Schirokauer, ZfdA. 83, 59 fiele der Arme Heinrich jedoch in eine Arbeitspause am Iwein nach den ersten 1000 Versen. Zur absoluten Chronologie jetzt Fr. Neumann in den Studien zur dt. Phil, des Mittelalters (Festschr. f. Fr. Panzer, 1950) 59 sowie ZfdA. 75 (1956), 225. Der Arme Heinrich wäre danach wohl um 1195 anzusetzen. Abweichende Auffassungen über die chronologische Folge bei W. Schröder, DVjs. 31 (1957), 275. 1 Eine eingehende Behandlung aller mit Hartmann zusammenhängenden Fragen gab G. Ehrismann, Gesch. d. dt. Lit. bis zum Ausgang des Mittelalters 2, 2 (München 1927), 196. Vgl. auch H. Sparnaay, Hartmann von Aue, Halle 1933 u. 1938, mit Bibliographie Bd. 2, 107 ff. und P. Wapnewski, Hartmann v. Aue (Sammlung Metzler), 4. Aufl. 1969. 2 So schon von Benecke (zu Iw. 22), von Haupt (Einleitung zu seiner Ausgabe S. XIX), von E. Naumann (ZfdA. 22, 42). Früher wurde er von manchen als das letzte Werk betrachtet, z. B. von Fr. Saran, Hartmann von Aue als Lyriker, HaUe 1889, S. 46. 106; Beitr. 24, 30. 65, von F. Bech, Ausgabe Hartmanns 3 1, X, von A.Schönbach, Über Hartmann von Aue, Graz 1894, S. 455, von F. Piquet, Étude sur Hartmann d'Aue, Paris 1898, S. 357. 3 Vgl. namentlich Κ. Zwierzina, Beobachtungen zum Keimgebrauch Hartmanns u. Wolframs (Abh. zur germ. Phil, für R. Heinzel, Halle 1898) S. 437, besonders S. 451 Anm. 2. 497 u. ZfdA.44,36. 52. 66; 45, 253. 269. 310. 355. 369. 389; ferner B. J. Vos, The diction and rimetechnic of Hartmann von Aue, New-York u. Leipzig 1896, Sparnaay, ZfdA. 67 (1930), 23.
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Während uns für die übrigen erzählenden Dichtungen Hartmanns seine Vorlagen bekannt sind, entzieht sich die Quelle für den Armen Heinrich unserer Kenntnis. Ein deutliches Zeugnis dafür, daß er eine Vorlage, und zwar eine schriftliche Aufzeichnung gehabt hat, geben seine eigenen Worte V. 16 u. 29; darauf, daß sie in einer fremden Sprache abgefaßt war, weist der Ausdruck diuten V. 16. Man wird an die lateinische Erzählung eines deutschen Geistlichen denken müssen, dem das Buch Hiob vertraut war. Auf eine französische Dichtung deutet nichts; eine andere Anknüpfung und landschaftliche Festlegung der Erzählung, die dort kaum hätte fehlen können, hätte Hartmann nach seiner Art schwerlich durch die deutsche ersetzt, die im engsten heimatlichen Kreise bleibt. Es ist anzunehmen, daß er in der Vorlage für die Handlung schon die wesentlichen Züge vorgefunden hat. Die Verbindung mit dem Geschlecht von Aue braucht nicht dazuzugehören. Hartmann hat sich den Helden wohl als einen Vorfahren seiner Dienstherren gedacht. In der geistigen Durchdringung und der lebendigen menschlichen Ausgestaltung wird niemand seine dichterische Eigenleistung bezweifeln 4 . Wenn uns die unmittelbare Vorlage Hartmanns fehlt, so ist bisher auch noch keine nah verwandte Erzählung nachgewiesen. Der Glaube, daß der Aussatz durch Menschenblut, besonders durch das Blut unschuldiger Kinder, zu heilen sei, ist alt und weit verbreitet und erscheint auch häufig als Sagenmotiv 5 . Plinius der Ältere berichtet (Nat. hist. 26,8): Aegypti peculiare hoc malum 4 Eine kurze lateinische Fassung der Geschichte von Henricus oder Albertus pauper ist in zwei Breslauer Predigtsammlungen des 14. und 15. Jhs. auf Grund älterer Vorlagen erhalten und von J. Klapper (Erzählungen des Mittelalters, Breslau 1914, S. 233) ans Licht gegeben. Sie war schwerlich die Quelle Hartmanns, wie jetzt H. Rosenfeld ZfdA. 98 (1969), 50 wieder wahrscheinlich machen will. Nach C. v. Kraus in der Festgabe S. Singer, Tübingen 1930 fußten die beiden Exempelfassungen auf der Dichtung Hartmanns, während Sparnaay, Hartmann v. Aue Bd. 2, 5 (vorher Verschmelzung legend, und weltl. Motive in der Poesie des Mittelalters, Groningen 1922, S. 118) Gründe für die Herkunft beider Seiten aus einer gemeinsamen Quelle vorbrachte. 5 Vgl. darüber die Ausgabe der Brüder Grimm S. 172, die von WackernagelStadler S. 189, P. Cassel im Weim. Jahrb. für dt. Sprache, Lit. und Kunst
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(der Aussatz) et, cum in reges incidisset, populis funebre, quippe in balneis solia temperabantur humano sanguine ad medicinam earn. Weit verbreitet waren namentlich zwei Erzählungen, die hierher gehören. Die eine war die legendarische von der Bekehrung Konstantins, die u. a. in der Kaiserchronik und im Silvester Konrads v. Würzburg behandelt ist 6 . Wie im Armen Heinrich verzichtet hier der Aussätzige - der Kaiser ist es - im letzten Augenblick auf die Durchführung, auf die Opferung der Kinder und wird dafür von Gott geheilt. Der sich selbst überwindende Verzicht des Kranken und als Lohn die Gnadenheilung, die ihm von Gott zuteil wird, bilden hier Gipfel und Sinn der Handlung. Bei der andern, der Sage von Amicus und Amelius, die auch dem Engelhard Konrads v. Würzburg zugrunde liegt 7 , wird das Opfer wirklich vollzogen und fuhrt die Heilung herbei. Hier geht es nur um die des schwersten Opfers fähige Freundestreue, in einer Episode der Queste del Saint Graal® aber um die reine Caritas der ihr Leben hingebenden Jungfrau, die hier das Opfer sein mufi>. Beide Typen sind bei Hartmann verbunden 9 . G. Eis, Forschungen u. Fortschritte 31 (1957), 77 ff. vergleicht die (doch recht abweichende) Erzählung von der Heilung Roberts von der Normandie in Salerno und Volksüberlieferungen von ritueller Nacktheit.
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I, 408 und Die Symbolik des Blutes und der Arme Heinrich, Berlin 1882; H. Strack, Das Blut im Glauben und Aberglauben der Menschheit', München 1900 und das Handwb. des dt. Aberglaubens unter „Aussatz" und „Blut". Vgl. zur Legende von Konstantin und Papst Silvester W. Grimms Einleitung zu Konrads v. W. Silv. S. XII; H. F. Maßmann, Die Kaiserchronik III, Quedlinburg und Leipzig 1854, 8 5 4 ; G . Prochnow, ZfdPh. 33 (1901), 145, auch E. Fr. Ohly, Sage und Legende in der Kaiserchronik, Münster 1940, 105. Vgl. Kolbing, Beitr. 4, 271, P. Gereke, Engelhard, Halle 1912,IX; weitere Nachweise bei Ehrismann, Schlußband (1935), 4 9 A. 1. Nacherzählt in der Ausgabe des Armen Heinrich von den Brüdern Grimm S. 180. Vgl. K. Ruh, Wolfram-Studien hg. v. W. Schröder (Berlin 1970), 255. Hierzu die S. XVI genannte Arbeit von Kurt Ruh.
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Die Überlieferung des Armen Heinrich ist leider so unzureichend, daß vieles unsicher bleibt, sogar der Versbestand. Vollständig ist die Dichtung nur in drei Pergament-Sanunelhandschriften des 14. Jhs. auf uns gekommen, die nur den Wert von zweien haben. Weitaus am besten war eine Straßburger Handschrift (A), die im Jahre 1870 verbrannt ist 10 . Sie war jedoch durchaus nicht einwandfrei, läßt auch die Negation en- schon oftmals fort. Verschiedentlich ist nachzuweisen, daß sie Verse ausgelassen hat. Ergänzungen aus andern Hss. sind in der Ausgabe mit Buchstaben bezeichnet (auch die zwei stark verderbt in A überlieferten, von Lachmann und Haupt verworfenen, aber als echt gesicherten Verse 852a.b). Weiter findet sich der Arme Heinrich in einer Heidelberger Hs., Cod. pal. germ. 341 (Ba), die wohl bald nach 1300 geschrieben ist, vielleicht in Böhmen. Eine weitere Hs. aus der erzbischöflichen Bibliothek zu Kalocsa (Bb) 11 ist jetzt verschollen. Sie ist zur gleichen Zeit in derselben Schreibstube entstanden und teilweise auch von Ba abgeschrieben12. Für den Armen Heinrich gilt das trotz engsten Zusammengehens nicht, lOmal (dabei V. 7/8 und 357) bringt sie nach dem Zeugnis von A den besseren Wortlaut. Die Übereinstimmung beider Handschriften zeigt, daß sie an der Vorlage kaum geändert haben. Diese, die Fassung B, ist mit dem Text sehr frei umgesprungen, versetzt oftmals Verse an andere Stellen und hat viele neu gedichtet, während andere fehlen. Man hat den Eindruck, daß sie nach dem Gedächtnis geschrieben ist. Ein Zusatz am Schluß läßt den Armen Heinrich und seine kone ins Kloster gehen. Trotz ihrer Unzulänglichkeiten kann Β in manchen Fällen doch gegen A das Echte bieten. Das bezeu10 Abgedruckt in C. H. My Hers Sammlung deutscher Gedichte aus dem 12., 13. u. 14. Ih. I, Berlin 1784, 197. Die Brüder Grimm haben die Hs. noch in Strafiburg mit dem Abdruck verglichen. 11 Abgedruckt v. J. N. Mailath u. P. Köffinger, Der Kaloczaer Codex altdeutscher Gedichte, Pest 1817. 12 Vgl. Zwierzina in der Pestschrift Max H. Jellinek, Wien 1928, 209. Dazu H.-G. Richert, Beitr. 88 (Tübingen 1967), 347. Eine sorgfältige Abschrift der Hs. von Otto Lippstreu hat das Germanische Seminar der Universität Hamburg. Zum Schicksal der Hs. s. Herbert Wolf, ZfdPti. 90(1971), 99 f.
