Handbuch Internationales Management 9783486706901, 9783486590678

Im Zuge der Globalisierung haben immer mehr Unternehmen ihr Geschäftsfeld ausgeweitet. Auch viele klein- und mittelständ

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German Pages 1641 [1644] Year 2011

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Handbuch Internationales Management
 9783486706901, 9783486590678

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Handbuch Internationales Management von

Prof. Dr. Katja Gelbrich Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt und

Prof. Dr. Stefan Müller Technische Universität Dresden

Oldenbourg Verlag München

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2011 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0 www.oldenbourg-verlag.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Lektorat: Rainer Berger Herstellung: Constanze Müller Titelbild: iStockphoto Einbandgestaltung: hauser lacour Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer“ GmbH, Bad Langensalza Dieses Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. ISBN 978-3-486-59067-8 eISBN 978-3-486-70690-1

Vorwort Wodurch unterscheiden sich Kielwasser-Internationalisierung und Huckepack-Export? Was versteht man unter Geozentrismus, Kabotagefreiheit oder Preisgleitklausel? Das ABC des Internationalen Managements muss man nicht vollständig im Kopf haben – aber wissen, wo man nachschlagen kann: das schon. Wer immer sich mit grenzüberschreitender Unternehmenstätigkeit befasst, der wird dieses Handbuch schätzen lernen. Der Leser findet darin nicht nur die klassischen Stichworte der Theorie und Praxis des Internationalen Managements (z.B. Strategische Allianz, Terms of Trade, Offshoring) und der Finanzwelt (z.B. Währungsrisiko, Forfaitierung). Das Themenspektrum ist weitaus breiter gefasst und trägt dem Umstand Rechnung, dass die internationale Geschäftstätigkeit durch politische (z.B. Achse des Bösen), wirtschaftspolitische (z.B. Exportförderung), juristische (z.B. Internationaler See¬gerichtshof), kulturanthropologische (z.B. kulturelle Offenheit) und sozialpsychologische Faktoren beeinflusst wird (z.B. Vorurteile). Unser Anliegen war es, sämtliche Themenfelder verständlich zu beschreiben, teilweise grafisch zu veranschaulichen, mit Literaturquellen zu belegen und durch zahlreiche Querverweise in das Handbuch zu integrieren. Dies konnte uns in diesem Umfang nur gelingen, weil wir erneut eine äußerst fleißige und gewissenhafte Helferin hatten: Frau Kerstin Kosbab. Auch im Falle dieses Werkes hat sie uns nicht nur in gewohnt verlässlicher Weise bei der Schreibarbeit geholfen, sondern auch, Grafiken zu gestalten, Texte zu redigieren und zu formatieren. Dank gebührt ihr insbesondere auch dafür, dass sie angesichts tausender Seiten sowie unzähliger Versionen und Korrekturdurchläufe weder die Geduld noch den nötigen Überblick verloren hat. Danken wollen wir weiterhin Herrn Dipl.-Kfm. Robert Mai, der uns mit seinem technischen Sachverstand dabei geholfen hat, den Kampf mit den Formatvorlagen nicht zu verlieren und die Probleme zu meistern, welche die Verarbeitung großer Texte mit Microsoft Office zwangsläufig mit sich bringt. Ilmenau und Dresden im Januar 2011 Prof. Dr. Katja Gelbrich

Prof. Dr. Stefan Müller

Für Guste, Lisa und Skive H.B.M.

A A Forfait-Markt A.G. A.O.C. AA

Forfaitierung

Allgemeine Genehmigung Herkunftsbezeichnung Auswärtiges Amt

AAA (1) höchste Bonitätsstufe (im Sinne von Kreditwürdigkeit), welche Standard & Poor’s, eine der drei Ratingagenturen, vergibt ( Bonität). Im Zuge der Finanzkrise wurde großen international tätigen die Praxis der Bonitätsprüfung und -attestierung fundamental kritisiert. (2) American Arbitration Society ( Arbitration) AA-Kurve Wechselkurs- und Produktionskombinationen, bei denen sich der inländische Geldbeschreibt jene markt und der Devisenmarkt in einem Gleichgewichtszustand befinden ( Devisen). Die AA-Kurve wird auch als Vermögensmarktkurve bezeichnet. " Krugman, P.R.; Obstfeld, M.: Internationale Wirtschaft. Theorie und Politik der Außenwirtschaft, 6.Aufl., München 2004, S.572ff.

Ab Werk zählt zu den so genannten E-Terms der International Commercial Terms (INCOTERMS). Deren standardisieren. Hierdurch Aufgabe ist es, die Lieferbedingungen weltweit zu definieren und zu Effizienz des internationalen Handels wesentlich erhöht und Konwerden Verlässlichkeit sowie fliktpotenzial gemindert. (1) Indem der Verkäufer die Lieferbedingung „ab Werk“ akzeptiert, verpflichtet er sich, die Ware zur vertraglich vereinbarten Zeit am bestimmten Ort (z.B. Verladerampe des Werkes) dem Käufer zu einem zu vereinbarenden Zeitpunkt in der vereinbarten Qualität zu übergeben. Weiterhin hat er die notwendige Verpackung auf eigene Kosten zur Verfügung zu stellen sowie alle Kosten und Risiken bis zur vertraglich vereinbarten Abholzeit zu übernehmen ( Risikoarten). (2) Der Käufer hat die vertragsgemäß (Zeit und Ort) zur Verfügung gestellte Ware zu bezahlen sowie alle Kosten und Risiken vom Zeitpunkt der vereinbarten Übernahme an zu tragen. Weiterhin muss er Zollgebühren und Abgaben, die aufgrund der Ausfuhr fällig werden, sowie alle Gebühren, alle die für die erforderlichen Dokumente zu entrichten sind, bezahlen (Ursprungszeugnisse, Ausfuhrbewilligung, Konsulatsgebühren). (3) Die E-Terms besagen, dass die gehandelten Güter dem Käufer, der alle weiteren Kosten und Risiken zu tragen hat, im Bereich des Verkäufers bereit gestellt werden. Mögliche Spezifikationen sind: ab Fabrik (EXW = 'ex works, named place'), ab Kai (DEQ = 'delivered ex quai').

2

Abendland

Weiterhin können als Ort der Übergabe „ab Schiff“ (DES = 'delivered ex ship'), „ab Lagerhaus“, „ab Mühle“ oder „ab Pflanzung“ vereinbart werden. Abendland

Lebenszyklus von Kulturen

Aberglaube Kehrseite religiöser Überzeugungen ( Religiosität) in Gestalt des Glaubens an die Existenz übernatürlicher Kräfte. Aberglaube ist charakteristisch für magische Kulturen ( Kultur, magische). (1) Der „verkehrte“, d.h. in falschen Vorstellungen befangene Glauben lässt sich auf verschiedene Weise deuten: Religionsgeschichtlich bezeichnet man mit Aberglaube andere, vom eigenen Glauben abweichende Überzeugungen ( Religion). Völkerkundlich ist damit der mündlich überlieferte Volksglaube gemeint, in den religiöse Anschauungen aus der Vergangenheit und überholte wissenschaftliche Erkenntnisse in Gestalt von Sagen, mythenhaften Wesen ( Mythos), Volksmedizin, Wahrsagerei etc. Volksglaube). Die Aufklärung wiederum verstand unter Aberglaube einfließen ( Völkerkunde; orthodoxe Religionsden Glauben an Phänomene, die weder naturwissenschaftlich noch durch die lehre erklärbar sind. Dog(2) Aberglaube geht häufig mit einer Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen einher: Rigidität, Rassismus und Ethnomatismus, Intoleranz gegenüber abweichenden Meinungen ( Toleranz), Kulturen, in denen die Tendenz zur Ungewissheitsvermeidung zentrismus. Vor allem solche groß ist ( Kulturdimensionen), bieten abergläubischen Überzeugungssysteme einen guten Nährboden. (3) Aberglaube ist ein allgegenwärtiges Phänomen. Angeblich soll in den USA in 40% der Wolkenkratzer das 13. Stockwerk „fehlen“. Hotels wiederum nutzen das ominöse Stockwerk vorzugsweise für Wirtschaftsräume oder gastronomische Zwecke, damit keinem Gast ein Zimmer mit der Zahl 13 vermittelt werden muss. Dass diese Zahl Unglück verheißt, davon sind viele spätestens seit dem Unfall des im Jahre 1970 um 13.13 Uhr gestarteten Raumschiffs Apollo 13 überzeugt. Besonders groß wird die Angst, wenn der 13. auf einen Freitag fällt. Noch im 19. Jahrhundert weigerte sich Lloyds in London, Schiffe zu versichern, die an diesem Tag ausliefen. Wie S. Näyhä von der Universität Oulu anhand der Unfallstatistik der Jahre 1971-1997 herausfand, verunglücken in Finnland an einem Freitag den dreizehnten 61% mehr Frauen tödlich als an anderen Freitagen. Allerdings glaubt der Forscher weniger an das Wirken übersinnlicher Kräfte als an das Prinzip einer so genannten Self Fulfilling Prophecy. Im Extremfall kann es sich dabei sogar um Triskaidekaphobie handeln: phobische Angst vor der 13. Da Männer an dem vermeintlichen Unglückstag nicht häufiger verunglücken als an anderen Tagen, müsse die Erklärung wohl darin zu suchen sein, dass Frauen für Aberglauben anfälliger seien und mehr unter Ängsten aller Art litten als Männer - und bekanntlich beeinträchtigt erhöhte Angst die Konzentrationsfähigkeit. (4) Lang ist auch die Liste der unglückseligen Freitage. Die Londoner Börse erlebte am 6.12.1745 ihren ersten „schwarzen Freitag“; damals ließ die Nachricht vom Vormarsch des schottischen Thronanwärters Charles Edward Stuart auf die Stadt Derby die Börsenkurse abstürzen. Am 11.5.1866 brach die in London ansässige Bank Overend, Gurney & Co zusammen. Dieses Ereignis fiel ebenso auf einen Freitag wie der 24.9.1869, als in den USA die Blase einer Goldspekulation platzte, und der 9.5.1873, der als Wiener Börsenkrach in die Geschichte einging. Unklar sind die kulturhistorischen Wurzeln bzw. Ursachen des (Aber-)Glaubens an den unheilvollen Freitag, den dreizehnten. Der Bonner Volkskundler G. Hirschfelder vermutet dahinter ein „Kokettieren mit dem Unglück“, einen Running Gag, der sich langsam in der Volkskultur festsetzt. Zwar war die Zahl 13 schon immer eine besondere Zahl, jedoch wurde sie ebenso als Glücksbringer wie als Unheilsbote angesehen. So galt der Freitag im alten Mecklenburg als idealer Hochzeitstermin (außer er fiel auf den 13. oder 17. des Monats). Ausschließlich mit Unglück verbunden wurde die 13 in Verbindung mit dem Freitag in Deutschland erstmals in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ein „Freitag, der“ wurde erstmals im Zauberbuch „6. und 7. Buch Mosis“ erwähnt (H. Löbbers). 1957 veröffentlichte dann die Frankfurter Allgemeine Zeitung eine Glosse, die thematisierte, dass der für

Aberglaube

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einen Freitag, den 13. vorgesehene Stapellauf des Tankers Tina Onassis aus Aberglaube verschoben wurde. Angesichts des eigenen kulturellen Vakuums nahm die deutsche Gesellschaft damals, in der Nachkriegszeit, Bräuche anderer Kulturen (vor allem der Vereinigten Staaten) begierig auf ( Gesellschaft). In den alten Erzählungen jedoch sucht man vergeblich nach „Pech-Freitagen“. Erst in modernen Texten und Liedern spielt dieser vermeintlich unheilvolle Tag eine Rolle (etwa in Gestalt eines Computervirus, der an einem solchen Freitag wirksam wird). Andere Erklärungsversuche rekurrieren auf die Geschichte bzw. die Legende: So war Jesus Christus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern der 13. Gast und wurde am nächsten Tag, einem Freitag, gekreuzigt. Wichtig dürfte auch gewesen sein, dass sich die 13 der Zwölferlogik des Duodezimalsystems widersetzte: Das Jahr hat zwölf Monate, jeder Tag zweimal zwölf Stunden. Deshalb wurde die 13 im Volksmund auch „das Dutzend des Teufels“ genannt, und wenn die Uhr 13 schlägt, dann verheißt auch dies Unheil. Andere sehen einen Zusammenhang mit den 13 Knoten einer Rolle, die der Henker bei den Nordländern in die Schlinge knüpfte. Wie aber lässt sich Aberglaube insgesamt erklären? Ein wichtiges Motiv ist fraglos die Hoffnung: Hoffnung auf (Lebens-)Sinn. Weiterhin spielt das Bedürfnis nach Vorhersagbarkeit eine Rolle: Der Mensch als „Muster suchendes Lebewesen“ ist darauf aus, „Muster“, d.h. Regelmäßigkeit in den Naturphänomen zu erkennen, weil es ihm dadurch möglich ist, (nicht zuletzt gefährliche) Ereignisse vorherzusagen ( Unsicherheitsvermeidung). (5) Die praktischen Konsequenzen von Aberglauben sind vielgestaltig: Nicht nur Hotels, auch Fluggesellschaften zollen diesem Phänomen Tribut. So lässt die Lufthansa in ihren Flugzeugen die Sitzreihen 13 und 17 aus. Angesichts der zunehmenden Internationalisierung läuft diese „Strategie der VorKulturraum sicht“ allerdings mehr und mehr ins Leere; denn für Kunden, die aus einem anderen stammen, sind andere Unglückszahlen und Unglückstage relevant: So fürchten Griechen und Spanier Dienstag, den 13. und Italiener Freitag, den 17. In Ostasien wiederum wird die Zahl vier in noch stärChinesischen ist das Wort kerem Maße mit Unglück assoziiert als bei uns die Dreizehn; denn im Homonym und entspricht dem Wort für Tod und Sterben ('si'). Deshalb sucht man dort „Vier“ ein und in anderen asiatischen Ländern in den meisten Hochhäusern die 4., 14., 24. etc. Etage vergeblich. GeZu vermeiden sind in Japan folglich auch vierteilige Geschenke. Im Übrigen sollte man dort ein schenk nicht mit einer Hand, sondern immer mit beiden Händen überreichen, was auch für den Tausch Regionen der nicht nur in Japan so wichtigen Visitenkarten gilt ( Sitten & Gebräuche). In jenen der Welt (bspw. Westafrika), wo die linke Hand als unrein gilt, sollten Geschenke und Visitenkarten allerdings immer mit der rechten Hand übergeben werden. Die Rechte sollte auch bei traditionellen Essen benutzt werden. Für die (wohlhabende) Bevölkerung der Philippinen ist die Acht als Glückszahl derart attraktiv, dass dort Regierungsstellen, um sich eine weitere Einnahmequelle zu erschließen, Autonummern mit der Acht versteigern lassen. Vor allem in Kulturen, in denen der Aberglaube eine wichtige Rolle spielt, empfiehlt es sich mit (Marken-)Namen positive Assoziationen zu schaffen. Abergläubisch sind Menschen immer dann in verstärktem Maße, wenn sie kein positives Gottesbild haben (d.h. sie Gott nicht als eine rationale, prinzipiell berechenbare und vor allem wohlwollende Instanz begreifen). Hauptsächlich atheistische ReligioBuddhismus, bilden den Nährboden für abergläubische Glaubenssysteme. Dafür anfälnen, wie der Naturreligionen, deren Überzeugung zufolge sich das Göttliche in Naturerscheilig sind weiterhin nungen manifestiert und für die Totem sowie Magie bedeutsam sind. Für solche Märkte ist ein Name zu finden, der reizvolle Nebenbedeutungen oder Lautassoziationen sowie - in ideografischen Sprachen - eine einprägsame Kalligrafie gewährleistet. " Gerlach, W.: Das neue Lexikon des Aberglaubens. München 2000. Hirschfelder, G.: Freitag der 13. - ein Unglückstag? in: Skeptiker, 15.Jg. (2002), Nr.1, S.23-29. Hofstede, G.: Culture’s Consequences. Comparing Values, Behaviors, Institutions and Organizations across Nations, 2nd Ed., Thousand Oaks/CA 2001. Näyhä, S.: Traffic Deaths and Superstition on Friday the 13th, in: American Journal of Psychiatry, Vol.159 (2002), No.12, pp.2110-2111. Shermer, M.: Why People Believe Weird Things, New York 1997. Stute, M.: Hauptzüge wissenschaftlicher Erforschung des Aberglaubens und seiner populärwissenschaftlichen Darstellungen der Zeit von 1800 bis in die Gegenwart, Frankfurt/Main 1997.

(

http://www.skyscrapers.com

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Abfüllgesellschaft

Abfüllgesellschaft

Auslandsproduktion

Abgangsvereinbarung Abhängigkeitstheorie Abkommen

International Commercial Terms Dependencia-Theorie;

Imperialismus-Theorie

Handelsabkommen

Abkommen von Bretton Woods

Bretton Woods

Abkommen von Lomé Versuch der sog. AKP-Staaten, den negativen Effekt der EU-Agrarmarktordnungen ( „Festung Europa“) zu mindern, indem sie eine Präferenzzone bilden ( Präferenzzoll). Dies bedeutet, dass die Europäische Union den Mitgliedsländern dieses Abkommens zollfreie Einfuhr von über 99% ihrer Industrie- und Agrarexporte ermöglicht. Hinzu kommen die garantierte Abnahme von bis zu 13 Mio. Tonnen AKP-Zucker erheblich über dem Weltmarktpreis, die finanzielle Unterstützung eines Systems zur Stabilisierung der Erlöse, welche die AKP-Staaten für die Ausfuhr bestimmter Agrarprodukte (STABEX) und mineralischer Grundstoffe (SYSMIN) erzielen ( Gemeinsamer Fonds für Rohstoffe), sowie verschiedene Formen der wirtschaftlich-technischen Zusammenarbeit ( GTZ). Abkommen, internationales Abkommen, multilaterales

Internationale Abkommen Multilateralismus

Abkommen, plurilaterales nicht für alle Mitgliedsländer (bspw. der World Trade Organisation), sondern nur für jene Länder verbindlich, welche dieses Abkommen ratifiziert haben Abkopplungsthese

Importsubstitutions-Strategie

Abordnung vergleichsweise kurzfristige Auslandsentsendung mit einer Dauer von drei bis zwölf Monaten ( Entsendung). Der Lebensmittelpunkt des Mitarbeiters liegt bei einer Abordnung weiterhin im Inland. Absatz (1) Verkauf von Gütern (im Regelfall gegen ein Entgelt) (2) Vorläufer des Marketing als Unternehmensfunktion. Die in Deutschland bis weit in die siebziger Jahre etablierte Absatzlehre war eher deskriptiv denn wissenschaftlich orientiert, wobei, je nach Fragestellung, der institutionenorientierte, der warenorientierte, der funktionenorientierte und seltener der verbraucherorientierte Ansatz präferiert wurde. Das Marketing hat die zuletzt genannte frühe Entwicklungsphase des verhaltenswissenschaftlichen Ansatzes aufgegriffen und diesem eine wissenschaftliche Grundlage gegeben. Das Verhältnis, in dem Marketing und Absatzlehre zueinander stehen, ähnelt der Internationalem Marketing und Export(betriebs-)lehre besteht. Beziehung, die zwischen " Meffert, H.: Marketing, 9.Aufl., Wiesbaden 2000, S.19ff.

Absatz- und Kooperationsförderung steht, neben einer Verbesserung des Informationsangebots sowie der Unterstützung von MessebeteiliAuslandsmesse; Messe), im Fokus der Exportförderung. Denn zum einen gungen ( AUMA; dienen Auslandsengagements vor allem dem Ziel der Erschließung neuer Absatzmärkte (= 92,1%) und Beschaffungsmärkte (= 56,5%). Und zum anderen gelten die Suche und die Auswahl verlässneuer licher Geschäftspartner (= 82,9%) sowie die Kontaktaufnahme (= 73,9%) als Schlüsselprobleme der klein- und mittelständischer Unternehmen. Neben den AuslandshanInternationalisierung insb.

Absatzkreditpolitik

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Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) betreiben zahlreiche andere delskammern (AHK) und der Institutionen Absatz- und Kooperationsförderung (vgl. Abb.). Als besonders wirksam gelten die Unternehmer- bzw. Delegationsreisen, die finanzielle und organisatorische Unterstützung von Messebeteiligungen sowie verschiedene Sonderprogramme (etwa das Vermarktungshilfeprogramm für ostdeutsche E-Trade-Center zur VerfüUnternehmen). Seit 2004 steht für die Internet-Kooperationsbörse das gung (vgl. auch German Trade and Invest). System der Absatz- und Kooperationsförderung in Deutschland Kontaktvermittlung

Veranstaltungen

Delegationsreisen

Ausschreibungen

Geschäftswünsche Kostenpflichtige Adressrecherche Kostenlose OnlineAdressdatenbank

Regelmäßige Informationsund Kontaktveranstaltungen

Insb. für KMU Regionaler Schwerpunkt: Osteuropa, GUS-Staaten, Lateinamerika, Asien

Datenbank mit jährlich mehr als 5.000 internationalen Ausschreibungen

E-Trade-Center: (Internet-Börse) Geschäftsanfragen Firmenrecherche

Organisation von Firmenkontakttreffen, Kongressen und Seminaren

Gemeinsamer Besuch von Geschäftspartnern, Behörden, Zulassungsstellen Terminorganisation

Organisation von Konferenzen

Verbände

Branchenbezogene regionale Datenbank zur Vermittlung von Geschäftskontakten (für Mitgliedsunternehmen)

Organisation von Delegationsreisen und Messeauftritten Verbandsspezifisches Angebot

Informations- und Kontaktveranstaltungen, Unternehmertreffen im In- und Ausland

40-50 Delegationsreisen pro Jahr

BMWi

Hilfe bei Kontaktanbahnung und Durchführung von Vermarktungsaktionen Förderdatenbank Nachweis von Warenanfragen Auskünfte über ausländische Unternehmen Förderdatenbank

Veranstaltungen mit fachspezifischem Charakter (z.B. Veranstaltungen über aktuelle Markttrends, Branchenentwicklungen)

Bfai

AHK

IHK

Internationales AusschreibungsABC im IXPOSAußenwirtschaftsportal Informationen über internationale Ausschreibungen

AA

Politische Entscheidungsträger

Vergabe öffentlicher Aufträge

DIHK

Ausländische Unternehmen

Internationale Ausschreibungen

" Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) (Hrsg.): Going International – Erfolgsfaktoren im Auslandsgeschäft: Erfahrungen, Lösungen und Perspektiven, Berlin 2005. Förster, S.: Strategien und Instrumente der deutschen Exportförderung, unveröffentlichte Diplomarbeit, TU Dresden, Dresden 2006. Glania, G.: Außenhandelsförderung: Beratungs- und Finanzierungshilfen für das erfolgreiche Auslandsgeschäft, Köln 2002.

Absatzkreditpolitik hat, als Instrument der (internationalen) Preispolitik, die Aufgabe, potenzielle Kunden in die Lage zu versetzten bzw. dazu zu bewegen, eine vom Unternehmen angebotene Leistung (zeitlich früher) zu erLieferantenwerben ( Preispolitik, internationale). Neben der Ratenzahlung werden hierzu der Factoring und das Leasing eingesetzt. kredit, das " Bruhns, J.: Internationales Marketing, 3.Aufl., Ludwigshafen 2003, S.246ff.

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Absatzmittler

Absatzmittler juristisch und ökonomisch unabhängige Gewerbetreibende (Person bzw. Institution), die beim Vertrieb von Waren und Dienstleistungen eine vermittelnde Funktion erfüllen. Anders als ein Absatzhelfer erlangt der Absatzmittler (zeitweilig) Eigentum an dem von ihm zu vertreibenden Handelsgut. Im ZuHandelsmittler, der in den verschiedensten sammenhang von Auslandsgeschäften spricht man vom Erscheinungsformen tätig werden kann. Abschlussagent

Auslandsagent

Absicherung, natürliche Strategie des Währungsmanagements international oder global tätiger Unternehmen, welche sich Standortpolitik bedient. Indem ein Unternehmen (auch) in seinen wichtigsten des Instruments der ausländischen Absatzmärkten Produktionsstätten unterhält (bspw. BMW in den USA), vermeidet bzw. Währungsrisiken. Mit diesem Risikotypus muss ein Unternehmen immer dann rechnen, begrenzt es wenn es in einen fremden Währungsraum exportiert ( Export, direkter). Absolutismus (1) Herrschaftsform, welche allgemein mit dem Zeitraum, der vom Westfälischen Frieden (1648/49) bis zur Französischen Revolution (1789) reicht, verbunden wird. Wortbildend war die damals vorherrschende Auffassung, der Fürst herrsche absolut, von Gottes Gnade. Bisweilen wird auch eine von Willkür geprägte Herrschaftsform als absolutistisch bezeichnet. (2) Weiterhin bezeichnet Absolutismus eine extreme Position im kulturwissenschaftlichen Diskurs, Relativismus-/Universalismus-Debatte zum Gegenstand hat. Demzufolge sind die maßwelcher die geblichen menschlichen Verhaltensweisen biologisch-genetisch determiniert ( Determinismus), folglich vom jeweiligen kulturellen Hintergrund unabhängig ( Kultur) und somit unmittelbar miteinander vergleichbar ( Vergleichsanalyse). " Berry, J.W.; Poortinga, Y.H.; Segall, M.H.: Cross-Cultural Psychology. Cambridge 1992. Duchardt, H.: Das Zeitalter des Absolutismus, München 1989.

Abstinenzmarkt Ländermarkt, den ein international oder global tätiges Unternehmen bewusst vernachlässigt bzw. Risiken, grundsätzlich meidet ( Marktpräsenzstrategie). Gründe hierfür können unkalkulierbare Handelshemmnisse aller Art, ungenügende Kaufkraft, übermäßige Wettbewerbsintenaber auch sität und viele andere Faktoren sein. Abwanderung

Kundenabwanderung

Abwärtsstandardisierung Spielart der Standardisierungsstrategie im Internationalen Marketing. Um erkennen zu können, welche Instrumente und Maßnahmen in allen bzw. ausgewählten Ländermärkten standardisiert, d.h. in der gleichen Weise eingesetzt bzw. ergriffen werden können, erfasst man mit Hilfe des so genannten Restriktionenvergleichs alle relevanten Vorschriften und Einschränkungen, die in diesen Märkten gelten (z.B. Werbeverbote, Sozialstandards, Kaufkraft, Niederlassungsbeschränkungen). Der so identifizierbare kleinste gemeinsame Nenner gibt Hinweise auf das Standardisierungspotenzial. " Segler, K.: Basisstrategien im internationalen Marketing, Frankfurt/Main 1986.

Abwehrrechte

Menschenrechte

Abwehrzoll (1) dient dem Schutz inländischer Anbieter vor Dumpingmaßnahmen ausländischer Konkurrenten. Allerdings ist die auch Antidumpingzoll bzw. Ausgleichszoll genannte tarifäre Belastung von Importen Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) nur unter bestimmten laut den Regularien des

Advertising Information Group

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Bedingungen erlaubt. Beispielsweise muss das jeweilige Land nachweisen, dass seine inländischen AnDumping „erheblich geschädigt“ würden ( Import; Zollarten). Auch muss es bieter durch das Preisdifferenzierung sich um eine Form des Dumping handeln, in dessen Mittelpunkt räumliche steht. Dies wiederum setzt voraus, dass Ware zu einem Preis eingeführt wird, der unter dem im Exportland geforderten Preis liegt. Von Dumping ist auch auszugehen, wenn für die fragliche Ware im Herkunftsland Prämien bzw. Subventionen gewährt werden. Sozialdumping bspw. erfüllt diese Bedingungen nicht. Europäischen Union wird ein Abwehr- bzw. Ausgleichszoll von der Europäischen (2) In der Europäischen Rat dann endgültig festgelegt. Im bislang Kommission vorläufig und von dem Europäischen Union erteilte im August schwersten Handelskonflikt zwischen den USA und der Welthandelsorganisation (WTO) auf Antrag der Europäischen Kommission dieser die 2002 die Erlaubnis, Abwehrzölle in Höhe der Sanktionssumme von vier Mrd. $ zu erheben. Kern des Streits waren Steuervorteile, die amerikanische Unternehmen mit Hilfe von Foreign Sales Corporations erlangen können ( Steuervermeidung). Franchise;

Abzugs-Franchise

Warentransportversicherung

United Nations Conference on Trade and Development

Accra-Erklärung

Moral

Achse des Bösen

Acquis Communautaire Gesamtheit der Grundsätze, Politiken, Rechtsvorschriften, Verpflichtungen und Ziele, die von den Europäischen Union vereinbart wurden bzw. sich entwickelt haben. jeweiligen Mitgliedsstaaten der Europäischen Verträge, alle bislang verabschiedeten Rechtsvorschriften soVor allem aber sind die Europäischen Gerichtshofes Gegenstand des Acquis Communautaire. wie die Urteile des Across the Border-Trade Ad hoc-Segmentierung Adair-/Brett-Modell

Dienstleistungsmarketing, interkulturelles Standardisierung, differenzierte

Konfliktstil

African Development Bank; Allgemeine Versicherungsbedingungen; ADB wicklungsbank (Asian Development Bank) Adoption

Akzeptanz

Adressinformationen Adressqualität ADS

Asiatische Ent-

Europäisches Melderegister

Direktmarketing, internationales

Allgemeine Versicherungsbedingungen

Advertising Information Group gemeinsame Organisation der nationalen Dachverbände der Werbewirtschaft mit Sitz in Brüssel. Zu den AIG-Mitgliedern zählen der deutsche Zentralausschuss der Werbewirtschaft (ZAW), die britische Advertising Association (AA) oder der österreichische Fachverband Werbung und Marktkommunikation (FWM). Hauptaufgabe ist Lobby-Arbeit ( Lobbying), wozu Arbeitsgruppen eingerichtet, PositionsEuropäischen Union gepflegt werden. papiere veröffentlicht und Kontakte zu den Organen der ( http://www.aigeurope.org

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AE AEDT

AE

Anmeldescheine, statistische;

Ausfuhrerklärung

Verband

Aeterni Regis feierlicher, als „Bulle“ bezeichneter päpstlicher Erlass. In der Bulle aeterni regis bspw. sprach der Papst, damals formell Herrscher des gesamten Erdkreises, die südlich der Kanarischen Inseln gelegene Hälfte der Weltkugel Portugal zu, nachdem er den Globus 1481 mit einer waagerechten Linie geteilt hatte ( Atlas). Der (spanische) Papst Alexander VI wählte am 4. Mai 1493 in der Bulle inter caetera divinae einen für Spanien vorteilhafteren Teilungsmodus: Alle Länder, die östlich des 38. Meridians lagen, schlug er Portugal, die westliche Sphäre hingegen Spanien zu. Affiliationsmotiv

Gruppenarbeit

Affinitätszone, kulturelle fasst kulturell ähnliche Ländermärkte ( Distanz, kulturelle) zu Regionalmärkten zusammen, die von global tätigen Unternehmen standardisiert bearbeitet werden können ( Standardisierung vs. DifferenKulturcluster, die für die Unternehmenspolitik eine ähnliche strategische Funktizierung). Während Cluster; Distanzon erfüllen, analytisch gebildet werden (zumeist mit Hilfe der Clusteranalyse; maß), reflektieren Affinitätszonen (vgl. Abb.) das reale Kaufverhalten. Kulturelle Affinitätszonen in Europa Nordeuropa Schweden Norwegen

Finnland Dänemark

Niederlande

Angelsächsisches Europa

Deutschland Lothringisches Zentraleuropa

Luxemburg Belgien

Großbritannien Irland

Spanien Portugal

Schweiz

Österreich

Frankreich

Italien

Mediterranes Europa

Griechenland Italien

Quelle: Usunier/Lee (2009, S.203).

" Usunier, J.-C.; Lee, J.A.: Marketing Across Cultures, 5th Ed., Harlow 2009. Usunier, J.-C.; Sissmann, P.: L’interculturel au Service du Marketing, in: Harvard L’Expansion, Vol.40 (1986), Printemps, p.80-92.

African Development Bank

Afrikanische Entwicklungsbank

African Growth and Opportunity Act am 1.5.2000 in Kraft getreten, gewährt dieses Gesetz mehreren afrikanischen Staaten in einer ersten Phase für bestimmte Warengruppen (z.B. Textilien) zoll- und quotenfreien Zugang zum amerikanischen Markt ( Zollpräferenz). Folgende Voraussetzungen sind zu erfüllen: Erstens müssen die Lieferanten bestimmte Qualitätsnormen erfüllen und den Abnehmern Inspektionsrechte einräumen ( CorCorporate Social Responsibility; Sweatshop; Saubere Kleidung). Zweiporate Governance; Exporteurs die allgemein anerkannten demokratischen und rechtstens muss das Heimatland des

Agadir-Abkommen

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Normen einhalten ( Good Governance; Korruption). Drittens sind Local Content staatlichen zu erfüllen. In der zweiten Phase des AGOA, die wie die erste Phase auf vier Jahre angelegt wurde, importieren, wenn sie müssen diese Länder Stoffe aus den USA oder einem anderen AGOA-Land Entwickweiterhin in die Vereinigten Staaten Textilien exportieren wollen. Hiermit wird eine lungsstrategie verfolgt, die sich primär als „Hilfe zur Selbsthilfe“ versteht und versucht, zentrale Fehler der traditionellen Entwicklungshilfe zu vermeiden (z.B. Kompetenz- und Wohlfahrtsverlust der Empfängerländer aufgrund gelernter Hilflosigkeit Kontrollüberzeugung , Omnipotenz-Illusion der Geberländer). Afrikanische Entwicklungsbank 1963 mit dem Ziel gegründet, die sozioökonomische Entwicklung ihrer regionalen Mitgliedsstaaten Staaten Mitglieder zu fördern. 1997 waren alle 53 afrikanischen und überdies 24 nichtafrikanische Entwicklungsbank, die 1966 in Abidja (Côte d’Ivoire) ihre Arbeit aufnahm. Vordieser regionalen Entwicklung rangige Ziele dieser Organisation sind allgemein die wirtschaftliche und die soziale Afrikas. Diese konkretisieren sich in der Akquisition und Verwaltung von Finanzmitteln, der bei Entwicklungsprojekten geleisteten Technischen Hilfe ( Technische Zusammenarbeit) sowie MaßnahKoordination und Konvergenz nationaler Entwicklungsstrategien beitragen. Bei men, welche zur der Vergabe von Krediten, die sich aus den Kapitaleinlagen der 77 Mitglieder, Anleihen auf internationalen Kapitalmärkten sowie Rückzahlungen von Darlehen speisen, orientiert sich die ADB an den Kreditgewährungsrisiko) sowie an Kriterien international üblichen Konditionen ( Bonitätsrisiko; Effizienz ( Feasibility-Studie). der ökonomischen und technischen Afrikanische Union Afrikanistik

Organisation für Afrikanische Einheit

Regionalwissenschaften

Afrika-Verein e.V. Außenwirtschaftsverband der deutschen Unternehmen und Institutionen, die ein wirtschaftliches Interesse an den Staaten des afrikanischen Kontinents haben. Zu den Leistungen des Vereins zählen Informationsarbeit (z.B. mit Hilfe eines wöchentlichen E-Mail-Newsletter), Beratung (z.B. zu Fragen der Handels- und Investitionsförderung), Hilfe bei der Organisation z.B. von Unternehmerreisen und Informationstagen sowie Vertretung der Interessen der Mitglieder in den wichtigsten wirtschaftspolitischen Gremien und Institutionen in Deutschland wie auch in den afrikanischen Ländern. Wie stark Exportweltmeister verbesserungsfähig die Austauschbeziehungen zwischen Afrika und dem Deutschland sind, erhellen zwei Angaben: 2007 exportierte die deutsche Wirtschaft Waren im Gesamtwert von 17,6 Mrd. € in Länder des afrikanischen Kontinents, wovon der Löwenanteil auf Südafrika entfiel (= 7,1 Mrd. €). Damit war Afrika Zielregion von lediglich 1,8% der gesamten deutschen Ausfuhr. Dass weder kurz- noch mittelfristig eine Besserung der Handelsbilanz in Sicht ist, belegt der Exporte der deutschen Wirtschaft zwischen 1995 und 2007 Längsschnittvergleich: Während die insgesamt um 153% wuchsen, verzeichnete der Afrikaexport mit 118% ein deutlich unterproportionales Wachstum. (

http://www.afrikaverein.de

AFTA AGA

ASEAN Free Trade Area PWC Deutsche Revision AG

Agadir-Abkommen Anfang 2004 zwischen Ägypten, Jordanien, Marokko und Tunesien vereinbartes Freihandelsabkommen. Obwohl Mitte 2006 von den vier Mitgliedsstaaten ratifiziert, wird dieses Abkommen bislang nicht angewandt.

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Agenda 2010

Agenda 2010

Außenwirtschaftsförderung

Agenda 21

Global 2000

Agentrics

Einkaufskontor

Agenturhandel

B-to-B-Handel

Agenturvertrag

Auslandsagent Variabilität

Aggression AGOA

African Growth and Opportunity Act

Agogik

Management-Andragogik

Agrarexport Agrarmarkt

STABEX Europäische Kommission;

Agrarsubvention Agrarwirtschaft AHB AHDR AHK

Weltagrarmarkt

Weltagrarmarkt Subvention

Außenhandelsbank Arab Human Development Report Auslandshandelskammer

Ahnenkult in China und Japan, in Westafrika, in Polynesien und Melanesien sowie bei verschiedenen indoeuropäischen Völkern (z.B. Germanen und Wikinger) verbreitete Verehrung der Verstorbenen. Der Ahnenkult verkörpert zusammen mit dem Fruchtbarkeitskult das ideologische Fundament der verschiedenen Naturreligion). Obwohl sie sich diese als mächtige spirituelle und Naturreligionen ( Animismus; bisweilen sogar gottähnliche Wesen vorstellten, waren die Gläubigen zugleich davon überzeugt, dass Ahnen am Leben und Schicksal ihrer Nachkommen Anteil nehmen und im Regelfall die ihnen zugeFamilie dauerhaft zu schützen. wachsene Macht nutzen, um ihre Die als Mittler zwischen den Menschen und den Göttern imaginierten Ahnen wurden (bzw. werden) sowohl verehrt als auch gefürchtet (z.B. weil sie Frauen Fruchtbarkeit und Männern Manneskraft schenken bzw. verwehren). Während sie durch Träume zu den Lebenden sprechen (und im Extremfall sogar deren Körper in Besitz nehmen), können die Lebenden durch Bittgebete, Opfer und Demutsbezeugungen sowie Sühne mit ihren Ahnen Kontakt aufnehmen. Da die Verstorbenen einen vorgöttlichen Status besitzen und unmittelbar in das Schicksal der Lebenden eingreifen können, vollführen diese Opferrituale bzw. Kulthandlungen, um die Ahnen, deren außerirdisches Leben sich nicht grundsätzlich von ihrem irdischen Dasein unterscheidet, gnädig zu stimmen ( Werte, asiatische). " Stichwort Ahnenkult, Microsoft ®, Encarta ®, Online-Enzyklopädie 2008. Thiel, J.F.: Religionsethnologie. Grundbegriffe der Religionen schriftloser Völker, Berlin 1984.

Ähnlichkeit / Unähnlichkeit von Märkten lässt sich nicht nur subjektiv als Globalurteil (ähnlich vs. unähnlich), sondern auch differenziert mittels Spraeinfacher objektiver Kriterien erfassen (z.B. Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede hinsichtlich Religion und kolonialer Vergangenheit; Kolonialismus). Als Dummy-Variablen beeinflusche,

Akkreditiv

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sen diese Indikatoren von Ähnlichkeit/Unähnlichkeit signifikant Modelle zur Erklärung bilateraler Handelsströme zwischen exportierenden und importierenden Ländern. Auch konnte ein starker Zusammenhang zwischen der „Ähnlichkeit der USA mit verschiedenen Ländern“ und der „Reihenfolge, in der amerikanische Unternehmen in diesen Ländern investierten“, ermittelt werden (RangkorrelatiPräferenz für ähnliche Marktbedingungen lässt sich mit der weit verbreionskoeffizient = 0,8). Die teten Aversion gegenüber unsicheren Entscheidungssituationen begründen ( Ungewissheitsvermeidung). Für die Unternehmensführung verbindet sich damit die Hoffnung, Strategien, die im Home StandardiMarket erfolgreich waren, in vergleichbaren Märkten beibehalten und so signifikante sierungsvorteile generieren zu können. Nur in dem Maße, wie sie an Erfahrung mit dem Auslandsgeschäft, Wissen über die Bedingungen auf anderen Märkten und interkultureller Kompetenz gewinnen, Kompetenz, interlösen sich international tätige Unternehmen von dieser „Strategie der Vorsicht“ kulturelle). " Davidson, W.H.: Market Similarity and Market Selection, in: Journal of Business Research, Vol.11 (1983), pp.439-456. Srivastava, R.K.; Green, R.T.: Determinants of Bilateral Trade, in: Journal of Business, Vol.59 (1986), No.4, pp.623-640.

Ähnlichkeitsmaß AHP AIDA AIG

Distanz, psychische

Markteintrittsentscheidung Verband Advertising Information Group

AIO-Ansatz zur Operationalisierung des Lebensstils entwickelter Messansatz, der zahlreiche Fragen zum Verhalten (Acivities) am Arbeitsplatz und in der Freizeit, zu Interessen (Interests) und zu soziopolitischen Überzeugungen (Opinions) berücksichtigt Airspeak AKA

Sondersprache

Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbH

Akkreditiv (1) treuhänderische Form des Zahlungsflusses im Außenhandel. Das Dokumenten-Akkreditiv, für das international die Bezeichnung Letter of Credit bzw. LC üblich ist, wird in den verschiedensten Erscheinungsformen eingesetzt (widerrufliches Akkreditiv, unwiderrufliches unbestätigtes Akkreditiv, unwiderrufliches bestätigtes Akkreditiv, revolvierendes Akkreditiv). Hierbei verpflichtet sich eine Bank vertraglich, bei Erfüllung bestimmter Bedingungen (z.B. Lieferung von Ware, Übergabe der Lieferpapiere und anderer Dokumente innerhalb der vorgeschriebenen Fristen) im Auftrag des Käufers Währung Zahlungen an Dritte (z.B. Verkäufer, Spediteur) zu leisten bzw. in der vereinbarten Importeurs ein Akkredieine andere Bank hierzu zu ermächtigen. Eröffnet bspw. die Hausbank des Exporteur als Begünstigter die Sicherheit, dass seine Leistung vereinbativ, so erlangt dadurch der rungsgemäß bezahlt werden wird. Der Importeur wiederum kann sich darauf verlassen, dass der Zahlungsfluss erst dann ausgelöst wird, wenn der vertraglich vereinbarte Leistungsübergang sichergestellt ist ( INCOTERMS). Während beim Barakkreditiv die vereinbarte Summe nach Überprüfung der Legitimationspapiere (z.B. Kreditbrief) ausbezahlt wird, setzt das Dokumentenakkreditiv voraus, dass Ursprungszeugnis). Das Dokumenzunächst die jeweiligen Dokumente ausgehändigt werden (z.B. tenakkreditiv ist als sicherer, aber teurer Zahlungsweg vor allem dann empfehlenswert, wenn noch keine verlässlichen Geschäftsbeziehungen zwischen den Vertragspartnern bestehen. Hingegen ist das Dokumenteninkasso ( Inkasso) das Mittel der Wahl, wenn die Parteien einander schon länger kennen vertrauen. Beim Sichtakkreditiv verpflichtet sich die eröffnende Bank zur Zahlungsweise und sich „Zug um Zug“ in dem Maße, wie der Begünstigte akkreditiv-konforme Dokumente vorlegt.

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Akkulturation

(2) Die Volksrepublik China etwa bezahlt ihre Importe fast ausschließlich auf Akkreditiv-Basis. Hierbei, wie auch bei der Mehrzahl der Auslandsgeschäfte insgesamt, ist das Dokumentenakkreditiv bedeutsamer als das Barakkreditiv. Richtungsweisend sind in jedem Fall die Einheitlichen Richtlinien Internationalen Handelskammer (ICC), und Gebräuche für Dokumenten-Akkreditive (ERA 500) der Paris. Akkulturation Hineinwachsen in und Anpassung an eine fremde Kultur (z.B. des Gastlandes). Akkulturation ist ein Assimilation und steht im Gegensatz zur Enkulturation. Spezialfall der (1) 13,3 der 82,2 Mio. Menschen, die in Deutschland leben, wurden außerhalb Deutschlands geboren. 1998 wanderten ca. 800.000 Personen nach Deutschland ein, was einer Einwanderungsrate entspricht, die jene Kanadas übertrifft. Dieses klassische Einwanderungsland registrierte im Vergleichsjahr bei 30 Mio. Einwohnern 173.000 Einwanderer. Während bspw. in Frankreich 6,8% Ausländer leben, sind es in Deutschland 9,1%. Wissenschaftlich bedeutsam ist in diesem Zusammenhang das AkkulturationsModell von J.W. Berry. Dessen Schlüsselfragen (vgl. Abb.) sind sowohl bezüglich der eigenen Person oder ethnischen Gruppe ( Ethnie) als auch mit Blick auf die Erwartungen an fremdkulturelle Personen oder Gruppen zu beantworten. Je nachdem, ob man diesen Aussagen zustimmt oder sie ablehnt, gehört man einem der vier Akkulturations-Typen an (z.B. Segregierer). Akkulturations-Modell nach Berry „Ist es wertvoll, die eigene kulturelle Identität und die kulturellen Charakteristika beizubehalten?“ ja nein

„Ist es wertvoll, Beziehungen zu anderen kulturellen Gruppen zu unterhalten?“

ja

Integration

Assimilation

nein

Segregation / Separation

Marginalisierung

(2) Faktorenanalytische Studien einerseits und regelmäßig durchgeführte Umfragen ( Eurobarometer; Xenophobie) andererseits zeigen: Einstellungen deutscher Probanden zur Akkulturation sind bipolar; bei den einen dominiert a) Die Integration (im Sinne von multikulturellem Zusammenleben), bei den anderen eine das Ziel der Immigranten sollen sich anpassen (Assimilation) gleichzeitig assimilativ-segregierende Einstellung: oder in ihre Herkunftsländer zurückkehren (Segregation)! b) Zusammen mit Belgiern, Griechen und Österreichern präferieren Deutsche von allen Europäern am wenigsten die Integration und am stärksten die Alternative „Assimilation oder Segregation“. Vorurteile (z.B. „Ausc) Zwischen der Einstellung zur Akkulturation und der Intensität ethnischer länder missbrauchen das System der Sozialleistungen“) besteht ein signifikanter Zusammenhang. ErFremden neut nimmt Belgien den Spitzenplatz ein, wenn man eine Rangreihe der Ablehnung von bildet, gefolgt von Dänemark, Griechenland und gleichauf Deutschland, Frankreich sowie Österreich. " Berry, J.W.: Acculturation as Varieties of Adaptation, in: Padilla, A. (Ed.), Acculturation: Theory, Models and some New Findings, Boulder 1980, pp.9-25. Berry, J.W.: Immigration, Acculturation, and Adaptation, in: Applied Psychology, Vol.46 (1997), pp.5-34. Berry, J.W.; Kim, U.; Minde, T.; Mok, D.: Comparative Studies of Acculturative Stress, in: International Migration Review, Vol.21 (1987), pp.491-511. Wagner, U.; van Dick, R.; Zick, A.: Sozialpsychologische Analysen und Erklärungen von Fremdenfeindlichkeit in Deutschland, in: Zeitschrift für Sozialpsychologie, 32.Jg. (2001), Nr.2, S.59-79.

Akkumulationstheorie Akkumulisten

Wachstumstheorie

Wunder, asiatisches

Akzeptanz

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AKP-Staaten 78 Entwicklungsländer des afrikanischen (A), des karibischen (K) und des pazifischen Raumes (P), die Europäischen Union durch das Lomé-Abkommen verbunden bzw. mit ihr assoziiert mit der G110-Gruppe, für die Interessen aller sind. Die AKP-Staaten setzen sich, bspw. im Kontext der Kolonien der unterentwickelten Staaten ein ( Entwicklung). Die meisten AKP-Staaten waren europäischen Mächte und blieben nach ihrer Unabhängigkeit unterentwickelt. 40 von ihnen gehören Least Developed Countries an. Deshalb räumte die Europäische Gemeinschaft ihnen der Gruppe der Zöllen und Mengenquozahlreiche Privilegien ein (insb. das Privileg, viele Produkte zu günstigeren Drittländer). Da diese Vorzugsbehandlung ten in den Binnenmarkt exportieren zu dürfen als andere Welthandelsorganisation verstößt, forderte die jedoch gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz der WTO, den Sonderstatus der AKP-Staaten zu beenden. Akquieszenz Akquisition

Antworttendenz Globalisierung der Unternehmenstätigkeit; Global Compact

Akteur, moralischer Aktienkultur Aktienrecht

Merger & Acquisition

Finanzdienstleistungsmarketing, internationales Europäische Aktiengesellschaft

Aktionsflexibilität

Flexibilität

Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie Aspects of International Property Rights Aktionsprogramm 2015 lung A-Kunde AKV

Trade Related

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-

Basel II

Allgemeine Kreditvereinbarungen

Akzeptanz (1) verhaltenswissenschaftliches Konstrukt, das ursprünglich im Kontext der so genannten TechnoEinstellung der Bevölkerung zu risikobehafteter logiefolgenabschätzung entwickelt wurde, um die (Groß-)Technologie wie Atomkraft zu quantifizieren und zu bewerten ( Risiko). Im Marketing wurde es hauptsächlich zur Einschätzung der Erfolgsaussichten neuartiger Bürokommunikationstechnologie (in den siebziger und achtziger Jahren) bzw. innovativer Kommunikationstechnologie im Bereich Telekommunikation und Multimedia (seit den neunziger Jahren) eingesetzt. Dabei versäumte man es indessen häufig, das Differenzialkriterium zur Abgrenzung von verwandten Konstrukten bzw. Konzepten deutlich zu machen. Da Einstellung (als innere, wertende Haltung gegenüber einem Objekt oder Tatbestand) und Kaufbereitschaft (allgemein) bzw. Adoption („Übernahme“ bzw. Kauf einer Innovation) bereits einen Großteil der Bedeutung erfassen, welche viele Autoren mehr oder weniger unbewusst bzw. implizit der Akzeptanz subsumieren, ist es im Sinne des Sparsamkeitsgebots der Theorienbildung Theorie). Nach T. Kollmann besteht das geboten, Diskriminanzvalidität zu etablieren (Parsimony; Eigenständige in der Fortführung der Perspektive über den eigentlichen Kaufzeitpunkt hinaus, weshalb er den Geltungsbereich dieses Konstrukts auf die Nutzungsphase fokussiert. Geht man jedoch von der ursprünglichen, im Rahmen der Literatur zur Technologiefolgenabschätzung geprägten Bedeutung aus, so lässt sich Akzeptanz als die Haltung breiter Schichten der Bevölkerung zu einer Technologie defi-

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Akzeptanz von Machtdistanz

nieren, auf deren Kauf, Nutzung etc. die Menschen kaum Einfluss nehmen können, von deren (negativen) Konsequenzen sie aber gegebenenfalls in hohem Maße betroffen sind (z.B. durch atomaren 'fall out'). (2) Im interkulturellen Kontext wird Akzeptanz häufig auch als Wertschätzung des Anders- bzw. Fremde erscheint dann nicht als Bedrohung, wie bei Xenophobie, Fremdartigen verstanden. Das sondern als Bereicherung. Für das Interkulturelle Marketing ist die Kulturdimension „Akzeptanz von Machtdistanz“ bedeutsam. (3) Die Heidelberger Akzeptanz-Skala (HAS) misst soziale Akzeptanz in Analogie zum Konzept der sozialen Distanz als interpersonale und Intergruppenakzeptanz ( Distanz, soziale): „Zustimmung zu Ausländern und ihrem Zuzug bzw. akzeptierenden oder distanzierenden Äußerungen gegenüber Verbleib im Lande“ (bspw.: „Ausländerzuzug führt zu kultureller, politischer und religiöser Überfremdung“, stimme zu/nicht zu). " Kollmann, T.: Das Konstrukt der Akzeptanz im Marketing, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 28.Jg. (1999), Nr.3, S.125-130. Weimer, D.; Galliker, M.; Graumann, C.F.: Die Heidelberger Akzeptanz-Skala (HAS). Ein Instrument zur Messung der Akzeptanz und Zurückweisung von Migranten, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 51.Jg. (1999), Nr.1, S.105-123.

Akzeptanz von Machtdistanz Hofstede. Die Dimension Akzeptanz von Machtdistanz drückt aus, in (1) Kulturdimension nach Gesellschaft Macht und Status ungleich verteilt sind und inwieweit die dort welchem Maße in einer lebenden Menschen diese Ungleichverteilung akzeptieren bzw. als den geeigneten Weg erachten, ein soziales System zu organisieren. Konkret erfasst diese Kulturdimension die sozialen Beziehungen (am Arbeitsplatz, in der Familie und in der Gesellschaft insgesamt) zwischen Höhergestellten und ihnen nachgeordneten Personen aus der Perspektive der Untergebenen. Je mehr sie Ungleichheit empfinden, dieses sozioökonomische Gefälle jedoch akzeptieren, desto größer ist die bestehende Machtdistanz. PDI, der „Index der Machtdistanz“, wird auf Basis dreier Items berechnet (z.B.: „In my work environment, subordinates are often afraid to express disagreement with their bosses.“). Idealtypisch vereinfachte Ausdrucksformen der Akzeptanz von Machtdistanz Machtdistanz wird abgelehnt Kinder dürfen ihren Willen zeigen Eltern werden als Partner betrachtet Eigeninitiative ist erwünscht Untergebene erwarten, konsultiert zu werden Prototypische Länder: Dänemark, Israel, Neuseeland, Österreich

Machtdistanz wird akzeptiert Kinder sollen gehorchen Eltern sind Respektspersonen Ordnung ist erwünscht Untergebene erwarten Anweisungen und Vorschriften Prototypische Länder: Guatemala, Malaysia, Panama, Philippinen

(2) Was Akzeptanz von Machtdistanz im Alltagsleben bedeutet, verdeutlicht u.a. die französische Sicht auf den „Spendenskandal“, der Deutschland in den 1990-Jahren erschüttert hat. Erklärlich sind die unterschiedlichen Sichtweisen nur, wenn man bedenkt, dass Frankreich zu den wenigen europäischen Ländern zählt, die einen vergleichsweise hohen PDI-Wert aufweisen ( Europa). „In den romanischen Staaten sind wir nicht so transparenzsüchtig und gnadenlos wie die deutschen und die amerikanischen Puritaner. Und wir respektieren das persönliche Geheimnis. Sehr protestantisch, ja fast pietistisch wird dagegen von Helmut Kohl verlangt, dass er seine Schuld öffentlich (möglichst live im Fernsehen) statt katholisch unter vier Augen beichtet. Voyeure, schaltet euren Fernseher ein! Freilich, der Altbundeskanzler hatte aus „seiner“ CDU einen Staat im Staate gemacht. Er benutzte übereifrige Wasserträger, missbrauchte Getreue. Das aber gehört zum Geschäft der Macht. Und mit dieser CDU, die ihm zu klein wurde, mit der Legalität, die ihm wie sein Anzug zu eng wurde, benahm er sich wie der berühmte Elefant im Porzellanladen. Der Mann ist eigensinnig bis stur. Ohne all diese Negativ-Eigenschaften (und einige positive dazu) hätte er uns aber kein vereintes Deutschland und kein vereintes Europa geschenkt. Ich sehe keinen anderen weit und breit, der es wie Kohl geschafft hätte“ (J.-P. Picaper, S.11).

Alles außer Waffen

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(3) Akzeptanz von Machtdistanz korreliert stark mit der Kulturdimension lektivismus ( Korrelation).

Individualismus vs. Kol-

" Hofstede, G.: Culture’s Consequences. Comparing Values, Behaviors, Institutions and Organizations Across Nations, 2nd Ed., Thousand Oaks/CA 2001, pp.79-143. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011. Perrow, C.: Normale Katastrophen. Die unvermeidlichen Risiken der Großtechnik, Frankfurt/Main 1987. Picaper, J.-P.: Wenn Zwerge einem Riesen drohen, in: Die Welt (8.2.2000), S.11.

Akzeptkredit ALADI ALALC

Kreditpolitik, internationale

Integration Association Latinoamericana de Libre Comercio

ALCA Área de Libre Comercio de las Américas (span.), panamerikanische bzw. gesamtamerikanische FreiFree Trade Area of the Americas Freihandelszone. Das gebräuchlichere Kürzel FTAT steht für handelszone). Aleviten

Islam

Alexander von Humboldt-Stiftung fördert zum einen langfristige Forschungsaufenthalte von promovierten bzw. international ausgewiesenen ausländischen Wissenschaftlern in der Bundesrepublik Deutschland. Zum anderen vergibt die AvH Stipendien an junge promovierte deutsche Wissenschaftler für langfristige Forschungsaufenthalte im Ausland. ( http://www.humboldt-foundation.de ALFA

Automatisiertes Tarif- und Lokales Zollabwicklungssystem

Alhambra-Modell

Leitkultur

All Risk-Deckung

Strandungsfalldeckung;

Warentransportversicherung

All Risk-Klausel Vereinbarung zwischen einem (Export-)Unternehmen und einer Versicherung gemäß dem SeefrachtKlausel geht über den bei Seetransporten üblichen Versicherungsumfang Versicherungsrecht. Diese hinaus, indem sie nicht nur die Risiken von Havarie, Diebstahl und Seeräuberei sowie See- und Süßwasserschäden deckt ( Risiko). Die All Risk-Klausel schließt auch Beschaffenheitsschäden sowie Schäden, die durch Transportverzögerungen entstehen, in den Versicherungsumfang ein ( Allgemeine Versicherungsbedingungen; Warentransportversicherung). Alla Rinfusa zumeist auf Massengüter bezogene Handelsklausel. Alla Rinfusa legt fest, dass Flüssigkeiten aller Art, Getreide, Holz, Kohle etc. unverpackt und lose zu verladen sind ( Klausel). Alleinvertriebsbindung

Gruppenfreistellungsverordnung

Alles außer Waffen präferenzielles Handelsabkommen ( Handelspräferenz), welches die Europäische Union mit den 50 „am wenigsten entwickelten Ländern“ ( Least Developed Country) geschlossen hat. Als Teil des Allgemeinen Präferenzsystems der Europäischen Union gewährt es allen Produkten, auch den landBinnenmarkt: außer wirtschaftlichen Erzeugnissen dieser Länder ( Weltagrarmarkt), Zugang zum

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Allgemeine Genehmigung

Waffen. Für die für einzelne EU-Mitgliedsländer als besonders sensibel eingestuften Erzeugnisse wurZucker (ab 7/2009) und Reis den Übergangsfristen vereinbart: Bananen (freier Zugang ab 1/2006), (ab 9/2009). Allgemeine Genehmigung im Sinne des Außenwirtschaftsrechts, wird ohne Antrag einzelner Rechtspersonen vom BundesBundesanzeiger veröffentlicht. Liegt eine Allgemeine Genehmiausfuhramt (BAFA) erteilt und im gung (A.G.) vor, so bedarf es keiner (Einzel-)Ausfuhrgenehmigung, um die damit bezeichneten Güter Export). Alzu exportieren bzw. in Außenwirtschaftsverkehr zu bringen ( Ausfuhrgenehmigung; lerdings sind häufig bestimmte Meldepflichten zu erfüllen. Allgemeine Kreditvereinbarungen G10-Gruppe dem Internationalen Währungsfonds (IWF) legen fest, dass die Mitgliedsländer der Währungen gewähren, wenn die regulären Devisenbestände des IWF es dieser dann Kredite in ihren Weltwirtschaftsordnung bei Währungskrisen nicht erlauben, die erformaßgeblichen Institution der derlichen Maßnahmen zu ergreifen ( Weltwirtschaftskrisen). Seit 1993 beläuft sich das Kreditvolumen der AKV auf 17 Mrd. Sonderziehungsrechte. Allgemeine Versicherungsbedingungen gewährleisten allgemeingültige Rahmenbedingungen für Versicherungsmusterverträge, wie sie von den jeweiligen internationalen Fachverbänden unter Berücksichtigung der national unterschiedlichen Rechtsordnungen, gesetzlichen Regelungen und Usancen erstellt werden ( Verband). Im Einzelnen sind zu nennen: Allgemeine Deutsche Binnentransport-Versicherungsbedingungen (ADB), Allgemeine Deutsche Seeversicherungsbedingungen (ADS) und Allgemeine Deutsche Spediteurbedingungen (ADSp). Allgemeine Zollpräferenz

Meistbegünstigungsklausel

Allgemeines Doppelbesteuerungsabkommen

Doppelbesteuerungsabkommen

Allgemeines Präferenzsystem Handelspräferenz, welche die Europäische Union seit 1971 jenen Entwicklungsländern gewährt, die nicht von einem der formalen EU-Assoziierungsabkommen profitieren. Dabei wird bei bestimmten Einfuhren diesen Ländern ohne Reziprozitätsanspruch ein mengenmäßig begrenzter Zollvorteil geUnited Nations Conference on Trade and währt. Da das APS entsprechend einer Empfehlung der Entwicklungshilfe darstellt, verkörpert es eine Development (UNCTAD) eine spezifische Art der Meistbegünstigungsprinzip des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkomzulässige Ausnahme vom mens (GATT). Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen (1) 1947 von 23 Staaten unterzeichnet und am 1.1.1948 in Kraft getreten. Das General Agreement on Welthandels stark Tariffs and Trade (GATT) hat nach dem Zweiten Weltkrieg das Wachstum des beflügelt. Seit damals nahm das Welthandelsvolumen um mehr als das 16fache zu, während die Güterproduktion im selben Zeitraum lediglich um den Faktor 5,5 gewachsen ist. Weltwirtschaftskrisen planten die Alliierten bereits während des (2) Zur Vermeidung weiterer Zweiten Weltkriegs eine neue Weltwirtschaftsordnung. Deshalb gründeten sie 1944 in Bretton Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie die Weltbank. In der so geWoods zunächst den nannten Havanna Charta von 1948 befürworteten schließlich 54 Staaten den von den USA bereits International Trade Organization (ITO) zu gründen. Man ver1945 unterbreiteten Vorschlag, die Zölle abzubauen, die nationalen Handelspolitiken bestimmten, internafolgte damit die Absicht,

Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen

17

Direkttional konsensfähigen Regeln zu unterwerfen und multilateral Vorschriften für ausländische investitionen zu vereinbaren. Die Gründung der ITO scheiterte aber am Widerstand des US-Kongressupranationale Institution abzutreses. Er lehnte es ab, seine handelspolitische Kompetenz an eine ten. Deshalb blieb das GATT, das ursprünglich nur ein Teilabkommen innerhalb der ITO sein sollte, multilaterale Handelsabkommen. zunächst das einzige (3) Anfänglich richteten die Vertreter der beteiligten Staaten ihr Augenmerk hauptsächlich darauf, die Güterzölle zu senken. In zahlreichen (teilweise mehrjährigen) Verhandlungsrunden kam man dem Ziel eines unbeschränkten Warenverkehrs Schritt für Schritt näher: Nach und nach wurden die durchschnittlichen Einfuhrzölle weltweit von etwa 40% auf unter 5% gesenkt (allerdings mit gravierenden sektoralen Unterschieden; Weltagrarmarkt). Im Anschluss an die internationalen Handelskonferenzen von London (1946) und Genf (1947) entwickelte sich das GATT in folgenden Verhandlungsrunden: 30.10.1947 (Genf): 23 Länder unterzeichnen das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen( GATT). 1.1.1948 (Annecy): GATT tritt in Kraft; ca. 5.000 Zölle werden abgeschafft oder gesenkt. 1950-1951 (Torquay): Die Mitgliedsländer senken ca. 8.700 Zölle. 1.10.1951: Beitritt der Bundesrepublik Deutschland. 1955-1956 (Genf): Zollabbau im Gegenwert von 2,5 Mrd. $. 1960-1962 (Dillon-Runde): Zollabbau im Gegenwert von 4,9 Mrd. $. 1964-1967 (Kennedy-Runde): 62 Länder vereinbaren einen nochmaligen Zollabbau im Gegenwert von insgesamt 40 Mrd. $. 1973-1979 (Tokio-Runde): Zollabbau im Gegenwert von 300 Mrd. $. Das zweite Ziel der TokioNeoprotektionismus zu beschließen, wird jedoch grosRunde, Maßnahmen zur Bekämpfung des senteils verfehlt ( Protektionismus). 1986-1994 (Uruquay-Runde): 128 Staaten erzielen bei der angestrebten fortschreitenden Liberalisierung der bestehenden Welthandelsordnung erhebliche Fortschritte. 1.1.1995: Das GATT wurde seit dem 1.1.1948 nur provisorisch als multilaterales Abkommen angewandt ( Abkommen, multilaterales). So blieben der Agrarhandel, der Dienstleistungshandel und der Patenthandel ausgeklammert). Die so genannte Havanna-Charta sollte diese Vereinbarung instiInternational Trade Organization (ITO) auch hantutionalisieren und durch die Gründung der delspolitisch sichern. Sie wurde im Zuge des mit dem Korea-Krieg offen ausgebrochenen Kalten Krieges vom US-Kongress jedoch nicht ratifiziert. Die in Marrakesch unterzeichnete Schlussakte der Welthandelsorganisation (WTO). Uruquay-Runde überführte das GATT in erweiterter Form in die Unter dieses „Dach“ wurden auch das neue Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen (GATS) und das Abkommen über geistiges Eigentum (TRIPS) gestellt. 1.13.1996 (Singapur): Die erste WTO-Ministerkonferenz verspricht in einer Erklärung mehr Freizügigkeit und Sicherheit für Direktinvestitionen. 4.12.1999 (Seattle): Gravierende Interessengegensätze zwischen den nunmehr 135 Mitgliedsländern Industrienationen angestrebt, eine neue Welthandelsrunde eröffnet verhindern, dass, wie von den wird ( OECD). Erst relativ spät wurden Abkommen über den Abbau technischer Handelshemmnisse, mit denen die Staaten ihre Märkte nach wie vor schützten, vereinbart. Hinzu kamen die Möglichkeit, AntidumpingVerfahren anzustrengen ( Dumping). Erst relativ spät wurden Abkommen über den Abbau technischer Handelshemmnisse, mit denen die Staaten ihre Märkte nach wie vor schützten, vereinbart. Hinzu kamen die Möglichkeit, Antidumping-Verfahren anzustrengen ( Dumping), die Liberalisierung der Aufträge sowie der Abbau von Subventionen. Seit der Uruguay-Runde sind Vergabe staatlicher auch Landwirtschaft und Textilindustrie in das Welthandelssystem eingebunden ( Weltagrarmarkt). (4) Allgemein verfolgt das GATT das Ziel, durch Senkung bzw. Reduzierung der Zollschranken Welthandel zu fördern, indem es die beiden zentralen Nichtdiskriminierungsgebote (Meistbegünstigung und Inländerbehandlung) im Güterhandel gewährleistet. In Teil I dieses supranationalen Abkommens wurde das Gebot, alle Handelspartner gleich zu behandeln, festgelegt ( Meistbegünstigungsklausel). Teil II hat die Gleichbehandlung in- und ausländischer Produkte zum Gegenstand (Nichtdiskriminie-

18

Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen

rung). Teil III ist dem Geltungsbereich des GATT und organisatorischen Fragen gewidmet, während Entwicklungsländer festlegt (Escape-Klausel). Bekämpft werden Teil IV Sonderbestimmungen für Protektionismus, der sich einer soll mit Hilfe dieses Regelwerks nicht zuletzt der administrative Handelshemmnissen bedient (z.B. Ein- und Ausfuhrbeschränkungen, KontingenVielzahl von tierung von Importen, Selbstbeschränkungsabkommen). Meistbegünstigungsklausel, das wichtigste der hierzu geschaffenen Instrumente, verkörpert inDie sofern ein Diskriminierungsverbot, als alle Konzessionen, die ein Mitgliedsland einem zweiten einräumt, automatisch auch den übrigen GATT-Ländern zustehen. Die als Gegengewicht gedachte Zahlungsbilanz und zur Abwehr einer drohenden Escape-Klausel erlaubt zum Schutz der eigenen Mangellage bei lebensnotwendigen Gütern (Essentials) vorübergehend Ausnahmen. Sie öffnete jedoch dem Missbrauch Tür und Tor und verhinderte bislang vor allem im Agrarsektor eine nachhaltige Liberalisierung des Welthandels ( Marktwirtschaft). Chronologie der Liberalisierung des Welthandels und des Protektionismus Liberalisierungsrunde

Durchschnittliche Zollsenkung (in %)

Zahl der teilnehmenden Staaten

Protektionistische Regelungen

1947 Genfer-Runde

19

23

1949 Annecy-Runde

2

13

1950-51 Torquay-Runde

3

38

1955-56 Genfer-Runde

2

26

1955 Die USA erhalten eine Ausnahmeregelung (Waiver) für die Landwirtschaft

1960-61 Dillon-Runde, Genf (alle fünf Runden im wesentlichen Zollsenkung)

7

26

1961 Mengenmäßige Beschränkung des Textilhandels (multilateral)

1963-67 Kennedy-Runde, Genf (Anti-DumpingKodex)

35

62

1973-79 Tokyo-Runde (neuer Anti-DumpingKodex, Subventionskodex)

34

102

1984 Neues handelspolitisches Instrumentarium der EU 1986-94 Uruguay-Runde (Regelungen für Dienstleistungen, geistiges Eigentum)

40

117

1999 Seattle-Runde (erste Welthandelsrunde unter Leitung der WTO)

135

2001 Doha-Runde

149

1988 Omnibus Trade and Competitiveness Act der USA. Instrumente der Retorsion Diese Verhandlungsrunde scheiterte (wie später auch die Doha-Runde) da sich die Entwicklungsländer erstmals machtpolitisch organsierten und gegen die Industrieländer opponierten

" Hauser, H.; Schanz, K.-U.: Das neue GATT. Die Welthandelsordnung nach Abschluss der Uruguay-Runde, 2.Aufl., München 1995. Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.167ff. Siebert, H.: Weltwirtschaft, Stuttgart 1997. Yüksel, A.S.: GATT-/WTO-Welthandelssystem unter besonderer Berücksichtigung der Außenwirtschaftsbeziehung der Europäischen Union, Frankfurt/Main 1996.

Allokationsstrategie

Allianz, politische

19

Staatenbund

Allianz, strategische (1) ist dann gegeben, wenn sich zwei oder mehrere rechtlich selbständige Unternehmen vertraglich auf eine gemeinsame Strategie verständigen und diese dann vertragsgemäß umsetzen. Häufig wird der BeKooperation gegriff auch unspezifisch-umgangssprachlich im Sinne von Zusammenarbeit bzw. braucht. Im Kontinuum der strategischen Möglichkeiten („interne vs. externe Realisierung der BusiStrategische Allianz eine mittlere Position ein (vgl. Abb. 1). ness Mission“), nimmt die Abb.1: Struktur wichtiger Markteintrittsstrategien

Grad der internen Realisierung 100%

Direktinvestition Lizenz Franchising Kooperation/ Strategische Allianz Joint Venture

Merger & Acquisition 100%

Grad der externen Realisierung

Bedingt durch die weltweit wachsende Wettbewerbsintensität gewinnen die ressourcenschonenden Ressourcen). Mehr noch vertraglichen Formen der Markterschließung zunehmend an Bedeutung ( Kooperation versuchen Mitglieder einer Strategischen Allianz, strategische als bei der klassischen Stärken der Partner so zu bündeln (bzw. diese nach ihren jeweiligen Stärken so auszuwählen), dass die beteiligten Unternehmen Synergie-Effekte erzielen und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken können (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Diese sollen zumeist nicht allgemein, sondern innerhalb einzelner, konkret vereinbarter strategischer Geschäftsfelder erzielt werden. Neben der Möglichkeit, Ressourcen zu bündeln, bieten Strategische Allianzen den Partnern grundlegende Vorteile im Zeitwettbewerb und im Risikomanagement (vgl. auch Exportgemeinschaft). (2) Im Laufe der Zeit entstanden vielfältige Varianten der Markteintrittsstrategie „Strategische Allianz“. Hierzu zählen u.a. die F+E-Allianz, die Produktionsallianz und die Vertriebsallianz. Von diesen sind im internationalen Geschäft besonders jene Varianten bedeutsam, welche den Zugang zu Auslandsmärkten erleichtern. Da das System der Distributionskanäle in ausländischen Märkten vielfach als intransparent und abweisend erlebt wird, erfüllen häufig vor allem Vertriebsallianzen diese Bedingung. " Perlitz, M.: Spektrum kooperativer Internationalisierungsformen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.532-549.

Allmende

Moral Hazard

Allokationsstrategie umfasst zum einen die Konfigurationsstrategie (d.h. den optimalen bzw. gewählten Grad der geoZentralisierung bzw. Dezentralisierung der Wertschöpfungskette) sowie zum andegraphischen Internationalen Marketing zugeordnete strateren die Leistungsstrategie (d.h. die häufig auch dem gische Positionierung in der Standardisierungs-/Differenzierungs-Matrix). " Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.996ff. Simon, M.C.: Der Internationalisierungsprozess von Unternehmen, Wiesbaden 2007.

20

Allozentriker

Abb. 2: Vorbereitung der Auswahl eines Partnerunternehmens für eine internationale Strategische Allianz

sehr gering -3

sehr groß

Fit bzw. Ergänzung -2

-1

0

+1

+2

+3

Produktkonzeption Verfahrenstechnologie Markt-Know how Finanzielle Ressourcen Humankapital Unternehmenskultur Unternehmensreputation

Government Relations Legende:

= potenzielles Partnerunternehmen 1 = potenzielles Partnerunternehmen 2

Allozentriker haben das kollektivistische Werteprofil internalisiert ( Individualismus vs. Kollektivismus) und Integration in „ihre“ Gesellschaft, gleichgültig, ob diese vorrangig individualistisch streben nach oder primär kollektivistisch geprägt ist ( Wert). Den Gegenpol bilden in diesem Konzept der subjekIdiozentriker ( Kultur, subjektive). Allozentriker neigen dazu, in erheblichem tiven Kultur die Maße die Konsequenzen ihres Verhaltens für die Mitglieder ihrer 'in group' bzw. Bezugsgruppe von denen sie sich auch abhängig fühlen, zu berücksichtigen,. Auch scheinen Allozentriker, bspw. im Verlauf von Attributionsprozessen ( Attribution), situationsspezifische Informationen besonders sensibel wahrzunehmen und in ihrem Entscheidungsprozess zu berücksichtigen. Hierzu zählen u.a. Beziehungsmuster sowie aus der jeweiligen Situation erwachsende Rollenanforderungen. Weiterhin bevorzugen sie situationale Erklärungsmuster. Idiozentriker hingegen präferieren stabile Informationen korrelativen Studien konnten Indizien dafür gewonnen werund dispositionale Erklärungsmuster. In Bedürfnis nach Einzigartigkeit und eine überden, dass Allozentriker ein unterdurchschnittliches durchschnittliche Affiliationstendenz besitzen; auch sind sie ausgesprochen empfänglich für Signale der Zurückweisung durch In-Group-Mitglieder. Dieses Persönlichkeitsprofil charakterisiert sowohl Gesellschaft (Japan) leben, als auch solche, die MitAllozentriker, die in einer kollektivistischen glieder einer individualistischen Gesellschaft sind (USA). " Triandis, H.C.: Theoretical and Methodological Approaches to the Study of Individualism and Collectivism, in: Kim, U.; Triandis, H.C.; Kagitcibasi, C.; Choi, S.-C.; Yoon, G. (Eds.), Individualism and Collectivism, Thousand Oaks/CA 1994, pp.1-18, 22. Triandis, H.C.; Leung, K.; Villareal, M.J.; Clack, F.L.: Allocentric versus Idiocentric Tendencies, in: Journal of Research in Personality, Vol.19 (1985), pp.395-415. Yamaguchi, S.; Kuhlman, D.M.: Personality Correlates of Allocentric Tendencies in Individualist and Collectivist Cultures, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.26 (1995), No.6, pp.658-673.

Alterung

21

Volkskunde

Alltagskultur

Mythos

Alltagsmythos

Ritual

Alltagsritual

Schriftsprache

Alltagssprache

Alter-EU Interessenverband, der sich in Brüssel für eine schärfere Kontrolle des Lobbyismus einsetzt (etwa durch das Zentrale Lobbyregister in Brüssel). Laut Lobbycontrol sind in Brüssel etwa 15.000 Lobbyisten tätig ( Nichtregierungsorganisation). Alterung (1) einer Gesellschaft konfrontiert vor allem die Industrienationen mit gravierenden StrukturVereinten Nationen und Anpassungsproblemen. Wenn gemäß den World Population Prospects der dort im Jahre 2025 rund ein Drittel der Bevölkerung mehr als 60 Jahre alt sein wird (vgl. Abb. 1), so bedeutet dies zunächst, dass die bisherigen, teilweise ausgangs des 19. Jahrhunderts entwickelten Sozialversicherungssysteme nicht mehr in der Lage sein werden, für einen fairen Ausgleich der divergierenden Interessen der verschiedenen Generationen zu sorgen ( Gerechtigkeit). Für Deutschland rechnet das Kieler Institut für Weltwirtschaft deshalb mit einem altersbedingten Rückgang der WirtHuman Resource Manaschaftsleistung um jährlich 0,4 - 1,0%. Die Unternehmen werden in ihrem gement darauf ebenso einzugehen haben (z.B. durch längere Lebensarbeitszeit) wie im Marketing (z.B. kleinere Packungsgrößen, verbesserte Lesbarkeit von Beschriftungen). Ob dadurch das Alter als „ehrenwerter“ Lebensabschnitt im Sinne des japanischen Senioritäts-Prinzips in unserer Gesellschaft eine Renaissance erleben ( Humanprinzip) oder der „Jugendwahn“ unserer Zeit neue Nahrung erhalten wird, ist noch offen. Am wahrscheinlichsten ist, dass „Alter“ quantitativ (ab wann beginnt dieser Lebensabschnitt) und qualitativ neu definiert wird: nicht mehr (nur) als eine Zeit des Verlusts und der Degeneration, sondern als ein neuartiger, in hohem Maße erfüllender Lebensabschnitt (Best Agers). Abb. 1: Altersstruktur ausgewählter Industrienationen (Anteil der über 60-Jährigen, in %) 44,2 39,6

37,5

36,0 33,6

32,6

31,1

31,3

28,9

28,8

19,6

20,4 14,6

China

24,2 21,6

20,7 18,3 16,2

18,2

15,1 11,7

10,0 7,5 6,9

27,4

27,2

23,3

23,2

14,9

11,5

10,9

14,8 12,5

16,2

7,7

Deutschland Legende:

Frankreich 1950

Japan 1975

Niederlande 2000

Quelle: World Population Prospects der Vereinten Nationen; in: OECD Factbook 2009.

2025

Spanien 2050

USA

22

AlumNet

(2) Während in Deutschland dieses Phänomen volkswirtschaftlich, sozial- und personalpolitisch primär als Problem wahrgenommen wird (weniger Wachstum, weniger Kreativität, weniger Produktivität, weniger Beitragszahler), stellen zahlreiche ausländische Wissenschaftler eine andere Gleichung auf und betonen die Chancen, welche dieser Entwicklung innewohnen. Sie betrachten Alterung weniger als einen Zustand des Mangels bzw. des Rückschritts und akzentuieren stärker Aspekte wie Bewahrung von Humankapital, Erfahrung und Arbeitskraft. (3) Die teilweise dramatisch unterschiedliche Lebenserwartung (vgl. Abb. 2) hängt direkt und indirekt u.a. mit dem Volkseinkommen zusammen ( Bruttoinlandsprodukt), vor allem aber mit der unterschiedlichen Art und Güte von medizinischer Versorgung und Ernährung. Nur so lässt sich erklären, dass die Bewohner der USA, obwohl mit einem deutlich höheren Pro-Kopf-Einkommen ausgestattet, bei ihrer Geburt eine signifikant geringere Lebenserwartung als etwa Franzosen oder Italiener haben. Abb. 2: Lebenserwartung der zwischen 2005 und 2010 Geborene (bei der Geburt, in Jahren) Japan

82,7

Tschechien

76,5

Frankreich

81,2

Polen

75,6

Italien

81,2

China

73,0

Schweden

80,9

Brasilien

72,3

Österreich

80,0

Russland

66,5

Deutschland

79,9

Sierra Leone

47,4

USA

79,2

Sambia

45,2

Quelle: World Population Prospects: The 2008 Revision (http://www.esa.un.org/unpp/).

AlumNet erstes Netzwerk von Alumni-Clubs in Europa, bestehend aus den Ehemaligenvereinen von sieben Hochschulen (u.a. die Cranfield School of Management, die École Supérieure de Commerce de Lyon und die Universtitá Commerciale Luigi Bocconi). Mit rund 80.000 Mitgliedern erreicht AlumNet nicht nur amerikanische Verhältnisse, sondern kann seinen Alumnis aufgrund seiner europäischen Präsenz auch Serviceleistungen wie internationales Placement bieten. Am wenigsten entwickelte Länder AMAC

Least Developed Country

Corporate Reputation

Amae Schlüsselbegriff für das Verständnis der japanischen Gesellschaft. Ursprünglich wurden damit die wechselseitigen Gefühle und Verhaltensweisen von Mutter und Kind beschrieben. Amaeru bedeutet sinngemäß: sich anlehnen, schwach sein, sich abhängig und geborgen fühlen. Traditionell japanische Mütter bemühen sich in der Vorschulzeit, ihr Kind zu verwöhnen, nachgiebig zu sein und ihm Geborgenheit zu geben (amayakasu). In der Bipolarität von Geben und Nehmen sehen Sozialpsychologen den Schlüssel zum Verständnis der „japanischen Psyche“: Seit frühester Kindheit erlernt, sorgt Amae Harmonie streben, wenn ihnen im Zuge des Herandafür, dass Japaner verstärkt nach Einheit und wachsens die nach der anfänglich so intensiven Beziehung umso schmerzlichere Trennung von der Mutter bewusst wird. Das in der Familie erworbene Grundbedürfnis nach Geborgenheit wird im weiteSozialisation auf andere Lebensbereiche übertragen ( Bedürfnis). ren Verlauf der " Doi, L.T.: Amae. Freiheit in Geborgenheit. Zur Struktur japanischer Psyche, Frankfurt/Main 1982.

Amazonas-Pakt 1978 von den lateinamerikanischen Ländern Bolivien, Brasilien, Ecuador, Guyana, Kolumbien, Peru, multilateralen Abkommens waren: Koordination Surinam und Venezuela vereinbart. Ziele dieses Entwicklung des Amazonas-Tieflandes, Vertretung gemeinsamer Interessen der ökonomischen

Amtssprache

23

Multinationalen Unternehmen sowie Schutz des ökologischen Gleichgewichts ( gegenüber haltigkeit) und ethnischer Minderheiten. Ambiguitätstoleranz

Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle

American Arbitration Association American Selling Price-System Amerikanische Herausforderung AMS

Nach-

Arbitration Kennedy-Runde Herausforderung, amerikanische

Einkaufskontor

Amsterdamer Vertrag 1997 unterzeichnet, ergänzt dieses Abkommen die Einheitliche Europäische Akte sowie den Maastrichter Vertrag um weiche Ziele wie soziale Verpflichtung und Bürgernähe ( Einheitliche Europäische Akte; Maastrichter Vertrag) Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft in seiner Funktion dem Bundesgesetzblatt vergleichbares offizielles Veröffentlichungsblatt der EuroEuropäischen päischen Union. Das Amtsblatt dokumentiert alle amtlichen Veröffentlichungen der Union in den Reihen L = Rechtsvorschriften, C = Mitteilungen und Bekanntmachungen, S = Supplement, in dem öffentliche Aufträge bekannt gemacht werden. Das Abl.EG ist beim Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften in Luxemburg erhältlich (bzw. in Deutschland beim Bundesanzeiger Verlag, Köln). ( http://www.europa.eu.int/eur-lex/de/oj Amtshilfe

Europäische Einheit für justizielle Zusammenarbeit

Amtssprache (1) offizielle, z.B. für die Zwecke der Gesetzgebung eines Staates gebrauchte Sprache (etwa Deutsch in der Bundesrepublik Deutschland). Als Amtssprache werden auch solche Sprachen bezeichVerhandlungen führen, Verträge schließen und offizielle net, in der internationale Organisationen Verkehrssprache und von der Arbeitssprache abTexte publizieren. Die Amtssprache ist von der UNESCO werden weltweit annähernd sechstausend Sprachen gezugrenzen. Nach Auskunft der Mutsprochen; andere Quellen gehen von mehr als 10.000 Sprachen aus. Gemessen an der Zahl der tersprachler sind aber nur zwanzig von ihnen bedeutsam (vgl. Abb., nächste Seite). Annähernd 5.700 Minderheiten, die insgesamt nur 4% der WeltSprachen dienen nur noch der Verständigung von bevölkerung repräsentieren. Europäischen Union müssen ihre Richtlinien, Verordnungen, Verwaltungsakte (2) Behörden der und Urteile mittlerweile in 23 Amtssprachen publizieren. Gleiches gilt für Anträge, Klagen und den Staaten bzw. Bürgern mit den jeweiligen EU-Institutionen. 2009 sonstigen Schriftwechsel von übersetzten die 1.750 Übersetzer der Europäischen Kommission 1,6 Mio. Seiten. Die Kosten dieser Übersetzungsarbeit werden mit 300 Mio. € veranschlagt. Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch zählt Deutsch (3) Im Gegensatz zu Vereinten Nationen. nicht zu den Amtssprachen der " Ross, A.: Europäische Einheit in babylonischer Vielfalt. Frankfurt/Main 2003. Schultz, T.: Multilinguale Spracherkennung, Diss., Universität Karlsruhe (TH), Karlsruhe 2000.

24

Analphabetismus

Führende Amtssprachen Rang

Sprache

Sprecher (in Mio.)

Rang

Sprache

1

Englisch

2

Mandarin

3 4

Sprecher (in Mio.)

1.400

11

Japanisch

120

1.000

12

Deutsch

100

Hindi

700

13

Urdu

85

Spanisch

280

14

Italienisch

60

5

Russisch

270

15

Koreanisch

60

6

Französisch

220

16

Vietnamesisch

60

7

Arabisch

170

17

Persisch

55

8

Portugiesisch

160

18

Tagalog

50

9

Malaiisch

160

19

Thai

50

10

Bengalisch

150

20

Türkisch

50

Quelle: Schultz (2000, S.13).

Analphabetismus (1) wichtiges Bindeglied in einem Teufelskreis, der erklären hilft, warum viele Familien sich über Generationen hinweg nicht aus ihrer Armut befreien können: Da sie arm sind, können sie es sich nicht leisten, ihren Kindern eine Schulbildung zukommen zu lassen, sondern sind auf deren, durch Kinderarbeit erzieltes Einkommen angewiesen. Ihr damit begründeter Analphabetismus sorgt dann dafür, dass auch die Kinder arm bleiben und wiederum ihren Kindern die Schuldbildung vorenthalten (müssen): „Armut Kinderarbeit Armut“. Humankapitals ist, wie u.a. die Pisa-Studie gezeigt hat, der Grad der Als wichtige Komponente des Sprachbeherrschung Teil der mit Blick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit geführten StandortWettbewerbsfähigkeit, internationale). Tendenziell haben die Entwickdiskussion ( Standort; Schwellenländer zwar einen geringeren Alphabetisierungsgrad als Industrielungsländer und die länder (vgl. Abb., nächste Seite). Allerdings entspringt die bspw. für die Bundesrepublik Deutschland angegebene Analphabetenquote von 1% reinem Wunschdenken. Tatsächlich liegt der Anteil derer, welche hierzulande die (Haupt-)Schule angeblich erfolgreich abgeschlossen, aber niemals wirklich schreiben und lesen gelernt haben (bzw. es wieder verlernten), weit höher. Experten gehen davon aus, dass vier bis fünf Millionen Deutsche faktische Analphabeten sind. Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang auch der große Stellenwert, den Schulbildung zum einen in den osteuropäischen und zum konfuzianisch geprägten Ländern hat. Schlüsselt man die Analphabetenquote nach anderen in den Geschlechtszugehörigkeit auf ( Geschlecht), dann zeigt sich eine wichtige Ursache der BenachteiliEntwicklungs- und Schwellenländern: Überproportional viele von ihnen haben gung von Frauen in keinen Zugang zur Bildung. (2) Welche Konsequenzen der Analphabetismus bspw. für die Produktpolitik hat, beleuchtet folgendes Beispiel. In 50 Ländern wird Thalidomid seit Jahren als einzig wirksames Mittel gegen bestimmte Lepra-Erkrankungen eingesetzt. Auch in den USA ist die Zulassung geplant, allerdings unter strengsten Auflagen. Da der gefährliche Wirkstoff über den Blutkreislauf der Mutter, welche das Mittel während der Schwangerschaft einnimmt, in den des Fötus gelangt, will die amerikanische Arzneimittelbehörde Frauen dazu verpflichten, während der Einnahmezeit zwei Verhütungsmethoden zu kombinieren. In Brasilien allerdings, wo seit 1990 etwa 500 neue „Contergan-Kinder“ geboren wurden, können viele werdende Mütter nicht lesen und verstehen daher die Warnungen auf dem Beipackzettel nicht. Da die USA in Sachen Verbraucherschutz vergleichsweise kompromisslos sind, plant der Pharmakonzern Celgene, der das strittige Präparat unter dem Markennamen Synovir vertreibt, zur Warnung Fotos von missgebildeten Kindern auf die Packung zu drucken.

Andenpakt

25

Anteil der Analphabeten unter den über 15-Jährigen (2007, in %) Finnland

0.0

Irland

1.0

Chile

4.3

Luxemburg

0.0

Japan

1.0

Hongkong

6.5

Norwegen

0.0

Niederlande

1.0

Portugal

6.7

Estland

0.2

Neuseeland

1.0

Venezuela

7.0

Polen

0.2

Schweden

1.0

Thailand

7.4

Slowenien

0.3

Schweiz

1.0

Philippinen

7.4

Slowakei

0.4

Großbritannien

1.0

Singapur

7.5

Ungarn

0.6

USA

1.0

Mexiko

9.0

Russland

0.6

Italien

1.6

China

9.1

Australien

1.0

Österreich

2.0

Indonesien

9.6

Belgien

1.0

Südkorea

2.1

Kolumbien

9.6

Kanada

1.0

Spanien

2.1

Jordanien

10.1

Tschechien

1.0

Rumänien

2.7

Malaysia

11.3

Dänemark

1.0

Argentinien

2.8

Brasilien

11.4

Frankreich

1.0

Israel

2.9

Türkei

12.6

Deutschland

1.0

Taiwan

3.9

Südafrika

13.6

Island

1.0

Griechenland

4.0

Indien

39.0

Quelle: OECD: The World Factbook 2008.

" IMD (Ed.): World Competitiveness Yearbook 2008, Lausanne 2008.

Analytic Hierarchy Process

Markteintrittsentscheidung

Anarchismus, epistemologischer

Relativismus, kultureller

Anchorage-Mentalität besagt dass das Management bei der Definition der Unternehmensziele und Unternehmensstrategien Triade-Märkte formuliert. „Anchorage“, der fiktive Standort der diese mit Blick auf alle drei Global Players, symbolisiert dieses Denken. Denn diese Stadt ist äquidistant Zentrale eines fiktiven zu den Zentren der Triade-Märkte. Somit dauert der Flug von Anchorage nach Düsseldorf zum damaligen Zeitpunkt ebenso sieben Stunden wie der Flug von oder nach Tokio oder New York. " Ohmae, K.: Die Macht der Triade. Die neue Form weltweiten Wettbewerbs, Wiesbaden 1985.

ANCOM

Integration

Andengemeinschaft

Andenpakt

Andenpakt von Bolivien, Chile, Ecuador, Kolumbien und Peru 1969 geschlossen (Cartagena-Abkommen), um die Entwicklung der Andenregion zu fördern; 1974 kam Venezuela hinzu. 1994 sozioökonomische Freihandelszone gegründet, um dem langfristigen Ziel eines Gemeinsamen Marktes wurde eine näher zu kommen ( Integration). 1996 wandelten die Mitgliedsländer den Andenpakt in die Andengemeinschaft Comunidad Andina (CA) um. Deren Zielsetzung schloss nunmehr auch die politische Integration ein, obwohl (bzw. weil) der Andenpakt das anfänglich gesteckte Ziel der ökonomischen Integration weitgehend verfehlt hatte. Vor allem die schlechte Verfassung der Volkswirtschaften von Region. Argentinien und Uruguay erschwert nennenswerte Fortschritte in dieser

26

Änderungsbereitschaft

Änderungsbereitschaft (1) verhaltenswissenschaftliches Konstrukt, das Bestandteil des Metakonstrukts Auslandsorientierung ist. Während Änderungsbereitschaft sich auf die organisationale Ebene bezieht, d.h. auf die Flexibilität die entsprechenÄnderungsbereitschaft von Unternehmen ( Rigidität, laterale), meint de individuelle Eigenschaft bspw. eines einzelnen Managers (im Sinne eines Persönlichkeitsmerkmals). Häufig wird mit Flexibilität allerdings auch die Fähigkeit von Unternehmen bezeichnet, schnell und variabel auf (Markt-)Veränderungen zu reagieren. (2) Im internationalen Vergleich zeigt sich: Zwei Drittel aller Probanden (Manager aus Deutschland, Finnland, Japan, Österreich und Südafrika) plädierten dafür, in einem Betrieb Änderungen nur sehr vorsichtig und mit Bedacht vorzunehmen (vgl. Abb.). Während aber insb. japanische und südafrikanische Manager dafür stimmten, im Unternehmen Innovationen „so schnell wie möglich“ einzuführen, bekannten sich Deutsche und insb. Finnen weitaus seltener zu dieser Maxime. Änderungsbereitschaft ist einer der Prädikatoren von Exporterfolg. Änderungsbereitschaft im internationalen Vergleich 98,5 89,1

= „Innovationen sollten nach der Devise Probieren geht über Studieren Unternehmen so schnell wie möglich verwirklicht werden.“ 78,6 70,1 63,6

66,7

63,6

59,2

59,8

= „Eine Unternehmung sollte Veränderungen nur sehr vorsichtig und mit Bedacht vornehmen.“ Japan

Südafrika

Österreich

Deutschland

41,5 Finnland

Quelle: Müller (1991, S.245).

" Müller, S.: Die Psyche des Managers als Determinante des Exporterfolges. Eine kulturvergleichende Studie zur Auslandsorientierung von Managern aus sechs Ländern, Stuttgart 1991.

Angabe, gesundheitsbezogene

Health Claims-Verordnung

Anglizismus bewusst oder unbewusst aus der für den Sprecher bzw. die Sprachgemeinschaft fremden Sprache Englisch ( Fremdsprache) übernommener Begriff (z.B. Common Sense, realisieren) bzw. grammatikalische Konstruktionen (z.B. „das macht keinen Unterschied“). Sprachschützer kritisieren und bekämpfen Anglizismen als ein Phänomen von Sprachimperialismus ( Sprachgesellschaft). Standardisierung der Unternehmenskommunikation (1) Im Zuge einer häufig naiv missverstandenen werden immer mehr Slogans, Werbebotschaften und andere Mitteilungen ( Kommunikation, komDenglisch bezeichneten Sprachstil verfasst, obwohl darunter nachmerzielle) in diesem auch als Akzeptanz z.B. einer Werbebotschaft leidet ( Kommunikationspolitik, internationaweislich die le). Dennoch empfiehlt Burger King seinen deutschen Kunden weiterhin Whopper your way, während Coca Cola mit Coke Side of Life wirbt und die Deutsche Post in Anspielung auf DHL ihre Mitarbeiter als die Do-how people vorstellt. (2) Südkorea gehört zu den Ländern, in denen Deutsch beliebt ist, weshalb neben den dort gleichfalls allfälligen Anglizismen auch zahlreiche Germanizismen zu finden sind. So nennt sich eine rein koreanische Sportbekleidungskette Karl Marx. Und die Lotte Group, ein internationales Konglomerat, das

Animosität, kulturelle

27

38.000 Mitarbeiter beschäftigt, verdankt seinen Namen der Vorliebe des südkoreanischen Firmengründers Shin Kyuk-Ho für Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ und dessen weibliche Hauptfigur: Charlotte. " Müller, M.; Brüggemann-Helmold, K.: Bankmarken. Englische Slogans unbeliebt, in: Bank und Markt, 31.Jg. (2002), Nr.2, S.23-26.

Animismus (1) Lehre von der unsterblichen Seele (lat. = animus) Ethnologie des 19. Jahrhunderts werden insb. die westafrikanischen Natur(2) In der Tradition der religionen unter dieser Kategorie zusammengefasst und als animistisch bezeichnet. Charakteristisch für Religiosität ( Religion) ist die Vorstellung einer Welt, in der „beseeldiese Urform menschlicher te“ Objekte, Geister und Vorfahren eine wichtige Rolle spielen ( Naturreligion). Deren Erwartungen müssen die Gläubigen jederzeit gerecht werden, wollen sie von diesen Schutz erlangen bzw. nicht deren Opfer werden. Opfergaben und Zauberpraktiken sind dazu bestimmt, die Geisterwesen zu besänftigen und/oder Macht über sie zu erlangen. Vom Glauben an Geisterwesen (Personalismus) ist der Glaube an ein beseeltes All (Animatismus) abzugrenzen. Zeitverständnis animistischer Gesellschaften dominieren Vergangenheit und Gegenwart. Im Entsprechend ist die Zukunftsorientierung nur schwach ausgeprägt. Zumeist wird die als nährende „Mutter der Menschen“ personalisierte Erde als Gottheit verehrt, die unmittelbar verantwortlich ist für die Fruchtbarkeit des Bodens und indirekt für das Überleben (bzw. Wohlergehen) der Menschen. Im Übrigen greift eine Vielzahl von kleinen und großen Göttern, vergöttlichten Wesen und Kobolden unmittelbar in das Leben der Menschen ein. Die gilt auch für die verstorbenen und nun vorgöttlichen Ahnen ( Ahnenkult). (3) Spielart des Okkultismus, die parapsychologische Phänomene mit dem Wirken lebender Personen erklärt. ( http://www.transafrika.org/pages/informationen-afrika/religion Animosität, kulturelle (1) von Klein et al. 1998 als spezielle Form von Antipathie in die wissenschaftliche Diskussion eingeKonstrukt: „ … remnants of antipathy related to previous or ongoing military, political, or führtes economic events“ (S.90). Animosität liegt dann vor, wenn Menschen im Allgemeinen und Konsumenten im Besonderen eine ausdrücklich feindselige Einstellung zu einem bestimmten Land bzw. zu einer Feindseligkeit, kulturelle). Hierfür gibt es Region (regionale Animosität) ausbilden ( Einstellung; die verschiedensten Anlässe (z.B. kriegerische, politische, religiöse, territoriale Konflikte). Interkulturellen Marketing ist Animosität eine extreme Spielart des Buy NatioIm Kontext des nal. Sie bewirkt, dass man sich bewusst gegen den Kauf von Produkten aus dem betreffenden Land entscheidet, obwohl man diese (z.B. preislich und/oder qualitativ) durchaus positiv bewertet: Mehr noch: Animosität beeinflusst Kaufentscheidungen direkt, ohne vor- bzw. zwischengeschaltete Qualitätsurteile. Ursachen sind zumeist vergangene bzw. aktuelle politische, militärische, ökonomische oder religiöse Auseinandersetzungen, Zerstörung). diplomatische Ereignisse (z.B. kriegerische oder Traurige Berühmtheit haben in diesem Zusammenhang vor allem die Ereignisse im chinesischen Nanking erlangt, wo Angehörige der japanischen Besatzungsmacht am 13.12.1937 (d.h. im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg) bis zu 300.000 Zivilisten und Kriegsgefangene ermordet haben („Massaker von Nanking“). Empirisch lassen sich dort noch heute eindeutig japan-feindselige Einstellungen nachweisen. Gleiches berichten Nijssen & Douglas. Am Beispiel der Einstellungen, welche Niederländer gegenüber deutschen Produkten bekunden, wiesen sie nach, dass derartige Ereignisse auch in kleinen, stark vom Außenhandel abhängigen Ländern für Animosität gegenüber einem dominanten Nachbarstaat sorgen können. Aber auch zahlreiche andere Ereignisse können Animosität begründen. So boykottierten amerikanische Konsumenten 2002 bewusst französische Produkte, nachdem Frankreich an führender Stelle gegen den bevorstehenden Irakkrieg der USA opponiert hatte ( Boykott). Australische Konsumenten wiederum ließen französische Produkte als „Strafe“ für Nukleartests, welche Frank-

28

Ankerbildungsheuristik

reich trotz heftiger internationaler Proteste im Südpazifik unternommen hatte, in den Regalen stehen. Und Starbucks musste zunächst einen markanten Umsatzverlust hinnehmen und wurde letztlich sogar mit Schließung bedroht, als der bekannte Fernsehmoderator Rui Chenggang die 123 Mio. chinesischen Internetnutzer aufrief, dagegen zu protestieren, dass das Unternehmen in der Verbotenen Stadt eine Filiale unterhält. (2) Klein et al. gingen in ihrer empirischen Analyse von folgender Ausgangssituation aus: Ein Chinese, der in Nanking lebt, will sich von seiner Bonus-Zahlung einen CD-Player kaufen. Zur Wahl stehen Geräte der Marken Bulong (= chinesische Marke), Goldstar (= koreanische Marke) und Sony (= japanische Marke). Die Autoren prüften die Hypothese, ob die von den Bewohnern Nanking noch heute empfundene Animosität bzw. Feindseligkeit gegenüber Japanern ein signifikantes Kaufmotiv ist. Zunächst bestätigte sich, dass, wie vorhergesagt, Animosität im Gegensatz zum Ethnozentrismus von Konsumenten direkt auf die Kaufbereitschaft einwirkt und nicht indirekt, indem sie auf die Produktbewertung ausstrahlt. Insgesamt aber beeinflusst Animosität, die sich stärker aus vergangenen als aus Ethnoaktuellen Ereignissen speist, die geäußerte Kaufbereitschaft wesentlich weniger, als dies der zentrismus der Befragten direkt und indirekt vermag. Rassismus führen. In einem Experiment, in dem Ouellet et al. (3) Animosität kann im Extremfall zu Sprache und damit die ethnische Konnotation (Französisch, Englisch, Italienisch, lediglich die Arabisch, Spanisch und Chinesisch) der verwendeten Markennamen veränderten, zeigten: Kaufboykott wird als sozial akzeptierte Möglichkeit genutzt, den eigentlich tabuisierten Rassismus auf eine subtile Art auszuleben ( Tabu). " Edwards, R.; Gut, A.-M.; Mavondo, F.: Buyer Animosity in Business to Business Markets. Evidence from the French Nuclear Tests, in: Industrial Marketing Management, Vol.36 (2007), pp.483-492. Ettneson, R.; Klein, J.G.: The Fallout from French Nuclear Testing in the South Pacific. A Longitudinal Study of Consumer Boycotts, in: International Marketing Review, Vol.22 (2005), No.2, pp.199-224. Jung, K.; Ang, S.H.; Leong, S.M.; Tan, A.J.; Pornpitakpan, C.; Kau, A.K.: A Typology of Animosity and Its CrossNational Validation, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.33 (2002), No.6, pp.529-539. Klein, J.G.: Us Versus Them, or Us Versus Everyone? Delineating Consumer Aversion to Foreign Goods, in: Journal of International Business Studies, Vol.33 (2002), No.2, pp.345-363. Klein, J.G.; Ettenson, R.; Morris, M.D.: The Animosity Model of Foreign Product Purchase. An Empirical Test in the Peoples Republic of China, in: Journal of Marketing, Vol.62 (1998), No.1, pp.89-100. Nijssen, E.J.; Douglas, S.P.: Examining the Animosity Model in a Country with a High Level of Foreign Trade, in: International Journal of Research in Marketing, Vol.21 (2004), pp.23-28. Ouellet, J.-F.: Consumer Racism and Its Effects on Attitudes, in: Advances in Consumer Research, Vol.32 (2005), pp.422-428. Riefler, R.; Diamantopoulos, A.: Consumer Animosity. A Literature Review and A Reconsideration of its Measurement, in: International Marketing Review, Vol.24 (2007), No.1, pp.87-119. Shimp, T.A.; Dunn, T.H.; Klein, J.G.: Remnants of the U.S. Civil War and Modern Consumer Behavior, in: Psychology & Marketing, Vol.21 (2004), No.2, pp.75-91. Shoham, A.; Davidow, M.; Klein, J.G.; Ruvio, A.: Animosity on the Home Front. The Intifada in Israel and its Impact on Consumer Behaviour, in: Journal of International Marketing, Vol.14 (2006), No.3, pp.92-114.

Ankerbildungsheuristik Ankerwährung

Heuristik

Currency Board;

Ankunftsvereinbarung

Währungsanker

International Commercial Terms

Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung Anlagengeschäft

Ausfuhrkreditversicherung;

Anlegerschutz

Prospektrichtlinie

Anmeldekartell

Exportkartell

COCOM Internationales Industriegütermarketing

Anmeldeschein, statistischer im Außenhandel erforderliches Dokument ( Dokumente im Außenhandel). Beim Ex- und Import sind in folgenden Formularen Wert und Volumen der aus- bzw. einzuführende Ware anzugeben: Einfuhranmeldung (statistischer Anmeldeschein), Klein-Ausfuhrerklärung sowie Ausfuhrerklärung (AE).

Anpassung

29

Bezüglich der Ausfuhrerklärung gilt: Kleinsendungen bis zu einem Wert von weniger als 800 € sind Ausgangszollstelle vorzuführen und Warenfrei. Sendungen im Wert von 800-3.000 € sind an der Versendungen, deren Wert 3.000 € übersteigt, sind im zweistufigen Regelverfahren sowohl der Ausgangszollstelle vorzuführen. Überdies sind dort die Exemplare 1-3 sandzollstelle als auch der des achtfachen Vordrucks des Einheitspapiers der EU vorzulegen. Anpassung an die Arbeits- und Lebensbedingungen in einem fremden Land ( Fremdheit). Konstrukt hat eine lange Tradition als Erfolgskriterium von Auslandseinsätzen (Overseas (1) Dieses Entsendung in kulturell distanten Märkten regelAdjustment). Denn Manager werden im Zuge ihrer mäßig mit Verhaltensweisen (ihrer Geschäftspartner, Kunden, Mitarbeiter, 'stake holder' etc.) konfronEinstellungen oder Werten widersprechen ( Distanz, tiert, die ihren eigenen Gewohnheiten, Ambiguität und Kontrollverlust ( Konkulturelle). Subjektiv äußert sich dies als Ungewissheit, trollüberzeugung). Lange Zeit galt in der so genannten Cross Cultural Adjustment-Literatur unwidersprochen, dass der Erfolg eines Entsandten davon abhängt, ob dieser sich integriert bzw. an die fremde Kultur anpasst. Dabei handelt es sich häufig um eine multiple Anpassung: an die allgemeine sowie kulturelle Umgebung einerseits und die Berufswelt andererseits. Die Typologie der multiplen Anpassung berücksichtigt diese Zusammenhänge. Demnach lässt sich das konkrete Verhalten eines Entsandten in interkulturellen Situationen vorhersagen, wenn man zwei Faktoren kennt (vgl. Abb. 1): Art und Ausrichtung der Loyalitätsbeziehungen: Fühlt sich der Entsandte dem Herkunftsunternehmen und/oder dem Auslandsunternehmen verpflichtet? Kulturelles Selbstverständnis: Ist dem Entsandten primär daran gelegen, die eigene kulturelle Identität zu bewahren oder intensiven Kontakt zur Fremdkultur aufzunehmen? Abb. 1: Typologie der multiplen Anpassung Kulturelles Selbstverständnis

Bewahren der eigenen kulturellen Identität

Dem Herkunftsunternehmen verpflichtet

Loyalität/ Commitment

stark Intensiver Kontakt mit der fremden Kultur

Dem Auslandsunternehmen verpflichtet

schwach

stark

schwach

Integrierer dual citizen

Assimilierer go native

Segregierer heart at home

Marginalisierer free agent

Quelle: in Anlehnung an Janssens (1992, S.157).

(2) Entgegen der in älteren Studien (z.B. von I. Torbjörn) vertretenen Ansicht, dass es sich hierbei um ein eindimensionales Konstrukt handelt, geht man nunmehr von einer mehrdimensionalen Struktur aus. J.S. Black, der Anpassung durch die direkte Frage: „Wie gut haben Sie sich an ... angepasst?“ operationalisierte, identifizierte faktorenanalytisch drei Erscheinungsformen: allgemeine Anpassung (z.B. 'housing conditions'), soziale Anpassung (z.B. 'interaction with host nationals outside the work') und berufliche Anpassung (z.B. 'performance standards and expectancies'). Der Erfolgsindikator soziale Anpassung basiert auf der Annahme, dass erfolgreiche Expatriates intensive soziale Kontakte im Gastland pflegen ( Entsendung). Stellvertretend dafür sei die von Y. Amir

30

Anpassung

aufgestellte Kontakthypothese genannt, wonach ein (als positiv empfundener) intensiver Kontakt zwiethnischen Gruppen hilft, Vorurteile abzubauen. Dies ebnet letztlich den Weg zu einer schen effektiveren Interaktion zwischen den Beteiligten, was eine Studie von D.J. Kealey bestätigt: Je mehr Kontakte die von ihm befragten kanadischen Entwicklungshelfer mit den Einheimischen hatten, desto besser vermochten sie, diesen spezielle Fähigkeiten und technisches Know-how zu vermitteln. Umgekehrt wird, wer die Sitten & Gebräuche der Gastkultur ignoriert und den sozialen Kontakt auf ein Minimum reduziert ( Ghetto, goldenes), häufig als arrogant und überheblich eingeschätzt. Der solcherart isolierte Entsandte wird kaum in der Lage sein, seine Aufgaben, etwa die Durchsetzung einer einheitlichen Unternehmenspolitik in der Auslandsniederlassung, zu erfüllen. Zufriedenheit des Expatriates mit Andere Autoren messen Anpassung indirekt, indem sie nach der seinen Arbeits- bzw. Lebensbedingungen während der Entsendung fragen (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Zufriedenheit als Indikator der Anpassung von Entsandten Autor

Item

Gemessenes Konstrukt

Stahl (1998, S.305)

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Tätigkeit und den Arbeitsbedingungen?

Anpassung an die Arbeitssituation

Stahl (1998, S305)

Wie zufrieden sind Sie mit ihren Lebensbedingungen?

Anpassung an die Gastkultur

Cui/Awa (1992, S.318)

Wie zufrieden sind Sie mit ihrem sozialen Leben?

Cross-Cultural Adjustment

Da beide Konstrukte auf ganz unterschiedlichen Konzepten basieren, ist es jedoch problematisch, Zufriedenheit und Anpassung mehr oder minder gleichzusetzen. Zufriedenheit entsteht aus dem Vergleich von Erwartungen (hier: bezüglich des Auslandsaufenthaltes) mit der Realität, während Anpassung angibt, inwieweit sich Expatriates an ihr neues berufliches und soziales Umfeld (positiv) gewöhnt haben. Sicherlich kann ein Leben in Übereinstimmung mit den lokalen Gegebenheiten das Gefühl der Zufriedenheit fördern, wie E. Naumann empirisch nachgewiesen hat. Umgekehrt lässt sich Zufriedenheit nicht zwangsläufig darauf zurückführen, dass der Entsandte soziale Kontakte mit den Locals pflegt und seine Arbeits- und Lebensbedingungen adaptiert hat. Ethnozentriker bspw. neigen dazu, die Kultur von vornherein als überlegen anzusehen, weshalb sie die Zielstellung „Anpassung“ eigene als Zumutung ansehen und darauf mit Unzufriedenheit reagieren würden. (3) Die zahlreichen Bemühungen, die Anpassung an fremdkulturelle Lebens- und Arbeitsbedingungen wissenschaftlich zu durchdringen, lassen sich verschiedenen theoretischen bzw. konzeptionellen Ansätzen zuordnen: a) Verschiedene Autoren haben sich mit der Chronologie des Anpassungsverlaufs befasst. Zu diesen ersten, primär deskriptiven Arbeiten zählen die U-Kurve der Anpassung sowie die W-Kurve der Anpassung (vgl. Abb. 3, nächste Seite). Beide Konzepte unterscheiden sich lediglich darin, dass der W-Kurve an dritter Position der unterstellten Phasen eine weitere Phase eingefügt wird: Initial Adjustment, ein „Zwischenhoch“ der interkulturellen Beziehung. Dabei wird unterstellt, dass jeder Entsandte alle Phasen durchlebt, es sich also um einen mehr oder weniger gesetzmäßig ablaufenden mehrstufigen Prozess handelt, während die Typologie der multiplen Anpassung davon ausgeht, dass jede Phase zugleich auch Endzustand sein kann. Die stark popularisierte Kulturschock-Hypothese legt - wie auch die anschließende Phase der Depression - allein schon terminologisch einen pathologischen Vorgang nahe. Andere, sozialpsychologisch begründete Modelle betrachten interkulturelle Austauschsituationen hingegen primär als eine „ganz normale“ Lernsituation. Vorrangige Zielsetzung interkultureller Interaktion ist demnach nicht schiere Anpassung, sondern das Erlernen der zentralen (z.B. verhaltens- oder entscheidungsrelevanten) Merkmale der fremden Kultur. Hierbei meint „Erlernen“ zunächst lediglich den Erwerb von Verhaltensweisen und Kenntnissen (im Sinne von Kennen und Können, nicht jedoch zugleich auch im Sinne von Ausüben). Dies wiederum vermag die Theorie des sozialen Lernens zu erklären. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit, dass in der Phase der ersten Begegnung mit einer fremden Kultur unangemessene

Anpassung

31

Verhaltensweisen auftreten, groß. Wenn es dennoch zunächst zum Honeymoon-Phänomen kommt, so aus zwei Gründen: Die Zeitspanne ist (noch) zu kurz, als dass die negativen Konsequenzen des eigenen Fehlverhaltens spürbar werden könnten (= bspw. deshalb, weil man dem Neuen noch Anfangsfehler zugesteht). Die Tendenz, das Selbstbild (hier: „Ich bin interkulturell kompetent“) durch Wahrnehmungsverzerrung zu schützen, ist noch stärker als der Realitätsdruck. Abb. 3: W-Kurve der Anpassung

Anpassung Phase 1: Honeymoon

Phase 5: Akzeptanz und Integration

Assimilierer

Integrierer Phase 3: Erste Anpassung

Phase 2: Kulturschock Marginalisierer

Phase 4: Depression Segregierer

Zeit

Zum Kulturschock kommt es, wenn die Häufigkeit negativer Rückmeldungen überhand nimmt. In dieser Phase kann der Entsandte einerseits sein Verhaltensdefizit nicht mehr vor sich selbst leugnen; andererseits hatte er noch nicht in ausreichendem Maße Gelegenheit, adäquatere Verhaltensweisen (z.B. durch Imitationslernen) zu erwerben. Die für den Kulturschock charakteristischen Symptome (Ängstlichkeit, Ärger, Frustration) schwinden in der Anpassungsphase, da nunmehr das Verhaltensrepertoire zunehmend den Anforderungen entspricht. Wenn dann der Entsandte immer häufiger erfolgreich (= interkulturell kompetent) agiert und dafür Anerkennung erfährt, verinnerlicht er die neuen, kulturkonformen Verhaltensweisen (situative Anforderungen, passende Verhaltensreaktionen und erwartete Ergebnisse der Interaktion). Selbstvertrauen und Zufriedenheit wachsen, womit nach den kognitiven und den konativen auch die affektiven Voraussetzungen für interkulturelle Anpassung erfüllt wären. Zu den chronologischen Ansätzen zählt auch der Verlauf der Anpassungsleistung im interkulturellen Handeln (vgl. Abb. 4, nächste Seite). Nach Thomas et al. löst die Aufgabe der Anpassung an fremdkulturelle Arbeits- und Lebensbedingungen charakteristische physische und psychische Belastungen aus, die im Zeitverlauf nicht kontinuierlich abnehmen, sondern zyklisch verlaufen. Das von Grove & Torbiörn vorgeschlagene Phasenmodell wiederum zeichnet sich dadurch aus, dass die Autoren versuchen, die subjektive Anpassung z.B. von Entsandten an eine Fremdkultur mit Hilfe dreier psychologischer Konstrukte darzustellen: Verhaltensangemessenheit, Orientierungsklarheit und Mindestanspruchsniveau. Während der ersten Stationen eines längerfristigen Auslandsaufenthaltes Werten und Kulturstandards verhält sich der Entsandte im ungewohnten Umfeld noch gemäß den

32

Anpassung

seiner Heimatkultur (= Phase I). Sie ist mit K. Obergs Honeymoon-Phase vergleichbar. Zunehmende Misserfolgserlebnisse lassen jedoch Zweifel an der Angemessenheit dieser Verhaltensweisen aufkommen. In der zweiten Phase (= II) entwickelt sich die Krise. Die nicht mehr zu verleugnende ErKulturschock erlebt, da der damit kenntnis, sich nicht angemessen verhalten zu können, wird als verbundene Kontrollverlust zutiefst dem Selbstverständnis erfolgsorientierter Manager widerspricht. Erst allmählich kommt es zu einer Trendwende, vorausgesetzt, der Entsandte erkennt und akzeptiert die Relativität von Verhaltensregeln. In dem Maße, wie diese Einsicht verinnerlicht wird, erreichen Verhaltensangemessenheit und Orientierungsklarheit (= Phase III) das interindividuell variierende Mindestanspruchsniveau. Schließlich gewinnt der Entsandte seine Verhaltenssicherheit auch in dem kulturell andersartigen Kontext (= Phase IV) wieder und damit seine vollständige Leistungsfähigkeit.

Vorbereitung

Auslandsaufenthalt

Wiedereingewöhnung

Abb. 4: Verlauf der Anpassungsleistung im interkulturellen Handeln

Wiedereingewöhnung Rückkehr-Eingewöhnungskrise Rückkehr-Begeisterung

Rückkehr-Befürchtungen Anpassung Anpassungskrise Eingewöhnung Anfangs-Begeisterung Ausreise-Begeisterung Entschlussfreude niedrig

hoch

Akkulturations-Belastung Quelle: Thomas et al. (2003, S.243).

b) Damit in Zusammenhang stehen die gleichfalls zumeist deskriptiven Versuche, typologische Anpassungskonzepte zu entwickeln. Zu den Typologien, die überdurchschnittlich viel Beachtung erlangt haben, zählt das Konzept des Wandels kultureller Identität ( Identität). c) Die stärker wissenschaftlich fundierte Ursachenanalyse befasst sich vorwiegend mit den psychischen Antezedenzen und Konsequenzen von Anpassungsleistung und Anpassungskrise sowie den einschlägigen psychologischen und kommunikationswissenschaftlichen Erklärungsansätzen. (4) Wirtschaftliche Konsequenzen fehlgeschlagener Anpassung werden teils abstrakt, als Scheiterquote, erfasst und teils materiell, in Gestalt des dadurch angerichteten materiellen und/oder immateriellen Schadens. Die einschlägige Forschung geht davon aus, dass im Regelfall 15-50% der Auslandsentsendungen scheitern. In Abhängigkeit von der Dauer einer Entsendung, der hierarchischen Position des Expatriate und anderen Einflussfaktoren beläuft sich der dabei angerichtete ökonomische Schaden nach Expertenmeinung auf jeweils 0,2-1,0 Mio. $. Dies ist insofern irreführend, als der häufig weit gravierendere immaterielle Schaden ( Reputation) zumeist nicht zu quantifizieren ist. Hinzu kommt, dass annähernd jeder vierte Entsandte relativ kurzfristig nach seiner Rückkehr das entsendende Unternehmen verlässt.

Ansatz, deskriptiver

33

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Anpassung, soziale Anrechnungsmethode Anrede

Selbst Qualifikationskonflikt

Sitten & Gebräuche

Anreizsystem Lob), (1) Gesamtheit der materiellen Anreize (z.B. Entlohnung) und der immateriellen Anreize (z.B. die einer Person systematisch und mit einer bestimmten Absicht gewährt werden. Verallgemeinernd ist Verhaltenssteuerung das Ziel, wobei es sich konkret zumeist um Leistungsanreize handelt (z.B. in der Team, Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung), seltener um Integrationsanreize (Integration in ein Gesellschaft). Die Motivationspsychologie befasst sich aus psychologieine Organisation oder eine Principal-Agent-Theorie aus ökonomischer Sicht mit der Gestaltung und den scher Sicht und die Wirkungen von Anreizen. (2) Im Einklang mit ihrer tendenziell materialistischen Orientierung setzen die Gesellschaften des westlich-leistungsorientierten Kulturraumes primär auf materielle Anreize und auf extrinsische Belohnung (z.B. Beförderung, Boni, Prämien; vgl. Abb., nächste Seite), während im östlich-kollektivistischen Kulturraum lange Zeit soziale, intrinsisch wirkende Anreize Priorität hatten (z.B. individuelle Leistung als Ausdruck von Gruppenzugehörigkeit und Leistungsschwäche als Signum des sozialen Außenseiters). Im fatalistischen Kulturraum widersprechen Anreize und die mit ihnen verfolgte Absicht der Verhaltenssteuerung der kulturimmanenten Leitidee der Vorbestimmtheit und Fremdbestimmtheit des individuellen Schicksals ( Fatalismus). Möglicherweise deshalb sind „in SaudiArabien bspw. Beurteilungen informell und folgen keinen streng festgelegten Kriterien“ (Usunier & Walliser, S.202). " Ali, A.; Schwiercz, P.M.: The Relationship between Managerial Decision Styles and Work Satisfaction in Saudi-Arabia, in: Kaynak, E. (Ed.), International Business in the Middle East, Berlin 1985, pp.138-149. Dreesmann, H.: Motivation im interkulturellen Kontext, in: Bergemann, N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2003, S.137-163. Usunier, J.-C.; Walliser, B.: Interkulturelles Marketing, Wiesbaden 1993.

Ansässigkeitsstaat Ansatz, deskriptiver

Doppelbesteuerung;

Inländer;

Qualifikationskonflikt

Entscheidungstheoretischer Ansatz der Internationalisierung

34

Ansatz, eklektischer

Idealtypische Gegenüberstellung zweier kulturspezifischer Anreizsysteme System I

System II

Prototyp USA Eigenheiten der Landeskultur

Zielfestlegung

Bestimmung der Zielerreichung

Kollektivismus / große Machtdistanz

Schwache Neigung zur Ungewissheitsvermeidung

Starke Neigung zur Ungewissheitsvermeidung

Explizite Kommunikation (High Context Culture)

Implizite Kommunikation (Low Context Culture)

Ziele werden

Ziele werden

in Verhandlungen festgelegt (geringe Machtdistanz)

nicht ausgehandelt, sondern von oben vorgegeben (große Machtdistanz)

möglichst exakt quantifiziert (explizite Kommunikation)

nicht exakt festgelegt (implizite Kommunikation)

Entscheidend ist das Leistungsergebnis

Das Leistungsergebnis hat nur relative Bedeutung: das Ziel wird von Anfang an zu hoch angesetzt, um den Verkäufer anzuspornen

Abweichungen vom vorgegebenen Ziel können exakt gemessen werden Grad der Zielerreichung bestimmt automatisch die Belohnung / Bestrafung

Elemente des Anreizsystems

Prototyp Japan

Individualismus / geringe Machtdistanz

Keine formelle Bestimmung der Zielerreichung

Anreize werden exakt festgelegt (explizite Kommunikation)

Anreize werden nicht exakt festgelegt (implizite Kommunikation)

Der Einzelne ist für die erbrachte Leistung verantwortlich

Die Gruppe ist die Quelle der Leistung (Kollektivismus)

Wettbewerb zwischen den Kollegen Umsetzung

Geringes bzw. kein Fixum oder Kommission (schwache Tendenz zur Ungewissheitsvermeidung)

Konsequenz für Distributionspolitik

Einsatz von Handelsvertretern

Extrinsische Belohnung wichtig

Festes Gehalt (starke Tendenz zur Ungewissheitsvermeidung) Intrinsische Belohnung wichtig Einsatz von Reisenden

Quelle: Usunier/Walliser (1993, S.203); leicht modifiziert.

Ansatz, eklektischer wurde von J.H. Dunning als integrativer Ansatz vorgestellt, der Mängel der bis dahin üblichen monokausalen Erklärungsansätze überwindet, indem er zentrale Aussagen der Industrial Organisation TheoTheorie der Internalisierung sowie der neoklassischen Außenhandels- und Standortry, der theorie miteinander verbindet ( Eklektische Forschungsstrategie). Internationalisierung von Unternehmen mit Hilfe einer „Ent(1) Der eklektische Ansatz erklärt die Direktinvestition nahe, wenn drei Voraussetzungen scheidungsmatrix“: Demnach liegt die Option erfüllt sind (vgl. Abb., nächste Seite). a) Das Unternehmen besitzt Wettbewerbsvorteile (z.B. Eigentumsrechte wie internationale Patente) und ist deshalb den Konkurrenten auf dem ausländischen Markt überlegen ( Patent). Koordination der Leistungsprozesse weniger als die Externalisierung b) Kostet die innerbetriebliche Lizenznehmer, um ungewollten Know how-Abfluss oder Produktmängel zu ver(z.B. Kontrolle der meiden), so liegen Internalisierungsvorteile vor. c) Standortvorteile besitzt ein Unternehmen dann gegeben, wenn der Auslandsmarkt bessere Standortbedingungen bietet als der Inlandsmarkt. Besitzen potenzielle ausländische Märkte keine signifikanStandortvorteile (z.B. in Gestalt von günstigen Arbeitskosten, einer überlegenen Marktatten Subventionen zu erhalten), so wählt traktivität oder der Möglichkeit, in einem signifikanten Ausmaß

Ansatz, eklektischer

35

Exportstrategie. Die Lizenzvergabe ist, folgt man dem eklektischen das Unternehmen c.p. die Markteintrittsstrategie, wenn das Unternehmen „nur“ spezifische WettbeAnsatz, dann die optimale werbsvorteile besitzt und es deshalb das Risiko, das mit einem Markteintritt verbunden wäre, scheuen muss. Wahl der Markteintrittsstrategie in Abhängigkeit vom jeweiligen Wettbewerbsvorteil Eigentumsvorteile Ownership ja Internalisierungsvorteile Internalization ja

Direktinvestition

keine Internationalisierung

Lizenzvergabe

Standortvorteile im Ausland Location ja

nein

nein

nein Export

Quelle: auf der Basis von Kutschker/Schmid (2008, S.462).

(2) Kritiker des eklektischen Ansatzes, wie M. Itaki, wenden u.a. ein, dass die drei als unabhängig unterstellten Kategorien von Wettbewerbsvorteilen tatsächlich interdependent sind: M. Perlitz (S.111) wertete sie als „ein Sammelsurium unterschiedlicher Variablen, die in keinen Zusammenhang zueinander gebracht werden“. Weiterhin könne der dem Homo Oeconomicus-Paradigma verhaftete und empirisch nicht validierte eklektische Ansatz komplexere Phänomene wie reziproke Markteintrittsstrategien nicht erklären. Denn weil jeweils nur ein Land gegenüber einem anderen Land einen bestimmten Wettbewerbsvorteil besitzen kann und nicht beide wechselseitig denselben Wettbewerbsvorteil, vermag der eklektische Ansatz nicht zu erklären, dass ein in Land A ansässiges Unternehmen Land B mit derselben Markteintrittsstrategie erschließt wie ein aus Land B stammendes Unternehmen Land A. Da auch jeweils nur eine Strategie optimal sein kann, kann es J.H. Dunning grundsätzlich auch nicht gelingen, das Phänomen multipler Markteintrittsstrategie zu erhellen: Warum verfolgt ein Unternehmen gleichzeitig verschiedene Strategien, um in ein und denselben Markt einzutreten? Betriebswirtschaftlich argumentierende Wissenschaftler stufen den eklektischen Ansatz darüber hinaus als eine Verlegenheitslösung ein. Er konterkariere die Entwicklung, welche die Theorien der Internationalisierung bis Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts genommen haben. Nachdem es der Forschung etwa mit Hilfe des Produkt-Lebenszyklus-Konzepts gelungen sei, die Analyse von der hochgradig aggregierten volkswirtschaftlichen Ebene auf die disaggregierte und damit konkretere Unternehmensebene zu verlagern, kehre der eklektische Ansatz wieder zum makroökonomischen Niveau zurück. " Buckley, P.J.; Casson, M.: The Economic Theory of the Multinational Enterprise. Selected Papers, London 1985. Dunning, J.H.: The Determinants of International Production, in: Oxford Economic Papers, Vol.25 (1973), No.3, pp.289-336. Dunning, J.H.: Toward an Eclectic Theory of International Production. Some Empirical Tests, in: Journal of International Business Studies, Vol.11 (1980), No.1, pp.9-31. Dunning, J.H.: The Eclectic Paradigma as an Envelope for Economic and Business Theories of MNE Activity, in: International Business Review, Vol.9 (2000), No.2, pp.163-190. Itaki, M.: A Critical Assessment of the Eclectic Theory of the Multinational Enterprise, in: Journal of International Business Studies, Vol.22 (1991), No.3, pp.445-460. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008. Macharzina, K.; Engelhard, J.: Paradigm Shift in International Business Research. From Partist and Eclectic Approaches to the GAINS Paradigm, in: Management International Review, Vol.31 (1991), Special Issue, pp.23-43. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.278f. Perlitz, M.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2004, S.109ff. Stehn, J.: Ausländische Direktinvestitionen in Industrieländern. Theoretische Erklärungsansätze und empirische Evidenz, Kieler Studien Nr.245, Tübingen 1992. Zaby, A.M.; Rumpf, M.: Das eklektische Paradigma, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 27.Jg. (1998), Nr.2, S.146-148. Welge, M.K.; Holtbrügge, D.: Internationales Management, 4.Aufl., Stuttgart 2006, S.76ff.

36

Ansatz, entscheidungsorientierter

Ansatz, entscheidungsorientierter trägt dem Umstand Rechnung, dass ein Großteil der Tätigkeit von Führungskräften direkt oder indirekt Entscheidungsfindung dient. Deshalb wurde immer wieder versucht, betriebswirtschaftlich releder vante Entscheidungsmodelle zu konzipieren und mit ihrer Hilfe betriebswirtschaftliche Problemstellungen analytisch optimal zu lösen: angefangen bei der Identifikation geeigneter Ländermärkte bis hin zur Formulierung einer (standardisierten oder differenzierten) Strategie der Bearbeitung internationaler Märkte ( Standardisierung vs. Differenzierung) reicht das Spektrum der Themenstellungen des Internationalen Marketing ( Marktauswahl). Idealerweise sollten Manager die zur Verfügung stehenden Optionen systematisch vergleichen, analysieren und bewerten. Da aber die kognitiven Fähigkeiten und das Zeitbudget begrenzt sind, können auch professionelle Entscheider gewöhnlich nur einen Ausschnitt der notwendigen bzw. angebotenen Informationen erfassen ( Heuristik). Der präskriptive Ansatz strebt danach, betriebswirtschaftlich relevante Entscheidungsmodelle zu entwickeln, die es ermöglichen, auf analytischem Wege Probleme optimal zu lösen ( Kontingenzansatz). Wesentliches Instrument ist die Entscheidungslogik. Sie liefert Regeln, anhand derer rational handelnde Entscheider verschiedene Situationen bewerten können. Da objektive Rationalität zwar wünschenswert, im Regelfall aber nicht gewährleistet ist, setzt die normative Entscheidungstheorie lediglich voraus, dass die Entscheidungsregeln subjektiv bzw. formal rational sind. Subjektive Rationalität: Eine Entscheidung ist auch dann optimal, wenn die zugrundeliegenden Informationen zwar nicht der (objektiven) Realität entsprechen, wie sie ein unabhängiger Dritter erfassen würde, aber konsistent sind, d.h. mit der subjektiven Realität des Entscheiders in Einklang stehen. Formale Rationalität ist dann gegeben, wenn ein Entscheider über ein widerspruchsfreies Zielsystem verfügt und er seine Entscheidungen dementsprechend fällt. " Heinen, H.: Grundlagen betriebswirtschaftlicher Entscheidungen, Wiesbaden 1971. Heinen, H.: Der entscheidungsorientierte Ansatz der Betriebswirtschaftslehre, in: von Kortzfleisch, G. (Hrsg,), Wissenschaftsprogramm und Ausbildungsziele der Betriebswirtschaftslehre, Berlin 1971, S.31-38.

Ansatz, entscheidungstheoretischer geht davon aus, dass gerade Entscheidungen, die ein Unternehmen im Rahmen seiner Internationalisierung trifft, dieses gewöhnlich langfristig binden. Anliegen der betriebswirtschaftlichen Entscheidungsforschung ist es, das reale Verhalten von Entscheidungsträgern (z.B. Managern) zu beschreiben (= deskriptiver Ansatz) und zu erklären (= explikativer Ansatz) sowie realistische Vorschläge für eine idealtypische Vorgehensweise zu unterbreiten (= normativer Ansatz). Dabei stellt man sich RisikowahrEntscheidungen als einen mehrstufigen Prozess vor, auf den vielfältige personelle (z.B. Unternehmenskulnehmung und Risikobereitschaft) und organisationale Faktoren einwirken (z.B. Landeskultur darauf Einfluss (bspw. das so getur). Auch das Umfeld nimmt z.B. in Gestalt der Entscheidungsfindung; Denken, cartesianisches). nannte cartesianische Denken auf die (1) Die normative Entscheidungstheorie liefert Regeln, welche im Wesentlichen auf der Entscheidungslogik beruhen, von bestimmten Annahmen ausgehen (insb. rationales Verhalten des Entscheiders) und den Entscheider bei der Suche nach der optimalen Lösung eines Entscheidungsproblems Menschenbild des Homo Informaticus ausgeht, unterstützen sollen. Da sie aber vom unrealistischen gelingt es der normativen Entscheidungstheorie im Regelfall nicht, realen Entscheidungsträgern Handlungsempfehlungen für die Lösung konkreter Problemstellungen auszusprechen. (2) Aus Sicht der Vertreter des deskriptiven Ansatzes vermag die normative Entscheidungstheorie nicht zu erklären, wie Entscheidungsprobleme entstehen, wie und welche Prämissen ein Entscheider bildet, was den Entscheidungsprozess in ständiger Wechselbeziehung mit der Umwelt auslöst und wie er abläuft. Vor allem aber kämen Entscheidungen unter „vollkommener Information“ in der Realität äußerst selten vor. Auch Beschlüsse mit hoher Bindungskraft (wie diesen oder jenen Ländermarkt mit einer bestimmten Markteintrittsstrategie zu erschließen), sind nicht immer Ergebnis eines intensiven und rationalen Entscheidungsprozesses des Managements. Wie viele reale Entscheidungen werden auch sie von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst und lassen sich nicht, wie die klassische Nutzen-

Ansatz, entscheidungstheoretischer

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theorie unterstellt, auf die Wahl zwischen Alternativen in Abhängigkeit vom (objektiven) Nutzenerwartungswert reduzieren. Zu den Einflussfaktoren zählen, neben rationalen Kosten-/NutzenverRisikopräferenz), Gesetzmäßigkeiten der gleichen, individuelle Persönlichkeitsmerkmale (z.B. Heuristiken und Biases) sowie organisationale Rahkognitiven Informationsverarbeitung (z.B. Rigidität, laterale). Angesichts der Begrenztheit der menschlichen Informamenbedingungen (z.B. tionsverarbeitung ( Informationsüberlastung) sollte man statt von „objektiver“ bzw. „unbegrenzter“ ('unbounded') Rationalität allenfalls von „begrenzter Rationalität“ bzw. „intendierter Rationalität“ ausgehen. Nicht nur angesichts interner Restriktionen, sondern auch mit Blick auf die Kosten von Informationssuche, -aufnahme und -verarbeitung sind Wirtschaftssubjekte keine (Nutzen-)Maximierer, sondern Satisfizierer: Der begrenzt rationale Entscheider bricht die Informationssuche ab, sobald sein Anspruchsniveau erfüllt und er mit der gefundenen (suboptimalen) Lösung zufrieden ist. Vertreter des Konzepts der „subjektiven Rationalität“ erachten soziale Nutzenkomponenten, wie das Bedürfnis nach Anerkennung, als den objektiven Nutzenkomponenten gleichwertig. Insofern können sie die These vom Streben nach Nutzenmaximierung beibehalten: subjektive Rationalität als übergreifendes Prinzip. Demnach kann es individuell rational sein, auf materielle Vorteile zu verzichten, um die höherwertige soziale Anerkennung zu erlangen. Ex post-Rationalität wird dann angestrebt, wenn die Unfähigkeit, rational zu entscheiden, auf das Bedürfnis, rational zu erscheinen, trifft. Deshalb suchen Menschen vielfach nicht im Vorfeld einer Entscheidung, sondern nachdem sie eine Entscheidung getroffen haben, Informationen. Wichtige Entscheidungen sind naturgemäß besonders anfällig für das nachträgliche Suchen von logischen Argumenten, um eine bereits gefällte Entscheidung rational erscheinen zu lassen – und damit gegenüber einer Umwelt, die allergrößten Wert auf Rationalität legt, zu rechtfertigen (= Rationalisierung). Tatsächlich aber hängen Entscheidungen nicht nur von Stimmungen ab, sondern bspw. auch von der Reihenfolge, in der die Optionen wahrgenommen werden. Bedeutsam ist weiterhin, wie viel wir schon in eine Lösung investiert haben. Schließlich ist bekannt, dass Menschen mitunter Produkt A lieber als B mögen, dieses wiederum lieber als C, aber C lieber als A (was nicht rational ist). Anders als ein Teil der betriebswirtschaftlichen Literatur, welche diese pragmatische Art der Problemlösung als „Strategie der kleinen Schritte“ bzw. des Muddling Through einstuft und ablehnt, befasst sich die verhaltenswissenschaftlich fundierte deskriptive Entscheidungsforschung konstruktiv mit diesem Phänomen. Beeinflusst von der „Theorie der sozialen Urteilsbildung“ erblickt sie in kategorialer und heuristischer Informationsverarbeitung kein Abweichen von der „prozeduralen Rationalität“, sondern (überlebens-)notwendige Strategien der Reduktion von Komplexität. Informationsverarbeitung ist zumeist nicht nur begrenzt, sondern zudem auch selektiv: Bevorzugt werden solche Informationen aufgenommen und zur Entscheidungsfindung herangezogen, welche dem eigenen Selbst-, MenWeltbild entsprechen. Dabei sorgt der jeweilige „Wahrnehmungsfilter“ für eine Weltschen- und sicht, die nicht objektiv, sondern (kultur-)spezifisch ist. So sind Loyalität gegenüber und Schutz durch die In-Group bevorzugte Wahrnehmungskategorien von kollektivistischen Gesellschaften, während individualistische Kulturen besonders empfänglich sind für Informationen, welche sich auf Selbstverantwortung, individuelle Leistung etc. beziehen ( Individualismus vs. Kollektivismus). Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit müssen Entscheidungen zumeist (2) Im Zuge der auf Basis von unvollkommenen Informationen gefällt werden. Deshalb bietet es sich gerade hier an, eine Synthese zwischen normativer und deskriptiver Entscheidungstheorie zu suchen; denn beide Richtungen sind komplementär. Während die deskriptive Entscheidungslehre den äußeren Rahmen vorgibt (z.B. den idealtypischen Verlauf der Bewertung verschiedener Marktbearbeitungsstrategien), stellt der normative Zweig Verfahren zur Verfügung, die Entscheidungshilfe leisten (sollen). Diese Arbeitsteilung entspricht der praktisch-normativen Ausrichtung der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre. Deren Ziel ist es, Entscheidungsmodelle zu entwickeln, mit welchen nicht zuletzt die Praxis ihre Entscheidungsprobleme „so rational wie möglich“ bewältigen und Second Best-Lösungen finden kann (= Gestaltungsaufgabe). Vorgelagert ist die Erklärungsaufgabe, wozu deskriptive Entscheidungsmodelle (samt den notwendigen erfahrungswissenschaftlichen Aussagen über verfolgte Ziele, mögliche Handlungsprogramme sowie Konsequenzen alternativer Aktionsprogramme) zu entwickeln sind.

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Ansatz, funktionenorientierter

(3) Wie die empirische Entscheidungsforschung nachgewiesen hat, verfolgt nur eine Minderheit der mittelständischen deutschen Exporteure bewusst eine explizite Auslandsstrategie. Dies vorwiegend Uppsala-Schule formulierte These, wonach 'unsolicited orders' bei der Erbestätigt die von der Internaschließung von Auslandsmärkten oft eine Schlüsselrolle spielen. Offensichtlich wird die tionalisierung häufig nicht bewusst ausgelöst und gesteuert (d.h. vom Management), sondern durch „zufällig“ eingehende, d.h. nicht gezielt akquirierte Aufträge. Auch behält ein Gutteil der Unternehmen die anfangs einmal gewählte (und allein schon deshalb nicht immer und überall optimale) Markteintrittsstrategie auf Dauer bei. Strategisches Handeln bedeutet aber gerade, neue Handlungsoptionen zu konzipieren, um sich veränderten Umweltbedingungen anpassen zu können. Das Management aber ist durch diese Aufgabe nicht selten überfordert (u.a. aufgrund von Informationsüberlastung) und begnügt sich damit, das Tagesgeschäft zu bewältigen. " Bamberg, G.; Coenenberg, A.G.; Krapp, M.: Betriebswirtschaftliche Entscheidungslehre, 14.Aufl., München 2008. Eisenführ, F.; Weber, M.: Rationales Entscheiden, 4.Aufl., Berlin 2003, S.5f. Johanson, J.; Vahlne, J.-E.: The Internationalization Process of the Firm, in: Journal of International Business Studies, Vol.8 (1977), pp.23-32. Kirsch, W.: Entscheidungsprozesse, Bd.1-3, Wiesbaden 1970-1971. Neumann, J.; von Morgenstern, O.: Theory of Games and Economic Behavior, Princeton/NJ 1947. Okoroafo, S.C.: Modes of Entering Foreign Markets, in: Industrial Marketing Management, Vol.20 (1991), No.4, pp.341-346. Ossadnik, W.; Maus, S.: Bewertung internationaler Markteintrittsstrategien, in: Journal für Betriebswirtschaft, 45.Jg. (1995), Nr.4, S.269-281. Simon, A.A.: Entscheidungsverhalten in Organisationen, Landsberg 1981, S.99ff. Simpson, C.L.; Kujawa, D.: The Export Decision Process. An Empirical Inquiry, in: Journal of International Business Studies, Vol.5 (1974), No.1, pp.107-117. Witte, E. (Hrsg.): Das Informationsverhalten in Entscheidungsprozessen, Tübingen 1972, S.45.

Ansatz, funktionenorientierter Ansatz, institutionenorientierter Ansatz, kulturrelativistischer Ansatz, normativer

Exportwirtschaftslehre Exportwirtschaftslehre Kommunikation, nonverbale;

Kulturismus vs. Universalismus

Entscheidungstheoretischer Ansatz der Internationalisierung

Ansatz, ressourcenorientierter geht im Einklang mit dem „Unsichtbare Hand-Erklärungsansatz“ davon aus, dass Unternehmen im Laufe der Zeit materielle (z.B. Kapital) und immaterielle (z.B. Wissen, internationale Erfahrung) ResWettbewerbsvorteil verschaffen. sourcen entwickeln, die ihnen den entscheidenden (1) Im Mittelpunkt des Resource Dependence-Ansatzes stehen diese Fähigkeiten eines Unternehmens Ressourcen). Bereits E.T. Penrose sowie die daraus erwachsenden Stärken und Schwächen (bzw. hatte die Frage, worin sich Unternehmen unterscheiden, damit beantwortet, dass sie mit denselben Ressourcen verschiedenartige (bzw. verschiedenwertige) Leistungen erzeugen können. Nur Ressourcen bzw. Fähigkeiten, die einem Unternehmen wesentliche Wettbewerbsvorteile verschaffen, sind wertvoll. Dies ist vor allem dann gegeben, wenn es sich um knappe Güter handelt (z.B. Qualität des Managements), die nicht substituierbar sind (z.B. durch Künstliche Intelligenz). Fähigkeiten, die im Binnenmarkt keine Ressourcen (mehr) sind (z.B. eine fehlertolerante Produktionstechnologie), Internationalisierung (wieder) dazu werden (nämlich dann, wenn sie in weniger entkönnen durch wickelten Ländern erneut wertvoll und knapp sind). (2) Ein Unternehmen, das sein Aktionsfeld vom nationalen Markt auf den internationalen Markt ausweitet, muss dafür Ressourcen jeglicher Art bereitstellen. Aufgrund eines häufig beobachtbaren Mangels an kritischen Ressourcen müssen überproportional viele KMU darauf „verzichten“, durch die Bearbeitung ausländischer Märkte bspw. freie (Produktions-)Kapazität auszulasten und so ihre Stückkosten zu senken. Kritische Ressourcen sind zunächst die erforderlichen finanziellen Mittel. Wie die Erfolgsfaktorenforschung gezeigt hat, ist die „Management-Zeit“ gleichfalls ein knappes Gut. Deshalb kann es geschehen, dass die mit der Bewältigung von Tagesproblemen chronisch überlastete Unternehmensleitung es versäumt, Prioritäten zu setzen und sich mit den grundlegenden Fragen (z.B. der Internationalisierung) zu befassen. Weitere Maßnahmen, die im Zuge der Vorbereitung eines Auslandsengagements sowohl Geld als auch Zeit kosten, sind bspw. eine systematische Auslandsmarktfor-

Ansatz, situativer

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schung, die Auswahl interkulturell kompetenter Mitarbeiter und deren Vorbereitung auf den AuslandsFinanzierung von Exportgeeinsatz sowie der Erwerb von spezifischem Know how (z.B. über die schäften). (3) Im Allgemeinen stellt der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften für belgische, deutsche, französische, italienische, österreichische und schwedische KMU ein weniger gravierendes Problem dar als bspw. die Schwierigkeiten, die ihnen die staatliche Bürokratie bereitet. Ganz anders verhält es sich bei Auslandsinvestitionen: Bei Standorten in Industrieländern ist, neben der häufig unzureichenden Humankapital der wichtigste, für ein Eigenkapitalausstattung, der KMU-spezifische Mangel an Entwicklungsländern der zweitwichtigste Engpass ( Eigenkapital). Zum einen Engagement in kann dieser Typus von Unternehmen häufig das Defizit an qualifizierten lokalen Arbeitskräften nicht durch die Entsendung eigener Mitarbeiter kompensieren, weil geeignetes Personal bereits im Stammunternehmen eine kritische Ressource ist. Zum anderen fällt es ihm schwer, die zusätzlichen Kosten, etwa für Auslandszulagen, zu tragen. Deshalb ist die spezifische Stärke kleinerer Unternehmen, arDirektinvestitionen eher nachteibeitsintensive Produkte mit qualifizierten Kräften herzustellen, für lig. (4) Der Resource Dependence-Ansatz vermag zu erklären, was sich als entscheidende Schwäche der Erfolgsfaktorenforschung herausgestellt hat: Kaum ein Unternehmen ist dauerhaft erfolgreich, und Wettauch bestimmte Internationalisierungsstrategien verschaffen häufig nur vorübergehend einen bewerbsvorteil. Hierfür gibt es verschiedene Gründe: a) Erfolg kann einem mehr oder minder zufälligen Fit zwischen der gewählten Strategie und den situativen Erfordernissen entspringen. Verändern sich diese, und das Management, vielfach in KontrollIllusion befangen ( Kontrollüberzeugung), beharrt auf seiner vermeintlichen „Erfolgsstrategie“, ist der Misserfolg programmiert. b) Konkurrenten beobachten die Vorgehensweise erfolgreicher Wettbewerber und imitieren diese gegebenenfalls. Deshalb, und weil viele die Follow the Leader-Strategie verfolgen, sind Wettbewerbsvorteile zumeist nur vorübergehender Natur. Verstetigen kann sie der Pionier allerdings, wenn er strategische Flexibilität besitzt und nutzt. c) Welche Markteintrittsstrategie angemessen ist, hängt nicht nur von der Markt-/Wettbewerbs-Konstellation ab, sondern auch von den Ressourcen, über die ein Unternehmen verfügt. Mangelt es an wesentlichen (kritischen) Ressourcen, so kann Kooperation mit anderen Unternehmen eine Erfolgsstrategie sein. Icks et al. plädieren deshalb dafür, dass KMU, die sich trotz ihres Mangels an Ressourcen internationalisieren wollen, mit anderen KMU in regionalen oder überregionalen Netzwerken zusammenarbeiten sollten, um durch Spezialisierung bspw. Kostenvorteile zu erlangen. " Berger, M.; Uhlmann, L.: Auslandsinvestitionen kleiner und mittlerer Unternehmen, Berlin 1985. Freiling, J.: Kundenwert. Eine vergleichende Analyse ressourcenorientierter Ansätze, in: Günter, B.; Helm, S. (Hrsg.), Kundenwert, Wiesbaden 2001, S.81102. Icks, A.; Kaufmann, F.; Menke, A. (Hrsg.): Unternehmen Mittelstand: Chancen im globalen Strukturwandel, München 1997. zu Knyphausen, D.: „Why are Firms Different?“: Der „Ressourcenorientierte Ansatz“ im Mittelpunkt einer aktuellen Kontroverse im Strategischen Management, in: Die Betriebswirtschaft, 53.Jg. (1993), Nr.6, S.771-792. Kutschker, M.: Ressourcenbasierte Internationalisierung, in: Giesel, F.; Glaum, M. (Hrsg.), Globalisierung, München 1999, S.49-75. Müller-Stewens, G.; Lechner, C.: Unternehmensindividuelle und gastlandbezogene Einflussfaktoren der Markteintrittsform, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S. 381-401. Penrose, E.T.: The Theory of the Growth of the Firm, Oxford 1959. Pfeffer, J.; Salancik, G.R.: The External Control of Organizations: A Resource Dependence Perspective, New York 1978. Tallman, S.; Fladmoe-Lindquist, K.: Resource-Based Strategy and Competitive Advantage Among Multinationals, in: Advances in Strategic Management, Vol.10 (1994), pp.45-72. Wernerfelt, B.: A Resource-Based View of the Firm, in: Strategic Management Journal, Vol.5 (1984), pp.171-180.

Ansatz, situativer übergeordnete Forschungsstrategie, welche auch im Bereich der internationalen bzw. kulturvergleichenden Forschung häufig verfolgt wird ( Vergleichsanalyse). Kontingenzansatz genannten situativen Ansat(1) Kieser & Kubicek und andere Vertreter des auch zes gehen davon aus, dass sich nur in Ausnahmefällen allgemeingültige Ursache-/Wirkungs-BeErfolgsfaktorenziehungen identifizieren und beschreiben lassen. Gleiches gilt für die von der Erfolgsfaktoren unternehmerischen Handelns. Der forschung betriebene Suche nach omnipotenten

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Ansatz, universalistischer

zunächst innerhalb der Organisations- und Führungsforschung entwickelte situative Ansatz geht demgegenüber davon aus, dass die zu untersuchenden unabhängigen Variablen in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich auf die abhängigen Variablen einwirken ( Variable). Folglich können die Organisationsstruktur und Führungsstil in unterschiedlichen verschiedenen Ausprägungen von effizient sind. So hat sich gezeigt, dass nationalen bzw. internationalen Kontexten unterschiedlich Landes- bzw. Unternehmenskulturen, welche von der partizipative Führungsstil lediglich in Akzeptanz von Machtdistanz und Individualismus geprägt sind, Erfolg verspricht. Sind geringer Kulturstanhingegen Kollektivismus und Akzeptanz hierarchischer Unterschiede übergeordnete dards, wird gewöhnlich ein autokratischer, nicht-partizipativer Führungsstil bevorzugt. Die etwa mit Verhandlungen im Internationalen Marketing bedeutsame Frage, welche KonsequenBlick auf zen es hat, ob die Gesprächspartner Mitglieder einer Verbal- oder einer Schweigekultur sind, lässt sich gleichfalls nicht generell beantworten: Gemäß der naiven Laientheorie sind Amerikaner laut und bevorzugen das Gespräch, während Japaner leise sind und das Schweigen präferieren. Die neuere (kommunikationswissenschaftliche) Forschung zeigt jedoch, dass nur dann eine befriedigende Aus- bzw. Vorhersage möglich ist, wenn man als intervenierende Variablen (d.h. als „Situationen“) die Art der Gesprächssituation und die Funktion des Schweigens berücksichtigt. Amerikaner schweigen demnach vor allem aus taktischen Gründen (um Verhandlungspartner einzuschüchtern, Vorteile zu erlangen etc.), während für Japaner Schweigen eher selbstverständlicher Bestandteil der Kommunikation (mit Fremden) ist. (2) Dem situativen Erklärungsansatz sind auch die Phasenmodelle internationaler Unternehmenstätigkeit zuzurechnen. Sie unterstellen, dass es in Abhängigkeit von den jeweiligen Markt-, Wettbewerbsund Unternehmensbedingungen unterschiedlich erfolgversprechende Pfade der Internationalisierung gibt ( Phasenmodelle der Internationalisierung). " Bamberger, I.; Wrona, T.: Ursachen und Verläufe von Internationalisierungsentscheidungen mittelständischer Unternehmen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.273-313. Jeschke, B.G.: Konfliktmanagement und Unternehmenserfolg. Ein situativer Ansatz, Wiesbaden 1993. Kieser, A.; Kubicek, H.: Organisation, 5.Aufl., Berlin 2007. Schulte-Zurhausen, A.: Organisation, 4.Aufl., München 2005, S.23.

Ansatz, universalistischer

Universalismus

Ansatz, wissensbasierter (1) geht mit Blick auf die Unternehmensführung im Allgemeinen und die Internationalisierung im Besonderen davon aus, dass Wissen die wichtigste Ressource eines Unternehmens ist und deshalb im Mittelpunkt strategischer Überlegungen sowie Entscheidungen aller Art stehen sollte. Die Vertreter des Ressourcenorientierte Theorie der Multinationalen UnterKnowledge Based View präzisieren die nehmung, wenn sie argumentieren, dass die Ausstattung mit wertvollen, d.h. knappen und nur schwer Ressourcen lediglich eine notwendige, aber keine hinreichende Beimitier- bzw. substituierbaren dingung für Unternehmenserfolg ist. Erforderlich sind auch das Wissen und die Fähigkeit, diese Ressourcen zu erschließen und im Wettbewerb zum eigenen Vorteil zu nutzen. Internationalen Managements wird diese Basisthese fol(2) Mit Blick auf die Besonderheiten des Markteintrittsstrategie, dem untergendermaßen variiert: Entscheidend ist die Kompatibilität von nehmensintern vorhandenen expliziten und impliziten Wissen sowie den wissensspezifischen Anforderungen des fraglichen Ländermarktes. a) Die Notwendigkeit des Transfers vorhandenen Wissens im Zuge der Internationalisierung beeinflusst die Markteintrittsstrategie folgendermaßen: Hierarchienahe Erschließungsstrategien (z.B. Kauf Auslandsniederlassungen) werden bevorzugt, wenn das in den Auslandsoder Neugründung von markt zu transferierende Wissen technologisch komplex und impliziter Natur ist, d.h. als Tacit Knowledge nur schwerlich kodifizierbar und artikulierbar ist. Plausiblerweise eignet sich bspw. die Lizenzvergabe vergleichsweise wenig, um implizites Wissen über Märkte zu transferieren ( Lizenzstrategie). b) Für die Festlegung einer Sequenz parallel bzw. zeitlich aufeinander folgender Markteintrittsstrategien spielen das vorhandene Wissen (z.B. Marktkenntnis) sowie die Bedingungen für weiterführende

Ansatz, wissensbasierter

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Lernprozesse und die Akkumulation des dabei gewonnenen Wissens eine maßgebliche Rolle. Zumeist erfüllen Geschäftsbereiche, in denen das Unternehmen Kernkompetenzen und/oder WettbewerbsvorteiLead-Funktion. Die dort gewonnenen Erfahrungen werden sodann le besitzt, eine Vorreiter- bzw. für den Markteintritt weniger konkurrenzfähiger Geschäftsbereiche genutzt. Entscheidend dabei ist, dass das Unternehmen über absorptive capacity verfügt, d.h. über die Fähigkeit, Wissen, das für die Bearbeitung neuer Märkte strategisch relevant ist, im Unternehmensumfeld zu erkennen, zu evaluieren, zu absorbieren und anzuwenden. Dies gelingt um so besser, je breiter und divergenter die vorhandene Wissensbasis ist. c) Handelt es sich um eine (inländische) Muttergesellschaft und eine oder mehrere (ausländische) Tochtergesellschaften, so ist Wissenstransfer auf mindestens zwei Ebenen erforderlich. Dabei können zahlreiche Wissens- und Lernbarrieren wirksam werden (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Transferbarrieren im Überblick

individuell strukturell

kollektiv Vertikale, horizontale, laterale Informationsfilter

Wahrnehmungs-, Verarbeitungs- und Lernkapazität Individualität und Vergangenheitsorientierung Emotional-motivationaler Aktivierungsgrad

Machtverteilung und Partizipationsregeln

Intraphysische Konflikte

Kooperationskonflikte

Skilled Incompetence

Defensive Routinen

Spezialisierung und Zentralisierung

Rollenzwang Überbetonung der Einheitskultur und Binnenorientierung

Audience Learning politischkulturell

Superstitious Learning Learning under Ambiguity, Realitäts- und Aufklärungsroutinen

Kulturelle Diversität Mythen, Traditionen und Groupthink

Quelle: Al-Laham (2004, S.5).

Ebenso vielgestaltig wie die Transferbarrieren (d.h. Wissen- und Lernbarrieren) sind die Mittel bzw. Mechanismen zu deren Überwindung. Sie können technologischer Art oder personenbezogen, informell-strukturell oder formal-strukturell sein bzw. prozessual (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Maßnahmen und Mechanismen zur Unterstützung des internationalen Wissenstransfers Personenbezogen

Trainingsmaßnahmen; In-House-Berater; Aus- und Weiterbildung (Seminare und Workshops)

Technologisch

E-Mail, Elektronischer Datenaustausch, Groupware, Video-Konferenz

Informell-strukturell

Face-to-Face-Meetings, Communities of Interest

Formal-strukturell

Projektberichte und Handbücher: Formale Regeln, Prozeduren und Anweisungen

Prozessual

Modularisierung komplexer Produkte und Prozesse

Quelle: Al-Laham (2004, S.6).

" Al-Laham, A.: Transfer organisationalen Wissens als Bestimmungsfaktor des internationalen Markteintritts, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 33.Jg. (2004), Nr.1, S.2-7. Al-Laham, A.: Organisationales Wissensmanagement. Eine Strategische Perspektive, München 2003. Barkema, H.G.; Vermeulen, F.: International Expansion Through Start-Up or Acquisition. A Learning Perspective, in: Academy of Management Journal, Vol.41 (1998), pp.7-26. Brouthers, K.D.; Brouthers, L.E.: Acquisition or Greenfield Start-Up? Institutional, Cultural and Transactoin Cost Influences, in: Strategic Management Journal, Vol.21 (2000), pp.89-97. Göb, J.: Marketing Intelligence. Gestaltungsempfehlungen zur Verbesserung der Entscheidungsunterstützung im Marketing, Wiesbaden 2010. Kogut, B.; Zander, U.: Knowledge of the Firm and the Evolutionary Theory of the Multinational Corporation, in: Journal of International Business Studies, Vol.4 (1993), pp.625-645.

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Ansatz, wissenschaftlicher

Ansatz, wissenschaftlicher Anschlussexport

Huckepackexport

Ansprechpartner, einheitlicher Dienstleistungen im Binnenmarkt Anspruchsniveau Ansteckung, soziale

Wissenschaftsprogramm

Richtlinie des Europäischen Parlamentes und des Rates über

Arbeitszufriedenheit Gesichtsausdruck

Ansteckungseffekt (1) metaphorische Bezeichnung einer Gruppe von Mechanismen, die dafür sorgen, dass Schocks, d.h. unvorhergesehene, plötzliche und gravierende Veränderungen ökonomischer Variablen, von der einen Volkswirtschaft auf eine andere Volkswirtschaft überspringen ( Metapher). Dabei kann es sich z.B. Weltwirtschaftskrise) oder das unverum den Einbruch des ökonomischen Wachstums ( Krise; mittelte Umschlagen von optimistischen Erwartungen in pessimistische Erwartungen handeln, was jeweils seinen entsprechenden Niederschlag in finanziellen Variablen (z.B. Wertpapierkurse, Zinssätze) findet. Dornbusch et al. definieren Ansteckung folgendermaßen: „… a significant increase in crossmarket linkages after a shock to an individual country (or group of countries), as measured by the degree to which asset prices or financial flows move together across markets relative to this comovement in tranquil times.” (2) In der Literatur wird zwischen Ansteckung aufgrund fundamentaler Faktoren (Fundamentals-Based Contagion) und aufgrund von (spekulativem bzw. irrationalem) Verhalten von Investoren unterschieden. Manche Autoren bezeichnen nur Letztere als Ansteckungseffekte. Zu den fundamental bedingten Ansteckungseffekten werden üblicherweise Handelseffekte (z.B. Abwertung der Landeswährung als Reaktion auf eine Finanzkrise) sowie „Kreditkontraktion“ gezählt (d.h. Verknappung von Krediten). Verhaltensbedingte Ansteckungseffekte erwachsen häufig aus Informationsasymmetrie, welche bei Investoren zum einen so genanntes Herdenverhalten auslöst: Die ungenügend informierten Marktteilnehmer imitieren das Verhalten der (vermeintlich) gut bzw. besser informierten Marktteilnehmer. Zum anderen lassen sich so genannte Alarmierungseffekte beobachten: Tritt in einem Land eine Krise ein, so übertragen Investoren ihre Risikomanagementstrategien im Regelfall auf strukturell vergleichbare Länder. Die diesem Verhalten zugrunde liegende Erwartung, dass auch diese Volkswirtschaften bald Krise erfasst werden, erweist sich dann fast zwangsläufig als „selbst erfüllende Prophezeivon der ung“. Dem Prinzip der Sippenhaft folgt auch die Kreditkontraktion: Hält eine Bank in einem KrisenBonität als Folge einer Finanzkrise, so liegt land ein signifikantes Kreditportfolio und sinkt dessen es nahe, die Kreditvergabe in Ländern, die eine vergleichbare Risikostruktur aufweisen, zu reduzieren bzw. ganz einzustellen. Als weiterer verhaltensbedingter Mechanismus wird die „Restrukturierung von Portfolios“ diskutiert: Finanzkrisen können Investoren zwingen, vermehrt Wertpapiere zu verkaufen, um die Liquidität ihrer Fonds zu sichern. " Calvo, S.; Reinhart, C.: Capital Flows to Latin America. Is there Evidence of Contagion Effect? in: Calvo, G.; Goldstein, M.; Hochreiter, E. (Eds.), Private Capital Flows to Emerging Markets After the Mexican Crisis, Institute for International Economics, Washington/D.C. 1996. Chakraborty, R.N.: Ergibt sich von dem Hintergrund von Ansteckungseffekten (Contagion) eine „neue” normative Begründung für Entwicklungspolitik, in: Mummert, U.; Sell, F.L. (Hrsg.), Globalisierung und nationale Entwicklungspolitik, Münster 2003, S.67-93. Dornbusch, R.; Park, Y.C.; Claessens, S.: Contagion. Understanding How it Spreads, in: World Bank Research Observer, Vol.15 (2000), No.2, pp.177-197.

Anteilszoll ist bei der Ausfuhr von Ware fällig, die in einem Mitgliedsland der Europäischen Union aus Drittland im zollfreien aktiven Veredelungsverkehr hergestellt wurde Vorprodukten aus einem und dieses Drittland nicht an einem Präferenzabkommen beteiligt ist. Auch muss diese Ware in ein Präferenzzoll erhebt. Land ausgeführt werden, das auf EU-Erzeugnisse einen

Anthropometrie

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Anthropogeographie Teilgebiet der allgemeinen Geographie. Die auch Kulturgeographie genannte Anthropogeographie analysiert die vom Menschen gestaltete Kulturlandschaft hinsichtlich ihrer Genese, räumlichen Vielfalt und voraussichtlichen Entwicklung. Zwar als Teil der allgemeinen Geographie, aber aus interdisziplinärer Perspektive befasst sie sich mit der Mensch-Umwelt-Wechselwirkung ( Humangeographie). Bei der Analyse komplexer Kulturlandschaften kommen nicht zuletzt Methoden der quantitativen und der qualitativen Regionalforschung zum Einsatz ( Kulturgeographie; Landeskunde). Anthropologie (1) ganzheitliche Wissenschaft vom Menschen und seiner Entwicklung. K.M. Dallmann (S.4f.) spricht Ethnologie, Ethnolinguistik, Archäologie vom Überfach Anthropologie, unter dessen Dach und physische Anthropologie angesiedelt sind. Letztere versucht, die menschliche Evolution zu rekonstruieren. Durch die Analyse der genetischen Ausstattung verschiedener soziokultureller Gruppen wolKultur an der konkreten Auslen ihre Vertreter die jeweiligen Anteile von Vererbung, Umwelt und prägung menschlicher Existenz identifizieren ( Distanz, genetische). Ganzheitlich arbeiten Anthropologen insofern, als sie sich wissenschaftlich mit allen Subsystemen soziokultureller Systeme befassen und deren Wechselwirkungen aufzudecken suchen. Im Gegensatz dazu haben sich andere Humanwissenschaften (z.B. Politologie, Psychologie, Wirtschaftswissenschaften) auf besondere Bereiche menschlichen Erlebens und Handelns spezialisiert. (2) Als umfassende Menschenkunde analysiert die Anthropologie die psychologischen (= personellen), die soziologischen (= interpersonellen) und die kulturellen (= überpersonellen) Ebenen menschlichen Verhaltens. Im deutschsprachigen Raum setzen sich Anthropologen primär mit biologischen, genetischen und stammesgeschichtlichen Fragen auseinander, im englischsprachigen Raum hingegen vorzugsweise mit psychologischen, soziologischen und kulturellen Forschungsthemen. Ziel ist es jedoch gleichermaßen, den Zusammenhang zwischen der Umwelt, in der Menschen leben, und ihrem jeweiligen Verhalten zu untersuchen („Im Fremden erkennen wir – vergleichend - das Eigene). (3) Die reflexive Anthropologie stellt sich dem Problem, dass Kulturforschung soziale Gegenstandsund Handlungsbedeutungen immer mit Blick auf die eigene, orts- und zeitgebundene Auffassung von Kultur zu rekonstruieren versucht (Problem der Selbstreferenz). Um sich den Vorgang des „Übersetzens“ fremdkultureller Sachverhalte in vertraute Bedeutungszusammenhänge bewusst zu machen, bedarf Wissenschaft der Selbstreflexivität. Die „Konstruktion von Wirklichkeit“ führt in die Irre, wenn sie nicht mit der „Dekonstruktion der interpretierenden Sinngebung“ (W. Kaschuba) einhergeht. Im Vergleich dazu problematisiert die anthropologische Kulturtheorie diese erkenntnistheoretischen Grundsatzprobleme weitaus weniger. " Bargatzky, T.: Einführung in die Ethnologie. Eine Kultur- und Sozialanthropologie, Hamburg 1985. Dallmann, K.M.: Kultur und Werbung, Delmenhorst 1998. Kaschuba, W.: Kulturalismus. Kultur statt Gesellschaft? in: Geschichte und Gesellschaft, 21.Jg. (1995), Nr.1, S.80-95.

Anthropologische Wende der Human- und Sozialwissenschaften. Damit ist gemeint, dass diese Disziplinen sich zunehmend für Kultur interessieren und geöffnet haben, wobei manche auch einen Kulturschock das Konstrukt erlitten hätten. Kritiker betrachten diese Wende jedoch lediglich als eine der üblichen WissenschaftsKulturalismus gebündelt. konjunkturen. Sie haben ihre Einwände im Begriff des " Lepenies, W.: Sozialwissenschaften und sozialer Wandel, Oldenburg 1999. Lackner, M.; Werner, M.: Der 'cultural turn' in den Humanwissenschaften. Area Studies im Auf- und Abwind des Kulturalismus, in: Schriftenreihe „Suchprozesse für innovative Fragestellungen in der Wissenschaft“, Nr.2, Werner Reimers Stiftung (Hrsg.), Bad Homburg 1999. Meissner, H.G.: Der Kulturschock in der Betriebswirtschaftslehre, in: Engelhard, J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, Wiesbaden 1997, S.1-14.

Anthropometrie allgemein die Wissenschaft von den Größenverhältnissen des menschlichen Körpers und deren Messbarkeit. Aus wirtschaftshistorischer Sicht eröffnet ein simples anthropometrisches Maß, die KörperGesellschaft zu größe, eine gleichermaßen valide wie einfache Möglichkeit, den Wohlstand einer

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Anthropomorphismus

messen ( Armut; Reichtum der Nationen). Als Konsequenz ökonomischer Prosperität nimmt seit Industriellen Revolution die Körpergröße des durchschnittlichen Europäers stetig zu. Im Verlauf der des vergangenen Jahrhunderts ist der „deutsche Mann“ im Mittel um 18 cm gewachsen. Eine Studie der University of Florida gibt Hinweise auf eine möglicherweise „sich selbst erfüllende Prophezeiung“ Stereotyps „groß = erfolgreich“: Demnach entsprechen 2,5 cm Unterschied in der Körpergröße des einem durchschnittlichen Gehaltsabstand von 700 €. Anthropomorphismus (1) Übertragung menschlicher Motive, Eigenschaften und Verhaltensweisen zum einen auf Götter Mythologie Bacchus, der sinnenfreudige Gott der Fruchtbarkeit und des (z.B. in der römischen Weines; entsprechend Dionysos in der griechischen Mythologie). Zum anderen bedient sich der Anthropomorphismus der Tiere („der listige Fuchs“) und der unbelebten Natur („die stolze Rose“) als Projektionsfläche ( Projektion). Naturvölkern (2) Diese Form des naiv-gegenständlichen Denkens ist nicht nur, aber besonders unter weit verbreitet. Im Kontext der empirischen Zielforschung ist Anthropomorphismus gleichfalls zu beobachten. Denn eine Vielzahl von Autoren differenziert nicht oder nur unzureichend zwischen den ZieInternationalisierung. Während Letztere die Beweggründe von Managern len und den Motiven der Ziele verfolgen beschreiben, sind im erstgenannten Fall Unternehmen die Bezugsebene: Welche Markteintrittsstrategie? diese mit welcher " Macharzina, K.: Unternehmensführung. Das internationale Managementwissen, 3.Aufl., Wiesbaden 1999. Müller, S.; Kornmeier, M.: Motive und Unternehmensziele als Einflussfaktoren der einzelwirtschaftlichen Internationalisierung, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.99-130.

Anthropophobie übermäßige, bisweilen neurotische Scheu bzw. Angst vor Menschen schlechthin. Im Gegensatz zur Xenophobie nur auf den Fremden. Anthropophobie bezieht sich die Anthropozentrismus betrachtet den Menschen als „Maß aller Dinge“, als Sinn und Zweck der Schöpfung und des WeltgeBedürfnisse, Motive, Ängste schehens. Alle Ereignisse und Phänomene werden mit Blick auf die etc. der Menschen gedeutet. Antidumping and Countervailing Duty Program Antidumping-Kodex

Technical Dumping

Kennedy-Runde

Antidumping-Verordnung

Dumping

Antidumping-Zoll darf dann zusätzlich zum normalen Zoll erhoben werden, wenn Exportware wesentlich billiger als Zollarten). Diese Bedingung ist in dem Herstellungsland üblich angeboten wird ( Abwehrzoll; Subvennicht nur, aber insbesondere dann erfüllt, wenn der Importpreis gezielt durch Prämien bzw. Europäische tionen im Ausfuhr- bzw. im Herstellungsland verbilligt wurde ( Dumping). Für die Europäische Kommission vorläufig und der Europäische Rat endgültig fest, ob Union stellt die die Bedingungen für die Erhebung eines Antidumping-Zolls erfüllt sind ( Ausgleichszoll). Antiimperialismus-Bewegung

Imperialismus

Antiintellektualitäts-These erstmals von J.T. Ellis formuliert und bspw. von Essoo & Dibb empirisch bestätigte Hypothese, dass katholische Konsumenten überdurchschnittlich fatalistische Konsumenten sowie weniger entschlossen

Antworttendenz

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und innovativ sind als jüdische und als protestantische Konsumenten ( Konsumentenverhalten). Denn die rigide, zentralistisch-hierarchische Struktur der katholischen Kirche beeinträchtige die intelJudentum). Die neuere Forschung geht lektuelle Entwicklung der Katholiken ( Christentum; jedoch davon aus, dass die Grundannahme, Katholiken verinnerlichten eine unkritische Weltsicht, möglicherweise die Mitte des vergangenen Jahrhunderts gegebene Situation abbildet, dem nivellierenden Einfluss der Säkularisierung jedoch nicht Rechnung trägt. " Carrier, M.; Roggenhofer, J.: Wandel oder Niedergang? Die Rolle der Intellektuellen in der Wissenschaft, Bielefeld 2007. Ellis, J.T.: American Catholics and Intellectual Life, in: Thought, (1955), No.3, pp.355-388. Essoo, N.; Dibb, S.: Religious Influences on Shopping Behaviour. An Exploratory Study, in: Journal of Marketing Management, Vol.20 (2004), No.7/8, pp.683-712. Gleason, P.: Contemporary Catholicism in the United States, Notre Dame 1969. Hirschman, E.C.: Religious Affiliation and Consumption Processes, in: Research in Marketing, Vol.6 (1983), No.3, pp.131-170.

Antikomintern-Pakt zwischen Deutschland und Japan am 25.11.1936 zur Abwehr der Kommunistischen Internationalen (Komintern) geschlossenes Abkommen. Dem „Pakt der Faschisten“ traten 1937 Italien, 1939 Spanien, Mandschukuo sowie Ungarn und 1941 Bulgarien, Dänemark, Finnland, Kroatien, Nanking-China, die Slowakei wie auch Rumänien bei. Diesen Ländern war im weiteren Verlauf der Geschichte aufgrund der „Feindstaaten-Klausel“ (Verbündete der Achsenmärkte) ein Sitz in den von den Alliierten gegründeten Vereinten Nationen zunächst verwehrt. Antipiraterie-Verordnung Antragsteller Antwortstil

Marken- und Produktpiraterie

Beschaffung, globale Marktforschung, internationale

Antworttendenz von L.J. Cronbach in die Literatur eingeführtes Erklärungskonzept. Ein Response Set wirkt demzufolge dann, wenn die Antworten bzw. Reaktionen von Probanden in systematischer Weise von äußeren Umständen (der Art der Befragung, von Eigenschaften der Situation und/oder der Befragten) beeinBias ) den Probanden nicht bewusst ist (sonst handelt es sich um die flusst werden, dies (d.h. ihr Verfälschung von Antworten). (1) Zu den wichtigsten Antworttendenzen zählt zunächst die Tendenz, sozial erwünschte Antworten zu geben. Weiterhin ist die Tendenz zur Mitte zu nennen ( Auskunftsbereitschaft). Frageformate, bei denen die Befragten zustimmen oder ablehnen sollen, sind in besonderem Maße für die Ja-SageTendenz anfällig (Akquieszenz). Empirisch lässt sich nachweisen, dass Auskunftspersonen folgender Nationalität bzw. kultureller Herkunft zum Ja-Sagen tendieren: Philippinen, spanisch sprechende Bevölkerung der USA und Chiles, Kasachen (im Vergleich zu Russen) und Griechen (im Vergleich zu anderen Europäern). Als Gegenmaßnahme formulieren viele Autoren die Hälfte der Items eines Fragebogens „negativ“ (d.h. als Verneinung). Dies wirft nicht nur, aber insbesondere in kulturvergleichenden Studien ( Vergleichsanalyse) neuartige Probleme auf, da das Verständnis von „ja“ und „nein“, von Bestätigung und Verneinung, interkulturell variiert. ethnischen Herkunft des In(2) Bei mündlichen Befragungen interagiert die Übereinstimmung der terviewers und des Befragten mit dem Ausmaß sozial erwünschter Antworten. US-amerikanische Protoleranter (= sozial erwünscht), wenn banden bspw. beurteilen andere ethnische Gruppen sehr viel (Sub-)Kultur angehört wie sie selbst. Ähnliches ergab eine Befrader Interviewer nicht derselben gung in Kasachstan, die einerseits von russischen und andererseits von kasachischen Interviewern durchgeführt wurde. Sozial erwünschte Antworten sind ferner verstärkt dann wahrscheinlich, wenn der soziale Status des Interviewers und der des Befragten deutlich voneinander abweichen. Dies ist dort der Fall, wo der Interviewer sozial meist höher gestellt ist als der Befragte. Bedürfnis, allwissend zu erscheinen, eine Rolle. Wer dafür anfällig ist, gibt (3) Weiterhin spielt das im Zweifelsfall lieber eine mutmaßlich plausible Antwort als einzugestehen, die Antwort nicht zu

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Anzahlung

kennen. Diese Verhaltenstendenz wird durch drei der vier Hofstede-Kulturdimensionen signifikant beeinflusst (r2 = 0,88). Allwissend wollen vor allem Führungskräfte aus Japan, Indonesien und anderen individualistisch sozialisierkollektivistischen Gesellschaften erscheinen. Demgegenüber gelingt es ten Managern häufiger, divergierende Meinungen zu tolerieren bzw. zu ermutigen (z.B. USA, GroßbriSelbstbild von Vorgesetzten. Erklären tannien). Auch in Deutschland gehört Allwissenheit zum lässt sich dies mit der überdurchschnittlich ausgeprägten (Zukunfts-)Angst von Gesellschaften, deren Ungewissheit zu vermeiden. Dem Männlichkeitsideal maskuliner Mitgliedern sehr daran gelegen ist, Gesellschaften schließlich entspricht es, Entschlossenheit und selbstbewusstes Verhalten an den Tag zu femininen Gesellschaften (z.B. legen. Denn dort ist Versagensangst weitaus stärker verbreitet als in Schweden, Niederlande, Dänemark). " Adler, N.J.; Campbell, N.; Laurent, A.: In Search of Appropriate Methodology, in: Journal of International Business Studies, Vol.20 (1989), No.1, pp.61-74. Cronbach, L.J.: Response Sets and Test Validity, in: Educational and Psychological Measurement, Vol.6 (1946), pp.475-494. Hofstede, G.: Die Bedeutung von Kultur und ihren Dimensionen im Internationalen Management, in: Kumar, B. N.; Haussmann, H. (Hrsg.), Handbuch der Internationalen Unternehmenstätigkeit, München 1992, S.303-324. Javeline, D.: Response Effects in Polite Cultures. A Test of Acquiescence in Kazakhstan, in: Public Opinion Quarterly, Vol.63 (1999), No.1, pp.1-28. Musch, J.; Brockhaus, R.; Bröder, A.: Ein Inventar zur Erfassung von zwei Faktoren sozialer Erwünschtheit, in: Diagnostica, 48 (2002), pp.121-129. Schuman, H.; Steeh, C.; Bobo, L.; Krysan, M.: Racial Attitudes in America, Cambridge 1997. Smith, T.W.: Developing Comparable Questions in Cross-National Surveys, in: Harkness, J.A.; van de Vijver, F.J.R.; Mohler, P.P. (Eds.), Cross-Cultural Survey Methods, New Jersey 2003, pp.69-92. Yu, J.; Murphy, K. R.: Modesty Bias in Self-Ratings of Performance. A Test of Cultural Relativity Hypothesis, in: Personal Psychology, Vol.46 (1993), No.2, pp.357-363.

Anzahlung

Kreditpolitik, internationale

Anzahlungsgarantie APA

Asiens-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft

Apartheid APEC

Bankgarantie

Multikulturalität

Asia Pacific Economic Cooperation

APG

Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistung

APM

Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie;

Appellation D’Origine Contrôlée APS

Markenschutz

Herkunftsbezeichnung

Allgemeines Präferenzsystem

Äquivalenz (1) Vergleichbarkeit von Daten, Konzepten, Forschungsstrategien. Äquivalenz ist die zentrale Voraussetzung und Ausgangsbedingung systematischer internationaler bzw. interkultureller Markt- bzw. Marketingforschung ( Marktforschung, interkulturelle bzw. internationale). Nach kritischer Durchsicht der einschlägigen Literatur hat T.P. Johnson ca. 40 unterschiedliche Äquivalenzkonzepte dokumentiert. Hinzu kommen ungezählte definitorische Variationen der grundlegenden Äquivalenzkonzepte. Vergleichsanalysen empfahlen Douglas & Craig den WissenschaftZur Verbesserung der Güte von lern, Gleichwertigkeit auf drei Ebenen zu gewährleisten: erstens Konstruktäquivalenz, zweitens Stichprobenäquivalenz sowie drittens Äquivalenz der verwendeten Maße (z.B. Skalenäquivalenz). Weiterhin empfahlen diese Autoren, die gewonnenen Daten zu normieren, um kulturspezifische Urteilstendenzen, Skaleneffekte etc. kontrollieren bzw. ausschließen zu können (z.B. Self Serving Bias). E. Bauer hat ein umfassendes, stärker ablauforganisatorisch orientiertes Konzept der Äquivalenzsicherung vorgeschlagen, das insgesamt sechs Kategorien unterscheidet (z.B. Äquivalenz der Untersuchungseinheiten; vgl. Abb. 1, nächste Seite).

Äquivalenz

47

Abb. 1: Äquivalenzkonzepte im Überblick

Äquivalenz der Untersuchungseinheiten

Äquivalenz der Untersuchungsmethoden

• Definition • Auswahlverfahren

• Erhebungsmethodik • Befragungsstatistik • Stimulus

Äquivalenz der Untersuchungssituationen

• Zeit • Interaktion

Äquivalenz der Erhebungsdaten Äquivalenz der Untersuchungssachverhalte • Funktionell • Konzeptionell • Kategorial

Äquivalenz der Aufbereitung der Untersuchungsdaten • ResponseÜbersetzungen • ResponseKategorisierungen

Quelle: Bauer (2009, S.60).

(2) Systematische Störfaktoren, welche die Vergleichbarkeit von interkulturellen Studien bedrohen, Bias bezeichnet. Mit diesen systematischen Urteilsverzerrungen bzw. systematischen werden als Störfaktoren korrespondieren die in Abb. 2 (nächste Seite) vorgestellten Konzepte zur Sicherung der Äquivalenz. Vor allem folgende Fehlerarten sind geeignet, Untersuchungsergebnisse in dem Sinne zu verfälschen, dass die gewonnenen Befunde kulturabhängig sind: Konstrukt in den beteiligten Kula) Der Konstruktbias droht dann, wenn das zu untersuchende turen (teilweise) unterschiedlich aufgefasst wird (z.B. „Intelligenz“ in individualistischen Gesellschaften primär als kognitive und in kollektivistischen Gesellschaften vorzugsweise als emotional-soziale Individualismus vs. Kollektivismus). Dieser Bias gefährdet vor allem die konzeptionelle Intelligenz; Äquivalenz und damit die kulturübergreifende Konstruktvalidität ( Validität) des jeweiligen Messinstruments. Antb) Der Methodenbias lässt sich auf uneinheitliche Stichprobenziehung, auf kulturspezifische wortstile der Befragten wie auch auf Interviewereffekte zurückführen und gefährdet die Äquivalenz der Erhebungsdaten. c) Ein Itembias liegt vor, wenn die Probanden aufgrund ihres kulturspezifischen Antwortverhaltens bei einem Item (bspw. der Material Value Scale) unterschiedliche Werte erzielen, obwohl sie die gleiche Ausprägung auf dem zugrunde liegenden Konstrukt aufweisen (sie z.B. dem Wert „Materialismus“ den gleichen Stellenwert in ihrem Leben einräumen). Ursächlich für diesen Bias können u.a. mangelhafte Übersetzungen sein (d.h. mangelnde semantische Äquivalenz), aber auch, kulturell geprägt, unterschiedliche Reaktionen auf negativ formulierte Likert-Skalen (vgl. Mess- und Daten-Äquivalenz). Hinzu kommen Antwortstile wie die „Tendenz zur Mitte“, der vor allem konfuzianisch geprägte und deshalb nach Harmonie strebende Auskunftspersonen erliegen.

48

Äquivalenzeinkommen

Abb. 2: Fehlerquellen interkultureller Vergleichsstudien und korrespondierende Äquivalenzkonzepte

Mess- und Daten- Äquivalenz • Skalare Äquivalenz • Metrische Äquivalenz • Konfigurale Äquivalenz

Äquivalenz der Erhebungsdaten • Stichprobenäquivalenz

Itembias

• Äquivalenz der Untersuchungseinheiten

Semantische Äquivalenz

Methodenbias

• Lexikalische Äquivalenz

• Äquivalenz der Untersuchungsmethoden • Äquivalenz der Untersuchungssituation

• Idiomatische Äquivalenz

• Äquivalenz der Antwortstile Konstruktbias

• Äquivalenz der Aufbereitung der Untersuchungsdaten

Äquivalenz der Untersuchungssachverhalte • Konstruktäquivalenz • Konzeptionelle Äquivalenz • Funktionelle Äquivalenz

Legende:

• Kategoriale Äquivalenz

= Bias = Gegenmaßnahme

Quelle: Müller/Gelbrich (2004, S.253).

" Bauer, E.: Internationale Marketingforschung, 4.Aufl., München 2009. Berry, J.W.: Introduction to Methodology, in: Triandis, H.C.; Berry, J.W. (Eds.), Handbook of Cross-Cultural Psychology, Vol.2: Methodology, Boston/MA 1980, pp.1-28. Douglas, S.P.; Craig, C.S.: International Marketing Research, Englewood Cliffs/NJ 1983. Johnson, T.P.: Approaches to Equivalence in CrossCultural and Cross-National Survey Research, in: Harkness, J.A. (Ed.), Cross-Cultural Survey Equivalence, in: ZUMA Spezial No.3. Mannheim 1998, pp.1-40. Mullen, M.R.: Diagnosing Measurement Equivalence in Cross-National Research, in: Journal of International Business Studies, Vol.26 (1995), No.3, pp.573-596. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011. Salzberger, T.; Sinkovics, R.R.; Schlegelmilch, B.B.: Data Equivalence in Cross-Cultural Research. A Comparison of Classical Test Theory and Latent Trait Theory Based Approaches, in: Australian Marketing Journal, Vol.7 (1999), No.2, pp.2338. Steenkamp, J.-B.E.M.; Baumgartner, H.: Assessing Measurement Invariance in Cross-National Consumer Research, in: Journal of Consumer Research, Vol.25 (1998), June, pp.78-90. van de Vijver, F.J.R.: Bias and Equivalence. Cross-Cultural Perspectives, in: Harkness, J.A.; van de Vijver, F.J.R.; Mohler, P.P. (Eds.), Cross-Cultural Survey Methods, New Jersey 2003, pp.3-18.

Äquivalenzeinkommen

Armut

Arab Human Development Report von der UNDP, der Entwicklungsorganisation der Vereinten Nationen veröffentlichter Bericht Entwicklung der 22 Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga ( Entwicklungsüber den Stand der politik; Human Development Index). (1) Thematischer Schwerpunkt des ersten Berichts waren 2002 Freiheit, Erziehung und Empowerment von Frauen. Der Report der mit der Studie beauftragten 50 arabischen Wissenschaftler fiel insgesamt negativ aus. Trotz gewaltiger Vorkommen an Naturschätzen und eines reichhaltigen kulturellen Erbes arabische Kulturraum, der geographisch von Marokko bis in den Sudan und vom habe sich der Libanon bis zu den Vereinigten Arabischen Emiraten reicht und von ca. 280 Mio. Menschen bewohnt wird, ökonomisch weit schlechter entwickelt als viele andere Regionen der Welt ( Rohstoffreichtum). Zwar liege aufgrund der Möglichkeit, die gewaltigen Erdölvorkommen auszubeuten, das durchEntwicklungsländer. Aber schnittliche Pro-Kopf-Einkommen wesentlich höher als jenes der meisten bei einer durchschnittlichen Steigerungsquote von 0,5% sei das jährliche Wachstum völlig ungenügend (im Vergleich zu 3% weltweit). Problematisch ist fraglos auch ein Wohlstandsgefälle von über 2.000% zwischen den Mitgliedsländern Katar und Jemen. Während sich der weltweite Warenhandel in den vergangenen 20 Jahren annähernd verdreifacht hat ( Welthandel), fielen und stiegen die Exporte der arabischen Länder im Gleichklang mit dem Ölpreis (vgl. Abb., nächste Seite). Nichts macht die dramatische Abhängigkeit dieser Region von einem einzigen und überdies krisenanfälligen Rohstoff deutlicher sichtbar als dieser Zusammenhang.

Arabia Felix

49

Entwicklung der Warenexporte und des Ölpreises (1980 = 100)

300

296

Weltexporte insgesamt 200

Exporte der arabischen Länder

100

83 72

Ölpreise 0

1980

1983

1986

1989

1992

1995

1998

2001

Arabische Länder: = Ägypten, Bahrain, Jordanien, Kuweit, Libyen, Marokko, Mauretanien, Oman, Saudi-Arabien, Sudan, Syrien, Tunesien Exporte für 2000 und 2001 geschätzt, Ölpreis: OECD Rohölimportpreis Quelle: IWF, OECD, WTO; in: iwd, Nr.2 (9.1.2002), S.5.

(2) Zu den wenigen Entwicklungsindikatoren, die einen positiven Verlauf genommen haben, zählen die in den vergangenen drei Jahrzehnten um 15% gestiegene durchschnittliche Lebenserwartung und die Islam Abnahme der Kindersterblichkeit um über 60%. Auch gebe es, nicht zuletzt aufgrund der im begründeten sozialen Institutionen ( Sakat), weniger „hoffnungslos Arme“, deren tägliches Einkommen definitionsgemäß unterhalb der Ein-Dollar-Grenze liegt ( Armut). Allerdings müssen 20% der Bevölkerung mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. Eindeutig negativ hingegen fällt die Bilanz aus, wenn Kriterien wie Teilhabe der Bevölkerung an der politischen Macht, Bürgerrechte, Bildungsniveau, Partizipation der Frauen am öffentlichen Leben oder Unabhängigkeit der Medien angelegt werden. Diese wiederum stehen in engem Zusammenhang mit der Dynamik der ökonomiEntwicklung, was leicht einsichtig ist, wenn man bedenkt, dass nach wie vor etwa 65 Mio. schen Analphabeten sind, ca. 10 Mio. Kinder keine Schule besuchen können und die Hälfte des Araber Humankapital allein deshalb weitgehend brach liegt, weil die Frauen nicht am öffentPotenzials an lichen Leben teilnehmen (können). Lesefähigkeit ist eine unerlässliche Voraussetzung dafür, um am wachsenden Wohlstand einer Welt, die sich zunehmend als Wissensgesellschaft begreift und organisiert, zu partizipieren. Wie groß der Rückstand auf diesem Gebiet ist, erkennt man u.a. daran, dass im Jahr 2000 in den arabischen Ländern pro 1.000 Einwohner lediglich 0,2 Computer mit dem Internet verbunden waren. Selbst die südlich der Sahara gelegenen afrikanischen Länder übertreffen diesen Wert mit durchschnittlich 0,4 Computer pro Industrieländern kamen im Vergleichsjahr auf 1.000 Ein1.000 Einwohner noch. In den führenden wohner durchschnittlich 120 vernetzte Computer. Arabia Felix mythologisches, seiner sagenhaften Schätze wegen seit altersher als glücklich imaginiertes Arabien. Vor einem Jahrtausend war Arabien ein Synonym für Wohlstand ( Mythos). Heute ist die Wirtschaftsleistung aller 22 arabischen Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens kaum größer als die

50

Arabische Freihandelszone

Spaniens ( Arab Human Development Report). In vielen Ländern dieser Region sind bis zu 40% Jugendanteil). Häufig wird versucht, die der 15- bis 24-Jährigen arbeitslos ( Arbeitslosenquote; Entwicklung der arabischen Welt mit einer unterstellten Leistungsfeindlichkeit des mangelnde Islam zu erklären. Einer sachlichen, kulturwissenschaftlich-ökonomischen Überprüfung hält diese These jedoch nicht stand. Hingegen identifizierten die Autoren des Arab Human Development Report (AHDR) eine Reihe von Entwicklungsbarrieren, welche in ihrer spezifischen Kombination einzigartig und für den arabischen Raum charakteristisch sind: Freiheit, Akzeptanz der modernen Wissenschaften und Beteiligung der Frauen am gesellschaftlichen und ökonomischen Leben ( Geschlechtsunterschied). Nicht nur, dass High Tech-Güter hauptsächlich importiert wird, anstatt diese selbst zu entwickeln; zusätzlich leidet der arabische Raum unter einem Brain Drain. Mitte der 1990er-Jahre wanderte ein Viertel der selbst ausgebildeten Hochschulabsolventen aus (überwiegend ins westliche Ausland). Despotie und Günstlingswirtschaft tun ein Übriges. " Nienhaus, V.: Islam und Wirtschaftsordnung. Der Beitrag des Islam zur ethischen Fundierung einer Wirtschaftsordnung, in: Schick, E. (Hrsg.), Wirtschaftsordnung und Fundamentalismus, Berlin 2003, S.85-97. Thomas, B.: Arabia Felix, 10th Ed., London 1936. Vorholz, F.: Allahs Irrtum. Was die arabische Welt braucht, um ihren Niedergang zu stoppen, in: Die Zeit, Nr.5 (27.1.2005), S.22.

Arabische Freihandelszone von 17 Mitgliedsländern mit Wirkung vom 1.1.2005 gegründete Freihandelszone. Dieses Freihandelsabkommen blieb bislang wirkungslos, da man sich nicht über gemeinsame Ursprungsregeln einigen konnte. Arabische Liga 1945 von Ägypten, Irak, Jemen, (Trans-)Jordanien, Libanon, Saudi-Arabien und Syrien als VereiniStaaten gegründet (griech.: árabes = Wüstenbewohner). Mittgung aller unabhängigen arabischen lerweile umfasst die Arabische Liga 22 Mitgliedsländer, welche im wesentlichen Nordafrika und den Nahen Osten repräsentieren. Das oberste Gremium, der Rat, in den jedes Mitglied einen Vertreter entsendet, kann bindende Beschlüsse nur einstimmig fassen (Vetorecht). Deshalb und aufgrund großer Interessengegensätze und Entwicklungsunterschiede ( Arab Human Development Report) ist die Arabische Liga machtpolitisch bislang mehr oder minder bedeutungslos geblieben. Dem Generalsekretariat, d.h. dem geschäftsführenden Organ der Liga, steht ein Generalsekretär vor. Arbeit, harte konfuzianische Arbeitermilieu

Leistungsmotivation;

Protestantismus-These;

Werte, asiatische;

Werte,

Wertewandel

Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte der Arbeitnehmer; Arbeitnehmerrechte nationale Arbeitsorganisation; Sozialstandard

Inter-

Arbeitsbeziehungen Austauschverhältnis der Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern und Arbeitgebern ( Beziehungen, industrielle). Der internationale Vergleich zeigt, dass die Arbeitsbeziehungen in den einzelnen Ländern Humanprinzip; Lohnkosten; Minhöchst unterschiedlich gestaltet werden ( Arbeitskampf; destlohn). Arbeitsethik

World Values Survey

Arbeitsethos

Leistungsmotivation;

Protestantismus-These;

Werte, asiatische

Arbeitskampf teils unstrukturierte („wilder Streik“), teils organisierte (durch Gewerkschaften), teils ritualisierte (z.B. lange Zeit in Japan) Auseinandersetzung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern um Arbeits-

Arbeitskampf

51

bedingungen (z.B. Arbeitszeit), Entlohnung, Standortpolitik etc. ( Standortdiskussion). 1829 fand in Breslau der erste Arbeitskampf auf deutschem Boden statt. Das wichtigste Instrument, das den Arbeitnehmern im Arbeitskampf zur Verfügung steht, ist der Streik, worauf die Arbeitgeber mit Aussperrung reagieren können. (1) Indikatoren der Intensität des Arbeitskampfes hängen im internationalen Vergleich ab von der Beschaffenheit und der Intensität des Strukturwandels und vom Grad der Arbeitslosigkeit. Da Arbeitskämpfe im Produzierenden Gewerbe wesentlich verbreiteter sind als im Dienstleistungssektor, nehmen angesichts des weltweiten Strukturwandels die durch Streik bedingten Arbeitszeitverluste systematisch ab. Ökonometrische Untersuchungen zum Einfluss der Arbeitslosigkeit auf die Bereitschaft zum Arbeitskampf liefern unterschiedliche Befunde: Während für die USA und Kanada ein dämpfender Effekt nachgewiesen werden konnte, scheint für (West-)Deutschland eher das Gegenteil zuzutreffen. International Labor Office (ILO) berücksichtigt drei Kriterien. (2) Die Arbeitskampfstatistik des Aufgrund divergierender Erhebungs- und Abgrenzungsverfahren sind die darauf basierenden internationalen Vergleiche allerdings nur begrenzt aussagefähig. a) Das Arbeitskampfvolumen erfasst die Arbeitstage, welche einer Volkswirtschaft durch Streiks und Aussperrungen verloren gehen. Bezieht man diesen Indikator aus Gründen der Vergleichbarkeit auf die Zahl der abhängig Beschäftigten, dann zeigt sich bei der Mehrzahl der Länder ein rückläufiger Trend (vgl. Abb. 1). Die geringe Streikintensität in Deutschland wird u.a. mit dem Verbot politischer Streiks erklärt. Diese haben 2003 in Frankreich, Italien und Österreich in Gestalt von Protesten gegen angekündigte Sozial- bzw. Rentenreformen stark zugenommen. Abb. 1: Arbeitskampfvolumen 1970-2007: Durch Arbeitskämpfe jährlich verlorene Arbeitstage (je 1.000 Beschäftigte) 1970-1979

1980-1989

1990-1999

2000-2008

Länder mit kontinuierlich sinkendem Arbeitskampfvolumen Italien Kanada Spanien Irland Australien Finnland Großbritannien USA Dänemark Japan Deutschland Frankreich Belgien Schweden Norwegen Niederlande Österreich Schweiz

1.511 882 792 758 634 613 569 507 261 115 52

623 520 640 380 351 408 334 123 178 8 27

158 220 311 119 123 168 30 40 168 2 11

88 152 164 26 35 73 30 30 37 0 5

Länder mit unstetem Verlauf des Arbeitskampfvolumens 286 83 73 275 59 33 46 182 50 45 99 81 40 15 22 11 2 4 2 0 2

102 74 22 54 9 45 4

Quelle: ILO; OECD; Institut der deutschen Wirtschaft, Köln; Lesch (2009, S.8).

b) Zwischen 2000 und 2007 war in Österreich und den USA die Streikbeteiligung am größten. Dort beteiligten sich im Beobachtungszeitraum durchschnittlich weitaus am meisten Arbeitnehmer an einem Arbeitskampf.

52

Arbeitskampf

c) Die Variable Streikentschlossenheit dokumentiert, wie lange sich ein Arbeitnehmer an einem Streik beteiligt. Dazu wird die Zahl der an den Arbeitskämpfen Beteiligten in Beziehung gesetzt zu den dadurch ausgefallenen Arbeitstagen. Wie Abb. 2 zu entnehmen ist, zählt Deutschland zu den Ländern mit sinkender Streikentschlossenheit, während diese bspw. in den USA und Kanada wächst. Abb. 2: Streikentschlossenheit 1970-2007: Durch Arbeitskämpfe jährlich verlorene Arbeitstage (je beteiligte Arbeitnehmer) 1970-1979

1980-1989

1990-1999

2000-2007

USA

17,2

23,1

16,9

27,0

Irland

15,7

7,7

7,5

4,0

Kanada

13,8

15,1

15,3

15,8

Belgien

k.A.

10,4

6,3

6,8

Norwegen

9,8

6,3

6,8

6,6

Großbritannien

8,0

6,9

3,3

1,7

Schweden

7,9

5,9

6,2

6,7

Niederlande

6,5

3,1

4,0

1,8

Deutschland

5,9

4,4

1,6

1,4

Dänemark

5,4

3,8

3,9

1,4

Schweiz

5,3

2,5

1,7

1,3

Spanien

3,9

2,4

1,6

1,8

Finnland

2,8

2,5

4,0

2,5

Japan

2,6

2,2

2,1

1,8

Australien

2,3

2,5

1,5

1,5

Italien

2,3

1,4

1,2

0,9

Frankreich

2,2

5,5

3,9

4,8

Österreich

2,1

0,6

0,8

1,6

Polen

k.A.

k.A.

2,5

3,1

Ungarn

k.A.

k.A.

2,2

1,3

Quelle: ILO; OECD; Institut der deutschen Wirtschaft, Köln; Lesch (2009, S.89).

(3) In wohl allen Ländern wird versucht, durch so genannte Streikregeln mäßigenden Einfluss auf die Arbeitskämpfe zu nehmen und eine konstruktive Streikkultur zu schaffen. Am weitesten verbreitet ist die Friedenspflicht (vgl. Abb. 3, nächste Seite). Sie untersagt den Tarifparteien für einen bestimmten Zeitraum, zum Arbeitskampf aufzurufen. Sodann ist eine Urabstimmung zu veranstalten. Hinter dieser Vorgabe steht die Überzeugung, dass Gewerkschaftsmitglieder nur dann einen Arbeitskampf mehrheitlich legitimieren, wenn sie vom Streikziel überzeugt sind und davon ausgehen, dass dieses nur durch einen Arbeitskampf erreicht werden kann. Das Recht auf Aussperrung sorgt nach Ansicht der Anhänger dieser Arbeitskampfregel für „Waffen-“ bzw. „Chancengleichheit“ in der Auseinandersetzung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. KorrelaWie H. Lesch auf der Basis einfacher quantitativer Analysen (Punktbewertungsverfahren, tionsanalyse) berichtet, lässt sich nur ein schwacher Effekt der Arbeitskampfregeln auf die Intensität des Arbeitskampfes nachweisen. Länder wie Deutschland, Irland oder Großbritannien, in denen alle Arbeitskampfregeln zu beachten sind, haben vergleichsweise wenige Ausfalltage zu verzeichnen. Umgekehrt leidet Griechenland, wo Arbeitskämpfe am wenigsten reguliert sind, unter häufigen Streiks. Es gibt aber auch Länder mit geringer Regelungsdichte, wo ebenfalls relativ wenig Arbeitstage durch Arbeitskämpfe verloren gegangen sind. Zu diesem Typus zählen Frankreich, Portugal und Belgien. Globalisierung weltweit Volkswirtschaften (4) Der dramatische Strukturwandel, dem im Zuge der Gesellschaften unterliegen, beeinflusst Intensität, Motivation und Konsequenzen von Arbeitsund OECD-Ländern feststellbaren Rückgang wird häufig der kämpfen erheblich. Für den in den meisten

Arbeitskampf

53

sektorale Strukturwandel verantwortlich gemacht. Da der gewöhnlich wenig gewerkschaftlich organisierte Dienstleistungssektor zu Lasten des traditionell streikbereiten Produzierenden Gewerbes wachse, komme es zwangsläufig seltener zu Arbeitskämpfen. Indessen zeigt die genauere Analyse, dass häufig intrasektorale Entwicklungen bedeutsamer sind als der allgemeine Struktureffekt. Weiterhin spielt der Arbeitsteilung ausgeübte Wettbewerbsdruck eine wichtige von der zunehmenden internationalen Rolle; denn er nötigt die Sozialpartner zu einer weniger konflikthaften Interaktion. Zugleich ist die Humankapital zu nennen, die im Zusammenhang mit der Konzentzunehmende Intensivierung von Industrienationen auf die Produktion technisch anspruchsvoller Güter und dem ration führender Dienstleistungen steht. Sie zwingt Unternehmen dazu, damit verbundene Angebot hochwertiger qualifizierte Arbeitnehmer durch eine überdurchschnittliche Bezahlung langfristig an sich zu binden. Schließlich hat die wachsende weltweite Vernetzung der Produktion deren Störanfälligkeit und so die Effektivität von Streiks erhöht. Abb. 3: Arbeitskampfregeln im europäischen Vergleich Friedenspflicht

Urabstimmung

Aussperrung

Politischer Streik

Deutschland

ja

ja

ja

nein

Dänemark

ja

ja

ja

nein

möglich

Großbritannien

ja

ja

nein

Irland

ja1)

ja

ja

nicht üblich

Niederlande

ja

ja

ja2)

ja

Österreich

ja

nein

ja

nicht üblich3)

Schweden

ja4)

nein5)

ja

ja

Finnland

ja

nein

ja

ja

Italien

ja6)

nein

eingeschränkt7)

ja

Spanien

ja

nein

eingeschränkt7)

ja8)

ja

nein

nein

ja

nein9)

nein

eingeschränkt7)

ja

Belgien Frankreich Portugal Griechenland

eingeschränkt nein

10)

nein

nein

ja

nein

nein

ja

1) Im Rahmen der verschiedenen Sozialpakte. 2) Seit 1945 haben die Arbeitgeber von ihrem Recht auf Aussperrung keinen Gebrauch mehr gemacht. 3) Im Juli 2001 rief der ÖGB erstmals zu einer politischen Demonstration gegen eine Regierung auf. 4) Solidaritätsstreiks sind erlaubt. 5) In vielen Fällen haben die Einzelgewerkschaften Ratgebende Versammlungen eingeführt. 6) Der 1993 abgeschlossene Sozialpakt verlangt die Aufnahme von Friedensklauseln in den Tarifverträgen. 7) Abwehraussperrungen sind verboten. 8) Eingeschränkt zulässig. 9) Möglich sind Warn-, Bummel-, Sympathie-, Sitzstreiks und wilde Streiks. 10) Friedenspflicht gilt nur für die vertragsschließenden Sozialpartner, jedoch nicht für den einzelnen Arbeitnehmer. Quelle: Europäische Kommission 1998; 2000; EMIRE (Datenbank der European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions); Lesch (2002, S.13).

(5) Während die genannten strukturellen Effekte dafür sorgen, dass immer weniger Arbeitstage aufgrund von Arbeitskämpfen ausfallen, bahnt sich eine Gegenbewegung an: Immer mehr Arbeitstage gehen aufgrund von politischen Streiks verloren. Dass diese in Deutschland, anders als etwa in Frankreich oder in Italien, verboten sind, erklärt zum Teil die geringe Streikintensität hierzulande. " Aligisakis, M.: Labour Disputes in Western Europe. Typology and Tendencies, in: International Labour Review, Vol.136 (1997), No.1, pp.73-94. International Labour Organisation (ILO): Sources and Methods, Vol.7, Strikes and Lockouts, Geneve 1993. Brandl, B.; Schweiger, G.: Perspektiven des Kampfes um Arbeit, Berlin 2010. Kittner, M.: Arbeitskampf, München 2005. Lesch, H.: Streik und Arbeitskampfregeln im internationalen Vergleich, in: IW-Trends, 29.Jg. (2002), Nr.2, S.5-16. Lesch, H.: Arbeitskämpfe und Strukturwandel im internationalen Vergleich, in: IW-Trends, 32.Jg. (2005), Nr.2, S.45-60. Lesch, H.: Erfassung und Entwicklung von Streiks in OECD-Ländern, in: IW-Trends, 36.Jg. (2009), Nr.1, S.1-17. Schnabel, C.: Arbeitskämpfe im internationalen Vergleich 1970/96, in: IW-Trends, 25.Jg. (1998), Nr.1, S.5-20.

54

Arbeitskosten

Arbeitskosten (1) Ausgaben für Löhne und Gehälter ( Lohnkosten), Altersvorsorge und andere Sozialleistungen. Statistischen Amtes der Europäischen Union ( EUROSTAT) wird Gemäß der Systematik des dabei zwischen dem direkten Stundenlohn (= Entgelt für geleistete Arbeit incl. Überstundenzuschläge, Schichtzulagen und regelmäßig bezahlte Prämien) und den Personalzusatzkosten unterschieden. Letztere setzen sich aus den übrigen direkten Kosten, die im Jahresverdienst enthalten sind, und den indirekten Zusatzkosten zusammen. Zu den direkten Zusatzkosten zählen u.a. die Entlohnung für arbeitsfreie Tage (Urlaub und Feiertage), Sonderzahlungen (bspw. Weihnachtsgeld), sonstige Geldzuschüsse und Naturalleistungen. Indirekte Kosten sind in diesem Zusammenhang die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, sonstige Aufwendungen sozialer Art und die Kosten der Berufsausbildung. Einer Erhebung der Unternehmensberatung Mercer Human Resource Consulting zufolge lagen 2002 die so gemessenen Kosten (= Ausgaben für Lohn und Rentenversicherung, gesetzlich vorgeschriebene sowie freiwillige Leistungen) eines Arbeitsplatzes in Japan am höchsten (= 56.598 €), gefolgt von den USA (= 47.483 €) und der Europäischen Union (= 35.656 €). Innerhalb der Gemeinschaft besteht indessen eine weite Spannbreite, mit Frankreich (= 48.445 €) und Belgien (= 47.199 €) am oberen Ende der Skala. Deutschland (= 39.932 €) und die Niederlande (= 36.411 €) rangieren im Mittelfeld, während Portugal (= 14.075 €) und Griechenland (= 13.718 €) das untere Ende bilden. Zum Vergleich: Die entsprechenden Werte für Indien und China machten zum Zeitpunkt der Erhebung 2.019 € bzw. 1.827 € aus. (2) Die Arbeitskosten sind ein wesentlicher, in der nicht zuletzt verteilungspolitisch motivierten Standortdiskussion häufig aber überschätzter Einflussfaktor der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Neben unterschiedlichen Erhebungsmodi erklärt dieser Umstand vermutlich auch, dass unterschiedliche Rangfolgen resultieren, je nachdem, welche Institution bzw. Interessengruppe das Zahlenwerk erstellt bzw. in Auftrag gegeben hat. In der in Abb. 1 wiedergegebenen Aufstellung des Instituts der deutschen Wirtschaft umfasst die Kategorie „Personalzusatzkosten“ u.a. die Sozialbeiträge der Arbeitgeber, das Urlaubs- und Weihnachtsgeld, leistungs- und erfolgsabhängige Sonderzahlungen sowie das Entgelt für arbeitsfreie Tage (Urlaub, Feiertage, Krankheit). Abb. 1: Kosten je Arbeitsstunde im Verarbeitenden Gewerbe (2008, in €)

Norwegen Belgien Schweiz Schweden Dänemark Deutschland Frankreich Niederlande Luxemburg Österreich Finnland Irland Italien Großbritannien USA Spanien

Gesamt

Direktentgelt

Personalzusatzkosten

40,30 36,60 34,78 34,66 34,09 33,58 33,23 32,20 31,61 31,40 31,16 27,64 25,45 24,60 21,69 20,62

26,71 19,08 21,99 19,55 23,62 19,42 16,44 18,35 21,14 16,70 18,29 20,20 13,70 15,66 14,66 11,04

13,60 17,52 12,70 15,11 10,47 14,16 16,78 13,85 10,46 14,70 12,87 7,44 11,75 8,94 7,03 9,58

Japan Griechenland Zypern Slowenien Malta Portugal Tschechien Ungarn Slowakei Estland Polen Litauen Lettland Rumänien Bulgarien

Gesamt

Direktentgelt

Personalzusatzkosten

19,80 15,93 12,97 12,55 9,65 9,38 8,81 7,52 7,25 7,27 7,02 5,62 5,22 3,52 2,18

11,04 8,50 9,52 7,35 7,62 5,64 4,95 4,03 4,24 4,68 4,52 3,56 3,61 2,29 1,42

8,76 7,44 3,45 5,21 2,02 3,74 3,86 3,49 3,00 2,59 2,50 2,06 1,61 1,23 ,75

Quelle: Schröder (2009, S.37).

2009 wurde die Rangliste Arbeitskosten in der Privatwirtschaft angeführt von Dänemark (37,40 €), gefolgt von Belgien (35,60 €), Luxemburg (35,20 €), Frankreich (32,90 €), Österreich (32,00 €), Finnland (31,50 €), Niederlande (31,20 €), Deutschland (30,90 €), Schweden (30,70 €) und Italien

Arbeitskosten

55

(25,60 €). Das Ende dieser Rangliste bildeten die Transformationsländer: Tschechien (9,60 €), Estland (7,80 €), Ungarn (7,60 €), Slowakei (7,50 €), Polen (6,90 €), Lettland (5,90 €), Litauen (5,80 €), RumäEurozone lag bei 27,10 € und der Mittelnien (4,00 €) und Bulgarien (2,90 €). Der Mittelwert der wert der EU-27 bei 22,70 €. Eine etwas andere Rangfolge ergibt sich, wenn man die Arbeitskosten im Dienstleistungssektor betrachtet (vgl. Abb. 2). Spitzenreiter ist hier Luxemburg, gefolgt von Schweden, Dänemark und Großbritannien. Letzteres lässt sich mit dem großen Anteil von Finanzdienstleistungen an der Wertschöpfung der britischen Wirtschaft erklären. Abb. 2: Arbeitskosten1) im Dienstleistungsgewerbe der Europäischen Union (2002 in der EU-252), je Monat in €) Luxemburg

4.166

Griechenland

1.904

Schweden

4.141

Spanien

1.863

Dänemark

3.961

Zypern

1.683

Großbritannien

3.847

Portugal

1.538

Frankreich3)

3.592

Slowenien3)

1.508

Deutschland

3.455

Tschechien

832

Finnland

3.393

Polen

831

Österreich4)

3.237

Estland

605

Niederlande4)

3.088

Slowakei3)

529

Italien3)

2.966

Litauen4)

406

4)

2.719

Lettland

371

Irland 1) 2) 3) 4)

Alle Kosten, die mit der Beschäftigung eines Arbeitnehmers entstehen Belgien, Malta und Ungarn keine Angaben 2001 2000

Quelle: OECD.

(3) Der Kostennachteil, den die deutsche Wirtschaft aber fraglos zu tragen hat, kann durch Produktivitätsvorteile gemildert oder kompensiert werden. Ähnliches vermag eine Innovationsstrategie, welche die Leistungen eines Unternehmens dem direkten Preiswettbewerb entzieht. Im Zuge einer internatioStandortverlagerung die Wertschöpfungsnalen Standortpolitik lässt sich durch gezielte (partielle) Wertschöpfungskette). Ziel ist es, je nach Standortbedingunkette optimieren ( Standortflucht; gen, Know how und Forschungs- und Entwicklungsleistungen ( F+E-Intensität), hohe Produktivität und niedrige Arbeitskosten in den Gesamtprozess einzubringen und selektiv zu nutzen, um signifikante Center of Competence; WettbeWettbewerbsvorteile zu erlangen ( Beschaffung, globale; werbsfähigkeit, internationale). Etwas, aber nur geringfügig gemildert wird der Kostennachteil des deutschen Verarbeitenden Gewerbes, wenn man den so genannten Vorleistungseffekt berücksichtigt. Zwar machen die von diesem Sektor produzierten Waren den Großteil der Exportleistung aus (2005 = 87%). Aber der durch ZulieferunVorleistungsverbund gewinnt zunehmend an Bedeutung: gen aus anderen Sektoren geschaffene zum einen, weil die Industrieunternehmen gezielt ihre Fertigungstiefe reduzieren (mit dem Ziel der Kostensenkung und/oder der Konzentration auf Kernkompetenzen), und zum anderen als Konsequenz gestiegener Ansprüche an das produktbegleitende Serviceangebot (bspw. Finanzierung, Kundendienst). Als Konsequenz dieser Entwicklung hat das deutsche Verarbeitende Gewerbe 2007 von anderen inländischen Sektoren (bspw. Handel und unternehmensnahe Dienstleister wie Logistikbetriebe oder Werbeagenturen) Vorprodukte im Wert von mehr als 300 Mrd. € erworben. Da das Arbeitskostenniveau dieser Zulieferer ca. 20% unter dem des Industriesektors liegt und dieser Unterschied in Deutschland besonders ausgeprägt ist, fällt der Vorleistungseffekt im Falle der deutschen Wirtschaft überdurchschnittlich stark aus (vgl. Abb. 3, nächste Seite).

56

Arbeitslosenquote

Abb. 3: Arbeitskosten im Verarbeitenden Gewerbe (2007, in €) mit ohne Vorleistungsverbund

mit ohne Vorleistungsverbund

Belgien

34,92

35,84

Zypern

12,71

12,27

Schweden

34,29

34,53

Slowenien

11,91

11,33

Dänemark

33,13

32,81

Malta

9,89

9,46

Deutschland

32,00

32,70

Portugal

9,64

9,15

Frankreich

31,58

32,26

Tschechien

7,62

7,39

Niederlande

30,97

31,34

Ungarn

7,22

7,02

Luxemburg

29,71

30,68

Estland

6,72

6,43

Finnland

29,55

30,01

Slowakei

6,38

6,30

Österreich

29,24

29,90

Polen

6,09

5,90 4,77

Großbritannien

26,94

27,19

Litauen

4,95

Irland

26,80

26,87

Lettland

4,43

4,29

Italien

24,19

24,26

Rumänien

3,36

3,23

Spanien

19,23

19,57

Bulgarien

1,85

1,80

Griechenland

16,10

15,75

Quelle: Ursprungsdaten Eurostat, in: iwd, Nr.39 (25.9.2008), S.7.

" Müller, S.; Kornmeier, M.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Irrungen und Wirrungen der Standort-Diskussion, München 2000. Neligan, A.; Schröder, C.: Arbeitskosten im Verarbeitenden Gewerbe unter Berücksichtigung des Vorleistungsverbunds, in: IW-Trends, 33.Jg. (2006), Nr.3, S.1-17. Schröder, C.: Industrielle Arbeitskosten im internationalen Vergleich, in: IW-Trends, 29.Jg. (2009), Nr.3, S.33-49.

Arbeitslosenquote (1) scheinbar valides, aufgrund unterschiedlicher Erhebungsverfahren im internationalen Vergleich aber irreführendes Kriterium des Erfolgs der Arbeitsmarktpolitik eines Landes ( Validität). Wie sich am Beispiel der Niederlande aufzeigen lässt, spielt u.a. das Verhältnis von Vollzeit- zu Teilzeitbeschäftigung eine maßgebliche Rolle. 2001 rangierte dieses Land mit einer Quote von 2,2% am Ende der Europäischen Union, weshalb man, auch als diese 2005 auf 4,7% gestiegen Arbeitslosenstatistik der war, vom so genannten Holländischen Wunder sprach ( Poldermodell). 2008 lag die Quote wieder tiefer (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Arbeitslosigkeit in der Europäischen Union (2008, in % der Erwerbspersonen) 11,3

Spanien

Irland

6,3 6,2

Frankreich

7,8

Schweden

Portugal

7,7

Großbritannien

Griechenland

7,7

Luxemburg

Deutschland

7,3

Österreich

Belgien

7,0

Dänemark

Italien Finnland

6,8

Niederlande

5,6 4,9 3,8

3,3 2,8

6,4

Quelle: EUROSTAT, OECD.

Allerdings lässt sich der Beschäftigungsstatistik entnehmen, dass dieses „Wunder“ in hohem Maß auf Teilzeitbeschäftigung basierte (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Gleiches gilt für Schweden, wo 72,5% der

Arbeitslosenquote

57

15-64-Jährigen erwerbstätig waren. In Vollzeit-Beschäftigungsverhältnisse umgerechnet war jedoch der deutsche Arbeitsmarkt, trotz einer Erwerbstätigenquote von nur 65,4%, zum Zeitpunkt der Erhebung dynamischer als der schwedische Arbeitsmarkt. Abb. 2: Beschäftigung in der Europäischen Union Von je 100 Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren sind erwerbstätig

Von je 100 Erwerbstätigen arbeiten Teilzeit Männer

Dänemark Niederlande

75,9

11

73,2

9

Schweden

72,5

Großbritannien

71,7

30

6

Irland

67,6

5

Portugal

67,5 63,6

Spanien Frankreich Belgien Griechenland Italien

63,3 63,1

17 36

7

17

2

23 6

32

4

33

5

61,1

3

60,1

3

57,6

68 41

4

68,6 68,4

65,4

45

9

Finnland

Luxemburg

36 18

Österreich

Deutschland

Frauen

3

23 11 14 17

Quelle: EUROSTAT-Jahrbuch 2006/2007.

(2) Besondere Beachtung verdient das Problem der Jugendarbeitslosigkeit, da es Rückschlüsse auf die Gesellschaft zu ziehen erlaubt. Innerhalb der Länder der Europäischen Zukunftsfähigkeit einer Union suchten im ersten Quartal 2009 insgesamt 18,3% der 15- bis 24-Jährigen eine Arbeitsstelle. Am schlechtesten ist diesbezüglich die Situation in den Mittelmeerländern (Spanien = 33,6%) und den baltischen Staaten (z.B. Lettland = 28,2%), während die Niederlande mit 6,0% noch am besten abschneiden (Deutschland = 10,5%). Ein weiterer Indikator ist die Langzeitarbeitslosigkeit (= Anteil der Arbeitslosen, die länger als zwölf Monate arbeitslos sind, an der Gesamtzahl der Arbeitslosen): Von allen OECD-Ländern wiesen 2007 Kanada (= 7,5%) und Island (= 8,0%) die besten Werte aus. Ausgesprochene Problemländer sind diesbezüglich Belgien (= 50,0%), Tschechien (= 53,4%), Deutschland (= 56,6%) und die Slowakische Republik (= 70,8%). (3) Das Gesetz von Okun unterstellt einen kausalen Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote und dem Wirtschaftswachstum und das Gesetz von Verdoorn zwischen Beschäftigungswachstum und Wirtschaftswachstum. Daraus abgeleitet wurde das Konzept der Beschäftigungsschwelle, das aufgrund seiner Plausibilität auch Eingang in den allgemeinen sozial- und gesellschaftspolitischen Diskurs gefunden hat. Mit Blick auf den deutschen Arbeitsmarkt lautet die Faustregel, dass dieser erst dann zu wachsen beginnt, wenn das Bruttoinlandsprodukt um mindestens 2% gesteigert werden kann. Wie jedoch H. Schäfer darlegt, ist diese These weder theoretisch hinreichend begründet noch empirisch belegt. Insgesamt signalisierten die Okun-Koeffizienten für Deutschland eine geringe Reagibilität der Arbeitslosigkeit auf konjunkturelle Impulse. Jedoch sei nicht ersichtlich, woran dies liege. Niedriglohnländer zu der Arbeitslosenquote der OECD-Län(4) Dass der Konkurrenzdruck der der maßgeblich beiträgt, ist eine zwar plausible, empirisch aber letztlich nicht haltbare These. Wie Abb. 3 (nächste Seite) zeigt, besteht zwischen beiden Variablen kein systematischer Zusammenhang.

58

Arbeitslosenstatistik, internationale

Abb. 3: Einfluss des Importdrucks auf die Arbeitslosenquote Standardisierte Arbeitslosenquote 2004 (in %)

Anstieg des Importanteils aus Niedriglohnländern am gesamten Warenimport von 1995 bis 2004 (in %) Schweden

6,4

76,1

Luxemburg

4,2

61,5

Griechenland

10,5

58,5

Finnland

8,9

57,9

Österreich

46,8

Dänemark

46,4

Großbritannien

4,5 5,4 4,6

44,0

Niederlande

4,6

37,9

Deutschland

9,6

34,5

Frankreich

9,7

30,0

Italien

8

30,0

Spanien

10,9

29,4

Irland

4,5

21,5

Belgien

7,8

20,8

Portugal

6,7

13,4

Quelle: OECD.

" Schäfer, H.: Beschäftigungs- und Arbeitslosigkeitsschwellen. Interpretation und internationaler Vergleich, in: IW-Trends, 32.Jg. (2005), Nr.2, S.61-71.

Arbeitslosenstatistik, internationale (1) weist für die Gesamtheit der OECD-Länder eine standardisierte Arbeitslosenquote aus, die im Verlauf von zwei Dekaden vergleichsweise stabil ist (5,9% bis 7,6%). Während in diesem Zeitraum die Niederlande von der Schweiz die Spitzenposition übernommen haben, war Spanien mit 10,6% bis 19,5% Arbeitslosen in der Mehrzahl der Jahre das Schlusslicht (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Standardisierte Arbeitslosenquote ausgewählter Industrienationen im Zeitverlauf (in %) 1988 Deutschland

1)

Frankreich Großbritannien

1998

2008 3)

1988

1998

2008 3)

6,2

9,4

7,4

Niederlande

7,5

4,0

2,8

9,8

11,9

7,7

Österreich

3,3

4,4

3,6

8,7

6,3

5,4

Schweiz

1,4

3,6

3,4

Italien

10,0

12,3

6,8

Spanien

19,5

18,9

10,6

Japan

2,5

4,1

4,0

USA

5,5

4,5

5,3

Kanada

7,8

8,3

6,1

OECD insg. 2)

6,5

6,9

5,7

Anmerkungen: 1) bis 1992 alte Bundesländer 2) Durchschnitt der 29 Mitgliedsländer 3) Q2 Quelle: OECD.

Wie aus Abb. 2 (nächste Seite) ersichtlich wird, ist ein Schlüsselproblem der deutschen Gesellschaft die Langzeitarbeitslosenquote: In keinem anderen wichtigen OECD-Land waren mehr Menschen (über 15 Jahre), die nicht in einem kollektiven Haushalt leben, länger als zwölf Monate arbeitslos (sowie in den nächsten zwei Wochen weiter arbeitslos, auf der Suche nach Arbeit und imstande, eine neue Arbeit

Arbeitslosenstatistik, internationale

59

in den nächsten zwei Wochen aufzunehmen). Diese Schwachstelle ist nicht nur aus arbeitsmarktpolitischen und wirtschaftpolitischen, sondern auch aus gesellschaftspolitischen Gründen bedeutsam. Denn Zufriedenheit und insb. die Lebenszufriedenheit kaum eine ökonomische Variable beeinträchtigt die derart wie anhaltende Arbeitslosigkeit. Abb. 2: Langzeitarbeitslosenquote ausgewählter OECD-Länder (in %) 2002

2004

2006

2002

2004

2006

Belgien

3,7

4,1

4,2

Niederlande

0,7

1,6

1,7

Deutschland1)

3,9

5,4

4,7

Österreich

1,1

1,3

1,3

Frankreich

3,0

3,9

4,0

Portugal

1,7

2,9

3,8

Großbritannien

1,1

1,0

1,2

Schweden

1,0

1,2

1,1

Italien

5,1

4,0

3,4

USA

0,5

0,7

0,5

Japan

1,7

1,6

1,4

EU-15

3,1

3,4

3,1

Luxemburg

0,7

1,1

1,4

Quelle: OECD.

(2) Aufgrund länderspezifischer Erhebungsverfahren sind die jeweiligen nationalen Statistiken nicht geeignet, ein vergleichendes Bild des Arbeitsmarktes zu zeichnen. So weisen die nationalen Behörden in Belgien, Dänemark, Deutschland und Irland regelmäßig deutlich höhere Erwerbslosenquoten aus als die OECD oder EUROSTAT. Gegenbeispiele sind Schweden und Großbritannien (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Arbeitslosenquote im internationalen Vergleich (1998, in %) Erhebungsverfahren national international

Erhebungsverfahren national international

Spanien

18,8

18,8

Belgien

Italien1)

12,3

12,1

Schweden

Erhebungsverfahren national international

12,6

8,8

Portugal

5,1

4,9

6,5

8,2

USA

4,5

4,5 4,4

Frankreich

11,8

11,9

Irland

10,2

7,8

Österreich

7,2

Finnland

11,4

11,4

Großbritannien

5,5

7,0

Japan

4,1

4,1

Deutschland

11,1

9,4

Dänemark

6,5

5,1

Niederlande

4,2

3,9

Quelle: OECD; in: iwd, Nr.14 (1999), S.6f.

Im Falle der deutschen Arbeitsmarktstatistik sorgen folgende Faktoren für diese Diskrepanz: a) Abgrenzung von Arbeitslosigkeit und Erwerbstätigkeit: International zählt jede Arbeit „ab einer Stunde pro Woche“ als Erwerbstätigkeit. Nach dem deutschen Sozialgesetzbuch hingegen gelten selbst Erwerbstätige, die bis zu 14 Stunden pro Woche arbeiten, aber eine Beschäftigung von 15 Stunden oder mehr suchen, als arbeitslos. b) Erfassungsmodus: In Deutschland wird die Zahl der Arbeitslosen den Karteien (bzw. Dateien) der Arbeitsämter entnommen. Die standardisierte (internationale) Quote dagegen beruht auf einer repräsentativen Befragung und den entsprechenden Hochrechnungen. Welche systematischen Fehlerquellen dabei zu beachten sind, lässt sich am Beispiel der klassischen Frage der amerikanischen Arbeitslosenstatistik aufzeigen („Waren Sie im letzten Monat beschäftigt?“). Darauf können fast zwei Millionen US-Amerikaner allein schon deshalb nicht antworten, d.h. sich arbeitslos melden und damit die Arbeitsmarktstatistik belasten, weil sie im Gefängnis sitzen. c) Definition der Verfügbarkeit: Die internationale Statistik betrachtet nur solche Arbeitslosen als verfügbar, die bereit und in der Lage sind, innerhalb von zwei Wochen eine Arbeit aufzunehmen. 1997 bspw. erfüllten in Deutschland 13% der Arbeitslosen dieses Kriterium nicht. d) Eigeninitiative: Nach internationalem Standard müssen sich die Arbeitslosen selbst intensiv um einen Arbeitsplatz kümmern - und zwar innerhalb von vier Wochen. In Deutschland fordert das Gesetz nur vage zur Eigeninitiative auf.

60

Arbeitsmarktregulierung

e) Zahl der Erwerbstätigen: Die deutsche Erwerbstätigenstatistik basiert auf einer Fortschreibung der Volkszählung von 1987, weshalb hierzulande die Zahl der Erwerbstätigen systematisch unterschätzt wird. Aufgrund dieser Störfaktoren kann davon ausgegangen werden, dass der deutsche Arbeitsmarkt in einer erheblich besseren Verfassung ist, als es (in der politischen Diskussion) üblicherweise unterstellt wird. Hingegen bewirkt der international unterschiedliche Modus der Bewertung der Stillen Reserve das Gegenteil: Die Befragungsmethode ermöglicht es, dass in die internationale Statistik auch Erwerbslose eingehen, die trotz Arbeitswunsch nicht als arbeitsuchend registriert sind. In der amtlichen deutschen Statistik ist diese arbeitsmarktnahe Stille Reserve definitionsgemäß nicht enthalten. (3) Neben diesen - und weiteren - methodologischen bzw. statistischen Problemen bedingen zahlreiche qualitative Störfaktoren, dass selbst Zeitreihen der standardisierten Arbeitslosenquote nicht „naiv“ (d.h. entsprechend den jeweiligen Zahlenangaben) interpretiert werden können. So legt Abb. 2 zwar folgende These nahe: „Von allen Industrienationen hat es Großbritannien zwischen 1992 und 1998 am besten verstanden, seinen Arbeitsmarkt zu revitalisieren.“ Allerdings verlief auch dort, wie in vielen anderen Ländern, der Kampf gegen die Arbeitslosenstatistik erfolgreicher als der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Zwar entstanden, als die Tories 1979 in London an die Macht kamen, tatsächlich viele neue Arbeitsplätze; vor allem aber wurde die Arbeitslosenstatistik „bereinigt“. Über dreißig Mal veränderten die zuständigen britischen Behörden in diesem Zeitraum die Kriterien für den Status „Arbeitslosigkeit“. Bemerkenswerterweise hatte dies fast immer zur Folge, dass offiziell die Zahl der Erwerbslosen schrumpfte, ohne dass die aus der Statistik „Herausgefallenen“ jedoch eine neue Arbeit gefunden hatten. So waren bereits bis Anfang Oktober 1996 nur diejenigen als arbeitslos registriert, die Anspruch auf die in Großbritannien äußerst knappe Arbeitslosenunterstützung hatten (unabhängig vom letzten Einkommen ca. 65 € pro Woche). Keine Arbeit zu haben und auf der Suche nach einer Erwerbsmöglichkeit zu sein: dies reichte nicht. Die dann eingeführte, noch restriktivere Job Seekers Allowance (JSA) ließ 137.000 Personen aus der Statistik verschwinden. Weitere Reformen der Statistik reduzierten die Zahl der Arbeitslosen im Oktober 1982 um 190.000, im April 1983 um 162.000. Seit Oktober 1988 gelten 16- und 17-Jährige nicht mehr als arbeitssuchend, was weitere 40.000 aus der Arbeitslosenstatistik verschwinden ließ. " Gatermann, R.: Geschönte britische Arbeitslosenzahl, in: Die Welt, Nr.52 (3.3.1997), S.14. Klös, H.-P.: Die deutsche Arbeitsmarktstatistik. Aussagekraft und ihre Grenzen, in: IW-Trends, 26.Jg. (1999), Nr.1, S.53-76.

Arbeitsmarktregulierung Arbeitsmoral

Regulierungsdichte

Arbeitsproduktivität

Arbeitsplatzeffekt des Außenhandels ist für die traditionell exportorientierte deutsche Wirtschaft sehr ausgeprägt. 1995 waren rund 5,9 Mio. und 1997 rund 6,5 Mio. deutsche Arbeitnehmer damit beschäftigt, für das AusExport). Im land Waren herzustellen und Dienstleistungen zu erbringen ( Dienstleistungshandel; Jahre 2000 betrug diese Zahl nach Angaben des Deutschen Instituts der Wirtschaft schon 7,4 Mio. Daraus folgt, dass hierzulande fast jeder fünfte der insgesamt 38,7 Mio. Arbeitsplätze direkt oder indirekt von der Prosperität der Exportwirtschaft abhängt ( Außenhandelsstruktur). Zwischen den einzelnen Branchen bestehen dabei allerdings erhebliche Unterschiede (vgl. Abb., nächste Seite). Arbeitsplatzexport Multinationale Unternehmen verfolgen, um ungünstigen StandortbeStrategie, die vor allem dingungen im Stammland auszuweichen. Werden Produktions-/Arbeitsstätten ins Ausland verlagert, Interum Lohn- und andere Kosten zu reduzieren, so handelt es sich um eine passive Strategie der nationalisierung ( Standortflucht). Da es sich dabei gewöhnlich „nur“ um eine partielle ArbeitsplatzWertschöpfungskette), ermöglicht verlagerung handelt (zumeist der lohnkostenintensiven Teile der diese Strategie es im Regelfall, andere Arbeitsplätze im Stammland zu sichern ( Center of Compe-

Arbeitsproduktivität

61

tence). Weitaus bedeutsamer aber ist die aktive Strategie der Internationalisierung. Hierbei werden Auslandsinvestitionen primär deshalb vorgenommen, um Marktchancen ergreifen und Kundennähe Direktinvestition; Kosten-Myopia). erlangen zu können ( " Müller, S.; Kornmeier, M.: Motive und Unternehmensziele als Einflussfaktoren der einzelwirtschaftlichen Internationalisierung, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.99-130.

Arbeitsplatzeffekt des Exports (in %) Wasser-, Schienen-, Luftfahrzeuge

90

Mineralölerz, Spalt- und Brutstoffe

52

Metalle, Halbzeug

90

Luftfahrt

35

Büromaschinen, EDV-Geräte

89

Möbel, Sportgeräte, Spielwaren

34

Schifffahrt

88

Energie

29

Chemie

85

Dienstleistungen für Unternehmen

28

Nachrichtentechnik, Elektronik u.a.

75

Forschung, Entwicklung

27

Papier, Pappe

71

Verlage, Druckereien

25

Textilien

68

Handelsvermittlung, Großhandel

24

Maschinen

67

Bekleidung

24

Kraftwagen

65

Landwirtschaftliche Erzeugnisse

21

Mess-, Regeltechnik, Optik

63

Datenbanken, Datenverarbeitung

21

Gummi-, Kunststoffwaren

62

Nahrungsmittel, Getränke

20

Elektrotechnik

61

Nachrichtenübermittlung

13

Leder, Lederwaren

57

Kreditinstitute

13

Metallerzeugnisse

54

Versicherungen

12

Quelle: DIW.

Arbeitsproduktivität (1) Produktionsmenge bzw. Produktionswert je eingesetzter Arbeitseinheit ( Produktivität). Nach den Ergebnissen einer vergleichenden Studie der Unternehmensberatung Proudfoot Consulting liegt am Standort Deutschland die Arbeitsproduktivität mit 63% des möglichen Niveaus höher als etwa in den USA. Warum wird nirgendwo das optimale Produktivitätsniveau, welches etwa 85% betragen soll, metaanalytisch erreicht? Um die Gründe hierfür identifizieren zu können, werteten die Autoren 1.440 Untersuchungen aus sieben Ländern (Australien, Frankreich, Deutschland, Südafrika, Spanien, Großbritannien, USA) sowie 400 Interviews mit Führungskräften aus allen Bereichen der Wirtschaft aus. Da die Untersuchung bereits zum dritten Mal organisiert wurde, konnten die Autoren Trends aufzeigen. Das durchschnittliche Produktivitätsniveau lag 2003 in den untersuchten Ländern bei 61%. Bezogen auf die mögliche Gesamtarbeitszeit eines jeden Mitarbeiters bedeutet das 87 „verlorene“ (d.h. wertschöpfungsfreie) Tage im fraglichen Jahr. Zwar gelang es fast allen untersuchten Nationen, sich im Vergleich zum Vorjahr zu verbessern. Die Autoren aber schreiben dies eher dem allgemeinen Personalabbau (Pro-Kopf-Output) als einer rationelleren Gestaltung der Produktionsabläufe zu. (2) Als wichtigsten Grund für Produktivitätseinbußen machten die Autoren fehlerhaftes Management aus. Dahinter verbergen sich ungenügende Planung und Kontrolle (z.B. falsche Zielvorgaben und Reporting-Systeme; mangelhafte Leistungsmessung und Soll/Ist-Vergleiche) sowie inadäquate Mitarbeiterführung (z.B. Unvermögen der Führenden; Vernachlässigung der Probleme der Mitarbeiter; fehlerhafte Delegation von Aufgaben). Schlechte Arbeitsmoral (z.B. auf Grund von nicht angemessenen Entlohnungssystemen und ungenügender Würdigung erbrachter Leistung; mangelndem Teamgeist; ungenügender Identifikation mit dem Unternehmen) und eine unzureichende Qualifikation der Angestellten (basierend auf einem stetig steigenden Anteil an Pauschalkräften oder der Vernachlässigung der Personalentwicklung etc.) sind weitere Faktoren, welche die Produktivitätseinbußen erklären. Schließlich führen IT-Probleme (Informationsüberflutung; Schnittstellenprobleme usw.) und ineffektive Kommunikation (mangelnde Aufgabendefinition, falsche Zielvorgaben, „Schubladendenken“) zu un-

62

Arbeitssklave

gewolltem Leerlauf. Die genannten Faktoren wirken nicht unabhängig voneinander, sondern beeinflusFührungsstil und daraus sen sich gegenseitig, wie die Wechselbeziehung zwischen mangelhaftem Effizienzresultierender geringerer Arbeitsmoral zeigt. Zudem bestehen branchenintern gravierende unterschiede, was sich mit dem positiven Zusammenhang zwischen „Intensität des Wettbewerbs“ und „Produktivität“ begründen lässt. Entsprechend sind die stark umkämpften bzw. staatlich kaum regulierten Industriezweige Telekommunikation, Automotive und Transport am produktivsten, während der Nahrungsmittelsektor in dieser Hinsicht erheblichen Nachholbedarf hat. (3) Im Ländervergleich traten teils Gemeinsamkeiten, teils Unterschiede zutage (vgl. Abb.). So wird ungenügende Planung und Kontrolle zwar überall als Hauptproblem angesehen, in ganz besonderem Maße aber in Spanien. Ungenügende Supervision gilt in allen untersuchten Ländern als der zweitwichtigste Bremsklotz, insbesondere jedoch in Südafrika. Mehr als anderswo scheint es Franzosen an Arbeitsmoral zu mangeln, während es australischen Managern auffallend schwer fällt, hinreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Ursachen ungenügender Arbeitsproduktivität in sechs Ländern (in %) Australien

Deutschland

Frankreich

Großbritannien

Spanien

Südafrika

USA

Ungenügende Planung und Kontrolle

42

44

42

37

46

42

36

Ungenügende Anleitung (Supervision)

27

23

23

25

26

32

24

6

13

16

14

8

5

14

13

4

6

11

8

10

10

IT-Probleme

5

9

7

9

8

5

9

Kommunikationsprobleme

7

7

6

4

4

6

7

Ungenügende Arbeitsmoral Ungenügend qualifizierte Mitarbeiter

" Proudfoot Consulting (Ed.): International Labour Productivity Study, London 2002.

(

http://www.proudfootconsulting.com

Arbeitssklave

Menschenhandel, internationaler

Arbeitssprache eine im internen Gebrauch der Organe, Behörden und Gerichte der Europäischen Union „übliche“ Sprache. Zwar haben Deutsch, Englisch und Französisch offiziell einen gleichberechtigten Status (d.h. in ihrer Funktion als Amtssprache). Doch in der Praxis, d.h. bei der behördeninternen Verständigung, dominieren in Brüssel Englisch und, mit Abstrichen, Französisch ( Weltsprache). 2002 etwa wurden mehr als die Hälfte der EU-Dokumente in Englisch verfasst und ein Viertel in Französisch. Die Arbeitssprache ist von der Amtssprache und der Verkehrssprache abzugrenzen ( Sprache). Arbeitsstil

Gruppenarbeit

Arbeitsteilung (1) Zerlegung komplexer Arbeitsprozesse in Teilverrichtungen. Im Verlaufe der jüngeren Vergangenheit entstanden verschiedene Formen von Arbeitsteilung. Für alle ist charakteristisch, dass sie zur Koordination der an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeitpunkten und von verschiedenen Personen, Abteilungen, Institutionen etc. erbrachten Teilleistungen zwingen ( Koordination). Aus der prominenten Rolle, die Arbeitsteilung für die internationale Unternehmenstätigkeit spielt, ergibt sich der große Stellenwert des Koordinationsproblems für die Praxis wie auch für die Erforschung der internationalen Unternehmensführung.

Arbeitsvermögen

63

(2) Eine erste, noch wenig differenzierte Variante von Arbeitsteilung stellt die Tauschwirtschaft dar. Anders als in der Substitenzwirtschaft wird dabei nicht nur das produziert, was erforderlich ist, um sich selbst zu versorgen, sondern in bestimmten Leistungsbereichen mehr. Der Produktionsanteil, der den eigenen Bedarf übersteigt, wird dann mit anderen Wirtschaftssubjekten getauscht. (3) Sodann kam es zur innerbetrieblichen Arbeitsteilung, deren Vorteile A. Smith am Beispiel der Herstellung von Stecknadeln lehrbuchhaft demonstriert hat: „Auf diese Weise zerfällt die schwierige Aufgabe, eine Stecknadel herzustellen, in etwa achtzehn verschiedenen Teilarbeiten, die in manchen Fabriken alle von verschiedenen Händen ausgeführt werden, während in anderen zuweilen zwei oder drei derselben von einem Arbeiter allein besorgt werden. Ich habe eine kleine Manufaktur dieser Art gesehen, in der ... zehn Mann beschäftigt waren und folglich einige zwei oder drei verschiedene Arbeiten zu übernehmen hatten. ... Diese zehn Arbeiter konnten ... täglich über 48.000 Nadeln herstellen. Da nun auf jeden der zehnte Teil von 48.000 Nadeln entfällt, so kann man auch sagen, dass jeder täglich 4.800 Nadeln herstellte. Hätten sie dagegen alle einzeln und unabhängig voneinander gearbeitet und wäre niemand besonders angelernt gewesen, so hätte gewiss keiner zwanzig, vielleicht sogar nicht einmal einer eine Nadel täglich anfertigen können“ (Engelkamp & Sell, S.16f.). (4) Die zwischenbetriebliche Arbeitsteilung basiert darauf, dass selbständige Unternehmen sich auf bestimmte Produktionsprozesse oder Dienstleistungen bzw. Teile davon spezialisieren. Vorteile erSkaleneffekte zu nutzen. Diese fallen um so mehr ins Gewicht, wachsen dabei aus der Möglichkeit, je mehr Spezialisierung und (komparative) Wettbewerbsvorteile zusammenfallen ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Bei der internationalen Arbeitsteilung, einer speziellen Form der zwischenbetrieblichen Arbeitsteilung, kommt es nicht zu einer Spezialisierung selbständiger Unternehmen, Außenwirtschaftstheorie und den Befunden sondern von Volkswirtschaften. Gemäß der realen zahlreicher empirischer Studien erzielt daraus die Mehrzahl der arbeitsteilig wirtschaftenden Länder Imperialismus bestand internationale Arbeitsteipositive Einkommenseffekte. Seit den Zeiten des Entwicklungsländer Rohstoffe und die Schwellenländer lung zunächst primär darin, dass die Globalisierung entwickelte Vor- sowie Halbfertigprodukte lieferten ( Vorprodukt). Im Zuge der Downstream-Arbeitsteilung eine differenziertere, so genannte intraindusich dann in Gestalt der strielle Arbeitsteilung. Zur Jahrtausendwende nahm im Global Village folgende Arbeitsteilung mehr und mehr Gestalt an: China hat sich als verlängerte Werkbank der Welt etabliert, und Indien erbringt Business Process Outsourcing hauptsächlich die IT enabled Services (z.B. Finanzim Zuge des dienstleistungen. (5) Weiterhin ist zwischen horizontaler und vertikaler Arbeitsteilung zu unterscheiden. Kern der vertikalen Arbeitsteilung ist die Spezialisierung der verschiedenen Organisationseinheiten auf einzelne Teilleistungen mit der Absicht, Spezialisierungsvorteile zu erlangen. Dagegen zielt die horizontale Arbeitsteilung darauf, die Kapazität der Leistungserstellung zu erhöhen, indem verschiedene Personen, Abteilungen, Institutionen etc. mit dem gleichen Arbeitsprozess betraut werden. Kolonialismus zurück(6) Mit komplementärer bzw. intersektoraler Arbeitsteilung ist eine auf den Weltwirtschaft gemeint. Die Entwicklungsländer produgehende Rollenverteilung innerhalb der Wertschöpfung in die Industrieländer, von zieren und exportieren Rohstoffe mit zumeist geringer denen sie vorrangig Fertigerzeugnisse beziehen. Aufgrund einer dabei häufig gegenläufigen PreisentTerms of Trade der Entwicklungsländer. Jene einstmaligen Entwicklung verschlechtern sich die wicklungsländer, denen es gelungen ist, eine substitutive bzw. intrasektorale Arbeitsteilung zu etablieren, werden als Schwellenländer bezeichnet. Ihre Einfuhr- und ihre Ausfuhrstruktur ähneln tendenziell derjenigen der Industrieländer. " Franzmeyer, F.: Welthandel und international Arbeitsteilung, in: Informationen zur politischen Bildung. Globalisierung, 1999, 264/2, S.8-21. Grubel, H.G.; Lloyd, P.J.: Intra-Industry Trade, London 1975. Koopmann, G.; Franzmeyer, F.: Weltwirtschaft und internationale Arbeitsteilung, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), Informationen zur politischen Bildung: Gl obalisierung, 2003, Nr.280/3, S.12-26. Siebert, H.: Die Angst vor der internationalen Arbeitsteilung. Eine Auseinandersetzung mit den Globalisierungsgegnern, in: Außenwirtschaft, 57.Jg. (2002), Nr.1, S.7-31. Söllner, A.: Die neue international Arbeitsteilung, in: Rese, M. (Hrsg.), Relationship-Marketing. Standortbestimmung und Perspektiven, Berlin 2003, S.173-188.

Arbeitsvermögen

Humankapital

64

Arbeitswertlehre

Arbeitswertlehre

Imperialismustheorie

Arbeitszeit (1) wichtiges Argument im Rahmen der Standortdiskussion. Je nachdem, welchen Berechnungsmodus man wählt, fallen die internationalen Ranglisten allerdings höchst unterschiedlich aus. Nachstehende EUROSTAT-Statistik erfasst die von Vollzeitbeschäftigten „normalerweise“ geleisteten Arbeitsstunden (= alle Arbeitsstunden einschließlich der normalerweise geleisteten bezahlten und unbezahlten Überstunden). Die Niederlande und Dänemark zählen zu jenen Ländern, die einen großen Anteil an Teilzeitbeschäftigung haben. Wie sich im Längsschnittvergleich zeigt (vgl. Abb.), wurde zwischen 1995 und 2006 in der Mehrzahl der EU-Länder die Zahl der so definierten Arbeitsstunden gesenkt. Eine gegenteilige Strategie verfolgten Belgien, Deutschland, Italien und vor allem Österreich. Arbeitszeit in den Mitgliedsländern der Europäischen Union (Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse) 1995

2006

1995

2006

Belgien

40,5

40,9

Luxemburg

41,1

40,4

Dänemark

40,3

40,4

Niederlande

41,5

40,9

Deutschland

41,2

41,8

Österreich

41,3

44,3

Irland

43,8

40,6

Portugal

43,7

41,5

Griechenland

44,5

44,1

Finnland

40,2

40,3

Großbritannien

44,9

43,0

Schweden

41,4

41,4

Spanien

42,3

42,2

Schweiz

42,8

42,7

Frankreich

41,3

41,0

Norwegen

39,6

39,4

Italien

40,4

41,1

EU-15

41,8

42,0

Quelle: EUROSTAT.

(2) Zu den Gründen, weshalb der internationale Vergleich von Arbeitszeiten häufig nur scheinobjektiv Zeitwahrnehmung. So wird in Ländern mit einer polychronen ist, zählt u.a. die Kulturspezifität der Zeitauffassung weniger strikt zwischen Arbeits- und Sozial- bzw. Freizeit getrennt als in den westeuroIndustrieländern, in denen die monochrone Zeitauffassung dominiert ( Zeitauffassung). päischen Deshalb sind Zeitangaben nur unter Vorbehalt miteinander zu vergleichen. Arbeitszufriedenheit (1) wird von manchen Autoren in der Tradition der Sozialpsychologie als Einstellung verstanden: als kognitive Reaktionen und gefühlsmäßige Empfindungen der Mitarbeiter gegenüber ihrer Arbeitssituation). Andere hingegen betrachten Arbeitszufriedenheit im Kontext der Zufriedenheitsforschung als Ergebnis eines Soll-/Ist-Vergleichs ( Zufriedenheit). Entspricht die reale Arbeitssituation (= Ist) den subjektiven Erwartungen (= Soll)? Die Soll-Komponente des Modells wird häufig auch als Anspruchsniveau bezeichnet bzw. operationalisiert. Beginnend mit Maslows Modell der Bedürfnishierarchie hat weiterhin die Bedürfnis- und Motivforschung wesentlichen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheitsforschung genommen (bspw. in Gestalt von Alderfers E.R.G.-Theorie, Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie oder Hackmans & Oldhams Job Characteristics Modell). Ein wichtiger Konsens dieser Arbeiten besteht in der Unterscheidung von intrinsischen (z.B. Tätigkeitsfeld, Anerkennung, Entwicklungsperspektive) und extrinsischen Einflussfaktoren (z.B. Bezahlung, Arbeitszeiten, physische Arbeitsplatzbedingungen), wobei die intrinsischen Faktoren primär auf Zufriedenheit und die extrinsischen Faktoren vorrangig auf die Unzufriedenheit einwirken sollen. (2) Da sich immer wieder gezeigt hat, dass Mitarbeiter unterschiedlicher kultureller Herkunft in vergleichbaren Situationen unterschiedlich reagieren ( Kultur), ist davon auszugehen, dass auch in diesem Kontext Kultur eine bedeutsame intervenierende Variable darstellt (vgl. Abb., nächste Seite). Landeskultur und Unternehmenskultur haben sich dabei die kulturIm Wechselspiel zwischen spezifischen Grundwerte (d.h. die Landeskultur) als die maßgebliche Variable erwiesen ( Werte).

Arbitrage-Anfälligkeit

65

Kultur als moderierende Variable

Kultur Intrinsische Faktoren

Extrinsische Faktoren

Arbeitszufriedenheit

Eine empirische Untersuchung der Arbeitszufriedenheit von deutschen, amerikanischen und türkischen Mitarbeitern eines deutschen mittelständischen Unternehmens der Verarbeitenden Industrie unterstützt indirekt die „Kulturspezifitäts-Hypothese“ ( Kulturismus/Universalismus). Denn die Gegenthese lässt sich nur negativ bestätigen: Lediglich die physischen Arbeitsbedingungen und die Weiterbildungsmöglichkeiten, welche dieses Unternehmen seinen Mitarbeitern bietet, beeinflussen kulturübergreifend (d.h. in allen drei Teilstichproben) das jeweilige Globalurteil (d.h. Arbeitszufriedenheit insgesamt) nicht. Das Modell, welches die Arbeitszufriedenheit der deutschen Teilstichprobe am besten abbildet, ist mit vier Einflussfaktoren am differenziertesten, während die Gesamtzufriedenheit der türkischstämmigen Arbeitnehmer lediglich von der Zufriedenheit mit der Vergütung abzuhängen scheint. Im Gegensatz zu diesem „extrinsischen Erklärungsmodell“ wird das für die amerikanische Teilstichprobe errechnete multiple Regressionsmodell von zwei intrinsischen Einflussfaktoren geprägt Führungsstil). Dies kann auch als Hinweis (Möglichkeit der Selbstverwirklichung und partizipativer darauf gewertet werden, dass das Anspruchsniveau interkulturell nicht nur quantitativ (d.h. in seiner Intensität), sondern auch qualitativ variiert (d.h. sich auf unterschiedliche Bereiche erstreckt). " Alderfer, C.P.: Existence, Relatedness and Growth. Human Needs in Organizational Settings, New York 1972. Adler, N.J.; Jelinek, M.: Is „Organization Culture” Culture Bound? in: Human Resource Management, Vol.25 (1986), No.1, pp.73-90. Hackman, I.R.; Oldham, G.R.: Development of the Job Diagnostic Survey, in: Journal of Applied Psychology, Vol.60 (1975), No.2, pp.159170. Herzberg, F.; Mausner, B.; Snyderman, B.: The Motivation to Work, New Jersey 1993 (New York 1959). Hui, C.H.: Work Attitudes, Leadership Styles, and Managerial Behaviors in Different Cultures, in: Brislin, R.W. (Ed.), Applied Cross-Cultural Psychology, London 1990, pp.186-208. Laurent, A.: The Cross-Cultural Puzzle of International Human Resource Management, in: Human Resource Management, Vol.25 (1986), No.1, pp.91-102. Maslow, A.H.: Motivation and Personality, New York 1954. Neuberger, O.: Arbeitszufriedenheit, in: Frese, E. (Hrsg.), Handwörterbuch der Organisation, 3.Aufl., Stuttgart 1992, S.198-208.

Arbitrage Geschäftsprinzip, welches darauf zielt, Preis-, Zins- und Kursdifferenzen etc., die zwischen verschiedenen Märkten bestehen, gewinnbringend auszunutzen ( Warenbörse). Durch Veränderung des Angebots oder der Nachfrage kommt es dann zu einer Angleichung von Preisunterschieden. Der größte, allerdings nur für den professionellen Handel praktikable Markt für Arbitrage-Geschäfte ist die Devisenbörse. Arbitrage mindert nicht nur die Gewinnmarge der Anbieter, sondern auch das Preisvertrauen der Kunden insgesamt sowie die Preiszufriedenheit derjenigen, die nicht davon profitieren. Eine Preiskorridors. gewisse Abhilfe verspricht die Definition eines länderübergreifenden Arbitrage-Anfälligkeit von Produkten hängt u.a. von der Produkt- und Verpackungsgestaltung ab (vgl. Abb., nächste Seite). Sprachen beschriftet ist. Zwillinge sind identische Produkte, deren Verpackung in unterschiedlichen Sie vor allem eignen sich für den Arbitrage-Handel, weil man sie leicht von einem Markt in einen anderen transferieren kann. Ein höheres Risiko besteht bei der physischen Arbitrage von Brüdern. Hierbei handelt es sich um identische oder ähnliche Produkte, die nur in der Sprache des ursprünglichen Verkaufslandes bedruckt sind, was in Zweit- oder Drittmärkten für Verwirrung sorgen kann. Denn die meisten Käufer sind risikoavers ( Risikobereitschaft). Ein in fremder Sprache bedrucktes

66

Arbitrage-Handel

Produkt (bspw. mithilfe von Aufkleber) stellt für sie selbst dann einen Unsicherheitsfaktor dar, wenn der Beipackzettel Inhaltsstoffe, Gebrauchsanweisung etc. in der Muttersprache nennt; denn dieser wird häufig nicht gelesen. Für Cousins, d.h. für Produkte, die auch unterschiedlich aussehen (z.B. ein Mundwasser, das in Deutschland rot und in Griechenland grün gefärbt angeboten wird), lohnt sich Arbitrage nur bei einem hohen Preisvorteil. Für Arbitrage-Anfälligkeit unterschiedlicher Produkttypen

Typ Eignung für Arbitrage Risiko des Herstellers

„Zwillinge“

Risiko des Handels

Ähnlichkeit der Produkte

gleich

Beschriftung der Verpackung

dem jeweiligen Markt angepasste Sprache

Beispiel

Pampers

• Englisch • Deutsch • Spanisch

„Brüder“

gleich oder ähnlich

Sprache des Verkaufslandes

Produkte von Leclerc

„Cousins“

verschieden

Sprache des Verkaufslandes

verschiedenfarbiges Mundwasser

Quelle: auf Basis von Leach (1999, S.56).

" Leach, B.: Arbitrageure setzen den Hebel an, in: Lebensmittelzeitung, Nr.38 (24.9.1999), S.56-58.

Arbitrage-Handel Reaktion der Nachfrager auf die Strategie der internationalen Preisdifferenzierung. Ziel ist es, Preisdifferenzen zwischen verschiedenen Märkten gewinnbringend auszunutzen ( Preisdifferenzierung, internationale). Arbitrage-Strategie zusammen mit der Leverage-Strategie Teil der Strategie der operationalen Flexibilität. (1) Die Arbitrage-Strategie zielt darauf, komparative Vorteile zu erlangen, die aus unterschiedlichen Standortbedingungen (z.B. Faktorausstattung, -kosten, -produktivität, Steuersätze) in den verschiedenen Ländermärkten eines Unternehmens gezogen werden können ( Standort-Arbitrage; StandortNetzwerk organisierte Multinationale Unternehmen profitieren, bedingungen). Hauptsächlich als operationale Flexibilität vorausgesetzt, von den Arbitrage Opportunities. Hierzu muss ein Unternehmen seine weltweit verstreuten Ressourcen und Fähigkeiten in den verschiedenen Entscheidungsbereichen koordinieren ( Koordination). So erscheint es aus diesem Blickwinkel sinnvoll, eine personalintensive Produktion in solche Ländermärkte zu verlegen, in denen die Personalkosten vergleichsweise gering sind, während die kapitalintensive Produktion dort zu konzentrieren ist, wo Kapitalkostenvorteile bestehen ( Center of Competence).

Archetyp

67

(2) Im Einzelnen werden folgende Spielarten der Arbitrage-Strategie unterschieden: a) Faktormarkt-Arbitrage: Wenn das Unternehmen seine Beschaffungspolitik im Extremfall global ausrichtet ( Beschaffung, globale), weltweit Produktionsstandorte unterhält etc., kann es aus UnterProduktivität, Wechselkurs u.v.a.m. maßgebliche schieden in Faktorausstattung, Faktorkosten, Nutzenvorteile ziehen ( Produktionsmanagement, internationales; Sourcing-Konzepte). b) Steuer-Arbitrage: Das Volumen der Steuern, welche insgesamt (d.h. in allen Ländern zusammengeTransferpreise beeinflusst nommen) zu entrichten sind, kann durch die optimierte Gestaltung der werden ( Steuerbelastung). c) Finanzmarkt-Arbitrage: Das Unternehmen nutzt Zinsunterschiede oder staatliche Förderungsmaßnahmen aus bzw. versteht es, Kapitalflussbeschränkungen zu umgehen. d) Informations-Arbitrage: Hierunter fallen Lerneffekte, die dadurch erzielt werden, dass man die weltweit bestehenden Informationsunterschiede ausnutzt. So liegt es nahe, Markttrends, die zuerst in so Lead-Märkten sichtbar werden, auf andere Märkte zu übertragen. Wenn etwa eine techgenannten nologische Produktinnovation in Märkten wie Japan, wo die Nachfrager bekanntermaßen für derartige Neuerungen aufgeschlossen sind, „floppt“, kann man davon ausgehen, dass ihr in vergleichbaren, aber weniger prominenten Märkten ( Lag Market) auch kein Erfolg beschieden sein würde. " Berg, B.: Finanzkrisen und Hedgefonds, Wiesbaden 2008. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.1027ff.

Arbitrage-Tourismus

Grauer Markt;

Markt, grauer

Arbitration (1) im Internationalen Marketing Schiedsspruch, um Meinungsverschiedenheiten zwischen Verkäufer und Käufer über Ausfall oder Bewertung von gelieferter Ware zu lösen. Wie im Geschäftsbericht 2001 der American Arbitration Association (AAA) dargestellt, erstreckt sich die Leistung solcher Vermittler im internationalen Bereich auf die verschiedensten Unternehmensbereiche und Leistungen: angefangen bei der Telekommunikation, über pharmazeutische Produkte bis hin zu gewerblichen und öffentlichen Betriebsmitteln. In jüngerer Zeit nehmen vor allem Streitfälle in den Bereichen Internet, E-Commerce und Immaterial-Güterrecht (Intellectual Property Rights) zu ( E-Commerce). European Arbitration (EA) ist ein elektronischer Newsletter, der über einschlägige Fälle informiert. (2) Für den Schutz von Investitionen ist die Investitionsschiedsgerichtsbarkeit zuständig. ( http://www.adr.org/; http://www.interarb.com/ea Archaisch aus den Anfängen der Urzeit. Der älteste Abschnitt der Frühzeit der Erdgeschichte wird „Archaikum“ genannt. Archäologie repräsentiert insofern die historische Dimension der im Zeitverlauf analysiert.

Ethnologie, als sie die Abfolge von

Kulturen

Archetyp Urbild bzw. grundlegende Vorstellung, die seit Urzeiten genetisch übermittelt wird und allen AngehöEthnie gemeinsam ist ( archaisch). In seiner mystisch-psychoanalytischen Theorie rigen einer Gesellschaft verbeschreibt C.G. Jung den Archetypus als die im kollektiven Unbewusstsein einer Emotionen, Kognitionen und Verhalankerten urtümlichen Leitbilder bzw. vererbten Urbilder von Symbolen, Märchen, Mythen, Religion und Kunst sind die ten ( Mystik). In Form von Archetypen dieser Lehre zufolge Teil des kollektiven Unbewussten menschlicher Gemeinschaften (z.B. die Südseeinsel als paradiesähnlicher Zufluchtsort). Zu den Archetypen der Menschheit zählt weiterhin die Gestalt des edlen Wilden ( Wilde). Wie der Religionsphilosoph M. Elide es ausdrückt, haben Kulturen erträumen sich einen paradiesischen Urzuaber auch „die Wilden ihren Wilden“; d.h. alle

68

Archetypus der internationalen Unternehmung

stand, in dem die Menschen eins mit Gott bzw. der Natur sind - oder dem jeweiligen Ideal zumindest nahe kommen. " Jung, C.G.; von Franz, M.-L.; Henderson, J.L.; Jacobi, L.; Jaffé, A.: Der Mensch und seine Symbole, Mannheim 2009. (engl.: Man and his Symbols, London 1964).

Archetypus der internationalen Unternehmung Urbild bzw. grundlegendes Konzept internationaler Unternehmenstätigkeit ( Internationales Unternehmen). Während die Vertreter des einstufigen Ansatzes unterstellen, dass es nur einen erfolgreichen Archetypus „Internationales Unternehmen“ gibt, sehen die mehrstufigen bzw. fortschrittlichen Ansätze ein ganzes Spektrum möglicher Archetypen vor (vgl. Abb.). E.P.R.G.-Konzept, welches die Einstellungen des Anders als das von H.V. Perlmutter formulierte Managements als identitätsstiftende Triebkraft in die Literatur einführte ( Identität), basiert die von Typologie international tätiger Unternehmen auf der strategischen Bartlett & Ghoshal propagierte Orientierung der Unternehmen und den Anforderungen, welche die jeweilige Branche an das Unternehmen stellt. Weiterhin verweisen sie auf die große Bedeutung des Administrative Heritage, womit Unternehmenskultur gemeint sind ( Symbolisches Management). Von Unternehmenshistorie und Heterarchie zu nennen, das am EPG-Schema ansetzt den einstufigen Konzepten ist zunächst das der E.P.R.G.-Konzept durch Einführung der (d.h. vor der Weiterentwicklung dieses Denkansatzes zum Diversified Multinational Corregiozentrischen Orientierung). Die von Doz & Prahalad diskutierte poration, die Multidimensionalität mit Heterogenität verbindet, fällt gleichfalls in diese Kategorie. Archetypen internationaler Unternehmenstätigkeit im Überblick Mehrstufige Konzepte Perlmutter Archetypen international tätiger Unter nehmen Klassifikationskriterien

Grundlage

ethnozentrisch

Bartlett/ Ghoshal international

polyzentrisch

multinational

geozentrisch

global

regiozentrisch

transnational

primär Einstellung des Managements (Erfahrungen, Erlebnisse, Werte, etc.)

konzeptionell

primär strategische Ausrichtung zudem organisatorische Charakteristika und Einstellung des Managements empirisch

Einstufige Konzepte Hedlund Heterarchie

primär organisatorische Charakteristika zudem strategische Ausrichtung konzeptionell

Doz/ Prahalad

White/ Poynter

Diversified Multinational Corporation

Horizontale Organisation

sowohl strategische Ausrichtung als auch organisatorische Charakteristika

unspezifisch

empirisch

empirisch

Quelle: Schmid (1996, S.41).

" Bartlett, C.A.; Ghoshal, S.: Managing Across Borders. New Organizational Responses, in: Sloan Management Review, Vol.31 (1988), No.1, pp.54-74. Doz, Y.; Prahalad, C.K.: Managing DMNCs. A Search for a New Paradigma, in: Ghoshal, S.; Westney, E.D. (Eds.), Organization Theory and the Multinational Corporation, New York 1993, pp.24-50. Hedlund, G.: The Hypermodern MNC. A Heterarchy, in: Human Resource Management, Vol.25 (1986), No.1, pp.9-35. Perlmutter, H.V.: The Tortuous Evolution of the Multinational Corporation, in: Columbia Journal of World Business, Vol.4 (1969), No.1, pp.9-18. Schmid, S.: Multikulturalität in der internationalen Unternehmung, Wiesbaden 1996. White, R.E.; Poynter, T.A.: Achieving Worldwide Advantage with the Horizontal Organization, in: Business Quarterly, no.Vol. (1989), No.3, pp.55-60.

Archetypus der Koordination Area Simulation

Koordination

Training, interkulturelles

Armut

69

Area Studies

Regionalwissenschaften

Argentinien-Krise Ärger

Emotion

Argot

Sprache

Internationaler Währungsfonds;

Krise;

Weltwirtschaftskrise

Argumentationsstil Art und Weise, in der argumentiert, d.h. die eigene Position begründet, ein Beweis geführt wird etc.. In welcher Weise die eigenen Argumente bevorzugt vorgebracht werden, unterscheidet sich von Kultur zu Kultur ( Kommunikation, verbale bzw. nonverbale). In den angelsächsischen Ländern etwa ist die induktive Argumentation üblich, in Russland hingegen der deduktive Stil, wobei man den Einzelfall aus dem Allgemeinen ableitet. Angelsächsische Wissenschaftler versuchen gewöhnlich, ihre Argumentation linear zu strukturieren, wobei am Beginn und/oder Ende der Argumentationskette die zentrale Aussage zu stehen hat. Deutschsprachige Autoren hingegen bevorzugen vielfach eine „mäandernde“ Gedankenführung und stellen ihren Abhandlungen gern längere Grundsatzüberlegungen und Exkurse voran. Japaner wiederum neigen dazu, ein Problem aus allen denkbaren Perspektiven zu beleuchten, ohne eine eindeutige bzw. die von ihnen präferierte Problemlösung vorzuschlagen. Argumentationsstile im internationalen Vergleich Logische Struktur der Argumentation

Art der Argumentation

Frankreich

These-Antithese-Synthese

Wichtig sind Sprachfertigkeit und theoriebezogene Argumentation

Deutschland, Russland

Deduktion

Theoriebezogene Argumentation, Fakten dienen der Illustration

England, USA

Induktion, linearer Aufbau

Empirie-gestützte Argumentation

Japan

Induktion, spiralförmig fortschreitende, Anstelle kategorischer Aussagen das Ziel der Aussage umkreisende Argumen- emotionale und rationale Argumente tation

Quelle: auf der Basis von Kaplan (1966, S.3ff.); Galtung (1981, S.81ff.).

" Galtung, J.: Structure, Culture and Intellectual Style, in: Social Science Information, Vol.20 (1981), pp.817-856 (ins Deutsche übersetzt in: Wierlacher, A. (Hrsg.), Das Fremde und das Eigene, München 1985, S.151-193). Kaplan, B.: Cultural Thought Patterns in Intercultural Education, in: Language Learning, Vol.16 (1966), pp.1-20.

ARIC

Kommunikation, interkulturelle

Arm’s Length-Preis

Transferpreis

Armut (1) wird international äußerst unterschiedlich definiert. Während bspw. in den USA hierfür eine exisOperationalisierung von tenzielle Notlage gegeben sein muss, legt man in Deutschland bei der Armut das Konzept der Ungleichheit zu Grunde. Hiervon ausgehend wurde die Armutsgrenze bei 40% des Medianeinkommens gezogen. Armutsgefährdet ist demnach, wer weniger als 60% verdient. 2005 galt ein Ein-Personen-Haushalt als arm, wenn er monatlich weniger als 781 € Einkommen bezog. Bei einer Familie, bestehend aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern, lag die Armutsgrenze bei 1.640 bis 1.952 € (abhängig vom Alter der Kinder). Die erste Welternährungskonferenz stellte fest, dass 1974 weltweit 920 Mio. Menschen Hunger litten. Der Weltsozialgipfel ging 1995 in Kopenhagen, als er die Zahl der Armen weltweit auf 1,3 Mrd. Menschen schätzte, von einem anderen Armutskonzept aus: der absoluten Armut. Der damalige Präsident der Weltbank, R. McNamara, hat sie in einer berühmt gewordenen Rede charakterisiert als „einen

70

Armut

Zustand solch entwürdigender Lebensbedingungen wie Krankheit, Analphabetentum, Unterernährung und Verwahrlosung, so dass die Opfer dieser Armut nicht einmal die grundlegendsten menschlichen Existenzbedürfnisse befriedigen können.“ Obwohl seitdem die Erdbevölkerung um ca. zwei Mrd. Menschen gewachsen ist, hat sich laut FAO die durchschnittliche Kalorienversorgung wesentlich verbessert. Wie der Welthunger-Index der Vereinten Nationen zu erkennen gibt, herrschten 2006 in 33 Ländern dramatische Hungersnöte. Zwischen 2002 und 2006 stieg demnach die Zahl der akut Hungernden von 848 auf 923 Mio. Menschen, vor allem in „Afrika südlich der Sahara“. Hingegen hat sich seit 1990 die Lage in Süd- und Südostasien, im Nahen Osten und Nordafrika sowie in Lateinamerika und in der Karibik etwas entspannt. Häufig hat Hunger wenig mit einem ungenügenden Nahrungsangebot zu tun, Korruption, mangelndem Entwicklungspatriotismus etc. sondern mit Krieg, Missmanagement, (Bad vs. Good Governance; Wunder, asiatisches). Gemäß der Geodeterminismus-Theorie sind hingegen geographisch bedingte Faktoren maßgeblich (z.B. Landlocked Country). Wirtschaftshistoriker wie D.S. Landes verweisen in diesem ZusammenKlimas. Damit hängt auch der lange vernachlässigte hang auf die zumeist unterschätzte Rolle des fatale Einfluss der Malaria zusammen. Sie teilt, wie J. Sachs es ausdrückt, die Welt in Arm und Reich. „Tatsächlich ist das nach Kaufkraft berechnete Pro-Kopf-Einkommen in Malarialändern nur ein Fünftel so hoch wie in malariafreien Ländern. Obendrein wächst das Pro-Kopf-Einkommen langsamer als anderswo: Manchmal nur um ein Viertel Prozent pro Jahr, manchmal um ein Prozent. Nach der Zinseszinsrechnung kann dieser vermeintlich kleine Unterschied über einen Zeitraum von 25 Jahren ein Vermögen kosten: beinahe die Hälfte des Einkommens. Jährlich summiert sich der Schaden allein in Afrika auf mehr als 10 Mrd. $ - fast so viel wie die gesamte Wirtschaftsleistung Kenias. Armen fehlt das Geld für Chemikalien, Pillen oder Moskitonetze, die vor den Mücken und vor der Krankheit schützen. Deshalb erkranken sie leicht an Malaria und bleiben arm: Weil an Malaria erkrankte Kinder häufig der Schule fernbleiben, leidet später ihre Produktivität. Weil viele Kinder an Malaria sterben, sorgen afrikanische Eltern für mehr Nachwuchs. Weil sie die Krankheit fürchten, meiden ausländische Investoren Malarialänder. Und weil sie Angst vor Malaria haben, machen Touristen einen Bogen um Afrika. Malaria macht einsam“ (F. Vorholz). (2) Die Dekade der 1990er-Jahre war für die Mehrzahl der Weltregionen ein verlorenes Jahrzehnt. Lediglich die Ostasien/Pazifik-Region kam in diesem Zeitraum entscheidend voran ( Entwicklung). Während dort die Zahl der Menschen, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen, von 486 Mio. (= 30,5%) auf 279 Mio. (= 15,6%) sank, stieg sie im südlich der Sahara gelegenen Teil Afrikas von 241 Mio. (= 47,4%) auf 315 Mio. Menschen (= 49,0%). Weltweit lebt ein Fünftel der Weltbevölkerung (= 1,2 Mrd. Menschen) in absoluter Armut (d.h. mit weniger als einem Dollar pro Tag). In den Staaten Osteuropas und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion hingegen vollzog sich ein spürbarer Wandel. Dort mussten Berechnungen der Weltbank zufolge 2003 rund 40 Mio. Menschen weniger als fünf Jahre zuvor mit zwei Dollar pro Tag auskommen. Dass die so definierte Armutsgrenze folglich von 20 auf 12% sank, bedeutet allerdings umgekehrt auch: In diesen Ländern müssen nach wie vor 60 Mio. Menschen in extremer Armut leben und weitere 150 Mio. sich mit einem täglichen Einkommen von weniger als vier Dollar begnügen. (3) Da simple Kennzahlen wie BIP/Kopf für sich genommen wenig aussagefähig sind, wird als weiteres Kriterium die Einkommensverteilung herangezogen ( Gini-Koeffizient). Relativ ausgeglichen ist UNDP in Japan, wo die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung „nur“ diese nach Berechnungen der 4,5-mal so viel besitzen wie die ärmsten zehn Prozent. Es folgen Schweden (= 5,9), Polen (= 7,8), Frankreich (= 9,1), Österreich (= 9,8), China (= 12,7), Deutschland (= 14,2), Italien (= 14,5) und den USA (= 16,6). Mit Abstand am größten ist die Ungleichheit in Namibia (= 128,8). Nahezu gleichauf nehmen Brasilien (= 65,8) und Südafrika (65,1) die vor- und die drittletzte Position ein. Die Einkommensverteilung hat zahlreiche Konsequenzen. Während ein Neugeborenes in Japan damit rechnen kann, 81 Jahre zu leben (Kanada = 79 J., Schweden = 79 J., Deutschland = 76 J.), liegt die durchschnittliche Lebenserwartung in Malawi bei 36 Jahren (Sambia = 37 J., Swasiland = 39 J.). Ein alternatives, wenn auch weniger aussagefähiges Maß der Ungleichheit ist das Verhältnis von „Zahl der Milli-

Armut

71

onäre“ und „Anteil der Bevölkerung, der in Armut lebt“, d.h. weniger als 50% des Durchschnittseinkommens bezieht (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Reichtum und Armut (2006) USA

Deutschland

Russland

Brasilien

China

Indien

299

82

142

189

1.312

1.110

Pro-Kopf-Einkommen ($ pro Jahr)

44.970

33.620

5.780

4.730

2.010

820

Millionäre (in Tsd.)

2.920

798

119

120

345

100

46

8

k.A.

18

153

347

Bevölkerungszahl (in Mio.)

Menschen in Armut (in Mio.) Quelle: UNDP.

(4) Wie die Weltbank in ihrem „Weltentwicklungsbericht 2002“ schreibt, sind die Ursachen von Armut Entwicklungsländern verhindern bürokratische Missstände eine nachhaltige vielgestaltig: In vielen Entwicklung: undurchsichtige Gesetze, korrupte Gerichte ( Korruption), von staatlichen Organen Existenzgründung ( Standortfaktor Bürokratieabhängige Medien, komplizierte Regeln für die kosten). Während man bspw. in Australien innerhalb von zwei Tagen ein neues Unternehmen gründen kann und dafür nur 2% des durchschnittlichen Jahreseinkommens an Gebühren zu entrichten sind, benötigt man in Mocambique fünf Monate und mehr sowie ein durchschnittliches Jahreseinkommen. Mit kleinen Beschwerdegerichten, die sich auf vereinfachte, teilweise nur mündliche Verfahren beschränken, haben in diesem Zusammenhang bspw. El Salvador, Thailand und Uganda positive Erfahrungen gesammelt. Weiterhin ergab eine Analyse der Eigentumsverhältnisse der Medien in 97 Ländern, dass es in Ländern mit vorwiegend staatlichen Presse- und Nachrichtenagenturen tendenziell mehr Korruption, weniger entwickelte Finanzmärkte, ein ineffizienteres Bildungs- und Gesundheitssystem sowie weniger politische Rechte und damit schlechtere Entwicklungsbedingungen gibt als in Ländern, deren Medien vorwiegend privatwirtschaftlich organisiert sind. Hinzu kommt die Abhängigkeit der zumeist nur Rohstoffe exportierenden armen Länder von äußerst volatilen Weltmärkten. Deren Schwankungen gehorchen häufig stärker internationalen Warenterminspekulationen als variierenden Angebots- und Nachfragebedingungen. Selbst in einem Land wie den USA, die in der internationalen Wohlstandsskala ( Reichtum) einen vorderen Rang einnehmen (vgl. Abb. 2, nächste Seite), ist Armut allgegenwärtig. So sind laut Second Harvest, einem Zusammenschluss von 11.000 karitativen Suppenküchen in den Armenvierteln amerikanischer Großstädte, 40% ihrer regelmäßigen „Kunden“ nicht obdach- und arbeitslos, sondern Working Poor: beschäftigt, aber unterbezahlt. In jedem zehnten Haushalt ist Hunger keine Seltenheit. Den zahllosen Working Poor, die, obwohl sie teilweise mehrere Arbeitsverhältnisse haben, sich und ihre Familien nicht angemessen ernähren können, stehen etwa 200.000 Dollarmillionäre gegenüber. Das Vermögen der US-Bürger, welche das oberste Prozent der Einkommenspyramide repräsentieren, entspricht dem gesamten Vermögen der unteren Hälfte der Vermögensskala. (5) Die Armutsforschung hat eine Reihe von Indikatoren entwickelt, die allerdings teilweise höchst unterschiedliche Facetten von Armut erfassen. a) Absolute Armut liegt vor, wenn einem Menschen weniger als ein-zwei Dollar pro Tag zur Verfügung stehen. Gemäß dem Jahresbericht 2005 des Population Reference Bureau musste mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung mit zwei Dollar auskommen und somit Tag für Tag um das eigene Überleben kämpfen. Wie Abb. 3 (nächste Seite) auf der nächsten Seite zeigt, gelang es vor allem in Ostasien/Pazifik sowie in Südasien, die absolute Armut einzudämmen. b) Das Konzept der relativen Armut wird zur vergleichenden Analyse relativ wohlhabender Gesellschaften herangezogen. Gemäß der 50%-Regel gilt als arm, wem weniger als 50% des Durchschnittseinkommens zur Verfügung stehen. Dieses Maß lässt sich absolut oder relativ verwenden Kauf-

72

Armut

kraftparitäten). Bei einer Variante, der 60%-Regel, wird die Armutsschwelle bei 60% des durchschnittlichen Nettoeinkommens zuzüglich Wohnungsmiete festgelegt. 2004 schnitt Deutschland gemäß Eurostat bei dieser Betrachtung vergleichsweise gut ab (vgl. Abb. 4, nächste Seite). Abb. 2: Internationale Wohlstandsskala 2008 (BIP pro Kopf in $ und Kaufkraftparitäten) Katar

Guinea

Luxemburg

Madagaskar

Norwegen

Äthiopien

897

Singapur

Mosambik

897

Brunei

Malawi

834

USA

Togo

810

Hongkong

Afghanistan

758

Schweiz

Eritrea

747

Irland

Zentralafrika

739

Niederlande

Niger

738

Sierra Leone GuineaBissau

Island

Kuweit Österreich

85.868

1.003

82.306

975

53.451 51.142 50.117 46.859 43.811 42.783 42.539 40.431 40.025

725

39.850

485

Burundi

389

39.634

Kanada

Liberia

373

39.183

Ver. Arab.Emirate

Republik Kongo

328

38.830

Quelle: IWF.

Abb. 3: Anteil der Bevölkerung, der von weniger als 1,25 US-$ pro Tag lebt 80

Legende: = 1981 = 2007 60

55

50 39

18

Ostasien & Pazifik

Südasien

SubsaharaAfrika

15 9

9 5

Lateinamerika & Karibik

Mittlerer Osten & Nordafrika

4/5

Europa & Zentralasien

Quelle: Weltbank.

Das Armutsmaß Einkommensmedian folgt der 50%-Regel, allerdings nicht in Bezug auf das Durchschnittseinkommen. Vielmehr verkörpert es exakt jenes Einkommen, das von 50% der Bevölkerung unter- und von 50% überschritten wird. Dadurch sollen paradoxe Effekt der klassischen 50%-Regel

Armut

73

vermieden werden. Denn das Konzept des Einkommensmedians stellt in Rechnung, dass größere Haushalte von den Vorteilen gemeinsamen Wirtschaftens profitieren und Single-Haushalte überproportionale Lebenshaltungskosten zu tragen haben. Aus dieser Sicht besitzt eine vierköpfige Familie (Eltern, zwei Kinder) mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von 2.100 € das gleiche Einkommen wie ein Single-Haushalt mit 1.000 €. Arm, im Sinne von Einkommensarmut, ist, wessen Einkommen weniger als 60% des Medianeinkommens ausmacht. Wie die regelmäßigen Erhebungen der Europäischen Kommission ergaben, sank in den meisten Mitgliedsländern die mit der Methode des Einkommensmedians gemessene Einkommensarmut. Abb. 4: Armutsschwellen in der Europäischen Union: absolut (in €) und relativ (in %)

Anteil der Bevölkerung, der 2004 unterhalb der Armutsschwelle lebte

Litauen

2.341

Polen

2.877

21

Belgien

9.410

21

15

Slowakei

3.118

13

4.993

20

Ungarn

3.379

13

6.518

20

Frankreich

8.720

13

Spanien

7.035

20

Deutschland

9.891

13

Irland

9.004

20

13

Portugal Griechenland

Luxemburg

16.375

Slowenien

7.047

12

Finnland

8.501

12

2.402

19

Italien

8.263

19

Rumänien

1.504

18

Dänemark

9.581

12

Estland

2.869

18

Österreich

10.562

12

18

Niederlande

Lettland

Großbritannien

10.759

Zypern

8.787

Bulgarien

2.033

Malta

6.613

16 15 15

9.688

11

Norwegen

11.459

11

Tschechien

4.662

Schweden

8.582

10 9

c) Das Konzept der subjektiven Armut geht von der Überlegung aus, dass nicht das mehr oder weniger gut Objektivierbare das Verhalten der Menschen beeinflusst, sondern deren subjektives Armutsempfinden. Empirisch besteht kein eindeutiger Zusammenhang zwischen „sich als arm empfinden“, „relativ einkommensarm sein“ und dem mittleren Pro-Kopf-Einkommen: mit einer Ausnahme. Abgesehen von den Dänen und den Luxemburgern fühlen sich alle ärmer, als sie es nach Maßgabe objektiver Indikatoren sind (vgl. Abb. 5, nächste Seite). GiniDie Armutsforschung hat eine Vielzahl weiterer Indikatoren entwickelt bzw. genutzt (bspw. Koeffizient), um insb. den Zusammenhang zwischen (Einkommens-)Armut und sozialem UngleichgeEuropa zeigt sich dabei, dass je geringer das wicht zu erfassen. Nicht nur, aber auch mit Blick auf Einkommensniveau, desto größer die Ungleichverteilung. Innerhalb der insgesamt tendenziell egalitäEuropäischen Union bestanden 2001 in Dänemark die geringsten sowie in Slowenien und in ren Portugal die größten Einkommensunterschiede. (6) Ab einem bestimmten Wohlfahrtsniveau (gemessen als Bruttosozialprodukt oder Durchschnittseinkommen) steigert zusätzliches Einkommen die Lebenszufriedenheit allerdings nicht ( Zufriedenheit). Bisweilen ist sogar das Gegenteil der Fall, mit der Folge, dass dann die Besonderheiten der jeLandeskultur eine bessere Prognose des Zufriedenheitsniveaus erlauben als das Ausmaß an weiligen materiellem Wohlstand (Easterlin-Paradox). Wie neuere Studien gezeigt haben, hängt die Zufriedenheit ab einem bestimmten Einkommensniveau hauptsächlich von sozialen Vergleichen ab.

74

Armutsschwelle

Abb. 5: Armutsindikatoren Deprivationsarmut 3)

Subjektive Armut 4)

Rangsumme 5)

Relative Einkommensarmut 1)

Schwellenwert und relative Einkommensarmut 2)

Dänemark

6

7

1

2

16,0

Luxemburg

10

1

4

1

16,0

Niederlande

1,5

5

6

4

16,5

Schweden

3,5

9

2

3

17,5

Österreich

6

3

5

9

23,0

Finnland

8,5

11

3

5

27,5

Irland

14,5

4

8

6

32,5

Großbritannien

16

2

7

7,5

32,5

Deutschland

11,5

6

9

7,5

Belgien

11,5

8

10

10

39,5

8,5

10

12

11

41,5

1,5

16

14

12

43,5

13

11

13

55,0

17

18

17

55,5 58,0

Frankreich Tschechien Spanien Slowakei

18 3,5

34,0

Italien

18

12

13

15

Portugal

14,5

15

15

14

58,5

Ungarn

6

18

17

19

60,0

18

14

16

16

64,0

Griechenland

Polen 13 19 19 18 69,0 1) Relative Einkommensarmut: Anteil der Personen mit einem bedarfsgewichteten Pro-Kopf-Einkommen unterhalb des Schwellenwertes, Stand 2006 2) Schwellenwert: 60% des landesspezifischen Medians (Wert in der Mitte der Einkommensrangliste), zu deutschen Verbraucherpreisen, Stand 2006 3) Deprivationsarmut: Es fehlen mindestens zwei von sieben wichtigen Merkmalen, die einen Mindestlebensstandard beschreiben (z.B. die Wohnung angemessen heizen zu können), Stand 2005 4) Subjektive Armut: Individuelles Einkommen ist niedriger als das Einkommen, mit dem der Haushalt des Befragten nach eigenen Angaben finanziell gerade zurechtkäme, Stand 2007 5) Rangsumme: Summe der Rangzahlen, bestes Land jeweils Rang 1, bei Wertgleichheit wird den betroffenen Ländern der Durchschnittsrang zugeordnet Quelle: EU-Kommission; EUROSTAT, OECD, in: iwd, Nr.31 (30.7.2009), S.4.

" Collier, P.: Die Unterste Milliarde. Warum die ärmsten Länder scheitern und was man dagegen tun kann, München 2008. Easterlin, R.A.: Does Money Buy Happiness? in: The Public Interest, Vol.30 (1973), Winter, pp.1-9. Fogel, R.W.: The Escape from Hunger and Premature Death 1700-2100. Europe, America, and the Third World, Cambridge 2004. Gallie, D.; Paughan, S.: Social Precarity and Social Integration. Report for the E4U, DG Employment and Social Affairs, Eurobarometer 10/2002. Inglehart, R.; Rabier, J.-R.: If You’re Unhappy, This Must Be Belgium. Well-Being Around the World, in: Public Opinion, Vol.8 (1985), April/May, pp.3-15. Institut der deutschen Wirtschaft (Hrsg.): Armut in der Wohlstandsgesellschaft, Köln 2005. Landes, D.S.: The Wealth and Poverty of Nations. Why Some are so Rich and Some are so Poor, New York 1998. Sachs, J.D.; Mellinger, A.D.; Gallup, J.L.: The Geography of Poverty and Wealth, in: Scientific American, Vol.284 (2001), pp.70-76. Vorholz, F.: Erreger der Armut, in: Die Zeit, Nr.28 (7.7.2005), S.19-20.

Armutsschwelle

Armut

Armutsstrategie koordinierter Einsatz aller Politiken ( Wirtschafts- und Handelspolitik; Finanzpolitik sowie Entwicklungspolitik, die mehr und anders ist Außen- und Sicherheitspolitik) zur Gestaltung einer Entwicklungshilfe. Zentraler Ansatzpunkt der so genannten Armutsstrategie sind als die klassische Entwicklungsländer, die einerseits aus dem Agrarprodie wichtigsten Handelsprobleme der ärmsten

Artefakt

75

Europäischen Union erwachsen ( Handelshemmnisse; Welttektionismus der USA und der WTOagrarmarkt) sowie andererseits aus der Ausgrenzung dieser Volkswirtschaften aus dem Prozess. Unterstützt werden soll die Armutsstrategie durch Demokratisierung und transparente RegieUN- und OSZErungsführung ( Good Governance) sowie eine ausreichende Finanzierung der Missionen. Konkrete Maßnahmen, die hierzu ergriffen werden sollen, betreffen bspw. die Aufhebung aller Zölle und Quoten auf die Exporte der ärmsten Länder in die EU ( Alles außer Waffen) oder die Anhebung der Entwicklungshilfe auf das von den Vereinten Nationen seit langem geforderten Bruttosozialprodukts). Letztlich zielen alle Maßnahmen, das WirtschaftswachsNiveau (0,7% des tum der armen Länder zu fördern, da dieses Grundvoraussetzung eines Armutsabbaus ist. " Hofmann, M.; Schröder, R.: On Process and Content of Poverty Reduction Strategies (PRS). What Are the Main Challenges for Countries and Donors? in: Journal für Entwicklungspolitik, 19.Jg. (2003), Nr.2, S.12-26.

Arrow-Paradoxon beschreibt eine grundlegende Schwierigkeit, die bedenken muss, wer Wissen (international) vermarkten möchte ( Dienstleistungshandel). Sobald nämlich ein Verkäufer sein Wissen offen legt, verliert dieses seinen Wert, weil es dann nicht nur dem potenziellen Käufer, sondern u.U. auch Dritten zugänglich ist. Deshalb sprechen bei einer Vermarktung von wissensintensiven Gütern häufig nicht nur TransInternalisierung, sondern auch die von K. Arrow beaktionskostenvorteile für die Strategie der schriebene grundlegende Konfliktsituation ( Konflikt; Transaktionskosten). " Arrow, K.: The Limits of Organization, New York 1974.

Artefakt mehrdeutiger Begriff, der einerseits ein Methodenproblem etwa der (Marketing-)Forschung bezeichnet (z.B. eine durch den Messvorgang und nicht durch die unabhängige[n] Variable[n] provozierVariablen) und andererseits alles vom Menschen Geschaffene. Diese te Variation der abhängigen materiellen Artefakte (z.B. Häuser, Kleidung, Bücher) machen zusammen mit den Mentefakten, d.h. Kultur eines Landes aus ( Landeskultur). Sie ist von der Natur, die dem Geistig-Normativen, die alles nicht vom Menschen Geschaffene umfasst, abzugrenzen (vgl. Abb.). Artefakte als Teil des strukturellen Kulturkonzepts

Universum

Kultur

Artefakte (Percepta)

Natur

Mentefakte (Concepta)

Materielle Kultur

Soziale Kultur

Einstellungen

Werte

(Verhaltensergebnisse)

(Verhalten)

(Verhaltensbereitschaft)

(Verhaltensgrundlagen)

" Bungard, W.: Artefakte, in: Frey, D.; Greif, S. (Hrsg.), Sozialpsychologie, 3.Aufl., Weinheim 1994, S.375-380. Dmoch, T.: Interkulturelle Werbung, Aachen 1997.

76

Artikelnummerierung

Artikelnummerierung Arzneimittel

EAN-Code;

Europäische Zulassung;

Global Standard One;

Radiofrequenz-Identifikation

Verbraucherschutz

ASEAN (1) 1967 einerseits mit dem übergeordneten Ziel gegründet, die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung der Mitgliedsländer zu fördern. Andererseits aber wurde mit der Gründung des ASEANVerbundes auch das möglicherweise vorrangige sicherheitspolitische Ziel verfolgt, als Reaktion auf den Vietnamkrieg und das Wirken revolutionärer kommunistischer Bewegungen in vielen Ländern der Region die politische Zusammenarbeit zu verstärken. Nach den Gründungsmitgliedern (Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur und Thailand) trat 1984 Brunei der anfänglich primär als „antikommunistisches Bollwerk“ konzipierten Association of Southeast Nations bei. Seit 1997 gehören ihr auch Laos, Myanmar und Vietnam als Vollmitglieder an; Kambodscha und Papua-Neuguinea haben Beobachterstatus (vgl. Abb.). (2) Die ASEAN-Staaten arbeiten u.a. mit der Asiatischen Entwicklungsbank eng zusammen. Konkrete Ziele dieser Vereinigung, die insgesamt 567 Mio. Menschen vertritt, sind u.a. die Errichtung einer Integration der beteiligten Länder ( ReFreihandelszone ( ASEAN Free Trade Area) sowie die Asienkrise von gionalisierung, transnationale). Das Ende des Kalten Krieges und insb. die 1997/1998 führten dazu, dass die ökonomische Dimension der Vereinigung (d.h. die regionale Integration) die Oberhand über die sicherheitspolitische Dimension gewann: Entsprechend der GründungserLiberalisierung, wirtschaftliches Wachstum, soziaklärung wollte man, bspw. durch eine verstärkte len Fortschritt und die kulturelle Entwicklung der Region fördern. Da alle Integrationsbemühungen aber unter dem Primat der Freiwilligkeit standen, ist für die ASEAN-Staaten im Gegensatz zur Europäische Union ein geringer Grad an Institutionalisierung und Integration charakteristisch. Dies hatte u.a. Außenhandels der ASEAN-Staaten Intrahandel war zur Konsequenz, dass 2007 lediglich 25% des (bei der Europäischen Union hingegen 70%). Gesamtwirtschaftlicher Datenkranz der ASEAN-Staaten (2004)

Brunei Darussalam Indonesien

Fläche

Bevölkerung

BIP pro Kopf

BIP

BIPWachstum

Deutsche Exporte

Deutsche Importe

1.000 km2

5,8

Mio.

US $

Mrd. US $

in %

Mio. €

Mio. €

0,4

13.170

4,760

3,6

107,4

1.922,6

2,8

219,9

954

208,288

4,1

1.260,8

2.115,9

Laos

236,8

5,7

360

2,052

5,3

6,2

23,2

Kambodscha

181,0

14,1

302

4,157

4,8

8,4

210,6 3.506,2

Malaysia

330,2

24,4

4.128

103,161

5,2

3.192,9

Myanmar

676,6

49,5

180

9,605

5,1

12,9

92,5

Philippinen

300,0

80,0

978

79,230

4,5

938,8

2.145,7

Singapur

0,7

4,3

21.523

91,342

1,1

3.818,9

3.401,8

Thailand

513,1

62,8

2.230

143,163

6,7

1.887,7

2.235,6

Vietnam

331,7

81,4

454

36,676

7,2

594,4

1.165,7

" Seliger, B.: Wirtschaftliche Integration in Ostasien. Ein Überblick, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 29.Jg. (2000), Nr.7, S.388-392.

ASEAN+3 Asienkrise verstärkte wirtschafts- und währungspolitische Zusammenarbeit der als Folge der ASEAN-Staaten mit den drei wirtschaftlich dominanten Mächten in dieser Region: China, zehn Japan und Südkorea. Verbindend wirkt sich nicht zuletzt auch die gemeinsame Kritik an der von diesen Internationalen Währungsfonds (IWF) während Staaten als wenig hilfreich empfundenen Rolle des dieser Krise aus.

Asiatische Tugenden

77

ASEAN-6 Bezeichnung für die im Jahr 1984

ASEAN-Staaten nach dem Beitritt Brunei-Darussalams, dem ölreichen Sultanat,

ASEAN Free Trade Area ASEAN-Staaten 1992 beschlossene und 2002 in Kraft getretene asiatische Freivon den zehn Zölle abgeschafft handelszone. Bis 2015 sollen innerhalb der ASEAN Free Trade Area (AFTA) alle Gut, sensibles). Seit 2005 gilt für den Handel werden (und bis 2018 für bestimmte sensible Güter; ASEAN-6-Staaten untereinander das Tarifschema CEPT: Damit wurde der durchschnittliche der Einfuhrzoll von mehr als 12% auf weniger als 2% gesenkt. ASEM

Asia Europe Meeting

Asia Europe Meeting Forum, das den interregionalen Dialog zwischen der möchte ( Integration; Regionalisierung) ( http://www.asem.inter.net.th Asian Development Bank Asian Miracle

Europäischen Union und Ostasien fördern

Asiatische Entwicklungsbank

Wunder, asiatisches

Asia-Pacific Economic Cooperation (1) 1989 gegründete Wirtschaftskooperation u.a. zwischen Australien, Chile, Japan, Kanada, Mexiko, Neuseeland und zehn südostasiatischen Ländern ( Kooperation). Die Mitgliedsländer repräsentieren insgesamt mehr als zwei Milliarden Verbraucher. Die APEC ist eine der Erscheinungsformen transnaRegionalisierung. tionaler (2) Zwar wurden beim dritten Gipfeltreffen in Osaka 1995 einzelne konkrete Schritte festgelegt, die erforderlich sind, um die APEC von einer mehr oder minder unverbindlichen Diskussionsrunde in eine Freihandelszone zu verwandeln. Bislang haben jedoch erst einige Mitgliedsländer ihre Importzölle gesenkt und ausländischen Investoren den Marktzutritt erleichtert ( Zoll). Auch sonst ist die APEC, die seit 1993 in Singapur ein ständiges Sekretariat unterhält, noch weit davon entfernt, ihre Ziele zu Liberalisierung des multilateralen Handels, ungehinderter Technologieauserreichen. Diese sind: Region. tausch und Erleichterung der Investitionstätigkeit innerhalb der Asia-Pacific-Sourcing neue internationale Messe der Köln-Messe, welche im Zwei-Jahres-Rhythmus eine Plattform für das wachsende Angebot der asiatischen Märkte im Haus-, Garten- und Freizeitsektor einerseits und die zunehmende Nachfrage aus Europa und Nordamerika andererseits schaffen möchte. ( http://www.asiapacificsourcing.de Asiatische Entwicklungsbank 1967 mit dem Ziel gegründet, wie die anderen Entwicklungsbanken auch, die wirtschaftliche Entwicklung der Mitgliedsstaaten durch Kreditvergabe (insb. längerfristige Kredite für InfrastrukturmaßTechnische Hilfe zu fördern (z.B. ASEAN-Staaten). Die Asian Development Bank nahmen) und (ADB) hatte 1997 insgesamt 40 regionale Mitglieder (in Asien und dem pazifischen Raum) sowie 16 nichtregionale Mitglieder (z.B. Bundesrepublik Deutschland, USA). ( http://www.asiander.bank.org Asiatische Tugenden

Konfuzianismus

78

Asiatische Werte

Asiatische Werte

Werte, asiatische Wunder, asiatisches

Asiatisches Wunder

Asiatisch-pazifischer Raum seit Ende des vergangenen Jahrhunderts die in mancherlei Hinsicht wichtigste Wachstumsregion der Asia-Pacific Economic Cooperation [APEC]; Asien-Pazifik-KonWeltwirtschaft ( ASEAN; ferenz; G6-Gruppe; Wunder, asiatisches) Asien aus landeskultureller Sicht eine höchst heterogene Region ( Kultur; Landeskultur). Ostasien, mit China, Japan, Korea, Vietnam sowie den Auslands- und Überseechinesen, ist der Einflussbereich Konfuzianismus. Der Hinduismus prägt Indien, Nepal sowie die in Südostasien lebenden des buddhistischen Auslandsinder. Kambodscha, Laos, Sri Lanka und Thailand unterliegen vorwiegend Einflüssen, während der Islam in Brunei, Indonesien, Malaysia und den Südphilippinen dominiert. Asienkrise (1) vorrangig eine Finanz- und Bankenkrise der 1990er-Jahre ( Weltwirtschaftskrise). Eine nicht Korruption. Letzter und entscheidender Auslöser geringe Rolle spielten dabei Vetternwirtschaft und aber war ein übermäßiger Zustrom an kurzfristigem ausländischen Kapital, was eine unverantwortlich risikoreiche bzw. unprofessionelle Kreditvergabe und in der Folge eine Überhitzung der Konjunktur in diesen Staaten begünstigt hat. Die Konsequenz war eine Blase. Als diese dann platzte, vollzogen die Kapitalströme eine plötzliche Kehrtwendung. Davon wiederum waren große Teile des Bankensystems der asiatischen Volkswirtschaften existenziell bedroht. Die ökonomischen Folgen der Asienkrise sind Region sprechen, scheinen die seit Jahren überwunden, und jenen, die von einer Renaissance der objektiven Zahlen Recht zu geben (vgl. Abb.). Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (in Bill. US-$)

1990

14

1998

2004

13,15

12,69

12 9,25

10 8

6,64

6

3,89

4 2 0

1,21

9,27

9,30

6,33

7,46

4,60

2,29

Ostasiatische Entwicklungsländer

Ostasien

Nordamerika

Europäische Union

Quellen: Bank of International Settlements; Zentralbanken; IMF; Standard & Poors, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 221 (22.9.2006), S.12.

Mittlerweile haben diese Länder Währungsreserven in Höhe von mehr als 2 Bill. $ angehäuft, die Unternehmen haben weniger Währungskredite aufgenommen als damals und diese überdies besser gesichert. Das regionale Bankensystem ist stabiler und der interregionale Handel intensiver geworden. Stabilisierend wirkt sich weiter aus, dass, anders als 1997, das Zinsgefälle zwischen Asien und den USA gering ist.

Asset Backed Securities

79

(2) Auf den ersten Blick scheint die Asienkrise die Erkenntnisse, welche manche aus dem asiatischen Humankapitals; Wunder, asiatisches), Wunder gezogen haben (z.B. bezüglich der Bedeutung des zu widerlegen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, dass außer Südkorea alle Länder, denen das Asian Miracle zugeschrieben wurde, unter den Schocks der Jahre 1997 und 1998 weniger gelitten haben als andere Volkswirtschaften. Dennoch verstärkte diese Krise die Zweifel an der Prognosevalidität der Globalindikatoren der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Denn bspw. im Global Competitiveness Report 1997, der zwei Monate vor dem offenen Ausbruch der Asienkrise veröffentlicht worden war, schnitten alle Krisenstaaten deutlich besser ab als bspw. Deutschland (Rang 24): Malaysia landete auf dem 9., Indonesien auf dem 15., Thailand auf dem 18. und Südkorea auf dem 21. Rang ( World Economic Forum). Heute sind Thailand und Indonesien weit abgeschlagen; die übrigen Krisenländer liegen in dieser Rangliste jedoch noch immer vor Deutschland. Befürworter dieses Denk- und Messansatzes argumentieren indessen, die Asienkrise liefere eben keine Argumente gegen die Gültigkeit dieses Maßstabes für internationale Wettbewerbsfähigkeit ( Validität). Denn damit sollten ja die mittel- und langfristigen Wachstumsaussichten der Länder gemessen werden und nicht deren kurzfristige Perspektive. Allerdings gibt auch der längerfristige Rückblick eher den Kritikern als den Befürwortern Recht. " Dieter, H.: Die Asienkrise. Ursachen, Konsequenzen und die Rolle des Internationalen Währungsfonds, Marburg 1988. Schröder, R..: Konfliktbewältigung, soziokulturelles Erbe und wirtschaftlicher Fortschritt, Tübingen 1999.

Asien-Pazifik-Konferenz wichtigstes Forum für deutsche Manager, deren Unternehmen sich im asiatisch-pazifischen Raum engagieren (wollen). Im Zwei-Jahres-Rhythmus wird dieses Treffen von der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan (DIHKJ) organisiert. Weitere Veranstalter sind der Asien-Pazifik-Ausschuss Bundesministerium für Wirtder Deutschen Wirtschaft (APA) und dessen Trägerverbände sowie das schaft und Technologie (BMWi). Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung stehen Länder-Workshops. HierAuslandshandelskammern und der Botschaften über die politischen bei informieren Vertreter der und sozioökonomischen Rahmenbedingungen sowie über Geschäftsmöglichkeiten in den einzelnen, höchst heterogenen Märkten dieser Region. Hinzu kommen länderübergreifende Referate von allgemeinem Interesse (z.B. über die bestehenden Möglichkeiten des Marktzugangs). Nicht zuletzt aber ist diese Konferenz eine wichtige Kontaktbörse und Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch. ( http://www.dihkj.or.jp/apk/willkommen.html Asiens-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft wurde 1993 durch den Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), den Deutschen IndustrieOstasiatischen Verein (OAV) mit dem Ziel gegründet, den und Handelskammertag (DIHK) und den Vorsprung, den Unternehmen aus wichtigen Konkurrenzländern auf dem asiatischen Markt besaßen, Wunder, asiatisches). 1999 traten der Bundesverband deutscher Banken aufzuholen ( ASEAN; (BdB) und der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) dem APA bei. Konkret setzt sich dieser für eine Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen, die deutsche Unternehmen mit asiatischen Ländern unterhalten, ein und bietet Unternehmen aus der Asien-Pazifik-Region eine Plattform für den Einstieg in den deutschen Markt. ( http://www.bdi-online.de Asketischer Protestantismus Assembled in ...

Protestantismus-These

Country of Origin-Effekt

Asset Backed Securities zur Finanzierung von Exportgeschäften eingesetztes Kapitalmarktinstrument. Dabei werden Investitionsgüter (z.B. Kraftwerke) nicht nur durch Bankkredite, sondern auch durch die Ausgabe von handelbaren Wertpapieren finanziert.

80

Assimilation

Assimilation Anpassung an bzw. Verschmelzung mit der sozialen Umwelt ( Unternehmenskultur; LandesAkkultur, Nachbarschaft, soziale Schicht). Als Assimilierer stuft J.W. Berry in einem Modell der kulturation solche Menschen ein, die großen Wert darauf legen, zu anderen kulturellen Gruppen mehr oder minder gute Beziehungen zu unterhalten, denen es aber nicht wichtig ist, dabei die eigene kulturelle Identität zu wahren ( Identität, kulturelle). Assimilation betreiben folglich Expatriates ( EntKultur und den sozialen wie den geschäftlichen Gesendung), welche sich weitestgehend mit der pflogenheiten des jeweiligen Gastlandes identifizieren ( Anpassung). Diese Haltung erleichtert es ihnen zwar, in jedem Land erfolgreich zu agieren. Sie können diese Kompetenz ( Kompetenz, interKoordination der Unternehmenstätigkulturelle) aber nicht generalisieren und z.B. für die globale Reintegrationskeit nutzen ( Generalisierung;). Im Gegensatz dazu sind Assimilierer anfällig für probleme. In ihr Stammland zurückgekehrt, neigen Vertreter dieser Typus dazu, Probleme, die sich ihnen dort stellen, mit Hilfe von Techniken, Wertvorstellungen etc., die sie in dem Gastland erworben haben, lösen zu wollen. Die Gefahr ist groß, dass sie dabei das Andersartige der Fremdkultur naiv idealisieren. " Berry, J.W.: Acculturation as Varieties of Adaptation, in: Padilla, A. (Ed.), Acculturation. Theory, Models and some New Findings, Boulder 1980, pp.9-25. Berry, J.W.: Immigration, Acculturation, and Adaptation, in: Applied Psychology, Vol.46 (1997), pp.5-34. Janssens, M.: Intercultural Interaction. A Burden on International Managers? in: Journal of Organizational Behavior, Vol.16 (1995), pp.155-167.

Assimilisten

Wunder, asiatisches

Association Latinoamericana de Libre Comercio 1960 mit dem Vertrag von Montevideo gegründete lateinamerikanische Freihandelszone (mit einer Übergangszeit bis 1980). Der ALALC gehören Argentinien, Brasilien, Bolivien, Chile, Ekuador, Kolumbien, Mexiko, Paraguay, Peru, Venezuela und Uruguay an. Assoziation

Markenname

Assoziationsfreiheit, religiöse Recht zum Zusammenschluss von Gläubigen, welche dasselbe Bekenntnis teilen, zu einer Religionsgesellschaft ( Religion; Religionsfreiheit) Assoziierungsabkommen verkörpert einen völkerrechtlichen Vertrag, der zwischen einer inter- bzw. multinationalen Institution und einem Nichtmitgliedsland besondere Beziehungen begründet (aber keine Vollmitgliedschaft). Europäische Union bedient sich dieses Instruments, um ihre Außenbeziehungen zu Vor allem die gestalten. Ein Assoziierungsabkommen kann befristet oder unbefristet, symmetrisch oder asymmetrisch sein. Letzteres bedeutet, dass die wechselseitigen Rechte und Pflichten nicht ausgewogen sind, wie im Falle der so genannten Partnerschaftsassoziierung. Charakteristisch hierfür ist das AssoziieAKP-Staaten geschlossen hat, um deren wirtrungsabkommen, das die Europäische Union mit den Entwicklung zu fördern. Ziel ist indessen ausdrücklich nicht der Beitritt der Assoziierschaftliche ten. Darauf wiederum zielt die Beitrittsassoziierung, welche u.a. die Türkei seit langem mit der EU verbindet. Wie aber gerade dieses Beispiel zeigt, wird dabei der Beitritt nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt angestrebt. AStG

Außensteuergesetz

Asylrecht Atheismus

Fremdheit Religionsfreiheit

Attrappe

81

Atlanta-Abkommen 1997 von der Handelskammer von Sialkot, der UNICEF und der Internationalen ArbeitsorganiKindersation (ILO) unterzeichnet. Darin verpflichten sich die Beteiligten, die bis dahin übliche arbeit beim Zusammennähen von Fußbällen abzuschaffen. Die in der pakistanischen Stadt Sialkot beheimatete Fußballindustrie fertigt jährlich 40 Mio. Fußbälle, rund zwei Drittel der weltweiten Produktion. Das erfolgreich umgesetzte Atlanta-Abkommen gilt als Musterbeispiel dafür, was öffentlicher Druck (d.h. Ablehnung von Kinderarbeit) in einer globalisierten und damit auch kommunikativ vernetzten Wirtschaft bewirken kann ( Corporate Social Responsibility; Globalisierung). Atlantik-Charta am 14.8.1941 „auf dem Atlantik“ (an Bord des Schlachtschiffs Prince of Wales) zwischen dem Vertreter Großbritanniens (W. Churchill) und dem Vertreter der USA (F.P. Roosevelt) getroffene Vereinbarung über die Grundzüge einer Nachkriegsweltordnung. Diese sollte auf den Prinzipien „Gewaltverzicht, Selbstbestimmungsrecht der Völker sowie Vier Freiheiten“ basieren wie auf einer Organisation, welche für die „Weltsicherheit“ zuständig ist ( Vereinte Nationen). Die Vier Freiheiten sind Meinungs- und Redefreiheit, Religionsfreiheit, Freiheit von Not ( Armut) und Freiheit von Angst. Atlas Sammlung zumeist gleichartiger geographischer Karten, die in Buchform gebunden sind. Früher schon, z.B. durch die von Heinrich dem Seefahrer begründete Navigationsschule, vor allem aber im „Zeitalter der Entdeckungen“ (ab dem 15. Jahrhundert), ließen die großen Seefahrer, Entdecker (z.B. C. Kolumbus, F. de Magellan, Sir Francis Drake) und Handelsreisenden einzelne Karten von den Weltregionen fertigen, die sie erkundet hatten. Der erste Atlas, der den Atlanten heutiger Tage ähnelte, erschien 1570 (Theatrum Orbis Terrarum). Ihren Namen verdanken diese Werke dem Umstand, dass 1572 in Rom einer Kartensammlung die Figur von Atlas vorangestellt wurde. Der altgriechische Gott und Titan trug die Weltkugel auf seiner Schulter. " Droemersche Verlagsanstalt (Hrsg.): Knaurs Neuer Weltatlas, Stichwort: Die Entwicklung der Kartographie, S.8-9, München 1998 (Originalausgabe: Hammond Atlas of the World).

ATLAS

Automatisiertes Tarif- und Lokales Zollabwicklungssystem

ATTAC Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen, das Ende 1997 auf Initiative der linken Monatszeitung Le Monde diplomatique entstand. Eine Schlüsselrolle spielten dabei, wie dem Namen zu entnehTobin-Steuer: Association pour une taxation des transacmen ist, die Befürworter der so genannten tions financières pour l’aide aux citoyens. Die geforderte Steuer soll von der Regierung erhoben werden und die Finanzspekulation eindämmen. Letztlich möchte man mit Hilfe dieses Instruments den gesamten „Finanzkapitalismus“ eindämmen und nach Möglichkeit zerstören. Mittlerweile wurden nahezu weltweit nationale Sektionen gegründet, davon allein etwa 2.000 in Deutschland. Auch hat das länderübergreifende Netzwerk den eigenen Anspruch auf Teilhabe an und Beeinflussung von politischen Entscheidungsprozessen wesentlich ausgeweitet. Während sich Teile von ATTAC einer fundaGlobalisierung verschrieben haben, streben andere eine ökologisch, politisch mentalen Kritik der und sozial verträgliche Gestaltung der Globalisierung an ( Nachhaltigkeit). " Aquiton, C.: Was bewegt die Kritiker der Globalisierung? Von Attac zu Via Campensina, Köln 2002. Attac (Hrsg.): Die geheimen Spielregeln des Welthandels, 3.Aufl., Wien 2005. Attac (Hrsg.): Alles über Attac, Frankfurt/Main 2004. Bergstedt, J.: Mythos Attac, Frankfurt/Main 2004. Grefe, C.; Greffrath, M.; Schuhmann, H.: Attac:. Was wollen die Globalisierungskritiker? 2.Aufl., Berlin 2003.

(

http://www.attac.org

Attrappe stark vereinfachte Abstraktion eines Schlüsselreizes, auf den Angehörige unterschiedlicher Kulturen, vermutlich auf Grund angeborener Verhaltensdispositionen, mehr oder weniger automatisch und

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Attributdominanz

stereotyp reagieren (zumeist emotional). So löst der attrappenhaft reduzierte Schlüsselreiz Kindchenschema weltweit und nicht nur in femininen Kulturen Gefühle und Verhaltensweisen der Fürsorglichkeit aus ( Feminität vs. Maskulinität). Nach Ansicht der Vertreter der psychobiologischen bzw. universalistiverhaltensbiologischen Richtung der Konsumentenforschung handelt es sich dabei um sche Reiz-/Reaktionsmuster, welche Grundlage standardisierter Kommunikationsstrategien sein können ( Differenzierung vs. Standardisierung). " Kroeber-Riel, W.; Weinberg, P.; Gröppel-Klein, A.: Konsumentenverhalten, 9.Aufl., München 2009, S.15.

Attributdominanz informationsökonomisch begründete Annahme, wonach das Herkunftsland eines Produktes (Made in-Information) wie eine Schlüsselinformation (Information Chunk) wirkt: Bei peripherer Informationsverarbeitung ist dieses singuläre Merkmal ausschlaggebend für das Gesamturteil, weshalb es nicht notwendig ist, ein Produkt differenziert hinsichtlich mehrerer Leistungsbestandteile zu beurteilen. Der Halo-Effekt auch als Summary damit gemeinte Country of Origin-Effekt wird in Abgrenzung zum Construct bezeichnet. " Han, C.M.: Country Image: Halo or Summary Construct?, in: Journal of Marketing Research, Vol.26 (1989), May, pp.222-229.

Attribution (1) Ursachenzuschreibung durch Privatpersonen bzw. Laien. Diese alltägliche Form der individuellen bzw. laienhaften Kausalanalyse ist unter so fremd-kulturellen Bedingungen in besonderem Maße geKulturen interagieren, kommt fordert. Denn immer dann, wenn wir mit Angehörigen andersartiger es häufiger als im vertrauten (nationalen) Umfeld zu ungewöhnlichen und damit erklärungsbedürftigen Situationen. Zumeist fällt es allerdings schwer, zwischen kulturell (= stabil), persönlichkeits- (= relativ stabil) und situativ (= variabel) bedingten Verhaltensanteilen zu differenzieren. So wird, wer nicht weiß, dass Zurückhaltung in Saudi-Arabien bei erstmaligen Gesprächen zum guten Ton gehört, diese Verhaltensweise nicht als kulturadäquat (= positiv), sondern als persönliche Eigenart (= möglicherweise negativ) interpretieren ( Kommunikation; Kulturstandard). Je nachdem, ob der arabische Gesprächspartner auf anderen Beurteilungsebenen (z.B. sozialer Status, Fachwissen) attraktiv oder unatFremde dessen Schweigen als Ausdruck von Arroganz oder von soziatraktiv erscheint, wird der ler Unbeholfenheit deuten. Mit den auch als Laientheorien bezeichneten individuellen ErklärungsanAttributionstheorien. sätzen befassen sich die (2) Besondere Bedeutung besitzt in diesem Zusammenhang der fundamentale Attributionsfehler. Damit ist die „Neigung“ (im Sinne einer überproportionalen Wahrscheinlichkeit) gemeint, dispostionale Faktoren als Verhaltensursache zu überschätzen und die Bedeutung von situativen Faktoren zu unterschätzen. Es gibt empirische Hinweise darauf, dass der fundamentale Attributionsfehler teilweise kulturell bedingt ist. J. Miller hat amerikanischen und indischen Kindern (achtjährig) sowie Erwachsenen negative Ereignisse vorgestellt und diese begründen lassen: Wie kann man es sich bspw. erklären, dass ein Motorradfahrer seinen schwer verletzten Beifahrer am Unfallort zurück- und sich selbst überlässt? Während die von den Kindern gegebenen Erklärungen sich nicht systematisch voneinander unterschieden, differierten die Antworten der Erwachsenen deutlich. Amerikanische Probanden präferierten die dispositionale Erklärung und meinten, die Ursache für das aus ihrer Sicht asoziale Verhalten in dem (stabilen) Persönlichkeitsmerkmal „Verantwortungslosigkeit“ erkennen zu können. Anders die befragten Inder, welche gemäß dem situativen Ansatz antworteten: „Vielleicht war sich der Fahrer der Schwere der Verletzung nicht bewusst. Oder er versuchte, Hilfe zu holen.“ Taylor & Jaggi beschrieben Attributionsprozesse, die sich als ethnozentrisch klassifizieren lassen. In Indien ließen sie Hindus das Verhalten anderer Hindus (= Eigengruppe) und das Verhalten von Muslimen (= Fremdgruppe) beurteilen. Dabei zeigte sich, dass sozial erwünschte Verhaltensweisen der Eigengruppe stärker internal erklärt werden als solche der Fremdgruppe. Bei sozial unerwünschtem halten kehrt sich diese Tendenz um. " Miller, J.G.: Culture and Development of Everyday Social Explanation, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.46 (1984), pp.961-978. Taylor, D.M.; Jaggi, V.: Ethnocentrism and Causal Attribution in a South Indian Context, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.5 (1974), No.2, pp.162-171.

Attributionstheorien

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Attributionsfehler, fundamentaler Tendenz, so genannten Personenattributionen den Vorzug gegenüber situativen oder ereignisorientierten Attributionen zu geben. F. Heider erklärt dieses Phänomen damit, dass der Mensch gewöhnlich dazu neigt, Akteur und Handlung als eine kausale Einheit wahrzunehmen. Dies ist insb. in individualisSelbst persotischen Gesellschaften der Fall, wo aufgrund des hervorgehobenen Stellenwerts des nenbezogene Informationen im Wahrnehmungsprozess bevorzugt kodiert (Salience) und für Erklärungen vorrangig herangezogen werden ( Individualismus vs. Kollektivismus). " Heider, F.: The Psychology of Interpersonal Relations, New York 1958. Hewstone, M.: Causal Attribution. From Cognitive Processes to Collective Beliefs, Oxford 1996.

Attributionstheorien (1) erklären die Art und Weise, wie Laien in Alltagssituationen Ursachenanalyse betreiben. Gemäß der Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen etwa unterstellen Menschen, wenn das Verhalten einer anderen Person nicht den eigenen bzw. allgemeinen Erwartungen entspricht, eine entsprechende „Disposition“ (= zugrunde liegende stabile Persönlichkeitseigenschaft der handelnden Person). Aus nationalen bzw. kulturellen Hintergrund von Akteuren lassen sich zahlreiche derartige dem Erwartungen ableiten und für diese Art von naiver Kausalanalyse nutzen. Angenommen, ein finnischer und ein italienischer Manager geben sich gleichermaßen extravertiert (gemessen an Redefluss, Gestik Kommunikationsstil nicht dem Stereotyp „Finne“ entspricht, wird man im Falle etc.). Da dieser des Finnen das überdurchschnittliche Mitteilungsbedürfnis eher einer individuellen Disposition zuschreiben als bei einem Italiener. (2) Kulturfremde Interaktionspartner denken, fühlen und handeln jeweils entsprechend ihrer kulturspeSozialisation und damit nicht immer in einer Art und Weise, die in einem anderen soziozifischen kulturellen Kontext als üblich bzw. angemessen gilt. Folglich entwickeln sich im interkulturellen Kontakt regelmäßig erklärungsbedürftige Situationen. Wer „erklärungsbedürftiges“, womöglich „störendes“ oder „verletzendes“ Verhalten eines fremdkulturellen Interaktionspartners (z.B. Unpünktlichkeit) mit dessen Kulturstandards begründet (= isomorphe Attribution), kann darauf angemessen reagieren und mithin effektiv interagieren. Bei Personenattribution hingegen schreibt man ungewöhnliche bzw. als störend empfundene Verhaltensweisen des Interaktionspartners diesem individuell zu, so dass mit Konflikte die Folge sind. Scheinbares Desinteresgrößerer Wahrscheinlichkeit Verstimmungen und Verhandlung bspw. erscheint dann als perse am Verhandlungsgegenstand in der Frühphase einer sönlich zu verantwortende Unfreundlichkeit oder als sachlich begründetes Desinteresse am VerhandJoint Ventures) und nicht, wie im Falle der isomorphen Atlungsgegenstand (z.B. Gründung eines tribution, als Ausdruck einer kulturbedingt andersartigen Auffassung über den „normalen“ Ablauf von kollektivistischen Gesellschaften in Verhandlungen. So lautet in den stärker beziehungsorientierten der Frühphase von Verhandlungen das primäre Ziel: Die Beteiligten sollen sich kennenlernen und eine persönliche Beziehung begründen, die für den weiteren erfolgreichen Verlauf der Geschäftsbeziehung als unabdingbar angesehen wird. (3) Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet ist die subjektive Erfolgsanalyse. So weiß man, dass Angehörige von kollektivistischen Gesellschaften Erfolg vorzugsweise extern attribuieren (z.B. „Meine Familie hat mich unterstützt.“), während Individualisten die interne Attribution bevorzugen (z.B. „Ich Kooperation erzielt wurhatte einen guten Einfall.“). Auch achten Chinesen Erfolge, welche durch den, mehr als solche, die auf individuellen Anstrengungen basieren. Damit in Zusammenhang steht, dass in kollektivistischen Gesellschaften Kooperation als der „Königsweg zum Erfolg“ gilt, während individualistische Gesellschaften den „Wettbewerb“ und die „individuelle Erfolgsmotivation“ präferieren. " Crocker, J.; Luthanen, R.: Collective Self-Esteem and Ingroup-Bias, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.58 (1990), pp.6-67. Domino, G.: Cooperation and Competition in Chinese and American Children, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.23 (1992), pp.456-467. Ho, D.Y.-F.; Chiu, C.-Y.: Component Ideas of Individualism, Collectivism and Social Organisation, in: Kim, U. et al. (Eds.), Individualism and Collectivism, Thousand Oaks/CA 1994, pp.137-156. Fletcher, G.J.O.; Ward, C.: Attribution Theory and Processes, in: Bond, M.H. (Ed.), The Cross-Cultural Challenge to Social Psychology, Beverly Hills/CA 1988, pp.230-244. Semin, G.R.; Zwier, S.M.: Social Cognition, in: Berry, J.W.; Segall, M.H.; Kagitçibasi, C. (Eds.), Handbook of Cross-Cultural Psychology, Vol.3: Social Behavior and Applications, 2nd Ed., Boston 1996, pp.51-75.

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AU

AU

Organisation für Afrikanische Einheit

Aufbauorganisation

Organisationsstruktur, formale

Aufklärung (1) Ende des 17. Jahrhunderts einsetzende und bis ins 19. Jahrhundert reichende, zumeist aber auf den Zeitraum 1720-1785 begrenzte geistesgeschichtliche Epoche, die z.B. von den Philosophen de Spinoza, D. Hume, Voltaire und I. Kant geprägt war und dem Wahlspruch sapere aude folgte: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Gestützt auf das naturwissenschaftliche Erkenntnismodell und die damit gewonnenen epochalen Erkenntnisse sollte die Vernunft den Menschen von seiner „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ befreien, die in engem Zusammenhang mit dem bis dahin domiWeltbild gesehen wurde. Während dieses sich bspw. in Mythen und nierenden metaphysischen Symbolen oder dem Offenbarungsglauben des Christentums äußert, sind für die Aufklärung in neben der Forderung nach Toleranz und Menschenrechten optimistischer Fortschrittsglaube ( Zukunft), experimentelle Naturbeobachtung ( Empirismus) sowie systematische Geschichtsforschung charakteristisch. I. Kant, der zwischen dem „aufgeklärten Zeitalter“ und dem „Zeitalter der Aufklärung“ unterschied, Religion und Wissenschaft wahr, als Konflikt zwischen nahm die Aufklärung als Kampf zwischen Vernunft und Offenbarung. Durch seine Schriften (u.a. die „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ Moral ein wisund die „Kritik der praktischen Vernunft“) wollte er der christlich-abendländischen Menschenbild (= ein nach dem senschaftliches Fundament geben und zeigen, dass das christliche Ebenbild Gottes geschaffenes und mit einem freien Willen ausgestattetes Wesen) auch rational verstanden werden könne. In Kants Metaphysik ist der Dualismus (zwischen dem „Reich der Natur“ und Menschendem „Reich der Freiheit“) noch lebendig. Davon abzugrenzen ist das reduktionistische und Weltbild der modernen Wissenschaften mit seinem Konzept einer genuin menschlichen Freiheit, die weder biologischen noch physikalischen noch anderen Gesetzen unterworfen und auf diese reduzierbar ist. InDas Zeitalter der Aufklärung legte ideengeschichtlich das Fundament für den in den westlichen Individualismus. Im Gegensatz zu dem „gottgegebenen“ Vorrang dustrienationen vorherrschenden Merkantilismus) oder der des absolutistischen Herrschers gegenüber seinen Untertanen (z.B. im Staates im Faschismus ( Imperialismus) bzw. Totalitarismus betonte die absoluten Dominanz des Menschenrechte gegenüber den Ansprüchen staatlicher Institutionen: Aufklärung den Vorrang der Der Staat ist nicht Selbstzweck bzw. Träger einer Ideologie, welcher sich der Einzelne unterzuordnen hat, sondern Ergebnis von Vereinbarungen bzw. Verträgen, die Individuen zum eigenen oder allgemeinen Nutzen geschlossen haben. (2) Die Zweite Aufklärung, in Gestalt der „Kritischen Theorie“ der Frankfurter Schule (M. Horkheimer, T. Adorno, H. Marcuse, J. Habermas), betonte zwar gleichfalls die Bedeutung der Vernunft für die Emanzipation des Menschen. Dieser sei aber nicht prinzipiell frei, sondern weitgehend abhängig von seinen gesellschaftlichen Verhältnissen (sozioökonomischer Determinismus). (3) Zum Erbe der Aufklärung gehört, dass „wir Europäer mehr oder weniger in einer Kultur des Zweifels leben“ (P. Sloterdijk). Ins Positive gewendet wird daraus eine „Kultur des Erkennens und der Einsicht“, während die Neue Welt angelsächsischer Prägung (USA, Australien, Neuseeland etc.) sich stärker zu einer „Kultur des Handelns und der (Selbst-)Gewissheit“ (can do) entwickelt hat. Die mit der Globalisierung verbundenen Strukturbrüche und Veränderungen haben weltweit dem antiaufklärerischen Reflex Auftrieb gegeben (z.B. in Gestalt von Verschwörungstheorien). " Bahr, E. (Hrsg.): Was ist Aufklärung? Thesen und Definitionen, Stuttgart 1974. Cassirer, E.: Die Philosophie der Aufklärung, Hamburg 1998. Horkheimer, M.; Adorno, T.W.: Dialektik der Aufklärung, Frankfurt/Main 2003. Kondylis, P.: Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus, Hamburg 2002. Panagiotes, K.: Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus, Darmstadt 2002. Wiggershaus, R.: Die Frankfurter Schule, München 1986.

Aufsichtsrat

Europäische Aktiengesellschaft;

Funktionsbezeichnung

Auftragsvergabe, öffentliche

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Auftragshersteller Erscheinungsform des Contracting (vgl. auch Soziodiversität). Hierbei stellt ein in einem fremden Wirtschaftsgebiet ansässiger Hersteller im Auftrag eines inländischen Unternehmens und auf vertraglicher Basis Teile oder ganze Produkte her. Diese Internationalisierungsstrategie ist geeignet, eigene Kapazitätsengpässe in der Produktion bzw. Importrestriktionen des Gastlandes ( Local Content) zu Direktinvestitionen zu vermeiden (bzw. die entsprechenden Verbote überwinden und risikoreiche Commitment bzw. Beschränkungen des Gastlandes). Weiterhin erlaubt sie es, trotz begrenztem Globalisierung des Wettbewerbs StandortnachteiAuslandserfahrung zu gewinnen und im Zuge der le, die häufig aus der Kostenbelastung erwachsen ( Standort Deutschland), zu kompensieren, ohne Standortflucht zu begehen ( Global Sourcing; Modulares Sourcing). Auftragsvergabe, öffentliche (1) ist relativ streng reglementiert. Öffentliche Auftraggeber, wie Staat, Gebietskörperschaften und Einrichtungen des öffentlichen Rechts, müssen ab einem bestimmten Auftragswert diesen europaweit Amtsblatt der Europäischen ausschreiben ( Ausschreibung). Dies geschieht im Supplement zum Gemeinschaft (Amtsblatt S), das nur als CD-ROM und nicht als Druckversion verfügbar ist, in der DaBundesagentur für Außenwirtschaft. Prinzipiell tenbankversion des Amtsblatts S (TED) und bei der sind folgende Vergabeverfahren möglich: Offene Verfahren, an denen sich alle Anbieter unmittelbar nach Veröffentlichung der Ausschreibung beteiligen können, nicht offene Verfahren („Aufruf zur Interessenbekundung“, anschließend Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes), wettbewerbliche Dialoge bei besonders komplexen Aufträgen, Verhandlungsverfahren, Rahmenvereinbarungen sowie dynamische Beschaffungssysteme (elektronische Verfahren). Den Zuschlag erhält das Unternehmen, welches nach Maßgabe objektiver Kriterien das wirtschaftlichste Angebot abgegeben hat. (2) Um Vergabefehler zu vermeiden, gilt ein striktes Diskriminierungsverbot: völlige Transparenz und Gleichbehandlung aller Wirtschaftssubjekte. Wer Verstöße vermutet, kann Rechtsbeschwerde einlegen. Falls noch keine Entscheidung getroffen ist, geschieht dies bei der zuständigen Vergabekammer, mit dem Ziel, das Verfahren vorübergehend zu unterbrechen. Wer eine von der Vergabekammer bereits getroffene Entscheidung anfechten möchte, kann dies beim zuständigen Oberlandesgericht tun. Bei geringwertigen Aufträgen bestehen zwei Möglichkeiten: Beschwerde bei der zuständigen Aufsichtsbehörde oder zivilrechtliche Klage. (3) Im internationalen Vergleich zeigen sich erhebliche Unterschiede, was die Zugänglichkeit öffentlicher Aufträge für ausländische Bieter anbelangt (vgl. Abb.). Während nach Ansicht von Experten vor allem Chile, Dänemark, Finnland und Estland vergleichsweise liberale Bedingungen bieten, werden insb. in Venezuela und Japan ausländische Anbieter systematisch benachteiligt. Zugang zu öffentlichen Aufträgen Public sector contracts … ... are not sufficiently open to foreign bidders (= 1) ... are sufficiently open to foreign bidders (= 10) Rang Land Mittelwert Rang Land Mittelwert 1 Chile 8.26 53 Italien 4.78 2 Dänemark 8.22 54 Russland 4.70 3 Finnland 8.09 55 Philippinen 4.69 4 Island 8.08 56 Südkorea 4.46 5 Singapur 7.90 57 Zhejian / China 4.44 6 Österreich 7.85 58 Rumänien 4.35 7 Neuseeland 7.72 59 Japan 3.92 8 Spanien 7.60 60 Venezuela 3.82 Quelle:

IMD (2004, S.625).

" IMD (Ed.): World Competitiveness Yearbook 2004, Lausanne 2004.

(

http://www.ted.publications.eu.int/official

86

Augenscheinvalidität

Augenscheinvalidität Gütekriterium, das einem Testverfahren dann zugesprochen wird, wenn es offensichtlich, d.h. dem Augenschein nach, das misst, was es messen soll (d.h. auch aus Sicht von Laien). So ist ein Sprachtest als Bestandteil eines Verfahrens zur Auswahl geeigneter Bewerber für einen Auslandseinsatz ( Entsendung) augenscheinlich valide und besitzt somit Augenscheinvalidität ( Validität). Auktion Verfahren der Preisbildung, bei dem Anbieter und Nachfrager einem Auktionator ihre Gebote mitteilen. (1) Bei der Englischen Auktion steigern die Bieter, beginnend mit dem Mindestgebot, ihre Gebote so lange, bis nur noch ein Bieter übrig bleibt. Anders als bei diesem aufsteigenden Verfahren senkt der Auktionator bei der Holländischen Auktion das (hohe) Anfangsgebot langsam und kontinuierlich. Wer dieses absteigende Verfahren als Erster stoppt, erhält den Zuschlag. Die Japanische Auktion ähnelt der am häufigsten angewandten Variante der Englischen Auktion (aufsteigendes Verfahren, aber ohne Überbieten). (2) Bei einem ganz anderen Typus von Preisfindungsverfahren fehlt die Transparenz, welche für die drei zuerst genannten Modi charakteristisch ist. Die Höchstpreis-Auktion sieht vor, dass die einzelnen Bieter ihre Gebote bis zu einem festgesetzten Termin in einem versiegelten Umschlag abgeben. Den Zuschlag erhält, wer das höchste Gebot abgibt. Bei der Zweitpreis-Auktion muss derjenige, der den Zuschlag erhalten hat, nicht den von ihm genannten (Höchst-)Preis entrichten, sondern den zweithöchsten Preis. Dadurch soll die „wahre“ Zahlungsbereitschaft der Bieter ermittelt werden. AUMA

Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft

Ausbildungszeit Standortdiskussion immer wieder als einer der kritischen wird in der (vielfach politisch geführten) Faktoren internationaler Wettbewerbsfähigkeit genannt, vor allem als Argument gegen die vergleichsweise langen Ausbildungszeiten im deutschen Bildungssystem. Tatsächlich aber besteht kein konsistenter Zusammenhang. Weder kann man aus kurzen noch aus langen Ausbildungszeiten unmittelbar Effizienz der Ausbildung oder mittelbar auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit schliesauf die sen ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Im Übrigen sind die wachsenden und immer schneller wechselnden Anforderungen der Informationsund Wissensgesellschaft nur durch lebenslanges Lernen zu bewältigen. Dies zwingt zu informellem Lernen: Lernen auch und gerade außerhalb der tradierten Bildungsinstitutionen ( Andragogik). Wie eine Studie des European Center for the Development of Vocational Training (CEDEFOP) ergab, sind Deutschland und Österreich weit abgeschlagen, was die Förderung und Anerkennung des Lernens außerhalb der offiziellen Bildungseinrichtungen anbelangt. Als Spitzenreiter führen Großbritannien, Frankreich, die Niederlande und Finnland diese Rangliste an. " Dohmen, G.: Selbstgesteuertes lebenslanges Lernen? GSI/BMBF, Bonn 1997. Dohmen, G.: Das andere Lernen, in: Psychologie Heute, 26.Jg. (1999), Nr.10, S.46-51. Gries, T.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Eine Fallstudie für Deutschland, Wiesbaden 1998.

Ausdrucksform

Gesichtsausdruck

Ausfallbürgschaft wird dann fällig, wenn der Gläubiger nachweislich und erfolglos die Zwangsvollstreckung gegen den Hauptschuldner betrieben hat, d.h. den Ausfall seiner Forderung hinnehmen musste ( Hermes Kreditversicherungs AG) Ausfallrisiko Gefahr, dass ein Schuldner seine Zahlungsverpflichtung nicht erfüllt (

Risikoarten)

Ausfuhr aus Lager

87

Ausfuhr (1) Absatz von Waren und Dienstleistungen, die im eigenen Wirtschaftsgebiet produziert wurden, in Export). Die deutsche Wirtschaft erzielt einem fremden Wirtschaftsgebiet (direkter bzw. indirekter Außenhandelsbilanz weist Jahr für Jahr ein Ausfuhrvoregelmäßig einen Ausfuhrüberschuss: Ihre lumen aus, welches das Volumen der Einfuhr übersteigt (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Außenhandelsbilanz der Bundesrepublik Deutschland (in Mrd. €) 994

819

488 290 423

146

= Ausfuhr = Einfuhr

225

125 1978

1988

1998

2008

Quelle: Statistisches Bundesamt.

Wie Abb. 2 zu entnehmen ist, sind die wichtigsten Abnehmerländer der deutschen Wirtschaft die unmittelbaren Anrainerstaaten (mit Ausnahme von Dänemark und Tschechien). Drei Branchen dominieren die Ausfuhrstruktur: Kfz-Bau, Maschinenbau und Chemische Industrie. Abb. 2: Struktur der deutschen Ausfuhren (2007, in %) Absatzmarkt

Branche

Frankreich

9,7

Kraftfahrzeuge (Teile)

17,1

USA

7,6

Maschinen

16,3

Italien

6,7

Chemische Erzeugnisse

13,9

Niederlande

6,4

Elektronik

6,2

Österreich

5,4

Elektrotechnik

5,8

Belgien

5,3

Nahrungsmittel

3,5

Spanien

5,0

Metallwaren

3,2

Schweiz

3,8

Eisen und Stahl

3,1

Polen

3,7

Mess- und Regeltechnik

Sonstige

39,1

Sonstige

2,8 28,1

Quelle: bfai.

(2) Das Außenwirtschaftsgesetz bezeichnet das Verbringen von Ware und Elektrizität aus dem eigenen in ein fremdes Wirtschaftsgebiet als Ausfuhr. Zollgebiet. (3) Das Zollrecht versteht unter Ausfuhr das Verbringen von Ware aus dem (4) Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union wird der Begriff der Ausfuhr durch den der Versendung ersetzt ( Intrahandel). Damit möchte man verdeutlichen, dass für dieEuropäischen Binnenmarktes gelten. sen Teil des Warenverkehrs die Regelungen des Ausfuhr aus Lager

Warenverkehr

88

Ausfuhr, unsichtbare

Ausfuhr, unsichtbare Dienstleistungen, die für ausländische Rechnung erbracht werden (z.B. Seefrachten, Chartergebühren, Passagen, technische Dienstleistungen) Ausfuhrbürgschaft Ausfuhrerklärung Ausfuhrgarantie

Lieferantenkreditversicherung Anmeldeschein, statistischer Lieferantenkreditversicherung

Ausfuhrgenehmigung (1) gemäß der Außenwirtschaftsverordnung (AWV) erforderlich für Ausfuhren aus dem WirtschaftsEuropäischen Union (zusätzlich zu den allgemeinen zoll- und meldebzw. Gemeinschaftsgebiet der Bundesausfuhramt (BAFA) bzw., bei land- und forstwirtschaftlichen rechtlichen Regelungen). Das Erzeugnissen, das Bundesamt für Ernährung und Forstwirtschaft sowie das Bundesamt für landwirtschaftliche Marktforschung erteilen Einzelausfuhrgenehmigungen (für einzelne Lieferverträge), Höchstbetragsgenehmigungen (für mehrere einzelne Lieferverträge bis zum Erreichen eines Höchstbetrages), Sammelausfuhrgenehmigungen (für Güter der gemeinsamen EU-Güterliste und für Teil I, C der Ausfuhrliste bei zuverlässigen Exporteuren und Importeuren). Außenwirtschaftsgesetz (AWG) Ausfuhren grundsätzlich frei von Auflagen und Zwar sind laut Restriktionen aller Art. Sind die auszuführenden Waren aber in Teil I der Ausfuhrliste (= Anlage AL zur AWV) aufgeführt und die Bestimmungsländer in der Länderliste D (= Anlage L zur AWV), so ist eine Ausfuhrgenehmigung einzuholen. (2) Eine besondere Form von Ausfuhrgenehmigung ist die Reexportgenehmigung. Ausfuhrgewährleistung Ausfuhrhilfe

HERMES Kreditversicherungs AG

Exporterstattung

Ausfuhrkontingent

Einfuhrkontingent;

Kontingent;

Mengenbeschränkung

Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbH von 36 deutschen Banken (den so genannten Konsortial- bzw. Gesellschafterbanken) getragenes BanEntwicklungs- und Staatshandelskenkonsortium, das 1952 zur Finanzierung des Handels mit ländern gegründet wurde. Mittlerweile besteht die Aufgabe der AKA allgemein in der Unterstützung der deutschen und europäischen Exportwirtschaft durch Finanzierung, Refinanzierung, Risikoübernahme und Dienstleistungen bei mittel- und langfristigen Exportgeschäften sowie sonstigen internationalen Geschäften. Mittler ist in jedem Fall die jeweilige Hausbank. Die in Frankfurt/Main angesiedelte Spezialbank vergibt u.a. Lieferantenkredite an deutsche Exportunternehmen, die zur Refinanzierung der Produktionskosten und/oder der kreditierten Exportforderungen bestimmt sind. Voraussetzung ist Exporte durch eine Hermes-Deckung. Während hierfür Plafond A gewöhnlich die Sicherung der Deutschen (von den Konsortialbanken zu refinanzieren) und Plafond B (eine Sonderkreditlinie der Bundesbank) eingerichtet wurden, ist Plafond C (als Teil von Plafond A) für Bestellerkredite bestimmt: Importeure oder deren Banken die Forderungen deutscher Exporteure ablösen damit ausländische können. Plafond D wurde 1993 als Teilkreditlinie von Plafond C geschaffen (für Margenkredite für ausländische Besteller oder deren Banken) und Plafond E seit 1997 für Sonderkredite an ausländische Abnehmer oder deren Banken. Als weitere Finanzierungsmöglichkeit bietet die AKA Projektfinanzierung an. " Klein, D.K.R.: The Banking Systems of the EU Member States, Cambridge 1995.

Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistung

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Ausfuhrkreditversicherung (1) Instrument der Exportförderung. Eine Ausfuhr- bzw. Exportkreditversicherung ist vor allem Export in Länder mit einem überdurchschnittlichen Kreditrisiko angezeigt (bspw. Entbeim Risiko). Während Deutschland im internationalen Verwicklungsländer mit hohem politischen gleich dieses Förderinstrument eher zurückhaltend einsetzt (hinsichtlich des Kreditrisikos werden nur ca. 3% der deutschen Ausfuhren versichert), ist in anderen Ländern der Stellenwert der Ausfuhrkreditversicherung in zweifacher Hinsicht größer: qualitativ, indem nicht nur das Kreditrisiko, sondern Transportrisiko, das Kursrisiko und bisweilen sogar das Marktrisiko gedeckt z.B. auch das werden. Quantitative Unterschiede werden offensichtlich, wenn man bedenkt, dass 45% der japanischen Exporte unter dem Schutz der Ausfuhrkreditversicherung stehen, in Frankreich und Großbritannien jeweils 35% und in Schweden 7%. Auch verzichten einige Länder auf eine Selbstbeteiligung der Exportunternehmen. (2) Da derart unterschiedliche Versicherungskonditionen als leistungsfremde Einflüsse den internatioWettbewerb verzerren, gab es immer wieder Versuche, die Ausfuhrkreditversicherung zu nalen Berner Union; OECD-Konsenharmonisieren und nach Möglichkeit zu vereinheitlichen (bspw. sus; EU-Harmonisierungsrichtlinie). Allerdings blieben die Erfolge begrenzt. (3) Deutschen Unternehmen steht bei ihren Auslandsgeschäften ein umfassendes System zur Deckung des Ausfuhrkreditrisikos zu Verfügung. a) Private Ausfuhrkreditversicherung ( Ausfuhrkredit-Gesellschaft; PWC Deutsche Revision AG). b) Ausfuhrgewährleistungen des Bundes. Sie werden im Rahmen des jährlich festzulegenden Ermächtigungsrahmens (2001 = 117,6 Mrd. €) und unter Beachtung projektbezogener Höchsthaftungsgrenzen in einem zweistufigen Verfahren vergeben: Entgegengenommen und versicherungstechnisch bearbeitet HERMES Kreditversicherungs AG. Entscheidungsbefugt ist sodann ein werden die Anträge von der Bundesministeriums für Wirtschaft und interministerieller Ausschuss, dem zunächst Vertreter des Bundesministeriums der Finanzen, des Bundesministeriums des Auswärtigen und Technologie, des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit angehören. Hinzu kommen Repräsendes Kreditanstalt für Wiederaufbau, der Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbH, des Bundesrechtanten der nungshofes und der Exportwirtschaft, welche eine beratende Funktion erfüllen. Weiterhin umfasst das Fabrikationsrisiko-Deckungen und BestelLeistungsportfolio Lieferantenkreditversicherungen, lerkreditgewährleistungen. c) Zu den Sonderdeckungen zählen die Versicherung von Konsignations-, Messe-, Zoll- und Verkaufslagern gegen Beschlagnahme durch ausländische Behörden wie auch gegen Verlust, Beschädigung oder Vernichtung aufgrund politischer Ereignisse. Hermes-Deckung beantragt werden. Die BauleistungsAuch für Financial Leasing-Verträge kann deckung sichert Bau- und Montagegeräte, Baustelleneinrichtungen und -bevorratung sowohl mit Blick auf das Fabrikations- als auch das Forderungsrisiko und leistet Garantien zu Gunsten ausländischer Auftraggeber. Mehrpreisforderungen, welche Folge von Preisänderungen sind, können die Unternehmen durch Preisgleitklauseln auffangen. Ausfuhrliste führt sämtliche Waren bzw. Warengruppen auf, die gemäß Außenwirtschaftsverordnung (AWV) unter Genehmigungsvorbehalt stehen ( COCOM). Im Extremfall kann es sich hierbei um Ausfuhrverbote handeln ( Embargo). Gegenstand der Anlage AL zur AWV sind weiterhin die Restriktionen, Dienstleistungshandels unterliegen. denen der Transithandel und Teile des Ausfuhrlizenz

Exportlizenz

Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistung (1) administrativ vereinfachte und kostengünstige Variante der Ausfuhrgewährleistung durch die BunExporteure, die regelmäßig eine desrepublik Deutschland ( HERMES Kreditversicherungs AG).

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Ausfuhrprämie

Vielzahl von ausländischen Kunden in verschiedenen Ländern mit kurzfristigen Zahlungszielen beliefern, können eine APG beantragen. (2) Im Rahmen ihrer Mittelstandsinitiative hat die Bundesregierung zum 1.1.2003 eine speziell auf kleinere und mittelständische Exportunternehmen (Jahresumsatz < 1 Mio. €) zugeschnittene Ausfuhrdeckung eingeführt. Die Ausfuhr-Pauschalgewährleistung-light wird, im Gegensatz zur herkömmlichen APG, nicht individuell kalkuliert. Als fester Prämiensatz sind im ersten und zweiten Vertragsjahr 1,00 % des monatlichen Umsatzes zu entrichten. In der Folgezeit wird, mit Hilfe eines Bonus-MalusSystems, der individuelle Schadensverlauf berücksichtigt, weshalb letztlich die Prämienhöhe zwischen 0,75% und 1,30% variieren kann. (3) Sowohl bei der herkömmlichen APG als auch der APG-light fallen keine Bearbeitungsgebühren an. ( http//www.hermeskredit.com Ausfuhrprämie

Zahlungspolitik

Ausfuhrrisiko generischer Begriff für alle Arten von politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Risiken, die ein ExportgeUnternehmen vergegenwärtigen muss, das sich auf internationalen Märkten engagiert und schäfte tätigt Ausfuhrüberschuss Saldo der Außenhandelsbilanz, wenn, wie im Falle der Bundesrepublik Deutschland, die Ausfuhr Einfuhr wertmäßig überwiegt. Hatte die deutsche Wirtschaft noch im Jahre 2000 „nur“ einen die Ausfuhrüberschuss von 59,1 Mrd. € erzielt, so war dieser Wert 2006 bereits auf 162,1 Mrd. € angewachsen. Ausfuhrverbot

Ausfuhrliste;

Embargo;

Exportgenehmigung

Ausfuhrverfahren sichert die Anwendung und Überwachung der Beschränkungen, die sich aus dem nationalen und/oder Außenwirtschaftsrecht ergeben. Jede Warensendung, die einen bestimmten gemeinschaftlichen Mindestwert übersteigt (derzeit 3.000 €), ist, sofern keine besonderen Befreiungstatbestände vorliegen Versandzollstelle wie auch der Ausgangszoll(§ 19 AWV), im zweistufigen Regelverfahren der Statistische Anmeldescheine) anzumelden (Anlage A1, stelle unter Vorlage der Ausfuhrerklärung ( Außenwirtschaftsrechts mit solchen AWV). Dabei berühren sich Fragestellungen bzw. Anliegen des Statistischen Bundesamt geführte Außenhandelsstatistik etwa ist die des Statistikrechts. Für die vom Ein- bzw. AusfuhrWarennummer, welche in diesem Verfahren jeder Ware als Bestandteil der liste zuzuordnen ist, unerlässlich ( Außenhandelsstatistik). Ausfuhrwettbewerb Gesamtheit der finanziellen Anreize und Beihilfen, welche Staaten gewähren, um die Ausfuhr ihrer Wirtschaft zu unterstützen. Hierzu zählen: Ausfuhrsubvention ( Subvention), Ausfuhrerstattung, Ausfuhrkredit und Ausfuhrversicherung ( Ausfuhrkredit Gesellschaft mbH), Steuervergünstigung sowie Garantien. Ausfuhrzoll

Zollarten

Ausgangszollstelle letzte, an der Zollstraße gelegene gemeinschaftliche Grenzkontrollstelle Ausgleichskalkulation Ausgleichslager

Cross Subsidization

Handelshilfe

Ausland

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Ausgleichszoll zusätzlicher Zoll, der nach den Bestimmungen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens Exporteur in seinem Herkunftsland in unzulässiger (GATT) dann erhoben werden darf, wenn ein Exportförderung; Retorsionszoll; Strafzoll). Weise gefördert wurde ( Antidumping-Zoll; Da Europa, Japan und die USA ( Triade) in die meisten Agrarmärkte verzerrend eingreifen, müsste Art.VI der GATT-Schutzklauseln eigentlich weitaus häufiger angewendet werden als bislang. Ob dies geschieht oder nicht, ist allerdings nicht zuletzt auch eine Frage der (wirtschafts-)politischen Macht sowie der Einflussmöglichkeiten, die ein Land in den dafür zuständigen internationalen Gremien besitzt ( Weltagrarhandel). Auskunftsbereitschaft von Probanden variiert international bzw. interkulturell. So verweigern deutsche Probanden weitaus häufiger als spanische oder italienische Probanden die Teilnahme an einer Befragung. Da Antwortgeber und Antwortverweigerer sich hinsichtlich vieler Variablen systematisch unterscheiden (bspw. Vertrauen), hat dieser Effekt gravierende Validitätsprobleme zur Folge hat. Dabei lassen sich zwei Formen des Nicht-Antwortens unterscheiden. Bestimmte Probanden verweigern grundsätzlich jegliche Art von Auskunft. Andere wiederum fallen aus, weil es dem Forscher bzw. Interviewer nicht gelingt, mit ihnen Kontakt aufzunehmen (z.B. mangels eines Internet- oder Telefonanschlusses). Vom NonResponse-Problem abzugrenzen ist hingegen folgender Sachverhalt: Einzelne Items eines ansonsten ausgefüllten Fragebogens bleiben unbeantwortet, weil die Auskunftsperson sie versehentlich oder willentlich übersprungen hat bzw. nicht beantworten konnte. Mit welcher Non-Response-Rate man im Einzelfall rechnen muss, hängt von der Relevanz des Themas, der Länge der Befragung, der Art der Organisation der Untersuchung sowie der Befragungsmethode ab. So eignen sich persönliche, telefonische, postalische und elektronische Befragungen nicht für jedes Land in gleichem Maße. Bei einer persönlichen Befragung muss man in Russland, den Niederlanden und Litauen mit einer besonders hohen Verweigerungsquote rechnen, während vor allem Bulgaren und Slowenen, aber auch Japaner im unmittelbaren Kontakt vergleichsweise auskunftsbereit sind. Dort, wie auch in Österreich, sind aber auffallend viele potenzielle Auskunftspersonen physisch nicht erreichbar. Bei schriftlichen Befragungen kann in skandinavischen Ländern mit einer signifikant höheren Auskunftsbereitschaft gerechnet werden als in Deutschland. " Albaum, G.; Strandskov, J.; Duerr, E.: International Marketing and Export Management, 4th Ed., Harlow 2002. Bauer, E.: Internationale Marketingforschung, 4.Aufl., München 2009, S.36f. Berekoven, L.; Eckert, W.; Ellenrieder, P.: Marktforschung, Methodische Grundlagen und praktische Anwendungen, 12. Aufl., Berlin 2008, S.322ff. Couper, M.P.; De Leeuw, E.D.: Nonresponse in Cross-Cultural and Cross-National Surveys, in: Harkness, J.A.; van de Vijver, F.J.R.; Mohler, P.P. (Eds.), Cross-Cultural Survey Methods, New Jersey 2003, pp.157-177. Groves, R.M.; Couper, M.P.: Nonresponse in Household Interview Surveys, New York 1998. Lynch, R.: European Marketing, Burr Ridge/IL 1994. Leiblein, A.; Oglesby, S.: Akzeptanz von Umfragen. Vier Länder im Vergleich, in: Planung & Analyse, 20.Jg. (1993), Nr.1, S.47-54.

Auskunftspflichtgesetz

Rechtsauskünfte von Finanzbehörden

Auskunftsservice Adresse der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) recherchiert weltweit Adressen. Unterstützt wird dieser kostenpflichtige Auskunftsservice durch die Datenbanken Auskunfts- und Kontaktstellen sowie Adressen zu Branche kompakt. Dort können Mitgliedsunternehmen kostenlos recherchieren (z.B. nach geeigneten Geschäftskontakten). Ausland (1) Aus individueller Sicht ist Ausland ein fremdes Land ( Fremdheit), dessen Staatsangehörigkeit man nicht besitzt (bzw. Gesamtheit dieser Länder). (2) Aus institutioneller Sicht ist Ausland ein Territorium, das nicht dem eigenen Staatsgebiet angehört. (3) Aus ertragssteuerlicher Sicht gilt als Ausland jenes Gebiet, welches gemäß §1, I EStG nicht Inland ist.

