Heinrich Barth, der Bahnbrecher der deutschen Afrikaforschung


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German Pages 229 Year 1897

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Heinrich Barth, der Bahnbrecher der deutschen Afrikaforschung

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Heinrieh Barth, der Bahnbrecher der deutschen Airikaforschung.

Ein Lebens- und Charakterbild, auf Grund un^edruckter Quellen entworfen

Gustav von Schubert, Ks;l.

Sachs. General -Lieutenant

z.

D.

^^^^^-rXi-

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^:berlin

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1897.

Verlag' von Dietrich (Ernst Vohsen).

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-

Reimer

>

'

a\

I

t.

Vorrede. Die kolonialen Bestrebungen unserer Tage haben

Der dunkle Erd-

uns in Afrika heimisch gemacht.

ganz aufgehellt, wird bald das Recht auf

fast

theil,

diesen

Namen mit

schiffen,

auch

Wüsten,

das

sind

Mit Eisenbahnen und Dampf-

Missionsstationen

erobert, enthüllt

aus

Der »Afrikaforscher«

verlieren.

heutzutage Dutzende.

und Kolonialtruppen

und bezwingt man von der Küste mit

Innere

seinen

himmelhohen Bergen und

geheimnissvollen riesigen

Seen

je

mehr und mehr. Eine ungemein vor unsern

Augen

rasche Entwicklung ab,

die

spielt

uns die Verdienste und

die Schwierigkeiten derer völlig vergessen erst

vor 40 Jahren eben

gebrochen

haben.

dieser

Zwar

der, mit

lässt,

Entwicklung

die

Bahn

nicht in den Kreisen der

Fachleute, wohl aber im Volke

Barth,

sich

ist

der

Name Heinrich

Alexander von Humboldt zu reden,

»uns einen Welttheil aufschloss«, fast verklungen, so sehr

er

einst

in

Aller

Livingstone und Stanley

Mögen auch

Munde

war.



Engländer

die



noch

IV

genannt

häufiger

werden,

so

unter

selbst

ist

unsern

Gebildeten der unermüdliche Wanderer

ebenso

kühne

wie

erfolgreiche

unsern Landsmann

heissen

den

Gelehrte,

dürfen,

und

weithin

in

wir

Ver-

gessenheit gerathen.

Und doch

nannte ihn

noch jüngst ein Aufsatz

aus sachkundiger Feder in der

Beilage

meinen Zeitung« (1896 No.

der seinem Gedächt-

gewidmet war,

nisse

37),

zur

>-'

Allge-

»den Heros der deutschen, ja

der Afrikaforschung überhaupt,« den grossen Afrika-

forscher, unübertroffen nicht nur von der glänzenden Reihe der glücklichen Pioniere, die

ihm

zur

Seite

gingen oder folgten, sondern auch der ernsten Gelehrten, die

seinem Vorbilde nach die wissenschaftliche Auf-

hellung des Erdtheils zu ihrer Lebensaufgabe machten!

Und doch Stämmen

der

noch

afrikas

Süden

ist

der

Name Abd-el-Kerims

bei

den

unzugänglichen Wüsten Nord-Centralheute von so hellem Klange,

wäe

im

der des guten, Aveissen Doktors Livingstone, nach

den Berichten der Deutschen Nachtigal, Rohlfs und Lenz,

aber

auch

denen

reisender aus allerjüngster Zeit! nicht

nur Engländern

die Sahara

Forschungs-

französischer

Und doch

und Franzosen

die

Wege

in

und das Nigerland geebnet, sondern auch

die Blicke Deutschlands auf die Gebiete

gelenkt,

hat Barth

die

wir

heute

als

Eigenthum betrachten; der Ort

Ostafrikas

werthvolles aber,

nationales

da Barth zuerst

V den Benue erblickte und »von die reiche,

in

griffen,

stummem Entzücken

von Menschenhand noch

berührte Landschaft hineinsah,

kommender

keit



sagt

dieser Ort

Interessensphäre

Land schaute

dem

In

gehört



wie

er

ahnungs-

Reisebeschreibung 1893

seit

Westafrika

in

nicht

ein Feld der Thätig-

Geschlechter«

voll in seiner afrikanischen

er-



in

zur

II.

556

deutschen

heute deutsches

er hinein.

entbehrungsreichen Leben des Mannes,

der so ganz deutsches Gepräge trug, war die grösste

Entbehrung doch Hilfe

angewiesen

kreis

sich

geeinte Reich

Kräften,

dass er auf fremde,

war.

haben

Leben

längeres

die,

Wie würde

mit

seinen

jungen

seiner

können,

entfalten

beschert

gewesen

wenn ihm wäre

materiellen

und

Welt-

englische

sein Wirkungs-

und

ein

das

und idealen

Kolonialpolitik

seine weitere Lebensarbeit getragen hätte.

Das heutige Deutschland deutschen

der

ist

es

Afrikaforschung«

dem »Bahnbrecher schuldig,

zu

den

Männern, die unter einem weniger glücklichen Stern

den deutschen Namen gross gemacht und den Schild seiner

zählen

Dazu

Ehre fleckenlos erhalten haben,

und soll

sein

auch ihn zu

Andenken lebendig zu

erhalten.

die vorliegende Lebensskizze an ihrem be-

scheidenen Theile mitwirken.

Wenn

einst eine kritische Geschichte der Afrika-

forschung geschrieben wird



mit diesem Gedanken

VI schliesst

Barths Verdienste erst

Für

solche

eine

zum

ist

eine

Male

ersten

gab

bedeutende

mit

dem

mir Recht und

er

sein

Quelle

sein.

Indem Barth

ihn zugleich nahe

zum Erben

Freundschaft verknüpfte,

wird

Geschichte

hier verwerthet.

mich, seinen Schwager,

setzte,

desselben eindas stattliche

Pflicht,

Es gewährt

Material in seinem Sinne zu verwenden. tieferen Blick

einen

und

den Charakter

in

die Triebfedern seiner

Menge bis nachdem

sich

ihrem vollen Umfange zeigen.

in

kritische

Nachlass

schriftlicher

Er

— werden

der oben angeführte Aufsatz

des

Handlungen und

Mannes legt eine

dahin verborgener Beziehungen bloss, die ein

jetzt,

verflossen

können.

Menschenalter

seit

Barths

Tode

wohl berührt und beleuchtet werden

ist,

Die Arbeit erschien mir

um

so wünschens-

werther, als eine grössere biographische Darstellung, die sich mit Barths Stellung zu seiner Zeit

und seinen

Zeitgenossen, mit seinem inneren Ringen und beschäftigt,

misst

jetzt

bis

worden

überhaupt

So schrieb

ist.

fehlt

und

noch vor

Werden oft ver-

Jahresfrist

Georg Schweinfurth an den Verfasser nach Worten dankbarster Erinnerung: »wie sehr bedauere

man noch

nie

daran gedacht

grossen Verstorbenen ein

Da wendet, sichtigt

sich ist

die

Schrift

hat,

Denkmal

ich,

dass

den Manen des zu setzen.«

an das grössere Publikum

das Wissenschafthche nur so weit berück-

worden,

als

es

zum allgemeinen Verständniss

VII

nothwendig war.

Für geographische Einzelheiten

ver-

weise ich auf die Gedächtnissrede des Professors Dr.

W. Koner

bei

Barths Tode,

gehalten

graphischen Gesellschaft zu Berlin (Berlin

die

19.

in

der Geo-

Januar 1866.

1866 bei Dietrich Reimer.)

Möge bin,

am

der Leser linden, dass ich bestrebt gewesen

dankbare Liebe zu

dem Verstorbenen

der Pflicht der Wahrhafticrkeit zu vereinigen.

mit

IX

Inhalt.

Seite I.

II.

— 1839

Jugend und Erziehung-, 1821 Studienzeit in Berlin,

1839



III.

Beginn der Laufbahn, 1845

IV.

Die grosse afrikanische Reise, 1850

V.

Rückkehr nach Europa, 1855

VI.

Aufenthalt in England, 1855

VII.

An

der Berliner Universität,

scheiden,

1859

i

— 1844

8

1S49

18

— 1855

...

39 82

— i^S^ letztes

— 1865

Anhang: Ueber Adolf Overwegs Tod

103

Wirken und Ab139 181

X

Facsimilia.

Seite 1.

Brief

des

Professors

Dr.

Karl

Ritter

an

Barth

und

Overweg von Neujahr 185 1 2.

Brief Alexander von

Si

Humboldts an Barth vom

11.

Ok-

tober 1855 3.

S9

Bruchstück aus einer Denkschrift Ritters an die philosophische Fakultät der Berliner Universität

vom

29.

Ok-

tober 1855 4.

2.

5.

92

Brief des Freiherrn Karl Josias

von Bunsen an Barth vom

November 1855

WidmunfT

Livino^stones bei Ueberreichunir seines Reise-

werks an Barth aus dem Jahre 1857 6.

Bruchstück aus

vom

113

einem Briefe Barths an den Verfasser

30. Januar 1865

163

Jugend und Erziehung.

I.

(1821—1839.)

Die Briefe in

Aufzeichnungen

ersten

Heinrich

von seiner Hand, stammen aus

dem

er

im

bereits

19.

deutenden,

bezog.

die Universität

Lebensjahre

kraftvoll

und

als

dem

Barths,

Jahre 1839,

Sie

zeigen

ihn

einen

geistig

be-

selbstständig entwickelten

jungen Mann.

Wenige theilungen aus

dem Munde

müssen genügen,

um

und

persönliche

Sein

zu erklären, wie er durch Kindge-

ist.

Vater,

entstammte 24.

Mit-

der Eltern und Geschwister

und Jünglingsjahre zu solcher frühen Reife

heit

kommen

am

Notizen

kurze

einer

Johann Christoph Heinrich Barth, thüringischen

Bauern famihe,

war

Dezember 1787 zu Wilmersdorf bei Breitenbach

im Fürstenthum Schwarzburg- Sondershausen geboren und gehörte, wie die gesammte Barthsche Familie,

dem

lutherischen Bekenntnisse an.

Der Tod beider

Eltern machte ihn frühzeitig zur Waise,

und da 1

ihn

— ein

Verwandter

Hamburg im

annahm,

Kindesstatt

14.

ward ihm

so

Lebensjahre an diese

Stadt,

in

Ansehen und Wohlstand brachte, Von kleinen Anfängen aufzweiten Heimath.

welcher er es zur

in



2

zu

steigend, betrieb er sein Geschäft viele Jahre hindurch

hauptsächlich

des

Geiste

alten

im

ganz

überseeisch,

Hamburg,

als

überkommenen streng

ein

solider,

dabei wagemuthiger imd

sparsamer, rechtschaffener,

Mann, treuhch unterstützt von seiner ähnhch KaroHne Zadow, Charlotte gearteten Ehegattin,

thätiger

geb. die

1791 zu Hannover, die er 18 14 heimführte und

ihm

drittes

am

16.

unseren Heinrich

Februar 1821

als

Kind schenkte.

Die bei einem greif Hche

solchen Lebensgange

lückenhafte Bildung des Vaters,

made-man,

wohl

be-

eines

self-

und dessen wesentlich auf den Erwerb

gerichtete praktische Thätigkeit brachten es mit sich,

dass

er

für

die

persönlich wenig

Erziehung

geistige

seiner

zu thun vermochte;

Kinder

dagegen em-

pfingen diese eine unschätzbare Mitgabe für das ganze

Leben durch das ziehung.

Beispiel der Eltern in sittlicher Be-

Strenge Moralität, Gewissenhaftigkeit, pein-

hche Ordnungshebe, Sinn

für Häuslichkeit

undFamihen-

Wie

die

Lebensende

fest

leben sollten früh in ihnen geweckt werden. Eltern selbst in treuer Liebe bis an ihr

zusammenhielten, so legten schwisterhebe und -treue

sie

auch den Keim

in die

Herzen

für

Ge-

ihrer Kinder.





3

dem

Beide Eltern huldigten

ihnen durch

Grundsatz,

besten Schulunterricht das zu ersetzen, was

Namentlich besass der

nicht zu bieten vermochten.

Vater einen freien der Wissenschaft

Blick, der ihn

die

Träger

Freude war daher sehr

ihm

Sohn

sein

der

gross,

Weiter-

geistigen

Seine

Hess.

er gewahrte,

als

nicht allein an Fleiss

dass

und Thatkraft

sondern auch hervorragend beanlagt war und

glich,

schon

Interessen

geistigen

sich

den Vertretern

in

Menschheit erkennen

der

entwicklung

selbst

sie

mit Vorliebe

früh

zuwendete.

Auch die

heimathliche Einflüsse wirkten auf die Ent-

Knaben unverkennbar ein. Das auf Ferne gerichtete Leben und Treiben der grossen

wicklung

des

Handelsstadt erweiterte seinen Blick,

auch die

dem Nordländer von Natur

haltende

und abgeschlossene Art,

Hülle

oft

Herzens

werthvollste

birgt.

wickelte der

Meist

Schätze sich

Knabe schon

steigerte

eigene zurückunter kalter

die

Geistes

und

überlassen,

ent-

des

selbst

frühzeitig

einen

Willen und dabei ein hohes Selbstgefühl.

konnte

und

sich

liess

scheinen,

ihn

das

Diese Eigenart

bis

zur

zuweilen

Rücksichtslosigkeit selbst

besonders

als

ein

behandelt

kam ihm zwar

aber

starken Letzteres steigern

Original sein

bei -seinen

er-

wollte.

späteren

weiten und meist allein ausgeführten Reisen sehr zu statten,

machte ihn aber im

alltäglichen

Verkehre 1-

oft

— und

schroff

Dazu kam,

eckig.

nur

herber,



4

dem

dass sein

folgender

Pflichtgefühl

strenger,

Charakter

weder dem Humor noch fröhlichem Lebensgenuss zugänglich

schon

Ausnahme

Heinrich

war.

früh

hervortraten,

brachte,

keinen

alleinstehender,

sich

war schon

Fleisses

besonders sowie

und

wegen

die ihn

seines

Lernbegierde

regen

seiner

Ein erstaunliches Gedächtniss,

schätzten.

hervorragendes

Sprach-

waren ihm schöne Mitgaben erstere sich entfaltete, so

fürs

und

Zeichnentalent

Leben.

So sehr das

wenig gelangte das

zu höherer Entwicklung, was als

Knabe

als

genügender Mensch,

selbst

aber ein Liebling der Lehrer, rastlosen

mit

eines einzigen, der früh starb (Dr. Danzel),

mit ins Mannesalter hinüber, ein

da diese Züge

Jugendfreund,

um

letztere

so bedauerlicher war,

Barth eine scharfe Beobachtungsgabe für das Detail

und auch einen guten künstlerischen Blick

für

das

Grosse und Weite besass, wie dies der Inhalt seiner zahlreichen Skizzenbücher beweist.

Leider war bei seiner Erziehung

dem Studium

der Mathematik und der Naturwissenschaften der ihm

zukommende Werth

Folge war, dass haft blieb,

Die

was

Wissen

sein

nicht die

diesen Fächern lücken-

er selbst später oft schmerzlich empfand.

Erziehung des jungen Barth erfolgte

erste

Hamburg damals vorhandenen Privatim 1 1 Lebensjahre (1832) Aufnahme in

auf einer der in schulen, bis er

in

beigelegt worden;

.

Johanneum, fand. Vor

die dortige Gelehrtenschule, das

der Konfirmation verweilte er einige Zeit im Hause des Professors Dr. Cornehus Müller.

Barth schrieb später

selbst,

ihm auf dem

dass es

Hamburger Johanneum an geistvveckenden Anregungen und dass er aus eigenem leidenschaftlichen

gefehlt habe,

Triebe die hauptsächHchsten Schriftsteller des römischen

und griechischen Alterthums Reihenfolge

sich

für

in

möglichst historischer

privatim durchgearbeitet habe.

»Seine Studirstube, seine reich ausgestattete Bibliothek,

dem

das war das Element, in

und

er sich heimisch fühlte,

diesem zurückgezogenen Leben,

in

der steten

in

dass die Zerstreuungen der Aussenwelt ihn

Furcht,

seinen Lieblingsstudien entfremden könnten,

auch seine Abgeschlossenheit oder bezeichnen,

seine

von welcher

er sich nie

und

die

Seiten

wohl

stossendes

Ein

für

zu

nicht

um

Verschlossenheit

ganz

frei

denjenigen,

ergründen

mag wohl

es richtiger zu

gekeimt haben,

zu

machen

wusste,

der Barths treffliche

vermochte,

etwas

Ab-

und Verletzendes haben konnte*)«.

anderes,

anschauliches

Bild

über

das

da-

malige Auftreten Barths entwirft ein Mitschüler in der Voss. Ztg.

vom

»Wahr

ist

29. es,

November

1865,

dass B. kein

indem

er schreibt:

gewöhnhchen Schüler

Er verkehrte wenig mit dem Gros der

war.

'')

Koner, Heinrich Barth,

S. 2.

Klasse,

am Ende

stand in den Zwischenpausen meist

der Bank,

auf der er seinen Platz hatte, eine vornehme Zurück-

haltung gegen seine Mitschüler beobachtend und nur

mit diesem oder jenem seiner näheren Bekannten ein

Wort wechselnd.

Selten verzog sich seine

Miene zu

einem Lächeln, herzlich lachen habe ich ihn nie hören. Dabei machte er gern

allerlei

Uebungen mit den Armen Er war von Natur

und übte so eine Zimmergymnastik.

und schwächlich,

kränklich

vieles,

und

Schwimmen, sowie durch

an den Turnübungen.

eifrige

man an

so sehr aus Lust an der Sache, wie

als

die

Er war ausserordentlich durch

er

die

Autoren.

Dinge

antiquarische

Ausgaben und

Uns

erschien

dies

Käufe Titel

nicht klaren

und

besass

Menge

Bücher,

fleissig

freilich

Er

vermehrte.

sämmthcher

es

allein offenbar hatte er sich nur

alter

todtes

ein

als

und unfruchtbares Wissen, und das war der That;

der ernsten,

er diese

selbst

eine für einen Schüler erstaunlich grosse

kannte

nicht

vielmehr im Interesse einer damals noch

Niemandem, und wohl auch ihm Idee.