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gen Übereinstimmungen (auch mit Versen, die in A fehlen) mit den 4 Pergamentstreifen aus dem Augustinerchorherrenstift St. Florian in Oberösterreich, südöstlich von Linz, in der Staatsbibliothek, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, in Berlin Cod. germ. fol. 923 Nr. 7 (C). Sie sind von dem Deckel einer Handschrift losgelöst und enthalten zusammen ganz oder teilweise 61 nicht abgesetzte Verse mit kleinen Stücken aus den Partien V. 644-695 und 827-888 13 . Nach der Schrift gehörte die Hs. wohl in den Anfang des 13. Jhs. Von denen, die auf uns gekommen sind, war es die beste. Wo sie mit Β zusammengeht, hat sie sicher das Rechte und verdeutlicht, daß A gern kleine Füllworte zusetzt, um den Auftakt zu ergänzen und den Vers zu glätten. Sie bezeugt aber auch durch Übereinstimmung mit Β Versauslassungen in A und enthält auch einige anscheinend echte Verse, die sowohl A wie Β nicht bringen. Längst nicht so gut sind zwei Pergamentblätter aus dem Kloster Indersdorf zwischen Augsburg und Freising in der Staatsbibliothek in München, Cgm. 5249 Nr. 30 aus dem 14. Jh. (D) 1 4 . Sie sind auch von einem Buchdeckel losgelöst und Uberliefern (nicht abgesetzt) die Verse 1266-1372, einige nur unvollständig. Gegen A enthalten sie eine größere Zahl von Mehrversen, nicht wenige zusammen mit B. Gierach hielt auch diese wie die nur in D stehenden sämtlich für unecht 1 5 , ζ. T. offensichtlich zu Recht, und damit ist schon fur die noch nicht so willkürliche gemeinsame Vorstufe BD der Zusatz von Versen gesichert. Mit Paul sehe ich doch 6 von den in BD überlieferten Versen als ursprünglich an (Paul noch 4 weitere nach V. 1332). Bruchstücke einer weiteren dreispaltigen Sammelhandschrift tauchten erst bei Restaurierungsarbeiten in der ehemaligen Klosterkirche von Benediktbeuern 1964/5 auf. Sie waren dort zur Abdichtung um die Orgelpfeifen geklebt und hatten dadurch schwer gelitten. Durch Luminiszenzaufnahmen im Vetus-Latina13 Zuerst veröffentlicht v. Fr. Pfeiffer, Germ. 3 (1858), 347. Vgl. auch W. Scheel, Festgabe an K. Weinhold, Leipzig 1896, S. 37. 14 Abgedruckt v. Fr. Keinz, Germ. 31 (1886), 80. 15 In seinen grundlegenden Untersuchungen zum Armen Heinricht ZfdA. 54 (1913), 357 (zu dieser Frage 285); 55 (1917), 303; 503.
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Institut in Beuron wurde aber schließlich die Entzifferung möglich, und so hat H. Rosenfeld, der sich des Fundes angenommen hat, daraus als erstes das Stück vom Armen Heinrich mit eingehenden Untersuchungen über seine Bedeutung veröffentlicht 16 . Er setzt nicht unbezweifelt die Hs. in das 2. Viertel des 13. Jhs. Nach einer frei gelassenen Spalte setzt der Text merkwürdigerweise nach einer Überschrift für die Dichtung erst mit V. 29 ein und reicht bis V. 255, übergeht aber dazwischen noch wieder V. 60-85 und 143-168. Rosenfeld meint, damit sei eine ältere Fassung Hartmanns bezeugt. Das halte ich nicht fur möglich 17 . Bei dem Alter hat das Bruchstück aber jedenfalls besonderen Wert. Ich möchte glauben, dafi es dem Zweige angehört, aus dem Β hervorgegangen ist, wie Gierach das fur D dargetan hat 1 8 . Zwischen V. 126 und 127 bringt es die Verse Ze hewe wart sin gfiinez gras D'e der 1 Werlte varare was, die Β mit Entstellung von venre hinter den vertauschten Versen 152/1 bringt. Es ist die Frage, ob sie ursprünglich sind, wie G. Bonath meint (und etwa in irgend einer Form auch die Bilder in Β nach V. 62 und 154?). Ich glaube es nicht. Nachdem der Arme Heinrich erstmals durch den Handschriftenabdruck Myllers 1784 wieder bekannt geworden war, ist er herausgegeben von den Brüdern Grimm, Berlin 1815, dann von K. Lachmann in der Auswahl aus den hd. Dichtern des 13. Jhs., Berlin 1820, S. 1 und von W. Wackernagel in den verschiedenen Ausgaben seines Altdeutschen Lesebuches (seit 1835; 5 S. 523) und für sich mit zwei jüngeren Prosalegenden verwandten Inhalts, Basel 1835, 2. Aufl., aus seinem Nachlaß bearb. v. Toischer, mit 16 Ein neu aufgefundenes Fragment von Hartmanns 'Armen Heinrich' aus Benediktbeuern, ZfdA. 98 (1969), 40. Vgl. zum Manuskript auch H. Rosenfeld, ZfdPh. 89 (1970), 324 f. 17 Vgl. hierzu die Arbeiten von Gesa Bonath, Überlegungen zum ursprünglichen Versbestand des Armen Heinrich, ZfdA. 99 (1970), 200, Walter Roll, Zu den Benediktbeurer Bruchstücken des Armen Heinrich und zu seiner indirekten Überlieferung, ebd. 187 (auch zum Zeitansatz), Ludwig Wolff, Das Benediktbeurer Fragment des Armen Heinrichs, ebd. 178. 18 Untersuchungen zum Armen Heinrich I. Die Bruchstücke. ZfdA. 54 (1913), 257.
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Anmerkungen und Abhandlungen, Basel 1885. Neu hrsg. v. E. Stadler, Basel 1911. Hierzu traten die Ausgaben (mit Wörterbuch) v. W. Müller, Göttingen 1842 und v. M. Haupt, mit den Liedern und Büchlein, Leipzig 1842 (mit krit. Apparat, Nachträge dazu Z f d A . 3, 275), neue Ausgabe (ohne die Lieder) besorgt v. E. Martin, ebd. 1881 (mit Aufnahme der nachträglichen Verbesserungen von Haupt und Hinzufugung der St. Florianer Bruchstücke zum Lesartenapparat). Weiter F. Bech in Bd. 2 seiner Ausgabe der Werke Hartmanns, Leipzig 1867, 4 1934, B. Schulz ebd. 1871. K. MüllenhofT gab 1878 in der 3. Auflage seiner Altdeutschen Sprachproben einen Abdruck des Hauptschen Textes mit den Verbesserungen Lachmanns. A n Haupt Schloß sich, als Nachbildung einer mittelalterlichen Hs., auch das Buch v. J. Wansleben an, Kiel 1880. Die vorliegende Ausgabe von H. Paul ist zuerst Halle 1882 erschienen, in 7. Aufl. bearb. v. A . Leitzmann, der am Text später noch manches geändert hat. Die grundlegenden, vorbildlichen Untersuchungen von E. Gierach, Z f d A . 54 (1913), 257-295 und Z f d A . 55 (1917), 303-336 und 503-568, die allen Späteren eine Quelle flir Aufschluß und Belehrung bleiben, waren (freilich erst hinterher gedruckt) die Vorbereitung fur seine Ausgabe Heidelberg 1913, in der er dem Paralleldruck des gesamten handschriftlichen Materials seine Textbearbeitung gegenüberstellte (bespr. v. K. Helm, Literaturbl. 1915, 325), 2. A u f l . 1925 (bespr. v. E.Schröder, Z f d A . 45, 39 u. A . Leitzmann, ZfdPh. 53, 109). Hierzu kommt eine Ausgabe von Fr. Ranke, Basel 1943, mit der Übertragung oder Nacherzählung Wilhelm Grimms, von Fr. Maurer in dem Auswahlbändchen Hartmann v. Aue, Sammlung Göschen Bd. 18, Berlin 1958, von Fr. Neumann, auch mit der Grimmschen Nacherzählung, in Reclams Universalbibliothek Nr. 456, Stuttgart 1959, von H. de Boor, Hartmann v. A u e , Der Arme Heinrich, mhd. Text und Übertragung (Exempla Classica 84), Frankfurt a. M. 1963, und von H. Mettke, Der Arme Heinrich (Altdeutsche Textbibliothek 3 in Halle), 1966. Dieser hat sich mit seinem Text öfter an Β angeschlossen, namentlich im Fortlassen entbehrlicher, vielleicht von A zugesetzter Kleinworte. Hierzu kommt noch Ernst Schwarz,
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Hartmann ν. Aue, Gregorius. Der Arme Heinrich. Text - nach der 12. Aufl. der ATB. Tübingen - Nacherzählung, Worterklärungen. Wissenschaftl. Buchgesellschaft Darmstadt 1967 19 . Beiträge zur Kritik und Erklärung gaben, von Älterem abgesehen, E. Schröder AfdA. 35 (1912), 279; 45 (1926), 39 und ZfdA. 50 (1908), 219; 53 (1912), 357 und E. Gierach in den genannten Untersuchungen. Immer neue Vorschläge zur richtigen Wiederherstellung hatten die Verse 225 und 447 hervorgerufen: hîbœre Gierach (mit Wackernagel) ZfdA. 55 (1917), 318, vrìbcere,'ÌKÌ im Entschluß'Fr. Ranke ZfdA. 79 (1942), 178, vrambœre C. v. Kraus ZfdA. 82 (1948/50), 73, diu vollen man verbaere und auch des willen wcere G. Jungbluth GRM. 36 (1955), 263, vrîgebœre J. Fourquet Etudes germaniques 16 (1961), 23, werbœre Fr. Neumann in der Festschrift f. L. Wolff (Neumünster 1962), 217, èrbœre Th. van Stockum Neophilologus 48 (1964), 146, diu vollen man enbaere und diu des willen wcere D. Czinczoll ZfdPh. 85 (1966), 95. Durch das Zusammengehen von E 225 mit A 445 kann der Streit als entschieden gelten. Auch V. 390/91 haben immer neue Versuche zur richtigen Herstellung und Erklärung herausgefordert, von denen doch keiner voll befriedigt. So E. Sprenger Germ. 37 (1892), 171 (V. 391 wan ich hete muotwillen gar)\ G. Ehrismann Beitr. 24 (1899), 388 (wan ich enhete niht witzegar); E. Gierach ZfdA. 55, 320 nach Vorschlag Zwierzinas (wan ich enhâte in niht wan gar), V. 390 in der 1. Aufl. ohne das doch von A, in der 2. dafür ouch, A. Leitzmann joch, das in den Hss. so oft entstellt wird; Fr. Maurer in seiner Ausgabe 1958 (wan ich enhâte sin nihtgar)\ H. de Boor Beitr. 84 (Tübingen 1962), 474 (wan ich in hete mit vrevil gar)·, Fr. Neumann Beitr. 85 (Tübingen 1963), 315 (wan ich in hâte, und doch niht gar), gestützt mit 2 Iweinstellen, aber war der Wille Gottes denn sein Wille, den er also nicht voll gehabt hätte? Mein Versuch 19 Als englische Ausgabe war früher die von J. G. Robertson, London 187S, zu nennen, jetzt eine kommentierte, mit Einleitung und Glossar, von J. Kn. Bostock, Oxford 1942, 2 1 9 4 7 (Text nach Gierach). Hierzu O. Springer, The Journal of English and Germanic Philology 43 (1944), 358.