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Ausländer

Ausländer (1) objektiv gesehen Feststellung, dass ein Mensch nicht die Staatsangehörigkeit jenes Landes besitzt, in dem er sich zum Zeitpunkt der Betrachtung aufhält ( Staat). Ausländer besaßen zu Zeiten des Alten Testaments zwar keine Rechte, aber Anspruch auf Gastfreundschaft ( Fremdheit). In der Bundesrepublik Deutschland wuchs der Anteil der ausländischen Bevölkerung (d.h. die mit einem ausländischen Pass, aber ohne doppelte Staatsangehörigkeit ausgestattete Wohnbevölkerung) an der Gesamtbevölkerung zwischen 1968 und 2003 von 3,2% (= 1,92 Mio.) auf 8,9% (= 7,33 Mio.). 2008 war deren Nationalitäten sind Zahl wieder auf 6,73 Mio. gesunken. Die mit Abstand am stärksten vertretenen Türken, Italiener sowie Polen (vgl. Abb.). Sie vor allem bieten sich somit für deutsche Unternehmen als Zielgruppen eines Ethno-Marketing an. Herkunftsländer der in Deutschland lebenden Ausländer (Stand: 31.12.2006) Türkei

1.738.831

Großbritannien

95.507

Italien

534.657

Vietnam

83.076

Polen

361.696

China

75.733

Griechenland

303.761

Rumänien

73.353

Serbien

282.067

Marokko

69.926

Kroatien

227.510

Mazedonien

62.295

Russische Föderation

187.514

Iran

58.707

Österreich

175.653

Thailand

52.849

Bosnien-Herzegowina

157.094

Ungarn

52.347

Ukraine

128.950

Afghanistan

52.162

Niederlande

123.466

Indien

41.497

Portugal

115.028

Libanon

39.380

Spanien

106.819

Bulgarien

39.053

Frankreich

104.086

Schweiz

36.962

Tschechische Republik

33.316

USA

99.265

Quelle: Statistisches Bundesamt.

Dabei ist auch die besondere Altersstruktur dieser Zielgruppe zu beachten: 2004 waren 18,2% der in Deutschland lebenden Ausländer jünger als 18 Jahre, 22,5% 19-30 Jahre, 22,4% 31-40 Jahre, 14,6% 41-50 Jahre, 11,8% 51-60 Jahre und nur 10,5% älter als 61 Jahre. Weiterhin ist der Umstand zu beachten, dass ca. 1,5 Mio. Ausländer in Deutschland geborene Migranten sind. (2) Weit bedeutsamer aber ist die mit dieser Etikettierung verbundene Kategorisierung des Ausländers als „der Andere“, „der Barbar“ oder „der Fremde“ ( Barbar; Fremde; Xenophobie). (3) Manche Historiker erklären den Untergang des römischen Weltreiches ( Mare Nostrum) damit, dass die Römer eine rechtzeitige und umfassende Einbürgerung der Germanen versäumt, d.h. diese im Status der Ausländer belassen haben. Ausländersprache vereinfachte, übermäßig akzentuierte und häufig laufstark gesprochene Sprache. Muttersprachler verfallen fast automatisch in diese Sprachform, wenn sie mit Fremden, denen sie geringe oder keine Kenntnis der fremden Sprache unterstellen, kommunizieren ( Fremdsprache; Kommunikation). Auslandsabteilung

International Division

Auslandsagent rechtlich selbständiger Handelsmittler, der Auslandsgeschäfte in fremdem Namen und auf fremde Rechnung abschließt. Als Vermittlungsagent stimmt er die Anforderungen und Bedürfnisse von Liefe-

Auslandsdelegierte

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rant und Abnehmer aufeinander ab, im Extremfall als Allein- bzw. Generalvertreter. Der Abschlussagent tätigt in einem fremden Wirtschaftsgebiet Geschäftsabschlüsse, unterhält Ausstellungsräume sowie Auslieferungslager und gewährleistet den erforderlichen Kundendienst. Im Übrigen haben beide Typen von Auslandsagenten die ebenso bedeutsame wie häufig unterschätzte Funktion eines vorgeschobenen „Postens“ der internationalen Marktforschung zu erfüllen: Den Auftraggeber mit Informationen über Kunden, Wettbewerber sowie das soziokulturelle und das politisch-ökonomische Umfeld zu versorgen ( Marktforschung, internationale). Ein Leitfaden, den die Internationale Handelskammer (ICC) herausgibt, erleichtert es, ein Vertragsverhältnis mit ausländischen Geschäftspartnern einzuAußenwirtschaftsgesetz (AWG) ist ein Agenturvertrag nicht genehmigungspflichgehen. Nach dem tig; zu beachten sind jedoch §§ 84ff. AGB. Auslandsanleihe

Auslandsbonds

Auslandsbank (1) Zweigstelle ausländischer Banken, die in einem Gastland nicht nur die mit dem Handelsverkehr zwischen Stammland und Gastland verbundenen Bankfunktionen erfüllen (z.B. Finanzierung, GeldDevisen), sondern auch alle sonstigen Bankgeschäfte tätigen. verkehr, Bereitstellung von (2) Inländische Kreditinstitute, die sich im Mehrheitsbesitz ausländischer Banken befinden, werden gleichfalls als Auslandsbank bezeichnet. Auslandsinvestition

Auslandsbeteiligung

Auslandsbonds im Inland von einheimischen Emittenten ausgegebene festverzinsliche Wertpapiere, die auf eine ausländische Währung lauten Auslandschinese

Netzwerk, interorganisationales

Auslandsdelegierte Mitarbeiter des Stammhauses, die ins Ausland entsandt werden ( Entsendung). Als Entsandte bzw. Expatriates erbringen sie dort für das entsendende Unternehmen bestimmte Funktionen (z.B. Know how-Transfer, Vermittlung und Abstimmung von Unternehmensstruktur und -strategie). Im VerTochtergleich mit anderen Möglichkeiten der Besetzung von Fach- und Führungspositionen in gesellschaften bieten Auslandsdelegierte charakteristische Vorteile (vgl. Abb.1) und Nachteile (vgl. Abb.2, nächste Seite). Abb.1: Vorteile verschiedener Formen der Besetzung von Fach- und Führungspositionen im Ausland Auslandsdelegierte leichtere Durchsetzung einer einheitlichen Unternehmenspolitik problemlose Kommunikation zwischen und Koordination von Mutter- und Tochtergesellschaft leichterer Transfer von technischem und Management-Know how Erweiterung der Erfahrungen der Stammhausmitarbeiter bessere Kenntnis der Muttergesellschaft höhere Loyalität der Entsandten gegenüber der Muttergesellschaft Quelle: Holtbrügge/Schillo (2006, S.320).

Lokale Mitarbeiter zumeist geringere Personalkosten leichtere Integration der Tochtergesellschaft in das Gastland Motivationssteigerung bei den lokalen Mitarbeitern, da sie auch Spitzenpositionen erreichen können höhere Kontinuität in der Tochtergesellschaft positive Auswirkungen auf die Stellung der Tochtergesellschaft in der Öffentlichkeit des Gastlandes

Drittlandangehörige größeres Potenzial an qualifizierten Kandidaten höhere Flexibilität in der Personalbeschaffung, da auf nationale Interessen keine Rücksicht mehr genommen werden muss befruchtender Austausch von Informationen durch den hohen Entsendungsanteil

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Auslandseinsatz

Abb. 2: Nachteile verschiedener Formen der Besetzung von Fach- und Führungspositionen im Ausland Auslandsdelegierte

Lokale Mitarbeiter

Demotivation inländischer Mitarbeiter bei Bevorzugung der Stammhausdelegierten erschwerte Anpassung an die Gastlandbedingungen Gefährdung der Kontinuität und des Betriebsklimas bei häufig wechselnden Stammhausdelegierten hohe Entsendungskosten familiäre Probleme (insb. bei Dual Career Couples)

Drittlandangehörige

erschwerte Abstimmung zwischen Mutter- und Tochtergesellschaft höhere Kommunikationskosten Gefahr, dass bei Konflikten aufgrund mangelnder Loyalität den Gastlandinteressen zum Schaden der Gesamtunternehmung Vorrang eingeräumt wird

sehr hohe Entsendungskosten zumeist geringe Vertrautheit mit den Gastlandbedingungen hoher Koordinationsaufwand hohe Anforderungen an internationale Manager erschwerter Aufbau einer länderübergreifenden Corporate Identity

Quelle: Holtbrügge/Schillo (2006, S.320).

" Holtbrügge, D.; Schillo, K.: Virtuelle Auslandsentsendungen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 35.Jg. (2006), Nr.6, S.320-324. Oechsler, W.A.: Verfahren zur Auswahl, Vorbereitung und Entsendung von Stammhausdelegierten, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.865-880.

Auslandseinsatz

Entsendung

Auslandsentsendung Auslandserfolg

Entsendung

Differenzierungsstrategie

Auslandsfranchising Franchising. Bei dieser Markterschließungsstrategie haben Franchisegeber spezielle Form des Standort. Als grundlegende Erscheinungsund Franchisenehmer in unterschiedlichen Ländern ihren formen sind das direkte Auslandsfranchising, bei dem der inländische Franchisegeber mit dem ausländischen Franchisenehmer unmittelbar vertraglich gebunden ist, und das indirekte Auslandsfranchising zu unterscheiden. Hierbei ist eine vertragsschließende Institution zwischen Franchisegeber und Franchisenehmer geschaltet (vgl. Abb.). Formen des Auslandsfranchising Franchising indirektes Auslandsfranchising

direktes Auslandsfranchising

ohne Kapitaltransfer

MasterFranchising

mit Kapitaltransfer

Equity Joint Venture

Tochtergesellschaft

Quelle: Zentes et al. (2010, S.263), geringfügig modifiziert.

" Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010.

AuslandsGeschäftsAbsicherung der Bundesrepublik Deutschland Revision AG

PWC Deutsche

Auslandshandelskammer

Auslandsgesellschaft

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Auslandsniederlassung

Auslandshandelskammer (1) privatrechtliche Organisation, welche die Auslandstätigkeit einzelner Mitglieder und NichtMitglieder durch Information und Beratung unterstützt. Deutsche Kaufleute gründeten die ersten Auslandshandelskammern vor knapp 80 Jahren als Mittel der Selbsthilfe. Mittlerweile reicht das Spektrum Zollrecht, dem Niederlassungs- und Steuerrecht der behandelten Themen vom Außenhandels- und bis hin zur Anbahnung von Geschäftsbeziehungen ( Geschäftskontakt) und der Ausrichtung von Messen ( Auslandsmesse; Exportförderung). mittelWeltweit betreuen 117 AHK-Büros in 80 Ländern mit mehr als 1.400 Mitarbeitern primär ständische Unternehmen, die am bilateralen Wirtschaftsverkehr mit Deutschland interessiert sind. Als Einrichtung der wirtschaftlichen Selbstverwaltung und Institutionen der deutschen Außenwirtschaftsförderung bieten die AHK-Büros folgende Basisdienstleistungen an: kommerzielle Auskunftsdienste, Messen im Ausland, Markt- und Wirtlegislative und administrative Dienste, Vertretung deutscher schaftsanalysen, Technologietransfer und Umweltschutz, Handels- und Investitionsförderung bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit, Lobbyarbeit sowie berufliche Aus- und Weiterbildung. Als wichtigste zertifizierte Serviceleistungen sind zu nennen: Absatzberatung (von der Analyse von Vertriebsstrukturen über die Präsentation der Produkte bis hin zur Vermittlung persönlicher Kontakte), Marktstudien (Analyse ausgehend vom makroökonomischen und regulatorischen Umfeld bis hin zu konkurrierenden Marktteilnehmern und zur Positionierung des Produktangebots), Rechtsauskunft (Unterstützung bei der Vertragsgestaltung, Firmengründung und allen landesspezifischen Rechtsvorgängen) und Terminorganisation (Reiseorganisation, Vereinbarung von Geschäftsterminen sowie fremdsprachliche Begleitung). Nicht zuletzt bieten die AHKs in Zusammenarbeit mit den Goethe-Instituten die Prüfung „WirtschaftsStandorten der deutsch international“ (PWD) an, organisieren „vor Ort“, d.h. an den jeweiligen Unternehmen im Ausland, berufliche Aus- und Weiterbildung und bieten Wirtschaftswissenschaftlern Praktikumsplätze in ihren Einrichtungen an und vermitteln durch ihren Praktikumsservice Studenten im Hauptstudium sowie jungen Berufstätigen Praktikumstellen in Unternehmen des gewünschten Landes. (2) Aufgrund ihres Rechtsstatus sind drei Erscheinungsformen von Auslandshandelskammern zu unterscheiden: a) Deutsche AHKs nehmen im Einklang mit dem Recht des jeweiligen Gastlandes und nach dem Vorbild der öffentlich-rechtlichen Industrie- und Handelskammern die Interessen ihrer freiwilligen Mitglieder wahr; dies sind Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen aus Deutschland und dem jeweiligen Gastland. Fachlich und organisatorisch von ihrem Dachverband, dem, betreut, bieten deutsche AHKs den Unternehmen in mehr als 60 Staaten unmittelbare Unterstützung an ( Deutscher Industrie- und Handelstag). b) Ausländische AHKs sind von ausländischen Wirtschaftsorganisationen evaluierte Vereine mit Sitz in Deutschland. Dort vertreten sie die wirtschaftlichen Interessen von Unternehmen des Partnerlandes. c) Paritätische AKHs werden gleichberechtigt geführt und personell besetzt, aber nach dem Recht des Standortes gegründet. So unterliegt die Deutsch-Amerikanische Handelskammer deutjeweiligen schem Recht. (3) Unter der Rubrik News findet der Interessierte auf der AHK-Homepage eine Übersicht über Newsletter und regelmäßig aktualisierte Informationen der einzelnen AHK-Büros. (4) Finanziert werden die Kammern vorwiegend mit den Beiträgen ihrer (freiwilligen) Mitglieder (Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen aus Deutschland und dem jeweiligen Partnerland). Im Gegenzug haben diese kostenlosen Zugang zu allen AHK-Dienstleistungen. Deutsche Nichtmitglieder müssen dafür eine vom DIHT festgelegte Gebühr entrichten und Nichtmitglieder aus dem Partnerland ein von der örtlichen Kammer mit Blick auf lokale Gegebenheiten festgesetztes Entgelt (z.B. Wirtschaftslage und Kaufkraft). ( http://www.ahk.de

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Auslandshilfe

Auslandshilfe

Entwicklungshilfe

Auslandsinvestition Auslandsknigge

Direktinvestitionen Business-Etikette;

Sitten & Gebräuche

Auslandskunde Wissenschaft, welche die ethnologischen, geographischen ( Wirtschaftsgeographie), Staaten erforscht len, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen fremder

kulturel-

Auslandsmarketing Marketing für ausländische Zielmärkte. Auslandsmarketing ist die alternative, selten gebrauchte BeExportmarketing. Hierbei handelt es sich um einen hauptsächlich deskriptiv orientierzeichnung für Internationalen Marketing bzw. Interkulturellen Marketing. ten Vorläufer des eher explikativen Auslandsmarkt in Abgrenzung zum Binnenmarkt (potenzielles) Absatzgebiet für wirtschaftliche Leistungen, das jenHerkunftslandes eines Unternehmens liegt seits der Landesgrenzen des Auslandsmarktforschung (1) zuständig für die Beschaffung und Verwertung von Informationen über ausländische Märkte, die Distanz, aufgrund einer Vielzahl von Problemen (Sprachbarriere, geographische und kulturelle Mentalitätsunterschiede, rechtliche Restriktionen, mangelnde informations- und kommunikationstechnologische Infrastruktur) im Regelfall weitaus mehr Aufwand verursacht und gewöhnlich zu weniger befriedigenden Ergebnissen führt als die klassische (Binnen-)Marktforschung. Gegenstand der von der internationalen und der interkulturellen Marktforschung abzugrenzenden Auslandsmarktforschung sind zum einen Informationen über Rahmenbedingungen in den verschiedenen Auslandsmärkten, wie sie bspw. auch von der Landeskunde und der Wirtschaftsgeographie beschafft wurden bzw. werden anthropologischen, geographischen, klimatischen, kulturellen, politischen und rechtli(z.B. an chen Gegebenheiten). Zum anderen befasst sich diese Unternehmensfunktion mit den üblichen Marktinformationen (z.B. Dichte und Leistungsfähigkeit des Distributionsnetzes, Verfügbarkeit von AbsatzLebenszyklus, Produktnormen Design, dominantes , verfügbares Einkommittlern, Phase des Zahlungsbereitschaft, Messe- und Ausstellungswesen, wettbewerbsrechtliche Vorgamen und Verbraucherschutz). Ein besonderes Problem, das sich zwar hauptsächlich anlässlich von ben; z.B. Äquiprimärstatistischen Erhebungen, aber auch bei sekundärstatistischen Studien stellt, ist das der Marktforschung, interkulturelle). valenz ( Marktforschung, internationale; (2) Aufgrund der überproportionalen Komplexität primärstatischer Erhebungen in verschiedenen Ländermärkten und des damit verbundenen Kompetenz- und Kostenproblems ist die Sekundärmarktforschung für die Auslandsmarktforschung weitaus bedeutsamer als für die Binnenmarktforschung. a) Eine Sonderrolle als Informationsquelle spielen dabei aus einzelwirtschaftlicher Sicht fraglos die Bundesstelle für Außenhandelsinformationen (bfai). mehr als 4.000 Publikationen der b) Während die bfai detaillierte Marktinformationen zur Verfügung stellt, liegt das Augenmerk der PuDeutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) stärker bei dem Themenblikationen des Wettbewerbsfähigkeit, interkomplex „Außenhandel und Wettbewerbsfähigkeit“ ( Außenhandel; nationale). c) Zu den nationalen Institutionen, die regelmäßig einschlägig bedeutsame Berichte veröffentlichen, Deutsche Bundesbank und das Statistische Bundesamt. Von den internatiozählen weiterhin die nalen Institutionen, auf deren Datenmaterial die Auslandsmarktforschung rekurrieren kann, seien hier EUROSTAT, Organisation for Economic Co-operation and Devenur die wichtigsten genannt: United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD), Weltbank lopment (OECD), und World Trade Organization ( Welthandelsorganisation).

Auslandsmesseförderung

97

" Bauer, E.: Internationale Marketingforschung. Informationsgewinnung für das internationale Marketing, 4.Aufl., München 2009. Fuß, J.; Meyer, W.; Stern, H.: Praxis der Auslandsmarkterkundung, Heidelberg 1969. Hüttner, M.; Schwarting, U.: Grundzüge der Marktforschung, 7.Aufl., München 2002, S.424-432. Rippel, K.: Markt- und Meinungsforschung im Export, Tübingen 1962. Stahr, G.; Backes, S.: Informationsbeschaffung im In- und Ausland, in: Kumar, B.N.; Haussmann, H. (Hrsg.), Handbuch der Internationalen Unternehmenstätigkeit, München 1992, S.385-401.

Auslandsmesse (1) jegliche Art von Messe, die im Ausland abgehalten wird ( Ausstellungs- und Messeausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. [AUMA]). Von der Auslandsmesse ist die internationale Messe abzugrenzen. Hierbei handelt es sich um Messen, die unter dem Dach der in Paris ansässigen Union des Foires Internationales (UFJ) veranstaltet und von Ausstellern aus den verschiedensten Ländern beschickt werden. World Food of China, sind ein wichtiges Instrument der Export(2) Auslandsmessen, wie die Außenwirtschaftsförderung. Da sie vergleichsweise effiziente Kommunikations- und Verbzw. triebsplattformen sind, werden Auslandsmessen in vielfältiger Weise unterstützt (vor allem die Beteilimittelständischer Unternehmen). Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gung ermöglichte es 2007 mit einem Etat von 36 Mio. € etwa 6.800 Ausstellern, das Auslandsmesseprogramm zu Vorzugskonditionen zu nutzen. Dabei handelt es sich zumeist um Auslandsmessebeteiligungen des Bundes, aber auch um selbständige Präsentationen. Beteiligungen über 100 m2 werden nicht in vollem Umfang unterstützt. Der regionale Schwerpunkt des Messeprogramms ist Süd-, Ost- und Zentralasien, wobei 2008 allein 62 der 110 Messen in China und Hongkong stattfanden. Eine vergleichbare Schlüsselrolle spielt der Messestandort Russland für die Region „europäische Länder“ außerhalb der EU (2008 = 41 Messen). (3) Von den globalen Leitmessen werden mehr als 140 (= zwei Drittel) von deutschen Messegesellschaften veranstaltet (z.B. Anuga, CeBit, HANNOVER MESSE, photokina). Vier der fünf weltweit größten Messegelände haben ihren Standort in Deutschland. Dies sind: Hannover mit 495.265 m2 Hallenausstellungsfläche (= 2006), Frankfurt/Main (321.754 m2), Köln (284.000 m2) und Düsseldorf (252.214 m2). Mailand nimmt mit 345.000 m2 den zweiten Platz ein. Jeder fünfte der weltweit 44 Messeplätze mit mehr als 100.000 m2 ist ein deutscher Standort. Mehr als ihre Konkurrenten aus anderen Ländern betrachten deutsche Unternehmer (= 11%) Messebesuche als wichtigste Informationsquelle für neue Produktideen (Frankreich = 7%; Niederlande = 7%; Belgien = 6%). Da aber auch auf diesem Markt die internationale Wettbewerbsintensität wächst, werden Messen zunehmend nicht mehr nur am Messeplatz Deutschland, sondern auch weltweit veranstaltet, je nachdem, wohin sich die Schwerpunkte von Angebot und Nachfrage verschieben. Dabei nutzen die Messeveranstalter das gesamte Spektrum Markteintrittsstrategien: Lizenzvergabe, Kooperation und Direktinvestition. an etablierten Erforderlich sind Markenbildung und -pflege ( Markenpolitik): Die Messe als Marke. " AUMA (Hrsg.): Erfolg auf Auslandsmessen, Berlin 2008. Bundesagentur für Außenwirtschaft (Hrsg.): Messebeteiligung im Ausland, Köln 2008. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (Hrsg.): Wegweiser Messebeteiligungen, Berlin 2005. Kirchgeorg, M.; Dornscheidt, W.M.; Giese, W.; Stoeck, N. (Hrsg.): Trade Show Management, Wiesbaden 2005.

(

http://www.auma.de

Auslandsmesseförderung bevorzugtes Instrument der Exportförderung ( Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen klein- und mittelständischen Unternehmen bieten Messen und Ausstellungen Wirtschaft). Vor allem eine vergleichsweise risikoarme und kostengünstige Möglichkeit, sich potenziellen Käufern und GeDIHK bevorzugen 56% der befragten schäftspartnern zu präsentieren. Laut einer Erhebung des deutschen Unternehmen einen Messebesuch im Ausland, wenn es darum geht, neue Märkte zu erkunden. Gemäß einer EMNID-Umfrage lassen sich 25% der Exportumsätze, welche die Teilnehmer von Auslandsmessen erzielen, auf ihre Messepräsenz zurückführen. " Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hrsg.): Messepolitik, in: www.bmwi.de/BMWi/Navigation/aussenwirtschaft,did=9902. html, 06.04.2006. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) (Hrsg.): Going International. Erfolgsfaktoren im Auslandsgeschäft, Berlin 2005. Nothdurft, W.E.: Going Global. How Europe Helps Small Firms Export, Washington/D.C. 1992. Schultes, N.: Deutsche Außenwirtschaftsförderung, in: Jäger, T.; Höse, A.; Oppermann, K. (Hrsg.), Deutsche Außenpolitik, Wiesbaden 2007, S.333-353.

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Auslandsmesseprogramm

Auslandsmesseprogramm fasst organisatorisch jene Auslandsmessen zusammen, die von den am Außenhandel interessierten Auslandshandelskammern, den deutschen Wirtschaftsverbänden unterstützt werden: den deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), diplomatischen Vertretungen, dem dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und dem AUMA ( Messe; Verband). Gefördert wird die Teilnahme deutscher Unternehmen an den jeweiligen Messebeteiligungen des Bundes, und zwar unabhängig von Größe, Herkunft, Branchen- und Verbandszugehörigkeit des Antragstellers. Nicht förderungswürdig sind hingegen Einzelausstellungen einzelner Unternehmen. Mögliche Beteiligungsformen sind Firmengemeinschaftsausstellungen, Sonderschauen, Informationsstände, Informationszentren und Sonderveranstaltungen der deutschen Wirtschaft. ( http://www.auma-messen.de Auslandsniederlassung (1) Form eines Auslandsengagements, das von den Unternehmen im Verlauf ihrer InternationalisieAuslandsrung eine vergleichsweise intensive Interaktion mit Angehörigen eines oder mehrerer märkte (Kunden, Mitarbeiter, Konkurrenten, öffentliche Institutionen etc.) und die weitgehende Bindung von Ressourcen aller Art verlangt. Die Gründung von Auslandsniederlassungen steht im Mittelpunkt von Markteintrittsstrategien, die ein gleichermaßen dauerhaftes wie materielles Commitment Direkteines Unternehmens in einem ausländischen Wirtschaftsgebiet bedingen ( Commitment; Markteintrittsstrategie). Abhängig von der Bedeutung des Auslandsengagements für investitionen; die Umsetzung der Unternehmensstrategie und des Stellenwerts der Wertschöpfungsprozesse, die von einer Auslandsniederlassung zu bewerkstelligen sind, kann man die in Abb. 1 dargestellten konkreten Erscheinungsformen unterscheiden. Ein formal ähnliches, inhaltlich aber etwas andersartiges Modell Genetischen Modells der der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit liegt in Gestalt des Internationalisierung vor. Abb. 1: Arten von Auslandsniederlassungen Tochtergesellschaft mit allen Wertschöpfungsphasen

Bedeutung des Auslandsengagements

Produktionsunternehmen Montageunternehmen F+E Niederlassung Vertriebsgesellschaft ServiceCenter

Kontaktbüro immateriell Quelle: in Anlehnung an Hünerberg (1994, S.129).

materiell

Auslandsorientierung

99

In Abhängigkeit von ihrer management- und produktbezogenen Kompetenz und der strategischen Bedeutung des jeweiligen Auslandsmarktes können die einzelnen Auslandsgesellschaften unterschiedliche Rollen im Unternehmensverbund übernehmen (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Strategische Rollen von Auslandsgesellschaften

gering

Kompetenz der Auslandsgesellschaft

gering

groß

Strategische Bedeutung des Auslandsmarktes

groß

Strategische Umsetzung

Schwarzes Loch

Strategische Unterstützung

Strategische Führung

Quelle: Bartlett/Ghoshal (1986, S.90), entnommen und leicht modifiziert: Macharzina/Oesterle (2002, S.720).

(2) Die Frage der optimalen Koordination von Auslandsniederlassungen zählt zu den zentralen Internationalen Managements. Wie Martinez & Jarillo als Ergebnis einer Erkenntnisobjekten des Metaanalyse berichten, standen anfangs die „harten“ Koordinationsinstrumente (z.B. Zentralisation des Entscheidungsprozesses, Standardisierung) im Mittelpunkt der einschlägigen Diskussion. Seit Ende der siebziger Jahre fanden jedoch die „weichen“ Instrumente zunehmend Beachtung und Anerkennung Sozialisationswirkung der Un(z.B. informelle Mechanismen wie regelmäßige Kommunikation, Netzwerke). Diesen Soft Factors wird jenes Maß an Flexibilität zugeschrieben, ternehmenskultur, das erforderlich ist, um der Maxime Think Global, Act Local gerecht zu werden. Entsprechend einer weithin akzeptierten Dreiteilung wird dabei unterschieden zwischen: strukturelle Koordination ( Holding, Internationale Division, globale Struktur), technokratische Koordination (Ausmaß, in dem im Vorhinein festgelegte Regeln wie das Just in Time-Prinzip die Fertigungs- und Verwaltungsprozesse steuern) und personenorientierte Koordination (z.B. kurz- und längerfristige Entsendung von Mitarbeitern aus der Muttergesellschaft in Tochter- bzw. Auslandsgesellschaften). Daneben diskutieren Macharzina & Oesterle so genannte kausale Konzepte der Koordination von Auslandsgesellschaften. Hierbei handelt es sich um folgende Formen: a) Differenzierte Koordination: Sie hat ihren Ursprung in den jeweiligen Auslandsgesellschaften selbst oder in den Marktbedingungen, unter denen diese agieren (Koordination durch Ressourcenabhängigkeit und administrativen Kontext, rollenbezogene Koordination, netzwerkorientierte Koordination). b) Verbundweite Koordination: Hierbei liefert nicht die Situation der einzelnen Auslandsgesellschaft die Bestimmungsgründe für Art und Einsatz der Koordinationsinstrumente, sondern die Gesamtsituation des Unternehmensverbundes. Als Unterkategorien werden die strategische Orientierung und die daraus sich ergebenden Interdependenzen (gebündelt, sequenziell oder wechselseitig) und die Internaglobal) unterschieden. tionalisierungsstrategie ( international, multinational, blockiert global, " Hünerberg, R.: Internationales Marketing, Landsberg/Lech 1994. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008. Macharzina, K.; Oesterle, M.-J.: Bestimmungsgrößen und Mechanismen der Koordination von Auslandsgesellschaften, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.705-736. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002. Holtbrügge, D.; Welge, M.K.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2010. Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010.

Auslandsorientierung (1) in das Internationale Marketing eingeführtes, primär sozialwissenschaftlich begründetes Konstrukt. Wie im Rahmen mehrerer ländervergleichenden Studien empirisch gezeigt werden konnte,

100

Auslandsproduktion

leistet die Auslandsorientierung einen wesentlichen Beitrag zur Erklärung und Prognose des Exportklein- und mittelständischer Unternehmen. Im Sinne dieser Theorie sind Manager auslandserfolgs orientiert und besitzen Exportbereitschaft, wenn sie ... eine überdurchschnittliche psychische Nähe zu fremden Märkten oder Ländern besitzen ( Distanz, psychische), risikofreudig, flexibel und änderungswillig sind und nicht erwarten, dass längere berufsbedingte Auslandsaufenthalte sich negativ auf Familie und Beruf auswirken ( Änderungsbereitschaft), Export grundsätzlich als eine erfolgversprechende Strategie der Krisenbewältigung akzeptieren, jünger und besser ausgebildet sind als ihre Kollegen, Fremdsprachen besser beherrschen sowie häufiger Auslandsreisen unternehmen als diese. (2) Die verschiedenen nachgelagerten Konstrukte des Metakonstrukts Auslandsorientierung lassen sich wie folgt beschreiben: a) Flexibilität: Beharrt ein Manager auf individuellen Strategien und Problemlösungstechniken, die früher, d.h. unter anderen Marktbedingungen, angemessen waren, nun aber die Erreichung aktueller Ziele behindern, oder ist er in der Lage, erforderlichenfalls neue Wege zu beschreiten ( Flexibilität)? b) Risikowahrnehmung und Risikobereitschaft: Prägen Risikoaversion bzw. Risikopräferenz, als perEntscheidungen sönlichkeitsbedingte Verhaltensbereitschaft, die auf den Auslandsmarkt bezogenen von Managern oder geben rationale Erwägungen bzw. situative Faktoren den Ausschlag ( RisikobeRisikowahrnehmung)? reitschaft; c) Psychische Nähe: Werden ausländische Märkte eher als fremdartig oder eher als vertraut erlebt? d) Änderungsbereitschaft: Erkennen Manager in Krisenzeiten die Notwendigkeit, eingespielte betriebliche Arbeitsabläufe zu ändern, und akzeptieren sie die anstehenden Veränderungen prinzipiell? e) Akzeptanz des Exportgeschäfts: Löst eine krisenbedingte Reorganisation der Unternehmenstätigkeit charakteristische Vorbehalte gegenüber der Exportstrategie aus ( Akzeptanz)? f) Internationale Mobilität: Welche Auswirkungen längerer berufsbedingter Auslandsaufenthalte auf Familie und berufliche Karriere erhoffen bzw. befürchten Manager ( Entsendung; Mobilität)? " Bauer, R.A.: Consumer Behavior as Risk Taking, in: Hancock, R.S. (Ed.), Dynamic Marketing for a Changing World, Proceedings of the 43rd Conference of the AMA, Chicago/IL 1960, pp.389-398. Kumar, B.N.; Epple, P.: Exporte, Kooperationen und Auslandsgesellschaften als Stationen des Lernens im Internationalisierungsprozess, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.257-272. Macharzina, K.; Oesterle, M.-J.: Bestimmungsgrößen und Mechanismen der Koordination von Auslandsgesellschaften, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.705-736. Müller, S.: Die Psyche des Managers als Determinante des Exporterfolges. Eine kulturvergleichende Studie zur Auslandsorientierung von Managern aus sechs Ländern, Stuttgart 1991, S.123ff.

Auslandsproduktion kann indirekt, mit Hilfe von externen Zulieferunternehmen ( Auftragshersteller; Beschaffung, Auslandsniederlassungen bzw. Tochtergesellschaften globale), oder direkt, mit Hilfe eigener bewerkstelligt werden ( Produktionsmanagement, internationales). In beiden Fällen hat sich eine große Diversität an Erscheinungsformen entwickelt, die systematisiert und einem Ordnungsschema unterworfen wurden. (1) Zunächst lassen sich die produzierenden Auslandsniederlassungen eindimensional nach Maßgabe der Intensität der Leistungserstellung im Ausland rangreihen. Bei der Vorproduktion übernimmt die Muttergesellschaft frühe Phasen des ausländische Tochtergesellschaft im Fertigungsverbund mit der Produktionsprozesses. Hierbei kann es sich um einen exklusiven Leistungsverbund handeln. Denkbar ist aber auch, dass die Tochtergesellschaft überdies andere Tochtergesellschaften dieses Unternehmens oder fremde Unternehmen beliefert. Die Veredelung, als nächste Stufe, wird unterteilt in die aktive und Veredelungsverkehr). Um Auslandsproduktion im die passive Veredelung ( Lohnveredelung; engeren Sinn handelt es sich, wenn alle bzw. die wichtigsten Stufen des Fertigungsprozesses an einem StammAuslandsstandort durchlaufen werden (evtl. unter Einschluss von Zulieferungen aus dem haus oder anderen ausländischen Tochtergesellschaften des Unternehmens). (2) Wie Tochtergesellschaften im Allgemeinen, so erfüllen einer anderen Sichtweise zufolge auch Produktionsgesellschaften unterschiedliche Rollen im Unternehmensverbund, je nachdem, welche

Auslandsprojektgesellschaft

101

strategische Option verfolgt werden soll. Diese Rollen variieren auf zwei Dimensionen: Dem strategischen Grund, der für eine bestimmte Standortwahl spricht ( Standort), und der in der jeweiligen Produktionsstätte vorgehaltenen (technologischen) Kompetenz. Mit Hilfe von Fallstudien hat K. Ferdows nachstehende Rollentypologie entwickelt (vgl. Abb.). Im Einzelnen können produzierende Tochtergesellschaften folgende strategische Rollen ausfüllen: a) Off Shore-Factory: Ihr Asset ist der kostengünstige Zugang zu Produktionsfaktoren (Arbeitskräfte, Energie etc.). Die Funktion dieses Typus ist weitgehend auf den Produktionsbereich beschränkt. Grundlegende Rollen von Tochtergesellschaften im Unternehmensverbund

LeadFactory

ausgeprägt

ContributorFactory

SourceFactory

Technologische Kompetenz

ServerFactory OffShoreFactory

schwach Kostenvorteile

OutpostFactory Können & Wissen

Marktnähe

Zentraler Grund der Standortwahl Quelle: Ferdows (1997, S.77ff); in Anlehnung an Kutschker/Schmid (2008, S.350).

b) Source-Factory: Bringt neben dem Kostenvorteil ein erhebliches Maß an Kompetenz und Know how ein, weshalb dieser Typus nicht mehr als austauschbarer Zulieferer agiert, sondern (auch) Schlüsselkomponenten fertigt und Schlüsselprozesse beherrscht. c) Outpost-Factory: Vorgeschobener „Horchposten“ des Unternehmens, der vorzugsweise in Regionen angesiedelt wird, in denen sich ein Standortverbund wettbewerbsstarker Konkurrenten etabliert hat, um die weitere Entwicklung zu beobachten ( Cluster). d) Lead Factory: Verfügt über ausgeprägtes technisches Know how und spielt innerhalb eines internationalen Fertigungsverbundes, aber auch beim Generieren von Innovationen eine zentrale Rolle. e) Server-Factory: Dieser Typus der Tochtergesellschaft verbindet Marktnähe mit einem mittleren Standardisierungs-DiffeGrad an technologischer Kompetenz. Zur bestmöglichen Bewältigung des kultursensiblen Gütern die erforderliche Anpassung an die lokarenzierungsproblems haben sie bei len, regionalen bzw. nationalen Bedürfnisse der Käufer und Besonderheiten des Marktes zu gewährleisten. Kutschker & Schmid (S.353) nennen als typisches Beispiel hierfür die Abfüllgesellschaften von Softdrink-Herstellern wie Coca-Cola. f) Contributor-Factory: Bedient gleichfalls den lokalen wie den nationalen Markt. Da sie aber über mehr Know how und Kompetenz verfügt, erfüllt die Contributor-Factory darüber hinaus zentrale Funktionen für das Gesamtunternehmen, u.a. die Auswahl von Lieferanten ( Beschaffung, globale). Nicht selten werden Contributor-Factories auch als Testmarkt für kritische Produkte bzw. Prozesse genutzt. " Ferdows, K.: Mapping International Factory Networks, in: Ferdows, K. (Ed.), Managing International Manufacturing, Amsterdam 1989, pp.3-21. Ferdows, K.: Making the Most of Foreign Factories, in: Harvard Business Review, Vol.75 (1997), No.2, pp.7388. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.349ff.

Auslandsprojektgesellschaft zählt zu den Sonderformen des Außenhandels. Von einem Betreiberkonsortium geplant, finanziert und errichtet, entwickeln Projektgesellschaften weltweit Großanlagen aller Art (die z.B. bei der RohRohstoff). Insofern sind Auslandsprojektgesellschaften dem stoffgewinnung eingesetzt werden; Internationalen Investitions- und Industriegütermarketing zuzurechnen ( Internationales Investitions-

102

Auslandsquote

gütermarketing). Neben Komplexität und Risikohaftigkeit derartiger Anlagen stellen deren Finanzierung und Unterhaltung besondere Herausforderungen an das Management ( Betreibermodelle). " Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.80f.

Auslandsquote einfache Kennzahl der Internationalisierung. Indem man die jeweils entsprechenden nationalen und internationalen Bestandsgrößen (z.B. Anzahl der Beschäftigten) oder Bewegungsgrößen (z.B. Investitionen, Absatz, Gewinn) zueinander in Beziehung setzt, erhält man einen ersten Eindruck von der relativen Bedeutung des Auslandsgeschäfts für ein Unternehmen, eine Branche oder eine ganze Volkswirtschaft (z.B. Auslandsquote Personal = Anzahl der im Ausland Beschäftigten ./. Anzahl der im Inland Beschäftigten). Im Gegensatz dazu wird dessen absolute Bedeutung durch Kennzahlen wie den Auslandsumsatz erfasst. Eindimensionale Indikatoren ( Exportquote, Personalquote etc.) sind gewöhnlich mehr oder minder korreliert und deshalb nur begrenzt aussagefähig ( Korrelation). Auch aus einem anderen Grund können sie der Vielschichtigkeit und Mehrdimensionalität des Phänomens „Internationalisierung“ nicht gerecht werden. Denn häufig ändern Unternehmen im Laufe der Zeit die Form der Marktbearbeitung bzw. verfolgen multiple Strategien. Deshalb kann man bspw. aus einer rückläufigen Exportquote nicht zwangsläufig folgern, das Unternehmen sei nunmehr „weniger international“. Im Regelfall verhält es sich vielmehr umgekehrt. Möglicherweise wurde das Auslandsengagement intensiviert, indem man die Direktinvestitionen ergänzt bzw. ersetzt hat (z.B. anfänglich ausschließliche Exportstrategie durch Pfade der Internationalidurch Gründung einer Produktionsstätte „vor Ort“). Derartige komplexere sierung sind, wie Bamberger & Wrona berichten, u.a. für die Automobilindustrie oder die Investitionsgüterindustrie charakteristisch. Fiktives Internationalisierungsprofil im Zeitverlauf Anteil des Auslandsgeschäfts (in %)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Umsatz

Produktion Investition in Sachanlagen Anlagevermögen Beschäftigte F+EAufwand Legende:

1970

2010

" Bamberger, I.; Wrona, T.: Ursachen und Verläufe von Internationalisierungsentscheidungen mittelständischer Unternehmen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.273-313. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.102ff.

Auslandswechsel

103

Auslandsreisender Mitarbeiter eines inländischen Unternehmens, welcher von diesem ins Ausland entsandt wird ( Entsendung), um dort dessen Produkte und/oder Dienstleistungen zu vermarkten, den Markt zu beobachAbsatzmittler sind Auslandsreisende somit abhängig Beschäftigte, die allerdings ten etc. Anders als im Regelfall während der Dauer ihrer Entsendung vergleichsweise große Entscheidungs- und Handlungsfreiheit haben. Auslandsrisiko

Außenhandelsrisiko

Auslandstochtergesellschaft Auslandsüberweisung

Tochtergesellschaft

Zahlungsinstrumente, nichtdokumentäre

Auslandswechsel auf einen Gebietsfremden bezogener und von diesem akzeptierter Wechsel. In allen europäischen Einheitliche Wechselrecht, im CommonLändern (außer Großbritannien und Irland) gilt das wealth-Raum das anglo-amerikanische Wechselrecht. Im Regelfall ist bei einer Wechselerklärung den Ablauf eines Wechselgeschäfts Aussteller = Trassant = Indossant

Warenverkauf Wechselziehung = Trassierung Akzept

Bezogener = Trassat = Akzeptant

Übertragung und Weitergabe des gezogenen Wechsels (Rimesse)

Indossatar A = Remittent A

Präsentation des Wechsels/ Belastung des Bezogenenkontos (bzw. Protest)

Notifikation

Übertragung und Weitergabe der Rimesse Indossatar B = Remittent B = Kreditnehmer = Wechseleinreicher Diskontierung der Rimesse/ Gutschrift des diskontierten Wechselbetrages im Rahmen des Einreicherobligos Indossatar C = Remittent C = Kreditgeber Quelle: Jahrmann (2004, S.436).

Sprungregress

Notifikation Reihenregress

Geldmarktteilnehmer Wechselinkasso

Verkauf Verkauf am Geldmarkt

Domizilstelle = einlösende Bank

104

Auslandszulage

Formerfordernissen des Rechts jenes Landes zu entsprechen, auf dessen Gebiet die Erklärung unterschrieben wurde. Ein nach europäischem Recht gefertigter Wechsel muss folgenden Formerfordernissen gerecht werden: Im Text der Urkunde muss das Wort „Wechsel“ in der Sprache erscheinen, in welcher der Wechsel ausgestellt wurde. Weiterhin bedarf es der unbedingten Anweisung, eine beSolawechsel das unbedingte Versprechen). Schließlich stimmte Geldsumme zu bezahlen (bei einem sind erforderlich: der Name des Bezogenen, die Verfallszeit ( Sichtwechsel), Zahlungsort und Zahlungsempfänger, Tag und Ort der Ausstellung sowie Unterschrift des Ausstellers. " Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004. Sauer, H.D.: Formen der Finanzierung von Exportgeschäften, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.493-509.

Auslandszulage erhalten ins Ausland entsandte Mitarbeiter zusätzlich zu ihrem regulären Arbeitsentgelt ( EntVerpflegungsmehraufsendung). Dies kann im einfachen Fall in Gestalt einer Pauschale für wendungen und Übernachtungskosten geschehen. Die Auslandszulage im weiteren Sinn kann mehrere Komponenten umfassen: neben dem Kaufkraftausgleich, der dazu bestimmt ist, Unterschiede zwischen Kaufkraft und Lebenshaltungskosten zu Herkunftsland und Ort des Auslandseinsatzes hinsichtlich kompensieren, werden häufig Wohnkostenausgleich, Schulkostenausgleich und andere Zusatzleistungen gewährt (z.B. Umzugskosten, Kosten von Heimreisen, Clubmitgliedschaften etc.). Hinzu kommen gegebenenfalls bestimmte Ausgleichszahlungen (z.B. im Falle von Einkommenssteuermehrbelastung, Sozialversicherung) und die Auslandszulage im engeren Sinn: Hierbei kann es sich um eine Mobilitätszulage (z.B. 10% des Nettogehalts) und/oder eine Hardship-Zulage (z.B. 25% des Nettogehalts) handeln. Dadurch sollen zusätzliche Belastungen ausgeglichen werden, die sich aus dem jeweiligen ausEuropäischen Union oder die ländischen Standort ergeben. Zielländer wie die Mitgliedsländer der USA fallen in die Ländergruppe A. Da sie vergleichbare Lebensbedingungen bieten, ergibt sich eine Erschwerniszulage von 0%. Ägypten, Brasilien, Thailand etc. gehören der Kategorie E an: mittlere Erschwernis, die mit +20% kompensiert wird. Bangladesch, Mozambique und vergleichbare Länder bilden schließlich die höchste Erschwerniskategorie (I = +40%). Neben der Kompensation von zusätzlichen Erschwernissen ( Balanced Sheet Approach) wird die Auslandszulage häufig auch als finanzieller Anreiz eingesetzt, der Mitarbeiter veranlassen soll, das Unternehmen für einen längeren Zeitraum im Ausland zu vertreten. " Berndt, R.; Altobelli, C.F.; Sander, M.: Internationales Marketing-Management, 3.Aufl., Berlin 2005, S.332ff. Laws, B.: Vergütung beim internationalen Personaleinsatz, in: Laws, B.; Koziner, A.; Waldenmaier, M. (Hrsg.), Mitarbeiter ins Ausland entsenden, Wiesbaden 2007, S.13-104.

Auslandszuschlag im Rahmen der internationalen Preispolitik als Bestandteil der kostenorientierten, progressiven Kalkulation erhobener Preisbestandteil. Dieser soll pauschal die zusätzlichen, durch die Vermarktung in einem Auslandsmarkt anfallenden Kosten und Risiken abgelten ( Preispolitik, internationale). Ausschreibung (1) öffentliche Bekanntgabe eines eigenen Beschaffungsbedarfs und Aufforderung an geeignete Anbieter, ein Angebot abzugeben. Wichtiges Ziel einer Ausschreibung ist es, unter potenziellen Anbietern Europäischen Binnenmarkt sind Ausschreieinen Kosten- und Leistungswettbewerb auszulösen. Im bungen in der Mehrzahl der Fälle unter Einhaltung einschlägiger EU-Normen gemeinschaftsweit bzw. international zu öffnen und anschließend die getroffene Vergabeentscheidung bekannt zu geben. Allgemein werden drei Arten von Ausschreibungsverfahren unterschieden: offene und beschränkte Ausschreibung sowie Ausschreibung mit Vorqualifikation. (2) Die Europäische Kommission möchte Städte und Gemeinden dazu verpflichten, selbst kleinere Aufträge öffentlich auszuschreiben. Gemäß den EU-Vergaberichtlinien gelten bislang bei Waren und Dienstleistungen 211,00 € und bei Bauaufträgen 5,3 Mio. € als Grenzwert. Gemäß der laufenden Europäischen Gerichtshofes verstößt dies jedoch gegen höherrangige RechtsRechtsprechung des grundsätze (Freiheit des Warenverkehrs, Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheit). Anders als bei

Außenhandelsbank

105

Großaufträgen möchte sich die Kommission dabei mit einem vereinfachten Verfahren begnügen: AusAmtsblatt der Europäischen Gemeinschaft. Die Bundesregierung hat schreibung im Internet statt im als Bestandteil der E-Government-Initiative BundOnline 2005 auch das Projekt Öffentlicher Eink@uf klein- und mittelständischen Unternehmen zu ermöglichen, sich Online gestartet, um es insb. auch an öffentlichen Ausschreibungen zu beteiligen ( E-Government). Dem stehen zum einen KMUtypische Hindernisse entgegen (z.B. fehlende Ausstattung mit Signaturkarten und Kartenlesegeräten). Zum anderen sorgt die Vielzahl von Vergabeplattformen, auf denen parallel zur E-Vergabeplattform des Bundes öffentliche Aufträge ausgeschrieben werden, für Intransparenz. Bruttosozialprodukts der Europäischen Union basieren auf öffentlichen, zumeist (3) 16% des Singapur-Themen; Standortflucht). Deutsche Unterinternationalen Ausschreibungen (vgl. auch nehmen kommen dabei seltener zum Zuge, als es ihrer Anzahl und Kompetenz entspricht. Deshalb hat Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) mit der Datenbank EU-Binnenmarkt-Ausschreibungen die ein Werkzeug entwickelt, das die große und oft unübersichtliche Menge an Hinweisen auf EUBinnenmarkt-Ausschreibungen schneller und leichter zugänglich macht. Hierzu werden die täglich ca. 600-800 Ausschreibungshinweise einem von 15 Branchenkörben zugeordnet (z.B. „Bau/Versorgung, Baubedarf“ oder „Büro, Bürobedarf, Druck, Papier“). " Glock, C.; Broens, M.: Teilnahmemöglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen an digitalen Ausschreibungen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 35.Jg. (2006), Nr.1, S.39-42.

(

http://www.bfai.de (Rubrik „Außenwirtschaft/Ausschreibungen“)

Ausschuss der Regionen Gremium der Europäischen Union, das bei Rechtsetzungsvorschlägen, die in den Bereichen Verkehr, Gesundheit, Beschäftigung und/oder Bildung unmittelbar kommunale bzw. regionale Belange tangieren ( Region), angehört wird. Diesem Ausschuss gehören 344 Mitglieder an (insb. führende Regionalpolitiker und Bürgermeister). Außenbeitrag im Rahmen der

Leistungsbilanz Saldo des Güter- und des Dienstleistungsverkehrs

Außenbeitragskonzept Maßstab eines außenwirtschaftlichen Gleichgewichts bzw. Ungleichgewichts. Ein positiver AusAusfuhren Waren und Dienstleistungen minus Summe aller entspresenbeitrag (= Summe aller Einfuhren) besagt, dass eine Volkswirtschaft mehr Güter und/oder Dienstleistungen auschenden als einführt. Außenhandel (1) grenzüberschreitender Warenverkehr einer Volkswirtschaft bzw. grenzüberschreitender Tausch von Import ausländischer Güter und den Export inländischer Gütern. Der Außenhandel umfasst den Außenhandelsursachen, d.h. die Gründe, warum VolkswirtGüter ( Außenhandelsstatistik). Die Außenhandelsschaften Außenhandel betreiben, und dessen Auswirkungen sind Gegenstand der theorie. Strategien und Maßnahmen zur Beeinflussung des Außenhandels werden im Rahmen der Außenhandelspolitik diskutiert ( Außenhandelspolitik). Welt(2) Ungehinderter Außenhandel integriert die verschiedenen nationalen Märkte zu einem markt: Die Weltwirtschaft als Summe aller Volkswirtschaften ( Globalisierung; Integration). " Borchert, M.: Außenwirtschaftslehre, 7.Aufl., Wiesbaden 2001. Conrad, C.: Außenwirtschaftliche Marktmechanismen zur Integration der Weltwirtschaft, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 32.Jg. (2003), Nr.6, S.345-350.

Außenhandelsbank im Auslandsgeschäft erfahrene deutsche Banken, die in der Nachkriegszeit von der jeweiligen Militärregierung der einzelnen Besatzungszonen ermächtigt wurden, Auslandsgeschäfte zu finanzieren. AnBank deutscher Länder vereinbarten Rahmens über deren fangs nur befugt, innerhalb eines mit der

106

Außenhandelsbetriebslehre

Konten im Ausland zu verfügen, konnten die Außenhandelsbanken in den Folgejahren eigene Auslandskonten führen. Seit 1956 steht es allen inländischen Banken frei, Auslandsgeschäfte zu tätigen. Außenhandelsbetriebslehre

Theorie des Internationalen Marketing

Außenhandelsbilanz (1) im übertragenen Sinn Saldo von Exporten und Importen eines Landes. Wie Abb. 1 zu entnehmen ist, erzielt die Bundesrepublik Deutschland regelmäßig einen erheblichen Exportüberschuss, 2008 etwa in Höhe von 176,3 Mrd. €. Abb. 1: Außenhandelsbilanz der deutschen Wirtschaft Ausfuhr (in Mrd. €)

965,2 893,0 786,3

Einfuhr (in Mrd. €)

731,5 638,3

597,5

454,3 340,4

329,2

343,1

326,0

321,3

289,6

994,9

353,1

315,4

488,4

353,0

339,6

734,0

394,8

769,9

628,1 538,3

423,5

818,6

510,1

403,4

383,2

651,3

664,5

542,8

575,4 518,5

534,5

444,8

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: Statistisches Bundesamt.

Abb. 2: Deutschlands wichtigste Handelspartner (2008) Die wichtigsten Kunden (Ausfuhr in Mrd. €)

Die wichtigsten Lieferanten (Einfuhr in Mrd. €) 96,9

Frankreich 71,5

USA Großbritannien

66,8

Niederlande

65,5

Italien

64,0

Österreich

53,8

Belgien

51,6 43,7

Spanien Polen Schweiz China

Russland

40,1 40,0 34,1

32,3

Niederlande

72,1

Frankreich

66,7

China

59,4 46,1

USA

46,0

Italien Großbritannien

44,3

Belgien

39,8

Österreich

35,9 33,1 31,2 28,6 26,2

Schweiz Russland Tschech. Republik Polen

Außenhandelsgewinn

107

Nahezu 57% aller Exporte der deutschen Wirtschaft gingen in diesem Jahr in EU-Länder, und 52% aller Importe stammten von dort. Daran kann man erkennen, dass die internationale Arbeitsteilung zunehmend eine intraindustrielle Arbeitsteilung ist ( Arbeitsteilung). Im bilateralen Vergleich (vgl. Abb. 2, Seite 106) wurde der größte Überschuss mit Frankreich, dem wichtigsten Handelspartner Deutschlands, erzielt (30,2 Mrd. €), während vor allem von China wesentlich mehr Ware bezogen wurde, als deutsche Unternehmen im Vergleichsjahr dorthin geliefert haben (- 22,3 Mrd. €). (2) Berücksichtigt man allerdings das technologische Niveau der ausgeführten Güter, so zeigt sich, dass die deutsche Exportwirtschaft lediglich bei der Ausfuhr von hochtechnologischen Gütern führend ist, während sie bei spitzentechnologischen Gütern im unteren Mittelfeld rangiert (vgl. Abb. 3). Spitzentechnologie produzieren laut OECD die Luft- und Raumfahrt, die Pharmazeutische Industrie, die Hersteller von medizinischen und optischen Geräten sowie Präzisionsinstrumenten, die Hersteller von Büromaschinen und EDV-Geräten sowie von Kommunikationstechnologie. Dem Bereich Hochtechnologie werden der Fahrzeugbau, die Chemische Industrie, die Hersteller von Transportgütern, die Hersteller von sonstigen elektrischen Maschinen sowie der sonstige Maschinenbau zugerechnet. Abb. 3: Technologische Struktur des deutschen Außenhandels (2002) Ausfuhr von Gütern der Spitzentechnologie (in % aller Ausfuhren)

Ausfuhr von Gütern der Hochtechnologie (in % aller Ausfuhren)

Irland

55,2

Dänemark

19,0

Japan

51,2

Schweden

Südkorea

34,9

Deutschland

18,5

Deutschland

49,3

Portugal

34,7 32,1

Großbritannien

34,3

Belgien

17,5

Spanien

41,8

Großbritannien

31,0

USA

32,9

Österreich

15,7

Frankreich

39,0

Südkorea

29,9

Japan

27,7

Italien

11,5

Österreich

38,7

Niederlande

27,7

Niederlande

26,3

Portugal

9,8

Italien

37,2

Irland

26,2

Finnland

24,0

Spanien

9,8

Belgien

36,9

Dänemark

24,9

Frankreich

22,9

Kanada

9,6

Kanada

35,1

Finnland

24,7

Schweden

20,2

Griechenland

8,8

USA

35,1

Griechenland

13,5

Quelle: OECD.

Außenhandelsfinanzierung wird einerseits in die mittel- und langfristige Finanzierung des Außenhandels (z.B. Forfaitierung, Kreditanstalt für Wiederaufbau) sowie die kurzfristige Finanzierung des Außenhandels Kredite der (z.B. Akkreditiv) unterschieden und andererseits in die Importfinanzierung und in die Exportfinanzierung ( Kreditpolitik, internationale) Außenhandelsförderung zielt auf den Erhalt bzw. Verbesserung der Wettbewerbsposition heimischer Unternehmen auf dem Weltmarkt ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Das System der deutschen Außenhandelsförderung ruht im Wesentlichen auf drei Säulen: der staatlichen Exportkreditversicherung ( HERMES Kreditversicherungs-AG), den Investitionsgarantien für deutsche Unternehmen ( Direktinvestition) sowie den Bürgschaften und Garantien, die deutsche Kreditinstitute erhalten, wenn sie ausländischen Investoren ungebundene Finanzkredite (UFK) geben. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers AG teilt die UFK-Garantien im Auftrag des Bundes aus, sofern die Projekte im staatlichen Interesse der Bundesrepublik Deutschland liegen (z.B. Projekte zur Rohstoffversorgung). Außenhandelsgewinn Verbesserung der Versorgung einer Volkswirtschaft zunächst mit bereits vorhandenen Gütern, später auch mit solchen Gütern, die im Inland nicht oder nur zu relativ hohen Kosten verfügbar sind. Gemäß Theorie der komparativen Kosten erwächst der Außenhandelsgewinn aus der Möglichkeit der der internationalen Arbeitsteilung und der Spezialisierung auf relativ kostengünstige Produktionszweige,

108

Außenhandelskammer

was Produktivitätssteigerungen ermöglicht (Spezialisierungsgewinn; Arbeitsteilung, internationale). Terms of Trade signalisiert eine Umverteilung des Außenhandelsgewinns. Eine Veränderung der Außenhandelskammer

Auslandshandelskammer

Außenhandelsmonopol

Leitbild des Außenhandels

Außenhandelsorganisation

Japan External Trade Organisation

Außenhandelspolitik Teil der Außenhandelswirtschaft. Als Außenhandelspolitik bezeichnet man das komplexe Gefüge Leitbildern, Strategien und Maßnahmen, welche die internationale Ordnungspolitik ausmachen von Weltwirtschaftsordnung konkretisieren. und sich in der (1) Im engeren Sinn versteht man unter Außenhandelspolitik die Gesamtheit aller ordnungspolitischen Weltwirtschaftsordnung entsprechend Maxime, Strategien und Maßnahmen, die geeignet sind, die Freihandel; Liberalismus; Marktwirtdem jeweils gültigen Leitbild zu gestalten ( Autarkie; Merkantilismus; Protektionismus). Die nach dem Zweiten Weltkrieg eher pragmatisch schaft; denn strikt ordnungspolitisch angelegte reale Außenhandelspolitik war und ist vor allem bemüht, im Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) für eine Deregulierung der internaRahmen des Handelshemmnisse abzubauen. tionalen Handelsbeziehungen zu sorgen, d.h. (2) Außenhandelspolitik im weiteren Sinn versucht, mit den Mitteln der Zollpolitik ( Zoll), Kontingentpolitik ( Kontingent; Mengenbeschränkung), nichttarifären Handelspolitik (diverse administrative Vorschriften), Zahlungspolitik (z.B. Ausfuhrprämien, Steuer- und Zollvergütung) sowie Handelsvertragspolitik und Zahlungspolitik die Prozesse des internationalen Handelsverkehrs zu gestalten (vgl. Abb.). Mit Blick auf die Güterströme ist man hauptsächlich bestrebt, die Terms of Trade zu beeinflussen (d.h. die Mengenstruktur der Aus- und Einfuhren im Verhältnis zur Preisstruktur). Instrumentarium der Außenhandelspolitik Außenhandelspolitik Importbeschränkung

tarifäre Importbeschränkung

Zölle, Abschöpfungen

Exportförderung

nichttarifäre Importbeschränkung

Importkontingente

Selbstbeschränkungen

Sonstige nichttarifäre Hemmnisse

Subventionen, Dumping

Quelle: Kortmann (1998, S.194).

(3) Andere, diesen Zielen entgegengesetzte Auffassungen von Außenhandelspolitik verkörpern aus Merkantilismus und aktuell der Protektionismus wie der Neue historischer Sicht bspw. der Merkantilismus. Als „dritter Weg“ zwischen Freihandel und Protektionismus können IntegrationsabFreihandelszone oder Zollunion, betrachtet werden. Sie bilden zwar kommen, z.B. in Gestalt von

Außenhandelsstruktur

109

intern einen Freihandelsraum, der aber Nichtmitgliedsländern aufgrund protektionistischer und protektionistischer Maßnahmen mehr oder minder verschlossen bleibt ( Festung Europa).

neo-

" Glismann, H.H.; Horn, E.J.; Nehring S. u.a.: Weltwirtschaftslehre, 1. Außenhandels- und Währungspolitik. Eine problemorientierte Einführung, Stuttgart 1992.

Außenhandelsposition Verhältnis von Außenhandelsüberschuss zu Außenhandelsumsatz. Nach W. Kortmann (S.43) lässt sich diese Außenhandelskenngröße mit der (betriebswirtschaftlichen) Umsatzrendite vergleichen: „Ein Außenbeitrag mit einem geringen Außenhandelsvolumen Land, das einen bestimmten (positiven) Außenhandel erzielt, als wenn dazu ein größeres erreicht, hat demnach einen größeren Erfolg im Volumen hätte umgesetzt werden müssen.“ " Kortmann, W.: Reale Außenwirtschaftslehre, Stuttgart 1998.

Außenhandelsrisiko (1) mit den verschiedenen Formen grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit verbundenes Risiko. Hierunter versteht man in Abgrenzung zum Konzept der Unsicherheit, welches das subjektiv empfundene Risiko oder die Ungewissheit über die Konsequenzen unternehmerischer Entscheidungen meint, die bei jeder wirtschaftlichen Tätigkeit „tatsächlich“ bestehende Verlustgefahr. Ausfallrisiko; Ausfuhr(2) Im Einzelnen werden folgende Erscheinungsformen unterschieden: Bonitätsrisiko; Länderrisiko; Refinanzierungsrisiko; Risiko, politisches; Rentarisiko; Währungsrisiko; Wechselkursrisiko. Zu beachten ist, dass die jeweiligen Risiken bilitätsrisiko; charakteristisch für die verschiedenen Spielarten des Auslandsgeschäfts sind ( MarkteintrittsstrateExport; Joint Venture; Lizenzvergabe; Direktinvestition) bzw. sein können. So ist gie; z.B. das politische Risiko sicherlich primär im Zusammenhang mit Direktinvestitionen zu beachten, während man bei Ausfallrisiko oder Wechselkursrisiko zunächst an den Export denkt. Außenhandelsstatistik erfasst den grenzüberschreitenden Warenverkehr eines Landes, wobei zwei Kategorien unterschieden Generalhandel und Spezialhandel. Beide unterscheiden sich hauptsächlich durch die werden: Ein- bzw. Ausfuhren über Zolllager und Freizonenlager. Erfassung bzw. Nichterfassung von Europäischen Binnenmarktes ist weiterhin zwischen der IntrahandelsSeit der Vollendung des Extrahandelsstatistik zu unterscheiden. Das Statistische Bundesamt veröffentstatistik und der licht Daten und methodische Hinweise zur Außenhandelsstatistik der Bundesrepublik Deutschland im Statistischen Jahrbuch sowie in der Fachserie 7 (Außenhandel). ( http://www.destatis.de/themen/d/thmaussen.htm Außenhandelsstrategie sektorale Entwicklungsstrategie, welche das Ziel verfolgt, den Entwicklungsländern eine verWelthandel). Entstärkte Teilnahme am internationalen Handel zu ermöglichen ( Entwicklung; Exportförderung bzw. scheidende Randbedingung ist dabei die Maßgabe, durch eine Strategie der Importsubstitution zu verhindern, dass Güter, welche für die Entwicklung eines Landes von der zentraler Bedeutung sind und gegebenenfalls importiert werden müssen (z.B. Energieträger), der eigenen Volkswirtschaft nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen. Außenhandelsstruktur der deutschen Wirtschaft bestand im 19. Jahrhundert zu einem Drittel aus Textilerzeugnissen (vor allem Stoffe aus Wolle und Baumwolle), während der heute so wichtige Maschinenbau in jener Zeit nur von untergeordneter Bedeutung war (= 3,7%). Diese Außenhandelsstruktur reflektiert die damalige Rolle der Wirtschaft des Deutschen Reiches: ein typischer Rohstoffveredler. 2009 trug der Maschinenbau 15,1% zum Gesamtexport bei und zählt zusammen mit der Automobilindustrie (14,9%) und der Chemischen Industrie (9,1%) zu den „Großen Drei“ des deutschen Außenhandels ( Warenstruktur).

110

Außenhandelstheorie, klassische

Güterstruktur des deutschen Außenhandels (2009, in Mrd. €) Ausfuhr

Einfuhr

Maschinen

121,8

50,0

Kraftwagen u.ä.

120,5

62,1

Chemische Erzeugnisse

73,9

48,6

Elektronische Erzeugnisse

64,9

70,1

Elektrische Ausrüstung

48,6

29,2

Pharmazeutische Erzeugnisse u.ä.

47,4

35,5

Sonstige Fahrzeuge

35,7

32,2

Metalle

37,6

33,1

Nahrungs- und Futtermittel

34,0

31,0

Metallerzeugnisse

27,6

16,4

Gummi- und Kunststoffwaren

27,2

17,0

Papier und Pappe

16,0

11,7

Bekleidung

11,9

21,4

Glas und Keramik

10,5

6,4

Kokerei- und Mineralölerzeugnisse

10,1

14,6

Textilien

8,2

7,7

Möbel

6,8

7,6

Landwirtschaft und Jagd

6,6

20,0

Holz und Flechtwaren (ohne Möbel)

5,2

3,9

Getränke

3,8

4,1

Leder und Lederwaren

3,8

6,7

Tabakerzeugnisse

3,0

1,0

Energieversorgung

3,3

2,3

Erdöl und Erdgas

2,6

55,0

Steine, Erden, Bergbau

1,2

1,1

Forstwirtschaft

0,3

0,4

Fischerei

0,2

0,4

Kohle

0,1

3,3

Erze

0,01

4,2

Quelle: Statistisches Bundesamt.

Außenhandelstheorie, klassische setzt sich aus zwei voneinander weitgehend unabhängigen Teildisziplinen zusammen: der monetären und der realen Außenhandelstheorie ( Außenhandelstheorie, monetäre; Außenhandelstheorie, reale; vgl. Abb., nächste Seite). Erkenntnisgegenstand der realen Außenhandelstheorie ist der langfristige internationale güterwirtschaftliche Handel, den Vertreter dieser Schule primär mit Hilfe mikroökonomischer Methoden analysieren. Die makroökonomisch orientierte monetäre Außenhandelstheorie befasst sich hingegen mit den Zahlungsströmen, welche den internationalen Handel begleiten bzw. ermöglichen, sowie den Kapitalverkehrsbeziehungen ( Handel, internationaler). Dabei finden die Konsequenzen für die WechselZahlungsbilanzen besondere Beachtung der Wissenschaftler. Während die positive kurse und die Außenhandelspolitik benötigten Informationen beschafft (etwa Außenhandelstheorie die von der Außenhandelsverflechtung), konzentriert sich die normative Außenhandurch das Monitoring der Außenhandelspolitik zu geben (etwa auf der Basis des delstheorie darauf, Empfehlungen für die

Außenhandelstheorie, neuere

111

Vergleichs der Wohlfahrtswirkungen unterschiedlicher Gestaltungen von Art und Struktur internationaler Handelsbeziehungen). Struktur der Außenhandelstheorie Außenhandelstheorie

reale Empirie

Theorie

Politik

monetäre

Handelsstatistik, Zahlungsbilanz

Kapitalverkehrsstatistik, Zahlungsbilanz

Theorie des internationalen Handels

Devisenmarkt- und Wechselkurstheorie

Entwicklungstheorie

Zahlungsbilanztheorie

Nationale Außenhandelspolitik

Nationale Währungspolitik

Internationale Handelsordnung und Handelspolitik

Internationale Währungsordnung und Währungspolitik

Quelle: Kortmann (1998, S.2).

Außenhandelstheorie, monetäre befasst sich in Abgrenzung zur realen Außenhandelstheorie primär mit den Finanztransaktionen der internationalen Wirtschaft sowie den Phänomenen, welche unter der Kategorie „Geld und Währung“ zusammengefasst werden ( Außenhandelstheorie, reale). Konkrete Fragestellungen beziehen sich Devisenmarkt, Einflussfaktoren und Konsequenzen des Wechselkurses sowie die u.a. auf den Zahlungsbilanz. " Krugman, P.R.; Obstfeld, M.: Internationale Wirtschaft, Theorie und Politik der Außenwirtschaft, 6.Aufl., München 2004, S.34.

Außenhandelstheorie, neuere (1) geht, anders als die klassischen Ansätze, von vergleichsweise realistischen Annahmen aus. So wird nunmehr „zugestanden“, dass sich der industrielle Warenhandel im Regelfall nicht auf atomistischen Märkten vollzieht, sondern auf oligopolistischen bzw. monopolistischen Märkten. Auch werden dort primär nicht homogene, sondern heterogene Güter gehandelt. Weiterhin beeinflussen Produktpräferenzen das Entscheidungsverhalten ( Präferenz). Und schließlich sind dynamische Skalenerträge insb. Wettbewerbsfähigkeit bedeutsam. bei technologisch komplexen Gütern für die (internationale) Damit sind das Organisations-, das Produktions- und das Marketing-Know how gemeint, die jeweils mit der Größe der kumulierten Stückzahl wachsen. Da gewöhnlich aber gerade neue Anbietern keinen Größenvorteil besitzen, sind diese im Nachteil. Während gemäß der klassischen Außenhandelstheorie primär die komparativen Vorteile den Außenhandel in Gang setzen, sind aus Sicht der Neueren Aussenhandelstheorie die Möglichkeit bzw. Notwendigkeit, von dynamischen Skalenerträgen zu profitieWelthandels ist diese Theorie geeigren, entscheidend. Wegen der zunehmenden Komplexität des net, einen immer größeren Anteil der realen Handelsströme zu erklären; im Gegenzug sinkt der Anteil des internationalen Handels, der durch die klassischen Argumente „gestützt“ wird. (2) Die mit der Neueren Außenhandelstheorie eng verbundene Strategische Handelspolitik ist demgegenüber stärker anwendungsorientiert. Ihre vornehmlich spieltheoretisch begründeten PolitikempfehFreihandel) lungen widersprechen denen der traditionellen Außenhandelstheorie (hauptsächlich teilweise diametral. Dies ist u.a. deshalb der Fall, weil die Unvollkommenheit der Wettbewerbsmärkte eine Second Best World bedingt, in der nicht alle paretianischen Optimalbedingungen erfüllt sein können. Eine Volkswirtschaft betreibt dann Strategische Handelspolitik, wenn sie versucht, Wohlfahrts-

112

Außenhandelstheorie, reale

gewinne, die ihr aus dem Außenhandel erwachsen, durch wirtschaftspolitische Maßnahmen zu steigern. Hierbei lautet die zentrale Frage, ob der Staat eine Wohlfahrtssteigerung bewirkt, wenn er z.B. durch (Export-, F+E-)Subventionen die Außenhandelsposition heimischer Sektoren verbessert ( Exportförderung). Das Schlüsselargument der Befürworter lautet, dass vielfach erst Subventionen und andere gezielte Eingriffe gleichartige Wettbewerbsbedingungen (z.B. bei Sozial- und Umweltstandards) herstellen. Ihr Paradebeispiel lautet: Nur durch Förderung der europäischen Airbus-Industrie wurde der Weltmarkt für Flugzeuge vor einer Monopolstellung von Boeing bewahrt. " Gehrig, A.: Strategischer Handel und seine Implikationen für Zollunionen, Heidelberg 1990. Landmann, O.; Pflüger, M.P.: Handelspolitik bei unvollkommener Konkurrenz. Einsichten aus der „neuen“ Außenhandelstheorie, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 21.Jg. (1992), Nr.6, S.494-501. Krugman P.R.: Strategic Trade Policy and the New International Economics, Cambridge/MA 1987. Siebert, H.: Weltwirtschaft, Stuttgart 1997.

Außenhandelstheorie, reale befasst sich in Abgrenzung zur monetären Außenhandelstheorie mit den Transaktionen der internationalen Wirtschaft, bei der Güter transferiert werden. Problematisch an dieser Unterscheidung ist, dass es in der Realität nicht möglich ist, Güter- und Geldverkehr eindeutig voneinander zu trennen. Außenhandelsursachen: Wie entwi(1) Die reale Außenhandelstheorie widmet sich zunächst den Terms of Trade, d.h. das reale Austauschverhältnis zwischen den Export- und den ckeln sich die Arbeitsteilung, Freihandel, ProtekImportströmen eines Landes? Dabei gelten internationale Integration als bedeutsame intervenietionismus und die verschiedenen Formen der wirtschaftlichen rende Variablen. Als letztlich maßgeblich aber werden die verschiedenen komparativen Vorteile angeFaktorausstattung oder der Produktivität erwachsen können. sehen, die z.B. aus der (2) Weiterhin stehen die Außenhandelswirkungen zur Diskussion. Welche Konsequenzen haben interDiffusion von (Produkt-)Innovationen, des nationale Handelsbeziehungen etwa hinsichtlich der Präferenzen der Nachfrager oder relativer Preisänderungen im internationalen Handel? Wandels der Weitere Forschungsthemen sind die Allokationswirkungen des Außenhandels (d.h. Wandel der sektoralen Produktionsstruktur), dessen Konsequenzen für die Wettbewerbsstruktur sowie die Steigerung Skalender volkswirtlichen und der weltwirtschaftlichen Produktivität (u.a. durch die Möglichkeit, effekte zu nutzen). " Kortmann, W.: Reale Außenhandelslehre, Stuttgart 1998. Krugman, P.R.; Obstfeld, M.: Internationale Wirtschaft, Theorie und Politik der Außenwirtschaft, 6.Aufl., München 2004, S.34.

Außenhandelsursachen (1) Faktoren, die es für nahezu alle Volkswirtschaften vorteilhaft erscheinen lassen, nicht nach AuArbeitsteilung zu nutzen. Während die tarkie zu streben, sondern die Vorteile der internationalen Außenhandelstheorie dafür primär (relative) Unterschiede zwiklassische und die neoklassische schen den einzelnen Volkswirtschaften in der Faktorausstattung, der Produktivität, technische Lücken oder Anpassungsprozesse im Produktzyklus verantwortlich machten (komparative Vorteile), akzentuiert die Neuere Außenhandelstheorie die Möglichkeit bzw. Notwendigkeit, von dynamischen Skalenerträgen zu profitieren. Auch bezieht sie realistischerweise die unterschiedlichen, teilweise höchst subjektiven Präferenzen der Nachfrager in ihre Überlegungen ein. Nur so ist bspw. zu erklären, warum die Bundesrepublik Deutschland nicht generell Automobile nach Frankreich exportiert und von dort modische Kleidung, Wein, Käse etc. importiert, sondern selektiv Luxuslimousinen exportiert und französische Kleinwagen importiert, Sportbekleidung exportiert und französische Damenoberbekleidung importiert, Schmelzkäse exportiert und französischen Weichkäse importiert etc. (vgl. Abb.). (2) Historisch gesehen haben sich seit dem Ende der Kolonialzeit ( Kolonialismus) Struktur und Bedingungen des internationalen Handels fundamental verändert. Beeinflussten früher Geologie oder Geographie den Güteraustausch maßgeblich, so bestimmen nun andere Merkmale von Volkswirtschaften Art und Ausmaß des Außenhandels. Weniger der Reichtum an Bodenschätzen und Naturprodukten aller Art (z.B. Kautschuk) prägt heutzutage die Entscheidung, mit welchen Ländern man wie intensiv Handel betreibt, sondern monetäre Größen. Attraktiv sind nunmehr vor allem Märkte mit überKaufkraft (operationalisiert bspw. als Bruttosozialprodukt oder Pro-Kopf-Eindurchschnittlicher

Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels e.V.

113

kommen). Dabei stehen entwickelte Volkswirtschaften primär im intraindustriellen Wettbewerb, d.h. sie konkurrieren in den gleichen Produktkategorien, und zwar auf Basis technisch hochwertiger FerIndustrieländer immer häufiger Teile tigwaren, Investitionsgüter und Dienstleistungen. Auch lassen und Fertigprodukte in weniger entwickelten Ländern herstellen, um sie anschließend im eigenen Land oder in anderen Industrienationen zu vertreiben ( Downstream-Arbeitsteilung). Weil dadurch die Entwicklungs- und Schwellenländer mehr und mehr am weltweiten Handel partizipieren, erzielen auch sie Wohlfahrtsgewinne und entwickeln sich dadurch mittel- und langfristig gleichfalls zu attraktiven Absatzmärkten. Käsemarkt Deutschland (2001) Einfuhr gesamt: davon aus 1. Niederlande 2. Frankreich 3. Dänemark 4. Italien 5. Österreich 6. Schweiz

Ausfuhr 442* 140 104 82 30 22 11

gesamt: davon nach 1. Italien 2. Frankreich 3. Niederlande 4. Russland 5. Österreich 6. Großbritannien

Ausfuhr nach Sorten 2000

2001

515*

561*

561*

gesamt:

171 53 82 38 36 28

Frischkäse / Quark Edamer Schmelzkäse Gauda Emmentaler Feta Cheddar Blauschimmel

99 72 58 52 53 9 19 11

110 70 63 59 54 19 18 11

Tilsiter

8

9

* in 1.000 To Quelle: Milchindustrie-Verband und Export-Union für Milchprodukte.

" Borchert, M.: Außenwirtschaftslehre, 7.Aufl., Wiesbaden 2001.

Außenhandelsverband

Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels

Außenhandelsvereinigung

Foreign Trade Association

Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels e.V. (1) wurde 1952 in Köln mit dem Ziel gegründet, die „Außenhandelsinteressen“ des deutschen Einzelhandels weltweit zu vertreten. Diese erwuchsen zunächst primär aus dem Umstand, dass dem Handel Interan der problemlosen Einfuhr von Konsumgütern aller Art gelegen ist. Mit der zunehmenden nationalisierung des Handels hat sich das Aufgabenspektrum entsprechend erweitert. liberale Handelspolitik (2) Um ihre Ziele erreichen zu können, tritt die AVE für eine weltoffene, protektionistische Tendenzen innerhalb der Europäischen Union ein, bspw. indem sie sich gegen Welthandelsorganisation (WTO), inund andernorts wendet. Sie befürwortet die Stärkung der formiert ihre Mitglieder über relevante außenwirtschaftliche Themen und unterstützt diese konkret bei der Bewältigung von Zoll- und Verfahrensproblemen oder in Anti-Dumping-Verfahren. (3) Die von der AVE am 22.11.1999 veröffentlichte Erklärung zur Gewährleistung von Sozialstandards nachhaltige wirtschaftliche Entbei der Beschaffung ( Global Sourcing) geht davon aus, dass wicklung und sozialer Fortschritt den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen voraussetzen. Deshalb ILO dafür Sorge zu tragen, dass in den gilt es, in Anlehnung an die einschlägige Konvention der Lieferländern die Würde aller Menschen gewahrt, die sozialen Verhältnisse verbessert und die Umwelt geschützt werden. Dieser Code of Conduct zielt nicht nur auf die Handelsunternehmen. Vielmehr haben diese die zentralen Verhaltensstandards auch gegenüber ihren Subunternehmen und Lieferanten umzusetzen und zu kontrollieren. ( http://www.ave-koeln.de

114

Außenhandelsverflechtung

Außenhandelsverflechtung (1) Ausdruck der Einbindung einzelner Volkswirtschaften in die internationalen Handelsströme. Der Importen und den Exporten eines Landes im Verhältnis zu dessen BruttoMittelwert aus den inlandsprodukt gibt an, inwieweit eine Volkswirtschaft Güter auf ausländischen Märkten bezieht oder Offenheit). Visualisieren lässt sich die Außenhandelsverflechtung für solche produziert (Grad der mit Hilfe von Handelsmatrizen. (2) Operationalisiert wird das Ausmaß an Außenhandelsverflechtung weiterhin anhand des Saldos der Außenbeitrags ( Operationalisierung). Wie sich am Beispiel der ostLeistungsbilanz sowie des Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWU) demonstrieeuropäischen Beitrittsländer zur ren lässt, zeichneten sich zum Zeitpunkt der Erhebung insb. die Slowakische sowie die Tschechische Republik und bedingt auch Ungarn durch eine (sehr) starke Außenhandelsverflechtung mit den EWU12-Ländern aus (vgl. Abb.). Auch der intraindustrielle Handel der EWU-Beitrittskandidaten mit den EWU-Staaten hatte damals bereits ein hohes Niveau erreicht ( Handel, intraindustrieller). Verflechtungsindikatoren Handel mit EWU-12 1)

Grubel-LloydIndex 2)

Leistungsbilanzsaldo 3)

Außenbeitrag 4)

Belgien

101

0,48

4,3

3,8

Lettland

75

0,65

10,3

18,9

Slowakische Republik

66

0,69

-4,6

4,4

Tschechische Republik

65

0,78

-5,7

2,2

Ungarn

64

0,68

-8,0

3,5

Österreich

40

0,80

-0,7

3,4

Irland

37

0,33

-0,9

15,8

Niederlande

33

k.A.

2,7

5,1

Polen

32

0,65

-3,0

3,6

Portugal

31

0,66

-7,7

8,7

Spanien

25

0,77

-3,1

2,0

Deutschland

23

0,77

1,3

3,2

Frankreich

21

0,85

0,9

1,3

Finnland

20

0,42

6,2

7,7

Italien

19

0,69

-0,9

0,9

Griechenland

14

0,28

-7,7

9,1

1)

Anteil der Ex- und Importe mit den EWU-Ländern am BIP im Jahr 2002 und teilweise auch im Jahr 2003 (in %).

2)

Indikator für das Ausmaß des intraindustriellen Handels auf Basis von 72-SITC-Zweitstellern mit dem Euroraum im Jahr 2002 und teilweise im Jahr 2003; Wertebereich: 0 = kein Intrahandel, 1 = vollständiger Intrahandel.

3)

Leistungsbilanzsaldo (in % des Bruttoinlandsprodukts, Durchschnitt 2000 – 2004).

4)

Absoluter Außenbeitrag (Export abzüglich Import von Waren und Dienstleistungen (in % des Bruttoinlandsprodukts, Durchschnitt 2000 – 2004).

Quelle: OECD; IMF; Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln; in: Fuest/Matthes (2005, S.55).

(3) Indem man die Gesamtheit der Welthandelsströme der am Welthandel beteiligten Volkswirtschaften in der dargestellten Weise erfasst, lassen sich wichtige Rückschlüsse auf Art und Intensität der internationalen Arbeitsteilung ziehen ( Arbeitsteilung, internationale). Im Zeitvergleich wird so auch ein etwaiger Strukturwandel sichtbar, sowohl mit Blick auf den Welthandel insgesamt als auch hinsichtlich der Rolle, die einzelne Volkswirtschaften oder Regionen dabei spielen. Weiterhin sind Art und Intensität der Außenhandelsverflechtung wichtige Indikatoren dafür, in welchem Maße Schockwirkungen zwischen den Ländern übertragen und mögliche Asymmetrien gemindert werden können. " Fuest, W.; Matthes, J.: Die Beitrittsfähigkeit der mittel- und osteuropäischen EU-Mitglieder zur Europäischen Währungsunion, in: IW-Trends, 32.Jg (2005), Nr.1, S.45-61.

Außenwirtschaftsdelikt

115

Außenhandelswirtschaftslehre, reine erklärt und prognostiziert außenwirtschaftliche Phänomene aus mikroökonomischer Perspektive. Dabei wird vor allem untersucht, welche Güter international in welche Richtung bewegt werden und ob bzw. Handelshemmnisse beeinträchtigt wie diese Güterströme durch tarifäre ( Zoll) und nichttarifäre bzw. verändert werden. Aufgrund ihrer realitätsfernen Axiomatik (unterstellt werden zumeist atomistische Konkurrenz und vollständige Information) kann die Reine Außenwirtschaftslehre das mikroökonomische Selbstverständnis (reales Verhalten von Unternehmen und Haushalten im internationalen Kontext erklären und prognostizieren zu können) zumeist nicht erfüllen. " Hill, C.W.L.: International Business, 3rd Ed., Boston/MA 2000.

Außenlogistik sorgt dafür, dass nach dem Just in Time-Prinzip zugeliefert wird. Dies ist jedoch nur die MinimalZulieferer ( Beschaffung, globale) ihre jeweiliforderung. Im Idealfall integrieren Hersteller und gen logistischen Systeme in eine gemeinsame logistische Kette ( Logistik). Die Außenlogistik trägt Globalisierung gewachsenen Zwang, die mehr und mehr fragmentierten somit dem im Zuge der Wertschöpfungsprozesse zu koordinieren, Rechnung ( Koordination). Gegenstück der Außenlogistik ist die Innenlogistik. Außensteuergesetz soll, im Verbund mit dem Auslandsinvestitionsgesetz und speziellen Absätzen der diversen Einzelsteuergesetze, eine gleichmäßige Besteuerung solcher Personen bzw. Körperschaften gewährleisten, die Steuerrecht insgesamt soll auch das AStG Auslandsbeziehungen unterhalten. Wie das internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen beitragen. §1 bspw. zum Erhalt der internationalen regelt die Gewinnberichtigung bei international verbundenen Unternehmen. Die 1983 hierzu erlassenen Verwaltungsvorschriften legen fest, dass bei internationalen Leistungsbeziehungen zwischen nahestehenden Personen von Preisen auszugehen ist, wie sie unter fremden Dritten üblich sind (Fremdvergleichspreis). Doppelbesteuerungsabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und anderen Staaten haben Vorrang vor dem AStG. " Wacker, W.H.: Steuerrechtliche Determinanten der Internationalisierung, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, Wiesbaden 1997, S.179-193. Wöhrle, W.; Schelle, D.; Gross, E.: Außenwirtschaftsgesetz (AStG). Kommentar, Stuttgart 1995.

Außenwerbung

Kommunikationspolitik, internationale

Außenwert einer Währung der in ausländischen Währungseinheiten ( Währung) ausgedrückte Gegenwert einer bestimmten Menge einheimischer Währungseinheiten ( Wechselkurs) Außenwirtschaft Gesamtheit der wirtschaftlichen Beziehungen einer Volkswirtschaft mit dem Ausland. Deren konWeltbild abgeleiteten allgemeinen Wirtkrete Ausgestaltung hängt ab von dem aus dem jeweiligen Kapitalismus; Liberalismus; Planwirtschaft) und der schaftsverständnis ( Globalisierung; Außenwirtschaftspolitik. Das Außenwirtschaftsrecht regelt den Wirtschaftsverkehr mit konkreten Staaten bzw. Staatengemeinschaften. Verstöße dagegen werden als Außenwirtschaftsdeanderen likt bezeichnet. Außenwirtschaftliches Gleichgewicht

Gleichgewicht, außenwirtschaftliches

Außenwirtschaftsdelikt Außenwirtschaftsrecht (etwa die gemäß Einfuhrliste verbotene Verstoß gegen das Einfuhrerklärung) genehmigungspflichtiger Ware ohne Genehmigung;

Einfuhr

116

Außenwirtschaftsförderung

Außenwirtschaftsförderung (1) zielt darauf, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft zu erhalten und nach Möglichkeit zu steigern. 2006 setzte die Bundesrepublik Deutschland ca. 112 Mio. € ein, um die einschlägigen Informationsdefizite insb. der mittelständischen Wirtschaft zu beheben und Risikomanagement zu betreiben ( HERMES Kreditversicherungs AG). Die Außenwirtschaftsförderung wird Direktinvestitionen (vgl. Abb. 1). Als unterteilt in die Handelsförderung und die Förderung von Teilgebiet der Außenwirtschaftspolitik fällt die Außenwirtschaftsförderung streng genommen in den Europäischen Union. Zuständigkeitsbereich des Bundes und der Abb. 1: Struktur der Außenwirtschaftsförderung Außenwirtschaftsförderung

Handelsförderung

Exportförderung

Importförderung

Förderung von Direktinvestitionen

Inländische Direktinvestitionen im Ausland

Ausländische Direktinvestitionen im Inland (Standortwerbung)

Quelle: Schultes (2002, S.5).

ZollDa die Zuständigkeit des Bundes verfassungsrechtlich verbindlich lediglich für die Einheit des und Handelsgebietes, die Handels- und Schifffahrtsverträge, die Freizügigkeit des Warenverkehrs, den Waren- und Zahlungsverkehr mit den Ausland sowie den Zoll- und Grenzschutz definiert ist (§ 73,5 GG), nicht jedoch für die Außenwirtschaftsförderung, betrachten die sechzehn Bundesländer die Förklein- und mittelständischen Wirtschaft als ihre Aufgabe. derung insb. der Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik Deutschland orientiert sich prinzipiell an marktwirt(2) Die schaftlichen Grundsätzen. ( Marktwirtschaft) Mit diesen sind direkte staatliche Eingriffe tendenziell unverträglich. Deshalb soll sich die Außenwirtschaftsförderung darauf beschränken, für die Wirtschaft günstige Rahmenbedingungen zu schaffen. Die gezielte Förderung einzelner Unternehmen ist nicht vorgesehen. Neben dieser qualitativen Beschränkung gibt es quantitative Restriktionen. Da die deutsche Wirtschaft als prinzipiell wettbewerbsfähig angesehen wird und eine „übermäßige“ Förderung EfFlexibilität der Unternehmen schwächen wie fizienz, Eigeninitiative und Eigenverantwortung sowie auch Mitnahmeeffekte provozieren würde, soll das Ausmaß der öffentlichen Fördermittel möglichst gering gehalten werden. (3) Das gesamte Instrumentarium der deutschen Außenwirtschaftsförderung wird in dem Internetportal www.ixpos.de umfassend dargestellt. Informiert wird dort über die zahlreichen Instrumente und Dienstleistungen, welche die einzelnen staatlichen und halbstaatlichen Akteure anbieten, über internationale Messetermine, „Länder-Infotage“, ausländisches Steuerrecht und Investitionsschutzabkommen. iXPOS ist eine Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie ( Bundesagentur für AusAuswärtigen Amt beteiligen sich daran senwirtschaft). Neben weiteren Bundesministerien und dem Hermes Kreditversicherungs-AG und auch die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft sowie die die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Bundesregierung hat 2003 das Instrumentarium der Außenwirtschaftsförderung in der Außenwirtschaftsinitiative Weltweit aktiv zu einem 10-Punkte-Programm zusammengefasst (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Als Bestandteil der Agenda 2010 gibt es den verschiedenen Förderinstitutionen und Förderinstrumenten konkrete Zielsetzungen vor.

Außenwirtschaftsförderung

117

Abb. 2: Außenwirtschaftsoffensive der Bundesregierung Institutionen & Instrumente AHKs Bfai

Maßnahmen Ausbau des AHK-Netzes in wirtschaftlich bedeutsamen Auslandsmärkten Verbesserung des Dienstleistungsangebotes Verbesserung unternehmensorientierter Angebote Erweiterung des Korrespondentennetzes entsprechend der Nachfrage (insb. der mittelständischen Wirtschaft)

BMWi

Internetportal iXPOS: Informationen über Auslandsmärkte und Förderprogramme von Bund und Ländern, mehr Transparenz in der Außenwirtschaftsförderung E-Trade-Center: seit 2004 weiterentwickelte Internet-Kooperationsbörse für den Aufbau von Geschäftsbeziehungen

AUMA

Weiterentwicklung der Auslandsmessebeteiligungen Über 250 Messebeteiligungen im Jahr 2006 Konditionen stärker auf KMU-Belange ausgerichtet

Hermes Kreditversicherungs-AG

Exportkreditgarantien (Hermesdeckungen) insb. für den Mittelstand durch zusätzliche Absicherung von Vertragsgarantien („Avalgarantie“) sowie eine Verbesserung der Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistung (APG) Weiterentwicklung mit Blick auf die Bedürfnisse mittelständischer Unternehmen und die sich ändernden Rahmenbedingungen

Investitionsgarantien der Bundesregierung

Weiterentwicklung durch Reform der Allgemeinen Bedingungen und Neufassung der Richtlinien ab 2004 (insb. (in Erweiterung von Deckungsgegenständen und Ausweitung von Deckungsleistungen kun z.B. Terrorakte, Zahlungszusagen, Kosten der Schadensvermeidung ) Entscheidung, bei Anträgen bis 5 Mio. € auf Antragsgebühren zu verzichten, erhöht die Attraktivität von Investitionsgarantien vor allem für kleine und mittlere Unternehmen

Politische Flankierung

Unterstützung insb. mittelständischer Unternehmen bei Auslandsengagements (durch Länderreferate und Anlaufstelle für politische Flankierung) Rasche, unbürokratische Hilfe, projektbezogene politische Unterstützung

Kontaktveranstaltungen

Überwiegend branchenbezogene, auf innovative Bereiche konzentrierte Informations- und Kontaktveranstaltungen der Bundesregierung Stärkung des Dienstleistungssektors und des Potenzials innovativer Technologien

Stärkung des multilateralen Rahmens der Doha-Welthandelsrunde

Ziel: Schaffung weltweit gültiger Rahmenbedingungen für eine möglichst freie Entfaltung des Wettbewerbs und des Handels Deutschland und EU verfolgen offensive Interessen; erfolgreicher Abschluss der laufenden WTO-Runde soll wichtige Impulse für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland aussenden

Zoll

Zollabwicklung in wichtigen Zielländern deutscher Exporte effizienter gestalten und EUZollkodex modernisieren

Quelle: BMWi (2006a).

(4) Die Förderstrategie des Bundes lässt sich durch folgenden Strategiemix beschreiben: Erhöhung der Transparenz der Auslandsmärkte (vor allem durch Ausbau der elektronischen InstruE-Trade-Center; iXPOS) und Erleichterung des Zugangs zu neuen Märkten (z.B. durch mente; Handelshemmnis), jeweils mit Schwergewicht auf kleinAbbau von Marktzugangsbarrieren; und mittelständische Unternehmen. Unterstützung der Eigeninitiative der Unternehmen.

118

Außenwirtschaftsförderung

Konkrete Hilfe (vor allem Übernahme von Risiken und finanziellen Belastungen, die üblicherweise mit einen Auslandsengagement einhergehen) soll auf klein- und mittelständische Unternehmen konzentriert werden, da es diesen häufig an den erforderlichen finanziellen und personellen Ressourcen mangelt ( Auslandsmesse; Außenhandelsfinanzierung). Förderung günstiger Rahmenbedingungen für freien Handel und Wettbewerb durch Engagement der Bundesregierung in bilateralen und/oder multilateralen Verhandlungen bzw. Organisationen. Hierbei IWF, OECD und WTO. sind insb. zu nennen: Politische Unterstützung der Interessen der deutschen Wirtschaft in Auslandsmärkten. (5) Entscheidender Bestandteil der deutschen Außenwirtschaftsförderung aber ist das so genannte DreiSäulen-Konzept. Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) fungiert dabei als Servicestelle des Bundesministea) Die riums für Wirtschaft (BMWi). Vor allem mit Blick auf mittelständische Unternehmen beschafft und bereitet sie Informationen über Geschäftsmöglichkeiten weltweit auf. Weiterhin zählen zu ihrem Leistungspaket Marktanalysen sowie Wirtschafts- und Kontaktdaten. Auslandshandelskammern. Mehr als 120 dieb) Die zweite Säule bilden die bilateral organisierten ser in über 80 Ländern angesiedelten AHKs unterstützen vor allem klein- und mittelständische Unternehmen bei ihrem Markteintritt. c) Als „politischer Begleiter“ vertritt das Auswärtige Amt mit Hilfe von derzeit 227 Auslandsvertretungen (Botschaften und Konsulate) die Interessen der deutschen Wirtschaft gegenüber ausländischen Regierungen. d) Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie konzipiert die Außenwirtschaftsförderung und koordiniert die verschiedenen Akteure aus Bund und Ländern. In Zusammenarbeit mit den RegioAsien-Pazifik-Ausschuss, Lateinamerikainitiative nalinitiativen der deutschen Wirtschaft (z.B. Nah- und Mittelost-Initiative) und enger Abstimmung mit anderen außenhandelsrelevanten sowie Institutionen der deutschen Wirtschaft entwickelt das BMWi das Förderinstrumentarium weiter. e) Weitere Institutionen, welche im Bereich der Außenwirtschaftsförderung Dienstleistungen anbieten, Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (AUMA), die Deutschen sind der Industrie- und Handelszentren (DIHZ) sowie diverse Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft: Allen Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) und der Deutsche Industrie- und voran der Handelskammertag e.V. (DIHK). (6) Die Sicht der Zielgruppe dieser Maßnahmen wird deutlich, wenn man in UnternehmensbefragunWachstumsmärkten des asiatisch-pazifigen erkundet, warum sich allzu viele KMU nicht in den Tigerstaaten) engagieren. Aus vielerlei Gründen mangelt es an der schen Raumes ( ASEAN; Bereitschaft, sich über diese Märkte ein fundiertes Bild zu verschaffen, u.a. aufgrund der Informationskosten. Allerdings halten Manager nicht die dafür anfallenden direkten Kosten für zu hoch. Denn diese sind im Regelfall kostenlos, zumindest aber günstig erhältlich. Beklagt werden vielmehr die indirekten Kosten der Informationsbeschaffung, also Transaktionskosten bzw. Opportunitätskosten. Die Kritik zielt auch auf die aus Sicht von Außenstehenden diffuse Struktur der mit der Förderung der Außenwirtschaft befassten Institutionen. Die aus dieser Konstellation erwachsenden Wissensdefizite führen dazu, dass viele Unternehmen einerseits die vielfältigen Investitionsmöglichkeiten unter- und andererseits Hemmnisse überschätzen. Angesichts der ungenügenden Bereitschaft vieler Manager, aufgrund von tatsächlichem bzw. vermeintlichem Zeitmangel gezielt nach Informationen zu suchen, muss die traditionelle Informationspolitik, die zumeist auf eine Erweiterung des Informationsangebots setzt, versagen ( Informationsüberlastung). In der Folge verfehlen viele finanzielle Anreize zur UnInternationalisierung allein schon deshalb ihre Wirkung, weil die entsprechenden terstützung der AKA und der Kreditanstalt für Fördermaßnahmen nicht bekannt sind (etwa die Exportkredite der Wiederaufbau). Vor allem KMU, welche bereits in einem frühen Stadium das Interesse an der Aufnahme oder der Intensivierung von Auslandsgeschäften verlieren, benötigen ein spezifisches Förderkonzept: Einzelne Betriebe, die über Exportpotenzial verfügen, sollten individuell angesprochen und angeregt werden, an Auslandsmessen, Workshops, oder Kontaktbörsen teilzunehmen. Je mehr dabei Delegationsreisen

Außenwirtschaftsförderung

119

auf branchenspezifische Informationsbedürfnisse eingegangen wird, um so größer sind die Erfolgsaussichten. Abb. 3: System der deutschen Außenwirtschaftsförderung im Überblick Geschäftsanbahnung Information

Beratung

Kontakte/ Ausschreibungen

Delegationsreisen

Messen

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Bfai

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AA

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AHK

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Bundesländer (landesspezifisch)

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DIHZ

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AUMA

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BMWi/ Bund

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Verbände

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Finanzierung

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Politische Flankierung

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(7) So differenziert und leistungsstark dieses System auch erscheinen mag: es ist nicht frei von SchwäBDI und des Prognos-Instituts, auf denen chen. Dafür sprechen einschlägige Untersuchungen des die von Habuda et al. formulierte Kritik fußt. Demnach fällt es vor allem klein- und mittelständischen Unternehmen angesichts der Vielzahl sich teils ergänzender, teils aber auch konkurrierender staatlicher, halbstaatlicher und privatwirtschaftlicher Institutionen auf Bundes- wie auf Landesebene schwer festzustellen, wer bei welchem Problemfall zuständig ist. Auch arbeite das System der Außenwirtschaftsförderung weniger effizient, als es möglich wäre, weil die Wirtschaft bei dessen Ausgestaltung zu wenig gehört werde. Als Reaktion auf die Kritik haben bfai und BMWi Förderdatenbanken entwickelt, mit deren Hilfe sich interessierte Unternehmen einen gleichermaßen raschen wie aktuellen Überblick über die Förderangebote und -institutionen verschaffen können. Als Konsequenz des Vergleichs des deutschen Außenwirtschaftsfördersystems mit den entsprechenden Angeboten und Maßnahmen von Ländern, mit denen die Bundesrepublik Deutschland intensiv konkurriert (Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, Österreich sowie USA), sprach das ifo-Institut verschiedene Empfehlungen aus: Wer die Effizienz der deutschen Außenwirtschaftsförderung erhöhen wolle, müsse verstärkt private Träger einsetzen und die private Wirtschaft an Konzeption sowie Durchführung der Fördermaßnahmen beteiligen. Weiterhin müsse die Förderung bedarfsgerecht sein, d.h. nach Maßgabe folgender Kriterien differenziert werden: Absatzmärkte (z.B. Ostasien, Lateinamerika und Mittelosteuropa), Branchen (z.B. innovative Märkte mit Wachstumspotenzial), Unternehmensfunktionen (z.B. Förderung von Beratungsangeboten, Vermarktungshilfe, Teilnahme an Messen). Insgesamt sollten die Fördermaßnahmen weit stärker als bislang an Kosten-/Nutzen-Überlegungen ausgerichtet werden. Dabei gilt es, Mitnahmeeffekte zu verhindern und die Eigeninitiative der Unternehmen zu stärken. Der Bundesverband der Deutschen Industrie hat das System der deutschen Außenwirtschaftsförderung gleichfalls einem internationalen Vergleich unterzogen und daraus verschiedene Verbesserungsvorschläge abgeleitet. Neben einer verbesserten Koordination der Außenwirtschaftsförderung unter starker Beteiligung der Wirtschaft und der Maßnahmen der Bundesländer sowie

120

Außenwirtschaftsgesetz

der politischen „Flankierung“ von Auslandsengagements deutscher Unternehmen forderte auch dieser Verband, eine zentrale Anlaufstelle einzurichten. Weiterhin sollten ein „Praxisprogramm Ausland“ für Auslandsniederlassungen deutscher Unternehmen eingeführt sowie Hochschulabsolventen in den der Personalaustausch zwischen der Wirtschaft und den Institutionen der Außenwirtschaftsförderung intensiviert werden. Im Mittelpunkt dieses Forderungskatalogs aber stand die Veränderung des Finanzierungsinstrumentariums: 100%-Deckung politischer und wirtschaftlicher Risiken im Rahmen der HERMES-ExportkreditRisiko), versicherung Zinsüberbrückung zur Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen speziell in Wachstumsregionen (durch die KfW im Rahmen des OECD-Konsensus), Förderung von Machbarkeitsstudien für Auslandsprojekte deutscher Unternehmen (unabhängig von Programmen der Entwicklungszusammenarbeit), aktive Vermittlung von Projektbeschreibungen internationaler Organisationen an deutsche Unternehmen, Verbesserung der Investoren- und Imagewerbung durch engere Koordination der Auslandsengagements des Bundes, der Bundesländer und des Industrial Council bei der Investorenwerbung (unter Beteiligung der Auslandshandelskammern), Ausbau des Zentrums für Auslandsinvestitionen des Bundesministeriums für Wirtschaft als zentrale Anlaufstelle für ausländische Investoren, engere Abstimmung verschiedener Politikbereiche zur Verbesserung und Pflege des Deutschlandbildes im Ausland. " Auslandsgeschäftsabsicherung der Bundesrepublik Deutschland (AGA) (Hrsg.): Exportkreditgarantien der Bundesrepublik Deutschland: Jahresbericht 2004, in: www.agaportal.de/pdf/jahresbericht/aga_jb_2004_04.pdf, 13.03.2006. Auswärtiges Amt (Hrsg.): Der Haushalt des Auswärtigen Amts 2005, in: www.auswaertiges-amt.de/www/de/aamt/zentrale/haushalt_html, 08.03.2006. Borrmann, A.; Holthus, M.; Menck, K.W.; Schnatz, B.: Investitions-Chancen und -Erfahrungen kleiner und mittlerer deutscher Unternehmen im asiatisch-pazifischen Raum, BMWi-Dokumentation 400, Bonn 1996. Bundesministerium der Finanzen (BMF) (Hrsg.): Bundeshaushalt 2005, Berlin 2006. in: www.bundesfinanzministerium.de/bundeshaushalt2005/ index.html, 10.03.2006. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hrsg.): Regierungsentwurf des Haushalts 2006, Pressemitteilung, in: www.bmwi.de/BMWi/Navigation/root,did= 120684.html, 22.2.2006. Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) (Hrsg.): Außenwirtschaftsinformationen. Von anderen Ländern lernen, in: BDI-Mittelstandsinformationen, Berlin 1998. Glania, G.: Außenwirtschaftsförderung. Beratungs- und Finanzierungshilfen für das erfolgreiche Auslandsgeschäft, Köln 2002. Habuda, J.; Hilpert, H.G.; Martsch, S.; Ochel, W.: Außenwirtschaftsförderung im internationalen Vergleich, in: ifo-SD, 51.Jg. (1998), Nr.16, S.13-28. Habuda, J. (Hrsg.): Hilpert, H.G.; Martsch, S.; Ochel, W.: Neue Ansätze und Instrumente der Außenwirtschaftsförderung in ausgewählten Industrieländern, ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München 1998. Hauser, H.E.: SMSs in Germany. Facts and Figures, Institut für Mittelstandsforschung, Bonn 2000. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002. Schultes, N.: Deutsche Außenwirtschaftsförderung. Ökonomische Analyse unter Berücksichtigung der Aktivitäten und Programme in Japan, in: Haas, H.D. (Hrsg.), Wirtschaft und Raum, Band 10, München 2002.

(

http://www.bfai.de; www.bmwi.de

Außenwirtschaftsgesetz regelt in der Nachfolge des von den Besatzungsmächten nach dem Zweiten Weltkrieg erlassenen GeDevisenbewirtschaftung den Warenverkehr, den Dienstleistungsverkehr, den Kapitalversetzes zur kehr, den Zahlungsverkehr und den sonstigen Wirtschaftsverkehr mit fremden Wirtschaftsgebieten. In den Geltungsbereich des AWG fällt auch der Verkehr mit Auslandswerten und Gold zwischen so genannten Gebietsansässigen. Prinzipiell geht dieses Rahmen- bzw. Mantelgesetz davon aus, dass alle Export; InternationaliAuslandsgeschäfte ohne Einschränkung zulässig sind ( Außenhandel; sierung). Beschränkungen, die durch Rechtsverordnungen zu regeln sind, dürfen sich nicht gegen die Devisen richten, sondern haben z.B. die nationale Sicherheit und die auswärtifreie Verfügung über gen Interessen des Landes zu schützen. Neben diesen generellen gibt es spezielle Beschränkungsgrundsätze ( Ausfuhrgenehmigung). " Hantke, W.: Grundlagen des Außenwirtschaftsgesetzes als rechtlicher Rahmen der Internationalisierung deutscher Unternehmen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, Wiesbaden 1997, S.159-176. Lübbing, T.: Die Verfolgung illegaler Exporte. Eine Untersuchung des repressiven Instrumentariums im US-amerikanischen Export Administration Act und im deutschen Außenwirtschaftsgesetz, Diss., Berlin 1996.

Außenwirtschaftskonzeption

Leitbild des Außenhandels

Außenwirtschaftsrecht

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Außenwirtschaftslehre, monetäre erklärt und prognostiziert außenwirtschaftliche Phänomene aus makroökonomischer Perspektive (vorWechselkursregimes und der Zahlungsbilanz). Obwohl sich beide Diszizugsweise Fragen des plinen mit dem gleichen Erkenntnisobjekt befassen, bestehen zwischen der Monetären Außenwirtschaftslehre und der Reinen Außenwirtschaftslehre kaum theoretische Berührungspunkte (abgesehen von der Ausgangsposition, dass das Erkenntnisobjekt Länder bzw. Volkswirtschaften sind, zwischen denen das Grundmodell keine Faktorwanderung vorsieht; Außenwirtschaftslehre, reine). Dieser letztlich unbefriedigende Stand der Dinge wird als „klassische Dichotomie“ der Außenwirtschaftslehre bezeichnet ( Außenhandelstheorie). " Hill, C.W.L.: International Business, 3rd Ed., Boston/MA 2000. Krugman, P.; Obstfeld, M.: International Economics. Theory and Practice, 2nd Ed., New York 1991.

Außenwirtschaftslehre, reine erklärt und prognostiziert außenwirtschaftliche Phänomene aus mikroökonomischer Perspektive. Dabei wird vor allem untersucht, welche Güter international in welche Richtung bewegt werden und ob bzw. Handelshemmnisse beeinträchtigt wie diese Güterströme durch tarifäre ( Zoll) und nichttarifäre bzw. verändert werden. Aufgrund ihrer realitätsfernen Axiomatik (unterstellt werden zumeist atomistische Konkurrenz und vollständige Information) kann die Reine Außenwirtschaftslehre dem mikroökonomischen Selbstverständnis (reales Verhalten von Unternehmen und Haushalten im internationalen Kontext erklären und prognostizieren zu können) zumeist nicht entsprechen. " Hill, C.W.L.: International Business, 3rd Ed., Boston/MA 2000.

Außenwirtschaftsoffensive

Außenwirtschaftsförderung

Außenwirtschaftspolitik zielt, im Kontext der Weltwirtschaftsordnung, auf den Erhalt bzw. die Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Dazu bedient sie sich der Instrumente Außenhandelspolitik und Währungspolitik. " Borchert, M.: Außenwirtschaftslehre, 7.Aufl., Wiesbaden 2001, S.343ff.

Außenwirtschaftsportal

Bundesagentur für Außenwirtschaft

Außenwirtschaftsrecht (1) reglementiert hoheitlich die grenzüberschreitenden Wirtschaftsbeziehungen eines Landes. Für das Außenwirtschaftsgesetz deutsche Außenwirtschaftsrecht sind insbesondere das 1961 erlassene Außenwirtschaftsverordnung (AWV) sowie die Einfuhr- und die Ausfuhrliste be(AWG), die deutsam. Das (deutsche) AWG ist vom Liberalitätsprinzip geprägt, welches den bis 1961 aus historischen Gründen gültigen Grundsatz des „Verbots außenwirtschaftlicher Tätigkeit mit der Möglichkeit der Erlaubnis“ abgelöst hat ( Liberalisierung). Allerdings ist dem AWG ein Einschränkungsvorbehalt beigegeben. So unterliegt die „Außenwirtschaftsfreiheit“ nach §1, AWG den Einschränkungen, welche „dieses Gesetz enthält oder die durch Rechtsverordnung auf Grund dieses Gesetzes vorgeschrieben werden.“ Dabei wird nach H.-M. Wolffgang von der Möglichkeit des Verbots außenwirtschaftlicher Tätigkeit selten Gebrauch gemacht, häufiger jedoch von den zahlreichen Bestimmungen, welche einen Genehmigungsvorbehalt formulieren. Allgemeine Beschränkungsgründe können sich im Wesentlichen aus drei „Notwendigkeiten“ ergeben: a) Erfüllung zwischenstaatlicher Vereinbarungen (z.B. Sanktionsbeschlüsse des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen), b) Abwehr schädigender Einflüsse aus fremden Wirtschaftsgebieten (z.B. Schutzzoll als Reaktion auf protektionistische Maßnahmen ausländischer Akteure), c) Gewährleistung der Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und des friedlichen ZusammenleVölker sowie Verhütung einer erheblichen Störung der auswärtigen Beziehungen Deutschbens der

122

Außenwirtschaftstheorie

lands. Hierbei sind bspw. folgende Vorgaben bzw. Kriterien zu beachten: Vereinbarungen der Australischen Gruppe hinsichtlich des Umgangs mit chemischen und biologischen Substanzen, vom Missile Technology Control Regime (MTCR) aufgestellte Regeln zum Umgang mit Raketen- und Trägertechnologie, die Kontrollliste der Nuclear Suppliers Group (NSG) oder das Chemiewaffenübereinkommen (CWÜ) von 1993. (2) Seit der Vollendung des Europäischen Binnenmarktes überlagert jedoch das vorrangige Gemeinschaftsrecht zunehmend das nationale Außenhandelsrecht, das vielfach nur noch ergänzenden Charakter besitzt. So beschränkt die EG-Dual-Use-Verordnung den Wirtschaftsverkehr aller Mitgliedsländer Dual Use-Gütern (d.h. mit Waren und Technologie, die sowohl zivil als auch militärisch nutzbar mit sind). (3) Zu den Aufgaben der Zollverwaltung gehört es, dafür zu sorgen, dass im außenwirtschaftlichen Verkehr die vom Außenwirtschaftsrecht vorgegebenen Beschränkungen eingehalten werden ( Zollrecht). " Wolffgang, H.-M.: Außenwirtschaftsrecht, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.163-189.

Außenwirtschaftstheorie untersucht Rahmenbedingungen, Ursachen und Konsequenzen der wirtschaftlichen Austauschbeziehungen von Volkswirtschaften im realen und im monetären Sektor ( Außenhandelstheorie, monetäre; reale). " Heiduk, G.S.: Außenwirtschaft. Theorie, Empirie und Politik der interdependenten Weltwirtschaft, Berlin 2003. Krugman, P.R.; Obstfeld, M.: Internationale Wirtschaft. Theorie und Politik der Außenwirtschaft, 6.Aufl., München 2004.

Außenwirtschaftsverordnung konkretisiert die Bestimmungen des Außenwirtschaftsgesetzes (AWG). Dies geschieht z.B. in Gestalt von Genehmigungspflichten und Rahmenbedingungen der Genehmigungsverfahren. Weiterhin Ausfuhr einschlägige Verbote präzisiert die Außenwirtschaftsverordnung (AWV) mit Blick auf die und Genehmigungsvorbehalte, administrative Regeln des Außenwirtschaftsverkehrs sowie Straf- und Ausfuhrliste, während Bußgeldvorschriften ( Ausfuhrgenehmigung). Als Anlage enthält sie die die Einfuhrliste dem Aussenwirtschaftsgesetz beigefügt ist. Außenzolltarif Ausstellung

Gemeinsamer Zolltarif;

Zollunion

Messe

Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (1) vertritt national und international die Interessen der Messewirtschaft (z.B. gegenüber Behörden, Verbänden; Messe). Besonderes Augenmerk gilt der AuslandsmesseMinisterien, Regierung, förderung, welche innerhalb des AUMA einen eigenen Geschäftsbereich repräsentiert ( AusBundeswirtschaftsministerium für Wirtschaft landsmesse). Weiterhin unterstützt dieser Verband das und Technologie (BMWi) bei der Auswahl der Auslandsmessebeteiligungen und bei der Umsetzung der Messeprogramme ( Auslandsmesseprogramm). Mitglieder des AUMA sind, neben den SpitzenverBDI; IHK; AHK), diverse Fachverbände sowie deutbänden der deutschen Wirtschaft (z.B. sche Messe- und Ausstellungsveranstalter. In Gestalt der AUMA-Handbücher (bspw. EUROPA und ÜBERSEE 2002) stellt der Ausschuss den Unternehmen Basisdaten für die Planung von Auslandsmessebeteiligungen zur Verfügung (bspw. Titel, Termine und Orte der Veranstalter von insgesamt 1.172 Messen und Ausstellungen weltweit, die für die deutsche Exportwirtschaft von besonderer Bedeutung sind). Überdies können Informationen über ca. 4.000 weitere einschlägige Veranstaltungen im Ausland jederzeit als Listen oder Einzelausdrucke aus der Datenbank des AUMA abgerufen werden. Zusätzliche Informationen bietet die CD-ROM AUMA Trade Fair Selection, die zweimal jährlich erscheint. Tagesaktuelle Informationen sind im Internet zugänglich.

Austauschforschung

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(2) Auslandsmesseförderung ist deshalb so beliebt und effektiv, weil sie interessierten Unternehmen hilft, sich mit vergleichsweise geringen Kosten pro Kundenkontakt in einem überschaubaren, risikoarDIHK bevorzumen Umfeld potenziellen Käufern bzw. Gesellschaftspartnern zu präsentieren. Laut gen 56% der von ihr befragten deutschen Unternehmen einen Messebesuch im Ausland als Mittel der Erkundung neuer Märkte. Jährlich lassen sich Exportumsätze in Höhe von etwa 3,6 Mrd. € direkt bzw. indirekt auf die Bundesbeteiligung am Auslandsmesseprogramm zurückführen. Dies ist um so bemerkenswerter, als ca. 90% der Teilnehmer dieses Programms klein- und mittelständische Unternehmen sind. 2006 unterstützte der Bund in diesem Rahmen 271 Messen, von denen 39% in Ost-/Südost- und Zentralasien stattfanden. Weitere Schwerpunkte waren Europa (d.h. Nicht-EU-Länder = 23%), NaEuropäische her/Mittlerer Osten (= 15%) und Nordamerika (= 5,5%), Afrika (= 3,5%). Auf die Union entfielen 2,0% und auf Australien 1,0%. Gefördert werden Informationsstände, Gemeinschaftsausstellungen, Fachsymposien, Informationszentren und Sonderveranstaltungen der deutschen Wirtschaft. Allerdings erhalten die einzelnen Aussteller keine direkten Zahlungen bzw. Finanzhilfe. Vielmehr können sie kostenfrei einen Informationsstand errichten und sich ins Ausstellerverzeichnis eintragen lassen, technische Geräte kostengünstig mieten etc.; überdies können Zuschüsse zu Standgebühren beantragt werden. Nicht zu unterschätzen ist weiterhin das Informations- und Beratungsangebot (z.B. über Messebeteiligungen sowie Messedaten und -analysen), das u.a. durch eine umfassende viersprachige Internet-Datenbank unterstützt wird. Schließlich hält die deutsche Messebibliothek rund 5.000 einschlägige wissenschaftliche Arbeiten, Zeitschriftenartikel, Fachbücher und Messekataloge vor. " Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (AUMA) (Hrsg.): Erfolg auf Auslandsmessen. Ein Ratgeber für Auslandsmessebeteiligungen, Berlin 2002. Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (AUMA) (Hrsg.): Auslandsmesseprogramm der Bundesrepublik Deutschland und der Bundesländer, Berlin 2005. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hrsg.): Außenwirtschaftliche Position Deutschlands, Pressemeldung des BMWi vom 12.07.2004 in: http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/root,did=36846.html, 13.12.2005. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) (Hrsg.): Going International – Erfolgsfaktoren im Auslandsgeschäft: Erfahrungen, Lösungen und Perspektiven, Berlin 2005. Europäisches Beratungszentrum der Deutschen Wirtschaft (EBZ); Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) (Hrsg.): Grenzüberschreitend Aktiv. Förderprogramme von EU, Bund und Ländern für die Außenwirtschaft, Berlin 2005. Schultes, N.: Deutsche Außenwirtschaftsförderung, in: Jäger, T.; Höse, A., Oppermann, K. (Hrsg.), Deutsche Außenpolitik: Sicherheit, Wohlfahrt, Institutionen und Normen, Wiesbaden 2007, S.333-353.

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http://www.auma-messen.de

Austauschbeziehungen, interkulturelle (1) können direkter und/oder indirekter Natur sein. Bei indirekten Austauschbeziehungen interagieren Kulturen nicht unmittelbar miteinander, sondern mit Hilfe von Medien Angehörige verschiedener der Massenkommunikation (bspw. per E-Mail). Die Media-Scapes (z.B. Satelliten-/Kabelfernsehen, Internet, Zeitschriften, Bücher) sind ungeachtet etwaiger materieller oder immaterieller Länder- bzw. Kulturgrenzen verfügbar. Für indirekten kulturellen Kontakt sorgen auch Produkte, die in dem einen Land hergestellt und in einem anderen gekauft bzw. konsumiert werden (Product-Scapes). So wird das Bild der Deutschen ( Länderstereotyp) in vielen Ländern vom Image der Automobile überlagert oder Made in Germany). geprägt (2) Von direkten interkulturellen Austauschbeziehungen kann man nur sprechen, wenn sich AngehöriKulturraum begege der einen Kultur für einen gewissen Zeitraum oder dauerhaft in einen anderen ben. Wichtige Erscheinungsformen dieser Ethno-Scapes sind Auslandsreisen ( Tourismus, internationaler), Auslandspraktika, Aus- bzw. Einwanderung ( Immigration) sowie zeitlich befristete Arbeitseinsätze im Ausland ( Entsendung). " Appadurai, A.: Disjuncture and Difference in the Global Cultural Economy, in: Featherstone, M. (Ed.), Global Culture. Nationalism, Globalization and Modernity, London 1990, pp.295-310. Douglas, S.P.; Craig, C.S.: The Changing Dynamics of Consumer Behavior. Implications for Cross-Cultural Research, in: International Journal of Research in Marketing, Vol.14 (1997), pp.379-395. Fritz, W.; Kerner, M.; Kim, C.K.; Mundorf, N.: Die E-Mail Debate, in: Personal, 47.Jg. (1995), Nr.1, S.20-24.

Austauschforschung

Anpassung;

Entsendung

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Austauschrelation, reale

Austauschrelation, reale

Terms of Trade

Auswanderung Migration. Für die Belange deutscher Auswanderer ist das BundesverwalErscheinungsform der tungsamt für Auslandstätige und Auswanderer zuständig. (1) Die Zahl der auch Emigranten genannten Auswanderer wächst kontinuierlich. Waren es nach Vereinten Nationen 1975 weltweit noch 85 Mio., so verließen im Jahre 2000 schon Angaben der Heimat. Die Gründe sind vielgestaltig; vorrangig aber sind Flucht vor Armut 175 Mio. ihre einerseits und Suche nach beruflichen Aufstiegschancen andererseits. Für viele, die aus einer etablierten Industriegesellschaft auswandern, ist auch die Hoffnung auf ein freieres Leben ein wichtiges Motiv. Hinzu kommen familiäre Beweggründe. (2) Die Auswanderer sind auch für ihre Herkunftsländer ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Dies kann man u.a daran ablesen, dass 2002, gemäß einer Schätzung der International Organisation for Migration, die Auswanderer insgesamt 176 Mrd. $ in ihre Heimatländer transferierten (vorwiegend als Unterhaltszahlungen für ihre Familien), während die Gesamtsumme der von den Industrieländern in diesem Entwicklungshilfe nur 57 Mrd. $ betrug. Jahr geleisteten " Erlinghagen, M.; Stegmann, T.: Goodbye Germany – und dann? Erste Ergebnisse einer Pilotstudie zur Befragung von Auswanderern aus Deutschland, SOEPapers 193, Berlin 2009, S.1-25.

Auswärtiges Amt Ministerium, das für die auswärtigen Angelegenheiten Deutschlands zuständig ist (seit 1871 „war“ und seit 1951 „wieder“). Die offizielle Bezeichnung lautet: Bundesministerium des Äußeren. Im deutschen Außenwirtschaftsförderung unterstützt das so genannte AA in Gestalt eines Drei Säulen-Modell der AuslandshandelsHandelsattachés, vorzugsweise in solchen Ländern, in denen weder deutsche Delegierte der deutschen Wirtschaft präsent sind, das Auslandsengagement deutkammern noch scher Unternehmen. ( http://www.auswaertiges-amt.de Auswirkungsprinzip im deutschen wie im europäischen Kartellrecht verankerter Rechtsgrundsatz. Demnach sind die jeweiligen nationalen bzw. supranationalen Vorschriften auf alle Verstöße anwendbar, die sich in dem jeweiligen Rechtsgebiet auswirken, unabhängig vom Sitz der betroffenen Unternehmen. Würden bspw. die strengeren deutschen Vorschriften für vergleichende Werbung nur für deutsche Werbungtreibende gelten und nicht auch für amerikanische, britische oder japanische Unternehmen, die im deutschen Markt werben, so handelte es sich um einen Fall von Inländerdiskriminierung und widerspräche dem allgemeinen Diskriminierungsverbot ( Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen; Kommunikationspolitik, internationale). Autarkie (1) ursprüngl. Selbstbeherrschung als Ideal der Stoiker: sein Selbst vollenden, indem man die (irdiBedürfnisse überwindet ( Selbst). Später setzte sich eine allgemeinere Wortbedeutung schen) durch (im Sinne von Selbstgenügsamkeit, Selbstversorgung). (2) Als ökonomische Denkkategorie verwandten erstmals die so genannten Utopisten (z.B. F. Bacon) diesen Begriff. Natürlich autark waren demnach Staaten, die alles besitzen oder herstellen, was sie benötigen. Das künstlich autarke Land hingegen beschränkt seinen Bedarf auf das, was es selbst besitzt oder herstellen kann – und wird dadurch unabhängig. Die Entscheidung, eine vollständig souveräne Wirtschaftspolitik zu betreiben und nicht - bzw. nur unter sehr restriktiven Bedingungen nationale Arbeitsteilung und am internationalen Kapitalverkehr teilzunehmen, ist an der internationalen Faschismus). Im Regelfall muss die häufig politisch und/oder militärstrategisch motiviert (z.B. im Weltmarkt (z.B. durch Protektionismus) mit einem signifikanten WohlfahrtsAbkoppelung vom verlust erkauft werden.

Awareness Advertising

Autokratie

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Führungsstil

Automatisiertes Tarif- und Lokales Zollabwicklungssystem hat am 1.12.2001 die bisherigen Systeme ALFA und DOUANE mit der Zielsetzung abgelöst, den globalen Warenverkehr weitgehend automatisiert abzufertigen und zu überwachen ( Zoll). Dazu werden die Zollanmeldungen zur Überführung von Waren elektronisch erfasst, der Zollstelle elektronisch übermittelt, dort bearbeitet und der Bescheid über die fälligen Einfuhrabgaben dann elektronisch versandt. Da die Zollanmeldung abgegeben werden kann, bevor die Ware eintrifft, dient dieses System auch der Beschleunigung der Prozesse. ( http://www.zoll-d.de/atlas Automobilindustrie

Standortflucht

Automobilzulieferer

Global Sourcing

Autonomie

Wertetheorie nach Schwartz;

Autonomiekonzept Autoritarismus

World Values Survey

Gleichgewicht, außenwirtschaftliches

Xenophobie

Autostereotyp stereotypes Selbstbild. Während das Heterostereotyp häufig die negativen Anteile von StereoLänderstereotyp), rückt das Autostereotyp eher die positiven Facetten in typen aktualisiert (bspw. den Vordergrund. So kann die den Deutschen zugeschriebene Ernsthaftigkeit als Humorlosigkeit (im Heterostereotyp), aber auch als Verlässlichkeit (im Autostereotyp) interpretiert werden ( Humor). Das Autostereotyp von ethnischen Gruppen besteht aus einer Auflistung von identitätsstiftenden EigenEthnie bzw. ein Volk zuschreibt. schaften ( Identität), welche sich eine " Orlowski, H.: Polnische Wirtschaft. Zum deutschen Polendiskurs in der Neuzeit, Wiesbaden 1996. Szarota, T.: Der deutsche Michel. Die Geschichte eines nationalen Stereotyps und Autostereotyps, Osnabrück 2000.

Avalkredit Haftungszusage eines Kreditinstituts (= Avalist) gegenüber dem Gläubiger eines Unternehmens (franz./ital.: avallo = Wechsel- oder Scheckbürgschaft). In Form der Zollbürgschaft bspw. verschafft der Avalkredit dem Kreditnehmer eine Stundung der zu entrichtenden Zollgebühren ( Zoll); entsprechend verhält es sich mit dem Frachtstundungsaval. Der Avalkreditgeber hat Anspruch auf die im Ausfallrisiko etc.). Voraus fällige Avalprovision in Höhe von ca. 0,5–2,0% p.a. (je nach Laufzeit, AVE

Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels

AVON-Entscheidung

Markenschutz

Awareness Advertising spezielle Form der internationalen Kommunikationspolitik. Mit 'awareness advertising' verfolgt ein Zielgruppen bereits spezifische Erwartungen bzw. ProduktUnternehmen das Ziel, bei potentiellen images aufzubauen, noch bevor es seine Produkte oder Dienstleistungen in diesem Land anbieten kann. Hiermit soll zunächst zwar nur das Interesse für die umworbene Leistung geweckt werden. Wichtiger noch aber ist die frühzeitige Positionierung im Imageraum dieses Marktes. Zu den vorrangigen Zielgruppen dieser Kommunikationsstrategie zählen neben den Konsumpionieren hauptsächlich potentielle Distributeure. " Kreutzer, R.; Segler, K.: Awareness Advertising, in: Macharzina, K.; Welge, M. K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.184-190.

126

AWG

AWG

Außenwirtschaftsgesetz

Axiologie Richtung innerhalb der Philosophie, welche sich mit der inhaltlichen Begründung von Werten befasst. Demgegenüber konzentrieren sich Wissenschaftler, die Managementthemen analysieren (Organisation: Hofstede-Kulturstudie; Führung: GLOBE-Studie), Politologen (R. Inglehart: WerteWerte, universelle) und bedingt auch Anthropologen (z.B. wandel), Psychologen (S.H. Schwartz: C. Kluckhohn) auf die empirische Identifikation und Abgrenzung von Werten. Diese sind für die kulturvergleichende Forschung von zentraler Bedeutung ( Interkulturelles Marketing). " Hofstede, G.: Culture’s Consequences. Comparing Values, Behaviors, Institutions, and Organizations Across Nations, 2nd Ed. Thousand Oaks/CA 2001. House, R.J.; Hanges, P.J.; Javidan, M.; Dorfman, P.W. Gupta, V. (Eds.): Culture, Leadership and Organizations. The GLOBE Study of 62 Societies, Thousand Oaks/CA 2004. Inglehart, R.: Modernisierung und Postmodernisierung. Kultureller, wirtschaftlicher und politischer Wandel in 43 Gesellschaften, Frankfurt/Main 1998. Kluckhohn, C.: Values and ValueOrientation in the Theory of Action, in: Parsons, T.; Shils, E. (Eds.), Toward a General Theory of Action, Cambridge/MA 1951, pp.388-433. Peeters, B.: Le Transculturel. Sémantique, Pragmatique, Axiologie, in: La Linguistique, Vol.39 (2003), No.1, pp.119133. Sauer, E.F.: Axiologie. Mit einer Kritik des Strukturalismus, Göttingen 1973. Seebohm, T.M.: Wertfreies Urteilen über fremde Kulturen im Rahmen einer transzendental-phänomenologischen Axiologie, in: Phänomenologische Forschungen, 4(1977), S.52-85. Schwartz, S.H.; Bilsky, W.: Toward a Theory of the Universal Content and Structure of Values. Extensions and Cross-Cultural Replications, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.58 (1990), No.5, pp.878-891.,

Azimutalprojektion

Kartenprojektion

B Bad Governance BAFA

Good Governance

Ausfuhrgenehmigung;

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle

Bafa Bafa allgemeines, d.h. kulturunspezifisches interkulturelles Training, das sich der Simulationsmethode bedient ( Training, interkulturelles). Ursprünglich für die Zwecke der amerikanischen Marine entwikkelt, wurde Bafa Bafa bspw. auch Bestandteil des Vorbereitungsprogramms der Bosch-Gruppe. Um die Normen sowie Werten und Verhaltensstandards unmittelbar kulturbedingte Relativität von und so realistisch wie möglich erleben zu können, werden dabei die Kursteilnehmer einer von zwei fiktiven Kulturen zugeteilt ( Entsendung). GesellBei Kultur Alpha handelt es sich um eine patriarchalisch (oder matriarchalisch) geprägte Sprache, die alle schaft, deren Mitglieder freundlich und warmherzig interagieren. Hierbei hilft eine Ritual bekräftigt beherrschen. Wichtig sind überdies Freundschaften, die durch ein bestimmtes werden. In der egalitären Kultur Beta dreht sich hingegen alles um das Sammeln von „Punkten“. Sie können nur durch den Handel mit anderen gewonnen werden. Eine künstliche, mit Tierlauten durchsetzte „Sprache“ dient der „Verständigung“. Kulturstandards „ihrer Kultur“ zu Zunächst lernen die Trainingsteilnehmer, sich entsprechend den verhalten. Wie begrüßt man sich? Wie ruft man um Hilfe? Was tut man, um zu helfen? Wie zeigt man Unsicherheit, Angst (vor Fremden), Ablehnung? Wie äußert man Freude, Zuneigung, Liebe? Wie funktioniert meine Kultur? Wie gehen wir miteinander um? Ist meine Kultur friedlich oder kriegerisch? Will meine Kultur herrschen, beobachten, sich anpassen? Sodann begegnen sie den Angehörigen der fremden Kultur. Im anschließenden Debriefing erfahren die Akteure, welchen Verhaltensregeln den „Fremden“ vorgegeben waren. Ziel von Bafa Bafa ist es, den Teilnehmern Gelegenheit zu geben, durch strukturierte Selbsterfahrung an Sensibilität zu gewinnen ( Sensibilität, interkulturelle). Wie reagiere ich auf Neues, wie auf Zustimmung und wie auf Ablehnung? " Harris, P.R.; Moran, R.T.: Managing Cultural Differences, 3rd Ed., Houston/TX 1991. Shirts, R.G.: Bafa Bafa. A Cross Culture Simulation, Del Mar/CA 1977.

Bagatellmarkt aus Sicht des Kartellrechtes ein Markt, der bereits seit mindestens fünf Jahren besteht und ein Marktvolumen von 15 Mio. € nicht überschreitet Balance Reporting

Cash Management

Balanced Growth-Strategie sektorale Entwicklungsstrategie, welche den Big Push in den Mittelpunkt ihrer Argumentation Dritte Welt-Länder werden insb. mit Kapitalmangel begrünstellt. Defizite in der Entwicklung der det, verursacht durch ungenügende Investitionstätigkeit der Unternehmen. Um ein möglichst hohes -

128

Balance Sheet-Approach

bzw. das erforderliche - Gesamtinvestitionsvolumen aller Wirtschaftszweige zu erreichen (Big Push), werden staatliche Maßnahmen zur Förderung der Investitionsbereitschaft empfohlen; denn im Gegensatz zur Unbalanced Growth-Strategie, die von einer ungenügenden Investitionsfähigkeit ausgeht, unterstellen die Vertreter der Balanced Growth-Strategie mangelnde Investitionsbereitschaft. " Sell, F.L.: Ökonomik der Entwicklungsländer, Frankfurt/Main 1993. Timmer, C.P.: Population, Poverty, and Policies, in: American Economic Review, Vol.84 (1994), No.2, pp.261-265.

Balance Sheet-Approach Nettovergleichsrechnung zur Bestimmung einer angemessenen Entlohnung von Entsandten ( Entsendung). Damit diese weder finanzielle Nachteile hinnehmen müssen noch übermäßige Vorteile erStammhaus verbleibenden Kollegen demotivielangen können (was die im Herkunftsland, z.B. im ren würde), rechnet man beim Balance Sheet-Approach positive und negative Zulagen gegeneinander auf ( Auslandszulage). " Berndt, R.; Altobelli, C.F.; Sander, M.: Internationales Marketing-Management, 3.Aufl., Berlin 2005, S.332ff. Laws, B.: Vergütung beim internationalen Personaleinsatz, in: Laws, B.; Koziner, A.; Waldenmaier, M. (Hrsg.), Mitarbeiter ins Ausland entsenden, Wiesbaden 2007, S.13-104. Wentland, D.M.: A New Practical Guide for Determining Expatriate Compensation. The Comprehensive Model, in: Compensation & Benefits Review, Vol.35 (2003), No.3, pp.45-50.

Baldrige Award

Qualitätsstrategie

Baltic Dry Index erfasst den Verlauf der Frachtraten für Trockenfrachten (von Eisenerz bis Weizen). Der BDI wird, zusammen mit den Rohstoffmärkten, zunehmend als Vorläuferindikator der Konjunkturentwicklung genutzt, da dieser Index mit dem Volumen des Welthandels korreliert ( Korrelation). BAM

COCOM

Bananenkrieg

Handelskrieg

Band Wagon-Effekt der Internationalisierung beschreibt Auslandsengagements, die Unternehmen reaktiv, d.h. als Konsequenz entsprechender MaßDirektinvestitionen) eingehen. Diese nahmen ihrer (inländischen) Konkurrenten (vor allem bei Imitations- bzw. Me too-Strategie wird in Anlehnung an das Konzept, welches die Mikroökonomie zur Erklärung eines nicht-preisbedingten Nachfragezuwachses entwickelt hat, als Band Wagon bezeichnet. Entsprechende unternehmerischer Entscheidungen sind zumeist Ausdruck von Wettbewerbs-ParitätsDenken: Man möchte den aktiveren Konkurrenten nicht kampflos Marktchancen überlassen. Es kann aber auch sein, dass erst durch deren Vorbild bestimmte Märkte bzw. Erschließungsstrategien in den Evoked Set des Nachzüglers geraten sind ( Demonstrationseffekt der Internationalisierung). Bandung-Staaten

Dritte Welt;

G77-Gruppe

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (1) 1930 mit Hauptsitz in Basel (Schweiz) gegründet, um die deutschen Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg zu transferieren. Die Bank for International Settlements (BIS) ist die weltweit älteste internationale Finanzinstitution. Ihre ursprüngliche Aufgabenstellung entfiel jedoch bereits 1931, aufgrund des so genannten Hoover-Moratoriums: Am 6. Juli 1931 hatte US-Präsident Hoover einen Aufschub aller Zahlungen auf Schulden der Regierungen, Reparationen und Wiederaufbauschulden vorgeschlagen. Die Aufgaben der Bank haben sich inzwischen grundlegend gewandelt. Heute sind dies: Unterstützung der Zentralbanken bei der Verwaltung und Anlage ihrer Währungsreserven, Organisation monatIndustrieländer ihre Wählicher Konferenzen, auf denen die Notenbank-Chefs der wichtigsten rungspolitik koordinieren und Möglichkeiten zu internationalen Finanzgeschäften erörtern. Nicht zu-

Bankgarantie

129

letzt zählt der Unterhalt einer gesamtwirtschaftlichen Datenbank zum Aufgabenspektrum der BIZ. Europäischen Währungssystem (EWS) die Verrechnungskonten und fungiert Weiterhin führt sie im als Verrechnungsstelle für das ECU-Geschäft der Banken ( European Currency Unit) sowie Agentin und Treuhänderin bei internationalen Zahlungsvereinbarungen (z.B. bei der Wiedervereinigung der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1990). Man kann daher die BIZ als „Zentralbank der Zentralbanken“ bezeichnen. Aufgrund der zunehmenden Interdependenz der internationalen Finanzmärkte nutzen die Notenbanken diese Institution auch als informelles Kooperations- und Koordinationsgremium. So bietet sie den Vorsitzenden der Notenbanken der wichtigsten Industrieländer monatlich ein Forum für Gespräche über geldpolitische und währungspolitische Themen. (2) Seit 1974 ist, als Konsequenz des Zusammenbruchs großer Bankhäuser (Herstatt, Franklin National Bank etc.), der Informationsaustausch der Zentralbanken formell geregelt. Diese wiederum überwachen die Geschäftstätigkeit der Banken ihres Zuständigkeitsbereiches, wobei Pflicht zur gegenseitigen Information besteht. Der Baseler Akkord, der 1993 endgültig in Kraft trat, standardisiert die Mindestkapitalausstattung international tätiger Banken der Zehner Gruppe ( G10). Ihr gehören jene zehn Internationalen Währungsfonds (IWF) an, die sich zusammen mit der Schweiz Mitgliedsländer des bereit erklärt haben, dem Fonds zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Durch Informationspflicht und Mindestkapitalausstattung trägt die BIZ somit zur Bankenaufsicht bei. Ein wichtiges Organ der BIZ ist der ständige Euro-Ausschuss, in dem die Währungspolitik der G10 abgestimmt wird. Im Fall einer Schuldenkrise kann die BIZ, wie im August 1982, den Notenbanken Überbrückungskredite zur Verfügung stellen und so Dominoeffekte verhindern. (3) Die BIZ, die regelmäßig Statistiken über das internationale Bankgeschäft veröffentlicht, wurde 1930 als Aktiengesellschaft verfasst. Ende 2000 lagen rund 14% der BIZ-Aktien in den Händen von Privataktionären. Am 8. Januar 2001 wurden auf einer außerordentlichen Generalversammlung jedoch die Statuten geändert; seitdem sind nur die Zentralbanken berechtigt, Aktien zu besitzen. Anfangs war der Kreis der Aktionäre und Mitglieder auf Europa beschränkt. Inzwischen sind 50 Zentralbanken bei Generalversammlungen stimm- und teilnahmeberechtigt (darunter der USA, Kanada, Japan, Australien, Südafrika, Brasilien, Mexiko, VR China, Indien, Singapur, Russland und Saudi-Arabien). Die BIZ unterhält mittlerweile mit 120 Zentralbanken Geschäftsbeziehungen. Per 31. März 2001 belief sich ihre Bilanzsumme auf 76 Mrd. Goldfranken, und die ausgewiesenen Eigenmittel (Kapital und Reserven) betrugen insgesamt 3,5 Mrd. Goldfranken (dies entspricht 149 Mrd. $. bzw. 7,1 Mrd. $). " an der Heide, U.: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), in: das wirtschaftsstudium (wisu), 30.Jg. (2001), Nr.8/9, S.1106-1110. Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (Hrsg.): 70. Jahresbericht, Basel 2000. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht (Hrsg.): Internationale Konvergenz der Eigenkapitalmessung und der Eigenkapitalanforderungen. Überarbeitete Rahmenvereinbarungen (Basel II), http://www.bis.org/publ/ bsbs107ger,htm 23. Mai 2005 . Rittberger, V.; Zangl, B.: Internationale Organisationen, Wiesbaden 2005. Spreen, M.: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, in: Altmann, J.; Kulessa, M.E. (Hrsg.), Internationale Wirtschaftsorganisationen, Stuttgart 1998, S.17-22.

(

http://www.bis.org

Bank Identifier Code Bank of England Bank of Japan

EU-Standardüberweisung;

Europäische Zentralbank Europäische Zentralbank

Bankenfreihandelszone Bankenkrise

International Bank Account Number

Freihandelszone;

Xenomarkt

Finanzkrise

Bankgarantie finanz- und risikopolitisches Instrument zur Sicherung von (Auslands-)Geschäften ( RisikomanageBürgschaft ist die Bankgarantie nicht gesetzlich geregelt und, anders als bement). Anders als die

130

Barakkreditiv

Akkreditivs, unwiderruflich. Die Bankgarantie verpflichtet den Auftraggeber, stimmte Formen des dem Begünstigten unabhängig vom (Waren-)Grundgeschäft auf dessen Aufforderung hin einen bestimmten Geldbetrag zu überweisen, sofern dieser die vereinbarten Voraussetzungen erfüllt. Diese Bonität des Auftraggebers. Als Mittel der kurzfristigen AußenhandelsfinanzieGarantie erhöht die rung wird die Bankgarantie zumeist dann eingesetzt, wenn der Leistungspflichtige seine Verpflichtungen, die sich aus einem Hauptvertrag (in Gestalt eines Kauf- bzw. Werkvertrages) ergeben, nicht (rechtzeitig) erfüllt bzw. voraussichtlich nicht (rechtzeitig) wird erfüllen können ( Außenhandelsfinanzierung). Je nachdem, welche Funktion die Bankgarantie primär zu erfüllen hat, lassen sich verschiedene Garantiearten unterscheiden. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang u.a. die Bietungsgarantie und die Liefergarantie, welche den Importeur oder die ausschreibende Stelle begünstigen ( Import), während die Zahlungsgarantie den Exporteur bzw. den Besteller begünstigt ( Export) und die Kreditsicherungsgarantie die kreditgebende Bank. Aufgabe der Konnossementsgarantie wiederum ist es, die Reederei gegen Schäden abzusichern, die entstünden, würde sie die Ware ohne Vorliegen des Konnessements aushändigen. Die Zollgarantie schließlich schützt die ausländische Zollbehörde davor, dass ihr der Einfuhrzoll vorenthalten wird (vgl. Abb.). Erscheinungsformen der Bankgarantie im Außenhandel Art der Garantie

Begünstigter

Bietungsgarantie

Importeur/ ausschreibende Stelle

Liefergarantie Vertragserfüllungsgarantie Gewährleistungsgarantie Zahlungsgarantie Kreditsicherungsgarantie Konnossmentsgarantie

Importeur

Zollgarantie Prozessgarantie

Importeur

Zweck der Garantie Die Bankgarantie sichert den Begünstigten vor den finanziellen Folgen ... ... des Risikos, dass der Anbieter (Exporteur) - bei Erteilung des Zuschlags - die Übernahme des Auftrags ablehnt; ... des Risikos, dass der Anbieter (Exporteur) sich nach der Annahme des Auftrags weigert oder nicht in der Lage ist, eine geforderte vereinbarte Liefergarantie, Leistungsgarantie oder Vertragserfüllungsgarantie stellen zu lassen. ... des Risikos, dass der Exporteur die Waren nicht vertragsgerecht, insb. nicht termingerecht liefert. ... der Risiken, die im Zusammenhang mit der vom Exporteur geschuldeten Lieferung, Leistung und häufig auch der Gewährleistung stehen.

Importeur

... der Risiken, die im Zusammenhang mit Gewährleistungsansprüchen an den Exporteur stehen (wegen Mängel an den gelieferten Waren).

Exporteur/ Kreditgeber Kreditgeber/ Bank

... des Risikos, dass der Schuldner (Importeur) seine Verpflichtung zur Zahlung nicht bzw. nicht rechtzeitig erfüllt. ... der Risiken, die dem Kreditgeber (einer Bank) aus dem Kreditverhältnis mit einem Schuldner erwachsen.

Reederei

... von Schäden/Nachteilen usw., die der Reederei durch die Aushändigung der Waren ohne Vorlage des Konnossements oder durch die Ausstellung eines Ersatzkonnossements entstehen können. ... des Risikos, dass der Zollbehörde Einfuhrzölle entgehen, weil die Wiederausfuhr (vorübergehend) eingeführter Waren unterbleibt. ... des Risikos, dass die inländische Partei – bei entsprechender Gerichtsentscheidung – für die auferlegten Prozesskosten nicht aufkommt bzw. auferlegte Zahlungen an die gegnerische Partei nicht leistet.

Ausländische Zollbehörde Ausländisches Gericht/ausl. gegnerische Partei

Quelle: Walldorf (2000, S.79).

" Barthels-Kolotacz, C.: Die Bankgarantie im Auslandsgeschäft, 4.Aufl., Stuttgart 1997. Graf von Westphalen, F.; Jud, B.: Die Bankgarantie im inländischen Handelsverkehr, 3.Aufl., Frankfurt/Main 2005. Walldorf, E.G. (Hrsg.): Gabler Lexikon Auslandsgeschäfte, Wiesbaden 2000, S.77-80.

Barakkreditiv

Akkreditiv

Barrieren der Internationalisierung

131

Barbar im Griechischen Bezeichnung für alle, die nicht bzw. schlecht griechisch sprechen (lallen, stammeln etc.), d.h. alle Nicht-Griechen. Später wurde die Bedeutung verallgemeinert: Barbarisch war der oder Fremde. Heute meint barbarisch eine unzivilisierte Lebensweise ( Zivilisation). Bereits de das Ausländer als puren Eigendünkel des BetrachMontaigne entlarvte das angeblich Barbarische am Sitte in seiner Heimat sei ( Ländersteters: Jedermann nenne dasjenige barbarisch, was nicht reotyp; Vorurteil; Wilder). " de Montaigne, M.: Essays, Frankfurt/Main 1976. Kohl, K.H. (Hrsg.): Entzauberter Blick. Das Bild vom guten Wilden und die Erfahrung der Zivilisation, Berlin 1981. Loiskandl, H.: Edle Wilde, Heiden und Barbaren. Fremdheit als Bewertungskriterien zwischen Kulturen, Mödling 1966.

Barcelona-Prozess auf Initiative ihrer südeuropäischen Mitgliedsländer in der Deklaration von Barcelona 1995 formulierte Absichtserklärung von zwölf afrikanischen und vorderasiatischen Mittelmeeranrainerländern und der Europäischen Union, den Mittelmeerraum zu einer gemeinsamen Zone des Friedens, des Wohlstands Kound des Fortschritts zu entwickeln ( Mare Nostrum). Hierzu wurden die bislang bestehenden operationsabkommen durch bilaterale Assoziierungsabkommen ersetzt. Regelmäßige Mittelmeerkonferenzen sollen ebenso helfen, den politischen Dialog zu intensivieren, wie das Finanzhilfeprogramm MEDA II sowie die Absicht, die Handelsbeziehungen zu stärken. Längerfristig wird angestrebt, eine Freihandelszone zu schaffen. euromediterrane Bargeldansatz Bargeldtransfer

Schattenwirtschaft Ethnomarketing

Barrieren der Internationalisierung (1) wichtiger Zweig der entscheidungsorientierten Forschung ( Entscheidungstheoretischer Ansatz der Internationalisierung). Erstmals gingen Groke & Kreidle der Frage nach, was vor allem klein- und mittelständische Unternehmen davon abhält, ausländische Märkte zu erschließen, obwohl doch die Internationalisierung (z.B. Risikostreuung, Skaleneffekte, beständige HerausfordeVorteile der Wettbewerbsfähigkeit) unstrittig sind und auch viele KMU wettberung und Stärkung der eigenen werbsfähige Leistungen anbieten können ( Hidden Champion). Am häufigsten wird in diesem Zusammenhang die begrenzte Verfügbarkeit von Informationen beklagt (z.B. als Grundlage der Analyse Koopevon Auslandsmärkten oder geeigneter Geschäftspartner, z.B. für eine Vertriebskooperation; ration); allerdings ist mit „Verfügbarkeit“ im Regelfall nicht die Existenz von, sondern der – leichte und kostenlose – Zugang zu Auslandsinformationen gemeint. Überdies mangelt es vielfach an dem Exportdokumente und das Management der zugehörigen Export-Know how, das zum Erstellen der Transaktionen erforderlich ist. Weitgehende Unkenntnis herrscht auch hinsichtlich der bestehenden Handelshemmnisse. einschlägigen Außenhandelsgesetze und tarifären bzw. nichttarifären (2) Die Intensität, mit der diese Exporthemmnisse beklagt werden, hängt u.a. vom Zeitpunkt bzw. Zeitraum der Befragung ab. Während der Problembereich Informationsbeschaffung den Auskunftspersonen zu allen Zeiten als gravierendes Hemmnis erschien, wurden andere nur in bestimmten Epochen gehäuft genannt. Simple Kompetenzdefizite (z.B. Export-Know how) wurden lediglich in den Jahren 1967-1987 gehäuft genannt, was für die These des „Organisationalen Lernens“ spricht: Weltweit haben offenbar viele exportfähige Unternehmen im Laufe der Jahre einen Lernprozess durchlaufen und das für das Auslandsgeschäft unabdingbare Know how erworben ( Wissensbasierter Ansatz der UnterGlobalisierung des nehmensführung). Später traten dann die Herausforderungen, welche aus der Außenhandelsfinanzierung und der internationale PreiswettbeWettbewerbs erwachsen (etwa die werb) in den Vordergrund. Einfluss auf die Befunde nimmt weiterhin die Herkunft der Befragten. Während amerikanische Manager verstärkt die operative Seite des Exportgeschäfts problematisierten Exportdokumente), lag das Augenmerk von Probanden, die aus (z.B. Einfuhrbestimmungen sowie

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Barrieren der Internationalisierung

Personal- und anderen Teilen der Welt stammen, eher bei den Herausforderungen, die von der Auslandsmarktforschung zu betreiben und geeignete RepräPreispolitik ausgehen. Die Aufgaben, Handelsvertreter), empfanden hingegen alle Befragten (d.h. unabhängig sentanten zu finden (bspw. von ihrer Herkunft) als Probleme, für deren Lösung sie nach eigener Aussage Unterstützung benötigen. Von dem möglichen organisationalen Einflussfaktoren verdient zunächst die Unternehmensgröße Beachtung. So klagen KMU, mangels einer eigenen leistungsstarken Marktforschungsabteilung, häufiger als Global Player darüber, wie schwierig es ist, die erforderlichen Informationen zu beschaffen. Weiterhin spielt der Internationalisierungsgrad eine Rolle. Erfahrene Exporteure wiederum beAußenhandelspolitik ihres Heimatlandes fürchten in auffälligem Maße negative Auswirkungen der Wechselkursnachteile, während einschlägig unerfahrene Unternehmen vor allem die Preisfinund dung problematisieren. Andere Sachverhalte, wie Kenntnis internationaler Geschäftspraktiken, InkasVertriebs, werden in dem Maße als soverfahren ( Zahlungsbedingungen) oder Gestaltung des InternationalisieExporthemmnisse wahrgenommen, wie das Unternehmen auf dem so genannten rungspfad voranschreitet. Zu beachten ist schließlich auch, um welchen Zielmarkt es sich handelt. Während bspw. aus Sicht deutscher Exporteure nichttarifäre Handelshemmnisse, Distributionssystem, Konkurrenzsituation und Sprache eindeutig die Hauptschwierigkeiten des Japangeschäfts sind, bereiten im Exportgeschäft „an sich“ (d.h. ohne Bezug zu einem bestimmten Land) Preisstellung und Konkurrenzsituation die größten Probleme. Sie sind für den Export nach Japan zwar auch, aber nicht in vergleichbarer Stärke von Bedeutung (vgl. Müller & Köglmayr, S.65). Setzt man die Befunde (Japangeschäft vs. allgemeines Exportgeschäft) jedoch zueinander in Beziehung, dann erkennt man, dass die „Preisstellung“, die bei absoluter Betrachtung zu den Schlüsselproblemen des Japangeschäfts zu gehören scheint, gemessen an den weltweit zu bewältigenden Schwierigkeiten tatsächlich zu dessen Promotoren zählt. Dies ist durchaus nicht unplausibel; denn hochwertige ausländische (Marken-)Erzeugnisse genießen bei überaus anspruchsvollen japanischen Konsumenten einen Bonus. Im Übrigen werden sie dort zumeist in luxuriösen, hochpreisigen Kaufhäusern angeboten. Weiterhin ist der Grad an Erfahrung mit dem Export zu beachten: Manche Exporthemmnisse sind generisch in dem Sinn, dass exporterfahrene Manager sie nicht anders einstufen als deren unerfahrenen Kollegen: Preisstellung, Konkurrenzsituation und Kosten der Marktbearbeitung ( Preispolitik, internationale) fürchten alle Unternehmen, unabhängig davon, ob sie international tätig sind oder nicht. Exporterfahrene Manager sehen sich daneben hauptsächlich durch die Einfuhrbestimmungen und Schwierigkeiten bei der Gestaltung der Distributionswege beeinträchtigt ( Distributionspolitik, internationale). Die Gruppe der Unerfahrenen befürchtet hingegen insb. Probleme, die sich im Vorfeld eines Auslandsengagements stellen (v.a. Sprache; Personalmanagement; Marktforschung, internationale; Informationsangebot). Nur mit Information (z.B. in Gestalt von Informationsbroschüren) ist allerdings auch dieser Zielgruppe wenig gedient, da es ihnen strukturell an Mitarbeitern, die solche Angebote nutzen könnten, mangelt. Erforderlich ist eine gezielte, nach Möglichkeit projektbezogene Beratung, welche gegebenenfalls ein „Management auf Zeit“ einschließt ( Senior Experten Service). Schließlich spielt die Erfahrung mit anderen Internationalisierungsstrategien eine Rolle: Je nachdem, ob und - falls ja - welche anderen Strategien die befragten deutschen Exporteure bereits erprobt haben, nehmen sie die Hemmnisse unterschiedlich intensiv wahr. Manche Schwierigkeit wirkt offenbar weniger bedrohlich, sobald ein Unternehmen Erfahrungen auf ausländischen Märkten sammeln konnte. Andere Barrieren wiederum scheinen gerade dadurch erst prägnant sichtbar zu werden (vgl. Müller & Kornmeier, S.388). " Diamantopoulos, A.; Schlegelmilch, B.B.; Allpress, C.: Export Marketing Research in Practice, in: Journal of Marketing Management, Vol.6 (1990), No.3, pp.257-273. Groke, P.O.; Kreidle, J.R.: Export! Why or Why Not? Managerial Attitude and Action for Small Sized Business Firms, in: Business and Society, Vol.8 (1967), pp.7-12. Katsikeas, C.S.; Morgan, R.E.: Differences in Perceptions of Exporting Problems Based on Firm Size and Export Market Experience, in: European Journal of Marketing, Vol.28 (1994), No.5, pp.17-35. Müller, S.; Köglmayr, H.-G.: Exportmarkt Japan, in: Harvard Manager, 7.Jg. (1985), Nr.4, S.61-66. Koh, A.C.: An Evaluation of International Marketing Research Planning in United States Export Firms, in: Journal of Global Management, Vol.4 (1991), No.3, pp.7-26. Onkvisit, S.; Shaw, J.J.: International Marketing. Analysis and Strategy, 2nd Ed., New York 1993.

Basel II

133

Barter-Geschäft (1) Erscheinungsform des Kompensationsgeschäftes, wobei Sachgüter bzw. Dienstleistungen unmittelbar gegeneinander getauscht werden ( Countertrade). Bei der ältesten und „primitivsten“ Form Exporteur und Importeur reale Waren und/oder Dienstleisdes internationalen Handels tauschen tungen „Zug um Zug“ ( Handel, internationaler). Da die dem Tausch implizit zugrunde liegenden Preise nicht offen gelegt werden, wären Barter-Geschäfte eigentlich dazu prädestiniert, Preisdumping zu betreiben ( Dumping). Indessen ist es in der Realität zumeist äußerst schwierig, für eine als Gegenleistung angebotene Ware (z.B. eine Partie Bananen, mit denen Landmaschinen bezahlt werden sollen) einen ernsthaften Abnehmer zu finden. Deshalb kommt das reine Barter-Geschäft in der Praxis vergleichsweise selten vor. (2) In der Medienbranche spricht man von Bartering, wenn zwei oder mehr Parteien Programm gegen Werbezeit tauschen. Im Gegenzug für eine ihm kostenlos zur Verfügung gestellte Produktion (z.B. Spielfilm) strahlt ein Fernsehsender Werbespots des Programmlieferanten kostenlos aus. Beim Programming bezahlt ein Werbungtreibender dafür, dass eine bestimmte Sendung, die nicht zwangsläufig Zielgruppe dieses Unternehmens attraktiv ist, in einem von ihm produziert wurde, aber für die bestimmten Zeitfenster ausgestrahlt wird (entsprechend den Sehgewohnheiten seiner Zielgruppe). Im Umfeld einer solchen Sendung werden dann die TV-Spots dieses Unternehmens exklusiv ausgestrahlt (d.h. unter Ausschluss von Werbemaßnahmen von Konkurrenten). " Berndt, R.; Fantapié Altobelli, C.; Sander, M.: Internationale Marketing-Politik, Berlin 1997, S.236ff. Lamparter, D.H.: Meister Proper spielt Bingo, in: Management Wissen, o.Jg. (1991), Nr.4, S.60-63.

Barzahlung

Zahlungsinstrument, nichtdokumentäres

Basarökonomie These, dass sich das Verarbeitende Gewerbe der deutschen Wirtschaft im Zuge der wachsenden internationalen Arbeitsteilung und der globalen Neuorganisation der Wertschöpfungsketten ( GloStandort Deutschland zur Handelsdrehbalisierung) mehr und mehr zum Zwischenhändler und der scheibe wandeln ( Arbeitsteilung, internationale). Tatsächlich wird ein immer größerer Anteil der Vorleistung aus Niedriglohnländern importiert (insb. Ostasien deutschen Exportwaren als sog. „Made in Germany“. Zum Vorund Osteuropa), d.h. ist nicht ausschließlich bzw. überwiegend Outsourcing (= Vergabe von Aufträgen an externe Dienstleistungsverbund tragen die Strategien Offshoring (= Zukauf von Leistungen aus dem Ausland) gleichermaßen bei. Da leister) wie auch Exporte der deutschen Wirtschaft stärker wachsen als deren Importe ( Außenhandelsaber die bilanz) und die durch den Export geschaffene Bruttowertschöpfung dynamischer wächst als die gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfung, scheint die hinter dieser These stehende Befürchtung der De-Industrialisierung Deutschlands (derzeit) unbegründet zu sein ( De-Industrialisierung). Hinzu kommt, dass die dadurch in den Offshoring-Ländern gewachsene Kaufkraft es diesen ermöglicht, Made-in-Germany. vermehrt Importgüter zu konsumieren, nicht zuletzt solche " Bofinger, P.: Wir sind besser, als wir glauben, Reinbek 2005. Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.28f. Müller, C.; Sundmacher, T.: Basar-Ökonomie, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 35.Jg. (2006), Nr.4, S.217-220. Sinn, H.-W.: Basar-Ökonomie Deutschland. Exportweltmeister oder Schlusslicht?, Berlin 2005. Sinn, H.-W.: Ist Deutschland noch zu retten? 3.Aufl., Berlin 2005. Stiglitz, J.E.: Globalization and its Discontents, London 2003.

BASCAP

Business Action to Stop Counterfeiting and Piracy

Basel II Regelwerk, das dafür sorgen soll, dass die Konditionen, welche Institutionen wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einem Schuldner einräumt, in Abhängigkeit von dessen Bonität und Sicherheit variieren und somit die tatsächlichen Kosten der Kreditvergabe widerspiegeln. Was dies konkret bedeutet, erhellt folgendes Beispiel. Am 15.3.2005 berechnete die KfW-Mittelstandsbank bei Bonität und Darlehen zu 80% durch einem Antrag auf Fördermittel einem A-Kunden (= sehr gute Gebäude, Maschinen etc. besichert) einen effektiven Zinssatz von 4,45%, da ihm eine angemessene

134

Baseler Akkord

Zins- und Kapitalrückzahlungsfähigkeit zugeschrieben werden konnte ( Rating-Agentur). Entsprechend mussten G-Kunden (= zufriedenstellende Bonität und eine Besicherung des Darlehens von weniger als 30%) einen effektiven Zinssatz von 7,51% akzeptieren, da bei ihnen eine wesentlich größere Gefahr eines Zahlungsausfalls bestand. Baseler Akkord BASIC

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

Behavioral Assessment Scale for Intercultural Communication

Basic English Basisanmeldung

Globish Madrider Protokoll

Basisinnovation (1) aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine Innovation, die einen technologischen Durchbruch markiert und die Grundlage für neue, wachstumsstarke Märkte geschaffen hat. Ein typisches Beispiel für eine Basisinnovation ist der Mikroprozessor. Er und weitere Basisinnovationen haben das bisherige Ungewissheit meidende KulLeben in diesen Märkten wesentlich verändert. Dies erklärt, warum turen grundlegende Neuerungen tendenziell ablehnen ( Risikowahrnehmung und Risikobereitschaft). (2) Nationalökonomen wie N. Kontratieff und, auf dessen Arbeit aufbauend, J. Schumpeter, erklären mit Hilfe des Konzepts der Basisinnovation den ungleichmäßigen Verlauf zahlreicher weltwirtschaftlicher Phänomene (insb. Wirtschaftswachstum): Demnach lösen das Wirksamwerden und schließlich die Erschöpfung dieser Basisinnovationen am Markt die charakteristischen wellenförmigen Phasen ökonomischen Auf- und Abschwungs aus. Da diese mit einer durchschnittlichen Dauer von 50 bis 60 Jahren weit länger ausfallen als Konjunkturzyklen (= volkswirtschaftliche Ebene) und Produktlebenszyklen ( Lebenszyklus), spricht man auch von Langen Wellen (vgl. Abb.). Als Schwachpunkte der Theorie der Langen Wellen von Innovationen nennt M. Heß die Annahme der Zyklizität (d.h. wellenförmiger, gleichförmiger Verlauf von Aufschwung- und Abschwungphasen), die Festlegung der Dauer der Wellen (50 bis 60 Jahre) und den dieser Theorie impliziten technologischen Determinismus: wirtschaftlicher Wandel als eine Funktion von Basisinnovationen ( Determinismus). Erscheinungsformen und Konsequenzen der Kontradieff-Zyklen 1825

1793

Dampfmaschine, mech. Webstuhl, Stahl

KonstellationenPrägung

2. Flächendenkende Netze 3. Prägende neue Applikationen 4. Prägende Technologien 5. Auswirkungen 6. Internationaler Waren- und Dienstleistungsaustausch

1847

1913

1966

2015

Erdöl, Information, Elektrizität, Eisenbahn, Elektrotechnik, Wissen, Telefon, Schiffsstahl Pharmazie, Auto, Chemie Ökologie Luftfahrt 1893 1939 1989 2040 KonstellationenProjektion

Konstellationen-Analyse 1. Zyklus

1. Fundamentale Bedürfnisse

1873

2. Zyklus

3. Zyklus

4. Zyklus

5. Zyklus

Ressourcen weltweit verfügbar machen Verkehrsnetze

Urbanität lebenswert gestalten

Individualität und Mobilität fördern

Probleme für die Mitwelt lösen

Energienetze

Kommunikationsnetze

Wissensnetze

Maschinen

Lokomotive, Bahnhöfe

Beleuchtung, Auto, Telefon

Computer, Flugzeuge, Raketen

Internet, neue Telekommunikation

Dampf, Stahl

Transport

Elektrizität

Elektronik

Multimedia Biotechnologie

Starkes industrieelles Wachstum

Warenaustausch Personentransport

Beginn der Globalisierung

Zunehmende Globalisierung

Dienstleistungen Wettbewerb

Die Arbeit erleichtern Handelsnetze

gering

hoch

Bedürfnis

135

" Dicken, P.: Global Shift. Reshaping the Global Economic Map in the 21st Century, 4th Ed., London 2003. Heß, M.: Wirtschaftliche Aktivitäten im Wandel, in: Haas, H.-D., Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft. Rahmenbedingungen, Akteure, räumliche Prozesse, München 2006, S.17-40. Schmid, S.: Multikulturalität in der Unternehmung, Wiesbaden 1996.

Wert

Basiswert BAuA

Europäisches Verbraucherzentrum

Bauleistungsdeckung Baumwolle BDEx

Weltagrarhandel

Bundesverband des Deutschen Exporthandels e.V.

BDI

Baltic Dry Index

BDI

Verband

Bedarf

Ausfuhrkreditversicherung

Bedürfnis

Bedürfnis (1) subjektiv empfundener Mangelzustand, aus dem, wenn bestimmte situative Rahmenbedingungen Kaufkraft), sich ein betriebswirtschaftlich relevanter Bedarf entwickeln erfüllt sind (z.B. Interesse, kann. Gemeinhin wird unterschieden zwischen primären Bedürfnissen (Hunger, Durst, Wärme, Schlaf, Sexualität), welche unmittelbar der Existenzsicherung und Arterhaltung dienen, sowie sekundären Bedürfnissen (z.B. nach Anerkennung und Selbstverwirklichung). Letztere werden häufig auch als soziale bzw. abgeleitete Bedürfnisse bezeichnet. Dem auf der Konstruktebene angesiedelten Bedürfnis und dem auf der Handlungsebene angesiedelten Bedarf entsprechen in der sozialwirtschaftlichen Motiv und Motivation. Theorie und Terminologie (2) Produkte und Dienstleistungen sind dazu bestimmt, die Bedürfnisse von Menschen zu befriedigen. Man kauft Brot, weil es den Hunger stillt. Diesen Grundnutzen bezieht der Käufer aus den funktionalen, z.B. physikalischen, chemischen oder technischen Eigenschaften einer Ware. Darüber hinaus stiften viele Produkte und Dienstleistungen einen Zusatznutzen, indem sie „höhere“ Bedürfnisse erfüllen (z.B. nach Prestige oder Selbstachtung). Wer Vollkornbrot kauft, möchte im Regelfall nicht nur satt werden, sondern sich darüber hinaus auch gesund und ökologiebewusst ernähren. Diese Nutzenkomponenten sind eher immaterieller Natur und werden zumeist durch Markierung ( Markenartikel) oder Werbung vermittelt ( Kommunikationspolitik, internationale). Die Konvergenzthese geht davon aus, dass die Art und Weise, wie insb. die menschlichen Grundbedürfnisse (z.B. satt werden, sich fortbewegen, sich waschen) befriedigt werden, weltweit immer ähnlicher werden. Träfe dies zu, dann bestünde die Möglichkeit, Produkte zumindest in ihrer grundlegenden Zusammensetzung weltweit zu standardisieren. Tatsächlich aber unterscheiden sich bspw. die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln zumeist von Land zu Land (vgl. Abb. 1, nächste Seite). (3) Mit seiner populären, aus wissenschaftlicher Sicht aber höchst umstrittenen Bedürfnispyramide unterstellt A.H. Maslow, dass höherrangige Bedürfnisse erst dann aktiviert werden, wenn die auf der darunter liegenden Ebene angesiedelten Bedürfnisse (z.B. Hunger, Durst) erfüllt sind. Aus kulturvergleichender Sicht ist in diesem Zusammenhang von Interesse, ob die dabei unterstellte Automatik der Bedürfnisaktivierung insofern zu relativieren ist, als bestimmte Bedürfnisse so sehr mit bestimmten Landeskulturen korrespondieren, dass sie jederzeit relevant sind ( Cross Cultural-Forschungsansatz). Gesellschaften, die Machtdistanz akzeptieren, das Motiv des Geltungsdrangs grundSo könnte für sätzlich und nicht nur als Durchgangsstation auf dem Weg zur Spitze der Bedürfnispyramide bedeutsam sein, d.h. zum Bedürfnis „Selbstverwirklichung“.

136

Beeinflussbarkeit

Abb. 1:Unterschiedliche Beschaffenheit von Lebensmitteln im Ursprungsland

in den USA

Croissant (Frankreich)

30 g Gewicht 175 Kalorien 11 g Fett

60 g Gewicht 275 Kalorien 15 g Fett

Quesadilla (Mexiko)

12 cm Länge 540 Kalorien 32 g Fett

25 cm Länge 1.200 Kalorien 70 g Fett

Bagel (Polen)

45 g Gewicht 115 Kalorien 21 g Fett

96 - 140 g Gewicht 250 - 350 Kalorien 45 g Fett

Quelle: American Institute for Cancer Research.

Die Befunde, welche Abb. 2 vorstellt, sprechen dafür, dass weltweit angestellte Manager nach Macht und Kontrolle streben. Alle übrigen Bedürfnisse variieren so stark, dass sich keine Gesetzmäßigkeit ableiten lässt. Abb. 2: Rangfolge von Bedürfnissen im internationalen Vergleich Bedürfnis nach … Macht & Kontrolle

wirtschaftlicher Sicherheit

Geborgenheit & Zugehörigkeit

Selbstwert

Anerkennung

Belgien

1

2

3

4

5

Spanien

1

2

3

4

5

Deutschland

1

2

4

5

3

Italien

1

2

4

5

3

Venezuela

1

2

3

5

4

Mexiko

1

4

2

3

5

Kolumbien

1

4

2

3

5

Japan

1

4

3

5

2

Quelle: auf der Basis von Alpander/Carter (1991, S.27).

" Alpander, G.G.; Carter, K.D.: Strategic Multinational Intra-Company Differences in Employee Motivation, in: Journal of Managerial Psychology, Vol.6 (1991), No.2, pp.25-32. Dichtl, E.: Der Weg zum Käufer, 2.Aufl., München 1991. Gierl, H.; Hüttl, V.: Persönliche Kommunikation, in: Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Kommunikation, Wiesbaden 2007. S.233-245. Hofstede, G.: Culture’s Consequences. International Differences in Work-Related Values, 2nd Ed., Beverly Hills/CA 2002. Maslow, A.H.: A Theory of Human Motivation, in: Psychological Review, Vol.50 (1943), pp.370-396 (dt.: Motivation und Persönlichkeit, Reinbek 2002). Schenk, M.: Medienwirkungsforschung, 3.Aufl., Tübingen 2007.

Beeinflussbarkeit (1) durch interpersonelle Kommunikation hängt nicht zuletzt von der kulturellen Herkunft der ZielLandeskultur). Kollektivistisch geprägte Personen ( Individuagruppe ab ( Kommunikation; lismus vs. Kollektivismus) geben einerseits häufiger Referenzen und sind andererseits selbst durch Harmonie) als individualistische solche Empfehlungen stärker beeinflussbar ( Beziehungskultur; Personen. Dies spricht zunächst dafür, in kollektivistischen Ländermärkten der interpersonellen Kommunikation mehr Bedeutung beizumessen als in individualistischen Ländermärkten (jeweils im Verhältnis zu den klassischen Medien). Aufgrund der intensiven interpersonellen Kommunikation und der überdurchschnittlichen Bedeutung von Mund-zu-Mund-Propaganda sollten Unternehmen außerdem in diesem Kulturkreis mehr noch als anderswo darauf achten, nur ausgereifte Produkte in den Markt einzuführen, da sich dort die durch „Kinderkrankheiten“ provozierten negativ-kritischen Ereignisse

Begrüßung & Small Talk

137

unverzüglich herumsprechen und für unverhältnismäßigen Imageschaden sorgen ( Diffusion). Dieser Zusammenhang ließ sich nicht nur für den B-to-C-Bereich, sondern auch für den B-to-B-Bereich nachweisen. So fordern amerikanische Manager, bevor sie eine Geschäftsbeziehung anbahnen, weniger Referenzen an als japanische Manager, die für vergleichbare Unternehmen arbeiten. Bedürfnis, „richtig“ zu urteilen, und normative Beein(2) Informative Beeinflussung zielt auf das flussung auf das Bedürfnis, einen guten Eindruck zu hinterlassen (Impression Management). Für beide Strategien sind Chinesen, als Prototyp des kollektivistischen Kulturkreises, empfänglicher als Armenier, die tendenziell individualistische Werte vertreten, und insb. als US-Amerikaner. In dem Maße Einwanderer in die amerikanische Kultur inteallerdings, wie sich armenische und chinesische grieren, nivellieren sich diese Unterschiede ( Integration). " Christiansen, T.; Tax, S.S.: Measuring Word-of-Mouth. The Questions of Who and When? in: Journal of Marketing Communications, Vol.6 (2000), No.3, pp.185-199. D’Rozario, D.; Choudhury, P.K.: Effect of Assimilation on Consumer Susceptibility to Interpersonal Influence, in: Journal of Consumer Marketing, Vol.17 (2000), No.4/5, pp.290-307. Mirak, R.: Armenians, in: Thernstrom, S. (Ed.), Harvard Encyclopaedia of American Ethnic Groups, Cambridge 1980. Money, R.B.; Gilly, M.C.; Graham, J.L.: Exploration of National Culture and Word-of-Mouth Referral Behaviour in the Purchase of Industrial Services in the United States and Japan, in: Journal of Marketing, Vol.62 (1998), No.4, pp.76-87. Talai, V.: Social Boundaries Within and Between Ethnic Groups. Armenians in London, in: Man - The Journal of the Royal Anthropological Institute (New Series), Vol.21 (1986), pp.251270.

Befragung

Auskunftsbereitschaft

Beggar-thy-Neighbour-Policy allgemein Strategie, sich auf Kosten anderer zu „sanieren“. Im Speziellen wird damit häufig die im Weltwirtschaftskrise der 1920er-Jahre von den meisten Nationalstaaten verfolgte deZuge der Handelspolitik bezeichnet. Damals versuchten die betroffenen Volkswirtschaften, sich struktive Zölle, Importrestriktionen ( Import) und Währungsmanipulationen ( Währung) im Sinne durch eines Null-Summen-Spiels Vorteile zu verschaffen. Letztlich aber verschärften diese Maßnahmen nur die Weltwirtschaftskrise und schufen ungewollt eine Lose-/Lose-Konstellation mit den bekannten Folgen. Begrüßung & Small Talk wichtige, bisweilen entscheidende erste Phase des zwischenmenschlichen Kontakts und der Kommunikation. Sitten & (1) Weltweit haben sich die unterschiedlichsten Begrüßungsrituale entwickelt ( Ritual; Gebräuche). So wirkt der bei uns übliche Handschlag im traditionellen Japan deplatziert. Dort entspricht es der Landessitte, sich mit einer Verbeugung zu begrüßen, wobei die Tiefe der Verbeugung dem eigenen sozialen Status und dem des zu Begrüßenden angepasst wird. Je höhergestellter dieser ist und je geringer der eigene soziale Rang, um so tiefer die Verbeugung. Auch sollten dabei die Augen gesenkt und die Arme nahe am Körper gehalten werden. Im Geschäftsleben allerdings kann man davon ausgehen, dass japanische Manager als Reverenz an den Gast die westliche Gepflogenheit übernehmen und den Gajin mit einem (leichten!) Händedruck begrüßen. Für viele andere Länder gilt Ähnliches. Auch in Russland wurde das Händeschütteln als Form der Begrüßung Fremder insb. im Geschäftsleben übernommen; es ist dort immer aber auch Ausdruck eines distanzierten Verhältnisses. Die landestypischen intimeren Begrüßungsrituale, etwa Umarmen und auf die Schulter klopfen sowie Wangenkuss, werden dem ausländischen Gast, falls überhaupt, erst dann zuteil, wenn sich nach einer gewissen Zeit die Geschäfts- in eine soziale Beziehung gewandelt hat. Wie in vielen anderen Ländern, so hat sich auch in Chile ein geschlechtsspezifisches Begrüßungsritual entwickelt: Männer werden gewöhnlich mit einem kräftigen Händedruck begrüßt und Frauen mit einem (!) angedeuteten Wangenkuss (rechte Wange). Nicht minder bedeutsam sind die verbalen Begrüßungsrituale. Während man sich im westlichen Kulturraum in vielen Sprachen häufig mit „Wie gehts?“ begrüßt, lautet in China die häufigste Grußformel „Hast Du schon gegessen?“. Da das „Reich der Mitte“ über viele Jahrhunderte immer wieder von

138

Behavioral Assessment Scale for Intercultural Communication

verheerenden Hungersnöten heimgesucht wurde, die sich tief ins kollektive Bewusstsein eingegraben haben, ist der tiefere Sinn dieser Begrüßungsformel ebenso leicht nachvollziehbar wie die außerordentliche Bedeutung, welche Tafelfreuden noch heute in der chinesischen Gesellschaft haben. (2) Für den Small Talk eignen sich manche Gesprächsthemen mehr und andere weniger (vgl. Abb.). Als Regel lässt sich formulieren, dass Ereignisse und Sachverhalte, welche für die nationale bzw. kulturelle Identität bedeutsam sind, im Regelfall Gegenstand eines unverbindlichen Gesprächs sein können, während nationale bzw. kulturelle Traumata gemieden werden sollten. Worüber man spricht und worüber man schweigt Geeignete Gesprächsthemen Frankreich

Musik, Sport, Bücher, Theater

Ungeeignete Gesprächsthemen Preise, Arbeit, Alter, Einkommen

Großbritannien

Geschichte, Architektur, Gartenarbeit

Politik, Geld, Preise

Japan

Geschichte, Kultur, Kunst

2. Weltkrieg, protektionistische Regierungspolitik

Mexiko

Familie, soziales Umfeld

Politik, Steuern, Gewalt an der Grenze

Saudi Arabien

Arabische Sprichwörter, Falkenjagd, Kamelrennen, Fußball

Familie, Politik, Religion

Vietnam

Musik, Literatur, Fußball, Familie

Kommunismus, „Vietnamkrieg“, aktuelle Politik

Quelle: Chaney/Martin (1995, S.102); in: Rothlauf (2009, S.182).

" Chaney L.H.; Martin, J.S.: Intercultural Business Communication, Englewood Cliffs/NJ 1995, S.102. Rothlauf, J.: Interkulturelles Management, 3.Aufl., München 2009.

Behavioral Assessment Scale for Intercultural Communication keit, interkulturelle

Kommunikationsfähig-

Behavioral Man-Ansatz geht im Gegensatz zum Economic Man-Ansatz und zum Biological Man-Ansatz davon aus, dass MenEntscheidungen in hohem Maße subjektiv fällen ( Entscheidungsfindung). Im Zusammenschen Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit hat dieser Denkansatz u.a. in folgenhang mit der Behavioristische Theorie der Internaden Theorien bzw. Konzepten seinen Niederschlag gefunden: Uppsala-Modell der Internationalisierung, Mationalisierung; Phasenmodelle der Marktwahl; nager Ziel-Ansatz. " Chapple, E.D.: Culture and Biological Man. Explorations in Behavioural Anthropology, New York 1970.

Behavioristische Theorie der Internationalisierung (1) befasst sich mit der Entscheidungsfindung in Multinationalen Unternehmen. Die auch als Verhaltensorientierte Theorie der Internationalisierung bezeichnete behavioristische Theorie kann als Internationalisierung der UnternehmenstäAnwendung der Behavioral Theory of the Firm auf die Theorie war, so schmal ist allerdings ihre empiritigkeit verstanden werden. So einflussreich diese sche Basis; denn Y. Aharoni befragte Führungskräfte aus nur 38 amerikanischen Unternehmen, welche Direktinvestition befanden, zu ihren sich in unterschiedlichen Stadien der Entscheidung über eine einschlägigen Erfahrungen und Motiven. Theoretisch steht er in der Tradition von C.J. Barnard und H.A. Simon. Deren Vorstellungen über das Verhalten von Menschen in Organisationen haben Cyert & March zu einer geschlossenen, verhaltenswissenschaftlich fundierten Unternehmenstheorie weiterentwickelt. Demzufolge kann es „den“ für eine Direktinvestition typischen Entscheidungsprozess nicht geben. Dieser ist keine logische Folge von eindeutig identifizierbaren, nacheinander ablaufenden Phasen, die als Stufenmodell dargestellt werden können, sondern ein kontinuierlicher, dynamischer und sozialer (Entscheidungs-)Prozess. Letzteres bedeutet, dass sich die Entscheidungsträger wechselseitig beeinflussen und die Entscheidungsfindung vergleichsweise unstrukturiert abläuft, beschränkt bzw. beeinflusst durch die jeweilige Unternehmensstrategie, begrenzte Ressourcen sowie die Fähigkeiten, Bedürfnisse und Motive der beteiligten Manager.

Behavioristische Theorie der Internationalisierung

139

(2) Obwohl Y. Aharoni diesen Entscheidungsprozess weder als zwangsläufig noch als idealtypisch begreift, unterscheidet der Autor vier grundlegende, mehr oder weniger unspezifische Phasen, welche ein Unternehmen hierbei durchläuft: a) In der ersten, mutmaßlich wichtigsten Phase (Decision to Look Abroad) fällen demnach die Verantwortlichen eine Art Metaentscheidung: ob eine Direktinvestition ernsthaft in Erwägung gezogen werden soll oder nicht. Treiber dieser strategischen Ausrichtung sind unternehmensinterne und/oder externe „Initialkräfte“. Erstaunlicherweise können dabei auch zufällige Einflüsse (z.B. Eindrücke einer Urlaubsreise) eine wesentliche Rolle spielen. Zu den internen Antriebskräften zählt die Absicht von Mitarbeitern, im Zuge einer Direktinvestition auch im Ausland arbeiten zu wollen. Denn dies verspricht im Regelfall eine Reihe konkreter persönlicher Vorteile (etwa einen Zuwachs an Prestige, verEntsendung und nicht zuletzt auch die Befriedigung besserte Aufstiegschancen nach der Rückkehr Manager-Zielder Abenteuer- und Reiselust von Angehörigen des Top-Managements; vgl. auch KielAnsatz). Externe Antriebskräfte sind u.a. Vorschläge bzw. „Druck“ von Geschäftspartnern ( wasser-Internationalisierung), Förderprogramme von inländischen und ausländischen Verbänden, Wirtschaftsvereinigungen, Regierungsstellen ( Außenhandelsfinanzierung), Sorge um den Verlust des Auslandsmarktes, Bedrohung des Binnenmarktes durch Engagements ausländischer Konkurrenten Auslandsinvestitionen von inländischen Konkurrenten ( Band Wagon-Effekt; Cross Insowie vestment). b) Gegenstand der zweiten Phase ist die Bewertung des Projekts. Angesichts von Informationsfülle einerseits und Zeitknappheit andererseits ist es zumeist unmöglich, alle in Betracht kommenden Optionen eingehend zu bewerten. Deshalb wird ein Investitionsobjekt mit um so größerer Wahrscheinlichkeit in Erwägung gezogen, je leichter die erforderlichen Informationen zu beschaffen sind (d.h. je geringer die Informationskosten; vgl. auch Heuristik, insb. Availability). In dem mehrstufigen Bewertungsprozess bilden Risiken ( Risiko), Größe des Marktes ( Marktattraktivität) oder RestriktioHumankapital) erste grobe Indikatoren einer nen des Unternehmens (z.B. hinsichtlich Finanz- oder Machbarkeitsstudie ( Feasibility-Studie). Da die meisten Risiken nur subjektiv bewertbar sind, können Projekte, welche objektiv gesehen geeignet bzw. rentabel wären, bereits in einer frühen Phase Risikobereitschaft einflussreicher Manager übersteigen (Opiausscheiden, weil sie die individuelle nion Leader). Ob ein Investitionsobjekt die weiteren Hürden überwindet, hängt nicht zuletzt von eher Präferenzen oder Vorurteile in Bezug auf die „weichen“ Einflussfaktoren ab (u.a. persönliche Distanz, psychische). Aber auch objektivierbare Gründe, wie die UnterAttraktivität eines Landes; nehmensstrategie, spielen eine Rolle. Lässt bspw. ein Zielland eine Direktinvestition nur in Form von Minderheits-Joint Ventures zu ( Joint Venture), wird ein Unternehmen, das unbedingt unabhängig bleiben will und deshalb die Strategie verfolgt, nur 100%-Tochtergesellschaften zu gründen, vermutlich dort auf ein Engagement verzichten. c) In der dritten Phase fällt das Unternehmen die Entscheidung. d) Waren einflussreiche Führungskräfte anfänglich oder im gesamten Verlauf nur unzureichend am Entscheidungsprozess beteiligt und widersetzen sich diese dann der Entscheidung, so kann sich eine vierte Phase anschließen. In dieser werden bestimmte Projekte nochmals evaluiert. (3) Im Zuge der Internationalisierung akkumuliert ein Unternehmen Wissen (z.B. wie führt man Auslandsaufträge aus, wie geht man bei verschiedenen Markteintrittsstrategien vor usw.) und Erfahrung. Zusammen mit einer veränderten Einschätzung von Außenhandelsrisiken führt dieser Zuwachs an Kompetenz schließlich dazu, dass das Unternehmen seine Auslandsgeschäfte intensiviert und sich im Verlauf der Internationalisierung für risikoreichere Formen eines Auslandsengagements entscheidet. Diese Überlegungen verdeutlichen, warum Y. Aharoni als Wegbereiter des Konzepts des OrganisatioVerhaltensorientierten Theorie der Internationalisierung entstammt, nalen Lernens, welches der Uppsala-Schule formulierten Theorie der Internationalisierung angesehen wersowie der von der den kann. " Aharoni, Y.: The Foreign Investment Decision Process, Boston/MA 1966. Barnard, C.I.: The Functions of the Executive, Cambridge/MA 1938. Cyert, R.M.; March, J.G.: A Behavioral Theory of the Firm, Englewood Cliffs/NJ 1963. Simon, H.A.: Administrative Behavior, New York 1945.

140

Behelfssprache

Behelfssprache Beihilfe

Kontaktsprache

Subventions-Kodex

Bekannte Marke

Markenschutz Sitten & Gebräuche

Bekleidungskonvention Belastbarkeit, emotionale Belgrader Konferenz Belief

Cross-Cultural Adaptability Inventory

Dritte Welt

Internationales Management;

Benchmarking Benennungsland

Länderphilosophie

Global Scorecard Europäisches Patent

Bereitschaft zum Kauf ausländischer Produkte kann Ausdruck von kultureller Offenheit sein ( Offenheit, kulturelle). Dies ist aber nur dann der Fall, wenn eine entsprechende Kennzeichnung die Herkunft des Produkts zweifelsfrei ersichtlich macht Herkunftsbezeichnung). (durch eine geeignete Country of Origin-Forschung lassen vermuten: Je mehr (1) Einige primärstatistische Studien der sich Exportland und Importland unterscheiden (d.h. je größer die psychische und die kulturelle Distanz zwischen beiden), desto weniger vorteilhaft erscheinen Angehörige des einen Landes Produkte, die aus Kaufbereitschaft ( Distanz, kulturelle). dem anderen Land stammen, und desto geringer ist die Variable ist dabei der ökonomische Entwicklungsstand: AmerikaEine bedeutsame intervenierende nischen Probanden bspw. erscheinen wirtschaftlich schwächere Länder auch kulturell distanter als wirtschaftlich starke Länder. Neue Produkte, die in einem Land noch nicht erhältlich sind ( Lag Market), werden dort vergleichsKultur der Landeskultur des Herkunftslandes stark weise schnell akzeptiert, wenn dessen ähnelt. Denn die Bewohner kulturell vergleichbarer Länder kommunizieren relativ intensiv miteinanDiffusionsprozess beschleunigt. Denkbar ist allerdings auch, dass die in beiden Kulturder, was den Lebensstile (teilweise) übereinstimmen, so dass keine kreisen dominanten Verhaltensmuster bzw. zeitraubenden Anpassungsmaßnahmen erforderlich sind ( Standardisierung vs. Differenzierung) bzw. der Adoptionsprozess insgesamt beschleunigt ist. (2) Aus makroökonomischer Sicht sorgt die Bereitschaft, ausländische Produkte zu erwerben, zusammen mit anderen Faktoren dafür, dass sich eine Volkswirtschaft für den internationalen Wettbewerb Import von Waren erhöht die Zahl der öffnet, was wachstumsfördernde Kräfte freisetzt. Denn der Wettbewerb, internationaler). Dies wiederum zwingt zu einer Konkurrenzprodukte ( Offenheit; Ressourcen und zu einer Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigeffizienten Verwendung knapper keit. Wettbewerbsschwache Unternehmen sehen sich in kulturell offenen Volkswirtschaften zu einer vorausschauenden Unternehmenspolitik gezwungen (bspw. Wettbewerbsnachteile beseitigen, alte, wachstumsschwache Geschäftsfelder aufgeben und neue erschließen). Akzeptanz von Importen korreliert signifikant (r = 0,48) mit der internationalen WettbeDie Einfuhr auslänwerbsfähigkeit eines Landes: Je offener dessen Bewohner bzw. Institutionen für die Dienstleistungen sind, desto größer ist empirisch gesehen dessen Wettbedischer Produkte und werbsfähigkeit (vgl. Abb., nächste Seite). Allerdings könnte es sich hierbei um eine Scheinkorrelation handeln. Denn die Umkehrung dieses Zusammenhangs ist nicht minder plausibel: Je wettbewerbsfähiFremde (z.B. aufgrund von ger eine Volkswirtschaft, desto offener sind ihre Mitglieder für alles

Berner Union

141

Selbstbewusstsein). Zwar gibt es auch Länder, die trotz geringer internationaler Wettbewerbsfähigkeit ihre Märkte nicht abschotten (z.B. Griechenland, Tschechien oder die Türkei); insgesamt aber zeichnet sich ein moderater linearer Trend ab, demzufolge wettbewerbsschwache Länder (z.B. Polen, Südkorea) sich kulturell mehr verschließen und weniger bereit sind, Leistungen zu importieren. WettbewerbsstarInstitute for Management Deke Länder, wie die Spitzenreiter des Competitiveness-Index 2004 des velopment (IMD), tendieren hingegen zum Freihandel (insb. Singapur, Hongkong und die USA). Internationale Wettbewerbsfähigkeit und Importbereitschaft (2004)

Offenheit für den Import von Produkten und Dienstleistungen

9

Portugal

Griechenland Tschechien

8

Neuseeland Schweden Belgien

Irland Deutschland

Hongkong

Dänemark Finnland Niederlande

Singapur

Türkei

7

Venezuela Kolumbien

Luxemburg GroßChile Spanien britannien Österreich Norwegen Italien Australien Kanada Ungarn Philippinen Argentinien Taiwan Mexiko FrankIsrael reich Schweiz Thailand

Südafrika

6

Russland

Malaysia

Brasilien Indonesien Indien

Island

Polen

5

USA

China

4

Japan

Südkorea

Wettbewerbsfähigkeit 0

20

40

60

80

IMD-Score 100

Anmerkung: Operationalisierung von „Offenheit für den Import von Produkten und Dienstleistungen“: „National protectionism prevents foreign products and services from being imported (= 1) # does not prevent foreign products and services from being imported (= 10)“

" Crawford, J.C.; Lumpkin, J.R.: Environmental Influences on Country of Origin Bias, in: Papadopoulos, N.; Heslop, L.A. (Eds.), Product-Country Images. Impact and Role in International Marketing, New York 1993, pp.341-356. Ganesh, J.; Kumar, V.; Subramaniam, V.: Learning Effect in Multinational Diffusion of Consumer Durables. An Exploratory Investigation, in: Journal of the Academy of Marketing Science, Vol.25 (1997), Summer, pp.214-228. Gutjahr, G.: Country Image as a Key Success Factor in Export Marketing, in: Society and Economy. Quarterly Journal of Budapest University of Economic Sciences, Vol.16 (1993), No.3, pp.160-170. IMD (Ed.): The World Competitiveness Yearbook 2004, Lausanne 2004. Lebrenz, S.: Länderimages. Einflußfaktor und Bedeutung für das Konsumentenverhalten. Eine empirische Studie bei langlebigen Gebrauchsgütern, Lohmar 1996.

Bericht über die menschliche Entwicklung ment-Index; BERI-Index

Business Environment Risk-Index;

Berner Übereinkunft

Urheberrecht;

Armut;

Entwicklung;

Human Develop-

Länderrisiko

Welturheberrechtsabkommen

Berner Union Koordinierungsorgan, das 1934 in Bern, d.h. am Finanzstandort Schweiz, zur Förderung der internatioExportkreditversicherung gegründet wurde ( Konalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der

142

Beruf

ordination). Seit 1974 gehören auch die Investitionsversicherer der Berner Union an. Im ständigen Sekretariat in London waren 2007 insgesamt 51 Organisationen aus 42 Ländern registriert. Seit 1953 HERMES Kreditversicherungs AG und die C&L Deutsche Rezählen zu ihnen auch die deutsche vision AG. Bis zur Einführung des OECD-Konsensus begründeten Absprachen und Empfehlungen, die während regelmäßiger Treffen (mindestens zweimal jährlich) getroffen bzw. ausgesprochen wurden, wesentlich den Einfluss der Berner Union. Diese bezogen sich allgemein auf gemeinsame grundsätzliche Probleme der Exportkreditversicherung und der Versicherung von Auslandsinvestitionen ( AuslandsniederDirektinvestition). Konkret befasste man sich mit einzelnen technischen Problemen der lassung; HarExportkreditversicherung, der wirtschaftlichen Lage in den jeweiligen Importländern, der monisierung der Deckungspolitik, der Verpflichtung zur wechselseitigen Information, der Bewertung Länderrisikos sowie den Zahlungsbedingungen für den Export von Stahl, Containern oder des OECD-Konsensusregeln verlor die von Zuchtvieh. Mit der Einführung der häufig gleichsinnigen Kritikern auch als „Old Boys Club bezeichnete Berner Union einen Großteil ihrer ursprünglichen Bedeutung. " Bödeker, V.: Staatliche Exportkreditversicherungssysteme, Berlin 1992.

Beruf

International Standard Classification of Occupations

Berufsethik Teil der im Kontext der Diskussion über den Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Entwicklung Kultur und Konfession andererseits formulierten Protestantismus-These. Eine einerseits sowie Religionen im Allgemeinen und die verschiedenen Erscheinungsformen Schlüsselrolle spielen dabei des Protestantismus im Besonderen. Verkürzt lautet die Argumentation: Religionen unterstützen die Wertesystems und die Verbreitung leistungsfördernder GrundHerausbildung eines einheitlichen Orthodoxie) einen annahmen, da sie in ihrer rigiden Erscheinungsform ( Fundamentalismus; Gesellschaft als „richtiges Verhalten“ kanonartigen Konsens darüber verkörpern, was die jeweilige betrachtet. Vor allem der asketische Protestantismus fordert von den Gläubigen eine rationale Lebensführung. Der Beruf wird als Berufung angesehen, welche den Einzelnen dazu verpflichtet, sein Bestes zu geben. Wegbereiter dieser sozioökonomischen Denkschule war der Soziologe M. Weber. " Hoffmann, F.; Härle, M.: Religion als strategischer Erfolgsfaktor, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, Ergänzungsheft 1 (1992), S.175-209. Weber, M.: Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus, Bodenheim 1993.

Beschaffenheitsschaden

All Risks-Klausel

Beschaffung, elektronische Beschaffung, ethische

E-Procurement

Business Social Compliance-Initiative

Beschaffung, globale (1) Konsequenz der Ausdehnung des Grundgedankens der Globalisierung auf alle Unternehmensfunktionen. Neben dem Marketing ( Global Marketing) wurde zunächst das Beschaffungswesen Weltmarkt ausgerichtet. Mittlerweile ist globale Beschaffung vielfach selbst für konsequent auf den solche Unternehmen, die nur den nationalen Markt bearbeiten, Realität geworden; denn natürlich bedeutet Globalisierung mehr, als nur Produkte weltweit zu verkaufen. Unternehmen, die im weltweiten Rohstoffe, VorWettbewerb stehen, müssen auch die zur Herstellung der Güter notwendigen leistungen und Teile dort beschaffen, wo sie am besten, schnellsten, billigsten etc. erhältlich sind (d.h. auf dem Weltmarkt). Erzeugnisse des primären Sektors (landwirtschaftliche Erzeugnisse, Erdöl, Kohle und andere Bodenschätze) wurden schon seit jeher weltweit beschafft ( Dreieckshandel, kolonialer). Nestlé Soja aus Brasilien und Südostasien, aus Sri Lanka Kokosmilch, Heutzutage bezieht bspw. von der Elfenbeinküste die Jamswurzel und aus Nigeria eine Getreideart namens Sorghum.

Beschaffung, globale

143

(2) Im Zuge der Downstream-Arbeitsteilung aber erweiterte sich die Einkaufspalette. Aufgrund der vier Treiber starkes Kostengefälle zwischen den Industrie- und den Schwellenländern, Angleichung des industriellen Know how, relativer Rückgang von Transportkosten und Transportzeit und Aufwertung des „Beschaffungswesens“ Global Sourcing aber, wovon zählen dazu zunehmend auch Komponenten und Halbfertigprodukte. erstmals D.F. Hefler explizit gesprochen hat, wurde erst ausgangs der achtziger Jahre angestrebt. Dabei Transaktionskosten standen zunächst Kostenvorteile (geringere Produktionskosten, verminderte Handelshemmdank Verbesserung der Transport- und Informationstechnologie sowie Abbau von nissen) im Vordergrund. Später kamen weitere Ziele hinzu: Teilnahme am weltweiten Know how-Transfer durch Präsenz auf internationalen Märkten, Nutzung weltweit verstreuter Informationen und Unterstützung der strategischen Früherkennung („Horchposten“), Überwindung von Markteintrittsbarrieren bei der Erschließung neuer Absatzmärkte (z.B. angesichts einer Local Content-Politik des Abnehmerlandes), Vorbereitung auf die Globalisierung der Produktion durch Gründung von Auslandsniederlassungen, Reduktion der Abhängigkeit von Lieferanten (z.B. bei der Chip-Produktion). Wertschöp(3) Globale Beschaffung hat insb. auch aufgrund der weltweiten Reorganisation der fungsketten wesentlich an Bedeutung gewonnen. Diese kann so weit gehen, dass der vermeintliche Forschung + Entwicklung (F+E), Produktentwicklung, Marketing, Hersteller nur noch die Phasen Markenführung etc. unmittelbar selbst verantwortet, nicht aber die Unternehmensfunktionen Logistik, Produktion und Distribution. Xbox bspw., eine von Microsoft entwickelte Spielekonsole, wurde ausAuftragshersteller schließlich von Flextronics produziert (im mexikanischen Guadalajara). Dieser unterhielt damals als Weltmarktführer im Bereich „Electronic Manufacturing Services (EMS)“ in 28 Ländern insgesamt 80 Fabriken und setzte weltweit mehr als 14 Mrd. $ um (vgl. Abb.). Auch die Ericsson-Handys wurden komplett von Flextronics produziert (in Malaysia und China). Electronic Manufacturing Services: die führenden Elektronik-Zulieferer Unternehmen

Umsatz 2002 (Prognose, in Mrd. $)

Umsatz nach Regionen

Größte Auftraggeber

(in %) Asien

Europa

Amerika

Flextronics

14,4

28

38

34

Alcatel, Ericsson, Microsoft, Siemens

Solectron

12,6

29

18

53

Cisco, Ericsson, Microsystems, Nortel, Sun

Sanmina

11,6

9

19

72

Dell, Hewlett-Packard, IBM, Nokia

Celestica

11,6

12

28

60

Alcatel, Cisco, IBM, Motorola

3,9

16

12

72

Cisco, Dell, Hewlett-Packard

Jabil

Quelle: Lehmann Brothers, in: Die Zeit (14.2.2002), S.24.

(4) Da die Markeneigentümer immer weniger selbst produzieren, geht man von einer Verdoppelung Zulieferunternehmen aus. Deren Wettbewerbsvorteil erwächst, abgesehen des Marktvolumens der von Standortvorteilen ( Standortqualität), aus dem Umstand, dass sie ihre Produktion besser auslasten können, da sie für mehrere Hersteller im Auftrag produzieren. Textil- und Bekleidungsindustrie zählt seit den 1970er-Jahren zu den Vorreitern der neuen (5) Die internationalen Arbeitsteilung ( Arbeitsteilung, internationale). Schneller als irgendeine andere Branche verlegt sie ihre Produktionsstätten in die entferntesten Winkel der Welt. Markenhersteller wie Reebok stellen nur noch ca. 5% der von ihnen angebotenen Kleider in eigenen Fabriken her. Den grossen Rest besorgen Zulieferer auf der ganzen Welt, wobei diese auf der Suche nach Kostenvorteilen wiederum Sub-Zulieferer beauftragen. So haben sich die einstmals linearen, überschaubaren Lieferbe-

144

Beschaffung, innereuropäische

ziehungen in ein intransparentes, immer feiner gesponnenes Netz aus Zwischenhändlern, Exporteuren und Agenten verwandelt, das den gesamten Erdball umspannt. Obwohl die Arbeitskosten häufig nur noch einen Bruchteil der Gesamtkosten ausmachen, wurde und wird der unerbittliche Preiskampf der Zulieferer zunehmend auch mit unerlaubten bzw. unsozialen Mitteln ausgetragen, z.B. mit rechtlosen Sweatshops ( Code of Conduct; Sozialdumping). Heimarbeitern oder Beschäftigten in " Arnold, U.: Global Sourcing. An Indispensable Element in Worldwide Competition, in: Management International Review, Vol.29 (1989), No.4, pp.14-28. Hefler, D.F.: Global Sourcing, in: Journal of Business Strategy, Vol.2 (1981), No.1, pp.7-12. Kotabe, M.: Global Sourcing Strategy, New York 1992. Menzl, A.: Global Sourcing, in: Thexis, 11.Jg. (1994), Nr.1, S.38-40.

Beschaffung, innereuropäische

Global Sourcing

Beschaffung, internationale Beschaffung, nachhaltige Beschaffungsmanagement

Social Compliance Program Global Sourcing

Beschaffungspolitik, staatliche Beschaffungsrisiko

SIMAP

Ausschreibung;

Buy American Act;

Handelshemmnis

Kreditgewährungsrisiko

Beschaffungsverhaltensregeln

Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels;

Beschäftigung, lebenslange (1) zählt zu den Mythen der japanischen Herausforderung, wie die für viele überraschenden Erfolge der japanischen Exportindustrie in den siebziger und vor allem in den achtziger Jahren auch genannt wurden ( Herausforderung, japanische). Bereits früher war lebenslange Beschäftigung als KonseManagementlehre verankerten Humanprinzips nur für quenz des in der traditionellen japanischen die renommierten Großunternehmen verbindlich und nicht für die in Japan weitgehend anonymen und Zulieferunternehmen ( Keiretsu). Aufgrund des starken Wettbewerbsdrucks in den abhängigen neunziger Jahren und des dadurch bedingten Hierarchieabbaus haben allerdings auch Cannon, Toyota etc. zunehmend von der Beschäftigungsgarantie Abstand genommen. Wie Umfragen des japanischen Ministry of Health, Labor, and Welfare ergaben, gingen 2002 nach eigenen Angaben nur noch 8,5% der Unternehmen beim Einstellen von Mitarbeitern von einer lebenslangen Arbeitnehmer-/ArbeitgeberBeziehung aus („When hiring employees, do you attach great importance to the lifetime employment Mythen zählt ( Humansystem?“; 1999 = 9,9%). Das Senioritätsprinzip, das gleichfalls zu diesen prinzip), beachteten 2002 lediglich 0,8% („In treating your employees, to which do you attach greater importance?“; 1999 = 2,3%). (2) Dass sich bei dieser Frage 12,5% der Auskunftspersonen nicht zwischen den drei Möglichkeiten („Senioritätsprinzip“, „Leistungsprinzip“ bzw. „beides“) entscheiden konnten bzw. wollten und 2,6% keine Antwort gaben, spricht erstens für die immer wieder berichtete Unwilligkeit japanischer Gesprächspartner bzw. Probanden, sich eindeutig festzulegen, zumal die entsprechenden Prozentsätze bei der zuerst genannten Frage noch weit höher lagen (39,9% bzw. 3,0%). Zweitens ist folglich davon auszugehen, dass der Anteil japanischer Unternehmen, die nach wie vor das Senioritätsprinzip achten und/oder ein lebenslanges Beschäftigungsverhältnis anstreben, zwar vergleichsweise gering ist, aber doch größer, als die direkt zuordenbaren Prozentzahlen es vermuten lassen. " JETRO (Ed.): Changing Personnel Systems, Changing Japan, in: Focus Japan, Vol.30 (2003), No.5, pp.3-5.

Beschäftigungsdauer unterliegt weltweit in der Realität weder dem angeblich amerikanischen Prinzip des Hire & Fire noch dem angeblich japanischen Prinzip der lebenslangen Beschäftigung ( Beschäftigung, lebenslange).

Beschäftigungsquote

145

Wie eine weltweite Untersuchung der OECD ergab, konnten japanische Arbeitnehmer zwar lange Zeit tatsächlich auf eine längere mittlere Betriebszugehörigkeit hoffen als ihre amerikanischen KolleLänderstereotyp gen. Aber diese Unterschiede sind weit geringer (vgl. Abb.), als es das traditionelle Gesellschaften die Extrempositionen der Rangsuggeriert. Im Übrigen markieren nicht diese beiden liste der Beschäftigungsdauer, sondern Italien und Australien. Durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von Mitarbeitern (in Jahren) Italien

11,6

Spanien

8,9

Japan

11,3

Niederlande

8,7

Frankreich

10,7

Großbritannien

7,8

Schweden

10,5

USA

7,4

Australien

6,4

Deutschland

9,7

Quelle: OECD.

Beschäftigungspolitik der 21 wichtigsten Industrieländer lässt sich auf Basis eines im Auftrag der Bertelsmann Stiftung entwickelten Beschäftigungs-Ranking bewerten. Um die mittelfristige Arbeitsmarktentwicklung verArbeitslosenquote auch Informationen über die Argleichen zu können, werden dabei neben der beitsmarktpolitik, die Finanzpolitik ( Staatsquote), das Verhalten der Tarifpartner ( Arbeitskampf) und das Wirtschaftswachstum ( Bruttoinlandsprodukt) verarbeitet. 1993, beim ersten Ranking, rangierte die Bundesrepublik Deutschland noch in der Spitzengruppe; 2002, in der fünften Bewertungsrunde, landete sie auf Rang 16. Noch schlechter schnitten lediglich Frankreich, Italien und Spanien, die gleichfalls der Gruppe der großen kontinentaleuropäischen Länder angehören, sowie Finnland und Griechenland ab. Hingegen blieb die mit der Schweiz, Japan und Norwegen besetzte Spitzengruppe konstant (vgl. Abb.). Transparenz und Effizienz der Beschäftigungspolitik im internationalen Vergleich Rang

1980 - 1993

2002

1

Schweiz

Norwegen

2

Japan

Schweiz

3

Norwegen

Japan

4

Schweden

Niederlande

5

Österreich

USA

6

Deutschland

Portugal

7

Portugal

Österreich

8

USA

Dänemark

9

Niederlande

Großbritannien

10

Frankreich

Neuseeland

" Hafemann, K.; van Suntum, U.: Internationales Standort-Ranking 2004, Gütersloh 2004. Huckemann, S.; van Suntum, U.: Beschäftigungspolitik im internationalen Vergleich. Länderranking 1980-1993, Gütersloh 1993.

Beschäftigungsquote (1) älterer Arbeitnehmer ist innerhalb der Europäischen Union in den femininen Ländern (z.B. Niederlande) größer als in eher maskulinen Ländern wie Deutschland oder Italien ( ArbeitsMaskulinität vs. Feminität). Deutschland liegt mit einer Beschäftilosenstatistik, internationale; gungsquote von 51,5% relativ deutlich oberhalb dem EU-Durchschnitt (= 44,7%; vgl. Abb., nächste Seite). (2) Die Beschäftigungsquote von Frauen, die 2007 in der EU-27 bei 58,3% lag (Männer = 72,5%), ist in den skandinavischen Ländern am größten (Norwegen = 74,0% vs. 79,5%, Dänemark = 73,2% vs.

146

Beschwerde

81,0% sowie Schweden = 71,8% vs. 76,5%) und in den Mittelmeeranrainerstaaten am geringsten (Türkei = 23,8% vs. 68,0%, Malta = 36,9% vs. 74,2% und Italien = 46,6% vs. 70,7%). Beschäftigungsquote der 55-64-Jährigen (in %, Stand 2007) Schweden

70,0

Deutschland

51,5

Slowakei

35,6

Norwegen

69,0

Niederlande

50,9

Belgien

34,4

Schweiz

67,2

Portugal

50,9

Italien

33,8

Estland

60,0

Tschechien

46,0

Slowenien

33,5

Dänemark

58,6

Spanien

44,5

Ungarn

33,1

Lettland

57,7

Bulgarien

42,6

Luxemburg

32,0

Großbritannien

57,4

Griechenland

42,4

Polen

29,7

Zypern

55,9

Rumänien

41,4

Türkei

29,5

Finnland

55,0

Österreich

38,6

Malta

28,3

Irland

53,8

Frankreich

38,3

Litauen

53,4

Kroatien

35,8

Quelle: EUROSTAT.

Wenn man diese Variable, die etwa für die Gender-Forschung bedeutsam ist ( GeschlechterLandeskultur untersucht ( Kultur), dann zeigt sich erwarunterschied), in Abhängigkeit von der tungsgemäß, dass die Beschäftigungsquote von Frauen in maskulinen Ländern (Japan, Deutschland, Frankreich, Italien) geringer ist als in femininen (Schweden, Finnland, Niederlande) und in individualistischen Ländern (USA, Großbritannien) ( Individualismus vs. Kollektivismus; Maskulinität vs. Feminität). Eine Sonderrolle spielt in diesem Zusammenhang die Schweiz. Beschwerde gegenüber dem Anbieter einer Leistung artikulierte Unzufriedenheit mit dem Prozess bzw. dem Ergebnis der Leistungserbringung ( Zufriedenheit). Befragungen in China, Thailand, den USA, Norwegen und Venezuela ergaben, dass Konsumenten aus wirtschaftlich entwickelteren Ländern gegenüber Beschwerden vergleichsweise positiv eingestellt sind ( Einstellung). So berichten Hernandez et al., dass sich US-amerikanische Käufer eines fehlerhaften Videorecorders häufiger beschweren als puertoDisricanische Käufer. Während die Autoren hierfür primär objektive Gründe anführen (räumliche tanz, da damals viele Puerto Ricaner ihren Videorecorder in den USA kauften), erklärt A. VillarealCamacho ihren Befund, dass Mexikaner sich seltener beschweren als US-Amerikaner, mit kulturspezifischer Ursachenattribution ( Attribution): Mexikaner haben primär den Leistungsprozess vor Augen und präferieren eine variable, situative Erklärung, während US-Amerikaner auf das Leistungsergebnis, d.h. das fehlerhafte Produkt fokussieren und eher stabil attribuieren. (2) Die meisten Studien, welche den westlichen und den konfuzianischen Kulturraum vergleichen, Kulturraumes (China, Japan, Sinkommen zu den Ergebnis, dass die Bewohner des ostasiatischen gapur etc.) sich mit geringerer Wahrscheinlichkeit beschweren als westliche Käufer. Erklärt wird dies Bedürfnis der konfuzianisch geprägten Gesellschaften nach zum einen mit dem besonderen kollektivistischer Kulturen anHarmonie. Zum anderen geht man davon aus, dass Angehörige ders als Individualisten, tendenziell loyal sind, auch „ihrem“ Unternehmen gegenüber. Selbst wenn sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, ist es wenig wahrscheinlich, dass sich diese Kunden beschweren. Freilich neigen „Kollektivisten“ dann verstärkt dazu, in ihrer In-Group darüber zu berichten und negative Mund-zu-Mund-Propaganda zu betreiben, was dazu führt, dass in solchen Kulturen persönlich übermittelte negative Informationen nachhaltig Beachtung finden. Hat man sich allerdings schließlich dazu entschlossen, ein Produkt, den Hersteller oder den Händler zu wechseln, so ist die Abwanderung im Regelfall endgültig. Um so mehr bedarf es in diesen Ländern eines kulturadäquaten Beschwerdemanagements. Dabei ist zu bedenken, dass die generelle Einstellung der Konsumenten sowie deren

Bestechung

147

konkretes Beschwerdeverhalten maßgeblich davon abhängen, ob sie das Unternehmen als Teil der 'in group' betrachten und damit 'a priori' als vertrauenswürdig ( Vertrauen). Nur dann gehen kollektivissozialisierte Kunden davon aus, dass sich das Unternehmen für ihr Wohlergehen interessiert. tisch Angesichts der weitgehenden Irreversibilität einer Abwanderung ist in diesen Ländern das in westliIndustrienationen übliche reaktive Beschwerdemanagement ungeeignet. Dort müssen Unterchen nehmen erstens antizipativ agieren, um möglichst frühzeitig in die „Erfahrungskette“ des Käufers einzugreifen, und zweitens mehr Beziehungs- als Beschwerdemanagement betreiben: Nicht das fehlerhafte Produkt darf im Mittelpunkt der Bemühungen stehen, sondern die dadurch gestörte zwischenmenschliche Beziehung. Binnenmarktvorschri(3) Beschwerden, die sich aus der fehlerhaften bzw. rigiden Anwendung von Europäischen Union ergeben, können Unften durch nationale Behörden der Mitgliedsländer der SOLVIT richten. Dorthin leitet auch die Europäische Kommisternehmen und Privatpersonen an sion Beschwerden, die sie erreichen, weiter, sofern die darin beschriebenen Probleme mit großer Wahrscheinlichkeit außergerichtlich gelöst werden können. " Arndt, J.; Barksdale, H.C.; Perreault, W.D.: Comparative Study of Attitudes Toward Marketing, Consumerism and Government Regulation, in: Day, R.L.; Hunt, H.K. (Eds.), New Findings on Consumer Satisfaction and Complaining, Bloomington 1982, pp.81-85. Hernandez, S.A.; Strahle, W.; Garcia, H.L.; Sorenson, R.C.: A Cross-Cultural Study of Consumer Complaining Behavior. VCR Owners in the U.S. and Puerto Rico, in: Journal of Consumer Policy, Vol.14 (1991), No.1, pp.35-36. Lowe, A.C.; Corkindale, D.R.: Differences in „Cultural Values” and their Effects on Responses to Marketing Stimuli, in: European Journal of Marketing, Vol.32 (1998), No.9/10, pp.843-867. Thorelli, H.B.: China. Consumer Voice and Exit, in: Consumer Satisfaction/Dissatisfaction & Consumer Behavior, Vol.6 (1983), pp.25-37. Villareal-Camacho, A.: Consumer Complaining Behavior. A Cross Cultural Comparison, in: Murphy, P.E. et al. (Eds.), American Marketing Association Educators Proceedings, 1983, pp.68-73. Watkins, H.S.; Liu, R.: Collectivism, Individualism and In-Group Membership. Implications for Consumer Complaining Behaviors in Multicultural Contexts, in: Manrai, L.A.; Manrai, A.K. (Eds.), Global Perspectives in Cross-Cultural and Cross-National Consumer Research, New York 1996, pp.69-96. Wegmann, C.: Internationales Beschwerdemanagement, Wiesbaden 2001.

Beschwerde, grenzüberschreitende Beschwerdegericht

Europäische Allianz der Werbeselbstkontrolle

Armut

Beschwerdemanagement (1) systematischer Einsatz von Instrumenten wie Garantie, Erleichterung der Kontaktaufnahme und Zusage einer unverzüglichen Bearbeitung von Reklamationen. Mit einem proaktiven BeschwerdemaKundenzufriedenheit ( Zufriedenheit) und nagement werden Ziele wie Wiederherstellung der Stärkung der Kundenbindung verfolgt ( Kundenabwanderung). Aus interkultureller Sicht erfüllen Beschwerden unterschiedliche Funktionen. So sind sie in kollektivistischen Märkten weitaus seltener, aber wenn, dann umso grundsätzlicher gemeint als in individualistischen Märkten (d.h. tendenziell Individualismus vs. Kollektivismus). Zu beachten sind weiterhin die unternicht kompensierbar; schiedlichen Erfolgsaussichten, die bspw. Niederländer (= geringer) und US-Amerikaner (= größer) einer Beschwerde zubilligen. (2) Die Frage, ob die einzelnen Phasen bzw. Bereiche des Beschwerdemanagements international standifferenziert werden sollten, haben Manager deutscher Maschinen- und Anlagenbaudardisiert oder unternehmen recht eindeutig zugunsten einer standardisierten Organisationsgestaltung beantwortet. standardisieren, 68% den Ablauf der Beschwerdebe74% gaben an, die Beschwerdestimulierung zu arbeitung, 52% das Verhalten der Mitarbeiter den Kunden gegenüber und 80% die Art und Weise, wie sie einen Beschwerdefall lösen. " Graf, K.: Die Behandlung von Verbraucherbeschwerden in Unternehmen, Berlin 1990. Richins, M.L.; Verhage, B.J.: CrossCultural Differences in Consumer Attitudes and their Implications for Complaint Management, in: International Journal of Research in Marketing, Vol.2 (1985), pp.197-206. Riemer, M.: Beschwerdemanagement, Frankfurt/Main 1986. Wegmann, C.: Internationales Beschwerdemanagement, Wiesbaden 2001, S.102.

Best Practice Bestechung

Global Scorecard Bribe Payers Index;

Corruption Perception Index;

Geschenk;

Korruption

148

Bestellerkredit

Bestellerkredit dem Importeur (d.h. dem Besteller) von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bzw. AusExportkredit. Das Krefuhrkredit-Gesellschaft mbH (AKA) bzw. der bzw. den Banken gewährter ditrisiko trägt beim Bestellerkredit das Kredit gebende Finanzinstitut, weshalb dieses eine Risikoabsicherung fordert. Die Kreditsumme wird unmittelbar an den Exporteur ausgezahlt, um dessen Forderung zu begleichen (= gebundener Finanzkredit). " Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.478ff.

Bestellerkreditgewährleistung (1) dient im Rahmen der Ausfuhrkreditversicherung dazu, einen Bestellerkredit, welchen ein Importeur aufnimmt, um die Warenlieferung eines inländischen Exporteurs zu ausländischer finanzieren, zu versichern. Da der - zweckgebundene - Bestellerkredit aus Sicht des Exporteurs ein Kreditgeschäft in ein Bargeschäft umwandelt, erfreut sich diese Finanzierungsform zunehmender Beliebtheit. (2) Auf Antrag bzw. Vermittlung des deutschen Exporteurs übernimmt, wenn bestimmte VoraussetHermes Kreditversicherungs AG die Bestellerkreditgewährzungen erfüllt sind, hierzulande die leistung. Zu den Kriterien zählen besondere Förderwürdigkeit, die im Regelfall bei Lieferung von InEntwicklungsländer mit einem Mindestrechnungsbetrag von 2,5 Mio. € gegeben vestitionsgütern in ist, eine Selbstbeteiligungsquote von 5% bei politischen und wirtschaftlichen Risiken ( Risiko) sowie Informationspflicht des Exporteurs (über alle relevanten Bedingungen des Ausfuhrgeschäfts). " Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.370ff.

Bestellerrisiko

Hermes Kreditversicherungs AG

Besteuerungsrecht

Qualifikationskonflikt

Bestimmung, einschränkende Bestimmungslandprinzip Bestimmungsstaat

Klausel

Ursprungslandprinzip

Patentanmeldung, internationale

Beteiligungsgesellschaft

European Venture Capital Association;

Venture Capital

Betreibermodell (1) Form internationaler Anlagengeschäfte, bei der Anlagen- und Systemlieferanten sowie GeneralunInternationalisierung der Geschäftstätigkeit ihr Leistungsspektrum insb. um ternehmer im Zuge der Dienstleistungen ausweiten. Konkret handelt es sich dabei um die Finanzierung und den Betrieb von Anlagen. Beim BOT-Betreibermodell hat sich der Auftragnehmer durch eine Konzession zu refinanzieren. Typische Beispiele liefern Hoch- und Tiefbau, wo Straßen und Brücken durch das zeitlich befristete Recht, Wege- und/oder Brückenzoll zu erheben, finanziert werden. Nach dem Bau (build) der Anlage muss der Auftragnehmer diese für einen bestimmten Zeitraum betreiben und warten (operate). Diese Phase ist zeitlich so zu bemessen, dass die dadurch erzielbaren Betriebseinnahmen der Auftragssumme entsprechen. Anschließend ist die funktionstüchtige Anlage dem Auftraggeber kostenfrei zu übergeben (transfer). (2) Aufgrund der nahezu weltweiten Krise der öffentlichen Haushalte ( Puplic Private Partnership) und der wachsenden technischen Komplexität zahlreicher Anlagen sind diese vielfach nur noch mit Hilfe derartiger Betreibermodelle realisierbar. Mangelt es dem Auftraggeber an Personal, das kompetent und erfahren genug ist, eine hochkomplexe Anlage zu betreiben, kommt als weiterer Vorteil des Qualitätsmanagement hinzu. Denn Folgeaufträge von dem Betreibermodells das damit verbundene

Bewusstsein, interkulturelles

149

gleichen oder anderen Auftraggebern sind plausiblerweise nur dann zu erwarten, wenn die Referenzanlage dauerhaft mangelfrei arbeitet. (3) In der Praxis wurden zahlreiche Varianten der BOT-Strategie entwickelt. Im Einzelnen sind dies: BLOT = build, lease, operate and transfer ( Leasing-Strategie), BOD = build, operate and deliver, BOL = build, operate and lease, BOO = build, own and operate, BOOST = build, own, operate, subsidise and transfer, BOT = build, operate and transfer, BRT = build, rent and transfer, BTO = build, transfer and operate, DBOM = design, build, operate and maintain, DBOT = design, build, operate and transfer, FBOOT = finance, build, own, operate and transfer. (4) Intercontinental und Novotel gingen noch einen Schritt weiter und verbanden das Betreibermodell Markteintrittsstrategie des Franchising, um die Hotel- und Tourismusbranche in Afrika mit der zu fördern. Nach dem Bau einer Hotelanlage wird diese von dem Franchisenehmer so lange betrieben, bis die Baukosten gedeckt sind. Im Anschluss an die Pay Back-Phase kann das Hotel den Namen der Kette weiterhin tragen und so den damit assoziierten Qualitätsstandard dokumentieren ( Tourismus, internationaler). Für den Gotthard-Basistunnel, mit dessen Hilfe der Hauptkamm der Alpen für den Bahnverkehr ab dem Jahre 2014 auf 57 km Länge zweiröhrig untertunnelt werden soll, ist eine Finanzierungssumme von 9 Mrd. € geplant. Mitglied der Arbeitsgemeinschaft, die mit dem Bau beauftragt wurde, ist das in Mannheim ansässige Bauunternehmen Bilfinger Berger. Dessen Umsatzstruktur sah für 2005 neben Einnahmen für Ingenieurbau (= 2,7 Mrd. €), Hoch- und Industriebau (= 2,1 Mrd. €) und Dienstleistungen (= 2,1 Mrd. €) auch Betreiberprojekte vor. Deren Beitrag zum Gesamtumsatz belief sich in diesem Jahr auf 350 Mio. €. Betriebsrat

Mitbestimmung

Betriebsstätte rechtlich unselbständiges Organ des Auslandsengagements eines Unternehmens ( InternationaliAuslandsniederlassungen, Filialen und Repräsensierung). Einen vergleichbaren Status haben tanzen. Betriebsverfassungsgesetz

Mitbestimmung

Bevölkerungskarte Spielart der Proportionalkarte. Dabei stellt eine proportional verzerrte Weltkarte bzw. Erdteilkarte die einzelnen Länder entsprechend der Anzahl der dort lebenden Menschen (größer oder kleiner gemessen an der tatsächlichen Fläche) dar ( Kartographie). ( http://www.worldmapper.org Bevölkerungswachstum Beweisurkunde Bewunderung

Weltbevölkerung

Dokumente im Außenhandel World’s Most Admired Companies

Bewusstsein, interkulturelles

Sensibilität, interkulturelle

150

Beziehungen, industrielle

Beziehungen, industrielle Prozesse der Gestaltung und der Kontrolle von Arbeitsbeziehungen (z.B. zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmern, den jeweiligen Verbänden und den entsprechenden staatlichen Instanzen). Von besonGewerkschaften sowie Formen und Ergebnisse von Tarifderer Bedeutung sind dabei die Rolle der verhandlungen im internationalen Vergleich. Dokumentiert werden die industriellen Beziehungen durch das European Industrial Relations Observatory. (1) In Deutschland bspw. sind die industriellen Beziehungen zumeist dualer Natur. Einer kleinen Zahl vergleichsweise mächtiger Gewerkschaften mit Alleinvertretungsanspruch stehen gleichermaßen orgaRituale der Lohnverhandlungen, Warnnisierte Arbeitgeberverbände gegenüber. Auch wenn die streiks etc. anderes vermuten lassen, so sind diese Beziehungen hierzulande, zumindest im internatiokooperativ geprägt, was sich nicht zuletzt an der geringen durchschnittnalen Vergleich, tendenziell lichen Dauer von Streiks in der deutschen Wirtschaft ablesen lässt (2002 = zehn Arbeitstage je 1.000 Arbeitskampf). Für diese These spricht auch das „typisch deutsche“ MitbestimmungsBeschäftigte; recht, das allerdings die einen als gravierenden Wettbewerbsnachteil und die anderen als entscheidenStandorts Deutschland werten ( Standortwettbewerb). Obwohl 2004 nur noch ca. den Vorteil des 23% der Arbeitnehmer Gewerkschaftsmitglieder waren (1991 = 41%) und die Tendenz insgesamt rückläufig ist, erstreckt sich das Verhandlungs- und Streikmonopol der Gewerkschaften auf alle Arbeitnehmer, die in gewerkschaftlich organisierten Industriezweigen bzw. Branchen beschäftigt sind (2002 = 67%). Tarifautonomie und Allgemeinverbindlichkeit sorgen dafür, dass die zwischen beiden Lagern vereinbarten Tarifverträge auch für die nicht gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer gelten. Die zunehmende Wettbewerbsintensität bedingt allerdings, dass immer mehr Unternehmen von der betrieblichen Öffnungsklausel bzw. der tariflichen Härtefallklausel Gebrauch machen. (2) In Großbritannien finden die entsprechenden Verhandlungen (Collective Bargaining) auf Unternehmensebene statt, was die dort geringe Anzahl an Arbeitgeberverbänden erklärt. 2002 waren noch 36% der britischen Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert. Durch die jeweilige Regierung bzw. das Rechtssystem erfahren sie nur wenig Unterstützung, wofür u.a. spricht, dass kein Streikrecht besteht. Auch entfalten Unternehmenstarifverträge keine rechtlich bindende Wirkung, weshalb die darin dokumentierten Vereinbarungen nicht einklagbar sind. In den USA herrschen tendenziell vergleichbare Bedingungen (relativ viele, aber eher machtlose Gewerkschaften). Allerdings sind dort lediglich jeweils 15% der Arbeitnehmer und der Unternehmen gewerkschaftlich organisiert. Die Gewerkschaften versuchen, Vereinbarungen, die sie mit einem Unionized Enterprise getroffen haben, auf vergleichbare, aber nichtorganisierte Unternehmen zu übertragen. (3) In Japan wird gleichfalls auf Unternehmensebene verhandelt. Obwohl bei rückläufiger Tendenz nur eine Minderheit (2001 = 21%) der Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert ist, üben die Arbeitnehmervertretungen einen erheblichen Einfluss aus. Aufgrund des Konsensprinzips werden Vereinbarungen, welche die zu einer lockeren Föderation zusammengeschlossenen Unternehmergewerkschaften in den jährlichen Shunto-Verhandlungsrunden mit den größten Automobil- und Elektronikherstellern treffen, zumeist von den anderen Unternehmen übernommen. " Aidt, T.; Tzannatos, T.: Unions and Collective Bargaining. Economic Effects in a Global Environment, The World Bank, Washington/DC 2002. Eaton, J.: Comparative Employment Relations, Cambridge 2000. McLoughlin, J.; Gourlay, S.: Enterprise without Unions, Buckingham 1994.

Beziehungsdelikt

Rechtsanthropologie

Beziehungsguthaben Beziehungskonflikt

Guanxi Konfliktstil

Beziehungskultur zeichnet sich dadurch aus, dass gute persönliche Beziehungen auch im Geschäftsleben unerlässlich Industrienationen, sind. Während in stärker aufgabenorientierten Gesellschaften, wie den westlichen

Big Five

151

gute persönliche Beziehungen eher als mögliches Ergebnis stabiler und wechselseitig befriedigender konGeschäftskontakte angesehen werden, gelten sie bspw. im afrikanischen, im arabischen und im Kulturkreis als unerlässliche Voraussetzung von Geschäftsbeziehungen. Desfuzianisch geprägten halb ist dort ein von Kulturfremden häufig als übermäßig lang und letztlich überflüssig angesehenes Warming Up üblich, wobei potenzielle Geschäftspartner ihre Beziehungstauglichkeit unter Beweis stellen müssen (vgl. auch Konflikt; Verhandlung). Weiterhin sind in Beziehungskulturen persönliche Empfehlungen wichtiger als formelle Zeugnisse oder Zertifikate. Beziehungsmanagement

Netzwerk, interorganisationales

Beziehungsnetzwerk Beziehungsorientierung Beziehungsqualität bfai BGA

Beschwerde

Deutschland AG;

Japan AG

Distanz, geographische

Bundesagentur für Außenwirtschaft Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels e.V.

Bias systematische (Urteils-)Verzerrung bzw. systematische Störfaktoren, welche die Vergleichbarkeit von Äquivalenz; Stichproben-Bias). Auf(empirischen) Studien beeinträchtigen ( Antworttendenz; grund verschiedener Restriktionen (bspw. begrenzte Informationsverarbeitungskapazität) muss soziale Wahrnehmung zumeist einen Kompromiss zwischen Realität und Ökonomie finden. Dies hat zur Folge, dass unter bestimmten Bedingungen (bspw. bedrohtes Selbstwertgefühl) Urteile systematisch verzerrt werden ( Self Serving Bias). Für die internationale bzw. interkulturelle Marktforschung ist in Kulturräumen manche Biases mehr und diesem Zusammenhang bedeutsam, dass in verschiedenen Cultural Bias; Marktforschung, interkultuandere weniger stark Einfluss nehmen ( CoO-Bias; relle). So ist der Self Serving Bias vor allem für Angehörige individualistischer Kulturen bedeutsam, während in kollektivistischen Ländern, wie attributionstheoretisch argumentierende Wissenschaftler Group Serving Bias eine wichtigere Rolle spielt ( Attributionstheorie; Inprognostizieren, der Kultur). dividualismus vs. Kollektivismus; " Kashima, Y.; Triandis, H.C.: The Self-Serving Bias in Attributions as a Coping Strategy, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.17 (1986), No.1, pp.83-97.

BIBOR BIC BICC

EURIBOR EU-Standardüberweisung Waffenhandel, internationaler

BI-Country Rating Bier-Urteil

Länderrisiko

Cassis de Dijon-Urteil

Bietungsgarantie

Bankgarantie

Big Five (1) Gruppe der größten Schwellen- bzw. Entwicklungsländer, bestehend aus Brasilien, China, Indien, Indonesien und Russland. Diese Volkswirtschaften stellen zusammen zwar die Hälfte aller

152

Big Five

Bruttosozialprodukt bei (vgl. (potenziellen) Arbeitskräfte, trugen 1992 aber nur 8% zum weltweiten Weltbank eine Verdoppelung des Anteils der Big Five Abb. 1). Für das Jahr 2020 prognostiziert die an der gesamten Weltwirtschaft. Zumindest im Falle der chinesischen Volkswirtschaft scheint dies nicht zu optimistisch zu sein. 2008 stieg deren Handelsvolumen um 17,8% auf 2.561 Mrd. $, wobei auf den Export 1.428 Mrd. $ und auf den Import 1.133 Mrd. $ entfielen. Abb. 1: Anteile der Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer am weltweiten Bruttosozialprodukt

2020 (Prognose)

1992

Industrieländer

84

8 8

71

Big Five Brasilien, China, Indien, Indonesien, Russland

16 13

Sonstige Schwellen- und Entwicklungsländer Quelle: Weltbank.

(2) Auch die konfuzianische Sittenlehre kennt Big Five. Zu den wu lun, den fünf wichtigsten soGesellschaft u.a. Pietät. zialen Beziehungen, zählt in dieser hochgradig beziehungsorientierten (3) J. Aaker hat mit Hilfe der Brand Personality Scale folgende Dimensionen der Markenpersönlichkeit als Big Five der Marke identifiziert: Aufrichtigkeit, Erregung, Kompetenz, Kultiviertheit und Robustheit ( Marke). (4) Als Big Five werden weiterhin die fünf afrikanischen Großwild-Tierarten bezeichnet (Büffel, Elefant, Leopard, Löwe und Nashorn). (5) Bei der Farbpräferenz spielen ebenfalls die großen Fünf die entscheidende Rolle: Blau, Weiß, Farben ( Präferenz). Grün, Rot und Schwarz sind in den meisten Ländern die beliebtesten (6) Unter Big Five versteht man auch fünf grundlegende Persönlichkeitsfaktoren (Extraversion, Neurotizismus, Verträglichkeit bzw. Liebenswürdigkeit, Offenheit für neue Erfahrungen und Gewissenhaftigkeit). Wie eine Befragung von 23.000 Menschen in 26 Kulturen mit Hilfe des NEO-PT-R-Tests ergeben hat, unterscheiden sich die Persönlichkeiten von Männern und Frauen in den modernen InGedustriegesellschaften stärker voneinander (in der Selbstwahrnehmung) als in den traditionellen sellschaften, obwohl diese nach wie vor allergrößten Wert auf die Unterschiedlichkeit der GeschlechGeschlechterunterschied). Unabhängig von terrollen legen ( Arab Human Development Report; dieser grundlegenden Divergenz aber beschreiben sich weltweit Frauen (im Vergleich zu Männern) als: neurotischer (d.h. sie empfinden mehr unangenehme Emotionen wie Angst), verträglicher (hilfsbereiter, angenehmer im Umgang, vertrauensseliger), warmherziger und geselliger, aber weniger selbstbewusst und vergleichsweise selten auf der Suche nach Thrill, pflichtbewusster. Im Ländervergleich zeigen sich relativ geringe Kulturunterschiede, aber ausgeprägte Alterseffekte (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Konkret bedeutet dies, dass in allen untersuchten Ländern (Deutschland, Italien,

Big Five

153

Portugal und Südkorea) Extraversion und Offenheit für neue Erfahrungen im Lebensverlauf abnehmen, während Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit wachsen. Lediglich die Neurotizismus-Kurve weist einen uneinheitlichen Verlauf auf. Was die Ländereffekte anbelangt, so fällt u.a. die unterdurchschnittliche Offenheit und Extraversion Länderstereotyp steht der deutschen Probanden auf, die ebenso im Einklang mit dem klassischen wie die tendenziell überdurchschnittlichen Werte der Deutschen bei Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit ( Nationalcharakter). Abb. 2: Big Five im interkulturellen Vergleich (Altersunterschiede) 60

60

Neurotizismus (T-Werte)

55

55

50

50

45

45

40

60

18-21

22-29

30-49

Altersgruppe

+50

40

60

Offenheit (T-Werte)

55

55

50

50

45

45

40

60

18-21

22-29

30-49

Altersgruppe

+50

40

Extraversion (T-Werte)

18-21

22-29

30-49

+50

30-49

+50

Altersgruppe

Verträglichkeit (T-Werte)

18-21

22-29

Altersgruppe

Gewissenhaftigkeit (T-Werte)

55

50

45

40

18-21

22-29

30-49

Altersgruppe

+50

Quelle: McCrae et al. (1999), in: Oerter/Montada (2002, S.683f.).

Legende: Deutschland Italien Portugal Südkorea

154

Big Mac-Parität

" Aaker, J.: Dimensions of Brand Personality, in: Journal of Marketing Research, Vol.34 (1997), August, pp.347-356. Goldberg, L.R.: Language and Individual Differences. The Search for Universals in Personality Lexicons, in: Wheeler, L. (Ed.), Review of Personality and Social Psychology, Vol.2 (1981), pp.141-165. McCrae, R.R.; Costa, P.T.: Validation of the Five-Factor Model of Personality Across Instruments and Observers, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.52 (1987), pp.81-90. McCrae, R.R.; Costa, P.T.; de Lima, M.P.; Simoes, A.; Ostendorff, F.; Angleitner, A.; Marusic, I.; Bratko, D.; Caprara, G.V.; Barbaranelli, C.; Chae, J.H.; Piedmont, R.I.: Age Differences in Personality Across the Adult Life Span, in: Development Psychology, Vol.35 (1999), pp.466-477. Oerter, R.; Montada, L. (Hrsg.): Entwicklungspsychologie, 5.Aufl., Weinheim 2002. Rammstedt, B.; Koch, K.; Borg, I.; Reitz, T.: Entwicklung und Validierung einer Kurzskala für die Messung der Big-Five-Persönlichkeitsdimensionen in Umfragen, in: ZUMA-Nachrichten, 28.Jg. (2004), November, S.5-28. Roccas, S.; Sagiv, L.; Schwartz, S.H.; Knafo, A.: The Big Five Personality Factors and Personal Values, in: Personality and Social Personality, Vol.28 (2002), pp.789-801.

Big Mac-Parität Big Push

Wechselkurs

Balanced Growth-Strategie

Big Six grundlegende Verbote, welche das Zusammenleben in der virtuellen Welt des Second Life regeln. Verboten sind Aggression, Belästigung, Intoleranz, Störung der öffentlichen Ordnung, Verletzung der Persönlichkeitsrechte und Amoralität. BIGS

Einkaufskontor

Bikulturalität liegt dann vor, wenn eine Person in zwei Kulturräumen mehr oder minder gleichwertig verwurzelt ist. Damit können Vorteile (z.B. Multistabilität) wie auch Nachteile (z.B. Identitätskonflikt) verbunden sein ( Globalisierung; Identität). Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkomme Leistungsbilanz Teilbilanz der Bilanzierungsregeln

Rechnungslegung, internationale

Bilanzierungsvorschriften Bilanzkosmetik

Rechnungslegung, internationale

Steuerbelastung

Bilanzstandards, internationale Bilderschrift

Chinesisch;

International Financial Reporting Standards

Homonyme;

Ideogramm

Bilingualismus setzt voraus, dass der Sprecher seine jeweilige zweite Sprache ähnlich gut und selbstverständlich Muttersprache. Spricht er hingegen eine Zweitsprache mehr oder minder beherrscht wie die eigene Fremdsprache), so handelt es sich nicht um Bilinguagut (d.h. auf einem Niveau wie eine beliebige lismus. " Francis, W.S.: Cognitive Integration of Language and Memory in Bilinguals. Semantic Representations, in: Psychological Bulletin, Vol.125 (1999), No.2, pp.193-222.

Binnenarbeitsmarkt

Entsendegesetz

Binnenfreihafen

Freihafen

Binnengrenzen

Zollgrenzen

Binnenmarkt

155

Binnenhandel wirtschaftliche Austauschbeziehungen zwischen Wirtschaftspartnern, deren jeweilige Standorte im Inland liegen. Um Binnenhandel handelt es sich bspw., wenn eine schwäbische Brauerei Hopfen aus dem Anbaugebiet rund um Tettnang bezieht. Vom Binnenhandel ist der Außenhandel abzugrenzen.. Binnenhandelspolitik gestaltet und strukturiert die wirtschaftlichen Transaktionen zwischen Wirtschaftspartnern im Inland. Gegenstand der Binnenhandelspolitik sind vor allem die Förderung einer als effizient angesehenen Versorgungsstruktur (etwa in Gestalt eines bestimmten Mixes von Handelsbetriebstypen und Handelsbetriebsgrößen). In zunehmendem Maße haben sich die Träger der Binnenhandelspolitik (öffentliche Institutionen wie Bund, Länder und Gemeinden sowie Verbände, Gewerkschaften und Bürgerinitiativen) auch mit Fragen der Verbraucherpolitik und des Umweltschutzes befasst. " Dichtl, E.: Grundzüge der Binnenhandelspolitik, Stuttgart 1979. Nieschlag, R.: Binnenhandel und Binnenhandelspolitik, 2.Aufl., Berlin 1972. Tietz, B.: Binnenhandelspolitik, München 1986.

Binnenkaufkraft Maß des materiellen Wohlstandes. Gemäß einer UBS-Studie besaßen 2006 die Bewohner Zürichs, Kaufkraft, während London, Genfs und Dublins sowie von Los Angeles und Luxemburg die größte New York, Oslo und Tokio ausgesprochen teure Lebensstandorte waren und sind (vgl. Abb.). Um die Binnenkaufkraft zu berechnen, wurde der Nettostundenlohn durch die Kosten eines Warenkorbes, der Dienstleistungen entsprechend der Konsumgewohnheiten der westeuropäischen Kon115 Güter und sumenten gewichtet, dividiert. Index des materiellen Wohlstands Preisniveau des Warenkorbes (mit Miete)

Preisniveau des Warenkorbes

Binnenkaufkraft (Nettostundenlohn ÷ Kosten Warenkorb) 100 (Index)

(mit Miete)

Binnenkaufkraft (Nettostundenlohn ÷ Kosten Warenkorb)

Zürich

100 (Index)

Stockholm

86,8

67,9

London

120,9

75,1

Wien

84,8

74,0

New York

114,6

86,5

Amsterdam

83,6

71,6

Oslo

108,3

78,9

Miami

82,4

73,5

Tokio

107,1

70,7

Toronto

81,8

78,6

Genf

98,3

97,0

München

81,6

82,6

Dublin

96,6

92,1

Montreal

81,5

76,4

Chicago

94,2

89,9

Frankfurt

79,5

85,2

Los Angeles

92,4

91,6

Sydney

79,1

85,6

Kopenhagen

89,9

75,8

Brüssel

78,5

76,5

Paris

89,5

62,3

Barcelona

75,1

70,7

Helsinki

88,5

79,4

Berlin

73,8

86,3

Luxemburg

87,7

90,9

Quelle: UBS.

Binnenland

Transportkosten

Binnenmarkt (1) Gesamtheit aller Märkte einer Volkswirtschaft bzw. Gemeinschaft von Volkswirtschaften ( Europäische Union), auf denen im Inland erzeugte oder zum Zwecke des dortigen Verbrauchs importierte

156

Binnennachfrage

Weltmarkt zu unterscheiGüter gehandelt werden. Von dem so verstandenen Binnenmarkt ist der Import- und Exportbeziehungen hängen beide den. Aufgrund von mehr oder minder intensiven Märkte wechselseitig voneinander ab (Interdependenz). Einheitliche Europäische Akte (EEA) definiert den Binnenmarkt als „Raum ohne Binnen(2) Die Dienstleistungen, Personen und Kapital gewährleisgrenzen“, in dem der freie Verkehr von Waren, Getet ist. Sie fasst somit diesen Terminus enger als den häufig alternativ gebrauchten Begriff meinsamer Markt (vgl. Art.2 und 3 EG-Vertrag). Europäische Kommission berichtet im Binnenmarktanzeiger regelmäßig über Fortschritte, (3) Die die ihre Mitgliedsstaaten beim Transfer von Gemeinschaftsrecht in nationales Recht erzielen. Im Frühjahr 2003 hatten lediglich Dänemark, Spanien, Großbritannien, Irland und Finnland die von der Kommission vorgegebene Zielgröße einer maximalen Differenz von 1,5% erreicht bzw. unterschritten. Am meisten wich Frankreich (= 4,1%) von dieser Maßgabe ab (62 nach Ablauf der vorgesehenen Frist noch nicht in seine Verwaltungs- und Rechtspraxis übernommenen Binnenmarktregeln), gefolgt von Griechenland (= 59), Deutschland (= 53), Luxemburg (= 49) und Italien (= 47). Von den zehn neuen Mitgliedsstaaten hatten sich bis 5/2004 vor allem Lettland (= 0,8% nicht notifizierte Direktiven), Polen (= 3,9%) und Slowenien (= 5,7%) um Rechtsangleichung bemüht, während insb. Malta (= 40,4%), aber auch Tschechien (= 23,6%), Litauen (= 19,0%), Zypern (18,1%), Slowakische Republik (=12,6%) und Ungarn (= 11,0%), mit Abstrichen auch Estland (= 8,3%) erheblichen Nachholbedarf aufwiesen. (

http://europa.eu.int/comm/internal_market

Binnennachfrage

Wettbewerbsfaktoren

Binnenstaat Land ohne eigenen Zugang zu einem Meer ( Biodiversität

Diversität;

Biogeographie Biologismus Biopiraterie

Vielfalt, biologische

Geographie Lebenszyklus von Kulturen Piraterie;

Bioterrorism Act

Vielfalt, biologische

Terrorismus

BIP

Bruttoinlandsprodukt

BIS

International Bank Account Number Sandalwood English

Bislama BITC

Corporate Citizenship Vorversandkontrolle

BIVAC BIZ

Geographisch benachteiligte Länder)

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

B-Kunde

Basel II

Blauer Engel

Umweltsiegel

Bonität

157

Blickkontakt wichtige Erscheinungsform der nonverbalen Kommunikation ( Kommunikation, nonverbale). Die Kulturen unterscheiden sich nachhaltig darin, welche Art und Intensität des Blickkontakts einzelnen sie jeweils als angemessen empfinden ( Kulturstandard). Obwohl auch innerhalb des westlichen Kulturkreises diesbezüglich beträchtliche Diskrepanzen bestehen, wird dort ein offener, ruhiger Blick gewöhnlich positiv bewertet: als Ausdruck von Offenheit, Charakterstärke etc. ( Big Five). Ganz anders der östliche Kulturkreis, wo schnell der Eindruck von Indiskretion bzw. Respektlosigkeit entsteht. Asiatische Gesprächspartner schauen sich im Regelfall immer nur für einen kurzen „Augenblick“ an, zwischendurch wandert der Blick länger gen Boden oder auf den eigenen Schoß. Während Araber zu einem festen, von Kulturfremden häufig als stechend empfundenen Blick neigen, müssen Kinder in vielen anderen Teilen der Welt (bspw. Nigeria, Puerto Rico, Thailand) lernen, Autoritätspersonen (bspw. Lehrer) nicht länger direkt anzusehen. " Apeltauer, E.: Körpersprache in der interkulturellen Kommunikation, Flensburg 1996. Richmond, V.P.; Mc Croskey, J.C.: Nonverbal Behavior in Interpersonal Relations, Needham Heights/MA 1995.

Blockbildung, regionale Blockfreie Staaten

Dritte Welt Flower Label Programm

Blumen-Kampagne Schari‘a

Blutgeld Blutrache BMWi BMZ Board

Regionalisierung

Reziprozität;

Schari‘a

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Geschäftsführung

Bodengeographie

Geographie

BOLERO geplante elektronische Alternative zum traditionellen Registry Organization) Bolkenstein-Richtlinie tungen im Binnenmarkt

Konnossement (= Bill of Lading Electronic

Richtlinie des Europäischen Parlamentes und des Rates über Dienstleis-

Bollywood in Analogie zu Hollywood, dem Zentrum und Mekka der amerikanischen Filmindustrie, gewählte Wortschöpfung, welche die Filmmetropole Indiens bezeichnet: Bombay. Im Jahre 2000 produzierte die indische Filmindustrie 885 Kinofilme, setzte damit 1,2 Mrd. US-$ um und avancierte zu einem der wichtigsten Steuerzahler des Landes. Mehr als 250 dieser Filme wurden ausgeführt und sorgten für Exporteinnahmen von mehr als 100 Mio. US-$ ( Export). Bonität (1) Kreditwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit eines (potenziellen) Schuldners im Sinne erwarteter Fähigkeit und Bereitschaft, den im Kreditvertrag vereinbarten Verpflichtungen nachzukommen. Von der Ratings gemessen wird, hängt aber nicht nur die Bonität, die mittels mehr oder minder objektiver

158

Bonitätsrisiko

prinzipielle Entscheidung (Kredit ja/nein) ab. Auch die Höhe der (Kredit-)Zinsen, welche der Schuldner als Risikoprämie bezahlen muss ( Basel II; Ratingagentur), ist Konsequenz des Ratings. (2) Länderbonität meint die Kreditwürdigkeit von Volkswirtschaften ( Risiko, politisches). (3) Die Ratingagentur Moody’s klassifiziert Kreditnehmer ( Länder, Kommunen, Unternehmen etc.) hinsichtlich ihrer Bonität anhand großer und kleiner Buchstaben sowie mittels Zahlen: Aaa bspw. bedeutet in diesem System „erstklassig“. Auf diese höchste Bewertung folgen Aa1, Aa2, Aa3 und in der nächsten Stufe A1, A2 sowie A3. Danach wird der erste Buchstabe durch ein B ersetzt. Im so genannten spekulativen Bereich, der bei Ba1 beginnt, sollten Anleger allergrößte Vorsicht walten lassen, da bei solchen Nachfragern das Kreditgewährungsrisiko kaum mehr kontrolliert werden kann. Die Triple niedrigste Moody’s-Kategorie ist C. Bei Standard & Poor’s signalisiert AAA (auf englisch: A, auf deutsch: dreifaches A) das Höchstmaß an Bonität; es folgen AA+, AA und AA- sowie in der nächsten Stufe A+, A und A-. Mit BB+ beginnt der auch Ramsch-Status (= Junk) genannte spekulative Bereich. Während es sich bei einem C-Unternehmen um ein Unternehmen handeln kann, das schon einen Insolvenzantrag gestellt hat, aber noch weiterhin Zahlungen leistet, verkörpert der AAASchuldner den Antitypus. Er wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,0% nach drei Jahren und von 1,0% nach zehn Jahren zahlungsunfähig sein. Bei einem CCC-Schuldner beträgt die Ausfallquote nach drei Jahren 20,4%. Bonitätsrisiko Unterkategorie des Kreditgewährungsrisikos. Das Bonitätsrisiko umfasst erstens das Schuldnerrisiko, d.h. die Gefahr, dass der Debitor seiner Verpflichtung nicht nachkommt und anstehende Zins-, ProLänderrisiko (vgl. auch Moravisions- und/oder Rückzahlungen verweigert, und (zweitens) das toriumsrisiko). BOOST

Betreibermodell

Bordkonnossement Frachtführer bzw. Verfrachter zur Beförderung bescheinigt, dass sich die Güter, welche z.B. der übernommen hat, tatsächlich an Bord des Schiffes befinden ( Konnossement) Born Global Unternehmen, die seit den frühen Anfängen ihrer Existenz (d.h. relativ frühzeitig nach der Unternehmensgründung) eine starke internationale bzw. globale Präsenz aufbauen. Somit erschließen die Born Weltmarkt nicht, wie von den Phasenmodellen der Internationalisierung unterstellt, Globals den graduell, d.h. Schritt für Schritt. Sie weisen, wie McKinsey anlässlich einer in Australien durchgeführten Studie feststellte, folgende Merkmale auf: Dieser Unternehmenstyp orientiert sich nicht an der Vertrautheit von Ländern ( Distanz, psychische), sondern von vornherein am Weltmarkt ( Internationalisierung). Er exportiert bereits innerhalb der ersten zwei Jahre nach seiner Gründung ein oder mehrere Produkte und gewöhnlich mindestens ein Viertel der gesamten Produktion ( Export), erwirtschaftet zumeist einen Umsatz von maximal 100 Mio. $ pro Jahr, verdankt seine Entstehung nicht selten einer innovativen Produkt- oder Prozesstechnologie, die es ihm erlaubt, neuartige Geschäftsfelder zu besetzen. Weiterhin liefern Born Globals überwiegend Produkte für den industriellen Gebrauch, denen sie bspw. durch Service den entscheidenden „Mehrwert“ verschaffen (Added Value-Strategie). Hidden Champions werden die Born Globals von Entrepreneuren geleitet ( ErfolgsfaktoWie die renforschung). " Knight, G.A.; Cavusgil, S.T.: Innovation, Organizational Cababilities, and the Born-Global Firm, in: Journal of International Business Studies, Vol.35 (2004), No.2, pp.124-141. Knight, G.A.; Cavusgil, S.T.: The Born Global Firm. A Challenge to Traditional Internationalization Theory, in: Madsen, T.K. (Ed.), Proceedings of the Third Symposium of the Consortium for International Marketing-Research, Odense University, Odense 1995, pp.138-164. Rennie, M.W.: Born Global, in: McKinsey Quarterly, 1993, No.4, pp.45-52.

Born International

Born Global

Boykott

159

Borrowed Origin

Country of Origin-Effekt

Boston Tea Party Symbol für das Streben der amerikanischen Kolonien nach Unabhängigkeit und deren Kampf gegen Symbol). Als Bürger Bostons, die sich die wirtschaftliche Dominanz der Briten ( Kolonialismus; als Indianer verkleidet hatten, am 16.12.1773 eine Ladung Tee der Ostindischen Handelskompanie ins Konflikt mit dem Mutterland entscheidend Meer warfen ( Ostindien Kompagnie), spitzte sich der zu. Am 4.7.1776 führte dies schließlich zur offiziellen Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien. Weiterhin verweigerten die Abtrünnigen die Stempelsteuer ('no taxation without representation') und boykottierten britische Ware ( Konsumpatriotismus). BOT

Betreibermodell

Bottom Up-Planung

Planungsprozess

Box wirtschaftspolitischer Maßnahmen, die ein Land zur Unterstützung seines Agrarsektors Katalog ergreift ( Weltagrarhandel). (1) Die grüne Box fasst nationale Maßnahmen zur Unterstützung der Landwirtschaft zusammen, die gemäß dem im Rahmen der Uruquay-Runde erzielten „Übereinkommen über die Landwirtschaft“ als nur minimal wettbewerbsverzerrend gelten und deshalb beibehalten werden dürfen ( Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen). (2) Zur blauen Box zählen Direktzahlungen an Landwirte, welche im Rahmen „produktionsbeschränkender Programme“ geleistet werden. Auch sie müssen nicht reduziert werden. (3) In der gelben Box finden sich alle übrigen nationalen Stützungsmaßnahmen, die unter die im Rahmen dieses Übereinkommens ausgehandelte Senkungsverpflichtung fallen. Boxer-Aufstand

Fremdenfeindlichkeit;

Konsortium für asiatische Geschäfte

Boykott (1) organisierte Form der Verweigerung ökonomischer und/oder sozialer Beziehungen. Für das internaHandelsboykott und tionale Wirtschaftsgeschehen sind vor allem zwei Spielarten bedeutsam: der Konsumentenboykott. Während das Embargo in einem Verbot des Exports bestimmter der Import-/Exportsensibler Güter in bestimmte Länder besteht, erfasst ein Boykott die Gesamtheit der beziehungen. (2) Anders als ein Boykott, der sich gegen ein bestimmtes Land (bzw. dessen Unternehmen) richtet und nicht selten ethnozentrisch bzw. chauvinistisch motiviert ist ( Ethnozentrismus; Chauvinismus), Buy Domestic-Maßnahmen in das Marktgeschehen einzugreifen, indem sie, häufig aus versuchen Präferenz für heimische konjunkturpolitischen und insb. arbeitsmarktpolitischen Gründen, eine Erzeugnisse begründen wollen ( Buy National). Allerdings sind die Grenzen zwischen den genannAnimosität sowie Protekten Phänomen (Embargo, Boykott sowie Buy National) einerseits und tionismus andererseits fließend. So sollte 2003 das schwäbische mittelständische Unternehmen Keimfarben für den Neuanstrich von Pentagon und Weißem Haus die nötige Farbe liefern. Mit der offiziellen Begründung, der US-Konkurrent Chem Masters könne billiger liefern, versuchten republikanische Abgeordnete, diesem den 100.000 $-Auftrag zuzuschanzen. Da zu diesem Zeitpunkt die Weigerung der Bundesrepublik Deutschland, sich an dem Irak-Krieg zu beteiligen, noch die Gemüter erhitzte, stellt sich durchaus die Frage, ob es sich dabei „lediglich“ um eine Form von klassischem Protektionismus oder um eine Verbindung von Animosität („deutsche Farbe“ ausgerechnet für das amerikanische Verteidigungsministerium) und National-Mentalität handelt. Möglicherweise ist Patriotismus die Antezedenz von Buy National, während Chauvinismus in Verbindung mit einem geeigneten auslösenden

160

BpB

Ereignis das Boykott-Motiv aktiviert. Nicht zuletzt spielen soziale Normen und Vergleichsprozesse, aber auch Gerüchte eine bedeutsame Rolle ( Norm). „Der Boykott israelischer und amerikanischer Waren hatte im Herbst 2000 angefangen, als die palästinensische Intifada Wellen der Solidarität und zugleich ein Gefühl der Ohnmacht in der ägyptischen Bevölkerung aufkommen ließ. Es wurden Symbole der „Fremdherrschaft“, wie ein großformatiges Marlboro-Logo, verbrannt. Vor allem über informelle Kommunikationskanäle begannen sich Boykottlisten zu verbreiten. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, nicht länger durch „prowestlichen“ Konsumgewohnheiten das „zionistische Projekt“ zu unterstützen. An den Schulen kursierte auf kleinen Zettelchen oder per SMS das Gerücht, das Akronym Pepsi stünde für Pay Every Penny to Save Israel, und von Coca-Cola hieß es, wer an den lateinischen Schriftzug des Logos des Global Player einen Spiegel halte, könne auf Arabisch lesen „Es gibt keinen Muhamad und kein Mekka“. Büroangestellte nahmen ihr Mittagessen nicht mehr wie üblich bei Kentucky Fried Chicken ein, und Taxifahrer rühmten sich, nicht mehr Marlboro, sondern „ägyptische“ Cleopatra-Zigaretten zu rauchen (nicht ahnend), dass das staatliche Tabakunternehmen Eastern Tobacco Company sowohl lokale Marken als auch die Marlboros unter Lizenz von Philip Morris herstellt. Besonders betroffen aber war der amerikanische Waschmittelproduzent Procter & Gamble, der Gerüchten zufolge nahezu in diesem Zusammenhang ein Drittel seines Ariel-Geschäftes einbüßte. Der Grund: die zufällige Namensgleichheit mit Israels Premier Ariel Sharon und eine auf der Verpackung abgebildete Rosette, die eine versteckte Anlehnung an den Davidstern vermuten ließ“ (M. Kehrer, S.31). Coca-Cola, das nicht nur von Ägyptern präferierte Zielobjekt eines Boykotts, musste insb. dort, wo lokale Produkte angeboten werden, wie das beliebte Fayrouz-Malzgetränk, spürbare Marktanteilsverluste hinnehmen. Den wenigsten Boykotteuren dürfte bewusst gewesen sein, dass Fayrouz längst schon kein ägyptisches Unternehmen mehr war, sondern ein Tochterunternehmen des niederländischen Heineken-Konzerns. " Beck, U.: Was Chirac mit Shell verbindet. In der Weltrisikogesellschaft wird der Konsumentenboykott zum demokratischen Machtinstrument, in: Die Zeit, Nr.37 (8.9.1995), S.9. Hoffmann, S.; Müller, S.: Consumer Boycotts Due to Factory Relocation, in: Journal of Business Research, Vol.62 (2009), No.2, pp.239-247. Kehrer, M.: Cleopatra statt Marlboro. Der Boykott israelischer und amerikanischer Waren nimmt in Ägypten kuriose Züge an, in: Die Zeit, Nr.12 (13.3.2003), S.31. Klein, J.G.; Smith, N.G.; John, A.: Why We Boycott. Consumer Motivations for Boycott Participation, in: Journal of Marketing, Vol.68 (2004), No.3, pp.92-109. Lindenmeier, J.; Tscheulin, D.K.: Konsumentenboykott. State-of-the-Art und Forschungsdirektiven, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 78.Jg. (2008), Nr.5, S.553-580. Wittmann, K.: Deutsche Lasur hängt länger, in: Die Zeit, Nr.16 (10.4.2003), S.27.

BpB BPI BPO

Bundeszentrale für politische Bildung Bribe Payers Index Business Process Outsourcing;

Nearshoring

Brady-Plan 1989 vom damaligen Finanzminister der USA (N.F. Brady) vorgestellte Initiative zur Bewältigung der Dritten Welt ( Krise). Demnach sollten die Banken ausgewählten Schuldenkrise der Länder der Least Developed Countries wiedeEntwicklungsländern einen Teil ihrer Forderungen erlassen. Die rum sollten strukturelle Reformen durchführen, um das Investitionsklima zu verbessern ( Standortwettbewerb) und so das Wirtschaftswachstum in Gang zu setzen, was ihnen mittel- und langfristig Internationale ermöglichen würde, einen angemessenen Schuldendienst zu leisten ( Bonität). Der Weltbank (WTO) schließlich sollten diesen Prozess durch Fresh Währungsfonds (IWF) und die Money: durch zusätzliche Bankkredite und Garantien. " Maier, G.: Brady-Plan, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 19.Jg. (1990), Nr.7, S.350-352.

Brahmanismus Brain Drain

Hinduismus

Dekulturation

Brand Origin

161

Branche, globale Branche, welche einem globalen Wettbewerb unterliegt ( Wettbewerb, internationaler). In der Automobilindustrie, der Halbleiterindustrie oder der Uhrenindustrie etwa können Unternehmen unter den Globalisierung nur noch dann langfristig überleben, wenn es ihnen durch DiBedingungen der Standortvorteile rektinvestitionen gelingt, ihre Unternehmensfunktionen weltweit zu integrieren und mit Marktnähe zu verbinden. Die eingehendere Analyse zeigt indessen, dass im Regelfall nicht ganze Branchen bzw. Wirtschaftszweige global sind, sondern einzelne Produkte ( Produkt, globales) und Unternehmen ( Globalität). Branchenkultur Gesamtheit der in einer Branche üblichen bzw. erwünschten Denkstile und Verhaltensweisen ( Kulturstandard). Wie Schlegelmilch & Robertson berichten, hängen bspw. die Vorstellungen, die TopEinstellungen und/oder Verhaltensweisen ethisch angemessen sind, Manager davon haben, welche Landeskultur als auch von der Branchenkultur der Befragten ab ( Ethik). Die sowohl von der Branchenkultur, welche der Landeskultur untergeordnet ist und von dieser beeinflusst wird, spiegelt nicht zuletzt die jeweiligen Marktbedingungen ( Globalität) und Wettbewerbsbedingungen wider. Je nachdem, wie ausgeprägt die Konkurrenzintensität ist, entwickeln sich unterschiedliche Weltbilder, Werthaltungen und Vorstellungen darüber, welche Verhaltensweisen Erfolg versprechen und welche nicht ( Weltbild; Wert). Dies erklärt bspw. die im Handel vorherrschende Kurzfristorientierung, während der Anlagenbau sich stärker um Langfristorientierung bemühen muss. Die VersicherungsHumankapital traditionell mehr Aufmerksamkeit als etwa die branche wiederum schenkt ihrem Baubranche. Erscheinungsformen der Branchenkultur schnelles Feedback

Alles oder Nichts-Kultur

Brot und Spiele-Kultur

Bauindustrie Unterhaltungsindustrie Unternehmensberatung Werbebranche

Dienstleistungsindustrie Immobilienbranche Informationstechnik (PC) Kfz-Branche

Analytische Projektkultur

Prozesskultur

Erdöl-Chemieindustrie Fahrzeugbau Maschinenbau

Banken, Versicherungen Kommunale Betriebe Stromversorgung langsames Feedback

Quelle: Deal/Kennedy (1982), übersetzt und leicht modifiziert.

" Deal, T.E.; Kennedy, A.A.: Corporate Cultures. The Rites and Rituals of Corporate Life, Reading/MA 1982. Gordan, G.G.: The Relationship of Corporate Culture to Industry Sector and Corporate Performance, in: Kilman, R.H.; Saxton, M.J.; Serpa, R. and Associates (Eds.), Gaining Control of the Corporate Culture, San Francisco/CA 1985, pp.103-125. Schlegelmilch, B.B.; Robertson, D.C.: The Influence of Country and Industry on Ethical Perceptions of Senior Executives in the U.S. and Europe, in: Journal of International Business Studies, Vol.26 (1995), No.4, pp.859-881. Schreyögg, G.; Grieb, C.: Branchenkultur – ein neues Forschungsgebiet, in: Glaser, H.; Schröder, E.F.; von Werder, A. (Hrsg.), Organisation im Wandel der Märkte, Wiesbaden 1998, S.359-384. Ulijn, J.; Weggeman, M.: Towards an Innovation Culture. What are it‘sNational, Corporate, Marketing and Engeneering Aspects. Some Experimental Evidence, in: Cooper, C.; Cartwright, S.; Early, C. (Eds.), Handbook of Organisational Culture and Climate, London 2001, pp.487-517.

Branchenwettbewerb

Phasenmodelle der Internationalisierung

Brand Equity

Marke, globale

Brand Origin

Country of Origin-Forschung

162

Brand Parity

Brand Parity (1) Grad der wahrgenommenen Austauschbarkeit konkurrierender Marken. Wie eine 1988 von der Unternehmensberatung BBDO Worldwide in 28 Ländern durchgeführte Befragung von annähernd 4.200 Probanden zum Unterscheidungsgrad von Marken aus 13 Produkt- und Dienstleistungskategorien (z.B. Bier, Kaffee, Fluglinien, Kreditkarten) ergeben hat, nehmen Angehörige asiatisch-kollektivistischer Gesellschaften (Japan, Südkorea und Malaysia) Marken am wenigsten differenziert wahr. Ganz anders die untersuchten südamerikanischen und mittelamerikanischen kollektivistischen Gesellschaften (Chile, Costa Rica, Puerto Rico und Kolumbien), für welche die Austauschbarkeit der Marken am geringsten war ( Individualismus vs. Kollektivismus). Mit einem Parity-Mittelwert von 68% rangierte damals Deutschland auf dem neunten Platz der Rangfolge, die von Japan (= 100%) angeführt und von Kolumbien (= 37%) beendet wurde. (2) 2004 ließ BBDO Consulting, die Unternehmensberatung der deutschen BBDO-Gruppe, deutschlandweit nochmals 2.000 Personen (ab 14 Jahre) zu diesem Thema befragen. Nunmehr lag der durchschnittliche Brand Parity-Wert der Deutschen bei 62%, wobei die Energiewirtschaft mit 80% am meisten unter der Austauschbarkeit ihrer Marken leidet und die Automobilindustrie den höchsten Differenzierungsgrad vorweisen kann (= 29%). Dies zeigt, dass der Grad der wahrgenommenen Austauschbarkeit nicht zuletzt eine Funktion von Intensität und Kreativität der in den jeweiligen Kategorien praktizierten Kommunikationspolitik ist. Ist es in der Vergangenheit gelungen, eine Unique Advertising Proposition (UAP) zu kreieren? Branding

Markenpolitik, internationale

Brasilienkrise krise Brauchtum BRE

Internationaler Währungsfonds; Ritual;

Kapitalströme;

Krise;

Weltwirtschafts-

Sitten & Gebräuche

Klein- und mittelständische Unternehmen

Bretton Woods Tagungsort der Währungs- und Finanzkonferenz der Vereinten Nationen, an der noch während des Zweiten Weltkriegs 44 Staaten teilgenommen hatten. Gegenstand des 1944 geschlossenen Abkommens Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie der Weltvon Bretton Woods war die Gründung des bank und somit die Neugestaltung der internationalen Währungsordnung nach dem Ende des Zweiten WechWeltkrieges ( Weltwirtschaftsordnung). Noch enger ist dieser Ort mit dem System fester selkurse verbunden, das dort vereinbart wurde und bis in die 1970er-Jahre Bestand hatte ( Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen). Bribe Payers Index (1) berücksichtigt den Grad an Korruption, mit der Angehörige des jeweiligen Landes im Ausland den Erfolg ihrer (Geschäfts-)Tätigkeit zu fördern versuchen. Der BPI klassifiziert die führenden Exportnationen danach, inwieweit Mitarbeiter ortsansässiger Unternehmen bereit sind, leitende AngestellEntwicklungsländern zu bestechen. Der BPI-Wert ergibt sich als te des öffentlichen Dienstes in Durchschnitt der Antworten der Befragten auf folgende Frage: „Bitte geben Sie für die Ihnen vertrauten Wirtschaftssektoren an, wie wahrscheinlich es ist, dass Unternehmen aus den folgenden Ländern Bestechungsgelder zahlen oder anbieten, um in diesem Land Geschäfte abzuschließen oder im Geschäft zu bleiben.“ Gemäß den Recherchen von Transparency International geschah dies 1999 vor allem in China, Südkorea und Taiwan. 2008 wurden 22 Länder untersucht. Nunmehr bildeten Indien, Mexiko, China und Russland das Ende der Rangskala, während die deutsch- und die englischsprachigen Länder in der Spitzengruppe derer zu finden waren, die vergleichsweise wenig bestechen (vgl. Abb., nächste Seite).

British Commonwealth of Nations

163

Bribe Payers Index 2008 Rang

BPI (0-10)

Rang

Land

1

Land Belgien

8,8

12

USA

BPI (0-10) 7,9

1

Kanada

8,8

13

Hongkong

7,6

3

Niederlande

8,7

14

Südafrika

7,5

3

Schweiz

8,7

14

Südkorea

7,5

5

Deutschland

8,6

14

Taiwan

7,5

5

Japan

8,6

17

Brasilien

7,4

5

Großbritannien

8,6

17

Italien

7,4

8

Australien

8,5

19

Indien

6,8

9

Frankreich

8,1

20

Mexiko

6,6

9

Singapur

8,1

21

China

6,5

9

Spanien

8,1

22

Russland

5,9

Quelle: Transparency International, Bribe Payers Survey 2008.

(2) Der von Transparency International erstmals 1999 veröffentlichte BPI ergänzt somit den CorKorruption innerhalb eines ruption Perceptions Index (CPI), der sich auf die wahrgenommene Landes bezieht und somit ein Maß der Korruptionsanfälligkeit verschiedener Länder ist. Wer aber Korruption auf Bestechlichkeit reduziert, übersieht jene, die andere bestechen (bzw. es versuchen). Die Ergänzung des CPI-Indikators durch den BPI-Indikator ist indessen auch Indiz dafür, dass Wissenschaft und Praxis sich bislang noch nicht auf einen einheitlichen Erhebungsmodus einigen konnten. (3) Eine Vielzahl von Studien ist dem Versuch gewidmet, die makroökonomischen, kulturellen und/oder institutionellen Antezedenzen von aktiver und passiver Bestechlichkeit zu identifizieren. Am Beispiel der Bestechungsgelder, die Unternehmen in 21 Transformationsländern bezahlt wurden, zeigt sich, dass profitable Unternehmen, die in jüngerer Vergangenheit privatisiert wurden, und Unternehmen, die größere Außenstände haben, überdurchschnittlich hohe Bestechungssummen bezahlen. " Clarke, G.R.G.; Xu, L.C.: Ownership, Competition, and Corruption. Bribe Takers versus Bribe Payers, World Bank Policy Research Working Paper No.2783, Washington 2002. Sanyal, R.; Samanta, S.: Correlates of Bribe Giving in International Business, Vol.14 (2004), No.2, pp.1-14.

(

http://www.transparency.org

BRIC-Staaten (1) Vierer-Gruppe der besonders bevölkerungsreichen (zusammengenommen ca. 40% der WeltbeSchwellenländer: Brasilien, Russland, Indien und China steigern völkerung) und wachstumsstarken Bruttoinlandsprodukt jährlich um durchschnittlich 5-10%. Gemäß einer von der Investment ihr Bank Goldman Sachs aufgestellten These werden die BRIC-Staaten mittelfristig gemeinsam ein größeBruttosozialprodukt erwirtschaften als die führenden, in der G7-Gruppe zusammengeschlosres Europäischen Union 25 Mrd. € direkt senen Industrienationen. 2005 haben die Mitgliedsländer der in den BRIC-Staaten investiert ( Direktinvestition). (2) Immer häufiger wird auch von BRICS-Staaten gesprochen, wobei das S für Südafrika steht. " Goldman Sachs (Ed.): Dreaming with BRIC`s. The Path to 2050, Global Economics Paper No.99, New York 2003. Sirkin, H.L.; Hemerling, J.W.; Bhattachary, A.K.: Globality. Competing with Everyone from Everywhere for Everything, New York 2008.

British Commonwealth of Nations (1) 1931 als Vereinigung souveräner Staaten, die früher Teil des British Empire waren, gegründet. 1996 gehörten dem British Commonwealth of Nations insgesamt 51 Staaten an; Nigerias MitgliedSymbolisches Oberhaupt bzw., im Falle von Demokratien, schaft war 1995 suspendiert worden. symbolischer Staatschef der Commonwealth-Mitglieder ist die Regentin des Vereinigten Königreiches. Kolonien Ziele der Vereinigung sind der Erhalt der traditionellen Bindung zwischen den ehemaligen und dem „Mutterland“ sowie insb. die Intensivierung der wirtschaftlich-politischen Zusammenarbeit

164

Brownfield-Investition

zwischen diesen Ländern. Aufgrund der Mitgliedschaft Großbritanniens in der Europäischen Union büßte dieser Wirtschaftsraum jedoch einen Teil seiner ökonomischen Bedeutung ein. Zwar profitiert Lomé-Abkommen. Die vormaligen geseitdem die Mehrzahl der Commonwealth-Mitglieder vom Präferenzzölle und Handelsvereinbarungen verloren damit jedoch ihre Bedeumeinschaftsinternen tung ( Europäische Union). (2) Diese Staatengruppe, die sich trotz zahlreicher Unterschiede den gleichen Werten verpflichtet fühlt, begründete im 18. und 19. Jahrhundert die anglo-amerikanische Hegemonie ( Werte). Dabei liberale Grundauffassung, demokratische Institutionen, eine marktwirtschaftliche spielen eine Ordnung, freier Handel ( Freihandel) und internationales Recht die Schlüsselrolle. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Commonwealth-Staaten dieses Ordnungs- und Wertesystem immer dann, wenn Gefahr droht, gemeinsam verteidigen, notfalls auch militärisch. Brownfield-Investition Strategie der Internationalisierung. Dabei wird der Markteintritt nicht durch den Kauf oder die Neugründung eines Unternehmens ( Greenfield- Investition), sondern durch den Erwerb einer Beteiligung an einem bereits bestehenden Unternehmen bewerkstelligt. " Meyer, K.E.; Estrin, S.: Brownfield Entry in Emerging Markets, in: Journal of International Business Studies, Vol.32 (2001), No.3, pp.575-584.

BRT

Betreibermodell

Brückenkopffunktion von Direktinvestitionen erwächst daraus, dass die Auslandsproduktion häufig zwar einerseits mit der Exporttätigkeit dieses Unternehmens konkurriert. Andererseits profitieren von der Errichtung von Export von Teilen und Investitionsgütern, ZwiProduktionsstätten im Ausland aber auch der Dienstleistungen sowie (komplementären und substitutiven) Endprodukten. schenprodukten und Der Nettoeffekt steigender Direktinvestitionen auf das Exportvolumen ist zwar nicht in jedem Fall eindeutig bestimmbar, sorgt aber, wie die meisten empirischen Studien belegen, für eine Zunahme der Exporttätigkeit (= handelsschaffender Effekt von Direktinvestitionen). " Jost, T.: Wettbewerbsvorteile deutscher Unternehmen in Mittel- und Osteuropa, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 30.Jg. (2001), Nr.1, S.23-29. Kaufmann, L.; Schönberger, L.: Managementhandbuch Mittel- und Osteuropa. Wie deutsche Unternehmen Ungarn und Tschechien für ihre globale Strategie nutzen, Wiesbaden 2006.

Brückenkopfstrategie (1) besteht in einer spezifischen Art der zeitlichen Koordination des Markteintritts in mehrere Ländermärkte ( Timing-Strategie). Bei dieser von manchen Autoren auch Wassertropfenstrategie Region Erfahrungen genannten Markteintrittsstrategie wird, um bei begrenztem Risiko in einer sammeln zu können, dort zunächst nur ein Ländermarkt bearbeitet ( Risikomanagement). Die KriteLead- bzw. Schlüsselmarkt ausgewählt wird, sind vielfältiger Natur. So rien, nach denen dieser NAFTA bietet sich für deutsche Unternehmen, welche in der nordamerikanischen Freihandelszone tätig werden wollen ( Freihandelszone), der kanadische Markt als Brückenkopf an, da dort europäische Produkte generell und deutsche Produkte im Besonderen einen guten Ruf genießen ( Country of Herkunftslandeffekt). Vorteilhaft ist häufig weiterhin, dass in Kanada das metrische System Origin; gilt und das dortige Zollregime dem europäischen vergleichsweise gut entspricht. Für die Türkei (als Brückenkopf bei der Erschließung des Nahen Ostens), Singapur (als Brückenkopf bei der Erschließung des südostasiatischen Raumes) und Südafrika (als Brückenkopf bei der Erschließung des „jenseits der Sahara“ gelegenen afrikanischen Raumes) wiederum spricht die vergleichsweise geringe soziokulturelle Distanz dieser Schlüsselmärkte zum deutschen Heimmarkt (vgl. Abb., nächste Seite). (2) Häufig wird dieser Terminus auch umgangssprachlich genutzt. Dies ist etwa dann der Fall, wenn gesagt wird, Auslandsmessen erfüllen für das Auslandsgeschäft eine Brückenkopffunktion ( Auslandsmesse).

Bruttoinlandsprodukt

165

Beispiele einer Brückenkopfstrategie

Schlüsselmarkt

Kanada

Folgermärkte

Mexiko

USA

Region/ Wirtschaftsraum

NAFTA

Türkei

Syrien

Jordanien

Naher Osten

Singapur

Malaysia

ASEANStaaten

Südafrika

Thailand

Kamerun

Namibia

Afrika südlich der Sahara

" Gerth, R.: Messelogistik als internationale Brückenkopffunktion, in: EXPODATA, 4/1996. Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.244f.

Brückenmethode Brückensprache Bruder

Sprache Sprache

Arbitrageanfälligkeit

Bruderschaft

Mystik

Brundtlandt-Kommission Brüsseler Pakt

Entwicklung, nachhaltige

Europarat

Bruttoglücksprodukt oberstes gesellschaftspolitisches Ziel des Königreichs Bhutan ( Gesellschaft). Wirtschaftliches Wachstum ( Bruttosozialprodukt) steht nur an dritter Stelle der Agenda dieses Landes. Vorrangig seien die Zufriedenheit der Bevölkerung und der Erhalt der Umwelt ( Nachhaltigkeit). Bruttoinlandsprodukt (1) Maß der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und indirekt auch der internationalen Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Das Bruttoinlandsprodukt Dienstleistungen, die eine Volkswirtschaft innerhalb (BIP) repräsentiert den Wert aller Güter und eines Jahres erstellt. Wie Abb. 1 (nächste Seite) zu entnehmen ist, zählt die Bundesrepublik Deutschland zusammen z.B. mit Belgien, Dänemark, Italien und Österreich zur Gruppe jener Länder, die sich im Beobachtungszeitraum (1997-2008) in dieser Hinsicht schlechter als der EU-Durchschnitt (=100) entwickelt haben. Auch Japan, die USA und die Schweiz mussten einen Rückgang hinnehmen. Ein Industrienatioüberdurchschnittlich starkes Wachstum konnten in diesen Jahren von den etablierten nen Irland, Luxemburg, Norwegen und Spanien verzeichnen. Überproportionale Wachstumsraten verTransformationsländer. Von diesen konnten vor allem die baltischen Staaten von buchten auch alle der neuen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung profitieren. Im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts konnten im internationalen Vergleich vor allem Japan, Norwegen und Finnland ihr BIP überproportional steigern (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Dies lässt sich aber ebenso mit dem Basiseffekt erklären wie der Umstand, dass Großbritannien diese Rangliste beschließt. Denn anders als die unangefochten dominierende Wirtschaftsmacht des 19. Jahrhunderts waren Japan, Norwegen und Finnland damals in hohem Maßen unterentwickelt. Folglich schlägt sich der mittlerweile annähernd vergleichbare Entwicklungsstand in derart unterschiedlichen Zuwachsraten nieder.

166

Bruttoinlandsprodukt

Abb. 1: Veränderung des Bruttoinlandsprodukts

1997 Belgien

2008

1997

1997

2008

125.6

114.6

127.9

110.9

Rumänien

26.0

45.8

26.4

40.1

Kroatien

52.0

63.0

Schweden

123.4

121.4

Deutschland

124.3

115.9

Lettland

34.6

55.7

Schweiz

150.7

141.3

Dänemark

133.1

118.3

Litauen

38.1

61.3

Slowakei

51.3

71.9

214.6

252.8

Slowenien

77.7

89.8

80.5

76.4

Spanien

93.3

103.9 80.4

Bulgarien

Japan

2008

Estland

41.8

67.2

Finnland

110.6

115.0

Malta

Frankreich

114.6

107.3

Mazedonien

26.6

32.5

Tschechien

72.9

84.6

95.3

Niederlande

127.0

134.9

Türkei

32.1

45.5

Großbritannien

118.2

117.5

Norwegen

147.4

190.0

Ungarn

51.5

62.9

Irland

114.7

139.5

Österreich

131.3

123.1

160.8

154.3

Island

137.5

118.8

Polen

46.8

57.5

85.8

94.6

Italien

119.0

100.5

Portugal

76.1

75.3

Griechenland

Luxemburg

USA Zypern

Quelle: EUROSTAT (2009).

Abb. 2: „Profiteure“ der Internationalisierung der Weltwirtschaft Wachstum des realen BIP zwischen 1900 und 1999 (je Einwohner; in %) Japan Norwegen Finnland Italien Portugal Irland Dänemark Schweden Kanada Spanien Frankreich Österreich Deutschland USA Schweiz Niederlande Belgien Australien Mexiko Großbritannien 0

500

1.000

1.500

2.000

Quelle: OECD, Weltbank; in: iwd, Nr.47 (25.11.99).

(2) So bedeutsam und allgegenwärtig diese Kennzahl auch sein mag, so problembehaftet ist der Berechnungsmodus. Dem BIP zugerechnet und damit als „wirtschaftliche Tätigkeit“ anerkannt werden nämlich nur Leistungen, welche externe Arbeitskräfte gegen Entgelt erbringen. Ausgeschlossen bleibt damit die gesamte Hausarbeit (bspw. Reinigungsarbeiten, Zubereitung von Mahlzeiten, Kinderbetreuung), welche nach einer Modellrechnung des Bundesfamilienministeriums einem Gegenwert von etwa Schwarzarbeit, die etwa 15% 430 Mrd. € entspricht (Stand 1995). Unberücksichtigt bleibt weiterhin des offiziell errechneten BIP ausmacht (= 350 Mrd. €). Umgekehrt werden Vermögensverluste, die

BS 7750

167

etwa durch Naturkatastrophen bedingt sind, nicht wertmindernd in Rechnung gestellt (hingegen die Maßnahmen, welche zur Schadensbeseitigung ergriffen werden, werterhöhend). Hinzu kommen AbVorleistungen behandelt grenzungsprobleme: Computerprogramme wurden in früheren Jahren als Investitionsund deshalb nicht dem BIP zugeschlagen. Nunmehr gelten sie als zu berücksichtigende Finanzdienstleistungen verfahren. Große Probleme bereitet schließlich güter. Ähnlich wurde mit auch die aus der Statistik herauszurechnende Inflation. Bruttosozialprodukt ist eine alternative Maßzahl. Im Gegensatz zum BSP bleibt beim BIP unDas Wertschöpfung erbracht hat: Inländer oder Ausländer: Maßgeblich für die berücksichtigt, wer die Standort der Dienstleister bzw. der produzierenden Unternehmen. Dieser Berechnung ist allein der muss im Falle des „deutschen BIPs“ innerhalb des Geltungsbereichs der Bundesrepublik Deutschland liegen. International vergleichbar - im Sinne des realen Lebensstandards - wird diese Kennzahl aber erst, wenn man sie in so genannte Kaufkraftstandards umrechnet, bei denen die Preisniveaus angeglichen sind ( Kaufkraft; vgl. Abb. 3). Abb. 3: Bruttoinlandsprodukt (pro Kopf, in US-$, jeweilige Preise und KKP)

1994

2008

1994

2008

Australien

20.466

37.299

Italien

22.892

30.581

Polen

Belgien

20.390

36.235

Japan

20.161

34.100

Portugal

Dänemark

21.590

37.266

Kanada

21.739

39.183

Schweden

1994

2008

22.802

17.482

6.875

22.190

12.348

37.245

Deutschland

22.007

35.442

Südkorea

21.933

27.647

Schweiz

20.761

42.783

Finnland

21.741

36.217

Luxemburg

11.623

82.306

Slow. Rep.

26.471

22.040

Frankreich

17.805

34.208

Mexiko

38.152

14.004

Spanien

7.732

30.621

Griechenland

19.514

30.535

Neuseeland

8.038

27.060

Tschechien

15.301

25.395

Großbritannien

14.155

36.523

Niederlande

16.629

40.531

Türkei

11.871

13.138

Irland

18.842

42.539

Norwegen

20.629

53.451

Ungarn

6.440

19.499

Island

16.102

40.025

Österreich

22.348

39.634

USA

8.815

46.859

Quelle: EUROSTAT (2009).

(4) Die Ressourcenbilanz ermöglicht es festzustellen, ob eine Veränderung des BIP den Ressourcenverbrauch einer Volkswirtschaft proportional gesteigert (bzw. gemindert) hat oder ob das Wirtschaftswachstum davon abgekoppelt werden konnte. So reduzierte die Bundesrepublik Deutschland, die zwischen 1991 und 2000 ihre volkswirtschaftliche Wertschöpfung um 15,1% steigerte, gleichzeitig ihren Energieverbrauch (um 2,9%). Weiterhin konnte der Rohstoffverbrauch um 1,9% gesenkt werden, der Wasserverbrauch um 11,4%, der CO2-Ausstoß um 11,8%, der Stickoxid- bzw. Schwefeldioxidausstoß um 65,6% und der Arbeitseinsatz, d.h. die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden, um 4,4%. " Herz, W.: Was fehlt im Bruttoinlandsprodukt? in: Die Zeit, Nr.6 (2.2.2006), S.26. Institut der deutschen Wirtschaft (Hrsg.): Sünden wider die Marktwirtschaft, Kölner Texte und Thesen, Köln 2002.

Bruttosozialprodukt Maß der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und indirekt auch der internationalen WettbewerbsfähigBruttoinlandsprodukt keit einer Volkswirtschaft ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Vom (BIP) unterscheidet sich das Bruttosozialprodukt (BSP) dadurch, dass die Erwerbs- und Vermögenseinkommen, welche Inländer im fraglichen Zeitraum im Ausland erzielt haben, dem BSP addiert, die entsprechenden Einkommen von Ausländern im Inland hingegen subtrahiert werden. Bruttowertschöpfung jener Beitrag eines Unternehmens bzw. eines Wirtschaftssubjektes zum Bruttoinlandsprodukt seiner Vorleistungen vom Produktionswert verbleibt Volkswirtschaft, der nach Abzug der BS 7750

Qualitätsmanagement

168

BSCI

BSCI

Business Social Compliance Initiative

BSP

Bruttosozialprodukt

BTO

Betreibermodell

B-to-B-Handel Bubble

Business to Business-Handel

Kommunikation, extraverbale

Buffer Stock

Handelshilfe

Build, Operate and Tansfer

Betreibermodell

Built-in-Flexibilität defensive Spielart der Flexibilität (in Abgrenzung zur aktiven Handlungsflexibilität). So statten Elektrogerätehersteller ihre Geräte, damit diese sowohl in der technischen Umwelt des einen als auch des anderen Landes zu verwenden sind, von vornherein so aus, dass sie an Stromnetzen verschiedener Länder (z.B. 110 V oder 220 V) betrieben werden können. Diese Form von Built-in-Flexibilität sorgt erstens für die für eine internationale Vermarktung häufig unumgängliche Anpassung von Produkten bzw. Leistungen an die spezifischen Erfordernisse (bspw. gesetzliche Vorschriften) des jeweiligen Landes und dient zweitens dem Ziel, in den verschiedenen Ländern Standardisierungspotenzial in größtmöglichem Maße auszuschöpfen ( Standardisierung vs. Differenzierung). " Backhaus, K.; Büschken, J.; Voeth, M.: Internationales Marketing, 4.Aufl. Stuttgart 2001, S.202.

Bulkcarrier Transportschiff, das große, für Massengüter (z.B. Erz, Kohle, Getreide) geeignete Laderäume besitzt Bumerang-Effekt Boykott ausländischer Produkte geeignet, kontraproduktive Wirkung einer Maßnahme. So ist der Konsumentennationalisausländische Investoren abzuschrecken ( Konsumentenethnozentrismus; Konsumpatriotismus) und damit letztlich den heimischen Standort zu schwächen - d.h. mus; heimische Arbeitsplätze zu gefährden, anstatt, wie beabsichtigt, sie durch diese Form von politisch Konsumentenverhalten, motiviertem Konsumentenverhalten zu schützen ( Direktinvestitionen; internationales). " Follesdal, A.: Political Consumerism as Chance and Challenge, in: Micheletti, M.; Follesdal, A.; Stolle, D. (Eds.), Politics, Products, and Markets. Exploring Political Consumerism Past and Present, New Brunswick 2003, pp.3-20. Friedman, M.: Consumer Boycotts in the United States, 1970-1980. Contemporary Events in Historical Perspective, in: Journal of Consumer Affairs, Vol.19 (1985), No.1, pp.96-117. Garrett, D.E.: Consumer Boycotts. Are Targets Always the Bad Guys? in: Business and Society Review, Vol.58 (1986), pp.17-21.

Bundesagentur für Außenwirtschaft eine dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) nachgeordnete Behörde mit Außenwirtschaftsförderung Sitz in Köln. Als einzige Einrichtung des Bundes ist die bfai in der kleinen und mittleren Unternehmen Informationen über Ausoperativ tätig. Hierbei stellt sie insb. landsmärkte zur Verfügung. Denn häufig behindert fehlende Marktkenntnis die Erschließung ausländischer Märkte ( Barrieren der Internationalisierung). Politisches Ziel ist es, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu verbessern, indem man deren Informationslage verbreitert und vertieft ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). (1) Zu diesem Zweck setzt die bfai derzeit in 150 Ländern insgesamt 45 Marktbeobachter ein, die Informationen über Auslandsmärkte sammeln und für die Unternehmen möglichst entscheidungsrele-

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle

169

vant aufbereiten. Mit der Informationsbeschaffung sind weiterhin 170 Mitarbeiter in der Kölner Zentrale befasst, u.a. dadurch, dass sie die Wirtschaftsberichte der über 200 deutschen Botschaften und Konsulate auswerten. Ergänzend werden in- und ausländische Statistiken, Datenbanken, Fachzeitschriften und entsprechende Internetseiten analysiert. Das Informationsangebot der bfai steht den Nutzern in Form von Publikationen, Zeitschriften, Direktauskünften, auf CD-ROM oder im Internet zur Verfügung. Die marktbezogenen Datenbanken sind thematisch geordnet nach: Länder und Märkte: Marktanalyse, Wirtschaftsdaten, Länderberichte, Rechts- und Zollinformationen, Investitions- und Entwicklungsvorhaben: Informationen über Investitionsvorhaben im Ausland, die von internationalen Finanzierungsinstituten gefördert werden, Ausschreibungen im Ausland: Hinweise auf öffentliche Ausschreibungen ausländischer staatlicher Stellen, Geschäftswünsche: Anfragen ausländischer Unternehmen nach Geschäftskontakten zu deutschen Anbietern oder Nachfragern. Weiterhin stehen eine Sammlung von Kontaktadressen (Rechts- und Patentanwälte, Institutionen der Außenwirtschaftsförderung im In- und Ausland), Informationen über das Zollwesen ( Zolltarife, Verbote und Beschränkungen) und eine Fördermitteldatenbank zur Verfügung. Recherchen sind allerdings kostenpflichtig (Ausnahme: Förderdatenbank). Zusätzlich zu diesem „Direktvertrieb“ verbreitet Industrie- und Handie bfai ihre Informationen mit Hilfe verschiedener Informationsmittler (z.B. delskammern, Verbände). (2) Unter der Rubrik Trade Contact stellt die Bundesagentur für Außenwirtschaft auch ausländischen Unternehmen Informationen, die eine Unternehmensgründung in Deutschland erleichtern sollen, zur Verfügung (z.B. über nationale Export- und Importrichtlinien, Arbeitsrecht, Steuerrecht, Struktur und Funktionsweise staatlicher Organe). (3) Neuland betraten die Kölner auch mit der Koordinierung von iXPOS, dem vom BMWi initiierten Außenwirtschaftsportal. iXPOS informiert über Serviceangebote und Dienstleistungen solcher Ministerien, Kammern, Ländervereine und Verbände, die Auslandsgeschäfte deutscher Unternehmen fördern und unterstützen ( Verband). Diese wurden erstmals zu einer Informationsplattform für den Weltmarkt zusammengeschlossen. Künftig soll das bfai-Informationsangebot (mehr als 60.000 DatenZielgruppen bankinformationen) so erweitert werden, dass es neue, außenwirtschaftlich interessierte anspricht (z.B. Handwerker und Freiberufler). Deshalb wurden auch die Recherchemöglichkeiten vereinfacht und die Suchmöglichkeiten erweitert. Auf der ersten Seite findet der Nutzer nun die wichtigsten bfai-Meldungen des Tages mit einer kurzen Inhaltsangabe. Mit der Freitextsuche kann in allen verfügbaren Kurzmeldungen gezielt nach Branchen oder Länder recherchiert werden. Zum Volltext führt ein einfacher Mausklick. Vereinfachung ist auch das Ziel von bfai-direkt. Hier findet der Nutzer künftig kostenlos Zusammenfassungen aller Meldungen und Broschüren. Diese erleichtern die Entscheidung, ob kostenpflichtigen Texte abgerufen werden sollen oder nicht. Der ebenfalls kostenlos abonnierbare Newsletter bietet wöchentlich das Neueste aus dem bfai-Angebot über die vom Besteller nachgefragten Länder und Branchen. (

http://www.bfai.de; http://www.bfai.com

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle 1992 gegründet und dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) zugehörig, nimmt diese Bundesoberbehörde zahlreiche Aufgaben der Exportkontrolle wahr. Das BAFA prüft insb., ob die Ausfuhr einer bestimmten Ware bzw. Dienstleistung genehmigungspflichtig ist ( Ausfuhr; Ausfuhrgenehmigung; COCOM; Dienstleistung). Weitere Aufgaben bzw. Leistungen dieser Behörde sind (auf Antrag): Auskünfte zur Güterliste (zur Vorlage bei Zollbehörden; Zoll), internationale Einfuhrbescheinigungen für deutsche Importeure, Unterstützung von Ermittlungsbehörden,

170

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Kontrolle der Ein- und Ausfuhr genehmigungspflichtiger Kriegswaffen ( Waffenhandel, internationaler), Überwachung des Chemiewaffen-Übereinkommens. Ergibt sich bei der Prüfung eines Antrags auf Ausfuhrgenehmigung, dass das beantragte Vorhaben nicht genehmigungspflichtig ist, erteilt die BAFA einen Nullbescheid. ( http://www.bafa.de Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Europäisches Verbraucherzentrum

Bundesanzeiger amtliches, vom Bundesministerium der Justiz seit 1949 herausgegebenes Verkündigungsblatt der Bundesrepublik Deutschland. Der BAnz besteht aus drei Teilen: (1) amtlicher Teil (enthält Rechtsverordnungen des Bundes, die nicht im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden, Bekanntmachungen bzw. Mitteilungen der Bundesregierung und Bundesministerien, von Bundesbehörden, Landesministerien oder anderen Gebietskörperschaften), (2) nichtamtlicher Teil (z.B. Devisenkurse), (3) veröffentlichungspflichtige gerichtliche und sonstige Bekanntmachungen (z.B. Einträge in das Handelsregister, Konkurseröffnungen). Bundesausfuhramt

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle

Bundesbehörde Bundesagentur für Außenwirtschaft; Bundesverwaltungsamt für AuslandstäBundeszentrale für politische Bildung tige und Auswanderer; Bundeskartellamt

Fusionskontrolle;

Kontrollerwerb

Bundesministerium der Finanzen ist damit beauftragt, im Rahmen der von dem/der Bundeskanzler(in) vorgegebenen politischen RichtliFinanzpolitik der Bundesrepublik Deutschland zu gestalten und an der Wirtschaftspolitik nien die der Bundesregierung mitzuwirken. Das Finanzministerium besitzt bezüglich aller Entscheidungen der Bundesregierung mit finanzpolitischen Implikationen ein Widerspruchsrecht. Das Finanzministerium ist gehalten, eine nachhaltige Politik für Wachstum und Beschäftigung zu betreiben ( NachhaltigIntegration, keit). Hinzu kommen Aufgaben, die sich aus der Weiterentwicklung der europäischen Globalisierung, der Sicherung der ökologischen Grundlagen sowie der Entwicklung einer der Europäische Union; Intewissensbasierten Gesellschaft ergeben ( Ansatz, wissensbasierter; gration). Allgemeines und übergeordnetes Ziel der Tätigkeit dieser Behörde aber ist eine Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft auf allen Ebenen (z.B. durch Setzen von Leistungsanreizen, aber auch durch Umverteilung). ( http://www.bundesfinanzministerium.de Bundesministerium des Äußeren

Auswärtiges Amt

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gestaltet das System der Außenwirtschaftsförderung der Bundesrepublik Deutschland konzeptionell und koordiniert dessen Akteure aus Bund und Ländern ( Koordination). Dies ist u.a. deshalb geboten, weil beide nicht selten parallel fördern, was die Effizienz der deutschen Außenwirtschaftsförderung mindert. In Abstimmung mit Interessenvertretungen der deutschen Wirtschaft entwickelt das BeBMWi Förderinstrumente bzw. passt Bestehendes den sich ändernden Marktbedingungen und dürfnissen der Unternehmen an ( Verband). Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den verAsien-Pazifik-Ausschiedenen Regionalinitiativen der deutschen Wirtschaft. Hierzu zählen der

Bundesstaat

171

schuss; der Lateinamerika-Initiative und die Nordafrika-Mittelost-Initiative). Das BMWi unterstützt die im Auslandsgeschäft engagierten Unternehmen auf vielfältige Weise. Zu den einschlägigen Maßnahmen, welche das Ministerium ergreifen kann, zählen die Veranstaltung von Konferenzen (z.B. Asien-Pazifik-Konferenz), die Herausgabe von Broschüren (z.B. „Kooperationen planen und durchführen - ein Leitfaden für kleine und mittlere Unternehmen“) sowie Informations- und Kontaktveranstaltungen. Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) bspw. 2002 Als Servicestelle des BMWi organisierte die im Ausland 39 entsprechende Veranstaltungen und sieben im Inland. " Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (Hrsg.): Außenwirtschaftsförderung, Berlin 2006. Habuda, J.; Hilpert, H.G.; Martsch, S.; Ochel, W.: Außenwirtschaftsförderung im internationalen Vergleich, in: Ifo-Schnelldienst, 51.Jg. (1998), Nr.16, S.13-27.

(

http://www.bmwi.de

Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (1) begreift Entwicklungspolitik im Allgemeinen und Entwicklungszusammenarbeit im Besonderen als globale Struktur- und Friedenspolitik, deren übergeordnete Ziele lauten: Krisen und Konflikte Migration) friedlich zu bewältigen, die weltweite Armut zu verringern, knappe natürliche (bspw. Ressourcen gerechter zu verteilen und dank einer nachhaltigen Entwicklung die Umwelt für nachfolgende Generationen zu erhalten ( Entwicklung; Nachhaltigkeit; Wasserressourcen). (2) Das BMZ entwickelt die Leitlinien, Strategien und Instrumente der Entwicklungspolitik der Bundesrepublik Deutschland und leitet daraus gemeinsam mit den Partnerländern die konkrete Entwicklungszusammenarbeit und mit entwicklungspolitisch tätigen internationalen Organisationen gemeinsame Millenniumsziele der Vereinten Nationen. Vorhaben ab. Den Metarahmen dafür bieten die (3) Das BMZ verfolgt bei der Verwirklichung der Millenniumsziele drei Leitmotive: Armut bekämpGlobalisierung gestalten, Frieden sichern. Der Armutsbekämpfung dient das Aktionsprogramm fen, 2015. Es definiert den Beitrag, den die Bundesrepublik Deutschland dazu leisten kann und soll sowie die Art und Weise, wie dies erreicht werden soll. Hierzu werden drei Handlungsebenen unterschieden: Veränderung ineffizienter bzw. destruktiver Strukturen auf der internationalen Ebene ( Effizienz), in den Partnerländern sowie in Deutschland. Dabei tritt das BMZ für eine gerechtere Weltsozialordnung Internationalen Arbeitsorganisation als Vorreiter, wird in diesem Zusammenein. Mit der ILO, der hang versucht, weltweit gültige Kernarbeitsnormen durchzusetzen. Sie sollen Schutz vor Ausbeutung Kinderarbeit; Mindestlohn). Hinzu kommen Initiativen zum Abbau am Arbeitsplatz bieten (z.B. Integration von Exportsubventionen ( Subvention), zur nachhaltigen Entschuldung und besseren Entwicklungsländer in das Welthandelssystem. Beim Regional Business Climate Survey etwa der Entkooperiert das BMZ mit zahlreichen Partnerorganisationen. Zu diesen zählen insb. regionale wicklungsbanken, der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank. (4) Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), die Entwicklungsbank sowie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) arbeiten im „Vorfeld“ des BMZ. (

http://www.bmz.de

Bundespatentgericht ein auf den gewerblichen Rechtsschutz spezialisiertes Gericht im Rang eines Oberlandesgerichts, aber mit bundesweiter örtlicher Zuständigkeit. Das Bundespatentgericht prüft Beschwerden gegen EntDeutschen Patent- und Markenamtes bezüglich der scheidungen, welche die sog. Markenprüfer des Marke in das bzw. deren Löschung aus dem Markenregister fällen (bei 70.000 Eintragbarkeit einer Neuanmeldungen und einer Million eingetragener Marken pro Jahr etwa 1.200 Mal). (

http://www.bpatg.de

Bundesstaat

Staatenbund

172

Bundesstatistik

Bundesstatistik

Statistisches Amt

Bundesverband der Deutschen Industrie vertritt als „Verband der Verbände“ bzw. „Spitzenorganisation im Bereich der Industrieunternehmen und industrienahen Dienstleister“ 38 Mitgliedsverbände und damit die Interessen von mehr als 100.000 Unternehmen sowie über acht Mio. Beschäftigten ( Verband). Von den zwölf Fachabteilungen des Außenwirtschafts-, BDI haben einige einen ganz offensichtlichen außenwirtschaftlichen Bezug: Handels- und Entwicklungspolitik, Europapolitik, Internationale Märkte, Ost-Ausschuss und Wirtschaftspolitik. (

http://www.bdi-online.de

Bundesverband des Deutschen Exporthandels e.V. Spitzenverband für internationalen Handel ( Handel, internationaler), Transit- und Kompensationshandel. Mitglieder des Bundesverbandes des Deutschen Exporthandels (BDEx) sind ca. 850 Unternehmen, die in neun Landesverbänden und einem Fachverband organisiert sind. Im Mittelpunkt der Verbandes stehen Beratung sowie Vermittlung von Kontakt- und InformationswünArbeit dieses Ausfuhr schen von Mitgliedsunternehmen. Deshalb sammelt der BDEx zu allen Fragen, welche die betreffen, Daten und bereitet diese in geeigneter Weise auf. (

http://www.bdex.de

Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels e.V. vertritt und fördert als Spitzenverband der deutschen Wirtschaft die allgemeinen berufsständischen, wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen seiner Mitgliedsunternehmen ( Verband). Insgesamt sind dies ca. 120.000 Unternehmen des deutschen Groß- und Außenhandels und des Bereichs Dienstleistungen mit zusammen 1,2 Mio. Beschäftigten. Von diesen sind ca. 65% im BGA organisiert. Weiterhin ist der BGA seinen Mitgliedsunternehmen behilflich, Geschäftskontakte zu knüpfen. Ihm sind 27 Landes- und Regionalverbände als Arbeitgeber- und Unternehmerverbände sowie 48 Bundesfachverbände als Mitgliedsverbände angeschlossen. Diese untergliedern sich in vier Fachverbände: Verbände des Produktionsverbindungshandels, Verbände des Konsumgütergroßhandels (Fertigwaren, Food, Nonfood), Verbände des Großhandels mit Ernährungs- und Agrargütern sowie Außenhandelsverbände. Nach Maßgabe des Umsatzes repräsentiert der deutsche Groß- und Außenhandel hierzulande die zweitwichtigste Wirtschaftsstufe. 2004 setzte der deutsche Großhandel Ware im Wert von etwa 590 Mrd. € um und der Außenhandel im Export 730 Mrd. € sowie im Import 570 Mrd. €. (

http://www.bga.de

Bundesverwaltungsamt für Auslandstätige und Auswanderer (1) in Köln ansässige Bundesbehörde. Die Informationsstelle des Bundesverwaltungsamtes für Auslandstätige und Auswanderer hat u.a. den gesetzlich verankerten Auftrag, Bürger der Bundesrepublik Migration). Deutschland durch Beratung vor übereilter Auswanderung zu schützen ( Emigration; Dennoch haben seit 1991, d.h. seit der „Wiedervereinigung“, 1,8 Mio. Deutsche ihre plötzlich so verHeimat dauerhaft verlassen (vgl. Abb.). In der jüngeren Vergangenheit waren es durchänderte schnittlich 150 Tsd. pro Jahr. Anders als zu früheren Zeiten geschieht dies heutzutage selten aus wirtschaftlicher Not. Noch in der Nachkriegszeit war dies das dominante Motiv. Der postmoderne Emigrant ist eher der Chancensucher. Er möchte das „alte Europa“, das es als einengend und überreguliert empfindet, hinter sich lassen ( Europa). Weitere dominante Gründe der Emigranten von heutzutage sind Rückwanderung (bspw. nach Kasachstan) und zwischenmenschliche Motive (bspw. Heirat). (2) In Bremerhaven, dem größten Auswandererhafen Deutschlands, wurde 2005 das Deutsche Auswanderhaus errichtet. Als so genanntes Erlebnismuseum erinnert es an die 7 Mio. Menschen, die zwischen 1830 und 1974 vom Bremerhavener Columbuskaje aus Deutschland in Richtung Nord- und Südamerika verließen. Diese Emigranten waren zu jeweils gleichen Teilen Deutsche und Osteuropäer.

Bundeszentrale für politische Bildung

173

Anzahl und Zielländer deutscher Emigranten (2007) Zielländer 14409

Schweiz

13569

USA 9314

Österreich Polen

9229

Großbritannien

9012 7317

Spanien 3889

Ukraine Italien

3435

Niederlande

3404

Kanada

3029

Kasachstan

3010

Israel

2844

Türkei

2795

Russland Australien

Zahl deutscher Emigranten (in 1.000)

170

7316 160

Frankreich

2764 2512

(Stand: 2007)

150

165,2

140 130 120 110 109,9

100

109,5

98,9

90 80 70 60 50

58,6

1985

1991

1997

2001

2007

Quelle: Statistisches Bundesamt.

Bundeszentrale für politische Bildung (1) 1952 als nachgeordnete Behörde des Bundesministeriums des Innern gegründet, um gemäß GrünVolk zu festigen und dungserlass „den demokratischen und europäischen Gedanken im deutschen zu verbreiten“. Durch die Vermittlung umfassender Informationen sollen das Verständnis für politische Sachverhalte gefördert, das demokratische Bewusstsein gefestigt und die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit gestärkt werden. In den fünfziger Jahren lag der Schwerpunkt der politischen Bildungsarbeit bei „Aufbau und Funktion der noch jungen Bundesrepublik“. Zu Beginn der sechziger Jahre gewannen die Aufklärung über totalitäre Systeme sowie die Aufarbeitung der Vergangenheit und am Ende des Jahrzehnts die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Umbrüchen an Bedeutung. In den siebziger Jahren rückten aktuelle Wirtschaftsfragen, die Ostpolitik und das damals neue Phänomen des Terrorismus in den Mittelpunkt der Arbeit. Auf der Agenda der 1980er-Jahre standen hauptsächlich Umweltprobleme, Friedens- und IntegraSicherheitspolitik sowie neue soziale Bewegungen, seit 1989 die deutsche Einheit und die tion Europas ( Europäische Union). (2) Die aktuellen Themen- bzw. Arbeitsschwerpunkte der Bundeszentrale für politische Bildung sind: a) grundlegende Prinzipien der parlamentarischen Demokratie, b) Zeitgeschichte (Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Demokratischen Republik und der fünf neuen Bundesländer sowie die Entwicklung des Nationalsozialismus und der Weimarer Republik), supranationale Gesellschaften, Nord-/Süd-Dialog, c) Veränderung des Ost-/West-Verhältnisses, Sicherheits- und Wirtschaftspolitik, d) Ausländerfeindlichkeit und Gewalt ( Xenophobie), Politikverdrossenheit und politischer Extremismus,

174

Bürgergesellschaft

e) ökologisches Bewusstsein ( Umweltbewusstsein), gesellschaftliche Veränderungen durch neue Technologien, f) Massenmedien, Globalisierung und der Prozess der deutschen Einheit. ( http://www.bpb.de Zivilgesellschaft

Bürgergesellschaft

Nichtregierungsorganisation

Bürgerinitiative

Bürgerschaftliches Engagement

Corporate Citizenship

Bürgersinn (1) Bereitschaft, sich für die Gesellschaft, in der man lebt, einzusetzen. Konkret äußert sich dieses Konstrukt in dem Ausmaß an ehrenamtlichem Engagement (z.B. freiwillig und unentgeltlich einen Jugendtreff organisieren und dauerhaft betreuen, einen Schulhof gestalten, einen Kindergarten renovieren). Wie dem Europäischen Wertesurvey 1999-2000 zu entnehmen ist, bestehen dabei noch erhebliche EuUnterschiede zwischen den west- sowie den mittel- oder osteuropäischen Mitgliedsstaaten der Landeskultur „feminin“ geprägten Naropäischen Union. Erwartungsgemäß führen die durch ihre tionen ( Feminität vs. Maskulinität) die Rangskala an (vgl. Abb.). Anteil der erwachsenen Bevölkerung mit mindestens einem Ehrenamt (in %)

56,1 49,2 42,3

37,2 35,4 33,2 32,6 30,4 30,2 27,1 26,1

31,6 22,0

17,6 16,4

28,0 21,0

Quelle: Anheier/Toepler (2002, S.33).

(2) Bürgerschaftliches Engagement von Unternehmen wird vorrangig unter dem Stichwort rate Social Responsibility (CSR) diskutiert.

Corpo-

" Anheier, H.K.; Toepler, S.: Bürgerschaftliches Engagement in Europa. Überblick und gesellschaftspolitische Einordnung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. B9 (2002), S.31-38. Klein, A.; Koopmanns, R.; Geiling, H. (Hrsg.): Globalisierung, Partizipation, Protest, Opladen 2001. Schausberger, F. (Hrsg.): Engagement und Bürgersinn, Band 18, Wien 2002. Zimmer, A.: Bürgerengagement, Zivilgesellschaft und Dritter Sektor. Standortbestimmungen und Entwicklungsperspektiven, in: Politische Bildung, 33.Jg. (2000), Nr.4, S.39-59.

Bürgschaft vertragliche Verpflichtung eines Bürgen gegenüber dem Gläubiger eines Dritten, die Verbindlichkeit des Hauptschuldners zu erfüllen. Die Bankgarantie erfüllt im Rahmen von Auslandsgeschäften die Bürgschaftsfunktion.

Business Environment Risk Index

Bürodienstleistungen Bürokratie

175

Business Process Outsourcing

Europäische Kommission;

Standortfaktor Bürokratiekosten

Bürokratiekosten eines der Kriterien des Business Environment Risk Index und der Standortdiskussion ( StandEffizienz der öffentlichen Verwaltung ortfaktor Bürokratiekosten). Damit sind Tempo und vor allem Zollformalitäten, Devisenüberweisungen oder der Untergemeint (u.a. bei der Bearbeitung von nehmensgründung). Während nach Angaben des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Köln, in den skandinavischen Ländern und den angelsächsischen Ländern vergleichsweise geringe Bürokratiekosten anfallen, schneiden Länder wie Griechenland, Ungarn und die baltischen Staaten diesbezüglich schlecht ab (vgl. Abb.). Kosten, die nationale und EU-weite administrative Vorgaben den Unternehmen verursachen (in % des BIP, Stand 2005) Griechenland

6,8

Portugal

4,6

Ungarn Lettland, Estland Litauen, Zypern, Malta

6,8

Slowakei

4,6

6,8

Slowenien

4,1

2,8

Belgien, Luxemburg Irland Dänemark

2,4 1,9

Deutschland

3,7

Finnland

1,5

Österreich

4,6

Frankreich

3,7

Großbritannien

1,5

Spanien

4,6

Niederlande

3,7

Schweden

1,5

Italien

4,6

Tschechien

Polen

5,0

3,3

Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft

Business Action to Stop Counterfeiting and Piracy von der Internationalen Handelskammer (ICC) ins Leben gerufene Initiative von weltweit mehr als Produktpi130 Unternehmen und Handelsorganisationen. Übergeordnetes Ziel von BASCAP ist es, raterie zu bekämpfen und das öffentliche Bewusstsein für den dadurch angerichteten wirtschaftlichen und sozialen Schaden zu schärfen. Business Crime Control

Wirtschaftskriminalität

Business Environment Risk Index (1) von F.T. Haner 1972 an der University of Delaware entwickeltes Instrumentarium zur Quantifizierung des Länderrisikos. Seither ermittelt das Business Environment Risk Information-Institute, Genf, jährlich auf kommerzieller Basis die BERI-Werte für 45 Länder und 5 Regionen. Der BERI-Index zählt einerseits zu den bekanntesten der Länderrisikokonzepte und andererseits zur Gruppe der mehrdimensionalen Punktbewertungsmodelle. Insgesamt werden vier Teilindizes berechnet und zu einer Gesamtempfehlung zusammengefasst (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Der Gesamtindex, welcher das allgemeine Wirtschaftsklima eines Landes erfasst, basiert auf 15 Kriterien und kann nach Maßgabe der in Abb. 1 angegebenen Gewichte sowie folgender Bewertungsstufen (4 = überlegen; 3 = überdurchschnittlich, 2 = akzeptabel; 1 = schlecht; 0 = inakzeptabel) maximal den Wert 100 annehmen. Erreicht ein Land einen Gesamtindex zwischen 86 und 100, so gilt es als „ungewöhnlich stabil“ (71-85 = „typisches Umfeld einer industrialisierten Wirtschaft“). Werte zwischen 5670 signalisieren ein „moderates Risiko“, 41-55 sprechen für ein „hohes Risiko“ und 0-40 für „inakzeptable Geschäftsbedingungen“ (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Entsprechend können die Subindices Politik, (Geschäfts-) Operationen, Finanzen und Nationalismus berechnet und interpretiert werden.

176

Business Environment Risk Index

Abb. 1: Struktur und Gewichtung des BERI-Index sowie seiner Subindices Subindex Kriterien

Gesamtindex

Politik

Politische Stabilität Wirtschaftswachstum Währungskonvertibilität Arbeitskosten und Produktivität Langfristige Kredite und Eigenkapital Kurzfristige Kredite Einstellung gegenüber ausländischen Investoren und deren Gewinne Nationalismus Währungsstabilität Gleichgewicht der Zahlungsbilanz Vollstreckbarkeit von Verträgen Bürokratische Verzögerungen Nachrichtenwesen und Transport Lokales Management und Partner Verfügbarkeit von Exporten und Dienstleistungen

3,0 2,5 2,5 2,0 2,0 2,0 1,5

6,0

1,5 1,5 1,5 1,5 1,0 1,0 1,0 0,5

5,0 3,0 3,0

Gesamt

25,0

25,0

Operationen

Finanzen

Nationalismus

5,0 5,0 3,0

5,0

5,0

5,0 5,0 5,0

8,0 8,0

4,0 3,0

3,0 3,0 2,0 2,0

4,0

25,0

25,0

3,0 2,0 3,0 25,0

Quelle: Albaum u.a. (2001, S.317), modifiziert.

Abb. 2: Aus BERI-Indexwerten ableitbare Handlungsempfehlungen

• Operations Risc -Index (Der ORI erfasst das Geschäftsklima)

Profit Opportunity

• Political Risc -Index (Der PRI erfasst die politische Stabilität)

RecommendationIndex (POR)

• Rückzahlungsfaktor (Der R-Faktor erfasst das Transferrisiko) 0-40

Politische Verhältnisse sind für ein unternehmerisches Engagement unakzeptabel.

Quelle: de Haan (1984, S.130).

41-55

Hohes Risiko für die Geschäftstätigkeit internationaler Unternehmungen; Investitionen sollten nur in besonderen Fällen, z.B. zur Deckung eines dringenden Rohstoffbedarfs, erwogen werden

56-70

Länder mit mässigem Risiko (vornehmlich in Behinderungen im Tagesgeschäft; ausreichend gefestigte politische Struktur; keine einschneidenden Veränderungen der wirtschaftspolitischen Rahmenbebedingungen).

71-85

Typisches Investitionsklima einer industrialisierten Wirtschaft; nationalistische Tendenzen werden durch die Chancen, welche das wirtschaftliche Potential des Landes bietet, ausgeglichen.

86-100

PORIndex

Hervorragende und ungewöhnlich stabile politische Bedingungen für Auslandsinvestitionen.

Business Process Outsourcing

177

(2) Wie subjektiv allerdings diese scheinbar objektive Form der Risikomessung ist, belegt folgende Anmerkung: Da er im Einklang mit der US-amerikanischen Tradition der Gestaltung industrieller BeMitbestimmung offenbar wenig hält, ziehungen von der mittel- und nordeuropäischen Tradition der hat F.T. Haner die BERI-Bilanz aller Länder, in denen Mitbestimmung mehr oder minder intensiv praktiziert wird, mit einem Malus von 5-14 Punkten versehen. Dass es aber auch Argumente dafür gibt, eine funktionsfähige Mitbestimmung im Gegenteil als Standortvorteil zu bewerten, wird ignoriert. " Albaum, G.; Strandskov, J.; Duerr, E.: Internationales Marketing und Exportmanagement, 3.Aufl., München 2001. de Haan, H.: Die Risikopolitik der internationalen Unternehmung, Giessen 1984. Hake, B.: Der Beri-Index. Ein Hilfsmittel zur Beurteilung des wirtschaftspolitischen Risikos von Auslandsinvestitionen, in: Lück, W.; Trommsdorff, V. (Hrsg.), Internationalisierung der Unternehmung, Berlin 1982, S.463-473. Kinkel, S.: Erfolgsfaktor Standortplanung, 2.Aufl., Heidelberg 2009. Meyer, M.: Konzepte zur Beurteilung von Länderrisiken, 3.Aufl., Berlin 1987.

Business Ethics

Ethik

Business Excellence

Qualitätsmanagement

Business in the Community

Corporate Citizenship

Business Process Outsourcing (1) Verlagerung von standardisierbaren Verwaltungstätigkeiten und Bürodienstleistungen aller Art in Niedriglohnländer ( IT enabled Services; Outsourcing; Standardisierung kostengünstigere Offvs. Differenzierung). Zunehmend wird die Verlagerung von Leistungsprozessen in Form von shoring betrieben ( Nearshoring; O&O-Branche). Standorte für BPO sind, (2) Dass Tschechien im Allgemeinen und Prag im Besonderen bevorzugte belegen zahlreiche Beispiele. So hat SAP 2004 in Prag ein „Shared Service Center“ eröffnet, das für Dienstleistungen im Bereich Buchhaltung, die Mehrzahl seiner europäischen Landesgesellschaften Personalwesen und allgemeine Verwaltung erbringt. Die 350 zumeist jungen Mitarbeiter bearbeiten und kontrollieren jährlich knapp 400.000 Eingangsrechnungen, überwachen den Zahlungseingang sowie 23.000 Reisekostenabrechnungen von SAP-Mitarbeitern. Auch DHL ist dort mit einem Rechenund Entwicklungszentrum vertreten, Siemens hat einen Teil seiner Buchhaltung dorthin verlagert, und die Commerzbank unterhält in Prag eine Informationstechnikabteilung. Der bedeutendste Anbieter auf diesem am schnellsten wachsenden Markt aber ist Indien ( BRICStaaten). Indische Dienstleistungsunternehmen sind derart erfolgreich, dass sie mittlerweile einen Großteil der Aufträge untervergeben, bspw. an Anbieter auf den Philippinen. Aufgrund ihrer vierzigKolonie der USA haben Filipinos nicht nur einen Mentalitäts-, sondern jährigen Vergangenheit als auch einen Sprachvorteil ( Sprache). Während das von Indern gesprochene Englisch für Amerikaner schwer verständlich ist, werden die Philippinen als „das drittgrößte englischsprachige Land der Welt bezeichnet, wo die Menschen sogar mit amerikanischem Akzent sprechen […]. Die Philippinen können wie ein Amerika light erscheinen – zu einem ähnlichen Lohnniveau wie Indien, aber mit einem hohen Bildungsniveau: 93% der Bevölkerung können lesen und schreiben. In Indien sind es nur 86%“ (von Mittelstaedt). 2006 erwirtschaftete die philippinische BPO-Industrie mit 250.000 Beschäftigten einen Gesamtumsatz von 3,4 Mrd. $; für 2010 wird ein Anstieg auf 12 Mrd. $ prognostiziert. Zur Leistungspalette des einst als „Dienstmädchennation der Welt“ bezeichneten Inselstaates zählen u.a. Arzt- und Klinikabrechnung, Buchhaltung, Datenverwaltung, Kundenbetreuung, Layout von Druckerzeugnissen, Patentrecherche und Transkription. Filipinos „codieren und gliedern“ für die amerikanische Generalstaatsanwaltschaft Millionen Seiten Beweismaterial. Sie tippen für ein Krankenhaus in Nashville Krankenbefunde ab, die Ärzte dort in ihre Diktiergeräte gesprochen haben, und leiten sie an die Versicherungen weiter. Sie digitalisieren für Elsevier mehr als 30 Mio. Artikelseiten aus Fachmagazinen. Allein 1.500 philippinische Mitarbeiter produzieren jedes Jahr 4.500 wissenschaftliche Journale und Bücher, für den Heidelberger Wissenschaftsverlag Springer genauso wie für die Universitätspresse von Oxford, Harvard, Cambridge und Yale“ (von Mittelstaedt).

178

Business Social Compliance-Initiative

Arrow-Paradoxon beschrieben, ist die Verlagerung von wissensbasierten Wert(3) Wie bereits im schöpfungsanteilen für die (internationale) Wettbewerbsfähigkeit des verlagernden Unternehmens in hohem Maße problematisch ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). " Halvey, J.K.; Melby, B.M.: Business Process Qutsourcing. Process, Strategies and Contracts, New York 2000. von Mittelstaedt, J.: Fließbandarbeit für Akademiker, in: Die Zeit, Nr.32 (2.8.2007), S.22. Willcocks, L.; Hindle, J.; Feeny, D.; Lacity, M.: IT and Business Process Outsourcing. The Knowledge Potential, in: Information Systems Management, Vol.21 (2004), No.3, pp.7-15.

Business Social Compliance-Initiative ein von der Foreign Trade Association (FTA), dem Dachverband der Außenhandelsvereinigungen, Sozialstandards in den Lieferläninitiiertes Monitoringsystem, das helfen soll, die Einhaltung von Corporate Social Responsibility-Bewegung zuzuordnende Initiative dern zu überwachen. Die der wird bisweilen auch als ethische Beschaffung (Ethical Sourcing) bezeichnet ( Beschaffung, globale). Business to Business-Handel (1) umfasst neben dem traditionellen, primär auf Warentransaktionen ausgerichteten Großhandel alle intermediär orientierten Dienstleistungsbranchen, die integriert und komplementär zur Großhandelskernleistung Servicefunktionen erfüllen. Zum Business to Business-Handel zählen u.a. Eigenhandel („Verkauf im eigenen Namen und auf eigene Rechnung“), Kommissionshandel („Verkauf im eigenen Namen und auf fremde Rechnung“), Agenturhandel („Verkauf im fremden Namen und auf fremde Rechnung“), Maklerhandel („Verkauf im fremden Namen und auf eigene Rechnung“). E–Commerce spielt zunehmend auch der elektronische B-to-B-Handel eine (2) Als Teilbereich des Sourcing-Konzepte). Dessen weltweites Transaktionsvolumen hat sich im wichtige Rolle (vgl. auch Verlauf von nur sechs Jahren nahezu verzwanzigfacht (von 433 Mrd. $ im Jahr 2000 auf 8.500 Mrd. $ im Jahr 2005). Marktprägend sind aber nach wie vor die klassischen Transaktionen zwischen Großhandels- und Einzelhandelsunternehmen, d.h. Kombinationen von persönlicher Interaktion in Verkaufsgesprächen sowie Übermittlung der Bestell- und Rechnungsdaten in konventioneller bzw. elektronischer Weise (EDI). Beim C-to-C-Handel verhält es sich anders. Hier dominiert die elektronische Variante des Consumer-to-Consumer-Handels (primär in Gestalt der Internetplattform eBay) die traditionellen Erscheinungsformen (z.B. Flohmarkt, Verkaufsanzeige). Beim elektronischen B-to-C-Handel verlief die Entwicklung weniger dynamisch, als anfangs prognostiziert. In Deutschland etwa betrug das Transaktionsvolumen im Jahr 2000 rund 2,5 Mrd. € und im Jahr 2005 ca. 14,5 Mrd. €. Dennoch ist die zunehmende Akzeptanz der hierunter vorrangig zu verstehenden Internet-Shops, die nach anfänglichem Zögern auch die stationären Anbieter einrichteten, unübersehbar. " Baaken, T.: Business-to-Business-Kommunikation. Neue Entwicklungen im B2B-Marketing, Berlin 2002. Zentes, J.: Dynamik des Handels. Perspektiven und Zukunftsstrategien, in: Zentes, J. (Hrsg.), Handbuch Handel, Strategien – Perspektiven – Internationaler Wettbewerb, Wiesbaden 2006, S.3-22.

Business-Etikette Kompendium von Umgangsformen, wie sie im Geschäftsleben in den verschiedenen Länder und KulSitten & Gebräuche). So wird weltweit turen als angemessen gelten ( Begrüßung & Small Talk; erwartet, dass der (ausländische) Geschäftspartner dazu beiträgt, ein entspanntes Gesprächsklima zu schaffen. Die USA zählen zu jenen Märkten, auf denen eine besonders große Kluft zwischen Sozialverhalten (freundlich, humorvoll, unkompliziert etc.) und Geschäftsgebaren (extrem zweck- und zielorientiert) besteht ( Humor). " Uhl, G.; Uhl-Vetter, E.: Business-Etikette in Europa, Wiesbaden 2004.

Business-NGO

Nichtregierungsorganisation

Buy American Act zählt zu den nichttarifären Handelshemmnissen im Allgemeinen und den „diskriminierenden BestimHandelshemmnisse, nichttamungen im Beschaffungswesen“ im Besonderen ( Global Sourcing;

Buy National

179

rifäre). Demnach sind amerikanische Regierungsbehörden seit 1933 verpflichtet, Erzeugnisse, die in den Vereinigten Staaten hergestellt wurden, zu beschaffen. Nur wenn geeignete heimische Produkte nicht verfügbar oder übermäßig teuer sind, darf von dieser Vorschrift abgewichen werden. Ein weiterer Ausnahmetatbestand ist dann gegeben, wenn der Kauf ausländischer Erzeugnisse „im amerikanischen Interesse“ liegt. Buy Back-Vertrag Buy British

Kompensationsgeschäft

Buy National

Buy Domestic (1) zählt zu den Erscheinungsformen des politisch motivierten Konsumentenverhaltens ( KonKonsumpatriotismus). Durch den bevorzugten (bzw. ausschließlichen) sumentennationalismus; Dienstleistungen möchten die Teilnehmer solcher Kampagnen im Einkauf heimischer Güter und Import konkurrierender ausländischer Angebote vermeintlich beRegelfall heimische, durch den drohte Arbeitsplätze schützen ( Arbeitslosenstatistik, internationale). Dabei wird entweder an die Identität appelliert ( Buy National). Allerdings ist regionale (Buy Regional) oder die nationale nicht jede Buy Domestic-Entscheidung politisch motiviert, wie folgende Zeilen belegen: „Gut! Wenn ich wählen soll, so will ich Rheinwein haben. Das Vaterland verleiht die allerbesten Gaben.“ J.W. Präferenz für das Eigene und Vertraute. Goethe thematisierte so in Faust I die weit verbreitete (2) Wie Granzin & Rainter empirisch am Beispiel US-amerikanischer und portugiesischer Konsumenten nachgewiesen haben, hängt die Bereitschaft zum Buy Domestic u.a. ab von der Überzeugung, dass im vorliegenden Fall Arbeitsplätze durch Importe konkret bedroht werden, der Überzeugung, dass das eigene Kaufverhalten hilfreich sein kann, von der Wahrnehmung einer sozialen Norm, wonach HilfeEinstellungen, wonach es richtig ist, Fremde und Fremdes zu verhalten wünschenswert ist, und schädigen und das Eigene zu unterstützen. " Granzin, K.L.; Painter, J.J.: Motivational Influences on „Buy Domestic“ Purchasing. Marketing Management Implications from a Study of Two Nations, in: Journal of International Marketing, Vol.9 (2001), No.2, pp.73-96. Müller, S.; Kesselmann, P.: Buy Regional. Der Stellenwert des „Made in Sachsen” für die Kaufentscheidung ostdeutscher Konsumenten, in: Die Betriebswirtschaft (DBW), 56.Jg. (1996), Nr.3, S.363-377. Wang, C.L.; Chen, Z.X.: Consumer Ethnocentrism and Willingness to Buy Domestic Products in a Developing Country Setting, in: Journal of Consumer Marketing, Vol.21 (2004), No.6, pp.391-400.

Buy National (1) Spielart des Protektionismus bzw. des politisch motivierten Konsumentenverhaltens ( Buy Konsumentennationalismus; Konsumpatriotismus). Mit dieser Erscheinungsform Domestic; Handelshemmnisse, die L. Quambusch als „Ermessensentscheidunkommunikativer nichttarifärer Patriotismus der gen und Willkür“ kategorisiert, wird allgemein an das Nationalgefühl bzw. den Mitmenschen appelliert. Der Referenzfall, auf den die Literatur zumeist Bezug nimmt, ist der von der Regierung Großbritanniens im Jahre 1931 unternommene Versuch, die Konsequenzen der damaligen weltweiten Rezession für Großbritannien durch eine Buy British-Kampagne zu mildern. Allerdings hatte die Australian Natives Association bereits acht Jahre zuvor eine Buy Australian-Woche ausgerufen. Diese Form von Konsumpatriotismus kann indessen auch konterkariert werden, wie „Buy British Last-Kampagnen“ in den ehemaligen südostasiatischen Kolonien (z.B. Malaysia) zeigen ( Kolonie). In der Nachwendezeit wurde in den Neuen Bundesländern zu zahlreichen „Buy Regional-Kampagnen“ aufgerufen (z.B. „Kauft sächsische Produkte“). Dabei stand gleichfalls das Ziel, heimische Arbeitsplätze zu erhalten, im Mittelpunkt der Argumentation. Ähnlich verhielt es sich in den USA, als 1983, aus Furcht vor einer Übermacht der japanischen Automobilhersteller, amerikanische Gewerkschaften große Transparente über den Ausfallstraßen Detroits aufhingen und darauf die Käufer japanischer Fahrzeuge aufforderten, ihre Rente doch auch in Fernost zu beantragen ( Herausforderung, japanische). Bisweilen wird Konsumpatriotismus allerdings auch mehr oder minder erzwungen. So rief in Südkorea Ende der 1990er-Jahre „der Erwerb eines BMW oder Mercedes oft genug die Steuerprüfung auf den Plan“ (T. Sommer).

180

Buy Regional

(2) Eine selten als solche erkannte bzw. benannte Variante des Buy National ist das Hear National. Um Europas und insb. die französischen „Musikschaffenden“ zu schützen, sind die kulturelle Vielfalt französische Rundfunksender gesetzlich verpflichtet, zur besten Sendezeit, d.h. zwischen 6.30 und 22.30 Uhr, zumindest 40% französische Musikproduktionen auszustrahlen ( Diversität). Wird diese Quote nicht erfüllt, droht der Entzug der Sendelizenz. " Conley, J.: When the Going Gets Though the Patriots Cry „Be True Blue and Buy Australian, in: The Age, Vol.6 (1986), No.9, p.16. Constantine, S.: The Buy British Campaign of 1931, in: European Journal of Marketing, Vol.21 (1987), No.4, pp.44-59. Müller, S.; Kesselmann, P.: Buy Regional. Der Stellenwert des „Made in Sachsen“ für die Kaufentscheidung ostdeutscher Konsumenten, in: Die Betriebswirtschaft (DBW), 56.Jg. (1996), Nr.3, S.363-377. Sommer, T.: Der scheele Blick, in: Die Zeit, Nr.15 (2.4.1998), S.3.

Buy Regional

Buy Domestic;

Buying Agent

Einkaufsagent

Buy National

Buying International Group SPAR

Einkaufskontor

C C & C-Klausel

Cash and Carry-Klausel

C&L Deutsche Revision AG ging 1995 aus dem Zusammenschluss der 1905 gegründeten Treuhand-Vereinigung und der 1922 gegründeten Treuarbeit hervor. 1998 führten dann die C&L Deutsche Revision und die Beratungsgesellschaft Price Waterhouse Deutschland ihre Geschäfte unter dem Dach der PwC Deutsche Revision zusammen. 2002 wurde die PwC Unternehmensberatung an IBM verkauft. PwC Deutsche Revision ist eine deutsche Aktiengesellschaft, die sich ausschließlich im Besitz ihrer Partner in Deutschland befindet. Sie agiert als rechtlich und wirtschaftlich unabhängiges Mitglied von PricewaterhouseCoopers International, einem Unternehmensverbund, der als Company Limited by Guarantee mit Sitz in England und Wales organisiert ist. In Deutschland erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2002/03 rund 9.000 Standorten in den Geschäftsfeldern Versicherungen, Steuern sowie Transaktions-, Mitarbeiter an 28 Prozess- und Krisenberatung einen Umsatz von rund 1,2 Mrd. €. (

http://www.pwc.de

CA CACM

Comunidad Andina;

Andenpakt

Integration

Cairns-Gruppe wurde 1986 in Australien gegründet. Zu den Mitgliedsstaaten der Cairns-Gruppe zählen z.B. Argentinien, Australien, Brasilien, Indien und Neuseeland. Sie fordern Verbesserungen im Agrarsektor: die Zölle auf Agrarprodukte zu senken ( Weltagrarmarkt). Allerdings mehren Subventionen und die Doha-Entwicklungsrunde verfolgten Ziele (Gerechtigsich die Zweifel, ob diese gleichfalls in der keit im Welthandel) tatsächlich auch im Sinne der ärmsten Länder wären ( Least Developed Countries). Profitieren würden davon wohl „nur“ hochgradig effiziente „Agrarfabriken“ Südamerikas, die insbesondere in Brasilien zu finden sind. Vor allem mit Zucker, Fleisch, Soja und Kaffee erzielte dieses Land 2003 insgesamt 42% seiner Ausfuhrleistung. Calvinismus

Christentum;

Protestantismus-These

Car Carrier speziell für den Transport von Kraftfahrzeugen konzipierte Frachtschiffe Cardiff-Prozess ständiges Bemühen der Europäischen Union um eine nachhaltige Verbesserung der Funktionsfähigkeit der Gütermärkte, Dienstleistungsmärkte und Kapitalmärkte innerhalb der Gemeinschaft. Vier Freiheiten für den Warenverkehr, den Kapitalverkehr, den Dies soll vor allem mit Hilfe der Dienstleistungsverkehr und den Personenverkehr erreicht werden.

182

Care & Fair

Care & Fair von Teppichimporteuren 1994 gegründete Initiative, welche es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kinderarbeit weltweit zu bekämpfen ( Fairer Handel; Rugmark). MittlerAuswüchse illegaler weile beteiligen sich mehr als 450 Unternehmen weltweit an dieser Aktion. Neben dem Mitgliedsbeitrag erhebt Care & Fair von seinen importierenden Mitgliedern eine einprozentige Importabgabe, welche zum Bau und Betrieb von Schul-, Ausbildungs- und Gesundheitsprojekten in den ländlichen Regionen der klassischen Teppichknüpfländer Indien, Nepal und Pakistan genutzt wird. Die Brancheninitiative hat nach eigenen Angaben seit ihrer Gründung rund drei Mio. Euro bereitgestellt, mehr als 50.000 Jungen und Mädchen schulisch gefördert und mehr als 850.000 Patienten in Kliniken betreut. Derzeit unterstützt der Verband 30 Projekte: davon 21 in Indien, acht in Nepal und eines in Pakistan. ( http://www.care-fair.org Caribbean Community and Common Market Caribbean Development Bank Caribbean Free Trade Area

Karibische Gemeinschaft

Karibische Entwicklungsbank CARICOM;

Karibische Gemeinschaft

CARICOM mit dem „Vertrag von Chaquaramas“ von den vier Unterzeichnerstaaten (Barbados, Guyana, Jamaika sowie Trinidad und Tobago) gegründeter Zusammenschluss von mittlerweile 15 Ländern, die im karibischen Raum angesiedelt sind. Hinzu kommen Antigua und Barbuda, Bahamas, Belize, Dominica, Grenada, Haiti, Montserrat, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen sowie Surinam. Fünf von Großbritannien abhängige Gebiete (z.B. Britische Jungferninseln, Bermuda) sind assoStaaten haben Beobachterstatus). Da ihre Vorgänziierte Mitglieder von CARICOM; acht weitere gerorganisation, die karibische Freihandelszone CARIFTA (Caribbean Free Trade Area), vergleichsweise wenig erfolgreich war, orientierten sich die Mitgliedsstaaten bei der Gründung von CARICOM Europäischen Union (d.h. an deren Aufbauorganisation und Ablauforganisation). Statt, wie an der Freihandelszone, strebte man nunmehr eine Gemeinschaft an, die nicht nur die wirtbisher, eine Integration zum Ziel hat ( Karibische Gemeinschaft). schaftliche, sondern auch die politische ( http://www.caricom.org CARIFTA

CARICOM;

Cartagena-Abkommen

Karibische Gemeinschaft Andenpakt

Cash and Carry-Klausel legt fest, dass der Käufer eine von ihm bestellte Ware bar bezahlen und auf eigene Kosten abholen Zahlungsbedingungen). Da die C&C-Klausel primär im Überseehandel gebräuchmuss ( Klausel; International Commercial lich ist, bezieht sie sich im Regelfall auf Schiffstransporte (vgl. auch S ). Terms INCOTERMS Cash before Delivery eher ungewöhnliche Zahlungsbedingung im internationalen Zahlungsverkehr, die einen Beschaffungskredit zur Co-Finanzierung der Herstellungskosten und der Sicherung der Abnahme durch den Importeur vorsieht. Cash Management (1) sachgerechte Kassendisposition, in deren Mittelpunkt nicht nur die kurzfristige Liquiditätsplanung steht, sondern auch Renditeüberlegungen eine wesentliche Rolle spielen. Durch einen optimalen Liquiditäts- und Währungsausgleich sollen unnötige Zinszahlungen (für Kredite) und Transaktionskosten

Cassis de Dijon-Urteil

183

Devisenkäufe) vermieden und eigene Zinsgewinne erwirtschaftet werden. Hinzu kommt die (für Währungsrisiken zu minimieren. Die anfänglich von amerikanischen Unternehmen Möglichkeit, aufgrund der Besonderheiten des amerikanischen Bankenwesens in Eigenregie entwickelten internen CM-Systeme wurden längst von professionellen, d.h. von Finanzdienstleistern aufgebauten dialogfähigen elektronischen Informationssystemen abgelöst, welche die Informationsfunktion und die Dispositionsfunktion optimal erfüllen. (2) Hierzu bedarf es folgender Unterfunktionen: a) Balance Reporting (schafft die Grundlage des CM-Systems, indem alle Vergangenheitsdaten, Gegenwartsdaten- und Zukunftsdaten über alle Konten, welche ein Unternehmen weltweit führt, dokumentiert werden). b) Money Transfer (Überweisungen und Umbuchungen zwischen den diversen Unternehmenskonten, Aufnahme kurzfristiger Kredite und Anlage von Termingeld und Wertpapieren), c) Cash Pooling (Zentralisation aller Kassenstände des Unternehmens), d) Clearing bzw. Netting (weltweites Verrechnen von Forderungen und Verbindlichkeiten des Unternehmens), wobei zu den festgelegten Terminen nur noch die Spitzenbeträge der Zahlungsströme überwiesen werden müssen, e) Treasury Management (Weiterentwicklung von CM-Systemen durch PC-gestützte Integration unternehmensinterner Informationen und Planungen). " Hormuth, M.W.: Recht und Praxis des konzernweiten Cash Managements, Berlin 1998. Holland, C.; Lockett, G.; Richard, J.M.; Blackmann, I.: The Evolution of a Global Cash Management System, in: Sloan Management Review, Vol.36 (1994), No.1, pp.37-47.

Cash on Delivery Zahlungsbedingung im internationalen Zahlungsverkehr, die es ermöglicht, dass dienstleistende Dritte (z.B. Logistikunternehmen, Post, Speditionsunternehmen, Kurierdienstunternehmen) Ware nur dann Importeur übergeben, wenn dieser die fällige Zahlung per Nachnahme leistet. Alternative Fordem Vertrauen des Exporteurs in men der Zahlungssicherung, die aber allesamt ein geringes Maß an den Abnehmer ausdrücken und somit die Geschäftsbeziehung emotional belasten, sind FrachtbriefInkasso oder die Forderung einer Bankbestätigung. Cash Pooling Instrument des Cash Managements, das die zentrale Verwaltung aller Kassenstände vorsieht. Cash Pooling eröffnet international tätigen Unternehmen die Möglichkeit, Zahlungsströme in der gleichen Währungsrisiken zu verWährung gegeneinander zu verrechnen und so Zinszahlungen, aber auch meiden. Cassis de Dijon-Urteil aus Sicht der Befürworter von Freihandel ein Meilenstein bei der Beseitigung von HandelsEuropäischen hemmnissen und der Gewährleistung der Freiheit des Warenverkehrs innerhalb der Union. Anlass für dieses wegweisende Urteil war die Klage eines deutschen Unternehmens vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) gewesen. Ihm hatten die zuständigen Zollbehörden untersagt, einen französischen Likör aus schwarzer Johannisbeere einzuführen, da deutsches Recht vorschrieb, dass Liköre mindestens 32% Alkohol enthalten müssen. Fraglicher Cassis brachte es jedoch auf weniger als 20%. Der EuGH entschied, dass Produkte, die in einem Mitgliedsstaat der Union nach dort geltendem Recht zulässigerweise verkauft werden können, auch in allen anderen Mitgliedsstaaten verkauft werden dürfen (EuGH 120/78 vom 20.2.1979). Damit bahnte dieser Fall einem aus Sicht von Kritikern „allzu“ freien Warenverkehr den Weg. Denn das Urteil präjudizierte auch andere Entscheidungen. So Europäische Gerichtshof es der Bundesrepublik Deutschland im so genannten Bieruntersagte der Urteil, die Einfuhr von Bieren, die nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot aus dem Jahr 1516 gebraut werden, zu verbieten. " Europäisches Parlament: Informationsbüro für Deutschland (Hrsg.): Europa 2000 - Europawahl 1999, Bonn 1998, S.12-33. Wolf, T.: Die Grundsätze des EuGH im Bereich des Rechts gegen den unlauteren Wettbewerb, Diss., Würzburg 2001.

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Cause Marketing

Cause Marketing (1) systematische Zusammenarbeit von Profitunternehmen und Nonprofit-Unternehmen. Indem die Profitunternehmen in den Massenmedien über ihr soziales Engagement berichten und sich dabei mit einem oder mehreren angesehenen Nonprofit-Unternehmen in Verbindung bringen, erhoffen sie sich einen Imagegewinn. Gemäß der Cone Corporate Citizenship Study 2004 halten 72% der befragten USBürger (über 14 Jahre) es für (sehr bis einigermaßen) akzeptabel, wenn Unternehmen mit ihren guten Taten werben. Prototypisch hierfür ist das Yellow Wristband Project von Nike. Beeindruckt vom Kampfgeist des mehrmaligen Tour des France-Siegers L. Armstrong bot der global aktive Sportartikelhersteller ein dünnes Armband zu einem Dollar zum Verkauf an, auf dem Armstrongs Motto Live Strong per Prägeschrift zu lesen war. In Anspielung auf das Gelbe Trikot des Siegers dieses weltweit beachteten Radrennens, das L. Armstrong so häufig getragen hat, handelte es sich um ein gelbes Armband. Der Erlös dieser überaus erfolgreichen Aktion (Anfang 2005 = 32 Mio. $) kam der Lance Armstrong Foundation zugute, die sich die Aufklärung über Hodenkrebs zur Aufgabe gemacht hat (woran L. Armstrong zuvor selbst erkrankt war). (2) Im positiven Fall, d.h. wenn die Cause Marketing-Aktion glaubhaft ist, profitieren die beteiligten Coca-Cola etwa konnte im Verlauf einer sechswöchigen Benefiz-Aktion, Unternehmen erheblich. in der das in Atlanta beheimatete Unternehmen für jeden verkauften Getränkekasten 15 Cent an die Organisation Mothers against Drunk Driving überwies, seinen Umsatz um 49% steigern. Hingegen scheiterte der Tabakkonzern Philip Morris mit seinem Versuch, durch eine 500 Mio. $-Fernsehkampagne (gegen das Rauchen von Kindern) und die finanzielle Unterstützung diverser gemeinnütziger Projekte (Gewalt gegen Frauen, Hungerhilfe, Kunst etc.) seine branchentypischen Imageprobleme zu lösen, weitgehend. " Bloom, P.N.; Hoeffler, S.; Keller, K.L.; Meza, C.E.B.: How Social-Cause Marketing Affects Consumer Perceptions, in: MITSloan Management Review, Vol.47 (2006), No.2, pp.49-55. Earle, R.: The Art of Cause Marketing. How to Use Advertising to Change Personal Behavior and Public Policy, Chicago 2000. Smith, S.M.; Alcorn, D.S.: Cause Marketing. A New Direction in the Marketing of Corporate Responsibility, in: Journal of Consumer Marketing, Vol.8 (1991), No.3, pp.19-35.

CC

International Financial Services Center

CAI

Cross-Cultural Adaptability Inventory

CCCC

Common Code for the Coffee Community

CCS

Corporate Citizenship

CDB

Karibische Entwicklungsbank

Cecchini-Bericht im Auftrag der Europäischen Kommission durchgeführte Analyse der (mutmaßlichen) gesamtwirtIntegration der Volkswirtschaften der damals zwölf Mitgliedsländer der schaftlichen Effekte der Europäischen Binnenmarkt (Belgien, Dänemark, Deutschland, FrankEuropäischen Union zum reich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal und Spanien). Für die EU-12 wurde damals ein durchschnittlicher Wohlstandseffekt von 5,3% berechnet, basierend auf folgenden Effekten der Marktintegration: a) direkte Kostensenkung aufgrund des Abbaus handelsrechtlicher Barrieren ( Handelshemmnisse), b) indirekte Kostensenkung durch die um Rationalisierung bemühten Unternehmen, welche so den permanenten, vom intensivierten Wettbewerb ausgeübten Kostendruck auffangen können, c) wachsende Nachfrage als Folge des sinkenden Preisniveaus, was den Unternehmen die Möglichkeit Skaleneffekten zu profitieren und so ihre Kostenstruktur kontinuierlich zu verbesbietet, von den sern. " Cecchini, P.: Europa ’92. Der Vorteil des Binnenmarktes, Baden-Baden 1988. Hermann, A.; Ochel, W.; Wegner, M.: Bundesrepublik und Binnenmarkt ’92, München 1990.

Central Product Classification

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Committee for European Economic Cooperation; CEEC Cooperation

Organization for European Economic-

Mitteleuropäisches Freihandelsabkommen

CEFTA

CE-Kennzeichen weder ein Qualitätssiegel noch ein Herkunftszeichen. Vielmehr ist das Communautés EuroEuropäischen Union. Es signalisiert den zuständigen péennes-Zeichen ein Verwaltungszeichen der harmonisierten Behörden, dass das so gekennzeichnete Produkt entsprechend den einschlägigen EU-Normen hergestellt wurde und folglich konform ist mit den gesetzlichen Vorgaben zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit von Verbrauchern sowie der Umwelt (vgl. Abb., nächste Seite). Verband

CELCAA

CELEX erste, 1981 der Öffentlichkeit elektronisch zugänglich gemachte juristische Datenbank. Die vom Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften verantwortete Communitatis Europaene Lex versteht sich als Bindeglied zwischen Europarecht und dem Bürger. CEMAC

Integration

CEMR

Council of European Municipalities and Regions

CEMS

Community of European Management Schools

CENELEC

Harmonisierung, technische

Center of Excellence für die Internationalisierungsstrategie von Unternehmen, die ursprünglich in Hochlohnländern angesiedelt waren, von zentraler Bedeutung ( Internationalisierung). Um die Kostennachteile, die UnterStandort Deutschland in Kauf nehmen müssen, kompensieren zu können, liegt es nehmen bspw. am Niedriglohnländer zu nahe, arbeitsintensive und standardisierbare Teile der Wertschöpfungskette in Kooperationen und Strategische Allianzen können sich dafür eignen. Entscheiverlagern. Auch Standort des Unternehmens das Center of Excellence bleibt: dend dabei ist, dass der traditionelle F&E-Arbeit und andere Der Ort, an dem das Know how, das den Wettbewerbsvorteil begründet, die Identifikation eines maßgeblich wertschöpfende Prozesse lokalisiert sind ( Stammhaus). Denn die Unternehmens mit seinem traditionellen Standort ist Teil des Goodwills, d.h. des immateriellen Unternehmenswertes. CENTO-Pakt

Regional Cooperation for Development

Central European Free Trade Agreement

Mitteleuropäisches Freihandelsabkommen

Central Product Classification erfasst alle (transportierbaren) Güter, die prinzipiell gehandelt werden können. CPC, die zentrale ProVereinten Nationen, baut erstens auf dem für den Außenhandel maßduktklassifikation der geblichen Harmonisierten System zur Beschreibung und Codierung der Waren und zweitens auf der International Standard Industrial Classification of all Economic Activities (ISIC) auf. Eine wichtige Funktion von CPC besteht darin, Außenhandels-, Zahlungsbilanz- und andere Statistiken international systematisch vergleichen zu können ( Vergleichsanalyse).

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Central Product Classification

Wege zur CE-Kennzeichnung EG-Richtlinien

Normen

Grundlegende Schutz-, Sicherheitsund Gesundheitsanforderungen

Normative Schutz-, Sicherheitsund Gesundheitsanforderungen

Maßnahmen des Herstellers zur Erfüllung der Schutzziele

Konformitätsbeurteilung nach EG-Richtlinie

Modul

J

G

H

Produktprüfung

Begutachtung des Qualitätssicherungssystems

B

in Verbindung mit A, bei Bedarf Prüfung bestimmter Aspekte, Stichproben

Aa

Interne Fertigungskontrolle durch Hersteller

A

*

notifizierte bzw. zugelassene Stelle

*

Module plus C, D, E oder F

EG-Baumusterprüfung

N

Einschaltung notifizierte Stelle?

Produktzertifizierung

Konformitätsbescheinigung

Technische Dokumentation

Erstbesichtigung der Fertigungsstätte

Systembegutachtung Produktprüfung Konformitätsüberwachung

Zeichengenehmigungsausweis bestätigt Normenkonformität und die Einhaltung der Schutzanforderungen der relevanten Richtlinien

EG-Konformitätserklärung durch Hersteller CE-Kennzeichnung durch Hersteller

Legende: * z.B. VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut: modifizierte Stelle = akkreditierte unabhängige Prüf- und Zertifizierungsstelle gemäß EG-Richtlinie zugelassene Stelle = akkreditierte unabhängige Prüf- und Zertifizierungsstelle gemäß Gerätesicherungsgesetz Quelle: VDE.

Chaebol

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Centrum für internationale Migration und Entwicklung Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit. Das CIM vermittelt erfahrene deutsche und europäische Fachkräfte in die Länder Afrikas, Asiens, Lateinamerikas sowie Mittel- und Osteuropas ( Entsendung). ( http://www.cimonline.de CEO Abkürzung für Chief Executive Officer. Damit ist die Funktion eines alleinigen Geschäftsführers bzw. Vorstandsvorsitzenden gemeint, dem nach angelsächsischem Recht aber kein Vorsitzender des Aufsichtsrates beigestellt bzw. gegenübergestellt ist ( Geschäftsführung). Entsprechend bedeuten die Abkürzungen CCO = Chief Customer Officer, CFO = Chief Financial Officer, CIO = Chief Information Officer, CKO = Chief Knowledge Officer, COO = Chief Operating Officer, CPO = Chief Purchase Officer, CSO = Chief Security Officer und CTO = Chief Technical Officer. CERI

Organization for Economic Cooperation and Development

CETSCALE CETTA

Ethnozentrismus

Integration

CE-Zertifizierung bestätigt, dass ein Produkt (insb. aus den Bereichen Maschinenbau, elektrische Geräte, medizinische Europäischen Union vorgeschriebenen Sicherheitsstandards Produkte und Spielwaren) die in der erfüllt ( Standard). Produkte mit CE-Zertifikat können ohne weitere technische Kontrollen innerhalb Standardisierung ist insofern ein wesentlicher der Gemeinschaft vertrieben werden. Diese Form der Fortschritt, als es bis 1999 in manchen Fällen erforderlich war, bis zu zwölf verschiedene Zertifikate für ein und dasselbe Produkt vorzulegen. (

http://www.ce-richtlinien.de

CFT

Culture Free Intelligence-Test

Chaebol (1) den japanischen Keiretsu vergleichbare südkoreanische Mischkonzerne. Samsung, Hyundai, Daewoo u.a. waren vor allem in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts für Südkoreas Außenhandel von zentraler Bedeutung. Gegründet wurden diese Unternehmenskonglomerate nach dem Koreakrieg, wobei die damalige Militärregierung die Kontrolle über das Bankenwesen übernahm, um bezu gewährleisten, dass Kredite aufgrund sachlicher Überlegungen und nicht, wie so häufig in Kulturen, aufgrund persönlicher Beziehungen vergeben wurden ( Entziehungsorientierten Wunder, asiatisches). Die mit industriepolitischer Zielsetzung gegründewicklungspatriotismus; ten Chaebols engagierten sich zunächst im Schiffs- und im Maschinenbau, in der Automobil- und der Elektronikindustrie sowie in der Nahrungsmittel- und der Textilindustrie. (2) Anders als bei den Keiretsu sind bei den Chaebols die internalisierten Handelshäuser auf die Funktion eines Exportunternehmens beschränkt, das die Produkte der Chaebol-Mitgliedsunternehmen weltweit vermarktet ( Internationalisierung). Ein weiterer Unterschied liegt in der Führungsstruktur: Chaebols sind vertikal-clanartig strukturierte Organisationen ( Clan; Netzwerk, interorganisationales). „Neben dem Gründer bzw. Eigentümer sind zahlreiche weitere Familienmitglieder in verantwortungsvollen Positionen im Chaebol tätig. Doch anderes als in Japan beschränkt sich der Begriff 'Familie' auf 'Blutsverwandtschaft'; er darf daher keinesfalls mit dem in Japan gängigen Verständnis des 'Hauses' verwechselt werden“ (Kutschker & Schmid, S.797). Das oberste Managementprinzip lautet

188

Chancen-/Risiko-Analyse

Harmonie, allerdings nicht wie dieses „Harmonie in der 'inhwa'. Wie das japanische 'wa' meint es Gruppe“ ( Gruppenprinzip), sondern „aus Autorität und Gehorsam erwachsende Harmonie zwischen Unter- und Übergeordneten“. " Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.791-804.