Theilnahme

Das Alles aber offenbar

morosen Miene sehen konnte, mit der betrieb,

Körper

stärkte aber seinen

auch im Winter fortgesetztes kaltes Baden

durch

auch

in

darum auf

die Bibliographie vorzugsweise geworfen, weil seinem

Streben

Dabei

damals noch der rechte Mittelpunkt

trieb

er

fehlte.

aber auch für sich Gegenstände, die

gar nicht in den Bereich der Schule fielen; namentlich

von ihm, dass er

hiess es

Anleitung mit

dem

sich privatim

und ohne

Arabischen beschäftige,

gedankenlosen Schuljungen denn

freilich als

alle

was uns der Gipfel

Verrücktheit erschien, bei Barth aber vielleicht

aller

Ahnung der- ihm bevorstehenden Mission geschah. Im Allgemeinen hatten wir trotz dem allen keine hohe Meinung von Barth; er galt der Mehrzahl Zu den seiner Mitschüler als ein Pedant u. s. w.«

doch

in

Erfolgen seiner Sprachstudien gehörte es auch, dass er mit

dem

14.

Lebensjahre das Englische vollkommen

beherrschte.

Sicher

ist,

dass ihm,

wie

man

zu

sagen

pflegt,

der Philolog angeboren war, der durch Vertiefung ins

Einzelne

sich

em

worüber allerdings eine frische,

gründliches

der

elastische

verloren gehen kann.

ihm das

elterliche

Wissen

erarbeitet,

Schwung der Phantasie und Auffassung der Dinge

So geschah

es bei Barth,

leicht

zumal

Haus überdies nur prosaische Er-

holung zu bieten vermochte, und so ward er »mehr

Denker

als

Dichter,

mehr Grübler

als

Schwärmer«.

IL Studienzeit in Berlin. (1839—1844-)

Am einem

4.

Oktober 1839

verliess Heinrich Barth

Abgangszeugniss

vortrefflichen

Johanneum zu Hamburg

Dr. Friedrich Karl Kraft das

und bezog, 1872 Jahre

am

alt,

mit

Rektors

des

16. dess.

M.

die

Uni-

versität zu Berlin.

Ueber Studiums zwischen

seine ersten Pläne bezüglich der

sagt

dem

er

selbst,

Wahl

des

dass er geschwankt habe

ausschliesslichen

Studium des Alterthums

und einem allgemeinen Verfolgen geschichtlich -geographischer Bestrebungen, und so habe er noch lange

fortgeschwankt, ohne zu einem Entschlüsse zu

Dies zeigte auch die

Wahl

kommen.

der Vorlesungen im ersten

Semester. Er hörte bei Jakob

Grimm

über die Germania

des Tacitus, bei Böckh Alterthumskunde, bei Karl Ritter

vergleichende Erdkunde, ausserdem noch CoUegien bei

Lachmann, Zumpt und Gerhard. Ritters,



Waren

es

nun

des Schöpfers der vergleichenden Geographie,

lebensfrische Anregungen,

oder war es Böckhs um-

fassendes und tiefes Eindringen ins klassische Alter-

thum, oder gar der Trieb zur Ausführung längst gehegter Jugendpläne, zu deren Verwirklichung die Güte

Hand

des Vaters die 2.

bot, kurz,

nach Beendigung des

Studiensemesters machte sich der 19 jährige Student

zu

ersten

seiner

(Sommer 1840

grösseren

Reise

Mitte Mai 1841),

bis

den

auf

um

Weg

in sich selbst

werden und durch persönHches Studium und Anschauen der Reste antiker Schöpfungen den Geist

klar zu

zu schärfen

und mit lebensvollen Bildern zu

Wie

stets

Barth

erfüllen.

Sprachstudien mit allen seinen Be-

strebungen verband,

so

widmete

er sich

zuvor

mit

grösstem Eifer der Erlernung des Italienischen.

Die

Reise

führte

über

ihn

Venedig,

Florenz,

Rom, Neapel

bis Sicilien,

Ausschlag

seine ganze wissenschaftliche Lebens-

für

Wie

richtung gab.

und sie war

fertig er in so

es,

dem Ton und muss,

um

schreibt

ist

sich aus

an die Famihe gerichteten

Inhalt, seiner

»Es

den

frühem Alter mit

seinem inneren Wesen bereits war, ergiebt

Reisebriefe.

die

ungeheuer, wie

man

hier arbeiten

rechten Nutzen von den Schätzen zu haben«, er

ungemein

im November 1840 aus Rom,

fleissig.

an, Vieles zu

Es kommt mir nicht so sehr darauf

sehen, als Einiges viel zu sehen.

gehe Alles zu Fuss. 9 Stunden

in

»ich bin

der

Es

ist

Umgegend

Ich

mir jetzt ein Leichtes,

zu marschiren, ohne etwas

ausser einigen Weintrauben oder Kastanien zu essen.«

— Schon

10



diese ersten Reisebriefe

zeigen eine vor-

waltend wissenschaftliche, auf das Alterthum gerichtete Betrachtungsweise, während Alles, was die Gegenwart in

Bezug auf Volksleben, Erzeugnisse,

Wandel

angeht, in den Hintergrund

tritt

Handel und

und eigne Er-

lebnisse nur nebenher behandelt werden.

Geographisches

berührt,

so

macht

Rittersche Schule und ihre Lehre

sich

Wenn

Barth

überall

die

vom Zusammenhange

der Bodengestaltung und der Eigenart wie Geschichte der Völker dachter

bemerkbar und zwar

man beim

in

Einsammeln Ganze

dem

sehr durch-

Doch gewinnt

Durchlesen den Eindruck, dass

Forscher über

ins

oft

und überzeugender Weise.

dem jungen

mit Eifer und Geschick betriebenen

die Fähigkeit verloren geht, das Einzelne

einzureihen,

eine Schwäche,

die

er

erst

bei Abfassung des Berichts über seine zweite afrika-

nische Reise

mehr oder weniger

Wanderlust mit

dem

abstreifte.

Aber

seine

unauslöschlichen Wissensdrange

hat auf dieser, seiner ersten Studienreise unverkennbar

schon

tiefe

Wurzeln geschlagen.

Aus jener italienischen Reise entsprang auch Barths Liebe zum Mittelmeere. Er schreibt selbst darüber*): »Es entwickelte sich bei mir die

Anschauung jenes

stets

lebendiger

Bassins, das, wie ein grossartiger

Marktplatz zwischen den drei Ländermassen gelagert, *) Barth,

Wanderungen durch

meeres, Berlin 1849, Vorrede S. VI.

die Küstenländer

des Mittel-

— die



11

Völker hier zum friedlichen Verkehr

Einheit, und

einer

es bildete

womöglich

aus, dieses Bassin

einladet,

seinem ganzen

in

fange zu durchwandern und seine Gestade rund aus eigner

Anschauung kennen zu

Gedanke

Dieser

wurde

als

der Plan in mir

sich

Um-

umher

lernen.«

zum

Leitstern

seines Lebens. Hatte es ihm, wie schon erwähnt, damals vor Allem die

Archäologie angethan, so gerieth er doch nach

seiner

ein

Heimkehr

in

einen sehr unklaren Zustand und in

unbehagliches Schwanken über

die Fortsetzung

Seinem Lehrer Böckh zu Liebe

seines Studiums.

er-

achtete er es für seine Pflicht, dessen Vorlesungen über griechische Metrik beizuwohnen, wie er auch zur richtigen

Erfassung des Lebens der Alten juristische Studien für

nothwendig

hielt

und deshalb

bei

Homeyer und Dirksen

hörte (1841), worüber ihm ein ganzes Studienjahr verloren ging, bis endhch

und

eingriff

Böckh

in

Barths Studienplan

ihn darauf hinwies, lieber das geographische

Gebiet mit seinen Nebenzweigen, wie Botanik, Geologie,

mathematische Geographie, Klimatologie pflegen.

Aber

diese

u.

w.,

s.

Mahnung fand zunächst

zu

keine

Beachtung^

Das Verhältniss zwischen Böckh und Barth

hatte

trotzdem einen immer freundschaftlicheren Charakter

angenommen, wenn man von einem solchen zwischen einem

fast

60jährigen und einem 20jährigen

Manne



Der Geheimrath August Böckh,

reden kann.

fassung

Faches

seines

des

erworben.

Sein

seines

wie

,

Wesens

sich

durch die Auf-

wohlwollender und gütiger

milder, die

führten

zu,

und Barth war bald

Hause

des

Anspruchslosigkeit

schlichte

ihm

im

die

ein

gern der

Professors,

die edlen Eigenschaften

Herzen der Jugend

erkannte,

gesehener Gast

dem

in

und that

einen Vater

wie

ihn

Jüngling

ihm bei

die

Schroffheit und Besonderheit innewohnten.

ehrte

Re-

»geistigen

einer

als

Pro-

gesammten Alterthums« hohen Ruf

produktion

Charakter

hatte

Archäologie,

der

fessor



12

aller

Barth ver-

nichts

ohne

seinen Rath.

Ein ähnliches Verhältniss entspann später,

mit

dem

sich,

gründer einer neuen Epoche

in

ein Ereigniss

Ideen, von in

dem

dem

Be-

der Geographie, jenem

Gelehrten, ausgezeichnet durch Originalität artigkeit der

nur etwas

Professor Dr. Karl Ritter,

Curtius

und Gross-

sagt,

der geistigen Welt bildete,

Niebuhr und Bunsen weiter ausklang und

dass er

das

in

die historische

Betrachtungsweise zur Geltung brachte.*)

Ausser den Beziehungen zu zwei so bedeutenden

Männern brachte der

Berliner Aufenthalt

dem JüngHng

auch noch einen anderen werthvollen Gewinn. Von einer geselligen

*)

Ausnutzung des Berliner Lebens und seiner

Nach

Curtius, Alterthum

und Gegenwart,

IJI.

Th., S. 30

ff.





13

Genüsse war bei seinem strengen Sinn keine Rede; sein

Dichten und Trachten galt

schaft.

allein seiner

Wissen-

Auch mit seinen Landsleuten, den Hanseaten und

Holsteinern, verkehrte er nur wenig; dagegen lernte er in

dem

juristischen

CoUeg mehrere ihm zusagende

Stu-

denten kennen, insbesondere die Herren von Peucker

und Leopold von Winter, mit welch letzterem Freundschaftsbund

fürs

Leben



borener Ostpreusse aus Marienburg

er einen

Winter, ein ge-

schloss.

später Assessor,

dann Landrath, Regierungsrath und zuletzt Oberbürgermeister von Danzig, gest.



1893

und biederer Charakter

licher

,

mit

ein offener,

ehr-

freisinnigen poli-

tischen Anschauungen, übte auf Barth den heilsamsten Einfluss,

indem suchte

glätten

er

Härten seines Charakters zu

die

und

ihm

dabei

doch

liebevoll

ent-

gegenkam.

Der beste Freund Barths der

ein

Bewunderer

blieb aber der Vater,

hohen

der

wissenschaftUchen

Leistungen seines Sohnes wurde und ihn in

allen

schien

Familienangelegenheiten

ihm kein Opfer zu

zum Berather

erhob.

Für ihn

gross, selbst als der

burger Brand im Mai 1842 den alten

Ham-

Mann um

sein

Vermögen gebracht hatte. Auch innerliche Fragen kamen zwischen den Beiden zum Austausch. halbes

So schrieb der Sohn

am

»Meine Philosophie

und

für diese Welt.

24.

Mai 1842:

ist

nicht

Erst

von

dieser

muss der Mensch

Welt hier

«

«





14

das andere findet sich von

etwas Tüchtiges lernen, selbst.

Eine

vom

andere Briefstelle,

welch

erkennen,

lässt

ernste

März 1843,

20.

und

hohe

Lebens-

und welch ahnungsvolles Wünschen

auffassung

Seele schon des Jünglings bewegten.

Er

die

preist sein

Studium:

man von Stunde

»Zu sehen, wie

Tag

Tag

zu

schaft

zu Stunde, von

lebendiger und klarer in die Wissen-

tiefer,

eindringt,

ganz kleines,

ein

theils

specielles

Feld immer gründlicher durcharbeitet und sich geläufiger macht,

stets

das Verhältniss dieses einen

theils

zur ganzen Wissenschaft, zur ganzen

kleinen Theiles

Fortentwicklung des menschlichen Geistes klarer fasst,



dieses

gnügen.

ein

ist

Freilich

unendhches,

kann

es

in

tiefes,

stilles

er-

Ver-

ungeheuren Egoismus,

in Sorglosigkeit

um

alles das,

was ausser Einem vor-

geht, ausarten.

Während man

so in seinen eigenen Ge-

danken

alles

Vergnügen

Menschen entbehren, diger

man

erfasst,

um

treiben,

diesem

findet,

die Wissenschaft in

so



mehr wird

sie

antreiben,

geistigen

Leben

lernt

man

verachten.

fast

den Kampf zu

Einen auch nach aussen hin

auch anderen Menschen von mitzutheilen

halten.

eigentliche Wissenschaft.

je leben-

ihrem innersten Wesen

und

zu kräftigen, zu stärken, ihrer anderen, Seite

die anderen

Aber

sie

damit

sinnHcheren

Diesen Erfolg hat die

«

«

— Solch

15

— Wesen

wissenschaftliches

fahrungen ausgesetzt, wie

sie sich in

ist

herben

Folgendem

Er-

wider-

spiegeln.

»Ich habe

ungeheures Streben in mir, das

ein

uneigennützigste Streben nach

dem

Den Menschen

und Schönen.

Wahren

Grossen,

etwas zu nützen,

sie

anzuregen und anzutreiben zu geistig schönem, gemein-

samem Leben,

ihnen

eine kräftigmachende,

Speise zu geben

— das

ist

in

diesem Streben,

in

diesem Bewusstsein sehe

dass mich nur ganz Wenige, die mich zu

erkennen,

schändlich

verleumden.

In

das ich habe, bin ich zu stolz,

Anderen,

vor

fertigen, ihnen

dem

Be-

mich vor

erbärmlichen Menschen, zu recht-

meine Gesinnungen, meine Gefühle mit-

zutheilen, die sie

doch nur verlachen, verhöhnen würden.

Ich bin nicht so von mir sollte, ich hätte

ein

ich,

kennen meinen,

wusstsein,

oft

Und

verkennen, dass

dass mich die Meisten

mich Andere

geistige

mein einziges Streben.

eingenommen, dass

ich

meinen

das Richtige erfasst; dass ich aber nicht

erbärmhcher Kerl

bin, dass ich

auch im ganzen Welt-

prozesse etwas nützen kann, das glaube ich zu wissen.

An

einer anderen Stelle heisst es:

»Mir

kommt

es allein auf

meine innere Ausbildung,

auf meine innere Tüchtigkeit an,

um

so

den Menschen

so viel wie möglich nützen zu können, wofür ich freilich Anerkennung

möchte.

und womöglich etwas

dann

Ruhm ernten

— Und

endlich



16

nach

dem Hamburger Brande im

um

den Besitz seiner Bibliothek

Mai 1842, der ihn gebracht hatte:

»Nur sicher.

was man

das,

Vermögen?

in

in einer

Sekunde

und Geschicklichkeit,

niemand rauben;

Die innere

sie

Genug als die

in

Bildungsganges an-

isolirten

Konsequenzen

für sein

ganzes ferneres

sich daraus ableiten lassen.

Nachdem Barth und

auch überflüssig wird,

sie

Diese Anschauungen sind ebenso

hiermit.

Ergebnisse seines

die Ferienzeit des Jahres 1842 zu

einer Reise an den Rhein

mit

Einem

dahin!«

zusehen, wie die

Leben

kann

die

nur mit der Aufhebung der per-

sönUchen Existenz, wodurch schwindet

man

es oft dahin.

ist

Aeusseres Glück? es bricht leicht wie Glas. Kräftigung

hat

sich selbst trägt,

und

Schweiz benutzt

in die

den beiden folgenden Semestern immer noch

vorherrschendem

Interesse

Philologen Benary,

den

das

für

Alterthum Vorlesungen bei Böckh,

ferner

Philosophen

klassische bei

Schelling

dem und

Trendelenburg, bei Ritter und Ranke gehört hatte,

machte die er

er sich an die Bearbeitung seiner Doktorschrift,

Böckh widmete.

Ihr

Thema bildeten

die Handels-

beziehungen des alten Corinth, wie Curtius 1842 denselben Stoff für das alte

Doktorpromotion

Athen bearbeitet

erfolgte

am

hatte.

28. Juni

Barths

1844 und

trug seiner ersten veröffentlichten Arbeit das Zeugniss

— »Doctrina conspicua«

»durch Gelehrsamkeit aus-

ein,

Die Opponenten waren L.

gezeichnet«.*) stud. jur.,



17

R. Bergmann,

stud. phil.,

v.

Winter,

und G. Koner,

Dr. phil. Fasst

man

zusammen,

das Resultat seiner Universitätsjahre

so darf

man

sagen, dass er jener Periode

der deutschen Wissenschaft angehörte, bei

Curtius'

worden

ist,

die

würdiger Schüler

von Professor Kekule von Stradonitz

Todtenfeier die

ein

als

die

hellenische genannt

mit Böckh, Welcker,

Otfried Müller

an der Spitze begann, von Karl Ritters neuer Methode in der

geographischen Wissenschaft unterstützt ward

und durch Ernst Curtius zum Abschluss gebracht wurde.

Auch Barth grossen

zählte seinem Innersten nach zu diesem

Kreise,

wenn

ihn

auch

äussere Schicksale

später davon etwas abführten.

*)

particula.

Barth,

Corinthiorum commercii

Diss. inaug.

Berolini 1844.

et

mercaturae

historiae

III.

Beginn der Laufbahn. (1845—1849.)

Nach Jahr

seiner Promotion verliess der junge

und verweilte

Berlin

Ende Januar 1845

bis

Doktor

ein halbes

den Seinigen unter der ausdrücklichen Be-

bei

dingung,

dass

ihm täghch

gelassen würden.

10 Stunden Arbeitszeit

In diese Zeit fallen seine Versuche,

irgend welche selbstständige Stellung zu erlangen,

unabhängig zu

finanziell

hatte Barth die gefasst,

Schwiegervater Winters,

Damit

Bonn

als

vornherein

Auge

Dieterici,

dass

es

den

rathsam

nach erlangter Promotion zu

sich erst drei Jahre

habilitiren.

in

Von

Lehrthätigkeit ins

doch erfuhr er durch Professor

späteren sei,

werden.

akademische

um

zerfiel

der Plan, sich zu Ostern 1845

Privatdocent niederzulassen.