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folgt dem von H. de Boor gewiesenen Weg. Zu V. 1010 0 . Springer, Taylor Starck Festschrift (London, The Hague, Paris 1964), 189; seine die Werke Hartmanns überblickende Interpretation verteidigt das Uberlieferte keines dankes, zu dem ich statt Gierachs keines schimpfes zurückkehre. Anders H.-Fr. Rosenfeld ZfdA. 95 (1966), 169; sîgêrten keinen dankes dô (alemannisch gêren 'einem willfahren'). Schallanalytisch ist der Text besprochen v. E. Sievers, Festgabe für F. Ph. Strauch, Halle 1932, 57. Eine gedankliche Analyse des Gedichts hat A. Schönbach, Über Hartmann v. Aue, Graz 1894, S. 130 gegeben. Den Begriff der Treue im Armen Heinrich behandelte G. Ehrismann, Untersuchungen und Quellen zur germ. u. rom. Phil. f. J. v. Kelle 1, Prag 1908, 317, die dualistische Weltanschauung J. Fiebach Beitr. 44, 279. Vom Begriff des Leides geht Fr. Maurer an das Werk heran in seinem Buch Leid, Studien zur Bedeutungs- und Problemgesch. besonders in den gr. Epen der Stauf. Zeit, Bern und München 1951, 39. E. Rose, The Germanic Review 22 (1947), 182 wollte das Verhalten des Mädchens aus moderner Psychologie beleuchten.Einige Hauptfragen der Deutung erörterte A. Schirokauer ZfdA. 83 (1951/52), 59, G RM. 33 (1951/52), 262. Eine eindringliche Analyse, der man aber doch nicht in allem folgen kann, gibt Bert Nagel, Der Arme Heinrich Hartmanns von Aue, eine Interpretation (Handbücherei der Deutschkunde Bd. 6), Tübingen 1952. Gerade das Legendarische kommt nicht voll zur Geltung: wie Gott selber in seiner gnadenvollen Güte wunderhaft aus dem Mädchen wirkt und so die Seele Heinrichs anrührt und ihn aus der Selbstbefangenheit hinausfuhrt. Vgl. zum Verständnis und zur Würdigung der Dichtung W. Fechter Euph. 49 (1955), 1. Ferner zu den meisten Fragen Fr. Neumann ZfdPh. 75 (1956), 225, dazu seinen Aufsatz Lebensalter im ,Armen Heinrich' Hartmanns von Aue, Festschrift f. L. Wolff (Neumünster 1962), 217. Wesentlich, gerade zum Ineinandergreifen und Zusammenwirken des Religiösen und Weltlichen, weiter Leslie Seiffert, The Maiden's Heart. Legend and Fairy-tale in Hartmann's ,Der Arme Heinrich', DVjs. 37 (1963), 384. Timothy Buck, Hartmann's Reine Maget, German Life and Letters 18 (1964/65), 169 zeigt, wie das
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Mädchen im Sinn des Dichters aufzufassen s e i 2 0 , und legt an anderer Stelle dar, Heinrich's Metanoia: Intention and Practice in 'Der Arme Heinrich', The Modern Language Review 60 (1965), 391, daß bei diesem keine stufenweise Entwicklung, sondern die volle, innerlich erneuernde Umwandlung in Salerno dargestellt werden soll. Zur Deutung der ganzen Dichtung Chr. Cormeau, Hartmann's v. Aue 'Armer Heinrich' und 'Gregorius', Studien zur Interpretation mit dem Blick auf die Theologie zur Zeit Hartmanns (Münchener Texte u. Untersuchungen 15), München 1966. Rolf Endres, Heinrichs hôchvart, Euph. 61 (1967), 267 will aus unrichtiger Auffassung von V. 392 und 401 folgern, in seinem Weltleben hätte Heinrich noch keine Gotteskenntnis gehabt, und darum sei er frei von jeder Schuld. Zu beachten ist noch Th. Verweyen, Der 'Arme Heinrich' Hartmanns v. Aue. Studien u. Interpretation. München 1970. Es ist das Anliegen des sehr feinhörigen Verfassers, darzutun, daß Wesentliches sich durch die Art der Darbietung richtig erschließt. Bedeutsam zum Verständnis von Hartmanns Dichtung jetzt namentlich Kurt Ruh, Hartmanns Armer Heinrich, Erzählmodell und theologische Implikation, Mediaevalia litteraria, Festschr. f. H. de Boor, München 1971, 315 . Zur Komposition, die sich fünfteilig, symmetrisch bis in die Unterabschnitte, um ein Mittelstück lege, J. Fourquet, Zum Aufbau des Armen Heinrich, Wirk. Wort 11 (1961), 3. Sonderheft, 12 (dazu L. Seiffert 394). Eine „Vortragsgliederung", die weitgehend zur Überlieferung stimmt, erarbeitet Hj. Linke, Epische Strukturen in der Dichtung Hartmanns v. Aue (München 1968), 127 und 284. Danach kann man nicht mehr daran zweifeln, daß gelegentlich ein Absatz im Reimpaar a n f a n g t 2 1 .
20 Nicht statthaft scheint es mir, wie P. Wapnewski in seinem HartmannBüchlein ihre Haltung deuten will. Es setzt die Entwertung von V. 855-874 und 1036-1040 voraus, vgl. 348 und 464/66. 21 Mit einem zusammenfassenden sus oder alsus beginnt Hartmann aber häufig einen Absatz. Über die Problematik von dò und nù als Anfang vgl. H. Schanze in dem Band Wolfram-Studien, hg. v. W. Schröder (Berlin 1970), 186 Anm.
XVI
Fr. Beyerle in Arbeiten zur Rechtssoziologie u. Rechtsgeschichte Bd. 1 (Festgabe f. H. Fehl, Karlsruhe 1948), 28, beleuchtet es, wie die Ehe des Herrn von Aue mit der freien Bauerntochter — im Dichtwerk eine Sage aus unbestimmter Vergangenheit — den Standesverhältnissen um 1200 widerspricht. Die Absicht, den Helden, der wolden fursten gelîch war, als eigenen Vorfahren auszugeben, wird man dem ministerialischen Dichter freilich doch nicht zuschreiben dürfen 2 2 . Ein Wörterbuch und Reimverzeichnis veröffentlichte G. Riemer, Göttingen 1912, Reimwörterbücher und Reimverzeichnisse zum Büchlein, Erec, Gregorius, Armen Heinrich u. d. Liedern Fr. Jandebeur, München 1926. Vgl. auch S. VII Anm. 3. Etwas von der Nachwirkung des Armen Heinrich läßt sich daraus erkennen, wie Andere einzelne Verse und Versfolgen mehr oder weniger wörtlich übernommen haben 2 3 . Wie die andern Werke des Dichters war er auch dem Verfasser des 2. Büchleins vertraut, das man früher Hartmann zugeschrieben hatte, vgj. 116 und 484 und A. H. 712 und 1122. Ebenso steht es mit Wirnt von Gravenberg, der sich im Wigalois 127-129 deutlich an die Verse des Prologs A. H. 10-12 anlehnt (vgl. auch die Anklänge 5276/77; 8263/64; 10087/88; 5020/23 und A. H. 42/3; 67/9; 82/3; 1197/99). Auch bei Heinrich von dem Türlin, der Hartmann kennt und nennt, verraten in der Krone die Verse über den Sinn seiner Arbeit 223/9 das Vorbild des Armen Heinrich (1-3; 9-12). Die ernste religiöse Begründung mit dem Wunsch um Fürbitte 23-25 bringt Ulrich von Türheim am Schluß des Rennewart 36511/13, und zusammen mit dem Satz von der Hülfe solcher Fürbitte für die eigene Seele kehren V. 23/28, im Wortlaut leicht verändert, auch bei Hugo von Trimberg, dem Kenner der höfischen Literatur, im Renner 19/23 wieder (schulde wie in A). Die Lehre von V. 26/28, die Hartmann ganz ähnlich im Greg. 3570/72 ausspricht, findet sich mit den gleichen Worten, in einen Zweizei22 Vgl. dazu auch H. de Boor in seiner Ausgabe 128. 23 Vgl. hierzu A. Leitzmann ZfdPh. 5 3 (1928), 111 und W. Röll aaO. (besonders zum Buch v. Bern, Haug u. Konrad v. Würzburg), dazu die Nachweise in der Ausgabe von Wackernagel - Toischer.
XVII
1er gepreßt, bei Freidank 39,18: aus dem Armen Heinrich übernommen, oder sind es altgeprägte Worte? Vgl. auch Freidank 177,13 und Α. H. 712/3, wo mir die Stelle Hartmanns mit dem gewichtigen wë des Lebens ursprünglicher vorkommt als mit dem blassen Nachsatz, zu dem bei Freidank der Zweizeiler nötigte. Der Anfang der Erzählung 29-31 klingt nach bei Herrand von Wildonie, Der betrogene Gatte 19-21 (18=Iwein 47 1 8) 2 4 . Vor allem greifen die Dichter aber immer wieder die Worte auf, mit denen die höfischen Tugenden des Armen Heinrich gepriesen werden. So beim Verfasser der Guten Frau, der sich so in den Dichtungen Hartmanns auskennt 25 , 1473/76 nach Α. H. 57-60 (vgl. weiter 1535/36; 1421/22 und Α. H. 459/60; 1499/1500). Ähnlich lehnt sich im Buch von Bern (Dietrichs Flucht) 2333 ff. an die ganze Versfolge Α. H. 62/8 an (vgl. auch 9989/90 und Α. H. 65/6). In der Rabenschlacht ist 911/3 gleich Α. H. 66. Dazu kommt Haug (Havich) der Kellner, der sich mit 4548 ff. an den Armen Heinrich 57/60, 63/4 anschließt. Vgl. bei ihm weiter 4502/4 und Α. H. 303/5 (mit zwelf und wol wie B); 3210/12, Α. H. 321/24 (wie A); 1859/60, Α. H. 478/79. Freier ist die Nachahmung bei Konrad von Wüizburg im Engelhard 5299-5304 (A.H. 79/81, 60/2); diesem lag anscheinend die Fassung Β (*BD) vor mit den beiden Mehrversen vor 79 2 6 ; er hat auch in und über wie Β 79 und 80. Vgl. weiter 6026; 2289 f. 5916 und Α. H. 189; 203/4; 218/19. Die Verse Hartmanns auf die höfischen Tugenden des Armen Heinrich hat schließlich auch der Verfasser des niederdeutschen Artus-Romans in der früheren Klosterbibliothek von Loccum aufgenommen, dessen Bruchstücke, so weit er sie entziffern konnte, C. Borchling in den Berichten von seinen Handschriftenreisen veröffentlicht hat 2 7 , vgl. Bl. 2 a und Α. H. 57/60. Unsicher bleibt es wohl bei Reimar von Zweter 87,5, ob es eine Anlehnung an Α. H. 190 ist, sowie bei Ulrich von Lichtenstein, Frauendienst 24 25 26 27
Hinweis von Gesa Bonath. Dazu E. Schröder, Prager Deutsche Studien 8 (1908), 359. E. Gierach ZfdA. 55 (1917), 559. K. Helm Beitr. 47 (1923), 155. Nachrichten v. d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, Geschäftl. Mitteilungen 1898, 185. A. Leitzmann aaO.
XVIII
45/16/7, Α. Η. 520/21. Auch einige Anklänge im Meieranz des Pleiers, der Hartmann freilich kannte, können sich wohl unabhängig aus dem höfischen Sprachstil ergeben haben (1932/33; 7938/39; 2943/44; Α. H. 370/71; 1241/42; 1410). An einer Ausgabe in erneuerten Sprachformen hat sich erstmals J. G. Biisching mit unzureichendem Erfolg versucht, Zürich 1810 28 . Dagegen wandte sich die scharfe Kritik von Jacob Grimm Kl. Schriften 6, 64. In den älteren Auflagen habe ich versucht, die weiteren Übertragungen ins Neuhochdeutsche möglichst vollständig anzufiihren. Hier weise ich namentlich auf die schöne Wiedergabe der Brüder Grimm in ihrer Ausgabe 1815, die wir jetzt in den Ausgaben von Fr. Neumann und H. de Boor fmden. Weiter nenne ich die Ubersetzung von W. Vesper München 1906, die Prosawiedergabe von G. Schwab im Buch der schönsten Geschichten u. Sagen Stuttgart 1836, die kurze Nacherzählung mit sieben Zeichnungen des bekannten Malers J. v. Führich, Leipzig 1878 und dazu die Prosaübersetzung von R. Fink in dem Buch Hartmann v. Aue, Epische Dichtungen, Jena 1939, 208, das auch die anderen Verserzählungen überträgt. Auch die Bearbeitung von Rudolf ßorchardt (München 1925 und Gesammelte Werke Bd. 5) 28 In dieser Bearbeitung hat Goethe das Gedicht am 9. Februar 1811 kennengelernt (Tageb. 4, 184) und am 3. März desselben Jahres im Abendzirkel der Johanna Schopenhauer durch Riemer vorlesen lassen (ebd. 4, 189; Jahrb. der Samml. Kippenberg 3, 30). In den Annalen von 1811 sagt er darüber (Werke 36, 72): „Ebenso brachte mir Biischings Armer Heinrich, ein an und fur sich betrachtet höchst schätzenswertes Gedicht, physisch-ästhetischen Schmerz. Den Ekel gegen einen aussätzigen Herren, fur den sich das wackerste Mädchen aufopfert, wird man schwerlich los, wie denn durchaus ein Jahrhundert, wo die widerwärtigste Krankheit in einem fort Motive zu leidenschaftlichen Liebesund Rittertaten reichen muß, uns mit Abscheu erfüllt. Die dort einem Heroismus zum Grunde liegende schreckliche Krankheit wirkt wenigstens auf mich so gewaltsam, daß ich mich vom bloßen Berühren eines solchen Buchs angesteckt glaube." Im Hinblick auf die feine Geistigkeit Hartmanns, der alles Peinliche vermeidet (anders als Konrad v. Würzburg), mag dies Urteil seltsam scheinen. Wir verstehen es aus der Besonderheit von Goethes Natur und dichterischer Phantasie, die alles in sinnlicher Anschaulichkeit erlebt.