Chancen-/Risiko-Analyse

Marktauswahl

Change Agent Promotor bzw. Katalysator des Strukturwandels (von Unternehmen, Volkswirtschaften etc.). Aus entTransformationswicklungstheoretischer Sicht erweisen sich ausländische Investoren für d Entwicklungsländer vielfach als Change Agents ( Direktinvestition; Entwicklung)). Das und ist bspw. dann der Fall, wenn global agierende Unternehmen dafür sorgen, dass in ihren ProduktionsSozialstandards eingehalten werden, welche den Arbeitstätten in Bangladesh, China, Vietnam etc. nehmern bessere Arbeitsbedingungen ermöglichen, als es in dem betreffenden Land üblich ist. Dabei Corporate Social Responsibility geist die Frage, ob dies aus Einsicht in die Notwendigkeit von schieht oder als Reaktion auf den Druck, den die kritische Öffentlichkeit ausübt ( Nichtregierungsorganisation), zweitrangig ( Cause Marketing). Der zweiten Kategorie ist sicherlich die Entscheidung von McDonalds, seinen 45.000 chinesischen Mitarbeitern ab September 2007 durchschnittlich 38% mehr Lohn zu bezahlen, zuzurechnen. Denn Anlass für diese Lohnerhöhung war eine öffentliche Kampagne gewesen, in der chinesische Medien fälschlicherweise behauptet hatten, dass der FastfoodMindestlohn von umgerechnet Hersteller bis zu 40% weniger als den gesetzlich vorgeschriebenen 75 Cent pro Stunde bezahle. " Thorelli, H.B.: The Multinational Corporation as a Change Agent, in: Southern Journal of Business, Vol.1 (1966), No.2, pp.19.

Channel Retailer Charisma

Global Retailer

Kontingenzansatz

Charta der Prinzipien definiert das Selbst- und das Leitbild des Weltsozialforums. Dieses versteht sich als ein offener Treffpunkt für reflektierendes Denken, für die demokratische Debatte von Ideen, für die Formulieeffektiver Aktionen rung von Anträgen, für freien Austausch von Erfahrungen und zum Vernetzen Zivilgesellschaft, die von Gruppen und Bewegungen. Im Mittelpunkt aller Überlegungen steht die Neoliberalismus und der „Weltherrschaft des Kapitals“ wie auch jeder anderen Form von sich dem Gesellschaft engagiert, in Imperialismus widersetzt und sich für den Aufbau einer planetarischen deren Mittelpunkt der Mensch steht. " Anand, A.; Escobar, A.; Sen, J.; Waterman, P.: Eine andere Welt. Das Weltsozialforum, Berlin 2004.

(

http://www.weltsozialforum.de

Charta der Selbstverantwortung

Europäische Allianz der Werbeselbstkontrolle

Charta der Vereinten Nationen definiert, ausgehend von dem nachwestfälischen, territorialstaatlich geprägten Souveränitätsbegriff, Völkerrechts: Dies sind insb. die souveräne Gleichheit aller Mitglieder verschiedene Grundsätze des der Vereinte Nationen (im wesentlichen nur Staaten), das Gewaltverbot (ausgenommen das Recht zur Selbstverteidigung) sowie das Gebot der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten anderer Staaten. Chassidismus

Mystik

Chinesisch

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Chauvinismus aggressiv vorgetragene Überzeugung von der Überlegenheit der eigenen Nation, Kultur bzw. Patriotismus, allgemein: sozialen Gruppe. Häufig handelt es sich um einen prahlerisch-engstirnigen Ethnoder die Rechte und Ansprüche anderer Nationen ignoriert bzw. aktiv ablehnt (vgl. auch zentrismus). Das auftrumpfende America first bspw. ist nicht frei von chauvinistischen Zügen. (1) Zu religiösem Chauvinismus neigen insb. monotheistische Religionen ( Monotheismus). Der Glaube an „den einen“, den einzigen Gott verstärkt die Neigung, andere Religionen, Gottheiten oder religiösen Überzeugungen a priori abzulehnen bzw. abzuwerten. (2) Sprachchauvinismus betreibt nach dänischer Lesart IKEA mit seiner Markennamenpolitik ( MarSprachimperialismus). Das schwedische Möbel- und Einrichtungshaus stattet alle seine kenname; etwa 9.500 Produkte mit Personennamen und Ortsnamen aus Schweden, Norwegen oder Dänemark aus. Während die hochwertigen Produktlinien (Ledersofa, Schreitisch etc.) allesamt schwedische Namen trügen, müssten dänische Namen zur Kennzeichnung eher minderwertiger Artikel herhalten (z.B. Fußabstreifer, billige Auslegware). Kulturhistorischer Hintergrund dieser Art von Sprachenstreit ist der Region. traditionelle Konflikt zwischen Schweden und Dänemark um die Vorherrschaft in dieser Denn vor seiner Unabhängigkeit gehörte Norwegen zunächst zu Dänemark, bevor Schweden in diesem Land die Macht übernahm ( Animosität). Nach Ansicht so manchen gekränkten Dänen wäre es eine angemessene Antwort, wenn die bekannte dänische Bierbrauerei Carlsberg ihren alkoholarmen Biersorten schwedische Namen gäbe. Da außerhalb der in Schweden sehr restriktiven Öffnungszeiten der staatlichen Alkoholverkaufsstellen dort nur Leichtbier verkauft wird, ist der Ruf dieser wenig schmackhaften Biersorte denkbar schlecht. " Kienzler, K.: Der religiöse Fundamentalismus. Christentum-Judentum-Islam, München 1996. Schröter, K.: Der Chauvinismus und seine Tradition. Deutsche Schriftsteller und der Ausbruch des 1. Weltkriegs, in: Schröter, K. (Hrsg.), Literatur und Zeitgeschichte, Mainz 1970, S.7-46.

Checkliste

Marktauswahl, heuristische

Chicago Board of Trade Chicago-School

Commodity

Globalisierung

Chief Executive Officer

Geschäftsführung

Chinesisch als Schriftsprache äußerst schwer zu beherrschende, aber vergleichsweise einfach zu sprechende Sprache. Denn das gesprochene Chinesisch besitzt eine sehr einfache, direkte Grammatik, die ohne Artikel, Konjugationen, Deklinationen etc. auskommt. Weiterhin sind, wie in den westlichen Sprachen, einfache Satzmuster nach dem „Subjekt-Prädikat-Objekt-System“ üblich. (1) Auslandschinesen, die etwa in Singapur oder auf Taiwan leben, benutzen nach wie vor die alten Schriftzeichen ( Ideogramm). Von den nahezu 50.000 Schriftzeichen verwenden gebildete Chinesen im Allgemeinen etwa 7.000. In der VR China hingegen sind, nach wiederholter Reform der chinesischen Sprache, weitaus weniger und zudem vereinfachte Zeichen gebräuchlich (3.000 - 4.000). Das gesprochene Chinesisch ist relativ arm an Silben. Da es nur einige hundert vokalische Laute gibt, Homonyme zur Folge hat: werden viele Schriftzeichen gleichartig ausgesprochen, was sehr viele gleichlautende, aber unterschiedlich geschriebene Worte. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Bedeutung eines Wortes ändern kann, je nachdem, wie man es betont. Eine weitere Schwierigkeit erwächst aus den in den verschiedenen Regionen gesprochenen Dialekten. Sie unterscheiden sich lediglich in Aussprache und Betonung, nicht jedoch durch Grammatik, Wortschatz und Schrift. Amtssprache der VR China und die Nationalsprache der (2) Hochchinesisch (Mandarin) ist die Taiwanesen. Die Bewohner von Südostasien, Taiwan, Fujian und Hainan wiederum benutzen zumeist den Dialekt Hokkien. Und in Hong Kong und Südchina wird Kantonesisch gesprochen. Hinzu kommt

190

Chinglish

eine Vielzahl regionaler Dialekte. Deshalb kann sich bspw. ein Hong Kong-Chinese mit einem Bewohner Beijings nur in Hochchinesisch verständigen. Diese Sprache beruht auf den nördlichen Dialekten, insb. dem Beijinger Dialekt. Dank seiner vereinfachten, in der alten Kaiserstadt Peking üblichen Aussprache wird Mandarin heute in weiten Teilen Chinas mehr oder weniger gut verstanden und gesprochen. Dafür sorgt auch die offizielle lateinische Umschrift, das Hanyu Pinyin (= „Lautschrift des Volkes“). Um zwischen den zahlreichen Homonymen differenzieren zu können, hat man für die Dialekte Kantonesisch und Mandarin ein Lautsystem entwickelt, das vier deutlich unterscheidbare Laute zu einzelnen Silben zusammenfasst. So bedingt dieselbe phonetische Aussprache durch unterschiedliche Betonung verschiedene Bedeutungen, was diese Dialekte zusätzlich erschwert. " Zimmer, D.E.: Die Koexistenz der Schnörkel, in: Die Zeit, Nr.20 (12.5.1999), S.45.

Chinglish

Weltsprache

Chiquita Brands International

Moral

Chrematistik nach Aristoteles die moralisch verwerfliche Kunst der Bereicherung, die vor allem im Binnenhandel zu beobachten sei. Das Gegenstück, die natürliche Erwerbskunst der Ökonomik, sah der vorAußenhandel verwirklicht (obwohl dieser damals christliche griechische Philosoph nicht zuletzt im nicht selten gewaltsam betrieben wurde). " Kaufer, E.: Spiegelungen wirtschaftlichen Denkens im Mittelalter, Innsbruck 1998.

Christentum (1) Gesamtheit der Konfessionen bzw. kirchlichen Gemeinschaften, die sich auf Jesus von Nazareth berufen. Den Christen ist die Vorstellung eines persönlichen Gottes gemeinsam. Hinzu kommt das Bewusstsein, eine Gemeinschaft zu bilden, die durch die Taufe sichtbar wird. Im Zentrum des christlichen Glaubens steht Jesus Christus, der als „Sohn Gottes“ durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten die Menschen von der Erbsünde erlöst hat. Maßgeblich für diese Lehre ist weiterhin die Vorstellung vom Reich Gottes, das im Alten Testament verheißen wurde und in der Person Jesu Christi begonnen hat. Der besondere Beitrag des Christentums zur Menschheitsgeschichte besteht im Prinzip der Vergebung und Versöhnung, das im Gegensatz zum alttestamentarischen „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ steht. Christen sollen vergeben, weil Gott den Menschen vergeben hat, dass sie seinen Sohn getötet haben. Die fundamentalen Aussagen des Christentums sind im Apostolischen Glaubensbekenntnis formuliert. Da sie aber auf unterschiedliche Weise interpretiert werden, hat sich trotz gemeinsamer historischer Wurzeln eine Vielzahl christlicher Konfessionen entwickelt, mit teilweise bedeutsamen Unterschieden. Zu nennen sind insb. die katholische (v.a. die römisch-katholische, die orthodoxe, die anglikanische und die altkatholische Kirche) sowie die im Verlauf der Reformation entstandenen protestantischen bzw. evangelischen Kirchen. Zu einer ersten, dauerhaften Kirchenspaltung (Schisma) kam es anlässlich der Christianisierung der romanischen und slawischen Völker. Damals wichen die Überzeugungen und Auffassungen, v.a. in Bezug auf die Oberhoheit des Bischofs von Rom (d.h. des Papstes), immer mehr voneinander ab. 1054 spaltete sich das Christentum dann in eine West- und eine Ostkirche. Im späten Mittelalter verstärkte sich die Kritik an zahlreichen Missständen und Ärgernissen (insb. am Schisma, am Streben des Papstes nach Herrschaft über die politische Welt und am Ablasshandel). Reformation und Gegenreformation waren die Folge. Unter dem Einfluss von M. Luther, U. Zwingli und J. Calvin sagten sich im 16. und im 17. Jahrhundert die protestantische sowie die evangelische Kirche von der Westkirche los. Eine Schlüsselrolle spielte dabei die Streitschrift „An den christlichen Adel deutscher Nation, von des christlichen Standes Besserung“, in der M. Luther im Jahre 1520 seine Vorwürfe gegen die (katholische) Kirche theologisch begründete. Aus der institutionellen, primär am Selbsterhalt interessierten Sicht dieser streng hierarchisch strukturierten Organisation war daran besonders gefährlich, dass ihr Verfasser die Unfehlbarkeit von Papst und Konzil bestritt. M. Luther und seine

Christentum

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Anhänger waren davon überzeugt, dass jeder einzelne Gläubige im Stand des Priestertums ist. Gott spreche direkt durch die Bibel, jeder könne im Gebet frei zu Gott sprechen, ohne Vermittler (wie Kirche, Sakramente, Priester oder Heilige). Die größte Wirkung entfaltete jedoch M. Luthers Rechtfertigungslehre, welche für die protestantische Kirche maßgeblich ist. Demnach belohnt Gott nicht die guten Werke, sondern erlöst aus Gnade jene Menschen, welche zwar sündigen, aber dennoch glauben. Abweichend davon gehen die reformierten Kirchen vom Prinzip der Prädestination aus: Jeder Einzelne sei erwählt. Sie berufen sich dabei auf J. Calvin, der als theologische Leitideen u.a. die Souveränität und Ehre Gottes, die Einzigartigkeit Jesu Christi sowie das Wort Gottes als ausschließliches Kriterium der Wahrheit und Gerechtigkeit lehrte. Der Calvinismus reformierte die Kirchen weiter Teile Westeuropas (Frankreich, Niederlande, Schottland) und Osteuropas (z.B. Ungarn). Der Protestantismus veränderte die mittelalterliche, vom Katholizismus geprägte Weltanschauung nachhaltig ( Weltbild). Zusammen mit den zunehmend erfolgreichen (Natur-)Wissenschaften trugen Industrialisierung vieler westlicher Länder bei. Denn ihre Lehre die Reformatoren maßgeblich zur verdrängte einen Teil der vom Katholizismus begründeten leistungsfeindlichen, in den vorindustriellen Normen. Im Jenseits, in einem zweiten, besseren Gesellschaften weit verbreiteten soziokulturellen Leben, wird der Gläubige belohnt werden, wenn er durch christliche Tugenden wie Teilen und Nächstenliebe hilft, die von zumeist großen sozialen Unterschieden geprägte soziale Ordnung zu konservieren. Der Erfolgreiche hingegen muss sein Schicksal fürchten; denn „eher passt ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.“ (2) Der große Stellenwert der protestantischen Ethik für den Wohlstand einzelner Menschen und ganzer Gesellschaften zählt seit M. Weber (1905) zum Allgemeingut des kultursoziologischen Diskurses. Theorie war die Beobachtung gewesen, dass der ursprünglich wirtschaftlich Ausgangspunkt seiner besser gestellte katholische Süden Europas nach der Reformation zunehmend in Rückstand geriet. Als Erklärung bot sich folgende These an: Im Gegensatz zu den Katholiken akzeptierten die Bewohner von protestantischen Gebieten (und von katholischen Regionen mit protestantischer Minderheit) zunehmend das kapitalistische Wirtschaftssystem und erachteten das Anhäufen wirtschaftlicher Güter nicht mehr als verwerflich (i.S. des „Kamels und des Nadelöhrs“), sondern als Beweis der Gunst Gottes. Von großer Bedeutung für die ökonomischen Erfolge der protestantischen Gesellschaften seien die besondere Art der Religiosität (insb. der Calvinisten bzw. Puritaner) und deren rationale Lebensführung gewesen. Diese äußert sich u.a. durch strikte Selbstkontrolle und Askese, Prinzip der Sparsamkeit sowie Verzicht auf Luxus, Bewusstsein, in der Schuld Gottes zu leben, Erfolg im Beruf durch Gewissenhaftigkeit und Fleiß, Erwerbsstreben, das nicht vorrangig die eigenen materiellen Bedürfnisse befriedigen soll. Die Angehörigen monotheistischer Religionen orientieren sich am linearen Zeitverständnis ( Zeitbewusstsein). Es ist Voraussetzung für die Bereitschaft zu „Belohnungsaufschub“, die wesentlich zur Funktionsfähigkeit von Leistungsgesellschaften beiträgt. Auf unmittelbare Entlohnung verzichten bspw. Studenten, da sie bereit sind, während ihrer gesamten Schul- und Studienzeit zu „arbeiten“ (d.h. zu lernen), ohne dafür sofort materiell entlohnt zu werden (durch Gehaltszahlungen). Für die Dauer von häufig zwanzig Jahren und länger muss ihnen die Aussicht, „später einmal“ eine interessante, selbstverantwortliche und/oder gut bezahlte Arbeit zu erhalten, als Anreiz genügen (d.h. sie akzeptieren Belohnungsaufschub). Katholiken sind im Vergleich zu Juden weniger geneigt, Belohnungen aufzuschieben. Der calvinistische Verhaltenskodex fordert von den Gläubigen in diesem Zusammenhang neben harter Arbeit, Ehrlichkeit, Ernsthaftigkeit, verstärkten Anstrengungen bei Erziehung und Bildung nicht nur sparsamen Umgang mit Geld, sondern auch mit Zeit ( Zeitwahrnehmung). Diese Norm war eine entscheidende Voraussetzung für das für die Industrialisierung typische Streben nach Steigerung der Produktivität (= Leistung pro Zeiteinheit). Vermutlich deshalb waren, selbst in katholischen Regionen, die meisten Uhrmacher Protestanten. (3) Für die Erklärung des Konsumentenverhaltens ist die Prädestinationslehre insofern von zentraler Bedeutung, als strenggläubige Protestanten davon überzeugt sind, ihr „Auserwähltsein“ durch außerordentliche ökonomische Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen zu können. Diese Auffassung schließt

192

Christliches Jahrhundert

demonstrativen Konsum und die Bereitschaft, seinen Reichtum zur Schau zu stellen, ein. Der Katholizismus ist hierarchisch strukturiert, wobei das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes eine Schlüsselrolle spielt. Da gläubige Katholiken strenge Regeln befolgen müssen, wird unterstellt, dass sie Gleiches von anderen und nicht zuletzt von Dienstleistungsanbietern fordern. Dies erklärt, warum Katholiken als anspruchsvolle Kunden gelten und überdurchschnittlich viel Wert auf Produkt- und Dienstleistungsqualität legen. In einer eigenen empirischen Untersuchung wurden spanische und deutsche Kunden einer Versicherung befragt, wie zufrieden sie mit ihrem Kundenberater sind. Der Aussage „Auf die Freundlichkeit meines Versicherungsagenten kann ich mich verlassen“ stimmten evangelische Deutsche signifikant häufiger zu als katholische Spanier. Kein Unterschied zeigte sich hingegen zwischen evangelischen und katholischen Deutschen. Auch die Reaktionsfähigkeit ihres Agenten beurteilten Katholiken, insb. solche aus Spanien, kritischer. Dienstleistungsanbieter mit überwiegend katholischen Nachfragern sollten somit auf ein besonders strenges Qualitätsmanagement achten und ihre Leistungsprozesse optimieren. Demgegenüber gelten Hindus und Buddhisten als vergleichsweise fehlertolerant ( BuddHinduismus). Für alle drei Glaubensgemeinschaften ist im Übrigen charakteristisch, dass hismus; sie großen Wert auf die Qualität ihrer persönliche Beziehung zu Händlern, Dienstleistern, Beratern etc. legen. Wie eine Untersuchung von McDaniel & Burnett (p.107) ergab, legen streng religiöse Probanden, unabhängig von ihrer Konfessionszugehörigkeit, mehr Wert auf ein freundliches Verkaufspersonal sowie eine qualifizierte Beratung während des Kaufs als schwach religiöse Befragte. Dies lässt sich mit Persönlichkeitsvariablen wie Dogmatismus oder Traditionalismus erklären, welche in verschiedenen Studien bei Religiösen in verstärktem Maße nachgewiesen werden konnten. Damit einher geht ein stärkeres Bedürfnis nach Richtlinien und Verhaltensempfehlungen. Eine Vielzahl von Studien deutet darauf hin, dass Religiöse und insb. solche katholischen Glaubens häufiger Massenmedien (bspw. Zeitungen und Fernsehen) nutzen, um sich zu informieren. Erklären lässt sich dies u.a. damit, dass religiöse Menschen vermehrt Risiken wahrnehmen (bspw. beim Kauf). Um das Risiko eines Fehlkaufs zu minimieren, liegt es nahe, sich intensiv zu informieren (bspw. mit Hilfe von Massenmedien). " Bailey, J.M.; Sood, J.: The Effects of Religious Affiliation on Consumer Behavior. A Preliminary Investigation, in: Journal of Managerial Issues, Vol.5 (1993), No.3, pp.328-351. Baumann, U.: Katholisch, in: Drehsen, V.; Häring, H.; Kuschel, K.-J.; Siemers, H.; Baumotte, M. (Hrsg.), Wörterbuch des Christentums, Sonderausgabe, München 1995, S.597-598. Delener, N.: The Effects of Religious Factors on Perceived Risk in Durable Goods Purchase Decisions, in: The Journal of Consumer Marketing, Vol.7 (1990), Summer, pp.27-38. Essoo, N.; Dibb, S.: Religious Influences on Shopping Behaviour. An Exploratory Study, in: Journal of Marketing Management, Vol.20 (2004), No.7/8, pp.683-712. Jacoby, J.: Personality and Innovation Proneness, in: Journal of Marketing Research, Vol.13 (1971), No.2, pp.244-247. Landes, D.: Wohlstand und Armut der Nationen. Warum die einen reich und die anderen arm sind, Berlin 1999 (The Wealth and Poverty of Nations, London 1999). McDaniel, S.W.; Burnett, J.J.: Consumer Religiosity and Retail Store Evaluation Criteria, in: Journal of the Academy of Marketing Science, Vol.18 (1990), No.2, pp.101112. Patai, R.: The Jewish Mind, New York 1977. von Thadden, R.; Klingebiel, T.: Protestantismus, in: Drehsen, V.; Häring, H.; Kuschel, K.-J.; Siemers, H.; Baumotte, M. (Hrsg.), Wörterbuch des Christentums, Sonderausgabe, München 1995, S.1007-1008. Wilson, G.D.: The Factor Structure of the C-Scale, in: Wilson, G.D. (Ed.), The Psychology of Conservatism, New York 1973, pp.7193.

Christliches Jahrhundert

Gruppenprinzip

Chronemik (1) befasst sich mit der zeitlichen Gestaltung kommunikativer Prozesse ( Kommunikation; Zeitwahrnehmung). Das Chronem ist eine Maßeinheit, welche die Dauer eines Lautes erfasst, wenn dieser für die Wortunterscheidung von Bedeutung ist (bspw. „das“ vs. „dass“). Alle menschlichen Verhaltensweisen sind zeitlich strukturiert, z.B. in Rhythmen (d.h. in zeitlich wiederkehrenden Mustern). Weitere Analysekategorien der Chronemik sind Dauer, Gleichzeitigkeit und Abfolge von Handlungen. (2) Die sozial angemessene Dauer relevanter Handlungsmuster ist in allen Kulturen durch Norkulturvergleichenden Feldstudie feststellten, herrschte in men geregelt. Wie Levine & Wolff in einer Japan zum Zeitpunkt der Untersuchung das höchste und in Indonesien das geringste soziale Tempo hinsichtlich der von diesen Forschern überdies in Großbritannien, Italien, Taiwan und den USA unterTempo, soziales). Nach E.T. Hall lassuchten Verhaltensweisen (Arbeitsvorgänge, Grußrituale etc.;

Claim

193

Kulturen danach unterscheiden, ob sie die Gleichzeitigkeit von Handlungen präferieren sen sich bzw. akzeptieren (= polychrone Kulturen) oder sequentiellen Handlungsmustern, die sich durch eine klar abgegrenzte Abfolge auszeichnen, den Vorzug geben (= monochrone Kulturen). (3) Für die interkulturelle Kommunikationspolitik sind die Befunde der Chronemik insofern von Bekontextorientierte Kulturen wie Japan oder die Frankreich kurze Werbespots (15 Sedeutung, als kunden) bevorzugen, während in Low Context-Kulturen wie in angelsächsischen Medien aufgrund der geringen Kontextorientierung längere Werbespots (30 Sekunden) die Regel sind ( Kommunikation, Kommunikationspolitik, interkulturelle). Erklären lässt sich dieser Unterschied interkulturelle; Gesellschaften mit hoher Kontextorientierung (d.h. High Context-Kulturen) darin geübt damit, dass sind, Informationen auch dem Kontext einer (Werbe-)Botschaft zu entnehmen, weshalb diese unter sonst vergleichbaren Bedingungen kürzer gehalten werden kann. " Döring, N.: Sozialpsychologie des Internet, 2.Aufl., Göttingen 2003. Hall, E.T.: The Dance of Life. The Other Dimension of Time, New York 1989. Levine, R.V.; Wolff, E.: Social Time. The Heartbeat of a Culture, in: Psychology Today, March (1985), pp.28-35. Taylor, C.R.; Miracle, G.E.; Chang, K.Y.: The Difficulty of Standardizing International Advertising. Some Propositions and Evidence from Japanese, Korean and US Television Advertising, in: Englis, B.G. (Ed.), Global and Multinational Advertising, Hillsdale 1994, pp.171-193. Zandpour, F.; Chang, C.; Catalano, J.: Stories, Symbols and Straight Talk. A Comparative Analysis of French, Taiwanese and US TV Commercials, in: Journal of Advertising Research, Vol.32 (1992), No.1, pp.25-38.

Churn-Management CIA

Kundenabwanderung

Wirtschaftsspionage

CIB Counterfaiting Intelligence Bureau; nal Property Rights CIES

Markenschutz;

Comité International des Enterprises à Succursales;

Trade Related Aspects of Internatio-

Verband

CIF

International Commercial Terms

CIM

Convention international concernant le transport de marchandises par chemin de fer

CIRR-Rate Referenzsatz, den die OECD ihren Mitgliedsstaaten als Mindestzinssatz für staatlich geförderte Exporten von Investitionsgütern in Entwicklungsländer vorgibt (etwa für Finanzierungen von Kreditanstalt für Wiederaufbau bspw. im Rahmen des ERP zur Finanzierung Kredite, welche die von Exportgeschäften vergibt ( Exportfinanzierung). Die Commercial Interest Reference-Rate wird Währungen zum 15. eines jeden Monats festgelegt. Eine Liste der CIRR-Sätze aller verfügbaren veröffentlicht die OECD. ( http://www.oecd.org CITES

Ethisch bedenkliche Erscheinungsformen der Internationalisierung

Civilization C-Kunden

Kampf der Kulturen Basel II

Claim besondere Art von Werbebotschaft. Während sich ein Werbeslogan auf jeglichen Sachverhalt beziehen kann, kommuniziert ein Claim das zentrale Nutzenversprechen des Unternehmens (z.B. TechnologieNutzen) und grenzt mit diesem Alleinstellungsmerkmal die strategische Wettbewerbsführerschaft; position des werbungtreibenden Unternehmens von der Positionierung konkurrierender Unternehmen

194

Clan

Globalisierung und des allgeab ( Kommunikationspolitik, internationale). Als Konsequenz der standardisiert eingesetzt (One world, meinen Kostendrucks werden Claims immer häufiger weltweit One brand, One claim). Wie aber eine repräsentative Befragung im Sommer 2003 ergeben hat, versteZielgruppe globaler Werbestrategien) hen jedoch selbst jüngere, urbane Kunden (d.h. die primäre einen Großteil der Claims nicht. So konnten lediglich 15% der Hauptzielgruppe der Werbewirtschaft den Slogan 'be inspired' (Siemens mobile) richtig übersetzen. Immerhin waren sich die meisten dessen bewusst: Nur 19% glaubten, diesen Claim zu verstehen. In anderen Fällen trat eine weitaus größere Diskrepanz zutage. Come in and find out (Douglas) etwa meinten (54% - 34% =) 20% fälschlicherweise zu verstehen (und übersetzten diesen Claim bspw. mit „Komm herein und finde wieder heraus“; vgl. Abb.). Verständlichkeit globaler Claims Rang

Claim

Absender

„voll verstanden“ (in %)

McDonald’s

59

65

Lufthansa

54

62

„geglaubt, verstanden zu haben“ (in %)

01

„Every time a good time“

02

„There’s no better way to fly“

03

„Come in and find out“

Douglas

34

54

04

„Powered by emotion“

SAT.1

33

49

05

„We are drivers too”

Esso

31

44

06

„Stimulate your senses“

Loewe

25

34

07

„Share moments, share life“

Kodak

24

29

08

„Driven by instinct“

Audi TT

22

30

09

„Where money lives“

Citibank

21

34

10

„Drive Alive“

Mitsubishi

18

28

11

„Be inspired“

Siemens mobile

15

19

12

„On Group. Multi Utilities.“

RWE

8

15

Quelle: http://www.end.

Clan (1) ethnisch homogene Gemeinschaft von Menschen mit einer flachen Organisationsstruktur ( Ethnie). In clanartig strukturierten Lebensgemeinschaften sind Loyalität und Verpflichtung eine Konsequenz von Verwandtschaftsbeziehungen (und nicht von institutionellen Beziehungen). ClanzugehörigRessourcen der Gemeinschaft ( Beziehungskultur). Dem keit entscheidet über den Zugang zu den Clan hierarchisch übergeordnet ist der Stamm. (2) Der Organisationswissenschaftler W.G. Ouchi bezeichnet die für die japanische Wirtschaft charakZaibatsu) als Clan ( Netzwerk, strategisches). teristischen strategischen Netzwerke ( Keiretsu; Werte verbunSie sind familienähnlich strukturiert ( Familie) und einander durch gemeinsame den. " Chen; M.: Asian Management Systems, London 1995. Ouchi, W.G.: Markets, Bureaucracies, and Clans, in: Administrative Science Quarterly, Vol.25 (1980), pp.129-140. Sydow, J.: Strategisches Netzwerk in Japan, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 43.Jg. (1991), S.239-254. Zintl, R.: Clubs, Clans und Cliquen, in: Ramb, B.-T.; Tietzel, M. (Hrsg.), Ökonomische Verhaltenstheorie, München 1993, S.89-117.

Clash of Civilization

Kampf der Kulturen;

Kulturkreis

Clean Clothes-Charta von der europäischen Clean Clothes Campaign Ende der 1990er-Jahre für die Textil- und BekleiCode of Conduct. Er soll den in dieser Branche Beschäftigen helfen, ihre dungsindustrie erarbeiteter Verhaltenskodex an den sieben fundamentalen Rechte zu verteidigen. Dazu orientiert sich dieser

Cluster

195

Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Demnach sind menschenwürdige ArKonventionen der beitsbedingungen, angemessene Arbeitszeiten und Entlohnung sowie Vereinigungs- und Vertragsfreiheit (insb. Recht auf Tarifverhandlungen) ebenso unabdingbar wie Freiheit von Diskriminierung und ausbeuterischer Kinderarbeit ( Menschenwürde; Mindestlohn). (

http://www.cleanclothes.org

Clean Management Clearing

Korruption

Cash Management

Clearing Agreement verpflichtet die Vertragspartner dazu, innerhalb eines definierten Rahmens (Zeitraum und finanzielles Volumen) wechselseitig Ware und Dienstleistungen voneinander zu beziehen und den finanziellen Gegenwert auf einem speziell dafür eingerichteten Konto zu verbuchen. Deshalb wird diese Sonderform Außenhandels auch als Kontokorrentgeschäft bezeichnet. Weisen beide Konten nach Vertragsdes Devisenzahlung) zu ende eine Differenz auf, so ist diese durch weitere Lieferungen (bzw. selten clearen. Clearingstelle für das Netting zuständige Abteilung innerhalb eines Unternehmens (vgl. auch lungsunion) Club der alten Männer

Europäische Zah-

Organisation für Afrikanische Einheit

Club du Sahel für Entwicklungshilfe zuständiger Ausschuss der

OECD

Cluster mehrdeutiger Begriff, der in den verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen eine Ganzheit bezeichnet, welche aus mehreren Einzelteilen besteht. Auch Gruppen gleichartiger Objekte, welche mit Hilfe bspw. der Clusteranalyse identifiziert wurden, bezeichnet man als Cluster. Interkulturellen Marketing liegt es nahe, Länder nach Maßgabe ihrer Landes(1) Im Rahmen des kultur zu segmentieren und homogene Kultur-Cluster zu bilden (d.h. kulturell ähnliche Länder zusammenzufassen und von kulturell heterogenen Ländern abzugrenzen). Bei der Vermarktung von kultursensiblen Produkten (z.B. Lebensmittel) bieten derartige Cluster eine günstige Voraussetzung für den standardisierten Einsatz des Marketing-Instrumentariums ( Gut, kulturfreies). „Clustert“ man die Industrieländer bzw. Schwellenländer mit Blick auf die vier von G. Hofstede bewichtigsten Kulturdimensionen ( Individualismus vs. Kollektivismus; Akzeptanz von schriebenen vierr Maskulinität; Ungewissheitsvermeidung), so lassen sich mit dem Ward-VerfahMachtdistanz; ren vier kulturell homogene Länder-Cluster bilden (vgl. Abb. 1, nächste Seite). a) Australien, Großbritannien, Irland, Kanada, Neuseeland und die Vereinigten Staaten bilden Cluster A (= überdurchschnittlich individualistische Länder). b) Cluster B vereint Länder, für die Maskulinität und Ungewissheitsvermeidung charakteristisch sind (z.B. Deutschland, Italien, Österreich, Schweiz), aber auch Japan. c) Cluster C ist von femininen Werten geprägt. Ihm gehören neben den Niederlanden die skandinavischen Länder an. d) Belgien, Frankreich, Griechenland, Portugal und Spanien formen zusammen mit der Türkei Cluster D. Diese Länder verbindet zum einen ihre vergleichsweise großen Bereitschaft, Machtungleichgewichte innerhalb der Gesellschaft zu akzeptieren, und zum anderen ihre ausgeprägte Neigung, ungewisse Situationen bzw. Konstellation zu meiden.

196

Cluster

Abb. 1: Kulturell homogene Länder-Cluster

CASE Label Australien Vereinigte Staaten Kanada Großbritannien Irland Neuseeland Deutschland Schweiz Italien Österreich Japan Dänemark Schweden Niederlande Norwegen Finnland Belgien Frankreich Spanien Türkei Griechenland Portugal

Num 1 21 11 8 9 12 4 18 10 15 22 3 17 13 14 5 2 6 19 20 7 16

Rescaled Distance Cluster Combine 0 5 10 15 20 25 +-------------+-------------+-------------+-------------+-------------+

A

B

C

D

Quelle: Daten von Hofstede (1992, S.312f.); eigene Auswertung.

Ein Unternehmen, das seine Produkte international einführen möchte, sollte diese zunächst in Ländern anbieten, die demselben Kultursegment angehören ( Produktpolitik). Weiterhin kann es zweckmäßig sein, in einzelnen Ländern jene Eigenheiten des Angebots besonders zu betonen, welche mit der Kulturdimension zusammenhängen, die für das betreffende Land charakteristisch ist. Neigen dessen Bewohner bspw. vergleichsweise stark zu Ungewissheitsvermeidung, dann versprechen dort risikomindernde Instrumente Erfolg (z.B. Markenstrategie, besondere Garantiezusagen), da diese Menschen c.p. kulturbedingt höhere Kaufrisiken wahrnehmen als der Gegentyp ( Kaufrisiko). Aufgrund seiner geringen Tendenz zur Ungewissheitsvermeidung akzeptiert dieser innovative Produkte voraussichtlich Entwicklungsländer überdurchschnittlich schnell ( Akzeptanz). Große Machtdistanz, die für viele charakteristisch ist, begünstigt den Kauf von statusorientierten Produkten. In ausgeprägt individualistischen Ländern, z.B. im angelsächsischen Raum, bietet es sich an, modische Produkte zu verkaufen. Dominieren hingegen maskuline Werte, so sind Convenience-Angebote im Vorteil (z.B. Fertiggerichte). Kommunikationspolitik wiederum sind u.a. folgende Erkenntnisse bedeutsam. In kollektivisFür die tisch orientierten Gesellschaften besitzen informelle Kommunikationskanäle, z.B. Mund zu MundPropaganda, eine größere Bedeutung als die klassischen Medien. Ob bzw. welche geschlechtsspezifischen Rollenmuster bei der Ansprache der Zielgruppe berücksichtigt werden sollten, hängt vom Ausmaß der Maskulinität bzw. Feminität ab. So finden in den femininen Ländern (z.B. Skandinavien, Niederlande) fürsorgliche Werbemotive mehr als anderswo Anklang. (2) Im Kontext der betriebswirtschaftlich orientierten Wettbewerbstheorie wird vielfach auch ein Standortverbund als Cluster bezeichnet: die räumliche Konzentration von kleineren und größeren

Cluster

197

Unternehmen aus einer Branche, welche miteinander verbunden sind. Der wirtschaftliche Erfolg von weltweit bekannten Clustern wie Silicon Valley (Informationstechnologie) und Hollywood (Medien) Standorte im Zuge der Globalisierung, d.h. im Zeichen relativiert die pauschale Aussage, dass offener Märkte sowie schneller und sinkender Transport- und Kommunikationskosten, ihre einstmalige Bedeutung verlieren. Zahllose weitere Beispiele, wie die oberitalienische Skischuhe-Industrie ( Wettbewerbsfaktoren) oder das Silicon Saxony, die Konzentration von IT-Unternehmen im Großraum Dresden, belegen das kooperieren netzwerkartig, obwohl sie am Gegenteil. Die Mitgliedsunternehmen dieser Cluster Markt auch als Konkurrenten agieren. Zwar haben die klassischen Standortfaktoren, insb. komparative Vorteile bei den Produktionsfaktoren im engeren Sinn (z.B. Arbeitskräfte, Energie, Infrastruktur), durch die Globalisierung tatsächlich nachhaltig an Bedeutung verloren; denn diese können im Falle Global Sourcing, Kooperation u.a. Maßnahmen aufgrund gemangelnder Verfügbarkeit durch waltiger Effizienzsteigerungen u.a. in der Logistik zunehmend leichter weltweit beschafft werden (vgl. Netzwerke; O & O-Branche). Aber gegebene Bedingungen effektiver als die Konkurrenten auch zu nutzen: Diese zentrale Managementaufgabe fällt bei Konzentration einzelner, ungewöhnlich erfolgreicher Branchen an einem (Stand-)Ort bzw. allgemein der geographischen Konzentration von miteinander verbundenen Unternehmen und Institutionen einer Branche offenbar leichter als bei weiträumiger Streuung. Cluster bestehen aus einer Reihe vernetzter Branchen und weiterer, für den Wettbewerb relevante Organisationseinheiten (z.B. Lieferanten spezieller Einsatzgüter wie Komponenten, Maschinen und Serviceleistungen sowie Anbieter spezieller Infrastruktur). Sie entwickeln sich oft entlang der Vertriebskanäle, bis hin zu den Kunden, sowie lateral zu den Herstellern komplementärer Produkte und zu Unternehmen in Branchen, die ähnliche Fertigkeiten und Techniken beherrschen. Erforderlich sind weiterhin Institutionen, die einen Beitrag zu Aus- und Weiterbildung, Informationen sowie F&E leisten (z.B. Universitäten, Denkfabriken, Berufsausbildungsstätten und Unternehmensverbände). (3) Das kalifornische Wein-Cluster, das 680 kommerzielle Weingüter sowie Tausende von unabhängigen Weinbauern umfasst, bietet ein gutes Beispiel für ein solches Cluster. Dazu gehören weiterhin zahlreiche Betriebe an, welche die Winzer auf die eine oder andere Weise unterstützen (z.B. Lieferanten von Rebstöcken, Bewässerungs- und Ernteausrüstungen, Fässern und Etiketten, spezialisierte Public Relations- und Werbeagenturen sowie eine große Zahl an Wein-Fachzeitschriften). Hilfreich ist Region ansässigen Institutionen in der einen oder anderen weiterhin, dass sich viele der in der Weise mit Wein und Weinanbau befassen (z.B. das bekannte Weinbau- und Weinstudienprogramm der University of California, das Wine Institute und spezielle Ausschüsse des kalifornischen Senats und des Repräsentantenhauses). Daneben bestehen lockere Verbindungen zu weiteren kalifornischen Clustern in den Bereichen Landwirtschaft, Nahrungsmittel, Gastronomie und Tourismus. Dank eines Standortverbunds können KMU strategisch mit Großunternehmen, vertikal integrierten Unternehmen oder Strategischen Allianzen gleichziehen, ohne den klassischen Wettbewerbsvorteil mittelFlexibilität ( Allianz, strategische; klein- und mitständischer Unternehmen zu verlieren: ihre telständische Unternehmen). Diese These lässt sich folgendermaßen begründen: Die Zusammenballung verwandter Unternehmen zieht hochwertige Arbeitskräfte an ( Humankapital), da ein großer und differenzierter Arbeitsmarkt deren Risiken mindert (z.B. Notwendigkeit eines Umzugs). Weiterhin reduziert ein Cluster Transaktionskosten, Lagerhaltung und sonstige Risiken, da die beteiligten Lieferanten in besonderem Maße auf ihren guten Ruf bedacht sein müssen. Ein Cluster fördert überdies Vertrauen Informations-, Wissens- und Know how-Agglomeration, wobei persönliche Beziehungen fördern und den Informationsfluss erleichtern können. Cluster verkörpern die kritische Masse, die erforderlich ist, um sich im globalen Wettbewerb behaupten zu können (z.B. bei den Marketing-Etats und den durch sie finanzierten Maßnahmen). Sie schaffen Synergie-Effekte (bspw. in der Tourismusbranche, wo die Attraktion eines Kurbades durch Einrichtungen wie Hotels, Restaurants, Einkaufs- und Unterhaltungsmöglichkeiten oder Transportunternehmen nicht nur „ergänzt“, sondern letztlich erst geschaffen wird). Kunden profitieren von der Standortagglomeration durch reduzierte Reisekosten, verbesserte Vergleichsmöglichkeiten und Verbundeffekte aller Art. Schließlich lohnen sich

198

Clusteranalyse

Infrastruktur (z.B. außerbetriebliche Fort- und gemeinsame Investitionen in die erforderliche Weiterbildungsmaßnahmen, Qualitätszentren, Prüflabore). (4) Vor allem mittelständische Unternehmen profitieren von der Einbettung in ein Kompetenznetzwerk aus Hochschulen, privaten und staatlichen Forschungseinrichtungen sowie Industrieunternehmen bei der Durchführung und/oder Umsetzung einer innovativen Technologie- und Produktentwicklung. Anders als etwa Deutschland hat Japan die Clusterbildung zum Gegenstand seiner Industriepolitik gemacht. Mit deren Hilfe entstanden landesweit knapp 40 Cluster in den Bereichen Informationstechnologie, Life Science, Nanotechnologie, Pharmazie und Optoelektronik. Die Bedeutung derartiger Export- bzw. Außenwirtschaftsförderung belegten Chevassus-Lozza & Galliano. Cluster für die Am Beispiel von 4.859 französischen Nahrungsmittelherstellern wiesen sie nach, dass die Wahrscheinlichkeit der Aufnahme einer Exporttätigkeit umso größer ist, je mehr Unternehmen derselben Region exportieren. Begründen lässt sich dies mit einem intensivierten Informations- und Wissensaustausch sowie mit Lernprozessen. " Chevassus-Lozza, E.; Galliano, D.: Local Spillovers, Firm Organization and Export Behaviour. Evidence from the French Food Industry, in: Regional Studies, Vol.37 (2003), No.2, pp.147-158. Porter, M.E.: Unternehmen können von regionaler Vernetzung profitieren, in: Harvard Business Manager, 21.Jg. (1999), Nr.3, S.51-63. Schuh, A.: Kulturgebundenheit als Bestimmungsfaktor internationaler Marketingstrategien im Konsumgüterbereich, in: Engelhard, J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, Wiesbaden 1997, S.75-94.

Clusteranalyse Clustertheorie

Distanzmaß Distanz, geographische

CMG

Color Marketing Group

CMR

Convention relative au contract de transport international de marchandises par route

CMS-Analyse Methode zur Quantifizierung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften (im SinExporterfolg; Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Auf nationaler Ebene führt bspw. ne von der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung CMS-Analysen OECD sowie IWF). durch (und auf internationaler Ebene (1) Ziel der Constant Market Shares-Analyse ist es, jene Faktoren zu ermitteln, die für die Dynamik der Exporte eines Landes verantwortlich zeichnen: Korreliert diese Maßzahl mit der generellen EntwickWelthandels ( Korrelation) oder lassen sich andere Einflussfaktoren identifizieren? In lung des dem einen Fall versucht man, die Veränderung der Exporte eines Landes als Ergebnis der Entwicklung des Weltexports zu beschreiben (d.h. in Abhängigkeit davon). Wachsen die nationalen Exporte hingegen stärker als die Exporte weltweit, wird der überproportionale Anstieg mit verbesserter Wettbewerbsfähigkeit der jeweiligen Volkswirtschaft erklärt. (2) Im Mittelpunkt der zwei- oder mehrstufigen Ansätze steht gewöhnlich der WettbewerbsfähigkeitsEffekt (CE). Auch hier spielt die ins Verhältnis zur Entwicklung des Weltexports gesetzte Veränderung des Exports eines Landes eine maßgebliche Rolle. Nicht berücksichtigt werden hingegen „exogene Effekte“. Hierzu zählen u.a. etwa das grundsätzliche Importwachstum einer bestimmten Zielregion oder die Veränderung der Nachfrage nach bestimmten Gütern, Gütergruppen bzw. Branchen. Demnach sind die wirtschaftliche Präsenz eines Landes in wachstumsstarken Regionen oder die Produktion von Gütern mit überdurchschnittlich großem Wachstumspotenzial keine Frage der Wettbewerbsfähigkeit im eigentlichen Sinn. Als Prädikatoren des Wettbewerbsfähigkeitseffekts kommen vielmehr nur folgende Faktoren in Betracht: preisliche Wettbewerbsfähigkeit eines Landes bzw. einer exportierenden Branche, (nominale) Wechselkurseffekte ( Wechselkurs), Änderung der Handelspolitik eines Landes bzw. einer Wirtschaftsunion, Qualität bzw. Reputation der Produkte,

Coaching, interkulturelles

199

Anteil der Produkt- und Prozessinnovationen am „Exportgüter-Portfolio“, Erfolg des Marketing bzw. der Liefer- und Servicekonditionen, mögliche Kapazitätseffekte. Die beiden erstgenannten Effekte werden häufig als primäre Einflussfaktoren betrachtet. Zusammengefasst lässt sich mit ihrer Hilfe untersuchen, wie der „reale Wechselkurseffekt auf Preis- oder Kostenbasis“ die relative Wettbewerbsposition beeinflusst (sowohl in zeitlicher Hinsicht als auch im internationalen Vergleich). Der reale Wechselkurs ist demnach eine exogene Variable, welche die Wettbewerbsfähigkeit bestimmt. Denkbar ist allerdings auch, den realen Wechselkurs als endogene Variable zu betrachten. Dies wiederum impliziert, dass der reale Außenwert und der WettbewerbsfähigkeitsEffekt (CE) positiv korrelieren. Üblicherweise wird aber unterstellt, dass der reale Wechselkurs exogen ist, was allerdings nur dann gerechtfertigt sein dürfte, wenn kurze Zeitspannen betrachtet werden. Unter dieser Annahme besagen sinkende CE-Werte (bei gleichzeitig zunehmendem realen Außenwert), dass die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Landes abgenommen hat bzw. die Importnachfrage des Auslandsmarktes relativ preiselastisch ist. (3) R. Reichel fasst die kritischen Anmerkungen zahlreicher Autoren zum CMS-Ansatz folgendermaßen zusammen: Das Engagement in überdurchschnittlich stark wachsenden Auslandsmärkten oder in Branchen mit überproportional starker Nachfrage ist Ausdruck einer unternehmerischen Leistung (z.B. Qualität der Marktforschung) und somit ebenfalls Indikator der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Weiterhin ist das Ergebnis der CMS-Analyse in erheblichem Maße zeitabhängig. Ändern sich etwa aufgrund kurzfristig stark schwankender Wechselkurse die Exportanteile eines Landes am Weltexportmarkt abrupt, ist mit (scheinbar) widersprüchlichen Befunden zu rechnen. So lassen sich die unterschiedlichen Ausprägungen von Wettbewerbsfähigkeit zwischen 1980 und 1987 (vgl. Abb.) weitgehend darauf zurückführen, dass die D-Mark zwischen 1985 und 1987 stark abgewertet wurde und der Anteil der deutschen Wirtschaft am Exportmarkt dadurch spürbar zugenommen hat. Abhängigkeit des Ergebnisses der CMS-Analyse vom Betrachtungszeitraum Effekt

Weltmarkteffekt

Güterstruktureffekt

Regionaleffekt

Wettbewerbsfähigkeitseffekt

1980 - 1985 (Sachverständigenrat)

-0,9

0,6

0,5

-2,0

1980 - 1987 (Klodt/Schmid)

1,6

0,7

-0,4

1,3

Betrachtungszeitraum und Quelle

Quelle: Reichel (2002, S.278).

(4) Als Fazit lässt sich festhalten: Zwar kann man mit Hilfe der CMS-Methode empirisch einen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der relativen Einkommensposition eines Landes und der Veränderung der Exportmarktanteile feststellen. Als typisch deskriptiver Ansatz trägt sie aber wenig zur Erklärung des Phänomens bei. Überdies ist insbesondere die fünfstufige CMS-Analyse in der Durchführung aufwändig; auch wirft sie teilweise unlösbare Probleme auf (bezüglich Datenbeschaffung und Methodik). " Klodt, H.; Schmid, K.-D. et al.: Weltwirtschaftlicher Strukturwandel und Standortwettbewerb. Die deutsche Wirtschaft auf dem Prüfstand, Tübingen 1989. Reichel, R.: Ökonomische Theorie der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften, Wiesbaden 2002. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Hrsg.): Jahresgutachten 1993/94, Wiesbaden 1993.

Coaching, interkulturelles dient der intensiven Vorbereitung von Fach- und Führungskräften auf einen fremdkulturellen Lebensund/oder Arbeitskontext ( Entsendung). Wichtige Themen dieser individuellen, intensiven und längerfristig angelegten Form des interkulturellen Trainings sind zumeist Arbeits-, Führungs- und Kom-

200

COB

munikationsstrategien sowie Konfliktmanagement, aber auch Verlauf und Bewältigung von schocks, Reintegrationsprobleme etc. ( Training, interkulturelles). COB

Kultur-

Country of Origin of Brand

Coca-Cola (1) galt im Verlauf der 1990er-Jahre als Prototyp des Global Player und als die globale Marke schlechthin ( Marke, globale). Nachdem sich aber gezeigt hat, dass auch Erfrischungsgetränke, wie kultursensibel sind, hat sich der einstmalige Kronzeuge die Mehrzahl der Produkte im Foodsektor, Global Marketing ( Standardisierung) weitgehend unbeder „Philosophie“ eines standardisierten Multinationales Unternehmen gewandelt, das einer weitgehend merkt von der Öffentlichkeit in ein Organisationsstruktur den Vorzug gibt gegenüber einer strikten Standardisierung. dezentralen (2) Ein Vorläufer von Coca-Cola wurde 1883 in der unscheinbaren Jacobs Pharmacy in Atlanta, USA, gemischt. Ursprünglich war die „Muttermilch des Kapitalismus“ (M. Pendergrast) als Stärkungsmittel gedacht, wie an der Zugabe von Extrakten aus Kokablättern und Kolanüssen erkenntlich. Als Konsequenz des amerikanischen Antidrogengesetzes wurden diese Zusätze jedoch 1906 aus der Mixtur, der ominösen Geheimformel, entfernt. Der Durchbruch gelang dem mittlerweile alkoholfreien ErGesellschaft der Vereinigten Staafrischungsgetränk in der Zeit der Prohibition, als die puritanische ten ihren „Kreuzzug gegen den Alkohol“ begann ( Puritaner). Heute wird Coca-Cola buchstäblich weltweit, d.h. in mehr als 200 Ländern getrunken. (3) Die Manager von Coca-Cola haben früher als andere die strategische Funktion von Werbung begriffen ( Kommunikationspolitik, internationale). 1892 gab das Unternehmen dafür 11.401 $ aus, was damals einem Viertel des gesamten Umsatzes entsprach. Auch bekämpfte es die zahlreichen Nachahmer ( Imitation) mit aller Konsequenz und Härte. Allein 1916 scheiterten nicht weniger als 153 Konkurrenten vor Gericht. Lediglich C. Bradham aus North Carolina hielt dieser aggressiven Wettbewerbsstrategie dauerhaft stand: mit Pepsi Cola. Heute entspricht es eher der Unternehmensphilosophie, erfolgversprechende Wettbewerber aufzukaufen (z.B. Inka Cola in Peru). Mit Sponsoring, vor allem der Olympischen Spiele, wurde Coca-Cola schon frühzeitig zu einem weltweit bekannten Patriotismus Unternehmen, das mit einem aus europäischer Perspektive häufig naiv anmutendem Religiosität zum Symbol des „amerikanischen Geistes“ bzw. der sowie zur Schau getragener kapitalistischen Weltsicht wurde. Coca-Cola, das mit der von R. Woodruff in den Jahren 1916 bis 1951 geprägten Unternehmensphilosophie zum Synonym für Freiheit wurde, errang im Zweiten Weltkrieg gar den Status eines „wichtigen Produkts für die Kriegswirtschaft“. 163 Coca-Cola Colonels, d.h. uniformierte Beauftragte des Unternehmens, hatten an allen Frontabschnitten ausreichenden Nachschub mit diesem Getränk zu gewährleisten. Angeblich verdankt der Weihnachtsmann seinen typischen roten, mit weißem Pelz verzierten Mantel den Unternehmensfarben. Seit 1930 dominierte diese charakteristische Farbkombination die Coke-Werbung. " Pendergrast, M.: Für Gott, Vaterland und Coca-Cola. Die unautorisierte Geschichte der Coca-Cola Company, Wien 1993.

COCOM 1949 von den USA anlässlich des offenen Ausbruchs des Ost-/West-Konfliktes initiiert und 1950 mit Sitz in Paris gegründet, wurde das Coordinating Committee on Multilateral Strategic Export Control am 1.4.1994 außer Kraft gesetzt. Mit dem Koordinations-Komitee für Ost-/West-Handelspolitik (= dt.), das letztlich ein Exportembargo war ( Embargo), wollten die Mitglieder (die NATO-Staaten, mit Industrieländer hochwertige, militäAusnahme von Island, sowie Japan) verhindern, dass westliche Warschauer Pakts bzw. diesem verrisch nutzbare Technologie und Waffen in die Staaten des bundene Länder (wie Albanien, China oder Kuba) transferieren. Dadurch sollte die technologisch begründete Überlegenheit der NATO-Armeen gesichert werden, um die zahlenmäßige Überlegenheit der Armeen der kommunistischen Länder zu kompensieren. Dies geschah mit Hilfe der jährlich aktualisierten COCOM-Liste sensibler Güter, deren Export jeweils genehmigt werden musste. Darin war der

Code of Conduct

201

Schlüsselbegriff des Strategischen Gutes, das nicht exportiert werden durfte, je nach Intensität des Kalten Krieges mal enger, mal weiter gefasst. So galten Kopiergeräte in manchen Phasen als sensible Güter, in anderen nicht. Die COCOM-Listen waren geheim, wie auch die Arbeitsweise dieser Organisation insgesamt. Eine parlamentarische Kontrolle gab es nicht. Die COCOM-Mitglieder übernahmen Teile der Listen in ihr nationales Ausfuhrrecht ( Ausfuhrgenehmigung), die Bundesrepublik Deutschland bspw. als Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung. Die Liste bestand aus vier Abschnitten (A bis D), wobei die ersten beiden politisch nicht umstritten waren, da sie Rüstungsgüter ( Waffenhandel) und den Bereich der Atomenergie betrafen. Als auslegungsbedürftig erwiesen sich hingegen Abschnitt C und Abschnitt D. Sie betrafen Industrieprodukte, die sowohl militärisch als auch zivil einsetzbar sind. Dual-Use Güter wie Düsentriebwerke, Werkzeugmaschinen, Dabei handelte es sich um so genannte Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Personalcomputer oder Chemieanlagen. Das Eschborn genehmigte oder verweigerte in 80.000 Fällen die Ausfuhr in den Osten. Als Konsequenz der veränderten geopolitischen Lage trat am 1.11.1996 das Wassenaar-Arrangement in Kraft. Dieses COCOM-Nachfolge-Regime soll das bestehende Nichtverbreitungs-Regime für Massenvernichtungswaffen (ABC-Waffen) und ihre Träger ergänzen, indem es die Lieferung konventioneller Waffen, sensitiver Mehrzweckgüter (Dual Use-Güter) und Technologie kontrolliert. " Hantke, W.: Grundlagen des Außenwirtschaftsgesetzes als rechtlicher Rahmen der Internationalisierung deutscher Unternehmen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, Wiesbaden 1997, S.159-176.

Code Law

Rechtsanthropologie;

Rechtssystem

Code of Conduct basiert auf den Einstellungen Werten und Normen, welche innerhalb eines Kulturraumes als verbindlich angesehen werden. Vereinten Nationen bspw. versuchen, mit einer derartigen Verhaltensrichtlinie das Verhält(1) Die Multinationalem Unternehmen bzw. Global Player konfliktfrei zu nis zwischen Gastland und Verhaltenskodex (z.B. zur kinder- und gestalten ( Konflikt). 39 der insgesamt 71 Artikel dieses jugendbezogenen Werbung) betreffen die Unternehmen unmittelbar; sie lassen sich zu sechs übergeSaubere Kleiordneten Verhaltensstandards zusammenfassen, wie sie bspw. auch von der Aktion Nichtregierungsorganisationen gefordert werden. Demnach sollten diese Unterdung und anderen nehmen die nationale Souveränität des Gastlandes respektieren sowie dessen Gesetze und Verwaltungsvorschriften befolgen, sich nicht in das interne politische Geschehen einmischen und nicht die Regierung des Stammlandes für die Durchsetzung eigener Interessen im Gastland instrumentalisieren, die in mehreren sozioökonomischen Leitsätzen niedergelegten Normen befolgen und so ein Menschenrechte und Grundfreiheiten gewähren, Korfreundliches Geschäftsklima schaffen (z.B. ruption unterbinden und Zahlungen an öffentliche Stellen dokumentieren), die finanz- und wirtschaftspolitischen Ziele der Gastländer in das eigene Zielsystem integrieren (und Transferpreise Gewinne zu verschieben), bspw. nicht versuchen, durch manipulative die nationalen Gesetze sowie die internationalen Sicherheitsstandards einhalten und den nationalen wie den internationalen Umweltstandards gerecht werden (z.B. strenge Umweltstandards im Stammland nicht durch Auslagerung von Produktionsstufen in Länder mit weniger weitgehenden Auflagen umgehen wollen), die relevanten Institutionen des Gastlandes durch „finanzielle Informationen“ (z.B. GuV-Rechnung) und „nichtfinanzielle Informationen“ (z.B. die angewendeten Bilanz- und Transferpreismethoden) über Unternehmensstruktur und -strategien informieren. Unternehmen wie Adidas oder Puma, die in Niedriglohnländern Auftragsfertigung vergeben, versuchen, durch einen entsprechenden Code of Conduct dafür Sorge zu tragen, dass dort soziale Mindeststandards eingehalten werden.

202

Code of Ethics

(2) Auch in zahlreichen anderen Bereichen wurden derartige Verhaltensregeln festgelegt und veröfAußenhandelsvereinigung des Deutfentlicht (z.B. in Gestalt der Beschaffungsverhaltensregeln der schen Einzelhandels). " Asante, S.K.B.: The Concept of the Good Corporate Citizen in International Business, in: Fatouros, A.A. (Ed.), United Nations. Transnational Corporations. The International Legal Framework, New York 1994, pp.169-210. Steger, U.; Riedl, C.: Sozio-ökonomische Ressentiments gegenüber Direktinvestitionen. Ursachen und betriebswirtschaftliche Möglichkeiten ihrer Handhabung, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl. Wiesbaden 2002, S.969-989.

Code of Ethics definiert Art und Zielsetzung des unternehmensinternen Wertemanagements ( Wert). Der Code of Code of Conduct, in dem das UnterEthics repräsentiert die theoretische und ideelle Grundlage des OECD verbindliche Regeln für den Umgang nehmen oder übergeordnete Organisationen wie die mit der Unternehmensumwelt definieren (z.B. mit Stakeholdern aller Art oder den politischen InstitutiKorruption. onen des Gastlandes). Ein wichtiges Anwendungsgebiet ist die Bekämpfung von Code, extraverbaler

Kommunikation, extraverbale

Codex Alimentarius

Organisation für Ernährung und Landwirtschaft

Colbertismus (1) nach J.-B. Colbert (1619-1683) benannte französische Variante des Merkantilismus. Seit 1665 Generalkontrolleur der Finanzen Frankreichs, schuf dieser epochale Politiker mit seiner damals zukunftsweisenden zentralistischen Wirtschafts- und Staatspolitik die materielle Basis für die expansive Außenpolitik von Ludwig XIV. Dieser alle Entscheidungswege auf Paris ausrichtende Zentralismus Landeskultur prägt das Land bis heute und ist mitverantwortlich dafür, dass sich in Frankreichs IndustrieAkzeptanz von Machtdistanz in einem Maße nachweisen lässt, das für eine europäische nation untypisch ist. Untypisch ist vor allem die weltweit einmalige Verbindung von Akzeptanz von Individualismus, was möglicherweise erklärt, warum die französische GesellMachtdistanz und schaft immer auch eine rebellische Gesellschaft war, die sich häufig gegen die Obrigkeit auflehnte. Zu den J.-B. Colbert zugeschriebenen Leistungen zählen die Förderung des Gewerbes (Manufakturen) sowie der Straßen- und Kanalbau, eine Verwaltungsreform, der Aufbau der französischen Flotte und die Kolonialpolitik ( Kolonien). So gründete er 1664 die Compagnie des Indes Orientales, eine der Handelskompanien. In England spielte der Commerzialismus eine entspreberühmt-berüchtigten chende Rolle. (2) Dass J.-B. Colbert allzu sehr bemüht war, Gewerbe und Handel zu fördern, und darüber, ausgerechnet im Agrarstaat Frankreich ( Agrarmarkt; Weltagrarmarkt), letztlich die Landwirtschaft Export von Getreide verbot, um das Preisniveau für Nahsträflich vernachlässigte und sogar den rungsmittel gering zu halten, begünstigte, zusammen mit anderen Einflussfaktoren, das Aufkommen der Physiokraten ( Physiokratie). Color Marketing Group Weltverband der Farbdesigner, welcher den Wandel der Farbpräferenzen prognostiziert und nicht Präferenz). Zu den ca. 1.300 Mitgliedern der CMG zähzuletzt dadurch auch beeinflusst ( Farbe; len u.a. Automobil-, Farben- und Textilhersteller sowie Kosmetikunternehmen. COM

Country of Origin of Manufacture

COMECON Council for Mutual Economic Assistance ( Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe). Der COMECON war die von der Sowjetunion angeführte, 1991 jedoch aufgelöste Wirtschaftsorganisation der kommunistischen Staaten Osteuropas (= RGW-Staaten).

Commitment

Comenius COMESA

203

Austauschprogramme Integration

Comité Européen de Normalisation

Harmonisierung, technische

Comité Européen de Normalisation Electronique

Harmonisierung, technische

Comité International des Enterprises à Succursales internationales Forum für das Management des Lebensmittelhandels. Hierbei handelt es sich um ein Netzwerk der 400 weltweit führenden Einzelhandels-Filialunternehmen und Lebensmittelproduzenten, dessen Zielsetzung darin besteht, die globalen Trends der Ernährungswirtschaft zu diskutieren. Command-Basis-Konzept

Terms of Trade

Commerce Control List definiert, welche Waren ( Commodity Classification), Software oder Technologien aufgrund ihrer technologischen Beschaffenheit bzw. ihrer Verwendungsmöglichkeiten ( Dual Use) der amerikanischen Exportkontrolle unterliegen. Strukturell und inhaltlich gleicht die CCL weitgehend der deutschen Europäischen Union. Sie, wie auch Ausfuhrliste bzw. der Güterliste der Dual Use-Verordnung der die amerikanische Export Commodity Classification Number (ECCN), basiert auf einem dreiteiligen Kennungssystem (Kategorien z.B. 4 = Computer , Produktgruppen z.B. A = System, Ausstattungen und Komponenten sowie Klassifikation z.B. 001 - 099 = die nationale Sicherheit betreffend ). Commercial Agent

Handelsvertreter

Commercial Crime Services von der Internationalen Handelskammer (ICC) anfangs der 1980er-Jahre in London eingerichtete GeldServiceeinrichtungen zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität (bspw. Betrugsdelikte, Produkt- und Markenpiraterie). Die Commercial Crime Services bestehen aus drei „Büros“: wäsche, International Maritime Bureau, dem Financial Investigation Bureau und dem Counterdem Internationale Schiedsgerichtshof des feiting Intelligence Bureau. Große Bedeutung hat auch der ICC ( Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung). ( http://www.icc-deutschland.de Commerzialismus in England entwickelte Spielart des Merkantilismus. Der Commerzialismus forcierte die HanEntwicklung delspoltik und die Kolonialpolitik ( Kolonien) als Instrumente der wirtschaftlichen des Landes. Eine entsprechende Rolle spielte in Frankreich der Colbertismus. Commitment (1) mehrdimensionales theoretisches Konstrukt, das die nicht zuletzt emotionale Bindung einer Person oder eines Unternehmens an ein Bezugsobjekt erfasst. Dabei kann es sich um eine GeschäftsbeJoint Venture), eine Unternehmensstrategie (z.B. Internationalisierung) oder einen ziehung (z.B. Ländermarkt handeln. Während das verwandte Konstrukt Involvement stärker die innere Bindung meint, spricht man erst dann von Commitment, wenn sich diese Bindung auch in der realen Welt beweist. Commitment äußert sich somit nicht nur immateriell (z.B. in den explizit formulierten Unternehmenszielen oder der Unternehmenskommunikation), sondern auch materiell. Sichtbar wird es bspw., wenn das Unternehmen bzw. das Management die erforderlichen Ressourcen bereitstellt oder durch die explizite Berücksichtigung des Auslandsgeschäfts in der Organisationsstruktur.

204

Commitment

Erfolgsfaktorenforschung hat Commitment als Schlüsselvariable identifiziert (2) Die empirische Erfolgsfaktoren des Exports). Damit sind allgemein das In(insb. für den Erfolg im Exportgeschäft; teresse an und die Aufgeschlossenheit des Top-Managements für ausländische Märkte gemeint. Konkret beschreibt Commitment die Bereitschaft des Managements, in Unternehmen jene RahmenbedinInternationalisierung erfolgreich voranzutreiben. gungen zu schaffen, die erforderlich sind, um die Operationalisiert wird Commitment durch Items wie: Formuliert das Unternehmen eine Auslandsstrategie und billigt es ihr explizit denselben Stellenwert zu wie der Bearbeitung des Heimatmarktes? Stellt es angemessene personelle und finanzielle Ressourcen bereit? Werden ausländische Märkte systematisch erkundet, bspw. indem man die Marktforschungsabteilung entsprechend organisiert? Ist die InUnternehmensphilosophie? ternationalisierung der Unternehmenstätigkeit Bestandteil der Akzeptanz von Unternehmenszielen durch (3) Organizational Commitment meint einerseits die die Mitarbeiter und andererseits deren Bereitschaft, sich dafür einzusetzen, dass diese verwirklicht werden. Folgt man den Befunden einer Gallup-Erhebung, so fühlen sich indische und US-amerikanische Arbeitnehmer ihrem Arbeitgeber am stärksten verbunden (vgl. Abb.). Emotionale Bindung von Arbeitnehmern (in %) Emotional stark Gebundene

Emotional schwach Gebundene

Emotional nicht Gebundene

Indien

44

43

13

USA

29

51

20

Neuseeland

23

62

15

Brasilien

22

61

17

Kanada

21

61

18

Großbritannien

20

59

21

Schweiz

19

73

8

Australien

18

61

21

Ungarn

17

60

23

Österreich

16

71

13

Deutschland

13

67

20

Frankreich

12

57

31

Polen

12

64

24

China

9

72

19

Thailand

8

84

8

Japan

7

70

23

Singapur

4

79

17

Quelle: Gallup Engagement Index 2008.

Seit 2001 erhebt das Institut jährlich auch die emotionale Bindung deutscher Arbeitnehmer an „ihr Unternehmen. Ausgehend von deren Antworten auf zwölf Statements zum Arbeitsplatz und Arbeitsumfeld werden die Auskunftspersonen drei Bindungsgruppen zugeordnet. Für die externe Validität dieses Messansatzes spricht u.a., dass Beschäftigte, die als wenig oder nicht emotional gebunden eingestuft wurden, pro Jahr durchschnittlich zwei bzw. vier Fehltage mehr aufweisen als emotional gebundene Mitarbeiter ( Validität). " Cavusgil, S.T.: Organizational Characteristics Associated with Export Activity, in: Journal of Management Studies, Vol.21 (1984), No.1, pp.3-22. Cavusgil, S.T.; Nevin, J.R.: Internal Determinants of Export Marketing Behavior. An Empirical Investigation, in: Journal of Marketing Research, Vol.18 (1981), pp.114-119. Gemünden, H.G.: Success Factors of Export Marketing. A MetaAnalytic Critique of the Empirical Studies, in: Paliwoda, S.J. (Ed.), New Perspectives on International Marketing, New York 1991, pp.33-62. Müller, S.; Gelbrich. K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011. Söllner, A.: Asymmetrical Commitment in Business Relationships, in: Journal of Business Research, Vol.46 (1999), No.3, pp.219-233. Zentes, J., Swoboda, B.; SchrammKlein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010, S.123ff., 165ff., 264ff.

Community of European Management Schools

205

Commodity (1) standardisierte Massenware wie Getreide, Fleisch, aber auch Rohstoffe, Metalle etc., die zumeist an der Börse gehandelt werden (bspw. an der Tokyo Commodity Exchange Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium sowie Kautschuk, Baumwollgarn und Aluminium). Commodities sind wirtschaftliche Güter, die austauschbar sind und, da sich ihre Qualität anhand objektiver Kriterien eindeutig bestimmten lässt, von Kunden auch als austauschbar wahrgenommen werden. Deshalb - und aufgrund der zumeist gegebenen Professionalität der Nachfrager - galten die Märkte für Brennstoffe, landwirtschaftliche und chemische Erzeugnisse, Edelmetalle und andere Commodities lange Zeit transparente Märkte, in denen Menge und Preis die primären Aktionsparameter sind ( Ausfuhrkreditversicherung). Zunehmend sind jedoch auch sie Gegenstand der weltweiten Spekulation. (2) Seit der Antike wird mit diesen Gütern gehandelt, seit Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt an der Terminhandel. UrLondon Commodity Exchange und dem Chicago Board of Trade in Form von Risikomanagements gedacht, hat im Laufe der Zeit jedoch das sprünglich als ein Instrument des spekulative Moment des Terminhandels mehr und mehr die Oberhand gewonnen. " Lurie, R.S.; Kohli, A.K.: Massenware geschickter verkaufen, in: Harvard Business Manager, 2003, Nr.3, S.8-9.

Commodity Classification hierarchisches Kategoriensystem zur eindeutigen Erfassung von Transportgütern ( Logistik). In den Regionen wurden die unterschiedlichsten Systeme entwickelt, um Gütereinzelnen Ländern bzw. ströme erfassen und dokumentieren zu können (bspw. CSTE, das Internationale Güterverzeichnis für die Verkehrsstatistik Commodity Classification for Statistics of Transport in Europe ). Die USA und Kanada haben die Standard Classification of Transported Goods (SCTG) entwickelt und Japan die Vereinten Nationen wiederum haben zusammen mit Japan Standard Comodity Classification. Die dem Beratungsunternehmen Duns & Bradstreet die Universal Standard Products and Services ClassifiStandard für Leistungskataloge zu etablieren und die Effizication (UNSPSC) entwickelt, um einen enz des Beschaffungswesens zu steigern ( Beschaffung, globale). (

http://www.bts.gov/programs/commodity_flow_survey/; http://www.ifcc.de; http://www.stat.go.jp/English

Common Cause versteht sich als Lobby des amerikanischen Bürgers und setzt sich für eine offene und ehrliche RegieKorrungsarbeit ein ( Lobbying). Insbesondere wendet sich diese Nonprofit-Organisation gegen ruption in der Regierung sowie gegen den Einfluss des „Großkapitals“. Common Cause bezeichnet sich selbst als die vereinigte Stimme des Volkes (Unified Voice of the People) und finanziert sich mit Hilfe von Spenden und Beiträgen seiner weit über 250.000 Mitglieder aus allen amerikanischen Bundesstaaten ( Nichtregierungsorganisation). ( http://www.commoncause.org Common Code for the Coffee Community von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und dem Deutschen KaffeeVerhaltenskodex. Dieser definiert grundlegende ökologische, ökonomische und verband initiierter Standards, mit deren Hilfe mehr Nachhaltigkeit bei Anbau und Verarbeitung von sowie soziale dem Handel mit Kaffee erreicht werden soll. Common Law Commonwealth

Rechtsanthropologie;

Rechtssystem

British Commonwealth of Nations

Community of European Management Schools Netzwerk, bestehend auf sieben führenden europäischen Managementschulen und Wirtschaftsfakultäten sowie mehr als 50 international agierenden Unternehmen ( Netzwerk). Die Gemeinschaft der

206

Company Operational Readiness to Export

CEMS-Hochschulen wurde 1989 von den vier europäischen Wirtschaftshochschulen ESADE (Barcelona), HEC (Jouy-en-Josas), Universita Commerciale Luigi Bocconi (Mailand) und Universität zu Köln gegründet. Zielsetzung von CMS war und ist es, in Zusammenarbeit mit international tätigen Unternehmen die Ausbildung des europäischen Managementnachwuchses zu verbessern und verstärkt international auszurichten. ( http://www.cems.org Company Operational Readiness to Export Vergleichsanalyse

Comparative Analysis Competitive Intelligence Comunidad Andina

Expertensystem

Wirtschaftsspionage

Andenpakt

Concepta & Percepta von C. Osgood vorgeschlagene Differenzierung grundlegender Bestandteile des Konstrukts Landeskultur ( Kultur). Große Teile der Fachwelt haben im weiteren Verlauf der Diskussion dieses teils deKonstrukt Kultur skriptiv-explikative Strukturmodell (vgl. Abb.) übernommen. Demnach weist das Tabu, Norgrob zwei Facetten auf. Die unbewussten bzw. vorbewussten Anteile ( Weltbild, Werte, Einstellung etc.) werden als Concepta bezeichnet, während die Percepta das unmitmen, telbar Erfassbare bzw. Wahrnehmbare repräsentieren. Strukturmodell der Kultur

Kultur Concepta (= explikativer Anteil)

Percepta (= deskriptiver Anteil)

Verhaltensursachen

Verhalten

Verhaltensergebnisse

Mentale Kultur

Soziale Kultur

Materielle Kultur

Tabus Normen Werte Einstellung

Rituale Feste Sitten Sozialstruktur

Gebäude Kleidung Kunstgegenstände Werkzeuge

" Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011. Osgood, C.: Culture. Its Empirical and NonEmpirical Character, in: Southwestern Journal of Anthropology, Vol.7 (1951), pp.202-214. Usunier, J.-C.; Lee, J.A.: Marketing Across Cultures, 5th Ed., Harlow 2009.

Configuration

Relativismus, kultureller

Constant Market Shares-Analyse

CMS-Analyse

CoO-Bias

Container

207

Hamburger Hafen;

Logistik;

Twenty Foot Equivalent Unit

Terrorismus

Container Security Initiative

Containerisierungsgrad Anteil des Güterumschlags, der mit Hilfe standardisierter Container bewerkstelligt wird ( Foot Equivalent Unit) Content Retailer

Twenty

Global Retailer

Continuation Patent Besonderheit des amerikanischen Patentrechts. Dieses bietet die Möglichkeit, rückwirkend den Patents zu ändern. Während der Prüfphase, in der das Patentamt feststellt, ob das Wortlaut eines anzumeldende Produkt im Sinne des Patentrechts eine schutzwürdige Leistung darstellt, vergehen oft mehrere Jahre. In dieser Zeit bleiben Antragsteller und Prüfer in ständigem Kontakt, um zu gewährleisten, dass die gewählte Formulierung die zu schützenden Ansprüche des zukünftigen Patentinhabers exakt (d.h. „gerichtsfest“) erfasst. Ein so genanntes Fortsetzungspatent ermöglicht es, die Prüfphase auf die gesamten 20 Jahre der Schutzdauer auszudehnen. Die hierzu jeweils zu stellenden Anträge sind im Wesentlichen Kopien des ursprünglichen Antrages. Sie werden jeweils einige Wochen, bevor das Patentamt das eigentliche Patent erteilt, gestellt. Während das (erste), das Originalpatent, schon seine Schutzwirkung entfaltet, beginnt für das Continuation Patent I wieder die Prüfphase. In diesen Jahren nach Erteilung des ersten Patents können neben anderem Antragstexte verändert, neue Ansprüche formuliert, der Stand der Technik modifiziert werden. Kurz bevor das zweite Patent erteilt wird, stellt man den Antrag auf Continuation Patent II und beginnt das ganze Prozedere von vorne. Fortsetzungspatente eignen sich gleichermaßen dazu, Angriffe von Nachahmern, die Schwächen im Geltungsbereich eines bestehenden Patents ausnutzen wollen, abzuwehren, wie auch, echten Wettbewerb zu unterlaufen ( Patentstrategie). Kielwasser-Internationalisierung

Contract Driven-Investment Contracting

Auftragshersteller

Contractual Joint Venture

Kooperation

Contractual Trust Arrangement Contributor-Factory Controlling CoO

Rechnungslegung, internationale

Auslandsproduktion

Internationales Controlling

Country of Origin

CoO-Bias grundsätzliche Bevorzugung inländischer Erzeugnisse. Dieser zunächst für Gebrauchs- und Verbrauchsgüter nachgewiesene Effekt beeinflusst auch auf irrationale Weise die Zusammensetzung von Aktienportfolios (Home Bias = überproportional hoher Anteil heimischer Wertpapiere in einem Portfolio bzw. Depot). Generalisiert führt dieser Bias (= systematische Urteilsverzerrung) dazu, dass auch Angebote, die aus einem Land stammen, das dem eigenen Heimatland kulturell ähnlich ist, Angeboten aus kulturell unähnlichen Ländern vorgezogen werden ( Distanz, kulturelle). " Coval, J.D.; Moskowitz, T.J.: Home Bias at Home. Local Equity Preference in Domestic Portfolios, in: Journal of Finance, Vol.54 (1999), pp.2045-2074. Elliot, G.R.; Cameron, R.C.: Consumer Perception of Product Quality and the Country-of-Origin

208

Coordination Center

Effect, in: Journal of International Marketing, Vol.2 (1994), No.2, pp.49-62. Lewis, K.K.: Trying to Explain Home Bias in Equities and Consumption, in: Journal of Economic Literature, Vol.37 (1999), June, pp.571-608. Watson, J.J.; Wright, K.: Consumer Ethnocentrism and Attitudes toward Domestic and Foreign Products, in: European Journal of Marketing, Vol.34 (2000), No.9/10, pp.1149-1160.

Coordination Center Copyright CORE

International Financial Services Center

Urheberrecht

Expertensystem

Core Labour Standards CORIS

Sozialstandard

Transparency International

Corporate Citizenship (1) „bürgerschaftliches Engagement“ von Unternehmen, das nicht zuletzt dem Ziel dient, den Prozess Globalisierung möglichst human zu gestalten. Hierzu bedient man sich weniger des Instruments der Sponsoring oder der finanziellen Unterstützung z.B. von kommunalen Anliegen (im Sinne von Mäzenatentum). Vielmehr übernehmen Unternehmen (bzw. deren Mitarbeiter) bewusst und aktiv Verantwortung für das Gemeinwesen, indem sie ihr Wissen und private Zeit (Freizeit) in soziale oder ökologische Projekte einbringen. So engagierten sich Mitarbeiter der internationalen Anwaltssozietät Freshfield Bruckhaus Deringer, von Morgan Stanley sowie von zehn weiteren, in der Londoner City ansässigen Unternehmen, indem sie 280 Obdachlose zwei Wochen lang beschäftigten. Im Anschluss an diese Testphase wurden von diesen 85% dauerhaft eingestellt. Von dem häufig mehr oder minder taktischen Sponsoring unterscheidet sich Corporate Citizenship durch seine strategische Ausrichtung. Anstatt, wie bisher, mehr oder minder spontan Spenden und Sponsorships für wohltätige Zwecke einzusetzen, beteiligen sich mehr und mehr Unternehmen nicht nur materiell, sondern auch konzeptionell an dauerhaft angelegten Projekten, welche der Lösung gravierender gesellschaftlicher Probleme dienen (z.B. zunehmende Fettleibigkeit der Jugend, Erosion der Innenstädte). Eine von der Europäischen Kommission 2001 bei 7.662 klein- und mittelständischen UnternehMotive von Cormen (bis 249 Mitarbeiter) in Auftrag gegebene Umfrage erlaubt es, Intensität und porate Social Responsibility im innereuropäischen Vergleich zu beurteilen (vgl. Abb.). Ausprägung und Gründe des sozialen Engagements Europäische Union (Gesamt)

Deutschland

Unternehmen, die sich freiwillig sozial engagieren

49

54

Ethische / altruistische Gründe

55

58

Verbesserung der Beziehungen zu … öffentliche Einrichtungen … Kunden (Kundenbindung) … Geschäftspartnern und Investoren … Mitarbeitern (Mitarbeiterzufriedenheit)

33 26 15 14

29 27 24 14

Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit

13

14

Quelle: iwd, Nr.5 (26.6.2003), S.2-3 („Wirtschaft und Unterricht“).

Wie eine Umfrage des Instituts für Mittelstandsforschung unter 4.084 Unternehmen des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors im November 2001 ergab, engagieren sich 87% der befragten Unternehmen im Sozialbereich, 77% bei Kultur und Bildung, 66% im Sportbereich, 43% bei den Wissenschaften und 32% im Umweltsektor. Am häufigsten wird finanzielle Unterstützung gewährt

Corporate Diplomacy

209

(94% Geldspenden und 83% Schenkungen, etwa von Betriebsmitteln). 76% der Befragten gaben an, kostenlose Dienste zu leisten (z.B. Schulungen), und 57% stellen Mitarbeiter für soziale Aufgaben frei. In 54% der Fälle engagierten sich Führungskräfte persönlich, und 46% der Unternehmen überließen kostenlos für einen guten Zweck Räume oder Maschinen. Schließlich gründeten 15% eine Stiftung und bekannten sich damit zu einem langfristen Engagement. (2) CCS kann, muss aber nicht selbstlos sein. Denn soziales Engagement erhöht die Kundenbindung, Akzeptanz eigener Anliegen im gesellschaftlichen und politidie Loyalität der Mitarbeiter sowie die schen Umfeld. Wenn Unternehmen sich als Teil der Bürgergesellschaft begreifen, so erhöht dies bei 43% der Deutschen die Wahrscheinlichkeit, dass sie Angebote dieses Unternehmens erwerben. Aus Sicht von Kritikern dient CCS allerdings primär dem Zweck, für eine „zügellose Globalisierung“ (vordergründige) Akzeptanz zu erlangen (in den Medien, bei Politikern und Bevölkerung). Dass hinter der Maxime, jedes Unternehmen sollte ein Good Corporate Citizen sein, nicht nur gesellschaftliche, sondern auch wirtschaftliche Ziele stehen, zeigt u.a. das Beispiel der Daimler Benz AG, die den Schutz von Kindern im Straßenverkehr unterstützt. Esso wiederum („Put a Tiger in Your Tank) setzt sich vermutlich auch nicht ganz uneigennützig für den Erhalt dieser bedrohten Tierart ein. Unternehmen, welche CCS betreiben, profitieren davon nicht zuletzt in ihrer Personalpolitik: bspw. bei der Akquisition von High Potentials. Wie eine Studie des Instituts Industrial Society belegt, wollen 82% der besonders qualifizierten Bewerber nicht für ein Unternehmen arbeiten, dessen Werte sie nicht teilen. Und gemäß einer IpsosStudie möchten 60% der deutschen Kandidaten in einem Unternehmen arbeiten, das Social Sponsoring betreibt. (3) Bürgerschaftliches Engagement von Unternehmen hat vor allem in den USA eine langjährige Tradition, wobei viele Unternehmen auch von ihren Mitarbeitern ein aktives und bewusstes Engagement erwarten. Gemäß der Cone Corporate Citizenship Study 2004 meinen zwei Drittel der befragten USBürger, dass Unternehmen in ihrem Umfeld für soziale Belange Verantwortung übernehmen sollten. Eine Vorreiterrolle billigen sie dabei Wal-Mart zu. In Großbritannien wurde in den achtziger Jahren in diesem Zusammenhang die Organisation Business in the Community (BITC) gegründet. Auch in Dänemark und den Niederlanden haben zahlreiche Unternehmen die Corporate Citizenship-Philosophie übernommen, nur wenige bislang aber in Deutschland. " Habisch, A.: Corporate Citizenship. Gesellschaftliches Engagement von Unternehmen in Deutschland, Heidelberg 2003. Kiefer, R.: Corporate Citizenship. Mehr als Sponsoring, in: bank und markt, 33.Jg. (2004), Nr.4, S.19-22. Maaß, F.; Clemens, R.: Corporate Citizenship. Das Unternehmen als guter Bürger, Wiesbaden 2002. Sarstedt, M.; Ganßauge, R.: Über die Effekte von Corporate Social Responsibility auf unternehmerische Zielgrößen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 38.Jg. (2009), Nr.10, S.500-505.

Corporate Compliance in den Kontext der Corporate Governance-Bewegung einzuordnendes Konzept. Grundei & Talaulicar (S.73) bezeichnen „die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen und Standards in Unternehmen aller Branchen, einschließlich der Maßnahmen, die zur Sicherstellung der Normkonformität erforderlich sind“, als Corporate Compliance. " Grundei, J.; Talaulicar, T.: Corporate Governance, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 38.Jg. (2009), Nr.2, S.73-77. Hauschka, C.E.: Corporate Compliance. Handbuch der Haftungsvermeidung im Unternehmen, 2.Aufl., München 2010.

Corporate Diplomacy gesellschaftsbewusste Unternehmensführung. Corporate Diplomacy legt großen Wert auf die Pflege von Beziehungen zwischen Unternehmen und Vertretern diplomatischer Einrichtungen und kann als Gesellschaftsorientierten Verallgemeinerung des schon seit den frühen 1990er-Jahren diskutierten Marketing gelten. Diese Spezialisierung wiederum lässt sich zurückführen auf die Diskussion über die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmensführung, welche u.a. M. Heald und H. Steinmann bereits in den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts initiiert haben. Beide postulierten, dass der wirtschaftliche Erfolg national und international tätiger Unternehmen zunehmend von Non MarketFaktoren abhängt. Angesichts der wachsenden Bedeutung der sozialen Umwelt müssen demzufolge

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Corporate Governance

nachhaltige, transparente und mithin glaubwürdige KommunikatiUnternehmen mehr denn je eine Societal Marketing). onsstrategie verfolgen (vgl. auch Sozial- und UmweltstanCorporate Diplomacy zielt aber auf weit mehr als auf die Einhaltung von Nichtregierungsorganisation, so haben sich auch manche Multinationale dards. Wie manche Unternehmen zu Akteuren einer entgrenzten und entstaatlichten Politik entwickelt. Vor allem in ReInfrastruktur können und müssen sie eine wichtige Ordnungsfunktion gionen ohne nationalstaatliche übernehmen (z.B. im Umweltschutz oder bei der Ausbildung). Insgesamt geht es darum, ökonomische und außenpolitische Expertise miteinander zu verbinden. „In einer 2003 durchgeführten Umfrage gaben 80% der 30 Dax-Unternehmen an, Corporate Diplomacy als Managementfunktion zu betreiben. Von den Corporate Diplomats waren 40% Juristen, 30% ehemalige Regierungsbeamte und nur 20% Exdiplomaten“ (Bolewski, S.38). " Bolewski, W.: Unternehmer in diplomatischer Mission, in: Die Zeit, Nr.48 (18.11.2004), S.38. Fritz, W.; von der Oelsnitz, D.: Marketing, 4.Aufl., Stuttgart 2006, S.21ff. Heald, M.: The Social Responsibilities of Business, Company and Community, Cleveland 1970. Steinmann, H.: Zur Lehre von der „Gesellschaftlichen Verantwortung der Unternehmensführung”, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 2.Jg. (1973), S.467-473. Steger, U.: Corporate Diplomacy. Gesellschaftsbewusste Unternehmensführung, München 2004.

Corporate Governance (1) gemeinwohlverantwortliche, auf langfristige Wertsteigerung ausgerichtete Führung und Kontrolle Vertrauen der Bevölkerung (zurück)zugewinnen und diese davon zu von Unternehmen. Um das Weltwirtschaftsordnung rechtsüberzeugen, dass auch die neue, bislang nur in Teilen erkennbare staatlicher Natur ist, soll durch ein engmaschiges Netz an Vereinbarungen (z.B. gegen Bestechung von Multinationale Unternehmen) ein Gegengewicht zu weltweiter Korruption, KriBeamten durch Steuerflucht, destruktivem Steuerwettbewerb, minalität und Geldwäsche ( Fluchtkapital), Verletzung sozialer Mindestnormen und missbräuchlichem Umweltverbrauch geschaffen werden. Das Instrument eines selbst erstellten Regelwerks, dem die Unternehmen in freiwilliger Selbstverpflichtung Folge leisten, geht zurück auf das Londoner Stock Exchange Committee. Diese Institution ist seit Anfang der neunziger Jahre bestrebt, internationalen Investoren mehr Transparenz zu verschaffen und die damalige Allmacht von Vorstandschefs zu begrenzen. Als „Chairman & CEO“ vereinten diese zwei Führungspositionen, welche bspw. im deutschen Recht strikt getrennt sind. Im positiven Fall definiert der Code die Spielregeln und Beziehungen zwischen den Gremien und Unternehmensorganen präziser und weitgehender, als es die aktienrechtlichen Bestimmungen verlangen. Die METRO AG bspw., die 2002 als erstes deutsches Handelsunternehmen und als eines der ersten deutschen DAX 30-Unternehmen einen Corporate Governance-Code veröffentlicht hat, strukturiert diesen in die Bereiche „Aktionärsrechte“, „Vorstand“, „Aufsichtsrat“ und „Abschlussprüfung“. So dürfen laut dem am 1.1.2005 in Kraft getretenen Bilanzrechtsformgesetz Abschlussprüfer keine Rechts- und Steuerberatungsleistungen erbringen, die sich unmittelbar auf die Bilanz des geprüften Unternehmens auswirken. Und gemäß dem am 30.10.2004 in Kraft getretenen Anlegerschutzverbesserungsgesetz müssen Geschäfte, welche Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder mit Aktien des eigenen Unternehmens tätigen, ab einem Volumen von 5.000 € pro Jahr gemeldet werden. (2) In der Praxis ist der Corporate Covernance-Kodex ein komplexes System von Regeln unterschiedlicher Konkretheit und Verbindlichkeit, die explizit und/oder implizit darauf Einfluss nehmen, wie in Unternehmen Entscheidungen getroffen werden. Zu nennen sind zunächst die informellen Sitten & Landeskultur am jeweiligen Unternehmensstandort wirken. Schon allein Gebräuche, die als Teil der Multinationalen Unternehmen und Globalen Unternehmen schwer, eine einheitdeshalb fällt es liche Corporate Governance-Philosophie zu verfolgen (zu den Möglichkeiten eines integrierten Ansatzes vgl. M. Hilb). Die institutionellen Rahmenbedingungen, welche durch das nationale und das internationale Rechtssystem kodeterminiert werden, bilden ein zweites Bündel von Einflussfaktoren. Von Bedeutung sind schließlich auch die bi- und multilateralen Verträge, Absprachen etc., welche ein Unternehmen mit seinen Geschäfts- bzw. Kooperationspartnern und Shareholdern geschlossen bzw. getroffen hat. Die insgesamt noch wenig strukturierte Corporate Governance-Literatur unterscheidet die Shareholder Value- und die Stakeholder-Philosophie. Während im ersten Fall unternehmerische Ent-

Corporate Reputation

211

scheidungen primär den Interessen der Anteilseigner verpflichtet sind, berücksichtigt der StakeholderAnsatz auch und gerade die Interessen der anderen „Anspruchsgruppen“. Damit sind alle gesellschaftlichen, in der einen oder anderen Weise organisierten Gruppierungen gemeint, die aufgrund der Tätigkeit des Unternehmens spezifische oder diffuse Risiken zu tragen haben (z.B. Mitarbeiter, Lieferanten, Kirchen, Nichtregierungsorganisationen). (3) Das Spencer Stuart Governance-Lexikon gibt auf 94 Seiten einen umfassenden Überblick über die stellenweise höchst unterschiedliche Ausgestaltung der verschiedenen Corporate Governance-Regelwerke in führenden Industrienationen (z.B. Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA) und wichtigen supranationalen Organisationen ( Europäische Union; OECD; Weltbank). Wie W. Paul darlegt, unterscheiden sich, in Abhängigkeit vom jeweiligen Rechtssystem ( Rechtsanthropologie) und kulturellen Eigenheiten ( Landeskultur) die Corporate Governance-Systeme weltKulturraum sind trotz des 2002 vom amerikanischen Präsidenten unterweit. Im angelsächsischen zeichneten Sarbaues-Oxley-Act nach wie vor das Aktionärsinteresse und der Shareholder Value die entscheidenden Zielgrößen des zu schaffenden Ordnungsrahmens für die Leitung und Überwachung eines Unternehmens. Das japanische Corporate Governance-System vereinigt Elemente des amerikanischen und des deutschen Modells, ist trotz der Einrichtung des Kansayaku-Board, das ein externes Mitglied vorsieht, vergleichsweise intransparent. Im Einklang damit, dass im gesamten asiatischen Familie der Prototyp aller gesellschaftlichen Organisationsformen ist, hat Raum ( Asien) die sich dort das familienbasierte Corporate Governance-System entwickelt. Dabei herrscht zwischen der Familie und den Minderheitsaktionären eine Principal-Agent-Beziehung, wobei persönliche BeziehunEuropäische Union steht gen und soziale Netzwerke ( Guanxi) eine Schlüsselrolle spielen. Die Harmonisierung der Regelungen ihrer Mitgliedsländer noch ganz am Anfang. Hierzu wurde mit der 2003 ein Aktionsplan formuliert „Modernisierung des Gemeinschaftsrechts und Verbesserung der Corporate Governance in der EU“. Zwar möchte man den einzelnen Ländern dabei gewisse Eigenständigkeit zugestehen, andererseits aber einen gemeinsamen Kern zentraler Ziele und Vorgaben definieren (z.B. Stärkung der Aktionärsrechte, Steigerung der Transparenz, Harmonisierung des Gesellschaftsrechts). " Albach, H. (Hrsg.): Corporate Governance, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB)-Ergänzungsheft, (2000), Nr.1, S.VIIVII. Bernhardt, W.; von Werder, A.: Der German Code of Corporate Governance (GCCG). Konzeption und Kernaussagen, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 70.Jg. (2000), Nr.11, S.1269-1279. Brand, U.; Brunnengräber, A.; Schrader, L.; Stock, C.; Wahl, P.: Global Governance. Alternative zur neoliberalen Globalisierung, Münster 2000. Hilb, M.: New Corporate Governance. Succesful Board Management Tools, Berlin 2005. Paul, W.: Die Ausgestaltung eines Corporate Governance-Systems in der EU vor dem Hintergrund international angewandter Systeme, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 36.Jg. (2007), S.348-354. Peltzer, M.: Deutsche Corporate Governance, München 2003. Pieper, T.: Corporate Governance in Family Firms, INSEAD, Working Paper Series 2003, Fontainebleau, Cedex 2003. Schmidt, R.; Grohs, S.: Angleichung der Unternehmensverfassung in Europa aus ökonomischer Perspektive - ein Forschungsprogramm, in: Grundmann, S. (Hrsg.), Systembildung und Systemlücken in Kerngebieten des Europäischen Privatrechts. Gesellschafts-, Arbeits- und Schuldvertragsrecht, Tübingen 2000, S.145-188. Theisen, M.R.: Corporate Governance als Gegenstand der Internationalisierung, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.1051-1083. Thommen, J.-P.: Glaubwürdigkeit und Corporate Governance, 2.Aufl., Zürich 2003. Witt, P.: Corporate Governance-Systeme im Wettbewerb, Wiesbaden 2003.

Corporate Hospitality

Geschenk

Corporate Reputation auf die Vertrauenswürdigkeit eines Anbieters bezogene Summe der Erfahrungen und Erwartungen der Stakeholder ( Vertrauen). Um ihren Return on Reputation (ROR) zu erhöhen, treten angesichts von globaler Erwärmung, Finanzmarktkrise, Vertrauensverlust des Top-Managements und anderen HerausGlobal Compact der Vereinten Nationen bei forderungen immer mehr Unternehmen dem und/oder beteiligen sich an CSR-Projekten ( Corporate Social Responsibility). (1) Corporate Reputation gilt als Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb. Wie schon die etymologische Betrachtung vermuten lässt (Reputation als Synonym für Ansehen und guter Ruf), fällt es allerdings schwer zu erklären, worin sich Corporate Reputation von bereits eingeführten Konstrukten wie Corporate Social Responsibility so sehr unterscheidet, dass es mit Goodwill, Public Relations oder Blick auf das wissenschaftstheoretisch begründbare Sparsamkeitsgebot der Theorienbildung notwendig

212

Corporate Reputation

bzw. sinnvoll ist, ein zusätzliches Konstrukt einzuführen. Weitere Überschneidungen bestehen mit Gesellschaftsorientiertem Marketing und Cause Marketing. Corporate Identity, Operationalisierung des Konstrukts. Bislang (2) Keine geringen Probleme bereitet folglich auch die wurden verschiedene Ansätze entwickelt; allerdings spricht deren Heterogenität dafür, dass Gütekriterien wie Konstruktvalidität und Diskriminanzvalidität nicht hinreichend erfüllt sind ( Validität): a) AMAC: Bis 1997 erstellte lediglich das Fortune Magazine eine „Reputationsliste“ (America’s Most Admired Companies), wobei ca. 8.000 „Top-Manager“ Unternehmen der Branche, der sie selbst angehören, nach acht Kriterien beurteilen (z.B. Innovationskraft, Verantwortung im Umgang mit Gesellschaft und Natur, finanzielle Performance). Diese Variablen sind übermäßig interkorreliert. b) GMAC: Die Liste der Global Most Admired Companies berücksichtigt neben den acht AMACKriterien noch die „Fähigkeit“ der Unternehmen zu einem globalen Auftritt ( Triade). c) Seit 1987 lässt das Manager Magazin die Gesamtreputation der 100 umsatzstärksten deutschen Unternehmen bewerten (nach Maßgabe z.B. von Innovationsfreudigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Managementqualität, Umweltorientierung). d) Der Harris-Fombrun Reputation SM Quotient basiert auf 20 Items, die in sechs Kategorien eingeteilt sind (z.B.: Emotional Appeal, Financial Performance, Vision & Leadership). e) Das Schwaiger-Messmodell geht von 21 Indikatoren aus (z.B. faires Verhalten, qualifizierte Mitarbeiter, guter Service, wirtschaftliche Stabilität), die sich strukturanalytisch zu vier Konstrukten zusammenfassen lassen (Attraktivität, Performance, Qualität und Verantwortung). Diese sind geeignet, die zweidimensional konzipierte Reputation (Kompetenz und Sympathie) hinreichend zu erklären. f) Das in Hannover ansässige Reputation Institute Germany erfasst seit 1997 Vertrauen, Bewunderung, positive Gefühle und Wertschätzung auf sieben Kerndimensionen (Products & Services, Innovation, Performance, Leadership, Workplace, Governance und Leadership), welche die empirische Basis der RepTrakScorecard bilden. Die bislang vorliegenden Evaluationsstudien können nicht zweifelsfrei klären, ob Unternehmensreputation Ursache oder Konsequenz des jeweiligen Sachverhalts ist. Aus Sicht der Protagonisten dieses Konzepts sorgt Reputation u.a. für folgende positive Effekte: erleichterte Akquisition und Bindung von High Potentials, fallende Lohnstückkosten, stärkere Kundenbindung und höhere Preisbereitschaft, leichterer Zugang zum Kapitalmarkt und verbesserte Profitabilität. (3) Wie die Befragung von mehr als 6.000 Konsumenten in 29 Ländern ergab, führen Lego (Dänemark), Ikea (Schweden) und Barilla (Italien) aus Verbrauchersicht die Rangliste der 200 World’s Most Respected Companies an (vgl. Abb.). In ihrem jeweiligen Heimatland genießen sie am meisten Vertrauen, Bewunderung, positive Gefühle und Wertschätzung. BMW, das diesbezüglich beste deutsche Unternehmen, ist auf Rang 34 platziert, gefolgt von Deutsche Lufthansa (= 36), Robert Bosch (= 42), Aldi (= 45) und Henkel (= 48). World’s Most Respected Companies Rang

Unternehmen

RepTrakTM Pulse

1

Lego (Dänemark)

2

Ikea (Schweden)

84.05

3

Barilla (Italien)

83.53

4

Mercadona (Spanien)

83.39

5

Ap Møller-Mæsk (Dänemark)

83.39

6

Toyota Motor (Japan)

82.79

7

Ferrero (Italien)

82.63

8

Petrobras (Brasilien)

82.19

9

Sberbank of Russia (Russland)

81.96

Rockwool (Dänemark)

81.86

10

Quelle: Global RepTrakPluse 200, in: Absatzwirtschaft, 50.Jg. (2007), Nr.11, S.43.

85.01

Corporate Social Responsibility

213

" Schwaiger, M.; Cannon, H.M.: Unternehmensreputation. Bestandsaufnahme und Messkonzepte, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 50.Jg. (2004), Nr.3, S.237-261. Wiedmann, K.-P.; Fombrun, C.; van Riel, C.B.M.: Reputationsanalyse mit dem Reputation Quotient, in: Piwinger, M.; Zerfass, A.C. (Hrsg.), Handbuch Unternehmenskommunikation, Wiesbaden 2007, S.321-337.

(

http://www.m2.uni-hannover.de

Corporate Social Responsibility (1) kommunikative Unternehmensstrategie, mit der weltweit tätige Unternehmen versuchen, Imageschäden und Markenerosion zu vermeiden ( Marke). Dabei gilt zwar die Maxime, dass Unternehmen Gesellschaft verhalten und präsentieren sollten. Der sich als verantwortungsbewusste Mitglieder der Stakeholder-Ansatz geht aber davon aus, dass Unternehmen nicht allgemein der Gesellschaft insgesamt, sondern konkret einzelnen Stakeholdern gegenüber Verantwortung tragen (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Öffentlichkeit eines Unternehmens

Zulieferer Verbände Investoren Unternehmen Kooperationspartner

Verbrauchergruppen Medien

Mitarbeiter Arbeitnehmervertreter

Meinungsführer Behörden

Konkurrenten

Politiker Kunden

(2) Das CSR-Instrumentarium soll helfen, auch in schwierigem Umfeld den Markenwert der 'corporate brand' zu erhalten, indem das Unternehmen der (kritischen) Öffentlichkeit signalisiert, dass es sich seiner sozialen Verantwortlichkeit bewusst ist und diese wahrnimmt (u.a. mit Hilfe folgender Instrumente): a) Nachhaltigkeits-Berichterstattung: Zusätzlich zu ihrem jährlichen Umweltbericht veröffentlichte etwa die BASF 2002 einen „Report zur sozialen Nachhaltigkeit“. Dieser dokumentiert bspw., ob das Sozialstandards einzuhalten, im Berichtsjahr Unternehmen die freiwillige Verpflichtung, bestimmte Leitbild einer „nachhaltig zukunftsverträglichen Entwicklung“ mit noch mehr erfüllt hat. Um ihr Nachdruck vertreten zu können, wurden 2003 dann die drei bislang einzeln erstellten und veröffentlichten BASF-Publikationen (Jahresbericht, Umweltbericht und Sozialbericht) zu einem Berichtsband integriert, so dass ökonomische, ökologische und soziale Unternehmensdaten miteinander verknüpft und integriert betrachtet werden können. b) Mitgliedschaft bei einschlägigen Nichtregierungsorganisationen: Die MohnMedia z.B. ist Mitglied des World Wildlife Fund. c) Sponsorship: Henkel unterstützte anlässlich seines 125. Firmenjubiläums in verschiedenen Entwicklungsländern 125 Kinderprojekte. d) Anzeigen: Mit der Werbebotschaft „A Brand Like a Friend“ hat Henkel versucht, auch einer breiteren Öffentlichkeit zu kommunizieren, dass das Unternehmen sich bemüht, nachhaltig zu wirtschaften. e) Organisation von und Teilnahme an CSR-Workshops.

214

Corruption Perception Index

Abb. 2: CSR-Ranking der Dax-Unternehmen Rang 1

Unternehmen

Punkte

Henkel

Rang

Unternehmen

Punkte

82,1

16

MAN

60,1

Infineon

59,2

Deutsche Post

58,0 56,2

2

Daimler-Chrysler

79,2

17

3

BMW

74,4

18

Metro

4

Deutsche Telekom

74,2

19

5

BASF

73,4

20

Altana

52,5

6

Volkswagen

72,8

21

Continental

51,4

7

Bayer

70,3

22

SAP

50,4

8

Hypo-Vereinsbank

68,8

23

Thyssen-Krupp

49,6

9

Adidas-Salomon

68,5

24

Fresenius Medical Care

48,6

10

Siemens

68,1

25

Tui

48,4

11

Lufthansa

68,0

26

Münchener Rück

47,7

12

Schering

66,8

27

Eon

42,2

13

Deutsche Bank

64,5

28

Commerzbank

38,5

14

RWE

63,8

29

Linde

36,7

61,1

30

Deutsche Börse

33,7

15

Allianz

Quelle: Scoris, in: Handelsblatt Nr. 114 (16.6.2000), S.C7.

" Bowen, H.R.: Social Responsibilities of the Businessman, New York 1953. Doh, J.P.; Stumpf, S.A. (Eds.): Handbook on Responsible Leadership and Governance in Global Business, Cheltenham 2005. Fritz, W.; Wagner, U.: Soziale Verantwortung als Leitidee der Unternehmensführung und Gegenstand der akademischen Ausbildung, in: Wiedmann, K.-P.; Fritz, W.; Abel, B. (Hrsg.), Management mit Vision und Verantwortung, Wiesbaden 2004, S.425-449. Habisch, A.; Jonker, J.; Wegner, M.; Schmidpeter, R.: Corporate Social Responsibility Across Europe, Berlin 2005. Perrini, F.; Pogutz, S.; Tencati, A.: Developing Corporate Social Responsibility. A European Perspective, Cheltenham 2006. Tully, S. (Ed.): Research Handbook on Corporate Legal Responsibility, Cheltenham 2005.

(

http://www.cseurope.org

Corruption Perception Index (1) Rangliste von 163 Ländern (Stand: 2006), geordnet nach der aus Sicht von Experten dort gegebenen Korruptionsanfälligkeit von Amtsträgern und Politikern ( Korruption). Der erstmals 1995 ermitNichtregietelte Corruption Perception Index (CPI) ist ein Index, mit dessen Hilfe die renommierte Transparency International Ergebnisse von bis zu 14 Untersuchungen zum Therungsorganisation menbereich „Korruption“ zusammenfasst. Basis der Analyse sind einerseits die einschlägigen Einschätzungen von Geschäftsleuten, professionellen Risikoanalysten ( Risiko) und Staatsbürgern, die im Inland wie auch im Ausland leben. Andererseits gehen überdies die Befunde von KorruptionsWorld Economic Forum (WEF), Institute for studien folgender Institutionen in den Index ein: Weltbank (World Business EnManagement Development (IMD), PricewaterhouseCoopers (PwC), vironment), Freedom House (Nations in Transit) und Political and Economic Risk Consultancy (PERC), Hongkong. Auf der Homepage von Transparency International findet sich eine detaillierte Übersicht der erfassten Gebiete, Befragungsthemen sowie Auskunftspersonen. Im Focus der Organisation steht der Kampf gegen Korruption im öffentlichen Sektor: d.h. der Missbrauch von „öffentlicher“, nur durch die berufliche Position bzw. Funktion verliehene Macht zu privatem Nutzen. Konkrete Themenschwerpunkte sind die Problemfelder „Bestechung von Amtsträgern“ sowie „Zahlung und Annahme von Schmiergeld bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen“ ( Auftragsvergabe, öffentliche). Als zwar weltweit bekannte, faktisch aber machtlose Nichtregierungsorganisation vermag Transparency International mit dieser Arbeit nicht mehr, aber auch nicht weniger, als die Weltöffentlichkeit für das Thema Korruption

Corruption Perception Index

215

zu sensibilisieren und so indirekt Druck auf Regierungen auszuüben. Dafür, dass dies zunehmend gelingt, sorgt u.a. der CPI-Index. Er erfüllt die (für das Medienzeitalter allerdings überaus bedeutsame) Funktion, eine Vielzahl von Informationen mediengerecht kompakt zu präsentieren. Rangfolge zunehmender Korruptionsanfälligkeit Rang 1

Land / Territorium

CPI 2006 Punktwert*

Vertrauensintervall**

Anzahl Untersuchungen***

Finnland

9.6

9.4 - 9.7

7

Island

9.6

9.5 - 9.7

6

Neuseeland

9.6

9.4 - 9.6

7

4

Dänemark

9.5

9.4 - 9.6

7

5

Singapur

9.4

9.2 - 9.5

9

6

Schweden

9.2

9.0 - 9.3

7

7

Schweiz

9.1

8.9 - 9.2

7

8

Norwegen

8.8

8.4 - 9.1

7

9

Australien

8.7

8.3 - 9.0

8

Niederlande

8.7

8.3 - 9.0

7

Österreich

8.6

8.2 - 8.9

7

Luxemburg

8.6

8.1 - 9.0

6

11

Großbritannien

8.6

8.2 - 8.9

7

14

Kanada

8.5

8.0 - 8.9

7

15

Hongkong

8.3

7.7 - 8.8

9

16

Deutschland

8.0

7.8 - 8.4

7

17

Japan

7.6

7.0 - 8.1

9

18

Frankreich

7.4

6.7 - 7.8

7

Irland

7.4

6.7 - 7.9

7

Belgien

7.3

6.6 - 7.9

7

Chile

7.3

6.6 - 7.6

7

20

USA

7.3

6.6 - 7.8

8

23

Spanien

6.8

6.3 - 7.2

7

24

Barbados

6.7

6.0 - 7.2

4

Estland

6.7

6.1 - 7.4

8

Macao

6.6

5.4 - 7.1

3

Portugal

6.6

5.9 - 7.3

7

Malta

6.4

5.4 - 7.3

4

Slowenien

6.4

5.7 - 7.0

8

Uruguay

6.4

5.9 - 7.0

5

31

Vereinigte Arabische Emirate

6.2

5.6 - 6.9

5

32

Bhutan

6.0

4.1 - 7.3

3

Katar

6.0

5.6 - 6.5

5

Israel

5.9

5.2 - 6.5

7

Taiwan

5.9

5.6 - 6.2

9

36

Bahrain

5.7

5.3 - 6.2

5

37

Botswana

5.6

4.8 - 6.6

6

26 28

34

Zypern

5.6

5.2 - 5.9

4

Oman

5.4

4.1 - 6.2

3

216

Corruption Perception Index

CPI 2006 Punktwert*

Vertrauensintervall**

Jordanien

5.3

4.5 - 5.7

7

Ungarn

5.2

5.0 - 5.4

8

Rang

Land / Territorium

40 41 42

Anzahl Untersuchungen***

Mauritius

5.1

4.1 - 6.3

5

Südkorea

5.1

4.7 - 5.5

9

44

Malaysia

5.0

4.5 - 5.5

9

45

Italien

4.9

4.4 - 5.4

7

46

Tschechische Republik

4.8

4.4 - 5.2

8

Kuwait

4.8

4.0 - 5.4

5

Litauen

4.8

4.2 - 5.6

6

49 51

Lettland

4.7

4.0 - 5.5

6

Slowakei

4.7

4.3 - 5.2

8 8

Südafrika

4.6

4.1 - 5.1

Tunesien

4.6

3.9 - 5.6

5

53

Dominica

4.5

3.5 - 5.3

3

54

Griechenland

4.4

3.9 - 5.0

7

55

Costa Rica

4.1

3.3 - 4.8

5

Namibia

4.1

3.6 - 4.9

6 7

57

Bulgarien

4.0

3.4 - 4.8

El Salvador

4.0

3.2 - 4.8

5

59

Kolumbien

3.9

3.5 - 4.7

7

60

Türkei

3.8

3.3 - 4.2

7

61

Jamaika

3.7

3.4 - 4.0

5

Polen

3.7

3.2 - 4.4

8

Libanon

3.6

3.2 - 3.8

3

Seychellen

3.6

3.2 - 3.8

3

Thailand

3.6

3.2 - 3.9

9 3

63

66

Belize

3.5

2.3 - 4.0

Kuba

3.5

1.8 - 4.7

3

Grenada

3.5

2.3 - 4.1

3

69

Kroatien

3.4

3.1 - 3.7

7

70

Brasilien

3.3

3.1 - 3.6

7

China

3.3

3.0 - 3.6

9

Ägypten

3.3

3.0 - 3.7

6

Ghana

3.3

3.0 - 3.6

6

Indien

3.3

3.1 - 3.6

10

Mexiko

3.3

3.1 - 3.4

7

Peru

3.3

2.8 - 3.8

5

Saudi-Arabien

3.3

2.2 - 3.7

3

Senegal

3.3

2.8 - 3.7

5

Burkina Faso

3.2

2.8 - 3.6

5

Lesotho

3.2

2.9 - 3.6

5

Moldawien

3.2

2.7 - 3.8

7

Marokko

3.2

2.8 - 3.5

6

79

Corruption Perception Index

Rang 84

90

93

99

105

111

121

217

CPI 2006 Punktwert*

Vertrauensintervall**

Anzahl Untersuchungen***

Trinidad and Tobago

3.2

2.8 - 3.6

5

Algerien

3.1

2.7 - 3.6

5

Madagaskar

3.1

2.3 - 3.7

5

Mauretanien

3.1

2.1 - 3.7

4

Panama

3.1

2.8 - 3.3

5

Rumänien

3.1

3.0 - 3.2

8

Sri Lanka

3.1

2.7 - 3.5

6

Gabun

3.0

2.4 - 3.3

4

Serbien

3.0

2.7 - 3.3

7

Surinam

3.0

2.7 - 3.3

4

Argentinien

2.9

2.7 - 3.2

7

Armenien

2.9

2.7 - 3.0

6

Bosnien und Herzegowina

2.9

2.7 - 3.1

6

Eritrea

2.9

2.2 - 3.5

3

Syrien

2.9

2.3 - 3.2

3

Tansania

2.9

2.7 - 3.1

7

Dominikanische Republik

2.8

2.4 - 3.2

5

Georgien

2.8

2.5 - 3.0

6

Mali

2.8

2.5 - 3.3

7

Mongolei

2.8

2.3 - 3.4

5

Mozambique

2.8

2.5 - 3.0

7

Ukraine

2.8

2.5 - 3.0

6

Bolivien

2.7

2.4 - 3.0

6

Land / Territorium

Iran

2.7

2.3 - 3.1

3

Libyen

2.7

2.4 - 3.2

3

Mazedonien

2.7

2.6 - 2.9

6

Malawi

2.7

2.5 - 3.0

7

Uganda

2.7

2.4 - 3.0

7

Albanien

2.6

2.4 - 2.7

5

Guatemala

2.6

2.3 - 3.0

5

Kasachstan

2.6

2.3 - 2.8

6

Laos

2.6

2.0 - 3.1

4

Nicaragua

2.6

2.4 - 2.9

6

Paraguay

2.6

2.2 - 3.3

5

Ost-Timor

2.6

2.3 - 3.0

3

Vietnam

2.6

2.4 - 2.9

8

Jemen

2.6

2.4 - 2.7

4

Sambia

2.6

2.1 - 3.0

6

Benin

2.5

2.1 - 2.9

6

Gambia

2.5

2.3 - 2.8

6

Guyana

2.5

2.2 - 2.6

5

Honduras

2.5

2.4 - 2.7

6

Nepal

2.5

2.3 - 2.9

5

218

Rang

130

138

142

151

156

Corruption Perception Index

CPI 2006 Punktwert*

Vertrauensintervall**

Anzahl Untersuchungen***

Philippinen

2.5

2.3 - 2.8

9

Russland

2.5

2.3 - 2.7

8

Ruanda

2.5

2.3 - 2.6

3

Land / Territorium

Swasiland

2.5

2.2 - 2.7

3

Aserbaidschan

2.4

2.2 - 2.6

7

Burundi

2.4

2.2 - 2.6

5

Zentralafrikanische Republik

2.4

2.2 - 2.5

3

Äthiopien

2.4

2.2 - 2.6

7

Indonesien

2.4

2.2 - 2.6

10

Papua-Neuguinea

2.4

2.3 - 2.6

4

Togo

2.4

1.9 - 2.6

3

Simbabwe

2.4

2.0 - 2.8

7

Kamerun

2.3

2.1 - 2.5

7

Ecuador

2.3

2.2 - 2.5

5

Niger

2.3

2.1 - 2.6

5

Venezuela

2.3

2.2 - 2.4

7

Angola

2.2

1.9 - 2.4

5

Republik Kongo

2.2

2.2 - 2.3

4

Kenia

2.2

2.0 - 2.4

7

Kirgisien

2.2

2.0 - 2.6

6

Nigeria

2.2

2.0 - 2.3

7

Pakistan

2.2

2.0 - 2.4

6

Sierra Leone

2.2

2.2 - 2.3

3

Tadschikistan

2.2

2.0 - 2.4

6

Turkmenistan

2.2

1.9 - 2.5

4

Weißrussland

2.1

1.9 - 2.2

4

Kambodscha

2.1

1.9 - 2.4

6

Elfenbeinküste

2.1

2.0 - 2.2

4

Äquatorialguinea

2.1

1.7 - 2.2

3

Usbekistan

2.1

1.8 - 2.2

5

Bangladesch

2.0

1.7 - 2.2

6

Tschad

2.0

1.8 - 2.3

6

Demokratische Republik Kongo

2.0

1.8 - 2.2

4

Sudan

2.0

1.8 - 2.2

4

*

CPI Punktwert bezieht sich auf das von Geschäftsleuten und Länderanalysten wahrgenommene Ausmaß der Korruption und reicht von 10 (als frei von Korruption wahrgenommen) bis 0 (als extrem von Korruption befallen wahrgenommen). ** Vertrauensintervall gibt eine Spannweite von möglichen CPI-Punktwerten an. Dies zeigt, wie die Punktwerte in den einzelnen Ländern, entsprechend der Messgenauigkeit, abweichen können. Normalerweise liegt der Wert mit 5%iger Wahrscheinlichkeit über dem Intervall und mit weiterer 5%iger Wahrscheinlichkeit unterhalb diesem. Insbesondere dann, wenn nur wenige Quellen zur Verfügung stehen, ist eine erwartungstreue Schätzung des Mittelwertes nur noch mit weniger als 90%iger Sicherheit möglich *** Verwendete Untersuchungen bezieht sich auf die Anzahl der Untersuchungen, die das Abschneiden eines Landes bewerten. zwölf Untersuchungen wurden verwendet. Um in den CPI aufgenommen zu werden, musste jedes Land in mindestens drei Untersuchungen vorkommen. Quelle: Transparency Deutschland.

(2) Ein wissenschaftlicher Beirat (Steering Committee) prüft die Methodik der Indexbildung. Dass der CPI als ein fortlaufender Index Daten aus den jeweils letzten drei Jahren zusammenfasst, sorgt für Stabilität. Objektive Daten, bspw. aus dem Büro der Crime Prevention and Criminal Justice Division

Counterfeiting Intelligence Bureau

219

Vereinten Nationen in Wien, werden mit folgender Begründung durch subjektive Einschätzunder gen ergänzt: Daten aus Verurteilungen oder Ermittlungsverfahren dokumentieren häufig lediglich die Fähigkeit bzw. Entschlossenheit der Strafverfolgungsbehörden, sind aber kein verlässlicher Indikator für das tatsächliche Ausmaß von Korruption. Erschwerend kommt hinzu, dass in den untersuchten Ländern kein einheitliches (Rechts-)Verständnis von Korruption herrscht ( Rechtsanthropologie). Operationalisiert wird der Korruptionsgrad anhand der Kriterien „Häufigkeit der Bestechung“ und „Höhe des bezahlten Betrages“, wobei der CPI beide Variablen gleichrangig gewichtet. Für das Ranking ist es somit irrelevant, ob ein Mitarbeiter mit 5.000 € bestochen wird oder zehn Mitarbeiter mit jeweils 500 €. Diese Simplifizierung lässt sich allenfalls forschungspragmatisch, nicht aber inhaltlich begründen. (3) Während der CPI die Expertensicht widerspiegelt, erfasst das Global Corruption Barometer die Einschätzungen von Laien ( Transparency International). Der Bribe Payers Index (BPI) wiederum quantifiziert die Bereitschaft von Managern, die aus den führenden Exportnationen stammen, Schwellenländern zu bestechen. ranghohe Amtsträger in wichtigen ( http://www.transparency.org Council of European Municipalities and Regions Rat der Gemeinden und Regionen Europas. Der CEMR (bzw. RGRE) verkörpert die europaweite Organisation der kommunalen und regionalen Gebietskörperschaften. Darin haben sich 44 nationale Kommunalverbände aus 31 europäischen Ländern zusammengeschlossen. ( http://www.rgre.de Counterfeiting Intelligence Bureau widmet sich dem Kampf gegen Marken- und Produktpiraterie. Beide klassische ErscheinungsWirtschaftskriminalität nehmen in alarmierendem Maße zu. Schätzungen zufolge sollen formen von Markenartikeln, die wegen ihres in der Bundesrepublik Deutschland 20% des Gesamtumsatzes an Produktpiraten waren, mit derartigen Fälschungen Preisniveaus zunächst bevorzugtes Objekt der erzielt werden. Welthandelsvolumen liegt nach Angaben der InterDer Anteil der Piratenware am gesamten nationalen Handelskammer (ICC) bei 6%. Da die Rechtslage häufig keine effektive gesetzliche Handhabe bietet und man zumeist nicht des eigentlichen Betreibers, sondern nur des Verkäufers der gefälschten Ware als letztem Glied der (Vertriebs-)Kette habhaft wird, der sich seines Vergehens häufig nicht einmal bewusst ist, hat die ICC 1985 das Counterfeiting Intelligence Bureau (CIB), London, Netzwerk von 57 internationalen Komitees auf allen Kongeschaffen. Dieses verfügt über ein tinenten sowie über vielfältige Verbindungen zu anderen internationalen Organisationen und kann somit in gleichem Maße grenzüberschreitend operieren wie die Produktpiraten. Mannigfaltige internatioInternational Maritime Bureau oder zur Union des nale Kontakte und Verbindungen, etwa zum Fabricants pour la Protection Internationale de la Propriété Industrielle et Artistique (UNIFAB), versetzen das CIB in die Lage, weltweit den Produktpiraten nachzuspüren und die Erkenntnisse in einer eigenen Datenbank zu speichern. Bestehen in den Heimatländern entdeckter Produktpiraten ausreichende Rechtsverfolgungs- und Rechtsdurchsetzungsmöglichkeiten, dann können die lokalen Rechtsorgane auf der Basis der ihnen vom CIB zur Verfügung gestellten Befunde mit guter Aussicht auf Erfolg einschreiten. Mangelt es hingegen an Rechtssicherheit, wirkt die Organisation auf die geeignete Handelskammer oder Regierungsstelle mit dem Ziel ein, dass diese auf Unterlassung drängt. CIB-Mitglieder besitzen unbeschränkten Zugang zur Datenbank, beziehen regelmäßig ein vertrauliches Bulletin, das über neuere Fälle, verdächtige Personen bzw. Unternehmen und spezielle Problemfelder berichtet. Das Bureau erteilt ihnen Personen- und Unternehmensauskünfte, bietet Kurse und Vorträge an, veranstaltet Seminare und Konferenzen. Außerdem berät das CIB das GATT, die WeltorganiRat für Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Zollwesens sation für geistiges Eigentum (WIPO), den

220

Counterpart

Europäische Kommission. Geplant sind schließlich, Produktkataloge, welche den (RZZ) sowie die ProduktZollbeamten die Identifikation von Fälschungen erleichtern sollen ( Markenschutz; Trade Related Aspects of International Property Rights). piraterie; (

http://www.iccwbo.org

Counterpart einheimische Fachkraft (Local) z.B. in einem Entwicklungsland, die von einem ausländischen Experten eingearbeitet wird und nach dessen Rückkehr dessen Funktion bzw. Aufgabe übernimmt Countertrade (1) Handelsgeschäft, das vollständig oder weitgehend ohne den Einsatz von Devisen bewerkstelligt Kompensationsgeschäft). Hinter dieser Sonderform des internationalen wird ( Gegengeschäft; Motive und/oder Unternehmensziele stehen ( Handel, Handels können höchst unterschiedliche internationaler). Früher waren die RGW-Staaten ( Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) angesichts ihrer chronischen Devisenknappheit mehr oder weniger gezwungen, Countertrade zu betreiben. ÄhnliEntwicklungsländer. Den Industrieländern wiederum bietet diese ches galt und gilt für zahlreiche Internationalisierung die Möglichkeit, Handelshemmnisse zu umgehen. Schätzungen Form der Welthandels als Countertrade getätigt. zufolge werden ca. 20% des (2) Neben dem klassischen Tauschhandel umfasst der Countertrade mittlerweile eine breite Palette Swaps-Geschäfte (Schulden-, Debtunterschiedlicher Spielarten. Hierzu zählen verschiedenartige BOT- und Trade Offset-Geschäfte. HierNature-, Debt-Equity- und Dept-for-Exports-Swaps) sowie Exporteur, Unteraufträge an Unternehmen aus dem Abnehmerland zu verbei verpflichtet sich ein Veredelung der gelieferten Waren im Abnehgeben oder Produktionsstätten zur Endmontage bzw. Direktinvestition; Local Content). Weit vermerland zu errichten ( Auslandsniederlassung; breitet ist Trade-Offset im Rüstungsgeschäft ( Waffenhandel, internationaler). " Brauer, J.; Dunne, P.: Arms Trade and Economic Development. Theory, Policy and Cases in Arms Trade Offsets, London 2004. Martin, S.: The Economics of Offsets Defence Procurement and Countertrade, Amsterdam 1996.

Countertrade-Kosten Kosten, die beim Countertrade anfallen. Dabei werden drei Kostenarten unterschieden: (1) Die fälligen Vermittlungsgebühren hängen von der Art des Geschäftes ab. Bei kleineren Vorgängen und insb. dann, wenn mit dem Countertrade ein Finanzierungsgeschäft verbunden ist ( Außenhandelsfinanzierung), kommt es vor, dass die beratende Bank bzw. der Countertrade-Broker sich mehr oder weniger mit einer Kostenerstattung begnügen. Andernfalls sind 1-3% des Warenwertes als Provision üblich. (2) Sind Qualität und Liefertreue des Countertrade zu überwachen, so fallen Inspektionsgebühren an, die 0,2-05,% des Warenwertes betragen können. (3) Muss eine dritte Partei in den Countertrade eingeschaltet werden, können bis zu 30% des Warenwertes als Stützungsprämie fällig werden. Sie berechnet sich als Abschlag für die Differenz zwischen dem Verrechnungswert der Kompensationsware und dem von dem Dritten tatsächlich erzielbaren Marktwert). Country by Country-Ansatz schrittweise Einführung standardisierter Produkte. Abhängig von Marktpotenzial, Wettbewerbssituation oder soziokultureller Ähnlichkeit etc. ( Distanz, kulturelle) wird ein Ländermarkt nach dem anderen erschlossen (z.B. je größer das Marktpotenzial, je geringer die Wettbewerbsintensität und je größer die soziokulturelle Ähnlichkeit, um so früher). Wer nur die Markterschließungskosten bedenkt, mag darin eine risikomindernde Strategie der Internationalisierung erblicken (vgl. auch SafetyValve-Ansatz). Bei umfassenderer Betrachtung erkennt man jedoch die spezifischen, möglicherweise gravierenden Risiken dieser Strategie ( Risiko): Das Unternehmen verzichtet dabei auf das Potenzial

Country of Origin

der Kostendegression, das eine simultane Markterschließung bietet ( strategie).

221

Sprinkler- vs.

Wasserfall-

" von Lipski, W.H.: Die Produktpolitik der internationalen Unternehmung, Gießen 1993.

Country Image-Skala als vierdimensionales Konstrukt konzeptionalisiert, wurde die Skala zur Erfassung des Landesoperationalisiert, die jeweils aus fünf (= politischer Faktor und ökonomiimage mit drei Subskalen scher Faktor) bzw. vier Items (technologischer Faktor) bestehen. Die Dimension „soziale Erwünschtheit“ konnte in diesem Zusammenhang hingegen nicht bestätigt werden ( Antworttendenz). Definiert beliefs about a wurde das Landesimage als „the total of all descriptive, inferential and informational particular country“ (Martin & Erogly, p.193). Vom Produktimage, d.h. dem Image der in dem betreffenden Land hergestellten Produkte ( Country of Origin), ist das Landesimage abzugrenzen. Zwar kann es u.a. auch durch das Produktimage beeinflusst werden, geht aber weit über dieses hinaus und speist sich gleichfalls aus persönlichen Erfahrungen mit dem betreffenden Land und/oder externen Informationsquellen (z.B. Werbung, Word of Mouth). " Martin, I.; Eroglu, S.: Measuring a Multi-Dimensional Construct. Country-Image, in: Journal of Business Research, Vol.28 (1993), pp.191-210.

Country of Origin Bedeutung des Herkunftslandes für die Wahrnehmung und Beurteilung eines Produktes. Dieser Sachverhalt wurde bislang vorzugsweise am Beispiel von Nahrungsmitteln oder langlebigen GebrauchsDienstleistungen untersucht. Zentrale Fragestellungen dieses Forschungsfeldes gütern, seltener bei Präferenzen von Konsumenten bzw. die Standlauten: Wie beeinflusst der Produktionsstandort die Herkunftsbezeichnung bzw. das Länderimage als ortentscheidung von Unternehmen? Werden die Qualitätsindikator genutzt ( Landesimage)? (1) Zumeist werden die Begriffe Country of Origin(-Effekt) und Made in (-Image) synonym verwendet. Denn normalerweise gibt die Herkunft (= Country of Origin) eines Produktes auch zu erkennen, an welchem Ort dieses hergestellt wurde (= Made in …). Allerdings lässt der CoO, dem engeren Wortsinn entsprechend, nur auf ein bestimmtes Land schließen, während „Made in ...“ auch auf andere geographische Einheiten Bezug nehmen kann. So können Städte, die, wie Paris oder Rom, weltweit bekannt sind oder die eine bestimmte Kompetenz verkörpern (z.B. Solingen für Stahl im Allgemeinen und Besteck im Besonderen), als Herkunftsort im Mittelpunkt einer präferenzbildenden Kommunikationsstrategie stehen (z.B. Aachener Printen). Regionen eignen sich gleichfalls als Imageträger (z.B. Badischer Wein, von der Sonne verwöhnt). Angesichts der zunehmenden transnationalen RegionalisieBinnenmärkte oder andere rung werden vermehrt auch supranationale Einheiten (z.B. Kontinente, Ländergruppen) als Herkunftsort genannt (z.B. „Made in Europe“). Arbeitsteilung stellt allerdings die prinzipielle Eignung geographi(2) Die wachsende internationale scher Einheiten als Herkunftsangabe zunehmend in Frage. Denn immer mehr Produkte werden nicht mehr nur in einem Land, geschweige denn an einem Ort hergestellt ( Global Sourcing). Deshalb haben Unternehmen, die (auch) an weniger imageträchtigen Standorten produzieren, die verschiedensten Strategien entwickelt, um dennoch einen positiv bewerteten Produktionsstandort kommunizieren zu können: a) Wenn sich das Made in Germany nur noch auf die Montage oder das Abpacken von in Mittel- und Osteuropa oder Südostasien hergestellten Einzelteilen bezieht, müsste eigentlich Assembled in ... das Made in ... ersetzen, was angesichts der etablierten Signalfunktion des Made in ... im Regelfall aber nicht geschieht. Eine andere Entwicklung eröffnet einen Ausweg: In dem Maße, wie Global Player weltweit an Präsenz und Reputation gewinnen, verliert das traditionelle Qualitätssignal an (Informations-)Wert. Deshalb ersetzen Weltmarktführer das einstmals begehrte Made in Germany selbstbewusst durch Made by Mercedes, Made by Lufthansa oder Engineered by BMW. b) Amerikanische Anbieter, die sich als niederländische (Haegen Dazs) oder britische Marke (Reebok) positionieren, verfolgen die Strategie des Borrowed Origin. Diese Unternehmen wollen den Eindruck

222

Country of Origin

erwecken, ihre Produkte (bspw. Speiseeis bzw. Sportschuhe) seien in einem bestimmten Land bzw. an einem bestimmten Ort hergestellt worden, das mit Blick auf diese Produkte einen Imagebonus besitzt. Foreign Branding auf eine Marke c) Das Image eines Landes lässt sich schließlich auch durch transferieren. In diesem Fall wählt das Unternehmen einen Markennamen, der, in der entsprechenden Landessprache ausgesprochen, eine gewünschte Herkunft suggeriert ( Sprache). So versprechen französisch klingende Markennamen bei so genannten hedonistischen Produkten (z.B. Parfüm) einen Imagegewinn und sind insofern effektiver als die Angabe des Herkunftslandes. d) Die traditionelle CoO-Forschung aber konzentriert sich nach wie vor auf das Made in ... und vernachlässigt andere, teilweise raffiniertere Möglichkeiten, das Herkunftsland zu signalisieren. So verweisen etwa Air France, Deutsche Bank oder British Petroleum unmittelbar mit ihrem Unternehmensnamen auf das Herkunftsland. Weiterhin kann der Markenname durch phonetische Merkmale ( Psycholinguistik) auf die Herkunft des Produktes hinweisen (z.B. Volkswagen, Mitsubishi). Mitunter gibt das Markenzeichen optisch zu erkennen, woher das Produkt stammt (z.B. weiß-blaue Flagge Bayerns als Logo von BMW). Daneben bieten u.a. Verpackung, Medien und Werbemaßnahmen zahllose Möglichkeiten, das (tatsächliche bzw. vermeintliche) Herkunftsland zu kommunizieren (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Indikatoren des Herkunftslandes Geographi scher Bezug Art des Hinweises Herkunftsbezeichnung

Stadt

L'Oréal (Paris) Paulaner (München)

Hersteller- / Markenname

Hersteller-/ Markenlogo, Symbole

Staat

Supranationale Einheit

Champagner

Made in Germany

Württemberger Wein

Made in Taiwan

„Made in Europe“ (Nokia)

... aus deutschen Landen (Lebensmittel)

Warsteiner

Frankenbrunnen

German Wings

Europcar

Bitburger

BMW

Deutsche Bank

Kölnisch Wasser

WMF

Irish Moos

African Safari Club

Dresdner Bank

BASF

American Express

Augsburg Airways

Bayerische Hypobank

BP

Nürnberger Burg (Nürnberger Versicherung)

Blau-weißes BMW-Logo

Weißes Kreuz auf rotem Hintergrund (Swissair)

Bayerisches Staatswappen (Weihenstephaner Brauerei) Werbeelemente

Region

Semperoper (Radeberger Bier) Brandenburger Tor (Berliner Kindl)

Mann mit Tiroler Hut (Almdudler) Bayerische Landschaft (Erdinger Weißbier) Deutsche Küste (Jever)

World Wide Web UPS EU-Zeichen bei Golf 'Europe' VW

Dänische Flagge (Scan Möbelhaus) American-Football-Spieler (Heinz-Ketchup) Adlige Familie auf englischem Schloss (After Eight) Italiener Angelo (Nescafé)

Quelle: Stich (1997, S.19).

Eurocard

Karibik (Bacardi) Verschiedene Situationen mit UPS in unterschiedlichen Erdteilen

Country of Origin

223

Die mit dem Made in ... bzw. Country of Origin verbundenen Imagevor- und Nachteile haften einem stereotype AtErzeugnis nicht immer und überall an, sondern entstehen gewöhnlich erst durch die tribution von Eigenschaften durch die Käufer bzw. Konsumenten in den jeweiligen Auslandsmärkten. So hat eine Studie des SAMPLE-Instituts anfangs der 1990er-Jahre aufgezeigt, dass damals das Made in Germany zwar in den osteuropäischen Ländern (z.B. Ungarn = 90%, Tschechische Republik = 81%) als eindeutiges Qualitätssignal wirkte, nicht aber in den anderen Ländern: Nur bei 42% der Italiener, 31% der Spanier und 31% der Amerikaner löste es eine ähnlich positive Assoziation aus. (3) Im deutschsprachigen Raum befassen und befassten sich auffällig viele Wissenschaftler aus juristischer Sicht mit diesem Themengebiet. Stiegler et al. etwa kommentierten das Gesetz über die Herkunftsbezeichnung des Hopfens und die entsprechenden Vollzugsvorschriften. Es folgten Beiträge zum Ursprungsrecht (z.B. D. Frädrich) und zur Bedeutung des Anbaugebietes als Qualitätsindikator von Wein (z.B. H.-J. Koch). Im Vordergrund einer weiteren Gruppe von Arbeiten stand die Möglichkeit, die Country-of-Origin-Markierung gezielt in bestimmten Märkten zu schützen, bspw. in den USA, in Australien, Großbritannien und Kanada (z.B. J. Friese) oder in Griechenland (A. Sinanioti). Schutzwirkung entfalten ganz generell internationale Abkommen (z.B. A.C. Streber) oder das bi- und multilaterale europäische Vertrags- und EU-Recht, vor allem aber das Markenrecht und Certification Marks (W.-F. Michel). Amerikanische Forscher verfolgen eine andere Forschungsstrategie. Beginnend mit R.D. Schooler trieben sie die einschlägige Wirkungsforschung voran. Als erste analysierten Bilkey & Nes insgesamt 25 qualitative Studien. Ihr - allerdings überaus pauschales - Fazit lautete: Das Herkunftsland nimmt darauf Einfluss, wie Käufer Produkte aus verschiedenen Ländern wahrnehmen. Eine Dekade später leitete J.P. Liefeld aus insgesamt 22 experimentellen Studien konkretere Aussagen ab: a) Das Herkunftsland beeinflusst die Bewertung bzw. Entscheidung für ein bestimmtes Produkt sowohl bei Konsumgütern (z.B. PKW, CD-Player, Fruchtsaft) als auch bei Investitionsgütern (z.B. Gabelstapler) signifikant. Allerdings variieren die Effekte je nach Produkt oder Untersuchungsdesign teilweise erheblich. Dies spricht für die Existenz moderierender Variablen. b) Einheimischen Produkten wird grundsätzlich eine überlegene Qualität zugeschrieben. Von den ausländischen Konkurrenzangeboten liegen Produkte Made in USA in der Gunst der Konsumenten zumeist vor (West-)Deutschland und Japan, die wiederum vor den skandinavischen Ländern rangieren. Es folgen Südeuropa, „sonstige Länder“ im Pazifischen Becken, Osteuropa, Südamerika, „übriges Asien“ und Afrika. Insbesondere ältere, männliche Käufer, die eine weniger qualifizierte Ausbildung absolviert haben und fremde Länder eher selten bereisen, bevorzugen einheimische Produkte. c) Herkunftslandeffekte lassen sich regelmäßig dann nachweisen, wenn die Güter technisch komplex sind, der Mode unterliegen und/oder teuer sind. Erklären lässt sich der Einfluss der Produktart mit dem wahrgenommenen Kaufrisiko; denn einem teuren Produkt wird nicht zwangsläufig eine bessere Produktqualität attribuiert, sondern - je nach Herkunft - mitunter ein größeres finanzielles Risiko. Akzeptanz im FreundesModischen Erzeugnissen wiederum wohnt ein soziales Risiko inne (z.B. kreis). In beiden Fällen kann der Kauf von Produkten mit einem positiv bewerteten CoO eine Strategie der Risikominderung sein. d) Wer viel über ein Produkt weiß, beurteilt dieses anhand zahlreicher Eigenschaften. Solche Personen beschreiten also den „zentralen Weg der Informationsverarbeitung“ (vgl. Petty et al.), während die Kontrastgruppe (geringes Produktwissen) häufiger extrinsische Cues (= peripherer Weg) zur Entscheidungsfindung nutzt, insb. die Information „Herkunftsland“. e) Je mehr Informationen ein Konsument während seines Entscheidungsprozesses berücksichtigt, desto weniger beachtet er das Herkunftsland. f) Wer die Herkunft eines Produkts zeitgleich mit weiteren Informationen (z.B. Preis, Leistungsspektrum) erfährt, betrachtet den CoO lediglich als ein Merkmal unter vielen. Dieses beeinflusst die Produktbeurteilung stärker, wenn das Herkunftsland schon bekannt ist, bevor man die übrigen Informationen erhält. Zusammenfassend ist der Erkenntnisstand der CoO-Forschung wie folgt zu bewerten: Obwohl die Existenz eines CoO-Effekts in einer Vielzahl von Studien nachgewiesen werden konnte, ist es bislang

224

Country of Origin

nicht möglich, diesen mit Hilfe eines einfachen Ursache-Wirkungsmodell zu konzeptualisieren. VielVariablen zu beachten (vgl. Abb. mehr sind zahlreiche Antezedenzbedingungen und moderierende 2). Abb. 2: Strukturmodell des Herkunftsland-Effektes Moderierende Variablen

Antezendenzen Animosität Demographie Ethnozentrismus Länderstereotyp Landeskultur Psychographie

Methodische Moderatoren

Inhaltliche Moderatoren

$ Anzahl Cues

$ Ähnlichkeit, wahrgenommene $ Produktkategorie

$ Erhebungsmethode $ Stichprobe

$ Risiko, wahrgenommenes

$ Untersuchungsdesign

Beurteilung des Herkunftslandes

Qualitätswahrnehmung

Kaufabsicht

Quelle: eigene Darstellung auf der Basis von Pharr (2005), Yun et al. (2002), Batra et al. (2000), Gürhan-Canli/Maheswaran (2000), Verlegh/Steenkamp (1999).

(4) Theoretische Grundlage ( Theorie). Ungeklärt ist insb. die Wirkungsweise: Wie beeinflusst die Information über das Herkunftsland die Kaufentscheidung? Indem sie das Herkunftsland als Schlüsselinformation heranziehen, vereinfachen die Konsumenten den Prozess der Produktbeurteilung ( Heuristik). Die Schlüsselinformation „Herkunftsland“ wirkt wie die Zusammenfassung mehrerer Produktattribute und erlaubt es, die Kaufentscheidung zu vereinfachen. Bei diesen Mental Short Cuts sind insb. zwei Prozesse bedeutsam: Attributdominanz und Irradiation. a) Attributdominanz (A1 & Q;): Das Herkunftsland des Produkts dient als Information Chunk. Anstatt viele einzelne Informationen zu verarbeiten, beurteilen Konsumenten ein Produkt, indem sie auf ein Schema zurückgreifen, dem ein generelles, zumeist wertendes Urteil über ein Land - und abstraktes damit auch über die von dort stammenden Produkte - zugrunde liegt ( Länderstereotyp). Diese extrem starke Wirkung lässt sich aber nur ausnahmsweise nachweisen. So berichtete C.M. Han, dass Konsumenten, die mit den aus einem bestimmten Land stammenden Produkten (Automobile, Fernsehgeräte etc.) sehr vertraut sind, die Information „Herkunftsland“ als Summary Construct verwenden. Dieses fasst dann eine Reihe von Einzelinformationen zusammen und beeinflusst das Gesamturteil über diese Produkte direkt (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Wirkungsweise des CoO Attributdominanz

Irradiation

A1

A1 A2

A2 CoO

P

P CoO

An

A4

= summary construct

= halo effect

Country of Origin

225

b) Irradiation: Es ist anzunehmen, dass Konsumenten, denen es an den für eine Kaufentscheidung relevanten Produktinformationen mangelt oder die aus anderen Gründen (z.B. Unfähigkeit bzw. Unwilligkeit zu einer elaborierten Kaufentscheidung) nicht weitere Informationen beschaffen oder auf vorliegende Informationen zurückgreifen wollen, vom Herkunftsland auf andere Produktattribute schliessen. In diesem Fall entspricht also der CoO dem bekannten Halo-Effekt. (5) Bezüglich der Bedeutung des Herkunftslandes für die reale Kaufentscheidung ergab eine Metaanalyse von Peterson & Jolibert, die 69 einschlägige Studien untersucht haben, dass das Herkunftsland im Durchschnitt 30% der Qualitätswahrnehmung und 19% der Kaufabsicht erklärt. Allerdings variieren, wie Abb. 4 zu entnehmen ist, die Effekte sehr stark. Ressourcen an Geld, Zeit, Energie oder Aufgrund zahlreicher situativer Faktoren (z.B. begrenzte Wissen, Mangel an Optionen sowie wahrgenommenem sozialen Druck z.B. Buy British! , schwankt die Stärke der beobachteten Effekte sehr stark (von 0,00 bis 0,98). Zwar sind diese somit nicht generalisierbar; unstrittig aber scheint zu sein, dass das Herkunftsland, sofern es wahrgenommen wird, insb. die Präferenz beeinflusst ( Generalisation). Allerdings weiß man bislang sehr wenig darüber, ob Konsumenten diese Information überhaupt nutzen (wollen bzw. können) Experimentell konnte J.P. Liefeld jedenfalls zeigen, dass Probanden an der Information „Herkunftsland“ wesentlich seltener interessiert sind als an anderen Hinweisen, die auf die Güte des Produkts schließen lassen. Auch über die Gründe, warum Konsumenten Produkte aus verschiedenen Ländern unterschiedlich wahrnehmen bzw. präferieren, ist noch wenig bekannt. Eine These lautet, dass die meisten CoO-Studien deskriptiv angelegt sind und demnach lediglich darüber Auskunft geben, wie Konsumenten Produkte aus bestimmten Ländern beurteilen. Abb. 4: Einfluss des CoO auf Qualitätswahrnehmung und Kaufabsicht Anzahl der Effekte

Anteil der Effekte (in %)

Bandbreite der DurchschnittEffekte liche Stärke des Effekts

Standardabweichung

Einfluss des CoO auf ... wahrgenommene Qualität / Zuverlässigkeit

964

63,4

0,00 - 0,98

0,30

0,25

Kaufabsicht

556

36,6

0,00 - 0,91

0,19

0,23

1.520

100,0

0,00 - 0,98

0,26

0,25

Durchschnittlicher Einfluss Quelle: Peterson/Jolibert (1995, S.890).

(6) Kritik: Die traditionelle CoO-Literatur geht davon aus, dass die „Made in-Information“ vor allem kognitive Effekte auslöst. Mögliche affektive und/oder normative Effekte werden demgegenüber vernachlässigt (vgl. Abb. 5). Dies ist allerdings kein für die CoO-Forschung spezifisches Manko, sondern charakteristisch für weite Teile der Wirtschaftswissenschaften. Abb. 5: Dreidimensionales Wirkungsmodell Kognitive Wirkungsebene

Affektive Wirkungsebene

Normative Wirkungsebene

Wirkung des CoO

Informiert über Produktqualität

Signalisiert emotionale bzw. symbolische Bedeutung

Aktiviert individuelle und/oder soziale Normen

Zentraler Befund

CoO = Schlüsselinformation zur Beurteilung der Gesamtqualität und/oder einzelner Qualitätsmerkmale (z.B. Haltbarkeit, Zuverlässigkeit)

CoO = visuelle Information, welche das Produkt mit einem emotionalen bzw. symbolischen Zusatznutzen verbindet (z.B. Nationalstolz, sozialer Status)

CoO = Hinweisreiz, der signalisiert, welche Produkte aus welchem Land man kaufen oder nicht kaufen darf (will man bestehende soziale Normen erfüllen).

Quelle: in Anlehnung an Verlegh/Steenkamp (1999, S.524).

226

Country of Origin of Brand

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Country of Origin of Brand Herkunftsland einer Marke. Der Country of vom Käufer bzw. Konsumenten wahrgenommenes Origin of Brand (CoB) tritt, da immer mehr Produkte hybride Produkte sind, d.h. in verschiedenen Ländern hergestellt werden und somit nicht mehr einem Herstellungsland zuordenbar sind, zunehmend Country of Origin (CoO; vgl. Abb.). Davon ist das Country of Origin of Manuan die Stelle des facture (CoM) abzugrenzen. Entwicklung des Country of … Konzepts

Foreign Branding

CoO

CoM

CoB

Country of Origin of Manufacture

Country of Origin of Brand

" Phau, J.; Prendergast, G.: Conceptualizing the Country of Origin of Brand, in: Journal of Marketing Communication, Vol.6 (2000), No.3, pp.159-170. Thakor, M.; Kohli, C.: Brand Origin-Conceptualization and Review, in: Journal of Consumer Marketing, Vol.13 (1996), No.3, pp.27-42.

Country of Origin-Forschung

227

Country of Origin of Manufacture Herstellungsland eines Produkts. Da immer mehr Produkte hybride Produkte sind, d.h. in verschiedenen Ländern hergestellt werden und somit nicht mehr einem Herstellungsland zuordenbar sind ( Herkunftsland), schlugen Phau & Prendergast vor, das klassische CoO-Konzept ( Country of Origin) in Country of Origin of Brand (COB) und den Country of Origin of Manufacture (COM) aufzuden spalten. " Phau, J.; Prendergast, G.: Conceptualizing the Country of Origin of Brand, in: Journal of Marketing Communication, Vol.6 (2000), No.3, pp.159-170.

Country of Origin-Forschung beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern das häufig als CoO bezeichnete Herkunftsland ( Country Einstellungen, die Preiserwartungen und die Kaufbereitschaft of Origin) die Qualitätsurteile, die von Käufern und Konsumenten signifikant beeinflusst. (1) Das Image des Landes, mit welchem der Konsument ein Produkt verbindet, nimmt Einfluss darauf, wie er dieses wahrnimmt und beurteilt. Dabei kann das Länderimage einerseits als Halo-Konstrukt dienen, aus dem der Konsument die Eigenschaften des Produktes ableitet ( Irradiation), oder andererseits dessen Überzeugungen bezüglich der Produktmerkmale zusammenfassen (= Summary-KonAttributdominanz). Länderimages sind zwar relativ stabil, aber nicht unveränderbar. Japan strukt; etwa konnte sich in vergleichsweise kurzer Zeit vom Image des Billiganbieters befreien und steht heute in vielen Bereichen für höchste Qualität. Konstrukt des Country Stereotyping Effect (CSE) fasst die Urteilsverzerrungen, welche (2) Das durch die (wahrgenommene) Markenherkunft oder das Herstellungsland begründet sind, zusammen. Markennamen, so kann der Konsument es im Zuge der Trägt ein Produkt einen fremdsprachigen Kategorisierung entsprechend seines Markenwissens einem bestimmten Land zuordnen. sozialen Länderstereotypen verDie Komplexität der Informationsverarbeitung wird sodann mit Hilfe von ringert: stark vereinfachende Ansichten über die „Eigenschaften“ eines bestimmten Landes. Sie beruhen auf eingeschränkten Informationen und sind im Regelfall positiv bzw. negativ verzerrt. Eine einzige gute oder schlechte Erfahrung kann dabei den Ausschlag geben. Um kognitive Dissonanz zu verStereotype bestätigen. Allerdings ist zu meiden, bevorzugt der Mensch Informationen, die seine beachten, dass Herstellungsland ( Country-of-Origin) und wahrgenommene Markenherkunft (Brand Country of Origin of Brand) unterschiedliche Stereotype aktivieren. Der fremdsprachige Origin; Markenname, welcher die Markenherkunft kommuniziert, wird eher mit dem Land und dessen Sprache in Verbindung gebracht ( Kultur), während das „Made in“ primär Vorstellungen auslöst, welche von der industriellen Leistungskraft eines Landes und der Qualität der dort hergestellten Produkte geprägt Foreign Branding. So gab der chinesische Hersteller IMC sind. Diesen Effekt nutzt die Strategie des Jiangling einem Nachbau des Opel Frontera Sport den Namen Landwind, da weltweit deutsche Produkte mit „deutscher Qualität“ assoziiert werden. Wella wiederum hat die von einem chinesischen Joint Venture hergestellten Haarpflegeprodukte unter dem (deutschen) Markennamen Kräutertraum nach Japan exportiert, um dort gleichfalls vom deutschen Image zu profitieren. (3) Gemäß der u.a. von D.F. Cox sowie von Eroglu & Machleit formulierten Cue-Utilization-Theorie verfügt ein Qualitätssignal dann über Vorhersagewert und wird zur Schlüsselinformation, wenn es in dem Entscheider ein Inferential Belief aktiviert: die Überzeugung, mit Hilfe dieser gebündelten Information die Produktqualität beurteilen bzw. prognostizieren zu können. Plausiblerweise wirkt ein extrinsisches Merkmal nur dann als Qualitätssignal, wenn ihm der Entscheider sowohl Vorhersage- als auch Sicherheitswert zubilligt: Letzteres entspricht dem Descriptive Belief: dass (bzw. in welchem Maße) die durch das Qualitätssignal ausgelöste Vorstellung valide ist ( Validität), d.h. der Realität entspricht. Die Covariation Assessment-Theorie besagt: Ein Qualitätssignal besitzt dann Vorhersagewert und wird zur Schlüsselinformation, wenn gemäß der subjektiven Hypothese des Entscheiders extrinsisches Merkmal (z.B. Country-of-Origin) und Qualität kovariieren (d.h. häufig gleichzeitig auftreten). Allerdings ist Kovariation keine hinreichende Bedingung. Nur wenn das eine zwingend auf das andere

228

Country Stereotyping Effect

schließen lässt, also nach Ansicht des Entscheiders Qualität und extrinsisches Merkmal kausal miteinander verbunden sind ( Schema, kausales), besitzt der Country of Origin für diesen Vorhersagewert. Gierl & Stich prüften deshalb empirisch folgende Hypothese: „Personen, die einen Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes und der Qualität der dort gefertigten Industrieländern im Vergleich zu HerkunftszeiProdukte vermuten, billigen Herkunftszeichen von Schwellenländern einen höheren Vorhersagewert zu als Personen, die keinen derartigen chen aus Zusammenhang vermuten.“ Denn, wie die Country of Origin-Forschung gezeigt hat, attestieren die Befragten Angeboten aus Industrieländern insb. bei technisch anspruchsvollen Produkten eine überleSchema) erklären: „Ingene Qualität. Dies lässt sich durch folgende Laientheorie (bzw. implizites dustrieländer verfügen über qualitativ höherwertige technische Anlagen zur Herstellung von Produkten als Schwellen- und Entwicklungsländer. Weiterhin sind die Arbeitnehmer dort besser ausgebildet, was ihrem technischen und technologischen Know how zugute kommt.“ Gierl & Stich haben ihre Auskunftspersonen (Studenten) verschiedene Videokameras beurteilen lassen. Erwartungsgemäß war deren einschlägiger Kenntnisstand gering. Die daraus erwachsende Unsicherheit (bezüglich der Qualität der zu beurteilenden Produkte) fördert theoriegemäß die Bereitschaft, auf Qualitätssignale zu rekurrieren und diese bei der Urteilsbildung zu berücksichtigen. Die Befragten müssen davon überzeugt sein, dass ein Herkunftszeichen eindeutig anzeigt, woher ein so markiertes Produkt tatsächlich stammt und ob es von gering- bzw. hochwertiger Qualität ist. Nur wenn sowohl Vorhersage- als auch Sicherheitswert groß sind, nutzen sie das „Made in ...“ als Qualitätssignal und sind bereit, dafür einen entsprechenden Preis zu bezahlen. (4) Kritik: Die Country of Origin-Forschung vernachlässigt zumeist, dass man im Rahmen der überwiegend als Single Cue-Studien konzipierten Forschung die Aufmerksamkeit der Probanden, in unbiotischer, d.h. nicht realistischer Weise auf die Herkunft einer Marke (oder eines Produktes) lenkt, ein Großteil der Konsumenten diese jedoch häufig nicht kennt bzw. sich nicht dafür interessiert. Indem man dieses periphere Produktmerkmal fokussiert, wird eine atypische Untersuchungssituation geschaffen, weshalb es den so gewonnenen Befunden an externer Validität mangelt. " Han, C.M.: Country Image. Halo or Summary Construct? in: Journal of Marketing Research, Vol.26 (1989), pp.222-229. Leclerc, F.; Schmitt, B.H.; Dubé, L.: Foreign Branding and Its Effects on Product Perceptions and Attitudes, in: Journal of Marketing Research, Vol.31 (1994), pp.263-270. Samiee, S.: Customer Evaluation of Products in a Global Market, in: Journal of International Business Studies, Vol.25 (1994), No.3, pp.579-604. Samiee, S.; Shimp, T.A.; Sharma, S.: Brand Origin Recognition Accuracy. Its Antecedents and Consumers' Cognitive Limitations, in: Journal of International Business Studies, Vol.36 (2005), No.4, pp.379397. Stolz, J.: Soziologie der Fremdenfeindlichkeit, Frankfurt/Main 2000. Thakor, M.V.; Lavack, A.M.: Effect of Perceived Brand Origin Associations on Consumer Perception of Quality, in: Journal of Product & Brand Management, Vol.2 (2003), No.6, pp.394407. Trommsdorff, V.: Konsumentenverhalten, 7.Aufl., Stuttgart 2009.

Country Stereotyping Effect Cousin

Markenname

Arbitrageanfälligkeit

CPFR-Modell verfolgt innerhalb des Supply Chain Management einen dezidiert ganzheitlichen Ansatz. Wie beim Efficient Consumer Response-Ansatz geht es zunächst darum, dass Hersteller und Handel alle, z.B. durch Marktprognosen und andere Instrumente gewonnenen Informationen (z.B. Abverkaufshistorie, POS-Abverkaufsdaten, Lagerbestandsdaten), gemeinsam nutzen, um einerseits Produktion und Lagerhaltung mit Blick auf die Nachfrageentwicklung optimal aufeinander abstimmen sowie andererseits Warenfluss und Verkaufsförderung koordinieren zu können. Anders als beim traditionellen ECR können bei Collaborative Planing, Forecasting and Replenishment Optimierungsarbeiten aber nur kooperativ mit der erforderlichen Aussicht auf Erfolg durchgeführt werden. Hierzu müssen beide Partner (Hersteller- und Handelsunternehmen) ihr jeweiliges Wissen über Sortiment, Produkte und Kunden in die gemeinsame Arbeit einbringen ( Kooperation). ( http://www.cpfr.org CPI

Korruption;

Transparency International

Cross-Cultural Adaptability Inventory

229

Cranfield Project on Strategic International Human Resource Management nales Personalmanagement CRB-Futures-Index Critical Incident

Internatio-

Rohstoffpreisindex Kulturassimilator

Cross Border-Leasing ist dann gegeben, wenn die Standorte der Unternehmen von Leasinggeber und Leasingnehmer in verschiedenen Ländern liegen ( Leasingstrategie). (1) Berühmt wurde dieses Konzept dadurch, dass zahlreiche deutsche Kommunen sich durch Cross Border-Leasing eine neue Finanzquelle erschlossen. Dazu vermieten sie kommunale Infrastruktureinrichtungen (z.B. Müllverbrennungsanlage) langfristig (häufig für 99 Jahre) an eine in den USA beheimatete Finanzanlagegesellschaft und erhalten den für die gesamte Laufzeit ausgehandelten Mietzins (z.B. 150 Mio. €) mit Vertragsbeginn ausgezahlt. Nun vermietet der US-Trust die Müllverbrennungsanlage an die Kommune und erhält dafür jeden Monat von einer zwischengeschalteten Bank den ausgehandelten Mietzins. Die Bank erhält von der Kommune 142,5 Mio. € (= 150,0 Mio. € - 7,5 Mio. € Barwert) und bestreitet daraus die monatlichen Mietzahlungen. Mit Ablauf des Vertrags kauft die Bank von der Finanzierungsgesellschaft die Rechte an der Müllverbrennungsanlage und reicht diese an die Kommune weiter. Wegen der langen Laufzeit des Mietvertrages gilt der Trust in den USA als Eigentümer und kann somit die gesamte Investitionssumme (= 150 Mio. €) bis zum Ende der Laufzeit des Leasingvertrages steuerlich geltend machen, was eine Steuerersparnis von 20-35% ergibt. Damit bezahlen letztlich amerikanische Steuerzahler diese Art von Cross Border-Leasinggeschäft. (2) Kritiker von Cross Border-Geschäften befürchten unabsehbare Rechtsstreitigkeiten vor US-Gerichten, die zum einen mit der extrem langen Laufzeit zusammenhängen können (etwa wenn Umweltschützer vor deutschen Gerichten die Betriebserlaubnis erfolgreich anfechten) und zum anderen mit der Undurchsichtigkeit der bisweilen mehr als 1.000 Seiten umfassenden Verträge. Wie sich später herausstellen sollten, lagen diese Verträge den kommunalen Entscheidungsträgern zumeist gar nicht vor (sondern lediglich eine mehr oder minder aussagefähige Kurzfassung): Vor allem aber wurde kritisiert, dass es sich um Luftgeschäfte handle. Denn faktisch bleibe immer die Kommune Eigentümer der Anlage. Cross Border-Merger

Fusion;

Merger & Acquisition

Cross-Cultural Adaptability Inventory umfasst vier Subskalen mit zusammen 50 Items ( Anpassung). (1) Die Emotional Resilience-Scale ist mit 18 Items die längste Subskala des CCAI. Um die emotionale Belastbarkeit der Probanden zu erfassen, wird gefragt, wie diese mit Ambiguität, Fehlern, neuen Erfahrungen und Situationen, Stress und anderen Herausforderungen umgehen. (2) Zur Flexibility/Openess-Scale zählen insgesamt 17 Items. Diese thematisieren z.B. Toleranz, Offenheit für und Interesse an Fremden, an neuartigen Ideen etc. (3) Die Perceptual Acuity-Scale besteht aus zehn Items. Sie misst, inwieweit kulturspezifische Signale in der interkulturellen Kontaktsituation wahrgenommen und angemessen interpretiert werden ( Kommunikation, interkulturelle). (4) Mit sieben Items ist die Personal Autonomy-Scale die kleinste Subskala. Wie stark ist die individuelle Identität? Ist diese auf externe Bestätigung angewiesen? Wie groß ist die Zuversicht in die eigenen Werte und Überzeugungen ( Belief). " Davis, S.L.; Finney, S.J.: A Factor Analytic Study of the Cross-Cultural Adaptability Inventory, in: Educational and Psychological Measurement, Vol.66 (2006), No.2, pp.318-330. Kelley, C.; Meyers, J.: CCAI. Cross-Cultural Adaptability Inventory, Minneapolis 1995.

230

Cross Cultural-Ansatz

Cross Cultural-Ansatz (1) Forschungsstrategie, in deren Mittelpunkt zum einen das Ziel steht, anhand des systematischen Vergleichs nationaler Marketingsysteme und Handlungsgewohnheiten ( Comparative Marketing) das Kultur herauszuarbeiten. Man geht davon aus, dass zahlreiche Einstellungen Spezifische einer Risikobereitschaft) und Verhaltensweisen (z.B. Aufteilung des Haushaltsbudgets) der Bewoh(z.B. ner unterschiedlicher Länder im Regelfall nicht zufällig auftreten, sondern kulturell geprägt sind. So Ungewissheitsvermeidung tendieren, Risikoaversion verbreiteter sein als wird in Ländern, die zu Gesellschaften, die, kulturbedingt, Ungewissheit tolerieren (z.B. die angelsächsischen in solchen Länder). Derartige Variationen sind prinzipiell analysierbar und können bis zu einem bestimmten Grad Akzeptanz von Innovationen) oder vorhergesagt und bspw. für die Zwecke des Marketing (z.B. Entsendungsbereitschaft). der Personalpolitik genutzt werden (z.B. (2) Zum anderen beabsichtigen Vertreter dieses Ansatzes, eine Metatheorie (des Marketing, des ManaTheorien, Techniken, Praktiken etc. gement etc.) zu entwickeln. Sie möchten herausfinden, welche Kultur sind. universell anwendbar ( Generalisierung) und welche spezifisch für eine bestimmte Im Gegensatz zum Inter Cultural-Forschungsansatz ( Interkulturelles Marketing) versteht sich Cross Cultural-Forschung als „kulturübergreifend“. R. Bartels hat schon frühzeitig versucht, den Kulturvergleich als eine Metatheorie des Marketing zu etablieren („a model for comparative analysis“). Durch den systematischen Vergleich nationaler Marketingsysteme sollten die allgemeingültigen, d.h. weltweit gültigen Gesetzmäßigkeiten des Marketing identifiziert werden ( Vergleichsanalyse). Cross National-Forschungsstrategie abzu(3) Von der Cross Cultural-Forschungsstrategie ist die grenzen. In deren Mittelpunkt steht die Analyse der Gemeinsamkeiten von und der Unterschiede zwischen Ländern (Staaten, Nationalitäten etc.). " Bartels, R.: Are Domestic and International Marketing Dissimilar? in: Journal of Marketing, Vol.32 (1968), No.3, pp.56-61. Jahoda, G.; Krewer, B.: History of Cross-Cultural and Cultural Psychology, in: Berry, J.W.; Poortinga, Y.H.; Pandey, J. (Eds.), Handbook of Cross-Cultural Psychology, Vol.1: Theory and Method, 2nd Ed., Boston 1996, pp.1-42.

Cross-Cultural Psychology

Interkulturelle Psychologie;

Universalismus

Cross-Cultural Target Group länderübergreifende Zielgruppe, die im Rahmen der Marktsegmentierung auf Basis von ÜbereinMarktsegstimmungen und Abweichungen in ihrem Kulturprofil gebildet wird ( Kulturprofil; mentierung, integrale). So ist das Segment der Risikoaversen eine für das Versicherungsgewerbe und andere Finanzdienstleister in besonderem Maße geeignete Zielgruppe. Transkulturelle Zielgruppen wie Euro Socio-Styles sind hinsichtlich ihrer Werte und Einstellungen, aber auch mit Blick auf die ihr Entscheidungs- und Kaufverhalten homogener als traditionelle Zielgruppen, die nach Maßgabe geographischer, nationaler oder anderer objektiver Kriterien identifiziert werden ( Standardisierung, differenzierte). Cross Investment (1) Anlass zur Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit, der daraus erwächst, dass ausländische Konkurrenten des Unternehmens im Binnenmarkt investieren ( Motive der InternationalisieZiele der Internationalisierung). Um Wettbewerbsparität hinsichtlich Skalenvorteilen u.a. rung; Internationalisierung (z.B. Risikostreuung) zu erzielen positiven Effekten der ( Skaleneffekte; Theorie des oligopolistischen Parallelverhaltens), nimmt das inländische Unternehmen dann ein Cross Investment vor. Imitiert ein Unternehmen hingegen die InternatioBand nalisierungsstrategie eines oder mehrerer inländischer Konkurrenten, so spricht man vom Wagon-Effekt (vgl. Abb., nächste Seite). Beide Vorgehensweisen sind Varianten der Me too-Strategie. (2) Vom Cross Investment ist die Überkreuzbeteiligung zu unterscheiden. " Braun, G.: Die Theorie der Direktinvestition, Diss., Köln 1988. Ecarnation, D.J.: Cross-Investment. A Second Front of Economic Rivalry, in: California Management Review, Vol.29 (1987), No.2, pp.20-48. Ozawa, T.: Cross Investment Between Japan and the EC. Income Similarity, Technological Congruity and Economies of Scope, in: Cantwell, J. (Ed.), Multinational Investment in

CSS

231

Modern Europe. Strategic Interaction in the Integrated Community, Cheltenham 1992, pp.13-45. Xu, X.: China and the Middle East. Cross-Investment in the Energy Sector, in: Middle East Policy, Vol.7 (2000), No.3, pp.122-136.

Strategisches Verhalten der Konkurrenten als Anlass der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit Markt Binnenmarkt … ausländische Konkurrenten Internationalisierungsstrategie

Cross Licensing

… inländische Konkurrenten

Auslandsmarkt Cross Investment

„Band WagonEffekt“

Kooperation

Cross National-Ansatz (1) Forschungsstrategie, welche das Ziel verfolgt, Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Ländern aufzudecken. Hierzu werden Objekte, Institutionen oder Sachverhalte in verschiedenen Ländern systematisch miteinander verglichen (z.B. hinsichtlich der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der dort ansässigen Unternehmen, der Marktstruktur oder der Zahlungsbereitschaft der Kunden). Die Distributionsdichte etwa ist ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung der Erschließbarkeit bzw. Konkurrenzintensität von Märkten etc. ( Distributionspolitik, internationale). Cross Cultural(2) Im Gegensatz zur Cross National-Forschungsstrategie stehen im Mittelpunkt der Kulturen (insb. LandesForschungsstrategie Gemeinsamkeiten von und Unterschiede zwischen kultur; Subkultur; Unternehmenskultur). Cross Subsidization Element der Preisstrategie international, multinational oder global tätiger Unternehmen ( Global Multinationales Unternehmen; Preispolitik, internationale). Voraussetzung für Cross Player; Subsidization ist, dass zwischen den relevanten Märkten „erhebliche“ Preisunterschiede bestehen, Arbitrage-Effekte aber dennoch ausgeschlossen oder auf ein verträgliches Maß reduziert werden können. Dann und nur dann eröffnet das internationale Preis-Management die Möglichkeit, mit Gewinnen, die in einem weniger wettbewerbsintensiven Ländermarkt erzielt werden, per Ausgleichs- bzw. Mischsubkalkulation eine aggressive Niedrigpreis-Strategie in anderen, umkämpften Ländermärkten zu ventionieren (z.B. als Mittel des eigenen Markteintritts oder des Aufbaus von Barrieren gegen den Markteintrittsbarriere; Markteintrittsstrategie). Markteintritt von Konkurrenten; Die Strategie, für einen bestimmten Markt ein Preisniveau festzulegen, das, für sich genommen, eine kalkulatorische Unterdeckung bedeutet, verfolgte in den frühen 1970er-Jahren bspw. Michelin. Der bekannte französische Reifenhersteller nutzte damals seine im europäischen Markt erzielten Gewinne, um Goodyear auf dem amerikanischen Reifenmarkt anzugreifen. Um Dumping handelt es sich, wenn die finanzielle Unterstützung für die Präsenz in besonders wettbewerbsintensiven Märkten so weit geht, dass Leistungen unterhalb des Preisniveaus angeboten werden, das auf dem Heimmarkt des Anbieters üblich ist. " Keegan, W.J.; Schlegelmilch, B.B.: Global Marketing Management. A European Perspective, Harlow 2001, pp..27, 408-409.

CSR

Corporate Social Responsibility

CSS

Commercial Crime Services

232

CSTE ropa CTA

CSTE

Commodity Classification;

Internationales Güterverzeichnis für Verkehrsstatistik in Eu-

Rechnungslegung, internationale

C-Terms spezielle, die Transaktionen zwischen Käufer und Verkäufer standardisierende und damit vereinfaHandelsklausel ( INCOTERMS). Die Carrige-Klausel ist eine Abgangsvereinbarung. chende Demnach hat der Verkäufer zwar einen Transportvertrag abzuschließen und die Frachtkosten, die bis zum Bestimmungsort anfallen, zu übernehmen. Der Käufer muss die Transportrisiken aber bereits ab dem Zeitpunkt der Verladung tragen ( Risiko). C-to-C-Handel

B-to-B-Handel

Cue Utilization-Theory

Country of Origin-Forschung;

Theorie

Cultural Bias systematische Urteilsverzerrung, welche durch die kulturelle Herkunft und die damit verbundenen Werte bedingt ist ( Landeskultur; Selbstkongrundlegenden Überzeugungen ( Belief) und zept). (1) „Kulturelle Voreingenommenheit“ sorgt u.a. dafür, dass Forschungsinteressen und ForschungsmeLeistungsmotivation thoden interkulturell variieren. So finden Überlegungen zur individuellen individualistischen Kulturraum Beachtung. Entsprechend war primär amerikahauptsächlich im nischen sowie westeuropäischen Forschern daran gelegen, Antworten auf entsprechende wissenschaftGesellschaften wird Leistung liche Fragen zu finden. Denn in Japan und anderen kollektivistischen Gesellschaft definiert und wenivorzugsweise mit Blick auf das Wohl der Gruppe bzw. der ganzen ger im Zusammenhang mit individueller Konkurrenz. Artefakte gemeint: Verzerrung von (empirischen) Befunden (2) Mit Cultural Bias sind häufig auch aufgrund des unkontrollierten Einflusses kulturspezifischer intervenierender Variablen (z.B. unterHofstede-Studie bspw. sorgte die Dominanz „westschiedliche Auskunftsbereitschaft). Im Falle der Werte für einen Cultural Bias. Dieser ist häufig auch auf mangelnde Äquivalenz der licher“ Analyseinstrumente, Forschungsdesigns etc. zurückzuführen. (3) Weiterhin wird den meisten Intelligenz- und Persönlichkeitstests vorgeworfen, sie litten unter eiCulture Free Intelligence-Tests und später nem Cultural Bias. Deshalb wurden zunächst so genannte Culture Fair Intelligence-Tests entwickelt. (4) Viele Portfolios werden aufgrund des Home Bias nicht optimal strukturiert. Ihrem Aktiendepot etwa mischen die meisten Anleger nachweisbar einen übermäßigen Anteil heimischer Werte bei. Diese suboptimale Allokation finanzieller Ressourcen wird kontrolltheoretisch erklärt. Aufgrund der - im Übrigen häufig nur scheinbar - größeren Vertrautheit mit heimischen Unternehmen empfinden Anleger ein verstärktes Kontrollgefühl, wenn deren Aktien in ihrem Besitz sind. Wie von Nitzsch & Scholz emRisikoaversion zu 80% in heimischen pirisch ermittelt haben, bezahlen Anleger, die aufgrund von Aktien investiert sind, diese Kontrollillusion mit einem Renditeverlust von knapp einem Prozent. " Atkinson, J.W.: An Introduction to Motivation, New York 1964. Dreesmann, H.: Motivation im interkulturellen Kontext, in: Bergemann, N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, 3.Aufl., Heidelberg 2003, S.137-163. Heckhausen, H.: Hoffnung und Furcht in der Leistungsmotivation, Meisenheim am Glan 1963. Hofstede, G.: Cultures Consequences. Comparing Values, Behaviors, Institutions, and Organizations Across Nations, 2nd Ed., Thousand Oaks/CA 2001. McClelland, D.C.: The Achieving Society, Princeton/NJ 1961. von Nitzsch, R.; Stolz, O.: Zu welchen Renditeeinbußen führt der Home Bias? in: Finanzbetrieb, 8.Jg. (2006), S.106-113.

Cultural Diligence als Ergänzung zu Due Diligence (Kaufprüfung) gedachte Überprüfung des kulturellen Fits unUnternehmenskulturen. Vor allem im Falle von Fusionen stellt sich die Frage, terschiedlicher welche Kandidaten hinsichtlich ihres jeweiligen Kulturprofils am besten zusammenpassen ( Merger

Culture Free Intelligence-Test

233

Änderungsbereitschaft, Füh& Acquisition). Dabei werden u.a. folgende Kriterien überprüft: Innovation) und Offenheit gegenüber rungsstil, Delegationsprinzipien, Innovationsbereitschaft ( der Unternehmensumwelt. " Wildemann, H.: Fusionen, in: Frey, D.; von Rosenstiel, L.; Graf Hoyos, C. (Hrsg.), Wirtschaftspsychologie, Weinheim 2005, S.105-110.

Cultural Psychology

Universalismus

Cultural Synergy-Circle zum einen Bestandteil des interkulturellen Synergiemanagements, zum anderen Bestandteil des inWissensmanagements. Wie in einem Quality Circle diskutieren auslandserprobte Mitterkulturellen arbeiter mit Experten über ihre bei Auslandseinsätzen gewonnenen Erfahrungen. Indem diese in Gestalt von Handlungsregeln dokumentiert werden, verhindert das Unternehmen Wissensverlust (bspw. für den Fall, dass diese erfahrenen Kollegen das Unternehmen verlassen). " Stüdlein, Y.: Management von Kulturunterschieden. Phasenkonzept für internationale strategische Allianzen, Wiesbaden 1997.

Cultural Theory typologischer Erklärungsansatz, der Gesellschaften in ein durch zwei Dimensionen geformtes Koordinatenkreuz einordnet ( Kulturdimensionen nach Douglas). Dabei verkörpert Group das Ausmaß, in dem sich die Handlungsmöglichkeiten eines Individuums aus ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten (sozialen) Gruppe ableiten und wie stark der Zugang zu dieser Gruppe reglementiert ist. Grid Kultur ihre wiederum bezeichnet das Ausmaß, in dem die Angehörigen einer solchen Gruppe bzw. Beziehungen zueinander selbständig gestalten können. Vereinfacht ausgedrückt befasst sich diese Theorie mit den Freiheitsgraden, welche dem Einzelnen aus der speziellen Gestaltung des Spannungsverhältnisses, das zwischen Individuum und Gesellschaft besteht, erwachsen bzw. verbleiben. " Douglas, M.: Risk and Blame. Essays in Cultural Theory, London 1992. Karmasin, H.: Produkte als Botschaften, 3.Aufl., Frankfurt/Wien 2007.

Cultural Training Cultural Turn

Training, kulturelles Anthropologie;

Wende, anthropologische

Culture Bound-Hypothese wird in der kulturvergleichenden Psychologie und der Kulturpsychologie diskutiert. Wie ihr Differenzierungsthese, geht auch die Culture Boundwirtschaftswissenschaftliches Pendant, die Globalisierung, z.B. MassenkommuHypothese davon aus, dass die so genannten Treiber der nikation und technischer Fortschritt, nur für eine partielle bzw. oberflächliche Angleichung der WünBedürfnisse und Verhaltensweisen der Menschen weltweit sorgen ( Konvergenzthese). sche, Kultur, in der sie sozialisiert Deren maßgebliche Orientierungen aber seien unverändert durch die wurden, vorgegeben ( Sozialisation). Demgegenüber akzentuiert die Culture Free-Hypothese den Industrianormativen Zwang, den nach Ansicht der Vertreter dieser theoretischen Strömung die lisierung ausübt ( Norm). Deren „technikgetriebene“ Eigendynamik überlagere bzw. verdränge über Weltkultur entstehe. kurz oder lang kulturelle Besonderheiten und sorge dafür, dass eine homogene " Harbison, F.; Myers, C.A. (Eds.): Management in the Industrial World. An International Analysis, New York 1959. Huber, F.; Herrmann, A.; Braunstein, C.: Interkulturelle Werteforschung zur Gestaltung von Dienstleistungen im Schienenverkehr, in: Marketing!ZFP, 20.Jg. (1998), Nr.1, S.25-36. Oberg, W.: Cross-Cultural Perspectives on Management Principles, in: Journal of Academy of Management, Vol.6 (1963), pp.141-152.

Culture Fair Intelligence-Test

Culture Free Intelligence-Test

Culture Free Intelligence-Test (1) wurden entwickelt als Reaktion auf die grundsätzliche Kritik an den traditionellen Testverfahren. Die Eignungs- und Leistungsdiagnostik, speziell die Intelligenz- und Persönlichkeitstests, seien nicht

234

Culture Free Intelligence-Test

objektiv, wie unterstellt, sondern umfeldabhängig. Als Konsequenz der kulturellen und sozio-ökonomischen Prägung des Menschen mangele es diesen Verfahren an Voraussetzungsfreiheit. Denn wenn Intelligenz einer Person misst, erfasst man auch deren kulturelle (bzw. sozioökonomische) man die Konstrukts Erfahrung und Entwicklung. Nicht zuletzt die jeweilige wissenschaftliche Definition des Intelligenz unterliegt kulturellen Einflüssen. Im anglo-amerikanischen Sprachraum bspw. gilt Intelligenz als eine Persönlichkeitseigenschaft unter vielen, die ähnlich der Körpergröße messbar ist ( Big Five). Deutschsprachige Wissenschaftler hingegen neigen dazu, Intelligenz für eine Meta-Eigenschaft zu halten, die auf andere Eigenschaften ausstrahlt. So wird hochintelligenten Personen häufig Realitätsferne attribuiert (d.h. ein ungenügender Umwelt- und Gegenwartsbezug). (2) Weil bei der Konstruktion von IQ-Tests die Umfeldabhängigkeit der Intelligenz nicht berücksichtigt wurde, kam es zum so genannten Kulturimperialismus ( Imperialismus). Demzufolge diskriminieren die zumeist im westlichen Kulturkreis entwickelten traditionellen Intelligenztests Angehörige anderer Kulturen. Deshalb schnitten diese bei den auf dem abendländischen Verständnis von Intelligenz beruhenden Tests deutlich schlechter ab als Angehörige westlicher Kulturen. Diese Erkenntnisse bzw. Befürchtungen wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren zum Anlass genommen, so genannte Culture Free Intelligence-Tests zu entwickeln. Mit ihrer Hilfe sollte Intelligenz möglichst sprach- und kulturunabhängig erfasst werden. (3) Der bekannteste dieser Tests, der Culture Free Intelligence-Test von Cattell & Weiss (CFT, 1971; deutsch: Grundintelligenz-Test), beruht auf einem damals weit verbreiteten Modell der Intelligenz. Darin wird zwischen fluider und kristalliner Intelligenz unterschieden. a) Fluide Intelligenz beschreibt demnach die Fähigkeit, sich neuen Situationen anzupassen. Diese Leistung wird als weitgehend angeboren und deshalb als kulturfrei erachtet; sie korreliert mit der Lerngeschwindigkeit, schwindet mit zunehmendem Alter und äußert sich in Fähigkeiten der räumlichen Wahrnehmung. b) Kristalline Intelligenz hingegen umfasst die kognitive Leistungsfähigkeit, die ein Mensch im Laufe seines Lebens erworben hat. Sie kommt im generellen Wissen sowie in sprachlich-verbalen und mathematischen Fähigkeiten zum Ausdruck. Der CFT versucht, die fluide Intelligenz (G-Factor = General Fluid Ability) durch Items zu messen, die ausschließlich in gezeichneter Form vorliegen und von den Probanden ergänzt werden müssen (bspw. „Unterstreichen Sie alle Dreiecke, die einen Punkt in der rechten oberen Ecke aufweisen“). Weitere Culture Free Intelligence-Tests, die jedoch auf anderen Intelligenzmodellen beruhen, sind der Progressive Matrices Test von J.C. Raven sowie der Figure Reasoning Test von J.C. Daniels. Beim PMT müssen die Probanden abstrakte Matrizen um ein Zeichen erweitern, beim FRT sind Figuren zu vervollkommnen. Alle diese Tests sind mehr oder minder sprachfrei; „minder“ deshalb, weil die für das Verständnis der Aufgabe äußerst wichtige Instruktion sprachgebunden ist. (4) Kritik an der These der Sprach- und Kulturunabhängigkeit übte bereits 1964 H.J. Groffmann. Evaluationsstudien zeigten, dass allenfalls von relativer Kulturunabhängigkeit ausgegangen werden kann; denn auch die in diesen Tests verwendeten Zeichen und Symbole sind vielfach kulturell beeinflusst. Um den somit nicht vollständig zu eliminierenden kulturellen und sozioökonomischen Faktoren Rechnung zu tragen, werden alle Intelligenz- und Persönlichkeitstests „geeicht“, d.h. genormt. Dazu befragt man in jedem Land eine nach Alter, sozialer Schicht etc. repräsentative Stichprobe. Die Durchschnittswerte dieser Eichstichprobe gelten dann als Standardvergleichswerte. Weil neuere Tests sowohl sprachliche als auch nichtsprachliche Teile enthalten und an einer landesspezifischen repräsentativen Stichprobe geeicht wurden, spricht man „nur noch“ von Culture Fair Intelligence-Tests. Ein weiteres Problem liegt in der begrenzten Anwendbarkeit für die Eignungs- und Entwicklungsdiagnostik; denn diese versucht nicht zuletzt, auch das erworbene Wissen zu erfassen, also die schulischen Fähigkeiten in Gestalt der kristallinen Intelligenz. Deshalb werden nach wie vor bevorzugt Tests eingesetzt, die sowohl die fluide als auch die kristalline Intelligenz messen (durch einen verbalen und einen Handlungsteil). Beispielsweise überprüft der in Deutschland am häufigsten benutzte Hamburg-Wechsler-Intelligenztest (HAWIK-R) im Verbalteil allgemeines Wissen, allgemeines und rechnerisches Verständnis; weitere Aufgaben sind „Gemeinsamkeiten finden“ und ein Wortschatztest. Im Handlungsteil müs-

CWÜ

235

sen die Probanden einen Zahlensymbol-Test und einen Mosaik-Test bearbeiten, Bilder ordnen und ergänzen sowie Figuren legen. Danach wird ein Handlungs- und ein Verbal-Intelligenzquotient berechnet, aus denen sich dann die Gesamtintelligenz ergibt. (5) In den 1980er-Jahren hat H. Gardner eine neuartige Theorie der Intelligenz vorgestellt. Sein Konzept der Multiplen Intelligenz unterscheidet sieben Dimensionen der Intelligenz: unterschiedliche Arten, die Welt zu erfassen, die prinzipiell alle gleich wichtig sind: Logisch-mathematische, sprachlich-linguistische, musikalische, räumliche, körperlich-kinästhetische, interpersonal-zwischenmenschliche sowie intrapersonale Intelligenz. Der Wert jeder dieser Dimensionen der multiplen Intelligenz sei kulturell bestimmt, je nachdem, was eine Gesellschaft als nützlich, notwendig und schätzenswert betrachtet. Nach H. Triandis fördert und fordert die westliche Gesellschaft primär logisch-mathematische sowie sprachlich-linguistische Intelligenz, wohingegen interpersonale Intelligenz in Gesellschaften von zentraler Bedeutung ist, in welchen kollektives Handeln und Leben in der Gemeinschaft wichtiger sind als in individualistischen Gesellschaften ( Individualismus vs. Kollektivismus). " Brickenkamp, R. (Hrsg.): Handbuch psychologischer und pädagogischer Tests, 2.Aufl., Göttingen 1997. Cattell, R.B.: Theory of Fluid and Crystallised Intelligence. A Critical Experiment, in: Journal of Educational Psychology, Vol.54 (1963), No.1, pp.1-22. Daniels, J.C.: Figure Reasoning Test, London 1971. Gardner, H.: Frames of Mind, New York 1983. Groffmann, H.J.: Die Entwicklung der Intelligenzmessung, in: Heiss, R. (Hrsg.), Handbuch der Psychologie, Bd.6, Göttingen 1964, S.223-244. Rauchfleisch, U.: Testpsychologie, 3.Aufl., Göttingen 1994. Raven, J.C.: The Standard Progressive Matrices, London 1971. Sweetland, R.C.; Keyser, D.J.: Tests. A Comprehensive Reference for Assessments in Psychology, Education, and Business, Austin/TX 1991. Tewes, U.: HAWIK-R, Bern 1983. Triandis, H.: Cross-Cultural Studies of Individualism and Collectivism, in: Berman, J. (Ed.), Nebraska Symposium on Motivation, Lincoln/NB 1989, pp.41-133. Weiss, R.H.: Der Grundintelligenz-Test, Braunschweig 1971.

Culture Free-Hypothese

Culture Bound-Hypothese;

Gut, kulturfreies

Currency Board (1) rigide Spielart der Wechselkursbindung, deren primäres Ziel ein Imagetransfer ist: Übertragung der Währung. Dabei Reputation (Glaubwürdigkeit und Stabilität) der Ankerwährung auf die eigene wird eine nationale Währung fest an eine stabile ausländische Währung oder an einen Währungskorb gebunden. Als Ankerwährung fungieren zumeist der US-Dollar oder der Euro. Wechselkurse unterscheidet sich der Currency Board in mehrerer (2) Von einem System fester Geld- und WähHinsicht. So impliziert dieser den weitgehenden Verzicht auf eine eigenständige rungspolitik. Auch setzt die Veränderung einer einmal gewählten Wechselkursrelation eine entsprechende Modifikation der gesetzlichen Grundlage voraus. " Weeber, J.: Internationale Wirtschaft, München 2002.

Custom House Docks

International Financial Services Center

Customizing Anpassung von Produkten bzw. Dienstleistungen an die spezifischen Bedürfnisse bzw. Anforderungen jedes einzelnen Nachfragers. Die Taylor Made-Strategie, d.h. das Angebot von Leistungen, die auf einzelne Kunden zugeschnitten sind, dient dazu, sich gegenüber Wettbewerbern Vorteile zu verschaffen, indem das Unternehmen auf die zunehmende Individualisierung des Käuferverhaltens reagiert. Die breiteste Resonanz hat dieser Ansatz bislang vor allem im Bekleidungs- und Software- sowie Zielgruppen an, im Dienstleistungsbereich gefunden. Er bietet sich vor allem in Märkten bzw. bei Landeskultur geprägt sind ( Individualismus vs. Kollektivisdie von einer individualistischen mus). " Gilmore, J.H.; Pine, B.J.: The Four Faces of Mass Customization, in: Harvard Business Review, Vol.75 (1997), No.1, pp.91101. Peren, F. W.; Hergeth, H.A. (Hrsg.): Customizing in der Weltautomobilindustrie, Frankfurt/Main 1996.

CWÜ

Außenwirtschaftsrecht

D D.O.P. D8

Herkunftsbezeichnung Developing Eight

DAC

Development Assistance Commitee

Darwinismus

Euro Socio-Styles

Datawarehouse, internationales integriert und verwaltet eine Vielzahl von Datenbanken und ermöglicht internen und/oder externen multinationalen Konsumgüterhersteller Henkel Nutzern den Zugang. Minerva etwa fungiert für den als internationales Datawarehouse, das 550 Datenbanken für Handels- und Verbraucherpanel-Daten sowie Medien- und Werbetracking-Daten aus zehn europäischen Ländern integriert (Stand Ende 2006). Auf dieser Basis erstellt Minerva 3.600 internetbasierte Standardreports und stellt den mehr als 1.000 Nutzern erprobte Analysetools zur Verfügung. Die PUMA AG wiederum betreibt ein internationales Datawarehouse, um alle relevanten Absatz- und Beschaffungszahlen sowie alle Lagerbestände weltweit zu konsolidieren und eine weltweite transparente Analyse und Planung dieser Unternehmenszahlen zu ermöglichen. Datenbank, marktbezogene Dauerniedrigpreis

Bundesagentur für Außenwirtschaft

Preisstrategie

DBOM

Betreibermodell

DBOT

Betreibermodell

DCC

Dual Career Couple

DDA

Verband

De Jure-Standard Standard, der nicht durch Marktprozesse gebildet wird, sondern aufgrund legislativer Vorgaben. Außer Deutsches Institut für Normung dem Gesetzgeber können auch freie Institutionen ( CENELEC; N; Internationale Organisation für Normung ISOJJ ) Standards setzen (z.B. Produkte.V. DIN standards). Dabei ist zu beachten, dass staatliche Institutionen Standards zumeist nicht direkt festlegen, sondern indirekt, indem sie Rahmenbedingungen definieren und an der Arbeit von Normungsorganisationen mitwirken. De Minimis-Vorschrift

US-Exportbestimmungen

238

Debitor

Debitor Schuldner, der Ware auf Kredit von einem Lieferanten bezogen hat ( Bonitätsrisiko; Factoring). Etymologisch lässt sich dieser Begriff auf das Lateinische zurückführen (debere = schulden). Debitorenrisiko Risiko des Ausfalls ausstehender Forderungen ( Risiko). Hierfür können sowohl Zahlungsunfähigkeit als auch Zahlungsunwilligkeit des Schuldners ('debitor') sorgen. Debt-Equity-Swaps

Swap-Geschäft

Debt-for-Exports-Swaps Debt-Nature-Swaps DEC

Swap-Geschäft

Swap-Geschäft

Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V.

Deckung, volle

Warentransportversicherung

Decoupling Abkopplung der asiatischen Volkswirtschaften von den USA Decretum Gratiani DED

Protestantismus-These

Deutscher Entwicklungsdienst

Deduktiver Ansatz (1) Regeln bzw. Verfahren, welche es erlauben, aus bestimmten Annahmen bzw. Prämissen logisch Schlussfolgerungen bzw. Hypothesen abzuleiten. Wissenschaftstheoretisch spricht man von deduktiver UnsicherheitsvermeiMethode dann, wenn aus allgemeinen Sätzen (z.B. „Deutsche neigen zur dung“) besondere Sätze abgeleitet (z.B. „Als Geldanlage ziehen Deutsche Zertifikate dem direkten WissenAktienkauf vor“) und diese sodann empirisch überprüft werden ( induktiver Ansatz; schaftstheorie). Gesetzesaussage sowie Antezedenzbedingung werden als Explanans und der zu erklärende Sachverhalt als Explanandum bezeichnet. (2) Im Rahmen der interkulturellen Kommunikation wird u.a. zwischen dem induktiven und dem deduktiven Argumentationsstil unterschieden ( Kommunikation, interkulturelle). " Czayka, L.: Formale Logik und Wissenschaftsphilosophie, München 1991. Kaplan, B.: Cultural Thought Patterns in Intercultural Education, in Language Learning, Vol.16 (1966), pp.1-20. Popper, K.: Logik der Forschung, 10.Aufl., Tübingen 1994.

De-Industrialisierung (1) Veränderung der Wirtschaftsstruktur in den hoch entwickelten Industrienationen. CharakterisProduzierenden Gewerbes ( Basarökonomie). Im positiven tisch ist der signifikante Rückgang des Tertiarisierung. Fall vollzieht sich als gegenläufige Entwicklung zur De-Industrialisierung eine Kaum eine Volkswirtschaft wurde durch diesen Strukturwandel so sehr verändert wie die Großbritanniens: Während von 1990 bis 2006 die Zahl der dort im Sekundären Sektor Beschäftigten von 5,2 Mio. auf 3,2 Mio. sank, stieg die Zahl der im Finanzsektor Beschäftigten im gleichen Zeitraum um nahezu 50%: auf 6,5 Mio. Arbeitnehmer. (2) Nach Großbritannien hat die De-Industrialisierung im weiteren Verlauf die Mehrzahl der traditionellen Industrieländer erfasst und dabei nach Ansicht von G. Steingart ein neuartiges Proletariat entstehen lassen: „Fremdlinge im eigenen Land“. Ihnen geht es materiell im Regelfall zwar besser als der arbeitenden Bevölkerung in der frühindustriellen Zeit; sie stehen aber nicht mehr, wie jene, am Rande,

De-Kulturation

239

sondern außerhalb der Gesellschaft: ohne Aufstiegsmotivation und eindeutiges Feindbild. Beides war noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts für die Arbeiterbewegung charakteristisch " Steingart, G.: Weltkrieg um Wohlstand. Wie Macht und Reichtum neu verteilt werden, München 2006.

De-Institutionalisierung Religionen. Im Rahmen des institutionellen Ansatzes wird bspw. die zunehmende Zahl von von Säkularisierung) und/oder die wachsende Hinwendung zu Kirchenaustritten (als Symptom von nicht-institutionalisierten Glaubensgemeinschaften dem Phänomen der De-Institutionalisierung subsumiert. " Hansen, U.; Bode, M.: Religion und Konsum, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 45.Jg. (1995), Nr.1, S.62-69.

De-Internationalisierung (1) von der Forschung bislang vernachlässigtes Phänomen der Internationalisierung. Es handelt sich Internationalihierbei um einen Sammelbegriff, der verschiedene Formen der Reduktion des sierungsgrades eines Unternehmens erfasst und als Teilprozess bzw. Episode der Internationalisierung begriffen werden kann. Unterschieden wird die vollständige von der partiellen De-Internationalisierung; beide können sich auf die verschiedenen Internationalisierungsstrategien beziehen (bspw. 'export withdrawl' und 'international divestment'). Die Ursachen der De-Internationalisierung werden abstrakt (freiwillig vs. unfreiwillig) und/oder konkret definiert: Mangel an internationaler Erfahrung (z.B. unangemessene Interpretation von Marktsignalen), Strategiewechsel (z.B. Wechsel des Lead-Marktes), Kosten- und/oder Leistungsprobleme (z.B. wachsende Transportkosten). Diese Ursachen lassen sich in Abhängigkeit von der Internationalisierungsstufe, welche das betroffene Unternehmen erreicht hat, systematisch darstellen. Dabei zeigt sich, dass mangelnde Erfahrung vor allem in den frühen Phasen der Internationalisierung ein Auslöser ist, während Strategiewechsel eher in nachgelagerten Phasen ( Genetisches Modell) relevant ist. Noch weitgehend unerforscht sind in diesem Zusammenhang Marktaustrittsbarrieren und die Kosten der De-Internationalisierung. (2) Von Re-Internationalisierung spricht man, wenn nach einer Phase der De-Internationalisierung wieder die Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit betrieben wird. " Bamberger, I.; Upitz, A.: De-Internationalisierung, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 36.Jg. (2007), Nr.10, S.486-493. Reiljan, E.: Reasons for De-Internationalization. An Analysis of Estonian Manufacturing Companies, Diss., Tartu 2004.

De-Kolonialisierung Umkehrung des Prozesses der Kolonialisierung, ausgelöst und vorangetrieben durch folgende Ereignisse bzw. Phänomene: „Streben“ der Kolonialgebiete nach Unabhängigkeit ( Kolonialismus), von diesen geführte Befreiungskriege, durch Dauer und Verlauf des Zweiten Weltkrieges zugespitzte Schwäche der ehemaligen Kolonialmächte und bisweilen auch politischer Druck der USA. Die Chronologie der De-Kolonialisierung beginnt 1776, mit der von den USA erstrittenen Unabhängigkeit von Großbritannien ( Boston Tea Party), setzte sich in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts in Lateinamerika fort und erreichte in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts mit China erstmals Asien. De-Kulturation fehlgeschlagener Versuch der Anpassung der Unternehmenskulturen jener Unternehmen, die an einem Merger, d.h. einem Unternehmenszusammenschluss ( Merger & Acquisition), oder einem Gemeinschaftsunternehmen ( Joint Venture) beteiligt sind ( Fit, strategisch-kultureller). Im Extremfall leiden darunter auch die bestehenden Unternehmenskulturen, so dass es zum Brain Drain kommen kann: zur massenhaften Abwanderung qualifizierter Mitarbeiter. Dekulturation kann in den einzelnen Unternehmensbereichen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. So ist es unwahrscheinlich, F+E-Abteilungen beider Unternehmen konstruktiv zusammenarbeiten, während es häufig dass die Landesschwerer fällt, die Marketing-Abteilungen, die in ihrer täglichen Arbeit durch die jeweilige kultur stärker beeinflusst werden als andere, zu koordinieren ( Koordination).

240

Delcredere

" Hausmann, H.: Kulturelle Integrationsprobleme bei internationalen Mergers & Acquisitions, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.909-921.

Delcredere leitet sich etymologisch von credere (lat. = vertrauen, glauben) her. (1) Allgemein ist damit die Gewährleistung des Eingangs einer Forderung (z.B. durch Kommissionäre gegenüber dem Kommittenten; § 394 HGB) gemeint (Delcredere-Funktion; Factoring). (2) Das Delcredere-Risiko besteht in der Gefahr des Forderungsausfalls ( Debitorenrisiko). Dieses Inkasso-Risiko ist, bedingt durch die unterschiedlichen Rechtssysteme in den verschiedenen Ländermärkten, insb. im Außenhandel groß ( Ausfallbürgschaft; Länderrisiko). (3) Bei Forderungsausfall besteht die Delcredere-Funktion in der Übernahme dieses Risikos durch den Factor und allgemein in der Übernahme der Ausfallbürgschaft durch den Factor ( Factoring). Delegation längerfristige Auslandsentsendung mit einer Dauer von zwölf Monaten bis drei Jahren ( dung). Der Lebensmittelpunkt des Entsandten verlagert sich dabei ins Ausland.

Entsen-

Delegation der Deutschen Wirtschaft in der russischen Föderation informiert als nichtstaatliche und nichtkommerzielle Einrichtung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages deutsche und russische Unternehmer über die jeweiligen Bedingungen der AbBeschaffungsmärkte in beiden Ländern und hilft interessierten Unternehmen bei der satzmärkte und Suche nach Geschäftspartnern und Projekten. ( http://www.russland.ahk.de Delegierter der Deutschen Wirtschaft Auslandsvertretung der deutschen Wirtschaft, welche zwar die Funktionen einer Auslandshandelskammer (weitgehend) erfüllt, aber (noch) nicht deren öffentlich-rechtlichen Status besitzt ( Außenwirtschaftsförderung) Delivered Ex ...

ab Werk

Demand Tailored-Sourcing

Outsourcing

Demonstrationseffekt der Internationalisierung alternative Erklärung des insb. von der Theorie des oligopolistischen Parallelverhaltens beschriebeInternationen Phänomens, dass Unternehmen häufig ihren maßgeblichen Konkurrenten auf deren nalisierungspfaden folgen (d.h. diese strategische Entscheidung nicht immer autonom fällen). Denn insb. in oligopolistischen Märkten können öffentlichkeitswirksame Engagements eines Wettbewerbers in einem Auslandsmarkt wie ein Signal bzw. Hinweis darauf wirken, dass dort attraktive InvestitionsInternationalisierung bzw. Impuls zur möglichkeiten bestehen. Dadurch kann ein Mitläufereffekt der Follow the Leader-Strategie ausgelöst werden ( Band Wagon-Effekt der Internationalisierung). Nach G. Braun versuchen die beteiligten Unternehmen damit weniger, den ursprünglichen Gleichgewichtszustand im Oligopol zu bewahren bzw. wieder herzustellen. Vielmehr demonstriere der auch Leader genannte Erstinvestor mit seinem erfolgreichen Beispiel den Konkurrenzunternehmen, dass ein bestimmter Auslandsmarkt attraktive Investitionsmöglichkeiten bietet ( Direktinvestition), was den oder die Follower dann zu Folgeinvestitionen veranlasse. Während diese Art von Mitläufereffekt vergleichsweise rational begründbar sei, stünden beim Band Wagon-Effekt und bei der Me too-StrateMotive im Vorgie der Internationalisierung ( Cross Investment) eher psychologisch erklärbare dergrund: Man will „dabei sein“, „nichts verpassen“ bzw. sich nicht vorwerfen lassen müssen, den Trend versäumt zu haben. " Braun, G.: Die Theorie der Direktinvestition, Köln 1988.

Dependencia-Theorie

241

Denglisch Kunstwort, geschaffen aus „Deutsch“ und „Englisch“. Als Denglisch wird eine mit Anglizismen durchSondersprache bezeichnet ( Anglizismus), welche von Sprachschützern ( Sprachgesellsetzte Sprachimperialismus bekämpft wird, sondern auch ihres begrenzten schaft) nicht nur deswegen als Wortschatzes und ihrer simplifizierten grammatikalischen Struktur wegen: als Sinnbild einer letztlich Kommunikation verhindernden Trivialisierung von Sprache. Denied Persons List

US-Exportbestimmungen

Denken, cartesianisches

Weltbild

Denken, primitives Denkstil, der sich in einer Umwelt entwickelt hat, die durch folgende Merkmale charakterisiert wird: Kultur, relativ unspezialisierte Arbeitsweise, vorindustriell, eher kleine Lebensgenicht-schriftliche Clan oder Stamm) und Dominanz persönlicher Beziehungen. C.R. Hallmeinschaften (z.B. Gruppe, pike versucht, „primitives“ Denken aus kognitionspsychologischer Sicht zu erklären. Hierzu zieht er Piagets Stadientheorie der kognitiven Entwicklung heran. Demzufolge entspricht „primitives“ Denken dem Stadium des präoperativen Denkens, d.h. der zweiten Entwicklungsstufe. Für sie ist das Unvermögen, logische Klasseninklusionen zu erkennen, charakteristisch. Dies wiederum bedeutet, dass reversible, nicht an die konkrete Anschaulichkeit gebundene Denkoperationen nicht vollzogen werden können. Nicht zu erklären vermag dieser Ansatz allerdings die stellenweise erstaunlichen, durchaus auch technischen Leistungen, die Angehörige solcher „primitiven“ Kulturen erbracht haben (z.B. ausgeklügelte Bewässerungssysteme). " Hallpike, C.R.: Die Grundlagen primitiven Denkens, Stuttgart 1986.

Denkstil

Weltbild

Denominación de Origen Protegida

Herkunftsbezeichnung

Dependencia-Theorie Unterkategorie der Abhängigkeitstheorien. In den sechziger Jahren des zurückliegenden Jahrtausends Wirtschaftspolitik in Lateinamerika große Handelsbilanzdefizite und hatte die fehlgeschlagene Massenarbeitslosigkeit zur Folge ( Arbeitslosenstatistik, internationale). Deshalb gingen die AnhäEntwicklungsländer nur dann Aussicht auf eine nachnger dieser Denkschule davon aus, dass die haltige Entwicklung haben, wenn sie ihre strukturelle und historisch bedingte Abhängigkeit von den Industrieländern überwinden ( Entwicklung). Während die bürgerlich-nationalistischen Vertreter Weltdieser Richtung allerdings lediglich verlangten, entwicklungshemmende Strukturelemente der wirtschaftsordnung zu beseitigen, gingen die Forderungen der Anhänger eines marxistischnationalistischen Kurses entschieden weiter. Demnach sollten sich die Entwicklungsländer grundsätzlich von diesem Wirtschaftssystem lösen und eine autonome sozioökonomische Entwicklung betreiben. Industrieländern (hauptsächlich den USA) Das Gefühl, von den als übermächtig empfundenen Regionen der Welt stärker (z.B. Lateinamerika, arabischer Raum), abhängig zu sein, ist in manchen in anderen weniger stark ausgeprägt. Anhänger der Dependencia-Theorie gehen davon aus, dass die Globalisierung, für die Entwickinternationalen Handelsbeziehungen, vor allem in Gestalt der lungsländer primär von Nachteil sind. Aufgrund struktureller Handicaps, deren Ursachen vorzugsweise im Kolonialismus gesucht werden, sei es diesen Volkswirtschaften unmöglich, ihren Entwicklungsrückstand aufzuholen. Dafür sorge bspw. das System der internationalen Arbeitsteilung ( ArbeitsInternationaler Währungsfonds; Welthandelsorganisation). Die Entwickteilung, internationale; Weltmarkt abkoppellungsländer könnten erst dann sozioökonomisch gesunden, wenn sie sich vom „Dritten Weg“ beschritten. Allerdings ist es bislang nicht gelungen, diese ten (Dissoziation) und den

242

DEQ

alternative Wirtschaftsordnung positiv zu definieren, sondern nur „negativ“, d.h. durch Abgrenzung vom kapitalistischen bzw. vom sozialistischen Weg. " Dos Santos, T.: The Structure of Dependence 1970, in: Todaro, M.P. (Ed.), The Struggle for Economic Development, New York 1983, pp.68-75. Sell, F.L.: Ökonomik der Entwicklungsländer, Frankfurt/Main 1993. S.249ff. Sunkel, O.: Transnational Capitalism and National Disintegration in Latin America, in: Social and Economic Studies, Vol.22 (1973), pp.132-176.

DEQ

Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V.

Derogation Derwisch

Prorogation Mystik

Design, dominantes Wettbewerb mit konkurrie(1) spezifische technische Umsetzung einer Innovationsidee, die sich im Weltmarkt durchsetzen konnte ( Innovation) und seitdem renden Prozessen oder Produkten am den (weltweiten) Industriestandard definiert (z.B. ein Mobilfunkstandard). Das dominante Design Norm, als es den Standard markiert, der in einer bestimmrepräsentiert insofern eine technische ten Branche bzw. Industrie oder auf einem Produktmarkt (weltweit) gilt. Wer das dominante Design „besitzt“, kann einen (Schlüssel-)Markt im Regelfall schneller erschließen als andere ( Lead Market), was angesichts der immer kürzer werdenden Phasen der Verwertbarkeit („Pay back-Periode“) häufig den Wettbewerb entscheidet. Auch markiert die Durchsetzung eines dominanten Designs oftmals den Wendepunkt im weltweiten Wettbewerb; denn ab diesem Zeitpunkt verstärken sich die Standardisierungstendenzen, der Preiswettbewerb wird wichtiger, und Prozessinnovationen gewinnen zunehmend an Bedeutung ( Standardisierung). (2) Auf dem Markt für Video-Recorder bspw. konkurrierten anfänglich drei nicht-kompatible Systeme um die Vorherrschaft (VHS, Beta, Video 2000): Im Laufe der Zeit setzte sich VHS gegen seine Konkurrenten durch. Eine ähnliche Entwicklung nahm der PC-Markt, wo sich in weiten Teilen der Welt DOS bzw. später Windows als Betriebssystem etablierten. Das klassische Beispiel aber ist die Markteinführung der geschlossenen Stahlkarosserie durch Dodge Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese Neuerung setzte sich innerhalb weniger Jahre durch und wurde im Automobilbau zum dominanten Design. (3) Ein dominantes Design basiert meist auf einer neuartigen Kombination von Produkteigenschaften, welche in dieser spezifischen Zusammenstellung den Erwartungen einer Vielzahl von Marktteilnehmern entspricht ('satisficer for many'), ohne allerdings im Regelfall die höchste technische Leistungsfähigkeit zu besitzen ('optimizer for few'). Um das eigene Produkt als dominantes Design zu Strategische Allianzen zu bilden und/oder die Lizenzstrategie zu etablieren, bietet es sich u.a. an, Reputationsmanagement zu betreiben. verfolgen und/oder " Ehrhardt, M.: Network Effects Standardisation and Competitive Strategy. How Companies Influence the Emergence of Dominant Designs, in: International Journal of Technology Management, Vol.27 (2004), No.2, pp.272-294. Segler, K.: Basisstrategien im internationalen Marketing, Frankfurt/Main 1986, S.136. Srinivasan, J.; Lilien, G.; Rangaswamy, A.: The Emergence of Dominant Designs, in: Journal of Marketing, Vol.70 (2006); No.2, pp.1-17. Utterback, J.M.: Mastering the Dynamics of Innovation, Boston/MA 1994, pp.24ff. Voss, A.: Dominantes Design im Electronic Commerce, Lohmar 2004.

Design, modulares Designation of Origin

Produktpolitik, internationale Herkunftsbezeichnung

Design-Richtlinie verfolgt das Ziel einer Angleichung der so genannten Designrechte innerhalb der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Unstrittiges Ziel ist der Schutz industrieller Muster und Modelle (bspw. in den Produktpiraterie. Strittig ist Bereichen Maschinenbau, Werkzeuge, elektronisches Equipment) vor allerdings die Frage, ob Musterrechte bspw. eines Automobilherstellers an einer Karosserie und deren Komponenten ( Geschmacksmuster) auch die entsprechenden Ersatzteile (z.B. Kotflügel, Windschutzscheibe) einschließen.

Deuro Buying AG

Desinformation

243

Wirtschaftskrieg

Desinvestitionsstrategie konkretisiert sich in dem geplanten und planvollen Austritt aus einem (Auslands-)Markt. In der Realität allerdings sind mehr als zwei Drittel der zunehmend zu beobachtenden Marktaustritte ungeplant und reaktiv, davon ein kleinerer Teil als akute Reaktion auf dramatische Ereignisse und die Mehrzahl aufgrund langfristiger struktureller Probleme (z.B. ungenügendes Marktwachstum, verfehlte Unternehmensziele, Managementwechsel mit der Konsequenz veränderter Unternehmensziele und Strategien). " Dranikoff, L.; Koller, T.; Schneider, A.: Divestiture. Strategies Missing Link, in: Harvard Business Review, Vol.80 (2002), No.5, pp.74-83. Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010, S.103ff.

Desk Research

Marktforschung, internationale

Determinismus naturwissenschaftlich begründete Vorstellung, dass alles, was geschieht, eindeutig erklärbar ist (durch Weltbild). Davon ausgehend sehen deterministische Naturgesetze, Maßnahmen, Handlungen etc.; Planungs- bzw. Erklärungsmodelle im Gegensatz zu stochastischen Modellen keine Zufallsvariablen vor. Im Forschungsfeld „Internationalisierung des Wirtschaftslebens“ wurden verschiedene deterministische Erklärungsansätze vorgeschlagen; bspw. der chronologische Determinismus ( Phasenmodelle der Internationalisierung), der kulturelle Determinismus ( Determinismus, kultureller) und der technologische Determinismus ( Theorie der Langen Wellen). Determinismus, kultureller von der Anthropologin M. Mead formulierte Theorie, deren Basisthese lautet: Die menschliche Natur, als das „Roheste von allen Rohmaterialien“, erhält erst unter dem sozialisierenden Einfluss der Kultur ihre eigentliche bzw. letzte Form (= kultureller Determinismus). Dabei spielten jeweiligen genetische Faktoren, die im Mittelpunkt des biologischen Determinismus stehen, eine untergeordnete Rolle. Ihre, wie sich später zeigen sollte, voreingenommenen und selektiven Beobachtungen in Samoa Industriehaben viel zur naiven Idealisierung von Polynesien und „der Südsee“ in den westlichen nationen beigetragen ( Wilde). Dass in Samoa die Adoleszenz, d.h. das Heranwachsen der JugendliKonflikten und sonstigen Belaschen, anders als im westlichen Kulturkreis, frei von emotionalen tungen verlaufe, hat sich später als reines Wunschdenken erwiesen. Wie D. Freeman seine jahrzehntelange Forschungsarbeit zusammenfasst, leben und lebten die Polynesier keineswegs in einem sozialen Paradies. Vielmehr seien sie sehr ehrgeizig und wettbewerbsorientiert (gewesen). Selbst vor Schwerstkriminalität (Raub, Mord und Vergewaltigung) schreckten sie nicht zurück. „Samoanische Kinder und Jugendliche ebenso wie Erwachsene sind in ein strenges Autoritätssystem eingespannt, das zu schweren psychischen Belastungen führt. Hysterische Reaktionen, Selbsttötungsdelikte und Formen extremer Eifersucht sind häufig anzutreffen. Freie Liebe, die M. Mead beobachtet haben will, ist nicht nur verpönt. Vielmehr wird der Kult weiblicher Unberührbarkeit in einem Ausmaß betrieben, wie es bisher in keiner anderen Kultur beobachtet wurde“ (A. Thomas, S.35). " Freeman, D.: Margaret Mead and Samoa. The Making and Unmaking of an Anthropological Myth, Cambridge 1983. Mead, M.: Coming of Age in Samoa (dt.: Kindheit und Jugend in Samoa, 3.Aufl., München 1974). Thomas, A.: Grundriss der Sozialpsychologie. Bd.1: Grundlegende Begriffe und Prozesse, Göttingen 1991.

Determinismus, sozioökonomischer Determinismus, Spenglerscher Determinismus, technologischer Deuro Buying AG

Einkaufskontor

Aufklärung

Lebenszyklus von Kulturen Basisinnovation

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Deutsch-amerikanische Wirtschaftsbeziehungen

Deutsch-amerikanische Wirtschaftsbeziehungen wuchsen in den neunziger Jahren aufgrund des verstärkten Exports hochwertiger Industriegüter. Ausfuhren insgesamt „nur“ um 40,7%, der (1) Zwischen 1990 und 2001 wuchsen die deutschen USA-Export hingegen um 106,3% (= ein Plus von knapp 60 Mrd. $). Damit erreichte die deutsche Lieferantenposition. Neben der Hochkonjunktur der amerikaniWirtschaft im US-Markt die fünfte Wechselkurs (starschen Wirtschaft im späteren Verlauf dieser Dekade sorgten dafür der veränderte ke Aufwertung des Dollars ab Mitte der neunziger Jahre) und die zunehmende Beliebtheit der hochwertigen Erzeugnisse von Audi, BMW, Mercedes, Porsche etc. in den Vereinigten Staaten. Die Schwerpunkte der US-Wirtschaft liegen demgegenüber beim Export von elektrotechnischen Erzeugnissen sowie Büromaschinen und DV-Geräten. (2) Der Dienstleistungshandel ist seit jeher eine angelsächsische Domäne. Da die deutschen Ausfuhren im Beobachtungszeitraum um 51% gesteigert werden konnten, die Importe aus den USA aber gleichzeitig um 39% gesunken sind (vor allem IT- und Beraterleistungen), weist die Dienstleistungsbilanz auf deutscher Seite ein Minus von vier Mrd. $ aus. Direktinvestitionen sehr unterschied(3) Zwischen 1990 und 2001 haben sich die wechselseitigen lich entwickelt. Von einer vergleichbaren Basis ausgehend wuchs der Bestand deutscher Direktinvestitionen in den USA annähernd um den Faktor Fünf (von 28,2 auf 152,8 Mrd. $), während mit der Jahrtausendwende die US-Direktinvestitionen in Deutschland um das Zweieinhalbfache gestiegen waren Standortqualität der Bundes(von 27,6 auf 61,4 Mrd. $). Ob dieses Ungleichgewicht auf mangelnde republik Deutschland schließen lässt, ist umstritten. " Falke, A.: Die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen, in: Schmidt, S.; Hellmann, G.; Wolf, R. (Hrsg.), Handbuch zur deutschen Außenpolitik, Wiesbaden 2007. Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002. Römer, C.: Deutsch-amerikanische Wirtschaftsverflechtungen, in: IW-Trends, 30.Jg. (2003), Nr.3, S.20-29.

Deutsch-Asiatische Bank

Konsortium für asiatische Geschäfte

Deutsche Bundesbank erfüllt als Zentralbank bislang eine Vielzahl historisch gewachsener Funktionen: Sie ist Notenbank, Bank der Banken, Bank des Staates und Verwalterin der Währungsreserven ( Währung). Im Rahmen Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) hat sie, unabhängig von politischer Weisung, des Europäischen Union die Stabilizusammen mit den Zentralbanken der anderen Mitgliedsländer der tät des EURO, der Gemeinschaftswährung, zu gewährleisten ( Europäische Zentralbank). ( http://www.bundesbank.de Deutsche Factoring Bank

Factoring

Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V. nationale Partnerorganisation der European Foundation for Quality Management (EFQM), welche Netzwerk europäischer Qualitätsgesellschaften 1999 damit begonnen hat, ein vertraglich definiertes aufzubauen. Um die Qualitäts- und Excellence-Philosophie in Deutschland zu implementieren, hat die DGQ das Deutsche EFQM Center (DEC) eingerichtet ( Qualitätsmanagement). Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (1) in den sechziger Jahren als privatrechtliche GmbH im Bundesbesitz gegründet, führt die GTZ gemäß dem 1974 abgeschlossenen Generalvertrag Aufträge der Bundesregierung im Rahmen der TechBundesministeriums nischen Zusammenarbeit (TZ) aus. Als größte Organisation im „Vorfeld“ des für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) setzte die GTZ 2005 knapp 780 Mrd. € um. Dazu trägt nicht zuletzt bei, dass sie als privatrechtliche Organisation mit Zustimmung der BunEuropäische Union; UNHCR; Weltbank) gegen desregierung auch im Auftrag von Dritten (z.B. Entwicklungsländern aus eigenen Entgelt tätig werden kann. Hierzu zählen gleichfalls die von den

Deutsche Verhältnisse

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Haushaltsmitteln finanzierten Projekte. Eigenmaßnahmen finanziert die GTZ durch die von ihr erwirtschaftete Gewinne, die sie aufgrund ihres Gemeinnützigkeitsstatus nicht an die Gesellschafter ausschütten darf. Ent(2) 2005 betreuten die mehr als 9.500 Mitarbeiter der GTZ (davon 1.100 entsandte Fachkräfte Locals ) ca. 2.700 Entwicklungsprogramme und -projekte in sendung und 7.100 lokale Mitarbeiter mehr als 130 Ländern. Konkret handelt es sich dabei z.B. um die Umstellung eines Forstbetriebes in Sozial- und Ökostandards gemäß FSC-Label im Auftrag des BMZ, Indonesien nach Maßgabe der die Sicherung der Trinkwasser- und Stromversorgung einer Schule in Afghanistan im Auftrag der Weltbank, die Ausbildung von Polizistinnen in Nicaragua zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, oder die Reaktivierung der Landwirtschaft und der Handelsbeziehungen in Timor-Leste. " Donath, E.: Zwischen Rahmenbedingungen und Erfahrungen. Experten in der Entwicklungszusammenarbeit, Diss., JustusLiebig-Universität Gießen, Gießen 2004. Mehler, A.; Ribaux, C.: Krisenprävention und Konfliktbearbeitung in der Technischen Zusammenarbeit, Wiesbaden 2000 (hrsg. von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, Eschborn).

(

http://www.gtz.de

Deutsche Post

Global Player

Deutsche Stiftung Weltbevölkerung international tätige Entwicklungsorganisation ( Entwicklungshilfe), welche 1991 als private gemeinnützige Stiftung gegründet wurde. Die DSW unterstützt in Afrika und Asien Familienplanungs- und Armut zu Aufklärungsprojekte, um den Menschen zu helfen, sich selbst aus dem Teufelskreis der befreien. ( http://www.dsw-online.de Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung von Produktpiraterie (1) setzt sich, wie der Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie ( Trade Related Aspects of International Property Rights), für ein gezielteres und effektiveres Vorgehen gegen Europäische Union das „Piratenunwesen“ ein ( Produkt- und Markenpiraterie). Hierzu müsse die die erforderlichen gesetzlichen Voraussetzungen schaffen ( Europäisches Patent) und verstärkten Druck auf solche Staaten ausüben, in denen Nachahmer besonders leichtes Spiel haben. So sollen 1520% aller in China angebotenen Markenprodukte gefälscht sein. Von der Piratenware, welche an den deutschen Grenzen 2003 im Gesamtwert von 178 Mio. € beschlagnahmt wurde, stammten nach Angaben des deutschen Zollkriminalamtes 12,9% aus dem „Reich der Mitte“ (vor allem Computersoftware). Dieser überproportionale Anteil lässt sich nicht mehr, wie noch in früheren Jahren, mit einem mangelhaften Marken-Urheberrecht, sondern mit dem Umsetzungsdefizit begründen. Zwar trat China 2002, Welthandelsorganisation (WTO) werden zu können, allen internationalen Konvenum Mitglied der tionen zum Schutz des geistigen Eigentums bei. Da aber „gute Nachahmung“ ( Imitation) dort, wie Kulturraums, von alters her kein geringeres Ansehen genießt als Inin weiten Teilen des asiatischen novation, ist die faktische Schutzwirkung gering. (2) Zu den Maßnahmen, welche The German Anti-Piracy Association deshalb ergreift, zählen regelmäßige Aufrufe an Konsumenten. Sie sollten Markenprodukte, die deutlich von den üblichen Preisen abweichen, nicht kaufen, da es sich dabei offensichtlich um Fälschungen handelt. Weiterhin spürt die Vereinigung in China im Auftrag von geschädigten Unternehmen Nachahmerbetriebe auf. Die im Erfolgsfall zur Verfügung stehenden zivilrechtlichen Sanktionen schrecken die Marken- bzw. Produktpiraten allerdings erfahrungsgemäß nicht hinreichend ab. Hierzu müsste auch das Strafrecht eingesetzt werden können. ( http://www.vbp.org Deutsche Verhältnisse Nation ohne Staat, d.h. ohne politische Struktur bzw. reale Einheit. Der Begriff „Deutsche VerhältKulturnation. nisse“ bezeichnet die jahrhundertelang währende Situation „Deutschlands“ als

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Deutsche Welle

Deutsche Welle Auslandsrundfunk der Bundesrepublik Deutschland. Gemäß ihrer Aufgabenstellung vermittelt die 1953 Fremdsprachen im als öffentlich-rechtlicher Rundfunksender gegründete Deutsche Welle in ca. 30 Auftrag des Bundes weltweit ein umfassendes Bild des politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland. Deutscher Entwicklungsdienst 1963 gegründet, organisiert diese gemeinnützige Gesellschaft die personelle EntwicklungszusammenEntwicklungsländern. Zum Instrumentarium arbeit der Bundesrepublik Deutschland mit geeigneten des DED zählen die Bereitstellung erfahrener Fachkräfte für private bzw. staatliche Entwicklungsprojekte bzw. -programme, Unterstützung der Arbeit von Entwicklungsorganisationen, Ziviler FriedensEntsendung deutscher Entwicklungshelfer für den Freiwilligen Dienst der Vereinten Natidienst, onen. ( http://www.ded.de Deutscher Industrie- und Handelskammertag Spitzenorganisation der 81 deutschen Industrie- und Handelskammern (IHK). Ursprünglich als Deutscher Industrie- und Handelstag bezeichnet, wurde der DIHT in DIHK umbenannt, um ihn auf den ersten Blick als Dachorganisation der deutschen Industrie- und Handelskammern ( Verband) kenntlich zu machen. Zum Leistungsspektrum des DIHK zählt die Umfrage EXPORT UND IMPORT, die Ausseit 1982 jährlich durchgeführt wird. Hierbei prognostizieren Repräsentanten der deutschen Delegierte und Repräsentanten der deutschen Wirtschaft in 85 Länlandshandelskammern (AHK), Ausdern, mit denen 98% der deutschen Warenausfuhr und Wareneinfuhren getätigt werden (vgl. Einfuhr), die Entwicklung des weltwirtschaftlichen Umfeldes und des deutschen Außenfuhr; handels (vgl. Abb.). DIHK-Prognose (2008)

2007 (tatsächlich) 2009 (prognostiziert)

(

Wachstum der Weltwirtschaft

Inflationsrate in der Triade

Außenhandel der deutschen Wirtschaft

(Veränderung des realen BIP, in %)

(Veränderung in %)

Exporte (Veränderung in %)

3,2 2,8

2,1 0,9

17,2 6,0

Importe (Veränderung in %) 21,0 6,5

http://www.dihk.de

Deutscher Industrie- und Handelstag

Deutscher Industrie- und Handelskammertag

Deutscher Transport-Versicherungsverband Deutscher Zollverein

Kriegsrisiko

Freihandel

Deutsches Auswandererhaus am 8.8.2005 eröffnetes Erlebnismuseum. Das deutsche Auswandererhaus liegt unmittelbar am Neuen Hafen, der 1852 in Betrieb genommen wurde. Bis 1914 brachen von dort sowie vom Alten Hafen, dem Auswanderer auf. Der zweite wichtige Kaiserhafen und der Columbuskaje aus insgesamt 7,2 Mio. Europa verließen. deutsche Auswandererhafen war Hamburg, von wo aus etwa 5 Mio. Menschen Insgesamt 44 Mio. Menschen schifften sich zwischen 1821 und 1914 in Europas Häfen ein, um in der Neuen Welt einen Neuanfang zu wagen ( Bundesverwaltungsamt für Auslandstätige und Auswanderung; Emigration; Migration).

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

247

Deutsches Bundespatent

Patentrecht

Deutsches EFQM-Center

Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V.

Deutsches Haus

Deutsches Industrie- und Handelszentrum

Deutsches Industrie- und Handelszentrum fasst in bislang acht Städten (Delhi, Jakarta, Mexiko City, Moskau, Peking, Shanghai, Singapur, YokoAußenwirtschaftsförderung buchstäblich „unter hama) Institutionen und Instrumente der deutschen kleineinem Dach“ zusammen. Das Fünf-Säulen-Konzept (vgl. Abb.) ermöglicht es gerade auch und mittelständischen Unternehmen, eine leistungsfähige lokale Präsenz (z.B. Auslandsvertrieb) zu moderaten Kosten aufzubauen. Denn die verschiedenen Mieter und Serviceeinrichtungen können NetzRessourcen gemeinsam nutzen sowie bestehende Kontakte zu Behörden, Ministerien werke bilden, und Verbänden bündeln. Akzeptanzstudien belegen, dass sich das Konzept des Deutschen Hauses bei den Unternehmen großer Beliebtheit erfreut. Fünf-Säulen-Konzept der Deutschen Häuser Mietmöglichkeiten

Business-Center

Begegnungsstätte

Beratung und Dienstleistungen

Kommunikation und Geschäftskontakte

Büroflächen Ausstellung Produktion Gerätedemonstration Kompetenzzentrum Günstige und kalkulierbare Preise

Bürodienste Post & Versand Sekretariat Übersetzungen Kurierdienste Verleih von Büro-, Audiound Videogeräten Videokonferenz

Konferenz- und Besprechungsräume Mediazentren Gastronomie mit deutscher Küche

Rechts- & Finanzberatung Buchführung Wirtschaftsprüfung Arbeitsgenehmigung Personalvermittlung Firmen- und Repräsentanzgründung Logistik AHK / DIHK Reisebüro

Newsletter Telegramm Intranetzwerk für alle Mieter Seminare, Informationen, Mietertreffen Bibliothek, Zeitungen Freier Zugang zu Internet/ Webpages

Quelle: Kleine (2000, S.298).

" Kleine, C.: Mittelständische Firmenpools zur Markterschließung in Ostasien, Diss., Universität St.Gallen, Frensdorf 2000.

Deutsches Institut für Normung e.V. (1) vertritt in Gremien und Organisationen, welche sich im Geltungsbereich der Europäischen Union mit Fragen der Normung und Standardisierung befassen ( Internationale Organisation für NorStandard), die Interessen der Bundesrepublik Deutschland. Hierzu zählt bspw. das Europäimung; Harmonisierung, technische). Das Institut sche Komitee für elektronische Normung (CENELEC; bietet zahlreiche Dienstleistungen an, u.a. eine Datenbank zur Recherche bestehender Normen. (2) Von den technischen Normen sind die sozialen Normen, welche als kulturspezifische Verhaltensanweisungen interpretiert werden können ( Norm), abzugrenzen. Deutsches Institut für Schiedsgerichtsbarkeit e.V.

Investitionsschiedsgerichtsbarkeit

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung zählt zu den großen Wirtschaftsforschungsinstituten der Bundesrepublik Deutschland. Neben den Forschungsabteilungen für Konjunktur, Staat, Informationsgesellschaft und Wettbewerb, Innovation,

248

Deutsches Patent

Industrie und Dienstleistung, Energie, Verkehr und Umwelt sowie Längsschnittdaten und Mikroanalyse unterhält das in Berlin angesiedelte DIW auch eine Forschungsabteilung Weltwirtschaft. ( http://www.diw.de Deutsches Patent

Markenschutz;

Patent;

Patentrecht

Deutsches Patent- und Markenamt (1) erteilt auf Antrag Schutzrechte für Gebrauchsmuster, (vgl. Abb. 2).

Marken (vgl. Abb. 1) und

Patente

Abb. 1: Anmeldung und Eintragung nationaler Marken durch das DPMA Eingang/Neuanmeldungen

Summe

Eintragungen gemäß § 41 Markengesetz

Löschung gemäß § 47 - 51 (Marken sowie sonstige Ein tragungen)

Verlängerungen

Am Jahresende in Kraft befindliche Marken

856

87.839

60.727

23.723

26.175

638.024

752

68.113

59.274

32.319

24.040

665.000

23.923

718

58.134

51.730

36.876

23.559

680.027

58.731

25.728

1.097

63.138

51.295

36.356

23.840

695.060

65.918

62.576

27.650

998

66.916

48.401

27.425

26.335

716.123

70.926

67.208

30.181

1.019

71.945

50.798

35.955

29.104

731.039

2006

72.321

68.810

33.164

896

73.217

51.124

37.458

26.131

744.769

2007

76.165

72.788

36.082

817

76.982

54.534

34.899

26.614

764.472

2008

73.903

70.074

35.349

777

74.680

50.259

38.173

31.113

776.628

Gesamt

darunter aus dem Inland

darunter Dienstleistungen

2000

86.983

81.969

41.990

2001

67.361

63.645

29.774

2002

57.416

53.817

2003

62.041

2004 2005

Sonstige

Quelle: DPMA-Jahresbericht 2008.

Abb. 2: Nationale und internationale Patentanmeldungen beim DPMA Inland

Ausland

Gesamt

Inland

Nationale Anmeldungen

Ausland

Gesamt

Internationale Anmeldungen

2000

51.414

9.620

61.034

2.107

1.721

3.828

2001

49.502

9.465

59.967

3.148

2.036

5.184

2002

47.352

9.557

56.909

4.161

2.374

6.535

2003

47.328

9.610

56.938

5.097

2.483

7.580

2004

48.329

9.455

57.784

119

1.331

1.450

2005

47.537

10.214

57.751

830

1.641

2.471

2006

47.213

10.364

57.577

799

2.209

3.008

2007

47.012

10.382

57.394

841

2.757

3.598

2008

48.348

10.407

58.755

892

2.770

3.662

Quelle: DPMA-Jahresbericht 2008.

Um Patentschutz zu erlangen, ist bei dem in München angesiedelten DPMA gegen eine Gebühr von 60 € in dreifacher Ausfertigung ein Antrag zu stellen, in dem mit Hilfe einer technischen Beschreibung (Zeichnung) der Anspruch geltend gemacht wird ( Patentrecht). Die Prüfkosten betragen 350 €. Im Falle der Patenterteilung wird eine gestaffelte Jahresgebühr erhoben (ab dem dritten Jahr 70 € bis maximal 1.940 € im 20. und letzten Jahr). Deutlich höhere Gebühren können für einen gegebenenfalls heranzuziehenden Patentanwalt fällig werden. Trotz der nicht unerheblichen Kosten bleibt es aber Auf-

Deutschland AG

249

gabe des Rechteinhabers, das Schutzrecht faktisch zu wahren. Das DPMA prüft, bestätigt und dokumentiert lediglich die Schutzwürdigkeit. (2) Im Jahr 2004 haben deutsche (Einzel-)Erfinder, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen insgesamt 48.329 Patente registrieren lassen – und damit etwa 1.000 mehr als im Vorjahr. Davon entfielen 13.449 auf Bayern, den Spitzenreiter der Länderrangliste, aber nur 205 auf das Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern. Da diese Statistik jedoch den „Anmeldesitz“ und nicht den „Erfindersitz“ berücksichtigt, führt es zumindest partiell in die Irre, wenn man aus ihr Rückschlüsse auf die Kreativität der Wohnbevölkerung bzw. die Innovationskraft der in den einzelnen Bundesländern ansässigen Unternehmen und Forschungseinrichtungen ziehen möchte ( F+E-Intensität; Innovation). Denn eine Erfindung, die bspw. Mitarbeiter eines in Leipzig ansässigen Tochterunternehmens der Siemens AG entwickeln, bessert nicht die Patentbilanz Sachsens, sondern die von Bayern auf. (3) Auch Slogans können als Marke eingetragen werden, sofern sie unterscheidungskräftig sind. Nicht unterscheidungskräftig ist die übliche Wortbeschreibung von Eigenschaften einer Ware, insb. wenn es sich um gebräuchliche Wortfolgen der deutschen Sprache, allgemeine Anpreisungen und Werbeaussage allgemeiner Art handelt. Für Unterscheidungskraft und damit für Eintragbarkeit sprechen die Kriterien Kürze, Originalität und Prägnanz der Wortfolge. Allerdings ist die Eintragungspraxis des DPMA uneinheitlich und schwer vorherzusagen (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Eintragungspraxis des Deutschen Patent- und Markenamtes Abgelehnte Slogans Slogan

Eingetragene Slogans

Angemeldete Waren/ Dienstleistungen

Slogan

Angemeldete Waren/ Dienstleistungen

„Unsere Ideen, Ihr Erfolg“

Maschinen, Kfz-Teile u.a.

„Ein Sender mit Gesicht“ Unterhaltung, Film- und Fernsehproduktion

„Die Energie derRegion“

Gas, Lieferung von Gas u.a. „Wir beraten beide Ohren Hörgeräte, audiologische und den Menschen dazwi- Beratung u.a. schen“

„Wir zahlen Euch den Sprit“ Veranstaltung von Unterhaltungsshows u.a.

„Ein Stück Leben. Eben“

Unterhaltung, sportliche und kulturelle Aktivität

„Die zweitschönste Nebensa- Alkoholische Getränke che der Welt“

„Mit Stil zum Ziel“

Druckerzeugnisse, Spiele, Ausbildung u.a.

„Ideen fürs Büro“

„Das Ende der Kompromisse“

Kraftfahrzeuge, Reparatur- und Finanzdienstleistungen

Möbel

„Gute Gestaltung ist mehr als Werbung nur Geschmackssache“

„Für die lichten Momente Alkoholische Getränke, des Lebens“ Süßwaren u.a.

Quelle: Paul (2004, S.42).

" Deutsches Patent- und Markenamt (Hrsg.): Jahresbericht 2008, München 2009. Greif, S.: Patentatlas Deutschland, München 2002. Paul, C.: Originalität braucht Schutz, in: absatzwirtschaft, Nr.4 (2004), S.42.

(

http://www.dpma.de/veroeffentlichungen/Jahresberichte.html

Deutsches Übersee-Institut

German Institute of Global and Area Studies

Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis bietet Unterstützung beim Anbahnen von Geschäftsbeziehungen mit japanischen Unternehmen ( schäftskontakt) ( http://www.djw.de

Ge-

Deutschland AG (1) enge Verflechtung zwischen Wirtschaft, Politik und Kreditgewerbe, welche für die Nachkriegszeit in Westdeutschland charakteristisch war. Wichtiger Bestandteil der Deutschland AG war das im so

250

Deutschland AG

Rheinischen Kapitalismus verwurzelte und im Verlauf des Wirtschaftswunders gewachgenannten Netzwerk an primär heimischen Kapitalgebern und Überkreuzbeteiligungen (vgl. Abb), für sene dessen Genese die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts maßgeblich waren. Damals, d.h. 1873, fand die Industrialisierung des einstigen Agrarstaates Deutschland durch eine rasch wachsende anfängliche Zahl an Aktiengesellschaften mit einem Börsencrash ein vorläufiges Ende. In der Folge übernahmen die Banken die Kapitalbeschaffungsfunktion und erhielten so Einblick in nahezu alle Bereiche der Wirtschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die deutsche Gesellschaft aufgrund ihrer materiellen und moralischen Kriegsschuld sowie der vorangegangenen jahrzehntelangen Phase der politischen, ökonomischen und sozialen Instabilität im doppelten Wortsinn verunsichert ( Unsicherheitsvermeidung). Deshalb entwickelten sich in diesem Land Stabilität und Konsens zu den zentralen LeitliRisiko und Innovation weiter nien politischen und wirtschaftlichen Handelns, während Dynamik, sozialen Marktwirtschaft suchte und fand die deutsche Gehinten auf der Agenda standen. Mit der Kapitalismus. sellschaft einen lange Zeit gangbaren Weg jenseits von Sozialismus und Ausgewählte Verflechtungen der Deutschland AG 9,6% Deutsche Bank

1,5%

4,1%

5,6%

Allianz 17,4%

21,4% 6,9%

HypoVereinsbank

10,0% 25,0%

13,0% 5,0%

Dresdner Bank

25,0%

5,9%

Münchener Rück Rück

3,3%

Abgebildet sind die jeweiligen Eigenkapitalverflechtungen. Stand Februar 2001. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Deutschland_ag.png.

Charakteristisch für die Deutschland AG waren u.a. das Sozialversicherungssystem, die duale AusbilGedung und ein weitreichender Einfluss der Verbände auf politische Entscheidungen. Auch die werkschaften gehörten der Deutschland AG an. Ihr Teilhabe wurde durch das Prinzip der Mitbestimmung und konkret mit Hilfe des Montanmitbestimmungsgesetzes (1951), des Betriebsverfassungsgesetzes (1952) und durch das Mitbestimmungsgesetz (1976) gesichert. Staat, Länder und Kommunen waren durch Aktienbesitz und Eigentum insb. in den Bereichen Energie, Telekommunikation und Transport an den Entscheidungsprozessen beteiligt. Streubesitz, Stimmrechtsbeschränkung sowie ein patronalistisches Selbstverständnis nicht nur der Universalbanken, sondern auch der Sparkassen sowie

Devise

251

der Volks- und Raiffeisenbanken im Rahmen des Hausbankensystems sorgten dafür, dass die Festung Deutschland lange Zeit als uneinnehmbar galt. Mit der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone Airtouch (4/2000) und der Steuerfreiheit von Gewinnen auf Beteiligungsäußerungen (1/2002) änderte sich die Situation jedoch grundlegend ( Fusion). Allianz, Deutsche Bank, Dresdner Bank etc. gaben nunmehr ihre Schutzfunktion auf. (2) Während das Signum der Deutschland AG eine ausgeprägte Konsensorientierung war - die Unternehmen begnügten sich mit geringen Renditezielen, bezahlten hohe Löhne etc., und die Arbeitnehmer Streiks -, wirkte bei der Japan AG die kulturell bedingt ausgeprägte Beziehungsverzichteten auf Harmonie). Indem japanische Unorientierung als entscheidende Triebfeder ( Beziehungskultur; ternehmen nach Möglichkeit nur mit Mitgliedern ihrer in group Geschäfte machten, wirkten die so geschaffenen Netzwerke lange Zeit als ein sehr effizientes Handelshemmnis ( Keiretsu). " Berghahn, V.R.; Vitols, S. (Hrsg.): Gibt es einen deutschen Kapitalismus? Tradition und globale Perspektiven der sozialen Marktwirtschaft, Frankfurt/Main 2006. Ederer, P.; Schüller, P.: Geschäftsbericht Deutschland AG, Stuttgart 1999.

Deutschtürke in Deutschland eingewanderte ( Immigration) oder eingebürgerte (ehemalige) Staatsbürger der Türkei und deren Nachkommen. Häufig wird auch von türkischstämmigen Deutschen, Deutschen türkischer Herkunft, türkischen Deutschen oder deutschen Türken gesprochen. Neben den nach Deutschland als Aussiedler zurückgekehrten Russlanddeutschen sind die Deutschtürken die wichtigste Ethnomarketing deutscher Unternehmen. Zielgruppe für das " Cinar, M.: Ethno-Marketing für Deutschtürken, in: Direkt Marketing, 38.Jg. (2002), Nr.8, S.27. Krauss-Weysser, F.; Ugurdemir-Brincks, N.B.: Ethno-Marketing. Türkische Zielgruppen verstehen und gewinnen, München 2002.

Developing Eight Nachfolgeorganisation des 1979 aufgelösten CENTO-Pakts und der 1985 in Economic Cooperation Regional Cooperation for Development. Wie diese beabsichtigen Organization (ECO) umbenannten die acht bevölkerungsreichsten Mitgliedsländer der ECO, die Developing Eight (D8), die wirtschaftlichen Interessen ihrer acht Mitgliedsländer (Ägypten, Bangladesch, Indonesien, Iran, Malaysia, NigeWirtschaftsgemeinschaft zu bilden. ria, Pakistan und Türkei) zu fördern und nach Möglichkeit eine Islams auch Neu daran ist die Vorstellung, dass die Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft des übereinstimmende Interessen und Wertvorstellungen in wirtschaftlichen Belangen begründe. Um diese konkret zu fördern, wurde 1992 mit Sitz in Karatschi (Pakistan) die ECO-Investitionsbank gegründet. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion traten die islamischen GUS-Nachfolgestaaten der ECO bei. Development Assistance Committee für Entwicklungshilfe zuständiger Ausschuss der Organisation für wirtschaftliche ZusammenarEuropäischen Kommission, 21 Indubeit und Entwicklung (OECD). Mitglieder sind, neben der strieländer. Zu den Aufgaben dieser Institution gehört es, jährlich die von dieser Staatengruppe geleistete Entwicklungshilfe zu erfassen und zu bewerten ( Entwicklungsland). Devise (1) Zahlungsmittel in ausländischer Währung. Devisen können als Buchgeld (d.h. in Form von Guthaben bei ausländischen Banken) oder als Bargeld vorliegen. In der Bankpraxis hat sich jedoch der Begriff „Sorten“ als Bezeichnung für Banknoten und Münzen in ausländischer Währung eingebürgert. Weiterhin zählen Schecks und Wechsel, die auf eine ausländische Währung lauten, zu den Devisen. Der Status „Devise“ ist relativ. So ist bspw. für Amerikaner der Schweizer Franken eine Devise, für Schweizer hingegen das übliche Zahlungsmittel. Mit dem US-Dollar verhält es sich entsprechend umgekehrt. (2) Das gesondert gekennzeichnete Feld eines Wappens, in dem ein Wahlspruch bzw. eine Losung angebracht ist, wird gleichfalls als Devise bezeichnet.

252

Devisenbewirtschaftung

Devisenbewirtschaftung Verbot bzw. Einschränkung (im Sinne von Genehmigungspflicht) von Transaktionen zwischen Devisen-Inländern und Devisen-Ausländern. Seit dem Ersten Weltkrieg und insb. seit der Weltwirtschaftskrise gab es weltweit immer wieder Versuche, die vorhandenen und anfallenden Devisen statistisch zu erfassen und gezielt zu verwenden (im Dritten Reich bspw. zur Beschaffung kriegswichtiger Konvertierbarkeit der DM am 29.12.1958 endete zugleich die DeviGüter). Mit der Einführung der senzwangswirtschaft. Dabei ist die Beschaffung von Devisen im Inland genehmigungspflichtig, und Devisen, die aus dem Ausland zufließen, müssen abgeliefert werden. Devisenbilanz erfasst die Forderungen und Verbindlichkeiten der Zentralbank eines Landes gegenüber dem AusWährung (= Deviland. Im Einzelnen handelt es sich dabei um Ansprüche auf Zahlung in fremder sen im weiteren Sinn) sowie, als Konsequenz der klassischen Funktion von Gold als internationales Zahlungsmittel, um den Goldbestand der Zentralbank sowie bestimmte Forderungen gegenüber interKapitalbilanz und somit eine der nationalen Organisationen. Die Devisenbilanz ist Bestandteil der Zahlungsbilanz. Die Zahlungsbilanz führt die Devisenbilanz als „Veränderung der Teilbilanzen der InterNetto-Auslandsaktiva der Bundesbank“, wo neben Devisen und Geld die Reserveposition im nationalen Währungsfonds und die Sonderziehungsrechte (SZR) erfasst werden. Devisenbörse in Deutschland und einigen anderen Ländern etablierte Form des institutionalisierten Devisenmarktes. Devisenbörsen dienen aber nicht nur dazu, in Gestalt einer Präsenzbörse oder mit Hilfe eines Devisen zu handeln, sondern auch dem so genannten Fixing: der elektronischen Handelssystems amtlichen Festsetzung der jeweiligen Devisenkurse. Devisengesetz

Internationalisierungsprofil

Devisenkontingent

Kontingent

Devisenmarkt Devisen zwischen Devisenmaklern, Geschäfts(1) zunehmend elektronisch vermittelter Handel von Zentralbanken, bankfremden Finanzdienstleistern (z.B. Pensionsfonds) sowie großen Wirtund Devisenbörse. schaftsunternehmen. Eine spezielle Marktform ist in diesem Zusammenhang die (2) 1995 wurde auf dem weltweiten Devisenmarkt ein Umsatz von 270 Bill. $ getätigt (davon 107 Bill. auf dem Devisenspotmarkt und 152 Bill. als Devisenderivate). Neun Jahre später, 2004, war dieser Markt bereits auf 470 Bill. $ angewachsen (Devisenderivate 302 Bill., Devisenspotmarkt 143 Bill.). Dieses Handelsvolumen repräsentiert das Vierzigfache des Wertes aller Waren und Dienstleistungen, die jährlich weltweit gehandelt werden ( Welthandel). Ursachen der Steigerung des Handelsvolumens, das etwa gegenüber 2001 um rund 40% gewachsen ist, sind zum einen die Dollarschwäche, Wechselkursrisiko versichert weshalb mehr Unternehmen als üblich mittels Devisenderivaten das haben ( Risikomanagement; Währungsmanagement). Zum anderen spielen die gewachsenen ZinsArbitragegeschäften. unterschiede eine Rolle. Denn sie geben Anlass zu verstärkten Währungsreserven um ca. 200% auf (3) Zwischen den Jahren 2001 und 2008 wuchsen die globalen insgesamt c 6,5 Bill. $, wovon die ostasiatischen Länder zwei Drittel halten (vgl. Abb.). Wichtigste Ursache ist das Leistungsbilanzdefizit, welches die USA traditionell im Handel mit diesem Wirtschaftsraum erwirtschaften. Normalerweise müsste dies zur Aufwertung der Währungen dieser Länder gegenüber dem US-Dollar führen, was aber die Chancen chinesischer, japanischer, südkoreanischer und taiwanesischer Exporteure mindern würde. Um die Wechselkurse ihrer jeweiligen Landeswährung auf dem gewünschten niedrigen Niveau zu halten, kaufen diese Länder deshalb systematisch Devisen (insb. US-$).

Dichotomie, klassische

253

Länder mit den größten Devisenreserven (1.1. 2008; in Mrd. $) VR China

1.590

Brasilien

188

Japan

996

Singapur

168

Russland

483

Hongkong

160

Indien

280

Deutschland

147

Rep. China (Taiwan)

273

Frankreich

146

Südkorea

262

Malaysia

112

Quelle: IWF, Weltbank.

Devisenmarkt, inoffizieller

Parallelmarkt

Devisenoption Kontrakt, mit welchem der Käufer das Recht, nicht aber die Pflicht erwirbt, Devisen zu einem bestimmten Zeitpunkt zum vereinbarten Kurs zu kaufen (= Call) bzw. zu verkaufen (= Put). Die DeviWährungsrisenoption dient der Sicherung von Devisenkursen und ist ein wichtiges Instrument des sikomanagements. Als Kosten fällt dabei die Optionsprämie an, welche der Käufer der Option an den Verkäufer (d.h. den so genannten Stillhalter) zu entrichten hat. " Battermann, H.; Broll, U.; Wahl, J.E.: Risikosteuerung mit Devisenoptionen, in: das wirtschaftsstudium (wisu), 32.Jg. (2003), S.495-502, 564. Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.351ff. Sauer, H.D.: Formen der Finanzierung von Exportgeschäften, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.493-509.

Devisenswap verbindet den Kassaverkauf einer Währung mit ihrem Rückkauf zu einem späteren, aber schon zum Zeitpunkt des Verkaufs festzulegenden Termin. Verglichen mit zwei getrennten Transaktionen bieten derartige Termingeschäfte, die einen wesentlichen Teil des Devisenhandels ausmachen, u.a. den Vorteil, dass für einen Swap weniger Maklergebühren anfallen. " Breuer, W.: Unternehmerisches Währungsmanagement, 2.Aufl., Wiesbaden 2000. Priermeier, T.; Stelzer, A.: Zins- und Währungsmanagement in der Unternehmenspraxis, München 2001.

Devisenterminhandel Spielart des Devisenhandels, dessen maßgebliche Funktion das Risikomanagement ist. Anders als der Devisenkassahandel sichert der Devisenterminhandel das Kursrisiko ab ( Risikoarten), indem das Devisengeschäft zwar zum vereinbarten Termin getätigt, der Kurs jedoch bereits mit Abschluss des Geschäftes vereinbart wird. Devisenzwangswirtschaft Dezentralisierung

Devisenbewirtschaftung

Konfiguration

DGQ

Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V.

DGV

Volkskunde

DHI DHL Dialekt

Human Development Index Global Player Hochsprache;

Dichotomie, klassische

Schriftsprache Außenwirtschaftslehre, monetäre

254

Dienstleistung

Dienstleistung (1) Leistung des Tertiären Sektors. Dienstleistungen (z.B. Finanzdienstleistungen; ProgrammieTourismus) weisen folgende konstitutive Merkmale rungs- und Kommunikationsdienstleistungen; auf: Immaterialität, Nichttransport- und/oder Nichtlagerfähigkeit sowie Notwendigkeit, einen so genannten externen Faktor (zumeist den Kunden) einzubeziehen. (2) Abgesehen von einigen Ausnahmen, wie touristische Dienstleistungen und Finanzdienstleistungen, schienen Dienstleistungen aufgrund des so genannten Uno actu-Prinzips (d.h. Gleichzeitigkeit von Produkten und Konsumtion) lange Zeit nur begrenzt internationalisierbar zu sein ( Internationalisierung). Die stellenweise dramatischen Fortschritte der Informations- und Kommunikationstechnologie heben diese Beschränkung jedoch zunehmend auf ( Business Process Outsourcing). Dank der zunehmend weltweiten Vernetzung durch das Internet ( E-Commerce) beschaffen auch immer mehr Endverbraucher Dienstleistungen grenzüberschreitend ( Beschaffung). Wie F. Hornig berichtet, soll es in China bereits mehr als 100.000 Profispieler geben, die für 30 US-Cents in der Stunde stellvertretend in Online-Rollenspielen wie World of Warcraft ihren Auftraggeber aus westlichen Industrienationen den Weg zu höheren Spiellevels erkämpfen. Nachhilfelehrer aus Indien, Hongkong oder Südamerika geben dank preisgünstiger Internet-Telefonie Nachhilfe- bzw. Sprachunterricht. Allein TutorVista beschäftigt in Indien, Hongkong, Singapur und auf den Philippinen etwa 600 NachNord-/Süd-Handel schließt aber auch Dienstleistungen wie Hotel- und Restauranthilfelehrer. Der reservierung, Taxiruf und Ähnliches ein. Dennoch steht der internationale Dienstleistungshandel erst am Anfang einer voraussichtlich stürmischen Entwicklung. Diese Prognose lässt sich u.a. damit begründen, dass Dienstleistungen zwar 68% zur Weltproduktion, aber nur 23% zum Welthandel beitragen. Dabei stehen Transport- und Logistikleistungen im Vordergrund. Die traditionell stärker exportorientierten Volkswirtschaften, zu denen insb. Japan und Deutschland zählen, leiden unter einer ausgeprägteren Dienstleistungsschwäche als die eher transaktionsorientierten angelsächsischen Volkswirtschaften. Zwar erzielte die Bundesrepublik Deutschland (+ 6,6%) zusammen mit Japan (+ 7,5%) zwischen 1990 und 2000 das stärkste Wachstum. Aber noch immer ist sie insb. im arbeitsintensiven Servicebereich (Handel, Gastgewerbe, Verkehr) Schlusslicht der Entwicklung zu einer verstärkt arbeitsteiligen Wirtschaft. Diese Schwäche begründet zusammen mit anderen Faktoren die Arbeitsmarktproblematik hierzulande ( Arbeitslosenstatistik, Bruttosozialprodukt auf internationale). 2004 war dann der Dienstleistungsanteil am deutschen Europäischen Union (EU-25) verbucht 69,9% gestiegen. Gemessen an den 71,1%, die innerhalb der wurden (mit den Extremen Irland = 56,2% und Luxemburg = 83,1%), war jedoch auch dies ein unterdurchschnittlicher Wert. " Backhaus, K.; Voeth, M.: Internationales Marketing, 6.Aufl., Stuttgart 2010. Lichtblau, K.: Internationalisierung von Dienstleistungen, in: IW-Trends, 27.Jg. (2000), Nr.1, S.61-71. Neumair, S.-M.: Handel und Direktinvestitionen. Eine Bestandsaufnahme, in: Haas, H.-D.; Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft, München 2006, S.41-60.

Dienstleistung, globale

Konzept-/Produktentwicklung

Dienstleistungen, technologische bestehen aus EDV-Dienstleistungen, Patenten und Lizenzen, Ingenieurleistungen sowie Forschung+ Entwicklung (F+E). 1990 führte (West-) Deutschland technologische Dienstleistungen im Ausfuhr auf Gegenwert von 5,23 Mrd. € aus und im Gegenwert von 5,7 Mrd. € ein. 2001 waren die 15,53 Mrd. € und die Einfuhr auf 23,03 Mrd. € angewachsen. Dienstleistungsbilanz Leistungsbilanz. Die Dienstleistungsbilanz erfasst die Ausfuhr (= Aktiva) und (1) Teilbilanz der Einfuhr (= Passiva) von Dienstleistungen (z.B. Kapitalerträge; Lizenzgebühren; Tourisdie Handelsbilanz und der Übertragungsbilanz mus, internationaler). Sie bildet zusammen mit der die Leistungsbilanz. Vor allem aufgrund der ausgeprägten Reiselust der Deutschen fällt die Dienstleistungsbilanz der Bundesrepublik Deutschland Jahr für Jahr negativ aus (vgl. Abb. 1, nächste Seite).

Dienstleistungsfreiheit

255

Abb. 1: Ausgewählte Positionen der Dienstleistungsbilanz der Bundesrepublik Deutschland (Salden, in Mrd. €) Reiseverkehr

Transport

Patente, Lizenzen

Regierungsleistungen (insb. Einnahmen von ausländischen militär. Dienststellen)

Werbe- und Messekosten, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

Saldo

1990

- 13

+3

- 2

+8

- 3

- 11

1995

- 31

+2

- 2

+4

- 7

- 33

2000

- 37

+3

- 3

+2

- 14

- 49

2001

- 38

+4

- 2

+3

- 17

- 50

2002

- 35

+3

- 2

+5

- 6

- 35

2003

- 37

+2

- 1

+5

- 3

- 34

2004

- 35

+4

- 1

+5

- 4

- 31

2005

- 35

+6

0

+4

- 3

- 28

DienstHinzu kommen komparative Nachteile, welche deutsche Anbieter in vielen Bereichen des Finanzdienstleistungen, Rechte & Lizenzen, Kultur & Freizeit; vgl. leistungshandels haben (z.B. Abb. 2). Abb. 2: Deutschlands komparative Position beim internationalen Dienstleistungshandel Belitz/Stille (2004) Langhammer (2004) Kronberger/Wörz (2004) Fraunhofer ISI, Stahlecker/Kulicke/Jung (2006)

Rabaud (2006) Bartsch/Diekmann (2006)

Trend zu verstärkten komparativen Vorteilen bei technologischen Dienstleistungen insgesamt Insbesondere bei Ingenieur- und sonstigen technischen Dienstleistungen Keine spezifischen Aussagen bzgl. Deutschland möglich EU: signifikante komparative Vorteile bei Versicherungsdienstleistungen Eindeutige komparative Vorteile bei Versicherungsdienstleistungen Komparative Nachteile bei personenbezogenen Dienstleistungen und wissensintensiv-unternehmensbezogenen Dienstleistungen Spezialisierungsvorteile bei technologischen Dienstleistungen insgesamt Drastischer Verlust der komparativen Vorteile bei F+E-Leistungen Komparativer Nachteil bei Ingenieurs- und sonstige technischen Dienstleistungen Spezialisierungsvorteile bei EDV-Dienstleistungen Komparative Nachteile beim Handel von Dienstleistungen allgemein und insbesondere Reisedienstleistungen Komparative Vorteile bei EDV-und Informationsdienstleistungen Zunehmende Spezialisierungsvorteile bei Versicherungsdienstleistungen Komparative Nachteile bei Finanzdienstleistungen, Rechten und Lizenzen sowie bei Dienstleistungen für persönliche Zwecke, Kultur und Freizeit

Quelle: Belke/Burger (2008, S.489).

" Bartsch, E.; Diekmann, B.: Deutschlands Chancen im Handel mit Dienstleistungen, in: Wirtschaftsdienst, 86.Jg. (2006), Nr.1, S.53-61. Belitz, H.; Stille, F.: Deutschlands Position im internationalen Austausch, DIW-Wochenbericht Nr.22 (2004). Belke, A.; Burger, T.: Dienstleistungen, komparativer Vorteil und Außenhandel. Ein Überblick, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 37.Jg. (2008), Nr.9, S.483-491. Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006. Kronenberg, R.; Wörz, J.: Dienstleistungen. Export ist mehr als Warenverkehr, in: BMWA (Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit) (Hrsg.), Jahrbuch der Außenwirtschaft Österreichs 2003/2004, Wien 2004, S.297-319. Langhammer, R.J.: Revealed Comparative Advantages in Services Trade of the USA, EU, and Japan. What Do They Tell Us? in: Journal of World Investment & Trade, Vol.5 (2004), No.6, pp.887-896. Rabaud, I.: Trade in Services. How does it work? in: http://hal.archives-ouvertes.fr/docs/00/05/46/32/PDF/s17_01_06rabaud.pdf (02.12.2006). Stahlecker, T.; Kulicke, M.: Die Internationalisierung von Dienstleistungen, ISI (Frauenhofer Institut für System- und Innovationsforschung) Schriftenreihe „Innovationspotentiale“, Stuttgart 2006.

Dienstleistungsfreiheit bildet zusammen mit der Warenverkehrsfreiheit, der Kapitalverkehrsfreiheit und der PersonenverkehrsGrundfreiheiten des Europäischen Binnenmarktes ( Richtlinie freiheit das Quartett der vier des Europäischen Parlamentes und des Rates über Dienstleistungen im Binnenmarkt)

256

Dienstleistungshandel

Dienstleistungshandel (1) beeinflusst mehr und mehr das volkswirtschaftliche und das weltwirtschaftliche Wachstum. WeltDienstleistungen aller Art umgesetzt. In den OECD-Ländern erwirtweit werden 1,5 Bill. $ mit Bruttoinlandsprodukts und beschäftigt zwei schaftet dieser Sektor mittlerweile mehr als 60% des Drittel aller Arbeitnehmer (bspw. mit dem Erbringen von Finanzdienstleistungen, der Reinigung von Abwasser, dem Betrieb von Telefonnetzen). Weitere Tätigkeitsfelder sind Ausbildung, Reparatur und Wartung wie auch der Betrieb komplexer Anlagen bis hin zu Kurierdiensten und anderen vergleichsweise geringwertigen Leistungen. Ausgehend von der traditionellen institutionellen Gliederung lässt sich zunächst feststellen, dass der so genannte Tertiäre Sektor, nicht zuletzt als Folge der wachsenden internationalen Arbeitsteilung und der weltweiten Reorganisation der Wertschöpfungskette, überproportional stark wächst ( Arbeitsteilung, internationale). In Abgrenzung zum Primären Sektor (Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei) und zum Sekundären Sektor (Industrie, Baugewerbe, Bergbau sowie Energie- und Wasserversorgung) bilden Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung, Banken, Versicherungen, private Dienstleister, Immobilienvermietung, private Haushalte, nichterwerbswirtschaftliche Organisationen und der Staat den Tertiären Sektor. Hinzu kommen die „verborgenen Dienstleistungen“, welche der Primäre Leasing, Mitarbeiterschulung oder Software Sektor und der Sekundäre Sektor z.B. in Gestalt von nachfragen und die nur bei der funktionellen Gliederung differenziert werden. (2) Inhaltlich und mit Blick auf die internationale Arbeitsteilung lassen sich folgende Kategorien von Dienstleistungen unterscheiden: Ausfuhrkredite, Montageleistungen, Repa• Mit dem Warenhandel eng verknüpfte Leistungen (z.B. raturen, Service, Transporte, Transport- und Exportversicherungen, Werbe- und Messekosten), Leasing; Lizenzen und Patente), • den Warenhandel ersetzende Leistungen (z.B. Tourismus, internatio• unabhängig vom Warenhandel erbrachte Leistungen (z.B. Auslandsreisen nalerr , Dienste der Banken und Versicherungen). (3) Bislang galt: Da Dienstleistungen im Regelfall nicht gelagert oder nur unter Beteiligung des KunDiden erstellt werden können, kommen für eine Reihe von Dienstleistungsunternehmen nur Markteinrektinvestitionen als Internationalisierungsstrategie in Betracht ( Internationalisierung; trittsstrategie). Dies gilt in besonderem Maße für Handelsunternehmen, die mehr als andere auf Marktund Kundennähe angewiesen sind. Die zunehmende Vernetzung zahlreicher Lebensbereiche sogt handelbar werden. Das Outsourcen von Verwaljedoch dafür, dass immer mehr Dienstleistungen tungsarbeiten innerhalb der Versicherungsbranche war dabei nur eines der frühen Beispiele. Fluggesellschaften und IT-Unternehmen folgten und verlegten ganze Abteilungen und Call-Center auf die andere Seite des Globus. Banken und Nachrichtenagenturen waren die Nächsten. „Reuters etwa wird zwar noch immer vorwiegend als Nachrichtenagentur wahrgenommen, erzielt mittlerweile aber rund 90% seines Umsatzes mit der Aufbereitung und dem Vertrieb von Unternehmensdaten für Banken und Investmentgesellschaften. 400.000 Abonnenten, Börsenmakler, Finanzökonomen und Analysten von New York bis Tokio bekommen rund um die Uhr Firmeninformationen, Börsenkurse und die Zusammenfassung von Quartals- oder Jahresberichten auf ihren Reuters-Bildschirm gespielt. Es ist ihr Handwerkszeug, mit dem sie den globalen Wirtschaftskreislauf antreiben. Reuters ist der erste Medienkonzern, welcher die Entstehung von Nachrichten von ihrem Ursprung trennt und Tausende von Kilometern entfernt zentralisiert - und zwar in Bangalore, in Südindien. Seit knapp einem Jahre erfassen hier kleine Teams internationale Unternehmensdaten. Gearbeitet wird in zwei Schichten. Zwischen nachmittags um drei Uhr und morgens um vier Uhr sammeln die Datenbearbeiter Informationen über Unternehmen auf der ganzen Welt und bereiten sie für ihre Abonnenten auf“ (J.F. Jungclausen). Hierbei kann es sich z.B. um tagesaktuelle Daten über das Lohnniveau in 6.000 Multinationalen Unternehmen handeln. (3) Im zurückliegenden Jahrzehnt hat die Internationalisierung von Handelsunternehmen große Fortschritte erzielt. Dass dabei vor allem deutsche Harddiscounter erfolgreich sind, lässt sich möglicherweise mit der auf dem deutschen Markt herrschenden Wettbewerbsintensität erklären. Während etwa im britischen Lebensmittelhandel Umsatzrenditen von 6% erzielt werden können, sind es im deut-

Dienstleistungsmarketing, interkulturelles

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schen Markt selten mehr als 2%. Dies u.a. erklärt, warum es ausländischen Handelsunternehmen äusserst schwer fällt, hierzulande nennenswerte Marktanteile zu erringen. Hingegen agieren die „wettbewerbsgestählten“ deutschen Anbieter (Aldi, Metro, Schlecker etc.) in vielen Ländern erfolgreich. " Greipl, E.; Müller, S.; Gelbrich, K.: Konsumgüterhandel global betrachtet. Mythen und Realität, in: Beisheim, O. (Hrsg.), Distribution im Aufbruch, München 1999, S.77-108. Jungclausen, J.F.: Die Datensammler von Bangalore, in: Die Zeit, Nr.9 (24.2.2005), S.34. Meffert, H.; Bruhn, M.: Dienstleistungsmarketing, 3.Aufl., Wiesbaden 2000. Täger, U.C.: Transnationalisierung von Handelssystemen, in: Beisheim, O. (Hrsg.), Distribution im Aufbruch, München 1999, S.151-171.

Dienstleistungslücke liegt dann vor, wenn sich der Dienstleistungssektor unterproportional entwickelt ( Dienstleistungen). Eine Dienstleistungslücke lässt sich bspw. bei produkt- und exportfokussierten Volkswirtschaften wie Deutschland oder Japan nachweisen ( Exportposition). Obwohl der Anteil des Dienstleistungssektors an der Bruttowertschöpfung der deutschen Volkswirtschaft zwischen 1970 und 2006 von 35% auf 70% Europäischen Union gestiegen ist, liegt diese Quote noch immer knapp unter dem Durchschnitt der (EU-25) von 71% und deutlich unter den Werten der stärker tertiarisierten Volkswirtschaften der USA (= 77%), Großbritanniens (= 74%) und Frankreichs (= 73%). Die so gemessene Dienstleistungslücke ist ein Indikator des Rückstands, den die deutsche Wirtschaft im Dienstleistungssektor im internationalen Vergleich aufweist. " Grömling, M.: Die Tertiarisierung der deutschen Wirtschaft. Was treibt den Strukturwandel an und was bringt er? Würzburg 2006.

Dienstleistungsmarke

Warenzeichen

Dienstleistungsmarketing, interkulturelles (1) hat den Besonderheiten von Dienstleistungen im Kontext des kulturellen Umfeldes Rechnung zu Interkultragen ( Landeskultur). Dabei ist zu beachten, dass Erkenntnisse, die im Rahmen des turellen Marketing gewonnen wurden, nicht ohne weiteres auf das Interkulturelle Dienstleistungsmarketing übertragbar sind ( Generalisierung), da diese sich zumeist auf Produkte beziehen. Angesichts der Immaterialität von Dienstleistungen fällt es potenziellen Kunden häufig schwer zu Nutzen diese ihnen voraussichtlich stiften werden. Mehr noch als bei (konkreerkennen, welchen ten) Produkten und mehr noch als im nationalen Kontext muss der Nachfrager im interkulturellen UmHeuristiken fällen (wie Country of Origin; feld deshalb seine (Kauf-)Entscheidungen anhand von Marke oder Garantiezusage). Dies gilt insb. für Märkte, deren Landeskultur Unternehmensimage; Unsicherheitsvermeidung geprägt ist. Diesen Markttypus repräsentieren u.a. Belgien, von starker Low Context-Kulturen Deutschland, ÖsGriechenland und Japan ( Prototyp). Anders als in den High Context-Kulturen daran gewöhnt, die erforderlichen terreich und Schweiz sind Menschen aus „weichen“ Informationen (z.B. über die Qualität des Angebots) der Verkaufssituation (= Kontext) zu entnehmen: Der Schluss z.B. von der Exklusivität der Ladengestaltung auf die Qualität der dort angebotenen Leistungen trägt ihrem Streben nach Reduktion von Unsicherheit Rechnung. Da für die deutschsprachigen Low Context-Länder aber nicht nur ihre Tendenz zur Unsicherheitsvermeidung, Akzeptanz von Machtdistanz charakteristisch ist, bietet sondern auch eine vergleichsweise geringe es sich in diesen Märkten an, dem Kunden mit Hilfe von Testimonials Vertrauenswürdigkeit zu signalisieren ( Vertrauen). Dienstleistungen können weiterhin häufig nur unter Integration des externen Faktors erbracht werden. Dass der Kunde zumeist anwesend sein muss, wenn bspw. der Friseur oder der Sprachlehrer ihre Standardisierbarkeit des Leistungsprozesses vielfach enge Grenzen. DaDienste erbringen, setzt der durch machen sich immer wieder nicht vorhersehbare, nur schwer kontrollierbare personale Einflüsse bemerkbar (z.B. ein kulturbedingt unterschiedliches Verständnis von Servicequalität). Aufgrund der so genannten Standortgebundenheit von Dienstleistungen kommt es zwangsläufig zu unmittelbaren interkulturellen Kontakten. Diese können aus vielerlei Gründen (wechselseitige Unkenntnis, positive wie negative Vorurteile, Missverständnisse) konflikthaft verlaufen. Deshalb sollten Mitarbeiter von international tätigen Dienstleistern mehr noch als Mitarbeiter von Industrieunterneh-

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Dienstleistungsmarketing, interkulturelles

Symbomen interkulturell kompetent sein ( Kompetenz, interkulturelle). Auch spielen hier neben Begrüßung). len und Ritualen auch Sitten & Gebräuche eine besondere Rolle (z.B. (2) Sowohl Produzenten als auch Konsumenten von Dienstleistungen können mobil oder immobil sein. Je nachdem, wie man diese Zustände kombiniert, lassen sich gemäß der Sampson-/Snape-Box vier Erscheinungsformen der Internationalisierung von Dienstleistungsunternehmen differenzieren: Accross the Border-Trade: Wenn ein Automobilhersteller mit Hilfe eines in Belgien gelegenen Call Centers seine Kunden in Frankreich betreut, sind beide Seiten immobil. Domestic Establishment-Trade: Bei einer Sprachschule für Ausländer ist der Anbieter immobil, die Nachfrager hingegeben mobil. Foreign Earnings-Trade: Die Konstellation „mobiler Anbieter, immobile Nachfrager“ ist charakteristisch für den international tätigen Einzelhandel, der sein Know how und seine Konzepte so weit wie effizient bedienen zu möglich standardisiert, um seine standortgebundenen Kunden möglichst können ( Internationalisierung von Handelsunternehmen). Third Country-Trade: Fluggesellschaften z.B. können im Prinzip weltweit, in der Realität aber nur Nationalität befördern. In diesem Fall sind dort, wo sie Landerechte besitzen, Fluggäste fast jeder beide Seiten mobil. Kulturraum hat der Dienstleistungssektor eine etymologisch erklärbare (3) Im deutschsprachigen Hypothek zu tragen. Während wir mit dienen Unterwürfigkeit, Abhängigkeit, minderwertige Arbeit etc. Werte. Im konfuzianisch geprägten assoziieren, verbinden sich in anderen Länder damit positive Kulturkreis z.B. ist die entsprechend der jeweiligen sozialen Stellung des Gegenübers mehr oder weniHarmonie, die in allen Formen von sozialen Beziehung herrger tiefe Verbeugung Ausdruck von schen soll ( Werte, konfuzianische). Auch die Bereitschaft, Dienstleistungen zu belohnen (z.B. durch Trinkgeld), lässt sich teilweise mit kulturellen Einflüssen erklären. So werden in Ländern mit ein femininer Orientierung und geringer Akzeptanz von Machtdistanz (z.B. Dänemark, Finnland, Niederlande) signifikant weniger Berufe mit Trinkgeld bedacht als anderswo. Möglicherweise gelten in femininen Gesellschaften wechselseitige Dienste als normal, weil dort enge, egalitäre soziale Beziehungen herrschen und Fürsorglichkeit große Wertschätzung erfährt. Leistungsorientierte Kulturen hingegen betrachten Dienste eher als Sonderleistung, die zu entlohnen ist. Hauptsächlich dann, wenn eine Dienstleistung in ihrer Gegenwart erbracht wurde, sind Angehörige individualistischer Kulturen bestrebt, durch ein Trinkgeld oder Geschenk ihre „Schuld“ zu tilgen und so entsprechend der Anreiz-/Beitrags-Theorie ihre Unabhängigkeit zu wahren. (4) Seit Ende der 1990er-Jahre wird verstärkt der Einfluss der kulturellen Zugehörigkeit auf die Wahrnehmung von Dienstleistungsqualität untersucht. So hat sich durch Verknüpfung des SERVQUALAnsatzes mit den Hofstede-Kulturdimensionen gezeigt, dass Individualisten mehr Dienstleistungsqualität, Empathie und Sicherheit erwarten ( Individualismus vs. Kollektivismus). Hingegen sind für Gesellschaften, welche kulturbedingt Machtdistanz akzeptieren, geringere Erwartungen bezüglich Dienstleistungsqualität, Reaktionsfähigkeit und Zuverlässigkeit charakteristisch. Überdurchschnittliche Unsicherheitsvermeider und Ansprüche an die gebotene Dienstleistungsqualität haben weiterhin Maskuline Kulturen sind besonders anspruchsvoll, was die Reaktionsfähigkeit Langzeitorientierte. anbelangt, und mithin schwerer als andere zufrieden zu stellen, wenn die Schnelligkeit des Leistungsprozesses das Kriterium ist ( Zufriedenheit). Probleme, die in interkulturellen Dienstleistungsprozessen regelmäßig auftreten, lassen sich u.a. mit der Skripttheorie erklären. Unter einem Skript verstehen die Geistes- und Sozialwissenschaften eine im Gedächtnis gespeicherte Repräsentation von Handlungen, die üblicherweise auszuführen sind, um ein bestimmtes Ereignis zu bewältigen. Die „übliche Handlungsabfolge“ ist häufig kulturspezifisch defiLandeskulturen können als Schemata begriffen werden, welche ihren Mitgliedern Skripniert; denn te und damit Verhaltensanweisungen bzw. -erwartungen vermitteln ( Schema). Im Falle des Ereignisses „Dienstleistung“ zählt hierzu bspw. die Frage, ob und, wenn ja, in welcher Höhe und zu welTrinkgeld gegeben wird. Signifikant chem Zeitpunkt (zu Beginn oder am Ende der Dienstleistung) Konflikte provozieren. divergierende Skripte können unterschiedliche Erwartungen und letztlich

Dienstleistungsunternehmen, internationales

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" Barker, S.; Härtel, C.E.J.: Intercultural Service Encounters. An Exploratory Study of Customer Experiences, in: Cross Cultural Management, Vol.11 (2004), No.4, pp.3-14. Donthu, N.; Yoo, B.: Cultural Influences on Service. Quality Expactations, in: Journal of Service Research, Vol.1 (1998), No.2, pp.178-186. Fürrer, O.; Lin, B.S.; Sudharshan, D.: The Relationships between Cultural and Service Quality Perceptions, in: Journal of Service Research, Vol.2 (2002), No.4, pp.355-371. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.804ff. Müller, S.; Kornmeier, M.: Internationalisierung von Dienstleistungsunternehmen, Arbeitspapier Nr. 49/01, Dresden 2001. Reis, T.: Globales Marketing im Dienstleistungssektor, Wiesbaden 1999. Riddle, D.I.: Leveraging Cultural Factors in International Service Delivery, in: Swartz, T.A.; Bowen, D.E.; Brown, S.W. (Eds.), Advances in Services Marketing and Management. Research and Practice. A Research Annual, Vol.1, Greenwich/CT 1992, pp. 297-322; Sarathy, R.: Global Strategy in Service Industries, in: Long Range Planning, Vol.27 (1994), No.6, pp.115-124. Youngdahl, W.E.; Kellog, D.L.; Nie, W.; Bowen, D.E.: Revisiting Customer Participation in Service Encounters. Does Culture Matter? in: Journal of Operations Management, Vol.21 (2003), pp.109-120.

Dienstleistungsportal Dienstleistungsrichtlinie leistungen im Binnenmarkt

E-Government Richtlinie des Europäischen Parlamentes und des Rates über Dienst-

Dienstleistungsstatistik basiert auf einer jährlichen Stichprobenerhebung (mit Auskunftspflicht) durch die Statistischen Ämter der Länder. Höchstens 15% der Dienstleistungsunternehmen und Einrichtungen zur Ausübung einer freiberuflichen Tätigkeit werden hierzu mittels einer geschichteten Zufallsstichprobe ausgewählt. Diese müssen den Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit in Wirtschaftsabschnitt I („Verkehr und Nachrichtenübermittlung“) oder in Wirtschaftsabschnitt K („Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen usw.“) der „Systematik der Wirtschaftszweige in der EU“ zuordnen. Zum ForAbschnitt K gehören auch Unternehmen und Einrichtungen der IT-Branche sowie solche, die schung + Entwicklung ( F+E) betreiben oder Dienstleistungen erbringen, überwiegend im B-to-BBereich. Darunter fallen bspw. Freiberufler (Architekten, Rechtsanwälte, Steuerberater etc.) sowie DeInkassobüros, Reinigungsfirmen usw. Die u.a. im Internetangebot des Statistischen tekteien, Bundesamtes veröffentlichten Befunde der Dienstleistungsstatistik werden schließlich per Hochrechnung ermittelt. Dienstleistungsunternehmen, internationales erzielt einen signifikanten Anteil seines Umsatzes in ausländischen Märkten und richtet seine Unternehmensstrategie an diesen aus. (1) Unter bestimmten Umständen präferieren Dienstleistungsunternehmen Markteintrittsstrategien, die ihnen nur begrenzte Kontrollmöglichkeiten eröffnen (z.B. Lizenzvergabe): Nämlich dann, wenn die wahrgenommenen kulturellen Unterschiede zwischen dem Herkunftsland und dem Zielland (z.B. im Konsumentenverhalten) so groß sind, dass sie nicht vernachlässigt werden können ( Distanz, kulturelle). Da Externe sich in solchen distanten Märkten auf „unsicherem Terrain“ bewegen würden, ist es durchaus rational, die operativen Entscheidungen Geschäftspartnern zu überlassen (bspw. auch in Joint Venture), die „kulturell nah“ sind; denn der lokale Lizenznehmer kann c.p. den kultureinem spezifischen Anforderungen des Marktes ( Kulturstandard) weit besser Rechnung tragen als der kulturfremde Lizenzgeber. Der Bedarf, mit anderen Unternehmen zu kooperieren, ist umso größer, je mehr die kulturellen Bedingungen im Auslandsmarkt und im Inlandsmarkt voneinander abweichen Kooperation) und je weniger man Gelegenheit hatte, in dem betreffenden Gast( Fit, kultureller; land Erfahrungen zu sammeln, unabhängig von der kulturellen Distanz zwischen Auslands- und Inlandsmarkt. Allerdings ziehen Unternehmen, welche über langjährige Erfahrung auf dem Gastlandmarkt verfügen, dann einen großen Nutzen aus der Kooperation, wenn die kulturelle Distanz gering ist. Risiko Angesichts dieser empirischer Befunde verwundert es nicht, dass mit dem wahrgenommenen auch der Kooperationsbedarf zunimmt; denn plausiblerweise vergrößert die (wahrgenommene) Fremdartigkeit auch das empfundene Risiko. Dieser Zusammenhang ist bei klein- und mittelständischen Unternehmen stärker ausgeprägt als bei Großunternehmen, jedoch unabhängig von der Erfahrung, welche das Unternehmen mit dem Auslandsgeschäft im Allgemeinen und dem jeweiligen Auslandsmarkt im Besonderen gesammelt hat.

260

Dienstmädchennation

(2) Amerikanische Industrieunternehmen entscheiden sich trotz großer kultureller Distanz bevorzugt Lizenzstrategie. Bei Dienstleistern hingegen wächst mit zunehmender kultureller Distanz die für die Wahrscheinlichkeit, dass ein Shared Control Mode (z.B. Joint Venture) präferiert wird. Gegen die eindeutige Marktlösung (= Lizenzvergabe) spricht im Falle der zumeist nur bedingt standardisierbaren Dienstleistungen, dass bei kulturell fremdartigen Märkten die Entscheidungsträger Know how-Verlust befürchten müssen. Denn dort sind die Kontrollmöglichkeiten des Lizenzgebers äußerst begrenzt. Der eindeutig hierarchischen Lösung wiederum wohnt die Gefahr inne, mit einer 100%-Tochtergesellschaft den kulturspezifischen Besonderheiten nicht hinreichend gerecht werden zu können. " Brouthers, K.D.: The Influence of International Risk on Entry Mode Strategy in the Computer Software Industry, in: Management International Review, Vol.35 (1995), No.1, pp.7-28. Erramilli, M.K.; Rao, C.P.: Service Firms´ International Entry-Mode Choice. A Modified Transaction-Cost Analysis Approach, in: Journal of Marketing, Vol.57 (1993), July, pp.19-38.

Dienstmädchennation

Business Process Outsourcing

Dienstreise kurzfristige Auslandsentsendung mit einer Dauer von maximal drei Monaten. Der Lebensmittelpunkt Entsendung, sondern ein steuerrechtlibleibt im Inland. Streng genommen ist die Dienstreise keine cher Sachverhalt. Differenzierungsstrategie Anpassung von Strategie und/oder Leistungsangebot an die besonderen Bedingungen im jeweiligen Bedürfnisse der Nachfrager in verschiedenen Ländermärkten). Markt (bspw. an unterschiedliche (1) Begründet wird die Differenzierungsstrategie u.a. mit der Kritik an der Konvergenzthese. Nach wie vor denke und handle die Mehrzahl der Menschen in den nationalen Märkten landes- bzw. kulturPrototyp der Standardisierungsphilosophie ( Stanspezifisch. Selbst McDonald’s, vermeintlich Standardisierung vs. Differenzierung), spricht in westlichen Indudardisierungsstrategie; Zielgruppen an als bspw. in China. Dort gilt die Fast Food-Kette als striestaaten teilweise andere „gute Adresse“ für junge Paare, die sich zu einem ersten romantischen Dinner verabreden, während im Kulturkreis der USP in Convenience gesucht wird. In diesen Ländern sollte ein abendländischen Burger vor allem reines und fettarmes Rindfleisch enthalten; Japaner hingegen legen Wert auf einen hohen Fettgehalt. Bezweifelt wird aber nicht nur die Stichhaltigkeit der Konvergenzthese. Skeptisch betrachten viele auch die der Standardisierungsstrategie zugeschriebenen positiven Auswirkungen: Economies of Scale in dem von T. Levitt unterstellten Abgelehnt wird zunächst die Annahme, dass Ausmaß nur erzielbar sind, wenn man den Produktionsprozess vereinheitlicht. Denn selbst „maßgeschneiderte“, d.h. in extremer Weise individualisierte Erzeugnisse kann man schon seit Jahren durch Mass Customization kostengünstig produzieren. Werbespots wiederum lassen sich digital nachbearbeiten. Auch (scheinbar) komplexere Eingriffe (z.B. ein rechtsgelenktes in ein linksgelenktes Fahrzeug umwandeln) verursachen mittlerweile nur noch einen überschaubaren Aufwand. Im Übrigen sorgt Standardisierung in weit geringerem Maße für Kostenreduktion als zumeist angenommen; denn die Weltmarkt sowie von lokalen GegePreise der Produktionsfaktoren hängen im Wesentlichen vom benheiten ab und vergleichsweise wenig von den internen Produktionsprozessen der Anbieter. Ähnliches gilt für andere Kostenarten. Im Kreditgeschäft von Automobilbanken bspw. fällt ein Großteil der Servicekosten dann an, wenn ein Kunde mit seinen Ratenzahlungen in Verzug gerät. Das Ausmaß dieser Aufwendungen (z.B. für Mahnverfahren und im Extremfall Entzug des Wagens) hängt stark Skaleneffekte zu erzielen. Selbst vom jeweiligen Einzelfall ab und ist folglich nur bedingt geeignet, dann, wenn die Standardisierungsstrategie Kostenvorteile und damit eine aggressive Preisstrategie ermöglicht, ist dies keineswegs nur positiv zu sehen; denn Niedrigpreise begründen keinen dauerhaften Wettbewerbsvorteil. Nicht zuletzt sprechen externe Faktoren gegen eine (unkritische) Standardisierung (d.h. das soziokulturelle und soziopolitische Umfeld in den einzelnen Zielländern, also Unterschiede in Rechtsanthropologie , Wettbewerbs- oder Mediender Kultur [ Landeskultur], Gesetzeslage struktur). So gilt der in Deutschland gesetzlich verankerte Eigentumsvorbehalt, der dafür sorgt, dass

Differenzierungsstrategie

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eine Leistung bis zur vollständigen Bezahlung im Besitz des Lieferanten verbleibt, nicht einmal in allen (ähnlich entwickelten) europäischen Ländern. Ein anderes Beispiel: Wal-Mart konnte sein Erfolgsrezept (extrem schnelle Expansion und Multiplikation seines Filialkonzepts) aufgrund der restriktiven Baunutzungsverordnung in Deutschland nicht umsetzen. Deshalb halten viele den „Globalen Markt“ für eine Fiktion und differenzierte Marktbearbeitung vielfach für geboten. (2) Insgesamt krankt die Standardisierungs-/Differenzierungsdiskussion jedoch daran, dass beide Strömungen die jeweiligen Vor- und Nachteile „ihrer“ Strategie oft nur unsystematisch, in loser Reihenfolge behaupten. Auch vermengen sie dabei verschiedene Argumentationsebenen. Es ist aber durchaus bedeutsam, ob eine unabdingbare Voraussetzung für Standardisierung oder Differenzierung (= notwendige Bedingung), begünstigende Umstände (= förderliche Bedingung) oder die jeweils erhofften positiven Konsequenzen gemeint sind. Von dieser Unterscheidung ausgehend lassen sich die Schlüsselargumente der Diskussion systematisch darstellen. Dabei wird deutlich: Die Anhänger der Standardisierungsthese argumentieren vor allem aus der internen Sicht des Unternehmens und streben Prozessoptimierung an (Skalen- und Synergieeffekte). Hingegen haben die Vertreter der Differenzierungsstrategie primär die externen Konsequenzen im BedürfBlick: Wie reagiert die Nachfrage auf eine Anpassung des Angebots an (kultur-)spezifische nisse? Versetzt Differenzierung Unternehmen in die Lage, auf lokalen Märkten größere Marktanteile zu gewinnen (im Vergleich zu einer standardisierten Marktbearbeitung)? Daraus folgt, dass die S/DDiskussion, wenn sie als Grundsatzdebatte („entweder-oder“) geführt wird, in weiten Teilen akademischer Natur ist. In der Unternehmenspraxis erhalten zumeist Mischstrategien den Vorzug. (3) In der Anfangsphase litt die Diskussion unter einem eklatanten Mangel an theoretischer und/oder empirischer Fundierung. Dafür sorgten zunächst die Befürworter der Standardisierungsstrategie, indem sie die Konvergenzthese (z.B. Angleichung der Konsumgewohnheiten) als Axiom behandelten, als unbezweifelbar „wahr“. Aber auch viele Anhänger der Differenzierungsstrategie argumentierten vorzugsweise kasuistisch und begnügten sich mit Anekdoten und Fallbeispielen. Boddewyn et al. kritisierten deshalb, in T. Levitts berühmt-berüchtigtem Beitrag seien die Beweise „as scarce as the beef in the now famous Wendy’s commercial“. Hinzu kommt, dass häufig nur das Verhalten der Anbieter beschrieben wurde („Firma XY standardisiert oder differenziert dies und jenes“). Die für den Nachweis von Divergenz oder Konvergenz letztlich relevante Untersuchungseinheit aber, die Reaktionen der Nachfrager, habe man vernachlässigt. In der Folgezeit wurden zwar vermehrt empirische Studien durchgeführt. Allerdings mindern grundlegende methodische Schwächen deren Aussagewert. So sind viele der einschlägigen Studien deskriptiver Natur. Theodosiou & Katsikeas bspw. untersuchten lediglich, welche Strategie weltweit tätige Unternehmen derzeit präferieren ( Präferenz). Zwar kann man prinzipiell kausalanalytisch ermitteln, inwiefern die gewählte Strategie (Standardisierung oder Differenzierung) den Auslandserfolg beeinflusst ( Erfolgsfaktorenforschung). Tatsächlich aber fällt dies gewöhnlich allein schon deshalb schwer, weil „Erfolg“ zumeist nur schwer objektiv messbar ist. Das lediglich bei oberflächlicher Betrachtung eindeutige Kriterium „Gewinn“ bspw. ist Standort alles andere als verlässlich, da diese Größe in entscheidendem Maße von der am jeweiligen praktizierten Besteuerung abhängt ( Steuerbelastung). Auch kann sich der Gewinn aufgrund verschiedener Strategien des Earnings Managements scheinbar verringern. Dies ist etwa dann der Fall, wenn ein Unternehmen aus steuerlichen Gründen Rücklagen bildet oder durch eine entsprechende Transferpreisen dafür sorgt, dass die Erträge in einem Niedrigsteuerland anfallen. Gestaltung von Deshalb verzichten manche Forscher von vornherein darauf, die klassischen Erfolgsmaße (Marktanteil, Umsatz etc.) pseudo-objektiv in Prozent, Dollar oder Euro angeben zu lassen. Stattdessen setzen sie fünf- bis siebenstufige Ratingskalen ein, weshalb ihre Analysen (nur) auf subjektiven Einschätzungen und nicht auf objektiven Daten beruhen. Erschwert wird die Standardisierungs-/Differenzierungsdiskussion überdies durch widersprüchliche Befunde. Hinzu kommt, dass die berichteten Effekte bisweilen höchst selektiv sind, d.h. nur für be-

262

Differenzierungsthese

stimmte Politiken, Geschäftseinheiten oder Ländermärkte gelten. So bewirkt nach Zou & Cavusgil die Produktpolitik und Kommunikationspolitik einen zwar geringen, aber Standardisierung von positiven Effekt, während aus empirischer Sicht nichts dafür spricht, die Distributionskanäle zu vereinheitlichen ( Distributionspolitik, internationale). Szymanski et al. wiederum konnten (nur) für westliche Länder einen positiven Zusammenhang zwischen Standardisierung und „Unternehmenserfolg“ beobachten, wogegen allerdings die Befunde von Samiee & Roth sprechen. Alashban et al. schließlich wiesen nach, dass die Standardisierung des Markennamens hilft, Kosten zu reduzieren und die Absatzmenge zu vergrößern. Aber Verkaufszahlen sagen nichts über den Ertrag aus, sodass auch diese Studien die entscheidende Frage nach den Erfolgsgaranten letztlich unbeantwortet lassen. Preisbereitschaft (4) Die Differenzierungsstrategie birgt, wenn sie nicht strikt an Kundennutzen und ausgerichtet wird, die Gefahr übermäßiger Komplexität und Variantenvielfalt. Dies ist insofern problematisch, als die kostenorientierte Komplexitätsanalyse zeigt, dass bei einer Verdoppelung der Variantenzahl ein Stückkostenanstieg in der Größenordnung von 20-30% zu erwarten ist. Als Folge davon sank bspw. die Gesamtkapitalrendite der deutschen Maschinenbauindustrie ( Warenstruktur) zwiEigenkapitalquote von 39% auf 24% ( Unterschen 1971 und 1993 von 12,2% auf 3,9% und die nehmensfinanzierung). " Alashban, A.A.; Hayes, L.A.; Zinkhan, G.M.; Balazs, A.L.: International Brand-Name Standardization/Adaptation, in: Journal of International Marketing, Vol.10 (2002), No.2, pp.22-48. Boddewyn, J.J.; Halbrich, M.B.; Perry, A.C.: Service Multinationals. Conceptualization, Measurement and Theory, in: Journal of International Business Studies, Vol.17 (1986), No.3, pp.41-57. Diamantopoulus, A.; Schlegelmilch, B.B.; Du OPreez, J.P.: Lessons for Pan-European Marketing? The Role of Consumer Preferences in Fine-Tuning the Product Market Fit, in: International Marketing Review, Vol.12 (1995), No.2, pp.38-52. Fleischer, M.: The Inefficiency Trap. Strategy Failure in the German Machine Tool Industry, Berlin 1997. Gilmore, J.; Pine, B.: The Four Faces of Mass Customization, in: Harvard Business Review, Vol.75 (1997), No.1, pp.91-101. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011. Samiee, S.; Roth, K.: The Influence of Global Marketing Standardization on Performance, in: Journal of Marketing, Vol.56 (1992), No.2, pp.1-17. Schneider, W.: McMarketing. Die Marketing-Strategie von McDonald’s, Wiesbaden 2007. Szymanski, D.M.; Bharadway, S.G.; Varadarajan, P.R.: Standardization versus Adaptation of International Marketing Strategy. An Empirical Investigation, in: Journal of Marketing, Vol.57 (1993), No.4, pp.1-17. Theodosiou, M.; Katsikeas, C.S.: Factors Influencing the Degree of International Pricing Strategy of Multinational Corporations, in: Journal of International Marketing, Vol.9 (2001), No.3, pp.1-18. Yan, Y.: McDonald’s in Beijing. The Localization of Americana, in: Watson, J. (Ed.), Golden Arches East. McDonald’s in East Asia, Stanford/CA 1997, pp.39-76. Zou, S.; Cavusgil, T.: A Broad Conceptualization of Global Marketing Strategy and Its Effect on Firm Performance, in: Journal of Marketing, Vol.66 (2002), No.4, pp.40-56.

Konvergenzthese

Differenzierungsthese Differenzierungsvorteil

Zielgruppe

Diffusion (1) Ausbreitung bzw. Durchsetzung von Innovationen in einem Markt im Zeitverlauf. Diffusionskurven ergeben sich aus der Aggregation zahlreicher individueller Kaufentscheidungen. Im Gegensatz Akzeptanzforschung befasst sich die Adoptions- und Diffusionsforschung mit jeglicher Art von zur Innovation (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Forschungsrichtungen im Vergleich Akzeptanzforschung Gegenstandsbereich Primäres Erklärungsziel Erkenntnisobjekt

Sichtweise

Adoptionsforschung

Primär technische Innovationen Nutzung / Nichtnutzung einer zur Verfügung stehenden Innovation

Diffusionsforschung

Innovationen jeglicher Art Kauf / Nichtkauf einer Innovation

Intraindividueller Entscheidungsprozess Mikro-Perspektive

Prozess der Ausbreitung einer Innovation im sozialen System Interindividueller Kommunikationsprozess Makro-Perspektive

Diffusion

263

(2) Die Form der jeweiligen Diffusionskurve (z.B. steile vs. flache oder eingipflige vs. mehrgipflige Diffusionskurve) hängt von einer Vielzahl von Einflussfaktoren ab. Zu diesen zählen u.a. die Größe des Marktes, die Komplexität der Innovation, die Möglichkeit von Transferprozessen (z.B. ImagetransKommunikationsverhalten der Zielgruppe und/oder die Bereitfer, Markenerweiterung), das schaft bzw. Neigung zum Imitationslernen. So stellten Gatignon et al. in einer Mehr-Länder-Studie Weltoffest, dass die Diffusion neuer langlebiger Konsumgüter (Consumer Durables) u.a. von der Kultur bzw. in einem fenheit, der Mobilität sowie der Verteilung der Geschlechterrollen in einer Geschlechterstereotyp; Kosmopolitismus). Takada & Jain Land beeinflusst wird ( Geschlecht; High Context-Kulturen wie Japan, Südkorea oder Taiwan, welche den nonverbaberichten, dass in len Informationsaustausch bevorzugen ( Kommunikation, nonverbale), die Diffusionskurve steiler Low Context-Kulturen, zu denen die USA zählen (vgl. Abb. 2). Als Ursache dieses verläuft als in GesellEffekts wird die hochgradige soziale Integriertheit bzw. Vernetztheit der kontextabhängigen schaften angenommen. Abb. 2: Verlauf der Diffusion von Waschmaschinen in verschiedenen Ländern Verkaufte Einheiten (in 1.000; Taiwan, Südkorea)

Verkaufte Einheiten (in 1.000; USA, Japan) 5.000

400 4.000 300

Japan

USA

3.000

200

2.000

Taiwan 100

1.000 0 1922

1932

1927

1942

1937

1952

1947

1962

1957

1972

1967

Südkorea 0 1982 1977

(3) Mahajan et al. haben mehr als 150 wissenschaftliche Beiträge, die alle auf dem F.M Bass beschriebenen Diffusionsmodell basieren, reanalysiert und metaanalytisch zusammengefasst ( Metanalyse). Dabei hat sich der theoretisch unterstellte Verlauf im Regelfall empirisch bestätigen lassen. Gemäß generalisierbaren Modell kann man die Zahl der Personen, welche ein neu in den diesem somit Markt eingeführtes Produkt voraussichtlich erstmals kaufen (adoptieren) werden, anhand folgender Formel berechnen:

n(t) N(t) m p, q

n(t) m - N(t) = p + (q/m) N(t), wobei … = Zahl der Adopter zum Zeitpunkt t = kumulierte Zahl der Adopter zum Zeitpunkt t = Marktpotenzial = zu berechnende Parameter

Dennoch gibt es auch Hinweise darauf, dass bei der Modellierung kulturspezifische bzw. länderspezifische Besonderheiten zu beachten sind. Zu diesen zählt bspw. die unterschiedliche Bereitschaft, sich vorzugsweise auf Massenmedien oder eher auf interpersonal verbreitete Informationen zu verlassen. Diese und andere Faktoren beeinflussen Geschwindigkeit und Verlauf der zu definierenden Funktion.

264

Diffusität

(4) Aus der Erkenntnis, dass Verlauf und Dynamik des Diffusionsprozesses kulturabhängig sind, folgt für die interkulturelle Produktpolitik: In stark kontextabhängigen Kulturen sollten die Unternehmen unbedingt Produkte mit ausgereifter Technologie anbieten. Aufgrund der dort intensiven interpersonellen Kommunikation und der überdurchschnittlichen Bedeutung der Mund-zu-Mund-Kommunikation wäre es äußerst risikoreich, in diesen Märkten die Produktentwicklungszeit durch eine Strategie verkürzen zu wollen, die in den neunziger Jahren angesichts des mehr und mehr beschleunigten Zeitwettbewerbs u.a. im Informations- und Kommunikationsgüterbereich vielfach angewandt wurde. Um den Modellwechsel zu forcieren, hat man dabei „Kinderkrankheiten“ bewusst in Kauf genommen und durch großzügige Garantieleistungen (kostenlose Reparatur, Rücknahme, Umtausch) zu kompensieren gesucht. Da Angehörige kontextabhängiger Kulturen überdies außerordentlich anspruchsvoll sind, was die Qualität des Services und die Leistungsfähigkeit des Distributionsnetzes anbelangt, ist es weiterhin ratsam, frühzeitig ein leistungsstarkes Verkaufs- und Kundendienstnetz aufzubauen ( Dienstleistungsmarketing, interkulturelles). Schließlich sollte die traditionelle („langsame“) Form der EinfühAwareness Advertising ersetzt werden. rungswerbung durch das „schnellere“ " Bass, F.M.: A New Product Growth Model for Consumer Durables, in: Management Science, Vol.15 (1969), January, pp.215227. Borin, N.; van Vranken, C.; Farris, P.W.: A Pilot Test of Discrimination in the Japanese Distribution System, in: Journal of Retailing, Vol.67 (1991), No.1, pp. 93-106. Gatignon, H.; Eliasberg, J.; Robertson, T.S.: Determinants of Diffusion Patterns. A Cross-Country Analysis, in: Marketing Science, Vol.8 (1989), Summer, pp.231-247. Gatignon, H.; Robertson, T.S.: An Exchange Theory of Interpersonal Communication, in: Advances of Consumer Research, Vol.13 (1986), pp. 534-538. Gierl, H.: Diffusionsmodelle, in: Hermann, A.; Homburg, C. (Hrsg.), Marktforschung, 2.Aufl., Wiesbaden 2000, S.809-831. Mahajan, V.; Müller, E.; Bass, F.M.: Diffusion of New Products, in: Marketing Science, Vol.14 (1995), No.3, Part 2/2, pp.G79-G88. Schmalen, H.; Xander, H.: Produkteinführung und Diffusion, in: Albers, S.; Hermann, A. (Hrsg.), Handbuch Produktmanagement, Wiesbaden 2000, S.411440. Swan, J.E.; Oliver, R.L.: Postpurchase Communications by Consumers, in: Journal of Retailing, Vol. 65 (1989), No.4, pp.516533. Takada, H.; Jain, D.: Cross-National Analysis of Diffusion of Consumer Durable Goods in Pacific Rim Countries, in: Journal of Marketing, Vol.55 (1991), No.2, pp.48-54.

Diffusität

Kulturraum, arabischer

DIHT

Deutscher Industrie- und Handelstag

DIHZ

Deutsches Industrie- und Handelszentrum

Dilemma der Internationalisierung erwächst daraus, dass der Königsweg zur Gewährleistung interner Effizienz, die Strategie der StanWettbewerbsfähigkeit zu dardisierung, es den Unternehmen vielfach nicht ermöglicht, ihre externe sichern bzw. zu erhöhen. Bei intensivem, nicht ausschließlich als Kostenwettbewerb betriebenem internationalen Wettbewerb ist deshalb die Strategie der Dezentralisierung angezeigt ( DifferenzieKoordination ( Standardisierung, differenzierte; Wettbewerb, rung). Sie wiederum bedarf der internationaler). " Macharzina, K.; Oesterle, M.-J.: Bestimmungsgrößen und Mechanismen der Koordination von Auslandgesellschaften, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.705-736. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002.

Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen

Dillon-Runde

Dimple-Entscheidung DIN EN ISO 9.000

Markenschutz

Qualitätsmanagement

DIN-Norm

Protektionismus;

Directmail

Direktmarketing, internationales

Direkter Import

Import

Standard

Direktinvestition

265

Direktinvestition (1) von Inländern im Ausland bzw. von Ausländern im Inland getätigte langfristige Kapitalanlage, mit der die Geschäftstätigkeit des kapitalnehmenden Unternehmens unmittelbar und nachhaltig beeinflusst wird (bzw. werden soll). Direktinvestitionen galten bis Anfang der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als S. Hymer die Theorie des monopolistischen Vorteils entwickelte, lediglich als besondere Erscheinungsform grenzüberschreitender Kapitalbewegungen. Wie erst durch eine zusammenfassende Darstellung von C.P. Kindleberger bekannt wurde, wies der früh verstorbene Autor in der deshalb zunächst als Hymer-Kindleberger-Theorie bezeichneten Arbeit nach, dass Direktinvestitionen Portfolioinvestitionen zu unterscheiden sind. Mit Hilfe von Direktinvestitionen grundsätzlich von Ausland zu erlangen, die Wettbesind Unternehmen bestrebt, Kontrolle über operative Einheiten im werbsintensität zu reduzieren, indem sie die Zahl der Konkurrenten verringern (z.B. durch Aufkauf ausländischer Konkurrenten), ihr unternehmerisches Risiko durch Diversifikation zu mindern. Internationalisierung ( Genetisches Modell) haben DirektDie Entwickler der Phasenmodelle der investitionen zumeist als die „fortgeschrittenste“ Strategie der Erschließung bzw. Bearbeitung ausländischer Märkte eingestuft. Allerdings ist diese normative Bewertung nicht unumstritten. Im Sinne des Strategic Fit-Ansatzes bspw. bietet es sich an, immer jene Internationalisierungsstrategie als die „fortgeschrittenste“ zu betrachten, welche den jeweils herrschenden Markt-/Umweltbedingungen am besten entspricht. (2) Direktinvestitionen sind eine Form der Erschließung ausländischer Märkte, bei der Ressourcen dauerhaft im Ausland gebunden werden. Wie Abb. 1 darstellt, hatte diese Form der Markterschließung insb. in den Jahren 1996 bis 2000 Konjunktur. Problematisch ist dabei bisweilen die Frage des Gewinntransfers. Abb. 1: Entwicklung der Weltwirtschaft Jahresdurchschnittliche Veränderung 2004 gegenüber 1985 (in %)

1.900 1.700

Direktinvestitionen Private Finanzströme Weltweite Exporte Weltweite Wirtschaftsleistung

+ 14,4 + 15,6 + 8,6 + 6,3

1.574

1.500 1.300 1.100 900

1.174

700 500 300 100

Quelle: UNCTAD, IWF.

480

317

266

Direktinvestition

Zu dieser deshalb häufig auch als Auslandsinvestition bezeichneten Strategie zählen zunächst der Aufbzw. Ausbau von Produktionsstätten, Vertriebs- und Serviceeinrichtungen im Ausland. Weiterhin kann es sich um den Erwerb von (Mehrheits-/Minderheits-)Beteiligungen an ausländischen Unternehmen handeln. Direktinvestitionen werden in verschiedenen Formen vorgenommen, u.a. durch Gründung Tochterunternehmen oder Betriebsstätten (zumeist in Gestalt von oder Erwerb von Unternehmen, Produktionsstätten bzw. Vertriebs- und Serviceeinrichtungen im Ausland), Erwerb von Beteiligungen an Unternehmen (Mindestbeteiligung 25%), Ausstattung dieser Unternehmen mit Anlagemitteln und Zuschüssen, Gewährung von Darlehen an Unternehmen, die dem Darlehensgeber gehören oder an denen er in einem Maße beteiligt ist, dass er die Geschäftsführung erheblich beeinflusst. Weiterhin kann es um mittelbare oder unmittelbare Direktinvestitionen handeln. (3) In der einschlägigen Literatur wird nicht immer mit der wünschenswerten Eindeutigkeit und theoretischen Stringenz zwischen den Konstrukten Ziele, Motive und Gründe von Direktinvestitionen unterschieden. Unternehmensziele verfolgt werden. Zu a) Mit Direktinvestitionen können defensive oder offensive den defensiven Zielen zählen aufgrund sachlogischer Erwägungen u.a.: Sicherung der Versorgung mit Rohstoffen, Erlangung von Kostenvorteilen ( Arbeitskosten), Risikostreuung ( Risiko) sowie ErSubventionen. Als offensive Ziele gelten u.a. die Erschließung oder Verteidigung von langung von Auslandsmärkten sowie das Bestreben, Zugang zu Know how zu erhalten ( Forschung + EntwickHumankapital). Überdies sind Direktinvestitionen geeignet, Local Content-Vorschriften zu lung; Schraubenzieher-Fabriken protektionistische Barrieren zu überwinden, von Schwanerfüllen, mit Wechselkurse unabhängig zu werden u.v.a.m. ( Handelshemmnis; Protektioniskungen der mus). Wie eine 1998 von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG) durchgeVerarbeitenden Gewerbes ergab, werden mit führte Befragung von 617 deutschen Unternehmen des dieser Art von Auslandsengagement tatsächlich die unterschiedlichsten Ziele verfolgt. Nur bei etwas mehr als der Hälfte handelt es sich um produzierende Direktinvestitionen. Ein Viertel der Direktinvestitionen (von Dienstleistungs- und Handelsunternehmen) ist durch die Art der angebotenen Leistung bedingt (Non Tradeables), ein weiteres Viertel dient in Gestalt von Service- bzw. Vertriebsniederlassungen primär der Marktpflege bzw. der Unterstützung der heimischen Exportwirtschaft, und zehn Prozent sind hauptsächlich dazu bestimmt, Marktzugangsbeschränkungen (Local Content) zu überwinden (Mehrfachnennungen). Ein Engagement in Schlüsselmärkten (z.B. Japan, USA; Lead Market) kann eine paradigmatische, für die Unternehmensidentität sowie die externe und die interne Kommunikation überaus bedeutsame symbolische Funktion erfüllen („Wer sich dort durchsetzt, schafft es überall!“). Nicht zuletzt ist zwischen primären Zielen und willkommenen Nebeneffekten einer Direktinvestition zu unterscheiden. Braun bspw. hätte die „japanische Invasion“ mit aufladbaren Rasierapparaten vermutlich kaum abwehren können, wenn sich der führende deutsche Hersteller von Elektrogeräten nicht selbst intensiv auf dem japanischen Markt engagiert und dort unmittelbar eigene Erfahrungen mit diesem Konkurrenten gesammelt hätte. Dieser positive Effekt aber war zum Zeitpunkt, als das Japan-Engagement geplant wurde, nicht absehbar. Wie vielfältig die Ziele sein können, belegt auch das Beispiel des schwäbischen Weltmarktführers für (Mund-)Harmonika-Musikinstrumente: Honer hatte, was damals noch höchst ungewöhnlich war, rechtzeitig vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges in der Schweiz eine Niederlassung gegründet, um die sich abzeichnenden Import- und Exportbarrieren umgehen zu können ( Handelshemmnis). Vernachlässigt wird in dieser Diskussion häufig der Einfluss, den die verschiedenen Unternehmensmerkmale ausüben, allen voran die Unternehmensgröße: So verfolgen vor allem größere Unternehmen mit einer Auslandsinvestition vorrangig marktbezogene Ziele: Marktzugang, Marktnähe und Kundenbindung. Nur kleinere Unternehmen (< 200 Beschäftigte) lassen sich dabei hauptsächlich durch die Absicht, Lohnkosten zu senken, leiten. Vernachlässigt werden zumeist auch die unterschiedlichen Schwellen- und Entwicklungsländern sind die Standortbedingungen ( Standort): In zahlreichen Kostenvorteile einer Auslandsproduktion durch eine Reihe von (Kosten-)Nachteilen zu erkaufen, be-

Direktinvestition

267

dingt durch die zumeist unzulängliche Qualität von Infrastruktur und lokalen Zulieferern. Letzteres Kielwasser-Investitionen kompensiert werden. Weiterhin drohen, je mehr ein kann und muss durch Standorte verteilt, aufgrund der dann erhöhten Unternehmen seine Produktion auf verschiedene Economies of Scale ( Koordination). In vielen Fällen muss es Koordinationskosten Verluste an seine Fertigungsverfahren an die im Ausland andersartigen Relationen der Faktorkosten anpassen, was gleichfalls Kosten verursacht. Zusätzliche Risiken entstehen, wenn (fertigungstechnisches) Know how ins Ausland transferiert wird und Produktionsstätten vom Stammhaus aus geleitet werden müssen. Eine weitere bedeutsame Einflussvariable sind das Ausmaß an Auslandserfahrung bzw. der Internationalisierungsgrad: Während der Anteil der Unternehmen, die im Ausland investieren, um dort Exportquote abnimmt, steigt gleichzeitig der Anteil kostengünstig zu produzieren, mit zunehmender jener, die damit das strategische Ziel „Marktpflege“ verfolgen. b) Die Gründe dafür, Direktinvestitionen vorzunehmen, variieren im Zeitverlauf und in Abhängigkeit vom Wirtschaftssektor. Während 2003 Unternehmen der Bauwirtschaft Auslandsinvestitionen vor allem planten, um neue Märkte zu erschließen, stand für den Handel deren Vertriebs- und Kundendienstfunktion dabei im Vordergrund. Bei den Industrieunternehmen, von denen 2003 noch eine relative Mehrheit ihr Vorhaben mit dem Ziel der Kostenersparnis begründet hatte, vollzog sich in den Folgejahren ein Meinungswandel (2009 = Vertrieb & Kundendienst) (vgl. Abb. 2). Empirische Grundlage dieser Aussage ist die DIHK-Frühjahrsumfrage ( Deutscher Industrie- und Handelskammertag), bei der 2003 insgesamt 9.288 Unternehmen befragt wurden (1999 nur westdeutsche Unternehmen). Von diesen wollten 35% ihre Auslandsinvestitionen erhöhen (1999 = 30%), 44% diese konstant halten (1999 = 44%) und 21% verringern (1999 = 15%). 2009 hatte sich das Klima drastisch eingetrübt (erhöhen = 17%, konstant halten = 43%, verringern = 40%). Abb. 2: Gründe geplanter Auslandsinvestitionen (in %) Industrieunternehmen

Handelsunternehmen

Dienstleistungsunternehmen

Unternehmen der Bauwirtschaft

1999

2003

2007

1999

2003

1999

2003

1999

2003

Kostenersparnis

34

42

29

25

25

14

24

33

16

Vertrieb & Kundendienst

37

32

40

43

54

51

48

17

13

Markterschließung

29

26

31

32

21

35

28

50

71

Quelle: DIHK-Frühjahrsumfrage (1999-2003-2004-2009).

c) Von Motiven sollte im Falle von Direktinvestitionen nur dann sprechen, wenn die privaten, jedenEntscheidung beteiligten Manager gemeint sind (wie falls individuellen Beweggründe der an einer sie u.a. vom Manager-Ziel-Ansatz beschrieben werden). (4) Seit 1980 übersteigt der Gesamtbestand des im Ausland investierten deutschen Kapitals Jahr für Jahr den materiellen Wert der hierzulande von ausländischen Unternehmen getätigten Investitionen. Diese Differenz deuten Kritiker der Standort- und Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik Deutschland gerne als untrügliches Indiz für die abnehmende Qualität bzw. internationale Wettbewerbsfähigkeit der Standort Deutschland vorfinden. Ihre auf den ersten Blick plauBedingungen, die Unternehmen am sible These lautet: Aufgrund der Höhe der in Deutschland anfallenden Arbeitskosten, Steuern und Abgaben aller Art sowie einer Vielzahl anderer Auflagen (z.B. Umweltschutz, Verbraucherschutz) verlaSteuerbelasgern viele Betriebe ihre Produktion bzw. Teile davon ins Ausland ( Standortflucht; tung). Selbst die aus Imagegründen (d.h. aufgrund der engen Verbindung zwischen dem Made in Germany und dem Image der deutschen Automobilhersteller) bislang vergleichsweise „standorttreue“ deutsche Automobilindustrie könne sich dem Trend zur nicht länger entziehen und müsse gleichfalls in Standortverlagerung ihr Heil suchen. Nach der anfänglichen Euphorie ist mittlerweile jedoch der vielfach Ernüchterung eingekehrt, da sich viele Erwartungen nicht erfüllt haben.

268

Direktinvestition

(5) Zufluss und Abfluss von Direktinvestitionen (vgl. Abb. 3) lassen sich keineswegs so eindeutig als Indikatoren der Standortqualität eines Landes interpretieren, wie es bei oberflächlicher Betrachtung den Anschein haben mag. Vielmehr sollte man beide Indikatoren eher als normale Konsequenz der Arbeitsteilung verstehen. Und wenn, was in der Vergangenheit wachsenden, zunehmend globalen gleichfalls häufiger vorgebracht wurde, „Direktinvestitionen häufig getätigt werden, um protektionistischen Tendenzen vorzubeugen, dann ist dies nach R. Zeppernick ein plausibler Grund dafür, warum auf dem grundsätzlich »offenen Markt Deutschland« vergleichsweise weniger Direktinvestitionen getätigt werden“. Abb. 3: Zufluss und Abfluss von Direktinvestitionen (1995-2005)

Zufluss So viele Mrd. $ investierten ausländische Unternehmen in diesem Land (1995-2005)

1.516

675 427

533

526

427

232

238

237

323 189

60

118

81

109

77

55

51

0

328

327

326

482 801

739

305

290

282

217

164

48

36

168

208

26

18

Abfluss So viele Mrd. $ investierten Unternehmen aus diesem Land im Ausland (1995-2005)

1.357

Quelle: OECD, UNCTAD, in: iwd, Nr.5 (1.2.2007), S.2.

Auch aus einer Reihe weiterer Gründe fällt es schwer, den Saldo der Bilanz der Direktinvestitionen angemessen zu bewerten und zu deuten: a) Nach dem Prinzip der doppelten Buchführung signalisiert ein Leistungsbilanzüberschuss immer, dass die Forderungen des Inlands gegenüber dem Ausland zugenommen haben (z.B. in Form zusätzlicher offizieller Devisenreserven bzw. zusätzlicher Kapitalexporten; vgl. Abb. 4, nächste Seite). Bei flexiblen Wechselkursen handelt es sich ausschließlich um Kapitalexporte (z.B. für DirektinvestitioKapitalverkehrsbilanz nen). Da dann einem Überschuss in der Leistungsbilanz ein Defizit in der Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, den negativen Saldo gegenüberstehen muss, forderte das der Direktinvestitionen nicht als Ausdruck von Schwäche, sondern im Gegenteil als Folge der Wettbewerbsstärke (der deutschen Wirtschaft) zu werten. Allerdings verhallte dieses Argument in der hierzulande primär ideologisch geführten Standortdiskussion ebenso ungehört wie andere Diskussionsbeiträge, die sich nicht dem üblichen Links-/Rechtsschema unterwerfen wollten. b) Aussagefähiger als die Investitionssumme der in einem Land getätigten Direktinvestitionen ist deren Bruttoinlandsprodukt. In Deutschland fällt dieser mit 8% allerdings erheblich geringer Beitrag zum

Direktinvestition

269

aus als in den Niederlanden (25%), Großbritannien (22%) oder Kanada (20%). Dabei ist jedoch zu bedenken, dass ein hohes Bruttoinlandsprodukt zwangsläufig jegliche Investitionssumme relativiert. Abb. 4: Saldo der Kapitalverkehrsbilanz als Indikator der Wettbewerbsfähigkeit Leistungsbilanz Export

Kapitalverkehrsbilanz

Import Waren Dienstleistungen

Waren Dienstleistungen

Kapitalimport kurzfristig langfristig

Unentgeltliche Übertagung Unentgeltliche Übertagung

Kapitalexport kurzfristig langfristig

Überschuss in der Leis- = Defizit in der Kapitalverkehrsbilanz tungsbilanz

c) Einzelne Großinvestitionen, wie die Übernahme von Rover durch BMW, der Bau einer neuen BASFProduktionsstätte in den USA oder der Verkauf von Boehringer Mannheim an die Baseler RocheMerger & Acquisition), beeinflussen den Saldo der Direktinvestitionen in ganz Gruppe ( Fusion; erheblichem Maße. Somit besteht die Gefahr, dass Sondereffekte überbewertet werden (vgl. Abb. 5). Abb. 5: Einfluss von Sondereffekten auf die Bilanz der Direktinvestitionen Deutsche Direktinvestitionen Ausländische Direktinvestitionen Saldo

222,1

einschließlich der Übernahme von Mannesman durch Vodafone einschließlich der Übernahme von One 2 One durch die Deutsche Telekom einschließlich der Übernahme von Chrysler durch Daimler 27,8 11,5

35,2 10,6

34,5 12,2

100,4 78,0 58,4

66,6

64,1 50,8

63,9 33,4

23,4

29,0 9,3

-16,3

-24,6

-22,3

-54,6

-41,9

1995

1996

1997

1998

1999

155,5

2000

-13,4

30,5

19,8

2001

2002

2003

27,0 -8,8 -4,1 -12,9

2004

19,7

-7,2

2005

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, in: iwd, Nr.24 (15.06.2006), S.2.

d) Zu beachten ist weiterhin, dass die Statistik nicht nur den Erwerb und den Verkauf von Beteiligungen wiederspiegelt. Berücksichtigt werden bspw. auch Kredittransaktionen zwischen Mutter- und Tochtergesellschaft(en). e) Mit – der letztlich nur schwer objektivierbaren - Standortqualität haben Direktinvestitionen vergleichsweise wenig zu tun. Normalerweise sind diese Konsequenz von strategischen, zunehmend global orientierten Entscheidungen des Managements einzelner Unternehmen. Gerade am Beispiel der Automobilindustrie lässt sich die Vielschichtigkeit der zugrunde liegenden Entscheidungssituation aufzeigen. 40% der außerhalb von Deutschland hergestellten („deutschen“) Automobile werden nicht Niedriglohnländern (wie Portugal oder Slowakische Republik) produziert, in ausgesprochenen sondern in westeuropäischen Hochlohnländern, d.h. unter mehr oder minder vergleichbaren Standortund Kostenbedingungen produziert. Denn die meisten Unternehmen müssen dort produzieren, wo ihr „primärer“ Absatzmarkt ist. Deshalb ließ DaimlerChrysler die M-Klasse in Tuscaloosa (USA) fertigen, wo Lifestyle-Automobile wie dieser Allrad-Geländewagen weit mehr als anderswo nachgefragt wurden und Benzin unvergleichbar billig war. Die „vernünftige“ A-Klasse dagegen wurde in Deutschland

270

Direktinvestition

Qualitäts- und Sicherheitskriterien sowie Umweltschutzarmontiert, wo die Kunden seit jeher für gumente vergleichsweise aufgeschlossen sind ( Lebensstil). Produktionsstandort des innovativen Kleinwagens Smart wiederum war konsequenterweise Frankreich, wo nicht nur die Produktion von Kompaktwagen (z.B. R4), sondern auch neuartige Automobilkonzepte (z.B. Citroën) Tradition haben. Im Übrigen sorgt diese Strategie der Kundennähe bei den Produktionsstandorten für Risikostreuung. Die Volkswagen-AG wiederum beschritt einen anderen Weg. Sie steigerte die Produktivität an ihren traditionellen Standorten derart, dass (Lohn-)Kostennachteile (über-)kompensiert wurden: Während 1993 weltweit 270.000 Mitarbeiter noch rund drei Mio. Einheiten der Marken VW, Audi, Seat und Skoda produzierten, genügten 1996 kaum mehr als 240.000 Mitarbeiter, um vier Mio. Fahrzeuge vom Band rollen zu lassen. 2008 war dann dank der forcierten Expansionsstrategie (z.B. Zukauf von Bentley, Lamborghini, Scania) die Belegschaft auf knapp 370.000 Mitarbeiter angewachsen. Diese lieferten aber mit 6,2 Mio. Einheiten (incl. Nutzfahrzeuge) überproportional mehr Fahrzeuge aus. Auch andere Autoren argumentieren, dass weder der Saldo der Leistungsbilanz noch der Saldo der Bilanz der Direktinvestitionen eindeutig interpretierbar sind. So könnten bei der Gruppe der kapitalarmen Ländern Leistungsbilanzdefizite Unterschiedliches signalisieren: Wettbewerbsfähigkeit dann, wenn eine hohe Grenzproduktivität des Kapitals im Inland die Defizite hervorruft, während ein zeitlich vorgezogener Konsum nicht zur Verbesserung der gegenwärtigen und zukünftigen Einkommensposition beiträgt. Auch bei kapitalreichen Ländern kann man von einem negativen Saldo der Leistungsbilanz erst dann auf eine schwache Wettbewerbsposition schließen, wenn im Inland ungünstige Investitionsbedingungen herrschen. Dann nämlich dient der Kapitalexport im Regelfall als „Ventil“, mit der Folge, dass Investitionen am heimischen Standort unterbleiben ( Kapitalverkehr). (6) Die Branchenstruktur der Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen im Ausland (vgl. Abb. 6) macht indirekt auf einen weiteren Verzerrungseffekt der Standortdiskussion aufmerksam: Abb. 6: Branchenstruktur des Bestands an Direktinvestitionen (Ende 2005) Ausländische Direktinvestitionen in Deutschland (Gesamt = 527 Mrd. €)

Deutsche Direktinvestitionen im Ausland (Gesamt = 671 Mrd. €)

13,1

Energietechnik

2,2

8,6

63,1

Automobilbau 23,6

Maschinenbau

5,0

14,3

Rundfunk-, Nachrichtentechnik

7,0

übrige Industriezweige

30,2

38,9

Handel

37,9

12,2

Kreditinstitute

21,6

3,9

65,8

Versicherungen

3,9

15,8 2,5

sonstige Finanzinstitutionen Grundstücks -, Wohnungswesen*

391,2 26,2

400

40,1

Chemie 5,4

390

331,0 56,7

Sonstiges

389 80 70 60 50 40 30 20 10 0 (in Mrd. €)

* einschließlich Beteiligungsgesellschaften. Quelle: Statistisches Bundesamt, in: Kutschker/Schmid (2008, S.132).

0

10

20

(in Mrd. €)

30

40

50

60

70

80 320

340

Direktinvestition

271

Während die Direktinvestitionen der Automobil- und Maschinenbauer, der Chemischen Industrie sowie der übrigen Industriezweige das öffentliche Bewusstsein dominieren und übermäßig mit SymboSymbol), nimmt die Öffentlichkeit Direktinvestitionen von lik befrachtet werden ( Standortflucht; Dienstleistungsunternehmen vergleichsweise wenig wahr, obwohl diese, jedenfalls gemessen an ihrem Volumen, nicht minder bedeutsam sind. (7) Weiterhin spricht die Länderstruktur eine deutliche Sprache: Deutsche Unternehmen investieren, wie alle anderen auch, zum überwiegenden Teil in Industrie- und eben nicht in Niedriglohnländern (vgl. Abb. 7). Präferiert werden somit nicht Länder mit andersartigen (mutmaßlich „besseren“), sonStandortbedingungen. Dies belegt mehr als jedes theoretische Argument, dern mit vergleichbaren dass die Suche nach Kostenvorteilen nur eines von mehreren Zielen bzw. Gründen von Direktinvestitionen ist. Häufiger geht es den Unternehmen darum, damit eine strategische Präsenz in relevanten Märkten aufzubauen. Abb. 7: Länderstruktur der Direktinvestitionen deutscher Unternehmen (Stand 2004) Niederlande

46,9

Belgien

27,0

Großbritannien

77,0

Luxemburg

31,7

Frankreich

37,6

Italien

22,2

Ungarn

12,2

Spanien

17,4

Österreich

21,0

Irland

9,3

73,3 70,2 60,8 57,3 52,2 51,0 46,7 46,3 45,2 43,7

Polen

10,0

Schweden

15,8

USA

204,4

Tschechien

12,4

36,6

Schweiz

16,0

36,2

Kanada

6,3

Japan

8,8

China

8,4

41,4 41,4 37,3

30,8 29,2 28,5

Legende: Direktinvestitionsbestände deutscher Unternehmen (in Mrd. €) So viel Prozent davon hielten oder verwalteten Beteiligungsgesellschaften mit Sitz in Deutschland

Quelle: Deutsche Bundesbank, in: iwd, Nr.44 (2.11.2006), S.8.

Die in einem Land investierte Summe ist auch deshalb vergleichsweise wenig aussagekräftig, weil man an ihr nicht unmittelbar ablesen kann, welche (zusätzliche) Wertschöpfung damit verbunden ist. So gilt Schraubenzieherfabrik als Direktinvestition. Die ausschließlich mit „Asauch die Gründung einer sembling“ zu erreichende Wertschöpfung, die wiederum als Indikator für die Schaffung neuer - bzw. für die in diesem Zusammenhang zumeist unterstellte Bedrohung heimischer - Arbeitsplätze dient, ist allerdings relativ gering. Wenn in einschlägigen Umfragen dennoch regelmäßig das Kostenziel an prominenter Stelle genannt wird, so dürfte dabei nicht zuletzt auch folgende Absicht eine Rolle spielen: Mit ihrem Votum möchten die Auskunftspersonen de öffentliche Meinung beeinflussen und Druck auf Politiker u.a. ausüben, damit diese die Standortbedingungen entsprechend den Vorstellungen und Wünschen der international tätigen Unternehmen gestalten. (8) Im Zuge der Globalisierung vollzog sich weltweit ein Einstellungswandel. Direktinvestitionen wurden nun nicht mehr, wie noch in den 1970er-Jahren, primär als bedrohlich eingestuft und bekämpft, sondern als willkommene Möglichkeit, neue Arbeitsplätze zu schaffen, Know how zu transferieren und Multi). Da deshalb die Nachfradie heimische Wirtschaft zu stimulieren ( Monterrey-Konsensus;

272

Direktinvestitionsannahme

ge nach Direktinvestitionen bald weitaus größer war als das Angebot, entwickelte sich in den 1990erJahren ein scharfer, teilweise selbstzerstörerischer Wettbewerb von Ländern und Kommunen um Investoren, vorrangig mit dem Mittel des Steuerwettbewerbs ( Standortwettbewerb). (9) Weitgehend offen ist die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Direktinvestition und Unternehmenserfolg. Die empirischen Befunde sind höchst heterogen und variieren zwischen einem signifikant positiven und einem signifikant negativen linearen Zusammenhang; auch nichtlineare Regressionen wurden nachgewiesen – und zwar logarithmischer, quadratischer und kubischer Art. Weiterhin fand das Phänomen der vorzeitigen Aufgabe von Direktinvestitionen noch nicht die erforderliche Aufmerksamkeit ( Standortflucht).

" Annavarjula, M.; Beldona, S.: Multinationality-Performance Relationship. A Review and Reconceptualization, in: The International Journal of Organizational Analysis, Vol.8 (2000), pp.48-67. Glaum, M.: Internationalisierung und Unternehmenserfolg, Wiesbaden 1996, S.50ff. Gries, T.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Eine Fallstudie für Deutschland, Wiesbaden 1998. Hebgen, H.J.: Investieren. Wohin zieht's die Unternehmen?, in: absatzwirtschaft, 41.Jg. (1998), Sondernummer Oktober, S.32-38. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008. Lahiri, S.; Ono, Y.: Foreign Direct Investment, Local Content Reguirement, and Profit-Taxation, in: The Economic Journal, Vol.108 (1998), March, pp.444-457. Müller, S.; Kornmeier, M.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Irrungen und Wirrungen der Standort-Diskussion, München 2000, S.56ff. Ramaswamy, K.: Multinationality and Performance. A Synthesis and Redirection, in: Advances in International Comparative Management, Vol.8 (1992), pp.241-267. Reichel, R.: Ökonomische Theorie der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften, Wiesbaden 2002. Ruigrok, W.; Wagner, H.: Internationale Standortverlagerung und Mitarbeiterproduktivität, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (zfbf), 57.Jg (2005), Nr.6, S.310-324. UNCTAD (Ed.): World Investment Report 2007. Transnational Corporations, Extractive Industries and Development, New York 2007. Zeppernick, R.: Die Diskussion um die Standortqualität der Bundesrepublik Deutschland, in: Wirtschaftsdienst, o.Jg. (1990), Nr.1, S.51-56.

Direktinvestitionsannahme

Portfolioinvestition

Direktmarketing, internationales (1) Instrument des Marketing Internationaler Unternehmen. Dieses Marketinginstrument erfüllt sowohl eine kommunikative („direkte Übermittlung von Werbebotschaften an einen ausgewählten Empfängerkreis“, A. Gerardi) als auch eine distributive Funktion: „alle Marktaktivitäten, die sich einDirektvertriebs bzw. des Versandhandels bedienen, stufiger (direkter) Kommunikation und/oder des um Zielgruppen in individueller Einzelsprache gezielt zu erreichen“ (H. Dallmer). Knapp et al. unterscheiden Internationales Direktmarketing im engeren Sinn (= „nur solche Aktivitäten, die selbst grenzüberschreitenden Charakter haben, wie Versendung von Direct Mailings ins Ausland oder die AdressEuropäisches Melderegister), im weiteren Sinn (zusätzlich suche mit einem ausländischen Broker“; „alle vor- und nachbereitenden Aktivitäten, auch wenn sie lokal im Heimatland oder im Ausland vor Ort durchgeführt werden“) und im weitesten Sinn (zusätzlich „auch Direct-Mail-Kampagnen an ausEthno-Marketing). Zunehmend wird Direktmarketing ländische Minderheiten im eigenen Land“; auch für die Zwecke des Kundenmanagements (Neukundengewinnung, Kundenbindung, Kundenservice und Kundenrückgewinnung) sowie für das Markenmanagement (Markenbildung und Markenführung) genutzt. (2) Die Federation of European Direct Marketing informiert die Öffentlichkeit regelmäßig über das Volumen und die Struktur der Marketingbudgets in Europa, aufgeteilt nach Direktmarketing und klassischer Werbung. „Clustert“ man diese Länder nach ihrem sich daraus ergebenden „Werbemuster“, so lassen sich nach dem Ward-Verfahren vier Ländersegmente identifizieren ( Cluster). Die in diesen Märkten beheimateten Unternehmen verfolgen offensichtlich unterschiedliche Werbestrategien (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Aus den Gruppenmittelwerten lässt sich folgende Tendenz ablesen: Je höher im Cluster die Gesamtausgaben sind, desto mehr wird in Direktmarketing investiert: d.h. das Budget für Brief- und Postwurfsendungen steigt überproportional. Während in Cluster 1 (d.h. bspw. in Polen und Ungarn) Mailings und andere Formen von Direktmarketing angesichts begrenzter Marketingbudgets eher als Begleitmedium eingesetzt werden (= 20,3%), erfüllen personalisierte Brief- und Postwurfsendungen in Cluster 3 (bspw. Belgien und Schweden) mit 28,0% bereits eine etwas eigenständigere Funktion. In besonderem Maße aber gilt dies für Cluster 4 (bspw. Dänemark und Schweiz). Hier beträgt der Quotient der Ausgaben für Direktmarketing zu dem Marketingbudget insgesamt 39,7%.

Direktmarketing, internationales

273

Abb. 1: Cluster gleichartiger Werbemärkte Cluster

Länder

Durchschnittliche Pro-Kopf-Ausgaben für … Marketing insgesamt

… Direktmarketing

(in €)

(in €)

(in €)

Verhältnis der Ausgaben für Direktmarketing zu Ausgaben für Marketing insgesamt (in %)

81,1

16,5

64,6

20,3

… klassische Werbung

1

Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn

2

Griechenland, Italien, Portugal, Spanien

165,8

34,9

130,9

21,0

3

Belgien, Finnland, Frankreich, Irland, Schweden

291,3

81,7

209,6

28,0

4

Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Niederlande, Österreich, Schweiz

451,1

178,9

272,2

39,7

Cluster 4 gehört auch Großbritannien an. Unternehmen, die dort Direct Mailing betreiben wollen, müssen u.a. berücksichtigen, dass in diesem Land Adressen weit weniger standardisiert aufbereitet werden als hierzulande. Auch stellen britische Briefträger Postsendungen ausschließlich nach Maßgabe der Anschrift zu und nicht, wie in Deutschland, auch unter Beachtung des angegebenen Namens. Dies ist u.a. deshalb bedeutsam, weil Briten besonders „umzugsfreudig“ sind: jeder Zehnte zieht jährlich um. Dies wiederum hat dies zur Folge, dass 43% der britischen Haushalte wiederholt Post erhalten, die an ihre Vormieter gerichtet ist. Für die werbetreibende Wirtschaft erwächst daraus ein gewaltiger Streuverlust. (3) Intensität und Erfolgsaussichten von Directmails sind in den einzelnen Regionen bzw. Ländern höchst unterschiedlich und teilweise unkorreliert ( Korrelation). Während etwa 87% der Australier angeben, mindestens einmal im Monat Werbebriefe erhalten zu haben, aber nur 45% mindestens einmal im Jahr darauf reagiert haben, verhält es sich in Indien umkehrt: Lediglich 5% der dort Befragten haben mindestens einmal im Monat einen Werbebrief erhalten; von diesen haben 87% mindestens einmal im Jahr darauf reagiert (vgl. Abb. 2). Dies legt den Schluss nahe, dass dieses in Indien höchst effiziente Marketinginstrument dort zu selten eingesetzt wird. Dagegen spricht allerdings der Befund, dass, mit Ausnahme z.B. von Japan und Kanada, die Reaktionsbereitschaft der Umworbenen in Ländern mit geringer Mailing-Intensität am größten ist. Für Amerikaner und Asiaten sowie für weibliche Adressaten gilt, dass persönliche Ansprache, hochwertige Aufmachung sowie die Beilage von Coupons, Gutscheinen und/oder Warenproben die Reaktionswahrscheinlichkeit erhöhen. Absolut gesehen erhalten Mitteleuropäer die meisten adressierten Werbesendungen (2003 waren es in Belgiern 108 Sendungen pro Kopf der Bevölkerung, in den Niederlanden 96, in Großbritannien 84, in Österreich 81, in Schweden 80 und in Deutschland 79). Dagegen ist die Werbeintensität in Osteuropa noch gering: Der durchschnittliche Russe erhielt in diesem Jahr lediglich vier adressierte Werbesendungen; in Polen wurden acht Sendungen ausgeliefert und in der Slowakei neun). (4) Ein großes Problem stellen die unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen dar. So sind in Belgien „kombinierte Angebote“, welche den Kauf einer Ware oder Dienstleistung mit einem Incentive verknüpfen, nur unter wenigen, sehr präzise umschriebenen Ausnahmebedingungen erlaubt. Coupons etwa, welche dem Käufer die Möglichkeit eröffnen, ein Produkt, eine Dienstleistung oder einen andersartigen Vorteil zu gewinnen, sind nur dann zulässig, wenn der finanzielle Gegenwert des Gewinns höchstens ein Drittel des Kaufpreises ausmacht. " Dallmer, H. (Hrsg.): Das Handbuch Direct Marketing & More, 8.Aufl., Wiesbaden 2002. Knappik, K.M.; Rinas, D.: Erfolgsfaktor Internationales Direktmarketing, in: Direkt Marketing, 43.Jg. (2007), Nr.3, S.50-53. Krafft, M.; Hesse, J.; Knappik, K.M.; Peters, K.; Rinas, D. (Hrsg.): Internationales Direktmarketing, 2.Aufl., Wiesbaden 2006. Usunier, J.-C.; Lee, J.A.: Marketing Across Cultures, 5th Ed., Harlow 2009, pp.322ff.

274

Direktvertrieb

Abb. 2: Verbreitung und Erfolg von Werbebriefen

93

Asien Pazifik 87 73

60

Europa 93 92 91 90 90 85 84 81 80

Asien 74

84

49

42 5

45

38 57 60 53

78

52

62

41 70

58

32 53 51

Befragte, die einmal im Jahr auf Werbebriefe reagiert haben (in %)

42 63

Befragte, die einmal im Monat Werbebriefe erhalten haben (in %)

64 87

Quelle: DMMI 2006.

Direktvertrieb (1) herstellereigene Verkaufsorganisation, die unmittelbar an Endabnehmer verkauft ( Vertrieb, Direktmarketing überwiegt beim Direktvertrieb ganz eindeutig die internationaler). Anders als beim distributive Zielsetzung. Je weniger (potenzielle) Endabnehmer es gibt, je größer der Wert des Produkts und je häufiger die Kunden besondere Anforderungen stellen (d.h. je spezifischer die zu vermarktende Leistung ist), desto wahrscheinlicher zieht ein Unternehmen den Direktvertrieb dem Einsatz Absatzmittler vor. Dies ist üblicherweise bei Investitionsgütern der Fall (bspw. selbständiger Generatoren für Kraftwerke, Papier-, Textil- und Getränkemaschinen oder hochwertige Labor- und Original Equipment Analysemessgeräte). Auch der Verkauf von Maschinen(teilen) an so genannte Multi Level-VerManufacturers (OEM) wird häufig per Direktvertrieb bewerkstelligt (vgl. auch trieb). (2) Direktvertrieb ist zumeist in beziehungsorientierten Ländern bedeutsamer als in institutionenorienkonfuzianisch geprägten Gesellschaften üblich, auch Automobile im tierten Ländern. So ist es in Direktvertrieb abzusetzen, wozu der Verkäufer seinem Kunden Hausbesuche abstattet. In Deutschland hingegen, wo immer mehr Konsumenten derartige Maßnahmen als Belästigung empfinden und sich dagegen wehren (u.a. durch Spam-Filter, einen Eintrag in die Robinson-Liste, entsprechende Aufkleber an ihrem Briefkasten oder Klagen von Abmahnvereinen), würden nur wenige Kunden diese Vertriebsstrategie akzeptieren. Dirigismus Vielzahl der Formen des politisch-bürokratischen Eingriffs in den freien Ablauf ökonomischer ProzesDevisenbewirtschaftung, Kontingente aller Art wie Local se. Zu dem Instrumentarium zählen Selbstbeschränkungsabkommen sowie tarifäre und nichttarifäre HandelshemmContent-Auflagen, nisse ( Handelshemmnisse, nichttarifäre). DIS

Investitionsschiedsgerichtsbarkeit

Distanz, geographische

Diskontkredit

275

Kreditpolitik, internationale

Diskriminierungsverbot fentliche

Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen;

Dispute Settlement Understanding Dissoziation

Auftragsvergabe, öf-

World Trade Organisation

Dependencia-Theorie

Distanz, euklidische

Distanzmaß

Distanz, genetische Ethnien. Immer mehr Genetiker, Verhaltensfor(1) Unterschied in der genetischen Ausstattung von Evolutionspsychologie versuchen, kulturelle Phänomene ( Kultur) biowisscher und Vertreter der Völkern bestehenden Verwandtschaftsbeziesenschaftlich zu begründen und so die zwischen den hungen zu objektivieren. (2) Tatsächlich konnte u.a. mit Hilfe der Methode der Ermittlung der genetischen Distanz ein Historikerstreit beigelegt werden. In dessen Mittelpunkt stand die überaus plausible These, wonach die Briten ein Amalgam wiederholter Immigrationsbewegungen und Völkerwanderungen seien. Auf die Kelten, welche im letzten vorchristlichen Jahrtausend die aus Kontinentaleuropa (niederländisch Friesland) in der Eiszeit eingewanderten Steinzeitmenschen verdrängten, folgten die Römer (43-410 n.Chr.), die wiederum den Angelsachsen weichen mussten (400-800 n.Chr.). 1066 schließlich nahmen die Normannen von der Insel Besitz. Die DNA-Analyse (z.B. des Cheddar Man) zeigte indessen, dass sich in vielen Engländern die „friesischen Gene“ über 60 Generationen hinweg, d.h. bis ins 21. Jahrhundert hinein, weitgehend unverändert erhalten haben. Hingegen gibt es mit den Walisern, genetisch gesehen, kaum Berührungspunkte. Während zwischen ihnen und den Engländern eine große genetische Distanz besteht, ist die Distanz zwischen Engländern und Friesen wie auch die zwischen Engländern und Dänen gering. Genetisch gesehen sind „die Briten“ somit eine Fiktion. Vielmehr haben sich auf den britischen Inseln eindeutig unterscheidbare Ethnien erhalten. (3) Die Molekulargenetik ermöglichte es auch, die Zeit des Exodus der Menschheit aus Ostafrika vor ca. 150.000 Jahren erstaunlich gut nachzuvollziehen. Gemäß der Out of Africa-Hypothese sind alle heute lebenden Menschen weit enger miteinander verwandt, als es aufgrund der phänomenologischen Vielfalt der verschiedenen Rassen den Anschein hat ( Weltbevölkerung). Tatsächlich sind die nur mit modernsten Methoden nachweisbaren genetischen Unterschiede derart gering, dass sich jede Form Rassismus nicht nur aus moralischen Gründen, sondern gerade auch aus wissenschaftlicher von Sicht verbietet. " Asendorpf, J.B.: Psychologie der Persönlichkeit, 2.Aufl., Berlin 1999, S.397ff. Davis, N.: The Isles. A History, London 2000. Krings, M.: Neandertaler DNA-Sequenzen und der Ursprung des modernen Menschen, Diss., München 1998. Olson, S.: Herkunft und Geschichte des Menschen, Berlin 2003. Weale, M.E.; Weiss, D.A.; Jager, R.F.; Bradman, N.; Thomas, M.G.: Y Chromosome Evidence for Anglo-Saxon Mass Migration, in: Molecular Biology and Evolution, Vol.19 (2002), No.7, pp.1008-1021.

Distanz, geographische (1) einstmals eines der wichtigsten natürlichen Handelshemmnisse. Aufgrund gewaltiger Fortschritte in Logistik und Informationstechnologie hat die „objektive“, d.h. die geographische Distanz zwischen Handelspartnern in der jüngeren Vergangenheit allerdings zunehmend an Bedeutung verloren ( GloHandelshemmnisse). Im Übrigen steht dieses Maß in keinem signifikanten Zusambalisierung; menhang mit der kulturellen Distanz ( Distanz, kulturelle). Während bspw. nahezu alle angelsächsischen Länder den Deutschen kulturell nahe stehen, unabhängig von der geographischen Distanz, verhält es sich mit den Niederlanden und Dänemark umgekehrt. (2) Entfernungen, z.B. zwischen Deutschland und anderen Ländern, lassen sich mit Hilfe eines im Internet verfügbaren Entfernungskalkulators berechnen.

276

Distanz, kulturelle

(3) Die so genannte Clustertheorie sagt vorher, dass Unternehmen externes Wissen ( Ansatz, wissensbasierter), das sie für die (Neu-)Produktentwicklung benötigen ( Produktpolitik), vorzugsweise von Organisationen beziehen, die nahe gelegen sind (da eine geringe Entfernung unmittelbare Kommunikation, persönliche Beziehungen, Wissensaustausch etc. erleichtere). Ganesan et al. haben diese These empirisch überprüft und berichten, dass „Nähe“ zwar die „Intensität der persönlichen Kommunikation“ fördert, nicht aber den Erwerb bzw. Austausch von Wissen, das der Produktentwicklung dienlich ist. E-Mail-Kommunikation sei sehr viel mehr geeignet, Kreativität und Entwicklungsgeschwindigkeit zu intensivieren. Im Übrigen habe sich die Beziehungsqualität als Moderator (und nicht als Mediator) des Einflusses der geographischen Distanz auf das Ergebnis der Produktentwicklung herausgestellt ( Variable). Somit sei nicht geographische Nähe, sondern die Beziehungsqualität die entscheidende Variable. " Ganesan, S.; Malter, A.J.; Rindfleisch, A.: Does Distance Still Matter? Geographic Proximity and New Product Development, in: Journal of Marketing, Vol.69 (2005), No.4, pp.44-60. Haas, H.D.; Neumair, S.-M.: Rahmenbedingungen, Akteure, räumliche Prozesse, München 2006.

(

http://www.groupweb.com/schdir/travel/distance.htm

Distanz, kulturelle mit der psychischen Distanz eng verwandtes Konstrukt ( Distanz, psychische). Anders als jenes wird es aber nicht auf individueller Ebene, sondern zwischen Ländern gemessen. Konkret erfasst wird dabei der soziokulturelle Unterschied zwischen zwei Ländern ( Kultur). Kulturelle Distanz wird auf höchst unterschiedliche Weise operationalisiert ( Operationalisierung). Kim & Hwang ermittelten sie mit Hilfe des Indikators Location Unfamiliarity: Die befragten Manager sollten unmittelbar angeben, welche Unterschiede sie zwischen Heimat- und Gastlandmarkt wahrnehLandeskultur, politisches System und wirtschaftliche Bedingungen). In diesem men (in Bezug auf Markteintrittsstrategien Joint Venture bzw. 100%Zusammenhang zeigte sich, dass Manager die LizenzverTochtergesellschaft ( Direktinvestition) mit um so größerer Wahrscheinlichkeit der gabe vorziehen, je vertrauter dem Entscheider das betreffende Land ist. Basanez et al. schlugen vor, World Values-Survey 1990/1991 erfassten Länder nach Maßgabe der dort aufgeführten Kritedie im rien (ca. 350 Variablen) jeweils in eine Rangfolge zu bringen. Da diese Studie 43 Länder berücksichtigt, beträgt die größtmögliche kulturelle Distanz (je Variable) 41; denn zwischen dem jeweils erstplazierten (= 1. Rang) und dem letztplazierten Land (= 43. Rang) können allenfalls 41 Länder rangieren. Die kulturelle Distanz ist gleich 0, wenn kein Land zwischen zwei anderen liegt. Den Nutzen dieses Ansatzes demonstrierte R. Inglehart am Beispiel von sechs Variablen („Wichtigkeit von Arbeit, Familie, Freunde, Freizeit, Politik und Religion für das eigene Leben“). Die kulturelle Distanz der USA zu den Vergleichsländern berechnet sich demnach wie folgt: Weil bei den sechs betrachteten Kriterien im Durchschnitt 3,3 Länder zwischen den USA und Kanada lagen, beträgt die kulturelle Distanz zwischen beiden 3,3 (vgl. Abb., nächste Seite). Hingegen fielen die Angaben von Chinesen und Amerikanern derart unterschiedlich aus, dass durchschnittlich nahezu 24 Länder zwischen diesen beiden platziert waren (= 23,8). Am Beispiel der Korrespondenz zwischen der kulturellen Distanz Deutschlands zu anderen Ländern und der jeweiligen geographischen Distanz lässt sich zeigen, dass beide Maße voneinander unabhängig sind. Trotz großer objektiver Entfernung ist bspw. die kulturelle Distanz zwischen Deutschland und Australien oder Neuseeland vergleichsweise gering. Hingegen ähneln die vergleichsweise nahen nordeuropäischen Länder (Schweden und Norwegen, aber auch die Niederlande) Deutschland kulturell relativ wenig - jedenfalls gemäß dem Kogut/Singh-Index. Der Erkenntniswert dieses Konstrukts ist groß. Allerdings bestätigen nicht alle Studien die Existenz einer linearen Beziehung („Je größer die kulturelle Distanz, desto ...“). Gemessen an Managern, deren Unternehmen (international tätige Dienstleister) in einem bestimmten Kulturraum bereits eine größere Zahl von Niederlassungen betreiben und deshalb mit dem dortigen Umfeld vertraut sind, empfinStandorten Niederlassungen zu gründen, den es einschlägig Unerfahrene als weitaus schwieriger, an die ihnen kulturell fremd sind. Vermutlich besteht also kein stetiger Zusammenhang zwischen kulturel-

Distanz, kulturelle

277

ler Distanz einerseits und der Wahrscheinlichkeit der Gründung einer Auslandsniederlassung andererseits. Vielmehr ist von einem zu präzisierenden Schwellenwert an Erfahrung auszugehen, bis zu dem kulturelle Distanz bedeutsam ist, während jenseits dieses Wertes andere Faktoren wirksam werden. Für internationale Akquisitionen gilt, dass akquirierende Unternehmen in kulturell distanten LänLandeskultur vertraut sind. dern bevorzugt solche Unternehmen erwerben, deren Manager mit der internalisiert der Akquisiteur die für den betreffenden Auslandsmarkt erforderliche spezifiDamit Kompetenz (z.B. Marktkenntnis). Da sie unterschiedliche Kompetenzprofile besitzen, dürfte es sche den Beteiligten auch leichter fallen, konstruktiv zusammenzuarbeiten. Kulturelle Distanz der USA zu ausgewählten Ländern

Zunehmende kulturelle Distanz

Kanada (= 3,3)

Großbritannien (= 9,0)

Frankreich (= 16,7)

Japan

Russland

China

(= 21,8)

(= 22,2)

(= 23,8)

USA 0 Quelle: Inglehart (1998, S.139); eigene Darstellung.

Das Konzept der kulturellen Distanz trägt weiterhin dazu bei zu erklären, warum Konsumenten eines Landes Produkte aus bestimmten Ländern (z.B. Autos aus Deutschland) bevorzugen, obwohl die Qualität der Angebote aus anderen Ländern vergleichbar oder sogar objektiv besser ist. Japanische Hersteller bspw. setzten hierzulande lange Zeit bei weitem nicht so viele Fahrzeuge ab, wie aufgrund ihres lange Zeit hervorragenden Abschneidens in der ADAC-Pannenstatistik zu erwarten gewesen wäre. Dass die Korrelation zwischen Pannen- und Zulassungsstatistik vernachlässigbar ist (r = - 0,09), bedeutet: Die durch das objektiv nachprüfbare Kriterium „Anzahl der Pannen“ gemessene Produktqualität beeinflusst die Kaufentscheidung nicht. Während der Erklärungsbeitrag der Pannenstatistik ein Prozent nicht überschreitet, lassen sich die Zulassungszahlen mit Hilfe der kulturellen Distanz (r = - 0,64) zu 42% vorhersagen. Auch die Bereitschaft, Innovationen aus einem anderen Land zu adoptieren, hängt u.a. von der kulLag Markets, d.h. in Ländern, in denen diese Produkturellen Distanz ab: Neue Produkte werden in Lead-Marktes stark ähnelt, vergleichsweise te noch nicht erhältlich sind, deren Kultur aber der des schnell akzeptiert. Ganesh et al. wiesen dies am Beispiel der Verkaufszahlen von vier langlebigen Konsumgütern (Mikrowelle, Mobiltelefon, PC, Videorecorder) in verschiedenen europäischen Ländern nach. Sie ermittelten einen signifikanten Zusammenhang zwischen Distanz und Lerneffekt bzw. Geschwindigkeit, mit der ein Lag Market eine Innovation akzeptiert. Begründen lässt sich dies damit, dass Marktteilnehmer mit den Bewohnern eines kulturell ähnlichen Landes vergleichsweise intensiv kommunizieren; geringe kulturelle Distanz verstärkt demnach den Lerneffekt und beschleunigt die Adoptionsrate bzw. den Diffusionsprozess. Denkbar ist allerdings auch, dass die Verhaltensmuster bzw. Lebensstile der Konsumenten dieser beiden Kulturen teilweise übereinstimmen, so dass Innovationen ohne größere kulturspezifische Anpassungen - und damit relativ schnell - im 'Lag Country eingeführt werden können. " Basanez, M.; Inglehart, R.; Moreno, A.: Human Beliefs and Values. A Cross-Cultural Sourcebook, Ann Arbor/MI 1997. Brouthers, K.D.; Brouthers, L.E.: Explaining the National Cultural Distance Paradox, in: Journal of International Business Studies, Vol.32 (2001), No.1, pp.177-189. Ganesh, J.; Kumar, V.; Subramaniam, V.: Learning Effect in Multinational Diffusion of Consumer Durables, in: Journal of the Academy of Marketing Science, Vol.25 (1997), Summer, pp.214-228. Gatignon, H.; Anderson, E.: The Multinational Corporation´s Degree of Control over Foreign Subsidiaries, in: Journal of Law, Economics, and Organization,

278

Distanz, psychische

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Distanz, psychische bislang überwiegend metaphorisch genutztes Konstrukt, das eng mit dem Konstrukt „kulturelle Distanz“ verwandt ist. Wie dieses wird auch das Konstrukt „psychische Distanz“ nicht einheitlich definiert ( Distanz, kulturelle; Metapher). (1) Mehrheitlich versteht man unter psychischer Distanz die Gesamtheit jenen Faktoren, welche den Fluss von Informationen zwischen Individuen, Institutionen, Märkten und Ländern beeinträchtigen (z.B. wahrgenommene Fremdartigkeit). Psychische Distanz erwächst aus der individuellen (kognitiven und/oder emotionalen) Verarbeitung von kulturellen Unterschieden ( Kultur). Diese können in Sprache, der jeweiligen Religion, sozialen Normen, dem Rechtssystem und dem politider schen System, dem Ausbildungssystem oder dem Stand der wirtschaftlichen Entwicklung begründet sein. (2) Obwohl zahlreiche Autoren sich argumentativ auf dieses Konstrukt beziehen, liegen bislang nur wenige Vorschläge zu einer geeigneten Operationalisierung vor. Bello & Gilliland etwa haben psychische Distanz gemessen, indem sie ihre Probanden auf einer siebenstufigen Skala angeben ließen, ob die unterschiedlichen Gewohnheiten, Werte, Kultur und Sprache eines bestimmten Landes für sie ein Problem darstellen (= 7) oder nicht (= 1). K.A. Nordström ließ seine Auskunftspersonen mit Hilfe einer Zahl von 1 bis 100 ausdrücken, wie weit ihrem Empfinden zufolge ein bestimmtes Land von Schweden entfernt ist, und interpretierte das so gewonnene Maß als psychische Distanz ( Distanzforschung). Zu nennen sind in diesem Zusammenhang weiterhin Black et al., die von Cultural Distance sprechen (aber auch von Cultural Novelty oder Cultural Toughness). Mendenhall & Oddou schließlich gehen vom AdAnpassung von Entsandten an die andersartige Kultur justment-Konzept aus. Adjustment meint die des Gastlandes, wie sie etwa von Expatriates erwartet wird ( Entsendung). Deshalb verstehen sie unter kultureller Distanz die Schwierigkeit, welche es Fremden bereitet, sich einem andersartigen Kulturraum anzupassen. (3) Während Kogut & Singh beide Konstrukte mehr oder minder gleichsetzen, wenn sie postulieren: „Cultural distance is, in most respects, similar to the psychic distance used by the Uppsala School“, differenzieren andere Wissenschaftler bewusst zwischen diesen beiden Konzepten, indem sie kulturelle Distanz als Konsequenz kultureller Distanz begreifen: „Psychic distance is a firm's degree of uncertainty about a foreign market resulting from cultural differences and other business that present barriers to learn about the market and operating there“ (O’Grady & Lane). Wie die kulturelle Distanz zählt die psychische Distanz zu den subjektiven (Un-)Ähnlichkeitsmaßen. Während die gängigen Operationalisierungen kultureller Distanz allerdings die Wertesysteme zweier Kulturen (A und B) miteinander vergleichen, die in beiden Ländern per Selbsteinschätzung erhoben wurden, beurteilt im Falle der psychischen Distanz nur der Vertreter einer Kultur die Ähnlichkeit mit anderen Kulturen, wobei die eigene Heimat als Ankerpunkt dient. Anders als bei der kulturellen Distanz, die durch ein reziprokes Maß gemessen wird, sorgt der variierende Bezugspunkt bei der psychischen Distanz dafür, dass zwei Kulturen kulturell und psychisch durchaus unterschiedlich weit voneinander entfernt liegen können. Wie die empirische Analyse zeigt, weichen die subjektiv ermittelten Werte sowohl voneinander als auch von der objektiven geografischen Entfernung teilweise erheblich ab (vgl. Abb., nächste Seite):

Distanz, psychische

279

Die USA, Japan, Hongkong, Südafrika - und mit Einschränkungen auch Brasilien - sind deutschen Managern psychisch und kulturell vertrauter, als dies aufgrund der geografischen Nähe zu vermuten wäre (relative Werte < 100). Portugal und Finnland erleben die Befragten sowohl psychisch als auch kulturell überproportional distanziert (relative Werte > 100). Griechenland und der Iran stehen Deutschland kulturell gesehen näher als geografisch (relative kulturelle Distanz < 100). Gleichwohl erscheinen beide Kulturen deutschen Managern überaus fremdartig (relative psychische Distanz > 100). Alle untersuchten Länder liegen oberhalb der durch die Bedingung PD = KD definierte Äquidistanzlinie. Somit kann man verallgemeinernd vermuten, dass deutsche Manager die Unterschiede zwischen den untersuchten Kulturen stärker wahrnehmen, als sie tatsächlich sind (PD > KD). Die wahrgenommenen Hemmschwellen, welche deutsche Manager von einem Eintritt in die untersuchten Ländermärkte abhalten können, sind höher, als es die Werteunterschiede zwischen den Kulturen nahe legen. Fremdheit und Vertrautheit von Auslandsmärkten aus Sicht deutscher Manager 300 Griechenland PD > GD Relative psychische Distanz

Finnland

Iran

250

Portugal 200

150

100 PD < GD

Brasilien Hongkong SüdJapan afrika

50

USA

0 0 PD ... Psychische Distanz KD ... Kulturelle Distanz GD ... Geographische Distanz

50 KD < GD

100

150

200

250

300

KD > GD Relative kulturelle Distanz

(4) Psychische Distanz zählt zusammen mit den Konstrukten Flexibilität sowie RisikowahrRisikobereitschaft zu den psychographischen, primär sozialwissenschaftlich benehmung und Auslandsorientierung ausmachen. gründeten Persönlichkeitsfaktoren, welche das Metakonstrukt Uppsala-Schule konzipierten, aber nicht hinreichend konkreDieses ist Bestandteil eines von der tisierten Modells der Exportentscheidung. " Bello, D.C.; Gilliland, D.I.: The Effect of Output Controls, Process Controls, and Flexibility on Export Channel Performance, in: Journal of Marketing, Vol.61 (1997), January, pp.22-38. Black, J.S.; Mendenhall, M.; Oddou, G.: Toward a Comprehensive Model of International Adjustment, in: Academy of Management Review, Vol.16 (1991), pp.291-317. Johanson, J.; Vahlne, J.-E.: The Internationalization Process of the Firm, in: Journal of International Business Studies, Vol.8 (1977), No.1, pp.23-32. Kogut, B.; Singh, H.: The Effect of National Culture on the Choice of Entry Mode, in: Journal of International Business Studies, Vol.19 (1988), No.3, pp.411-432. Kornmeier, M.: Psychische Distanz und kulturelle Offenheit gegenüber Auslandsmärkten. Eine Anwendung der

280

Distanz, räumliche

Einstellungs-/Verhaltens-Hypothese im Interkulturellen Marketing, Frankfurt/Main 2002. Mendenhall, M.; Oddou, G.: The Dimensions of Expatriate Acculturation. A Review, in: Academy of Management, Vol.10 (1985), pp.39-47. Müller, S.: Die Psyche des Managers als Determinante des Exporterfolges. Eine kulturvergleichende Studie zur Auslandsorientierung von Managern aus sechs Ländern, Stuttgart 1991. Nordström, K.A.: The Internationalization Process of the Firm. Searching for New Patterns and Explanations, Stockholm 1991. O'Grady, S.; Lane, H.W.: The Psychic Distance Paradox, in: Journal of International Business Studies, Vol.27 (1996), No.2, pp.309-333.