Auch mehr-

fache Versuche, eine Hauslehrerstelle zu erlangen, wozu er die

Vermittelung des ihm bekannten Bibliothekars

G. A. Scholl in sich.

zu

Weimar

(gest. 1882) erbat,

zerschlugen

Winter war freundschaftlich genug, ihm

öffnen,

wie ungeeignet er bei

die

Augen

seiner subjektiven

— Natur zu

19

— und verstieg

für eine solche Stellung sei,

dem

praktischen Vorschlag:

sich

»Heirathen Sie so bald

wie möglich! und seien Sie versichert, dass ich es Ihnen

Auf

nachmache, so wie ich nur kann.« meinte Winter, würde Barth dadurch zur Ruhe kommen. bliebe nur

in

diese Weise,

bestimmte Bahnen und

Wolle

so

er dies nicht,

noch eine grosse Reise nach Griechenland

und Kleinasien

übrig,

um

die erwähnten drei Jahre zu

überstehen und diese zugleich für die Zukunft nutz-

bringend zu verwenden.

War

durch.

Dieser Gesichtspunkt schlug

schon die Doktorarbeit mit

Hintergedanken gefertigt worden,

dass

dem

sie

stillen

die

Ein-

leitung zu weiteren Untersuchungen abgebe, welche nur

durch eine Bereisung der Gestade des Mittelmeeres grossartigem Stile durchzuführen

dem Wünschenswerthen Der

nisse.

Vater, wie

seien,

Zwang

jetzt der

immer

so

kam

in

zu

der Verhält-

hilfsbereit, bewilligte

die

Gelder zu einer mehrjährigen Reise, und damit war das

grösste

Hinderniss

beseitigt.

Versehen

mit

Empfehlungsbriefen und Rathschlägen von Böckh und verschiedenen Fachgenossen, wie Droysen und Curtius,

machte seine

ersten

sich

der

junge

grosse Studienreise (1845 Grundzügen enger gedacht,

weiterte

wohlgemuth

Forscher



47),

die,

in ihren

sich allmählich er-

und zu einer Bereisung der gesammten

kanischen

und

meeres wurde.

asiatischen

Uferländer

Geistige Führer

auf

des

und Stützen

afri-

Mittel-

dieser

— ersten wissenschaftlichen

Archäolog

der

Unternehmung Barths waren Ed.

Professor

und

1867)

(gest.

ein

Mann

ein

Berlin

in

Sieveking, letzterer eben-

warmen

voll

Gerhard

Freund des Vaters Barth, der

Hamburger Syndikus Karl falls



20

Interesses für alle wissen-

und ein

schaftlichen Bestrebungen

Kenner des

feiner

Alterthums*).

Am Haus,

1845 verliess Barth das elterhche

31. Januar

um

sich zu der grossen Reise

noch

in

verschiedener

Richtung vorzubereiten, wozu vor Allem die Erlernung der arabischen Sprache gehörte.

Mit den Anfängen

bemeisterte er diese schwere Aufgabe bei

bekannt,

in

London

späteren

Reisen

einem Lehrer der orientalischen Sprachen binnen

brachten ihn dieser

führte

in Schrift

er

Seine

zu vollkommener Beherrschung

zuletzt

Sprache

Fahrten

Monaten.

wenigen

und Wort,

Während

den Koran

bei

stets

seiner theils

sich,

zum Sprachstudium, theils aus Gründen der Klugheit den Mohammedanern gegenüber, deren Gebräuchen und Gewohnheiten Ausser

er

sich

äusserlich

diesem Sprachstudium

zu

mehrmonatigen Aufenthalt

in

London

anbequemte.

benutzte dazu, die

er

den

Museen

gründlich kennen zu lernen und sich den mächtigen

Schutz

der

*) Vgl. (2,

des

län^js

der

Mittelmeerküste

angestellten

über ihn Bilder aus Karl Sievekings Leben 17S7

Theil von »Bilder aus vergangener Zeit«).

Rauhen Hauses, 1887.

— 1S47

Hamburg, Agentur

— englischen

Konsuln zu

Besuche Londons schaft des

am



21

diesem

Bei

sichern.

machte Barth auch

ersten

die Bekannt-

Herrn von Bunsen, preussischen Gesandten

britischen Hofe, die später so folgenreich für ihn

werden

sollte.

Drei Monate

ging

später

Algerien halber nach Paris

Am

kommend, Boden.

7.

hieran eine

schloss

August 1845 betrat

er,

durch

und

von Gibraltar

Tanger zum ersten Male afrikanischen

in

Ein tieferes Eindringen

schon damals unmöglich.

nach

und

Reise

Durchstreifung Südfrankreichs

wissenschaftliche

Spaniens.

der

er

durchforschte

Algier,

in

Marokko war aber

Er fuhr daher ohne Weiteres dann

das

in

Tunesien

gelegene altkarthagische Land mit seinen zahlreichen

tmd Denkmälern,

Ruinenstätten

machte im Januar

1846 einen Abstecher nach Malta, kehrte von dort nach Tunis zurück, durchzog die setzte

weit

sodann

den

derselben

Aegypten Hier

Weg

durch

alte

Cyrenaika und

längs der Küste

die

Libysche

oder ohn-

Wüste

nach

fort.

in

dem

Tripolitanien und

unsicheren Grenzgebiete zwischen

Aegypten

traf ihn

am

7.

Juni 1846

das Missgeschick, von räuberischen Beduinen überfallen

und beraubt zu werden.

Wahrscheinlich waren die

Uebelthäter hierzu durch einen grossen rothen Kasten verlockt worden, den sie mit Gold angefüllt glaubten,

der in Wirklichkeit aber einen Daguerreotyp-Apparät

— Barth

enthielt.

durch

dabei

verlor

den

grössten

Theil

und Aufnahmen und wurde

seiner Aufzeichnungen selbst



22

zwei Flintenschüsse schwer verwundet,

von denen der eine das rechte Bein

durchbohrte,

während

linken

die

stecken blieb.

Kugel

des

anderen

wie bescheidenen Mann, dass

mühsam nach Aegypten dieser Katastrophe in

Bein

er,

obgleich er sich nur

durchschleppte, die Bedeutung

seiner Reisebeschreibung thun-

abzuschwächen suchte und die ganze Thatsache

lichst

dem

im

Es kennzeichnet den ebenso tapferen

Vater nach Möglichkeit verschwieg.

licher

Viel schmerz-

das körperliche Missgeschick traf

als

ihn der

Verlust seiner Papiere.

Nach

einer Nilfahrt aufwärts bis

Assuan zog Barth

am 9. Oktober 1846 nach den Ruinen von Berenice am Rothen Meere und nach Kosseir, von wo er am 10. Dezember nach Cairo zurückkehrte. Von da führte

sein

Weg

durch die syrisch-ägyptische Wüste

zunächst nach Gaza, mit

dem

wo

er

4

Wochen

Türkischen vertraut zu machen. er Palästina

27.

zurück,

die

sich

dem

Darauf durchwanderte

Ruinen von Baalbek und kehrte

März 1847 nach Beyrut zum Meeresgestade

um

von hier die altphönicischen Städte längs

der syrischen Küste zu er

um

nach verschiedenen Richtungen, besuchte

Damascus und

am

blieb,

syrisch-arabischen Dialekte sowie mit

besichtigen.

einen Abstecher nach

Hieran schloss

Cypern und den Besuch





23

Pamphyliens, Lykiens, der Insel Rhodos und Smyrnas,

wo 4.

er längere Zeit

am

Sumpffieber krank

September 1847 konnte

den

er

Am

lag.

letzten Ttieil seiner

asiatischen Reise antreten, die er auf

dem Wege

durch

Lydien, die Troische Ebene, Mysien und Bithynien

Ueber Smyrna, Athen und

Constantinopel beendigte.

Mykenä einer

kehrte Barth

am

»Den Hauptzweck

Dezember 1847 nach

27.

Abwesenheit von beinahe

zurück.

in

3

Jahren

ins

Vaterhaus

seines Strebens, durch eine

genaue Kenntniss der vielgestalteten Küsten des

Mittel-

meeres ein Verständniss der Verkehrsverhältnisse

aller

Zeiten auf diesem grossen Centralbecken zu gewinnen, hatte er auf dieser ersten Reise erreicht, « *) daneben

auch einen Schatz archäologischer und ethnographischgeschichtlicher Kenntnisse eingeheimst.

Die Reise hatte günstig auf Barth eingewirkt.

kam

körperlich abgehärtet

worden.

frisch,

Sein Selbstgefühl wie

wie auch geistig

sein

ein

Mann

ge-

Selbstvertrauen

überstandenen Mühseligkeiten wie

durch die

hatten

und

Aus dem Jünglinge war

gereift zurück.

Er

durch die erreichten Erfolge sehr zugenommen, aber

auch andere

Charakterzüge

ganzen

Seiner

Erscheinung

hatten

*)

sich auf

und Asketischen

auf-

Ein halbes Jahr nach seiner Rückkehr wurde

Koner, 1

zugespitzt.

war der Stempel des

Gebieterischen, Abgeschlossenen

gedrückt.

sich

a.

a.

O. S. ii.

4 000 Thaler.



Die Kosten der Reise beliefen



24

ihm persönlich bekannt,

ich mit

als

ich

um

Hand

die

seiner jüngsten Schwester warb, die er besonders

ins

Herz geschlossen hatte. Sein damaliges Auftreten stand

noch ganz unter dem Einflüsse jener Reise:

Wir wurden

schweigsam und zurückhaltend.

war

er

später

vertraute Freunde, doch gelang es mir nur allmählich, die Eisrinde seines seines

Herzens aufzuthauen und die Tiefe

Gemüthslebens zu ergründen.

»Wenn

ersten Briefe schrieb er;

Sie

Gleich

in

meine Schwester

unglückHch machen, schiesse ich Sie todt«, was deutlich

seinem

freilich

genug war.

Vor Allem kam

es Barth

nun darauf

seinen ferneren Lebensplan schlüssig zu die angestrebte Stellung eines

womöglich

über

machen und

akademischen Lehrers,

zu erlangen.

in Berlin,

an, sich

Er schrieb darüber

von Hamburg aus an seinen alten Gönner Böckh, der Folgendes darauf erwiderte:*) Berlin, d.

28. Januar

1848.

Theuerster Freund, .

.

Von Ihrem Vorhaben,

.

habilitiren,

sich

hier

zu

gedachte ich mündlich mit Ihnen zu

reden; da Sie aber nicht zu der angesetzten Zeit (von

Hamburg)

hier

angekommen

ich die Gelegenheit, vorläufig

Bei '')

dem

Der

sind, so ergreife

davon zu sprechen.

grossen Andränge zur Habilitation sieht

Brief

ist

nur

am Anfange und

Schlüsse gekürzt.

— es die Fakultät

25

zwar selten gern, wenn ein neuer

Kandidat erscheint; dass

obwohl Sie noch da auf die

indessen zweifle

ein neues gedrucktes oder hand-

Abrathen

haben

nicht;

Pflicht,

will ich

gegründet werden

ist

Ihnen von Ihrem Vor-

aber ich halte es doch für meine

Sie auf die

Dornen

sam zu machen. Wie und in

dieser

Bahn aufmerk-

die Verhältnisse in Preussen

Deutschland überhaupt

es sehr

nicht,

Specimen werden vorlegen müssen, Dissertation die Zulassung zu den

Habilitationsleistungen nicht darf.

ich

Schwierigkeiten haben werden,

Sie keine

schriftliches



jetzt sind,

schwer, sich auf der akademischen

und

Laufbahn durchzuschlagen,

es

gehört ein

Uebermaass von Geduld und Ausharren dazu.

Wie

glücklich

Jugend!

war dagegen

Damals suchte

Stellen; jetzt sucht

man

man

also nicht zu leicht

hch bedenken

Sie,

meiner

Zeit

Professoren

Stellen für Personen

und nur der kommt vorwärts, eine Stelle sucht.

die

für

Denken

den

Sie

ein

sich

zu

(sie!),

Mächtiger die

Sache

und anmuthig; und vorzügdass Sie zwar mit Speziali-

täten anfangen können, aber

um

mit Glück und,

wie die Leute sagen, nachhaltig wirken zu können, dabei nicht lange stehen bleiben dürfen, sondern allgemeinere Vorlesungen

vorbereiten

müssen.

Einen schlimmen Konkurrenten im Geographi-





26

sehen haben Sie an Curtius, weil dieser die Protektion des Hofes hat;*)

des Hofes

auf

leider

Besetzung

die

der Einfluss

ist

der Stellen der

Universität nicht gering.

Das machen

gemeine

Sprichwort

nicht!«

gilt

nicht ansehen,

als

Zutrauen zu mir,

ich

am

aber Ihr

zu einem älteren väterlichen auf,

auszusprechen, was ich

Sollte ich Sie damit

rühren, was

aber auch

es

ob ich das wollte;

als

Freund, giebt es mir erkenne.

»Bange

sagt:

dürfen

Sie

unangenehm

be-

wenigsten möchte, gerade

vollends bei Ihrem ersten Eintritt

land nach der Rückkehr

aus

in Ihr

Vater-

der Fremde,

so

denke ich diesen Eindruck wieder auszulöschen durch die Versicherung meiner aufrichtigen Theil-

nahme an Allem, was

Sie betrifft,

und meiner

herzlichen Ergebenheit und Freundschaft. allen

Wünschen

Ihren

kommen

u,

s.

das

Glück

Möge

entgegen-

w.

Ganz der

Ihrige

Böckh. Mitten in die Tage der Entscheidung über diese

Pläne

*) seit

fiel

wie ein

Blitz die Pariser

Februar-Revolution

Der vor Kurzem gestorbene Ernst Curtiixs (geb. 1814) war in Berlin und Erzieher des Prinzen Friedrich

1844 Professor

Wilhelm, späteren Kaisers Friedrich

III.





27

des Jahres 1848, die nicht

allein in tollem

Hexentanze

ähnliche Ereignisse in fast allen Hauptstädten Europas

nach sich zog, sondern die auch die Interessen des Einzelnen in denen der Allgemeinheit aufgehen

Auch

am

Berlin folgte bekanntlich

Böckh noch einmal an Barth rieth ihm, sich für

habilitiren

in

März 1848 dem am 5. März, schrieb

18.

Umsturztaumel. Zwei Wochen vorher,

und

liess.

dessen Angelegenheit

Geschichte im Allgemeinen

zu

und sich nicht auf Geographie, Topographie

und einzelne Zweige der Geschichte, wie

B. Handels-

z.

geschichte, zu beschränken, biüigte auch Barths Absicht, als

Thema

zur Habilitationsschrift die kommerziellen

Beziehungen Karthagos zu den Hellenen zu wählen.

Böckh

schliesst mit

den Worten:

»Die Hauptsache wird die Geduld

Friede behalten.

Ist

dieses nicht,

so

Alles

sein.

Ruhe und

unter der Voraussetzung, dass wir massige ist

es vor der

Hand mit der Wissenschaft zu Ende. Sie sehen, ich komme auf die Weltbewegungen zurück, womit ich begann. Ich habe als Knabe die erste Revolution durchlebt, als junger Mann die Kriege, die Deutschland in

Feindes Gewalt gebracht und

errettet

haben.

die,

welche es daraus

Es geht mir schwer zu Herzen, im

Greisenälter wieder dahin zurückversetzt zu sein, was ich in der ersten Jugend erlebte.

Und

Erschütterungen

befürchten,

Energie

sind

der Menschen

jetzt

so

zu

wieviel grössere

gewachsen

ist,

da

die

dass sie



28



an einem Tage vollenden, was sonst der Erfolg von

Jahren war.«

Die grossen politischen Bewegungen Deutschlands

im Jahre 1848 ziemlich

gingen

vorüber,

spurlos

unserem

an

jedoch

obgleich

Barth

früheren

seine

norddeutschen Studiengenossen Mommsen, Droysen, besonders aber

J.

Friedländer und Professor Petersen

ihn für ihre Anschauungen, insbesondere für die nach

den Berliner Märztagen holsteinische

in Fluss

gekommene

Bewegung zu erwärmen

schleswig-

suchten.

Barth,

der in Hamburg, also den Ereignissen nahe verweilte, schien ihnen besonders geeignet, für die holsteinische

Sache mitzuwirken. Allein

sie

hofften vergeblich. Seine

Abwesenheit im Orient hatte ihn den euro-

dreijährige

päischen, sogar den deutschen Angelegenheiten

ent-

fremdet, die damals jedes vaterländisch fühlende Herz erfüllten;

ihn beschäftigte fast ausschliesslich

staltung der eigenen Zukunft.

Ringens

um

Mitten

die Ge-

der Periode des

in

eine Neugestaltung der politischen Ver-

hältnisse glaubte er die seinigen durch

Gründung eines

eigenen häuslichen Heerdes befestigen zu können, wozu

ihm der Brautstand Winters willkommenes Beispiel

vielleicht

bot.

den Anstossund ein

Die Angelegenheit wurde

von Barths Seite mit möglichster Eile und Weltunerfahrenheit betrieben erlitt

sich

und

— scheiterte.

Sein Selbstgefühl

dadurch einen harten Stoss, und es bemächtigte seiner

ein

bitterer

Unmuth,

der

lange

anhielt





29

und der wohl auch Veranlassung ward, dass

er sich

auch

konnte,

späteren Jahren

in

entschliessen

nicht

sich zu verehelichen.

Glücklicher

gestaltete

konnte er

endlich

und

habilitiren, als

Verwirklichung

die

sich

Am

seiner übrigen Bestrebungen.

20.

Oktober 1848

an der Berliner Universität

sich

fast gleichzeitig

Privatdocent erfolgte Welcker in Bonn (gest.

mit seiner Zulassung

seine

durch

Professor

1868) befürwortete Auf-

F. G.

nahme in die Archäologische Gesellschaft. Somit siedelte er nun endgiltig von Hamburg nach Berlin über, wo er bald

lebhaften Verkehr mit der Gelehrtenwelt

in

von der

er mit

Achtung aufgenommen wurde.

alten Lehrer Karl Ritter

war

trat,

Seinem

er bei der Korrektur

und

Herausgabe senier »Vorlesungen über Geschichte der Erdkunde«, die 1850 erschienen, behilflich; ein starker brieflicher

Verkehr entwickelte

sich mit

denAlterthums-

forschern Welcker, Droysen, Gerhard, Scholl; auch der

mit Böckh erweiterte sich immer mehr.

Vor Allem aber beschäftigte

sich Barth mit der

Band im

Juni

»Wanderungen durch

die

Herausgabe seines Reisewerkes, dessen unter

1849

dem

Titel:

I.