XIX
sei genannt. Er hat die Sprache nur einigermaßen dem Nhd. angenähert. Ins Italienische ist der Arme Heinrich von A. Baragiola übersetzt, Straßburg 1881, ins Englische von D. G. Rossetti (erst nach seinem Tode in den Collected Works, London 1886), von C. H. Bell, Peasant Life in Old German Epics, New York 1931, und von M. Schlauch, Medieval Narrative, a Book of Translations, New York 1934, 335. Die Aufnahme des Stoffs in der neueren Dichtung behandelt eine Arbeit von H. Tardel, Berlin 1905 (dazu wesentlich die Besprechung von J. Minor, Euphorion 16, 195). Aus der stattlichen Reihe von Versuchen seien hier nur hervorgehoben das stark kürzende, im Menschlichen aber doch eindringliche Gedicht Chamissos, das als eine seiner letzten Dichtungen den Brüdern Grimm gewidmet ist und 1839 in seinem Deutschen Musenalmanach erschienen ist, die umfangreiche, viel anderes mit hineinnehmende Golden Legend Longfellows 1851 (dazu A. Schönbach Gesamm. Aufsätze zur neueren Lit., Graz 1900, 255), die Oper von H. Pfitzner 1895, die große Novelle Ricarda Huchs von 1899 (jetzt Gesammelte Werke Bd. 4, Köln, Berlin 1967), deren Phantasie sich ganz andere Wege hat fuhren lassen, und das Drama Gerhart Hauptmanns 1902. Vgl. zu diesem A. van der Lee, Hartmann von Aues Armer Heinrich en het gelijknamige drama van Gerhart Hauptmann, Groningen 1954, und die Arbeit von Timothy Buck, Oxford German Studies Vol. 3 (1968), der den bis in den Kern gehenden Unterschied von der Dichtung Hartmanns aufweist. Da die Ausgabe Gierachs bis auf das Benediktbeurer Bruchstück in synoptischem Druck den Überblick über die ganze Überlieferung bietet, und die Anführung aller Lesarten zu viel Raum beanspruchen würde und doch kein übersichtliches Bild ergeben könnte, werden im Folgenden die Abweichungen von der dort versuchten Textherstellung mit dem handschriftlichen Hintergrund gegeben: deren Wortlaut steht hinter dem Gleichheitszeichen. Die handschriftlichen Lesarten führe ich auch an, wo ich jetzt wieder zur Fassung Gierachs zurückkehre. Bloße Abweichungen der Schreibweise sind nicht angegeben. ZfdPh. 53,110 weist auf die Anzeige Leitzmanns. Verzeichnet sind jetzt auch die XX
Abweichungen von den Absätzen in A, dazu einige Verse, deren Unechtheit nicht unbezweifelt geblieben ist. 28 vür Β (über A) = umb ohne Hs. 35 vgl. Greg. 2047! 47 gnuoc E (gar A) = fehlt B. 55 ère AE = geburt B. Nach 62 er was müde des gvtes ein lewe sines mvtes B. 64 nöthaften A. Buch von Bern = nötigen ohne Hs. (B abweichend). 82 hoher mut Α (Β abweichend). 94 diutet E (bedütet AB). 107 weinenne E = weinen AB. 115 versmâhte A = smaehste ohne Hs. (fehlt Β, veheste nah E). 118 smaehlichez/^versmeheliches^/e/i/f 5). 121 ersach E = gesach A (sach Β). 122 manne BE = man A. Zwischen 126 und 127 Ze hewe wart sin grônez gras D' e der weite vanre was E. 127 sach BE (ansach A). 132 ie ohne Hs. (In E) = fehlt A (in sinem besten heile B). 144 Kolon = Semikolon. Nach 152. 151 (vertauscht) zu hev wart im sin grvnez gras der e der werlde vre (Tilgungszeichen, fehlt Bb) vevre was B. Nach 154 sin morgen sterne der erlasch vngerne dvlte er daz B. 161 dicke Β = ofte A. 172 vil AB = fehlt ohne Hs. 179 ungerne ohne Hs. = νil ungerne Β (gar ungerne A). 183 kein Absatz ABE. dà E (do A) = fehlt Β. 184 dà ohne Hs. (sa E, fehlt AB). 191 wan E = und A (Β abweichend). 194 den£" = daz A (B abweichend). 219 deheinem liste E = dekeinen dingen A (ichte B). 221 sin A (gesin B). 225 diu AE (fehlt Β), manbaere E = hlbaìre ohne Hs. (erbere A, vriebere B). 226 und E = und ouch A (die B). 240 enhete BE = hât Α. 241 gedingen ohne Hs. = gedinge AE (gedinges B). 246 nû vuor er AE = er vuor B. 253 tröste AE = beriet Β. 256 den kJcestern Β = goteshiusern A. Hinter 256 sinen libesten vrevnden ze hant den bevalch er bvrge vñ lät Β. 267 kein Absatz AB. 272 geburen/JÄ = bûren ohne Hs. 281 desn Β = des Λ. 289 ze tuonne L. W. (zu lidende A) = fehlt (B fehlt der ganze Vers). 297 ein wol A (wol einen B) = ein ohne Hs. 317 wol gemîden Β = gemîden wol Α. 324 zallen zîten A (so auch Haug) = selten iender (selten irgen B). 325 under A = wan under (dan zu Β). 332 ir der herre L. W. = der herre \τΑ (B abweichend). 346 kindische A = kintlîche Β. 349 kein Absatz AB. 352 gequelte A = quelte B. 356 vch eA(B abweichend), danach Leitzmann. 358 weindenΒ = begunden klagend. 374 wie kumet daz A = wie (daz evh B). 380 mit A = von (B abweichend). XXI
Kolon = 379 Punkt. 383 keinAbsatz AB. 390 joch (doch Λ) = ouch ohne Hs. (harte B). 391 in hete mit vollen (enhete nut vil A ; minen willen hat ich mit vwΈΒ) = enhâte in niht wan ohne Hs. 395 Absatz A. 404 hôchmuotes Z,. W. (hohen m u t e s t , fehlt B) = übermuotes ohne Hs. 409 kein Absatz AB. 422 dû mich niht enschiuhest A = lützel du mich schiuhest B. 436 enkunde Β = künde A. 445 Absatz A. 446 daz A = fehlt ohne Hs. (B abweichend). 447 manbaere A (vgl. 225) = hîbaere ohne Hs. (Β abweichend). 448 und ohne Hs. (vgl. 226) = und ouch Α (Β abweichend, vgl. Β 447). 459 Absatz B. 460 erhörte A = gehörte ohne Hs. (hört B). diu reine A = diu B. 489 siz ohne Hs. = si ez AB. 492 an unserm ohne Hs. = an unsern (vmbe vnsern AB). 499 Absatz A. 500 umbe ein hâr Β = ein hâr Α. 509 kein Absatz AB. 531 enhete ohne Hs. = hât (hette AB). 532 diu AB = fehlt ohne Hs. 537 state Β = gehenge Α. 549 lâstû A = lâzestu (lezestv B). 553 envenden B = verenden A. 585 tuo zuo B (ZfdPh. 53, 110) = dâ von tuo zuo A. 592 Absatz A 593. 652a-d nur in C. 652d beswaeren ohne Hs. (swaeren C). 654a.b nur in B, für C zu erschließen. 662a.b nur in BC, c.d nur in Β. 663 Absatz Β. 712 vgl. 2. Büchlein 116. 752 selhez (alsoliches A ; Zwierzina ZfdA. 45,351) = danne solch ohne Hs. (dan so groz B). 760 unz ohne Hs. = unz daz A (daz B). 786 vrost A = durst Β. 827 joch ohne Hs. (Sch C, ein teil A, gar B) = fehlt. 828 wie C (fehlt A, dvrch recht Β = swie ohne Hs. 835 wes AC (des B) = swes ohne Hs. selbe AB = fehlt C. 841 mir Β = wan mir Α. daz A (iz Β) = fehlt ohne Hs. 847 soldestû AB = soltest ohne Hs. 852a.b nur in A (da schol C, vgl. Β 811 f.). 871 daz si AB. 872 si wenden noch A (noch weren B). 875 kein Absatz AB. Von jamer erkaltet in der lìp AB, Mettke (vgl. Klagebüchlein 1827) = Mit jâmer quelten sì den lîp ohne Hs. 878 alsô daz si Β = und vil gar Α. 883 einA- fehlt ohne Hs. (B abweichend). 885 von A = v o r Ä 891 willen und den L. W. = ir willen und π AB. 898 harte L. W. = harte wol Α (Β abweichend). 906 gemahel Β (ZfdPh. 53,110) = trûtgemahel Α. 912 daz ist áixAB = ist dir daz ohne Hs. 913 erzeigestû A = erzeigest ohne Hs. (Β abweichend). 959 geriuwez AB = riuwez ohne Hs. 960 daz Β = und daz A. XXII
971 kein Absatz AB. 980a.b nur in B. 987 bot Β = gebôt A. 992 mislich Β (manige mistiche A). 993 dò AB = dà ohne Hs. 1010 dankes A (mit Leitzmann u. Springer) = schimpfes ohneHs. (in Β fehlt der ganze Vers). 1011 kein Absatz AB. 1027 gesagen A = sagen Β. 103 5 nimer mèA (Β abweichend). 1039 dem Β = ouch dem Α. bekam Β = kam Α. 1048 enliten (enhatten Β) = liten Α. 1050 vrœlich A = frcelichen Β. 1055 dô Β (Initiale) = und dô A. 1059 vrœlîchen (frölich A, weriichen B) = frîlîchen ohne Hs. 1071 kein A bsatz AB. 1072 vuorte A = wîste B. 1083 Absatz A. 1101 geriuwet/lÄ = riuwet ohneHs. 1115ein Β = fehlt Α. 1119daz AB = fehlt ohneHs. 1143 Absatz A. 1164 ouch A = fehlt Β (Β allermeiste/ 1196 enschamte Β = schämt Α 1197 Absatz Β. 1206 er si Β = se der m e i s t e r t . 1221 erhörte AB = gehörte ohne Hs. 1222 der ir A = dem ez sin ohne Hs. (B abweichend). 1233 minneclich AB = wiinneclich ohne Hs. (der Vers in Β für 1273). 1237 des er ê gedâht hâte (des er do e gedahte A) = daz in dâ ê hâte ohne Hs. (B fehlt der ganze Vers). 1241 NÛ/4 = dòB. 1265 daz AB = fehlt ohne Hs. 1279 Absatz A. Silber daz A = selbe guot D (B abweichend). 1280a-d nur in D (in Β entspricht eine längere Versreihe) = fehlen A. 1281 Absatz B, in A 1279. 1284a.b nach D (in Β in umgekehrter Folge) = fehlen Α. 1288 enwaere ohne Hs. = waer AB. 1306 enwart ohne Hs. = wart Α (Β abweichend). 1328 herre min A = herre ohne Hs. (B abweichend). Nach 1332 ob ir iz dvrch ewer trewe lat daz ist ein also (vil D) swacher rat des evch got niht danken (Ionen D) wil der (Wan der D) trewen der (fehlt D) ist gar (fehlt D) zu vil BD. 1333 kein Absatz A, in B, wo 1333-1336 fehlen, 1337. 1358 vor Λ = fehlt ( d a ß ) . 1359 niht A = niht vor ohne Hs (nimmer vor B). 1373 daz A = dô ohne Hs. (B abweichend). 1375-1377 L. W. ohne Hs. = harte schcene worden was, daz (Β, do A) er vil gar genas und was als von (vor AB) zweinzec jaren AB. 1391 drîe A = drî Β. 1419 kein A bsatz AB. 1423 biderbe (bider A, fehlt B) = biderber ohne Hs. 1430 er Β = wan er Α. 1437 Absatz in A schon 1435. 1441 Negation en- Β (fehlt A). 1445 àòA = fehlt Β. 1449 einer B (ZfdPh. 53,110) = sîner Α. 1459 swar si Lachmann = swie siz ohne Hs. XXIII
(swa sv es Α, Β fehlt der ganze Vers). 1473 kein Absatz AB. 1490 gemahel Β (ZfdPh. 53,110) = trûtgemahel Α. 1491 güetlich A (liplich Β) = güetliche ohne Hs.