Distanz, räumliche

Kommunikation, extraverbale;

Proxemik

Distanz, soziale Konstrukt, welches es erlaubt, Art, Struktur und Intensität sozialer Beziehungen zu erfassen ( Konstrukt). „Social distance ... refers to the degree and grades of understanding and feeling that persons experience regarding each other. It explains the nature of a great deal of their interaction. It charts the character of social relations“. Allerdings misst diese Art von sozialer Distanz lediglich die Intensität des gewünschten Kontakts mit Angehörigen anderer Kulturen, welche innerhalb des eigenen Landes Offenheit (z.B. Akzeptanz von Türleben, und damit eine sehr spezielle Spielart von kultureller ken als Nachbarn oder Berufskollegen). Das dabei erfragte Reaktionsspektrum reicht von „würde ich als nahe Verwandte zulassen (durch Heirat)“ bis „würde ich aus meinem Land ausschließen“. " Blanz, M.: Wahrnehmung von Personen als Gruppenmitglieder. Untersuchungen zur Salienz sozialer Kategorien, Münster 1999. Bogardus, E.S.: Social Distance and its Origins, in: Journal of Applied Sociology, Vol.9 (1925), pp.216-226. Bogardus, E.S.: Measuring Social Distances, in: Journal of Applied Sociology, Vol.9 (1925), pp.299-308.

Distanzfaktor

Gravity-Ansatz;

Standorttheorie

Distanzforschung lässt sich unterteilen in die volkswirtschaftliche, die betriebswirtschaftliche und die sozialwissenschaftliche Distanzforschung. Die sozialwissenschaftliche Richtung geht davon aus, dass manche soziale Phänomene (z.B. Länder, Menschen, Produkte) in uns ein Gefühl der Vertrautheit erwecken, während wir andere als fremdartig erleben ( Fremdheit), je nachdem, wie stark sie von den heimischen GegeLandeskultur, Sprache, Konsumentenverhalten, benheiten abweichen, z.B. hinsichtlich Verhandlungspraktiken. Plausiblerweise ist Rechtsnormen ( Rechtsanthropologie), Kaufkraft oder die Neigung, unter sonst gleichen Bedingungen (z.B. Marktpotenzial, Wettbewerbsintensität) mit einem vertraut erscheinenden Land durch Geschäftsbeziehungen, Urlaubsreise etc. in Kontakt zu treten, größer, als wenn Gefühle der Distanz und Fremdartigkeit überwiegen. Da die Distanzforschung Konstrukte vorgeschlagen hat ( Distanz, psychische, kulturelle und nicht nur verschiedenartige geographische), sondern diese zumeist auch unterschiedlich operationalisiert wurden, liegt eine VielOperationalisierung zahl unterschiedlicher Konzeptionalisierungen vor (vgl. Abb.). Die bekannteste führten Kogut & Singh ein. Sie entwickelten ein Maß der kulturellen Distanz ( Kogut/Singh-Index), Akzeptanz von Machtdisdas auf den von G. Hofstede vorgeschlagenen Kulturdimensionen beruht: Feminität vs. Maskulinität, Individualismus vs. Kollektivismus und Ungewissheitstanz, vermeidung. Mittlerweile wurde anhand der im Rahmen des GLOBE-Projekts identifizierten Kulturdimensionen ein entsprechender Index der kulturellen Distanz entwickelt und, bspw. von Estrin et al., in der Managementforschung eingesetzt ( Global Leadership and Organizational Behavior Effectiveness). Gravitationsansatz Bedeutung erlangt. Von der volkswirtschaftlichen Distanzforschung hat insb. der Außenhandel negativ korrelieren (und BruttoinlandsEr besagt, dass geographische Distanz und Korrelation). Wie die von Frankel & Rose durchgeführten Anaprodukt und Außenhandel positiv; lysen zeigen, gibt es jedoch andere Distanzvariablen, die weit stärker Einfluss nehmen (z.B. Staatsform, gemeinsame Sprache und koloniale Vergangenheit). Die betriebswirtschaftliche Distanzforschung hat die verschiedenen Distanzmaße (vgl. Abb., nächste Seite) insb. dazu verwendet, den Einfluss kultureller Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf die Wahl der Markteintrittsstrategie zu erfassen. Verschiedene Studien ergaben u.a.: Mit zunehmender kultureller Distanz sinkt die Wahrschein-

Distanzforschung

281

lichkeit, dass überhaupt Auslandsmärkte erschlossen werden, bevorzugen die Unternehmen Markteintrittsstrategien, die vergleichsweise wenig Kapital binden, und ziehen die Lizenzvergabe dem Mehrheits-Joint Venture vor. Ausgewählte Distanzmaße Psychische Distanz Nordström (1991)

Wahrgenommene Distanz zu Schweden

0

100

= geringste

= höchste

Gewohnheiten, Werte, Kultur und Sprache des Landes wären mir ...

Bello/Gilliland (1997) 1

7

... kein Problem

... ein sehr großes Problem

Kulturelle Distanz Weiss (1996)

Wahrgenommene kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und ...

1

5

sehr gering

Kwon/Konopa (1992)

sehr groß

Wahrgenommene Ähnlichkeit der Sprache

1

6

sehr gering

sehr groß

2 CD ju = å {(I ij - Iiu ) / Viu } / 4

Kogut/Singh (1988)

CD ju I

V

Soziale Distanz Bogardus (1925)

ij i

= Kultureller Unterschied zwischen Land j und Land u = Index der i-ten Kulturdimension (nach Hofstede) in Land j = Varianz des Indexes der i-ten Kulturdimension

"Einen Angehörigen des xy-Landes würde ich akzeptieren als ..." nahen Verwandten

Freund

Nachbarn in meiner Straße

Berufskollegen

Staatsbürger in meinem Land

Besucher in meinem Land

"Ein Italiener, Türke, Asylbewerber ... wäre mir als Nachbar / als Familienmitglied ALLBUS (1996) -3 sehr unangenehm

-2

-1

0

1

2

3 sehr angenehm

Soziokulturelle Distanz Gatignon/Anderson (1988)

Acht Cluster (auf Basis von Werten)

x Land x Zuordnung

Geographische Distanz Kwon/Konopa (1992)

Wahrgenommene geographische Distanz

1 sehr gering

Tinbergen (1962)

6 sehr groß

Objektive Entfernung (in km)

Wirtschaftliche Distanz Luostarinen (1980)

Wirtschaftliche Entwicklung (Anzahl der Telefone, Industrialisierungsgrad, Pro-Kopf-Verbrauch an Papier, Stahl, Energie)

282

Distanzgeschäft

Weiterhin ging man der Frage nach, ob die wahrgenommene Fremdartigkeit ausländischer Märkte Handelsbeziehungen ebenso erschwert, wie dies Informationsdefizite oder bürokratische Erschwernisse tun können ( Handelshemmnis). Untersucht wurde gleichfalls, ob die kulturelle Distanz individuelle Adoptionsentscheidungen bzw. den Verlauf von Diffusionskurven beeinflusst. Erklärungsbedürftig ist nicht zuletzt auch, ob subjektiv wahrgenommene Distanzen mit der Einschätzung objektiver Entfernungen, die zwischen Ländern oder anderen Urteilsobjekten bestehen, korrelieren. " Dow, D.; Karunaratna, A.: Developing a Multidimensional Instrument to Measure Psychic Distance Stimuli, in: Journal of International Business Studies, Vol.37 (2006), No.5, pp.578-602. Estrin, S.; Baghdasaryan, D.; Meyer, K.E.: The Impact of Institutional and Human Resource Distance on International Entry Strategies, Vol.46 (2009), No.7, pp.1171-1196. Gatignon, H.; Anderson, E.: The Multinational Corporation´s Degree of Control over Foreign Subsidiaries, in: Journal of Law, Economics, and Organization, Vol.4 (1988), No.2, pp.305-336. Ghemawat, P.: Globale Expansion – kein leichter Weg, in: Harvard Business Manager, 24.Jg. (2002), Nr.2, S.82-94. Harzing, A.-W.: The Role of Culture in Entry-Mode Studies. From Neglect to Myopia, in: Advances in International Marketing, Vol.15 (2004), pp.75-127. Kogut, B.; Singh, H.: The Effect of National Culture on the Choice of Entry Mode, in: Journal of International Business Studies, Vol.19 (1988), No.3, pp.411-432. Kwon, Y.C.; Konopa, L.J.: Impact of Host Country Characteristics on the Choice of Foreign Market Entry Mode, in: International Marketing Review, Vol.10 (1992), No.2, pp.60-76. Luostarinen, R.: Internationalization of the Firm, Acta Academiae Oeconomicae Helsingiensis, Series A30, 2nd Ed., Helsinki 1980.

Distanzgeschäft liegt vor, wenn der Käufer die Ware nicht persönlich an Ort und Stelle in Augenschein nehmen kann, sondern den Kaufvertrag aufgrund eines Musters, eines Katalogs oder einer definierten Standardqualität abschließt. Auch beim Distanzhandel sind Käufer und Verkäufer räumlich getrennt (z.B. VersandStandorte „am handel). Beim Platzgeschäft haben Käufer und Verkäufer (z.B. Importeure) ihre selben Platz“, und beim Loco-Geschäft liegt die Ware bei Abschluss des Kaufvertrages bereits am Lager des Verkäufers. Distanzkonzept

Klassifikation von Ländern

Distributionseffizienz Distributionslogistik

Distributionspolitik, internationale Distributionspolitik, internationale

Distributionsmanagement, internationales im Auslandsgeschäft mehr noch als im Inlandsgeschäft ein kritischer Erfolgsfaktor ( Erfolgsfaktorenforschung). Vom Markt gleichermaßen geographisch wie kulturell entfernt ( Distanz, kulturelle), Internationalisierung der Geschäftstätigkeit auf effektive Arrangeist das Management im Zuge der ments angewiesen (z.B. mit Importeuren, Handelshäusern und anderen Geschäftspartnern). (1) Während den Vertretern des funktionalen Ansatzes in diesem Zusammenhang daran gelegen ist, die Markteintrittsstrategien zu identifizieren (vgl. Abb.) und deren Stellenwert Struktur verschiedener für den Unternehmenserfolg zu beschreiben, befasst sich der verhaltensorientierte Ansatzes primär mit der Dyade „Distributeur-Exporteur“ und grundlegenden Merkmalen der zwischen diesen beiden Akteuren bestehenden Beziehung. Konstrukten wie Flexibilität, Kontrolle ( Kontrollmotiv), Kooperation und Mit Hilfe von Vertrauen versuchen sie, diese Beziehung verhaltenswissenschaftlich zu erfassen und zu erklären. Das zentrale Argument dieser Richtung lautet, dass weniger Typ und Struktur der Markteintrittsstrategie an sich, als vielmehr Art und Weise der Beziehung zu den Intermediären für den Unternehmenserfolg maßgeblich sind ( Verhaltensorientierte Theorie der Internationalisierung). Dabei lassen sich „mechanistisch strukturierte Beziehungen“ (d.h. der klassische, vom Hersteller geprägte Marketing-Mix wird unverändert eingesetzt) von „organisch strukturierten Beziehungen“ unterscheiden. (2) Verschiedene Studien bescheinigen sowohl der mechanistischen als auch der organischen Distributionsstruktur Erfolgsträchtigkeit. Zieht man die strategische Orientierung des (Export-)Unternehmens als intervenierende Variable heran, so erkennt man, dass es sich hierbei nur scheinbar um einen Widerspruch handelt ( Kontingenzansatz). Auch liegt es nahe, die Variable „organische Struktur“

Distributionspolitik, internationale

283

mit Entrepreneurship in Beziehung zu bringen. Denn stark formalisierte Organisationen neigen dazu, diese strategische Orientierung zu vernachlässigen bzw. gar zu hintertreiben. Ausführliche Funktionsbeschreibungen, eindeutig festgelegte Verantwortlichkeiten u.ä. Erscheinungsformen formalistischer Organisationen erschweren es, kreative, situativ angepasste Problemlösungen zu entwickeln ( Organisationsstruktur). Erscheinungsformen des direkten Exports

Grenze

Exportmitarbeiter Unternehmenseigene Distributionsorgane

Auslandsreisende Auslieferungslager Exportniederlassung

E N D A

Branchenspezialist

Hersteller

Großhandel Handelsmittler Unternehmensfremde Distributionsorgane

Importgemeinschaft Internationales Handelshaus Importhändler

Inland

Grenze

Ausland

B N E

H M E R

Weiterverarbeiter

Franchise-Nehmer Quelle: Jahrmann (2004, S.51).

" Cunningham, M.T.; Pyatt, T.R.: Marketing and Purchasing Strategies in the Distribution Channels of Mid-Range Computers, in: European Journal of Marketing, Vol.23 (1989), No.2, pp.130-143. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.16ff., 459ff. Munro, H.; Beamish, P.W.: Export Distribution and Performance, in: Rosson, P.; Reid, S.D. (Eds.), Managing Export Entry and Expansion. Concepts and Practice, New York 1987, pp.316-331. Reid, S.D.: Firm Internationalization, Transaction Costs, and Strategic Choice, in: International Marketing Review, Vol.1 (1983), No.4, pp.44-56. Reid, S.D.: The Decision-Maker and Export Entry and Expansion, in: Journal of International Business Studies, Vol.12 (1981), No.2, pp.101-112. Schollhammer, H.: Internal Corporate Entrepreneurship, in: Kent, C.A.; Sexton, D.L.; Vesper, K.H. (Eds.), Encyclopedia of Entrepreneurship, Englewood Cliffs/NJ 1982, pp.209-229. Welge, M.K.; Holtbrügge, D.: Internationales Management, 4.Aufl., Stuttgart 2006, S.19ff., 59ff. Yeoh, P.-L.; Jeong, I.: Contingency Relationships between Entrepreneurship, Export Channel Structure and Environment, in: European Journal of Marketing, Vol.29 (1995), No.8, pp.95-115.

Distributionspolitik, internationale Summe der Entscheidungen und Maßnahmen, welche dem Ziel dienen, die Distanz zwischen dem Leistungserbringer und dem Leistungsnachfrager zu überwinden. Hierzu zählen Auswahl und StruktuAbsatzmittler und Verkaufsbeziehungen. Eine Besonderheit der internatiorierung der Absatzwege, Markteintrittsstrategien: Sollen ausländische nalen Distributionspolitik sind die zu wählenden Märkte, mit Hilfe der Export- oder derr Lizenzstrategie, durch Direktinvestitionen oder perr Kooperation erschlossen werden? preispolitische oder die produktpolitische Kompetenz ist in zahlreichen (1) Stärker noch als die Märkten zumeist die Fähigkeit, im Ausland Distributionsleistungen zu erbringen, der Engpass einer internationalen Unternehmenstätigkeit. Stellvertretend sei hier nur die Notwendigkeit, den Vertrieb

284

Distributionspolitik, internationale

einer Auslandsniederlassung effizient zu organisieren, genannt ( Effizienz). So muss, wer im langgestreckten Japan (mehr als 3.000 km Längenausdehnung) ein flächendeckendes, eigenes Vertriebsnetz aufbauen möchte, große Finanzkraft und einen langen Atem besitzen. Da in diesem Land der KonzentIndustrieländer, rationsprozess weit weniger fortgeschritten ist als in der Mehrzahl der westlichen sind dort zahllose kleine Einzelhändler – und im Getränkebereich eine unvorstellbar große Menge von Automaten – zu beliefern bzw. zu bestücken. Coca-Cola bspw. musste, um in Japan seine Produkte distribuieren zu können, rund 9.000 Lastkraftwagen einsetzen. Dies u.a. erklärt, warum Japan in der Institute for Management Development ermittelten Rangliste der Distributionseffizienz nur den vom 22. Rang einnimmt (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Effizienz des Distributionssystems Die Infrastruktur zur Distribution von Waren und Dienstleistungen ist im allgemeinen … ineffizient (= 1) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Singapur Bayern / Deutschland Dänemark Deutschland Finnland Schweiz Hongkong Österreich Island USA Frankreich Schweden Ile-de-France / Frankreich Belgien Kanada Australien Taiwan Niederlande Luxemburg Malaysia Chile Japan Rhone-Alps / Frankreich Israel Neuseeland Estland Großbritannien Tschechische Republik Südafrika Norwegen

… effizient (= 10) 9.33 9.19 8.95 8.80 8.80 8.77 8.75 8.74 8.64 8.59 8.49 8.31 8.17 8.10 7.86 7.84 7.82 7.80 7.78 7.57 7.56 7.46 7.39 7.05 7.04 6.84 6.77 6.75 6.73 6.70

31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60

Spanien Portugal Thailand Jordanien Ungarn Katalonien Griechenland Zhejiang / China Maharashtra / Indien Türkei Südkorea Slowenien Schottland Slowakische Republik Indien China Rumänien Kolumbien Polen Irland Mexiko Sao Paulo / Brasilien Russland Venezuela Lombardei / Italien Argentinien Italien Indonesien Brasilien Philippinen

6.64 6.64 6.54 6.32 6.19 6.17 6.11 5.96 5.92 5.88 5.88 5.86 5.83 5.57 5.38 5.22 5.18 4.78 4.74 4.63 4.60 4.55 4.55 4.48 4.39 4.25 4.16 4.12 3.96 3.24

Quelle: IMD (2004, S.688).

Wie der Rangliste weiterhin zu entnehmen ist, bereitet der italienische Markt Distributeuren besondere Probleme (= Rang 57), während die Bundesrepublik Deutschland (= Rang 4), zusammen mit Singapur, Dänemark, Finnland u.a. hierfür strukturell beste Voraussetzungen bietet ( Infrastruktur). In weniger

Distributionspolitik, internationale

285

erschlossenen Ländermärkten können Vertriebskooperationen für Abhilfe sorgen; in dem Maße, wie das Internet als leistungsfähiger Distributionskanal von den Unternehmen entwickelt und von den E-Commerce als alternativer VertriebsVerbrauchern akzeptiert wird, bietet sich zunehmend auch kanal an ( Akzeptanz). Nach wie vor aber gilt: Die Distanz zwischen Hersteller und Käufer müssen Produkte auf herkömmliche Weise überwinden. Und diese Kanäle kontrollieren oft einheimische Absatzmittler und -helfer. Sie besetzen auch in anderer Hinsicht häufig die Schlüsselposition: Inländische Händler stehen nicht nur in Bedürfnisse und Kontakt mit den Endabnehmern (= Zugangsfunktion), sondern kennen auch deren Gewohnheiten besser als ausländische Unternehmen (= Informationsfunktion). Hinzu kommt, dass es für einen ortsfremden Anbieter unverhältnismäßig teuer und aufwändig sein kann, eigene Vertriebswege aufzubauen. (2) Der Internationalisierungsgrad von Handelsunternehmen ist noch vergleichsweise gering. WähAuslandsquoten von 70 oder 80% keine Seltenheit sind, erreichen im rend bei Industrieunternehmen Handel nur wenige Anbieter Werte nahe bei oder über 50%. Auch innerhalb des europäischen Marktes überschreiten nur drei Handelsunternehmen die 50%-Marke : Louis Delhaize, Coop Norden und Ahold. Andere, wie insb. Migros (Schweiz) und El Corte Inglès (Spanien), sind weitestgehend nationale Anbieter geblieben (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Umsatzstruktur der wichtigsten europäischen Handelsunternehmen Unternehmen Louis Delhaize Coop Norden Ahold Metro Group Auchan Schwarz-Gruppe Carrefour Aldi ITM ( Internarchè) Rewe Tengelmann Casino Tesco Kesko Edeka Leclerc Boots El Corte Inglès Migros

Stammland BE SE NL DE FR DE FR DE FR DE DE FR GB FI DE BE GB ES CH

Bruttoumsätze in Europa (in Mio. €) 10.358 13.558 28.150 61.192 38.226 37.103 76.279 32485 37.490 44.240 17.122 29.418 49.679 10.597 31.540 28.606 8.667 17.713 13.853

Umsatzanteil Stammland (in %) 15 34 41 53 56 58 58 68 71 72 76 83 88 89 92 4 95 3 97 2 98 1 99

Umsatz in Europa außerhalb des Stammlandes (in %) 85 66 59 47 44 42 42 32 29 28 24 17 12 11 8

Quelle: Planet Retail 2005.

Mehr als auf mangelnde Auslandsorientierung oder geringen Internationalisierungsdruck ist dies auf Konsumentenverhaltens und der Distributionskanäle zurückzudie ausgeprägte Kulturspezifität des führen. Deshalb scheiterte Wal-Mart, der weltweit größte Handelskonzern, auf dem besonders schwierigen deutschen Markt ebenso wie renommierte britische und französische Handelsunternehmen. Kaum anders erging es den europäischen Handelsunternehmen im amerikanischen Markt (bspw. Casino, Carrefour oder Marks & Spencer). Deshalb erzielen nur wenige Handelsunternehmen einen signifikanWeltmarkt. Von einer Globalisierung des Handels kann desten Anteil ihres Umsatzes auf dem Triade-Märkten konkurrieren die wenigen Global halb bislang keine Rede sein. Selbst in den Player nur ausnahmsweise direkt miteinander. (3) Die jeweilige nationale Distributionsstruktur ist historisch gewachsen und mithin hochgradig kulturspezifisch, wie sich u.a. am Einzelhandelsnetz nachweisen lässt. Selbst zwischen vergleichbar entwickelten Industrieländern bestehen große Unterschiede, was die Dichte der Verbreitung der Ge-

286

Distributionspolitik, internationale

schäfte, ihre Größe sowie den insgesamt erzielten Umsatz anbelangt. So kaufen Verbraucher in Skandinavien im Regelfall in wenigen Einkaufszentren ein, während sich in Osteuropa und bedingt auch in Südeuropa noch die traditionelle, kleinteilige Einzelhandelsstruktur erhalten hat (vgl. Abb. 3). Für viele asiatische Staaten ist eine atomisierte Handelsstruktur mit vielen kleinen umsatzschwachen Läden typisch. (4) Diese weltweit, mit einem globalen Anspruch tätigen Handelsunternehmen verfolgen unterschiedliche Strategien. a) Global Discounter, wie Aldi, setzen primär auf Kostenführerschaft. Dieser Strategie setzt optimierte Einkaufs-, Logistik- und Verkaufsprozesse voraus, wobei standardisierte und vereinfachte (bzw. „verschlankte“) Abläufe eine Schlüsselrolle spielen. Alle Managementsysteme sind darauf ausgerichtet, die maßgeblichen Transaktionen schnellstmöglich und hochgradig zuverlässig nach vorgegebenen Leistungsstandards auszuführen. Auch und gerade auf die Unternehmenskultur färbt das oberste Ziel „Kosten minimieren“ ab. b) Channel Retailer, wie Carrefour, sind der Gegentypus. Sie setzen gleichrangig auch auf nichtmonetäre Kundenbedürfnisse. Um ein hochwertiges und differenziertes Sortiment anbieten zu können, unterhält dieser Typus gute Beziehungen zur ( Markenartikel-)Industrie und betreibt Value AddedMarketing (d.h. Präferenzbildung durch Zusatzleistungen). Um den durch Service- und andere Dienstleistungen aufgewerteten Leistungsmix an den Kundenbedürfnissen auszurichten, erhalten die Mitarbeiter vergleichsweise weitgehende Entscheidungsbefugnisse. Im Mittelpunkt der Unternehmenskultur steht Kundenorientierung. Abb. 3: Struktur des Einzelhandels 3)

29,3

Legende: 3)

25,1

2)

23,6

Anzahl der Verkaufsstelle (in Tsd.) Anzahl der Verkaufsstelle (pro 10.000 Einwohner)

22,5

LEH-Umsatz pro Verkaufsstelle (in Mio. €)

2)

21,3 20,9

3)

19,1

3)

17,4

1)

15,6

3)

14,0 13,23)

12,0

3)

9,5

112,9

24,8

23,7

12,1

8,3

197,2

0,1

0,3

0,4

0,1

0,9

0,0

19,5

0,1

100,2

0,4

17,1

0,5

82,8

1,8

54,3

58,0

0,8

0,0

4,3

2,7

3)

8,4

8,6

2,1

3)

8,0

5,8

2,9

7,3

6,0

2,0

6,7

55,3

1,8

6,3

3)

37,8

3,7

5,4

2)

4,8

3,5

3)

5,4

2,8

3,7

3)

3)

3,1

3,0

1,7

4,8

3,9

5,0

Legende: 1) = 2001; 2) = 2002; 3) = 2003 * = inkl. Kioske, Tankstellen u.ä.; ** = inkl. > 41 m2; *** = DE ohne Aldi, DK ohne Coop

Quelle: AC Nielsen.

c) Content Retailer, wie Migros, favorisieren ein drittes Geschäftsmodell. Angesichts eines hohen SorHandels- bzw. Eigenmarken lautet das vorrangige Unternehmenstimentsanteils an hochwertigen ziel: Produktführerschaft durch eigenständige Kompetenz in den Bereichen Marktforschung, Produktentwicklung, Kommunikation und Vermarktung zu erlangen. Hierzu müssen Content Retailer maßgebliche Herstellerfunktionen vertikal integrieren. Preisführerschaft wird von ihnen nur selektiv angestrebt. Da „Frische“ das maßgebliche Qualitätssignum ist, muss dieser Unternehmenstypus einen schnellen Warenumschlag gewährleisten, was nicht nur Konsequenzen für die Logistikprozesse, son-

Diversität

287

dern auch für die anzustrebende Kundenfrequenz hat. Im Mittelpunkt der Unternehmenskultur stehen Markt- und Kundennähe. d) Multi Channel-Retailer kombinieren ihre traditionellen, zumeist stationären Vertriebskanäle mit virtuellen Vertriebskanälen (zumeist Internetplattformen) um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Einkaufsgewohnheiten verschiedener Zielgruppen entsprechen zu können ( E-Commerce). (5) Zur Distributionspolitik im weiteren Sinn zählt auch die Distributionslogistik, d.h. die Planung, Steuerung und Kontrolle des physischen Transfers von Leistungen (insb. Transport und Lagerung einschließlich der Vereinbarung von Liefer- und Zahlungsbedingungen). " Colla, E.: The Outlook for European Grocery Retailing. Competition and Format Development, in: International Review of Retail, Distribution and Consumer Research, Vol.14 (2004), No.1, pp.47-69. Greipl, E.; Müller, Gelbrich, K.: Konsumgüterhandel global betrachtet, in: Beisheim, O. (Hrsg.), Distribution im Aufbruch, München 1999, S.77-108. Zentes, J.; Swoboda, B.; SchrammKlein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010, S.364ff.

Diversified Multinational Corporation Typus der hybriden Organisationsstruktur, welche durch die Merkmale Multidimensionalität und HeteOrganisationsstruktur, hybride). rogenität charakterisierbar ist ( Organisationsstruktur, formale; Multidimensional sind DMNCs insofern, als sie viele Ländermärkte mit unterschiedlichen Produktlinien und Marketingstrategien bearbeiten und heterogen, weil zwischen diesen (Strategien, Märkte etc.) teilweise erhebliche Unterschiede bestehen. Daraus ergeben sich sieben konstitutive Merkmale. Für DMNCs ist demnach charakteristisch, dass sie strukturell unbestimmt sind (d.h. keine stabile eindimensionale Organisationsstruktur besitzen) und interne Differenzierung zulassen bzw. betreiben (d.h. ihre standardisieren). Weiterhin sind die Merkmale integrative Orientierung Managementprozesse nicht und intensiver Informationsaustausch, aus denen Wettbewerbsvorteile erwachsen können, zu nennen. Bei zunehmend komplexen Wertschöpfungsprozessen sorgen im Idealfall dezentrale, selbstorganisierende Prozesse für latente Verbindungen (und damit für Struktur) und das mit den Geschäftspartnern, Netzwerkorganisation und durchlässige Zulieferern und Kunden geknüpfte Beziehungsgeflecht für Organisationsgrenzen (Fuzzy Boundaries). Schließlich versteht sich das DMNC als lernendes Unternehmen, das effizienzsteigernde Kontinuität mit der Bereitschaft, auf den Wandel der Umweltbedingungen mit Innovation zu reagieren, verbindet (Learning and Continuity). " Doz, Y.L.; Prahalad, C.K.: Managing DMNCs. A Search for a New Paradigm, in: Strategic Management Journal, Vol.12 (1991), No.2, pp.145-164. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.313ff.

Diversifikationsstrategie

Marktpräsenzstrategie

Diversität (1) im biologischen Sinn Mannigfaltigkeit, Verschiedenheit, Vielfalt von Arten ( Vielfalt, biologische). (2) Seit Glazer & Moynihan 1954 „Beyond the Melting Pot“ publiziert haben, gibt es eine breite sozioethnischer und kultulogische Diskussion zu den Herausforderungen und insb. zu den Vorteilen reller Vielfalt. (3) Für die Wirtschaftswissenschaften im Allgemeinen und das Personalmanagement im Besonderen Diversity Management große Bedeutung erlangt. Mehr noch als anderswo aber hat sich das hat das in den USA besonders ausgeprägte Diskriminierungsverbot als Treiber dieser Entwicklung erwiesen. In Deutschland schlossen sich deshalb vor allem Unternehmen wie Daimler-Benz, die Deutsche Bank oder Kraft Foods, die einen signifikanten Anteil ihres Umsatzes mit amerikanischen Kunden erzielen, dieser Entwicklung an. Innerhalb des wirtschaftwissenschaftlichen Denkansatzes sind zwei Perspektiven zu unterscheiden: die personenbezogene, moralisch-wertende Sicht auf Diversität, welche die Konzepte Fairness und Diskriminierung in den Mittelpunkt der Überlegungen stellt, und die primäre institutionell-strukturelle Sichtweise, welche Arbeits- und Organisationswissenschaftler bevorzugen. Sie beschäftigen sich vor allem mit der Frage, ob und in welcher Weise Diversity Management den Markteintritt erleichtert und für Legitimität sorgt. Beide Richtungen lassen sich in den Lern- und Effektivitätsansatz integrieren.

288

Diversity Management

Liberalisierung des Handels mit Dienstleistungen haben die (4) In der Auseinandersetzung um die UNESCO, die Europäische Rundfunkunion (EBU), die Europäische Union sowie Frankreich und Kanada das Konzept der kulturellen Vielfalt in die Diskussion eingeführt ( General Agreement on Kultur wertfrei als Ware behandelt sehen Trade in Services). Während insb. die USA und Japan wollten, versuchten die genannten Institutionen und Länder mehr oder minder vergeblich, eine Exception Culturelle innerhalb von GATS durchzusetzen: einen Sonderstatus für kulturelle Leistungen, deren Wert weit über ihren Marktwert hinausreiche. Nicht zuletzt sei eine möglichst große kulturelle Vielfalt eine notwendige Bedingung für die Teilhabe aller Menschen am demokratischen System. Mit der Konvention zur kulturellen Vielfalt, der Universal Declaration on Cultural Diversity, wurde versucht, ein rechtlich bindendes Instrument zu schaffen, das es den einzelnen Ländern erlaubt, weiterhin in eigener Verantwortung Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung von kultureller Vielfalt zu veranlassen (z.B. Finanzierung eines öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems durch Gebühren). " Alba, R.: Beyond the Melting Pot 35 Years Later. On the Relevance of a Sociological Classic for the Immigration Metropolis of Today, in: International Migration Review, Vol.34 (2000), No.1, pp.243. Glazer, N.; Moynihan, D.P.: Beyond the Melting Pot, New York 1963. Laurent, A.: The Cultural Diversity of Western Conceptions of Management, in: International Studies of Management and Organization, Vol.13 (1983), No.1, pp.75-96. Pauwels, C.; Loisen, J.: Von GATT zu GATS und darüber hinaus, in: Media Perspektiven, o.Jg. (2004), Nr.10, S.489-499. Rothlauf, J.: Interkulturelles Management, 3.Aufl., München 2009. Wagner, D.; Voigt, B.: Managing Diversity und internationale Unternehmensführung, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 32.Jg. (2003), Nr.2, S.112-115.

Diversity Management Teilgebiet des Human Resources Management (HRM). Man kann Diversity Management auch als „HRM in kulturell heterogenen Unternehmen“ begreifen. Vorläufer dieser Funktion waren das internationale und das interkulturelle Personalmanagement ( Personalmanagement, interkulturelles). DiverInternationalisiesity Management trägt dem Umstand Rechnung, dass Unternehmen im Zuge der Globalisierung verstärkt mit Phänomenen von Diversität in Berührung kommen und rung und lernen müssen, damit umzugehen (vgl. Abb.). Sprachliche und religiöse Diversität in Indien Religion

Sprache

Hindus

Muslime

Christen

Sikhs

896,8

Sunniten Schiiten 109,3 40,3

25,6

21,2

Buddhisten 9,8

Dschainas 1) 12,3

Hindi 456,7 Bengali 90,2 Marathi 77,8 IndoUrdu 55,7 Arische 35,6 Sprache Oriya Pandschabi 31,2 Asamiya 14,5 Kashmin 5,6 Telugu 80,2 Drawida Tamil 65,7 Sprachen Kannada 41,2 1)

einschl. Adivasi, Bahai, Parsen u.a.

Quelle: Der Fischer Weltalmanach (2011, S.220; Angaben in Mio. Menschen; Basis: 1.139,96 Mio. Einwohner).

(1) Wie S. Süß berichtet, der die Unternehmenspraxis in Deutschland diesbezügliche analysierte, betreiben hierzulande hauptsächlich größere Unternehmen (mit mehr als 17.500 Mitarbeitern) und die Deutschlandniederlassungen amerikanischer Unternehmen Diversity Management. Damit ist keine Unternehmensfunktion gemeint, die sicherzustellen hat, dass Mitarbeiter unterschiedlicher nationaler und kultureller Herkunft reibungslos zusammenarbeiten. Zum Selbstverständnis von Diversity Management gehört statt dessen das Bestreben, kulturelle Vielfalt innerhalb von Organisationen bewusst

Diversity Management

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wahrzunehmen und wertzuschätzen. Es genügt jedoch nicht, die kulturellen Besonderheiten der Mitarbeiter zu beachten und zu achten. Vielmehr sollen deren Vielfalt und Heterogenität für das Unternehmen unmittelbar genutzt werden. Deshalb will Diversity Management kulturelle Diversität fördern und Effektivität der Unternehmenstätigkeit steigern ( Diversity dadurch Synergie schaffen und die Training). (2) Das ursprünglich ethnozentrische Leitbild der Personalarbeit nimmt deshalb immer häufiger polyzentrische bisweilen auch regio- oder gar geozentrische Züge an ( E.P.R.G.-Konzept). Diversity Management bedeutet zunächst, dass entwicklungsfähige Nachwuchsmanager weltweit gesucht und gezielt gefördert werden. Angesichts der Knappheit von High Potentials und der strategischen BedeuHumankapital kann bereits diese Strategie dem Unternehmen den entscheidenden Wettbetung von werbsvorteil verschaffen ( Wettbewerb, internationaler). Im Wettbewerb um knappe Talente gilt es, Bewerber aus allen Ländern anzuziehen. Nicht zuletzt aber soll die gesamte Organisation dem Ziel religiöse etc.) Toleranz der Mitverpflichtet werden, die kulturelle (bzw. die soziale, politische, Xenophobie). So unterstützten die Ford Werke AG als erstes arbeiter zu fördern (im Gegensatz zu Großunternehmen in Deutschland eine betriebsinterne Gruppe für homosexuelle Mitarbeiter. Dieser umfassende Anspruch bedingt, dass das „Management von Verschiedenheit“ mehr ist als ein Sammelsurium partieller Maßnahmen (z.B. kultursensibles Recruiting). Nach einem Diversity-Audit, in dem die kulturelle Zusammensetzung der Belegschaft durchleuchtet wird, stellt das Management einen Diversity-Plan auf, üblicherweise mit einem Zeithorizont von drei bis fünf Jahren. Dieser Plan umfasst Maßnahmen wie kulturell heterogene Projekt- und Arbeitsgruppen, Schulung ( Diversity-Training), Anleitung durch Mentoren oder gezielte Förderung einzelner Mitarbeiter. Trotz regelmäßiger Erfolgsmeldungen (so war bei der Deutschen Shell AG nach fünf Jahren „Managing Diversity“ der Frauenanteil bei Fach- und Führungskräften von 8 auf 20% gestiegen), ist es allerdings zumeist schwierig, den Erfolg von Diversity Management zu definieren und zu messen, da sich dieser nur schwerlich numerisch ausdrücken lässt bzw. zumeist ungeklärt ist, ob bspw. ein bestimmter Anteil an Minderheiten in verschiedenen Hierarchieebenen 'a priori' als Erfolg zu werten ist. Offen ist häufig gleichfalls, ob und inwieweit Diversity Management auch das Ziel- und das Belohnungssystem des Unternehmens verändern sollte. (3) Diversity Management kann Konsequenz moralischer Selbstverpflichtung ( Code of Conduct), rechtlicher Vorgaben („Gesetz zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter“) oder ökonomischer Überlegungen sein. Innerhalb dieses Spektrums möglicher Motive bzw. Ziele hat sich ein Wandel vollzogen: Von der ursprünglich dominierenden moralischen zu einer stärker marktorientierten bis hin zu einer primär ressourcenorientierten Betrachtungsweise. Das ökonomische Motiv beruht auf der Vorstellung, dass kulturell tolerante Mitarbeiter weniger Reibungsverluste verursachen (weniger Konflikte, höhere Zufriedenheit der Mitarbeiter, erleichterte Personalrekrutierung) innerbetriebliche und dadurch den Unternehmenserfolg steigern ( Motiv). Obwohl es hierfür kaum empirische Belege gibt, erfreut sich diese These aufgrund ihrer Plausibilität großer Beliebtheit. Ähnliches gilt für die Group Think Annahme, dass kulturell heterogen besetzte Arbeitsgruppen weniger anfällig sind für und ähnliche gruppendynamische Effekte, welche die Entscheidungsfindung beeinträchtigen .Zu denken ist bspw. an Realitätsverlust durch übermäßigen Konformitätsdruck ( Gruppenentscheidung). (4) Der generische Ansatz von Diversity Management beschränkt sich nicht auf das Management kulLandeskultur), sondern bezieht in das Diversitätskonzept auch tureller Unterschiede (im Sinne von Geschlecht, Behinderung, sexuelle Orientierung, Bildung ein. Mit dieser Ausweitung Variablen wie wächst jedoch die Gefahr, das ursprüngliche Anliegen von Diversity Management aus dem Auge zu verlieren: der Bedeutung ethnischer, nationaler, religiöser und kultureller Heterogenität für die Unternehmenstätigkeit Rechnung zu tragen. " Ivancevich, J.M.; Gilbert, J.A.: Diversity Management. Time for a New Approach, in: Public Personnel Management, Vol.29 (2000), No.1, pp.75-92. Kersten, A.: Diversity Management. Dialogue, Dialectics and Diversion, in: Journal of Organizational Change, Vol.13 (2000), No.2, pp.235-248. Lorbiecki, A.; Gavin, J.: Critical Turn in the Evolution of Diversity Management, in: British Journal of Management, Vol.11 (2000), Special Issue, pp.17-31. Rathje, S.: Unternehmenskultur als Interkultur. Entwicklung und Gestaltung interkultureller Unternehmenskultur am Beispiel deutscher Unternehmen in Thailand, Sternenfels 2004. Süß, S.: Diversity-Management auf dem Vormarsch. Eine empirische Analyse der deutschen Unternehmenspraxis, in: Zeitschrift für be-

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Diversity Training

triebswirtschaftliche Forschung, 60.Jg. (2008), Nr.6, S.406-430. Süß, S.; Kleiner, M.: Diversity-Management. Konzept, Verbreitung, Perspektiven, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 35.Jg. (2006), Nr.10, S.560-565. Wagner, D.; Sepehri, P.: Managing Diversity. Wahrnehmung und Verständnis im internationalen Personalmanagement, in: Personal, 52.Jg. (2000), Nr.9, S.456-461.

Diversity Training Kulturen beschäftigen, durch, um die interführen Unternehmen, die Mitarbeiter aus verschiedenen ne Zusammenarbeit zu verbessern ( Team, multikulturelles). Hierbei spielt die Förderung interkultureller Kompetenz eine Schlüsselrolle ( Kompetenz, interkulturelle). Ein weiteres Ziel solcher vom interkulturellen, multikulturellen oder cross-kulturellen Training abzugrenzenden personalpolitischer Synergie-Management. Hintergrund ist die Erfahrung, dass Diversität nicht Maßnahmen ist das immer von Vorteil ist. Im Konfliktfall erweist sich kulturelle Diversität häufig als Problem ( Konfliktstil). Angehörige anderer Kulturen werden zumeist der „Out Group“ zugeordnet, was, wie sich in mehreren empirischen Studien mit amerikanischen und japanischen Probanden gezeigt hat, für negative Konsequenzen sorgt. So verhalten sich Angehörige kollektivistischer Kulturen gegenüber Außenstehenden weniger kooperativ als gegenüber Out Group-Mitgliedern und sind weniger bestrebt, integrative Lösungen zu finden. Bilaterale Diversity-Workshops können helfen, grenz- und kulturübergreifendes Verständnis unter den Fremdsprachen Englisch und Französisch Mitarbeitern zu fördern. Umfassende Kenntnisse in den sind insb. für Führende unerlässlich. Wichtig sind außerdem Trainingsangebote, in denen die ungeschriebenen Regeln der Alltagskultur der anderen Seite offen gelegt, diskutiert und möglichst auch angewendet werden ( Kulturstandard). " Adair, W.L.; Brett, J.M.; Okumura, T.: Negotiation Behavior when Cultures Collide. The United States and Japan, in: Journal of Applied Psychology, Vol.86 (2001), pp.371-383. Oetzel, J.G.: Explaining Individual Communication Process in Homogeneous and Heterogeneous Groups Through Individualism-Collectivism and Self-Construal, in: Human Communication Research, Vol.25 (1998), pp.202-224. Robertson, L.; Kulik, C.T.; Pepper, M.B.: Designing Effective Diversity Training, Journal of Organizational Behavior, Vol.22(2001), No.8, pp.871-887.

DIW

Deutsches Institut der Wirtschaftsforschung

D-Kunden DMNC

Basel II

Diversified Multinational Corporation

Dogmatismus variable Einstellung bzw. stabiles Persönlichkeitsmerkmal, welches sich etymologisch von Dogma herleitet. Als Dogmatismus wird zum einen die Überzeugung, dass es bestimmte, unbezweifelbar wahre Aussagen gibt, bezeichnet. Von diesem eher philosophischen Begriffsverständnis ist das psychologische Begriffsverständnis abzugrenzen. Hierbei überwiegt der Aspekt der Immunisierung gegenüber Kritik und konträren Auffassungen. Häufig versteht man unter Dogmatismus auch die Intensität, mit der eine Person ihre Ansichten und Meinungen in unnachgiebiger Art und Weise vertritt. Dogmatische Personen sind überzufällig häufig konservativ, selbstgerecht, wenig empathisch und wenig geneigt, Informationsüberlastung; Konservatismus). Sie neue Informationen aufzunehmen ( Empathie; sind äußerst änderungsresistent ( Änderungsbereitschaft) und nicht bereit, ihre grundlegenden ÜberAnimosität, zeugungen in Frage stellen zu lassen ( Belief). Dogmatismus ist eine Antezedenz von d.h. der feindlich-ablehnenden Einstellung gegenüber anderen. Weiterhin korreliert diese Variable mit und der generalisierten Furcht vor Fremden und der Überzeugung, Angehörigen anderer Ethnien überKorrelation; Xenophobie). Nach G. Hofstede sind Landeslegen zu sein ( Ethnozentrismus; kulturen bzw. Nationalkulturen mit einer ausgeprägten Tendenz zur Ungewissheitsvermeidung anfällig für Dogmatismus und Fundamentalismus. " Adorno, T.W.: Studien zum autoritären Charakter, Frankfurt/Main 1973. Brunner, G.C.; Hensel, P.J.: Marketing Scales Handbook, Chicago/IL 1992. Hofstede, G.: Culture’s Consquences, 2nd Ed., Beverly Hills/CA 2002. Riefler, P.; Diamantopoulos, A.: Consumer Animosity. A Literature Review and a Reconsideration of its Measurement, in: International Marketing Review, Vol.24 (2007), No.1, pp.87-119.

Dokumente im Außenhandel

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Doha-Runde im November 2001 in Doha, einer in Katar am Persischen Golf gelegenen Hafenstadt, begonnene Welthandelsorganisation (WTO). Wie bei den vorangegangenen VerhandVerhandlungsrunde der Handelshemmnissen fortzulungsrunden, bestand das wichtigste Ziel erneut darin, den Abbau von Zöllen bis hin zu der Vielzahl diskriminierender nationaler führen, angefangen bei den klassischen Regulierungen ( Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen). Befürworter der damit angestrebten Liberalisierung des Welthandels gehen davon aus, dass das Weltbruttosozialprodukt weitergehenden um ca. 500 Mrd. € wachsen könnte, wenn es gelänge, ein Drittel aller nach wie vor bestehenden Handelshemmnisse abzubauen. Da das jährliche Wachstum der Warenexporte, das in den 1990er-Jahren bei durchschnittlich 6,7% lag, auf 1,5% pro Jahr gefallen war, konzentrierte sich das Augenmerk erneut auf die Möglichkeit der Zollsenkung ( Zoll). Allerdings bestand über die Agenda der Doha-Runde von Anfang an Dissens. Entwicklungsländern, die zwei Drittel der 146 Mitglieder der Welthandelsorganisation stellen, Den war fast nur daran gelegen, die Entwicklungschancen der armen Länder zu verbessern. Hierzu forderten sie eine Öffnung der Märkte der Nordhalbkugel für ihre arbeitsintensiven Erzeugnisse, vor allem Least Developed Country; Weltfür Agrarprodukte sowie Textilien und Bekleidung ( Armut; Industrieländer hingegen wollten primär nur über die so genannten Singapuragrarmarkt). Die Direktinvestitionen und erleichterte ZugangsThemen verhandeln (z.B. verbesserter Schutz von möglichkeiten für kapital- und wissensintensive Waren und Dienstleistungen). Doing Business-Report von der Weltbank seit 2003 jährlich herausgegebenes Ranking der internationalen WettbewerbsfäWettbewerbsfähigkeit, internationale). Anders als bei andehigkeit von 155 Ländern (Stand 2005; World Economic Forum) wird dabei nicht die gesamt Wettbewerbs- und ren Indikatoren (z.B. des Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft erfasst, sondern das Ausmaß staatlicher Regulierung privater Unternehmenstätigkeit. In dieses Ranking gehen 39 Einzelindikatoren ein, die ungewichtet zu zehn Wettbewerbsdimensionen aggregiert werden. Auf der Dimension Unternehmensgründung nahm Deutschland beim Report 2006 Rang 47 ein, bei Genehmigungsverfahren Rang 20, bei Arbeitsmarktflexibilität Rang 131, bei Immobilienregistrierung Rang 33, bei Kreditverfügbarkeit Rang 5, bei Anlegerschutz Rang 57, bei Steuerregeln Rang 54, bei Außenhandelsregeln Rang 3, bei Vertragsdurchsetzung Rang 25 und bei Konkursrecht Rang 30. " Matthes, J.: Die Position Deutschlands in Rankings zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit, in: IW Trends, 32.Jg. (2005), Nr.4, S.77-90. World Bank (ED.): World Development Report 2010, New York 2010.

(

http://www.doingbusiness.org

Dokumentation, technische Gesetz zur Regelung der Sicherheitsanforderungen an Produkte und zum Schutz der CE-Kennzeichnung Dokumentationssprache

Übersetzungs- und Dokumentationssprache

Dokumente im Außenhandel erfüllen im grenzüberschreitenden Handel ( Außenhandel) eine Nachweisfunktion. Diese ist deshalb Exporteur die Ware nicht direkt dem Importeur übergibt, erforderlich, weil im Regelfall der sondern zunächst einem Transportunternehmen ( Spediteur). Rechtlichen Charakter haben dabei Frachtbrief), Legitimationsurkunden (z.B. Verfolgende Dokumente: Beweisurkunden (z.B. sicherungspolice) und Orderpapiere (z.B. Konnosement). Von diesen sind die Handelspapiere zu unterscheiden, welche in vier Kategorien vorkommen: zunächst die Transport- und Lagerdokumente (z.B. Ladeschein) und sodann die Versicherungsdokumente (Einzel- bzw. Generalpolice-Zertifikate), Ursprungszeugnis). Besondere Bedie Handelsrechnungen sowie die Sonstigen Dokumente (z.B. Dokumentenakkreditiv erlangt. deutung hat das

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Dokumentenakkreditiv

Dokumentenakkreditiv Variante des Akkreditivs, das dann im internationalen Handel eingesetzt wird, wenn sich die Vertragspartner nicht hinreichend gut kennen. Dabei wird die Akkreditivbank (gewöhnlich die Bank des Importeurs) den Zahlungsfluss erst dann auslösen, wenn der Begünstigte (gewöhnlich der Exporteur) ganz bestimmte (Export-)Dokumente vorlegt, die den vertragsgemäßen Versand der zu bezahlenden Leistung eindeutig belegen ( Dokumente im Außenhandel). Unterschieden werden: Widerrufliches Dokumentenakkreditiv, Unwiderrufliches unbestätigtes Akkreditiv, Unwiderrufliches bestätigtes Akkreditiv, Sichtakkreditiv, Akkreditiv mit hinausgeschobener Zahlung und Akzept- bzw. Remboursakkreditiv. Das Dokumentenakkreditiv ist ein „eigenständiges Rechtsinstitut“, das unabhängig vom (deutschen) Internationalen Hannationalen Recht entwickelt wurde. Nur dann, wenn unter Federführung der delskammer (ICC) die Einheitlichen Richtlinien und Gebräuche für Dokumenten-Akkreditive keine hinreichende Rechtsgrundlage bieten, gelten die Allgemeinen Bestimmungen des Bürgerlichen Rechts und das Handelsrecht. Dokumenteninkasso regelt, gemäß den von der Europäischen Union vereinbarten Einheitlichen Richtlinien für InkasDokumenten im Außenhandel (z.B. Konnossemente) von der mit dem si, den Übergang von Inkasso). Dieser Übergang vollzieht Inkasso beauftragten Bank auf den Importeur ( Akkreditiv; sich üblicherweise Zug-um-Zug, d.h. gegen Zahlung des fälligen Inkassobetrages oder gegen Ausstellung eines Wechsels ( Auslandswechsel). Domestic Establishment Trade Domestic Sourcing Dominanz

Dienstleistungsmarketing, interkulturelles

Outsourcing

Konfliktstil

Dominanz, kulturelle Domino-Effekt

Leitkultur;

Synergie, kulturelle

Kapitalströme

Door to Door-Konzept umfassende Logistikleistung. Das Door to Door-Konzept sieht im wesentlichen vor, dass der Leistungserbringer Container beim jeweiligen Kunden abholt ( Twenty Foot Equivalent Unit), mittels eines so genannten Feederschiffes, das speziell für den Transport von Containern ausgelegt ist, bzw. per Lastkraftwagen und/oder Bahn zum Bestimmungsort verbringt und dort an den Adressaten ausliefert. Doppelbesteuerung (1) liegt dann vor, wenn Internationale Unternehmen dieselben Einkünfte in demselben Zeitraum in Staaten in gleicher oder vergleichbarer Höhe versteuern müssen, weil ein Sachverhalt in mehreren die Steuerhoheit von zwei oder mehreren Ländern fällt. Dies ist dann möglich, wenn als so genannter Anknüpfungspunkt der Besteuerung konkurrierende persönliche Kriterien oder sowohl persönliche als auch sachliche Kriterien berücksichtigt werden. Obwohl aus völkerrechtlicher Sicht jeder Staat aufgrund des Souveränitätsprinzip die Besteuerung seiner Steuerpflichtigen eigenständig regeln kann und folglich keine Verpflichtung besteht, Doppelbesteuerung zu vermeiden, gilt diese doch als unerwünscht.

Downgrading

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(2) Die deshalb entwickelten Gegenmaßnahmen lassen sich folgender Alternative zuordnen: a) Doppelbesteuerung wird von vornherein durch geeignete gesetzliche bzw. steuerrechtliche Maßnahmen verhindert, so dass der jeweilige steuerliche Anspruch zwangsläufig unter die Steuerhoheit nur eines Staates fällt ( Doppelbesteuerungsabkommen). b) Überlappende Steueransprüche verschiedener Staaten werden zwar grundsätzlich zugelassen. Sie sind aber im Nachhinein durch so genannte Entlastungsmaßnahmen zu reduzieren oder völlig zu beseitigen. Dieser Ausgleich ist im Regelfall Aufgabe jenes Staates, in dem eine unbeschränkte Steuerpflicht besteht. Um Steuerklarheit zu gewährleisten und aufwändige Einzelfallprüfungen zu vermeiden, schließen viele Länder Doppelbesteuerungsabkommen ab. " Flore, I.: Möglichkeiten und Grenzen des Verständigungsverfahrens zur Vermeidung einer drohenden Doppelbesteuerung bei streitigen Auslandssachverhalten, in: Grotherr, S. (Hrsg.), Handbuch der internationalen Steuerplanung, Herne 2000, S.1569-1579. Krause, M.: Internationale Doppelbesteuerung. Ursachen und Lösungen, Bonn 2003.

Doppelbesteuerungsabkommen (1) haben zum Ziel, Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Einkommens- und Vermögenssteuern zu völkerrechtlichen Verträge, die Allgemeinen vermeiden. Die bedeutendsten dieser zweiseitigen Doppelbesteuerungsabkommen, weisen in jedem bilateralen Einzelfall das Besteuerungsrecht dem einen oder anderen Vertragsstaat zu oder teilen dieses auf. Die Bundesrepublik Deutschland hat mit Industrieländern und der Mehrzahl der Schwellenländer insgesamt 71 Allgemeine Doppelallen besteuerungsabkommen abgeschlossen, jeweils orientiert an dem OECD-Musterabkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung (vgl. Abb.). Für bestimmte Einkünfte und Vermögen, z.B. Schifffahrts- und Luftfahrtunternehmen oder Erbschaften, wurden Spezialabkommen geschlossen. (2) Neben den bilateralen sind auch multilaterale Doppelbesteuerungsabkommen möglich, wegen der damit verbundenen erheblichen Abstimmungsprobleme aber die Ausnahme. Die Bundesrepublik Deutschland etwa hat einige Steueransprüche multilateral geregelt (durch EU-Recht, das NATO-Truppenstatut und das Offshore-Steuergesetz). Doppelbesteuerungs-Musterabkommen im Vergleich OECDMusterabkommen

UNMusterabkommen

USMusterabkommen

Hauptsächlicher Anwendungsbereich

Bei ausgeglichenem Wirtschaftsverkehr zwischen den Vertragsstaaten (im Regelfall Industrienationen)

Bei unausgeglichenem Wirtschaftsverkehr zwischen den Vertragsstaaten (im Regelfall zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern)

Zwischen den USA und anderen Vertragsstaaten

Besteuerungsprinzip

Besteuerung im Ansässigkeitsstaat (nur begrenzte Quellensteuerrechte, z.B. bei Immobilien und Dividenden)

Weitgehende Quellenbesteuerungsrechte des Ursprungslandes (zum Schutz des wirtschaftlich schwächeren Staates)

Anrechnungsmethoden

" Debatin, H.; Wassermeyer, F.: Doppelbesteuerung. DBA, 104.Aufl., München 2008.

Douane

Automatisiertes Tarif- und Lokales Zollabwicklungssystem

Downgrading Strategie im Rahmen der internationalen Produktpolitik ( Produktpolitik, internationale). Ausgehend von einer Wertanalyse werden preisgünstigere, da vereinfachte Produktvarianten entwickelt, um auch weniger kaufkräftige Ländermärkte (bspw. nach Maßgabe des durchschnittlichen Nettohaushalteinkommens) zu erschließen ( Kaufkraft). Entsprechend handelt es sich um Upgrading, wenn in anspruchsvolleren bzw. kaufkräftigeren Ländermärkten höherwertige Produktvarianten angeboten werden.

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Downstream-Arbeitsteilung

Downstream-Arbeitsteilung Import von Vorprodukten, die am eigenen Standort zu einem wettbewerbsfähigen Endprodukt Import). 1996 machte der Anteil der imveredelt und anschließend exportiert werden ( Export; portierten Zulieferungen an den gesamten Vorleistungen in der westdeutschen Chemischen Industrie bereits 45% aus. Diese intraindustrielle Arbeitsteilung, die im Übrigen schneller voranschreitet als die interindustrielle Arbeitsteilung, ermöglicht es den Unternehmen, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten ( Arbeitsteilung; Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Sie setzt zum einen Qualitätsmanagement voraus und trägt zum anderen dazu bei, dass sich Qualität und Entstriktes wicklungsstand vieler in- und ausländischer Produkte immer mehr aneinander angleichen. Auch desIndustrieländer aus halb schwindet die klassische internationale Arbeitsteilung zunehmend, wonach Entwicklungsländern Rohstoffe bzw. aus den Schwellenländern Zwischenprodukte importieden ren und Fertigprodukte exportieren; denn der mit der Downstream-Arbeitsteilung verbundene Know how-Transfer versetzt immer mehr Entwicklungs- und Schwellenländer in die Lage, selbst exportfähige Erzeugnisse herzustellen. Schon 1995 war dieser Trend deutlich zu erkennen. Damals lieferten die Industrieländer zwar Fertigprodukte im Gegenwert von 560 Mrd. $ in die Entwicklungs- und SchwelErste Welt machten im gleichen Zeitraum bereits 445 Mrd. $ lenländer; aber deren Exporte in die aus. Downstream-Branche in der Wertschöpfungskette der so genannten fokalen Branche nachgelagerte Branche. Dieses KriteHandelsunternehmen. Die Downstream-Branche ist von der Upstreamrium erfüllen vor allem Branche abzugrenzen. Downstream-Handel Export von ökonomisch weiter entwickelten Ländern aus ( Länder ( Entwicklungsland; Schwellenland) DPMA Drache

Industrieland) in weniger entwickelte

Deutsches Patent- und Markenamt Symbol;

Tiger-Staaten

Dragoman ursprünglich: im Nahen Osten Einheimischer, der als Fremdenführer bzw. offizieller Übersetzer tätig ist. Im übertragenen Sinn wird ein Mittler zwischen Orient und Okzident als Dragoman bezeichnet. Dreieckshandel, kolonialer Erscheinungsform des Kolonialismus, welche schwerpunktmäßig vom 16. bis zum 18. Jahrhundert die europäischen Kolonialmächte mit den westafrikanischen Küstenregionen und den Sklavenimporteuren in Nord- und Südamerika sowie der Karibik verband. Damals wurden an der westafrikanischen Küste massenhaft Menschen versklavt und in die amerikanischen bzw. karibischen Überseekolonien verkauft. Die dort mit Hilfe von Sklavenarbeit „gewonnenen“ Rohstoffe (Baumwolle, Rum, Tabak, Europa verkauft. Diese Länder wiederum exportierten manufakturelle Zucker etc.) wurden nach Fertigerzeugnisse nach Westafrika, welche dort gegen Sklaven getauscht wurden. " Haas, H.-D.: Globalisierung der Märkte und Internationalisierung der Wirtschaft, in: Haas, H.-D., Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft. Rahmenbedingungen, Akteure, räumliche Prozesse, München 2005, S.3-40. Heß, M.: Wirtschaftliche Aktivitäten im Wandel. Frühformen und Entwicklung bis heute, in: Haas, H.-D.; Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft, München 2006, S.17-40. Pelizaeus, L.: Der Kolonialismus. Geschichte der europäischen Expansion, Wiesbaden 2008. Reinhard, W.: Kleine Geschichte des Kolonialismus, Stuttgart 1996.

Drei-Säulen-Konzept Dreizehn

Aberglaube

Außenwirtschaftsförderung

Dritte Welt

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Dritte Welt mehrdeutige Sammelbezeichnung für die ökonomisch-technologische wenig(er) entwickelten oder unterentwickelten Volkswirtschaften. Die Existenz einer Dritten Welt setzt logisch-begrifflich die ExisErsten Welt und einer Zweiten Welt voraus. Daher ist dieser Begriff streng genommen tenz einer nach dem weitgehenden Zerfall der Zweiten, der „kommunistischen Welt“ inhaltsleer geworden. (1) Dritte Welt erweist sich bei genauer Betrachtung als eine von mehreren fragwürdigen, im Grunde falschen Bezeichnungen für jenen Teil der Welt, der sich strukturell in vielerlei Hinsicht von den westEntwicklungsländer belichen Industrienationen unterscheidet. Solche Staaten werden zumeist als zeichnet. Damit wurde euphemistisch der in den 1960er-Jahren gebräuchliche Begriff unterentwickelte Länder ersetzt. Als diese Bezeichnung damals nicht mehr als „politisch korrekt“ galt, sprach man von Weltwirtschaft wurden dann Entwicklungsländern. Im Zuge der zunehmenden Differenzierung der immer neue Unterkategorien in den Sprachgebrauch eingeführt. Keine der diversen Begriffsschöpfungen (z.B. LLDC; NIC; Big Five oder Ölländer) konnte indessen auf Dauer überzeugen. Entwicklung mit Wirtschaftswachstum gleichsetzen und Was blieb, war die Grundsatzfrage, ob man auf dieses Ziel reduzieren kann? Wenn ja, wo sind dann die wirtschaftlich stagnierenden oder gar rückläufigen Volkswirtschaften hierarchisch einzuordnen? Manche nennen diese Länder die Vierte Welt, Least Developed Countries oder die Armen Länder. Dass aber die meisten Ölländer zwar andere die Teil der Dritten Welt, aber keineswegs arm sind, liegt auf der Hand ( Arab Human Development Report). Wenig trennscharf ist auch die Bezeichnung Länder des Südens, da sie die zentralasiatischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion nicht erfasst. Zusammenfassend zeigt sich, dass keine dieser sprachlichen Kategorien eindeutiger oder „besser“ ist als die Bezeichnung „Dritte Welt“. (2) Als man Mitte des 20. Jahrhunderts von der Dritten Welt zu sprechen begann, war dieser Begriff zunächst positiv besetzt. Einerseits bezeichnete er Länder, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg selbständig wurden, nach von beiden Seiten teilweise äußerst grausam geführten Befreiungskriegen gegen die Kolonialmächte (bspw. Belgisch Kongo). Vor allem die größeren dieser Länder (Indien, Indonesien, Ägypten und nach dem Bruch Titos mit Stalin auch Jugoslawien) wollten sich jedoch nicht in den Ost-/West-Konflikt einbinden lassen. Um sich keiner der beiden Weltmächte unterordnen zu müssen, diese vielmehr gegeneinander ausspielen zu können, schlossen sich die so genannten blockfreien Staaten zu einer losen Verbindung zusammen, die sich erstmals 1955 in Bandung (Indonesien) traf. Zwar besaß diese Gruppierung keine reale Macht, aber bald die Mehrheit der Stimmen in der Vollversammlung der Vereinten Nationen, was ihr phasenweise großen Einfluss sicherte. Die Aufmerksamkeit Weltwirtschaft der so genannten Bandung-Staaten richtete sich bald auf die zentralen Fragen der Handelshemmnis; Terms of Trade; Zoll; Zollformel). Auf der Belgrader Konferenz (z.B. Kolonialismus und Imperialismus geschaffene Unforderten sie 1961 den Westen auf, das von Entwicklungshilfe zu beseitigen. Dazu bildete sich 1964 die Gruppe gleichgewicht durch verstärkte der 77, der allerdings bald weit mehr als 77 Staaten angehörten. (3) Zum Nord-/Süd-Dialog, den u.a. einer der bekanntesten Sprecher der Dritten Welt, der 1978 verstorbene algerische Präsident H. Boumedienne, gefordert hatte ( Nord-/Süd-Handel), kam es zwar UNCTAD-Konferenzen (1964 erstmals in Genf bis 2008 in Accra bei schon auf den regelmäßigen Schema: „Der Süden stellt Fordeder zwölften Konferenz). Diese verliefen jedoch alle nach dem rungen, welche der Westen ablehnt.“ Um dennoch den Gesprächsfaden nicht völlig abreißen zu lassen, ließen sich die Industrienationen regelmäßig, meist gegen Ende der Konferenz, geringfügige ZugeOPEC-Länder aus der Rolle des Bittstellers lösen, inständnisse abringen. Zwar konnten sich die dem sie die Abhängigkeit der Industrienationen vom Öl instrumentalisierten. Aber die meisten Ölländer investierten einen Großteil der so genannten Petro-Dollar in der Ersten Welt, so dass sich die Interessen verflochten. Hinzu kam die weltweite Standortdiskussion, in deren Verlauf die Industrieländer begannen, die Länder der Dritten Welt als wirkliche oder potenzielle Konkurrenten wahrzunehmen, gegen die es sich im Standortwettbewerb zu behaupten galt ( Sozialstandard). " Commission on Global Governance (Hrsg.): Nachbarn in Einer Welt. Der Bericht der Kommission für Weltordnungspolitik, Bonn 1995. Dicken, P.: Global Shift. Reshaping the Global Economic Map in the 21st Century, 4th Ed., London 2003. Eppler, E.: Dritte Welt, in: Süddeutsche Zeitung, 55.Jg. (1999), Nr.65, S.14. Schubert, K.; Klein, M.: Das Politiklexikon, Bonn 2001.

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Dritte Welt-Laden

Weltladen

Dritte Welt-Laden Dritter

Mediation

Dritter Weg Vorstellung einer idealen Wirtschaftsordnung, die eine Alternative zu Sozialismus vs. Kapitalismus eröffnet. Nach einer Umfrage, welche das Institut für Demoskopie, Allensbach, im Auftrag des Instituts der Deutschen Wirtschaft im Jahre 1999 durchgeführt hat, halten 40% der Bundesbürger diesen letztlich nicht konkretisierten Dritten Weg für wünschenswert und erstrebenswert, obwohl die Mehrheit von ihnen angibt, mit der sozialen Marktwirtschaft vergleichsweise gute Erfahrungen gesammelt zu haben ( Außenhandelspolitik; Dependencia-Theorie; Marktwirtschaft, soziale). " Meier, B.: Unternehmer - eine Leistungselite, in: Wirtschaft und Unterricht, 26.Jg. (2000), Nr.6, S.1-4.

Drittkultur-Identität

Identität

Drittland (1) Land, das einer bestimmten Wirtschaftsgemeinschaft nicht angehört. Dieser Status ist relativ; Europäischen Union, nicht jedoch hinsichtlich der NAFTA Mexiko etwa ist hinsichtlich der Europäischen Binnenmarktes am 1.1.1993 wird der WarenverDrittland. Seit der Vollendung des Extrahandelsstatistik erfasst. kehr deutscher Unternehmen mit Unternehmen aus Drittländern in der (2) Ware, die aus einem solchen Drittland stammt, wird als Drittlandware bezeichnet. Ein Drittlandmitarbeiter wiederum stammt weder aus dem Stamm- bzw. Herkunftsland des Unternehmens, bei dem dieser Mitarbeiter beschäftigt ist ( Local), noch aus dem Auslandsmarkt, in dem dieses Unternehmen tätig ist, sondern aus einem anderen Land (bspw. ein argentinischer Mitarbeiter eines deutschen Unternehmens, den dieses in Brasilien einsetzt). Drittlandmitarbeiter Drogenhandel DSU

Expatriate

Kriminalität, weltweite

World Trade Organisation

D-Terms spezielle Handelsklausel, welche hilft, die Transaktionen zwischen Käufer und Verkäufer zu standardisieren ( INCOTERMS). Die Delivered-Klausel verpflichtet den Verkäufer zur „AnkunftsvereinRisiko zum vereinbarten Bestimmungsort barung“: Er muss die Ware auf seine Kosten und sein transportieren lassen. Dual Career Couple ein personalpolitisch bedeutsames Phänomen, das vor allem dann relevant wird, wenn einer der beiden Personalpolitik). SystemtheorePartner einen Auslandseinsatz zu absolvieren hat ( Entsendung; tisch orientierte Personalfachleute betrachten die traditionelle Ehe als Unterstützungssystem: Der Mann macht Karriere, die Frau arbeitet ihm zu, befreit ihn von lästigen täglichen Pflichten (Haushalt, Kinder) und erfüllt Repräsentationsaufgaben. In Beziehungen, in denen beide Partner gleichermaßen beruflich engagiert sind, existiert dieses Unterstützungssystem nicht. Befragungsergebnisse zeigen, dass DDCs insbesondere Probleme bei der Familienplanung und der Kinderbetreuung, dem Arbeitsplatzwechsel und der gemeinsamen Gestaltung der Freizeit verspüren. Als vorrangige Abhilfemaßnahmen fordern karriereorientierte Paare eine Flexibilisierung der Arbeitszeit und „DCC-bezogene personalwirtschaftliche Maßnahmen“. Hierzu zählen neben einer besonderen Einstellungspolitik flexiblere und großzügigere Trennungsregelungen sowie eine koordinierte Laufbahnplanung für Paare.

Due Diligence

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" Domsch, M.; Krüger-Basener, M.; Schneble, A.: Zeitliche Abstimmungsprobleme der Laufbahnentwicklung von „Dual Career Couples“, in: Hax, H.; Kern, W.; Schröder, H.-H. (Hrsg.), Zeitaspekte in betriebswirtschaftlicher Theorie und Praxis, Stuttgart 1988, S.331ff. Harvey, M.; Wiese, D.: Global Dual-Career Couple Mentoring. A Phase Model Approach, in: Human Resource Planning, Vol.21 (1998), No.2, pp.33-48.

Dual Concern-Modell

Konfliktstil

Dual Pricing besondere Transferpreisstrategie. Beim Dual Pricing berechnet ein international tätiges Unternehmen Transferpreise: Transferpreis A berücksichtigt alle für die gleiche Transaktion zwei unterschiedliche steuerrechtlich relevanten Anforderungen und ist deshalb für die Finanzbuchhaltung bestimmt. Transferpreis B erfüllt hingegen eine andere Funktion: Er berücksichtigt die Kriterien der internen Kostenund Leistungsrechnung. " Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.1035.

Dual Sourcing spezielles Beschaffungskonzept ( Beschaffung; Global Sourcing). Unternehmen, die Dual SourSourcing-Konzepts ist die Becing betreiben, konzentrieren sich zwei Lieferanten. Vorteil dieses grenzung der Komplexität, zu den Nachteilen zählt die Gefahr der Abhängigkeit. Dual Use-Güter Güter, die sowohl militärisch als auch industriell genutzt werden können. Sie dürfen gemäß der EGAusfuhrgenehmigung exportiert werden. Dual-Use-Verordnung von 1994 grundsätzlich nicht ohne Die Gemeinsame Warenliste für Güter mit doppeltem Verwendungszweck wird regelmäßig im Bundesanzeiger veröffentlicht (als Teil I, Abschnitt C der deutschen Ausfuhrliste). Sie erfasst folgende Warenkategorien: 0 = Kerntechnische Materialien, Anlagen und Ausrüstung, 1 = Werkstoffe, Chemikalien, Mikroorganismen und Toxine, 2 = Werkstoffbearbeitung, 3 = Allgemeine Elektronik, 4 = Rechner, 5 = Telekommunikation, Informationssicherheit, 6 = Sensoren und Laser, 7 = Luftfahrtelektronik und Navigation, 8 = Meeres- und Schiffstechnik, 9 = Antriebssysteme, Raumfahrzeuge und zugehörige Ausrüstung. Als Gegenstand eines nicht zuletzt auch macht- und wirtschaftspolitisch motivierten ProtekCOCOM-Liste erfasst. Dies sorgte regelmäßig tionismus waren Dual Use-Güter immer auch in der für politischen Streit, da die „Falken“ diese vom Ausfuhrverbot betroffene Produktkategorie (z.B. PC, Kopiergeräte, Werkzeugmaschinen) weiter fassen wollten als die „Tauben“, d.h. die Repräsentanten der Position „Wandel durch Annäherung“. " Hantke, W.: Grundlagen des Außenwirtschaftsgesetzes als rechtlicher Rahmen der Internationalisierung deutscher Unternehmen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.): Handbuch Internationales Management, Wiesbaden 1997, S.159-176.

Duale Strategie Dualismus

Transnationale Strategie

Aufklärung;

Dualität der Geschlechter

Internationalisierungsstrategie, duale Maskulinität vs. Feminität

Due Diligence ausführliche Prüfung und Bewertung von Übernahmekandidaten ( Merger & Acquisition) hinsichtlich ihres Fits mit dem übernehmenden Unternehmen (Übereinstimmung z.B. hinsichtlich FinanzstrukOrganisationsstruktur, strategischer Stimmigkeit). Beim Cultural Diligence steht der kultutur, Fit, relle Fit der beteiligten Unternehmen im Mittelpunkt des Interesses ( Distanz, kulturelle; strategisch-kultureller). " Angwin, D.: Mergers & Acquisitions Across European Borders. National Perspectives on Pre-Acquisition Due Diligence and the Use of Professional Advisers, in: Journal of World Business, Vol.36 (2001), No.1, pp.32-57.

298

Dumping

Dumping (1) von Artikel VI des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens grundsätzlich untersagte Variante der internationalen Preisdifferenzierung ( Preisdifferenzierung, internationale). Die AntidumpingEuropäischen Union unterstellt in Anlehnung an das GATT diesen Tatbestand, Verordnung der wenn eine Ware zu einem geringeren Preis in den Geltungsbereich der Gemeinschaft eingeführt werden soll als eine gleichartige Ware, die im normalen Handelsverkehr des Ausfuhrlandes zum dortigen Ge- oder Verbrauch angeboten wird (dieses ist zumeist, aber nicht immer das Ursprungsland). (2) In der Literatur werden u.a. folgende Erscheinungsformen beschrieben. Aktives Dumping: Die Strategie, auf ausländischen Märkten durch Dumping Marktanteile zu gewinnen, die auf Basis des Binnenmarktpreises verschlossen bleiben würden, setzt bspw. voraus, dass das Unternehmen die Preisstellung seiner Produkte auf dem Auslandsmarkt zumindest teilweise kontrollieren kann. Weiterhin darf Arbitragehandel kein allzu großes Risiko darstellen. Schließlich muss auf dem Auslandsmarkt eine höhere Preiselastizität vorherrschen als auf dem Inlandsmarkt. Soll durch aktives Dumping dem eigenen Unternehmen schnell Zutritt zu einem bestimmten Auslandsmarkt verschafft werden, so handelt es sich um Penetration Dumping. Besteht das vorrangige Ziel hingegen darin, in einem bestimmten Auslandsmarkt bereits etablierte Wettbewerber zu verdrängen, spricht man von Predatory Dumping. Passives Dumping: Dieser auch technisches Dumping genannten Variante liegt keine Absicht zugrunde. Vielmehr können Wechselkursänderungen dafür sorgen, dass ein Unternehmen ohne eigenes Zutun in Verdacht gerät, Dumping zu betreiben ( Wechselkurs). J. Bruns (S.214f.) rechnet dies am Beispiel eines deutschen Herstellers, der ein Gut auf dem heimischen Markt zu 100 € anbietet, modellhaft vor. Bei einer Senkung des Euro-Wechselkurses um 18% müsste dieser auf dem amerikanischen Markt den Preis für dieses Gut um 21% erhöhen oder auf dem deutschen Markt um 9% senken, um den Tatbestand des Dumping nicht zu erfüllen. Zyklisches Dumping wird hauptsächlich betrieben, um Nachfragerückgänge auszugleichen. Defensives Dumping zielt darauf, potenzielle Konkurrenten vom Eintritt in einen bestimmten Markt abzuhalten. (3) Vermutet bzw. unterstellt ein Importland Dumping, so ist es nicht berechtigt, unmittelbar Gegenmaßnahmen zu ergreifen (z.B. Antidumping- bzw. Importzölle verhängen). Vielmehr muss es gemäß Artikel VI, Absatz 1 und 2 ein Prüfverfahren anstrengen. Bestätigt dieses den Dumping-Vorwurf, so muss der Exporteur entweder seinen Preis entsprechend erhöhen oder einen gleichwertigen Antidumping-Zoll hinnehmen ( Ausgleichszoll; Strafzoll). Durchgeführt wird die Dumping-Untersuchung Europäischen Kommission. Beantragen können sie betroffene Wettbewerber, sofern sie zuvon der sammen mindestens 25% der EU-Produktion repräsentieren. " Bruns, J.: Internationales Marketing, 3.Aufl., Ludwigshafen 2003. Diller, H.: Preispolitik, 4.Aufl., Stuttgart 2008, S.304f. Yüksel, A.S.: GATT-/WTO-Welthandelssystem unter besonderer Berücksichtigung der Außenwirtschaftsbeziehungen der Europäischen Union, Frankfurt/Main 1996.

Durchfuhrstatistik Durchfuhrzoll Dutch Disease

INTRASTAT

Zollarten Rohstoffreichtum

Dynamik, konfuzianische

Hofstede-Kulturstudie;

Kulturdimensionen nach Hofstede

E E-Trade-Center zentrale Internetbörse der deutschen Außenwirtschaftsförderung, welche Unternehmen bei der AnKooperation deutscher Verbände, bahnung internationaler Geschäftskontakte unterstützt. Diese Außenwirtschaft wird vom Bundesministerium für Wirtschaft Kammern und Organisationen der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) angeund Technologie (BMWi) gefördert und ist bei der siedelt. Die zentrale Geschäftskontaktbörse im Internet ermöglicht es interessierten deutschen und ausländischen Unternehmen, weltweit Geschäftsbeziehungen zu recherchieren und ihre Produkte und ihre Dienstleistungen auf einer zentralen Plattform im Internet anzubieten bzw. Produkte und Dienstleistungen nachzufragen ( Geschäftskontakt). Außerdem können Besucher des E-Trade-Center einen kostenlosen Newsletter abonnieren. Registrierte Benutzer haben die Möglichkeit, sich ein Suchprofil nach Branchen- und Länderschwerpunkten einzurichten, und erhalten daraufhin wöchentlich die neuesten Geschäftskontaktwünsche per E-Mail zugesandt. Neben den Kontaktdatenbanken der elf so genannten Premiumpartner erschließt das E-Trade-Center dank der Vernetzung mit iXPOS die Angebote aller 59 Akteure des „Serviceverbunds Außenwirtschaft“. Zu den Premiumpartnern zählen u.a. AHK, IHK, DIHK, verschiedene Ländervereine (z.B. Afrika Verein e.V.; Ibero-Amerika Verein e.V.) sowie die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). ( http://www.e-trade-center.com E.P.R.G.-Konzept (1) theoretisches Konzept zur Erklärung der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit, das erstmals in dem Beitrag 'The Tortuous Evolution of the Multinational Corporation' formuliert wurde. Länderphilosophien, welche späUrsprünglich unterschied dessen Autor, H.V. Perlmutter, nur drei ter um die regiozentrische Ausrichtung erweitert wurden. Demnach orientiert ein international bzw. global tätiges Unternehmen seine strategischen (z.B. Positionierung im Wettbewerb) und taktischen Entscheidungen entweder am Stammland (E = ethnozentrisch), am jeweils bearbeiteten Auslandsmarkt (P = polyzentrisch), an homogenen Ländergruppen bzw. Ländercluster (R = regiozentrisch) oder am Weltmarkt (G = geozentrisch). Bedeutung hat dieses idealtypisch simplifizierte Erklärungskonzept vor allem deshalb erlangt, weil es verspricht, auf einfache Weise eine grundlegende Justierung der Unternehmenspolitik zu ermöglichen. In der Realität kann man allerdings nur wenige internationale Unternehmen zweifelsfrei einer der vier Orientierungen zuordnen. Zumeist lassen sich selbst innerhalb eines Unternehmens, z.B. in den verschiedenen betrieblichen Funktionen, unterschiedliche Einstellungen und Orientierungen ausmaBeschaffung = geozentrisch; Marketing = polyzentrisch; Personalpolitik = ethnochen (z.B. zentrisch). Außerdem können sich die jeweiligen Orientierungen im Zeitverlauf ändern. Auch wäre es verfehlt anzunehmen, dass ein Unternehmen im Zuge seiner Internationalisierung alle vier Phasen zwangsläufig durchlaufen muss. Zwar gilt die geozentrische Orientierung als Ideal. Aufgrund einer Vielzahl von Restriktionen (z.B. rechtlicher, steuerlicher oder politischer Art) ist dieser Zustand häufig unerreichbar.

300

E.P.R.G.-Konzept

Abb. 1: E.P.R.G.-Typologie des internationalen Unternehmens Ethnozentrisch

Polyzentrisch

Regiozentrisch

Geozentrisch

Organisationsstruktur

Komplex im Stammland Einfach in den Niederlassungen

Tochtergesellschaften weitgehend unabhängig vom Stammland

Starke Abhängigkeit der Tochtergesellschaften auf regionaler Ebene

Zunehmende Komplexität der Organisationsstruktur Starke wechselseitige Abhängigkeit

Autorität bei der Entscheidungsfindung

Im Mutterunternehmen

Kaum im Mutterunternehmen

In den regionalen Unternehmenszentralen Tochtergesellschaften arbeiten eng zusammen

Zusammenarbeit des Mutterunternehmens und der Tochtergesellschaften weltweit

Bewertung/ Beurteilung/ Kontrolle

Mutterunternehmen überträgt seine Standards auf Tochtergesellschaften

Festlegung der Standards auf lokaler Ebene

Festlegung der Standards auf regionaler Ebene

Standards werden von allen festgelegt und gelten weltweit

Belohnung/ Bestrafung/ Anreize

Gelten überwiegend für das Mutterunternehmen

Vielfältig Höhe der Belohnung kann groß, aber auch klein sein

Abhängig vom Beitrag zur Erreichung der für die jeweilige Region gesetzten Unternehmensziele

Alle Führungskräfte werden an den lokal oder weltweit gesetzten Unternehmenszielen gemessen

Kommunikation/ Informationsfluss

Mutterunternehmen erteilt Tochtergesellschaft viele Anweisungen, Befehle, Ratschläge

Kaum Informationsfluss zwischen Mutterunternehmen und Tochtergesellschaften sowie zwischen den Tochtergesellschaften

Informationsfluss primär zwischen den regionalen Unternehmenszentralen und den regionalen Ländergesellschaften

Informationsfluss zwischen Mutterunternehmen und Tochtergesellschaften sowie zwischen den Tochtergesellschaften

Bezugspunkt/ geographische Identifikation

Nationalität des Eigentümers des Unternehmens

Nationalität des Gastlandes

Regionales Unternehmen

Weltunternehmen

Personalpolitik

Mitarbeiter aus dem Stammland werden gefördert, um mit ihnen weltweit die Schlüsselpositionen zu besetzen

Mitarbeiter aus dem Gastland werden gefördert, um in dem betreffenden Land die Schlüsselpositionen zu besetzen

Mitarbeiter aus der Region werden gefördert, um dort die Schlüsselpositionen zu besetzen

Weltweit beste Mitarbeiter werden gefördert, um mit ihnen weltweit die Schlüsselpositionen zu besetzen

Quelle: Heenan/Perlmutter (1979, S.18f.); eigene Übersetzung.

(2) Mittlerweile wurden mehrere Modifikationen der strategischen Orientierung grenzüberschreitend tätiger Unternehmen vorgeschlagen. So definierten Behrman & Fischer Home, Host und World Market, während W.J. Keegan den ethnozentrischen, den dezentralisierten und als Synthese den interaktiven Ansatz beschrieb. A. Töpfer wiederum fasste den geozentrischen und den regiozentrischen Typus zusammen (vgl. Abb. 2, nächste Seite).

E.P.R.G.-Konzept

301

Abb. 2: Konsequenzen der Länderphilosophie für die Unternehmensführung

Marktbearbeitung / Steuerungskonzept

Ethnozentrische Ausrichtung

Polyzentrische Ausrichtung

(= 1. Stufe)

(= 2. Stufe)

Regio-/geozentrische Ausrichtung (= 3. Stufe)

Grundsätzliche strategische Ausrichtung Bearbeitung von AusLokale Präsenz auf Auslandsmärkten bei Überlandsmärkten mit diffetragung der Stammhausrenzierten Strategien und Mentalität eigenständigen Subkulturen

Globales Netzwerk von Kompetenzzentren mit einheitlicher Unternehmensidentität und interkulturellen Subkulturen

Konzentration auf Stammlandprodukte

Unterschiedliche Produkte für nationale Märkte

Produkte für den Weltmarkt/Weltmarktregionen

Wenig differenziertes Marketingkonzept

Stärkere Differenzierung des Marketingkonzepts

Reduzierte Differenzierung in Richtung globalisiertes Marketingkonzept

Zentrale standardisierte Steuerung

Tendenz zu dezentraler Organisation und föderativer Steuerung

Steuerung / Koordination als integriertes NetzwerkModell

Gestaltungsfeld Absatz / Produktion

Export / Lizenzvergabe / Franchising Joint Venture Vertriebs- und Serviceorganisation im Ausland

Montagewerk im Ausland Produktion von Komponenten im Ausland Produktion, Montage und Vertrieb im Ausland

Komplette Leistungserstellung in ausländischen Tochterunternehmen (F+E, Produktion, Vertrieb) Globales Netzwerk von Kompetenzzentren

Beschaffung

Im Stammland und selektiv lokal im Ausland

Vorwiegend im jeweiligen Land (Good Local Citizen)

Globale Beschaffung in allen Weltmarktregionen

Personal (Fachkräfte)

Fachkräfte teilweise noch aus dem Stammland

Ausschließlich lokale Fachkräfte im Ausland

Internationale Job Rotation auch bei Fachkräften

Management (Führungskräfte)

Führungskräfte überwiegend aus dem Stammland

Teilweise lokale Führungskräfte

Fast ausschließlich lokale Führungskräfte

Internationale Job Rotation der Führungskräfte

Internationale Besetzung von Führungsgremien

Unternehmenskultur

Qualifikation

Quelle: Töpfer (1995, S.19).

Stammhausmentalität

Wirkungsfeld Kulturelle Vielfalt

Einheitliche Unternehmensidentität Einheitliche Wertebasis ohne nationales Übergewicht

Übertragung tradierter länderspezifischer Verhaltensanforderungen

Teilweise inkompatible Subkulturen

Konflikte durch Vorgabe von Verhaltensmustern

Konflikte durch Gegensätze in den Verhaltensmustern

Herausbilden von Verhaltensmustern ohne Konfliktpotential

Überwiegend Sprache des Stammlandes

Landessprache und Stammlandsprache

Einheitliche Konzernsprache

Training in Fachwissen und extrafunktionalen Fähigkeiten Fähigkeit zur Durchsetzung international ausgerichteter Entscheidungen

Kenntnis der Gegebenheiten unterschiedlicher Ländermärkte Fähigkeit zur intensiven Kommunikation Internationale Teamfähigkeit

Entwickeln von interkultureller Kompetenz Fähigkeit zur Führung internationaler Verhandlungen und Moderation

302

E.P.R.G.-Konzept

(3) Die empirische Basis des in seinem Kern idealtypischen E.P.R.G.-Modells bilden zwei explorative Studien. Zunächst befragten Wind et al. 40 Manager eines amerikanischen Konzerns nach der aktuellen und der angestrebten bzw. ihrer Ansicht nach idealen internationalen Marketingstrategie. Dabei zeigte sich, dass in allen Entscheidungsfeldern die polyzentrische Orientierung präferiert wird ( Präferenz), Distributionspolitik, Marktforschung und in manchen Unternehmensbereichen ( Preis- und Kommunikationspolitik). Im Übrigen erKundendienst) allerdings deutlicher als in anderen (z.B. achtete es die Mehrzahl der Probanden als erstrebenswert, die Unternehmenspolitik zunächst regiound später geozentrisch auszurichten, was die Autoren als Bestätigung ihres Phasenkonzepts werteten. Mit Hilfe von unstandardisierten, inhaltsanalytisch ausgewerteten Tiefeninterviews gingen die Autoren überdies der Frage nach, welche internationale Orientierung unter welcher Marktbedingung den größten Erfolg verspricht. Demnach ist die ethnozentrische Strategie dann ratsam, wenn das Unternehmen Exportquote erzielt oder wegen der Begrenztheit des ausländischen Marktnur eine unbedeutende potenzials Anpassungsmaßnahmen (z.B. Produktmodifikation, kulturspezifische Kommunikationsstrakleintegie) unrentabel wären. Auch entspräche diese Ausrichtung gewöhnlich den Möglichkeiten Internationalisierung stehen. Ethnozenund mittelständischer Unternehmen, die am Anfang ihrer trisch im negativen Wortsinn seien streng genommen nur größere Unternehmen, die nicht aufgrund interner Restriktionen, sondern aus Ignoranz, Überheblichkeit bzw. geringer Weltoffenheit auf eine bewusste Gestaltung von Auslandsmarktstrategien verzichten und das Auslandsgeschäft lediglich als Puffer oder Lückenbüßer betrachten. Dass die Befragten insgesamt gesehen aber der polyzentrischen Strategie den Vorzug gaben, lässt sich im wesentlichen auf zwei Gründe zurückführen: Die damit einhergehende Dezentralisierung verschafft Flexibilitätsvorteile, und das Management empfindet bei der Gestaltung der Unternehmenspolitik seinen so vergrößerten Handlungsspielraum gewöhnlich als motivierend. Risiken erwachsen aus dem Koordinations- und Kontrollbedarf sowie der denkbaren Konkurrenz durch die bei dieser großen Tochtergesellschaften auf Drittmärkten. Auch neige deren strategischen Ausrichtung autonomen Management dazu, die Einzigartigkeit und Unvergleichbarkeit des Heimatmarktes zu überschätzen und Standardisierung Wettbewerbsvorteile sich dem Versuch des Stammhauses, durch eine Strategie der zu verschaffen, zu widersetzen. Anders als die Anhänger der Globalisierungsthese empfanden die befragten Topmanager die geozentrische Perspektive angesichts der Eigenheiten z.B. der nationalen Rechts- und Währungssysteme als reine Utopie (jedenfalls mit Blick auf das Marketing), während die Unternehmensbereiche Produktion und Finanzierung eher für eine Standardisierung geeignet seien. (4) Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Es gibt kein Patentrezept. Vielmehr muss jedes Unternehmen die ihm angemessene Position im E.P.R.G.-Modell mit Blick auf die eigene Unternehmensgröße (bzw. Ressourcen), den jeweiligen Grad an Auslandserfahrung, Volumen, Wettbewerbsintensität und Heterogenität des potenziellen Marktes sowie Art des Produktes finden. Das Konzept systematisiert lediglich die wichtigsten Länderphilosophien, ohne deren Entstehungsbedingungen zu präzisieren oder Handlungsanweisungen zu geben. Auch fällt es schwer, das E.P.R.G.-Konzept vom I.M.T.G.-Konzept abzugrenzen. Letzteres unterscheidet die internationale, die multinationale, die transnationale und die globale Unternehmenstätigkeit. Denn gerade deutschsprachige Autoren kennzeichnen mit den Begriffen „ethnozentrisch“, „polyzentrisch“, „geozentrisch“ und „regiozentrisch“ sowie „international“, „multinational“, „global“ und „transnational“ sowohl Unternehmen als auch Strategien. Manche betrachten deshalb beide Ansätze als weitgehend identisch, verkennen dabei aber, dass diese jeweils von verschiedenen Standpunkten aus und mit unterschiedlicher Absicht formuliert wurden: H.V. Perlmutter rückte die Einstellung des Managements in den Mittelpunkt der Diskussion, Bartlett & Ghoshal hingegen die Anforderungen, die eine Branche stellt. Ein vergleichbares Problem wohnt der Matrix der Internationalisierungsstrategien (mit den Dimensionen „Globalisierungsvorteile“ und „Lokalisierungsvorteile“) inne. H. Meffert etwa wählte die an Bartlett & Ghoshal angelehnte Begriffswelt, um Strategien zu klassifizieren, und nutzte Perlmutters Terminologie, um unternehmungskulturelle Orientierungen zu beschreiben. Folglich geht bei diesem Autor die internationale Strategie mit der ethnozentrischen Kultur einher, obwohl die Konzepte „internationales Unternehmen“ (Bartlett & Ghoshal) und „ethnozentrisches Unternehmen“ (Perl-

EAG

303

mutter) nicht übereinstimmen. Ebenso wird zwischen „globaler Strategie“ und „geozentrischer Kultur“ ein Maß an Übereinstimmung unterstellt, das nicht zwingend gegeben ist. (5) Neben anderen begründete H. Soldner, warum es nicht möglich ist, die Intensität der internationalen Orientierung mit der Art der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit so eindeutig zu verknüpfen, wie dies das E.P.R.G.-Schema suggeriert (vgl. Abb. 3). Der Grundgedanke seiner evolutionären Perspektive lautet: Die ethno-, die poly-, die regio- und die geozentrische Philosophie wirken Internationales Marketing; Multiin allen Phasen der Internationalisierung ( Exportmarketing; Transnationales Marketing), wenn auch mit unterschiedlichem und für die jenationales Marketing; weilige Entwicklungsphase charakteristischem Schwerpunkt. Das Exportmarketing etwa sei im Regelfall zunächst zwar primär ethnozentrisch geprägt. In dem Maße aber, wie das Unternehmen nicht nur die aus dem Binnenmarkt stammende „Überschussproduktion“ vermarkten möchte, sondern dazu übergeht, seine Produkte bzw. Vertriebskanäle den Besonderheiten der jeweiligen Exportmärkte anzupassen, gewännen die anderen Orientierungen an Bedeutung. Auch sei der Umstand, dass ein UnternehTochtergesellschaften gründe, kein zweifelsfreies Indiz für die Überwindung der men im Ausland ethnozentrischen Grundhaltung. Abb. 3: Evolutionäres Modell der Länderphilosophie

Internationale Orientierung der Unternehmensführung

Transzentrisch Regiozentrisch Geozentrisch

Polyzentrisch Ethnozentrisch ExportMarketing

Internationales Marketing

Multinationales Marketing

Transnationales Marketing

Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit

Quelle: in Anlehnung an Soldner (1977, S.23).

" Bartlett, C.A.; Ghoshal, S.: Managing Across Borders, in: Sloan Management Review, Vol.30 (1987), pp.37-47. Behrman, J.N.; Fischer, W.A.: Overseas R & D Activities of Transnational Companies, Cambridge/MA 1980. Heenan, D.A.; Perlmutter, H.V.: Multinational Organization Development, Reading/MA 1979. Keegan, W.J.: Multinational Marketing Management, Englewood Cliffs/NJ 1974. Lingenfelder, M.: Die Internationalisierung im europäischen Einzelhandel, Berlin 1996, S.198ff. Malnight, T.W.: Globalization of an Ethnocentric Firm. An Evolutionary Perspective, in: Strategic Management Journal, Vol.16 (1995) No.2, pp.119-141. Meffert, H.: Marketingstrategien, globale, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.1412-1427. Perlmutter, H.V.: The Tortuous Evolution of the Multinational Corporation, in: Columbia Journal of World Business, Vol.4 (1969), No.1, pp.9-18. Soldner, H.: Management Orientations and Basic Strategies in International Marketing, in: EAARM-Proceedings IX, New York 1977, pp.21-26. Soldner, H.: Österreichische Unternehmen und internationales Marketing, in: Der Markt, 15.Jg. (1976), Nr.4, S.102-112. Töpfer, A.: Der lange Weg zum Global Player, in: UNI Magazin, o.Jg. (1995), Nr.3, S.18-22. Wind, Y.; Douglas, S.P.; Perlmutter, H.V.: Guidelines for Developing International Marketing Strategies, in: Journal of Marketing, Vol.37 (1973), April, pp.14-23.

EA EADB EAG

Arbitration Ostafrikanische Entwicklungsbank Europäische Gesellschaft

304

EAGEL

EAGEL

Strukturfonds

EAN

Europa-einheitliche Artikelnummer

EAR

US-Exportbestimmungen

Earnings Management

Steuerbelastung

Europäische Allianz der Werbeselbstkontrolle

EASA

EASA-System der grenzüberschreitenden Beschwerden verfolgt das gleiche Ziel wie das Herkunftslandprinzip. Europäischen Union verbreitet wird, soll nur den Werbung, die in mehreren Mitgliedsstaaten der Werberegeln). gesetzlichen oder sonstigen Vorgaben eines Landes entsprechen müssen (vgl. auch Konkret bedeutet dies, dass Medienwerbung die Regeln jenes Landes zu befolgen hat, in dem der Werbeträger erscheint. Werbebriefe, E-Mail- und Online-Werbung sowie alle anderen Formen der Direktwerbung hingegen unterliegen den Bedingungen des Landes, in dem der Werbungtreibende seinen Sitz hat. Die jeweilige nationale Organisation für Selbstkontrolle (Self-Regulatory Organisation, SRO) bearbeitet einschlägige Beschwerden entsprechend ihren nationalen Vorgaben, d.h. ohne Rücksicht auf die Herkunft des Beschwerdeführers ( Beschwerdemanagement). East African Development Bank East India Company EBR

Ostafrikanische Entwicklungsbank

Handelskompanie

Europäischer Betriebsrat

EBRD

Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung

E-Business

E-Commerce

EBWE

Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung

ECCN

Commerce Control List

ECE

Economic Commission for Europe

Echelon

Wirtschaftsspionage

Echtes Factoring

Kommunikation, nonverbale

Echtes Lächeln Echtheitszertifikat ECO

Factoring

Marke

Integration

ECOFIN-Rat

Wirtschafts- und Währungsunion

École de Guerre Économique

Wirtschaftskrieg

eCommerce-Richtlinie

305

E-Commerce (1) bezeichnet, eng gefasst, den elektronischen Handel und im weiteren Sinn jede Form elektronisch unterstützter Geschäftstätigkeit (E-Business). Zu den hier bedeutsamen Spielarten von E-Commerce B-to-B-Handel und der C-to-C-Handel. Entscheidend für die Entwicklung zählen der elektronische Standardisierung von Syntax und Formaten ( Electronic von E-Commerce war die weltweite Data Interchange for Administration, Commerce and Transport). In Deutschland, wo Anfang 2002 annähernd 42% der Gesamtbevölkerung sich selbst als Internetnutzer einstuften, gaben 26% dieses Personenkreises an, dass sie „im vergangenen Monat Waren oder Dienstleistungen per Internet geordert haben“ (= 11% der Gesamtbevölkerung). In einem internationalen, vom Marktforschungsunternehmen Taylor Nelson Sofres in 37 Ländern durchgeführten Vergleich bedeutet dies Rang 3. Wie in der Anfangsphase von E-Commerce kaufen deutsche Kunden in diesem Vertriebskanal noch immer vor allem Bücher (= 33% der Internet-Shopper) und CDs (= 24%), gefolgt von Bekleidung (= 21%), elektronische Geräte (= 19%) sowie Eintrittskarten für Theater und Kino (= 14%). Die Angaben über den ECommerce-Umsatz für das Jahr 2010 schwanken zwischen 18 und 30 Mrd. €. Nach Angaben von AC Nielsen kauften 2007 weltweit 875 Mio. Menschen online ein. In Europa waren es 93% der Menschen, die eine Internetverbindung besitzen, in Nordamerika 92%, in Asien-Pazifik 84% und in Lateinamerika 79%. Entscheidend ist somit der individuelle Internetzugang. (2) Bezüglich der Zahlungsmethode besteht eine relativ eindeutige Tendenz: 59% aller Einkäufe im Internet werden weltweit mit Kreditkarte bezahlt (vgl. Abb.). Am zweithäufigsten wird die Rechnung bei Lieferung beglichen, was vor allem in den europäischen Mittelmeerländern weit verbreitet ist. In Großbritannien wiederum bezahlt fast die Hälfte der Online-Shopper per Debitkarte ( Finanzdienstleistungsmarketing, internationales). (3) Zu den Unternehmen, die zwischen 1998 und 2001 die Möglichkeiten von E-Commerce besonders Internationalisierung ihrer Geschäftstätigkeit genutzt haben, zählt u.a. die Bertelskonsequent zur mann AG. Zahlungsmethoden im E-Commerce im internationalen Vergleich (in %)

80 69

70

60

59

Legende: Weltweit Europa Nordamerika Asien/Pazifik Südamerika

64 63

56

50 40 30

23

29

28 21

20

13

10 0

4 Kreditkarte

Überweisung

15

13 14 2

7

Nachnahme

22

18

12 13

6 Paypal

11 12

8 9

Debitkarte

Quelle: AC Nielsen.

" Dees, H.: Standardisierung des Marketing im internationalen E-Commerce. Wiesbaden 2005. Esser, M.; Palme, E.: Informationsmanagement im E-Business. Beiträge zur Gesellschafts- und Bildungspolitik, Nr.256, Köln 2002. Fritz, W.: Internet-Marketing und Electronic Commerce: Grundlagen – Rahmenbedingungen – Instrumente, 4.Aufl., Wiesbaden 2007. Kaynack, E.; Tatoglu, E.; Kula, V.: An Analysis of the Factors Affecting the Adoption of Electronic Commerce by SMEs. Evidence from an Emerging Market, in: International Marketing Review, Vol.22 (2005), No.6, pp.623-640.

eCommerce-Richtlinie

Gesetz zum Elektronischen Geschäftsverkehr

306

Economic and Financial Council

Economic and Financial Council Rat der Finanzminister der Mitgliedsstaaten der Economic and Social Council

Europäischen Union (ECOFINS)

Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen

Economic Commission for Europe erste, 1947 gegründete regionale Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen (für Europa UNECE). Anfänglich, d.h. unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, verfolgte die in Genf ansässige ECE vor allem das Ziel des Wiederaufbaus Europas. Später stand die Koordinationsfunktion (zwischen Europäischen Union und den MOE-Staaten sowie den West- und Osteuropa bzw. zwischen der GUS-Staaten) im Mittelpunkt der Aufgaben ( Liberalisierung der Handelsbedingungen, Verbesserung der Transportwege und des Umweltschutzes). Economic Freedom Index (1) vom Fraser Institute, Vancouver, entwickelte Maßzahl der wirtschaftlichen Freiheit, welche die Standortbedingung bieten ( Freiheit). verschiedenen Volkswirtschaften den Unternehmen als Staates, der VerlässDiese Art von Freiheit hängt ab von Art und Ausmaß der Einflussnahme des Steuerlast, der Stabilität der Geldpolilichkeit des Rechtssystems ( Standort Deutschland), der Außenhandels (z.B. Durchschnittszoll, Handelshemmnisse) und der Regetik, der Freiheit des Gesellschaft unterliegt. Insgesamt werden auf einer zehnstufigen Skala 38 lungsdichte, der eine Einzelindikatoren erfasst, welche sich zu fünf Kategorien zusammenfassen lassen: Größe des Sektors Staat (u.a. Staatsausgaben, Subventionen, Transfers und Steuerpolitik), Rechtssystem (insb. private Eigentumsrechte), Außenhandelsfreiheit, Preisstabilität und Zugang zur Fremdwährung, Regulierungsdichte (auf dem Kapitalmarkt, dem Arbeitsmarkt und im Bereich der Unternehmen). Die Rangskala der 2009 untersuchten 183 Volkswirtschaften wird von den angelsächsischen und anderen wirtschaftsliberalen Ländern angeführt (vgl. Abb. 1). Österreich landete auf Rang 23 und Deutschland auf Rang 25. Abb. 1: Rangskala der wirtschaftlichen Freiheit (2009) 1

Hongkong

90.0

11

Chile

78.3

2

Singapur

87.1

12

Niederlande

77.0

3

Australien

82.6

13

Spanien

76.4

4

Irland

82.2

14

Island

75.9

5

Neuseeland

82.0

15

Luxemburg

75.2

6

USA

80.7

16

Bahrain

74.8

7

Kanada

80.5

17

Finnland

74.5

8

Dänemark

79.6

18

Mauritius

74.3

9

Schweiz

79.4

19

Japan

72.8

10

Großbritannien

79.0

20

Belgien

72.1

Quelle: http://www.heritage.org/Index/Ranking.aspx.

(2) Ein Vergleich von Lebensstandard und wirtschaftlicher Freiheit (vgl. Abb. 2, nächste Seite) ergab: Die 20% der Länder mit dem größten Ausmaß an wirtschaftlicher Freiheit erzielten im Jahre 2002 Kaufkraftparität). Hingegen durchschnittlich ein Pro-Kopf-Einkommen von 26.166 $ (gemessen als erwirtschafteten die Länder, welche das untere Fünftel dieser „Freiheitsskala“ bildeten, also jene Länder, die am wenigsten marktwirtschaftlich ausgerichtet sind, im Vergleichszeitraum nur 2.828 $ pro Kopf ( Offenheit, volkswirtschaftliche). Die Bundesrepublik Deutschland rangierte mit einem Indexwert von 7,3 auf Rang 22.

ECU

307

Abb. 2: Wirtschaftliche Freiheit und wirtschaftlicher Erfolg Bruttoinlandsprodukt je Einwohner (2002, kaufkraftbereinigt, in $)

Legende:

jahresdurchschnittliches Wachstum des Pro-Kopf-BIP (1993-2002, in %)

26.166 2,4 2,1

2,0

1,9

14.461

6.551

5.285 2.828

Ländergruppe 1:

Ländergruppe 2:

Ländergruppe 3:

Ländergruppe 4:

- 0,5

Ländergruppe 5:

Größte wirtschaftliche Relativ große wirtMittlere wirtEher geringe wirtGeringste wirtFreiheit schaftliche Freiheit schaftliche Freiheit schaftliche Freiheit schaftliche Freiheit (z.B. Hongkong, (z.B. Costa Rica, Süd(z.B. Israel, (z.B. Bulgarien, China, (z.B. Türkei, Russland, korea, Norwegen) Uganda, Mexiko) Nigeria) Algerien) USA, Schweiz, Deutschland) Quelle: The Fraser Institute, in: iwd, Nr.36 (2.9.2004), S.4.

" Gwartney, J.; Lawson, R. with Dexter, S.: Economic Freedom of the World. 2000 Annual Report, Vancouver 2002.

Economic System International

Länderrisiko

Economies of Scale-Ansatz des internationalen Handels geht davon aus, dass die Größe des Binnenmarktes eine maßgebliche Außenhandels ist ( Außenhandelsursache; Handel, interBestimmungsgröße der Intensität des nationaler). Länder mit nachfragestarken Inlandsmärkten werden vorzugsweise solche Güter exportieren, die am stärksten von den Vorteilen der Massenproduktion und damit vom Lernkurveneffekt profiSkaleneffekte). Im Flugzeugbau etwa sorgt eine Verdopplung der Produktionstieren ( Export; menge dafür, dass die Stückkosten um 20% sinken. Empirisch wurde dieser Erklärungsansatz wiederholt bestätigt, allerdings auch insofern korrigiert bzw. erweitert, als sich gezeigt hat, dass Unternehmen Auslandsabsatzes eine gerade auch deshalb international tätig werden, um dank des (zusätzlichen) wettbewerbsfähige Produktionsmenge zu erzielen. " Hufbauer, G.C.: Synthetic Materials and the Theory of International Trade, London 1970. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.433ff. Linnemann, H.: An Economic Study of International Trade Flows, Amsterdam 1966. Perlitz, M.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2004, S.85. Proff, H.: Internationales Management in Ostasien, Lateinamerika und Schwarzafrika, München 2004. Siebert, H.: Außenwirtschaft, 7.Aufl., Stuttgart 2000, S.100. Wiesner, K.: Internationales Management, München 2005, S.65ff.

Economies of Scope

Skaleneffekte

ECOSOC

Economic and Social Council

ECOWAS

Integration

ECRL ECU

Herkunftsland-Prinzip European Currency Unit

308

EDIFACT

EDIFACT EDK

Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport

Einkaufsgenossenschaft deutscher Kolonialwarenhändler

EE nationale Einfuhrüberwachung (

Einfuhrerklärung)

EEA

Einheitliche Europäische Akte

EEC

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft

EEF

Europäischer Entwicklungsfonds

EEG von der

Europäischen Union angeordnete Überwachung der Einfuhr (

EFER

Verband

Effectiveness

Einfuhrerklärung)

Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle

Effekt, handelsschaffender Effektive Protektion Effektiver Wechselkurs

Brückenkopffunktion

Protektion, effektive Wechselkurs

Effektivität meint den Umstand, dass ein (Unternehmens-)Ziel erreicht wurde bzw. werden muss (bspw. internatiMarkteintritt), unabhängig von Art und Ausmaß der hierfür eingesetzten Mittel. Das Kriterionaler um der Effektivität ist von dem der Effizienz abzugrenzen. Effektivzoll berücksichtigt, anders als die traditionelle Theorie ( Nominalzoll-Konzept), auch die Auswirkungen Zöllen auf die importierten Vorleistungen ( „Downstream-Arbeitsteilung“). Dadurch lässt von sich feststellen, wie groß das Ausmaß des „zollinduzierten Schutzes“ einer Industrie ist ( Protektion, effektive). Dieser Effekt schwindet in dem Maße, wie Zollabgaben die importierten Vorleistungen verteuern. Effizienz (1) Kriterium, das dem für eine Wirtschaftswissenschaft zentralen Knappheitsgedanken Rechnung trägt. Effizient ist es bspw., ein Ziel zu erreichen, ohne die dafür notwendigen Produktionsfaktoren zu verschwenden (= technische Effizienz). Die Mikroökonomie spricht von ökonomischer Effizienz, wenn eine bestimmte Menge an Gütern zu den geringstmöglichen Kosten hergestellt wird. Diese ergeben sich aus dem Verhältnis der Einsatzfaktoren zu den entsprechenden (Faktor-)Kosten. Technische Effizienz ist zwar Voraussetzung für ökonomische Effizienz; der Umkehrschluss aber muss nicht gelten. Aus Sicht der Wohlfahrtsökonomik hingegen ist ein Zustand ökonomisch effizient, wenn ein Individuum seine Wohlfahrt nur zu Lasten eines anderen steigern könnte (= Pareto-Optimum). Effizienz ist abEffektivität, welche dann gegeben ist, wenn das gesetzte Ziel erreicht wurde, mit zugrenzen von der welchen Mitteln auch immer.

Egalitarismus

309

(2) Umwelteffizienz, eine besondere Spielart von Effizienz, wird üblicherweise als „Verbrauch an WasBruttoinlandsprodukt“ operationalisiert. Daran ser und Energie sowie Emissionen je Einheit reales gemessen wirtschaften die Volkswirtschaften der Republik Irland und Norwegens besonders umwelteffizient, während Luxemburg und Island Schlusslichter dieser Skala sind und erheblichen Nachholbedarf bei der effizienzorientierten Erneuerung ihrer Produktionsprozesse haben (vgl. Abb.). Die Mehrzahl der OECD-Länder konnten in der Dekade 1995 bis 2005 ihre Energieeffizienz wesentlich steigern (USA -18,1%, Frankreich -14,9%, Kanada -12,6%, Deutschland -12,5%, Südkorea -12,5%, Australien -7,8%, Japan -7,2% und Großbritannien -4,3%). Spanien (+13,6%) und Italien (+8,2%) Operationalisiert wurde Energieeffizienz als hingegen nahmen eine gegenteilige Entwicklung. „Veränderung des Energieverbrauchs von Industrie und Bergbau je 1.000 $ Wertschöpfung“. Problematisch an derartigen globalen Vergleichen ist, dass dabei im Regelfall die jeweilige Güterstruktur vernachlässigt wird ( Vergleichsanalyse). Rangfolge der Energieeffizienz (2007) 1

Irland

67,6

13

USA

196,2

2

Norwegen

68,0

14

Schweden

203,1

3

Dänemark

75,9

15

Griechenland

204,1

4

Deutschland

110,4

16

Südkorea

211,9

5

Großbritannien

123,9

17

Australien

216,6

6

Japan

132,8

18

Belgien

220,3

7

Österreich

137,2

19

Türkei

250,8

8

Niederlande

141,9

20

Tschechien

251,6

9

Frankreich

143,0

21

Polen

286,9

10

Italien

146,6

22

Finnland

316,5

11

Ungarn

155,6

23

Luxemburg

355,1

12

Spanien

175,9

24

Island

615,0

Quelle: iwd, Nr.13 (2010), S.6.

" Bardt, H.: Umwelt-Effizienz im internationalen Vergleich, in: IW-Trends, 35.Jg. (2006), Nr.4, S.53-65. Bardt, H.: Steigerung der Energieeffizienz. Ein Beitrag für mehr Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit, IW-Positionen Nr.30, Köln 2007.

E-Formular

European Health Insurance Card

EFQM

European Foundation for Quality Management

EFRE

Europäischer Fonds für regionale Entwicklung;

EFTA

Europäische Freihandelszone

EFWZ

Europäischer Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit

EG

Kohäsionspolitik;

Strukturfonds

Europäische Gemeinschaft

Egalitarismus (1) politisch-soziologisches Konzept, das Gerechtigkeit dann verwirklicht sieht, wenn in einer Gesellschaft die Bedingung der Gleichheit erfüllt ist: Wenn bspw. die Arbeitnehmer gleichwertig entlohnt werden oder in allen Teilen des Landes gleichartige Lebensverhältnisse herrschen). Anhänger des so genannten Globalegalitarismus fordern, dass jeder Mensch gleich behandelt werden sollte - ungeachtet seiner jeweiligen Staatszugehörigkeit ( Staat), Kulturzugehörigkeit ( Kultur) bzw. Religionszugehörigkeit ( Religion).

310

Egalität

(2) Die Führungsstilforschung identifizierte den egalitären Managementstil und die Kulturtheorie Management(Cultural Theory) den egalitären Kulturtypus ( Kulturdimensionen nach Douglas; stil). " Rawls, J.: Das Recht der Völker, Berlin 2002 (engl.: The Law of Peoples, Cambridge 1999).

Egalität

Zeitwahrnehmung

EG-Dienstleistungsrichtlinie Dienstleistungen im Binnenmarkt

Richtlinie des Europäischen Parlamentes und des Rates über

EGE

Wirtschaftskrieg

EGG

Gesetz zum Elektronischen Geschäftsverkehr

EG-Konformitätserklärung Erklärung, mit der ein Hersteller bzw. Anbieter bestätigt, dass sein Produkt bzw. seine Dienstleistung den einschlägigen EG-Richtlinien entspricht. Keramikgeschirr beispielsweise hat der „Verordnung über Materialien und Gegenstände, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen“ (1935/2004/EC), zu entsprechen sowie der „Richtlinie zur Erklärung über die Einhaltung der Vorschriften von Keramikgegenständen (2005/31/EC). E-Government nutzt das Internet und andere elektronische Medien, um die Betroffenen, d.h. Privatpersonen und Unternehmen, in das „Verwaltungshandeln“ einzubinden und dieses zu optimieren. Ein wichtiger Baustein des E-Government-Programms, das die Bundesregierung 2000 zur Steigerung der Effizienz von Verwaltung und Regierungshandeln initiiert hat, ist das Dienstleistungsportal www.bund.de. Die Strategie, (öffentliche) Verwaltungen durch elektronisch unterstützte „Prozesse“ (d.h. Verwaltungsabläufe) effizienter zu gestalten, verfolgen gemäß einer Studie der Vereinten Nationen die USA bei der Reorganisation öffentlicher Einrichtungen am nachhaltigsten. Die Bundesrepublik Deutschland nimmt unter den 190 Mitgliedsländern den zehnten Rang ein (vgl. auch E-Commerce; Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport). In der Europäischen Union zählen die skandinavischen Länder zu den Spitzenreitern (vgl. Abb., nächste Seite). " Daum, R.: Electronic Government in Kommunalverwaltungen, Mannheim 2002. Fischer, T.; Thomé, F.: E-Government. Ein Instrument zur Modernisierung der öffentlichen Leistungserstellung, in: das wirtschaftsstudium (wisu), 33.Jg. (2004), Nr.8-9, S.1078-1083. Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (Hrsg.): E-Government-Handbuch, Bonn 2004.

(

http://www.e-government-handbuch.de; http://www.unpan.org/e-government/Benchmarking%20E-gov%202001.pdf

Ethnozentrismus

Egozentrismus Ehrenmord

Schamgesellschaft

EIB

Europäische Investitionsbank

EIC

Euro Info Centre

EIF

Europäischer Investitionsfonds

Eigenfinanzierung

Kreditpolitik, internationale

Eigengruppe

Theorie der sozialen Identität

Eigenhandel

B-to-B-Handel

Eigenkapital

311

Verbreitung von E-Government in der Europäischen Union Angebot an E-GovernmentDienstleistungen (in %)1) Estland

Nachfrage nach E-GovernmentDienstleistungen (in %)2)

79

36

Schweden

74

57

Norwegen

72

62

Großbritannien

71

18

Frankreich

65

35

Dänemark

63

63

Finnland

61

58

Italien

58

24

Spanien

55

32

Niederlande

53

52

Irland

50

30

Deutschland

47

26

Tschechien

30

23

Polen

20

6

Legende: 1) = von 20 grundlegenden öffentlichen Dienstleistungen, die 2005 online angeboten wurden 2) = Anteil der Nutzer an der erwachsenen Bevölkerung (zwischen Mitte 2002 und Mitte 2003). Quelle: Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM; Taylor Nelson Sofres.

Eigenkapital (1) finanzielle Mittel, die Eigentümer ihrem Unternehmen ohne zeitliche Begrenzung zur Verfügung stellen. Dies geschieht zunächst bei der Unternehmensgründung durch eine entsprechende Einlage. Im weiteren Verlauf der Geschäftstätigkeit steht eine Vielzahl von Optionen zur Verfügung, die Eigenkapitalquote zu erhöhen (z.B. Erhöhung der Kapitaleinlagen der Gesellschafter, Aufnahme neuer Gesellschafter oder Gewinneinbehalt). (2) Im internationalen Vergleich fällt regelmäßig die geringe Eigenkapitalausstattung deutscher Unternehmen auf. So lautet ein Ergebnis der MIND-Studie („Mittelstand in Deutschland“), welche das Institut für Mittelstandsforschung im Auftrag der Dresdner Bank und der Zeitschrift Impulse im Frühjahr mittelständischen Unternehmen durchgeführt hat, dass die Eigenka1999 bei über 1.000 deutschen pitalquote bei über einem Viertel der mittelständischen Unternehmen weniger als 25% der Bilanzsumme ausmacht und bei einem weiteren Viertel 25-50% beträgt ( Unternehmensfinanzierung). Eigenkapitalausstattung deutscher mittelständischer Unternehmen (2007) Kleinunternehmen Umsatz (in Mio. €) Eigenkapital (in % der Bilanzsumme)

Größere mittelständische Unternehmen

Mittlere Unternehmen

0,5 – 2,5

2,5 – 5,0

5,0 – 12,5

12,5 – 50,0

über 50,0

10,8

16,6

20,4

24,2

27,9

Quelle: Deutscher Sparkassen- und Giroverband.

(3) Die Eigenkapitalrendite spiegelt die von einem Unternehmen erzielte Verzinsung des investierten Eigenkapitals wider. Diese Kennzahl gewann im Zuge des Shareholder-Value-Ansatzes immer mehr an Bedeutung. Im Wirtschaftswunder-Deutschland, das aufgrund seiner Überkreuzbeteiligungen großer Netzwerkes an primär einheimischen Kapitalgebern Aktiengesellschaften und seines gewachsenen

312

Eigenkapitalfinanzierung

auch Deutschland AG genannt wurde, spielte die für den Economic Value Added (EVA)-Ansatz wichtige Eigenkapitalrendite bis Anfang der 1990er-Jahre etwa bei der Vergabe von Hypothekenkrediten keine nennenswerte Rolle. Banken agierten damals primär als „Bankiers“ bzw. „Finanziers“ und weniger als renditeorientierte Investoren. " Fischl, B.: Alternative Unternehmensfinanzierung für den deutschen Mittelstand, Wiesbaden 2006. Grichnik, D.: Finanzierungsverhalten mittelständischer Unternehmen im internationalen Vergleich, in: Kienbaum J. (Hrsg.), Neue Finanzierungswege für den Mittelstand, Wiesbaden 2003, S.75-112. Stäglich, J.: Eigenkapital für den Mittelstand, in: Kienbaum, J. (Hrsg.), Neue Finanzierungswege für den Mittelstand. Wiesbaden 2003, S.349-360.

Eigenkapitalfinanzierung Eigenmarke

Kreditanstalt für Wiederaufbau

Handelsmarke

Eigenstereotyp

Länderstereotyp Trade Related Aspects of International Property Rights

Eigentum, geistiges Eigentumsdelikt

Rechtsanthropologie

Eigentumsrechte, geistige Eigentumsvorbehalt

World Trade Organisation

Differenzierungsstrategie Eklektischer Ansatz

Eigentumsvorteil

Eigenverantwortlichkeit eine der Schlüsseldimensionen des amerikanischen Selbst- und Weltbildes. Wichtig und charakPatriotismus, die auf die Gründerväter zurückreichende Vorstellung, als teristisch sind weiterhin Nation von Gott auserwählt zu sein, und die so genannten calvinistischen Tugenden ( Tugenden, calvinistische). Weiterhin zählen Ideale wie individuelle und wirtschaftliche Freiheit ( Economic Freedom Index) und Gleichheit (nicht des Ergebnisses, sondern der Ausgangsposition, d.h. Chancengleichheit) zum amerikanischen Selbstverständnis. Eigenveredelung Eigenwechsel

Veredelungsgeschäft Kreditpolitik, internationale

Einfuhr im allgemeinen Wortverständnis Bezug von Waren und Dienstleistungen aus „dem Ausland“, d.h. Import handeln. einem fremden Wirtschaftsgebiet. Dabei kann es sich um direkten bzw. indirekten Außenwirtschaftsgesetz versteht unter Einfuhr das Verbringen von Ware und Elektrizität aus Das Zollrecht ist damit das Verbringen von Ware einem fremden in das eigene Wirtschaftsgebiet. Im Zollgebiet gemeint. Im Intrahandel der Europäischen Union wird der Beund Elektrizität in das griff der Einfuhr durch den des Eingangs ersetzt, um zu verdeutlichen, dass für diesen Teil des WarenEuropäischen Binnenmarktes gelten. verkehrs die Regelungen des Einfuhr auf Lager

Warenverkehr

Einfuhrabgabe indirekte Steuer, die auf Einfuhragentur

Importe erhoben wird

Einfuhrplatz

Einfuhrliste

Einfuhrbescheinigung

313

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle

Einfuhrerklärung ist gemäß § 18 AWV vor der Einfuhr genehmigungsfreier Ware mit Hilfe der Anlage E1 zur Aussenwirtschaftsverordnung (AWV) bei dem Bundesamt für Wirtschaft (BAM) bzw. dem Bundesamt für Ernährung und Forstwirtschaft einzureichen. Die von einem dieser Bundesämter abgestempelte Einfuhrerklärung ist bei der Einfuhr der betreffenden Ware der Zollstelle vorzulegen ( Zoll). Dadurch soll es möglich sein, ungewöhnliche Entwicklungen bei der Einfuhr genehmigungsfreier Ware Einfrühzeitig zu entdecken. Welche Produkte von dieser Regelung betroffen sind, lässt sich der fuhrliste entnehmen. In Spalte 5 ist erklärungspflichtige Ware mit EEG (= Einfuhrüberwachung der Europäischen Union) oder EE (= nationale Einfuhrüberwachung) gekennzeichnet. Einfuhrfibel vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle verfasster Überblick über die rechtlichen BeEinfuhr von Waren der gewerblichen Wirtschaft in die Europäische Union. Zwar dingungen der ist diese grundsätzlich genehmigungsfrei zulässig. Aber Einführer müssen eine Vielzahl von BeschränAußenwirtschaftsrecht (z.B. Außenwirtschaftsverordkungen beachten, die einerseits aus dem Einfuhrliste) und andererseits aus anderen so genannten spezialrechtlichen Bedingungen ernung; wachsen (z.B. Abfallverbringungsgesetz, Arzneimittelrecht, Atomgesetz, Betäubungsmittelrecht, Lebensmittelrecht, Veterinärrecht, Waffenrecht; Kriegswaffenkontrollgesetz). Einfuhrgenehmigung ist gemäß § 30 Außenwirtschaftsverordnung (AWV) für solche Waren beim Bundesamt für WirtEinfuhrliste als genehmigungsschaft (BAW) nach Anlage E3 zu beantragen, die in Spalte 4 der pflichtig aufgelistet werden. Für landwirtschaftliche Erzeugnisse sind entsprechend das Bundesamt für Ernährung und Forstwirtschaft (BEF) oder die Bundesanstalt für Landwirtschaft zuständig. Einfuhrkontingent (1) dient dem Schutz inländischer Anbieter durch Beschränkung ( Kontingent) der Einfuhr konkurrierender ausländischer Erzeugnisse für einen festgelegten Zeitraum. Beim Mengenkontingent besteht die Begrenzung in einer Höchstmenge, beim Wertkontingent in einem maximalen Einfuhrwert. Einfuhrkontingente können in Handelsverträgen mit einzelnen Ländern (Länderkontingent) oder Ländergruppen (Globalkontingent) definiert werden. Kontingente sind eine Spielart der nichttarifären Handelshemmnisse. So durfte die japanische Automobilwirtschaft in den 1980er-Jahren maximal 3.000 Einheiten pro Jahr nach Italien exportieren. Die Protektionismus daraus, dass die so geschützKontingentrente erwächst bei diesem Instrument des ten inländischen Anbieter in ihrem Binnenmarkt höhere Preise durchsetzen können, als es ihnen unter der Bedingung von Freihandel möglich wäre ( Handelshemmnisse, nichttarifäre). Allgemeine Zoll(2) Allerdings sind derartige Restriktionen gemäß § 11,1 GATT unzulässig. Das und Handelsabkommen (GATT) toleriert Einfuhrkontingente lediglich unter bestimmten Voraussetzunentwicklungspolitisch motivierten Strategie gen als zeitlich begrenzte Maßnahme, z.B. als Teil einer Importsubstitution. Weiterhin können Ausnahmen mit dem Schutz wesentlicher Sicherheitsinteder ressen und Rechtsgüter, der Sicherung der Versorgung des inländischen Marktes sowie mit Inflationsbekämpfung und Qualitätssicherung begründet werden. Einfuhrliste führt solche Waren auf, deren Einfuhr genehmigungsfrei bzw. genehmigungsbedürftig ist. Diese Außenwirtschaftsgesetzes (AWG) besteht aus drei Teilen: I = Anwendungsvorschriften, Anlage des II = Länderliste und III = Warenliste. Änderungen, die per Rechtsverordnung vorgenommen werden, sind im Bundesanzeiger bekannt zu machen.

314

Einfuhrlizenz

Einfuhrlizenz

Importlizenz

Einfuhrplatz administrative Festlegung, dass bestimmte Güter (vorübergehend) nur über ein bestimmtes Zollamt eingeführt werden dürfen ( Zoll). Wird dieses Zollamt nicht aufgrund sachlicher Erwägungen ausgeEinfuhr zu behindern, so handelt es sich, wie etwa der wählt, sondern vorrangig mit dem Ziel, die Außenhandels ( Handelshemmnis, „Fall Poitiers“ zeigte, um eine administrative Behinderung des administratives). Häufig wird dazu ein kleines, nur schwer erreichbares Zollamt ausgewählt, dessen (Personal-)Kapazität derart beschränkt ist, dass die Importmenge zwangsläufig reduziert wird. Die USA etwa haben mit der Einrichtung eines derartigen „Nadelöhrs“ die Einfuhr ausländischer Videorecorder eingedämmt. Dem gleichen Ziel dient die restriktive Vorgabe von Einfuhragenturen. Deshalb erteilten die zuständigen kanadischen Behörden zeitweise nur ausgewählten Agenturen die Erlaubnis, alkoholische Getränke einzuführen. " Bruns, J.: Internationales Marketing, 3.Aufl., Ludwigshafen 2003. Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.140.

Einfuhrumsatzsteuer prozentualer Anteil an dem bei der

Einfuhr zu entrichtenden Zollbetrag (

Zoll)

Einfuhrverbot wird aus unterschiedlichen Gründen erlassen. So kann das Verbot, bestimmte Arzneimittel, Lebensmittel, Tiere bzw. Pflanzen einzuführen, dem Schutz der Gesundheit der heimischen Bevölkerung dienen. Artenschutz lautet das Ziel, wenn sich das Einfuhrverbot auf seltene, häufig exotische Tiere und Pflanzen erstreckt ( Export von Tropenholz). Und sicherheitspolitische Erwägungen sind Anlass, die Einfuhr von Waffen zu verbieten ( Kriegswaffen-Kontrollgesetz). Überwacht werden die verschiedenen Einfuhrverbote von der Zollverwaltung. Einfuhrzoll Eingang

Zollarten Einfuhr

Einheitliche Europäische Akte basiert auf der feierlichen Deklaration zur Europäischen Union (EU). Die Einheitliche Europäische Akte (EEA) ist die erste umfassende Änderung und Ergänzung der Gemeinschaftsverfassung seit UnterRömischen Verträge ( Verträge, europäische). Übergeordnetes Ziel des im Februar zeichnung der Europäischen Gemeinschaft (EG) unterzeichneten und 1987 in 1986 von den Außenministern der Kraft gesetzten Vertragswerks war die Umwandlung der EG in die EU. Dazu wurden in der EEA das Europäische Parlament gestärkt (durch die Beteiligung an allen supranationalen Maßnahmen und die Europäischen Kommission sowie des Ministerrats abzulehnen) Berechtigung, Entscheidungen der Wähund die Grundlagen einer gemeinsamen Politik geschaffen ( Europäischer Binnenmarkt; Umweltschutz; Verbraucherschutz). Hinzu kamen erste Versuche, die Außenpolitik rungspolitik; Europäischen Rates). Von besonderer Bedeutung aber war die Entzu harmonisieren (mit Hilfe des Europäischen Binnenmarkt zu vollenden ( Gemeinsamer Markt). scheidung, den Einheitliche Richtlinien für auf Anfordern zahlbare Garantien von der Internationalen Handelskammer (ICC) am 1.1.1994 in Paris veröffentlicht (als Publikation Nr. 458). Die Praxis verfährt jedoch selten entsprechend dieser Richtlinie. Einheitliche Richtlinien für Inkassi von der Internationalen Handelskammer (ICC), Paris, als Publikation Nr. 522 am 1.1.1996 in revidierter Fassung veröffentlicht. Die ERI regeln alle Import- und Exportinkassi ( Inkasso).

Einheitspapier

315

Einheitliche Richtlinien und Gebräuche für Dokumentenakkreditive von der Internationalen Handelskammer (ICC), Paris, als Publikation Nr. 500 am 1.1.1994 in reviDokumentenakkreditiven sowie mit dierter Fassung veröffentlicht. Die ERA regeln den Umgang mit Standby-Akkreditiven und binden alle Parteien. Einheitliche Sicherheits- und Asylpolitik Einheitliche Währung

Schengener Abkommen

Euro

Einheitlicher Binnenmarkt der Europäischen Gemeinschaft

Europäischer Binnenmarkt

Einheitlicher Raum für den Zahlungsverkehr zusammen mit der Einführung des Euro Teil einer Strategie zur Schaffung eines gemeinsamen Eurozone, die Währungsraumes. Ab dem 28.1.2008 akzeptierten 31 Staaten (die 15 Mitglieder der Europäischen Wirtschaftsraumes sowie die Schweiz) einheitliche Bedingunübrigen Mitglieder des Zahlungsverkehr. Statt der bislang verwendeten Kontonummern und Bankleitzahlen gen für den International Bank Account Number (IBAN) und der Bank Identifier Code galten nunmehr die (BIC). Welch enormes Standardisierungs- und Kostensenkungspotenzial SEPA erschließt, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass davon 492 Mio. Menschen, täglich 280 Mio. Finanztransaktionen und 8.660 Kreditinstitute betroffen sind ( Single Euro Payments Area). ( http://www.sepa.eu Einheitlicher Zahlungsverkehrsraum

Single Euro Payments Area

Einheitliches Güterverzeichnis für die Verkehrsstatistik der EU verzeichnis für die Verkehrsstatistik in Europa

Internationales Güter-

Einheitliches Wechselrecht umfasst die auf der Genfer Wechselrechtskonferenz im Jahre 1930 beschlossenen Abkommen über das Einheitliche Wechselgesetz, über Bestimmungen auf dem Gebiet des internationalen Wechselprivatrechts und über das Verhältnis der Stempelgesetze zum Wechselrecht ( Wechsel). Die vom Deutschen Reich 1933 ratifizierten und auch als Genfer Abkommen zum Wechselrecht bezeichneten AbCommonwealth-Ländern kommen gelten noch heute in der Mehrzahl der Länder Europas. In den hat sich das davon klar zu unterscheidende angloamerikanische Wechselrecht herausgebildet, welches Formerfordernisse definiert als das Einheitliche Wechselrecht. Die Generalversammlung geringere Vereinten Nationen unternahm deshalb den Versuch, das internationale Wechselrechtsregime zu der vereinheitlichen. Allerdings hat bislang nicht die erforderliche Zahl an Mitgliedsstaaten das 1988 von der United Nations Commission on International Trade Law (UNCITRAL) verabschiedete Abkommen ratifiziert. Einheitspapier standardisierter Satz von acht Formularen mit insgesamt 54 Angaben, die seit dem 1.1.1988 EG- und später EU-weit bei der Einfuhr bzw. Ausfuhr auszufüllen sind. Diese Formulare betreffen: 1 = Versendungs-/Ausfuhrland 2 = Statistik Versendungs-/Ausfuhrland 3 = Versender/Ausführer 4 = Bestimmungszollstelle 5 = Rückschein gemeinschaftliches Versandverfahren 6 = Bestimmungsland 7 = Statistik Bestimmungsland 8 = Empfänger/Anmelder

316

Einheitspreis

Das Einheitspapier erübrigt nicht das Ursprungszeugnis. Allerdings erleichtert es den Warenverkehr insofern, als es die bis dahin eingesetzten mitgliedslandspezifischen Formulare ersetzt. Seit dem BesteEuropäischen Binnenmarktes ist das Einheitspapier im Intrahandel nur noch für den hen des Handel mit Nichtgemeinschaftsware bedeutsam, während das Haupteinsatzgebiet der Extrahandel ist (d.h. der Warenverkehr mit Drittländern). Einheitspreis Extremform der Standardisierung der Preis- und Konditionenpolitik (nicht nur) im Internationalen Marketing ( Preiskorridor). Neben marketingspezifischen Überlegungen (bspw. Kaufkraft, nutzenorientierte Preisbildung) sprechen gegen die Strategie, für alle Ländermärkte einen einheitlichen Preis festzulegen, viele (ordnungs-)politische Restriktionen (bspw. Preisbindung, Minimal-, Maximalpreis). Einkauf

Global Sourcing

Einkaufsagent auf den Einkauf in einem bzw. mehreren gleichartigen Ländermärkten spezialisierter Dienstleister. Aufgrund seiner spezifischen Marktkenntnisse kann er einem ausländischen Auftraggeber (quantitativ und/oder qualitativ) günstigere Einkaufsmöglichkeiten erschließen, als wenn dieser die gleichen LeisImport). Der Buying Agent schließt keine Vertungen selbst beschaffen würde (d.h. per direktem träge im eigenen Namen ab, sondern agiert als Vertreter seines ausländischen Auftraggebers. Die Gemex Trading AG bspw. ist als Import-Einkaufskommissions-Agent für die globale Beschaffung der einzelnen Vertriebslinien des METRO-Konzerns sowie für Drittkunden verantwortlich ( Global Sourcing). Mit Hilfe von neun Niederlassungen insb. in Osteuropa und Fernost bewerkstelligte sie 2001 ein Importvolumen von 1,1 Mrd. €, wobei die Kernkompetenzen der 669 Mitarbeiter in den Bereichen Sourcing, Offert- und Orderwesen, Finanz- und Qualitätssicherungs-Service sowie Logistik liegen. ( http://www.gemex-trading.com Einkaufsgenossenschaft deutscher Kolonialwarenhändler Vorläuferinstitution der Edeka ( Kolonialwaren) Einkaufskontor (1) kooperatives Beschaffungsorgan insb. von Handelsunternehmen. Strategisches Ziel ist die Bündelung von Einkaufsvolumina, um Größenvorteile bei den Zahlungskonditionen ( Zahlungsbedingungen), aber auch Zugang zu internationalen Beschaffungsmärkten zu erlangen ( Global SourKooperation verbesserten Mögcing). Willkommene Nebeneffekte sind die durch diese Form der lichkeiten der internationalen Marktforschung und Markterschließung sowie die Beratung der angeschlossenen Unternehmen, z.B. in Fragen des Marketing oder der Organisation ( Marktforschung, internationale). Um das Synergie- und Kosteneinsparpotenzial besser nutzen zu können, haben große Handelsgesellschaften wie die METRO-AG deshalb Querschnittsgesellschaften für Einkauf, Logistik und Informatik gegründet. Die METRO MGE Einkauf GmbH bündelt und steuert konzern- und weltBeschaffung von Waren in weit sowie in enger Abstimmung mit den einzelnen Vertriebslinien die einem Volumen von 41 Mrd. €. Dabei geht es nicht nur darum, entsprechende Preis- und Konditionenvorteile zu erlangen. Kaum minder bedeutsam ist es, die strengen Qualitätsnormen zu erfüllen und auf Effizienzvorteile zu erlangen (z.B. im Zeitwettbewerb; Qualitätsmanagement). Um allen Ebenen E-Commerce-Plattformen optimieren zu können, hat sich den Beschaffungsprozess mit Hilfe von das nach Wal-Mart zweitstärkste Handelsunternehmen (gemessen am Weltumsatz) mit anderen Playern der Internet-Plattform GlobalNetXchange (GNX) angeschlossen. Aus dem Zusammenschluss von GNX und WWRE ging Ende 2005 Agentrics hervor, der führende Business to Business-Marktplatz im Inter-

Einstellung

317

net. Dort definieren die Einkäufer großer Handelsunternehmen ihren Bedarf an Ware und Dienstleistungen und laden ausgewählte Lieferanten ein, hierzu ihr Angebot abzugeben. (2) Die anfangs der 1990er-Jahre gegründeten Euro-Kontore hingegen konnten, nicht zuletzt aufgrund von Interessenkonflikten, niemals die Bedeutung erlangen, die man angesichts des unstrittigen Synergiepotenzials allgemein erwartet hatte. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die von der SPAR Handels AG gegründete Buying International Group SPAR (BIGS), der METRO-Gruppe gegründete Deuro Buying AG, der REWE-Gruppe gegründete Eurogroup, der Markant-Gruppe gegründete European Marketing-Distribution (EMD), großen europäischen Filialisten (bspw. Casino) gegründete Marketing Service AG (AMS). " Zentes, J.; Ferring, N.: Internationales Handelsmarketing, in: Hermanns, A.; Wißmeier, U.K. (Hrsg.), Internationales Marketing-Management, München 1995, S.410-436.

Einkaufsniederlassung

Importniederlassung

Einkaufsplattform, elektronische Einkaufsverbund Einkommensarmut

Marktplatz, elektronischer

Kooperation Armut

Einkommenselastizität der Nachfrage nach Exportgütern gibt an, um wie viel Prozent die nachgefragte Exportgütermenge zuoder abnimmt, wenn sich c.p. das Einkommen der Nachfragerstaaten um ein Prozent verändert ( Export) Einkommensverteilung

Armut;

Gini-Koeffizient

Einkünfte, weiße

Qualifikationskonflikt

Einpunktklausel

International Commercial Terms;

Klausel

Einstellung (1) zeitlich relativ stabile, auf soziale Objekte gerichtete Verhaltensbereitschaft (Balderjahn, Sp.543). Einstellungen äußern sich als bewertende individuelle Überzeugungen, die in Form von Ablehnung oder Zustimmung auf konkrete Objekte bzw. Situationen Bezug nehmen. Manche Autoren sprechen emotional und/oder kognitiv auch von einer Geneigtheit, auf den jeweiligen Einstellungsgegenstand Werte und/oder konativ (d.h. durch Verhalten) zu reagieren. Im Gegensatz dazu repräsentieren kollektive Überzeugungen bezüglich der Wichtigkeit und Verbindlichkeit von Ordnungs- bzw. Gestaltungsprinzipien (wie Freiheit, Gleichheit, Leistung etc.). (2) Strittig ist, ob Einstellungen ein- oder besser mehrdimensional gemessen werden sollten. Der von L.L. Thurstone propagierte eindimensionale Ansatz betont den affektiven bzw. evaluativen Charakter von Einstellungen. Im Verlauf der 1960er- und der 1970er-Jahre fand jedoch der mehrdimensionale Ansatz in Gestalt der Drei-Komponenten-Theorie zunehmend Anhänger in der Einstellungsforschung. Sie definiert Einstellung als beständige affektive, kognitive und konative Reaktion auf ein Objekt. Metaanalysen gezeigt haben, lassen sich das Fishbein-Modell und Folgemodelle wie die (3) Wie Theorie des geplanten Verhaltens (vgl. Abb., nächste Seite) interkulturell anwenden ( Marktforschung, interkulturelle). Weder die Art der Datenerhebung, noch das zu analysierende Produkt, noch die Herkunft der Befragten (z.B. USA vs. Südkorea) beeinflussen die Parameter des Strukturmodells signifikant. Jedoch sagt das Modell das Verhalten von Angehörigen westlicher Länder (Amerika und Italien) treffender vorher als das von chinesischen und japanischen Probanden. Ferner belegen zahlrei-

318

Einstellung zu Geld & Reichtum

che Studien, dass individuelle Einstellungen in individualistischen Gesellschaften einen überproportional großen Beitrag zur Verhaltensprognose leisten, während in kollektivistischen Gesellschaften Normen und Werte mehr Anteil daran haben. Auch sind im kollektivistischen Kulturkreis soziale Erwartungen besonders prägnant und lassen wenig individuelle Variabilität zu. Theorie des geplanten Verhaltens Einstellung zu dem Verhalten Subjektive Norm

Verhaltensabsicht

Verhalten

wahrgenommene Verhaltenskontrolle Quelle: Ajzen/Madden (1986), leicht modifiziert.

(4) Im Rahmen der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit sind Einstellungen in vielerlei Ethnozentrismus (vgl. auch KonHinsicht bedeutsam, u.a. als spezielle Erscheinungsform von sumpatriotismus). Im Kontext der Konsumentenforschung wird damit die ablehnende Einstellung von Kunden gegenüber ausländischen Produkten bzw. Dienstleistungen aufgrund einer starken, nicht zuNation bezeichnet ( Identifikation; Patriotisletzt emotionalen Identifikation mit der eigenen nationalistische Wertvorstellungen. Diese mus). Im Extremfall hegen ethnozentrische Konsumenten Präferenz oder AbArt der pauschalen Ablehnung ausländischer Angebote steht im Gegensatz zur lehnung, welche durch Leistungs-, Qualitäts- oder sonstige Unterschiede begründet ist (vgl. auch die Country of Origin-Effekt). Ethnozentrismus lässt sich mit Hilfe einer stanAusführungen zu dem dardisierten Skala erfassen (CETSCALE). Falls keine inländischen Erzeugnisse zur Auswahl stehen, präferieren ethnozentrische Konsumenten Angebote aus kulturell ähnlichen Ländern ( Distanz, kulturelle). Auch die Kaufabsicht ist dann entsprechend größer. " Ajzen, I.; Madden, T.J.: Prediction of Goal-Directed Behavior. Attitudes, Intentions, and Perceived Behavioral Control, in: Journal of Experimental Social Psychology, Vol.22 (1986), May, pp.453-474. Bagozzi, R.P.; Wong, N.; Abe, S.; Bergami, M.: Cultural and Situational Contingencies and the Theory of Reasoned Action, in: Journal of Consumer Psychology, Vol.9 (2000), No.2, pp.97-106. Balderjahn, I.: Einstellungen und Einstellungsmessung, in: Tietz, B.; Köhler, R.; Zentes, J. (Hrsg.), Handwörterbuch des Marketing, 2.Aufl., Stuttgart 1995, Sp.543-555. Durvasula, S.; Andrews, J.C.; Netemeyer, R..G.: A Cross-Cultural Comparison of Consumer Ethnocentrism in the United States and Russia, in: Journal of International Consumer Marketing, Vol.4 (1997), pp.73-93. Farley, J.U.; Lehmann, D.R.; Ryan, M.J.: Pattern in Parameters of Buyer Behavior Models, in: Management Science, Vol.1 (1982), Spring, pp.181-204. Hui, C.H.; Triandis, H.C.: Measurement in Cross-Cultural Psychology. A Review and Comparison of Strategies, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.16 (1985), No.2, pp.131-152. Lee, C.; Green, R.T.: Cross-Cultural Examination of the Fishbein Behavioral Intentions Model, in: Journal of International Business Studies, Vol.22 (1991), No.2, pp.289-305. Shimp, T.A.; Sharma, S.: Consumer Ethnocentrism Construction and Validation of the CETSCALE, in: Journal of Marketing Research, Vol.24 (1987), August, pp.280-289. Watson, J.J.; Wright, K.: Consumer Ethnocentrism and Attitudes toward Domestic and Foreign Products, in: European Journal of Marketing, Vol.34 (2000), No.9/10, pp.1149-1166.

Einstellung zu Geld & Reichtum (1) variiert interkulturell. Schweizer bspw. glauben, dass Geld durch Gerissenheit und zwar harte, aber zumeist geistige Arbeit erworben wird ( Protestantismus-These). Lebensziel sei es, Geld zu akkumulieren und nicht, es auszugeben. Zahlreiche Italiener hingegen sind der Meinung, dass sich Geld nur durch harte, zumeist körperliche Arbeit verdienen lässt und dazu bestimmt sei, ausgegeben zu werden. Wenn sie etwas sparen, dann, um es später auszugeben. Für Briten ist es wichtiger als bspw. für Inder, Geld zu akkumulieren. Eine Analyse von europäischen und chinesischen Volksmärchen offenbart, dass in Europa Reichtum häufiger ambivalent dargestellt wird. Während Arme dort gewöhnlich die Rolle des „Guten“ verkörpern, sind in chinesischen Sagen immer nur „die Bösen“ arm. Mit Hilfe der Money Attitude Scale („Ich glaube fest daran, dass Geld all meine Probleme lösen kann“) wies R. Lynn nach, dass Männer mehr Wert auf Geld legen als Frauen.

Eklektische Forschungsstrategie

319

Kulturen das Thema Geld vielfach tabuisiert wird, so bedeutet dies nicht (2) Wenn in manchen zwangsläufig, dass man dort etwa bei der Preisauszeichnung von Ware ähnlich zurückhaltend ist. Deutsche Anbieter bspw. zelebrieren mit Preisbrechersymbolen (Faust, Blitz, Hammer) und NiedrigKult der Sparsamkeit. Wer wenig bezahlt, gilt als 'clever' und 'in'. Und preisen einen regelrechten „Geiz ist geil“, die lange Zeit zentrale Werbebotschaft von Saturn, hat Kultstatus erlangt. In Hongkong hingegen, wo pro Kopf der Bevölkerung mehr RollsRoyce zugelassen sind als anderswo auf der Welt und der finanzielle Status eines Menschen überaus wichtig ist, wünschen die Verbraucher keine Tiefpreise. Dies musste u.a. die amerikanische Handelskette Wal-Mart erfahren, die mit der thailändischen Joint Venture gegründet und in der damaligen Kronkolonie Handelsgruppe Ek Chor Distribution ein drei Märkte eröffnet hatte. Das Konzept von Wal-Mart, den durch sein riesiges Einkaufsvolumen ermöglichten Kostenvorteil den Kunden in Form von Dauerniedrigpreisen (teilweise) zu Gute kommen zu lassen, entsprach nicht den Erwartungen und Ansprüchen der Einheimischen an Service und Qualität. Deshalb sah sich das weltweit größte Handelsunternehmen zwei Jahre später gezwungen, dem thailändischen Partner die Geschäfte in Hongkong zu überlassen. " Dawson, M.: Chronik einer Expansion, in: LebensmittelZeitung, Nr.7 (19.2.1999), S.48-49. Dell’orto, G.; Doyle, K.O.: Poveri ma belli. Meanings of Money in Italy and in Switzerland, in: American Behavioral Scientist, Vol.45 (2001), No.2, pp.257-271. Doyle, K.O.; Doyle, M.R.: Meanings of Wealth in European and Chinese Fairy Tales, in: American Behavioral Scientist, Vol.45 (2001), No.2, pp.191-204. Dutta-Bergmann, M.J.; Doyle, K.O.: Money and Meaning in India and Great Britain. Tales of Similarities and Differences, in: American Behavioral Scientist, Vol.45 (2001), No.2, pp.205-222. Furnham, A.: Many Sides of the Coin. The Psychology of Money Usage, in: Personality and Individual Differences, Vol.5 (1984), pp.501-509. Glatzer, W.; Becker, J.; Bieräugel, R.; Hallein-Benze, G.; Nüchter, O.; Schmid, A.: Einstellungen zum Reichtum. Wahrnehmung und Beurteilung sozioökonomischer Ungleichheit und ihrer gesellschaftlicher Konsequenzen in Deutschland Berlin 2008. Lynn, R.: Sex Differences in Competitiveness and the Valuation of Money in Twenty Countries, in: Journal of Social Psychology, Vol.133 (1993), No.4, pp.507512.

Markteintrittsstrategie

Eintrittsstrategie Einwanderer

Akkulturation;

Einwanderungsland

Immigration

Gesellschaft, multi-ethnische

Einzelhandelsstruktur

Distributionspolitik, internationale

Einzelmarkenstrategie

Marke

Einzelmarktstrategie Einzigartigkeit EIRO EIS Ekel

Marke;

Marktpräsenzstrategie Werbung, kulturkonträre

European Industrial Relations Observatory Export-Import-Similarity Emotion

Eklektische Forschungsstrategie (1) geht davon aus, dass derart komplexe Phänomene wie Unternehmenserfolg oder Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit nicht mit Hilfe einer einzigen Theorie erklärbar sind. Deshalb wird immer wieder versucht, etablierte Erklärungsansätze „selektiv“ zur Analyse heranzuziehen. Vorrangiges Erkenntnisziel ist dabei nicht, die Erklärungskraft einer bestimmten Theorie am Beispiel einer bestimmten Fragestellung zu überprüfen, sondern eine gegebene, in der Realität bedeutsame Fragestellung bestmöglich zu beantworten, gegebenenfalls auch unter Zuhilfenahme verschiedener Theorien. Die Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit etwa lässt sich aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven beleuchten (vgl. Abb., nächste Seite). Aus Sicht der Entscheidungstheorie stehen z.B.

320

E-Kultur

(Entscheidungs-)Regeln, welche die Suche nach der besten Option unterstützen sollen, oder der Prozess der Entscheidung über die Internationalisierung im Vordergrund der Überlegungen ( Ansatz, entscheidungsorientierter). Die verhaltenswissenschaftlichen Theorien wiederum stellen den Entscheidungsträger in den Mittelpunkt der Argumentation und analysieren bspw. den Einfluss des individuell Risikos). Die wahrgenommenen Risikos auf die Markteintrittsentscheidung (d.h. des subjektiven Organisationstheorien legen den Schwerpunkt auf das Unternehmen und untersuchen bspw., welche Konsequenzen die Internationalisierung für die Organisationsstruktur hat. Beispielhafte Struktur der eklektischen Forschungsstrategie

Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit

Institutionenökonomie

Risikoforschung Entscheidungstheorie

Wissensmanagement

Organisationstheorien

Verhaltenswissenschaftliche Theorien

Quelle: in Anlehnung an Engelmeyer (1992, S.399).

Allerdings ist die Mehrzahl derartiger theoretischer Abgrenzungen und Zuordnungen letztlich mehr oder minder willkürlich. Beispielsweise bedienen sich sowohl die Verhaltenswissenschaften als auch Konstrukte „Risikoaversion“ und „Risikobereitschaft“, wie die deskriptive Entscheidungstheorie der nicht zuletzt die so genannte Risky Shift-Forschung gezeigt hat. Sie befasst sich mit der Frage, ob (künstliche und/oder natürliche) Gruppen risikoreichere Entscheidungen treffen als Individuen. (2) Der von J.H. Dunning formulierte integrative Ansatz der Internationalisierung ging als eklektischer Ansatz in die Literatur ein. Er verbindet volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Erklärungsansätze ( Ansatz, eklektischer). " Dähn, M.: Wettbewerbsvorteile internationaler Unternehmen, Wiesbaden 1996, S.27ff. Engelmeyer, E.: Identitätsorientierte interkulturelle Personalführung aus gesellschaftstheoretischer Perspektive, in: Schoppe, S.G. (Hrsg.), Kompendium der Internationalen Betriebswirtschaftslehre, 2.Aufl., München 1992, S.395-438. Flick, U.: An Introduction to Qualitative Research, 4th Ed., London 2009. Grabner-Kräuter, S.: Diskussionsansätze zur Erforschung von Erfolgsfaktoren, in: Journal für Betriebswirtschaft, 43.Jg. (1993), Nr.6, S.278-300. Link, W.: Erfolgspotentiale für die Internationalisierung, Wiesbaden 1997, S.34ff. Mayring, P.: Einführung in die qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zu qualitativem Denken, 5.Aufl., Weinheim 2002. Mayring, P.: Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken, 10.Aufl., Weinheim 2010.

E-Business; E-Kultur lungsverkehr E-Kunden

Basel II

Elastizität

Metaanalyse

Electronic Commerce

E-Government;

E-Commerce

E-Procurement;

Gesetz zum Elektronischen Zah-

Embargo

321

Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport Regelwerk zur Standardisierung des elektronischen Austausches von Transaktionsdaten zwischen Unternehmen (EDIFACT). Transaktionsdaten fallen etwa bei Bestellungen und Rechnungen an. Auf Vereinten Nationen wurden dabei Syntax und Formate von Dokumenten mit folVeranlassung der genden Zielen standardisiert: Erleichterung einer integrierten, Länder- und Unternehmensgrenzen überwindenden Informationswirtschaft, Beschleunigung und Koordination der Kommunikation. Electronic Manufacturing Services Elfenbeinhandel

Beschaffung, globale

Ethisch bedenkliche Erscheinungsformen der Internationalisierung

Élysée-Vertrag (1) wurde am 22.1.1963 von dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer und Staatspräsident Charles de Gaulle im Pariser Élysée-Palast unterzeichnet. Dieser deutsch-französische Freundschaftsvertrag war nach der am 9.5.1950 vereinbarten Montan-Union der zweite institutionelle Schritt der Europäischen Union. Es folgten, von Valérie Giscard beiden „Erbfeinde“ auf dem Weg zur d’Estaing und dem späteren Bundeskanzler Helmut Schmidt maßgeblich initiiert, am 13.3.1979 das WechselEuropäische Währungssystem (EWS). Dessen Mitgliedsländer verpflichteten sich, ihre kurse nötigenfalls durch Interventionen zu stabilisieren ( Wirtschafts- und Währungsunion). (2) Der Vertrag sah halbjährliche Gipfeltreffen zwischen den Regierungen vor und führte zur Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerks. Im Einzelnen strebte der 18 Kapitel umfassende Vertrag eine enge Zusammenarbeit in Erziehungs- und Jugendfragen, der Außenpolitik und der Verteidigung an, kam jedoch an vielen Stellen über Absichtserklärungen nicht hinaus. 1988, zum 25. Jahrestag, wurde der Pakt um zwei Protokolle erweitert, welche den deutsch-französischen Verteidigungs- und Sicherheitsrat sowie den Wirtschafts- und Finanzrat ins Leben riefen. In einer dem Vertrag vorangestellten Erklärung heißt es, die Versöhnung habe eine jahrhundertealte Rivalität beendet und sei ein geschichtliches Ereignis, welches „das Verhältnis der beiden Völker zueinander von Grund auf neu gestaltet.“ Embargo (1) Verbot des Exports bestimmter „sensibler“ Güter (insb. Erdöl, Waffen u.a. strategische Güter) in Dual-Use-Güter). Im Gegensatz zum Protektionismus bestimmte Länder (z.B. Krisenregionen; geht es dabei vordergründig nicht um den Schutz heimischer Anbieter, sondern primär darum, politiWirtschaftsblockade ist das sche Interessen gegenüber anderen Staaten zu verfolgen. Anders als die COCOM-HochtechnoEmbargo selektiv, d.h. auf einzelne, kritische Güter beschränkt (vgl. z.B. das logieembargo oder das Waffenembargo). Eine besondere Erscheinungsform ist das Kapitalembargo, Bundesamt für das allerdings zumeist als „Kapitalverkehrsbeschränkung“ bezeichnet wird. Vom Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), Eschborn, kann ein „Merkblatt für den Außenwirtschaftsverkehr mit Embargo-Ländern“ bezogen werden. (2) Das Office of Foreign Assets Control des Departments of Treasury erstellt für die USA zusammen mit anderen einschlägigen Institutionen die so genannte OFAC-Embargoliste. Sie führt die Namen jener Länder, Reedereien, Export- und/oder Importunternehmen sowie Einzelpersonen auf, die, gemäß einer Entscheidung einer US-Behörde, zu überwachen und/oder mit einem Embargo belegt sind. Da dies häufig der Fall ist, sprechen führende US-Ökonomen von einer großenteils nutzlosen und letztlich selbstdestruktiven Strategie des Sanctions Overkill. Hinzu kommen die unkontrollierbaren Auswirkungen auf die Bevölkerung. " Barry M.: Effect of the U.S. Embargo and Economic Decline on Health in Cuba, in: Annals of Internal Medicine, Vol.132 (2000), No.2, pp.151-154. Ellings, R.J.: Embargoes and World Power, Boulder/CA 1985. Garfield, R.; Santana, S.: The Impact of the Economic Crisis and the US Embargo on Health in Cuba, in. American Journal of Public Health, Vol.87(1997), No.1, pp.15-20.

322

Emblem

Emblem kulturspezifisch definierte nonverbale Geste ( Kommunikation, nonverbale). Zu den bekanntesten Emblemen zählen das „Ok“-Zeichen wie auch das „Bei dir piepsts wohl“-Zeichen. " Archer, D.: Unspoken Diversity. Cultural Differences in Gestures, in: Qualitative Sociology, Vol.20 (1997), pp.79-105.

EMD

Einkaufskontor

Emerging Markets (1) nichtindustrialisierte Volkswirtschaften mit relativ geringem Pro-Kopf-Einkommen ( Bruttosozialprodukt), deren Kapitalmärkte unterentwickelt sind und die ein vergleichsweise starkes WirtBRICS-Staaten; Schwellenland). Zu dieser Kategorie von schaftswachstum aufweisen (vgl. auch Ländern zählen bspw. Brasilien, Südkorea, Mexiko, Südafrika, Thailand und die Mehrzahl der mittelund osteuropäischen Länder ( MOE-Länder; vgl. Abb.). Ausgewählte Emerging Markets Afrika

Asien

Lateinamerika

Naher/Mittlerer Osten

Osteuropa

Ägypten Algerien Libyen Marokko Nigeria Simbabwe Südafrika Tunesien

China Indien Indonesien Malaysia Pakistan Philippinen Thailand Vietnam

Argentinien Brasilien Chile Ekuador Kolumbien Mexiko Peru Venezuela

Golf-Staaten Irak Iran Israel Jordanien Libanon Syrien Türkei

Bulgarien Polen Rumänien Russland Slowakei Tschechien Ukraine Ungarn

Quelle: Emerging Markets Directory 2006; auf der Basis von Koch (2006, S.487).

(2) Für Investoren sind Emerging Markets aus zweierlei Gründen interessant: Erstens verspricht eine Aktienanlage wegen des dynamischen wirtschaftlichen Wachstums dieser Volkswirtschaften eine Industrieländern. Aufgrund von Diversifikationseffekten lässt höhere Rendite als Investitionen in sich dadurch zweitens das Anlagerisiko eines Gesamtportfolios reduzieren ( Risikomanagement). Zugleich aber sind Investitionen in Emerging Markets überproportional risikoreich ( Risiko). Hierfür sorgen zunächst die sich häufig unvermutet ändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen (z.B. in Gestalt einer Beschränkung des Kapitaltransfers oder der Möglichkeit der Enteignung von Investoren. Vor Währungsrisiko kann man sich häufig nicht mittels Termingeschäften schütdem bestehenden zen. Zumeist ist auch die Informationsgrundlage (etwa über das Unternehmen, in das man investieren möchte) ungenügend ( Länderrisiko). " Garten, J.E.: Troubles Ahead in Emerging Markets, in: Harvard Business Review, no.Vol. (1997), No.3, pp.38-50. Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006. Mobius, M.: Emerging Markets. Ein Wegweiser für Anleger und Investoren, Stuttgart 1995.

(

http://www.emdirectory.com

Emic Gegensatz zu etic. Die häufig gestellte Grundsatzfrage, ob Phänomene wie Kompetenz, Intellikulturfrei, oder „emisch“ ( kulturspezifisch) sind, geht auf den Linguisten genz etc. „etisch“, d.h. K.L. Pike zurück. Er bezeichnete Laute, die nur in einer bestimmten Sprache auftreten, als „Phonemics“, universell präsente Töne hingegen als „Phonetics“. In der Persönlichkeitsforschung und psychologischen bzw. personalwirtschaftlichen Diagnostik reichen die Versuche, kulturfreie Intelliinterkulturellen Kontext stehen 'emic' für kulturgenztests zu entwickeln, noch weiter zurück. Im spezifische und 'etic' für universalistische Elemente ( Universalismus). Letztere können in vielen Kulturen angewendet werden. 'Emics' hingegen verlieren einen Teil ihrer Bedeuunterschiedlichen

Emigration

323

Kultur überträgt. Für die Wirtschaftswissenschaften ist diese Untung, wenn man sie in eine andere Vergleichsanalyse bedeutsam. terscheidung mit Blick auf die " Holzmüller, H.H.: Konzeptionelle und methodische Probleme in der interkulturellen Management- und Marketingforschung, Stuttgart 1995. Pike, K.L.: Language in Relation to a Unified Theory of the Structure of Human Behavior, The Hague 1967. Triandis, H.C.: Culture and Social Behavior, New York 1994.

Emigration (1) Erscheinungsform der Migration, welche umgangssprachlich als Auswanderung bezeichnet Heimat (lat. = emigrato) kann freiwillig (z.B. mit dem Ziel der Verwird. Das Wegziehen aus der besserung beruflicher Chancen bzw. anderer Lebensperspektiven) oder erzwungenermaßen geschehen rassistisch und/oder religiös motivierter Benachteiligung bzw. Verfolgung zu (z.B. um politisch, entgehen). Wie das Beispiel beruflich veranlasster „Emigration auf Zeit“ zeigt ( Entsendung), sind Expatriate für die Grenzen zwischen freiwillig und erzwungen allerdings fließend: Übernimmt der Auslandsniederlassung seines Unternehmens, um mehrere Jahr eine berufliche Position in einer seine Karrierechancen zu verbessern (d.h. freiwillig), oder weil es in einem Maße von ihm „erwartet“ wird, dass die Umschreibung „sanfter Zwang“ eine Untertreibung wäre? (2) Weltweit ist die Zahl der Emigranten zwischen 1975 und 2000 von 85 Mio. auf 175 Mio. gestiegen. Wie die International Organisation for Migration berichtet, sind diese Menschen nicht zuletzt für ihre Herkunftsländer ein beträchtlicher Wirtschaftsfaktor. Im Jahre 2000 summierten sich die RücküberweiEntwicklungshilfe entsungen der Auswanderer zu 176 Mrd. $, was dem Dreifachen der weltweiten spricht (= 57 Mrd. $). Die mit Abstand stärksten Rückflüsse konnten Indien und Mexiko mit jeweils knapp zehn Mrd. $ verbuchen, vor den Philippinen, Marokko, Ägypten, Türkei, Libanon, Bangladesch, Jordanien und der Dominikanischen Republik. Wie der Nettoemigrationswert zu erkennen gibt, sind Mexiko, China und Pakistan die wichtigsten Herkunftsländer der Emigranten (vgl. Abb.). 2007 betrug dieser Wert im Falle der Bundesrepublik Deutschland (680.766 Zugezogene – 636.854 Fortgezogene) = 43.912, was allerdings einen drastischen Rückgang gegenüber dem 1992 erreichten Höchststand von (1.502.198 Zugezogene – 720.127 Fortgezogene =) 782.071 bedeutet. Durchschnittlicher Nettowert der Auswanderung (Auswanderer-Zuwanderer 2000-2005) Mexiko

400.000

Indonesien

200.000

China

390.000

Philippinen

180.000

Pakistan

362.000

Ukraine

140.000

Indien

280.000

Kasachstan

120.000

Iran

276.000

Sudan

104.000

Quelle: Vereinte Nationen, in: Die Zeit, Nr.40 (28.9.2006), S.26.

(3) Das Bundesverwaltungsamt für Auslandstätige und Auswanderer ist mit allen Phänomenen der Emigration befasst, soweit Deutsche bzw. Deutschland davon betroffen sind. Deutsche emigrierten zuletzt in größerem Maße während der Nachkriegszeit. In der jüngeren Vergangenheit stieg aus einer Globalisierung, Fall des Eisernen Vorhangs) die Zahl der Vielzahl von Gründen (Strukturkrise, Auswanderer wieder sprunghaft. Zwischen 1954 und 1960 verließen „nur“ knapp 733.000 Staatsbürger Deutschland, zwischen 1990 und 1996 aber mehr als 803.000. Im Jahre 2007 emigrierten nach AngaStatistischen Bundesamtes 161.105 Deutsche, davon etwas mehr Männer (56%) als Frauen. ben des Da im gleichen Jahr 106.014 Deutsche aus dem Ausland zurückkehrten, beträgt die Nettoemigration im Vergleichsjahr 55.091 Personen. Die vorrangigen Ziele der Auswanderer waren und sind die Schweiz (2007 = 22.776), die USA (= 14.208), Österreich (= 11.099) und Großbritannien (9.909). Dass viele auch nach Polen emigrierten (= 10.337), lässt sich mit Rückwanderung erklären. Während hierfür enttäuschte Hoffnungen der wichtigste Anlass sein dürften, zieht das klassische Einwanderungsland USA, das Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“, auch heute noch die so genannten Chancensucher in großer Zahl an. Fehlende individuelle berufliche Perspektive und soziopolitische Stagnation hierzulan-

324

Emigration, innere

de sind wesentliche Gründe für dieses so genannte kritische Lebensereignis. Dem allzu fürsorglichen Staat werfen auch jene, die in anderen angelund deshalb von vielen als erdrückend empfundenen sächsischen Ländern (insb. Australien, Kanada oder Neuseeland) ihr Glück suchen, ein Übermaß an Bürokratie und staatlicher Aufsicht vor ( Bürokratiekosten; Standortfaktor Bürokratiekosten). Das Europa wollen weiterhin auch die Menschen hinter sich lassen, die es nach „alte“, überregulierte Südafrika oder Brasilien zieht. " Martin, P.; Widgren, J.: International Migration. Facing the Challenge, in: Population Bulletin, Vol.57, No.1 (March), Population Reference Bureau, Washington/DC 2002. Müller, S., Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.8ff.

(

http://www.bva.bund.de

Emigration, innere Emisch

Entsendung

Emic

Emotion (1) Gefühlszustand. Emotionen lassen sich in die acht Basisemotionen Freude, Vertrauen, Furcht, Überraschung, Traurigkeit, Ekel, Ärger und Erwartung sowie die aus diesen zusammengesetzte Emotionen unterteilen. So vereint die zusammengesetzte Emotion Freundlichkeit die Basisemotionen Freude und Vertrauen, während die Basisemotionen Ekel und Ärger Verachtung ergeben. (2) Aus kulturvergleichender Sicht ( Kultur) bedeutsam ist die Differenzierung zwischen pankultuKulturen in vergleichbarer rellen Emotionen, von denen man anfangs annahm, dass sie in allen Weise mimisch ausgedrückt und gedeutet werden (Ekel, Fröhlichkeit, Furcht, Trauer, Überraschung und Wut), und solchen, die kulturspezifisch sind ( Kommunikation, nonverbale). Für die kulturelle Relativität von Gefühlen („Emotionen sind soziale Konstruktionen“) spricht, dass zwischen der Differenziertheit der verbalen Bezeichnung von Gefühlszuständen und der Differenziertheit des Erlebens von Gefühlen ein Zusammenhang besteht. So verfügen Tahitianer nur über wenige Begriffe, um Zustände der Trauer auszudrücken (z.B. „sich schwer und müde fühlen“, „keinen inneren Anschub verspüren“). Hingegen ist ihr Vokabular reichhaltig, wenn es gilt, Ärger zu verbalisieren. Neuere Untersuchungen sprechen jedoch dafür, dass pankulturell nur die Deutungsregeln sind, während vielfach so genannte kulturell geprägte Emotionsregeln ( Normen) darüber entscheiden, welche Gefühle in welcher Situation wie angemessen mimisch ausgedrückt werden: Mimik als eine gelernte Reaktion auf kulturelle Konventionen. Emotionsregeln beantworten auch die Frage, in welchem Maße Gefühle „gezeigt“ werden dürfen oder „versteckt“ werden müssen ( Gesicht wahren). So bewirkt die Harmonie wahren zu müssen, dass in konfuzianisch geprägten Gesellschaften so geNorm, nannte negative Emotionen (z.B. Wut, Zorn, Enttäuschung) möglichst nicht mimisch offenbart werden. Dies gilt in besonderem Maße auch für die Emotion Neid, welche die katholische Lehre zu den sieben Buddhismus wird der Neid den fünf Geistesgiften zugerechTodsünden zählt ( Christentum). Im net (zusammen mit Hass, Gier, Stolz und Unwissenheit). Nach P.J. Lang variieren Emotionen in allen Kulturen bzw. Gesellschaften auf drei Dimensionen: „Missfallen vs. Freude“, „Dominanz vs. Unterwürfigkeit“ und „schwaches vs. starkes Aktivitätsniveau“. Davon ausgehend konstruierte er eine visuelle, d.h. sprach- und kulturfreie Skala, das SelfAssessment Manikin, das unverzerrte („unbiased“) Messungen im interkulturellen Kontext ermöglichen soll ( Cultural Bias; Marktforschung, interkulturelle). Religionspsychologie unmittelbar und für das Interkulturelle Marketing mittelbar (3) Das für die bedeutsame Konzept der vier religiösen Emotionen fasst Vertrauen, Geborgenheit, Dankbarkeit und Freude zusammen. Sie verhelfen dem Gläubigen zu Lebensfreude und unterstützen ihn in seiner Lebensbewältigung ( Religion). " Argyle, M.: Körpersprache & Kommunikation. Das Handbuch zur nonverbalen Kommunikation, 8.Aufl., Paderborn 2002. Beile, H.: Religiöse Emotionen und religiöses Urteil, Ostfildern 1998. Ekman, P., Friesen, W.V.: A New Pan-Cultural Facial Expression of Emotion, in: Motivation and Emotion, Vol.10 (1986), pp.159-168. Lang, P.J.: The Cognitive Psychophysiology of Emotion. Anxiety and Anxiety Disorders, Hillsdale 1985. Levy, R.I.: The Emotions in Comparative Perspective, in: Scherer, K. R.; Ekman, P.

Energieeffizienz

325

(Eds.), Approaches to Emotion, Hillsdale/NJ 1984, pp.397-410. Matsuda, H.: Die Eigenschaften der japanischen Unternehmensführung, in: Gaugler, E.; Zander, E. (Hrsg.), Haben uns die Japaner überholt? Heidelberg 1981, S.51-82. Morris, J.D.: SAM. The SelfAssessment Manikin. An Efficient Cross-Cultural Measurement of Emotional Response, in: Journal of Advertising Research, Vol.35 (1995), No.6, pp.63-68. Plutchik, R.: The Emotions, Lanham 1991. Ricci-Bitti, P.; Brighetti, G.; Garotti, P.L.; Boggi C.P.: Is Contempt Expressed by Pan-Cultural Facial Movements?, in: Forgas, J.P.; Innes, J.M. (Eds.), Recent Advances in Social Psychology. An International Perspective, Amsterdam 1989. Rothlauf, J.: Interkulturelles Management, 3.Aufl., München 2009. Scherer, K.R.; Wallbott, H.G.: Evidence for Universality and Cultural Variation of Differential Emotion Response Patterning, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.66 (1994), pp.310-328.

Emotion, negative

Emotion

Emotion, pankulturelle Gefühl, das weltweit auf die gleiche Weise, d.h. unabhängig von kulturspezifischen Einflüssen, erlebt Emotionen und ausgedrückt wird ( Universalismus). Laut der neueren Forschung zählen dazu die Ekel, Fröhlichkeit, Furcht, Trauer, Überraschung, Verachtung und Wut (zum kulturrelativistischen Ansatz vgl. Kommunikation, nonverbale). Emotionsregel

Emotion;

Erklärungsansatz, neurokultureller;

Kommunikation, nonverbale

Empathie Persönlichkeitsmerkmal, welches die Eigenschaft bzw. Fähigkeit, die Bedürfnisse, Emotionen, Handlungsabsichten etc. von Interaktionspartnern (mitfühlend) zu erkennen und darauf situativ angeKonstrukten wie messen zu reagieren, beschreibt. Empathie spielt bei der Konzeptionalisierung von Handlungskompetenz oder interkulturelle Kompetenz eine bedeutende Rolle ( Kompetenz interkulturelle). Empfangspapier

Konnossement

Empfangsstaatsprinzip Empfehlung, persönliche Empirische Zielforschung

Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste Beeinflussbarkeit;

Beziehungskultur

Ziele der Internationalisierung

Empirismus erkenntnistheoretische Richtung, welche für die Aufklärung eine wichtige Rolle gespielt hat. Nach Auffassung der intellektuellen Wegbereiter des Empirismus (T. Hobbes, D. Hume, J. Locke und J.S. Mill) sind Sinneserfahrung („Sensualismus“), systematische (Natur-)Beobachtung und Experimente die einzigen verlässlichen Quellen der Erkenntnis. Der logische Empirismus entstand im 20. Jahrhundert zum einen als Reaktion auf die Einwände des so genannten Empiriokritizismus. Seine Vertreter kritisierten die dem Empirismus immanente Annahme der Existenz einer bewusstseinsunabhängigen und durch die genannten Instrumente identifizierbaren Objektwelt: Dies sei letztlich nur eine naive metaRealitätskonstruktion; Weltbild). Zum anderen spielte physische Spekulation ( Metaphysik; Neopositivismus eine wichtige Rolle ( Rationalisauch K.R. Poppers Kritik an den Aussagen des mus, kritischer; Theorie; Wissenschaftstheorie). EMS

Beschaffung, globale

Endverbleib

Reexportgenehmigung

Energiecharta Energieeffizienz

Europäische Energiecharta Ökodesign-Richtlinie

326

Energieverbrauch

Energieverbrauch lässt sich absolut (China bspw. verbrauchte 2005 knapp 330 Mio. To Erdöl), aber auch relativ erfassen. Bruttoinlandsprodukt gesetzt, kann diese Maßzahl als ein In Relation zu dem damit erwirtschafteten Indikator der Energieeffizienz einer Volkswirtschaft genutzt werden ( Effizienz). Die deutsche Wirtschaft, die derzeit 44% weniger Energie als zu Beginn der 1970er-Jahre benötigt, um 1.000 $ reales Bruttoinlandsprodukt zu erzeugen, rangiert bei dieser Betrachtung im Mittelfeld (vgl. Abb.). Irland verdankt seine Führungsposition nicht zuletzt dem Umstand, dass während des Bezugsjahrs das Verarbeitende Gewerbe der Republik Irland vergleichsweise wenig entwickelt war. Primärenergieverbrauch ausgewählter Industrienationen (je 1.000 $ BIP, in kg Öleinheiten, 2003) Kanada

282,2

Japan

152,1

Tschechien

272,8

Großbritannien

145,0

USA

220,8

Österreich

140,4

Schweden

206,4

Italien

122,4

Frankreich

168,4

Irland

119,7

Deutschland

166,5

Quelle: International Energy Agency, in: iwd, Nr.48 (1.12.2005), S.2.

Energy Star

Umweltsiegel

Engel-Koeffizient (1) erfasst das Wohlstandsniveau einer Gesellschaft als Einkommensanteil, den die dort lebenden Menschen für Nahrungsmittel ausgeben (müssen). Diesem Zusammenhang liegt eine Gesetzmäßigkeit zugrunde, welche der Statistiker E. Engel im 19. Jahrhundert erstmals beschrieben hat. Demnach sinkt der Anteil des Einkommens, den ein Haushalt für die Ernährung ausgibt, mit steigendem Einkommen. Das Beispiel Chinas, dessen Engel-Koeffizient zwischen 1985 und 2003 von 0,52 auf 0,38 sank, bestätigt erneut das Engelsche Gesetz. (2) Ein alternativer Wohlstandsindikator ist das Bruttosozialprodukt ( Armut). " Engel, E.: Die Productions- und Consumtionsverhältnisse des Königreichs Sachsen, in: Zeitschrift des statistischen Büreaus des Königlich Sächsischen Ministeriums des Inneren, 1857, Nr.8/9. Erling, J.: Vom Fahrrad zum Ferrari, in: McK Wissen, 3.Jg. (2004), Nr.10, S.52-61. Roth, S.J.: VWL für Einsteiger. Eine anwendungsorientierte Einführung, 2.Aufl., Stuttgart 2007.

Englisch

Weltsprache

Englische Auktion

Auktion

Enkulturation Hineinwachsen in die eigene Kultur und Übernahme kulturspezifischer Werte. Von der EnkulturatiAkkulturation (d.h. das Hineinwachsen in eine Fremdkultur und die mehr on abgegrenzt wird die Kulturstandards, Normen und Werten, die für die oder weniger weitgehende Übernahme jener Assimilation. Im Verlauf Fremdkultur charakteristisch sind). Enkulturation ist ein Spezialfall der des Enkulturationsprozesses lernt der Einzelne bspw., welche Aspekte einer Information in einer bestimmten Situation relevant sind, welche Informationen er wann abrufen muss, um kulturadäquat handeln zu können ( Kulturstandard). Er erlernt ein kulturspezifisches Orientierungssystem, das die Interaktion mit Angehörigen der eigenen Kultur erleichtert (da sie das gleiche Orientierungssystem verinnerlicht haben), aber die Interaktion mit Angehörigen einer Fremdkultur erschwert (da sie ein andersartiges Orientierungssystem verinnerlicht haben). " Edeler, B.; Wolfradt, U.; Pitschke, N.: Einfluss kulturspezifischer Normen auf die soziale Urteilsbildung, in: Zeitschrift für Sozialpsychologie, 27.Jg. (1997), Nr.3, S.161-171. Herskovits, M.J.: Man and his Works. The Science of Cultural Anthropology, New York 1948. Hurrelmann, K.: Einführung in die Sozialisationstheorie, 9.Aufl., Weinheim 2006. Oerter, R.; Montada, L.: Entwicklungspsychologie, 5.Aufl., Weinheim 2002.

Entscheidungsfindung

327

Enlargement Address Book Adressbuch der Europäischen Kommission. Es enthält u.a. Namen und Adressen der EU-Delegationen in den Beitrittsstaaten, der nationalen Koordinierungsstellen für die EU-Hilfe in den Beitrittsstaaten sowie der nationalen Programme für die verschiedenen Politikbereiche (Finanzen, Forschung, Landwirtschaft, Normen etc.), welche die Anpassung an den gemeinschaftlichen „Besitzstand“ beschleunigen sollen ( Konvergenz). Darüber hinaus finden sich in dem EAB die Anschriften von wichtigen Kontaktpersonen. ( http://ec.europa.eu.int/comm/enlargement/docs/index.htm Enteignung

Länderrisiko

Enterprise Europe Network Europäischen Kommission. Dies sieht neben Information und Beratung Dienstleistungsangebot der über Auslandsmärkte, Fördermaßnahmen, EU-Richtlinien und Verordnungen sowie über die Möglichkeit von Technologietransfer auch Kooperationsveranstaltungen, Delegationsreisen und Seminare vor. klein- und mittelständische Unternehmen. Primäre Zielgruppe sind ( http://ec.europa.eu/enterprise-europe-network Entrepreneurship

Kontingenzansatz der Internationalisierung

Entscheidung Wahl zwischen zwei oder mehr Optionen. Häufig ist unklar, ob mit dem Begriff „Entscheidung“ Willensbildung gemeint ist oder die Umsetzung einer gefällten Entscheidung (d.h. Willensdurchsetzung). GruppenentscheiZu beachten sind u.a. folgende Differenzierungen: Individualentscheidungen von dungen, rationale Entscheidungen von intuitiven Entscheidungen sowie Einzelentscheidungen von Metaentscheidungen. " Kirsch, W.: Entscheidungsprozesse, Bd.1-3, Wiesbaden 1970-1971.

Entscheidungsfindung wurde mit Blick auf die Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit bislang vergleichsweise selten empirisch analysiert. Folglich ist weitgehend unbekannt, wie Manager bspw. darüber entscheiDirektinvestition vorgenommen werden soll oder ob den, ob in einem bestimmten Ländermarkt eine Markteintritt mit der es angesichts des begrenzten Marktvolumens mehr Erfolg verspricht, den Lizenz zu beginnen. Vergabe einer Die wenigen vorliegenden einschlägigen Studien sind nicht ohne gravierende Schwächen. Besonders schwerwiegend ist das Theoriedefizit ( Theorie). Entweder wird von vornherein auf eine theoretische Fundierung verzichtet oder sie ist nur bruchstückhaft erkennbar. Hinzu kommen eine Vorliebe für GeneraliFallstudien bzw. eine – zu – geringe Zahl an Investitions- Entscheidungen, so dass sierungen kaum möglich sind. Aus der häufig gegebenen Beschränkung auf ein Land folgt, dass interkulturelle Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten nicht aufgedeckt werden können. Wenn, dann widmet man sich häufig dem idealtypischen Ablauf des Entscheidungsprozesses (bzw. Zielen des Unternehmens auf die Entscheidung, nicht Teilen davon). Dabei wird der Einfluss von Konstrukte, wie (persönliche) Moaber die Rolle konkreter, verhaltenswissenschaftlich erklärbarer Risikobereitschaft, untersucht. Anders als Y. Aharoni, der bereits vor mehr als 40 Jahren tive oder Paradigma legte ( Bemit dem Behavioral Man wesentliche Grundlagen für ein realitätsnahes Behavioristische Theorie der Internationalisierung), geht dieses von der havioral Man-Ansatz; Investitionstheorie geprägte Forschungsfeld großenteils noch immer von einem anderen (d.h. unrealisMenschenbild aus: Der utopische Economic Man besitzt alle relevanten Informationen, tischen) handelt rational und wählt aus einer bestimmten Anzahl an Optionen grundsätzlich die optimale Option aus. Die Kosten der Informationsbeschaffung und Informationsverarbeitung sind für ihn ohne Belang.

328

Entscheidungsfindung

In der Realität aber steht einem Entscheider im Regelfall nur eine begrenzte Menge an Informationen zur Verfügung, die er aufgrund der allen Menschen gegebenen beschränkten InformationsverarbeiHeuristiken, zu denen u.a. tungskapazität überdies nur ungenügend verarbeiten kann (bspw. mittels Distanz, psychische). Gewöhnlich sind Entscheider, da sie kognitiven die psychische Distanz zählt; Restriktionen unterliegen und im Extremfall sogar 'simple minded' sind, auch nicht in der Lage, komplexe Entscheidungsprobleme kognitiv zu strukturieren. Überdies nehmen sie das Entscheidungsumfeld 'biased', d.h. systematisch verzerrt wahr ( Bias). Hinzu kommen häufig unberechenbare gruppendynamische Einflüsse. Denn Internationalisierung – etwa durch Direktinvestition - das Ergebnis eines vielschichtigen organisationalen Entscheidungsprozesses, an welchem zahlreiche Manager mit jeweils eigenen - und schon deshalb - divergierenden Zielen und Nutzenerwartungen beteiligt sind. Daraus erwachsen Konflikte bzw. Auffassungsunterschiede, welche die Formulierung eines einheitlichen Zielsystems verhindern bzw. behindern. Deshalb sind Aussagen wie: „das“ Unternehmen verfolgt mit der Internationalisierung dieses oder jenes Ziel, streng genommen falsch. Hinzu kommt, dass reale Manager zumeist nicht in der Lage sind, den Zielerreichungsgrad zu maximieren. Aufgrund einer Vielzahl von Restriktionen brechen sie im Regelfall den Entscheidungsprozess ab, sobald eine Option gefunden wurde, welche ihre Erwartungen mehr oder weniger erfüllt („Satisficer“). Erwartungen sind eine Funktion von zurückliegenden Erfahrungen (Erfolgen, Misserfolgen etc.). Allerdings können auch sie stark subjektiv gefärbt sein. Denn in der Nachentscheidungsphase kommt es regelmäßig zur (häufig „selbstwertdienlichen“) Zuschreibung von Erfolg bzw. Misserfolg, aber auch zur Umbewertung und Rechtfertigung von Fehlschlägen. Wie sich dissonanztheoretisch bzw. attributionstheoretisch leicht erklären lässt, schreiben Menschen ihre Erfolge vorzugsweise dem eigenen Können zu, etwaige Misserfolge hingegen unvorhersehbaren situativen Einflüssen bzw. Entwicklungen des Marktes (z.B. Rezession), welche der einzelne Manager nicht beeinflussen kann und die deshalb von ihm auch nicht zu verantworten sind. Innerbetriebliche Opponenten bzw. Kritiker hingegen bevorzugen gewöhnlich das gegensätzliche Attributionsmuster ( Attributionstheorien): Erfolge anderer sind aus deren Sicht das Ergebnis von Glück bzw. unerwartet günstigen Umfeldbedingungen (z.B. unvermutet starke Auslandskonjunktur, Versagen der Konkurrenten), während sie Misserfolge bevorzugt als Konsequenz von Missmanagement, ungenügender Auslandserfahrung oder fahrlässiger Fehleinschätzung Länderrisiko). deuten (z.B. (2) Viele Entscheider bevorzugen risikoarme Projekte bzw. engagieren externe Berater, da sie Unsicherheit vermeiden und/oder nicht alleine die Verantwortung übernehmen wollen. Anstatt quantitative Methoden (z.B. Prognose- bzw. Investitionsrechnungen) einzusetzen, um die verschiedenen Optionen einer Direktinvestition zu bewerten und auszuwählen, behilft man sich zumeist mit relativ simplen Entscheidungsroutinen bzw. Heuristiken. Der im Folgenden skizzierte Entscheidungsprozess ist idealtypisch vereinfacht (vgl. Abb.; nächste Seite). Bei näherer Betrachtung erkennt man, dass auf jeder der sieben Stufen spezifische Entscheidungsprozesse ablaufen: „Entscheidungsprozesse zweiter Ordnung“. Wissenschaft aber muss sich damit begnügen, Teile dieses in seiner Ganzheit utopischen Globalmodells zu konkretisieren bzw. empirisch zu überprüfen. Bislang konzentrierte sich die Forschung auf die Phasen 3 (= Bewertung der zur Verfügung stehenden Optionen) und 4 (= Auswahl einer oder mehrerer Optionen). Dabei wollte man insb. ergründen, welche Kriterien Manager heranziehen, um eine Entscheidung zu fällen, und warum sie letztlich dieser oder jener Option den Vorzug geben. Warum entscheiden sie sich also bspw. im Falle von Land A (z.B. Mexiko) für den direkten Export, mit Blick auf Land B (z.B. USA) aber für den Aufbau einer Produktionsstätte ( Export, direkter; Direktinvestition)? (3) Die Tendenz zur internal-dispositionalen und insb. zur selbstwertdienlichen Attribution lässt sich primär in individualistischen Kulturen und bei Idiozentrikern beobachten ( Individualismus vs. Kollektivismus). " Aharoni, Y.: The Foreign Investment Decision Process, Boston 1966. Ehrman, C.M.; Hamburg, M.: Information Search for Foreign Direct Investment Using Two-Stage Country Selection Procedures. A New Procedure, in: Journal of International Business Studies, Vol.17 (1986), No.2, pp.93-pp.116. Larimo, J.: The Foreign Direct Investment Decision Process, in: Journal of Business Research, Vol.33 (1995), No.1, pp. 25-55. Rajagopalan, N.; Rasheed, A.M.A.; Datta, D.K.: Strategic Decision Processes, in: Journal of Management, Vol.19 (1993), No.2, pp.349-384.

Entscheidungstheorie, normative

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Modell der Informationssuche zur Vorbereitung von Direktinvestitionen Modell

Umbewertung, „Rechtfertigung“ (Streben nach kognitiver Konsistenz)

Erkennen des Problems

Suche nach Informationen

Bewertung möglicher Problemlösungen Strategien

Absatzmärkte

Entscheidung Land / Markteintrittsstrategie

Beispiel Wachsender Wettbewerbsdruck im Binnenmarkt, Erosion der bisherigen Absatzbasis und damit Verlust von Economies of Scale. Daraus erwächst Handlungsbedarf (z.B. Suche nach neuen Absatzmärkten). IHK, AHK, BfAI, Gespräche mit Experten / Unternehmen Absatzmarkt: z.B. politische Stabilität, Wirtschaftswachstum, Marktpotential Markteintrittsstrategie: z.B. Investitionsrechnung, Verfügbarkeit von Ressourcen (Humankapital etc.) Gründung einer Tochtergesellschaft in den USA und Export nach Japan, aber Verzicht auf die Bearbeitung des indischen Marktes

Umsetzung

Kontroll-/Nachentscheidungsphase

Messung der Exportquote, des Umsatzes etc. der ausländischen Tochtergesellschaft

Quelle: Ehrman/Hamburg (1986).

Entscheidungsfindung

Ringi-System

Entscheidungsforschung, betriebswirtschaftliche Entscheidungsschwäche

Ansatz, entscheidungstheoretischer

Krise

Entscheidungsstil variiert in Abhängigkeit von der Risikopräferenz sowie der kognitiven Struktur des Entscheiders zwischen elaboriert und restringiert. Risikoaverse, kognitiv simpel strukturierte Manager bspw. werMarkteintrittsstrategie (bspw. Export, Joint Venture, Direktinvestiden im Regelfall einer tion) den Vorzug geben, die sich ihrer Meinung nach in anderen Märkten bereits bewährt hat. Allenfalls wird man noch prüfen, ob diese Strategie auch unter den Gegebenheiten des nunmehr zur Diskussion stehenden Auslandsmarktes Erfolg verspricht (= I). Muss dies verneint werden, so scheidet dieser Markt als Option aus. Ein unerfahrener Manager wird dann gar das gesamte Vorhaben ( Internationalisierung) in Frage stellen. Beherrscht das Management eines Unternehmens jedoch mehrere Markteintrittsstrategien (= II), so wird es voraussichtlich jene wählen, welche aus der subjektiven Sicht der Patentrechts oder der EinEntscheider den kritischen Marktbedingungen (z.B. Besonderheiten des fuhrbestimmungen) am besten entspricht ( Einfuhrgenehmigung). Umgekehrt besteht die MöglichLizenzvergabe) attraktivsten keit, unter mehreren Ländern den für eine bestimmte Strategie (z.B. Gewinntransfer zulässt. Im Markt auszuwählen (= III), z.B. wenn nur eines der betrachteten Länder Idealfall wägen Entscheider die Vorteile und die Nachteile mehrerer Märkte und mehrerer Eintrittsstrategien simultan gegeneinander ab (= IV). Entscheidungstheorie, normative

Ansatz, entscheidungstheoretischer

330

Entscheidungsträger

Entscheidungsträger beeinflussen aufgrund bestimmter Personenmerkmale nachhaltig Beginn und Verlauf der InternatioRisikowahrnehmung und Risikobereitschaft, nalisierung der Unternehmenstätigkeit. Hierzu zählen Vertrauen in eigene Stärken, positive Einstellung geGewinn- und Wachstumsorientierung bzw. genüber einem Auslandsengagement ( Auslandsorientierung) sowie die wahrgenommene psychischklein- und mittelständischen Unternehkulturelle Distanz ( Distanz, psychische). Vor allem bei men spielen, angesichts der dort gegebenen großen Bedeutung einzelner Führungskräfte, individuelle ManagerKarriere- und/oder Lebensziele eine zentrale Rolle. Dieser Zusammenhang wird u.a. vom Ziel-Ansatz beschrieben. " Müller, S.: Die Psyche des Managers als Determinante des Exporterfolges. Eine kulturvergleichende Studie zur Auslandsorientierung von Managern aus sechs Ländern, Stuttgart 1991. Stöttinger, B.; Schlegelmilch, B.B.: Explaining Export Development Through Psychic Distance. Enlightening or Elusive? in: International Marketing Review, Vol.15 (1998), No.5, pp.357-373. Swoboda, B.: Dynamische Prozesse der Internationalisierung. Managementtheoretische und empirische Perspektiven des unternehmerischen Wandels, Wiesbaden 2002.

Entschuldungsinitiative

HIPC-Initiative

Entsendegesetz schreibt für ausgewählte Wirtschaftszweige in Deutschland (Baugewerbe, Dachdecker, Maler, SeeMindestlöhne vor. Diese zum Schutz heimischer Arbeitsplätze vorgesehene Maßgabe schifffahrt) steht allerdings im Gegensatz zur EU-Dienstleistungsrichtlinie, deren Hauptzielsetzung darin besteht, auf dem Binnenarbeitsmarkt umfassende Freizügigkeit zu gewährleisten (insb. die Vier GrundfreiheiEuropäischer Binnenmarkt). Es ist beabsichtigt, das Entsendegesetz u.a. auf die Gebäudereiniten; ger auszudehnen. Entsendevertrag regelt die Bedingungen einer längeren Auslandsentsendung ( Entsendung). Weil hierfür das allgemeine Diktionsrecht des Arbeitgebers nicht ausreicht, muss mit Hilfe eines Entsendungsvertrages ein neues vertragliches Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geschaffen werden. Dies wirft zunächst die Frage nach der Rechtswahl auf. Im Regelfall empfiehlt es sich, den Arbeitsvertrag auf dem Boden einer Rechtsordnung abzuschließen, die beiden Parteien vertraut ist. Zumeist wäre es aber falsch, den Entsendevertrag dem Recht des ausländischen Tätigkeitsstaates zu unterwerfen. Neben der Rechtswahlklausel ist weiterhin vor allem die Wiedereingliederungsklausel bedeutsam. Denn zumeist impliziert der Abschluss eines Entsendevertrages auch eine Aufhebung des ursprünglichen Anstellungsverhältnisses. Das mit dem Entsendevertrag begründete Verhältnis wiederum erlischt mit der Beendigung des Auslandseinsatzes, so dass die Frage der Wiedereingliederung existenziell ist: Wird der Entsandte zu den Bedingungen seiner bisherigen (inländischen) Position reintegriert oder kann er davon ausgehen, dass dies unter Berücksichtigung seiner während der Entsendung erworbenen Kompetenz und Ansprüche geschieht? Denkbar ist auch, dass die Rückkehrklausel in einer eindeutigen Positionszusage besteht. Weiterhin sollte der Entsendevertrag Fragen der Entscheidungshierarchie (Weisungsbefugnis), der Sozialversicherungspflicht sowie der Entlohnung (z.B. Auslandszulage) und der Besteuerung des Einkommens klären. ( http://www.heuser-collegen.de Entsendung weisungsgemäße und zeitlich befristete Aufnahme einer Arbeitstätigkeit im Ausland durch einen im Inland ansässigen Arbeitgeber. In Abhängigkeit von der Zeitdauer der Entsendung und der Lokalisation des Lebensmittelpunktes lassen sich verschiedene Erscheinungsformen abgrenzen (vgl. Abb., Dienstreise, die Abordnung, die Delegation nächste Seite). Im Einzelnen zählen hierzu die Versetzung. Dienstreise und Abordnung sind zeitlich eng begrenzt, und der Lebensmittelsowie die punkt verbleibt im Inland. Bei der Delegation und der Versetzung wird angesichts der Langfristigkeit des Einsatzes der Lebensmittelpunkt im Regelfall ins Ausland verlagert.

Entsendung

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Erscheinungsformen und Dauer des Auslandseinsatzes (in Monaten) Lebensmittelpunkt Inland 0

3

Dienstreise

9

Abordnung

Lebensmittelpunkt Ausland

36 unbefristet

12

Delegation

Versetzung

(1) Entsandte werden, im Gegensatz zu Locals, d.h. zu einheimischen Mitarbeitern des Unternehmens, und Drittland-Mitarbeitern zeitlich begrenzt eingesetzt. Frauen werden bislang vergleichsweise selten entsandt. Selbst gemessen an ihrem geringen prozentualen Anteil an Führungspositionen sind sie bei Auslandseinsätzen unterrepräsentiert ( Geschlechterunterschied). Anlass und Ziele einer AuslandsStammhaus entsendung können aus Unternehmenssicht sein: den Kommunikationsfluss zwischen Auslandsniederlassung fördern, für Know how-Transfer sorgen oder eine im Gesamtunternehund men homogene Unternehmenskultur und -politik durchsetzen. Zu den zentralen Beweggründen von Führungskräften, sich für eine bestimmte Zeit in eine Niederlassung im Ausland entsenden zu lassen, zählen Steinmann & Kumar die Gelegenheit, mehr Verantwortung zu übernehmen, individuelles Karrierestreben, den generellen Wunsch, sich im Ausland bzw. in einem bestimmten Gastland aufzuhalten, sowie das Streben nach mehr Gehalt. Was umgekehrt Manager davon abhalten kann, einer Auslandsentsendung zuzustimmen, ist primär die Sorge, nach der Rückkehr im Stammhaus keinen angemessenen Arbeitsplatz angeboten zu bekommen und/oder gravierende familiäre Schwierigkeiten in Kauf nehmen zu müssen. (2) Die Vorbereitung von Mitarbeitern auf einen Auslandseinsatz unterscheidet sich von Unternehmen zu Unternehmen. Das Spektrum reicht von mehr oder minder systematischen Gesprächen mit Kollegen, die in dem betreffenden Land bereits gearbeitet haben, bis hin zu einem gezieltem interkulturellen Training ( Training, interkulturelles). Die Beiersdorf AG bspw. zählte zur „Low Involvement-Fraktion“. Der Hersteller von Körperpflegemitteln und Klebebändern begnügte sich nach Angaben eines Pressesprechers lange Zeit damit, Gespräche zwischen ehemaligen und künftigen Entsandten zu fördern. Angeboten wurden auch Sprachkurse, nicht jedoch ein spezielles Seminar zur Vorbereitung auf den Auslandseinsatz. Die Siemens AG ermöglichte es ihren Mitarbeitern, vor einem längerfristigen Auslandsaufenthalt mit dem Ehepartner an den künftigen Einsatzort zu reisen. Neben Sprachkursen wird zudem ein interkulturelles Seminar angeboten, das drei bis fünf Tage dauert. Nach der Rückkehr kann ein Seminar zur Wiedereingliederung besucht werden. Wer für die BASF AG ins Ausland geht, tut dies gewöhnlich vorbereitet durch ein einwöchiges interkulturelles Training, gleichgültig, ob der Auslandseinsatz mehrere Wochen oder mehrere Jahre dauert. Die Kosten für die Schulung, an der auch Ehepartner teilnehmen können, übernimmt das Unternehmen. Als hilfreich werden weiterhin Gespräche zwischen den Neulingen und auslandserfahrenen Kollegen angesehen. Nach Projektende werden die Erfahrungen, welche der Entsandte im ausländischen Markt gesammelt hat, mittels Fragebogen ausgewertet und in einer Datenbank erfasst. (3) Nach Angaben der Personalberatung Kienbaum betrugen im Jahre 2000 die Kosten für die Entsendung eines deutschen Mitarbeiters auf die Position des Geschäftsführers in einem südostasiatischen Land jährlich 200.000 €, während für einen vergleichbar geschulten heimischen Mitarbeiter mit ca. 140.000 € gerechnet werden musste. Das Consulting-Unternehmen Drees & Sommer (Bauentwicklungs- und Immobilienmanagement) geht sogar davon aus, dass ein Mitarbeiter, der ins Ausland geschickt wird, ca. 40% mehr kostet als ein vergleichbarer Mitarbeiter, der am heimischen Standort (d.h. in Deutschland) beschäftigt wird.

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Entsendung, virtuelle

(4) Der idealtypische Verlauf einer Entsendung ( Honeymoon, Kulturschock, Depression, AkzepW-Kurve der Anpassung dargestellt. Aber: Eine Vieltanz und Integration) wird üblicherweise als zahl von Entsendungen scheitert, teils offenkundig (= Abbruch und Rückreise), teils unterschwellig (d.h. durch innere Emigration und 'muddling through'). In empirischen Studien wurden Abbruchquoten von 16-70% ermittelt, wobei die Wahrscheinlichkeit um so größer ist, je mehr die Lebensverhältnisse im Zielland vom gewohnten (z.B. mitteleuropäischen) Standard abweichen (zumeist in Entwicklungsländern). Als Ursachen werden u.a. Schwierigkeiten mit der Gastlandkultur genannt, weshalb FäKompehigkeiten und Fertigkeiten, welche interkulturelle Interaktionen erleichtern ( Empathie, tenz, interkulturelle etc.), zunehmend Beachtung finden. Scheitern, wenn auch indirekt, kann eine Entsendung auch aufgrund von Reintegrationsproblemen. Wie eine von Deloitte beauftragte Umfrage bei 200 Unternehmen ergeben hat, wechseln mehr als 60% der Rückkehrer innerhalb von zwei Jahren den Arbeitgeber. 77% von diesen begründeten diese schwerwiegende Entscheidung damit, dass sie mit der Position, die man ihnen nach ihrer Rückkehr im Stammhaus zugewiesen hatte, unzufrieden gewesen seien. 54% beklagten, ihr im Ausland erworbenes Wissen in der neuen Position nicht haben nutzen zu können, und 29% kamen mit dem Statusverlust nicht zurecht bzw. waren enttäuscht darüber, dass die Zusagen bezüglich des weiteren Verlaufs ihrer Karriere, mit denen sie zur Aufnahme der Auslandstätigkeit motiviert worden waren, nicht eingehalten wurden. Deshalb richtet bspw. das globale Zulieferunternehmen Bosch, das 2007 mehr als 2000 seiner Mitarbeiter entsandt hat, ein Mentorenprogramm ein, das Expatriates bei ihrer Rückkehr und Reintegration unterstützt. Bei Henkel steht jedem Entsandten ein Tutor zur Seite, der diesen vor, während und nach der Entsendung unterstützt. (5) Die wirtschaftlichen Konsequenzen einer gescheiterten Entsendung lassen sich nur schätzen, teilweise mit Hilfe von Unternehmensbefragungen. Demnach können die Mehr- bzw. Folgekosten das Zehnfache der Gehaltssumme des Entsandten, das Drei- bis Vierfache des Jahresgehaltes einer entsandten Führungskraft, durchschnittlich 0,2 bis 1,5 Mio. $ pro Entsandten betragen. Neben den direkt zurechenbaren Kosten (Auslandszulagen, Vorbereitung auf den Auslandseinsatz, Transfer und Verwaltung) tragen dazu zahlreiche, schwer zu quantifizierende Faktoren bei (entgangener Gewinn, Beschädigung der bestehenden Geschäftsbeziehung, allgemeine negative Ausstrahlungseffekte etc.). " Bennett, R.; Aston, A.; Colquhoun, T.: Cross-Cultural Training. A Critical Step in Ensuring the Success of International Assignments, in: Human Resource Management, Vol.39 (2000), No.2/3, pp.239-250. Borrmann, W.: Auslandseinsatz von Mitarbeitern, in: Gaugler, E. (Hrsg.), Handwörterbuch des Personalwesens, Stuttgart 1975, Sp.500-512. Domsch, M.; Lieberum, U.: Auslandseinsatz weiblicher Führungskräfte, in: Krell, G. (Hrsg.), Chancengleichheit durch Personalpolitik, Wiesbaden 2004, S.231-242. Kühlmann, T.M.; Stahl, G.K.: Diagnose interkultureller Kompetenz, in: Barmeyer, C.I.; Bolten, J. (Hrsg.), Interkulturelle Personalorganisation, Sternenfels 1998, S.213-224. Müller, S.: Die Psyche des Managers als Determinante des Exporterfolges. Eine kulturvergleichende Studie zur Auslandsorientierung von Managern aus sechs Ländern, Stuttgart 1991. Stahl, G.K.: Deutsche Führungskräfte im Auslandseinsatz. Probleme und Problemlösungserfolg in Japan und den USA, in: Die Betriebswirtschaft, 59.Jg. (1999), S.687-703. Steinmann, H.; Kumar, B.: Angst vor der Rückkehr, in: Manager Magazin, 6.Jg. (1976), Nr.12, S.84-92. Windham International (Ed.): Global Relocation Trends, New York 2001. Wolf, J.: Internationales Personalmanagement, Wiesbaden 1994, S.10.

Entsendung, virtuelle Variante von Entsendung, bei der Tätigkeits- und Wohnort im Heimatland und Interaktionspartner im Gastland „auseinanderfallen“ (Holtbrügge & Schillo, S.320). Entsendung von Stammhausmitarbeitern häu(1) Angesichts der vielfältigen Probleme, die mit der fig verbunden sind (z.B. mangelnde Entsendungsbereitschaft und interkulturelle Kompetenz sowie Kosten), wird die Möglichkeit einer virtuellen Auslandsentsendung diskutiert ( Auslandsdelegierte). Hierbei wechseln die Mitarbeiter ihren Tätigkeitsort nicht. Sie halten sich nach wie vor in ihrem Heimatland auf, arbeiten jedoch mit Hilfe elektronischer Informations- und Kommunikationssysteme Standort im Ausland liegt. Zu einem vorrangig mit fremdkulturellen Personen zusammen, deren persönlichen Kontakt kommt es nur selten. Von Call Center-Mitarbeitern unterscheiden sich virtuell

Entwicklungsbank

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Entsandte durch ihr Weisungsrecht (gegenüber den im Ausland tätigen Mitarbeitern) und ihr EntscheiKooperationspartnern, Kunden und Zulieferern). Ein weiteres Kriterium dungsrecht (gegenüber ist die Dauerhaftigkeit. Denn die virtuelle Mitarbeit an einem zeitlich befristeten Projekt gilt nicht als virtuelle Entsendung. Diese eignet sich vor allem für länderübergreifende Dienstleistungen, wie sie für Low Context-Kulturen. die Beratungs- und IT-Branche charakteristisch sind, und für beziehungsorientierten High Context-Kulturen ist der weitgehende Verzicht (2) Mit Blick auf die auf unmittelbare persönliche Interaktion jedoch problematisch. „Da in diesen Ländern ein Großteil der Informationen implizit durch Gestik, Mimik, Stimmlage und andere Formen der nonverbalen Kommunikation vermittelt wird, ist die Gefahr von Missverständnissen groß. Zudem erfordert die erfolgreiche Tätigkeit in diesen Ländern die langfristige Herausbildung von Vertrauen, die ohne regelmäßige persönliche Kontakte kaum möglich ist.“ (Holtbrügge & Schillo, S.324). " Holtbrügge, D.; Schillo, K.: Virtuelle Auslandsentsendungen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 35.Jg. (2006), Nr.6, S.320-324.

Entstaatlichung Entwickeltes Land

Globalisierung;

Good Governance

Land, entwickeltes

Entwicklung (1) positive Veränderung des Wohlstandsniveaus einer Volkswirtschaft im Zeitverlauf. Strittig ist, ob sich der damit gemeinte Lebensstandard der Bevölkerung nur auf die Grundbedürfnisse (ausreichende Ernährung, Wohnung und Bekleidung, einfache Haushaltsgeräte und Möbel, erforderliche Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, sauberes Trinkwasser, sanitäre Anlagen, öffentliche Verkehrsmittel Bedürfnisse wie soziale Sicherheit, individuelle Freiheit, humane etc. ) oder auch auf weitergehende Arbeitsbedingungen etc. bezieht. Diese Unterscheidung spielt bspw. in der Auseinandersetzung um die Wunder, asiatisches). „asiatischen Werte“ eine wesentliche Rolle ( Werte, asiatische; Bruttoin(2) Operationalisieren lässt sich Entwicklung als Wachstumsgröße (z.B. Veränderung des Bruttosozialprodukts oder des Pro-Kopf-Einkommens, Ausbau und Auslastung des lands- bzw. des Produktionspotenzials) oder als Verteilungsgröße (z.B. Einkommen bzw. Vermögen der „ärmeren“ Gini-Koeffizient). Sichtbar wird Entwicklung bspw. 25% der Bevölkerung vs. der „reicheren“ 25%; Industrialisierung sowie charakteristischen Veränderungen von in zunehmender Urbanisierung und Internationale Management bedeutsam ist dies Handelsstruktur und Verbraucherverhalten. Für das bspw. insofern, als ein bestimmter Urbanisierungsgrad Voraussetzung einer erfolgversprechenden InDisternationalisierung von Handelsunternehmen ist (z.B. 60% für großflächige SB-Warenhäuser; tributionspolitik, internationale). " Sell, F.L.: Ökonomik der Entwicklungsländer, Frankfurt/Main 1993, S.1f.

Entwicklung, nachhaltige befriedigt die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation bzw. der Industrieländer, ohne die EntEntwicklungs- und Schwellenländer zu wicklungsmöglichkeiten künftiger Generationen bzw. der Nachhaltigkeit auch mit einer dauerhaft umbeeinträchtigen oder gar zu gefährden. Häufig wird weltgerechten Entwicklung gleichgesetzt. Ausgehend von der Unterscheidung „quantitatives vs. qualiHuman Development Index. tatives Wachstum“ wurde hierfür ein Messansatz entwickelt: der " Diefenbacher, H.: Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Zum Verhältnis von Ethik und Ökonomie, Darmstadt 2001. World Commission on Environment and Development (Ed.): Our Common Future, Oxford 1987.

Entwicklungsbank öffentlich-rechtliche Einrichtung, die ihre Aufgaben, d.h. die (Co-)Finanzierung von Maßnahmen zur Außenhandel, Infrastruktur und struktureller Anpassung, hauptsächlich aus folFörderung von genden Geldquellen finanziert: Einlagen ihrer Mitglieder, Rückfluss von Krediten und Emission von Schuldverschreibungen auf den Kapitalmärkten. Maßgebliche Instrumente von Entwicklungsbanken Technische Hilfe. sind langfristige Kredite, Darlehen und Bürgschaften, Kapitalbeteiligungen und

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Entwicklungsfinanzierungsinstitut

Gefördert werden staatliche Institutionen sowie öffentliche und private Unternehmen bevorzugt aus Entwicklung häufig gerade durch die dort Entwicklungs- und Transformationsländern, da deren wenig leistungsfähigen nationalen Kapitalmärkte erschwert wird. Die Zuständigkeit der verschiedenen Entwicklungsbanken ist geographisch-politisch geregelt (vgl. Abb.). Entwicklungsbanken im Überblick Zuständigkeitsbereich

Institution

Weltweit

Weltbankk

Kontinental bzw. regional

Afrikanische Entwicklungsbank Asiatische Entwicklungsbank Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung Europäische Investitionsbank Interamerikanische Entwicklungsbank Karibische Entwicklungsbank Ostafrikanische Entwicklungsbank

National (für Deutschland)

Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung)

Kreditanstalt für Wiederaufbau

Entwicklungsfinanzierungsinstitut

KfW-Bankengruppe

Entwicklungshilfe (1) Bündel von Maßnahmen, die hauptsächlich Industrieländer, staatliche und nichtstaatliche OrgaEntwicklung aller oder ausgewählter Dritte Weltnisationen ergreifen, um die sozioökonomische Länder zu beschleunigen ( Nichtregierungsorganisation). Zu den Leistungen, die mit dem Ziel der Entwicklungshilfe erbracht werden, zählen u.a. bi- und multilaterale Zuschüsse sowie Kredite und sonstige Kapitalleistungen zu Vorzugsbedingungen, technische Zusammenarbeit (z.B. GTZ), Zuschüsse nichtstaatlicher Organisationen (Kirchen, Stiftungen, Verbände usw.) aus Eigenmitteln und Spenden. 2008 stellte die internationale Gemeinschaft den Entwicklungsländern mehr als 165 Mrd. $ zur VerfüWeltbank und die Vereinten Nationen gung. Dazu trugen multilaterale Organisationen wie die 36,5 Mrd. $ bei. Nach Angaben der internationalen Hilfsorganisation Action Aid „versickert“ davon allerdings ein Großteil als „Phantomhilfe“ in der Entwicklungshilfebürokratie. (2) Auf dem Weltwirtschaftsgipfel wurde 1999 in Köln der Schwerpunkt der Maßnahmen auf die EntHIPC-Initiative; Millenniumserklärung). schuldung der 25 ärmsten Länder gelegt ( Armut; Vereinten Nationen die zentralen ZieAnlass und begünstigender Hintergrund war, dass damals die Entwicklungspolitik reformulierten. Herausragend unter den sieben so genannten Internatile ihrer onal Development Goals ist die Maßgabe, den Anteil der „extrem Armen“ (denen pro Tag weniger als ein Dollar zur Verfügung steht), bis zum Jahre 2015 zu halbieren. Nicht zuletzt aus Gründen der Political Correctness wurde der Terminus „Entwicklungshilfe“ in der jüngeren Vergangenheit im amtlichen Sprachgebrauch durch den der „wirtschaftlichen Zusammenarbeit“ ersetzt. (3) Patronalistische Entwicklungshilfe, wie der ehemalige amerikanische Präsident H.S. Truman sie propagierte und lange Zeit scheinbar selbstverständliche Praxis war („Wir müssen unterentwickelten Weltgegenden durch die Segnungen unserer Wissenschaft und Technik entwickeln.“), steckt schon seit geraumer Zeit in einer tiefen Sinn- und Legitimationskrise. Ob trotz oder, wie manche sagen, wegen dieser Hilfe: Ein Teil der ehemaligen Dritten Welt versinkt immer tiefer in Armut. Dabei ist das absolute Volumen der staatlichen Entwicklungshilfe keineswegs unbedeutend. Allein die Bundesrepublik Deutschland gab dafür 2008 rund 14 Mrd. $ aus.

Entwicklungshilfe

335

Das reichste Fünftel der Weltbevölkerung erwirtschaftet heute 85% des Welteinkommens, das ärmste Fünftel nur 1,4%; vor 30 Jahren waren es noch 2,3%. Wenn Entwicklungshilfe gescheitert ist, dann zumeist nicht an Kapitalmangel, sondern primär an mangelnder Good Governance und unzureichenEntwicklungspatriotismus. Weitaus bedeutsamer als ungünstige äußere Rahmenbedingungen dem Terms of Trade, gesunkene Rohstoffpreise usw.) ist das Fehlverhalten der poli(z.B. verschlechterte Clan und nicht der Nation verpflichtet, beuten diese häufig das Gemeintischen Eliten. Nur ihrem Korruption und Kapitalflucht), anstatt es zu entwickeln. wesen aus (z.B. durch Ausgerechnet jene Länder, denen es heute besser geht (z.B. Hongkong, Singapur, Südkorea), erreichten dies aus eigenem Antrieb und nicht dank Entwicklungshilfe oder dem Zugriff auf umfangreiche Ressourcen ( Handel, internationaler). Auch hatten diese und international handelbare natürliche Kolonialismus zu leiden, während das noch immer unterentwickelte Thailand von Länder unter dem „Vier kleinen diesem Integritätsverlust verschont blieb. Anders als z.B. Indonesien standen den Rohstoffe zur Verfügung. Selbst die Regierungsform scheint nur Tigern“ auch keine nennenswerten begrenzte Bedeutung zu haben, wie das autoritär geführte Singapur einerseits und das liberal geführte Hongkong andererseits belegen. Statt dessen scheint zwischen der Modernisierungsfähigkeit und dem Wertesystem ein enger, in aller Regel für die wirtschaftliche Entwicklung ausschlaggebender ZusamWerte). Südkorea etwa besaß nach dem Krieg menhang zu bestehen ( Protestantismus-These; gegen Nordkorea (1950-1953) nichts - außer den Menschen, deren Arbeitskraft und den entschiedenen Willen, nicht kommunistisch zu werden. Die Landwirtschaft wurde mit einer vorbildlichen Bodenreform reaktiviert, wie alle konfuzianisch geprägten Länder investierte man in das Bildungssystem, und Industriepolitik des marktfreundlich interda es keine alten Industrien zu erhalten galt, bewirkte die Konfuzianismus). Obwohl es venierenden Staates (ausnahmsweise) Positives ( Humankapital; sich dabei weitgehend um Militärdiktatoren handelte, agierte die politische Elite Südkoreas als Entwikklungspatrioten. Wichtig waren auch die konfuzianischen Tugenden, z.B. Sparsamkeit, Autoritätsfixierung, aber auch Solidarität. Da sie das Erwerbsstreben fördern, wirken sie sich offenbar in einem geordneten kapitalistischen Prozess der Industrialisierung vorteilhaft aus. (3) Abb. 1 zeigt Empfängerländer mit einem Pro-Kopf-Einkommen von weniger als 1.000 $ und mehr als 10 Mio. Einwohnern. Die auffallenden Unterschiede lassen sich damit erklären, dass die Geberländer versuchen, primär solche Länder zu unterstützen, die sich nachweislich um eine Verbesserung von Good Governance und demokratischen Rechten, um politische Stabilität, Verwaltungseffektivität, Korruption bemühen. Absolut Regierungsqualität, Rechtstaatlichkeit sowie um Bekämpfung der gesehen waren im Jahre 2008 der Irak (= 9,9 Mrd. $), Afghanistan (= 4,9 Mrd. $), Äthiopien (= 3,3 Mrd. $), die Palästinensergebiete (= 2,6 Mrd. $) und Vietnam (= 2,6 Mrd. $) die wichtigsten Empfängerländer. Zur Gruppe der wichtigsten Geberländer zählt, neben den USA (= 26,8 Mrd. $) und Großbritannien (11,5 Mrd. $), auch Deutschland (= 14,0 Mrd. $) Abb. 1: Pro Einwohner im Durchschnitt der Jahre 2000-2003 erhaltene Entwicklungshilfe (in $)

Mosambik

66,4

Sambia Senegal Malawi Mali Kamerun Tansania

Ghana Burkina Faso Uganda Quelle: iwd, Nr.31 (4.08.2005), S.8.

57,3 43,2 40,7 37,5 37,4 36,9 35,2 34,9 32,6

Angola

28,9

Elfenbeinküste

27,9

Niger

26,7

Madagaskar

24,5

Äthiopien

17,2

Kenia

14,8

Simbabwe

14,0

Sudan Nigeria

10,5 1,9

336

Entwicklungsindikator

(4) Die Mehrzahl der Entwicklungspolitiker verfing sich in der „Omnipotenz-Falle“: Sie fühlten sich Exportförderung, Konfliktvorbeugung, Umfür alle Probleme zuständig. (Arbeitsplatzsicherung, weltschutz, Wirtschaftswachstum etc.). Deshalb halten Kritiker der bisherigen Form von Entwicklungshilfe es nicht grundsätzlich für beklagenswert, dass die Industrieländer immer weniger Mittel hierfür bereitstellen. Andere sehen darin allerdings ein Symptom schwindender internationaler Solidarität. Denn 2006 brachten die 22 OECD-Staaten durchschnittlich nur 0,30% ihres Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe auf (incl. Entschuldung). Im Vergleich der Jahre 1987, 1997 und 2007 zeigt sich, dass einige der Geberländer ihre Hilfsleistung relativ gesehen sogar reduziert haben (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Besonders die G7-Staaten kamen ihrer Selbstverpflichtung (0,7% ihres BIP für Entwicklungshilfe bereitzustellen) kaum nach und haben ihre Hilfe seit 1992 nach und nach um 30% reduziert. Schlusslichter sind, neben Italien und Portugal, Griechenland sowie die USA. Hinzu kommt, dass ein beträchtlicher Teil der offiziell zum Zwecke der Entwicklungshilfe bereitgestellten Geldmittel vielfach ganz anderen, zumeist eigennützigen Zielen dient. So förderte Japan Ende der 1990er-Jahre in Ostmalaysia massiv den Bau von Forststraßen. Die offizielle Begründung lautete, man wolle damit das desolate Verkehrswesen und letztlich insgesamt die Infrastruktur in diesen Ländern verbessern. Tatsächlich aber wurden diese Straßen nach Angaben des World Wildlife Fund (WWF) angelegt, um die Tropenhölzer, die Japans Großhandelshäuser ( Sogo Shosha) damals zu 70% aus den ökologisch überaus wichtigen Regenwäldern dieser Region bezogen, besser transportieren zu können. Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) stuft 78% ihrer abgeschlosse(5) Die nen Projekte als erfolgreich oder zufriedenstellend ein, die evangelische Kirche sogar 80-90% und die KfW ( Kreditanstalt für Wiederaufbau) immerhin noch 70%. Jedoch handelt es sich dabei um Selbsteinschätzungen (anstelle objektiver Evaluation). Deshalb ist nicht auszuschließen, dass ein weiterer Grund für das Dilemma der Entwicklungshilfe in der mangelnden Erfolgskontrolle zu suchen ist. " Bauer, P.T.: Foreign Aid. Abiding Issues, in: Bauer, P.T. (Ed.), From Subsistence to Exchange and Other Essays, Princeton 2000. Bierschenk, T.; Elwert, G. (Hrsg.): Entwicklungshilfe und ihre Folgen, Frankfurt/Main 1993. Dirmoser, D.; Gronemeyer, R.; Rakelmann, G.: Mythos Entwicklungshilfe, Giesen 1991. Kaltefleiter, V.: Die Entwicklungshilfe der Europäischen Union, Heidelberg 1995. Klemp, L.: Entwicklungspolitik im Wandel. Von der Entwicklungshilfe zur globalen Strukturpolitik, Bonn 2000. Kuhn, B.: Entwicklungspolitik zwischen Markt und Staat. Möglichkeiten und Grenzen zivilgesellschaftlicher Organisationen, Frankfurt/Main 2005. Stockmann, R.: Die Wirksamkeit der Entwicklungshilfe. Eine Evaluation der Nachhaltigkeit von Programmen und Projekten der Berufsbildung, Opladen 1996, Stockmann, R.: Evaluation staatlicher Entwicklungspolitik, in: Stockmann, R. (Hrsg.), Evaluationsforschung, Opladen 2000, S.375-407. Wolff, J.H.: Entwicklungshilfe. Ein hilfreiches Gewerbe? Versuch einer Bilanz, Münster 2005.

Entwicklungsindikator Maß des Entwicklungsgrades einer Volkswirtschaft. Entwicklung zumeist ausschließlich ökonomisch-quantitativ definiert, z.B. mit Hilfe (1) Dabei wird BSP (Pro-Kopf-Einkommen) oder als Grad der (ungleichdes an der Bevölkerungszahl relativierten mäßigen) Verteilung des Pro-Kopf-Einkommens innerhalb einer Gesellschaft ( Gini-Koeffizient). (2) Neben der Vernachlässigung soziokultureller Facetten von Entwicklung beeinträchtigt eine VielValidität dieses Indikators. So können gerade in den weniger zahl messtechnischer Probleme die entwickelten Weltregionen die Einwohnerzahlen zumeist nur ungenau erfasst werden. Weiterhin gilt: Je geringer der Entwicklungsstand, desto größer die Bedeutung der nicht exakt quantifizierbaren Schattenwirtschaft. Und das zumeist in US-$ umgerechnete Pro-Kopf-Einkommen erfasst in den einzelnen Kaufkraft, weshalb das Nord-/Süd-Gefälle zumeist überschätzt Volkswirtschaften nicht die reale wird ( Kaufkraftparität). Industrieländern der Indikator der relativen Armut bedeutsam ist (= Anteil der (3) Während in den Personen bzw. Haushalte, deren Einkommen z.B. 25% unterhalb des Mittelwertes einer Gesellschaft liegt), besitzt für Entwicklungsländer der Indikator der absoluten Armut größere Aussagekraft. Damit ist der Anteil der Personen bzw. Haushalte gemeint, deren Einkommen unterhalb des - absolut oder relativ definierten - Existenzminimums liegt ( Armut). Entwicklungskredit

Weltbank

Entwicklungsland

337

Abb.2: Geberländer der Entwicklungshilfe absolut (2007 in Mio. $)

0

3.727

Norwegen

4.334

Schweden

356

Luxemburg

2.563

Dänemark

6.215

Niederlande

1.190

Irland

1.798

Österreich

1.953

Belgien

5.744

Spanien

973

Finnland

9.940

Frankreich

12.267

Deutschland

1.680

Schweiz

9.921

Großbritannien

2.471

Australien

3.922

Kanada

315

Neuseeland

3.929

Italien

403

Portugal

7.691

Japan

501

Griechenland

21.753

USA

0,2

relativ (in % des Bruttoinlandsprodukts) 0,4 0,6 0,8

1,0

1,2

Legende: 1987 1997 2007

Quelle: OECD.

Entwicklungsland (1) Land, dessen wirtschaftliche Entwicklung im Vergleich zu den Industrieländern rückständig Entwicklungsindikatoren zu obist. Auch wenn versucht wird, diese Klassifizierung mit Hilfe von jektivieren, ist sie doch, wie jede Normsetzung, in gewisser Weise willkürlich. Auch stellt sich die Frage, welchen Aussagewert die Norm „so wie die fortschrittlichen Industrieländer“ besitzt?

338

Entwicklungsland

Weiterhin ist ungeklärt, ob Kriterien wie durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen, Anteil der (absolut/relativ) Armen an der Bevölkerung ( Armut), Überbevölkerung, Analphabetenquote ( Analphabetismus), undemokratische Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur geeignet sind, Länder wie Brasilien, Malaysia, Vereinigte Arabische Emirate, Russland oder Panama als Entwicklungsland zu klassifizieren. (2) Die Frage, warum es bisher nur wenige dieser Länder geschafft haben, ihren EntwicklungsrückSchwellenländer aufzusteigen, muss letztlich unbestand zu überwinden und in die Kategorie der antwortet bleiben. Argumente, die sich teils mehr, teils weniger belegen lassen, sind in diesem Zusammenhang: Entwicklungsrückstand als Nachwirkung des Kolonialismus ( Dependencia-Theorie), Entwicklungspatriotismus eines Landes, Bad Governance (d.h. ungenügendes RegieMangel an Terms of Trade der Exportgüter. So konnten die Kaffee erzeurungshandeln) und verschlechterte genden Länder 2002 für ihre Ausfuhr von 89 Mio. Sack Rohkaffee (á 60 kg) nur noch 5,26 Mrd. $ Weltmarkt noch erlösen, nachdem sie 1997 ihre Jahresernte von 80 Mio. Sack Rohkaffee auf dem für 12,88 Mrd. $ verkaufen konnten. (3) Aus der Gleichsetzung von „Entwicklungsländer“ mit „Länder des Südens“ und „Industrieländer“ Nord-/Süd-Gefälles. Weltweit sind mit „Länder des Nordens“ ergaben sich Begriff und Konzept des es derzeit rund 150 Länder, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen, sozialen und sonstigen Charakteristika die Gegenwelt zu den Industrieländern bilden. Früher wurden sie als Länder der Dritten Welt, heute als Least Developed Countries bezeichnet. Innerhalb der Gruppe Less Developed Countries bzw. als der Entwicklungsländer bestehen allerdings so vielfältige Unterschiede, dass es nicht möglich ist, diesen Ländertypus allgemeingültig zu charakterisieren (vgl. Abb., nächste Seite). Entsprechend mannigfaltig sind die Ansätze der Klassifizierung ( Typologie der Entwicklungsländer). Weltbank davon aus, dass ausgewählte EntwickIn ihren „Weltwirtschaftsaussichten 1997“ ging die Welthandel partizipieren lungsländer in den kommenden Jahren wesentlich stärker als bisher am BRICS-Staaten). Bis zum Jahre 2020 sollte sich demzufolge deren Anteil an werden ( Big Five; der globalen Wirtschaftsleistung annähernd verdoppeln (von 1992 = ca. 16% auf ca. 33%). Entsprechend wurde prognostiziert, dass die Wirtschaften der Entwicklungsländer zwischen 2000 und 2020 mit durchschnittlich 3,9% voraussichtlich deutlich stärker wachsen werden als jene der reichen Länder (plus 2,1%). Dabei bestehen allerdings gewaltige regionale Unterschiede. So wird Ostasiens Wirtschaft Weltbank um 6,1% expandieren, Südamerikas Wirtschaft aber nur um nach Berechnungen der 1,8%. Gründe für die insgesamt jedoch unerwartet verhaltene Entwicklung sind zum einen der verminFreihandel in den derte Kapitalzufluss aus den Industrieländern. Zum anderen scheint der Wille zum Ländern des Nordens zu schwinden. Doha-Runde offenbar wurden, sind die neuen „Farm-SubvenSymptome dieser Tendenz, die in der tionen“ in den USA und die Fortschreibung der Subventionen für Bauernhöfe in der Europäischen Union bis 2013. Nach Berechnungen der Weltbank könnten die Länder des Südens 620 Mrd. $ pro Jahr mehr Einnahmen erzielen, wenn der Agrarhandel tatsächlich liberalisiert würde. Denn die typischen Zollabgaben belastet wie Ausfuhrprodukte dieser Länder sind durchschnittlich doppelt so hoch mit die typischen Exportwaren von Industrieländern ( Weltagrarmarkt). Hinzu kommt, dass der Zollsatz mit der Wertschöpfungsstufe steigt. Auf offene chilenische Tomaten bspw. sind bei der Einfuhr in die Zoll zu entrichten, in getrockneter und verpackter Form 8,7% und in Gestalt von KetUSA 2,2% chup 12,0%. Die europäische Milchwirtschaft wird jährlich mit 16 Mrd. € subventioniert. Da hiervon vor allem die großen Produktions- und Verarbeitungsunternehmen profitieren, beschleunigt diese Intervention den Strukturwandel zu Lasten der kleinen Familienbetriebe. (4) Die Weltbank gruppiert bisher noch alle Länder ungeachtet möglicher methodischer Einwände nach Bruttosozialprodukt (pro Kopf) und unterscheidet (Stand 2000) Länder mit niedrigem Eindem kommen (< 755 $), mit mittlerem Einkommen (bis 9.265 $) und mit hohem Einkommen (> 9.265 $).

Entwicklungsland

339

Zu Letzteren zählen nicht nur die westlichen Industrienationen, sondern bspw. auch Hongkong, Singapur, Israel sowie bevölkerungsarme Erdölexportländer wie Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ( Arab Human Development Report). Kriterien für die Abgrenzung von Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieland

BSP-Wachstum schwach

BSP pro Kopf

Entwicklungsländer Schwellenländer Industrieländer Zelle nicht besetzt

Starke Disparität innerhalb des Landes

(Basis = Jahr 2000)

stark niedrig

(bis 755 $)

mittel untere Kategorie (bis 2.995 $)

hoch obere Kategorie (bis 9.265 $)

(ab 9.266 $)

ja

nein Quelle: auf Basis von Der Fischer Weltalmanach (2003, S.1111).

Die Zahlenangaben und die Grenzwerte unterliegen einer ständigen öffentlichen Diskussion und werden von Zeit zu Zeit den aktuellen Bedingungen angepasst. So ergeben sich Verschiebungen innerhalb Wechselkurses der und zwischen den Ländergruppen allein schon aufgrund der Schwankungen des der Landeswährung im Verhältnis zur Leitwährung: dem US-Dollar. Eine überschneidungsfreie Abgrenzung ist weiterhin deshalb nicht möglich, weil vielfach unterschiedliche Kennzahlen zur Klassifikation der Länder genutzt werden. Dies führt mitunter zu paradoxen Ergebnissen, wie sich am Beispiel von Brasilien zeigen lässt. Aufgrund seiner hohen Auslandsverschuldung zählt das südamerikanische SIMIC und gelangt insofern in den Genuss besonderer Hilfen, wird aber gleichzeitig Land zu den Big Five zugeordnet: einer besonderen Kategorie von wegen seiner großen Bevölkerungszahl den Schwellenländern. Von diesen wird erwartet, dass sie früher oder später zu den Industrieländern aufschließen. Hinzu kommt, dass Definition und Zuordnung außer von Prestigeerwägungen auch von materiellen Interessen beeinflusst werden. Mit der Zugehörigkeit zu Liste I sind bspw. auch materielle Hilfsansprüche verbunden, was dazu führt, dass einzelne Länder sich gezielt „arm“ rechnen. Die Geberländer wiederum sind bestrebt, bestimmte Leistungen als „öffentliche Entwicklungshilfe“ anerkennen zu lassen, obwohl nicht selten handfeste ökonomische Gründe sie dazu veranlassen, einzelnen Ländern Unterstützung zu gewähren. Deutschland bspw., das sich als Anrainerstaat aus nahe liegenden EigeninTransformation Osteuropas engagiert, drang folglich darauf, dass diese teresse besonders bei der Leistungen seinem Entwicklungshilfe-Kontingent zugeschlagen werden, obwohl diese Länder nicht auf Liste I stehen. Entwicklungspolitik ist der Entwicklungshilfeausschuss der OECD, das Deve(5) Für die reale lopment Assistance Committee (DAC), von großer Bedeutung. Auch diese Institution orientiert sich bei der Erstellung der Länderlisten vorrangig am Kriterium „Bruttosozialprodukt pro Kopf“. Bedeutsam ist zunächst die Länderliste I. Denn Leistungen, welche diesen Ländern zu Gute kommen, werden als Entwicklungshilfe anerkannt. Länder, welche der Liste II angehören, profitieren hingeöffentliche gen nicht von diesem Privileg.

340

Entwicklungsökonomik

Einen differenzierteren Ansatz, der nicht nur ökonomische Daten berücksichtigt, verfolgt der HuVereinten Nationen konstruiert, fasst der HDI man Development Index. Von einer Arbeitsgruppe der derzeit drei Variablen zusammen: Lebensdauer (gemessen als Lebenserwartung bei der Geburt), Bildungsniveau (gemessen als Zahl der Analphabeten unter der erwachsenen Bevölkerung sowie Rate der Einschulungen auf primärer, sekundärer und tertiärer Bildungsstufe), Lebensstandard (gemessen als Pro-Kopf-Einkommen in realer Kaufkraft, wobei das Einkommen oberhalb eines als angemessen betrachteten Grenzwertes in abnehmendem Maße berücksichtigt wird). (6) Ein weiteres, äußerst kontrovers diskutiertes Feld ist die Ursachenanalyse ( Dependencia-Theorie). Zu den Faktoren, die erörtert werden, wenn man ergründen möchte, warum vornehmlich die Länder Lateinamerikas und Afrikas in ihrer Entwicklung stagnieren oder gar zurückfallen, während einige ostasiatische Staaten gleichzeitig erstaunliche Erfolge erzielen ( Tiger-Staaten), zählt die unterNormen geschiedliche Qualität der Institutionen. Darunter versteht R. Schröder „alle Arten von Gesellschaft Stabilibende soziale Strukturen“. Da sie Unsicherheit vermindern, verleihen sie einer tät. Solche Länder, die Eigentums-, Nutzungs- und Verfügungsrechte institutionell gewährleisten (z.B. durch eine effiziente Verwaltung), erzielen gewöhnlich ein überproportional starkes WirtschaftswachsKonflikten sind Institutionen bedeutsam. tum. Auch für die Bewältigung von " Schröder, R.: Konfliktbewältigung, soziokulturelles Erbe und wirtschaftlicher Fortschritt, Tübingen 1994. Sell, F.L.: Ökonomik der Entwicklungsländer, Frankfurt/Main 1993. Sell, F.L.; Gehle, S.: Reformpolitik in Transformations- und Entwicklungsländern, München 1996. Wolff, J.: Entwicklungspolitik – Entwicklungsländer, 2.Aufl., München 1998.

Entwicklungsökonomik volkswirtschaftlich geprägte Disziplin, die sich mit den Bedingungen und Prozessen der sozioökonomischen Entwicklung von Ländern und Regionen befasst. " Leschke, M.: Marktbasierte Konzepte der Entwicklungspolitik, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 38.Jg. (2009), Nr.9, S.476-480. Sell, F.L.: Ökonomik der Entwicklungsländer, Frankfurt/Main 1993.

Entwicklungspatriotismus spezielle Erscheinungsform von Patriotismus. Grundlegend ist der Konsens der Elite eines ( EntRessourcen (z.B. Einnahmen aus Naturschätzen, Steuwicklungs-)Landes, alle Anstrengungen und Entwicklung des eigenen Landes voranzubringen. Entwickeraufkommen) dafür einzusetzen, die Nation verpflichtet und weniger dem eigenen Clan, lungspatrioten fühlen sich primär der eigenen Ethnie ( Tribalismus) bzw. dem eigenen Fortkommen (vgl. auch Entwicklungsder eigenen Korhilfe). Entwicklungspatrioten sind vergleichsweise immun gegenüber den Verlockungen von ruption und Patronage. Entwicklungspolitik mehrdeutiger Begriff, der teils synonym mit, teils in Abgrenzung zu Entwicklungshilfe und Entwicklungszusammenarbeit verwandt wird. Das „Lexikon Dritte Welt“ definiert Entwicklungspolitik als „die Summe aller Mittel und Maßnahmen … , die von Entwicklungsländern und Industrieländern partnerschaftlich] eingesetzt und ergriffen werden, um die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Entwicklungsländer zu fördern, d.h. die Lebensbedingungen der Bevölkerung in den Entwicklungsländern zu verbessern“ ( Dritte Welt). Während traditionelle Entwicklungshilfe eher karitativ-nachsorgend und bilateral verstanden wurde, betont das („moderne“) Verständnis von Entwicklungspolitik stärker Aspekte wie emanzipativ-vorsorgend und multilateral-kooperativ. Industrieländer, durch Entwicklungspolitik zur BeVorrangig ist aber nach wie vor der Versuch der schleunigung der als rückständig eingestuften Entwicklung bestimmter Volkswirtschaften beizutragen. Um die Oberziele (hauptsächlich Intensivierung des Wirtschaftswachstums durch Stärkung der MarktArmutsquote) erreichen zu können, werden vor allem kräfte) und Subziele (z.B. Verringerung der Geldpolitik) und geldpolitische Maßnahmen (z.B. Aufbau eines leistungsfähigen Bankenwesens;

Entwicklungsstrategie

341

finanzpolitische Maßnahmen (z.B. Förderung der Kapitalbildung) ergriffen. Diesen und weiteren, dem Leitbild des transferbetonten Fortschrittsmodells entsprechenden Maßnahmen steht als Alternative das Konzept der „nachhaltigen Entwicklung“ entgegen ( Nachhaltigkeit). Von der gesamtwirtschaftlich Entwicklungsstrategien sowie Entwicklungshilfe zu unterorientierten Entwicklungspolitik sind scheiden. Der peruanische Ökonom de Soto vom Institute of Liberty and Democracy (ILD) in Lima hält die von seinen westlichen Kollegen genannten Entwicklungshemmnisse für vordergründig. Überbevölkerung etwa sei nicht die Ursache, sondern die Folge ungenügender Entwicklung. Entscheidend sei vielmehr, Entwicklungsländer nicht mit dem gewaltigen dass in der Vergangenheit die Rechtsordnungen der Bevölkerungswachstum Schritt gehalten hätten. Obwohl die Armen weltweit durchaus über beträchtliche Vermögenswerte verfügten, z.B. Häuser und Hütten im Werte von über 9,3 Bill. $, hätten sie kein „Recht auf Eigentum“; d.h. sie könnten ihr Eigentum im Regelfall nicht dokumentieren (z.B. als Grundbucheintragung ihrer Immobilien), weshalb sie auch nicht kreditfähig seien. Folglich gehe es weniger darum, den Entwicklungsländern wie bisher Kapitalhilfe zu leisten, sondern die Armen so erfolgreich in die jeweiligen Volkswirtschaften zu integrieren, wie es den Industrieländern im 18. und 19. Jahrhundert gelungen ist (bspw. dadurch, dass man die unterkapitalisierten Siedler, welche die amerikanische Prärie durch Landnahme [d.h. ohne einen Rechtsanspruch zu besitzen] erschlossen haben, nachträglich legalisierte). " Kuhn, B.: Neue Ansätze in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit. Trends und Innovationen im institutionellen, organisatorischen, methodischen und personellen Bereich, in: Mummert, U.; Sell, F.L. (Hrsg.), Globalisierung und nationale Entwicklungspolitik, Münster 2003, S.281-305. Leschke, M: Marktbasierte Konzepte der Entwicklungspolitik, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 38.Jg. (2009), Nr.9, S.476-480. Nohlen, D. (Hrsg.): Lexikon Dritte Welt, 2.Aufl., Reinbek 1989. de Soto, H.: Freiheit für das Kapital. Warum der Kapitalismus nicht weltweit funktioniert, Berlin 2002.

Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen wurde 1965 mit Sitz in New York gegründet. Das United Nations Development Programme (UNDP) arbeitet als zentrale Organisation der Entwicklungsfonds und Entwicklungsprogramme mit 166 Staaten zusammen. Es unterstützt diese durch Politikberatung und Auf- bzw. Ausbau von Fähigkeiten und Kapazitäten in den Bereichen demokratische Regierungsführung/Armutsbekämpfung ( ArmutsstraKonfliktbewältigung, Energie und Umwelt sowie Gesundheitsvorsorge. tegie), Krisenvorsorge und EntwicklungsWeiterhin setzt sich diese Organisation in der Öffentlichkeit für die Anliegen der länder ein und veröffentlicht jährlich den Bericht über die menschliche Entwicklung. Der Human DeInternationalisierung und Globalisierung in velopment Index (HDI) zeigt, dass nicht zuletzt dank Armut stärker zurückgegangen ist als in den 500 Jahren zuvor. Noch den vergangenen 50 Jahren die Weltbevölkerung unter menschenunwürdigen Bedingunimmer aber lebt ein erheblicher Teil der gen. Etwa 1,3 Mrd. Menschen müssen Tag für Tag mit jeweils weniger als einem Dollar auskommen. Vor allem Länder der südlichen Hemisphäre, insb. in Schwarzafrika, sind davon betroffen. Daran gemessen empfinden es viele Menschen nicht „nur“ als skandalös, sondern auch als obszön, dass die zehn weltweit reichsten Milliardäre zusammengenommen 133 Mrd. $ besitzen. Dies ist mehr als anderthalb Mal so viel wie das gesamte nationale Einkommen der am wenigsten entwickelten Länder. Rund drei Viertel der ärmsten Weltbevölkerung leben in ländlichen Gebieten. Entwicklungsrunde umgangssprachliche Bezeichnung der

Doha-Runde

Entwicklungsstrategie gezielter und koordinierter Einsatz mehrerer entwicklungspolitisch motivierter Maßnahmen. (1) Die sektorale Entwicklungsstrategie richtet sich auf das Verhältnis der einzelnen Sektoren einer Volkswirtschaft (z.B. Schulung von Arbeitskräften, die im Zuge der Industrialisierung im ersten Sektor [zumeist Landwirtschaft] freigesetzt und im zweiten Sektor [Industrie] benötigt werden). AufEntgabe einer regionalen Entwicklungsstrategie hingegen ist es, übermäßige Unterschiede in der industriepolitische Maßnahmen). wicklung verschiedener Regionen zu verringern (z.B. durch

342

Entwicklungsziel

(2) Im Gegensatz zu dieser horizontalen Regional-Entwicklungsstrategie geht es bei der vertikalen Regional-Entwicklungsstrategie darum, das Stadt-/Land-Gefälle zu reduzieren, indem man die LandInfrastruktur in den Dörfern und Kleinstädten flucht bremst, bspw. durch eine Verbesserung der einer Region. (3) Bei der zielgruppenorientierten Entwicklungsstrategie steht, im Gegensatz zur vorrangig wachstumsorientierten sektoralen Entwicklungsstrategie, der Verteilungsgedanke im Vordergrund der Überlegungen. Obwohl dazu bestimmt, die Grundbedürfnisse aller Mitglieder einer Gesellschaft zu befriedigen ( Bedürfnis), versteht sich die zielgruppenorientierte Entwicklungsstrategie nicht als Sozialhilfe, sondern als „Hilfe zur Selbsthilfe“. Eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln fördert aus dieser Sicht das gesamtwirtschaftliche Wachstum nicht weniger, als dies Investitionen in die Produktionsfaktoren tun, da ohne eine hinreichende Ernährung potenzielle Arbeitskräfte kaum lern- und leistungsfähig sind ( Armut; Humankapital). Entwicklungsziel

Millenniumsziele

Entwicklungszusammenarbeit wird als Begriff oft synonym mit Entwicklungspolitik verwandt. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass Entwicklungspolitik primär die Ziele, Akteure und Instrumente meint, während im MittelKooperapunkt des Begriffsfeldes „Entwicklungszusammenarbeit“ die verschiedenen Formen der tion und Kollaboration zwischen den Akteuren der Entwicklungspolitik stehen. Dies betrifft vor allem die Projektplanung und Projektdurchführung. " Kuhn, B.: Neue Ansätze in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit. in: Mummert, U.; Sell, F.L. (Hrsg.), Globalisierung und nationale Entwicklungspolitik, Münster 2003, S.281-305.

Entwicklungszusammenarbeit, personelle

Deutscher Entwicklungsdienst

Environmental Sustainability Index (1) berücksichtigt neben gegenwärtigen Umweltbedingungen auch langfristige, zukünftige Faktoren Entwicklung ( Nachhaltigkeit; Umweltschutz, globaler). Vereiner nachhaltigen ökologischen Bruttoinlandsprodukt (BIP), welches ein zentraler Indikator der wirtschaftlichen gleichbar dem Leistungsfähigkeit eines Landes ist, fasst der ESI die ökologische Gesundheit in einer einzigen Maßzahl zusammen. Sie steht für den ökologischen Erfolg, d.h. die Fähigkeit eines Landes, menschliches Leben zu erhalten, die Umwelt zu schützen, ökologischen Herausforderungen gerecht zu werden und gemeinsam mit anderen Ländern globale ökologische Probleme zu lösen (z.B. die übermäßige Erwärmung der Erdatmosphäre). Die ESI-Werte werden für 142 Länder ermittelt und stützen sich auf 20 Hauptindikatoren, von denen jeder einzelne zwei bis acht Variablen zusammenfasst (= 68 Variablen insgesamt). Die 20 Indikatoren beziehen sich bspw. auf Luft- und Wasserqualität sowie die Reduktion von Treibgasemissionen. Der ESI ermöglicht einen systematischen quantitativen Vergleich der ökologischen Entwicklung und verkörpert einen ersten Schritt in Richtung einer verstärkt analytischen Gestaltung umweltbezogener Entscheidungsprozesse. Er geht auf eine Initiative der Global Leaders for World Economic Forum (WEF) finanziell Tomorrow Environment Task Force zurück und wird vom unterstützt. Entwickelt wurde diese Maßzahl in Zusammenarbeit mit dem Yale Center for Environmental Law and Policy und dem Center for International Earth Science Information Network (CIESIN) der Columbia University, welche dieses Vorhaben theoretisch und analytisch unterstützen. Die dabei gewonnenen Informationen werden jährlich im ESI-Report kostenfrei veröffentlicht. Neben den Indices finden sich dort detaillierte Informationen über Methodik und Datenbasis der Indexbildung. (2) Der ESI kann Werte von 1 bis 100 annehmen. Je höher diese ausfallen, desto besser ist ein Land gerüstet, um zukünftig positive ökologische Rahmenbedingungen zu gewährleisten. Neben ausgesprochen unterentwickelten Staaten wie Haiti oder Nordkorea bieten hierfür einige arabische Staaten, aber bspw. auch Südkorea, denkbar schlechte Voraussetzungen. Der vergleichsweise schlechte Rangplatz Deutschlands ist Konsequenz überproportionaler Defizite bei der Reduktion der Luftver-

Ereignisstudie

343

schmutzung und der erhöhten Belastung des Öko-Systems, während relative Stärken bei den internationalen Bemühungen um globalen Umweltschutz sowie Wissenschaft & Technik liegen. korreliert in nicht wenigen Bereichen stark mit dem Pro-Kopf-Einkommen (teils (3) Der ESI-Index positiv, teils negativ). Dies mindert den Informationswert dieses Ansatzes. ( http://www.ciesin.org/indicators/ESI EPA

Europäisches Patentamt

EPACA Verband der in Brüssel tätigen Lobbyisten (

Marktforschung, internationale

EPA-Struktur

Global Standard One

EPCglobal EPO

Lobbying)

Europäische Patentanmeldung;

Europäische Patentorganisation

E-Procurement elektronische Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen. Wie alle Transaktionen, die sich des Internets als Vertriebsweg bedienen, bietet E-Procurement (auch: eProcurement) entscheidende Vorteile (Markttransparenz, Beschleunigung aller Prozesse, Kosten, weltweiter Zugang zu den unterschiedlichsten Märkten), aber auch Nachteile (z.B. Verlust an Beziehungsqualität). " Engellandt, H.: E-Procurement in kleinen und mittelständischen Unternehmen, Saarbrücken 2004. Nekolar, A.-P.: e-Procurement. Euphorie und Realität, Berlin 2003.

EQA

European Foundation for Quality Management

EQUAL Gemeinschaftsinitiative zur Bekämpfung von Diskriminierung und Ungleichheit im Arbeitsleben Equity Joint Venture ERA tive

Dokumentenakkreditiv;

Erbe, soziales Erdkunde ERECO

Kooperation Einheitliche Richtlinien und Gebräuche für Dokumentenakkredi-

Kultur

Geographie Standortkonkurrenz von Regionen

Ereignisstudie misst die Reaktion des Kapitalmarktes auf außergewöhnliche, aber eindeutig abgrenzbare Ereignisse. Kasuistisch lässt sich zunächst beobachten, ob der Aktienkurs durch die Bekanntgabe einer UnternehInternationalisierung der Unternehmenstätigkeit durch Aufnahme einer mensmeldung (z.B. über die Joint Ventures oder eine grenzüberschreitende Exporttätigkeit, den Abschluss eines internationalen Akquisition signifikant und nachhaltig beeinflusst wurde ( Export; Merger & Acquisition). Während hierbei die früheren Erwartungen des Kapitalmarktes das Kriterium sind, wird bei der Methode der „abnormalen Rendite“ die nach dem kritischen Ereignis tatsächlich erzielte Aktienrendite von der aufgrund der Aktienhistorie ('ex post') prognostizierbaren Rendite subtrahiert. Im Falle der besonders intensiv untersuchten Wirkung einer internationalen Akquisition auf den Aktienkurs wurden zahlreiche

344

Erfahrung

Korrelate der Erfolgsgröße „abnormale Rendite“ identifiziert (z.B. Herkunftsländer der beteiligten UnWechselkurs, Werbeintensität der beteiligten Unternehmen, F+E-Intensität des ternehmen, Branche, Akquisitionsobjekts). Dabei zeigte sich bspw., dass der Kapitalmarkt auf den Aufkauf amerikanischer Unternehmen durch japanische Unternehmen weitaus positiver reagierte als auf den Aufkauf durch briUnternehmenskultur von UStische Unternehmen. Offensichtlich war man der Meinung, dass die Kultur japanischer Unternehmen harmoniert als mit der UnternehmensUnternehmen besser mit der kultur britischer Unternehmen. " Bowman, R.G.: Understanding and Conducting Event Studies, in: Journal of Business Finance and Accounting, Vol.10 (1983), No.4, pp.561-584. Eun, C.S.; Kolodny, R.; Scheraga, C.: Cross-Border Acquisitions and Shareholder Wealth. Tests of Synergy Hypothesis, Working Paper, College of Business and Management, University of Maryland, College Park 1994. Glaum, M.: Internationalisierung und Unternehmenserfolg, Wiesbaden 1996, S.239ff. Markides, C.C.; Ittner, C.D.: Shareholder Benefits from Corporate International Diversification. Evidence from U.S. International Acquisitions, in: Journal of International Business Studies, Vol.25 (1994), No.2, pp.343-366.

Erfahrung

Barrieren der Internationalisierung

Erfahrungskurveneffekt

Skaleneffekt;

Standardisierung

Erfolg von Volkswirtschaften (1) lässt sich auf vielerlei Weise erklären, z.B. durch „kulturspezifische Werte“ oder die „Struktur der politischen Macht“. Zwischen den verschiedenen Erklärungsansätzen bestehen wirtschaftshistorische Kulturdimension „Machtdistanz“ augenfällig werund kulturtheoretische Verbindungen, die in der Aufklärung und industrielle Revolution begründeten bzw. den ( Akzeptanz von Machtdistanz). Europa und nicht in China, Indien oder dem Osmanischen Reich einen unvorstellbabegünstigten in ren wirtschaftlichen Aufschwung, obwohl diese Länder vor fünf Jahrhunderten noch ein vergleichbares Entwicklungsniveau hatten ( Revolution, industrielle). Dies liegt nach E. Weede an der Fragmentierung der politischen Macht im „Flickenteppich Europa“. Im Gegensatz etwa zu dem seit der MingDynastie innerlich hochgradig zentralisierten und äußerlich abgeschotteten chinesischen Kaiserreich beschützte der intensive „Wettbewerb“ der zahlreichen Kaiser- und Königreiche sowie Fürstentümer in Europa die bürgerliche Mittelschicht vor allzu intensiver staatlicher Gängelung und Ausbeutung. Das „Wunder Europa“ lässt sich durch die Abwesenheit einer paneuropäischen Zentralgewalt erklären, welche, wie etwa in China, in der Lage gewesen wäre, die Eigentums- und Verfügungsrechte der Produzenten dauerhaft und nachhaltig in Frage zu stellen. Beim Vergleich Europa-Indien und EuropaOsmanisches Reich versagt dieser Erklärungsansatz allerdings. Obwohl der indische Subkontinent seit Anfang des 16. Jahrhunderts vom Mogulreich beherrscht wurde, konnte sich dort keine wirkliche Zentralgewalt etablieren. Auch erwies sich das Kastenwesen als unüberwindbares Entwicklungshemmnis. Denn die damit verbundene starre soziale Schichtung verhinderte und verhindert soziale Mobilität, effiziente soziale Arrangements und andere Erfolgsfaktoren von Volkswirtschaften. Die Hypothek des Osmanischen Reiches bestand gleichfalls eher in einem Defizit als in einem Übermaß an staatlicher Zentralgewalt. Mangels einer gesicherten Erbfolge und wegen des zum Erhalt der eigenen Macht installierten Prinzips der Rotation der Gouverneure war das Sultanat weder willens noch in der Lage, private Eigentums- und Verfügungsrechte zu garantieren. (2) Der Misserfolgsfaktor „ineffiziente Struktur der politischen Macht“ trat somit in China in Gestalt von Despotismus zutage, begünstigt durch eine übermäßige Zentralisierung. In Indien erwies sich vor allem die immobile Sozialstruktur (Kastenwesen) als ein Hindernis und im Osmanischen Reich das Rotationsprinzip, das die Macht des Sultanats sichern sollte, aber letztlich nur dazu führte, dass die Gouverneure kein Interesse an der längerfristigen Prosperität der Provinzen hatten. Den Grund, warum auch andere islamische Großreiche ihre Entwicklungschancen nicht nutzen konnten, sieht E. Weede primär in der Polygamie. Dadurch vermehrte sich die Oberschicht überproportional, was begrenzte soziale Mobilität und dauerhafte Konflikte innerhalb der Führungsschicht zur Folge hatte. Maßgeblich sei nicht, wie von M. Weber unterstellt, die Anreizwirkung der herrschenden Religion, sondern deren Einfluss auf die politischen Institutionen eines Landes:

Erfolgsfaktor

345

Japan schuf in den 1970er- und 1980er-Jahren sein Wirtschaftswunder ohne die Hilfestellung durch Wunder, asiatisches). die „protestantische Ethik“ ( Christentum; Wie das Beispiel Taiwans und die jüngere, ökonomisch äußerst erfolgreiche Vergangenheit Chinas Region nicht behindert. belegen, hat Konfuzianismus die Entwicklung dieser Nicht religiös bedingter Fatalismus, sondern mangelnder „Entwicklungs-Patriotismus“ der Eliten ließ die islamischen Großreiche wirtschaftlich scheitern. Europa und seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts einige (süd-)ostasiatische Staaten verdanken ihren ökonomischen Erfolg der institutionellen Teilung politischer, religiöser und wirtschaftlicher Macht. Diese Form von Pluralismus, die hauptsächlich der Französischen Revolution zu verdanken ist, steht in eklatantem Gegensatz zu den Idealen des (islamischen) Gottesstaates. " Jones, E.L.: Das Wunder Europa, Tübingen 1991. Weede, E.: Asien und der Westen, Baden-Baden 2000.

Erfolgsfaktor Element, Determinante oder Bedingung, welche maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg Konstrukt finden sich in der Literatur zahlreiche unternehmerischen Handelns nimmt. Für dieses Synonyme (z.B. strategische Schlüsselfaktoren, kritische Erfolgsdeterminanten, kritische Erfolgsfaktoren, Einflussfaktoren, Wettbewerbsfaktoren, Key Variables, Critical Success Factors, Pulse Points, Key Result Areas). Beachtung fand darüber hinaus auch das Konzept der Strategischen Erfolgspositionen (SEP) von C. Pümpin, das zwischen introvertierten und extravertierten Unternehmen unterscheidet. Bedürfnissen der Kunden orientieren, grundsätzlich erfolgreicher Letztere seien, da sie sich an den als introvertierte Unternehmen. (1) Die empirische Erfolgsfaktorenforschung geht davon aus, dass von der Vielzahl an Variablen, welche auf das (international tätige) Unternehmen einwirken, lediglich eine begrenzte Zahl über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Ziel ist es deshalb, diese Schlüsselfaktoren empirisch zu ermitteln. Um den Zusammenhang zwischen Erfolgsfaktoren (z.B. Standardisierungsgrad) und Unternehmenserfolg (z.B. Umsatzwachstum, ROI) zu analysieren, bedient sich der empirische Zweig der Erfolgsfaktorenforschung zumeist multivariater Analysemethoden (z.B. Regressionsanalyse und Strukturgleichungsanalyse). Ein Teil der Studien konzentriert sich auf die Faktoren, welche den Erfolg von klein- und mittelständischen Unternehmen ausmachen. Eine besondere Kategorie erfolgreicher mittelständischer Hidden Champions. Andere Studien gehen der Frage nach, ob in bestimmten Unternehmen sind die Phasen des Unternehmenslebenszyklus, bspw. in der Gründungsphase, spezifische Erfolgsfaktoren wirken. Besitzen erfolgreiche Entrepreneure ein charakteristisches Merkmalsprofil und lassen sie sich mit dessen Hilfe identifizieren ( Kontingenzansatz der Internationalisierung)? Gegenstand der Forschung sind weiterhin die Besonderheiten bestimmter Wirtschaftszweige: Sind Erfolgsfaktoren generalisierbar oder wirken bspw. in Handelsunternehmen, dem Druckgewerbe oder der Software-Branche spezifische Erfolgsfaktoren? Transaktionskos(2) Einen gewissen Erkenntnisbeitrag leistet in diesem Zusammenhang auch die tentheorie. Ihr ist daran gelegen zu erklären, wie die (Transaktions-)Kosten, die bei Geschäftsprozessen aller Art anfallen (z.B. Suchkosten, Kosten der Vertrauensbildung), minimiert und die Beziehungen zwischen Partnern kosteneffizient gestaltet werden können ( Effizienz; Koordination, vertikaKooperation). Problematisch ist die (nicht nur in diesem Zusammenhang bestehende) Schwierigle; Transaktionskosten zu operationalisieren. Auch werden die mit einer Transaktion erkeit, die wirtschafteten Erträge nicht berücksichtigt, so dass sich mit diesem Ansatz Erfolgsfaktoren nicht analytisch identifizieren lassen. (3) Ressourcenorientierte Ansätze begründen Unternehmenserfolg mit der Einzigartigkeit der materielRessourcen (z.B. Know how len (z.B. Produktionsanlagen, Kapital) und immateriellen Werte bzw. der Mitarbeiter, Markenname, Image) des Unternehmens ( Ressourcenorientierte Theorie). Unternehmen, die über solche Ressourcen verfügen, welche die Konkurrenten – zumindest kurzfristig - nicht imitieren können, besitzt einen (relativen) Wettbewerbsvorteil. Wesentliches Verdienst dieser theoretischen Strömung ist es, den Blick der Forschung auf die Bedeutung unternehmensinterner Ressourcen, Fähigkeiten bzw. Kompetenzen gelenkt zu haben. Als wesentliche Schwäche ist die Vernachlässigung

346

Erfolgsfaktor von Dienstleistungsunternehmen

der Umweltfaktoren zu nennen. Abträglich ist weiterhin, dass bislang versäumt wurde, einen theoretischen Bezugsrahmen zu entwickeln, der es erlauben würde, die fragmentarischen, teilweise inkonsistenten Studien vergleichend zu bewerten und zu integrieren. Schließlich mangelt es auch an Arbeiten, die sich mit den Implikationen dieses Ansatzes für die Unternehmenspraxis befassen. " Biallo, H.: Die geheimen deutschen Weltmeister. Mittelständische Erfolgsunternehmen und ihre Strategien, Wien 1993. Brüderl, J.; Preisendörfer, P.; Ziegler, R.: Der Erfolg neugegründeter Betriebe. Eine empirische Studie zu den Chancen und Risiken von Unternehmensgründungen, 2.Aufl., Berlin 1998. Daschmann, H.-A.: Erfolgsfaktoren mittelständischer Unternehmen. Ein Beitrag zur Erfolgsfaktorenforschung, Stuttgart 1994. Fritz, W.: Sind die Ergebnisse der Konsumentenforschung ohne Erkenntniswert?, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 21.Jg. (1992), Nr.10, S.533-534. Grabner-Kräuter, S.: Möglichkeiten und Grenzen der empirischen Bestimmung von Determinanten des Exporterfolges, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 44.Jg. (1992), Nr.12, S.1080-1095. Gruber, M.: Erfolgsfaktoren des Wirtschaftens von KMU im Zeitablauf, Wiesbaden 2000. Hurth, J.: Erfolgsfaktoren im mittelständischen Einzelhandel, Frankfurt/Main 1998. Kemmetmüller, W. (Hrsg.): Erfolgspotentiale für Klein- und Mittelbetriebe, Linz 1995. Kreilkamp, E.: Strategisches Management und Marketing. Markt- und Wettbewerbsanalyse, strategische Frühaufklärung, Portfolio-Management, Berlin 1987. Link, W.: Erfolgspotentiale für die Internationalisierung, Wiesbaden 1997. Mair, S.: Erfolgsfaktoren mittelständischer Druckereiunternehmen. Eine empirische Studie, München 1991. Müller, R.: Erfolgsfaktoren schnell wachsender Software-Startups, Frankfurt/Main 1999. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002. Nagel, K.: Die sechs Erfolgsfaktoren des Unternehmens. Strategie, Organisation, Mitarbeiter, Führungssystem, Informationssystem, Kundennähe, 5.Aufl., Landsberg/Lech 1993. Pümpin, C.: Management strategischer Erfolgspositionen. Das SEP-Konzept als Grundlage wirkungsvoller Unternehmungsführung, Bern 1982. Unterkofler, G.: Erfolgsfaktoren innovativer Unternehmensgründungen, Frankfurt/Main 1989.

Erfolgsfaktor von Dienstleistungsunternehmen ist zwar auch für international tätige Dienstleister vorrangig die Produktqualität. Aber von kaum geringerer Bedeutung und noch bedeutsamer als für das Produzierende Gewerbe sind weiche ErfolgsfaktoNetzren, welche die Interaktion zwischen Anbieter, Partner und Kunde betreffen. Hierzu zählen werke und gute Kontakte, qualifizierte Mitarbeiter sowie die Wahl des richtigen Partners im Zielmarkt Vertrauenswürdigkeit sein. (vgl. Abb.). Entscheidend kann weiterhin Erfolgsfaktoren von Dienstleistungsunternehmen im Auslandsgeschäft (in %) Dienst- alle Unterleistungs- nehmen unternehmen

Dienst- alle Unterleistungs- nehmen unternehmen

Produktqualität

69,6

82,0

Spezifisches Geschäftskonzept

44,7

36,2

Gute Kontakte / Netzwerke

65,4

59,0

Preis

35,9

47,7

Qualifizierte Mitarbeiter

61,8

52,0

Technologievorsprung

34,6

39,0

Wahl des richtigen Partners

57,1

63,6

Räumliche Nähe zum Kunden

31,8

27,4

Gründliche Marktkenntnis

53,9

52,9

Früher Markteintritt

20,3

23,4

Service

47,5

56,2

Günstige Rahmenbedingungen

13,4

16,0

Anmerkung: Mehrfachnennungen möglich Quelle:

DIHK (2006, S.18).

Weiterhin sind die stärker marktbezogenen Erfolgsfaktoren bedeutsam: Hierunter fallen die sorgfältige Markteintritts durch den Erwerb profunder Marktkenntnis sowie die Entwicklung Vorbereitung des eines zielmarktspezifischen Geschäftskonzeptes und Serviceangebots. Da Dienstleistungen meist individuell zugeschnitten sind, spielt der Preis, anders als bei industriellen Standardgütern, eine geringere Rolle ( Preispolitik, internationale). Erfolgsfaktoren des Exports waren Gegenstand einer Reihe metaanalytischer Studien ( Metaanalyse). Zusammenfassend weist Markteintrittsstrategie „Export“ fokussierte Erfolgsfaktorenforschung den Verhaltensdie auf die merkmalen eine dominante Rolle zu. Neben einer angemessenen Risikobereitschaft und Flexibilität des Managements ( Auslandsorientierung) erlauben folgende Indikatoren eine positive Prognose einer Exporttätigkeit: erfolgreichen

Erfolgsfaktorenforschung

347

Vorgabe eindeutiger Ziele für das Exportgeschäft sowie eine positive Einstellung des Managements, Vorhandensein einer formalen Organisationsstruktur der Exportabteilung, dezentrale Entscheidungsfindung, Vertrauen in die Tragfähigkeit persönlicher Kontakte mit ausländischen Personen und Einrichtungen. " Gemünden, H.G.: Success Factors of Export Marketing. A Meta-Analytic Critique of the Empirical Studies, in: Paliwoda, S.J. (Ed.), New Perspectives on International Marketing, London 1991, pp.33-62. Dichtl, E.; Köglmayr, H.G.; Müller, S.: International Orientation as a Precondition for Export Success, in: Journal of International Business Studies, Vol.21(1990), No.1, pp.23-40.

Erfolgsfaktorenforschung (1) reicht zurück bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Aber erst seit etwa 1980 befassen sich Wissenschaftler systematisch mit der Frage, welche „Faktoren“ den Erfolg von Unternehmen maßgeblich beeinflussen ( Erfolgsfaktor). Damals verschärfte sich aufgrund von Marktsättigungstendenzen, vor allem aber wegen der als Folge der so genannten Ölkrise entstandenen wirtschaftlichen Turbulenzen, die Wettbewerbsintensität drastisch. Somit rückte das Wettbewerbsumfeld in den Krisen und StrukturbrüMittelpunkt der Bemühungen und damit die Frage, wie sich in einem von chen gekennzeichneten Wettbewerbsumfeld die Existenz des Unternehmens dauerhaft sichern lässt. Gibt es eine begrenzte Anzahl an „Faktoren“ (d.h. Umfeld-, Markt-, Unternehmens- und Personenbedingungen), die in vorhersagbarer Weise über Erfolg und Misserfolg entscheiden: Gibt es Erfolgsfaktoren? Ein weiterer Promotor der Erfolgsfaktorenforschung war der Umstand, dass die 1980er-Jahre für die drei führenden Handelsnationen unter gegensätzlichen Vorzeichen standen. Während die USA in dieser Dekade zunehmend an Wirtschaftskraft verloren, konnten damals die Bundesrepublik Deutschland und insb. Japan beständig ihre internationale Wettbewerbsposition verbessern ( Herausforderung, Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Deshalb und angesichts des großen Stellenwerts, japanische; Industrienationen besitzen, wurde die empirische Erfolgsfaktorenforden ausländische Märkte für schung auch und gerade mit Blick auf das Auslandsgeschäft betrieben (d.h. als ein Teilgebiet des Internationalen Marketing). (2) Als Fanal der Erfolgsfaktorenforschung erwies sich die Studie „In Search of Excellence“, welche Peters & Waterman 1982 in den USA veröffentlichten. Darin beschrieben die Autoren jene Merkmale, welche erfolgreiche von weniger erfolgreichen US-Unternehmen unterscheiden: Nicht Strategien, Unternehmenskultur, welche die Mitarbeiter als motivieTechniken und Instrumente, sondern eine rend empfinden. Diese Arbeit gilt zwar heute aus verschiedenen Gründen (z.B. empirizistische, atheoretische Vorgehensweise) als weitgehend überholt. Unbestritten aber ist, dass dieser Weltbestseller (allein die deutsche Fassung „Auf der Suche nach Spitzenleistungen“ brachte es bis Ende 2001 auf insgesamt 23 Auflagen) das Denken und Handeln von Wissenschaftlern, Managern und Unternehmensberatern nachhaltig beeinflusst hat. Der wissenschaftlich anspruchsvollere Zweig der Erfolgsfaktorenforschung setzt auf das Instrument Metaanalyse. In Gestalt der Integrative Review ermöglicht sie es, die vorliegenden Forschungsder generalisierbare Befunde zu den arbeiten zu bewerten und zu aggregieren, um davon ausgehend maßgeblichen Einflussfaktoren des Unternehmenserfolgs abzuleiten. Die Research Review wiederum verschafft einen Überblick über die zur Bestimmung der Erfolgsfaktoren (z.B. des Internationalen Marketing) eingesetzten Forschungsmethoden und liefert Hinweise zur Verbesserung der Forschungsstrategien und Instrumente. (3) Zu den Arbeiten über die Erfolgsfaktoren international tätiger Unternehmen gehört etwa die Analyse der Besonderheiten von Born Globals. Dabei handelt es sich um typische Vertreter jener kleinPhasenmodellen der Internationalisieund mittelständischen Unternehmen, welche nicht dem in den rung beschriebenen klassischen bzw. „modalen Pfad“ der Internationalisierung folgen. Wie McKinsey Born Globals folgende anlässlich einer in Australien durchgeführten Studie feststellte, weisen Merkmale auf: Sie …

348

Erfolgsmaß

orientieren sich nicht an „psychisch nahen Ländern“, sondern am Weltmarkt ( Distanz, psychische), exportieren bereits innerhalb der ersten zwei Jahre nach ihrer Gründung ein oder mehrere Produkte, gewöhnlich mindestens ein Viertel der gesamten Produktion, erwirtschaften einen Umsatz von maximal 100 Mio. $ pro Jahr, werden von „aktiven Unternehmern“ geleitet, verdanken ihre Entstehung nicht selten einer innovativen Produkt- oder Prozesstechnologie, die es ihnen erlaubt, neuartige Geschäftsfelder zu besetzen, stellen überwiegend Produkte für den industriellen Gebrauch her, denen sie häufig durch Service den entscheidenden „Mehrwert“ verschaffen (Value Added-Strategie). Ihnen vergleichbar sind jene deutschen KMU, für die H. Simon den Begriff des Hidden Champion geprägt hat. Auch sie betrachten den Weltmarkt, den sie mit qualitativ hochwertigen (zumeist innovativen) Produkten kundennah bearbeiten, als ihren Markt. Das Management ist visionär, gibt eindeutige FühZiele vor („Marktführerschaft“), die konsequent umgesetzt werden, pflegt einen partizipativen rungsstil und verfügt über Mitarbeiter, die sich mit dem Unternehmen identifizieren ( Identifikation). Kundennähe gewährleisten die Hidden Champions dadurch, dass sie selbst in den Zielmärkten präsent sind, z.B. in Gestalt von Vertriebs- bzw. Serviceniederlassungen. Zu diesem Zweck errichtete Produktionsstätten werden in Eigenregie geführt. Bemerkenswert ist weiterhin, dass dieser Unternehmenstyp durchschnittlich knapp zehn Niederlassungen im Ausland betreibt, eine für die zumeist mittelständisch geprägten Unternehmen außergewöhnlich große Zahl. Trotz (oder wegen?) ihrer „Aversion“ gegenüber Strategischen Allianz) ist es einer Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen (z.B. in Form einer ihnen gelungen, im jeweiligen Segment Weltmarktführer zu werden. (4) Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Großteil der bislang betriebenen Erfolgsfaktorenforschung vergleichsweise wenig theoretisch fundiert ist. Im Vordergrund stand lange Zeit die Absicht, die jeweiligen Aussagen empirisch zu begründen, wobei in den praxisorientierten Management-Literatur häufig kasuistisch argumentiert und vom erfolgreichen bzw. erfolglosen Einzelfall ausgegangen wird. " Fritz; W.: Market Orientation and Corporate Success. Findings from Germany, in: European Journal of Marketing, Vol.30 (1996), pp.59-74. Fritz, W.: Die Erfolgsfaktorenforschung - ein Misserfolg? in: Die Betriebswirtschaft, 64.Jg.(2004), S.623-625. Haenecke, H.: Methodenorientierte Systematisierung der Kritik an der Erfolgsfaktorenforschung, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 72.Jg. (2002), Nr.2, S.165-183. Katsikeas, C.S.; Deng, S.L.; Wortzel, L.H.: Perceived Export Success Factors of Small and Medium-Sized Canadian Firms, in: Journal of International Marketing, Vol.5 (1997), No.4, pp.53-72. Knight, G.A.; Cavusgil, S.T.: The Born Global Firm. A Challenge to Traditional Internationalization Theory, in: Madsen, T.K. (Ed.), Proceedings of the Third Symposium of the Consortium for International Marketing-Research, Odense University, Odense 1995, pp.138-164. Nicolai, A.; Kieser, A.: Trotz eklatanter Erfolglosigkeit. Die Erfolgsfaktorenforschung weiter auf Erfolgskurs, in. Die Betriebswirtschaft, 62.Jg. (2002), Nr.6, S.579-596. Peters, T.; Waterman, R.J.: In Search of Excellence. Lessons from Americàs Best-Run Companies, New York 1982. Rennie, M. W.: Born Global, in: McKinsey Quarterly, no Vol. (1993), No.4, pp.45-52. Simon, H.: Die heimlichen Gewinner. Hidden Champions. Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer, Frankfurt/Main 1996.

Erfolgsmaß

Differenzierungsstrategie

Erhaltungssubvention

Subvention

Erhebungsgebiet Terminus der Außenhandelsstatistik. Das Erhebungsgebiet eines Staates umfasst das jeweilige Staats- bzw. Hoheitsgebiet mit Ausnahme der Zollfreigebiete und der Zollausschlussgebiete. ERI

Einheitliche Richtlinien für Inkassi

Erkenntnis

Wissenschaftstheorie

Erkenntnisorientierung

Problemlösungsstrategie

Erkenntnistheorie, anarchistische

Relativismus, kultureller

Erweiterte Strukturanpassungsfazilität

349

Public Eye on Davos

Erklärung von Bern

Ansatz, eklektischer; Ansatz, entscheidungsorientierter; Erklärungsansatz ver; Eklektische Forschungsstrategie; Wissenschaftsprogramm

Ansatz, situati-

Erklärungsansatz, neurokultureller begründet den (mimischen) Ausdruck von Emotionen mit der Interaktion von Anlage und Umwelt, Normen, den Emotid.h. mit dem Wechselspiel von „genetischem Erbe“ und gelernten kulturellen onsregeln. So provozieren plötzliche und unerwartete Ereignisse bei allen Menschen eine Emotion, die wir „Überraschung“ nennen. Ob und wie diesem Gefühl Ausdruck gegeben wird, hängt vom kulturellen Umfeld ab. " Ekman, P.: Universals and Cultural Differences in Facial Expressions of Emotions, in: Cole, J.R. (Ed.), Nebraska Symposium on Motivation, Lincoln 1972, pp.207-283.

Exportkartell

Erlaubniskartell

Ermessungsvergehen

Schari‘a

ERP-Sondervermögen des Bundes Entwicklungsfonds, den hauptsächlich die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Finanzierung Entwicklungsländern nutzt. Das Sondervermögen wird aus von Exportgeschäften und Projekten mit Mitteln des Europäischen Wiederaufbauprogramms (ERP) gespeist. Dieses hatte der damalige Außenminister der USA, G.C. Marshall, am 5.6.1947 zum Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg teilweise Europa verkündet. Bis zum Ende des so genannten Marshall-Plans am 30.6.1952 erhielzerstörten ten die (west-)europäischen Länder 16,3 Mrd. $, von denen 4,2 Mrd. $ auf die spätere Bundesrepublik Deutschland entfielen. Der Gegenwert dieser Wiederaufbauhilfe bildete (in DM) das ERP-Sondervermögen des Bundes, das nunmehr vorrangig für das KfW/ERP-Exportfinanzierungsprogramm im Kontext der Entwicklungspolitik der Bundesrepublik Deutschland genutzt wird. Erschwerniszulage

Auslandszulage

Erstanmeldung eines Patents

Unionspriorität

Erste Welt in der Zeit des Kalten Krieges geprägter Begriff, mit dem in Abgrenzung zur Zweiten Welt (= soziaIndustriestaaten gemeint waren. Weiterlistische Industriestaaten) die „modernen“ demokratischen Dritte Welt (= wenig bzw. unterentwickelte Länder) und die Vierte Welt (= ohne hin wurden die Least Deausländische Hilfe nicht überlebensfähige Staaten) unterschieden ( Entwicklungshilfe; veloped Country). " Schubert, K.; Klein, M.: Das Politiklexikon, Bonn 2001.

Erstsprache Erwartung

Muttersprache Entscheidungsfindung

Erweiterte Strukturanpassungsfazilität 1987 vom Internationalen Währungsfonds (IWF) zugunsten der ärmsten Entwicklungsländer unter seinen Mitgliedern ( Least Developed Country) geschaffene Fazilität (d.h. Kreditmöglichkeit). Diese Kredite sind mit besonders günstigen Konditionen (bis zu 300% der jeweiligen IWF-Quote) und langen Laufzeiten ausgestattet (Rückzahlungsbeginn fünfeinhalb Jahre nach Mittelaufnahme, Ende nach zehn Jahren).

350

Erwerbstätigkeit

Erwerbstätigkeit operationalisiert als Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung ( Operationalisierung). Diese ArMaßzahl ist vermutlich ein aussagefähigerer Indikator des Zustands des Arbeitsmarktes als die OECD-Ländern erwerbstätig, nachdem es beitslosenquote. 1998 waren 46% der Bevölkerung in den noch 1974 nur 41% gewesen waren. Zu diesem Zuwachs haben in diesem Zeitraum die meisten Länder mehr (z.B. Niederlande) oder weniger (z.B. Griechenland) beigetragen (vgl. Abb.). In Belgien, Finnland, Frankreich, und Spanien allerdings war ein Abbau von Arbeitsplätzen zu beobachten. Die Erwerbstätigenquote und die Intensität der Arbeitsmarktregulierung korrelieren negativ. Erwerbstätige (in % der Bevölkerung) 43,8

Luxemburg

55,6

Deutschland

42,4 44,0

Finnland

43,6

46,7

Japan

51,5 46,7

Dänemark

Irland

50,8 40,5

USA

Frankreich

49,6 34,7

Niederlande

Griechenland

47,6 41,4

Portugal

47,1

Legende:

38,8

Österreich

46,1 44,6

Großbritannien

45,8 49,8

Schweden

45,0

1975 1998 Deutschland: 1975 nur Westdeutschland

47,8 33,8 40,6 40,7 38,6 36,5 37,8 38,3

Belgien

36,8

Italien

36,1 36,3

Spanien

36,3 33,5

Quelle: OECD, Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, in: iwd, Nr.18 (4.5.2000), S.7.

" Enste, D.H.; Hardege, S.: Regulierung und Beschäftigung. Eine empirische Wirkungsanalyse für 22 OECD-Länder, in: IWTrends, 33.Jg. (2006), Nr.2, S.33-46. Dombois, R.: Der schwierige Abschied vom Normalarbeitsverhältnis, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B37 (1999), S.13-20. Hradil, S.: Die Sozialstruktur Deutschlands im internationalen Vergleich, Wiesbaden 2006.

Erwünschtheit, soziale Erzeugnis, sensibles

Antworttendenz Zuckermarkt

Erziehungsprotektionismus Erziehungssubvention

Erziehungszoll;

Protektionismus

Subvention

Erziehungszoll wichtigstes Instrument des Erziehungsprotektionismus ( Protektionismus). Der Erziehungszoll ist Schutzzoll (vgl. auch Zollarten). Folgt man dem so genannten Infant seinem Wesen nach ein Industry-Argument, so schützt der Erziehungszoll junge Industrien vor übermächtigen etablierten internationalen Wettbewerbern und ermöglicht es der Infant Industry erst, in den internationalen WettWettbewerbsfähigkeit, bewerb mit Aussicht auf Erfolg einzutreten ( Wettbewerb, internationaler; internationale). ESAF

Erweiterte Strukturanpassungsfazilität

Escape-Klausel ESF

Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen

Kohäsionspolitik;

Strukturfonds

Ethik

ESI

351

Environmental Sustainability Index

ESZB

Europäische Zentralbank

ETCS

European Train Control System

E-Terms spezielle, die Transaktionen zwischen Käufer und Verkäufer standardisierende Handelsklausel. Gemäß der Ex Work-Klausel sind die gehandelten Güter dem Käufer, der dann alle weiteren Kosten und ab Werk, ab Mühle, ab Risiken zu tragen hat, im Bereich des Verkäufers bereit zu stellen (bspw. Plantage; Risiko; INCOTERMS). Ethik wissenschaftliche Theorie der Moral. Ziel ist die theoretische Begründung und Systematisierung moralischen Handelns. Während man unter Moral (bzw. Sittenlehre) die Gesamtheit der häufig höchst detaillierten Verhaltensnormen bzw. -vorschriften versteht, ist es Aufgabe der Ethik, diese sittlichen Normen zu begründen bzw. zu rechtfertigen ( Norm). (1) Die Wirtschaftsethik (bzw. Unternehmensethik) befasst sich mit der Frage, welche moralische Normen und Ideale unter den Bedingungen der jeweiligen Wirtschaftsordnung und gesellschaftlichen Verhältnisse (z.B. Marktwirtschaft) Gültigkeit besitzen können bzw. sollten. Im Zuge der Glonationalstaatlichen Ordbalisierung wurden zahlreiche Steuerungsmechanismen der traditionellen Corporate nungspolitik mehr oder minder wirkungslos. Deshalb hat man u.a. mit den Konzepten Corporate Social Responsibility und gesellschaftsorientierte Unternehmensführung Citizenship, versucht, das traditionelle institutionelle Regierungshandeln (Government) durch Governance mehr und mehr zu ersetzen: durch das freiwillig-verantwortungsvolle Handeln globaler Netzwerke ( GloNichtbal Governance). Zunehmend bedeutsame Akteure sind in diesem Zusammenhang zahlreiche regierungsorganisationen. Charakteristisch hierfür ist die belgische Organisation Verbruikersunie, welche u.a. globale Sportschuhproduzenten einem so genannten Ethik-Check unterzog. (2) Wie eine Internetumfrage unter 6.800 Verbrauchern von Deloitte & Touche ergeben hat, beabsichtigen europaweit 48% der Befragten, bei ihren Weihnachtseinkäufen auf die Herkunft der Produkte Fairer zu achten, um ethischen Erwägungen Rechnung tragen zu können ( Beschaffung, ethische; Kinderarbeit). Als besonders verantwortungsbewusst präsentierten sich dabei Angehörige Handel; südosteuropäischer Länder (Italien = 63%, Portugal = 59%, Spanien = 54%), während Befragten, die aus westeuropäischen Ländern stammen, nach eigenem Bekunden weniger daran gelegen war (Niederlande = 35%, Belgien = 37%, Großbritannien = 38%). Eine mittlere Position nahmen in dieser Hinsicht Deutschland (= 53%), Frankreich (= 45%) und Irland (= 44%) ein. (3) Im interkulturellen Vergleich zeigt sich, dass das amerikanische Modell der Business Ethics stark pragmatisch ausgerichtet ist und bspw. den klassischen, häufig lähmenden Antagonismus „Ethik vs. Ökonomie“ durch handlungsorientierte Strategien zu überwinden sucht. Die deutsche Unternehmensethik-Diskussion hingegen behandelt diese auf I. Kant zurückführbare Dualität ausführlich. Aufgrund Menschenbildes vertrauen amerikanische Autoren stärker der intrinsischen ihres optimistischeren Motivation, moralisch zu handeln, während deutsche Autoren vorrangig den ordnungspolitischen Hintergrund der Thematik beleuchten. Sie akzentuieren auch die philosophische Begründung ethischer Prinzipien sowie die grundsätzliche Möglichkeit bzw. Notwendigkeit, ethische Prinzipien in ökonomische Entscheidungen einzubeziehen. " Graber-Kräuter, S.: State of the Art der amerikanischen Business Ethics-Forschung, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (zfbf), 49.Jg. (1997), Nr.1, S.210-231. Homann, K.; Blome-Drees, F.: Wirtschafts- und Unternehmensethik, Göttingen 1992. Kreikebaum, H.; Behnam, M.; Gilbert, D.U.: Management ethischer Konflikte in international tätigen Unternehmen, Wiesbaden 2001. Palazzo, B.: Interkulturelle Unternehmensethik. Deutsche und amerikanische Modelle im Vergleich, Wiesbaden 2000. Richter, L.W.: Internationale Unternehmensethik, Sternenfels 1997. Steinmann, H.: Unternehmensethik und Globalisierung. Das politische Element in der Multinationalen Unternehmung, in: Holtbrügge, D. (Hrsg.), Management Multinationaler Unternehmungen, Heidelberg 2003, S.377-398.

352

Ethik, islamische

Ethik, islamische leitet sich unmittelbar aus den Verhaltensvorschriften des Korans bzw. der Schari‘a ab. Das Verbot, etwas zu versprechen, was man nicht halten kann, ist bei der Formulierung von Werbebotschaften zu beachten ( Werbepolitik, internationale). Werbebotschaften sollten klar und einfach Tabu sind sexuelle formuliert werden und sich unmittelbar auf das beworbene Produkt beziehen. Motive, starke emotionale Appelle ohne Produktbezug (insb. angstauslösende Appelle) sowie pseudowissenschaftliche Assoziationen ( Emotion). Weibliche Testimonials müssen lange Gewänder tragen, ihr Haar bedecken und dürfen nur für „weibliche Produkte“ werben (Kosmetika, Lebensmittel etc.). " Al-Makaty, S.S.; van Tubergen, G.N.; Whitlow, S.S.; Boyd, D.A.: Attitudes towards Advertising in Islam, in: Journal of Advertising Research, Vol.36 (1996), No.3, pp.16-26. Saeed, M.; Ahmed, Z.U.; Mukhtar, S.-M.: International Marketing Ethics From an Islamic Perspective. A Value-Maximation Approach, in: Journal of Business Ethics, Vol.32 (2001), No.4, pp.127-142.

Ethik, konfuzianische ist, wie der Konfuzianismus insgesamt, auf die Stabilität und Harmonie sozialer Beziehungen ausgerichtet. Zentrales Konzept ist 'chi'. Dieses verspürt, wer gegen 'hi' verstößt: die guten Sitten und den Anstand. Denn damit stört er die gesellschaftliche Ordnung. Aufgabe von Erziehung ist es, der Ordnung Geltung zu verschaffen. " Choi, M.-H.: Der Einfluss der konfuzianischen Ethik in Korea, Diss., München 1960. Lin, D.: Konfuzianische Ethik und Legitimation der Herrschaft im alten China, 2.Aufl., Berlin 1997.

Ethik, protestantische Ethik, theologische

Christentum Moral

Ethizismus Rückführung außersittlicher Normen und Werte

Normen und

Werte auf einen „Grundwert“ bzw. sittlich begründete

" Moog, W.: Logik, Psychologie und Psychologismus. Wissenschaftssystematische Untersuchungen, Halle 1919.

Ethnic Food Lebensmittel, zumeist in Form zubereiteter Speisen, die positive Assoziationen mit fremden, nach Ländern bzw. fernen Kulturen wecken (z.B. Chutney, Sangria, Tapas). Möglichkeit exotischen Fremdheit bzw. des Exotischen gesellt sich bei Ethnic Food auch der des ModiZum Eindruck der schen. Anders als mittlerweile „klassische“ fremdländische Kost (z.B. Camembert, Pizza, Salami) ist Lebensstils, der bei bestimmten Ethnic Food wie Sushi (häufig allerdings nur zeitweilig) Teil eines Zielgruppen bzw. Schichten der Bevölkerung als chic gilt ( Zielgruppe). Wie eine von Apollinaris 2007 in Auftrag gegebene Forsa-Studie zeigt, mögen gemäß dieser repräsentativen Befragung 69% der Deutschen italienisches Essen, 50% griechisches Essen, 47% chinesisches Essen, 33% französisches Essen, 26% spanisches Essen, 23% thailändisches Essen und 23% mexikanisches Essen. Food Neophobia, d.h. die Ablehnung von ungewohntem Essen im Allgemeinen und ungewohnten GeschmacksAkzeptanz von erlebnissen, ist vor allem unter den über 55-Jährigen zu finden. Sie behindert die Ethnic Food. " Gabaccia, D.R.: We Are what We Eat. Ethnic Food and the Making of Americans, 2nd Ed., Cambridge/MA 2000. Verbeke, W.; Lopez, G.P.: Ethnic Food Attitudes and Behaviour Among Belgians and Hispanics Living in Belgium, in: British Food Journal, Vol.107 (2005), No.11, pp.823-840.

(

http://www.bva.de

Ethnie Menschengruppe mit einer einheitlichen

Kultur (gr. ethnos = Volk, Volksstamm)

Ethnizität Zuschreibung angeblich charakteristischer Eigenschaften zu bestimmten Bevölkerungsgruppen. Dieser Fremde abzuwerten und das Eigene spezielle Attributionsprozess wird häufig dazu genutzt, das

Ethnokonsumerismus

353

Home Bias). Häufig wird unter Ethnizität (d.h. das Nicht-Fremde) aufzuwerten ( Attribution; auch die subjektiv empfundene Zugehörigkeit eines Individuums zu einer bestimmten Volksgruppe Religion, Sprache etc. verstanden bzw. die objektive oder subjektiaufgrund einer gemeinsamen ethnisch homogenen Subkultur. Diese ist nicht nur Einflüssen ihrer ve Zugehörigkeit zu einer Landeskultur ihres Gastlandes. Ursprungskultur bzw. Herkunftskultur ausgesetzt, sondern auch der Zielgruppe des Ethno-Marketing das Konzept der bikulturellen Identität Insofern ist für diese bedeutsam ( Identität, bikulturelle). " Bukow, W.-D.: Feindbild Minderheit zur Funktion von Ethnisierung, Opladen 1996. Deshpandé, R.; Hoyer, W.; Donthu, N.: The Intensity of Ethnic Affiliation. A Study of the Sociology of Hispanic Consumption, in: Journal of Consumer Research, Vol.13 (1986), No.2, pp.214-220. Leggewie, C.: Ethnizität, Nationalismus und multikulturelle Gesellschaft, in: Berding, H. (Hrsg.), Nationales Bewusstsein und kollektive Identität. Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewusstseins in der Neuzeit, Fran kfurt/Main 1994, S.45-65. Rex, J.: „Rasse” und „Ethnizität“ als sozialwissenschaftliche Konzepte, in: Dittrich, E.; Radtke, F.-O. (Hrsg.), Ethnizität. Wissenschaft und Minderheiten, Opladen 1990, S.141-154.

Ethno Wortbildungselement mit der Bedeutung trismus)

Volk, die Völker betreffend (

Ethnologie;

Ethnozen-

Ethnobotanik erwirbt und vermittelt detaillierte Kenntnisse über solche Pflanzen und Tiere sowie den menschlichen Ethnien die Welt erklärend strukturieren und ihr eigeKörper und die Natur, anhand derer einzelne nes Weltbild schaffen " Schiefenhövel, W.: Pragmatismus und Utopie als Reaktionen auf kulturellen Wandel. Beispiele aus Melanesien, in: Thomas, A. (Hrsg.), Kulturvergleichende Psychologie. Eine Einführung, Göttingen 1993, S.323-337.

Ethnogenese Teilgebiet der Völkerkunde, das sich mit den Fragen nach dem Ursprung eines tigt

Volkes beschäf-

Ethnographie Methode des objektiv-systematischen Erfassens und Beschreibens von Daten über (Natur-)Völker. Das zentrale Problem der ethnologischen Feldforschung ist das Verhältnis zwischen Verstehen und Erklären. Nach T. Schweizer überwiegt in der Phase der Datenerhebung das Verstehen einheimischer Bedeutung und Sichtweisen der Akteure. Gegen Ende der Datenerhebung sowie in der Phase der Auswertung und des Dokumentierens der Befunde gewinnt dann das Bemühen, nach Möglichkeit kausale Erklärungen für das Beobachtete zu finden, die Oberhand. Als eines der Pionierwerke der modernen Ethnographie gilt C. Niebuhrs „Beschreibung von Arabien“, die 1774 veröffentlicht wurde. " Agar, M.H.: The Professional Stranger. An Informal Introduction to Ethnography, 2nd Ed., San Diego 1996. Schweizer, T.: Wie versteht und erklärt man eine fremde Kultur? Zum Methodenproblem der Ethnographie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (KZfSS), 51.Jg. (1999), Nr.1, S.1-33.

Ethnokonsumerismus (1) Forschungsstrategie, welche die ethnische Zugehörigkeit der Probanden ( Ethnie) nicht, wie die kulturvergleichende Forschung ( Vergleichsanalyse), als unabhängige Variable begreift, um deren Konsumentenverhalten zu überprüfen, sondern als ForschungsEinfluss auf die abhängige Variable gegenstand an sich ( Variable). Insofern kann Ethnokonsumerismus auch als Intrakulturelles Marketing, das vom Interkulturellen Marketing abzugrenzen ist, begriffen werden. konfuzianischen (2) Ein typisches Beispiel ist die Studie von O.H.M. Yau, der, ausgehend von den buddhistischen Einflüssen auf Chinas Gesellschaft darlegt, dass in diesem Kulturund den raum das Konzept der Konsumentenzufriedenheit ( Zufriedenheit) eine grundlegend andere Rolle Wertes „Yuarn“ (Karma) würden Chinesen spielt als im westlichen Kulturraum. Aufgrund des Produktmängel im Regelfall nicht extern attribuieren ( Attributionstheorien), d.h. den Hersteller, den Händler oder den Verkäufer dafür verantwortlich machen, sondern quasi-intern, als Teil bzw. Konsequenz des eigenen Schicksals.

354

Ethnolekt

" Vankatesh, A.: Ethnoconsumerism. A New Paradigm to Study Cultural and Cross-Cultural Consumer Behavior, in: Costa, J.A.; Bamossy, G.J. (Eds.), Marketing in a Multicultural World. Ethnicity, Nationalism and Cultural Identitiy, Thousand Oaks/CA 1995, pp.26-67. Yau, O.H.M.: Chinese Cultural Values. Their Dimensions and Marketing Implications, in: European Journal of Marketing, Vol.22 (1988), No.5, pp.44-57.

Ethnolekt ethnischer Minderspezielle Form von Dialekt bzw. Soziolekt. Als Ethnolekt wird der Sprechstil Hoch- bzw. Nationalsprache u.a. dadurch ab, dass Angehöheiten bezeichnet. Er weicht von der Muttersprache rige ethnischer Minderheiten sich der strukturellen Unterschiede, die zwischen ihrer und der Nationalsprache ihres Gastlandes bestehen (z.B. hinsichtlich der grammatikalischen Struktur), häufig nicht bewusst sind bzw. diese nicht berücksichtigen können (bzw. wollen). Ethnolinguistik befasst sich mit der systematischen Erforschung der historischen Entwicklung einzelner Sprachen bzw. Sprachfamilien. Analysiert werden insb. die Ausstrahlungseffekte von Sprache (bspw. die Wechselwirkung zwischen Sprach- und Kulturentwicklung). Ethnolinguisten untersuchen eine Sprache im Kultur, in der sie sich entwickelt hat. Als Begründer dieser Disziplin gilt E. Sapir Kontext der (1884-1939). Gemäß dem linguistischen Relativitätsprinzip nimmt die grammatikalische Struktur einer Sprache maßgeblichen Einfluss darauf, wie Sprecher „die Realität“ wahrnehmen und, diese deutend, handeln ( Relativitätsprinzip, linguistisches; Weltbild; Whorf-Hypothese). " von Karstedt, L.: Eine Geschichte der deutsch-sprachigen Ethnolinguistik, Diss., Universität Hamburg, Hamburg 2004. Sapir, E.: Language. An Introduction to the Study of Speech, New York 1921 (dt.: Die Sprache. Eine Einführung in das Wesen der Sprache, München 1961).

Ethnologie (1) Begriff mit drei grundlegenden Bedeutungen: In Europa ist Ethnologie eine ursprünglich als VölKulturanthropologie verwandte interdisziplinäre Wissenschaft, kerkunde bezeichnete und mit der Mythen; Religion; Sprache; Sitten; Völkerwelche die psychischen Merkmale (z.B. Gesellschaften einander kunde) von „primitiven“ und zunehmend häufiger auch von komplexen vergleichend gegenüberstellt und zu erklären versucht. Mit einem stärker soziologischen Fokus wird Kultur der primitiven GesellEthnologie weiterhin als Wissenschaft von der Sozialstruktur und schaften betrieben. In den USA hingegen versteht sich Ethnologie als Wissenschaft von der Sozialstruktur und Kultur aller Gesellschaften. Ethnographie, die Ethnolinguistik sowie neuer(2) Unterdisziplinen der Ethnologie sind u.a. die Inlandsethnologie. Obwohl Feilschen zumeist als Inbegriff einer „orientalischen“ Kuldings die Ritual auch in Deutschland beobtur angesehen wird, konnten ausländische Wissenschaftler dieses achten. Als Untersuchungsobjekte wählte ein indonesischer Soziologe deutsche Besucher eines „Flohmarktes“. Auf einem Symposium für Völkerkundler („Inspecting Germany“) berichtete er 1999 in Tübingen: Deutsche Flohmarktkunden feilschen auf sechs verschiedene Arten, wenden dafür allerdings viel weniger Zeit auf als asiatische Basarkunden. Als linguistische Wende der Ethnologie bezeichnen Semiotik Kritiker die vermehrte Beschäftigung dieser Wissenschaft mit Fragen der Symbolik und (anstelle bspw. der Machtverteilung und der materiellen Bedingungen menschlicher Existenz). " Fischer, H. (Hrsg.): Ethnologie. Einführung und Überblick, 3.Aufl., Berlin 1992. Kaschuba, W.: Einführung in die europäische Ethnologie, 2.Aufl., München 2003. Kaschuba, W.: Kulturalismus. Kultur statt Gesellschaft? in: Geschichte und Gesellschaft, 21.Jg. (1995), Nr.1, S.80-95. Kohl, K.H.: Ethnologie. Die Wissenschaft vom kulturell Fremden: eine Einführung, 2.Aufl., München 2000. Schnabel, U.: Durch das wilde Germanistan, in: Die Zeit, Nr.40 (1999), S.33-34. Streck, B. et al.: Wörterbuch der Ethnologie, Köln 1987.

Ethno-Marketing macht die kulturellen Unterschiede, die innerhalb eines Landes bestehen, zum Gegenstand der Analyse und der Gestaltung des Marketingmix ( Kultur). Werte, Lebensstile und Konsumgewohnheiten der (1) Ausgangspunkt sind die unterschiedlichen Statistiethnisch differenzierten Wohnbevölkerung eines Landes ( Ethno). Nach Angaben des schen Bundesamtes besaßen Ende 2005 etwa 8,2% der 82,3 Mio. Einwohner Deutschlands keine deut-

Ethno-Marketing

355

sche Staatsbürgerschaft ( Migration). Von den 6,8 Mio. ausländischen Mitbürgern (vgl. Abb. 1) lebten zu diesem Zeitpunkt gut ein Viertel bereits seit mehr als zwanzig Jahren in Deutschland und etwa die Hälfte länger als zehn Jahre. Abb. 1: Zehn größten ausländischen Bevölkerungsgruppen in Deutschland (2005) Herkunft nach Staatsangehörigkeit Türkei Italien Polen Griechenland ehem. Serbien und Montenegro Kroatien Russische Föderation Österreich Bosnien und Herzegowina Ukraine

Anteil an der ausländischen Bevölkerung (in %)

Bevölkerungszahlen (in Mio.) 0,535 0,332 0,304 0,292 0,228 0,188 0,176 0,157 0,129

1,769

25,8 7,9 5,4 4,5 4,2 3,4 2,8 2,6 2,3 1,9

Quelle: Destatis.

Erfahrungsgemäß assimiliert sich nur ein Teil der ausländischen Mitbürger, während andere „in der Fremde“ ihre kulturellen Eigenheiten und Wertvorstellungen bisweilen noch bewusster bzw. intensiver Assimilation; Fremdheit). Ererleben und ausleben als in ihrem Geburtsland (= Kontrasteffekt; Bedürfnis nach der klären lässt sich dies mit dem dann (d.h. „in der Fremde“) besonders virulenten Identität. vertrauten, nicht selten aber auch imaginierten (2) Allerdings verkörpert diese Minderheit eine höchst heterogene Zielgruppe, deren Verhalten je nach Herkunftsland stark divergieren kann. So empfiehlt es sich, bei der größten der in Deutschland lebenden Ausländergruppen, den Türken, zwischen Sunniten, Alewiten, Jesiden und Surianern zu unterscheiden. Nur die Alewiten sind ihren Frauen gegenüber liberal eingestellt, und nur den Sunniten ist der Genuss von Alkohol verboten. Das einigende Band ist die gemeinsame Wertschätzung von Familie, Religion und Heimat (bzw. Nationalität). (3) Vielen Unternehmen scheint jedoch die erhebliche Kaufkraft dieses „unbekannten Volkes, das mitten unter uns lebt“, noch immer nicht bewusst zu sein. Jedenfalls unternahmen lange Zeit nur wenige Anbieter ernsthafte Versuche, den soziokulturellen Eigenheiten der in Deutschland lebenden Türken in Kaufverhalten, Mediennutzung oder Essgewohnheiten durch eine angepasste Marketingstrategie Rechnung zu tragen. Zu den Ausnahmen zählt das Versandhaus Quelle, das schon frühzeitig einen Katalog erstellt hat, dessen Warenangebot und Präsentation auf die speziellen Bedürfnisse türkischer Verbraucher abgestimmt war. Und der ehemalige, 1999 von Arcor übernommene Telefonanbieter Zielgruppe erschlosOtelo hat mit einer außerordentlich erfolgreichen Werbekampagne die gleiche sen: Ende der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gelang es dem Unternehmen binnen weniger Monate, rund ein Drittel der türkischen Haushalte in Deutschland unter Vertrag zu nehmen. Eine nicht geringe Rolle spielte dabei das Versprechen, für jeden Neukunden ein Bäumchen in einer Region der Türkei zu pflanzen, die von Erosion bedroht ist. Der Otelo-Wald aus 220.000 Bäumen, etwa 200 Kilometer von Antalya entfernt, bescherte dem deutschen Unternehmen sogar den türkischen Umweltpreis. Im dazugehörigen TV-Spot schlenderte ein bekannter türkischer Schauspieler durch den Wald und sinnierte über Verwurzelung, Heimat, Natur und patriarchalische Autorität: Die Otelo-KamDeutschtürken auf sehr emotionale Weise, dass sie auf sehr einfache Weise pagne suggerierte den Kommunikationspolitik, internationale; Werbeetwas für ihre Heimat tun können ( Emotion; politik, internationale). (4) Western Union, Tochter der First Data Corporation, bietet zusammen mit ihren Finanzpartnern in Deutschland, der Postbank, der Reisebank, American Express und diversen Spar- und Kreissparkassen, weltweiten Bargeldtransfer in über 200 Ländern und Regionen an. Diesen Service nutzen hauptsächlich Ausländer in Deutschland, um Bargeld an Freunde und Angehörige in ihrer Heimat zu schicken. Der Bargeldtransfer bietet zahllose Möglichkeiten, um erste Geschäftskontakte mit Ausländern zu knüpfen. Dennoch nehmen Banken üblicherweise Einwanderer, die im Zusammenhang mit dem Trans-

356

Ethnopsychoanalyse

fer von Bargeld in ihr Herkunftsland Finanzdienstleistungen in Anspruch nehmen, als Zielgruppe kaum wahr. Dies liegt zum einen daran, dass es vergleichsweise schwierig ist, diese Bevölkerungsschicht zu erreichen. Zum anderen müssten Finanzdienstleister ihre ursprünglich für den deutschen Markt entwikkelten Produkte den Bedürfnissen der Immigranten anpassen. Und da Geldgeschäfte Vertrauenssache sind, wenden sich Ausländer lieber an kleine ausländische Spezialbanken und Dienstleister oder sogar an Busfahrer und Mittelsmänner, die Geld gegen Provision in die Heimat bringen. Während viele Finanzdienstleister bestenfalls Türken als Zielgruppe von Ethno-Marketing betrachten, spricht Western Union allein in Deutschland 22 unterschiedliche Nationalitäten an (bspw. Brasilianer, Polen, Inder und Russen). Obwohl mit 225.000 Filialen in mehr als 200 Ländern präsent, erstellt dieser Finanzdienstleister für jede ethnische Gruppe, die das Unternehmen erreichen will, eigene Konzepte, die auf die Gewohnheiten und Bedürfnisse der verschiedenen Nationalitäten eingehen ( Standardisierung vs. Differenzierung). Ein zentrales Element ist dabei die Entwicklung kulturspezifischer Anzeigen und Werbemittel, die bspw. Angehörige der jeweiligen Ethnie darstellen und in der entsprechenden Sprache und Tonalität dieser Zielgruppen gestaltet sind ( Kommunikationspolitik, internationale). In Deutschland etwa, wo mehr als 200 fremdsprachige Medien regelmäßig erscheinen (bspw. das polnische Magazin Fakty bzw. das russische Magazin Russkaja Germanija oder Zeitschriften wie African Courier, African Heritage bzw. die chinesische Handelszeitung Hua Shang Bao), werden zehn individuell gestaltete Anzeigenmotive in ausgewählten Medien platziert. Hinzu kommen die OrganisaSponsoring von Veranstaltungen und Events, um den Kontakt zu den in Deutschland tion und das lebenden Ausländern auszubauen (z.B. ein Kochwettbewerb für chinesische Köche, Bollywood-Filmvorführungen für Inder sowie nationale und religiöse Feste). Abb. 2: Deutsche und in Deutschland lebende Türken im Vergleich Deutsche Bevölkerung

in Deutschland lebende Türken

Ich bin bei Produkten des täglichen Lebens sehr anspruchsvoll

61

71

Markenartikel stehen für gute Qualität

34

51

Markenartikel müssen einfach etwas teurer sein

24

44

2.480

2.020

Fernsehen

92

95

Zeitungen

79

54

Radio

77

33

Zeitschriften

49

14

Markenbewusstsein (Zustimmung in %)

Durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen (in €) Mediennutzung (Angaben in %)

Quelle: Data4U (12/2004), Vu Ma (2004), Arbomedia, in: Brücker (2005, S.90ff.).

" Wilken, M.: Ethno-Marketing. Erfolgreiches Marketing für eine multi-kulturelle Gesellschaft, Düsseldorf 2004. Wooler, S.: Western Union. Mit Ethno-Marketing zu breiten Zielgruppen, in: Bank und Markt, 35.Jg. (2006), Nr.2, S.19-20.

Ethnopsychoanalyse befasst sich mit dem ethnisch Unbewussten und dessen Symptomen bzw. Derivaten: Hierzu zählen Exotismus, Rassismus und Xenophobie. u.a. " Erdheim, M.: Zur Ethnopsychoanalyse von Exotismus und Xenophobie, in: Erdheim, M. (Hrsg.), Die Psychoanalyse und das Unbewusste in der Kultur, Frankfurt/Main 1988, S.258-265.

Ethnopsychologie Lehre von den seelischen und geistigen Merkmalen ( Mythos; Religion; Sprache; Sitten & Völkern. Wichtigstes Forschungsinstrument der Ethnopsychologie sind systematiGebräuche) von sche Vergleichsstudien.

Ethnozentrismus

357

Ethnorelativismus vom Ethnozentrismus abzugrenzende Erscheinungsform interkultureller Sensibilität und GrundhalFremden ( Sensibilität, interkulturelle). Ethnorelativisten sind in der tung im Umgang mit dem Lage, den kulturellen Bezugsrahmen zu wechseln, d.h. nicht auf der ethnozentrischen Perspektive zu Landeskultur im Kontext anderer Landeskulturen und im Bezug auf beharren. Sie erleben die eigene diese. Im Extremfall haben sie zwei oder mehr kulturelle Prägungen erfahren. Sie gelten als interkulturell kompetent ( Kompetenz, interkulturelle). " Bennett, J.M.: Towards Ethnorelativism. A Developmental Model of Intercultural Sensitivity, in: Paige, R.M. (Ed.), Education for Intercultural Experience, Yarmouth 1993, pp.27-71. Dyserinck, H.: Von Ethnopsychologie zu Ethnoimagologie, in: Neohelicon, 29.Jg. (2002), Nr.1, S.57-74. Stubbe, H.: Lexikon der Ethnopsychologie und Transkulturellen Psychologie, Frankfurt/Main 2005.

Ethnosoziologie interdisziplinäre Wissenschaft, die Soziologie, miteinander verbindet

Ethnologie und

Kultur- bzw. Sozialanthropologie

" Dibie, P.; Wulff, C.: Vom Verstehen des Nichtverstehens. Ethnosoziologie interkultureller Begegnungen, Frankfurt/Main 1999.

Ethnotrade Zeitschrift für interkulturelle Handels-, Gastronomie- und Dienstleistungsunternehmen. Ethnotrade Zielgruppe „ausländierscheint zweimonatlich und basiert auf der Geschäftsidee, seinen Lesern die sche Unternehmer in Deutschland“ zugänglich zu machen. Insofern ist diese Zeitschrift ein Medium Ethno-Marketing. Im redaktionellen Teil werden vor allem juristische und wirtschaftliche Thedes men behandelt, welche für die Leserschaft von Interesse sind (z.B. Verhaltensweisen und kulturelle Besonderheiten der Deutschen, Anforderungen an die Aufenthaltsgenehmigung, Familiennachzug, interkulturelle Eheschließung, Business Angels). Ziel ist es, eine streuverlustarme Kommunikation mit dieser weitgehend unbeachteten Käuferschicht zu ermöglichen. ( http://www.ethnotrade.com Ethnozentrische Orientierung

EPRG-Schema

Ethnozentrismus (1) wurde 1906 begrifflich-konzeptionell von W.G. Sumner in die soziologische Terminologie eingeethnische Einheit ( Volk; Nation; Gesellschaft) charakteristische führt: als eine für jede Überbewertung der In Group-Perspektive bei gleichzeitiger Unterbewertung der Out Group-Perspektive: „Each group thinks its own folkways the only right ones ...“. Adorno et al. befassten sich dann ein knappes Jahrhundert später aus persönlichkeitspsychologischer Sicht mit diesem Konstrukt. Im Kontext der Autoritarismusforschung beschrieben sie Ethnozentrismus als feindliche Gesinnung der Mehrheit gegenüber der Minderheit ( Minimosität), wobei mangelndes Selbstbewusstsein eine Verstärkerfunktion erfüllt ( Xenophobie). Schließlich arbeiteten kulturelle Dimension des Konstrukts heraus: kulturspezifische Werte, Levine & Campbell die Artefakte einer ethnischen bzw. nationalen Gruppe, die einerseits als identitätsstifSymbole, Nationalstolz) und tende Objekte des Stolzes, der Zugehörigkeit und der Bindung ( Identität; andererseits als Mittel der Ab- bzw. Ausgrenzung anderer ethnischer bzw. nationaler Gruppen dienen. Dies erklärt, warum Ethnozentrismus zumeist negativ gedeutet wird, als eine häufig unbewusste Denkweise bzw. Geisteshaltung, die nicht nur, aber auch und gerade den Europäern zu eigen ist. Angesichts der Errungenschaften der anfangs hauptsächlich auf dem „alten Kontinent“ vorangetriebenen technischen Revolution und im Einklang mit dem allgegenwärtigen nationalistischen Gedankengut war es damals allgemein akzeptiert, von der unbestreitbaren technisch-ökonomischen Überlegenheit der europäischen Industrienationen auf die Überlegenheit der abendländischen Kultur schlechthin zu schließen. Die hierzulande übliche Zuschreibung der Erfindung der Uhr an Peter Hänlein etwa ist eine typische ethnozentrische Selbstüberschätzung. Denn tatsächlich wurde der älteste uns bekannte Chronometer bereits im 15. Jahrhundert v. Chr. in Ägypten entwickelt. Auch war der vor allem von den

358

Ethnozentrismus

Völkern Europas betriebene Kolonialismus nicht nur politisch-ökonomisch motiviert, sondern auch getragen von dem Glauben an die universelle Geltung der eigenen Weltanschauung der in dieser EpoZivilisation: Universalismus als weltweite Verwestliche expandierenden europäisch-westlichen chung. Abgesehen von einigen Kulturromantikern haben die Europäer „bisher eher eine Geringschätzung für andere Zivilisationen gepflegt. Sie wollen nicht gelten lassen, dass andere Zivilisationen ihre eigenen Weltanschauungen haben - z.B. in Bezug auf Staat, Recht, Religion, Krieg und Frieden sowie auf die Bestimmung des Wissens. Von Europa ging also eine globale Standardisierung des europäischen Zivilisationsprozesses aus“ (Tibi, S.27). Der ethnozentrischen Perspektive entspricht der Egozentrismus des Individuums. Es betrachtet, darin der anfänglich vielleicht nur naiven, später aber bösartigen Rassenkunde und Völkerpsychologie ähnlich, das eigene Erleben und Denken als Fixpunkt aller Überlegungen und Aussagen ( Rassismus). (2) Die Psychologie erklärt das ethnozentrische Denken als Konsequenz des tiefreichenden Bedürfnisses des Menschen, sich selbst als „einmalig“ und als „Maß aller Dinge“ zu erleben. Dieses von der Entwicklungspsychologie als Egozentrismus und von Psychoanalytikern im Extremfall als Narzismus beschriebene ausschließlich ich-bezogene Selbstkonzept ( Selbstbild) verkörpert eine wichtige, allerdings frühe Stufe der kognitiven Entwicklung. In dieser Phase lernt das Individuum, sein ursprüngWeltbild zu differenzieren und zwischen Ich und Umwelt zu unterscheiden. Normalerlich diffuses weise sorgt die Konfrontation mit der sozialen Realität für die Einsicht, dass man selbst nur Mensch unter vielen Menschen ist. Versagt der Sozialisierungsprozess allerdings in dieser Phase, so bleibt die „primitive“, ich-zentrierte Weltanschauung erhalten. Der sprichwörtliche Ethnozentrismus amerikanischer Manager wird hingegen zusätzlich machtpolitisch erklärt: „Grounded in years of militaristic might, a dominant economy, global clout, the use of English as the global business language, and world leadership positions in a wide variety of areas, including business. We can only conjecture that the U.S. ethnocentric position may translate into a belief that other cultures should act like U.S. executives“ (Gorchels et al., S.101). Sozialpsychologen erklären Ethnozentrismus mit Hilfe der Theorie der sozialen Identität, welche sich mit dem Verhältnis zwischen 'in group' und 'out group' befasst. Für die dem Ethnozentrismus - explizit oder implizit - innewohnende Überzeugung, dass heimische Techniken, inländisches Personal etc. den im Ausland verfügbaren Alternativen grundsätzlich überlegen sind, prägte J.A. Lee den Begriff der Self-Reference. Diese Wahrnehmungsverzerrung erhöht die Gefahr, das Marktpotenzial anderer Länder wie auch die Wettbewerbsstärke der dort anzutreffenden Konkurrenten zu unterschätzen oder lokale Mitarbeiter (Locals) nicht entsprechend deren Möglichkeiten einzusetzen ( Diversity Management). (3) Im wirtschaftlichen Kontext bezeichnet Ethnozentrismus eine geistige Grundhaltung des ManageLänderphilosophie oder internationale Orientierung. Sie äußert sich bspw. ments, häufig auch eine darin, dass man Managementstrategien etc., die ursprünglich für den Binnenmarkt entwickelt wurden, auf ausländische Märkte überträgt, ohne sie den dort herrschenden Bedingungen anzupassen. Demnach handelt bspw. ein Hersteller von Kochtöpfen ethnozentrisch, der bei der Dimensionierung der Größe der Kochtöpfe nicht die in den einzelnen Ländermärkten unterschiedlichen Familiengrößen, Essgewohnheiten etc. berücksichtigt (z.B. Anteile Single-Haushalte vs. Großfamilie, Tendenz zum AußerHaus-Verzehr). Ethnozentrisch verhält sich auch ein Werbetreibender, der bei der Konzeption einer weltweiten Werbekampagne nicht in Rechnung stellt, dass in islamischen Ländern ein Großteil der Bevölkerung westlich inspirierte Werbespots als „bedrohlich“ empfindet (Al-Makaty et al. sprechen in diesem Zusammenhang gar von „serious cultural threat“). Mit Egozentrismus, einer frühen Stufe der Entwicklung eines Kindes vergleichbar, kann diese „unreife“ Form der internationalen Orientierung einerseits durch mangelndes Relativierungsvermögen bedingt sein ( EPRG-Schema). Andererseits Kultur anderen aber ist Ethnozentrismus nicht selten Reflex der Überzeugung, dass die eigene grundsätzlich überlegen ist und deshalb für diese Vorbildcharakter besitzt (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Daraus wird dann zumeist auch auf die Überlegenheit der eigenen Managementmethoden geschlossen. Häufig jedoch steht dahinter, fern jeder Ideologie, lediglich die Absicht, durch Standardisierung der Skaleneffekte (Economies of Scale) zu erzieUnternehmenspolitik (z.B. der Marketinginstrumente) len (d.h. Kostenersparnis aufgrund der Vergrößerung der Fertigungsmenge).

Ethnozentrismus

359

Abb. 1: Wichtige Ansätze der interkulturellen Managementforschung Ansatz

Hauptvertreter

Ethnozentrisch

Farmer/Richman (1965)

Basisthesen und Zielsetzung Überlegenheit der eigenen Management-Methoden Bedingungen der Reproduktion der eigenen Methoden in Zweitund Drittkulturen

Polyzentrisch

Davis (1971)

Vorhandensein einer Fülle a priori gleichwertiger kulturspezifischer Management-Methoden (kulturelle Relativität) Vermeiden normativer Aussagen

Komparativ

Negandhi/Prasas (1970)

Koexistenz universell gültiger und kulturspezifischer Management-Methoden Transferierbarkeit von Management-Know how

Geozentrisch

Fayerweather (1978)

Kulturelle Unterschiede als Nebenbedingung der Globalisierung und der Unternehmenspolitik Multinationaler Unternehmen Suche nach und Betonung von interkulturellen Ähnlichkeiten

Synergetisch

Macharzina/Engelhard (1987) Kumar/Steinmann (1986)

Wechselseitige Sozialisation und Angleichung von Menschen unterschiedlicher Kulturzugehörigkeit in Arbeits- und Konfliktsituationen Lernprozesse in Joint Ventures, Kooperationen etc.

Quelle: in Anlehnung an Kumar (1988, S.390f.).

Während Zentralisierung und Standardisierung für eine ethnozentrische Orientierung sprechen, Netzwerk) und eine Präferenz für die Differenziesind dezentrale Organisationsprinzipien (z.B. rungsstrategie charakteristisch für die polyzentrische Orientierung (vgl. Abb. 2). Die zumeist mit der Global Marketing verbundene geozentrische Orientierung kehrt häufig zur StandardiStrategie des sierungsphilosophie zurück, allerdings in einer integrierten und interaktiven Form. Abb. 2: Strategische Grundorientierung Ethnozentrische Orientierung

Polyzentrische Orientierung

Geozentrische Orientierung

Internationalisierungsstrategie

Internationales Marketing

Multinationales Marketing

Globales Marketing

Struktur der internationalen Organisation

Zentral

Dezentral

Integriert (Netzwerk)

Entscheidungsfindung

Zentral

Dezentral

Interaktiv

Marketing-Prozess

Standardisiert

Differenziert

Standardisiert

Marketing-Instrumente

Standardisiert

Differenziert

Standardisiert

Produktentwicklung

Zentral für alle Märkte (orientiert am Heimatmarkt)

Dezentral für jeden Markt

Zentral für den Weltmarkt

Kontrolle

Zentrale Kontrolle mit Standards des Heimatmarktes

Dezentrale Kontrolle

Situative Kontrolle

Quelle: Wegmann (2001, S.131).

Born Globals war die Mehrzahl der Unternehmen lange Zeit vorwiegend ethnoAbgesehen von den zentrisch ausgerichtet. Leistungsprogramm, Kommunikationspolitik und Managementstruktur entsprechen dabei primär den Erfordernissen des Binnenmarktes. Dem vorrangigen Ziel verpflichtet, die Existenz des (inländischen) Stammhauses durch Auslandsgeschäfte zu sichern, werden in dieser Phase Internationalisierung Leistungen, die national nicht absetzbar sind, direkt oder indirekt exporder Markteintrittsstrategien, die wenig Human- und Finanzkapital binden tiert. Charakteristisch sind und die Transaktionskosten begrenzen. Dies ermöglicht, neben dem direkten und dem indirekten Export, vor allem die Lizenzvergabe. Auffallend häufig haben ethnozentrische Unternehmen den Ein-

360

Ethnozentrismus

stieg in ausländische Märkte nicht geplant, sondern „eher zufällig“ bewerkstelligt (z.B. aufgrund der Anfrage ausländischer Handelsgesellschaften). Im weiteren Verlauf errichten ethnozentrische Unternehmen dann eine Exportabteilung. Diese ist aber vielfach unzureichend ausgestattet und kann deshalb die Internationalisierung nicht konsequent vorantreiben. Die Gründe, warum sich Unternehmen an ihrem jeweiligen Binnenmarkt und weniger an bedeutsamen Auslandsmärkten, geschweige denn am Weltmarkt orientieren, sind vielgestaltig. Häufig mangelt es auslandsorientierten, interkulturell kompetenten Mitarbeitern, an fundierten Kenntnissen ihnen an über ausländische Märkte, internationale Geschäftsbedingungen etc. sowie an den erforderlichen finanziellen Mitteln ( Kompetenz, interkulturelle). Nicht selten aber spielen mentale Barrieren die Schlüsselrolle. Gewöhnlich standardisieren ethnozentrisch geführte Unternehmen strategische Ausrichtung und Marktbearbeitung weitestgehend. Dies kann durch objektive Engpässe bedingt sein; etwa wenn die (Produktions-)Kapazität nicht ausreichen würde, um die Produktpalette marktgerecht zu differenzieren. Relativ häufig aber sind Selbstbezogenheit und mangelnde Änderungsbereitschaft die eigentliche Ursache. In ihrer Preispolitik wiederum beschränken sich ethnozentrische Unternehmen häufig darauf, den im Inland geforderten Preis um einen mit zusätzlichen Vertriebskosten und Risiken begründeten Auslandszuschlag zu erhöhen (kostenorientierte, progressive Kalkulation), anstatt durch Preisdifferenzierung von der unterschiedlichen Zahlungsbereitschaft der Konsumenten zu profitieren. Hierzu aber müsste man länderspezifische Preisbereitschaftstests durchführen, was jedoch aus den eingangs genannten Gründen unterbleibt ( Preispolitik, internationale). Viele Unternehmen, insbesondere KMU, Internationalisierung aus den verschiedensten Gründen nieüberwinden dieses erste Stadium der mals. Hierzu zählen der größenbedingte Mangel an erforderlichen Ressourcen, ein unprofessionelles Management und bisweilen auch kluge Selbstbeschränkung. Unter Umständen kann sich die ethnozentrische Länderphilosophie sogar durchaus als zweckmäßig erweisen. So mag ein Unternehmen aufgrund der auf dem Weltmarkt herrschenden Wettbewerbssituation bewusst nur einen geringen Internationalisierungsgrad anstreben. Auch kann gerade die Betonung des Ursprungslandes, wie es für eine „Made in ...-Strategie“ charakteristisch ist, den entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber ausländischen Konkurrenten verschaffen. (4) Konsumenten können sich gleichfalls ethnozentrisch verhalten (Consumer Ethnocentrism). Dies ist hauptsächlich dann der Fall, wenn sie Waren, die im eigenen Land oder Kulturraum hergestellt wurden, generell präferieren (d.h. ihrer Herkunft wegen [ Herkunftslandeffekt] und nicht aufgrund einer spezifischen, bspw. qualitativ begründeten Überlegenheit). Hingegen gilt Konsumethnozentrikern der Kauf ausländischer Erzeugnisse als unpatriotisch ( Patriotismus). Eine organisierte Form ethnoBuy National-Kampagnen und die verschiedenen Varianzentrischen Konsumentenverhaltens sind Konsumpatriotismus. Die Operationalisierung macht deutlich, dass dabei der (vermeintten von liche) Schutz heimischer Arbeitsplätze ein wichtiges Motiv ist (z.B. „Es ist nicht richtig, ausländische Produkte zu kaufen, da dadurch Deutsche arbeitslos werden.“). Wie Moon & Jain berichten, beeinflusst Ethnozentrismus auch die emotionale Verarbeitung von Werbebotschaften ausländischer Anbieter ( Emotion). Balabaris et al. haben am Beispiel türkischer und tschechischer Konsumenten untersucht, ob und in Internationalismus, Nationalismus und Patriotismus deren Ethnozentrismus welcher Weise beeinflussen. Dabei zeigte sich, dass die Kaufentscheidungen von Türken primär patriotisch motiviert sind, während sich im Falle der Tschechen der Nationalismus als entscheidende Variable erwies. Ethnozentrische Tendenzen werden durch persönliche Erfahrungen (z.B. Auslandsreisen), Verfügbarkeit einheimischer Produktalternativen, kulturelle Nähe ( Distanz, kulturelle) und einen hohen sozialen Status gemindert. (5) Unser Weltbild ist nicht zuletzt deshalb ethnozentrisch, weil Weltkarten gewöhnlich so gezeichnet werden, dass der eigene Kulturraum jeweils deren Mittelpunkt bildet. Dies führt bspw. dazu, dass das pazifische Becken, das in der japanischen Weltkarte deutlich sichtbar ist, in der Weise, wie Europäer gewohnt sind, die Welt zu sehen, nicht präsent ist. Vielleicht fällt es ihnen deshalb so schwer, diesen Raum als eine Einheit wahrzunehmen (= Asia-Pacific).

EUICS

361

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Ethos Gesamtheit der von der Mehrheit einer ethnisch abgrenzbaren Gruppe für wahr bzw. verbindlich gehaltenen Auffassungen über wesentliche Sachverhalte. Im Zuge des Übergangs des Großteils der Menschheit von stamm- und clanartig organisierten Naturvölkern zu modernen Industrieländern verlor der so verstandene Ethos an Bindungs- und Gestaltungskraft. Die modernen Sozialwissenschaften haben an dessen Stelle Konzepte wie Beliefs, Normen und Werte gesetzt. Etic EU

Emic Europäische Union

EU-Anti-Piraterie-Verordnung EU-Dienstleistungsrichtlinie Dienstleistungen im Binnenmarkt EUEW

Korruption Richtlinie des Europäischen Parlamentes und des Rates über

Verband

EU-Fernsehrichtlinie 1989 in Kraft gesetzt, sollte diese Richtlinie die Bedingungen, unter denen innerhalb der Europäischen Union Fernsehdienste ausgestrahlt werden können, harmonisieren ( Harmonisierung). Die Europäischen Kommission vorgeschlagene Neufassung dieser Richtlinie im Dezember 2005 von der trägt den seitdem eingetretenen Veränderungen in der Medienlandschaft Rechnung und erfasst neben dem klassischen Fernsehen alle so genannten audiovisuellen Mediendienste ( Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste). EuGH EuGVO EUICS

Europäischer Gerichtshof Schuldnerqualität Kriminalität, weltweite

362

EU-Initiative

EU-Initiative

Subventions-Kodex

Euler Hermes Kreditversicherungs AG EURATOM

Hermes Kreditversicherungs AG

Europäische Atomgemeinschaft

EURES Netzwerk öffentlicher Institutionen, welche in den 27 Mitgliedsländern der Europäischen Union mit der Arbeitsvermittlung betraut sind. Mitarbeiter des in Brüssel beheimateten EURES-Koordinierungsbüros haben Leitlinien erarbeitet, welche die einzelnen EURES-Berater in die Lage versetzen sollen, auftragsgemäß Hilfestellung beim Zusammenführen und Ausgleichen von Stellenangeboten und ArEuropäibeitsgesuchen auf europäischer Ebene zu bieten und so einen Beitrag zur Stärkung des schen Binnenmarktes zu leisten. Endziel ist die Entwicklung eines transparenten europäischen Arbeitsmarktes. ( http://www.eures.de EuRH

Europäischer Rechnungshof

EURIBOR Zinssatz für Geldgeschäfte zwischen Banken entsprechend der EURO Interbank Offered Rate. Der EURIBOR wird auf Basis von Marktdaten sowie den Konditionen von 57 erstklassigen europäischen und außereuropäischen Banken ermittelt. Der so genannte Spread, d.h. der darauf zu entrichtende AufLIBOR dienen der schlag, ist nach Fristigkeit und Risikograd gestaffelt. Neben dem NIBOR = New York Interbank Offered Rate, BIBOR = Bahrain Interbank Offered Rate, SIBOR = Singapore Interbank Offered Rate, als Referenzgrößen für Dollarkredite. EUR-Lex (1) im Internet kostenlos und einfach zugängliche juristische Datenbank der Europäischen Union, CELEX abgelöst hat. Zuständig ist das Amt für amtliche Veröffentlichungen der welche am 1.1.2005 Europäischen Gemeinschaften. Darin werden der breiten Öffentlichkeit in elektronischer Form die in Amtsblatt Reihe L (Gesetzgebung) sowie in Amtsblatt Reihe C (Kommunikation und Information) veröffentlichten Dokumente, soweit sie die Gesetzgebung der Gemeinschaft, internationale Abkommen, vorbereitende gemeinschaftliche Rechtsakte und parlamentarische Anfragen betrifft, zugänglich gemacht. Weiterhin stellt EUR-Lex als „Fundstellennachweis des geltenden Gemeinschaftsrechts“ die Europäischen Gerichtshofs und des Gerichts Erster Instanz sowie Dokumente Rechtsprechung des Europäischen Kommission, die konsolidierten Fassungen der Rechtsakte und der Europäider schen Verträge bereit. Aber auch über einschlägige parlamentarische Anfragen, Vorschläge für Rechtsakte sowie laufende Gesetzgebungsverfahren informiert EUR-Lex. Europäischen Ge(2) EUR-Lex speichert ca. 1,4 Mio. Texte, die bis in die Anfänge, d.h. bis zur meinschaft für Kohle und Stahl (1951), zurückreichen. Über die neuen Dokumente (jährlich ungefähr 15.000) informiert Lex Alert, ein automatischer Benachrichtigungsdienst. ( europa.eu.int/eur-lex/de Euro (1) im Vertrag von Maastricht ( Vertrag über die Europäische Union) vereinbarte und mit Hilfe Konvergenzphase eingeführte einheitlieines Dreistufenplans am 1.1.2002 nach einer fünfjährigen Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU). Die verschiedeche Währungseinheit der nen Phasen auf dem Weg zur EU-Einheitswährung waren:

Euro

363

1990: Verwirklichung des Europäischen Binnenmarktes, 1994: Beginn der Konvergenzphase nach Maßgabe der Konvergenzkriterien, 1999: Festlegung der EURO-Mitgliedsstaaten sowie der Wechselkurse der Altwährungen (vgl. Abb. 1). Geld- und Währungspolitik Mit der Einführung des Euro ging auch die Verantwortung für die Zentralbanken auf die Europäische Zentralbank (EZB) über. Um an dieser von den nationalen Währungsunion teilnehmen zu können, mussten die Mitgliedsstaaten die Konvergenzkriterien erfüllen (d.h. Stabilität von Preisen, Zinsniveau und Währung, geringe Staatsschuld und Neuverschuldung gewährleisten). „Wächter“ der Stabilität des Euro ist die politisch unabhängige Europäische Zentralbank (EZB). Dass sie primär nur dem Ziel „Währungsstabilität“ verpflichtet ist und, anders als in den USA, erst an zweiter Stelle dem Ziel „Wirtschaftswachstum“, ist nach Ansicht von Kritikern einer von mehreren Gründen der Wachstumsschwäche der Europäischen Union. Abb. 1: Umrechnungskurse Ein Euro entspricht

Eine Deutsche Mark entspricht

40,3399

20,6255

Belgischer Franc

BEF

Deutsche Mark

DEM

1,95583

Finnmark

FIM

5,94573

3,04

Französischer Franc

FRF

6,55957

3,3539

Griechische Drachme

GRD

Holländischer Gulden

NLG

2,20371

Irisches Pfund

IEP

0,787564

Italienische Lira

ITL

Luxemburgischer Franc

LUF

40,3399

Österreichischer Schilling

ATS

13,7603

Portugiesischer Escudo

PTE

200,482

102,5048

Spanische Peseta

ESP

166,386

85,0718

Euro

EUR

1,00000

340,750

1936,27

1,00000

1,1267 0,4027 989,9991 20,6255 7,0355

0,51129

Quelle: EZB.

(2) Mit der Einführung einer gemeinsamen Währung verfolgte die Europäische Union nach Zentes & Swoboda folgende Ziele: Internationalisierung der Wirtschaftspolitik, Verminderung der Transaktionskosten (z.B. durch Wegfall der Währungsrisiken), Intensivierung des Wettbewerbs (aufgrund erleichterter Preisvergleiche), Vertiefung der Integration Europas, Vergrößerung des Währungsraumes (und Aussicht darauf, die Funktion einer Reservewährung des Welthandels übernehmen zu können), Senkung des Zinsniveaus im Binnenmarkt. Umgekehrt begrenzt die erhöhte Preistransparenz die Möglichkeit der Unternehmen, internationale Preisdifferenzierung zu betreiben ( Preisunterschiede, internationale). Ob es dem Euro gelingt, neReservewährung zu übernehmen, ist noch offen. ben dem Dollar die Funktion einer (3) Die ausgeprägte Convenience-Funktion der Einheitswährung wird unmittelbar einsichtig, wenn man bedenkt, dass 1870 allein in Deutschland 126 verschiedene Münzen im Umlauf waren. Geschäftstüchtige Kleinstaaten wie Anhalt-Dessau nutzten damals ihr Privileg, Banknoten drucken zu dürfen, auf höchst hintersinnige Weise: Sie brachten Scheine mit sehr geringem Nennwert in Umlauf. Da nur der Emittent verpflichtet war, das Papiergeld in Silbermünzen zu tauschen, verloren die kleinen Scheine faktisch ihren Wert, wenn sie erst einmal in Berlin oder Hamburg angelangt waren, es sei denn, ihre

364

Euro Info Centre

Besitzer hatten einen gewichtigeren Grund, nach Dessau zu reisen, als das geringwertige Papiergeld umzutauschen. Erst 1873, zwei Jahre nach Gründung des Deutschen Reiches, wurden alle Papiergeldscheine eingezogen und durch einheitliche Reichsmarkscheine ersetzt. Am 1.1.1876 übernahm die Preußische Bank die Funktion der Reichsbank. Harmonisierung der Preis(4) Die Annahme, dass die Einführung der Gemeinschaftswährung eine politik in den Ländern der Euro-Zone bewirken wird, fand bislang keine Bestätigung ( Preispolitik, internationale). Wie der empirische Vergleich dreier Vertriebskanäle in Frankreich und in Deutschland (Discounter, SB-Warenhäuser und Supermärkte) ergab, konvergierte die Häufigkeit der Verwendung bestimmter Preisfiguren nicht: Deutsche Händler forderten auch nach der Euro-Einführung weit häufiger als französische Handelsunternehmen gebrochene Preise (selbst bei teuren Artikeln). Auch zu der prognostizierten Angleichung des Preisniveaus (nach unten) kam es nicht. Unter allen Mitgliedsländern der Union fand der Euro anfangs in Deutschland die geringste Akzeptanz. Eurozone mit dem „neuen Geld“ zufrieden Während im Durchschnitt ca. 50% der Bewohner der waren (laut Selbsteinschätzung), äußerten sich weniger als 30% der Deutschen entsprechend. Den Gegenpol bilden die Luxemburger, von denen damals mehr als 80% angaben, zufrieden zu sein. Wie Abb. 2 zu entnehmen ist, hat sich an dieser Rollenverteilung wenig geändert. Deutschland zählt, zusammen mit Griechenland sowie Portugal, nach wie vor zu den Euro-Skeptikern, und Luxemburg, zusammen mit Slowenien und Irland, zu den Befürwortern der Gemeinschaftswährung. Laut einer Studie, welche eine Initiative der europakritischen britischen Wirtschaft in Auftrag gegeben hat, würden durchschnittlich 49% der 17.000 Befragten es begrüßen, wenn der Euro abgeschafft und durch die alte Landeswährung ersetzt werden würde. Abb. 2: Befürworter einer Rückkehr zur alten Landeswährung (in %) Griechenland

70

Belgien

43

Portugal

60

Frankreich

42

Deutschland

54

Finnland

38

Spanien

51

Luxemburg

35

Österreich

48

Slowenien

33

Niederlande

48

Irland

20

Italien

47

Quelle: http://www.openeurope.org.uk/research/mainfindings.pdf; in: FAZ (27.3.2007).

" Brambach, G.; Ivens, B.S.; Walser-Luchesi, A.: Führt die gemeinsame Währung EURO zu einer Konvergenz der Einzelhandelspreise in Europa? in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 51.Jg. (2005), Nr.1, S.71-93. Zentes, J.; Swoboda, B.: Grundbegriffe des Internationalen Managements, Stuttgart 1997, S.78f.

Euro Info Centre offizielles, internetgestütztes Beratungsangebot der Europäischen Union. Mit Hilfe dieses NetzInternationalisierung klein- und mittelständischer Unternehmen geförwerks soll einerseits die dert werden. Andererseits haben die Euro Info Centre die Institutionen der Gemeinschaft über die Probleme und Wünsche der Wirtschaft zu informieren. Seit 1987 unterstützen sich mittlerweile mehr als 300 der EIC genannten Center in 42 Staaten (Mitgliedsländer der EU und Anrainerstaaten) gegenseitig mit Informationen und bei der Anbahnung von Geschäftskontakten. Allein in Deutschland bieten 35 EICs folgende Leistungen an: Informationspolitik (über die Europäische Union, deren Normen und Richtlinien z.B. zum Recht der Handelsvertreterr , Ausschreibungen, Förderprogramme sowie sonstige Informationen), Beteiligung an Förderprogrammen (Beratung über die Programme der EU, des Bundes und der Länder sowie Projektmanagement), Vermittlung von Kooperationspartnern, Organisation der Beteiligung an Auslandsmessen. ( http://www.eic.de

Euro Preis Barometer-Index

365

Euro Pool im europäischen Markt führender Vermieter von Mehrwegverpackungen für Obst, Gemüse und andere Frischwaren ( Binnenmarkt; Gemeinsamer Markt) ( http://www.europolsystem.com Euro Preis Barometer-Index (1) Warenkorb, bestehend aus 100 internationalen Marken. Dieser Warenkorb dient als Referenzbasis, um das Preisniveau (einschließlich aller Steuern) in der Mehrzahl der europäischen Länder vergleichend zu erheben. Setzt man den Mittelwert der erfassten 16 Länder gleich 100, so zeigt sich bspw. im Bereich der FMCG (d.h. der Fast Moving Consumer Goods), dass 2003 die Menschen in Dänemark mit Abstand am meisten für ihre Lebenshaltung aufwenden mussten (= 130,6), gefolgt von Norwegen (= 125,1) und Irland (= 114,5). Weitaus am wenigsten mussten die Kunden für diese Produktkategorie demnach in Deutschland (= 81,6) bezahlen. Auch Belgien (= 88,9) und Spanien (= 89,3) lagen noch deutlich unterhalb der Durchschnittsmarke. 2005 hatte sich an dieser Rangfolge nur wenig geändert: Für einen Warenkorb mit 160 Produkten, die in identischer Weise in den EU-15-Ländern (Index =100) verkauft werden, musste in Deutschland am wenigsten bezahlt werden (= 84,7), gefolgt von den Niederlanden (= 86,3) und Spanien (= 89,4), während er den Schweizern (= 110,8), Finnen (= 111,7), Dänen (= 119,8) und vor allem den Norwegern (= 127,2) wesentlich teurer zu stehen kam. Zusammenhang zwischen Preisniveau und Discount-Intensität Preisniveau bei FMCG 1) (= Index) 150

Dänemark Irland

Schweiz

Norwegen

Schweden

Finnland 100 Griechenland Frankreich Portugal Niederlande Großbritannien Italien Spanien

Österreich Belgien

Deutschland

50

0

10

1) FMCG = Fast Moving Consumer Goods

20

30

Marktanteil der Discountmärkte (in %)

Quelle: AC Nielsen GmbH (23. und 24. Kalenderwoche 2003).

(2) Wie sind derart eklatante Diskrepanzen zu erklären? Neben Unterschieden in der Einkommenssituation und den daran angepassten Preisstrategien des Lebensmittelhandels könnte der Marktanteil, den der Discounthandel in den einzelnen Ländern besitzt, dafür verantwortlich sein (als Proxyvariable für Variable). Wie man der Abbildung entnehden von dieser Vertriebsform ausgeübten Preisdruck; men kann, ist diese Überlegung jedoch nur bedingt stichhaltig. Obwohl bspw. in Großbritannien die Discountmärkte lediglich einen Marktanteil von 4,5% halten, liegt das dortige Preisniveau (= 92,9) deutlich unterhalb des europäischen Durchschnitts. Deutschland (Marktanteil = 27,4%) wiederum scheint diese These zu bestätigen, nicht jedoch Norwegen (= 32,9%) und Dänemark (= 19,3%). Letzteres lässt sich damit erklären, dass in den skandinavischen Ländern vorzugsweise Softdiscounter tätig sind, während in Deutschland hauptsächlich preisaggressive Harddiscounter agieren.

366

Euro Socio-Styles

Euro Socio-Styles Euro Styles aufbauendes Lebensstilkonzept ( Lebensstil). Die Gesellschaft für Kon(1) auf den sumforschung (GfK), Nürnberg, replizierte und aktualisierte die Euro Styles-Studie Jahre später in denselben 15 westeuropäischen Ländern: Von den ursprünglich 3.500 Fragen zu demografischen und ökonomischen Lebensbedingungen, Verhaltensweisen, Gewohnheiten, Meinungen, Einstellungen, Motivationen und Emotionen wurden jene zu einem Kurzfragebogen zusammengefasst, welche in der ersten Studie am besten zwischen den Verbrauchertypen diskriminierten. Ausgehend davon ermittelte das Institut eine vereinfachte Typologie, die mit zwei Lebensstil-Dimensionen auskommt: Dreaming stellt für materialistisch geprägte Menschen einen zentralen Wert dar. Ihr (Lebens-)Glück erwächst aus Besitz. Sie sind sozial wenig integriert, frustriert, misstrauisch gegenüber anderen und neigen zu Fatalismus. In Kontrast dazu fühlt sich, wer sein (Lebens-)Glück nicht im „Haben“, sondern im „Sein“ sucht, dem Networking verpflichtet. Dieser Typus möchte seine Persönlichkeit entfalten, allerdings innerhalb einer sozialen Gemeinschaft, zu der er eine enge Beziehung unterhält. Dafür sind Mitgefühl Vertrauen nötig. Das Konzept des Darwinismus verkörpert in diesem Zusammenhang den und Risikobereitschaft und kulturelle Vermiständigen Wandel der Gesellschaft; es steht für Freiheit, Gesellschung ( Diversität). Fundamentalismus hingegen repräsentiert den Status Quo einer schaft. Wer sich diesem verpflichtet fühlt, wünscht keine Veränderung, sondern möchte vor allem in Frieden und Sicherheit leben. Um dieses Ziel zu erreichen, hält man an Traditionen fest, übt sich in Zurückhaltung und trifft Vorsorge. Diesen beiden Dimensionen lassen sich acht Euro Socio-Styles-Typen zuordnen (vgl. Abb. 1) Abb. 1: Acht europaweit nachweisbare Lebensstil-Zielgruppen Dreaming

Die Abenteurer = 13% Crafty World

Darwinism

Die Träumer = 8% Magic World

Die Schutzsuchenden = 11% Secure World Die Bodenständigen = 19% Steady World

Die Behaglichen = 9% Cosy World

Die Weltoffenen = 11% New World

Fundamentalism

Die Kritischen = 15% Authentic World

Die Anspruchsvollen = 14% Standing World Networking

Quelle: GfK Lebensstilforschung (2006).

2) Die acht Euro Socio-Styles-Typen kommen in sämtlichen westeuropäischen Ländern in unterschiedlichen Anteilen vor und zeichnen sich durch die in Abb. 2 (nächste Seite) vorgestellten Eigenschaften aus. Während etwa für die Angehörigen des New World-Segments ihr ausgeprägter Hedonismus typbildend ist, lassen sich die Angehörigen des Authentic World-Segments in ihren Handlungen und Überzeugungen von ausgeprägten moralischen Vorstellungen leiten. Die Typen Steady World, Secure World, Magic World und Crafty World wiederum lassen sich nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Erwartungen und Ideale (bezüglich der materiellen Gestaltung ihres Lebens) voneinander abgrenzen (z.B. selbst erarbeiteter vs. „zugeflogener“ Wohlstand).

Euro Styles

367

Abb. 2: Eigenschaften der Euro Socio-Styles Merkmalsprofil Steady World

Traditionsorientierte, konformistische Senioren mit mittlerem bis gehobenem Lebensstandard, die ihren Ruhestand genießen wollen

Secure World

Konformistische, hedonistische Familien aus einfachen Kreisen, die sich abkapseln, von einem einfacheren Leben träumen und sich den traditionellen Rollen verbunden fühlen

Magic World

Intuitive, junge, materialistische Familien mit Kindern, die angesichts eines mittleren Einkommens auf das Wunder warten, das es ihnen erlaubt, eine gesellschaftlich gehobene Rolle zu spielen

Crafty World

Junge, dynamische und opportunistische Menschen einfacher Herkunft auf der Suche nach Erfolg und materieller Unabhängigkeit

Cosy Tech World Aktive moderne Paare mittleren Alters, die meist in überdurchschnittlich ausgestatten Haushalten leben und auf der Suche nach persönlicher Entfaltung sind New World

Hedonistische, tolerante Intellektuelle mit gehobenem Lebensstandard, die persönliche Harmonie und soziales Engagement erstreben

Authentic World

Rationale, moralische Cocooner-Familien mit gutem Einkommen, die engagiert und auf der Suche nach einem harmonischen, ausgeglichenen Leben sind

Standing World

Kultivierte, pflichtbewusste und vermögende Staatsbürger, die ihren Überzeugungen treu bleiben und Traditionen hochhalten

Quelle: GfK Lebensstilforschung (2002).

" GfK AG (Hrsg.) Euro-Socio-Styles. Zielgruppenorientierung für strategische Marketingplanung, Nürnberg 2004.

(

http://www.gfk.at/de/download/BROCH/Broschure-ESS-d.pdf

Euro Styles erste Lifestyle-Typologie ( Lebensstil), die im Rahmen des Internationalen Marketing zur BeantStandardisierung-/Differenzierungs-Frage sowie zur Definition und Abgrenzung von wortung der Zielgruppen genutzt wurde. (1) Ausgangspunkt war eine von Europanel (1989) durchgeführte Befragung von 24.000 Erwachsenen in 15 europäischen Ländern. Anhand der dabei in Bezug auf verschiedene Lebensbereiche ermittelten Motive, Stimmungen und Emotionen entwickelte das Centre de Communication Einstellungen, Avancée (CCA) 16 so genannte Euro Styles (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Diese Konsumententypen lassen sich in einem dreidimensionalen Raum darstellen. Jede der drei Achsen repräsentiert gegensätzliche Werte: a) Bewegung erscheint dynamischen Menschen, die skeptisch gegenüber Autorität und Gesetzen sind, wünschenswert. Beharrung wiederum ist für jene ein Ideal, welche den gegenwärtigen Zustand konservieren wollen, insb. ihren sozialen Status. Sie legen Wert auf Traditionen und Gewohnheiten. b) Weiterhin sind Verbraucher, die (materielle) Güter erstreben, von solchen zu unterscheiden, denen mehr an (immateriellen) Werten liegt. c) Die dritte Achse repräsentiert emotionales vs. spontanes sowie berechnendes vs. rationales Handeln. Sie wird zur besseren Übersicht in Abb. 1 nicht dargestellt. Die entsprechend ihrer Positionierung auf den beiden ersten Dimensionen abgebildeten Euro StylesTypen kommen in allen 15 Ländern vor, wenn auch unterschiedlich häufig. Dies erscheint insofern plausibel, als der Lebensstil in erheblichem Maße kulturellen Einflüssen unterliegt. Nach Bewegung Kulturen, die streben zum einen Menschen, die in kritischer Distanz zu Autorität leben, was für Machtdistanz nicht akzeptieren, charakteristisch ist. Zum anderen sind dies Menschen, die formale Einstellung stehen Kulturen mit einer geringen TenGesetze mehr oder minder ablehnen. Für diese denz zu Ungewissheitsvermeidung. Und auf (individuellen) materiellen Erfolg bedacht ist man eher in maskulinen Ländern, während feminin geprägte Gemeinschaften tendenziell (allgemeine) Wohlfahrt Feminität vs. und gemeinnützliches Verhalten als Ideal betrachten ( Akzeptanz von Machtdistanz; Maskulinität). Europaweit stellten zum Erhebungszeitpunkt die „Rocker“ mit 13,5% der Gesamtbevölkerung die größte Zielgruppe dar: Die informelle Wertegemeinschaft der jungen Arbeiter, die sich von

368

Euro Styles

der Gesellschaft ausgeschlossen fühlen, aber sich durch „harte Arbeit“ und ein gutes Einkommen sozial integrieren möchten ( Integration). In Deutschland war zum damaligen Zeitpunkt diese Gruppe mit 8,8% vergleichsweise schwach vertreten. Dort bildeten die „Gut-Bürgerlichen“ mit 14,8% das größte Segment (europaweit = 7,2%). Dabei handelt es sich um ruhige, zumeist religiöse Bürger, die in Ruhe und Frieden ihre Kinder aufziehen möchten. Variiert die Größe – und damit das Marktpotenzial – von Zielgruppen länderübergreifend stark, dann ist das Standardisierungspotenzial begrenzt. Abb. 1: Landkarte der Euro Styles-Typen

1 Dandy 6,6% Angeber

Rocky Rocker

Squadra Aktiver

4,9%

Business Karrierist

Güter

13,5%

2 Olivados 4,1% Abgekoppelter

5,8%

Vigilante Misstrauischer

Romantic 7,8% Romantiker

7,2%

4,8%

Prudent Vorsichtiger Defense Heimchen

Bewegung

8,5%

Beharrung

7,2%

Moralist Gut-Bürgerlicher

5,5%

Scout Wohltäter

1,9%

Protest Protestler

Gentry Noble

5,8%

4,6%

6,5%

Pioneer Alternativer

5,3%

Werte

3

Citizen Guter Nachbar

Strict Puritaner

4

Quelle: Anders (1991, S.245), leicht modifiziert.

(2) Da die psychografische Segmentierung auf immateriellen Merkmalen der Verbraucher beruht, lassen sich aus dieser Typologie insb. Konsequenzen für die Kommunikation mit den verschiedenen Segmenten ableiten ( Kommunikationspolitik, internationale). Abb. 2 demonstriert dies beispielhaft für je einen Typ aus jedem Quadranten der „Landkarte“. Abb. 2: Kommunikationsstrategien für ausgewählte Euro Styles-Typen Merkmalsprofil

Geeignete Ansprache

„Karrierist“

Wohlhabender, verschwenderischer junger Mensch, der in einer kompetitiven Freizeitgesellschaft eine führende Stellung einnehmen möchte

Freizeitvergnügen durch Leistung: „Wer viel arbeitet, verdient nicht nur „gutes Geld“, sondern auch Spaß und Anerkennung in der Freizeit“

„Misstrauischer“

Frustrierter, in der Stadt lebender Arbeiter, sparsam und darauf bedacht, seine Identität zu bewahren

Selbstwert durch Sparsamkeit: „Wer preiswert einkauft, ist clever“

„Protestler“

Junger, intellektueller und freiheitsliebender Mensch mit ausgeprägtem Streben nach Unabhängigkeit

Unabhängigkeit demonstrierender Konsum: „Unsere Kunden sind frei von überholten Wertvorstellungen“

„Guter Nachbar“

Mensch, der sich für die Gemeinschaft und soziale Vorhaben engagiert

Mit gutem Gewissen konsumieren: „Unser Unternehmen tut etwas für das Gemeinwohl“

" Europanel & Centre de Communication (Hrsg.): Euro-Styles. Eine europaweite „Landkarte” mit 16 sozio-kulturellen Typen, in: Marketing Journal, 22.Jg. (1989), Nr.2, S.106-111.