Küstenländer des Mittelmeeres, ausgeführt 1845, 1846

und 1847«

Buchhandlung) auch

in

Dieser

I.

bei

in Berlin

weiteren Kreisen

Band

in

den Jahren

Wilhelm Hertz (Besser'sche

erschien

und seinen Namen

rühmlich bekannt machte.

schliesst mit der

Ankunft

in

Alexandria



Bände sind unbearbeitet geblieben.

die weiteren

ab;

Wenn man

an



30

dem Buche

auch

auszusetzen

fand,

dass der junge Gelehrte seine Resultate nicht als ein Fertiges vorzutragen

gehe,

verstände,

immer

ins Einzelne

zu sehr inventarisirend arbeite und sich darin

verbreite,

musste

so

man doch den Umfang

seiner

Kenntnisse, die Zuverlässigkeit seiner Forschungen und die

Ausdauer wie Energie seines Schaffens anerkennen

und bewundern. Sehr bald sein,

hierdurch in die für sein ferneres

reichsten Beziehungen zu Alexander Christian Karl Josias

Minder günstig jahr

ihm auch vergönnt

sollte es

von Bunsen zu treten verlief

für

(S. 21).

Barth die im Früh-

Ein Zeitgenosse schreibt:

diesen politisch bewegten Zeitläufen gelehrt.

Der

freie

»Es ward

hielt

Auch kam dazu,

geographische Wissenschaft

in

mehr gehandelt

Markt des Lebens

Schulstuben menschenleer.« die

einfluss-

1849 begonnene Lehrthätigkeit an der Berliner

Hochschule.

als

Leben

von Humboldt und

damals

die

dass

im Ganzen

noch wenig wissenschaftlich behandelt und verstanden wurde. Barths erste Vorlesungen über Bodengestaltung,

nach Ritters Muster auf Afrika angewendet, fanden kein rechtes Verständniss,

und da dem jugendlichen

Privatdocenten wohl auch die seines Stoffes

plastisch

wenige Zuhörer. schlasfend

und

Gabe

abging, die Fülle

zu gestalten, so hatte er nur

Dieser Misserfolg wirkte sehr niederverfinsternd auf sein

Gemüth

ein

und

— veranlasste einzustellen. Geist,

ihn,

31



seine Vorlesungen

Er war

Mühe, Geld und Zeit

bald

ganz

was er

hatte,

sehr

sich bewusst, Alles,

für die idealen

Zwecke

der Lehrthätigkeit an der Hochschule aufgewendet zu

haben, und nun diese Enttäuschung!

Da

brachte ihm der Spätsommer 1849 eine An-

von

regung

welche

aussen,

ihn

dem

Kreise

seiner

schmerzlichen und sich widerstrebenden Empfindungen zu

entreissen versprach

und von ihm mit

eine Schicksalsweisung, ergriffen wurde. reitete in

Eifer,

wie

England be-

diesem Jahre eine Expedition nach Central-

Afrika vor, und zwar unter der Führung des Missionars

James Richardson, der schon

in

den Jahren 1845 und

1846 von Tripoli aus einen Theil der Sahara durchzogen, sich in Ghat,

und

die

hatte.

Ghadames und Murzuk

Ergebnisse dieser Reise

aufgehalten

1848 veröffentlicht

Er unterbreitete der englischen Regierung den

Plan zu einer erweiterten Reise bis Bornu,

nehmigung

fand.

sandte von Bunsen

Von in

der Ge-

diesem Plane hörte der Ge-

London,

ein Gelehrter

von hohen

Gesichtspunkten, der schon als Gesandtschaftssekretär

und

als Ministerresident in

Rom

von 18 18 bez. 1827

1838 gewaltet und den Studienkreis der Deutschen

bis in

ItaUen über das klassische Alterthum hinaus auf die älteste

Kultur am Mittelmeer zu lenken getrachtet hatte*)

und nun, ähnliche *)

Nach

Cnrtius

Ziele verfolgend, a. a.

O. S. 177.

die Betheiligung





32

deutscher Wissenschaft

an

schungsreise erstrebte.

Sein grosser Einfluss auf die

dieser

afrikanischen For-

enghsche Regierung erwirkte denn auch die Erlaubniss zur BetheiUgung eines deutschen Gelehrten an diesem

Unternehmen.

Bunsen,

von

dem

an der Londoner

Sternwarte beschäftigten deutschen Kartographen und

Astronomen Dr. August Petermann aufmerksam macht, wandte sich

in

dieser Angelegenheit an Karl

Ritter in Berlin, der sofort seinen

Dr. Barth

als

ge-

Mann

den geeigneten

Freund und Schüler für diesen

Zweck

be-

kühnen und ausdauernden,

zeichnete; ihn, den gelehrten,

dabei bemittelten und reiseerfahrenen Forscher, der

auch

Kenner der arabischen Sprache,

ein gründlicher

Sitten

und Gebräuche

am

Oktober erklärte Barth auch seine

5.

Vergegenwärtigt

sei.

man

In einerUnterredung mitRitter

sich,

dass zu

Bereitwilligkeit.

Ende der

vierziger

Jahre dieses Jahrhunderts das Innere Central-Afrikas

zwischen

dem

15° nördlicher und südlicher Breite so

gut wie unbekannt war, dass Bornu und der Tschadsee erst

im Jahre

1

822, also nur 27 Jahre zuvor, von

Denham

und Clapperton gefunden und seitdem noch nicht wieder besucht worden waren; bedenkt afrikanischen Binnenseen

man

ferner,

dass die

und Schneeberge nur nach Ge-

rüchten und Andeutungen bekannt waren, dass Living-

stone icS49 seine erste Reise

vom Kaplande nach der vom Niger,

Kalahariwüste eben angetreten hatte, dass

Congo und Zambesi nur

die

Münduns^en und nächsten

und

Strecken des Unterlaufs



Br.

n.

der

Nil

nur

bis

auf den Karten verzeichnet standen,

vom

es begreiflich, dass

ist

wissenschaftlichen Standpunkte

aus grosse Erfolge winkten. jeder Theilnehmer 150

zum so

Verlangt ward nur, dass

— 200 £

für seine Privatbedürf-

nisse aus eigenen Mitteln mitzubringen habe.

Durch

die letztere

thatkräftige Mithilfe

Bedingung war Barth auf die

seines

Vaters angewiesen, aber

wider Erwarten war dieser aus Besorgniss

für

Leben und

Gesundheit seines Sohnes mit ihm nicht einverstanden.

Er

also

schrieb

und Bunsen

schweren Herzens ab,

musste nach einem E^rsatzmann ausschauen.

Petermanns Vermittelung

Durch

ward das Augenmerk des

Gesandten auf den von der Berliner Geographischen Gesellschaft empfohlenen Dr. Adolf

1822

Dieser,

Barths, aber

in

ihm

Hamburg

geboren,

bis dahin

unbekannt,

und wurde von Bunsen an Barths Regierung zugleich

in

Overweg

Vorschlag gebracht.

Astronom war, erwies

glücklich. Alles dieses geschah

zwischen zeigte es

sich,

gelenkt.

Landsmann nahm freudig an

also

Stelle der englischen

Da

er

Geognost und

Wahl als sehr Ende Oktober 1 849. Insich seine

dass die englische Regierung

Barth durch seine erste Zusage für gebunden erachtete.

Auch

gelang es diesem, die liebevollen Bedenken seines

Vaters zu beschwichtigen, und Bunsens Einfluss ver-

mochte

nahme

es,

bei der englischen Regierung zuletzt die Mit-

beider deutschen Gelehrten durchzusetzen.

Die





34

Geographische Gesellschaft zu Berlin

bewilligte

aus

eigenen Mitteln eine Beihilfe von looo Thalern.

Anfang November 1849

berief

Herr Richardson

Zusammenkunft nach November ein Vertrag ab-

die beiden Deutschen zu einer

wo

London,

am wurde,

geschlossen

beiden Deutschen

nicht

der

gegenseitige Stellung

ihre

Bunsen bestand darauf, dass ein

regelte,

zwar

30.

in

erklärt werde,

retteten,

Eintritt der

den englischen Dienst formell

wodurch

sich aber

Selbständigkeit

sie ihre

auch schweren Entbehrungen

aussetzten. Sie verpflichteten sich nur, gelegentlich Berichte

Amt

an das Auswärtige

zu erstatten,

Richardsons

eine

Tod

von

stattung

Zusage,

etwas

bei neuen die

sich

erweiterte.

für

Barth nach

Ueber eine ErLondoner

Geo-

Abmachung

statt.

des offiziellen Vertrages

vom

Berichten

an

die

graphische Gesellschaft fand keine

Die Hauptpunkte

Entdeckungen

November besagten im Allgemeinen Folgendes:

30.

1.

Dass die Reiseroute,

und

die Zeit

die

Art des Fortschrittes

des Vorrückens bis

zum Tschad-

see der Disposition Richardsons zufallen sollten, derselbe aber

die beiden Doktoren Barth

Overweg dabei zu Rathe 2.

und

zu ziehen habe.

Dass nach Erreichung des Tschadsees Richardson

zum

habe,

Mittelländischen

und dass ihm

die

Meere zurückzukehren für

die Rückreise er-

forderlichen Instrumente zu belassen wären.

— .

35



Dass Richardson dagegen verpflichtet beiden Reisenden

und

alle

sei,

den

Unterstützung zu gewähren

ihre wissenschaftlichen

Unternehmungen zu

fördern.

»Das englische Gouvernement wird sogleich für die

und

beiden Doktoren bis Ghat loo £ auszahlen

Murzuk ihnen einen Kredit von lOO £

in

durch den dortigen Vicekonsul und den Scheich

von Bornu übermitteln.« »Sollten beide Doktoren

am

Tschadsee

sich zu

einer Reise nach Osten von Richardson trennen

wollen,

sei

es

gegen den Nil

zu, sei es in der

Richtung gegen Mombaza, so wird Richardson

den Vicekonsul GagÜuffi

in

Murzuk einen weiteren Vorschuss von 200 £

für

durch

beauftragt,

dieselben zu erheben.«

»Gehen Zanzibar

die

Reisenden weiter,

200 £ bei

sie ferner

oder

bei

dem dem

so

werden

englischen Konsul in englischen Konsul

in

Cairo zu erheben berechtigt sein.«

»Richardson hat bis hin,

so lange

werden, an

alle

die

zum Tschadsee und

Reisenden bei einander sein

Autoritäten der zu durchreisenden

Länder die Geschenke des

britischen Gouverne-

ments auszutheilen, mit denen

und

die

weiter-

er versehen

ist,

nothwendig erachtet werden zur Zahlung 3*





36

von Eskorten, Schutzmannschaften und

Aufnahme.«

gastiiche 6.

Ward falls

Th eilung

eine

die

sich

trennen

für die

der Medikamente bestimmt,

beiden Doktoren von Richardson

sollten.

Der preussische Kultusminister von Ladenberg hatte schon am 5. November Dr. Barth, welchem Anerkennung

er bereits seine

bei Uebersendung des

Reisewerkes ausgesprochen hatte, einen mehrjährigen Urlaub bewilligt und eröffnete ihm die Aussicht, nach erfolgter

Rückkehr dahin mitzuwirken, »dass ihm eine

angemessene Anstellung im

und dadurch

diesseitigen Staatsdienste

ein öffentliches Anerkenntniss der

und Opfer zu Theil werden

solle,

Interesse der Wissenschaft

aufs

gedenke«.

Man

welchen er

Neue

Mühen im

sich

zu unterziehen

wird sehen, wie dieses Versprechen

eingelöst wurde.

Vor der Abreise wandte sich Barth auch noch an Alexander von Humboldt und bat um Rathschläge, die

ihm dieser

in

folgender

Weise

Potsdam,

Wie

sollte ich bei

Entschlüsse,

bei

d.

ertheilte:

3.

Novbr. 1849.

meiner Vorliebe

meinem

für

Interesse für

kühne

die ver-

zauberte Kenntniss des inneren Afrika, bei meiner

hohen Achtung

für

Ihr Wissen

und

Ihre

Er-

fahrung mich nicht Ihrer aufopfernden Hingebung

— Etwas

erfreuen?

37

ist

es,

— im Leben Trostgründe

zu suchen über etwas, [das] nicht zu Stande hat

kommen

können, etwas anderes, eine

frei

ge-

Sie werden

erst

eine Wichtigkeit geben

und

wordene Wahl zu beurtheilen. dieser Expedition

den deutschen Namen verherrHchen, wenn Sie

vom See Tschad

östhch

Zusammenhang des Höhen-

schhessen und den

zuges mit

das Gebirgsland auf-

dem obern

Nilland,

und Völkerkenntniss

und Sprachverwandtschaft zwischen entlegenen

Stämmen werden noch

als

wir Ihnen verdanken.

Mehr

die Gebirgsgipfel interessirt die

Höhen-

bestimmung der Wüste, tiefer

als

neue

147

— 150).

p.

Meeresspiegel

der

(meine

die südlich

Auflage

An

der

zu

von Biskara scheint

sein

Th.

Ansichten,

Barometer

ist

I,

wohl nicht zu

denken, und auf jeden Fall muss ein Apparat zur

Bestimmung der

Siedehitze,

und zwar

zerbrechlicher, angeschafft werden. für das,

wenig

was wir wissen wollen, garnicht sehr kleine

Theile von

Ohne

ein

Er braucht

Fahr enheit 'sehen Graden anzugeben. solchen Apparat und mehrere

einen

Thermometer

dazu darf die Reise nicht an-

getreten (zu) werden.



Für geographische Orts-

bestimmungen rathe

ich

noch immer Sextanten,

keinesweges Theodoliten oder Volta'schen Kreis,

deren Aufstellung und Rektifikation so

oft die

Die grösste Wichtig-

Resultate ungewiss machen.

Horizont mit dazu ge-

keit hat der künstUche

hörigem Niveau; schwarze Glashorizonte, nicht Quecksilber-Apparate, die auf Reisen gefährlich.

astronomische

Unsichere sind

für

keine.

die

Breitenbestimmungen

Wissenschaft

schädlicher

als

gar

Ich sehe mit Freude aus Ihrem Briefe,

dass Dr. Overweg, der Geognost,

Ich weiss

nichts

einer Zeit erlangt, los lässt.

von den

wo

die

Sie begleitet.

Mitteln,

die

er zu

Regierung Alle

Ich darf doch gewiss hoffen,

hülf-

Sie vor

Ihrer Abreise zu sehen.

Mit der innigsten Hochachtung Ihr

Potsdam,

Montag.

A.

Nachschrift. Ich empfehle

v.

Humboldt.

sehr, nicht bloss

das Maass der Hitze zu bestimmen, welches der

Sand an der Oberfläche

annimmt,

als

auch

Thermometer 14 Zoll einzuscharren an schattigem Orte,

was nach Boussignault

temperatur

giebt.

die mittlere Jahres-

1;

Die grosse afrikanische Reise.

IV.

(1850-1855-)

Die höchste Behörde

für die offiziellen englischen

Entdeckungsreisenden haben von jeher die Präsidenten des Kabinets, resp. die Staatssekretäre für das Auswärtige

Amt

gebildet.

In

ihren

Händen

lag

auch

Dauer der Expedition.

das Schicksal Barths für die

Dies

war zunächst von 1846

unter

dem

Dezember

bis

185

Ministerium John Russeis Lord Palmerston

vom Februar bis Dezember 1852 Derby mit dem Lord Granville für das Auswärtige. Vom Dezember 1852 bis 1855 folgte das Ministerium Aberdeen und in demselben bis 1855 daran schloss sich

das Ministerium

Lord John Rüssel. ^

Clarendon

als

Von da an

bis

1859 wirkte Lord

Staatssekretär für das Auswärtige unter

Lord Palmerston.

Von pedition

unmittelbarster Wichtigkeit

waren

Mittelmeeres

die

damals

angestellten

an

den

die

Ex-

Gestaden

des

für

englischen diplomatischen

Agenten, deren Einfluss und Bedeutung Barth schon auf seiner ersten Reise kennen gelernt hatte.

Für die

— kam

neue

besonders das Generalkonsulat das

Betracht,

in

und



Herman

Anglo- Araber

I.

denen des Majors

in

Vicekonsul Mr. Rieh. Read

,

Sohn

eines früheren Konsuls,

Dr. R. G, Dickson, der Arzt

und dessen Bruder Charles Dickson,

Tripoli,

Januar 1850

und der Konsul

Murzuk, Mr.

seit

Ghadames,

englischer Vicekonsul in für

des

Weise Mr. Frederic Warrington



Auch

zur Seite standen. in

als

Tripoli

in

Händen

den

in

und dann

dem

lag,

in halboffizieller

ein

1852

bis

Mr. George Crowe G, T.



40

ein Grieche,

Gagliuffi,

erwiesen sich für die Expedition sehr hülfreich und

machten

um

sich

dieselbe hochverdient.

Der eigentliche Zweck der Expedition zu

ist

ersehen,

am

die

besten aus der

an Richardson

Rede stehenden

in

offiziellen Instruktion

erlassen

wurde und

nach dessen Tode auf Dr. Barth überging, ohne dass

Es

dieser Fall darin vorgesehen war. ihr die Freiheit aus, die

Vertretern

lässt.

Overweg haben

spricht sich in

England seinen Organen und

Besondere Vorschriften

für

Barth und

nicht bestanden, weder in politischer

noch wissenschaftlicher Beziehung. Aus der Instruktion

und aus der Thatsache, dass reiste,

speziell

geht

aber hervor,

wissenschaftlichen

die Expedition bewaffnet

dass

sie

Zweck

nicht

nur einen

verfolgen,

sondern

auch den Charakter einer Gesandtschaft tragen welche England zu vertreten

und

auch Verträee abzuschliessen hatte.

in

dessen

sollte,

Namen



am 30. November 849 durch Lord Palmerston James Richardson gegebene Instruktion Die

an



41

1

lautete wie folgt: Sir,

Ich habe Sie zu benachrichtigen, Ihrer Majestät hat, die Sie

in

Tripoli

die

dass

interessanten Berichte

die

Regierung

erwogen

reiflich

durch den verstorbenen Generalkonsul Warrington

über Ihre Reisen

durch Strecken

der

grossen

Saharawüste und über Ihren Aufenthalt in Ghat, Ghadames

und Murzuk in den Jahren 1845 ^^^^ 1S46 erstattet haben, und dass die Kgl. Regierung sich entschlossen hat, nachdem Sie den Wunsch ausgedrückt haben, eine nochmalige und zwar umfänglichere Reise dieses

in

jenen Theil Afrikas anzutreten,

Unternehmen zu genehmigen und Ihnen

die nöthigen

Mittel dazu zu bewilligen.