XXIV
DER ARME HEINRICH
E
in ritter sô gelé ret was < daz er an den buochen las swaz er dar an geschriben vant: der was Hartman genant, dienstman was er zOuwe. er nam im manige schouwe an mislichen buochen: dar an begunde er suochen ob er iht des vunde dà mite er swaere stunde möhte senfter machen, und von sô gewanten sachen daz gotes eren töhte und dà mite er sich möhte gelieben den liuten. nu beginnet er iu diuten ein rede die er geschriben vant. dar umbe hat er sich genant, daz er siner arbeit die er dar an hat geleit iht âne lôn belîbe, und swer nach sínem libe si hoere sagen ode lese, daz er im bittende wese der sêle heiles hin ze gote, man giht, er sì sin selbes bote und erloese sich dà mite, swer viir des andern schulde bite.
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Er las daz selbe maere, wie ein herre wœre ze Swâben gesezzen: an dem enwas vergezzen nie deheiner der tugent die ein ritter in sîner jugent ze vollem lobe haben sol. man sprach dò nieman also wol in allen den landen, er hete ze sinen handen geburt unde rxcheit: ouch was sin tugent vil breit, swie ganz sin habe waere, sin geburt unwandelbaere und wol den vürsten gelich, doch was er unnâch also rich der geburt und des guotes so der êren und des muotes. Sin name was gnuoc erkennelich: er hiez der herre Heinrich und was von Ouwe geborn. sin herze hâte versworn valsch und alle dörperheit und behielt ouch vaste den eit staete unz an sin ende, âne alle missewende stuont sin ère und sin leben. im was der rehte wünsch gegeben von werblichen êren: die künde er wol gemêren mit aller hande reiner tugent. er was ein bluome der jugent, der werltvreude ein spiegelglas, staeter triuwe ein adamas, ein ganziu kröne der zuht. er was der nöthaften vluht,
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ein schilt siner mâge, der milte ein glîchiu wäge: im enwart über noch gebrast, er truoc den arbeitsamen last der eren über rücke. er was des râtes brücke und sane vil wol von minnen. alsus künde er gewinnen der Werlte lop unde pris, er was hövesch unde wîs. Dò der herre Heinrich alsus geniete sich êren unde guotes und vrœlîches muotes und werblicher wünne (er was vür al sin künne geprîset unde gêret), sin hôchmuot wart verkêret in ein leben gar geneiget, an im wart erzeiget, als ouch an Absalône, daz diu üppige kröne werltlicher süeze vellet under vüeze ab ir besten werdekeit, als uns diu schrift hat geseit. ez sprichet an einer stat dà: 'média vîtâ in morte sûmus'. daz diutet sich alsus, daz wir in dem tôde sweben so wir aller beste waenen leben. Dirre Werlte veste, ir staete und ir beste und ir greeste magenkraft, diu stât âne meisterschaft. 3
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des muge wir an der kerzen sehen ein wârez bilde geschehen, daz si zeiner aschen wirt iemitten daz si lieht birt. wir sin von broeden sachen, nû sehet wie unser lachen mit weinenne erlischet. unser süeze ist gemischet mit bitterer gallen. unser bluome der muoz vallen so er aller grüenest waenet sin. an hern Heinriche wart wol schîn : der in dem hcehsten werde lebet ûf dirre erde, derst der versmähte vor gote, er viel von sînem geböte ab sîner besten werdekeit in ein smaehlîchez leit: in ergreif diu miselsuht. dò man die swaeren gotes zuht ersach an sînem libe, manne unde wibe wart er dô widerzaeme. nû sehet wie genaeme er ê der Werlte waere, und wart nû als unmaere daz in niemen gerne sach: als ouch Jôbe geschach, dem edeln und dem riehen, der vil jœmerlîchen dem miste wart ze teile iemitten in sinem heile. Dò der arme Heinrich von erste verstuont sich daz er der werlte widerstuont. als alle sine geliehen tuont,
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dô schiet in sin bitter leit von Jôbes geduldikeit. wan ez leit Jôb der guote mit geduldigem muote, dôz im ze lidenne geschach, durch der sêle gemach den siechtuom und die swacheit die er von der werlte leit : des lobete er got und vreute sich, dò tete der arme Heinrich leider niender also: er was trûric und unvrô. sin swebendez herze daz verswanc, sin swimmendiu vreude ertranc, sîn hôchvart muose vallen, sin honec wart ze gallen, ein swinde vinster donerslac zebrach im sînen mitten tac, ein trüebez wölken unde die bedahte im siner sunnen blic. er sente sich vii sére daz er sô manige ère hinder im miiese lâzen. vervluochet und verwâzen wart vil dicke der tac dâ sîn geburt ane lac. Ein wênic vreute er sich doch von einem tröste dannoch: wan im wart dicke geseit daz diu selbe siecheit waere vil mislich und etelîchiu genislich. des wart vil maniger slahte sîn gedinge und sin ahte. er gedâhte daz er waere vil lîhte genisbaere,
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und vuor alsô drâte nâch der arzâte rate gegen Munpasiliere. dà vant er vil schiere niuwan den untrôst daz er niemer würde erlöst, daz hörte er ungerne und vuor engegen Sáleme und suochte ouch dà durch genist der wîsen arzâte list. Den besten meister den er dà vant, der sagete im dà zehant ein seltsaene masre daz er genislich waere und waere doch iemer ungenesen. dò sprach er: 'wie mac daz wesen? diu rede ist harte unmügelich. bin ich genislich, sô genise ich: wan swaz mir vür wirt geleit von guote ode von arbeit, daz trüwe ich Volbringen.' 'nû lât den gedingen' sprach der meister aber dò: 'iuwer sühte ist also — waz vrumet daz ichz iu kunt tuo? dâ hœret arzenîe zuo: des wäret ir genislich. nu enist aber nieman sô rich noch von sô starken sinnen der si miige gewinnen, des sft ir iemer ungenesen, got en welle der arzât wesen.' Do sprach der arme Heinrich: 'war umbe untrcestet ir mich? jâ hân ich guotes wol die kraft: ir enwellet iuwer meisterschaft
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und iuwer reht brechen und dar zuo versprechen beidiu min Silber und mîn golt, ich mache iuch mir also holt daz ir mich harte gerne nert.' 'mir waere der wille unerwert' sprach der meister aber dò: 'und waere der arzenie also daz man si veile vunde ode daz man si künde mit deheinem liste erwerben, ich enlieze iuch niht verderben, nu enmac des leider niht sin: dà von muoz iu diu helfe min durch alle nôt sin versaget, ir müeset haben eine maget diu vollen manbaere und des willen waere daz si den tôt durch iuch lite, nu enist ez niht der liute site daz ez ieman gerne tuo. so enhceret anders niht dar zuo niuwan der maget herzebluot: daz waere vür iuwer suht guot. Nu erkande der arme Heinrich daz daz waere unmügelich daz iemen den erwürbe der gerne vür in stürbe, alsus was im der trôst benomen üf den er dar was komen, und dar nâch vür die selben vrist enhete er ze sîner genist dehein gedingen mère, des wart sîn herzesêre alsô kreftic unde grôz daz in des aller meist verdrôz,
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ob er langer solde leben. nû vuor er heim und begunde geben sin erbe und ouch sin varnde guot, als in dò sin selbes muot und wiser rät lêrte, da erz aller beste kêrte. er begunde bescheidenlichen sine armen vriunt riehen und tröste ouch vremede armen, daz sich got erbarmen geruochte über der sêle heil: den klcestern viel daz ander teil, alsus tet er sich abe aller siner vordem habe unz an ein geriute: dar vlôch er die liute. disiu jaemerliche geschiht diu was sin eines klage niht : in klageten älliu diu lant dà er inne was erkant und ouch von vremeden landen die in nach sage erkanden. Der ê diz geriute und der ez dannoch biute, daz was ein vrier büman der vil selten ie gewan dehein grôz ungemach, daz andern gebüren doch geschach die wirs geherret wären und si die niht verbâren beidiu mit stiure und mit bete, swaz dirre gebûre gerne tete, des dûhte sinen herren genuoc: dar zuo er in iibertruoc daz er deheine arbeit von vremedem gewalte leit.
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desn was deheiner sîn gelîch in dem lande also rich, ze dem gebûren zôch sich sin herre, der arme Heinrich. swaz er im hete ê gespart, wie wol daz nû gedienet wart und wie schöne er sîn genôz! wan in vil liitzel des verdrôz swaz im ze tuonne geschach durch in. er hete die triuwe und ouch den sin daz er vil willeclîchen leit den kumber und die arbeit diu im ze lîdenne geschach. er schuof ime rich gemach. Got hete dem meier gegeben nach sîner ahte ein reinez leben, er hete ein wol erbeiten lîp und ein wol werbendez wîp, dar zuo hete er schoeniu kint, diu gar des mannes vreude sint, unde hete, sô man saget, under den eine maget, ein kint von ahte jâren: daz künde gebären sô rehte güetlichen: diu wolde nie entwichen von ir herren einen vuoz. umbe sin hulde und sinen gruoz diente si im alle wege mit ir güetlichen phlege. si was ouch sô genœme daz si wol gezaeme ze kin de dem riche an ir waetlîche. Die andern hâten den sin daz si ze rehter mâze in 9
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wol gemîden künden: sô vlôch si zallen stunden zim und niender anderswar. si was sin kurzwfle gar. si hete ir gemüete mit reiner kindes güete an ir herren gewant, daz man si zallen zîten ν ant under sînem vuoze. mit siiezer unmuoze wonte si ir herren bî. dar zuo liebete er ouch sì swâ mite er mohte und daz der maget tohte zuo ir kintlxchen spil: des gap ir der herre vil. ouch half in sére daz diu kint sô lîhte ze wenenne sint. er gewan ir swaz er veile vant, Spiegel unde hârbant und swaz kinden liep solde sin, gürtel unde vingerlîn. mit dienste brâhte er si ûf die vart daz si im also heimlich wart daz er si sin gemahel hiez. diu guote maget in liez belîben selten eine: er dûhte si vil reine. swie starke ir daz geriete diu kindische miete, iedoch geliebete irz aller meist von gotes gebe ein süezer geist. Ir dienest was sô güetlich. dò der arme Heinrich driu jär dà entweite
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und im got gequelte mit grôzem sére den lîp, nû saz der meier und sin wîp und ir tohter, diu maget von der ich iu hân gesaget, bî im in ir unmiiezikeit und weinden ir herren leit. der klage gienc in michel nôt: wan si vorhten daz sin tôt si sère solde letzen und vil gar entsetzen êren unde guotes, und daz herters muotes würde ein ander herre. si gedâhten alsô verre unz der selbe bûman alsus vrâgen began. Er sprach: lieber herre min, möhtez mit iuwern hulden sin, ich vrâgete vil gerne: sô vil zuo Salerne von arzenien meister ist, wie kumet daz ir deheines list ziuwerm ungesunde niht geraten künde? herre, des wundert mich.' dò holte der arme Heinrich tiefen sûft von herzen mit bitterlichem smerzen: mit seiher riuwe er dò sprach daz im der sûft daz wort zebrach: 'Ich hân den schämelichen spot vil wol gedienet umbe got. wan dû sœhe wol hie vor daz hôch offen stuont min tor nach werblicher wiinne
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und daz niemen in sinem künne sînen willen baz hete dan ich: und was daz joch unmügelich, wan ich in hete mit vollen gar. do nam ich sin vil kleine war der mir daz selbe wunschleben von sînen gnâden hete gegeben. daz herze mir dò also stuont, als alle werlttôren tuont den daz raetet ir muot daz si ère unde guot âne got miigen hân. sus troue ouch mich mîn tumber wân, wan ich in lützel ane sach von des gnâden mir geschach vil êren unde guotes. dô des hôchmuotes den höhen portenaere verdrôz, die saelden porte er mir beslôz. dâ kum ich leider niemer in: daz verworhte mir min tumber sin. Got hât durch räche an mich geleit ein sus gewante siecheit die nieman mac erlcesen. nu versmähe ich den bcesen, die biderben ruochent min niht. swie boese er ist der mich gesiht, des boeser muoz ich dannoch sin. sin unwert tuot er mir schîn: er wirfet diu ougen abe mir. nû schinet alrêst an dir dine triuwe die dû hâst, daz dû mich siechen bi dir lâst und von mir niene vliuhest. swie dû mich niht enschiuhest, swie ich niemen liep si wan dir,
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swie vil dîns heiles stê an mir, du vertrüegest doch wol minen tôt. nû wes unwert und wes nôt wart ie zer werlte merre? hie vor was ich din herre und bin din dürftige nû. min lieber vriunt, nû koufestû und min gemahel und din wîp an mir den êwigen lip daz dû mich siechen bi dir lâst. des dû mich gevräget hâst, daz sage ich dir vil gerne, ich enkunde zu o Sáleme deheinen meister vinden der sich min underwinden getörste ode wolde. wan dà mite ich solde miner sühte genesen, daz müese ein selhiu sache wesen die in der werlte nieman mit nihte gewinnen kan. mir wart anders niht gesaget wan daz ich müese hân ein maget diu vollen manbaere und des willen waere daz si den tôt durch mich lite und man si zem herzen snite, und mir w x r e niht anders guot wan von ir herzen daz bluot. nû ist genuoc unmügelich daz ir deheiniu durch mich gerne lîde den tôt. des muoz ich schäntliche nôt tragen unz an min ende, daz mirz got schiere sende!' Daz er dem vater hete gesaget,
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daz erhörte diu reine maget: wan ez hete diu vil süeze ir lieben herren vüeze stände in ir schôzen. man mohte wol genôzen ir kintlich gemüete hin zuo der engel güete. sîner rede nam si war unde marhte si gar: si enkam von ir herzen nie unz si des nahtes slâfen gie zir vater vüezen, dâ si lac, und ouch ir muoter, sô si phlac. dò si beide entsliefen, manigen süft tiefen holte si von herzen.