Eurodistrict

369

Euro-Ausschuss, ständiger

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

Eurobarometer von der Europäischen Kommission regelmäßig veranlasste Umfragen zur Akzeptanz der „euroEuropa; Xenophobie) und der Europäpäischen Idee“ im Allgemeinen ( Akkulturation; ischen Union im Besonderen ( http://ec.europa.eu/public-opinion/index_en.htm Euroblume

Umweltsiegel

Eurobonus

Key Account-Management, internationales Europäische Handelskammer

Eurochambres

Euroclear 1968 mit Sitz in Brüssel gegründetes, weltweit größtes Clearingsystem für internationale Kapitalmarkttransaktionen ( Clearing; Kapitalmarkt, globaler) EURO-Club

Eurozone

Eurodata TV erfasst und vermarktet detaillierte Informationen zur Fernsehnutzung in knapp 27 Ländern. Dieses Tochterunternehmen der französischen Mediamétrie bezieht die sendungsbezogenen Daten von den jeweiligen nationalen Forschungsanstalten (z.B. in Deutschland von der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung). Demnach erfreuen sich britische Fernsehzuschauer vorzugsweise an Fiktion-Sendungen, während in den Niederlanden Informationssendungen und in den USA Unterhaltungssendungen vergleichsweise breiten Raum einnehmen (vgl. Abb.). Struktur des Programmangebotes in verschiedenen Ländern (in %) 100 90 80

70 60 50 40 30 20 10 0

Österreich

Legende:

Frankreich

Deutschland

Unterhaltung Magazinsendungen Fiktion

Italien

Niederlande

Spanien

USA

Großbritannien

Cable United States

Quelle: EURODATA TV, News Letter, Nr.13, 2001.

EURO-Datenblatt

EURO-Label

Eurodistrict kooperativer Zusammenschluss der Regionen um Basel, Freiburg und Mulhouse ( Kooperation). Dank des Eurodistricts sollen im so genannten Dreiländerdreieck die bereits bestehende enge wirt-

370

Eurogroup

schaftliche Zusammenarbeit weiter intensiviert und grenzüberschreitende Verkehrsprojekte besser koordiniert werden. Eurogroup

Einkaufskontor

Eurogruppe informelles Gremium, das regelmäßig am Vorabend des ECOFIN-Rates tagt ( Wirtschafts- und Staaten, welche dem Währungsraum Währungsunion). Dabei diskutieren die Finanzminister der Währungs- und Finanzpolitik. des Euro angehören, grundsätzliche Fragen einer gemeinsamen Eurojust

Europäische Einheit für justizielle Zusammenarbeit

Euro-Key-Account-Management Eurokonsument Eurokontor

Key Account Management

Euro Styles

Einkaufskontor

EURO-Label gewährleistet die einheitliche Warenkennzeichnung ( EAN) gemäß EURO-Norm EN 60456 und den Europäischen Union. Hierdurch sollen zunächst freiwillig, später entsprechenden Richtlinien der Europäischen Binnenmarkt in leicht verständlicher und konsistenpflichtgemäß die Verbraucher im ter Form über wichtige technisch-ökonomische Eigenschaften bzw. Leistungen eines Produkts informiert werden. Käufer von Waschmaschinen z.B. können dem EURO-Label grundlegende Informationen über Energieverbrauch, Wasserverbrauch, Waschwirkung etc. entnehmen. Detailliertere Informationen bietet das EURO-Datenblatt. Euroland umgangssprachliche Bezeichnung für die Gesamtheit jener Länder, welche als offizielle Währung Euro eingeführt haben. Diese üblicherweise als Eurozone bezeichnete Gruppe wird bisweiden len auch Euroraum genannt. Eurologistik Planung, Durchführung, Kontrolle und Management von Logistikzentren, Lagerhaltungssystemen sowie Beschaffungs- und Distributionskonzepten zur Gewährleistung des Warenverkehrs im homogenen, Zoll) befreiten europäischen Binnenmarkt ( Logistik) d.h. von Barrieren aller Art (z.B. " Plehwe, D.: Eurologistik, „Europäische“ Verkehrspolitik und die Entwicklung eines transnationalen (Güter-)Transportsystems, in: PROKLA, 27.Jg. (1997), Nr.2, S.217-243. Simon, R.-P.: Euro-Logistik-Netzwerke. Entwicklung eines wettbewerbsstrategischen Integrationskonzeptes für die Sammelgut-Logistik im europäischen Markt, Bergisch Gladbach 1993.

Eurolok

Logistik

Euromarketing (1) einerseits Spezialisierung des Marketing gemäß der traditionellen geographischen Gliederung des Standardisierungs-/DifferenzieAuslandsgeschäfts, andererseits ein Konzept, das im Kontext der rungs-Diskussion steht. Hierbei sind zwei Extrempositionen zu unterscheiden. Die Verfechter einer Global Marketing-Philosophie gehen davon aus, dass in einer zunehmend technisch geprägstrikten ten und kulturell konvergierenden Welt die Standardisierungsvorteile überwiegen, weshalb bei der Marktbearbeitung nationale, regionale oder kontinentale Unterschiede vernachlässigt werden können Kultur). Hingegen postulieren die Anhänger des Euromarketing den bzw. sollen ( Konvergenz; Eurokonsumenten ( Euro Socio-Styles). Dieser kann bzw. sollte im Sinne der Strategie der Differen-

Europa

371

zierten Standardisierung zwar standardisiert, in Abgrenzung zu den übrigen Märkten der Welt aber differenziert bearbeitet werden ( Standardisierung, differenzierte). Im weiteren Verlauf der Diskussion hat sich jedoch gezeigt, dass diese Frage nicht pauschal, sondern in Abhängigkeit von der Kulturkulturfreie, insb. sensibilität des jeweiligen Angebots zu beantworten ist. Während demzufolge technische Güter (bspw. PC) tendenziell global standardisiert vermarktet werden können, bietet bei kulturgebundenen Gütern (z.B. Lebensmittel) der hochgradig heterogene Kulturraum Europa zumeist keine gute Voraussetzung für den standardisierten Einsatz der Marketing- und Managementinstrumente. (2) Aus theoretischer Sicht ist Euromarketing lediglich eine pragmatische Spielart von Standardisierungs-/Differenzierungs-Optionen, welche den Entscheidungsraum „Domestic - International - Global Marketing“ bilden. " Erdener, K.; Pervez, N.G.: Euromarketing. Effective Strategies for International Trade and Export, New York 1994. Tietz, B.: Euro-Marketing. Unternehmensstrategien für den Binnenmarkt, 2.Aufl., Landsberg 1990.

Euromarkt internationaler Finanzmarkt, auf dem Finanzgeschäfte außerhalb des Ursprungslandes und damit ausZentralbank dieses Landes getätigt werden ( Offshore-Finanzmarkt). serhalb der Kontrolle der Die „Euromärkte“ erfüllen eine Drehscheibenfunktion. Ihre Bezeichnung führt aber insofern in die Irre, Währung noch der Ort des Finanzmarktes „europäisch“ sein müssen. So als weder die gehandelte wurden auf dem ersten Euromarkt am Finanzplatz London in den 1950er-Jahren in großem Umfang US-Dollar gehandelt. Ermöglicht wurden diese Märkte (z.B. eine in Luxemburg emittierte Yen-AnLiberalisierung des internationalen Kapitalverkehrs und die zunehleihe) durch die weitgehende mende Deregulierung der nationalen Finanzmärkte. Beide Tendenzen sind maßgebliche Konsequenzen der Reorganisation der internationalen Währungsbeziehungen, die nach dem Zusammenbruch des Währungssystems von Bretton-Woods erforderlich war. Neben London und Luxemburg konnte sich Paris als eines von drei Zentren der Euromärkte etablieren. Diese bestanden zunächst aus Euro-Geldmärkten (Tages- und Termingelder sowie Geldmarktkredite mit Laufzeiten bis zu einem Jahr, welche dem Zahlungs- und Liquiditätsausgleich dienen). Später kamen die Euro-Kapitalmärkte, auf denen seit 1963 festverzinsliche Wertpapiere und Euro-Anleihen gehandelt werden, und die Euro-Kreditmärkte hinzu. Dort werden mittel- bis langfristige Milliardenkredite gehandelt, die Eurobank-Konsortien seit den 1970er-Jahren in Form von Roll Over-Krediten an Großunternehmen bzw. Regierungen vergeben. " Junne, G.: Der Eurogeldmarkt. Seine Bedeutung für Inflation und Inflationsbekämpfung, Frankfurt/Main 1976. Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.391ff. Storck, E.: Globale Drehscheibe Euromarkt, 3.Aufl., München 2004.

Euro-Mediterrane Partnerschaft Euromoney-Index

Barcelona-Prozess

Länderrisiko

EUROMONITOR weltweit tätiges Marktforschungsunternehmen, das darüber hinaus internationale statistische Nachschlagewerke verlegt und Datenbanken unterhält ( http://www.euromonitor.com Europa (1) Etymologie: ereb (semitisch) = dunkel; Wortbildungselement für Abendland. (2) Gestalt aus der griechischen Mythologie: Europe, Schwester des Kadmos, die Zeus in Gestalt eines Stiers entführt hat ( Mythos). (3) Geographisch-historisch-politische Einheit, die von der iberischen Halbinsel bis zur skandinavischen Halbinsel und Finnland reicht, vom atlantischen Ozean im Westen bis zum Ural, Uralfluss und Kaspischen Meer im Osten. Als Grenzlinie zu Vorderasien und Afrika gelten Schwarzes Meer, Bospo-

372

Europa

rus, Dardanellen, Marmarameer und Mittelmeer. Einschließlich Inseln und Binnenmeeren erstreckt sich dieser Subkontinent, der zusammen mit Asien den Kontinent Eurasien bildet, über eine Fläche von 10,5 Mio. km2. Seine Bewohner gehören hauptsächlich der indogermanischen Sprachfamilie an (mit Sprachen). Belgien, Frankreich, Irland, den Hauptgruppen germanische, romanische und slawische Italien, Österreich, Polen, Portugal und Spanien sind weitgehend vom Katholizismus geprägt ( Religion), während in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden das evangelische Glaubensbekenntnis überwiegt. Bulgarien, Griechenland, Rumänien und die europäischen Gebiete der ehemaligen UdSSR stehen geistig-moralisch unter dem Einfluss der katholischen Orthodoxie, während in den Niederlanden sowie der Schweiz die Reformierte Kirche und in Großbritannien die Anglikanische Kirche dominieren. (4) Die Frage nach der europäischen Identität beantwortete T.G. Ash folgendermaßen: Europäisch sein heißt christlich und weiß sein. Die zweite Definitionsebene ist geographisch-politischer Natur. Demzufolge ist Europa zunächst der zweitkleinste Kontinent, das westliche „Anhängsel“ Asiens. Aus Sicht eines eingefleischten Briten gehören die britischen Inseln jedoch nicht dazu. Denn er „fährt nach Europa“, wenn er den Ärmelkanal auf die eine oder andere Weise überquert (während die USA ledigEuropäischen lich 'across the pond' liegen: jenseits des Teichs). Weiterhin wird Europa mit der Union gleichgesetzt. Schließlich ist Europa ein Mythos, Baumaterial für eine politische Identität. Sie rekurriert auf einen Katalog europäischer Standards (im Sinne eines normativen, idealistischen EuroMenschenrechte zählen. N. Kermani hingegen beschreibt Eupas), zu dem bspw. die kodifizierten ropa als ein „säkulares Projekt“, hervorgegangen aus dem christlichen Europa, das in den Glaubenskriegen sowie im Wechsel von Reformation und Gegenreformation gescheitert sei. Diesem Europa hat Napoleon seine lange Zeit gültige Gestalt gegeben. Weitere wichtige Etappen und geistige Strömungen Aufklärung und Rationalität ( Ansatz, entscheidungstheoretischer; Weltbild), Indusind strialisierung und Demokratisierung sowie die in zwei Weltkriegen leidvoll gewachsene Bereitschaft, Integration der Mehrzahl der europäischen Staaten zur „Erbfeindschaften“ zu beenden (durch Europäischen Union). Allerdings hat die kontroverse weltanschauliche Diskussion um die Mitgliedschaft der Türkei in der Europäischen Union die Grenzen der Integrationsbereitschaft aufgezeigt. (5) Eine weitere Perspektive eröffnet die historische Betrachtungsweise. Zwar hat Herodot (ca. 390425 v. Chr.), der „Vater der Geschichte“ genannte älteste griechische Geschichtsschreiber, Europa als erster geographisch definiert: „Die Perser sehen Asien mit seinen Völkern als ihr Land an. Europa und das Land der Griechen, meinen sie, liegt vollkommen außerhalb der Grenzen.“ Aber die wechselvolle Geschichte sorgte dafür, dass „Europa“ längst schon primär ein kultureller und historischer und nur sekundär ein geographischer Begriff ist (geprägt von der christlich-jüdischen und der griechischrömischen Tradition). Mit dem Aufstieg der hellenistischen Staaten und des Römischen Reiches hat sich ein „Kontinent“ gebildet, der zur Grundlage des späteren Europa wurde, aber ganz andere Grenzen aufwies: Es waren die Länder rund um das Mittelmeer, die durch ihre kulturelle Verbundenheit, durch Verkehr und Handel, durch ein gemeinsames politisches System miteinander einen wirklichen „Kontinent“ bildeten ( Mare Nostrum). Erst der Siegeszug des Islam hat im 7. Jahrhundert eine Grenze Kulturraum gezogen, ihn sozusagen in der Mitte durchschnitten. Deshalb teilte sich, durch diesen was bisher ein Kontinent gewesen war, nunmehr in drei Kontinente: Asien, Afrika und Europa. Von Europa sprach man erst wieder, um das Reich Karl des Großen zu bezeichnen. Mit dem Ende des Karolingerreiches verschwand der Terminus jedoch wieder, um dann im 18. Jahrhundert endgültig revitalisiert zu werden. Dazwischen und danach aber vollzogen sich wiederholte Spaltungen, in: das griechisch-römische und das lateinische Europa, das lateinisch-katholische und das germanisch-protestantische Europa, das demokratische und das diktatorische Europa. (6) Wie eine Allensbach-Umfrage gezeigt hat, verbinden Deutsche (über 16 Jahre) mit dem Begriff „Europa“ vor allem Vielfalt (= 84%), Bürokratie (= 80%), Frieden (= 73%), Freiheit (= 71%) und Fortschritt (= 64%). Während diese Assoziationen 2006 häufiger genannt wurden als bei einer entsprechenden früheren Umfrage, assoziieren heute weniger Befragte als damals mit dem Stichwort „Europa“ Zukunft (62 vs. 74%) und Einheit (47 vs. 48%).

Europäische Aktiengesellschaft

373

" Ash, T.G.: Zeit der Freiheit. Aus den Zentren von Mitteleuropa, München 1999. Kermani, N.: Das heilige Phantasma. Auch islamische Gesellschaften brauchen Demokratie, in: Die Zeit, Nr.2 (2.1.2003), S.5. Joas, H.; Wiegandt, K. (Hrsg.): Die kulturellen Werte Europas, Frankfurt/Main 2005. Kues, N.: Vom Frieden zwischen den Religionen, Lateinisch-Deutsch (hrsg. und übers. von K. Berger und C. Nord), Frankfurt/Main 2002. Ratzinger, J.: Europas Kultur und ihre Krise, in: Die Zeit, Nr.50 (7.12.2000), S.61-63.

Europa AG

Europäische Aktiengesellschaft;

Europäische Gesellschaft

Europa der Kaufleute polemisch formulierte Kritik an der Europäischen Union, die es – so die Unterstellung - nie verstanden habe, mehr zu sein als ein Handelsbündnis. Aus Sicht von EU-Skeptikern ist dies allerdings Integration ( Europäischer Binnenmarkt) nicht kein Nachteil. Sie hoffen, dass der ökonomischen die politische, vor allem nicht die außen- und sicherheitspolitische Integration folgen werden. " Tettamanti, T.: Welches Europa? Das Europa der Kaufleute oder das Europa der Bürokraten? Zürich 1994.

Europa, online Informationsangebot, das verschiedene Institutionen im Internet anbieten ( http://www.eds-destatis.de; http://www.politikportal.eu; http://www.cap-lmu.de/lit/index.php; europa.eu/abc/index.de.htm Europa-einheitliche Artikelnummer (1) anfänglich, d.h. 1977, von zwölf (insb. EG-Staaten), mittlerweile von 48 Ländern vereinbart, standardisierte Schnittstelle, welche Voraussetzung ist für eine effiziverkörpert EAN die weltweit ente Organisation der artikelbezogenen Datenverarbeitung der verschiedenen Handelsstufen ( DistriLogistik). Der für die maschinelle Bearbeitung genormte dreizehnbutionspolitik, internationale; stellige Strichcode ist erkennbar an den parallelen Blöcken unterschiedlicher Breite, die aufgrund der Darstellung der Ziffern in OCR-B-Schrift optisch lesbar sind. Identifizierbar wird EAN durch folgende Aufteilung: Länderkennzeichen (zwei Stellen), national vergebene Betriebsnummer des Herstellers (fünf Stellen), Artikelnummer (fünf Stellen), Prüfnummer (eine Stelle). (2) Die EAN-Nummer ist mittlerweile Teil des neuen EPC-Codes ( Radio Frequenz Identifikation). Europäische Akte

Einheitliche Europäische Akte

Europäische Aktiengesellschaft (1) erstmals hinsichtlich wesentlicher Kriterien tendenziell einheitliche Rechtsform für KapitalgesellEuropäischen Union tätig sind oder tätig werden schaften, die in verschiedenen Mitgliedsstaaten der wollen. Die Ende 2004 eingeführte Europa AG soll, da die Rechtsform „Aktiengesellschaft“ im Europäischen Union etabliert ist, nach dem Willen der EuRechtssystem aller Mitgliedsländer der transnationalem Charakter zur Harmoropäischen Kommission als europäische Gesellschaft mit nisierung der Rahmenbedingungen wirtschaftlicher Tätigkeit innerhalb der EU beitragen. Vor allem soll sie länderübergreifende Umstrukturierungen, Unternehmensfusionen und Übernahmen ( Merger & Acquisition) sowie die Verlagerung des Firmensitzes ins Ausland erleichtern und den VerwaltungsTochtergesellschaften in verschieaufwand reduzieren (z.B. für Organisation und Führung mehrerer denen Mitgliedsländern). Allerdings regelt die Verordnung über das Statut nur Teilbereiche der Gründung sowie der Organisation der Societas Europaea (SE) und verweist vielfach auf das Recht des Staates, in dem die jeweilige EAG ihren Sitz hat. Deshalb ist die konkrete Erscheinungsform der Europäischen Gesellschaft von Mitgliedsland zu Mitgliedsland unterschiedlich. Die Regelungen, welche in Kraft treten, wenn das Gesetz zur Einführung der Europäischen (Aktien-)Gesellschaft (SEEG) Gültigkeit erlangt, basieren auf der Verordnung über das Statut der Societas Europaea und einer Richtlinie, welche die Beteiligung der Arbeitnehmer regelt. Das Mindeststammkapital der Europäischen Gesellschaft beträgt 120.000 €.

374

Europäische Allianz der Werbeselbstkontrolle

(2) Die Societas Europaea kann entweder durch Verschmelzung der Gründer zu einer SE, durch Bildung einer Holding in Form einer SE oder durch Gründung einer gemeinsamen Tochtergesellschaft am Mitbestimmung hat man Europäischen Gerichtshof (Luxemburg) registriert werden. Bezüglich der sich darauf geeinigt, dass vor der Gründung einer Europa AG Arbeitgeber und Beschäftigte sich darüber verständigen sollen. Gelingt dies nicht, dann gilt das weitestgehende Mitbestimmungsrecht, dem eine der beteiligten Gesellschaften in ihrem Herkunftsland unterliegt. Das europäische Aktienrecht lehnt sich mit seinen betriebsverfassungs- und steuerrechtlichen Bezügen inhaltlich und formal stark am deutschen Aktienrecht an; bspw. wird für die Europäische Aktiengesellschaft das AufsichtsratsSystem dem Board-System vorgezogen. Während allerdings der paritätisch zu besetzende Aufsichtsrat nach deutschem Recht 20 Mitglieder hat, gehören einem SE-Aufsichtsrat lediglich zwölf Mitglieder an. Nach Ansicht von Kritikern ist der Aufwand für die Umwandlung in eine SE prohibitiv groß, weshalb die Verschmelzungsrichtlinie als die in vielerlei Hinsicht günstigere Alternative angesehen wird. Europäische Allianz der Werbeselbstkontrolle gegründet 1992 in Brüssel mit dem Ziel, die nationalen Organisationen der freiwilligen WerbeselbstBeschwerden zu kontrolle zu vereinen und ein System zur Bearbeitung grenzüberschreitender schaffen ( Werberegeln). Mittlerweile gehören der EASA, neben 25 nationalen Selbstkontrolleinrichtungen aus 23 europäischen Staaten, als Vertreter der Werbewirtschaft die World Federation of Advertisers (WFA), als Vertreter der Werbeagenturen die European Association of Communications Agencies (EACA), als Vertreter der Medien bspw. die Association of Commercial Television in Europe (ACT), die International Advertising Association (IAA) sowie die Advertising Information Group (AIG) an. Kernaufgabe der EASA ist es zum einen, Beschwerden, welche sich auf grenzüberschreitende Werbemaßnahmen beziehen, zu koordinieren. Zum anderen ist die Organisation damit befasst, das Prinzip der Selbstregulation innerhalb der europäischen Werbewirtschaft zu stärken, bspw. mit Hilfe der 2004 unterzeichneten „Charta der Selbstverantwortung“ (Selfregulation Charta). ( http://www.easa-alliance.org Europäische Atomgemeinschaft am 25.3.1957 zusammen mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft gegründet, sollte EURATOM die Erforschung und friedliche Nutzung der Kernenergie fördern. Die Gründungsmitglieder (Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und Niederlande) vereinbarten Gemeinsamen Markt für Kernbrennstoffe und Ausrüstungen (1959). Ähnlich der Interauch einen Europäischen Union nationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), der neben den Ländern der zahlreiche weitere Staaten angehören, stellt EURATOM Sicherheitsnormen auf und überwacht diese sowie die Art der Verwendung von Kernbrennstoffen. ( http://www.europa.eu.int/comm/euratom/index_en.html Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung ist damit beauftragt, die Transformation der MOE-Länder zu unterstützen (durch Bürgschaften, Technische Hilfe). Organe der auch als Osteuropa-Bank bezeichDarlehen, Kapitalbeteiligung und neten Entwicklungsbank, die seit 1991 ihren Sitz in London hat, sind der Gouverneursrat, der jährlich tagt, das 23-köpfige Direktorium (vom Gouverneursrat gewählt) und verschiedene Ausschüsse (für Finanzprüfung, für Haushalt und Verwaltungsangelegenheiten sowie für Finanzierungsgrundsätze und Geschäftstätigkeit). Das 1996 auf 20 Mrd. ECU aufgestockte Kapital der EBWE wurde zu 10,00% von den USA gezeichEuropäischen Union, den damaligen 15 Mitgliedsstaaten sowie der Euronet, zu 56,81% von der päischen Investitionsbank (EIB) und zu 11,83% von den 26 Empfängerstaaten (Albanien, BosnienHerzegowina, Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Mazedonien, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und die GUS-Mitgliedsstaaten.

Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl

375

Europäische Charta zum Schutz von Regional- und Minderheitssprachen dient der Anerkennung der Rechte von Sprachminderheiten ( Sprache), die außerhalb der LandesMinderheiten sind von dieser Charta bspw. grenzen leben. Angesichts ihrer deutschsprachigen Dänemark, Luxemburg, Polen und Tschechien betroffen. Kritiker befürchten allerdings, dass die Europäische Charta eine Rückkehr zum „linguistischen Chaos“ vor der Französischen Revolution fördert. Befürworter einer Aufwertung der deutschen Sprache (z.B. als Arbeitssprache in den FührungsinEuropäischen Union) machen geltend, dass die in Europa meistgesprochene Sprache stanzen der Integration von Polen, der Tschechischen Republik und der baltischen gerade auch mit Blick auf die Lingua Franca der Staaten eine wichtige Rolle spielen könne und müsse, da Deutsch seit jeher mittel- und osteuropäischen Staaten gewesen sei ( MOE-Länder). Neben der politisch gewollten Degradierung des Deutschen zu einer zweitrangigen europäischen Sprache stelle der Rückzug ganzer Wissenschaftszweige aus der deutschen Sprache eine vielfach unterschätzte Bedrohung für den Standort Deutschland dar ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Europäische Dienstleistungsrichtlinie Rates über Dienstleistungen im Binnenmarkt

Richtlinie des Europäischen Parlamentes und des

Europäische Einheit für justizielle Zusammenarbeit mit der Koordination der nationalen Justizbehörden der Mitgliedsländer der Europäischen Union betraute europäische Justizbehörde, welche am 28.2.2002 gegründet wurde. Aufgabe von Eurojust ist es jedoch nicht nur, den Informationsaustausch zwischen den nationalen Justiz- und Polizeibehörden zu fördern: Wann immer ein Richter oder Staatsanwalt Amtshilfe von den Justizbehörden eines anderen EU-Landes benötigt, kann er sich an einen Kontaktbeamten in dieser unabhängigen EU-Behörde wenden. ( http://www.eurojust.eu.int Europäische Energiecharta von 45 Staaten 1991 in Den Haag unterzeichneter multinationaler Vertrag. Dessen Zielsetzung besteht darin, einen offenen Markt ohne Wettbewerbsbeschränkungen für Primärenergieträger und Energieerzeugnisse zu etablieren und in diesem Sektor langfristig zu kooperieren. Europäische Freihandelszone (1) am 4.1.1960 von Dänemark, Großbritannien, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden und der EWG gegründet; denn Ende 1958 war Großbritanniens Schweiz als Reaktion auf die Errichtung der Freihandelszone zu etablieren, hauptsächlich Versuch, statt der EWG eine große (west-)europäische am Widerstand Frankreichs gescheitert. Vorrangiges Ziel der EFTA, der 1961 Finnland als assoziiertes Zölle und andere Hanund 1970 Island als weiteres Vollmitglied beitraten, war es, wie die EWG delshemmnisse abzubauen ( Protektionismus). Hingegen wollte man keinen gemeinsamen AgrarWeltagrarmarkt) und auch nicht den Produktionsfaktoren markt schaffen ( Gemeinsamer Markt; Freizügigkeit gewähren. (2) 1972 schieden Dänemark und Großbritannien aus der EFTA aus, da sie, zusammen mit der RepubEG beitraten. Im Laufe der folgenden Jahre schlossen dann die verbleilik Irland, der damaligen benden EFTA-Staaten mit der EG bilaterale Freihandelsabkommen mit der Maßgabe, bis zum 1.7.1977 Zölle und Kontingente auf Industriegüter abzuschaffen. in fünf Stufen alle Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl am 23.7.1952 von Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden für die Dauer von 50 Jahren gegründet. Ausgangspunkt des bis 23.7.2002 gültigen Abkommens war der Vorschlag des damaligen französischen Außenministers R. Schumann gewesen, die Kohle- und Stahlerzeugung der „Erbfeinde“ Deutschland und Frankreich gemeinsam zu verwalten. Damit wollte man diese beiden militärstrategisch relevanten Wirtschaftszweige dem Einfluss nationalistischer Kräfte

376

Europäische Gesellschaft

entziehen und so zur Friedenssicherung beitragen. In der Tradition dieser Philosophie wurde 1957 die Europäischen Union (EU) aufging, Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die 1993 in der gegründet. Mit Ende der Laufzeit des EGKS-Vertrags gelten für die Kohle- und die Stahlindustrie die allgemeinen Regelungen des EG-Vertrages. Europäische Gesellschaft

Europäische Aktiengesellschaft

Europäische Handelskammer Dachverband von mehr als 1.300 europäischen Industrie- und Handelskammern hauptsächlich aus Europäischen Union, aber auch aus dem Gebiet der EFTA und der MOE-Staaten, die über der 15 Mio. Mitgliedsunternehmen vertreten ( Deutscher Industrie- und Handelskammertag). Sitz der 1958 gegründeten Eurochambres ist Brüssel. Wichtigste Aufgabe dieser Institution ist es, die InteresEuropäischen Kommission und dem Europäischen sen ihrer Mitglieder insb. gegenüber der Parlament zu vertreten ( Lobbying). Europäische Investitionsbank organisatorisch und finanziell unabhängiges Finanzinstitut der Europäischen Union. 1958 von den Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) gegründet, ist und war diese Mitgliedsstaaten der öffentlich-rechtliche Behörde zunächst damit beauftragt, durch Förderung strukturschwacher Regionen und Unterstützung von Gemeinschaftsprojekten die Angleichung der Lebensverhältnisse innerhalb der Gemeinschaft zu beschleunigen (etwa durch langfristige Darlehen oder Bürgschaften). Im Verlauf der Entwicklungsbank erweitert und siebziger und achtziger Jahre wurde das Aufgabenspektrum dieser AKP-Staaten und die MOE-Staaten ausgedehnt. Mit Gründung der Europäischen auf die TransformaBank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) im Jahre 1991 ging die Aufgabe, die tionsländer zu fördern, jedoch mehr und mehr auf diese Institution über. 2007 ergab die EIB langfristige Darlehen im Gesamtumfang von 47,8 Mrd. €. Die wichtigsten Nehmerländer waren Spanien, Deutschland und Italien (vgl. Abb.). Darlehensnehmer der Europäischen Investitionsbank 2007 (in Mio. €) Spanien

7.154

Schweden

713

Deutschland

6.536

Finnland

613

Italien

5.609

Slowenien

613

Großbritannien

4.160

Irland

345

Frankreich

4.148

Niederlande

265

Polen

2.281

Dänemark

209

Tschechien

1.599

Rumänien

175

Portugal

1.504

Zypern

120

Ungarn

1.217

Luxemburg

Bulgarien

1.108

Malta

40

Österreich

1.070

Lettland

35

Belgien

928

Litauen

20

Griechenland

755

Slowakei

18

50

Quelle: Europäische Investitionsbank.

Europäische Kommission (1) „Hüterin“ der Europäischen Verträge und Verwaltungsorgan der Europäischen Union. Sitz supranationalen Institution ist Brüssel. Jedes der 27 Mitgliedsländer entsendet dieser unabhängigen je einen Kommissar in die Kommission, die gleichberechtigt nach dem Kollegialprinzip entscheiden.

Europäische Kommission

377

An der Spitze der Kommission steht ein Präsident. Ihre Funktionen (Initiativrecht im legislativen und exekutiven Bereich) nimmt sie mit Hilfe von 24 Generaldirektionen wahr. Die Europäische Kommission kontrolliert die Einhaltung und sinngemäße Anwendung der EU-Verträge und leitet nötigenfalls Vertragsverletzungsverfahren gegen einzelne Mitgliedsstaaten ein. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden in diesem Zusammenhang die Auseinandersetzungen um die Einhaltung des im Maastrichter Vertrag ( Vertrag über die Europäische Union) formulierten Stabilitätspakts. Unternehmen, die gegen die Prinzipien der Wettbewerbspolitik der Gemeinschaft verstoßen, können mit empfindlichen Geldbußen belegt werden. Weiterhin erarbeitet die Kommission Durchführungsbestimmungen zu den einzelnen Vorschriften der Gemeinschaft und verwaltet die Haushaltsmittel. Nicht zuletzt vertritt sie die Europäische Union in internationalen Organisationen. (2) Vertretungen in den einzelnen Mitgliedsländern sind das Bindeglied zwischen der Hohen Behörde und der jeweiligen nationalen Öffentlichkeit. In Deutschland verlegte die Vertretung der Europäischen Kommission ihren Sitz im September 1999, nach über 30 Jahren, von Bonn nach Berlin. Von dort aus übernimmt sie, zusammen mit den beiden regionalen Vertretungen in Bonn und München, sowohl politische Funktionen als auch die Aufgabe, Presse und Öffentlichkeit sowie die „Hohe Behörde“ zu informieren. Somit kommunizieren die Vertretungen intern (mit „Brüssel“) und extern (d.h. mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Medien). Vor allem aber ist es ihre Aufgabe, am politischen Entscheidungsprozess mitzuwirken und zwischen der Kommission in Brüssel und den Verantwortlichen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und anderen Institutionen im jeweiligen Mitgliedsland zu vermitteln. Wichtige Entscheidungen und Trends werden analysiert, bewertet und zu politischen Berichten zusammengefasst, die gerade auch den Kommissionsmitgliedern aus den übrigen Mitgliedstaaten der EU eine wichtige Informationsquelle sind. (3) Kritikern gilt „die Kommission“ als Paradebeispiel für die von der Bürokratietheorie beschriebene Eigendynamik von Bürokratien. Die Tendenz jeder neu geschaffenen Organisation, zunächst und vor allem ihre eigenen Interessen zu verfolgen (d.h. Erhalt und Wachstum), sei bei internationalen Organisationen besonders mächtig, weil Anreiz und Möglichkeiten der externen Kontrolle geringer sind als im Falle nationaler Organisationen. Belegt wird die These gern am Beispiel des Personalbestands internationaler Organisationen, der zwischen 1960 und 1990 mehr als dreimal so schnell wuchs wie die Bevölkerung. Seitdem werden mehr als 30.000 Beamte aus 15 Ländern beschäftigt, von denen 20.000 für die Kommission tätig sind. Das Gegenargument lautet: Da in diesem Zeitraum diese Organisationen „aus dem Nichts“ aufgebaut wurden, kann das überproportionale Wachstum nicht überraschen und ist mit Nachholbedarf zu erklären. (4) Beanstandet wird zumeist auch die Vielzahl bürokratischer Regelungen. Allein im Jahre 2001 hat die Kommission 600 Verordnungen, 18 Richtlinien, 651 Beschlüsse und Entscheidungen sowie 17 Empfehlungen ausgesprochen bzw. erlassen. Das Gegenargument lautet: Nicht die angebliche Regulierungswut der Kommission, sondern in jedem Einzelfall das Drängen einzelner Mitgliedsstaaten ist dafür verantwortlich. Von der anfänglichen Praxis, bis ins letzte Detail festzulegen, wie laut ein Rasenmäher brummen darf, wie ein Traktorsitz beschaffen sein muss etc., wird allerdings zunehmend Abstand genommen. Zu spät, wie viele meinen. Denn inzwischen hat die Wirtschaft ungefähr 10.000 europäische Produktnormen zu beachten ( Standardisierung/Differenzierung). Nach Ansicht von R. Vaubel war und ist insb. in der europäischen Agrarpolitik die Regelungswut Zuckermarkt zeigen lässt, interveniert die Kommission notorisch. Wie sich paradigmatisch am zunächst einmal „in allen möglichen Märkten, um die Preise zu stützen. Dann lagert sie die aufgekauften Überschüsse ein: Milchprodukte in riesige und teure Kühlhäuser. Zum Schluss verkauft sie die Überschussproduktion absurderweise zu einem viel niedrigeren Preis auf dem Weltmarkt (die Differenz bezahlt der europäische Steuerzahler) oder lässt sie vernichten bzw. zu Viehfutter „denaturieren“. Für Agrarimporte erhebt sie einen variablen Zoll, der den europäischen Markt vom Weltmarkt abschottet. Um die durch all diese Maßnahmen übermäßig stimulierte Milchproduktion wieder zu begrenzen, wurden Milchquoten festgelegt, deren Einhaltung Brüssel mit großem Verwaltungsaufwand überwacht. Etwa die Hälfte des Gemeinschaftshaushalts frisst die Agrarpolitik.“ Selbstüberschätzung Korruption und Behördenwillkür seien auch in der Forschungs(im Sinne von Omnipräsenz), Filz,

378

Europäische Patentorganisation

politik allgegenwärtig, u.a. mit der Folge, dass lediglich 30 von annähernd 1.000 geförderten Projekten (z.B. „das Auto ..., das Flugzeug ..., der Computer der Zukunft“) nachweisbar zur Produktinnovation beigetragen haben ( F+E-Intensität). " Hartlapp, M.: Die Kontrolle der nationalen Rechtsdurchsetzung durch die Europäische Kommission, Frankfurt/Main 2005. Schmidt, S.K.: Die Einflussmöglichkeiten der Europäischen Kommission auf die europäische Politik, 42.Jg. (2001), Nr.1, S.173-192. Vaubel, R.: Europa-Chauvinismus. Der Hochmut der Institutionen, München 2001.

(

http://www.eu-kommission.de

Europäische Patentorganisation eine von inzwischen 31 Mitgliedsstaaten geschaffene supranationale Behörde. Deren wichtigstes Europäische Patentamt (EPA), ist gemäß dem Europäischen Patentübereinkommen Organ, das Effizienz des Patentwesens innerhalb der Europäischen Uni(EPÜ) von 1973 damit betraut, die Europäischen Patents. Dessen zenton zu verbessern. Entscheidend dabei ist das Rechtsinstitut des Staaten, rale Vorteile lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: eine Anmeldung für mehrere ein Prüf- und Erteilungsverfahren und eine Verfahrenssprache. Mitglieder der EPO sind die Mitgliedsländer der Europäischen Union sowie Liechtenstein, Monaco und die Schweiz. Mit Albanien, Lettland, Litauen und Slowenien bestehen so genannte Erstreckungsübereinkommen. Die in München residierende EPO ist keine EU-Behörde. Europäische Union (1) vergleichsweise weit fortgeschrittene Realisierung einer Utopie von W. Churchill. Der damalige Premierminister Großbritannien schlug 1946 in einer Rede vor, die „Vereinigten Staaten von Europa“ zu schaffen. Vermutlich bezog er sich dabei jedoch auf Victor Hugo, der als Präsident eines internationalen Kongresses schon 1849 die „Vereinigten Staaten von Europa“ gefordert hat. Vorläufer und Begründer dieser Integration selbständiger europäischer Staaten sind die Europäischen Verträge: Pariser Verträge (1951; Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl), Römische Verträge (1957; Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und EURATOM), Vertrag über die Europäische Union (1992), Beschluss zur Schaffung des Binnenmarktes (1993; Einheitliche Europäische Akte), Amsterdamer Vertrag (1997), Maastrichter Verträge (1999), Vertrag von Nizza (2001). Der Beitritt der Mitgliedsländer vollzog sich in mehreren Wellen (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Beitrittsjahre der Mitgliedsländer

Belgien Deutschland Frankreich Italien Luxemburg Niederlande 1952

Dänemark Großbritannien Irland 1973

Griechen- Portugal land Spanien 1981

1986

Finnland Österreich Schweden 1995

Estland Lettland Litauen Malta Polen Slowakei Slowenien Tschechien Ungarn Bulgarien Zypern Rumänien

2004

2007

(2) Die Europäische Union hat fünf Hauptorgane (vgl. Abb. 2, nächste Seite): Europäische Parlament, das Anfragen an die Europäische Koma) Zur Legislative zählen das mission richtet und durch Abstimmungen, Anhörungen, Kontrollen etc. formelle sowie informelle

Europäische Union

379

Rat der Europäischen Union. Er entscheidet Möglichkeiten der „Mitentscheidung“ besitzt, und der über Gesetzvorlagen und schließt internationale Verträge. Abb. 2: Organigramm der Europäischen Union Kontrolle

Europäische Kommission

Leitlinien Europäischer Rat

Gesetzesvorschläge Ministerrat

Europäischer Gerichtshof EuGH Europäische Zentralbank EZB Europäischer Rechnungshof EuRH

Europäisches Parlament beschließen

„Europäische Gesetze“ (Richtlinien und Verordnungen) nationale Regierungen

Richtlinien Umsetzung in nationales Recht

wählen

Verordnungen gelten unmittelbar

nationale Parlamente wählen

Bürger der Mitgliedsstaaten

wählen

Quelle: iwd, Nr. 8 (20.9.2004), S.1 (Wirtschaft und Unterricht).

b) Die Exekutive liegt in den Händen der Europäischen Kommission, welche Gesetze vorschlägt, den Haushalt ausführt sowie die Umsetzung der Gesetze und den Haushalt überwacht. Europäische Gerichtshof (EuGH) hat die Einheitlichkeit der Auslegung des c) Judikative: Der Europäische Rechnungshof prüft Art und Rechtmäeuropäischen Rechts zu gewährleisten, und der ßigkeit der Maßnahmen der Europäischen Union. Eigentlich war beabsichtigt, dass die Mitgliedsländer die vom Europäischen Parlament bzw. von der Europäischen Kommission gefassten Beschlüsse eigenverantwortlich umsetzen. Tatsächlich aber hat die Gemeinschaft mit den EU-Agenturen eine parallele Verwaltungsstruktur aufgebaut (vgl. Abb. 3, Europäische nächste Seite). Hilfsorgane bzw. „Einrichtungen der Europäischen Union“ sind die EUROSTAT (vgl. auch INTRASTAT). Für die laut Art. A EU-Vertrag anzuZentralbank sowie strebende „immer engere Union der Völker Europas“ spielt weiterhin der Europäische Gerichtshof eine wichtige Rolle. Europäischen Gemeinschaft (EG) vereinigt die EU drei Teilge(3) Als Nachfolgeorganisation der Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), die Europäische meinschaften: die Atomgemeinschaft (EURATOM) und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). Pariser Verträgen wurde in vier Jahrzehnten ein Wirtschaftsraum geschaffen, Beginnend mit den Kaufkraft von annähernd 500 Mio. Bürgern bündelt und ein summiertes Bruttoinlandsder die produkt von 14,45 Bill. € (= 2007) repräsentiert (vgl. Abb. 4, übernächste Seite). Die durchschnittliche Intrahandelsquote von 68,1% signalisiert, dass die Mitgliedsländer untereinander intensiv Handel treiben. Angeführt wird die interne Rangliste von Luxemburg. Dieses Land fand 2007 für 88,5% seiner Intrahandel Exporte Abnehmer in den übrigen Mitgliedsländern. Am wenigsten war Malta in den eingebunden (= 49,3%). 4) So offen das letztliche Ziel der Europäischen Union ist (politische Union, Staatenbund, Bundesstaat?), so umstritten die Strategien, die verfolgt werden sollen, um das jeweilige Ziel zu erreichen. Die anfängliche Absicht einer mehr oder minder vollständigen Harmonisierung (durch Normung und Standardisierung) erwies sich zusehend als unpraktikabel und zunehmend auch als politisch nicht durchsetzbar. Nunmehr gilt für alle Bereiche, die nicht in die ausschließliche Zuständigkeit der Gemeinschaft fallen, das Subsidiaritätsprinzip.

380

Europäische Union

Abb. 3: Auswahl der von der Europäischen Union eingerichteten Agenturen (15 von 35) Kürzel

Agentur

Sitz

Jahr der Gründung

Mitarbeiter

Budget 2008 (in Mio. €)

OHIM

Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt

Alicante (E)

1993

643

300,6

EMEA

Europäische Arzneimittelagentur

London (UK)

1993

475

164,5

EASA

Europäische Agentur für Flugsicherheit

Köln (D)

2002

452

85,3

FRONTEX

Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen

Warschau (PL)

2004

69

69,0

ECHA

Europäisches Amt für chemische Stoffe

Helsinki (FIN)

2006

220

66,4

EFSA

Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit

Parma (I)

2002

335

63,5

EMSA

Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs

Lissabon (P)

2002

165

44,4

CDT

Übersetzungszentrum für die Einrichtungen der EU

Luxemburg (L)

1994

233

42,3

EADEA

Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur

Brüssel (B)

2005

91

41,9

ECDC

Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten

Stockholm (S)

2004

130

39,1

EEA

Europäische Umweltagentur

Kopenhagen (DK)

1990

123

36,4

EDA

Europäische Verteidigungsagentur

Brüssel (B)

2004

120

35,0

EUROFOUND

Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebensund Arbeitsbedingungen in der Gemeinschaft

Dublin (IRL)

1975

101

21,2

EURO-POL

Europäisches Polizeiamt

Den Haag (NL)

1995

101

21,0

EURO-JUST

Europäische Einheit für justizielle Zusammenarbeit

Den Haag (NL)

2002

175

20,0

Quelle: EU-Kommission, in: iwd, Nr.20 (15.5.2008), S.2.

(5) Die Kritik an der Europäischen Union ist vielstimmig und vielgestaltig. Großbritannien und andere, Staaten und Institutionen fordern dem angelsächsischen Staats- und Wirtschaftsmodell verbundene rundum „weniger Europa“. Die Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft sollten das ursprüngliche Ziel einer Politischen Union im Allgemeinen ( Integration) aufgeben und mit der Rückgabe von Entscheidungskompetenz an die Länder- und Regionalparlamente beginnen. Andere, vor allem die so genannEffizienz der gemeinschaftliten Nettozahler, beklagen regelmäßig Verschwendung und mangelnde chen Institutionen. Wie indessen Abb. 5 (übernächste Seite) zeigt, werden sowohl die Belastungen (absolut und relativ betrachtet) als auch die Segnungen zumeist weit überschätzt. Zwar erhielt Spanien, absolut gesehen der größte Nettoempfänger, „aus Brüssel“ im Haushaltsjahr 2005 insgesamt 6,018 Mrd. € mehr, als dieses Land im Vergleichsjahr in den Haushalt der Gemeinschaft einbezahlt hat; aber diese Summe macht nur Bruttoinlandsprodukts aus. Lediglich bei vier Ländern (Malta, Lettland, 0,68% des spanischen Griechenland und Litauen) trägt dieser Mittelzufluss mehr als 20% zum BIP bei. Und die Zuwendungen des, absolut gesehen, wichtigsten Nettozahlers, der Bundesrepublik Deutschland (= 6,064 Mrd. €), machen gar nur 0,27% des nationalen BIP aus. Weitaus mehr waren und sind demzufolge die Haushalte der Niederlande (= 0,52%), Luxemburgs (= 0,36%) und Schwedens (= 0,30%) durch Transferzah-

Europäische Union

381

lungen an die Gemeinschaft belastet. Entgegen der öffentlichen Meinung zählt auch Italien zum Kreis der Nettozahler. Nach Deutschland (= 6,064 Mrd. €), Frankreich (= 2,884 Mrd. €) und den Niederlanden (= 2,637 Mrd. €) leistet dieses Land mit 2,200 Mrd. € den viertgrößten finanziellen Beitrag zur Finanzierung der Gemeinschaftsaufgaben. Abb. 4: Mitgliedsländer der Europäischen Union (Strukturdaten) Einwohner

Anteil an der EUBevölkerung

Fläche

(2007, in Mio.)

(in %)

(in 1.000 km2)

Sitzverteilung im Europäischen Parlament (2007)

Stimmen im Ministerrat

BIP 2007

Exporte in die EU-27

(pro Kopf, in $)

(in % aller Exporte 2007)

Deutschland

82,3

16,6

357

99

29

40.415

46,7

Frankreich

63,6

12,8

544

78

29

41.511

64,8

Großbritann.

61,1

12,3

244

78

29

45.575

58,2

Italien

59,4

12,0

301

78

29

35.872

60,1

Spanien

44,9

9,0

505

54

27

32.067

70,8

Polen

38,1

7,7

313

54

27

11.041

78,9

Rumänien

21,5

4,3

238

35

14

7.697

71,9

Niederlande

16,4

3,3

34

27

13

46.261

78,1

Griechenland

11,2

2,3

132

24

12

28.273

65,0

Belgien

10,6

2,1

92

24

12

42.577

76,3

Portugal

10,6

2,1

31

24

12

21.019

76,7

Tschechien

10,3

2,1

79

24

12

17.070

85,3

Ungarn

10,1

2,0

93

24

12

13.762

79,0

Schweden

9,1

1,8

411

19

10

49.655

61,3

Österreich

8,3

1,7

84

18

10

45.181

72,6

Bulgarien

7,6

1,5

111

18

10

5.186

60,8

Dänemark

5,5

1,1

43

14

7

49.182

70,3

Slowakei

5,4

1,1

49

14

7

13.857

86,7

Finnland

5,3

1,1

305

14

7

46.602

56,8

Irland

4,4

0,9

70

13

7

59.924

63,5

Litauen

3,4

0,7

65

13

7

11.354

64,8

Lettland

2,3

0,5

65

9

4

11.985

72,5

Slowenien

2,0

0,4

20

7

4

22.933

69,3

Estland

1,3

0,3

45

6

4

15.851

70,2

Zypern

0,8

0,2

9

6

4

27.327

71,8

Luxemburg

0,5

0,1

3

6

4

104.673

88,5

Malta

0,4

0,1

0,3

5

3

18.088

49,3

Quelle: EU-Kommission, Eurostat.

(6) Speziell klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) soll ein von dem in Berlin ansässigen Euro Info Centre (BDI) herausgegebener Internet-Führer bei der Suche nach Informationen über die Länder und Märkte der Gemeinschaft im World Wide Web umfassend behilflich sein. Die vielfach überarbeitete Auflage der Broschüre „Europa im Internet“ ist sowohl in Papierform als auch als pdfDatei online erhältlich. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass Informationsmangel (bzw. das Gefühl, nicht hinreichend informiert zu sein) ein entscheidendes Hemmnis der Internationalisierung ist.

382

Europäische Verbundgruppe

Abb. 5: EU-Haushalt: Nettozahler und Nettoempfänger (2005) Beitrag zum EU-Haushalt (in Mio. €)

Euro pro Bürger

Saldo des Zuflusses bzw. Abflusses (in Mio. €) (in % des BIP)

Niederlande

5.412

334

- 2.637

- 0,52

Luxemburg

238

595

- 87

- 0,36 - 0,30

Schweden

2.817

317

- 867

21.313

259

- 6.064

- 0,27

4.091

393

- 607

- 0,20

Frankreich

16.888

283

- 2.884

- 0,17

Italien

13.998

244

- 2.200

- 0,16

2.066

383

- 265

- 0,13

Deutschland Belgien

Dänemark Österreich Großbritannien Finnland

2.209

273

- 278

- 0,11

12.339

208

- 1.529

- 0,08

1.512

291

- 85

- 0,05

Tschechien

999

98

178

0,19

Slowenien

285

143

102

0,37

8.901

214

6.018

0,68

Zypern

157

224

90

0,69

Ungarn

896

89

590

0,72

Spanien

Slowakei

382

71

271

0,73

Polen

2.367

62

1.853

0,80

Irland

1.366

342

1.136

0,83

99

77

154

1,54

1.385

132

2.378

1,64

Estland Portugal Malta Lettland Griechenland Litauen

51

128

90

2,07

126

55

264

2,09

1.848

168

3.901

2,19

211

60

476

2,35

Quelle: Europäische Kommission.

" Busch, B.: Zur Wirtschaftsverfassung der Europäischen Union, IW-Positionen, Nr.31, Köln 2008. Dicke, H.; Foders, F.: Wirtschaftliche Auswirkungen einer EU-Erweiterung auf die Mitgliedsstaaten. Kieler Studien 309. Tübingen 2000. Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.43ff. Lindberg, L.N.; Marks, G.; Hooghe, L.; Blank, K.: European Integration from the 1980s: State-Centric vs. Multi-Level Governance, in: Journal of Common Market Studies, Vol.34 (1996), pp.341-378. Schneider, H. (Hrsg.): Europas Zukunft als Sozialstaat, Baden-Baden 2000. UNCTAD (Ed.): Handbook of International Trade and Development Statistics, Geneve 2006. Ziltener, P.: Strukturwandel der europäischen Integration. Die Europäische Union und die Veränderung von Staatlichkeit, Münster 1999.

(

http://www.europa.eu.int

Europäische Verbundgruppe

Einkaufskontor

Europäische Verträge völkerrechtliche Verträge, die Meilensteine der Integration Europas darstellen ( Völkerrecht). Beginnend mit den nach dem Verhandlungsort bezeichneten Pariser Verträgen, die 1951 ratifiziert Römischen Verträgen fort, gefolgt von der Einheitlichen wurden, setzt sich die Reihe mit den Europäischen Akte (EEA) und dem Vertrag über die Europäische Union („Maastrichter Vertrag“). Amsterdamer Vertrag, der Vertrag von Nizza sowie der ReDie weiteren Stationen waren der form- bzw. Verfassungsvertrag (vgl. Abb., nächste Seite).

Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung

383

Zeitstruktur der Vertragswerke der Europäischen Union 1951

1957

1965

1986

Europäische Gemeinschaften (EGKS, EWG EG seit 1993 , EURATOM)

1992

1997

2001

2007

EUROPÄISCHE UNION (EU) (2002 ausgelaufen EG)

>

Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS bzw. Montanunion) Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)

Europäische Gemeinschaft Justiz und Inneres (JI)

(EG)

(JZZ und Personalverkehr Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (PJZS)

> EG)

Europäische Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) Politische Zusammenarbeit (EPZ) Europäische Atomgemeinschaft (EAG bzw. EURATOM) Vertrag von Paris

Vertrag von FusionsRom vertrag

EEA

Vertrag von Maastricht

Vertrag von Amsterdam

DREI SÄULEN

Vertrag von Nizza

Reformvertrag

(Verfassungsvertrag) $ EG (EGKS, EWG / EG, EURATOM) $ GASP $ PJZS

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Europarecht (28.8.2007), geringfügig modifiziert.

Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung erste Rechtsform europäischen Rechts für Gesellschaften gemäß §235 des EG-Vertrages. Die EWIV klein- und mittelständische Unternehmen geschaffen, welche ihre Marktchancen wurde speziell für Binnenmarkt verbessern wollen, ohne deshalb ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit im europäischen aufgeben zu müssen. Zur Bildung einer Europäischen Wirtschaftlichen Vereinigung, die insb. die Übernahme von öffentlichen Aufträgen ( Ausschreibung) und die Förderung durch EU-Programme Kooperationspartner einen Vertrag schließen. Dieser muss allerdings erleichtern soll, müssen die nicht notariell beglaubigt werden. Ihre Beiträge können die Mitglieder als Bar- oder Sacheinlage tätigen. Ein Grundkapital ist nicht erforderlich. Nicht nur erwerbswirtschaftliche, sondern auch andere juristische Einheiten des öffentlichen und des privaten Rechts können sich der neu geschaffenen Rechtsform bedienen. Prinzipiell bedarf der Vertrag zwar keiner besonderen Form; aber zumindest zwei der Mitglieder müssen aus verschiedenen MitEuropäischen Union stammen. Obwohl dieses Instrument vor allem die grenzgliedsstaaten der überschreitende Zusammenarbeit zwischen klein- und mittelständischen Unternehmen sowie die KoEuropäische Parlament in operation zwischen Wissenschaft und Praxis fördern soll, hat es, wie das Grünbuch kritisiert, bspw. (noch) nicht signifikant dazu beigetragen, dass KMU innerhalb einem des Europäischen Binnenmarktes verstärkt öffentliche Aufträge erhalten. Zu beachten ist auch, dass, Europäische Aktiengesellschaft, die EWIV nur „Hilfstätigkeiten“ übernehmen kann. anders als die Dies bedeutet aber nicht, dass sie nur nachgeordnete und untergeordnete Funktionen im Binnenverhältnis ihrer Mitglieder erfüllt. Vielmehr ermöglicht die EWIV diesen erst die Teilnahme an einer wirtschaftlichen Tätigkeit oder den Eintritt in einen Markt. Sie darf die wirtschaftliche Tätigkeit ihrer Mitglieder aber nicht in einem Maße übernehmen, dass sie an deren Stelle tritt und diese ersetzt. " Gleichmann, K.: Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.488-496. Weber-Rey, D.; Chance, C.: Die Internationalisierung von KMU mithilfe der Europäischen Privatgesellschaft, in: Keuper, F.; Schunk, H. (Hrsg.), Internationalisierung deutscher Unternehmen. Strategien, Instrumente und Konzepte für den Mittelstand, Wiesbaden 2008, S.30-51.

384

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft 1957 von Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden als UnterzeichEuropäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl im Rahmen der Römischen Vernerstaaten der Zollunion zu bilden und gegenüber Drittländern eine gemeinträge mit dem Ziel gegründet, eine Handelspolitik zu betreiben. Innerhalb des Europäischen Binnenmarktes sollten die „Vier same Grundfreiheiten“ gewährleistet werden: d.h. der Dienstleistungs-, Güter-, Kapital- und Personenverkehr von Hemmnissen aller Art befreit und eine gemeinsame Agrar- und Verkehrspolitik betrieben werden ( Handelshemmnisse; Weltagrarmarkt). Auch wurde vereinbart, die Rechtsvorschriften Wirtschaftspolitik anzugleichen. Faktisch 1967 durch die Fusion mit der Europäischen und die Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) beendet, beAtomgemeinschaft und der Einheitliche Europäische Akte (EEA) wurden ihre steht die EWG als Rechtsperson fort. Durch die Kompetenzen sogar erweitert. Seit 1992 ersetzt der offizielle Terminus Europäische Gemeinschaft (EG) die Bezeichnungen EWG und den Folgebegriff Europäische Gemeinschaften (EG). Der Singular Integration zu akzentuieren. wurde gewählt, um das Ziel der (politischen) Europäische Wirtschafts- und Währungsunion verfolgt gemäß Art.2 EGV das Ziel eines beständigen, nichtinflationären und umweltverträglichen Wachstums der Wirtschaft der Gemeinschaft. Überdies soll dafür gesorgt werden, dass die Volkswirtschaften der Mitgliedsländer ( Europäische Union) konvergieren, wobei ein möglichst hohes Maß an Lebensqualität anzustreben ist ( Konvergenzkriterien). WeiBeschäftigung, sozialem Schutz und Wirtschafts- und Währungsunion sind der wirtschaftliche und soziale Zusammentere Ziele dieser Europäische Ministerrat halt sowie solidarische Beziehungen zwischen den Mitgliedsländern. Der überwacht, ob die nationalen Wirtschaftspolitiker den maßgeblichen ordnungspolitischen Grundsätzen der Gemeinschaft Rechnung tragen ( Wirtschaftspolitik). Dies sind: offene Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb, gesunde öffentliche Finanzen, Preisstabilität, außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Weichen einzelne Mitgliedsländer davon ab, kann der Rat als Gegenmaßnahme konkrete Empfehlungen aussprechen. Defizite der öffentlichen Haushalte dürfen weder vom ESZB noch durch bevorrechtigten Zugang zu privaten bzw. öffentlich-rechtlichen Kreditmitteln finanziert werden. Auch haften weder die EU noch die anderen Mitgliedsstaaten für Haushaltsprobleme einzelner Mitgliedsstaaten. Europäische Zahlungsunion 1950 von den Mitgliedsstaaten der OEEC gegründet, wurde diese multilaterale AbrechnungsWährungen von 14 Mitgliedsstaaten und Kreditagentur 1958 wieder aufgelöst. Da nunmehr die konvertibel waren, hatte sich die zentrale Funktion der EZU als Clearingstelle zur Verrechnung von Währungsguthaben und Währungsdefiziten der OEEC-Mitgliedsstaaten erübrigt. Europäische Zentralbank (1) primär für die Stabilität der europäischen Währung ( Euro) verantwortlich. Dagegen sind die amerikanische Federal Reserve sowie die Bank of Japan und bedingt auch die Bank of England stärker dem Doppelziel „Preisstabilität und Wirtschaftswachstum“ verpflichtet. Für die EZB aber gilt, dass sie Europäischen Union erst dann, wenn Preisstabilität gewährleistet ist, weitere politische Ziele der Europäischen Wirtunterstützen soll. Die in Frankfurt/Main angesiedelte zentrale Institution der schafts- und Währungsunion (EWWU) ist, darin dem Vorbild der Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland folgend, von Weisungen der politischen Instanzen der Mitgliedsstaaten unabhängig. Die weiterhin bestehenden Zentralbanken der Mitgliedsländer sind zwar gleichfalls politisch, d.h. von ihren Europäische System Regierungen unabhängig, nicht jedoch von der EZB, mit der zusammen sie das der Zentralbanken (ESZB) bilden. Oberstes Beschlussorgan ist der Rat der Europäischen Zentralbank,

Europäischer Betriebsrat

385

der sich aus den Mitgliedern des Direktoriums und den Präsidenten der nationalen Zentralbanken der Geldpolitik bestimmt. Das Direktorium, bestehend aus Mitgliedsstaaten zusammensetzt und die Präsident, Vizepräsident und vier weiteren Mitgliedern, setzt diese um, bspw. mit Hilfe von daraus abgeleiteten Anweisungen an die nationalen Zentralbanken. Im EZB-Rat sind die Präsidenten der nationalen Zentralbanken sowie das EZB-Direktorium stimmberechtigt. Der Vorsitzende des Rates der Europäischen Union und ein Mitglied der Europäischen Kommission können an den Sitzungen des EZB-Rates teilnehmen, haben dort aber keine Stimme. Die EZB überwacht die Einhaltung des Regelwerks der ESZB. (2) In Verfolgung ihrer Ziele kann die EZB am Markt agieren, wobei die spektakulärste Maßnahme die Festsetzung des Zinssatzes ist, zu dem sich die Geschäftsbanken refinanzieren können: das wöchentlich mit einer Laufzeit von zwei Wochen ausgestattete Haupt-Refinanzierungsgeschäft. Bis Juni 2000 wurde dieses als Mengentender durchgeführt. Dabei gab die EZB den Zinssatz vor (= Festzinstender) und teilte die Gebote anteilig zu, falls diese die von der Zentralbank festgelegte Liquiditätszufuhr überschritten. Da mit diesem Verfahren jedoch gravierende adverse Anreize gesetzt wurden, bevorzugt die EZB seitdem den Zinstender im amerikanischen Verfahren. Dabei geben die Geschäftsbanken unter Beachtung des vorgegebenen Mindestbietungssatzes Gebote über die bei verschiedenen Zinssätzen gewünschte Liquidität ab. Dann reiht „die EZB die Gebote, beginnend mit dem höchsten, teilt sie zu den individuell abgegebenen Zinsgeboten voll zu und repartiert nur dann, wenn die beim niedrigsten, noch akzeptierten Zinssatz (marginaler Zinssatz) abgegebenen Gesamtgebote den Zuteilungsbetrag übersteigen“ (Hauck & Vollmer, S.542). (3) Als europäische Institution genießt die EZB insofern einen Sonderstatus, als sie von Steuern befreit ist und nicht der Finanzmarktaufsicht unterliegt. Weiterhin ist bemerkenswert, dass die Mitglieder des Direktoriums Diplomatenstatus besitzen und die Mitarbeiter der EZB keine Aufenthaltsgenehmigung benötigen. " Borchert, M.: Außenwirtschaftslehre, 7.Aufl., Wiesbaden 2001, S.457ff. Europäische Zentralbank (Hrsg.): Die einheitliche Geldpolitik im Euro-Währungsgebiet. Allgemeine Regelungen für die geldpolitischen Instrumente und Verfahren des Euro-Systems, Frankfurt/Main 2002. Hauck, A.; Vollmer, U.: Adverse Anreize beim Hauptrefinanzierungsinstrument der EZB, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 32.Jg. (2003), Nr.9, S.542-544. Heine, M.; Herr, H.: Die Europäische Zentralbank., Marburg 2004. Tilich, S.: Europäische Zentralbank und Europäisches System der Zentralbanken, Frankfurt/Main 2000.

(

http://www.euro.ecb.int

Europäische Zulassung gilt für alle Staaten der Europäischen Union. Die europäische Zulassung ist Teil der Bestrebung, die Zulassungsvorschriften für Medikamente international zu harmonisieren. Aus ökonomischer Sicht ist dies mehr oder weniger unumgänglich, da vielfach nur so ein hinreichend großes Marktpotenzial innerhalb der durch Patentschutz gesicherten und nach Ansicht der Pharma-Industrie zu knapp bemessenen Pay back-Periode erschlossen werden kann ( Patent). Dies wiederum ist angesichts der gewaltigen Produktentwicklungskosten unabdingbar. Für die Arzneimittelsicherheit erwachsen daraus aber erhebliche Risiken. Wenn innerhalb eines kurzen Zeitraumes in den verschiedensten Ländern Millionen von Menschen ein neues Präparat einnehmen, ist die Gefahr groß, dass unerwünschte Nebenwirkungen massenhaft und nicht, wie bei schrittweiser Einführung, vereinzelt auftreten. Europäischer Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft

Strukturfonds

Europäischer Betriebsrat einzurichten von Unternehmen, die innerhalb der Europäischen Union in mehreren Mitgliedsstaaten tätig sind und mindestens 1.000 Arbeitnehmer beschäftigen, davon mindestens 100 in zwei oder mehr verschiedenen Mitgliedsstaaten. Dieses Gremium dient der Information und Konsultation der Arbeitnehmer und ist über Entscheidungen des Managements, die „schwerwiegende“ Folgen für die Arbeitnehmer haben können, zu unterrichten. " Krimphove, D.: Europäischer Betriebsrat, in: Clermont, A.; Schmeisser, W.; Krimphove, D. (Hrsg.), Personalführung und Organisation, München 2000, S.505-539. Strasser, R.; Jabornegg, P.: Die Betriebsratswahl, Wien 2000.

386

Europäischer Binnenmarkt

Europäischer Binnenmarkt in der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA) definiert als Einheitlicher Binnenmarkt der Europäischen Gemeinschaften ( Binnenmarkt). Mit Hilfe der Vier Grundfreiheiten (freier Warenverkehr, freier Dienstleistungsverkehr, freier Kapitalverkehr und freier Personenverkehr) sollte ein „Raum ohne Binnengrenzen“ geschaffen werden, der erhebliche Wachstumschancen bietet ( Cecchini-Bericht). Zollunion) Das bei der Gestaltung der Vorstufen des Binnenmarktes ( Gemeinsamer Markt und Integration präferierte Harmonisierungsprinzip musste im weiteren Verlauf der wirtschaftlichen Harmonisierung im Regelfall weder praktisch machbar aufgegeben werden, da die vollständige noch politisch „vermittelbar“ und ökonomisch auch nicht immer wünschenswert war. Nunmehr begnügte man sich damit, dass die Mitgliedsländer wechselseitig ihre jeweiligen Rechts- und Verwaltungsvorschriften als gleichwertig anerkennen. Von besonderer Bedeutung, da für die berufliche Mobimultilaterale Akzeptanz der berufsqualifizielität unerlässlich, ist in diesem Zusammenhang die renden Abschlüsse. Für die Vergabe öffentlicher Aufträge ( Ausschreibung), das Niederlassungsrecht und anderes mehr wurde ein einheitliches Regelwerk geschaffen, mit der Folge, dass Handel und Direktinvestitionen innerhalb der Gemeinschaft überproportional gewachsen sind ( Dienstleistungshandel; Direktinvestitionen). Europäischer Entwicklungsfonds von der Europäischen Gemeinschaft 1957 gegründeter Kredit- und Zuschussfonds, dessen Aufgabe AKP-Staaten „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten. Als Instrument einer partnerdarin besteht, den Entwicklungshilfe (alle Entscheidungen werden paritätisch getroffen) finanziert der schaftlichen Europäische Entwicklungsfonds (EEF) die Zusammenarbeit von europäischen Unternehmen mit derEntwicklungsländern aus dem afrikanischen, dem karibischen und dem pazifischen Raum. zeit 78 Entwicklung zuständige Sonderfonds wird nicht Der für die wirtschaftliche, kulturelle und soziale aus Mitteln des allgemeinen Gemeinschaftsbudgets finanziert, sondern, nach einem bestimmten Beitragsschlüssel, von den Mitgliedsstaaten. Für den auf sechs Jahre angelegten 10. EEF bspw. beträgt dessen Gesamtvolumen 22,682 Mrd. €. Obwohl Deutschland 23% der Finanzmittel des EEF bereit stellt, sind deutsche Unternehmen nur zu 5% an den EEF-Projekten beteiligt. Als Gründe für diese Diskrepanz werden u.a. die mangelnde Vertrautheit mit der Ausschreibung dieser Projekte bzw. die mangelnde Bereitschaft, sich damit zu befassen, genannt. Manche verweisen auch darauf, dass deutsche Institutionen und Unternehmen es „in Brüssel“ generell schwer hätten. Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

Kohäsionspolitik;

Strukturfonds

Europäischer Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit am 1.4.1973 errichtet, um zur stufenweisen Verwirklichung einer Wirtschafts- und Währungsunion Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beizutragen. Als Endziel zwischen den Mitgliedsstaaten der Währung). Dazu stand wurde die Schaffung einer gemeinsamen Währung vorgegeben ( Euro; dem Fonds folgendes Instrumentarium zur Verfügung: schrittweise Verringerung der Bandbreiten Devisenzwischen den Gemeinschaftswährungen, Intervention in Gemeinschaftswährungen auf den Zentralbanken mit dem Ziel einer konzertierten Reservenmärkten sowie Saldenausgleich zwischen politik. Europäischer Gerichtshof höchste richterliche Instanz und eines der vier Hauptorgane der Europäischen Union (zusammen Europäischen Parlament, dem Rat der Europäischen Union und der Europäischen mit dem Kommission). Das 1958 gegründete supranationale Rechtsorgan mit Sitz in Luxemburg ist die Verfassungs- und Rechtschutzinstanz der Europäischen Union. Sie entscheidet über Anwendung und Europäischen Verträge und wirkt maßgeblich an der Fortentwicklung des GemeinAuslegung der schaftsrechts mit (u.a. im Bereich des Verbraucherschutzes). ( http://www.bundesregierung.de/Themen-A-Z/Europaeische-Union-,9102/Europaeischer-Gerichtshof.htm

Europäischer Zuckermarkt

387

Europäischer Gewerkschaftsbund Dachorganisation der europäischen Gewerkschaften. Der EGB vertritt die Interessen von 60 Mio. Arbeitnehmern in 36 Ländern (Stand 2006). Europäischer Investitionsfonds Europäischen Union zur Finanzierung klein- und (1) verfolgt, als vorrangiges Instrument der mittelständischer Unternehmen und Risikokapitalgeber, unter Maßgabe des Wirtschaftlichkeitsprinzips Innodie Gemeinschaftsziele Wirtschaftswachstum, Beschäftigung ( Arbeitslosenquote) und vation. Durch Venture Capital-Beteiligungen und Garantien versucht der EIF, die internationale WettWettbewerbsfähigbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft zu steigern ( Venture Capital; keit, internationale). Dazu finanziert der Fonds innovative KMU mittelbar, durch Finanzintermediäre. Europäischen Gemeinschaft, vertreten von der Europäischen (2) Der EIF wurde 1994 von der Europäischen Investitionsbank sowie Finanzdienstleistern aus Ländern der GeKommission, der meinschaft als eigene Rechtsperson mit Sitz in Luxemburg gegründet. Der mit einem Kapital von rund zwei Mrd. € ausgestattete Fonds besitzt Finanzautonomie. Organe sind die Generalversammlung, der Aufsichtsrat und der operativ tätige Finanzausschuss. Europäischer Ministerrat Europäischer Rat

Ministerrat;

Rat der Europäischen Union

Europäischer Ministerrat

Europäischer Rechnungshof (1) jüngstes der fünf Gemeinschaftsorgane der Europäischen Union. Diesen Status erhielt der EuRH, der seine Arbeit im Jahre 1977 aufnahm, allerding erst mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Maastricht (1.11.1993). Gemäß Art.248 EU-Vertrag ist der Rechnungshof befugt und beauftragt, alle Maßnahmen der Gemeinschaft hinsichtlich folgender Kriterien zu prüfen ( Vertrag über die Europäische Union). a) Rechtmäßigkeit: Beruhen die damit verbundenen Einnahmen und Ausgaben auf Rechtsakten der Gemeinschaft? b) Ordnungsmäßigkeit: Decken Zahlungsermächtigungen der dazu befugten Organe die jeweiligen Ausgaben? c) Wirtschaftlichkeit: Werden die finanziellen Mittel wirtschaftlich angemessen ausgegeben? (2) Da er keine allgemeinverbindlichen Entscheidungen treffen kann, besteht die wichtigste Funktion des EuRH in seiner Kontrollfunktion. Stellen seine Prüfer Unwirtschaftlichkeit fest, so hat der Rechnungshof die Öffentlichkeit in seinem Jahresbericht in geeigneter Weise darüber zu informieren. Dieser versetzt die Abgeordneten des Europäischen Parlaments in die Lage, die Haushaltspolitik der Europäischen Union zu überwachen. ( http://www.bundesregierung.de/Themen-A-Z/Europaeische-Union-,9101/Europaeischer-Rechnungshof.htm Europäischer Sozialfonds

Kohäsionspolitik;

Europäischer Wertpapierpass

Strukturfonds

Prospektrichtlinie

Europäischer Wirtschaftsraum innereuropäische Freihandelszone, gebildet von den damals 15 Mitgliedsstaaten der EuropäEuropäischen Freihandelszoischen Union und von drei der vier verbliebenen Mitgliedsstaaten der Staaten gehören auch Vertreter der ne (EFTA): Island, Liechtenstein und Norwegen. Neben diesen Europäischen Kommission dem EWR-Rat an. Er soll u.a. gewährleisten, dass der Handel zwischen Europäischen Binnenmarkt beeinträchtigt EFTA-Staaten und Europäischer Union nicht durch den wird. Europäischer Zuckermarkt

Zuckermarkt

388

Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung

Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung 1999 gegründet, um die Europäische Gemeinschaft vor den verschiedenen Phänomenen von WirtKorschaftskriminalität zu schützen. Zu den Aufgaben von Olaf zählt bspw. die Bekämpfung von Steuerflucht, aber auch die Bewältigung EU-spezifischer Probleme wie Zigarettenruption und Strukturfondsbetrug. Abgesehen von der Möglichschmuggel, Mehrwertsteuer-, Milchquoten- oder keit, Räumlichkeiten der europäischen Institutionen zu durchsuchen, dürfen die ca. 350 Olaf-Fahnder allerdings nicht selbständig agieren, sondern sind auf die Kooperationsbereitschaft der jeweiligen Staatsanwaltschaften der einzelnen Mitgliedsländer angewiesen. ( http://eu.europa.eu/anti_fraud Europäisches Haus Metapher für die Integration der unabhängigen europäischen Staaten zu einem geeinten Europa ( Metapher). Befürworter des Einigungsprozesses betrachten das bisher Erreichte nur als Etappe auf dem Weg zur Utopie eines in jeder Hinsicht handlungsfähigen Europa, während Skeptiker darin bestenfalls den Endzustand erblicken, dem sie eher ein zu großes als ein zu geringes Maß an Integration attestieren. Funktionen des Europäischen Hauses

• Europäische Gemeinschaft • Zollunion • Gemeinsame Agrarpolitik • Strukturpolitik • Wirtschafts- und Währungsunion

• Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP)

Zusammenarbeit in der … • Innen- und Rechtspolitik • Einwanderungs- und Asylpolitik

• Bekämpfung der organisierten Kriminalität

Quelle: http://www.eic.de/EIC-Neu/e-business/05/index3.html

Europäisches Informationszentrum informiert die 493 Mio. Menschen in den 27 Mitgliedsländern der Europäischen Union über ihre Rechte und Pflichten sowie über Anliegen und Verlauf des europäischen Einigungsprozesses. Sitz des Europäischen Informationszentrums ist Berlin (Jean-Monnet-Haus). Es wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission und des Senats von Berlin gegründet und bildet einen Knotenpunkt im Netzwerk zahlreicher europäischer Informationsstellen. Träger des Zentrums ist die Deutsche Gesellschaft e.V. ( http://www.eu-infozentrum-berlin.de Europäisches Melderegister von der Europäischen Kommission als erster grenzüberschreitender E-Government-Dienst gefördertes Projekt. Seit 2006 ermöglicht es das Europäische Melderegister, in Deutschland und Österreich grenzüberschreitend Adressinformation zu recherchieren bzw. zu überprüfen ( Direktmarketing, internationales). Mittelfristig soll das Melderegister auch Dänemark, Polen, Schweden sowie die Schweiz und langfristig alle europäischen Länder erfassen. Es soll einen einheitlichen Zugang zu den höchst heterogenen nationalen Bevölkerungsregistern in Europa bieten, ohne jedoch ein zentrales europäisches Register anzulegen. ( http://www.riser.eu.com

Europäisches Patent

Europäisches Modell für Umfassendes Qualitätsmanagement

389

Qualitätsmanagement

Europäisches Parlament laut §3 der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA) die „Vertretung der Völker der Mitgliedsstaaten“ mit Sitz in Straßburg. Die Abgeordneten, deren Zahl seit der letzten Erweiterung auf 785 angewachsen ist, werden in nationalen Wahlen in den 27 Mitgliedsländern direkt gewählt und wählen dann ihrerseits das Präsidium. Gegenüber der bis 1979 geübten Praxis, die Abgeordneten aus den nationalen Parlamenten zu entsenden, bedeutet dies ein Mehr an direkter Demokratie. Die zahlenmäßige Zusammensetzung des Europäischen Parlaments entspricht tendenziell den Einwohnerzahlen der einzelnen Mitgliedsländer (z.B. gemäß dem Vertrag von Nizza Deutschland = 99, Frankreich, Großbritannien Europäischen Union, und Italien = jeweils 72, Spanien = 50, Niederlande = 25). Dieses Organ der das seine Beschlüsse mit einfacher Mehrheit fasst, besitzt allerdings (noch) nicht alle Befugnisse eines „echten“ Parlaments (z.B. nicht das Recht der Gesetzesinitiative). Zu seinen Rechten zählen u.a. folgende Sachverhalte: Beitritts- und Assoziierungsabkommen beschließen, gemeinsam mit dem Rat den Haushaltsplan aufstellen, Kontroll- und Anhörungsfunktionen ausüben. Währungspolitik auch zu diesem Katalog von Rechten und Pflichten zählt, ist angesichts der Ob die Europäischen Zentralbank strittig. politischen Unabhängigkeit der ( http://www.europarl.de Europäisches Patent (1) Rechtstitel. Gemäß den Richtlinien des am 5.10.1973 geschlossenen und am 7.10.1977 in Kraft Europäischen Patentamt getretenen Europäischen Patent-Übereinkommens (EPÜ) wird dieser vom Europäischen Union erteilt, für welche (EPA) auf die Dauer von 20 Jahren und für jene Staaten der der Antragsteller den dort national wirksamen Rechtsschutz beantragt hat. Der Antragsteller bestimmt EPO-Staaten das Europäische Patent erteilt werbei der Anmeldung seines Patents, für welche der den soll (Benennungsländer). Strukturell entspricht das EPA-Verfahren dem Verfahren zur Erlangung eines deutschen Patents: Nach der Eingangs- und Formalprüfung, der Recherche und der Sachprüfung wird entschieden, ob das Patent erteilt oder der Antrag zurückgewiesen wird. Innerhalb von neun Monaten nach Patenterteilung kann gegen das Patent Einspruch eingelegt werden. Hieran schließt sich die „nationale Phase“ an. Das vom EPA einheitlich erteilte Patent zerfällt in ein Bündel rechtlich selbständiger nationaler Patente der Benennungsländer, die von den nationalen Patentämtern verwaltet werden. Anders als das EU-Gemeinschaftspatent ist das EPA-Patent somit ein Bündel von Nationalpatenten. Für den Antragssteller besteht die Erleichterung in dem einheitlichen Patentprüf- und Patenterteilungsverfahren, das nur in einer der drei EPA-Amtssprachen (deutsch, französisch, englisch) durchgeführt wird ( Amtssprache). Bei weniger als drei Anmeldeländern sind angesichts der relativ hohen Kosten für ein Europäisches Patent nationale Anmeldungen empfehlenswert. Die Überwachung obliegt dem Verwaltungsrat. (2) Knapp 60% der beim EPA 2008 insgesamt angemeldeten 146.561 Patente stammen aus drei Ländern (USA, Deutschland und Japan). Mit deutlichem Abstand folgen Frankreich, die Niederlande, Großbritannien, die Schweiz und Italien (vgl. Abb., nächste Seite). (3) Das Europäische Patent leidet unter grundlegenden Problemen: die Verfahrensdauer, d.h. die Zeitspanne zwischen Antrag und Erteilung des Patents, ist mit durchschnittlich 44 Monaten derart lang, dass das Schutzrecht häufig nicht mehr dem „Stand der Technik“ entspricht (d.h. veraltet ist). Deshalb verspricht das Ziel, das sich das EPA gesteckt hat (Verkürzung der durchschnittlichen Verfahrensdauer auf 36 Monate), keine grundlegende Verbesserung der Situation. Auch ist der Verbindlichkeitsgrad begrenzt: Nur in etwa 70% der Fälle hält ein Europäisches Patent einer nationalen Überprüfung stand. Dass dennoch die Zahl der Anmeldungen zunimmt (2006 = 207.000), lässt sich damit erklären, dass vermehrt chinesische, indische und südkoreanische Unternehmen Patente anmelden.

390

Europäisches Patentamt

Beim Europäischen Patentamt eingereichte Anmeldungen (nach Wohnsitzstaaten) Belgien

2005

2006

2007

1.695

1.842

1.900

Österreich

2006

2007

1.146

1.379

111

127

105

45

79

71

Bulgarien

12

12

16

Dänemark

1.178

1.246

1.408

23.623

24.806

25.176

Rumänien

8

16

16

Deutschland Estland

Polen

2005 1.066

Portugal

3

7

13

Schweden

2.523

2.548

2.733

Finnland

1.508

1.674

2.045

Schweiz

5.134

5.503

5.855

Frankreich

8.045

8.050

8.326

Slowakei

17

19

18

67

70

82

Slowenien

87

90

115

4.603

4.722

4.979

973

1.101

1.283

Griechenland Großbritannien Irland

320

349

415

Italien

4.184

4.173

4.392

160

167

237

1

1

9

211

203

251

15

26

11

7.840

7.360

6.999

Liechtenstein Litauen Luxemburg Monaco Niederlande

Spanien Tschechien

76

81

95

Türkei

67

144

143

81

93

97

Japan

Ungarn

21.483

22.174

22.887

USA

32.672

34.818

35.588

38

47

38

Zypern

Quelle: Europäisches Patentamt.

Vor allem deutsche Maschinenbauunternehmen sind hingegen zunehmend skeptisch, was den Nutzen einer Patentanmeldung betrifft. In einer Umfrage des VDMA unter 226 deutschen Maschinenbauunternehmen gaben 54% an, die Patentanmeldung sei zu teuer, 45% kritisierten, dass Patentverletzungen schwer nachweisbar seien, und 37% meinten, die Offenlegung des firmeneigenen Wissens in der Patentschrift fördere den Know how-Abfluss (statt ihn zu verhindern): Vor allem chinesische Konkurrenten nutzten sie nahezu gefahrlos als Bauanleitung, da Gerichtsverfahren in China langwierig und häufig unfair seien. Komme es dennoch zu einem für den Kläger positiven Urteil, seien die Strafen geringfügig. Deshalb rät der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) seinen Mitgliedern, Patente nur noch dann anzumelden, wenn die Herstellung der patentierten Produkte komplex ist und nicht bzw. nur schwer imitierbares technisches Know how voraussetzt. ( http://www.european-patent-office.org Europäisches Patentamt anlässlich des Europäischen Patentübereinkommens (EPÜ) von 1973 mit Sitz in München 1977 geEuropäischen Patentorganisation (EPO). In Den Haag unterhält das Europäigründetes Organ der sche Patentamt (EPA) eine Zweigstelle und in Berlin eine Dienststelle. Neben den 27 Mitgliedsstaaten Europäischen Union gehören Liechtenstein, Monaco und die Schweiz dieser supranationalen der europäischen Organisation an. Zentrale Aufgabe der finanziell und verwaltungsmäßig unabhängigen Europäische Patente zu erteilen. Als PatenterteiInstitution ist es, Patentanträge zu prüfen und Europäischen Gemeinschaft ist das EPA auch damit beauftragt, Innovation lungsbehörde der sowie Wettbewerbsfähigkeit und somit Wirtschaftswachstum innerhalb der Gemeinschaft zu fördern. Standards für den Patentschutz entwickeln. Es prüft und erteilt Europäische Hierzu soll es geeignete Europäischen Patentübereinkommens (EPÜ). Das EPA ist das Patente für die Vertragsstaaten des Europäischen Patentorganisation (EPO). Ein Verwaltungsrat, welcher sich aus Exekutivorgan der Delegierten der Vertragsstaaten zusammensetzt, überwacht die Tätigkeit des EPA. Informationsmedien sind das EPA-Amtsblatt sowie das Europäische Patentblatt, das über die Einträge in das Patentregister informiert (d.h. über erteilte Patente). Europäisches Patentblatt

Europäisches Patentamt

Europäisches Verbraucherzentrum

Europäisches Patenterteilungsverfahren

391

Europäisches Patent

Europäisches Patentübereinkommen 1973 von 16 europäischen Staaten unterzeichnet und 1979 in Kraft getreten (nachdem Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Luxemburg, die Niederlande und die Schweiz das EPÜ ratifiziert hatten). Ziel des 2005 insgesamt 31 Staaten vereinenden Abkommens ist es im Allgemeinen, harmonisieren, und im Besonderen die Patenterteilung zu erleichdas Patentrecht dieser Staaten zu Europätern, indem bei der Patentanmeldung jene Vertragsstaaten angegeben werden, für die ein Europäisches Patentisches Patent beantragt wird (statt in jedem Staat einzeln ein nationales Patent; amt). " Brandi-Dohrn, M.; Gruber, S.; Muir, S.: Europäisches und Internationales Patentrecht, 5.Aufl., München 2002.

Europäisches Recht Versuch, eine für alle Mitgliedsländer der Europäischen Union gemeinsame rechtliche Basis zu Harmonisieentwickeln. Aufgrund zahlreicher Schwierigkeiten musste das ursprüngliche Ziel der rung durch weitest gehende Angleichung allerdings aufgegeben und durch das Prinzip der wechselseitigen Anerkennung ersetzt werden. Über die Einhaltung des Europäischen Rechts im Allgemeinen Europäische Aktiengesellschaft; Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung; Euro(z.B. Europäisches Patent; Gemeinsamer Zolltarif; Gemeinschaftspatent) päischer Betriebsrat; sowie die Einheitlichkeit der Auslegung der einschlägigen Vorschriften und Verordnungen im BesonEuropäische Gerichtshof. deren wacht der Europäisches Sprachensiegel von der Europäischen Kommission seit 1999 jährlich in 31 Ländern ausgeschriebener Wettbewerb. Fremdsprachen Dessen Ziel ist es, sprachliche Kompetenz im Allgemeinen und das Erlernen von Sprache). im Besonderen zu fördern ( Kompetenz, sprachliche; ( http://www.na-bibb.de/sprachensiegel Europäisches System der Zentralbanken ist föderal gegliedert und besteht aus den Zentralbanken der Mitgliedstaaten und der Europäischen Zentralbank (EZB). Das ESZB ist unabhängig und darf daher weder Weisungen der MitWirtschafts- und Währungsunion noch der europäischen Institutionen entgegengliedstaaten der nehmen. Die EZB wurde am 1. Juni 1998 offiziell gegründet und übt ihre Funktion seit dem 1. Januar 1999 aus. Hauptaufgabe ist es, für Preisstabilität zu sorgen. Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen bewirkt die Vereinheitlichung des volkswirtschaftlichen Rechnungswesens innerhalb der EuroZahlungsbilanz und Input-/ päischen Union. Dies schließt u.a. EU-Standards für die Erfassung von Output-Tabellen oder die Weiterentwicklung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu einer Ökobilanz ein. " Nissen, H.-P.: Das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, 5.Aufl., Heidelberg 2004.

Europäisches Verbraucherzentrum verfolgt das allgemeine Ziel, die Verbraucher darin zu unterstützen, dass sie im Europäischen BinDienstleistungen nachfragen können. nenmarkt zu ihrem Vorteil „grenzenlos“ Waren kaufen und Konkret informiert und berät das EVZ vorrangig über das Thema „Warenkauf in der EU“: Welche Gefahren bestehen, welche Waren wurden bereits verboten ( RAPEX)? Da diese Warnungen bislang Europäischen Kommission veröffentlich werden, sind weinur in Englisch auf der Internetseite der terhin die einschlägigen Hinweise der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bedeutsam. Auch sie veröffentlicht Hersteller, Vertreiber und Produktnummer gefährlicher Erzeugnisse. Weitere

392

Europäisches Währungsinstitut

Themen sind Zahlungsverkehr, Euro, E-Commerce, Auslandsüberweisungen sowie Reisen in der EU, Time-Sharing, Kennzeichnung von Lebensmitteln etc. Hierzu organisiert das EVZ Vorträge und Lehrerfortbildungen, erstellt Broschüren und veröffentlicht Pressemitteilungen. Es wird durch die Europäische Kommission gefördert und ist Teil des europaweiten Netzwerkes der Verbraucherzentren (Euroguichets). ( http://www.baua.de; http://www.evz.de Europäisches Währungsinstitut

Europäische Zentralbank

Europäisches Währungssystem

Élysée-Vertrag;

Europäisches Wiederaufbauprogramm

Wirtschafts- und Währungsunion

ERP-Sondervermögen des Bundes

Europanel Zusammenschluss zweier führender europäischer Marktforschungsinstitute (GfK und Taylor Nelson Sofres) mit dem Ziel, verlässliche Daten über das internationale Konsumentenverhalten zu erheben und zur Verfügung zu stellen ( Konsumentenverhaltensforschung, internationale). Das erste der hierzu entwickelten Konsumentenpanels wurde 1958 etabliert. 1964 folgte dann Europanel, das mittlerweile in knapp 50 Ländern, davon 25 in Europa, Konsumentenpanels unterhält (vgl. Abb.). Standorte von Europanel Asien China Japan Malaysia Philippinen Südkorea Taiwan Thailand Vietnam

(

Europa Belgien Bulgarien Dänemark Deutschland Frankreich Großbritannien Irland Italien Kroatien Niederlande Norwegen Österreich Polen Portugal Rumänien Russland Schweden Schweiz Serbien Slowakei Spanien Tschechien Türkei Ukraine Ungarn

http://www.europanel.com

Amerika Argentinien Bolivien Brasilien Chile Ekuador Kolumbien Mexiko Mittelamerika Venezuela

Afrika Ägypten

Mittlerer Osten Saudi Arabien Vereinigte Arabische Emirate

European Business Community

393

Europarat als älteste politische Organisation 1949 u.a. auf Initiative des Brüsseler Paktes, einem Vorläufer der Staaten Westeuropäischen Union, gegründet. Am 5.5.1949 unterzeichneten zehn westeuropäische den Vertrag von London. Deutschland wurde 1950 Mitglied des Europarates. Mittlerweile gehören Staaten an, angefangen bei Albanien und Andorra, bis hin dem Council of Europe 46 europäische zu Ungarn und Zypern. Weißrussland wurde als einziger europäischer Staat bislang noch nicht aufgemultilateralen Organisation mit Sitz in Straßburg ist es, die politinommen. Allgemeines Ziel dieser sche, soziokulturelle und ökonomische Zusammenarbeit ihrer Mitgliedsländer zu fördern. Als konkrete Ziele sind zu nennen: Wahrung der Menschenrechte (z.B. mit Hilfe der Europäischen Konvention zur Wahrung der Menschenrechte und Grundfreiheiten), Harmonisierung der Sozialpolitik (z.B. mit Hilfe der Europäischen Sozial-Charta oder der Europäischen Konvention für soziale Sicherheit), Wirtschafts- und Bevölkerungspolitik (z.B. mit Hilfe eines Umsiedlungs-Fonds), Rechtswesen und Strafverfolgung, Jugend, Kultur und Sport u.v.a.m. Die bekannteste Einrichtung des Europarates ist der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. " http://www.coe.fr

Europarecht umfasst das „Europarecht i.e.S.“ (d.h. das Recht der Europäischen Gemeinschaften und das Recht der Europäischen Union, das den jeweiligen einzelstaatlichen Rechtsvorschriften übergeordnet ist) und das Europarates und das Recht der OECD). Formal gese„Europarecht i.w.S.“ (bspw. das Recht des hen ist zwischen Primär- bzw. Ursprungsrecht und Sekundärrecht zu unterscheiden. Das Primärrecht wurde in den mehrfach modifizierten Gründungsverträgen der Europäischen Gemeinschaften formuliert. Daraus wurde das europäische Sekundärrecht abgeleitet, das sich in Verordnungen, Richtlinien sowie in Entscheidungen und Beschlüssen konkretisiert. Dokumentiert und der Öffentlichkeit elektronisch zugleich gemacht wird das Europarecht mit Hilfe von CELEX. " Herdegen, M.: Europarecht, 7.Aufl., München 2005.

Europartenariat Initiative der Europäischen Kommission zur Förderung von Kooperationsvorhaben. Auf dieser klein- und mittelständische Unternehmen aus der GastgeberreKooperationsbörse präsentieren sich gion (z.B. 2000 = Dänemark, 2006 = Brandenburg) den Besucher-Unternehmen aus zahlreichen Ländern (2000 = 63, 2006 = 68). Europaschiff so genanntes Regelschiff der Binnenschifffahrt im Europäischen Binnenmarkt. Die Standardisierung der Abmessungen (Länge: 80 m, Breite: 9,50 m, Tiefgang: 2,50 m, Tragfähigkeit: 1.350 To) ist eine wichtige Voraussetzung für leistungsfähige Transportwege innerhalb der Gemeinschaft ( Logistik). Denn hieraus ergeben sich die Mindestanforderungen hinsichtlich Tiefe und Querschnitt der Wasserstraßen sowie der Hubkraft der Schleusen. European Advertising Standards Alliance

Werberegeln

European Business Community 1972 von den europäischen IHKs gegründet, um gemeinsame Interessen gegenüber der japanischen Handelspolitik, Marktzugang) effizienter vertreten zu können. Ein wichtiges InRegierung (z.B. strument ist das Weißbuch, das jährlich die in 27 Schlüsselsektoren der japanischen Wirtschaft für

394

European Business Survey

europäische Unternehmen bestehenden Handels- und Investitionshemmnisse auflistet. Weiterhin soll die EBC die Arbeit der nationalen Kammern ergänzen und unterstützten, aber nicht ersetzen. " European Business Community (Ed.): Issues for the New Millennium. The EBC-Report on the Japanese Business Environment 2000, Tokyo 2000.

(

http://www.ebc-jp.com

European Business Survey (1) seit 1993 jährlich durchgeführte Befragung kleiner und mittlerer Unternehmen in 19 europäischen Ländern („Mittelstandsumfrage“). Demzufolge stieg der Anteil der Exportunternehmen unter den mittelständischen Unternehmen in diesem Zeitraum zwar anfangs (von 49 auf 54%), fiel im weiteExporteure, die Geschäftsbeziehungen ren Verlauf aber wieder auf 42% (vgl. Abb.). Der Anteil der Europäischen Union unterhalten, schwand in diesem Zeitraum geringfügig (von 86 innerhalb der auf 85%). Europäische Binnenmarkt die Internationalisierung des Mittelstandes (2) Die Gründe, warum der nicht, wie erhofft, stimuliert hat, sind vielgestaltig. Nach Ansicht der Wirtschaftsprüfer von Grant Thornton, welche diese Studie regelmäßig betreuen, spielen dabei vor allem folgende Faktoren eine Rolle: a) Unternehmensstruktur: Um nicht in Abhängigkeit von einigen wenigen Großkunden zu geraten, unterhalten kleinere Unternehmen bevorzugt untereinander Geschäftsbeziehungen. b) Sprachbarriere: Vor allem das Management deutscher, französischer und italienischer KMU ist in der Hälfte der Fälle nicht in der Lage, in einer Fremdsprache rechtsverbindliche Geschäftsabschlüsse zu tätigen. Denn viele dieser Unternehmer sahen sich aufgrund der relativen Größe des nationalen Binnenmarktes bislang nicht zum Erwerb der entsprechenden Fremdsprachenkompetenz gezwungen. c) Kulturelle Distanz: Ausländer werden vielfach nicht als Geschäftspartner akzeptiert ( Distanz, kulturelle). Stagnierendes Exportengagement des europäischen Mittelstandes

Exporteure unter den kleinen und mittleren Unternehmen (in %)

49

davon Exporteure mit Geschäftsbeziehungen in die EU (Anteil an den Exporteuren in %)

86

83

84

84

1993

1994

1995

1996

49

52

54

54

50

46

45

45

85

83

82

81

87

85

1997

1998

1999

2000

2001

2002

42

Quelle: Grant Thornton, European Business Survey 2002 (Auswertung der Antworten von 4.990 Unternehmen aus 19 europäischen Ländern; September/Oktober 2001).

(3) Der Binnenmarkt hat den KMU nach Ansicht der Befragten teils Vor-, teils aber auch Nachteile gebracht. Leichter geworden seien dadurch die Erweiterung der Geschäftstätigkeit, Marketing und Vertrieb, gestiegen hingegen Wettbewerbsintensität und Verwaltungskosten, während die Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung unverändert seien. Positiv entwickelte sich hingegen die Akzeptanz des Euro. Die deutschen KMU äußerten sich dabei besonders kritisch. European Crime and Safety Survey

Kriminalität, weltweite

European Foundation for Quality Management

395

European Currency Unit Vorläufer des Euro. Von 1979 bis 1998 war der ECU Rechnungswährung der on ( Währung). European Economic Research Consortium

Europäischen Uni-

Standortkonkurrenz von Regionen

European Foundation for Quality Management (1) 1988 in Brüssel als gemeinnützige Organisation von 14 führenden Unternehmen mit dem Ziel Qualitätsmanagement europäischer Unternehmen zu verbessern, die japanische gegründet, das Herausforderung anzunehmen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit (wieder-)zugewinnen Wettbewerbsfähigkeit, internationale). 2001 und/oder zu erhalten ( Herausforderung, japanische; waren bereits mehr als 800 Organisationen aus den meisten europäischen Ländern und Tätigkeitsbereichen Mitglied der EFQM. Sie ist die Eignerin des EFQM-Modells for Excellence und organisiert den European Quality Award (EQA). Die offensichtlichen Parallelen zum amerikanischen Malcolm Baldridge National Quality Award kommen nicht von ungefähr. Denn das EFQM verstand sich als Antwort auf das in den USA damals schon weit verbreitete Total Quality Management-Konzept. Bewerber um den EQA müssen überdurchschnittliche Leistungen hinsichtlich eines aus neun Hauptund 33 Unterkriterien bestehenden Katalogs von Anforderungen vorweisen (vgl. Abb.). Das EFQMModell unterscheidet fünf „Befähigerkriterien“ (Enabler) und vier „Ergebniskriterien“ (Result). Hinsichtlich dieser haben sich die Bewerber mit Hilfe einer Punktetabelle zunächst selbst einzuschätzen, wobei die Maximalpunktzahl 1.000 beträgt. Unternehmen bzw. Organisationen, welche das Finale erreichen, werden allerdings nochmals von unabhängigen Juroren auditiert. Europäisches Modell für Umfassendes Qualitätsmanagement

Mitarbeiterorientierung (9%)

Führungsverhalten

(10%)

Unternehmenspolitik/-strategie (8%)

Partnerschaften und Ressourcen (9%)

Potentialfaktoren (enablers)

(50%)

Mitarbeiterzufriedenheit (9%)

Wertschöpfungsprozesse

(14%)

Kundenzufriedenheit (20%)

Gesellschaftliche Verantwortung/ Image (6%) Ergebnisse (results)

(50%)

Geschäftsergebnisse

(15%)

396

European Free Trade Association

(2) Die Deutsche Gesellschaft für Qualität e.V. (DGQ) schloss mit der EFQM einen Partnerschaftsvertrag. Seitdem ist die DGQ autorisiert, als Nationale Partnerorganisation (NPO) der EFQM deren Interessen auf nationaler Ebene zu vertreten. " Boaden, R.J.: What is Total Quality Management … and Does It Matter? in: Total Quality Management, Vol.8 (1997), No.4, pp.153-171. Tummala, V.M.R.; Tang, C.L.: Strategic Quality Management. Malcolm Baldridge and European Quality Awards and ISO 9000 Certifications. Core Concepts and Comparative Analysis, in: International Journal of Quality & Reliability Management, Vol.13 (1996), No.4, pp.8-38.

(

http://www.efqm.org

European Free Trade Association

Europäische Freihandelszone

European Health Insurance Card benötigen Arbeitnehmer, die vorübergehend ins Ausland entsandt werden ( Entsendung). Wer weiterhin in Deutschland sozialversicherungspflichtig ist, sollte sich dies von seinem deutschen Sozialversicherungsträger auf dem so genannten E-Formular bestätigen lassen, das dann dem jeweiligen ausländischen Sozialversicherungsträger vorzulegen ist. European Industrial Relations Observatory 1997 auf Initiative der Europäischen Kommission gegründet, analysiert und dokumentiert EIRO u.a. Europäischen Union zu Löhnen und Arbeitszeiten, Taim Internet Daten der Mitgliedsstaaten der rifverhandlungen, Streiks ( Arbeitskampf) sowie Maßnahmen der Aus- und Weiterbildung. Diese Staaten werden mit den entsprechenden Werten aus den Japan, USA und einigen osteuropäischen verglichen ( Beziehungen, industrielle). ( http://www.eiro.eurofound.de European Marketing Distribution European Payment Index European Quality Award

Einkaufskontor

Zahlungsbedingungen European Foundation for Quality Management

European Retail Round Table Arbeitskreis der größten europäischen Handelsunternehmen. Ziele der ERRT sind die Pflege von BeEuropäischen Union) und die Mitwirziehungen (vornehmlich zu den relevanten Institutionen der kung an bzw. Einwirkung auf handelsrelevante politische Entscheidungen (z.B. Fortschreibung der E-Commerce, Liberalisierung des EU-Umweltpolitik, gesetzliche Rahmenbedingungen für den weltweiten Handels). European Tax Analyzer

Steuerbelastung

European Train Control System soll langfristig die Vielzahl der in den europäischen Ländern eingesetzten Zugsicherungssysteme ersetEffizienz des grenzüberzen. ETCS ist ein wichtiges Element einer Strategie, die darauf zielt, die Europa zu erhöhen ( Logistik). schreitenden Zugverkehrs in European Trusted Brands von Reader Digest seit 2001 in zunächst 14, später 18 Ländern jährlich durchgeführte Leserumfrage. 2005 haben die rund 25.000 Auskunftspersonen, unter ihnen knapp 7.000 Deutsche, Nivea als die vertrauenswürdigste Marke der Produktkategorie „Hautpflege“ eingestuft ( Vertrauen). Dies war auch schon 2003 der Fall, als Nivea in 16 von 18 Ländern auf dem Siegerpodest stand; lediglich die Präferenz. Noch mehr steht bei MobilteleBriten (Olay) und Finnen (Lumene) äußerten eine andere

Euroregio(n)

397

fonen die Glaubwürdigkeit von Nokia außer Frage; diese Marke landete in allen 18 Ländern auf dem ersten Rang. Hingegen gab es bei Automobilen (5x Mercedes) und Haushaltsgeräten (5x Miele) keinen entsprechend eindeutigen Sieger (vgl. Abb.). Vertrauenswürdigste Marke (= Häufigkeit Rang 1) Mercedes Miele 5

IBM Aspirin Ariel 6

Automobile/ Computer/ HaushaltsSchmerzgeräte mittel/ Waschmittel

(

CocaCola 8

Canon 13

Nivea 16

Erfrischungsgetränke

Fotogeräte

Haut- Kredit- Mobilpflege- karten telefone mittel

Visa 17

Nokia 18

http://www.trustedbrands.de/sites/ErgEuropa.html

European Venture Capital Association 1983 in Brüssel gegründet, vertritt die EVCA die Interessen ihrer mehr als 900 Mitgliedsunternehmen Europa angesiedelte Beteiligungskapitalgesellschaften) insb. gegenüber der Europäischen (in Kommission ( Venture Capital) ( http://www.evca.com Europol supranationale Behörde mit Sitz in Den Haag. Wie im Vertrag über die Europäische Union festgelegt, soll sie allgemein und europaweit, d.h. innerhalb der Gemeinschaft, Informationsaustausch und Kooperation zwischen den nationalen Polizeibehörden fördern. Vor allem die grenzüberschreitende Schwerkriminalität sowie Drogenhandel und Terrorismus sollen dadurch effektiver bekämpft werden (nicht zuletzt die Wirtschaftskriminalität). " http://www.duitse-ambassade.nl/de/botschaft/adresse/denhadr.html

Euroquichet

Europäisches Verbraucherzentrum

Euroraum umgangssprachliche Bezeichnung für die Gesamtheit jener Länder, welche den Euro als offizielle Eurozone bezeichnete Gruppe wird bisweilen Währung eingeführt haben. Diese üblicherweise als auch Euroraum genannt. Euroraum

Eurozone

Euroregio(n) leitet sich begrifflich vom Lateinischen 'regere' ab, was „Grenzziehung“ bedeutet. Im „Eurospeak“ Kobezeichnet der Begriff „Euroregio(n)“ eine europaspezifische Form der grenzüberschreitenden operation ( Sondersprache). Diese Kooperation begründet allerdings keine neuartige politische Macht bzw. Institution, sondern bleibt auf die Kompetenzen der lokalen und regionalen Institutionen, die sie geschaffen haben, begrenzt. Euroregios verfolgen, je nach ihrem Rechtsstatus, unterschiedliche Ziele. Nonprofit-Organisationen wie die EuRegio SaarLorLuxRhein fühlen sich primär der Förderung von Maßnahmen verpflichtet, die der internationalen Verständigung dienen. Andere, wie die RhineWaal Euroregio, sind als Körperschaft des öffentlichen Rechts mehr integriert ( Integration) und streben stärker danach, durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit, nicht zuletzt in der Raumordnung, die wirtschaftliche Stärke der jeweiligen Grenzregionen zu fördern und den Lebensstandard der Bevölkerung zu erhöhen. ( http://www.coe.int

398

EuroShop

EuroShop weltweit größte Investitionsgütermesse des Handels, die einen großen Anteil ausländischer Fachbesucher anzieht. Seit 1966 findet diese Leitmesse für Ladeneinrichtungen und Handelstechnik alle drei Jahre in Düsseldorf statt ( Messe). 2005 bot die EuroShop ca. 1.500 Ausstellern und 95.000 Besuchern einen globalen Branchentreffpunkt. 2008 war die Zahl der Aussteller auf 1.895 angewachsen (davon 883 aus Deutschland und 1.012 aus insgesamt 48 Ländern) und die Zahl der Besucher auf 104.766 (davon 41% aus Deutschland und 59% aus dem Ausland). ( http://www.euroshop.de Eurosklerose hauptsächlich in den achtziger Jahren geprägter Begriff. Er sollte zum Ausdruck bringen, dass angesichts der japanischen Herausforderung die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen InWettbewerbsfähigkeit, internationale). dustrienationen bedroht sei ( Herausforderung, japanische; Für diese Schwäche wurde hauptsächlich ein Mangel an individueller und organisationaler, an situatiFlexibilität verantwortlich gemacht ( Rigidität, laterale). Daraus entwickelver und struktureller Theorien vom unaufhaltsamen Niedergang Europas und speziell Deutschten sich umfassende Lissabonlands. Im weiteren Verlauf wurden zahlreiche Strategien, wie die weitgehend gescheiterte European Foundation for Quality Management) ergrifStrategie, entwickelt und Maßnahmen (z.B. fen, um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten und eine Trendwende einzuleiten. " Viney, J.: Culture Wars. How American and Japanese Businesses Have Outperformed Europe’s and Why the Future Will Be Different, Capstone 1997.

Eurospeak

Sondersprache

EUROSTAT Statistisches Amt der Europäischen Union. Aufgabe dieser in Luxemburg ansässigen Institution ist Statistischen Ämtern erfassten vergleichenden Daten über Preis-, Ares, die von den nationalen Intrahandel und Extbeitsmarkt- und Regionalentwicklung, volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Europäischen Kommission) zur rahandel zu dokumentieren und den Organen der Union (insb. der Welthandel). Das methodologische Problem der ÄquiVerfügung zu stellen ( INTRASTAT; valenz der gesammelten Daten ist für EUROSTAT insofern praktisch relevant, als nur vergleichbare Akzeptanz finden, Grundlage des Verteilungsschlüssels für die GemeinDaten, die allgemein schaftsfonds sein und Entscheidungen begründen können. ( europa.eu.int/comm/eurostat Eurozentrismus spezielle Erscheinungsform des Ethnozentrismus. Eurozentriker ziehen unkritisch die in Europa Wertvorstellungen, Verhaltensweisen etc. als normentwickelten, dort üblichen bzw. idealisierten Kulturen heran ( Cultural Bias; Kolosetzend ( Norm) und Maßstab der Beurteilung anderer nialismus; Rassismus). " Conrad, S.; Randeria, S. (Hrsg.): Jenseits des Eurozentrismus, Frankfurt/Main 2002.

Eurozone (1) im engeren Sinn die 15 Länder, welche den Euro als Währung eingeführt haben und zugleich Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) sind. Dem so genannten Mitglied der EURO-Club gehören seit dem 1.1.2000 Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Portugal, Slowenien, Spanien und Zypern an. Seit 1.1.2007 ist der Euro auch in Slowenien offizielles Zahlungsmittel. (2) Im weiteren Sinn umfasst die Eurozone alle Länder, deren Währungen direkt (d.h. als primäres Leitwährung oder Verrechnungsbasis) mit dem Euro verbunZahlungsmittel) oder indirekt (d.h. als den sind. Dem in Anlehnung an den Dollarraum so bezeichneten Euroraum gehören weiterhin an:

Evolution

399

a) die Überseegebiete der Mitgliedsstaaten der Eurozone Frankreich (Französisch-Guayana, Guadeloupe, Martinique, Mayotte, Réunion, St. Pierre et Miquelon) Portugal (Azoren, Madeira) Spanien (Centa, Melilla), b) die französischen Überseegebiete mit beschränkter Selbstverwaltung Territoires d'outre-mer (Französisch-Polynesien, Futuna) Terres australes et antarctiques (Amsterdam, St. Paul, Crozet-Inseln, Kerguelen, Adelie-Land) c) sowie jene Kleinstaaten, die an die ursprünglichen Währungen ausgewählter Mitgliedsländer der Europäischen Union gekoppelt waren. Sie haben aufgrund bilateraler Verträge mit der EU das Recht, den Euro als einzige Währung zu nutzen sowie eigene (Euro-)Münzen prägen zu lassen. Dies sind Andorra und Monaco (an den französischen Franc), San Marino und der Vatikan (an die italienische Lira) sowie Andorra (an die spanische Peseta). d) Aber auch Staaten, in denen die Deutsche Mark inoffizielle Zweitwährung war (Bosnien, Kroatien), gehören der Eurozone an. Gleiches gilt für das Kosovo und Montenegro. EU-Standardüberweisung ermöglicht es in allen 25 Mitgliedsländern der Europäischen Union, sowohl 'off-line' als auch 'online' Auslandsüberweisungen so kostengünstig vorzunehmen wie Inlandsüberweisungen. VoraussetzunInternational Banking Account Number (IBAN), als internationale Kontonummer des gen sind die Empfängers, und die internationale Bankleitzahl BIC (= Bank Identifier Code). Jeder Kontoinhaber kann diese Angaben bei seiner Bank bzw. Sparkasse erfragen ( Zahlungsverkehr, internationaler). EU-Strukturfonds

Strukturfonds

EU-US-Wirtschaftsinitiative EU-Vertrag EVB EVCA

Initiative, transatlantische

Vertrag über die Europäische Union

Public Eye on Davos European Venture Capital Association

Event Management-Theorie geht davon aus, dass (auch) in Organisationen und Institutionen aller Art Ereignisse mehrdeutig und somit interpretationsbedürftig bzw. -fähig sind. Bei der Sinngebung können sich Angehörige dieser Einrichtungen (z.B. Manager) prinzipiell an formalen Regeln (u.a. Führungsleitsätze), den „ungeschriebenen Gesetzen“ der Organisation ( Unternehmenskultur), Traditionen oder dem eigenen Kultur sind dabei Weltbild orientieren. In Abhängigkeit von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten manche Orientierungssysteme bedeutsamer als andere. So messen deutsche Führungskräfte der Expertise von Spezialisten mehr Bedeutung bei, als französische Manager dies tun. Sie wiederum neigen dazu, den „ungeschriebenen Gesetzen“ der Organisation Vorrang einzuräumen. Dies u.a. schafft den Konflikte in deutsch-französischen Gemeinschaftsunternehmen ( Joint Nährboden für typische Venture), wo häufig die (vermeintliche) Detailbesessenheit von Hans und die (vermeintliche) Lässigkeit von Jean im Widerstreit liegen. Evolution (1) basiert auf dem Wechselspiel von Variation und Selektion. Das Prinzip der natürlichen Selektion besagt, dass durch Mutation oder Durchmischung Genvarianten entstehen, die den konkreten Umweltbedingungen besser angepasst sind als andere. Sie vermehren sich relativ stärker als die weniger gut angepassten Genvarianten. Davon ist die kulturelle Selektion abzugrenzen ( Selektion, kulturelle).

400

Evolutionäre Perspektive der Internationalisierung

(2) Der evolutionäre Denkansatz hat den wissenschaftlichen Diskurs im Allgemeinen und die geistige Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Internationalisierung” in vielerlei Hinsicht befruchtet ( AnDistanz, genetische; Evolutionsmodell der Theorienentwicklung; Evolutionäre thropologie; Genetisches Modell der Internationalisierung; MarkteinPerspektive der Internationalisierung; Sprache; Völkerkunde). Mit Blick auf die Internationalisierung der Unternehmenstrittsstrategie; Phasenmodelle der Internationalisierung eine gewisse Bedeutung tätigkeit hat er im Rahmen der erlangt. So formulierten Litvak & Banting die These von der „Evolution of International Arrangements“. Und Calantone & di Benedetto postulierten, dass Unternehmen einem „Überlebensinstinkt“ folgen, wenn sie sich internationalisieren. " Calantone, R.J.; di Benedetto, C.A.: An Export Strategy Model for Firms with Small Home Markets, in: Der Markt, 27.Jg. (1988), Nr.3, S.122-133. Darwin, C.: On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favored Races in the Struggle for Life, London 1859. Litvak, J.A.; Banting, P.M.: Conceptual Framework for International Business Arrangement, in: Sethi, S.P.; Sheth, J.N. (Eds.), Multinational Business Operations III, Pacific Palisades/CA 1973, pp.85-103.

Evolutionäre Perspektive der Internationalisierung Variante bzw. Fortentwicklung des E.P.R.G.-Konzepts der Internationalisierung. Demnach wirken die ethnozentrische, die polyzentrische, die regiozentrische und die geozentrische UnternehmensphiloInternationalisierung, wenn auch mit unterschiedlichem und für die jesophie in allen Phasen der weilige Phase charakteristischem Gewicht, auf die Unternehmensstrategie und -politik ein. Lediglich die transzentrische Orientierung lässt sich eindeutig dem Transnationalen Marketing zuordnen. Dass ein Unternehmen eine Auslandsniederlassung errichtet hat, was für das Stadium des Multinationalen Marketing charakteristisch ist, lässt bspw. nicht den Schluss zu, dass das Management ethnozentrischen Motiven abgeschworen hat; denn mit der Entwicklung vom Exportmarketing über das Internationale Marketing und das Multinationale Marketing hin zum Transnationalen Marketing geht nicht die völlige Überwindung der jeweils vorgelagerten Stufe einher. Vielmehr wird zumeist mit den verschiedenen Grundstrategien simultan operiert, wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung. " Etzioni, A.: The Active Society. A Theory of Societal and Political Porocesses, London 1968. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.1106ff. Soldner, H.: Management Orientations and Basic Strategies in International Marketing, in: EAARM-Proceedings IX, New York 1997, pp.21-26.

Evolutionsmodell

Theorie

Evolutionspsychologie (1) versucht zu erklären, warum der Mensch im Laufe der Evolution so komplexe Kulturleistungen Sprache, Humor oder Kunst entwickelt hat ( Kultur). Ursprung menschlicher Kulturleiswie tungen ist demnach nicht, wie von der klassischen Evolutionstheorie angenommen, der Kampf ums Überleben und die Suche nach Überlebensvorteilen, sondern die Partnerwerbung. Die Grundannahme der Evolutionspsychologen lautet: Wie jedes andere Organ, so hat sich auch das Gehirn im Laufe der Stammesgeschichte entwickelt. Während es die Aufgabe des Herzens ist, möglichst effektiv Blut zu pumpen, hat das Gehirn das menschliche Verhalten so zu steuern, dass es dem Überleben und der Fortpflanzung des Einzelnen dient; denn nur jene konnten überleben (d.h. sich fortpflanzen), denen es gelang, mit ihren Stammesgenossen „erfolgreich“ zu interagieren ( Kompetenz, soziale). C. Darwin sprach in diesem Zusammenhang von der sexuellen Selektion, die es zu bestehen gilt (im Gegensatz zur natürlichen Selektion, des Kampfes des Einzelnen um sein Überleben). (2) Kunst, Musik und andere Kulturleistungen sind der neueren Forschung zufolge keine „biologisch sinnlosen“ Drogen für die Sinne des Menschen, wie S. Pinker, als Vertreter der MainstreamEvolutionspsychologen, bislang argumentierte, sondern so genannte Fitness-Indikatoren. Gerade weil sie für das biologische Überleben so offensichtlich sinnlos sind, gäben sie den Weibchen valide Auskunft über die Qualität ihres potenziellen Sexualpartners ( Validität). Dass sie trotz demonstrativer Ressourcen überlegen sind, belege ihre besondere Fitness - und Verschwendung von wichtigen damit ihre Attraktivität. G. Miller argumentiert in Analogie dazu, dass Gehirnstrukturen, die an komMoral; Sprache; Humor etc.) beteiligt sind, besonders plexen Kulturleistungen ( Religion;

Existenzgründung

401

aufwändig, komplex und störungsanfällig seien. Folglich müsse, wer diese Kulturphänomene besser als andere beherrsche, im Besitz eines besonders gesunden, leistungsfähigen Gehirns und folglich auch auffällig „guter Gene“ sein. " Miller, G.F.: Die sexuelle Evolution, Partnerwahl und die Entstehung des Geistes, Heidelberg 2001. Pinker, S.: Wie das Denken im Kopf entsteht, Berlin 1998.

EVZ EWG EWI

Europäisches Verbraucherzentrum Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Europäisches Währungsinstitut

EWIV

Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung

EWR

Europäischer Wirtschaftsraum

EWS

Europäische Wirtschafts- und Währungsunion

EWWU

Europäische Wirtschafts- und Währungsunion

Existenzgründung (1) in dynamisch wachsenden Ländern primär Ausdruck von Optimismus, Chancenorientierung und Vertrauen in die Marktfähigkeit der vom Existenzgründer angebotenen Produkte grundlegendem bzw. Dienstleistungen. In rezessiven Industriestaaten (z.B. Japan) und in weniger entwickelten VolksSchwellenländer) beschreiten die Existenzgründer den wirtschaften ( Entwicklungsländer und Weg in die Selbständigkeit dagegen häufiger aus einer wirtschaftlichen Notlage heraus. So hatte Griechenland im Jahre 2000 eine Selbständigenquote von ca. 40%, die wesentlich stärker entwickelten USA hingegen lediglich von 7,4%. (2) Für den Global Entrepreneurship Monitor (GEM) werden jährlich Daten zu den jeweiligen Bedingungen von Existenzgründung und Selbständigkeit in 29 Ländern gesammelt und ausgewertet. Wie die dabei gewonnenen Ergebnisse zeigen, ist Gründergeist insb. in den angelsächsischen Ländern zu Hause. Deutschland hingegen verzeichnet die fünftschwächste Gründerquote und liegt auch bei der Selbständigenquote mit knapp 11% deutlich unter dem EU-Durchschnitt von knapp 16%. Die Gründe für derartige Unterschiede sind vielgestaltig. So beansprucht eine Existenzgründung in Kanada durchschnittlich zwei Tage, in Deutschland hingegen 90 und in Österreich gar 154 Tage. Djankov et al. wurden für ihre Studie, die sie in 75 Ländern durchgeführt haben, mit der John-BatesClark-Medaille ausgezeichnet: dem inoffiziellen Junior-Nobelpreis für Ökonomen. Die jungen Wissenschaftler berücksichtigten in ihrer Erhebung zunächst den zeitlichen Aufwand, der für den Eintrag in das Handelsregister, die Anmeldung beim Finanzamt und weitere zwingend vorgegebene Schritte erforderlich ist. In diesen Mindestwerten sind notwendige Erkundigungen, Marktstudien etc. und zusätzliche, bürokratisch bedingte Verzögerungen nicht enthalten. Während ein kanadischer Start-up insgesamt 280 $ an Gebühren, Anwalts- und Notarhonoraren etc. entrichten muss (was 1,4% des jährlichen Pro-Kopf-Einkommens entspricht), hat sein deutscher Kollege dafür durchschnittlich 2.178 $ zu bezahlen (= 8,5%). Schließlich muss, wer in Österreich oder Japan ein Unternehmen gründen möchte, weit mehr Behördengänge, Notartermine etc. absolvieren als anderswo. Die Zahl der im Verlaufe der Existenzgründung notwendigen Prozeduren schwankt zwischen 2 und 17 (vgl. Abb.). Gegen die These, dass diese zwar lästig, aber insofern unumgänglich sind, als sie im Sinne der „Theorie der helfenden Hand“ dazu beitragen, unseriöse Unternehmen vom Markt fernzuhalten (z.B. Umweltverschmutzer), spricht: Die Dichte des Regulierungsnetzes korreliert negativ mit der Bereitschaft, internationale Qualitätsstandards einzuhalten ( Qualitätsmanagement) und positiv mit der Anfälligkeit für Korruption.

402

Exotenliste

Bürokratische Hemmnisse bei der Existenzgründung Zeitaufwand (in Tagen) Kanada Australien USA Großbritannien Schweden Polen Hongkong Japan Simbabwe Indien Frankreich Brasilien Niederlande Russland Kenia Deutschland China Italien Indonesien Österreich Mosambik Quelle:

Finanzieller Aufwand (in % des jährlichen ProKopf-Einkommens)

Zahl der notwendigen „Prozeduren“ (absolut)

2 3 7 11 17 26 41 50 59 61 66 67 68 69 77 90 111 121 142 154 174

1,4 2,1 1,0 0,6 2,5 28,0 24,7 11,4 58,5 12,8 19,7 67,4 19,0 37,8 30,3 8,5 10,7 24,8 29,0 45,5 116,4

2 3 4 7 4 10 6 11 6 10 16 15 8 16 8 7 7 11 11 12 17

63

34,0

10,2

Djankov et al. (2002).

" Djankov, S.; La Porta, R.; Lopez de Silanes, F.; Shleifer, A.: The Regulation of Entry, in: The Quarterly Journal of Economics, Vol.117 (2002), No.1, pp.1-37.

Exotenliste des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ) informiert darüber, welche Übersetzer behilflich sein können, wenn es darum geht, Texte aus einer von 100 der am wenigsten verbreiteten Sprachen ins Deutsche zu übertragen (bspw. Pandschabisch). ( http://www.bdue.de Exotisierung teils naiv verklärende, teils häufig unbewusst abwertende Darstellung des Fremden, wie sie bspw. in der Reiseliteratur des 19. Jahrhunderts und in den Reiseführern des 20. Jahrhunderts sichtbar wird. Mit Selbstbild; Vorurteil; LänHilfe zentraler Mechanismen der sozialen Wahrnehmung (z.B. Kultur tradierten Klischees über die jeweilige Fremdkultur derstereotyp) werden die in der eigenen als eine Art von „sich selbst erfüllender Prophezeiung“ reproduziert ( Landeskultur). Dies ist etwa dann der Fall, wenn in Marokko-Reiseführern hauptsächlich von Schlangenbeschwörern, Wasserverkäufern und Märchenerzählern die Rede ist, so als ob sie den realen Berufsalltag in diesem maghrebinischen Land ursächlich bestimmten und nicht primär eine Reaktion der dort lebenden Menschen auf den internationalen Tourismus seien: Reiseführer bieten das, was Reisende zu sehen erwarten ( Tourismus, internationaler). " Scherle, N.: Gedruckte Urlaubswelten. Kulturdarstellungen in Reiseführern, München 2000.

Export

403

Exotismus Antipode von Xenophobie. Beide Konzepte beschreiben extreme Formen der Beziehung zum Andersartigen. Eines der bekanntesten Beispiele ist die Idealisierung des Fremden in der Gestalt des „edlen Wilden“ (J.-J. Rousseau). Exotismus ist eine maßgebliche Triebfeder des Ferntourismus und, Kulturschocks ( Touwenn er der Konfrontation mit der Realität nicht standhält, Auslöser eines rismus, internationaler). " Erdheim, M.: Zur Ethnopsychoanalyse von Exotismus und Xenophobie, in: Erdheim, M. (Hrsg.), Die Psychoanalyse und das Unbewusste in der Kultur, Frankfurt/Main 1988, S.258-265.

Expansion, internationale Unternehmensstrategie, bei der Wachstum vor allem durch die Erschließung neuer Märkte im Ausland generiert wird ( Markteintrittsstrategie) Expatriate Mitarbeiter, die von ihrem Unternehmen aus beruflichen Gründen für längere Zeit ins Ausland entsandt Emigrant lebt bzw. arbeitet der Expatriate nicht auf Dauer werden ( Entsendung). Anders als der Abordnung; Delegation; Dienstreise; Versetzung). Auch der 'local' im Ausland (vgl. auch und der Drittlandmitarbeiter arbeiten für das Unternehmen im Ausland, unterscheiden sich vom Expatriate bzw. Entsandten aber durch ihre Herkunft. Der Local stammt aus dem Land (bspw. USA), in welchem das Unternehmen seinem Auslandsgeschäft nachgeht, während der Drittlandmitarbeiter aus einem „dritten Land“ stammt (bspw. Mexiko), das weder das Land ist, in dem das Unternehmen seinen Auslandsniederlassung bzw. ein Joint Stammsitz hat (bspw. Deutschland), noch in dem es eine Venture betreibt (im Beispielsfall USA). Von großer Bedeutung ist, ob und in welcher Weise ihm bzw. Anpassung an die fremdartigen Arbeits- und Lebensverhältnisse gelingt ( Distanz, kultuihr die relle). " Adler, N.J.: Gunderson, A.: International Dimensions of Organizational Behavior, 5th Ed., Mason/OH 2008. Mendenhall, M.E.; Dunbar, E.; Oddon, G.R.: Expatriate Selection, Training and Career-Pathing. A Review and Critique, in: Human Resource Management, Vol.26 (2006), No.3, pp.331-345. Tung, R.L.: New Expatriates. Managing Human Resources Abroad, 2nd Ed., Cambridge/MA 1988.

Expertensystem Werkzeug, das insb. klein- und mittelständische Unternehmen dabei unterstützen soll festzustellen, Exportbereitob sie zum Eintritt in ausländische Märkte bereit sind ( Auslandsorientierung; schaft). Bei Export Expert oder CORE (Company Operational Readiness to Export) beantworten die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens im Inland und zur MotiAuskunftspersonen Fragen zur Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit zu beginnen. vation des Managements, mit der Commitment der Eigentümer und des Top-Managements, die Eignung der Weiterhin werden das Humankapital (Fähigkeit und Wissen) Produkte für Auslandsmärkte sowie die Verfügbarkeit von und sonstigen Ressourcen erfragt. " Albaum, G.; Strandskov, J.; Duerr, E.: Internationales Marketing und Exportmanagement, München 2001. Cavusgil, S.T.: CORE 4.0, East Lansing/MI 1994. Columbia Cascade (Ed.): Export Expert. Judging Your Export Readiness, Reston/VA 1997.

Export Verkauf von Gütern (Ware und/oder Dienstleistungen) außerhalb des Landes, in dem sie produziert wurden. (1) Der indirekte Export, bei dem inländische Absatzorgane sämtliche Funktionen, Kosten und Risiken übernehmen, gilt gemeinhin als die einfachste Art des Auslandsgeschäfts. Nicht nur für auslandsunerfahrene klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) empfiehlt es sich häufig, spezialisierte Absatzmittler einzuschalten und deren Know how zu nutzen. Auch größere UnHandelshäuser bzw. ternehmen können von der Erfahrung dieser Intermediäre profitieren, z.B. dann, wenn sie in bestimmten überseeischen Märkten nur über ein beschränktes Absatzpotenzial verfügen bzw. dort erste Erfahrungen sammeln möchten.

404

Export Administration Regulations

Von direktem Export spricht man, wenn ein Hersteller ausländische Wiederverkäufer bzw. Verwender Importeure, Exklusivvertreter unmittelbar beliefert. Als Vertriebswege stehen u.a. niedergelassene oder lizensierte ausländische Vertragshändler zur Verfügung. Zunehmende Beachtung findet die Internationalisierung von Franchise-Systemen (z.B. Body Shop), was insb. den Transfer von MarketingKnow how ermöglicht ( Franchising). Bei beratungs- und wartungsbedürftigen Erzeugnissen (z.B. hochwertige Baumaschinen) ist es ratsam, im Bestimmungsland eine Vertriebsorganisation aufzubauHandelsvertretern oder Reisenden. Deren Aufgabe darf sich allerdings en, z.B. mit Hilfe von nicht auf Verkauf und Distribution beschränken, sondern muss auch den für den Verkaufserfolg häufig maßgeblichen Kundendienst einschließen (z.B. 24-Stunden-Service). Direkter und indirekter Export sowie Vertrieb GRENZE indirekter Export Inländisches Unternehmen

Exporteur

Importeur

ausländischer Einkäufer

indirekter Vertrieb Inländisches Unternehmen

indirekter Export

Exporteur

Inländisches Unternehmen

direkter Export

Inländisches Unternehmen

direkter Export

indirekter Vertrieb

Importeur

ausländischer Einkäufer

ausländischer Einkäufer

indirekter Vertrieb ausländischer Einkäufer

direkter Vertrieb

Quelle: Backhaus et al. (2001, S.432).

Phasenmodellen als erster Schritt des 'go international'. Tatsäch(2) Der indirekte Export gilt in den lich aber beginnen viele Unternehmen ihr Auslandsengagement nicht mit einer (indirekten) ExporttäInternationalisierung. Hierzu zähtigkeit, sondern unmittelbar mit „fortgeschritteneren“ Stufen der len z.B. Lizenzvergabe ( Lizenzstrategie) oder die Auslandsbeteiligung. Dies lässt sich u.a. lerntheoHandelsretisch erklären (Imitationslernen) wie auch mit Blick auf juristische Gegebenheiten, (z.B. Normen, technische; Kennzeichnungs-, Etikettierungs-, Verhemmnisse, tarifäre und nichttarifäre; Zölle, eine schwache Fremdpackungsvorschriften). Gegen die Exportstrategie sprechen hohe währung sowie eine ungünstige Relation „Transportkosten zu Warenwert“. " Backhaus, K.; Büschken, J.; Voeth, M.: Internationales Marketing, 4.Aufl., Stuttgart 2001, S.171ff.; S.430ff. Berekoven, L.: Internationales Marketing, 2.Aufl., Herne 1985, S.40f.. Kutschker, M. Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.16ff. Moecke, H.-J.: Grundlagen des internationalen Handelsrechts, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, Wiesbaden 1997, S.371-395.

Export Administration Regulations

US-Exportbestimmungen

Export Commodity Classification Number Export Expert

Commerce Control List

Expertensystem

Export Processing Zone EXPORT UND IMPORT

Sonderwirtschaftszone Deutscher Industrie- und Handelskammertag

Exportabhängigkeit

405

Export von Tropenholz (1) sorgt im Verbund mit anderen Einflussfaktoren (bspw. Brandrodung) dafür, dass weltweit jährlich etwa 15 Mio. Hektar Wald verloren gehen. Da viele Entwicklungs- und Schwellenländer im Industrieländern ihre abgeholzten und verbrannten Waldflächen nicht wieder aufGegensatz zu den forsten, stehen diesem Verlust lediglich Aufforstungen von 4,5 Mio. Hektar gegenüber ( Internationaler Waldbericht). Zwischen 1990 und 2005 sind so gemäß der Welternährungsorganisation FAO weltweit drei Prozent der Waldfläche zerstört worden, was der dreifachen Fläche Deutschlands entspricht. (2) Die anfangs einhellige Kritik an den Eingriffen in den tropischen Regenwald ist mittlerweile einer differenzierteren Sicht gewichen. Erstens haben auch die Industrienationen „ihre Wälder“ abgeholzt, nur eben schon vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden. Zweitens ist ein generelles Verbot des Exports von Tropenhölzern nicht notwendig und auch nicht sinnvoll. Weder kann man so verhindern, dass Regenwald weiterhin abgeholzt wird, da diese Länder sich dann gezwungen sähen, verstärkt Ackerbau zu betreiben, wofür gleichfalls Rodungen erforderlich wären. Noch bedarf es einer solchen generellen Beschränkung, da eine nachhaltige Bewirtschaftung des Regenwaldes durchaus möglich ist. Das Forest Stewardship Council (FSC) etwa vergibt für Tropenholz, das aus nachhaltiger ForstwirtPräferenzen der Verbraucher so zu beeinflussen, dass sie verschaft stammt, ein Öko-Siegel, um die mehrt umweltbewusste Kaufentscheidungen fällen ( Fairer Handel). Diese Strategie zielt auf den Pull-Effekt. " Freer-Smith, P.H.; Carnus, J.M.: The Sustainable Management and Protection of Forests, in: Amibo, Vol.37 (2008), No.4, pp.254-262. Gulbrandsen, L.H.: Overlapping Public and Private Governance. Can Forest Certification Fill the Gaps in the Global Forest Regime? in: Global Environmental Politics, Vol.4 (2004), No.2, pp.75-99. Müller, S.; Kornmeier, M.: Streitfall Globalisierung, München 2001, S.55ff.

export21 Export und Direktinvestitionen, die Dezember 2004 erstKongressmesse mit den Schwerpunkten mals in Frankfurt/Main und 2005 in Düsseldorf stattfand ( Messe). Dort werden UnternehmenskonDienstleistungen für klein- und mittelständische Unternehmen zu den Themen Komzepte und Sourcing, Produktionsmanagement und Logistik, Finanzierung von Auslandsmunikation, Risikomanagement sowie Unternehmensführung im Ausland vorgestellt. geschäften, Exportabhängigkeit Kriterium, das neutral verstanden den Anteil des Umsatzes bzw. Bruttosozialproduktes, den ein Unternehmen ( Exportquote), ein Wirtschaftszweig (vgl. Abb. 1) oder eine Volkswirtschaft im Ausland erzielen ( Offenheitsgrad), bezeichnet. Das wertende Begriffsverständnis suggeriert eine (vermeintlich, mutmaßlich) übermäßige Abhängigkeit dieser Einheiten von ausländischen Märkten bzw. vom Weltmarkt. Abb. 1: Exportabhängigkeit deutscher Industriezweige Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz (in %)

1987

2001

2003

Nahrungsmittel

10

19

21

Stahl- und Metallverarbeitung

36

27

30

Bekleidung und Textilien

23

35

32

Elektrotechnik, Elektronik

35

42

43

Feinmechanik, Optik

38

50

53

Maschinen- und Anlagenbau

45

50

55

Schiffbau

63

64

59

Chemische Erzeugnisse

44

61

64

Automobilindustrie

48

60

71

406

Exportabteilung

Wie Abb. 2 zu entnehmen ist, hängen allerdings viele Entwicklungsländer aufgrund der ihnen von Export eines oder weniger ihren Kolonialherren aufgezwungenen Monostruktur existenziell vom Güter ab ( Kolonialismus). Abb. 2: Dominantes Exportprodukt ausgewählter Entwicklungsländer (in % des jeweiligen Gesamtexports) Uganda (Kaffee)

Mauretanien (Eisenerz) Sambia (Kupfer) Niger (NE-Metalle) Burundi (Kaffee) Tschad (Baumwolle) Reunion (Zucker) Fidschi (Zucker) Ruanda (Kaffee) Somalia (Vieh) Liberia (Eisenerz) Äthiopien (Kaffee) Kuba (Zucker) El Salvador (Kaffee) Dominik. Republik (Zucker) Ghana (Kakao) Mali (Baumwolle) Kolumbien (Kaffee) 0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Quelle: Globus 8418.

Exportabteilung Erscheinungsform der eindimensionalen, differenzierten Organisationsstruktur. Zu Beginn ihrer Internationalisierung neigen die meisten Unternehmen dazu, ihre Organisation nicht oder nur wenig zu ändern. Dies ist nicht zwangsläufig Ausdruck von struktureller Trägheit ( Rigidität, laterale), sondern liegt insb. dann nahe, wenn das Management noch nicht absehen kann, ob das Unternehmen regelmäßig exportieren wird bzw. welchen Umsatzanteil es mit dieser Strategie dauerhaft erzielen kann. Deshalb und aufgrund von Kosten-/Nutzenerwägungen betreuen in dieser frühen Phase der Internationalisierung gewöhnlich zunächst die Unternehmensleitung bzw. ein Exportreferent das Exportgeschäft. Der Exportreferent ist dann der für das Inlandsgeschäft verantwortlichen MarketingAbteilung zugeordnet. Im weiteren Verlauf, wenn die Exportumsätze steigen und die Nachhaltigkeit des Auslandsengagements deutlich wird ( Commitment), bietet es sich an, eine eigenständige Exportabteilung einzurichten (vgl. Abb., nächste Seite). Zu den Stärken dieser Organisationsformen zählt, dass durch sie die bestehende Organisationsstruktur eines Unternehmens relativ wenig tangiert wird. Eine Exportabteilung lässt sich vergleichsweise schnell aufbauen und ist aufgrund ihrer einfachen, überschaubaren Struktur leicht kontrollierbar. Nachteilig ist, dass sie dank ihrer Spezialisierung Entscheidungen, welche die Unternehmensleitung mit Blick auf das Auslandsgeschäft zu fällen hat, zwar prinzipiell besser vorbereiten kann als andere Unternehmensbereiche. Da es sich dabei aber zumeist um kleine Struktureinheiten mit wenigen Mitarbeitern handelt, sind die Möglichkeiten, spezielles Wissen zu akkumulieren, fundierte Länder- bzw. Marktstudien durchzuführen etc. ( Wissensmanagement, transnationales), entsprechend begrenzt.

Exportbereitschaft

407

Integration einer funktional, regional oder nach Produktgruppen differenzierten Exportabteilung in eine funktionale Grundstruktur

Unternehmensleitung

Beschaffung

Funktionen

Exportabteilung

Marketing Inland

Produktion

und

Produktgruppen

oder

Verwaltung

Länderregionen

A

I

B

II

C

III

Quelle: Macharzina/Oesterle (1995, S.314).

" Macharzina, K.; Oesterle, M.-J.: Organisation des internationalen Marketing-Managements, in: Herrmanns, A.; Wißmeier, U.K. (Hrsg.), Internationales Marketing-Management, München 1995, S.309-338.

Exportagentur Dienstleistungen in eigener Verantwortung, nicht jedoch auf eigeführt Waren und/oder handelbare ne Rechnung aus ( Export). Der jeweilige Hersteller bzw. Leistungserbringer trägt die (Vertriebs-)Risiken ( Risiko) und behält die Eigentumsrechte. Exportbereitschaft (1) Konstrukt, das sich auf die Grundsatzentscheidung von Unternehmen, am Exportgeschäft teilzuExport; Konstrukt). Rund 4.000 deutsche Unternehmen, bezieht ( Außenhandelsgeschäft; Global Player; und ca. 100.000 erzielen mehr als 25% ihres Umsatzes im Ausnehmen gelten als land. Während gemäß dem Rationalitätsmodell Unternehmen durch die kognitiv kontrollierte Nutzung ökonomischer Chancen ihre Ziele optimal zu erreichen suchen, stellt das Verhaltensmodell den einzelWerte, Einstellungen und Emotionen in den Mittelpunkt der Benen Manager und dessen Internationalisierung im Allgemeinen und Direktinvestitionen im trachtung. Mit Blick auf die Besonderen hat Y. Aharoni einen vergleichbaren Erklärungsansatz gewählt ( Verhaltensorientierte Theorie der Internationalisierung). Vor dem Hintergrund z.B. einer persönlichkeitsbedingten Risikoaversion und des beschränkten Zugangs zu Informationen ( Auslandsmarktforschung) üben objektiv vorhandene Ertragschancen nicht, wie es das rationale Konzept nahelegt, einen unwiderstehlichen Anreiz zur Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit aus. Hierzu bedarf es zusätzlicher unterManager-/Ziel-Ansatz benehmensinterner und unternehmensexterner Faktoren, z.B. des vom schriebenen Motivs, sich durch ein Auslandsengagement persönlich Prestige und Spielraum zur Selbstentfaltung zu sichern. Anders als die nationalökonomisch geprägten Vorteilstheorien, die Internationalisierung als Konsequenz der Verfolgung einer Strategie der optimalen Ressourcenallokation begreifen, erkannten schwedische Wissenschaftler die zentrale Funktion psychischer Faktoren ( Uppsala-Schule). Mit dem Modell der Exportneigung (Export Propensity) haben Olson & Wiedersheim-Paul ein vergleichsweise fundiertes Erklärungskonzept vorgestellt. Ihren Überlegungen zufolge können die von der internen (z.B. Produktqualität, Expansionsziel) bzw. der externen Umwelt (z.B. Wettbewerbsdruck, Marktsätti-

408

Exportbereitschaft

gung) ausstrahlenden Anreize nur in dem Maße wirken, wie die Entscheidungsträger sie wahrnehmen und als Anlass zur Aufnahme einer Exporttätigkeit begreifen. Art und Richtung der Filterfunktion des Auslandsorientierung der FührungsManagements hängen vom kognitiven Stil sowie vom Grad der kräfte ab und gehorchen insgesamt dem Prinzip der selektiven Wahrnehmung. (2) Dies erklärt auch, warum Unternehmen, die einander hinsichtlich einer Vielzahl objektiver Kriterien weitgehend gleichen, völlig unterschiedliche Strategien verfolgen können, je nachdem, ob ihre Führungskräfte national oder international orientiert sind ( Wettbewerbsstrategie). Überdies finden Internationalen Marketing zahlreiche Hinweise darauf, dass nur dann, sich in der Literatur zum wenn man die Persönlichkeit der Entscheidungsträger in das Bemühen um den Abbau von Exporthemmnissen einbezieht ( GATT), das gesamte Internationalisierungspotenzial einer Volkswirtschaft klein und mittelständischen Unternehmen (KMU) aktiviert werden kann. Vor allem im Falle von kann das „Exportverhalten“ nur unzureichend in Abhängigkeit von der jeweiligen finanziellen und/oder technischen Kapazität beschrieben werden. (3) Kernstück der verhaltenswissenschaftlich fundierten Exportforschung ist die Suche nach den Promotoren der Internationalisierung. Zahlreiche Befunde sprechen dafür, dass das Interesse und die Aufgeschlossenheit des Top-Managements für ausländische Märkte eine notwendige Bedingung für die Aufnahme von Auslandsengagements darstellen. Das einschlägige Commitment äußert sich z.B. in der expliziten Formulierung einer Auslandsstrategie, welche denselben unternehmenspolitischen Stellenwert wie die Bearbeitung des Heimatmarktes genießt. Indikatoren von Commitment sind weiterhin Ressourcen, die Institutionalisierung die Bereitstellung angemessener personeller und finanzieller Auslandsmarktforschung sowie die Internationalisierung der Unternehmenseiner systematischen philosophie. Diese und weitere „weiche“ Merkmale (z.B. allgemeine Auslandserfahrung der Führungskräfte) beeinflussen die internationale Marketingstrategie ( Internationalisierungsstrategie) stärker Exportförnoch als etwa spezifische Produktvorteile. Alle auf der Makroebene (z.B. staatliche derung) gesetzten Anreize und Impulse verpuffen mehr oder weniger wirkungslos, falls es an der Exportbereitschaft und am Commitment einflussreicher Manager mangelt (Mikroebene). Übereinstimmend ergaben verschiedene Studien, dass Exportunternehmen über ein leistungsfähigeres Management verfügen als Betriebe, die auf den Heimatmarkt fixiert sind. Letztere schöpfen ihren Handlungsspielraum aufgrund folgender Faktoren nicht in dem Maße aus, wie es möglich wäre: übermäßiges Sicherheitsstreben, ungenügende Zielstrebigkeit und defensives, innovationsfeindliches Geschäftsgebaren der Führungskräfte. Zudem beurteilen sie die Risiken und Chancen von Auslandsgeschäften pessimistischer als ihre exporterfahrenen Kollegen ( Erfolgsfaktoren des Exports). Versteht man unter Humankapital das gesamte geistige und körperliche Potenzial der Mitarbeiter, so tragen neben notwendigen Spezialkenntnissen (z.B. Beherrschung der Landessprache) weiterhin vor Flexibilität, Kreativität und Eigeninitiative der Mitarbeiter zum Exporterfolg bei. Das allem die Psychogramm von (mittelständischen) Exporteuren weist folgende Merkmale auf: Sie sind aggressiver, dynamischer, innovativer und besitzen mehr Selbstvertrauen als Nichtexporteure. Überdies messen exporterfahrene Manager dem Auslandsgeschäft einen größeren Stellenwert für die Zukunft ihres Unternehmens bei als die Kontrastgruppe. (4) Unmittelbaren Niederschlag hat das Konstrukt der Exportbereitschaft in dem Konzept der Auslandsorientierung gefunden. Theoretischen Überlegungen und empirischen Analysen zufolge lässt sich Akzeptanz des Exdieses auf sechs Persönlichkeitsfaktoren zurückführen. Vier von ihnen, nämlich ports als Unternehmensstrategie, psychische Nähe zu ausländischen Märkten ( Distanz), internatioMobilität und individuelle Flexibilität, haben sich als Prädikatoren von Exporterfolg benale währt. Auslandsorientierung der Entscheidungsträger verkörpert jedoch keine hinreichende Bedingung internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Denn auch solchen Unternehmen, die über viele Beschäftigte verfügen, ihren Forderungsbestand gering halten konnten, einen ausgedehnten Fertigwarenbestand an Exportgütern unterhielten etc., gelang es, ihren Exportumsatz überproportional zu steigern. " Gemünden, H.G.: Success Factors of Export Marketing. A Meta-Analytic Critique of the Empirical Studies, in: Paliwoda, S.J. (Ed.), New Perspectives on International Marketing, London 1991, pp.33-62. Müller, S.: Die Psyche des Managers als Determinante des Exporterfolges. Eine kulturvergleichende Studie zur Auslandsorientierung von Managern aus sechs Ländern, Stuttgart 1991.

Exporterfolg von Volkswirtschaften

409

Exportbeschränkung, freiwillige zählt zu den nichttarifären Handelshemmnissen, da derartige Restriktionen im Regelfall alles andere als „freiwillig“ sind. Exportländer, die sich bereit erklären, lediglich eine bestimmte Menge von Produkten in ein bestimmtes Land zu exportieren, wollen gewöhnlich damit noch restriktiveren Einschränkungen durch das Importland vorbeugen. So verpflichtete sich Japan, den Export von Automobilen und TV-Geräten in die USA einzuschränken. Von einem Orderly Market Arrangement spricht man, wenn die Selbstverpflichtung in eine bi- oder multilaterale Vereinbarung mündet. Exportdokument (1) weist u.a. Art und Weise des Transports, der Lagerung und Versicherung, der Handels- und Verzollpflichten sowie der Verfügungsrechte nach. Die Exportdokumente, die sich aufgrund der jeweiligen Zoll- und Importvorschriften der einzelnen Importländer hinsichtlich Art und Anzahl wesentlich unterExporteur den vertraglich scheiden können, müssen bspw. immer dann vorgelegt werden, wenn der vereinbarten Zahlungsfluss auslösen möchte ( Dokumentenakkreditiv). (2) Vorrangige Exportdokumente sind zunächst die Transportdokumente. Je nachdem, um welchen Transportweg es sich handelt, zählen hierzu der Posteinlieferungsschein (Postverkehr), der CMRFrachtbrief und die Internationale Spediteur-Übernahmebescheinigung (Straßenverkehr/Spedition), der Luftfrachtbrief (Luftverkehr) oder, in der Seeschifffahrt, das Konnossement, der Seefrachtbrief bzw. die Ladebescheinigung. Eine weitere Kategorie bilden die Lagerdokumente, worunter die verschiedensten Lagerscheine fallen. Versicherungspolice und Zertifikat werden in diesem Zusammenhang als Transportsicherungsdokumente bezeichnet und die verschiedenen Rechnungen bzw. Fakturen (Handels- und Zollrechnung, Konsulatsfaktura) als Handels- und Zolldokumente. Schließlich sind noch die Quantitätsdokumente (Packliste, Gewichtsbescheinigung) sowie die Qualitätsdokumente zu beachten: Ursprungszeugnisse der InGesundheits-, Analyse-, Inspektions- und Abnahmezertifikat sowie dustrie- und Handelskammer. " Handelskammer Hamburg (Hrsg.): K. und M. Konsulats- und Mustervorschriften, 36.Aufl., Hamburg 2005.

Exporteigenhändler Ländermärkte spezialisierte Dienstleister, welche im Regelfall auf bestimmte Sortimente bzw. auf eigene Rechnung und zumeist auf eigenen Namen die Leistungen von Herstellerunternehmen im Handelsmittler abzuAusland vermarkten. Als Beispiel für diesen Typus von Intermediär, der vom grenzen ist, nennen Backhaus et al. (S.171) die H+S Trading GmbH, Rostock. Spezialisiert auf „maritime Produkte“, exportiert sie Schiffsmotoren, Schleusentore und Schiffsausrüstungen nach Bulgarien und andere ehemalige Ostblockländer. " Backhaus, K.; Voeth, M.: Internationales Marketing, 6.Aufl., Stuttgart 2010.

Exporterfolg von Unternehmen wird mit Hilfe verschiedener Indikatoren gemessen. Obwohl diese gewöhnlich nicht signifikant miteinander korrelieren, wird in der einschlägigen Literatur vielfach nicht systematisch unterschieden, Erfolgsfaktoren des Exports zu bestimmen: Exwelches Erfolgsmaß herangezogen wurde, um die portumsatz, Exportquote oder Exportrendite? " Gemünden, H.G.: Success Factors of Export Marketing. A Meta-Analytic Critique of the Empirical Studies, in: Paliwoda, S.J. (Ed.), New Perspectives on International Marketing, London 1991, pp.33-62.

Exporterfolg von Volkswirtschaften häufig genutzter Indikator der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ( Wettbewerbsfähigkeit, interExnationale). Als einfachste Maßzahlen werden das (absolute) Exportvolumen und die (relative) Operationalisiert wird der Exporterfolg von portquote herangezogen (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Export-Performance oder anhand Volkswirtschaften u.a. als Anteil eines Landes am Weltexport, als der Lieferantenposition: die Bedeutung eines Landes als Lieferant für andere Länder.

410

Exporterfolg von Volkswirtschaften

Abb. 1: Entwicklung von Exportquote und Exportvolumen der führenden Exportnationen Exportquote (in %) Belgien

Exportvolumen (in Mrd. $)

1967

1983

2006

36

66

87

Weltmarktanteil (in %)

1967

1983

2006

4,8

51,9

369,2

3,0

968,9

8,0

China

2006

Deutschland

19

26

41

21,8

169,4

1.112,0

4,1

Frankreich

18

19

26

11,5

94,9

490,4

3,7

Großbritannien

13

20

26

14,5

91,7

448,3

3,4

Italien

18

23

26

8,7

72,9

410,6

5,4

Japan

9

13

14

10,4

147,0

649,9

3,2

Kanada

19

24

48

11,0

76,7

389,5

3,8

Niederlande

24

49

70

7,3

64,7

462,4

9,2

4

6

10

31,6

200,5

1.038,2

11,9

USA

Quelle: International Financial Statistics; International Monetary Fund; WTO.

(1) Der Anteil, den ein Land am Weltexport hält, ist der Welthandelsstatistik zu entnehmen. Demnach belegte die Bundesrepublik Deutschland 2006 mit 9,2% zwar den ersten Platz vor den USA (= 8,6%) und China (= 8,0%), musste aber seit 1990 größere relative Einbußen in Kauf nehmen als jede andere der traditionellen Exportnationen. Wegen der vermehrten Beteiligung der sich entwickelnden und Schwellenländer am Welthandel ( BRICS-Staaten) könnte es deshalb stark exportorientierten sich bei dem Rückgang der relativen Bedeutung der deutschen Exportwirtschaft um einen statistischen Effekt handeln (d.h. um einen Basiseffekt). Da aber gleichzeitig andere etablierte Industrienationen wie die USA, Spanien oder die Niederlande ihre Anteile ausweiteten, kann man plausibler Weise eine abnehmende Wettbewerbsfähigkeit als maßgebliche Ursache der Schwächung der Welthandelsposition der deutschen Wirtschaft annehmen. Hinzu kommt, dass die wichtigsten Absatzmärkte der deutschen Exportwirtschaft zwischen 1991 und 2002 ihre Einfuhren verdoppelten, die deutschen Exporte Export-Performance der deutschen Wirtschaft nachließ). dorthin aber nur um 75% wuchsen (d.h. die Welthandelsstatistik jedoch begrenzt. (2) Aus verschiedenen Gründen ist der Informationsgehalt der Zum einen basiert das Zahlenwerk auf nominalen Werten, d.h. Preiseffekte werden nicht berücksichWechselkurs im Vergleich zum Dollar erfasst. Die Aufwertung tigt. Zum anderen wird der jeweilige Währung gegenüber dem Dollar bedingt somit rein rechnerisch, dass die Exporte des entspreeiner chenden Landes in dieser Handelsstatistik überbewertet werden. Folglich kann der Weltmarktanteil sogar dann steigen, wenn die in heimischer Währung fakturierten Exporte stagnieren oder zurückgehen. Leiden die wichtigsten Absatzmärkte eines Landes unter Rezession, während die Nachfrage in Regionen, die nicht zu dessen „Fokusmärkten“ gehören, konjunkturell bedingt einen Aufanderen schwung erlebt, kann der Weltmarktanteil dieses Landes sinken, ohne dass dies Konsequenz nachlassender Wettbewerbsfähigkeit wäre. OECD entwickelter Indikator, (3) Deshalb berücksichtigt die Export-Performance, ein von der reale, d.h. um den Preiseffekt bereinigte Werte. Diese Maßzahl spiegelt das Verhältnis von „Exportvolumen zum Volumen der ausländischen Märkte“ wider und drückt aus, in welchem Maße eine Volkswirtschaft an der Entwicklung eines Auslandsmarktes partizipieren konnte. Wie Abb. 2 (nächste Seite) verdeutlicht, verschlechterte sich zwischen den Jahren 1989 und 1996 die Export-Performance der deutschen Exporteure um 22%. Somit verlor die deutsche Exportwirtschaft in diesem Zeitraum einen großen Anteil des Potenzials ihrer Absatzmärkte an jene Konkurrenten, die gleichzeitig ihre Export-Performance verbessern konnten. Diese stammten im Übrigen nur zu einem geringen Teil aus den „neuen Wirtschaftsregionen“ (z.B. Südostasien; Wunder, asiatisches), sondern mehrheitlich aus Standorte handelt, an den traditionellen europäischen Industrieländern. Dass es sich bei diesen um denen in diesem Zeitraum prinzipiell ähnliche Rahmenbedingungen wie in Deutschland herrschten, ist ein weiterer, indirekter Beleg für die nachlassende Export-Performance in diesem Zeitraum.

Exporterfolg von Volkswirtschaften

411

Abb. 2: Export-Performance der deutschen Wirtschaft

160

Index (1989 = 100)

Absatzvolumen der ausländischen Märkte

140

120

Exportvolumen der deutschen Wirtschaft 100

Export-Performance der deutschen Wirtschaft

80

(= Verhältnis von Exportvolumen zum Volumen der ausländischen Märkte) 60

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

Quelle: Beyfuß (1997, S.10); Ursprungsdaten: OECD.

Irland (+69,6), Spanien (+40,3) und Norwegen (+34,4) konnten im Beobachtungszeitraum ihre Export„Tiger-Staaten“ (+10,1). Performance wesentlich stärker verbessern als die damals prosperierenden Abgesehen von Norwegen, das sich aufgrund der Möglichkeit der Ausbeutung des „Nordseeöls“ in Lohnstückkosten für die Exporteiner Sondersituation befand (und befindet), scheinen die Performance der verschiedenen Länder eine wesentliche Rolle zu spielen; denn auch Schweden (+7,8), Kanada (+5,3), Italien (+3,3) und die USA (+3,0), deren Lohnstückkosten in den vergangenen Jahren gleichfalls gesunken sind, zählen zu den Gewinnern, während Länder mit gestiegenen Lohnstückkosten an Export-Performance verloren (Dänemark -3,1, Frankreich -7,2 sowie insb. Deutschland -22,1 und Japan -38,3). Zwischen 1995 und 2005 jedoch konnte die deutsche Exportwirtschaft dank gesunkener LohnstückkosVorprodukte ( Beschaffung, globale) und der weltweit verten, günstig im Ausland beschaffter stärkten Nachfrage nach Erzeugnissen des deutschen Maschinenbaus ( Warenstruktur) trotz des Erstarkens der osteuropäischen Länder ihren Weltmarktanteil halten. Die Mehrzahl der traditionellen Industrieländer hingegen musste in diesem Zeitraum teilweise gravierende Einbußen hinnehmen (insb. Italien, Kanada und Norwegen; vgl. Abb. 3, nächste Seite). 2006 stieg die Export-Performance der G7-Staaten weitedeutschen Wirtschaft dann sogar auf 107,3 an (1995 = 100), während die übrigen re Einbußen hinnehmen mussten. Vor allem Kanada (= 69,6) und Italien (= 53,2) litten in diesen Jahren unter einer dramatischen Verschlechterung ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Auch Großbritannien (= 88,3), Japan (= 87,0), Frankreich (= 84,4) und die USA (= 80,2) fielen weit zurück. (4) Ein weiterer Indikator der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ist dessen Bedeutung als Lieferant für andere Nationen. Dieser Wert entspricht dem „Anteil der Importe, die Land A aus Land B bezieht, an den gesamten Importen von Land A“ ( Lieferantenposition). 2000 war Deutschland für 13 der unIndustrienationen der wichtigste Importeur, bei vier Ländern belegte es den zweiten, tersuchten 27

412

Exporterra

bei zwei weiteren den dritten Platz. Damit schneidet Deutschland zwar noch immer weit besser ab als die meisten anderen Industrieländer. Gemessen an den Zahlen von 1990 und absolut gesehen aber ist der Anteil der deutschen Wirtschaft am Importmarkt in 22 Ländern gesunken und nur in vier Ländern gewachsen.

63,1

74,9

73,2

80,4

82,8

80,7

86,3

83,2

86,6

87,9

88,2

90,0

88,6

100,1

91,0

101,9

104,3

103,0

130,8

108,8

133,3

155,8

135,1

185,9

178,8

Abb. 3: Exportperformance der wichtigsten Industrienationen im Jahr 2005 (1995 = 100)

Quelle: IWF, OECD, in: iwd, Nr.48 (1.12.2005), S.3.

" Beyfuß, J.: Ausfuhren und Weltmarktposition Deutschlands 1996, in: IW-Trends, 24.Jg. (1997), Nr.1, S.5-14. Empter, S.; Vehrkamp, R.B.: Wirtschaftsstandort Deutschland im internationalen Vergleich, Wiesbaden 2006. Lages, L.F.; Lages, C.R.: The STEPScale. A Measure of Short-Term Export Performance Improvement, in. Journal of International Marketing, Vol.12 (2004), No.1, pp.36-56. Reichel, R.: Ökonomische Theorie der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften, Wiesbaden 2002.

Exporterra Außenhandelsportal der BHF-Bank, das umfangreiche Informationen über ausländische Märkte, Unternehmen, Produkte etc. zur Verfügung stellt ( http://www.exporterra.de Exporterstattung Instrument der Europäischen Union, um die durch garantierte Abnahmepreise innerhalb der GeWeltmarkt abzusetzen. Ein charakteristimeinschaft geförderten Produktionsüberschüsse auf dem Europäischen Kommission im Frühjahr 2002 getroffene Entscheidung, sches Beispiel ist die von der die Exporterstattung für Magermilchpulver von 30 € auf 50 €/100 kg anzuheben. Letztlich aber handelt es sich bei der auch Ausfuhrhilfe genannten preispolitischen Maßnahme um eine gemäß den BedinSubvention ( Allgemeines Zoll- und Freihandelsabkommen). Erst gungen des GATT unzulässige im Juni 2007, d.h. 40 Jahre nach Einführung der europäischen Marktordnung, wurde die Exporterstattung für alle Milcherzeugnisse eingestellt. Dies geschah jedoch nicht aus Einsicht in die Notwendigkeit Liberalisierung der Agrarmärkte. Den Ausschlag gab vielmehr der Umstand, dass bspw. Mader germilchpulver zu diesem Zeitpunkt auf dem Weltmarkt das Doppelte des Interventionspreises kostete. Damit waren Milchprodukte, die im europäischen Binnenmarkt erzeugt werden, auch ohne eine derartige Ausfuhrhilfe weltweit preislich wettbewerbsfähig ( Weltagrarhandel). " Graser, S.; Huber, J.: Abbau der EU-Exporterstattungen bei der WTO, in: Deutsche Milchwirtschaft, 57.Jg. (2006), Nr.4, S.156-157. Schaper, C.; Wocken, C.; Abeln, K.; Lassen, S.: Risikomanagement in Milchbetrieben. Eine empirische Analyse vor dem Hintergrund der sich ändernden EU-Milchmarktpolitik, in: Landwirtschaftliche Rentenbank (Hrsg.), Risikomanagement in der Landwirtschaft, Bd.23, Frankfurt/Main 2008, S.97-108.

Exportfinanzierung

413

Exporteur Unternehmen, das einen bestimmten Mindestanteil seines Umsatzes (z.B. 10%) in ausländischen MärkExportstrategie erzielt ten mit Hilfe der Exporteurkredit

Lieferantenkredit

Export-Factoring Variante des Factoring. Hierbei verkauft der Exporteur seine aus dem Exportgeschäft erwachsende Forderung an einen inländischen Factor. Dieser wiederum sichert sich dadurch ab, dass er sich von einem ausländischen Korrespondenz-Factor, mit dem er gewöhnlich regelmäßig zusammenarbeiImporteur geben lässt. tet, eine Haftungszusage für den Exportfinanzierung Finanzierung solcher Exportgeschäfte, die vom Leistungserbringer vorfinanziert werden (müssen). Die Exportfinanzierung ist eine Unterkategorie der Außenhandelsfinanzierung (zusammen mit der Importfinanzierung). 1) Auf der Zeitachse wird die Exportfinanzierung zum einen in die kurz-, die mittel- sowie die langfristige Finanzierung und zum anderen in die Exportvorfinanzierung, die Exportfinanzierung und die Anschlussfinanzierung unterschieden. a) Die Exportvorfinanzierung soll gewährleisten, dass antragstellende Exportunternehmen die Beschaffung der erforderlichen Rohstoffe und Vorprodukten etc. sowie die Produktionszeit finanzieren können ( Beschaffung, globale). b) Aufgabe der Exportfinanzierung ist es, die Bereitstellung der Ware sowie deren Transport und Entladung zu finanzieren ( Logistik). Zahlungsziel, die Risikodisposition und c) Mit der Anschlussfinanzierung schließlich können das die Refinanzierung finanziert werden ( Risiko). 2) Eine weitere Differenzierungsmöglichkeit bieten die jeweiligen Akteure: Eine Exportfinanzierung kann prinzipiell als Eigenfinanzierung des Exporteurs, als Eigenfinanzierung des Importeurs, als Handelskredit, als Lieferantenkredit oder als Bestellerkredit gestaltet werden. 3) Nachstehende Übersicht (vgl. nächste Seite) bietet eine Auswahl der wichtigsten Finanzierungsinstrumente, die bei der Exportfinanzierung zum Einsatz kommen ( Kreditpolitik, internationale). Im Einzelnen sind dies die (höchst seltene) Vorauszahlung durch den Kunden, die Finanzierung mittels KreditanWechsel sowie der Kredit, der u.a. von der Hausbank oder einer anderen Bank bzw. der Ausfuhrkreditgesellschaft mbH ausgereicht wird. Neben stalt für Wiederaufbau (KfW) oder der Factoring und die Forfaitierung zudiesen traditionellen Finanzierungsinstrumenten sind das nehmend bedeutsame Instrumente der Exportfinanzierung ( Export-Factoring). Gleiches gilt in besonderem Maße für das Dokumentenakkreditiv. Diese Variante des Akkreditivs kommt im internationalen Handel vorzugsweise dann zum Einsatz, wenn die Geschäftsbeziehung noch nicht von solcher Dauer und Qualität ist, dass die Vertragspartner sich vertrauen ( Handel, internaVertrauen). Das mangelnde Vertrauen wird durch die Grundidee des Dokumentenakkretionaler, ditivs kompensiert: Die Akkreditivbank (zumeist die Hausbank des Importeurs) löst den vereinbarten Zahlungsfluss erst dann aus, wenn der Begünstigte (im Regelfall der Exporteur) jene Dokumente vorlegt, welche den vertragsgemäßen Versand der zu bezahlenden Leistung zweifelsfrei belegen ( Dokumente im Außenhandel). Varianten des Dokumentenakkreditivs sind u.a. das widerrufliche Dokumentenakkreditiv, das unwiderrufliche unbestätigte Akkreditiv und das Sichtakkreditiv. " von Bernstorff, C.: Die Exportfinanzierung mit praxisgerechten Erläuterungen zur Finanzierung des Exportgeschäfts. Kreditbedarf erkennen, Finanzierungsinstrumente auswählen, kaufmännisch kalkulieren, Köln 2007. Büter, C.: Finanzierung im Außenhandel, Berlin 2010. Häberle, S.G.: Handbuch der Außenhandelsfinanzierung. Das große Buch der internationalen Zahlungs-, Sicherungs- und Finanzierungsinstrumente, 3.Aufl., München 2002. Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004. Sauer, H.H.: Formen der Finanzierung von Exportgeschäften, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.493-509. Matschke, M.J.; Olbrich, M.: Internationale und Außenhandelsfinanzierung, München 2000.

414

Exportförderung

Möglichkeiten der Exportfinanzierung (Auswahl) Leistung

Laufzeit

Ansprechpartner

Kundenvorauszahlung bzw. -anzahlung

Der Käufer bezahlt die Warenlieferung im Voraus oder einen Teil der Forderung

Laut Vereinbarung im Liefervertrag

Vertragspartner im Ausland oder dessen Hausbank

Wechselfinanzierung

Der Importeur verpflichtet sich durch Auslandswechsel, Exportwaren zu bezahlen. Der Exporteur reicht den Wechsel vor Fälligkeit bei der Bank ein. Die Bank schreibt den Gegenwert gut und räumt somit Kredit ein.

Die Wechsel können über eine deutsche oder eine ausländische Bank zum Rediskont gegeben werden. Wechselfinanzierung ist eine günstige Form der kurzfristigen Exportfinanzierung.

Hausbank

Bankkredit

Der Kunde nimmt bei seiner Geschäftsbank einen normalen Betriebsmittelkredit auf. Dieser erhöht die Liquidität, sichert aber die Forderung nicht. Er wird häufig dazu genutzt, Produktionskosten „(zwischen)zu-finanzieren“ bzw. dem Besteller ein Zahlungsziel einzuräumen

Nach Vereinbarung

Hausbank

Exportfactoring

Die Factoring-Gesellschaft kauft dem Exporteur dessen Forderung gegenüber dem ausländischen Kunden ab. Der Kunde bezahlt direkt an den Factor.

In der Regel bis zu zwölf Monate. Factor zahlt 80% des Kaufpreises sofort aus und überweist die Restsumme nach Zahlungseingang. Er übernimmt das Mahnund Inkassowesen.

Hausbank,

Der Forfaiteur kauft eine Forderung.

Ab zwölf Monaten; Abschlagszahlung richtet sich nach der Kreditdauer, dem dem Forfaiteur berechneten Zinssatz und dem Ausfallrisiko. Der Forfaiteur übernimmt die ökonomischen, politischen und Währungsrisiken im Ausland und das Mahn- und Inkassowesen.

Hausbank,

Forfaitierung

Deutscher FactoringVerband (www.factoring.de)

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) AKA Ausfuhrkreditgesellschaf mbH

AKA-Exportkredit

Lieferanten- oder Bestellerkredit

In der Regel bis zu fünf Jahre bzw. bei vom Bund gedeckten Krediten entsprechend den Vorgaben des Bundes

AKA Ausfuhrkreditgesellschaft mbH

KfW-Exportkredit

Bestellerkredite und Bankzu-Bank-Kredite für die Exportfinanzierung von Investitionsgütern, Projektfinanzierung

Laufzeit mindestens vier Jahre; in der Regel sollte eine Exportkreditversicherung für die Kreditlaufzeit vorliegen.

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)

Bestätigtes Akkreditiv

Die Hausbank bezahlt nach Erhalt der Lieferdokumente und des Zahlungsversprechens der Hausbank des Abnehmers

Kurzfristig

Bank oder Sparkasse

Quelle: BMWA-Broschüre „Weltweit aktiv“.

Exportförderung Teilgebiet der Außenwirtschaftsförderung. Irrtümlicherweise werden beide Begriffe häufig synonym verwandt.

Exportförderung

415

(1) Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Deutschland erste Ansätze einer Exportförderung. Aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg, in den fünfziger Jahren, wurden Grundlagen für das heutige Exportfördersystem geschaffen. Die weitgehend zerstörte und vom Welthandel abgeschnittene deutsche Außenhandel erneuert werden. Wie der inoffizielle Titel „ExWirtschaft sollte vor allem durch den portweltmeister“ zum Ausdruck bringt, wird diese Strategie noch immer verfolgt ( Exporterfolg von Exportposition). Volkswirtschaften; (2) Als Exportförderung werden alle Maßnahmen bezeichnet, welche bewusst und direkt das Ziel verfolgen, heimische Unternehmen dabei zu unterstützen, ausländische Märkte per Export zu erschließen, sofern diese Maßnahmen auf der mikroökonomischen Ebene angesiedelt sind. Makroökonomische Instrumente (wie Geldpolitik, Währungspolitik, Kreditpolitik und Zollpolitik) werden nicht der Exportförderung subsumiert. Da sich an ihr neben staatlichen auch halbstaatliche und privatwirtschaftliche Institutionen (z.B. Banken, Fachverbände) beteiligen, spricht man bisweilen auch von Förderpluralismus. (3) Die Vielzahl bestehender Fördermaßnahmen und Instrumente lässt sich mit Hilfe der unterschiedlichsten Kriterien klassifizieren: Güterart: Werden sämtliche oder nur bestimmte Exportgüter gefördert (z.B. Fabrikationsrisiko von Risiko )? Spezialanfertigungen Unternehmensstandort: Werden sämtliche oder nur bestimmte Exportunternehmen gefördert (z.B. Vermarktungshilfeprogramm für ostdeutsche Exporteure)? Exportregion: Werden sämtliche oder nur bestimmte Zielländer/-gebiete gefördert (z.B. Förderprogramm für den asiatischen Raum)? Zeithorizont: Ist die Fördermaßnahme zeitlich befristet oder unbefristet? Wirkungsweise: Handelt es sich um direkte Maßnahmen (z.B. finanzielle Anreize) oder indirekte Maßnahmen (z.B. exportfördernde Nebenwirkungen der Währungspolitik)? Trägerschaft: Bieten staatliche oder privatwirtschaftliche Institutionen (z.B. Kammern, Verbände) die Fördermaßnahmen an? Wirtschaftsstufe: Wirken die Fördermaßnahmen makroökonomisch oder, wie die Beratung einzelner Unternehmen, mikroökonomisch? Von besonderer Bedeutung ist allerdings die Unterscheidung von direkten und indirekten Maßnahmen. Direkte Instrumente, deren Wirkung unmittelbar intendiert und auf die Förderung des Exports ausgerichtet ist, können in materielle (= steuerliche und finanzielle Anreize) und funktionale Fördermaßnahmen unterteilt werden. Letztere bieten, z.B. durch einschlägige Informationsdienste und die Organisation von Messebeteiligungen ( AUMA), Unterstützung bei der Verbesserung des Exportmanagements. Umfang und Qualität der Informationen über Auslandsmärkte werden in der einschlägigen, auch empirisch fundierten Literatur immer wieder als kritischer Erfolgsfaktor eines Exportengagements genannt. Deshalb zielen zahlreiche Förderangebote auf diesen Engpass. Allerdings mangelt es vielen Adressaten auch und vor allem an der Kenntnis und Akzeptanz dieser Angebote sowie der einschlägigen Informationsquellen. Da die Unternehmen überdies häufig nicht bzw. weniger die Kosten der Informationsbeschaffung, sondern primär die Unübersichtlichkeit der Informations- und Förderangebote beklagen, wurde, als Wegweiser und Zugang zu dieser „Servicelandschaft“, das zentrale Internetportal iXPOS entwickelt. Dieses ist ein Gemeinschaftsprojekt von BMWi und ca. 250 Akteuren der Außenwirtschaftsförderung. Für die indirekten Instrumente ist charakteristisch, dass sie, z.B. durch eine geeignete Geld- und Währungspolitik oder durch Studentenaustauschprogramme, gewollt oder ungewollt exportfördernde Nebenwirkungen entfalten. (4) Häufig wird auch mangelnde Individualität der Förderung beklagt. Da gerade klein- und mittelständischen Unternehmen die konkreten Abläufe bspw. eines Exportgeschäfts bisweilen nicht vertraut seien, bedürfe es speziellerer Informationen, als sie üblicherweise angeboten werden. Deshalb bezuschussen einige Bundesländer (z.B. Sachsen) eine über das allgemeine Förderangebot hinausgehende Außenwirtschaftsberatung durch spezialisierte Beratungsgesellschaften, sofern die Antragsteller bestimmte Umsatzhöchstgrenzen nicht überschreiten (z.B. Marktanalysen, Hilfe bei der Geschäftsanbahnung sowie individuelle Beratung).

416

Exportförderung

Informations- und Beratungsangebot des deutschen Exportfördersystems Art der Information bzw. Beratung

Informationsmedium

Bfai

Marktanalysen Wirtschaftsdaten, Länderberichte, Brancheninformationen Rechts- und Zollinformationen Unternehmensspezifische Recherche durch Experten Auskunft- und Kontaktstellen

Publikationen, CD-Rom, Zeitschriften Newsletter / Exportmail Datenbanken/ Internet Persönlicher und telefonischer Auskunftsservice Informationsveranstaltungen

BMWi

Zentrale Informationsquelle und Beratung zum Förderangebot der Bundesrepublik, der Bundesländer und der Europäischen Union Außenwirtschaftsnachrichten Vermarktungshilfeprogramm für ostdeutsche Unternehmen (umfangreiche Außenhandelsberatung)

Förderdatenbank Elektronische und telefonische Auskunft Internet (Downloads) Publikationen

Auswärtiges Amt

Information und Beratung zu Wirtschaft und Politik im Ausland Auskunft- und Kontaktstellen Ausschreibungen

Telefonische oder persönliche Informationsgespräche bei den jeweiligen Auslandsvertretungen Internet Persönliche Beratung Telefonische Auskunft Wirtschaftsinformationen im Internet

AHK

Wirtschafts-, Rechts-, Zollinformationen Beratung zu kulturellen Besonderheiten Absatzberatung (hierzu gehören Marktanalysen, Kommunikationsberatung sowie Gesprächsvorbereitung und Gesprächsbegleitung) Dolmetschertätigkeit Auskunft- und Kontaktstellen

Bundesländer

Außenwirtschaftsinformationen und beratung (insb. über finanzielle Unterstützung) Teilweise Förderung von Beratungsleistungen durch private Beratungsgesellschaften

Publikationen Internet (Downloads) Firmenpools Datenbanken

Verbände

Marktinformationen, Rechts- und Zollinformationen Beratung über Marktchancen Exportdatenbank Informationen und Beratung über nationale und internationale Förderprogramme

Publikationen, Periodika Seminare Außenwirtschaftssprechtage Internet (Downloads) Datenbanken

Informationen und Beratung über Messebeteiligungsprogramme des Bundes und der Länder Messedaten und -analysen

Internet-Datenbank Publikationen, Fachbroschüren Deutsche Messebibliothek mit wissenschaftlichen Arbeiten, Zeitschriftenartikel, Fachbücher, Messekataloge

Markt-, Zollinformationen Beratung bei Markteintritt Ein- und Ausfuhrvorschriften

Publikationen Veranstaltungen Individuelle Beratung

AUMA

IHK

Quelle: Förster (2006, S.XXV).

(5) Wie erfolgreich sind Exportförderprogramme? Außerordentlich, wenn man Coughlin & Cartwright Glauben schenkt. Diese beiden Wissenschaftler berichten, dass pro Dollar, der in den Vereinigten Staaten zusätzlich für staatliche Fördermaßnahmen ausgegeben wurde, ein Steigerung der Ausfuhren der US-Exportwirtschaft um 432 $ zu verzeichnen war. Kritiker dieser These argumentieren auf zwei

Exportgemeinschaft

417

Ebenen. Das ordnungspolitische Argument lautet: „Marktkräfte und Privatinitiative sind maßgeblich Wettbewerbsfür die internationale Wettbewerbsfähigkeit und nicht öffentliche Förderprogramme; fähigkeit, internationale). Methodologisch wenden Kritiker gegen jegliche Art von Exportförderung ein: Mangels erforderlicher Daten und reliabler Evidenz kann es sich hierbei nur um nachträgliche und selbstwertdienliche Rationalisierungen handeln. „The presumed effect of information use on organisational performance, though commonly mentioned in the literature, has not been tested or validated in any systematic fashion in the marketing literature or in export research. Because virtually nothing is known about the relationships among knowledge utilization and organizational performance, little can be said conclusively about the effect of export assistance usage on export performance” (Gençtürk & Kotabe, p.52). Zur Problematik der Evaluation dieser Fördermaßnahmen finden sich in der deutschsprachigen Literatur letztlich nur deskriptive Akzeptanzstudien. Anspruchsvollere Untersuchungen wurden bislang vorzugsweise im nordamerikanischen Raum durchgeführt. Dies kommt nicht von ungefähr; denn wähAusfuhren seit jeher rend die USA und Kanada ihre Exportindustrie mit 2-3% des Wertes ihrer relativ stark finanziell fördern, ist diese Art der Exportförderung in Deutschland vernachlässigbar. Allerdings weisen auch diese bislang acht Studien teilweise beträchtliche Schwächen auf. So haben Lages & Montgomery Exportförderung als „Menge“ der von staatlichen oder europäischen ( Europäoperationalisiert. ische Union) Institutionen bzw. Wirtschaftsverbänden erhaltenen Unterstützung Exporterfolg wird nur ungenügend gemessen (als die von den befragten Managern wahrAuch der genommene jährliche Steigerung des Exportumsatzes und der Exportrendite). Dieses Erfolgsmaß reagiert positiv auf die internationale Erfahrung des Managements und die Wettbewerbsintensität auf dem jeweiligen Exportmarkt. Auch hat sich gezeigt, dass erfahrene Manager mehr Exportförderung nutzen. Singer & Czinkota berichten gleichfalls einen positiven Effekt der Anzahl der in Anspruch genommeCommitment und die Entschlossenheit des Managenen Fördermaßnahmen. Weiterhin tragen das ments dazu bei. Offensichtlich steigern diese Variablen die Fähigkeit des Unternehmens, aus den angebotenen Fördermaßnahmen Nutzen zu ziehen und die Exportleistung zu steigern. Nicht von Bedeutung Exportstufenmodells die Unternehmen angehören. scheint hingegen zu sein, welcher Stufe des " Coughlin, C.C.; Cartwright, P.A.: An Examination of State Foreign Export Promotion and Manufacturing Exports, in. Journal of Regional Science, Vol.27 (1987), No.3, pp.439-449. Förster, S.: Strategien und Instrumente der deutschen Exportförderung, unveröffentlichte Diplomarbeit, Technische Universität Dresden, Dresden 2006. Held, H.: Außenwirtschaftsförderung für mittelständische Unternehmen in Deutschland, in: Fehl, U.; Oberender, P. (Hrsg.), Schriften zur Nationalökonomie, Bd.29, Bayreuth 2000. Leonidou, L.C.: An Analysis of the Barriers Hindering Small Business Export Development, in: Journal of Small Business Management, Vol.42 (2004), No.3, pp.279-302. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.400ff. Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit (SMWA); Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (Hrsg.): Förderfibel Sachsen 2004/05, Dresden 2004.

(

http://www.iXPOS.de

Exportförderungsstrategie bevorzugte Förderung von Sektoren einer Volkswirtschaft, die aufgrund von Vorteilen im internationaWettbewerb geeignet sind, die für das Stammland erforderlichen Devisen zu beschaffen. len Klassische Instrumente sind bspw. Zinssubventionen für Exportkredite oder Exportkartelle. Exportgemeinschaft freiwilliger Zusammenschluss von exportierten Unternehmen ( Export), deren Sortimente sich ähKoneln bzw. sich ergänzen, nicht aber unmittelbar miteinander konkurrieren. Ziel dieser Form von operation ist es zum einen, auf Auslandsmärkten ein breiteres und leistungsfähigeres Sortiment anzubieten, als es jedes Unternehmen auf sich alleine gestellt könnte (= Synergieeffekt). Zum anderen hilft das Instrument der Exportgemeinschaft, Ressourcen aller Art effizienter als im Alleingang einzusetzen (z.B. bei der Anbahnung von Exportgeschäften, der Gestaltung der Marktpräsenz, der Auslieferung und/oder der Gewährleistung eines leistungsstarken Service). Von der Exportgemeinschaft ist das Exportkartell abzugrenzen. " Beuttel, W.; Simmerl, J.: Exportgemeinschaften, in: Marketing ZFP, 2.Jg. (1980), Nr.2, S.113-120.

418

Exporthaus

Exporthaus

Handelshaus

Export-Import-Similarity Ausfuhren eines Landes mit der Struktur der Einfuhren Maß der Ähnlichkeit der Struktur der eines anderen Landes. Das EIS-Maß erklärt, neben einer Vielzahl anderer Faktoren, die Wettbewerbsposition, die eine Volkswirtschaft in einem bestimmten Auslandsmarkt inne hat. So lässt sich der Umstand, dass die Volkswirtschaften Mittel- und Osteuropas ( MOE-Länder) zwischen 1992 und 1998 mehr als 34% ihrer Einfuhren bei deutschen und nur 5-7% bei britischen bzw. französischen Unternehmen bestellten, nicht ausschließlich mit natürlichen Wettbewerbsvorteilen begründen (z.B. Distanz; Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Vorteilhaft für die deutsche geographische Nähe, Fit in der Export-Import-Struktur. Da der größte Wirtschaft war zweifellos auch der relativ große Investitionsgütern der Bereiche Maschinenbau und Teil der Wareneinfuhren der MOE-Länder aus Transportausrüstung sowie chemische Erzeugnissen bzw. Zwischenprodukte bestand und deutsche Unternehmen weltweit führende Anbieter solcher Investitionsgüter sind, ist diese Bedingung erfüllt. Dafür spricht auch der große Anteil, den Waren aus diesen Gütergruppen an den deutschen Exporten haben. " Jost, T.: Wettbewerbsvorteile deutscher Unternehmen in Mittel- und Osteuropa, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 30.Jg. (2001), Nr.1, S.23-29. Linnemann, H.; van Beers, C.: Measures of Export-Import Similarity, and the Linder Hypothesis Once Again, in: Weltwirtschaftliches Archiv, 124.Jg. (1988), S.445-457.

Exportindustrie Gesamtheit der Unternehmen des den Export produzieren

Verarbeitenden Gewerbes, die substanziell bzw. vorwiegend für

Exportinduzierte inländische Bruttowertschöpfung Exporte ( Ausfuhr) einer Volkswirtschaft zum Bruttoinlandsprodukt. erfasst den Beitrag der StatisIm Falle der Bundesrepublik Deutschland stieg dieser Indikator nach Berechnungen des tischen Bundesamtes von 16,2% im Jahre 1995 auf 20,8% im Jahre 2002. Exportkalkulation Sammelbezeichnung von Methoden, die üblicherweise angewandt werden, um den (Markt-)Preis von INCOTERMS). Formal gesehen kommen dabei die üblichen Exportware zu ermitteln (vgl. auch Kalkulationsmethoden zum Einsatz (d.h. die kostenorientierte und die abnehmerorientierte und die wettbewerbsorientierte Preisfindung). Bei der kostenorientierten Preisfindung mittels progressiver Kalkulation wird durch Summation der für die einzelnen Leistungen anfallenden Kosten jener Preis ermittelt, welcher diese Kosten ganz oder teilweise deckt. Im Falle des Exports von Ware sind neben den üblichen Gestehungskosten u.a. die Exportdokumente Kosten der Exportverpackung, für die erforderlichen Ausfuhrdokumente bzw. Importeur im Ausland) und Versicherern zu berücksowie die Leistungen von Intermediären (z.B. sichtigen ( Export; vgl. Abb., nächste Seite). Das Kardinalproblem dieser klassischen und zur Bestimmung der Preisuntergrenze erforderlichen Methode der Preisfindung besteht bekanntlich darin, dass „der Markt nicht zur Erstattung der Kosten verpflichtet ist“ und das Exportunternehmen somit Gefahr läuft, aufgrund der internen Logik dieses Kalkulationsprinzips einen am Markt letztlich nicht durchsetzbaren Preis festzulegen. Bei der retrograden Exportkalkulation wiederum geht man von dem Marktpreis aus, der in dem jeweiAuslandsmarkt vorgegeben ist (z.B. als Durchschnittspreis oder als Preisober- bzw. Preisunligen tergrenze). Davon werden die durch den Export bedingten Kosten abgezogen. Liegt der Differenzbetrag dann signifikant unter oder über dem Herstellungs- bzw. Einstandspreis, ist dies ein wesentlicher Hinweis darauf, dass c.p. (d.h. bspw. ohne zusätzliche Marketingmaßnahmen, die für Skaleneffekte sorgen) der Marktpreis unter Kostengesichtspunkten betriebswirtschaftlich tragfähig bzw. nicht tragfähig ist.

Exportkalkulation

419

Schema für die Exportkalkulation: Beispiel Seetransport Selbstkosten ab Werk (unverpackt) + + +

Gewinnzuschlag Kosten für Exportverpackung Kosten für die Beschaffung der erforderlichen Dokumente

= +

Verkaufswert „ab Werk“ (ex works/EXW)* Kosten für Vortransport-Abschnitt Werk-Abgangsbahnhof

= +

Verkaufswert „frei Frachtführer... benannter Ort“ (free carrier/FRL)* Transportkosten und -versicherung für Vortransport-Abschnitt Abgangsbahnhof-Bahnhof/Verschiffungshafen und Längsseite Seeschiff

=

Verkaufswert „frei Verschiffungshafen bzw. Längsseite Seeschiff“ (free alongside ship/FAS) Kosten für: Hafengebühren (Lagerfeld), Hafenspediteur, Ausfuhr- und Zollabfertigung, Kaiumschlag

+ = +

Verkaufswert „frei Seeschiff im Verschiffungshafen bzw. frei an Bord“ (free on board/FOB)* Seefracht-Bestimmungs-/Löschhafen

= +

Verkaufswert „Kosten und Fracht“ (cost and freight/CFR)* Kosten der Seetransportversicherung und der Kontaktabwicklung

=

Verkaufswert „Kosten, Versicherung und Fracht“ (cost, insurance, freight/CIF)*

oder bei gleichzeitigem Kosten- und Gefahrenübergang (Einpunkt-Klausel): = +

Verkaufswert „ab Seeschiff im Bestimmungshafen“ (ex ship/EXS)* Löschkosten, z.B. für: Kaiumschlag, Hafenspedition, Hafengebühr

=

Verkaufswert „ab Kai Bestimmungshafen-unverzollt“ (ex quai-duties on buyer’s account/E & O)*

oder bei gleichzeitigem Kosten- und Gefahrenübergang (Zweipunkt-Klausel): = +

Verkaufswert „cif landed“* Kosten der Einfuhrabfertigung

= +

Verkaufswert „ab Kai Bestimmungshafen-verzollt“ (ex quai-duties paid)* Kosten für Nachtransport Seehafen-Bestimmungsort (z.B. Werk des Käufers)

=

Verkaufswert „frachtfrei benannter Bestimmungsort“ (freight or carriage paid to .../DCP)*

oder bei Einpunkt-Klausel = + = *

Verkaufswert „geliefert benannter Bestimmungsort im Einfuhrland-versichert“ (delivered duties paid/DDP)* Kosten der Versicherung Seehafen-Bestimmungsort Verkaufswert „frachtfrei benannter Bestimmungsort-versichert“ (freight, carriage and insurance paid to .../CIP)*

Hinzu kommen noch (fallweise) Kosten für: Zahlungsabwicklung, Finanzierung und Kreditversicherung; Kommission; spezielle Risikoversicherung (w = war risk). Hieraus kann sich im Falle von 'cif landed' z.B. der Verkaufswert 'cif ci & w landed' ergeben. Eine Erhöhung um nützliche Abgaben sowie die „Verhandlungsmarge“ ist in Abhängigkeit von der Wettbewerbssituation und insb. der Kunden-/Ländersituation zu prüfen.

Quelle: Walldorf (2000, S.210).

" Walldorf, E.G. (Hrsg.): Gabler Lexikon Auslandsgeschäfte, Wiesbaden 2000, S.209-211.

420

Exportkartell

Exportkartell dient gem. § 6 Abs. 1 Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) der Sicherung und FördeAusfuhr. Man unterscheidet Exportkartelle, die gegründet werden, um bestehende Nachteirung der le gegenüber ausländischen Konkurrenten auszugleichen (= defensives Exportkartell), von aggressiven Exportkartellen, welche die Verdrängung ausländischer Konkurrenten und die Durchsetzung von Monopolpreisen zum Ziel haben. Weiterhin gilt es, einfache, auf Auslandsmärkte beschränkte Exportkartelle, die lediglich bei der Kartellbehörde anzumelden sind (= Anmeldekartelle), von den qualifizierten Exportkartellen, die auch inländische Märkte einschließen (= Erlaubniskartelle), zu unterscheiden. Beide sind unter bestimmten Bedingungen vom Kartellverbot freigestellt, da viele Staaten (noch) keine oder keine hinreichende Kartellgesetzgebung haben und deutsche Exporteure nicht stärker reglementiert werden sollen als ihre ausländischen Konkurrenten. Allerdings dürfen Exportkartelle weder internationale Abkommen, welche die Bundesrepublik Deutschland ratifiziert hat, verletzen noch den Binnenmarkt wesentlich beschränken. Exportkartelle können GegenmaßnahWettbewerb auf dem Importkartellen auslösen. Deshalb sind sie geeignet, eine Spirale des Protekmen in Gestalt von tionismus in Gang zu setzen. " Messen, K.M.: Das Für und Wider eines Weltkartellrechts, in: Wirtschaft und Wettbewerb. Zeitschrift für Deutsches und Europäisches Wettbewerbsrecht (WuW), 50.Jg. (2000), S.5-16.

Exportkaufmann/-frau betreibt den Absatz heimischer Produkte und Dienstleistungen auf ausländischen Märkten ( Export). Neben Informationsbeschaffung sowie Kundenakquisition sowie Kundenbetreuung zählen zum Aufgazoll- und einfuhrrechtliche Abwicklung von benspektrum von Exportkaufleuten gewöhnlich die Exportgeschäften sowie die Überwachung und Kontrolle des Warentransfers bzw. Leistungstransfers. FremdCharakteristisch für das Berufsbild ist eine ausgeprägte Reisetätigkeit ( Entsendung; sprache; Mobilität). Exportkontingent Imports bestimmter Produkte oder Produktkategorien. Ein staatlich verordnete Beschränkung des Kontingent kann wertmäßig oder in Form der erlaubten Stückzahl festgelegt werden. So reduzierten die USA 1997 das Einfuhrkontingent für ukrainischen Stahl von 1,5 Mio. To (= 1996) auf 0,5 Mio. To, da sich die amerikanischen Hersteller durch den auf über 10% angewachsenen Marktanteil ihrer Konkurrenten aus der Ukraine bedroht gefühlt hatten. Exportkontrolle

Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle

Exportkooperation freiwilliger Zusammenschluss von Exportunternehmen ( Kooperation). Die Kooperationsmitglieder delegieren einige oder alle Exportfunktionen an ein zentrales Exportorgan, welches die einzelnen Exportgeschäfte im eigenen Namen oder im Auftrag des jeweiligen Kooperationsmitglieds bewerkstelligt. " Backhaus, K.; Büschken, J.; Voeth, M.: Internationales Marketing, 4.Aufl., Stuttgart 2001, S.171.

Exportkredit dient der kurz- bis langfristigen Finanzierung des Exports von Konsum- und Investitionsgütern Dienstleistungen ( Exportfinanzierung). Die hierbei für deutsche Unternehmen maßsowie von Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbH (AKA) und die Kreditanstalt für geblichen Institutionen, die Wiederaufbau (KfW), unterscheiden zwischen Bestellerkredit und Lieferantenkredit, je nachdem, zwischen welchen Parteien der Kreditvertrag abgeschlossen wird, wie der Zahlungsfluss (Tilgung) OECDverläuft und wer eine Risikoabsicherung verlangt (vgl. Abb., nächste Seite). Mit Hilfe der OECD-Mitgliedsländer einheitliche RahmenbedinKonsensusregeln wurde versucht, innerhalb der Exportkreditversicherung zu schaffen. gungen für Aufgaben und Umfang der

Exportkreditversicherung

421

Formen des Exportkredits Bestellerkredit Kaufvertrag Exporteur

Importeur

Kredit-

Kredit-

auszahlung nach Lieferung

anbahnung

Kreditversicherung

Bank Risikoabsicherung Lieferantenkredit Kaufvertrag Lieferantenkredit i.e.S.

Exporteur Tilgung

Refi-

gem. Kreditbedingungen

nanzierung/ Lieferantenkredit

Tilgung gem. Zahlungsbedingungen

Importeur

Kreditvertrag

i.w.S.

Bank

Kreditversicherung

Quelle: Jahrmann (2004, S.479).

" Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.478f.

Exportkreditversicherung eines der wichtigsten Instrumente der Exportförderung. Um einen letztlich ineffizienten und wettOECD Leitlibewerbsfeindlichen Wettbewerb der nationalen Fördersysteme zu verhindern, hat die nien für öffentlich unterstützte Exportkredite entwickelt: die so genannten OECD-Konsensusregeln. Die staatlichen Exportkreditversicherungssysteme ( Hermes Kreditversicherungs AG) waren Zahlungsbedingungen reglementiert. bislang hinsichtlich der Versicherbarkeit der verschiedenen Der Konsensus sorgt zudem für eine Harmonisierung der Prämien. Nach Einschätzung von Experten stellt er „zwar einen weiteren Schritt in Richtung einer Vereinheitlichung staatlicher Exportkreditversi-

422

Exportlizenz

cherungssysteme dar, ohne jedoch die bestehenden Wettbewerbsverzerrungen nachhaltig zu beseitigen“ (Backhaus et al., S.841). " Backhaus, K.; Kohl, T.; Werthschulte, H.: Weniger Wettbewerbsverzerrungen und Vereinheitlichung der staatlichen Exportkreditversicherungssysteme? in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB), 70.Jg. (2000), Nr.7/8, S.827-841.

Exportlizenz (1) berechtigt und verpflichtet den Eigentümer der Lizenz dazu, die in dem Dokument genannten Waren innerhalb der Gültigkeitsdauer der Lizenz auszuführen ( Export). Außer im Falle höherer Gewalt verfällt die zu entrichtende Kaution, wenn die bezeichnete Ware nicht bzw. nicht fristgerecht Europäischen Union ist eine Export- bzw. exportiert wird. Gemäß dem Gemeinschaftsrecht der Ausfuhrlizenz erforderlich, um landwirtschaftliche Erzeugnisse, welche der gemeinsamen MarktorgaDrittländer auszuführen ( Weltagrarmarkt). Mit dieser bürokratischen nisation unterliegen, in Regelung möchte man gewährleisten, dass die lizenzierende Behörde (Bundesamt für Ernährung und Forstwirtschaft bzw. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) den Überblick darüber, welche Einfuhr; Standortfaktor Waren ausgeführt wurden bzw. werden, erhält bzw. behält ( Ausfuhr; Bürokratiekosten). Ausfuhrliste gemäß §6 der Außenwirtschafts(2) Eine Sonderrolle spielen die in Teil II der verordnung (AWV) aufgeführten Beschränkungen. Im Falle von Kriegswaffen ( Waffenhandel, internationaler) oder anderen sensiblen Gütern ( COCOM) kann es sich dabei um ein grundsätzliches Dual Use-Güter (d.h. sowohl militärisch als auch nichtmilitärisch nutzbare Ausfuhrverbot handeln. Güter) unterliegen hingegen einem Genehmigungsvorbehalt. Exportmarketing Vorläufer des Internationalen Marketing. Von diesem unterscheidet sich das Exportmarketing vor allem dadurch, dass die Besonderheiten von Auslandsmärkten mit Blick auf die Erfordernisse der von Markteintrittsstrategie Export dargestellt und diskutiert werden. Exportunternehmen bevorzugten Strategische Entscheidungen, die im Rahmen des Exportmarketing getroffen werden, betreffen die Zielgruppen und die erfolgversprechende Auswahl geeigneter Ländermärkte bzw. Produktmärkte, Timing-Strategie). Taktische EntscheiZeitstruktur des Markteintritts ( Markteintrittsstrategie, dungen sind zu fällen, wenn die von dem Unternehmen angestrebte Produktpositionierung und die Kommunikationspolitik, internatiFrage der Anpassung des Marketingmix (bspw. Medienauswahl; onale) an die Anforderungen des jeweiligen Auslandsmarktes ( Standardisierung vs. Differenzierung) zur Diskussion stehen. " Albaum, G.; Stranskov, J.; Duerr, E.: Internationales Marketing und Exportmanagement, 3.Aufl., München 2001. Ringle, G.: Exportmarketing, Wiesbaden 1977. Schneider, D.J.G.; Scheuble, R.; Stolz, A.: Exportmarketing für die Volksrepublik China, Aichwald 1986.

Exportmesse Exportneigung

Messe Exportbereitschaft;

Modell der Exportneigung

Exportniederlassung zählt, als Instrument des direkten Exports, zu den unternehmenseigenen Distributionsorganen, welche Auslandsmarkt einrichtet ( Direktinvestition; Exein inländischer Hersteller in einem port; Tochtergesellschaft) Export-Performance ein von der OECD entwickelter Indikator der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Dabei wird die Exportdynamik eines Landes, d.h. die Veränderung seines Exportvolumens, mit der entsprechenden Entwicklung seiner Absatzmärkte in Beziehung gesetzt ( Exporterfolg von Volkswirtschaften).

Exportquote

423

Exportposition wird einerseits als Weltmarktanteil definiert: als Anteil der Exporte eines Landes am gesamten Internationalen Währungsfonds). 2005 belegte Exportvolumen (gemäß der Welthandelsstatistik des die deutsche Wirtschaft zum dritten Mal in Folge den ersten Platz (vor den USA und China), weshalb man häufig auch von der Exportnation bzw. dem Exportweltmeister Deutschland spricht. Zum anderen wird unter Exportposition der Anteil der Importe aus einem bestimmten Land an dem Gesamtimport Distanz eine wesentliche Rolle eines Landes verstanden. Da hierbei nach wie vor die geographische spielt, ist die deutsche Wirtschaft für insgesamt 22 Länder, vor allem aber für seine unmittelbaren Nachbarländer (z.B. Österreich, Tschechien, Polen), der wichtigste Lieferant ( Lieferantenposition). Exportquote Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz eines Unternehmens bzw. einer Branche ( Auslandsquote; vgl. Abb.1). Bisweilen wird auch die Exportquote von Ländern berechnet, als Anteil der Bruttoinlandsprodukt eines Landes (vgl. Abb. 2). Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen an dem Abb. 1: Exportquote wichtiger Branchen (in %) 1991

2006

Chemische Industrie

41

54

Fahrzeugbau

40

60

Maschinenbau

40

56

Elektroindustrie

30

41

Textil-, Bekleidungs- und Ledergewerbe

24

37

Gummi- und Kunststoffindustrie

22

38

Ernährungsgewerbe, Tabak

8

15

Druck- und Verlagsgewerbe

7

10

Quelle: Ursprungsdaten: Statistisches Bundesamt, Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

Abb. 2: Exportquote ausgewählter Industrienationen (2000) Waren-und Dienstleistungsausfuhren (in % des BIP)

Irland Belgien Niederlande Österreich Schweden Norwegen Kanada Schweiz Finnland Dänemark Deutschland Portugal Spanien Frankreich Italien Ukraine USA Japan

91,9 88,0 67,1 48,9 47,4 46,4 45,8 45,1 42,5 42,4 33,4 31,8 29,9 28,7 28,4 27,2 11,0 10,8

Exporte je Einwohner (in %) Irland 20.217 Belgien 18.136 Niederlande 13.275 Norwegen 13.022 Schweiz 11.293 Schweden 9.821 Dänemark 9.284 Kanada 9.092 Finnland 8.788 Österreich 7.867 Deutschland 6.695 Frankreich 4.928 Ukraine 4.752 Italien 4.065 Japan 3.773 Spanien 2.873 USA 2.851 Portugal 2.327

424

Exportreferent

Exportreferent

Exportabteilung

Exportstruktur Matrix der Zusammensetzung des Warenexportes einer Volkswirtschaft, die sich aus der DifferenzieAusfuhr nach Warengruppen ( Standard International Trade Classification [SITC]) und rung der nach Bestimmungsländern ergibt ( Außenhandelsstruktur). Diese Betrachtungsweise kann auf den Export von Dienstleistungen übertragen werden ( Dienstleistungshandel, internationaler). Exportstufenmodell basiert auf lerntheoretisch-behavioristischen Erklärungskonzepten. Mit dem Fortschreiten auf einer Internationalisierung wachsen dieser Vorstellung zufolge Involvement gedachten Stufenleiter der Commitment des Managements (d.h. die durch Bereitstellung der erfor(d.h. innere Bindung) und Organiderlichen Ressourcen und/oder die explizite Berücksichtigung des Auslandsgeschäfts in der sationsstruktur etc. dokumentierte Selbst- Verpflichtung des Unternehmens zu einem längerfristigen Engagement; vgl. Abb.1). Abb. 1: Exportstufenmodell Phase

Typ

„No Involvement“

Am Heimatmarkt orientierte NichtExporteure

„PreInvolvement“

Am Auslandsmarkt interessierte NichtExporteure

„Reactive Involvement“

Reaktive und experimentierende Exporteure mit Exportpotenz

„Active Involvement“

„Committed Involvement“

Aktive Exporteure

Merkmale und Besonderheiten Kein Export und keine Bereitschaft zu künftigen Exporten; Operationalisierung: Exportquote = 0%

Kein Export, aber Bereitschaft zur Aufnahme einer Exporttätigkeit in naher Zukunft; Operationalisierung: Exportquote = 0%; aber Exportaufnahme innerhalb der nächsten drei Jahre vorgesehen Das Unternehmen konzentriert sich auf den Heimatmarkt und exportiert nur in einige (psychisch nahe) Märkte

Produktart (z.B. Transport schwierig bzw. zu aufwändig); Management (z.B. negative Einstellung zum Export); Informationen (z.B. fehlendes Wissen über Auslandsmärkte); Mangel an Ressourcen (z.B. Arbeitskräfte, finanzielle Mittel) Externe Stimuli (z.B. Vorteile des Unternehmens im internationalen Wettbewerb oder gesättigte Märkte im Inland) Interne Stimuli (z.B. auslandsorientiertes Management, überschüssige Ressourcen) Management nimmt kurzfristige Umsatz- und Gewinnchancen auf Auslandsmärkten wahr

Operationalisierung: Exportquote = 1-9% Unternehmen bearbeitet zunehmend mehr ausländische Märkte mit verschiedenen Internationalisierungsstrategien; Operationalisierung: Exportquote = 10-39%

(Stark) engagierte Exporteure

Mögliche Gründe für das Exportverhalten

Viele Märkte werden multioptional mit Hilfe verschiedener Internationalisierungsstrategien bearbeitet; Operationalisierung: Exportquote > 40%

Quelle: in Anlehnung an Bamberger/Evers (1993, S.10); Swoboda (2002, S.76ff.).

Positive, auf Erfahrung beruhende Erwartungen; günstiger Zugang zu Schlüssel-Ressourcen, Bereitschaft, Ressourcen einzusetzen Auslandsumsatz liefert entscheidenden Beitrag zum Gesamtumsatz, und das Unternehmen betrachtet den Export als strategisches Engagement

Exportweltmeister

425

Das Exportstufenmodell ist, wie andere Stufenmodelle der Exportforschung ( Uppsala-Schule) auch, geprägt von der Vorstellung, dass Unternehmen, je nachdem, auf welcher Stufe der Internationalisierung sie agieren, mit charakteristischen Exportbarrieren konfrontiert werden ( Handelshemmnisse). Dies wiederum legt die Zielsetzung nahe, phasen- bzw. stufenspezifische Fördermaßnahmen anzubieAußenwirtschaftsförderung bspw. im Falle von auf der No Involvement-Stufe ten. Demnach soll Einstellung zum Export zu angesiedelten Unternehmen darauf konzentriert werden, eine positive schaffen (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Exportstufengerechte Ausrichtung der Exportförderung Exportstufe

„No Involvement“

„PreInvolvement“

„Reactive Involvement“

„Active Involvement“

„Committed Involvement“

Merkmale und Besonderheiten

Implikationen für die Exportförderung

Export nicht möglich (z.B. Mangel an Human- und Finanzkapital) Exportpotenzial nicht bewusst (z.B. mangelndes Wissen oder Informationen über Auslandsmärkte) Keine Informationssuche

Entwicklung eines positiven Images der Exportwirtschaft (z.B. Publikationen in Unternehmenszeitschriften durch Forscher, Berater)

Kein Export, aber Bereitschaft, in naher Zukunft zu exportieren Aktive Informationssuche

Export in Länder mit geringer psychischer/geographischer Distanz Positive Einstellung zum Export

Informations-/Beratungs- und Schulungsangebote speziell mit Blick auf Auslandsmärkte mit großer kultureller und psychischer Distanz Sprachkurse/Übersetzungshilfen speziell für Belange des Exportgeschäftes Vermittlung von Kontakten zu potenziellen ausländischen Kunden und Lieferanten (z.B. Auslandsmessen)

Bereitschaft, mehr Ressourcen international zu binden Zunehmend multiple Internationalisierungsstrategien Ausgeprägte Exporterfahrung, Export Teil des Alltagsgeschäfts Unternehmen ist in Netzwerke mit ausländischen Beschaffungs- und Absatzmärkten integriert

Reine Informations- und Beratungsangebote überflüssig Förderung kann auf die Ausweitung von Kunden- und Lieferantennetzwerken beschränkt werden (z.B. Auslandsfachmessen, Unternehmenskontakte) Fokus der Förderung sollte auf multiple Internationalisierungsstrategien gelegt werden

Quelle: Förster (2006, S.12), leicht modifiziert.

Exportsubvention Exportverbot

Bereitstellung von Informationen wichtig, da keine Exporterfahrung (z.B. Informationen über Auslandsmärkte, Kulturunterschiede) Vermittlung von Kontakten zu potenziellen ausländischen Kunden (z.B. Auslandsmessen, Firmenpools) Beratung/Schulung/Seminare (z.B. zu Rechtsfragen, zum Prozess des Markteintritts, Versicherungen) Finanzielle Unterstützung (z.B. Kredite)

Subvention

Ausfuhrverbot

Exportvolumen Exportweltmeister

Exporterfolg von Volkswirtschaften Exportposition;

Subvention

426

Exportwirtschaftslehre

Exportwirtschaftslehre befasst sich, ausgehend von Struktur und Prozess des Außenhandelsgeschäfts, mit den Techniken des Exportgeschäfts (deskriptiv) und mit landeskundlichen Fragestellungen (empirisch). Im Mittelpunkt Handelsmittler), des institutionenorientierten Ansatzes stehen die Akteure des Außenhandels (z.B. während der funktionenorientierte Ansatz sich primär mit dem Aufgabenspektrum dieser AußenhanWechdelsinstitutionen befasst und mit dem damit jeweils verbundenen Risiko ( Transferrisiko; selkursrisiko). Ausgangspunkt des waren- und leistungsorientierten Ansatzes sind die Besonderheiten Export/Import von Agrargütern; Anlagen- vs. Sysdes Leistungsgegenstandes (z.B. Verderblichkeit Internationales Investitionsgütermarketing; Immaterialität Internationales Diensttemgeschäft leistungsmarketing,). " Meffert, H.; Althans, J.: Internationales Marketing, Stuttgart 1982, S.29ff. Meissner, H.G.: Exportpolitik vom Standpunkt der Unternehmensführung, Herne 1974.

Externalisierung

Wissensmanagement

Extrahandel im Allgemeinen die Welthandelsströme, die zwischen den verschiedenen Wirtschaftsregionen flieAsien-Pazifik; Triade). Im besonderen Fall der Europäischen Union spricht man ßen (bspw. Drittländern Handel treiben (bspw. Ausfuhr dann von Extrahandel, wenn Mitgliedsländer mit Intrahandel zwischen Mitgliedsländern französischer Ware nach Mexiko). Im Gegensatz dazu findet Handelskoeffizient ist ein Maß für die Konzentstatt (bspw. zwischen Frankreich und Spanien). Der Intrahandels ration des Außenhandels innerhalb einer Ländergruppe. Dabei wird das Volumen des in Beziehung zum Volumen des Extrahandels gesetzt. Extrahandelsstatistik erfasst seit 1.1.1993, d.h. seit Vollendung des Europäischen Binnenmarktes, den grenzüberschreitenden Warenverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Drittländern (= Staaten, die nicht Europäischen Union angehören). Warensendungen, deren Wert 1.000 € bzw. deren Gesamtgeder wicht 1.000 kg übersteigt, müssen hierzu bei der Zollverwaltung angemeldet werden ( Zoll). Die Intrahandelsstatistik zum AußenhanErgebnisse der Extrahandelsstatistik werden mit denen der del Deutschland zusammengefasst. Extraversion

Big Five

Extrinsische Religiosität

Religiosität

Exzentralisierung Merkmal Transnationaler Unternehmen. Theoriegemäß überwindet dieser Unternehmenstyp die Dualität von Zentralisierung und Dezentralisierung, indem er dafür Sorge trägt, dass bislang in der Muttergesellschaft zentralisierte Entscheidungs- bzw. Wertschöpfungsprozesse von anderen Einheiten im Unternehmensverbund übernommen werden ( Zentralisierung vs. Dezentralisierung). Für TransnaTochtertionale Unternehmen ist somit u.a. eine Revision der bisherigen Rollenverteilung zwischen und Muttergesellschaften charakteristisch. " Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.363.

Eye Balling

Metaanalyse

EZB

Europäische Zentralbank

EZU

Europäische Zahlungsunion

F F+E-Intensität Anteil der Ausgaben für Forschung + Entwicklung (F+E) am Bruttoinlands- bzw. Bruttosozialprodukt. Die F+E-Intensität gilt als ein wichtiger Indikator der internationalen Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Fabrik, virtuelle

Kooperation

Fabrikationsrisiko (1) kann vor dem Versand der Ware eintreten und dafür sorgen, dass die Lieferung bzw. Abnahme der Ware unmöglich bzw. unzumutbar ist ( Risiko). Konkret kann es sich dabei um die Risiken Vermögensverfall und Unmöglichkeit bzw. Unzumutbarkeit der Fertigstellung oder des Versands des bestellEmbargo). Der Vermögensfall kann etwa ten Gutes handeln (z.B. aufgrund von Aufruhr, Krieg oder aufgrund von Konkurs/Vergleich bzw. Zwangsvollstreckung beim Schuldner während der Produktionszeit eintreten. (2) Deckung des Fabrikationsrisikos ist in Form von Garantien oder Bürgschaften möglich. Sie wird lediglich als Einzeldeckung und nur dann erteilt, wenn es sich um eine Spezialanfertigung handelt oder aufgrund der Länge der Herstellungsdauer gegebenenfalls ein Weiterverkauf an Dritte schwierig oder unmöglich wäre ( Ausfuhrkreditversicherung). " Jahrman, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.368ff.

Face Negotiation-Theorie Fachserie 7 Fachverband

Konfliktstil

Außenhandelsstatistik Verband

Facility Management

Public Finance Initiative

Factoring Sonderform der kurzfristigen Fremdfinanzierung ( Außenhandelsfinanzierung). Formale Grundlage des Factoring ist ein Vertrag zwischen einem Unternehmen und einem Finanzierungsinstitut, dem Factor (vgl. Abb., nächste Seite). Darin bietet das Unternehmen dem Factor alle oder ausgewählte Forderungen zum Kauf an. Im Gegenzug erklärt sich dieser bereit, für den Klienten u.a. folgende Funktionen zu übernehmen: Debitoren-Buchhaltung, Mahnungen und Eintreiben offener Forderungen ( Inkasso-Funktion), Übernahme des Risikos bei Forderungsausfall (Delcredere-Funktion) und Bevorschussung der angekauften Forderungen (Finanzierungs-Funktion). Das Fälligkeits-Factoring etwa unterscheidet sich von anderen Formen des Factoring dadurch, dass der Factor lediglich das Inkasso der Forderung bei Fälligkeit, nicht jedoch die Finanzierungs-Funktion und im Regelfall auch nicht die Delcredere-Funktion übernimmt.

428

Factory Outlet-Center

Factoring als Ablaufprozess Dienstleistungs-Funktion FACTOR (Kreditinstitut)

Delcredere-Funktion Finanzierungs-Funktion

Verkäufer (Lieferant) = Klient des Factors

Echtes Factoring Unechtes Factoring

Käufer (Kunde)

(2) Im Einzelnen sind folgende Erscheinungsformen zu unterscheiden: Um echtes Factoring handelt es sich, wenn der Factor alle Funktionen wahrnimmt und das Delcredere-Risiko zu 100% trägt. Es ist zumeist auch ein offenes Factoring, d.h. der Klient weist in der Rechnungslegung seinen Kunden darauf hin, dass die entsprechende Forderung an den (benannten) Factor abgetreten wurde und daher die Zahlung auch an diesen zu leisten ist. Wenn die Delcredere-Funktion nicht übernommen wird, handelt es sich um unechtes Factoring. Erfährt der Kunde nicht, dass die Forderung an den Factor abgetreten wurde, spricht man von stillem Factoring. In diesem Fall ist der Rechnungsbetrag an den Klienten zu überweisen, der ihn - wie vertraglich vereinbart - an den Factor weiterleitet. (3) In Deutschland wächst die Factoring-Branche beständig. Vor allem auf Grund starker Zuwachsraten im Auslandsgeschäft setzten sie 2005 insgesamt 55,11 Mrd. € um (2001 = 29,37 Mrd. €). Gründe für Forderungsausfälle sind nach Angaben des Deutschen Factoring Verbandes vorrangig „schlechte Auftragslage“ (= 85%), „momentaner Engpass“ (= 71%), „ungenügendes Eigenkapital“ (= 65%), „Ausnutzen von Lieferkrediten“ (= 47%) bzw. „Vorsatz“ (= 23%; Mehrfachnennung). Die Deutsche mittelständischen Unternehmen als „verFactoring Bank, Bremen, etwa bietet sich vorzugsweise lässlicher Partner auf dem Gebiet der Absatzfinanzierung“ an. (4) Zu den Vorteilen von Factoring zählen unmittelbarer Liquiditätszufluss, umfassender Schutz vor Forderungsausfällen, geringe Gebühren (0,8 – 2,5% des gekauften Forderungsbestands) sowie kompetentes Debitorenmanagement ( Debitor). Als Nachteile werden genannt: Sicherheitsbehalt zum Ausgleich von möglichen Mängeleinreden durch die Debitoren, Abschlag für die Übernahme des Ausfallrisikos (in Abhängigkeit von der Höhe des zu übernehmenden Risikos und der Bonität des Kunden). " Bruns, J.: Internationales Marketing, 3.Aufl., Ludwigshafen 2003, S.247f. Larek, E.; Stein, U.: Leasing, Factoring und Forfaitierung als Finanzierungssurrogate, Köln 1999.

(

http://www.deutsche-factoring.de

Factory Outlet-Center Vertriebsform, bei der in einem einheitlich geplanten, finanzierten und gemanagten Einkaufszentrum (häufig auf der „grünen Wiese”) vorwiegend Zweite-Wahl-Artikel, Auslaufmodelle, Musterkollektionen und Produktionsüberschüsse deutlich verbilligt angeboten werden. FOCs erfreuten sich bislang vor Standorten insgesamt entwickelte Verallem in Großbritannien großer Beliebtheit. Die dort an 39 kaufsfläche von 551.630 m2 entspricht 9,2 m2 VKF pro Einwohner. Im europäischen Vergleich folgen die Schweiz mit sechs Standorten und 8,0 m2 VKF pro Einwohner, Österreich (4 Standorte, 7,3 m2

Fairer Handel

429

VKF), Italien (17 Standorte, 4,9 m2 VKF), Spanien (15 Standorte, 4,7 m2 VKF), Belgien (3 Standorte, 4,2 m2 VKF), Niederlande (3 Standorte, 3,5 m2 VKF), Frankreich (13 Standorte, 3,1 m2 VKF), Polen (5 Standorte, 1,5 m2 VKF) und Deutschland (4 Standorte, 0,6 m2 VKF). An der Zahl der in Planung befindlichen FOCs lässt sich allerdings ablesen, dass künftig eine Nivellierung zu erwarten ist. Obwohl in Deutschland aufgrund eines gemeinsamen Beschlusses der Ministerkonferenz für Raumordnung FOCs nur in Oberzentren und auch dort nur an integrierten Standorten zulässig sind, befinden sich dort mit 22 die meisten Center in Planung, gefolgt von Italien und Frankreich. Fading Out-Joint Venture internationales Gemeinschaftsunternehmen ( Joint Venture), das einem vertraglich festgelegten ZeitEntwickplan folgend in die Hand eines anderen, häufig inländischen Besitzers überführt wird. Schwellenländer schreiben diese Klausel bisweilen aus Sorge vor einer Überfremlungs- und dung ihrer Wirtschaft zwingend vor, wobei der ausländische Geschäftspartner häufig auch anfangs nur eine (49%-)Minderheitsbeteiligung erwerben darf. Fair flowers, fair plants von Union Fleurs, dem internationalen Blumenhandelsverband, geschaffene Initiative. Deren Gütesiegel, das FFP-Siegel, soll als globale Dachmarke ( Marke) positioniert werden und helfen, ökologisch wie auch sozial verantwortliche Produktion als geldwerten Zusatznutzen von Schnittblumen zu Foodfirst Informations- und Aktions-Netzwerk). vermarkten (vgl. auch ( http://www.fairflowers.de Fair Trade

Fairer Handel

Fairer Handel TransFair; Nichtregierungs(1) Ziel verschiedenster Fair Trade-Organisationen ( Care & Fair; Welthandel für mehr Gerechtigkeit, Entorganisation), durch faire Handelsbedingungen im wicklung etc. zu sorgen. Ausgangspunkt dieser Graswurzel-Bewegung, die sich auch als Gegenkraft zur Globalisierung versteht, waren u.a. folgende Beobachtungen bzw. Missstände: extreme Abhängigkeit ganzer Volkswirtschaften vom (häufig sinkenden) Weltmarktpreis für einzelne Rohstoffe (z.B. Kupfer, Kaffee), ausbeuterische Produktionsmethoden ( Sweatshop) z.B. in der Bekleidungs- oder der Sportartikelindustrie, umwelt- und gesundheitsschädigende Produktionsmethoden (z.B. in Teeplantagen oder bei der Goldgewinnung). Fair Trade schließt Öko-Standards nicht zwangsläufig ein ( Standard). Vielmehr entwickeln sich die Rugmark) weitgehend unabhängig voneinander. Bio-Bewegung und die Fair Trade-Bewegung (z.B. Während die einen zunächst die Umwelt schützen wollen, sorgen sich die anderen primär um das Wohlergehen des arbeitenden Menschen. Zu den Ausnahmen zählt Rapunzel. Das bayerische Unternehmen unterhält mit seinen Zulieferern, Kakaoproduzenten in Bolivien etwa oder Gewürzverarbeiter in Madagaskar, ein soziales Partnerschaftsprojekt: das Konzept Hand in Hand. Dabei wird für die eingekauften Biowaren mehr bezahlt als der marktübliche Preis, und ein Prozent des Umsatzes fließt zurück in Hilfsaktionen. Und die Initiative Fair Trade in Gems and Jewellery, ein Zusammenschluss von Bergbauexperten, Edelsteinkundlern und Goldschmieden, will den fairen Handel mit Gold und Kinderarbeit Diamanten etablieren; denn auch diese werden weltweit vielfach mit ausbeuterischer gewonnen. TransFair-Siegel markierten Produkte unter (2) In Deutschland wurden 2008 bspw. die mit dem Weltläden und 22.000 Supermärkten dem Slogan „Armutsbekämpfung mit Genuss“ in über 800 angeboten. Allerdings ist dieses Siegel bislang nur bedingt eine Verkaufshilfe. Wie eine eigene Studie zu erkennen gibt, zweifeln die befragten Studenten in vielerlei Hinsicht (z.B. Preiswürdigkeit, Qualität und Verlässlichkeit) an Fair Trade-Produkten (vgl. Abb., nächste Seite).

430

Fairglobe

Fair Trade-Siegel und ideales Gütesiegel im Vergleich

„Fair Trade“

Ideales Gütesiegel

verlässlich 2,5 kaufentscheidend

2

modern

1,5 1 0,5 hohe Qualität

preiswert

0

- 0,5 -1

überzeugend

glaubwürdig

ansprechend

sympathisch einzigartig

Quelle: eigene Erhebung.

(3) Nach anfänglicher Skepsis scheint sich Fairer Handel zu einem Wachstumsmarkt zu entwickeln. 2008 stieg der weltweite Absatz der von TransFair zertifizierten vermarkteten Produkte (Bananen, Kaffee, Kakao, Schokolade, Orangensaft, Blumen, Wein und neuerdings auch Fußbälle) auf 2,9 Mrd. € (2007 = 2,4 Mrd. €; 2006 = 1,6 Mrd. €). Die deutschen Verbraucher steigerten ihren Fair Trade-Umsatz in diesem Jahr gar um 50% (von 142 Mio. € auf 213 Mio. €). TransFair bezieht diese Produkte aus 48 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika. Mittlerweile bauen selbst Harddiscounter wie Aldi und Lidl ein eigenes Fair Trade-Sortiment auf. 2005 erzielten diese Produkte europaweit einen Umsatz von 1,6 Mrd. €, wobei der britische Markt mit einem Gesamtumsatz von 300 Mio. € eine Vorreiterfunktion erfüllt. Proportional gesehen ist dank des Engagements von Coop und Migros jedoch die Schweiz mit 200 Mio. € Umsatz Spitzenreiter. Daran gemessen könnte Deutschland mit 72 Mio. € allenfalls als Zukunftsmarkt gelten. Diese Hoffnung scheint sich zu erfüllen. Denn 2007 wurden in deutschen Geschäften 142 Mio. € mit Fair Trade-Produkten umgesetzt. Entscheidend für den Erfolg war, dass nicht mehr ausschließlich an die Solidarität der Verbraucher appelliert, sondern der Zusatznutzen, den Fair-Trade-Produkte dem Konsumenten bieten, in den Vordergrund der Argumentation gerückt wurde (insb. Gesundheits- und Umweltschutz). " Balzer, M.: Gerechte Kleidung. Fashion Öko Fair, Stuttgart 2000. Raschke, M.: Fairer Handel. Engagement für eine gerechte Welt, Ostfildern 2009. Raza, W.: Fairer Handel und Global Governance oder De-Globalisierung, in: Journal für Entwicklungspolitik, 21.Jg. (2005), Nr.4, S.93ff.

(

http://www.faire-edelsteine.de; http://www.fair-feels-good.de

Fairglobe Lidl-Eigenmarke, welche dieser Discounter im Segment der Fair Trade-Produkte platziert hat ( genmarke; Fairer Handel)

Ei-

Familienprinzip

431

Faktorakkumulation

Wunder, asiatisches

Faktorbedingungen

Wettbewerbsfaktoren

Faktorei

Fernhandel

Faktormarkt-Arbitrage

Arbitrage-Strategie

Faktorproportionen-Theorem Fall Poitiers

Theorie der Faktorenausstattung

Handelshemmnisse, administrative

Fälligkeits-Factoring

Factoring

Falsifikationstheorie von K. Popper vorgeschlagenes Konzept, das helfen soll, das mit dem Induktivismus verbundene Erkenntnisproblem zu lösen ( Ansatz, induktiver). Das primäre Ziel von Realwissenschaften, „wahre“ Theorien mit hohem Informationsgehalt zu konstruieren, kann demzufolge niemals erreicht werden, da es unmöglich sei, dass Theorien sich als wahr oder wahrscheinlich erweisen. Während intersubjektive empirische Aussagen niemals verifiziert werden können, ist es sehr wohl möglich, sie zu falsifizieren. Somit könne man versuchen, Theorien einer strengen kritischen Prüfung zu unterziehen, indem man sie einerseits zu falsifizieren sucht: d.h. nach Fakten sucht, die mit ihnen in Widerspruch stehen. Andererseits sei es geboten, alternative Theorien mit größerer Erklärungskraft zu entwickeln und dann Kritik erwachsen Ergleichfalls kritisch zu prüfen. Aus dem Wechselspiel von Konstruktion und kenntnisfortschritt: Nur wer „seine“ Theorien nicht für wahr halte, sondern ständig bestrebt sei, deren Schwächen selbst aufzudecken, könne neue, bessere Theorien formulieren. K. Popper geht davon aus, dass die „Vergrößerung des empirischen Gehalts“ (durch Falsifikationsversuche) letztlich eine Annäherung an die Wahrheit ermöglicht. Voraussetzung sind allerdings „strenge Prüfversuche“: Dies bedeutet, dass Untersuchungen so angelegt sein sollten, dass ein Scheitern der zu prüfenden Theorie zu erwarten ist, falls diese falsch sein sollte (also keine Scheinbewährung bzw. Immunisierung). " Opp, K.-D.: Methodologie der Sozialwissenschaften, 3.Aufl., Opladen 1995. Popper, K.R.: Truth, Rationality, and the Growth of Scientific Knowledge, in: Popper, K.R. (Ed.), Conjectures and Refutations. The Growth of Scientific Knowledge, 4th Ed., London 1972, pp.215-250. Stegmüller, W.: Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und analytischen Philosophie, Berlin 1974.

Familie zählt insb. in kollektivistischen Kulturen zu den zentralen Institutionen der Gesellschaft ( Individualismus vs. Kollektivismus). In der turbulenten Geschichte Chinas etwa erwies sich die Familie als die einzige stabile soziale Einheit, was zum einen die Vielzahl von Loyalitätspflichten innerhalb der Familiy Business NetFamilienhierarchie begründet hat und zum anderen die Sonderrolle, welche works in der chinesischen Wirtschaft und als Garanten des Zusammenhalts der Auslandschinesen spielen ( Konfuzianismus; Korporationskapitalismus; Werte, asiatische). Wer die Familie nicht ehrt, kann bspw. Türken nicht als Kunden gewinnen ( Ethno-Marketing). Mustergültig hat dies Mercedes in einer Werbemaßnahme für die V-Klasse beherzigt: Eine in sanfte Pastellfarben getauchte türkische Drei-Generationen-Familie preist Familienfreundlichkeit, Sicherheit und Transportkapazität dieses Modells. Die Nummernschilder tragen die Buchstaben E und V, die zusammen das türkische Wort für Haus und Familie ergeben. Familie, strategische Familienprinzip

Keiretsu

Humanprinzip;

Managementlehre, japanische

432

Familienstatus

Familienstatus

Marktforschung, internationale

Familienstruktur ist in Deutschland vor allem durch die Zunahme der Single-Haushalte und die Abnahme der Ein-KindFamilien gekennzeichnet ( Haushaltsstruktur). Stabil blieb hingegen der Anteil der Familien mit vier bis mehr Kindern (jeweils 8%; vgl. Abb.). Familienstruktur im internationalen Vergleich (Anteil der Frauen nach Anzahl der Kinder, in %) Keine Kinder

Ein Kind

Zwei Kinder

Drei Kinder

Vier und mehr Kinder

Frauenjahrgang 1945 Deutschland

13

30

35

14

8

USA

11

13

33

23

20

Großbritannien

10

13

43

22

12

Italien

10

19

41

23

7

Frankreich

9

20

37

21

13

Norwegen

9

12

41

29

9

Irland

6

12

16

26

40

Spanien

6

10

36

28

20

Frauenjahrgang 1960 Deutschland

26

22

32

12

8

USA

19

16

35

19

11

Großbritannien

19

12

39

20

10

Italien

15

25

42

15

3

Frankreich

10

18

40

22

10

Norwegen

11

15

40

25

9

Irland

15

11

26

26

22

Spanien

11

26

46

13

4

Quelle: Dickmann (2003, S.55).

" Dickmann, N.: Demographischer Wandel. Geburtenraten im internationalen Vergleich, in: IW-Trends, 30.Jg. (2003), Nr.1, S.45-57.

Familiensystem feudalistisch-konfuzianisches Prinzip der Strukturierung und Führung sozialer und ökonomischer Organisationen ( Konfuzius). Im Gegensatz zum sozialen Familiensystem, das auf natürliche Kooperation hin ausgerichtet ist, basiert jenes auf Autorität und Loyalität. Im Wirtschaftsleben bspw. findet das soziale Familiensystem in dem Unternehmensziel 'kyodotai' seinen Ausdruck. Dieses bedeuHarmonie und organische Zusammenarbeit in einer Gemeinschaft. Dieses tet nicht weniger als: (Unternehmens-)Ziel wird primär durch verständnisvolle und freundschaftliche Unterstützung erreicht. " Koboyashi, H.: Wirtschaftsmacht Japan. Strukturen und Organisationen, Köln 1980.

Family Business Network

Familie;

Netzwerk, interorganisationales

Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen; FAO Food and Agriculture Organization of the United Nations penholz;

Export von Tro-

Farbe

FAQ

433

Qualitätsklausel

Far East

Naher Osten

Farbe Kom(1) ein in vielerlei Hinsicht äußerst wirksames Mittel zur Gestaltung bzw. Unterstützung von munikations- und Marktprozessen aller Art. Farben werden wesentlich schneller wahrgenommen als Text- und Bildinformationen. Sie bieten aber nicht nur diesen informationsökonomischen Vorteil, sondern eignen sich auch in besonderem Maße für den Bedeutungs- bzw. Emotionstransfer ( Emotion). Farben werden genutzt, um ein bestimmtes (Unternehmens- bzw. Produkt-)Image zu kommunizieren (z.B. Verlässlichkeit, Hochwertigkeit) und Produktverpackungen so zu gestalten, dass die gePräferenzen geweckt werden. Gleiches gilt für die Erwartungen der Verbraucher, was wünschten den Inhalt einer konkreten Dose, eines Beutels oder einer Schachtel betrifft. Auch in diesem Fall werden Farben gezielt eingesetzt, um Kaufentscheidungsprozesse zu lenken ( Konsumentenverhalten). Für Pkw-Käufer bspw. ist die Farbe, nach dem Preis und der Qualität des Angebots, das drittwichtigste Entscheidungskriterium. Ein Fall aus der Praxis soll diese Aussagen konkretisieren: Die Farbe Blau wird gewöhnlich mit WohlVertrauen und Sicherheit assoziiert, während Grau für Stärke, Exklusivität und Erfolg steht. stand, Orange wiederum signalisiert vorrangig preiswürdig (= positive Assoziation) bzw. billig (= negative Assoziation). Konsequenterweise verwenden Banken in ihren Logos häufig blau oder grau und vermeiden die Farbe Orange. Für Discounter hingegen ist sie hilfreich, um deren USP „Preisvorteil“ zu symbolisieren ( Symbol). (2) Die Farbwirkung ist teils universalistisch (vgl. Abb.1), überwiegend jedoch kulturspezifisch. Abb. 1: Kulturübergreifendes Bedeutungsspektrum aktiv, erregend

beruhigend,

gewalttätig, heiß,

friedvoll, kühl,

vibrierend, wild

Rot

passiv, sanft, still

Gold

Schwarz

Blau

Orange

Braun

Grün

Gelb

Purpur

Weiß

Quelle: Madden et al. (2000, S.99).

Um erklären zu können, warum manche Farben weltweit dieselben Assoziationen auslösen und andere kulturspezifisch konditioniert sind, unterscheidet die Mehrzahl der Wissenschaftler zwischen primären und gemischten Gefühlen. Demzufolge sind die für das Überleben notwendigen Primärgefühle wie Furcht und Zorn genetisch verankert (d.h. angeboren), weshalb sie im interkulturellen Vergleich stabilere Farbassoziationen auslösen als die „zusammengesetzten Gefühle“ (z.B. Neid, Eifersucht), die in einem kulturspezifischen Umfeld erlernt werden. Verschiedenartige sprachgebundene Kulturzeugnisse (z.B. Erzählungen, Märchen, Mythen, Literatur) sorgen schließlich dafür, dass sich kulturspezifisch stabile Farb-/Gefühlsmuster ausbilden. Systematische Studien in 20 Ländern haben gezeigt, dass folEinstellungsdimensionen laden: Evaluation (= Blau gende Farben hoch auf den drei grundlegenden und Grün), Potenz (= Schwarz und Rot) sowie Aktivität (= Rot). Im Einzelnen hat sich gezeigt: a) Farbpräferenz: In vielen Untersuchungen erweist sich Blau als die beliebteste Farbe (z.B. in China, Kolumbien, Österreich, Taiwan, USA). Kaum weniger Anklang findet Weiß. Nimmt man Grün, Rot und Schwarz hinzu, so bilden diese fünf Farben in wechselnder Reihenfolge die Gruppe der beliebtesten Farben.

434

Farbe

Die Farbpräferenz hängt von vielen Einflussfaktoren ab, nicht zuletzt vom Klima. So werden in kühlen Regionen der Welt bevorzugt Glühbirnen gekauft, die dank eines hohen Anteils der Farbe Rot am Lichtspektrum ein warmes Licht spenden, während in heißen Regionen zumeist kühl anmutende Lichtquellen gekauft werden (d.h. Glühbirnen mit einem hohen Blauanteil). b) Farbbedeutung: Kulturübergreifend verbinden die Menschen mit den Farben Blau, Grün und Weiß tendenziell ähnliche Bedeutungen (vor allem „friedvoll“, „sanft“ und „beruhigend“). Schwarz und Braun provozieren hauptsächlich den Eindruck „traurig“ oder „altbacken“. Hinzu kommt in Brasilien, China, Kolumbien bzw. Taiwan die Deutung „förmlich“ sowie in Österreich, Hong Kong und USA „maskulin“. Weltweit wird Rot als einzigartig wahrgenommen und mit „aktiv“, „heiß“, „vibrierend“ und häufig auch mit „emotional“ bzw. „scharf“ in Verbindung gebracht. (3) Farben sind jedoch auch Symbole, die kulturspezifisch codiert und entschlüsselt werden: Ein und Kulturen angehören, unterschiedliche Assodieselbe Farbe kann bei Betrachtern, die verschiedenen Symbolgehalt von Farben lässt sich ziationen auslösen. Der häufig kulturspezifisch variierende zumeist auf die damit verbundenen Erfahrungen zurückführen. Dass Grün bspw. einerseits mit Lebendigkeit und andererseits aber auch mit Gift assoziiert wird, lässt sich mit den kulturspezifischen Lebensweisen erklären. Diese bedingen häufig unterschiedliche Erfahrungen, weshalb man den einzelnen Kulturräumen unterschiedliche Wirkungen bzw. Bedeutungen zuFarben in den verschiedenen schreibt. So ist in vielen von Dürre geprägten Wüstenregionen Grün eine besondere Farbe, die Farbe Islam. Die Haut des höchsten ägyptischen des Paradieses und konsequenterweise die Farbe des Gottes ist grün. Im europäischen Kulturraum überwiegen dagegen andere Konnotationen. Grün steht dort zwar auch für Hoffnung, weil das erste zarte Frühlingsgrün die Hoffnung auf ein baldiges Ende der kargen und nicht selten lebensbedrohlichen Winterzeit keimen lässt und das Blattgrün Leben, Nationalstolz der Iren. Wir Früchte etc. verspricht. Grün symbolisiert auch den sprichwörtlichen sind aber auch grün vor Neid, weil häufig an der Galle erkrankt, wer sich viel ärgert; und Gallensaft ist gelbgrün. Giftgrün schließlich verweist auf die Art und Weise, wie in alten Zeiten die Farben hergestellt wurden, Grün bspw. unter Zusatz von Arsen. Napoleon, der an schleichender Arsenvergiftung starb, liebte zu seinem Unglück diese Farbe so sehr, dass er seine Wohnräume mit buchstäblich giftgrünen Tapeten schmücken ließ. Dass das feuchte Klima des Orts seiner Verbannung (auf St. Helena) das Gift aus den grünen Tapeten lösen würde, ahnte er nicht. Stark kulturabhängig ist bspw. auch, welche Farbe als Trauerfarbe dient: Während hierzulande und in vielen anderen Ländern Schwarz für den Tod steht, hat in weiten Teilen Asiens die Farbe Weiß diese Funktion inne und in Ägypten Rot. Weiterhin zeigte sich, dass gesättigte Farben vorzugsweise mit Gefühlen wie Ärger oder Stärke in Verbindung gebracht werden ( Emotion). Im Einzelnen konnten für fünf Farben landesspezifisch relativ stabile Assoziationen zwischen Farbe und Gefühl ermittelt werden. So assoziierten alle Probanden, gleich welcher Nationalität sie angehören, mit den „Un-Gefühlen“ Wut und Furcht die „UnFarbe“ Schwarz und mit Eifersucht die Farbe Rot. Während jedoch Deutsche und Russen „gelb vor Neid“ sind, assoziieren Polen (= rot), Amerikaner ( = grün) und Mexikaner (schwarz bzw. purpur) ganz andere Farben mit diesem Gefühl. Nicht eindeutig zuordenbar waren Blau, Braun, Grau, Orange, Pink, Violett und Weiß. Allerdings ist die Farbsymbolik ambivalent, wie das Beispiel des Farbcodes des Haushaltsreinigers Frosch zeigt. In einer Reihe von europäischen Ländern kann man die in der Kommunikationsstrategie des Herstellers festgelegte Assoziationskette „Frosch-Natur-Umwelt“ in allen Phasen und auf allen Ebenen der Marktkommunikation durch die Farbe Grün unterstützen bzw. bilden (z.B. auf dem Produkt selbst sowie auf den auf Verpackung und Verschlusskappe angebrachten Etiketten). In Ländern wie Italien und Schweden überwiegt jedoch der negative Bedeutungsgehalt dieser Farbe (Neid, Unreife, Unerfahrenheit) die in anderen Kulturen vorrangigen positiven Assoziationen: D.h. dort wird Grün vorrangig mit Hoffnung, Natur, Gesundheit und Glück in Verbindung gebracht (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Weiß wiederum symbolisiert im europäischen Kulturraum Reinheit, Unschuld und JugendKonfuzianismus bzw. vom Islam geprägt sind, ist dies jedoch die lichkeit. In Ländern, die vom Farbe des Todes und der Trauer, weshalb die Werbefigur Ronald McDonald mit ihrem clownesk weiß geschminkten Gesicht bei japanischen Konsumenten keinen Anklang fand.

Farbe

435

Abb. 2: Symbolsprache von Farbe weltweit Rot

Blau

Grün

Gelb

Weiß

Ägypten

Tod

Tugend Glaube Wahrheit

Fruchtbarkeit Stärke

Glück Stärke

Fröhlichkeit

Brasilien

Wärme Leidenschaft Feuer Ärger Gewalt Hass

Ruhe Gleichgültigkeit Kälte

Hoffnung Freiheit Unreife Krankheit

Freude Sonne Glück Neid Krankheit

Reinheit Sauberkeit Friede

China

Glück

Himmel Wolken

MingDynastie Himmel Wolken

Geburt Reichtum Macht

Tod Reinheit

Dänemark

Feuer Liebe Gefahr

Qualität

Hoffnung Gesundheit Langeweile

Neid Gefahr Falschheit

Unschuld Reinheit

Trauer Sorge

Finnland

Leidenschaft Liebe Feuer Ärger

Unschuld Geldmangel Kälte

Hoffnung Neid

Unschuld Sauberkeit

Sorge Eifersucht

Frankreich

Aristokratie Vergnügen Schüchternheit Hitze Ärger

Freiheit Frieden Ärger Furcht

Kriminalität Jugendlichkeit Furcht

Vorläufigkeit Krankheit

Neutralität Reinheit Jugendlichkeit

Sorge Pessimismus Eifersucht Trunkenheit

Indien

Leben Kreativität

Wohlstand Fruchtbarkeit

Erfolg

Tod Reinheit

Italien

Ärger Feuer Gefahr

Furcht

Jugendlichkeit Neid Geldknappheit Depressiver Ärger

Ärger

Unschuld Furcht Erfolgslosigkeit

Japan

Ärger Gefahr

Gemeinheit Trauer

Zukunft Jugend Energie

Anmut Adel

Tod

Österreich

Leidenschaft Liebe Ärger Feuer

Treue

Hoffnung

Eifersucht

Unschuld

Trauer

Pakistan

Heiratszusage (Frauen) Ärger

Glück JungfräulichFrömmigkeit keit Ewiges Leben Ärger Schwäche

Eleganz Trauer Nüchternheit

Trauer Hilflosigkeit

Portugal

Feuer Leidenschaft Krieg Blut

Eifersucht Schwierigkeit, Probleme zu lösen

Hoffnung Neid

Verzweiflung Plage

Unschuld Reinheit Friede

Trauer Sorge Hunger

Schweden

Güte Ärger Feuer Wut

Kälte Blauäugigkeit Leichtgläubigkeit

Unerfahrenheit Neid

Geldmangel (Slang)

Güte

Sorge Depression

Schweiz

Ärger Feuer

Romanze Ärger Wut

Unwohlsein Unreife

Neid

Unschuld Reinheit

Pessimismus Illegalität

USA

Gefahr

Männlichkeit

Sicherheit

Feigheit

Reinheit

Quelle: Russo/Boor (1993, S.346); Wilkes (1977, S.112).

Schwarz

Tod Geheimnis Trauer

Depression

436

Farbe

Bei genauerer Betrachtung erweist sich die „Doppelnatur“ von Farben im interkulturellen Vergleich jedoch als ein Oberflächenphänomen. Auf einer tieferen Ebene lässt sich zumeist wieder eine gemeinsame Basis für scheinbar Widersprüchliches finden. Das weiße Hochzeitskleid (westlicher Kulturkreis) und das weiße Trauerkleid (östlicher Kulturkreis) symbolisieren beide Übergang: einerseits vom Mädchen zur verheirateten Frau und andererseits vom diesseitigen zum jenseitigen Leben. Im Übrigen ist für die psychologische Wirkung nicht primär der Farbton an sich (also rot, grün oder blau) maßgeblich. Worauf es ankommt, sind Sättigungsgrad (d.h. Anzahl der Farbpigmente) und Farbwert (= Anteil von schwarz bzw. weiß in der Farbe, also Dunkelheit bzw. Helligkeit einer Farbe). Empirisch lässt sich nachweisen, dass dunklere Farben eher für ein Gefühl der Entspannung sorgen, während stark gesättigte Farben den Betrachter anregen. Weiterhin weiß man, dass in Ländern mit einer starken Tendenz zur Unsicherheitsvermeidung die Menschen entspannende Farben bevorzugen. Stark gesättigte, helle Farben sind hingegen für Länder charakteristisch, die Unsicherheit akzeptieren. So berichtet B.H. Schmitt (S.33), dass in Japan, einem Land mit starker Tendenz zur Unsicherheitsvermeidung, bevorzugt Pastelltöne sowie harmonische Farben verwendet werden. Intrakulturell lässt sich diese Mehrdeutigkeit (vgl. Abb. 3) zumeist auf die materielle Basis der symbolischen Bedeutung zurückführen. Im Falle der Farbe Rot ist dafür die unterschiedliche Funktion von Blut maßgeblich. Solange es in den Adern fließt, symbolisiert Blut das Leben. Tritt es dagegen aus dem Körper aus und wird damit sichtbar, dann drohen Krankheit und Tod. Dies erklärt, warum die Farbe Rot einerseits Liebe, Wärme und Kraft und andererseits Ärger, Gefahr und Krieg symbolisiert. Verständlicherweise wurde die Farbe Blau als Symbol des Himmels, des Unendlichen und Immateriellen genutzt. Damit lag allerdings auch die Assoziation mit dem Tod nahe, weshalb in Japan Blau (und Grün) Trauerfarben sind. Im alten Ägypten waren die Wände der Nekropolen blau. Abb. 3: Ambivalenz der Farbwirkung Positive Assoziationen

Negative Assoziationen

Blau

Ruhe, Behaglichkeit, Harmonie, Sicherheit

Kälte, Ferne

Rot

Liebe, Wärme, Kraft

Aggressivität, Brutalität, Gefahr

Grün

Hoffnung, Leben, Sympathie

Heid, Abscheu

Schwarz

Würde, Eleganz, Macht

Angst, Trauer, Enge

Gelb

Anregung, Energie, Heiterkeit

Eifersucht, Verlust

Rosa

Zärtlichkeit, Geborgenheit

Schüchternheit, Hilflosigkeit

Weiß

Reinheit, Integrität, Ehrlichkeit

Kühle, Langeweile

Quelle: Heller (1989).

(4) Vielfach kommen jedoch Kombinationen von Farben zum Einsatz (z.B. bei Logo, Produktgestaltung, Verpackung). So symbolisiert für Chinesen „Schwarz auf Rot“ Glück, weshalb diese Farbkombination zumeist Einladungskarten für ein freudiges Ereignis ziert (insb. Hochzeit). „Rot auf Weiß“ wird z.B. in Japan, Melanesien oder Mexiko häufig für rituelle Zwecke eingesetzt ( Ritual). Markenschutz bedeutsam sein ( Farbmarke). In den USA stuft der (5) Farben können auch für den Europäischen GeLanham Act (Produkt-)Farben als schutzwürdig ein. Einer Entscheidung des richtshofes zu Folge sind unter bestimmten Bedingungen auch im Binnenmarkt Farben markenrechtlich eintragungsfähig (z.B. die Farbe Orange; EuGH Urt. v. 6.5.2003-/Rs. C104/01). Voraussetzung hierfür ist der durch eine konkrete Prüfung geführte Nachweis, dass der so genannte maßgebliche Verkehrskreis eine bestimmte Farbe oder charakteristische Kombinationen von Farben als unterscheidungskräftiges Zeichen wiedererkennt, wenn er beim späteren Erwerb der Ware eine erneute Kaufentscheidung zu fällen hat. Dieser Rechtsauffassung ist bspw. auch das Bundespatentgericht gefolgt, als es die Farbkombination Magenta/Grau für bestimmte Waren und Dienstleistungen „als von Hause aus“ unterscheidungskräftig anerkannte (BPatG, 24.7.2002, Az. 29W [pat]101/02). Nach einem achtjährigen „juristischen Tauziehen“ gelang es im Oktober 2003 auch der Deutschen Post, ihre Hausfarbe, das charakteristische (Post)Gelb (Farbton RAL 1032) markenrechtlich schützen zu lassen.

Fatalismus

437

" Adams, F.M.; Osgood, C.E.: A Cross-Cultural Study of the Affective Meanings of Color, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.4 (1973), No.2, pp.135-156. Gorn, G.: Effects of Color as an Executional Cue in Advertising, in: Management Science, Vol.34 (1997), No.10, pp.1387-1400. Heller, E.: Wie Farben wirken, Reinbek 1989. Hupka, R.B.; Zaleski, Z.; Otto, J.; Reidl, L.; Tarabrina, N.V.: The Colors of Anger, Envy, Fear, and Jealousy. A Cross-Cultural Study, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.28 (1997), No.2, pp.156-171. Izard, C.E.: The Psychology of Emotions, New York 1991. Osgood, C.E.: The CrossCultural Generality of Visual-Verbal Synesthetic Tendencies, in: Behavioral Science, Vol.5 (1960), pp.146-169. Madden, T.J.; Hewett, K.; Roth, M.S.: Managing Images in Different Cultures. A Cross-National Study of Color Meanings and Preferences, in: Journal of International Marketing, Vol.8 (2000), No.4, pp.90-107. Plutchik, R.: Emotion. A Psychoevolutionary Synthesis, New York 1980. Russo, P.; Boor, S.: How Fluent is Your Interface? Designing for International Users, in: Interchi ’93, pp.342-347. Schmitt, B.H.: Language and Visual Imagery. Issues of Corporate Identity in East Asia, in: The Columbia Journal of World Business, Vol.11 (1995), Winter, pp.28-33. Simon, J.: The Management of Advertising, Englewood Cliffs/NJ 1971. Wilkes, M.W.: Farbe kann verkaufen helfen, in: Marketing Journal, 10.Jg. (1977), Nr.2, S.111-114.

Farbmarke ist aufgrund eines Grundsatzurteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus dem Jahre 5/2003 unter Bezug auf Art.2 der Richtlinie 89/104/EWG grundsätzlich schützbar (entsprechend: §3,1 MarkenG). Damit eine abstrakte Form (ohne natürliche Begrenzung) aufgrund einer speziellen Farbe als Marke eingetragen werden kann, müssen allerdings einige Voraussetzungen erfüllt sein. Zur Dokumentation genügen weder die bloße sprachliche Beschreibung noch das Hinterlegen eines Farbmusters (da dieses verblassen oder sich auf andere Weise verändern kann). Erforderlich ist die zweifelsfreie Dokumentation mittels eines international anerkannten Codes (z.B. RAL-Nummer des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung). Auch ist die markenrechtlich geforderte Unterscheidungskraft der (farblichen) Markierung am ehesten dann gegeben, wenn diese sich auf möglichst wenige Waren oder Dienstleistungen bezieht und der relevante Markt möglichst begrenzt ist. Weiterhin spielt die in der Branche übliche Farbverwendung eine wesentliche Rolle. Die Deutsche Telekom etwa konnte nur deshalb die Kombination Magenta/Grau als Farbmarke eintragen lassen, weil die Prüfung ergeben hatte, dass ihre Wettbewerber als Gestaltungs- und Blickfangelement eindeutig andere Farben einsetzen. Deshalb hätte bspw. BMW trotz der unterstützenden Assoziation „Bayern“ keine Aussicht auf Erfolg, wenn es die Farben Blau/Weiß markenrechtlich schützen lassen wollte. Da diese Kombination im Automobilsektor weit verbreitet ist, besitzt sie weder die erforderliche Unterscheidungskraft noch ist sie immun gegenüber dem Freihalteinteresse der Konkurrenten. " Bormann, S.S.: Alleinstellung durch Farbe, in: Absatzwirtschaft, 46.Jg. (2003), Nr.11, S.54. Sekretaruk, W.: Farben als Marken, Köln 2005.

Farshoring Faschismus

Offshoring Imperialismus

Fast Moving Consumer Goods schnell „drehende“ Waren des täglichen Bedarfs (

Euro Preis Barometer-Index)

Fatalismus (1) Ergebenheit in die als unabänderlich wahrgenommene Macht bzw. Zwangsläufigkeit des Schicksals. Dem tatsächlichen oder vermeintlichen Fatalismus kollektivistischer Gesellschaften wird häufig Kontrollüberzeugung gegenübergestellt, die für Angehörige individualistischer Gesellschaften die charakteristisch sein soll ( Individualismus vs. Kollektivismus). Indessen ist diese Dichotomie allzu Hinduismus aufzeigen lässt. Gemäß der Lehre vom Karma ist das simpel, wie sich am Beispiel des gegenwärtige Leben Resultat früherer Leben und somit scheinbar vorbestimmt. Deshalb gehen VertrePlater der Fatalismus-These davon aus, dass in solchen Ländern längerfristige und zielorientierte nung nicht üblich bzw. wenig erfolgversprechend sei. Tatsächlich aber kennt auch der Hinduismus ein individualistisches, selbstverantwortliches Heilskonzept, das durchaus mit langfristigem, selbstverantwortlichem Denken und Handeln einhergeht (bzw. solches fordert). Und das hinduistische Lebensphasen-Konzept sieht für Männer jüngeren und mittleren Alters eine „weltliche“, an materiellen und familiären Zielen ausgerichtete Lebensplanung vor. Umgekehrt ist auch dem Westen der Typus der fatalis-

438

FATF

tischen Kultur, die in manchen Industrieländern als Subkultur der Kulturpessimisten sichtbar wird ( Kulturpessimismus), nicht fremd ( Group-/Grid-Ansatz). Religiosität ein positiver sowie zwischen Fatalis(2) Empirisch lässt sich zwischen Fatalismus und mus und Religiosität einerseits und innovativem Kaufverhalten andererseits ein negativer ZusammenKonsumentenverhalten). Religiöse Menschen sind fatalistischer hang nachweisen ( Innovation; als Nichtreligiöse und weniger als diese bereit, neuartige Güter und Dienstleistungen zu erwerben. Im Übrigen geht Fatalismus mit einer starken externen Kontrollorientierung einher. Das eigene Schicksal wird nicht als selbst bestimmt wahrgenommen, sondern als abhängig von einer äußeren Institution (z.B. einem allmächtigen Gott). " Arensberg, C.M.; Niehoff, A.H.: Introducing Social Change, Chicago 1964. Fiori, K.L.; Brown, E.E.; Cortina, K.; Antonucci, T.C.: Locus of Control as a Mediator of the Relationship between Religiosity and Life Satisfaction. Age, Race, and Gender Differences, in: Mental Health, Religion and Culture, Vol.9 (2006), No.3, pp.239-263. John, J.; Tansuhaj, P.; Manzer, L.; Gentry, J.: Fatalism as an Explanation of the Cross-Cultural Differences in the Perception of Uncertainty in the Marketplace, AMA Workshop on Culture and Subculture, Chicago 1986. Strohschneider, S.: Kultur ! Denken ! Strategie. Eine indische Suite, Bern 2001, S.52f. Tansuhaj, P.; Gentry, J.W.; John, J.; Manzer, L.L.; Cho, B.J.: A Cross-National Examination of Innovation Resistance, in: International Marketing Review, Vol.8 (1991), No.3, pp.7-20.

FATF

Financial Action Task Force on Money Laundering Marktauswahl, heuristische

Faustregel

Guided Capitalism

Favor Seeking Fax-Sendung Fazilität FBM FBOOT

Kommunikation, kommerzielle

Strukturanpassungsfazilität, erweiterte Netzwerk, interorganisationales Betreibermodell

FDI Akronym des englischsprachigen Terminus für Feasibility-Studie Federal Reserve

Machbarkeitsstudie Europäische Zentralbank

Federal Trade Commission Feederschiff

Direktinvestition: Foreign Direct Investment

Wettbewerbspolitik, supranationale

Door to Door-Konzept

Fehlschluss, naturalistischer

Fundamentalismus

Fehlschluss, ökologischer begeht, wer die auf der makroökonomischen bzw. makrosoziologischen Ebene von Landeskulturen Unternehmenskulturen bestehende Beziehung zwischen Variablen auf die individuelle bzw. Ebene, d.h. die Beziehung zwischen einzelnen Personen überträgt. Dieser Fehler (Ecological Fallacy) unterläuft häufig dann, wenn Kultur persönlichkeitspsychologisch interpretiert wird: als Modalpersönlichkeit ( Anthropomorphismus). Beim „umgekehrten ökologischen Fehlschluss“ (Reverse Ecological Fallacy) überträgt man Befunde, die auf Individualebene gewonnen wurden, unzulässigerweise auf die Ebene der (Landes-)Kultur. " Smith, P.B.: Nations, Cultures and Individuals. New Perspectives and Old Dilemmas, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.35 (2004), No.1, pp.6-12.

Feilschen

439

Feiertag (1) jährlicher wiederkehrender, gewöhnlich arbeitsfreier Tag, der häufig religiös-kirchlichen Ursprungs ist (z.B. Weihnachten, Ostern), bisweilen aber auch weltlichen Charakter hat (z.B. 1. Mai). OffenkunRituale, die an Feiertagen begangen werden (z.B. Verstecken von Ostereiern, Weihdig sind die nachtsgeschenke, 1. Mai-Demonstration). (2) Feiertage sind in allen Gesellschaften dazu bestimmt, herausragende Ereignisse von gesellschaftlichem bzw. religiösem Rang zu würdigen. Früher stand dabei das Feierliche (z.B. in Gestalt einer würdevollen Zeremonie) im Vordergrund. In der jüngeren Vergangenheit fand vor allem der Umstand Aufmerksamkeit, das Feiertage bezahlte Freizeit sind ( Standortdiskussion). Im europäischen Vergleich stehen die meisten landesweiten Feiertage, die nicht regelmäßig auf einen Sonntag fallen, den Belgiern zu, die wenigsten den Niederländern (vgl. Abb.). Anzahl landesweiter Feiertage, die nicht regelmäßig auf einen Sonntag fallen

Belgien

16

Luxemburg

12

Irland

Österreich

14

Frankreich

11

Deutschland

9

Griechenland

13

Finnland

11

Italien

9

Dänemark

12

Portugal

11

Schweden

9

Spanien

12

Großbritannien

11

Niederlande

8

10

Quelle: Europäische Kommission.

Dass deutsche Arbeitnehmer von besonders vielen Feiertagen profitieren, zählt zu den vielen KliStandortdiskussion. Das Wort vom „Freizeitpark Deutschland“ (H. Kohl) sollte die Deutschees der schen als Freizeit-Weltmeister denunzieren, die deshalb von den „bienenfleißigen“ asiatischen Konkurrenten überholt und letztlich von den Weltmärkten verdrängt werden. Edith Cresson hatte als Premierministerin Frankreichs einen Proteststurm ausgelöst, als sie öffentlich mutmaßte, die Söhne Nippons seien „kleine gelbe Männer, die pausenlos darüber nachdenken, wie sie uns morgen wieder über den Tisch ziehen können“! Tatsächlich aber ist nirgendwo die Zahl der amtlichen Feiertage so groß wie in Asien. Spitzenreiter Thailand bringt es auf 19 offizielle Feiertage, von denen keiner verfallen kann; denn Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, werden dort, wie auch in anderen asiatischen Ländern am Montag „nachgefeiert“ (z.B. Volksrepublik China). Die Japaner wiederum lassen die Arbeit nicht nur an 15 amtlichen Feiertagen ruhen, sondern gewohnheitsmäßig noch an Silvester, dem 2. Januar und dem 4. Mai, weil es sich nicht lohnt, dafür extra den Urlaub zu unterbrechen. Sollte ein Feiertag nicht zwangsläufig auf ein konkretes Datum fixiert sein, transferiert der Gesetzgeber neuerdings diesen notfalls auf den naheliegenden Montag. „Das muntere »Feiertageschieben« wird ganz ernsthaft unter dem Projekttitel Blauer Montag betrieben“ (R. Köhler). " Germany Trade & Invest (Hrsg.): Feiertage im Ausland, Berlin 2010 (Bestell-Nr. 14622). Köhler, R.: Freizeitpark Japan, in: Süddeutsche Zeitung, Nr.77 (3.-5.4.1999), S.21.

Feilschen spezielle Art der (Preis-)Verhandlung, in deren Verlauf Käufer und Verkäufer einer Leistung deren Zahlungsbedingungen interaktiv aushandeln ( Preispolitik, internationale; VerPreis und die handlung). (1) Erklären lässt sich Feilschen u.a. verhaltenstheoretisch und spieltheoretisch. Aus kulturtheoretikollektivistischen Kulturen eine soziale scher Sicht erfüllen Preisverhandlungen besonders in Funktion. Sie gelten als eine Form des interpersonellen Austauschs. Käufer und Verkäufer nehmen sich Zeit, eine Beziehung zueinander aufzubauen, und betrachten die (Preis-)Verhandlung als Mittel zu diesem Zweck. So berichten Ackermann & Tellis, die chinesische Einwanderer in Kalifornien beobachteten, dass diese dreimal (Männer) bzw. siebenmal (Frauen) so lange brauchten, um ein bestimmtes Produkt zu kaufen, als Amerikaner. Am Beispiel des Einkaufsverhaltens von je 100 Kunden aus den

440

Feindbild

USA und Singapur stellte D.Y. Lee fest, dass chinesisch-stämmige Kunden nicht nur lieber Preise verhandeln als Amerikaner, sondern dabei auch einen höheren prozentualen Nachlass anstreben. Auch im kollektivistisch geprägten Nahen Osten lässt man sich beim Einkaufen Zeit, wobei die PreisverRitual ablaufen. Die Kulturdimension Ungewissheitsverhandlungen nach einem festen meidung ist in diesem Zusammenhang insofern von Bedeutung, als ein fixer Preis den 'status quo' repräsentiert und dem Käufer (wie dem Verkäufer) die Sicherheit gibt, dafür eine bestimmte Leistung zu erhalten (d.h. einen angemessenen Gegenwert). Auf diese Art von Transparenz legen verständlicherweise Menschen aus risikoaversen Kulturen besonderen Wert ( Risikopräferenz). Sie fürchten mehr die Möglichkeit, bei einem Geschäft benachteiligt zu werden, als die Chance zu verpassen, sich durch die Verhandlung einen Vorteil zu verschaffen. Kulturbedingte Ungewissheitsmeider (z.B. Deutsche) präferieren Preistransparenz und verhandeln weniger gerne als Menschen in ungewissheitstoleranten Kulturen (z.B. China, Singapur). (2) Ob und wie gefeilscht wird, hängt weiterhin von der Kaufsituation ab. Wird diese durch eindeutige Abläufe strukturiert, dann ist nicht nur in den Industrieländern die Wahrscheinlichkeit, dass Käufer zu feilschen versuchen, relativ gering. Auch im Nahen Osten stellt sich ein Supermarkt-Kunde „ganz normal“ an der Kasse an und bezahlt die ausgezeichneten Preise. Unstrukturierte Kaufsituationen hingegen erleichtern das Feilschen. Strukturlosigkeit ist charakteristisch für Märkte, aber auch für Auktionen. Gleiches gilt für den Business-to-Business-Bereich, wo elektronische Marktplätze und der Preis zumeist Verhandlungssache ist. Vor allem im Anlagengeschäft, wo es im Regelfall um große Auftragsvolumina geht, wird „gefeilscht“ ( Investitionsgütermarketing, internationales). Hinzu kommt, dass in individualistischen Kulturen das Feilschen zwar nicht kulturell verwurzelt ist, aber neuerdings von einem bestimmten Kundentypus als sportliche Herausforderung betrachtet wird. Weniger als andere zu bezahlen: dies ist für Smart Shopper Selbstzweck. Ihnen geht es nicht so sehr um den Preisvorteil an sich, sondern um den sozialen Vergleich. Sie wollen ihrer sozialen Umwelt zeigen, wie clever sie sind (= symbolische Funktion). " Ackermann, D.; Tellis, G.: Can Culture Affect Price? A Cross-Cultural Study of Shopping and Retail Prices, in: Journal of Retailing, Vol.77 (2001), pp.57-82. Backhaus, K.; Voeth, M.: Industriegütermarketing, 8.Aufl., München 2007, S.387ff. Fenske, M.: Marktkultur in der Frühen Neuzeit, Köln 2006. Lee, D.Y.: Retail Bargaining Behavior of American and Chinese Customers, in: European Journal of Marketing, Vol.23 (2000), No.1/2, pp.190-206.

Feindbild

Kulturkreis;

Länderstereotyp

Animosität

Feindseligkeit

Feindseligkeit, kulturelle (1) allgemein die grundsätzliche Einstellung zum Engagement von Fremden im eigenen Kultur- und Lebensraum. (2) Terpstra & Sarathy haben kulturelle Feindseligkeit als eine der fünf Dimensionen ihres Konzepts Kultur vorgeschlagen. Sie meinen damit hauptsächlich die Umwelt als eine Randbedingung der von Unternehmenstätigkeit. Eine Kultur gilt dann als feindselig, wenn sie es einem ausländischen Unternehmen nachhaltig erschwert, seine Ziele zu erreichen. Dieses Konzept ist abzugrenzen von der Fremdenfeindlichkeit ( Fremde; Xenophobie). " Terpstra, V.; Sarathy, R.: International Marketing, 7th Ed., Orlando/FL 1997.

Feindstaaten-Klausel Feldabhängigkeit Feminine Kultur Ferner Osten

Antikomintern-Pakt

Interkulturelle Psychologie Maskulinität vs. Feminität

Naher Osten;

Symbol

Festung Europa

441

Fernhandel (1) geht begrifflich auf die Unterscheidung von mercanti piccoli und mercanti grandi (ital.) im Mittelalter zurück. Wörtlich übersetzt bedeutet dies zwar Klein- und Einzelhandel einerseits und Großhandel andererseits. Letzterer aber war identisch mit dem Handel, der größere Warenmengen im Regelfall „aus der Ferne“ bezog und an den Detailhandel weiterverkaufte. Streng genommen bezeichnete man damals nur den Fernhandel als mercatante. Die kleinen Einzelhändler hingegen hießen venalitiarii, pizzicainoli oder rivenditori. Während sie im Mittelalter auf eine Stufe mit Gaunern und Dieben gestellt wurden, war der Fernhandel vergleichsweise angesehen: Zum einen, weil er in der Lage war, Güter herbeizuschaffen, die es nur in fernen Ländern gab bzw. in Notzeiten lebensrettend sein konnten, und zum anderen, weil es eines gewissen Grades an Bildung bedurfte, um im Fernhandel erfolgreich Landeskunde, Kenntnis der Wähsein zu können (Warenkunde, Menschenkenntnis, Rechtskunde, Handelsbräuche etc.). Dass der Fernhandel soziokulturell auf rungen, des Finanzwesens und der einer ganz anderen Stufe stand als der Klein- und Einzelhandel, dafür spricht auch die dazu erforderliche logistische Kompetenz ( Logistik). Denn die Fernhändler gründeten, um ihre Aufgaben erfüllen zu können, teils eng- und teils weitmaschige Netze von Niederlassungen. Diese Faktoreien wurden jeweils von einem Faktor geleitet ( Auslandsniederlassung). (2) Erste historische Zeugnisse, welche einen systematischen Fernhandel sowie den Unterhalt von Handelsstraßen (Land- und/oder Seehandel) belegen, finden sich bei den Assyrern, den Ägyptern sowie den Phöniziern. In Zentraleuropa entwickelte sich erst ab dem 12. Jahrhundert ( Hanse) ein systematischer Fernhandel. Im 16. Jahrhundert verlagerte sich dessen Schwerpunkt dann von Nord- nach Süddeutschland, wo sich die Handelshäuser der Fugger, Welser und Höchstetter gegenüber ihren Konkurrenten durchgesetzt hatten. Jacob Fugger (1459-1525), genannt der Reiche, zählte zu den bedeutendsten Unternehmern Europas. „Er wird mehr Geld als die Medici besitzen, oft genug über Krieg und Frieden entscheiden und Kaisern zu ihrer Krone verhelfen“ (Hamman 2003, S.34). " Hamman, G.: Jacob und die dummen Herren. Jacob Fugger war Europas mächtigster Frühkapitalist, in: Die Zeit, Nr.49 (27.11.2003), S.34. Kaufer, E.: Spiegelungen wirtschaftlichen Denkens im Mittelalter, Innsbruck 1998, S.47ff. Moore, K.; Lewis, D.: The First Multinationals. Assyria circa 2000 B.C., in: Management International Review, Vol.38 (1998), No.2, pp.95-107. von Pölnitz, G.: Fugger und Hanse. Ein Hundertjähriges Ringen um Ostsee und Nordsee, Tübingen 1953.

Fernsehen

Medien, elektronische

Fernsehrichtlinie

EU-Fernsehrichtlinie

Fernsehwerbemarkt Fertiggericht Fertigungstiefe

Kommunikationspolitik, internationale

Verpackung;

Zeitgeiz

Arbeitskosten;

Festung Deutschland

Outsourcing

Deutschland AG

Festung Europa (1) schlagwortartiger Ausdruck für den vor allem von Vertretern der Entwicklungs- und SchwelEuropäische Union zwar im Binnenverhältnis Handelslenländer beklagten Umstand, dass die hemmnisse vergleichsweise weitgehend beseitigt hat, der Marktzugang für Nichtmitglieder vor allem Freihandel; Lomé-Abim Agrar- und Textilbereich aber vorsätzlich erschwert bleibt ( Armut; kommen; Regionalisierung, transnationale; Weltagrarmarkt). Wie die „Festung Europa“ wirkt, Zuckermarktes aufzeigen. Trotz eines Weltmarktpreises lässt sich u.a. anhand der Perversion des von 180 €/To sorgt das aus Festpreisen, Produktions- und Ergänzungserstattungen und ExportverZöllen sowie Präferenz- und Sonderpräferenzregeln bestehende „Zuckerregime“ pflichtungen, Europäischen Union Zucker für 720 €/To verkauft wird. dafür, dass in der

442

Feudalismus

(2) Mit dem Begriff „Festung Europa“ wird vielfach auch der Versuch bezeichnet, unerwünschte Immigration in großem Umfang durch verstärkte Grenzkontrollen an den Außengrenzen der Europäischen Gemeinschaft so frühzeitig wie möglich zu stoppen. Ausgangspunkt war das 1985 im luxemburgischen Schengen von Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland geschlossene Abkommen, dessen Kernsatz lautet: Die Binnengrenzen dürfen an jeder Stelle ohne Personenkontrollen überschritten werden. Dem Schengener Abkommen traten in den Folgejahren Spanien, Italien, Portugal, Österreich und Griechenland bei. 2001 fielen die Personenkontrollen auch an den Grenzen der nordischen Staaten Dänemark, Finnland und Schweden sowie an den nicht zur Europäischen Union gehörenden Staaten Island und Norwegen. Zugleich wurde vereinbart, die Außengrenzen der Schengen-Staaten streng zu überwachen. " Sassen, S.: Migranten, Siedler, Flüchtlinge. Von der Massenauswanderung zur Festung Europa, 7.Aufl., Frankfurt/Main 1997.

Feudalismus FFP FIAF

Zeitbewusstsein

Fair flowers, fair plants Strukturfonds

Internationaler Verhaltenskodex für die sozial- und umweltverträgliche Produktion von FIAN Schnittblumen FIB

Financial Investigation Bureau Culture Free Intelligence-Test

Figure Reasoning Test

Filiale rechtlich unselbständiges Organ eines Unternehmens. Bei einem Auslandsengagement haben landsniederlassungen, Betriebsstätten und Repräsentanzen einen vergleichbaren Status. Filterverfahren

Aus-

Marktauswahl

Financial Action Task Force on Money Laundering in Paris ansässiges, 1989 von der OECD gegründetes multinationales Gremium, dem 29 Länder aus Europa sowie Nord- und Südamerika angehören. Im Fokus der Arbeit der FATF stehen Asien, Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche ( Fluchtkapital). Der Umfang dieses illegalen Kapitalstroms wird weltweit auf jährlich 500 Mrd. $ geschätzt. Instrumente, die auf nationaler wie auf internationaler Ebene helfen sollen, dieses Ziel zu erreichen, sind einerseits eine Liste mit 40 Empfehlungen und andererseits eine Schwarze Liste, auf der 15 „High Risk“-Länder bzw. Territorien verzeichnet sind. Dort wird systematisch gegen allgemein akzeptierte internationale Standards der Bekämpfung der Geldwäsche verstoßen. " Baker, R.W.: Illegale Kapitalflucht. Gefahr für die globale Stabilität, in: Internationale Politik, 55.Jg. (2000), Nr.6, S.17-22.

Financial Engineering

Steuerbelastung

Financial Intelligence Unit

Kapitalflucht

Financial Investigation Bureau Nachfolgeorganisation des Commercial Crime Bureau (CCB). Als eine von drei Serviceeinrichtungen Internationalen Handelskammer (ICC) zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität unterstützt der das FIB seine Mitglieder bei der Verhinderung und Ahndung von Finanzbetrug. Folgende Instrumente werden hierzu genutzt: ein Online-Dienst, der „minutennahe Warnhinweise rund um die Uhr“ verbrei-

Finanzdienstleistungsmarketing, internationales

443

tet, Analyse von Finanztransaktionen ( Geldwäsche), Prüfung der Echtheit von Zertifikaten (bspw. Dokumenten-Akkreditive). monatlich ca. 2.000 Finanzagent Person, die gegen eine Gebühr von im Regelfall 5-12% des transferierten Kapitals ihr Privatkonto zur Verfügung stellt, damit mit dessen Hilfe Geld für Dritte angenommen und weitergeleitet werden kann. Finanzagenten sind wichtige Mediäre der weltweiten Geldwäsche, deren jährliches Volumen auf eine Billion Dollar geschätzt wird ( Kapitalflucht). Finanzdienstleistungsgesellschaft

International Financial Services Center

Finanzdienstleistungsmarketing, internationales muss angesichts des sich in diesem Bereich nur zögerlich formierenden europäischen Marktes im Regelfall noch höchst unterschiedlichen Ausgangsbedingungen und Strukturvariablen Rechnung tragen. (1) Marktpotenzial: Deutschland und Großbritannien sind europaweit die bedeutendsten Märkte für Privatkunden im Allgemeinen und Verbraucherkredite im Besonderen (vgl. Abb. 1). Die Slowakei sowie Ungarn fallen hingegen durch sehr hohe und Italien sowie Spanien durch hohe Wachstumsraten Sparquote: Deutschland (= 10,5%) zählte auf. Große Unterschiede bestehen auch hinsichtlich der 2004 zusammen mit Frankreich (= 11,8%), Italien (= 11,5%) und Norwegen (= 10,2%) zu jenen OECD-Ländern, in denen die privaten Haushalte mehr als ein Zehntel ihres frei verfügbaren Einkommens „auf die hohe Kante“ legen; Österreich (= 8,3%), die Niederlande (= 7,3%) und Japan (= 6,9%) bilden das Mittelfeld, während u.a. Finnland (= 2,7%), die USA (= 1,8%) und Australien (= - 3,0%) am Ende der Rangskala stehen. Abb. 1: Europäische Märkte für Konsumentenkredite (2007) Marktanteil

Durchschnittliche Kredit-

Anzahl

belastung pro Haushalt

Haushalte

(in €) 12.857

(in Mio.) 25,2

20,8

5.845

39,2

Großbritannien

(in %) 29,5

Deutschland Frankreich

12,4

5.265

25,8

Spanien

9,5

6.516

16,1

Italien

8,9

4.102

23,9

Belgien

1,6

3.942

4,4

Portugal

1,6

4.788

3,7

Sonstige

11,7

Polen

2,1

1.691

13,8

Ungarn

0,9

2.498

3,8

Tschechien

0,8

1.984

4,5

217,8

Slowakei

0,1

368

1,9

Schweden

0,1

532

2,5

Russland

-

1.094

53,0

Quelle: Europa Konsumbarometer 2008.

(2) Distributionspolitik: Das Filialnetz unterliegt einem Strukturwandel (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Europäischen Union die Anzahl der Mit Ausnahme Frankreichs wurde in allen Mitgliedsländern der Bankfilialen reduziert, allen voran in den Niederlanden (- 26,3%) und in Belgien (- 22,1%).

444

Finanzdienstleistungsmarketing, internationales

Abb. 2: Filialnetz in ausgewählten europäischen Ländern Anzahl Zweigstellen 1998

2002

39.039 324

Österreich Belgien

Veränderung

Einwohner je Zweigstelle

1998-2002 (in %)

1998

2002

39.021

0,0

1.021

1.039

271

-16,4

1.325

1.642

4.587

4.466

-2,6

1.762

1.824

7.129

5.550

-22,1

1.433

1.862

Italien

26.283

29.921

+13,8

2.192

1.939

Deutschland

45.227

38.200

-15,5

1.814

2.159

Frankreich

25.428

26.162

+2,9

2.301

2.340

Niederlande

6.787

5.002

-26,3

2.322

3.230

Spanien Luxemburg

Großbritannien

15.854

14.873

-6,2

3.746

4.023

EU

185.110

178.315

-3,7

2.026

2.142

Euro-Raum

164.768

159.274

-3,3

1.830

1.932

Quelle: Europäische Zentralbank, Structural Analysis of the EU-Banking-Sector, November 2003.

Kooperationsstrategie mit besondeIn der jüngeren Vergangenheit wurde eine spezielle Form der rem Nachdruck verfolgt: der als „Bankassurance“ bezeichnete Vertrieb von Versicherungsprodukten durch die Vertriebsorgane einer Bank. Diese Strategie kommt in den einzelnen Ländern in unterschiedlicher Intensität zum Einsatz. Auch sind Finanzierungsangebote am Point of Sale vor allem für die Automobilbranche interessant, während sie für den Vertrieb von Möbeln, Haushaltsgeräten, Unterhaltungselektronik etc. weniger bedeutsam sind. Für Online-Banking bieten sich vor allem solche Ländermärkte an, in denen nur eine Minderheit der Bevölkerung keinen Internetzugang besitzt. Zu diesen Ländern zählen bspw. die Schweiz (= 19%) und die Niederlande (= 29%). Vergleichsweise positive strukturelle Bedingungen boten 2007 für diesen Vertriebsweg weiterhin Deutschland und Großbritannien (mit jeweils 33%), während vor allem in Italien (= 56%) und Spanien (= 60%) mangels Internetzugang große Streuverluste drohen. Auch Frankreich (= 42%) ist diesbezüglich ein schwieriger Markt. Den Daten von EUROSTAT lässt sich entnehmen, dass die Landschaft des Online-Banking in Europa dreigeteilt ist (vgl. Abb. 3). Spitzenreiter sind die nordeuropäischen Länder (> 50%), das Mittelfeld bilden die mitteleuropäischen Länder (25-35%), und die südeuropäischen Länder sind die Nachzügler mit weniger als 20%. Abb. 3: Teilnehmer am Online-Banking (2007, in %) Island

72

Irland

24

Finnland

66

Litauen

21 16

Niederlande

65

Spanien

Dänemark

57

Polen

13

Estland

53

Portugal

12

Deutschland

35

Italien

12

Belgien

35

Tschechien

12

Großbritannien

32

Bulgarien

Frankreich

32

2

Quelle: Deutsche Bank Research, Eurostat 2008.

(3) Das Preisniveau für alltägliche Bankleistungen ist in der Schweiz hoch und in den Niederlanden tief (vgl. Abb. 4, nächste Seite). Deutschland gehört zusammen mit Australien, Italien und Norwegen zum hochpreisigen Segment.

Finanzdienstleistungsmarketing, internationales

445

Abb. 4: Jährliche Durchschnittspreise für alltägliche Bankdienstleistungen in 19 Ländern (2005, in €)

Schweiz

137

Australien

123

Italien

113

Norwegen

102

Deutschland

98

USA

93

Polen

91

Frankreich

89

Spanien

81

Österreich

79

Kanada

76

Portugal

69

Tschechien

68

Großbritannien

65

Belgien

57

Schweden

49

Slowakei China Niederlande

48 29 25

Quelle: Cop Gemini Ernst & Young, ING und European Financial Management & Marketing Association: World Retail Banking Report 2005, in: Bank und Markt, Nr.12 (2007), S.39.

(4) Leistungsqualität: Die Lafferty Group, London, hat auf der Basis von Testkäufern und anderen Analyseverfahren das Leistungsniveau im Privatkundengeschäft in zehn Ländern hinsichtlich einer Reihe von Kriterien beurteilen lassen (z.B. aktive Kundenansprache, verkaufsfördernde Maßnahmen, Ausstattung der Filialen mit Automaten, Erscheinungsbild der Filialen). Auf einer von 1 bis 10 reichenden Skala schnitten dabei portugiesische Filialen (8,1) am besten ab, gefolgt von Großbritannien (8,0), Deutschland (7,6), Rumänien (7,1) und Polen (6,7). Mit deutlichem Abstand dahinter rangierten Ungarn (5,4), Frankreich (5,3), Tschechien (5,2), Bulgarien (5,0), Spanien (5,0) und Italien (3,6). (5) Kundenabwanderung: Eine besondere Problematik stellt der Missbrauch von EC- und Kreditkarten dar. Wie eine Umfrage von Esta, dem Branchenverband der europäischen Geldtransportunternehmen, ergab, sind europaweit bereits 22 Mio. Karteninhaber Betrugsopfer geworden, davon 4,9 Mio. in Deutschland. Am stärksten betroffen aber sind die Briten (vgl. Abb. 5, nächste Seite). Derartige negativ-kritische Ereignisse bringen rund ein Drittel der Opfer dazu, in Zukunft auf dieses Produkt verzichten zu wollen. Während Spanier, Italiener und Deutsche diese Konsequenz überproportional häufig zu ziehen beabsichtigen, lassen sich Franzosen und Briten davon weniger beeindrucken. (6) Einstellungen der Kunden: Die so genannte Aktienkultur ist international höchst unterschiedlich ausgeprägt. Während bspw. in der Schweiz, wo 30% der Bevölkerung Aktien besitzen und die Börsenkapitalisierung der im Inland gelisteten Unternehmen 312% des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, in den USA (25%/148%) und in Großbritannien (23%/151%) die Aktie im Mittelpunkt der Anlage- und Finanzierungsstrategien von Privatanlegern steht, präferieren ( Präferenz) die risikoaversen Deut-

446

Finanzielle Zusammenarbeit

schen (7% / 54%) die Geldanlage in kurzfristigen festverzinslichen Papieren bzw. Investmentfonds und Ungewissheitsvermeidung). Lebensversicherungen ( Risikowahrnehmung und Risikobereitschaft, international bzw. interNicht zuletzt hat das internationale Finanzdienstleistungsmarketing die Einstellungen zu Geld & Reichtum zu berücksichtigen. kulturell variierenden Abb. 5: Kartenbetrug in Europa Betroffener Anteil der Bevölkerung (in %)

Anteil der Kartenbetrugsopfer, die künftig Bargeld bevorzugen wollen (in %)

Großbritannien

19

24

Frankreich

10

22

Spanien

10

46

Belgien

9

27

Deutschland

9

43

Niederlande

9

31

Italien

8

45

Schweden

8

31

Quelle: Esta (2006).

" Klein, W.: Die Wiederentdeckung des Privatkunden, in: Bank und Markt, 36.Jg. (2007), Nr.7, S.16-19. Kox, N.: Bankvertrieb bei Talanx. Nur Exklusivkooperationen, in: Bank und Markt, 36.Jg. (2007), Nr.5, S.41-42.

Finanzielle Zusammenarbeit konzentriert sich im Rahmen der Entwicklungspolitik bzw. Entwicklungshilfe auf die FinanzieEntwicklungsländer diese Hilfe rung von Sachgütern und Anlageinvestitionen. Während „normale“ in Gestalt zinsgünstiger Kredite erhalten, handelt es sich bei der Gruppe der ärmsten Länder ( HeaLeast Developed Countries) zumeist um nicht zurückzahlbare Finanvily Indebted Poor Countries, Kreditanstalt für Wiederaufbau zierungsbeiträge. Für die Bundesrepublik Deutschland nimmt die Technische Zusam(KfW) diese Aufgabe wahr. Von der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) ist die menarbeit (TZ) abzugrenzen. Finanzierung von Auslandsgeschäften

Außenhandelsfinanzierung;

Factoring

Finanzierungsfunktion

Finanzierungsinstrument zur Ausrichtung der Fischerei Finanzinstitution, internationale Finanzinvestition

Finanzkredit

Kompensationsgeschäft

Bestellerkredit

Finanzkredit, gebundener Finanzkredit, ungebundener

Strukturfonds

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

Portfolioinvestition

Finanzkompensation

Exportfinanzierung

Bestellerkredit Außenhandelsförderung

Finanztransaktionen, internationale

447

Finanzkreditdeckung sichert den Rückzahlungsanspruch, den die kreditgebende Bank gegenüber einem ausländischen BeExportunternehsteller hat. Mit dem von der inländischen Bank im Regelfall auf Vermittlung des men gewährten Darlehen kann der Importeur den fälligen Kaufpreis bereits bei Lieferung der Ware bezahlen. Finanzkrise spezielle Erscheinungsform einer Krise. Die Finanzkrise wird durch die Zahlungsunfähigkeit wichtiger Finanzdienstleistungsunternehmen ausgelöst bzw. sichtbar. Zu unterscheiden sind die BankenkriWährungskrise sowie die Krise, in deren Verse (z.B. Subprime-Krise), die Finanzsystemkrise, die lauf ein Land bzw. mehrere Länder den zur Tilgung ihrer Auslandsschulden erforderlichen Schuldendienst nicht mehr leisten ( Kapitalströme; Mexikokrise; Verschuldungskrise, weltweite). Finanzmanagement, globales in hohem Maße abhängig von den weltweit höchst unterschiedlichen Rahmenbedingungen, z.B. rechtlicher und politischer Art. Traditionelle Aufgaben dieses Unternehmensbereiches (z.B. KapitalbeschafFinanzierung von Auslandsgeschäften oder Management von Wechfung, Kapitalstrukturpolitik, selkursrisiken) wurden im Zuge der in den 1990er-Jahren weltweit verstärkten Shareholder-OrienInternationalitierung zu einem umfassenden Finanzmanagement integriert und im Sinne einer Rechnungslegung erweitert (z.B. entsprechend den International Accounting Standards sierung der [IAS]). " Battermann, H.L.; Broll, U.: Wechselkursrisiko und Risikomanagement, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 27.Jg. (1998), Nr.2, S.60-64. Hayn, S.: Trend zur internationalen Rechnungslegung, in: LebensmittelZeitung, Nr.27 (19.2.1999), S.44. Sauer, H. D.: Formen der Finanzierung von Exportgeschäften, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.493-509. Seethaler, P.: Praxishandbuch Treasury Management. Leitfaden für die Praxis des Finanzmanagements, Wiesbaden 2007.

Finanzmarkt

Euromarkt

Finanzmarkt-Arbitrage Finanzmarktkrise

Arbitrage-Strategie

Weltwirtschaftskrise

Finanzpolitik Gesamtheit der politischen, insb. gesetzgeberischen Maßnahmen, welche das Bundesministerium der Finanzen ergreift, um durch eine solide Einnahmen- und Ausgabenstruktur angemessenes Regierungshandeln zu ermöglichen. Weitere allgemeine finanzpolitische Ziele sind die Förderung sozialer Gerechtigkeit durch Umverteilung, Konjunkturförderung sowie Förderung des Wirtschaftswachstums. Wichtige Instrumente sind die Festlegung von Art und Höhe der Steuern ( Steuerbelastung), Festlegung von Subventionen, Aufnahme neuer Kredite und Verabschiedung des Haushalts. Finanztransaktionen, internationale lassen sich unterteilen in induzierte und autonome Transaktionen. Kapitalströme, die in unmittelbarem Zusammen(1) Induzierte Finanztransaktionen sind Geld- und Leistungsbilanz verzeichnet werden und für Nachfrahang mit Transaktionen stehen, welche in der Währungen sorgen. Hierzu zählen der Export und der Import von ge nach ausländischen Waren und Dienstleistungen sowie Transaktionen, welche durch grenzüberschreitende Arbeitstätigkeit bzw. internationale Vermögensanlagen bedingt sind ( Handel, internationaler). (2) Autonome Finanztransaktionen dienen nicht der Finanzierung des internationalen Handels, sondern sind Folge des Strebens nach Gewinn- und Renditemöglichkeiten. Hierbei gilt es, die kurzfristigen, spekulativ orientierten von den langfristigen Finanztransaktionen zu unterscheiden, welche als Anlage Globalisierung, die u.a. durch eine nachhaltige Liberalisierung der gedacht sind. Im Zuge der

448

Finanzzoll

Finanzmärkte gekennzeichnet ist, haben die autonomen Finanztransaktionen überproportional an Bedeutung gewonnen. " Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.385ff.

Finanzzoll Firmenpool mbH

Zollpolitik IHK-Gesellschaft zur Förderung der Außenwirtschaft und der Unternehmensführung

First Tier Supplier Mitglied einer Wertschöpfungskette, welches einen Original Equipment Manufacturer (OEM) Second Tier Supplier; Lead Supplier) direkt beliefert (vgl. auch Fishbein-Modell Fiskalzoll Fit

Einstellung

Zollart

Export-Import-Similarity

Fit, kultureller Übereinstimmung hinsichtlich der Landeskultur- und/oder der Unternehmenskultur zwischen zwei oder mehreren Transaktionspartnern. Besteht zwischen dem akquirierenden und dem akquirierten Unternehmen ( Merger & Acquisition) eine starke kulturelle Distanz, so mindert der mangelnde kulturelle Fit den Shareholder Value ( Cultural Diligence; Distanz, kulturelle). " Datta, D.K.; Puia, G.: Cross-Border Acquisitions. An Examination of the Influence of Relatedness and Cultural Fit, in: Management International Review, Vol.35 (1995), No.4, pp.337-359.

Fit, strategisch-kultureller (1) Übereinstimmung von Management-Praktiken und Landeskultur. Die Variable „strategischkultureller Fit“ hat sich als bedeutsam erwiesen, wenn es darum geht, die Aussagekraft von Modellen Gesellschaften, welche zu verbessern. Wie die Organisationsforschung zeigen konnte, sind in Machtdistanz prinzipiell akzeptieren, die Mehrzahl der Unternehmen stärker zentralisiert und hierarchisch organisiert ( Organisationsstruktur) und beteiligen ihre Mitarbeiter weniger an wichtigen Entscheidungsprozessen als in anderen Gesellschaften. Die geringere Partizipation bedingt ein schwächeres Involvement der Mitarbeiter und in der Folge Defizite der Unternehmen auf den verschiedenen Leistungsebenen (z.B. Unternehmenswachstum, finanzieller Erfolg). Erfolgsfaktor ist, sondern nur dann, (2) Dies bedeutet nun aber nicht, dass Partizipation 'a priori' ein wenn Landeskultur und folglich Erwartungen sowie tief sitzende Überzeugungen von Management und Mitarbeitern kongruent sind ( Kultur). „The efficacy of participation in high power distance cultures is doubtful. Employees in high power distance cultures are likely to view participative management with fear, distrust and disrespect because participation is not consistent with the national culture. Managers who encourage participation in these countries are likely to be seen as weak and incompetent. Morris & Pavett, for example, found participative management to be related positively to performance in the U.S. but not in Mexico. More authoritarian management practices were effective in Mexico but not in the U.S.. A.M. Jaeger argues that management initiatives such as team building are not effective in high power distance cultures because employees from different levels in the organization are not comfortable interacting face-to-face in a group” (Newan & Nollen, p.756). " Denision, D.R.: Corporate Culture and Organizational Effectiveness, New York 1990. Denision, D.R.; Mishra, A.K.: Toward a Theory of Organizational Culture and Effectiveness, in: Organization Science, Vol.6 (1995), pp.204-223. Haire, M.; Ghiselli E.E.; Porter, L.W.: Cultural Patterns in the Role of the Manager, in: Industrial Relations, Vol.2 (1993), pp.95-117. Jaeger, A.M.: Organization Development and National Culture. Where’s the Fit?, in: Academy of Management Review, Vol.11 (1986), pp.178-190. Laurent, A.: The Cultural Diversity of Western Conceptions of Management, in: International Studies of Management and Organi-

Flexibilität

449

zations, Vol.13 (1983), pp.75-96. Laurent, A.: The Cross-Cultural Puzzle of International Human Resource Management, in: Human Resource Management, Vol.25 (1986), pp.91-102. Morris, T.; Pavett, S.M.: Management Style and Productivity in Two Cultures, in: Journal of International Business Studies, Vol.23 (1992), No.1, pp.169-179. Schneider, S.C.; De Meyer, A.: Interpreting and Responding to Strategic Issues. The Impact of National Culture, in: Strategic Management Journal, Vol.12 (1991), pp.307-320.

Fixing

Devisenbörse

Fixkostendegression F-Kunde

Skaleneffekte

Basel II

Flaggen-Protektionismus systematische Bevorzugung inländischer Anbieter durch staatliche Instanzen. Wie in vielen anderen Buy Staaten, so sind auch in den USA bspw. Behörden, Gemeinden etc. seit ca. 40 Jahren zum HanAmerican verpflichtet. Flaggen-Protektionismus ist eine Erscheinungsform der nichttarifären delshemmnisse ( Protektionismus). Flaggschiff Multinationales Unternehmen, das global engagiert ist und dessen Zulieferer ( Global Sourcing) Multinationales selbst „Multis“ sind (wie Du Pont, das General Motors mit Autolacken beliefert; Unternehmen). Weiterhin zeichnet diesen Unternehmenstypus aus, dass er zu wichtigen Kunden über viele Jahre hinweg stabile Beziehungen unterhält. Flaggschiffunternehmen sind zentrale Knoten von Netzwerken, dauerhafter und belastbarer als strategische Allianzen. Diese moderinternationalen Kooperationsformen werden primär mit dem Ziel gegründet, Kosten zu senken (z.B. durch eine nen Kooperation]) oder den Marktzugang zu erBeschaffungskooperation [ Beschaffung, globale; leichtern. " Rugman, A.M.; D’Cruz, J.R.: The Theory of the Flagship Firm, in: European Management Review, Vol.15 (1997), No.4, pp.403-411.

Flexibilität (1) Fähigkeit eines Unternehmens, schnell und variabel auf Veränderungen, die z.B. von den Bedingungen des jeweiligen (Auslands-)Marktes, den politischen Instanzen oder dem technologischen Wettbewerbsumfeld ausgehen können, zu reagieren. Von Built-in-Flexibility spricht man, wenn „Infrastruktur, Managementsysteme und Technologien in den einzelnen Teileinheiten der Unternehmung aufeinander abgestimmt sind“ (Kutschker & Schmid, S.330). Diese Autoren zählen das Ausmaß an „eingebauter Flexibilität“ zu jenen vier Faktoren, die zusammen mit der Intensität des unternehmensinternen Ressourcenflusses, der Anzahl von Abstimmungspartnern und der Intensität der AbstimmungsaktivitäIntegration innerhalb eines Interten sowie der Ausprägung gemeinsamer Kontexte den Grad an nationalen Unternehmens ausmachen. Diese Variable erlaube es, zusammen mit den Dimensionen Art und Umfang der Wertschöpfung im Ausland sowie Anzahl und geographisch-kulturelle Distanz der von dem Unternehmen bearbeiteten Ländermärkte den Unternehmenstypus zu definieren ( Distanz, kulturelle). Sie wurde auch dazu herangezogen, um die so genannte Überlebenswahrscheinlichkeit von Auslandsniederlassungen zu prognostizieren ( Markteintrittsstrategie). (2) Flexibilität zählt zu jenen Schlüsselkonzepten oder Schlagworten, die in der jüngeren Vergangenheit die Diskussion über die Bedingungen von Unternehmenserfolg geprägt haben. H. Meffert etwa stellt die Steigerung der Unternehmensflexibilität als gleichrangigen Erfolgsfaktor neben die Erringung Built-in-Flexibilität und Aktionsflexibilität sollen die Anpasvon Kosten- und Qualitätsvorteilen. sungsfähigkeit an neue Entwicklungen gewährleisten und den unternehmerischen Handlungsspielraum sichern. Die Erfolgsfaktorenforschung definiert mit Blick auf die Analyse des Exporterfolgs Flexibilität allerdings als eine individuelle Eigenschaft (d.h. als ein Persönlichkeitsmerkmal erfolgreiÄnderungscher Exportmanager bzw. von Managern erfolgreicher Exportunternehmen), während bereitschaft die organisationale Flexibilität (d.h. von Unternehmen) meint. Beide sind Dimensionen des Konstrukts Auslandsorientierung.

450

Flexpatriate

(3) Die Theorie der operationalen Flexibilität rückt das transnationale Wissensmanagement in den Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit. Fokus der Diskussion über die (4) Aus finanzmathematischer Sicht meint Flexibilität das Recht, nicht jedoch die Pflicht, eine bestimmte Handlung künftig auszuführen. Als Exportflexibilität etwa wird die Wahlfreiheit verstanden, eine bestimmte Produktionsmenge nur dann im Ausland abzusetzen ( Export), wenn dafür günstige Wechselkursbedingungen herrschen (sonst im Inland). " Broll, U.; Gilroy, B.M.; Lukas, E.: Exportflexibilität und Wechselkursrisiko, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 35.Jg. (2006), Nr.12, S.681-683. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.330ff. Meffert, H.: Strategische Unternehmensführung und Marketing. Beiträge zur marktorientierten Unternehmenspolitik, Wiesbaden 1988.

Flexpatriate

Neue Formen der Entsendung

Floating freies Schwanken eines Wechselkurses (in Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage am Devisenmarkt [ Devisen]). Beim Floating wird der Wechselkurs weder durch die Vorgabe von SchwanZentralbanken direkt oder indikungsbandbreiten noch durch die Möglichkeit der Intervention der rekt beeinflusst ( Währungsordnung, internationale). Flower Label Programm vergibt ein Gütesiegel für die sozial- und umweltgerechte Produktion von (Schnitt-)Blumen. Der FIAN, Terre des Hommes), Vorstand, in dem die so genannte Blumen-Kampagne (Brot für die Welt, die Gewerkschaft IG BAU, die Blumenproduzenten und der Handel (Importeure und Floristen) gleichrangig vertreten sind, legt die Kontrollinstanzen und Prüfkriterien fest. Diese entsprechen den zehn Internationalen Verhaltenskodex für die sozial- und umweltverträgliche Produktion Kriterien des von Schnittblumen. ( http://www.fian.de Fluch der Ressourcen Fluchtkapital

Kapitalflucht

Fluide Intelligenz FMCG FOB

Rohstoffreichtum

Culture Free Intelligence-Test

Fast Moving Consumer Goods International Commercial Terms

Fokales Unternehmen

Netzwerk

Folgeanmeldung eines Patents Folkloristik

Unionspriorität

Volkskunde

Follow the Client-Motiv vor allem für Dienstleistungsunternehmen charakteristischer Anlass zur Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit. In dem Maße, wie ihre Industriekunden Auslandsmärkte erschließen, müssen Dienstleister wie Marktforscher, Rechts- und Unternehmensberater, Versicherer etc. diesen in ihre Märkte folgen. " Contractor, F.J.; Kundu, S.K.; Hsu, C.-C.: The Three-Stage Theory of International Expansion. The Link between Multinationality and Performance in the Service Sector, in: Journal of International Business Studies, Vol.34 (2003), No.1, pp.5-18. Sabi, M.: An Application of the Theory of Foreign Direct Investment to Multinational Banking in LDCs, in: Journal of International Business Studies, Vol.19 (1988), No.4, pp.433-447.

Förderfibel

451

Follow the Leader-Strategie verhaltens

Demonstrationseffekt;

Theorie des oligopolistischen Parallel-

Food and Agriculture Organization of the United Nations (1) autonome Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die 1945 gegründet wurde. Als zentrale Ziele ihrer Arbeit hat die FAO folgende Maßgaben definiert: den Lebensstandard weltweit steigern, die Ernährungssituation der Menschen verbessern, die Agrarproduktion steigern, die Lebensbedingungen in den ländlichen Gebieten denen in den Städten annähern sowie Hunger und Unterernährung nachhalBruttoinlandsprodukt; Entwicklung). Zu den Mitgliedern der in Rom tig bekämpfen ( Armut; angesiedelten und nach den Vereinten Nationen größten internationalen Organisation zählten 2003 Europäische neben 183 Mitgliedsländern auch transnationale Wirtschaftsorganisationen wie die Union. Als Organe der FAO sind zu nennen: Generalkonferenz der Mitglieder (tagt im Zwei-Jahres-Rhythmus), Exekutivrat (dessen 49 Mitglieder von der Generalkonferenz jeweils für die Dauer von drei Jahren gewählt werden), Sekretariat der FAO (mit Sitz in Rom), acht Regional- und Verbindungsbüros sowie mehr als 100 Vertretungen weltweit, acht Ausschüsse zu den verschiedenen Sachgebieten. (2) Bei der FAO sind das World Food Council (WFC) und das World Food Program (WFP) angesiedelt. Zentrale Aufgaben dieser UN-Sonderorganisation sind: a) Identifikation sowie Dokumentation von landwirtschaftlichen und ernährungspolitischen SchlüsselExport von Tropenholz), problemen sowie Suche nach Lösungsmöglichkeiten (z.B. Technische Hilfe leisten, b) im Auftrag der Vereinten Nationen c) Koordination von Programmen zur Entwicklung der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft von Entwicklungsländern, d) im Falle von Hungerkatastrophen Koordination der Soforthilfe. Zu den wichtigsten Leistungen der durch chronische Unterfinanzierung und akute Beitragsrückstände in ihrer Arbeit immer wieder behinderten Sonderorganisation zählt die Verbreitung des Nachhaltigkeitskonzepts. ( http://www.fao.org Foodfirst Informations- und Aktions-Netzwerk Internationaler Verhaltenskodex für die sozial- und umweltverträgliche Produktion von Schnittblumen Förderbank

Kreditanstalt für Wiederaufbau

Förderdatenbank

Außenwirtschaftsförderung

Förderfibel (1) wird von verschiedenen Bundesländern herausgegeben, um die Unternehmen des Landes über die Europäischen Union, welche der Exeigenen Förderprogramme sowie die des Bundes und der portförderung dienen, zu informieren. Die Förderfibel Sachsen etwa, die Anfang 2006 in 13. Auflage erschien, ist kostenlos beim zentralen Broschürenversand erhältlich. (2) Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) richtet sich mit seiner Förderfibel klein- und mittelständische Unternehmen, welche Forschung + Entwicklung (F+E) speziell an betreiben. Neben einem Überblick über einschlägige Fördermöglichkeiten und Beratungshilfen werden darin u.a. auch Sondermaßnahmen vorgestellt, deren zentrales Anliegen es ist, nationale und transnaKooperationen anzuregen. tionale ( http://www.bmbf.de; [email protected]

452

Fördermitteldatenbank

Fördermitteldatenbank Forderungsausfall Förderungsverkauf

Bundesagentur für Außenwirtschaft

Ausfallbürgschaft;

Delcredere

Forfaitierung

Foreign Branding (1) Markenstrategie, die darauf abstellt, einen vermeintlichen Produktionsstandort zu suggerieren und Country of Origin-Effekt zu profitieren ( Markenpolitik, interdamit „unzulässiger Weise“ vom nationale). Am häufigsten wird das Prinzip der „geborgten Herkunft“ (N. Papadopoulos) am Beispiel von Häagen Dazs illustriert. Denn dieses Speiseeis wird nicht, wie es der Name suggeriert, in einem Eis), sondern in Minnesota/USA produziert (vgl. Abb.). Während skandinavischen Land (Norden „Made in … Zeichen“ oder die direkte Einbedie tatsächliche Produktherkunft vor allem durch das ziehung des Landes in den Markennamen (z.B. Swissair) kommuniziert werden kann, kommen beim Foreign Branding im Regelfall „weichere“, urheber- bzw. markenrechtlich unproblematische Signale zum Einsatz. Im Einzelnen wird dies erreicht, indem man der Marke einen ausländischen Namen gibt, etwa Rheingold für ein in den USA gebrautes Bier, um von der Assoziation dieses Getränkes mit Deutschland zu profitieren. Eine ähnliche Wirkung versprechen ausländisch anmutende Kunstworte (wie Häagen Dazs). Weiterhin lässt sich die Strategie beobachten, Landesspezifisches gezielt zu betonen, bspw. die Schreibweise. So warb IKEA in USA, wo Umlaute unbekannt sind, bewusst mit dem Slogan „The unböring manifesto“. Auch die mit dem Filmtitel „My Big Fat GRΣΣK Wedding“ verfolgte Absicht ist offensichtlich. Ausgewählte Beispiele von Foreign Branding Markenname

Sprache

Herkunftsland der Marke

Häagen Dasz (Eiskrem)

Pseudo-Dänisch

USA

z.B. Chao et al. (2005)

Alpenweiss (Wein)

Deutsch

Kanada

Thakor/Pacheco (1997)

Klarbrunn (Mineralwasser)

Deutsch

USA

Leclerc et al. (1994)

Del Sol (Automobil / Honda)

Spanisch

Japan

Thakor/Pacheco (1997)

Französisch

Deutschland

Lerman (2003)

Big (Waschmaschine / Bauknecht)

Englisch

Deutschland

Langner (2004)

Platz (Automobil / Toyota)

Deutsch

Japan

Mont Blanc (Füllfederhalter)

Quelle

Köhler (2005)

(2) In den bislang vorliegenden, methodisch allerdings wenig überzeugenden empirischen Studien konnte gezeigt werden, dass im nordamerikanischen Kulturraum ein französisch klingender Markenname ein Produkt hedonischer erscheinen lässt, solange es sich nicht um ein ausgesprochen utilitaristisches Produkt (Taschenrechner) handelt. Der Foreign Branding-Effekt ist stärker als die direkte Herkunftsangabe (Made in France). Werden beide Informationen kombiniert, so vermindert dies sogar den Effekt der klassischen Herkunftsangabe. " Chao, P.; Wührer, G.; Werani, T.: Celebrity and Foreign Brand Name as Moderators of Country-of-Origin Effects, in: International Journal of Advertising, Vol.24 (2005), No.2, pp.173-192. Köhler, A.: German Sells. Warum Toyota seinen Modellen gern deutsche Markennamen gibt, in: WirtschaftsWoche, Vol.43 (2005), S.78. Langner, T.: Entwicklung positionierungswirksamer Markennamen, in: Werbeforschung & Praxis, Vol.3 (2004), S.5-13. Leclerc, F.; Schmitt, B.H.; Dubé, L.: Foreign Branding and Its Effects on Product Perceptions and Attitudes, in: Journal of Marketing Research, Vol.31 (1994), pp.263-270. Lerman, D.: The Effect of Morphemic Familiarity and Exposure Mode on Recall and Recognition of Brand Names, in: Advances in Consumer

Forfaitierung

453

Research, Vol.30 (2003), No.1, pp.80-81. Thakor, M.V.; Pacheco, B.G.: Foreign Branding and Its Effects on Product Perceptions and Attitudes. A Replication and Extension in a Multicultural Setting, in: Journal of Marketing Theory & Practice, Vol.5 (1997), No.1, pp.15-30. Padadopoulos, N.: What Product and Country Images Are and Are not, in: Papadopoulos, N.; Heslop, L.A. (Eds.), Product Country Images. Impact and Role in International Marketing, Binghampton/NY 1993, pp.3-38. Verlegh, P.W.J.; Steenkamp,, J.-B. E.M.: A Review and Meta-Analysis of Country-of-Origin Research, in: Journal of Economic Psychology, Vol.20 (1999), No.5, pp.521-546.

Direktinvestition

Foreign Direct Investment Foreign Earnings-Trade

Dienstleistungsmarketing, interkulturelles

Foreign Sales Corporation

Abwehrzoll;

Scheinauslandsgesellschaft;

Steuerschuld

Foreign Trade Association (1) Dachverband der Außenhandelsverbände. Aufgabe der in vielen Ländern etablierten Außenhandelsvereinigung ist es, Interesse für die Belange des internationalen Handels zu wecken ( Handel, internationaler), diesen zu fördern sowie das regionale und das weltweite Wirtschaftswachstum zu stimulieren ( Entwicklung). Zu diesem Zweck fördert die FTA den weltweiten Erfahrungsaustausch, z.B. durch Organisation regelmäßiger Treffen. Weiterhin werden Seminare sowie Konferenzen, in denen Wissenschaftler und Praktiker sich begegnen können, organisiert. Themen sind hierbei bspw. Außenhandelszonen, internationale Vergütung ( Entsendung), Import-Richtlinien sowie Schutz von Frachtgütern. Strukturell entspricht die zentrale Idee, welche dieser Organisationsform zugrunde liegt, dem Netzwerkansatz. (2) Die FTA veröffentlicht jährlich eine Liste mit allen Mitgliedern. Hierzu zählen neben Unternehmen auch Mitarbeiter von Im- und Exportorganisationen und Angehörige internationaler Finanzinstitute. Sie schließen sich zusammen, um Informationen über Handelsbedingungen zu sammeln, die es den Mitgliedern erleichtern sollen, internationalen Handel zu betreiben. Das Büro der Foreign Trade Association in Brüssel, eine ständige Vertretung bei der Europäischen Union, nimmt die Interessen deutscher Unternehmen wahr. ( http://www.fta-eu.org FORELEND-Informationssysteme Forest Stewardship Council

Länderrisiko

Export von Tropenholz

Forfaitierung abgeleitet von à fortfait, was im Französischen „in Bausch und Bogen“ bzw. „pauschal“ bedeutet. Finanzierung von Auslandsgeschäften ist damit der regresslose An- und Ver(1) Mit Blick auf die kauf von kurz-, mittel- bzw. langfristigen Forderungen gemeint. Wurde im Rahmen eines Exportgeschäfts die Ware geliefert, kann der Exporteur seine daraus erwachsenden und verbrieften Forderungen (Schuldtitel) an den Forfaiteur verkaufen ( Export). Hierbei handelt es sich im Regelfall um eine Bank oder ein auf diese Finanzierungsform spezialisiertes Institut. Gegen Zahlung eines Diskontabschlages und Zession besorgen sie nicht nur den Einzug der Forderungen, sondern übernehmen auch das Ausfallrisiko ( Risiko). Mit Zession ist gemeint, dass der Exporteur (d.h. der Altgläubiger) seine Sicherheiten dem Forfaiteur (d.h. dem Neugläubiger) überträgt. Forderungen und Sicherheiten müssen unbestreitbar und unwiderruflich sein. (2) Maßgebliche Vorteile der Forfaitierung sind: Der Exporteur wälzt die diversen Auslandsrisiken Exportkreditversicherung abschließen zu müssen. Weiterhin verbessert er ab, ohne deshalb eine seine Bilanzrelationen und wandelt unter Schonung seines Kreditrahmens ein Geschäft mit ZahlungsWähziel in ein Bargeschäft um. Schließlich überträgt das Exportunternehmen dem Forfaiteur das Akrungsrisiko und entlastet sich von komplexeren Bank- und Finanzierungsgeschäften (Wechsel, Zahlungsbedinkreditiv, Zahlungsgarantie sowie nötigenfalls Einleitung eines Inkassoverfahrens; gungen; Zahlungsinstrumente, nichtdokumentäre).

454

Formmarke

Der zentrale Nachteil liegt darin, dass die Forfaitierung unter einer Reihe von Bedingungen nicht möglich ist. So besteht für manche stark risikobehaftete Länder bzw. Banken kein A Forfait-Markt. Auch kann mit diesem Instrument nur ein bestimmtes Gut finanziert werden (nachdem es geliefert wurde), nicht jedoch dessen Produktion. (3) Ob die Kosten der Forfaitierung auch zu den Nachteilen dieses Finanzierungsinstrumentes zählen, hängt von der Höhe des Länderrisikos bzw. der Bonität der garantierenden Bank ab. Denn die Höhe der als Diskontsatz errechneten Kosten bestimmt sich nach Maßgabe der laufzeitbezogenen Refinanzierungskosten zuzüglich eines Risikoaufschlages für das entsprechende Land und die garantierende Bank bzw. den Schuldner. Weitere Kostenbestandteile sind so genannte Respekttage (in Abhängigkeit von der Zahlbarstellung der Forderung) sowie eine Bereitstellungsprovision (in Abhängigkeit vom Vorlagetermin der vereinbarten Dokumentation). " Bannier, C.: Die schuldrechtlichen und wechselrechtlichen Haftungsprobleme bei der Forfaitierung von Exportforderungen, Berlin 2005. Deutsche Bank (Hrsg.): Außenwirtschafts-Alphabet, 7.Aufl., Frankfurt/Main 1998. Larek, E.; Steins, U.: Leasing, Factoring und Forfaitierung als Finanzierungssurrogate, Köln 1999.

Formmarke ist nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EUGH) nur dann eintragungsfähig, wenn die Formgestaltung und die aus ihr hervorgehende Produktgestaltung nicht nur auf ihrer technischen Wirkung beruhen. Mit dieser Markenrichtlinie wollten die Richter verhindern, dass der Markeninhaber inMarkenrecht; Mardirekt ein Monopol für bestimmte technische Lösungen erlangt ( Marke; kenschutz). Forschung + Entwicklung betriebliche Funktion, welche die industrielle Forschung und die vorwettbewerbliche Entwicklung umfasst. (1) Unter industrieller Forschung versteht man planmäßiges bzw. kritisches Forschen mit dem Ziel, neue (Er-)Kenntnisse zu gewinnen, die zur Entwicklung neuer Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen genutzt werden können bzw. zur signifikanten Verbesserung bestehender Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen. Von vorwettbewerblicher Entwicklung spricht man, wenn Erkenntnisse, die im Verlauf der industriellen Entwicklung gewonnen wurden, in einen Plan, ein Schema oder einem Entwurf für neue oder wesentlich geänderte bzw. verbesserte Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen umgesetzt werden. Auch die Schaffung eines ersten, nicht zur kommerziellen Verwendung bestimmten Prototyps zählt hierzu. (2) Die F+E-Intensität gilt als eine der Schlüsselvariablen internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Wie der jährliche Bericht des Bundesforschungsministeriums zur technologischen Leistungsfähigkeit der Industrieländer und andere vergleichende Erhebungen zu erkennen geben, haben in der zurückliegenStaaten ihre Anstrengungen den Dekade vor allem die skandinavischen Länder, aber auch andere auf diesem Gebiet spürbar intensiviert und ihre Wettbewerbsposition entscheidend verbessert ( WettBruttoinlandsprodukts bewerbsfähigkeit, internationale). Schweden etwa gab 2004 mit 3,7% seines (BIP) relativ am meisten für die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren aus (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Deutschland, das 1991 mit einem Anteil von 2,6% noch knapp hinter Schweden (2,9%) lag, ließ diesen Rückstand an Investitionen in die Forschungsleistungen bis 2004 beträchtlich anwachsen (von 0,3 auf 1,2%). Denn zusammen mit den USA, Frankreich, Großbritannien und Italien gehört die Bundesrepublik zu jener Gruppe von Ländern, die in den 1990er-Jahren ihre F+E-Intensität reduzierten. Relativ, d.h. operationalisiert als „kaufkraftbereinigte Aufwendungen für F+E in US-$ je Einwohner“ stellten sich die Unterschiede in der Förderpolitik der Spitzengruppe 2004 wie folgt dar: Schweden = 1.165 $, Finnland = 995 $, USA = 978 $, Japan = 893 $, Dänemark = 760 $ und Deutschland = 692 $. Absolut gesehen investierte die deutsche Volkswirtschaft (d.h. Wirtschaft, Staat und sonstige nationale Finanzquellen zusammen genommen) gemäß dem Human Development Report 2007/08 im Zeitraum 2000-2005 jährlich durchschnittlich 69,6 Mrd. $ in Forschung + Entwicklung (USA = 332,8 Mrd. $, Japan = 142,8 Mrd. $, Frankreich = 45,9 Mrd. $, Großbritannien = 41,6 Mrd. $, China = 32,2 Mrd. $, Südkorea = 20,8 Mrd. $).

Forschung + Entwicklung

455

Abb. 1: F+E-Aufwendungen in den OECD-Staaten (2004-2007) Land Stand

Ausgaben (in % des BIP)

Schweden 2007

3,63

Finnland 2007

3,47 3,39

Japan 2006

3,22

Südkorea 2006 2,90

Schweiz 2004 2,68

USA 2007 Österreich 2007

2,56

Dänemark 2007

2,54

Deutschland 2007

2,53 2,26

OECD 2006

2,08

Frankreich 2007

2,01

Australien 2006

1,89

Kanada 2007

1,89

Belgien 2007

1,78

Großbritannien 2006

1,77

EU-27 2006

1,73

Niederlande 2007

1,64

Luxemburg 2007

1,57

Norwegen 2007

1,53

Tschechien 2007

1,36

Irland 2007 Spanien 2006

1,20

Portugal 2007

1,18

Neuseeland 2005

1,16

Italien 2006

1,14 0,97

Ungarn 2007 Türkei 2006

0,58

Griechenland 2007

0,57

Polen 2006 Bulgarien 2004 Lettland 2004

0,56 0,50 0,47

Slowakei 2007

0,47

Mexiko 2005

0,46

Rumänien 2004

0,40

Quelle: OECD.

(3) Am Standort Deutschland waren in diesem Zusammenhang folgende Tendenzen zu beobachten: a) Rückzug des Staates: Stammten 1991 noch 8,3% der Forschungsaufwendungen aus staatlichen Quellen, so waren es 1999 nur noch 6,3%. Allerdings lässt sich weder daraus noch aus der absoluten bzw. relativen F+E-Intensität auf die Attraktivität eines Landes als F+E-Standort schließen. Denn in den einzelnen Wirtschaftszweigen herrschen teilweise höchst unterschiedliche Bedingungen. Während für

456

Forschung + Entwicklung

die Industriegüterhersteller und bedingt auch die Automobilhersteller Deutschland ein im Vergleich mit anderen europäischen Ländern attraktiver F+E-Standort ist, gilt dies nicht für die Pharmaindustrie. b) Unternehmensgröße: Kleinere Unternehmen forschen bevorzugt im Bereich der Spitzentechnologie und von technologischen Nischen. Dies erklärt, warum Unternehmen mit weniger als 100 Beschäftigten ihr F+E-Personal im Beobachtungszeitraum verstärkt haben (von 18.1000 auf 21.510), während in der Kategorie „bis 500 Beschäftigte“ ein Personalabbau zu beobachten war (von 38.360 auf 33.940 Mitarbeiter im F+E-Bereich). Insgesamt sank die Zahl der forschenden klein- und mittelständischen Unternehmen. Mittlere und größere Unternehmen konzentrierten sich auf anwendungsorientierte hochwertige Technologie, wobei Unternehmen mit 500-1.000 Beschäftigte ihr Forschungspersonal aufstockten (von 19.340 auf 21.510). Bei Großunternehmen (mehr als 1.000 Beschäftigte) hingegen war ein Abbau zu beobachten (von 241.240 auf 226.040 F+E-Mitarbeiter). c) Zunehmende Internationalisierung der F+E-Tätigkeit: Deutsche Unternehmen investierten 1999 im Ausland 7,3 Mrd. € in neue Produkte und Verfahren, vorzugsweise in den Bereichen Bio-Technologie, Halbleiter-Technologie, Organische Chemie und Pharmazie. Im Gegenzug beschäftigten im gleichen Jahr Tochterunternehmen ausländischer Gesellschaften in Deutschland fast 54.000 F+E-Mitarbeiter und investierten 6,8 Mrd. € in den F+E-Bereich. In den Jahren 1996 bis 2000 gingen Forscher aus Deutschland am häufigsten mit Kollegen aus den USA F+E-Kooperationen ein (= 3.450), gefolgt von Kooperationen mit Kollegen aus der Schweiz (= 1.880), Frankreich (= 1.288), Österreich (= 864), Großbritannien (= 763), den Niederlanden (= 662), Belgien (= 568), Italien (= 477) und Japan (= 412). Vor allem die großindustriell geprägte Chemische Industrie erblickt in der F+E-Kooperationsstrategie eine Möglichkeit, Kosten und Risiken der Suche nach neuen Medikamenten, Waschmitteln und Farben zu managen (= 4.788 Kooperation). An zweiter Stelle folgen elektrotechnische Kooperationen (= 2.169), sodann Instrumentenbau (= 1.588), Maschinenbau (= 1.469), Prozesstechnik (= 1.301) und Konsumgüter (= 425). Im Jahr 2000 entsprangen 11,1% der Patentanmeldungen deutscher Unternehmen internationalen Kooperationen. (4) Für hoch entwickelte Volkswirtschaften ist anwendungsorientierte Forschung + Entwicklung eine entscheidende Vorbedingung dafür, im internationalen Wettbewerb die gewöhnlich bestehenden Lohnkostennachteile durch einen überdurchschnittlichen Innovationsgrad ihrer Angebote zu kompensieren. So erzielt die SIEMENS AG, die 57.000 Mitarbeiter im F+E-Bereich beschäftigt, davon 25.000 in 31 Ländern außerhalb Deutschlands, rund 75% ihres Umsatzes mit Produkten und Leistungen, die in den letzten fünf Jahren entwickelt wurden; dafür wiederum investiert man jährlich 7,1% des Umsatzes. Die VerarbeiBundesregierung stufte im Bundesbericht Forschung 2000 ca. 66% der Unternehmen im tenden Gewerbe und 58% der Dienstleistungsunternehmen als innovativ ein; größere Probleme bestünden allerdings in der Umsetzung der Konzepte in marktfähige Angebote. Standortdiskussion wird bisweilen eine Wechselbeziehung zwischen dem Volumen des SoziIn der alhaushaltes und der Intensität der Forschungsförderung unterstellt (nicht nur hinsichtlich des Volumens, sondern auch mit Blick auf die Auswirkungen). 1990 lag der Anteil der Sozialleistungen am BIP der Bundesrepublik Deutschland noch knapp unter dem Durchschnitt der EU-Staaten. Dass 1999 diese neolibeMarke um zwei Prozentpunkte überstiegen wurde, werten Vertreter der konservativen bzw. ralen Position in der Standortdiskussion als einen maßgeblichen Grund für die vor allem im High techBereich nachlassende internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft: So machte das Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, die hohen Ausgaben für Soziales und Konsum verantwortlich für nachlassende Investitionen in Maschinen und Technologien (vgl. iwd, Nr.28, 11.7.2002, S.6). Erstaunlicherweise aber waren es gerade die klassischen Sozialstaaten, allen voran Schweden und die Niederlande, welche im Beobachtungszeitraum (1990-1999) ihre F+E-Intensität erheblich intensivierten und davon gesamtgesellschaftlich profitierten, während gleichzeitig Deutschland, Frankreich und Italien die Förderung zukunftsträchtiger Forschungs- und Wirtschaftsbereiche reduziert haben. Offensichtlich besteht keine zwingende negative Austauschbeziehung zwischen beiden Indikatoren; vielmehr verstanden es die femininen Gesellschaften in den neunziger Jahren, sowohl die Sozialleistungen als auch die Forschungsförderung auf einem hohen Niveau zu halten ( Maskulinität vs. Feminität; vgl. Abb. 2, nächste Seite).

Forschung + Entwicklung

457

Abb. 2: Aufwendungen für Forschung + Entwicklung (in % der Wertschöpfung)

Schweden Kanada Finnland Japan Belgien Niederlande Frankreich Dänemark Großbritannien Deutschland USA Südkorea Italien Spanien Irland

Spitzentechnologiebereich 1995 2001

Hochtechnologiebereich 1995 2001

41,0 26,5 24,7 19,3 23,0 19,8 30,7 21,1 18,6 26,3 24,4 12,5 14,1 10,9 7,4

12,5 1,7 7,7 11,6 6,5 8,2 8,7 5,9 7,0 9,0 8,8 8,3 3,2 2,2 2,0

48,9 29,3 29,2 26,3 26,1 26,1 25,9 23,5 23,1 22,6 22,5 14,6 12,7 10,3 5,9

12,8 1,7 8,4 13,9 7,4 7,7 8,6 7,1 8,7 10,7 9,8 6,5 3,6 2,5 1,1

Quelle: OECD.

Als weiterer Indikator dient in diesem Zusammenhang häufig die Variable Anzahl NaturwissenschaftTriade-Vergleich liegt dabei Japan (11,1) vor den USA (9,6%) und ler je 1.000 Beschäftigte. Im Europäischen Union (6,1). Noch größer fällt allerdings die Spanndiese wiederum deutlich vor der weite innerhalb der EU-15-Staaten aus (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Anzahl Naturwissenschaftler je 1.000 Beschäftigte (in Vollzeit-Äquivalenten) Island

2005

13,4

EU27

2006

6,1

Japan

2006

11,1

Schweiz

2004

6,1

Neuseeland

2005

10,5

Irland

2006

6,0

Dänemark

2007

10,4

Großbritannien

2006

5,9

Schweden

2007

9,8

Spanien

2006

5,8

USA

2005

9,6

Slowakei

2007

5,7

Norwegen

2006

9,5

Portugal

2007

5,5

Südkorea

2006

8,7

Tschechien

2007

5,4

Australien

2006

8,5

Niederlande

2007

5,2

Finnland

2006

8,3

Ungarn

2007

4,5

Belgien

2007

8,3

Polen

2006

4,4

Kanada

2005

8,2

Griechenland

2007

4,4

Österreich

2007

7,9

Italien

2006

3,6

OECD

2005

7,3

Türkei

2006

1,9

Deutschland

2007

7,2

Mexiko

2005

1,2

Luxemburg

2007

6,5

Quelle: OECD.

Demzufolge ist es vor allem den südeuropäischen Ländern zuzuschreiben, dass nach Einschätzung der EU-Forschungskommission in den kommenden zehn Jahren der Gemeinschaft ca. 500.000 Naturwissenschaftler fehlen werden. Umgekehrt spricht diese Aufstellung dafür, dass die skandinavischen Länder ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht zuletzt auch der Weitsicht verdanken, die Naturwis-

458

Forschung + Entwicklung

senschaften zu fördern. Dies bestätigt auch der Längsschnittvergleich. Während vor allem Finnland, aber auch Dänemark und Belgien, in den Jahren 1995 bis 2003 die Zahl ihrer im F+E-Bereich Beschäftigten erheblich gesteigert haben, stagnierte in Deutschland die Entwicklung (vgl. Abb. 4). Abb. 4: Beschäftigte im F+E-Bereich (je 1.000 Beschäftigte) 1995

2003

1995

2003

Finnland

16,5

24,2

Niederlande

Schweden

15,3

16,6

Spanien

11,1

10,5

5,9

Dänemark

11,6

15,2

9,1

Südkorea

7,5

Belgien

10,7

8,4

14,5

Irland

7,5

7,9

Frankreich Japan

14,0

13,8

Griechenland

4,6

7,7

14,2

13,5

Italien

6,4

6,8

Deutschland

12,3

12,5

Portugal

3,2

4,9

Kanada

10,6

11,3

Quelle: OECD.

Verstärkt werden diese Unterschiede durch eine damit konsistente Wertschätzung der beruflichen Fortund Weiterbildung in den skandinavischen Ländern und eine Geringschätzung in den südeuropäischen Ländern (vgl. Abb. 5). Auch die deutsche Wirtschaft hat hierin offenkundigen Nachholbedarf ( Weiterbildung, berufliche). Abb. 5: Teilnehmer an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen (Anteil der 25- bis 64jährigen Erwerbspersonen, 2003 in %) Schweden

56

Österreich

27

Griechenland

15

Dänemark

52

Irland

24

Spanien

15

Finnland

48

Belgien

22

Portugal

14

Großbritannien

38

Frankreich

21

Italien

Kanada

37

Deutschland

15

9

Quelle: OECD.

Ein weiterer bedeutsamer Indikator der F+E-Intensität ist die Anzahl der High Tech-Patente, die Unternehmen eines Landes in den Bereichen Pharmazeutika, Biotechnologie, Informationstechnologie Patente, die ein hohes technologisches Entwicklungssowie Luft- und Raumfahrt anmelden (d.h. und Fertigungsniveau bedingen). 1999 lagen die USA mit 29,5 Patentanmeldungen pro eine Mio. EinEuropäischen Union (= 17,9). Dass Finnland so eindeutig die wohner vor Japan (= 27,4) und der Rangliste der EU-Länder anführte (vgl. Abb. 6), verdankte es ausschließlich Nokia. Abb. 6: Anmeldungen von Hochtechnologie-Patenten beim Europäischen Patentamt (je eine Mio. Einwohner) Finnland

80,4

Frankreich

20,2

Luxemburg

9,2 4,8

Niederlande

35,8

Großbritannien

18,9

Italien

Deutschland

29,3

Belgien

17,6

Spanien

2,5

Schweden

22,9

Irland

13,3

Griechenland

0,5

Dänemark

21,5

Österreich

Portugal

0,4

9,8

Quelle: Europäische Kommission, in: iwd, Nr.21 (23.5.2002), S.7.

(5) Kedia et al. stellten fest, dass manche Länder (z.B. Großbritannien, USA, Schweiz) überdurchKulschnittlich produktiv F+E betreiben ( Produktivität). Erklären lässt sich dies mit Hilfe zweier Kulturen, die Machtdistanz nicht akzeptieren, sind es gewohnt und turdimensionen: Angehörige von

Frachtbörse

459

erwarten, an Entscheidungen beteiligt zu werden, während das maskuline Werteprofil (z.B. überdurchschnittlich ausgeprägte Entschlossenheit) hilfreich ist, wenn es darum geht, Erkenntnisse der F+E-AbMaskulinität vs. Feminität). Auch Deutschteilung umzusetzen ( Akzeptanz von Machtdistanz; land, Österreich und Ungarn erfüllen diese Bedingung, während vor allem Guatemala und Panama, landeskulturell ungünstige Voraussetzungen aber bspw. auch Brasilien, Frankreich und Iran dafür bieten. Kultur sozialisiert wurden, wird ein verstärkter Menschen wiederum, die in einer individualistischen SozialiHang zu unternehmerischem Denken nachgesagt ( Individualismus vs. Kollektivismus; sation). Dies ist etwa bei der Suche nach und der Gestaltung von bedarfs- bzw. marktgerechten InnovaUngewissheit meidende Kulturen schließlich bringen weniger Innovationen tionen von Vorteil. hervor. Da Neuerungen jeder Art - zwangsläufig - vom Gewohnten abweichen, sind Griechen, Portugiesen, Guatemalteken oder Belgier, um nur einige der besonders risikoaversen Kulturen zu nennen, nicht die „geborenen Innovatoren“. Wie G. Hofstede (S.310) schreibt, ist ihr „emotionales Bedürfnis nach Vorschriften und Formalisierung“ groß, weshalb Intuition und Kreativität nicht zu den Vorzügen von Angehörigen dieser Kulturen zählen. " Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2001, Bonn 2002. IMD (Ed.): World Competitiveness Yearbook 2004, Lausanne 2004. Hofstede, G.: Die Bedeutung von Kultur und ihren Dimensionen im Internationalen Management, in: Kumar, B.N.; Haussmann, H. (Hrsg.), Handbuch der Internationalen Unternehmenstätigkeit, München 1992, S.303-324. Kedia, B.; Keller, R.T.; Julian, S.D.: Dimensions of National Culture and the Productivity of R&D Units, in: Journal of High Technology Management Research, Vol.3 (1992), No.1, pp.1-18. Morris, M.; Avila, R.A.; Allen, J.: Individualism and the Modern Corporations. Implications for Innovation and Entrepreneurship, in: Journal of Management, Vol.19 (1993), No.3, pp.595-612. Nakata, C.; Sivakumar K.: National Culture and New Product Development. An Integrative Review, in: Journal of Marketing, Vol.60 (1996), No.1, pp.61-72. Shane, S.: Cultural Influences on National Rates of Innovation, in: Journal of Business Venturing, Vol.8 (1993), No.1, pp.59-73. Shane, S.: Uncertainty Avoidance and the Preference for Innovation Championing Roles, in: Journal of International Business Studies, Vol.26 (1995), No.1, pp.47-68.

Forschungsansatz Ansatz, entscheidungsorientierter; Netzwerkansatz; Kontingenzansatz basierter;

Vergleichsanalyse

Forschungsstrategie Fort- und Weiterbildung

Forschung + Entwicklung;

Fortschritt, technischer

Wachstumstheorie

Fortsetzungspatent

Ansatz, wissens-

Wissenschaftsprogramm

Forschungsprogramm

Fortschrittsmodell

Ansatz, situativer;

Weiterbildung, berufliche

Entwicklungspolitik Continuation Patent

Frachtbasispreisstrategie

Preisstrategie, geographische

Frachtbörse (1) digitaler Marktplatz. In Deutschland werden derzeit 1-2% der täglich ca. 500.000 Frachten gegen eine Provision von durchschnittlich 2% durch derartige Frachtbörsen vermittelt und organisiert (zuSpot-t und selten als Kontraktgeschäft). Die ca. 50 internetgestützten Handelsplattformen, meist als Akzeptanz die europaweit einen Marktanteil von 10% halten, haben in Frankreich weitaus größere gefunden. Marktführer ist die 1986 gegründete Teleroute.com, die zur holländischen Verlagsgruppe Wolters-Kluwer gehört, ihren Sitz in Brüssel hat und mit 16 Ländervertretungen vor allem in Frankreich erfolgreich agiert (europaweit täglich 56.000 Fracht- und Laderaum-Abschlüsse). Auch die Zahl der Firmenkunden (35.000) macht diese Führungsposition deutlich, an welche die Düsseldorfer Timocom (7.100) und Cargoclix (3.000) als zweit- und drittplazierte Anbieter nicht heranreichen.

460

Frachtbrief

(2) Da es sich beim Speditionsgewerbe um eine konservative Branche handelt, in der persönliche Kontakte eine große Rolle spielen, konnten sich die automatisierten Plattformen von Cargoclix oder Benelog bislang nicht durchsetzen, sondern die technologisch rückständigen Frachtbörsen von Teleroute.com und Timocom, die nach Art des Schwarzen Brettes aufgebaut sind: Ladungen und Frachtraum werden hier lediglich angeboten, nicht jedoch auktioniert. Hierzu bedienen sich Anbieter und Nachfrager noch immer des Telefons oder Faxgerätes. Nur die (Telefon- bzw. Fax-)Anwahl des Fracht- bzw. Laderaumanbieters wird durch die Handelsplattform automatisiert. Benelog hingegen bietet vollautomatisierte Transaktionen nach dem Hotlist-Verfahren an: Sobald ein Verlader den geforderten Preis erzielt, kann er die Auktion abbrechen. (3) Zahlreiche (Logistik-)Unternehmen unterhalten eigene Frachtbörsen mit geschlossenen Nutzergruppen (z.B. Deutsche Post, Schenker). Frachtbrief (1) dient Versender einer Ware im Verbund mit dem Frachtvertrag als Beweisurkunde. Der Versender, im Außenhandel im Regelfall der Exporteur, bestätigt darin, den Frachtführer damit beauftragt zu haben, die Ware an den bezeichneten Empfänger auszuliefern, und der Frachtführer, dass er die Ware erhalten hat. Das Frachtbrieforiginal begleitet die Fracht und wird dem Empfänger (im ReImporteur) zusammen mit der Ware übergeben, während das Frachtbriefdoppel beim gelfall einem Versender verbleibt. (2) Ein Frachtbrief kann auch ein Dispositionsrecht des Exporteurs verbürgen: dass das Transportgut zurückgehalten, zurückgegeben oder einem anderen Empfänger ausgehändigt werden kann. (3) Im internationalen Güterverkehr sind folgende Regelungen bzw. Konventionen bedeutsam: CIMEisenbahnfrachtbrief, Luftfrachtbrief gemäß den Bestimmungen des „Warschauer Abkommens“ und IATA ( CIM-Eisenbahnfrachtbrieff CMRden „Allgemeinen Beförderungsbedingungen“ der Lkw-Frachtbrief; Warschauer Übereinkommenssystem). Frachtfrei benannter Bestimmungsort wichtige Handelsklausel ( Klausel), wonach der Verkäufer die (Fracht-)Kosten bis zum Bestimmungsort trägt, der Gefahrenübergang aber mit der Übergabe der Ware an den ersten Frachtführer definiert ist ( INCOTERMS) Frachtführer transportiert gewerbsmäßig Güter auf Schienen, Straßen, Binnenschifffahrtswegen, Leitungswegen, Luftwegen (= Luftfrachtführer) bzw. Seewegen (= Verfrachter) auf fremde Rechnung. Ob als selbständiger Teilfrachtführer, als Unterfrachtführer oder als so genannter Samtfrachtführer: Jeder Frachtführer haftet für die sachgerechte Aufbewahrung von der Übernahme eines Gutes bis zu dessen ÜberImporteur. Die Haftung ist entspregabe (an den nächsten Frachtführer) bzw. Ablieferung an den chend den Allgemeinen Deutschen Spediteurbedingungen (APSp) geregelt. Frachtrate

Baltic Dry Index

Frachtstundungsaval Fragmentierung

Avalkredit

Kontingenzansatz

Franchise partielle Freistellung des Versicherers von Regressansprüchen. Die Franchise-Klausel sieht vor, dass der Versicherer Schäden an einer gelieferten Ware in Höhe der vertraglich vereinbarten Summe nicht regulieren muss ( Klausel). Beim Prozent-Franchise wird der Freistellungsbetrag anteilsmäßig (z.B. frei von den ersten 15%), beim Total-Franchise hingegen absolut vereinbart. Von Integral-Franchise

Franchising

461

spricht man, wenn der Versicherer Schäden ab einem bestimmten Betrag in voller Höhe übernimmt. Im Gegensatz dazu ist beim Abzugs-Franchise die Franchise-Quote von jedem Schadensfall zu subtrahieren. Franchising (1) Marketing- und Vertriebsstrategie bzw. Form der Marktbearbeitung, bei der zwei rechtlich selbkooperieren. ständige Unternehmungen (der Franchisegeber und der Franchisenehmer) vertikal Rechtlich geregelt wird das Verhältnis der Parteien durch den Franchisevertrag, in dem die Rechte und Pflichten der Partner sowie das Entgelt festgelegt werden. Der Franchisegeber verpflichtet sich, dem Franchisenehmer ein umfassendes Beschaffungs-, Absatz- und Organisationskonzept zur Verfügung zu stellen und ihn beim Aufbau sowie bei der Führung des Unternehmens zu unterstützen. Im Regelfall erlaubt der Franchisegeber dem Franchisenehmer auch, das Schutzrecht, häufig eine eingeführte Marke, zu nutzen ( Markenschutz). Der Franchisenehmer seinerseits billigt dem Franchisegeber mehr oder weniger umfassende Weisungs- und Kontrollrechte zu und führt an diesen (einmalige) Einstandsabgaben sowie laufende Gebühren ab. Die Bäckereikette Kamps ist mit knapp 1.000 Filialen, von denen mehr als 90% als Franchisebetrieb geführt werden, eines der größten deutschen Franchisesysteme. Kamps-Franchisenehmer mussten 2005 eine Franchisegebühr von 5.000 € sowie 10.000 € Bankbürgschaft aufbringen, während Obi 40.000 € Eintrittsgebühr und 500.000 € Investitionssumme verlangte. Der Franchisenehmer handelt zwar „in eigenem Namen und auf eigene Rechnung“. Da der Franchisegeber jedoch die maßgeblichen strategischen, organisatorischen sowie beschaffungs- und absatzpolitischen Entscheidungen fällt, ist der faktische Handlungsspielraum des Franchisenehmers eingeschränkt. Im Gegenzug profitiert dieser davon, dass er ein am Markt bewährtes Konzept nutzen kann und deshalb kein grundsätzliches Scheiterrisiko tragen muss. In Deutschland wurde Franchising 1970 mit der Eröffnung des ersten OBI-Baumarktes in HamburgPoppenbüttel eingeführt. Ende 2004 bestanden insgesamt 845 Franchise-Systeme (bspw. Avis Rent a Car, Apollo-Optik, Foto-Quelle, Fressnapf, TUI-First-Reisebüro). Die rund 45.000 Franchisenehmer erzielten im gleichen Jahr mit 406.000 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von 28 Mrd. €. Schwerpunkt des Franchising ist das Dienstleistungsgewerbe mit einem Anteil von 93% (davon 29% im Handel und 14% im Gastgewerbe; auf das Handwerk entfallen 7%). (2) Wie Abb. 1 (nächste Seite) zu entnehmen ist, bietet Franchising sowohl dem Franchisegeber als auch dem Franchisenehmer ausgeprägte Vor- und Nachteile. Somit ist in jedem Einzelfall mit Blick auf die jeweils aktuellen Marktbedingungen zu entscheiden, ob der Markteintritt per Franchising Erfolg verspricht. In einem Interview mit Redakteuren der Zeitschrift Absatzwirtschaft antwortete T. Toeller, Gründer des Franchisesystems Fressnapf, auf die Frage, warum er frühzeitig auf die Unternehmensstrategie Expansion durch Franchising gesetzt habe: „Franchising ist Unternehmertum vor Ort. Der Franchisepartner arbeitet mehr, er kümmert sich besser um Kunden, Sortimente und Sauberkeit. Außerdem hat Franchising noch einen unschätzbaren Vorteil: Er ist die Expansion mit dem Geld anderer Leute. Ich hatte ja am Anfang kein Geld, aber ich wusste: Wenn ich Preisführer werden will, dann muss ich viel Ware kaufen und schnell wachsen. Und wie geht das? Nur mit dem Geld anderer Leute, mit dem der Franchisenehmer also.“ Weiterhin wollten die Interviewer wissen: „Viele Händler setzen auf Filialen, weil ihnen die Standardisierung und die schnelle Umsetzung letztlich wichtiger sind als das Unternehmertum vor Ort. Wie gleichen Sie diesen Nachteil aus?“ Antwort Toeller: „Bezüglich der Standardisierung des Fressnapf-Sortiments gilt folgende Regel: Bei uns darf der Partner 3% des Artikelsortiments und 3% des Verkaufsvolumens selbst bestimmen, bestellen und zukaufen. Wir lassen das schon mal ein bisschen schwanken, aber nicht zu viel. Wir kontrollieren das, indem wir jeden Abend alle Kassensysteme in Europa abfragen. Um mit unseren Franchisenehmern regelmäßig den gemeinsamen Kurs abzustecken und zu überprüfen, machen wir auch alle drei Monate Regionalversammlungen. Da reden wir über unsere Strategien, holen uns Feedback und gehen abends einen trinken. Das ist ein enormer Aufwand, aber es zahlt sich aus. Daneben gibt es noch ein

462

Franchising

demokratisches System, bestehend aus drei Ausschüssen – IT, Sortiment, Werbung, die auf einer Generalversammlung alle zwei Jahre gewählt werden. Außerdem gibt es einen Beirat, der sich mit Vertrieb und Marketing beschäftigt und eng mit mir über strategische Themen redet. Und: Wir haben ein ausgeklügeltes Bonus-Malus-System, das an die Qualität der Läden gekoppelt ist. Wenn also ein Partner unter ein bestimmtes Qualitätsniveau rutscht, dann schlägt sich das in der Vergütung nieder. Wir machen Quality-Checks und Mystery-Shopping. Wir haben 26 Kennziffern der Märkte wie Wachstum, Durchschnittsbon, Eigenmarkenanteile, Nonfood-Anteile und so weiter. Und wir bekommen Grundvergütungen, WKZs, Boni von der Industrie. Aus diesen Parametern bilden wir das Ranking. Wer z.B. seine Mitarbeiter nicht zur Schulung schickt, der sieht beim Quality-Check schlecht aus.“ Abb. 1: Vor- und Nachteile von Franchising Franchisegeber Vorteile 1.

Enge Bindung der Partner

2.

Geringe Kapitalkraft

3.

Geringe personelle Belastung

4. 5. 6.

Gewinnung weiterer externer Kapitalgeber Niedrige Fixkosten im Vertriebssystem Gute Expansionschancen

7.

Auch kleine Partner möglich

8.

Minderung des Absatzrisikos

9.

Verbesserung der Marktausschöpfung

Franchisenehmer Nachteile

Vorteile

Nachteile

Einräumung von Mitbestimmungsrechten an Partner

1.

Risikoabsicherung

1.

2.

Hohe Managementqualifikation in der Systemführung erforderlich

Oft Absicherung der Betriebserhaltung

Teilweise Aufgabe von Selbständigkeit

2.

3.

Einkommenssicherung

4.

Verbesserung des Ausbildungsstandes

Zwang zur Standardisierung und Aufgabe von Individualitätselementen

3.

Mindestmarktstellung erforderlich

5.

Oft einziger Weg zur Selbstständigkeit

3.

Oft hohe Arbeitsbelastung

4.

Intensiver Einsatz und Durchführung der Kontrollen

6.

Recht zur Mitgestaltung des Systems

4.

Bedingte lokale Anpassungsfähigkeit

1.

2.

5.

Stärkung der rechtlichen Stellung der Franchisenehmer

10. Erleichterung der Diversifikation 11. Dezentralisierung von Personalproblemen 12. Risikoabsicherung durch Systemeinnahmen

7.

5. Wettbewerbsvorteile durch Franchisepakete und Funktionszentralisie- 6. rung

8.

Minimierung von Anlaufverlusten

9.

Erzielung von Einkaufsvorteilen

Teilweise kein Gebietsschutz Systemstandards erfordern Mobilisierung aller Reserven

10. Erleichterung der Umstrukturierung 11. Unterstützung im Finanzierungsbereich 12. Sicherung einer laufenden Beratung 13. Vorteile bei Versicherung und Rechtsberatung

Quelle: Biebenstein (2001, S.274), in: Bruns (2003, S.103).

(3) Internationales Franchising ist eine Alternative zu anderen Markteintrittsstrategien wie Joint Fusion bzw. Unternehmenskauf ( Merger & Acquisition) oder Neugründung ( GreenVenture, field-Investion). Dabei ist zwischen direktem Auslandsfranchising, Master-Franchising und direktem Franchising über EJV/TG zu unterscheiden (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Weltweit gibt es mehr als 12.000 Franchisegeber und 800.000 Franchisenehmer. Mit mehr als 25.000 Outlets ist die Fast FoodKette Subway das größte Franchisesystem. Obi, das führende Franchisesystem in Deutschland, ist mittlerweile europaweit mit knapp 500 Filialen vertreten, von denen die Mehrzahl von Franchisenehmern geleitet werden. McDonald’s führt aus strategischen Gründung (Erhalt und Pflege eines eigenständigen Know hows) 28% seiner 31.667 Filialen in Eigenregie und lässt 59% seiner Filialen von Franchisenehmern sowie 13% von Partnerunternehmen betreiben.

Freihafen

463

Abb. 2: Struktur von internationalen Franchising-Verträgen

FranchiseGeber

FranchiseNehmer

Franchise-Vertrag FranchiseNehmer

FranchiseNehmer

direktes AuslandsFranchising

FranchiseNehmer

FranchiseVertrag

FranchiseNehmer

FranchiseNehmer

MasterFranchising FranchiseGeber Franchise-Vertrag FranchiseNehmer

FranchiseNehmer

Master-Franchise-Nehmer

MasterFranchiseVertrag FranchiseNehmer

Franchise Geber

Franchise-Vertrag FranchiseNehmer

FranchiseNehmer

FranchiseNehmer

direktes Franchising über EJV / TG

Joint Venture / Tochterges.

Gesellschaftsvertrag

Franchise-Vertrag

Franchise-Vertrag FranchiseNehmer

FranchiseNehmer

FranchiseNehmer

FranchiseNehmer

Heimatmarkt

FranchiseNehmer

FranchiseNehmer

Auslandsmarkt

Quelle: Zentes et al. (2010, S.237).

Bei der Vertragsgestaltung ist die am 1.1.2000 in Kraft getretene Gruppenfreistellung für vertikale Vereinbarungen (VO 2790/1999) zu beachten. Zunächst bis zum 31.5.2010 ermöglicht sie es Franchisegebern, europaweit unabhängig von der konkreten Vertragsstruktur ( Auslandsfranchising) mit einem einheitlichen Vertrag zu operieren. " Bruns, J.: Internationales Marketing, 3.Aufl., Ludwigshafen 2003. Hollstein, J.; Stippel, P.: Umsatz ist gut, aber das bessere Ziel ist der Weg zur Excellence, in: Absatzwirtschaft, 50.Jg. (2007), Nr.11, S.9-13. Tschoegl, A.E.: McDonald’s. Much Maligned, But an Engine of Economic Development, in: Global Economy Journal, Vol.7 (2007), No.4, pp.1-16. Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010, S.236ff.

Frankfurt International Arbitration Center Fraser Institute

Economic Freedom Index;

Free Trade Area of the Americas Freiburger Schule

Investitionsschiedsgerichtsbarkeit Standortdiskussion

Gesamtamerikanische Freihandelszone

Neoliberalismus

Freihafen (1) nach deutschem Zollrecht Freizone, die vom deutschen Zollgebiet abgegrenzt bzw. ausgeAußenhandel zu erleichtern (d.h. Umschlag und Lagerung von Waren), fand schlossen war. Um den dort das deutsche Zollrecht nur eingeschränkt Anwendung. Europäischen Gemeinschaft hingegen rechnet die deutschen Freizonen (d.h. (2) Das Zollrecht der die bisherigen Seefreihäfen Bremen, Bremerhaven, Cuxhaven, Emden, Hamburg und Kiel sowie die

464

Freihandel

Binnenfreihäfen Duisburg und Deggendorf) zum Zollgebiet der Gemeinschaft. Nur für so genannte Nicht-Gemeinschaftsware gelten dort die ursprünglichen Vorteile (Befreiung von Anmeldepflicht, Zollabfertigung der von See kommenden Schiffe, Importabgaben und handelspolitischen Maßnahmen Einfuhrkontingente). Während der Transithandel vom Zollrecht befreit bleibt (abgesehen wie Außenwirtschaftsgesetz benannte „kritische vom Verbot, Waffen, bedrohte Tiere u.a., im nationalen Güter“ einzuführen), tritt das gemeinschaftliche Zollrecht in Kraft, sobald die Ware aus der Freizone in das Zollgebiet eingeführt wird. Freihandel Merkantilismus. Intellektuell inspiriert wurde die Freihandelsbewegung (1) Gegenbewegung zum Theorem der komparativen Kostenvorteile. Demzufolge durch das von D. Ricardo 1817 formulierte fördert internationaler Handel Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und letztlich allgemeinen Wohlstand ( Handel, internationaler). Realwirtschaftliche bzw. realpolitische Auslöser aber waren der Übergang von absolutistischen zu demokratischen Herrschaftsformen, das damit einhergehende ErstarIndustrialisierung ermöglichte Überfluss an Gütern (mit der ken des Bürgertums sowie der durch die Folge, dass der den Eigenbedarf übersteigende Produktionsanteil für den grenzüberschreitenden Handel zur Verfügung stand). (2) In Deutschland verbindet sich diese Bewegung mit dem Namen F. List (1789-1846). Um die damals bestehenden 38 deutschen Zollsysteme zu überwinden, gründete er 1819 den Handels- und Gewerbeverein. 1836 wurde der Deutsche Zollverein gegründet. Die zunächst positiven wirtschaftlichen Auswirkungen des Freihandels trugen wesentlich zur Einigung des Deutschen Reiches und zum Aufstieg Deutschlands von einem Bauern- und Handwerkerland zu Welthandel). Nicht anders verlief die Enteiner industriellen Weltmacht bei ( Exportposition; wicklung in den USA, wo die schiere Größe des durch nationale Einigung und Abbau der Handelshemmnisse geschaffenen Wirtschaftsraumes in überwältigendem Maße Handlungsmöglichkeiten und Weltökonomische Macht begründet hat. Dieser positiven Entwicklung setzte aber spätestens die wirtschaftskrise von 1873 ein Ende. Als deren primäre Ursache gilt die damals einsetzende Automatisierung; sie ermöglichte eine dramatische Ausweitung des Warenangebots, das jedoch auf keine entKaufkraft traf. Folglich erhöhten fast alle der damals führenden Handelsnationen sprechende (Deutschland, Italien, Frankreich, Russland und die USA) ihre Zolltarife ( Zoll). Nunmehr konnten sie ihre eigenen Produkte im Inland „ungestört“ von Konkurrenten gewinnbringend absetzen und, Wettbewerbsfähigkeit erforderlichen Skaleneffekte nachdem sie dort die für eine Stärkung ihrer erzielt hatten, erfolgreich exportieren ( Export). Als Folge davon sank der Anteil Großbritanniens, dessen Wirtschaft dank moderner Industrieanlagen am meisten vom Freihandel profitiert hatte, an der weltweiten Industrieproduktion zwischen 1870 und 1913 von fast 32% auf 14%. In der Gründerzeit, einem vergleichsweise knapp bemessenen Zeitraum vor dem Ersten Weltkrieg, Freihandelsabkommen und Goldstandard die Wirtschaftsgrenzen und legten das Fundaöffneten ment für eine prosperierende Wirtschaft. Unterstützt durch diese allgemeine Aufwärtsentwicklung Export- und Importquoten, die denen von heute vergleichbar erzielte bspw. Deutschland 1913 sind. Weltwirtschaftskrisen wie jene Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre führten dann zum Zusammenbruch der internationalen Beziehungen und des internationalen Handelssystems. (3) Im kontinentalen Europa herrschten nur zweimal jene freizügigen Handelsbedingungen, deren Prinzipien A. Smith bereits 1776 beschrieben hatte. Lediglich zwischen 1860 und 1887 sowie ab dem Handelspolitik betrieben, wenn auch mehr oder minder durchsetzt Jahre 1962 wurde eine liberale von Spuren des alten merkantilistischen Systems. Beispiele hierfür sind die Schutzzoll- und Subventionspolitik der Europäischen Union ( Festung Europa) sowie direkte und indirekte Formen der Währung. Welch enormes Ausmaß die direkExportförderung, wie die Unterbewertung der eigenen Exportförderung angenommen hat, erkennt man u.a. daran, dass die Steuerzahler der damals 15 te Mitgliedsstaaten der Europäischen Union im Durchschnitt der Jahre 1995-1997 insgesamt 95 Mrd. € für staatliche Beihilfen aller Art aufwenden mussten.

Freiheit

(4) Die systematischen Eingriffe in den Freihandel reichen vom Protektionismus und Embargo und im Extremfall zur Wirtschaftsblockade ( tionismus bis hin zum krieg).

465

NeoprotekWirtschafts-

" Blum, U.: Volkswirtschaftslehre: Studienhandbuch, 4.Aufl., München 2004.

Freihandelsabkommen (1) Handelsabkommen, dessen primäres Ziele eine möglichst weitgehende Freiheit von ZollbarHandelshemmnissen ist. Im Ideal- bzw. Extremfall wird Freihandel angerieren und anderen strebt. Neben bilateralen (bspw. 2003 zwischen den USA und Chile) gibt es multilaterale Freihandelsabkommen (bspw. NAFTA). Freihandels(2) Die Vertragsteilnehmer eines multilateralen Freihandelsabkommens bilden eine Präferenzen nur den Mitgliedsländern eingeräumt werden, verstößt die zone. Da die jeweiligen Meistbegünstigungsgebot des Allgemeinen Institution der Freihandelszone allerdings gegen das Zoll- und Handelsabkommens (GATT). Freihandelsabkommen, mitteleuropäisches wurde 1992, im Gefolge der Erklärung, welche Polen, Ungarn und die damalige Tschechoslowakei 1991 im ungarischen Visegrád abgegeben haben, beschlossen. Ziele des Central European Free Trade Zollabbau (bis 2001) und der Beitritt zur EuropäAgreement (CEFTA) waren der schrittweise ischen Union. Vertragspartner sind die so genannten Visegrád-Staaten, d.h. die Nachfolgestaaten der Tschechoslowakei (Slowakische und Tschechische Republik), Polen, Ungarn, Slowenien (1996) und Rumänien (1997). Freihandelszone Integration. Um unbeschränkten Warenaustausch zu ermögliErscheinungsform der internationalen Intrahandel alle chen, vereinbaren zwei oder mehr Länder in einem Handelsabkommen, in ihrem Zollunion betreiZölle und sonstige Handelsschranken abzubauen. Anders als die Mitglieder einer Drittländern allerdings weiterhin eine eigenständige Zollpolitik, können also ben sie gegenüber gegenüber solchen Ländern ihre bisherigen Schutzmaßnahmen (z.B. Zölle) beibehalten. Differieren Importeur mit Sitz in Mitgliedsstaat A nahe, diese der Höhe nach wesentlich, so liegt es für einen Ware nicht direkt aus einem Drittland X einzuführen, sondern indirekt, über den Mitgliedsstaat B, falls der Zollsatz, der zwischen den Ländern A und X erhoben wird, wesentlich höher liegt als jener, der im Falle des Handels zwischen B und X fällig wird. Um dies zu verhindern, führt man häufig eine spezifiLocal Content-Regelung ein. Demzufolge muss in Mitgliedsland B eine bestimmte sche Form von Mindestwertschöpfung erzielt worden sein, damit Mitgliedsland A (oder eines der anderen Mitgliedsländer der Freihandelszone) die Ware zollfrei aus Mitgliedsland B importieren kann. Freihandelszonen North American Free Trade Agreement (NAFTA) regeln somit ihre Beziehungen zu exterwie das Regionalisierung). nen Staaten nicht einheitlich Freiheit (1) zentrale Kategorie des Denkens und Handelns von Angehörigen kognitiv-individualistischer Gesellschaften ( Aufklärung; Individualismus vs. Kollektivismus). (2) Ein Maß für den Grad an wirtschaftlicher Freiheit, welche eine Gesellschaft ihren WirtschaftsEconomic Freedom Index. Er wird vom Wall Street Journal und der subjekten gewährleistet, ist der Heritage Foundation ermittelt. Beide sind, wie auch ihre Definition von ökonomischer Freiheit zum Ausdruck bringt, dem konservativen, marktliberalen Denkansatz verpflichtet: „The highest form of economic freedom provides an absolute right of property ownership, fully realized freedoms of movement for labor, capital, and goods, and an absolute absence of coercion or constraint of economic liberty beyond the extent necessary for citizens to protect and maintain liberty itself.“ Im internationalen Vergleich rangierte die Bundesrepublik Deutschland 2009 mit einem Indexwert von 70,5 auf Rang

466

Freiheitsrechte

25 (vgl. Abb. 1). Damit fällt sie noch knapp in die Kategorie von Ländern, denen die Heritage Foundation ein ‘mostly free‘ attestiert (Index 79,0-70). Der höchsten Kategorie ‘free‘ (100-80) gehören lediglich sieben Länder an (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Index of Economic Freedom (2009) 1

Hongkong

90,0

11

Chile

78,3

2

Singapur

87,1

12

Niederlande

77,0

3

Australien

82,6

13

Estland

76,4

4

Irland

82,2

14

Island

75,9

5

Neuseeland

82,0

15

Luxemburg

75,2

6

USA

80,7

16

Bahrain

74,8

7

Kanada

80,5

17

Finnland

74,5

8

Dänemark

79,6

18

Mauritius

74,3

9

Schweiz

79,4

19

Japan

72,8

10

Großbritannien

79,0

20

Belgien

72,1

Quelle: Heritage Foundation, in: iwd, Nr.4 (26.1.2006), S.4.