Wir

unterrichten Sie, dass die Regierung Sr. Majestät

des Königs von Preussen

Dr. Barth,

einen

der

Herrn

britischen Regierung

ausgezeichneten

afrikanischen Reisenden

und Docenten an der Berliner Dr. Overweg,

einen Geologen

Universität, sowie Herrn und Mitglied der Berliner

Geographischen Gesellschaft, zur Begleitung auf Ihrer kanischen

rung

da

Reise

dieses

sie es für

vorgeschlagen,

schöne Anerbieten

und dass freudig

unsere

afri-

Regie-

angenommen

hat,

einen wichtigen Vortheil hält, sich den Beistand

dieser hervorragenden

und ausgezeichneten Männer

für die

Untersuchungen gesichert zu haben, welche die Expedition zu verfolgen hat.

Ihre Erfahrung auf früheren Reisen in das innere Afrika

und Ihre Kenntniss der Sitten und Gebräuche der afrikanischen Araber werden Ihnen grosse Erleichterungen für den beabsichtigten Zug gewähren und Richtschnur und Winke für Ihre Nachforschungen geben. gebiete

sind

Die zu durchreisenden Länder-

den Europäern noch so wenig bekannt,

dass

— jede

Erforschung interessant und nützlich

betreffende

sie



42

sein wird.

Aber nächst den politischen und wissenschaftlichen Zwecken, auf die Sie Ihre Aufmerksamkeit zu richten haben, hegt

den Wunsch,

die Regierung

durch Sie

zu

erfahren,

durch welche Mittel die Handelsbeziehungen zwischen Grossbritannien

können,

und Afrika

ferner:

und entwickelt werden

dem Handel am

jener Gebiete sind, die sind,

erweitert

welches die Distrikte und Verkehrslinien leichtesten zu öffnen

am

welche europäische Waaren von den Eingeborenen

meisten gesucht werden, und endlich, worin die hauptsäch-

am

lichsten afrikanischen Erzeugnisse bestehen, die

besten an

Zahlungsstatt erlangt werden können. Sie

werden auch keine Gelegenheit vorübergehen

den Häuptlingen jener Länder,

Vortheile auseinander zu setzen, welche sie

aus der Erweiterung

den Nationen

eines

anderer

lassen,

die Sie besuchen, die grossen

und

ihre

Länder

legitimen Handelsverkehrs

Theile

der

Welt

ziehen

mit

können.

Auch wollen Sie ihnen eröffnen, dass die Kgl. Regierung dem Sklavenhandel ein Ende zu machen, wie auch die Wohlfahrt

und das Gedeihen der afrikanischen Völker zu fördern

suchen wird.

Obwohl

Sie die allgemeine Leitung der Expedition zu

führen haben, so wird es doch Ihre Pflicht, wie Ihr eigener

Wunsch

sein,

ganz

aufrichtig

und

in

herzlichstem

Ein-

verständniss mit den preussischen Herren zu verfahren und allen ihren schritts

kommen. in

Wünschen und Vorschlägen

Ihrer Sie

gemeinsamen werden

Verbindung mit

sich,

hinsichtlich des Fort-

Unternehmung

entgegen

zu

soweit es die Umstände gestatten,

den Kgl. Konsular-Agenten

in

Afrika

und jene Beamten sind verständigt worden, Ihnen jede mögliche Unterstützung zu gewähren und Ihnen und Ihren Begleitern bei der Ausführung der von Ihnen übernommenen halten,

Aufträge zu helfen.

Ich bin,

Sir,

u. s.

w.

Palmerston.

— November

Mitte

Deutschen London, hufs

1849

um

Ausrüstung

ihrer



43

verliessen

über

sich

einige Zeit

Afrika zu begeben, dessen Boden in

PhiHppeville

Richardson

waren

doch

ein,

wo

am

1

1.

erst

am

nach

Dezember

später

31.

traf

März 18 50

man

Vorbereitungen so weit beendet, dass

alle

von Tripoli aus die Reise Professor Dr.

Koner

ins

be-

sie

verweilten,

sie

Zwölf Tage

betraten.

dort

beiden

die

Paris,

Innere beginnen konnte.

charakterisirt in seiner

schrift die kleine Reisegesellschaft

Denk-

folgendermaassen

:

*)

»Auf der einen Seite Richardson, der streng Richtung

kirchlichen

durchdrungen von schaffung

Sklavenhandels

des

dieses Zieles

seines

Vaterlandes

ergeben,

dem humanen Gedanken und

der

der Ab-

Erreichung

durch Handelsverbindungen, aber ohne

das rechte Verständniss, dass zur Erreichung dieses

Zweckes eine gründhche geographische und ethnographische Durchforschung dieser unbekannten Zonen

vorausgehen geistigen

Energie.

müsse,

ein

Mann ohne jeden höheren und

ohne

Diesem gegenüber unser Barth mit

seiner

-Aufschwung,

ohne

Kenntniss

ruhigen Ueberlegung, seinem geraden, jeder

kalten,

Intrigue

abholden Sinn,

Benutzung der

Zeit,

peinlich

und

rastlos

in

der

mit seinem echt männlichen, vor

keiner Gefahr zurückschreckenden, durch keinen Fehl-

*)

Koner, Vortrag

a. a. O.,

S. 14,





44

schlag seiner Hoffnungen zu entmuthigenden Charakter.

Und zwischen beiden Overweg,

ein biederer junger

Mann, mit Begeisterung für seinen Beruf und unserem aber ohne

Barth mit inniger Freundschaft zugethan,

jeghche Erfahrung und die grosse Aufgabe, zu deren

Lösung Sinne

mit berufen war, in seinem jugendhchen

er

recht

nicht

Das waren

erfassend.

heterogenen Charaktere,

denen

aus

die

drei

Expedition

die

zusammengesetzt war.« allgemeine Bemerkungen,

Einige Afrika

reiste,

Um Reisenden Barth

um

eine halb

für angezeigt, arabische

gleichen

arabische,

dem Klima früher

Aus

Namen anzunehmen.

arabisirt,

d.

i.

Diener des

sudanische Kleidung,

war.

schon

auf

h.

d.

Gründen trugen die Reisenden

halb

angepasst

erwähnt,

er-

weniger aufzufallen, hielten es die

nannte sich Abd-el-Kerim,

Gnädigen.*)

in

Platze sein.

den Verkehr mit den Eingeborenen zu

und

leichtern

wie Barth

am

dürften hier vielleicht

Barth hatte

sich,

der ersten Reise

die äusserlichen

die

wie

etwas

Gebräuche und Be-

grüssungsformen der Bekenner des Islam angenommen

und

sich

hierdurch das Vertrauen und die Achtung

*) Auf der inneren Seite des vorderen Deckels von Barths Tagebuch No. i steht in arabischer Sprache geschrieben: Abdel

Kerim Barth

el Inglisi

des hinteren Deckels: arabische

(d. h.

In

der Engländer)

the

Name Overwegs war

name

of

;

God

auf der inneren Seite the

Merciful.

Tahib, Richardsons Yakub.

Der

;





45

der Eingeborenen erworben, wozu auch sein reichliches

Almosenspenden nicht wenig Die Expedition

beitrug.

bewaffnet und konnte fünf

reiste

Diener mit Gewehren versehen.

Person

ernstlich

sie

auch Jäger war er nicht.

kam

und einen Revolver,

eine Doppelflinte

aber nie in die Lage,

Barth führte für seine

zu gebrauchen;

Aber schon das

blosse Vor-

handensein der Schusswaffen erwies sich vortheilhaft sie

fanden überdies zu Signal-, Freuden- und Schreck-

schüssen oft genug Verwendung.

Die wissenschaftliche Ausrüstung der beiden Gelehrten

war nicht gerade glänzend,

reichend.

aber

doch

aus-

Quecksilber-Barometer mitzuführen war ihrer

Zerbrechlichkeit

wegen unmöglich; der

Barometer zerbrach wieder zu ersetzen.

anfangs

gleich

einzige Aneroid-

und

war nicht

Für Höhenmessungen blieb sonach

Im Verein mit

nur das Kochinstrument übrig.

respondirenden Beobachtungen

Reisenden anfänglich

z.

B.

in Tripoli

feststellen,

kor-

konnten die

dass die

Ham-

mada, der Kernpunkt der Wüste Sahara, eine Hoch-

von 1450 Fuss Meereshöhe und keine Einsenkung unter den Meeresspiegel bildet, wie man früher

fläche

annahm.*)

Chronometer und Azimut -Kompass trug

Barth an einem Lederriemen

*)

und

Dr. Heinrich Barth, Reisen

Zentral- Afrika.

Gotha 1857.

i.

um

den Leib

sreschnallt.

und Entdeckungen Th.

S.-

in

145, gr. Ausg.

Nord-





46

Ausserdem wurden Thermometer, Sextanten, Hygrometer, Psychrometer

u. s.

mitgenommen.

w.

Sehr mühsam und zeitraubend war die erste Zusammenstellung der Karawane (Kafla)

Menge und

der

in Tripoli

wegen

des Gepäcks,

Mannigfaltigkeit

das

mitzuführen bei der voraussichthch langen Dauer der

Da waren

Reise nöthig war.

und

Tauschwaaren

mitzunehmen: Muscheln,

Geschenke

als

hauptsächliche

Zahlungsmittel, Kleider, Bücher, Medikamente, Instru-

Waffen und

mente, drei

Munition,

Wirthschaftsgeräthe,

grössere und ein kleines Zelt,

Proviantvorräthe

an Reis und Zwieback, Wasserschläuche vieles

Andere,

Deutschen

so

allein

dass

lo

ein

Karawane der beiden

Kameele

(wovon 2

zerlegbares Boot

BeschifFung

zur

Tschadsees mit sich und war deshalb wie die jener zwei zusammen. Privatzelt Barths

wurde

Reit-

als

Richardsons Kafla führte noch

thiere dienten) zählte.

überdies

die

und noch

Das

des

allein so stark,

kleinere,

täglich aufgeschlagen

flache

und nahm

das Hauptgepäck, Waffen, Tisch und Bänke (durch übergelegte Bretter zu Betten gemacht), in sich auf.

änderte

sich, je

Stärke der Kafla.

und machte dann ein

Barth kaufte sich bald ein Pferd seine

Fortkommen, das Sehr wichtig

In

Später

nach dem Stande der Geldmittel, die

sämmtlichen Reisen zu Ross,

er besonders liebte.

war

der Regel wechselte

die sie

Frage

der Dienerschaft.

auf den Hauptetappen,

— um

einer

47



neuen Reihe Platz zu machen, durch welche

man dann

zugleich

Sprachen

die

Das Haussa,*)

tretenden Länder kennen lernte.

Verkehrssprache

neu zu be-

der

die

konnte Barth bald

für Zentral-Afrika,

ebenso fliessend sprechen, wie er das Arabische, die

Sprache der Gebildeten, Diener Barths

Die Zahl der

beherrschte.

gewöhnlich

betrug

2



3,

ohne die

Kameeltreiber. Sein Hauptdiener war von 1851 fast

ununterbrochen bei ihm:

Gatron bei Murzuk vollstes

in

Mohammed,

— 1855

gebürtig aus

der Oase Fezzan, genoss Barths

Von

Vertrauen und war ihm treu ergeben.

den beiden Negern, die er mit nach Europa brachte, wird später die Rede

sein.

Nach der gewöhnlichen Tagesordnung brach Kafla täglich früh 7

wobei

Nachmittage, nissen

zurücklegte.

sie

Stunde

der

in

Uhr auf und marschirte normalen

unter

ungefähr

vier

bis

die

zum

Verhält-

Kilometer

Doch kamen, besonders beim Durch-

ziehen unsicherer Grenzgebiete, auch Eilmärsche von

24

— 30

Stunden Dauer

Nachtmärsche an

vor.

Zuweilen traten

auch

Tagemärsche.

Barth

die Stelle der

beschäftigte sich auf

dem Marsche

hauptsächhch mit

Beobachtung der Wegerichtung, die er nach Uhr und

Kompass eintrug, in

festlegte

das er deutsch,

klaren, ^)

und am Abend

wie

in

oft

in sein

Tagebuch

auch englisch abfasste

Kupfer gestochenen Schriftzügen.

Sprich: Ha-u-ssa.

dem

Rasttage und längere Ruhepausen wurden von

Unermüdlichen zur Aufzeichnung von Glossarien, Ausführung von Skizzen oder Stadtplänen, Erkundung und

Niederlegung

Er

von Wegenetzen

sagt hierüber

in seiner

u.

verwendet.

\v.

s.

Vorrede zur deutschen Aus»Meine Art der Anschauung

gabe

seines Reisewerks:

war,

den historischen Zusammenhang der Menschen

mit der reichen Gliederung der Erdoberfläche in Ver-

bindung zu setzen. «

Man

sieht, die

wie bei seiner ersten Reise nach

dem

Barth folgte

gleichen Grundsätze

Italien,

aber wie geklärt.

Grundsatz, keinen neuen

Zug zu

unternehmen, ehe er sich nicht auf denselben so gut wie möglich vorbereitet hatte durch Einprägung der

Wegerichtungen, Geschichte und Zustände

Sprache,

Auch ging

ihm fremder Gegenden. ohne

einen

seine die

sicheren

auf den er

haben,

Basis,

Freund

zurückziehen

u. s.

nie

weiter,

zurückgelassen

zu

gleichwie der Feldherr auf

sich,

konnte,

gewonnenen Ergebnisse,

kundungen

er

und ohne zuvor

Notizen,

Skizzen,

Er-

w. zusammengestellt, das Wichtigste

abgeschrieben und nach Europa geschickt zu haben,

um

nichts

verloren

von dem Errungenen

gehen zu

lassen.

für die

Wissenschaft

Nur aus diesem umsichtigen,

wahrhaft systematischen Verfahren sind die grossen Resultate

der Barthschen Reisen

herzuleiten.

dauernd unterhielt er auch, so gut es anging,

FortBrief-

wechsel und wissenschaftlichen Austausch besonders





49

mit Humboldt, Ritter, Bunsen und den Kollegen und

Freunden von der Berliner Universität: Lichtenstein, Ehrenberg, Rüppel, Lepsius, Peters, C. Parthey

A.

u.

und nach England mit Petermann und Ch. Beke, welche die Mittheilungen

über

Es

ist

und Thaten

Erlebnisse

die

Barths für die Oeffentlichkeit

in die

Hand nahmen.

Zweck meiner Aufzeichnungen,

nicht der

die grossen Erfolge der Barthschen afrikanischen Reise

beleuchten

wissenschaftlich

Weise durch geschehen

Aber

noch

und

Fachschriften

Professor

wie

zu wollen,

neuerdings

in

dies

in

vorzüglicher

Siegmund Günther

in

München

ist.*)

es

erscheint

nöthig,

Reise,

die

zur

die

Grossthat in Barths Leben wurde und seinen

Ruhm

begründete, wenigstens in grossen Umrissen zu zeichnen,

um

an

ihrem Verlaufe

zu

Heldenmuth und Geschick fasste,

zu deren

Lösung

erweisen, er die

mit

welchem

grosse Aufgabe

er-

er berufen war.

Schon beim Durchzuge durch die Wüste Sahara hatten die Reisenden grosse Mühseligkeiten und Fährlichkeiten zu

Tages

Barth

überstehen.

bei der allein

Berges und wurde

sich

eines

unternommenen Besteigung

eines

erst

verirrte

nach 28 Stunden, bereits halb

Am

verschmachtet, wieder aufgefunden. *)

Siegmund Günther:

dunkeln Kontinents.

A. Bettelheim.

II.

Bd

6.

Mai 1850

Heinrich Barth, der Erforscher des ,

3.

Wien und München

Heft 1896.

der

Biogr.

Blätter

von

Preisgekrönter Aufsatz.

— erreichten

sie



50

Murzuk, die Hauptstadt der noch

schen Oase Fezzan, und brachen von da auf völhg

unerforschtem

besuchten

Landschaft

am

4.

Eintritt

in

sie

Wege

Asben

September anlangten. dieses

Reich

einem traurigen Geschicke

12. Juni

nach der noch nie

oder

Ahir

am

türki-

wo

auf,

Fast wäre

beim

ganze Karawane

die ereilt

worden.

Tuariks stellten den drei Christen

am

von

Räuberische

27.

August die

Wahl zwischen dem Uebertritte zum Islam oder dem »Mit dem erhebenden Bewusstsein, « schreibt Tode. Barth,*)

und unseres Vaterlandes

»unserer ReHgion

würdig zu handeln, erwarteten wir das Schicksal, das über uns verhängt war. greifender

Moment.

Noch

Es war

ein ernster

Mal gab

ein

und

es eine

er-

warme

Auseinandersetzung über ihren und unseren Glauben,

und ich entblösste gegen den

alten, fanatischen

Führer

der Karawane, der erklärte, dass wir als Christen den

Tod

verdient hätten,

den Nacken, um, wenn

wage, mir den ersten Streich zu geben.«

Durch

er es

diese

heroische Handlung rettete Barth sein und seiner Begleiter

Leben. Er hatte gezeigt, dass ihm

thum mehr

als

sein Christen-

Formsache war.

Mit einem hohen Lösegeld erkaufte sich schliesslich

die

Karawane

die Freiheit.

Während Barths Ge-

fährten zunächst in Ahir zurückblieben,

*)

Barth, Reisen etc., kl. Ausg.

I.

136.

unternahm

er

— allein

Besuch

vierwöchigen

einen

Aghades,



51

den

eines

Europäern

des

noch

Sultanats

unbekannten

Landstrichs und ansehnlichen Handelsgebietes, und reichte es sogar, selbstständig

England einen Handelsvertrag mit dem Sultan

Am

zuschliessen.