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umbe ir herren smerzen wart ir riuwe alsô grôz daz ir ougen regen begôz der slâfenden vüeze. sus erwahte si diu süeze.
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Dò si der trähene emphunden, si erwacheten und begunden si vrâgen waz ir waere und welher hande swaere si alsô stille möhte klagen.
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nu enwolde sis in niht gesagen. dò ir vater aber tete vil manige drô unde bete daz siz in müese sagen, si sprach: 'ir möhtet mit mir klagen, waz mac uns mê gewerren danne an unserm herren, daz wir den suln Verliesen und mit im verkiesen beidiu guot und ère?
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wir gewinnen niemer mere deheinen herren also guot der uns tuo daz er uns tuot.' si sprächen: 'tohter, dû hâst wâr. nû vrumet uns niht umbe ein hâr unser riuwe und diu klage, liebez kint, dâ von gedage: ez ist uns alsô leit sô dir. leider nû enmuge wir im ze deheinen staten komen. got der hât in uns benomen: hetez iemen anders getân, der miiese unsern vluoch hân.' Alsus gesweicten si si dô. die naht beleip si unvrô und morgen allen den tac. swes iemen anders phlac, diz enkam von ir herzen nie, unz man des andern nahtes gie slâfen nâch gewonheit. dò si sich hâte geleit an ir alte bettestat, si bereite aber ein bat mit weinenden ougen : wan si truoc tougen nähen in ir gemüete die aller meisten giiete die ich von kinde ie vernam. weih kint ge tete ouch ie alsam? des einen si sich gar bewac, gelebete si morgen den tac, daz si benamen ir leben umbe ir herren wolde geben. Von dem gedanke wart si dô vil ringes muotes unde vrô und enhete deheine sorge mê, 15
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wan ein vorhte diu tet ir wê: sô siz ir herren sagete, daz er dar an verzagete, und swenne siz in allen drin getaete kunt, daz si an in der state niene vu η de daz mans ir iht gunde. des wart sô grôz ir ungehabe daz ir muoter dar abe und ir vater wart erwaht als ouch an der vordem naht, si rihten sich ûf zuo ir und sprächen: 'sich, was wirret dir? dû bist vil alwaere daz dû dich sô manige swaere von seiher klage hâst an genomen der nieman mac zeim ende komen. wan lâstû uns slâfen?' sus begunden si si strafen: waz ir diu klage töhte, die nieman doch enmöhte erwenden noch gebüezen? sus wänden si die süezen hân gesweiget anderstunt: do was ir wille in unkunt. sus antwurte in diu maget: 'als uns mîn herre hât gesaget, sô mac man in vil wol ernern. zewâre ir enwelt mirz danne w e m , so bin ich zer arzenie guot. ich bin ein maget und hân den muot, ê ich in sehe verderben, ich wil ê vür in sterben.' Von dirre rede wurden dô trûric und unvrô beide muoter unde vater.
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sine tohter die bater daz si die rede lieze und ir herren gehieze daz si geieisten möhte, wan ir diz niene töhte. 'tohter, dû bist ein kint und dîne triuwe die sint ζe grôz an disen dingen. du enmakt si niht bringen als dû uns hie häst verjehen. dû hâst des tôdes niht gesehen, swennez dir kumet ûf die vrist daz des dehein rät ist, du enmüezest ersterben, und möhtestu daz erwerben, dû lebetest gerner dannoch: wan du enkaeme nie in leider loch. tuo zuo dinen munt: und wirstû vür dise stunt der rede iemer mère lût, ez gât dir ûf dîne hût,' alsus wände er si dô beidiu mit bete und mit drô gesweigen: dô enmohter. Sus antwurtc im sin tohter: 'vater min, swie tump ich si, mir wonet iedoch diu witze bi daz ich von sage wol die nôt erkenne daz des lîbes tôt ist stare unde strenge, swer joch danne die lenge mit arbeiten leben sol, dem ist ouch niht ze wol: wan swenne er hie geringet und ûf sin alter bringet den lîp mit micheler nôt, 17
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sô muoz er lîden doch den tôt. ist im diu sêle danne verlorn, sô waere er bezzer ungeborn. ez ist mir komen ûf daz zil, des ich got iemer loben wil, daz ich den jungen lip mac geben umbe daz êwige leben. Nû suit ir mirz niht leiden, ich wil mir und iu beiden vil harte wol mite varn. ich mac uns eine wol bewarn vor schaden und vor leide, als ich iu nû bescheide. wir hân ère unde guot : daz meinet mines herren muot, wan er uns leit nie gesprach und ouch daz guot nie abe gebrach, die wfle daz er leben sol sô stât unser sache wol: und lâze wir den ersterben, sô müeze wir verderben. den wil ich uns vristen mit also schcenen listen dà mite wir alle sin genesen, nû gunnet mirs, wan ez muoz wesen. Diu muoter weinende sprach, dô si der tohter ernest sach: 'gedenke, tohter, liebez kint, wie grôz die arbeite sint die ich durch dich erliten hân und là mich bezzern lôn emphân dan ich dich hcere sprechen, dû wilt min herze brechen, senfte mir der rede ein teil, jâ wiltû allez din heil an uns verwürken wider got.
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wan gedenkestû an sin gebot? jâ gebôt er unde bater daz man muoter unde vater minne und ère biete, und geheizet daz ze miete daz der sêle genist werde und lanclîp ûf der erde, dû gihst, dû wellest din leben durch unser beider vreude geben: dû wilt iedoch uns beiden daz leben vaste leiden, daz dîn vater unde ich gerne leben, daz ist durch dich, waz solde uns lîp unde guot, waz solde uns werblicher muot, swenne wir dîn enbaeren? dun solt uns niht beswaeren. jâ soltû, liebe tohter min, unser beider vreude sin, unser liebe âne leide, unser liehtiu ougenweide, unsere libes wiinne,
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ein bluome in dinem künne, unsers alters ein stap. und lâzestû uns über din grap gestân von dînen schulden, dû muost von gotes hulden iemer sin gescheiden: daz koufest an uns beiden, wiltû uns, tohter, wesen guot, sô soltû rede und den muot durch unsers herren hulde lân, diu ich von dir vernomen hân.
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der vater unde muoter sol leisten ir kinde, als ich ez wol bevinde an iu aller tägelich. von iuwern gnaden hân ich die sêle und einen schœnen lîp. mich lobet man unde wîp, alle die mich sehende sint, ich sì daz schoeneste kint daz si zir lebene haben gesehen, wem solde ich der genâden jehen niuwan iu zwein nâch gote? des sol ich ziuwerm geböte iemer vil gerne stân: wie michel reht ich des hin! Muoter, sxligez wîp, sît ich nû sêle unde lîp von iuwern genâden hân, sô lâtz an iuwern hulden stân daz ich ouch diu beide von dem tiuvel scheide und mich gote müeze geben, jâ ist dirre werlte leben niuwan der sêle Verlust. ouch hât mich werltlich gelust unz her noch niht berüeret, der hin zer helle vüeret. nû wil ich gote gnâde sagen daz er in minen jungen tagen mir die sinne hât gegeben daz ich ûf diz brœde leben ahte harte kleine, ich wil mich alsus reine antwürten in gotes gewalt. ich vürhte, solde ich werden alt, daz mich der werlte süeze
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zuhte under vûeze, als si vil manigen hât gezogen den ouch ir sùeze hât betrogen: sô würde ich lihte gote entsaget, dem müezez sin geklaget daz ich unz morgen leben sol. mir behaget diu werlt niht sô wol: ir gemach ist michel arbeit, ir meiste liep ein herzeleit, ir süezer lôn ein bitter nôt, ir lanclîp ein gaeher tôt. wir hin niht gewisses mê wan hiute wol und morgen wê und ie ze jungest der tôt : daz ist ein jaemerlîchiu nôt. ez enschirmet geburt noch guot, schaene, Sterke, höher muot, ez envrumet tugent noch ère vür den tôt niht mère dan ungeburt und untugent. unser leben und unser jugent ist ein nebel und ein stoup, unser staete bibet als ein loup. er ist ein vil verschaffen gouch der gerne in sich vazzet rouch, ez sì wìp ode man, der diz niht wol bedenken kan und der werlte volgende ist, wan uns ist über den vûlen mist der phelle gespreitet: swen nû der blic verleitet, der ist zer helle geborn und enhât niht verlorn wan beidiu sêle unde lîp. nu gedenket, saeligez wîp, müeterlicher triuwe 21
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und senftet iuwer riuwe die ir dà habet umbe mich: so bedenket ouch der vater sich. ich weiz wol daz er mir heiles gan. er ist ein also biderber man daz er erkennet wol daz ir unlange doch mit mir iuwer vreude muget hin, ob ich joch lebende bestän. bellbe ich âne man bi iu zwei jâr ode driu, sô ist min herre lîhte tôt, und komen in sô grôze nôt vil lîhte von armuot daz ir mir selhez guot zeinem man niht muget geben, ich enmüeze also swache leben daz ich iu lieber waere tôt. nû geswîge wir aber der nôt, daz uns niht enwerre und uns min lieber herre wer und also lange lebe unz man mich zeinem manne gebe der rìche sì unde wert: sô ist geschehen des ir dà gert, und waenet mir sì wol geschehen, anders hât mir min muot veijehen. wirt er mir liep, daz ist ein nôt: wirt er mir leit, daz ist der tôt. sô hân ich iemer leit und bin mit ganzer arbeit gescheiden von gemache mit maniger hande sache diu den wiben wirret und si an vreuden irret. Nû setzet mich in den vollen rät
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der dà niemer zegât. min gert ein vrier bûman dem ich wol mines libes gan. zewâre dem suit ir mich geben, sô ist geschaffen wol min leben, im gât sin phluoc harte wol, sin hof ist alles râtes vol, da enstirbet ros noch daz rint, da enmüent diu weinenden kint, da enist ze heiz noch ze kalt, da enwirt von jâren nieman alt (der alte wirt junger), dà enist vrost noch hunger, da enist deheiner slahte leit, da ist ganziu vreude âne arbeit, ze dem wil ich mich ziehen und seihen bû vliehen den der schür und der hagel sieht und der wâc abe tweht, mit dem man ringet und ie rane, swaz man daz jâr also lane dar ûf garbeiten mac, daz verliuset schiere ein halber tac. den bû den wil ich lâzen: er si von mir verwâzen. ir minnet mich, deist billich. nû sihe ich gerne daz mich iuwer mirine iht unminne. ob ir iueh rehter sinne an mir verstân kunnet und ob ir mir gunnet guotes und êren, sô lâzet mich kêren zunserm herren Jesu Krist des gnâde also staete ist daz si niemer zegât, 23
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und ouch zuo mir armen hât alsô grôze m inné als zeiner küniginne. Ich sol von minen schulden ûz iuweren hulden niemer komen, wil ez got. ez ist gewisse sin gebot daz ich iu sì undertän, wan ich den Up von iu hân: daz leiste ich âne riuwe. ouch sol ich mine triuwe an mir selber niht brechen, ich hörte ie daz sprechen, swer den andern vreuwet sô daz er selbe wirt unvrô und swer den andern kroenet und sich selben hœnet, der triuwen sïjoch ze vil. wie gerne ich iu des volgen wil daz ich iu triuwe leiste, mir selber doch die meiste! weit ir mir wenden min heil, sô lâze ich iuch ein teil ê nâch mir geweinen, ich enwelle mir erscheinen wes ich mir selbe schuldic bin. ich wil iemer dà hin da ich volle vreude vinde. ir habet ouch mê kin de: diu lât iuwer vreude sin und getroestet iuch min.