Im Einzelnen schneidet der Standort Deutschland hinsichtlich seiner Offenheit für Auslandsinvestitionen, Geldwertstabilität und Sicherheit der Eigentumsrechte gut ab, während die RegulierungsSteuerbelastung eher als Nachteil andichte, der Einfluss des Staates auf das Bankenwesen und die gesehen werden (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Deutschlands Profil der wirtschaftlichen Freiheit Offenheit für Auslandsinvestoren

1,0

Lohn- und Preiskontrollen

2,0

Geldwertstabilität

1,0

Staatseinfluss auf die Wirtschaft

2,0

Sicherheit der Eigentumsrechte

1,0

Regulierungen

3,0

Bedeutung der Schattenwirtschaft

1,5

Staatseinfluss auf das Bankenwesen

3,0

Freizügigkeit des Außenhandels

2,0

Steuerbelastung

3,1

Quelle: Heritage Foundation, in: iwd, Nr.4 (26.1.2006), S.5.

(3) Die Freiheit der Meere ist im

Völkerrecht geregelt.

" Bennett, W.J.: The Index of Leading Cultural Indicators. Facts and Figures on the State of the American Society, 4th Ed., New York 1994. Berggren, N.: The Benefits of Economic Freedom. A Survey, in: The Independent Review, Vol.8 (2003), No.2, pp.193211. O’Driscoll, G.P.; Holmes, K.R.; O’Grady, M.A. (Eds.): 2002 Index of Economic Freedom, New York 2002.

(

http://www.heritage.org

Freiheitsrechte Freilager

Menschenrechte

Freizone

Freitag

Aberglaube

Freizeit

Leistungsorientierung

Freizone Hafenbereiche der Binnen-, Luft- und Seeschifffahrt, die zwar zum Wirtschaftsgebiet eines Landes bzw. einer Wirtschaftsgemeinschaft ( Europäische Union) gehören, in denen Ware aber nicht zollZoll). Freilager amtlich behandelt wird und keiner Zollabgabe unterliegt ( Sonderwirtschaftszone; Außenbzw. Freizonenlager sollen zwar gleichfalls die Warenlagerung und den Warenumschlag im handel erleichtern, sind aber auf zollamtlich bewilligte und überwachte Räumlichkeiten begrenzt.

Fremdartigkeit

467

Freizügigkeit

Grundfreiheiten

Fremdartigkeit (1) Zustand der Struktur- und Orientierungslosigkeit, den die meisten Menschen als bedrohlich empfinden und zu vermeiden suchen ( Xenologie). Aus dem deshalb häufig als unangenehm empfundenen Fremdheitsgefühl erwächst Verunsicherung, was wiederum dazu führt, dass in den späten Phasen des Informationsverarbeitungsprozesses maßgebliche, zumeist simplifizierende und emotionalisierende KategoriMechanismen der sozialen Informationsverarbeitung aktiviert werden. Hierzu zählen Vorurteile und Stereotypisierung. Sie tragen wesentlich zu einer (scheinbar) eindeutigen sierung, Selbst von dem Fremden bzw. des „Wir“ und damit vordergründig beruhigenden - Abgrenzung des von den „Anderen“ bei ( Stereotype). Dies wiederum setzt die Existenz eines Ich-bezogenen Selbstkonzepts voraus, welches in seiner extremen Ausprägung als Egozentrismus erscheinen kann. Ihm Volkes bzw. der Nation der Ethnozentrismus. Er entspricht auf der aggregierten Ebene des nimmt das eigene (hier: nationale) Erleben und Denken als unstrittigen Bezugspunkt aller Überlegungen und Aussagen. Aus der Fixierung auf die Überlegenheit des eigenen Wertesystems folgt, dass man das Verhalten von Angehörigen fremder Kulturen anhand von Maßstäben der eigenen Kultur bewertet Selbstreferenz provoziert Fehleinschätzungen; bzw. interpretiert ( Kulturstandard). Diese Art von denn das Andersartige wird gewöhnlich polarisierend wahrgenommen: zumeist abwertend, seltener idealisierend. (2) Eine Reihe kognitions- und sozialpsychologischer Theorien wurden herangezogen, um das Phänomen der Fremdheit bzw. Fremdartigkeit zu erklären (z.B. kognitive Dissonanztheorie, Schematheorie der Informationsverarbeitung, Assimilations-/Kontrast-Theorie, Attributionstheorie, Theorie der soziaXenophobie, len Identität). Eine besondere Erscheinungsform des Erlebens von Fremdartigkeit ist die Furcht vor dem Fremden an sich. Dieser wird nicht bestimmter, negativ bewerteter Eigenschaften Offenheit bzw. wegen abgelehnt, sondern allein deshalb, weil er andersartig ist. Der jeweiligen Verschlossenheit für den Einfluss fremder Kulturen lässt sich entnehmen, dass mit Xenophobie vor maskulinen Ländern Japan, Österreich, Deutschland, Schweiz und Italien zu rechnen allem in den ist (vgl. Abb.). Offenheit für den Einfluss fremder Kulturen (Auszug) Die Landeskultur ist für fremdartige Einflüsse ... verschlossen (= 1) ... offen (= 10) Rang

Rang

1

Zhejiang / China

8.59

45

Deutschland

6.32

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Kanada Australien Island Thailand Singapur Irland Sao Paulo / Brasilien Hongkong Philippinen Niederlande Chile

8.54 8.50 8.48 8.43 8.29 8.27 8.14 8.12 8.00 7.92 7.91

46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56

Rhone Alps / Frankreich Argentinien Bayern / Deutschland Südkorea Schottland Norwegen Mexiko Tschechische Republik Russland Schweiz Polen

6.25 6.17 6.15 6.08 6.08 6.08 6.05 5.95 5.77 5.58 5.55

13 14 15

Luxemburg Brasilien Israel

7.84 7.79 7.79

57 58 59

Japan Ile-de-France / Frankreich Frankreich

5.49 5.40 5.40

16

Neuseeland

7.72

60

Slowenien

5.11

Quelle: IMD (2004, S. 676).

468

Fremdbild

(3) Ob zwischen wahrgenommener Fremdartigkeit eines Landes und Kaufbereitschaft ein Zusammenhang besteht, wurde bislang nicht unmittelbar analysiert. Allerdings lassen einige primärstatistiCountry of Origin-Forschung diesen Schluss zu: Je unterschiedlicher Exportsche Studien der Importland wahrgenommen werden, desto negativer beurteilen Konsumenten des einen die Pround dukte des anderen Landes und desto geringer ist ihre Kaufbereitschaft. " Bradley, M.F.: International Marketing Strategy, London 1995. Crawford, J.C.; Lumpkin, J.R.: Environmental Influences on Country-of-Origin Bias, in: Papadopoulos, N.; Heslop, L.A. (Eds.), Product-Country Images. Impact and Role in International Marketing, Binghamton/NY 1993, pp.341-356. Gutjahr, G.: Country Image as a Key Success Factor in Export Marketing, in: Society and Economy. Quarterly Journal of Budapest University of Economic Sciences, Vol.16 (1993), No.3, pp.160-170. IMD (Ed.): The World Competitiveness Yearbook 2004, Lausanne 2004. Thomas, A. (Hrsg.): Einführung in die kulturvergleichende Psychologie, Göttingen 1993.

Fremdbild (1) zumeist simplifizierendes und emotional-wertendes Merkmalsprofil, das nach Ansicht der einen Kultur; Nation; Subkultur; Volk) eine andere soziale sozialen Einheit ( Gesellschaft; Einheit hinreichend charakterisiert ( Nationalcharakter). Dieses subjektive Abbild kann zwischen den Polen Feind- und Freundbild variieren, weshalb man etwa mit Blick auf das Frankreichbild der Deutschen Frankophobie und Frankophilie kennt. Briten bspw. betrachten Deutsche als arrogant, Stereotyps das aggressiv-imperialistische effizient und humorlos, wobei als reale Basis dieses Deutschland wilhelminischer und nationalsozialistischer Prägung dient. Umgekehrt bewundert die Mehrzahl der Deutschen die Kultur ihrer germanischen Vettern und amüsiert sich über deren Vorliebe für Exzentriker. Auch erscheinen ihnen die „Bewohner der Insel“ höflich und konservativ, bisweilen allerdings auch als chaotisch. Das Stereotyp des fleißigen Deutschen wiederum wurzelt in den Jahren des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders in der Nachkriegszeit und ist durchaus mit Bewunderung verbunden. Selbstbild besteht eine komplexe Wechselbeziehung. So ermöglicht es (2) Zwischen Fremdbild und Identität zu entwickeln. Zu den zentralen Erdas negative Bild des anderen häufig, eine positive Fremden das Eigene erkennt. kenntnissen der Anthropologie zählt, dass der Mensch erst im (3) Wie eine Befragung von mehr als 300 internationalen Führungskräften durch das Trainings- und Beratungsinstitut S&W-Training in den Jahren 1996-1998 ergeben hat, war damals das (Fremd-)Bild, das Angehörige anderer Nationen von „dem“ deutschen Manager hatten, durch Merkmale wie SpeziaFlexibilistentum und fachliche Kompetenz geprägt. Zugleich wurden ihm aber auch mangelnde lität, übermäßige Distanziertheit und Bürokratiegläubigkeit attestiert. Fremdbild, vermutetes drückt aus, was die Angehörigen einer sozialen Gruppe (z.B. Kultur; Nation; Subkultur) denken, dass die Angehörigen einer anderen sozialen Gruppe über sie denken ( Stereotyp) Fremdenfeindlichkeit (1) einer der beiden Pole, zwischen denen sich die Menschheitsgeschichte abspielt. Der andere Pol der Gastfreundschaft. Die Ambivalenz dieses „Geschichte zwischenmenschlicher Beziehungen“ ist die Verhältnisses verdeutlicht eindrucksvoll der lateinische Wortstamm von Hostilität: 'hostis', was zugleich Fremdling, Ausländer und Feind bedeutet; 'hospes' wiederum „steht für zwei gegensätzliche Rollen, für den Wirt wie für den Gast, auch für den Fremden. Und 'hospes' wie 'hospitalis' sollen sich entwickelt haben aus 'hostem petere': den Fremden bzw. Feind (herbei)bitten, dem Gebot der Gastfreundschaft folgend.“ Dieser Widerspruch ist nach R. Leicht so alt, dass man sich fragen müsse, ob Motive in der genetischen „Urausstattung“ des Menschen wurzeln: die Fremdenscheu nicht beide bzw. Fremdenfeindlichkeit ( Xenophobie) im 'a priori' des Instinkts, das Gebot der Gastfreundschaft im 'a priori' des Gewissens. Im Übrigen ist der Menschheitsgeschichte das Bipolare immanent, als Spannungsverhältnis zwischen Ablehnung und Neugier, zwischen Ausgrenzung und Austausch, zwiAutarkie und Bereicherung im zwischenstaatlichen Handel ( Außenschen Verarmung in der handel).

Fremdenfeindlichkeit

469

(2) In der Mythologie vieler Kulturen ( Mythos) und in den verschiedenen Religionen zeigt sich im Fremden nicht nur der Feind, sondern auch das Göttliche (z.B. in Gestalt von Engeln, den Boten Gottes). Während das Christentum Nächstenliebe auch und gerade gegenüber Fremden verlangt, zählt im Konfuzianismus die Beziehung zu Fremden nicht zu den fünf Pflichtverhältnissen. Anthropologen ist Fremdeln die genetisch programmierte Reaktion auf Un(3) Nach Ansicht von Europa besonders ausgeprägte Fremdenfurcht in der vertrautes. Phänomenologisch wurzelt die in Volksglauben der Europäer geworden Ethnographie der Griechen, welche zu einer Konstanten im ist und die Versatzstücke für Hexenwahn, Judenverfolgung etc. geliefert hat. Das Andersartige wird dabei häufig polarisierend wahrgenommen bzw. beurteilt: entweder idealisierend, wofür prototypisch die Jean-Jacques Rousseaux (1712-1778) zugeschriebene Gestalt des „edlen Wilden“ steht, oder häufiger - diskriminierend ( Wilde). (4) Fremdenfeindlichkeit findet sich in allen Kulturen, wohl aber dort am stärksten, wo die Unsicherheit am größten ist. Sie wiederum hängt vom Spielraum ab, den der Einzelne zum Überleben hat. „Werte der Sicherheit unterstützen Toleranz, und umgekehrt erzeugt Unsicherheit Fremdenfeindlichkeit. Je kleiner der Spielraum eines Individuums hinsichtlich seines Überlebens ist, desto eher fühlt es sich auch durch Fremde bedroht. Dies trifft besonders dann zu, wenn der Fremde eine andere Sprache spricht oder andere Wertvorstellungen hat (vgl. Abb.) und deshalb unverständlich und unberechenbar erscheint“ (Inglehart, S.132). Zusammenhang zwischen Toleranz und Lebenszufriedenheit

%, die Homosexuelle nicht als Nachbarn wünschen 100 Litauen

90 80 70

Türkei

Indien

Russland

Lettland Ungarn Nigeria Rumänien Moskau Bulgarien Estland Japan Weißrussland

China Chile Mexiko

Tschechien

60

Portugal

50

Slowenien

40 30

Österreich Argentinien Italien Ostdeutschland Westdeutschland Brasilien Frankreich

20 10

30

40

50

60

Nordirland USA Irland Kanada

Groß- Finnland Spanien britannien Belgien Island Schweden Norwegen Dänemark Niederlande 70

80

90

% mit hoher Lebenszufriedenheit (Werte von 7-10 auf 10-Punkte-Skala) Quelle: Inglehart (1988, S.132).

Hostilität ist in archaischen Gesellschaften (Agrar-/Jäger-/Sammler-Gesellschaften), denen gewöhnlich gerade so viel Land zur Verfügung steht, um die eigene Bevölkerung zu ernähren, stärker verbreitet als in industrialisierten Ländern. Wie jedoch die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten belegt, gibt es auch andere, primär ideologische Gründe für kulturelle Feinseligkeit.

470

Fremder

" Inglehart, R.: Modernisierung und Postmodernisierung. Kultureller, wirtschaftlicher und politischer Wandel im 43 Gesellschaften, Frankfurt/Main 1988. Leicht, R.: Der Fremde in uns, in: Die Zeit, Nr.52 (20.12.2000), S.1. Mäs, M.: Regionalismus, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit, Wiesbaden 2005. Silbermann, S.; Hüsers, F.: Der „normale“ Hass auf die Fremden, Berlin 1995.

Fremder (1) aus völker- und staatsrechtlicher Sicht eine Person, welche nicht die Staatsangehörigkeit ihres Aufenthaltsstaates besitzt ( Ausländer). Das Fremdenrecht regelt die Rechtsstellung des Fremden. (2) Aus philosophischer Sicht ist der (oder das) Fremde teils das Ausgegrenzte, Unzugängliche, teils die Projektion des Ich ( Fremdheit). (3) Im alttestamentarischen Israel gab es, wie R. Leicht berichtet, eine Typologie des Fremden. Der Nicht-Jude (im hellenistischen Judentum der Allotrios, der etwas Fremdes, etwas Ungehöriges treibt), ist der Heide, mit dem es keinerlei Verkehr geben darf. Die Eindeutschung dieses Begriffs („Allotria treiben“) findet sich noch heute im umgangssprachlichen „Hallodri“ wieder: ein zumeist jüngerer Mann, der sich herumtreibt und ein wenig normgerechtes und verlässliches Leben führt. Der Ausländer wiederum (hebr. = 'mokri', gr. = 'xenos') konnte zwar die heilige und damit unveräußerliche Gastfreundschaft beanspruchen, war sonst aber bar jeder Rechte. Hingegen besaß der ausländische Einwanderer (hebr. = 'ger'; gr. = 'par-oikos', „aus-der-übrigen-Welt“, oder 'par-epi-demos', „vonaußerhalb-des-Volkes“) einen rechtlichen Status, der ihn zuweilen auf die Stufe der Inländer stellte, bis hin zum so genannten religiös integrierten Proselyten. Auch das antike Athen kannte vielfältige Differenzierungen. Die Asylia am heiligen Ort (im 'asylion') bietet den ältesten, von Gott gegebenen Fremdenschutz. Sie gewährt aber keine dauerhafte Rechtsstellung, sondern verbietet nur zeitweise profanes Tun am heiligen Ort. Unmittelbar geschützt ist also im Grunde der Ort und nur mittelbar die Person. Pro-xenia hingegen verkörpert eine aus der privaten Gastfreundschaft weiterentwickelte, quasi völkerrechtliche Institution ( Völkerrecht). Jeder Stadtstaat unterhielt in den anderen Stadtstaaten einen 'pro-xenios'. Diese Vorform unseres modernen Konsuls nahm sich, nach dem vertraglich vereinbarten Prinzip der Gegenseitigkeit, der Rechte und Interessen der Ausländer an. Diese genossen aber keine Bürgerrechte. Bei den Metoikoi schließlich handelte es sich um die dauerhaft ansässige ausländische Wohnbevölkerung, die sich besser stellte als die Xenoi, die durchreisenden Fremden. Die Metöken nahmen sogar intensiv am wirtschaftlichen Leben teil. Trotz - oder wegen - ihres oft beachtlichen Anteils an der Bevölkerung aber blieben sie von politischen Rechten ausgeschlossen; auch Kinder, die aus Ehen zwischen Metöken und Inländern hervorgingen, besaßen kein Bürgerrecht. In der Bundesrepublik Deutschland etwa leben viele „Metöken“: Ausländer der ersten, zweiten und dritten Generation, die am wirtschaftlichen und sozialen Leben teilnehmen, Steuern und Sozialbeiträge bezahlen, aber weder Staatsbürgerschaft noch Wahlrecht besitzen (wollen). In Rom stand dem Perigrinus, dem ausländischen Freien, zwar nicht das römische Bürgerrecht zu. Ihm konnten aber unter bestimmten Bedingungen das Commercium wie das Conubium (das Recht, Handel zu treiben, und das Recht zur Eheschließung) verliehen werden. Neben diesen Ausnahmen entwickelten sich zwei unterschiedliche Rechtskreise, das Ius Civile und das Ius Gentium: das Recht für die römischen Bürger und das Recht für Angehörige anderer Völker. Aus diesem entwickelte sich im weiteren Verlauf der Menschheitsgeschichte das allgemeine Völkerrecht. " Bielefeld, U.: Das Eigene und das Fremde. Neuer Rassismus in der Alten Welt, Hamburg 1998. Leicht, R.: Der Fremde in uns, in: Die Zeit, Nr.52 (20.12.2000), S.1. Morley, J.D.: Konfuzianische Konfusion, in: Süddeutsche Zeitung, 54.Jg. (1998), Nr.98, S.17. Waldenfels, B.: Topographie des Fremden, 2.Aufl., Frankfurt/Main 2008.

Fremdfinanzierung Fremdgruppe

Factoring

Theorie der sozialen Identität

Fremdheit (1) Zustand der Struktur- und Orientierungslosigkeit, der als bedrohlich empfunden wird (im Gegensatz zur Vertrautheit, die aus psychologischer Sicht Orientierung und Handlungssicherheit vermittelt).

Fremdheit

471

Die aus dem Fremdheitsgefühl erwachsende Verunsicherung lässt sich durch verschiedene MechanisKategorisierung und Stereotypisierung; Stereomen der sozialen Informationsverarbeitung (z.B. typ) bewältigen. Hierdurch erreicht man eine (wenn auch zumeist nur scheinbare) eindeutige - und damit beruhigende - Abgrenzung des Selbst von dem Fremden, des behaglichen „Wir“ von den „Anderen“. (2) Unmittelbar ersichtlich wird das Gefühl der Fremdheit in dem entwicklungspsychologisch erklärbaren Phänomen des Fremdelns. Zwischen dem 6. und dem 12., bevorzugt aber im 8. Lebensmonat ist das Großhirn so weit entwickelt, dass das Kind neue Eindrücke (z.B. Gesicht eines Fremden) mit bereits ausgebildeten kognitiven Schemata (z.B. Gesicht der Mutter) vergleichen kann. Da es aber noch nicht in der Lage ist, das eigene Handeln zu planen und dessen Folgen zu antizipieren, reagiert es auf eine fremde Person mit sichtbaren Anzeichen von Angst (Versteifung des Körpers, erstarrte Mimik, starke Pupillenerweiterung). (3) Zumeist wird Fremdheit als Defizit betrachtet, als die möglichst zu überwindende Unkenntnis des Anderen. Nach Ansicht des Philosophen J.K. Schütze geht es jedoch nicht darum, dem Fremden mögassimilieren. Ein lichst nahe zu kommen, die Terra Incognito zu incorporieren oder das Fremde zu Humanismus verleite dazu, die zur Identitätsbildung erforgut gemeinter, aber falsch verstandener Ethnologen wie C. Lévi Strauss und Philoderlichen Unterschiede zu verwischen. Das Andere, von sophen wie E. Husserl im 20. Jahrhundert als Gegenüber gedacht, drohe im 21. Jahrhundert, d.h. in den Globalisierung, wieder unkenntubiquitären Waren-, Kommunikations- und Migrationströmen der lich zu werden. Gesellschaften scharf zwischen Inländern, Inlands-Auslän(4) Offensichtlich unterschieden viele dern und Auslands-Ausländern, Weltbürgerrecht reklamierte lediglich I. Kant, und zwar in einer Fußnote seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“ (1795). Auch beschränkte er dieses auf die allgemeine Hospitalität. Hierunter verstand der Königsberger Philosoph indessen weit mehr als die traditionelle Gastfreundschaft, nämlich ausdrücklich ein „Recht“. Alle Menschen müssten einander „vermöge des Rechts des gemeinschaftlichen Besitzes der Oberfläche der Erde“ und weil zunächst (d.h. ursprünglich) „niemand an einem Ort der Erde zu sein mehr Recht hat als der andere“, ein „Besuchsrecht“ einräumen. Deshalb kritisierte I. Kant in äußerster Schärfe den Kolonialismus, das „inhospitale Betragen“ der ausbeutenden Staaten. Dieses Besuchsrecht verbietet es, einen „Fremdling seiner Ankunft auf dem Boden eines anderen wegen“ feindselig zu behandeln. Der besuchte Staat darf den Fremdling nur dann abweisen, „wenn es ohne seinen Untergang geschehen kann; solange er aber auf seinem Platz sich friedlich verhält, darf er ihm nicht feindlich begegnen“. Konsequenzen dieser Gedanken finden wir heute in der Genfer Flüchtlingskonvention, die es in Art. 33 verbietet, Flüchtlinge in Gebiete zurückzuweisen, in denen sie der Gefahr ausgesetzt sind, (erneut) verfolgt zu werden ( Völkerrecht). Letztlich aber hat die Souveränität der Staaten immer noch Priorität gegenüber dem Weltbürgerrecht der Individuen. Bisher garantieren die meisten Staaten auch Menschenrechte zu garantieren. Ausländern gegenüber, die Inländern nur, Mindeststandards der sich rechtmäßig auf ihrem Territorium aufhalten, haben sie sich verpflichtet, zumeist mindere Standards einzuhalten, nicht jedoch, diese aufzunehmen. Der allgemeinen Ausreisefreiheit wurde keine allgemeine Einreisefreiheit zur Seite gestellt. Streng betrachtet verpflichtet selbst die Flüchtlingskonvention nicht zur Aufnahme von Flüchtlingen, sondern nur zur rechtmäßigen Behandlung bereits vorhandener Flüchtlinge. Und das in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ausgesprochene Asylrecht ist ein Recht der Staaten, nicht der Menschen: Es kann gewährt, aber nicht beansprucht werden. Erst im Vergleich damit wird der außergewöhnliche moralische Anspruch des deutschen Asylrechts, das dem Bewerber ein persönliches, einklagbares Recht zuspricht, ersichtlich. (5) Zwischen den Polen „Fremdenfeindlichkeit und Gastfreundlichkeit“ hat sich die Geschichte der zwischenmenschlichen Beziehungen abgespielt: „Fremdeln“ als die genetisch programmierte Reaktion auf Unvertrautes, wie die Anthropologie argumentiert. Und Gastfreundschaft als das Gebot unseres evolutionären Sozialpsychologie, als Konsemoralischen Bewusstseins oder, nach Meinung der quenz von reziprokem Altruismus? Unstrittig sind Befunde, die Vertreter der kognitiven Sozialpsychologie gewonnen haben. Demnach ist die Leichtigkeit bzw. Zwanghaftigkeit, mit der wir Menschen

472

Fremdkompensation

aufgrund weniger Merkmale (z.B. Hautfarbe, Sprache) in „wir“ und „die“, in Eigen- und FremdgrupStereotypisierung der pen unterscheiden, frappierend. Hinzu kommt eine Tendenz zur negativen anderen. Barbaren begriff, hatte (6) Während China sich stets als „Mitte der Welt“ und den Rest der Welt als Europa vergleichsweise früh eine Ahnung von der eigenen Exzentrizität entwickelt, mit durchaus positiven sozioökonomischen Konsequenzen, wie D. Landes am Beispiel von Portugal und Spanien darlegt. Jahrhundertelang Brücke der Zivilisationen, profitierte die iberische Halbinsel lange Zeit islamischen davon, dass die dort in der Diaspora lebenden Juden das damals überlegene Wissen des Kulturkreises dem Abendland zugänglich machten. Die mit dem Ende des 15. Jahrhunderts einsetzende Verfolgung und Vertreibung der Mohammedaner ( Reconquista) und der Juden aus dem Südwesten Europas erwies sich als Anfang vom Ende der Hegemonie Spaniens in Europa. In der Wirtschaftsgeschichte finden sich zahlreiche Beispiele dafür, dass Fremdenfeindlichkeit nicht nur Folge, sondern auch Ursache sozio-ökonomischer Rückständigkeit und damit Teil eines Teufelskreises ist. So konnten Chinesen lange Zeit erst in der Fremde, d.h. als Auslandschinesen, jene Kreativität und wirtschaftliche Dynamik entwickeln, für die sie berühmt sind ( Netzwerk, interorganisationelles). " Boesch, E.E.: Das Fremde und das Eigene, in: Thomas, A. (Hrsg.), Psychologie interkulturellen Handelns, Göttingen 1996, S.87-105. Landes, D.S.: The Wealth and Poverty of Nations. Why Some Are so Rich and Some Are so Poor? New York 1998. Leicht, R.: Der Fremde in uns, in: Die Zeit, Nr.52 (20.12.2000), S.1. Sbandi, P.: Gruppenpsychologie, München 1973. Schütz, A.: Der Fremde. Ein sozialpsychologischer Versuch, in: Schütz, A. (Hrsg.), Gesammelte Aufsätze, Bd.2, Den Haag 1972, S.53-69. Schütze, J.K.: Vom Fremden, Wien 2000. Thomas, A.: Fremdheitskonzepte in der Psychologie als Grundlage der Austauschforschung und der interkulturellen Managerausbildung, in: Wierlacher, A. (Hrsg.), Kulturthema Fremdheit. Leitbegriffe und Problemfelder kulturwissenschaftlicher Fremdheitsforschung, München 1993, S.257-281. Trivers, R.L.: The Evolution of Reciprocal Altruism, in: Quarterly Review of Biology, Vol.46 (1971), pp.35-57.

Fremdkompensation Sonderform des Kompensations- bzw. Parallelgeschäfts. Während bei der Eigenkompensation der Anbieter die Kompensationsware selbst nutzt, wird bei der Fremdkompensation ein dritter Akteur tätig (vgl. Abb.). Struktur der Fremdkompensation

Außenhandelsgesellschaft im Ausland

Maschinenlieferung

Geldüberweisung

Maschinenbauer in der Bundesrepublik Deutschland

Rohstofflieferung

Geldüberweisung

Handelsunternehmen in der Bundesrepublik Deutschland

Quelle: Backhaus/Voeth (2007, S.375).

" Backhaus, K.; Voeth, M.: Industriegütermarketing, 8.Aufl., München 2007.

Fremdsprache Sprache, die nicht die Muttersprache ist und welche sich der Sprecher durch bewusstes Lernen mehr oder weniger gut angeeignet hat bzw. aneignet ( Sprache). Die daraus erwachsende Sprachkompe-

Frühindustrialisierung

473

tenz ist eine wichtige Facette interkultureller Kompetenz ( Kompetenz, interkulturelle). Von der Regionen bzw. Familien ist es Fremdsprache abzugrenzen ist die Zweitsprache. In mehrsprachigen in frühester Kindheit möglich, neben der Muttersprache eine oder mehrere Zweitsprache(n) „unbeEuropäischen Komwusst“ zu erwerben (d.h. ohne gezieltes Lernen). Gemäß einer Erhebung der mission, bei der 2005 insgesamt 29.328 über 15-Jährige befragt wurden, ist innerhalb der Gemeinschaft Deutsch die wichtigste Muttersprache und Englisch die wichtigste Fremdsprache (vgl. Abb.). Sprachkompetenz in der Europäischen Union

englisch

34

13

deutsch

12

18

französisch

11

12

italienisch

2

13

spanisch

9

polnisch

9

niederländisch

5

russisch

1

sonstige Sprachen

2

5 Legende:

1

= als Muttersprache

1

= als Fremdsprache (Mehrfachnennung möglich)

5 3

Quelle: EU-Kommission, in: iwd, Nr.4 (26.1.2006), S.1.

" Römer, C.; Schöpper-Grabe, S.; Wegner, A.; Weiß, R.: Bilateraler Fremdsprachenbedarf in Deutschland und Frankreich. Eine Bestandsaufnahme in Großunternehmen, Köln 2004.

Außensteuergesetz

Fremdvergleichspreis

Fremdwährung in einem anderen Land bzw. Auslandsmarkt gültige

Währung (

Währungskredit)

Friedfertigkeit von Nationen lässt sich mit Hilfe des Global Peace Index der Economist Intelligence Unit anhand von 24 Kriterien (z.B. Zahl der Inhaftierten, Volumen des Verteidigungshaushalts) erfassen. Angeführt wird die Liste der 121 untersuchten Länder von Norwegen, Neuseeland, Dänemark, Irland, Japan, Finnland und Schweden. Vor Deutschland, gemäß dieser Studie das zwölffriedlichste Land der Welt, rangieren noch Portugal, Kanada, Belgien und Österreich. Die USA (= 96), Russland (= 118) und Israel (= 119) finden sich am Ende des Global Peace Index. Fröhlichkeit

Emotion

Fruchtbarkeitskult

Ahnenkult

Frühindustrialisierung Vorphase der und Übergang zur Industrialisierung. In der Phase der Frühindustrialisierung steht die handwerkliche Produktionsweise noch gleichberechtigt neben der industriellen Produktionsweise.

474

FSC-Logo

FSC-Logo FTA

Umweltsiegel

Foreign Trade Association

FTAA geplante panamerikanische Staaten umfassen soll FTC

Freihandelszone, welche neben der

NAFTA die

MERCOSUR-

Wettbewerbspolitik, supranationale

F-Terms spezielle, die Transaktionen zwischen Käufer und Verkäufer standardisierende Handelsklausel. Die Risiko dem Free-Klausel legt fest, dass der Verkäufer die Ware auf seine Kosten und auf eigenes vom Käufer benannten Hauptfrachtführer zu übergeben hat ( INCOTERMS). Führungsposition

Geschlechterunterschied

Führungsstil (1) formal gesehen eine charakteristische Kombination von Merkmalen des Führungsverhaltens (z.B. Empathie und Fürsorglichkeit, mit Blick auf Delegation und Partizipation, Sanktion und Kontrolle, Kommunikation und informelle Beziehungen). Wie ein Persönlichkeitsmerkmal gilt der Führungsstil als zeitlich relativ stabil, gegenüber situativen Einflüssen weitgehend immun und durch die persönliche Grundausrichtung ( Menschenbild und Führungsphilosophie) des Vorgesetzten geprägt. Bekannt Entscheidungsprozessen ausgerichtete idealtypigeworden ist die an dem Grad der Partizipation an sche Unterscheidung von autokratischem, kooperativem und Laissez faire-Führungsstil. Alternativ wird auch vom autoritären Führungsstil, vom partizipativen Führungsstil und vom Laissez faire-Führungsstil gesprochen. In seinem einflussreichen Kontingenzmodell ging F.E. Fiedler davon aus, dass ein und dieselbe Verhaltensweise einer Führungskraft (= Führungsstil) in der einen Situation erfolgreich, in einer anderen hingegen erfolglos sein kann ( Kontingenzansatz). So mögen intuitive Denk- und EntscheidungsEntsandten den vergleichsweise unstrukturierten Bedingungen muster sowie Verhaltensweisen eines Entwicklungslandes wie Zaire angemessener sein als eine ausgeprägte strategische Orientieeines rung (d.h. systematische Informationssuche, analytische Entscheidungsfindung etc.), die sich z.B. im belgischen Stammhaus des entsendenden Unternehmens bewährt hat ( Entsendung). Ein anderes Beispiel verdanken wir F. Trompenaars. „Ein in Nigeria tätiger britischer Manager hatte festgestellt, dass es sehr zweckmäßig war, seine Stimme anzuheben, wenn er seinen nigerianischen Mitarbeitern die Wichtigkeit bestimmter Nachrichten signalisieren wollte. Diese erkannten schnell, dass es sich um etwas ganz Besonderes handeln musste, wenn der ansonsten eher zurückhaltende Vorgesetzte förmlich „explodierte“. Nachdem er seinen Auftrag in Nigeria erfolgreich bewerkstelligt hatte, wurde der Manager nach Malaysia versetzt. Dort aber verliert, wer schreit, „sein Gesicht“ ( Gesicht wahren). Seine Untergebenen nahmen ihn deshalb nicht ernst, weshalb der zuvor so Erfolgreiche nach kurzer Zeit wieder versetzt wurde.“ Kulturen aufeinander, ohne sich der Relativität der eigenen Treffen Angehörige verschiedener sowie der Relativität der Wahrnehmungs- und Handlungsmuster ihrer Gesprächspartner bewusst zu Konflikte im Regelfall unvermeidlich ( Kulturstandard). Einer sein, sind Missverständnisse und Kulturdimension gilt in diesem Zusammenhang das besondere Interesse der kulturvergleichenden Akzeptanz von Machtdistanz in hohem Maße gegeben, so „vermeiden es die MitarForschung: Ist beiter, dem Vorgesetzten zu widersprechen. Entscheidungen werden autokratisch getroffen, ein nichtpartizipativer Führungsstil wird bevorzugt, und der Kommunikationsfluss verläuft von oben nach unten“ (Thomas & Stumpf, S.81): 'top down'. Angenommen, ein deutscher Manager versucht, eine ihm

Führungsstil

475

anvertraute Auslandsniederlassung partizipativ-demokratisch zu führen. Liegt deren Standort in Landeskultur es charakteristisch ist, Machtdistanz zu akzeptieren (z.B. einem Land, für dessen Malaysia), so läuft er Gefahr, von den lokalen Mitarbeitern als schwach erlebt und nicht als Führer akzeptiert zu werden. In Österreich, Israel etc. hingegen wird dieser Führungsstil voraussichtlich größeren Anklang finden, da dort, wie in allen Ländern mit geringer Machtdistanz, Partizipation ein positiver Wert ist. Zusammenfassend hat die empirische Führungsstilforschung gezeigt, dass es den optimalen Stil nicht gibt. Vielmehr versprechen in Abhängigkeit von situativen Variablen (z.B. Art und Schwierigkeitsgrad der Aufgabe oder Erwartungen der Geführten) unterschiedliche Stile Erfolg ( Situativer Ansatz). „Je mehr die Partizipationserwartung mit der tatsächlich gewährten Entscheidungsbeteiligung übereinIdentifikation des Einzelnen mit dem Unternehmen und stimmt, desto größer sind tendenziell die seine Motivation“ (Scherm & Süß, S.861). Auch für eine weitere idealtypische Unterscheidung, aufgaben- vs. personenorientierte Führung, gilt das Axiom des situativen Erklärungsansatzes: Strebt ein Manager (bzw. ein Unternehmen) kurzfristige Effizienz- bzw. Renditeziele an, so ist der aufgabenorientierte Stil, bei dem konkrete Leistungsziele mit materiellen Anreizen verbunden und leistungsbezogen kontrolliert werden, im Regelfall überlegen. Bei langfristigen Erfolgszielen ist indessen zumeist der personenorientierte Stil (Motivation, Empathie, Coaching etc.) im Vorteil. (2) Deutsche Führungskräfte gelten einerseits als aufgabenorientiert und funktionell versiert. Andererseits aber sprechen ihnen viele Nichtdeutsche soziale Kompetenz ab und nehmen deutsche Führungskräfte als wenig inspirierend und motivierend wahr ( Kompetenz, soziale). Das im Rahmen des multinationalen GLOBE-Projekts anhand der Auskünfte von 457 deutschen Managern (mittlere Führungsebene von 18 Unternehmen der Finanz-, Lebensmittel- und Telekommunikationsbranche) ermitSelbstbild deutscher Führungskräfte lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Charakteristelte Bedürfnis, Unsicherheit zu vermeiden, keine Risiken einzugehen ( Risiko) tisch ist ein starkes und Regeln einzuhalten ( Global Leadership and Organizational Behaviour Effectiveness). Auch sind deutsche Manager bestrebt, Machtdistanz zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Hinzu kommt häufig ein direkter und bestimmter, teilweise sogar aggressiver Umgangston. Debatten und harte Auseinandersetzungen sind gang und gäbe. Weiterhin wird eine ausgeprägte Leistungs- und Zukunftsorientierung genannt, wohingegen das Wir-Gefühl eher unterentwickelt sei. Die Befragten schildern sich als Individualisten und Einzelkämpfer, denen das eigene Fortkommen wichtiger ist als Loyalität und Gruppenzusammenhalt. In ihrem Bestreben, Beziehungen sachorientiert zu gestalten, werten deutsche Empathie, Großzügigkeit, Freundlichkeit, Toleranz und Nachsicht tendenziell als AusManager druck von Schwäche. Aufgabe von Führungskräften sei es nicht, die Gefühle von Mitarbeitern zu verstehen. Vielmehr müssten Aufgaben erledigt, Fehler vermieden und hohe Qualitätsstandards erreicht werden ( Qualitätsmanagement). Wer(3) Im interkulturellen Vergleich treten in Abhängigkeit von den kulturspezifisch dominanten ten markante Unterschiede zutage (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Die Befragung von Managern aus 39 Akzeptanz von Machtdistanz Ländern durch Linn & Hellmann ergab, dass die Kulturdimension Kommunikation, Delegation, weltweit signifikant mit einer geringen Bereitschaft bzw. Fähigkeit zu KollektiNähe und Teamentwicklung korreliert. Hingegen konnte kein Zusammenhang zwischen vismus und Teamentwicklung nachgewiesen werden ( Korrelation). Manager, die aus ungewissheitsmeidenden Kulturen stammen, neigen verstärkt dazu, ihre Mitarbeiter zu kontrollieren, präferieren zwischenmenschliche Distanz und delegieren unterdurchschnittlich ( Unsicherheitsvermeidung). Das Führungsverhalten deutscher Manager lässt sich in diesem Zusammenhang als Mittelweg zwischen einem autoritärem und einem partizipativen Führungsstil beschreiben. Der Führungsstil französischer Manager wird als autoritär-patriarchalisch eingestuft und der belgischer Manager als hierarchischpatriarchalisch. Wie groß die Unterschiede sind, zeigt sich nicht zuletzt an der Ambivalenz, welche dem Begriff Führer nicht nur im Deutschen innewohnt. Im Niederländischen bedeutet „Führer“ u.a. auch Märtyrer. Dagegen wird der Begriff des „Leaders“ im angelsächsischen Sprachraum eindeutig positiv verstanden.

476

Führungsstil

Abb. 1: Merkmale und internationale Verbreitung unterschiedlicher Führungsstile

Länder Partizipativ

Führungsstil

Autoritär

Führungsstilmerkmale

USA

Führung durch gemeinsame Vorbereitung der Entscheidung

Flamen, Niederlande, Schweden

Entscheidungs- und Führungsinstanzen werden durch formelle Normen am Machtmissbrauch weitgehend gehindert

Großbritannien

Geringes Sicherheitsbedürfnis bei den Untergebenen

Belgien, Frankreich

Führung überwiegend am Rat und an der Meinung der Mitarbeiter orientiert

Australien, Dänemark, Japan, Norwegen

Mittlerer Delegationsgrad

Deutschland, Italien, Spanien

Untergebene erwarten keinen hohen Grad an Entscheidungsautonomie

Griechenland, Türkei, Südamerikanische Länder

Sehr geringer Delegationsgrad, zentralistische Entscheidungen

Indonesien, Malaysia, Thailand

Statussymbole und Privilegien für Führungskräfte sind sichtbar und legitim

Arabische Länder

Autorität wird nicht hinterfragt, sondern akzeptiert

Indien, Pakistan

Kaum Informationen zwischen den Ebenen

Quelle: von Keller (1987).

In konfuzianisch geprägten Gesellschaften manifestiert sich der autokratische Führungsstil häufig in Paternalismus ( Konfuzianismus). Gemäß den klassischen Studien von M. Haire et al. Form von sowie L.-R. Gomez-Mejia ist die Variabilität des Führungsstils allerdings nur zu rund einem Drittel durch kulturspezifische Einflussfaktoren erklärbar; zwei Drittel der Varianz sind demzufolge interindividuell bedingt. Während diese Studien vielfach inkonsistente Ergebnisse erbrachten, ist man sich einig darin, dass die ethnozenErwartungen von Mitarbeitern an ihre Vorgesetzten interkulturell variieren, weshalb trisches Führungsverhalten (d.h. die unreflektierte Übertragung des im Heimatland üblichen bzw. erfolgreichen Führungsstils auf das Gastland) zumeist wenig förderlich ist (vgl. Abb. 2, nächste Seite). So sind Angehörige des angelsächsischen Kulturraumes mehr als alle anderen davon überzeugt, dass ein charismatischer Führungsstil Erfolg verspricht. In Lateinamerika sprechen die Menschen Teamorientierung eine vergleichbare Funktion zu und im so genannten Germanischen Europa dem partizipativen Führungsstil. Bemerkenswerter ist der Nahe Osten in allen drei Fällen die Kontrastgruppe. Dies lässt sich als Skepsis gegenüber der Instrumentalität von Führungsstilen deuten.

Fundamentalismus

477

Abb. 2: Erfolgsaussichten verschiedener Führungsstile im interkulturellen Vergleich unterstützt erfolgreiche Führung (= 7)

verhindert erfolgreiche Führung (= 1) Naher Osten

charismatisch (z.B. visionär)

5,35

teamorientiert (z.B. integrierend) partizipativ (z.B. nichtautokratisch) human-orientiert (z.B. bescheiden)

autonomieorientiert defensiv (z.B. Gesicht wahrend)

3,83

5,96

Germanisches Europa

4,97

5,86

5,38

4,20

2,72

5,47

Naher Osten

4,42

3,51

Südasien

Lateinamerika

Südasien

Osteuropa

Nordeuropa

6,05

Naher Osten

Nordeuropa

Lateinamerika

Angelsächsischer Raum

Quelle: auf der Basis von Dorfman et al. (2004, S.680).

" Dorfman, P.W.; Hanges, F.C.; Brodbeck, F.C.: Leadership and Cultural Variation, in: House, R.J.; Hanges, P.J.; Javidan, M.; Dorfman, P.W.; Gupta, V. (Eds.), Culture, Leadership and Organizations. The GLOBE-Study of 62 Societies, Thousand Oaks/CA 2004, pp.669-719. Fiedler, F.E.: A Theory of Leadership Effectiveness, New York 1967. Trompenaars, F.: Riding the Waves of Culture. Understanding Cultural Diversity in Business, London 1993. Gomez-Mejia, L.-R.: Effect of Occupation on Task Related, Contextual and Job Involvement Orientation. A Cross-Cultural Perspective, in: Academy of Management Journal, Vol.27 (1984), No.4, pp.706-720. Haire, M.; Ghiselli, E.E.; Porter, L.W.: Managerial Thinking. An International Study, New York 1966. Kets de Fries, F.R.: Chefs auf die Couch, in: Harvard Business Manager, 82.Jg. (2004), Nr.4, S.62-73. von Keller, E.: Kulturabhängigkeit der Führung, in: Kieser, A.; Reber, G.; Wunderer, R. (Hrsg.), Handwörterbuch der Führung, Stuttgart 1987, Sp.1285-1294. Offermann, L.R.; Hellmann, P.S.: Culture’s Consequences for Leadership Behavior, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.28 (1997), No.3, pp.342-352. Scherm, E.; Süß, S.: Personalmanagement in internationalen Unternehmen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.843-864. von Rosenstiel, L.: Menschenführung im Ausland. Motivation und Führungsstil in Auslandsniederlassungen, in: Kumar, B.N.; Haussmann, H. (Hrsg.), Handbuch der Internationalen Unternehmenstätigkeit, München 1992, S.825-837. Thomas, A.; Stumpf, S.: Aspekte interkulturellen Führungsverhaltens, in: Bergemann, N.; Sourrisseaux, A.L.J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2002, S.69-107. Weibler, J.; Brodbeck, F.; Szabo, E.; Reber, G.; Wunderer, R.; Moosmann, O.: Führung in kulturverwandten Regionen. Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei Führungsidealen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in: Die Betriebswirtschaft, 60.Jg. (2000), Nr.5, S.588-606. Wunderer, R.: Führung und Zusammenarbeit. Eine unternehmerische Führungslehre, 3.Aufl., Neuwied 2000.

Fundamentalismus (1) Vielzahl unterschiedlicher „Formen eines radikalen Neotraditionalismus“, die zwar zumeist vorranislamischen Bewegungen in Verbindung gebracht werden, sich aber gig mit den verschiedenen unter jüdischen Siedlern ebenso finden wie unter Pietisten, Opus Dei etc. In der Umweltschutzbewegung und anderen nichtreligiösen soziopolitischen Bewegungen lassen sich gleichfalls Formen von ATTAC). Ihnen ist gemeinsam, dass in der häufig aggressiv Fundamentalismus nachweisen (bspw. ethische Normen und Werte als zweifelsfreie Kobis militant geführten Diskussion tradierte ordinaten eines unveränderlichen und mit allen Mitteln zu verteidigenden Denk- und Lebensmodells

478

Fundamentalismus

der jeweiligen Gesellschaft dienen. Deshalb bezeichnete B. Barber Dschihad, den nicht nur von Kolonialisislamistischen Fundamentalisten geführten Heiligen Krieg, als „tollwütige Antwort“ auf mus und Imperialismus, samt ihren Kindern Kapitalismus und Moderne. (2) Als Wegbereiter des radikalen Islamismus gilt der Schulinspektor und Literaturkritiker Sajjid Qutb, der 1906 in einem Dorf in Mittelägypten geboren und nach einem manipulierten Schauprozess im Jahre 1966 hingerichtet wurde. Nach seinem „Erweckungserlebnis“ während eines USA-Aufenthaltes (1948-1951) schloss er sich den so genannten Muslimbrüdern an. 1928 von Hassan al-Banna gegründet, verstanden sie sich zunächst nicht als politische, sondern als religiös-karitative Organisation. Anfangs, d.h. beim erfolgreichen Putsch gegen König Faruk und dessen korruptes Regime ( Korruption), mit dem Komitee der Freien Offiziere und Gschamal Abdel Nasser verbündet, ließ dieser 1953 Islam nicht als theoloalle Parteien verbieten und die Muslimbrüder verfolgen. S. Qutb begriff den gische Lehre, sondern als absolute und allumfassende Offenbarung. Entscheidend dabei ist, dass gemäß Weltbild Glauben und Wissen, Religion und Politik, Regierung und Regierte etc. eine diesem Einheit bilden. Abgesehen vom Koran bezog sich der Ägypter auf keinen anderen Autor so sehr wie auf den französischen Nobelpreisträger A. Carrel (1873-1954), der gleichfalls eine, allerdings im christlichen Glauben, verankerte „Überwissenschaft“ gründen wollte. Wie der Protagonist der „islamiEthik, Ökonomie und Politik zu einem ganzschen Methode“, die in der Integration von Erziehung, heitlichen System „göttlicher Einzigartigkeit“ besteht, war auch der zwischen den beiden Weltkriegen einflussreiche Franzose davon überzeugt, dass der Glaube weder eines wissenschaftlichen Beweises bedürfe, noch der menschlichen Vernunft zugänglich sei. A. Carrel fasste sein nicht minder fundamentalistisches biologisch-christliches Ganzheitsdenken in der „neuen Wissenschaft“ zusammen. Beide Denker, S. Qutb wie A. Carrel, erhoben „die menschliche Natur“ zur Voraussetzung und zum Maßstab allen Denkens und Handelns. Weil sie unterstellen, dass die menschliche Natur von Gott gegeben sei, immunisieren sich beide Denker gegen Kritik; denn weder antwortet Gott auf Nachfragen noch „die“ Natur auf Einwände. Den Kern von Qutbs vermeintlich orientalischem Islamismus bildet ein Denkansatz, der tief in der europäischen Philosophie verankert ist ( Europa). Seit der Antike beruhen alle Versuche, „Gutsein“ oder „Bösesein“ ethisch-moralisch auf natürliche bzw. naturgegebene Eigenschaften zurückzuführen, auf einem naturalistischen Fehlschluss. „So schreibt A. Carrel: »Es ist das Ziel des Lebens, die Gesetze des Lebens zu befolgen. Diese Gesetze lesen wir aus unserem Körper und unserer Seele ab und nicht aus philosophischen Systemen und Konzeptionen.« Damit werden ethische Normen (»Gesetze des Lebens«) direkt aus biologischen Tatsachen und psychologischen Diagnosen abgeleitet. In S. Qutbs Sprache übersetzt heißt das: Es kann keine menschliche Freiheit, also auch keine freie, vielgestaltige Gesellschaft geben, sondern nur Gehorsam vor dem Gesetz Gottes“ (R. Walther). (3) Fundamentalismus ist somit eine geistige Haltung bzw. Anschauung, die insb. durch kompromissReligiosität). Häufig aber loses Festhalten an religiösen Grundsätzen sichtbar wird ( Religion; wird sie auch mit politischen und/oder sozio-ökonomischen Überzeugungen und Interessenkonflikten Indusvermischt. So erleben islamische Fundamentalisten die wirtschaftliche Macht der westlichen Kolonitrienationen als erdrückend und ungerecht: letztlich als eine Fort- und Festschreibung des alismus. Deshalb erblicken viele nach dem Scheitern des arabischen säkularen Nationalismus ( Nationalismus), das durch die eklatante Niederlage im Sechs-Tage-Krieg von 1967 evident geworden ist, nur noch in der Rückbesinnung auf die islamische Orthodoxie eine politische Perspektive: Selbstbehauptung in einer von nichtislamischen Kräften beherrschten Welt, die sich verschworen haben, die wirtschaftliche, politische und kulturelle Erneuerung des einstmaligen arabisch-islamischen Weltreiches zu verhindern. Um verstehen zu können, warum viele Bewohner arabisch-islamischer Länder die wirtschaftliche und die militärische und somit auch die politische Dominanz des Westens als Kränkung empfinden, muss man weit zurückblicken: Als am 2. Januar 1492 mit der Übergabe Granadas durch Fürst Boabdil die Reconquista, die „Befreiung“ Spaniens vom Islam, ihr Ende fand, nahm daran letztlich das ganze Land Schaden; denn die arabischen Eroberer hatten auf der iberischen Halbinsel durch eine tolerante Politik eine Epoche der wissenschaftlich-kulturellen Blüte ermöglicht ( Alhambra-Modell).

Fusion

479

(4) Kränkung und die daraus erwachsenden - aus westlicher Sicht - „irrationalen“ Reaktionen charakteEntrisieren im Übrigen auch das Verhältnis zwischen den ehemaligen Kolonialmächten und den wicklungs- bzw. Schwellenländern auf vielen Ebenen ( Dritte Welt). Euro Socio-Styles verkörpert Fundamentalismus einen Pol der Dimension Dar(5) Im Konzept der Akzeptanz eines ständigen Wandels winismus-Fundamentalismus. Während mit Darwinismus die der Gesellschaft und der damit verbundenen Unwägbarkeiten gemeint ist, bezeichnet Fundamentalismus das Beharren auf dem Status Quo. " Barber, B.R.: Coca Cola und Heiliger Krieg. Wie Kapitalismus und Fundamentalismus Demokratie und Freiheit abschaffen, München 1996. Carrel, A.: Der Mensch, das unbekannte Wesen, Stuttgart 1936. Dubiel, S.H.: Der Fundamentalismus der Moderne, in: Merkur, 46.Jg. (1992), S.747. Lüders, M.: Der Islam im Aufbruch? Perspektiven der arabischen Welt, München 1993. Mettner, M.: Die katholische Mafia, 2.Aufl., München 1995. Qutb, S.: Ma`alim fi al-Tariq (Wegzeichen), 13.Aufl., Kairo 1989. Riesenbrodt, M.: Die Rückkehr der Religionen. Fundamentalismus und der „Kampf der Kulturen“, München 2001. Schied, M.: Nationalismus und Fundamentalismus in Indien. Der Ayodhya-Konflikt, Saarbrücken 2008. Tibi, B.: Die Verschwörung. Das Trauma arabischer Politik, Hamburg 1993. Walther, R.: Die seltsamen Lehren des Doktor Carrel, in: Die Zeit, Nr.32 (31.7.2003), S.70. Zertal, I.; Eldar, A.: Die Herren des Landes. Israel und die Siedlerbewegung seit 1967, München 2007.

Fünf-Familien-System Fünf-Säulen-Konzept

Gruppenprinzip Deutsches Industrie- und Handelszentrum

Funktionsbezeichnung, betriebliche ist in Deutschland, wie andere Titel auch, gesetzlich eindeutig definiert und lässt häufig unmittelbar auf die Verhandlungskompetenz ( Verhandlung) des Trägers eines Titels schließen (z.B. Geschäftsführer, Handlungsbevollmächtigter). Allerdings haben viele Begriffe des deutschen Handels- und Gesellschaftsrechts in anderen Sprachen keine Entsprechung. So kennt weder das französische noch das angloamerikanische Gesellschaftsrecht das Rechtsinstitut des Prokuristen. Letzteres vereint im Board of Directors die Funktionen „Geschäftsführer“ und „Aufsichtsrat“, und anstelle der im deutschen System überaus bedeutsamen Unterscheidung von Aktiengesellschaft und GmbH begnügt es sich mit einem einheitlichen Typus der rechtsfähigen Kapitalgesellschaft (Limited engl. bzw. Corporation am. ). " Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.402ff.

Funktionsstruktur, integrierte Funktionstrennung

Organisationsstruktur, integrierte

Korruption

Funktionszulage im Entsendungsvertrag gegebenenfalls zu vereinbarender Einkommensbestandteil ( Entsendung). Entsandte während des Eine Funktionszulage ist naturgemäß vor allem dann angemessen, wenn der Auslandseinsatzes eine höhere Funktion bekleidet. Sie ist aber auch dann angebracht, wenn die vom Arbeitnehmer während des Auslandseinsatzes zu erfüllende Aufgabe besondere Kompetenzen erfordert bzw. mit besonderen Schwierigkeiten verbunden ist. Furcht

Emotion

Fürsorgepflicht

Konfuzianismus;

Fürsorglichkeit

Maskulinität vs. Feminität

Fusion Zusammenschluss zweier vormals selbständiger Unternehmen ( Merger & Acquisition). Im Falle einer internationalen Fusion (Cross Border Merger), schließen sich ein inländisches und ein ausländisches Unternehmen zusammen.

480

Fusion

(1) Fusionen sind Konsequenz wie auch Vorbedingung grundlegender Veränderungen der WirtschaftsGlobalisierung der Wirtund Unternehmensstruktur („Henne-/Ei-Problem“), häufig im Gefolge der Wertschöpfungsprozesse. Da Fusionen schaftstätigkeit und der weltweiten Reorganisation der Europäische Kommission grundsätzlich geeignet sind, den Wettbewerb zu begrenzen, prüfte die 2001 im Rahmen der europäischen Fusionskontrolle, die seit 1990 besteht, insgesamt 685 beantragte Fusionen; 89,4% davon wurden genehmigt. Nach Angaben von Thomson Financial belief sich die Zahl der 2005 weltweit durchgeführten Fusionen und Übernahmen auf 32.568 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 2,7 Bill. $, davon allein 9.045 in den USA. Hierzu zählt bspw. der Kauf von Gilette durch Procter & Gamble für 57,2 Mrd. $. Auf Großbritannien entfielen im gleichen Jahr 2.425 Transaktionen, auf Australien 1.857, China 1.707, Kanada 1.493, Deutschland 1.308 und Frankreich 1.054. Das Jahr 2006 markierte mit einem Gesamtvolumen der Fusionen und Übernahmen von 3,6 Bill. $ den Höhepunkt der Entwicklung. (2) Historisch gesehen lassen sich bei den „Mega-Fusionen“ fünf Wellen beobachten, deren Abstände immer kürzer werden: Erste Welle: Als Folge der industriellen Revolution wurden mit der Absicht, möglichst hohe Skalenerträge zu erzielen, zwischen 1897 und 1904 zahlreiche der Konzerne „fusioniert“, die nach wie vor weltweit das Bild der 'old economy' prägen ( Skaleneffekte; Revolution, industrielle). Diese vorwiegend horizontalen Fusionen wurden dann mit Hilfe des Sherman-Act und des Clayton-Act wesentlich erschwert (Untersagungsgrund „unangemessene Marktmacht“). Zweite Welle: Zwischen 1920 und 1929 ermöglichte die immer stärkere Verdichtung und Vernetzung der Schienen- und Stromnetze vertikale und Konglomeratfusionen speziell bei den Eisenbahnen und im Energiesektor. Dritte Welle: Mit den Anfang der sechziger Jahre erreichten gewaltigen Fortschritten in der industrielEconomies of Scale. Dieser aggressive len Massenproduktion verschärfte sich der Kampf um die Wettbewerb wurde zwischen 1965 und 1975 u.a. mit Hilfe von Zusammenschlüssen geführt. Hinzu kam das Streben nach Risikostreuung durch Diversifikation ( Risikomangement). Europäischen Binnenmarkt wurden in Europa zwischen 1984 Vierte Welle: In Vorbereitung auf den und 1988 verstärkt nationale Unternehmen mit Hilfe von Fusionen in europäische Unternehmen transformiert. Durch Vereinigung von Produktionsbereichen mit verwandten Fertigungstechnologien wollte man Synergien erzielen („heben“). Globalisierung und Deregulierung ausgelöst. Die auf der nächsten Fünfte Welle: Sie wurde durch Seite wiedergegebene Abbildung zeigt, dass bis 2000 der Kaufpreis des „Deals of the Year“ von Jahr zu Jahr dramatisch stieg, um dann auf einem relativ hohen Niveau zu stagnieren. Vor allem im Telekommunikationsbereich wurden regelmäßig Großfusionen vollzogen (in Form von horizontalen Fusionen). (3) Wie regelmäßige Erhebungen der Unternehmensberatung Bain & Company zeigen, scheitert etwa die Hälfte der (Groß-)Fusionen. Als wichtigsten Grund nennen die befragten und für den Zusammenschluss verantwortlichen Manager, sie hätten die erzielbaren Synergieeffekte überschätzt und gleichzeitig die Schwierigkeit, die es bedeutet, zwei eigenständige Unternehmen zu verschmelzen, unterschätzt. Nicht zuletzt die weichen, aus unverträglichen Unternehmenskulturen erwachsenden Hemmnisse seien falsch eingeschätzt worden. Weitere Kardinalfehler seien Window Dressing (d.h. beschönigende Due Diligence gewesen. Schließlich gaben nur 60% der Darstellung der Lage und unzureichende Befragten an, vor der Fusion genaue Überlegungen dazu angestellt zu haben, auf welche Weise der Zusammenschluss den Unternehmensgewinn steigern soll. Die Hälfte von diesen musste im Nachhinein eingestehen, sich getäuscht zu haben. Akzeptanz von Fusionen beantwortet eine repräsentative Befragung des (4) Die Frage nach der Instituts für praxisorientierte Sozialforschung aus dem Jahre 2000. Damals hielten 58,2% der Deutschen Zusammenschlüsse in- und ausländischer Unternehmen aus Wettbewerbsgründen für notwendig (34,2% = nein). 53,2% erblickten darin jedoch für die deutsche Wirtschaft eine Gefahr (41,5% = nein). Allerdings fanden es 51,1% gut, wenn deutsche Unternehmen ausländische Unternehmen übernehmen (37,6% = nein).

Fusionskontrolle

481

Deals of the Year Käufer

Gekauftes Unternehmen

Branche

Kaufpreis (in Mrd. $)

1990

Georgia-Pacific

Great Northern Nekoosa

Holz

3,6

1991

AT&T

NCR

Telekommunikation

7,4

1992

Alcatel Alsthom

ITT Corp

Telekommunikation

3,6

1993

AT&T

McCaw Cellular Comm.

Telekommunikation

12,6

1994

Martin Marietta

Lockheed

Rüstung

10,0

1995

Disney (Walt) Co

Capital Cities / ABC Inc

Unterhaltung

19,0

1996

Bell Atlantic Corp

NYNEX Corp

Telekommunikation

19,5

1997

WorldCom

MCI Communication

Telekommunikation

41,9

1998

Exxon

Mobil

Öl

1999

MCI Worldcom

Sprint

Telekommunikation

115,0

2000

Vodafone

Mannesmann

Telekommunikation

186,0

2001

Comcast Corp.

AT & T

Telekommunikation

72,0

2002

Pfizer Inc.

Pharmacia Corp

Pharmazie

59,5

2004

Royal Dutch Petroleum Co.

Shell Transport & Trading Co

Öl

74,6

2005

Telefónica SA

O2 Plc

Telekommunikation

31,7

2006

AT & T Inc.

Bell South Corp

Telekommunikation

72,7

2007

Royal Bank of Scotland plc Banco Santander SA, Fortis NV

ABN AMRO Holding NV

Finanzdienstleistungen

90,8

86,0

" Bain & Company (Ed.): Post Merger Integration, München 2008. Brost, M.; Storn, A.: Jeden Tag eine neuer Deal, in: Die Zeit, Nr.11 (9.3.1006), S.23-24. Grube, R.; Töpfer, A.: Post Merger Integration. Erfolgsfaktoren für das Zusammenwachsen von Unternehmen, Stuttgart 2002. Kleinert, J.; Klodt, H.: Megafusionen, Kieler Studien 302, Tübingen 2000.

Fusionskontrolle (1) befasst sich mit den horizontalen und den vertikalen Auswirkungen, welche die Fusion von Euromarktmächtigen Unternehmen haben kann (bspw. Konzentrationswirkung). Seit 1990 übt die päische Kommission neben der nationalen Fusionskontrolle eine europäische Fusionskontrolle aus, sofern ein Unternehmenszusammenschluss gemeinschaftsweit bedeutsam ist ( Merger & Acquisition). Näheres regelt die Fusionskontrollverordnung (VO 139/2004/EWG). Aufgabe der am 13.7.2005 in Kraft getretenen 7. GWB-Novelle war es, das deutsche Fusionskontrollrecht dem EU-Wettbewerbsrecht anzugleichen ( Harmonisierung). Wie der Einspruch des deutschen Bundeskartellamtes April 2007 gegen den Zusammenschluss der schweizerischen Phonak-Gruppe mit der dänischen Resound zum Weltmarktführer für Hörgeräte zeigt, multilateralen Fall auszuüben. Begründet hat das gibt es Bestrebungen, Fusionskontrolle auch im Bundeskartellamt seine Entscheidung damit, dass der Unternehmenszusammenschluss auf dem deutmarktbeherrschende Stellung erlange. schen Markt eine (2) Maßgeblich dafür, ob ein Zusammenschluss den Wettbewerbsbehörden zur Genehmigung vorgelegt werden muss, sind zunächst die Umsatzvolumina der beteiligten Unternehmen. Aber auch dann, wenn die genannten Schwellenwerte (weltweiter Gesamtumsatz von mindestens 5 Mrd. € und gemeinschaftsweiter Umsatz von mindestens zwei der beteiligten Unternehmen von mehr als 250 Mio. €) nicht überschritten werden, kann die Fusion unter bestimmten Bedingungen doch Gegenstand der

482

Fusionskontrolle sein: Wenn der Gesamtumsatz der beteiligten Unternehmen weltweit 2,5 Mrd. € übertrifft und weitere der in der Verordnung genannten Kriterien erfüllt werden. So liegt keine gemeinschaftsweite Bedeutung vor, wenn die am Zusammenschluss beteiligten Unternehmen jeweils mehr als zwei Drittel ihre gemeinschaftsweiten Gesamtumsatzes in ein und demselben Mitgliedsstaat erzielen. " Kerber, W.: Europäische Fusionskontrolle. Entwicklungslinien und Perspektiven, in: Oberender, P. (Hrsg.), Die Europäische Fusionskontrolle, Berlin 2000, S.69-97.

G g.g.A. g.t.S. g.U.

Herkunftsbezeichnung Herkunftsbezeichnung Herkunftsbezeichnung;

Ursprungsbezeichnung

G4-Gruppe informelle Gruppe von vier Ländern bzw. Mittelmächten (Brasilien, Deutschland, Indien und Japan), die sich 2005 gemeinsam um die Aufnahme als ständige Mitglieder in den Weltsicherheitsrat der VerStaaten) einten Nationen bemüht haben (sowie für zwei afrikanische G5-Gruppe vereint jene fünf Mitgliedsländer des Internationalen Währungsfonds (IWF), deren Währungen Sonderziehungsrechte ausmachen. Als Folge der Schuldenkrise von 1982, als zahlreiden Korb der Entwicklungsländer ihre Zahlungsunfähigkeit erklären mussten ( Weltwirtschaftskrise), che intensivierten und institutionalisierten die damals führenden Welthandelsnationen Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan und die USA ihre währungspolitische Zusammenarbeit mit dem Ziel, Zentralbanken den erwarteten starken Kursverlust des USdurch koordinierte Interventionen ihrer Dollars aufzufangen ( Währungspolitik). Mit dem so genannten Plaza-Agreement beendeten damals die USA ihre erklärte Politik der Nichteinmischung in das Marktgeschehen. G6-Gruppe (1) Gruppe der sechs führenden Wirtschaftsnationen des asiatisch-pazifischen Raumes (Australien, China, Hongkong, Japan, Singapur und die USA). Ziel der 1997 gegründeten Six Markets Group ist es, Region durch verstärkte finanz- und währungspolitische Zusammenarbeit Währungskrisen in dieser zu verhindern ( Finanzpolitik; Währungspolitik; Weltwirtschaftskrise). (2) Eine weitere, Schwellenländer und Industrieländer „vereinende“ informelle Gruppierung Europäische Gewird gleichfalls als G6-Gruppe bezeichnet. Ihr gehören einerseits Australien, die meinschaft, Japan sowie die USA und andererseits Brasilien und Indien an. G7-Gruppe zur Vorbereitung des so genannten Weltwirtschaftsgipfels jährlich anberaumtes Treffen der FinanzIndustrienationen (Deutschland, Frankminister und der „Notenbank-Chefs“ der sieben führenden G8-Gruppe reich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, USA). Die G7-Gruppe wurde 1997 zur erweitert. G8-Gruppe seit 1997, d.h. seit der Auflösung des COMECON und der späteren Assoziierung Russlands, inoffizielle Bezeichnung für das Treffen der erweiterten G7-Gruppe

484

G10-Gruppe

G10-Gruppe informelles Gremium, bestehend aus den Industrieländern Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Schweden und USA. 1962, anlässlich des Abschlusses Allgemeinen Kreditvereinbarung (AKV) mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) geder gründet, besteht die Aufgabe der G10-Gruppe darin, die gemeinsamen währungspolitischen Interessen der Mitgliedsländer zu definieren ( Währungspolitik) und insb. gegenüber dem IWF zu vertreten. Mit dem General Agreement to Borrow verpflichtete sich die Gruppe 1962 im Allgemeinen KreditabWährungskredite zur Verfügung zu stellen, falls dessen Mittel nicht kommen, dem IWF zusätzliche genügen sollten, internationale Finanzkrisen zu bewältigen ( Bank für Internationalen ZahlungsausKrise; Weltwirtschaftskrise). Forum der Gruppe der Zehn sind halbjährliche Tagungen, gleich; Zentralbanken der Mitgliedsländer unter Beteiliauf denen die Finanzminister und Präsidenten der Organisation für wirtschaftliche gung des Exekutivdirektors des IWF, des Generalsekretärs der Europäischen Kommission Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sowie des Präsidenten der tagen. 1984 trat die Schweiz, seit 1962 der Group of Ten 'assoziiert, diesem nicht nur währungs-, sondern auch entwicklungspolitisch einflussreichen Kooperationsgremium ( Entwicklungspolitik) als elftes Vollmitglied bei. G15-Gruppe loser Zusammenschluss von 15 Entwicklungsländern, die regelmäßig Gipfeltreffen abhalten, um gemeinsam ihre wirtschaftlichen Probleme zu lösen. 1995 haben Ägypten, Algerien, Argentinien, Brasilien, Chile, Indien, Indonesien, Jamaika, Malaysia, Mexiko, Nigeria, Peru, Senegal, Simbabwe und Venezuela einen Koordinationsausschuss gegründet, welcher den Informationsfluss zwischen den IntrahanMitgliedsländern verbessern und durch seine beratende Tätigkeit zur Intensivierung des dels beitragen soll ( Koordination). G20-Gruppe (1) wurde 1999, anlässlich des Treffens der Finanzminister der G7-Staaten, als Vereinigung der Industrie- und Schwellenländer gegründet. Neben der Europäischen Union gehöwichtigsten ren Argentinien, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Russland, Saudi Arabien, Südafrika, Südkorea, Türkei und die wirtschaftsUSA dieser „Gruppe der Zwanzig“ an. Sie versteht sich als ein neues Forum für Kooperation und wechselseitige Konsultation im Zusammenhang mit zentralen Fragen politische des internationalen Finanzsystems. (2) Als G20-Gruppe wird aber auch die am 20.8.2003 anlässlich der fünften ministeriellen Konferenz der Welthandelsorganisation (WTO) in Cancun (Mexiko) gegründete Gruppe von zunächst 17, späEntwicklungs- und Schwellenländer bezeichnet. ter auf 20 angewachsenen Vereinigung großer Weltbevölkerung (Ägypten, Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, ChiSie repräsentiert 65% der na, Guatemala, Indien, Indonesien, Kuba, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Paraguay, Philippinen, Südafrika, Tansania, Thailand, Venezuela und Simbabwe). Der Gruppe der Zwanzig können in Abhängigkeit von der Fluktuation der Mitgliedsländer aber auch 21 oder 22 Länder angehören. Gemeinsames Ziel dieser Vereinigung ist es, Widerstand gegen die als ungerecht empfundene Agrarpolitik der Europäischen Union und der USA zu leisten ( WeltagrarSubventionen markt). Konkret setzt sich die Gruppe der Zwanzig für einen weitgehenden Abbau der Europäischen Union für Agrarerzeugnisse und die Öffnung ihrer Märkte für Imder USA und der Cairns-Gruppe und porte aus den G20-Ländern ein. Die Mitgliedsländer sind zum Teil auch in der in der G33-Gruppe organisiert. Die G20-Gruppe gilt als die derzeit effektivste und bedeutendste Welthandelsorganisation. Unter Führung von informelle Gruppierung innerhalb der WTO: der Brasilien, China und Indien ( BRIC-Staaten) gelang es ihr in Cancun, ein Gegengewicht zu jenen Welthandelsrunden dominiert haben (die USA und die Handelsmächten zu bilden, die bislang die Europäischen Gemeinschaft). Mitgliedsländer der

Ganzheitlicher Ansatz der Internationalisierung

G21-Gruppe fasst die künftigen ökonomischen Großmächte zusammen (bspw. China und Indien)

485

BRICS-Staaten wie Brasilien,

G24-Gruppe 1972 in Lima aus jeweils acht afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Staaten gebildete G77-Gruppe. Diese Konzentration wurde vorgenommen, um die währungspolitiUntermenge der Entwicklungsländer insb. gegenüber dem Internationalen Währungsfonds schen Interessen der effizienter vertreten zu können ( Währungspolitik). G33-Gruppe umfasst mittlerweile 40 Entwicklungs- und Schwellenländer. Unter der Führung von China und Industrieländer und andererIndien fordert diese Gruppierung einerseits die Öffnung der Märkte der seits den Schutz des eigenen Agrarsektors ( Weltagrarmarkt). G77-Gruppe lose Vereinigung von anfänglich 77 Entwicklungs- und Schwellenländern, welche das Ziel einer Weltwirtschaftsordnung verfolgen ( Dritte Welt). Hervorgegangen aus der Gruppe der gerechten so genannten Bandung-Staaten, zu der sich 1955 angesichts des mit Ende des Zweiten Weltkrieges ausgebrochenen Ost-/West-Konflikts die blockfreien Staaten zusammengeschlossen hatten, forderte die Industriestaaten zu verstärkter Entwicklungshilfe „Gruppe der 77“ im Jahre 1961 die westlichen Koloniaauf, um so einen Beitrag zur Überwindung des von dieser Staatengruppe verschuldeten Imperialismus zu leisten. In der Folgezeit griff die Interessenvereinigung der G77 auch lismus und handelspolitische Streitfragen auf ( Handelshemmnisse; Terms of Trade; Zölle). zentrale Mittlerweile gehören der „Gruppe der 77“ weit mehr als 77 Staaten an. G90-Gruppe vereint die ärmsten Staaten, welche sich gegen eine Liberalisierung des DienstleistungssekAufträgen wenden ( Armut; Singapur-Themen). Eine tors, von Investitionen und öffentlichen AKP-Staaten. Diesem Kreis gehören vor allem afrikanische Untermenge der G90-Gruppe sind die und karibische Länder an. G110-Gruppe größte Allianz der Entwicklungsländer. Sprecher dieser „Koalition des Südens“ ist Brasilien. Sie G20-Gruppe, die G33-Gruppe, die AKP-Staaten, die Least Developed Countvereinigt die ries und einige afrikanische Staaten. Die G110-Gruppe drängt darauf, zentrale Entwicklungsziele auf Welthandelsrunden zu setzen ( Welthandelsorganisation). Sie steht damit in einer die Agenda von Cairns-Gruppe, welche primär das klassische Liberalisierungsziel verfolgt gewissen Opposition zur Washington-Konsensus deshalb an Bedeutung verloren hat. und aufgrund wachsender Zweifel am GACG GAIN

Markenschutz;

Trade Related Aspects of International Property Rights

German Academics International Network

GAINS-Ansatz

Ganzheitlicher Ansatz der Internationalisierung

Ganzheitlicher Ansatz der Internationalisierung erfasst, bspw. in Gestalt des so genannten GAINS-Ansatzes von Macharzina & Engelhard, simultan die Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit beschleunigen wesentlichen Faktoren, welche die oder hemmen ( Gestalt-Oriented Approach of International Business Strategies). Aufgrund ihrer

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Garantie

Komplexität und der vielgestaltigen Interaktionen entziehen sich derartige Struktur- und/oder Prozessmodelle jedoch im Regelfall einer umfassenden empirischen Überprüfung. " Macharzina, K.; Engelhard, J.: Paradigm Shift in International Business Research. From Partist and Eclectic Approaches to the GAINS Paradigm, in: Management International Review, Vol.31 (1991), Special Issue, pp.23-43.

Garantie

Bankgarantie

Garantiert traditionelle Spezialität

Herkunftsbezeichnung

Gastfreundschaft ein sowohl in der religiösen als auch der säkularen Ethik verwurzeltes Gebot, das dem Fremden häufig für einen mehr oder minder exakt definierten Zeitraum grundlegende Rechte zusichert: neben Beherbergung, Bewirtung und Unterhaltung zählen dazu auch der Anspruch auf körperliche UnFremdheit). Wer das Geversehrtheit und, falls diese beeinträchtigt wird, auf Rache ( Ausländer; bot der Gastfreundschaft verletzte, war ehrlos. " Hiltbrunner, O.: Gastfreundschaft in der Antike und im frühen Christentum, Darmstadt 2005. Kayed, C.; Pechlaner, H.: Gastfreundschaft und Gastlichkeit im Tourismus, Berlin 2007. Luidold, L. (Hrsg.): Rituale der Gastfreundschaft, Salzburger Beiträge zur Volkskultur, Bd.9, Salzburg 1997.

Gastgeschenk ist, wie andere Geschenke auch, in den meisten Gesellschaften und Kulturen prinzipiell üblich. Was sich jedoch im konkreten Fall zum Gastgeschenk eignet und was nicht, ist in hohem Maße kulturabhängig ( Kulturstandard). So sind - mit Ausnahme von Armbanduhren, die ein weithin sichtbares Firmenlogo tragen - in China Uhren keine akzeptablen Gastgeschenke, da sie dort Trennung oder Streit symbolisieren ( Symbol). Aus ähnlichem Grund soll man in Frankreich keine Messer schenken ( Sitten & Gebräuche). GATE

German Arab Trade Events

Gate Keeper

Universalhandelshaus;

Netzwerkansatz

Gateway to Japan Programm der Europäischen Union zur Förderung des Unternehmen nach Japan ( http://www.gatewaytojapan.org GATS

World Trade Organisation

GATT

Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen;

GATT-Zollwert-Kodex

Zolltarif

GCB

Transparency International

GCC

Golfkooperationsrat;

GCET

Integration

Global Code of Ethics for Tourism

GCI

Global Commerce Initiative

GDI

Human Development Index

Exports

klein- und mittelständischer

General Agreement on Tariffs and Trade

Gebrauchsmuster

GDSN

487

Transora

Geberkoordinierung Abstimmung und Koordination der Entwicklungshilfe verschiedener Institutionen bzw. GeberKooperation bzw. Arbeitsteilung möchte man Effizienz und Effektivität der länder. Durch Entwicklungszusammenarbeit steigern. " Ashoff, G.: Globalisierung und Geberkoordinierung. Ein Thesenpapier, in: Mummert, U.; Sell, F.L. (Hrsg.), Globalisierung und nationale Entwicklungspolitik, Münster 2003, S.167-181.

Gebrauchsanleitung (1) häufig unterschätztes Mittel der Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden. Für den Europäischen Binnenmarkt gilt gemäß einer EU-Ratsentschließung ( Ministerrat) über „Gebrauchsanleitungen für technische Konsumgüter“ vom 17.12.1998, dass diese „in einer angemessenen Sprache verständlich und benutzerfreundlich formuliert werden“ müssen ( Sprache). Diese Vorschrift bezieht sich auch und vor allem auf die vorgeschriebenen Sicherheitshinweise. (2) Besondere Probleme sind zu bewältigen, wenn Gebrauchsanleitungen in Ländermärkten eingesetzt Analphabetismus weit verbreitet ist. Dort müssen verstärkt Grafiken, Farwerden sollen, in denen Symbole und andere Formen nichtsprachlicher Information eingesetzt werden. Da in Indien ben, rund 20 Sprachen und mehr als 700 Dialekte gesprochen werden und zwei Drittel der Bevölkerung Analphabeten sind, setzte die BASF dort Farben und Symbole ein, um es den zumeist schriftunkundigen Bauern und Landarbeitern zu erleichtern, die verschiedenen Pflanzenschutzmittel zu unterscheiden und sachgerecht einzusetzen. Die Symbole entstammen zwei populären indischen Heldensagen, die seit vielen Jahren im Fernsehen ausgestrahlt werden und von wandernden Schauspielgruppen bis in die entlegensten Dörfer verbreitet werden ( Held): Ramayana berichtet in 24.000 Doppelversen vom Kampf zwischen Gott Rama und dessen Widersacher Ravana. Mahabharata schildert in 19 Büchern und rund 106.000 Doppelversen die Feindschaft zweier verwandter Adelsgeschlechter, die beide die Königswürde beanspruchen. Nachdem die BASF-Marktforschung negative Assoziationen ausschließen konnte, ordnete das deutsche Chemieunternehmen jedem seiner Pflanzenschutzmittel eine Waffe zu, die in den Heldensagen eine wichtige Rolle spielt und folglich mehr oder weniger allen Indern bekannt ist. Als verbindende Klammer dient der Streitwagen, der auf allen Produkten neben dem BASF-Logo abgebildet ist und die verwendeten Waffen geladen hat. Überdies erleichtert die verschiedenfarbige Verpackung der einzelnen Produktgruppen die Unterscheidung (Insektizide = blau, Fungizide = rot, Herbizide = grün, sonstige Produkte = gelb). Gebrauchsmuster (1) schützt eine Erfindung, die neu ist, auf einer erfinderischen Leistung beruht und gewerblich anwendbar ist. Es handelt sich um ein Schutzrecht auf dem Gebiet der (zweckmäßigen) Gestaltung von Gegenständen des praktischen Gebrauchs. Gebrauchsmuster verleihen Arbeitsgerätschaften, GePatent ähnlibrauchsgegenständen oder Teilen davon unter bestimmten Voraussetzungen eine dem che Schutzfähigkeit. Dazu muss sich das zu Schützende in einer Raumform verkörpern, eine neue Anordnung, Gestaltung, Vorrichtung oder Schaltung aufweisen und/oder auf einer erfinderischen Leistung beruhen. Aufgrund dieses Schutzrechtes war der erbitterte Streit, den zwei Bäcker anlässlich der Weltausstellung in St. Louis (1903) um die Erfindung der Eiswaffel führten, bald entschieden. Denn der New Yorker I. Marchiony hatte schon seit 1896 Zitroneneis in Waffeln gefüllt und diese Form zunächst als Gebrauchsmuster und später als Patent angemeldet ( Marken- und Produktpiraterie). (2) Das Gebrauchsmusterrecht ist im Gebrauchsmustergesetz geregelt. Die Schutzfrist für die beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPAM), München, anzumeldenden Gebrauchsmuster beträgt mindesten drei, höchstens zehn Jahre; Patente können maximal 20 Jahre lang geschützt werden (vgl. Patent prüft das DPMA nicht die Merkblatt für Gebrauchsmusteranmelder G 6181). Anders als beim

488

Gedächtnis, kollektives

sachlichen Voraussetzungen für die Erlangung des Schutzrechtes. Sind die formellen Kriterien erfüllt, trägt das Amt das Gebrauchsmuster in das Gebrauchsmusterregister ein. Dadurch wird das Verfahren zwar beschleunigt, aber zu dem Preis eines erhöhten Risikos. Stellt sich im Streitfall nämlich heraus, dass das Geschmacksmuster nicht schutzfähig ist, muss der Rechteinhaber Schadenersatz leisten. " Buschhausen, K.: Gebrauchsmuster- und Sortenschutzrecht, 2.Aufl., Heidelberg 1999. Heinemann, A. (Hrsg.): Gewerblicher Rechtsschutz, Wettbewerbsrecht, Urheberrecht. Sammlung zum Patent-, Gebrauchsmuster-, Sortenschutz-, Arbeitsnehmererfindungs-, Marken-, Geschmacksmuster- und Patentanwaltsrecht, Recht gegen den unlauteren Wettbewerb, Kartellrecht, Urheber- und Verlagsrecht einschließlich des internationalen Rechts und des Rechts der Europäischen Gemeinschaften (Loseblatt-Textausgabe mit Verweisungen und Sachverzeichnis), 3.Aufl., München 1999.

(

http://www.dpma.de; http://www.bund.de

Gedächtnis, kollektives

Heuristik

Gedächtnis, kulturelles vom kollektiven Gedächtnis und vom individuellen Gedächtnis abzugrenzendes Konstrukt. Das Kulturraum als Teil der kulturellen Identität tradierkulturelle Gedächtnis umfasst die in einem ten Zeichen ( Semiotik) und den zugehörigen Wissens- und Interpretationsvorrat. Eine zentrale Rolle spielen hierbei Gründungs-, Übergangs- und Untergangsmythen ( Mythos). " Assmann, J.: Das kulturelle Gedächtnis, München 1992. Fraas, C.: Begriffe – Konzepte – Kulturelles Gedächtnis. Ansätze zur Beschreibung kollektiver Wissenssysteme, in: Schlosser, H.D. (Hrsg.), Sprache und Kultur, Frankfurt/Main 2000, S.31-45.

GEF

Umweltfazilität, globale

Gefahr, japanische

Standortdiskussion

Gefahrenübergang

Warentransportversicherung

Gefühl

Emotion

Gefühlsprotektionismus Spielart des Protektionismus. Hierbei wird versucht, nichttarifäre Handelshemmnisse zu errichten, indem man heimische Verbraucher bzw. professionelle Entscheider dazu bewegt, ausländische Erzeugnisse nicht zu kaufen oder heimische Erzeugnisse zu bevorzugen ( Flaggen-Protektionismus). Gefühlsprotektionismus kann mehr (in Gestalt von Boykott-Aufrufen) oder weniger offenkundig (in Buy National-Kampagnen) betrieben werden ( Boykott; Chauvinismus; EthnoGestalt von zentrismus; Konsumpatriotismus). " Quambusch, L.: Handelshemmnisse, nicht-tarifäre, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.1659-1671.

Gefühlter Wechselkurs

Wechselkurs

Gegengeschäft Unterkategorie des Kompensationsgeschäfts. Die Besonderheit des Gegengeschäfts liegt darin, dass Dienstleistung durch die eine Seite ein einziger Vertrag sowohl die Lieferung von Ware und/oder und deren Bezahlung durch eine „Gegenlieferung“ (von Ware und/oder Dienstleistung) regelt. Wie die Erfolgsfaktorenforschung nachweisen konnte, waren hauptsächlich größere, vertikal einschlägige integrierte Unternehmen, die im Exportgeschäft im Allgemeinen und mit Gegengeschäften im Besonderen Erfahrung besaßen ( Export), bei „Countertrade-Geschäften“ erfolgreich. Als begünstigende Faktoren erwiesen sich weiterhin ungenutzte Produktionskapazität und der Export von „high value, high visibility, complex products“ (D.J. Lecraw). " Lecraw, D.L.: The Management of Countertrade. Factors Influencing Success, in: Journal of International Business Studies, Vol.20 (1989), No.1, pp.41-59.

Geldpolitik

489

Gegenkultur ähnlich der Subkultur eine Gruppierung innerhalb der (Mainstream-)Kultur ( Landeskultur). Parallelgesellschaft entwickelt die Gegenkultur in bewusster Ablehnung der bürgerAnders als die Gesellschaft ihre eigenen Werte, Rituale, Symbole und Normen. lichen Gegenstromverfahren Gegenwartsorientierung

Planungsprozess Preisbereitschaft;

Zeitbewusstsein

Geldmarkt (1) umfasst einerseits den mit dem Ziel des Liquiditätsausgleich zwischen in- und ausländischen Banken getätigten Geldverkehr sowie andererseits den An- und Verkauf von Geldmarktpapieren (vor allem Schatzwechsel und Schatzanweisungen des Bundes). (2) Angesichts der Bedeutung, den der Geldmarkt für das Wirtschaftsleben im Allgemeinen und die Deutsche Bundesbank diesen bspw. mit Hilfe der so Geldpolitik im Besonderen hat, beeinflusst die Mingenannten Lombardpolitik ( Lombardkredit), der Offenmarktpolitik und der Festlegung der destreserven. (3) Für den internationalen Liquiditätsausgleich sorgt der auch Euro-Markt genannte Euro-Geldmarkt. Geldpolitik (1) Erscheinungsform des Mix staatlicher Politiken, zu dem bspw. auch die Finanzpolitik oder die HanSteuern- und Staatsausgabenpolitik bestedelspolitik zählen. Während aber die vorwiegend aus der hende Finanzpolitik tatsächlich von Regierung und Parlament verantwortet wird, liegt die Geldpolitik Zentralbank ( Europäische Zentralbank). Ziele dieses Politikbeprimär in Händen der jeweiligen reiches sind neben einer effizienten Geld- und Kreditversorgung der Wirtschaft die Sicherung der Geldwertstabilität. Hierzu bedient man sich vorrangig folgender Instrumente: Refinanzierungspolitik (mit Hilfe einer sachgerechten Variation von Diskont- und Lombardsatz sowie Rediskont-Kontingente und Lombardlinien), Offenmarktpolitik (Steuerung des Marktzinssatzes durch An- und Verkauf von Geld- und Kapitalmarktpapieren) und, zunehmend seltener, der Festlegung der Mindestreserve (= zinslos bei der Zentralbank zu deponierende Liquiditätsreserve der Banken). Wie E. Koch (S. 441) schreibt, nimmt die geldpolitische Steuerungskette normalerweise folgenden Verlauf: „Der Einsatz eines geld- bzw. kreditpolitischen Instruments (z.B. Diskontsatzänderung, Änderung der Mindestreserven oder ein Zinstendergeschäft) beeinflusst ein monetäres Zwischenziel, etwa die Geldmenge, die Kapitalmarktzinsen oder die Liquidität der Banken. Auf diese Veränderung reagieren bestimmte Indikatoren, wie die Kurse der Wertpapiere oder das nachgefragte Kreditvolumen, die wiederum eine Änderung realer Größen, wie Investitions- oder Konsumgüternachfrage herbeiführen sollen, so dass schließlich das wirtschaftspolitische Ziel, also zumeist Preisniveaustabilisierung, in der gewünschten Richtung beeinflusst wird.“ (2) Ob eine expansive Geldpolitik ein geeignetes Mittel ist, die volkswirtschaftliche Dynamik bzw. die Nachfrage nach Investitionsgütern zu stimulieren, ist umstritten. Während in der Vergangenheit die Geldpolitik diese traditionelle Rolle unter der Bedingung geeigneter Rahmenbedingungen im Regelfall übernehmen konnte, haben sich in der jüngeren Vergangenheit die Kontextfaktoren entscheidend geändert: Folgt man der Argumentation von S. Schneider (S.722), so haben die zunehmende ShareholderValue-Orientierung der Unternehmen, die von zahlreichen Bankinstituten in ungewohntem Ausmaß hinzunehmenden Kreditausfälle ( Bonität), die ungebremste Globalisierung der Finanzmärkte sowie eine vermehrte Sparneigung als Reaktion auf rezessive Tendenzen des Wirtschaftsgeschehens dafür gesorgt, dass die traditionellen geldpolitischen Maßnahmen wirkungslos blieben bzw. das Gegenteil der intendierten Effekte bewirkten. " Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.440ff. Schneider, S.: Einfluss der Geldpolitik auf Investitionsnachfrage und Wirtschaftswachstum, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 33.Jg. (2004), Nr.12, S.722726. Görgens, E.; Ruckriegel, K.; Seitz, F.: Europäische Geldpolitik. Theorie, Empirie, Praxis, Düsseldorf 2001. Issing, O.: Einführung in die Geldpolitik, München 1993.

490

Geldwäsche

Geldwäsche

Kapitalflucht

Geldwertstabilität

Geldpolitik;

Zentralbank

Gelegenheitsmarkt Auslandsmarkt, den ein Unternehmen trotz geringer Marktattraktivität „gelegentlich“ bearbeiten sollte, Markteintrittsbarrieren zu überwinden sind ( Marktauswahl; Marktpräsenzsofern nur geringe strategie). GEM

Existenzgründung;

Gemeinnützigkeit

Human Development Index

Sponsoring

Gemeinsame Marktordnung für Zucker wurde geschaffen, da es an Standorten innerhalb der Europäischen Union nicht möglich ist, Zucker zu Weltmarktpreisen kostendeckend zu erzeugen ( Weltmarkt). Um trotz der in traditionellen Anbauländern wie Brasilien oder Australien dramatisch geringeren Anbaukosten Zucker in großem Stil exportieren zu können ( Export), wurde durch die Verknüpfung von Garantiepreis, ProduktionsquoHandelshemmnis) die GMO Zucker geschaffen. ten und Aufbau von Zollbarrieren ( Einfuhrzoll; Diese Gemeinsame Marktordnung sorgt, auch in der (nur geringfügig) novellierten Fassung vom 1.6.2006, dafür, dass die Zuckerproduzenten zu Lasten der Steuerzahler (Nettobelastung des EUHaushaltes = 1,365 Mrd. €) und der Konsumenten (aufgrund eines dramatisch überhöhten Garantiepreises) hohe Renten beziehen. In Deutschland profitiert ein Oligopol von vier Anbietern von dieser marktwirtschaftlichen Prinzipien unvereinbaren Konstellation. mit " Rose, F.-J.: Die Reform der Gemeinsamen Marktordnung für Zucker (GMO Zucker), in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 36.Jg. (2007), Nr.5, S.263-266.

Gemeinsame Währung

Euro

Gemeinsame Warenliste für Güter mit doppeltem Verwendungszweck

Dual Use-Güter

Gemeinsamer Fonds für Rohstoffe 1976 auf der vierten UNCTAD-Konferenz in Nairobi vereinbarter und letztlich 1980 eingerichteter Fonds. Vorrangiges Ziel des Gemeinsamen Fonds war die Stabilisierung - und nach Möglichkeit Erhöhung - der Weltmarktpreise für 18 Rohstoffe Instrumente des damals geplanten integrierten Rohstoffprogramms waren ein gemeinsamer Fonds als materielle Basis von Marktinterventionen, Ausgleichslager (Buffer Stocks) für diese Rohstoffe, internationale Abkommen zwischen den Erzeugerländern und den Verbraucherländern. Bereits 1980 paraphiert, trat der Vertrag jedoch erst 1989 in Kraft. Die bis 1996 auf 105 Staaten angewachsenen Gruppe der Mitgliedsländer sollte durch ihre Pflichtbeiträge ein Kapital von 470 Mio. $ einbezahlen (= 1. Schalter). Nach den überwiegend negativen Erfahrungen, die mit Interventionen in den Zinnmarkt gesammelt worden waren, verzichtete man in der Folgezeit jedoch darauf, diese Mittel zur Finanzierung von marktregulierenden Instrumenten einzusetzen. Stattdessen entschied man sich dafür, Entwicklungsprojekte im Rohstoffsektor zu unterstützen ( Entwicklungspolitik). In AbgrenF+Ezung dazu dient der durch freiwillige Beiträge gespeiste „2. Schalter“ der Unterstützung von EntProjekten zur Förderung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der rohstoffexportierenden wicklungsländer ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Diese Länder sollen in die Lage versetzt werden, durch Diversifikation ihre übermäßige Abhängigkeit vom Rohstoffexport zu mindern ( Rohstoffreichtum). " Mickel, W.W.; Bergmann, J.M. (Hrsg.): Handlexikon der Europäischen Union, 3.Aufl., Baden-Baden 2005.

Gemeinschaftsmarke

491

Gemeinsamer Markt höchste Stufe der wirtschaftlichen Integration ( Binnenmarkt). Ein Gemeinsamer Markt wie die Europäische Union zeichnet sich aus volkswirtschaftlicher Sicht dadurch aus, dass alle Produktionsfaktoren uneingeschränkt mobil sind (z.B. Niederlassungsfreiheit für Unternehmen, freie Arbeitsplatzwahl sowie freier Kapitalverkehr). Im Gegensatz dazu begnügen sich die vorgelagerten Stufen der wirtschaftlichen Integration (z.B. Präferenz- und Freihandelszone bzw. Zollunion) mit dem Abbau von Handelsbeschränkungen bei Gütern. Da ein Gemeinsamer Markt teilweise tief legislativ und administrativ in nationale Belange eingreift, diskutieren nicht nur Politiker, sondern auch Wissenschaftler kontrovers über die Konsequenzen des Verlustes an staatlicher Souveränität ( Staat), z.B. für die Sozialstruktur eines Landes, aber auch für die Gestaltungskraft der bestehenden Institutionen. Vorreiter und Motor eines Gemeinsamen Marktes sind Branchen, deren Geschäftstätigkeit funktionsbedingt grenzüberschreitend ist (Telekommunikation, Netzwerkbetreiber oder Medienanstalten). Sie Globalisierung erwiesen. haben sich folglich auch als „Treiber“ der " Duina, F.; Blithe, F.: Nation-States and Common Markets. The Institutional Conditions for Acceptance, in: Review of International Political Economy, Vol.6 (1999), No.4, pp.494-530. Murdock, G.; Golding, P.: Common Markets. Corporate Ambitions and Communication Trends in the UK and Europe, in: Journal of Media Economics, Vol.12 (1999), No.2, pp.117-132.

Gemeinsamer Verbraucherschutz Vorhaben der Europäischen Union, den Verbraucherschutz innerhalb der Gemeinschaft zu harmoEuropäische Kommission im Februar 2007 ein Grünbuch vorgelegt. nisieren. Hierzu hat die Gemeinsamer Zolltarif einheitlicher Außenzolltarifvertrag, der von den Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft am 1.7.1968 in Kraft gesetzt wurde. Neben dem Gemeinsamen Zolltarif (GZT) dokumentiert der Deutsche Gebrauchs-Zolltarif auch Zolltarife nach nationalem Recht. Gemeinschaft

Gesellschaft

Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte der Arbeitnehmer vom Europäischen Rat 1989 mit dem Ziel verabschiedet, zentrale Rechte der Arbeitnehmer zu schütSozialstandards zu sorgen. Im Einzelzen und innerhalb der Europäischen Union für vergleichbare nen thematisiert die europäische Sozialcharta u.a. das Recht auf freie Berufsausübung und Gleichbehandlung, den Anspruch auf einen Arbeitsvertrag, bezahlten Jahresurlaub, eine wöchentliche Ruhezeit und die eine Begrenzung der Wochenarbeitszeit (auf 48 Stunden pro Woche; Sozialcharta). Gemeinschaftsgeschmacksmuster können seit dem 1.1.2003 für den gesamten Bereich der Europäischen Union beim Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (HABM) in Alicante gegen eine Gebühr von 500 € angemeldet werden. Anmeldefähig ist alles, was mit der ästhetisch-künstlerischen Gestaltung eines Industrieproduktes Geschmacksmuster anerkannt zu werden, erzu tun hat. Sind die Voraussetzungen erfüllt, um als langt der Rechteinhaber das alleinige Nutzungsrecht sowie das Recht, innerhalb der EU jedem Konkurrenten für die Dauer bis zu 25 Jahren zu untersagen, dieses Geschmacksmuster zu nutzen. Die dazu Amtssprachen erforderlichen Unterlagen (Blatt für Gemeinschaftsgeschmacksmuster) werden in den der Gemeinschaft ausschließlich in elektronischer Form veröffentlicht. ( http://www.oami.europa.eu/de Gemeinschaftsinitiative KMU

Klein- und mittelständische Unternehmen

Gemeinschaftsmarke (1) allgemein: von mehreren selbständigen Unternehmen kooperativ vertriebene lermarke oder Handelsmarke; Kooperation).

Marke (als Herstel-

492

Gemeinschaftsmarke

Harmonisierungsamt für (2) Angemeldet wird die Gemeinschaftsmarke auf direktem Weg, beim den Binnenmarkt (Alicante), oder auf indirektem Weg beim nationalen Patent- und Markenamt (deutDeutschen Patent- und Markenamt). Unternehmen können ihre sche Unternehmen somit beim Anmeldung durch Rechtsanwälte, Patentanwälte oder einen der rund 600 zugelassenen Vertreter in Alicante bzw. bei einer der einzelstaatlichen Behörden für den gewerblichen Rechtsschutz einreichen. Die Anmeldegebühr beträgt 975 € und die gegebenenfalls fällig werdende Eintragungsgebühr 1.100 €. Zuständig für Widerspruchs-, Nichtigkeits- und Beschwerdeverfahren ist das Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt, für Benutzungsuntersagungsklagen ohne Angriff auf die Gültigkeit der Gemeinschaftsmarke die nationalen Markengerichte und für Verletzungsklagen, Widerklagen auf Erklärung des Verfalls oder Nichtigkeit der Gemeinschaftsmarke sowie Entscheidungsklagen die Gemeinschaftsmarkengerichte. Ablauf der Anmeldung einer Gemeinschaftsmarke Prüfung Prüfung von Amts wegen, ob das Zeichen die Funktionen einer Marke erfüllen kann, oder ob öffentliche Interessender Anmeldung widersprechen, sowie Formerfordernisse ja

nein Zurückweisung

Veröffentlichung der Anmeldung

Widerspruch Inhaber von älteren Marken sowie anderer Kennzeichenrechte können gegen die Anmeldung Widerspruch einlegen ohne Widerspruch

falls erfolglos

Eintragung der Marke und Veröffentlichung

falls erfolgreich Zurückweisung

Schutz für die gesamt EU. Schutzdauer: Zehn Jahre gerechnet vom Anmeldetag

Lösung Auf Antrag, insbesondere: wenn die Marke wegen mangelnder Benutzung verfallen ist, oder wenn die Marke wegen absoluter Schutzhindernisse nicht schutzfähig ist, oder wenn der Marke einzelstaatliche oder gemeinschaftsweite ältere Rechte entgegenstehen

Quelle: PhvK, HABM, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr.94 (23.4.2002), S.27.

Das für den Europäischen Binnenmarkt entwickelte Gemeinschaftsmarkenrecht definiert mit Blick auf die Gemeinschaftsmarke drei Grundsätze: Die europäische Gemeinschaftsmarke ist autonom, was bedeutet, dass sich ihre Wirkung im Regelfall nach der Gemeinschaftsmarkenverordnung bestimmt und nicht nach den nationalen Bestimmungen der einzelnen Mitgliedsstaaten. Der Grundsatz der Einheitlichkeit besagt, dass eine Gemeinschaftsmarke nur für das gesamte Gebiet der Gemeinschaft erworben werden kann. Im Umkehrschluss folgt daraus aber auch, dass ein Antrag abgelehnt wird oder ein Markenrecht verfällt bzw. für nichtig erklärt wird, wenn die Bedingungen auch nur in einem einzigen Mitgliedsstaat nicht erfüllt sind. Aus dem Grundsatz der Koexistenz wiederum folgt, dass eine Gemeinschaftsmarke neben eine nach nationalem Recht geschützte Marke treten kann, ohne diese zu ersetzen oder zu verdrängen.

General Agreement on Tariffs and Trade

Gemeinschaftsmarkenverordnung

493

Markenschutz

Gemeinschaftspatent sollte die vergleichsweise hohen Kosten der Patentanmeldung in der Europäischen Union senken. Patents bis auf weiteres gescheitert. SymptoAllerdings ist die Einführung eines EU-weit gültigen matisch für die Probleme ist die Weigerung der Franzosen, Englisch als einzige Vertragssprache anzuAmtssprachen der erkennen. Deshalb müssen die Anmeldungstexte weiterhin kostenträchtig in alle Gemeinschaft übersetzt werden ( Sprache). Gemeinschaftsrecht

EUR-Lex

Gemeinschaftsstand

Messe Joint Venture

Gemeinschaftsunternehmen Gemeinschaftswährung

Euro;

Währung

Gemeinschaftsware Ware, die vollständig in der Europäischen Gemeinschaft gewonnen bzw. hergestellt wurde oder in einem bzw. mehreren Mitgliedsländern entsprechend intensiv bearbeitet wurde. Als Gemeinschaftswazollrechtlich freien Verkehr überre gilt auch Ware, die zwar im Ausland hergestellt, aber in den führt wurde. Gemeinwohl

Zivilgesellschaft

Gemex Trading AG Gender Difference

Einkaufsagent Geschlechtsunterschied

Gender Empowerment Measure Genderrelated Development Index

Human Development Index Human Development Index

Genehmigungsverfahren

Standortfaktor Bürokratiekosten

Genehmigungsvorbehalt

Ausfuhrverbot;

Exportlizenz

General Agreement on Tariffs and Trade verfolgt das Ziel, durch eine Senkung bzw. Reduzierung der Zollschranken den Welthandel zu fördern ( Zoll). Dasselbe gilt für den Kampf gegen den so genannten administrativen ProtektionisPromus, der sich einer Vielzahl nichttarifärer Handelshemmnissen bedient ( Handelshemmnis; tektionismus). Hierzu zählen im Einzelnen insb. mehr oder minder willkürliche Ein- und AusfuhrbeKontingentierung von Importen sowie Selbstbeschränkungsabkommen). Das schränkungen, Meistbegünstigungsklausel ( Klausel). Sie verkörpert insofern ein wichtigste Gegenmittel ist die Diskriminierungsverbot, als alle Konzessionen, die ein Mitgliedsland einem zweiten Unterzeichnerstaat einräumt, automatisch auch den übrigen GATT-Ländern zustehen. Die als Gegengewicht zur Meistbegünstigungsklausel gedachte Escape-Klausel erlaubt vorübergehend Ausnahmen, sofern diese Zahlungsbilanz bzw. der Abwehr einer drohenden Mangellage bei lebensnotwendidem Schutz der gen Gütern (Essentials) dienen. Diese Klausel öffnete dem Missbrauch jedoch unweigerlich Tür und Liberalisierung Tor und verhinderte insb. im Agrarsektor ( Weltagrarmarkt) eine nennenswerte des Welthandels.

494

General Agreement on Trade in Services

General Agreement on Trade in Services General Agreement to Borrow

World Trade Organisation

G10-Gruppe

Generalhandel Außenhandelsstatistik, welche alle in das Land (z.B. Deutschland) eingeErfassungskategorie der Spezialhandel abzuführten und von dort ausgeführten Waren erfasst. Vom Generalhandel ist der grenzen. Generalhandelshaus

Universalhandelshaus

Generalimporteur erwirbt von Exportunternehmen Waren und/oder handelbare Dienstleistungen und vertreibt diese unter eigenem Namen sowie auf eigene Rechnung in seinem Absatzgebiet mit Hilfe eines eigenständiMarkteintritts- und Marktbearbeitungsstrategie fand die Institution des gen Vertriebssystems. Als Generalimporteurs vor allem in der Automobilindustrie Verbreitung. BMW bspw. hat in der Frühphase seines Japan-Engagements versucht, damit diesen anspruchsvollen Markt zu erschließen. Erfolg stellte sich jedoch erst ein, als sich die Münchner dazu entschlossen, den Marktteilnehmern mit Hilfe eigener Commitment zu signalisieren und für größere Markt- und Verkaufsniederlassungen ein stärkeres Kundennähe zu sorgen. Generalisation wichtiges lern- und erkenntnistheoretisches Prinzip. Werden Erfahrungen, die man mit einem Ereignis sammelt, auf die gesamte Klasse („Kategorie“) ähnlicher Ereignisse übertragen („generalisiert“), spricht man von Generalisation ( Kategorisierung). Um in einer stabilen, vorhersehbaren und vorhersagbaren Umwelt leben zu können ( Attributionstheorie), tendiert der Mensch dazu, die Merkmale und Eigenschaften eines Urteilsobjektes zu generalisieren (d.h. bezüglich Raum und Zeit zu verallgemeinern). So entsteht z.B. aus den Eindrücken, welche der Reisende im näheren Umgang mit zwei, drei Thais während seines Bangkok-Urlaubs gewonnen hat, ein (im Regelfall allzu) festgefügtes Bild von „den Asiaten“. Solche komplexeren Generalisierungen werden im weiteren Verlauf zur selektiven und damit informationsökonomischen Aufnahme und Verwertung von Informationen genutzt. Wenn Konsumenten die mit einem oder einigen wenigen Erzeugnissen aus einem bestimmten Land gewonnenen Erfahrungen verallgemeinern, schaffen sie eine wesentliche Voraussetzung für die effiziente Bewertung weiterer Angebote aus diesem Land ( Country of Origin-Effekt). Diese Simplifizierung des Urteilsprozesses bietet den entscheidenden Vorteil, nicht mit jedem neuen Angebot eigene ErfahAkzeptanz-)Urteil fällen zu können. Sie berungen sammeln zu müssen, um ein (Qualitäts- bzw. günstigt allerdings auch eine vorurteilsbehaftete Auseinandersetzung mit der Umwelt (bspw. mit Fremden; Fremde; Vorurteil). " Mazur, J.E.: Lernen und Gedächtnis, 5.Aufl., München 2004, S.112ff. Vidyasagar, M.: A Theory of Learning and Generalisation. 2nd Ed., London 2002.

Generalisierung (1) zentrales Ziel wissenschaftlicher Arbeit. Empirische Befunde sind verallgemeinerbar (und im Extremfall als Gesetzmäßigkeit formulierbar), wenn sie auf mindestens zwei Studien beruhen (= Replizierbarkeit) und von verschiedenen Autoren ermittelt wurden (= Objektivität), Muster bzw. Regelmäßigkeiten aufweisen, d.h. unter verschiedenen Bedingungen zu demselben bzw. einem vergleichbaren Ergebnis führen (= Konsistenz), sich verbal, mathematisch oder graphisch beschreiben lassen (= Darstellbarkeit bzw. Analysierbarkeit), aus Studien abgeleitet wurden, die den im „State of the Art“ formulierten Qualitätsansprüchen genügen (insb. hinsichtlich Methodologie und Validität).

Genetisches Modell der Internationalisierung

495

(2) Studien, die einzelnen dieser Kriterien nicht genügen, sind dennoch nicht wertlos. Mit Hilfe metaanalytischer bzw. verwandter Verfahren lassen sich auch daraus generalisierbare Befunde gewinnen (z.B. Erfolgsfaktoren des Internationalen Marketing; Metaanalyse). " Bass, F.M., Wind, J.: Introduction to the Special Issue. Empirical Generalizations in Marketing, in: Marketing Science, Vol.14 (1995), No.3, Part 2/2, pp.G1-G5. Eisend, M.: „Jeder Schuss ein Treffer?” Zur Notwendigkeit empirischer Generalisierungen in der betriebswirtschaftlichen Forschung, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 35.Jg. (2005), Nr.5, S.249-253.

Generation Y

Global Generation

Generic Marketing Auffassung, wonach Marketing als die gezielte Auseinandersetzung eines Unternehmens mit seiner Umwelt zu begreifen ist, unabhängig davon, ob es sich dabei um die nationale, die internationale, die globale oder die kulturelle Umwelt handelt ( Kultur). Nach Ansicht der Vertreter dieser Richtung Internationaerübrigt die generische Sichtweise die klassische Unterteilung in Domestic Marketing, Global Marketing. les Marketing und " Kotler, P.; Bliemel, F.: Marketing Management. Analyse, Planung, Umsetzung und Steuerung, Stuttgart 1992. Robinson, R.D.: International Business Management, Hinsdale/IL 1978.

Genetische Distanz

Distanz, genetische

Genetisches Grundgesetz der kulturellen Entwicklung

Schule, kulturhistorische

Genetisches Modell der Internationalisierung idealtypisches, d.h. die Realität stark vereinfachendes Phasenmodell der Internationalisierung. Von Stufe zu Stufe wird demzufolge der Anteil der im Inland erbrachten Kapital- und Managementleistungen kleiner, während die jeweiligen Auslandsanteile entsprechend wachsen. Parallel dazu werden gewöhnlich zwischen den in- und ausländischen Unternehmensteilen Ressourcen und Wertschöpfungsanteile verlagert. Genetisches Modell der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit Im Stammland erbrachter Anteil der Kapital- und 100% Managementleistungen

Export Lizenzvergabe Franchising Joint Venture Auslandsniederlassung (z.B. Vertriebsniederlassung) Produktionsstätte Tochtergesellschaft 100% Im Gastland erbrachter Anteil der Kapital- und Managementleistungen

Quelle: Meissner/Gerber (1980, S.224); leicht modifiziert.

496

Genfer Abkommen zum Wechselrecht

" Meissner, H. G.; Gerber, S.: Die Auslandsinvestition als Entscheidungsproblem, in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, 32.Jg. (1980), Nr.3, S.217-228.

Genfer Abkommen zum Wechselrecht Genozid

Wechselrecht, einheitliches

Völkermord

Geodeterminismus-Theorie

Armut

Geographie Wissenschaft von der Beschreibung und Analyse der Erdoberfläche hinsichtlich ihres Zustandes (Form, Funktion, Struktur etc.) sowie ihrer Entwicklung. Anfänglich stand die Aufgabe der Beschreibung im Vordergrund ( Kartographie). Die „moderne“ Geographie setzt sich stärker mit den komplexen raumzeitlichen Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer Umwelt auseinander. Auf I. Kant geht folgende Unterscheidung zurück: Mathematische Geographie (Gestalt, Größe und Bewegung der Erde sowie deren Positionierung im Sonnensystem), moralische Geographie ( Sitten Regionen), politische Geographie und Charakter der Menschen in den verschiedenen Ländern und Gesellschaft), (Einfluss von Entfernungen und sonstiger geographischer Gegebenheiten auf die merkantilistische Geographie (Verteilung von Gütern aller Art “warum und woher ein Land dasjenige im Überfluss hat, dessen ein anderes entbehren muss“ als Handelsursache) und theologische Geographie (Einfluss der Beschaffenheit des Bodens auf theologische Prinzipien, Verhalten von Mensch und Tier und die Erscheinungsformen der unbelebten Welt). Die moderne Geographie wird wie folgt strukturiert (vgl. Abb.).

Geographie

Allgemeine Geographie

Physische Geographie

Anthropogeographie

• Geomorphologie

• Agrargeographie

• Klimageographie • Hydrogeographie

• Bevölkerungsgeographie

• Biogeographie

• Siedlungsgeographie

• Bodengeographie

• Verkehrsgeographie

• Ozeanographie

• Wirtschaftsgeographie

Regionale Geographie

Landeskunde differenziert nach • Kontinenten • Ländern • Landschaften

Geozentrismus

497

Die als Unterabteilung der Allgemeinen Geographie geführte Physische Geographie umfasst sechs spezielle Disziplinen: Die Geomorphologie analysiert die Oberflächenformen der Erde, die Klimageographie befasst sich wissenschaftlich mit den Wechselwirkungen zwischen Erdoberfläche sowie Atmosphäre und die Hydrogeographie mit der Phänomenologie, Verteilung und Nutzung von Gewässern. Objektbereich der Biogeographie, die sich in Zoogeographie und Vegetationsgeographie aufteilt, ist die Verbreitung der Tier- und Pflanzenarten, während die Bodengeographie die Entstehung, Verbreitung und Nutzung der verschiedenen Bodenarten untersucht. Erkenntnisobjekte der Ozeanographie sind grundlegende Erscheinungsformen der Meere (Gezeiten, Strömungen, Meeresboden). Die auch Kulturgeographie genannte Anthropogeographie hat zahlreiche Spezialisierungen entwickelt. Neben der Agrar-, der Bevölkerungs-, der Siedlungs- und der Verkehrsgeographie ist insb. die Wirtschaftsgeographie zu nennen. " Bathelt, H.; Glückler, J.: Wirtschaftsgeographie, 2.Aufl., Stuttgart 2002. Kant, J.: Akademieausgabe von Immanuel Kants gesammelten Werken, Bd. IX: Logik, Physische Geographie, Pädagogik.

Geographisch benachteiligtes Land Untergruppe einer Typologie der Entwicklungsländer. Geographisch benachteiligt sind vor allem Landlocked Countries wie die Zentralafrikanische Republik. Während Inselstaaten wie Ceylon oder Inselstaaten mangels unmittelbarer Nachbarstaaten und angesichts der aufgrund ihrer Insellage erhöhLogistikkosten benachteiligt sind, erwächst die entscheidende Hypothek der Binnenstaaten aus ten ihrem fehlenden Zugang zu den Weltmeeren. Geomarketing informations- und PC-gestütztes Marketing, in dessen Mittelpunkt Geo-Informationssysteme stehen. Dabei werden geographische Daten mit soziodemographischen, ökonomischen und psychographischen Informationen verknüpft und als Raum-, Regional- und Strukturdaten zu anschaulichen digitalen Landkarten verarbeitet. Diese wiederum ermöglichen weltweit höchst detaillierte Gebiets-, Kunden-, Marktund Standortanalysen sowie die Planung und Optimierung von Vertriebs- und Servicegebieten auf der Basis von Straßenabschnitten und im Extremfall einzelnen Gebäuden (und nicht mehr, wie früher, nach Postleitzahlengebieten). ( http://www.walter-geomarketing.de Geomorphologie

Geographie

Geozentrismus idealtypische Endstufe der Entwicklung, welche ein Unternehmen im Verlauf seiner Interethnozentrischen Unternehmens ( Archenationalisierung nimmt, beginnend mit der Stufe des typus des internationalen Unternehmens; E.P.R.G.-Konzept; Länderphilosophie). (1) Konvergieren Nachfrageverhalten sowie Marktstruktur weltweit ( Konvergenz) und zwingen keine gesetzlichen Vorschriften (z.B. einzuhaltende Abgaswerte, Deklarationspflicht, RecyclingQuote) das Unternehmen zu einer differenzierten Marktbearbeitung ( Differenzierungsstrategie), so spielen dieser Philosophie zufolge die Eigenheiten der verschiedenen Länder eine untergeordnete Rolle. Dies kann zur Entwicklung einer geozentrischen Unternehmenspolitik und letztlich zum Global Marketing führen. Mit dieser Strategie wollen die Unternehmen ihre Gesamteffizienz weltweit optiTochtergesellschaften in Kauf nehmen. mieren, wofür sie den suboptimalen Erfolg einzelner (2) Gewöhnlich werden der Globalisierung der Unternehmensstrategie drei zentrale Vorteile zugeschrieben. Vordergründig betrachtet ermöglicht ein weltweit standardisiertes Konzept es, Skaleneffekte und Synergieeffekte zu nutzen und so die Kostenführerschaft zu erobern. Letztlich geht es um nicht weniger als um die Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit durch Integration aller Wertschöpfungsprozesse. Charakteristisch sind weiterhin folgende Ziele: durch globale Präsenz das NiedrigWechselkursrisiko mindern, arbeitsintensive Teile der Produktion von Hochlohnländer in Wertschöpfungskette zu globalisieren. lohnländer zu verlagern und die

498

Gerechtigkeit

" Engelhard, J.; Oechsler, W.A. (Hrsg.): Internationales Management, Wiesbaden 1999. Kutschker, M. (Hrsg.): Integration in der internationalen Unternehmung, Wiesbaden 1998.

Gerechtigkeit zentrale Denk- und Handlungskategorie normativ-kollektivistischer Gesellschaften. Während dort Equality-Prinzip maßgeblich ist, hat in kognitiv-individualistischen Gesellschaften das Equidas ty-Prinzip Vorrang ( Individualismus vs. Kollektivismus). Gerichtshof, globaler

Seegerichtshof, internationaler

German Academics International Network Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Alexander von Humboldt-Stiftung. Wichtiges Ziel von GAIN ist es, den Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen deutschen Wissenschaftlern, die in den USA forschen, zu fördern. ( http://www.gain-network.org German Angst aus ausländischer, insb. angelsächsischer Sicht „typisch deutsche“ Zukunftsangst und Neigung, sich mit den realen Anforderungen des täglichen Lebens eher reflektiv-grübelnd denn tatkräftig und lösungsorientiert auseinander zu setzen. Tiefenpsychologisch wird dieses „Leiden an der Welt“ als generalisierte Angststörung interpretiert ( Generalisierung). Aus kulturvergleichender Sicht ist die AnaKulturdimension Unsicherheitsvermeidung zu nennen. Kulturhistorisch wird die Angst logie zur vor Veränderungen mit der Rolle Deutschlands bei epochalen Ereignisse (Zweiter Weltkrieg, Fall des „Eisernen Vorhangs“ etc.) in Verbindung gebracht. " Ani, F.: „German Angst“, München 2000. von Baeyer, W.; von Baeyer-Katte, W.: Angst, Frankfurt/Main 1973. Bode, S.: Die deutsche Angst - German Angst, Stuttgart 2006.

German Arab Trade Events Kammerzeitschrift des Delegierten der Deutschen Wirtschaft in den Vereinigten Emiraten Oman und Katar ( Auslandshandelskammer). GATE informiert vierteljährlich und kostenlos über Messen, neue Projekte sowie deutsche Unternehmen im arabischen Raum und ist auf der Internetseite der Außenhandelskammer als Download verfügbar ( Auslandsmesse). ( http://www.ahkuae.com/ger/gate.htm German Business Center Serviceangebot der deutschen Auslandshandelskammern (AHK). Um deutschen Unternehmen den Markteinstieg zu erleichtern, halten die verschiedenen Business Center vollständig eingerichtete und betriebsbereite Büroräume vor, die über Telefon-, Fax- und Internetanschluss verfügen ( Deutsches Industrie- und Handelszentrum). Ergänzt wird dieser Service durch die Möglichkeit, Sekretariatsdienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Die Büroräume können begrenzt, d.h. für die Einstiegsphase, und langfristig gemietet werden. Die Jahresmiete für ein reales Büro beläuft sich auf 16.000 € (aufwärts) und für ein virtuelles Büro auf 3.600 € (aufwärts). German Business Portal von der Bundesagentur für Außenwirtschaft organisiertes Internetangebot, das Interessierte, insb. aber ausländische Entscheidungsträger (Unternehmer, Manager, Politiker, Wissenschaftler etc.), in englischer Sprache über den deutschen Markt informiert: von A (= Arbeitserlaubnis) bis Z (= Zoll). ( http://www.german-business-portal.info German Centre

Deutsches Industrie- und Handelszentrum

Geruch

499

German Institute of Global and Area Studies Nachfolgeorganisation des vormaligen Deutschen Übersee-Instituts. Das GIGA ist einer der größten Anbieter von Area- bzw. Regionalstudien ( Regionalwissenschaften). Thematisch hat sich das Institut auf die Analyse der politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Afrika, Asien, Lateinamerika sowie im Nahen und Mittleren Osten spezialisiert. Überdies sollen, wie es heißt, mit einem „regional vergleichenden Blick“ zentrale Phänomene einer zunehmend globalisierten Entwicklung analysiert werden ( Globalisierung; Probleme, globale). ( http://www.giga-hamburg.de German Scholars Organisation Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, die sich u.a. in einer Datenbank konkretisiert, in der German Scholars erfasst werden. Ziel ist es, diese nach ihrer Promotion im Ausland zur Rückkehr nach Deutschland zu ermuntern, u.a. mit Hilfe einer Jobbörse und des Angebots, an Bewerbertrainings teilzunehmen. ( http://www.gsonet.org German Technology Symposium Technologie-Symposium mit Schwerpunkten in den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Elektrotechnik und Elektronik, Energietechnik, Chemie und Kunststoff, Verkehrstechnik etc., das die Deutsche Botschaft in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Thailändischen Handelskammer im Abstand von drei Jahren in Bangkok veranstaltet; 2008 fand das 9. Symposium statt. Das GTS erfreut sich vor allem mittelständischen Exportunternehmen großer Beliebtheit, da Thailand als Schlüsselmarkt für die bei Erschließung des südostasiatischen Raumes gilt ( Lead Market). German-African Business Association Germanizismus

Afrika-Verein e.V.

Anglizismus

GERMANWATCH unabhängige und überparteiliche Nichtregierungsorganisation, welche sich dafür einsetzt, die PoliHandelspolitik) am Leitbild der Zukunftsfähigkeit tiken der Bundesrepublik Deutschland (bspw. Entwicklungspolitik sind Klimader Länder des Südens und des Nordens zu messen. Neben der Weltschutz, Sicherung der Welternährung sowie die soziale und ökonomische Gestaltung des handels Schwerpunkte der Arbeit von GERMANWATCH ( Armut). Diese konkretisieren sich bspw. in Trade Watch-Kampagnen, welche dazu bestimmt sind, den Entwicklungsverlauf der internationalen Handelspolitik zu verfolgen. ( http://www.germanwatch.org Germany Trade and Invest aus der Zusammenführung der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) und Invest in Germany am 1.1.2009 hervor gegangene neue Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH. Tätigkeitsschwerpunkte sind die Beschaffung und Verbreitung von Informationen über ausländische Deutschen Auslandshandelskammern zentrale Anlaufstelle im Märkte, in Zusammenarbeit mit den Ausland sowie Standortmarketing für den Wirtschafts- und Investitionsstandort Deutschland. ( http://www.gtai.de Geruch Sinneseindruck, der für das multisensuale Marketing von Bedeutung ist. Die von bestimmten Gerüchen ausgelösten Assoziationen können interkulturell variieren. So verbinden US-Amerikaner mit Limonenduft „Frische“, Philippinos hingegen „Krankheit“.

500

Gerücht

Gerücht

Wirtschaftskrieg

Gesamtamerikanische Freihandelszone (1) 1994 von B. Clinton, damals Präsident der Vereinigten Staaten, sowie 33 Staats- und Regierungschefs auf dem „Amerika-Gipfel“ in Miami für 2005 geplant: als von Alaska bis Feuerland reichende Gemeinsamer Markt, in dem 800 Mio. zahlungskräftige Menschen (bzw. poFreihandelszone, als tenzielle Kunden) leben. Eine funktionsfähige Area de Libre Comercio de las Americas (ALCA) könnte Freihandelszonen ersetzen, die auf den beiden amerikanischen Subkontinenten bereits bestehenden falls es gelänge, die bestehenden Interessengegensätze zu überwinden. Dazu zählt die Weigerung der WTO-Runde über ihre Agrarsubventionen ( Subvention) zu Vereinigten Staaten, außerhalb der verhandeln ( Weltagrarordnung). Brasilien und andere Staaten wiederum wollten Fragen des „geistiTRIPS), des Schutzes von gen Eigentums“ (Trade Related Aspects of International Property Rights; Beschaffungswesens aus den FTAA-Gesprächen herausDirektinvestitionen oder des öffentlichen halten. (2) Zu den amerikanischen Freihandelszonen bzw. -abkommen zählen seit 1992 die NAFTA ( North Zentralamerikanische Freihandelsabkommen, das seit 2004, American Free Trade Agreement), das dem Beitritt der Dominikanischen Republik, offiziell als DR-CAFTA bezeichnet wird, die seit 1969 Caricom und seit 1991 MERbestehende Andengemeinschaft ( Andenpakt), die 1973 gegründete COSUR. Geschäftsführung obliegt in den Vereinigten Staaten dem Board, der im Gegensatz zum zweistufigen deutschen Aktienrecht einstufig angelegt ist. Hierzulande nimmt der Vorstand die Aufgabe der Geschäftsführung wahr, und der Aufsichtsrat übt innerhalb der Geschäftsführung die überwachende Funktion aus. Im amerikanischen System hingegen ist die Verantwortung ungeteilt: Der 'Board' übernimmt diese sowohl nach innen als auch nach außen. Dessen Vorsitzender ist zumeist, aber nicht immer, zugleich der Chief Executive Officer (CEO). Anders als im deutschen System, in dem der Vorstandsvorsitzende häufig nur der Sprecher des Vorstandes ist, führt der CEO, streng hierarchisch abgestuft, tatsächlich das Unternehmen und trägt die Verantwortung. Kontrollinstanzen sind nicht unternehmensintern, sondern unternehmensextern etabliert (in Gestalt von Wirtschaftsprüfern und der SEC, der Security Exchange Commission). Geschäftsklima

Business Environment Risk-Index

Bundesagentur für Außenwirtschaft; Geschäftskontakt und Außenhandels; E Trade-Center; Euro Info Center;

Bundesverband des Deutschen GroßiXPOS; Länderverein; Sponsor

Geschenk (1) gilt in den meisten Kulturen als Respektbezeugung. Geschenke sind sowohl geeignet, soziale Beziehungen zu etablieren ( Reziprozität), als auch sozialen Abstand zu markieren ( Akzeptanz von Machtdistanz). Für die gezielte „Pflege“ von persönlichen und geschäftlichen Beziehungen sind Gastgeschenke von großer Bedeutung ( Individuasie insb. in kollektivistischen Ländern u.a. als lismus vs. Kollektivismus). Zwar ist auch in diesem Kulturraum Bestechung offiziell verpönt; nicht Korruption schafft. Wer aber die Zueignung von „Geschenken“, was einen fließenden Übergang zur bspw. im China der 1990er-Jahre einen Telefonanschluss haben, aber nicht jahrelang darauf warten wollte, musste seinem Wunsch mit „angemessenen“ (d.h. der hierarchischen Stellung des Empfängers entsprechenden) Geschenken Nachdruck verleihen. Selbst im Krankenhaus war es üblich, dass Patienten den behandelnden Chirurgen bzw. Schwestern für eine erfolgreiche Operation „Aufmerksamkeiten“ anboten. In angelsächsischen Ländern wie Großbritannien hingegen ist insb. im Geschäftsleben offiziell alles verpönt, was Geschenke als Vorteilsnahme erscheinen lassen könnte. In der Praxis nähern sich beide Welten unter dem Eindruck der Globalisierung jedoch einander an.

Geschlecht

501

(2) Geschenke haben häufig symbolhafte Bedeutung, weshalb es beim Schenken regelmäßig zu interkulturellen Missverständnissen kommt. Als bildhafter Ausdruck von Trennung bzw. Streit sind bspw. in China Uhren und in Frankreich Messer keine angemessenen Geschenke. Auch die Praxis, Geschenke noch in Anwesenheit des Schenkenden zu öffnen oder nicht, variiert. In Japan bspw., wo der Verpackung des Geschenks eine überragende Bedeutung zukommt, ist dies nicht üblich. (3) In der Antike bis hinein ins 17. Jahrhundert war das Schenken der Oberschicht vorbehalten, die durch Opfer- und Liebesgaben oder andere Arten von Geschenken ihre Freigebigkeit ausdrückte. Den niederen Ständen waren Geschenke phasenweise ganz untersagt, zumeist jedoch auf geringwertige Gaben begrenzt. Das, was als übliche bzw. sozial akzeptierte Formen des Schenkens gilt, unterliegt dem Wandel. So sind Geschenke an Geschäftsfreunde, die in den neunziger Jahren in Großbritannien noch recht üppig ausfielen, mittlerweile der Corporate Hospitality gewichen. Geschäftsfreunde werden zu speziell arrangierten Events eingeladen. Dies entspricht der angelsächsischen Tradition von Geschäftsbeziehungen, wo weit weniger als etwa in Deutschland zwischen Geschäftlichem und Privatem getrennt wird. Am Mondfest, dem traditionsreichsten und besonders bedeutsamen Festtag in China, ist es üblich, auch Geschäftsfreunden Mondkuchen persönlich (!) zu überreichen. Getreu der Yin-Yang-Philosophie, wonach Gegensätze „das Ganze“ erklären, vereint der handflächengroße und äußerst kalorienreiche Mondkuchen Süßes und Salziges, Helles und Dunkles. Der Geber signalisiert dem Beschenkten seine Wertschätzung durch die Marke einer exklusiven Bäckerei und eine aufwändige Verpackung. Das Datum des Mondfestes wird nach dem Mondkalender ( Zeitrechnung) bestimmt: Am 15. Tag des achten Monats nach dem chinesischen Neujahrsfest. Dann steht die Sonne senkrecht über dem Äquator, und Tag und Nacht sind gleich lang. (4) E. Rost, der eine Theorie des Schenkens formuliert hat, sagt: „Wer schenkt, will binden!“ Schenken sei stammesgeschichtlich gut zu erklären. Diese Verhaltensweise entstand mit dem Bewusstsein von Eigentum. Man gab etwas von seinem Hab und Gut, vor allem Nahrungsmittel, die man selbst übrig hatte, ab. So konnte man einerseits den Erhalt der Gruppe sichern und andererseits Liebespartner und Verbündete gewinnen. Schon die Neandertaler verschenkten Schmuck, wie sich an den weit über das Territorium der jeweiligen Horde verstreuten Funden nachweisen lässt. Der Urmann gab seiner Partnerin freiwillig von seiner erjagten Beute ab, um gemeinsam Nachwuchs zu zeugen und den Fortbestand der Art zu sichern. Später hat sich aus dieser archaischen Gabe das Geschenk an Fremde entwickelt, um Aggressionen zu hemmen, und letztlich das Werbegeschenk, um geschäftliche Verbindungen aufzubauen und zu pflegen. " Dichtl, E.; Li, J.: Marketing in China als Mentalitätsproblem, in: Erichson, B.; Hildebrandt, L. (Hrsg.), Probleme und Trends in der Marketingforschung, Stuttgart 1998, S.294f. Mauss, M.: Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften, Frankfurt/Main 1990. Rost, E.: Theorie des Schenkens, Essen 1994. Otterstedt, C.: Abschied im Alltag. Grußformen und Abschiedsgestaltung im interkulturellen Vergleich, München 1993. Trommsdorff, V.: Handelsforschung, Stuttgart 2005.

Gesetz zur Regelung der Sicherheitsanforderungen an Produkte und zum Schutz der CE-Kennzeichnung wurde 1997 als Sicherheitsstandard für Konsumgüter im Europäischen Binnenmarkt verabschiedet. Demnach sind auf jedem Produkt jene Gefahren kenntlich zu machen, die im Verlauf von dessen Lebenszyklus auftreten können. Im Falle von technischen Produkten verlangt das „EU-Produktsicherheitsgesetz“, dass Erwerber in „verständlicher“ Weise über den Produktionsprozess sowie die durchgeführten (Sicherheits-)Prüfungen informiert werden und eine aussagefähige Montage- bzw. Bedienungsanleitung erhalten (= technische Dokumentation). Das freiwillig anzubringende CE-Zeichen ermöglicht es, Produkte in der gesamten EU zu vertreiben, da der Hersteller hierdurch dokumentiert, dass er die in dieser Richtlinie vorgegebenen Sicherheitskriterien erfüllt ( CE). Geschlecht überaus bedeutsame, aber häufig unterschätzte intervenierende Variable zentraler makro- und mikroökonomischer Prozesse ( Variable). So zählt zu den entscheidenden Besonderheiten gering entwickelter Länder ( Least Developed Country), dass diese insofern gegen das Partizipationsrecht und

502

Geschlecht

Menschenrechte verstoßen, als Frauen dort nicht oder nur wenig am geselldamit gegen eines der Beschäftigungsquote schaftlichen Leben teilnehmen können ( Arab Human Development Report; von Frauen). (1) Für die internationale Unternehmenstätigkeit ist vor allem die unterschiedliche bzw. kulturspezifische Interpretation der Geschlechterrollen bedeutsam ( Kultur; Landeskultur). Aufgrund ihrer jeweiligen, kulturell definierten Geschlechterrolle differieren Mann und Frau im Arbeits- und FamiZeitwahrnehmung und Zeitverwendung. Den weltweit mehr oder wenilienleben bspw. hinsichtlich ger deutlich beobachtbaren Prozess der Neudefinition der Geschlechterrollen vollziehen Frauen zuWertewandel eher profitieren. meist schneller und bereitwilliger, da sie von dem damit verbundenen Bedeutsam könnte aber auch sein, dass Frauen stärker polychron wahrnehmen und deshalb Arbeitsund Familienleben besser „synchronisieren“ können als Männer. Die Bereitschaft bzw. Fähigkeit zur mehrschichtigen Strukturierung von Zeit wird damit erklärt, dass Frauen seit jeher gehalten waren, ihr „Zeitmanagement“ wechselnden Bedingungen anzupassen (z.B. aufgrund der häufig gegebenen Doppelbelastung durch Familien- und Berufsleben). (2) Der kulturelle Kontext ist auch in anderer Hinsicht bedeutsam. Zwar definieren sowohl LC- als auch HC-Kulturen die Geschlechterrollen neu. Aber in westlichen LC-Ländern vollzieht sich dieser Wandel rascher, nicht selten aufgrund des dort häufiger anzutreffenden Strebens nach 'dual career'. Vor allem aber zwingt dort die Eindeutigkeit der monochronen Zeitauffassung stärker zum Rollenwandel als die Ambivalenz der polychronen Zeitstruktur. (3) Akkulturation nivelliert diese Unterschiede: Wer für längere Zeit in einem fremden Kulturraum Kultur lebt, muss entscheiden, ob er sich ausschließlich mit den Wertvorstellungen der eigenen identifiziert oder sich in die Kultur seines Gastlandes integriert. Dies geschieht, indem er deren Werte ganz oder teilweise übernimmt, akzeptiert oder ablehnt (sich also mehr oder weniger akkulturiert). Geschlechterrolle als Einflussfaktor der Zeitwahrnehmung Duales Rollenverhalten (primär von Frauen) Geschlechterrolle

Soziales Tempo (poly-/monochron)

Stereotypes Rollenverhalten High ContextWerte Kultureller Kontext Low ContextWerte

Sozialverhalten Akkulturation Ethnische Identifikation

wahrgenommene Arbeitszeit Zeit-Priorität (Arbeits-/Sozialbzw. Freizeit) wahrgenommene Sozial-/Freizeit Kontext des Umgangs mit Zeit (individualistisch/ kollektivistisch)

Quelle: Manrai/Manrai (1995, S.116); eigene Übersetzung.

" Costa Jr., P.T.; Terracciano, A.; McCrae, R.R.: Gender Differences in Personality Traits Across Cultures: Robust and Surprising Findings, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.81 (2001), No.8, pp.322-332. Greenhaus, J.H.: The Intersection of Work and Family Roles. Individual, Interpersonal and Organizational Issues, in: Journal of Social Behavior and Personality, Vol.3 (1988), No.4, pp.23-44. Manrai, L.A.; Manrai, A.K.: Effects of Cultural-Context, Gender, and Acculturation on Perceptions of Work versus Social/Leisure Time Usage, in: Journal of Business Research, Vol.32 (1995), No.2, pp.115-128. Perez-Lopez, M.S.;

Geschlechterstereotyp

503

Lewis, R.J.; Cash, T.F.: The Relationship of Antifat Attitudes to Other Prejudicial and Gender-Related Attitudes, in: Journal of Applied Social Psychology, Vol.31 (2001), No.4, pp.683-697. Skeen, P.; Paguio, L.P.; Robinson, B.E.; Deal, J.E.: Mothers Working Outside of the Home. Attitudes of Fathers and Mothers in Three Cultures, in: Journal of Social Behavior and Personality, Vol.3 (1988), No.4, pp.389-398.

Geschlechterrolle definiert die Erwartungshaltung der sozialen Umwelt an den Rolleninhaber. Auch werden soziale Werte). Die Regeln und Wertvorstellungen zumeist geschlechterspezifisch vermittelt ( Normen; Art und Weise, wie sie definiert und gelebt werden, hängt jedoch vom jeweiligen Lebens- und KulturInterkulturelle Marketing ist die Geschlechterrolle eine bedeutsame raum ab (vgl. Abb.). Für das Werbeappellen ( Werbeforschung, interkulturelle). OperaVariable, etwa für die Konzeption von Kulturdimension Maskulinität vs. Feminität. tionalisiert wird sie durch die Rollenstereotype in ausgewählten Ländern Rolle der Frau

Rolle des Mannes

Indien

De jure dem Manne gleichgestellt De facto relativ rechtlos. In ländlichen Gebieten kommen noch immer Mitgiftmorde vor. Und Frauen sind nach wie vor von Witwenverbrennung ('sati') und Kinderheirat bedroht. In Großstädten ist eine liberalere Rollendefinition üblich (zum Teil gleicher Zugang zu Bildung)

De jure der Frau gleichgestellt De facto der Frau übergeordnet Familie des Mannes dominiert „eingeheiratete“ Ehefrau

Japan

Versorgung der Familie und Erziehung der Kinder Ausscheiden aus dem Berufsleben mit der Geburt des ersten Kindes, später i.d.R. Teilzeitstelle Wenige Investitionen der Unternehmen in die Karriere einer Frau, wenige weibliche Führungskräfte Gleichstellungsgesetz, wonach Frauen am Arbeitsplatz nicht diskriminiert werden dürfen (aber nicht strafbewehrt) Bildung, aber nicht zum Broterwerb, sondern zur Verbesserung der Heiratschancen und besseren Erziehung der Kinder Hohes Ansehen von Hausfrauen Verwaltung des Familienbudgets

Arbeit und Broterwerb Berufliche Karriere Finanzielle Absicherung der Familie, sodass Ehefrau nicht bzw. nicht Vollzeit arbeiten muss

Skandinavien

Versorgung der Familie und Teilnahme am Arbeitsleben

Versorgung der Familie und Teilnahme am Arbeitsleben Aktive Teilnahme am Familienleben angestrebt Erziehungsurlaub für den Mann (insb. in Norwegen)

Quelle: o.V. 2003; Schmidt-Denter (2003).

" Alfermann, D.: Geschlechterrollen und geschlechtstypisches Verhalten, Stuttgart 1996. Gildemeister, R.: Geschlechtsspezifische Sozialisation, in: Soziale Welt, 39.Jg. (1988), Nr.4, S.486-503. o.V.: Die Rolle der Frau in Indien, in: http://www.shukra.de, 16.06.2003. Schmidt-Denter, K.: Frauen in Japan: Die Rolle der Frau in der japanischen Gesellschaft, in: http://www.japanlink.de/ll/ll_leute_frauen.shtml, 16.06.2003.

Geschlechterstereotyp spezielle Erscheinungsform eines Stereotyps. Wie beim Länderstereotyp ist damit eine simplifizierende bzw. schematisierende kognitive Struktur gemeint, die Annahmen darüber repräsentiert, welche Merkmale (Attribute, Persönlichkeitseigenschaften etc.) für die Mitglieder einer sozialen Gruppe

504

Geschlechterunterschied

Schema kognitiv repräsentiert. charakteristisch sind. Komplexer strukturierte Stereotypen sind als Wie Williams & Best in einer kulturvergleichenden Studie (2.800 Studenten beiderlei Geschlechts aus 30 Ländern) zeigen konnten, lassen sich die Geschlechterstereotype eindeutig voneinander trennen. In Kulturen, konnte zwar kein signifikanter Unterschied in der Gesamtbetrachtung, d.h. im Mittel aller der sozialen Akzeptanz der Geschlechterstereotype nachgewiesen werden. Allerdings ist das Stereotyp „männlich“ in Japan, Nigeria und Südafrika sozial besonders erwünscht ( Maskulinität vs. Feminität) und das Stereotyp „weiblich“ in Italien und Peru. Dass die Geschlechterstereotype weltweit verbreitet Einstellungs- bzw. Verhaltensrelevanz. Ob die universellen sind, besagt aber noch nichts über deren Stereotype als maßgeblich für das eigene Handeln betrachtet werden oder nicht, variiert stark von Kultur zu Kultur. Angehörige von individualistischen, ökonomisch prosperierenden Gesellschaften sind vergleichsweise egalitär eingestellt: Sie fühlen sich dem in ihrer Kultur vorherrschenden Geschlechterstereotyp weniger stark verpflichtet als Angehörige kollektivistischer Kulturen ( Individualismus vs. Kollektivismus). " Ashmore, R.D.; Del Boca, F.K.: Conceptual Approaches to Stereotypes and Stereotyping, in: Hamilton, D.L. (Ed.), Cognitive Processes in Stereotyping and Intergroup Behavior, Hillsdale/NJ 1981, pp.1-36. Eckes, T.: Geschlechterstereotype. Von Rollen, Identitäten und Vorurteilen, in: Becker, R.; Kortendiek, B. (Hrsg.), Handbuch Frauen und Geschlechterforschung, 2.Aufl., Wiesbaden 2008, S.171-182. Williams, J.E.; Best, D.L.: Measuring Sex Stereotypes. A Thirty Nation Study, London 1982..

Geschlechterunterschied wird in der Literatur unter dem Stichwort Gender behandelt ( Arab Human Development Report). Geschlechterunterschiede lassen sich in vielen Lebensbereichen beobachten ( Big Five). (1) Wie Abb. 1 zeigt, sind im Norden Europas mehr Frauen berufstätig (66,5-71,8%) als im Süden Europas (45,3-51,9%). Dennoch kommen in Skandinavien auf jede Frau im Durchschnitt 1,8 Kinder, in den Mittelmeeranrainerstaaten durchschnittlich nur 1,3 Kinder. Abb. 1: Berufstätigkeit und Kinderzahl (2005) Schweden

1)

71,8

1,77

70,8

Dänemark

1,80

Großbritannien

1,80

66,8

Finnland

1,80

66,5

USA

2,10

65,6

Niederlande 1)

1,73

65,0

Österreich

1,41

62,0

Polen

1,40

Deutschland Irland

59,6

1,36 2)

Frankreich Belgien

61,7

58,0

1,99

56,9

1,94 2)

54,1

1,64

Luxemburg

1,70

Spanien

1,33

Griechenland

1,28

46,2

Italien

1,32

45,3

Quelle: OECD, Eurostat, in: iwd, Nr.6 (2007), S.3.

53,7 51,9

Legende: = Erwerbstätige Frauen (in %, aller 15-64jährigen Frauen) = Kinder je Frau 1) Erwerbstätige = 2004 2) Kinder = 2004

Geschlechterunterschied

505

(2) Beim Vergleich der von Frauen erreichten Bildungsabschlüsse erreicht Deutschland lediglich bei OECD-Ländern. Ganz „Berufsausbildung bzw. Berufsvorbereitung“ einen Spitzenplatz unter den anders sieht es beim Anteil der 18-20jährigen Frauen aus, die eine Hochschulzugangsberechtigung erhalten (vgl. Abb. 2). Fairerweise muss bei einem Vergleich allerdings in Rechnung gestellt werden, dass in Irland, Finnland und Frankreich auch eine Berufsausbildung zum Zugang zu einer Hochschule berechtigt. Abb. 2: Bildungsabschlüsse in ausgewählten OECD-Ländern Anteil der 18- bis 20jährigen Frauen, die 2002 eine …

Anteil der 25- bis 64jährigen Frauen, die 2004 einen Hochschulabschluss besaßen

… Hochschulzugangsberechtigung erworben haben

… Berufsvorbereitung oder Berufsausbildung abgeschlossen haben

(in %)

(in %)

Irland

97

33

29

Finnland

92

79

37

Schweden

78

35

37

Italien

76

33

12

Norwegen

71

41

34

Japan

71

22

35

Dänemark

65

59

34

Tschechien

65

67

k. A.

Frankreich

60

64

25

Spanien

54

27

26

Deutschland

38

60

20

Schweiz

32

54

19

(in %)

Quelle: OECD, in: iwd, Nr.29 (20.7.2006), S.3 und Nr.25 (21.6.2007), S.3.

Eine Schlüsselrolle spielt in diesem Zusammenhang die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Diese lässt sich mit Hilfe des OECD-Vereinbarkeitsindex messen (vgl. Abb. 3, nächste Seite). Er fasst solche Bedingungen zusammen, die es Frauen erleichtern, Kindererziehung und Berufstätigkeit zu vereinen (z.B. gesetzliche Regelung des Mutterschutzes, Art und Ausmaß der Kinderbetreuung durch private und/oder staatliche Einrichtungen sowie familienfreundliche Gestaltung des Arbeitsverhältnisses bspw. durch Teilzeitarbeit, flexible Arbeitszeiten oder Möglichkeit der Freistellung). (3) Bei Auslandsentsendungen kommen Frauen nicht nur im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen, sondern auch gemessen an dem Anteil, den Frauen an Führungspositionen haben, seltener zum Einsatz. Dies ist einerseits verständlich bzw. erklärbar, da vor allem jüngere Frauen in einigen Kulturen (insb. der japanischen, der chinesischen sowie der arabischen Kultur) mit Zweifeln hinsichtlich der beruflichen Kompetenz und Autorität (jüngerer) Frauen an sich konfrontiert werden. Andererseits ist diese Ungleichbehandlung aber auch unverständlich, da sich gezeigt hat, dass weibliche Führungskräfte an einer Entsendung interessiert sind und dafür überdies spezielle Fähigkeiten einbringen können Kompetenz sowie höhere Effizienz bei der (Vorzüge hinsichtlich sozialer und interkultureller Zufriedenheit mit deren Verlauf). Durchführung der Entsendung sowie stärkere (4) Frauen haben gemäß einer Studie, welche die Personalberatung Boyden in 15 europäischen Ländern durchgeführt hat, generell relativ selten Führungspositionen inne (nur 10%). Am ehesten noch steht ihnen in der Personalabteilung die Karriereleiter offen, während die „wichtigen“ Verantwortungsbereiche (wie Verkauf und Marketing, Finanzen und Controlling, Forschung und Entwicklung, Produktion und Technologie, Informatik, Planung u.a. Stabsfunktionen) nach wie vor von Männern dominiert werden. Im relativ maskulinen Italien fällt der Frauenanteil mit 5% besonders gering aus.

506

Geschmacksmuster

Abb. 3: Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Geburtenrate

Vereinbarkeits-Index (je höher der Wert, desto besser lassen sich Beruf und Familie vereinbaren)

-1,9 -2,2 -2,5 -2,9 -3,4

-4

-3

0,2 0,2

-0,1 -0,3 -0,6 -1,1

-2

-1

0

1

1,3 1,3 1,2

2

1,9

3,3 2,9 2,7

3

4

Schweden Dänemark Niederlande Australien Deutschland Großbritannien USA Belgien Kanada Frankreich Finnland Österreich Irland Italien Portugal Spanien Japan Griechenland

Durchschnittliche Kinderzahl (pro Frau) 1,5

1,4

1,7 1,7 1,8 1,7 1,6 1,6

1,4 1,2 1,2

1,7

2,1 1,9 1,9

1,5

1,4 1,3

1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0

2,2

Quelle: iwd, Nr.29 (17.7.2003), S.5.

" Boyden International GmbH (Ed.): European Woman in Top Management, Bad Homburg 2002. Der Fischer Weltalmanach 2001, Frankfurt 2001. The World Factbook 2002, in: http://www.cia.gov/cia/publications/factbook/index.html (14.06.2003). Domsch, U.; Lieberum, U.: Auslandseinsatz weiblicher Führungskräfte, in: Krell, G. (Hrsg.), Chancengleichheit durch Personalpolitik, Wiesbaden 2004, S.231-242.. Hartl, K.: Expatriate Women Mangers. Gender, Culture and Career, München 2003. Seyda, S.: Frauenarbeitstätigkeit und Geburtenverhalten, in: IW-Trends, 30.Jg. (2003), Nr.2, S.37-48. Stroh, L.K.; Varma, A.; Valy-Durbin, S.J.: Why are Women Left at Home. Are they Unwilling to Go on International Assignment? in: Journal of World Business, Vol.53 (2000), No.3, pp.241-255. Taylor, S.; Napier, N.: Working in Japan. Lessons from Women Expatriates, in: Sloan Management Review, 1996, Spring, pp.76-84. Westwood, R.; Leung, S.: The Female Expatriate Manager Experience. Coping with Gender and Culture, in: International Studies of Management and Organization, Vol.24. (1994), No.3, pp.64-85.

Geschmacksmuster (1) schutzfähige ästhetische Gestaltungsform (z.B. Stoffmuster). Schützbar sind nur neue und gewerbFarbe, Gestalt, lich verwendbare Erzeugnisse hinsichtlich bestimmter Merkmale (Linien, Konturen, Oberflächenstruktur, Werkstoff des Erzeugnisses oder Verzierung). Geschmacksmusterschutz bedeutet, dass ausschließlich der Rechteinhaber diese Erscheinungsform nutzen und Dritten dies verbieten kann Ein(d.h. sie ohne seine Zustimmung herzustellen, anzubieten, in Verkehr zu bringen, einzuführen Ausfuhrr ). Der Schutz erstreckt sich auf „jedes Muster“, das beim „inforfuhrr oder auszuführen mierten Benutzer“ einen entsprechenden Eindruck erweckt. Die Schutzfrist beträgt bis zu 15 Jahre, Markenbeginnend mit dem Eintrag in das Musterregister beim Amtsgericht ( Gebrauchsmuster; und Produktpiraterie; Patent). Deut(2) Nationale Geschmacksmusteranmeldungen bearbeitet die Geschmacksmusterstelle des schen Patent- und Markenamts (DPMA) in Jena (Antragsformular R 5703; Merkblatt für Geschmacksmusteranmelder R 5704). Das Gemeinschaftsgeschmacksmuster gewährt sowohl in der eingetragenen als auch in der nicht eingetragenen Form einen einheitlichen Schutz innerhalb des Rechtsraumes der Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt in Alicante, Spanien, Europäischen Union. Es kann beim beantragt werden und entfaltet im Erfolgsfall die gleiche Schutzwirkung wie das deutsche Geschmacksmuster. Die internationale Hinterlegung eines Geschmacksmusters aufgrund des Haager Abkommens über die internationale Hinterlegung gewerblicher Muster und Modelle (HMA) schützt mit einer Anmeldung gleichzeitig in mehreren Mitgliedsländern des Abkommens in der gleichen Weise wie eine multiple nationale Hinterlegung. Zuständig ist das Internationale Büro der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO). ( http://www.dpma.de; http://www.oami.eu.int/de; http://www.wipo.int

Gesellschaft mit beschränkter Haftung

507

Geschützte geographische Angabe

Herkunftsbezeichnung

Geschützte Ursprungsbezeichnung

Herkunftsbezeichnung

Geselligkeit

Werbeforschung, interkulturelle

Gesellschaft (1) in soziale Gruppen gegliederte menschliche Gemeinschaft. Im Mittelhochdeutschen bedeutete Staat oder Nation, die Formen der politiGesellschaft zunächst „fürstliches Gefolge“. Anders als schen Organisation der Menschheit repräsentieren, ist Gesellschaft eine primär soziokulturelle KategoIndustrieländern zumeist bürgerlichen „Mainstream-Gesellschaft“ sind rie. Von der in westlichen Gegengesellschaft und die Parallelgesellschaft abzugrenzen (vgl. auch Subkultur). In dem die Maße, wie sich in multikulturellen Einwanderungsländern die jeweiligen nationalen Einwanderungsschübe abkapseln (d.h. nicht integrieren) und sich in Parallelgesellschaften organisieren ( Migration), spricht man auch von „Patchwork-Gesellschaft“ ( Integration). (2) In der heutigen Zeit sind die traditionellen, häufig theokratisch begründeten normativen Gesellschaften von den modernen kognitiven Gesellschaften zu unterscheiden. Erstere betrachten den Mensch vorrangig als soziales Wesen, das eingebunden ist in die Normen einer ewigen, von Gott gegebenen Weltordnung ( Religion). Deren in Gesetze gefasste Regeln dienen dem Ausgleich zwischen den Gerechtigkeit zu gewährleisten (als einen Zustand, der die Interessen der Individuen mit dem Ziel, Stabilität des sozialen Systems gewährleistet). Individuelle Freiheit ist dort immer nur nachgeordnete Folge von Gerechtigkeit. Strafen und Sanktionen zielen deshalb primär auf sozialen Ausgleich. Schwerste Strafen (z.B. soziale Ächtung, Verbannung) konkretisieren sich weniger im Verlust von Freiheit als im Verlust der sozialen Einbindung. Kognitive Gesellschaften setzen demgegenüber stärker auf Erkenntnis und individuelle Freiheit ( Aufklärung). Ihre „Hohen Priester“ sind die Wissenschaftler, deren Aufgabe darin besteht, die natürliche Ordnung zu entdecken und in Naturgesetzen zu fassen. Freiheitsstrafen, an realen Orten abzuleisten (z.B. im Gefängnis), ersetzen die Sozialstrafen. Anders als manch andere normative Gesellschaft buddhistischer oder hinduistischer Prägung islamischen Gesellschaften im Regelfall keinen Anschluss an die vom individualistischhaben die freiheitlichen Denken abhängige „westliche“ Wissenschaft (insb. Technologie) gefunden, da sie den Fundamentalismus (d.h. nicht: islaEinfluss des Normativen nicht relativieren. Der islamistische misch) wird deshalb vorrangig als Abwehr des als bedrohlich erlebten kognitiv-individualistischen Lebensstils gedeutet. Gesellschaft bürgerlichen Rechts

Personengesellschaft

Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing Gesellschaft für deutsche Sprache

Germany Trade and Invest

Sprachgesellschaft

Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit sammenarbeit

Deutsche Gesellschaft für Technische Zu-

Gesellschaft mit beschränkter Haftung ist als Limited Company (Ltd.) vor allem in Großbritannien weit verbreitet: 46,1% der dort ansässigen Rechtsform gewählt, während etwa in Spanien (= 28,5%), den NiederUnternehmen haben diese landen (= 25,9%), Österreich (= 19,1%) oder in Deutschland (12,6%) weit weniger beschränkt haftende Gesellschaften registriert sind. (1) Ein BGH-Urteil vom März 2003 räumte ausländischen Kapitalgesellschaften mit deutscher Niederlassung die volle Rechtsfähigkeit in Deutschland ein. In der Folge haben allein 2004 knapp 20.000

508

Gesellschaft mit beschränkter Haftung

Deutsche in Großbritannien eine Ltd. gegründet, was sich großenteils mit Unterschieden in den Gründungsbedingungen erklären lässt. Im Vergleich zur GmbH gilt die Limited Company als die günstigere, da „haftungsbeschränkende Gesellschaftsform“. Wie indessen der eingehendere Vergleich zeigt, ist die Ltd. lediglich hinsichtlich der Gründungsdauer eindeutig im Vorteil. Da das Gründungskapital in Eigenkapital zur Verfügung Deutschland nicht hinterlegt werden muss, sondern der Gesellschaft als steht (z.B. zur Anschaffung von Büroausstattung), ist bspw. das in der GmbH einzusetzende Mindestkapital von 25.000 € weit weniger von Nachteil, als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag. Auch muss auch die faktisch in Deutschland agierende „Limited“ ( Scheinauslandsgesellschaft) in Industrie- und Handelskammer anmelden Deutschland Steuern bezahlen, sich bei der zuständigen und gegebenenfalls Beiträge entrichten. Viele übersehen weiterhin die mit einer Limited verbundenen Folgekosten: Jedes Jahr muss beim Companies House ein Geschäftsbericht in englischer Sprache vorgelegt werden. Bei Versäumnis bzw. Terminüberschreitung drohen empfindliche Sanktionen (bis hin zur Schließung des Unternehmens). Bei einer Gesellschaftsgründung zu erfüllende Anforderungen GmbH

Limited Company

500 € + Notarkosten

20 € (80 € bei 24-Std. Gründung 250 € bei Gründung durch eine Limited-Agentur)

25.000 €



Gründungsdauer

1-3 Monate

1-2 Wochen (gegen erhöhte Gebühr 24 Std.)

Publizitätspflicht

-

Gründungskosten (Gebühren)

Mindestkapital

Annual Return (beim Companies House in englischer Sprache einzureichender Jahresbericht) Protokolle von Gesellschaftsbeschlüssen und andere Dokumente sind am Firmensitz (d.h. in Großbritannien) zur Einsicht vorzuhalten

Strafen bei Pflichtverletzung (Jahresabschluss, Publizität) Weitere Pflichten

-

5.000 £ je Direktor (im Extremfall Zwangsauflösung)

Notarzwang

Beschäftigung eines Company Secretary, der u.a. für die Vorbereitung des Jahresberichts zuständig ist Eingetragener Firmensitz Übersetzung des Jahresberichts Wirtschaftsprüfung

Quelle: iwd, Nr.24 (16.6.2005), S.7.

(2) Da sich dennoch der Eindruck, „die GmbH ist schwierig und die Limited einfach“ in der öffentlichen Meinung festsetzte, hat die Bundesregierung, um den Brain Drain zu stoppen, am 23.5.2007 folgende Vereinfachungen der Rechtsform der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) beschlossen: Reduktion des Stammkapitals auf 10.000 €, Wegfall der notariellen Beurkundung, falls die Gesellschaft auf Basis eines Mustervertrages gegründet wird, sowie Beschleunigung des Anmeldeverfahrens. Weitere Erleichterung verspricht die Institution der Mini-GmbH, für die zunächst ein Euro Gründungskapital genügt. Bei erfolgreicher Geschäftstätigkeit ist jedoch jedes Geschäftsjahr ein Viertel des Gewinns ins Stammkapital zu überführen (bis auf diese Weise auch 10.000 € erreicht werden).

Gesetz zur Regelung der Sicherheitsanforderungen an Produkte

509

Gesellschaft, postchristliche Gesellschaft, in der die Säkularisierung weit fortgeschritten ist und sich nur noch ein verschwinChristentum als Konfession und/oder gelebte Relidend geringer Teil der Bevölkerung zum Werte als Teil des kulturellen Erbes nach wie vor verhaltensgiosität bekennt, aber die christlichen und überzeugungsprägend sind (und nicht länger auf Grund der Existenz und des Wirkens religiöser Institutionen). In Skandinavien hat sich die postchristliche Gesellschaftsform bereits frühzeitig entwickelt. Gesellschaft, säkulare hauptsächlich im Geltungsbereich der jüdisch-christlichen Religionstradition entstandene GesellAufklärung und objektivierender schaftsform, in welcher, unter dem Einfluss von Philosophie, Religionen nur mehr eine Stimme im Pluralismus der Weltanschauungen haben. Wissenschaft, die Im Gegensatz dazu stehen Gesellschaften, in denen eine bestimmte Religion die staatstragende IdeoloNormen, Werte und Verhaltensvorschriften gie ist und dem jeweiligen Staatswesen durch ihre (Ge- und Verbote) das spezifische, deutlich religiös geprägte Erscheinungsbild gibt ( Staatsreligion). Islam zu Ausgangs des 20. Jahrhunderts war dieses Phänomen hauptsächlich im Einflussbereich des beobachten (bspw. im Iran). Aber auch in den Vereinigten Staaten von Amerika gewann die zusehends organisierte religiöse Rechte an politischer Präsenz. Man kann in diesem Zusammenhang auch von modernem Fundamentalismus mit theokratischen Zügen sprechen. " Bielefeldt, H.; Heitmeyer, W. (Hrsg.): Politisierte Religion. Ursachen und Erscheinungsformen des modernen Fundamentalismus, Frankfurt/Main 1998. Habermas, J.: Glauben und Wissen, in: Glauben und Wissen, 1.Jg. (2002), Nr.1, S.63-74. Haupt, H.-G.; Langewiesche, D.: Nation und Religion in der deutschen Geschichte, Frankfurt/Main 2001. Pannenberg, W.: Religion in der säkularen Gesellschaft. Niklas Luhmanns Religionssoziologie, in: Evangelische Kommentare, 10.Jg. (1978), S.99.103.

Gesellschaftsform

Personenunternehmen

Gesellschaftsordnung, ideale

Konfuzius

Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb Gesetz von Okun

Markenschutz

Arbeitslosenquote

Gesetz von Verdoorn

Arbeitslosenquote

Gesetz zu dem Protokoll vom 16.10.2001 zu dem Übereinkommen über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union am 2.2.2006 in Kraft getretenes Regelwerk, das innerhalb der Gemeinschaft in größerem Umfang als bislang grenzüberschreitende Ermittlungen in Strafsachen und bei Steuerdelikten ermöglicht, indem es die Auskunfts- und Informationspflichten der zuständigen Behörden der Mitgliedsländer erheblich ausgeweitet hat. Gesetz zur Regelung der Sicherheitsanforderungen an Produkte wurde 1997 als einheitlicher Sicherheitsstandard für Konsumgüter im Europäischen Binnenmarkt verabschiedet. Demnach sind auf jedem Produkt jene Gefahren kenntlich zu machen, die im Verlauf des gesamten Produktlebenszyklus auftreten können ( Lebenszyklus). Im Falle von technischen Produkten verlangt das so genannte EU-Produktsicherheitsgesetz, dass der Erwerber in „verständlicher“, d.h. auch für Laien verständlicher Weise über den Produktionsprozess sowie die durchgeführten (Sicherheits-)Prüfungen informiert wird sowie eine aussagefähige Montage- bzw. Bedienungsanleitung erhält (d.h. die technische Dokumentation). Das freiwillig anzubringende CE-Zeichen ermöglicht es Europäischen Union zu vertreiben. Denn mit Hilfe dem Hersteller, seine Produkte in der gesamten dieses Zeichens dokumentiert er, dass Produktionsprozess und Produkt die in dieser Richtlinie vorgegebenen Sicherheitskriterien erfüllen.

510

Gesetz zum Elektronischen Geschäftsverkehr

Gesetz zum Elektronischen Geschäftsverkehr (1) Umsetzung der Richtlinie 2000/31 EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 8.7.2000 über rechtliche Fragen der Dienste der Informationsgesellschaft (eCommerce-Richtlinie) im Binnenmarkt. Am 21.12.2001 in Kraft getreten, regelt das EEG die Wettbewerbsbedingungen nach Herkunftslandprinzip. Folglich unterliegen in der Bundesrepublik Deutschland niedergelassene dem Internetanbieter deutschem Recht auch dann, wenn sie ihre Teledienste in einem Mitgliedsland der Gemeinschaft geschäftsmäßig erbringen, sofern die innerstaatlichen Rechtsnormen mit den Normen des internationalen Privatrechts vereinbar sind (insb. bezüglich der Freiheit des Dienstleistungsverkehrs). (2) Kritiker bemängeln, das EEG vernachlässige die Belange des Verbraucherschutzes und räume den Handlungsmöglichkeiten der Anbieter Vorrang ein. Gesetz zur Bekämpfung internationaler Bestechung sorgt für die Übernahme des „OECD-Übereinkommens über die Bekämpfung der Bestechung ausländischer Amtsträger im internationalen Geschäftsverkehr“ in deutsches Recht. Das IntBestG ergänzt bestehende, in §§ 334ff. des Strafgesetzbuchs (StGB) formulierte Vorschriften zur Bekämpfung der Korruption im öffentlichen Bereich ( Korruption). Strafbar ist es demnach, ausländische Amtsträger, Richter, Soldaten, ausländische Abgeordnete oder Parlamentarier einer internationalen Organisation Vereinte Nationen; Europäische Union) zu bestechen, um sich oder anderen einen Auftrag (z.B. oder einen unbilligen Vorteil im internationalen geschäftlichen Verkehr zu verschaffen oder zu sichern. Gesetz zur Stärkung des Schutzes des geistigen Eigentums und zur Bekämpfung der Produktpiraterie Marken- und Produktpiraterie Gesetzesreligion Islam und das Juzählt zum Typus der „fordernden Religion“ ( Religion). Prototypen sind der dentum. Beide haben den Willen ihres als streng und strafend imaginierten Gottes in Gesetzesform eindeutig und verbindlich dokumentiert. Während der „Weg zum Heil“ nur durch Orthopraxie (Gesetzestreue, Rechtschaffenheit etc.) beschreitbar ist, steht im Mittelpunkt der „schenkenden Religion“ der Glaube an die Gnade Gottes: Ohne Grund und Begründung schenkt er dem Gläubigen das Eins sein mit der Heilandsgottheit gnadenweise. Gesicht zunächst in kollektivistischen Gesellschaften entwickeltes und später von individualistischen GeKonstrukt, welches die soziale Identität einer Person meint ( Insellschaften übernommenes Reputation einer Perdividualismus vs. Kollektivismus). Der Ausdruck „Gesicht“ meint Ehre und son sowie deren daraus erwachsende soziale Stellung. Aus Sicht der westlichen Denktradition verSelbst- und Fremdbild. Diese Identität weist zwei schmelzen darin Selbstwertgefühl sowie positives wesentliche Facetten auf: lien (= Integrität und Moralität einer Person) sowie mien (= Stellung einer KonPerson in ihrem sozialen Umfeld). In unsicheren Situationen droht Gesichtsverlust, wovon bei flikten oder gerichtlichen Auseinandersetzungen, unabhängig von der Schuldfrage, alle Beteiligten Kulturstandard). Individubetroffen sind. Ziel ist die „Wahrung des Gesichts“ ( Gesicht wahren; ell erlebbar ist Gesichtsverlust als Gefühl der Scham ( Emotion; Schamgesellschaft). " Gao, G.: An Initial Analysis of the Effects of Face and Concern for „Other“ in Chinese Interpersonal Communication, in: International Journal of Intercultural Relations, Vol.22 (1998), pp.467-482. Oetzel, J.G.; Ting-Toomey, S.: Face Concerns in Interpersonal Conflict, in: Communication Research, Vol.30 (2003), No.6, pp.599-624. Ting-Toomey, S.; Kurogi, A.: Facework Competence in Intercultural Conflict. An Updated Face-Negotiation Theory, in: International Journal of Intercultural Relations, Vol.22 (1998), pp.187-225.

Gesicht wahren wichtiges Konzept der Sozialbeziehungen in konfuzianischen Gesellschaften im Besonderen und kollektivistischen Kulturen im Allgemeinen. Die Wahrung des Gesichts (insb. durch Verin

Gesichtsausdruck

511

meidung der öffentlichen Demütigung Einzelner) ist die wichtigste Maßnahme zur Schaffung sozialer Harmonie (als Mittel der sozialen Bindung und KonfliktvermeiIdentität und zum Erhalt von dung bzw. Konfliktbewältigung). Gesellschaft in (1) Das (soziale) Gesicht besteht aus zwei Teilen: Lien bezeichnet die Zuversicht der die Integrität, welche jeder Mensch mit seiner Geburt erwirbt. Und mit mien-tsu sind Ansehen sowie Prestige gemeint, welche von der jeweiligen Person abhängen (z.B. von Wohlstand oder von Qualität und Quantität ihrer gesellschaftlichen Beziehungen). Dieses „Gesicht“ erhält, wer die Erwartungen der anderen erfüllt. (2) Gesichtsverlust droht dann, wenn die individuellen Leistungen oder Verhaltensweisen einen minimalen Standard unterschreiten. Verlieren kann man das Gesicht auf zweierlei Art: Ein Arbeitnehmer bspw., der von seinem Vorgesetzten öffentlich scharf kritisiert wird, verliert sein Gesicht vorübergehend (= mei you mianzi), während ein Mensch, dessen moralische Integrität grundsätzlich und öffentlich in Frage gestellt wurde, sein Gesicht dauerhaft verliert (= diu lian). Aufgrund der überaus wichtigen Bedeutung, die in ihrem Kulturkreis dem „Gesicht“ zukommt, sind Asiaten auch darauf beKritik oder einen Gefühlsausdacht, das „Gesicht“ anderer nicht anzugreifen (z.B. durch offene bruch). Folglich versuchen sie, direkte Konfrontation um fast jeden Preis zu vermeiden. Da das „Gesicht“ des Einzelnen von der Meinung der Bezugsgruppe abhängt, steht das Konzept des GesichtIndividualismus. wahrens tendenziell im Gegensatz zu Gesichtsverlust droht aber nicht nur, wenn Kritik und starke Gefühle geäußert werden, sondern auch bei Sachverhalten, welche der Privatsphäre angehören. Aufgrund der Möglichkeit, 'mien-tsu' zu verlieren, werden Versprechen in einer möglichst wenig konkreten Weise gegeben. Sein Gesicht verliert auch, wer die Harmonie in den wichtigsten konfuzianischen Beziehungen ('wu lun') stört. Abgesehen von „Freund-Freund“ besteht in jeder dieser Beziehungen eine soziale Hierarchie. Dies bedeutet, dass der jeweils untergeordnete Teil der Dyade (also Untertan, Sohn, Frau oder Junior) der übergeordneten „Pietät“ schuldet: Verehrung, Rücksichtnahme und Loyalität. Im Gegenzug sind der HerrPerson scher, der Vater, der Mann oder der Senior verpflichtet, den hierarchisch Untergeordneten Schutz zu gewähren. Wer gegen diese Regeln verstößt, provoziert Disharmonie und verliert sein Gesicht. Wer deshalb aus der sozialen Gruppe ausgeschlossen wird, stirbt einen sozialen Tod. " Bragoli, C.J.: Outlook on Business Culture in Japan, in: Management Japan, Vol.31 (1998), No.1, pp.18-35. Gómez Arias, J.T.: A Relationship Marketing Approach to Guanxi, in: European Journal of Marketing, Vol.32 (1998), No.1/2, pp.145-156. Matthes, J.: „Das Gesicht wahren“. Eine kulturelle Regel im interkulturellen Vergleich, in: Universitas, o.Jg. (1991), Nr.5, S.429-439. Yau, O.H.M.: Chinese Cultural Values. Their Dimensions and Marketing Implications, in: European Journal of Marketing, Vol.22 (1988), No.5, pp.44-57.

Gesichtsausdruck (1) ist, wie C. Darwin beobachtete, selbst im Tierreich (Primaten) ein wichtiges Mittel der Kommunikation. Manche Ausdrucksformen scheinen ursprünglich universell gültig, d.h. weltweit 'a priori' verKulturismus/Unversalismus). Im Verlauf der Phyständlich (bspw. Lächeln, Stirnrunzeln, Weinen; logenese, d.h. der stammesgeschichtlichen Entwicklung der Menschheit im Verlauf der Erdgeschichte, Universals sind „sozial wurden sie jedoch sozial überformt ( Lächeln, soziales). Diese mimischen ansteckend“ und lösen reziproke Reaktionen aus ( Reziprozität): Wer „angelächelt“ wird, lächelt im Regelfall „zurück“ ( Kommunikation, nonverbale). (2) Eine Vielzahl mimischer Ausdrucksformen ist jedoch kulturspezifisch. So signalisiert die von innen gegen die Wange gedrückte Zunge in Lateinamerika - und nur dort - sexuelles Interesse. Kulturspezifisch ist auch die Praxis, ob und wie der Gesichtsausdruck manipuliert wird. Während die Polynesier Gesellschaften zählen, welche ihre Emotionen unmittelbar und unverstellt auszu den seltenen drücken, lässt sich die von Europäern empfundene „Undurchsichtigkeit asiatischer Gesichter“ mit dem Gesellschaften besonders ausgeprägten Bedürfnis nach Harmonie erklären: Indem in diesen der Einzelne lernt, sozial unerwünschte Emotionen zu unterdrücken, vermeidet er es, die Gemeinschaft Kulturkreis ist weit häufiger die gegenteilige mit seinen Problemen zu belasten. Im westlichen Strategie zu beobachten: „Echte“ Gefühle werden durch eine absichtsvoll-übertriebene Mimik verschleiert bzw. ironisiert.

512

Gesprächsführung

Gesprächsführung

Kommunikation, paraverbale

Gesprächskreis Lateinamerika Gesprächspause

Lateinamerika-Initiative der Deutschen Wirtschaft

Kommunikation, paraverbale;

Schweigen

Gestalt-Oriented Approach of International Business Strategies (1) ist weitaus stärker theoretisch fundiert als die weit verbreiteten Phasenmodelle der Internationalisierung. Dieser Erklärungsansatz geht von Überlegungen aus, die in der Organisationstheorie bzw. der Theorie der Strategischen Unternehmensführung wurzeln: insb. dem so genannten Krisenmodell Internationalisierung ist demzufolge komplexer und vielund der Punctuated Equilibrium-Theorie. schichtiger als in der ersten Phase der Theorienbildung angenommen; bspw. kann sie diskontinuierlich und schubweise verlaufen. Demnach lässt sich die Entwicklung eines Unternehmens als Wechselspiel von langen, relativ stabilen Phasen mit kürzeren Phasen beschreiben, in denen sich die Umweltbedingungen und damit auch Strategie und Struktur der in dieser Umwelt agierenden Organisation grundlegend ändern. Der ganzheitliche, empirisch bislang nicht überprüfte GAINS-Ansatz ist prozessual bzw. dynamisch angelegt und lässt sich demnach streng genommen nur mit Hilfe von Längsschnittstudien validieren ( Validität). Abb. 1: Struktur des GAINS-Ansatzes Unternehmensexterne Umwelt Entscheidungen über Internationalisierungsstrategien

Merkmale der Länder(-gruppen) Eingangsvariablen

Prozessvariablen

Ergebnisvariablen

Subjektiv vermittelte Faktoren der unternehmensexternen / -internen Umwelt

Interaktionsmerkmale von Abstimmungsprozessen

Formen der Bearbeitung ausländischer Märkte oder alternative Maßnahmen

Erfolg

Unternehmensinterne Umwelt Merkmale des Unternehmens Merkmale der Interessengruppen Merkmale der Entscheider Quelle: Macharzina/Engelhard (1984, S.22).

Dabei wird das Unternehmen als ein komplexes System betrachtet. Auch kommt den Entscheidungsträgern, die annahmegemäß nicht rational handeln müssen, eine Schlüsselrolle zu ( Realitätskonstruktion), wie folgendes Gedankenexperiment verdeutlicht: Angenommen, Unternehmen A und B seien in Bezug auf Struktur, Produktprogramm, Kapitalausstattung usw. völlig vergleichbar. Dennoch entscheidet sich Unternehmen A dafür, in einem bestimmten Auslandsmarkt eine Vertriebsniederlassung aufzubauen, da das Management dort lediglich einen ernsthaften Konkurrenten und ein für beide

Gestalt-Oriented Approach of International Business Strategies

513

Abb. 2: Typologie der „Gestalten“

Intensität des internationalen Engagements Nicht-Exporteur

Reaktiver Exporteur

Aktiver Exporteur

Umwelt (Heimatmarkt) Marktsättigung

-

gesättigt

Umsatz Politisches Umfeld

-

abnehmend Exportförderung

nicht notwendigerweise gesättigt stabil Exportförderung

Alter

-

Zentralisierungsgrad der Organisationsstruktur Flexibilität F+E-Intensität

groß

häufig älter als aktive Exporteure -

häufig jünger als reaktive Exporteure gering

gering keine F+E -

schwache F+E-Intensität wenige patentierte Produkte

lokal / regional

national

groß starke F+E-Intensität patentierte Produkte; mehrere Produkte in der Einführungs- und Wachstumsphase des PLZ national

kein Commitment weniger aggressiv als bei aktivem Exporteur kein Interesse -

keine Produkt-Anpassung schwaches Commitment weniger aggressiv als bei aktivem Exporteur unsystematisch psychisch bzw. geographisch nahe Märkte

Produkt-Anpassung starkes Commitment aggressiv

risikoreich

risikoreich

realitätsorientiert

höher als aktive Exporteure schwach weniger gut ausgebildet als aktive Exporteure älter als aktive Exporteure -

-

realitätsorientiert

moderat -

stark gut ausgebildet

älter als aktive Exporteure moderat

jünger als Nicht- bzw. reaktive Exporteure stark

gering

moderat

groß

Unternehmen

Produktpalette

Ausweitung im Heimatmarkt

Strategie Marketing-Strategie Strategische Planung Werbung Informationssuche Zielmärkte des Exports

systematisch psychisch bzw. geographisch ferne Märkte

Management Wahrgenommenes Exportrisiko Wahrgenommener Exportgewinn Wachstumsstreben Bildung

Alter der Entscheidungsträger Erfahrung des Managements in Finanzierung und Planung Vertrauen in die eigene Wettbewerbsfähigkeit

Quelle: Macharzina/Engelhard (1991, S.37); eigene Übersetzung.

514

Gestik

Akteure genügend großes Nachfragepotenzial wahrnimmt. Unternehmen B hingegen gibt der MarktExport, die weniger Ressourcen bindet und insofern weniger risikoreich ist, den eintrittsstrategie Vorzug; denn dessen Management erachtet fünf Unternehmen als potenzielle Mitbewerber auf diesem Markt und unterstellt ein geringeres Marktpotenzial. Aber auch mit einem unterschiedlichen Grad an einschlägiger Erfahrung lässt sich begründen, warum zwei objektiv vergleichbare Unternehmen, die in derselben Markt/Umwelt-Situation agieren, unterschiedliche Internationalisierungsstrategien wählen (bspw. gegensätzliche Exportstrategien, je nachdem, ob ihre Führungskräfte national oder international geprägt sind; Globalpreneur). (2) Sekundärstatistisch, d.h. durch Reanalyse bereits vorliegender Studien, wurden drei so genannte Gestalten identifiziert. Der „Nicht-Exporteur“, der „reaktive Exporteur“ und der „aktive Exporteur“ lassen sich durch charakteristische Ausprägungen bzw. Konstellationen von Umwelt-, Organisations-, Strategie- und Managementvariablen beschreiben (vgl. Abb. 2). " Cavusgil, S.T.: On the Internationalization Process of Firms, in: European Research, Vol.8 (1980), No.4, pp.272-281. Czinkota, M.R.: Export Development Strategies. US Promotional Policy, New York 1982. Greiner, L.E.: Evolution and Revolution as Organizations Grow, in: Harvard Business Review, Vol.50 (1972), No.4, pp.37-46. Macharzina, K.; Engelhard, J.: Paradigm Shift in International Business Research. From Partist and Eclectic Approaches to the GAINS Paradigm, in: Management International Review, Vol.31 (1991), Special Issue, pp.23-43. Miller, D.: Evolution and Revolution. A Quantum View of Structural Change in Organizations, in: Journal of Management Studies, Vol.19 (1982), No.2, pp.131-151. Miller, D.; Friesen, P.: Structural Change and Performance, in: Academy of Management Journal, Vol.25 (1982), No.4, pp.867-892. Roux, E.: The Export Behaviour of Smalland Medium-Sized French Firms. The Role of the Manager´s Profile, in: Mattson, L.G.; Wiedersheim-Paul, F. (Eds.), Recent Research on the Internationalization of Business, Uppsala 1979, pp.88-101.

Gestik

Kommunikation, nonverbale

Gewährleistungsgarantie Gewährleistungssystem Gewandtheit, interkulturelle Gewerbeabfall Gewerbefreiheit

Bankgarantie Hermes Kreditversicherungs AG Sensibilität, interkulturelle

Umweltschutz, globaler Standort Deutschland

Gewerkschaften (1) sind und waren vor allem in Skandinavien und Belgien stark organisiert. Der nachstehend ausgewiesene Netto-Organisationsgrad setzt die Zahl der beschäftigten Gewerkschaftsmitglieder ins Verhältnis zur Zahl der beschäftigten Arbeitnehmer. Europaweit sind dabei zwei gegenläufige Tendenzen zu beobachten. Im Allgemeinen haben der sektorale Strukturwandel (d.h. Abbau des Produzierenden Gewerbes und verstärkte Aufbau des Dienstleistungssektors), der dramatische Rückgang der Inflation und die in den etablierten Industrienationen gestiegene Arbeitslosigkeit ( Arbeitskampf) bewirkt, dass seit mehr als 20 Jahren in den meisten Ländern die Bedeutung der Gewerkschaften schwindet. Allerdings konnten diese dort, wo sie die Arbeitslosenversicherung organisieren, ihre traditionell starke Machtposition behaupten oder sogar ausbauen. Dies ist aber nicht der einzige Grund, warum drei Viertel der Arbeitnehmer in Skandinavien einer Gewerkschaft angehören (vgl. Abb., nächste Seite). Entscheidend ist vielmehr, dass die Gewerkschaften sich dort sehr viel mehr als anderswo als Dienstleister verstehen, die Schülern und Studenten (d.h. potenziellen zukünftigen Gewerkschaftsmitgliedern) Karriereberatung anbieten, in der Bewerbungsphase konkret helfen (z.B. Lebenslauf schreiben) und Mentoren für den Berufseinstieg vermitteln. (2) Die Gewerkschaften gehören zu jenen Institutionen, die auf die Art und der Qualität der industriellen Beziehungen in den verschiedenen Ländern nachhaltig Einfluss nehmen ( Beziehungen, industriEuropäischen Gewerkelle). International organisiert sind die nationalen Gewerkschaften bspw. im schaftsbund (EGB).

Gewissenhaftigkeit

515

Gewerkschaftlicher Organisationsgrad: Anteil der abhängig beschäftigten Gewerkschaftsmitglieder (in % aller abhängig Beschäftigten) Dänemark 4)

84

Schweden 4)

77

Finnland 4)

76

Belgien 1)

58

Norwegen 2)

54

Slowenien 4)

45

Österreich 1)

36

Italien 3)

35

Großbritannien 4)

30

Kanada 3)

29

Niederlande 3)

24

Australien 3)

23

Deutschland 4)

22

Japan 3)

20

Schweiz 2) Portugal

19

4)

16

USA 2)

14

Frankreich 4)

12

Legende: 1) = 2000 2) = 2001 3) = 2002 4) = 2006

Quelle: Lesch (2004, S.6); EU-Kommission.

" Ebbinghaus, B.: Dinosaurier der Dienstleistungsgesellschaft? Der Mitgliederschwund deutscher Gewerkschaften im historischen und internationalen Vergleich, MPIfG Working Paper 02/3, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln 2002. Lesch, H.: Gewerkschaftlicher Organisationsgrad im internationalen Vergleich, in: IW-Trends, 31.Jg. (2004), Nr.2, S.5-15.

Gewichtszoll

Zollarten

Gewinnermittlung Gewinnspiel

Rechnungslegung, internationale

Kommunikation, kommerzielle

Gewinntransfer Verlagerung von Gewinnen, die ein Unternehmen an einem Standort erwirtschaftet hat, an einen anderen Standort, der insb. bezüglich der steuerlichen Behandlung von Gewinnen dem Unternehmen Standortbedingungen bietet ( Steuerwettbewerb). In der Unternehmenspraxis wurde günstigere eine breite und differenzierte Palette an Instrumenten entwickelt, welche zum Gewinntransfer eingesetzt werden, allen voran das auch in der breiteren Öffentlichkeit diskutierte und nachhaltig kritisierte Instrument der Transferpreise. Zu den vielfach genutzten Möglichkeiten, Gewinne mehr oder minSteueroasen zu transferieren, zählt auch die gezielte Gestaltung von Lider legal in so genannte zenzgebühren. Gewissenhaftigkeit

Big Five

516

Gewohnheitsrecht

Gewohnheitsrecht entwickelte sich vor allem dann, wenn eine Gesellschaft aufgrund unzureichender Institutionen und einem entsprechenden Selbstverständnis nicht in der Lage oder willens war, Recht durch förmliche Gesetzgebungsverfahren zu schaffen. Das ungeschriebene Recht des Gewohnheitsrechts ist vom geschriebenen, d.h. den dazu befugten staatlichen Organen verbindlich verfassten und vollzogenen Recht zu unterscheiden. Als Voraussetzung für die Entwicklung und Akzeptanz eines Gewohnheitsrechts werden in der einschlägigen Literatur zwei Kriterien genannt: dass eine Rechtsordnung über einen längeren Zeitraum praktiziert wurde und dem Rechtsempfinden der jeweiligen Rechtsgemeinschaft entsprach ( Rechtsanthropologie). Das Gewohnheitsrecht spielt im Privatrecht des angelsächsischen Völkerrecht eine bedeutende Rolle ( Völkergewohnund des römischen Rechts, aber auch im heitsrecht). Eine wieder aktuelle Form von Gewohnheitsrecht ist die Sunna ( Islam; Schari‘a).

" Freitag, H.O.: Gewohnheitsrecht und Rechtssystem, Berlin 1976. Verdross, A.: Entstehungsweisen und Geltungsweisen des universellen völkerrechtlichen Gewohnheitsrechts, in: Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht 29.Jg. (1969), S.635-653.

Gewürzmonopol

Seewege

Ghetto, goldenes von Expatriates. Entsandte, denen es auch bei einer längerfristigen Entsendung nicht gelingt, sich an ihrem ausländischen Einsatzort an die fremdartigen Arbeits- und Lebensverhältnisse anzupassen Fremde häufig ein mehr oder bzw. denen nicht daran gelegen ist, sich anzupassen, führen in der minder luxuriöses Inselleben ( Anpassung). Gemeinsam mit anderen Entsandten von häufig gleicher nationaler Herkunft gestalten sie sich ihre eigene Welt, in der sie ihre bisherige Lebensweise weitgehend ungestört weiterführen können. Häufig gibt das Gastland dann lediglich die mehr oder minder Lebensstil ab. exotische Kulisse für diesen

" Janssenes, M.: Intercultural Interaction. A Burden on International Managers? in: Journal of Organizational Behavior, Vol.16 (1995), pp.155-167. Knörr; J.: Zwischen goldenem Ghetto und Integration. Ethnologische Autobiographie und Untersuchung über das Aufwachsen deutscher und schweizer Kinder und Jugendlicher in der Dritten Welt am Beispiel Ghanas und ihre anschließende Eingliederung in Europa, Frankfurt/Main 1990.

GIGA

German Institute of Global and Area Studies

GI-LR-Grid

Unternehmensstrategie, internationale

Gini-Koeffizient (1) Konzentrationsmaß, das bei vollkommener Gleichverteilung Null und bei vollkommener Ungleichverteilung (d.h. maximaler Konzentration) Eins beträgt. Der Gini-Koeffizient ist die bekannteste Kennzahl zur Messung der Einkommensverteilung ( Armut) und kann u.a. zur Beantwortung folgender wachstumstheoretischer Fragestellungen herangezogen werden: Führt Wirtschaftswachstum, etwa ausGlobalisierung, grundsätzlich zu einer ungerechteren Verteilung der Einkommen in gelöst durch die Gesellschaft? Oder ist Ungleichheit der Preis für Entwicklung und Wohlstand? Wie die einer Abbildung auf der nächsten Seite zeigt, sorgte das durchgängig hohe Wirtschaftswachstum der Industrieländer in den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht für eine grundlegende Umverteilung der Einkommen. Deutschland zählt, zusammen mit Griechenland, Irland und Japan, zu den besonders stabilen Ländern. Demnach besteht - jedenfalls in den Industrieländern - kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Einkommensverteilung. (2) Da aber nur jener Teil des Volkseinkommens berücksichtigt wird, der in den offiziellen Märkten erarbeitet und verteilt wird, gibt der Gini-Koeffizient das Ausmaß der (Un-)Gleichverteilung mehr oder minder fehlerbehaftet wieder. Die Verzerrung fällt um so stärker aus, je größer der Anteil der Schattenwirtschaft an einer Volkswirtschaft ist. " Gini, C.: Measurement of Inequality of Income, in: The Economic Journal, Vol.31 (1921), pp.124-126. Grömling, M.: Ist Ungleichheit der Preis für Wohlstand? Zum Verhältnis von Wachstum und Verteilung, Köln 2001.

Gleichgewicht, außenwirtschaftliches

517

Einkommensverteilung (Gini-Koeffizient) 1980er-Jahre

1990er-Jahre

2007/2008

Schweden

0,20

0,23

0,25

Finnland

0,21

0,23

0,27

Dänemark

0,23

0,22

0,25

Norwegen

0,23

0,26

0,26

Niederlande

0,24

0,25

0,31

Österreich

0,24

0,24

0,29

Japan

0,25

0,27

0,25

Belgien

0,26

0,27

0,33

Deutschland

0,27

0,28

0,28

Frankreich

0,28

0,28

0,33

Kanada

0,29

0,29

0,33

Großbritannien

0,29

0,31

0,36

Australien

0,31

0,31

0,35

Italien

0,31

0,35

0,36

Irland

0,33

0,32

0,34

Griechenland

0,34

0,34

0,34

USA

0,34

0,34

0,41

Quelle: iwd, Nr. 9 (1.11.2001), S.1; United Nations: Human Development Report 2007/2008.

Glass Room-Verfahren Glaube

Aberglaube;

Green Room-Verfahren Konfession;

Orthodoxie;

Glaubensfreiheit

Religionsfreiheit

Gläubigerschutz

Rechnungslegung, internationale

Religion;

Religiosität

Gleichgewicht, außenwirtschaftliches (1) eines der zentralen Ziele der Konjunkturpolitik. § 1 des Stabilitätsgesetzes verpflichtet Bund und Wirtschafts- und Finanzpolitik folgende gesamtwirtschaftliche Kriterien Länder dazu, mit ihrer zu erfüllen: Preisniveaustabilität, hoher Beschäftigungsgrad ( Arbeitslosenquote), stetiges, angemessenes Wachstum und außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Deutschen Bundesbank dann vor, wenn bei annähernd konstanten Letzteres liegt aus Sicht der Leistungsbilanz weitgehend ausgeglichen und der Außenbeitrag leicht positiv Wechselkursen die ist. Außenwirtschaftliches Gleichgewicht wird einerseits mit Blick auf die binnenwirtschaftlichen Ziele (Stabilität, Beschäftigung und Wachstum) angestrebt und andererseits, um den reibungslosen Ablauf der internationalen Arbeitsteilung zu gewährleisten ( Arbeitsteilung, internationale). (2) Während die Theorie grundsätzlich feste Wechselkurse und flexible Wechselkurse unterscheidet, geht man in der Praxis davon aus, dass außenwirtschaftliches Gleichgewicht dann vorliegt, wenn sich Leistungsbilanz ausgleichen. So benötigt die Bundesrepublik Deutschland die Teilbilanzen der Dienstihren traditionellen Handelsbilanzüberschuss, um die gleichfalls regelmäßigen Defizite der leistungs- und Übertragungsbilanz kompensieren zu können.

518

Gleichgewicht, kognitives

Handelsbilanz als Gleichgewichtsindikator (3) Im Handelsbilanzkonzept wird eine ausgeglichene Außenbeitragskonzept fasst das Konstrukt außenwirtschaftliches Gleichgewicht betrachtet. Das Dienstleistungshandel berücksichtigt. Ein negaweiter, indem es neben dem Warenhandel auch den tiver Außenbeitrag besagt, dass es einer Volkswirtschaft nicht gelingt, die Binnennachfrage durch eigene Leistungen zu befriedigen. Das Leistungsbilanzkonzept geht noch einen Schritt weiter und berücksichtig auch die Übertragungsbilanz. Laut Devisenbilanzkonzept ist außenwirtschaftliches Gleichgewicht dann gegeben, wenn sich die Devisenzu- und -abflüsse die Waage halten. Allerdings ist es wenig aussagefähig, da offen bleibt, auf welche Weise das Ziel „konstanter Devisenbestand“ erInternationalen Währungsfonds (IWF) vorgeschlagenen Autonomiekonzept reicht wird. Dem vom schließlich liegt der Gedanke zugrunde, dass man nur die von Wirtschaftssubjekten aus wirtschaftlichen Gründen vorgenommenen so genannten autonomen Transaktionen heranziehen sollte, wenn es gilt, den Zustand eines außenwirtschaftlichen Gleichgewichts zu begutachten. Nicht beachtet werden Zentralsollen dabei so genannte induzierte Transaktionen (d.h. Devisentransaktionen, welche Zahlungsbilanz zu erreichen; Devisen). banken veranlassen, um einen Ausgleich der " Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.277ff.

Gleichgewicht, kognitives Gleichheit

Egalitarismus;

Regionalpatriotismus Wertetheorie nach Schwartz

Gleitzoll Zollart, die dazu bestimmt ist, den eigenen Markt variabel zu schützen und die Inlandspreise stabil zu Imhalten ( Zollart). Hierzu steigt bzw. sinkt die Zollbelastung mit sinkendem bzw. steigendem portpreis. GLI

Grubel-Lloyd-Indikator

GLN

Identifikationsstandard

Global 2000 (1) von J. Carter, dem damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, in Auftrag gegebener Umweltbericht, der die weltweite Umweltzerstörung und deren voraussichtliche Konsequenzen nachhaltig ins Gloöffentliche Bewusstsein rückte. Daran knüpfte auch die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs balisierung an: „Denken in weltweiter Umweltverantwortung“ (H. Scheer). Nach 1989/90 schien der Vereinten Nationen über „Umwelt Ost-/West-Konflikt beendet, und die Regierungskonferenz der und Entwicklung“ in Rio de Janeiro verabschiedete 1992 die Agenda 21. Sie wurde verstanden als das verbindliche Bekenntnis der Unterzeichnerstaaten zu „(pro-)aktiver globaler Verantwortung“ für vorArmutsbekämpfung. Mit dem 1994 in Marrakesch unterzeichneten sorgenden Umweltschutz und Welthandelsvertrag erlangte der Terminus Globalisierung jedoch eine andere, die heute vorherrschende Liberalisierung und eine freie Welthandelsordnung ( Weltwirtschaftsordnung), in Bedeutung: Umweltschutz und Armutsbekämpfung ( Armut) als systemfremd erscheinen welcher die Ziele Protektionismus etc.). mussten (im Sinne von Markteintrittsbarriere; (2) Forbes Global 2000 ist eine Liste der 2.000, nach Maßgabe von Umsatz, Gewinn, Vermögens- und Marktwert weltweit führenden Unternehmen. 2006 stand Citigroup an der Spitze dieses Rankings, gefolgt von General Electric und der Bank of America. 2005 stammten 719 Unternehmen aus den USA, 326 aus Japan, 140 aus Großbritannien, 67 aus Kanada und 63 aus Deutschland. " Barney, G.O.: The Global 2000 Report to the President of the U.S., New York 1980. Barney, G.O.; Barney, K.; Blewett, J.: Global 2000 Revisited. What Shall We Do? Arlington/VA 1993. Scheer, H.: Globalsierung. Zur ideologischen Transformation eines Schlüsselbegriffs, in: Le Monde Diplomatique (Hrsg.), Atlas der Globalisierung, Berlin 2003, S.6-8.

Global Account

Schlüssellieferant

Global City

519

Global Anti-Counterfeiting-Group Property Rights

Markenschutz;

Trade Related Aspects of International

Marke, globale

Global Brand Global Branding

Markenpolitik, internationale

Global Citizen mehr als der traditionelle Weltbürger, der sich frei und selbstverständlich zwischen einer größeren Staaten bewegt ( Kosmopolit). Der Global Citizen übernimmt zunehmend auch VerAnzahl von antwortung für dieses supranationale Gemeinwesen. Global City neuer Typus von Weltstadt bzw. Metropole, welche weniger im nationalen als im globalen StädGlobalisierung eine räumliche und teverbund agiert. Der Global City-Ansatz besagt, dass mit der sektorale Fragmentierung der Produktionsprozesse einhergeht. Zur Korrektur und als Gegengewicht Koordination, aber auch der Kontrolle. In dem dazu gebedarf diese Fragmentierung vor allem der Netzwerk verkörpern die Global Cities New York, London, Tokio und Hongkong Knoschaffenen Weltwirtschaft konzentriert werden. tenpunkte, in welchen zentrale Managementfunktionen der Insofern können diese Metropolen als durch Standortbündelung ( Standort) geschaffene globale Funktionszentren mit globaler Steuerungsmacht begriffen werden. Hinzu kommen Global Cities mit bedingt globaler Steuerungsmacht (z.B. Frankfurt, Chicago, Osaka und Singapur). Hierarchie der Städte Europa

Nordamerika

Japan

„China“

globale Steuerungsmacht

London

New York

Tokio

Hongkong

bedingt globale Steuerungsmacht

Frankfurt Paris Brüssel Zürich

Chicago Los Angeles San Francisco

Osaka

Singapur

interMailand Berlin Genf Stockholm Madrid nationale Steuerungs- München Hamburg Helsinki Rhein-Ruhr Rom Kopenhagen macht

Washington Dallas Atlanta Housten Detroit Miami Toronto

? ?

Shanghai Nagoya

?

Peking

?

Warschau Budapest Prag

System in Genese Quelle: Rebitzer (1995, S.248); Neumair (2006, S.410).

Die Global City ist von der Megapolis abzugrenzen, welche sich primär durch ihre Größe und weniger durch spezielle Funktionen definiert (z.B. internationale Drehscheibe, Steuerungsfunktion, IdentifikatiMegalopolis. onsfunktion). Gleiches gilt für die " Neumair, S.-M.: Städte und Regionen im Wettbewerb, in: Haas, H.-D.; Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft, München 2006, S.397-426. Rebitzer, D.: Internationale Steuerungszentralen. Die führenden Städte im System der Weltwirtschaft, Nürnberg 1995. Sassen, S.: The Global City. New York, London, Tokyo, 2nd. Ed., Princeton/NJ 2001.

520

Global Code of Ethics for Tourism

Global Code of Ethics for Tourism von der Welttourismusorganisation initiierter Verhaltenskodex, welcher helfen soll, die Prinzipien Nachhaltigkeit auch in der Tourismusbranche zu verankern ( Tourismus). Basis des GCET der sind internationale Menschenrechtsübereinkommen ( Menschenrechte) und Umweltabkommen. Global Commerce Initiative Plattform der weltweit führenden Unternehmen der Konsumgüterwirtschaft aus Industrie, Handel und Dienstleistungsunternehmen. Wichtigstes Ziel der ca. 300 Mitglieder dieser Initiative ist es, technische Standards zu definieren, die z.B. für Produktidentifikation, logistische Kette, Global Scorecard und das Collaborative Planning, Forecasting and Replenishment ( CPFR-Modell) bedeutsam sind ( StanGlobalisierung mehr und mehr arbeitsteilig organisierte Weltwirtdard). Für eine im Zuge der schaft sind diese Standards eine zwingende Voraussetzung für die effiziente Koordination der Produktions- und Distributionsketten ( Arbeitsteilung). Konkret versuchen die wichtigsten Handels- und Industrieunternehmen ( Global Player), in paritätisch besetzten Arbeitsgruppen elektronische Geschäftsprozesse zu definieren, zu vereinfachen und global zu standardisieren. Länderspezifische StanNormen, welche die Globalisierung des Handels erschweren, sollen beseitigt und das dards und Supply Chain zu Internet als Plattform dafür genutzt werden, das Rationalisierungspotenzial der heben. ( http://www.globalcommerceinitiative.com Global Compact (1) Codex von zehn universalen, an den Menschenrechten orientierten Grundsätzen der UnternehGood Corporate Citizen mensführung, welche insgesamt dafür sorgen, dass die Vertragspartner als Vereinten Nationen den so auftreten. Kofi Annan hat in seiner Funktion als Generalsekretär der Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt. genannten globalen Vertrag erstmals 1999 auf dem Diese Initiative versteht sich als weltweites Bündnis führender Repräsentanten von Wirtschaft und Politik, welches der Sorge vieler Menschen, „die Globalisierung“ untergrabe unverzichtbare soziale, Standards, Rechnung trägt. Ihr Oberziel ist eine „menschengeökologische und menschenrechtliche Globalisierung durch Achtung der Menschenrechte, des Arbeits- und des rechte“ Gestaltung der Umweltschutzes ( Internationale Arbeitsorganisation). Zu den konkreten Maßnahmen der Erkenntnis, dass Unternehmen zunehmend daran gemessen werden, inwieweit sie moralische Verantwortung übernehmen, zählt bspw. die Global Business Coalition on HIV / Aids, deren Vorsitzender zeitweilig J.E. Schrempp war (in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der DaimlerChrysler AG). Hennes & Mauritz wiederum unterstützt Union Network International (UNI), die weltweit tätige GewerkschaftsUNICEF 1,5 Mio. $ für eine bessere Ausbildung von Mädchen in unterorganisation, und spendet entwickelten Ländern und die Aids-Aufklärung in Kambodscha. Im Einzelnen wollen diese Unternehmen dafür Sorge tragen, dass innerhalb ihres Einflussbereiches die Menschenrechte geschützt werden, sich nicht an Menschenrechtsverletzungen beteiligen, die Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Kollektivverhandlungen wahren, alle Formen von Zwangs- und Pflichtarbeit beseitigen ( Kinderarbeit), Diskriminierungen in Beschäftigung und Beruf beseitigen helfen ( Geschlechtsunterschied), sich beim Umweltschutz vom Prinzip der Vorsorge leiten lassen, Initiativen ergreifen, um das Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt zu stärken, Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien fördern. Angesichts einer in hohem Maße ungleichgewichtigen Weltwirtschaft (vgl. Abb., nächste Seite) solMarktwirtschaft weltlen diese Grundsätze nicht nur helfen, eine soziale und ökologische Form der Konvergenz von armen und reichen Ländern fördern. weit zu etablieren, sondern auch die Multinationale Unternehmen freiwillig dazu verpflichtet, in (2) Bis 2006 hatten sich mehr als 2.800 universalen Grundsätzen der Unternehmensführung Geltung zu ihrem Einflussbereich den zehn

Global Compact

521

verschaffen. Befürworter dieses „globalen Pakts“ halten den nicht wenigen Kritikern entgegen, dass Unternehmen, welche bereit sind, sich an Legitimitätskriterien statt nur an Legalitätskriterien messen zu lassen, nicht „nur“ allgemein an Integrität gewinnen. Konkret profitierten sie in vielerlei Hinsicht, etwa indem sie ihre Rechts-, Finanz- und Imagerisiken mindern. Wie zahlreiche Befragungen zeigten, High Potentials und Kapitalanleger ethisch verantwortliche Unternehmen ( Ethik). präferierten Und etwaige Mehrkosten könnten als Prämie für die Versicherung gegen das Eintreten der genannten Risiken verstanden werden ( Risiko). Dreigeteilte Welt Anteil an der Weltbevölkerung

Anteil am Welteinkommen

(in %)

(in %)

16

Durchschnittliches jährliches Pro-Kopf-Einkommen (in $) 26.650

" Die Reichen" (= 55 Länder)

"

43

81

Der Mittelstand" (= 87 Länder) 41

" Die Armen" (= 66 Länder)

16

1.860

3

430

Quelle: Weltbank 2001.

Vereinten Nationen es 2007 euphemistisch umschreibt, Tatsächlich aber besteht, wie ein Bericht der bei der Umsetzung und Kontrolle der Selbstverpflichtungen noch „viel Raum für Verbesserung“. So räumen 89% der befragten 400 Unternehmen ihren Mitarbeitern mit Blick auf die Arbeitsbedingungen Gewerkschaften zu. 50% der Teilnehmer ein größeres Mitspracherecht ein, aber nur 69% lassen Zwangsarbeit und Kinderarbeit ab, aber nur 38% überprüfen ihre Zulieferer im Hinlehnen blick auf diese Selbstverpflichtung. 61% haben sich zur Vorgabe „Null-Toleranz für Korruption“ bekannt, aber nur 7% veröffentlichen die Spenden, die sie politischen Institutionen und/oder Personen geben ( Korruption). Dass sich viele Unternehmen nur deshalb am Global Compact beteiligt haben, weil sie sich dann davon einen Werbeeffekt erhoffen, belegt auch folgendes Befragungsergebnis: Nur 24% haben für den Fall, dass gegen den Vertrag verstoßen wird, Sanktionen vorgesehen. (3) Global Compact soll die Staatengemeinschaft nicht von ihrer Pflicht, durch eine angemessene Gesetzgebung für Rechtssicherheit zu sorgen, entbinden. Aber überall dort, wo dies nicht geschieht bzw. wo bestehende Regulierungsunterschiede einen übermäßigen Arbitragevorteil ermöglichen, sollen die Unternehmen als moralische Akteure handeln: d.h. nicht versuchen, derartige Gesetzeslücken oder Interpretationsspielräume zwar legal, aber für unbillige Vorteile zu nutzen, sondern legitim zu handeln, im Einklang mit den zehn Grundsätzen des „globalen Vertrags“. Unternehmen, welche diese für unverhandelbar betrachten und daran ihre Entscheidungen ausrichten, gewinnen Integrität und

522

Global Competence

Reputation ( Corporate Reputation). Sie reduzieren Rechts-, Finanz- und Imagerisiken moralische und können glaubhaft gegen übermäßige Regulierungsansprüche staatlicher Instanzen argumentieren. " Leisinger, K.M.: Reputation ist Kapital, in: Die Zeit, Nr.29 (13.7.2006), S.26. Ruggie, J.G.: The Theory and Practice of Learning Networks. Corporate Social Responsibility and the Global Compact, in: Journal of Corporate Citizenship, Vol.5 (2002), pp.2736. von Schorlemer, S.: Der Global Compact des Generalsekretärs – ein Faustscher Pakt mit der Wirtschaftswelt? in: von Schorlemer, S. (Hrsg.), Praxishandbuch UNO. Die VN im Lichte globaler Herausforderungen, Berlin 2002, S.507-552.

(

http://www.unglobalcompact.org

Global Competence Informationsforum, das auf Initiative des Wuppertaler Kreises e.V. – Bundesverband Weiterbildung geschaffen wurde. Dort finden sich u.a. Hinweise auf Veranstaltungen und Seminare zum Thema interkulturelle Kompetenz ( Kompetenz, interkulturelle). ( http://www.global-competence.de Global Competitiveness Report

Globalindikator;

World Economic Forum

Global Connect erstmals am 11.-12.12.2008 in Stuttgart veranstaltete Außenwirtschaftsmesse, die jährlich stattfinden soll ( Auslandsmesse; Messe) ( http://www.global-connect.de Global Core neuartiges Modell der Konzernführung. Dieses sieht vor, dass eine zahlenmäßig reduzierte Konzernführung sich (freiwillig) auf wenige Kernaufgaben konzentriert (vgl. Abb.) und entsprechend der Zuständigkeitsbereich der weitgehend selbständigen und marktnah operierenden Geschäftseinheiten erStandardiweitert wird. Dieses Führungsmodell scheint zwar eine Möglichkeit zur Bewältigung des sierungs-/Differenzierungsproblems zu eröffnen, aber zugleich die Schnittstellenproblematik zu vergrößern. Dem soll durch eine verstärkte, netzgestützte Integration aller Organisationseinheiten durch Unternehmenskultur) Steuerungsinstru„harte“ (z.B. Informationstechnologie) und „weiche“ (z.B. mente begegnet werden. Kernaufgaben der Konzernführung gemäß dem Global Core-Konzept Aufgabe Strategische Führung Führungs- & Steuerungsaufgaben

Strategische Ausübung finanzieller Kontrolle Kontrolle im Interesse des Vorstandes und der Aktionäre Unternehmensidentität

Ressourcen & Unternehmensmission

Ziel Portfolio-Strategie Risiko-/Nutzen-Ausgleich Wachstumsinitiativen

Formulierung einer gemeinsamen Vision Definition identitätsstiftender Werte

Funktionen und Ansprechpartner Strategische Unternehmensentwicklung Lenkung des strategischen Wandels Kapitalallokation Planung Kontrolle

Erfolgsmessung Konfliktmanagement

Aufbau einer konzernweiten Identität Ausgleich zwischen globaler und lokaler Identität Kontinuierliche Anpassung der Identität

Kernfähigkeiten

Handeln als „Marktmacher“, um Zugang zu strategischen Fähigkeiten im gesamten Unternehmen zu gewährleisten

Rekrutierung und Entwicklung des Top-Managements Aufbau und Weiterentwicklung von strategischen Fähigkeiten

Kapital

Minimierung der Kapitalkosten

Finanzielle Strategie Eigen- und Fremdkapitalbeschaffung

Quelle: Booz Allen & Hamilton, in: Blick durch die Wirtschaft, Nr.38 (24. 2.1997), S.9; leicht verändert.

Global Exchange

Global Corruption Barometer

523

Transparency International

Global Custody Übernahme aller Depotbank-Funktionen für einen Investor durch einen Anbieter. Der Global Custodian gewährleistet die weltweite Verwahrung und Verwaltung von Wertpapieren und bewerkstelligt alle damit verbundenen Geschäftsvorfälle. Auch übernimmt diese singuläre Depotbank diverse Service-Funktionen (Einhaltung der Anlagerichtlinien, Umsetzung und Prüfung der gesetzlichen Anforderungen gemäß InvG, Fondsbuchhaltung sowie Vermögens- und Anteilswertberechnung). " Lepelmeier, D.: Master KAG und Global Custody. Strukturelle Alternativen für institutionelle Kapitalanleger, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 33.Jg. (2004), Nr.12, S.733-735.

Global Dictionary umfasst bestimmten Sprachen entlehnte Worte, welche nahezu weltweit gleichermaßen verständlich sind (z.B. Job, Judo, Lady, Samurai). " Usunier, J.-C.; Shaner, J.: Using Linguistics for Creating Better International Brand Names, in: Journal of Marketing Communications, Vol.8 (2002), No.4, pp.211-228.

Global Discounter (1) wie Aldi setzen primär auf Kostenführerschaft. Dieser Strategie setzt optimierte Einkaufs-, Logistik- und Verkaufsprozesse voraus, wobei standardisierte und vereinfachte (bzw. „verschlankte“) Abläufe eine Schlüsselrolle spielen ( Distributionspolitik, internationale). Alle Managementsysteme sind darauf ausgerichtet, die maßgeblichen Transaktionen schnellstmöglich und hochgradig zuverlässig Unternehmenskultur nach vorgegebenen Leistungsstandards auszuführen. Auch und gerade auf die färbt das oberste Ziel „Kosten minimieren“ ab. (2) Der Gegentypus ist der Channel Retailer, der, wie Carrefour, gleichrangig auch auf nichtmonetäre Kundenbedürfnisse setzt. Um ein hochwertiges und differenziertes Sortiment anbieten zu können, unterhalten Channel Retailer gute Beziehungen zur ( Markenartikel-)Industrie und betreiben Value Added-Marketing. Den Mitarbeitern werden vergleichsweise weitgehende Entscheidungsbefugnisse eingeräumt, um den durch Service- und andere Dienstleistungen aufgewerteten Leistungsmix an den Unternehmenskultur steht KundenKundenbedürfnissen ausrichten zu können. Im Mittelpunkt der orientierung. (3) Content Retailer wie Migros favorisieren ein drittes Geschäftsmodell. Angesichts eines hohen Handels- bzw. Eigenmarken am Sortiment lautet das vorrangige UnterAnteils an hochwertiger nehmensziel: Produktführerschaft durch eigenständige Kompetenz in den Bereichen Marktforschung, Produktentwicklung, Kommunikation und Vermarktung. Hierzu muss dieser Typus maßgebliche Herstellerfunktionen vertikal integrieren. Preisführerschaft wird nur selektiv angestrebt. Da „Frische“ das maßgebliche Qualitätssignum ist, müssen Content Retailer für einen schnellen Warenumschlag sorgen, was nicht nur Konsequenzen für die Logistikprozesse, sondern auch für die anzustrebende Kundenfrequenz hat. Im Mittelpunkt der Unternehmenskultur stehen Markt- und Kundennähe. (4) Multi Channel-Retailer kombinieren ihre traditionellen, zumeist stationären Vertriebskanäle mit E-Commerce). virtuellen Vertriebskanälen (hauptsächlich Internetplattform; " Colla, E.: The Outlook for European Grocery Retailing. Competition and Format Development, in: International Review of Retail, Distribution and Consumer Research, Vol.14 (2004), No.1, pp.47-69. Bogner, T.; Brunner, N.: Internationalisierung im deutschen Lebensmittelhandel, Wiesbaden 2007.

Global Entrepreneurship Monitor Global Environmental Facility

Existenzgründung Umweltfazilität, globale

Global Exchange amerikanische Nichtregierungsorganisation, welche sich weltweit für die Wahrung der Menschenrechte einsetzt. Global Exchange hat insofern Berühmtheit erlangt, als sie, obwohl die Starbucks

524

Global Exit

Corporate Social Coffee Company zum damaligen Zeitpunkt schon eine offensive und proaktive Responsibility-Politik verfolgte, das Unternehmen durch nachhaltige Kritik an dessen Umgang mit den Kaffeebauern in den Anbaugebieten unter erheblichen öffentlichen Druck setzte. ( http://www.globalexchange.org Global Exit

TINA

Global Generation neuer Typus von Jugendlichen in China, die auch als Generation Y bezeichnet wird. Diese Subkultur hat erstmals die Chance, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen (d.h. den Beruf frei zu Lebensstil zu entwickeln etc.). Hinzu kommen ausgeprägtes Konsumdenken wählen, einen eigenen und wachsendes Markenbewusstsein sowie eine zunehmende Akzeptanz individualistischer Wert. " Stanat, M.: China’s Generation Y. Understanding the Future Leaders of the World’s Next Superpower, New Jersey 2006. Wobbe, T.: Weltgesellschaft, Bielefeld 2000.

Global Governance (1) Weltordnungspolitik, welche nicht auf eine zentrale Durchsetzungsgewalt im Sinne einer Weltregierung setzt, sondern, angesichts einer allgemeinen Entstaatlichung, auf ein zunehmend enger geknüpftes und verbindliches Geflecht internationaler Institutionen und Vereinbarungen. Hierfür müssen Global Player, NichtregierungsStaaten Teile ihrer traditionellen Souveränität aufgeben und organisationen etc. zunehmend als relevante Akteure akzeptieren. 1995 hat eine UN-Kommission in dem Bericht „Our Global Neighbourhood“ dieses Konzept, das ordnungspolitisch ein Gegengewicht Globalisierung der Märkte schafft, vorgeschlagen. Global Governance ist eine besondere Erzur scheinungsform von Corporate Governance. Globalisierung hat der klassische Nationalstaat, insb. in seiner europäischen (2) Im Zuge der Spielart des Sozial- und Kooperationsstaates, an Bedeutung und Gestaltungskraft verloren. Auch hielt die Entwicklung einer globalen Sozialstruktur (z.B. Steuerwesen, Polizei, Gesetzgebung) nicht mit der MigraGlobalisierung von Unternehmen, Märkten, Finanz- und Informationsströmen sowie den tionsbewegungen (= Technostruktur) Schritt. Deshalb wird versucht, neue Spielregeln zur Steuerung (Governance) und Kontrolle globaler Leistungsprozesse zu entwickeln. Charakteristisch hierfür ist die Produkthaftung, Öko- und Sozial-MindestFrage, welche Instanz globale Standards (z.B. der normen) definieren kann und soll, da diese den Geltungsbereich nationaler und häufig auch supranationaler Instanzen vielfach übersteigen: Nicht eine gleichermaßen fiktive wie utopische Weltregierung kann nach Ansicht der Protagonisten des Global Governance-Ansatzes dafür Sorge tragen, sondern ein weltweiter Konsens, gefunden und getragen von den traditionellen nationalstaatlichen Akteuren, NichtMultinationalen und Globalen Unternehmen, Finanzmärkten, regierungsorganisationen aller Art, Global Government Medien, Kirchen etc., welche in einem ständigen Diskurs die Spielregeln eines entwickeln. (3) Dies geschieht zunehmend außerhalb der klassischen staatlichen und multinationalen Institutionen Global Commerce Initiative). So wirken Nichtregierungsorganisationen (NGO) aller Art (vgl. z.B. daran mit, einen Kodex von Mindestverhaltensstandards für den öffentlichen und den privaten Sektor zu erarbeiten. Besondere Bedeutung besitzen dabei die Ziele „Transparenz“ und „Integrität“. Mit ihrer Vertrauen der Bevölkerung (zurück)gewinnen und diese davon überzeugen, Hilfe möchte man das Weltwirtschaftsordnung rechtstaatlich geprägt dass auch die neue, bislang nur in Teilen erkennbare OECD formulierter Verhaltenskodex, der Regeln für offesein wird. Konkret soll ein 1999 von der ne Beziehungen zwischen Unternehmensleitung, Mitarbeitern und Aktionären vorschlägt, mit Hilfe von Weltbank und IWF weltweit durchgesetzt werden. Weiterhin sollen neue, im Einflussbereich BIZ ausgearbeitete Spielregeln für die Geld- und Kapitalmärkte helfen, spekulativ bedingte der Kursschwankungen auf ein verträgliches Maß zu begrenzen. Auch versucht man, durch ein engmaMultinationale Unterschiges Netz an Vereinbarungen (z.B. gegen Bestechung von Beamten durch nehmen) ein Gegengewicht zu schaffen zu …

Global Leadership and Organizational Behaviour Effectiveness

525

weltweiter Korruption, Kriminalität und Geldwäscherei ( Kapitalflucht), Steuerflucht und destruktivem Steuerwettbewerb ( Steuerflucht), Verletzung sozialer Mindestnormen ( Menschenrechte; Kinderarbeit), missbräuchlichem Umweltverbrauch ( Nachhaltigkeit). (3) Zusammenfassend lässt sich Global Governance begreifen als die Vorstellung, dass die im Zuge der Globalisierung teilweise bzw. partiell weitgehend entmachtete nationale Gesetzgebung durch eine Vielzahl internationaler Verträge mit immer weiter gehender Regelungsdichte ersetzt bzw. ergänzt werden kann und muss. Utopie ist soziale und ökologische Weltordnung. " Brand, U.; Brunnengräber, A.; Schrader, L.; Stock, C.; Wahl, P.: Global Governance. Alternative zur neoliberalen Globalisierung, Münster 2000. Brand, U.: Zwischen Normativität, Analyse und Kritik. Die jüngere Diskussion um Global Governance, in: Journal für Entwicklungspolitik (JEP), Nr.1, Wien 2007. Cable, V.: Globalization and Global Governance, London 1999. Hamm, B.: Good Governance und Menschenrechte. Bad Governance und Korruption, in: Debiel, T.; Messner, D.; Nuscheler, F. (Hrsg.), Globale Trends 2007, Frankfurt/Main 2006, S.225-245. Witt, P.: Corporate Governance. Systeme im Wettbewerb, Wiesbaden 2003.

Global Government (fiktive) Weltregierung, die angesichts einer als ungezügelt und bedrohlich empfundenen Globalisierung der Märkte vielfach als Ordnungsmacht gefordert wird und Weltordnungspolitik betreiben soll. Global Governance zu sein. Realitätsgerechter als diese Utopie aber scheint das Konzept der Global Innovator Tochtergesellschaft mit positiver Wissensbilanz. Solche Tochtergesellschaften geben viel Wissen an Muttergesellschaft ab, beziehen von andere Tochtergesellschaften des Unternehmens und/oder die diesen aber kein bzw. wenig Wissen ( Wissensmanagement). " Gupta, A.K.; Govindarajan, V.: Knowledge Flows and the Structure of Control within Multinational Corporations, in: Academy of Management Review, Vol.16 (1991), No.4, pp.768-792.

Global Leadership and Organizational Behaviour Effectiveness kooperatives internationales Forschungsprojekt, dessen Initiatoren sich u.a. zum Ziel gesetzt haben, den Hofstede-Ansatz zu aktualisieren und zu erweitern ( Kulturdimensionen). (1) R.J. House von der Wharton University of Pennsylvania initiierte 1991 die so genannte GLOBEStudie. Deren übergeordnete Zielsetzung lautete, kulturelle Einflüsse auf Organisationskultur und Führungseffektivität zu analysieren: Gibt es Verhaltensweisen von Führungskräften, die universell akzeptiert und erfolgreich sind, oder müssen diese kulturspezifisch differenziert werden (vgl. House et al. 2004, S.10; Javidan et al. 2005, S.6)? Beginnend mit dem Jahr 1993 untersuchte das in der Endphase aus 170 Wissenschaftlern bestehende Projektteam im Verlauf von zehn Jahren weltweit den Einfluss der Landeskultur auf das Führungs- und Organisationsverhalten. (2) In den Jahren1993 bis 1994 wurden zunächst die theoretische Grundlage und die erforderlichen Messinstrumente entwickelt (vgl. House/Javidan 2004, S.20). Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine geschlossene Theorie, sondern um einen „theoretisch-konzeptionellen Bezugsrahmen“, der auf vier bereits vorliegenden Theorien basiert. a) Gemäß der Value-Belief Theory of Culture (vgl. z.B. H.C. Triandis) lässt sich anhand der für eine bestimmte Landeskultur charakteristischen Werte und Überzeugungen (‘belief‘) vorhersagen, welche Verhaltensweisen in einem Kulturraum verbreitet sind und als legitim, effektiv etc. angesehen werden. b) Die Implicit Leadership Theory (vgl. z.B. Lord & Maher) geht davon aus, dass Menschen im Allgemeinen und Mitarbeiter im Besonderen eine individuelle Vorstellung darüber entwickeln, was einen guten Führer bzw. Vorgesetzten ausmacht. Zumeist sind ihnen diese Beliefs unbewusst (d.h. implizit). Auch soziale Gruppen entwickeln solche implizite Führungstheorien (d.h. von ihnen imaginierte Prototypen des guten bzw. schlechten Führers). Die Basishypothese des GLOBE-Konsortiums lautet, dass diese Prototypen nicht zuletzt in Abhängigkeit von der Landeskultur systematisch variieren. c) Mit der Implicit Motivation Theory sagten McClelland et al. vorher, dass das langfristige Verhalten durch drei unbewusste Motive gesteuert wird: Leistung, Zugehörigkeit und Macht, worunter die Autoren sozialen Einfluss verstanden. „Implicit motives are predictive of …

526

Global Leadership and Organizational Behaviour Effectiveness

- (explicit) motive arousal in the presence of particular stimuli, - spontaneous behavior in the absence of motive-arousal stimuli, - longterm individual global behavior patterns (such as social relationship patterns, citizenship behavior, child-rearing practices, and leadership styles”; House & Javidan). d) Gemäß der u.a. von J.Child propagierten Structural Contingency Theory müssen Unternehmen, um ihr Überleben und ihr Leistungsfähigkeit zu gewährleisten, regelmäßig bestimmten Anforderung gerecht werden (‘organizational contigencies‘). In dem Maße, in dem zwischen diesen Anforderungen und der Organisationsstruktur und den Leistungsprozessen ein Fit besteht, wird das Unternehmen erfolgreich sein. (3) Die an der Hofstede-Studie häufig kritisierte Vermengung von Landeskultur und Unternehmenskultur (G. Hofstede reanalysierte bekanntlich ausschließlich Daten, die im Zuge von IBM-internen Mitarbeiterbefragungen weltweit gewonnen worden waren) vermied das GLOBE-Konsortium insofern, als das informelle Netzwerk von Wissenschaftlern aus 62 Ländern den Datenpool nach einem standardisierten Untersuchungs- und Befragungskonzept in dem jeweiligen Heimatland primärstatistisch und bei Angehörigen der mittleren Führungsebene von verschiedenen Unternehmen erhob (aus der Lebensmittelindustrie sowie der Telekommunikations- und Finanzdienstleistungsbranche). Dabei handelte es sich um lokale Unternehmen, was es ermöglichte, einen weiteren Schwachpunkt der HofstedeGlobal Players wie IBM werden, anders als Mitarbeiter von Studie zu vermeiden: Mitarbeiter eines lokalen Unternehmen, stärker durch die Unternehmenskultur und weniger durch die Landeskultur beeinflusst. Auch ist der Mitarbeiterstamm lokaler Unternehmen national homogener, als dies bei IBM und ähnlichen Großunternehmen der Fall ist, so dass es weitaus seltener zu einem Misfit zwischen der Nationalität des Mitarbeiters und der Nationalität des (Tochter-)Unternehmens kommt. In einer Vorstudie beantworteten insgesamt 1.943 Probanden 371 Statements, welche das GLOBETeam aus den theoretischen Vorüberlegungen abgeleitet hatte. Für die Hauptstudie wurden aus diesem Itempool 75 Items extrahiert, welche dazu bestimmt waren, die Organisationskultur zu erfassen (78 Items = Landeskultur, 112 Items = Führungsverhalten), 27 Items = demographische Angaben). Auskunftspersonen waren 17.370 Manager (Angehörige der mittleren Führungsebene von 951 lokalen Unternehmen. In jeder der 62 Untersuchungsregionen (59 Länder, von denen drei [Deutschland = Ostdeutschland und Westdeutschland; Schweiz = deutschsprachige Schweiz und französischsprachige Schweiz; Südafrika = weiße und schwarze Bevölkerung] zusätzlich differenziert wurden) wurden durchschnittlich 251 Manager befragt. Allerdings ist die Spannweite der Teilstichproben mit 27 bis 1.790 Auskunftspersonen ungewöhnlich groß und nicht unproblematisch. Da die Auskünfte der in der Tschechischen Republik befragten Manager systematisch verzerrt („biased“) waren, wurde diese nicht in die Auswertung einbezogen. Abweichend von den übrigen Kulturstudien wurde das Konstrukt Kultur auf vier verschiedenen Ebenen erfasst: einerseits als gesellschaftliche Kultur (bzw. Landeskultur; Society, vgl. Abb., nächste Seite) sowie als Organisations- bzw. Unternehmenskultur und andererseits auf der Ist-Ebene (= Kulturpraktiken: d.h. wie man sich in einer Gesellschaft oder einer Organisation üblicherweise verhält) sowie auf der Soll-Ebene (= Kulturwerte: d.h. wie man sich in einer Gesellschaft oder einer Organisation verhalten sollte; vgl. Abb., nächste Seite). (4) Im Vergleich mit den anderen Ländern zeichnet sich das GLOBE-Profil der deutschen Managerdurch folgendes Werte aus: Durchschnittliche Power-Distance Hohe Uncertainty-Avoidance Relative hohe Assertiveness Relative hohe Future Orientation Mäßig hohe Performance Orientation Recht niedrigen In-Group Collectivism Relativ niedrigen Institutional Collectivism Sehr niedrige Humane Orientation und eher niedrigen Gender Egalitarism

Global Leadership and Organizational Behaviour Effectiveness

527

Befragungskonzept der GLOBE-Studie

Organization As ls The pay and bonus system in this organization is designed to maximize: 1

2

3

4

5

6

7 Collective Interests

Individual Interests

Organization Should Be In this organization, the pay and bonus system should be designed to maximize: 1

2

3

4

5

6

7 Collective Interests

Individual Interests

Society As ls The economics system in this society is designed to maximize: 1

2

3

4

5

6

7 Collective Interests

Individual Interests

Society Should Be I believe that the economis system in this society should be designed to maximize: 1

2

3

Individual Interests

4

5

6

7 Collective Interests

Quelle: House (2004, S.23).

" Brodbeck, F.C.; Frese, M.; Akerblom, S.; Andia, G.; Bakacsi, G.; Bendova, H. et al.: Cultural Variation of Leadership Prototypes Across 22 European Countries, in: Journal of Occupational & Organizational Psychology, Vol.31 (2000), No.1, pp.1-29. Brodbeck, F.C.; Frese, M.; Javidan, M.: Leadership Made in Germany. Low on Compassion, High on Performance, in: Puffer, S.M. (Ed.), International Management, London 2004, pp.192-202. Child , J.: Culture, Contingency, and Capitalism in the Cross-NationalStudy of Organization, in: Cummings, L.L. (Ed.), Research in Organizational Behavior, Greenwich/CT 1981, pp.303-356. House, R.J.; Javidan, M.: Overview of GLOBE, in: House, R.J.; Hanges, P.J.; Javidan, M.; Dorfman, P.W.; Gupta, V. (Eds.), Culture, Leadership and Organizations, Thousand Oaks/CA 2004. House, R.J.; Hanges, P.J.; Javidan, M.; Dorfman, P.W.; Gupta, V.: Culture, Leadership and Organizations, Thousand Oaks/CA 2004, pp.9-28. House, R.J.; Javidan, M.; Hanges, P.J.; Dorman, P.W.: Understanding Cultures and Implicit Leadership Theories Across the Globe. An Introduction to Project GLOBE, in: Journal of World Business, Vol.37 (2002), pp.3-10. House, R.J.; Wright, N.S.; Aditya, R.N.: Cross-Cultural Research on Organizational Leadership. A Critical Analysis and a Proposed Theory, in: Earley, P.C.; Erez, M. (Eds.), New Perspectives in International Industrial Organizational Psychology, San Francisco/CA, pp.535-625. Lord, R.G.; Maher, K.J.: Leadership and Information Processing. Linking Perceptions and Performance, Boston 1991. Triandis, H.C.: Individualism and Collectivism, Boulder/CA 1995.

(

http://www.globe.de; http://www.globe-germany.de

528

Global Lexicon

Global Lexicon umfasst bestimmten Sprachen entlehnte Worte, welche nahezu weltweit gleichermaßen verständlich sind (z.B. Job, Judo, Lady, Samurai) " Usunier, J.-C.; Sharier, J.: Using Linguistics for Creating Better International Brand Names, in: Journal of Marketing Communications, Vol.8 (2002), No.4, pp.211-228.

Global Localisation weltweit orientierte Standortpolitik, deren wichtigste Zielsetzung darin besteht, ein internationales Flexibilität der Dynamik relativer KostenvorGeflecht von Produktionsstätten zu schaffen, dessen Standorte Rechnung trägt. Ein solcher Produktionsverbund ist und Kostennachteile der einzelnen Global Sourcing ( Produktionsmanagement, globales). eine entscheidende Voraussetzung für Global Location-Number

Identifikationsstandard

Global Manager idealtypisches Konzept einer Führungskraft, die aufgrund besonderer Eigenschaften ( AuslandsKompetenz, interkulturelle) und Erfahrungen ( Entsendung) weltweit in sämtlichen orientierung; Kulturen erfolgreich tätig ist bzw. das Potenzial dazu besitzt ( World-One-ManaMärkten bzw. ger). " Herbrand, F.: Interkulturelle Kompetenz. Wettbewerbsvorteil in einer globalisierenden Wirtschaft, Berner betriebswirtschaftliche Schriften, Bd. 25, Bern 2000.

Global Manufacturing Strategie der weltweiten Koordination der verschiedenen Produktionsstätten global tätiger Unternehmen ( Global Player; Produktionsmanagement, globales) Global Marketing Variante des Internationalen Marketing, deren Besonderheit daraus erwächst, dass das Unternehmen eine Vielzahl von Märkten bzw. die relevanten Märkte ( Triade) in weitgehend standardisierter Globalisierung vieler Weise bearbeitet ( Standardisierung vs. Differenzierung). Anlass war die Märkte. Gegenstand der Diskussion um das Global Marketing war u.a. die Suche nach dem optimalen OrFit zwischen Auslandsstrategie (internationale, multinationale bzw. globale Ausrichtung) und ganisationsstruktur (International Division bzw. Ausrichtung der Aufbauorganisation an Ländern oder Regionen oder weltweit einheitlich vermarktbaren Produkten; Gut, kulturfreies). " Keegan, W.J.; Green, M.C.: Global Marketing, 3rd Ed., Upper Saddle River/NJ 2003.

Global Player (1) Unternehmen wie Coca Cola, Nestlé oder Siemens, welche den Weltmarkt als „ihren“ Markt betrachten und einen bedeutenden Teil ihrer Unternehmenswerte global erwirtschaften. Häufig dient auch der Anteil des Auslandsvermögens als Indikator dafür, wie stark ein Unternehmen in den Triade sind die bevorzugten Beschaffungs- und AbsatzWeltmarkt integriert ist. Die Länder der märkte dieses Unternehmenstyps ( Global Sourcing). Von einem Global Player im ursprünglichen Wortsinn spricht man aber erst dann, wenn das Unternehmen zumindest zwei der Triade-Märkte (EuExportunterropa, Japan, USA) systematisch bearbeitet. Ob es sich bei einem Unternehmen um ein Internationales Unternehmen, ein Multinationales Unternehmen oder um einen nehmen, ein Global Player handelt, lässt sich allerdings nicht immer eindeutig abgrenzen. (2) Bedingt durch die Koordinationsprobleme, mit denen sich Unternehmen regelmäßig konfrontiert sehen, sobald sie gleichzeitig auf zahlreichen Auslandsmärkten agieren, begann man Mitte der 1970er-Jahre, verstärkt über Vor- und Nachteile globaler Unternehmen nachzudenken. Auch der durch den Eintritt japanischer Unternehmen in den internationalen Wettbewerb nachhaltig verstärkte PreisWeltmarkt zu beardruck trug wesentlich dazu bei, dass immer mehr Anbieter versuchten, „den“

Global Programme against Money Laundering

529

beiten, ohne landestypische Bedürfnisse der Nachfrager und Besonderheiten der einzelnen Märkte noch in nennenswertem Maße zu berücksichtigen ( Geozentrismus). Die folgenreiche Diskussion über Möglichkeiten der weltweiten Standardisierung hatte R. Buzzell mit seinem klassischen Beitrag „Can you Standardize Multinational Marketing?“ eröffnet und darin die Maxime vorgegeben: „Identical product lines at identical prices through identical distribution systems, supported by identical promotional programs, in several different countries“. T. Levitt griff diese Vision anfangs der 1980er-Jahre wieder auf und popularisierte sie mit Schlagworten wie „The Globalization of Markets“. (3) Der Urtypus des Global Player entstand vermutlich während der Weltwirtschaftskrise von 1873. Zölle nicht ausreichten, um die Binnenwirtschaft dauerhaft anzukurbeln, wurden in Weil damals vielen Ländern große Kapitalgesellschaften gegründet, welche zahlreiche Kleinbetriebe ersetzten bzw. vom Markt verdrängten. Dass der Konzentrationsprozess in vielen europäischen Ländern, wo Kartelle, Gilden und andere Handelsbeschränkungen seit dem Mittelalter verbreitet waren, zunächst viel schneller voranschritt als in den USA, ist nur vordergründig betrachtet erstaunlich. Denn mangels der erforderlichen Institutionen und Ressourcen waren die damals noch vergleichsweise wenig entwickelten InVereinigten Staaten nicht in der Lage, Märkte in der gewünschten Weise zu steuern und dustriepolitik zu betreiben. Während Deutschland, Frankreich und Italien bereits in den siebziger und Japan in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts Regierungsbehörden schufen, deren primäre AufMerkangabe die Mobilisierung von Ressourcen und die Lenkung des Handels waren (vgl. auch tilismus), stand der „neuen Welt“ damals mit der Post eine einzige größere Regierungsbehörde zur Verfügung. Vor allem aber misstrauten die Amerikaner aufgrund der Erfahrungen, die sie in der Kolonialzeit machen mussten, staatlichen Eingriffen ( Kolonialismus). Erst zwischen 1898 und 1904 fusionierten zahlreiche amerikanische Unternehmen ( Merger & Acquisition). Dabei entstanden 318 Großunternehmen mit einem Kapital von 7,3 Mrd. $, was etwa einem Drittel des damaligen Industrievermögens der USA entsprach. Einige von diesen Fusionen zählen noch heute zu den Big 50 der Welt T ). (z.B. General Motors, General Electric und American Telephone & Telegraph AT&T (4) Ein zumeist verkannter Global Player ist die Deutsche Post World Net (DPWN). Die altehrwürdige Deutsche Post hat sich innerhalb weniger Jahre weitgehend unbemerkt vom aussichtslos erscheinenden Subventionsfall zum global tätigen Unternehmen entwickelt, das weltweit in 220 Ländern präsent ist. Damit engagiert sich die ehemalige Behörde in mehr Ländern als Coca Cola oder die Vereinten Nationen. Einzelmarken sind die Deutsche Post, die Postbank und die Logistiktochter DHL. Mit 308.000 Beschäftigten wurden im Jahre 2002 insgesamt 39,3 Mrd. € umgesetzt, davon 40% im Ausland. Schwerpunkte der Expansionsstrategie sind Amerika und Asien. In China bspw. werden dank Joint Ventures mit Sinotrans, dem Marktführer unter den chinesischen Logistikunternehmen, eines jährlich Wachstumsraten von 40% erzielt. " Buzzell, R.: Can You Standardize Multinational Marketing?, in: Harvard Business Review, Vol.46 (1968), No.6, pp.102-113. Levitt, T.: The Globalization of Markets, in: Harvard Business Review, Vol.61 (1983), No.3, pp.92-102. Reich, R.B.: Die neue Weltwirtschaft. Das Ende der nationalen Ökonomie, Frankfurt/Main 1996. Wehner, E.: Von der Bundespost zu den Global Players Post AG + Telekom AG, München 2005.

Global Procurement Global Product

E-Procurement;

Global Sourcing;

Sourcing-Konzepte

Produkt, globales

Global Product Classification-Standard

Identifikationsstandard

Global Programme against Money Laundering in Wien ansässige und weltweit tätige Aktion gegen Geldwäsche und illegalen Kapitaltransfer. Mangels konkreter Zahlen muss man sich dabei auf Schätzungen verlassen. Demzufolge beläuft sich das Volumen der kriminellen Geldwäsche auf jährlich 500 Mrd. $ oder mehr. Gleichen oder noch größeren Umfang sollen die Ströme an illegalem Fluchtkapital haben ( Kapitalflucht). " Baker, R.W.: Illegale Kapitalflucht. Gefahr für die globale Stabilität, in: Internationale Politik, 55.Jg. (2000), Nr.6, S.17-22. Schneider, F.; Dreer, E.; Riegler, W.: Geldwäsche, Wiesbaden 2007.

530

Global Reporting Initiative

Global Reporting Initiative (1) wurde 1997 von der Coalition of Environmentally Responsible Economies (CERES) und UNEP, Vereinten Nationen, gegründet. Als Institution der Vereinten Nationen dem Umweltprogramm der Stanfordert die GRI einen verstärkten Dialog zwischen Stakeholdern und Unternehmen. Sie hat dards einer global verpflichtenden Nachhaltigkeits- und Umweltberichterstattung entwickelt (vgl. Abb.) und geprüft, welche ein weltweit vergleichbares Sustainability Reporting-Programm begründen sollen. Mit Hilfe des GRI-Leitfadens können (Groß-)Unternehmen, Regierungen, Nichtregierungsorganisationen etc. über die ökonomischen, ökologischen und sozialen Konsequenzen ihrer Tätigkeit in systematischer und vergleichbarer Weise Rechenschaft ablegen. Hierfür sorgen folgende Prinzipien der Berichterstattung: Transparenz, Überprüfbarkeit, Vollständigkeit, Relevanz, Nachhaltigkeitskontext, Genauigkeit, Neutralität, Vergleichbarkeit, Klarheit und Aktualität. Formen und Beispiele der Umweltberichterstattung

Umweltberichterstattung

Intern

Extern

• DIN EN ISO 14031 • Betriebliche Umweltinformationssysteme • UBA / BMU Umweltcontrollingkonzept •…

Freiwillig

Verpflichtend

• Global Reporting Initiative

• Umweltstatistikgesetz • Umweltinformationsgesetz • Pollution Release and Transfer Register (PRTR) • TreibhausgasEmissionshandelsgesetz (TEHG) • Deutsche RechnungslegungsStandards DRS 5 und 15 •…

• EMAS • DIN EN ISO 14001 • AA 1000 •…

Quelle: Günther/Hoppe (2008, S.507).

(2) Ausgehend von Grundsätzen wie den Menschenrechten, einschlägigen Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation, Leitsätzen wie die der OECD für Multinationale Unternehmen, Kodices, Managementstandards (z.B. ISO 14000), speziellen Leistungsstandards (z.B. Social Accountability 8000) und Rechenschaftsberichten nach AA-Standard (Accountability AA 1000) ergänzt GRI das bislang entwickelte Instrumentarium. Das Handbuch High5! (Communicating your Business Success through Sustainability Reporting. A Guide for Small and Not-So Small Business, 2004) gibt kleinund mittelständischen Unternehmen Anleitung für eine umsetzungsorientierte Nachhaltigkeitsberichterstattung. Entwickelt wurde High5! vom Wuppertal Institut und triple innova. " Günther, E.; Hoppe, H.: Global Reporting Initiative, in: das wirtschaftsstudium, 37.Jg. (2008), Nr.4, S.507-508. Günther, E.; Hoppe, H., Poser, C.: Environmental Corporate Social Responsibility of Firms in the Mining and Oil and Gas Industries, in: Greener Management International, Vol.53 (2007), pp.7-25. Münzing, T.: The Global Reporting Initiative, München 2000. Perrini, F.; Tencati, A.: Sustainability and Stakeholder Management. The Need for New Corporate Performance Evaluation and Reporting Systems, in: Business Strategy and the Environment, Vol.15 (2006), No.5, pp.296-308.

(

http://www.globalreporting.org

Global Sourcing

531

Global Resourcing globale, strategisch ausgerichtete Beschaffung von Kapital- und Personalressourcen ( Global Liberalisierung der Kapitalmärkte dieser Bereich vielfach weitSourcing). Während aufgrund der Human Resource Management (HRM) im Regelfall allenfalls gehend global ausgerichtet ist, wird international betrieben. Global Retail Development-Index von der Unternehmensberatungsgesellschaft A.T. Kearney jährlich ermittelte Maßzahl. Nach Ansicht dieses Unternehmens erlaubt es der Global Retail Development-Index, den optimalen Zeitpunkt des Markteintritts in ausgewählte Ländermärkte zu bestimmen (je höher die Gesamtpunktzahl, desto empMarkteintritt). Dabei handelt es sich um 30 Wachstumsmärkte ( Emerging fehlenswerter ist der Markets), welche jeweils anhand von 25, zu vier Faktoren zusammengefassten Indikatoren beurteilt Länderrisiko, Marktattraktivität, Marktsättigung und Zeitdruck gehen anteilig (zu jewerden. weils 25%) in den GRDI ein, mit dessen Hilfe die Initiatoren dieses Indexes die Eignung der zur Diskussion stehenden Ländermärkte hinsichtlich des Markteintritts von Handelsunternehmen bewerten. Der Faktor „Zeitdruck“ bspw. wird operationalisiert als Verhältnis zwischen dem Bruttoinlandsprodukt und der Wachstumsrate moderner Verkaufsflächen in diesem Land. Durch den Faktor Risiko werden Indikatoren wie Rechtssicherheit, Qualität der Infrastruktur, Transparenz und Verlässlichkeit der Eigentumsverhältnisse sowie politische Stabilität erfasst. Wie schon in den Jahren 2004 bis 2008, so führten Indien und Russland auch 2009 diese Rangliste an (vgl. Abb., nächste Seite). Global Retailer

Internationalisierung des Handels

Global Scorecard weltweit standardisiertes Bewertungsmodell, mit dessen Hilfe Unternehmen internetbasiert die Stärken und Schwächen ihrer Geschäftsprozesse analysieren (bspw. den Grad der Umsetzung bzw. Implementierung von Methoden, Standards und Technologien, welche sich aus dem Efficient Consumer Response-Ansatz ergeben). Wird dabei die eigene Prozesseffizienz mit der von Wettbewerbern verglichen, dann ermöglicht die Global Scorecard eine systematische Form des Benchmarking: die Suche nach Vorbildern, im Vergleich mit deren Geschäftspraktiken ein Unternehmen seinen eigenen Entwicklungsstand bestimmen und bewerten kann. Letztliches Ziel aber ist es, Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen ( Controlling, internationales). Dabei kommt auch der Best Practice-Ansatz zum Einsatz. Nachdem ein Unternehmen seine eigenen Ziele definiert hat, sucht es andere Unternehmen, durchaus auch branchenfremde, welche diese Ziele bereits erreicht bzw. übertroffen haben. Sie repräsentieren die Best Practice und damit die Richtschnur für die effizienteste Vorgehensweise ( Global Commerce Initiative). Global Sourcing (1) strategische und weltweite Ausrichtung des Beschaffungsmanagements mit dem Ziel der Erlangung von Kosten- und/oder Qualitätsvorteilen. Letztlich soll Global Sourcing helfen, Vorteile im internationalen Wettbewerb zu erlangen ( Wettbewerb, internationaler). In dem Maße, wie der traditionelle Einkauf in Reichweite (international bzw. global) und Ausrichtung (strategischer Fokus) erweitert wird, entwickelt sich diese Unternehmensfunktion zum Global Sourcing. Dabei werden Know how und exekutive Verantwortung von der Zentrale an die lokalen Niederlassungen transferiert bzw. delegiert, Koordination und Kontrolle der Beschaffung konzenwährend sich die Zentrale auf die weltweite triert. Für den Aufbau weltumspannender Beschaffungsnetzwerke wird zunehmend auch das Internet genutzt ( Beschaffung, globale; Global Commerce Initiative). Noch aber sind die traditionellen Instrumente und Vertriebskanäle (z.B. Einkaufskontor; Handelshäuser etc.) unersetzbar. (2) Wie die Studie „Internationales Benchmarking im Einkauf: State of the Art des Beschaffungsmanagements in Europa“ der Droege & Comp. AG ergab, haben die Erfolgreichen unter den mehr als 400 Unternehmen aus neun europäischen Ländern schon 1999 begonnen, ihre Beschaffung global auszu-

532

Global Sourcing

Global Retail Development Index 2009 Rang 2009

Land

Veränderung

Länderrisiko

Marktattraktivität

Marktsättigung

Zeitdruck

(2008)

Faktor 25%

Faktor 25%

Faktor 25%

Faktor 25%

GRDIWert

1

Indien

+1

54

34

86

97

68

2

Russland

+1

31

58

51

100

60

3

China

+1

62

42

47

74

56

4

Arab. Emirate

+16

89

66

50

21

56

5

Saudi-Arabien

+2

70

46

68

39

56

6

Vietnam

-5

34

16

74

97

55

7

Chile

+1

77

58

51

33

55

8

Brasilien

+1

52

60

68

31

53

9

Slowenien

+14

100

64

12

33

52

10

Malaysia

+3

65

47

48

45

51

11

Algerien

+1

17

24

93

70

51

12

Mexiko

-1

61

56

49

38

51

13

Lettland

+8

58

67

42

33

50

14

Tunesien

+4

55

37

82

24

49

15

Ägypten

-10

43

25

91

38

49

16

Litauen

+14

68

64

29

37

49

17

Ukraine

0

30

33

46

87

49

18

Peru

-4

40

33

81

40

48

19

Marokko

-13

47

27

77

41

48

20

Türkei

-10

33

58

67

34

48

21

Bulgarien

-5

44

41

48

54

47

22

Indonesien

-7

35

39

75

37

46

23

Rumänien

-1

49

41

33

58

46

24

Kroatien

N/A

554

58

13

46

43

25

Philippinen

+1

28

31

76

29

41

26

Thailand

-2

50

32

42

34

40

27

Ungarn

N/A

70

63

0

22

39

28

Kolumbien

-9

28

35

61

27

38

29

El Salvador

N/A

29

31

71

15

36

30

Argentinien

-2

35

15

42

56

29

0 - 100 (= geringes Risiko)

0 - 100 ( = hohe Attraktivität)

0 - 100 ( = nicht gesättigt)

0 - 100 ( = Eintrittsdringlichkeit)

Quelle: A.T. Kearney, Euromonitor, HDE, in: Absatzwirtschaft, 48.Jg. (2005), Nr.9, S.71.

(

http://www.atkearney.com

Global Sourcing

533

richten. Stihl bspw., weltweit führender Hersteller von Motorsägen, erhöhte anfangs der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts den Anteil der Materialien bzw. Teile, die das Unternehmen im Ausland beschafft, innerhalb weniger Jahre von 5% auf 20% des gesamten Materialeinkaufs. Da Vorleistungen in vielen Ländern zumeist kostengünstiger zu erbringen sind als in Deutschland, trägt die Standorte zu erhalten ( Standortflucht). partielle Verlagerung unmittelbar dazu bei, inländische Nicht wenige der befragten Unternehmen allerdings bezogen schon damals bis zu 70% ihrer Einkäufe aus dem Ausland. Besonders weit fortgeschritten ist dieser Trend im Automobilsektor. Dies hat u.a. zur Folge, dass sich insb. dort zahlreiche Zulieferunternehmen zu leistungsstarken Großunternehmen entwickelt haben (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Rangliste der 20 umsatzstärksten Automobilzulieferer Zulieferer

Land

Umsatz 2004/5 (in Mrd. $)

Zulieferer

Land

Umsatz 2004/5 (in Mrd. $)

Bosch

D

31,5

Alsin Seiki

J

16,1

Delphi

USA

28,1

Continental

D

14,8

Denso

J

25,1

ThyssenKrupp

D

14,7

Magna

Kan

20,7

Faurecia

Johnson Controls

USA

20,5

TRW Automotive

J

20,1

Siemens (VDO + Osram)

Michelin

F

19,1

Visteon

USA

18,1

Goodyear

USA

17,6

Lear

USA

17,0

Bridgestone

F

13,3

USA

12,0

D

11,8

Valeo

F

11,7

ZF Group

D

10,7

Dana

USA

9,1

Arvin/Meritor

USA

8,0

Quelle: http://www.automagazine.de.

Wie das folgende, von der Unternehmensberatung McKinsey übernommene Beispiel zeigt, ist aufgrund der Besonderheiten dieser Branche das Einsparpotenzial vor allem bei arbeitsintensiven Teilen zwar groß (= 74%). Da aber deren Materialkostenanteil insgesamt vergleichsweise gering ist (= 8%), fällt der Kostenvorteil kaum ins Gewicht. Umgekehrt verhält es sich mit technisch anspruchsvollen Teilen (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Im Einzelnen werden mit Global Sourcing folgende Ziele verfolgt: Kostensenkung, Sicherung bzw. Verbesserung der Qualität, Zugriff auf neue Technologien, Erfüllung von Gegengeschäftsbedingungen, Verfügbarkeit des Beschaffungsgutes, Verringerung der Fertigungstiefe, Teilnahme am weltweiten Know how-Transfer, Nutzung weltweit verstreuter Informationen und Unterstützung der strategischen Früherkennung („Horchposten“), Überwindung von Markteintrittsbarrieren bei der Erschließung neuer Absatzmärkte, Vorbereitung auf die Globalisierung der Produktion durch Gründung von Auslandsniederlassungen, Minderung der Abhängigkeit von lokalen oder regionalen Lieferanten. Allerdings scheint es sich bei der Grundsatzentscheidung (pro/kontra Global Sourcing) häufig um eine „Bauchentscheidung“ zu handeln. Wie PricewaterhouseCoopers im Rahmen der Studie „Global Sourcing Shifting Strategies“ durch Befragung leitender Einkäufer von 59 international tägigen Handels-

534

Global Sourcing

und Konsumgüterunternehmen aus Australien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Kanada und den USA ermittelt haben, ist für 73% der Auskunftspersonen ein möglichst niedriger Einkaufspreis das vorrangige Ziel einer globalen Ausrichtung des Beschaffungswesens. Mehrheitlich wurden jedoch nur die Transport- und Logistikkosten berücksichtigt, nicht jedoch die (zusätzlichen) Risikomanagement (insb. Risiko von Kosten, die Qualitätssicherung ( Qualitätsmanagement), Lieferausfällen), Informationstechnologie und Compliance verursachen. Im Übrigen konnten 25% der Auskunftspersonen den erzielten Kostenvorteil nicht quantifizieren. Und jeder Dritte war nicht davon überzeugt, dass sein Unternehmen durch Global Sourcing die Beschaffungskosten tatsächlich senken konnte. Abb. 2: Cluster-Ansatz der globalen Beschaffung von Automobilteilen und Automobilkomponenten (in %) Cluster Clustermerkmale

Beispiel für Teile

1

Arbeitsintensive Teile

• Verdichterventil • Generatorriemenscheibe

8

Beschaffung in Ländern mit dauerhaft niedrigen Lohnkosten (z.B. China)

2

Arbeitsintensive, technisch anspruchsvolle Teile

• Bremssattel • Lenkritzel

16

Neuaufbau von kompetenten Lieferanten in Ländern mit geringen Lohnkosten (z.B. Indien)

3

• Batterieschale Teile mit ausgeglichener Kosten- • Sitzpolster struktur (Material, Arbeit, Innovation)

11

Individuelle Entscheidung über den geeigneten Lieferanten Teil für Teil

4

• Nockenwelle Technisch • Motorblock anspruchsvolle Teile mit geringem Lohnkostenanteil

27

Vergabe an technisch versierte Zulieferer im näheren Umfeld (z.B. Tschechische Republik)

5

Materialkostenintensive Teile

• Kabelsatz • Teppich

9

Vergabe an Zulieferer mit dauerhaft niedrigen Materialkosten (abhängig vom Material)

19

• Kraftstofftank • Windschutzscheibe

29

Beschaffung im Inland

0

Lokale Schwer verschiffTeile bare Teile (weil sperrig oder empfindliche)

MaterialHypothese für globale kostenanteil* Beschaffung

Mögliche Einsparungen** 74

64

39

22

* Anteil an den Materialkosten eines Autos; komplexe elektronische Komponenten nicht eingerechnet ** Für das Jahr 2015 gerechnet, im Vergleich zur Inlandsbeschaffung Quelle: McKinsey Automotive & Assembly Sector.

(3) Die Tendenz zur globalen Beschaffung wird dadurch unterstützt, dass Beschaffung zu jenen Unternehmensfunktionen zählt, die üblicherweise weniger der Anpassung an lokale Gegebenheiten bedürfen als Soft Factors, wie Pflege der Geschäftsbeziehungen, Personalmanagement oder Service ( Standardisierung vs. Differenzierung). Abb. 3 (vgl. nächste Seite) belegt dies am Beispiel der Ergebnisse einer Befragung von Managern deutscher Unternehmen, die in Thailand tätig sind. Wie die von der Universität St.Gallen durchgeführte Studie ergab, haben Internationalisierung und Globalisierung der Beschaffung allerdings nicht bewirkt, dass die Unternehmen Rohstoffe, Vorleistungen und Teile von mehr Lieferanten beziehen als in früheren Jahren. Vielmehr geht der Trend zu vergleichsweise wenigen Schlüssellieferanten. Diese Preferred Supplier bzw. Lead Supplier werden insb. nach den Kriterien Leistungsqualität, Kostenersparnis und Flexibilität ausgewählt. So hat die DEUTZ AG ihre 426 Lieferanten auf 175 Lieferanten und einen Lead Supplier reduziert ( Produktionsmanagement, globales). Letzterer organisiert und kontrolliert mit einem signifikanten Zeit- und Kostenvorteil die Lieferungen der übrigen mehr als 350 Lieferanten.

Global Standard One

535

Abb. 3: Notwendigkeit der Anpassung an den thailändischen Markt Beschaffung / Einkauf Projektplanung Produktqualität Finanzmanagement Markenpolitik Produktmanagement Werbung / Marketing Vertrieb Service Führung Rekrutierung Preispolitik Kontaktpflege 0

3

Anpassung nicht erforderlich

4 3,5

5 4,5

Anpassung erforderlich

Quelle: Institut für Interkulturelles Management, Presse-Service Nr.3 (1997), S.6.

(4) Global Sourcing sorgt nicht zuletzt dafür, dass die höchsten Qualitätsstandards weltweit verbreitet und verbindlich werden, wie das Beispiel der spanischen Automobilwirtschaft zeigt ( Qualitätsmanagement). Hauptsächlich in den traditionellen Industrieregionen Katalonien und Baskenland gelang es ihr Ende der 1990er-Jahre im Zuge der durch die Globalisierung ausgelösten Entwicklung (z.B. Technologietransfer, Leistungsdruck), ihren ursprünglichen Rückstand aufzuholen und in der Produktivitätsrangliste mit etablierten Konkurrenten gleichzuziehen. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Einführung von Just in Time-Konzepten (bspw. durch Volkswagen) und Systempartnerschaften. Deutschen Industrie- und Handelskammern hat sich durch (5) Auch das Tätigkeitsspektrum der Exporteure bei ihrem Global Sourcing verändert. Neben ihrer traditionellen Aufgabe, deutsche Auslandsengagement zu unterstützen, sind sie zunehmend gefordert, deutschen Unternehmen bei der Suche nach potenziellen Lieferanten in dem jeweiligen Gastland Hilfestellung zu leisten. Diesem Ziel Europäische Union durch Einrichtung des Informationsportals SIMAP Rechnung. trägt auch die klein- und mittelständischen Unternehmen den Zugang zu den internationalen BeschafEs soll insb. fungsmärkten erleichtern. " Arnold, U.: Global Sourcing. An Indispensable Element in Worldwide Competition, in: Management International Review, Vol.29 (1989), pp.14-28. Arnold, U.: Global Sourcing. Strategiedimensionen und Strukturanalysen, in: Holm, D.; Kaufmann, L. (Hrsg.), Handbuch Industrielles Beschaffungsmanagement, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.201-220. Eggleton, S.; Mak, E. (Eds.): Global Sourcing. Shifting Strategies, PricewaterhouseCoopers 2007.

(

http://www.pwc.de/de/retail-consumer

Global Standard One Gemeinschaftsunternehmen ( Joint Venture), von EAN International 2003 als EPCglobal gegründet, ist GS1 seit 1.1.2004 angesichts der Globalisierung des Waren- und Geschäftsdatenaustausches bemüht, mit der Global Trade Item Number einen einzigen und weltweit gültigen Standard der ArtikelEAN-Code ersetzen. Weiterhin arbeitet nummerierung durchzusetzen. Die GTIN soll den bisherigen Radiofrequenz-Identifikation (RFID), d.h. die Trägertechnologie für den die Organisation daran, die EPC-Code, weiterzuentwickeln und in die Praxis umzusetzen sowie international zu fördern.

536

Global Supply Chain-Management

Global Supply Chain-Management prozessorientiertes Management der Supply Chain: der logistischen Kette, die gemäß dem SCOR-MoZulieferer, die Unternehmen und die Kunden umfasst. Dabei werden die Funktionen Fordell die Beschaffung, Distribution und Entsorgung unterschieden. schung + Entwicklung (F+E), Global Trade Item Number

Global Standard One;

Identifikationsstandard

Global Village (1) Vorstellung, dass aufgrund der Liberalisierung vieler Märkte und der informationstechnologisch bedingten sprunghaften Verbesserung von Informationsverarbeitungs- und Informationstransferkapazität (bei drastisch verringerten Kosten) viele der bislang bestehenden natürlichen Barrieren (z.B. Zeit und Entfernung) ihre Bedeutung verlieren ( Distanz, geographische). In der Folge würde sich die vielgestaltige, unüberschaubare Welt in einen für alle transparenten Marktplatz verwandeln. TatsächRegionen und Lebensbereiche; bspw. stehen lich aber beschränkt sich dieser Prozess auf wenige Weltbevölkerung besit95% aller Internetrechner in Nordamerika bzw. Mitteleuropa, und 80% der zen keinen Telefonanschluss. (2) Einer anderen Vorstellung zufolge lebt in dem globalen Dorf ein repräsentativer Querschnitt der Weltbevölkerung. Wie Lustig & Koester (S.7) berichten, würde ein 1.000-Seelen-Dorf 590 Asiaten, 123 Afrikaner, 95 Europäer, 84 Lateinamerikaner, 55 Bewohner der früheren Sowjetunion und 53 Amerikaner bewohnen. 155 von diesen sprächen Mandarin ( Chinesisch), 80 Englisch, 63 Hindi, 61 Spanisch, 53 Russisch, 35 Arabisch, 33 Bengali, 31 Portugiesisch, 26 Malaiisch-Indonesisch, 22 JapaSprachen. Hinsichtlich der Religionszugehörignisch, 22 Französisch, 21 Deutsch und 398 andere keit ergäbe sich folgende Verteilung ( Religion): 329 Christen (davon 187 Katholiken, 67 Protestanten und 75 Andere), 178 Muslime, 60 Buddhisten sowie 301 Nichtreligiöse, Atheisten und Andere. " Lustig, M.; Koester, J.: Intercultural Competence. Interpersonal Communication Across Cultures, Boston 1996.

Globale Marke

Marke, globale;

Globalegalitarismus

Megamarke

Egalitarismus

Globales Unternehmen (1) Unternehmenstypus, der in den 1980er-Jahren als Begriff den des Weltunternehmens verdrängt Global Player abgelöst wurde. Um in dem hat und im weiteren Verlauf selbst vom Begriff des Wettbewerb relevante Marktanteile erringen zu können, weltweit sich zunehmend verschärfenden wird der gesamte Wertschöpfungsprozess reorganisiert ( Wertschöpfungskette) und mit Hilfe von Global Sourcing etc. optimiert. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass der gloGlobal Marketing, bale Wettbewerb dazu zwingt, Economies of Scale systematisch auszuschöpfen ( Skaleneffekte), häufig unter Verzicht auf Anpassung des Leistungsangebots und/oder der Wertschöpfungsprozesse an Bedürfnisse. nationale Besonderheiten und/oder kulturspezifische kulturfreie Güter und weniger auf kulturgebun(2) Diese Analyse trifft allerdings vor allem auf dene Güter zu. Im Einzelnen profitiert das Globale Unternehmen von Skaleneffekten und SynergieefKoordination, vom Transfer von Know how und Manafekten (Economies of Scope) durch globale gement-Erfahrung sowie anderen Fähigkeiten zwischen den Subsystemen des Unternehmens sowie von Weltmarkt ( Produktpolitik, internationale). Timing-Vorteilen bei der Produkteinführung in den " Pries, L.: Globalisierung und Wandel internationaler Unternehmen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 52.Jg. (2000), Nr.4, S.670-695.

Globalgap privatwirtschaftliche Organisation, die weltweit Standards zur Zertifizierung von landwirtschaftliVertrauen der chen Produkten setzt. Ziel des freiwilligen Zertifizierungsprozesses ist es insb., das Verbraucher durch eine in einem Handbuch dokumentierte „gute Agrarpraxis“ (G.A.P.) zu gewinnen. ( http://www.globalgap.org

Globalisierung

537

Globalindikator (1) erfasst internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht klassisch (im Sinne der bereits eingetretenen Außenhandels auf die heimische Wohlstandsposition), sondern als WachstumsAuswirkungen des potenzial einer Volkswirtschaft ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Um wettbewerbsfähig zu Ressourcen mangelt, ihren Wettbesein, müssen Länder wie Deutschland, denen es an natürlichen Werwerbsvorteil hauptsächlich in den institutionellen Rahmenbedingungen, in leistungsfördernden Berufsethik) und effizienten gesellschaftlichen Arrangements sowie in zahlreichen anten (vgl. z.B. deren Soft Factors suchen, insb. im Humankapital. World Economic Fo(2) Entsprechende Analysen erstellen verschiedene Institute, allen voran das rum (WEF), Genf, und das Institute for Management Development (IMD), Lausanne. " Berger, T.; Bristow, G.: Competitiveness and the Benchmarking of Nations. A Critical Reflection, in: International Advances in Economic Research, Vol.15 (2009), No.4, pp.378-392. IMD (Ed.): World Competitiveness Yearbook 2007, Lausanne 2007. Müller, S.; Kornmeier, M.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit, München 2001. Reichel, R.: Ökonomische Theorie der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften, Wiesbaden 2002.

Globalisierung zunehmende Verflechtung der Weltwirtschaft und effizienzorientierte Restrukturierung von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Offensichtliches Indiz dieses Phänomens ist der Umstand, dass die Volumina des weltweiten Außenhandels und der Direktinvestitionen schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung insgesamt (vgl. Abb., übernächste Seite). (1) Historisch betrachtet begann die Globalisierung aus europäischer Sicht bereits vor mehr als 500 Jahren: Am 8.7.1497 stach Vasco da Gama vom Seehafen Lissabons aus mit vier Schiffen und 160 Mann Besatzung in See, umsegelte das Kap der Guten Hoffnung und erreichte am 20.5.1498 Indien. Erst Anfang September 1499 kehrte das leckgeschlagene Flaggschiff São Gabriel mit 55 Seeleuten in den Heimathafen zurück. Dieser kurze Rückblick führt eine zentrale Bestimmungsgröße der Globalisierung moderner Prägung plastisch vor Augen: Sie profitiert wesentlich davon, dass aufgrund gewaltiger Fortschritte bei Logistik und Informationstechnologie (geographische) Entfernungen ihre ursprüngliche (trennende bzw. schützende) Funktion größtenteils verloren haben ( Distanz). Waren früher Seefahrer und Entdecker die Treiber der Entwicklung, so erfüllt heute der technologische Fortschritt (bei Informationstechnik, Telekommunikation und Verkehr) diese Funktion. (2) Globalisierung ist kein homogener, sondern ein komplexer Prozess, der auf verschiedenen Ebenen in unterschiedlicher Geschwindigkeit abläuft (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Auch kann sie sich, wie das Internationalisierung, sowohl auf einzelne Unternehmen als auch auf ganze Märkte bzw. Konstrukt das weltweite Wettbewerbsgeschehen beziehen. (3) Globalisierung vollzieht sich zwar in unterschiedlicher Intensität und Geschwindigkeit, wird aber im Wesentlichen durch die gleichen, stellenweise dramatischen Umwälzungen in unserer Umwelt ausgelöst. Aus der Vielzahl von Ursachen und Moderatorvariablen ( Variable) sind zunächst die von Hemmnissen jeglicher Art weitgehend befreiten Finanz- und Informationsströme zu nennen sowie die Technisierung der Infrastruktur (z.B. Logistik). Weiterhin spielen Veränderungen in den politischen Systemen, der Unternehmensorganisation, dem gesellschaftlichen Wertekanon ( Werte) und dem Verbraucherverhalten eine wesentliche Rolle ( Konvergenzthese). So vieldeutig der Begriff der Globalisierung auch sein mag, so sehr steht außer Frage, dass er mehr Liberalisierung der Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalmärkte. Tatsächlich erfasst als „nur“ die betrifft die „Entgrenzung der Welt“ (C. Leggewie) nahezu alle denkbaren Phänomene: Politik, WirtPrototyp der Globalisierung der Medien gilt CNN. schaft, Kultur, soziales und privates Leben. Als Genau besehen stand die wachsende Globalität der Umweltprobleme sogar am Anfang der Begriffsbildung ( Global 2000). a) Politik: Viele Staatsgrenzen verloren und verlieren im Zuge der Globalisierung an Bedeutung. Vor allem seit dem Ende des Ost-/West-Konflikts ist die Bewegungsfreiheit weltweit beträchtlich gewachsen. Zunehmend entzieht die Eigendynamik der „technik- und ökonomie-getriebenen Globalisierung dem traditionellen nationalstaatlichen Handeln den Boden. Die Obrigkeit verwaltet, doch sie gestaltet kaum noch“ (T. Sommer).

538

Globalisierung

Abb. 1: Ebenen und Elemente von Globalisierung Betroffener Lebensbereich

Wesentliche Merkmale

Globalisierung von Finanzen und Kapitalbesitz

Deregulierung der Finanzmärkte, internationale Kapitalmobilität, Anstieg der Firmenfusionen und Aufkäufe, Globalisierung des Aktienbesitzes in der Frühphase

Globalisierung der Märkte und Marktstrategien

Weltweite Integration der Geschäftsabläufe, Aufbau integrierter Operationen im Ausland (incl. F+E und Finanzierung), globale Suche nach Komponenten und Strategischen Allianzen

Globalisierung von Technologie, F + E und Wissens- Entstehung globaler Netzwerke innerhalb einer oder management zwischen mehreren Firmen durch die Schlüsselfaktoren Informationstechnologie und Telekommunikation (Globalisierung als Prozess der „Toyotisierung“ bzw. der Lean Production) Globalisierung von Lebensformen und Konsummustern Transfer der vorherrschenden Lebensweisen, Angleisowie des Kulturlebens chung des Konsumverhaltens, Rolle der Medien, Kulturaustausch gemäß den Regeln des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) Globalisierung von Regulierungsmöglichkeiten und Reduzierte Rolle nationaler Regierungen und Parlapolitischer Steuerung mente; Versuche, eine neue Generation von Regeln und Institutionen für die globale Steuerung zu schaffen Globalisierung als politische Einigung der Welt

Staatenzentrierte Analyse der Integration der Weltgesellschaften in ein globales wirtschaftlich-politisches System unter Leitung einer Zentralmacht

Globalisierung von Wahrnehmung und Bewusstsein

Soziokulturelle Prozesse, die sich am „Eine WeltModell“, der „globalistischen“ Bewegung, dem Weltbürgertum orientieren

Quelle: Die Gruppe von Lissabon (1997, S.49); erweitert und revidiert auf der Basis von Ruigrok/van Tulder (1993).

b) Technik: Effiziente Verkehrsträger und Kommunikationstechniken ermöglichen eine immer raschere Verbreitung von Produkten, Dienstleistungen und Ideen (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Durchschnittliche Kosten für Transport und Kommunikation Flugmeile (pro Passagier)

Drei-Minuten-Gespräch 1)

New York - London

1)

Rechenzeit (pro Einheit) 2)

1950

0.30

53.20

-

1960

0.24

45.86

125.000

1970

0.16

31.58

19.474

1980

0.10

4.80

3.620

1990

0.11

3.32

1.000

Anmerkungen: 1) Kosten in $ und Preisen von 1990 2) auf der Basis von: US Department of Commerce, Computer Price Deflator (1990 = 1.000) Quelle: International Monetary Fund.

c) Gesellschaft: Die Lockerung traditioneller und sozialer Bindungen (an Familie, Heimat, BrauchMobilität der Menschen ( Distanz, tum) steigert die geographische, mentale und emotionale psychische; Normen). d) Wirtschaft: Deregulierte Kapitalmärkte und Gütermärkte fördern den Trend zum grenzenlosen Weltmarkt. Vornehmlich Branchen, deren Produktionsfaktoren mobil sind, also Wettbewerb und Standort an einen anderen verlagert werden können, sind globalivergleichsweise leicht von einem siert (vgl. Abb. 3, nächste Seite).

Globalisierung

539

Abb. 3: Ökonomische Konsequenzen der Globalisierung Jahresdurchschnittliche Veränderung 2004 gegenüber 1985 (in %)

1.900

1.700

Direktinvestitionen Private Finanzströme Weltweite Exporte Weltweite Wirtschaftsleistung

+ 14,4 + 15,6 + 8,6 + 6,3

1.574

1.500 1.300 1.100 900

1.174

700 500 300 100

480 317

Quelle: Deutsche Bundesbank.

(4) Globalisierung ist weiterhin ein selektiver Prozess, wobei Selektivität verschiedene Erscheinungsformen annehmen kann: Sektorale Selektivität bedeutet, dass „wirklicher“, d.h. einer umfassenden Globalisierung bislang nur ausgewählte Produkte bzw. Leistungen unterliegen und dies auch nur in Märkten, die sich auf derselben Entwicklungsstufe befinden. Zusammen mit den Transportmedien profitiert vor allem die Telekommunikationsbranche von der fortschreitenden Verflechtung der Weltwirtschaft, Global Commerdie mehr denn je auf eine effektive Informationsübertragung angewiesen ist (z.B. ce-Initiative). Weiterhin hat die Globalisierung hauptsächlich die Wirtschaftsbereiche Automobilindustrie, Chemieindustrie, Handel und Finanzdienstleistungen erfasst, gleichfalls primär in den Ländern der Triade ( Globalität). Globalisierung vollzieht sich schließlich auch geographisch selektiv. Zwar halten ostasiatische Unternehmen, allen voran chinesische Wettbewerber, mittlerweile wesentliche Weltmarktanteile. Insgesamt aber fällt es den „kleineren Wirtschaftsregionen“ nach wie vor schwer, sich im globalen Wettbewerb zu behaupten. Dieser Selektivität ist es u.a. auch zuzuschreiben, dass die Globalisierung noch ganz an ihrem Anfang steht (vgl. Abb. 4, nächste Seite). Die Konjunkturforschungsstelle der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) hat auf der Basis von 23 Indikatoren einen Index der Globalisierung entwickelt, der 2003 mit einem Indexwert von durchschnittlich 2,51 Punkten (für 120 Länder) noch weit von dem Maximalwert, der 10,0 beträgt, entfernt war. Die 23 Indikatoren lassen sich zu den ökonomischen Indikatoren (z.B. Intensität der Handels- und Investitionsströme, Ausmaß der Handelsbeschränkungen), den sozialen Indikatoren (z.B. Entwicklungsstand des Telefon- und Internetverkehrs) und den politischen Indikatoren (z.B. Mitgliedschaft in internationalen Organisationen, Teilnahme an Missionen des UN-Sicherheitsrates) zusammenfassen. (5) Aus Sicht des Marketing fokussiert die Globalisierungsdebatte auf die Alternative Standardisierung oder Differenzierung der internationalen bzw. globalen Marketingstrategien bzw. MarketinginComparative Marketing mit den Analyseinstrumenten befasst, welche strumente, während sich das Konvergenzhypothese, welche der Globalisierungsphilosophie zugrunde erforderlich sind, um die Distanliegt, zu prüfen. Unstrittig aber ist: In dem Maße, wie im Zuge der Globalisierung räumliche

540

Globalisierung

Handelshemmnis verlieren, zen ihre traditionelle Funktion als Austauschbarriere bzw. natürliches sind Wettbewerbsvorteile nur noch von flüchtiger Natur. Eine Ausnahme bilden kommunikative StärVertrauen etc.), die bekanntlich nur langfristig entwickelbar und nicht einken (Image, Goodwill, fach imitierbar sind. Abb. 4: Index der Globalisierung

10,0 (= max.) 2,6

2,51

2,4

2,2

2,0

1,8

1,6 1,53 1,4

1970

1975

1980

1985

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

Quelle: Konjunkturforschungsstelle der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.

(6) Aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht erscheint vor allem die grundlegende Verunsicherung, welche die Menschen erfasst hat, bedenklich. Viele wurden von „der Globalisierung“ emotional wie kogInnovationen mit vergleichsweise hoher Genitiv überfordert; bspw. davon, dass Erfindungen und schwindigkeit um den Erdball diffundieren ( Diffusion) und dass immer mehr Produkte zeitgleich auf den wichtigen Märkten der Welt eingeführt werden, was dem Zeitwettbewerb eine aggressive Komponente verliehen hat. Nach Ansicht von Politik- und Sozialwissenschaftlern schließlich schreitet zwar die Globalisierung der Waren- und Kapitalmärkte voran, nicht aber die Globalisierung sozialer Standards (im Sinne weltweit gültiger Regeln für Handel und Investitionen). Die bislang unternommenen Versuche einer Selbstorganisation und Selbstkontrolle der Wirtschaft seien zu rudimentär, als dass sie bereits jetzt eine wirklich Corporate Gobefriedigende Lösung des Problems ermöglichen könnten ( Corporate Citizenship; Corporate Social Responsibility; Global Compact). In einer zunehmend verflochtenen vernance; Weltwirtschaft könnten (beständig steigende) Kapitalrenditen nicht der alleinige Maßstab sozioökonoWerte (z.B. Indivimischen Handelns sein. Im Übrigen bedeute Globalisierung, dass westliche Lebensstile zunehmend in nichtwestliche Kultudualismus vs. Kollektivismus) und selbstbestimmte Kulturkritikern, diesen aufgedrängt oder gar aufgeren Eingang finden bzw., nach Ansicht von zwungen werden ( McWorld). Als Folge davon entwickeln viele junge Menschen in den betroffenen Identität. Teils noch in den Traditionen ihrer Herkunftsländer verGesellschaften eine bikulturelle

Globalisierung

541

wurzelt, fühlen sie sich gleichzeitig der westlichen Globalkultur verbunden bzw. verpflichtet. Bei einem positiven Verlauf gewinnen, wie J.J. Arnett berichtet, diese Menschen Zugang zu beiden Welten. Im negativen Fall aber kommt es zu Identitätskonfusion: Entwurzelt und innerlich heimatlos, stellen bspw. afrikanische Jugendliche die bislang selbstverständliche absolute Macht des Vaters in Frage, und Jugendliche gäben in ehemals kollektivistischen Gesellschaften deren Werte auf, ohne sich jedoch wirklich mit der westlichen Gegenkultur identifizieren zu können ( Akzeptanz von MachtdisIdentifikation). tanz; (7) Was Globalisierung der Unternehmenstätigkeit konkret bedeutet, lässt sich u.a. am Beispiel von L’Oréal dokumentieren. 1990 noch weitgehend auf den westeuropäischen Markt konzentriert, hat sich dieser ursprünglich französische Konzern im Verlauf nicht nur zum Weltmarktführer im KosmetikbeGlobal Player mit einer typischen Triade-Umsatzstruktur reich entwickelt, sondern auch zum (vgl. Abb. 5). In diesem Zeitraum wuchs das Unternehmen intern 1,7-mal schneller als die Branche. Abb. 5: Regionale Umsatzstruktur von L’Oréal (in %) 88,0 Westeuropa

49,1 46,6 1,5

Nordamerika

31,8 26,3 10,5

Sonstige

19,1

Legende:

1990 =

3,3 Mrd. €

2001 =

13,7 Mrd. €

2006 =

15,8 Mrd. €

27,1

(8) Die Erscheinungsformen der Globalisierung der Unternehmenstätigkeit lassen sich grob unterteilen in Zusammenschlüsse und Akquisitionen ( Merger & Acquisition) auf der einen sowie Neugründungen und Investitionen auf der anderen Seite. In den Jahren 1993-1995 hatte gemäß der „Datenbank Weltmarkt durch den eigenständigen Aufbau Globalisierung“ des RWI, Essen, die Strategie, den neuer Produktionskapazität in den Triade-Ländern zu erschließen, Vorrang ( Greenfield-Investition). Zeitwettbewerbs wurde seither wieder häufiger verAngesichts der zunehmenden Bedeutung des sucht, durch Übernahme bestehender ausländischer Unternehmen - oder Beteiligung daran - schnellstmöglich Zugang zu deren Kunden, (Markt- und/oder Produktions-)Know how, Lieferanten etc. zu erlangen ( Brownfield-Investition). (9) Globalisierung besitzt neben der räumlichen eine nicht minder bedeutsame zeitliche Dimension. Auch bewirkt dieser Vorgang eine Beschleunigung von Privat- und Wirtschaftsleben. Dies ist vielfach allerdings nicht von Vorteil, etwa dann, wenn die Innovationszyklen so sehr verkürzt werden, dass es innerhalb der verbleibenden „Pay off-Periode“ nicht mehr möglich ist, einen angemessenen Return on Investment zu erzielen. Auch droht die Gefahr, dass „die Revolution ihre Kinder frisst“. Weil aber niemand gefressen werden will, forcieren alle Unternehmen das Tempo; denn „die Schnellen fressen die Langsamen“. Alle wollen schneller denken, entscheiden, entwickeln und produzieren als die Konkurrenten. „In schwindelerregendem Tempo werden Konzerne umgekrempelt. Die einen fusionieren, die anderen stoßen ganze Bereiche ab oder zerlegen andere Unternehmen in ihre Einzelteile. Kaum ein

542

Globalismus

Arbeitsplatz ist wirklich sicher. Was heute noch zählt, kann morgen schon wertlos sein. Das Tempo verunsichert nicht nur die Arbeitnehmer. Auch die Beschleuniger selbst, die Topmanager der Global Player, werden zu Opfern des selbst initiierten Tempowahns: Die eigenen Posten wackeln, nicht wenige fühlen sich überfordert, physisch, psychisch und intellektuell“ (H. Leitschuh-Fecht, S.42). Auf Beschleunigung laufen im Übrigen die meisten neuen Managementtechniken hinaus, mögen sie nun Total Quality ( Qualitätsmanagement), Lean Management oder Reengineering heißen. (10) Kritiker dieser Entwicklung, wie die Gruppe von Lissabon, befürchten, dass die als Philosophie bzw. Werthaltung verstandene Globalisierung nicht mehr „nur“ als ein Modell der Marktsteuerung, d.h. als Konzept des Wettbewerbs begriffen wird, sondern als eine Ideologie mit dem Streben nach Hegemonie. Die globalen Netze der Multinationalen Unternehmen sind ihrer Auffassung zu Folge bestrebt, alle Bereiche des Wirtschaftslebens zu dominieren. Auch nehme der Wettbewerb den Charakter eines „pausenlosen, unerbittlichen Kampfes“ an, geprägt von der machtbetonten Entscheidungsgewalt von Finanz- und Industrienetzwerken. Volkswirtschaftlich geschulte Kritiker erkennen zwar die Vorteile, die freier Handel und Kapitalverkehr bieten, an, fordern aber auch, dass der GlobalisierungsIWF bisweiprozess „anders“, d.h. vor allem langsamer gestaltet werden müsse. Anstelle der vom len verordneten Schocktherapie sei eine „geordnete“ Liberalisierung der Güter- und Finanzmärkte Industrienationen hätten in der Anfangsphase geboten. Auch die heute als erfolgreich angesehenen Entwicklung Zuflucht bei Handelshemmnissen, der Imitationsstrategie ( Produkt- bzw. ihrer Subventionen und anderen Formen des Interventionismus gesucht. Markenpiraterie), Dem Vorwurf, alle Akteure würden durch die Öffnung der Märkte und die weltweite Vernetzung der Handelsbeziehungen in den Strudel einer Abwärtsspirale gezogen, halten die Fürsprecher entgegen, Nationalstaat nicht. Nach Ansicht führender Vertreter der die Globalisierung schwäche den Wettbewerb innerhalb seiner Grenzen zu Mainstream-Ökonomie zwinge sie ihn vielmehr, für mehr sorgen bzw. diesen zuzulassen - und so den Wohlstand aller Nationen zu steigern. Neben der Neoklassik, mit ihrer Fixierung auf die irreale Rationalität des nutzenmaximierenden Homo Oeconomicus und ihrem Denken in mathematisch formulierbaren Gleichgewichtsmodellen, zählt der klassische Liberalismus zu den Befürwortern dieser Entwicklung ( Liberalisierung). (11) Da die Reichweite politischen Handelns noch weitgehend nationalstaatlich begrenzt ist, scheitern die traditionellen politischen Instanzen mehr und mehr daran, in einer Zeit zunehmend „entgrenzter Wirtschaftsbeziehungen“ die ordnungspolitischen und sozialen Rahmenbedingungen von Märkten zu gestalten. Deshalb erwächst „der Wirtschaft“ eine neue Verantwortung, dem diese mit dem Leitbild der Corporate Social Responsibility und Instrumenten wie Code of Conduct oder AntikorruptionsmaßKanahmen gerecht zu werden versucht ( Korruption). Diesen und weiteren, bspw. mit Blick auf Kinderarbeit, Fairen Handel etc. ergriffenen Initiativen ist gemeinsam, dass die Glopitalflucht, bal Player den engen Horizont ökonomischer Rationalität überwinden und Verantwortung für eine neuartige soziokulturelle Orientierung übernehmen müssen. " Arnett, J.J.: The Psychology of Globalization, in: American Psychologist, Vol.57 (2002), pp.774-783. Bea, F.X.: Globalisierung, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 26.Jg. (1997), Nr.8, S.419-421. Die Gruppe von Lissabon (Hrsg.): Grenzen des Wettbewerbs. Die Globalisierung der Wirtschaft und die Zukunft der Menschheit, München 1997. Döhrn, R.; RadmacherNottelmann, N.: Database on the Globalization of German Manufacturing Companies, RWI-Papiere, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen 2000. Herring, R.J.; Litan, R.E.: Financial Regulation in the Global Economy, Washington/DC 1995, p.14. International Monetary Fund (Ed.): International Financial Statistics. Yearbook 1988, Washington/DC 1988. Leggewie, C.: Die Globalisierung und ihre Gegner, München 2003. Leitschuh-Fecht, H.: Jeder will der erste sein, in: Die Zeit, Nr.39 (19.9.1997), S.42. Müller, S.; Kornmeier, M.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit, München 2000, S.66ff. Ruigrok, W.M.; van Tulder R.J.: The Ideology of Interdependence. The Link between Restructuring, Internationalisation and International Trade, Amsterdam 1993. Sommer, T.: Stammeskrieg und Weltkultur, in: Die Zeit, Nr.2 (3.1.1997), S.1.

Globalismus theoretische Strömung innerhalb der Theorien der Internationalen Beziehungen, welche davon ausgeht, Globalisierung zwar die nationalstaatlichen Akteure ihre bisherige Entscheidungsdass im Zuge der fähigkeit mehr und mehr verlieren (insb. aufgrund der Globalisierung der Kapitalmärkte), alle Beteiligeffizienten globalen Arbeitsteilung profitieren (positives Sumten jedoch von der zunehmend menspiel). Kritiker wie U. Beck beklagen einen „Imperialismus des Ökonomischen“. So müssen nach

Globalpreneur

543

S. Strange Nationalstaaten, wenn sie eine Politik betreiben, welche die Stakeholder nicht akzeptieren, mit Sanktionen der Kapitalmärkte rechnen, insb. Kapitalabzug ( Kapitalströme) und einen Malus beim Rating ( Rating-Agentur). " Beck, U.: Was ist Globalisierung? Irrtümer des Globalismus, Frankfurt/Main 1997. Strange, S.: Casino Capitalism, New York 1997. Strange, S.: Finance, Information and Power, in: Review of International Studies, Vol.16 (1990), No.3, pp.259-274.

Globalität von Industriezweigen ist zunächst dann gegeben, wenn in dem betreffenden Industriezweig mindestens ein Anbieter global agiert. Weiterhin setzt Globalität voraus, dass mindestens 30% des Branchenumsatzes durch intraindustriellen Handel zustande kommen, was ein Indiz für die Existenz differenzierter WertschöpfungsArbeitsteilung ist ( Handel, intraindustrieller). Wo reger intraindustriketten, d.h. für eine starke Koeller Austausch herrscht, unterhalten Unternehmen viele Beziehungen zu externen Partnern ( operationspartnerr Zulieferunternehmen), die eine Leistung „besser“ (etwa hinsichtlich Preis, Qualität, Lieferzuverlässigkeit) erbringen können als das Unternehmen selbst. Da hierbei nicht Ländergrenzen, sondern Kosten und Know how maßgebliche Entscheidungskriterien sind, kommt es zwangsläufig zu Verflechtungen aller Art. " Zou, S.; Cavusgil, T.: A Broad Conceptualization of Global Marketing Strategy and Its Effect on Firm Performance, in: Journal of Marketing, Vol.66 (2002), No.4, pp.40-56.

Globalität als Schlüsselmerkmal des Global Marketing ( Produkt, globales) im Verlauf der weltweiten Diskussion über die Voraussetzungen und Implikationen dieser Konzeption höchst unterschiedlich definiertes Konstrukt: als globale Organisationsstruktur (Stopford & Wells), globale Rationalisierung (C.A. Bartlett) oder globale Strategie-, Struktur-, Kontroll-, Entscheidungs- und Konfliktlösungsprozesse (M.K. Welge). Unstrittig indessen ist, dass sich die verschiedenen Wirtschaftszweige, Unternehmen bzw. Geschäftsfelder im Grad ihrer Globalität nachhaltig voneinander unterscheiden. So gelten nach W. Rall die Baumaschinenindustrie und die Halbleiterindustrie als rein global, die Telekommunikation und die Rüstungsindustrie als blockiert global, die Medizintechnik und die Herstellung von Kunstfasern als multinational und der Einzelhandel sowie die Baustoffindustrie als national. " Bartlett, C.A.: Multinational Structural Change. Evolution versus Reorganization, in: Otterbeck, L. (Ed.), The Management of Headquarters. Subsidiary Relationships in Multinational Corporations, Aldershot 1981, pp.121-145. Rall, W.: Globalisierung von Industrien und ihre Konsequenzen für die Wirtschaftspolitik, in: Kuhn, H. (Hrsg.), Probleme der Stabilitätspolitik, Festgabe zum 60. Geburtstag von Norbert Kloten, Göttingen 1986, S.152-174. Stierle, M.: Globalisierung und Globalität. Schrittmacher, Merkmale, Reversibilität, INFER-Discussion Paper No.1, Berlin 1999. Stopford, J.M.; Wells, L.T. Jr.: Managing the Multinational Enterprise, New York 1972. Welge, M.K.: Das Konzept der globalen Rationalisierung, in: Lück, W.; Trommsdorff, V. (Hrsg.), Internationalisierung der Unternehmung als Problem der Betriebswirtschaftslehre, Berlin 1982, S.171-189.

GlobalNetXchange

Einkaufskontor

Globalpreneur Variante des Konstrukts der interkulturellen Kompetenz ( Kompetenz, interkulturelle). Ausgangspunkt von M. Hilbs Überlegungen ist die (unbewiesene) These, dass angesichts der mit der GloWettbewerbs nur solche Unternehbalisierung einhergehenden Intensivierung des internationalen men dauerhaft überleben werden, die ihren Konkurrenten an Lernfähigkeit und Innovationskraft signifikant überlegen sind. Dies werde zum einen „sozial-kompetenten“ Kleinunternehmen gelingen, die sich zu virtuellen Unternehmensnetzwerken zusammenschließen ( Netzwerk-Ansatz), um auch auf internationale Märkte erfolgreich agieren zu können ( Kompetenz, soziale). Zum anderen hätten transnationalen Firmengruppen gute Aussichten, sofern „sozial-kompetente Mitunternehmer“ von sie „sich als weltweite Konföderation von überblickbaren innovativen Zelt-Niederlassungen verstehen, in denen jedes Mitglied die Kunden, die Mitarbeiter, die Eigentümer und die Mitwelt kennt“ (Rothlauf).

544

GLOBE

Fremdsprachen beherrscht, auch die Sitten & Gebräuche im GastDa nicht jeder Manager, der land kennt, und nicht jeder, der diese Form von sozialer Kompetenz besitzt, auch inter- bzw. multikulturell kompetent ist, und keiner dieser Kompetenzbereiche wiederum auf Leadership- oder Unternehmerkompetenz schließen lässt (vgl. Abb.), lautet die Schlüsselthese dieses Ansatzes: Nur wer die verschiedenen Kompetenzen „integrativ verbindet“, ist ein Globalpreneur. Kompetenzprofil des Globalpreneurs

Multikulturelle Kompetenz

Management-Kompetenz

Leadership-Kompetenz

Unternehmer-Kompetenz

Globalpreneur

Quelle: Hilb (1998, S.23), leicht modifiziert.

" Hilb, M.: Der Weg zum Globalpreneur, in: Personalwirtschaft, 25.Jg. (1998), Nr.2, S.23-25. Rothlauf, J.: Interkulturelles Management. Mit Beispielen aus Vietnam, China, Japan, Russland und Saudi-Arabien, 3.Aufl., München 2009, S.238ff.

GLOBE (1) Ansatz zur Konzeptionalisierung und Operationalisierung von Landeskultur ( Global Leadership and Organizational Behavior Effectiveness Research Project), der einerseits auf dem von G. Hofstede entwickelten Ansatz aufbaut ( Kulturdimensionen nach Hofstede) und andererseits weit über diesen hinausgeht. Netzwerk von Wissenschaftlern, Lehrern, Schülern und Institu(2) durch das Internet verbundenes tionen, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Lebensbedingungen auf dem Globus zu erforschen und diesen zu schützen. Hierzu beobachten und messen sie wichtige Umweltfaktoren und tauschen diese Daten nachhaltige mit dem Ziel aus, das „System Erde“ besser zu verstehen und sich gemeinsam für eine Entwicklung einzusetzen, Nestlé entwickelter Standard für SAP-Anwendungen, der eine weltweite Har(3) spezieller, für monisierung von Prozessen, Stammdaten und Systemen ermöglicht (und erfordert). Ziel ist es, damit in Zukunft besser zunächst europaweit, später weltweit Synergien im Einkauf, der Produktion und der Lieferkette zu heben ( Beschaffung, globale). Globish von Sprachwissenschaftlern aus „global“ und „English“ gebildete Wortschöpfung. In diesem Einfachenglisch spricht, wer Englisch als Zweitsprache nur mehr oder weniger gut beherrscht ( Fremd-

Glück

545

sprache). Der begrenzte Wortschatz (ca. 1.500 Worte) von Globish zwingt den Sprecher dazu, viele Begriffe zu umschreiben (z.B. Nichte = die Tochter meiner Schwester). Hinzu kommen eine vereinfachte Grammatik und ein simplifizierter Satzbau. Damit führt Globish eine Tradition als „Welthilfssprache“ fort, die in den späten zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit Basic English begonnen hatte. Dieses angeblich von dem Linguisten C.K. Ogden entwickelte Einfachenglisch kam mit 850 Worten aus. " Grzega, J.: Globish and Basic Global English (BGE). Two Alternatives for a Rapid Acquisition of Communicative Competence in Globalized World? in: Journal of EuroLinguistix, Vol.3 (2006), pp.1-13. Nerrière, J.: Parlez Globish. Don’t speak English, Paris 2004.

Globus verkleinertes, kugelförmiges Modell der Erde oder eines anderen Himmelskörpers. Während die zweidimensionalen Landkarten bzw. Weltkarten in Abhängigkeit von der gewählten kartographischen ProKegelprojektion, Merkatorprojektion, Petersprojekjektionstechnik ( Azimutalprojektion, Zylinderprojektion) immer in charakteristischer Weise verzerrt sind, ist der Globus sowohl flätion, chentreu als auch längentreu. Glocal Brand

Marke, globale

Glocalpreneur nach M. Hilb Arbeitspartner Transnationaler Unternehmen, die globale Effektivität mit lokaler Flexibilität auf entrepreneurhafte (d.h. unternehmerische) und integre Weise verbinden. Der Glocalpreneur ist vom Globalpreneur abzugrenzen. " Hilb, M.: Transnationales Management der Human-Ressourcen. Das Modell des Glocalpreneuring, 2.Aufl., Neuwied 2002.

Glokalisierung Wortschöpfung, welche mit unterschiedlicher Intention die Konzepte Globalisierung und Lokalisierung miteinander verbindet ( Werbung, internationale). Positiv gedeutet bezeichnet Glokalisieregionaler bzw. lokaler rung eine innere Haltung, welche Weltoffenheit ( Kosmopolit) mit starker Verwurzelung verbindet. Solcherart wird es dem Einzelnen möglich, trotz des Normativen und der Standardisierung, welche der Globalisierung innewohnen, seine Identität und EiTendenz zur gentümlichkeit zu wahren. Negative Assoziationen löst der Begriff bei jenen aus, welche das Spannungsfeld, das zwischen dem Globalen und dem Lokalen besteht, primär regressiv deuten: als Anlass zum Rückzug auf das Vertraute, die Tradition, das Übersichtliche und unmittelbar Erfahrbare. Andere wiederum betonen die identitätsstiftende Funktion von Rückbesinnung. " Borja, J.; Castells, M.: Local & Global, London 1997.

Glück Emotion, die in den verschiedenen Ländern bzw. Kulturen auf unterschiedliche Weise symbolisiert Symbol). In Korea und anderen konfuzianisch geprägten Ländern verkörpert das wird ( Emotion; Schwein Glück bzw. Reichtum und in China, wo die Silbe fu sowohl Glück als auch Fledermaus beInternationale Marketing ist in diesem Zusammendeutet ( Homonym), die Fledermaus. Für das Glücksnamen, Glückstage und Glückshang bedeutsam, dass in abergläubischen Gesellschaften Kulturraum sind u.a. folzahlen besonders bedeutsam sind ( Aberglaube). Im deutschsprachigen gende Glückssymbole verbreitet: Vierblättriges Kleeblatt (der Legende nach soll Eva ein solches Blatt bei der Vertreibung aus dem Paradies zur Erinnerung an diesen glückhaften Zustand mit genommen haben), Marienkäfer (Himmelsbote von Maria, der Mutter Gottes), Hufeisen (da es mit dem Pferd und dieses mit Stärke und Vitalität assoziiert wird), Schornsteinfeger (da man dauerhaft nur mit einem gereinigten Kamin Heizen und Kochen kann), Glückspfennig (dauerhafter Reichtum, da es dem Geschenkten nie an Geld mangelt).

546

Glücksname

Glücksname Markenname bzw. Unternehmensname, der mit Glück bzw. entsprechenden Empfindungen assozikonfuzianisch geprägten Gesellschaften spielen derartige Lucky iert wird ( Aberglaube). In Markennamen von einer alName eine besonders große Rolle, weshalb es etwa beim Transfer von phabetischen Sprache in eine Zeichensprache nicht nur darauf ankommt, diese lautmalerisch dem Originalnamen ähneln zu lassen. Es ist auch zu gewährleisten, dass der „neue“ Namen positive Assoziationen weckt. " Francis, J.N.P.; Lani, J.P.Y.; Walls, J.: The Impact of Linguistic Differences on International Brand Name Standardization, in: Journal of Marketing, Vol.10 (2002), No.1, pp.98-116. Pan, Y.; Schmitt, B.H.: What’s in a Name? An Empirical Comparison of Chinese and Western Brand Names, in: Asian Journal of Marketing, Vol.4 (1995), No.1, pp.7-16.

Glückstag vor allem im Buddhismus, aber auch im christlichen Kulturkreis im Volksglauben verankerte Vorstellung, dass wichtige Vorhaben (z.B. Geschäfte, Hausbau, Heirat, Reisen) nur an bestimmten Tagen mit Aussicht auf Erfolg bzw. Glück in Angriff genommen werden sollten bzw. können. Die Hoffnungen, welche mit Glückstagen, und die Befürchtungen, welche mit Unglückstagen verbunden Gesellschaften ( Aufklärung) werden, sind eine wichtige Manifestation des auch in aufgeklärten Aberglaubens. Die mit Hilfe der Bibel, Heiligenverzeichnissen oder auch astrologisch virulenten ermittelten Glückstage hatten im Mittelalter große Bedeutung. Obwohl davon keine Rede mehr sein kann, gelten in Mitteleuropa noch heute der Dienstag und der Sonntag tendenziell als Glückstage: So soll dem Sonntagskind, d.h. dem an einem Sonntag geborenen Kind, ein glückliches Leben beschieden sein. Für viele ist der Freitag, insb. der Karfreitag ein Unglückstag. Im Aberglauben hat die Verbindung von Unglückstag und Unglückszahl ( Markenname) einen hervorgehobenen Stellenwert (bspw. „Freitag der 13.“). " Großfeld, B.: Zeichen und Zahlen im Recht. Zahlen in Rechtsgeschichte und Rechtsvergleichung, Tübingen 1993. Pye, M.; Triplett, K.: Streben nach Glück. Schicksalsdeutung und Religionsgestaltung in japanischen Religionen, 2.Aufl., Berlin 2007.

Glückszahl

Aberglaube;

Markenname

GMAC

Corporate Reputation

GMAT

Graduate Management Admission Test

GmbH

Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GNX

Einkaufskontor

Go Out eine von Bildungsministerium und DAAD initiierte Internetseite, welche Studenten dabei unterstützen Kompetenz zu stärken und vermehrt Auslandserfahrungen zu sammeln. Die soll, ihre interkulturelle dazu eingerichtete Internetseite bietet hilfreiche Hinweise für die Planung und Durchführung von Auslandssemestern, Jahresaufenthalten, Praktika und Sprachkursen. Auch informiert sie über die einschlägigen Förderprogramme. " http://www.go-out.de

Golfkooperationsrat repräsentiert die am arabischen Golf gelegenen Staaten Bahrain, Katar, Kuwait, Saudi-Arabien, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Auf insgesamt 2,67 Mio. km2 leben 34 Mio. MenBruttoinlandsprodukt von 400 Mrd. $ erwirtschafteten. Der Export trug dazu schen, die 2004 ein Importvolumens von 103 Mrd. $ entsprach dies eiein Drittel bei (= 134 Mrd. $). Angesichts eines Handelsbilanzüberschuss von 31 Mrd. $. Die deutschen Ausfuhren in diese Region sumnem mierten sich in diesem Jahr zu 8,8 Mrd. $.

GPC

GOM

547

Unternehmensführung, gesellschaftsorientierte

Good Corporate Citizen bemüht sich offensichtlich, erfolgreich und nachhaltig um Corporate Citizenship. Die Siemens AG etwa formulierte diesen Anspruch in ihren Unternehmensleitsätzen folgendermaßen: „Wir sehen uns als integrierten Bestandteil der nationalen Volkswirtschaften und fühlen uns der Gesellschaft und der Umwelt verpflichtet.“ " Mirow, M.: Entwicklung internationaler Führungsstrukturen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.737-757.

Good Governance Spielregeln und strukturelle Rahmenbedingungen, welche den verantwortungsbewussten Umgang staatlicher Institutionen und Akteure mit der ihnen „auf Zeit” verliehenen politischen Macht und öffentlichen Ressourcen aller Art gewährleisten ( Wunder, asiatisches). Ausgehend vom GovernanceVerständnis, welches Weltbank und der Entwicklungshilfeausschuss der OECD formuliert haben, Entwicklungszusammenarbeit fünf Kriterien, anhand definierten die Institutionen der deutschen derer sie die Governance-Situation in ihren Kooperations- bzw. Empfängerländern beurteilen. Diese Religionsfreiheit und Minderheitensollten (1) die Menschenrechte achten (u.a. Folter bannen, schutz gewährleisten), (2) Partizipationsmöglichkeiten schaffen (u.a. die Bevölkerung an politischen Entscheidungsprozessen beteiligen und Vereinigungsfreiheit, demokratische Wahlen, Pressefreiheit etc. garantieren), (3) für Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit sorgen (durch eine unabhängige Justiz sowie transparentes und berechenbares Regierungshandeln), (4) durch eine marktorientierte soziale Wirtschaftsordnung die Voraussetzungen für einen leistungsfähigen öffentlichen Sektor schaffen (u.a. durch Schutz des Eigentums, freie Preisbildung und Sicherung des Wettbewerbsprinzips) und (5) staatliches Handeln entwicklungsorientiert zu gestalten (u.a. ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Entwicklung, Bekämpfung von Korruption, Steigerung der Effizienz staatlicher Verwaltung). Entsprechend werden Good Governance für erreichte ( Wunder, asiatisches) und Bad Governance für ausbleibende Entwicklungserfolge verantwortlich gemacht: Abwesenheit von funktionsfähigen und demokratisch legitimierten Institutionen, Prinzipien und Strukturen ( Arab Human Rohstoffreichtum). Kritiker wenden ein, dass der Good Governance-Ansatz Development Report; einseitig auf eine marktwirtschaftliche Steuerung setze und letztlich auf eine Entstaatlichung sowie die Ökonomisierung aller Lebensbereiche ziele ( Marktwirtschaft). " Klemp, L.; Poeschke, R.: Good Governance gegen Armut und Staatsversagen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 2005, Nr.2829, S.18-25. König, K.; Adam, M. (Hrsg.): Governance als entwicklungspolitischer Ansatz, Speyer 2001. OECD (Ed.): Participatory Development and Good Governance, Development Co-Operation Guidelines Series, New York 1995. Schubert, G.F.; Zürn, M.: Governance in einer sich wandelnden Welt, Berlin 2008.

Government Relations vornehmlich für das Außenhandelsgeschäft maßgebliche Variante der Öffentlichkeitsarbeit, die auf Protektionismus zielt. Anders als der klassische Lobbyiseine Eindämmung des zunehmenden mus, welcher den Gesetzgebungsprozess durch eine direkte Einflussnahme auf die Abgeordneten im so genannten vorparlamentarischen Raum im eigenen Sinne zu kanalisieren sucht, richten sich die Government Relations auf alle Ebenen der Entscheidungsvorbereitung und -realisierung. Gestützt auf eine Analyse der Entstehungsursachen und -bedingungen des Protektionismus in den jeweiligen Länaußenhandelspolitischen Interdependenzen zwischen den Staaten und relevanten dern sowie der internationalen Organisationen werden maßgebliche Vertreter von Legislative, Exekutive, Rechtsprechung sowie formellen und informellen Interessengruppen vor den Gefahren des Protektionismus gewarnt und auf die Vorzüge des Freihandels eingestimmt. " Page, E.; Goldsmith, M.: Central and Local Government Relations. A Comparative Analysis of West European Unitary States, Beverly Hills 1987.

GPC

Identifikationsstandard

548

GPML

GPML

Global Programme against Money Laundering

Graduate Management Admission Test (1) Zulassungsvoraussetzung bei den meisten MBA-Schulen. Der GMAT misst verbale Fähigkeiten und mathematisch-logisches Denkvermögen. Hauptsächlich für den Essay-Teil gilt jedoch, dass nicht nur sehr gute Englisch-Kenntnisse verlangt werden, sondern insb. auch „amerikanisches Sprachverständnis“. Im Stile von Scientific Writing wird hierbei allergrößter Wert darauf gelegt, sich möglichst knapp und prägnant auszudrücken. Deshalb ist es für Nichtamerikaner unerlässlich, sich anhand einschlägiger Bücher und Übungsbeispiele auf den GMAT vorzubereiten. Die in englischer Sprache gestellten und in aufsteigender Schwierigkeit geordneten Fragen sind PC-gestützt zu beantworten. Je nachdem, wie gut bzw. schlecht die vorherigen Fragen beantwortet wurden, legt das Computerprogramm den Schwierigkeitsgrad der folgenden Fragen fest. (2) Maximal können 800 Punkte erzielt werden; die übliche Schwankungsbreite liegt zwischen 400 und 600 Punkten. Die von der Stanford University akzeptierten Bewerber bspw. erzielen derzeit durchschnittlich 718 Punkte, während etwa an der Handelshochschule Leipzig der Mittelwert bei 640 Punkten liegt. Welchen Einfluss der jeweilige GMAT-Wert im Kontext der übrigen Kriterien (bspw. Auswahlgespräch, biographische Daten, Schulzeugnis) auf die letztliche Zulassungsentscheidung hat, ist jedoch zumeist unbekannt und bleibt dem jeweiligen MBA-Anbieter überlassen. ( http://www.gmat.com Grauer Markt (1) Gesamtheit von Distributionskanälen, die nicht vom Hersteller autorisiert sind ( Distributionspolitik, internationale). Anders als schwarze Märkte sind graue Märkte jedoch nicht illegal ( Markt, grauer). Sie entstehen, wenn identische oder ähnliche Produkte in verschiedenen Ländern zu derart Arunterschiedlichen Preisen angeboten werden, dass Händler oder Konsumenten angeregt werden, bitrage-Handel zu betreiben. Auf Händler wirken, wie Befragungen zeigen, erst Preisunterschiede, die 5% übersteigen, als Anreiz, Graumarkthandel zu betreiben. Endverbraucher kaufen teure, erklärungsbedürftige Produkte auf diesem Markt erst dann, wenn der Preisunterschied 20% und mehr ausmacht; bei risikoarmen Angeboten genügt ein geringerer Preisabstand. Begünstigt werden „graue Märkte“ u.a. durch Angebotsengpässe in den autorisierten Märkten. Ursache hierfür kann erstens die Unfähigkeit von Herstellern bzw. autorisierten Vertriebspartnern, auf (unvorhergesehene) Nachfrageschwankungen flexibel zu reagieren, sein. Zweitens kann Verknappung auch als politisch (z.B. für genmanipuliertes Saatgut, Waffen) oder unternehmensstrategisch motivierte Einfuhrbeschränkung gewollt sein. Letzteres ist etwa dann der Fall, wenn ein Unternehmen durch Verknappung die Exklusivität seines Angebots gewährleisten möchte. Nicht nur Automobile werden „grau“ gehandelt, sondern insgesamt alle Arten von hochwertigen (Luxus-)Artikeln: Schmuck, Designer-Kleidung oder Parfüm etc. billiger einkaufen zu können als zuhause: Dieses Motiv ist Motor eines regelrechten Konsumtourismus, der durch die Angebote der „Billigflieger“ neue Schubkraft erhalten hat. Bevorzugte Ziele solcher Einkaufstrips sind neben andeDienstleistungen wie Zahnarztbesuche ren London, Mailand und New York. Aber auch hochwertige oder Schönheitsoperationen nehmen immer mehr Westeuropäer zum Anlass, eine (Urlaubs-)Reise ins osteuropäische Ausland zu unternehmen. Bei preiswerteren Waren beschränkt sich der ArbitrageTourismus auf Regionen in Grenznähe. So war es für viele Deutsche, die in der Lausitz oder im Oderbruch leben, lange Zeit gang und gäbe, in Tschechien oder Polen „billig“ zu tanken, Essen zu gehen oder Lebensmittel einzukaufen. Ähnliches galt für Österreicher, deren Wohngebiete an Ungarn grenzen. (2) Die Konsequenzen dieses Phänomens sind äußerst vielgestaltig. Während sie für den Konsumenten häufig (z.B. Preisvorteil) und für die Hersteller nicht selten positiver Natur sind (z.B. Marktausweitung), beklagt der autorisierte Handel vor allem Nachteile, etwa in Gestalt von Umsatzverlust oder eines verstärkten Preiswettbewerbs. Weitere Risiken betreffen die Kundenbindung ( Kundenabwanderung) und den Service (vgl. Abb. 1, nächste Seite).

Grauer Markt

549

Abb. 1: Mögliche Auswirkungen von grauen Märkten Positive Konsequenzen

Negative Konsequenzen Konsumenten

günstigere Preise auf dem grauen Markt erzielbar Preissenkungen für substitutive Güter leichtere Verfügbarkeit, mehr Einkaufsmöglichkeiten umfangreicheres Produktangebot

mangelnde Beratung, Serviceleistung und Versorgung mit Ersatzteilen erhöhtes Risiko aufgrund fehlender Garantiezusage Ausschluss von Rückrufaktionen des Herstellers Produktmerkmale weichen von den Erwartungen der Nachfrager ab Gefahr der Überalterung oder Beschädigung

Hersteller Umsatzsteigerung und Marktausweitung Kosteneinsparung durch effizientere Produktion und Logistik

Gefährdung der Strategie der internationalen Preisdifferenzierung erhöhter Preiswettbewerb und langfristige Gewinneinbuße Schädigung des Markenimages durch Niedrigpreise und Servicemängel Produkthaftung auch für Graumarkt-Ware Konflikte im Distributionssystem Verringerung der Investitionsneigung und der Innovationsneigung

Autorisierter Handel Anreiz zur flexibleren Anpassung an Marktveränderungen und Zwang zur Verbesserung der eigenen Geschäftspolitik

Umsatzverlust und erhöhter Preiswettbewerb Beeinträchtigung der Beziehungen zu den Kunden schwindende Bereitschaft, Investitionen in Marketing und Service vorzunehmen

Quelle: Müller/Gelbrich (2004, S.836f.); auf der Basis von Lutz/Bernd (1995, S.109).

Gemäß der Studie „Graumarkthandel 2006“ allerdings erleiden auch die Hersteller markante (finanzielProduktpiraterie le) Verluste: durchschnittlich 15 Mio. € jährlich und damit kaum weniger als durch (durchschnittlich 16 Mio. € pro Jahr). Dabei sind die Verluste an Goodwill (aufgrund von schwindendem Preisvertrauen und ungenügender Marketing-Kompetenz der nichtautorisierten Vertriebskanäle) nicht berücksichtigt. (3) Der Bezeichnung „Grauer Markt“ haftet zwar der Geruch von Illegalität an. Aber es ist nicht verboten, Produkte im EU-Ausland zu kaufen und dann z.B. nach Deutschland einzuführen. Anders verGemeinsame Markt verlassen wird ( Binnenmarkt). Gegen derartige hält es sich, wenn dabei der Re-Importe können europäische Hersteller mithilfe der Zollbehörde vorgehen. Vielfach wird jedoch der betroffene Hersteller Parallelimporte dulden, da auch sie dazu beitragen, seinen Marktanteil zu vergrößern. Es gibt aber auch für ihn zahlreiche Gründe, gegen das Entstehen von „grauen Märkten“ vorzugehen (vgl. Abb. 2, nächste Seite). So muss der Hersteller seine Beziehungen zum autorisierten Handel, auf den er angewiesen ist, pflegen. Nicht zuletzt versuchen Fahrzeughersteller, „GrauImporte“ dadurch zu verhindern, dass sie den Käufern suggerieren, sie erhielten auf re-importierte Waren keine Garantie. Daraufhin ermuntert die EU-Kommission betroffene Verbraucher, sich bei ihr zu beschweren, falls Händler im europäischen Ausland es ablehnen, ihnen ein Auto zu verkaufen. " Cavusgil, S.T.; Sikora, E.: How Multinationals Can Counter Gray Market Imports, in: Columbia Journal of World Business, Vol.23 (1988), No.4, pp.75-85. Cespedes, F.V.; Corey, E.R.; Rangan, V.K.: Gray Markets. Causes and Cures, in: Harvard Business Review, Vol.66 (1988), July-August, pp.75-82. Chard, J.S.; Mellor, C.J.: Intellectual Property Rights and Parallel Imports, in: World Economy (UK), Vol.12 (1989), No.1, pp.69-83. Cross, J.; Stephans, J.; Benjamin R.W.: Gray Markets. A Legal Review and Public Policy Perspective, in: Journal of Public Policy and Marketing, Vol.8 (1990), pp.183-194. Duhan, D.F.; Sheffet, M.J.: Gray Markets and the Legal Status of Parallel Importation, in: Journal of Marketing, Vol.52 (1988), July, pp.75-83. Knoll, M.: GrayMarket-Imports. Causes, Consequences and Responses, in: Law and Policy in International Business, Vol.18 (1986), No.1, pp.145216. Lowe, L.S.; McCrohan, K.F.: Minimize the Impact of the Gray Market, in: Journal of Business Strategy, Vol.10 (1989), No.6,

550

Gravitationsansatz

pp.47-50. Lutz, U.; Berndt, T.: Parallelimporte und graue Märkte. Ursachen, Folgen und mögliche Gegenmaßnahmen, in: Marktforschung & Management, 39.Jg. (1995), Nr.3, S.107-111. Maskulka, J.M.; Gulas, C.S.: The Long-Term Dangers of Gray Market Sales, in: Business, (1987), No.1, pp.25-31. MSU Consulting GmbH (Hrsg.): Graumarkthandel 2006, Hamburg 2006. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011.

Abb. 2: Mögliche Maßnahmen gegen graue Märkte

Informationspolitik Beschaffung von Marktinformationen Seriennummern-Verfolgung Garantie-Registrierung und Herstellerrabatt

Preispolitik Abbau von Preisdifferenzen, einheitliche Preise Preiskampf gegen graue Händler Dual Pricing angemessene Rabattstaffelung Trennung der Preise für Produkt und Zusatzleistungen

Produktpolitik Schnüren von Produkt-Service-Paketen internationale Produktdifferenzierung internationale Markendifferenzierung Beschränkung von Garantieleistungen auf offiziell vertriebene Produkte

Distributionspolitik Vertrieb ausschließlich über unternehmenseigene Distributionskanäle Zurückweisen von Bestellungen unautorisierter Händler Vertragsstrafen für autorisierte Händler bei Teilnahme am grauen Markt Sicherstellung eines ausreichenden Angebots Verknappung des Angebots dort, wo sich der graue Markt mit Waren versorgt Autorisierung bisher grauer Händler als offizielle Vertriebspartner Schulung und Unterstützung autorisierter Händler

Kommunikationspolitik Aufklärung potentieller Kunden über die Ursachen von Preisabständen zwischen autorisiertem und „grauem Handel“ Warnung der Konsumenten vor Risiken eines Kaufs auf dem „grauen Markt“

Unternehmensstrategie Einschränkung des Exportgeschäfts Einschränkung von Lizenzfertigungen Aufkauf grauer Händler

Sonstige Maßnahmen Rückkauf von Graumarkt-Ware gerichtliches Vorgehen gegen graue Händler Einflussnahme auf die Gesetzgebung, Lobbyismus Quelle: Lutz/Berndt (1995, S.110).

Gravitationsansatz (1) zur Erklärung der relativen Wettbewerbsposition. Der Gravity-Ansatz erlaubt, mit Hilfe folgenden Grundmodells die regionale Struktur von Handelsströmen als eine Funktion von geographischer DisAußenhandel treiben, zu erklären. tanz und Wirtschaftsleistung von Ländern, die miteinander

Green Room-Verfahren

IMij =

0

551

Yi 1Yj 2Dij

3

ij

Dabei bedeuten: IMij = Wert der Einfuhren des Landes i aus dem Land j, Yi, Yj = Bruttoinlandsprodukt der Länder i und j, Dij = geographische Entfernung zwischen den beiden Ländern, = Störterm ij

In logarithmischer Form lässt sich diese Schätzfunktion wie folgt schreiben: IMij = 0 + iyi + 2yj + 3dij + ij >0

>0

0

3dij

+ >0

4 fdiij +

5 eisij +

ij

Zwar verbesserte sich dadurch die Erklärungskraft des Modells nur geringfügig (von r² = 0,83 auf r² = 0,86). Im Wechselspiel der unabhängigen Variablen trat nunmehr aber ein interessanter Effekt zu Tage: Durch die Integration der Direktinvestitionen schwindet der negative Einfluss der geographischen Distanz auf das Exportvolumen signifikant, was die auch theoretisch begründbare Brückenkopffunktion, die Direktinvestitionen häufig erfüllen, empirisch bestätigt ( Variable). Diese Strategie Internationalisierung konkurriert vielfach nicht, wie zumeist angenommen wird, mit der Exportder strategie, sondern unterstützt diese (bspw. deshalb, weil zur Gewährleistung einer qualitativ und technologisch hochwertigen Produktion am neuen Standort häufig Originalteile im Stammhaus beschafft, d.h. von dort importiert werden müssen, was im Herkunftsland des Unternehmens das Exportgeschäft stimuliert). " Evenett, S.J.; Keller, W.: On Theories Explaining the Success of the Gravity Equation, NBER Working Paper Series, No.6529, April 1998. Feenstra, R.C.; Markusen, J.R.; Rose, A.K.: Understanding the Home Market Effect and the Gravity Equation. The Role of Differentiating Goods, CEPR Discussion Paper, No.2035, December 1998. Frankel, J.A.; Romer, D.: Does Trade Cause Growth? in: American Economic Review, Vol.89 (1999), No.3, pp.379-399. Jost, T.: Wettbewerbsvorteile deutscher Unternehmen in Mittelund Osteuropa, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 30.Jg. (2001), Nr.1, S.23-29.

Green Room-Verfahren informelle Form der Entscheidungsfindung, welche bspw. bei Verhandlungen der Welthandelsorganisation (WHO) zum Einsatz kommt. Kritiker dieses Ansatzes beklagen die mangelnde Transparenz von Zusammensetzung und Verhandlungsgegenstand des Green Room-Verfahrens und fordern stattdessen Verhandlungen nach dem Glass Room-Verfahren, das verbindliche und transparente Regeln für Vorsitz, Zusammensetzung und Verhandlungsthemen vorsieht und sich auf die Kompromisssuche beschränkt.

552

Greenfield-Investition

Greenfield-Investition (1) wichtige Erscheinungsform einer Direktinvestition. Dabei handelt es sich um die Neugründung, Tochterunternehmens in einem Auslandsmarkt. Die Alterd.h. den eigenständigen Aufbau eines Fusion mit einem bestenative besteht im Kauf eines bereits bestehenden Unternehmens oder der Brownfield-Investihenden Unternehmen ( Merger & Acquisition). Während für diese auch als tion bezeichnete Strategie der damit verbundene Zeitvorteil und die häufig gegebene Möglichkeit, Comspezifisches (Markt-)Know how zu erwerben ( Zeitwettbewerb), sprechen, scheint das mitment bei einem Greenfield-Venture größer zu sein. So lautet jedenfalls eine der gängigen Erklärungen, warum eigenständig aufgebaute 100%-Tochterunternehmen im Regelfall erfolgreicher sind als Akquisitionen und Joint Ventures. Dabei wird Erfolg als Überlebensdauer operationalisiert. (2) Quantitativ betrachtet sind Greenfield-Investitionen bedeutsamer als Akquisitionen (bzw. Brownfield-Investitionen). Für 2006 verzeichnet der UNCTAD-Bericht 6.974 Fusionen bzw. Akquisitionen, aber 11.800 Greenfield- und Expansionsinvestitionen. " Kailer, N.; Artmann, E.: Wachstumsmanagement für Mittel- und Kleinbetriebe. Eintrittsschritte in die neuen EU-Märkte, Berlin 2006. Müller, T.: Analyzing Modes of Foreign Entry. Greenfield Investment versus Acquisition, Münchener Wirtschaftswissenschaftliche Beiträge, München 2001. UNCTAD (Ed.): World Investment Report 2007. Transnational Corporations, Extractive Industries and Development, New York 2007.

Greenwich Mean Time Gregorianischer Kalender

Weltzeit Zeitrechnung

Transportkosten

Grenze GRI

Global Reporting Initiative

Grid

Cultural Theory

Groß- und Außenhandel Große Vier

Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels e.V.

Quadrilateral Group

Großer Drache bedrohlich gemeinte Metapher für die sich entwickelnde Großmacht China ( chinesische; BRICS-Staaten; Chinesisch; Pax Sineca) Großfamilie

Haushaltsstruktur

Großhandel

Fernhandel

Großhandelshaus Großhaushalt Group

Handelshaus;

Herausforderung,

Sogo Shosha

Haushaltsstruktur

Cultural Theory;

Kulturdimensionen nach Douglas

Group Think durch das Ausmaß der (z.B. kulturellen) Homogenität bzw. Heterogenität von Arbeitsgruppen, Teams etc. bedingte Verformung von Entscheidungsprozessen und -ergebnissen ( Landeskultur; Unternehmenskultur). Dieser These zufolge neigen (kulturell) homogene Gruppen, vor allem dann, wenn sie in der Vergangenheit erfolgreich waren und von charismatischen Persönlichkeiten geführt werden, dazu, die eigene Wettbewerbsstärke zu über- und die von Konkurrenten zu unterschätzen ( Ent-

Grünbuch Europäische Transparenzinitiative

553

scheidungsfindung). Gruppendynamisch charakteristisch ist, dass Meinungen, die von der Gruppenideologie abweichen, nicht gehört, unterdrückt oder abgewertet werden ( Gruppenentscheidung). So war eine der Ursachen der Probleme, welche bei der Einführung des A 380 auftraten, dass das Topmanagement von EADS Warnungen, die vom mittleren Management frühzeitig formuliert worden waren, nicht hören wollte ( Mentalität). Weitere charakteristische Begleiterscheinungen von Group Think sind Kontrollillusion ( Kontrollmotiv), (unbegründete) Euphorie und Unfehlbarkeitsanspruch. Eine mögliche Gegenmaßnahme besteht darin, für internationale bzw. kulturelle Diversität zu sorgen. " Bronner, R.: Entscheidungsverhalten, in: Hausschild, J.; Grün, O. (Hrsg.), Ergebnisse betriebswirtschaftlicher Forschung. Zu einer Realtheorie der Unternehmung, Stuttgart 1993, S.713-745. Janis, J.: Victims of Groupthink, Boston 1972.

Grubel-Lloyd-Indikator misst die Intensität des intraindustriellen Handels nach folgender Formel:

GLl

(X i M i )

i

mit

(X i

Xi Mi )

Mi

= * 100

Xi = Exporte der Warengruppe i Mi = Importe der Warengruppe i

Der Indikator variiert zwischen 0 (= überhaupt kein intraindustrieller Handel) und 100 (= es wird ausHandel, intraindustrieller). 1996 belegten die Hersteller von schließlich intraindustriell gehandelt; „feinmechanischen und optischen Erzeugnissen“ mit einem Indikatorwert von 94 den ersten Platz einer Arbeitsteilung wesentlich stärker entsprechenden Rangliste. Demnach war in diesem Bereich die intraindustriell als interindustriell geprägt. Der geringste Indikatorwert (= 20) wurde damals für die „bergbaulichen Erzeugnisse“ ermittelt. " Beyfuß, J. u.a.: Der Globalisierungsprozess in der chemischen Industrie Deutschlands, in: IW-Trends, 25.Jg. (1998), Nr.1, S.38-64.

Grünbuch Positions- und Diskussionspapier, welches die Europäische Kommission vorrangig zu Verordnungen und Richtlinien veröffentlicht, welche sich in der Phase der Vorbereitung befinden. Dahinter steht die Absicht, zu der darin angesprochenen Thematik eine breite öffentliche Diskussion zu initiieren. Mündet diese, nicht zuletzt unter Beteiligung einschlägig ausgewiesener Wissenschaftler, in konkrete Vorschläge, welche sich die Kommission zu eigen macht, so werden diese in einem Weißbuch veröffentlicht. Grünbuch Europäische Transparenzinitiative am 3.5.2006 von der Europäischen Kommission vorgelegt, fasst dieses Grünbuch die Position dieser Institution zu folgenden drei Themen zusammen: (1) Transparenz der Lobbyarbeit ( Lobbyismus): Diese Art der Interessenvertretung wird mit folgender Begründung ausdrücklich bejaht: Lobbyisten helfen, die europäischen Institutionen auf wichtige Themen aufmerksam zu machen. Allerdings müsse für mehr Transparenz in der Lobbyarbeit gesorgt werden, etwa durch Einrichtung eines Registrierungssystems. Auf freiwilliger Basis sollten Lobbyisten angeben, wen sie vertreten, was ihre Aufgaben sind und aus welchen Mitteln sie finanziert werden. Verhaltenskodex anerNeben der Offenlegungspflicht müssten Lobbyisten einen zu definierenden kennen. (2) Evaluation der Konsultationsstandards: Diese Standards verpflichten die Kommission, betroffene Parteien klar, präzise und umfänglich zu konsultieren und diesen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.

554

Gründerjahre

(3) Transparenz der Verwendung der im Rahmen geteilter Mittelverwaltung empfangenen EU-Gelder. Diesbezüglich fordert das Grünbuch von den Mitgliedsstaaten, die Öffentlichkeit umfassend und kohärent über erhaltene EU-Gelder zu informieren. Gründerjahre

Freihandel

Grundfreiheiten zusammen mit den Wettbewerbsregeln maßgeblich für die Verwirklichung des Europäischen Binnenmarktes. Die vier Grundfreiheiten freier Warenverkehr (Art. 23ff. EGV), Freizügigkeit der Arbeitnehmer (Art. 39ff. EGV), freier Dienstleistungsverkehr (Art. 49ff. EGV) sowie freier Kapital- und Zahlungsverkehr (Art. 56ff. EGV) ermächtigen nicht nur die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, eigene Rechtsvorschriften zu erlassen. Sie verbriefen auch Schutz und Abwehrrechte des Einzelnen gegenüber unberechtigten AnHarmonisierung sprüchen der Gemeinschaft bzw. einzelner Mitgliedsstaaten. Um das Oberziel der verwirklichen zu können, ergänzen bzw. relativieren die vier Grundfreiheiten den Grundsatz der Subsidiarität (Art. 5 EGV). " Clapham, R.: Wirtschaftsverfassung für Europa, in: Aus Politik und Zeitgeschichte B17/2004. Europa-Recht: Verträge zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft, 16.Aufl., München 2000.

Culture Free Intelligence-Test

Grundintelligenz-Test Grundorientierung Gruppe G24-;

Sinus-Milieu

Cairns-Gruppe; G33-; G77-;

Gruppe von Lissabon

G4-; G90-;

G5-; G6-; G7-; G110-Gruppe

G8-;

G10-;

G15-;

G20-;

Globalisierung

Gruppenarbeit (1) arbeitsorganisatorisches Konzept, welches eine spezifische Form der Zusammenarbeit beschreibt. Dass Team- bzw. Gruppenarbeit kreativer und erfolgreicher ist als Einzelarbeit, gehört zu den zwar plausiblen, letztlich aber unbewiesenen Thesen der Organisationsforschung. Der Mythos Gruppe fußt u.a. auf folgenden Annahmen: Jedes Mitglied bringt sein Erfahrungswissen in den EntscheidungsRationalität von prozess ein ( Gruppenentscheidung). Gegenseitige soziale Kontrolle fördert die Entscheidungen. Indem Ziele, Ansprüche und Vorstellungen aller vertretenen Unternehmensbereiche artikuliert werden, besteht die Möglichkeit, dass diese auch im Entscheidungsprozess berücksichtigt kollektivistischen Kulturen die Leistung der Gruppe im Mittelpunkt zahlreiwerden. Während in Kulturen vom Ideal des rational hancher Überlegungen steht ( Gruppenprinzip), sind westliche Bedürfnisse befriedigen will und gewinndelnden Individuums, welches vorrangig seine eigenen maximierend handelt, geprägt. Individuelle Leistungen sind aus dieser Sicht um so besser bzw. wertvoller, je weniger andere dazu beigetragen haben. Es kann sogar als besonders erfolgreich bzw. clever gelten, wenn der Einzelne die Gruppe instrumentalisiert, um seine eigenen Ziele besser erreichen zu Gesellschaften, können. Seit den frühen 1970er-Jahren begannen allerdings auch individualistische „das Team“ bzw. „die Gruppe“ zu idealisieren. Wie die Analyse von Stellenanzeigen ergab, hatte dies u.a. zur Folge, dass fast 80% der deutschen Unternehmen „Teamfähigkeit“ für die wichtigste Schlüsselqualifikation ihrer Mitarbeiter zu halten scheinen. Dabei wurde jedoch häufig übersehen, dass Gruppenmitglieder bereit und in der Lage sein müssen, effektiv zu interagieren, zusammenzuarbeiten, Informationen auszutauschen etc. Mehr noch als an der hierzu erforderlichen Kompetenz fehlt es jedoch vielfach an der Bereitschaft.

Gruppenentscheidung

555

(2) Neben der Grundsatzfrage, ob - bzw. unter welchen Umständen - Team- bzw. Gruppenarbeit gegenüber der Einzelarbeit Vorteile bietet, ist mit Blick auf internationale Unternehmenstätigkeit zu effizienter arbeiten als kulturell homoklären, ob international zusammengesetzte Arbeitsgruppen gene Teams ( Diversitätsmanagement). Wie A. Thomas berichtet, schneiden gemischt-kulturelle Gruppen im Prinzip nicht schlechter ab, zum Teil sogar besser. Sie müssen nur in der Anfangsphase mehr Probleme bewältigen ( Konfliktstil). Auch gibt es kulturbedingt unterschiedliche Arbeitsstile, die je nachdem (z.B. in Abhängigkeit von der Art der gestellten Aufgabe), Teamarbeit begünstigen oder erschweren können. U. Zeutschel, der in einem Unternehmensplanspiel Deutschen, Amerikanern und Indonesiern die Aufgabe gestellt hatte, ein kleines Textilunternehmen zu leiten, fand bemerkenswerte Unterschiede vor allem zwischen den überaus ehrgeizigen, leicht übermotivierten Deutschen und den vergleichsweise gelassenen und rücksichtsvollen Amerikanern (vgl. Abb.). Teil des „typischen US-Arbeitsstils“ war es bspw., Misserfolge möglichst nicht persönlich zu nehmen, hingegen selbst kleine Erfolge ausführlich zu zelebrieren. Deutsche Gruppenmitglieder agierten demgegenüber vorrangig kontrollorientiert: Man wollte auf den Gruppenprozess Einfluss nehmen können. Indischen Probanden wiederum ist das Affiliationsmotiv wichtiger (Streben nach Zugehörigkeit zur Gruppe). Sie legen großen Wert auf so genannte Legitimitätssignale, um zu erkennen, ob die eigenen Ansichten, Entscheidungen und Handlungen von wichtigen Bezugspersonen für „richtig“ gehalten werden und die bestehende Sozialstruktur nicht in Frage stellen. Arbeitsstile im interkulturellen Vergleich Deutsche

US-Amerikaner

Arbeitsweise

aufgabenorientiert analytisch faktenorientiert Dokumentation der Entscheidung

entscheidungs- und experimentierfreudig

Arbeitsstil & Persönlichkeit

Identifikation mit der Aufgabe (bis hin zur Verbissenheit) konfrontative, persönliche Kritik Suche nach der optimalen Lösung

Gelassenheit eher humorvolle, indirekte Kritik kompromissorientiert

Übergeordnetes Ziel

Arbeitsergebnis Richtigkeit von Ideen und Vorschlägen

Gruppenharmonie

Quelle: eigene Darstellung auf der Basis von Zeutschel (1999).

Kan(3) Als industrielle, den Produktionsprozess revolutionierende Variante der Gruppenarbeit hat ban weltweite Aufmerksamkeit erlangt. Hierbei handelt es sich um ein bei Toyota (Japan) entwickeltes und zeitweilig höchst erfolgreiches System der flexiblen, dezentralen Produktionsprozesssteuerung. " Malik, F.: Der Mythos vom Team, in: Psychologie Heute, 26.Jg. (1999), Nr.8, S.32-35. Sullivan, J.J.; Nonaka, I.: The Application of Organizational Learning Theory to Japanese and American Management, in: Journal of International Business Studies, Vol.17 (1986), No.3, pp.127-147. Sullivan, J.J.; Suzuki, T.; Kondo, Y.: Managerial Perceptions of Performance. A Comparison of Japanese and American Work Groups, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.17 (1986), pp.379-398. Strohschneider, S.: Kultur ! Denken ! Strategie. Eine indische Suite, Bern 2001. Thomas, A.: Interkulturelles Handlungstraining in der Managerausbildung, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 18.Jg. (1989), Nr.6, S.281-287. Zeutschel, U.: Potentials and Pitfalls of German/U.S.-American Cooperation in Workgroups, in: Psychologische Beiträge, 41.Jg. (1999), S.385-402.

Gruppenentscheidung (1) von einem Team, einer Arbeitsgruppe oder einer anderen sozialen Einheit getroffene Entscheidung. Gruppenentscheidungen werden häufig in Abgrenzung zu Einzelentscheidungen diskutiert. Dann werden Gruppenentscheidungen gemeinhin als rational eingestuft. Dies hat allerdings nicht zuletzt damit zu tun, dass sie häufig am Beispiel von Investitionsgütern untersucht wurden, zumeist in Gestalt des Buying Center. Offenbar wird dabei von der Art und der Bedeutung des Entscheidungsobjekts auf die Beschaffenheit des Entscheidungsprozesses (kurz-)geschlossen. Als empirisch erhärtet kann diese These indessen nicht gelten. Vielmehr belegen zahlreiche experimentelle Studien, dass Gruppenentscheidungen zumeist „schlechter“ sind als Individualentscheidungen:

556

Gruppenentscheidung

a) Gruppen neigen mehr noch als Individuen dazu, sich „spontan“ für eine Alternative zu entscheiden und diese dann im Nachhinein zu rationalisieren. Dabei werden ex post (tatsächlich oder vermeintlich) rationale Gründe für die Entscheidung gesucht, die aber tatsächlich zum Zeitpunkt der Entscheidung keine Rolle gespielt haben. b) Bewährte Entscheidungen werden kopiert bzw. Entscheidungsbedarf wird erst dann wahrgenommen, wenn sich eine Lösung bereits abzeichnet. c) Weichen die von charismatischen Gruppenmitgliedern vertretenen Werte und Ziele stark voneikonfliktträchtiger als nander ab, dauern Gruppenentscheidungen nicht nur länger; sie sind dann auch Einzelentscheidungen. d) Das bei so genannten echten Gruppen häufig zu beobachtende Wir-Gefühl provoziert die Gefahr des Gruppendenken ( Group Think) und kann für gravierende Fehlentscheidungen sorgen. Als Folge von Normen, ÜberzeugunGruppenkohäsion, einem besonders starken Wir-Gefühl, werden die eigenen gen oder Ansichten denen der Gruppen untergeordnet, sei es freiwillig oder aufgrund von sozialem Zwang. Den Zusammenhalt der Gruppe zu wahren ist wichtiger als der Realitätsbezug der zu treffenden Entscheidung, insb. unter Entscheidungsdruck: Bei wichtigen, schnell zu treffenden Entscheidungen tritt Group Think mit großer Wahrscheinlichkeit auf. Dasselbe lässt sich bei Gruppen, die von ihrer Umgebung isoliert wurden, und bei Gruppen, die in der Vergangenheit erfolgreich waren, beobachten. Einen entsprechenden Effekt übt die Präsenz einer charismatischen Führungspersönlichkeit aus. Zu den Konsequenzen von Group Think zählen die Überschätzung des Leistungsvermögens der eigenen Gruppe („Unverwundbarkeits-Illusion“), die Unterschätzung der Schwierigkeit der Aufgabe sowie Konformitätsdruck. Charakteristisch ist weiterhin, dass solche Gruppen die Stärke von Wettbewerbern unterschätzen. (2) Aufgrund kulturspezifischer Werte, Einstellungen oder Arbeitsstile ( Gruppenarbeit) gewichten in kulturell heterogenen Teams ( Diversität, kulturelle) die Gruppenmitglieder wesentliche Elemente des Entscheidungsprozesses (z.B. rationale vs. intuitive Entscheidungsfindung) oder einzelne Phasen von Problemlösungsprozessen unterschiedlich. So sind deutsche Manager weit skeptischer als ihre südafrikanischen Kollegen, was den Nutzen einer intuitiven Entscheidungsfindung anbelangt. Mit dem Informationsbedürfnis, das beide Gruppen vor wichtigen Entscheidungen empfinden, verhält es sich konsequenterweise umgekehrt (vgl. Abb., nächste Seite). Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, was geschieht, wenn ein Teil einer Arbeitsgruppe bei Projektbeginn zunächst umfassende Informationssuche und Bewertung betreiben möchte, während andere vorrangig auf „Fingerspitzengefühl“ und „Erfahrungen“ vertrauen. Im Übrigen sprechen die Befunde dieser Fünf-Länder-Studie dafür, die angeblich „typisch japanische“, d.h. konsensorientierte Art der Entscheidungsfindung ( Ringi-Seido) Mythen kulturvergleichender Forschung. Zwar gaben als das zu erkennen, was sie ist: eine der 78,8% der befragten japanischen Manager an, sie „würden problematische Entscheidungen ausschließlich nach Rücksprache mit ihren bewährten Mitarbeitern treffen“. Aber dies behaupten österreichische (= 93,1%), finnische (= 90,8%), deutsche (= 90,7%) und südafrikanische Manager (= 87,3%) in noch höherem Maße von sich selbst. Einstellungen zur betrieblichen Entscheidungsfindung (Zustimmung in %) Deutsche Manager

Österreichische Manager

Finnische Manager

Südafrikan.Manager

Japanische Manager

Häufig müssen Entscheidungen einfach intuitiv gefällt werden.

49,0

92,0

93,8

83,6

80,3

Mein Informationsbedürfnis ist vor wichtigen Entscheidungen sehr ausgeprägt.

97,9

98,0

81,5

80,0

95,5

Bei schwierigen Entscheidungen verlasse ich mich am besten auf mein Gefühl.

22,7

31,7

35,4

40,0

27,3

Quelle: Müller (1991).

Gruppenprinzip

557

" Cohen, M. D.; March, J.G.; Olsen, J.P.: A Garbage Can Model of Organizational Choice, in: Administrative Science Quarterly, Vol.17 (1972), pp.1-15. Dalkey, N.C.: Predicting the Future, The RAND Corporation, Santa Monica 1968. Müller, S.: Die Psyche des Managers als Determinante des Exporterfolges, Stuttgart 1991. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.499ff. Reynolds, P.D.; Fisek, M.H.: Development of Influence Hierarchies in Small Discussion Groups, in: Behavioral Science, Vol.17 (1972), pp.542-548. Schröder, W.: Leistungsorientierung und Entscheidungsverhalten, Frankfurt/Main 1986. Soelberg, P.O.: Unprogrammed Decision Making, in: Industrial Management Review, Vol.20 (1967), pp.1929.

Gruppenfreistellung für vertikale Vereinbarungen

Franchising

Gruppenfreistellungsverordnung (1) ermöglichte die zeitlich befristete Freistellung vom Kartellverbot (§ 85, I EGV) durch die Europäische Kommission. Besondere Aufmerksamkeit hat die Gruppenfreistellung im Falle der Alleinvertriebsbindung des Kraftfahrzeughandels erlangt. In der Folge konnten die Hersteller exklusive Vertriebsnetze aufbauen und die Zahl ihrer Händler nach qualitativen und quantitativen Kriterien beschränken: Nur solche Autohäuser, die ihren hohen Anforderungen hinsichtlich Qualität und Corporate Design gerecht wurden, durften ihre Ware verkaufen. Daneben kam und kommt diese Verordnung u.a. Patentlizenzen und F+E-Know how-Vereinbarungen auch mit Blick auf Alleinbezugsbindungen, zum Einsatz. Europäische Union den Wettbewerb intensivieren und im Kfz-Gewerbe ein niedrigeres (2) Da die Preisniveau durchsetzen wollte („Europäisierung der Automobilbranche“), hat sie mit Gültigkeit 1.10.2003 die GVO insofern nachhaltig verändert, als die Hersteller seitdem nicht mehr die Anzahl ihrer Vertragshändler beschränken dürfen, sondern alle Betriebe autorisieren müssen, sofern diese dies wünschen und die Service- und Qualitätsstandards erfüllen. Prinzipiell sind nun die Händler auch nicht Marke bzw. einem Hersteller zu bemehr verpflichtet, sich auf die Zusammenarbeit mit einer schränken. Theoretisch darf aufgrund der Novelle der GVO jeder Händler bspw. Automobile von BMW, Mercedes und Porsche verkaufen. In der Praxis ist dies jedoch nicht zu erwarten, da dies zu einer Markenkonfusion führen würde. Faktisch besteht diese Bindung aber nach wie vor, da es im Regelfall einem einzelnen Händler gar nicht möglich ist, die jeweiligen, bisweilen gar nicht miteinander vereinbaren Anforderungen der verschiedenen Händler (Schulung, Corporate Design, Corporate Communication etc.) zu erfüllen. " Reimann, C.: Kfz-Gruppenfreistellungsverordnung. Das neue Kartellrecht des Automobilvertriebs, Köln 2004.

Gruppenkohäsion

Ritual

Gruppenprinzip wichtiges Element sozioökonomischer Prozesse in der japanischen Gesellschaft und Wirtschaft. (1) Verstehen lässt sich das Gruppenprinzip nur vor dem Hintergrund von Japans Geschichte. Sie ist geprägt von der isolierten Insellage Japans und dem periodisch wiederkehrenden Streben, diese AbgeIdentität zu gefährden. Verschiedenheit zu überwinden, ohne dadurch jedoch die eigene nationale Völker als Mitglieder schiedene Faktoren haben dazu geführt, dass Japaner sich stärker als andere Nation fühlen, deren Ziele sie zu dienen haben. Viele Städte Japans wurden im Laufe der einer Jahrhunderte mehrmals von furchtbaren Erdbeben und Taifunen zerstört. Da sich deren Bewohner demzufolge niemals sicher fühlen konnten - erst in jüngerer Zeit ermöglichten neuartige Konstruktionsprinzipien eine mehrstöckige Bauweise -, sahen und sehen sich Japaner – anders als US-Amerikaner - nicht als Beherrscher, sondern als Teil der Natur. Eine gewisse Rolle spielt dabei sicherlich auch die starke Abhängigkeit eines Inselstaates vom Meer, das der Mensch häufig als übermächtige NaturShintoismus und Buddhismus, billigen dem gewalt erlebt. Die beiden großen Religionen Japans, Individuum keine große Eigenverantwortlichkeit zu ( Ringi-System). Das Leben wird als etwas Scham, und nicht, wie in den westlichen Religionen, Flüchtiges, schnell Vergängliches verstanden. Schuld, ist die zentrale moralische Kategorie ( Moral). In der japanischen Gruppengesellschaft wird man schon in die Beziehungen zu den Mitmenschen und nicht erst nach dem Tod durch Gott bestraft bzw. belohnt.

558

Gruppenstereotyp

(2) Weiterhin ist für das Gruppenprinzip die lange Zeit währende Selbstisolation Japans bedeutsam: Das mit der Landung des jesuitischen Mönchs Franziskus Xavier de Jassuy auf der Insel Kyushu eingeleitete „christliche Jahrhundert“ (1549-1641) endete mit dem Aufstand von 37.000 japanischen Katholiken, die allesamt im Verlauf der Belagerung durch ein Samurai-Heer und (evangelische) Holländer umkamen, sei es durch Selbsttötung oder weil sie verhungerten. Dazwischen lagen unerbittliche Auseinandersetzungen zwischen den westlichen kirchlichen (Jesuiten, Franziskaner, Dominikaner, Augustiner) und weltlichen Mächten (Portugiesen, Engländer, Holländer) auf fremdem Boden. ZwangsChristianisierung ('cuis regio, eius religio'), Sklavenhandel (die Portugiesen verkauften die Kinder armer japanischer Bauern in alle Welt) und die Schändung buddhistischer Heiligtümer taten ein Übriges. Der Ausweisung der Patres um 1590 durch Shogun Hideyohu, die 1638 auch für die portugiesischen Kaufleute verfügt wurde, und dem Verbot des Christentums (1614) folgte schließlich die Selbstisolation Japans im Jahre 1641. Nur so glaubte man, sich vor den unheimlichen Christen, „die einen Gott anbeten, der am Kreuz hängt und voller Wunden ist, die sein Blut trinken und sein Fleisch essen“, schützen zu können. Diese Epoche hat bei den Japanern einen bis heute andauernden, engen inneren Zusammenschluss bewirkt, der mit einer geschlossenen Frontstellung gegenüber der Außenwelt einhergeht. In diesem Zusammenhang wird häufig auch erwähnt, dass die für Ausländer so schwer erlernbar zeichenhafte japanische Schrift eine gewollte Abwehrfunktion gegenüber äußeren Einflüssen haben soll; denn schon um das Jahr 1000 habe es eine weitaus einfacher zugängliche phonetische Schrift gegeben. (3) Zur Stärkung der inneren Sicherheit mussten sich in der Folgezeit in jedem Dorf, in jeder Stadt jeweils fünf benachbarte Familien zusammenschließen und sich gegenseitig beobachten. Dass das primär zur Ausrottung des Christentums gedachte „Fünf-Familien-System“ nicht zu einem Spitzel- und Denunziantensystem degenerierte, liegt in der Tradition des Reisanbaus begründet ( ReisanbauThese). Dieser ist wegen des zu unterhaltenden komplexen Bewässerungssystems nur in GemeinGesellschaft schon darauf vorbereitet, sich wie schaftsarbeit möglich. Deshalb war die japanische Reisbauern in kleinen „Schicksalsgemeinschaften“ zusammenschließen zu lassen. " Kobayashi, H.: Wirtschaftsmacht Japan. Strukturen und Organisationen, Köln 1980. Takmiya, S.: Entwicklung des Management-Systems der japanischen Unternehmungen, in: Ichahara, K.; Takamiya, S. (Hrsg.), Die japanische Unternehmung, Opladen 1977, S.299-320.

Gruppenstereotyp

Schema, kognitives

Gruppierungsverfahren GS1 GSTP GTIN GTZ

Marktauswahl

Global Standard One United Nations Conference on Trade and Development Global Standard One;

Identifikationsstandard

Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit

GUAM zunächst lockerer Verbund der ehemaligen Sowjetrepubliken Georgien, Ukraine, Aserbaidschan und Moldawien. In Abgrenzung von der von Russland dominierten Gemeinschaft Unabhängiger Staaten Freihandelszone gegründet. (GUS) haben die GUAM-Staaten 2006 eine Guanxi (1) wird vielfach als Beziehung übersetzt. Dieses Begriffsverständnis erfasst aber nur einen Teil der tatsächlichen Bedeutung. Angemessener dürfte sein, Guanxi als die aus Kontakten (d.h. dem Bekanntsein mit anderen Menschen), Verbindungen (d.h. dem Netzwerk vielfältiger Beziehungen) und Sozialkompetenz (d.h. der Fähigkeit, Personen oder Ereignisse zu beeinflussen) erwachsene Fähigkeit zur

Guided Capitalism

559

systematischen und langfristigen Einflussnahme zu definieren. Dies reicht von singulären Akten bis hin „Netzwerk des kalkulierten Vorteils“, das den meisten Organisationen und Regierungsbezu einem hörden in China zugrunde liegt. Vier Bedingungen müssen erfüllt sein, damit nach Ansicht eines Chinesen eine „wahre, gesunde und langlebige“ Beziehung entstehen kann: Bindungsbereitschaft (Bonding), Einfühlungsvermögen (Empathy), Gegenseitigkeit (Reciprocy) und Vertrauenswürdigkeit (Trust). Innerhalb eines GuanxiNetzwerkes gelten wiederum vier Grundsätze: Beziehungen verpflichten, auch persönlich. Der Gefallen, den man einem Mitglied eines Guanxi-Netzwerkes erweist, muss dessen Status und Ansehen entsprechen. Die Verpflichtung, die daraus erwächst, dass man Beziehungen innerhalb eines Guanxi-Netzwerkes zum eigenen Vorteil genutzt hat, verjähren nicht. Beziehungen sind langfristig, nicht episodisch. Primär ist Guanxi ein Netzwerk konkreter persönlicher Beziehungen zwischen Individuen. Netzwerke zwischen Unternehmen sind sekundär, d.h. eine Begleiterscheinung der persönlichen Beziehungen von Eigentümern, Führungskräften und Mitarbeitern. Die Verpflichtungen, die daraus erwachsen, sind deshalb nicht institutioneller Art (bspw. von Positionsinhabern), sondern Verpflichtungen, welche das Individuum als natürliche Person eingegangen ist. (2) Dass die meisten Auslandschinesen in den ersten zehn Jahren der Öffnung (1980-1990) ihr Geld vorrangig in ihren alten Heimatstädten investierten, lässt sich gleichfalls mit Guanxi begründen; denn dadurch verschufen sie sich Zugang zu den machthabenden Kreisen in ihrer Stadt. „Konkret bedeutet dies bspw., dass ihre Verwandten bessere Arbeitsplätze erhielten und schließlich auswandern konnten. Für sie selbst bedeutete dieses Engagement zukünftiges Guanxi für weitere Investitionen. So entwickelte sich ein riesiges Netzwerk, das heute in alle Bereiche des Staats hineinreicht. Als die westlichen Unternehmen schließlich den lang erwarteten Schritt nach China unternahmen, fanden sie dort einen Staat vor, dem durch persönliche Konflikte und konkurrierende Interessen innerhalb der Ministerien die Hände gebunden sind“ (T. Fok). (3) Die Begrenztheit von Guanxi wird deutlich, wenn man dieses Konzept aus der (westlichen) Perspektive des Beziehungsmarketing analysiert. Wie J.T. Gómez Arias argumentiert: „Understanding and managing guanxi is useful in the development of partnerships under the current economic situation in China, but does not support the other two basic strategic essentials of relationship marketing: service and process management.” " Fok, T.: Alte Tradition, in: WirtschaftsWoche, Nr.4 (20.1.2000), S.38. Gómez Arias, J.T.: A Relationship Marketing Approach to Guanxi, in: European Journal of Marketing, Vol.32 (1998), No.1/2, pp.145-156. Graham, E.M.: Market Structure and the Multinational Enterprise. A Game-Theoretic Approach, in: Journal of International Business Studies, Vol.29 (1998), No.1, pp.67-83. Kutschker, M.; Schmid, S.: „Guanxi“ oder: Die Bedeutung von Beziehungen in China, in: Kutschker, M. (Hrsg.), Management in China. Die unternehmerischen Chancen nutzen, Frankfurt/Main 1997. Lovett, S.; Simmons, L.C.; Kali, R.: Guanxi versus the Market. Ethics and Efficiency, in: Journal of International Business Studies, Vol.30 (1999), No.1, pp.231-247. Luo, Y.: Guanxi and Performance of Foreign-Invested Enterprises in China. An Empirical Inquiry, in: Management International Review, Vol.37 (1997), No.1, pp.51-70. Morgan, R.; Hunt, S.: The Commitment-Trust Theory of Relationship Marketing, in: Journal of Marketing, Vol.58 (1994), No.3, pp.20-39. Wong, Y.H.: Relationship Marketing in China. The Magic and Myth of Guanxi? in: Journal of International Marketing and Marketing Research, Vol.23 (1998), No.1, pp.3-14. Yau, O.H.M.; Lee, J.S.Y.: Chow, R.R.M.; Sin, L.Y.M.; Tse, A.C.B.: Relationship Marketing the Chinese Way, in: Business Horizons, Vol.43 (2000), No.1, pp.16-24.

Guatemala City-Protokoll

Warschauer Übereinkommenssystem

Guided Capitalism ostasiatische Art der Industriepolitik. Anfänglich wurde sie als paternalistisch bezeichnet und durchaus bewundert, später aber Patronage gescholten und kritisiert. Gleichwohl trug dieser FühIndustrialisierung dieser Region bei. rungsstil ganz wesentlich zur konfuzianisch geprägten ostasiatischen Tigerstaaten (Taiwan, Südkorea, Singapur sowie (1) In den Kapitalismus und Marktwirtschaft nicht nur später als im Westen, sonHongkong) entstanden Korporationskapitalismus). Während dern auch auf ganz andere Art und Weise: top down (vgl. auch

560

Gunn Report

Europa im Zuge der Aufklärung das Bürgertum gegen die überkommene feudale Herrsich in Industrialisierung soziokulturell den Boden bereitete, betrieben schaftsstruktur erhob und damit der in vielen ostasiatischen Ländern die Herrschenden dies selbst, also von „oben nach unten“. Die entscheidende Leistung dieser Führungsschicht bestand darin, in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts erkannt zu haben, dass sie wirtschaftlich nur dann zum Westen würden aufschließen können, wenn auch sie die Industrialisierung vorantrieben. Hierzu galt es, Arbeitskräfte zu mobilisieren, Kapital zu akkumulieren und Märkte zu schaffen. In den Tiger-Staaten bedurfte es hierzu weder einer Bürgergesellschaft noch einer demokratischen Struktur wie im Westen: Die Herrschenden mobilisierten die private Wirtschaft, indem sie, ganz im konfuzianischen Sinn, bestehende Beziehungen (bspw. zwischen Verwandten, Nachbarn und ehemaligen Mitschülern) instrumentalisierten ( Guanxi). (2) Weiterhin haben überdurchschnittliche Spar-, Investitions- und Exportquoten sowie FaktorakkumuHumankapitals, etwa durch Verbesserung der Ausbildung oder lation (z.B. die Vermehrung des durch eine erhöhte Erwerbsquote von Frauen) entscheidend zum Erfolg dieser Volkswirtschaften beigetragen. Diese allerdings nur kurz- und mittelfristig als Wachstumsmodell taugliche Mobilisierung von Ressourcen lässt sich u.a. am Beispiel Singapurs belegen, wo von 1966 bis 1990 der Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung von 27 auf 51% stieg. (3) Dass die südkoreanische Wirtschaft in den achtziger Jahren zweistellige Wachstumsraten erzielte, wird nicht zuletzt mit der selektiven Industriepolitik dieses Landes erklärt: Vielversprechende Sektoren wurden massiv gefördert, während andere leer ausgingen. So erhielten exportorientierte Unternehmen zinslose Darlehen und Steuererleichterung. Als Folge dieser letztlich wettbewerbswidrigen Industriepolitik wurde Favor Seeking für südkoreanische Unternehmen (über-)lebenswichtig. " Heilbroner, R.L.; Milberg, W.: The Making of Economic Society, 11th Ed., Upper Saddle River/NJ 2002.