6.

er-

im Namen der Krone

November

hatte

er

die

abin-

zwischen von Ahir aufgebrochene Karawane wieder

und am

eingeholt,

ii. Januar 185

1

diese nach

trat

Durchschreitung der Wüste in den eigentlichen

Sudan

sehr geschwächt an Hilfsmitteln,

zumal,

ein,

wie

bereits

die Tauschartikel

sich jetzt zeigte,

Um

unpassend gewählt worden waren.

fortkommen zu können, trennten die die

von Richardson

.sich

einzeln besser

an diesem Tage

Reisenden von einander und gaben Hauptstadt

Overweg ging berühmten

die

Kuka.

denn

Entkräftung

Kuka.

in

zu

am

i.

das

Kano,

Er

Barth nach der

Richardson

März verschied

Unguratua,

Kuka,

Stelldichein.

sollte dieses Ziel

wandte

aber nicht

er plötzlich

an

Tagemärsche von

vier

Barth fand die führerlos gewordene Karawane,

rettete die Papiere Richardsons pflicht,

nächste

Haussaländer,

Handelsstadt

sich direkt auf

erreichen,

Bornus,

sich für

und

hielt es für

Ehren-

dessen Schulden aus seinen eigenen, nur noch

geringen Beständen zu decken.

noch 16 Thaler

übrig.

Es blieben ihm nur

Ein näheres innerliches Ver-

hältniss hatte zwischen Richardson

und Barth nie

be-

standen und war schon dadurch ausgeschlossen, dass 4*

'

— dem ihm

Richardson

-

52

weit überlegenen,

geistig

beugsamen und dabei unbequemen Deutschen gegenüber zu stellen hatte,

als

un-

nichts

ihm übertragene

die

Führerschaft.

kam

Barth

durch diesen Todesfall allerdings in

die schwierigste Lage,

denn vor

Jahresfrist

konnte

ein

Entscheid der englischen Regierung über den Fort-

Händen

gang der Expedition

nicht in

aber er unternahm

die Expedition auf eigene Ver-

es,

seinen

sein;

antwortung weiterzuführen und nicht heimzukehren.

Am

April erreichte er

2.

Bornas, das erste Hauptziel, die Basis

Am

7.

für

Mai

alle

Kuka,

die Hauptstadt

das nun für lange Zeit

weiteren Unternehmungen bildete.

auch Overweg glücklich

traf hier

gleich körperlich sehr

mitgenommen.

wurden vom Sultan Omar von Bornu

Beide Reisende Liebens-

aufs

würdigste empfangen, und so mächtig wirkte die

und dabei gerade Persönlichkeit

ehrenfeste

dass

ob-

ein,

stolze,

Barths,

ihm der Vezier Hadj Beschir einen namhaften

um

Vorschuss gewährte, den Barth sogleich benutzte, Vorstösse südlich

in

und

während

die

unbekannten

östlich

sich

Länder südwestlich,

vom Tschadsee

Overweg

zu unternehmen,

und Be-

an die Untersuchung

schiffung des Sees selbst machte.

Die

erste dieser

Unternehmungen Barths

galt

dem

Besuch des südwestlich von Bornu gelegenen, noch ganz unbekannten Reiches

Adamaua vom

29.

Mai

bis

Der Glanzpunkt

22. Juli 1851.

war der

dieser Reise

an welchem Tage der Reisende den Benue

18. Juni,

Damit

entdeckte, einen östlichen Zufluss des Niger. hatte er den natürlichen Eingangsweg

Guinea

Herz Afrikas gefunden.

ins

vom Busen von

In der jetzt viel

genannten Hauptstadt dieses Reiches, Yola,*) geschah es,

dem

dass ein arabischer Scherif

Reisenden anbot,

ihn quer durch den Kontinent nach

und Mozambique zu führen; der lockenden Versuchung.

Expedition, Afrikas,

die

Die Hauptaufgabe

Erforschung

war noch nicht

dem Nyassa-See

aber Barth widerstand

gelöst.

Die Entdeckung Barths machte grösste

der

Zentralbeckens

des

in

Europa das

Aufsehen und veranlasste die englische Re-

gierung, die sich bis dahin ziemlich kühl

und

interesse-

im Jahre 1854 eine Befahrung der neuen Wasserstrasse vornehmen zu lassen. Ich werde auf diese Expedition noch zurückkommen, von der

los verhalten hatte,

Barth leider zu spät erfuhr,

um

ihr die

Hand

reichen

zu können.

Nach

der

unternahmen

Wiedervereinigung

sie,

diesmal

beider

gemeinschaftlich,

Forscher erneute

Umgebung des Tschadsees, zuerst vom II. September bis 14. November 185 1 in nordöstlicher Richtung in die Landschaft Kanem und hierauf Vorstösse

*)

in

die

Yola war zugleich der südlichste von Barth erreichte Punkt,

ungefähr 9"

n. Br.

— vom

25.

November

54

185

— zum

bis

1

Februar 1852

i.

Richtung nach der von Heidenvölkern

in südöstlicher

bewohnten Landschaft Mussgu, wobei Bornuesen

Kriegszuge

der

bekannten

Gegenden

anschlössen,

einem

sich

sie

diese

in

ganz un-

fast

von

1826

die

Major Denham besucht worden waren. Als vierte Unter-

nehmung

reihte

sich

hieran

die Reise Barths

nach

dem Reiche Baghirmi und Dr. Overwegs nach Yakoba vom 27. Februar bis 21. August 1852. Diese als Rekognoszirungsreisen

aufzufassenden

Unternehmungen

brachten eine Fülle neuer geographischer Entdeckungen.

Zum

Glück waren Mitte August 1851 Waaren

und

Briefpackete aus Europa angelangt, was die Reisenden materiell wie geistig zu befähigte.

immer neuen Anstrengungen

Fast ein Jahr hindurch war von nun an

jede Verbindung mit der

Reise Barths

Heimath unterbrochen.

dem

nach

Baghirmi unter Anschluss

zeither

noch

Die

unbekannten

an einen Sklavenraubzug

hatte Fährlichkeiten aller Art mit sich gebracht;

er

war von einem kleinen Despoten sogar fünf Tage lang in

Ketten gelegt worden.

Leider konnte er sich der

Erkenntniss nicht verschliessen, dass es ihm

möglich

sein

werde,

und Heidenthum

in

die

der Richtung nach

Meere zu durchschreiten. dafür, dass er in der

eine

Depesche

der

Grenzlinie

Aber

dem

Indischen

ein Lichtblick

Hauptstadt Masefia englischen

allein nicht

zwischen Islam

am

war

6, Juli

Regierung

es

1852

empfing

— vom

(datirt

7.



55

Oktober 185

ihm

die

1),

zur Weiterführung der Expedition

den Reisenden

Hand

die

Vollmacht

überbrachte und

der Weiterführung ihrer Pläne freie

in

Sie lautete wie folgt:

liess.

Auswärtiges Amt,

7.

Oktober 185

1.

Sir,

vom Viscount Palmerston Dank den Empfang Ihres Briefes vom Ich bin

mit

im Bornulande anzuzeigen, eigniss des 3.

welchem

in

Todes Mr. Richardsons

angewiesen, Ihnen

Kuka

19. April aus

Sie das traurige Er-

in der

Nacht vom

2.

zum

des vorigen Monats in Unguratua zwischen Zinder und

Kuka

melden.*)

Die Expedition Hauptaufgabe,

somit kurz vor der Lösung ihrer

ist

Vordringens

des

bis

Erforschung

zur

des

Tschadsees, ihres Führers beraubt worden, und will es der

Regierung scheinen, jener Expedition,

Unternehmung

als fehle

um

es

am

nur noch

die Hauptziele

Abschlüsse

der Richardsonschen

erreicht zu sehen.

Ich bin daher von Lord Palmerston angewiesen worden,

Ihnen zu eröffnen, dass, wenn Sie die Aufnahme des Tschadsees

und

seiner Ufer beendigt

haben werden,

Se. Lordschaft

wünscht, dass Sie mit Dr. Overweg Ihr beabsichtigtes Vor-

dringen

in

Afrika

genau

so

zu

Ende

führen,

Mr. Richardson noch lebte und wie es für den sich

von ihm trennten,

in

dem Memorandum,

im Dezember 1849, '^'ie auch Dr. Overweg händigt wurde, vorgesehen worden ist.

wenn

als

Fall,

dass Sie

das Ihnen

in Abschrift be-

Zur Zeit der Ausfertigung jenes Memorandums schien es,

als

hegten Sie

*) In der kleinen ist

als

den

Gedanken,

Ihre

weiteren

Ausgabe des Barthschen Reisewerks,

Todestag Richardsons der

i.

März angeführt.

Unter-

I.

329,

56 suchungen

Mombas

gegen den Nil oder südöstlich gegen

ostwärts

Mögen Sie nun hieran noch festGrund haben, eine westliche Reise in der

auszudehnen.

halten oder einen

Timbuk tu

Richtung auf

verstanden

mich

durch

Palmerston

vorzuziehen, mittheilen,

Lord

so lässt Ihnen

dass

er

ganz

ein-

Ihnen die Weiterführung und den Abschluss

ist,

der Expedition anzuvertrauen, wie es in

Mr. Richardson

dem Auftrage an

lag.

Sie wollen sich demzufolge hierdurch als autorisirt an-

sehen, die Leitung der Expedition für die Zukunft zu über-

nehmen und denjenigen Weg zu reiflicher

der Ihnen nach

verfolgen,

Ueberlegung der passendste zu sein scheint,

um

die

allgemeinen Ziele zu erreichen, welche die Kgl. Regierung

im Auge

Expedition nach Inner-Afrika ins

hatte, als die

gesetzt wurde.

werden

Sie

diese Ziele

Instruktionen an Richardson, von

Richtschnur für Sie Ich bin,

Sir,

in

Werk

den Original-

denen eine Abschrift

als

beiliegt, bezeichnet finden.

Ihr gehorsamster-, ergebener Diener

Addington.

Es an Barth

sei gestattet,

vom

5.

hier aus einem Briefe Bunsens

Januar 1852 Folgendes einzuschalten:

»Sie müssen

im Auftrage Englands

reisen,

da Sie nur unter englischem Schutze Ihre Reise fortsetzen

und vollenden können.

Ich bitte Sie,

so viel Vertrauen zu mir zu haben, dass ich Sie

gewiss nicht an England verkaufen oder zugeben

werde,

dass

man Ihnen

dingungen vorschreibt

u.

irgendwie s.

lästige

Be-

w.«

Mit diesen Aufträgen und Zusagen war unserem Barth ein Stein

vom Herzen erenommen.

Den amt-

— liehen Eröffnungen



57

waren noch eine Menge von

Privat-

briefen aus den ersten Gelehrtenkreisen Deutschlands,

und Frankreichs

Englands ihre

warme Anerkennung

beigefügt,

welche

durch

der bisher erlangten Erfolge

nicht wenig dazu beitrugen, die Spannkraft der beiden

Männer neu zu beleben.

tapferen

Leider folgten diesem glücklichsten Tage seines

Lebens, wie ihn Barth nannte,

schwere Zeiten.

in

Kurzem bange und

Als er Mitte September 1852 von

seinem Zuge aus Baghirmi

in

Kuka wieder

fand

Freund Overweg

daselbst zurückgelassenen

er seinen

eintraf,

krank und erschöpft vor. Auf einer Jagd nach Wasservögeln hatte er sich eine starke Erkältung zugezogen, die

im Verein mit einem hinzugetretenen fieber erst

am

27.

hitzigen Nerven-

September 1852 dem Leben des jungen,

30 Jahre alten Mannes zu Maduari an den Ufern

des von

ihm erforschten Tschadsees

bereitete.*)

ein rasches

Nicht nur für unseren Barth, der in ihm den

einzigen Freund und Genossen verlor, für die

Wissenschaft war Overwegs

Obwohl er nie eigenes Tagebuch zu

Verlust. ein

Ende

zu

Tod

sondern auch ein schwerer

bewegen gewesen war,

führen,

hatte er doch die

astronomischen und naturwissenschaftlichen Aufgaben der Expedition mit Fleiss und Umsicht gelöst

gaben, die nun Barth zufielen, der für gebildet noch beanlagt war. *) S.

Anhang.

sie

— Auf-

weder vor-

— Dem

58



wackeren Manne erschien

Leben im

sein

Schmerze gänzhch verödet und überaus

.ersten

Doch nur

seHg.

kurze

für

Am

Zeit.

trüb-

Oktober

7.

schrieb er schon an Bunsen:

»Anstatt mich durch den

Tod meines

Reise-

gefährten niedergebeugt zu fühlen, fühle ich meine

ganze Kraft verdoppelt.

Im Bewusstsein,

nun ferner hier nichts geschieht, was

ich nicht

thue, fühle ich eine Riesenkraft in mir, allen

sprüchen

genügen.

zu

wird der Westen und,

mit

Mein Schlachtfeld so Gott

Erreichung Timbuktus

Yakoba und

dem

die

will,

der Süd-

mein zweites

sein,

nach Süden angrenzenden Lande

unteren Laufe des Benue.«

Nie hat Barth grösser dagestanden

Augenbhcke,

in

welchem

er, allein

als

in

diesem

und abgetrennt von

ungebrochenen Muthes einem

der gebildeten Welt,

grossen Ziele unverrückt nachging, unbekümmert die Zukunft, wie gleichzeitig mit

und

in

An-

Mein erstes Ziel wird hierbei

westen werden. die

dass

ihm

unseren Tagen ein Nansen.

wird sein Name,

als

um

ein Livingstone

Schon deswegen

der eines Mannes der That, für

alle Zeit fortleben.

Mit

Begeisterung

Richtung nach

nachdem

ergrifif

er

den Plan,

dem Westen zum Niger

ihn die von

in

der

vorzudringen,

Europa zugegangenen Mittel

— befähigt hatten,



59

Adalbert

Prinz

mit

seiner Privat-

einigen

Andere 1500 Thaler

300 Thaler.

zu

sandte ihm der

König Friedrich Wilhelm IV. 150 £ aus schatulle,

Kuka

seine Verbindlichkeiten in

Auf Humboldts Verwendung

lösen.

Privatleuten

von

der

natur-

forschenden Gesellschaft zu Königsberg hatte Bunsen, allerdings in bester Absicht, in

Folge

dessen

Noch vor

sie

Barth

nach Mombas leider

nicht

geleitet,

erreichten.

Kuka war es Barth dem Herrscher von Bornu im Namen

der Abreise von

lungen, mit

ge-

der

englischen Regierung einen Vertrag abzuschliessen und

damit

auch

in

handelspolitischer

grossen Erfolg zu erzielen.

Omar, Barth möge

Kuka

bleiben,

zuschliessen.

als

einen

des Sultans

englischer Konsul dauernd in

vermochte

Er hatte

Beziehung

Dem Wunsche er sich

jedoch

sich seine Ziele

nicht an-

höher gesteckt,

berichtete indessen über den Antrag des Sultans an die

Regierung.*)

Gehoben von der Aussicht auf

ein ergiebiges

grossartiges Feld neuer Thätigkeit, voll frischen

und

leidlich

zumal auch seine Be-

gleitung sich als gut zusammengestellt erwies.

*)

Zweck,

Muthes

mit Geldmitteln versehen, sah er der Zu-

kunft hoffnungsvoll entgegen,

kleine

und

Karawane umfasste

2 Diener,

3

Barths

Freigeborene

Die Entsendung Dr. Oudneys 1820 hatte ursprünglich den in

Kuka

ein britisches Konsulat zu errichten.

aber daselbst, ehe die Sache geregelt war.

Oudney

starb





60

2

ehemalige Sklaven, dazu 4 Pferde und 4 Ka-

meele.

Diese beiden Sklaven, welche durch Over-

und

weg

ihre Freiheit erhalten hatten

und nun

in

Barths

Sold traten, spielten später noch eine Rolle in seinem

Der eine hiess Dyrgu, war ein Haussaneger, Mohammedaner, 14 Jahre alt, von hellbrauner Haut-

Leben.

farbe, klein

nannte

und

sich

zart, sehr intelligent;

Abbega und

herkulischer Marghi-Heide,

begabt

war

18 Jahre

kohlschwarzer,

alt,

doch weniger

als jener.

Am 25. November 1852 liche

der andere Neger

ein

Wanderer auf den

machte

Weg

sich der

unermüd-

nach Timbuktu,

der

In Zinder trafen ihn

im De-

zember Briefe aus Europa vom Anfang des

Jahres,

»Königin der Wüste«.

dabei

willkommene

als

Spende

sammlung der Geographischen

eine

im Betrage von 1000 harten Thalern. ein

Geld-

Es war

für

Jahr das letzte Zeichen der Theilnahme aus der

Am

Heimath.

i.

Februar 1853 überschritt Barth die

westliche Grenze von Bornu, in

zweite

Gesellschaft zu Berlin

durchzog

am

26.

März

einem Eilmarsche das gefährdete Grenzgebiet nach

den Fellatah-, Fulbe- oder Haussa-Staaten und erreichte

am

6.

Mai glücklich Wurno, die Hauptstadt des Reiches

Sokoto.

Barths

Name und

so weit bekannt

Weiterzuge

nach

bereitet wurden.

Charakter waren bereits

und geschätzt,

dem Niger

dass

ihm auf dem

keine Schwierigkeiten

Unterwegs war

er so glücklich,

tägigen Aufenthalts in der Stadt

während eines

Gando

ein in

drei-

Europa

bisher unbekanntes arabisches Manuskript aufzufinden

und auszuziehen:

den

sogenannten

Tarschisch,

die

Geschichtsurkunde über die Reiche Sonrhai

älteste

und Timbuktu.

Ich erwähne dies, weil der französische

Reisende Dubois

seinem soeben erschienenen Werke

in

über Timbuktu*)

Bedeutung

die

dieses

Barths Auszug

zuschwächen sucht:

sei

Fundes

ab-

zu lückenhaft

und hätte von ihm (Dubois) ergänzt und verbessert

werden müssen. C. Ralfs 1855

Die

deutschen

und ganz

Gelehrten,

zuerst

neuerdings Brix Förster**)

haben aber den vollen Werth der Barthschen Arbeit erkannt

und ausführlich begründet.

Selbst Dubois'

Landsleute haben sich seiner Meinung nicht unbedingt angeschlossen;

Werkes***)

denn

in

einer

Besprechung

seines

heisst es:

»Bien que le voyageur frangais s'estime en contradiction contraire,

que

avec les

Barth a amorce

Am

Barth,

probleme, Dubois

20. Juni überschritt

*) Felix Dubois:

nous

semble

au

deux opinions sont concordantes.

le

den mächtigen, hier 1000

**)

il

l'a resolu.«

unser Forscher bei Ssai

Schritt breiten Niger, dessen

Tombouctou, lamysterieuse, Paris 1897, S.387.

Globus No. 12 vom 20. März 1897.

***) Mouv. Geogr. v.

6.

Dezbr. 1896.