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mir mac daz nie man erwern zewâre, ich enwelle ernern minen herren unde mich, muoter, jâ hörte ich dich klagen unde sprechen ê,
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ez taete dînem herzen wê, soldestû ob mînem grabe stân. des wirstû harte wol erlân: dû stâst ob mînem grabe niht, wan dâ mir der tôt geschiht, daz enlât dich nieman sehen: ez sol ze Sáleme geschehen, dâ sol uns vieriu der tôt lœsen von aller slahte nôt. des tôdes genese wir und ich verre baz dan ir.' Dò si daz kint sähen zem tôde sô gâhen und ez sô wîslîchen sprach unde menschlich reht zebrach, si begunden ahten under in daz die wîsheit und den sin niemer erzeigen künde dehein zunge in kindes munde, si jähen daz der heilic geist der rede waere ir volleist, der ouch sant Niklauses phlac. dò er in der wagen lac, und in die wîsheit lêrte daz er ze gote kêrte sine kintlîche güete. sich bedähte ir gemiiete daz si niene wolden si wenden noch ensolden daz si sich hete an genomen: der sin sì ir von gote komen. Von jâmer erkaltet in der lîp. dô der meier und sîn wîp an dem bette sä zen also daz si vergäzen durch des kindes minne
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der zungen und der sinne, zuo der selben stunde ir dewederz enkunde ein einic wort gesprechen. daz gegihte begun de brechen die muoter von leide, sus gesâzen si beide riuwic und unvrô unz si sich bedähten dò waz in ir trûren töhte: sô ir doch niht enmöhte benemen willen und den muot. so enwaere in niht also guot sô daz si its wol gunden, wan si doch niht enkunden ir niemer werden âne baz. gevienge si der rede haz, ez möhte in an ir herren vil harte gewerren und verviengen anders niht dä mite. mit vil willeclîchem site jähen si beidiu dò daz si der rede waeren vrô. Des vreute sich diu reine maget. dô ez vil kûme was getaget, dò gienc si dà ir herre slief. sin gemahel im dò rief, si sprach: 'herre, slâfet ir? ' 'nein ich, gemahel, sage mir, wie bistû hiute also vruo?' 'herre, dà twinget mich dar zuo der jámer iuwer siecheit.' er sprach: 'gemahel, daz ist dir leit: daz erzeigestû an mir wol, als ez dir got vergelten sol. nu enmac es dehein rät sin.'
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'entriuwen, lieber herre mîn, iuwer wirt vil guot rät. sît ez alsus umbe iuch stät daz man iu gehelfen mac, ichn gesume iuch niemer tac. herre, ir hât uns doch gesaget, ob ir hetet eine maget diu gerne den tôt durch iuch lite, dà soldet ir genesen mite. diu wil ich weizgot selbe sin: iuwer leben ist nützer dannez min.' Do genádete ir der herre des willen harte verre und ervolleten im diu ougen von jâmer also tougen. er sprach: 'gemahel, ja enist der tôt iedoch niht ein senftiu nôt, als dû dir lihte häst gedâht. dû hâst mich des wol innen brâht, môhtestû, dû hülfest mir. des genüeget mich von dir. ich erkenne dxnen süezen muot: din wille ist reine unde guot, ich ensol ouch niht mê an dich gern. dû maht mich des niht wol gewern daz dû dà gesprochen hâst. die triuwe die dû an mir begäst, die sol dir vergelten got. diz waere der lantliute spot, swaz ich mich vür dise stunde arzenien underwunde und mich daz niht vervienge wan als ez doch ergienge. gemahel, dû tuost als diu kint diu dà gaehes muotes sint: swaz den kumet in den muot, 27
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ez sì übel ode guot, dar zuo ist in allen gâch und geriuwet si dar nâch. gemahel, alsô tuost ouch dû. der rede ist dir ze muote nû: der die von dir nemen wolde, sô manz danne enden solde, so geriuwez dich vil lihte doch.' daz si sich ein teil noch baz bedachte, des bater. er sprach: 'din muoter und din vater die enmugen din niht wol enbern. ich ensol ouch niht ir leides gern die mir ie gnâde täten, swaz si dir beide râten, liebe gemahel, daz tuo.' hie mite lachete er dar zuo, wan er lützel sich versach daz doch sît dà geschach. Sus sprach zir er guoter. der vater und diu muoter sprächen: 'lieber herre, ir hât uns vil verre geliebet unde gêret: daz enwaere niht wol gekêret, wir engultenz iu mit guote. unser tohter ist ze muote daz si den tòt durch iuch dol: des gunne wir ir harte wol, sus hât siz umbe uns bräht. si enhât sich kurze niht bedâht : ez ist hiute der dritte tac daz si uns allez ane lac daz wir ir sin gunden: nû hât siz an uns vunden. nû lâze iuch got mit ir genesen:
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wir wellen ir durch iuch entwesen.' Dò im sîn gemahel bôt vür sinen siechtuom ir tôt und man ir ernest ersach, dô wart da michel ungemach und riuweclich gebaerde. mislich beswaerde huop sich dò under in, zwischen dem kinde und in drin. ir vater und ir muoter die huoben michel weinen hie: weinens gjenc in michel nôt umbe ir vil lieben kindes tôt. nu begunde ouch der herre gedenken alsô verre an des kindes triuwe und begreif in ouch ein riuwe, daz er sére weinen began, und zwivelte vaste dar an weder ez bezzer getân möhte sîn ode verlân. von vorhten weinde ouch diu maget: si wände er waere dar an verzaget, sus wären si alle unvrô. si engerten deheines dankes dô. Ze jungest dô bedâhte sich ir herre, der arme Heinrich, und begunde sagen in grôze gnâde allen drin der triuwen und des guotes (diu maget wart riches muotes daz ers gevolgete gerne) und bereite sich ze Salerne sô er schierest mohte. swaz joch der maget tohte, daz wart vil schiere bereit: 29
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schœniu phärt und richiu kieit diu si getruoc nie vor der zît, hermin unde sa mit, den besten zobel den man vant, daz was der mägede gewant. NO wer möhte vol gesagen die herzeriuwe und daz klagen und ir muoter grimmez leit und ouch des vater arbeit? ez waere wol under in beiden ein jaemerlîchez scheiden, dò si ir liebez kint von in gevrumten sô gesundez hin nimer mê ze sehenne in den tôt, wan daz in senfterte ir nôt diu reine gotes güete von der doch daz gemüete dem jungen kinde bekam daz ez den tôt gerne nam. ez was âne ir rät komen: dà von wart von in genomen älliu klage und swaere, wan ez anders wunder waere daz in ir herze niht zebrach. ze liebe wart ir ungemach, daz si dar nâch deheine nôt enliten umbe des kindes tôt. Sus vuor engegen Sáleme vrœlich und gerne diu maget mit ir herren. waz möhte ir nû gewerren wan daz der wec sô verre was daz si sô lange genas? dô er si vol brâhte hin als er gedähte dà er sînen meister vant,
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dô wart ime dà zehant vil vrœlîchen gesaget, er hete brâht eine maget die er in gewinnen hiez. dar zuo er in si sehen liez, daz dûhte in ungelouplich. er sprach: 'kint, hâstû dich dises willen selbe bedâht ode bistû ûf die rede brâht von bete ode dînes herren drô?' diu maget antwurte im also, daz si die selben raete von ir herzen taete. Des nam in michel wunder und vuorte si besunder und beswuor si vil verre, ob ir iht ir herre die rede hete ûz erdrôt. er sprach: 'kint, dir ist nôt daz dû dich bedenkest baz, und sage dir rehte umbe waz: ob dû den tôt lîden muost unde daz niht gerne tuost, sô ist din junger lîp tôt und vrumet uns leider niht ein brôt. nu enhil mich dînes willen niht. ich sage dir wie dir geschiht: ich ziuhe dich ûz, sô stâstû blôz und wirt din schäme harte grôz die dû von schulden danne hast, sô dû nacket vor mir stâst. ich binde dir bein und arme. ob dich dîn lîp erbarme, so bedenke disen smerzen: ich snîde dich zem herzen und brichez lebende ûz dir. 31
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vròuwelìn, nû sage mir wie din muot dar umbe stê. ezn geschach nie kinde alsô wé als dir muoz von mir geschehen, daz ich ez tuon sol unde sehen, dâ hân ich michel angest zuo. sich wiez dinem libe tuo: geriuwetz dich eins hâres breit, sô hán ich min arbeit unde dû den lîp verlorn.' vil tiure wart si aber besworn, sin erkande sich vi! staete, daz si sichs abe taete. Diu maget lachende sprach, wan si sich des wol versach, ir hülfe des tages der tôt ûz werltlîcher nôt: 'got lone iu. lieber herre, daz ir mir alsô verre hât die wârheit gesaget, entriuwen ich bin ein teil verzaget: mir ist ein zwivel geschehen, ich wil iu rehte bejehen wie der zwivel ist getân den ich nû gewunnen hân. ich vürhte daz unser arbeit gar von iuwer zageheit under wegen belibe. iuwer rede gezaeme einem wibe, ir sit eines hasen genôz. iuwer angest ist ze grôz dar umbe daz ich ersterben sol. deiswär ir handelt ez niht wol mit iuwer grôzen meisterschaft. ich bin ein wîp und hân die kraft : geturret ir mich snîden,
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ich tar ez wol erlfden. die angestliche arbeit die ir mir vor hât geseit, die hân ich wol âne iuch vernomen. zewâre ich enwaere her niht komen, wan daz ich mich weste des muotes also veste daz ichz wol mac dulden, mir ist bî iuwern hulden diu brcede varwe gar benomen und ein muot also vester komen daz ich als angestlîchen stân als ich ze tanze süle gân: wan dehein nôt sô grôz ist diu sich in eines tages vrist an mínem libe genden mac, mich endunke daz der eine tac genuoc tiure sì gegeben umbe daz êwige leben daz dà niemer zegät. iu enmac, als min muot stât, an mir niht gewerren. getrûwet ir mînem herren sînen gesunt wider geben und mir daz êwige leben, durch got daz tuot enzit. lât sehen weih meister ir sît. mich reizet vaste dar zuo (ich weiz wol durch wen ichz tuo) in des namen ez geschehen sol: der erkennet dienest harte wol und lât sin ungelônet niht. ich weiz wol daz er selbe gjht, swer grôzen dienest leiste, des 15n sì ouch der meiste. dà von sol ich disen tôt 33