Gunn Report Ranking der wichtigsten Werbeagenturen weltweit nach Maßgabe der Kreativität. Die Nationenwertung führten 2007 die USA an, gefolgt von Großbritannien, Argentinien und Brasilien. Deutschland rangiert auf dem siebten Platz. Die Rangliste der kreativsten Agenturnetzwerke führen BBDO, TBWA sowie Saatchi & Saatchi an. Bei den Einzelagenturen besetzten TBWA Chiat Day (New York und Los Angeles), Saatchi & Saatchi (New York und Los Angeles) sowie DDB (London) die Spitzenplätze. Als kreativste deutsche Werbeagenturen wurden Jung von Matt (Rang 19) sowie Scholz & Friends (Rang 39) eingestuft. Gut mit doppeltem Verwendungszweck

Dual Use-Gut

Gut, handelbares wird international gehandelt und muss sich deshalb im internationalen Wettbewerb behaupten. Im Preispolitik bei nichthandelbaren Gütern ausschließlich von den Gegensatz dazu hängt bspw. die nationalen Angebots- und Nachfragebedingungen ab. Galten früher bspw. Bauleistungen und weite Teile des Dienstleistungssektors als international nicht handelbar, so erfüllen aufgrund der zunehmenMobilität aller Marktteilnehmer immer weniger (Dienst-)Leistungen die Bedingung „lokale den (Dienst-)Leistung“. Von nichthandelbaren Gütern spricht man, wenn diese in dem Land hergestellt bzw. erzeugt werden, in dem sie auch nachgefragt werden. Während somit die so genannten TradeWettbewerb ausgesetzt sind, zielen die Nontradeables nur auf eine regioables dem internationalen Dienstleistungen wie ein nale oder lokale Nachfrage (zumeist geringwertige, personengebundene Haarschnitt). Diese Trennlinie verschiebt sich jedoch zusehends: Aufgrund des dramatischen Verfalls Globalisierung werden immer mehr natioder Transport- und Kommunikationskosten im Zuge der nale Güter zu internationalen Gütern (bspw. Leistungen von Architekten, Ingenieuren, VersicherungsO&O-Branche). kaufleuten; Gut, internationales

Gut, handelbares

Gut, kulturfreies

Gut, kritisches

561

Außenwirtschaftsgesetz

Gut, kulturfreies kann, da es keine kulturspezifischen Bedürfnisse erfüllt, auf standardisierte Weise vermarktet werden. (1) High Tech-Erzeugnisse etwa werden weltweit an denselben (objektiven) Kriterien gemessen. Von Computern bspw. erwarten Nachfrager länderübergreifend eine definierte Prozessorleistung, Speicherkapazität etc. Und mit einer Kamera möchten Käufer jedweder Nationalität problemlos und preiswert Dienstleistungen, qualitativ hochwertige Fotografien anfertigen können. Weitere Produkte bzw. welche in die Kategorie 'culture-free' fallen, sind Benzin und Flugverkehr, da sie das kulturübergreiMobilität erfüllen. Luxus- bzw. Prestigemarken wiederum sprefend gleichförmige Bedürfnis nach transnationale Zielgruppe an: gutsituierte Verbraucher, die auf besondere Qualität und chen eine erstklassigen Service Wert legen ( Zielgruppe, transnationale). Während kulturfreie Produkte häufig relativ jungen Branchen entstammen (z.B. Computertechnik, Heimelektronik), besitzen kulturgebundene Produkte zumeist eine lange Tradition. Sie werden in einer bestimmten Kultur seit jeher genutzt bzw. verbraucht und durch einen spezifischen Konsum- bzw. Verwendungskontext in einzigartiger Weise konditioniert. Dies bedingt einen hohen Grad an Identifikation: Kulturgebundene Produkte sind somit Teil der kulturellen Identität, wie sich am Beispiel traditioneller Speisen zeigen lässt. In Korea etwa wird an Feiertagen Reiskuchen gereicht, in Deutschland zur Weihnachtszeit Stollen, Lebkuchen etc. und in muslimischen Ländern bei Festen aller Art Lammfleisch. (2) Ein weiteres Kriterium für die Kulturspezifität eines Erzeugnisses ist seine Zugehörigkeit zu einer bestimmten Produktgruppe. Investitionsgüter gelten als „wenig kultursensibel“ (W.J. Keegan) bzw. „kulturfrei“ (H. Meffert). Man geht davon aus, dass es im Vergleich zu Konsumgütern leichter fällt, sie zu standardisieren, da die wenigen Kunden auf B-to-B-Märkten vergleichsweise ähnliche Bedürfnisse haben. Auch glaubt man, dass professionelle Entscheider Angebote objektiv und rational beurteilen. Konsumgüter werden demgegenüber an viele Menschen verkauft, die heterogene Wünsche haben und häufig eher emotional entscheiden. Deshalb biete sich in ihrem Fall eine differenzierte Marktbearbeitung an. So plausibel diese Thesen klingen, so widersprüchlich die empirischen Befunde. Vielfach konnten kaum Unterschiede im strategischen Verhalten von Unternehmen festgestellt werden, die sich auf die Produktkategorie (Konsum- vs. Investitionsgüter) zurückführen lassen ( Standardisierung bzw. Differenzierung). Wirklich verwundern kann dies nicht; denn auch industrielle Käufer leben in einem kulturellen Kontext, vor dessen Hintergrund sie ein Produkt beurteilen und kaufen. Auch sie müssen sich letztlich an ihren Endkunden und deren häufig kulturspezifischen Wünschen orientieren. Nach wie vor aber dürfte die pauschale These „Industriegüter sind kulturfrei“ berechtigt sein, wenn ein Produkt später als Komponente in ein anderes integriert wird (etwa Mikroprozessoren in Computern). Intel bspw. verkauft diese in identischer Form weltweit, weil „überall auf der Welt ein Chip ein Chip ist“ (Keegan & Schlegelmilch, S.94). (3) Schließlich sprechen neuere Untersuchungen dafür, dass nicht bestimmte Produkte an sich kulturgebunden oder kulturfrei sind, sondern in Abhängigkeit von dem Gebrauchs- bzw. Verbrauchskontext, in dem sie genutzt bzw. konsumiert werden. Die Nahrungsaufnahme etwa kann stärker (z.B. ein Festessen) oder schwächer (z.B. das Frühstück) von kulturspezifischen Normen und Gepflogenheiten geprägt sein. Entsprechend sind nicht Möbel an sich 'culture-bound' oder 'culture-free', sondern je nachdem, in welchem Zimmer sie stehen. Weltweit wird das Wohnzimmer im Regelfall bevorzugt „traditionell“ eingerichtet, d.h. im Einklang mit den jeweiligen Kulturstandards, während bei der Ausstattung von Kinderzimmern, Gästezimmern oder Arbeitszimmer funktionelle, universalistische Kriterien Vorrang haben. (4) Zusammenfassend lassen sich vier Merkmale ausmachen, die – jedes für sich genommen – tendenziell für Kulturungebundenheit sprechen: Luxusgut, Investitionsgut (vor allem integrierte Komponenten), High Tech-Gut und peripherer Konsum. Produkte, welche mehrere dieser Eigenschaften besitzen, eignen sich besser als andere dafür, weltweit einheitlich angeboten zu werden. Allerdings lässt sich

562

Gut, kulturgebundenes

nicht ausschließlich anhand von Kulturgebundenheit entscheiden, ob ein Produkt standardisiert vermarktet werden kann oder nicht. Einfluss haben auch die Transportfähigkeit bzw. Handelbarkeit von Leistungsangeboten oder rechtliche Rahmenbedingungen, denen die Zielmärkte unterliegen. Promotoren und Hemmnisse der Globalisierung von Produkten Globalisierung

Lokalisierung

wird gefördert durch

Luxusgut, Investitionsgut, High Tech-Gut

Güterart

Gebrauchsgut, Konsumgut, High Touch-Gut

peripher

Konsumkontext

zentral

stabil

Politische Bedingungen

instabil

leicht

Handelbarkeit

schwierig

leicht

Transportierbarkeit

schwierig

realisierbar

Skaleneffekte

nicht realisierbar

schwach

Protektionismus

stark

" Djursaa, M.; Kragh, S.U.: Central and Peripheral Consumption Contexts, Discussion Paper, Copenhagen Business School, Copenhagen 1997. Keegan, W.J.: Global Marketing Management, 4th Ed., Englewood Cliffs/NJ 1989. Keegan, W.J.; Schlegelmilch, B.B.: Global Marketing Management. A European Perspective, Edinburgh 2001. Meffert, H.: Marketing im Spannungsfeld von weltweitem Wettbewerb und nationalen Bedürfnissen, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB), 56.Jg.(1986), Nr.8, S.689-712. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011.

Gut, kulturgebundenes (1) in verschiedenen Kulturen funktional nicht äquivalentes Gut. So halten Mitteleuropäer (Briten, Deutsche etc.) Bier für ein alkoholisches Getränk, Südeuropäer hingegen für einen Softdrink. Dies Dienstleistungen tendenziell stärker kulturgebunden sind (culzeigt bereits, dass Konsumgüter und Investitionsgüter hingegen tendenziell kulturfrei (culture free). Innerhalb dieser ture bound), Güterkategorien gibt es große Unterschiede. So müssen Anbieter von Nahrungsmitteln, Blumen, Haushaltsreinigern, Kleidung oder Hygieneartikeln in den einzelnen Ländern stärker unterschiedliche Traditionen und Gewohnheiten beachten als Anbieter, die in anderen Produktkategorien tätig sind. Identifikationspotenzial besitzen (z.B. LebensHigh Involvement-Produkte, die ein ausgeprägtes und Genussmittel), müssen zumeist differenziert vermarktet werden, da hier soziokulturelle, häufig reNormen die Ge- und Verbrauchsbedingungen prägen. Seit geraumer Zeit vollzieht ligiös motivierte Säkularisierung verlieren viele dieser Norsich jedoch eine Polarisierung. Im Zuge der weltweiten men einerseits für einen Großteil der Menschen an Verbindlichkeit. Die fundamentalistische GegenbeRituale, wie ein im Geltungsbewegung andererseits behandelt diese Normen zunehmend als rigide

Gütesiegel

563

reich des Islam gültiges Tabu zeigt. Denn das Verbot, Lebensmittel zu verzehren, die mit tierischen Fetten zubereitet wurden, hat angesichts von modernen Verpackungs-, Kühl- und Lagerungsmethoden seine ursprünglich sinnvolle Funktion (Hygienevorschrift, Gesundheitsvorsorge) weitgehend verloren; um so kompromissloser wird es von Strenggläubigen vertreten ( Fundamentalismus). (2) Güter sind allerdings nicht an sich, sondern in Abhängigkeit vom jeweiligen Ge- und Verbrauchskontext kulturgebunden oder kulturfrei ( Kontingenzansatz). Dieser Kontext kann stärker (z.B. ein Festessen) oder schwächer (z.B. das Frühstück) kulturspezifisch normiert sein. So können Möbel eher kulturgebunden oder eher kulturfrei sein, je nachdem, „in welchem Zimmer“ (= Kontext) sie stehen. uniWährend Kinder-, Gäste- oder Arbeitszimmer zumeist nach Maßgabe funktioneller, versalistischer Kriterien eingerichtet und beurteilt werden (= kulturfrei), dominiert im (repräsentativen) Wohnzimmer gewöhnlich die Tradition. Hierfür werden deshalb vermehrt Möbel danach ausgewählt, ob sie den kulturellen Normen und Gepflogenheiten entsprechen oder nicht ( Kulturstandard). " Djursaa, M., Kragh, S.U.: Central and Peripheral Consumption Contexts. The Uneven Globalization of Consumer Behaviour, Discussion Paper, Copenhagen Business School, Copenhagen 1997. Kaufmann, F.-X.: Religion und Modernität, Tübingen 1989. Meffert, H.; Bolz, J: Internationales Marketing-Management, 3.Aufl., Stuttgart 1998. Usunier, J.-C.; Walliser, B.: Interkulturelles Marketing, Wiesbaden 1993, S.100f.

Standort Deutschland

Gut, öffentliches Gut, sensibles

Zollformel;

Zollkontingent;

Zuckermarkt

Gut, strategisches machtpolitisch „sensibles Gut“ (z.B. PC), das in Zeiten des Kalten Krieges nicht exportiert werden durfte ( COCOM; Embargo) Gut, transferiertes

Verrechnungspreis

Gut, zeitsparendes

Zeitgeiz

Gütertypologie systematisiert verschiedene Erscheinungsformen von Gütern nach Verwendungssphäre (Konsum- vs. Investitionsgut), Verwendungsart (Gebrauchs- vs. Verbrauchsgut), Einkommenselastizität der Nachfrage (inferiores vs. superiores Gut) bzw. nach Morphologie und Transportierbarkeit. Letzteres spieStück- vs. Schüttgut bzw. Massengut wider ( Commogelt sich in der Unterscheidung von dity). Güterverkehr, gebrochener

Spediteur

Gütesiegel (1) von einer anerkannten Organisation definiertes und verliehenes Qualitätstestat (bspw. Marine Stewardship Council). Ein qualitatives Gütesiegel attestiert, dass das damit gekennzeichnete Objekt bestimmte Eigenschaften bzw. Qualitäten in einer festgelegten Ausprägung besitzt ( Qualitätsmanagement). So signalisiert das Gütezeichen Max Havelaar den Verbrauchern in Dänemark, den Niederlanden, Norwegen und der Schweiz: Die mit diesem Label gekennzeichneten Produkte entsprechen Fairer Handel-Bewegung stellt. Gütesiegel haben auch einen jenen Anforderungen, welche die messbaren finanziellen Wert. Als die Porsche AG weltweit ihre (potenziellen) Kunden befragte, welche NieStandorte einer neuen Fabrik sie akzeptieren würden, zeigte sich, dass sie auch einen in einem driglohnland gefertigten Porsche kaufen, aber im Gegenzug einen deutlichen Preisnachlass erwarten würden. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Mehrkosten für ein Montagewerk am Standort Deutschland können dank des damit verbundenen kommunikativen Mehrwerts (über-)kompensiert werden. Made in Germany geschaffenen Prestigenutzen entOffenbar sind die Kunden bereit, den durch das sprechend zu honorieren.

564

Gütesiegel, soziales

(2) Neben qualitativen gibt es soziale Gütesiegel und dings sind diese Kategorisierungen nicht trennscharf.

Umweltsiegel (

Gütesiegel, soziales). Aller-

Gütesiegel, soziales gibt Auskunft darüber, ob Produktionsbedingungen maßgebliche Sozialstandards erfüllen. Mit einem sozialen Gütesiegel können einzelne Produkte, aber auch ganze Unternehmen ausgezeichnet werden. GVO

Gruppenfreistellungsverordnung

GZT

Gemeinsamer Zolltarif

H Haager Abkommen über die internationale Hinterlegung gewerblicher Muster und Modelle Geschmacksmuster Haager Protokoll

Warschauer Übereinkommenssystem

Haager Regeln 1924 vorgenommene Begrenzung der Möglichkeit, die Verfrachterhaftung einzuschränken ( Transportversicherung). Demnach können Reeder bspw. im Falle der See- und Ladungsuntüchtigkeit des Transportmittels oder mangelnder Sorgfalt auf dem Transportweg ihre Haftung nicht im Voraus ausschließen oder beschränken. 1978 wurden die Möglichkeiten des Haftungsausschlusses weiter eingeschränkt ( Hamburg-Regeln). " Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.299ff. Necker, K.H.: Der räumliche Geltungsbereich der Haager Regeln, Berlin 1962.

Habitus von E. Panofsky in die kultursoziologische Diskussion eingeführtes und von P. Bourdieu weiterentwiKonzept. Nach deren Ansicht repräsentiert der Habitus eine kognitiv-konative „Vermittckeltes lungsinstanz“ zwischen soziokultureller Bedingtheit ( Kultur) und individuellen Lebensumständen. Konstrukt als ein gleichermaßen strukturiertes und wie strukturierenDie Autoren begreifen dieses des Vorstellungsbild. Damit soll erklärt werden, warum Menschen weltweit nach charakteristischen kulturellen Regeln, d.h. nach kulturspezifischen Verhaltensstandards handeln, derer sie sich zumeist nicht bewusst sind und die sie selbst häufig auch nicht benennen können (bspw. Kulturstandards wie Konfliktvermeidung). Um einen Habitus handelt es sich möglicherweise auch, wenn Architekten und andere auf Stilisierung bedachte Berufsgruppen überzufällig häufig schwarze Kleidung und AngehöriSubkultur das so genannte Palästinensertuch tragen. ge der alternativen " Bourdieu, P.: Habitus. Code et Codification, in: Actes de la Recherche en Science Sociales, Vol.64 (1986), pp.40-44.

HABM HADDEX

Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt Handbuch zur Exportkontrolle

Hafen geschützte, im Regelfall mit zahlreichen (Versorgungs-)Einrichtungen ausgestattete Anlegestelle für Schiffe. Unterschieden werden in Binnenhäfen und Seehäfen. Der nach Maßgabe des Schiffsgüterumschlages (2005, in Mio. To) wichtigste deutsche Binnenhafen ist Duisburg (45,0), gefolgt von Neuss/Düsseldorf (12,0), Köln (10,4), Hamburg (nur Binnenverkehr; 10,0) und Mannheim (8,1). In den an Nordsee und Ostsee gelegenen deutschen Seehäfen wurden 2005 insgesamt 284,8 Mio. To umgeschlaHamburger Hafen, dem nach Rotterdam zweitwichtigsten eurogen, davon allein 126,0 Mio. To im päischen Seehafen.

566

Haftung, verschuldungsunabhängige

Haftung, verschuldungsunabhängige Haftungsausschluss Hähnchenkrieg

Haager Regeln;

Produkthaftung Hamburg-Regeln;

Transportversicherung

Handelskrieg

Haier weltweit viertgrößter Hersteller von Haushaltsgeräten. Zwar ist Whirlpool Weltmarktführer; aber nach MultiStückzahlen gemessen verkaufte niemand mehr Kühlschränke als das erste chinesische Prototyp einer neuen Generation von Global Player aus (ehemalinationale Unternehmen, das Entwicklungsländern werden kann (nach Toyota, Samsung etc.). Bemerkenswert daran ist, dass gen) Auftragshersteller arbeitet. Anstelle von Contract Manufacturing verkauft Haier nicht (mehr) als das chinesische Unternehmen seine gesamte Produktion unter eigenem Namen mit dem Ziel, eine Marke zu schaffen und so Siemens vom dritten Rang dieses Weltmarktes zu verdrängen globale Lizenz von Liebherr). Die Erfolgsgeschichte von Haier, in der ein Einstiegslohn (u.a. dank einer von 0,40 € pro Stunde eine wesentliche Rolle spielt, wird innerhalb von China als Indiz dafür gewertet, Joint Ventures mit ausländischen Partnern dass chinesische Unternehmen nicht mehr länger auf Weltmarkt behaupten zu können. So besaß Haier Ende 2008 insangewiesen sind, um sich auf dem gesamt 8.795 Patente. " Blume, G.: Eine Chinese greift an, in: Die Zeit, Nr.45 (30.10.2003), S.20.

Haitisierung Bad Governance: Gemeint ist damit die Implosion eines Extremform von remer Armut, regelmäßiger und unkontrollierbarer Gewalt sowie Diktatur. Halo-Effekt

Country of Origin;

Staates aufgrund ext-

Irradiation

Hamburger Hafen (1) hat sich 2006 mit 8,86 Mio. TEU, d.h. mit mehr als acht Millionen umgeschlagenen Standardcontainern ( Twenty Foot Equivalent Unit), einerseits zu einem der führenden Frachtumschlagplätze Containerisierungsgrad von 97,2%) entwickelt. Der Gesamtumschlag von 135 Mio. To (bei einem Europa (hinter Rotterdam = 9,6 Mio. TEU) und Rang acht weltweit. Für bedeutete Rang zwei in 2015 wird ein Containerumschlag von 18,1 Mio. TEU im Hamburger Hafen prognostiziert. Ein Drittel der Weltflotte gruppiert sich in und um Hamburg, und 80% des Weltchartermarktes werden hier abgewickelt. Überdies ist Hamburg für die Seeschifffahrt der führende Finanzplatz weltweit (incl. Versicherungen und Schiffsmakler). Sechs der zehn größten Seeschifffahrtsfinanzdienstleister haben hier ihren Stammsitz, allen voran die Hamburgische Landesbank. Weiterhin ist die Hamburger Hafen und Logistik- und Dienstleistungsunternehmen, das bspw. für Logistik AG (HHLA) ein bedeutendes saudi-arabische Häfen Sicherheitskonzepte entwickelt oder für das Management des Containerhafens von Odessa verantwortlich zeichnet. Begonnen hat diese Entwicklung 1865, als Hamburg einen der ersten Häfen weltweit baute, in dem Frachtschiffe mit großen Kränen be- und entladen werden konnten (anfangs mit Dampfkränen, später mit Elektrokränen). Als zukunftsweisend sollte sich auch herausstellen, dass die Eisenbahngleise erstmals bis unmittelbar an die Frachtschuppen verlegt wurden. 1882 markierte dann einen gravierenden Einschnitt. Das historische Wandrahmviertel, in dem ca. 20.000 Menschen in alten Kaufmanns-, Handwerker- und Hafenarbeiterhäusern lebten, wurde abgerissen, um auf dieser Fläche den damals größten geschlossenen Lagerkomplex der Welt, die Speicherstadt, zu errichten. (2) Neben Vorteilen bei der Hafen- und Seeschifffahrtinfrastruktur sorgt die Drehscheibenfunktion, welche der Hamburger Hafen für den Handel zwischen Asien und Osteuropa erfüllt, für dynamisches Wachstum. Ein Drittel des gesamten Güterumschlags entfällt mittlerweile auf China, dem wichtigsten

Handel, interindustrieller

567

Handelspartner der Hansestadt. Deren Hafen ist mit 156.000 Beschäftigten (= 2005 vs. 145.000 im Jahre 2001) nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber, sondern auch ein wichtiger Zielbahnhof. Derzeit steuert jeder achte Güterwagen in Deutschland den Hamburger Hafen an, was täglich 190 Zügen mit einer Länge von jeweils 400 m Länge entspricht. " Eckart, E.: Der große Bringer, in: Die Zeit, Nr.5 (26.1.2006), S.15-18. Nuhn, H.: Der Hamburger Hafen. Strukturwandel und Perspektiven für die Zukunft, in: Geographische Rundschau, 41.Jg. (1989), Nr.11, S.646-654. Nuhn, H.; Hesse, M.: Verkehrsgeographie, Paderborn 2006.

Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv bis zum 31.12.2006 eines der sechs großen Wirtschaftsforschungsinstitute der Bundesrepublik Deutschland. Danach wurde das HWWA aufgelöst, seine Bibliothek in die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW) und Teile der bislang betriebenen Forschung (Wachstum und Europa, europäische Integration und räumliche Entwicklungsprozesse, InternatioKonjunktur in nale Mobilität von Faktoren, Internationale Finanzmärkte, Internationale Handels- und Wettbewerbsordnung und Internationale Klimapolitik) in das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Institut (HWWI) integriert. Hamburg-Regeln begrenzen die Möglichkeit, die Verfrachterhaftung einzuschränken ( Transportversicherung). NachHaager Regeln konkretisiert worden dem die Haftung des Reeders im Jahre 1924 bereits durch die war, wurde sie 1978 durch die Hamburg-Regeln weiter verschärft. Ausschlussgründe sind nun nur noch mangelhafte Beschaffenheit der Ware, Beschlagnahme, Errettung von Leben und Eigentum zur See, Havarie, Handlungen und Unterlassungen des Abladers, Krieg und Unruhen sowie Streik und Aussperrung. " Asariotis, R.: Die Anwendungs- und Zuständigkeitsvorschriften der Hamburg-Regeln und ihre Auswirkungen in Nichtvertragsstaaten, Hamburg 1999. Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.299ff.

Handbuch zur Exportkontrolle vom Bundesausfuhramt ( Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) herausgegebene vierbänAusfuhr verboten ist bzw. unter Genehmidige systematische Übersicht über jene Güter, deren gungsvorbehalt steht. HADDEX erläutert im ersten Band die bestehenden einschlägigen Verbote, Genehmigungsverfahren und Verfahrenserleichterungen. Gegenstand der Bände 2 - 4 sind die wichtigsten Ausfuhrliste, Umschlüsselungsverzeichnis, Bekanntmachungen, FormuMaterialien (AWG, AWV, lare und Muster). Handel, gerechterr

Fairer Handel;

Transfair

Handel, interindustrieller Rohinternationaler Handel mit Waren, die in verschiedenen Sektoren hergestellt werden (bspw. intraindustrielle Handel, der im stoffe und Halbfertigwaren gegen Industriegüter). Anders als der Wesentlichen ein Nord-Nord-Handel ist (d.h. ein Handel zwischen den im Regelfall auf der NordhalbIndustrieländern), vollzieht sich der interindustrielle Handel großenkugel gelegenen verschiedenen Entwicklungsländern, Schwellenländern und Transformationsländern auf der teils zwischen einen und Industrieländern auf der anderen Seite ( Nord-Süd-Handel). Da sich deren Angebote vielfach ergänzen, spricht man häufig auch von komplementärem Handel (in Abgrenzung zum substitutiven intraindustriellen Handel). Während der intraindustrielle Handel mit dem Wirken unterschiedlicher Präferenzen der Nachfrager (bei vergleichbarer Einkommens- und Nachfragestruktur) erklärt Theorien des (absoluten bzw. wird, fällt der interindustrielle Handel in den Erklärungsbereich der Theorie der technologischen Lücke ( Außenhandelstheorie, komparativen) Kostenvorteils und der Außenhandelsursachen; Nachfragestruktur-Theorie). neuere;

568

Handel, internationaler

Handel, internationaler (1) vom Binnenhandel zu unterscheidender grenzüberschreitender Handel mit Waren und Dienstleistungen. Zumeist bedient man sich allerdings der volkswirtschaftlichen Terminologie und spricht folgAußenhandel, dem als Basisformen der Export- und der Importhandel sowie der lich von Veredelungsgeschäft und KomTransithandel zu subsumieren sind. Zu den Sonderformen zählen Dienstleistungshandel; Extrahandel; Fairer Handel; Fernpensationsgeschäft (vgl. auch Freihandel; Handel, interindustrieller; Handel, intraindustrieller; Internalisierung handel; Intrahandel; Handel, komplementärer; Nord-/Nord-Handel; Nord-/Süd-Handes Handels; Handel, stummer; Handel, substitutiver; Orienthandel; Tauschhandel; Waffenhandel; del; Welthandel). (2) In seinen Anfängen reicht der internationale Handel weit in die Menschheitsgeschichte zurück. Tauschhandels lassen sich bereits für die Jungsteinzeit nachweiFrühformen eines überregionalen globalisierten Weltwirtschaft sind sen (ca. 5000 v. Chr.). Weitere Etappen auf dem Weg hin zur die Handelspraktiken der sumerischen und der babylonischen Stadtkulturen (ab 3200 v. Chr.) sowie der Fernhandel betrieben. Weiterhin sind der Zinnhandel der Assyrer, welche erstmals systematisch Handel der Etrusker, welche auf ihren Seefahrten auch den vertrauten Mittelmeerraum überwanden Orienthandel ( Seidenstraße) zu und Nordeuropa erschlossen (Irland und Schweden), sowie der nennen. (3) Der entscheidende Entwicklungsschub aber vollzog sich in Europa im 14. und 15. Jahrhundert, als sich dort die ökonomische Basis des feudalistischen Herrschaftssystems wandelte: von einer agrarischen zu einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung ( Kapitalismus). Symptomatisch hierfür sind Aufstieg – und später Fall – der großen Handels- und Kaufmannsdynastien (insb. Fugger, Medici, Hanse. Ideengeschichtlich war der Merkantilismus prägend. Seine Leitidee, Welser) sowie die den Wohlstand des nach wie vor feudalen Herrschers durch (internationalen) Handel zu mehren, bereiKolonialismus ( Dreieckshandel, kolonialer). Eine tete auch den Boden für die Epoche des Handelskompanien. Die in der Folgezeit zu beobachtende EntwickSchlüsselrolle spielten dabei die Freihandel und Protektionislung lässt sich auf einem Kontinuum einordnen, das von den Polen Entwicklungspolitik und mus gekennzeichnet ist. Angesichts einer mehr oder weniger gescheiterten unter dem Druck der Globalisierungskritik wurden diese Antipoden um eine dritte Dimension erweiFairer Handel. Maßgeblich für die internationalen Handelsbeziehungen aber waren Bestrebuntert: gen, die als Konsequenz des Desasters des Zweiten Weltkrieges angesehen werden können: Aufbau Weltwirtschaftsordnung mit dem Ziel des Abbaus von Handelshemmnissen ( Allgemeieiner nes Zoll- und Handelsabkommen) einerseits und Förderung regional integrierter Wirtschaftsräume andererseits ( Integration). " Dieckheuer, G.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 5.Aufl., München 2001. Haas, H.-D.: Globalisierung der Märkte und Internationalisierung der Wirtschaft, in: Haas, H.-D., Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft. Rahmenbedingungen, Akteure, räumliche Prozesse, München 2005, S.3-40. Scholz, F.: Geographische Entwicklungsforschung, Stuttgart 2004. Zweifel, P.; Heller, R.H.: Internationaler Handel. Theorie und Empirie, Heidelberg 1997.

Handel, intraindustrieller Sektors (bspw. Investitionsgüter gegen Ininternationaler Handel mit Waren ein und desselben vestitionsgüter). Von dieser Handelsform ist der (klassische) interindustrielle Handel ( Handel, Industrieländer interindustrieller) abzugrenzen. Bei einem Großteil des internationalen Handels der handelt es sich um intraindustriellen Handel ( Handel, internationaler). Während der klassische internationale Handel durch Unterschiede in der relativen Ausstattung mit Produktionsfaktoren getriePräferenzen, Produktdifferenzierung und das Streben wird, sind es beim intraindustriellen Handel ben nach Skaleneffekten. So hat sich die deutsche Automobilindustrie lange Zeit stärker als andere Anbieter auf die Produktion von PS- und Image-starken Limousinen spezialisiert, während bspw. die französische Automobilindustrie Vorteile bei der Produktion innovativer Klein- und Mittelklassewagen besitzt. Die Neuere Außenhandelstheorie trägt diesem Phänomen Rechnung ( Außenhandelstheorie, neuere).

Handelsabkommen, regionales Handel, komplementärer

569 Handel, intraindustrieller

Handel, stummer Tauschhandels, bei dem aus Sicherbspw. von Karthagern mit Afrikanern praktizierte Form des heitsgründen der direkte Kontakt zwischen beiden Seiten einvernehmlich vermieden wurde. Die karthagischen Händler legten ihr Warenangebot am Strand ab, gaben ein Feuerzeichen und entfernten sich sodann. Daraufhin legten die Eingeborenen so viel Gold neben die Ware, wie ihrer Meinung nach deren Wert entsprach. Dieser Vorgang konnte so lange wiederholt werden, bis beide Seiten mit dem Tauschverhältnis zufrieden waren. " Sédillot, R.: Vom Tauschhandel zum Supermarkt. Die Story der Händler und Märkte, Stuttgart 1966.

Handel, substitutiver

Handel, intraindustrieller

Handels- und Zolldokument

Exportdokument

Handelsabkommen (1) erste Vorstufe der wirtschaftspolitischen Integration von Volkswirtschaften. Im einfachsten, d.h. dem bilateralen Fall beschließen zwei Länder, bei einem konkreten Vorhaben zusammenzuarbeiten. völkerrechtlicher Vertrag, in dem die Vertragspartner Art und VoluEin Handelsabkommen ist ein Einfuhren und Ausfuhren für einen bestimmten Zeitraum regeln. Bei mina der wechselseitigen Zahlungsverkehrs, die einem Handels- und Zahlungsabkommen werden auch die Bedingungen des Höhe des Swings etc. festgelegt. (2) Üblicherweise vereinbart man ein Handelsabkommen, wenn die Vertragspartner sich nur kurzfristig binden wollen (häufig für ein Jahr), während Handelsverträge eine langfristige Bindungswirkung entfalten. Obwohl die bekannteren Erscheinungsformen dieses Vertragstypus (z.B. Allgemeines ZollFreihandelsabkommen; Selbstbeschränkungsabkommen) als und Handelsabkommen GATT ; Abkommen bezeichnet werden, sind sie lang- bzw. längerfristiger Natur; oder sie werden in regelmäßigen Abständen verlängert. Handelsabkommen, regionales (1) ist dazu bestimmt, die Handelsbeziehungen zwischen den jeweiligen Mitgliedsländern zu fördern. Bekannte Beispiele sind die NAFTA, die Nordamerikanische Freihandelszone ( North American Free Trade Agreement) oder der Verbund südostasiatischer Nationen ( ASEAN). Zwischen dem Jahr 1970 (= 6) und 2003 (= 184) hat sich die Zahl bilateralen bzw. multilateraler Handelsabkommen und WelthandelsFreihandelszonen vervielfacht. Knapp 90% der zwischen 1995 und Mai 2004 bei der organisation (WTO) angemeldeten Bündnisse waren bilateraler Natur. Wirtschaftlich bedeutsam sind Europäische Union, NAFTA und ASEAN, auf die zusammen mehr als 60% des davon aber lediglich weltweiten Exportaufkommens entfallen (vgl. Abb.). Konzentrierten sich diese Abkommen anfangs auf Zöllen, so befassen sie sich mittlerweile auch zunehmend mit Fragen des Abbaus die Reduktion von Handelshemmnissen im Dienstleistungsbereich, mit der Definition von Produktstandards von Direktinvestitionen z.B. sozialverträglich vorzunehoder der Vereinbarung von Regeln dafür, wie Entwicklungsländer und Schwellenländer nutzen diese Abkommen sind ( Code of Conduct). men überdies dazu, um in ihrem Hoheitsbereich Reformen, welche das Ziel einer marktwirtschaftlichen Ordnung verfolgen, voranzubringen ( Marktwirtschaft). Welthandels wird innerhalb dieser regionalen Bündnisse bewerkstelRund die Hälfte des gesamten ligt. Gemessen am Volumen der intraregionalen Handelsströme haben die Europäische Union (mehr als 60,6% aller EU-Exporte wurden 2002 zwischen den Ländern der Gemeinschaft abgewickelt) und die NAFTA (56,7%) eine Vorreiterrolle inne. Mit den ASEAN-Staaten (23,7%) beginnt die Liste der nur wenig integrierten regionalen Handelsabkommen. An deren Ende steht UEMOA: die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion (vgl. Abb., nächste Seite).

570

Handelsablenkung Regionale Handelsabkommen im Überblick = Anteil der Exporte innerhalb des Handelsblocks an dessen Gesamtexporten (in %)

= Anteil der Exporte innerhalb des Handelsblocks an den Weltexporten (in %) 60,6 37,9 56,7 17,2

SADC

Europäische Union Nordamerikanische Freihandelszone Verbund südostasiatischer Nationen Südamerikanischer Gemeinsamer Markt Gruppe der Andenstaaten Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft

0,7

23,7 11,6 9,5 9,3

CACM

Mittelamerikanischer Gemeinsamer Markt

0,4

11,1

COMESA CARICOM

Gemeinsamer Markt für das östliche und südliche Afrika Karibische Gemeinschaft und Gemeinsamer Markt

CEMAC UEMOA

Wirtschafts - und Währungsunion Zentralafrikas Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion

0,4 0,2

6,4 12,5 1,5

EU -15 NAFTA ASEAN MERCOSUR Andean Group

6,3 1,4 0,8

0,1 0,1

12,3

Auswahl; Stand: 2002, Handelsabkommen: Bezeichnung in eigener Übersetzung EU-15 NAFTA ASEAN MERCOSUR ANDEAN SADC CACM COMESA CARICOM CEMAC UEMOA

: Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Spanien, Großbritannien : Kanada, Mexiko, USA : Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam : Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay (seit 2006: Venezuela) : Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Peru, Venezuela : Angola, Botswana, Kongo, Lesotho, Malawi, Mauritius, Mosambik, Namibia, Sambia, Seychellen, Simbabwe, Südafrika, Swasiland, Tansania : Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua : Ägypten, Äthiopien, Angola, Burundi, Dschibuti, Eritrea, Kenia, Komoren, Kongo, Madagaskar, Malawi, Mauritius, Namibia, Ruanda, Sambia, Seychellen, Sudan, Swasiland, Tansania, Uganda : Antigua und Barbuda, Bahamas, Barbedos, Belize, Dominikanische Republik, Granada, Guyana, Jamaika, Montserat, St. Kitts and Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Suriname, Trinidad und Tobago : Kamerun, Kongo, Ruanda, Tschad, Zentralafrikanische Republik : Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea Bissau, Mali, Niger, Senegal, Togo

Quelle: Weltbank, in: iwd, Nr.18 (5.5.2005), S.6.

(2) Schwierig gestaltet sich die Bewertung der regionalen Handelsabkommen. Sind diese so erfolgLiberalisierung des Welthandels in reich, weil die Bemühungen der Welthandelsorganisation um Doha-Runde zu versanden drohen? Oder behindert bzw. verhindert umgekehrt die Inflation an der bi- und multilateralen Abkommen die umfassende Lösung? Überwiegen deren positive Effekte (Förderung des Güteraustausches zwischen den Mitgliedsländern) die negativen Konsequenzen: Ausschluss der Nicht-Mitgliedsländer und damit Wohlstandsverluste für alle Beteiligten ( Festung Europa)? Staaten an mehreHinzu kommt der Spaghettitopf-Effekt: Damit ist gemeint, dass mittlerweile viele klein- und mittelständischen Unternehren regionalen Bündnissen beteiligt sind, was es vor allem men (KMU) und Unternehmen aus Entwicklungsländern erschwert zu erkennen, welche BestimmunTransakgen beim Export in welches Bestimmungsland relevant sind. Als Folge davon steigen die tionskosten und alle Risiken, die aus Unsicherheit erwachsen. " Frankel, J.A.: Regional Trading Blocs, Washington/DC 1997. Glania, G.; Matthes, J.: Multilateralismus oder Regionalismus? IW-Analysen Nr.11, Köln 2005. Ohmae, K.: Der neue Weltmarkt. Das Ende des Nationalstaates und der Aufstieg der regionalen Wirtschaftszonen, Hamburg 1996.

Handelsablenkung Integration, die z.B. in Gestalt einer Zollunion negativer Effekt der regionalen wirtschaftlichen betrieben werden kann ( Regionalisierung). Der primär intendierte Effekt der Handelsschaffung ist darauf zurückzuführen, dass durch den Abbau von Zollbarrieren ( Zoll) und die Beseitigung anderer Handelshemmnisse der Handel zwischen den Mitgliedsstaaten einer Wirtschaftsgemeinschaft intensiviert wird. Schotten diese sich aber durch Protektion gegenüber Drittländern ab ( Festung Europa), so kommt es zur Handelsablenkung: Wenn es aus den verschiedensten Gründen leichter, günstiger etc. ist, mit anderen Mitgliedsstaaten Handel zu treiben, werden Güter selbst dann nicht mehr aus Drittländern importiert, wenn diese mit einem Preisvorteil anbieten, der aber durch die dann anfallende Kemp-Wan-Theorem). Zollbelastung überkompensiert wird (vgl. auch

Handelsbilanz

571

Handelsattaché

Auswärtiges Amt

Handelsbarriere, versteckte

Handelshemmnis, nichttarifäres

Handelsbedingungen, faire

Fairer Handel

Handelsbeschränkung Staat den Handel mit bestimmten Produkten bzw. Produktkategorien monopoliliegt vor, wenn ein siert. Zu den Staaten, die Handelsbeschränkungen verfügt haben, zählen u.a. Schweden ( Import von alkoholischen Getränken und Tabak) und Frankreich (Import von Kohle) Handelsbeziehungen, grenzüberschreitende

Internationalisierung, Anfänge der

Handelsbilanz Leistungsbilanz, wobei der Warenexport eines Landes ( Export) die Aktivseite (1) Teilbilanz der und der Warenimport die Passivseite ausmacht ( Import). Von einer aktiven Handelsbilanz spricht man, wenn ein Land einen Exportüberschuss erzielt, wie dies etwa bei der deutschen Volkswirtschaft regelmäßig der Fall ist. Die USA hingegen müssen zumeist eine passive Handelsbilanz verbuchen (d.h. Statistische Bundesamt erstellt die Handelsbilanz der Bundesrepublik einen Importüberschuss). Das Deutschland auf Basis der Statistik „Spezialhandel“. Diese weist Jahr für Jahr einen Überschuss aus, Eurozone beständig wächst (da seitdem das Korrektiv der Aufwerder insb. seit dem Bestehen der tung der DM weitgehend entfällt). Handelsbilanz der Bundesrepublik Deutschland (in Mrd. €)

900

854,0 786,1 Ausfuhr (= fob)

600 454,3 383,2 300

339,6 1995

200

394,8 1997

638,3

664,5 684,0 625,6

510,1 542,8

534,5

Einfuhr (= cif)

2001

2003

2005

444,8

1999

2007

Handelsbilanzsaldo 160,5

170,0

130,0 95,5 53,6

59,5

65,3

1995

1997

1999

0

Quelle: Statistisches Bundesamt.

2001

2003

2005

2007

572

Handelsbilanzkonzept

(2) Das Defizit der weltweiten Handelsbilanz wird paradoxerweise seit 1998 immer größer. Nach Schätzungen von J.P. Morgan belief es sich im Jahr 2000 auf 245 Mrd. $ und damit auf 3% des weltweiten Exports von Gütern und Dienstleistungen. Die Gründe für diese Abweichung, die es theoretisch gesehen gar nicht geben kann, da sich die nationalen Überschüsse und Unterdeckungen in den Handelsbilanzsalden eigentlich gegenseitig aufheben müssten, sind vielschichtig: a) Der deregulierte Welthandel erschwert es den jeweiligen Statistischen Ämtern, die HandelsAusfuhr zumeist fob erfasst ströme genau zu erfassen ( Globalisierung). Hinzu kommt, dass die wird, die Einfuhr hingegen cif ( INCOTERMS). b) Im Internet getätigte Käufe und Verkäufe ( E-Commerce) lassen sich nur teilweise nachvollziehen und statistisch erfassen. c) Seit der Asien-Krise von 1997 ( Weltwirtschaftskrise) hat die Ungewissheit über die Entwicklung Wechselkurse zugenommen, weshalb manche Exporteure den Wert ihrer Exportwaren beder Kapiwusst niedrig ansetzen, um auf diese Weise Kapital ins Ausland zu transferieren und letztlich talflucht begehen zu können. d) Die Reliabilität von Handelsstatistiken (d.h. die Genauigkeit, mit der diese erfasst werden), ist u.a. deshalb gering, weil der konzerninterne Handel globaler Unternehmen, dessen Wert bereits 1990 der VerrechHälfte des Export- und Importwerts entsprach, statistisch schwer zu erfassen ist. Denn die nungspreise unterliegen nicht den Gesetzen des freien Marktes. Vielmehr beruhen sie auf Absprachen Tochtergesellschaften des jeweiligen Global Player oder auf komplizwischen Abteilungen bzw. zierten Anstellungsverträgen, Vereinbarungen über die Gewinnbeteiligung sowie langfristigen Lieferabkommen. Arbeitsteilung, wie bei der Produktion des Airbus, bedingt den e) Die zunehmende internationale Vor- und Zwischenprodukten, die in den Einfuhr und Ausfuhrwiederholten Austausch von statistiken der beteiligten Länder dann mehrmals erfasst werden. " Brümmerhoff, D.: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 8.Aufl., München 2007. Clement, R.; Terlau, W.; Kiy, M.: Grundlagen der Angewandten Makroökonomie, 4.Aufl., München 2006. Reich, R.B.: Die neue Weltwirtschaft. Das Ende der nationalen Ökonomie, Frankfurt/Main 1996.

Handelsbilanzkonzept Maßstab eines

außenwirtschaftlichen

Gleichgewichts bzw. Ungleichgewichts

Handelsboykott Boykott. Von einem Handelsboykott spricht man dann, wenn ein spezielle Erscheinungsform von Staat den Handel mit einem anderen Staat (bzw. dessen Wirtschaftsorganen) verweigert. Die Gründe können politischer (z.B. der Boykott der kubanischen Wirtschaft durch die USA) oder religiösideologischer Natur sein (z.B. der Boykott Dänemarks durch den Iran aufgrund des „Karikaturenstreits“). Handelsbrauch unter Kaufleuten übliche Verhaltensweise ( Usance bzw. Verkehrssitte). Wie die kodifizierten Handelsklauseln ( INCOTERMS) trägt die Faktizität von Handelsbräuchen zur Interpretation vertraglicher Vereinbarungen bei bzw. ergänzt diese. Handelsfinanzierung Instrument der kurzfristigen Finanzierung von Handelsgeschäften, welches die KfW IPEX-Bank anbietet, häufig komplementär zu langfristigen Finanzierungsinstrumenten ( Finanzierung von AuslandsKreditanstalt für Wiederaufbau. Die Handelsfinanzierung konzentriert sich auf die Begeschäften; Avalkrediten und die Forfaitierung. reitstellung von Handelsflotte

Welthandelsflotte

Handelshaus

573

Handelsförderung Entwicklungszusammenarbeit ( Entwicklungspozählt zu den traditionellen Schwerpunkten der litik). Maßgebliche Instrumente der Handelsförderung sind die Gewährung von Handelspräferenzen, Dienstleistungen im Bereich Informationsgebung, Beratung und Kontaktanbahnung sowie MessefördeMesse). Übergeordnete Ziele sind der Auf- bzw. Ausbau einer handelsrerung ( Auslandsmesse, Infrastruktur sowie von leistungsfähigen Außenhandelsinstitutionen (z.B. Exportfördelevanten rung; Außenwirtschaftsförderung). " Borrmann, A.; Großmann, H.; Michaelowa, K.: Entwicklungspolitik im Zeitalter der Globalisierung. Eine positive Analyse, in: Mummert, U.; Sell, F.L. (Hrsg.), Globalisierung und nationale Entwicklungspolitik, Münster 2003, S.241-268.

Handelsgeographie untersucht, als Teilgebiet einer umfassenden „Geographie des Menschen“, welches die funktionalen Binnen- und des Außenhandels beschreibt, kategorisiert und und räumlichen Phänomene des Konsumentenverhalten). Die Hananalysiert (z.B. Herkunfts- und Zielgebiete von Handelsströmen, delsgeographie ist von der Wirtschaftsgeographie zu unterscheiden. Handelsgesellschaft

Handelskompanie

Handelshafen Hafen, in dem Handelsgüter umgeschlagen werden (

Hafen)

Handelshaus auf den Import und/oder Export von Gütern spezialisierter Handelsmittler. Dieser kann entweder vom inländischen oder vom ausländischen Markt aus operieren (vgl. Abb.). Handelshäuser gelten als Vorhut bzw. Türöffner der Industrieunternehmen. Erfahrungsgemäß dauert es 10-15 Jahre, bis diese in einem Auslandsmarkt so viel Erfahrung gesammelt haben, dass sie nicht mehr auf die Marktkenntnis eines Handelshauses angewiesen sind. Funktion von Handelshäusern Inland

Exportunternehmen

Exportunternehmen

Ausland

Handelshaus

Importunternehmen

Handelshaus

Importunternehmen

Während Spezialhandelshäuser sich auf bestimmte Regionen, Branchen, Produkte etc. fokussieren Entwicklungsländern), decken die (z.B. das Handelshaus Jos. Hansen & Soehne auf das Geschäft in insb. im ostasiatischen Raum bedeutsamen Generalhandelshäuser das gesamte Leistungsspektrum ab. Wie sich am Beispiel des traditionsreichen Handelshauses C. Illies & Co. nachvollziehen lässt, haben sich viele dieser Handelsmittler im Laufe der Jahrzehnte und bisweilen Jahrhunderte in charakteristischer Weise den veränderten Marktbedingungen angepasst. 1859 in Nagasaki (Japan) gegründet, hat das Unternehmen 1898 seinen Stammsitz nach Hamburg verlegt. Sodann wandelte sich das anfänglich

574

Handelshemmnis

als General- bzw. Universalhandelshaus konzipierte Unternehmen zum Spezialhandelshaus, das sich auf den Vertrieb von Sondermaschinen (z.B. Druckerei-, Papier- und Werkzeugmaschinen) konzentrierte. Die nächste Entwicklungsstufe bestand darin, das Leistungsspektrum zu erweitern und auch Finanzierung). produktnahe Dienstleistungen anzubieten (insb. Projektierung; ( http://www.joshansen.de Handelshemmnis Institutionen in den freien internationalen Güter- und (1) liegt dann vor, wenn – zumeist staatliche Leistungsaustausch ( Außenhandel) eingreifen und mit ihren Interventionen das Ziel verfolgen, die heimischen Akteure zu bevorzugen. Konkret wird u.a. versucht, die inländischen Anbieter vor leisZollabgaben, Mengenkontingente, Local tungsstärkeren ausländischen Konkurrenten durch Buy National-Aufrufe zu schützen. Formal gesehen sind die Content-Auflagen, oder so genannte Freihandels tarifären und die nichttarifären Handelshemmnisse ein Verstoß gegen die Prinzipien des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) im im Allgemeinen und die Bedingungen des Besonderen. Die Gesamtheit der tarifären und nichttarifären Handelshemmnisse wird auch als ProtekZölle, Exportsubventitionismus bezeichnet ( Protektionismus). Dabei ist der traditionelle, auf onen und Kontingente konzentrierte klassische Protektionismus vom Neoprotektionismus zu unterscheiden (vgl. Abb. 1), dem auch die administrativen Handelshemmnisse zuzuordnen sind ( Handelshemmnis, administratives). Abb. 1: Struktur und Art von Handelshemmnissen (Auswahl) Protektionismus

Neoprotektionismus

Tarifäre Schutzmaßnahme

Zoll Gebühren und Abgaben

Exportsubventionen Überkompensierende Umsatzsteuerausgleichszahlungen

Nichttarifäre Schutzmaßnahme

Mengenkontingent Wertkontingent

Diskriminierende technische Normen Staatliche Beschaffungspolitik

(2) Zu der in Abb. 2 (nächste Seite) vorgestellten Gesamtheit der Handelshemmnisse zählen aber nicht nur die von staatlichen Institutionen sanktionierten Eingriffe in Gestalt der bekannten tarifären und nichttarifären Maßnahmen. Neben Handelsbarrieren, die von privaten Gruppen und Organisationen Buy National(z.B. Gewerkschaften, Verbänden), einzelnen Unternehmen bzw. Medien (z.B. durch Appelle) errichtet werden, sind in diesem Zusammenhang auch nichtdiskriminierende Hemmnisse zu Transportkosten oder die beachten (etwa die häufig unterschätzte Sprachbarriere, die anfallenden Distanz, geographische). Im Gegensatz zu dem im Folgenden geschilderten physische Entfernung; Fallbeispiel benachteiligen sie allerdings nicht gezielt bzw. selektiv einzelne Handelspartner bzw. Konkurrenten, sondern bereiten allen (ausländischen) Akteuren mehr oder minder gleichermaßen Schwierigkeiten (im Sinne von natürlichen Restriktionen; vgl. Abb. 2, nächste Seite): „Zum Auftakt der zweitägigen Konferenz griff Zumwinkel in ungewöhnlich scharfer Form die amerikanische WettDHL bewerbs- und Handelspolitik an. Seit der Übernahme des internationalen Expressdienstleisters durch die Deutsche Post versuchten die beiden marktbeherrschenden amerikanischen Logistikfirmen UPS und FEDEX (zusammen 80% Marktanteil in den USA), den Bonner Konzern und dessen Tochter DHL »mit allen rechtlichen und politischen Mitteln und einem fantastisch hohen Lobbying-Etat« vom amerikanischen Markt fern zu halten. Und das, obwohl DHL am US-Paketmarkt lediglich einen Anteil von knapp einem Prozent habe. Der Kampf um diesen Markt habe während des Irak-Krieges einen neuen Höhepunkt erreicht, nachdem es einigen republikanischen Senatoren gelungen sei, eine Gesetzesänderung im Zusammenhang mit der Genehmigung des Kriegsbudgets durchzusetzen. Danach dürfen Fluggesellschaften, die mehr als 50% ihres Umsatzes mit einem ausländischen Unternehmen erwirtschaften, keine US-Militäraufträge erhalten, was einzig und allein auf die Firma DHL-Airways zutrifft“ (G. Hennemann).

Handelshemmnis, administratives

575

Abb. 2: Handelshemmnisse im Überblick

Mit protektionistischer Absicht diskriminierende Maßnahmen

Legislative

Tarifärer Bereich

• • • • • • • •

Exekutive

Private

Nicht-tarifärer Bereich Gesetzesprotektionismus

Direkt protek. Gesetze • • • • • •

Indirekt protek. Gesetze • • • • • •

Administrativer Protektionismus

Ermessen Willkür Schikane • • • • • •

Objektiv diskriminierende Maßnahmen

Gefühlsprotektionismus

BuyNational Praktiken u. -Appelle • • • • •

BoykottAufrufe und -Handlungen • • • • • •

Umwelt

Autonomer Privatbereich

• • • • • • • •

Natürliche Restriktionen

• • • • • • • •

Quelle: auf der Basis von Quambusch (1989, Sp.783f.).

" Baldwin, R.: Nontariff Distortions of International Trade, Washington/ DC 1970. Clemens, B.: Außenhandel. Grundlagen globaler und innergemeinschaftlicher Handelsbeziehungen, Heidelberg 2007 Feenstra, R.R.: How Costly is Protectionism? in: Economic Perspectives, Vol.6 (1992), No.2, pp.159-188. Hennemann, G.: Postchef kritisiert Amerikaner. US-Konkurrenten kämpfen mit unfairen Mitteln, in: Süddeutsche Zeitung, Nr.115 (20.5.2003), S.21. Keegan, W.J.; Schlegelmilch, B.B.; Stöttinger, B.: Globales Marketing-Management, München 2002, S.279ff. OECD (Ed.): Obstacles to Trade and Competition, Paris 1993. Mierzkowski, H. (Ed.): Monopolistic Competition and International Trade, Oxford 1985. Quambusch, L.: Handelshemmnisse, nichttarifäre, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.782-799. Rapp, W.: Japan’s Invisible Barriers to Trade, in: Pugel, T. (Ed.), Fragile Interdependence. Economic Issues in U.S.Japanese Trade and Investment, Lexington/MA 1986. Tyson, L.D’A.: Managing Trade by Rules and Outcomes, in: California Management Review, Vol.34 (1991), No.1, pp.115-143.

Handelshemmnis, administratives wichtiges Instrument einer protektionistischen Strategie der Beeinträchtigung des freien Austauschs von Gütern und Leistungen ( Protektionismus). Administrative Handelshemmnisse zählen zur Kategorie der nichttarifären Handelshemmnisse. Häufig in Gestalt von Verordnungen zielen sie darauf, den Außenhandels. zu stören und für Ineffizienz zu sorgen. Im Ergebnis sorgen adAblaufprozess des ministrative Handelshemmnisse für die „gewollte Ungleichbehandlung“ von ausländischen Anbietern (gegenüber heimischen Anbietern). Hierzu zählen nicht nur diskriminierende Normen, unfaire Verwaltungsvorschriften etc. an sich, sondern vor allem Intransparenz und häufige, nicht vorhersehbare Änderungen der Vorschriften. Zusammengenommen versetzen diese Maßnahmen die im Regelfall schlechter informierten ausländischen Konkurrenten in einen Zustand latenter Rechtsunsicherheit und verWettbewerbsvorteile. schaffen folglich den gewöhnlich besser informierten Inländern wesentliche Die deutschen DIN-Normen etwa sind aus externer Sicht ein höchst wirksames administratives Handelshemmnis. Da sie aber, wie die weit überwiegende Mehrzahl der Normen und technischen Vorschriften, vorgeblich oder tatsächlich aus Sicherheitsgründen sowie zum Schutz von Gesundheit und Umwelt erlassen werden, ist eine Protektionsabsicht im Regelfall nur schwer nachweisbar.

576

Handelshemmnis, mengenwirksames

Berühmt-berüchtigt wurde in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Fall Poitiers. Damals gelang es Frankreich, den damals plötzlich anschwellenden Import (japanischer) Videorecorder dadurch spürbar zu behindern, dass man die Zuständigkeit für die Einfuhr dieses massenhaft eingeführten Unterhaltungselektronikprodukts einem kleinen, personell unterbesetzten Zollamt gab, das in der Mitte Frankreichs, fernab von Seehäfen und Flughäfen gelegen ist: dem Zollamt von Poitiers. Ein bemerkenswertes Beispiel des Einfallsreichtums, mit dem immer wieder administrative Handelshemmnisse errichtet werden, gibt auch der US-Bundesstaat Minnesota. Dort ist es ab 1.1.2008 unter Strafe gestellt, eine US-Flagge, die nicht in den USA hergestellt worden ist, öffentlich zu zeigen. Als Strafmaß sind Geldstrafen bis zu 1.000 $ und in schweren Fällen Freiheitsstrafen bis zu drei Monaten vorgesehen. " Clemens, B.: Außenhandel. Grundlagen globaler und innergemeinschaftlicher Handelsbeziehungen, Heidelberg 2007. Engelkamp, P.; Sell, F.L.: Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 2.Aufl., Berlin 2002, S.274ff. Sauernheimer, K.: Nicht-tarifäre Handelshemmnisse. Analyse der Auswirkungen auf den Außenhandel, in: Zentes, J. (Hrsg.), Außenhandel, Marketingstrategien und Managementkonzepte, Wiesbaden 2004, S.162-179.

Handelshemmnis, mengenwirksames Einfuhrquote, die mittelbar wirkt, indem sie die Produktion in Großserien behindert und es damit den Skalen- und Erfahrungskurveneffekte Unternehmen erschwert bzw. unmöglich macht, signifikante zu erzielen. Weiterhin entfalten mengenwirksame Handelshemmnisse unmittelbare Preiseffekte, sobald Exportlizenzen zwingen. Im Inland sind Einsie die Unternehmen zum Erwerb kostenpflichtiger fuhrkontingente, zu denen streng genommen auch die „freiwillige“ Selbstbeschränkung zählt, geeignet, das Angebot künstlich zu verknappen und damit zu verteuern ( Selbstbeschränkungsabkommen). Die Embargo. Aus volkswirtschaftlicher Sicht extreme Variante der Abschottung von Märkten ist das behindern bzw. verhindern alle Spielarten von Handelshemmnissen die internationale Arbeitsteilung und bedingen somit Wohlfahrtsverluste. " Zentes, J.; Schramm-Klein, H.; Morschett, D.: Außenhandel und internationales Marketing, in: Zentes, J. (Hrsg), Außenhandel. Marketingstrategien und Managementkonzepte, Wiesbaden 2004, S.3-25. Tigges, U.: Zur Aktualität nicht-tarifärer Handelshemmnisse im europäischen Binnenmarkt, Baden-Baden 1991. Saxonhouse, G.; Stern, R.M.: An Analytical Survey of Formal and Informal Barriers to International Trade and Investment in the United States, Canada, and Japan, in: Stern, R.M. (Ed.), Trade and Investment Relations among the United States, Canada, and Japan, Chicago/MA 1989, pp.293-353.

Handelshemmnis, nichttarifäres protektionistischer Absicht erlassen (1) erwächst aus Maßnahmen und Vorschriften, die gezielt mit Zölle noch mengenmäßige Handelsbeschränkungen (z.B. Einfuhrkontingent) wurden und weder Subventionen, Produktstandards, Marktabsprachen, Boykott-Aufrufe und bürokratisind: z.B. sche Erschwernisse. Während J. Altmann die nichttarifären Handelshemmnisse in formale (z.B. Stempelsteuer, Hafentaxe) und administrative Handelsbeschränkungen unterteilte (z.B. restriktive Gesundheits- und Hygienevorschriften; vgl. Abb. 1), schlugen Keegan et al. folgende andersartige Systematisierung vor: Exportkontingente (

Kontingent) und

diskriminierende Bestimmungen im restriktive Zollformalitäten (

Handelsbeschränkungen, Beschaffungswesen (z.B.

Buy American Act),

Zoll),

monetäre Beschränkungen und diskriminierende

Wechselkurspolitik,

restriktive administrative und technische Bestimmungen. (2) Ob nationale Vorschriften, z.B. zur maximalen Abgasbelastung, zur Deklaration gentechnisch veränderter Inhaltsstoffe oder zum maximalen Fettanteil in Futtermittel, „restriktiv“ im Sinne der Benachteiligung ausländischer Anbieter sind oder „fürsorglich“ im Sinne des Schutzes der Umwelt und der Gesundheit Nachfrager, ist immer wieder Gegenstand heftiger außenhandelspolitischer Auseinandersetzungen vor allem zwischen den USA und der Europäischen Union sowie den USA und Japan. Freihandels grundsätzlich VorGrundlegend dabei ist die Frage, ob den Zielen und Prinzipien des rang gebührt gegenüber den diversen Politiken (z.B. Gesundheitspolitik, Umweltpolitik, Verbraucher-

Handelshemmnis, nichttarifäres

577

politik). Wenn man Wirtschaftskriege als „Fortsetzung der Außenhandelspolitik“ mit anderen Staat gelingt Mitteln begreift, so lässt sich dies auch im Falle der Definitionsmacht sagen. Welchem es, seine Ansicht darüber, was „restriktiv“ ist und was nicht, in den internationalen Gremien durchzusetzen. Struktur der Handelshemmnisse

Formale Handelsbeschränkungen Preisbezogene Maßnahmen:

Administrative Handelsbeschränkungen Beteiligung des Staates am Handel:

Grenzzuschläge

Subventionen und andere staatliche Beihilfen

Hafen- und statistische Taxen

Staatshandel, Staatsmonopole und Konzessionsvergabe

Nichtdiskriminierende Verbrauchersteuern und Einschreibgebühren Diskriminierende Verbrauchersteuern, staatliches Versicherungsobligatorium Diskriminierende und nicht-diskriminierende Umsatzsteuern Importdepot Variable Abgaben

Import-entmutigende Gesetze und Verordnungen Probleme im Zusammenhang mit der allgemeinen Staatspolitik Öffentliches Einkaufswesen Steuererleichterungen, Kredit- und Bürgschaftsgewährung Boykott

Konsulargebühren Stempelsteuern Sonder- und Zusatzsteuern

Mengenbezogene Maßnahmen:

Technische Normen, Standards und Verbraucherschutzbestimmungen:

Lizenzvorschriften, Kontingentierung und Quoten

Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen

Embargo

Pharmazeutische Kontrollvorschriften

Exportbeschränkungen und Exportverbote

Produktgestaltungsvorschriften

Devisen- und andere monetäre oder Finanzkontrollen

Herstellervorschriften

Staatliche Preisfestsetzungen und Kontrollen

Industrienormen

Übernahme- und Leistungspflichten

Maß- und Gewichtsvorschriften

Restriktive Geschäftsbedingungen

Beschriftungs- und Verpackungsvorschriften

Diskriminierende bilaterale Abkommen

Kennzeichnungsvorschriften

Diskriminierende Ursprungsregeln

Verwendungsvorschriften

Internationale Kartelle

Vorschriften zum Schutz geistigen Eigentums

Freiwillige Exportbeschränkungen

Markenrechtliche Bestimmungen

Diskriminierende Frachtansätze: Flaggen-Protektionismus

Zollabfertigung und weitere administrative Beschränkungen: Antidumping-Politik Zollberechnungsgrundlagen Formalitäten der Konsularbehörden Beglaubigungsvorschriften Administrative Schwierigkeiten Warenklassifikation Vorschriften für Mustersendungen, Rücksendungen und Wiederausfuhren Ausgleichszölle und -steuern Beschwerde- und Notrecht

Quelle: Altman (1993).

578

Handelshemmnis, tarifäres

(3) Um einen Sonderfall handelt es sich bei einer dritten Kategorie nicht-tarifärer Handelshemmnisse; Buy National-Kampagnen und, dem Gefühlsprotektionismus (vgl. Abb. 2). Hierzu zählen vor allem Boykott-Aufrufe. als Extremfall, Abb. 2: Struktur nichttarifärer Handelshemmnisse

Gesetzesprotektionismus

Direkt protektionistische Gesetze

Administrativer Protektionismus

Indirekt protektionistische Gesetze

Ermessen, Willkür, Schikane

Gefühlsprotektionismus

Buy NationalPraktiken und -Appelle

BoykottAufrufe und -Handlungen

Quelle: Quambusch (1989, Sp.786).

" Altmann, J.: Außenwirtschaft für Unternehmen, Stuttgart 1993. Baldwin, R.E.: Nontariff Distortions of International Trade, Washington/DC 1970. Clemens, B.: Außenhandel. Grundlagen globaler und innergemeinschaftlicher Handelsbeziehungen, Heidelberg 2007. Langhammer, R.J.: Wirtschaftstheoretische und ordnungspolitische Aspekte nicht-tarifärer Handelshemmnisse am Beispiel der EG und ihres Binnenmarktprogrammes, in: Zipfel, W. (Hrsg.), Ökonomische Grundlagen der europäischen Integration, München 1993, S.41-59. Quambusch, L.: Handelshemmnisse, nicht-tarifäre, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.1659-1671.

Handelshemmnis, tarifäres Freihandel als Maxime und die reale Freiheit des (1) Gesamtheit von Maßnahmen, welche den internationalen Güter- und Leistungsaustauschs durch monetär wirksame Eingriffe signifikant beeinträchtigen. In der Praxis des Außenhandels wurde hierzu ein vielfältiges Instrumentarium entwickelt Abgaben, Gebühren, Exportzoll und Importzoll, Schutzzoll und Erziehungs(z.B. Nominal- und Effektivzoll). Besonders bedeutsam sind die verschiedenen Zollarten. zoll, Während der Schutzzoll dem Erhalt nicht mehr wettbewerbsfähiger Wirtschaftszweige dient, zielt der Erziehungszoll auf den Schutz noch nicht wettbewerbsfähiger Wirtschaftszweige ( WettbewerbsAutarfähigkeit, internationale). Häufig werden derartige Maßnahmen auch mit dem Streben nach kie begründet: Man möchte in Bereichen, die für die nationale Sicherheit sensibel sind (z.B. EnergieStaaten unabhängig sein (bzw. gibt dies wirtschaft, Landwirtschaft, Rüstungsindustrie), von anderen Neoprotektionismus zählen solche Maßnahmen, die wevor). Zu den nichttarifären Maßnahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens noch denen der Welthander von den Statuten des delsorganisation (WHO) geächtet werden, der heimischen Wirtschaft aber dennoch unbilligen Schutz bieten. (2) In dem Maße, wie in den verschiedenen GATT-Verhandlungsrunden ein signifikanter Abbau der Welthandelsnationen ein breites und tarifären Handelshemmnisse erreicht wurde, entwickelten die höchst variables Spektrum an nichttarifären Handelshemmnissen, welche zwar nicht gegen die Buchstaben, wohl aber gegen den Geist des GATT verstoßen, indem sie den internationalen Handel behindern bzw. Marktteilnehmer abschrecken, sich daran zu beteiligen und mit heimischen Anbietern zu Handelshemmnis, nichttarifäres; Wettbewerb, internakonkurrieren ( Handel, internationaler; tionaler). Handelshemmnis, technisches besondere Erscheinungsform der nichttarifären Handelshemmnisse ( Handelshemmnis, nichttarifäStandard) oder Gesundheitsvorschriften, welche die res). Häufig sind es Industrienormen ( Norm;

Handelsklausel

579

Produktion in Großserien behindern und es den Unternehmen damit erschweren, Skaleneffekte und Erfahrungskurveneffekte zu nutzen. Manche technische Handelshemmnisse muten geradezu absurd an: So muss eine in Deutschland entwickelte und zugelassene Lokomotive in Frankreich erneut zugelassen werden. Dies dauert annähernd acht Jahre und kostet 26 Mio. €. Handelshilfe Gesamtheit jener Maßnahmen, welche früher als Entwicklungshilfe bezeichnet wurden und geeignet Entwicklungsländer bei ihrer Entwicklung zu unterstützen. Umgangssprachlich ist sein sollen, der Begriff der Entwicklungshilfe auch heute noch weit verbreitet. Politisch korrekt ist es derzeit allerEntwicklungszusammenarbeit zu sprechen. Ziel der Handelshilfe ist es, die Exportdings eher, von möglichkeiten von Entwicklungsländern zu verbessern. Der dazu eingesetzte Instrumentenmix umfasst u.a. Präferenzabkommen ( Präferenzzoll) sowie Waren- und Rohstoffabkommen. Letztere dienen dazu, die Exporterlöse dieser Länder, deren Außenwirtschaft häufig von einem oder wenigen Rohstoff(en) und den stark schwankenden Preisen, welche diese auf dem Weltmarkt erzielen, abhängt, zu stabilisieren ( Gemeinsamer Fonds für Rohstoffe). Der dazu erforderliche Mengenausgleich wird insb. mit Hilfe von Ausgleichslagern (Buffer Stock) betrieben. Weiterhin sind zu nennen: wechselseitige langfristige Kauf- und Lieferverpflichtungen (um die Relation von Angebot und Nachfrage innerPreiskorridors zu verstetigen), von den Lieferländern einzuhaltende Exporthalb eines vereinbarten Preisverfall am Weltmarkt zu verhindern), Zollpräferenzen und die Indekontingente (um einen xierung wichtiger Rohstoffpreise (um die Einkommensposition der Entwicklungsländer nachhaltig zu verbessern). " Egler, H.-P.; Kurek, D.: Handelsbezogene Entwicklungszusammenarbeit und Welthandel, in: Die Volkswirtschaft, o. Jg. (2010), Nr.1/2, S.46-49. Hemmer, H.-R.: Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer, 3.Aufl., München 2002. Küng, E.: Handelshilfe durch Präferenzzölle, in: Swiss Journal of Economics and Statistics, Vol.113 (1977), No.4, pp.475-480. Njinken, D.; Cameron, H. (Eds.): Aid for Trade and Development, Cambridge 2008. OECD (Ed.): Aid for Trade at a Glance. Maintaining Momentum, Geneva/Paris 2009.

Handelsimperialismus

Imperialismus-Theorie

Handelsintensität Warenfluss zwischen zwei Volkswirtschaften, dessen Ausmaß gemäß dem raumwirtschaftlichen Gravitationsansatz als Funktion der jeweiligen wirtschaftlichen Leistungsstärke des Importlandes einerseits und des Exportlandes andererseits sowie der geographischen Entfernung ( Distanz, geographiImport). In Analogie zum physische) zwischen diesen Ländern ermittelt werden kann ( Export; kalischen Gravitationsgesetz beschreibt dieser makroökonomische Ansatz die Dichte der Interaktion zwischen zwei sozialen Einheiten (z.B. zwei Länder) als Funktion ihrer Größe (Einwohnerzahl) und ihrer geographischen Entfernung. Dem widerspricht die verhaltenswissenschaftlich fundierte Forschung zum Einfluss der kulturellen und der psychischen Distanz auf die Handelsintensität ( Distanz, kulturelle). " Kornmeier, M.: Psychische Distanz und kulturelle Offenheit gegenüber Auslandsmärkten. Eine Anwendung der EinstellungsVerhaltens-Hypothese im Interkulturellen Marketing, Wiesbaden 2002. Tinbergen, J.: Shaping the World Economy, New York 1962. Stewart, J.Q.: Demographic Gravitation, in: Sociometry, Vol.11 (1948), No.1-2, pp.31-58.

Handelskapitalismus

Imperialismus-Theorie

Handelsklausel bei Transaktionen zwischen Käufer und Verkäufer üblicherweise angewendete Formel, welche den Vertrag bspw. hinsichtlich der Zahlungsbedingungen und/oder der Lieferbedingungen rechtsverbindlich präzisiert. Im internationalen Handelsverkehr ( Handel, internationaler) sind vor allem die International Commercial Terms (INCOTERMS) festgelegten standardisierten Handelsklauin den Hanseln bedeutsam ( Klauseln). Handelsklauseln sind weitaus normativer und verbindlicher als Usancen. delsbräuche und

580

Handelskoeffizient

Handelskoeffizient Außenhandels innerhalb einer Region bzw. WirtschaftsgeMaß für die Konzentration des Intrahandels in Bezug zum Volumen des Extrahandels meinschaft. Dabei wird das Volumen des (nur Ausfuhr) gesetzt (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Sankey-Diagramm des Außenhandelsgeflechts der Weltwirtschaftsregionen (2006)

314 708 Russland/GUS 80

247 124

EU-25 3.652

430

46 50

366 604

Nordamerika 905

87

279 86

72 107

111

122 120

Nahost 72

148

80

135

67

Asien/ Pazifik

340

1.639

73

Afrika 33

70

Lateinamerika 112

Legende: Handelsvolumen einer Region

62

Handelsströme > 40 Mrd. $

70

Für die Länder der Europäischen Union ergab sich für das Jahr 1989 ein Handelskoeffizient von (680: 120 + 250 + 85 ) = 1,49 und für 2006 von (3.652: 430 + 366 + 120 = 3,98. Im Vergleich dazu wurden für andere Wirtschaftsregionen wesentlich geringere Konzentrationsmaße ermittelt (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Handelskoeffizienten wichtiger Weltwirtschaftsregionen Europäische Union

Asien-Pazifik

Amerika (Nord- und Lateinamerika)

1989

1,49

0,78

0,85

2006

3,98

1,02

1,16

" Kortmann, W.: Reale Außenwirtschaftslehre, Stuttgart 1998, S.6f. Legler, H.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit der westdeutschen chemischen Industrie. Weis, H.: Beitragsmöglichkeiten der Input-Output-Analyse zur international vergleichenden Wirtschaftsforschung, in: Statistical Papers, Vol.4 (1963), No.1, pp.135-150.

Handelskompanie (1) zu Beginn des 17. Jahrhunderts gegründete privatwirtschaftliche, aber mit zahlreichen Machtmitteln ausgestattete Handelsgesellschaft. Im Auftrag ihrer absolutistischen Herrscher und durch Monopole sowie andere Privilegien unterstützt, entwickelten und betrieben diese Institutionen nicht nur den Kolonialisierung vor. HierHandel mit den überseeischen Gebieten, sondern bereiteten auch deren zu forderten und erhielten die verschiedenen Kompanien die Erlaubnis, ihre Handelsschiffe zu bewaffnen, Festungen anzulegen, Münz- und Gerichtshoheit auszuüben etc. Besondere Bedeutung erlangten im Verlauf der Geschichte folgende Handelskompanien: die

Handelsmakler

581

1600 gegründete englische East India Company (

Pax Britannica),

1602 gegründete holländische Ostindische Handelskompagnie (

Ostindien-Kompagnie),

1664 gegründete französische Compagnie des Indes Orientales, 1670 gegründete Hudsonbai-Compagnie. (2) Umgangssprachlich bürgerten sich phasenweise auch die Bezeichnungen „John-Kompanie“ (für die East India Company), „Jan-Kompanie“ (für die Ostindische Handelskompagnie) bzw. „Jean-Kompanie“ (für die Compagnie des Indes Orientales) ein. " Fischermann, T.: Konzern mit eigener Armee. Wie die East India Company ein globales Handelsreich aufbaute, in: Die Zeit, Nr.27 (26.6.2003), S.24. Lawson, P.: The East India Company. A History, 2nd Ed., New York 1993.

Handelskompensation

Kompensationsgeschäft

Handelskonferenz, internationale Handelskonflikt Handelskredit

Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen

Abwehrzoll Kreditpolitik, internationale

Handelskrieg (1) ursprünglich eine besondere Erscheinungsform von Krieg, wobei das militärische Ziel die ökonomischen Ressourcen des Gegners sind (bspw. die Nachschublinien der Alliierten im Zweiten Weltkrieg Piraterie ist, sich unrechtmäßig für die deutsche U-Boot-Flotte). Während es das primäre Ziel der fremde Handelsgüter anzueignen, möchte man bei einem Handelskrieg diese dem Feind vorenthalten. (2) Im übertragenen Sinn bezeichnet der Begriff „Handelskrieg“ den Kampf von Volkswirtschaften um Außenhandel mit Mitteln, die nicht den von der Welthandelsorganisation aufgestellVorteile im Schutzzölle oder Importkontingente; Kontingente). ten Regeln entsprechen (bspw. unerlaubte Wie das Beispiel der Behinderung europäischer Stahlexporte durch die USA im Jahre 2003 zeigt, sind Wirtschaftskriege häufig die Europäische Union und die USA. In dem die Akteure derartiger Maße, wie Chinas Wirtschaft wächst, ist allerdings auch diese Volkswirtschaft involviert. So konnte Peking 1996 gravierende Sanktionen der USA (Strafzölle in Milliardenhöhe) nur dadurch abwenden, Urheberrechte zusagte ( Retorsionszoll). dass es „in letzter Minute“ einen verbesserten Schutz der Ein weiteres Beispiel ist der durch die EU-Bananenmarktordnung von 1993 ausgelöste Bananenkrieg zwischen den USA und der Europäischen Union, der erst 2001 beigelegt werden konnte (durch Vereinbarung von Einfuhrmengen). " D’Aveni, R.: Hypercompetition, New York 1994. Scherrer, C.: Handelskrieg oder Kooperation? Perspektiven transatlantischer Wirtschaftsbeziehungen, in. Argument, 1990, Nr.182, S.575-581. Schmidt, T.: Waffenembargo und Handelskrieg im Mittelalter, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 93.Jg. (2006), Nr.1, S.23-33.

Handelskunde deskriptive Wissenschaft, zu welcher neben der Warenkunde und Handelsgeschichte auch die delsgeographie zählt

Han-

" Wassmuth, B.: Entwicklungslinien der Betriebswirtschaftslehre, Marburg 1997.

Handelsmakler ist zumeist punktuell (d.h. projektbezogen) als Anbahner bzw. Vermittler ( Handelsmittler) von Auslandsgeschäften tätig. Anders als der Handelsvertreter ist der Handelsmakler im ursprünglichen Wortsinn ein Mittler, welcher die Interessen beider Seiten wahrt und von beiden Seiten durch die Maklercourtage entlohnt wird. Der Handelsmakler dokumentiert das von ihm vermittelte Geschäft durch eine Makler- bzw. Schlussnote genannte Urkunde. Obwohl Handelsmakler in den Verkaufs- bzw. BeExport. schaffungsprozess eingreifen, gelten derartige Auslandsgeschäfte nicht als indirekter

582

Handelsmarke

Handelsmarke Marke. Die (1) in Abgrenzung zur Herstellermarke von einem Handelsunternehmen geschaffene Handelsmarke erfüllt zunehmend die gleichen Funktionen wie der klassische Hersteller-Markenartikel (z.B. Qualitätsversprechen, Unverwechselbarkeit aufgrund bestimmter äußerer Merkmale bzw. Kennzeichen). Ausnahmen sind die Marketingführerschaft, die bei dem jeweiligen Handelsunternehmen liegt, und die begrenzte Distribution; denn die auch als Private Label bezeichnete Handelsmarke ist ausschließlich in dem Filialnetz jenes Handelsunternehmens erhältlich, das sie geschaffen hat. Aus verschiedenen Gründen erfüllen aber auch zahlreiche Herstellermarken einen der klassischen Bestimmungsgründe des Markenartikels, die „Ubiquität“, schon seit längerem nur noch mehr oder weniger. Die früher übliche Unterscheidung zwischen Handelsmarke und der von einem Hersteller geschaffenen, aber ausschließlich bei einem bestimmten Handelsunternehmen angebotenen Eigenmarke hat sich weitgehend erübrigt, da die meisten Handelsunternehmen im Zuge der weltweiten Strategie der Konzentration auf die Kernkompetenzen die für die klassische Handelsmarken-Strategie erforderliche Rückwärtsintegration aufgegeben haben. Die Handelsmarke moderner Prägung ist besonders in solchen Warengruppen stark vertreten, die aus Sicht des Verbrauchers wenig risikoreich sind (vgl. Abb. 1). Das wahrgenommene Risiko, operationalisiert als die Risikoreduktion, die Konsumenten empfinden, wenn sie eine Herstellermarke kaufen (im Vergleich zu nicht markierter Ware bzw. Handelsmarken), hängt ab von der Möglichkeit, die Produktqualität zu beurteilen, von der Dauer der Anwendung des Produkts sowie der Prestigeträchtigkeit der Produktkategorie ( Risiko, wahrgenommenes). Abb. 1: Abhängigkeit des Handelsmarkenanteils vom wahrgenommenen Risiko Risikoreduktion durch Kauf von Herstellermarken 1) stark 3,5

Kopfschmerztabletten Zigaretten Bier Softdrinks

3,0

Waschmittel Tafelschokolade Joghurt

Sekt Duschgel 2,5

2,0 Papiertaschentücher 1,5 0 schwach

20

40

Handelsmarkenanteil

Anmerkungen: 1) GfK-Befragung von 2.500 Konsumenten, Bewertung auf einer Skala von 0-5 Auswertung: Prof. Dr. Meffert und McKinsey; Quelle: McKinsey & Company 2002 2) GfK Verbraucherpanel ConsumerScan, Jan. - Okt. 2002 Quelle: Wildner (2003, S.118).

80 (in %)

60 2)

Handelsmarke

583

Wie die Herstellermarken, so werden auch die Handelsmarken positioniert als Mono- bzw. Einzelmarken (z.B. Instantkaffee Ali von Aldi), Warengruppenmarken (z.B. Today der Rewe-Gruppe für Haar-, Gesichts- und Körperpflege), Sortimentsmarken (z.B. O’Lacy’s von Asko) oder Gattungsmarken (z.B. Die Weißen von Rewe). Auch Handelsmarken lassen sich im oberen Preis-/Qualitätsquadranten ansiedeln, vorausgesetzt, man gibt dem Verbraucher ein glaubhaftes Qualitätsversprechen. Die Handelsunternehmen verfolgen damit u.a. folgende strategische Ziele: Verbesserung der Ertragslage, Erhöhung der Kundenbindung, Ergänzung, Optimierung und Differenzierung des Sortiments, Unterstützung des Firmenimage sowie Wahrung der Unabhängigkeit von Lieferanten. Wie eine Zeitreihe der Marktanteile von 68 Warengruppen zu erkennen gibt, gingen die Erfolge, welche die Handelsmarken zwischen 1998 und 2002 erzielten (incl. Aldi = +8,4%), vor allem zu Lasten der „sonstigen Marken“ (= -5,5%), während die Marktführer (bzw. die drei führenden Marken) mit einem Minus von 2,9% noch vergleichsweise glimpflich davonkamen (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Gewinner und Verlierer des Strukturwandels Wertmäßiger Marktanteil (in %) 100

24,0

24,4

24,0

12,3

11,6

23,6

22,9

11,1

11,1

6,8 35,3

6,7 32,2

Marktführer

90 80

70 60 50

12,3

7,4 37,7

7,3 36,1

7,2 36

30

10 0

3. Marke

Sonstige Marken

40

20

2. Marke

13,6

8,9

10,1

10,8

11,9

9,8

9,7

10,4

11,2

13,5

1998

1999

2000

2001

2002

Sonstige Handelsmarken Aldi

Quelle: GfK-Verbraucherpanel.

(2) Im internationalen Vergleich stellt sich die Bedeutung von Handelsmarken höchst unterschiedlich dar. Während deren wertmäßiger Marktanteil in Ländern wie Großbritannien und der Schweiz auf einem hohem Niveau mehr oder weniger stagniert, erfreut sich diese Angebotsform in Spanien einer starken und in Deutschland einer mittleren Wachstumsdynamik. Im italienischen Markt wiederum scheint die Bedeutung der Handelsmarken gering zu sein und gering zu bleiben (vgl. Abb. 3, nächste Seite). Gemäß einer Studie des Londoner Handelsinstituts IGD gaben die europäischen Konsumenten im Jahr 2010 insgesamt 430 Mrd. € für Handelsmarken aus. Zu dem Gesamtvolumen des Jahres 2006 (= 298 Mrd. €) trugen vor allem der britische (= 72,1 Mrd. €), der deutsche (= 63,6 Mrd. €) und der französische Markt (= 59,0 Mrd. €) bei. Mit deutlichem Abstand folgten Spanien (= 25,6 Mrd. €) sowie Italien (= 16,1 Mrd. €), die Schweiz (= 12,9 Mrd. €), die Niederlande (= 9,5 Mrd. €), Belgien (= 9,2 Mrd. €), Schweden (= 4,1 Mrd. €) und Irland (= 3,7 Mrd. €). Treiber des erwarteten Umsatzzuwachses von 45% seien neben hochwertigen Marketing-Konzepten (insb. auch Verpackung) die Konsumtrends „Gesundes Essen“ und „Bio“.

584

Handelsmatrize

Wie eine von AC Nielsen in 38 Ländern durchgeführte Akzeptanzstudie ergab, empfinden 66% der Verbraucher „Handelsmarken als eine gute Alternative zu Markenprodukten”, und 62% gehen davon aus, dass sie „mindestens die gleiche Qualität besitzen wie große Marken.“ Die meisten Anhänger hat Europa, wo 78% die Handelsmarke als gute Alternative zur Herstellermarke die Handelsmarke in einstufen (insb. Niederländer = 91%, Portugiesen = 89% und Deutsche = 88%). Hingegen akzeptiert nur ein Drittel der seit jeher besonders markenbewussten Japaner Handelsmarken. Abb. 3: Wertmäßiger Marktanteil von Handelsmarken (in %) 2000

2001

2002

2003

2005

Schweiz

39,4

39,3

38,7

39,0

41,0

Großbritannien

38,9

38,5

38,6

39,0

39,9

Deutschland

24,8

27,1

30,8

32,1

35,1

Spanien

18,6

20,9

24,2

26,7

29,4

Niederlande

-

23,1

23,1

23,7

29,3

Frankreich

23,2

24,6

25,6

26,4

28,9

Irland

-

-

-

-

27,1

Belgien

-

-

-

-

23,8

Österreich

-

18,0

20,0

20,0

19,9

Schweden

-

-

-

-

15,9

Italien

6,9

7,2

7,6

8,2

10,9

Quelle: Twardawa (2004, S.115); GfK/Europanel.

" Wildner, R.: Warum kaufen die Verbraucher Handelsmarken? in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 49.Jg. (2003), Nr.2, S.108-127. Twardawa, W.: Die Rückkehr der Marke ist eingeleitet, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 50.Jg. (2004), Nr.2, S.108-122. Weiss, C.: Die Wahrnehmung von Hersteller- und Handelsmarken im Kaufentscheidungsprozess, Wiesbaden 2008. Zentes, J. (Hrsg.): Handbuch Handel. Strategien – Perspektiven – Internationaler Wettbewerb, Wiesbaden 2006.

Handelsmatrize

Außenhandelsverflechtung

Handelsmittler betreibt das Auslandsgeschäft nicht selbständig, sondern in Abhängigkeit von bzw. in enger Zusammenarbeit mit selbständig international oder global tätigen Unternehmen. Zu den auch AbsatzmittAuslandsagenten, CIF-Agenten, Export- und Hanler genannten Unternehmen zählen neben Handelsmaklern auch Kommissionäre. delshäusern sowie Offenheit

Handelsoffenheit Handelsorientierung Handelspapier Handelsplattform

Problemlösungsstrategie

Dokumente im Außenhandel Frachtbörse

Handelspolitik umfasst die

Außenhandelspolitik und die

Binnenhandelspolitik

Handelspolitik, strategische Teilbereich der Neueren Außenhandelstheorie ( Außenhandelstheorie, neuere). Die Strategische Handelspolitik versucht gezielt und systematisch, volkswirtschaftlich erwünschte Wirkungen der Exporttätigkeit einer Volkswirtschaft zu erzeugen bzw. zu begünstigen. Vor allem P.R. Krugman argu-

Handelsschaffung

585

mentierte auf Basis modelltheoretischer Analysen Anfang der achtziger Jahre des vergangenen JahrStaat habe die Aufgabe, durch Industriepolitik zukunftsträchtige Branchen zu förhunderts, der Deviseneinnahmen erwirtschaften und im weltweiten Technologiewettbewerb bestehen dern, um so zu können. Wenn, wie dies in der Vergangenheit häufig der Fall war, im Mittelpunkt der Strategischen Handelspolitik die Absicht steht, (größere) Unternehmen besser in die Lage zu versetzen, komparative Kosten- bzw. Preisvorteile strategisch zu nutzen ( Skaleneffekt), so zählten zum Mix der Fördermaßnahmen zumeist: Einrichtung von

Sonderwirtschaftzonen,

Gewährung direkter und/oder indirekter Exportsubventionen ( verbilligte Exportkredite zählen ( Exportkreditversicherung), Subventionierung der

Subventionen), wozu bspw. zins-

F+E-Politik exportintensiver Wirtschaftszweige,

Abwehr ausländischer Konkurrenten durch verschiedene Formen von

protektionistische Maßnahmen sowie

Dumping.

Diese später als „realitätsfern und zahlreiche wichtige Nebeneffekt (z.B. Gefahr des Subventionswettlaufs) vernachlässigend“ (Kortmann, S.214) kritisierte Argumentation nutzten viele Länder als Rechtfertigung für eine interventionistische Industrie- und Subventionspolitik. Auch die Managed TradePhilosophie griff diese Argumente auf. " Borchert, M.: Außenwirtschaftslehre, 7.Aufl., Wiesbaden 2001. Kortmann, W.: Reale Außenwirtschaftslehre, Stuttgart 1998.

Handelspräferenz Außenhandel zwischen zwei und mehr vertraglich geregelte Vorteile (insb. Zollerleichterung) im Drittländern nicht gewährt werden ( Zoll). Im Lomé-Abkommen räumte die EuroLändern, die AKP-Staaten eine solche Handelspräferenz ein und schuf damit einen so päische Gemeinschaft den Meistbegünstigungsklausel genannten Präferenzraum. Die Handelspräferenz steht im Gegensatz zur des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT). Handelspraktik, unfaire

Managed Trade

Handelsschaffung primär mit dem Abbau von Handelshemmnissen verfolgtes Ziel der verschiedenen Formen regionaIntegration: den Warenaustausch zwischen den Mitgliedsstaaten integrierter Wirtschaftsräume ler Handelsintensivieren (z.B. ( Freihandelszone). Von der Handelsschaffung abzugrenzen ist die umlenkung. Während sie zu den kurzfristigen Integrationswirkungen zählt, können die Effekte von Handelsschaffung sowohl kurz- als auch mittelfristiger Natur sein (vgl. Abb.). Wirkungen von Integration Betroffene Wirkungsart Kurzfristige Wirkungen

Interne Wirkungen (

Mitgliedsländer)

Externe Wirkungen (

Drittländer)

Handelsschaffung

Handelsumlenkung

Verstärkte Handelsschaffung

Handelsschaffung

Kosten- und Innovationseffekt

Induzierte Kosten- und Innovationseffekte

Handel Mittelfristige Wirkungen Wirtschaftsstruktur

Verlust von Privilegien

Verlust von Privilegien Quelle: Koch (2006, S.41).

" Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.39ff.

586

Handelsschrankenansatz

Handelsschrankenansatz Direktinvestitionen veranlasst werden, Erklärungsansatz, der davon ausgeht, dass Unternehmen zu Handelshemmnisse aller Art (z.B. Zölle, nichttarifäre Barrieren wie Mengenkontingente) wenn Einfuhr von Gütern derart erschweren bzw. verteuern, dass die Exportstrategie wenig Erfolg die verspricht. " Corden, W.M.: Protection and Foreign Investment, in: Economic Record, Vol.43 (1967), pp.209-232.

Handelsspanne das als Differenz zwischen dem Nettoeinkaufspreis und dem Nettoverkaufspreis darstellbare Entgelt, welches Handelsunternehmen für die Vermarktung von Gütern aller Art erhalten ( Distributionspolitik, internationale). Im internationalen Vergleich variiert die Handelsspanne teilweise erheblich. So kann sie für ein identisches Körperpflegeprodukt in Deutschland 38%, in Frankreich 20% und in Irland 13% betragen. Hinzu kommen die eigenständigen Preisstrategien der Handelsunternehmen. Auch der Staat spielt in diesem Kontext eine gewisse Rolle. Er kann Herstellern und anderen Akteuren im Absatzkanal aus politischen Gründen Preisober- und Untergrenzen vorschreiben (z.B. Mindestpreis für Alkoholika). " Leach, B.: Arbitrageure setzen den Hebel an, in: LebensmittelZeitung, Nr.38 (24.9.1999), S.56-58.

Handelssprache (1) dient der Verständigung im überregionalen, grenzüberschreitenden bzw. globalen Handel. Dabei lassen sich grob zwei Tendenzen beobachten. Lange Zeit war die Sprache derjenigen Macht, welche in einer bestimmten Epoche den (internationalen) Handel beherrschte, auch die Handelssprache. Als wenige Beispiele von vielen seien genannt: Griechisch im Altertum, Chinesisch in Ostasien, NiederHanse, Arabisch in den vom Islam beherrschten Weltregionen ( Recondeutsch zu Zeiten der Kolonialmächte in ihrem Einflussbereich ihre Landessprache als quista). Im Übrigen haben alle Handelssprache ein- bzw. durchgesetzt. (2) Dass die vergleichsweise „einfache“ Weltsprache Englisch in wachsendem Maße auch die Funktion der Welthandelssprache übernimmt, hat mit der zweiten Tendenz zu tun: mit der Notwendigkeit bzw. Bedürfnis, sich schnell und auf unkomplizierte Weise verständigen zu können. Dieser Wunsch dem Pidgin-Engbegünstigt Sprachformen mit simplifizierter Grammatik und Lexik, deren Extrem das lish darstellt. Handelsstraße

Fernhandel;

Seidenstraße

Handelsumlenkung neben Handelsschaffung eine der Wirkungen von regionaler Integration. Von Handelsumlenkung integrierten Wirtschaftsraumes (z.B. Freihandelsspricht man, wenn die Mitgliedsländer eines Präferenzabkommen; Kooperationsabkommen) Güter, die sie bislang in Drittländern zone, beschafft haben, zunehmend aus anderen Mitgliedsländern importieren. Handelsusance Handelsverbot Handelsvertrag

Handelsbrauch;

Usance

Unethische Formen der Internationalisierung Handelsabkommen

Handelsvertragspolitik Außenhandelspolitik. Die Handelsvertragspolitik ist bestrebt, den Außenhandel Instrument der durch bilateral vereinbarte Ausführungsbestimmungen zu gestalten bzw. zu beeinflussen. Zentrale Meistbegünstigungsklausel und die Reziprozitätsklausel. Instrumente sind dabei die

Handlungskompetenz, interkulturelle

587

Handelsvertreter (1) rechtlich selbständiger Gewerbetreibender, der im Namen eines Exportunternehmens und auf Auslandsmarkt (oder in mehreren Märkten) dessen Rechnung in einem vertraglich vereinbarten Marktinformationen beschafft, Geschäfte anbahnt, Verträge abschließt, den Kundendienst gewährleisReisende, der im festen tet und andere Dienstleistungen erbringt ( Handelsmittler). Anders als der Angestelltenverhältnis für ein Hersteller-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen arbeitet, kann (bzw. muss) der Handelsvertreter seine Tätigkeit (incl. Arbeitszeit) frei gestalten. Er ist allerdings verpflichtet, a) sich daran zu bemühen, vereinbarungsgemäß und im Sinne bzw. Interesse seines Auftraggebers bzw. Prinzipals Geschäfte anzubahnen und nach Möglichkeit abzuschließen, b) Geschäftsvermittlung unverzüglich und Marktentwicklungen in regelmäßigen Abständen anzuzeigen (= Benachrichtigungspflicht), c) nicht gleichzeitig für Konkurrenten tätig zu werden (= Wettbewerbsverbot), d) sich wie ein „ordentlicher Kaufmann“ zu verhalten. Zumeist erhält der Handelsvertreter eine umsatzabhängige Provision. (2) Die Euro Info Centre „Marketing Access Working Group“ im Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHK) hat einen umfangreichen „Leitfaden für Handelsvertreter“ veröffentlicht, der in seiner Ausgabe von 2004 über das Handelsvertreterrecht in 17 EU-Mitgliedsstaaten sowie in Norwegen und Bulgarien informiert. Neben einer Bewertung der Vor- und Nachteile des Vertriebs mit Hilfe von Handelsvertretern finden sich in dieser Broschüre auch Text und Erläuterung der EU-Richtlinie über Handelsvertreter (86/653/EEC). (3) Neben anderen leisten die Euro Info Centre Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Handelsvertretern. Handelsvorteil

Integration

Handelsware, internationale Welthandel. Dieser summierte sich 2001 zu 5.984 Mrd.$. Danach Warengruppen aufgegliederter von entfielen 17,7% auf Erzeugnisse des Maschinenbaus (ohne Automobile und EDV-Technik). Der zweitwichtigste Bereich war mit 13,8% die Büro- und Telekommunikationsausrüstung. Weiterhin entfielen 13,2% auf Bergbau- und Petroleumprodukte, 9,9% auf Chemikalien, 9,4% auf Automobile, 9,1% auf Agrarprodukte, 8,8% auf sonstige Konsumgüter, 7,2% auf Halbfertigerzeugnisse, 5,8% auf Textilien & Bekleidung und 2,2% auf Eisen & Stahl. Handelsweg

Seidenstraße

Handlungsbevollmächtigter

Funktionsbezeichnung

Handlungskompetenz, interkulturelle der interkulturellen Kompetenz ähnliches Konstrukt ( Kompetenz, interkulturelle). Anlässlich einer Analyse der kritischen Ereignisse, welche mehr als 300 deutsche Fach- und Führungskräfte kurz nach einem Auslandsaufenthalt ( Entsendung) berichteten, extrahierten Kühlmann & Stahl einen Katalog jener Merkmale bzw. Persönlichkeitseigenschaften, welche ihren Untersuchungsbefunden zufolge interkulturelle Handlungskompetenz ausmachen. Im Einzelnen sind dies Ambiguitätstoleranz, Verhaltensflexibilität ( Flexibilität), Zielorientierung und Kontaktfreudigkeit ( Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle). Weiterhin tragen folgende Eigenschaften bzw. Fähigkeiten zu interkulturelEmpathie, Polyzentrismus und metakommunikative Kompetenz. ler Handlungskompetenz bei: Ein übergeordnetes Merkmal interkultureller Handelskompetenz ist die Fähigkeit zur Variation und Führungsstil, Verhandlungsverhalten ( VerhandAnpassung wichtiger Verhaltensparameter wie lungsstil) oder Konfliktlösungsstrategie an die jeweiligen fremdkulturellen Bedingungen ( Konfliktstil).

588

Handlungsorientierung

" Beneke, J.: Das Hildesheimer Profil Interkultureller Kompetenz. Vorschläge für ein Assessment Center, in: Beneke, J. (Hrsg.), Kultur, Mentalität, Nationale Identität, Referate des 1. Hildesheimer Kolloquiums zur Interkulturellen Kommunikation, Bonn 1992, S.93-102. Kühlmann, T.M.; Stahl, G.K.: Diagnose interkultureller Kompetenz und Examinierung eines Assessment Centers, in: Barmeyer, C.I.; Bolten, J. (Hrsg.), Interkulturelle Personalorganisation, Berlin 1998, S.213-224.

Handlungsorientierung Handlungstheorie

Problemlösungsstrategie

Kulturstandard;

Selbstorganisation

Handlungstraining, interkulturelles soll Entsandte in die Lage versetzen, unter so genannten fremdkulturellen Bedingungen eines AusEntsendung). landseinsatzes die erforderliche Anpassungsleistung zu erbringen ( Anpassung; Aufgabe dieses Trainings ist es, Einsichten, Kenntnisse und Fertigkeiten länder- bzw. kulturspezifisch Normen zu erin verschiedenen Verhaltensbereichen zu vermitteln. Hierzu zählt z.B. die Fähigkeit, kennen, die für angemessenes soziales Verhalten, etwa gegenüber Vorgesetzten, älteren Personen etc., in einem fremden Land bedeutsam sind. Dahinter steht folgende Überlegung: Nur wer eine valide Vorstellung davon besitzt, warum sich Verhandlungspartner in einer bestimmten, zumeist ungewohnten Weise verhalten (= Kausalattribution) und welche Ziele sie dabei verfolgen (= Finalattribution), kann soziale Ereignisse sowie interaktives Verhalten vorhersagen und beeinflussen ( Attributionstheorie). " Thomas, A.: Interkulturelles Handlungstraining in der Managerausbildung, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 18.Jg. (1989), Nr.6, S.281-287.

Handschlag

Begrüßung & Small Talk;

Sitten & Gebräuche

Handwerk umfasst in Deutschland gemäß der in der Handwerksordnung formulierten Positivliste 41 zulassungspflichtige, 53 zulassungsfreie und 57 handwerksähnliche Gewerbe. Während für den industriellen Sektor die Massenproduktion charakteristisch ist ( Sektor), erbringt das Handwerk vorwiegend individuelle Leistungen (häufig auf Bestellung). Wie die Herbstumfrage 2007 des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) ergab, steht das deutsche Handwerk noch ganz am Anfang der Internationalisierung: Nur 3,5% seines Umsatzes erwirtschaftet es im Ausland, wobei 7,2% der etwa 48.000 Handwerksbetriebe international tätig sind (1994 = 1,8% Auslandsumsatz und 3,1% international tätige Risiko eines AusUnternehmen). Befragt nach den Gründen ihrer Abstinenz nannten 48,1% das landsengagements, 36,6% Kapazitätsprobleme, 36,0% Sprachschwierigkeiten ( Fremdsprachen), 32,4% bürokratische Hemmnisse ( Bürokratiekosten), 29,8% Informationsdefizite ( Informationsbeschaffung), 25,0% Probleme mit der Finanzierung ( Finanzierung von Auslandsgeschäften) und 16,9% Beratungsdefizite ( Bundesagentur für Außenwirtschaft). 16,4% schließlich beklagten fehlendes Fachpersonal ( Standort Deutschland; Standortfaktoren, unterschätzte). ( http://www.zdh.de Hanse lockerer Bund von Städten, zu dessen Gründungsmitgliedern bspw. Lübeck zählt. In ihrer Blütezeit (1370-1400) gehörten mehr als 200 Städte zwischen Flandern und Polen, vor allem aber rund um die Nationalstaaten Ostsee der Hanse an ( Internationalisierung, Anfänge). Mit dem Erstarken der gelang es den Holländern im 16. und 17. Jahrhundert, das Monopol der Hanse in der Ostsee zu brechen Welthandels in die Atlantikhäfen zu verlagern. Der letzte Hansetag fand und die Schwerpunkte des 1669 statt. Er markierte zugleich den Beginn des „atlantischen Zeitalters“, das wiederum Ende des 20. Jahrhunderts durch das „pazifische Zeitalter“ abgelöst wurde. " Daenell, E.: Die Blütezeit der deutschen Hanse, 3.Aufl., Berlin 2001. Dollinger, D.: Die Hanse, 5.Aufl., Stuttgart 1998. Schelzel, M.: Hansehandel, Rostock 2003.

Hardship-Zulage

Auslandszulage

Harmonisierung

589

Harmonie (1) zentrales Ordnungsprinzip der konfuzianisch geprägten Gesellschaftslehre ( Konfuzianismus). Demzufolge fördert Harmonie nicht nur die Gruppenkohäsion, d.h. den Zusammenhalt sozialer EinheiGesellschaft ( Guanxi; Humanprinzip). Menten, sondern bspw. auch die Produktivität einer cius, ein Schüler von Konfuzius, drückte die Überzeugung vom Vorrang des Sozialen mit folgender Metapher aus: „Weather is less important than a fertile field, and a fertile field is less important than harmony“. Wer in den wichtigsten konfuzianischen Beziehungen ('wu lun') die Harmonie stört, verliert sein Gesicht ( Gesicht wahren). Da dies eine gravierende und kaum mehr wieder gut zu machende Störung der sozialen Ordnung wäre, ist es in konfuzianisch geprägten Gesellschaften bspw. üblich, dass die Unternehmensleitung sich öffentlich (bspw. im Fernsehen) für Fehlleistungen (bspw. gravierende Produktmängel) entschuldigt. Das Harmonieprinzip verlangt auch, dass es weder Gewinner noch Verlierer gibt. „Immer mehr Leute drängen sich im Wartebereich. Am Abflugsteig nach Peking fehlen inzwischen zwei Maschinen, aber nach zwei bangen Stunden taucht doch ein Flugzeug auf. Die Passagiere diskutieren lebhaft, wessen Flieger das eigentlich ist. Keiner findet eine Lösung. Das ist der Moment, in dem ich mich am liebsten in eine stille Ecke zurückziehe. Effizienz ist hier kein primäres Ziel. Nach einer weiteren Stunde kommt dann die chinesische Lösung. Die Landescheinwerfer seien defekt, heißt es. Das leere Flugzeug wird wieder weggeschoben. Es vergehen noch zwei Stunden. Dann kommt ein größeres Flugzeug, das uns alle mitnehmen kann. So ärgerlich dieser Zwischenfall auch war, ich bin um eine chinesische Weisheit reicher geworden. Es herrscht hier eine tiefe Überzeugung, dass alle die gleichen Vorteile haben sollen – und die gleichen Nachteile“ (Ramoser, S.22). Für das Verhältnis zwischen Lieferanten bzw. Herstellern und Handelsunternehmen bedeutet das Harmonieprinzip, dass in konfuzianisch geprägten Ländern Vertragsstrafen, bspw. bei Lieferverzögerung, kaum durchgesetzt werden können. (2) Harmonie zählt zu den von S.H. Schwartz identifizierten Kulturdimensionen ( Wertetheorie nach Schwartz). " Morris, M.W.; Leung, K.; Ames, D.; Lickel, B.: Views from Inside and Outside. Integrating Emic and Etic Insights about Culture and Justice Judgement, in: Academy of Management Review, Vol.24 (1999), pp.781-796. Noesselt, N.: Alternative Weltordnungsmodelle, Wiesbaden 2010. Ramoser, T.: Jiuzhaigon. In China darf keiner gewinnen und keiner verlieren, in: Absatzwirtschaft, 48.Jg. (2005), Nr.1, S.22.

Harmoniemodell

Konfliktmanagement

Harmonisierter Verbraucherpreisindex wird von den Statistischen Ämtern aller 27 Mitgliedsländer der Europäischen Union nach einem standardisierten Verfahren berechnet. Anhand des Harmonisierten Verbraucherpreisindex wird für die Europäische Währungsunion ein einheitlicher VerbraucherpreisinEuropäische Union und die dex ermittelt. Harmonisierung (1) Angleichung von Rahmenbedingungen, Lebensumständen, Rechtsgrundsätzen als Voraussetzung eines einheitlichen Binnenmarktes ( Europäische Gemeinschaft; Europäischer Binnenmarkt). Ein Kommunikation. wichtiger Bereich ist dabei die Angleichung von Regeln für die kommerzielle Gerade aber in jenem Bereich, dessen Harmonisierung unerlässlich ist, wenn man faire Wettbewerbsbedingungen schaffen will, einem einheitlichen Wettbewerbsrecht, fällt dies aufgrund unterschiedlicher Rechtstraditionen in den einzelnen Mitgliedsstaaten besonders schwer. So haben Großbritannien und Irland kein eigenständiges Recht des unlauteren Wettbewerbs entwickelt, sondern bewerten die davon betroffenen Sachverhalte nach Maßgabe des Common Law. Auch dem naheliegenden Versuch einer Teilharmonisierung war, wie im Falle der Richtlinie zur irreführenden Werbung, nur begrenzt Erfolg beschieden, da der jeweils gefundene Kompromiss regelmäßig im sprichwörtlich „kleinsten gemeinsamen Nenner“ bestand. So wurde beim ersten Harmonisierungsschritt, der so genannten „Richt-

590

Harmonisierung, technische

linie des Rates vom 10.09.1984 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedsstaaten über irreführende Werbung (84/450/EWG)“, das Phänomen der irreführenden Werbung tatbeständlich so vage gefasst, dass damit nur eine begrenzte Rechtsangleichung erreicht wurde und Europäischen Gerichtshofes man auf eine implizite Harmonisierung durch die Rechtsprechung des im Einzelfall und das dabei zugrunde gelegte Leitbild des „verständigen Durchschnittsverbrauchers“ hoffen musste. In der „Richtlinie des Rates vom 6.10.1997 zu vergleichender Werbung“ wurden dann zahlreiche - kumulativ - zu erfüllende Bedingungen präzisiert, unter denen vergleichende Werbung innerhalb der Gemeinschaft zulässig ist. (2) In der Fernseh-Richtlinie und vor allem der E-Commerce-Richtlinie wurde der Versuch einer Angleichung auf mittlerem oder hohem Niveau jedoch mehr und mehr aufgegeben. Durch die EinfühHerkunftslandprinzips wollte man den Binnenmarkt trotz des Verzichts auf Harmonisierung des rung funktionsfähig erhalten. Harmonisierung, technische 1985 vom Europäischen Rat mit dem Ziel des Abbaus technischer Handelshemmnisse innerhalb der Gemeinschaft beschlossen. Die einzelstaatlichen Vorschriften und technischen Normen wurden mit Hilfe von Richtlinien harmonisiert, welche die Anforderungen definierten, die Produkte erfüllen müssen, damit sie innerhalb des Binnenmarktes frei vertrieben werden können ( CE-Kennzeichen). Die technische Spezifikation dieser Normen ist Aufgabe der europäischen Normungsorganisationen. Hierbei handelt es sich um das Comité Européen de Normalisation (CEN) und das Comité Européen de Normalisation Electronique (CENELEC). Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt 1996 in Alicante gegründet und mit der Aufgabe betraut, innerhalb der Europäischen Union die Gemeinschaftsmarken und GemeinschaftsSicherheit geistigen Eigentums zu gewährleisten, d.h. geschmacksmuster einzutragen. Diese Behörde ist im Gegensatz zu den bestehenden Markenämtern an keine Vorgaben des jeweiligen nationalen Markenrechts gebunden und kann demnach europaweit Standards setzen ( Gemeinsames Markenamt). Sie arbeitet mit zahlreichen (außer-)europäischen ICC) zusammen, welche vor allem bei (Vorschlägen zu) Änderungen der Organisationen (z.B. Prüfungsrichtlinien konsultiert werden. Zentrales Organ ist ein Amtsblatt, in welchem alle für das Gemeinschaftsmarkenrecht bedeutenden Rechtsakte, aber auch grundlegende, für den Schutz des geistigen Eigentums relevante Informationen veröffentlicht werden ( Produkt- und Markenpiraterie). Die Kosten der Anmeldung einer Gemeinschaftsmarke wurden am 1.11.2005 von 975 auf 900 € gesenkt. Die Eintragung einer Gemeinschaftsmarke kostet noch 850 € und deren Verlängerung 1.500 €. Wer das elektronische Anmeldesystem des Markenamtes nutzt, spart 150 €. ( http://oami.eu.int Havanna-Charta Harvard-Konzept Hauptstadt

Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen Verhandlung

Weltstadt

Haus zu Haus-Versicherung

Warentransportversicherung

Haushaltsstruktur informiert über die Form des Zusammenlebens der Menschen in den einzelnen Ländern ( Marktforschung, internationale). Ein hoher Anteil von Singlehaushalten bedeutet etwa für einen Anbieter von Lebensmitteln, dass es sinnvoll sein kann, in diesem Ländermarkt vorzugsweise kleine Packungsgrössen anzubieten. Weiterhin empfiehlt es sich, bei den Öffnungszeiten die begrenzte Zeitsouveränität die-

Health Claims-Verordnung

591

ser Zielgruppe zu beachten, einen Bring-Service sowie andere Maßnahmen, die den Lebensumständen dieser Zielgruppe Rechnung tragen, anzubieten. Unterzieht man auf der Basis von Daten, welche Europäischen Union einer ClusEurostat zur Verfügung stellt, die einzelnen Mitgliedsländern der Cluster (vgl. Abb.). teranalyse (Ward-Verfahren), so ergeben sich vier Von diesen fallen zwei Cluster durch Extremwerte auf. In den (vorwiegend katholischen) Ländern, die zu Cluster 4 gruppiert wurden, finden sich weitaus mehr Großhaushalte als anderswo. Großhaushalte sind solche, in denen drei und mehr Erwachsene sowie unterhaltsberechtigte Kinder leben. Entsprechend sind dort Singles und Alleinerziehende mit Kind(ern) unterdurchschnittlich repräsentiert das korredritte Cluster den Gegentyp: wenige Großhaushalte, viele Singles und Alleinerziehende. Eine individualistischen Kulturen, wo Selbstverwirklichung lative Analyse der Ursprungsdaten zeigt: In des Einzelnen ein wichtiges Lebensziel ist, gibt es viele Singlehaushalte (r = +0,53; p = 0,04) und Ungewissheitsvermeidung neigt, scheint hingewenige Großfamilien (r = -0,61; p = 0,02). Wer zu gen unstrukturierte Lebenssituationen zu meiden und deshalb auch nicht gerne alleine zu leben (r = 0,59; p = 0,02) und/oder Kinder alleine erziehen wollen (r = -0,50; p = 0,06). Folglich sind in Cluster 4 angesichts eines relativ hohen UAI und des niedrigsten IDV Großfamilien stark und kleine Haushalte seltener vertreten. Haushaltsstruktur in Europa (in %) Cluster

Anteil … Drei- und MehrZweiEin-Personen- Alleinerziehende Personen- HausPersonenHaushalte Personen mit Haushalte mit unter- halte mit unterunterhaltshaltsberechtigten haltsberechtigten berechtigten Kindern Kindern Kindern

Zwei- und MehrPersonenHaushalte

1

Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Luxemburg

10,2

2,8

39,2

13,0

34,4

2

Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Niederlande

14,5

3,2

35,0

9,2

38,2

3

Finnland, Schweden

18,5

6,0

43,0

3,5

28,5

4

Irland, Österreich, Portugal, Spanien

6,5

2,2

34,5

24,5

31,5

Mittelwert

11.5

3,2

37.3

13.8

33.9

Quelle: eigene Auswertung auf Basis von EUROSTAT (2002).

Havarie, große Begriff des See- und Binnenschifffahrtsrechts. Als große Havarie werden zunächst Schäden bezeichnet, welche auf Anordnung des Kapitäns herbeigeführt wurden (z.B. Aufgabe von Gütern, Beschädigung durch Löschwasser), um weitergehende Schäden (insb. den Totalverlust des Schiffes) abzuwenden. Weiterhin sind Aufwendungen (z.B. für Schlepper), die getätigt wurden, um Schiff und/oder Ladung zu retten, zu nennen. Diese Schäden bzw. Aufwendungen sind von allen Versicherungsnehmern wertanteilig zu tragen, auch wenn die eigene Ware unbeschädigt blieb ( Warentransportversicherung). HC-Kultur HDI

Low-/High Context-Kultur

Human Development-Index

Health Claims-Verordnung Europäischen Union über die Zulässigkeit von im Januar 2007 in Kraft getretene Verordnung der nährwert- und gesundheitsbezogenen Angaben über Lebensmittel (Verordnung Nr. 1.924/2006).

592

Heavily Indepted Poor Country

(1) Mit dem Nährwert dürfen seitdem Unternehmen nur noch dann werben, wenn das fragliche Lebensmittel ein bestimmtes (günstiges), durch ihre jeweiligen Zucker-, Fett- und Salzanteile definiertes Nährwertprofil aufweist. Weicht ein Nährwert von dem vorgeschriebenen Profil ab, so muss in der gleichen Weise, d.h. wie die nährwertbezogene Angabe (Schriftgröße, Platzierung), auf den nicht konformen Nährwert hingewiesen werden (z.B. Fruchtgummi ohne Fett, hoher Zuckergehalt). (2) Gesundheitsbezogene Angaben (z.B. „Kalzium ist gut für die Knochen“) sind gemäß der Health Claims-Verordnung dann zulässig, wenn das vorgeschriebene Nährwertprofil eingehalten wird und die Werbeaussage wissenschaftlich belegbar ist. Auch allgemein formulierte „Claims“ wie „bekömmlich“ oder „hält fit“ sind nur zulässig, wenn ihnen eine bewiesene gesundheitsbezogene Aussage beigefügt wird. Werbeaussagen, die sich auf die Verringerung eines Krankheitsrisikos beziehen, sind nun erstmals möglich (bspw.: „Der Genuss dieses Joghurts senkt das Osteoporose-Risiko“), vorausgesetzt, derartige Claims haben ein Zulassungsverfahren durchlaufen und wurden in eine Gemeinschaftsliste aufgenommen. Heavily Indepted Poor Country

Hochverschuldetes armes Land

Heckscher-Ohlin-Theorem bis in die fünfziger Jahre dominierender Erklärungsansatz der klassischen Theorie des internationalen Theorems der komparativen Kosten Handels ( Außenhandelsursachen). Während mit Hilfe des (P. Ricardo) nur begründet werden konnte, warum es zum internationalen Handel kommt, machten E. Heckscher und B. Ohlin die unterschiedliche Ausstattung der einzelnen Länder mit ProduktionsfaktoAußenhandels verantwortlich ( Theorie der Faktorenausstatren für Richtung und Ausmaß des Außenhandelstheorie exportiert ein Land tung). Gemäß diesem Erklärungsansatz der klassischen vor allem solche Güter, für deren Produktion es relativ reichlich vorhandene Produktionsfaktoren intensiv nutzen kann. In Frage gestellt wurde diese makroökonomische Theorie im weiteren Verlauf Leontief-Paradoxon, später durch die Neuere Ausder Wissenschaftsgeschichte zunächst durch das senhandelstheorie ( Außenhandelstheorie, neuere). " Deuker, W.: Die Diskussion der Heckscher-Ohlin-Theorie und ihrer produktionstheoretischen Grundlagen in methodologischer Sicht, Köln 1974. Heckscher, E.: The Effect of Foreign Trade on the Distribution of Income, in: Ekonomisk Tidskrift, Vol.21 (1919), pp.497-512. Ohlin, B.: Interregional and International Trade, Oxford 1933.

Hedging Risikomanagements betriebene von international oder global tätigen Unternehmen als Mittel des Strategie der Kurssicherung. Beim natürlichen Hedging werden die Produktionsstandorte so gewählt, dass ein möglichst großer Anteil des von einem Unternehmen in einem Fremdwährungsgebiet erzielten Umsatzes durch die lokale Produktion gedeckt werden kann ( Produktionsmanagement, globales). Eine noch vergleichsweise wenig genutzte Hedgingoption ist das Zuliefererhedging. Hierbei wird bei Zulieferern als wesentliches Kriterium berücksichtigt, ob diese in einer Wähder Auswahl von Währungshedging schließrung fakturieren, in der auch nennenswerte Exporterlöse anfallen. Beim Währungsrisiko lich wird das durch Abschluss eines Geschäfts in einer Fremdwährung entstehende Kapitalmarkt ein Gegengeschäft in Gestalt von Futures, gesichert, indem das Unternehmen auf dem Optionen oder Swaps abschließt. Hedonismus (1) Lebensprinzip bzw. Lebensstil, in dessen Mittelpunkt das Streben nach Freude, Lust etc. und das Vermeiden von Unlust (bzw. Schmerz) stehen. Abwertend wird mit Hedonismus eine egozentrische, vorwiegend am lustvollen, materialistischen Konsum orientierte Lebensweise bezeichnet. Hedonische Produkte sind solche, deren Nutzen primär in der Lustbefriedigung liegt (z.B. Parfüm). In individualistischen Märkten versprechen sie ein überdurchschnittliches Marktpotenzial ( Individualismus vs. Kollektivismus; Produkt, hedonisches). (2) Zu den von S.H. Schwartz identifizierten Kulturdimensionen zählt auch Hedonismus.

Herausforderung, chinesische

593

Heimat dort wo man geboren ist und/oder sich zu Hause fühlt (erste vs. zweite Heimat). Im Zuge der wachsenMobilität ist Heimat immer weniger ein realer, physischer Ort, den nationalen und internationalen an den man tatsächlich zurückkehren könnte. Sie ist vielmehr zur Projektion einer Sehnsucht geworden, z.B. nach den Orten der entschwundenen Kindheit. Vor allem dann, wenn Städter Heimat mit „Land“ gleichsetzen (im Gegensatz zu Stadt), verbinden sie damit die illusionäre Hoffnung, es gäbe in einer sich ständig wandelnden Welt einen Ort, der das bleibt, was er (vermeintlich) immer war ( Änderungsbereitschaft). Heiß-/Kalt-Skala von Litvak & Banting weitgehend intuitiv gebildete sowie von Maclayton et al. teilweise empirisch bestätigte „Temperaturskala der Internationalisierung“: In diesem Sinn heiße Länder sind solche, deren „Marktklima“ eine Intensivierung des Auslandsengagements nahe legt, während bei kalten Ländern Internationalisierung angezeigt ist. Diesem Ansatz liegen eine möglichst risikoarme Strategie der Faktoren wie politische Stabilität ( Risiko), Absatzpotenzial, soziale Struktur oder Liberalität der Handelspolitik zugrunde. " Litvak, I.A.; Banting, P.M.: A Conceptual Framework for International Business Arrangement, in: Sethi, S.P; Sheth, J.N. (Eds.), Multinational Business Operations: Marketing Management, Pacific Palisades 1973, pp.85-95. Maclayton, D.; Smith, M.; Hair, J.: Determinants of Foreign Market Entry: A Multivariate Analysis of Corporate Behavior, in: Management International Review, Vol.20 (1980), pp.40-52.

Held tatsächliche oder fiktive, historische oder zeitgenössische Person, die als Leitfigur jene Eigenschaften Gesellschaft Kultur bzw. Subkultur besonderes Ansehen genießen. verkörpert, welche in einer Im Extremfall sind Helden Kulturheroen, mythologische Gestalten, die zwischen den Göttern und den Menschen stehen ( Mythos). Ihre Aufgabe ist es, diesen die Kulturgüter (z.B. Ackerbau und ViehSitten & Gebräuche sowie Religion) zugänglich zu machen. Indem Helden die Werte zucht, Werteder Epoche verkörpern, der sie entstammen, verdeutlicht ihr Beispiel auch den allgemeinen wandel (z.B. John Rockefeller als Inkarnation des puritanischen Typus vs. Steve Jobs als exzentrischer individualistisch-hedonistischen Gesellschaft). Vertreter einer zunehmend Herausforderung, amerikanische kulturkritische, von dem damals angesehenen französischen Journalisten J.-J. Servan Schreiber in dem gleichnamigen Buch (Le Défi Américain) popularisierte These, wonach die übermächtige und tendenziell imperialistische amerikanische Industrie, Kultur und Technologie das strukturell und ideell geschwächte Europa dominieren und letztlich ausbeuten ( Imperialismus; Kulturkritik). Zwölf Jahre nach seinem Welterfolg („Die amerikanische Herausforderung“) hat der Autor mit „Die totale Industrienationen vor der AlterHerausforderung“ seine Grundthese variiert: Nunmehr stünden die Dritten Welt (d.h. Kooperation) oder Untergang. Im Rückblick native: Partnerschaft mit der erkennt man jedoch, dass es sich um - zudem populistisch überzeichnete - Momentaufnahmen handelte. Denn die amerikanische Herausforderung wurde von Europa überstanden, wie auch die anschließende japanische Herausforderung und vermutlich auch die chinesische Herausforderung, welche nicht nur das „alte Europa“ im neuen Jahrtausend beschäftigt. " Montezemolo, G.: Wirtschaftssupermacht Europa, Frankfurt/Main 2000. Ritter, G.A.; Szöllösi-Janze, M.; Trischler, H.: Antworten auf die amerikanische Herausforderung, Frankfurt/Main 1999. Servan Schreiber, J.-J.: Die amerikanische Herausforderung, Hamburg 1968.

Herausforderung, chinesische in Analogie zu der erstmals 1968 in Frankreich populär gewordenen These von der „amerikanischen Herausforderung“ formulierte Vorhersage ( Herausforderung, amerikanische). Im Kern handelt es Europas Wirtschaft nicht mit Amerikas, später nicht mit Japans und sich um die Warnung, dass

594

Herausforderung, europäische

schließlich nicht mit Chinas Wirtschaft im internationalen Wettbewerb ( Wettbewerb, internationaBRICS-Staaten (insb. Brasilien und Russland) ler) wird Schritt halten können. Während die übrigen aufgrund ihrer gewaltigen Rohstoffvorkommen früher oder später „den Westen“ überflügeln würden, Werte ( Konfuzianismus), welche auf seien es im Falle Chinas die traditionellen konfuzianischen Harmonie sowie Dauer den Unterschied ausmachen: Lern- und Leistungsbereitschaft, Streben nach Gesellschaft ( Akzeptanz von Machtdistanz). Skeptiker wenden dagehierarchische Struktur der gen ein, dass es sich dabei keinesfalls um einen linearen Vorgang handelt. Vielmehr sei als ein ErgebGesellschaft auch ein grundlenis des nachholenden Modernisierungsprozesses der chinesischen Wertewandel zu erwarten. Auch sei die Weltwirtschaft nicht als Null-Summen-Spiel gender konzipiert, weshalb das Erstarken Chinas nicht zwangsläufig den Rückfall des Westens zur Konsequenz haben werde. " Hirn, W.: Angriffe aus Asien. Wie uns die neuen Wirtschaftsmächte überholen, Frankfurt/Main 2007. Hirn, W.: Herausforderung China, Frankfurt/Main 2005. Sandschneider, E.: Globale Rivalen. Chinas unheimlicher Aufstieg und die Ohnmacht des Westens, München 2007. Steingart, G.: Weltkrieg um Wohlstand. Wie Macht und Reichtum neu verteilt werden, München 2006.

Herausforderung, europäische erwächst nach Ansicht einiger Autoren daraus, dass das amerikanische, vorrangig an den Erfordernissen bzw. Zielen des Kapitalmarktes ausgerichtete Unternehmensmodell seinen Zenit überschritten habe. Dessen Ausrichtung sei zwar insofern berechtigt gewesen, als amerikanische Unternehmen ihren Kapitalbedarf durchschnittlich zu 75% an der Börse decken, europäische Unternehmen hingegen nur zu 25%. Permanente Kostensenkung und Kurssteigerung fielen aber umso schwerer, je länger Unternehmen diese Instrumente bereits einsetzen, zumal es sich häufig um „Einmaleffekte“ handele. SysteOutsourcing wichtiger Unternehmensfunktionen versetzten die Orgamatischer Personalabbau und nisation in einen „chronischen Erschöpfungszustand“, mit der Folge von Qualitätsmängeln ( Qualitätsmanagement) sowie ungenügender Innovationskraft ( Innovation). " Kaiser, K.: Die europäische Herausforderung und die USA, München 1973. Kalff, D.: Europas Wirtschaft wird gewinnen. Was wir Amerika voraushaben, Frankfurt/Main 2005.

Herausforderung, japanische teils kritisch, teils bewundernd gemeinte Bezeichnung für die außerordentlichen Erfolge, welche die japanischen (Export-)Wirtschaft ein Vierteljahrhundert nach dem verlorenen (Zweiten) Weltkrieg errungen hat. Obschon Japan, wie Deutschland durch den Morgenthau-Plan, durch den Pauley-Plan dauerhaft zu politisch-ökonomischer Bedeutungslosigkeit verurteilt werden sollte, war diese Volkswirtschaft Ende der 1960er-Jahre die weltweit größte Schiffbaunation und zweitwichtigster Produzent von Automobilen, Computern, Fernsehgeräten, Garnen, Gummi, Kunststoff und Zement. Dafür sorgten Nationalstolz der Japaner, der nach dem gehauptsächlich zwei Faktoren: Erstens der übermäßige nationalistisch-imperialistischen Expansion des japanischen Kaiserreiches scheiterten Versuch einer Humanprinzip wurein neues, aussichtsreicheres Betätigungsfeld suchte. Zweitens wurde das im zelnde besondere Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern als Erfolgsgarant Mythos erwiesen hat ( Beschäftigung, ausgemacht, was sich in der Folgezeit aber (teilweise) als lebenslange; Vertrauen). " Seitz, K.: Die japanisch- amerikanische Herausforderung. Deutschlands Hochtechnologie-Industrien kämpfen ums Überleben, 5.Aufl., Stuttgart 1992. Steger, U.: Industriepolitik. Eine Antwort auf die japanische Herausforderung? Frankfurt/Main 1993.

Heritage Foundation

Freiheit;

Standortdiskussion

Herkunftsbezeichnung macht unmittelbar und unmissverständlich deutlich, wo ein Produkt hergestellt wurde ( Country of Region of Origin). Hierbei kann es sich um einen Erdteil (z.B. „Made in Europe“), ein Land Origin; „Made in Germany“), eine Region (z.B. Thüringer Rostbratwurst) oder um eine Stadt han(z.B. deln (z.B. Nürnberger Lebkuchen).

Herkunftsbezeichnung

595

(1) Aus Sicht des Marketing erfüllen Herkunftsbezeichnungen (vgl. Abb.) eine Differenzierungsfunktion, die insb. darin besteht, Markenvertrauen zu schaffen ( Vertrauen). In der Herkunftsgarantie wird vor allem im Krisenfall (z.B. bei Lebensmittelskandalen) eine Möglichkeit des Schutzes und der Abgrenzung gegenüber anonymen Erzeugnissen gesehen. So hat eine von der GfK, Nürnberg, anlässlich der „Vogelgrippe“ durchgeführte Befragung ergeben, dass sich das Misstrauen der Verbraucher in diesem Zusammenhang nicht auf Geflügelfleisch an sich, sondern auf die Produktionsstätte richtet. Im Krisenfall gelte nicht das „Gesetz des Preises“, sondern das „Gesetz der Herkunft“, so das Fazit der Autoren der Studie ( Home Bias): Je näher die Produktionsstätte dem eigenen Wohnort gelegen sei, desto besser. (2) Aus rechtlicher Sicht bewahrt die geographische Herkunftsangabe den Inhaber eines - eingetragenen - Schutzrechts vor Nachahmung, Irreführung und Rufausbeutung. Gelingt es, für HerkunftsangaSchutzrechte zu erlangen, so kann sich eine solche Bezeichnung nicht ben wie „Parma-Schinken“ Europäische Union mehr zu einem - von jedermann nutzbaren - Gattungsbegriff entwickeln. Die schuf mit der Regel zum „Schutz und zur Aufwertung von besonderen Agrarerzeugnissen und Lebensmitteln mit Herkunftsbezeichnung“ erstmals 1992 die Möglichkeit, „regional bedeutsame und traditionelle Produkte“ vor Nachahmung zu schützen ( Produkt- und Markenpiraterie). EU-Herkunftsbezeichnungen Geschützte Ursprungsbezeichnung Kürzel

Geschützte geographische Angabe

Garantiert traditionelle Spezialität

g.U.

g.g.A.

g.t.S.

Aussage

Das Produkt wurde in dem bezeichneten geographischen Gebiet nach einem anerkannten und festgelegten Verfahren erzeugt, verarbeitet und hergestellt. So muss Parma Schinken auch in der Region zugeschnitten worden sein.

Das Produkt wurde in dem bezeichneten Gebiet entweder erzeugt oder verarbeitet oder hergestellt und steht im Ruf „besonderer Qualität“.

Das Produkt wurde auf traditionelle Weise bzw. in traditioneller Zusammensetzung hergestellt (d.h. mit traditionellen Rohstoffen und Rezepten).

Beispiel

Allgäuer Emmentaler

Spreewälder Gurken

Mozzarella

Nationale Äquivalente

Großbritannien: Protected Designation of Origin (PDO Frankreich: Appellation d’Origine Contrôlée (A.O.C.) Spanien: Denominación de Origen Protegida (D.O.P.)

Großbritannien: Protected Geographical Indication (PGI)

Großbritannien: Traditionally Speciality Guaranteed (TSG)

(3) Aus Verbrauchersicht allerdings sind die Herkunftsangaben ungenügend. 95% von mehr als 3.500, von der Verbraucherzentrale Hamburg 2007 befragten deutschen Konsumenten kritisierten die bisherige Praxis der Kennzeichnung von Lebensmitteln. Auch bei „zusammengesetzten Produkten“ sollten für die wichtigsten Zutaten (ab einem Mengenanteil von 25%) Hersteller und Herkunftsland bzw. -region dokumentiert werden. Binnenmarktes stehen nicht nur geschützte Herkunftsangaben und (4) Innerhalb des europäischen andere Rechte häufig im Konflikt, sondern auch unterschiedliche Schutzstrategien. Während die südlichen Mitgliedsstaaten vor allem auf das Instrument der geschützten Herkunftsbezeichnung setzen, bevorzugen Deutschland und andere mitteleuropäische Mitgliedsstaaten Gattungsbezeichnung und Individualmarken ( Marke). Dies u.a. erklärt, dass von den durch Herkunftsbezeichnung durch die Europäische Union geschützten mehr als 700 regionalen Lebensmittel lediglich 36 aus Deutschland stammen. Zwischen beiden Schutzstrategien besteht ein zentraler Unterschied: Während staatliche Instanzen den Schutz von geographischen Herkunftsangaben überwachen, müssen Inhaber von Markenrechten diese selbst verteidigen ( Markenschutz).

596

Herkunftsland

Herkunftsland Country of OriLand, in dem ein Produkt (überwiegend) hergestellt wurde ( Country of Origin; gin of Brand; Ereignisstudien; Herkunftslandprinzip; Herkunftszeichen; Made in ...) Herkunftslandeffekt

Herkunftszeichen

Herkunftslandprinzip (1) Rechtsprinzip, wonach bei rechtswidrigen Handlungen eines Unternehmens die gesetzlichen Rahmenbedingungen jenes Staates anzuwenden sind, in dem dieses seinen Stammsitz hat ( Stammhaus); Näheres regeln die einschlägigen Gesetze und Richtlinien. Klare Festlegungen zum HerkunftsEuropäischen Parlaments und des Eurolandprinzip trifft u.a. die Richtlinie 2000/21/EG des päischen Rates vom 8. Juni 2000 über bestimmte rechtliche Aspekte der Dienste der Informationsgesellschaft, insbesondere des elektronischen Geschäftsverkehrs, im Binnenmarkt („Richtlinie über den elektronischen Geschäftsverkehr“, kurz: ECRL), Artikel 3,6 und 7 sowie in der Richtlinie des Rates vom 3. Oktober 1989 zur Konsolidierung bestimmter Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedsstaaten über die Ausübung der Fernsehtätigkeit (89/552/EWG), Artikel 2. Auch im internationaSteuerrecht spielt das Herkunftslandprinzip eine wesentliche Rolle. Hier regelt u.a. das OECDlen Musterabkommen 2000 zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Einkommens- und der Vermögenssteuer (OECD-MA 2000), welche nationale Steuergesetzgebung anzuwenden ist. Für die Umsetzung der EU-Richtlinien tragen die jeweiligen Mitgliedsstaaten die Verantwortung (Bsp.: Umsetzung von Art. 3 ECRL durch § 4 TDG in deutsches Recht). Harmoni(2) Das Herkunftslandprinzip ersetzt zunehmend die vielfach als unrealistisch angesehene Standortwettbewerbs sierung von Rechtsbedingungen in verschiedenen Ländern. Im Kontext des wohnt ihm allerdings die Gefahr eines Race to the Bottom inne: Einzelne Länder könnten versucht sein, ihr Rechtssystem gezielt zu verändern (z.B. im Sinne eines reduzierten Verbraucherschutzes), Steuerwettdamit Unternehmen sich dort ansiedeln. Wie u.a. das Beispiel Slowenien zeigt, ist es im bewerb tatsächlich zu einer - aus Sicht der etablierten Industrienationen missbräuchlichen - Entwicklung gekommen. Herkunftszeichen (1) verdeutlicht formal gesehen lediglich das Herkunftsland eines Produktes. Aus Marketing-Sicht Made in ... ) ist weitaus bedeutsamer als die Information über die Herkunft ( Country of Origin; jedoch der Herkunftslandeffekt: Aufgrund verschiedener Konditionierungsprozesse löst das HerkunftsLänderstereotypen des Herkunftslandes zeichen wertende Assoziationen aus, die zum einen von den herrühren (z.B. „die sorgfältigen Deutschen“ hohe Produktqualität“). Zum anderen beziehen sie sich „Made auf Erfahrungen, welche die Zielgruppe mit jenen Produkten gesammelt haben, welche das in ...-Zeichen“ tragen. Na(2) Aus Sicht der World Trade Organization (WTO) sind Herkunftszeichen geeignet, bestimmte tionen zu benachteiligen. Insbesondere Waren aus reinen Fertigungsländern oder solchen, die über ein Landsimage verfügen, würden durch die Herkunftsinformation herabgesetzt. Deshalb schwaches tritt die WTO dafür ein, die gesetzliche Kennzeichnungspflicht zu vermindern, um diesen Ländern einen barrierefreien internationalen Handel zu ermöglichen ( Handelshemmnis, nichttarifäres). Globalisierung der Wertschöpfungsprozesse fällt es jedoch zunehmend schwer, (3) Angesichts der eindeutig die „Herkunft“ einer Ware anzugeben (d.h. den Ort bzw. das Land, wo diese ganz oder überwiegend produziert wurde). " Dorandt, S.: Analyse des Konsumenten- und Anbieterverhaltens am Beispiel von regionalen Lebensmitteln, Hamburg 2004. Gierl, H.; Stich, A.: Sicherheitswert und Vorhersagewert von Qualitätssignalen, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 51.Jg. (1999), Nr.1, S.5-32. Möller, M.: Landesimage und Kaufentscheidung, Wiesbaden 1997. Müller, S., Gelbrich, K.; Greipl, E.: Global Sourcing und Interkulturelles Marketing. Zur Problematik des Herkunftszeichens in globalisierten Märkten, in: Eßig, M. (Hrsg.), Perspektiven des Supply Management. Konzepte und Anwendungen, Berlin 2005, S.96-119. Omsels, H.-J.: Geografische Herkunftsangaben, Köln 2007. Schirrmann, E.: Lokale Produktherkunft und Konsumentenverhalten. Der Einfluss der City-ofOrigin auf die Kaufentscheidung, Wiesbaden 2005.

Hermes Kreditversicherungs AG

597

Hermeneutik (1) die Kunst, Texte zu interpretieren; Artefakten (2) das Verstehen des Sinnzusammenhangs von Lebenssituationen, Ereignissen oder aller Art (zu denen z.B. auch Produkte gehören). Seit W. Dilthey ist Hermeneutik vorzugsweise eine kulturwissenMethodik der Geisteswissenschaften; sie wird aber auch in den historischen und den schaftlichen Disziplinen angewandt. Neben anderen erblickt H.-G. Gadamer darin eine Methode, „die absolute Wahrheit“ zu erkennen. Die Gegenposition vertritt insb. der kritische Rationalismus ( induktiver Ansatz). In der betriebswirtschaftlichen Forschung erfüllt die Hermeneutik eine gewisse Theorien. Gemessen an dem dort domiFunktion im so genannten Entdeckungszusammenhang von nierenden quantitativen Forschungsansatz ist diese vielleicht wichtigste qualitative Forschungsmethode jedoch eine Außenseitermethode. W. Windelband hat die geisteswissenschaftlich-historische Methodik (Erfassen, Verstehen und Beschreiben des Einzelfalls) als idiographisch bezeichnet und sie von der nomothetischen Methodik der Naturwissenschaften abgegrenzt ( Deduktion). " Gadamer, H.-G.: Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik, 6.Aufl., Tübingen 1990. Raffée, H.: Gegenstand, Methoden und Konzepte der Betriebswirtschaftslehre, in: Bitz, M.; Dellmann, K.; Domsch, M.; Egner, H. (Hrsg.), Vahlens Kompendium der Betriebswirtschaftslehre, Bd.1, 2.Aufl., München 1989, S.1-46.

Hermes Kreditversicherungs AG Risiko des Forstaatliche Exportkreditversicherung, welche deutsche Exportunternehmen vor dem Risikomanagement). Wie Abb. 1 zeigt, ist derungsausfalls bei Exportgeschäften schützt ( Export; nur ein geringer Teil der deutschen Exporte „Hermes-besichert“. Abb. 1: Entwicklung der Hermes-Bürgschaften (in Mrd. € bzw. % ) Tatsächlich besicherte Exporte

Anteil der Hermes-besicherten Exporte am Gesamtexport deutscher Unternehmen (in %)

21,1 19,5

3,3

16,6

16,4

16,0

2,6

2,5

2,4

19,8

20,7

20,6 17,0

2,9

2,5

2,3

1,8

2,1

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

112,5

117,6

117,6

117,0

117,0

117,0

117,0

117,0

117,0

Finanzieller Ermächtigungsrahmen

Dabei erhält der ausländische Importeur eine lieferungsgebundene Finanzierungszusage, ohne dass er dafür selbst die erforderliche Bonität mit Hilfe einer lokalen Bank sicherstellen muss (z.B. durch eine Bankgarantie oder ein Akkreditiv). Eine deutsche Bank kauft dann den Lieferantenkredit, da das damit verbundene Bestellerrisiko ja „Hermes-gedeckt“ ist (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Von Hermesbürgschaft spricht man, weil die Euler Hermes Kreditversicherungs-AG die einschlägigen Anträge bearbeitet. Als Hermes-Kategorien wird ein siebenstufiges Kategoriensystem bezeichnet (vgl. Abb. 3, nächste Seite), das auf der Bewertung des Länderrisikos durch ein Gremium der OECD basiert.

598

Hermes Kreditversicherungs AG Abb. 2: Exportkreditversicherung als Flussdiagramm Lieferantenkredit Exporteur

Liefervertrag

Ausländischer Besteller

Exportkreditgarantie für das Länderrisiko und das Forderungsausfallrisiko des hermes-gedeckten" des Kunden " Lieferantenkredits Ankauf

Prüfung HermesDeckung

Bank des Exporteurs

Abtretung der Deckung

Bonität und Zahlungsverhalten des Kunden (eventuell auch Wirtschaftlichkeitsberechnung)

Quelle: VDMA.

(2) Die Hermes Kreditversicherungs AG erbringt als private Gesellschaft seit 1949 im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland „Ausfuhrgewährleistungen“. Durchschnittlich sichert sie knapp 5% der fuhren der deutschen Wirtschaft. Im Handel mit den mutmaßlich überproportional risikoreichen Entwicklungsländern, MOE-Ländern und OPEC-Ländern werden 20% der deutschen Exporte durch Bundesbürgschaften oder Garantien gesichert. Von dem Volumen der 2006 neu übernommenen Deckungen (= 20,6 Mrd. €; vgl. Abb. 2) entfielen 71,8% auf Entwicklungsländer (z.B. China = 1,34 Mrd. €), 16,9% auf Mittel- und Osteuropa (z.B. Russland = 2,02 Mrd. €) und 11,3% auf Industrieländer (z.B. USA = 1,53 Mrd. €). Hermes ist Teil des dual-subsidiären deutschen Gewährleistungssystems. Gegen Zahlung entsprechender Prämien wird das Ausfallrisiko deutscher Exporteure versichert. Gedeckt werden allgemeine politische und wirtschaftliche Risiken ( Risikoarten), nicht aber typische Unternehmensrisiken, Risiken, die von anderen Versicherern übernommen werden, und inländische Risiken. (3) Die Höhe der Versicherungsprämie, welche der so genannte Deckungsnehmer zu bezahlen hat, hängt davon ab, in welche der verschiedenen Risikoklassen (vgl. Abb. 3, nächste Seite) das jeweilige Importland eingestuft ist. Diese Kategorien variieren zwischen 1 (= ausgezeichnetes Risiko) und 7 (= sehr schlechtes Risiko). Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, werden sie von allen staatlichen Exportversicherern einheitlich angewandt. Die zur Klassifikation der Länder herangezogenen volksLänderrisikos. wirtschaftlichen Daten repräsentieren verschiedene Indikatoren des Im Verlauf des Jahres 2001 bspw. wurden 28.015 Anträge auf Bürgschaft gestellt, davon 72,6% von mittelständischen Unternehmen (mit weniger als 500 Mitarbeitern). Die erteilten Ausfuhrgarantien summierten sich zu einem Gesamtwert von 16,6 Mrd. € (= 2,6% der gesamten Ausfuhren), wovon allerdings nur 15% auf KMU entfielen. 85% der so gedeckten Exporte gingen in Entwicklungs- und Schwellenländer, weitere 10% in die MOE- und die Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Nach 16 Defizitjahren erzielte die Hermes Kreditversicherungs AG 2001 im dritten Jahr in Folge einen Überschuss (von 388 Mio. €). Zwar werden seit April 2001 bei der Vergabe von Hermes-Ausfuhrgarantien entwicklungspolitische Kriterien berücksichtigt: Als primäre Aufgaauch ökologische, soziale und be aber wird nach wie vor die Förderung der deutschen (Export-)Wirtschaft angesehen.

Hermes Kreditversicherungs AG

599

Abb. 3: Risikoklassen der Hermes-Exportversicherung

Afghanistan Ägypten Albanien Algerien Andorra Angola Antigua + Barbuda Argentinien Armenien Aserbaidschan Äthiopien Australien

HermesEinstufung 7 4 7 5 * 7 7 6 7 7 7 1

Bahamas Bahrain Bangladesch Barbados Belarus Belgien Belize Benin Bermuda Bolivien BosnienHerzegowina Botsuana Brasilien Brunei Bulgarien Burkina Faso Burundi

3 3 5 3 7 1 5 7 2 7 7

Chile Costa Rica Côte d’Ivoire

2 3 7

Dänemark Dominikanische Republik Dschibuti

1 5

Ecuador El Salvador Eritrea Estland

7 4 7 3

Fidschi-Inseln Finnland

4 1

2 6 1 6 7 7

7

HermesHermesHermesEinstufung Einstufung Einstufung Groß1 Malawi 7 Saudi-Arabien 3 britannien Malaysia 2 Schweden 1 Guadeloupe 2 Malediven 5 Schweiz 1 Guatemala 6 Mali 7 Senegal 6 Guinea 7 Malta 3 Seychellen 7 Marokko 4 Sierra Leone 7 Haiti 7 Martinique 2 Simbabwe 7 Honduras 7 Mauretanien 7 Singapur 1 Honkong 2 Mauritius 3 Slowakische 3 Mazedonien 7 Repepublik Indien 3 Mexiko 3 Slowenien 2 Indonesien 6 Moldau 7 Somalia 7 Irak 7 Monaco * Spanien 1 Iran 5 Mongolei 7 Sri Lanka 5 Irland 1 Mosambik 7 St. Helena * Island 1 Myanmar 7 St. Kitts-Nevis 4 Israel 3 St. Lucia * Italien 1 Namibia 4 St. Vincent & 4 Nepal 6 Grenadinen Jamaika 5 Neuseeland 1 Südafrika 4 Japan 1 Nicaragua 7 Sudan 7 Jermen 7 Niederlande 1 Surinam 7 Jordanien 6 Niederländische 5 Swasiland 4 Jugoslawien 7 Antillen Syrien 7 Niger 7 Kambodscha * Nigeria 7 Tadschikistan 7 Kamerun 7 Norwegen 1 Taiwan 1 Kanada 1 Tansania 7 Kanarische 1 Oman 4 Thailand 3 Inseln Österreich 1 Togo 7 Kap Verde 6 Tonga * Kasachstan 6 Pakistan 7 Trinidad & 2 Katar 4 Palästinensische 7 Tobago Kenia 6 Gebiete Tschad 7 Kirgisistan 7 Panama 4 Tschechische 2 Kolumbien 5 Papua5 Republik Komoren * Neugiuinea Tunesien 3 Kongo, DR 7 Paraguay 6 Türkei 6 (ehem. Zaire) Peru 5 Turkmenistan 7 Kongo Rep. 7 Philippinen 4 (Brazzaville) Polen 2 Uganda 7 Korea (Dem.) 7 Polynesien, 2 Ukraine 7 Korea (Rep.) 2 (franz.) Ungarn 2 Kroatien 4 Portugal 1 Uruguay 3 Kuba 7 Puerto Rico 2 USA 1 Kuwait 3 Usbekistan 7 Reunion 2 Laos 7 Ruanda 7 Vanuatu * Lesotho 5 Rumänien 6 Vatikanstadt * wird fortgesetzt

600

Herrschaft

HermesHermesEinstufung Einstufung Frankreich 1 Lettland 4 Russische Libanon 5 Föderation Gabun 6 Liberia 7 Gambia 7 Libyen 7 Salomonen Georgien 7 Liechtenstein 1 Sambia Ghana 6 Litauen 5 Samoa Inseln, Gibraltar * Luxemburg 1 (amer.) Grenada * Griechenland 1 Macau 2 Samoa, West Grönland 6 Madagaskar 7 San Marino

HermesHermesEinstufung Einstufung 6 Venezuela 4 Vereinigte Arab. 2 Emirate 7 Vietnam 6 7 VR China 2 * Zentralafrikanische 7 Republik 4 Zypern 3 *

Quelle: Hermes Kreditversicherungs-AG; BMWi.

(4) Im Rahmen der Exportförderung besteht die primäre Aufgabe der „Hermes-Deckung“ darin, die Erschließung und Pflege risikoreicher Märkte dort zu ermöglichen, wo privat- und marktwirtschaftliche Versicherungen keine Deckung mehr anbieten. Auf dieses Selbstverständnis zielt auch häufig die Kritik: Risiken trägt, die kein privater Versicherer akzepa) Dass HERMES (politische und wirtschaftliche) tieren würde, bewerten die einen als „Geburts-“ bzw. „Strukturfehler“ dieser Einrichtung, andere hingegen als politisch gewollt: Nach dem Subsidiaritätsprinzip sei diese Institution gerade dann und nur dann gefordert, wenn keine private Ausfuhrgewährleistung erlangbar ist. Somit erfülle HERMES eine unersetzliche volkswirtschaftliche Funktion. b) Obwohl HERMES selbstragend, also kostendeckend arbeiten soll, beträgt ihr Defizit derzeit ungefähr 12 Mrd. €, was bei einem Volumen der verbürgten Geschäfte von ca. 90 Mrd. € nicht unerheblich ist. Nach Ansicht von Kritikern kommt dies einer unverhältnismäßigen Subventionierung des gewöhnlich prosperierenden und durchaus wettbewerbsfähigen deutschen Außenhandels gleich. Da letztlich der Steuerzahler alle Risiken trage, würden so auch viele Geschäfte abgeschlossen, die weder einzelNichtregierungsorganisationen wirtschaftlich noch gesamtwirtschaftlich zu rechtfertigen seien. beklagen, dass dabei vielfach Projekte subventioniert würden, die nicht den Wertvorstellungen der deutschen Gesellschaft entsprächen ( Subvention). Dies gilt etwa für den „Drei Schluchten-Staudamm“ in China, dessen Wassermassen wertvolles Kulturland vernichten. Auch seien Millionen von Menschen willkürlich aus ihrem angestammten Lebensraum vertrieben worden, um diesen Staudamm errichten zu können. c) Schließlich verleite das Wirken dieser Instanz die Auftraggeber zu Sorglosigkeit, die wiederum Entwicklungsländer beitrage. So macht die Entwickwesentlich zur Verschuldung zahlreicher lungshilfe-Organisation Misereor das mit „HERMES-Deckung“ im brasilianischen Angra dos Reis gebaute, jedoch niemals in Betrieb genommene Atomkraftwerk mitverantwortlich für die Schuldenkrise, welche dieses Land anfangs der neunziger Jahre erfasst hat. Insgesamt gehen 10 Mrd. € (= ein Drittel Dritte-Welt-Länder bei der Bundesrepublik Deutschland) auf Geschäfte zurück, der Schulden der die HERMES-versichert waren. " Euler Hermes Kreditversicherungs-AG (Hrsg.): Hermesdeckungen spezial. Grundzüge (Stand 12/2004), Hamburg 2004. Euler Hermes Kreditversicherungs-AG (Hrsg.): Exportförderung mit staatlichen Garantien und Bürgschaften (Stand 3/2005), Hamburg 2005. Häberle, S.G.: Handbuch der Außenhandelsfinanzierung, München 1994. Hoffmann, W.: Hermes auf Abwegen. Die umstrittene staatliche Exportförderung wird 50, in: Die Zeit, Nr.50 (9.12.1999), S.32. Voigt, H.; Müller, D.: Handbuch der Exportfinanzierung, 4.Aufl., Frankfurt/Main 1996.

(

http://www.hermes-kredit.com

Herrschaft

Wertetheorie nach Schwartz

Heterarchie theoretisches, letztlich utopisches Konzept, das den Typus des Internationalen Unternehmens als Wechselspiel von Umwelt, Strategie und Struktur begreift ( Archetypus internationaler Unterneh-

Heuristik

601

menstätigkeit). Entscheidend daran ist, dass G. Hedlund dabei nicht die klassische kontingenztheoretische kausale Logik unterstellt („Umwelt bedingt Strategie und diese die Struktur“), sondern von der Gleichzeitigkeit dieser drei Triebkräfte ausgeht. Die Heterarchie ist insofern polyzentrisch ( EPRGSchema), als der Autor von der Existenz zahlreicher Unternehmenszentren ausgeht. Was jedoch die transnational als polyzentrisch. Einstellungen des Managements anbelangt, ist die Heterarchie eher In seiner charakteristischen Spezifizierung der Beziehung der Organisationseinheiten ähnelt die Heterarchie wiederum dem geozentrischen Unternehmen, was Kutschker & Schmid zu der Klarstellung veranlasst: „Nicht jede geozentrische Unternehmung ist eine Heterarchie, aber jede Heterarchie ist geozentrisch orientiert.“ Diese Organisationsstruktur weist einen Mix unterschiedlichster Zentren auf, die nicht nur von der Muttergesellschaft, sondern nicht minder auch von ausländischen Tochtergesellschaften konstituiert werden ( Auslandsniederlassung). Im Mittelpunkt dieses organisationstheoretischen Konzepts stehen Vertrauen und Positioweiche Faktoren, was u.a. bedeutet, dass Wissen, Handlungen, Konsens, nen als wichtigere Organisationskriterien angesehen werden als die traditionellen Kriterien Produkte, Netzwerk, heterarchisches). Teil der Metapher vom UnternehMärkte und Regionen (vgl. auch men als „Gehirn“ sind das holographische Prinzip (alle Unternehmensteile besitzen jederzeit alle Informationen) und die Annahme der Gleichzeitigkeit von Unter- und Überordnung: Demzufolge kann Unternehmensteil A dem Unternehmensteil B in einem bestimmten Bereich unter- und zugleich in einem anderen übergeordnet sein. " Hedlund, G.: The Hypermodern MNC. A Heterarchy, in: Human Resource Management, Vol.25 (1986), No.1, pp.9-35. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.308ff.

Heterogenität, kulturelle Völker zusammenleben (z.B. Belgien, Schweiz, USA). Das eher Länder, in denen unterschiedliche deskriptive Konzept der kulturellen Heterogenität ist nicht gleichbedeutend mit dem eher idealistischen Multikulturalität ( Interkulturelles Marketing). Konzept der Heterostereotyp stereotype, d.h. schematisch vereinfachte, häufig negative Vorstellung, die sich viele Angehörige einer Fremdbild; Stereoethnischen Gruppe von einer anderen ethnischen Gruppe machen ( Ethnie; Autostereotyp abzugrenzen: typ). Das Heterostereotyp (bspw. „Die fleißigen Deutschen) ist vom „Wir fleißigen Deutschen“. Heuristik (1) kognitive Vereinfachungsstrategie, welche es einem Entscheider (z.B. Käufer, Manager) erlaubt, trotz Informationsüberlastung und begrenzten Ressourcen an Zeit sowie mangelnder kognitiver Differenziertheit und/oder Motivation „robuste“ Entscheidungen zu treffen. Vielfach geben Menschen vorgefertigte „soziale Urteile“ ab, die bei Bedarf, d.h. vor allem in Low Involvement-Entscheidungssituationen, aktiviert werden. Ohne selbst entsprechende Erfahrungen gemacht zu haben, „wissen“ wir, dass Franzosen charmant, Amerikaner oberflächlich und Chinesen fleißig sind. Derartige Wissensmodule sind Teil unseres kollektiven Gedächtnisses. Für das Käuferverhalten bspw. ist die Preis-/QualitätsVermutung die vielleicht wichtigste Heuristik. Indem wir von einem hohen Preis unmittelbar auf ein entsprechendes Qualitätsniveau schließen, meinen wir, auf aufwändige Qualitätsvergleiche verzichten zu können ( Metaanalyse). (2) Entscheidungen im internationalen Kontext sind vielfach in hohem Maße von Unsicherheit geprägt und werden deshalb besonders häufig heuristisch gefällt. So erfüllt das Made in …-Zeichen nach Länwie vor eine Schlüsselfunktion für Kaufentscheidungen. Bei Personalentscheidungen spielen derstereotype eine vergleichbare Rolle. Während man im Binnenmarkt häufiger RoutineentscheidunInternationalisierung noch keine Heuristigen treffen kann, stehen gerade in der Anfangsphase der ken bzw. andere bewährte Handlungsmuster zur Verfügung, auf die Manager rekurrieren könnten.

602

HGB

Unter dem Druck der Ereignisse kommt es dann zu Short Cuts: „Kurzschlüsse“ der Informationsverarbeitung. Heuristiken können einzeln, aber auch gleichzeitig aktiviert werden und sich gegenseitig verstärken, z.B. die Verfügbarkeits- die Simulationsheuristik. (3) Zu den wichtigsten (Urteils-)Heuristiken zählt Availability: die leichte oder schwere Verfügbarkeit von Informationen ( Verfügbarkeitsheuristik). Demnach beeinflussen Ereignisse bzw. Informationen, die einem Entscheider leicht zugänglich bzw. vertraut sind, seine Urteilsfindung stärker als andere. Die Wahrscheinlichkeit eines Forderungsausfalls bspw. wird überschätzt, wenn man sich an zurückliegende Fälle leicht erinnern kann (z.B. weil die Medien in dramatisierender Weise darüber berichtet haben). Die Verfügbarkeitsheuristik sorgt auch dafür, dass Manager Markterschließungsstrategien, Absatzmittler, Werbeträger etc., die ihnen bereits bekannt oder im Unternehmen etabliert sind, mit größerer Wahrscheinlichkeit in Erwägung ziehen als eine neuartige Alternative, die zwar möglicherweise besser geeignet wäre, aber in ihrem kognitiven System nicht angemessen repräsentiert ist. Die Rekognitionsheuristik wiederum beruht auf dem Wiedererkennen von Bekanntem. Befragt danach, welche von zwei amerikanischen Städten größer seien, San Antonio oder San Diego, gaben bspw. alle deutschen Studenten die richtige Antwort. Da sie von San Antonio bisher noch wenig gehört hatten, schlossen diese Probanden richtigerweise, dass San Diego größer sei. Die gleiche Frage beantworteten amerikanische, in Chicago beheimatete Studenten hingegen nur zu 62% richtig: Da sie beide Städtenamen kannten, mussten sie auf Zusatzwissen zurückgreifen, über das aber nicht alle gleichermaßen verfügten. Wenn die Aufgabe darin besteht, die Nationalität (Dänemark oder China) einer Person zu schätzen, von der man nur weiß, dass sie gut Fußball spielen kann, werden sich die meisten aufgrund der Repräsentativitätsheuristik für Dänemark entscheiden, obwohl es auch dort nur vergleichsweise wenige gute Fußballspieler gibt und die Chinesen weitaus zahlreicher sind (ca. 250x) als die Dänen. Obgleich somit objektiv gesehen das Ereignis „guter chinesischer Fußballspieler“ wahrscheinlicher ist als das Ereignis „guter dänischer Fußballspieler“, verbindet sich in den Denkkategorien der meisten Menschen Fußball mit Dänemark und nicht mit China. Fußball ist, so verstanden, „repräsentativ“ für Dänemark. Die Ankerbildungs- bzw. Anpassungsheuristik wiederum sorgt bspw. dafür, dass die Kosten eines Auslandsengagements verzerrt, d.h. in Richtung eines Ausgangswertes („Ankers“) eingeschätzt werden. Dieser wird häufig auf Basis von Hören-Sagen bzw. eigenen Erfahrungen gebildet. " Rohner, R.P.: Toward a Conception of Culture for Cross-Cultural Psychology, Vol.15 (1984), No.2, pp.111-138. Hastie, R.; Park, B.: The Relationship between Memory and Judgment, in: Psychological Review, Vol.93 (1986), pp.258-268. Kleining, G.: Qualitativ-heuristische Sozialforschung, Hamburg 1994. Nisbett, R.; Ross, L.: Human Inference. Strategies and Shortcomings of Social Judgement, Englewood Cliffs/NJ 1980. Sunstein, C.R.: Precautions Against What? The Availability Heuristic and CrossCultural Risk Perception, in: Alabama Law Review, Vol.57 (2005), pp.75-98. Tversky, A.; Kahneman, D.: Judgment under Uncertainty. Heuristics and Biases, in: Science, Vol.185 (1974), pp.1124-1131.

HGB

Rechnungslegung, internationale

Hidden Champion mittelständische Unter(1) von H. Simon erstmals Mitte der 1990er-Jahre identifizierte (deutsche) Weltmarkt orientieren, den sie mit qualitativ nehmen, die sich, häufig schon seit ihrer Gründung, am hochwertigen, zumeist innovativen Produkten kundennah bearbeiten ( Innovation). Das Management dieses Unternehmenstypus versteht sich als visionär, gibt eindeutige Ziele vor („Marktführerschaft“), Führungsstil und kann seine Mitarbeidie konsequent umgesetzt werden, pflegt einen partizipativen ter motivieren, sich mit dem Unternehmen zu identifizieren ( Identifikation). Die Hidden Champions werden von Entrepreneuren geführt, die sich global orientieren ( Globalisierung). Kundennähe wird im Regelfall dadurch gewährleistet, dass diese Unternehmen in ihren Zielmärkten selbst präsent sind (z.B. mit Hilfe von Vertriebs- bzw. Serviceniederlassungen). Zu diesem Zweck errichtete Produktionsstätten werden in Eigenregie geführt. Trotz begrenzter Unternehmensgröße betreiben Hidden ChampiAuslandsniederlassungen. Und obwohl (oder weil?) sie wenig Beons durchschnittlich knapp zehn kooperieren (z.B. in Form von Strategischen reitschaft zeigen, mit anderen Unternehmen zu Allianzen), ist es ihnen gelungen, im jeweiligen Segment Weltmarktführer zu werden. Dennoch sind sie dem breiten Publikum im Regelfall nicht bekannt.

Hinduismus

603

In einer Neuauflage der Studie im Jahr 2006 zeigte sich folgender Unterschied zwischen den Hidden Champions des 20. und denen des 21. Jahrhunderts. Viele der ehemals Ein-Produkt-ein-Markt-Unternehmen haben, da sie als Weltmarktführer in ihrem Herkunftsmarkt an Wachstumsgrenzen stießen, diversifiziert. Weiterhin haben sich viele von transatlantischen Unternehmen, die drei Viertel ihres Prototyp Umsatzes in Europa und Nordamerika erzielten, zu eurasischen Unternehmen gewandelt. dieser Entwicklung ist CEAG. Der Weltmarktführer bei Handy-Ladegeräten beschäftigt mittlerweile 270 Mitarbeiter in Deutschland und 21.000 Mitarbeiter in China. Die charakteristische Kombination von Ingenieurkompetenz und (organisational-struktureller) Kundennähe hat es diesem UnternehmensGlobalisierung weltweit ca. eine Million Arbeitsplätze zu schaffen, typus ermöglicht, im Zuge der davon dreihundert bis vierhundert Tausend in Deutschland. (2) Hidden Champions gibt es auch auf Länderebene. Wer, außer wenigen Fachleuten, weiß bspw., dass 2002 weder das klassische Modeland Italien (3,05 Mrd. €) noch die „verlängerte Werkbank“ Exportvolumen von 3,47 Mrd. € der wichtigste China (2,83 Mrd. €), sondern die Türkei mit einem Lieferant für Textilien und Bekleidung nach Deutschland war ( Lieferantenposition). Der Grund für die weit verbreitete Unkenntnis: Das „Made in Turkey“ wird, da man Imageprobleme befürchtet, häufig verschleiert ( Country of Origin; Landesimage; Outsourcing). " Simon, H.: Hidden Champions des 21. Jahrhunderts. Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer, Frankfurt/Main 2007. Simon, H.: Hidden Champions. Der Weg zur Weltmarktführerschaft, in: Pfohl, H.C. (Hrsg.), Betriebswirtschaftslehre der Klein- und Mittelbetriebe, Berlin 1997, S.51-79. Simon, H.: Die heimlichen Gewinner, Frankfurt/Main 1996.

Dienstleistungsmarketing, interkulturelles;

High Context-Kultur

Corporate Citizenship;

High Potential High Tech-Patent

Hilflosigkeit, gelernte

Hilfssprache

Diversity Management

Forschung + Entwicklung

High Touch-Kultur

Hilfsbetrieb

Low Context-Kultur

Proxemik Kontrollüberzeugung;

Regionalpatriotismus

Warenbörse Verkehrssprache

Hinduismus von den Briten in ihrer Zeit als Kolonialherren auf dem indischen Subkontinent geprägter Begriff für Religionen im Einzugsbereich des Indus ( Kolonialismus). Dadurch wollte die Gesamtheit der man die dort lebenden Heiden bzw. Ungläubigen als „Nicht-Christen“ oder „Nicht-Muslime“ kennRegion lehnten diese ihnen oktroyierte Bezeichzeichnen und ausgrenzen. Die Bewohner dieser nung jedoch ab. (1) Vorläufer dieses Glaubensbekenntnisses war die spätvedische Religion (Brahmanismus). Erst seit der Neuzeit versteht man unter Hinduismus eine Religion. Mittlerweile hat er sich als Oberbegriff für die meisten der aus Indien stammenden Lehren eingebürgert. Entstanden ist der Hinduismus ca. 1800 v. Chr. in Indien als Erfahrungs- bzw. Volksreligion. Er ist eine polytheistische Religion, in der in den verschiedenen Regionen des Subkontinents und sozialen Schichten der Bevölkerung annähernd 300 Mio. Gläubige die unterschiedlichsten Götter verehren. (2) Der Hinduismus repräsentiert keine geschlossene, dogmatische verfestigte Lehre, sondern verschiedene, mitunter sehr heterogene und häufig kaum miteinander vereinbare religiöse Strömungen. Sichtbare Unterschiede bestehen z.B. im Gottesbild und in den zu befolgenden Riten ( Ritual). Gemeinsam sind den hinduistischen Lehren nur einige, sehr allgemeine Grundlagen, die hauptsächlich in der Lehre vom Karma wurzeln: Der Mensch durchläuft eine Kette von Wiedergeburten; seine Handlungen

604

Hinduismus

werden ihm in den künftigen Leben vergolten. Erlöst wird, wem es gelingt, die endlose Kette der Wiedergeburten zu durchbrechen. Da jeder Mensch auch als Tier wiedergeboren werden kann, lautet das höchste Gebot, alles Lebendige zu schonen. Aus diesem Grund sind Hindus strenge Vegetarier und „verehren“ Rinder. Wie im Buddhismus ist das Verbot, Lebewesen zu verletzen oder zu töten, weniger Ausdruck einer fundamentalen Naturverbundenheit, wie bisweilen unterstellt wird, sondern hauptsächlich im Kontext der Askese bedeutsam. Es repräsentiert auch keine universale ethische Norm, sondern eher eine egozentrische Geisteshaltung, die vorrangig dem Reifen des Asketen dient. Erst Mahatma Gandhi hat diesem Verbot ein soziales und natur-ethisches Fundament gegeben. Gleichwohl lässt sich schon in den ältesten indischen Schriften, den Veden, eine Sakralisierung von Naturkräften und Naturelementen (Flüsse, Berge usw.) feststellen. Wie in anderen agrarischen Gesellschaften wurden diese Lebensgrundlagen als weibliche Gottheiten aufgefasst und als „Mutter“ verehrt. Daraus wiederum leitet sich die Verpflichtung ab, die Mutter zu ehren und sich für ihre Gaben dankbar zu erweisen. (3) In der Vorstellung der Hindus besteht die Welt ewig. Allerdings ist sie nicht die Wirklichkeit, sondern Trug und Schein, einem ständigen Prozess des Werdens und Vergehens, unterworfen. Prominent unter den zahllosen Göttern ist die Dreiheit Brahma – Schiwa – Wischnu, die auch als dreiköpfige Gestalt dargestellt wird. Die beiden Hauptströmungen, Schiwaismus und Wischnuismus, stellen entweder Schiwa, den Zerstörer der Welt, oder Wischnu, den Bewahrer der Welt, an die Spitze der Hierarchie der Götter. Weiterhin gibt es zahlreiche Neben-Gottheiten, die oft nur in einer bestimmten Region bedeutsam sind. Verehrt werden überdies der Affengott Hanuman sowie Naturerscheinungen wie Sonne, Mond oder Wind. Die kultische Verehrung (von Bildern) eines Gottes durch Gebet oder Opfergaben findet vor allem im Tempel statt. (4) Für eine gewisse „Einheit in der religiösen Vielfalt“ haben insb. die Brahmanen (= Priester) gesorgt, denen der Hinduismus auch das Kastensystem „verdankt“. Diese sozioökonomisch so überaus schädliche „ewige Ordnung“ zementiert soziale Unterschiede zwischen den Ständen. Grundgedanke ist der Glaube an die Wiedergeburt, wobei das Handeln des Einzelnen in der Gegenwart sein künftiges Schicksal bestimmt. Hierfür sind nicht zuletzt Rituale von großer Bedeutung (z.B. Verehrung des Götterbildes durch Umschreiten oder Spenden von Geld bzw. Speisen, Pilgerfahrt, rituelles Bad, periodisches Fasten, Meditation etc.). Zusammen mit dem Ideal der Entsagung begründet die Lehre von der Re-Inkarnation die Ungleichheit der Menschen. Nur wenige Sekten lehnen das System der sozialen Gliederung in die vier Klassen ab (vgl. Abb., nächste Seite). Je weiter unten sich eine Klasse in der Pyramide befindet, desto weniger „rein“ ist sie. Die „Unreinen“, die Parias gehören als Außenseiter der hinduistischen Gesellschaft keiner Kaste an. Die Unberührbaren machen ca. 30% aller Hindus aus. Diese Grundformen werden weiterhin in 3.000 Untergruppen unterteilt. Daneben gibt es zahlreiche weitere Kasten, die regional begrenzt oder auch durch Vererbung des Berufs entstanden sind. Sie überlagern die alte Ordnung. Die Mehrzahl der Vorschriften und Praktiken gilt für eine bestimmte Kaste, Region oder religiöse Strömung. (5) Die Varnas grenzen die einzelnen Bevölkerungsgruppen v.a. in einem spirituellen, abstrakten Sinne voneinander. Für den Alltag sind andere soziale Kategorien bedeutsam: die Jatis, die Angehörige derselben Berufsgruppe vereinen. Wie auch im Falle der Varnas ist die Zugehörigkeit zu diesen Gemeinschaften unveränderlich und durch Geburt bestimmt. Jatis beschränken sich oft auf eine bestimmte Region; ihre Mitglieder pflegen untereinander enge Beziehungen und heiraten nur untereinander – nach außen grenzen sie sich ab. Seine gesellschaftliche Stellung verdankt ein Jati zum einen dem Grad seiner „Reinheit“; zu Ansehen verhelfen aber auch Macht und Reichtum. (6) Askese ist eine Bedingung für Erlösung. Man lernt sie in der Jugend, in der Brahmacharya-Phase. Danach bewährt sich der Hindu im Beruf und erfüllt seine weltlichen Pflichten (Grihastha-Phase). Im späten Erwachsenenalter begibt man sich auf den Weg nach Innen, zum Selbst. Der Mensch verfolgt vier Lebensziele: Dharma: Erfüllung der Pflichten innerhalb der sozialen Hierarchie, Artha: Besitz und materieller Wohlstand, Kama: Liebe und sensuelle Erfüllung, Moksa: Erlösung und Befreiung von der Welt.

Hinduismus

605 Gesellschaftsstruktur gemäß der hinduistischen Lehre

Brahmanen (Priester)

Kschatrijas (Könige, Krieger)

Waischjas (Kaufleute, Bauern, Handwerker)

Schudras (Arbeiter, Knechte)

Paria (Kastenlose)

Große Bedeutung messen Hindus der (rituellen) Reinheit bei. Nur wer sauber ist, dessen Gebete und dessen Opfergaben werden erhört. Da die Menschen nach dem Grad ihrer Reinheit hierarchisch geordnet sind, kann der Kontakt mit Niederrangigen zur Verunreinigung führen – derer man sich durch aufwändige Reinigungsrituale entledigen muss. Körperlicher Kontakt wird daher oft vermieden, insb. dann, wenn der „Reinheitsstatus“ des Gegenübers ungeklärt, erst recht, wenn er niedriger ist. Den höchsten Status haben die Brahmanen, weshalb man unter Köchen viele von ihnen findet; denn was sie gekocht haben, kann jeder Hindu verzehren, ohne Gefahr zu laufen, sich zu verunreinigen. (7) Die gewaltige Hypothek, welche die starre soziale Hierarchie hinduistisch geprägten Gesellschaften in ökonomischer Hinsicht auferlegt, verdeutlichen folgende Beispiele einer geradezu zwanghaften Arbeitsteilung: „Der indische Vorarbeiter in einer Werkhalle konstatiert, dass am Hochofen ein Ventil zugedreht werden muss. Statt nun diese Arbeit, die nur einen einzigen Handgriff erforderte, selbst zu verrichten, schaltet er den ihm unmittelbar unterstellten Facharbeiter ein, der freilich wiederum nicht selbst tätig wird, sondern die Weisung eine Stufe nach unten weitergibt. Auch der hier adressierte Arbeiter will nicht selbst zugreifen, sondern weist einen Hilfsarbeiter an, dem nun, da er auf der untersten Befehlssprosse steht, nichts anderes übrig bleibt, als endlich zur Tat zu schreiten. Da er das Ventil jedoch ungeschickt anfasst, entsteht ein Schaden von mehreren Millionen Rupien. Ein für die Reinigung der Fabrikhalle zuständiger Sweeper ist damit beauftragt, den Boden zu reinigen, ein anderer hat die dort aufgeschraubten Maschinen sauber zu halten. Keiner von beiden käme jedoch auf die Idee, dass die Maschinenfundamente in seinen Aufgabenbereich fielen. Es stört weder den Geräteputzer noch den Bodenputzer, dass diese nach und nach völlig verschmutzen“ (Weggel, S.50).Das ausgeprägte Statusdenken sorgt auf vielerlei Weise für Effizienzverluste. Vor allem hemmt es den wirtschaftlichen Aufstieg der Mitglieder niedriger Kasten und damit die soziale Mobilität. " Biswas, U.N.; Pandey, J.: Mobility and Perception of Socioeconomic Status among Tribal and Caste Groups, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.27 (1996), pp.200-215. Hoch, E.: Altindische Philosophie, indische Religionen und Psychotherapie, in: Condreau, G. (Hrsg.), Psychologie der Kultur, Bd.1, Weinheim 1982, S.210-218. Klostermaier, K.K.: A Survey of Hinduism,

606

HIPC-Initiatve

New York 1989. Pye, M.; Kleine, C.; Dech, M.: Ökologie und Religionen. Eine religionswissenschaftliche Darstellung, in: Marburg Journal of Religion, Vol.2 (1997), No.1, S.1-4. Schreiner, P.: Hinduismus, in: Drehsen, V.; Häring, H.; Kuschel, K.-J.; Siemers, H.; Baumotte, M. (Hrsg.), Wörterbuch des Christentums, München 1995, S.482-484.

HIPC-Initiatve Entwicklungsländer und Bekämpfung von (abso(1) verbindet die Ziele Entschuldung der (ärmsten) Armut. Die extreme Verschuldung vieler Entwicklungsländer ( hochverschuldete arme luter) Verschuldungskrise, weltweit) und der damit verbundene Schuldendienst engen den SpielLänder, raum für armutsbezogene laufende Ausgaben und Investitionen ein und nehmen so diesen Ländern G7-Gipfels auf Betreiben der Bundesregierung jegliche Chance. Mit der 1999 in Köln anlässlich des beschlossenen Einführung der erweiterten Entschuldungsinitiative HIPC wurde erstmals versucht, dieses Problem umfassend und systematisch zu lösen. Für einen Schuldenerlass gelten folgende Voraussetzungen: a) Einstufung als HIPC-Land, wenn das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen weniger als 895 US$ pro Jahr beträgt, b) außerordentlich hohe Verschuldung (Gegenwartswert des Schuldenstands [spätestens zum Stichtag Exporte oder mehr als 250% der Staatseinnahmen, falls 31.12.2004] mehr als 150% der jährlichen diese 15% des BIP übersteigen und die Exporte das BIP um 30%), c) Nachweis wirtschaftspolitischer Reformen: Ein HIPC-Land muss über einen Zeitraum von mehreren Internationalen Währungsfonds (IWF) vereinbarten wirtJahren hinweg im Rahmen eines mit dem schaftspolitischen Anpassungsprogramms seine Reformwilligkeit und Reformfähigkeit nachgewiesen haben, d) Dauerhaftigkeit der Armutsbekämpfung: Ein HIPC-Land muss seine Bereitschaft und Fähigkeit zur umfassenden Armutsbekämpfung im Verlauf eines Übergangszeitraums nachgewiesen haben und bereit sein, die durch den Schuldendienst frei werdenden Finanzmittel für die Armutsbekämpfung einzusetzen. (2) Um sicher stellen zu können, dass ein armes und hochgradig verschuldetes Land über einen Mindestzeitraum tatsächlich eine nachhaltige Armutsstrategie verfolgt, stellt man am Decision Point „lediglich“ die Zugangsberechtigung zur HIPC-Initiative fest und gewährt vorläufige („Interims“-)Erlassmaßnahmen. Am Completion Point wird dann nochmals überprüft, ob das Land die Bedingungen für den Schuldenerlass erfüllt. Erst wenn es nachweisen kann, dass es eine nachhaltige Armutsbekämpfungsstrategie verfolgt und mit dessen Umsetzung begonnen hat, wird der Schuldenerlass endgültig ausgesprochen. (3) Die in den Poverty Reduction Strategy Papers formulierten Strategien zur Armutsminderung hochverschuldeten armen Landes bilden einen verbindlichen Bezugsrahmen für die Politiken des selbst, aber auch für die externe Unterstützung durch internationale Organisationen. Damit die mit der Entschuldung beabsichtigten armutsmindernden Wirkungen auch tatsächlich erzielt werden, sind nicht nur die frei werdenden Finanzmittel für entsprechende, d.h. armutsmindernde Ausgaben und Investitionen zu verwenden, sondern auch leistungsfähige und transparente öffentliche Finanz- und Haushaltssysteme aufzubauen. HMA

Geschmacksmuster

Hochlohnland ArbeitskosVolkswirtschaft, welche sich im internationalen Vergleich durch überproportional hohe ten „auszeichnet“ ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Auch dann, wenn man den relativierenden Arbeitsproduktivität berücksichtigt ( Lohnstückkosten), sind Deutschland, NorweEinfluss der Verarbeitende Gewerbe anbegen, die Schweiz und Dänemark typische Hochlohnländer, was das Dienstleistungssektor bestehen diesbezüglich gewisse, aber nicht grundlegende Unterlangt. Im Standortdiskussion wird vorrangig der Einfluss der Arbeitskosten auf die internatioschiede. In der nale Wettbewerbsfähigkeit diskutiert.

Hofstede-Kulturstudie Hochpreismarkt

607 Parallelimport Preisstrategie, internationale

Hochpreisstrategie Hochsprache

in Abgrenzung zur Umgangssprache und regionalen Dialekten hinsichtlich Wortschatz, Grammatik und Aussprache als vorbildlich geltende Sprachform einer Sprachgemeinschaft. Die auch als Standardsprache bezeichnete Hochsprache gilt in vielen Lebensbereichen als verbindlich (Medien, Literatur, wissenschaftliche Publikation). Hochsteuerland

Steuerbelastung;

Hochtechnologieprodukt

Transparenz des Steuersystems;

Verrechnungspreis

Warengruppe

Hochtechnologiewettbewerb, internationaler

Innovation

Hochverschuldetes armes Land HIPC-Initiative, die als Alternative zu einem generellen Schuldenerlass bzw. einem Zielgruppe der vollständigen Schuldenmoratorium anzusehen ist ( Moratorium). Um als HIPC-Land eingestuft werden und dem von damit verbundenen Maßnahmenpaket profitieren zu können, darf das jährliche durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in dem betreffenden Land 895 US-$ nicht übersteigen. 2005 gehörten 42 Länder der Kategorie der hochverschuldeten armen Länder an (meistenteils in Afrika, südlich der Sahara gelegene Länder). Hoffnungsmarkt Höflichkeit

Marktattraktivität

Kompetenz, soziale

Hofstede-Kulturstudie (1) bislang umfassendster Versuch der Operationalisierung des Konstrukts Kultur ( Global Leadership and Organizational Behaviour Effectiveness: GLOBE). Dabei konnte der niederländische Organisationswissenschaftler G. Hofstede auf eine Datenbank zurückgreifen, in welcher die Ergebnisse der Befragung von Mitarbeitern aus 72 IBM-Niederlassungen weltweit erfasst waren, insb. deren Wertvorstellungen in Bezug auf das Arbeitsleben ( Wert). Für die beiden ersten Erhebungswellen in den Jahren 1968 und 1972 war der Fragebogen in 20 Sprachen zu übersetzen. Gegenstand der Studie, an der 116.000 Probanden aus 50 Ländern sowie drei Regionen (z.B. Arabien) und 38 Berufssparten teilnahmen, waren vier Bereiche: Zufriedenheit und Unzufriedenheit, subjektive Wahrnehmung, persönliche Ziele und Einstellungen sowie demographische Daten. Die erhobenen Einstellungsdaten wurden faktorenanalytisch auf vier Dimensionen, welche zusammen 49% der Gesamtvarianz erklären, reduziert ( Kulturdimensionen): Power Distance ( Akzeptanz von Machtdistanz), Individualism ( Individualismus vs. Kollektivismus), Masculinity ( Maskulinität vs. Feminität), Uncertainty Avoidance ( Ungewissheitsvermeidung). (2) Die fünfte Dimension wurde in einer gesonderten Untersuchung ermittelt, um den von den zahlreichen Kritikern beklagten Cultural Bias des ursprünglichen Konzepts zu korrigieren. Dieses sei ethnozentrisch und habe die so genannten asiatischen Werte vernachlässigt ( Werte, asiatische). Deshalb berücksichtigten Hofstede & Bond zusätzlich einerseits Fleiß und Durchhaltevermögen als Ausdruck von langfristiger Orientierung und andererseits Traditionsbewusstsein, Erfüllung sozialer Verpflichtungen und „Wahrung des Gesichts“ ( Gesicht wahren). als Indikatoren von kurzfristiger Orientierung.

608

Hohe Behörde

(3) Allerdings zeigten Reanalysen, dass zwei der Kulturdimensionen das statistische Gütekriterium „Unabhängigkeit“ nicht erfüllen: Akzeptanz von Machtdistanz sowie Individualismus/Kollektivismus korrelieren sehr hoch miteinander und laden auf einem Faktor. Immer mehr Forscher begreifen u.a. Paradigmas deshalb G. Hofstedes Arbeiten als Ausgangspunkt (und nicht als Endzustand) eines Wissenschaftsprogramms: Wie beeinflusst Kultur das Verhalten (z.B. die Entscheidungsfinbzw. dung von Mitarbeitern oder die Markenpräferenz von Konsumenten)? Die interdisziplinäre Ausstrahlung dieses Ansatzes ist groß. Trotz regelmäßiger, sehr grundlegender Kritik hat er die Forschung u.a. Human Resources-Management, Organisationswissenschaften, Marketing, Psyin den Bereichen chologie und Sozialpsychologie nachhaltig beeinflusst. " Hofstede, G.: Comparing Values, Behaviors, Institutions and Organizations Across Nations, 2nd Ed., Thousand Oaks/CA 2001. Hofstede, G.: Cultures and Organizations. Software of the Mind, London 1991. Hofstede, G.; Bond, M.H.: The Confucius Connection. From Cultural Roots to Economic Growth, in: Organizational Dynamics, Vol.16 (1988), No.4, pp.4-21. de Mooij, M.: Consumer Behavior and Culture, Thousand Oaks/CA 2003, pp.33ff. Javidan, M.; House, R.J.; Dorfman, P.W.; Hanges, P.J.; de Luque, M.S.: Conceptualizing and Measuring Cultures and Their Consequences. A Comparative Review of GLOBE’s and Hofstede’s, in: Journal of International Business Studies, Vol.37 (2006), pp.897-914. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.716-732. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl, München 2011. Søndergaard, M.: Hofstede's Consequences. A Study of Reviews, Citations and Replications, in: Organization Studies, Vol.15 (1994), No.3, pp.447456.

Hohe Behörde Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, wurde am 1.7.1967 zusammen mit der Kommission der der Europäischen Kommission umgewandelt. Mit dieser ReorganiEuropäischen Atomgemeinschaft zur Integration der Gemeinschaft gefördert und Entscheidungswege sowie sation sollten die politische Entscheidungskompetenzen gebündelt werden. Hohe See Hokkien

Seegerichtshof, internationaler Chinesisch

Holding-Gesellschaft

Chaebol;

Keiretsu;

Zeibatsu

Holding-Organisation Organisationsstruktur. Organisiert sich (1) Erscheinungsform der eindimensionalen, differenzierten ein international tätiges Unternehmen als Finanz- oder Managementholding, so bündelt es sein Auslandsgeschäft in einer rechtlich selbständigen Einheit, die sich an anderen rechtlich selbständigen und für den Erfolg verantwortlichen Produkt-/Markt-Einheiten maßgeblich und dauerhaft beteiligt. WähRisiken sowie Ertrag kontrolliert und korend die Finanzholding die Beteiligungen mit Blick auf ordiniert, entscheidet die Leitung einer Managementholding über die Produkt-/Markt-Einheiten (Beteiligungsgesellschaften) sowie deren rechtliche Angliederung. Sie führt die Landesgesellschaften durch Coaching sowie durch Ressourcenallokation, Strategie- und Budgetvorgaben. (2) Zu den Stärken dieser Organisationsform zählen die Konzentration auf das internationale Geschäft und kurze Kommunikationswege. Denn die Holding-Gesellschaft überträgt Entscheidungskompetenz auf kleine, relativ marktnahe Produkt-/Markt-Einheiten, weshalb diese auf Marktschwankungen unverzüglich reagieren können. Dies ist insb. dann gegeben, wenn die Manager befugt sind, über Vertrieb, Personal und Produktentwicklung zu entscheiden und sie somit Informationen über „ihren“ Markt direkt verwerten können. Nachteilig ist, dass die national und international tätigen Einheiten Synergiepotenzial kaum nutzen können, da sie organisatorisch getrennt sind. Überdies erhöht diese Organisationsform die Gefahr kultureller Konflikte zwischen lokalem und internationalem Management. Vorurteile gedeihen gewöhnlich dann am besten, wenn man deren Objekt nicht oder wenig Denn kennt. Tochtergesellschaften auf ihrem (3) Nestlé bspw. ist dezentral organisiert, mit der Folge, dass die Markt mehr oder weniger selbständig agieren können ( Differenzierung). Diese sind bestrebt, ihre

Home Bias

609

Angebote den landes- bzw. kulturspezifischen Bedürfnissen der Konsumenten weitgehend anzupasMuttergesellschaft für das gesamte Unternehmen vorgesen, immer jedoch im Rahmen der von der gebenen Strategie. Die Nestlé-Gruppe besteht aus drei in Vevey/Schweiz angesiedelten DachgeNestlé AG die finanziellen Beteiligungen der sellschaften. Als Holding-Gesellschaft besitzt die internationalen Gesellschaften; sie übernimmt auch deren Finanzierung und stellt die Rentabilität der gesamten Unternehmensgruppe sicher. Die zweite Dachgesellschaft, die Nestec AG, koordiniert F&E und technische Beratung, indem sie ihr Know how in Marketing, Produktion, Organisation oder Management Development allen Nestlé-Gesellschaften zur Verfügung stellt. Das Zentrum für Grundlagenforschung befindet sich zwar in dem 1987 eröffneten Forschungszentrum in Vers-chez-les-Blanc (Schweiz). In mehreren weltweit verstreuten „Recos“ (Research Companies) betreibt das Unternehmen aber angewandte Forschung und technologische Entwicklung. Auf diese Weise fällt es Nestlé auch leichter, mit Universitäten und Forschungsinstituten in vielen Ländern zusammenzuarbeiten. Die Nestlé World Trade Corporation wiederum koordiniert weltweit den Import ( Beschaffung, globale) und den Export der Nestlé-Produkte. Holländische Auktion Holländische Krankheit Holländisches Modell Holländisches Wunder Hollow-Organisation Humankapital-Intensität

Auktion Rohstoffreichtum Arbeitslosenquote Arbeitskosten Kooperation RCA-Analyse

Hologramm auf einer Fotoplatte aufgezeichnete, durch Holographie geschaffene dreidimensionale bildhafte Struktur. Hologramme, wie sie aus Sicherheitsgründen etwa auf den neuen Banknoten aufgebracht wurden, lassen sich aufgrund des 3-D-Effekts extrem schwer imitieren und werden deshalb zunehmend auch im Produktpiraterie eingesetzt. Dieses Mittels bedient sich in Kampf gegen die weltweit grassierende besonderem Maße die Pharmabranche, welche den Marktanteil, den Piratenware in ihrem Marktsegment ausmacht, mit über 10% angibt. Selbst Automobilproduzenten wie BMW, Daimler-Benz oder Toyota kennzeichnen aus diesem Grund ihre Originalersatzteile mehr und mehr mit holografischen Etiketten. Zum Spektrum der Anwender zählen weiterhin die Musikindustrie, welche ihre CDs, und Fußballvereine, welche ihre Fanartikel so vor häufig minderwertigen ausländischen Imitaten schützen wollen. Nach Angaben der Hologram Manufactures Association (IHMA) wurden 2003 weltweit Etiketten im Wert von 1,2 Mrd. $ produziert. Home Bias systematische, sachlich nicht begründbare Präferenz für Angebote, die aus dem eigenen Land bzw. Region stammen ( CoO-Bias; Cultural Bias). Beim Buy National handelt es der eigenen sich nur formal um eine Variante des Home Bias. Denn hierbei überwiegt das Motiv, heimische Arbeitsplätze zu schützen. Heimische Erzeugnisse werden gekauft, obwohl man eigentlich ein ausländisches Erzeugnis präferiert. Besonders intensiv untersucht wurde dieses Phänomen am Beispiel der Zusammensetzung von Wertpapierdepots. Bei Aktiendepots etwa erzeugt die Orientierung am Vertrauten (d.h. die Bevorzugung von Aktien heimischer Unternehmen) ein Klumpenrisiko ( Fremdheit). Risiko erwächst daraus, dass dann Branchenrisiko und Länderrisiko korreliert sind. Dieses Zugrunde liegen dem Home Bias der von Sozialpsychologen beschriebene Eigengruppeneffekt: Menschen ziehen generell Mitglieder der eigenen Gruppe solchen einer Fremdgruppe vor.

610

Homonyme

" Hornsey, M.J.: Social Identity Theory and Self-Categorization Theory. A Historical Review, in: Social and Personality Psychology Compass, Vol.2 (2008), No.1, pp.204-222. Lewis, K.K.: Trying to Explain Home Bias in Equities and Consumption, in: Journal of Economic Literature, Vol.37 (1999), No.2, pp.571-608. Strong, N.; Xu, X.: Understanding the Equity Home Bias. Evidence from Survey Data, in: The Review of Economics and Statistics, Vol.85 (2003), No.2, pp.307-312. Tajfel, H.; Billig, M.G.; Bundy, R.P.; Flament, C.: Social Categorization and Intergroup Behavior, in: European Journal of Social Psychology, Vol.1 (1971), No.2, pp.149-178.

Homonyme semantisch mehrdeutige Wörter ( Chinesisch). Während Homophone trotz unterschiedlicher Schreibweise gleichartig ausgesprochen werden (z.B. die „Ware“ und die „wahre“ Geschichte), sind Homonyme Worte, die trotz identischer Schreibweise verschiedenartige Bedeutungen haben. In „Low ContextKulturen“ kommen Homonyme eher selten vor (z.B. im Deutschen, wo „Kiefer“ sowohl einen Nadelbaum als auch einen Gesichtsknochen bezeichnet). Ganz anders verhält es sich in „High ContextKulturen“, wo derartige Doppelungen die Regel sind ( Low-/High Context-Kulturen). Im Chinesischen bspw. kann 'gong' für mindestens zehn verschiedene Zeichen stehen, die alle etwas anderes bedeuten (z.B. Arbeit, Verbeugen, öffentlich, Attacke, Palast, respektvoll). Die jeweilige konkrete Bedeutung ergibt sich somit erst aus dem Kontext (z.B. Satz, Bild, Umgebung). Da ausländische Marken bei ihrem Markteintritt im Gastland üblicherweise unbekannt sind und somit keinen eindeutigen Kontext besitzen, besteht große Verwechslungsgefahr. Amerikanische Unternehmen wählen deshalb für ihre Produkte in China und Hongkong häufiger als für den Heimatmarkt Markennamen, welche eine Verbindung zum Produktnutzen herstellen. " Francis, J.N.P.; Lam, J.P.Y.; Walls, J.: The Impact of Linguistic Differences on International Brand Name Standardization. A Comparison of English and Chinese Brand Names of Fortune-500 Companies, in: International Journal of Marketing, Vol.10 (2002), No.1, pp.98-116. Gauger, H.M.: Zum Problem der Synonyme, Tübingen 1972. Schmitt, B.H.; Pan, Y.: Managing Corporate and Brand Identities in the Asia-Pacific Region, in: California Management Review, Vol.36 (1994), No.4, pp.32-48.

Homophone

Homonyme

Honeymoon-Phase Entsendung bzw. einer anderen Art charakteristischer Abschnitt im Verlauf einer längerfristigen von Auslandsaufenthalt. Nach der häufig zu beobachtenden anfänglichen Euphorie wachsen die AnforAnpassung an die fremdkulturellen Lebensbedingungen bis hin zur „Anpassungsderungen an eine krise“ ( Kulturschock). Idealtypisch werden die verschiedenen, von Euphorie, Pessimismus oder W-Kurve der Realismus gekennzeichneten Phasen der Verarbeitung der Eindrücke im Gastland zur Anpassung zusammengefasst. " Aycan, Z.; Kanungo, R.N.: Current Issues and Future Challenges in Expatriation Research, in: Aycan, Z. (Ed.), New Approaches to Employee Management, Vol.4, Greenwich/CT 1997, pp.245-260. Hummel, T.R.; Zander, E.: Interkulturelles Management, München 2005, S.69ff. Oberg, K.: Cultural Shock. Adjustment to New Cultural Environments, in: Practical Anthropology, Vol.7 (1960), pp.177-182. Selmer, J.: Coping Strategies Applied by Western vs. Overseas Chinese Business Expatriates in China, in: International Journal of Human Resource Management, Vol.13 (2002), pp.19-34.

Hoover-Moratorium

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

Horizont, ökonomischer

Standorttheorie

Horizontal individualistisches, kollektivistisches Land Hospitalität Hostilität Hot Money

Selbstkonzept

Fremdheit Feindseligkeit, kulturelle; Kapitalflucht

Hotlist-Verfahren

Frachtbörse

Fremdenfeindlichkeit;

Xenophobie

Human Development Index HPI

611

Human Development Index

Huckepack-Export kooperativen Markterschließung ( Exportkooperation). Beim spezielle Erscheinungsform einer Huckepack-Export übernimmt ein Unternehmen, das in einem Auslandsmarkt engagiert ist (und damit im Regelfall über die erforderlichen Marktkenntnisse und Vertriebskanäle verfügt), für ein anderes Unternehmen das Exportgeschäft. J. Bruns schildert den Fall eines mittelständischen Unternehmens A, das Gießerei-Chemikalien herstellt. Aufgrund der hohen Akquisitionskosten verzichtete es zunächst darauf, in die USA zu exportieren. Unternehmen B, Hersteller von Sondermaschinen und Anlagekomponenten für Gießereien, verfügte über einen leistungsfähigen Auslandsvertrieb, auch in den Vereinigten Staaten. Da es durch den Verkauf der Produkte von Unternehmen A die eigenen Verkaufschancen verbessern konnte und die zugesagten Verkaufsprovisionen einen zusätzlichen Anreiz ausübten, übernahm Unternehmen B den Verkauf der Produkte von Unternehmen A in den USA (vgl. Abb.). Der Begriff „Huckepack“ suggeriert, dass das eine Unternehmen dabei eine aktive und das andere Unternehmen eine passive Rolle spielt. Deshalb bevorzugen manche Autoren den Begriff Tandem-Export. Dieser hebt sich auch eindeutiger vom indirekten Export ab ( Export, indirekter). Von beiden KonKielwasser-Internationalisierung. zepten abzugrenzen ist schließlich die Struktur der Huckepack-Exportstrategie

Deutschland Unternehmen B: Hersteller von Anlagen und Komponenten für die Chemische Industrie

USA

Kunde Vertriebsgesellschaft

Kunde Kunde

Unternehmen A: Hersteller von GießereiChemikalien Quelle: Bruns (2003, S.109).

" Bruns, J.: Internationales Marketing, 3.Aufl., Ludwigshafen 2003. Walldorf, E.-G.: Analyse der Auslands(markt)fähigkeit im Rahmen der Informationswirtschaft von Unternehmen, in: Krystek, U.; Zur, E. (Hrsg.), Handbuch Internationalisierung. Globalisierung – eine Herausforderung für die Unternehmensführung, 2.Aufl., Berlin 2002, S.81-106. Foscht, T.; Angerer, T.; Pieber, C.: Export, kooperative und integrative Markteintrittsformen. Eine vergleichende Analyse, in: Zentes, J. (Hrsg.), Außenhandel. Marketingstrategien und Managementkonzepte, Wiesbaden 2004, S.331-353.

Huckepack-Investition Zulieferern. Mit diesen Auslandsinvestitionen Direktinvestition von zumeist mittelständischen Internationalisierungspfaden ihrer (Groß-)Kunden. folgen die Zulieferunternehmen den Human Development Index Vereinten Nationen entwickelter und seit 1999 (1) vom Weltentwicklungsprogramm (UNDP) der jährlich im Bericht über die menschliche Entwicklung (Human Development Report) veröffentlichter Entwicklung). Index für die wirtschaftlich-soziale Entwicklung einer Volkswirtschaft ( Armut; Der HDI basiert auf drei Indikatoren: der Lebensdauer ( Lebenserwartung bei der Geburt), dem

612

Human Development Index

Bildungsniveau (Zahl der Analphabeten unter der erwachsenen Bevölkerung Analphabetismus sowie Rate der Einschulungen auf primärer, sekundärer und tertiärer Bildungsstufe) und dem LebensKaufkraft, wobei das Einkommen oberhalb eines als standard (Pro-Kopf-Einkommen in realer angemessen betrachteten Grenzwertes in abnehmendem Maße berücksichtigt wird). Der HDI, der zwischen Null und Eins variiert, ermöglicht den Vergleich der Lebensbedingungen in verschiedenen Ländern. Im Allgemeinen werden Teilgruppen von Ländern mit hohem (> 0,8), mittlerem (0,5 - 0,8) und niedrigem (< 0,5) HDI unterschieden. Wie nachstehende Abbildung allerdings aufzeigt, diskriminiert der HDI nicht hinreichend zwischen den Industrieländern. Human Development Index ausgewählter Länder 2006

Rang

1

Rang Island

0.968

82

Ukraine

0.786

2006

2

Norwegen

0.968

83

Armenien

0.777

3

Kanada

0.967

84

Iran

0.777

4

Australien

0.965

85

Tonga

0.774

5

Irland

0.960

86

Grenada

0.774

6

Niederlande

0.958

169

Äthiopien

0.389

7

Schweden

0.958

170

Tschad

0.389

8

Japan

0.956

171

Guinea-Bissau

0.383

9

Luxemburg

0.956

172

Burundi

0.382

10

Schweiz

0.955

173

Burkina Faso

0.372

23

Deutschland

0.940

174

Niger

0.370

76

Türkei

0.798

175

Mosambik

0.366

77

Dominica

0.797

176

Liberia

0.364

78

Libanon

0.796

177

Kongo

0.361

79

Peru

0.788

178

Zentralafrikan. Republik

0.352

80

Kolumbien

0.787

179

Sierra Leone

0.329

81

Thailand

0.786

Quelle: UNDP.

(2) Da dieser Index methodisch und politisch umstritten ist, wird eine Erweiterung in Erwägung gezogen. Neben anderen Faktoren sollen dann auch der politische Freiheitsgrad, die Umweltbelastung und der Grad an sozialer, regionaler und geschlechtsspezifischer Ungleichheit, die in dem jeweiligen Land herrschen, berücksichtigt werden ( Geschlechterunterschiede). Wie schwer dies im Einzelnen werden kann, zeigt eine Studie der Multilateralen Initiative gegen Malaria (MIM), der neben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehrere staatliche amerikanische und europäische Forschungsinstitute und Pharmafirmen angehören. Sie hat ermittelt, dass jährlich mindestens 0,7 bis 2,7 Mio. Menschen an Malaria sterben, mehr als drei Viertel davon afrikanische Kinder. Die hierbei auftretenden hohen Körpertemperaturen und Krämpfe können die geistige und soziale Entwicklung erheblich stören. Zwar fällt es schwer, den Zusammenhang „Umweltbelastung-Entwicklungsdefizit“ zu quantifizieren; jedoch fällt auf, dass das langjährige Wirtschaftswachstum in Malariagebieten fünfmal niedriger liegt als in diesbezüglich wenig belasteten Regionen. (3) Seit 1995 wird der allgemeine HDT ergänzt um den GDT sowie das GEM und neuerdings um den HPI. Der Genderrelated Development Index (GDI) erfasst den Grad an (Un-)Gleichheit der Entwicklungsmöglichkeiten der Geschlechter ( Geschlechterunterschied), das Gender Empowerment Measure (GEM) den Grad an (Un-)Gleichheit der Partizipationsmöglichkeiten in Politik und Wirtschaft im Allgemeinen sowie im Berufsleben im Besonderen und der Human Poverty Index (HPI), ausgehend Armut, die weltweite Verbreitung von Armut. Diese wird von einem neuartigen Verständnis von

Humanismus

613

definiert als Entbehrung an Lebenserwartung (= Anteil der Menschen, welche nicht älter als 40 Jahre Alter), als Entbehrung an Bildung (= Anteil der erwachsenen Analphabeten) und Entbehwerden; rung eines angemessenen Lebensstandards (= Anteil der Bevölkerung, welcher keinen Zugang zu medizinischer Versorgung und zu sauberem Wasser hat sowie Anteil der unterernährten Kinder unter fünf Jahren). Human Development Report Human Poverty Index

Standortdiskussion

Human Development Index

Human Relations Area Files von G.P. Murdock 1937 begonnene Sammlung ethnographischer Daten ( Ethnographie). MittlerweiKulturle hat sich die Human Area Files (HRAF) zu einer bedeutenden Organisation im Bereich der vergleichende Studien anthropologie entwickelt. Aufgabe von HRAF ist es, weltweit entsprechende anzuregen und zu unterstützen. " Goodenough, W.H.: Murdock as Bridge. From Sumner to HRAF to SCCR, in: Cross-Cultural Research, Vol.30 (1996), pp.275280.

(

http://www.yale.edu/hraf

Human Resource Management PersonalpoliKonzept des ressourcenorientierten Personalmanagements ( Personalmanagement; Ressourcen). Anders als bei der traditionellen Personalpolitik betrachtet dabei das Unternehmen tik; seine Mitarbeiter nicht primär als Kostenfaktor, sondern als wertvolles, in wissensbasierten Branchen sogar als für den Wettbewerb entscheidendes Potenzial ( Humankapital). Um dieses systematisch planen, erhalten und entwickeln zu können, sind die Mitarbeiter als Wettbewerbsfaktoren zu behandeln, was konkret nachhaltige Führung, Motivation und Personalentwicklung zur Folge hat. Deshalb fasst HRM die bislang getrennten Bereiche bzw. Maßnahmen der Personalbeschaffung und Personalentwicklung zusammen. Hierzu wird eine General Management-Perspektive eingenommen, während das klassische Personalwesen noch mit einer Funktionsbereichs-Perspektive betrieben wurde. Insgesamt kommt es zu einer Einbindung in unternehmerische Strategie- und Strukturentscheidungen sowie des Linien-Managements in die HR-Verantwortung. " Becker, B.; Gerhart, B.: The Impact of Human Resource Management on Organizational Performance, in: Academy of Management Journal, Vol.39 (1996), pp.779-801. Laurent, A.: The Cross-Cultural Puzzle of International Human Resource Management, in: Human Resource Management, Vol. 25 (2006), pp.91-102. Schneider, S.C.: National vs. Corporate Culture. Implications for Human Resource Management, in: Pucik, V.; Tichy, N.; Barnett, C. (Eds.), Globalizing Management, New York 1993, pp.159173.

Humangeographie jenes Teilgebiet der Geographie, welches die Interaktion zwischen Mensch und Raum analysiert. Im Globalisierung eiEinzelnen befassen sich Humangeographen u.a. mit dem im Spannungsfeld von Lokalisierung andererseits sich vollziehenden soziokulturellen Wandel. Weiterhin zähnerseits und len Struktur und Dynamik der Bevölkerungsentwicklung, das Verhältnis von ländlichem Raum und Kulturlandschaft, die Urbanisierung sowie die Kulturgeographie und die Politische Geographie zu den vorrangigen Forschungsgebieten. Teil der Humangeographie sind aber auch so spezielle Themen wie die Proxemik. " Heinerberg, H.: Einführung in die Anthropogeographie/Humangeographie, Paderborn 2003. Kitchin, R.; Tate, N.: Conducting Research in Human Geography. Theory, Methodology and Practice, London 2000. Knox, P.L.; Marston, S.A.: Humangeographie, Heidelberg 2001. Reuber, P.; Pfaffenbach, C.: Methoden der empirischen Humangeographie. Beobachtung und Befragung, Braunschweig 2005.

Humanismus (1) allgemeine Geisteshaltung, welche die

Menschenwürde des Einzelnen achtet

614

Humankapital

(2) Bildungsideal des 19. Jahrhunderts, das sein Selbstverständnis aus dem Rekurs auf die griechische und römische Antike bezog. Während der Neuhumanismus in der Tradition von Humboldts davon ausging, dass der Einzelne „wahre“ Menschlichkeit in einem umfassenden Bildungsprozess erlange, strebte der sozialistische Humanismus danach, die Entfremdung des Menschen durch Kommunismus, d.h. den „realen Humanismus“, zu überwinden. Humankapital Konstrukt, das u.a. zur Erklävon G.S. Becker in die wirtschaftspolitische Diskussion eingeführtes Asien-Wunders herangezogen wurde. Auch im Verlauf der Standortdiskussion spielt rung des das Argument „Humankapital“ eine wichtige Rolle ( RCA-Analyse). (1) Aus volkswirtschaftlicher Sicht versteht man unter Humankapital die Summe der Fähigkeiten, Kenntnisse und Verhaltenskompetenzen von potenziellen und aktuellen Erwerbspersonen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht erfasst das Humanvermögen die Gesamtheit des Leistungspotenzials, welches die Arbeitnehmer in den Wertschöpfungsprozess eines Unternehmens (d.h. ihres Arbeitgebers) einbringen. (2) Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter Humankapital das Wissen, das Ausbildungsniveau und die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter eines Unternehmens, eines Landes oder einer Organisation. Das im Deutschen ursprünglich „Arbeitsvermögen“ genannte 'human capital' wird durch Ausbildung und Erziehung geschaffen. Welchen Anteil die individuelle genetische Ausstattung daran hat, ist umstritten ( Rassismus). Wie Abb. 1 zeigt, schneidet die Bundesrepublik Deutschland bei OECD berücksichtigten Indikatoren des Humankapitals auffallend drei von vier der von der schlecht ab. Lediglich bei dem „Anteil der Absolventen eines Mathematik-, Informatik-, Naturwissenschaften- oder Technikstudiengangs (MINT) an den jüngeren Erwerbstätigen“ erreicht Deutschland einen guten Wert. (3) Vor allem im vorauseilenden Wettbewerb bzw. im Qualitätswettbewerb stellt das Humankapital einen, wenn nicht den entscheidenden Wettbewerbsfaktor dar ( F+E-Intensität; InnovationsWettbewerb, internationaler). Aber auch im Preiswettbewerb ist die Qualität des Humanstrategie; kapitals äußerst bedeutsam. Denn schlecht ausgebildete und nicht variabel einsetzbare Arbeitnehmer Lohnkosten dem Unternehmer bieten (da die dann geüberkompensieren den Vorteil, den niedrige ringe Produktivität die Lohnstückkosten treibt). (4) Die Humankapitaltheorie betrachtet Bildung und Ausbildung als Investitionen in das immaterielle Kapital einer Volkswirtschaft oder eines Unternehmens. Im Mittelpunkt steht die Diskussion über die Rentabilität von Investitionen in Aus- und Weiterbildung. (5) Wie zahlreiche Studien bereits zuvor gezeigt haben, aber erst durch die so genannte Pisa-Studie einer breiteren Öffentlichkeit bewusst wurde, ist die Wettbewerbsstärke der deutschen Wirtschaft längerfristig auch deshalb mehr denn je in Gefahr, weil unser Bildungssystem schon seit langem nicht OECD bestätigt, die mehr leistungs- und konkurrenzfähig ist. Dies wird u.a. durch eine Studie der zwischen 1994 und 1998 in 20 Ländern das Text-, Grafik- und Mathematikverständnis der Bevölkerung überprüfen lies. a) Textverständnis: Die Befragten sollten u.a. die auf einer Arzneimittelpackung angegebene Dosierung oder eine Pflegeanleitung für eine Pflanze erläutern. Gegenstand des Tests zur Prüfung des Textverständnisses war weiterhin die Qualität des Verständnisses von Instruktionen zur Sicherung eines verstellbaren Fahrradsattels. Wie Abb. 2 (übernächste Seite) zu entnehmen ist, hatten 14,4% der 16- bis 65-jährigen Deutschen elementare Probleme beim Verstehen der Texte, was dem „Exportweltmeister“ auf dieser Leistungsdimension lediglich einen Platz im hinteren Mittelfeld einbrachte. Als eindeutiger Spitzenreiter beendeten die schwedischen Testteilnehmer den internationalen Leistungsvergleich, gefolgt von Kanada und Finnland. Im Vergleich der skandinavischen Länder mit den angelsächsischen Ländern fällt das ambivalente Abschneiden insb. Großbritanniens und der USA, auf: Bei ihnen, wie auch bei Kanada, Neuseeland, Australien und Irland, ist die Gruppe der Versager („am wenigsten verstanden“) kaum schwächer besetzt als die Gruppe der Gewinner („am meisten verstanden). Im Vergleich dazu ist das Leistungsniveau in Skandinavien weitaus homogener.

Humankapital

615 Abb. 1: Humankapital im internationalen Vergleich Anteil der Personen mit tertiärer Bildung an der Bevölkerung (25 bis 64 Jahre)

Anteil der Forschungsabsolventen an der gleichaltrigen Bevölkerung

in %

Rang

in %

Rang

Finnland

33

4

1,9

4

Australien

31

6

1,3

8

Schweden

33

4

2,8

Norwegen

31

6

1,1

Großbritannien

27

10

Kanada

43

1

USA

38

2

1,3

Dänemark

27

10

0,9

Österreich

14

20

Belgien

28

9

Niederlande

24

15

Frankreich

24

Italien

10

Deutschland

23

18

2,0

Japan

36

3

0,7

Schweiz

25

13

2,6

2

MINT-Absolventen je 100.000 Erwerbspersonen (25 bis 34 Jahre) absolut

Anteil der Bildungsinvestitionen am BIP (2001)

Rang

in %

Rang

1.785

2

5,8

11

1.659

4

6,0

8

1

1.267

8

6,5

4

11

703

16

6,4

5 13

Wachstumsstars

1,6

6

1.727

3

5,5

k.A.

855

12

6,1

7

8

928

11

7,3

2

14

799

14

7,1

3

1,7

5

528

20

5,8

11

1,1

11

674

18

6,4

5

1,3

8

653

19

4,9

18

15

1,4

7

1.609

5

6,0

8

21

0,5

2

703

16

5,3

15

3

721

15

5,3

15

18

1.074

9

4,6

20

838

13

5,3

15

17

1.514

6

4,5

21

k.A.

Schlusslichter

Aufholstaaten Irland

25

13

0,8

Südkorea

26

12

0,9

14

1.788

1

8,2

1

Griechenland

18

19

0,7

18

k.A.

k.A.

4,1

22

Spanien

24

15

Portugal

9

22

30

8

Neuseeland

1,0 k.A. 0,9

13

935

10

4,9

18

k.A.

k.A.

k.A.

5,9

10

14

1.497

7

5,5

13

Durchschnittswerte der Humanressourcen-Indikatoren nach Ländergruppen Wachstumsstars

34

1

1,7

1

1.275

1

6,2

1

Schlusslichter

23

2

1,4

2

844

2

5,6

2

Aufholstaaten

22

3

0,9

3

k.A.

k.A.

5,5

3

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, in: IW-Trends, 32.Jg. (2005), Nr.1, S.68.

b) Grafikverständnis: Die Probanden sollten in dem OECD-Test (Text-, Grafik- und Mathematikverständnis) einer Liste u.a. die Frauenquote der Lehrer in Griechenland entnehmen und anhand von zwei Tabellen ermitteln, wie sich innerhalb eines bestimmten Zeitraums die Erdölnutzung eines bestimmten Landes verändert hat. 9% der deutschen Testteilnehmer lösten diese Aufgabe derart schlecht, dass die Forscher ihnen lediglich „Minimalkompetenz“ beim Lesen und Verstehen von Tabellen und Grafiken attestieren konnten. c) Mathematisches Verständnis: Anhand einer Wetterkarte sollten die Probanden durch einfache Subtraktion die Temperaturunterschiede, die zwischen Bangkok (Thailand) und Seoul (Südkorea) bestehen, bestimmen. Bei einer weiteren Aufgabe war mit vergleichsweise einfachen Rechenoperationen die Frage zu beantworten, wie viel mehr Menschen im Jahr der Testdurchführung durch Feuerwerkskörper

616

Humankapital

verletzt wurden als im Vorjahr. 33% der deutschen Versuchsteilnehmer lösten diese Aufgabe schlecht und 7% sogar derart schlecht, dass das PISA-Team Deutschland erneut Minimalkompetenz attestieren musste. Abb. 2: Leseverständnis im internationalen Vergleich So viel % der 16-65-Jährigen verstanden beim Test Textverständnis" ... " 7,5 am wenigsten am meisten Schweden

32,4 22,7

16,6

Kanada

22,4

Finnland

21,1

10,4 20,7

USA

19,2

Neuseeland

18,9

Australien Norwegen

17,6 16,6

18,4 17,0 8,5 21,8

Großbritannien

15,3

Niederlande Belgien

14,3 13,5

10,5 18,4 22,6

Irland Deutschland

13,4 8,9

14,4 19,3

Schweiz Tschechien

8,4 6,5

Dänemark 4,4

15,7 9,6 48,0

Portugal

3,2

Slowenien

3,1

Polen Ungarn

2,6

1,6

Chile

42,2 42,6 33,8 50,0

Quelle: OECD, in: iwd, Nr.44 (2.11.2000), S.2.

(6) Nachdem die deutschen Schüler auch in den Folgejahren durchgeführten Pisa-Studien nicht besser abschnitten, wurde verstärkt Ursachenanalyse betrieben (vgl. Abb. 3, nächste Seite). Wie die ersten Analysen ergaben, konnte die unterschiedliche Entlohnung der Lehrer in den verschiedenen Ländern nicht der entscheidende Faktor sein. Denn die Leistungsunterschiede der Schüler korrelierten nicht mit den Unterschieden in der Entlohnung der Lehrer. Deshalb konzentrierte sich die im Übrigen äußerst kontroverse Diskussion bald auf den vergleichsweise beschränkten Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (und hier insb. den geringen investiven Anteil). „Übersehen“ wurde dabei jedoch, dass die Niederlande und Japan mit geringeren Ausgaben besser und die USA mit höheren Ausgaben schlechter abschneiden als Deutschland. Ob das schlechte Abschneiden Deutschlands beim Vergleich der Intensität der beruflichen Weiterbildung (vgl. Abb. 4, nächste Seite) auf ein gravierendes Versäumnis schließen lässt, ist fraglich. Aufgrund des weltweit weitgehend einmaligen Prinzips der dualen Ausbildung ist hierzulande möglicherweise der Weiterbildungsbedarf geringer als in anderen Ländern. (7) Die in der vergangenen Dekade auffällig geringe Wachstumsdynamik der deutschen Wirtschaft wird teilweise mit der nur geringen Zunahme des Anteils an akademisch Qualifizierten erklärt (vgl. Abb. 5, übernächste Seite). Erschwerend kommt hinzu, dass die Quote der Absolventen, die in einem bestimmten Jahr in Deutschland einen akademischen Abschluss in einem Mathematik-, Ingenieur-, Naturwissenschaft- oder Technikstudium erlangt haben, von 1993 bis 2002 erheblich geschwunden ist: von 50,7 auf 41,9% bei den Männern bzw. von 21,9 auf 18,5% bei den Frauen.

Humankapital

617 Abb. 3: Rangliste der Pisa-Studie 2003 Arbeitslosenquote (in %) 2)

Bildungsausgaben (in % des BIP) 3)

Schulische Leistungen (Pisa2003) 1)

Gesamt

Finnland

544

7,8

Südkorea

542

2,9

Niederlande

538

2,6

Japan

534

4,9

Schweiz

527

3,5

6,1

Frankreich

511

8,5

13,2

Schweden

509

4,8

Deutschland

503

USA

483

Italien

466

Anteil der Gesamtausgaben (in %) 3

Gesamt

davon Privat

11,0

6,0

0,1

9,0

91,0

36.552

1,8

7,1

2,9

17,3

82,7

46.269

4,7

5,1

0,5

5,5

94,5

38.697

4,7

1,2

10,8

89,2

44.345

6,2

0,5

10,0

90,0

55.431

6,1

0,4

8,3

91,7

32.933

6,5

6,9

0,2

7,3

92,7

27.359

9,9

24,4

5,3

0,9

7,7

92,3

47.165

5,3

10,2

7,2

1,9

11,9

88,1

42.801

7,4

10,6

4,9

0,3

5,9

94,1

30.220

Ausbildung bis max. HSA

k.A.

Investitionen

Laufende Ausgaben

Lehrergehälter (in US$) 3) 4)

1) Pisa = Programme for International Student Assessment. Danach werden die Leistungen 15-jähriger Schüler in den OECDLändern gemessen. Je besser, desto höher die Punktzahl. 2) 24-64-Jährige als Prozentsatz aller Erwerbspersonen, Stand 2003; Niederlande und Italien Stand 2002 3) Stand 2002 4) Jahresgehalt nach 15 Jahren Berufserfahrung, kaufkraftbereinigte US-$. Quelle: Die Zeit, Nr.5 (26.1.2006), S.22.

Abb. 4: Anteil der 25-64-Jährigen, die 2003 an Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung teilnahmen Dänemark

25,7

Frankreich

Finnland

25,3

Deutschland

6,0

Ungarn

6,0

21,3

Großbritannien 16,5

Niederlande Österreich

12,5

Polen Italien

7,4

5,0 4,7

Quelle: Labour Force Survey/Eurostat 2004, in: Die Zeit, Nr.5 (26.1.2006), S.22.

Akzeptanz dieser so genannten MINTBezogen auf die Gesamtheit der Arbeitnehmer stellt sich die Studiengänge im internationalen Vergleich wie folgt dar: Von 100.000 Erwerbspersonen im Alter von 25-34 Jahre waren im Jahre 2003 in Finnland insgesamt 1.785 Absolventen eines mathematischen, ingenieurwissenschaftlichen, naturwissenschaftlichen oder technischen Studiengangs. An zweiter Stelle rangierte in diesem Jahr Großbritannien (1.727), gefolgt von Frankreich (1.609), Schweden (1.267), Japan (1.074), Spanien (935), USA (928) und Kanada (855). Mit deutlichem Abstand besetzte Industrienationen. Lediglich Deutschland (721) die neunte Position dieser Rangliste der führenden Italien (703) und die Niederlande (653) beschäftigten damals noch weniger MINT-Absolventen – was Angesichts der Warenstruktur des deutschen Außenhandels, mit einem starken Akzent auf Ingenieursleistungen (Automobile, Maschinenbau etc.). (8) Quantifizieren lässt sich das Humankapital prinzipiell auf zweierlei Weise: erstens mit Hilfe des kostenbasierten Ansatzes. Dabei werden die Kosten, die bei einer Wiederbeschaffung oder Erstbeschaffung der formalen Bildung der Bezugsgruppen anfielen, erfasst. Zweitens kann der ertragsbasier-

618

Humankapital

te Ansatz, gewählt werden, um das Humankapital z.B. eines Landes zu quantifizieren. Dabei wird der Gegenwartswert der aus den getätigten Bildungsinvestitionen zu erwartenden Erträge ermittelt. Nach einer Analyse des Instituts für deutschen Wirtschaft, Köln, blieb das zu konstanten Preisen berechnete Humanvermögen der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1992 (= 3.712 Mrd. €) und 1999 (= 3.723 Mrd. €) nahezu konstant, während der Sachkapitalstock im gleichen Zeitraum von 8.270 Mrd. € auf 9.878 Mrd. € anstieg. Abb. 5: Anteil der 25-34-Jährigen Berufstätigen mit einem Hochschulabschluss (2003; in %) Irland

42,2

Frankreich

41,4

Schweden

39,1

Finnland

38,5

Großbritannien

36,7

Niederlande

36,1

Griechenland

24,0

Deutschland

22,0

Portugal Österreich Italien

20,0 19,2 17,3

Quelle: Die Zeit, Nr.5 (5.1.2006), S.69.

(9) Erzielt eine Volkswirtschaft aus dem Saldo von Auswanderung und Zuwanderung ( Migration) einen Wanderungsgewinn, so eröffnet ihr dies die Möglichkeit, ihre Ausstattung mit Humanressourcen zu verbessern. Die Bundesrepublik Deutschland verbuchte 2004 zwar einen Wanderungsgewinn von 82.000 Menschen (780.000 Zuwanderer und 698.000 Auswanderer). Sie musste aber dennoch einen Verlust an Humankapital hinnehmen, da in diesem Jahr mehr gut Ausgebildete ausgewandert als eingewandert sind. (10) Weltweit verschaffen dem einzelnen Arbeitnehmer höhere Bildungsinvestitionen die begründete Aussicht auf ein höheres Einkommen. Nirgendwo ist dieser Zusammenhang jedoch derart ausgeprägt wie in den Vereinigten Staaten von Amerika. Erwerbspersonen mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium erzielen dort durchschnittlich 183% des Einkommens von Erwerbspersonen, die eine höhere Sekundarbildung vorweisen können (d.h. High School in den USA, Abitur oder Berufsschulabschluss in Deutschland). Setzt man das Einkommen der Höherqualifizierten = 100, so erreichen Erwerbspersonen ohne eine abgeschlossene höhere Sekundarbildung lediglich 70% dieses Basiswertes (vgl. Abb. 6, vgl. nächste Seite). " Becker, G.S.: Human Capital, 2nd Ed., New York 1975. Clement, W. (Hrsg.): Konzept und Kritik des Humankapitalansatzes, Berlin 1981. Ewerhart, G.: Ausreichende Bildungsinvestitionen in Deutschland? Bildungsinvestitionen und Bildungsvermögen in Deutschland 1992-1999, Nürnberg 2003. Ebenrett, H.J.; Hansen, D.; Puzicha, K.J.: Verlust von Humankapital in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B6-7 (2003), S.25-31. Gries, T.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Eine Fallstudie für Deutschland, Wiesbaden 1998. Henke, C.: Zur Berechnung des Humankapitalbestands in Deutschland, in: IWTrends, 32.Jg. (2005), Nr.1, S.3-15. Jaeger, B.: Humankapital und Unternehmenskultur, Wiesbaden 2004. Keeley, B.: OECD Insights. Humankapital, Washington 2008. Müller, S.; Kornmeier, M.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Irrungen und Wirrungen der Standort-Diskussion, München 2000. Obinger, H.: Politik und Wirtschaftswachstum. Ein internationaler Vergleich, Wiesbaden 2004. Oppenländer, K.H.: Einflussfaktoren der internationalen Standortwahl, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.361-279. Plünnecke, A.: Akademisches Humankapital in Deutschland, in: IW-Trends, 31.Jg. (2004), Nr.2, S.49-58. Wößmann, L.: Der private wirtschaftliche Nutzen der Bildung, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 35.Jg. (2006), Nr.7, S.384-390.

Humanprinzip

619

124

129

130

135

137

140

141

148

149

150

150

153

153

160

158

180

162

183

200

178

Abb. 6: Relatives Einkommen der 25-64-Jährigen in Abhängigkeit vom Bildungsniveau (1999-2003)

78

88

89

92

85 67

84

87

84

78

76

69

62

70

80

87

100

95

120

60

40 20 0

weniger als höhere Sekundarbildung

höhere Sekundarbildung

Hochschulbildung

Quelle: Wößmann (2006, S.385).

Humanprinzip zusammen mit dem Familienprinzip, dem Senioritätsprinzip und dem Wohlfahrtsprinzip Teil der traditionellen japanischen Managementlehre. Wichtige Konzepte dabei sind: a) Fukushi-shugi: Vertrauensvolles Zusammenwirken von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, was sowohl das Leistungsvermögen des Unternehmens als auch das Wohlergehen der Mitarbeiter steigert. Harmonie bedachte Einstellung erklärt etwa die lange Zeit zumeist auf Diese auf Ausgleich und rituelle Auseinandersetzungen ( Ritual) beschränkte Rolle der Betriebsgewerkschaften in Japan. b) Kazoku-shugi: Diesem Konzept zufolge sind die klassischen betriebswirtschaftlichen Ziele (z.B. Gewinnerzielung, Ausweitung des Marktanteils; Steigerung des Bekanntheitsgrades) nicht die alleinigen Leitlinien unternehmerischen Handelns. Gleichgewichtige Maßstäbe erwachsen aus der Maxime „Überleben der Unternehmensfamilie“ ( Keiretsu). c) Nenkosei: Das im traditionellen Japan in allen Lebensbereichen gültige Senioritätsprinzip manifestiert sich im Unternehmen am auffälligsten darin, dass das Anrecht auf Beförderung und Mehrverdienst nicht aus individuellen Leistungen erwächst, sondern allein aus dem Alter. Alle Angehörigen eines Jahrgangs werden gleich behandelt, persönlicher Ehrgeiz stört die Harmonie der Gruppe. d) Ningen-shugi: Vermutlich war die Wertschätzung der persönlichen Integrität der Beschäftigten die eigentliche Besonderheit der traditionellen japanischen Management-Philosophie. Hinzu kam die Überzeugung, dass Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit durch eine Beschäftigungsgarantie gefördert (und nicht gehemmt) werden. e) Shushin koyo: Das Prinzip der lebenslangen Beschäftigung fördert nach Auffassung der klassischen japanischen Managementlehre das Bewusstsein für die Konsequenz der Betriebszugehörigkeit (Vorteile und vor allem auch Verpflichtungen) und damit die Arbeitsmoral. In der (bislang noch) dual strukturierten japanischen Wirtschaft gaben allerdings nur die Großunternehmen eine (lebenslange) Beschäftigungsgarantie, nicht jedoch die von diesen abhängigen Kleinunternehmen.

620 Humanvermögen Humanwissenschaft

Humanvermögen Humankapital Anthropologie

Humor (1) Mittel der interpersonellen Kommunikation ( Kommunikation, interpersonelle). Humor ist insoKulturen der zwischenmenschlifern universales Ausdrucksmittel, als er in den unterschiedlichsten Kulturkreis werden häufig Witze chen Verständigung dient ( Universalismus). Im westlichen erzählt, um „das Eis zu brechen“ und durch gemeinsames Lachen, welches die Illusion der Nähe erzeugt, für eine entspannte Gesprächssituation zu sorgen. Genforscher berichten, dass die genetische Ausstattung des Menschen zu 99% mit der des - nach unseren Maßstäben - am höchsten entwickelten „Affen“ identisch ist. Eine der großen Streitfragen lautet Andeshalb, was den Menschen letztlich zum Menschen macht. Nachdem die klassische These der thropologen („Herstellung und gezielte Nutzung von Werkzeugen“) mittlerweile eindeutig widerlegt ist, wird in diesem Zusammenhang bisweilen auch Humor, die Fähigkeit zum häufig auch stillen Lachen genannt. Kommunikationspolitik stellt sich indessen die Frage, (2) Mit Blick auf das Marketing und insb. die Einstellungen, Kauf-, Preis- bzw. Zahlungsbereitschaft ob Humor persuasiv, d.h. geeignet ist, Zielgruppe signifikant zu beeinflussen. Gemäß dem kognitiven Beeinflussungsmodell steigert der Humor die Aufmerksamkeit und erhöht so, insb. bei Low Involvement-Kommunikation, die Durchlässigkeit der Informationsverarbeitungs-Hierarchie. Im affektiven Beeinflussungsmodell erfüllt Humor Marke sowie die Kaufhingegen die Funktion einer Moderatorvariable, welche die Einstellung zur absicht und andere bedeutsame Variablen stärkt ( Variable). Durch klassische Konditionierung werden diese Effekte dann generalisiert, d.h. bspw. die positive Einstellung zur Marke auf das beworbene Produkt übertragen ( Generalisierung). (3) Allerdings ist das, worüber man lacht, kulturell geprägt ( Kulturstandard). Der sprichwörtliche „britische Humor“ erscheint angesichts seiner ungewöhnlichen Unverkrampftheit Deutschen etwa oft als taktlos, darin dem „schwarzen Humor“ nicht unähnlich. Umgekehrt erachten Briten das, was sie als „typisch deutschen Humor“ empfinden, vielfach nicht als Humor, sondern als plumpe Direktheit im Umgang mit anderen. Während bspw. in Großbritannien und den Niederlanden sowie in verschiedenen europäischen Mittelmeeranrainerstaaten (z.B. Italien, Griechenland, Spanien) Humor auch im Geschäftsleben ein akzeptierter Kommunikationsstil ist, vertreten Deutsche und Franzosen zumeist die Auffassung, dass Ernsthaftes auch ernsthaft betrieben werden sollte. Obwohl der japanische Schöpfungsmythos besagt, die Nation sei aus dem Gelächter der Götter entstanden ( Mythos), gilt Japan als „Land ohne Humor“. Es heißt sogar, Japan sei „das einzige industrialisierte Land, in dem man ankündigen müsse: Was ich jetzt erzähle, ist ein Witz. Dann lachen alle schon, bevor man den Witz erzählt. Hinterher müsse man sagen, dass der Witz nun vorbei sei“ (NeidGesellschaft, welche im hart, S.8). Erklärt wird dies mit der starken hierarchischen Struktur dieser Gegensatz stehe zu der soziale Unterschiede einebnenden Wirkung von Witzen ( Akzeptanz von Machtdistanz): Erzählt ein Höherrangiger einen Witz, so lädt er damit die niederrangigen Zuhörer zu sozial unangemessener Vertrautheit ein. Umgekehrt lässt ein Niederrangiger, der einem Höherrangigen einen Witz erzählt, den gebotenen Respekt vermissen. Auch störe der häufig subversive Witz die für Harmonie. Tatsächlich aber hat in Japan lediglich der diese Gesellschaft so überaus bedeutsame Witz europäischer Provenienz (d.h. mit einer überraschenden Pointe) keine Tradition. Gelacht wird hingegen über 'rakugo', einen komischen Monolog, auch über 'mansai', wobei ein Neunmalkluger und ein Trottel über Alltagsprobleme diskutieren, und über 'senryu': 17silbige humorvolle Kommentare in Versform über den Alltag. " Gelb, B.D.; Pickett, C.M.: Attitude-Toward-the-Ad. Links to Humor and to Advertising Effectiveness, in: Journal of Advertising, Vol.12 (1983), No.2, pp.34-42. Gelb, B.D.; Zinkhan, G.M.: Humor and Advertising Effectiveness after Repeated Exposures to a Radio Commercial, in: Journal of Advertising, Vol.15 (1986), No.2, pp.15-20. Neidhart, C.: Land des humorlosen Lächelns, in: Süddeutsche Zeitung, Nr.191 (21.8.2007), S.8. Nevo, O.; Nevo, B.; Yin, J.L.S.: Singaporean Humor. A Cross-Cultural Cross-Gender Comparision, in: Journal of General Psychology, Vol.128 (2001), No.2, pp.143-157. Prokop, I.: Stereotyp, Fremdbilder und Vorur-

Hypothese, indo-europäische

621

teile, in: Czyzewski, M.; Gülich, E.; Hausendorf, H.; Kastner, M. (Hrsg.), Nationale Selbst- und Fremdbilder im Gespräch, Opladen 1995, S.180-202. Rösch, V.: Mit Stereotypen leben? Wie Deutsche und Russen sich heute sehen, in Rösch, O. (Hrsg.), Interkulturelle Kommunikation in den Geschäftsbeziehungen zwischen Russen und Deutschen, 2.Aufl., Berlin 1999, S.51-64. Ziv, A.: National Styles of Humor, Westport/CT 1988.

Armut

Hunger

Hunnenbriefe HVPI

Konsortium für asiatische Geschäfte

Verbraucherpreisindex, harmonisierter

HWWA

Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv Rohstoffpreisindex

HWWA-Index Hybridität

Interkulturalität Standardisierung, differenzierte

Hybridstrategie

Organisationsstruktur, formale

Hybridstruktur Hybridstudie

Metaanalyse

Hydrogeographie

Geographie

Hymer-Kindleberger-Theorie Hymer-These

Direktinvestitionen;

Vorteile, monopolistische

Markteintrittsstrategie

Hypothese, indo-europäische Vermutung, dass die anatolischen, baltischen, germanischen, griechischen, indischen, iranischen, keltischen, romanischen und slawischen Sprachen sich aus einer gemeinsamen indo-europäischen UrEuropa vermutet. sprache entwickelt haben ( Sprachfamilie). Deren Herkunft wurde lange Zeit in Neuere, vergleichend-sprachwissenschaftliche Untersuchungen sprechen jedoch für Anatolien als Herkunftsland. " Erhart, A.: Das indoeuropäische Verbalsystem, Brno 1989. Schultz, T.: Multilinguale Spracherkennung, Diss., Universität Karlsruhe (TH), Karlsruhe 2000, S.18ff.

I IAA IAEA

Internationales Arbeitsamt Internationale Atomenergie-Agentur

IAO

Internationale Arbeitsorganisation

IAS

Rechnungslegung, internationale

IASB

International Financial Reporting Standards

IATA

International Air Transportation Association;

IAV IBAN

Frachtbrief

Ibero-Amerika-Verein e.V. EU-Standardüberweisung;

International Bank Account-Number

Ibero-Amerika-Verein 1916 von Hamburger Kaufleuten gegründeter Länderverein. Der IAV fördert die Auslandsengagements seiner ca. 400 Mitglieder in Lateinamerika, der Karibik und auf der iberischen Halbinsel durch Interessenvertretung im politischen Raum ( Lateinamerika-Initiative der Deutschen Wirtschaft), eine elektronische Kontaktbörse, individuelle Beratung, Informationsvermittlung und den jährlich veranstalteten Ibero-Amerika-Tag. ( http://www.ibero-amerika-plattform.de IBRD

Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung;

Weltbank

ICC Internationale Handelskammer; Internationaler Verhaltenskodex für die sozial- und umweltverträgliche Produktion von Schnittblumen; Werberegeln ICC Legal Handbook on Global Sourcing Contracts von der Internationalen Handelskammer (ICC) 2005 erstellter Leitfaden zur rechtlichen Gestaltung von Global Sourcing-Verträgen ( Global Sourcing; Vertrag) ICQ

Kompetenz, interpersonelle

ICR

Kompetenz, interpersonale

ICSID IDA

Investitionsschiedsgerichtsbarkeit Internationale Entwicklungs-Organisation;

Weltbank;

Weltbankgruppe

624

IDB

IDB

Inter-Amerikanische Entwicklungsbank

Idealisierung

Exotismus

Identifikation Ziele, Mo(1) psychologisch erklärbarer Prozess der nicht zuletzt emotionalen Übernahme der Werte, Normen, Ideale etc. einer sozialen Einheit, der man angehört bzw. angehören möchtive, Volk, Nation, Subkultur, Unternehmen, Familie, Dorfgemeinschaft, Team). te (z.B. (2) Identifikation kann auch das gefühlsmäßig-intuitive Hineinversetzen in und das Mitfühlen mit anderen Menschen bedeuten. So verstanden ist Identifikation eine Voraussetzung von Empathie und von interkultureller Kompetenz ( Kompetenz, interkulturelle). Im Extremfall erwächst daraus eine weitgehende Übereinstimmung im Denken und Handeln zwischen Personen, bis hin zu einer als PerIdentität. sönlichkeitsstörung zu begreifenden Ich-Schwäche bzw. mangelnden (3) In der Multivariaten Datenanalyse wird mit Identifikation ein (häufig vernachlässigtes) Gütekriterium der Kausalanalyse bezeichnet. Demnach sollte ein Strukturgleichungs-Modell „überidentifiziert“ sein, d.h. die Zahl der zu schätzenden Parameter sollte geringer sein als die Zahl der unterschiedlichen Elemente in der Varianz-Kovarianz-Matrix. C. Homburg (S. 503) formulierte deshalb folgende Entscheidungsregel: Anzahl der unabhängig zu schätzenden Parameter ½ Anzahl der Indikatoren (Anzahl der Indikatoren + 1). (4) Die Psychoanalyse versteht unter Identifikation einen psychischen Abwehrmechanismus (bspw. Identifikation mit dem Aggressor). " Bagozzi, R.P.; Baumgartner, H.: Specification, Estimation, and Testing of Moment Structure Models Based on Latent Variables Involving Interactions Among the Exogenous Constructs, in: Sociological Methods & Research, Vol.24 (1995), pp.187 -213. Homburg, C.: Beispiele zur Kausalanalyse, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 21.Jg. (1992), Nr.10, S.499-508.

Identifikationsstandard informationstechnologische Voraussetzung der Standardisierung IT-gestützter Lieferketten ( Distributionspolitik, internationale). Weltweit dominiert der von EAN ( Europa-Einheitliche Artikelnummer) und UCC geschaffene Identifikationsstandard. Eine Schlüsselrolle spielt im EAN/UCCSystem die Global Trade Item Number (GTIN), welche zur Nummerierung von Produkten genutzt Standorten. wird. Die Global Location Number (GLN) wiederum dient der Charakterisierung von RFID-Tags Diese und weitere Identifikationsnummern können in traditionellen Barcodes oder kodiert werden ( Radio Frequenz Identifikation). Zur Speicherung der RFID-Tags, die ein größeres Speichervolumen als Barcodes haben und es deshalb erlauben, einzelne Produkte (statt Produkttypen) zu identifizieren, wurde der Identifikationsstandard EPC entworfen; in diesen lassen sich GTIN und GLN integrieren. Ein neuer Standard für die globale Datensynchronisation ist der Global Product Classification-Standard (GPC). " Honermeier, M.; Größler, A.: Globale Datensynchronisierung in Konsumgüterindustrie und Handel, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 35.Jg. (2006), Nr.3, S.169-171.

Identität (1) von Einzelnen und von Mitgliedern einer Gesellschaft, einer Kultur oder eines Unternehmens erlebbare Gesamtheit und Kontinuität des individuellen bzw. sozialen Ichs. Identität, d.h. das individuKonzept von der eigenen Person, bedarf eines Selbstbildes, das elle, gedanklich konstruierte mehr oder weniger realistisch und mehr oder weniger idealisierend sein kann. Letzteres spielte bspw. bei der Genese des deutschen Nationalgedankens im 16. Jahrhundert eine Rolle ( Nationalität). Mangels geeigneter Vorbilder griffen die Protagonisten dieser Entwicklung auf das (Fremd-)Bild zurück, welches der römische Geschichtsschreiber Tacitus von den germanischen Barbaren gezeichnet Theorie der sozialen Identität streben Menhatte: heroische Naturburschen ( Wilde). Gemäß der schen nach einer positiven Selbsteinschätzung. Dies erreichen sie nicht zuletzt dadurch, dass sie die soziale Gruppe, der sie angehören, von vornherein positiv bewerten und (konkurrierende) fremde

Identität, kulturelle

625

Gruppen dagegen abwerten. Hinzu kommt, dass Gruppenmitglieder dabei die zu anderen Gruppen bestehenden Unterschiede ebenso überbetonen wie die Gemeinsamkeiten der eigenen Gruppe. Letzteres ist Gegenstand der Theorie der Reizklassifikation. (2) G.H. Mead verdanken wir die Unterscheidung zwischen bewusster und nichtbewusster Identität. Letztere ist das Ergebnis der Verinnerlichung von Verhaltensnormen, die in einer sozialen Gruppe gelten und das individuelle Verhalten steuern ( Normen). Daraus ergibt sich das Me, während das I eine reflexive Intelligenz voraussetzt: das Individuum als Objekt seiner eigenen Reflexion. (3) Die evolutionsgeschichtlich äußerst „junge“ Entwicklung einer Ich-Identität genießt vor allem im Kulturkreis Vorrang gegenüber der Entwicklung einer Kollektiv-Identität ( Orientawestlichen Xenophobie listik). Identitätsschwäche bzw. Identitätskrisen sind Teil der Ausgangsbedingung von Fremdenfeindlichkeit. Der Ethno-Psychoanalytiker P. Parin, während des Zweiten Weltkriegs und ethnischer selbst Partisan unter Tito, hat den Prozess der 'invention of tradition' und des Entwurfes Identität ausführlich beschrieben. Wie er am Beispiel des ehemaligen Jugoslawien darlegt, spielt dabei die Konstruktion von Bedrohtheitsgefühlen und Feindbildern im Sinne der „Ethnisierung“ politischKonflikte eine zentrale Rolle. Bald nach dem Tod Titos waren heftige ideologische Kämpfe sozialer „moralisch“ zu legitimieinszeniert worden, um die jeweils eigenen ethnisch-nationalen Positionen ren. Alle Beteiligten dramatisierten „uralte“ ethnische Gegensätze, die jeweilige Rolle in der Zeit des religiöse Traditionen. Besitz, Sprache und Religion, d.h. die eigene „Kultur“ Faschismus und insgesamt, seien durch die jeweils anderen bedroht. Wie W. Kaschuba schreibt, gingen „die Gräuelnachrichten den Gewalttaten voraus und bereiteten diese zugleich vor“. (4) In der (mathematischen) Logik meint Identität in Abgrenzung zur Gleichheit „vollständige Übereinstimmung in allen Merkmalen“. " Hall, S.; Mehlem, U.: Rassismus und kulturelle Identität, 3.Aufl., Hamburg 2002. Kaschuba, W.: Kulturalismus. Kultur statt Gesellschaft? in: Geschichte und Gesellschaft, 21.Jg. (1995), Nr.1, S.80-95. Marcia, J.E.: Identity in Adolescenece, in: Adelson, J. (Ed.), Handbook of Adolescent Psychology, New York 1980, pp.159-187. Mead, G.H.: Geist, Identität und Gesellschaft, Frankfurt/Main 1975. Müller, M.G.: Die Nationalisierung von Grenzen. Zur Konstruktion nationaler Identität in sprachlich gemischten Grenzregionen, Marburg 2002. Tajfel, H.; Wilkes, A.L.: Classification and Quantitative Judgement, in: British Journal of Psychology, Vol.54 (1963), pp.101-114.

Identität, bikulturelle aus psychologischer Sicht zwangsläufige Folge der Globalisierung. Denn diese sorge nicht zuletzt Individualismus und Konsum geprägte Lebensstil und die auch dafür, dass der westliche, von Werte nichtwestliche Kulturen nachhaltig beeinflussen. Vor damit verbundenen libertinären allem die weltweite Verbreitung der Massenmedien und der Zugang zum Internet habe den traditionelGesellschaften ihre Verbindlichkeit genomlen Werten und Lebensformen in den nichtwestlichen men. Als Folge davon entwickelten viele Jugendliche eine bikulturelle Identität. Teils fühlen sie sich Sitten & Gebräuchen, Ritualen und Moralvorstellungen ihrer Herkunftsgesellschaft verden Weltkultur. Im positiven Fall ermöglicht dies ihnen, zeitweise pflichtet und teils der ubiquitären Kulturräumen zu leben; im negativen Fall kommt es zu Identitätskonfusion. bzw. parallel in beiden So geraten afrikanische Jugendliche, deren Wissen das ihrer Väter übersteigt, in einen unlösbaren Konflikt, wenn sie die einst unantastbare absolute Macht des Vaters in Frage stellen ( Akzeptanz von Machtdistanz). Ähnliches erfahren Jugendliche in Ostasien, wenn sie gegen die strenge konfuzianische Hierarchie opponieren ( Konfuzianismus). " Arnett, J.: The Psychology of Globalization, in: American Psychologist, Vol.57 (2002), No.10, pp.774-783.

Identität, kulturelle (1) charakteristische Gemeinsamkeiten zwischen Menschen, die in dem gleichen Kulturraum aufgewachsen sind, obwohl streng genommen jedes Individuum einmalig ist. In der so genannten Six Culture-Study beobachteten Whiting & Whiting systematisch drei- bis elf-jährige Kinder aus Indien, Japan, Kenia, Mexiko, den USA und den Philippinen. Das zentrale Ergebnis der Studie lautet: Es gibt sowohl Verhaltensweisen, die sich in allen Kulturen beobachten lassen ( Universals), als auch solche, die kulturbedingte Unterschiede reflektieren. Zu Letzteren zählen umsorgendes und verantwor-

626

Identität, kulturelle

tungsbewusstes Verhalten in sozioökonomisch einfach strukturierten Kulturen vs. Streben nach Unabhängigkeit und Dominanz in sozioökonomisch komplex strukturierten Kulturen. (2) Im Zuge des Aufbaus kultureller Identität entwickeln sich nach H.C. Triandis drei Formen des Selbst. Das private Selbst begreift er als eine Form von Selbsteinschätzung: die Summe der Kognitionen über die eigene Person (insbesondere sich selbst zugeschriebene Eigenschaften wie: „Ich bin fleissig“). Im öffentlichen Selbst konkretisieren sich die generalisierten Einschätzungen anderer („sie meinen/sagen, ich sei fleißig“). Dies gilt auch für das kollektive Selbst, mit der Einschränkung, dass hierbei nicht irgendwelche andere gemeint sind, sondern die Ansichten relevanter Bezugsgruppen über die eigene Person (z.B. „meine Arbeitskollegen halten mich für fleißig“). Wie mit Hilfe von Satzergänzungstests gezeigt werden konnte („Ich bin ...“), beziehen sich bei Asiaten 20-52% der komplettierten Aussagen auf das kollektive Selbst, während bei Europäern und Nordamerikanern nur 15-19% das kollektive Selbst, aber 81-85% das private Selbst betreffen ( Selbst). Entsendung, Kulturschock und Anpassung (3) Im Kontext der Literatur zum Problemkreis wird das Konzept des Wandels kultureller Identität diskutiert. Darin unterscheidet S. Bochner teils normativ, teil empirisch gestützt vier Konstellationen: a) Assimilationstypen sind angesichts einer schwach ausgeprägten kulturellen Identität prädestiniert, die Normen, Werte und Kulturstandards der Fremdkultur vorbehaltlos zu übernehmen. So Integration fällt, so schwerwiegend sind die Probleme, die dann geleicht diesen Expatriates die wöhnlich bei der Reintegration in das Ursprungs- bzw. Herkunftsland auftreten. Distanz zwischen der eigenen und der fremden Kulb) Kontrasttypen akzentuieren die kulturelle tur. In Abhängigkeit von der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur ( Big Five) kann sich der anfängliEthnozentrismus bis hin zum Chauvinismus steigern. che, vergleichsweise harmlose World Identity gelingt es c) Synthesetypen erleben beide Kulturen als wertvoll. Im Sinne einer ihnen, den Wandel kultureller Identität positiv zu begreifen und zu gestalten. d) Grenztypen hingegen scheitern an dieser Aufgabe. Die kognitive und emotionale Erkenntnis, dass alle Kulturen Wertschätzung verdienen, löst bei ihnen lediglich einen Identitätskonflikt aus. (4) Wer das Selbstkonzept für die Zwecke interkultureller Forschung einsetzt, sieht sich mit einem grundlegenden Problem konfrontiert: dem Problem der Selbstreferenz. Während man in der westlichen Hemisphäre das Selbst primär als ein Konstrukt versteht, das kognitive Prozesse und die Persönlichkeit des Einzelnen repräsentiert, akzentuieren Kollegen aus fernöstlichen Ländern die soziale Dimension dieses Konstrukts. Im Mittelpunkt ihrer Auffassung stehen die Beziehungen, die eine Person zu ihrer Umwelt unterhält. Als „Zentrum der sozialen Beziehungen“ habe das Selbst insbesondere die Aufgabe, die Transaktionen des Einzelnen mit seiner sozialen Umwelt zu koordinieren ( Koordination). Da aber jeder Forscher jeweils seinem eigenen kulturellen Kontext verpflichtet ist, jedenfalls kollektivisnicht völlig frei sein kann von seinen kulturspezifischen ( individualistischen oder tischen) Werten, wirkt Kultur in diesem Kontext gewissermaßen als „sich-selbst-erfüllendeProphezeiung“ ( Selbstreferenz-Problem). Dieses zunächst scheinbar „nur“ erkenntnistheoretische Problem der Selbst- bzw. Kulturbezogenheit von Erkenntnis tangiert auf recht banale Weise auch den Prozess der Erkenntnisgewinnung selbst: Interkulturelle Studien sind um so weniger vergleichbar, je mehr die in den einzelnen Ländern bzw. Kulturen eingesetzten Messkonzepte und Instrumente voneinander abweichen. (5) Für die Operationalisierung des Selbst stehen zwei psychometrische Verfahren zur Verfügung: der TST, der Satzergänzungstest 20-Statement-Test, und der als Likert-Skala konstruierte Offer Self-Image Questionnaire (OSIQ). Sowohl Auswahl der elf Themengebiete des OSIQ (z.B. Moralvorstellungen, soziale Beziehungen) als auch Zuordnung der einzelnen Statements zu diesen sind jedoch kulturspezifisch. Deshalb kritisierten Chen & Yang, mit Hilfe dieser „westlichen“ Tests ließen sich konfuzianische Werte wie Gehorsam und Gesicht-wahren allein schon deshalb nicht identifizieren, weil sie in der Themenliste fehlen. Inhaltlich lassen sich vier Typen von Selbstkonzepten unterscheiden (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Individualistische Kulturen neigen zu einer „unabhängigen“ bzw. „abstrakten“ Selbstbeschreibung und kollektivistische Gesellschaften zu einem „abhängigen“ bzw. „konkreten“ Selbstkonzept.

Identität, kulturelle

627

Abb. 1: Erscheinungsformen des Selbstkonzepts Individualistische Gesellschaften

Kollektivistische Gesellschaften

Bezug zum sozialen Umfeld

Unabhängiges Selbstkonzept

Abhängiges Selbstkonzept

Grad der Formalisierung

Abstraktes Selbstkonzept

Konkretes Selbstkonzept

Hofstedes Individualismus-Skala von allen Gesellschaften den höchsten Bürger der USA, die auf Wert erzielt haben (IDV = 91), stimmen im OSIQ vor allem solchen Statements zu, welche die Werte „eigene Interessen“ und „Verfolgung beruflicher Ziele“ repräsentieren. Chinesen hingegen bejahen hauptsächlich bevorzugt Aussagen, welche die Bedeutung familiärer Beziehungen und die NotwendigGesellschaft betonen. Das Selbstkonzept der Inder wiedekeit der Anpassung des Einzelnen an die rum tendiert, entsprechend ihrer mittleren Position auf der Individualismus-Skala, weder zu extremer Abhängigkeit noch zu starker Unabhängigkeit (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Binnen-/Außenorientierung des Selbstkonzepts im internationalen Vergleich Relevanz für das Selbstbild

wichtig 1

2

unwichtig 3

4

Eigene Interessen

Berufliche Ziele Familienbeziehungen Soziale Identität Emotionalität Selbstwertschätzung Kontrolle

Legende:

USA Indien China

Anpassung

Quelle: eigene Darstellung auf der Basis von Dhawan et al. (1995, S.611) und Chen/Yang (1986).

(6) Zu Identitätskonfusion kann es aus vielerlei Gründen kommen ( Globalisierung). So wird mit Blick auf Emigranten, Entsandte wie auch Gastarbeiter das Phänomen der Third Culture Identity beschrieben: das Gefühl, in zwei Welten fremd zu sein ( Fremde). In Deutschland geborene Türken etwa empfinden sich vielfach weder als Türken noch als Deutsche. " Bochner, S.: The Social Psychology of Cross-Cultural Relations, in: Bochner, S. (Ed.), Cultures in Contact, Oxford 1982, pp.544. Chen, C.L.; Yang, D.C.: The Self Image of Chinese and American Adolescents, in: International Journal of Social Psychology, Vol.32 (1986), No.3, pp.419-426. Dhawan, N.; Roseman, I.J.; Naidu, R.K.; Thapa, K.; Rettek, S.I.: Self-Concepts Across Two Cul-

628

Identität, nationale

tures. India and the United States, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.26 (1995), No.6, pp.606-621. Markus, H.R.; Kitayama, S.: Culture and the Self. Implications for Cognition, Emotion and Motivation, in: Psychological Review, Vol.98 (1991), No.2, pp.224-253. Sinha, D.; Tripathi, R.C.: Individualism in a Collectivistic Culture, in: Kim, U.C.; Triandis, H.C.; Kagitcibasi, C.; Choi, S.C.; Yoon, F. (Eds.), Individualism and Collectivism. Theory, Method and Applications, Thousand Oaks/CA 1994. Trafimow, D.; Triandis, H.C.; Goto, S.G.: Some Tests of the Distinction between the Private Self and the Collective Self, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.60 (1991), No.5, pp.649-655. Triandis, H.C.: The Self and the Social Behavior in Differing Cultural Contexts, in: Psychological Review, Vol.96 (1989), pp.506-520. Ulemann, J.S.; Lee, H.K.; Roman, R.J.: Spontaneous SelfDescriptions and Ethnic Identities in Individualistic and Collectivistic Cultures, in: Journal of Personality and Social Psyc hology, Vol.69 (1995), No.1, pp.142-152. Whiting, B.B.; Whiting, W.M.: Children of Six Cultures. A Psychocultural Analysis, Cambridge/MA 1975. Yau, O.H.M.: Consumer Behavior in China. Customer Satisfaction and Cultural Values, London 1994.

Identität, nationale Einzigartigkeit (lat. idem = derselbe) einer Nation. Diese Einzigartigkeit (bzw. nationale Identität) wird häufig auch als spezifische Kombination kultureller Merkmale beschrieben: „The set of meanings owned by a given culture that sets it apart from other cultures“ (Keillor et al., p.58). Mit Hilfe der National Identity Scale (NATID) wird versucht, die Schlüsselelemente nationaler Identität zu identifizieren. Deren sichtbarer Ausdruck sind die Nationalhymne, die Nationalflagge und das Nationalsymbol ( Symbol). Hinzu kommt der Gründungsmythos ( Mythos). " Giesen, B.: Nationale und kulturelle Identität. Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewusstseins, Frankfurt/Main 1991. Estel, B.: Nation und nationale Identität, Wiesbaden 2002. Keillor, B.D.; Hult, G.T.M.: A Five-Country Study of National Identity, in: International Marketing Review, Vol.16 (1999), pp.65-82. Keillor, B.D.; Hult, G.T.M.; Erffmeyer, R.C.; Babakus, E.: NATID. The Development and Application of a National Identity Measure for Use in International Marketing, in: Journal of International Marketing, Vol.42 (1996), No.2, pp.57-73.

Identität, soziale (1) bezieht sich auf das Bedürfnis des Menschen nach einem positiven Selbstbild ( Selbstbild). GeBedürfnis nach einem hohen mäß der Theorie der sozialen Identität versuchen Menschen, ihr Selbstwert u.a. dadurch zu befriedigen, dass sie sich einer positiv bewerteten sozialen Gruppe zugehörig fühlen und/oder diese Zugehörigkeit demonstrieren. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass die eigene Gruppe aufgewertet und die Fremdgruppe(n) abgewertet werden ( Fremder; Fremdheit). Distanz zu Zugleich werden die Zugehörigkeit und Nähe zur „eigenen“ sozialen Gruppe sowie die Fremdgruppen betont bzw. akzentuiert. (2) Eine besondere Erscheinungsform der sozialen Identität ist die europäische Identität (als Spielart der nationalen Identität). Auf dieses Konstrukt nehmen Patriotismus (positiv) und NationaEinstellung deutscher Probanden lismus (negativ) Einfluss. Experimentell lässt sich zeigen, dass die Euro von der nationalen Identität, der Identifikation mit dem vor und nach der Einführung des Vaterland und der subjektiv erlebten Gefahr des Identitätsverlustes abhing. " Hofmann, E.; Kamleitner, B.; Kirchler, E.: Soziale Vorstellungen über den (T)EURO, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 51.Jg. (2005), Nr.1, S.94-110. Jonas, E.; Fritsche, I.; Greenberg, J.: Currencies as Cultural Symbols. An Existential Psychological Perspective on Reactions of Germans toward the Euro, in: Journal of Economic Psychology, Vol.26 (2005), pp.129-146. Meier-Pesti, K.; Kirchler, E.: Attitudes towards the Euro by National Identity and Relative National Status, in: Journal of Economic Psychology, Vol.24 (2003), pp.293-299. Tajfel, H.: Experiments in Intergroup Discrimination, in: Scientific American, Vol.223 (1970), pp.96-102. Tajfel, H.; Turner, J.C.: An Integrative Theory of Intergroup Conflict, in: Austin, W.G.; Worchel, S. (Eds.), The Social Psychology of Intergroup Relations, Monterey 1979, pp.33-47.

Ideogramm Schriftzeichen, das mehr oder minder bildhaft einen ganzen Begriff darstellt. Piktogramme sind eine moderne Erscheinungsform des Ideogramms; die von Chinesen in ihrer jetzigen Form vor ca. 2.000 Jahren entwickelte Zeichen- bzw. Bilderschrift verkörpert die traditionelle Variante. Diese 47.000 Ideogramme, von denen nur noch etwa 7.000 benutzt werden ( Chinesisch), basieren auf verschiedenen, teilweise sehr komplexen graphischen Zeichen, die sich aus so genannten Radikalen (= Basiszeichen) zusammensetzen. Anders als die Buchstaben eines Alphabetes entsprechen die Radikale an sich schon einem einsilbigen Wort mit vielfältigen Bedeutungen ( Homonyme). Ergänzt man etwa das (Basis-)Zeichen für Frau um ein bestimmtes Radikal, so gibt diese spezifische Kombination zu erkennen, ob es sich um eine Schwangere, eine jüngere Schwester oder um eine Prinzessin handelt (vgl. Abb., nächste Seite).

IDV

629

Konkretisierung des Basiszeichens „Frau“ in der chinesischen Schrift

Frau

Schwangere

(Basiszeichen)

Jüngere Schwester

Prinzessin

Tochter

Prostituierte

Ehefrau

Quelle: Die Zeit, Nr.20 (12.5.1999), S.45.

Ideographisch Schrift, welche auf Ideogrammen basiert. Während in der im westlichen Kulturkreis gebräuchlichen alphabetischen Schrift der Buchstabe die kleinste bedeutungstragende Einheit ist (= Morphem), erfüllt in der ideographischen Schrift die durch ein mehr oder minder komplexes Schriftzeichen repräsentierte Silbe diese Funktion. Da das sprachliche Differenzierungsvermögen nicht der DifferenziertChinesischen zahlreiche Homonyme: heit dieser Schriftzeichen entspricht, gibt es etwa im gleichlautende, aber unterschiedlich geschriebene Worte. Für international oder global tätige UnterMarkennamen. nehmen erwachsen daraus zahlreiche Probleme, etwa bei der Übersetzung von IDI

Intercultural Development Inventory

Idiographische Methode Idiothetische Methode

Hermeneutik;

Nomothetische Methode

Nomothetische Methode

Idiozentriker haben das individualistische Werteprofil internalisiert ( Individualismus vs. Kollektivismus) und Gesellschaft, in der sie leben ( Werte). Ihnen ist es weniger streben nach Abgrenzung von der Allozentrikern, einer bestimmten 'in group' anzugehören. Bei der Ursachenzuschreibung wichtig als bzw. subjektiven Kausalanalyse ( Attribution) achten Idiozentriker vorzugsweise auf stabile Eigenschaften sowie dispositionale Merkmale und neigen dazu, den Einfluss der jeweiligen Situation zu Kulunterschätzen (Allozentriker = situationale Merkmale). Offensichtlich lernen Mitglieder einer Enkulturation, ihre Aufmerksamkeit kulturspezifisch zu fokussieren. Für die vor tur im Verlauf ihrer Kulturkreis anzutreffenden Idiozentriker ( Kultur, suballem im westlichen, individualistischen jektive) ist das Konzept der „getrennten Person“ charakteristisch: Der Einzelne als eine - im positiven Sinn - isolierte Entität, die weitgehend unabhängig von ihrer sozialen und physikalischen Umwelt existiert. Akteur ist nicht die Gemeinschaft, sondern das Individuum mit seinen einzigartigen Absichten und Dispositionen. Die daraus erwachsende Tendenz, beobachte Verhaltensweisen mit den Eigenschaften und stabilen Dispositionen anderer Personen zu erklären und darüber den Einfluss der jeweiligen Situation zu vernachlässigen, begünstigt den so genannten fundamentalen Attributionsfehler. Idiozentriker sind überdurchschnittlich leistungsorientiert und erwähnen bei einer Selbstbeschreibung selSelbstbild). tener ihre Familie oder andere soziale Bezugsgruppen ( Leistungsorientierung; " Edeler, B.; Wolfradt, U.; Pitschke, N.: Einfluss kulturspezifischer Normen auf die soziale Urteilsbildung, in: Zeitschrift für Sozialpsychologie, 28.Jg. (1997), Nr.3, S.161-171. Triandis, H.C.: Theoretical and Methodological Approaches to the Study of Individualism and Collectivism, in: Kim, U.; Triandis, H.C.; Kagitcibasi, C.; Choi, S.-C.; Yoon, G. (Eds.), Individualism and Collectivism, London 1994. Triandis, H.C.; Leung, K.; Villareal, M.J.; Clack, F.L.: Allocentric versus Idiocentric Tendencies. Convergent and Discriminant Validation, in: Journal of Research in Personality, Vol.19 (1985), pp.395-415.

IDV Abkürzung für Individualism Index. Der Index wichtigste der vier (bzw. fünf) Dimensionen der

Individualismus vs. Kollektivismus repräsentiert die Hofstede-Kulturstudie.

" Hofstede, G.: Cultures Consequences. Comparing Values, Behaviors, Institutions and Organizations Across Nations, 2nd Ed., Thousand Oaks/CA 2001, pp.145-208.

630

IEA

IEA

International Energy Agency

IEC

International Standardization Organisation

IFABC IFAD IFC IFIM

International Federation of Audit Bureaux of Circulations Internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung Internationale Finanz-Corporation (

Institut für Interkulturelles Management

Ifo World Economic Survey IFRS

Weltbankgruppe)

Weltwirtschaftsklima

International Financial Reporting Standards;

Rechnungslegung, internationale

IFS

Internationaler Food Standard

IGA

Organization for Economic Cooperation and Development

IHG

Internationaler Gerichtshof

IHK – Gesellschaft zur Förderung der Außenwirtschaft und der Unternehmensführung mbH vom Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHK) 1990 gegründete Tochtergesellschaft, deren Aufgabe darin besteht, einschlägige Projekte zu koordinieren (z.B. internationale Kooperationsbörse Europäischen Kommission) und als Servicedienstleister klein- und mittelständische Unterder nehmen bei der Erschließung ausländischer Märkte zu unterstützen ( Koordination). Tätigkeitsschwerpunkte sind bestimmte Branchen (Automobilzulieferindustrie, Medizintechnik, Umwelt, Messund Regelungstechnik, Informations- und Telekommunikationstechnologie sowie NahrungsmittelinRegionen (Europa, Osteuropa, Asien sowie Latein- und Nordamerika) sowie dustrie), bestimmte bestimmte Aufgabenbereiche (Langfriststrategien und Bausteinsysteme zur Erschließung ausländischer Märkte). Hierzu kooperiert die Gesellschaft zur Förderung der Außenwirtschaft und der UnternehAuslandshandelskammern, den Repräsentanten und Delemensführung mbH u.a. mit den deutschen Euro Info Center. gierten der deutschen Wirtschaft im Ausland sowie den Neben Marktpräsentationen, Marktstudien, Fachsymposien, Unternehmerreisen und Kooperationsbörsen sind die IHK-Firmenpools ein wichtiges Instrument. Derzeit unterstützen erfahrene Mitarbeiter Unternehmen in China, Japan, Malaysia, Thailand sowie Tunesien unmittelbar und konkret beim Markteintritt. ( http://www.ihk-gmbh.com ILC

Internationale Arbeitsorganisation

ILN

Internationale Lokalisationsnummer

ILO

Internationale Arbeitsorganisation

Image IMB

Landesimage International Maritime Bureau

Imperialismus

631

IMD

Institute for Management Development

IMF

Internationaler Währungsfonds

Imitation Nachahmung kreativer Leistungen anderer. Häufig wird in der (ordnungspolitischen) Diskussion über die systematische Imitation westlicher Erzeugnisse durch Chinesen (früher Japaner) übersehen, dass für Angehörige kollektivistischer Kulturen Imitation grundsätzlich von keinem geringeren Wert ist als Innovation ( Individualismus vs. Kollektivisdie im westlichen Kulturkreis so sehr geschätzte mus). In der Antike genoss Nachahmung auch bei uns Wertschätzung, wenn sie, wie noch heute von Chinesen, Japanern, Koreanern etc., als wetteiferndes Nachahmen, als Versuch, das Vorbild zu überLibetreffen, verstanden und betrieben wurde. Im Gefolge der individualistischen Grundhaltung des ralismus des 18. und 19. Jahrhunderts vollzog sich hierzulande aber eine weitgehende Umbewertung. Gesellschaft und Staat galten und gelten seitdem als „Hilfsmittel zur Entfaltung der schöpferischen Persönlichkeit“. Der freie individualistische Wettbewerb schien der einzig mögliche Rahmen für das kreative Denken und Handeln des autonomen Ich. Man verherrlichte die individuelle Anstrengung, und Kreativität schien dem autonomen Ich vorbehalten und nur im freien Wettbewerb entfaltbar zu sein. Höchstes Ziel ist nunmehr die im Alleingang betriebene Innovation. Imitationslücke

Theorie der technologischen Lücke

Immaterialgüterrecht Eigentums

Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen

Immigration Einwanderung von Menschen, aber auch von Pflanzen und Tieren ( Bundesverwaltungsamt für Auslandstätige und Auswanderer). Die auch Zuwanderung genannte Immigration ist eine ErscheiMigration und wird umgangssprachlich als Einwanderung bezeichnet. Immigration nungsform der Emigration. Während weltweit Mexiko, China und Pakistan die wichtigsten ist Konsequenz von Herkunftsländer der Auswanderer sind, führen die USA, Russland und Deutschland die Rangliste der Aufnahmestaaten an. Der teils restriktiven, teils aber auch äußerst permissiven Zuwanderungspolitik der Bundesrepublik Deutschland ist es zuzuschreiben, dass nur 19% der Zuwanderer Hochqualifizierte sind, während unter den Zuwanderern nach Kanada deren Anteil bei 46% liegt. Die wichtigsten Aufnahmeländer der 144.815 Deutschen, die 2005 ihr Vaterland verließen, waren die Schweiz (9,9%), die USA (9,4%) und Österreich (6,5%). Der vergleichsweise große Anteil Polens (6,4%) erklärt sich damit, dass diese Statistik auch ehemalige Aussiedler und eingebürgerte Ausländer als Auswanderer zählt. IMO

International Maritime Organization;

Internationaler Verein für Seeschifffahrtsfragen

Imperialismus in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts geprägter, vieldeutiger Begriff für die Strategie der westliIndustrienationen, in den weniger entwickelten Ländern neue Absatzmärkte zu „suchen“ (bzw. chen Küchenimpegewaltsam zu schaffen). Imperialismus manifestiert sich in unterschiedlichster Weise: Kulturimperialismus; Neoimperialismus; Neuer Imperialismus; Sprachimperiarialismus; lismus und Transnationaler Imperialismus ( Imperialismus-Theorie). (1) Imperialismus im engeren Sinn meint die Fortsetzung der im 16., 17. und 18. Jahrhundert von den Kolonialmächten (insb. Portugal, Spanien, Frankreich, Holland) betriebenen Kolonialpolitik ( Kolonialismus) zunächst durch Großbritannien (ab 1875), später auch durch Frankreich, Russland und die USA. Schließlich traten mit Japan, Italien und Deutschland die „zu spät gekommenen Kolonialmächte“ auf den Plan. Unter- bzw. Hintergrund des Imperialismus ist ein kaum entwirrbares Konglomerat von

632

Imperialismus-Theorie

Sendungs- und Geltungsbewusstsein (z.B. im napoleonischen oder im wilhelminischen Imperialismus) sowie der Suche nach neuen Absatzmärkten als Reaktion auf erste Sättigungserscheinungen in den Stammländern und die wachsende Wettbewerbsintensität insb. in Europa. So musste Großbritannien, die damals führende Wirtschaftsmacht, zwischen 1870 und 1913 einen dramatischen Rückgang ihres Anteils an der weltweiten Industrieproduktion von fast 32% auf 14% hinnehmen. Im Vordergrund aber stand häufig das Streben nach ungehindertem Zugang zu den Rohstoffen und Bodenschätzen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas, die im Zuge der Industrialisierung benötigt wurden. Mittel hierzu waren unmittelbare (Eroberung) bzw. mittelbare Gewalt (Abhängigkeit) oder Verträge, die zumeist jedoch auf einer ungleichen Basis abgeschlossen wurden (z.B. der Hay-Pauncefote-Vertrag, der den Briten und Amerikanern ab dem 18. November 1901 Bau und Nutzung des Panamakanals sowie die Verwaltung der Kanalzone übertrug). (2) Imperialismus meint im weiteren Sinn das Bestreben eines Staates, seinen Machtbereich auf exterritoriale Gebiete auszudehnen. Dieses durch den Militarismus verschärfte Expansionsstreben trug immer auch pan-ideologische Züge, z.B. in Gestalt des Pan-Germanismus. Er entartete schließlich ganz und gar durch die zusätzliche Akzentuierung rassistischen Gedankengutes im deutschen Nationalismus („Lebensraum-Ideologie“), italienischen Faschismus ( 'mare nostrum'), japanischen Militarismus („groß-ostasiatische Wohlstandssphäre“). (3) In der marxistischen Theorie wird Imperialismus mit dem Endstadium des Kapitalismus, das zugleich auch seinen Niedergang einleitet, gleichgesetzt. (4) Die Anti-Imperialismus-Bewegung wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von verschiedenen, zumeist intellektuellen Kreisen der Bevölkerung (Liberale bis hin zu den Kommunisten) getragen. Sie hat in der Dritte-Welt-Bewegung der Nichtregierungsorganisationen (NGO) eine Entsprechung und Fortführung gefunden. " Dilke, C.W.: Greater Britain, London 1880. Hobson, J.A.: Imperialism. A Study, London 1905. Münkler, H.: Imperien. Die Logik der Weltherrschaft, Berlin 2005.

Imperialismus-Theorie (1) nennt als maßgeblichen Grund für die systematische Internationalisierung von Unternehmen aus Staaten deren chronisches Überangebot an Waren. In der Tradition des Marxismuskapitalistischen Multinationale Unternehmen Leninismus gehen die Anhänger dieses Denkansatzes davon aus, dass ihre Direktinvestitionen in Absprache bzw. Auftrag mit bzw. von staatlichen Organen vornehmen. (2) Mit Blick auf das Problem des ausbleibenden bzw. ungenügenden wirtschaftlichen Fortschritts der Entwicklungsländer knüpft diese Unterkategorie der Abhängigkeitstheorien ( DeMehrzahl der pendencia-Theorie) an die Imperialismus-Theorien von W.I. Lenin und R. Luxemburg an. Die Vertreter des Handelskapitalismus bzw. Handelsimperialismus argumentieren hauptsächlich mit dem Konzept des „ungleichen Tauschs“, das der Arbeitswertlehre (E. Emmanuel) entlehnt ist. Wie F.L. Sell darlegt, werden dabei jedoch jene Faktoren, die dem internationalen Austauschverhältnis zu Grunde liegen Infrastruktur, Leistungs(z.B. Unterschiede in Faktorausstattung, Technologie, Kapitalbestand, Arbeitsproduktivität), vernachlässigt bzw. ignoriert. Entsprechendes motivation etc. und damit die gilt für den differenzierenden Einfluss von Präferenzen ( Neuere Außenhandelstheorie). Das HauptDirektinvestitionen Multinatioargument des Transnationalen Imperialismus besagt, dass die naler Unternehmen den Transfer der in Entwicklungsländern geschaffenen Wertschöpfung befördern. VerWährend das Problem des missbräuchlichen Kapitaltransfers aufgrund von manipulativen Lizenzzahlungen an Muttergerechnungspreisen (z.B. Über- und Unterfakturierung bzw. überhöhte sellschaften) nicht von der Hand zu weisen ist, verkennt diese Strömung die positiven Beschäftigungsund Einkommenseffekte derartiger Direktinvestitionen. In der aktuellen Diskussion wird deshalb umgekehrt den Entwicklungsländern vielfach vorgehalten, sie betrieben aus eben diesem Grund SozialStandortwettbewerb. Das Problem des unfairen Transfer Pricing dumping und damit einen unfairen Steuerwiderwiederum muss in einem größeren Kontext gesehen werden ( Steuerwettbewerb; stand).

Importfinanzierung

633

" Borner, S.; Weder, R.: Entwicklungstheorien versus moderne Mainstream-Ökonomie, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 19.Jg. (1990), Nr.4, S.158-164. Emmanuel, A.: Unequal Exchange. A Study of the Imperalism of Trade, New York 1972. Sell, F.L.: Ökonomik der Entwicklungsländer, Frankfurt/Main 1993, S.250ff. Hampe, P.: Die „ökonomische Imperialismustheorie“. Kritische Untersuchungen, München 1976. Senghaas, D.: Weltwirtschaftsordnung und Entwicklungspolitik, Frankfurt/Main 1977.

Import Bezug von Waren und Dienstleistungen bzw. Kapital aus ausländischen Märkten ( Einfuhr). Import im engeren Sinn meint den Warenimport, während man seltener von Dienstleistungsimport und Kapitalimport spricht. Die hierzu vorgeschlagene Differenzierung zwischen sichtbarem Import (bzw. Einfuhr), womit der Warenimport gemeint ist, und unsichtbarem Import (= Einfuhr von Dienstleistungen) hat sich letztlich nicht durchgesetzt. Hingegen wird zwischen direktem Import (z.B. durch die Einkaufsorganisationen) und weiterverarbeitende Industrie bzw. den Handel, etwa mit Hilfe von indirektem Import unterschieden. Letzterer ist etwa dann gegeben, wenn der Einfuhrhandel die nachgelagerten Stufen des Handels bzw. weiterverarbeitende Industriebetriebe beliefert. Indirekter Import ist dann angezeigt, wenn die entsprechenden Leistungen nur sporadisch oder in kleinen Mengen im Ausland bezogen werden. Import, grauer

Markt, grauer

Importabhängigkeit liegt dann vor, wenn eine Volkswirtschaft bestimmte Waren nicht selbst erzeugen, auf diese aber nicht Produzierende Gewerbe darauf angewiesen ist) oder nicht verzichverzichten kann (bspw. weil das Lebensqualität zu erhalten bzw. zu steigern). So benötigt der deutsche Flugten will (z.B. um seine zeugbau Aluminium und Titan, d.h. Rohstoffe bzw. Edelmetalle, bei denen die Importabhängigkeit 100% beträgt. Importbereitschaft

Bereitschaft zum Bezug ausländischer Produkte

Importbestimmungen anderer Länder Titel eines Ratgebers, der 2004 in der 97. Auflage erschienen ist. Teil A vermittelt Basisinformationen Ausfuhrbestimmungen, Möglichkeiten der Exportkreditversicherung sowie Präbspw. über Europäischen ferenzregeln. Teil B enthält, neben allgemeinen Erläuterungen des Warenverkehrs im Binnenmarkt, detaillierte Informationen über die konkreten Einfuhrbestimmungen von mehr als 140 Import- und Devisenkontrolle, ZahlungsStaaten (z.B. Angaben über die jeweilige Praxis der Ursprungszeugnis sowie die erforderlichen Versand- und Bebedingungen, Ursprungsangaben gleitpapiere). (

http://www.formularverlag.de

Importdeckungsquote Indikator der internationalen Zahlungsfähigkeit eines Landes. Um quantifizieren zu können, wie viele Importe gegebenenfalls aus ihren Währungsreserven finanzieMonate eine Volkswirtschaft ihre ren könnte, werden die Währungsreserven dieses Landes in Beziehung zum monetären Wert der Importe gesetzt ( Währung). Importelastizität relative Änderung des Importvolumens (= Menge) im Verhältnis zur relativen Änderung der Preise, die für die importierten Güter gefordert werden ( Einfuhr). Die Preiselastizität der Importnachfrage ist Leistungsbilanz bei einer Änderung des Wechselkurses vermaßgeblich dafür, ob sich die schlechtert bzw. verbessert. Importfinanzierung

Kreditpolitik, internationale

634

Importkartell

Importkartell Form des so genannten Erlaubniskartells, das ausländische Anbieter vom Heimmarkt der Kartellmitglieder fernhalten soll. Die Erlaubnis kann erteilt werden, wenn die ausländischen Anbieter auf dem Markt der Kartellmitglieder nicht oder nur unwesentlich miteinander konkurrieren; denn dann wird durch die Zusammenfassung der Inlandsnachfrage mit Hilfe von Importgemeinschaften Gegenmarktmacht aufgebaut, die erforderlich ist, das Ziel der bestmöglichen Versorgung der Konsumenten zu erExportkartell ist die Erlaubnis zu versagen, wenn das reichen (z.B. durch Preissenkung). Wie beim Importkartell gegen wesentliche Grundsätze internationaler Abkommen, die von der Bundesrepublik Wettbewerb auf dem InDeutschland ratifiziert wurden, verstößt. Auch dürfen Importkartelle den landsmarkt nicht wesentlich beschränken. Importkontingent

Einfuhrkontingent;

Kontingent

Importlager wird vom Importeur im jeweiligen Auslandsmarkt eingerichtet, wenn es sich um sensible Güter handelt und ein kontinuierlicher Warenfluss zu gewährleisten ist Importlizenz berechtigt und verpflichtet den Inhaber, während der Gültigkeitsdauer der Lizenz (z.B. 60 Tage nach Ausstellungsdatum) die dort mit Hilfe folgender Informationen spezifizierte Ware in ein bestimmtes Exporteurs, Ursprungsland, Name und SteuerLand einzuführen: Name des Herstellers und des Importeurs, Warennummer des Zolltarifs, Gewicht, Warenbeschreibung, Bestimnummer des mungs(flug)hafen, Lieferbedingungen ( INCOTERMS). Wird die Frist nicht eingehalten, verfällt die zu leistende Kaution. In der Bundesrepublik Deutschland erteilen das Bundesamt für Ernährung und Bundesamt für Wirtschaft (BAW) und die Bundesanstalt für LandwirtForstwirtschaft (BEF), das schaft und Ernährung Importlizenzen. Importmesse

Messe

Importniederlassung bzw. Einkaufsniederlassung. Die Importniederlassung zählt zu den unternehmenseigenen BeschafImport zum Einsatz kommen. fungsorganen, welche beim direkten Importsubstitutionsstrategie Abkoppelung einer Volkswirtschaft vom Weltmarkt mit dem Ziel, die heimische Wirtschaft zu Subventionen, nichttarifäre Importbeschränkungen) und die Devistärken (u.a. durch Importzölle, senabhängigkeit zu mindern. Vor allem in Lateinamerika, aber auch in Afrika wurde hauptsächlich in Außenhandelsstrategie Entden siebziger Jahren weitgehend erfolglos versucht, mit Hilfe dieser wicklungspolitik zu betreiben. " Bae, J.-Y.: Importsubstitution im weltmarktorientierten Entwicklungsland. Theoretische Analyse und empirische Befunde am Beispiel der Republik Korea, Berlin 1990.

Impression Formation

E.P.R.G.-Konzept

I.M.T.G.-Konzept INCOTERMS Indigenization

Theorie der sozialen Identität

Exportkalkulation;

International Commercial Terms

Universalismus

Indirekte Regierung

Pax Britannica

Individualismus vs. Kollektivismus

Indirekter Import

635

Import

Individualismus vs. Kollektivismus (1) vermutlich wichtigste Dimension des von G. Hofstede entwickelten Ansatzes zur OperationaliKultur ( Hofstede-Kulturdimension). Sie gibt an, in welchem Maße der Einzelne sierung von Identität aus sich selbst heraus entwickelt oder aber diese aus seiner Zugehörigkeit zu einer seine sozialen Gruppe bezieht (dem Kollektiv). In Unternehmen manifestiert sich Individualismus z.B. in Akzeptanz einer dem Streben nach Autonomie, der Ergebnisverantwortung des Einzelnen oder der individuell-leistungsbezogenen Entlohnung. In kollektivistischen Ländern haben im Arbeitsleben hingegen Solidarität oder gruppenorientierte Entlohnungssysteme Vorrang. Idealisierte Ausdrucksformen von Individualismus und Kollektivismus Individualismus Erziehung zu „Ich-Bewusstsein“ Persönliche Meinung wird vertreten Verpflichtung gegenüber sich selbst (Eigeninteresse und Selbstverwirklichung haben Vorrang) Schuld als wichtigste moralische Kategorie Lernen, wie man lernt Universalismus: Werte und Normen gelten für alle gleichermaßen Zweckbezogene Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer (z.B. 'hire and fire') Aufgaben dominieren die zwischenmenschlichen Beziehungen Ausgeprägt individualistische Länder: Australien, Großbritannien, USA

Kollektivismus Erziehung zu „Wir-Bewusstsein“ Meinung durch Gruppe vorbestimmt Verpflichtung gegenüber Familie und Bezugsgruppe (Harmonie und Respekt haben Vorrang) Scham als wichtigste moralische Kategorie Lernen, wie man etwas tut Partikularismus: unterschiedliche Werte und Normen je nach Gruppenzugehörigkeit ('in group' vs. 'out group') Moralisch fundierte Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer (z.B. Prinzip der lebenslangen Beschäftigung) Zwischenmenschliche Beziehungen dominieren die Aufgaben Ausgeprägt kollektivistische Länder: Ecuador, Guatemala, Panama

(2) Der Individualismus hat sich im Gefolge der Theorien und Lehren von Philosophen der Neuzeit, insb. R. Déscartes (1596-1650) und J. Locke (1632-1704), den ökonomischen Theorien von A. Smith Aufklärung vor allem im abendländischen Kulturraum entwickelt. Alexis (1723-1790) sowie der de Tocqueville übertrug diesen Begriff auf die Freiheit, welche der Einzelne, anders als in den absolutistisch-aristokratischen Ländern Europas, in der jungen demokratischen Ordnung der USA genoss. Nach H.C. Triandis (S.21) steht der Mensch gemäß dem christlichen Glauben ( Christentum) – und insb. der protestantischen Lehre - seinem Schöpfer alleine gegenüber, während die Philosophen des östlichen Kulturkreises die Rolle des Menschen damit beschrieben, dass er das Bindeglied zwischen seinen Vorfahren und seinen Nachfahren ist. Neue Institutionenökonomie gezeigt hat, ist Vertrauen eine auch für die Gestaltung Wie u.a. die ökonomischer Transaktionen maßgebliche Variable. Denn Vertrauen erübrigt aufwändige Kontrollmaßnahmen und ermöglicht langfristige Beziehungen. Die deshalb für alle Leistungsprozesse zentrale Frage, wem man vertrauen kann, beantworten kollektivistische Gesellschaften konkret, aber sehr rigide: nur den Familienmitgliedern. Dies erklärt indirekt, warum in diesen Ländern Familienunternehmen mit gewöhnlich geringer Unternehmensgröße vorherrschen. Individualistische Gesellschaften hingegen Werte und Überzeugungen teilen geben darauf eine abstrakte Antwort: Alle Menschen, die meine Religion), sind vertrauenswürdig. (bspw. weil wir der gleichen Glaubensgemeinschaft angehören; Anders als in kollektivistischen Gesellschaften erfüllen im Regelfall prinzipiell viele Menschen diese Bedingung. " Dumont, L.: Individualismus. Zur Ideologie der Moderne, Frankfurt/Main 1991. Hofstede, G.: Culture’s Consequences. Comparing Values, Behaviors, Institutions and Organizations Across Nations, 2nd Ed., Thousand Oaks/CA, pp.209ff. Markus, H.R.; Kitayma, S.: Culture and Self. Implications for Cognition, Emotion and Motivation, in: Psychological Review, Vol.98 (1991), pp.224-253. Triandis, H.C.: Individualism and Collectivism, Boulder/CA 1995.

636

Individualistische Kultur

Individualistische Kultur

Individualismus vs. Kollektivismus

Indo-europäische Hypothese Indologie

Sprachfamilie

Regionalwissenschaften

Induktiver Ansatz (1) im weiteren Sinn Methode der Beweisführung durch Nachweis ähnlicher Beispiele. Im engeren Sinn wird eine wissenschaftliche Methode, die vom Einzelfall auf das Allgemeine schließt, als induktiver Ansatz bezeichnet. Wie K.R. Popper zeigte, sollten Sozial- und Geisteswissenschaftler Einzelbegeneralisieren, wenn sie diese sehr häufig gemacht haben. Sein beobachtungen selbst dann nicht rühmtes Beispiel lautet: Auch wer noch so viele weiße Schwäne beobachtet habe, könne keineswegs den Schluss ziehen, dass alle Schwäne weiß seien (= deterministisch). Gleichwohl ist damit die Wahrscheinlichkeit, „dass Schwäne gewöhnlich weiß sind“, sehr groß (= stochastisch), weshalb die Methode der Induktion große heuristische Bedeutung hat. Theorien) mit Hilfe (2) Da es also prinzipiell nicht möglich ist, allgemeine Aussagen (Hypothesen, empirischer Beobachtungen endgültig zu bestätigen (d.h. zu verifizieren), seien diese auch noch so zahlreich, sollten wissenschaftliche Aussagen so formuliert werden, dass sie prinzipiell falsifizierbar sind, d.h. an der Realität scheitern können (Popper-Kriterium). Daraus, und nicht aus der Bestätigung von Hypothesen, erwächst der eigentliche Erkenntnisfortschritt: Scheitert eine Hypothese im empirischen Realitätstest, so wird ihr Geltungsbereich bzw. der Erklärungsanspruch der zugrunde liegenden Theorie kleiner; ist ihr Erkenntnisbeitrag erschöpft, besteht Anlass, eine neue, „bessere“ Theorie zu formulieren ( Paradigmenwechsel). Da selbst sehr „gute“ Theorien früher oder später falsifiziert werden, können nomologische Aussagen niemals endgültig verifiziert werden (= Asymmetrie von Verifikation und Falsifikation). " Raffée, H.: Grundprobleme der Betriebswirtschaftslehre, Göttingen 1974. Popper, K.R.: Logik der Forschung, 10.Aufl., Tübingen 1994.

Industrialisierung grundlegende Erneuerung der tradierten handwerklichen Produktionsweise aufgrund technischInnovationen. Die Gleichzeitigkeit von so grundlegenden Erfindungen wie Dampfökonomischer maschine und mechanischer Webstuhl wird als industrielle Revolution bezeichnet ( Revolution, industrielle). Wesentlich waren für die Industrialisierung weiterhin die Kapitalbildung, die Entwicklung neuer Formen der Organisation des Produktionsprozesses (in Fabriken) und die soziale Frage. So hat die Industrialisierung, welche sich, seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zumeist in Großbritannien und im weiteren Verlauf in der Mehrzahl der traditionellen Industrieländer vollzog, nach Ansicht von G. Steingart ein neuartiges Proletariat entstehen lassen: „Fremdlinge im eigenen Land“, denen es materiell im Regelfall zwar besser geht als der arbeitenden Bevölkerung in der frühindustrielGesellschaft len Zeit, die aber dennoch nicht mehr, wie jene, am Rande, sondern außerhalb der stehen: ohne Aufstiegsmotivation und eindeutiges Feindbild, wie noch die Arbeiterbewegung bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. " Steingart, G.: Weltkrieg um Wohlstand. Wie Macht und Reichtum neu verteilt werden, München 2006.

Industriegütermarketing Industriekompensation

Internationales Industriegütermarketing Kompensationsgeschäft

Industrieland wird charakterisiert durch einen hohen Industrialisierungsgrad, eine Verknappung der Produktionsfaktoren Boden und Kapital sowie vergleichsweise billige Kapitalgüter. Diese Rahmenbedingungen bzw. Standortfaktoren begünstigen eine kapitalintensive Produktionsweise und haben die Industrieländer ein

Industriepolitik

637

ökonomisches Leistungsniveau erreichen lassen, das weit über dem der Bruttoinlandsprodukt). dem der Schwellenländer liegt (gemessen am Industrielle Revolution Industrienation

Entwicklungs- und auch

Revolution, industrielle

Industrieland

Industrieökonomisches Paradigma der Internationalisierung

Kontingenzansatz

Industriepolitik (1) Gesamtheit der Maßnahmen, welche staatliche Institutionen, Verbände etc. ergreifen, um die Standortbedingungen zu erhalten bzw. zu verbessern. Konkret geht es dabei zumeist darum, Strukturkrisen, welche geeignet sind, das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht zu gefährden, zu vermeiden, zu überwinden und/oder die als Strukturwandel erlebbare Konsequenzen derartiger Veränderungen sozial verträglich zu gestalten. Nicht zuletzt hat Industriepolitik dem Umstand Rechnung zu tragen, dass die Industrieländern rückläufig ist (vgl. Bedeutung der industriellen Wortschöpfung in den meisten Abb. 1). Im Falle von Großbritannien, Lettland oder Luxemburg handelt es sich fast schon um DeIndustrialisierung ( Basar-Ökonomie). Abb. 1: Anteil der industriellen Wertschöpfung an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung (2004) Anteil (in %)

Veränderung gegenüber 1990 (in %)

Anteil (in %)

Veränderung gegenüber 1990 (in %)

Irland

33,0

+ 2,9

Malta

20,1

- 5,5

Tschechien

30,7

+ 0,1

Belgien

19,6

- 6,2

Slowenien

30,2

- 0,4

Großbritannien

19,1

- 8,2

Polen

26,6

- 3,1

Portugal

19,1

- 4,8

Slowakei

26,5

- 6,6

Dänemark

18,7

- 1,6

Litauen

25,6

- 0,2

Niederlande

18,6

- 5,4

Ungarn

25,5

- 0,8

Spanien

18,5

- 6,1

Deutschland

25,1

- 5,5

Lettland

17,2

- 8,0

Finnland

24,9

+ 0,1

Frankreich

15,8

- 7,4

Schweden

23,6

- 0,3

Griechenland

13,7

- 2,3

Österreich

23,5

- 1,4

Zypern

11,9

- 2,6

Estland

21,8

- 1,4

Luxemburg

10,6

- 11,3

Italien

21,4

- 4,7

Quelle: EUROSTAT.

(2) Unterschieden wird die regionale Strukturpolitik (Ausweis von Fördergebieten, Investitionsanreizen etc.) sowie die sektorale Strukturpolitik. Letztere vor allem ist in Verruf geraten, weil sie ihre Instrumente ( Subventionen und Steuererleichterungen) allzu häufig dafür einsetzt, nicht mehr konkurrenzfähige Industrien „am Leben zu halten“ (z.B. Bergbau, Landwirtschaft). Eine zukunftsorientierWirtschaftspolitik anstete Industriepolitik konzentriert sich hingegen darauf, mit den Mitteln der henden Strukturwandel zu erleichtern und/oder zukunftsträchtige Industrien zu fördern. Die EuroGlobalisierung, päische Union betrachtet als wichtigste Herausforderungen ihrer Industriepolitik die Innovation und Unternehmertum ( Entrepreneurship) sowie nachden technologischen Wandel, haltige Entwicklung und „neue gesellschaftliche Anforderungen“ (vor allem hinsichtlich Sicherheit, Gesundheits-, Sozial- und Verbraucherschutz).

638

Industriepolitik

(3) Die Effizienz dieser Art von Industriepolitik wird zunehmend kritisch beurteilt (z.B. Mitnahmeeffekte, fehlgeleitete Innovationsförderung). Statt direkt oder indirekt Finanzhilfe zu leisten, solle „der Staat“ sich darauf beschränken, leistungsfördernde Rahmenbedingungen zu schaffen bzw. bestehende Leistungshemmnisse abzubauen ( Standortfaktor Bürokratiekosten). In diesem Sinne kann auch die Institute for Management Development (IMD) gestellte Frage gedeutet werden: „The legal vom framework discourages (= 1) / encourages (= 10) the competitiveness of enterprises.“ Vor allem ausASEAN-Staaten schneiden in dieser Hinsicht gut ab, während Deutschland im hinteren gewählte Drittel rangiert (vgl. Abb. 2). Da dieses Ranking nicht auf objektiven Daten, sondern auf Selbsteinschätzungen basiert, sind die Angaben nur bedingt vergleichbar ( Selbstreferenzproblem). Exemplarisch verdeutlichen dies die Positionen von Jordanien (= 28.) und Deutschland (= 41.). Abb. 2: Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen Rang

Mittelwert

Rang

1

Singapur

8.34

31

Großbritannien

Mittelwert 5.03

2

Hongkong

7.45

32

Slowakische Republik

4.97

3

Australien

7.38

33

Schottland

4.70

4

Kanada

7.33

34

Zhejiang / China

4.41

5

Malaysia

7.10

35

Kolumbien

4.31

6

Island

7.04

36

Belgien

4.24

7

Finnland

6.95

37

Japan

4.18

8

Dänemark

6.90

38

Frankreich

4.06

9

Luxemburg

6.75

39

Bayern / Deutschland

4.00

10

Schweiz

6.59

40

Südkorea

3.92

11

Chile

6.58

41

Deutschland

3.90

12

Österreich

6.44

42

Rhone Alps / Frankreich

3.83

13

Norwegen

6.37

43

Ile de France / Frankreich

3.79

14

Niederlande

6.36

44

Sao Paulo / Brasilien

3.79

15

USA

6.26

45

Philippinen

3.75

16

Estland

6.07

46

Russland

3.67

17

Taiwan

6.02

47

Tschechische Republik

3.55

18

Neuseeland

5.95

48

Portugal

3.42

19

Schweden

5.93

49

Slowenien

3.34

20

Südafrika

5.79

50

Griechenland

3.24

21

Israel

5.79

51

Lombardei / Italien

3.12

22

Katalonien

5.78

52

Italien

3.09

23

Irland

5.77

53

Rumänien

3.04

24

Ungarn

5.76

54

Türkei

3.02

25

Thailand

5.57

55

Brasilien

2.91

26

Spanien

5.55

56

Polen

2.21

27

China

5.54

57

Argentinien

1,89

28

Jordanien

5.36

58

Mexiko

1.81

29

Maharashtra / Indien

5.31

59

Indonesien

1.81

30

Indien

5.13

60

Venezuela

1.55

Quelle: Institute for Management Development (2004, S.619).

3) Die spezifisch ostasiatische, häufig als paternalistisch bezeichnete Art der Industriepolitik wird als Guided Capitalism bzw. als selektive Industriepolitik bezeichnet. Letzteres bedeutet, dass nur erfolg-

Information Society Index

639

versprechende, exportorientierte Industrien gefördert werden (z.B. durch zinslose Darlehen und Steuererleichterung). " Eickhof, N.: Die Industriepolitik der Europäischen Union, in: Behrends, S. (Hrsg.), Ordnungskonforme Wirtschaftspolitik in der Marktwirtschaft, Berlin 1997, S.425-456. Institute for Management Development (Ed.): World Competitiveness Yearbook 2004, Lausanne 2004. Starbatty, J.: Braucht die soziale Marktwirtschaft Industriepolitik? in: Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, Nr.100 (2004), S.33-38.

Industriestandard

Design, dominantes

Infant Industry Argument

Erziehungszoll;

Schutzzoll;

Zollart

Inflation Geldentwertung, die auf eine übermäßige Ausweitung der Geldmenge im Verhältnis zum verfügbaren Angebot an Waren und Dienstleistungen zurückzuführen ist. Erstaunlicherweise wird dieser SchlüsselWirtschaftspolitik weltweit auf teilweise unterschiedliche und damit letztlich nicht indikator der Euro-Zone etwa wird die Inflationsbzw. nur bedingt vergleichbare Weise gemessen. Innerhalb der rate anhand des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessen, wobei die Bezugsbasis ein Dienstleistungen ist. Die britische Zentralbank wiederum berechvirtueller Korb aus Waren und net die Inflationsrate anhand des Retail Price Index (PRIX), der nicht nur die Preisentwicklung bei Waren und Dienstleistungen, sondern auch auf dem Immobilienmarkt berücksichtigt. Denn dieser ist für die britische Wirtschaft in besonderem Maße bedeutsam. INFO 2000

MIDAS-Net

Information Society Index von der International Data Corporation gebildetes Maß, das die Transformation der IndustriegeVariablen, die sellschaften in Informationsgesellschaften messbar machen soll. Zugrunde liegen 20 sich zu drei Faktoren bündeln lassen: Gesellschaftliche Bedingungen (z.B. Pressefreiheit, Bürgerrechte), Informations-Infrastruktur (z.B. Diffusion von Handys oder Fax-Geräten), Computer-Infrastruktur (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Ausstattung mit Informationstechnik (2004, je 100 Einwohner)

Schweiz

Mobiltelefone

PCs

InternetNutzer

ISDNKanäle

Ausgaben für Informationsund Telekommunikationstechnik sowie Informationsund Telekommunikationsdienste (je Einwohner in €)

88

51

54

34

2.673

Schweden

102

58

69

14

2.374

Dänemark

97

59

73

35

2.351

Japan

67

44

52

25

2.262

Norwegen

85

58

68

41

2.107

USA

61

80

65

5

1.966

Großbritannien

96

42

61

17

1.908

Finnland

93

43

66

17

1.831

Deutschland

87

39

54

33

1.556

Frankreich Italien Spanien Quelle: BITKOM.

70

34

45

9

1.513

103

21

50

13

1.153

99

18

35

6

914

640

Informations- und Kommunikationstechnologie-Konvergenzthese

2004 stand Dänemark an der Spitze der Rangskala, die Jahr für Jahr von den USA und den skandinavischen Ländern angeführt wird, gefolgt von Schweden, den USA und der Schweiz. Dieses Ergebnis bestätigt sich weitgehend, wenn man den Anteil betrachtet, den der Umsatz der IT-Branche am Bruttoinlandsprodukt der jeweiligen Volkswirtschaft ausmacht (vgl. Abb. 2). Diese rangiert mittlerweile mit einem Umsatzvolumen von 1.900 Mrd. € auf Platz zwei der weltweit umsatzstärksten Wirtschaftszweige, nach der Tourismusindustrie ( Tourismus, internationaler). Abb. 2: Anteil des Umsatzes mit IT-Technik und -Diensten am BIP (2000, in %) 8,7 8,3 7,8 7,4 7,0

6,9

6,8 6,5

6,4

6,2

6,2

6,1

5,9

5,8

5,7

5,5

Anteil am Weltmarkt für IT-Technik und -Dienste im Jahr 2000 (in %) 11,5 Sonstige Länder

8,0 24,2

USA 36,2

9,0 Deutschland

5,4 5,1

Durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum zwischen 1997 und 2000

5,7 Weltmarkt insgesamt 3.900 Mrd. DM

11,0

3,0 Japan

22,9

12,4 Europa (ohne Deutschland)

USA

S

CH

UK

P

NL

E

J

FIN

F

DK

GR

A

B/L

D

I

IRL

N

Quellen: BITKOM, EITO; in: iwd, Nr.12 (22.3.2001), S.7.

" Bundesverband Informationswirtschaft und neue Medien e.V. (Hrsg.): Wege in die Informationsgesellschaft. Status quo und Perspektiven Deutschlands im internationalen Vergleich, Berlin 2001.

(

http://www.bitkom.org

Informations- und Kommunikationstechnologie-Konvergenzthese elles; Konvergenz; Standardisierung; Weltkultur Arbitrage-Strategie

Informations-Arbitrage

Nachrichten für den Außenhandel

Informationsbeschaffung Informationsgehalt

Werbepolitik, internationale Information Society Index

Informationsgesellschaft Informationskosten

Außenwirtschaftsförderung

Informationsmanagement Informationsplattform

Supply Chain Management

Bundesagentur für Außenwirtschaft

Unternehmen, virtu-

Infrastruktur

641

Informationsüberlastung (1) Paradoxon der Wissensgesellschaft. Informationen gelten als kostbar, weil sie im Regelfall knapp, nicht kostenlos verfügbar und für den Informationssuchenden von Nutzen sind. Zwar wurde immer schon ein gewisser Teil der Arbeitsleistung dafür verwendet, Informationen zu gewinnen und zu nutzen. Lange Zeit geschah dies aber mehr oder minder „zufällig“. Erst in jüngerer Zeit fand Wissen in seinen verschiedenen Erscheinungsformen (implizit vs. explizit, intern vs. extern etc.) Anerkennung als wichtiger Produktionsfaktor ( Wissensmanagement). Nach wie vor aber vernachlässigen viele Unternehmen Informationsgewinnung und -verarbeitung, weshalb dieser Teil des Leistungsprozesses nicht selten Problemverursacher anstatt Problemlöser ist. (2) Seit 1945 hat die Menschheit so viel Wissen und Informationen angesammelt wie in dem gesamten Zeitraum zuvor. Da vorhandenes Wissen wiederum den Informations- und Erkenntnisgewinn beschleunigt, kommt es zu einer progressiven Akkumulation von Wissen: Derzeit verdoppelt es sich angeblich im Fünf-Jahres-Rhythmus. Dies erklärt zwar, warum Informationstechnologie, Wissensmanagement, Wissensgesellschaft etc. mittlerweile zu den zentralen Forschungsfeldern zählen, aber auch, dass es immer schwerer fällt, diese Informationsflut zu bewältigen und die relevanten, für die Problemlösung benötigten Informationen vom „Informationsmüll“ sowie vom „weißen Rauschen“ zu trennen. Wie eine Befragung von 1.072 Managern in elf Ländern, fühlen sich insb. Angehörige angelsächsischer Länder von dieser Aufgabe überfordert (vgl. Abb.). Informationsüberlastung von Managern Anteil der Führungskräfte, die sich von Informationen überfordert fühlen (in %) 36

Irland Singapur

35

Großbritannien

35 34

USA 33

Hongkong 27

Japan 18

Deutschland Polen

16

Tschechien

16 15

Frankreich Russland

11

Quelle: Reuters Limited, in: Die Welt (22.2.1999), S.20.

" Gençtürk, E.F.; Kotabe, M.: The Effect of Export Assistance Programm Usage on Export Performance, in: Journal of International Marketing, Vol.9 (2001), No.2, pp.51-72. Nonaka, J.; Takeuchi, H.: Die Organisation des Wissens, Frankfurt/Main 1997.

Informationsverarbeitungskapazität

Modell der Exportneigung

Infrastruktur (1) langlebige Basiseinrichtungen, die für eine Erfolg versprechende Organisation und das Betreiben Arbeitsarbeitsteiliger Prozesse erforderlich sind (von Volkswirtschaften, Unternehmen etc.; teilung). Lange Zeit wurde der aus der militärischen Fachsprache entlehnte Begriff primär auf materielle Infrastruktureinrichtungen bezogen (z.B. Verkehrswege, Wasser-/Abwasserversorgung, Energie-

642

Infrastruktur

versorgung und Kommunikationseinrichtungen). Im Zuge der wachsenden Bedeutung und Anerkennung von Soft Factors begann man jedoch, auch die institutionelle (z.B. Differenziertheit und Leistungsfähigkeit öffentlicher Institutionen) sowie die personelle Infrastruktur (z.B. Anteil akademisch Ausgebildeter an den Erwerbspersonen) zu erfassen und zu bewerten ( Humankapital). (2) Die an einem Standort gegebene Qualität der Infrastruktur ist eines der maßgeblichen Entscheidungskriterien der Standortwahl ( Standortflucht). Insofern berührt diese Fragestellung auch die Standortwettbewerb und internationale Wettbewerbsfähigkeit ( WettbewerbsThemenkomplexe IMD World Competitiveness Yearbook 2004, fähigkeit, internationale). Folgt man dem Ranking des so finden Investoren in Deutschland eine etwas bessere Infrastruktur vor als in Japan und den USA und wesentlich bessere Bedingungen als in Großbritannien oder in Italien (vgl. Abb.). Infrastrukturausstattung Die grundlegende Infrastruktur wird … nicht angemessen geplant und finanziert (= 1) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Singapur Hong Kong Island Dänemark Schweiz Finnland Bayern / Deutschland Frankreich Österreich Ile-de-France / Frankreich Deutschland Luxemburg Chile Malaysia Japan USA Rhone-Alps / Frankreich Schweden Niederlande Australien Taiwan Zhejiang / China Belgien Norwegen Spanien Thailand Katalonien / Spanien Kanada Südkorea Portugal

9.33 8.51 8.48 8.14 8.13 8.09 8.00 7.97 7.70 7.55 7.44 7.41 7.39 7.11 7.10 6.85 6.78 6.75 6.64 6.58 6.45 6.37 6.20 6.19 6.17 6.11 5.89 5.86 5.79 5.52

31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60

angemessen geplant und finanziert (= 10)

Jordanien Israel Griechenland Estland Südafrika Slowakische Republik China Neuseeland Russland Tschechische Republik Schottland / Großbritannien Slowenien Kolumbien Türkei Indien Maharashtra / Indien Ungarn Lombardei / Italíen Großbritannien Irland Italien Mexiko Sao Paulo / Brasilien Indonesien Rumänien Argentinien Polen Philippinen Brasilien Venezuela

5.41 5.11 5.10 5.05 5.02 4.70 4.69 4.64 4.57 4.50 4.42 4.41 4.22 4.13 4.00 4.00 4.00 4.00 3.85 3.83 3.61 3.23 3.17 2.87 2.77 2.77 2.71 2.69 2.54 2.42

Quelle: IMD (2004, S.689).

" Institute for Management Development (Ed.): World Competitiveness Yearbook 2004, Lausanne 2004. Nijkamp, P.A.: Infrastructure and Regional Development, in: Empirical Economics, Vol.11 (1986), No.1, pp.1-21.

Inkommensurabilität von Kulturen

INGO

643

International Nongovernmental Organization

Inhaltsanalyse

Metaanalyse

Initiative, transatlantische (1) zielt in verschiedenen Varianten auf die zunehmende Integration der beteiligten Volkswirtschaft und letztlich auf die Schaffung eines transatlantischen Wirtschaftsraumes ( Wirtschaftsraum, einheitHerausforderung durch den Asiatischlicher). Nicht zuletzt kann diese Initiative als Antwort auf die BRICS-Staaten verstanden werden. Sie begann 1990, Pazifischen Wirtschaftsraum und durch die mit der Transatlantischen Deklaration. Darauf folgten 1995 die Neue Transatlantische Agenda, 1998 die Transatlantische Wirtschaftspartnerschaft (TWP) und 2005 die so genannte EU-US-Wirtschaftsinitiative. (2) Zu den vielfältigen Zielsetzungen der transatlantischen Initiative, welche die TAFTA (Transatlantic Free Trade Area) auf die Agenda der Welt- und Wirtschaftspolitik setzen möchte, zählen der Abbau Harmonisierung oder wechselseitige Anerkennung von Protechnischer Handelshemmnisse (durch Standards; Handelshemmnis, technisches), Integration der Finanz- und Kapiduktnormen und Freihandelszone talmärkte, Harmonisierung von Börsenaufsicht und Kartellrecht, Schaffung einer Dienstleistungssektor, Liberalisierung der Auftragsvergabe und Schutz geistigen Eigenim tums ( Trade Related Aspects of International Property Rights). Begründet wird die transatlantische Initiative damit, dass diese beiden Wirtschaftsmächte bislang zwar mit einer Vielzahl von Staaten, nicht jedoch mit ihrem jeweils wichtigsten Handelspartner (d.h. wechselseitig) Freihandelsabkommen abgeschlossen haben. Doha-Runde sehen, argumen(3) Während die zahlreichen Kritiker die Initiative in Konkurrenz zur tieren die Befürworter, dass es sich um „WTO-Plus-Themen“ handle: Themen, die eben nicht in der Doha-Runde behandelt wurden. Inkasso Einziehen von Forderungen. Für Auslandsgeschäfte ist hauptsächlich das Dokumenteninkasso relevant. Exporteur seiner (Einreicher-)Bank die notwendigen Dokumente (Handels- bzw. Dabei übergibt der Einheitlichen RichtliZahlungspapiere), welche diese an die Inkassobank weiterreicht. Gemäß den Importeurs diesem die Dokumente gegen Zahlung (= D/P: Docunien für Inkassi hat die Bank des ments against Payment) bzw. Akzeptanz einer beiliegenden Sichttratte (= D/A: Documents against Acceptance) zu übergeben. Inkassofunktion

Factoring

Inkassoverfahren Inkommensurabilität

Zahlungsbedingungen Relativismus, kultureller

Inkommensurabilität von Kulturen im Zusammenhang mit der Postmodernen Theorie des Internationalen Managements zu verstehende Global Marketing ( Standardisierung vs. DifferenzieAntithese zur Standardisierungsthese des Normen und Werte, noch sei es möglich, Landeskulrung). Weder gebe es universell gültige turen anhand übergeordneter, abstrakter Dimensionen zu vergleichen ( Kulturdimension). Geboten sei vielmehr ein qualitativ-verstehender Forschungsansatz ( Hermeneutik; Kulturwertbedeutung). Auch seien zunehmend nicht internationale und/oder interkulturelle, sondern intrakulturelle Unterschiede bedeutsam ( Ethno-Marketing; Sinus-Milieu). " Cappai, G.: Der interkulturelle Vergleich. Herausforderungen und Strategien einer sozialwissenschaftlichen Methode, in: Struber, I.; Renn, J.; Wenzel, U. (Hrsg.), Sozial- und kulturwissenschaftliche Grundlagen und Kontroversen, Berlin 2005, S.48-78. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011.

644

Inkulturation

Inkulturation kreative Aneignung und Transformation religiöser Vorstellungen und Glaubensinhalte in einen fremden Kulturraum (z.B. Buddhismus/Japan, Christentum/Brasilien) " Ozankom, C.: Missionarisch Kirche sein in Afrika. Inkulturation als Aufgabe und Chance, in: Zur Debatte. Themen der Katholischen Akademie in Bayern, 34.Jg. (2004), Nr.7, S.17-18.

Inländer Status, der sich aus steuerrechtlicher Sicht aus dem Wohnsitz und dem „gewöhnlichen Aufenthalt“, nicht jedoch aus der Staatsangehörigkeit ergibt (Einkommenssteuer). Für die Körperschaftssteuer ist der Sitz des Unternehmens bzw. der Geschäftsleitung maßgeblich. Besteht gleichzeitig in zwei Staaten unbeschränkte Steuerpflicht, dann ergibt sich der so genannte Ansässigkeitsstaat aus dem im Regelfall vorliegenden Doppelbesteuerungsabkommen. Inländerbehandlung neben der „Meistbegünstigung“ eines der beiden zentralen Nicht-Diskriminierungsgebote der WeltAllgemeinen Zoll- und Handelsabkommens handelsordnung. Dieser erstmals in Artikel III,4 des Staat Angehörige anderer Staaten nicht (GATT) von 1947 festgelegte Grundsatz besagt, dass ein Einfuhren aus anderen Ländern nicht ananders behandeln darf als seine eigenen Bürger. So sind ders zu behandeln als vergleichbare inländische Erzeugnisse. Inländerdiskriminierung

Auswirkungsprinzip

Inlandsethnologie Spezialisierung der Ethnologie, welche die so genannten Artificial Tribes, die Stammeskulturen der Jugend- und Musikszene, beobachtet und analysiert. Ausgehend von Hip Hop, Punk und Techno, haben sich unter dem Einfluss von Medialisierung, Individualisierung und Kommerzialisierung mittRilerweile mehrere hundert solcher Jugendgesellschaften entwickelt, alle mit ihren jeweils eigenen tualen, Kleidervorschriften, Treffpunkten etc. ( Sitten & Gebräuche). Hierzu zählen bspw. die Beachvolleyballer, Biker, Gamer, Girlies, Greaser, Hacker, Hooligans, Raggamuffins, Rapper, Raver, Redskins, Satanisten, Skateboarder, Straight-Edger, Streetballer, Tierrechtler, Trainsurfer, Trekkies, Veganer oder die Wakeboarder. Jeder dieser Jugendsubkulturen zerfällt wieder in zahlreiche Untergruppen ( Subkultur). Allein die Gothic-Szene hat sich in 18 Richtungen ausdifferenziert. " Farin, K.: Generation brick.de. Jugendsubkulturen heute, München 2001.

Innovation neuartige Leistung ( Basisinnovation). (1) Für die These, dass die deutsche Volkswirtschaft im Allgemeinen und deutsche Unternehmen im Besonderen im Innovationswettbewerb nur Mittelmaß sind, gibt es viele Belege, z.B. ein InnovationsBenchmarking von 16 OECD-Ländern (vgl. Abb. 1). Abb.1: Innovationsfähigkeit (IW-Rangfolge) USA

79,2

Irland

45,7

Schweden

71,5

Niederlande

44,4

Großbritannien

68,5

Deutschland

42,7

Finnland

66,3

Belgien

39,9

Dänemark

62,7

Spanien

33,2

Frankreich

52,8

Italien

27,4

Norwegen

52,2

Portugal

25,7

Japan

52,2

Griechenland

10,5

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft, in: iwd, Nr.6 (8.2.2007), S.4.

Innovation

645

Dazu hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) 22 Indikatoren aus den Bereichen „Aufwand für und Entstehung von Innovationen“, „Humankapital“, „Rahmenbedingungen für Innovationen“ sowie „Umsetzung von Innovationen in marktfähige Produkte“ erfasst und in eine Skala von 0 (= schlechtester Wert) bis 100 (= bestmöglicher Wert) transformiert. Ganz anders fällt die Rangfolge aus, wenn man World Economic Forum als Maßstab nimmt (vgl. Abb. 2). Dadie Ergebnisse einer Befragung des bei hatten die Auskunftspersonen anzugeben, wie ihrem Eindruck nach die in ihrem Land ansässigen Unternehmen üblicherweise Technologie beschaffen (1 = ausschließlich durch Lizensierung oder Imitation vorhandener ausländischer Technologien; 9 = durch eigene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie Produkt- und Prozessinnovationen). Abb. 2: Innovationsfähigkeit 2009 (WEF-Rangfolge) 1. Deutschland

5,9

8. Israel

5,2

2. Japan

5,9

9. Frankreich

5,1

3. Schweiz

5,8

10. Niederlande

4,9

4. Schweden

5,7

15. Südkorea

4,7

5. Finnland

5,6

22. China

4,2

6. USA

5,5

35. Indien

3,6

7. Dänemark

5,3

101. Griechenland

2,6

Quelle: World Economic Forum, in. iwd, Nr.5 (2010), S.2.

Unstrittig scheint allerdings zu sein, dass deutsche Unternehmer und Manager sich schwer tun, innovative Produkte zu vermarkten. Während ihre finnischen Kollegen 2001 davon ausgingen, dass sie 14,5% ihres Gesamtumsatzes mit Marktneuheiten erzielten, waren es nach Ansicht deutscher Manager nur 6,2%. (2) Während die führenden Volkswirtschaften 2003 pro Kopf der Bevölkerung 1.000 $ für Innovationsförderung einsetzten, stellte Deutschland dafür lediglich 692 $ bereit (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Private und öffentliche F+E-Aufwendungen (je Einwohner, in $, kaufkraftbereinigt)

Schweden Finnland USA Japan Dänemark Deutschland Belgien Österreich Frankreich

1995

2003

715 436 690 653 414 484 372 359 481

1.165 995 978 893 760 692 683 672 610

Großbritannien Niederlande Südkorea Irland Italien Spanien Portugal Griechenland

1995

2003

390 432 336 229 208 128 75 63

564 539 509 365 305 270 176 112

Quelle: OECD, in: iwd, Nr.48 (1.12.2005), S.8.

Einerseits zieht sich die öffentliche Hand hierzulande kontinuierlich aus der Forschungsförderung zurück (1981 finanzierte sie 41,8% der Forschungs- und Entwicklungsausgaben, 2004 aber nur noch Forschung + Entwicklung an sich 30,4%), beharrt andererseits aber nach wie vor darauf, nicht (bspw. durch steuerliche Anreize) zu fördern, sondern lediglich ganz bestimmte Technologien. Welche Konsequenzen diese Selbstüberschätzung (d.h. beurteilen zu können, was erfolgreich sein wird und was nicht) haben kann, lässt sich u.a. am Beispiel der Informationstechnologie aufzeigen: Da die Bundesregierung nur Internetprojekte förderte, welche den ISO/OSI-Standard verwendeten, weltweit sich aber das TCP/IP-Protokoll durchsetzte, war ein weiterer Flop der deutschen Innovationsförderung unvermeidlich.

646

Innovation, offene

(3) Dass die deutsche Wirtschaft im globalen Hochtechnologiewettbewerb keine führende Rolle spielt, liegt aber auch an den Großunternehmen: Zur Gruppe der forschungsintensivsten TOP-20 zählen nur drei deutsche Unternehmen (vgl. Abb. 4). Abb. 4: Forschungsintensivste Großunternehmen (2007) Unternehmen (Land)

F+E-Budget Anteil am Umsatz (in %) (Mrd. $)

Toyota (J)

7.691

3,7

Pfizer (USA)

7.599

15,7

Ford (USA)

7.200

4,5

Johnson & Johnson (USA)

7.125

13,4

Unternehmen (Land)

F+E-Budget Anteil am Umsatz (in %) (Mrd. $)

Samsung Electronics (K)

5.924

6,7

Intel (USA)

5.873

16,6

Sanofi-Aventis (F)

5.571

15,6

Novartis (CH)

5.349

14,8

Daimler (D)

6.678

3,5

Volkswagen (D)

5.312

4,0

General Motors (USA)

6.600

3,2

Roche Holding (CH)

5.262

15,7

Microsoft (USA)

6.584

14,9

Matsushita (J)

4.992

6,3

GlaxoSmithKline (GB)

6.351

14,9

Nokia (Fin.)

4.892

9,5

Siemens (D)

6.294

5,8

Merck & Co. (USA)

4.783

21,1

IBM (USA)

6.107

6,7

Honda (J)

4.765

5,0

Quelle: Booz Allen Hamilton (Global Innovation 1.000), in: Süddeutsche Zeitung, Nr.238 (2008), S.22.

(4) Ein weiterer Grund könnte die vergleichsweise geringe Bereitschaft deutscher innovativer Unternehmen, mit anderen Unternehmen zu kooperieren, sein ( Kooperation). 2000 versuchten gemäß LieferEUROSTAT insgesamt 50,0% der finnischen Stichprobe, durch F+E-Zusammenarbeit mit anten und Forschungseinrichtungen das verfügbare Know how kostengünstiger zu nutzen und den ProZulieferunternehmen). Es folgen Dänemark duktlebenszyklus zu beschleunigen ( Zeitwettbewerb; (38,6%), Schweden (31,8%), Frankreich (28,4%), Niederlande (24,0%), Großbritannien (22,6%), Belgien (21,6%) und Österreich (21,1%). Deutschland liegt mit 17,4% kooperationswilligen innovativen Unternehmen auf dem neunten Platz dieser Rangskala, gefolgt von Portugal (16,8%), Spanien (9,9%) und Italien (9,3). Auslandsgeschäft deutscher Unternehmen be(5) In welchem Maße Innovationen gerade für das deutsam sind, belegt eine Studie, welche das Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, durchgeführt hat. 24,1% der im November 2005 befragten 1.234 westdeutschen Unternehmen gaben dabei an, von eigeExporte zu erwarten. Dem boomenden nen Produktinnovationen „starke positive Impulse“ für ihre WettbeWelthandel schrieben 14,4% eine vergleichbare Wirkung zu, einer höheren preislichen werbsfähigkeit 12,1% und einer stärkeren internationalen Produktionsverflechtung 10,6%. Innovation, offene (1) nach dem Prinzip der Open Source gestaltete Ideenbörse. Unternehmen, welche ein konzeptionelles Problem selbst nicht lösen können oder wollen, schreiben dieses auf einer entsprechenden elektronischen Plattform aus (inklusive ein bestimmtes Preisgeld). Damit haben bestimmte Konsequenzen der Outsourcing ; KoGlobalisierung (Cost Cutting, gezielte Auslagerung von Leistungsbestandteilen Netzwerk-Ansatz; Unternehmen, virtuelles) auch jenen Unternehmensbereich erreicht, operation; Forder bislang als für die Unternehmensidentität und Unternehmensexistenz unersetzlich galt: schung + Entwicklung (F+E). (2) Das Prinzip der offenen Innovation trägt dem Marketing-Trend der Kundenintegration (Produktnutzer als die eigentlichen Experten) und dem der Beschleunigung Rechnung: je schnelllebiger der Markt, desto größeren Nutzen verspricht Open Innovation. So lässt das Chicagoer Unternehmen Threadless bedruckte T-Shirts erst dann in größerer Stückzahl produzieren, wenn potenzielle Kunden online über die gleichfalls von Kunden entwickelten Designvorschläge abgestimmt haben. Die vielleicht bekannteste Ideenbörse (Incentive) ist eine Ausgründung des Pharmaunternehmens Eli Lilly.

Innovationsstrategie

647

" von Hippel, E.: The Sources of Innovation, New York 1988. Piller, F.: Von Open Source zu Open Innovation, in: Harvard Business Manager, 25.Jg. (2003), Nr.12, S.114. Piller, F.; Stotko, C. (Hrsg.): Mass Customization und Kunden-Integration. Neue Wege zum innovativen Produkt, Düsseldorf 2003.

(

http://www.innocentive.com; http://www.threadless.com

Phasenmodelle der Internationalisierung

Innovations-Adoption

F+E-Intensität

Innovationsfähigkeit

Innovationsstrategie fokussiert auf die Entwicklung und Vermarktung neuartiger Produkte ( Innovation) bzw. Verfahren und/oder die Erschließung neuer Märkte. (1) Da große Teile der deutschen Wirtschaft im Innovationswettbewerb stehen und auf Grund des technologischen Fortschritts zugleich die Innovationszyklen immer kürzer werden, entsteht folgendes Dilemma: Verkürzte Produktlebenszyklen stehen einem erhöhten Zeitbedarf gegenüber, z.B. für F+E oder Genehmigungsverfahren ( Produktzyklustheorie). Finanziell bedeutet dies, dass immer größere Investitionen in immer kürzeren Pay off-Perioden refinanziert werden müssen. Maßgeblich für den Erfolg neuer Produkte ist somit auch die Schnelligkeit, mit der sie am Markt eingeführt und durchgesetzt werden können. Vorzugsweise in den sensiblen Bereichen Luftfahrt, Kraftfahrzeuge, Pharmazeutika und teilweise auch Chemie müssen dafür Genehmigungen eingeholt werden. Bedingt durch steigende Anforderungen an Sicherheit und Wirksamkeit eines Arzneimittels haben sich die Entwicklungszeiten (von der Synthese eines Arzneistoffs bis zur Zulassung eines Medikamentes) von knapp zwei Jahren zu Beginn der 1950er-Jahre auf heute durchschnittlich zehn bis zwölf Jahre verlängert (vgl. Abb.). Zeitachse der Entwicklung eines Arzneimittels Anzahl der Substanzen in der Entwicklung

5.000

50

12

4,8 3,4 1,8

Screening

Optimierung

Toxikologie Phase I Phase II Phase III

1,1

Registrierung Zulassung

1,0 Zeit Quelle: Datenmonitor (1997); Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA).

648

Inselstaat

Allerdings ist der überwiegende Teil der neu eingeführten Produkte nicht genehmigungspflichtig. In solchen Fällen genügt die Versicherung, dass man die entsprechenden Vorschriften oder rechtlichen Regelungen eingehalten hat. Um vor etwaigen Schadenersatzansprüchen sicher zu sein, lassen manche Unternehmen ihre Produkte allerdings auch dann prüfen, wenn sie nicht dazu verpflichtet sind. (2) Die Evaluation der innovativen Dynamik von Volkswirtschaften krankt an der Gepflogenheit der OECD, solche Warengruppen überproportional zu berücksichtigen, die im Fokus der amerikanischen Industriepolitik stehen (Großrechner, Luft- und Raumfahrtprodukte). Hingegen werden die traditionellen Domänen der Europäer (exportträchtige Erzeugnisse der Unterhaltungselektronik, der Automobilindustrie und des Maschinenbaus mit „mittlerer Technologie“) vernachlässigt. " Gries, T.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Eine Fallstudie für Deutschland, Wiesbaden 1998. Hildebrandt, A.G.: Zulassungsverfahren in der Bundesrepublik Deutschland, in: Die Pharmazeutische Industrie, 55.Jg. (1993), Nr.7, S.640.

Inselstaat

Geographisch benachteiligtes Land

Insolvenzverfahren, internationales Vorschlag, hochverschuldeten Staaten in Analogie zu zahlungsunfähigen Unternehmen einen Neuanfang zu ermöglichen. Bislang versuchten in solchen Fällen Vertreter der Schuldner- und der Gläubigerländer im Rahmen des Pariser Clubs oder des Londoner Clubs, durch individuelle, vom jeweiligen Machtverhältnis geprägten Verhandlungen, ein Umschuldungsabkommen zu vereinbaren. Gemäß der internationalen Insolvenzordnung ( Kapitalströme) soll nunmehr unter Leitung eines neutralen Dritten so lange über einen vom Schuldner (!) vorgelegten Schuldenregulierungsplan verhandelt werden, Internationalen bis dieser mehrheitlich Zustimmung erfährt. Der „neutrale Dritte“ soll nicht beim Währungsfonds, sondern z.B. beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag angesiedelt sein. Auch soll das Schuldnerland das alleinige Recht zur Antragstellung haben. Bei grenzüberschreitenden Insolvenzen stellt sich die Frage nach dem Gerichtsort. Anlässlich des Konkurses der Parmalat-Gruppe hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass in einem solchen Fall der satzungsgemäße Sitz des betroffenen Unternehmens vermutet wird. Generell soll das Hauptverfahren in dem Staat eröffnet werden, in dem der Schuldner den „Mittelpunkt seines hauptsächlichen Interesses“ hat (entweder Wohnsitz oder satzungsgemäßen Sitz der Gesellschaft bzw. juristischen Person). Parallel können in den Staaten, in denen der Schuldner Niederlassungen unterhält ( Auslandsniederlassung), Sekundärinsolvenzverfahren eröffnet werden. Aufgrund des neuen Insolvenzrechtes stieg in den meisten Mitgliedsländern zwischen 2001 und 2002 die Zahl der Unternehmensinsolvenzen (vgl. Abb.). Unternehmensinsolvenzen 2002 absolut

Veränderung gegenüber 2001

absolut

2.802

+ 34,9

Großbritannien

Spanien

448

+ 33,7

Schweden

Schweiz

4.800

+ 32,9

Italien

(in %) Finnland

Portugal

Veränderung gegenüber 2001 (in %)

16.752

+ 7,6

7.819

+ 5,2

15.600

+ 2,6

1.924

+ 20,7

Österreich

5.254

+ 1,5

37.700

+ 16,4

Belgien

7.121

+ 0,8

2.507

+ 15,3

Luxemburg

695

- 7,3

Dänemark

2.472

+ 12,9

Irland

379

- 11,2

Frankreich

36.688

+ 10,9

Griechenland

512

- 13,4

Niederlande

4.802

+ 10,9

Deutschland Norwegen

Quelle: Creditreform, in: iwd, Nr.11 (13.3.2003), S.6.

" Paulus, C.G.: Der Internationale Währungsfonds und das internationale Insolvenzrecht, in: Praxis des Internationalen Privatund Verfassungsrechts, 19.Jg. (1999), Nr.3, S.148-152.

Institut für Interkulturelles Management

649

Insourcing (1) Rückholung von zuvor ins Ausland verlagerten Unternehmensteilen ( Standortflucht). Wie eine Analyse des Karlsruher Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) ergab, Verarbeitenden Gewerverlagerten zwischen 2001 und 2003 ca. 25% aller Betriebe des deutschen bes Teile ihrer Produktion ins Ausland; gleichzeitig beschritten 4% den umgekehrten Weg. Während für das Outsourcing zumeist das Streben nach (Lohn-)Kostenvorteilen und Kunden- bzw. Marktnähe ausschlaggebend ist, sorgen Qualitätsmängel ( Qualitätsmanagement), erhöhter Koordinationsaufwand ( Koordination), längere Lieferzeiten sowie vermehrter Bedarf an Lagerkapazität für Insourcing. (2) Im Falle von Varta Microbattery GmbH gaben für die Rückholung der 1972 nach Singapur verlagerten Produktion wieder aufladbarer (sekundärer) Knopfzellen folgende Faktoren den Ausschlag: Dank entscheidender Fortschritte in der Produktionstechnologie sank der Anteil der Lohnkosten an der Produktion auf unter 15%. Das zweite Outsourcing-Motiv, räumliche Nähe zu den führenden asiatischen Anbietern mobiler Kommunikationstechnologie, verlor angesichts dramatisch gefallener Transportkosten gleichfalls an Bedeutung. Synergieeffekte aufgrund der am Stammsitz in Ellwangen bereits bestehenden Entwicklungs- und Maschinenbauabteilung, flexiblere Arbeitszeitregeln sowie beachtliche Subventionen des Bundesumweltministeriums und des Wirtschaftsministeriums von Baden-Württemberg taten ein Übriges. Institut Européen des Affaires Publiques et du Lobbying seit 1994 in Brüssel ansässige Einrichtung, die sich auf die Ausbildung von EU-Lobbyisten spezialisiert hat. Wie alle Lobbyisten sind auch sie beständig bestrebt, Abgeordnete und andere Mandats- bzw. Europäischen Union so zu beeinflussen, dass diese entsprechend den InteEntscheidungsträger der Lobbying). Die Zahl der EUressen ihrer Auftraggeber entscheiden bzw. handeln ( Alter-EU; Lobbyisten wird auf etwa 15.000 geschätzt. Weiterhin sind „in Brüssel“ ( Europäische Kommission) mehr als 3.000 Interessenverbände tätig, nicht ohne Erfolg. Denn 72% der EU-Ausgaben flossen in der Vergangenheit bevorzugten Interessengruppen zu. " Vaubel, R.: Europa-Chauvinismus. Der Hochmut der Institutionen, München 2001.

Institut für Interkulturelles Management bietet u.a. interkulturelles Training nach der Contrast Culture-Methode an ( Training, interkulturelles). In Rollenspielen mit einem bikulturellen Trainer-Team erleben die Teilnehmer derartiger Schulungen ihre eigenen, zumeist unbewussten Denk- und Verhaltensstandards durch Konfrontation mit den Kulturstandards der jeweiligen Zielregion. Geprobt werden typische Verhaltenssituationen, in denen Werte und Normen zu Irritationen, Störungen und Konflikten führen (können). kulturspezifische Das IFIM teilt die Trainingswoche in folgende Lern- und Arbeitsschritte auf: Interaktion, Kulturanalyse, Interaktionsanalyse und Transferanalyse. Zu den Sachverhalten, die in der Phase der Interaktionsanalyse im Falle von Problemlösungs- bzw. Entscheidungsfindungsprozessen (vgl. Abb., nächste Seite) vermittelt werden sollen, zählt bspw. der kulturspezifische Umgang mit Kritik. Während in Deutschland und kulturell ähnlichen Gesellschaften zumindest versucht wird (bzw. werden sollte), Kritik positiv und sachorientiert zu bewerten, verhält es Gesellschaften damit ganz anders. Höhersich in den beziehungsorientierten, z.B. südostasiatischen rangige werden grundsätzlich nicht kritisiert, weshalb sich diese erst gegen Ende des Problemlösungsprozesses an der Diskussion beteiligen. Generell sind die Teilnehmer einer Diskussionsrunde bzw. Arbeitsgruppe bemüht, nur auf die positiven Ansätze der Beiträge ihrer Vorredner einzugehen. Kritische Anmerkungen werden „überhört“ und nicht mehr aufgegriffen. Durch Negieren indirekt Kritik zu äußern: diese Technik ist für Kulturfremde erfahrungsgemäß nur schwer erlernbar.

650

Institut National de la Statistique et des Etudes Economiques

Struktur und Verlauf von Problemlösungsprozessen ... in Deutschland

... in Südostasien

Ein beliebiges Mitglied formuliert eine These.

Leitung formuliert das Problem, betont bestehende Gemeinsamkeiten, moderiert.

Zuhörer prüfen die These: Falsch? Unvollständig?

Ein Rangniederer formuliert eine (vage) These.

Formulierung der Gegenthese(n) bzw. Schwachstellenanalyse

Die Zuhörer prüfen: Was davon ist verwendbar?

Klärung der Positionen durch Polarisierung, Gegenrede, Kritik

Positives Aufgreifen dessen, was verwendbar erscheint: Ergänzung, Modifikation.

Wettstreit der Argumente

Gleiches durch den nächsten Redner

Sachliche Auseinandersetzung: Trennung von Person und Sache. Beste Argumente sollen sich durchsetzen.

Suche nach Synthese und Konsens. Gemeinsame Lösungsfindung ohne Gesichtsverlust für alle Beteiligten.

Die Diskussion endet, wenn der Sachverhalt geklärt ist.

Die Diskussion endet, wenn die Leitung die Synthese verkündet.

Beteiligung aller ohne Unterschied nach Rang und Alter möglich: Die Qualität der Argumente zählt.

Klare Gesprächsordnung nach Rang, Ansehen und Alter. Die Leitung eröffnet und beendet die Diskussion.

Atmosphäre: informell, locker, auch emotional heftig, intellektueller Wettstreit.

Atmosphäre: formal, höflich, respektvoll und korrekt; Rhetorik ist wichtig.

Quelle: Bittner (1994, S.208).

" Bittner, A.; Reisch, B.: Aspekte interkulturellen Managements, Bd.1/2, Bad Honnef 1994. Herbrand, F.: Interkulturelle Kompetenz. Wettbewerbsvorteil in einer globalisierenden Wirtschaft, Bern 2000, S.122ff.

Institut National de la Statistique et des Etudes Economiques zentrale, für die Erfassung wirtschaftsstatistischer Daten in Frankreich zuständige Behörde ( STAT)

EURO-

Institute for Management Development (1) begreift, wie das World Economic Forum (WEF), Genf, internationale Wettbewerbsfähigkeit Außenhandels auf die heimische Wohlstandspositinicht klassisch (im Sinne der Auswirkungen des on), sondern als Wachstumspotenzial einer Volkswirtschaft ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Ressourcen mangelt, müssen ihren WettbeLändern, denen es, wie Deutschland, an natürlichen Werten und werbsvorteil insb. in den institutionellen Rahmenbedingungen, leistungsfördernden gesellschaftlichen Arrangements sowie in zahlreichen anderen 'soft factors' suchen ( Wettbewerbsfaktoren). (2) Der IMD-Ansatz verdichtet vier Einzelindikatoren zu einem Gesamtindex. Auf allen vier Wettbewerbsebenen sind die USA im Vorteil. Japan und Deutschland bekommen im bilateralen Vergleich teils Vor- und teils Nachteile zugeschrieben (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Wettbewerbsprofil der führenden Handelsnationen (Rangfolge 2009) Economic Performance Deutschland

Government Efficiency

Business Efficiency

Infrastructure

6

27

19

9

Japan

24

40

18

5

USA

1

20

16

1

Quelle: IMD (2009, S.48f.).

Besonders großen Rückstand gegenüber den USA hat Deutschland demzufolge hinsichtlich der InfraEffizienz des Regierungshandelns, die mit Hilfe einer Vielzahl von Einzelkriterien struktur und der gemessen wird (bspw. 'management of public finances', 'real corporate taxes', 'central bank policy', 'government decisions') sowie der Effizienz der Unternehmenstätigkeit (bspw. 'overall productivity', 'worker motivation', 'brain drain', 'venture capital').

Institute for Research on Intercultural Cooperation

651

Bis Herbst 1995 haben beide Institute mit dem World Competitiveness Report gemeinsam jährlich eine Bestandsaufnahme publiziert. Seit 1996 veröffentlichen WEF und IMD verschiedene Ranglisten (vgl. Abb. 2), die in ihrer generellen Bewertung der Wettbewerbspositionen der verschiedenen Länder jedoch weitgehend übereinstimmen: Obwohl die von beiden Instituten erfassten Daten (Ratingwerte, [d.h. subjektive Expertenurteile] und objektive Indikatoren) teils unterschiedlich sind, teils verschieden gewichtet werden, korrelieren beide Ranglisten sehr hoch (zwischen 0,84 und 0,89), so dass sich die Frage nach dem zusätzlichen Erkenntniswert eines zweiten Messansatzes stellt. Das IMD publiziert seine Befunde in „The World Competitiveness Yearbook“. Abb. 2: Zusammenhang der Globalindikatoren von IMD und WEF WEF-Score

6,0

5,5

5,0

Südafrika

4,5

USA Singapur

Italien Ungarn Slowakei Mexiko Türkei Polen Jordanien Indien Indonesien Kroatien Russland Kolumbien Griechenland Rumänien Philippinen Ukraine Brasilien Bulgarien Peru Argentinien

4,0

3,5

Schweden Schweiz Deutschland Dänemark Japan Finnland Niederlande GroßKanada Südkorea Taiwan brittanien Hongkong Norwegen Israel Österreich Frankreich Australien Malaysia Belgien Irland Neuseeland Chile Luxemburg Estland Spanien Thailand Tschechien China Portugal Litauen Slowenien

Venezuela

IMD-Score 3,0 30

50

70

90

Quelle: eigene Auswertung auf der Basis der Daten von IMD und WEF (2007).

(3) Kritische Würdigung: So beeindruckend und in Teilbereichen instruktiv die Zahlenwerke der praxisorientierten Management-Institute (z.B. IMD, WEF) auch sein mögen. Aufs Ganze und aus wissenschaftlicher Sicht gesehen sind sie doch kaum mehr als das Ergebnis eines mehr oder minder naiven Empirismus. Der Zusammenhang zwischen den Indikatoren ist einerseits erstaunlich eng. Andererseits besagt der Determinationskoeffizient (r2 0,77) aber auch, dass 20-30% der Datenvarianz Fehlervarianz sind. Dafür sorgt u.a. das Abschneiden von Südkorea, Japan, Großbritannien, Deutschland, Finnland, Schweden, Dänemark, Schweiz und USA. Deren Positionen variieren auf der WEF-Rangskala kaum, auf der IMD-Rangskala hingegen beträchtlich. Zwar sind, wie etwa R. Reichel darlegt, u.a. aus methodologisch-statistischer Sicht erhebliche Vorbehalte angebracht, z.B. was die dimensionale Struktur der Ansätze und die Aggregation der Einzel- zu einem Globalindikator anbelangt. Dennoch erfreuen sich beide Instrumente in Praxis und Politik großer Beliebtheit. " Institute for Management Development (Ed.): The World Competitive Yearbook, Lausanne 2009. Piper, N.: Deutsche Wirtschaft fällt zurück, in: Süddeutsche Zeitung, Nr.159 (14.7.1999), S.23. Müller, S.; Kornmeier, M.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Irrungen und Wirrungen der Standort-Diskussion, München 2000. Reichel, R: Ökonomische Theorie der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften, Wiesbaden 2002.

Institute for Research on Intercultural Cooperation Management

Institute for Training in Intercultural

652

Institute for Training in Intercultural Management

Institute for Training in Intercultural Management 1985 in Den Haag gegründet, bietet das ITIM mit Hilfe von Partnerorganisationen in Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland, Schweden, Südafrika und den USA interkulturelles Training in zahlreichen Ländern an ( Training, interkulturelles). In dessen Zentrum stehen UnterVerhandlungsführung und Kommunikation im interkulturellen Kontext sowie zum Einricht in Landeskultur auf Managementkonzept und Organisationsstruktur. Das ITIM kooperiert fluss der mit dem von G. Hofstede geleiteten Institute for Research on Intercultural Cooperation (IRIC) der Universität Limburg/Maastricht. Deshalb konzentrieren sich dort die Trainingsmaßnahmen auf die fünf Kulturdimensionen ( Hofstede-Kulturstudie). Dabei wird vor allem Wert auf eine kognitiv-anaKultur gelegt. Verhaltensorientierte, auf einzelne Kullytische Auseinandersetzung mit dem Thema turen zugeschnittene Trainingsinhalte gehören nicht zu dem Ausbildungsprogramm. Es eignet sich somit vor allem als Basistraining. Institute of Liberty and Democracy

Kriegsrisiko

Institute of London Underwriters Institute War Clauses

Entwicklungspolitik

Kriegsrisiko

Institutional Investor-Country Rating Institutional Investor-Rangliste Institutionen

Länderrisiko

Länderbonität

Entwicklungsländer

Instrument for Structural Policies for Pre-Accession Intangible Asset Integral-Franchise

PHARE

Multinationales Unternehmen Franchise

Integration vieldeutiger Begriff (vgl. u.a. Konfliktstil) (1) Aus volkswirtschaftlicher Sicht meint Integration sowohl den Prozess als auch das Ergebnis des Staaten zu einem Wirtschaftsgebiet. mehr oder minder weitgehenden Zusammenschlusses von Drittländern Dabei räumen sich die beteiligten Staaten wechselseitig Handelsvorteile ein, die sie verwehren. Die konkrete Ausgestaltung dieser Vorteile hängt von der jeweiligen Integrationsstufe ab (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Formal gesehen werden zwei Arten von Integration unterschieden: die Handelshemmnissen aller Art mit der Zielsetzung, die Integfunktionelle Integration (= Abbau von ration den dadurch „befreiten“ Marktkräften zu überlassen) und die institutionelle Integration. Hierbei wird versucht, den Integrationsprozess dadurch zu fördern, dass man Kompetenzen von den nationalen supranationalen Institutionen überträgt (z.B. Gesetzgebungs- oder Strafverauf die entsprechenden folgungskompetenz). PräDas Konzept der Integration ist mehrgliedrig zu verstehen: Über verschiedene Vorstufen (z.B. Assoziierungsabkommen) wird zunächst die ausschließlich wirtschaftliche und schließferenz- oder lich die vollständige (d.h. auch politische) Integration angestrebt. Ganz am Anfang dieses Prozesses steht das bilaterale Handelsabkommen, das die Zusammenarbeit zweier Staaten bei einem oder mehreren Einzelvorhaben regelt ( Handelsabkommen). Diese Spielart der Integration entfaltet die geringste Bindungswirkung, während bei der Endstufe, der Politischen Union, die Partnerländer bereit sein müssen, ihre nationale Souveränität weitgehend aufzugeben (vgl. Abb. 2, übernächste Seite).

Integration

653

Abb.1: Erscheinungsformen regionaler Integration Vorstufen der Integration

Wirtschaftliche Integration

Vollständige Integration

Delegation entscheidender Bereiche nationaler politischer Souveränität an eine gemeinsame Regierung / Legislative mit dem Ziel einer gemeinsamen Außenund Sicherheitspolitik.

& Zollunion

Freihandelszone Assoziierungsabkommen Präferenzabkommen Handelsabkommen

&

Gewährleistet seinen Mitgliedern nicht nur Güter-, sondern auch Faktormobilität (Freiheit von Arbeitsplatzwahl, Personen- / Kapitalverkehr sowie Niederlassungsund Gewerbefreiheit)

&

Zunehmende wirtschaftspolitische Kooperation und Übertragung von Kompetenzen auf Gemeinschaftsinstitutionen.

Politische Union

Wirtschafts- und Währungsunion

Gemeinsamer Markt & Eine Freihandelszone, die gegenüber Drittländern einen gemeinsamen Außenzoll erhebt.

& Aufhebung aller Handelshemmnisse zwischen zwei oder mehreren Staaten

& Besonderes Verhältnis zwischen einem Land und einer Staatengemeinschaft (z.B. Türkei / EU)

& Gewähren ein- oder wechselseitiger Vorteile (z.B. Zollpräferenz) Bsp.: Lomé -Abkommen

& Zusammenarbeit bei Einzelvorhaben

Quelle: eigene Darstellung auf der Basis von Zentes/Swoboda (1997, S.176ff.).

Über den aktuellen Stand und den künftigen Verlauf der Integration geben zwei Indikatoren Auskunft: Integrationstiefe und Integrationsgeschwindigkeit. Die erreichte Integrationstiefe kann anhand folgender Elemente des Integrationsprozesses erfasst und bewertet werden: Freiheit des Handels mit Gütern und Dienstleistungen, Freiheit des Kapitalverkehrs, Freiheit des Arbeitskräftetransfers, Art und Anzahl supraregionaler Institutionen, monetäre Koordination, fiskalische Koordination. Hinweise auf die Dynamik der Integration gibt die Differenz zwischen dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum des Handels und dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum der Produktion in einer Region. Eine überdurchschnittliche Integrationsgeschwindigkeit ist Indiz einer stärkeren innerregionalen Vernetzung der Einzelmärkte, was wiederum für die Dauerhaftigkeit der Integration der beteiligten Länder spricht. Mit Blick auf die Wirkungen von Integration lassen sich interne und externe Effekte unterscheiden (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Aufgrund des Abbaus von Handelshemmnissen zwischen den Mitgliedsstaaten und des gleichzeitigen Erhalts dieser Barrieren gegenüber Nichtmitgliedern ( Festung Intrahandel intensivieren ( Handelsschaffung), großenteils aufgrund von Europa) wird sich der Drittländern zugunsten von Mitgliedsländern: Das Handelsumlenkung des Warenaustauschs mit Volumen des Extrahandels schrumpft (= Handelsablenkung). Variable Integration als Bestandteil des (2) Die empirische Wirtschaftsforschung betrachtet die Operationalisierung des Institute Konstrukts „Offenheit einer Volkswirtschaft“, das gemäß der for Management Development (IMD) eine der Dimensionen internationaler Wettbewerbsfähigkeit ist. Wirtschaftsräume: Wie ihre Gemeint ist hier die wahrgenommene Integration des eigenen Landes in

654

Integration

Kollegen aus den Niederlanden sowie Finnland, Irland und Dänemark sind deutsche Führungskräfte mehr als andere der Meinung, diese Art von Offenheit verschaffe den Unternehmen ihres Landes hinWettreichend Möglichkeiten, Auslandsmärkte zu erschließen ( Offenheit, volkswirtschaftliche; bewerbsfähigkeit, internationale; vgl. Abb. 3). Abb. 2: Wirkungen von Integration intern (Mitgliedsländer) kurzfristig

mittelfristig

extern (Drittländer)

Handelsschaffung

Handelsablenkung

Verstärkte Handelsschaffung Kosten- und Innovationseffekte Verlust von Privilegien

Handelsschaffung Induzierte Kostenund Innovationseffekte Verlust von Privilegien

Quelle: Koch (2006, S.41), geringfügig modifiziert.

Abb. 3: Rangfolge des Integrationsgrades „Grad der Integration des eigenen Landes in den regionalen Wirtschaftsraum ... ... reicht nicht aus (= 1) ... reicht aus (= 10) ... um den heimischen Unternehmen Zugang zu den Auslandsmärkten zu verschaffen.“ Rang

Land

Integrationsgrad

Rang

Land

Integrationsgrad

1

Deutschland

8,83

24

Griechenland

6,11

2

Finnland

8,68

25

Chile

6,05

3

Irland

8,51

26

Taiwan

5,65

4

Niederlande

8,43

27

Philippinen

5,60

5

Dänemark

8,32

28

Argentinien

5,54

6

Belgien

8,23

29

Ungarn

5,51

7

Österreich

8,14

30

Japan

5,47

8

Kanada

7,89

31

Venezuela

5,44

9

Luxemburg

7,89

32

Indonesien

5,42

10

Singapur

7,68

33

Australien

5,40

11

Hongkong

7,55

34

Thailand

5,30

12

Frankreich

7,50

35

Türkei

5,27

13

Spanien

7,50

36

Norwegen

5,21

14

Mexiko

7,46

37

China

5,16

15

Portugal

7,23

38

Israel

4,93

16

Schweden

7,09

39

Tschechische Republik

4,91

17

Großbritannien

6,94

40

Kolumbien

4,83

18

Island

6,86

41

Südafrika

4,75

19

USA

6,67

42

Südkorea

4,31

20

Malaysia

6,46

43

Russland

3,50

21

Neuseeland

6,44

44

Polen

3,08

22

Italien

6,44

45

Schweiz

3,03

23

Brasilien

6,32

46

Indien

2,55

Quelle: IMD: The World Competitiveness Yearbook (1998, S.378).

Integration-Responsiveness-Ansatz

655

(3) In der Literatur zum Internationalen Personalmanagement wird die ideale Form der Anpassung von Expatriates ( Entsendung) an fremdkulturelle Bedingungen häufig als Integration bezeichnet. Ihre emotionale und intellektuelle Reife versetzt Integrierer in die Lage zu erkennen, dass Loyalität gegenüber dem Gastland nicht zu Lasten des Herkunftslandes gehen muss (und umgekehrt). Im Weltbürgers. Unter Reintegration versteht das InternaExtremfall verkörpern sie den Typus des tionale Personalmanagement die Wiedereingliederung von Entsandten nach ihrer Rückkehr vom AusStammhaus ihres Unternehmens. landseinsatz in ihre Herkunftsgesellschaft und/oder das (4) Die mit Hilfe verschiedener „Auslandsquoten“ gemessene Integration des Auslandsgeschäfts in den Unternehmensverbund ist ein Maß des Internationalisierungsgrades einzelner Unternehmen. (5) Weiterhin können, wie M. Kutschker umfassend darstellt, folgende Sachverhalte gemeint sein: Integration verschiedener Unternehmenskulturen in einem Multinationalen oder Globalen Unternehmen, Integration innovativer Philosophien, Konzepte oder Instrumente in die Unternehmenspraxis, Integration der Transformationsländer in den Weltmarkt. Die zunehmende Integration der Dritten Welt in den Weltmarkt etwa ist wesentlich darauf zurückmultinationale Konzerne in den Entwicklungsländern Tochtergesellschaften zuführen, dass gründen bzw. immer größere Anteile ihrer Produktion dorthin verlagern. Hierfür haben vor allem drei Liberalisierung bzw. Deregulierung der Märkte, der Abbau von InvestiEntwicklungen gesorgt: die tionshemmnissen sowie die Minderung der Produktionskosten in diesen Ländern durch den Einsatz Infrastruktur. neuer Technologien und eine verbesserte (6) Ein Meilenstein auf dem Weg zur Integration eines Großteils der Länder Europas in der EuElysee-Vertrag. Charles de Gaulle wandte sich damals, d.h. nach dessen ropäischen Union war der Unterzeichnung am 22.1.1963, an Konrad Adenauer mit den Worten: „Voilà, monsieur le chancelier, c'est le début de l'intégration.“ (7) Die Integration ausländischer Arbeitnehmer in eine Gesellschaft bzw. Volkswirtschaft kann zum einen humanistisch motiviert sein (weil man diesen Menschen nicht nur ein Leben als Mitarbeiter, sondern auch als Mitbürger ermöglichen möchte). Zum anderen werden mit dieser Strategie auch vorrangig ökonomische Ziele verfolgt, wie sich an dem 1992 von der Landesregierung sowie rund 70 Institutionen und Unternehmen gegründeten Aktionsbündnis Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz zeigen lässt. Angesichts eines prognostizierten mittelfristigen Fachkräftemangels verfolgt dieses Forum das Ziel, das Potenzial der ausländischen Mitbürger besser als bislang zur Stärkung der heimischen Wirtschaft zu nutzen. Neben der quantitativen Dimension (von den knapp 300.000 in Rheinland-Pfalz lebenden Ausländern waren im Jahre 2002 ungefähr 41% erwerbstätig) besitzt diese Initiative auch eine qualitative Dimension: Die Aufgabe, die kulturelle Vielfalt zu nutzen ( Diversity Management). " Blank, J.E.; Clausen, H.; Wacker, C.: Internationale ökonomische Integration, München 1998. Durth, R.: Politische Randbedingungen einer wirtschaftlichen Integration, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 30.Jg. (2001), Nr.6, S.298-302. Hufbauer, G.C.; Schott, J.J.: Western Hemisphere Economic Integration, Washington/D.C. 1994, pp.3ff. IMD (Ed.): The Word Competitiveness Yearbook, Lausanne 2008. Janssens, M.: Intercultural Interaction. A Burden on International Managers? in: Journal of Organizational Behavior, Vol.16 (1995), pp.155-167. Kutschker, M. (Hrsg.): Integration in die internationale Unternehmung, Wiesbaden 1998. Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006. Kortmann, W.: Reale Außenwirtschaftslehre, Stuttgart 1998. Proff, H.: Bedeutung der zunehmenden Regionalisierung der Weltwirtschaft für die Gesamtunternehmensstrategien international diversifizierter Unternehmen, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 67.Jg. (1997), Nr.5/6, S.601-623. Zentes, J.; Swoboda, B.: Grundbegriffe des Internationalen Managements, Stuttgart 1997, S.175-178.

Integration-Responsiveness-Ansatz geht davon aus, dass die Führung international agierender Unternehmen ihre Entscheidungen regelmäßig im Spannungsfeld zweier Dimensionen zu fällen hat: Integration und Responsiveness. Allerdings hat sich, ausgehend von der wegweisenden Arbeit von C. Prahald, im Laufe der Zeit ein höchst unterschiedliches Begriffsverständnis entwickelt. Vorrangig ist die Auffassung, dass beide Konzepte Standorterforderlich sind, den Umgang von Unternehmen mit heterogenen lokalen Gegebenheiten, bedingungen etc. zu erfassen. Integration meint dabei die Notwendigkeit bzw. Vorteilhaftigkeit, die über verschiedene Wirtschaftsräume verteilte Unternehmenstätigkeit zu koordinieren ( Koordina-

656

Integrationsabkommen

tion), und Responsiveness die „Empfänglichkeit“ für nationale Unterschiede bzw. das Ausmaß der Notwendigkeit, sich variierenden Standortbedingungen anzupassen ( Anpassung). Der I-R-Ansatz wurde wiederholt genutzt, um Typen international tätiger Unternehmen abzugrenzen und zu beschreiInternationalen Unternehmens dann angemessen, wenn ben. Dieser Logik folgend ist der Typus des weder die Notwendigkeit der Integration noch die der Anpassung bestehen (bzw. signifikante Vorteile im internationalen Wettbewerb bieten; Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Interessant ist in Transnationalen Unternehmens. Den Konflikt, der zwidiesem Zusammenhang der Typus des schen dem gleichzeitigen Streben nach Anpassung an lokale Gegebenheiten einerseits und dem Zwang zur globalen Integration andererseits besteht, löst es „durch den Aufbau einer integrierten und interdeNetzwerkstruktur, welche die verteilten Standorte eines internationalen Unternehmens pendenten und deren Wertschöpfungsaktivitäten vernetzt“. " Bartlett, C.: Building and Managing the Transnational. The New Organizational Challenge, in: Porter, M.E. (Ed.), Competition in Global Industries, Boston 1986, pp.367-401. Levasier, I.M.: International tätige Unternehmen, in: Haas, H.-D.; Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft, München 2006, S.645-668. Prahald, C.: The Strategic Process in Multinational Corporation, Diss., Boston/MA 1975. Holtbrügge, D.; Welge, M.K.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2010.

Außenhandelspolitik

Integrationsabkommen

Integrationstheorie befasst sich auf der Basis der Theorie des internationalen Handels mit der Bildung von ZollIntegration in Gestalt des Abbaus von tarifären und nichttarifären Handelsunionen. Dabei wird hemmnissen erfasst. Theoriegemäß hat dies eine Intensivierung des grenzüberschreitenden Güteraustauschs zur Folge. Eine Besonderheit stellen in diesem Zusammenhang Grenzregionen dar. Werden nationale Barrieren abgebaut, so wächst ihr Marktgebiet überproportional (im Vergleich zu BinnenreOffenheit einer Volkswirtschaft mehr als alles andere die gionen). Dies hat zur Folge, dass die Standort-Qualität von Grenzregionen erhöht. " Commission of the European Communities (Ed.): On the Impact of Enlargement on Regions Bordering Candidate Countries, Brussels 2001. Stiller, S.: Integrationseffekte in Grenzregionen. Aussagen der ökonomischen Theorie, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 32.Jg. (2003), Nr.9, S.535-538. Viner, J.: The Customs Union Issue, New York 1950.

Integrierer

Akkulturation

Integrierte Organisationsstruktur

Produktpolitik, integrierte

Integrierte Produktpolitik Integriertes Netzwerk Integrität

Gesicht;

Integritätspakt Integrity Award

Organisationsstruktur, integrierte

Netzwerkansatz Gesicht wahren;

Global Compact;

Global Governance

Korruption Transparency International

Intelligenz Summe der kognitiven und emotionalen Fähigkeiten, welche Menschen in die Lage versetzen, Probleme zu analysieren, Zusammenhänge zu erkennen und Problemlösungen zu finden. Folgt man dem Konzept der multiplen Intelligenz, so sollte in kollektivistischen Gesellschaften die interpersonale wie auch die sprachlich-linguistische Intelligenz besonders wichtig sein, während in individualistischen Gesellschaften die intrapersonale und die logisch-mathematische Intelligenz stärker wertgeschätzt werden ( Individualismus vs. Kollektivismus). Darüber hinaus unterscheidet H. Gardner die räumliche Intelligenz, die körperlich-kinästhetische Intelligenz und die musikalische Intelligenz.

Interdependenz, kulturelle

657

" Gardner, H.: Frames of Mind. The Theory of Multiple Intelligences, New York 1983. Rost, D.H.: Multiple Intelligenzen, multiple Irritationen, in: Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 22.Jg. (2008), S.97-112.