62

Rückwege

Mittellauf er uns auf seinem

enthüllt hat,

und schlug dann den geraden Weg nach Nordwesten

Aber

hier steigerte sich der Fanatismus der

medanischen Bevölkerung gedrungen

für

noth-

kurze Zeit die Rolle eines türkischen

Scherifs aus Damaskus annehmen musste,

Timbuktu

moham-

dass Barth

derartig,

ein.

zu erreichen,

wo

am

er

seinen feierlichen Einzug hielt.

7.

um ungefährdet

September 1853

Vor ihm war

in

diesem

Jahrhundert nur der englische Major Laing im Jahre 1826 dort gewesen, der aber bald darauf ermordet wurde,

und 2 Jahre später der Franzose Rene

Caillie.

Barth ahnte nicht, dass er in und bei Timbuktu

Während dieser mehr oder weniger, nachdem seine

10 Monate werde zubringen müssen.

ganzen Zeit war er Eigenschaft stellungen

Christ

als

bekannt geworden, den Nach-

und Anschlägen gegen

sein

Leben

seitens

der fanatischen Einwohner und Ortsbehörden, die in

vom

Abhängigkeit

oder

Fellatah-

Fulbe- Sultan

zu

Hamdallahi standen, ausgesetzt.

Da war

es

Sidi

Ahmed -el-Bakay,

der ihm

als

Gastfreund den erbetenen Schutz hochherzig gewährte. Als

Häuptling

Kunta,

wie

gefürchtet,

als

des

mächtigen

geistlicher

Araberstammes der

Würdenträger (Marabut)

geachtet und höchst einflussreich, wohnte

er

mit seinen Schülern und Anhängern abwechselnd

in

Timbuktu und am Rande der nahen Wüste, ohne

eigentliche politische

Macht

in

der Stadt zu besitzen

— und

sich

mehr auf

die benachbarten,

Tuarikstämme stützend,

als

nomadisirenden

über eigene Hilfsmittel

nahm

ernstem Nachdruck

Mit

verfügend.



63

er

sich

des bedrängten Christen an.

Wolke über Wolke zog über heit,

Noth und Gefahr; aber

seine eiserne Natur

seine grosse Spannkraft,

ein starkes Gottvertrauen hielten

und halfen ihm über diese schwerste Zeit

ihn aufrecht

seines

und

diesen dahin, Krank-

Lebens hinweg.

Zwischen

dem hochdenkenden

Muselman und dem weitgereisten Christen entspann

warmes

sich ein

Freundschaftsverhältniss, das sich bald

Knaben el-Bakays

auch auf die

drei

nannte ihn

einem Schreiben an Ritter: seinen edeln,

in

Barth

übertrug.

sanften Freund, das Muster eines Familienvaters, Friedens,vermittler,

Aussöhner der Blutrache. religiöse

den

den Beschützer der Verfolgten, den Tagelange politische und

Gespräche über Afrika und Europa, Islam

und Christenthum, dabei Koran und Neues Testament zur

Hand,*)

*)

bekundeten

hohen Interessen und

Aus Overwegs Hinterlassenschaft nahm Barth

sches Neues Testament an sich,

Doctor Overweg zum Andenken 30.

die

November 1849.« Es Auch den Herodot

ist

eine

das die in der

Widmung

Wüste.

ein griechi-

»Herrn

trug:

Bunsen.

London,

Lachmannsche Ausgabe von 1846.

führte Barth mit (Bekkersche Textausgabe

von 1845), in welchen er selbst folgende Eintragung machte: »Dieser Herodot v^ar mein fast beständiger Begleiter auf meinen beiden grossen Reisen 1845 zu mir stiess,

— 47

und 1849

um

— 55

das Mittelmeer,

wo

er in Alexandrien

durch Binnen-Afrika.

So

ist

er mir





64

Umgeben

weiten Gesichtskreise der beiden Männer.

von seinen Schülern lauschte der Scheich den wunderüber

Erzählungen

baren

die

und Ein-

Gebräuche

richtungen des Frankenlandes; auch musste ihnen Barth in

Schillers

Verse Uhlands

die schönen

seiner Muttersprache

und

vordeklamiren

»die

,

wie

der

Tritte

Krieger klangen«, oder die wunderbare Spieldose

tönen

Als

lassen.

Gegengabe

diese

für

boten ihm der Scheich und einige

er-

Genüsse

alte schriftgelehrte

Araber reiche Mittheilungen über Land und Leute.

gewann dadurch Einblicke

Barth

die

in

Bedeutung,

Geschichte und Topographie der umliegenden Staaten

und Städte zu beiden Seiten des Niger, welche der Wissenschaft

eine

neue Welt

ganz

deren Werth noch heute anerkannt

Ueber Barth und spricht sich

das

und

eröffneten ist.

die geheimnissvolle Wüstenstadt

Bulletin

de

la

Soc.

de.

Geogr. im

Jahre 1895 S. 462 folgendermaassen aus:

»Man muss

wirklich bis in das zweite Viertel

des 19. Jahrhunderts erste authentische

heruntersteigen,

Stadt Timbuktu zu finden.

verdanken

wir

Rene

seiner abenteuerlichen,

Im

Verlaufe

1828 ausgeführten Reise

Diese schlichten Worte, wie die Thatsache in die

die

Diese Beschreibung

Caillie.

denn mit allem seinem Schmutze unendlich

Herodot

um

und genaue Schilderung der

lieb

und werth.

selbst,

H. B,«

dass er mit

Sahara ging, zeigen den ganzen Mann.

dem



vierzehn

verlebte er



65

Tage

der

in

geheimniss-

vollen Stadt, welche seine lebhafte Einbildungskraft stark beschäftigte.

Sechsundzwanzig Jahre später

hielt sich dort

der berühmte deutsche Reisende Heinrich Barth sechs

Monate lang auf und konnte über Timbuktu und umständlichsten Nachrichten

die genauesten

einziehen;

er

konnte die Aussagen seines Vor-

dem

gängers bestätigen,

nachrühmte;

haftigkeit wisse

er die grösste sie

Geographen

englische

gezogen worden,

nach

sind

zwar

Wahr-

durch gein

Zweifel

Prüfung

strenger

aber

durch die Herren Jomard und d'Avezac bestätigt worden.«*) der

oben

Herr Dubois Barths Mittheilungen

über

Dieses Citat angeführte

Timbuktu urtheilt,

in

sie

sei

weil

dessen Reisewerk sehr absprechend beherabsetzt

nutzung der Berichte genug,

hier angeführt,

ergeht

er

und

eigentüch auf eine Be-

Caillies zurückführt.

sich

sogar

Damit

nicht

Verunglimpfungen

in

Jomard war s. Zt. Präsident der Pariser Geographischeu Geund hat die Reisebeschreibung Caillies druckfähig gemacht, da dieser nur einfach aiifzeichnete, was er gesehen und von Anderen vernommen halte. Wissenschaftliche Kenntnisse besass er *)

sellschaft

nicht,

daher ihn die französische Regierung gegen seinen Wunsch

auch

nicht

85 Jahre

alt,

weiter

verwendete.

Er

im Jahre 1862 und stand

Barth, den er sehr schätzte, in

starb bis

1838.

Jomard

starb,

an sein Lebensende mit

regem Briefwechsel. 5

— und

Barths*)

und

hauptsächlich

dies

Vorgänger

seinen



66

weil

Caillie

(»homme

als

einen völhg unfähigen Menschen

tout-ä-fait incapable«)

ich

Ausgabe

gefunden habe.

nicht

hingestellt

habe,

in

Die französische Aus-

gabe aber rührt nicht von Barth

selbst her,

durch den Verlagsbuchhändler Hachette

zu

einem

Niger) die

erhebt

warmen Lobe

sich

sondern in

Paris

im Gegentheil

Caillies,

indem

er

»Es war mir sehr interessant, hier (am

schreibt:**)

Rene

Barth

worden.

besorgt

ein

der deutschen und englischen

Vermerk, den

sogar

Barth

hervorgehoben

der französischen Uebersetzung seines Reise-

in

werkes

ist

nur,

genügend

nicht

vom wohlverdienten

Caillie

französischen Reisenden

auf seiner ruhmvollen

und gefährhchen

Reise durch den ganzen westlichen Theil von Nord-

von

afrika

Leone

Sierra

Strasse zu erreichen, Pflicht,

und

nach es

ist

Marokko

verfolgte

mir eine angenehme

die allgemeine Richtigkeit seiner Beschreibung

zu bestätigen.«



Jedenfalls

haben

die französischen

Autoritäten, als sie Barth 1855 ihre höchste Auszeich-

nung bis

.verliehen, ebenso

auf die

wie die französischen Organe

neueste Zeit

beurtheilt, als dies durch

Dabei

soll

(s.

o.)

Barth unbefangener

Herrn Dubois geschehen

ist.

nicht bestritten werden, dass abgesehen

von dieser einseitigen Beurtheilung Barths das Dubois*)

Dubois,

a. a.

O.

S.

386.

**) Barth, Reisewerk, gr. Ausg.,

Gotha 185S, IV. 395.

— Buch sehr

sehe



67

und

interessante

glaubwürdig

er-

scheinende Angaben bringt.

genommen

Objektiv

wenn

Richtige,

er

sagt,

trifft

er vielleicht auch das

dass sich Barth bei seinem

Besuche Timbuktus

an

wenden können

des Scheich el-Bakay,

als die

bessere Adresse hätte

eine



dass die

freundschaftlichen Beziehungen zu diesem die Gegnerschaft

der Ortsbehörden

heraufbeschworen

und,

so

werthvoll sie sich einerseits für ihn erwiesen, anderer-

Umkreis

den

seits

Art, stets alle ist

es

seiner

Wenn man

schränkten.

Forschungen

sehr

ein-

indessen Barths umsichtige

Umstände zu erwägen,

ins

Auge

fasst,

doch recht bedenklich, heute unter ganz anders

gewordenen Umständen entscheiden zu wollen, was damals vor 43 Jahren wäre.

Und

selbst

wenn

die fanatischen Fellani

zuziehen



für Barth das Richtige

es

rathsam gewesen wäre,

den maurischen Marabuts

war diese Adresse auch

und überhaupt Jedenfalls

vor-

die zugänglichere

zugänglich.-^

hat sich Barth

hierüber nicht ausgesprochen, so erklären lässt,

gefühl gegen

gewesen

in

seinem Reisewerke

was

sich freilich

auch

und

Zart-

dass er aus Dankbarkeit

seinen Freund nichts ihn Verletzendes

hat vorbringen wollen.

Am buktu,

8.

um

April 1854 zu

verHess Barth

endlich Tim-

dem Lager am

seiner grösseren Sicherheit unter

Schutze der Tuariks mit

dem

Scheich ein

5*

Rande der Wüste zu dass

beziehen, und hier geschah

dem Reisenden am

9.

Mai 1854

ein 15

es,

Monate

unterwegs gewesenes Packet mit mehreren Schreiben der englischen Regierung und wichtigen Briefen aus der Heimath zuging.

Durch

die ersteren erfuhr Barth,

dass die enghsche Regierung seine Pläne in Bezug auf

Timbuktu frist

guthiess

und dass

des Dr. Vogel aus Leipzig

ehe

sie

ihm schon

seit Jahres-

einen jungen deutschen Gelehrten in der Person

nachgesandt habe, noch

man von dem Tode Overwegs in England wissen am ig. Februar 1853 London ver-

konnte (Vogel hatte

Aber von der Ausnutzung der grossen Ent-

lassen).

deckung Barths

durch

Ausrüstung

einer

englischen

Expedition zur Befahrung des Benue erfuhr Barth auch jetzt

noch

nichts.

Man

hatte die

Note darüber dem

Dr. Vogel mitgegeben, der mit Barth erst im

1854 zusammenstiess,*)

Kunde

ihm das

rechtzeitige Eintreffen dieser

haben!

Da die Depesche ein historisches mag sie mit den zwei ersterwähnten

hat, so

des auswärtigen

*)

Amtes

Dezember

Welches Hochgefühl würde eingeflösst

Interesse

Schreiben

hier mitgetheilt werden.

Die englische Expedition zur Beschiffung des Benue unter

Kapitän Becrof t und Dr. William Balf our Baikie dauerte vom 24. Mai 1854 bis 3.

Februar 1855, während welcher Zeit Barth noch bei Timbuktu und dann auf dem Rückwege nach Kuka war. Sie ward

verweilte

von dem englischen Schiffsrheder und Reisenden ausgerüstet, mit

dem

Barth später in

London

Mc

Gregor Laird

viel verkehrte.

Auswärtiges Amt, 19. Februar 1853. Sir,

Ihnen

In der Absicht,

das Sie begonnen haben,

Ihnen

der

in

dem kühnen Unternehmen,

beizustehen und

Expedition

unterstellten

um

die Erfolge

erhöhen,

zu

hat

die

Kgl. Regierung beschlossen, Ihnen einen Helfer (Assistant)

und andere Zwecke der Expedition überbringen wird.

zuzugesellen, welcher wissenschaftliche Apparate Hilfsmittel für die

Vogel,

Mr.

Mann,

ist

ersehen

worden;

und Mineurkorps

junger,

ein

wissenschaftlich

Zweck von

diesen

für

von zwei Leuten des Sappeur-

er wird

welche auf Grund ihrer

begleitet werden,

und guten Führung zu Gehilfen für auserlesen worden sind. Deren Pflicht wird Intelligenz

wissenschaftlichen Apparate

Sorge

die Expedition sein,

diejenigen

oder

in

Abwesenheit unter

in Ihrer

des Dr. Overweg gestellt;

die

helfen.

werden nach ihrer Ankunft

Diese beiden Leute unter Ihre Befehle

für

tragen und im All-

zu

gemeinen bei den Arbeiten der Expedition zu

Kuka

talentirter

der Kgl. Regierung aus-

sie

sollen

in dieser

Stellung angemessen genährt und bekleidet werden, so weit es

in

den wilden Gegenden, welche Sie zu durchschreiten

haben, aus den Mitteln des Dispositionsfonds durchführbar ist.

Sie

sind

zeitweise von ihrem

Korps entlassen worden

mit der Aussicht des Wiedereintritts nach ihrer Heimkehr; es wird rathsam sein, sie nicht ihre

während

Uniform tragen, sondern

in Afrika

ihres Aufenthalts

als

Civilisten auftreten

zu lassen; denn es wäre, abgesehen von anderen Bedenken,

wenn

diese Leute

undenkbar,

dass

als

Soldaten erkannt würden, keineswegs

irgend

Nachbarn im Kriege

lebt,

ein

seine

Häuptling,

Hand an

der

mit

seinen

die zwei Soldaten

legen und sie mit Gewalt für seine eigenen Zwecke zurückbehalten würde.

Diese Leute werden überdies, unter den Befehl von Privatpersonen gestellt,

als

Civilisten folgsamer

und

bereit-

— williger sein, als

wenn

sie ihren

besonders weil

behielten,



70

sie

worden sind, dass ihr Rücktritt und Mineure unter Anrechnung zeit

militärischen Charakter bei-

darauf aufmerksam

gemacht

in das

Korps der Sappeure

ihrer

afrikanischen Dienst-

hauptsächlich von ihrem Verhalten abhängen wird, wo-

rüber Sie an den Staatssekretär berichten werden.

Mr. Vogel bringt unter Anderem einen grossen Vorrath

von Geschenken

Kuka

Reise bis

aller

Art mit und

ermächtigt, bei seiner

ist

nöthigenfalls einen Theil derselben zu ver-

wenden, den Rest wird er Ihnen dann einhändigen.

Herman ist ferner angewiesen, Mr. Vogel Menge weiterer Dinge auszurüsten, entweder in

Konsul mit einer

Geld oder

in

Waaren, und ^war

der Weise, wie er es

in

um es der Expedition zu ermöglichen, ihren abenteuerlichen Weg vom Tschadsee nach Sansibar erfolg-

für

gut hält,

reich zu beenden.

dass nach der nunmehrigen Ver-

Sollten Sie finden,

stärkung durch Dr. Vogel und die 2 Soldaten einer Ihrer Begleiter des Dienstes zu entheben sei

und

sich Gelegenheit

solche Person zu entlassen und zurückzuschicken, so

findet,

haben Sie das Recht,

nach eigenem Ermessen zu thun.

dies

Sie sollen sich thatsächlich für bevollmächtigt erachten, die

Expedition auf den Stand zu bringen, wie Sie es auf Grund Ihrer Kenntniss des Sie zu

Landes am passendsten

finden,

und der

einem glücklichen und erfolgreichen Fortgange des

Unternehmens befähigt. Sollten Sie früher

oder später Sansibar erreichen, so

haben Sie die beiden Sappeure und Mineure unter den Befehl des Kgl. Konsuls zu stellen, welcher sie

mit

der

nächsten

Gelegenheit

Weisung

erhalten wird,

nach England

zurück-

zuschicken.

Mr. Vogel wird auch von Sansibar auf Kosten der

Regierung nach England zurückkehren. Ich

füge

eine

anderen Gegenstände

Liste bei,

der

Instrumente,

welche Dr. Vogel

und Zwecke

Waffen

für die





71

der Expedition übergeben worden sind. Ich bin, Sir,

Ihr

gehorsamster und ergebener Diener J.

Russell.

Auswärtiges Amt, 24. Februar 1S53. Sir,

Mit

derselben

Gelegenheit,

mit

welcher

Sie

diese

Depesche erhalten, wird Ihnen auch eine von meinem Vorgänger an Sie gerichtete Depesche zugehen, die Ihnen die

Genugthuung der Kgl. Regierung über den Erfolg ausdrücken welchen Sie und Ihr verstorbener und betrauerter

wird,

Genosse Dr. Overweg durch Ihre Enthüllungen erreicht haben. Diese Depesche hatte London kaum verlassen,

als Ihre

Kuka vom 10. Oktober (1S52) eintraf, in den Tod Dr. Overwegs anzeigen, was mir die

Mittheilung aus

welcher Sie traurige

Pflicht

zudrücken, mit

auferlegt,

dem

Ihnen

das

Bedauern aus-

tiefe

die Kgl. Regierung durch Ihre Anzeige

worden ist. Es gereicht mir indessen zu einiger Genugthuung, zu wissen, dass den Wünschen und den Bedürfnissen der Exerfüllt

pedition

durch meinen Vorgänger einigermaassen

durch die erfolgte Zusendung eines Gehilfen (Assistant) und durch die Gewährung weiterer Mittel zuvorgekommen worden ist.