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hân viir eine süeze nôt nâch sus gewissem Iòne, lieze ich die himelkròne, sô hete ich alwaeren sin, wan ich doch lihtes künnes bin.' Nu vernam er daz si waere genuoc unwandelbaere und vuorte si wider dan hin zuo dem siechen man und sprach zuo ir herren: 'uns enmac niht gewerren, iuwer maget ensî vollen guot. nû habet vroelîchen muot: ich mache iuch schiere gesunt.' hin vuorte er si anderstunt in sin heimlich gemach, dà ez ir herre niene sach, und beslôz im vor die tür und warf einen rigel vür: er enwolde in niht sehen lân wie ir ende solde ergân. in einer kemenâten die er vil wol berâten mit guoter arzenie vant hiez er die maget dà zehant abe ziehen diu kleit. des was si vrô und gemeit: si zarte diu kleider in der nât. schiere stuont si âne wât und wart nacket unde blôz: si enschamte sich niht eins hâres grôz. Dò si der meister ane sach, in sìnem herzen er des jach daz schcener krêâtiure al der Werlte waere tiure. sô gar erbarmete si in
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daz im daz herze und der sin vil nâch was dar an verzaget, nû ersach diu guote maget einen höhen tisch dâ stân: dà hiez er si ûf gân. dar ûf er si vil vaste bant und begunde nemen in die hant ein scharphez mezzer daz dâ lac, des er ze seihen dingen phlac. ez was lane unde breit, wan daz ez sô wol niene sneit als im waere liep gewesen, dò si niht solde genesen, dò erbarmete in ir nôt und wolde ir sanfte tuon den tôt. Nû lac dâ bî im ein harte guot wetzestein. da begunde erz ane strichen harte unmüezeclíchen, dâ bî wetzen, daz erhörte der ir vreude störte, der arme Heinrich hin vür dâ er stuont vor der tür, und erbarmete in vii sére daz er si nie mer mère lebende solde gesehen, nu begunde er suochen unde spehen, unz daz er durch die want ein loch gânde vant, und ersach si durch die schrunden nacket und gebunden, ir lîp der was vil minneclich. nû sach er si an unde sich und gewan einen niuwen muot: in dûhte dò daz niht guot des er êgedâht hâte 35
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und verkêrte vil drâte sin altez gemúete in eine niuwe güete. Nû er si als schœne sach, wider sich selben er dò sprach: 'dû hâst einen tumben gedanc daz dû sunder sînen danc gerst ze lebenne einen tac wider den nieman niht enmac. du enweist ouch rehte waz dû tuost, sît dû benamen ersterben muost, daz dû diz lasterliche leben daz dir got hât gegeben niht vil willeclîchen treist und ouch dar zuo niene weist ob dich des kindes tôt ernert. swaz dir got hât beschert, daz lâ allez geschehen. ich enwil des kindes tôt niht sehen.' Des bewac er sich zehant und begunde bôzen an die want: er hiez sich lâzen dar in. der meister sprach: 'ich enbin nû niht müezic dar zuo daz ich iu iht ûf tuo.' 'nein, meister, gesprechet mich.' 'herre, jâ enmac ich. beitet unz daz diz ergê.' 'nein, meister, sprechet mich ê.' 'nû saget mirz her durch die want.' 'ja enist ez niht also gewant.' zehant liez er in dar in. dô gienc der arme Heinrich hin dà er die maget gebunden sach. zuo dem meister er dò sprach: 'diz kint ist also wünneclich:
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zewâre jâ enmac ich sihen tôt niht gesehen. gotes wille miieze an mir geschehen ! wir suln si wider ûf lân. als ich mit iu gedinget hân, daz silber daz wil ich iu geben. ir suit die maget lâzen leben.' daz hörte vil gerne der meister von Salerne unde volgete im zehant. die maget er wider ûf bant. Dò diu maget rehte ersach daz ir ze sterbenne niht geschach, dà was ir muot beswaeret mite, si brach ir zuht und ir site, si hete leides genuoc: zuo den brüsten si sich sluoc, si zarte unde roufte sich. ir gebaerde wart sô jaemerlich daz si niemen hete gesehen, im enwaere ze weinenne geschehen, vil bitterlichen si schrê: 'wê mir vil armen und ouwê! wie sol ez mir nû ergân, muoz ich alsus verlorn hân die riehen himelkrône? diu waere mir ze Iòne gegeben umbe dise nôt. nû bin ich alrêst tôt. ouwê, gewaltiger Krist, waz êren uns benomen ist, minem herren unde mir! nû enbirt er und ich enbir der êren der uns was gedlht. ob diz waere volbrâht, sô waere im der lîp genesen, 37
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und müese ich iemer saelic wesen.' Sus bat si gnuoc umbe den tôt. do enwart ir nie dar nâch sô nôt, sin verlüre gar ir bete, dò nieman durch si niht entete, dò huop si ein schelten. si sprach: 'ich muoz engelten mines herren zageheit. mir hänt die liute misseseit: daz hân ich selbe wol ersehen, ich hörte ie die liute jehen, ir waeret biderbe unde guot und hetet vesten mannes muot : sô helfe mir got, si hânt gelogen, diu werlt was ie an iu betrogen: ir wäret alle iuwer tage und sît noch ein werltzage. des nim ich wol dâ bî war: daz ich doch liden getar, daz enturret ir niht dulden, herre, von weihen schulden erschräket ir dò man mich bant? ez was doch ein dickiu want enzwischen iu unde mir. herre min, geturret ir einen vremeden tôt niht vertragen? ich wil iu geheizen unde sagen daz iu nieman niht entuot, und ist iu nütze unde guot.' Swie vil si vlêhe unde bete und ouch scheltens getete, daz enmohte ir niht vrum wesen: si muose iedoch genesen, swaz dò scheltens ergienc, der arme Heinrich ez emphienc tugentlichen unde wol,
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als ein vrumer ritter sol dem schcener zühte niht gebrast, dô der gnâdelôse gast sine maget wider kleite und den arzât bereite als er gedinget hâte, dò vuor er alsô drâte wider heim ze lande, swie wol er dò erkande daz er dà heime vunde mit gemeinem munde niuwan laster unde spot: daz liez er allez an got. Nû hete sich diu guote maget sô gar verweinet und verklaget, vil nâch unz an den tôt. do erkande ir triuwe und ir nôt cordis speculâtor, vor dem deheines herzen tor vürnames niht beslozzen ist. sît er durch sínen süezen list an in beiden des geruochte daz er si versuochte rehte alsô volleclîchen sam Jôben den riehen, dô erzeicte der heilic Krist wie liep im triuwe und bärmde ist und schiet si dô beide von allem ir leide und machete in da zestunt reine unde wol gesunt. Alsus bezzerte sich der guote herre Heinrich daz er ûf sînem wege von unsers herren gotes phlege harte schöne genas, 39
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daz er vil gar worden was als von zweinzic jâren. do si sus gevreuwet wären, do enbôt erz heim ze lande den die er erkande der saelden und der güete daz si in ir gemüete sîns geliickes waeren vrô. von schulden muosen si dò von den gnâden vreude hân die got hete an im getan. Sine vriunt die besten die sine kunft westen, die riten unde giengen durch daz si in emphiengen engegen im wol drie tage, si engeloupten niemens sage niuwan ir selber ougen. si kurn diu gotes tougen an stnem schcenen libe. dem meier und sinem wibe den mac man wol gelouben, man enwelle si rehtes rouben, daz si dà heime niht beliben. si ist iemer ungeschriben, diu vreude die si hâten, wan si got hete beraten mit lieber ougenweide: die gäben in dò beide ir tohter und ir herre. ez enwart nie vreude merre dan in beiden was geschehen, dò si hâten gesehen daz si gesunt wären. si enwesten wie gebären. ir gruoz wart spaehe undersniten
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mit vil seltsamen siten: ir herzeliep wart alsô grôz daz in daz lachen begôz der regen von den ougen. der rede ist unlougen: si kusten ir tohter munt etewaz mê dan drîstunt. Do emphiengen in die Swâbe mit lobelîcher gäbe: daz was ir willeclîcher gruoz. got weiz wol, den Swâben muoz ieglich biderbe man jehen der si dâ heinie hât gesehen daz bezzers willen niene wart, dan als in an der heimvart sin lantliut emphienge. wiez dar nâch ergienge, waz mac ich dà von sprechen mê? er wart richer vil dan ê des guotes und der êren. daz begunde er allez kêren staeteclîchen hin ze gote und warte sînem geböte baz dan er ê taete. des ist sin ère staete. Der meier und diu meierin die heten ouch vil wol umbe in verdienet ère unde guot. ouch hete er niht sô valschen muot, si enhetenz harte wol be want, er gap in zeigen dâ zehant daz breite geriute, die erde und die liute, da er dô siecher ûfe lac. sîner gemaheln er dô phlac mit guote und mit gemache 41
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und mit aller slahte sache als einer vrouwen ode baz: daz reht gebôt ime daz. Nu begunden im die wîsen râten unde prisen umbe èliche hîrât. ungesamenet was der rät. er sagete in dô sînen muot: er wolde, diuhtez si guot, nâch sînen vriunden senden und die rede mit in enden swar si ime rieten. biten und gebieten
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hiez er allenthalben dar die sînes wortes naemen war. dò er si alle dar gewan, beide mâge unde man, dò tet er in die rede kunt.
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nû sprach ein gemeiner munt, ez wasre reht unde zît. hie huop sich ein michel strit an dem râte under in: dirre riet her, der ander hin, als ie die liute täten dâ si solden râten. Ir rät was sô mislich. dò sprach der herre Heinrich: 'iu ist allen wol kunt daz ich vor kurzer stunt was vil ungenaeme, den liuten widerzaeme. nu enschiuhet mich man noch wîp: mir hât gegeben gesunden lip unsers herren gebot, nû râtet mir alle durch got, von dem ich die genâde hân
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die mir got hât getân, daz ich gesunt worden bin, wie ichz verschulde wider in.' si sprächen: 'nemet einen muot daz im lîp unde guot iemer undertaenic sì.' sîn gemahel stuont dâ bî die er vil güetlich ane sach. er umbevienc si unde sprach: 'iu ist allen wol gesaget daz ich von dirre guoten maget minen gesunt wider hân, die ir hie sehet bf mir stln. nû ist si vri als ich dà bin: nû ratet mir al min sin daz ich si ze wíbe neme. got gebe daz es iuch gezeme, so wil ich si ze wibe hân. zewâre, mac daz niht ergân, sô wil ich sterben âne wîp, wan ich ère unde lîp hân von ir schulden. bî unsere herren hulden wil ich iuch biten alle daz ez iu wol gevalle.' Nu sprächen si alle gelîche, beide arme und riche, ez wxre ein michel vuoge. dà wären phaffen genuoge: die gäben si im ze wibe. nàch süezem lanclîbe do besâzen si gelîche daz êwige riche, also müezez uns allen ze jungest gevallen! den lòn den si dâ nâmen, des helfe uns got. àmen. 43