Ich habe Ihnen nur zu eröffnen,

dass die Kgl. Regie-

rung Ihrer Absicht beistimmt, den Versuch zu machen, bis

Timbuktu zu gelangen,

und ich hoÜFe zuversichtlich,

dass

Ihre Unerschrockenheit mit Erfolg belohnt werde.

Die Kgl. Regierung wird nicht ermangeln, Ihren Vorschlag über die Errichtung einer Konsular-Agentur in in

Erwägung

zu ziehen,

aber

diese

sonderen Schwierigkeiten und verlangt Ich bin,

Sir,

Ihr ganz

Frage viel

hat

Kuka

ihre

be-

Ueberlegung.

gehorsamer, ergebener Diener Clarendon.





72

Auswärtiges Amt, lo. Juni 1853. Sir,

Es wird Ihnen

zweifellos

Genugthuung und Ermuthigung

dem kühnen Unternehmen, in welchem Sie begriffen sind, gewähren, wenn Sie erfahren, dass die Kgl. Regierung unter dem tiefen Eindruck der Wichtigkeit der von Ihnen und dem verstorbenen Dr. Overweg gemachten Entdeckungen bebei

schlossen hat, diese Entdeckungen weiter zu verfolgen, und

wenn

zwar,

möglich,

sie

nicht

Handelsunter-

für

allein

Zonen praktisch zu verwerthen, sondern aus dem noch höheren Gesichtspunkte, die Segnungen der Civilisation und des Christenthums im Herzen Afrikas zu

nehmungen

in jene

verbreiten.

Ich habe Ihnen sonach

Absicht

der

ist,

ein

liegt,

der

dass es in

Dampfschiff aus-

Zweck erbaut und

aus-

den Quorra oder Niger bis zum Zusammenflusse

dem Tschadda

mit

mitzutheilen,

das besonders für den

zusenden, gerüstet

Kgl. Regierung

hinaufzufahren.*)

Der Führer

dieser

dem letztgenannten Strom weiter vorzustossen und sich, wenn möglich, zu vergewissern, ob der Tschadda und der von Ihnen und vom

Expedition wird angewiesen werden, auf

*)

lauf

Die Gebrüder Lander, welche 1826 und 1828 den Unter-

des Niger

passirten,

befuhren und dabei die Einmündung des Benue

nannten ihn irrthümlich Tschadda oder Tsadda, weil

gehört hatten,

er

sei

ein »Abfluss

des Tschadsees.

aber auf seinem Zuge 1852 nach Baghirmi

Quellgebiet des Benue und

fest,

dem Tschadsee

Barth

sie

stellte

dass zwischen

dem

nebst dessen südlichen

Zuflüssen (Schari und Serbanel) eine flache Wasserscheide liegt und eine

Verbindung z\vischen Niger und Tschadsee somit nicht besteht.

Bei der Abfassung der englischen Depesche im Juni 1853 kannte

man ist

in

England diese Entdeckung Barths noch nicht, und daher Benue immer noch der Landersche Ausdruck Tschadda

für den

angewendet.

IZ verstorbenen Dr. Overweg beschriebene, im Südgebiet des

Tschadsees fliessende Strom, der seine Quelle unter dem 9*^

und

nördl. Br.

breiter

und

15"

14 oder

Länge hat und

östl.

Strom von Ost nach West

tiefer

derselbe Strom

und,

ist

fliesst,

ein

als

und

wenn dem so ist, wie weit dem Innern gewährt.

er

eine schiffbare Verbindung mit

Es

meine Absicht, Sie durch

einzig

ist

die jetzige

Ge-

legenheit zu benachrichtigen, dass eine Expedition dieser Art

und

den oben geschilderten Zweck hier

für

vorbereitet wird,

dem

Sie wird vor

in der

Heimath

nächsten Jahre England

nicht verlassen, da dieses Jahr schon zu weit vorgerückt

um

in der das

nutzt

am

ist,

das Unternehmen noch zu einer Zeit ins Leben zu rufen,

gewöhnliche Steigen der afrikanischen Flüsse be-

werden und

also

ihre Beschiffung

mit Dampfschiffen

und mit den geringsten Gefahren für die Gesundheit ihrer Mannschaften bewerkstelligt werden kann. leichtesten

Sobald die weiteren Vorbereitungen der Expedition beendigt sind, soll Ihnen dies mitgetheilt werden.

gebe

ich

Ihnen diese erste Andeutung,

Unternehmung im Werke regeln treffen,

Es

die

ist ja

Eingeborenen

ist,

dass

Inzwischen eine

damit Sie einstweilen

alle

solche

Maass-

den Erfolg wirksam unterstützen können.

möglich, dass Sie irgend einen intelligenten finden, der auf

und vorhin erwähnten Strom Tschadda gelangt

ist,

den von Ihnen beschriebenen bis zu dessen Einflüsse in

und dass

den

Sie ihn zu überreden wissen,

während der günstigen Jahreszeit

bis

zu

dem Punkte

des

Zusammenflusses der beiden Ströme vorzudringen und dort die

Dampfer -Expedition zu erwarten. Eine und der Schifffahrt dem Flusse würde für die Expedition unschätzbar sein.

Ankunft

der

solche Person mit Kenntniss des Landes auf

Ferner möchten Sie die Häuptlinge

in

der Nachbar-

bewegen suchen, auf verschiedenen Punkten der Flussufer Feuerung bereit zu halten, was, wie ich Ihnen schaft

zu

nicht

weiter

zu

erläutern

brauche,

das Vorschreiten

Expedition wesentlich unterstützen würde.

der





74

Dies sind Vorschläge, nach denen zu handeln Ihnen

nachdem Sie es für möglich oder förderlich halten. Es kann sein, dass, wenn es bekannt wird, es stehe eine Expedition zum Eindringen ins Innere Afrikas bevor, unter den Eingeborenen Eifersucht und Verdacht entsteht und dass dadurch die Erreichung der angestrebten Ziele in freisteht, je

Frage für

selbst

verbunden das

beste

maassregeln zu Ich bin,

wie

wird,

gestellt

Sie

auch mit persönlicher Gefahr

es

sein

könnte.

Urtheil,

um

Hierüber

haben Sie

ja

entsprechenden Gegen-

die

trefifen.

und ergebener Diener

Ihr gehorsamster

Sir,

Clarendon.

Am

i8. Juli

1854 vermochte Barth,

dem

seinem edlen Gastfreunde und unter

längs des Niger nomadisirenden Tuarikstämme, gültig die Abreise aus

dem Wüstenlager

von

geleitet

Schutze der

in der

end-

Nähe

Am anderen Tage trennte immer von el-Bakay, aber das Band treuer Freundschaft hat zwischen beiden Männern fortvon Timbuktu anzutreten. er sich für

bestanden dass

der

bis

zum Tode. Man

Scheich

el-Bakay

darf wohl behaupten,

damals

in

Europa

zu

grosser Volksthümlichkeit gelangte.

Während Barth

Weg

von

Ssai

auf seiner Hinreise den geraden

nach Timbuktu

eingeschlagen

damit den grossen Bogen des Niger

in

dortiger

und

Gegend

abgeschnitten hatte, wanderte er nun auf seiner Rückauf

dem

reise

erst

dem

rechten Ufer

linken,

des

dann von Gogo aus auf

mächtigen Stromes,

Lauf auf einer Länge von 800

km

seinen

festlegend.

Es

— ergab

dass

sich,



75

der Niger von Kabara

dem

aus,

Handelshafen vonTimbuktu, mehr als zwei Längengrade

von Westen nach Osten

dem Knie von

Burru

und

fliesst

dem

dann

sich

erst bei

Golf von Guinea in südöst-

lichem Laufe zuwendet. Es war dies, nach der desBenue, die zweite grosse

Entdeckung Barths. Es blieben sonach

nur noch im Mittellaufe des Niger von Ssai bis Bussa,

wo Lander 1826

umkehrte, etwa 350

Erst in den Jahren 1894 Besitzergreifung



96

km

unbekannt.

nach der französischen

ist

Timbuktus durch verschiedene Flotillen,

beson^ders diejenige des Schiffslieutenants Hourst, der

ganze Lauf des Niger erschlossen worden.

Der Reisebericht Hoursts (veröffenthcht der

vor 15.

Pariser

Geographischen

Januar 1897, abgedruckt im

rendus

desselben Jahres)

etc.

ist

i.

als

Vortrag

vom

Gesellschaft

Hefte der Comptes

für

Barths

von besonderem Interesse und steht

in

Andenken

wohlthuendem

Gegen.satze zu Dubois' Auslassungen.

Als Hourst im Februar 1896 seine Reise niger-

abwärts von Timbuktu aus begann, empfahl ihm ein alter

Bewohner der Stadt

Tuariks, dass du der dieses

Wort

schah

es.

stosse

in

folgendes:

»Erkläre

Sohn des Abd-el-Kerim

wird dein Schutzbrief

sein.«,

Gleich beim ersten drohenden

der

seiest,

Und

den

und

so ge-

Zusammen-

Nähe Timbuktus bewährte

sich

die

Legende von der Verwandtschaft Hoursts mit Abd-elKerim, und auch später blieb

sie nie

ohne Wirkung.





76

am 4. März erfolgte erste Zusammenkunft Auellimiden, dem mächtigen Stamme, dessen

Ueber mit den

die

Oberhaupt Madidu

sagt

hinunter herrscht,

bis Ssai

Hourst: »Sobald ich anfing, von meiner Verwandtschaft

mit Abd-el-Kerim

zu

sprechen,

sich,

gewähren und

uns Lebensmittel und Führer zu

Abgesandte zu Madidu zu schicken,

laubte uns,

Was mich

hierbei

Vater

sein

nun auch

el-Kerim gethan habe,

möge.

was

dass er das,

ihn zu bitten,

thun

man

beeilte

er-

um

Abd-

für

seinen Neffen

für

auch

begünstigte,

eine Prophezeiung des Scheich el-Bakay,

die er

bald nach der Abreise Barths ausgesprochen

hatte:

war

dass einer seiner Angehörigen eines Tages mit drei

wiederkomme^ werde, und da

Schiffen drei

war

Nachkomme

der

Zweifel:

unterlag

so

mitführte,

Schiffe

ich

nun gerade

gar

es

Abd-el-Kerims

keinem



das

ich.«

Auf der Weiterfahrt

Hourst überall auf die

stiess

Spuren Barths und fand seine Angaben über Land und Leute bestätigt.*) Bei der ersten Zusammenkunft mit

Madidu

äusserte

sich

Franzosen

und

worden

und dass der

*)

vierte

sei

Tuariks

Hourst,

dass

zwischen

Blut

vergossen

erste Europäer,

der diese

noch

nie

Dasselbe versichert auch Dr. O. Lenz, der iSSo

Europäer Timbuktu besuchte.

werke »Timbuktu« der Stadt und der

maassgebend.

Er erklärt

in

als

der

seinem Reise-

119 die Angaben Barths über die Geschichte umgebenden Länder bis heute noch als allein

II.

— n durchzog,

Strecken

lobend

nur

sich

AuelHmiden ausgesprochen habe

u. s.

w.

über

die

Es kam zu

den freundschafüichsten Beziehungen zwischen beiden Parteien, selbst

während der 5^2 Monate, welche

Franzosen in Ssai zubrachten,



errichten.

um

Hourst würdigt Barth

hier ein

die

Fort zu

seinen ersten

als

und den damals jugendlichen Henri Duveyrier zweiten

seinen

es

denen des Nordens hinterlassen

Wunder nähme,

nur

den

als

tiefen

den jener bei den Tuariks des Südens,

Eindruck, dieser bei

und betont

Vorgänger

dass

die

hat,

daher

Franzosen

nicht

nach Timbuktu oder

dem

Tschadsee Entsendungen vorgenommen hätten.

Wir

längst

von Algerien

aus

werden sehen, welches Interesse Barth

selbst

noch

in

späteren Jahren dieser Angelegenheit zuwendete. In den ersten

Tagen des Monats August

wo

Barth wieder den Ort Ssai,

den Niger überschritten erschrak

er,

als

hatte.

er daselbst

er

am Hute

Amulet einen Brief von

12

Monaten geschrieben und jenem

gegeben

hatte.

So war

im vorigen Jahre

Wie

als

erstaunte

und

des Fährmanns

sich erblickte,

dieser

erreichte

den er vor

zur Beförderung

Mann Ursache geworden,

man in Europa über ein Jahr lang nichts mehr von dem Forscher hörte und ihn für verschollen hielt. dass

Ein Ueberfall auf den Boten, der die obenerwähnten englischen Depeschen

schwinden Barths

in

trug,

wurde mit diesem Ver-

Verbindung gebracht,

und

als



am

Dr. Vogel, der inzwischen

am

18. Juli

Tripoli

schrieb,

angelangt war,

Herman

in

1854

13. Juni

Kuka

in

von dort aus an Major dass Barth

worden

bei Sokoto umgebracht in



78

Anfang Mai

zweifelte

sei,

man auch

Europa nicht mehr an dessen beklagenswerthem

imd Ende.

Schicksale tiefste

Trauer versetzt,

Welt Deutschlands.

mit

Dr.

aus

späterer Zeit

meinem Tode, wie Verbindung mit geisterten, aber veranlasst,

und

am

ver-

Eine Niederschrift uns das Verhalten

erklärt

1854

die

den

fast

Nigerländern

ganz aufgehobene hatten

den

be-

von seiner Instruktion abzuweichen und

am

1854, der nach einem

1855 bei der Familie in

30. April

anlangte, erfuhr die durch

Dezember

14.

in

Erst durch einen eigenen Brief

Kano vom November

halben Jahre

Hamburg

Berlin

noch unerfahrenen jungen Reisenden

Bornu zu bleiben.« Barths aus

in

von Vogel geglaubte Nachricht von

»Die

Vogels:

die

in

ganze gelehrte

die

ihr

Gumprecht

öffentlichte sogar Barths Nekrolog.

Barths

ward

Seine Familie

1854

in

Vogel übersandte Deutschland

ein-

getroffene Trauernachricht ihre Widerlegung. Ein schon

im Februar

1854 aus Timbuktu abgesandtes

packet Barths weil

es

in

traf erst

Ghadames

nach 2 Jahren liegen

in

Brief-

Europa

geblieben war,

wo

ein, in-

zwischen der englische Konsul abberufen worden war.

Ein an mich gerichteter Reisebericht Barths aus

Timbuktu vom

6.

Januar bis

7. Juli

1854, auf dem Rück-

— wege in

in

Gogo

Dresden

in

abgesendet,

79



kam

gar erst

meine Hände, war also

gewesen (abgedruckt

Mittheilungen 1857, Seite 416

Papiere, so

kümmere

ich

drei Jahre

fT.).

Seine Schlussworte

mich

um

das Andere wenig.«*)

Timbuktu nach Bornu

nutzte Barth von Ssai an denselben

am

erreichte

30.

Weg

be-

wie auf der

August Wurno und

am

Oktober Kano ohne Fährlichkeiten. Ueberall hörte

17.

von seinem Tode und fand daher

er

1857

unterwegs

»Rette ich mich und meine

Zur Rückkehr von

Hinreise,

i6. Juli

Petermanns Geographischen

in

lauten charakteristisch:

am

seine unterwegs

zurückgelassenen Sachen verstreut oder verkauft, was ihn in die bitterste

Bornu I.

Noth brachte. Auf dem Wege nach

einem Wald bei Bundi war

in

Dezember 1854 *)

wo

es,

völlig unerwartet mit Dr.

er

am

Eduard

Ein ähnliches Vorkommniss, das die Verkehrsverhältnisse

Central -Afrikas in helles Licht setzt,

ist

das folgende.

ländische Konsul Emil Testa in Tripoli schickte

am

2.

der Richardsonschen Expedition ein Schreiben nach, scheint versuchsweise, den

Weg

damals niederländischen,

seit

Küste von Guinea

(St.

1872

Timbuktu weiter befördert und

erreichte

3I/2 jähriger Reise, richtig seinen

dass

man

jenen

das,

wie es

britischen Besitzungen an der

am Tschadsee

nach

in

nieder-

quer durch Central -Afrika nach den

George d'Elmina) nehmen

Barths Vermittelung, den es

Der

September 1850

erreichte,

am

22.

sollte.

Durch

wurde

es über

März 1854,

also

Bestimmungsort, ein Beispiel,

Zonen dem Werthe der

Zeit

zwar keine Be-

deutung beilegt, aber mit hoher Achtung schrifthche Mittheilungen wie eine Art Heiligthum behandelt.

Barth

vom Jahre

1857.)

(Aus einem Briefe Testas an

80



Am

ii.

— Vogel zusammenstiess.

Dezember

dann

traf

Barth, nach fast zweijähriger Abwesenheit von seinem

dahin.

Kuka wieder ein, Vogel folgte ihm bald Zwanzig Tage verlebten hierauf die beiden

schnell

Freunde

Hauptquartier

in

Männer

gewordenen

gemeinsam.

Die Rückerinnerung an diese Zeit des langentbehrten

Gedankenaustausches

der

in

über Erlebnisse und Ziele blieben

Ende

sein

ein

Muttersprache

trauten

Barth bis an

für

Glanzpunkt seiner grossen afrikanischen

Reise; namenthch rühmte er die liebenswürdigen Charaktereigenschaften wie die wissenschafthche Tüchtig-

an

keit Vogels,

der

nichts

fehlte

die Kenntniss

als

inländischer Sprachen und Reisegewandtheit wie

Diese

fahrung.

Mängel

leider

sich

Kuka

nur

traf Barth

zu

für die

bald

auch

den

erfüllten

nossen mit Besorgnissen

Ge-

Zukunft Vogels, die

verwirklichen

die

älteren

-er-

sollten.

In

von Vogel mit-

beiden

gebrachten enghschen Sappeure Church und

Mc

Guire

an; der erstere ward von Barth verwendet, der andere blieb

bei

Vogel

ermordet.

und ward später auch wie

Ein gemeinsames Weiterziehen der beiden

Forscher war aber ausgeschlossen. erschöpft, erfüllt,

die

reisemüde

am

und war von

dem Wunsche

9.

in Sicher-

»Meine Sehnsucht nach der Heimath

unüberwindlich«,

Bunsen

Barth fühlte sich

von ihm gewonnenen Ergebnisse

heit zu bringen. ist

dieser

schrieb

November

er

1854.

von

Kano

aus

an

Brief des Professors D-^K.Ri^^e^ an

Barth

und Overweg

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