Intelligenz, emotionale

Kompetenz, emotionale

Intelligenz, kulturelle Fähigkeit einer Person, in der Interaktion mit Angehörigen anderer Kulturen sich den dadurch gegebenen sozialen Bedingungen anzupassen. Dazu bedarf es so genannter metakognitiver Strategien, der Fähigkeit und Bereitschaft, Informationen außerhalb des bisherigen eigenen Erfahrungsbereiches zu suchen und, angesichts von unausweichlichen Hindernissen und Rückschlägen, Beharrlichkeit. Das Konzept der kulturellen Intelligenz ist zum einen von komplementären Intelligenzkonzepten (kognitive Konstrukt der kulturellen Kompetenz abIntelligenz, soziale Intelligenz etc.) und zum anderen vom zugrenzen ( Kompetenz, interkulturelle). " Earley, P.C.: Redefining Interactions Across Cultures and Organizations. Moving Forward with Cultural Intelligence, in: Staw, B.M.; Kramer, R.M. (Eds.), Research in Organizational Behavior, Vol.24, Oxford/UK 2002, pp.271-299. Earley, P.C.; Aug, S.: Cultural Intelligence. Individual Interactions Across Cultures, Stanford/CA 2003.

Inter Caetera Divinae

Aeterni Regis

Interaktion, zwischenmenschliche

Proxemik

Interamerikanische Entwicklungsbank mit einem kumulierten Kreditvergabevolumen von ca. 129 Mrd. $ die größte multilaterale Finanzierungsinstitution für Lateinamerika und die Karibik. Die 1959 in Washington D.C. gegründete und dort nach wie vor ansässige IDB vergibt jährlich Mittel in Höhe von ca. 8.5 Mrd. $. Neben den 26 lateinamerikanischen und karibischen Kreditnehmerländern zählen 20 weitere Staaten zu den Mitgliedern (unter ihnen die Bundesrepublik Deutschland). Als Entwicklungsbank beschränkt sich die IDB aber nicht auf die Finanzierungsfunktion, sondern führt auch jährlich mehrere praxisorientierte Seminare zu Themenbereichen wie Beschaffungswesen, Infrastruktur, Sektorenentwicklungen etc. durch. ( http://www.iadb.org Intercultural Development Inventory misst die Einstellung gegenüber kulturellen Unterschieden. Aufbauend auf dem EntwicklungsmoSensibilität wird von sechs Stufen der Wahrnehmungsentwicklung und des dell interkultureller ethnozentrische Umgangs mit kulturellen Unterschieden ausgegangen ( Diversität). Die erste, die Phase besteht aus den Entwicklungsstufen Verleugnung (kulturelle Unterschiede werden wahrgenomstereotyp verarbeitet), Abwehr (kulturelle Unterschiede werden bewusster men, aber hochgradig wahrgenommen, aber als Ausdruck der Unterlegenheit der Fremdkultur gedeutet) und Minimalisierung Ethnorelativismus bezeichnet. Es fol(kulturelle Unterschiede werden nivelliert). Phase 2 wird als gen Akzeptanz, Anpassung und Integration. Fünf dieser Stufen der Entwicklung interkultureller Sensibilität (außer Integration) werden mit Hilfe von 50 Items gemessen. " Bennett, M.: A Developmental Approach to Training for Intercultural Sensitivity, in: International Journal of Intercultural Relations, Vol.10 (1986), pp.179-196. Hammer, M.; Bennett, M.: Intercultural Development Inventory (IDI) Manual, Portland 1998.

Intercultural Sensitivity Scale Interdependenz, dyadische

Sensibilität, interkulturelle Netzwerkansatz

Interdependenz, kulturelle durch kulturelle „Bedingungen“ (häufig Religion) geschaffene wechselseitige „Abhängigkeit“ zwischen Ländern bzw. Märkten. Interdependenz ist dann gegeben, wenn Veränderungen, die sich in einem Land vollziehen, entsprechende Auswirkungen auf andere Länder haben. So sind, trotz erhebli-

658

Interdependenz, sequenzielle

cher Unterschiede in der sozioökonomische Situation, die Golf-Staaten und die Maghreb-Staaten interislamische Länder. dependente Kulturen; denn es handelt sich jeweils um " Terpstra, V.; Sarathy, R.: International Marketing, 7th Ed., Orlando/FL 1997.

Interdependenz, sequenzielle

Netzwerkansatz

Interdependenzrisiko erwächst im Rahmen (globaler) Wertschöpfungsketten bzw. -netzwerke aus der arbeitsteiligen Organisation der Leistungserstellung ( Supply Chain Management). Prinzipiell ist die Vielfalt möglicher Erscheinungsformen derartiger Interdependenzrisiken nahezu unbegrenzt ( Risiko). Das Spektrum reicht von Dispositionsfehlern und Qualitätsmängeln ( Qualitätsmanagement) bis hin zu Zeitproblemen ( Just in Time). " Krüger, R.: Das Just-in-Time-Konzept für globale Logistikprozesse, Wiesbaden 2004.

Interimssprache Durchgangsphase beim Erlernen einer Sprache schwankt der fremden Interindustrieller Handel

Fremdsprache, die zwischen Unkenntnis und Beherrschen

Handel, interindustrieller

Interkulturalität (1) bezieht sich in starkem Maße auf interkulturelle Kommunikation ( Kommunikation, interkulturelle), meint aber nicht nur den Vorgang an sich, sondern vor allem auch Ergebnisse und Konsequenzen interkultureller Kommunikation. Damit in Zusammenhang stehen Begriffe wie Hybridität, Métissage und kultureller Synkretismus, die unterschiedliche Formen der „Kulturmischung“, d.h. der kreativen Verbindung und Verschmelzung unterschiedlicher Artefakte, Kulturstandards und Mentefakte Métissage ist der Schlüsselbegriff zum Verständnis von Ideologie und Zielen der Kolobezeichnen. Assimilation der Kulturen des Mutnialmacht Frankreich (= „assimilierende Verschmelzung Kolonien unter der Hegemonie der französischen Kultur“ H.-J. Lüseterlandes mit denen der Rassen- und Kulturtrenbrinkk ), während die Kolonialmacht Deutsches Reich auf Segregation, auf nung setzte ( Kolonie). Neokonservatismus entwickelt. (2) Als Gegenbewegung zur Interkulturalität hat sich der " Lüsebrink, H.-J.: Interkulturelle Kommunikation, Stuttgart 2005, S.14ff.

Interkulturell „zwischen“ verschiedenen Kulturen (vs.

multilateral und

Interkulturelle Kommunikationskompetenz

supranational)

Kompetenz, interkulturelle

Interkulturelle Psychologie interdisziplinäre Wissenschaft (z.B. Ethnologie, Psychologie, Sozialpsychologie), zu deren methodologischen Besonderheiten kulturvergleichende Untersuchungen zählen ( Vergleichsanalyse). Im Mittelpunkt des Interesses der im angelsächsischen Sprachraum als Cross-Cultural Psychology bezeichneten Disziplin steht die Analyse kulturspezifischer Wahrnehmungs-, Denk-, Lern- und Verhaltensmuster, wie sie beim Aufeinandertreffen von Angehörigen verschiedener Kulturen aktiviert werden. Prägend für das Forschungsfeld Culture & Cognition etwa waren Studien zur Überprüfung der ethnischer Gruppen Theorie der kognitive Stile. Wie am Beispiel der Tenne und der Mende, zweier in Sierra Leone, nachgewiesen werden konnte, entwickeln sich die Stile Feldabhängigkeit und FeldunSozialisationsbedingungen (insb. dominanter, direktiver abhängigkeit entsprechend den jeweiligen vs. nichtdirektiver Erziehungsstil). Bedeutsam für die Disziplin sind weiterhin erkenntnistheoretische

Interkulturelles Marketing

Grundsatzdiskussionen (z.B. kultureller Evolutionismus vs. kultureller Relativismus; Wissenschaftstheorie). kultureller;

659

Relativismus,

" Straub, J.; Thomas, A.: Positionen, Ziele und Entwicklungslinien der kulturvergleichenden Psychologie, in: Thomas, A. (Hrsg.), Kulturvergleichende Psychologie, Göttingen 2002, S.29-80.

Interkultureller Forschungsansatz untersucht die Interaktion von Unternehmen, Managern, Käufern, Verkäufern und Anteilseignern aller Kulturen stammen. Dabei treffen Produkte bzw. Leistungen, die von Art, die aus verschiedenen Angehörigen einer Kultur hergestellt wurden, mit Nachfragern, die einer anderen Kultur angehören, Austauschbeziehungen. Gegenstand der aufeinander. Insofern handelt es sich um interkulturelle Variablen wie Risikobereitschaft, Akzeptanz, Kauf-/PreisbeAnalyse können klassische Konflikte, Vorurteile, Gesprächsreitschaft etc. sein. Wichtige Forschungsobjekte sind weiterhin Rituale und Symbole. Der interkulturelle Forschungsansatz (intertechniken u.a., aber auch cultural) ist vom Cross Cultural-Forschungsansatz abzugrenzen ( Interkulturelles Marketing). " Floßdorf, B.: Interkulturelle Psychologie, in: Asanger, R.; Wenninger, G. (Hrsg.), Handwörterbuch der Psychologie, 4.Aufl., Weinheim 1988, S.327-331. Usunier, J.-C.; Lee, J.A.: Marketing Across Cultures, 5th Ed., Harlow 2009.

Interkulturelles Management befasst sich vorzugsweise mit der Interaktion von Kulturen im weitesten Sinne (insb. von AngehöLandeskulturen), bspw. durch die Analyse von interkulturellen Geschäftsberigen unterschiedlicher ziehungen. Beliebte Forschungsthemen sind z.B. Möglichkeiten einer erfolgversprechenden AusgestalJoint Ventures bzw. internationaler Strategischer Allianzen, Gründung austung internationaler Tochtergesellschaften ( Auslandsniederlassung), Akquisition ausländischer Unternehländischer men ( Merger & Acquisition), Bildung interkulturell besetzter Teams ( Team, multikulturelle) bzw. Führung von Mitarbeitern aus verschiedenen Kulturen ( Führungsstil). Auch die sonstigen Kooperation, welche der Markterschließung Formen der interkulturellen Zusammenarbeit bzw. Export- oder Lizenzabkommen ( Markterdienen, sind von Interesse. Hierzu zählen z.B. das schließungsstrategie). Konkret wird die Interaktion von Unternehmern, Führungskräften, Käufern, Verkäufern oder Anteilseignern untersucht, sofern sich deren Verhalten aufgrund kulturell geprägter Eigenheiten signifikant voneinander unterscheidet ( Kulturstandard). Zentrale abhängige Variablen Risikobereitschaft, Konfliktverhalten ( Konfliktmanagesind für das Interkulturelle Management Vorurteile, Gesprächstechniken, Rituale, kulturgerechte Interpretation von Symbolen ment), etc. ( Semiotik; Variable, abhängige). " Bergemann N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.): Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2003. Hasenstab, M.: Interkulturelles Management, Sternenfels 1999. Kumar, B.N.: Interkulturelle Managementforschung. Ein Überblick über Ansätze und Probleme, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 17.Jg. (1988), Nr.8, S.389-394. Rothlauf, J.: Interkulturelles Management, 3.Aufl., München 2009. Soderberg, A.-M.; Holden, N.: Rethinking Cross Cultural Management in a Globalizing Business World, in: International Journal of Cross Cultural Management, Vol.2 (2002), No.1, pp.103-121.

Interkulturelles Marketing (1) geht davon aus, dass Unternehmen, die in mehreren Ländern agieren, dabei auf Institutionen und Kulturraum mit charakteristischen Werten, EinIndividuen treffen, die in einem bestimmten Sitten & Gebräuche). Diese stellungen und Verhaltensweisen verwurzelt sind ( Kulturstandard; kulturellen Eigenheiten gilt es bei der Gestaltung des gesamten Marketing-Mix wie auch einzelner Standardisierungspotenzial bzw. Differenzierungsbedarf. KulturelPolitiken zu beachten, je nach le Unterschiede prägen aber nicht nur die vorgelagerten kognitiven und emotionalen Stufen von Entscheidungen (Werte, Einstellungen etc.), sondern auch das sichtbare Konsumverhalten ( Konsumentenverhalten; Konsumentenverhaltensforschung, interkulturelle). Interkulturelles Marketing verfolgt das Ziel, eine Marketing-Strategie zu entwickeln, welche einerseits relevanten kulturellen Unterschieden in den Zielmärkten gerecht wird, andererseits aber auch bestehende Gemeinsamkeiten (im Sinne des „größten gemeinsamen kulturellen Nenners“) nutzt, um sowohl Skalenvorteile als auch Differenzierungsvorteile erzielen zu können ( Skaleneffekt). Je nach Standar-

660

Interkulturelles Marketing

disierungspotenzial bzw. Differenzierungsbedarf werden alle oder nur ausgewählte Instrumente des Kommunikationspolitik oder Produktpolitik). In dem Maße, Marketing-Mix standardisiert (z.B. Fit zwischen Difwie dieser Ansatz systematisch verfolgt und jeweils der optimale strategische Standardisierung gesucht wird, verfolgt das Unternehmen die Strategie der Differenzierung und ferenzierten Standardisierung (Abb. 1). Abb. 1: Von der S/D-Debatte zur Strategie der Differenzierten Standardisierung

oder Standardisierung

Differenzierung Kontingenzansatz Kontingenzvariablen • Makroökonomisch • Mikroökonomisch

Kultur

• Unternehmensbezogen • Produktspezifisch

Interkulturelles Marketing kulturelle Gemeinsamkeiten

kulturelle Unterschiede

Strategie der Differenzierten Standardisierung

und

Standardisierungsvorteil

?

?

?

Differenzierungsvorteil

?

?

Quelle: Müller/Gelbrich (2004, S.488).

Interkulturelles Marketing ist immer dann angezeigt, wenn die zu bearbeitenden Märkte kulturell heterogen sind und kultursensible Leistungen vermarktet werden sollen ( Culture Bound-Hypothese). Denn unter diesen Bedingungen verbietet sich im Regelfall eine standardisierte Marktbearbeitung. (Landes-)Kulturen. Interkulturelles Marketing analysiert im weitesten Sinn die Interaktion von Hierbei kann es sich um das Zusammentreffen von Konsumenten der einen Kultur mit Produkten (bzw. Country of Origin-Forschung“. Ein weiterer AnArtefakten) einer anderen Kultur handeln (vgl. z.B. wendungsfall ist die Interaktion von Unternehmern bzw. Führungskräften, Käufern und Verkäufern (einschließlich der jeweiligen Unternehmen), welche über einen unterschiedlichen kulturellen Hintergrund bzw. eine spezifische kulturelle Erfahrung verfügen ( Diversität). Die Bereitschaft zur Interaktion kann gering sein, bspw. wenn die psychische oder die kulturelle Distanz der Betreffenden zu dem Kulturkreis groß ist ( Distanz, kulturelle; Distanz, psychische). Kommt es zu Kontakanderen ten, so bedarf es der interkulturellen Kompetenz der Beteiligten ( Kompetenz, interkulturelle). (2) Aus strategischer Sicht ist das Interkulturelle Marketing an der Schnittstelle der im InterStandardisierungs-/Differenzierungs-Debatte nationalen Marketing besonders intensiv geführten einerseits und der Strategie der internationalen Marktsegmentierung andererseits angesiedelt. Es ist Internationale zugleich der Versuch, die Phase der beispielhaften Argumentation, welche für das Marketing lange Zeit charakteristisch war, zu überwinden und kulturell homogene Cluster von Märkten

Interkulturelles Marketing

661

zu identifizieren, die standardisiert bearbeitet werden können, sei es mit einzelnen MarketingInstrumenten oder sei es insgesamt. Für diese komplexe Marktsegmentierung spielt das Konstrukt „Kultur“ ( Hofstede-Kulturstudie) eine entscheidende Rolle. Sodann versucht Interkulturelles Marketing, Instrumente, die sich in einem bestimmten kulturellen Kontext bewährt haben, auf kulturell vergleichbare Märkte zu übertragen (d.h. zu „multiplizieren“ und damit die Effizienz der Marktbearbeitung entscheidend zu steigern). Die Bündelung von Ländern bzw. Kulturen, deren Mitglieder vergleichbare Wahrnehmungs-, Emotions-, Denk- und Verhaltensmuster aufweisen (vgl. Abb. 2, nächste Seite), ist zum einen Voraussetzung dafür, dass das Management vom Einzelfall und damit vom Zufälligen absehen und das für die Strategiefindung Grundlegende erfassen kann. Zum anderen lassen sich kritische Entwicklungen dadurch nicht nur beschreiben, sondern auch erklären und prognostizieren: Dass sich in Südostasien manche Länder ökonomisch dynamisch entwickeln (z.B. Hongkong, Singapur, Südkorea), während andere (z.B. Pakistan, Bangladesh) stagnieren, ist offensichtlich. Aber warum? Zeichnet für das so genannte asiatische Wunder das in Religion verankerte jeweilige Wertesystem (z.B. Leistungsmotivation; ZeitbeKultur und wusstsein) verantwortlich ( Wunder, asiatisches) oder das von der Politik ( Good Governance) Institugeschaffene Anreizsystem? Möglicherweise aber ist die unterschiedliche Verfassung der tionen (z.B. Steuersystem) ein wichtiger bzw. der entscheidende Faktor? generalisieren und konZusammenfassend ermöglicht es der interkulturelle Denkansatz, Wissen zu krete Ereignisse zu prognostizieren. So lässt sich aus der Positionierung eines Auslandsmarktes im „Koordinatenkreuz der Kulturdimensionen“ der Anpassungsbedarf des eigenen Strategie- und Instrumentenmix ablesen. Ob standardisiert oder differenziert werden soll, kann nunmehr rational entschieden werden (und nicht dogmatisch oder intuitiv). Ein Automobilhersteller bspw. wird in maskulinen Ländermärkten vermutlich Werbebotschaften ausstrahlen, die Dynamik und Aggressivität signalisieBedürfnisse wie Sicherheit und Fürsorgren, während in femininen Kulturen vor allem Appelle an Maskulinität vs. Feminität). lichkeit Erfolg versprechen ( Kommunikationspolitik, interkulturelle; (3) Mit Hilfe der Clusteranalyse ist es möglich, Märkte kulturell zu typisieren und bereits aus der Zugehörigkeit eines neu zu erschließenden Marktes zu einem bestimmten Kulturcluster (vgl. Abb. 2, nächste Seite) wesentliche Hinweise für einen erfolgversprechenden Einsatz des Marketing-Instrumentariums abzuleiten - und zwar, ohne darüber hinausgehende Informationen über diese Märkte zu besitzen ( Cluster). So mag der Umstand, dass in angelsächsischen Ländern individualistische Werte weit verbreitet sind, einen Spielehersteller dazu veranlassen, dort eher ein konkurrenzorientiertes Sortiment anzubieten, während er in dem Cluster „Mittelmeerländer“, wo kollektive Wertvorstellungen größeren Anklang finden, Familienspiele den Vorzug geben wird (vgl. Abb. 3, übernächste Seite). Denn bei diesen ist der Erfolg des Einzelnen eher nebensächlich. (4) Interkulturelles Marketing ist indessen keineswegs nur dann angezeigt, wenn es darum geht, kulturell homogene Auslandsmärkte als Cluster und damit (weitgehend) gleichartig zu behandeln. Auch kulturell heterogene Länder (z.B. Belgien, Schweiz, USA) sind potenzielle Einsatzgebiete. Da dort Konflikte (z.B. zwischen Flamen und Wallonen in Belgien) keineswegs die Ausnahme sind und kulturelle Gleich-/Fremdartigkeit noch weniger als anderswo wertfrei erlebt wird, stellen diese Märkte das Interkulturelle Marketing vor besondere Herausforderungen. Im deutschen Sprachraum wird dafür Ethno-Marketing verwandt. Auch in Deutschland, wo vergleichsweise viele zumeist der Terminus Ethno-Marketing angezeigt. Denn erfahrungsgemäß assimiliert ausländische Mitbürger leben, ist sich nur ein geringer Teil der Ausländer wirklich, während die anderen „in der Fremde“ ihre kulturellen Eigenheiten oder Wertvorstellungen möglicherweise sogar noch stärker betonen als in ihrem GeFremdheit). Im Übrigen verkörpern die ausländischen Mitbürger bzw. burtsland ( Akkulturation; Zielgruppe, deren Verhalten je nach Herkunftsland sehr stark Konsumenten eine überaus heterogene divergieren kann. Erstaunlicherweise war den meisten Unternehmen die erhebliche Kaufkraft der in ihrem Land dauerhaft lebenden Ausländer lange Zeit nicht bewusst. Jedenfalls wurde erst in jüngerer Zeit ernsthaft versucht, den soziokulturellen Eigenheiten (Kaufverhalten, Mediennutzung oder Essgewohnheiten) dieser Zielgruppe durch eine entsprechend angepasste Marketingstrategie Rechnung zu tragen ( Konsumentenverhalten).

662

Interkulturelles Marketing

Abb. 2: Nach Maßgabe der Hofstede-Kulturdimensionen homogene Kultur-Cluster * * * * * * H I E R A R C H I C A L

C L U S T E R

A N A L Y S I S * * * * *

Dendrogram using Ward Method Rescaled Distance Cluster Combine

Label

C A S E

Peru Südkorea Salvador Chile Jugoslawien Costa Rica Portugal Uruguay Griechenland Belgien Frankreich Argentinien Spanien Brasilien Türkei Arabische Länder Japan Indonesien Westafrika Pakistan Taiwan Ostafrika Thailand Iran Guatemala Panama Ecuador Venezuela Kolumbien Mexiko Malaysia Philippinen Indien Hongkong Singapur Jamaica Dänemark Schweden Niederlande Norwegen Finnland Israel Österreich Deutschland Schweiz Südafrika Italien Australien USA Kanada Großbritannien Irland Neuseeland

0 5 10 15 20 25 Num +---------+---------+---------+---------+---------+ 37 46 40 6 25 33 Cluster 7 39 50 13 4 12 2 44 11 5

49 1 24 18 53 35 47 34 48 19 15 36 10 52 27 29 28 38 17 16 43 23 8 41 31 32 11 21 33 9 42 45 22 3 51 26 14 20 30

77

55

66

44

2

Internalisierungstheorie

663

Abb. 3: Basisstrategie des Interkulturellen Marketing

A B

Ländermärkte

Angelsächsische Länder

Standardisierung

C X Y Z

Differenzierung

Mittelmeerländer

Standardisierung

" Lindner, D.: Interkulturelles Marketing, Düsseldorf 2004. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011. Usunier, J.-C.; Lee, A.L.: Marketing Across Cultures, 5th Ed., Harlow 2009.

Interkulturelles Personalmanagement vom Internationalen Personalmanagement und vom Transnationalen Personalmanagement abzuGlobalisierung und wachsender Multikulturalität grenzendes Managementkonzept. Angesichts von Gesellschaft, sondern zunehmend auch der Mitarbeiter ( Multikulturalismus), fokusnicht nur der Diversity Management. Eine Schlüsselrolle spielt siert das Interkulturelle Personalmanagement auf auch das systematische interkulturelle Training zur Förderung interkultureller Kompetenz der MitarTraining, interkulturelles). Für die Personalauswahl ist u.a. beiter ( Kompetenz, interkulturelle; das Kriterium der interkulturellen Sensibilität bedeutsam ( Sensibilität, interkulturelle). " Bittner, A.; Reisch, B.: Interkulturelles Personalmanagement. Internationale Personalentwicklung, Auslandsentsendungen, interkulturelles Training, Wiesbaden 1994.

Interkulturelles Training

Training, interkulturelles

Internalisierung Verinnerlichung ( Theorie der Internalisierung; Wissensmanagement). (1) Im betriebswirtschaftlichen Kontext wird zunächst die verursachungsgerechte Zuordnung externer Effekt als Internalisierung bezeichnet (bspw. der CO2-Belastung der Luft durch Emissionshandel). Um Internalisierung handelt es sich aber auch, wenn ein Unternehmen darauf verzichtet, für bestimmte Wertschöpfungsanteile den Markt in Anspruch zu nehmen und die fraglichen Leistungsprozesse in das hierarchisch organisierte Unternehmenssystem integriert. (2) Im sozialwissenschaftlichen Kontext bezeichnet Internalisierung die Übernahme bzw. Aneignung Normen, Werten etc., die für eine soziale Gruppierung konstitutiv sind, durch ein Individuvon um im Rahmen der Sozialisation. Internalisierungstheorie versucht, Überlegungen, die im Rahmen der Transaktionskostentheorie angestellt werden, für die Analyse bzw. Erklärung der internationalen Unternehmenstätigkeit nutzbar zu machen: Je größer die TransaktionsUnsicherheit, je spezifischer und je seltener die Transaktion, desto höher sind c.p. die kosten, d.h. die Kosten der Abwicklung einer Transaktion mit Hilfe des Marktes, und desto größer der Anreiz, diese Transaktion zu internalisieren (d.h. innerhalb des eigenen Unternehmens zu bewerkstelligen; Internalisierung). Gemäß der Internalisierungstheorie nimmt ein Unternehmen dann Direktinvestitionen vor, wenn Transaktionen unternehmensintern günstiger bewerkstelligt werden können als durch den Markt oder wenn es sich um Transaktionen handelt, die aufgrund von Marktunvollkommen-

664

Internalisierungsvorteil

heit nicht (z.B. Gefahr des Know how-Verlusts) bzw. nur erschwert (z.B. zu hohe Kosten) durch den Markt leistbar sind. Urheberrecht) werden vor allem Transaktionen, Aus verschiedenen Gründen ( Arrow-Paradoxon; Ressourcen erstellt werden, welche unter signifikantem Einsatz von immateriellen bzw. intangiblen Dienstleistungen, wissensbasierte). Für die Internalisierung der Beschaffung internalisiert (bspw. Rohstoffen (= Rückwärtsintegration) wiederum spricht das Argument der Versorgungssichervon heit. Um Vorwärtsintegration handelt es sich, wenn der Absatzbereich internalisiert wird (bspw. um die Planbarkeit der Produktion zu verbessern). " Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.451ff. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002.

Internalisierungsvorteil

Eklektischer Ansatz

International Accounting Standards

Rechnungslegung, internationale

International Agreement on Jute and Jute Products International Atomic Energy Agency

Internationale Abkommen

Internationale Atomenergie-Agentur

International Bank for Reconstruction and Development

Weltbank

International Banking Account Number ermöglicht, im Verein mit dem Bank Identifier Code (BIS), den kostengünstigen Transfer von Auslandsüberweisungen. Die IBAN verkörpert die Vorstufe einer „europäischen Kontonummer“ ( EUStandardüberweisung). International Business Forschungsrichtung, die sich mit den Besonderheiten des Personalmanagements in Internationalen Unternehmen befasst ( Internationales Personalmanagement; Personalmanagement) International Center for Settlement of Investment Disputes barkeit International Chamber of Commerce

Investitionsschiedsgerichts-

Werberegeln

International Commercial Terms internationale Lieferbedingungen, die als Teil eines weltweit anerkannten Kanons von Regeln bzw. Internationalen Handelskammer veröffentlicht wurden. Vereinbarungen erstmals 1936 von der Diese allgemein verbindlichen, zumeist als INCOTERMS (International Commercial Terms) bezeichneten Regeln für den grenzüberschreitenden Warenaustausch wurden 1953, 1990 und 2000 jeweils neu festgelegt. (1) Indem sie sich auf eine der 13 Klauseln (Terms) einigen (vgl. Abb. 1, nächste Seite), können Vertragspartner in standardisierter Weise und damit sehr einfach festlegen und gerichtsfest dokumentieren, ab wann (d.h. zeitlich) und ab wo (d.h. räumlich) Transportkosten und -risiken vom Verkäufer auf den Käufer übergehen. Die E-Terms (= 'ex work') bspw. legen fest, dass die gehandelten Güter dem Käufer, der dann alle weiteren Kosten und Risiken zu tragen hat, im Bereich des Verkäufers bereit gestellt werden (bspw. ab Werk, ab Mühle, ab Plantage). Die F-Terms (= 'free') hingegen besagen, dass der Verkäufer die Ware auf seine Kosten und eigenes Risiko dem vom Käufer benannten so genannten Hauptfrachtführer zu übergeben hat. D-Terms (= 'delivered') wiederum verpflichten den Verkäufer zur „Ankunftsvereinbarung“: Er muss die Ware auf seine Kosten und sein Risiko zum vereinbarten Bestimmungsort transportieren lassen. C-Terms (= 'carrige') schließlich sind eine „Abgangsvereinba-

International Commercial Terms

665

rung“. Zwar hat der Verkäufer einen Transportvertrag abzuschließen und die Frachtkosten, die bis zum Bestimmungsort anfallen, zu übernehmen; der Käufer muss die Transportrisiken jedoch bereits ab dem Zeitpunkt der Verladung tragen. Abb. 1: INCOTERMS 2000 Klausel

Transportart

EXW (ex works, named place) FCA (free carrier)

Alle (= Bahn, Flugzeug, LKW, Schiff) Alle

Ab Werk (... benannter Ort)

Am benannten Werk

Am benannten Werk

Frei Frachtführer (... benannter Ort)

FAS (free alongside ship)

Schiff (= See- / Fluss-Schiff)

FOB (free on board)

Schiff

Frei Längsseite Schiff (... benannter Verschiffungshafen) Frei an Bord (.. benannter Verschiffungshafen)

CFR (cost and freight)

Schiff

Kosten und Fracht (... benannter Bestimmungshafen)

Bei Übergabe an Frachtführer am benannten Ort Längsseite des Schiffes im benannten Verschiffungshafen Passieren der Reling des Schiffes im benannten Verschiffungshafen Erreichen des Bestimmungshafens

CIF (cost, insurance and freight)

Schiff

Kosten, Versicherung und Fracht (… benannter Bestimmungshafen)

Bei Übergabe an Frachtführer am benannten Ort Längsseite des Schiffes im benannten Verschiffungshafen Passieren der Reling des Schiffes im benannten Verschiffungshafen Passieren der Reling des Schiffes im Verschiffungshafen Passieren der Reling des Schiffes im Verschiffungshafen

DES (delivered ex ship)

Schiff

Geliefert ab Schiff (… benannter Bestimmungshafen)

DEQ (delivered ex quay)

Schiff

Geliefert ab Hafen (... benannter Bestimmungshafen)

CPT (carriage paid to)

Alle

CIP (carriage and insurance paid to)

Alle

DAF (delivered at frontier) DDU (delivered duty unpaid)

Alle

Transport bezahlt bis (... benannter Bestimmungsort) Transport und Versicherung bezahlt bis (... benanntem Bestimmungsort) Geliefert Grenze (... benannter Platz) Geliefert unverzollt (... benannter Bestimmungsort)

DDP (delivered duty paid)

Alle

Alle

Quelle: Internationale Handelskammer, Paris.

Bedeutung

Geliefert verzollt (... benannter Bestimmungsort)

Übergang der Kosten

Erreichen des benannten Bestimmungshafens einschl. Transportversicherung Erreichen des benannten Bestimmungshafens einschließlich Entladekosten Längsseite des Schiffes im benannten Bestimmungshafen Benannter Bestimmungsort Benannter Bestimmungsort einschl. Transportversicherung Am vereinbarten Grenzübergangspunkt Am vereinbarten Bestimmungsort im Lande des Käufers, ohne Einfuhrzoll Am vereinbarten Bestimmungsort im Landes des Käufers, einschl. Einfuhrzoll

Gefahrenübergang

Passieren der Reling im Bestimmungshafen Längsseite des Schiffes im benannten Bestimmungshafen Übergabe an den Hauptfrachtführer am Abgangsort Übergabe an den Hauptfrachtführer am Abgangsort Am vereinbarten Grenzübergangspunkt Am vereinbarten Bestimmungsort im Lande des Käufers Am vereinbarten Bestimmungsort im Lande des Käufers

666

International Development Agency

Wird vereinbart, dass Kostenübergang und Risikoübergang am gleichen Ort stattfinden, so handelt es sich um eine so genannte Einpunktklausel. Für die Klauseln CFR, CIF, CPT und CIP hingegen ist charakteristisch, dass der Risikoübergang im Versenderland geschieht und der Kostenübergang im Bestimmungsland, weshalb man diese als Zweipunktklausel bezeichnet. (2) In Abb. 2 findet sich ein Beispiel der Kalkulation des Seetransports einer Kiste mit den Abmessungen 175 x 95 x 155 cm und einem Gesamtgewicht von 725 kg von Mannheim nach Xingang/China (Inhalt: eine Zentrifuge). Abb. 2: Beispielhafte Kalkulation der Kosten eines Seetransports Selbstkosten, inkl. Seemäßiger Verpackung, ab Werk Mannheim + LKW-Fracht Mannheim-Hamburg 13,91 € per 100 kg

16.448,06 € 100,85 €

= FAS Hamburg

16.548,91 € 25,28 € 12,78 € 7,66 €

+ Umschlagskosten: 25,28 € je 1.000 kg. = M / M + Zapp Anmeldung: je B-Nummer 12,78 € + Spesen (Bill of Lading) je Satz 7,66 € = FOB Hamburg

16.594,63 €

+ Seefrachtkosten: 40 $ je W / M + 2,45 € W / M Bunkerzuschlag Kurs: 0,8706 für 109,39 US-$

103,08 US-$ 6,31 US-$ = 125,65 €

= CFR Xingang

16.720,28 €

+ 5,00 % Versicherungsprämie auf 18.092,87 € (110% des urspr. WW) + 0,5% Versicherungsprämie für Krieg und Minen auf 18.092,87 €

90,46 € 9,05 €

= CIF Xingang

16.819,79 €

Quelle: Nieschlag et al. (2002, S.751).

" Berndt, R.; Fantapié Altobelli, C.F.; Sander, M.: Internationale Marketing-Politik, Berlin 1997. Nieschlag, R.; Dichtl, E.; Hörschgen, H.: Marketing, 19.Aufl., Berlin 2002.

International Development Agency

Weltbankgruppe

International Development Association International Developmental Goals

Weltbank

Entwicklungshilfe

International Division Variante der statischen, eindimensionalen Organisationsstruktur international tätiger Unternehmen (vgl. Abb., nächste Seite). Die International Division ist charakteristisch für eine frühe Phase der Entwicklung einer Organisation der internationalen Unternehmenstätigkeit. Sie entwickelt sich meist aus Exportabteilung heraus und bewerkstelligt das gesamte oder den größten Teil des Auslandgeder schäfts, das sie auch kontrolliert. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass diese Einheit gleichberechtigt neben den klassischen Sparten bzw. Funktionen des Unternehmens steht, d.h. diesen weder über- noch untergeordnet ist. Als Organisationsstruktur folgt die International Division idealtypisch der einfachen Exportabteilung vor allem dann, wenn das Auslandsgeschäft noch von vergleichsweise geringer Bedeutung für das Unternehmen ist (ideell, für die Unternehmensidentität, und/oder materiell, etwa in Gestalt des Beitrages zu Umsatz, Ertrag etc.). Eine International Division einzurichten bietet sich dann an, wenn das Auslandsgeschäft so weit gewachsen ist, dass es die Managementkapazität einer Exportabteilung überfordert und absolut gesehen, d.h. gemessen am Exportvolumen, bedeutsam ist (nicht

International Economics

667

aber relativ gesehen). Letzteres ist erst dann gegeben, wenn die Exportquote die 10%-Marke überschreitet. Als zweiter Grund spricht für die International Division, dass diese Variante der OrganisatiCommitment des Unternehmens sichtbar macht. Der gewachsene Stellenwert des onsstruktur das Auslandsgeschäfts soll Außenstehenden, aber auch den Mitarbeitern signalisiert werden. Im Übrigen stärkt die Einrichtung einer International Division die Autorität des zuständigen Managements. Drittens müssen vermehrt Mitarbeiter eingestellt werden, die auslandserfahren und in der Lage sind, mit der zunehmenden Komplexität dieser Aufgabe umzugehen. Viertens möchte man so die in der Anfangsphase der Internationalisierung häufig verfolgte reaktive Marktbearbeitungsstrategie überwinden und zu einem pro-aktiven Management übergehen. Aus der mehr oder minder strikten Trennung von national und international tätigen Einheiten erwachsen gleichermaßen Vorteile (einfache Struktur, kurze Kommunikationswege etc.) wie Nachteile: Als maßgeblicher Vorteil dieser Organisationsvariante gelten neben der einfachen Struktur die kurzen Kommunikationswege. Hilfreich ist weiterhin die Konzentration der Kenntnisse über internationale Märkte, Vertriebswege, Wettbewerber etc. in einer Institution. Als zentrale Schwäche wird genannt, dass aufgrund der Trennung von national und international tätigen Einheiten Synergiepotenzial kaum entstehen bzw. genutzt werden kann (etwa die Beobachtung von Konkurrenten, die gleichfalls national wie international engagiert sind). Objektorientierte Struktur der International Division bzw. Management-Holding

Unternehmensleitung International Headquarters Company Zentrale Funktionsstäbe Dienste Services

Zentrale Produktgruppenkoordination

Nationale Division A = Hauptabteilung A = Sparte A Inland = Geschäftsbereich A = Produktgruppe A

Nationale Division B = Hauptabteilung B = Sparte B Inland = Geschäftsbereich B = Produktgruppe B

Rechtliche Ausgliederung

Nationale Division C = Hauptabteilung C = Sparte C Inland = Geschäftsbereich C = Produktgruppe C

Internationale Division = Hauptabteilung Ausland

Abschirmung Regionale Koordination

Region I

Region II

Produktgruppenkoordination

Region III

Divisionale Funktionsstäbe

oder

Produktgruppe A

Produktgruppe B

Produktgruppe C

Quelle: Macharzina/Oesterle (1995, S.315).

" Macharzina, K.; Oesterle, M.-J.: Organisation des internationalen Marketing-Managements, in: Hermanns, A., Wißmeier, U.K. (Hrsg.), Internationales Marketing-Management, München 1995, S.309-338. Perlitz, M.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2004.

International Economics umfasst die Monetäre Außenwirtschaftslehre und die

Reine Außenwirtschaftslehre

668

International Energy Agency

International Energy Agency 1974 als Reaktion auf die so genannte erste Ölkrise als unabhängiger Teil der Organisation für wirtschaftliche Kooperation und Entwicklung (OECD) mit Sitz in Paris gegründete Agentur. Hauptaufgabe der IEA ist es, die weltweite Energiepolitik zu koordinieren, wozu ihr 180 Mitarbeiter und ein jährliches Budget von 20 Mio. $ zur Verfügung stehen. Mitglieder sind 24 OECD-Länder. " International Energy Agency (Ed.): World Energy Outlook 2004, Paris 2004.

(

http://www.iea.org

International Federation of Audit Bureaux of Circulations Vereinigung von 37 nationalen Organisationen der Auflagenkontrolle von Werbeträgern. Deutschland ist in der IFABC durch die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) vertreten. Neben Informations- und Erfahrungsaustausch hat sich diese Vereinigung Harmonisierung der Kontroll- und Prüfkriterien vor allem zum Ziel gesetzt, an der internationalen mitzuwirken. International Finance Corporation

Weltbankgruppe

International Financial Reporting Standards werden vom International Accounting Standards Board (IASB) ohne öffentlichen Auftrag festgelegt. Die in London residierende private Organisation hat 14 Mitglieder, von denen zehn aus Ländern mit angloamerikanischer Bilanztradition stammen ( Rechnungslegung, internationale). Finanziert wird das IASB von Institutionen und Unternehmen, welche daran interessiert sind, internationale Bilanzstandards durchzusetzen. Dies erklärt auch den Widerstand der mittelständischen Wirtschaft ( kleinund mittelständische Unternehmen) gegen die Übernahme der IFRS-Standards. Diese seien inhaltlich und sprachlich derart komplex, dass erhebliche zusätzliche Kosten anfielen (für Berater, Schulung der eigenen Mitarbeiter und EDV-Umstellung). Vor allem aber sei der eigentliche Nutzeffekt einer internaKapitalmarkt) für diesen Unternehtional vergleichbaren Bilanz (= Zugang zum internationalen menstypus nicht bedeutsam. Wie bei der Verabschiedung primär technischer Normen wendet die Europäische Union auch in diesem Zusammenhang das so genannte Komitologieverfahren an. In Zusammenarbeit mit dem Regelungsausschuss für Rechnungslegung, in den die einzelnen Mitgliedsländer hauptsächlich ministeriale Fachbeamte entsenden, entscheidet die Kommission, ob IFRS-Standards in europäisches Recht übernommen werden oder nicht. Für diese Vorgehensweise sprechen zwei wesentliche Vorteile: erstens Schnelligkeit und zweitens der Umstand, dass nur so das Ziel einheitlicher Bilanzregeln erreichbar sei. Kritiker bemängeln jedoch die mangelnde demokratische Legitimierung dieser eminent bedeutsamen Umstellung. Weder nationale Parlamente noch nationale Regierungen noch das Europäische Parlament sind daran beteiligt. International Financial Services Center vordergründig Finanzgesellschaften, die Darlehen an ausländische Konzerne vergeben. Tatsächlich Steuervermeidung. Vorreiter handelt es sich dabei zumeist um eine sehr erfolgreiche Strategie der dieser Entwicklung war das belgische Coordinationcenter (CC). Es ermöglicht großen Unternehmen, ihre Finanztransaktionen zu poolen. Das Funktionsprinzip ist bei allen Varianten vergleichbar: Während in Hochsteuerländern wie Deutschland die Kreditkosten anfallen und dort steuermindernd geltend gemacht werden können, sind die Gewinne im Stammland der Finanzgesellschaft zu versteuern. Dies ist deshalb von Vorteil, weil die belgischen Finanzbehörden sich damit begnügen, den Gewinn des CC pauschal zu ermitteln: als äußerst geringfügigen Aufschlag von 3% auf das Gehalt des Geschäftsführers. Seit 1987 werden Finanzgesellschaften auch im Custom House Docks von Dublin, der irischen Variante derartiger International Financial Services Center, mit 10% nur geringfügig besteuert. Im Falle eines Konflikts mit dem deutschen Steuerrecht kann der Steuersatz gerade so weit angehoben werden, wie es erforderlich ist, um einer deutschen Zusatzsteuer zu entgehen, die nach deutschem Recht möglich ist. Wie Betriebsprüfungen ergeben haben, nutzen alle bedeutenden deutschen Unter-

International Organization for Standardization

669

nehmen derartige Finanzdienstleistungsgesellschaften, um ihre Steuerzahlungen in Deutschland zu verringern ( Standortwettbewerb). " Burnham, J.B.: Why Ireland Boomed, in: The Independent Review, Vol.7 (2003), No.4, pp.537-556. Hanke, T.: Flucht in die Oasen, in: Die Zeit, Nr.14 (28.3.1997), S.25.

International Food Standard von führenden deutschen Handelsunternehmen entwickelter und Anfang 2003 von der Global Food Safety Initiative (GFSI) anerkannter Qualitätsstandard für Lebensmittellieferanten. Der IFS soll als einheitlicher Qualitäts- und Sicherheitsstandard garantieren, dass der Einzelhandel qualitativ hochwertige und sichere Produkte von seinen Eigenmarkenherstellern erhält ( Handelsmarke). Neben der enorm gewachsenen Bedeutung des Eigenmarkengeschäfts im Einzelhandel war folgender Umstand Anlass für diese Initiative zur Qualitätssicherung: Während bei Markenprodukten die teilweise weltweit bekannten Hersteller Verantwortung tragen, wenn Haftungsfragen zu klären sind, ist bei Eigenmarken das jeweilige Handelsunternehmen zuständig. Der IFS beendet einen unhaltbaren und in der Vergangenheit häufig beklagten Zustand zahlloser Handels-Audits bei den verschiedenen Eigenmarkenlieferanten: teuer und wenig effektiv. Er ist weiterhin ein Baustein eines umfassenden europäischen Lebensmittelrechts und Qualitätsmanagements. Als freiwilliger Standard ersetzt der IFS zwar keine rechtlichen Vorgaben. Aber er bündelt die in verschiedenen nationalen und europäischen Gesetzen dokumentierten Vorgaben und versetzt den Handel in die Lage zu prüfen, ob und wie die Eigenmarken-Lieferanten diese erfüllen. Für die Auditierung, welche gewöhnlich anderthalb Tage in Anspruch nimmt, sind bislang elf Prüfinstrumente (zehn deutsche, ein holländisches) zugelassen worden. Besondere Aufmerksamkeit findet dabei der Herstellungsprozess. Der detaillierte Anforderungskatalog reicht Standortwahl über die Produktentwicklung und die Beschaffenheit der Türen bis hin zur von der Entsorgung und Rückverfolgung von Abfall. International Labour Organisation

Internationale Arbeitsorganisation

International Maritime Bureau innerhalb der Commercial Crime Services der Internationalen Handelskammer (ICC) auf die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität auf See spezialisierte Nonprofit-Organisation mit Sitz in London. Seit 1981 trägt sie zusammen mit der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation dazu bei, Piraterie den weltweiten Schiffsverkehr und den Transport von Handelsgütern zu sichern. Seitdem insb. in den Gewässern vor Indonesien, Somalia etc. wieder eine reale Gefahr geworden ist, betreibt das IMB in Kuala Lumpur ein ständig besetztes Meldezentrum. ( http://www.icc-org International Maritime Organization Sonderorganisation der Vereinten Nationen ( International Monetary Fund

Internationale Seeschifffahrts-Organisation)

Internationaler Währungsfonds

International Organization for Standardization befasst sich mit der Definition internationaler Normen. Sie spielen für die Standardisierung von Effizienz der Wertschöpfung weltweit eine Leistungsprozessen und damit für die Steigerung der Schlüsselrolle. Zusammen mit der Internationalen elektrotechnischen Kommission (IEC), die im Bereich Elektrik & Elektronik für die Normung zuständig ist, und der Internationalen Fernmeldeunion (ITU), die den Bereich der Telekommunikation verantwortet, bildet die im deutschen Sprachraum Internationale Organisation für Normung genannte ISO die World Standards Cooperation (WSC). Seit Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) Deutschland in der ISO. Neben zahlrei1951 vertritt das ISO-Code entwickelt. chen anderen Normen hat sie den so genannten ( http://www.iso.org

670

International Plant Protection Convention

International Plant Protection Convention International Registrierte Marke

IPPC-Standard

IR-Marke

International Retailing (1) bezeichnet im Englischen zum einen die internationale Beschaffung ( Global Sourcing) und zum Internationalisierung der Großbetriebsformen des Handels. Subsumiert wird diesem anderen die HuBegriff weiterhin die internationale Ausrichtung der verschiedenen Funktionsbereiche (bspw. man Ressource Management). (2) Im Amerikanischen erfasst International Retailing alle Formen der internationalen Marktbearbeitung, in deren Zentrum die verschiedenen Systeme der Massendistribution stehen ( Internationalisierung von Handelsunternehmen). Neben den Auslandsengagements des Groß- und Einzelhandels Internationalisierung von System-Gastronomie (z.B. (z.B. Metro, Ikea) zählen hierzu auch die McDonalds), System-Hotellerie (z.B. Formule 1) oder Dienstleistungs-Systemen (z.B. Mister Minit). " Akehurst, G.; Alexander, N. (Eds.): The Internationalisation of Retailing, New York 1995. Sternquist, B.: International Retailing, New York 1998.

International Standard Classification of Occupations ermöglicht die Harmonisierung der Klassifikation von Berufen in der vergleichenden internationaInternatiolen Markt- und Marketingforschung ( Marktforschung, internationale). Die 1988 vom nal Labour Office (ILO) entwickelte ISCO-88 strukturiert die gewaltige Vielzahl an Berufen und reduziert diese auf 390 Kategorien, die einerseits auf dem Skill Level (= das berufs- und arbeitsplatzbezogene Anforderungsniveau) und andererseits nach Maßgabe von Skill Specialisation (= Art der ausgeübten Tätigkeit innerhalb einer gegebenen Qualifikationsebene) definiert werden. Da die Vercodung der Berufe nach diesem System äußerst aufwändig ist, hat das Mannheimer ZUMA Möglichkeiten der „computerunterstützten Feldverschlüsselung“ getestet. " Hoffmeyer-Zlotnik, J.H.P.; Hess, D.; Geis, A.J.: Computerunterstützte Vercodung der International Standard Classification of Occupations (ISCO-88), in: ZUMA-Nachrichten, 28.Jg. (2004), Nr.55, S.29-52. International Labour Office (Ed.): ISCO-88. International Standard Classification of Occupations, Genf 1990.

(

http://www.gesis.org/zuma

International Standards for Phytosanitary Measures

IPPC-Standard

International Trade Center in Genf ansässige Organisation, deren Hauptaufgabe darin besteht, den Handel mit EntwicklungsAllgemeinen Zoll- und Handelsabländern zu fördern. Dazu erarbeitet das 1964 gemeinsam vom United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) gekommen (GATT) und der gründete ITC Marktinformationen und verbreitet diese mit Hilfe des International Trade Forum, fördert den Aufbau handelsspezifischer Infrastruktur und unterstützt die Finanzierung und Produktion von Exporterzeugnissen sowie deren Vermarktung in Entwicklungsländern. ( http://www.intracen.org International Trade Organization

Internationale Arbeitsorganisation

International Union of Commercial Agents and Brokers 1953 gegründet, gehören der IUCAB mittlerweile sieben nationale Vereinigungen an, welche die InteHandelsvertretern und Hanressen von etwa 470.000 Handelsagenturen mit annähernd 1,2 Mio. delsmaklern wahrnehmen. Als weitere Ziele nennt diese Union, deren Unabhängigkeit als selbständige Handelsstufe wie auch die Freiheit des internationalen Handels insgesamt zu stärken ( Handel, internationaler). ( http://www.incab.nl

Internationale Arbeitsteilung

671

International Union of Credit and Investment Insurers

Berner Union

Internationale Abkommen wie das International Agreement on Jute and Jute Products (vgl. Abb., nächste Seite) verfolgen in den jeweiligen (Rohstoff-)Bereichen eine Reihe mehr oder minder vergleichbarer Ziele, allen voran die Stabilisierung des Weltmarktpreises. Weiterhin sollen der umweltgerechte An- bzw. Abbau sowie der Technische internationale Handel mit diesen Gütern und die internationale Zusammenarbeit (z.B. Zusammenarbeit) gefördert werden. Zu den vorrangig eingesetzten Instrumenten zählen die Vereinbarung verbindlicher Exportquoten und Richtpreise sowie die Einrichtung von Ausgleichslagern. ÄhnliGemeinsamen Fonds für Rohstoffe. ches gilt für den Internationale Arbeitsorganisation (1) 1919 in Versailles als ständige Einrichtung des Völkerbundes gegründet, verfolgte die auch ILO (International Labour Organization) bzw. OIT (Organisation Internationale du Travail) genannte weltumspannende Organisation das allgemeine Ziel, den Weltfrieden auf der Grundlage des Prinzips Gerechtigkeit zu sichern. Seit 1946 ist die IAO eine der Sonderorganisationen der Versozialer einten Nationen mit Sitz in Genf. 2008 gehörten ihr 181 Mitgliedsländer an. Mit Hilfe von 40 Außenstellen verfolgt die IAO folgende speziellere Ziele: Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen weltweit, Durchsetzung der Menschenrechte auch in der Arbeitswelt, Erschließung neuer Tätigkeitsfelder. Zu den Maßnahmen, die hierzu ergriffen wurden, zählen die IAO-Deklaration über Rechte und PrinziStandardisierung von Arbeits- und Sozialnormen, die arpien am Arbeitsplatz, die internationale Entwicklungsbeitswissenschaftliche Forschung und Dokumentation sowie die Unterstützung der länder durch technische Hilfe ( Technische Zusammenarbeit). Ständige Organe der IAO sind die jährliche Internationale Arbeitskonferenz (ILC), der Verwaltungsrat und das Sekretariat in Gestalt des Internationalen Arbeitsamtes (IAA), das Verwaltungsgericht und das Internationale Institut für Arbeitsfragen (ein rechtlich autonomes Institut). (2) Die IAO soll u.a. dazu beitragen, dass weltweit soziale Mindeststandards gelten und gewahrt werden. Eines der hierzu geschaffenen Instrumente ist die Konvention zum Verbot gefährlicher Kinderarbeit ( Armut; Code of Conduct; Dritte Welt). Zwar nehmen viele Staaten die ILO-Konventionen an (z.B. zur Stärkung des Mutterschaftsschutzes auf der Internationalen Arbeitskonferenz 2000), ratifizieren diese dann jedoch häufig nicht. Auch fehlen dieser internationalen Organisation Institutionen und Mittel, um gegen Länder vorzugehen, welche die aus den Konventionen folgenden Verpflichtungen nicht erfüllen (z.B. Erhöhung des Mutterschaftsurlaubs von 12 auf 14 Wochen, Einführung zuWTO über kein sätzlicher Pausen für stillende Mütter). So verfügt die ILO im Gegensatz zur Schiedsgericht, das bei Verstößen die Parteien mit Strafmaßnahmen zum Einlenken bewegen könnte Zwangsarbeit abzuschaffen). (bspw. Burma, das per Beschluss gezwungen werden sollte, Entwicklungsländer verantwortlich. Sie (3) Für die relative Ohnmacht der ILO sind zum einen die befürchten, durch die verbindliche Definition von Mindeststandards im sozialen Bereich ihres maßgeblichen Vorteils (niedrige Löhne) im internationalen Wettbewerb beraubt zu werden ( SozialdumIndustrieländer eine weitere Regulieping). Zum anderen wollen die Arbeitgeberverbände der rung der Arbeitsmärkte und einen verstärkten Ausbau des Sozialstaates verhindern, da aus ihrer Sicht Überregulierung und übermäßig aufgeblähte Lohnnebenkosten wesentlich zu Arbeitsplatzabbau und letztlich Armut beitragen. ( http://www.ilo.org Internationale Arbeitsteilung

Arbeitsteilung

(2) Sicherung der Versorgung

(2) Sicherung der Versorgung

(3) Internationale Zusammenarbeit

(2) F+E-Zusammenarbeit

(3) Stabilisierung des Weltmarktpreises

Instrumente

(1) Stabilisierung des Weltmarktpreises

(1) Förderung (1) Stabilisierung des der WettbeWeltmarktwerbsfähigkeit preises von Jute und Juteprodukten

1982

1972

Ziele

(1) Ausgleichslager (gescheitert) (2) Produktionssteuerung

(1) Exportquote

(2) Richtpreise

(Stand 1996)

36 Erzeugerund 17 Verbraucherländer

1994

1963

International Cocoa Agreement

Alle JuteExportländer (Bangladesh, China, Indien, Nepal, Thailand) sowie 22 Importländer

1991 vorläufig

1986

International Coffee Agreement (ICA)

Mitglieder

Aktuelle Fassung gültig seit ...

Erstmals abgeschlossen

International Agreement on Jute and Jute Products

Ausgleichslager

Stabilisierung des Weltmarktpreises für Naturkautschuk innerhalb einer bestimmten Bandbreite

6 Exportländer, 21 Importländer

1995

1980

International Rubber Agreement

(3) Qualitätsmanagement

(2) F+E-Zusammenarbeit

(1) Förderung des Handels mit Olivenöl

Mitgliedsländer der EU und neun weitere Staaten

1998

1986

International Olive Oil Agreement

(2) Verbot der Ausdehnung der Anbaufläche

(1) Feste Exportquoten

Stabilisierung des Teemarktes

Indien, Ceylon, NiederländischOstindien

1955 ausgelaufen

1933

International Tea Agreement

1971 ausgelaufen

1949

International Wheat Agreement

Verzicht auf marktregulierende Maßnahmen

(2) Zertifizierung des Angebots

Bindende Liefer- und Abnahmeverträge zu festgesetzten Preisen

(2) Getreidelieferungen als Teil der internationalen Nahrungsmittelhilfe

(1) Umwelt(1) Sicherung der Versorfreundliche gung mit Bewirtschaftung Weizen der tropischen Wälder

Vertreter der Verbraucherund der Produzentenländer

1994

1985

International Tropical Timber Agreement

Ausgleichslager

Stabilisierung der Zinnpreise innerhalb einer bestimmten Bandbreite

1985 ausgelaufen

1956

International Tin Agreement

Verzicht auf marktregulierende Maßnahmen

Förderung der internationalen Zusammenarbeit

46 Erzeuger- und Verbraucherländer

1993

1953

International Sugar Agreement

672 Internationale Arbeitsteilung

Internationale Handelskammer

673

Internationale Atomenergieorganisation keine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, sondern eine vertraglich mit den UN verbundene Organisation. Die IAEA berichtet der Vollversammlung und, bei Verdacht auf Verstöße, dem Sicherheitsrat ( Europäische Atomgemeinschaft). Der 1956 mit Sitz in Wien gegründeten International Atomic Energy Agency gehörten 2008 insgesamt 144 Staaten an. Vorrangige Ziele dieses Kontrollorgans des 1970 von 43 Unterzeichnerstaaten ratifizierten Kernwaffen-Sperrvertrages sind Kooperation bei Erforschung und Nutzung der Kernenergie, Erarbeitung von Schutzvorschriften, Überwachung der Nuklearanlagen. ( http://www.iaea.org Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung Internationale Distributionspolitik Internationale Einfuhrbescheinigung

Distributionspolitik, internationale Bundesausfuhramt

Internationale Elektrotechnische Kommission Internationale Energieagentur

Weltbank

International Standardization Organisation

Organization for Economic Cooperation and Development

Internationale Entwicklungsorganisation 1966 als Tochter der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD) gegründete Vereinten Nationen ( Weltbankgruppe), welche vorrangig InfrastrukturSonderorganisation der Staaten finanziert ( Infrastruktur; Least Developed Country). Die projekte in den 81 ärmsten IDA vergibt Zuschüsse sowie zinslose Kredite mit Laufzeiten bis zu 40 Jahren (2006 mit einem Volumen von 9,5 Mrd. $ für 167 Projekte in 66 Ländern). Das erforderliche Kapital entstammt den Beitragszahlungen der 165 Mitgliedsländer (= Stand 2006), Gewinnüberweisungen der IBRD und zunehmend auch Kreditrückzahlungen. ( http://www.worldbank.org Internationale Fernmeldeunion in Genf ansässige Unterorganisation der Vereinten Nationen. Die International Telecommunication Union (ITU) ist damit beauftragt, internationale Zusammenarbeit im Fernmeldewesen zu fördern. Dies geschieht bspw. durch Zuteilung und Registrierung von Sende- und Empfangsfrequenzen oder die Vereinbarung von Leistungsgarantien und Gebühren auf der Grundlage des Internationalen Fernmeldevertrages ( International Standardization Organisation). " Tegge, A.: Die Internationale Telekommunikations-Union. Organisation und Funktion einer Weltorganisation im Wandel, Baden-Baden 1994.

(

http://www.itu.int

Internationale Handelskammer supranationale, nichtstaatliche Interessenvertretung der Weltwirtschaft. 1920 in Paris gegründet, ist die ICC heute die in mehr als 130 Ländern präsente branchenübergreifende Interessenvertretung der Weltwirtschaft mit mehr als 60 nationalen Komitees. Zu den weltweit mehr als 7.500 Mitgliedern der ICC zählen, wie im Falle von ICC Deutschland, die Industrie- und Handelskammern ( Deutscher Industrie- und Handelskammertag), verschiedene Spitzen- und Fachverbände sowie global agierende Unternehmen und Anwaltskanzleien (insgesamt ca. 1.500 Wirtschaftsorganisationen und mehr als Welthandels5.000 Unternehmen). Die ICC ist die einzige private Organisation, welche bei der organisation akkreditiert ist und dort für die Interessen ihrer Mitglieder (insb. Förderung des Welt-

674

Internationale Kommunikationspolitik

handels durch Abbau von Handelshemmnissen und Zöllen) eintritt. Die ICC fördert den grenzüberschreitenden Handel und unterstützt Unternehmen, die global tätig sind ( Globalisierung). Um Harmonisierung und Liberaliihrer Zielsetzung, die internationale Geschäftstätigkeit durch Werberegeln) effizienter zu gestalten, sierung von internationalen Geschäftsusancen (z.B. von wechselseitiges Verständnis zu fördern und fairen, marktwirtschaftlichen organisierten Wettbewerb zu fördern, gerecht zu werden, entwickelt die ICC auf freiwilliger Basis Musterverträge und Verhaltensstandards. Besondere Bedeutung haben die von ihr erstmals 1936 festgelegten und im Jahr 2000 zum sechsten Mal revidierten International Commercial Terms erlangt: einheitliche Richtlinien der internationalen Handelsklauseln. Weitere wesentliche Leistungen bzw. Instrumente des ICC sind u.a.: ICC International Court of Arbitration ( Schiedsgerichtsbarkeit), Beiträge zu den einzelnen GATT-Runden sowie Dokumentation und Information (z.B. Absatz- und Vertriebsforschung); Vereinheitlichung der Handelsterminologie. Commercial Crime Services (CSS). Die drei, anfangs der In nicht geringerem Maße gilt dies für die Wirtschaftskriminalität (vgl. Abb.) leisten 1988er-Jahre gegründeten Büros zur Bekämpfung von einen wesentlichen Beitrag für eine effizientere Gestaltung internationaler und globaler GeschäftstätigKonfliktmanagement. Im Einzelnen sind dies das International Maritime Bureau, keit sowie zum das Financial Investigation Bureau und das Counterfeiting Intelligence Bureau. Struktur der Commercial Crime Services der Internationalen Handelskammer

Commercial Crime Services

(CSS)

Financial Investigation Bureau

International Maritime Bureau

(IMB)

(FIB)

Counterfeiting Intelligence Bureau

(CIB)

CyberCrime Unit

(

http://www.icc-deutschland.de; http://www.iccwbo.org

Internationale Kommunikationspolitik

Kommunikationspolitik, internationale

Internationale Koordinierungsgruppe Institution der internationalen Kooperation. Seit Mitte der 1970er-Jahre, d.h. seit der im Gefolge der schockartigen Erhöhung der Rohölpreise eingetretenen weltweiten Rezession ( WeltwirtschaftsWährungs-, Wirtschaftskrise), wurde versucht, durch verstärkte Zusammenarbeit in Fragen der

Internationale Seeschifffahrts-Organisation

675

und Entwicklungspolitik für stabilere Rahmenbedingungen zu sorgen (z.B. Wechselkurse). Hierzu wurden verschiedene Gremien gegründet, die regelmäßig im Vorfeld und im Verlauf von Tagungen Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank arbeiten (z.B. G7-, G20z.B. des Gruppe). Internationale Lokalisationsnummer dient innerhalb von EANCOM, des für den Electronic Data Interchange (EDI) geschaffenen internatiStandards, als Adressinformation (bzw. EDI-Adresse) onalen Internationale Marke

Marke, internationale

Internationale Mobilität

Mobilität, internationale

Internationale Organisation für Normung 1947 in Genf gegründet, sind mittlerweile 157 Länder mit einer nationalen Normungsorganisation Mitglied der ISO. Die Bundesrepublik Deutschland wird seit 1951 durch das Deutsche Institut für Normung e.V. (DIN) vertreten. Jedes Land besitzt in diesem Gremium eine Stimme, die gemäß der jeweiligen Wirtschaftskraft gewichtet wird. Zwar sind dessen Entscheidungen nicht bindend; faktisch aber nehmen die so genannten ISO-Normen, von denen es Ende 2006 insgesamt 15.649 in Gestalt internationaler Normen (ISO, ISO/IEC) bzw. normativer Dokumente gab, erheblichen Einfluss auf den Design, dominantes; Standard; Wettinternationalen Wettbewerb ( De Jure-Standard; Standardisierung von Wertbewerb, internationaler). Sofern die Vorteile der damit verbundenen schöpfungsprozessen überwiegen, übernehmen die einzelnen Länder deshalb die jeweiligen ISONormen. " Mattli, W.: The Politics and Economics of International Institutional Standards Setting, in: Journal of European Public Policy, Vol.8 (2001), No.13, pp.328-344.

Internationale Orientierung

Ethnozentrismus

Internationale Patentanmeldung ermöglicht es gemäß dem Vertrag über die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens (PCT) mit einer einzigen Anmeldung, Patentschutz in allen so genannten Bestimmungsstaaten (d.h. den im Patentantrag angegebenen PCT-Vertragsstaaten) zu erlangen ( Weltorganisation für geistiges Eigentum). Die ersten Monate nach dem Anmelde- bzw. Prioritätsdatum verkörpern die internationale Phase der Patentanmeldung. In dieser Phase wird die Anmeldung formal geprüft. Weiterhin wird ein internationaler Recherchebericht erstellt und die Patentanmeldung veröffentlicht. Darauf folgt die nationale Phase, in welcher die Anmeldung in jedem einzelnen Bestimmungsstaat sachlich geprüft wird (d.h. von jedem nationalen Patentamt, für dessen Geltungsbereich der Antragsteller Patentschutz beantragt). Internationale Preispolitik Internationale Produktpolitik

Preispolitik, internationale Produktpolitik, internationale

Internationale Rechnungslegung

Rechnungslegung, internationale

Internationale Seeschifffahrts-Organisation seit 13.1.1959 in London tätige Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Sicherheit der Seefahrt zu erhöhen ( Piraterie) und die Verschmutzung der Weltmeere zu verringern. ( http://www.imo.org

676

Internationale Telecommunication Union

Internationale Telecommunication Union Internationale Tourismusmesse weltweit größte Tourismusmesse ( Messe; 10.500 Ausstellern aus 180 Ländern statt.

Internationale Fernmeldeunion Tourismus). 2006 fand die ITB in Berlin mit mehr als

Internationale Union der Kreditversicherer Internationale Wertkette

Berner Union

Wertkette, internationale

Internationale Wettbewerbsfähigkeit Internationale Zusammenarbeit

Wettbewerbsfähigkeit, internationale

Kooperation, wirtschaftspolitische

Internationaler Dienstleistungshandel

Dienstleistungshandel, internationaler

Internationaler Gerichtshof in Den Haag ansässiges, gemäß der Charta der Vereinten Nationen vorgesehenes Hauptorgan der Vereinten Nationen. Das IHG entscheidet in Rechtsstreitigkeiten, die zwischen Rechtsprechung der Staaten auftreten, und agiert als Gutachter in Rechtsfragen, die ihm von dazu befugten internationalen Organisationen vorgelegt werden. " Karg, M.: IHG vs. IGGH. Die Beziehung zwischen zwei völkerrechtlichen Streitbeilegungsorganen, Baden-Baden 2005.

Internationaler Schiedsgerichtshof von der Internationalen Handelskammer (ICC) 1923 gegründete Institution zur privatwirtschaftlichen Streitschlichtung. Die Mitglieder des Schiedsgerichtshofes repräsentieren 86 Länder aus allen Schiedsgerichtsbarkeit insb. Erdteilen. Allgemeines Ziel der Organisation ist es, dem Gedanken der Akzeptanz zu verschaffen. Gegenüber der auch in Afrika, im Nahen Osten und in Lateinamerika staatlichen Gerichtsbarkeit bietet dieses Verfahren nach Selbsteinschätzung folgende Vorteile: Die Sprache anwendbar, vertraulich Schiedsgerichtsbarkeit ist flexibel (in jedem Land und in jeder (nicht öffentlich), kosteneffizient (aufgrund der Schnelligkeit des Verfahrens) und vollstreckbar (aufgrund des UN-Übereinkommens über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche, das seit 1958 die meisten Länder unterzeichnet haben). ( http://www.iccbo.org/court Internationaler Tourismus

Tourismus, internationaler

Internationaler Verhaltenskodex für die sozial- und umweltverträgliche Produktion von Schnittblumen von Brot für die Welt, terre des hommes und anderen gemeinsam mit Gewerkschaften, Produzenten Verhaltenskodex, dessen Ziel die Beseitigung bzw. Reduktion folgender und Händlern erarbeiteter Missstände bei der Schnittblumenerzeugung ist: Hungerlöhne, Gefährdung von Gesundheit und UmStandorte zumeist in Ecuador, welt, Unterdrückung der Gewerkschaftsarbeit. Blumenfarmen, deren Kenia oder Kolumbien liegen, wo aufgrund des tropischen Klimas auch empfindliche Pflanzen zu jeder Jahreszeit ohne Gewächshaus gezogen werden, erhalten das FLP-Gütesiegel, wenn sie die im ICC Standards einhalten: geregelte Arbeitszeit, humane Arfestgelegten ökologischen und sozialen Kinder- und Zwangsarbeit, Kündigungsbeitsbedingungen (bspw. Schutzkleidung), Verzicht auf und Mutterschutz, soziale Absicherung, Gewerkschaftsfreiheit, kontrollierter Einsatz von Pestiziden Gütesiegel wurde (d.h. möglichst wenig und keine verbotenen, d.h. hochgiftige Substanzen). Dieses 1999 vom Flower Label Programm geschaffen.

Internationaler Währungsfonds

677

Internationaler Währungsfonds Welthandelsorganisation (WHO). Als Säule der Weltbankgruppe (1) wichtige Institution der Weltbank bezeichneten Internationalen Bank arbeitet der IWF eng mit der umgangssprachlich als für Wiederaufbau und Entwicklung zusammen. Sie ist primär für „Strukturaufgaben“ zuständig (z.B. Aufbau der erforderlichen Institutionen und sozialen Sicherungssysteme). Beide, IWF und Weltbank, wurden 1945 gegründet, um das damals an den Dollar gekoppelte Weltwährungssystem zu stabilisieren und Zahlungsbilanzkrisen zu bekämpfen ( Zahlungsbilanz; Weltwirtschaftsordnung). Mit der Wechselkurse im Jahre 1973 veränderte sich die Aufgabenstellung. Nunmehr sollte der Freigabe der IWF primär die internationale Zusammenarbeit fördern ( Handel, internationaler), Ländern mit FiWirtnanzschwierigkeiten kurzfristige Kredite einräumen und sie langfristig bei der Reform ihrer schaftspolitik (beratend) unterstützen. Denn die derzeit 185 IWF-Mitglieder haben sich das Ziel geWährungssetzt, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen zu schaffen, welche die Stabilität von ordnung und Wechselkursen gewährleisten. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Sonderziehungsrechte (SZR). Hierbei handelt es sich um den 1969 durch entsprechende Einzahlungen eines Landes geschaffenen Anspruch gegenüber den übrigen ZahlungsIWF-Mitgliedsländern, Kredite in bestimmter Höhe überlassen zu bekommen. Mit dieser bilanzhilfe soll die internationale Liquidität gesichert werden. Die Quote, welche über die Höhe dieser 'special drawing rights' (SDR) entscheidet, ergibt auch das Gewicht, welches die Stimme jedes einzelnen Landes im IWF hat. So entfallen auf die USA 16,77% der Stimmanteile, auf Japan 6,02% und auf Deutschland 5,88%, auf Frankreich und Großbritannien je 4,86% sowie auf China 3,66%. Da wichtige Beschlüsse nur mit einer Mehrheit von 85,0% gefällt werden können, besitzen die USA wie auch die Gouverneurs-Rat bedeutsam. Nach einer vereinigten EU-Staaten die Sperrminorität. Diese ist im Währung). 1978 standen gewissen Zeit müssen die SZR zurückerworben werden (in konvertierbarer dem IWF Finanzmittel in Höhe von 79,6 Mrd. $ zur Krisenintervention zur Verfügung. 2008 waren es insgesamt 367,0 Mrd. $. (2) Nach den verschiedenen Finanz- und Strukturkrisen ( Weltwirtschaftskrise) übten zahlreiche Fachleute immer wieder Kritik an dem ihrer Ansicht nach rigiden Krisenmanagement dieser wichtigen internationalen Organisation. So hielt der Sachverständigenrat dem IWF vor: a) Als allzu willfähriger Lender of Last Resort verschleiere er die Konsequenzen des Fehlverhaltens der Akteure - durchaus auch der Kapitalgeber - und nehme so den Krisen ihre Korrekturfunktion. Nicht zuletzt trage der IWF de facto das Kreditrisiko der Großbanken ( Risikoarten). b) Vor allem in Thailand, Indonesien und Südkorea sei die übermäßige Auslandsverschuldung weniger Folge der staatlichen, als vielmehr Konsequenz der privaten Kreditaufnahme. Da eine Vielzahl der Kredite zudem von kurzer Laufzeit waren, hätten die wirtschaftspolitischen Auflagen, mit denen der IWF seine Kreditzusagen üblicherweise verknüpft, dort nur Öl ins Feuer gegossen ( WirtschaftsGeldpolitik (d.h. drastische Zinserhöhungen) und harte Finanzpolitik politik). Hierzu zählen: strikte (d.h. beträchtliche Steuererhöhung). c) Wie andere Institutionen (z.B. die internationalen Rating-Agenturen, welche das KreditausfallriAsien-Krise zu spät erkannt und dann siko der einzelnen Länder bewerten), habe auch der IWF die rein schematisch, wie in den großen Finanzkrisen der achtziger Jahre, darauf reagiert. d) Auf „Anraten“ des IWF haben in den 1990er-Jahren u.a. Brasilien, Mexiko, Russland und Thailand sämtliche Kapitalverkehrskontrollen auch für kurzfristige Transaktionen aufgehoben. Daraufhin sind innerhalb kurzer Zeit große Mengen privaten Kapitals in diese Länder geflossen. Als dieses „spekulative Kapital“ dann ebenso kurzfristig wieder abgezogen wurde, brachen im weiteren Verlauf die Wechselkurse der jeweiligen Landeswährungen ein. (3) Angesichts der massiven Kritik, der IWF treffe zahlreiche Fehlentscheidungen und ignoriere bei seinem Krisenmanagement die sozio-politischen Konsequenzen seiner Empfehlungen bzw. Auflagen, die insbesondere die Armen treffen, versucht der „Fonds“, sich als lernende Institution zu begreifen. So habe man aus der Asien-Krise folgende Lehre gezogen: Die Öffnung eines Landes für den Weltmarkt muss durch den Aufbau eines gesunden Finanzsektors und einer leistungsfähigen Bankenauf-

678

Internationaler Währungsfonds

sicht begleitet werden. Aus der Argentinien-Krise wiederum leite sich die Forderung nach einem interWeltwirtschaftskrise). nationalen Insolvenzverfahren ab ( Insolvenzverfahren, internationales; Dieses ermögliche es den betroffenen Ländern, ihre Schulden zügig und in geordneter Form umzustrukturieren. (4) Zu den berühmtesten Kritikern des Internationalen Währungsfonds, dessen einfache Organisationsstruktur Gegenstand der folgenden Abbildung ist, zählen der Nobelpreisträger J. Stiglitz und dessen Kollege J. Sachs („Der Fonds macht einen lausigen Job“). Von vielen Weltwirtschaftskrisen sei der Fonds gänzlich überrascht worden (insb. von der Türkei-Krise, der Mexiko-Krise, der Ostasien-Krise, der Russland-Krise und der Brasilien-Krise). Und auf die Zuspitzung der Argentinien-Krise, die schon lange vorher zu erkennen gewesen sei, habe der IWF zu spät reagiert. Andere Wissenschaftler hingegen sehen in dessen Selbstverständnis das eigentliche Problem: Die ständige Ausweitung des Engagements, eine zunehmend multifunktionelle Rolle, wobei die Grenzen zu den Aufgaben der Weltbank mehr und mehr verwischt würden. Erforderlich sei deshalb eine Rückbesinnung auf die ureigenen Funktionen des IWF: Vergabe kurzfristiger Kredite bei akuten Finanzkrisen, Überwachung der Finanzinstitutionen weltweit, Krisenprophylaxe. Organisation des Internationalen Währungsfonds

Geschäftsführender Direktor

Exekutivdirektorium 24 Mitglieder

InterimsAusschuss

Gouverneursrat (Beschlussorgan) Vertreter der Mitgliedsstaaten (mit abgestuftem Stimmrecht)

185 Mitgliedstaaten

Quelle: Koch (2006, S.334).

Internationales Controlling

679

(5) Natürlich gibt es auch zahllose Berichte über positive Konsequenzen der Arbeit des IWF. Stellvertretend hierfür sei die Analyse von Okoroafo & Kotabe zu den positiven Auswirkungen des Strukturanpassungsprogramms des Internationalen Währungsfonds auf die Leistungsfähigkeit in- und ausländischer Hersteller in Nigeria genannt. Ende 2006 betrug das Gesamtvolumen der vom IWF an 74 Entwicklungsländer ausgereichten Kredite 28 Mrd. €. " Borchert, M.: Außenwirtschaftslehre, 7.Aufl., Wiesbaden 2001. Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006. Müller, S.; Kornmeier, M.: Streitfall Globalisierung, München 2001, S.128ff. Okoroafo, S.C.; Kotabe, M.: The IMF’s Structural Adjustment Program and Its Impact on Firm Performance. A Case of Foreign and Domestic Firms in Nigeria, in: Management International Review, Vol.33 (1993), No.2, pp.139-156.

Internationaler Waldbericht informiert aller vier Jahre (zuletzt 2007) über den Zustand des Waldes. Demnach werden seit 1987 jährlich durchschnittlich 73.000 Quadratkilometer Wald gefällt, vor allem, um landwirtschaftliche Export von Tropenholz. Der Internationale Waldbericht Nutzfläche zu gewinnen, aber auch für den Vereinten Nationen erwird von der Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) der stellt. Internationales Arbeitsamt ständiges, in Genf angesiedeltes Sekretariat der International Labor Organisation (dt.: Internationale Arbeitsorganisation [IAO]). Das IAA, das weltweit Zweigniederlassungen unterhält, ist zum einen damit betraut, die Anwendung bzw. Umsetzung der von der ILO ausgesprochenen Empfehlungen, aufgelegten Programme und verabschiedeten internationalen Übereinkommen zu überwachen. Zum Technische Hilfe der Vereinten Nationen innerhalb des ILOanderen organisiert das IAA die Dritten Welt. Nicht zuletzt verantwortet es statistische Erhebungen Zuständigkeitsbereichs in der aller Art und die Methodik zur Durchführung international vergleichbarer Arbeitsmarktstatistiken (z.B. Erwerbstätigen-, Lohn-, Arbeitszeit- und Sozialstatistiken). Internationales Controlling (1) ist immer dann erforderlich, wenn Unternehmen grenzüberschreitend tätig sind ( Global Scorecard). Dabei stellt sich insb. die erfolgsorientierte Steuerung von „Planung und Kontrolle“ der TätigTochterunternehmen als Herausforderung und Problem dar. So ist mehr noch als keit ausländischer im Domestic Controlling bei Zielvereinbarungen dafür Sorge zu tragen, dass die maßgeblichen Messgrößen auch tatsächlich vom lokalen Management beeinflussbar sind. Konkret bedeutet dies bspw., Wechselkursveränderungen ausschließen zu können, dass man, um unkontrollierbare Einflüsse von Währung festlegt. Entsprechendes gilt für mögliche Restrikdas monetäre Erfolgsziel in der lokalen Stammhaus vorgegebenen Markteintrittsstrategie auferlegt. Ist damit tionen, welche die vom bspw. eine Penetrationsstrategie verbunden, so muss das lokale Management an Wachstumszielen gemessen werden (Umsatz, Marktanteil) und nicht etwa am ROI. Risikoarten, welche durch Wechselkursschwankun(2) Für das Internationale Controlling sind drei Umrechnungsrisiko Konsequenz der bilanziellen Begen bedingt sind, maßgeblich. Während das trachtung ist, meint man mit Umwechslungsrisiko Unwägbarkeiten, welche von den realen ZahlungsInternationalen Marketing zumeist Währungs- bzw. Wechselströmen ausgehen. Diese im Risikomanagements. Als ökonomisches Risiko kursrisiko genannte Risikoart ist Gegenstand des wird schließlich die Gesamtheit der für das Unternehmen relevanten wechselkursbedingten Risiken bezeichnet. Wird bspw. der US-Dollar gegenüber dem Yen abgewertet, so erhöht dies das ökonomische Risiko eines deutschen Unternehmens, das nach Japan exportiert, da nunmehr dessen amerikanische Konkurrenten auf diesem für beide Seiten bedeutsamen Drittmarkt einen Wettbewerbsvorteil gewinnen ( Drittland). Damit das zentrale Management seine Steuerungsfunktion erfüllen kann, müssen sämtliche Transaktionen in eine einheitliche Währung umgerechnet werden (zumeist die Währung des Stammhauses bzw. Direktinvestition als unselbständiges Tochterunternehmen geführt, der Dachgesellschaft). Wird eine

680

Internationales Güterverzeichnis für die Verkehrsstatistik in Europa

so sind alle Transaktionen zeitnah in diese „Leitwährung“ umzurechnen, nicht selten mit dem Durchschnittskurs der Periode (Zeitbezugsverfahren). Bei selbständigen Tochterunternehmen ist es hingegen üblich, mit dem Wechselkurs des jeweiligen Berichtstages umzurechnen ( Stichtagsverfahren, einfaches bzw. modifiziertes). (3) Seit Mitte der 1990er-Jahre wird untersucht, welche Konsequenzen die kulturelle Distanz zwischen Stammland und Gastland für das Internationale Controlling hat ( Distanz, kulturelle; Distanz, psychische). Besondere Aufmerksamkeit erfuhr dabei die Erkenntnis, dass Informationen, die in den verCultural Bias unterliegen können, schiedenen Ländern für das Controlling erhoben werden, einem also vielfach nur bedingt vergleichbar sind. Im Einzelnen wurden folgende kulturell bedingte Störeinflüsse berichtet: a) Unterschiedliche Vorstellungen über realistische Planwerte: Werden die Planwerte von ausländischen Unternehmenseinheiten vorgeschlagen, so können sie, in Abhängigkeit von der jeweiligen Landeskultur, durch eine zu optimistische oder zu pessimistische Grundhaltung beeinflusst sein Der Weltbildes ist insofern gravierend, als unrealistische Vorgaben für FühEinfluss des jeweiligen rungskräfte und Mitarbeiter eine irreführende Signalwirkung haben und darüber hinaus die internationale Vergleichbarkeit von Soll-/Ist-Abweichungen gefährden. b) Unzutreffende Zwischenberichte: Offenbar besteht auch eine kulturbedingte Neigung, unterperiodige Berichte entweder zu pessimistisch oder zu optimistisch zu verfassen. So sind etwa im asiatischen Raum Zwischenberichte über Soll-/Ist-Abweichungen oftmals geschönt, da dort eine mentalitätsbeGesichtsverlust herrscht, der sich u.a. bei nicht erfüllten Erwartungen eindingte Angst vor einem stellt. Wer derartige Informationen zutreffend interpretieren möchte, muss folglich die kulturell geprägten Berichtsusancen kennen. c) Berichtsgenauigkeit: Exaktheit gilt nicht in allen Kulturen als Tugend. Mancherorts besitzt ImproviMuttergesellschaft und Tochtergesellschaft höchst sation einen hohen Stellenwert, weshalb in unterschiedliche Vorstellungen über die Bedingungen und Wünschbarkeit eines „effektiven Controlling“ herrschen können. Wertvorsteld) Zeithorizont: Angehörige unterschiedlicher Kulturen haben, neben divergierenden Zeitbewusstsein und Zeitwahrnehmung (z.B. Vergangenheits- vs. Zulungen, unterschiedliches kunftsorientierung). Entschärft werden können diese und weitere Probleme, wenn man die kulturbedingten Eigenheiten der Erfassung und Bewertung von Informationen bereits im Rahmen von Zielabsprachen berücksichtigt. " Breuer, W.: Unternehmerisches Währungsmanagement, 2.Aufl., Wiesbaden 2000. Brühl, R.: Internationales Controlling, in: das wirtschaftsstudium (wisu), o.Jg. (2006), Nr.4, S.493-504. Gray, S.J.; Salter, S.B.; Radebaugh, L.H.: Global Accounting and Control, New York 2001. Pausenberger E.; Glaum, M.: Informations- und Kommunikationsprobleme in internationalen Konzernen, in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis (BFuP), 45.Jg. (1993), Nr.6, S.602-627. Pausenberger, E.; Roth, A.: Störfaktoren im internationalen Controlling, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB), 49.Jg. (1997), Nr.6, S.580-596. Perlitz, M.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2004, S.570-596.

Internationales Güterverzeichnis für die Verkehrsstatistik in Europa erfasst Transportgüter mit Hilfe von 20 Kategorien, 52 Divisionen und 170 Positionen. Das u.a. von EUROSTAT genutzte CSTE ähnelt dem Einheitlichen Güterverzeichnis für die Verkehrsstatistik der EU (NST). Internationales Handelszentrum

International Trade Center

Internationales Industriegütermarketing Marketing für Güter, für die eine derivative, d.h. aus der Nachfrage nachgelagerter Marktstufen abgeleitete Nachfrage in internationalen Märkten besteht. Während ein Teil der Wissenschaftler den Begriff „Internationales Industriegütermarketing“ als tautologisch kritisieren (da Industriegütermärkte grundsätzlich international seien), argumentieren andere mit Blick auf die teilweise geringen ExportquoInternationalisierungsgrad haben ten dieses Sektors, dass manche Branchen durchaus einen geringen (vgl. Abb., nächste Seite).

Internationales Industriegütermarketing

681

Internationalisierungsgrad ausgewählter Industriegüterbranchen (in %; 2000) (in %) 70

Exportquote

60

50,4

50

30

20,5

20

0

54,8

59,4

38,2

40

10

51,5

22,3

24,6

Glasgewerbe

Herstellung von Metallerzeugnissen

5,2 Bergbau und HolzGewinnung gewinnung von Steinen und Erden

Verarbeitendes Gewerbe

Maschinen- Chemische Rundfunk-, bau Industrie Fernsehund Nachrichtentechnik

Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen

Quelle: Statistisches Bundesamt, in: Adler/Klein (2004, S.925).

(1) Die im Internationalen (Konsumgüter-)Marketing häufig eindimensional geführte StandardisieStandardirungs-/Differenzierungsdiskussion (Ermittlung des optimalen Standardisierungsgrades; sierung vs. Differenzierung) weist im Internationalen Industriegütermarketing verschiedene Facetten auf. Dies hat zum einen damit zu tun, dass die (Industrie-)Kunden bspw. des Anlagenbaus weitaus stärker in den Prozess der Leistungserstellung integriert sind als Kunden im Konsumgütermarketing. Zum anderen enthalten viele Industriegüter signifikante Dienstleistungsanteile ( Dienstleistungen). Tetrade-BranVon besonderem Interesse für das Internationale Industriegütermarketing sind die Betreibermodelle eine zentrale Rolle. Maßgebliche Instrumente chen. Für die Produktpolitik spielen Preisgleitklauseln ( Risikomanagement), der Preispolitik von Investitionsgüterherstellern sind während im Mittelpunkt der Distributionspolitik der Persönliche Verkauf steht. (2) Üblicherweise werden vier Geschäfts- bzw. Transaktionstypen unterschieden. a) Im internationalen Zuliefergeschäft ist Differenzierung die vorrangige strategische Option. Der Zulieferer entwickelt für einzelne bzw. einen einzelnen Kunden spezielle Leistungen, die teilweise oder vollständig spezifisch sind. Deshalb besteht das vorrangige Ziel darin, zu diesen Kunden eine längerfristige Geschäftsbeziehung aufzubauen. b) Für das internationale Anlagengeschäft ist der einmalige Projektcharakter charakteristisch (d.h. der Extremfall von Differenzierung). Allerdings eröffnet die parallele bzw. wiederholte Vermarktung von Anlagen bzw. der Einsatz bewährter Anbieterkonsortien in verschiedenen Ländermärkten Standardisierungspotenzial. Da das Kaufverhalten der in Buying-Centern organisierten Entscheider im Anlagengeschäft von hochgradiger Unsicherheit geprägt ist, spielen zum einen Referenzen und zum anderen der Ruf des Unternehmens ( Corporate Reputation; Country of Origin) die Schlüsselrolle. c) Beim internationalen Systemgeschäft ist die Leistung im Regelfall vorproduziert (d.h. keine kundenindividuelle Fertigung). Büro- und Telekommunikationssysteme z.B. werden für einen anonymen Markt entwickelt und produziert. Da zwischen den einzelnen Systemkomponenten häufig ein zeitlicher Kaufverbund besteht, müssen insb. die Schnittstellen hinsichtlich bestimmter Leistungsmerkmale standardisiert werden, um das Kriterium Kompatibilität erfüllen zu können. Im internationalen InnovaProduktstandard erfüllt wird: Passt sich das Untertionswettbewerb stellt sich die Frage, welcher nehmen den Vorgaben von Konkurrenten an oder gelingt es, einen eigenen Standard zu etablieren? Built-in-Flexibility sind geeignet, unterschiedlichen soziokultuKonzepte wie Modular Design oder rellen und/oder technischen Umweltbedingungen Rechnung zu tragen ( Design, dominantes). " Adler, J.; Klein, A.: Internationales Industriegütermarketing, in: Backhaus, K.; Voeth, M. (Hrsg.), Handbuch Industriegütermarketing, Wiesbaden 2004, S.923-944. Theile, G.: Internationale Interaktionsprozesse im Industriegütermarketing, Hamburg 2004.

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Internationales Investitionsgütermarketing

Internationales Investitionsgütermarketing Internationales Konversionszentrum

Internationales Industriegütermarketing

Waffenhandel, internationaler

Internationales Management nach H. Albach die „Lehre von der Wirkungsweise betriebswirtschaftlicher Führungsinstrumente in verschiedenen rechtlichen und ökonomischen Umwelten“. (1) Internationales Management ist eine spezielle Betriebswirtschaftslehre, welche die SteuerungsprobKulturen, leme von Unternehmen, die in unterschiedlichen, von landesspezifischen Märkten, Rechtsauffassungen ( Rechtsanthropologie) etc. geprägten Umwelten tätig sind, analysiert und löst. universalistisch: d.h. von der amerikanischen Lange Zeit war die internationale Managementlehre Managementlehre dominiert. Im Laufe der neunziger Jahre setzte sich jedoch die Erkenntnis durch, Kontext, dass viele Managementkonzepte und Managementtheorien nicht losgelöst vom kulturellen in dem sie entstanden sind, verstanden werden können. Auch schlug in dieser Zeit das Pendel der insb. im Marketing geführten Standardisierungs-/Differenzierungsdiskussion wieder zurück ( StandardiGlobalisierung zahlreicher Märkte zwangsläufig sierung vs. Differenzierung). Anfangs schien die für die Option „Standardisierung“ zu sprechen. In dem Maße jedoch, wie sich die Misserfolge mit dieser Strategie häuften, gewann die Differenzierungsstrategie wieder an Einfluss. Neman & Nollen Metapher: Zwar kann ein Big Mac in seinem Produktkern weltweit standardifanden dafür folgende siert werden. Positioniert wird dieses Fast Food jedoch höchst unterschiedlich: als utilaristisches Gut in Industrieländern und als Luxusgut in Schwellenländern. „Just as Bic Macs in den etablierten Moscow are status and luxury while Bic Macs in New York are utilitarian, requisite management practices differ across cultures even when products do not“ (p.753). (2) Für das Management bedeutet die These von der kulturellen Relativität bspw., dass leistungsbezogene Entlohnung zwar innerhalb des angelsächsischen Kulturraumes erfolgreich ist, weniger aber außerhalb. Und das Instrument des Qualitätszirkels wurde zwar als Teil der Reaktion auf die „japanische Herausforderung“ von den westlichen Industrienationen imitiert, ohne aber damit so erfolgreich zu sein wie Unternehmen aus dem ostasiatischen Kulturraum ( Qualitätsmanagement). Landeskultur kongruent sein sollten, wird deutWarum Managementpraktiken mit der jeweiligen lich, wenn man A.M. Jaegers Definition heranzieht: „Common theories of behavior or mental programms, that are shared“ (p.179). Für die Arbeitswelt bedeutet dies: Die Landeskultur stellt grundleTheorien etc.) darüber bereit, wie gende und von der Mehrheit geteilte Überzeugungen (Thesen, Arbeitsprozesse organisiert, wie Arbeitnehmer behandelt und wie Arbeitsergebnisse entlohnt werden Konflikte, Unzufriesollten. Verstößt das Management gegen diese landestypischen Beliefs, sind denheit ( Zufriedenheit), Minderleistung und andere Dysfunktionen die Folge. Die empirische internationale Führungsstilforschung etwa bestätigte, was plausiblerweise erwartet werden konnte. In LänMachtdistanz zu akzeptieren, sind Unternehmen stärker dern, in denen es der Norm entspricht, zentralisiert und versuchen weniger, Mitarbeiter an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Manager, Führungsstil Partizipation charakteristisch ist (d.h. Beteiligung von Mitarbeitern an Entfür deren scheidungsprozessen), werden dort als schwach und inkompetent eingeschätzt (vgl. Abb.). Kultursensible Managementpraktiken (Auswahl) IndividualismusKollektivismus

Akzeptanz von Machtdistanz

Ungewissheitsvermeidung

FeminitätMaskulinität

Mitarbeiterbeteiligung

Ausmaß an formaler Hierarchie

Detailliertheit und Verbindlichkeit von Plänen

Anreizsystem

Leistungsbezogene Entlohnung

Grad an Zentralisierung

Krisenmanagement

Partizipation

Identifikation

Delegation

Change-Management

Altersvorsorge

Internationales Marketing

683

(3) Ein wichtiges Forschungsgebiet des Internationalen Managements ist die Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit. Zahlreiche Autoren rückten den dazu erforderlichen Ressourcentransfer in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen ( Ressource). J. Fayerweather etwa geht davon aus, dass interStammnational tätige Unternehmen angesichts einer unterschiedlichen Ressourcenausstattung von land und Gastland (bspw. hinsichtlich Management-Know how und technischem Know how sowie Zugang zum Kapitalmarkt) dann Vorteile im internationalen Wettbewerb besitzen, wenn Konkurrenten, die ausschließlich national tätig sind, auf die knappen und damit teuren Ressourcen des Binnenmarktes angewiesen sind ( Wettbewerb, internationaler). Dieser Erklärungsansatz, der gemäß außenhandelstheoretischen Herkunft auf den Zwei-Länder-Fall beschränkt ist, hat zwei seiner Randbedingungen: Erstens, das Unternehmen besitzt die Fähigkeit zum Ressourcentransfer; und dieser ist zweitens nicht aufgrund rechtlicher Restriktionen des Stammlandes und/oder des Gastlandes beschränkt. In(4) Internationales Management befasst sich weiterhin mit der Frage, welche Merkmale für das Multinationalen Unternehmen, ternationale Unternehmen charakteristisch sind und was dieses vom Globalen Unternehmen und vom Transnationalen Unternehmen unterscheidet. Welche Forvom Internationalisierung präferieren die jeweiligen Unternehmenstypen ( Internationalimen der Internationalisierungsgrad messen und unterliegt der Verlauf sierungsstrategie), wie lässt sich der der Internationalisierung charakteristischen Abläufen ( Internationalisierungspfad)? Besteht zwiOrganisationsstruktur ein systematischer Zusammenhang? Mit Hilfe schen Unternehmenstyp und Strategie streben die Unternehmen danach, internationale Wettbewerbsvorteile zu erlangen welcher Allokationsstrategie; Koordinationsstrategie; Markteintrittsstrategie; Timing-Strate(z.B. Marktpräsenzstrategie)? Und wie gehen sie mit dem Umstand gie und Zielmarktstrategie wie die Landeskulturen konfrontiert werden (z.B. Diversium, dass sie dabei mit den unterschiedlichsten Führungsstil; Kompetenz, interkulturelle; Konfliktmanagement; Rechtsty Management; anthropologie; Training, interkulturelles)? " Fayerweather, J.: International Business Strategy and Administration, Cambridge/MA 1978. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008. Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.): Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002. Newman, K.L.; Nollen, S.D.: Culture and Congruence. The Fit between Management Practices, in: Journal of International Business Studies, Vol.27 (1996), No.4, pp.753-779. Perlitz, M.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2004.

Internationales Marketing (1) analysiert die Wirkungsweise des Marketing in verschiedenen rechtlichen und wirtschaftlichen Systemen sowie deren Rückwirkung auf die Marketing-Instrumente. In Abgrenzung zum Domestic Marketing sind für das Internationale Marketing der zusätzliche Informations- und Koordinationsbedarf ( Koordination), die größere Komplexität und Differenziertheit der Marketing- und ManageRisiko der zu treffenden Entscheidungen charakteristisch. Intermentaufgabe sowie das erhöhte Internationalen Unternehmen präferierte Form der Bearbeitung von nationales Marketing ist die von Export Marketing verkörpert es den Übergang von Auslandsmärkten. Als Weiterentwicklung des der taktischen zur strategischen Handlungsebene. Im weiteren Verlauf der Entwicklung dieser DiszipGlobale Marketing und das Interkulturelle Marketing. lin folgten das (2) Vertreter des Internationalen Marketing befassen sich sowohl theoretisch als auch praktisch vorrangig mit folgenden Fragestellungen: a) Marktauswahl (z.B. Marktattraktivität; Marktforschung, internationale; Marktauswahl, Länderportfolio; Länderrisiko), internationale; b) Markterschließung ( Timing-Strategie, Entwicklung einer der Markterschließungsstrategie angemessenen Organisationsstruktur; Desinvestionsstrategie), Kommunikationspolitik, c) Gestaltung des Marketing-Mix ( Distributionspolitik, internationale; Preispolitik, internationale; Produktpolitik, internationale). internationale; " Backhaus, K.; Voeth, M.: Internationales Marketing, 6.Aufl., Stuttgart 2010. Bruns, J.: Internationales Marketing, 3.Aufl., Ludwigshafen 2003. Cateora, P.R.; Graham, J.L.: International Marketing 6th Ed., Homewood/IL 2007. Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010.

684

Internationales Patent

Internationales Patent

IR-Marke;

Patent, internationales

Internationales Personalmanagement hat prinzipiell dieselben Funktionen zu erfüllen wie das nationale Personalmanagement. Hierzu zählen die klassischen Prozessfunktionen (Personalbedarfsermittlung, Personalgewinnung, Personalentwicklung, Personaleinsatz, Personalerhalt und Personalfreistellung) sowie die „moderneren“ Querschnittsfunktionen (wie Personalcontrolling, Personalmarketing, Personalinformation und Organisation des Personalmanagements). Internationales Personalmanagement ist indessen weitaus komplexer, da es aufgrund der Internationalisierung des Wirtschaftsgeschehens neben diesen traditionellen PersonalNationalität bzw. Herkunft der Mitarbeiter und deren Einsatzorte bzw. Einsatzländer funktionen die zu berücksichtigen hat. Diese globale bzw. multikulturelle Perspektive bedeutet für das Internationale Personalmanagement u.a., dass es stärker risikobehaftet ist als das klassische Personalmanagement. Dies wiederum lässt sich mit der Notwendigkeit, unterschiedliche Wirtschaftssysteme und unterschiedliche Wertesysteme zu berücksichtigen, begründen ( Risiko; Wert). (1) Weber et al. unterscheiden zwei Forschungsstrategien bzw. Ansätze des Internationalen Personalmanagements. Die international vergleichende Personalmanagementforschung geht von einem weiten Kulturbegriff aus, der im Dülferschen Sinn die verschiedenen Umwelten der Unternehmung einschließt: die in verschiedenen Schichten strukturierte Kultur als Filter, welcher (Unternehmens-) Entscheidungen beeinflusst (vgl. Abb., nächste Seite). Charakteristisch ist weiterhin das Erkenntnisobjekt: die international bzw. interkulturell variierenden Personalmanagementpraktiken von Unternehmen. Neben der Gestaltung länderübergreifender Karrierepfade und der Förderung interkultureller Konfliktmanagement, VerhandlungsKompetenz ( Kompetenz, interkulturelle) sind hier z.B. stil sowie Auslandsentsendung zu nennen. Aus erkenntnistheoretischer Sicht ist bedeutsam, welche Position die vergleichende Personalmanagementforschung in der Universalismus-Relativismus-Kontroverse einnimmt. Der universalistische, im US-amerikanischen Raum vorherrschende Ansatz geht davon aus, dass das Personalmanagement weltweit allgemeingültigen Gesetzmäßigkeiten unterliegt (z.B. Besetzungsstrategien entsprechend dem E.P.R.G.-Konzept). Gemäß der relativistischen Position sind Personalmanagementkonzepte hingegen Landeskultur). Wie insb. auch das Cranfield Project on kontextabhängig (insb. vom Kontext der Strategic International Human Resource Management gezeigt hat, ist diese Forschungsperspektive vor allem im europäischen Raum weit verbreitet. Dabei ergab die europaweit-vergleichende Analyse von Struktur und Politik des Personalwesens, der Personalbeschaffung, der Personalentwicklung, der Vergütung und der Arbeitsbeziehungen ( Beziehungen, industrielle), dass die Landeskultur darauf weniger stark Einfluss nimmt, als dies situative Variablen (z.B. Wettbewerbsintensität) und/oder Unternehmensmerkmale tun. Die Vertreter der Cross-Cultural-Management-Perspektive definieren Kultur eng, im Sinne von Landeskultur. Forschungsschwerpunkte dieser Richtung sind u.a. die Besonderheiten interkultureller Kommunikation ( Kommunikation, interkulturelle), die Notwendigkeit, multikulturelle Teams aufgabengerecht und kulturgerecht zu bilden ( Team, multikulturelles), und die Eigenheiten kulturspezifischer Entscheidungsfindung ( Entscheidung). (2) Einen systematischen und umfassenden Ansatz bietet das Konzept des Kulturtransfers. Zunächst unterscheidet es drei Strategien: die Monokulturstrategie, die Multikulturstrategie und die Mischkulturenstrategie. Sodann verbindet es diese mit den Perlmutterschen Länderphilosophien. Bei der Monokulturstrategie wird die Unternehmenskultur, die sich im Stammland entwickelt hat (d.h. die StammAuslandsniederlassung übertragen. Charakteristisch für die Mulhausunternehmenskultur), auf die Landeskultur ihres tikulturstrategie ist, dass die Tochtergesellschaften, angepasst an die jeweilige Gastlandes, ihre eigene Unternehmenskultur entwickeln. Diese bestehen dann neben den teilweise ähnlichen, teilweise unterschiedlichen Unternehmenskulturen der anderen Tochtergesellschaften und der Muttergesellschaft. Unternehmen, welche die Mischkulturstrategie verfolgen, sind bestrebt, durch Kulturvermischung eine neue einheitliche Unternehmenskultur zu schaffen.

Internationales Personalmanagement

685

Schichtenmodell der Unternehmensumwelt

Unternehmung

Manager „Aufgabenumwelt“ Rechtlich-politische Normen Soziale Beziehungen und Bindungen Kulturell bedingte Wertvorstellungen Stand der Realitätserkenntnis und Technologie Natürliche Gegebenheiten

Manager „Aufgabenumwelt“ externe Interaktionspartner

Unternehmung im Gastland

Rechtlich-politische Normen Soziale Beziehungen und Bindungen Kultur Kulturell bedingte Wertvorstellungen Stand der Realitätserkenntnis und Technologie Natürliche Gegebenheiten

Natur

Quelle: Dülfer (2001, S.261).

(3) Nach M. Hilb verkörpert das Internationale Personalmanagement die erste Stufe der Entwicklung Transnationalen Personalmanagement. der betrieblichen Personalfunktion hin zu einem im Idealfall Allerdings betreiben, wie verschiedene Unternehmensbefragungen ergeben haben, nur große Unternehmen, die mehr als 10.000 Mitarbeitern beschäftigen, systematisch internationale Personalplanung und Personalentwicklung. Symptome dieser Entwicklungsstufe sind ein pro-aktiver Personaltausch mit ausländischen Unternehmen, ein langfristig orientiertes Angebot von Auslandspraktika, die gezielte Besetzung von kultursensiblen Stellen mit auslandserfahrenen Kräften sowie die Rekrutierung von ausländischen Mitarbeitern. " Dülfer, E.: Internationales Management in unterschiedlichen Kulturbereichen, 6.Aufl., München 2001. Hilb, M.: Transnationales Management der Human-Ressourcen. Das 4P-Modell des Glocalpreneuring, Neuwied 2002. Scherm, E.: Internationales Personalmanagement, 2.Aufl., München 1999. Thom, N.: Personalmanagement. Überblick und Entwicklungstendenzen, in: Thom, N.; Zaugg, R.J. (Hrsg.), Excellence durch Personal- und Organisationskompetenz, Bern 2001, S.117-131. Weber, W.; Festing, M.; Dowling, J.; Schuler, R.S.: Internationales Personalmanagement, Wiesbaden 1998. Weber, W.; Kabst, R.: Personalwesen im europäischen Vergleich. Ergebnisbericht 1995, The Cranfield Project on International Strategic Human Resource Management, Paderborn 1996. Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010.

686

Internationales Steuerrecht

Internationales Steuerrecht ist, da es die Besteuerung grenzüberschreitender Sachverhalte regelt, für die internationale Unternehmenstätigkeit von zentraler Bedeutung. Im Mittelpunkt des Internationalen Steuerrechts steht das Anliegen, die verschiedenen nationalstaatlichen Besteuerungsregime voneinander abzugrenzen bzw. zu Völkerrecht), Doppelbekoordinieren. Diesem Zweck dienen verschiedene Rechtsquellen (z.B. steuerungsabkommen sowie die Prinzipien der internationalen Besteuerung (unbeschränkte, erweiterte und beschränkte Steuerpflicht; vgl. Abb.). System internationaler Besteuerung

Rechtsquellen

Völkerrecht

Außensteuerrecht

Sonderabkommen

Vermeidung von Doppelbesteuerung

Anrechnungsmethode

Freistellungsmethode

Steuerpflicht

unbeschränkte Steuerpflicht erweiterte Steuerpflicht beschränkte Steuerpflicht

Quelle: Huber (2007, S.100).

" Huber, A.: Internationales Management, München 2007, S.98ff. Rose, G.: Grundzüge des Internationalen Steuerrechts, 5.Aufl., Wiesbaden 2000.

Internationales Unternehmen (1) Unternehmen, das Auslandsgeschäfte bewusst und gezielt betreibt, d.h. mit einer expliziten StrateExport; Joint Venture) und nicht nur als Reaktion auf Anfragen und Aufträge aus dem gie (z.B. Ausland (z.B. aufgrund 'unsolicited orders') oder zur Vermarktung ungenutzter Produktionskapazität. Weiterhin muss der im internationalen Geschäft erzielte Umsatz einen signifikanten Beitrag zum Gesamtumsatz leisten. Schließlich beeinflusst das Auslandsengagement bei diesem Unternehmenstypus Organisationsstruktur (z.B. International Division), die Mentalität und den Führungsstil die etc. des (Top-)Managements ( E.P.R.G-Konzept) sowie die gesamte Unternehmenskultur. Die Schlüsselrolle mentaler Einflussfaktoren macht folgendes Beispiel deutlich: „Vor einigen Jahren JETRO kam ein findiger Angestellter eines japanischen Handelshauses, der vorübergehend für arbeitete, auf die Idee, kleine Gasthaus-Brauereien, wie er sie in Deutschland gesehen hatte, nach Japan zu holen. Zu diesem Zweck schrieb er 16 Hersteller von Brauereimaschinen an, von denen dann schließlich ein einziger antwortete. Der wurde mit einem Restaurant am Fuße des Fujiama handelseins und lieferte die entsprechenden Anlagen dorthin. Der Erfolg war umwerfend: In dem Restaurant warteten die Gäste geduldig stundenlang auf einen Sitzplatz. Der Betreiber schaffte sich umgehend eine zweite Braustätte an, und inzwischen gibt es in Japan 75 solcher Anlagen.“ (2) Die weit verbreiteten eindimensionalen Kriterien zur Klassifikation von Unternehmen als „internaExportquote) erweisen sich häufig allerdings als allzu simpel und bisweilen irrefühtional“ (z.B. rend. So ist ein deutsches Unternehmen, das mit dem Export nach Österreich 30% seines Gesamtumsatzes erzielt, sicherlich weniger „international“ als ein ansonsten vergleichbares Unternehmen, das mit Joint Ventures und eigenen Produktionseinrichtungen in sieben latein- und mittelamerikanischen Ländern 24% seines Gesamtumsatzes erwirtschaftet ( Auslandsniederlassung). Deshalb wurden in der jüngeren Vergangenheit komplexere Kriterien in die Diskussion eingeführt. Marcharzina & Oesterle zählen zu den aussagefähigeren Kriterien insb.

Internationalisierung der Handwerksbetriebe

687

a) dominante Strategie (z.B. Export; Auslandsinvestition), Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz), b) Erfolgsgrößen (z.B. Anteil des Organic) Unternehmensstruktur (z.B. Anzahl ausländischer Einheiten im Unternehmensverbund; sationsstruktur), polyzentrische, regiozentrische oder geozentrische Orientierung des Topd) ethnozentrische, Unternehmenskultur. Managements und der M. Kutschker hingegen beschreibt die Entwicklung internationaler Unternehmen anhand folgender vier Distanz der bearbeiteten Ländermärkte, internaDimensionen: Anzahl und geographisch-kulturelle Wertschöpfungskette, Ausmaß der Integration des Auslandsgeschäfts in den tionale Struktur der Unternehmensverbund sowie Geschwindigkeit der Internationalisierung. (3) Trotz aller Forschungsbemühungen lässt sich die Frage, ab wann ein Unternehmen international ist, exakt nicht abschließend beantworten. Weder kann man eindeutig beurteilen, welche Indikatoren geeignet sind, den Internationalisierungsgrad zu bestimmen; noch ist definiert, ab welchem Schwellenwert ein Unternehmen das Attribut „international“ verdient. Deshalb begnügen sich manche Forscher mit einer nichtoperationalen Abgrenzung. Demnach gilt ein Unternehmen dann als international, wenn es „dauerhaft“ in den Auslandsmarkt integriert ist und einen „nicht unbedeutenden Teil“ seiner Leistungs- und Finanzierungsprozesse in mehr als einem Land bewerkstelligt. Durch die grenzüberschreitende Geschäftstätigkeit wird nicht nur die Umsatzstruktur, sondern auch die Unternehmensstruktur beeinflusst. Und schließlich trägt bei einem Internationalen Unternehmen das Auslandsgeschäft wesentlich dazu bei, die Existenz des Unternehmens zu „sichern“. Diese beliebige Auswahl qualitativer Abgrenzungsversuche verweist indirekt nochmals auf die Schwierigkeit, diesen Unternehmenstypus quantitativ zu definieren (z.B. durch den Internationalisierungsgrad). Fließend sind auch die Multinationales Unternehmen, Transnationales Unternehmen und GloGrenzen zu den Typen Flaggschiffbales Unternehmen. Eine Besonderheit stellt in diesem Zusammenhang der Typus des Unternehmens dar. Zusammenfassend gesehen war die Diskussion über „Wesen und Genese verschiedener Typen internationaler Unternehmenstätigkeit“ jedoch derart unergiebig, dass in der neueren Literatur vielfach darauf verzichtet wird, zwischen diesen Unternehmenstypen zu differenzieren. (4) Weitgehend inhaltsleer und deshalb letztlich verzichtbar erscheint der von manchen vorgeschlagene Minimalkonsens („Ein internationales Unternehmen ist in irgendeiner Weise grenzüberschreitend tätig“). Der definitorische Rekurs auf das populäre E.P.R.G.-Konzept (z.B. Multinationales Unternehmen = polyzentrischer Ansatz, Globales Unternehmen = geozentrischer Ansatz) bietet kaum mehr Entscheidungshilfe, da es diesem gleichfalls an Trennschärfe mangelt und damit die Gefahr des infiniten Regresses droht. (5) Unstrittig ist indessen, dass es Internationale Unternehmen schon seit langem gibt. Wirklich bewusst wurde dieser Unternehmenstypus einer breiteren Öffentlichkeit aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als amerikanische Großunternehmen damit begannen, in großem Stil weltweit (direkt) zu investieren. " Dülfer, E.: Internationales Management in unterschiedlichen Kulturbereichen, München 1999, S.6f.. Kutschker, M.: Internationalisierung der Unternehmensentwicklung, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.45-67. Lilienthal, D.E.: Big Business. Ausblick auf eine neue Ära der amerikanischen Großunternehmen, Berlin 1954. Lilienthal, D.E.: The Multinational Corporation, in: Anshen, M.H.; Bach, G.L. (Eds.), Management and Corporations 1985, New York 1960, pp.119-158. Macharzina, K.; Oesterle, M.-J.: Das Konzept der Internationalisierung im Spannungsfeld zwischen praktischer Relevanz und theoretischer Unschärfe, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.3-21. Maier-Mannhart, H.: Der schwierige Weg nach Japan, in: Süddeutsche Zeitung, 53.Jg. (1997), Nr.261, S.24. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002. Perlitz, M.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2004.

Internationales Zentrum für die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten schiedsgerichtsbarkeit

Investitions-

Internationalisierung der Handwerksbetriebe im Gegensatz zur Internationalisierung der Industrieunternehmen noch stark unterentwickelt. So erzielte das deutsche Baugewerbe 2006 nur 0,8% seines Umsatzes in ausländischen Märkten (während

688

Internationalisierung mittelständischer Unternehmen

es etwa bei den Herstellern von Bau- und Baustoffmaschinen 78% waren) und das Renovierungs- und Ausbaugewerbe 2,4%. Gemäß einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) Auslandsorientierung des Handwerks ein als generell hoch einsind die Hauptgründe der geringen Risiko, Sprachschwierigkeiten ( Fremdsprache), bürokratische Hemmnisse ( Standgestuftes ortfaktor Bürokratiekosten) und Informationsdefizite. Internationalisierung mittelständischer Unternehmen (1) trug 1999 laut Mittelstandsbarometer '99 der Deutschen Gesellschaft für Mittelstandsberatung (SMG) 29% zum Gesamtumsatz der KMU bei ( mittelständisches Unternehmen). Diese Quote soll Restriktionen, die häufig im bis 2010 auf 45% gesteigert werden. Aufgrund der für KMU typischen Strategien der InterManagement- und Finanzierungsbereich liegen, ist das Portfolio der nationalisierung dieses Unternehmenstypus jedoch unausgewogen: Dominiert von einer europazenJoint Venture beteiligt, und nur 6% trierten Exportstrategie, waren 1999 nur 2% der KMU an einem Tochtergesellschaft. Nicht zuletzt vernachlässigt dieser Unternehmensbetrieben (zumindest) eine Kooperation, seien sie formlos oder typ zumeist die vielfältigen und erfolgsträchtigen Formen der mit Hilfe von Liefer-, Produktions- und Vertriebsverträgen institutionalisiert. Weitere HandlungsmögGegengeschäfts- oder Systemverträge. Dem lichkeiten bieten Know how- und Lizenzverträge, Leitgedanken aller Formen kooperativen Handelns steht jedoch das traditionelle Selbstverständnis mittelständischen Unternehmertums entgegen: Selbständigkeit. Die wichtigsten subjektiven, d.h. per Hemmnisse der Internationalisierung von KMU stellt folgende Abbildung Befragung ermittelten vor. Hemmnisse der Internationalisierung von KMU (Selbsteinschätzung, in %)

60

Bürokratie 51

Managementkapazität und Qualifikation

50

Fehlende Kooperationspartner im Ausland 45

Entwicklung von Markteintrittskonzepten 35

Verständigung und kulturelle Barrieren 31

Finanzierung Verhandeln mit ausländischen Partnern

24

(2) Typisch dafür, dass das Streben nach (bzw. der Erhalt von) Selbständigkeit ein zentrales Motiv kooperativer Marktmittelständischer Unternehmer ist und diese deshalb die verschiedenen Formen Joint Venture; Strategische Allianz) gewöhnlich mit allergrößter Skepsis beerschließung (z.B. trachten, sind Aussagen wie die von B. Leibinger (Maschinenbau, Trumpf), der in diesem Zusammenhang vor Illusionen warnte: „Über kurz oder lang führen Kooperationen zum Zwist, weil der eine

Internationalisierung von Handelsunternehmen

689

Partner den anderen zu beherrschen versucht.“ An dieser ablehnenden Grundeinstellung ändert auch wenig, dass auslandserfahrene Mittelständler (wie T. Bentz, geschäftsführender Vorsitzender der Melitta-Gruppe) dringend dazu raten, sich für die Erschließung von Auslandsmärkten Partner zu suchen. Deshalb plädieren bspw. Icks et al. dafür, dass KMU, die trotz ihres Mangels an Ressourcen interNetzwerken national tätig werden wollen, mit anderen KMU in regionalen oder überregionalen zusammenarbeiten sollten, um dank der dadurch möglichen Spezialisierung Kostenvorteile erlangen zu können. (3) Umgekehrt ist der in Lotte bei Osnabrück beheimatete und auf die Entwicklung von AutomobilInnenraumteilen sowie Instrumententrägern und Verkleidungen spezialisierte Automobilzulieferer Frimo Automotive das beste Beispiel dafür, dass unter bestimmten Bedingungen Internationalisierung auch im Alleingang mit Erfolg betrieben werden kann. Vor mehr als 30 Jahren als Handwerksbetrieb für Werkzeug- und Modellbau gegründet, unterhält das Unternehmen mittlerweile Produktionsstätten in Brasilien, Polen, Ungarn und den USA. Beliefert werden u.a. Ford, General Motors und VW. Allein zwischen 1994 und 1998 wuchs der Umsatz von 30 Mio. DM auf 160 Mio. DM. Mittlerweile umfasst Standorte. Mit insgesamt 1.200 Mitarbeitern wurde 2007 ein Umsatz von das FRIMO-Netzwerk 18 150 Mio. € erwirtschaftet. " Gutmann, J.; Kabst, R. (Hrsg.): Internationalisierung im Mittelstand, Wiesbaden 2000. Icks, A.; Kaufmann, F.; Menke, A. (Hrsg.): Unternehmen Mittelstand. Chancen im globalen Strukturwandel, München 1997. Schwarz, C.; Wildhagen, A.: Virtuelle Firmen, in: Wirtschaftswoche, Nr.48 (25.11.1999), S.110-113.

(

http://www.frimo.com

Internationalisierung von Handelsunternehmen hat im Vergleich zur Internationalisierung von Industrieunternehmen relativ spät eingesetzt. Erst als standardisierbare Handelsformate entwickelt wurden, welche die bis dahin atomisierte Handelsstruktur nachhaltig veränderten, gelang einzelnen Anbietern der Sprung über die Landesgrenzen. (1) Die Internationalisierung des Handels begann in systematischer Weise erst Ende der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, nachdem die in den 1950er- und 1960er-Jahren vorherrschende lokale bzw. allenfalls regionale Ausrichtung der Branche im Verlauf der 1970er-Jahre durch eine verstärkte Filialisierung und damit die Entwicklung nationaler Handelsorganisationen überwunden worden war. Ganz anders als mit der späten Internationalisierung der Absatzmärkte verhielt es sich mit den Beschaffungsmärkten. Auf diesen agierte der Handel frühzeitig international und bisweilen auch global ( Beschaffung, globale; Fernhandel; Handelskompanie). (2) Die Top 250-Handelsunternehmen sind in insgesamt 27 Ländern tätig. 90 von ihnen (= 36,0% der Top 250) sind US-Unternehmen, die einen Marktanteil von 44,3% am Gesamtumsatz dieses Segments haben (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Herkunft und Umsatz der Top 250 (2005, in %) Herkunftsland USA Japan Großbritannien Kanada Deutschland Frankreich Sonstiges Europa Sonstige

36,0 16,0 9,6 8,8 7,2 4,8 13,6 8,8

Marktanteil (in % am Umsatz der Top 250) 44,3 8,5 8,6 2,4 11,4 9,9 10,3 4,6

Quelle: Deloitte. 2006 Global Powers of Retailing, p.G12.

Wie Planet Retail 2006 zu entnehmen ist, erzielten die 30 größten Handelsunternehmen 2005 einen Gesamtumsatz von knapp 1,8 Bill. $ (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Die Top 5 bewerkstelligten 13% des globalen Food-Geschäfts (Top 30 = 32%).

690

Internationalisierung von Handelsunternehmen

Abb. 2: Top 30-Handelsunternehmen Ursprungsland

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Wal-Mart Stores Inc. Carrefour S.A. Metro Group Tesco PLC Ahold N.V. Seven & I Holdings Co. Ltd 1)2) The Kroger Co. Sears Holdings Corp. 3) Rewe Zentral AG Costco Wholesales Corp. Target Corp. 1) Casino S.A. Aeon Co Ltd 1) Groupe Auchan Edeka-Gruppe Schwarz-Gruppe Aldi-Gruppe Walgreen Co. Albertson’s Inc. Safeway Inc. E. Leclerc CVS Corporation ITM Entreprises S.A. (Intermarché) Tengelmann Gruppe Woolworths Ltd J. Sainsbury Plc. Coles Myer Ltd Loblaw Companies Ltd Delhaize Group WM Morrisons Supermarkets

VertriebslinienUmsatz 2005 (in Mrd.$, inkl. MwSt.)

Netto-Umsatz 2005

Umsatz Ausland

(in Mrd. $)

(in %)

USA Frankreich Deutschland Großbritannien Niederlande Japan USA USA Deutschland USA USA Frankreich Japan Frankreich Deutschland Deutschland Deutschland USA USA USA Frankreich USA Frankreich

338,75 117,17 83,24 77,17 76,77 69,24 63,70 61,95 56,53 56,47 55,36 53,84 51,43 51,27 50,12 49,73 48,77 44,19 42,46 42,08 39,54 38,93 36,56

312,43 92,59 69,26 69,63 55,31 35,32 60,55 49,12 51,83 52,94 52,62 28,35 40,23 38,22 * 41,27 * 45,80 * 45,01 * 42,20 * 40,36 * 38,42 * 35,42 * 37,01 * 33,72 *

22,4 52,4 51,7 23,1 82,0 34,0 11,9 30,5 20,5 41,8 8,2 47,0 6,7 43,3 44,7 1,3 16,1 5,6 10,0

Deutschland Australien Großbritannien Australien Kanada Belgien Großbritannien

32,83 31,09 30,61 30,15 24,99 24,84 24,12

29,99 27,09 * 30,18 * 27,85 22,94 18,60 22,03

50,8 8,7 0,6 77,1 -

* geschätzt 1) Die Angaben für Seven & I sowie Aeon weisen die Umsätze für das gesamte internationale Handelsnetzwerk ohne lokale Eigentümer aus.

2) vormals Ito-Yokado 3) inkl. Kmart

Quelle: Planet Retail Mai 2006, in: LZ Spezial, Nr.4 (2006), S.48.

Von den Top-Unternehmen des europäischen Lebensmittelhandels hatte 2005 Louis Delhaize den mit Internationalisierungsgrad erreicht: 77,1% des Gesamtumsatzes von 24,84 Mrd. € Abstand höchsten erwirtschaftete das belgische Unternehmen außerhalb seines Stammlandes. Bei der Metro-Group, mit einem Konzernumsatz von 83,24 Mrd. € drittplatziertes Unternehmen, waren es 51,7% und bei Aldi 44,7% (= Rang 7). Tengelmann rangierte mit 24% auf dem zehnten Rang und Edeka mit 8% auf dem 13. Rang. (3) Dass die Internationalisierung des Handels noch nicht weiter fortgeschritten ist, liegt nicht zuletzt Kulturgebundenheit zahlreicher Handelsleistungen ( Culture Bound-Hypothese). Deshalb an der

Internationalisierung von Handelsunternehmen

691

ließen sich bislang nur wenige Vertriebskonzepte international multiplizieren. Zu den Ausnahmen zählen das Cash & Carry-Konzept (z.B. METRO), das Harddiscount-Konzept (z.B. Aldi, Lidl) oder das SB Fachmarkt-Konzept (z.B. Media Markt). Wal-Mart Stores Inc. hingegen, dem weltweit mit Abstand führenden Handelsunternehmen, gelang es bislang nicht, sich in Europa durchzusetzen. Als Zukunftsmittel- und osteuropäischen Länder und zum anderen die märkte des Handels gelten zum einen die asiatischen Wachstumsregionen (vgl. Abb. 4, nächste Seite). Entscheidendes Kriterium ist dabei die handelsrelevante Kaufkraft ( Kaufkraft). DIHK zeigen, dass Handelsunternehmen mit Auslandsinvestitio(3) Regelmäßige Befragungen der nen natürlich weniger als Industrieunternehmen das Ziel der Kostenersparnis verfolgen. Wie Dienstleistungsunternehmen insgesamt ( Dienstleistungsmarketing, interkulturelles), so ist auch ihnen vor allem daran gelegen, mit Direktinvestitionen ihren Vertrieb und Kundendienst zu stärken (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Mit Auslandsinvestitionen verfolgte Unternehmensziele (in %) Industrie 1999 2003

Dienstleistungen 1999 2003

Handel 1999 2003

Bauwirtschaft 1999 2003

Kostenersparnis

34

42

14

24

25

25

33

16

Vertrieb und Kundendienst

37

32

51

48

43

54

17

13

Markterschließung

29

26

35

28

32

21

50

71

Quelle: DIHK, in: iwd, Nr.32 (7.8.2003), S.7.

Dass es vielen Akteuren dabei nach wie vor an einer grundlegenden strategischen Perspektive mangelt, zeigen die Ergebnisse einer KPMG-Studie aus dem Jahre 2004. Dabei bekannten 78% der befragten 57 international agierenden Lebensmittelhandelsunternehmen, ihr Hauptgrund sei der Markteintritt eines Demonstrationseffekt; Theorie des oligopolisWettbewerbers gewesen ( Bandwaggon-Effekt; tischen Parallelverhaltens). Ein weiterer, diesmal jedoch strategisch-offensiver Grund ist die VerbesseGlobal Sourcing. rung der Möglichkeit des (4) Wie Industrieunternehmen, so müssen auch Handelsunternehmen in der Lage sein, in den einzelnen Ländermärkten mit höchst unterschiedlichen Strukturbedingungen zurecht zu kommen. Hierzu zählen unterschiedliche Nachfragebedingungen (vgl. Abb. 4 und Abb. 5, nächste Seite) und unterschiedliche Angebotsbedingungen (vgl. Abb. 6). So besteht eine gegenläufige Beziehung zwischen der relativen und der absoluten Bedeutung des einzelhandelsrelevanten Umsatzes. In Polen, Tschechien und anderen MOE-Staaten dominiert dieser zwar die privaten Konsumausgaben (vgl. Abb. 7). Die, gemessen an ihrem absoluten und relativen Umsatz (d.h. pro Kopf), bedeutsamsten Märkte aber sind Frankreich (2005 = 282 Mrd. € Umsatz Privater Verbrauch Food), Großbritannien (= 249 Mrd. €) und Deutschland (= 193 Mrd. €). Im Vergleich dazu nimmt sich der entsprechende Umsatz des polnischen (= 46 Mrd. €) und insb. des ungarischen Einzelhandels (= 10 Mrd. €) bescheiden aus. Abb. 4: Anteil des Einzelhandelsumsatzes an den privaten Konsumausgaben (2003) Polen Tschechien Ungarn Irland Slowenien Baltische Staaten Dänemark Griechenland Frankreich Spanien Niederlande Schweden EU 25 Finnland Großbritannien Deutschland Österreich Italien

0

10

Quelle: European Retail Network der GfK PRISMA.

20

30

40

50

60

70

Quelle: Planet Retail Mai 2006; in: LebensmittelZeitung Spezial, Nr. 3 (2007), S.39.

10

10

68

10

82

Tschechien

Türkei

Ungarn

Vietnam

85

10

71

142

145

Russland

22,3

39

249

1.110

22,4

39

Polen

2003

33.803

74.679

208.348

80.842

381.996

49.427

191.736

207.488

509.544

1.322 1.451.134

Rumänien

235

1.050

Indien

Indonesien

1.291

2007

50.636

104.769

355.602

118.570

869.440

119.808

298.156

311.966

822.486

2.305.697

2007

(in Mio. €)

(in Mio. €)

2003

Bruttoinlandsprodukt

Einwohnerzahl

China

Land

413

7.425

3.059

7.886

2.642

2.208

4.967

883

485

1.124

2003

(in €)

594

40.523

4.997

11.592

6.107

5.378

7.741

1.253

741

1.744

2007

BIP pro Kopf

22.397

50.544

138.462

41.253

193.086

34.035

125.670

141.379

326.811

562.898

2003

32.003

69.473

246.469

58.481

397.006

82.581

184.812

197.021

539.795

850.563

2007

(in Mio. €)

Konsum

274

5.025

2.033

4.024

1.335

1.521

3.255

602

311

436

2003

(in €)

375

6.978

3.464

5.717

2.789

3.707

4.798

792

486

643

2007

Konsum (pro Kopf )

12.444

9.083

46.719

12.428

56.358

12.501

43.523

71.122

179.975

381.003

2003

16.332

11.974

76.475

17.039

102.014

20.280

61.832

91.542

273.890

540.213

2007

(in Mio. €)

Lebensmittelkonsum

152

903

686

1.212

390

559

1.127

303

171

295

2003

(in €)

192

1.203

1.075

1.666

717

910

1.605

368

247

409

2007

Lebensmittelkonsum (pro Kopf)

692 Internationalisierung von Handelsunternehmen

Abb. 5: Datenkranz ausgewählter Zukunftsmärkte

Internationalisierung von Handelsunternehmen

693

Abb. 6: Anteil des Privaten Verbrauchs Food am gesamten Privaten Verbrauch (2004, in %) 1.292

2.337

Großbritannien (22,6 %)

1.099 249 896

18.493 4.187

Frankreich (31,5 %)

282

14.838 4.672

Italien (16,7 %)

825 137

14.368 2.392 10.914

Spanien (22,9 %)

450 103

2.504 14.037

Niederlande (18,3 %)

228 42

Russland (33,9 %)

225 76 169 46

Schweiz (27,2 %)

32

Belgien (20,9 %)

29

Schweden (21,7 %)

155 136 133

2.568 1.580 536 23.534 6.399 14.973 3.130 15.271 3.315

Österreich (15,3 %)

20 129

Polen (35,8 %)

46 110 27

Griechenland (24,2 %)

22

Dänemark (23,4 %)

93

22 83

333 1.194 10.003 2.422 17.336 4.063 19.115 4.845 8.190

Portugal (21,7 %)

18 76

1.776 14.512

Finnland (18,6 %)

14 69

2.705 17.306

Irland (20,0 %)

14 53

Ungarn (18,1 %)

10

Tschechien (30,2 %)

42 13 28

Ukraine (49,5 %)

14

Slowakei (35,0 %)

19 7 11

3.458 5.430 981 4.076 1.230 580 287 3.580 1.254 23.659

Luxemburg (22,9 %)

2

16.351

2.495

Norwegen (25,3 %)

87

Legende:

15.655

Deutschland (14,9 %)

193

5.418

Privater Verbrauch (in Mrd. €)

=

=

Privater Verbrauch (pro Kopf, in €)

Privater Verbrauch Food (in Mrd. €)

=

=

Privater Verbrauch Food (pro Kopf, in €)

Quelle: Planet Retail 2005.

694

Internationalisierung von Health Care-Unternehmen

Wenn man Einzelhandelsumsatz und Verkaufsfläche standardisiert (d.h. jeweils auf 1.000 Einwohner bezieht), erkennt man, dass in den großen Handelsmärkten unterschiedliche Strategien verfolgt werden (vgl. Abb. 9): Während für Großbritannien und Frankreich eine unterdurchschnittliche Verkaufsflächenausstattung mit einem überdurchschnittlichen Einzelhandelsumsatz charakteristisch ist, verhält es sich im deutschen Markt umgekehrt. Trotz eines unterdurchschnittlichen Einzelhandelsumsatzes halten die Handelsunternehmen hier überdurchschnittlich viel Verkaufsfläche pro Kopf der Bevölkerung vor. Abb. 9: Flächenproduktivität und Verkaufsflächenausstattung in der Europäischen Union

Einzelhandelsumsatz (in € pro qm Verkaufsfläche)

6500

6000

Dänemark

wenig Fläche, hohe Raumleistung

viel Fläche, hohe Raumleistung

Großbritannien

Irland

5500 Frankreich

5000 4500

Finnland

Portugal

EU 15 Belgien

Griechenland

4000

Spanien Slowenien

3500 3000

Luxemburg

Schweden

Italien

Ungarn

2500 wenig Fläche, geringe Raumleistung 2000 400 600

Österreich Deutschland

Tschechische Republik

viel Fläche, geringe Raumleistung

Polen 800

1000

Niederlande

1200

1400

1600

Verkaufsfläche pro 1.000 Einwohner (in qm) Quelle: European Retail Network der GfK PRISMA.

" Hedwig-Mohr, S.: Leitfaden für die Eroberung lohnender Märkte, in: LebensmittelZeitung, 19.11.2004, S.60. Lingenfelder, M.: Die Internationalisierung im europäischen Einzelhandel, Berlin 1996. Lingenfelder, M.; Lauer, A.: Die Unternehmenspolitik im deutschen Einzelhandel zwischen Währungsreform und Währungsunion, in: Dichtl, E.; Lingenfelder, M. (Hrsg.), Meilensteine im deutschen Handel, Frankfurt/Main 1999, S.11-25. Swoboda, B.; Zentes, J.; Elsner, S.:. Internationalisation of Retail Firms. State of the Art after 20 Years of Research, in: Marketing JRM, Vol.5 (2009), No.2, pp.105-126. Zentes, J.; Swoboda, B.: Globalisierung des Handels, in: Zentes, J.; Swoboda, B. (Hrsg.), Globales Handelsmanagement, Frankfurt/Main 1998, S.3-24. Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010, S.194ff.

Internationalisierung von Health Care-Unternehmen wurde erstmals 1980 empirisch untersucht. Durch Befragung von 143 amerikanischen Health Care-Unternehmen ermittelten Maclayton et al. jene Variablen, welche die Entscheidungsträger vor dem Eintritt in Auslandsmärkte als relevant erachten. Faktorenanalytisch ließen sich die ursprünglich 43 Items zu fünf Faktoren reduzieren: - Nutzung von Marktchancen, - Umgehen gesetzlicher und sonstiger Handelshemmnisse bzw. Verfolgen wirtschaftlicher Ziele, Distanz bzw. andere psychographische Barrieren, - kulturelle Nähe und psychische - politische Stabilität ( Business Environment Risk-Index) sowie - wirtschaftliche Entwicklung und Erfolg. Die Autoren haben allerdings nicht untersucht, welcher dieser Faktoren in welchem Ausmaß für die eine oder für die andere Internationalisierungsstrategie spricht. " Maclayton, D.; Smith, M.; Hair, J.: Determinants of Foreign Market Entry, in: Management International Review, Vol.20 (1980), No.3, pp.40-52.

Internationalisierung

695

Internationalisierung (1) im anglo-amerikanischen Sprachraum meint Internationalization lediglich die zunehmende Ausweitung des Exportgeschäfts (vgl. Rao & Naidu). In der deutschsprachigen Literatur bezeichnet dieser Begriff zunächst die Ausweitung des Auslandsgeschäfts insgesamt, wobei zahlreiche Autoren eine Markterschließungsstrategien unterstellen. Angefangen idealtypische Abfolge der verschiedenen beim direkten oder indirekten Export führt diese gedachte Stufenleiter über die Lizenzvergabe, Franchising und das Joint Venture über die Auslandsniederlassung bis hin zur selbständidas Tochtergesellschaft ( Genetisches Modell der Internationalisierung). Die Internationalisiegen rung der Unternehmenstätigkeit bietet vielfältige Vorteile: z.B. Ausweitung des Marktgebietes sowie Ressourcen aller Art (Personal, Kapital, Know how, Rohstoffe etc.). Anerleichterter Zugang zu gesichts der gewachsenen Wettbewerbsintensität gilt es, von diesen Vorteilen möglichst umfassend zu profitieren. entscheidungstheoretische Ansatz der Internationalisierung befasst sich u.a. mit den Variab(2) Der Entscheidung über die Aufnahme bzw. Verlauf der Internationalisierung beeinfluslen, welche die sen und erklären können. Diese Liste ist lang und nahezu beliebig erweiterbar. Die potenziellen Einflussfaktoren lassen sich in einem vereinfachten Entscheidungsmodell zu vier Gruppen zusammenfassen (vgl. Abb. 1). Demnach wirken Struktur und Potenzial des Unternehmens zusammen mit den jeweiligen Bedingungen des Inlandsmarktes und jenen potenzieller Auslandsmärkte auf den unternehmensinternen Entscheidungsprozess ein. Idealtypisch endet dieser mit der Wahl einer bestimmten Markteintrittsstrategie bzw. der Festlegung einer Abfolge von Schritten zur Erschließung des Auslandsmarktes, die in ihrer Gesamtheit die Internationalisierung ausmachen. Im Wechselspiel mit situativen Einflussfaktoren (z.B. konjunkturelle Schwankungen) trägt diese zum Auslandserfolg des Unternehmens bei. Abb. 1: Vereinfachtes Modell der Markteintrittsentscheidung Unternehmen (v.a. Ziele, strategische Ausrichtung, Größe, Rechtsform, Organisationsstruktur, Unternehmenskultur, Standardisierungsgrad / Serviceintensität / Technologieintensität der Produkte, Kapitalintensität der Produktion, Kapital- / Human-Ressourcen)

Inländischer Markt

(v.a. Marktvolumen, Marktpotential, Intensität des Wettbewerbs, Produktionskosten, Exportförderung, Qualifikation der Arbeitskräfte, technologisches Niveau, Infrastruktur)

Entscheidungsprozess Individuum Gruppe

Markteintrittsstrategie

(v.a. Motive, Ziele, Entscheidungsverhalten, Auslandserfahrung, Innovationsbereitschaft, Flexibilität, Risikoneigung)

(v.a. Export, Lizenzvergabe, Direktinvestition)

Auslandsmärkte (v.a. Marktvolumen, Marktpotential, Handelshemmnisse, Intensität des Wettbewerbs, Produktionskosten, Importförderung, Lieferanfragen, politische / rechtliche Risiken, Konvertibilität der Währung, Qualifikation der Arbeitskräfte, technologisches Niveau, Infrastruktur, kulturelle Distanz, geographische Distanz)

Erfolg (v.a. Exportumsatz, -rendite, -wachstum, ROI, Cash Flow)

696

Internationalisierung

Wie Abb. 2 (vgl. nächste Seite) deutlich macht, lassen sich weiterhin zahlreiche Einflussfaktoren benennen, welche die Wahl einer bestimmten Markteintrittsstrategie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich erscheinen lassen (bzw. Erfolg versprechend oder nicht versprechend). Ein starker positiver CountExportstrategie zu wählen und von Diry of Origin-Effekt etwa lässt es ratsam erscheinen, die Ressourcen an Humankapital und rektinvestitionen abzusehen ( Country of Origin). Begrenzte Finanzkapital sind ein wichtiges Argument für ressourcenschonende Markteintrittsstrategien (z.B. den indirekten bzw. den direkten Export oder die Lizenzvergabe). Mangelt es dem Unternehmen zudem an internationaler Erfahrung und stehen risikoreiche Zielmärkte zur Diskussion, so empfiehlt sich die Kooperationsstrategie ( Kooperation). Ist eine nur mit spezifischem Know how gewährleistbare Produktqualität (z.B. Zuverlässigkeit einer hydraulischen Bremse) für den Markterfolg unerlässlich, scheiEntwicklungsländern der Fall, wenn kein potenzieller det die Lizenzvergabe aus. Dies ist häufig in Lizenznehmer die gestellten Anforderungen (z.B. bezüglich Fehlertoleranz oder Liefertreue) erfüllt und deshalb negative Ausstrahlungen auf das Image des eigenen Produkts bzw. Unternehmens zu befürchten sind. Ähnlich verhält es sich, wenn die Rechtslage unklar und folglich mit der unberechtigten Weitergabe des transferierten Wissens an Dritte bzw. anderen Formen von Know how-Abfluss gerechnet werden muss. Uppsala-Schule geht in ihrer „Theorie der Internationalisierung“ von einem langfristigen, (3) Die „inkrementalen“ Lernprozess aus, in dessen Verlauf ein Unternehmen seine anfängliche BinnenmarktExporteurs zu einem Unternehmen wanorientierung aufgibt und sich über die Zwischenstufe des delt, das im Ausland eigene Verkaufsniederlassungen oder Produktionsstätten unterhält. Über das „Genetische Modell“ hinausgehend begreifen die schwedischen Forscher Internationalisierung nicht nur als zunehmende Bindung von Ressourcen im Ausland, sondern als einen Lernprozess, in dessen Verlauf das Unternehmen mehr und mehr einschlägiges Wissen und Erfahrung sammelt. Im Zuge des wachsenden Interesses am Thema „Wissensmanagement“ könnte deshalb die Theorie einen Relaunch erfahren. Kutschker & Schmid wiederum betrachten Internationalisierung zum einen als ein dynamisches Phänomen; dieses kann - kontinuierlich und schrittweise verlaufen (= evolutorische Internationalisierung), - sich schubweise vollziehen (= episodenhafte Internationalisierung), - in eine strategische, langfristig angelegte Unternehmenspolitik eingebettet sein (= epochale Internationalisierung). Zum anderen sei Internationalisierung eine Führungskonzeption bzw. Leitmaxime, an der das Unternehmen alle unternehmerischen Entscheidungen ausrichtet; z.B. - optimale Allokation der Finanzressourcen durch Gewinntransfer, - Minderung der Währungsrisiken durch Kurssicherungsklauseln ( Kursrisiko), - Implementierung von Management Development-Programmen, - Nutzung von komparativen Kostenvorteilen. interkultureller Sicht zwingt die Internationalisierung die Unternehmen zur gezielten Aus(4) Aus Landeskultur wird in diesem einandersetzung mit kulturell heterogenen Umwelten. Die jeweilige Kontext also nicht mehr nur als intervenierende Variable, sondern als zentrale Einflussgröße betrachtet. Im einzelnen geht es dabei darum, Marktbearbeitungsstrategien und -instrumente, die sich in einem bestimmten kulturellen Kontext bewährt haben, auf kulturell vergleichbare Märkte zu übertragen (im Effizienz der Marktbearbeitung Sinne des Systemgedankens also zu „multiplizieren“ und damit die Differenzierten Standardisierung an. entscheidend zu steigern). Dazu bietet sich die Strategie der KulturdimenUmgekehrt lässt sich aus der Positionierung eines Marktes im „Koordinatenkreuz der sionen“ der Anpassungsbedarf des eigenen Strategie- und Instrumentenmix ablesen. Unabhängig von dem jeweiligen organisationalen und/oder strategischen Arrangement aber besteht angesichts der Intensität des internationalen Wettbewerbs die entscheidende Voraussetzung für eine nachhaltig erfolgreiche Internationalisierung darin, über Produkt- und/oder Markenkonzepte zu verfügen, die internatioZielgruppen einen signifikanten Nutzenvorteil bieten ( Wettbewerbsnal oder global relevanten fähigkeit, internationale).

Internationalisierung

697

Abb. 2: Einflussfaktoren verschiedener Markteintrittsstrategien Markteintrittsstrategie Direktinvestition/ Produktionsstätte

Direkter Export/ Export per Auslandsniederlassung

Indirekter Export

Unternehmen Notwendigkeit der Produktanpassung Serviceintensive Produkte Spezifität der Prozesstechnologie Große Bedeutung der Produktqualität Möglichkeit der Produktstandardisierung Goodwill des Country of Origin Begrenzte Ressourcen (z.B. Kapital) Technologieintensive Produkte

Inlandsmarkt Schwacher Wettbewerb Hohe Produktionskosten Geringes Marktpotenzial Intensiver Wettbewerb Effiziente Exportförderung

Auslandsmarkt Geringes Marktpotenzial Großes Marktpotenzial Geringe kulturelle Distanz Politische Stabilität Restriktive Importpolitik Große geographische Distanz Schwacher Wettbewerb Geringe Produktionskosten Staatliche Investitionsförderung Schwache Währung Restriktive Investitionspolitik Intensiver Wettbewerb Hohe Produktionskosten Liberale Importpolitik Geringe geographische Distanz Starke Währung Unzureichende Absatzwege Geringes Marktpotenzial Große kulturelle Distanz Politische Instabilität Legende:

= Einfluss auf die Wahl der Markteintrittsstrategie wahrscheinlich

Quelle: in Anlehnung an Root (1987, S.6f.).

Lizenzvergabe

698

Internationalisierung, Anfänge der

(5) Was aber sind die Konsequenzen der Internationalisierung? Fraglos hat die zunehmende Ausweitung des unternehmerischen Aktionsradius über Ländergrenzen hinweg den allgemeinen Wohlstand gefördert und weltweit die Lebensbedingungen verbessert. So hat diese Entwicklung u.a. dazu geführt, dass derzeit in Deutschland ca. 22.000 ausländische Unternehmen ansässig sind, unter ihnen die 500 weltweit größten Unternehmen. Dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) zufolge förderte die Internationalisierung auch in China, Indien sowie in den asiatischen Tiger-Staaten das wirtschaftliche Wachstum und die allgemeinen Lebensbedingungen ( BRICS-Staaten). Während 1945 lediglich 13% der Südkoreaner eine formelle Schulbildung erhielten, beträgt dort die durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs mittlerweile 9,9 Jahre; sie liegt damit höher als in vielen anderen Industrieländern. Zweifellos aber profitieren von der internationalen Verflechtung vor allem die (tradiIndustrienationen. Ihnen müsste deshalb hauptsächlich daran gelegen sein, die wirtschafttionellen) lich weniger entwickelten Ländern zu unterstützen, z.B. durch Bereitstellung von Kapital, Entwicklungshelfern, Know how usw. Die Stufe wirtschaftlicher Prosperität aber hat bislang nur ein Teil der Armut, nicht wenige mehr denn je. Menschheit erlebt; viele Menschen leben noch immer in Auf Unternehmensebene zeigen sich die Konsequenzen der Internationalisierung nicht zuletzt im Personalmanagement und in der Personalstruktur der Unternehmen. So hatten 1990 nur ca. 40% der Vorstände und Bereichsleiter der BASF die erforderlichen internationalen Erfahrungen bereits vor Amtsantritt gesammelt; bis 2002 war die Quote der Auslandserfahrenen auf ca. 90% angewachsen ( Entsendung). In diesem Zeitraum stieg weiterhin der Anteil der „Nicht-Deutschen“ unter den rund 7.000 Führungskräften von weniger als 20% auf mehr als 30%. Allerdings bedeutet dies nicht, dass Mitarbeiter regelmäßig unabhängig von ihrem kulturellen bzw. nationalen Hintergrund weltweit eingesetzt werden. Vielmehr besetzen die meisten Unternehmen in den verschiedenen Ländermärkten Führungspositionen nach wie vor mit einheimischen Mitarbeitern. Band Wagon-Effekt; Demonstrations(6) Zum Stichwort „Internationalisierung“ vgl. weiterhin Dilemma der Internationalisierung; Ethisch bedenkliche Ereffekt der Internationalisierung; Ganzheitlicher Ansatz; Genetisches Modell; Graduelle Internationalisiescheinungsformen; Imperialismus-Theorie; Internationalisierung, technologische; Leitbild-Index; Motive rung; Neue Formen der Internationalisierung; Sampson-/Snape-Box; Ziele der Internationalisierung; der Internationalisierung. " Grabner-Kräuter, S.: Möglichkeiten und Grenzen der empirischen Bestimmung von Determinanten des Exporterfolges, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 44.Jg. (1992), Nr.12, S.1080-1095. Johanson, J.; Wiedersheim-Paul, F.: The Internationalization of the Firm. Four Swedish Cases, in: Journal of Management Studies, Vol.12 (1975), No.3, pp.305-322. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, München 2008, 6.Aufl., S.424ff. Maier-Mannhart, H.: Der schwierige Weg nach Japan, in: Süddeutsche Zeitung, 53.Jg. (1997), Nr.261, S.24. Perlitz, M.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2004. Meissner, H.G.: Außenhandels-Marketing, Stuttgart 1981. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.82ff. Root, F.R.: Entry Strategies for International Markets, Lexington/MA 1987, S.6f. Rao, T.R.; Naidu, G.M.: Are the Stages of Internationalization Empirically Supportable? in: Journal of Global Marketing, Vol.6 (1992), No.1/2, pp.147-170. Usunier, J.-C.; Lee, J.A:: Marketing Across Cultures, 5rd Ed., Harlow 2009. Weiss, C.A.: Die Wahl internationaler Markteintrittsstrategien. Eine transaktionskostenorientierte Analyse, Wiesbaden 1996.

Internationalisierung, Anfänge der seit jeher in der Geschichtsschreibung dokumentiert als Berichte über grenzüberschreitende Handelsbeziehungen. (1) In vorchristlicher Zeit befuhren hauptsächlich Phönizier, Griechen und Römer die Weltmeere. Seewege und teilten die Welt unter sich Später entdeckten die Portugiesen und Spanier wichtige auf. Schließlich sicherten vorrangig die Engländer, Franzosen, Holländer und Belgier ihren Volkswirtschaften durch Seefahrt und Handel politischen Einfluss und materiellen Wohlstand. Die jeweiligen Weltwirtschaft waren, bedingt durch die Dominanz des Transportmittels „Schifffahrt“, Zentren der immer auch bestimmte Meere. Für die europäischen handeltreibenden Nationen war dies zunächst das Mittelmeer ( mare nostrum), dann die Ostsee ( Hanse) sowie der Atlantik und schließlich der Pazifik ( Triade). (2) Internationaler Handel sorgte aber nicht nur für Wohlstand und „Wandel durch Annäherung“, sondern erregte schon in seinen Anfängen Neid und Vorurteile der weniger erfolgreichen Völker. So

Internationalisierung, Stufenmodell

699

beschrieb der Grieche Aristophanes die Phönizier, die, aus dem heutigen Libanon stammend, mehr als ein Jahrtausend lang den Mittelmeerraum beherrschten und neben anderem Zinn aus dem (damals) fernen England einführten, als verschlagen, grausam und egoistisch. Marcus Tullius Cicero wiederum beschuldigte in klassischer Projektion dieses rätselhafte Seefahrervolk, mit seinen „Glitzerwaren“ die Griechen zu Habsucht sowie ungezügeltem Streben nach Luxus und Bequemlichkeit verleitet zu haben. Dass die Hellenen - und damit auch die Europäer - den 332 v. Chr. (Tyros) schwer und 146 v. Chr. (Karthago) entscheidend geschlagenen Phöniziern nicht zuletzt ihre Schrift verdankten, verschwieg der bekannte römische Politiker und Redner allerdings. (3) Als Beginn einer weltumspannenden Internationalisierung, der Globalisierung, gelten aus eurozentrischer Sicht ( Ethnozentrismus) die Jahre 1497-1499. Damals erkundete Vasco da Gama den Seeweg nach Indien. " Braudel, F.: Sozialgeschichte des 15.-18. Jahrhunderts. Aufbruch zur Weltwirtschaft, München 1986. Heß, M.: Wirtschaftliche Aktivitäten im Wandel. Frühformen und Entwicklung bis heute, in: Haas, H.-D.; Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft, München 2006, S.17-40. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.45ff.

Internationalisierung, duale liegt dann vor, wenn Unternehmen in den einzelnen Ländermärkten unterschiedliche WettbewerbsstraWettbewerbsvorteil im tegien verfolgen. So ist denkbar, dass im Heimatmarkt der entscheidende Differenzierungsstrategie Kostenvorteil gesucht wird, während man in Auslandsmärkten auf die Exportunternehmen haben in den 1970er- und 1980er-Jahren ihre Erfolge setzt. Die japanischen nicht zuletzt dadurch erzielt, dass sie in ihrem damals weitgehend abgeschotteten Binnenmarkt eine Hochpreispolitik durchsetzen und mit den dabei erzielten überproportionalen Gewinnen ihre Value for Money-Politik in ihren überseeischen Märkten quersubventionieren konnten ( Handelshemmnisse, Herausforderung, japanische). nichttarifäre; " Fleck, A.: Hybride Wettbewerbsstrategien, Leverkusen 1995.

Internationalisierung, graduelle (1) Grundkonzept der so genannten Uppsala-Schule, das von folgender Annahme ausgeht: Je unterschiedlicher Inlandsmarkt und ein zu erschließender Auslandsmarkt sind, desto weniger Kenntnisse besitzen Manager (individuell) und/oder Unternehmen (institutionell) über diesen Markt, um so fremdDistanz, artiger erscheint ihnen dieser und um so größer ist ihre psychische Distanz ( Fremder; Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit werden deshalb zunächst psychische). Im Zuge der Commitpsychisch nahe Auslandsmärkte erschlossen. Mit zunehmender Erfahrung, wachsendem verstärkter Auslandsorientierung kommen dann Schritt für Schritt auch psychisch distante ment und Märkte in Betracht ( Wasserfallstrategie). Genetische Modell der Internationalisierung unterstellt gleichfalls einen systematisch(2) Das Markteintrittsstrategien graduellen Verlauf. Es bezieht sich allerdings nicht auf Märkte, sondern auf und den graduellen Transfer von Kapital- und Managementleistungen ins Gastland. " Vahlne, J.-E.; Nordström, K.A.: Is the Globe Shrinking? Psychic Distance and the Establishment of Swedish Sales Subsidiaries During the Last 100 Years, Research Paper No.3/1992, Stockholm School of Economics, Stockholm 1992.

Internationalisierung, Stufenmodell simplifizierende Modellvorstellung, die davon ausgeht, dass Unternehmen zunächst damit beginnen, ins Ausland zu exportieren ( Export). Danach werden Vertriebs-, Lager- bzw. Serviceeinrichtungen Lizenzen an lokale Anbieter vergeben. Verfügt ein Unternehmen gegründet und zum Teil auch schließlich über ausreichend Erfahrung im jeweiligen Markt, so ist die letzte Stufe dieses idealtypischen Prozesses der Internationalisierung erreicht: die Errichtung eigener Montage- und ProduktiAuslandsniederlassungen häufig Originalteile aus dem Stammhaus bezieonsstätten. Da diese hen, ist nicht verwunderlich, dass zwischen der Intensität der Exporttätigkeit und der Vornahme von Direktinvestitionen häufig keine konkurrierende (= negative Korrelation), sondern eine unterstützende Beziehung (= positive Korrelation) besteht ( Brückenkopffunktion; Korrelation).

700

Internationalisierung, technologische

Internationalisierung, technologische (1) von Unternehmen vollzieht sich gewöhnlich auf drei Ebenen: Zunächst kann damit die internationale Verwertung unternehmensintern vorhandenen Wissens gemeint sein (etwa durch den Verkauf von Lizenz). Weiterhin zählt Lizenzen an ausländische Unternehmen oder Verwertungsgesellschaften; zur technologischen Internationalisierung die Erschließung von Wissen, das nur im Ausland verfügbar Joint Venture oder den Kauf von Patenten; Wissensmanagement, transnaist (z.B. durch ein Direktinvestition) zu tionales). Schließlich ist die Wissensgenerierung im Ausland (z.B. durch eine nennen. So gründen angesichts der dort weniger restriktiven rechtlichen Bedingungen (z.B. hinsichtlich des Einsatzes von Gentechnologie) deutsche Pharmaunternehmen gezielt in den USA Forschungsabteilungen. Auch andere Überlegungen können bei derartigen Standortentscheidungen eine Rolle spielen Cluster, zu vorteilhaftem Human(z.B. Erlangen von Standortvorteilen durch Zugang zu einem kapital oder besonderen Standortbedingungen). (2) Das Spektrum der bei der technologischen Internationalisierung eingesetzten Strategien reicht von unternehmensinternen Transaktionen bis hin zu technologischen Allianzen ( Markteintrittsstrategien). Internationalisierungsgrad Intensität des Auslandsengagements eines Unternehmens. Charakteristisch für die Diskussion über den Validitätsproblem: Was wird mit dieser Maßzahl inhaltInternationalisierungsgrad ist das ungelöste lich gemessen? (1) Zwar steht eine Vielzahl einzelner Indikatoren der Internationalisierung zur Verfügung. Und Exportquote, Exportrendite, Anzahl der Auslandsniederoffensichtlich erfassen Variablen wie lassungen (vgl. Abb. 1) oder Anteil ausländischer Mitarbeiter am Gesamtpersonal (vgl. Abb. 2, nächste Seite), um nur einige von möglichen Kriterien zu nennen, die eine oder andere Facette des Internationalisierungsgrades. Wie die einschlägige Forschung jedoch aufgezeigt hat, kann dieses komplexe Konstrukt nur durch eine mehrdimensionale Operationalisierung annähernd adäquat abgebildet werden. Dies bedeutet, dass es erforderlich ist, mehrere Indikatoren der Internationalisierung simultan zu berücksichtigen.. Hinzu kommt, dass gängige Indikatoren der Internationalisierung (z.B. Verhältnis von Inlands- zu Auslandsumsatz) u.a. durch Wechselkursschwankungen, unterschiedliche nationale RechnungsleVergungsvorschriften oder die Möglichkeit der steuermindernden Gestaltung konzerninterner rechnungspreise nachhaltig beeinflusst werden können ( Wechselkurs). Abb. 1: Grad der Internationalisierung in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße Anteil der Unternehmen mit … … Standorten im Ausland

… Geschäftskontakten im Ausland

Mitarbeiter

EU

Übriges Ausland

EU

1-9

9,8

11,5

47,1

43,1

10 - 49

7,1

8,0

64,1

55,0

50 - 99

16,9

18,2

80,3

72,0

100 - 499

32,2

30,2

75,4

68,4

500 - 999

55,8

52,9

84,6

84,6

1.000 - 4.999

59,0

56,6

86,3

81,0

> 5.000

81,3

80,6

90,3

89,7

31,1

30,2

74,0

67,8

Alle Betriebe

Quelle: IW-Umfrage bei 633 Unternehmen im Mai 2002, Mehrfachnennungen, in: iwd, Nr.51/52 (19.12.2002), S.7.

Übriges Ausland

Internationalisierungsgrad

701

Abb. 2: Anteil ausländischer Mitarbeiter am Gesamtpersonal der 30 DAX-Unternehmen (Stand: 31.12.2005) Mitarbeiter weltweit

Mitarbeiter weltweit

Anteil ausländischer Mitarbeiter (in %)

(in 1.000)

Anteil ausländischer Mitarbeiter (in %)

Fresenius Medical Care

47,5

93,5

ThyssenKrupp

183,7

53,1

Adidas-Salomon

15,9

82,0

DaimlerChrysler

388,0

52,2

Henkel

51,2

78,9

Altana

13,3

52,2

TUI Deutsche Post Linde Siemens

(in 1.000)

62,9

75,0

Metro

205,2

50,4

455,1

66,1

RWE

85,9

49,3

42,2

65,0

Volkswagen

460,8

64,1

Deutsche Börse

Schering

24,7

63,8

BASF

Continental

79,8

61,2

Hypo Real Estate

SAP

35,9

61,2

Bayer

93,7

59,9

Allianz

177,6

49,4

Deutsche Telekom

Deutsche Bank

63,4

58,5

Münchener Rück

E.ON

79,9

57,3

BMW

Infineon Tech

36,4

55,8

Commerzbank

344,9

48,2

3,0

46,4

80,9

43,6

1,2

40,2

MAN

58,4

37,4

Deutsche Lufthansa

92,3

33,9

243,7

31,1

38,0

28,7

105,8

24,4

33,1

23,5

Quelle: iwd, Nr.47 (23.11.2006), S.7.

(2) D. Sullivan entwickelte einen Index, der sich aus fünf Merkmalen der Internationalisierung zusammensetzt: „Auslandserfahrung des Top-Managements“, „Anteil an nicht-amerikanischen Tochtergesellschaften“, „Anteil der ausländischen Vermögenswerte“, „Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz“ sowie „psychische Streuung“ des Auslandsengagements. Letztgenanntes Kriterium soll die kulturelle Vielfalt der bearbeiteten Ländermärkte erfassen ( Diversität). Demnach ist ein deutsches Unternehmen, das sich in Zaire und in Indonesien engagiert, internationaler als ein deutsches Unternehmen, welches den österreichischen und den schweizerischen Markt bearbeitet. Am Beispiel der 100 größten amerikanischen Unternehmen wies der Autor allerdings faktorenanalytisch nach, dass alle Kriterien auf einem Faktor (Eigenwert = 2.81) laden (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Eindimensionalität des Konstrukts „Internationalisierungsgrad“ Kriterium der Internationalisierung Overseas Subsidiaries as a Percentage of Total Subsidiaries Foreign Sales as a Percentage of Total Sales Foreign Assets as a Percentage of Total Assets Psychic Dispersion of International Operations Top Managers’ International Experience

Faktorladung 0.9228 0.9137 0.8808 0.7465 0.6806

Hassel et al. haben faktorenanalytisch zwei Dimensionen des Internationalisierungsgrades identifiziert: Güterwirtschaft (operationalisiert durch die Variablen „Anteil der Auslandsbeschäftigten an der Gesamtbeschäftigung“, „Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz“ und „Steuerung des Auslandsengagements“) und Kapitalmarkt (operationalisiert durch die Variablen „Eigentümerstruktur“, „Art der Rechnungslegung“ und „Zahl ausländischer Börsennotierungen“). (3) Angesichts der Schwierigkeiten, welche mit der quantitativen Bestimmung des Internationalisierungsgrades verbunden sind, plädieren manche Autoren dafür, qualitative Kriterien zu verwenden (vgl. Abb. 4, nächste Seite). Denn nationale Unternehmen unterschieden sich von internationalen Unter-

702

Internationalisierungspfad

nehmen weniger durch die verfügbaren finanziellen oder technischen Ressourcen, als durch die Werte, Einstellungen und Erfahrungen ihrer Mitarbeiter ( E.P.R.G.-Modell). Abb. 4: Kriterien zur Erfassung des Internationalisierungsgrades im Überblick Quantitative Kriterien Anzahl der ausländischen Niederlassungen bzw. Länder mit Niederlassungen Anteil der ausländischen Mitarbeiter am Gesamtpersonal Anteil des von ausländischen Niederlassungen erzielten Umsatzes bzw. Gewinns am Gesamtumsatz bzw. Gesamtgewinn Im Ausland erzielte Marktanteile Anteil der ausländischen Top-Manager im Mutterunternehmen (Zentrale) Anteil der ausländischen Buchwerte am Buchwert des Gesamtunternehmens Internationale Streuung des Eigenkapitals Qualitative Kriterien Internationale Ausrichtung der Unternehmenspolitik Ausrichtung der Organisationsstruktur an den internationalen Märkten Qualifikation der Mitarbeiter für die internationale Geschäftstätigkeit " Hassel, A.; Höpner, M.; Kurdelbusch, A.; Rehder, B.; Zugehör, R.: Two Dimensions of the Internationalization of Firms, in: Journal of Management Studies, Vol.40 (2003), No.3, pp.705-723. Schmid, R.: Internationalisierungsgrad, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.964-973. Sullivan, D.: Measuring the Degree of Internationalization of a Firm, in: Journal of International Business Studies, Vol.25 (1994), No.2, pp.325-342.

Internationalisierungspfad Erklärungskonzept, das dem situativen Erklärungsansatz zuzurechnen ist ( Ansatz, situativer). DemInternationalisierung auf unterschiedlichen Pfaden vorantreizufolge kann ein Unternehmen seine ben. Jede dieser empirisch bestimmbaren Sequenzen verspricht Erfolg, sofern sie den jeweiligen Markt-, Wettbewerbs- und Unternehmensbedingungen angepasst ist: So verläuft der charakteristische Exportniederlassung zur vollständig Pfad der Automobilindustrie vom direkten Export über die beherrschten Produktionsgesellschaft ( Auslandsproduktion). Für die Investitionsgüterindustrie (z.B. Hersteller von Komponenten) ist das Auslandsgeschäft zumeist noch bedeutsamer als für die durchaus auch sehr auslandsorientierte Automobilindustrie. In der Investitionsgüterindustrie beobachtet man Lizenzvergabe Joint Venture“ ( Investitionsgütermarkehäufig die Abfolge „indirekter Export ting, internationales). " Bamberger, I.; Wrona, T.: Ursachen und Verläufe von Internationalisierungsentscheidungen mittelständischer Unternehmen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.273-313.

Internationalisierungspfad, modaler (1) charakteristische Abfolge der im Zuge der Internationalisierung eingesetzten Markteintrittsstrategien ( Phasenmodelle der Internationalisierung). Aus der am Beispiel des Engagements deutscher Unternehmen in Osteuropa erstellten „Internationalisierungsmatrix“ geht hervor, mit welcher Markterschließungsstrategie die erfassten Unternehmen welche bestehende Form der Präsenz in einem osteuropäischen Markt abgelöst haben (vgl. Abb., nächste Seite). Demnach entschied sich die relative Mehrzahl der Befragten bei ihrem ersten Osteuropa-Engagement für die Option „direkter Export ohne eigene Repräsentanz“. Von diesen 129 Unternehmen errichteten 69 als nächsten Schritt eine eigene (Osteuropa-)Repräsentanz, um ihr Exportgeschäft zu unterstützen ( Repräsentanzbüro). Als weitere Joint Venture (n = 30) und schließlich die Gründung einer Etappen dieses modalen Pfades folgten eigenen Tochtergesellschaft, wozu sich von den ursprünglich 129 Unternehmen noch 18 entschlossen. Einer der peripheren Pfade lässt sich folgendermaßen beschreiben: Von den 22 Untersuchungsteilnehmern, die zunächst mittels einer Vertragsproduktion ( Auftragshersteller) in diesem Markt präJoint Venture und neun den Aufbau einer Tochtersent waren, wählten zehn als nächsten Schritt das gesellschaft.

Internationalisierungsprofil

703

Modale und periphere Internationalisierungspfade deutscher Unternehmen in Osteuropa von...

Direkter Direkter Export ohne Export mit eigene eigener Repräsentanz Repräsentanz

Keine Marktbearbeitung

Indirekter Export

Keine Marktbearbeitung

X

5

3

Indirekter Export

89

X

Direkter Export ohne eigene Repräsentanz

129

Direkter Export mit eigener Repräsentanz

Lizenzvergabe

Vertragsproduktion

Joint Venture

2

-

-

-

-

6

-

4

5

2

-

35

X

3

2

2

-

-

47

20

69

X

10

6

2

2

Lizenzvergabe

19

11

20

11

X

3

-

1

Vertragsproduktion

22

5

9

13

4

X

5

4

Joint Venture

11

8

18

30

7

10

X

6

Tochtergesellschaft

14

6

17

19

10

9

18

X

nach...

Legende:

= modaler Pfad

Tochtergesellschaft

= peripherer Pfad

Quelle: Engelhard/Eckert (1993, S.178), geringfügig erweitert.

Distanz) und andere (2) Länderspezifische Faktoren (z.B. Marktgröße, geographische und kulturelle Einflussfaktoren sorgen jedoch dafür, dass nicht alle Unternehmen dem modalen oder dem peripheren Pfad folgen. So bewerkstelligten überdurchschnittlich viele Unternehmen den Eintritt in den polniDirektinvestition. Im Falle von schen, den ungarischen oder den tschechischen Markt mit einer ResRumänien oder Bulgarien hingegen bevorzugten sie Markteintrittsstrategien, die weniger sourcen binden. Dies spricht dafür, dass mit zunehmender Stabilität der Unternehmensumwelt die Uppsala-Schule an Vorteile der graduellen Internationalisierung schwinden und das Modell der Erklärungskraft verliert. " Engelhard, J.; Eckert, S.: Markteintrittsverhalten deutscher Unternehmen in Osteuropa, in: der markt, 32.Jg. (1993), Nr.4, S.172-188.

Internationalisierungsprofil Relation des Volumens von Warenexport ( Export), Dienstleistungsexport und Direktinvestitionen. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die deutsche Wirtschaft einen erheblichen Nachholbedarf an Direktinvestitionen hat (vgl. Abb., nächste Seite). Diese Schwäche lässt sich ebenso historisch begründen wie die starke Exportorientierung der deutschen Wirtschaft. Während der Versailler Vertrag und eine Hyperinflation in den zwanziger und dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts die Internationalisierung deutscher Unternehmen drastisch beschränkten, errichteten in dieser kritischen Epoche der Weltwirtschaft amerikanische und britische Konzerne erstmals in nennenswertem UmAuslandsniederlassungen ( Weltwirtschaftskrise). Mit deren Hilfe wollten sie fang produzierende Handelshemmnisse umgehen die von den unerfahrenen Regierungen der Nachkriegszeit errichteten und ihre angestammten ausländischen Märkte sichern. Diese Strategie, die letztlich zur Entwicklung Multinationaler Unternehmen führte, war der deutschen Wirtschaft wegen der Autarkie-Ideologie

704

Internationalisierungsstrategie

der Nationalsozialisten auch in den Folgejahren verwehrt. Diese hatten im Devisengesetz von 1938 die Devisenbewirtschaftung noch verschärft, um den Kapitalabfluss ins Ausland zu Maßnahmen zur beenden. Internationalisierungsprofil der führenden Handelsnationen

USA

Export von Dienstleistungen

Warenexport

Direktinvestitionen

Deutschland

Japan

Großbritannien

Frankreich

Italien

(in Mrd. $; Stand: 1997) 0

200

400

600

800

1000

Quelle: WTO; Vereinte Nationen.

Auch in der Nachkriegszeit sah sich die deutsche Wirtschaft durch das von den Alliierten eingeführte Gesetz Nr.53 zur Devisenbewirtschaftung und Kontrolle des Güterverkehrs sowie durch die Verordnung Nr.235 des französischen Hohen Kommissars gehindert, entsprechend ihren Möglichkeiten und der angesichts des Mangels an natürlichen Ressourcen gegebenen Notwendigkeit, am internationalen Handel teilzunehmen. Das Gesetz Nr.33 des Rates der Alliierten Hohen Kommission vom 19.9.1949 sah dann eine schrittweise Umwandlung der Verbote in eine grundsätzliche Erlaubnis vor und ermächtigte die deutschen Ministerien dazu, Durchführungsverordnungen zu erlassen. Es mündete schließlich Außenwirtschaftsgesetz vom 28.4.1961, das seither im Wesentlichen unverändert geblieben in das ist. Eine gewisse Lockerung des Verbots brachte zunächst der Runderlass Außenwirtschaft Nr.15/1952. Demnach konnten Auslandsinvestitionen getätigt werden, sofern sie sich „alsbald und nachhaltig devisenbringend und devisensparend auswirken“. " Hantke, W.: Grundlagen des Außenwirtschaftsgesetzes als rechtlicher Rahmen der Internationalisierung deutscher Unternehmen, in: Macharzina, K.; Oesterle M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, Wiesbaden 1997, S.159-176.

Internationalisierungsstrategie systematische, längerfristig ausgerichtete planvolle Erschließung eines, mehrerer oder aller ausländischer Märkte ( Strategie). Internationale Unternehmen und die Internationalisierung ist auch der Begriff (1) Wie das „Internationalisierungsstrategie“ mehrdeutig. Unter diesem Stichwort findet man in der Literatur ein breites Spektrum an Erklärungsversuchen, wobei es sich überwiegend um partialanalytische Ansätze handelt. Die meisten Autoren betrachten die Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit also nicht umfassend, sondern aus einem bestimmten theoretischen Blickwinkel. Dies hat maßgeblich zu dem u.a. von M. Kutschker beklagten „Wirrwarr“ beigetragen.

Internationalisierungsstrategie

705

(2) Im einzelnen versteht man unter dem abstrakten Begriff „Internationalisierungsstrategie“ die verschiedensten Phänomene: a) Auswahl von Ländermärkten und Markteintrittsform (E. Kulhavy), b) Strategie zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen durch Anpassung an die lokalen Besonderheiten bzw. durch Standardisierung (T. Levitt), c) Möglichkeit der Ausnutzung komparativer Kostenvorteile (B. Kogut). Hamel & Prahalad empfehlen in der Tradition des normativen Ansatzes beim 'going international' folgende Vorgehensweise: Unternehmen sollten zum einen ihr geistiges Eigentum (z.B. Marken) besser verwerten, indem sie auf das weltweit verfügbare Distributionsnetz zugreifen und zum anderen Markteintrittsbarrieren aufbauen (z.B. durch eine Intensivierung der Werbeausgaben), um den eigenen Marktanteil zu sichern und Konkurrenten von einem Markteintritt abzuhalten. Da ihm verständlicherweise daran gelegen ist, sein Konzept der Wertkette auf das internationale GeKoordination der Wertschäft zu übertragen, betont M.E. Porter, dass dabei Gestaltung und schöpfungskette nicht weniger bedeutsam sind als die Nutzung von Faktorvorteilen. (3) W. Colberg dokumentiert acht der in der Literatur diskutierten Ansätze, die er als Internationale Präsenzstrategien bezeichnet (vgl. Abb. 1). Eher oberflächlich denn inhaltlich begründet unterscheiden die einzelnen Autoren teils zwei, teils drei und teils vier Strategietypen. Überdies belegen sie diese mit unterschiedlichen Begriffen. So betreibt ein Unternehmen, das laut M.E. Porter eine Pure Global Strategy verfolgt, gemäß H. Meffert Bifokales Marketing, wohingegen Henzler & Rall von Integration Strategy sprechen. Abb. 1: Semantische und konzeptionelle Vielfalt als Problem des Internationalen Managements Idealtypische Strategie Fayerweather (1978, S.449ff.)

Dynamic Hightechnology Model

Low or Stable Technology Model

Doz (1980, S.27ff.)

National Responsiveness Strategy

Advanced Management Skill Model

Worldwide Integration Strategy

Unified-LogisticLabor-Transmission Model

Administration Coordination Strategy

Keegan/Mac Master (1983, S.100ff.)

Multidomestic Companies

Global Marketers

Global Producers

Global Corporations

Meffert (1986a, S.690ff.; 1985, S.3ff.)

Internationales Marketing

Multinationales Marketing

Globales Marketing

Bifokales Marketing

Clarke (1985, S.44ff.)

Multinational

Global

Porter (1986, S.17ff.)

Country Centered Strategy

Pure Global Strategy

Henzler/Rall (1986, S.60f.; 1985, S.259ff.) Leontiades (1985, S.52ff.)

Individual Market Strategy

Selection Strategy

Interaction Strategy

Integration Strategy

National Niche Strategy

National High Share Strategy

Global Niche Strategy

Global High Share Strategy

Quelle: Colberg (1989, S.148).

Mit dieser verbalen Vielfalt gehen allerdings keineswegs immer inhaltliche Bedeutungsunterschiede einher. Auch stehen die einzelnen Konzepte nebeneinander, zumeist ohne aufeinander (kritisierend oder bestätigend) Bezug zu nehmen. Deshalb wäre es für die Forschung bereits ein erheblicher Fortschritt, wenn man sich auf eine bestimmte Anzahl an Strategien bzw. Typen der Internationalisierung und auf einheitliche Terminologie einigen könnte. Zumindest wäre so das Verständigungsproblem gemindert. (4) Angesichts der hier nur auszugsweise wiederzugebenden Vielzahl an teils alternativen, teils sich ergänzenden Ansätzen unterbreitete R.F. Scholl einen Systematisierungsvorschlag und ordnete dem Konstrukt „Internationalisierungsstrategie“ acht mehr oder weniger verschiedenartige Bedeutungen zu:

706

Internationalisierungstheorie

- Markteintrittsstrategie: z.B. Export, Direktinvestition. - Wettbewerbsstrategie: Art des auf Auslandsmärkten angestrebten Wettbewerbsvorteils (z.B. Kostenführerschaft) sowie die zu dessen Aufbau und Erhalt erforderlichen Maßnahmen (z.B. Plattformstrategie; Outpacing-Strategie), Weltmarkt vs. Anpas- Art der strategischen Orientierung: Ausrichtung der Geschäftstätigkeit am sung an einzelne Auslandsmärkte, - Strategie für die Entwicklung eines internationalen Unternehmens: z.B. Wachstumsstrategie (Diversifikation, vertikale bzw. horizontale Integration etc.) bzw. Desinvestitionsstrategie (d.h. Aufgabe von Märkten, die keinen Erfolg versprechen), - Kooperations- und Eigentumsstrategie: z.B. Joint Venture oder Tochtergesellschaft, - Funktionsbereichsstrategie: z.B. internationale Personal- oder Preisstrategie, - Strategie des Managements der politischen Umwelt: z.B. Nutzung von Verhandlungspositionen zum Management politischer Risiken ( Issue-Management; Risiko, politisches), Organisa- Maßnahmen zur Koordination internationaler Geschäftstätigkeit: z.B. Gestaltung der tionsstruktur oder des Informations- und Kommunikationsnetzes. Rein quantitativ betrachtet haben die in Abb. 2 systematisierten Markteintrittsstrategien am meisten Beachtung gefunden. Abb. 2: Strategien der Internationalisierung

$ nein Kapitaltransfer ja

$ $ $ $

Wertschöpfungsschwerpunkt Inland Ausland Indirekter Export - Exporteigenhändler $ Lizenzvergabe - Exportagentur $ Vertragsproduktion - Exportkooperation $ Managementvertrag Direkter Export Repräsentanzbüro $ Kapitalbeteiligung Zweigniederlassung $ Joint Venture Vertriebsniederlassung $ Tochtergesellschaft

Quelle: auf der Basis von Weiss (1996).

" Colberg, W.: Internationale Präsenzstrategien von Industrieunternehmen, Kiel 1989. Hamel, G.; Prahalad, C.K.: Strategic Intent, in: Harvard Business Review, Vol.67 (1989), May/June, pp.63-76. Henzler, H.; Rall, W.: Facing Up to the Globalization Challenge, in: McKinsey Quarterly, Vol.23 (1986), Winter, pp.52-68. Kogut, B.: Designing Global Strategies. Comparative and Competitive Value-Added Chains, in: Sloan Management Review, Vol.26 (1985), No.4, pp.15-28. Kogut, B.: Designing Global Strategies. Profiting from Operational Flexibility, in: Sloan Management Review, Vol.26 (1985), No.5, pp.27-38. Kulhavy, E.: Internationales Marketing, 5.Aufl., Linz 1993. Levitt, T.: The Globalization of Markets, in: Harvard Business Review, Vol.61 (1983), No.3, pp.92-102. Kutschker, M.: Internationalisierung der Unternehmensentwicklung, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.45-67. von der Oelsnitz, D. (Hrsg.): Markteintrittsmanagement, Stuttgart 2000. Scholl, R.F.: Internationalisierungsstrategien, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.983-1001. Porter, M.E.: Changing Patterns of International Competition, in: California Management Review, Vol.28 (1986), Winter, pp.9-40.

Internationalisierungstheorie

Theorie des internationalen Handels

Internationalismus Gesamtheit positiver Kognitionen und Emotionen gegenüber andersartigen Ethnien, Kulturen, Nationen. Internationalismus ist u.a. von Animosität, Nationalismus und Patriotismus und Identifikation und Selbstbeabzugrenzen. Voraussetzung von Internationalismus sind Empathie, wusstsein. " Kostermann, R.; Feshbach, S.: Toward a Measure of Patriotic and Nationalistic Attitudes, in: Political Psychology, Vol.10 (1989), pp.257-273.

Internet

Medien, elektronische

Intraimperiumshandel

Internet-Auktion Internet-Handel

707

Einkaufskontor E-Commerce;

Versandhandel

InterPay Zahlungssystem, mit dessen Hilfe Sparkassen und Landesbanken den grenzüberschreitenden bargeldlosen Zahlungsverkehr bewerkstelligen Interpersonal Competence Questionnaire

Kompetenz, interpersonale

Interreg Gemeinschaftsinitiative zur Unterstützung der grenzübergreifenden, transnationalen und interregionalen Zusammenarbeit Interventionismus unterscheidet sich vom Dirigismus durch Breite und Systematik der Maßnahmen, die vor allem Staaten ergreifen, um bestimmte gesamt- und/oder einzelwirtschaftliche Effekte zu erzielen. Während DirigisDemus der Versuch einer umfassenden Lenkung des Wirtschaftsgeschehens ist (z.B. durch visenbewirtschaftung, Lohn- und/oder Preisstopp, Investitionslenkung, im Extremfall in Form einer außenPlanwirtschaft), greift der Interventionist punktuell in die Marktprozesse ein. Aus Handelshemmnisse sowie wirtschaftlicher Sicht ist dabei hauptsächlich an tarifäre und nichttarifäre währungspolitische Interventionen der Zentralbanken (z.B. Wechselkursziele), Wirtan schaftssanktionen oder Zölle zu denken. Intimität Intonation

Kommunikation, extraverbale Kommunikation, paraverbale

Intrahandel Warenverkehr zwischen den Mitgliedsländern einer Wirtschaftsgemeinschaft. Der Intrahandel ist Extrahandel abzugrenzen. Bisweilen spricht man auch von Regionalhandel bzw. Intraregiovom nalhandel. Dieser machte 2006 im Falle der APEC 68,1% des Durchschnitts von Exporten und Importen aus ( Asia Pacific Economic Cooperation), im Falle der EU-25 ( Europäische Union) 65,8%, ASEAN-Staaten im Falle der NAFTA 43,9% ( North American Free Trade Agreement), der MERCOSUR-Staaten 16,1% sowie der ANDEAN-Staaten 9,7% ( Andengemein24,1%, der schaft). Intrahandelsstatistik seit dem 1.1.1993 Teilgebiet der Außenhandelsstatistik. Im Gegensatz zur Extrahandelsstatistik Statistische Bundesamt in der Intrahandelsstatistik lediglich den Warenverkehr der Bunerfasst das Europäischen Union. Meldepflichtig desrepublik Deutschland mit anderen Mitgliedsländern der sind Unternehmen, deren innergemeinschaftlicher Warenverkehr je Verkehrsrichtung (Eingang bzw. Versendung) im laufenden Jahr bzw. im Vorjahr jeweils den Wert von 200.000 € übersteigt. Die ErAußenhandel gebnisse der Intrahandelsstatistik werden mit denen der Extrahandelsstatistik zum Deutschland zusammengefasst. Intraimperiumshandel Merkmal der im Verlauf der Kolonialzeit vorherrschenden Form der Internationalisierung. Dabei beschränkte sich der internationale Handel auf den Warenaustausch zwischen der jeweiligen KoloniHandelskompanien, die häufig almacht und seinen Kolonien. Eine wichtige Rolle spielten dabei die nicht nur eine Handelsfunktion, sondern auch eine politische Funktion erfüllten.

708

Intraindustrieller Handel

Intraindustrieller Handel Intrakulturelles Marketing

Handel, intraindustrieller Ethno-Konsumerismus;

Ethno-Marketing

Intralogistik regelt in Abgrenzung zur Außenlogistik die Steuerung, Durchführung und Optimierung des innerbetrieblichen Materialflusses ( Logistik) Intransparenz

Handelshemmnis, administratives

Intraorganisationales Netzwerk Intraregionalhandel

Netzwerk, intraorganisationales

Intrahandel

INTRASTAT kontinuierliches Erhebungsverfahren von EUROSTAT, das den wirtschaftlichen Austausch innerEuropäischen Union statistisch erfasst und dokumentiert. Gewöhnlich monatlich melden halb der die einzelnen Unternehmen die entsprechenden Daten an die jeweilige Landesbehörde (in Deutschland Statistische Bundesamt), welche diese dann unmittelbar an INTRASTAT weiterleiten. Dort bspw. das werden folgende Teilstatistiken geführt: Statistik des Handels zwischen den Mitgliedsstaaten, Durchfuhrstatistik, Statistik des Lagerverkehrs. ( http://www.intrastat.co.uk/menu.html Intraunternehmenshandel grenzüberschreitender Handel innerhalb eines Unternehmensverbundes. Vor allem Multinationale Global Player sind bestrebt und in der Lage, die Vorteile, welche internationale Unternehmen bzw. Standortarbitrage, Steuerwettbewerb und andere günstige Rahmenbedingungen Arbeitsteilung, internalisieren. ihnen bieten, zu " Gilroy, B.M.: Firmeninterner Handel, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 21.Jg (1992), Nr.9, S.467-471. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S. 25, 139, 154. Stephan, M.: Intra-Firmenhandel, in: das wirtschaftsstudium (wisu), 29.Jg. (2000), Nr.2, S.182-185.

Intrinsische Religiosität

Religiosität

Invest in Germany neben den Außenhandelskammern und der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) eine der Außenwirtschaftsförderung drei Institutionen der deutschen Invest Japan Business Support Center

Japan External Trade Organisation

Investition, immaterielle Aufwendungen von Unternehmen für die Weiterbildung der Mitarbeiter, Software, Forschung und Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit berücksichtigen Entwicklung (F+E). Im Zuge der Entsendung von Mitarbeitern und die angebotenen Weiterbildungsmaßnahmen zunehmend die Anpassung an fremdkulturelle Arbeits- und Lebensbedingungen. Dabei spielt deren Fähigkeit zur Cultural Training eine wichtige Rolle ( Training, kulturelles). Im Gegensatz dazu gelten die Ausgaben für zusätzliche Sachanlagen, d.h. die Nettoanlageinvestitionen, als materielle Investitionen. Diese sind nicht mit den Ersatzinvestitionen zu verwechseln, mit denen Anlagen finanziert werden, die alte Maschinen ersetzen sollen. Investitions- & Entwicklungsvorhaben Investitionsbereitschaft

Bundesagentur für Außenwirtschaft

Balanced Growth-Strategie

Investitionstätigkeit, internationale

Investitionsgarantie

709

PWC Deutsche Revision AG

Investitionsgütermarketing, internationales Investitionsrechnung

Internationales Industriegütermarketing

Marktauswahl

Investitionsrisiko Ressourcen aufgrund von politischer Einflussnahme oder andeWahrscheinlichkeit, dass investierte Risiken eingebüßt oder nicht in vollem Umfang genutzt werden können. Weist das Zielland ein ren Markeintrittsstrategie hohes Investitionsrisiko auf, dann bevorzugen ausländische Unternehmen als den Shared Control Mode. " Brouthers, K.D.: Institutional, Cultural and Transaction Cost Influences on Entry Mode Choice and Performance, in: Journal of International Business Studies, Vol.33 (2002), No.5, pp.485-504. Brouthers, K.D.; Brouthers, L.E.; Werner, S.: Is Dunning’s Eclectic Framework Descriptive or Normative? in: Journal of International Business Studies, Vol.30 (1999), No.4, pp.831-844. Nitsch, M.: Entwicklungstheorie unter Unsicherheit. Das Investitionsrisiko als Motor und Störquelle von Entwicklung, in. Entwicklung und Zusammenarbeit (E&Z), 39.Jg. (1998), Nr.8, S. 200-202. Schularick, M.: Finanzielle Globalisierung in historischer Perspektive. Kapitalflüsse von reich nach arm. Investitionsrisiken und globale öffentliche Güter, Tübingen 2005.

Investitionsschiedsgerichtsbarkeit wurde eingerichtet, da sich zum einen - und zumeist zum Nachteil von Investoren - die Rahmenbedingungen z.B. für Direktinvestitionen vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern unverhältnismäßig kurzfristig ändern können (z.B. Verweigerung bereits zugesagter Bau- Genehmigungen). Zum anderen besteht in diesen Ländern gewöhnlich kein hinreichender Rechtsschutz. Wenn auch „diplomatischer Druck“ versagt, besteht immerhin noch die Möglichkeit, die jeweilige (Landes-)Regierung vor einem Schiedsgericht zu verklagen ( Schiedsgerichtsbarkeit). Handelt es sich dabei um Weltbank (International Center for Settlement of Investment Disputes die Schiedsstelle der ICSID ), dann ist der Schiedsspruch in mehr als 140 Staaten wie ein rechtskräftiges Urteil vollstreckbar. Vier deutsche Unternehmen klagten dort 2006: DaimlerChrysler, Siemens und Wintershall gegen Argentinien und Fraport gegen die Philippinen. Ein abweichender Schiedsort muss vom ICSID S ) oder aufgrund einer ausgenehmigt (wie das Deutsche Institut für Schiedsgerichtsbarkeit e.V. DIS drücklichen Vereinbarung generell als Schiedsstelle anerkennt sein (wie das Frankfurt International Arbitration Center). (2) Besonderer Beliebtheit erfreuen sich dabei bilaterale Investitionsförderungsabkommen (IFA). Hierbei handelt es sich um völkerrechtliche Verträge, welche Investitionen umfassend schützen, indem sie entschädigungslose Enteignung sowie jede Art von unbilligen bzw. ungerechten Handlungen untersaVertrag; Völkerrecht). Hinzu kommen verschiedene grundlegende Rechtsgen ( Länderrisiko; Diskriminierungsverbot, Meistbegünstigung und freier Kapitaltransfer ( Kapitalprinzipien: verkehr). " Berger, K.P.: Internationale Wirtschaftsgerichtsbarkeit, Berlin 1992. Hobe, S.; Kimminich, O.: Einführung in das Völkerrecht, 9.Aufl.; Tübingen 2004. Tietje, C.: International Investment, Protection and Arbitration. Theoretical and Practical Perspectives, Berlin 2008. Wackernagel, C.: Das Verhältnis von treaty und contract claims in der internationalen Investitionsschiedsgerichtsbarkeit, Halle 2009.

(

http://www.worldbank.org/icsid

Investitionstätigkeit, internationale dient in ihren konkreten Erscheinungsformen (Errichtung einer Tochtergesellschaft, Betriebsstätte, Auslandsniederlassung bzw. Abschluss eines Joint Venture) letztlich immer dem oder einer Oberziel „Steigerung des Unternehmenswertes“. Davon wiederum lassen sich die Unternehmensziele „Steigerung des diskontierten Cash-Flows der Unternehmung“ und „Reduktion des GesamtunternehDirektinvestitionen geeignet sind, in signifikantem Maße zur Zielerreimensrisikos“ ableiten. Ob chung beizutragen, hängt u.a. von den potenziellen Quellen und Barrieren der Wertsteigerung ab (vgl. Abb., nächste Seite).

710

Investment Grade Bonds

Ziele und Rahmenbedingungen internationaler Investitionstätigkeit Ziele der internationalen Investitionstätigkeit

Cash-Flow Steigerung

Größen- und Verbundvorteile Potentielle Quellen der Wertsteigerung Arbitragevorteile Bestimmungsgrößen der Unternehmenswertsteigerung

Potentielle Barrieren der Wertsteigerung

Transaktionskosten

Risikominderung

• Funktionale Skaleneffekte • Erfahrungs- und Lernkurveneffekt • Gemeinsame Ressourcen-, Technologie- und Vertriebsnutzung

• Kapazitätsauslastung

• Faktorkostenunterschiede

• Kompensationseffekte

• Staatliche Reglementierungen und Unterstützungen

• Güterflusskosten • Finanzmittelflusskosten • Informationsflusskosten

• Heterogenität der DifferenzierungsKonsumentenbedürfnisse kosten • Heterogenität der Handelsanforderungen

• Wechselkursschwankungen • Beschränkungen des Kapitalverkehrs • Prognosekomplexität • Komplexität der ausländischen Investition

Quelle: Gann (1996, S.24).

" Gann, J.: Internationale Investitionsentscheidungen multinationaler Unternehmungen, Wiesbaden 1996.

Investment Grade Bonds beste Qualitätsmerkmale für Finanzanlagen. Neben anderen publiziert das Wall Street Journal Europe dieses Rating regelmäßig unter der Rubrik Investment-Grade US Bonds. IOU Schuldanerkenntnis nach englischem Recht: Das „I Owe You“ ist dem im deutschen Recht verankerten so genannten deklaratorischen Schuldanerkenntnis vergleichbar. IPEX-Bank IPP

Kreditanstalt für Wiederaufbau

Produktpolitik, integrierte

IPPC-Standard von der International Plant Protection Convention (IPPI), einer Unterorganisation der Food and Vereinten Nationen, zum Schutz der Waldbestände in EinfuhrAgriculture Organisation (FAO) der Standard: ISPM15 (Inländern vor Einschleppung von Holzschädlingen erlassener internationaler ternational Standards for Phytosanitary Measures). Demnach soll Vollholz, das in Verpackungen zum Einsatz kommt (bspw. in Gestalt von Kisten oder Paletten), bei einer Kerntemperatur von mindestens 56 C mindestens 30 Minuten lang einer Hitzebehandlung unterzogen werden. Auch für die Begasung mit Methylbromid sind Mindestkonzentration, -dauer und -temperatur vorgeschrieben. ( http://www.bba.de/ag/gesund/internat/verpholz.html

ISIC

711

Ipsative Forschungsstrategie I-R-Ansatz IRIC

Vergleichsanalyse

Integration-Responsiveness-Ansatz

Institute for Training in Intercultural Management

IR-Marke (1) international registrierte Marke, deren Ursprungsland das Mitgliedsland ist, in dem der AntragStandort bzw. eine Handelsniederlassung unterhält. Anders als bei der steller einen gewerblichen EU-Gemeinschaftsmarke ( Markenschutz) sind im Registrierungsgesuch die Mitgliedsländer, in denen die IR-Marke geschützt werden soll, zu benennen. Da die USA mit Wirkung 2.11.2003 dem so genannten Madrider Markenabkommen beigetreten sind ( Madrider Abkommen über die internationale Registrierung von Marken), gewährt die IR-Marke nunmehr dem Markeninhaber auch für den amerikanischen Markt Markenschutz. Die bisher erforderliche gesonderte US-Markenanmeldung erübrigt sich somit für die Besitzer von IR-Markenrechten. Art und Umfang des Schutzes richten sich nach dem jeweiligen nationalen Recht der im Registrierungsgesuch aufgeführten Länder. Verweigerungsgründe sind bspw. mangelnde Unterscheidungskraft oder die Verletzung von Rechten Dritter im Mitgliedsland. (2) Die Wortmarke „Sparkasse“ bspw. ist als Kollektivmarke international geschützt und zugunsten des DSGV (Deutscher Sparkassen- und Giroverband) treuhänderisch für die S-Finanzgruppe als IR-Marke registriert. ( http://www.wipo.int/madrid/en/notices/pdf/15_2003.pdf IRP-Modell

Konfliktstil

Irradiation Annahme, dass das Herkunftsland eines Produktes (Made in-Information) im Sinne des Halo-Effektes auf andere Produktattribute ausstrahlt ( Country of Origin) Irrtum, selbstwertdienlicher Eigenheit des Menschen, nicht primär nach wirklichkeitsgetreuer Wahrnehmung der Realität zu streBedürfnisse zu stellen (vor ben, sondern diese in den Dienst der Befriedigung seiner persönlichen Selbstbildes). So ist es allem der Inszenierung, Stabilisierung und Verteidigung eines vorteilhaften risikoaversen Manager selbstwertdienlich, die Risiken eines Auslandsengagements zu für einen überschätzen, da er hiermit eine Rationalisierung dafür erhält, warum er die Auslandsmärkte generell Markteintrittsstrategien in Erwägung zieht, die wenig Ressourcen (fivernachlässigt bzw. nur nanzieller, personaler und/oder zeitlicher Art) binden ( Genetisches Modell der Internationalisierung). Der von der Attributionsforschung beschriebene Self-Serving-Bias steht in engem Zusammenhang mit dem Actor-Observer-Bias, wonach Außenstehende eine Situation zumeist anders beurteilen als die handelnde Person selbst. Während der Akteur Erfolge gewöhnlich sich selbst (z.B. Begabung, Anstrengung), Misserfolge hingegen der Situation zuschreibt (z.B. unglückliche Umstände, andere Akteure), bevorzugt der Beobachter häufig das umgekehrte Attributionsmuster ( Attribution). " Campbell, W.K.; Sedikides, C.; Reeder, G.D.; Elliot, A.J.: Among Frieds? An Examination of Friendship and the Self-Serving Bias, in: British Journal of Social Psychology, Vol.39 (2000), pp.229-239. Müller, S.; Kesselmann, P.; Pöhlmann, H.: Selbstwertdienlicher Irrtum. Schuldzuweisung statt Selbsterkenntnis, in: Schmengler, H.J.; Fleischer, F.A. (Hrsg.), Marketing Praxis-Jahrbuch 1999, Düsseldorf 1999, S.216-221. Ross, L.; Greene, P.: Shortcomings in the Attribution Process, in: Kahnemann, D.; Slovic, P.; Tversky, A.: (Eds.), Judgment under Uncertainty, Cambridge 1985, pp.129-152.

IsDB

Islamische Entwicklungsbank

ISIC

Central Product Classification

712

Islam

Islam (1) jüngste der drei monotheistischen Weltreligionen ( Monotheismus). Hedschra, die islamische Zeitrechnung, beginnt 622 n. Chr., als der Prophet Mohammed von Mekka nach Medina emigrierte. Der Islam (arab. = sich Gottes Willen unterwerfen) war erfolgreich, weil Muhamad (= der Gepriesene) die Gefühls- und Glaubenswelt der Araber und Beduinen, deren Lebensform, Stammesbewusstsein und Traditionen sowie die Tugenden der Vorfahren achtete ( Clan; Tribalismus). Die Nachfolger Mohammed, die Kalifen, unterwarfen innerhalb von wenigen Jahrzehnten den Vorderen Orient und Religion im Vordeeroberten im 8. Jahrhundert große Teile Spaniens. Mittlerweile dominiert diese ren Orient, in Nordafrika, in Pakistan, im Irak und im Iran sowie in Indonesien. Starke muslimische Gemeinschaften haben sich weiterhin in Albanien, Bosnien-Herzegowina, Zentralasien, aber auch in Indien, China und auf den Philippinen gebildet. In nahezu allen Ländern, in welchen die muslimische Staatsreligion; denn als nicht-missionierende Religion liegt Bevölkerung überwiegt, ist der Islam dem Islam weniger daran, die Ungläubigen zu bekehren, als seinen Herrschaftsbereich auszudehnen, gegebenenfalls mit Hilfe des Dschihad. (2) 90% aller Muslime (arab. = der sich Unterwerfende) sind Sunniten, ca. 10% Charidschiten sowie Schiiten. Als Anhänger der Partei (arab. = Schia) des 4. Kalifen Ali Ibn Abi Talib erkennen die Schiiten nur dessen Nachkommen als rechtmäßige Imame an. Davon abgesehen unterscheiden sich die beiden Hauptbekenntnisse vor allem durch die Art und Weise, wie sie die Schari’a anwenden. Während die Schiiten auch das Urteil kompetenter Moslems als relevant erachten, beantworten die Sunniten Rechtsfragen ausschließlich auf der Basis von Koran und Sunna. Die Wahhabiten, eine radikal-konservative Strömung innerhalb der Sunniten, verbieten jegliche Interpretation beider Schriften und legen diese streng gemäß dem überlieferten Wortlaut aus. Ihr religiöser und weltlicher Führer ist der König von Saudi-Arabien, weshalb die „Saudis“ seit jeher als die konservativsten Muslime gelten. Während etwa in den Vereinigten Arabischen Emiraten der Koran „großzügig interpretiert“ wird und deshalb auch Alkohol-Lizenzen erhältlich sind, ist in Saudi-Arabien selbst andersgläubigen Ausländern der Konsum alkoholischer Getränke verboten. Charidschiten, d.h. Anhänger der ältesten islamischen Sekte, leben noch in Nordafrika und im Oman. Etwa 20% der türkischen Muslime gehören der alevitischen Glaubensrichtung an. Sie fasten im Ramadan nicht, begehen dessen Ende aber gleichwohl mit dem Zuckerfest ( Säkularisierung). (3) Im Gegensatz zum maskulin dominierten Christentum versteht sich der Islam eher als feminin (Rahim = Mutterschoß), als Religion der Barmherzigkeit (= Rahma). Der Islam ist keine formal organisierte Kirche wie die katholischen oder die protestantischen Kirchen, sondern vorrangig eine Gesetzesreligion. Die islamischen Rechtsgelehrten entwarfen eine umfassende religiöse Pflichtenlehre (Schari’a), welche zum einen den Koran (= das oft zu Lesende) und zum anderen die Sunna Hadith umfasst. Hinzu kommt, als dritter Pfeiler, Idjma: der Konsens aller islamischen Rechtsgelehrten. Beide heiligen Schriften basieren auf den Reden und Handlungen Mohammeds und zählen nach wie vor zu den primären Quellen des islamischen Rechtssystems ( Rechtsanthropologie). Somit beziehen sich dessen noch heute maßgeblichen Präzedenzfälle auf Vorfälle, die sich zu Zeiten Mohammeds ereigneten. Die Schari’a beeinflusst in vielen islamischen Staaten zunehmend wieder das gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Leben. Da der Koran, nur wenige Vorschriften und Anweisungen zu allgemeinen Rechtsfragen enthält, hat sich die Sunna zum primären Bezugspunkt von Entscheidungen aller Art entwickelt. Deshalb sind in muslimischen Gesellschaften Fragen von scheinbar ausschließlich gesellschaftlichen, ökonomischen bzw. politischen Bezug zumeist untrennbar mit religiösen Prinzipien verbunden. Aus der Schari’a ergeben sich die fünf Grundpflichten gegenüber dem Schöpfer (Ibadat) und den Mitmenschen (Muamalat). Sie sollen schon im Diesseits die Gleichheit, Zusammengehörigkeit und Solidarität aller Gläubigen gewährleisten: a) Schahada: Wer das Glaubensbekenntnis („Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist der Gesandte Gottes“) bewusst vor anderen ablegt, dokumentiert seine Zugehörigkeit zur islamischen Glaubensgemeinschaft.

ISPA

713

b) Salat: Das rituelle Pflichtgebet wird fünfmal täglich zu festgelegten Tageszeiten und in bestimmter Körperhaltung verrichtet; hinzu kommen freiwillige (spontane) Gebete. c) Sakat: Wohlhabende tragen Verantwortung für arme Menschen. Allerdings genügt es nicht, Almosen zu geben. Vielmehr haben die Armen Anrecht auf einen Teil des Vermögens der Reichen. d) Saum: Während des Monats Ramadan darf der gesunde Erwachsene von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang keine Nahrungsmittel, Getränke oder sonstige Genussmittel (z.B. Tabak) zu sich nehmen. Einerseits soll er so verzichten lernen und Mitgefühl für Menschen, die in Not geraten sind, entwickeln. Andererseits dient das Fasten dem Ziel, sich in Geduld und Selbstbeherrschung zu üben. Das abendliche Fastenbrechen wird häufig gemeinsam mit Nachbarn und Freunden begangen. Der Ramadan selbst findet mit dem „Zuckerfest“ sein Ende. e) Hadsch: Jeder Moslem sollte mindestens einmal in seinem Leben nach Mekka pilgern, sofern er dazu gesundheitlich und finanziell in der Lage ist. Allerdings gilt die fünfte Pflicht nicht als notwendige Voraussetzung für absolute Erlösung. " Antes, P.: Der Islam als politischer Faktor, 3.Aufl., Bonn 1997. Culpan, R.: The Saudi Arabian Marketing Environment. A Critical Appraisal, in: Journal of International Marketing and Marketing Research, Vol.10 (1985), No.3, pp.129-141. Ettlinger, D.: Geschäftsabwicklung in den Ländern der arabischen Halbinsel, Wien 1987. von Glasenapp, H.: Die fünf Weltreligionen. Brahmanismus, Buddhismus, chinesischer Universismus, Christentum, Islam, 11.Aufl., München 1992. Tworuschka, M.: Islam, in: Drehsen, V.; Häring, H.; Kuschel, K.-J.; Siemers, H.; Baumotte, M. (Hrsg.), Wörterbuch des Christentums, Sonderausgabe, München 1995, S.527-529.

Interkulturelles Marketing

Islam-Fonds

Islamische Entwicklungsbank von der Organisation der Islamischen Konferenz 1974 gegründet. Wie alle Entwicklungsbanken hat sich auch die in Dschidda residierende Islamic Development Bank zum Ziel gesetzt, die wirtschaftliche Entwicklung ihrer 45 Mitgliedsländer (inkl. Palästina) und, was charakteristisch für die und soziale IsDB ist, der islamischen Gemeinschaften in der Diaspora zu fördern. Im Einklang mit dem islamischen Recht ( Rechtsanthropologie) erhebt sie für förderwürdige Entwicklungsprojekte und Technische Hilfe vergebene Darlehen keine Zinsen, sondern finanziert diese durch Gebühren und Erfolgsbeteiligungen. Ein wichtiges Instrument ist dabei der von den Mitgliedern eingerichtete Unit Investment Fund (UIF). Institutionell wird die Islamische Entwicklungsbank vom jährlich tagenden Gouverneursrat, dem Exekutivdirektorium und einem Präsidenten vertreten. Islamische Methode Islamischer Kalender

Zeitrechnung

Fundamentalismus

Islamismus Islamophobie ISO-9000

Fundamentalismus

Xenophobie

Qualitätsmanagement

ISO-Code dreistellige Buchstabenfolge, bestimmt zur weltweit standardisierten (Kurz-)Bezeichnung von WähInternational Standardization Organisation (ISO) symbolisieren rungen. Nach den Vorgaben der die ersten beiden Buchstaben dieses Codes das Land und der dritte die jeweilige Währung ( Symbol). Das bekannteste Beispiel ist sicherlich das Akronym USD, das für US-Dollar steht; entsprechend bedeutet GBP = Großbritannien/Pfund. Als supranationale Währung kann der Euro allerdings nicht entsprechend dieser Regel codifiziert werden (= EUR). ISPA

PHARE

714

ISPM15

ISPM15 ISS

IPPC-Standard

Sensibilität, interkulturelle

Issue-Management (1) erstmals 1976 von H. Chases formuliertes Konzept. Es thematisiert und problematisiert die Diskrepanz zwischen dem Verhalten bzw. dem Erscheinungsbild von Unternehmen bzw. von Organisationen aller Art und den Erwartungen der verschiedenen Erscheinungsformen von Öffentlichkeit. Formal gesehen handelt es sich bei Issue-Management um den Prozess (d.h. Strategien und Maßnahmen in ihrer zeitlichen Dimension), der initiert wird, um diese Lücke zu schließen bzw. diese Diskrepanz zu überwinden. Ausgangspunkt dieser von den Public Relations (PR) abzugrenzenden Disziplin war die Beobachtung, dass weltweit unternehmensexterne Kräfte mehr und mehr Einfluss auf die Existenzfähigkeit und den Handlungsspielraum von Unternehmen gewinnen ( Corporate Governance). Vor dem HinterKomplexität von Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und anderen Feldern des grund zunehmender öffentlichen Lebens werden die einzelnen Unternehmen wie ökonomische Vorgänge von der Öffentlichkeit insgesamt zunehmend kritisch beobachtet ( Corporate Citizenship; Corporate Social Responsibility). Hinzu kommt das Selbstverständnis eines Teils der Medien, das mit Skandalierung umschrieben wird und mit deren traditionellem, für die Demokratie unverzichtbaren so genannten Wächteramt häufig wenig zu tun hat (sondern Auflagenhöhe, Einschaltquote etc. als maßgebliches, wenn nicht einziges Bewertungskriterium betrachtet). In dem Maße, wie weiterhin das Internet als weltumspannendes Kommunikationsmedium genutzt wird, haben einzelne Issues wie der Elch-Test im Falle der A-Klasse von DaimlerChrysler oder der Vorwurf, Global Player nutzten Kinderarbeit ethisch unzulässiger Weise für die kostengünstige Produktion ihrer Erzeugnisse (z.B. Fußbälle), in eine Hebelwirkung erlangt, die selbst die Existenz von Großunternehmen gefährden kann. International oder global tätige Unternehmen ( Multinationale Unternehmen; Global Player) sehen sich mit Risiko zum einen deshalb verstärkt konfrontiert, weil sie in multiplen Umwelten agieren. diesem Flaggschiffunternehmen Zum anderen sind diese Unternehmenstypen im Allgemeinen und einzelne Symbole einer Form von Weltwirtschaft im Besonderen für Teile der kritischen Öffentlichkeit (arbeitsteilig, effizienzorientiert, vernetzt), die sie prinzipiell ablehnen ( ATTAC). (2) Operativ umfasst Issue-Management fünf Phasen. Zunächst geht es darum, 'issues', d.h. potentielle (Streit-)Fragen möglichst frühzeitig zu identifizieren (vgl. auch Societal Response AssessmentMatrix). Idealerweise gelingt dies, noch bevor ein Issue auf der Agenda der Massenmedien steht. Neben dem Bewusstsein für die daraus erwachsenden Risiken setzt dies eine systematische Quellenanalyse voraus, wie sie etwa Trendforscher und Futurologen betreiben. So durchforsten BertelsmannMitarbeiter jeden Tag rund 30.000 Zeitungs- und Magazinartikel nach Themen, die den Konzern betreffen könnten. Issue-Manager der Daimler AG wiederum beobachten Internet-Newsgroups von Umweltverbänden. Bei diesen Recherchen stellten die Stuttgarter vor einiger Zeit fest, dass ihr HightechImage in Gefahr geriet. Sie reagierten darauf mit einem verstärkten Angebot von Werksbesuchen, Hintergrundgesprächen und Pressekonferenzen. An die Issue-Analyse schließt sich eine Phase an, in der es darum geht, derartige Meinungstrends zu neutralisieren oder in eine für das Unternehmen günstige Richtung zu wenden. Dabei sind eine Issue-Strategie und, daraus abgeleitet, ein Aktionsprogramm zu entwickeln. Abgeschlossen wird diese Phase durch die Evaluation der erzielten Ergebnisse. (3) Issue-Manager machen sich die Methoden und Erkenntnisse der verschiedensten Disziplinen zu Nutze, allen voran Public Relations, Government Relations und Lobbying. Weiterhin spielen Zukunftsforschung, Media Monitoring, Tracking-Studien, Data Mining und Environmental Scanning eine wichtige Rolle. Hinzu kommen Strategische Planung sowie Rechtswissenschaften ( Rechtsanthropologie; Rechtssystem). " Aguilar, F.J.: Scanning the Business Environment, New York 1967. Ansoff, H.I.: Strategic Issue Management, in: Strategic Management Journal, Vol.1 (1980), pp.131-148. Dutton, J.E.: Interpretations on Automatic. A Different View of Strategie Issue Diagnosis, in: Journal of Management Studies, Vol.30 (1993), No.1, pp.339-357. Lauzen, M.M.: Unterstanding the Relation Between Public Relations and Issues Management, in: Journal of Public Relations Research, Vol.9 (1997), No.1, pp.65-82.

iXPOS

715

IT enabled Services Dienstleistungen, die im Zuge der globalen Restrukturierung der Wertschöpfungsketten und der Standort der auftraggebenden und dem der auftragnehmenweltweiten Vernetzung unabhängig vom den Unternehmung erbracht werden können (= ITeS). Nachdem die Versicherungsbranche als Vorreiter des Business Process Outsourcing erfolgreich Leistungen wie Schadensregulierung vor allem nach Indien verlagert hat, folgen immer mehr Branchen (z.B. O&O-Branche) bzw. Industriezweige dieDienstleistungen (z.B. Verkauf, Besem Beispiel ( Outsourcing). Dabei gehen die erbrachten schwerdemanagement, Hotline, Lohnabrechnung, Konten- und Aktiendepot-Verwaltung, Bearbeitung von Kreditanfragen) mehr und mehr über das Leistungsspektrum eines klassischen Call Centers hinaus. ITB

Internationale Tourismusmesse

ITC

International Trade Center;

Itembias

UNCTAD

Äquivalenz

ITeS

IT enabled Services

ITIM

Institute for Training in Intercultural Management

ITK-Patent beim Europäischen Patentamt (EPA) in den Bereichen Informationstechnik und TelekommunikatiPatent. ITK-Patente gelten als ein wichtiger Indikator der technologischen Leison angemeldetes tungsfähigkeit einer Volkswirtschaft ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Um FehlinterpretatioPatentstrategien berücksichtigt wernen zu vermeiden, müssen dabei jedoch die unterschiedlichen den. 2002 meldeten laut BITKOM die finnischen Technologieunternehmen, Forschungsinstitute und freien Erfinder relativ, d.h. bezogen auf eine Mio. Einwohner, die meisten ITK-Patente an (= 158). Es folgten die Niederlande (= 108), Israel (= 89), die Schweiz (= 88), Schweden (= 86) und Japan (= 72). Deutschland nahm mit 68 ITK-Patenten den siebten Rang ein, vor Singapur (= 57), den USA (= 57) und Dänemark (= 46). ITO

Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen;

Internationale Arbeitsorganisation

ITU

International Standardization Organisation;

Internationaler Fernmeldeverein

IUCAB IWF

International Union of Commercial Agents and Brokers Internationaler Währungsfonds

IWF-Commodity Price Index iXPOS

Rohstoffpreisindex

Bundesagentur für Außenwirtschaft

J Ja Sage-Tendenz JAEO

Marktforschung, interkulturelle

Europäische Atomgemeinschaft

Jagdlinie, internationale (1) beschreibt den internationalen Wettbewerb nicht statisch, sondern dynamisch, d.h. als einen Prozess der kontinuierlichen Überprüfung und Veränderung von Wettbewerbsposition und Schwerpunkt der Wertschöpfung ( Wettbewerb, internationaler). Wie sich in vielen Wirtschaftszweigen beobachten lässt, verläuft das Wettbewerbsgeschehen nicht linear-homogen, sondern in Phasen bzw. Schichten Entwicklungsländer bevorzugt mit Schwellenländern (vgl. Abb.), strukturiert. So konkurrieren mit der Folge, dass Länder wie China oder Bangladesh Produkte, für die sie bislang Vorleistungen bspw. für Auftraggeber in Südostasien und Osteuropa erbracht haben, in zunehmendem Maße selbHerausforderung, chinesische). Durch ständig und vollständig im eigenen Land fertigen ( Haier; diese Spielart des nachstoßenden Wettbewerbs sehen sich wiederum die Schwellenländer gezwungen, die viele Jahre hauptsächlich von Japan gehaltene Position im „Strategischen Raum“ zu besetzen; d.h. sie müssen lernen, gute Standardqualität zu günstigen Preisen anzubieten. Derart bedrängt, reagieren japanische Unternehmen gleichfalls mit Trading Up. Beispielhaft steht dafür das Eindringen Toyotas mit der Premiummarke Lexus in die angestammten Marktsegmente der Marktführer (BMW und MerceIndustrieländer können entweder mit der Outpacing-Strategie oder des). Die etablierten westlichen Innovationsstrategie auf diese Entwicklung reagieren, um ihre internationale Wettbewerbsfäder Wettbewerbsfähigkeit, internationale). higkeit zu erhalten ( Outpacing Schema der internationalen Jagdlinie

Innovation Entwicklungsländer

Schwellenländer

Japan

Westliche Industrieländer

Outpacing

Quelle: Perlitz (2004, S.2); leicht modifiziert.

(2) Belegen lässt sich dieses Phänomen auch am Beispiel der Stahl-, der Schiffbau- oder der UhrenIndustrialisierung von europäischen und amerikanischen Unternehmen Industrie. Zu Beginn der dominiert, beherrschten im weiteren Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung Japan und anschließend

718

Jahresgespräche

einige südostasiatische Länder diese Branchen. Ähnliche charakteristische Verschiebungen konnte man in der Unterhaltungselektronik-, der Computer- oder der Automobilindustrie beobachten. " Perlitz, M.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2004, S.2.

Jahresgespräche Jahrmarkt

Verhandlungsarbitrage

Messe

Jahrzehnt, verlorenes Jan-Kompanie

Armut

Handelskompanie

Japan External Trade Organisation (1) japanische Außenhandelsorganisation, die 1958 zunächst mit dem Ziel gegründet wurde, Absatzchancen für japanische Erzeugnisse im Ausland zu erkunden und zu verbessern. Angesichts der spekExporterfolge der japatakulären, von den Handelspartnern weltweit als beängstigend empfundenen nischen Wirtschaft in den 1980er-Jahren ( Herausforderung, japanische) und nach weltweiter Kritik Japan-AG wurde als Good an den angeblich unfairen Wettbewerbsbedingungen und -praktiken der Will-Aktion die Aufgabenstellung dieser Einrichtung erweitert bzw. verändert. Nunmehr sollte sie auch den Import unterstützen. Hierzu wurden bis 2008 in 55 Ländern 73 Büros eingerichtet, davon fünf in Deutschland. (2) Um nicht mehr nur die von wichtigen Handelspartnern als übermäßig und bedrohlich eingestuften Import ausländischer ErzeugExporte der japanischen Wirtschaft zu unterstützen, sondern auch den nisse, veröffentlicht JETRO seit Jahren regelmäßig international vergleichende Studien zur MarktstrukPrivate Finance Initiatives; Etur in verschiedenen Branchen (bspw. Bauindustrie, Pharmazie; Commerce) und zu den Kosten der Distribution von Importgütern. Diese Analysen werden jeweils von einem Team renommierter Wissenschaftler parallel in Japan, den USA und mehreren europäischen Ländern durchgeführt. Die Organisation hält sich zugute, durch diese Informationspolitik wesentlich dazu beigetragen zu haben, dass in den 1990er-Jahren der Eintritt in den japanischen Markt für ausländische Unternehmen in vielen Branchen wesentlich erleichtert wurde. Begünstigt wurde diese Entwicklung dadurch, dass man Geschäftspraktiken und gesetzliche Regelungen den westlichen Standards angepasst hat ( Sitten & Gebräuche). Tatsächlich sind viele japanische Geschäftspraktiken und gesetzliche Regelungen, die sich von denen in westlichen Ländern teilweise gravierend unterschieden und den Zugang zum japanischen Markt früher erschwerten, mittlerweile reformiert worden ( Handelshemmnis). (3) Zu diesen Maßnahmen zählt auch die Eröffnung des Invest Japan Business Support Center Mai 2003 in Tokio. Als One-Stop-Office stellt es ausländischen Unternehmen alle erforderlichen Informationen über Investitionen in Japan zur Verfügung. Die 36 Experten des Invest Japan Business Support Center-Teams, darunter ein Notar, ein Steuerberater, ein Rechtsberater für Visa-Angelegenheiten und ein Experte für Versicherungsfragen sowie Fachleute mit speziellen Branchenkenntnissen (z.B. im ITBereich oder in der Biotechnologie), geben Informationen und Unterstützung in folgenden Fragen: rechtliche Voraussetzungen der Eröffnung einer Repräsentanz, eines Produktionsbetriebes oder einer Verkaufsstätte ( Markteintrittsstrategie), gesetzliche Rahmenbedingungen für Merger & Acquisition oder Joint Venture, Steuer- und Aufenthaltsrecht, Buchhaltung und Sozialversicherung, Unterstützung bei der Erledigung der Antragsformalitäten bei den Behörden, Hilfe bei der Suche von Geschäftsräumen oder beim Erwerb von Grundstücken, Unterstützung von Entsandten in Fragen des täglichen Lebens wie Wohnungssuche, medizinische Versorgung, Betreuung der Kinder etc. ( Entsendung). Zur Vorbereitung einer Geschäftsgründung in Japan können Investoren zwei Monate lang mietfrei einen Büroraum im Invest Center in den Akasaka Twin Towers nutzen. Außerdem werden regelmäßig

Joint Venture

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Fachseminare für ausländische Geschäftsleute angeboten (zu Themen wie Sozialversicherung einheimischer Mitarbeiter oder zu den Besonderheiten in der Besteuerung einer Zweigstelle eines in Japan gegründeten Tochterunternehmens). ( http://www.jetro.de; http://www.jetro.go.jp Japan-AG

Korporationskapitalismus

Japanisch besteht aus vier Schriften und gilt als weltweit kompliziertestes und höchst unpraktisches Schriftsyschinesische Wortzeichen (kanji), sodann tem. Wie das Koreanische nutzt das Japanische zunächst zwei Silbenschriften (hirakana hauptsächlich für Flexions-Endungen und katakan für Fremdwörter) sowie schließlich die lateinische Alphabetschrift (romaji). " Zimmer, D.E.: Die Koexistenz der Schnörkel, in: Die Zeit, Nr.20 (12.5.1999), S.45.

Japanische Auktion

Auktion

Japanische Herausforderung Japanische Managementlehre Jean-Kompanie JETRO

Herausforderung, japanische Managementlehre, japanische

Handelskompanie

Japan External Trade Organisation

Jo Mu Kai Effizienz des Managements eingerichtezur Entlastung der Führungskräfte und zur Steigerung der tes Gremium der Führung japanischer Unternehmen ( Managementlehre, japanische). Struktur und Funktion dieser Organe, zu denen auch der so genannte Management-Rat gehört und die sich häufig aus Vertretern der Gruppe der Generaldirektoren und Angehörigen der höheren Führungsebenen zuFührungsstil und Organisationssammensetzen, unterscheidet sich je nach Unternehmensgröße, struktur. " Okumura, A.: Das Top-Management japanischer Unternehmen (in japanischer Sprache), Tokyo 1982.

John-Kompanie

Handelskompanie

Joint Venture Gemeinschaftsunternehmen von zwei oder mehr Partnern, von denen im internationalen Fall mindestens einer bzw. das gesamte Joint Venture im Ausland residiert. Das Joint Venture ist eine spezielle Kooperation. Abhängig von der Zahl der Kooperationspartner, dem Gegenstand und dem Form der geographischen Erstreckungsbereich sowie zahlreichen anderen Kriterien lassen sich die verschiedensten Spielarten unterscheiden (z.B. horizontales Joint Venture; vgl. Abb., nächste Seite). 100%-Tochtergesellschaft, im Regelfall ein hohes Maß an (1) Für das Joint Venture ist, wie für die Lanunmittelbarer Interaktion mit den ausländischen Kunden, Mitarbeitern, Intermediären und der deskultur charakteristisch. Deshalb setzt diese Strategie im Regelfall ein überdurchschnittliches Maß an kultureller Offenheit und eine unterdurchschnittliche psychische Distanz voraus ( Offenheit, kulturelle; Distanz, psychische). Die Motive von Managern, ein Joint Venture einzugehen, lassen sich zu drei Faktoren verdichten. Mit Hilfe des Partners möchte man ineffiziente Transaktionen vermeiden ( Effizienz), die eigene Wettbewerbsposition stärken ( Wettbewerb, internationaler) und/oder den organisationalen Wissenstransfer optimieren.

720

Jüdischer Kalender

Varianten eines Joint Venture Differenzierungskriterium

Ausprägungsform

Zahl der Kooperationspartner

Joint Venture mit einem Partner

Sachlicher Kooperationsbereich

Joint Venture in einer Wertschöpfungsaktivität

Joint Venture mit mehreren Partnern Joint Ventures in mehreren Wertschöpfungsaktivitäten Gesamtunternehmerisches, funktionsübergreifendes Joint Venture

Standort

Joint Venture mit Sitz im Stammland eines Kooperationspartners Joint Venture in einem Drittland

Geographischer Kooperationsbereich

Lokales Joint Venture für ein bestimmtes Gastland

Kooperationsrichtung

Horizontales Joint Venture

Joint Venture für eine bestimmte Region oder den Weltmarkt Vertikales Joint Venture Konzentrisches Joint Venture Konglomerates Joint Venture

Kapitalbeteiligung/ Stimmrechtsbeteiligung

Gleiche Anteile der Partner

Zeitlicher Horizont der Kooperation

Joint Venture auf Zeit

Ungleiche Anteile der Partner Joint Venture ohne zeitliche Befristung

Quelle: Kutschker/Schmid (2008, S.887).

(2) Mit Hilfe des Loose Tight-Ansatzes wird versucht, zwischen dem Bedürfnis der Muttergesellschaften, das Joint Venture zu kontrollieren, und der Notwendigkeit, diesem die erforderliche unternehmerische Selbständigkeit zu gewähren, einen Kompromiss zu finden. Dazu werden zunächst die kontrollbedürftigen Leistungsprozesse identifiziert. Die im zweiten Schritt festzulegenden Kontrollrechte der Muttergesellschaft richten sich u.a. nach der Notwendigkeit, die Interessen der Aktionäre zu schützen (z.B. wenn es um Leistungsüberwachung oder Kapitalverteilung geht). Entscheidungen, welche das Tagesgeschäft betreffen, sollten von der Kontrolle ausgenommen sein. Was von strategischer Bedeutung und mithin kontrollpflichtig ist, muss im Vorhinein festgelegt werden. (3) Ein Joint Venture-Vertrag sollte Folgendes regeln: strategische Vision und geplante Geschäftstätigkeit des Joint Venture, Gewinn- bzw. Verlustverteilung und -verwendung, Besetzung und erforderliche Kompetenz von Führungspositionen und Aufsichtsgremien, Markenrechte, Lizenzgebühren für Leistungen, welche die Partner in das Joint Venture einbringen, Ausstiegsregelungen und Gerichtsstand. Aber auch dann scheitert, wie eine Reihe von Studien gezeigt hat, nahezu jedes zweite Gemeinschaftsunternehmen, viele von ihnen an „gravierenden Kulturunterschieden“. So halten es Mitglieder asiatischer Kulturen nicht für verwerflich, Produkte ihrer Kooperationspartner (unrechtmäßig) zu imitieren oder sich deren Know how anzueignen; denn in diesem Kulturraum besitzt Imitation keinen negatiKonflikten, wie sie auch und ven Beigeschmack wie im abendländischen Verständnis. Mit den Management Event-Theorie. gerade für Joint Venture charakteristisch sind, befasst sich u.a. die " Kogut, B.: Joint Ventures. Theoretical and Empirical Perspectives, in: Strategic Management Journal, Vol.9 (1988), No.4, pp.169-185. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008. Raffée, H.; Eisele, J.: Joint Ventures. Nur die Hälfte floriert, in: Harvard Business Manager, 16.Jg. (1994), Nr.3, S.17-22.

Jüdischer Kalender

Zeitrechnung

Jugendanteil der Bevölkerung eines Landes. Der Jugendanteil einer Gesellschaft erweist sich zunehmend als ein in vielerlei Hinsicht bedeutsamer Indikator. So zeigt sich regelmäßig, dass in Zeiten des Umbruchs bzw. der Krise die Geburtenrate sinkt, weshalb das zahlenmäßige Verhältnis von Jungen und Alten

Junktimgeschäft

721

(z.B. der Anteil der „unter 15-Jährigen“) als eine gute Proxy-Variable für Zukunftsglaube, Vitalität und Optimismus einer Gesellschaft gilt ( Alterung). Bedeutsam ist diese Quote weiterhin für Struktur und Tragfähigkeit der Sozialversicherungssysteme oder für das Marketing. Letzteres ist bspw. dann der Fall, wenn die Werbewirtschaft lediglich die 15-49Jährigen als relevante Zielgruppe betrachtet oder die wachsende Kaufkraft „der Alten“ entdeckt wird. Von den 6,25 Mrd. Menschen, die schätzungsweise derzeit weltweit leben, sind etwa zwei Drittel jünger als 35 Jahre (mit wachsender Tendenz). Xenophobie- und Genozid-Forscher wie G. Heinsohn warnen zunehmend vor den fundamentalen Problemen, die daraus erwachsen können. Denn diese Wissenschaftler betrachten den Youth Bulge (= signifikanter Jugendüberschuss in einer Bevölkerung) als Hauptursache des Terrors. Da in diesen Ländern auf zehn Einwohner drei bis fünf Kinder kommen (vgl. Abb.), haben viele keine Aussicht auf eine angemessene sozioökonomische Stellung. Angesichts der Aussichtslosigkeit ihrer Lebenssituation werden sie empfänglich für die Beeinflussung durch fundamentalistische Bewegungen ( Fundamentalismus). Deshalb sind unter den Terroristen hauptsächlich gut ausgebildete Jugendliche zu finden, die den „Kampf der jungen Männer“ ausfechten, allerdings häufig angeführt und instrumentalisiert von „den bösen alten Männern“ (bspw. Arafat & Sharon). Anzahl und Anteil der Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres (Ende 2001, Anteil an der Gesamtbevölkerung)

Palästina

(in absoluten Zahlen) 2,0 Mio.

Irak

10,1 Mio.

42 %

Saudi-Arabien

10,1 Mio.

42 %

Pakistan

61,0 Mio.

Nepal

11,1 Mio.

Indien

345,0 Mio.

China

320,0 Mio.

Israel

1,2 Mio.

USA 13,0 Mio.

15 %

Quelle: U.S. Bureau of the Census; in: Die Zeit, Nr.16 (11.4.2002), S.41.

" Heinsohn, G.: Lexikon der Völkermorde, Hamburg 1998.

Jugendarbeitslosigkeit Jugendgesellschaft

Arbeitskosten Inlandsethnologie

Julianischer Kalender

Zeitrechnung

Bonität

Junktimgeschäft

24 %

60,0 Mio. 21 %

Deutschland

Junk

25 %

Kompensationsgeschäft

33 %

41 % 40 %

46 %

722

Just in Sequence

Just in Sequence Liefer- und Produktionskonzept ( Produktionsmanagement, internationales). Während die klassische Just in Time-Logistik die exakte zeitliche Taktung der Lieferungen gewährleistet ( Logistik), zielt Just in Sequence darauf, dass die Teile bei Anlieferung bereits in der Reihenfolge sortiert sind, in der sie weiterverarbeitet werden ( Just in Time). " Werner, S.; Kellner, M.; Schenk, E.; Weigert, G.: Just-in-Sequence Material Supply. A Simulation Based Solution in Electronics Production, in: Robotics and Computer-Integrated Manufacturing, Vol.19 (2003), No.1-2, pp.107-111.

Just in Time Produktions- und Logistikstrategie, die im Zusammenhang mit Kanban sowie Lean Production Erfolgsfaktoren der japanischen Exportwirtzu sehen ist und in den achtziger Jahren als einer der schaft angesehen wurde ( Herausforderung, japanische). Indem Material nicht frühzeitig, d.h. „auf Lager“, sondern rechtzeitig (Just-in-Time) geliefert wird, können Lagerhaltungs- und Finanzierungskosten reduziert werden. Im Automobilbau bspw. bietet sich dieses Produktionsprinzip insb. bei hochwertigen (z.B. Getriebe) oder sperrigen Teilen an (z.B. Sitze), da man in dem einen Fall übermäßige Kapitalbindung und in dem anderen Fall die erforderliche Lagerkapazität gering hält. „Rechtzeitig“ bedeutet, dass Teile zeitnah dann geliefert werden, wenn sie im Herstellungsprozess benötigt werden. Dies wiederum setzt integrierte Informationsverarbeitung, Fertigungssegmentierung und produktionsOutsourcing). In synchrone Beschaffung voraus, d.h. Just in Time-Sourcing ( Global Sourcing; dem Maße, wie diese Maßnahmen international oder global organisiert werden, müssen erfahrungsgemäß doch wieder mehr oder minder große Puffer eingerichtet werden, um Versorgungsschwierigkeiten vorzubeugen (z.B. aufgrund der Überlastung der Verkehrsinfrastruktur). Dies hat dazu geführt, dass JIT vom geheimnisumwitterten Erfolgsrezept der 1980er-Jahre zu einem von vielen der unerlässlichen Werkzeuge des „Management-Baukastens“ in den 1990er-Jahren wurde. " Frazier, G.L.; Spekman, R.E.; O’Neal, C.R.: Just-in-Time Exchange Relationships in Industrial Markets, in: Journal of Marketing, Vol.52 (1988), October, pp.52-67. Monden, Y.: Toyota Production System. An Integrated Approach to Just-in-Time, 3rd Ed., Norcross/GA 1998.

K Kabbala ) Mystik Kabotage (1) ursprünglich seeverkehrsrechtlicher Begriff, welcher sich von caboter (frz. = „an der Küste entlang, von Kap zu Kap“) ableitet. Mittlerweile wird mit Kabotage das Erbringen von Transportdienstleistungen innerhalb eines Landes bezeichnet, unabhängig davon, ob es sich um Land-, Luft- oder Seeverkehr bzw. Güter- oder Personenfracht handelt. (2) Untersagt ein Staat ausländischen, d.h. nicht in seinem Staatsgebiet ansässigen Logistikunternehmen die Kabotage () Logistik), so macht er, zumeist mit ) protektionistischer Absicht, den Kabotagevorbehalt geltend. (3) Entsprechend bedeutet Kabotagefreiheit, dass ein Staat ausländischen Logistikunternehmen das Recht einräumt, innerhalb seines Staatsgebiets gegen Entgelt Transportleistungen zu erbringen. Im Zuge der europäischen ) Integration wurde der Kabotagevorbehalt weitgehend aufgehoben und Kabotagefreitheit hergestellt. Dies geschah nicht zuletzt aus Gründen des Umweltschutzes, da ein Kabotageverbot unnötige Leerfahrten bedingt. Kai ) Zaibatsu Kaizen bestimmte, in der Literatur vielfach als „Philosophie“ bezeichnete Richtung des ) Qualitätsmanagements, in dessen Mittelpunkt ein ) evolutionäres Verständnis des Wertschöpfungsprozesses steht. Wie auch die Etymologie dieses Konzepts zu erkennen gibt (kai = Veränderung, zen = zum Besseren), werden primär nicht sprunghafte (d.h. revolutionäre), mehr oder minder punktuelle Verbesserungen angestrebt, sondern ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP), an dem alle Mitarbeiter, Abteilungen, Funktionen etc. des Unternehmens mitwirken. Kaizen als umfassende Managementphilosophie hat indessen nicht „nur“ Kostensenkung, Qualitätssicherung (Total Quality Control) und Zeiteffizienz () Just in Time; ) Kanban) zum Ziel. Grundlegend ist vielmehr die ) Identifikation aller Beteiligten mit dem Unternehmen sowie die Verstetigung des Change Managements. Kaizen wird allgemein zu den ) Erfolgsfaktoren gezählt, welche die Erneuerung des japanischen ) Produzierenden Gewerbes ermöglicht haben () Herausforderung, japanische). " Imai, K.: KAIZEN. Der Schlüssel zum Erfolg der Japaner im Wettbewerb, München 1992.

Kalender, gregorianischer (chinesischer, islamischer, julianischer etc.) ) Zeitrechnung Kalkulationsschema ) Preispolitik, internationale Kampf der Kulturen (1) zur ) Metapher geronnener Titel eines Buches, in dem S.P. Huntington den Zusammenstoß (Clash) zwischen Orient und Okzident, zwischen den islamisch und den christlich geprägten ) Nationen als unvermeidbar beschworen hat () Kulturkreis; ) Zivilisation). Ausgehend von J.G. Herders

724

Kampf der Kulturen

These, wonach Kulturen in sich und gegeneinander abgeschlossene Ganzheiten sind, sowie O. Spenglers Kulturkreistheorie hat der US-amerikanische Politikwissenschaftler transnationale ) Kulturräume, so genannte Civilizations, mit jeweils spezifischen Werte- und Handlungssystemen beschrieben: Nicht mehr ) Nationalstaaten, wie im 19. und 20. Jahrhundert, werden demnach im 21. Jahrhundert die internationalen Beziehungen prägen, sondern, als Protagonisten eines allgemein Zivilisationskonflikts, folgende neun Kulturräume. Diese Aufstellung verdeutlicht, dass neben der ) Geographie die ) Religionszugehörigkeit das wichtigste Kriterium ist () Religion). ! Westliche Zivilisation (Westeuropa, Nordamerika, Australien und Neuseeland), ! lateinamerikanische Zivilisation, ! afrikanische Zivilisation der Subsahara, ! orthodoxe Zivilisation (Russland sowie große Teile Ost- und Südosteuropas; ) Orthodoxie), ! chinesisch-konfuzianische Zivilisation () Konfuzius), ! buddhistische Zivilisation (Tibet, Mongolei, Südostasien, ) Buddhismus), ! japanische Zivilisation, ! hinduistische Zivilisation Indiens () Hinduismus), ! islamische Zivilisation (bspw. Indonesien, Pakistan, vorderasiatischer Raum, Nord- und Westafrika sowie Teile von Südosteuropa; ) Islam). (2) Wie indessen Inglehart & Norris empirisch nachweisen konnten, sind für die jeweilige Lebenswirklichkeit in den einzelnen Kulturräumen weniger die unterschiedlichen religiösen Überzeugungen, als vielmehr die Polarität der Geschlechterrollen bedeutsam () Geschlechtsunterschied; ) Maskulinität vs. Feminität; ) Religiosität). Während für die ) Industrienationen ein deutlicher Trend zur Gleichberechtigung nachweisbar ist, stagnieren insb. die muslimischen Gesellschaften () Islam) auch in dieser Hinsicht (vgl. Abb.). Gleichberechtigung der Geschlechter

Gleichberechtigung der Geschlechter 100

100

90

90

80

Westliche Industriegesellschaften

70 14%

80

24%

70

Andere Gesellschaften

60

60

Muslimische Gesellschaften

50

50

40 0

40

1900 — 1916

1917 — 1926

1927 — 1936

1937 — 1946

1947 — 1956

1957 — 1966

1967 — 1976

1977 — 1984

Geburtsjahrgang der Probanden

(3) Andere Autoren wiederum haben die Polarität kognitive vs. normative Gesellschaftssysteme in den Vordergrund der Diskussion gestellt. " Huntington, S.P.: Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert, 5.Aufl., Wien 1997. Inglehart, R.; Norris, P.: Gender Equality and Cultural Change Around the World, New York 2003.

Kanban

725

Kampfzoll ) Vergeltungszoll Kanban (1) Instrument der kostenminimalen Fertigung, das sich durch „Produktion auf Abruf“ und weitgehende Automatisierung auszeichnet. Um den Produktionsprozess zu vereinfachen, werden selbststeuernde Regelkreise zwischen erzeugenden und verbrauchenden Bereichen geschaffen, die das Hol-Prinzip für die jeweils nachfolgende Verbrauchsstufe implementieren sowie den Personal- und Betriebsmitteleinsatz flexibel gestalten. Ziel ist es, die Materialpuffer zwischen den einzelnen Bearbeitungsstufen zu reduzieren, um die Kapitalbindungskosten zu minimieren. (2) Materiell gesehen ist Kanban eine Laufkarte, die Informationen über das jeweilige Teil, die Anliefermenge und den Lieferort enthält. Indem diese Karte als Fertigungsauftrag zwischen den Lieferanten und den Kunden pendelt, gewährleistet sie eine einfache, schnelle und flexible Materialversorgung. Symbolisch aber verbindet sich mit diesem Produktionsplanungs- und Steuerungssystem weit mehr. In Japan von T. Ohno entwickelt und bei Toyota Motor Company erfolgreich eingeführt, wurde Kanban in den achtziger Jahren, zusammen mit ) Just-in-Time, ) Kaizen und ) Lean Production, zum Synonym für die ) Erfolgsfaktoren der japanischen Wirtschaft () Herausforderung, japanische), nachdem die MIT-Studie deren Überlegenheit in weiten Teilen des Produktionsprozesses aufgezeigt hatte (vgl. Abb. 1). Nach einer Phase der Euphorie und äußerlichen Imitation des Kanban-Prinzips hat sich allerdings gezeigt, dass dieses nur dann zum Erfolg führt, wenn eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sind (bspw. flexibel einsetzbare Mitarbeiter). Auch müssen sich die Bedarfsschwankungen in engen Grenzen halten. Weiterhin ist zeitgleich ein umfassendes Qualitätsmanagement zu betreiben (im Sinne des Null-Fehler-Prinzips). Abb. 1: Ursachen des Erfolgs der japanischen Automobilindustrie in den 1980er-Jahren Standort der Automobilhersteller Leistungskriterium Arbeitsstunden (je Auto) Montagefehler (je 100 Autos) Verbesserungsvorschläge (je Mitarbeiter) Abwesenheit aller Mitarbeiter (in %) Mitarbeiter in Arbeitsgruppen (in %) Einarbeitung neuer Mitarbeiter (in Stunden)

Japan

USA

Europa

16,8 60,0 62,0 5,0 69,3 380,0

25,1 82,0 0,4 11,7 17,3 46,0

36,2 92,0 0,4 12,1 0,6 173,0

Quelle: Womack et al. (1990).

(3) Wie eine Umfrage des Fraunhofer Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) 1997 unter 1.329 Betrieben der deutschen Investitionsgüterindustrie ergab, hatte von diesen kaum die Hälfte systematisch Maßnahmen der innovativen Arbeitsorganisation ergriffen. Neben Kanban zählt dazu auch „qualifizierte Gruppenarbeit“. Hierbei sind die Arbeitsgruppen weisungsbefugt und für die Qualitätssicherung selbst verantwortlich () Gruppenarbeit). Abb. 2 (vgl. nächste Seite) stellt den erzielbaren Wertschöpfungseffekt in Abhängigkeit von den einzelnen arbeitsorganisatorischen Konzepten dar. Dabei nimmt das Kanban-Prinzip eine Sonderstellung ein. (4) Anfänglich einer der zentralen ) Wettbewerbsvorteile, welche die Überlegenheit der japanischen Automobilindustrie in den achtziger Jahren begründeten () Wettbewerbsfähigkeit, internationale), hat sich dieses Organisationsprinzip mittlerweile eher zu einem Nachteil für Erzeugnisse ) „Made in Nippon“ entwickelt. Während in der japanischen Industrie die traditionelle Beziehungsorientierung Leitmotiv dieser Reorganisationsbewegung war, weshalb die mehr oder minder abgängigen ) mittelständischen Zulieferbetriebe „bereitwillig“ die ihnen zugedachte Rolle des Abhängigen in dem zugehörigen ) Just in Time-Konzept übernahmen, haben ihre europäischen und amerikanischen Konkurrenten, als sie diese Prinzipien übernahmen, stärker auf das Kostenmanagement geachtet. Dabei nutzten Großkunden ihre Nachfragemacht „konsequent“ (d.h. bisweilen brutal, wie die berüchtigten „Kostenkiller“ J. Lopez oder C. Ghosn).

726

Kannibalisierung

Abb. 2: Arbeitsorganisation und Wertschöpfung Wertschöpfung pro Mitarbeiter, in 1.000 DM NichtAnwender Kontinuierlicher Verbesserungsprozeß (KVP)

113

Abteilungsübergreifende Entwicklungsteams

113

Qualitätszirkel Simultaneous Engineering Kanban-Prinzip

Anwender 132 136 134

114

139

116 117

147

Kunden-/produktbezogene Aufgliederung von Zentralabteilungen

118

Fertigungsnahe Planung, Steuerung und Kontrolle

118

Gruppenarbeit (in Produktion)

118

Qualifizierte Gruppenarbeit

Kunden-/produktbezogene Aufgliederung der Produktion

133 132 127

119 120

137 127

Quelle: Pieper/Strötgen (1999); in: iwd, Nr.19 (13.5.1999), S.7.

" De Smet, R.; Gelders, L.: Using Simulation to Evaluate the Introduction of a Kanban Subsystem within an MRP-Controlled Manufacturing Environment, in: International Journal of Production Economics, Vol.56/57 (1998), September, pp.111-122. Krieg, G.: Kanban-Controlled Manufacturing Systems, Berlin 2005. Pieper, A.; Strötgen, J. (Hrsg.): Vorhandenes Potential nutzen. Flexible Organisation in Fertigung und Verwaltung, Köln 1999. Wildemann, H.: Kanban-Produktionssteuerung. Leitfaden zur Einführung des Hol-Prinzips, 9.Aufl., München 2001. Womack, J.P.; Jones, D.T.; Roos, D.: The Machine that Changed the World, New York 1990.

Kannibalisierung (1) bezeichnet im Marketing gewöhnlich den Umstand, dass der Absatzerfolg, den ein Unternehmen mit einem neuen Produkt erzielt, zu wesentlichen Teilen zu Lasten eines alten Produkts geht. Dies kann bspw. dann der Fall sein, wenn ein Anbieter hochpreisiger Automobile erstmals einen preisgünstigen Kleinwagen in seine Produktlinie aufnimmt, mit der unerwünschten Folge, dass er nun Umsatzverluste bei seiner bisherigen Einstiegsmarke hinnehmen muss. (2) Bei der ) Internationalisierung der Geschäftstätigkeit können Kannibalisierungseffekte auf den verschiedensten Ebenen auftreten: Erfolge im ) Exportgeschäft werden mit Einbußen im Inlandsgeschäft erkauft (bspw. dann, wenn dieses vernachlässigt wird, weil begrenzte ) Ressourcen davon abgezogen und auf die internationale Geschäftstätigkeit konzentriert werden). Erfolgreiche ) Direktinvestitionen, ) Lizenzvergaben etc. können ein rückläufiges Exportgeschäft zur Folge haben. Und durch ) Parallelimporte wird u.U. der Absatz in den autorisierten Vertriebskanälen beeinträchtigt.

Kapitalflucht

727

" Shapiro, A.C.: Multinational Financial Management, 5th Ed., Boston 1996, p.536. Wildemann, H.: Produktkannibalisierung erkennen und vermeiden, in: Wildemann, H. (Hrsg.), Produkt- und Prozessinnovationen in Wertschöpfungsketten, Wiesbaden 2008, S.71-83.

Kanonisches Zinsverbot ) Zinsverbot Kantonesisch ) Chinesisch Kapitalausfuhrstopp ) Kapitalströme Kapitalbilanz ) Kapitalverkehrsbilanz Kapitalembargo ) Embargo Kapitalexport ) Kapitalverkehr; ) Wettbewerbsfähigkeit, internationale Kapitalflucht risikoinduzierte ) Kapitalströme () Risiko). Der Versuch von Unternehmen oder Privatpersonen, ihr Vermögen (insb. ihre liquiden Mittel) ins „sichere Ausland“ bzw. in eine ausländische ) Währung zu transferieren, wird umgangssprachlich als Kapitalflucht bezeichnet. Dabei wird in erster Linie versucht, Kapital zu sichern und nicht, wie bei normalen Kapitalbewegungen, mit dem eingesetzten Kapital Erträge zu erwirtschaften. So wuchs als Konsequenz der Yukos-Affäre und des damit verbunden Vertrauensverlusts in der Weltöffentlichkeit und in Russland selbst in die Sicherheit von Privateigentum die Kapitalflucht in Russland von 11 Mrd. $ im Jahre 2003 auf 17 Mrd. $ im Jahre 2004 () Vertrauen). (1) Konkret handelt es sich um den Transfer von Vermögenswerten in das ) Ausland, um politischen Risiken (z.B. Enteignung), drohender Geldentwertung oder anderen unerwünschten Eingriffen zu entgehen () Risiko). Diese Kapitalströme haben zumeist nur eine Richtung: heraus aus den ) Entwicklungs- und ) Schwellenländern, hinein in die westlichen ) Industrieländer. Während beim Begriff Hot Money das Moment des Spekulativen stärker im Vordergrund steht (im Sinne von vagabundierendem Kapital, das kurzfristige Anlagemöglichkeiten mit einem höheren Renditeversprechen sucht), meint Fluchtkapital im traditionellen Sinn den Versuch, Kapital ins Ausland zu transferieren, um es in Sicherheit zu bringen. Bei legaler Kapitalflucht werden regulär versteuerte Erlöse in einem anderen Land angelegt, weil dort geringere Risiken in Kauf genommen werden müssen (z.B. in Gestalt von Abwertung, Devisenbewirtschaftung, ) Kapitalverkehrskontrollen, Enteignung). Illegales Fluchtkapital hingegen wurde der regulären Besteuerung entzogen und soll deshalb aus dem Ursprungsland ausgeführt werden. Ein weiterer Grund kann die Absicht sein, die ungesetzliche Herkunft von Einkünften zu verschleiern (z.B. Drogenhandel, ) Korruption, ) Waffenhandel und andere Formen von Kriminalität). 2006 gingen bei der Financial Intelligence Unit, der zuständigen Zentralstelle des Bundeskriminalamtes, Wiesbaden, insgesamt 10.051 Anzeigen wegen des Verdachts auf Geldwäsche ein. Zumeist waren es Kreditinstitute, welche diese Anzeigen erstatteten. Dafür, dass dies die größte Zahl an Anzeigen seit dem Inkrafttreten des Geldwäschegesetzes im Jahre 1993 ist, sorgen u.a. die zunehmende Häufigkeit von Pishing (= Abschöpfen geheimer Daten aus dem Internet) und die zunehmende Häufigkeit des Anwerbens von ) Finanzagenten. Das weltweite Geldwäschevolumen wird auf eine Billion Dollar geschätzt. In den seltensten Fällen wird dieses Kapital buchstäblich „in Koffern“ oder einem Versteck (bspw. im Pkw) über die Grenze geschafft. Vor allem im Handel, im Immobiliengeschäft und im Wertpapiergeschäft sind weitaus „elegantere“ und vor allem risikoarme Methoden üblich. „Unter Angabe falscher Preise, Fonds oder Eigentumsrechte werden unablässig Importe und Exporte, Besitzrechte und Anteile zu einem Preis gehandelt, der absichtlich zu hoch oder zu niedrig angesetzt ist, um heimlich Kapital aus dem Heimatland hinaus zu schaffen und auf ausländische Konten zu verschleiern“ (R.W. Baker).

728

Kapitalfluss

(2) Häufig ist Kapitalflucht Ausdruck von mangelndem ) Entwicklungspatriotismus und einer der wesentlichen Gründe dafür, warum zahlreiche ) Entwicklungsländer in ihrer sozioökonomischen Entwicklung stagnieren () Fluchtkapital). (3) Von dem geschätzten Volumen an jährlichem Fluchtkapital (zumindest 500 Mrd. $) werden 100150 Mrd. $ unter aktiver Beteiligung von Angehörigen westlicher ) Industrienationen transferiert. Ein weiterer, nicht zu quantifizierender Teil wird ohne Unterstützung des Westens verschoben. Der große Rest findet gänzlich ohne westliche Beteiligung den Weg in ) Steuerparadiese bzw. in den Geltungsbereich von Rechtssystemen, in denen das Bankgeheimnis noch eine Institution ist. Anders als die Anti-Korruptionskonventionen sind die Maßnahmen gegen Geldwäsche und den Transfer von illegalem Fluchtkapital wenig zielgerichtet, strukturiert und erfolgversprechend. Selbst wenn diese Praktiken in den Empfängerstaaten (geringfügig) unter Strafe gestellt sind, werden sie dort von den zuständigen Behörden zumeist toleriert oder ignoriert. (4) Den westlichen Industrieländern erwachsen daraus dramatische außenpolitische Kosten. Denn die illegale Kapitalflucht blockiert die strategischen Ziele, welche „der Westen“ in zahlreichen Schwellenund Entwicklungsländern verfolgt, weitgehend. Deren ) Währungsreserven werden geplündert, die Inflation angeheizt, das Steueraufkommen gemindert, Einkommensunterschiede vergrößert, Investitionen und Wettbewerb verhindert. Kapitalflucht fördert politische Instabilität und konterkariert die Ziele und Ergebnisse der ) Entwicklungshilfe. Für jeden Dollar an internationaler Hilfe „fließen“ mindestens zwei oder drei Dollar in Form unrechtmäßig erworbener Gewinne in die Industrieländer zurück. Russland etwa verlor innerhalb eines Jahrzehnts auf diese Weise 200-500 Mrd. $ an Kapitalstock. Ähnliches geschah über viele Jahre hinweg in anderen Teilen der Welt: „Nigeria etwa ist verarmt; 70% seiner Bevölkerung leben von umgerechnet 20 Cent pro Tag. Betrug und Kapitalflucht trugen zum Sturz der Demokratie in Pakistan bei, einem Staat - neuerdings mit Kernwaffen - auf einem explosiven Subkontinent. Aus Mexiko, dem einzigen Entwicklungsland an der Grenze zu einer großen, industrialisierten Demokratie, wird eine Welle von Drogen und wirtschaftlich Benachteiligten angeschwemmt, die eine schwierige Herausforderung für die Außenpolitik der Vereinigten Staaten darstellt“ (R.W. Baker). Die Kosten sind somit auch für den Westen größer als der Nutzen, den er aus dem Kapitalzufluss zieht. " Baker, R.W.: Illegale Kapitalflucht. Gefahr für die globale Stabilität, in: Internationale Politik, 55.Jg. (2000), Nr.6, S.17-22. Büntjen, W.: Kapitalflucht aus lateinamerikanischen Ländern. Theoretische und empirische Analysen vor dem Hintergrund der Transferproblematik, Wiesbaden 1994. El-Labbad, M.: Kapitalflucht aus den Entwicklungsländern, in: Berichte Nr.5, Forschungsinstitut der Internationalen Wissenschaftlichen Vereinigung Weltwirtschaft und Weltpolitik, Berlin 1995. Löhr, D.: Kapitalflucht, in: Zeitschrift für Sozialökonomie, 33.Jg. (1996), Folge 108-März, S.13-21.

Kapitalfluss ) Kapitalstrom Kapitalgesellschaft (1) Typus von Unternehmen, dem die Gesellschafter zur Verfolgung seines Geschäftszweckes Kapital zu Verfügung stellen, aber zumeist nicht persönlich daran mitarbeiten. Häufig bleiben die Gesellschafter sogar anonym. Die Geschäftsführung besorgt im Regelfall das Top-Management (d.h. angestellte Geschäftsführer). Anders als bei der ) Personengesellschaft haften die Gesellschafter einer Kapitalgesellschaft (Aktiengesellschaft .AG,, Gesellschaft mit beschränkter Haftung .GmbH, bzw. Kommanditgesellschaft auf Aktien .KGaAJ, nur bis zur Hälfte ihrer Einlagen). Von dieser unterscheiden sich Kapitalgesellschaften weiterhin dadurch, dass sie als juristische Person für sich und in vollem Umfang rechtsfähig sind. (2) Aus europäischer Sicht sind in diesem Zusammenhang u.a. die ) Europäische Aktiengesellschaft und die ) Verschmelzungsrichtlinie bedeutsam () Europäische Union). Auf den ) Standortwettbewerb nimmt die unterschiedliche Besteuerung von Kapitalgesellschaften erheblichen Einfluss. Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft wurden hierzulande die Gewinne von Kapitalgesellschaften 2007 mit 38,6% besteuert (2008 = 29,8%), in Irland hingegen nur mit 12,5%. Die nordischen Länder (Dänemark = 28,0%, Schweden = 28,0%, Finnland = 26,0%) nehmen mittlere Plätze und die MOE-Staaten die hinteren Positionen ein (z.B. Lettland = 15,0%; vgl. Abb., nächste Seite).

Kapitalmarkt, interner

729

Gewinnbesteuerung von Kapitalgesellschaften in Europa (Tarifliche Steuerbelastung im Jahr 2007 in % des Gewinns) Deutschland Italien Spanien Malta Belgien Frankreich Großbritannien Deutschland 2008 Luxemburg Griechenland Dänemark Schweden Portugal Finnland Niederlande Österreich Slowakische Republik Tschechien Slowenien Polen Ungarn Litauen Lettland Irland Zypern Estland

38,6 37,3 35,0 35,0 34,0 33,3

19,0 19,0

0

12,5 10,0

30,0 29,8 29,6 29,0 28,0 28,0 27,5 26,0 25,5 25,0 25,0 24,0

16,0 15,0 15,0

Quelle: BMF, Institut der Deutschen Wirtschaft Köln.

Kapitalhilfe ) Entwicklungspolitik; ) Soft Loans Kapitalimport ) Kapitalverkehr Kapitalismus ) Korporationskapitalismus; ) Rheinischer Kapitalismus Kapitalmarkt, globaler ist, wie viele andere ) globale Märkte auch, ein ) Triade-Markt. Nach Berechnungen des McKinsey Global Institute (MGI) belief sich der Wert der amerikanischen Aktien, Anleihen und Bankeinlagen Ende 2003 auf 37% des gesamten globalen Kapitalstocks. Die Länder der ) Europäischen Union brachten es zusammen mit Norwegen, Osteuropa und der Schweiz auf 31%, und auf Japan entfielen 15%. Seit Beginn der 1980er-Jahre ist der globale Kapitalmarkt dramatisch gewachsen: von 12 auf 119 Bill. $ (vgl. Abb., nächste Seite). Relativ gesehen ging dies insb. zu Lasten des traditionellen Bankgeschäfts, während vornehmlich private Anleihen an Bedeutung gewonnen haben. Letzteres hat zum einen damit zu tun, dass viele Unternehmen sich „frisches Kapital“ vermehrt direkt durch private Anleihen beschaffen. Zum anderen treten viele Banken zur Risikostreuung () Risikomanagement) ihre Forderungen gegenüber Schuldnern immer häufiger als Anleihen an private Investoren ab. Kapitalmarkt, interner hierarchisches Verfahren zur Verteilung von Finanzmitteln innerhalb eines Unternehmens auf verschiedene Geschäftsbereiche, wobei die Unternehmenszentrale die Koordinationsfunktion übernimmt

730

Kapitalmobilität

und die so genannten Herrschaftsrechte besitzt () Koordination). Sie kann Projekte sowie die mit diesem verbundenen Vermögensgegenstände nach Belieben verwenden und deren Ertrag beanspruchen. Neben dem Vorteil, dass ein multidivisionales Unternehmen gegebene finanzielle Ressourcen effizienter einzelnen Projekten zuordnen kann als der externe Kapitalmarkt, wird dem Modell des internen Kapitalmarktes auf der Habenseite zugerechnet, mehr Finanzierungsmittel extern aufnehmen zu können, als dies der Gesamtheit der Einzelprojekte möglich wäre () Effizienz). Risiken bestehen u.a. in der Gefahr der Quersubventionierung erfolgloser Projekte. " Dietrich, D.: Die Bedeutung interner Kapitalmärkte für die Organisationsform von Unternehmen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 35.Jg. (2006), Nr.1, S.8-13. Stein, J.C.: Internal Capital Markets and the Competition for Corporate Resources, in: The Journal of Finance, Vol.52 (1997), pp.111-133.

Struktur des globalen Kapitalmarktes Weltweiter Kapitalbestand (in Bill. $)

B = 30%

A = 28%

PrS = 26%

StS = 18%

2004 = 119

1993 = 53

1980 = 12

B

A

PrS

StS

= 31%

= 27%

= 22%

= 20%

B = 45%

Legende: B = Bankeinlagen A = Aktien PrS = Private Schuldtitel StS = Staatliche Schuldtitel

A PrS StS = 23% 14% 18% 109

216

Anteil an der Weltwirtschaftsleistung (BIP, in %)

Quelle: iwd, Nr.30 (28.7.2005), S.3; Ursprungsdaten: McKinsey Global Institute, Internationaler Währungsfonds.

Kapitalmobilität ) Kapitalverkehr Kapitalstrom (1) fließt, bedingt durch die Abschaffung von ) Kapitalverkehrsbeschränkungen, Deregulierung der nationalen Finanzmärkte, Fortschritte in der Informations- und Kommunikationstechnologie und andere Konsequenzen der ) Globalisierung, zunehmend intensiv und weltweit () Liberalisierung). Dies lässt sich bspw. den Angaben der 69 ) Industrie-, ) Schwellen- und ) Entwicklungsländer, welche dem ) Internationalen Währungsfonds (IWF) regelmäßig über ihre Kapitalmärkte berichten, entnehmen. Demzufolge sind die weltweiten Kapitalflüsse zwischen 1985 und 2000 im Jahresdurchschnitt um 16,5% angeschwollen, die globalen Warenexporte hingegen „nur“ um 8,4% () Ausfuhr; ) Export).

Kapitalstrom

731

Besonders dynamisch entwickelten sich im Zuge der Intensivierung der ) Merger & Acquisition-Strategie die ) Direktinvestitionen. Auch der Zufluss an Aktienkapital war überproportional stark, während Anleihen und Bankkredite jährlich „nur“ um 10% expandierten. (2) Entgegen weit verbreiteter ) Vorurteile profitierten von dieser Entwicklung jedoch nicht nur die Industrieländer (+ 17%). Die in dieser Statistik erfassten Entwicklungsländer und Schwellenländer konnten sogar einen Zuwachs von 18% verzeichnen. Erst mit dem Ausbruch der Asien-Krise () Weltwirtschaftskrisen) wurden die Kapitalströme wieder umgelenkt (vgl. Abb.). Diesen Rückgang kompensierten vermehrte IWF-Kredite. Allein 2001 lieh „der Fonds“ den acht größten Krisenländern mehr als 55 Mrd. $. Ausländische Finanzanlagen in ausgewählten Krisenstaaten (in Mrd. $) Jahr insgesamt:

1983

1994

1995

115,6

1996

1997

106,5

100,8

64,0

60,2

1998

1999

2000

1994/1995 Mexiko-Krise 1997 Asien-Krise 1998 Russland-, BrasilienKrise 2000 Argentinien-, TürkeiKrise

3,4 -0,6

-1,8 davon: Brasilien Südkorea Türkei Argentinien Indonesien Mexiko Thailand Russische Föderation

10,7 11,8 9,0 36,4 3,2 32,5 12,0 0,0

46,3 16,1 - 5,9 10,9 4,4 11,0 16,8 1,2

17,2 26,0 2,7 8,0 6,1 - 15,0 17,3 1,7

27,5 31,5 5,0 12,5 4,2 10,5 6,5 8,8

9,5 3,5 4,6 15,5 - 2,9 2,0 1,6 26,4

10,4 - 5,5 -1,9 11,3 - 4,1 - 0,5 - 11,4 - 0,1

- 1,5 9,3 6,8 - 3,6 - 1,7 8,7 - 11,5 - 3,1

10,4 8,2 5,4 - 0,4 - 3,3 - 3,4 - 5,3 - 12,2

Finanzanlagen: Aktien, Anleihen und Bankkredite Quelle: Ursprungsdaten: IWF; Institut der deutschen Wirtschaft, in: iwd, Nr.15 (11.4.2002), S.4.

(3) In diesem Zusammenhang hat sich gezeigt, dass das Engagement des IWF dann kontraproduktiv ist, wenn Investoren dieses als Hinweis darauf deuten, dass sie Krisenländern auch in schwierigsten Zeiten gefahrlos, d.h. ohne selbst ein ) Ausfallrisiko zu tragen, Kapital zur Verfügung stellen können (da im Fall des Falles der IWF ja „Kreditgeber in letzter Not“ sein wird). Die in Analogie zum Insolvenzrecht geschaffene internationale Insolvenzordnung ist geeignet, diesbezüglich für Abhilfe zu sorgen () Insolvenzverfahren, internationales). Demzufolge sollen, mit Billigung des IWF, auch ) Staaten ihre Zahlungsunfähigkeit erklären können und dann für einen bestimmten Zeitraum von allen Rückzahlungsverpflichtungen befreit sein. Befürworter eines geordneten Insolvenzverfahrens erhoffen sich von dem damit verbundenen Kapitalausfuhrstopp, dass nicht mehr wie bisher private Anleger durch den Versuch, ihr gesamtes Kapital so schnell wie möglich aus einem gefährdeten Land abzuziehen, eine Finanzkrise auslösen bzw. verschärfen können. Kritiker befürchten hingegen, dass Insolvenzverfahren diesen Domino-Effekt sogar noch beschleunigen bzw. intensivieren werden, da „nervöse Anleger“

732

Kapitaltransfer, missbräuchlicher

dann bestrebt sein müssen, den kritischen Zeitpunkt zu antizipieren, um ihre Einlagen noch vor dem Offenbarungseid aus dem Krisenland abziehen zu können. Auch würden die Finanzierungskosten aufgrund erhöhter Risikoaufschläge steigen und „Flächenbrände“ entfacht: Sobald ein Land Insolvenz beantrage, würden Anleger auch jenen Ländern, die sich strukturell in einer ähnlichen Lage befinden, die Kredite kündigen. " Matthes, J.: Internationale Kapitalströme, Triebkraft der Globalisierung, in: IW-Trends, 31.Jg. (2002), Nr.5, S.5-6.

Kapitaltransfer, missbräuchlicher ) Imperialismus-Theorie Kapitalverkehr (1) wird von der ) Europäischen Zentralbank im Rahmen ihrer Statistiken zur ) Zahlungsbilanz erfasst. Analog zum Waren- und Dienstleistungsverkehr spricht man dabei auch von Kapitalexport und Kapitalimport. War früher der Kapitalverkehr nahezu ausschließlich dazu bestimmt, die für grenzüberschreitende Waren- und Dienstleistungsgeschäfte fälligen Rechnungen zu begleichen (als Erscheinungsform des kurzfristigen Kapitalverkehrs), so haben seit den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zunehmend so genannte autonome ) Finanztransaktionen ohne Bezug zu einem konkreten Leistungsgegenstand an Bedeutung gewonnen. Hierbei handelt es sich um Erscheinungsformen des langfristigen Kapitalverkehrs (womit Investitionen mit einer Besitzdauer von einem Jahr oder länger gemeint sind). (2) Weiterhin sind nach Maßgabe des handelnden Wirtschaftssubjektes privater vs. öffentlicher Kapitalverkehr zu unterscheiden und nach Maßgabe des mit dem Kapitalverkehr verfolgten wirtschaftlichen Interesses ) Direktinvestitionen (um auf die Wirtschaftstätigkeit Einfluss zu nehmen) von Portfolioinvestitionen (um mit dem Kauf von Wertpapieren sowie Aktien oder Anleihen von einem höheren Zinsniveau in einem Auslandsmarkt zu profitieren). (3) Für das ) Internationale Marketing ist vor allem der ) Lieferantenkredit von Bedeutung, der zum kurzfristigen Kapitalverkehr zählt. Einen Lieferantenkredit gewährt der inländische ) Exporteur in Gestalt des vertraglich vereinbarten und des vom (ausländischen) ) Importeur häufig darüber hinaus noch unrechtmäßig in Anspruch genommenen Zahlungsziels mehr oder minder zwangsläufig () Zahlungsbedingungen). (4) Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist in diesem Zusammenhang der Grad an internationaler Kapitalmobilität von Interesse. Sie hat in den neunziger Jahren aus vielerlei Gründen stark zugenommen, vor allem zwischen den ) Industrieländern und den Emerging Markets. Zu nennen sind hierbei der Abbau von Kapitalverkehrskontrollen () Kapitalverkehrsbeschränkung), die ) Liberalisierung und Deregulierung des Finanzsektors vor allem in den Empfängerländern sowie eine signifikante Verringerung der Informations- und Transaktionskosten, aber auch eine zunehmende Professionalisierung des Managements und/oder abnehmende ) Risikoaversion. Diese Entwicklung ist zunächst begrüßenswert, weil die beteiligten Volkswirtschaften, da internationale Kapitalbewegungen Ungleichgewichte zwischen Spar- und Investitionstätigkeit ausgleichen können, Flexibilität gewinnen. Insgesamt lenkt die Kapitalmobilität Finanzströme aus Ländern mit geringer Kapitalproduktivität in Länder mit höherer Kapitalproduktivität. Allerdings gehen dabei nicht nur die Geberländer, sondern auch die Nehmerländer erhebliche Risiken ein () Risiko). Vor allem dann, wenn, was zunehmend der Fall ist, die Kapitalströme hochgradig spekulativ bedingt sind, kommt es immer wieder zu einer abrupten Umkehr der Nettokapitalströme und in deren Folge zu einer Verschärfung von zumeist schon schlummernden bzw. virulenten Währungskrisen und Finanzkrisen () Weltwirtschaftskrise). Dies gilt nicht bzw. weniger, wenn ausländisches Kapital vorwiegend in Form von ) Direktinvestitionen zufließt. Derartige Kapitalflüsse sind naturgemäß weniger leicht umkehrbar und führen im Regelfall zu produktiven Investitionen, die prinzipiell geeignet sind, einer Verschuldungsdynamik und in deren Folge einer Vertrauenskrise entgegen zu wirken. " Aschinger, G.: Währungs- und Finanzkrisen. Entstehung, Analyse und Beurteilung aktueller Krisen, München 2001. Borchert, M.: Außenwirtschaftslehre, 7.Aufl., Wiesbaden 2001, S.384ff. Clausen, V.: Internationale Kapitalmobilität und nationale Wirtschaftspolitik, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 31.Jg. (2002), Nr.11, S.621-626. Sauernheimer, K.-H.: Ausmaß und wirtschaftliche Konsequenzen der internationalen Kapitalmobilität, in: Politische Studien, 52.Jg. (2001), S.22-36.

Kartellverbot

733

Kapitalverkehrsbeschränkung (1) wird häufig auch als Kapitalembargo bezeichnet () Embargo). Die Kapitalverkehrsbeschränkung dient insb. dem Ziel, kurzfristige, primär spekulativ motivierte internationale Kapitalströme zu beeinflussen. Dass viele Anleger dem Herdentrieb folgen, sorgt, als Teil einer Bubble, für das so genannte Overshooting-Phänomen. „Hierdurch werden zum Teil extreme Schwankungen der ) Devisen- und Wertpapierkurse (Volatilität) ausgelöst, die unmittelbar die Realwirtschaft beeinflussen und entweder bestehende Probleme vergrößern oder neue Probleme hervorrufen. … (Denn) erfüllen sich die in dieser Entwicklung zugrunde liegenden Erwartungen in die Wirtschaftsentwicklung des betreffenden Landes nicht, drehen die Finanzströme, das spekulative Kapital wird wieder abgezogen und der Wert der Währung fällt meist schlagartig“ (Koch, S.378). (2) Kapitalverkehrsbeschränkungen können indirekter Natur sein (indem man kurzfristige Kapitalbewegungen verteuert; bspw. ) Tobin-Steuer) oder direkter Natur, durch Kapitalverkehrskontrollen (auf nationaler Ebene oder auf Basis internationaler Verträge). Kapitalverkehrskontrollen sind ein Mittel der Devisenbewirtschaftung (zumeist in Gestalt des Kapitalexports) bzw. der Überwachung von Kapitaltransaktionen. " Dieter, H.: Nach der Asienkrise. Können Kapitalverkehrsbeschränkungen Teil einer sinnvollen Entwicklungsstrategie sein? in: Hengsbach, F.; Emunds, B. (Hrsg.), Finanzströme in Entwicklungsländer – in welcher Form und zu wessen Vorteil? Frankfurter Arbeitspapiere Nr.24 (4/2000), S.98-107. Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.378-382. Reichel, R.: Ökonomische Theorie der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften, Wiesbaden 2002.

Kapitalverkehrsbilanz Teilbilanz der ) Zahlungsbilanz. Die Kapitalverkehrsbilanz bildet die Kreditvorgänge mit dem Ausland ab (außer Auslandsforderungen und Auslandsverbindlichkeiten der ) Zentralbank). Kapitalverkehrsfreiheit bildet zusammen mit der Warenverkehrsfreiheit, der Dienstleistungsfreiheit und der Personenverkehrsfreiheit das Quartett der vier ) Grundfreiheiten des ) Europäischen Binnenmarktes Kapitalverkehrskontrolle ) Kapitalverkehrsbeschränkung Karawanserei an einer Karawanenstraße (z.B. ) Seidenstraße) gelegene Unterkunft für Reisende Karibische Entwicklungsbank wurde wie alle ) Entwicklungsbanken gegründet, um die wirtschaftliche ) Entwicklung und ) Integration seiner Mitgliedsstaaten zu fördern. Anfangs, d.h. 1969, waren dies 16 karibische ) Staaten sowie Kanada und Großbritannien. Mittlerweile gehört der CDB neben 20 karibischen und lateinamerikanischen Staaten auch fünf nichtregionale Mitgliedsländer an (unter ihnen die Bundesrepublik Deutschland). Die autonome, in Barbados beheimatete Caribbean Bank ist das wichtigste Finanzinstitut der ) Karibischen Gemeinschaft. Karibische Freihandelszone ) CARICOM Karibische Gemeinschaft zunächst als Caribbean Free Trade Area 1973 von Barbados, Guyana, Jamaika sowie Trinidad und Tobago mit dem Ziel gegründet, ihre Außenpolitiken zu koordinieren und einen ) Gemeinsamen Markt zu bilden. Oberstes Organ der bis 1996 auf 14 Vollmitglieder angewachsenen CARIFTA war die Konferenz der Regierungschefs. Zu ihren autonomen Institutionen zählte die ) Karibische Entwicklungsbank. An die Stelle dieser wenig erfolgreichen Initiative trat ) CARICOM, die sich an der ) Europäischen Union orientiert. Kartellverbot ) Exportkartell

734

Kartenprojektion

Kartenprojektion (1) Methode der Kartographie, die es erlaubt, nach einem mathematischen bzw. geometrischen bzw. graphischen Verfahren ein dreidimensionales Objekt (z.B. die Erde) zweidimensional (z.B. auf einer Landkarte) abzubilden. Dabei werden mit Hilfe so genannter Gradfelder alle Punkte der Erde bestimmt. Das so genannte Gradnetz wird dann durch einen Kartennetzentwurf bzw. eine Kartenprojektion verzerrt in eine Ebene projiziert. Dies ist unumgänglich, da sich eine Kugelfläche nur auf diese Weise in einer Ebene darstellen lässt. Dabei stehen dem Kartographen verschiedene Projektionsmöglichkeiten zur Verfügung. Bei der Zylinderprojektion wird um die Erde ein Zylinder gelegt, dessen Achsenlage jedoch variieren kann. Verwendet man bspw. die Mercatorprojektion (vgl. Abb. 1), so schneiden sich Längen- und Breitenkreise senkrecht. Abb. 1: Mercatorprojektion als Beispiel einer Zylinderprojektion

Abb. 2: Petersprojektion

Kaufbereitschaft

735

Allerdings sorgt diese Methode lediglich für ein winkeltreues, nicht aber für ein längentreues (= abstandstreues) sowie flächentreues Abbild der Erde. Weil die Verzerrung um so stärker zum Tragen kommt, je mehr man sich den Polen nähert, reichen Mercatorprojektionen häufig nur bis zum 70. oder 80. Grad nördlicher oder südlicher Breite. Verwendet man die Kegelprojektion, so wird ein Kegel über die Erde gestülpt, wobei die Kegelachse für gewöhnlich mit der Erdachse zusammenfällt. Bei der Azimutalprojektion ist die Projektionsfläche eine Ebene, welche die Erde in einem Punkt berührt. Da zumeist ein Pol den Mittelpunkt der Projektion bildet, kann man mit dieser Methode lediglich eine Halbkugel der Erde abbilden. Mit der Petersprojektion (vgl. Abb. 2) schien man eine Lösung des Darstellungsproblems gefunden zu haben. Indes zeigte sich schon bald, dass es auch mit dieser Version einer zylindrischen, flächengetreuen Projektion nicht möglich ist, ein objektives Weltbild zu zeichnen. " Barber, P. (Hrsg.): Das Buch der Karten. Meilensteine der Kartographie aus drei Jahrtausenden, Darmstadt 2006. Crampton, J.: Cartography’s Defining Moment. The Peters Projection Controversy 1974-1990, in: Cartographica, Vol.31 (1994), No.4, pp.3451. Monmonier, M.: Eins zu einer Million. Die Tricks und Lügen der Kartographen, Basel 1996.

Kartesianisches Denken ) Weltbild Kartographie beeinflusst durch die Wahl einer bestimmten Projektionstechnik () Kartenprojektion) die Art und Weise, wie der Mensch seine Umwelt wahrnimmt (d.h. die Wahrnehmung der Realität; ) Realitätskonstruktion, kulturspezifische). So sorgen Standardkarten wie die Mercator-Projektion, welche die Umrisse der Kontinente winkelgetreu auf eine Ebene projiziert, dafür, dass nahe am Äquator gelegene Länder verkleinert und weiter entfernt liegende vergrößert dargestellt werden. Obwohl Indien bspw. doppelt so groß ist wie Grönland und Australien sogar dreieinhalb mal größer, wirkt Grönland auf der Standardweltkarte größer. ( http://www.worldmapper/org Kaskadenzoll ) Zoll Kastenwesen ) Erfolg von Volkswirtschaften; ) Hinduismus Katastrophenrisiko ) Kriegsrisiko Kategorisierung, soziale dient der vereinfachenden Strukturierung der übermäßig komplexen sozialen Umwelt. Dabei wird die Vielfalt unterscheidbarer Umweltreize (z.B. Menschen, Länder) einem System sozialer Kategorien (z.B. ) Rasse oder ) Entwicklungsland) zugeordnet. Die dazu erforderlichen Wahrnehmungskategorien werden nicht zufällig gebildet und angewendet, sondern in einem sozialen, von kulturellen und/oder gruppenspezifischen ) Normen und ) Werten geprägten Kontext. Die Kategorisierung aktiviert zum einen Vorstellungen hinsichtlich der Verteilung und Ausprägung von Merkmalen innerhalb einer Kategorie () Prototyp) und zum anderen eine normative Evaluation der kategorisierten Objekte. Typisch für die soziale Kategorisierung ist, dass es dabei zu einer übermäßigen Generalisation der einer Kategorie zugeschriebenen Merkmale auf die ihr subsumierten Objekte kommt. Insofern ist es von großer Bedeutung, ob bspw. Russland als Schwellenland oder als Industrieland kategorisiert wird. " Tajfel, H.; Forgas, J.P.: Social Categorization. Cognitions, Values and Groups, in: Forgas, J.P. (Ed.), Social Cognition, London 1981, pp.113-140.

Katholizismus ) Christentum Kaufbereitschaft wichtiges, auch Kaufintention genanntes ) Konstrukt der ) Konsumentenverhaltensforschung. Im internationalen Kontext ist zwischen der prinzipiellen ) Bereitschaft zum Kauf ausländischer Produkte und der Bereitschaft, Produkte mit einem ganz bestimmten ) Country of Origin zu kaufen, zu un-

736

Kaufentscheidung

terscheiden () Animosität; ) Konsumpatriotismus). Folglich ist u.a. zu beachten, dass das ) Landesimage nicht auf alle Produktkategorien gleichermaßen ausstrahlt. Gemäß einer Umfrage, die Roth & Romeo unter Studenten durchgeführt haben, ist das ) Herkunftsland vor allem für Hersteller von Automobilen, Uhren und bedingt auch Fahrrädern bedeutsam, während es für Produzenten von Lederschuhen, Kristallwaren und Bier eher ein peripheres Kriterium darstellt (vgl. Abb.). Korrelation zwischen Länderimage und der Bereitschaft, ausländische Produkte zu kaufen Herkunft der Befragten Irland

Produktkategorie

Autos Uhren Fahrräder Lederschuhe Kristall Bier

0,95*) 0,93*) 0,93*) 0,31 0,30 0,36

Mexiko 0,88*) 0,99*) - 0,10 0,93*) 0,39 0,20

USA 0,97*) 0,98*) 0,94*) 0,47 0,48 0,44

Anmerkung: *) = Signifikanzniveau $ < 0,001. " Roth, M.S.; Romeo, J.B.: Matching Product Category and Country Image Perceptions. A Framework for Managing Country-ofOrigin Effects, in: Journal of International Business Studies, Vol.23 (1992), No.3, pp.477-497.

Kaufentscheidung kann hinsichtlich einer Vielzahl von Kriterien strukturiert und analysiert werden (bspw. habituelle vs. impulsive Kaufentscheidung). Für die Entwicklung einer Kommunikationsstrategie ist es bedeutsam zu wissen, wer die Kaufentscheidung fällt () Kommunikationspolitik, internationale). In femininen Kulturen überlappen sich die Geschlechterrollen, was G. Hofstede als „Komplementarität der Geschlechter“ bezeichnet () Feminität vs. Maskulinität). Deshalb ist zu erwarten, dass dort Kaufentscheidungen häufiger gemeinsam, d.h. von Paaren getroffen werden als anderswo. Folglich sollte in femininen Märkten wie Schweden oder den Niederlanden Werbung im Regelfall nicht auf „die Frau“ oder „den Mann“ zugeschnitten sein. Ganz anders verhält es sich in maskulinen ) Gesellschaften wie Deutschland, Italien und Japan, wo Männer, wenn sie dem ) Geschlechterstereotyp entsprechen wollen, hart und bestimmt auftreten sowie auf materiellen Erfolg bedacht sind. Frauen hingegen sollten bescheiden, zärtlich und um ) Lebensqualität bemüht sein. Dort ist eher zu erwarten, dass Kaufentscheidungen spezialisiert, d.h. je nach Zuständigkeitsbereich getroffen werden. In das „weibliche Ressort“ fallen klassischerweise z.B. Küchengeräte, Kinderbekleidung und Lebensmittel, während Lebensversicherungen Domäne der Männer sind. Folglich sollte Werbung für „ressortspezifische“ Produkte in Deutschland, der Schweiz, Italien und Österreich bewusst auf die Zielgruppe Mann bzw. Frau zugeschnitten werden. Weiterhin ist bei der Personalisierung von Werbebotschaften mithilfe von Testimonials darauf zu achten, dass Frauen in Führungspositionen eher in femininen als in maskulinen Kulturen akzeptiert werden, was im Übrigen nicht nur für den Berufsalltag gilt. " Kroeber-Riel, W.; Weinberg, P; Gröppel-Klein, A.: Konsumentenverhalten, 9.Aufl., München 2009, S.493ff.

Käuferverhalten ) Konsumentenverhalten Kaufkraft (1) volkswirtschaftlich diejenige Gütermenge, die mit einer Geldeinheit erstanden werden kann. Die Kaufkraft gibt den realen Gegenwert bzw. den Tauschwert einer Geldeinheit wieder. So entsprach die Kaufkraft des ) Euro Mitte 2005 aus deutscher Sicht in Japan lediglich 0,66 €, in Großbritannien 0,80 €, in Frankreich 0,87 €, in den USA 0,90 € und in Österreich 0,95 €. Polen (= 1,14 €) und Thailand (= 1,28 €) zählten hingegen zu jenen Ländern, in denen deutsche ) Touristen „mehr für ihr Geld erhielten“ als zu Hause. Die Kaufkraft ist u.a. für die ) Kaufkraftparität, die ) Kaufkraftparitätentheorie und den ) Wechselkurs bedeutsam.

Kaufkraftparitätentheorie

737

(2) Betriebswirtschaftlich bezeichnet Kaufkraft jenen Geldbetrag, der jedem Einwohner bzw. Haushalt für konsumtive Zwecke zur Verfügung steht (= einzelhandelsrelevante Kaufkraft). Wie der Abbildung zu entnehmen ist, stand 2007 den deutschen Konsumenten die dreifache Kaufkraft bulgarischer bzw. rumänischer Konsumenten, aber weniger als die Hälfte der Kaufkraft luxemburgischer Konsumenten zur Verfügung. Europa (BIP pro Kopf 2008 zu Kaufkraftparitäten; EU-27 = 100, in %) Luxemburg

252.8

Finnland

115.0

Slowakei

Norwegen

190.0

Belgien

114.6

Estland

71.9 67.2

Schweiz

141.3

Frankreich

107.3

Kroatien

63.0

Irland

139.5

Spanien

103.9

Ungarn

62.9

Niederlande

134.9

Italien

100.5

Litauen

61.3

Österreich

123.1

Griechenland

95.3

Polen

57.5

Schweden

121.4

Zypern

94.6

Lettland

55.7

Island

118.8

Slowenien

89.8

Rumänien

45.8

Dänemark

118.3

Tschechien

80.4

Türkei

45.5

Großbritannien

117.5

Malta

76.4

Bulgarien

40.1

Deutschland

115.8

Portugal

75.3

Mazedonien

32.5

Quelle: EUROSTAT.

Kaufkraftausgleich im Entsendungsvertrag zu vereinbarender Zuschuss zu den Lebenshaltungskosten () Entsendung). Funktion des Kaufkraftausgleichs ist es, die ) Kaufkraftunterschiede zwischen Stamm- und Gastland zu kompensieren. Nach deutschem Steuerrecht ist der Kaufkraftausgleich steuerfrei, sofern er den tatsächlichen Kaufkraftunterschieden entspricht () Auslandszulage). Kaufkraftparität liegt dann vor, wenn das Austauschverhältnis zweier ) Währungen dem Verhältnis ihrer jeweiligen Binnenkaufkraft entspricht. Die Kaufkraftparität ist ein Maß zum verzerrungsfreien internationalen Vergleich von Wirtschaftszahlen () Vergleichsanalyse). Da diese in die Landes- oder häufig auch in eine Referenzwährung (z.B. US-$) umgerechnet werden, können sich dabei aufgrund der zugrunde gelegten ) Wechselkurse Einflüsse des ) Kapitalmarktes bemerkbar machen, die nicht immer eine reale ökonomische Basis besitzen. So konnten die Verbraucher 1989 in den USA für denselben DMBetrag rund ein Viertel mehr kaufen als in der Bundesrepublik Deutschland. Um nun den Kaufkraftrelationen der jeweiligen Landeswährung Rechnung zu tragen, gibt die Kaufkraftparität an, wie viele ausländische Geldeinheiten erforderlich sind, um dieselbe Gütermenge im Ausland zu erwerben, die im Inland für eine inländische Geldeinheit zu erhalten ist. In Abhängigkeit von der Zusammensetzung des Warenkorbes unterscheidet man die globale Kaufkraftparität, die sich auf alle Waren und Dienste bezieht, die Verbrauchergeldparität, die nur Güter des Privaten Verbrauchs berücksichtigt, sowie die Reisegeldparität. Letztere bezieht sich nur auf Waren und Dienstleistungen, die normalerweise von Urlaubs- oder Geschäftsreisenden im Ausland gekauft werden. Deshalb eignet sich die Reisegeldparität für die vergleichende Bewertung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit von Urlaubsländern () Tourismus, internationaler). Kaufkraftparitätentheorie sagt vorher, dass der ) Wechselkurs zweier ) Währungen dauerhaft von der Entwicklung der Kaufkraft in beiden Ländern abhängt. Tatsächlich nehmen darauf aber auch zahlreiche andere Faktoren Einfluss (z.B. Devisenspekulation, Zinsdifferenzen, politische Rahmenbedingungen). " Sell, F.L.; Reinke, S.. Kaufkraftparitätentheorie und realer Wechselkurs, in: das wirtschaftsstudium, 20.Jg. (1991), S.526-530. Rogoff, K.: The Purchasing Power Parity Puzzle, in: Journal of Economic Literature, Vol.34 (1996), June, pp.647-668.

738

Kaufkraftstandard

Kaufkraftstandard ) Bruttoinlandsprodukt Kaufrisiko Unsicherheit des Käufers bezüglich der Konsequenzen eines Kaufs. Zu unterscheiden sind finanzielle Konsequenzen (z.B. überteuerter Kauf; ) Preis), funktionale Konsequenzen (z.B. Produktmangel), psychische Konsequenzen (z.B. enttäuschte Erwartungen) und/oder soziale Konsequenzen (z.B. Reputationsverlust; ) Religion; ) Risiko, soziales; ) Werbeforschung, interkulturelle). Kaufsituation, unstrukturierte ) Feilschen Kausalanalyse, naive ) Attributionstheorien Kausale Konzepte der Koordination ) Auslandsniederlassung Kausalitätsbedürfnis Bedürfnis, Ereignisse als Ursache-Wirkungskette zu erklären () Attribution; ) Bedürfnis). In den westlichen ) Industrieländern ist das Kausalitätsbedürfnis dank der dort üblichen linearen ) Zeitstruktur und des deterministischen ) Weltbildes generell vergleichsweise stark ausgeprägt, vor allem aber in ) Gesellschaften, deren Mitglieder mehr als anderswo danach streben, ) Ungewissheit zu vermeiden. Ihnen ist deshalb in besonderem Maße daran gelegen, Einsicht in Ursache-/WirkungsZusammenhänge zu erlangen. Kegelprojektion ) Kartenprojektion Keiretsu japanische Spielart horizontaler Verbundengruppen () Netzwerkansatz). Die Keiretsu gelten als Nachfolger der ) Zaibatsu. Definieren lässt sich dieser Typus von Verbundgruppe als ein Zusammenschluss von Unternehmen, die nicht nur komplementäre Strategien verfolgen, sondern in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen. Deshalb werden Keiretsu bisweilen auch als strategische Familie bezeichnet. Den Nukleus bildet ein oder mehrere Kernunternehmen. Im Falle von horizontalen Keiretsu sind dies zumeist ein führendes Industrieunternehmen, ein leistungsstarkes ) Handelshaus sowie eine Großbank und eine Versicherung. Der Mittelpunkt von vertikalen Keiretsu wird gewöhnlich gleichfalls von einem renommierten Industrieunternehmen gebildet (z.B. Toyota), das weitere branchengleiche Unternehmen um sich herum gruppiert (z.B. Hitachi, Matsushita, NEC, Nissan) und auf deren Tätigkeit Einfluss nimmt. Obwohl eine der wichtigsten Zielsetzungen der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg darin bestand, diese Verbundunternehmen zu zerschlagen, war der Verflechtungsgrad der Keiretsu innerhalb der Struktur dieser alten Konglomerate noch lange größer als in anderen Verbundbeziehungen. In den traditionellen, zumeist um ein Finanzinstitut und ein Unternehmen der Schwer- und der Chemieindustrie gruppierten Produktions- und Distributions-Keiretsu waren die ) Zulieferunternehmen keine selbständigen und selbstbewussten mittelständischen Unternehmen wie hierzulande () klein- und mittelständische Unternehmen), sondern in hohem Maße abhängig von dem „Endhersteller“, oft ihrem einzigen Kunden. Diese Abhängigkeit äußerte sich bspw. in extrem ungleicher Verhandlungsmacht, die durch zumeist einseitige Personalverflechtung zementiert wurde, und einem ) Qualitätsmanagement, das rigorose Qualitätskontrollen praktiziert. Noch Mitte der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts galten Keiretsu wie die Mitsubishi-Keiretsu (vgl. Abb.) als Rückgrat der japanischen Wirtschaft und Garant der damals sehr erfolgreichen Exportwirtschaft () Herausforderung, japanische). Auch die lange Zeit äußerst beschränkte Zugänglichkeit des japanischen Marktes für ausländische Unternehmen () Handelshemmnis, nichttarifäres) wurde großenteils mit der Exklusivität des Beziehungsgeflechts innerhalb dieser Verbundgruppen und der damit verbundenen Unzugänglichkeit der Distributionskanäle für Externe erklärt.

Kemp-Wan-Theorem

739

Mitsubishi-Keiretsu KinkiCoca- Cola Bottling

Nippon DryChemical

Kin‘yô kai

Kirin Beverage

IwakiGlass Paper

Food

Petroleum

Mitsubishi Paper Mills

Kirin Brewery

Mitsubishi Oil

Fudow Co. JSP Corp.

Nitto Kako Taiyo Sanso Toyo Carbon

Chemicals Mitsubishi Gas Chemicals Mitsubishi Petrochemicals Mitsubishi Plastic Inds. Mitsubishi Kasel

Nippon Synthetic Chem. Ind. KawasakiKasei Chem. Tayca Corp. Nikko Sanso Kodama Chemical Ind.

Asahi Glass Mitsubishi Corporation Fiber & Textiles

Metals

Mitsubishi Cable Inds.

Saskai Chemical Ind. Z.R. Concrete P.S. Corp.

Mitsubishi Steel Mfg

Mitsubishi Rayon

Electrical & Machinery Mitsubishi Heavy Inds .

Finance & Insurance

Service Industry

Mitsubishi Trust and Banking Meiji Mutal Life Insurance Tokio Marine & Fire Insurance

Mitsubishi Research Institute

Nippon Carbide Inds.

Nihon Nosan Kogyo Meiwa Trading

Glass

Mitsubishi Aluminium

Mitsubishi Shindoh

Mitsubishi Estate Mitsubishi Construction

3 Top-Unternehmen (strategisches Zentrum)

Mitsubishi Bank

Mitsubishi Materials

Real Estate & Construction

Mitsubishi Electric Mitsubishi Kakokki Nikon Corp. Mitsubishi Motors

Diamond City Chukyo CocaCola Bottling Nitto FlourMilling Pasco Corp.

Nitto Chemical Ind.

Ryoden Trading Nihon Kentetsu Kodensha Co. Kanaden Corp. SPC Electronics Tokyo Takasago Dry Battery Optic Dai-ichi Denko

Shipping & Warehousing Nippon Yusen Mitsubishi Warehouse & Transport

Toyo Engineering Works Tokyo Sangyo

Tokyo Senpaku Taiheiyo Kaiun

Quelle: Steinbrenner (1997, S.67), in: Kutschker/Schmid (2008, S.794).

" Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.792ff. Steinbrenner, J.O.: Japanische Unternehmensgruppen. Organisation, Koordination und Kooperation der Keiretsu, Stuttgart 1997. Okumura, H.: Japan und seine Unternehmen, München 1998. Schütte, H; Lasserre, P.: Management-Strategien für Asien-Pazifik, Stuttgart 1996.

Kemp-Wan-Theorem besagt, dass jede ) Zollunion pareto-optimal konstruiert werden kann (d.h. so, dass sich die Wohlfahrt aller Mitgliedsländer erhöht, ohne die Nichtmitgliedsländer schlechter zu stellen). Sind regionale Handelsblöcke für Nichtmitgliedsländer prinzipiell offen, so erscheint ) Regionalisierung aus dieser Sicht grundsätzlich geeignet zu sein, einen Weg zum weltweiten ) Freihandel zu eröffnen.

740

Kennedy-Runde

" Bertold, N.; Donges, M.: Von Kemp-Wan zur „deep integration“. Normative Ansätze zur Integrationstheorie, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 26.Jg. (1997), Nr.10, S.501-508. Kemp, M.C.; Wan, H.Y.: An Elementary Proposition Concerning the Formation of Customs Unions, in: Journal of International Economics, Vol.6 (1976), pp.95-97.

Kennedy-Runde multilaterale „Zollsenkungsrunde“, die 1964-1967 in Genf im Kontext des ) Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) verhandelt wurde. Wie bei der zeitlich vorgelagerten ) Dillon-Runde und der nachgelagerten ) Tokio-Runde bestand das allgemeine Verhandlungsziel bei der Kennedy-Runde darin, den Prinzipien des ) Freihandels möglichst weltweit Geltung zu verschaffen. Konkret wurde damals, verteilt auf fünf Jahre, eine durchschnittliche Senkung der ) Zölle auf Fertigwaren um 38% erreicht, wovon allerdings Agrarerzeugnisse ausgeschlossen blieben () Weltagrarmarkt). Dies war indessen kein Zufall, sondern Ausdruck des nicht nur von der ) Europäischen Union () Festung Europa), sondern bspw. auch von den USA und Japan betriebenen Agrarprotektionismus () Protektionismus). Weitere Erfolge waren ein Anti-Dumping-Kodex, mit dessen Hilfe erstmals auf offizieller internationaler Ebene das Phänomen der nichttarifären Handelshemmnisse thematisiert wurde, und die Ankündigung der USA, auf das American Selling Price-System verzichten zu wollen () Handelshemmnis, nichttarifäres; ) Dumping). Dieses hatte bei chemischen Erzeugnissen für einen überproportionalen Zollsatz gesorgt, weil dabei der gewöhnlich höhere US-Binnenmarktpreis als Grundlage der Zollwertbemessung herangezogen wurde. " Kaplan, E.S.: Contributions in Economics and Economic History, Westport/CON 1996. Liebich, F.K.: Die Kennedy-Runde, Freudenstadt 1968.

Kernarbeitsnormen ) Sozialstandard Kernenergie-Agentur ) Organization for Economic Cooperation and Development Kernmarkt ) Marktattraktivität Key Account-Management Erscheinungsform der divisionalen Organisationsstruktur () Organisationsstruktur). Hierbei sind (wenige) Schlüsselkunden (= Key Accounts) das organisationale Strukturkriterium. Key Account-Management betreiben im Regelfall nur solche Unternehmen, welche im Ausland wenige, für das Unternehmen aber wichtige Kunden haben () Schlüssellieferant). Dies war lange Zeit in erster Linie bei den Herstellern von ) Investitionsgütern der Fall (z.B. Anlagenbau). Aufgrund des Konzentrationsprozesses hat sich im Groß- und Einzelhandel nunmehr seit eine vergleichbare Situation eingestellt. Die gestiegene Nachfragemacht und der Koordinationsdruck, der aus der zunehmenden ) Internationalisierung großer Handelskunden erwächst, haben die Lebensmittelindustrie veranlasst, sich intensiv mit Euro-Key-Account-Management (EKAM) zu befassen. Zwar orientieren sich noch immer viele Hersteller und Handelsunternehmen stark am ) Binnenmarkt. Aber mehr und mehr Hersteller gehen dazu über, EKAM organisatorisch explizit zu verankern. Die größte Schwierigkeit besteht dabei darin, zwischen ) Mutter- und ) Tochterunternehmen die Instrumente des EKAM abzustimmen. Dies gilt vor allem für die Preispolitik, weil Handelsbetriebe zunehmend global beschaffen () Beschaffung, globale). Die Produktpolitik wiederum bewegt sich häufig im Spannungsfeld von ) Standardisierung vs. Differenzierung. " Brielmaier, A.: Euro Key Account Management, Nürnberg 1998. Diller, H.: Euro-Key-Account-Management, in: Marketing·ZFP, 14.Jg., Nr.4 (1992), S.239-245.

Key Account-Management, internationales (1) ein ganzheitliches, auf einzelne, international engagierte Key Accounts (= Schlüsselkunden) ausgerichtetes (Vertriebs-)Managementkonzept der Konsumgüterindustrie. Das internationale Key AccountManagement verknüpft strategische, funktionale und organisatorische Instrumente miteinander. Als Euro Key Account bezeichnet A. Brielmaier Handelsunternehmen, die über signifikante Nachfrage-

Kielwasser-Internationalisierung

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macht gegenüber ihren Lieferanten verfügen und in mindestens zwei europäischen Märkten präsent sind. (2) Wie eine Studie von Roland Berger-Strategy Consultants ergab, nutzen manche Key Accounts, wie Intermarché, Auchan oder Schlecker, ihre Machtposition bislang „nur“ dazu, zusätzliche Konditionenvorteile durchzusetzen („Eurobonus“), während andere auch in gemeinsame internationale Projekte investieren. Am häufigsten wird dieser Studie zufolge internationales Key Account-Management (KAM) als „Dedicated IKAM-Modell“ organisiert (= 35%). Hierzu wird eine eigene, vom nationalen KAM losgelöste Organisation aufgebaut und mit Managern besetzt, die sich ausschließlich um internationale Schlüsselkunden kümmern. Im „Lead Country-IKAM“, das ebenfalls 35% der Befragten einsetzen, sorgt der nationale Key Account-Manager im Heimatland des Key Account neben seiner nationalen Tätigkeit für die internationale Koordination der kundenspezifischen Geschäftspolitik. Zu einem Hybridmodell, das Elemente beider oben beschriebener Organisationsformen enthält, haben sich 30% entschlossen. Hier ist ein von nationaler Verantwortlichkeit freigestellter IKAM nur für besonders intensiv zu betreuende Kunden zuständig. Zusätzlich zu den internationalen Key Account-Managern unterhalten fast alle befragten Hersteller eine zentrale IKAM-Abteilung als „Leitstelle“, die im Durchschnitt aus zehn Managern besteht. Die direkten Berichtslinien variieren je nach Organisationsmodell. Wer sich für das „Dedicated IKAM-Prinzip“ entschieden hat, unterhält in 50% aller Fälle eine direkte Berichtslinie zum IKAM-Leiter. Im „Lead Country-Modell“ berichtet das IKAM sehr häufig an den nationalen Vertriebsleiter. " Brielmaier, A.: Euro Key Account Management, Nürnberg 1998. Olbrich, H.; Gieselmann, C.: Der Handel bietet zu wenig Gegenleistung, in: LebensmittelZeitung, 15.7.2004, S.32.

Key Supplier ) Global Sourcing KfW ) Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW-Bankengruppe umfasst fünf als eigenständige ) Marken geführte Banken, welche das Bankgeschäft der ) Kreditanstalt für Wiederaufbau betreiben. (1) Die KfW-Förderbank fördert Bauen, Wohnen, Energiesparvorhaben, den gewerblichen ) Umweltschutz sowie ) Infrastruktur- und Bildungsmaßnahmen. (2) Die KfW Mittelstandsbank unterstützt ) Existenzgründer und ) mittelständische Unternehmen mit Beratungsangeboten, ) Eigenkapital, Krediten und Nachrangdarlehen () Außenhandelsfinanzierung). (3) Die KfW IPEX-Bank entwickelt maßgeschneiderte ) Export- und Projektfinanzierungen () Exportförderung). (4) Aufgabe der KfW Entwicklungsbank ist es, ) Entwicklungsländer zu unterstützen, ) Globalisierung zu gestalten, ) Armut zu bekämpfen und den Frieden zu sichern. (5) Die CEE finanziert und strukturiert seit mehr als 40 Jahren Investitionen privater Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Kielwasser-Internationalisierung (1) Besonderheit der ) Internationalisierung von ) Zulieferunternehmen, Handelsmittlern etc. Diese sind aus naheliegenden Gründen gezwungen, den ) Internationalisierungspfaden ihrer Großkunden zu folgen, weshalb man in ihrem Fall auch von Kielwasser-Investitionen spricht. Als Konsequenz davon stieg gemäß der Mitgliederumfrage des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) von 1996 die Zahl der Auslandsengagements deutscher Automobilzulieferer (in Form von ) Joint Ventures, ) Tochtergesellschaften und ) Lizenzgeschäften) seit 1992 um 20,1% (von 851 auf 1.022). So investierten der Auspuff-Hersteller Zeuna Stärker und der Kraftstoffsystem-Hersteller Alfmeier in der Nähe des BMW-Werks im US-Bundesstaat South Carolina, um dort für ihren Großkunden „vor Ort“ produzieren zu können. Der Produktionsniederlassung der Mercedes-Benz U.S. International (MBUSI) bei Tuscaloosa sind neun Zulieferer nach Alabama gefolgt, darunter die Rehau AG und ZF. Die Pierburg AG,

742

Kinder- und jugendbezogene Werbung

ein rasch wachsender deutscher Spezialist für Motortechnik-Systeme im Rheinmetall-Konzern, nahm 1996 eine Fertigungsstätte in Greenville, South Carolina, in Betrieb, um potenziellen nordamerikanischen Kunden zu signalisieren, dass man einer der bedeutenden Anbieter im internationalen Zuliefergeschäft ist () Global Sourcing). Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das ) Just in Time-Prinzip. Da die Brose Fahrzeugtechnik GmbH & Co, Coburg, Weltmarktführer bei Fensterhebern und so genannten Türsystemen, von ihren internationalen Kunden oft nur wenige Stunden vorher erfährt, was wann in welcher Reihenfolge zu liefern ist, gründete das fränkische Familienunternehmen Niederlassungen in der Nähe ihrer Kunden: in Großbritannien, Spanien, Mexiko, Brasilien, Südafrika, Ostdeutschland, China, Japan und zuletzt in Bratislava (Slowakei). Dort wurden Türsysteme u.a. für die weitgehend baugleichen Geländewagen VW Touareg und Porsche Cayenne montiert. (2) Mit ) Kooperationen, ) Merger & Acquisition und ) Strategischen Allianzen verbinden Zulieferer, die „im Kielwasser eines relevanten Abnehmers segeln“, die Hoffnung auf zusätzliche Absatzchancen. Der Dürr AG etwa, die in Stuttgart Lackieranlagen herstellt und damit u.a. Renault ausrüstet, bot der Einstieg der Franzosen bei Nissan die Chance, auch deren Werk in Barcelona mit Lackierrobotern auszurüsten. Kinder- und jugendbezogene Werbung wird, als Teilgebiet der internationalen Kommunikationspolitik, auf internationaler Ebene durch folgende Vereinbarungen bzw. ) Codes of Conduct reguliert () Internationale Handelskammer, Paris): Art. 3 ICC International Code of Direct Selling vom 17.6.1999, Art. 3 des ICC International Code of Direct Marketing vom 25.9.1998, Art. 14 ICC International Code of Advertising Practice 1997 vom 21.4.1997, Art. 7 ICC International Code of Sales Promotion, Art. 6 ICC Guidelines on Advertising and Marketing on the Internet vom 2.4.1998. Diese Codes wenden sich gegen die direkte Manipulation des kindlichen Willens und die indirekte Manipulation der Eltern durch ihre von den Werbemaßnahmen beeinflussten Kinder () Kommunikationspolitik, internationale). Kinderarbeit (1) reicht von tolerierbaren bzw. gar wünschenswerten Leistungen, wie Schuhputzen und leichtere Hausarbeit, bis zu sklavenartiger Arbeit in Bergwerken und anderen Formen von ) Schuldknechtschaft () Zwangsarbeit). Die ) International Labour Organisation (ILO) schätzt, dass weltweit ca. 250 Mio. Kinder (unter 15 Jahren) zur Arbeit gezwungen werden und ca. 25% wesentlich zum Familieneinkommen beitragen () Internationale Arbeitsorganisation). Nach Angaben des Kinderhilfswerks terre des hommes und von UNICEF hat sich die Zahl der arbeitenden Kinder (= unter 15 Jahren) zwischen 1979 und 2000 weltweit versiebenfacht (von 52 Mio. auf etwa 375 Mio.). 220 Mio. der Kinder, denen systematisch Erziehung und Ausbildung und damit eine Zukunftsperspektive vorenthalten werden, leben in Asien, 120 Mio. in Afrika und 35 Mio. in Lateinamerika. (2) Das Arbeitsmarktmodell von Basu & Van erklärt Kinderarbeit mit Hilfe ökonomischer Variablen. Gemäß der Luxusgutannahme sehen Eltern, je ärmer sie sind, umso mehr die Zeit, die ihre Kinder nicht dazu nutzen, Einkommen zu erzielen (bspw. aufgrund eines Schulbesuches), als Luxusgut an. Nach der Substitutionsannahme sind Erwachsenenarbeit und Kinderarbeit vollständige Substitute. (3) Zwar sind sich alle relevanten Dachverbände von ) Gewerkschaften und Außenhandelsvereinigungen (z.B. ) Foreign Trade Association [FTA]) darin einig, die ) Schuldknechtschaft von Kindern zu ächten. Aber bislang haben nur 59 der 174 ILO-Mitgliedsstaaten das 1973 formulierte Übereinkommen 138 ratifiziert. Dies liegt zu großen Teilen an der darin festgelegten Altersgrenze. Gerade Vertreter der ) Entwicklungsländer halten die Maßgabe, dass Kinder mindestens 15 Jahre alt sein sollten, bevor sie einer Arbeit nachgehen, bezogen auf ihre Lebenswirklichkeit für unrealistisch. Manche argwöhnen gar, den ) Industrienationen sei gar nicht am Schutz der Kinder gelegen. Vielmehr handle es sich um eine pseudohumanitär kaschierte Form von ) Protektionismus. Man wolle so den Entwicklungsländern den mit Kinderarbeit verbundenen Vorteil im internationalen ) Wettbewerb nehmen. Denn während die einen Kinderarbeit als Verletzung primitivster Sozialregeln und Verstoß gegen die ) Menschenrechte werten, erblicken andere, und nicht nur Politiker der betroffenen Länder,

Kinderarbeit

743

darin die einzige Chance eines Entwicklungslandes, einen zentralen Wettbewerbsvorteil in den globalen ) Wettbewerb einzubringen. Deshalb sind in Pakistan, das 70% aller weltweit verkauften Lederfußbälle produziert, vornehmlich Kinderhände damit beschäftigt, Lederflicken zu Fußbällen zusammenzunähen. Seitdem in diesem Zusammenhang zahlreiche Skandale aufgedeckt wurden, verkaufen Nike und Reebok Sportartikel mit dem Hinweis „Hergestellt ohne Kinderarbeit“. (4) Schwere Formen der Kinderarbeit lösen häufig einen Teufelskreis aus. Sie verhindern, dass die betroffenen Kinder eine schulische und in der Folge eine berufliche Qualifikation erhalten. Dies wiederum führt dazu, dass sie einige Jahre später gleichfalls arbeitslos werden und nun ihrerseits als Erwachsene ihre Kinder zwingen müssen, zum Überleben der Familie beizutragen und so auf die eigene Ausbildung zu verzichten etc. Wie nachstehende Abbildung zeigt, erhält insb. in den ) Big Five nur ein geringerer Teil der Kinder eine Vollzeit-Schulausbildung (vgl. IMD 2004, S.725). Ausbildungsintensität weltweit (2004) Anteil der relevanten Altersgruppe, der eine Vollzeit-Schulausbildung erhält Rang

(%)

Rang

(%)

1

Japan

100,0

31

USA

88,0

2

Irland

99,8

31

Tschechien

88,0

3

Taiwan

99,4

31

Israel

88,0

4

Kanada

98,0

31

Schweiz

88,0

5

Russland

97,6

35

Griechenland

87,0

6

Belgien

96,0

35

Ungarn

87,0

6

Schweden

96,0

37

Portugal

85,0

8

Finnland

95,0

38

Island

80,6

8

Norwegen

95,0

39

Malaysia

80,2

10

Südkorea

94,7

40

Rumänien

80,0

11

Spanien

94,0

41

Argentinien

79,0

11

Großbritannien

94,0

41

Jordanien

79,0

11

Katalonien / Spanien

94,0

43

Luxemburg

78,0

11

Schottland / Großbritannien

94,0

44

Chile

75,0

11

Slowenien

94,0

44

Slowakei

75,0

16

Singapur

93,0

46

Hongkong

72,1

17

Frankreich

92,0

47

Brasilien

71,0

17

Ile-de-France / Frankreich

92,0

47

Sao Paulo / Brasilien

71,0

17

Neuseeland

92,0

49

China

70,0

17

Rhone-Alps / Frankreich

92,0

59

Zhejiang / China

70,0

21

Italien

91,0

51

Türkei

64,5

21

Polen

91,0

52

Mexiko

60,0

21

Lombardei / Italien

91,0

53

Indien

58,6

24

Australien

90,0

53

Maharashtra / Indien

58,6

24

Niederlande

90,0

55

Kolumbien

57,0

26

Deutschland

89,0

55

Südafrika

57,0

26

Österreich

89,0

57

Thailand

55,4

26

Bayern / Deutschland

89,0

58

Philippinen

53,0

26

Dänemark

89,0

59

Venezuela

50,0

26

Estland

89,0

60

Indonesien

48,9

744

Kinderhandel

(5) Kinderarbeit ist nicht zuletzt auch ein europäisches Problem. In Kalabrien, Kampanien oder Sizilien etwa, wo jeder Dritte arbeitslos ist, leben ganze ) Regionen von den Kindern, die in den „Untergrundfabriken der schwarzen Textilindustrie“ arbeiten. Der Dachverband der italienischen Gewerkschaften geht davon aus, dass in seinem Land mindestens 300.000 Kinder wie Sklaven ausgebeutet werden, hauptsächlich für die Zwecke der ) Markenpiraterie. (6) Zu den Gegenmaßnahmen zählt insb. das Instrument der Selbstverpflichtung, bspw. im Rahmen von ) Global Compact. Allerdings hatten sich 2006 nur 50% der an dieser Aktion beteiligten Großunternehmen Regeln gegen Zwangsarbeit und Kinderarbeit auferlegt. Und lediglich 38% überwachten die entsprechenden Bedingungen bei ihren ) Zulieferunternehmen. Weiterhin setzt man auf Strategien der Armutsbekämpfung () Armut), fördert die Durchsetzung der Konvention zum Verbot gefährlicher Kinderarbeit () Internationale Arbeitsorganisation), appelliert an die wachsende Bereitschaft von Konsumenten zu „politisch korrektem“ Kaufverhalten (bspw. ) Boykott und höhere ) Zahlungsbereitschaft für Produkte, die, an einem Qualitätssiegel erkennbar, ohne Kinderarbeit hergestellt werden; z.B. ) Rugmark). Ein wichtiges Instrument sind überdies sozialverträgliche Lieferantenbeziehungen, wie die ) Foreign Trade Organisation sie im Codes of Conduct formuliert hat () Beschaffung, globale). So heißt es im Einkaufsvertrag, welchen die METRO-Gruppe mit ihren Lieferanten abschließt: „Der Lieferant versichert, dass die gelieferte Ware weder durch ausbeuterische, gesundheitsschädigende oder sklavenartige Kinderarbeit noch durch Zwangsarbeit oder ausbeuterische oder sonst die Menschenwürde verletzende Gefängnisarbeit hergestellt worden ist“ (Stand: März 1999). Diskutiert wird auch die Strategie des Handelsboykotts. Letztlich entscheidend aber sind Maßnahmen gegen die eigentliche Ursache von Kinderarbeit: gegen ) Armut. " Adick, C. (Hrsg.): Straßenkinder und Kinderarbeit. Sozialisationstheoretische, historische und kulturvergleichende Studien, 2.Aufl. Frankfurt/Main 1998. Basu, K.; Van, P.H.: The Economics of Child Labor, in: The American Economic Review, Vol.88 (1998), pp.412-427. Borngässer, R.-M.: Weil kleine Hände flink und billig nähen, in: Die Welt, Nr.143 (23.6.1998), S.3. Fietz, M.: Kinderarbeit ist nicht nur ein Problem der Dritten Welt, in: Die Welt, Nr.128 (5.6.1998), S.4. IMD (Ed.): The World Competitiveness Yearbook, Lausanne 2004. Pollmann, U.: Zum Beispiel Kinderarbeit, 2.Aufl., Göttingen 1995. Scholing, E.: Kinderarbeit. Eine ökonomische Analyse, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 35.Jg. (2006), Nr.2, S.82-86.

Kinderhandel mit dem Missbrauch von ) Kinderarbeit eng verknüpftes Phänomen, das zu den schrecklichsten Schattenseiten der ) Internationalisierung und ) Globalisierung zählt. Das Spektrum reicht von den „Kindersoldaten“ (hauptsächlich in Schwarzafrika) über gewerbsmäßige Bettelei, Diebstahl und Prostitution bis hin zu kommerzieller Adoption. Nach Angaben von terre des hommes () Nichtregierungsorganisation) wurde auch in diesem Bereich eine internationale ) Jagdlinie etabliert () Jagdlinie, internationale). So werden Kinder aus Kambodscha oder anderen besonders armen Ländern () Least Developed Country) in das weniger arme Thailand verkauft, zugleich aber auch thailändische Kinder in reiche ) Industrieländer wie die USA. " Berker, C.; Große-Oetringhaus, H.-M. (Hrsg.): Getäuscht, verkauft, missbraucht. Reportagen und Hintergründe zum weltweiten Kinderhandel, Zürich 2003. Holmes, L.: Menschenhandel und Korruption in Mittel- und Osteuropa, in: Nautz, J.P. (Hrsg.), Frauenhandel. Diskurse und Praktiken, Göttingen 2008, S.65-79.

Kindespflicht (1) wichtigste der fünf konfuzianischen Kardinaltugenden () Konfuzianismus). In dem Pflichtverhältnis Eltern-Kinder schulden die Kinder ihren Eltern Respekt sowie Gehorsam und sind mangels einer kollektiven Altersvorsorge (z.B. durch ein institutionalisiertes Sozialversicherungssystem) verpflichtet, im Alter deren Lebensunterhalt zu gewährleisten. Umgekehrt sind die Eltern dazu verpflichtet, für ihre Kinder zu sorgen, solange diese dazu selbst nicht in der Lage sind. Allerdings müssen sie, um später ihre Kindespflicht erfüllen zu können, sich der konfuzianischen Sekundärtugenden befleißigen (ins. Lernen & Gelehrsamkeit sowie Genügsamkeit und Sparsamkeit & Fleiß, Strebsamkeit & Ausdauer). Dies erklärt zum einen den großen Stellenwert, den Fleiß, Lernen sowie Sparsamkeit in konfuzianisch geprägten Gesellschaften besitzen und zum anderen die Schlüsselrolle von ) Familien (sowie Sippen und Clans) im Gesellschafts- und Wirtschaftssystem.

Klassifikation von Ländern

745

(2) In Japan haben die Treue gegenüber dem Herrn und dessen Fürsorgepflichten gegenüber den hierarchisch Untergebenen Vorrang vor den Familienbanden. Früher galt die Treuepflicht dem Fürsten, heute dem Unternehmen und jederzeit dem Tenno und der Nation. Kindleberger-Spirale ) Weltwirtschaftskrise Kinowerbung ) Kommunikationspolitik, internationale Kirchenrecht ) Staatsreligion Klangsymbolismus zählt zu den semantischen Eigenschaften von ) Markennamen. Da in mehr als 90% der untersuchten Sprachen Wörter, die Kleinheit ausdrücken, den Vokal i enthalten, und Wörter, die auf Größe schließen lassen, die Vokale a und o, eignen sich diese für eine internationale bzw. globale ) Standardisierung von Markennamen () Sprache; ) Symbol). " Pavia, T.M.; Costa, J.A.: The Winning Number. Consumer Perceptions of Alpha-Numeric Brand Names, in: Journal of Marketing, Vol.57 (1993), No.3, pp.85-98.

Klasse, soziale ) Marktforschung, internationale; ) Sinus-Milieu Klassifikation von Ländern oder von anderen Urteilsobjekten. Für das ) Internationale Marketing ist diese Methode bspw. mit Blick auf die Identifikation von Ländermärkten mit vergleichbaren strukturellen Bedingungen bedeutsam (etwa zur Lösung der Streitfrage: ) Standardisierung oder ) Differenzierung?). (1) Hierzu kann man u.a. die Klassifizierungsfunktion von Fisher einsetzen. Dabei werden die für jede Gruppe ermittelten Koeffizienten der Klassifikationsfunktion mit den Merkmalsausprägungen jedes der zu klassifizierenden Elemente (z.B. Land) gewichtet. Anschließend lässt sich dieses Objekt jener Gruppe zuordnen, für welche der Funktionswert maximal ist. Allerdings kann man Fishers Klassifizierungsfunktion nur dann sinnvoll anwenden, wenn alle Gruppen die gleiche Streuung aufweisen. Ob diese Bedingung erfüllt ist, lässt sich Box´s M entnehmen. (2) Ein weiteres wichtiges Verfahren zur Klassifikation neuer Objekte im Rahmen der Diskriminanzanalyse ist das Distanzkonzept. Dabei wird ein neues Element jener Gruppe zugeordnet, zu deren Centroid (Gruppenmittelwert) es die geringste Distanz (zumeist die quadrierte euklidische ) Distanz) aufweist. Es ist sinnvoll, sich auf die wichtigen bzw. signifikanten Diskriminanzfunktionen zu beschränken, da die anderen nur wenig bzw. keine zusätzliche Information bieten. Deshalb müssen auch nicht alle mathematisch möglichen Funktionen zur Prognose der Gruppenzugehörigkeit verwendet werden. Berücksichtigt man jedoch alle denkbaren Diskriminanzfunktionen, führt der Einsatz des Distanzkonzepts zu keinem anderen Ergebnis als die Klassifikationsfunktion von Fisher. Allerdings ist auch diese Methode nur bei Homogenität der Streuungen in den Gruppen anwendbar. (3) Das so genannte Wahrscheinlichkeitskonzept ist am flexibelsten einsetzbar. Es berücksichtigt, dass die Diskriminanzanalyse im Regelfall gleichfalls lediglich eine Wahrscheinlichkeitslösung liefern kann. Ausgangspunkt ist auch in diesem Fall die Distanz zwischen dem Objekt sowie dem Centroid der Gruppe Ci. Da sowohl für jedes Objekt (z.B. Land) als auch für jede Gruppe (z.B. Länder-Cluster) Wahrscheinlichkeiten berechnet werden, erhielte man im Falle eines Landes (z.B. Bangladesh), welches drei clusteranalytisch ermittelten Gruppen zugeordnet werden könnte, drei Wahrscheinlichkeiten. Die Wahrscheinlichkeit P(Ci|D), mit der ein Land, für welches sich der Funktionswert D ergibt, der Gruppe Ci (i = 1, ..., I) zuzuordnen ist, wird mit Hilfe des Bayes-Theorems berechnet. Da jeder Fall genau einer Gruppe Ci angehört, addieren sich die Wahrscheinlichkeiten eines Falles immer zu eins. Folglich wird jene Gruppe Ci, bei welcher die Wahrscheinlichkeit (relativ) am größten ist, gewählt. " Bacher, J.: Clusteranalyse, 2.Aufl., München 1996. Bortz, J.: Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler, 6.Aufl., Heidelberg 2005, S.565-584. Büschken, J.; von Thaden, C.: Clusteranalyse, in: Herrmann, A.; Homburg, C. (Hrsg.), Marktforschung, 2.Aufl., Wiesbaden 2000, S.337-380.

746

Klausel

Klausel (1) Vorbehalt, der in einen ) Vertrag als einschränkende Bestimmung eingefügt bzw. hinzugesetzt wird. Für eine internationale Unternehmenstätigkeit sind folgende Klauseln bedeutsam: ) All RisksKlausel, ) Escape-Klausel, ) General Agreement on Tarifs and Trade, ) Kriegsklausel, ) Meistbegünstigungs-Klausel, ) Preisgleitklausel, ) Qualitätsklausel und ) Schiedsklausel. Weiterhin sind in folgende Klauseln zu nennen: die ) Subject to Tax-Klausel, die ) Subsidiärklausel, die ) Switch Over-Klausel sowie die ) Vertrauensklausel () Qualifikationskonflikt). (2) Als Klauseln werden auch die im (internationalen) Handelsverkehr verbindlichen und als Terms bezeichneten standardisierten Zahlungsbedingungen bzw. Lieferbedingungen bezeichnet () Handel, internationaler; ) Cash and Carry-Klausel; ) Lieferbedingungen; ) INCOTERMS; ) Zahlungsbedingungen). Klein- und mittelständische Unternehmen (1) Unternehmenstypus, der stellenweise höchst unterschiedlich definiert wird. Gemäß den Kriterien der ) Europäischen Union gelten solche Unternehmen als KMU, die weniger als 250 Mitarbeiter beschäftigen und weniger als 50 Mio. € Umsatz erwirtschaften (bzw. eine Bilanzsumme von weniger als 43 Mio. € ausweisen). Die ) Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die 3,5 Mio., d.h. 99,98% der deutschen Unternehmen zum „Mittelstand“ zählt, setzt als Umsatzgrenze hingegen 500 Mio. € an, während der ) Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) den Akzent auf qualitative Merkmale legt: Familienunternehmen, deren Eigentümer persönlich (finanzielle) Verantwortung übernehmen und zu ihren Beschäftigten ein besonderes Vertrauensverhältnis pflegen. Nach Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung, Bonn, sind 0,2% der Unternehmen in Deutschland, aber 1,0% der innerhalb der Europäischen Union ansässigen Unternehmen Großunternehmen. (2) Klein- und mittelständische Unternehmen erfüllen zwar häufig einige wesentliche Voraussetzungen dafür, in ) Entwicklungs- und ) Schwellenländern erfolgreich zu investieren (z.B. ) Flexibilität, bedarfsgerechte Produkte, Verzicht auf extrem kapitalintensive Produktion). Da ihr Informationsmanagement aber häufig unzureichend ist, sind diese Unternehmen über die vielfältigen Möglichkeiten der Förderung von Auslandsengagements (vgl. Abb.) häufig nicht hinreichend informiert. Nicht zuletzt deshalb tendiert dieser Typus dazu, Auslandsmärkte - falls überhaupt - per ) Export zu bearbeiten. Hinzu kommen häufig interne Hemmnisse: 44% der KMU interessieren sich generell nicht für ) Direktinvestitionen, weil sie ihr Auslandsengagement nicht intensivieren wollen oder können. Weitere 25% geben an, ihre inländische Produktionskapazität sei nicht genügend ausgelastet. Andere wiederum, wie Trigema, wollen auf den Image-Vorteil des Made in Germany nicht verzichten () Country of Origin). (3) Wie sehr gleichwohl der deutsche Mittelstand als auslandsorientiert eingestuft werden kann bzw. muss, zeigt der internationale Vergleich () Auslandsorientierung). In Frankreich etwa hat der jahrzehntelange Wirtschaftsdirigismus (gleichermaßen Konsequenz wie Ursache einer vergleichsweise großen „Machtdistanz“ in diesem Land) dazu geführt, dass auch heute noch hauptsächlich Großunternehmen den überwiegenden Teil des Auslandsgeschäfts bewerkstelligen () Akzeptanz von Machtdistanz). Bis in die achtziger Jahre hinein waren Geschäfte mit dem Ausland genehmigungspflichtig, wobei im Regelfall nur die damals staatlichen Konzerne in der Lage waren, die hohen bürokratischen Hürden zu überwinden () Standortfaktor Bürokratiekosten). Anders als der deutsche Mittelstand engagierten sich französische Unternehmen über Jahrzehnte hinweg folglich kaum im Auslandsgeschäft () Internationalisierung). Erst seit der französische Staat die ) Devisenbewirtschaftung abgeschafft hat, ändert sich dies. " Backhaus, K.; Voeth, M.: Internationales Marketing, 6.Aufl., Stuttgart 2010. Bamberger, I.; Wrona, T.: Ursachen und Verlauf von Internationalisierungsentscheidungen mittelständischer Unternehmen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.237-254. Berger, M.; Uhlmann, L.: Auslandsinvestitionen kleiner und mittlerer Unternehmen, Berlin 1985, S.27. Groeger, H.; Hebgen, H.J.; Kemminer, K.: Internationalisierung des Mittelstandes, in: Harvard Manager, 8.Jg. (1986), Nr.4, S.22-28. Gutmann, J.; Kabst, R. (Hrsg.): Internationalisierung im Mittelstand, Wiesbaden 2001.

(

http://www.mittelstandsblog.de; http://www.imittelstand.de; http://www.ifm-bonn.org

Klima

747

Mittelstandsspezifische Förderprogramme Programm

Veranstalter

Zielsetzung

Antragsberechtigter

Business Cooperation Offers (BRE)

Europäische Kommission

Vermittlung von Angeboten und Nachfragen für eine internationale Zusammenarbeit zwischen Unternehmen

Unternehmen, insb. KMU, in den Mitgliedsstaaten der EU und weiteren Ländern, die BRE angeschlossen sind

Unterstützung beim Markteintritt in Japan durch Informationsseminare, Unternehmerreisen und Messebeteiligungen

Kleine und mittlere Unternehmen aus der Europäischen Union

Einkäufer-Fach-Messen in den Regionen sollen KMU die Möglichkeit bieten, direkt mit den Einkäufern ausländischer Großunternehmen in Kontakt zu treten.

Der Veranstalter der IBEXFachmesse muss sich auf ein Netz von Partnern in den Ländern der EU stützen, die er einzuladen gedenkt

Generaldirektion XXIII Gateway to Japan

Europäische Kommission Gateway 2000

Einkäufer-Fachmessen im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative KMU (IBEX)

Europäische Kommission

Mittelstandsprogramm – Ausland

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)

Langfristige Finanzierung von Investitionen im Ausland zu günstigen Konditionen

Deutsche Unternehmen und Joint Venture mit deutscher Beteiligung im Ausland, deren Jahresumsatz 500 Mio. € nicht überschreitet

Vermarktungshilfeprogramm (VHP)

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)

Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ostdeutscher Unternehmen im Ausland

Mittelständische Hersteller von Investitions- und Konsumgütern mit Betriebsstätte/Geschäftsbetrieb in den neuen Bundesländern (weniger als 250 Mitarbeiter, einen Jahresumsatz höchstens 37,5 Mio. € oder eine Jahresbilanzsumme von höchstens 25 Mio. €)

Förderung von Gruppenbeteiligungen an Messen und Ausstellungen im Ausland

Landesgewerbeamt Baden-Württemberg

Erleichterung des Zugangs von kleinen und mittleren Unternehmen zu ausländischen Märkten durch Förderung von Beteiligungen an Messen, Ausstellungen sowie Symposien im Ausland

Mittelständische Unternehmen aus Industrie, Handwerk und Handel

Mittelständisches Garantieprogramm für Auslandsmärkte

Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung

Erleichterung des Zugangs zu internationalen Märkten durch Übernahme von Rückgarantien als Ausfallgarantien

Kleine und mittlere Unternehmen

Generaldirektion XVI

Quelle: Backhaus et al. (2001, S.35f.).

Klima (1) nach Ansicht von D.S. Landes zusammen mit ) Geographie, ) Religion und Politik dafür verantwortlich, dass manche Länder in ) Armut leben, andere hingegen in Wohlstand. Nicht von ungefähr seien die meisten unterentwickelten Länder () Least Developed Country) in den tropischen und subtropischen Regionen diesseits und jenseits des Äquators zu finden. Auch vermögen diese Faktoren zu erklären, warum die Kluft zwischen armen und reichen Nationen immer größer wird. Mit dieser These widerspricht der bekannte Wirtschaftshistoriker den vorherrschenden neoklassischen Vorstellungen, die unter dem Stichwort ) Außenhandelsursachen diskutiert werden, und verweist auf die grundlegende Bedeutung des durch Raum und Klima, aber auch durch die Landeskultur () Kultur) geschaffenen Umfeldes wirtschaftlicher Tätigkeit. Denn je nach den klimatischen Rahmenbedingungen mussten die Bewohner eines Landes eine spezifische Wirtschafts-, vor allem aber Agrarpolitik betreiben, um

748

Klimageographie

die Ernährung der Bevölkerung und später deren (oft bescheidenen) Wohlstand sichern zu können. So waren Bewohner von klimatisch weniger begünstigten ) Regionen seit jeher gezwungen, Vorsorge zu betreiben und damit eine zukunftsorientierte ) Leistungsmotivation zu entwickeln. R.W. Fogel begründet das Erstarken der ) Industrienationen mit der nicht zuletzt klimatisch erklärbaren dramatischen Verbesserung der Ernährung weiter Teile der Bevölkerung (Erwärmung dieser Region nach der Zwischeneiszeit). Noch Anfangs des 18. Jahrhunderts musste sich der durchschnittliche Franzose im Regelfall von 1.650 Kalorien pro Tag ernähren. Von der verbesserten Ernährung habe nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Leistungsfähigkeit profitiert. Somit seien die im Zuge der industriellen Revolution entwickelten Maschinen, welche die Muskelkraft ersetzten bzw. vervielfachten, indirekt zumindest teilweise auf die bessere Ernährungslage und die gesünderen Lebensumstände zurückzuführen (= Voraussetzung für Innovationstätigkeit; ) Revolution, industrielle). Den Menschen stand mehr und mehr Energie zur Verfügung, die es ihnen ermöglichte, länger zu leben, größer zu werden, mehr und besser zu arbeiten sowie intelligenter zu werden. Aus wirtschaftsgeschichtlicher Sicht lässt sich die ökonomische Überlegenheit ) Europas und später Nordamerikas überdies zurückführen auf den Aufbau einer funktionsfähigen Landwirtschaft in dem ersten Jahrtausend nach Christus, die europäische Expansion nach 1500 () Imperialismus; ) Kolonialismus), und die auch im privaten Lebensbereich weithin akzeptierte ökonomische Rationalität () ProtestantismusThese; ) Religion). (2) R. Levine betrachtet das Klima, neben kultureller Orientierung () Individualismus vs. Kollektivismus), Industrialisierungsgrad, ökonomischem Wohlstand und Einwohnerzahl, als wesentlichen Faktor für die Gestaltung des Lebenstempos in einer Gesellschaft () Zeitwahrnehmung). " Fogel, R.W.: The Escape from Hunger and Premature Death (1700-2100). Europe, America and the Third World, Cambridge 2004. Landes, D.S.: The Unbound Prometheus. Technological Change and Industrial Development in Western Europe from 1750 to the Present, Cambridge 1969. Landes, D.S.: The Wealth and Poverty of Nations. Why Some Are so Rich and Some so Poor, New York 1998. Levine, R.: Eine Landkarte der Zeit. Wie Kulturen mit Zeit umgehen, München 1998, S.38ff. (A Geography of Time, New York 1997).

Klimageographie ) Geographie Klimatheorie ein im frühen 18. Jahrhundert in ganz ) Europa weit verbreitetes Denkmodell, das sich bis in die Antike zurückverfolgen lässt. Dieses unterteilt die bewohnte Erde in drei Klimazonen. Deren Bewohner sollen sich gemäß dieser Auffassung durch ganz bestimmte Merkmalsprofile voneinander unterscheiden () Nationalcharakter). Klimazonen heißer Süden Charakterliche Vorzüge

! geistige Beweglichkeit ! körperliche Agilität ! Phantasie

Charakterliche Nachteile

Übermäßige Sinnlichkeit

gemäßigte Zone Die Bewohner dieser Zone besitzen die Vorzüge des Südens und des Nordens; nicht aber deren Nachteile

kalter Norden ! Ausdauer ! mechanisches Geschick ! Tapferkeit Schwerfälligkeit

" Zacharasiewicz, W.: Die Klimatheorie in der englischen Literatur und Literaturkritik von der Mitte des 16. bis zum frühen 18. Jahrhundert, Wien 1977. Zacharasiewicz, W.: Klimatheorie und Nationalcharakter auf der „Völkertafel“, in: Stanzel, F.K. (Hrsg.), Europäischer Völkerspiegel, Heidelberg 1999, S.119-137.

Klischee, ethnographisches eingefahrene, überkommene Vorstellung von anderen Völkern (z.B. der „edle Wilde“, der „stolze Spanier“). Ethnographische Klischees orientieren sich an den nationalen ) Stereotypen, vergröbern diese jedoch holzschnittartig () Ethnie).

Kogut-/Singh-Index

749

KMU ) Klein- und mittelständische Unternehmen Knock Off Produkt, das dem Originalprodukt erheblich ähnelt (z.B. hinsichtlich dem Leistungsgegenstand, der Namensgebung oder der Produktgestaltung), ohne das Original jedoch zu imitieren. Vom Grad der Nachahmung hängt es ab, ob Knock Offs wie ) Plagiat und ) Raubkopie zu den Unterkategorien der Produkt- und Markenpiraterie zählen oder nicht (d.h. nicht unmittelbar das Recht auf geistiges Eigentum verletzen; ) Geschmacksmuster; ) Produkt- und Markenpiraterie; ) Urheberrecht). Alternative Bezeichnungen sind Look Alike und Sound Alike. " Sokianos, N.-P.: Produkt- und Konzeptpiraterie erkennen, vorbeugen, abwehren, nutzen, dulden, Wiesbaden 2006. von Welser, M.; González, A.: Marken- und Produktpiraterie, Weinheim 2007.

Knocked Down-Fertigung von der global orientierten Automobilindustrie verfolgte Fertigungsstrategie, deren vorrangiges Ziel darin besteht, die häufig hohen Importzölle für komplette Autos möglichst zu umgehen () Zoll). In Abhängigkeit vom Leistungsniveau der eigenen lokalen Mitarbeiter (Local) sowie der ) Zulieferer und vom Marktpotenzial kann man zwischen der SKD- und der CKK-Strategie variieren: Bei der Semi Knocked Down-Fertigung werden fast fertige Autos in Containern geliefert und am Bestimmungsort im Wesentlichen nur die Reifen aufgezogen und die Batterie eingebaut () Schraubenzieherfabrik). In einem Stufenplan steigert man mit dem Wachsen einheimischen Know hows und gewisser lokaler Zulieferungen den Zerlegungsgrad und damit den lokalen Fertigungsanteil () Local Content), bis man schließlich aus Einzelteilen, die zum Großteil im Herkunftsland gefertigt, verpackt und verschifft wurden, ein fertiges Auto montiert (CDK-Fertigung: Completely Knocked-Down). Entwickelt sich der Auslandsmarkt positiv, kann am Ende eine komplette Automobilproduktion mit vielen örtlichen Zulieferungen stehen. Koalitionsfreiheit ) Sozialstandard Kodex ) Corporate Governance Koexistenz ) Gemeinschaftsmarke Kognitive Gesellschaft ) Gesellschaft Kogut-/Singh-Index Maß der kulturellen Distanz () Distanz, kulturelle) (1) Der Kogut-/Singh-Index beruht auf den ) Hofstede-Kulturdimensionen. Dabei wird der Unterschied in der Landeskultur zwischen zwei Ländern (CDju) nach folgender Formel berechnet: Abb. 1: Kogut-/Singh-Index

CD AB & CDAB IiA IiB %i2

= = = =

'

+I iA " I iB (2 %i2 4

Kulturelle Distanz zwischen Kultur A und Kultur B Index der i-ten Kulturdimension (nach Hofstede) in Kultur A Index der i-ten Kulturdimension (nach Hofstede) in Kultur B Varianz des Indices der i-ten Kulturdimension

750

Kogut-/Singh-Index

Für jede Dimension wird die Differenz zwischen den entsprechenden Indices beider Kulturen gebildet, diese quadriert und durch die Varianz der jeweiligen Kulturdimension geteilt. Die resultierenden Quotienten aller Dimensionen werden addiert und durch vier geteilt (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Rechenbeispiel: Kulturelle Distanz zwischen Deutschland und Indien Akzeptanz von Machtdistanz

Individualismus

Maskulinität

Ungewissheitsvermeidung

Deutschland

35

67

66

65

Indien

77

48

56

40

451,59

516,24

299,55

486,98

-42

19

10

25

1.764

361

100

625

3,91

0,70

0,33

1,28

Varianz1) IiA - IiB 2

(IiA - IiB)

+I iA " I iB (2 % i2

'

'

+I iA " I iB (2 % i2

6,22

+I iA " I iB (2 % i2 4

1,56

1) Varianz der Kulturdimension für alle 81 Länder, für welche die Hofstede-Daten vorliegen.

Abb. 3 (vgl. nächste Seite) zeigt die Kogut-/Singh-Indices der kulturellen Distanz zwischen Deutschland und allen 80 anderen Kulturen bzw. Ländern, für welche die Hofstede-Daten im Original vorliegen oder im Nachhinein ermittelt bzw. geschätzt wurden. Die Schweiz und Italien sind uns demnach äußerst „nahe“, während Deutsche und Guatemalteken sich kulturell fremd sind. Bemerkenswerterweise sind die Niederlande von Deutschland kulturell so weit entfernt wie Thailand oder Sierra Leone. Und der Iran liegt uns erstaunlicherweise erheblich näher als Schweden. (2) Diese ) Operationalisierung von ) Kultur wurde häufig in sekundärstatistischen Studien eingesetzt, um die präferierte Form des ) Markteintritts von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen erklären zu können. Zusammenfassend zeigte sich dabei: Je größer die kulturelle Distanz zwischen dem Stammland eines Unternehmens und einem ausländischen Markt ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Markt durch ein ) Joint Venture erschlossen wird. Diese Kooperationsstrategie erhält sowohl den Vorzug gegenüber der Gründung einer 100%-Tochtergesellschaft () Direktinvestitionen) als auch gegenüber der ) Lizenzvergabe. (3) Trotz seiner weiten Verbreitung ist der Index nicht frei von Schwächen. In der kritischen Diskussion wurden folgende Argumente vorgebracht: a) Die Hofstede-Dimensionen sind nicht unabhängig voneinander, weshalb die ermittelten Distanzen systematisch verzerrt sein dürften. Vor allem ) Individualismus/Kollektivismus und ) Akzeptanz von Machtdistanz korrelieren stark und werden folglich bei der Berechnung der kulturellen Distanz gemäß obiger Formel übergewichtet. b) Nur ein kleiner Teil dessen, was Kultur ausmacht, wird erfasst (d.h. die arbeitsbezogenen ) Werte und ) Einstellungen, nicht aber ) Sprache, ) Religion, ) Zeitbewusstsein, ) Rechtssystem etc.). c) Land und Kultur werden gleichgesetzt.

Kogut-/Singh-Index

751

Abb. 3: Kulturelle Distanz zwischen Deutschland und anderen Ländern

Deutschland

0

0,5

1

1,5

2

Ecuador Venezuela Philippinen Russland / Ukraine Chile Fidschi Indonesien Albanien Norwegen China Saudi-Arabien Ghana Portugal Serbien Dänemark Costa Rica Sri Lanka

Slowenien Buthan Rumänien Schweden Singapur Malaysia Panama

2,5

3

3,5

4

4,5

5

Guatemala 5,5

Schweiz Italien Südafrika Luxemburg Polen Neuseeland Australien Kanada Tschechoslowakei USA Irland Ungarn Österreich Argentinien Großbritannien Israel Iran Belgien Spanien Bulgarien Baltische Republiken Frankreich Brasilien Libanon Finnland Dominikanische Republik Japan Sambia Türkei Indien Kenia Äthiopien Pakistan Jamaica Nigeria Taiwan Namibia Kaukasus Mexiko Kroatien Ägypten Malawi Griechenland Kolumbien Uruguay Hongkong Tansania Surinam Südkorea Nepal Thailand Niederlande Sierra Leone Peru Salvador

d) Der Kogut-/Singh-Index vernachlässigt interindividuelle Unterschiede (d.h. allen Angehörigen eines Landes wird die gleiche kulturelle Distanz zu einem anderen Land zugeschrieben; ) Kultur, subjektive). Nicht berücksichtigt wird weiterhin, dass die kulturelle Distanz, die zumeist auf Länderebene

752

Kohäsionspolitik

erfasst wird und die psychische Distanz zu unterscheiden ist, die üblicherweise individuell gemessen wird () Distanz, psychische). e) Kulturelle Distanz wird hier mit Hilfe aggregierter bzw. makroökonomischer Daten erfasst. Dass diese dann als Prädikatoren der mikroökonomisch ) operationalisierten „Entscheidung für eine bestimmte Markteintrittsstrategie“ dienen, verletzt das aus der Einstellungsforschung bekannte Spezifitätskriterium; denn man unterstellt fälschlicherweise, dass der einzelne Entscheider kulturelle Distanz in dem Maße empfindet, wie sie nach G. Hofstede zwischen dem jeweiligen Heimat- und Zielland besteht. f) Mit zunehmender kultureller Distanz wächst die Wahrscheinlichkeit, dass ein Joint Venture dem Kauf bzw. der Neugründung eines Unternehmens im Gastland vorgezogen wird. Allerdings präferieren Manager, die kulturell bedingt dazu neigen, ) Ungewissheit zu meiden, gleichfalls das Joint Venture. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass die Variablen „kulturelle Distanz“ und „Ungewissheitsvermeidung“ konfundiert sind. " Erramilli, M.K.; Rao, C.P.: Service Firms´ International Entry-Mode Choice. A Modified Transaction-Cost Analysis Approach, in: Journal of Marketing, Vol.57 (1993), July, pp.19-38. Kogut, B.; Singh, H.: The Effect of National Culture on the Choice of Entry Mode, in: Journal of International Business Studies, Vol.19 (1988), No.3, pp.411-432.

Kohäsionspolitik (1) zielt, um den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt innerhalb der ) Europäischen Union zu stärken, auf eine Angleichung der Lebensverhältnisse und des Entwicklungsstandes innerhalb der Gemeinschaft. Wie unterschiedlich diese noch sind, lässt sich an einer Vielzahl von Indikatoren ablesen, u.a. am ) Bruttoinlandsprodukt je Einwohner (vgl. Abb.). Bruttoinlandsprodukt je Einwohner (2006; in % des EU-27-Durchschnitts) Luxemburg

267,1

Griechenland

94,1

Irland

147,4

Slowenien

87,7

Niederlande

130,9

Tschechien

77,4

Österreich

124,3

Malta

76,9

Dänemark

122,9

Portugal

76,4

Schweden

121,5

Estland

65,3

Großbritannien

120,4

Ungarn

63,6

Belgien

118,5

Slowakei

63,5

Deutschland

115,8

Lettland

62,5

Finnland

114,9

Litauen

55,5

Frankreich

109,5

Polen

52,3

Spanien

104,1

Rumänien

38,4

Italien

103,5

Bulgarien

36,5

Zypern

90,3

Quelle: EUROSTAT.

(2) Die Kohäsionspolitik bedient sich dreier Instrumente: a) Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert öffentliche und private Investitionen in den Bereichen ) Forschung, ) Innovation, ) Umweltschutz und ) Infrastruktur. b) Der Europäische Sozialfonds (ESF) unterstützt in den Mitgliedsländern arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, berufliche Bildung und soziale Eingliederung. c) Der Kohäsionsfonds kofinanziert Umweltschutz- und grenzüberschreitende Verkehrsprojekte in den ökonomisch am wenigsten leistungsfähigen ) Regionen der Union. Zu den zehn wirtschaftlich am wenigsten leistungsfähigen Regionen innerhalb der Gemeinschaft zählten 2006 gemäß der EUSystematik fünf bulgarische (z.B. Severozapaden), vier rumänische (z.B. Nord-Est) und eine polnische Region (Lubelskie).

Kolonialismus

753

Kollektivismus (1) allgemein: Gesellschaftslehre bzw. Ideologie, welche den Anforderungen und ) Bedürfnissen einer zu definierenden Gemeinschaft Vorrang einräumt gegenüber denen des Individuums (d.h. den einzelnen Mitgliedern dieser Gemeinschaft). Mehr noch: Das Denken und Handeln jedes Einzelnen müsse sich mehr oder minder ausschließlich von den Bedürfnissen, Zielen etc. dieser Gemeinschaft (bzw. Kollektiv) her ableiten lassen. Spielarten des Kollektivismus finden sich gleichermaßen im Kommunismus und Sozialismus wie im ) Nationalismus und Faschismus () Imperialismus). (2) Im kulturwissenschaftlichen Sinn bezeichnet Kollektivismus den einen Pol der wichtigsten der von G. Hofstede vorgeschlagenen ) Kulturdimensionen () Individualismus vs. Kollektivismus). Triandis et al. haben eingehend untersucht, welche sonstige Faktoren mit diesem ) Konstrukt ) korrelieren. Demzufolge sind kollektivistische ) Kulturen traditionalistischer und stärker hierarchisch strukturiert als individualistische Kulturen () Akzeptanz von Machtdistanz). Sie sind anfälliger für Korruption und weniger dynamisch, was die ökonomische Entwicklung anbelangt. Kollektivistische Gesellschaften legen mehr Wert auf „In Group-Harmonie“ () Harmonie; ) Kulturstandard) und soziale Nähe, bei gleichzeitig scharfer Unterscheidung zwischen In-Group und Out-Group. Aufgrund ihres hohen Ausmaßes nicht nur an sozialer Verbundenheit und Orientierung, sondern auch an sozialer Kontrolle ist die Kriminalitätsrate in solchen ) Gesellschaften auffällig gering () Kriminalität, weltweite). Auch lassen sich dort weniger sozialpathische Phänomene beobachten (z.B. Suizid, Kindesmissbrauch, Scheidung). " Triandis, H.C.; Mc Cusker, C.; Hui, C.H.: Multi-Method Probes of Individualism and Collectivism, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.59 (1990), pp.1006-1020.

Kolonialhandel Vorstufe des ) Welthandels () Kolonialismus). Anders als dieser war der Kolonialhandel jedoch nicht ) multilateral, sondern höchst einseitig strukturiert: als kolonialer Dreieckshandel () Dreieckshandel, kolonialer). Kolonialismus (1) systematische, im weiteren Verlauf der Neuzeit zum ) Imperialismus weiterentwickelte Aneignung von ) Kolonien. Damit wird zwar zumeist die Epoche bezeichnet, die vom frühen 16. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts reicht. Kolonialmächte in diesem Sinn waren aber nicht nur die Belgier (z.B. Belgisch Kongo), Briten (z.B. Indien), Deutschen (z.B. Kamerun), Franzosen (z.B. Algerien) und die Holländer (z.B. Indonesien). Schon die Phönizier und Türken schufen so Weltreiche. Neben reinen machtpolitischen Erwägungen waren dabei folgende Ziele und Motive maßgeblich: Gewinnung von ! Beschaffungsmärkten (für Bodenschätze, ) Rohstoffe, Naturprodukte, „Arbeitskräfte“, d.h. Sklaven), ! Absatzmärkten (für die Erzeugnisse des Verarbeitenden Gewerbes der Kolonialmacht), ! Siedlungsgebieten. Missionierung (im Sinne des ) Christentums) und zivilisatorisch-humanitäre ) Entwicklung waren teils „echte“, teils vorgeschobene Motive. (2) Die Kolonialherrschaft wurde entweder direkt (durch Kolonialministerium und Kolonialbeamte) oder indirekt ausgeübt (z.B. ) Ostindische Handelskompanie). Widerstand gegen diese Form der Unterdrückung und Ausbeutung wurde zumeist durch aktiven Widerstand (z.B. Aufstand der Herero in Deutsch-Südwestafrika), passiven Widerstand (z.B. M. Ghandi) oder Steuerverweigerung () Boston Tea Party) geleistet. (3) Die eigentliche Entkolonialisierung begann mit dem Abfall der britischen Kolonie in Nordamerika Ende des 18. Jahrhunderts und erreichte ihren Höhepunkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Darauf häufig ungenügend vorbereitet (z.B. hinsichtlich ) Infrastruktur, politische Institutionen), versanken viele der plötzlich unabhängigen Staaten in langwierigen Bürgerkriegen und Chaos (z.B. Belgisch Kongo). Die zumeist willkürlich, d.h. nur aufgrund der jeweiligen Machtverhältnisse und Interessen der Kolonial-

754

Kolonialmächte

mächte entstandenen Gebilde, deren Staatgrenzen häufig quer durch die traditionellen Stammesgebiete verliefen, entwickelten in den seltensten Fällen die Bindungskraft, die für ein stabiles Staatswesen erforderlich ist () Entwicklungspatriotismus). Auch der Nahost-Konflikt hat nicht zuletzt darin seinen Ursprung. " Kundrus, B. (Hrsg.): Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus, Frankfurt/Main 2003.

Kolonialmächte ) Kolonialismus Kolonialwaren aus den ) Kolonien eingeführte Waren () Einfuhr; ) Import). In Abhängigkeit von deren Verderblichkeit sowie der Verbesserung der Transport- und Lagerhaltungsmöglichkeiten importierten die Kolonialmächte aus den zumeist tropischen und subtropischen Ländern nicht nur Rohstoffe (z.B. Jute, Kautschuk), sondern auch Nahrungsmittel aller Art (zunächst Gewürze, Kaffee, Kakao und Tee, später auch Südfrüchte). Diese wurden in den Kolonialwarenläden angeboten. Kolonie von den Kolonialmächten „erworbene“ auswärtige, meist überseeische Besitzungen. (1) Als Ergebnis des ) Kolonialismus lassen sich folgende Typen von Kolonien unterscheiden: ! Siedlungskolonien (wie in Südafrika, wo die Urbevölkerung durch ) Auswanderer aus dem Mutterland [z.B. Niederlande] verdrängt wurde), ! Militärkolonien (Nutzungsrechte wurden aus militärstrategischen Gründen und häufig für einen bestimmten Zeitraum gepachtet; z.B. der Landstreifen entlang des Panama-Kanals oder Guantánamo auf Kuba durch die USA), ! Strafkolonien (zur Unterbringung von Häftlingen; z.B. Australien), ! Wirtschaftskolonien (zunächst zur Ausbeutung von Bodenschätzen, z.B. Gold und Silber; später zur Versorgung der Wirtschaft der Kolonialmacht mit Rohstoffen aller Art und schließlich als Markt für deren Fertigprodukte). (2) Die etymologisch (lat. 'colonus' = Bauer) nachweisbare ursprüngliche Bedeutung dieses Begriffs (im Sinne von urbar machen) wurde im Laufe der Geschichte überlagert und verdrängt durch die negative Konnotation von Ausbeutung und Unterdrückung. Tatsächlich nutzten die Kolonialmächte ihre Kolonien zunächst ausschließlich als Rohstofflieferant und Absatzmarkt. Zugleich untersagten sie es diesen, Fertigwaren selbst zu produzieren bzw. diese aus ) Drittländern zu beziehen. Diese Politik, die im Gegensatz zur heutigen ) Politik der Entwicklung und internationalen Arbeitsteilung steht, erklärt den von zahlreichen ) Nichtregierungsorganisationen erhobenen Vorwurf, die ) Industrieländer stünden in der Schuld der ) Entwicklungsländer () Arbeitsteilung, internationale; ) Entwicklungszusammenarbeit). (3) Anhand der deutschen Kolonialgeschichte kann diese These indessen nur bedingt bestätigt werden. Diese währte 30 Jahre, beginnend mit dem 24.4.1884, als die Besitzungen des Kaufmanns A. Lüderitz in Südwest-Afrika, an der Mündung des Oranje-Flusses, „unter den Schutz des Deutschen Reiches“ gestellt wurden. Innerhalb eines Jahres folgten Kamerun, Ostafrika und Togo und schließlich 1899 ein Teil von Samoa. Die ihnen zugedachte Funktion als Siedlungsraum erfüllten diese Kolonien allerdings nur höchst bedingt; denn ca. 90% der registrierten deutschen ) Emigranten wanderten damals in die USA aus. 1914 lebten nur etwa 28.000 Europäer in den deutschen Kolonien, davon ca. 25.000 Deutsche. Auch die von der ) Imperialismustheorie unterstellte Kapitalaufnahmefunktion war kaum relevant: Lediglich 2,5% der damaligen deutschen ) Direktinvestitionen wurden in den Kolonien platziert. Da zwischen 1900 und 1914 der Anteil, den die ) Ausfuhr in die Kolonien an der Gesamtausfuhr des Deutschen Reiches hatte, lediglich 0,5–1,0% betrug, konnte es gleichfalls nicht ihre potenzielle Funktion als Absatzmarkt sein, welche die Attraktivität von Kolonien ausmachte. Weiterhin scheint, bspw. im Falle der deutschen Kolonien, deren Funktion als Rohstofflieferant bei weitem überschätzt zu werden. 1912 etwa stammten lediglich 0,2% des vom Deutschen Reich importierten Kaffees, 0,3% der Baumwolle, 2,4% des Kakaos, 3,9% des Kupfers und 14,0% des Kautschuks aus diesen Anbaugebieten.

Kommunikation

755

" Schinzinger, F.: Die Kolonien und das Deutsche Reich. Die wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Besitzungen in Übersee, Wiesbaden 1984. Stelzer, H.G.: Die Deutschen und ihr Kolonialreich, Frankfurt/Main 1984.

Komitologieverfahren ) International Financial Reporting Standards Kommanditgesellschaft ) Personengesellschaft Kommissionshandel ) B-to-B-Handel Kommunikation (1) Verständigung mit Hilfe von Zeichen aller Art (bspw. ) Sprache; ) Semiotik). Gemäß dem klassischen Sender-/Empfänger-Modell codiert der Sender seine Botschaften und transferiert sie mit Hilfe eines Mediums. Nur wenn der Empfänger den gleichen Code benutzt, um diese Zeichen, Signale bzw. Symbole zu entschlüsseln, kommt es zu Kommunikation; denn Verständigung ist erst dann möglich, wenn der Rezipient eine Botschaft in der gleichen Weise interpretiert wie der Sender. Da diese Codes kulturspezifisch definiert sind, ist interkulturelle Kommunikation besonders anfällig für Missverständnisse () Kultur). So drückt „ja“ in Japan mit weit geringerer Wahrscheinlichkeit Zustimmung zu einer Aussage des Gesprächs- bzw. Verhandlungspartners aus als bspw. in Deutschland oder in anderen Low Context-Kulturen () Kontextabhängigkeit). Und welche vorrangige Bedeutung dem (Bild-)Zeichen „Pferd“ innewohnt, hängt von der primären Funktion ab, welche das Pferd in dem jeweiligen Kulturkreis erfüllt (z.B. Arbeitstier, Fleischlieferant, Mittel der Sport- und Freizeitgestaltung). (2) Kommunikation vollzieht und gestaltet sich auf vielen Ebenen. Sie umfasst nicht nur die gesprochene oder geschriebene ) Sprache. Wer kommuniziert, d.h. sich mit anderen verständigt, nutzt dazu auch Bilder bzw. optische Zeichen, die gleichfalls kulturspezifisch codiert sind. Neben der dem Menschen zumeist bewussten verbalen Kommunikation zählen dazu die häufig mehr oder minder unbewussten Erscheinungsformen (vgl. Abb. 2). Es kommt bekanntlich nicht nur darauf an, was der Sender mitteilt, sondern auch wie, z.B. in welcher Tonhöhe oder mit welcher Lautstärke () Kommunikation, paraverbale). Bedeutsam sind weiterhin Gestik und Mimik. So winken Europäer andere durch eine wedelnde Handbewegung, die zum eigenen Körper hinführt, heran. Japaner „wedeln“ in die entgegengesetzte Richtung (d.h. vom eigenen Körper weg, was der seinem eigenen Code verhaftete Europäer zwangsläufig und irrtümlich als Aufforderung versteht, sich zu entfernen), und Koreaner strecken ihrem Arm mit nach unten gedrehter Handfläche aus und vollführen mit der Hand eine Flatterbewegung. Gemäß einer häufig zitierten Studie von A. Mehrabian hängt die Überzeugungskraft einer Botschaft nur zu 7% von ihrem verbalen Anteil ab, aber zu 55% von ihrem ) nonverbalen und zu 38% von ihrem paraverbalen Anteil. Die extraverbale Kommunikation konkretisiert sich in Raum und Zeit; hierzu zählen bspw. Art und Häufigkeit des Körperkontakts oder das kulturspezifische Verständnis von Pünktlichkeit (als Ausdruck von Zuverlässigkeit und Ehrerbietung in der einen oder Unterwürfigkeit in der anderen Kultur; ) Kommunikation, extraverbale). Abb. 1: Erscheinungsformen von Kommunikation Schriftliche Kommunikation

Mündliche Kommunikation

Verbale Kommunikation

Lexikalische, syntaktische, rhetorisch-stilistische Vertextungsmittel, Direktheit / Indirektheit

Nonverbale Kommunikation

Bilder, Zeichnungen, Diagramme, Form(at), Farbe, Layout, Faltweise, Materialqualität

Mimik, Gestik, Körperhaltung, Blickkontakt, Zuwendung (intentional vs. nichtintentional)

Paraverbale Kommunikation

Typographie, Interpunktion, Schreibweise, Anordnung von Bildelementen, Satzspiegel

Lautstärke, Stimmlage, Sprechrhythmus Lachen, Hüsteln, Pausen, Akzent

Extraverbale Kommunikation

Zeit (z.B. Erscheinungsweise), Raum (Ort und Modi der Textübermittlung; Medium), Zielgruppenorientierung

Zeit, Ort, Kommunikationsbeziehung (symmetrisch / asymmetrisch), Kontext, taktile (fühlbare) und olfaktorische (riechbare) Reize

Quelle: Bolten (1995, S.31).

756

Kommunikation, extraverbale

(3) Kommunikation kann „langsam“ (z.B. in den Printmedien) oder „schnell“ (z.B. in den elektronischen Medien), sie kann ) kontextabhängig oder unabhängig vom Kontext der Kommunikation interpretierbar sein. Besonders anfällig für kulturbedingte Missverständnisse ist Kommunikation immer dann, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Kultursensible Formen der verbalen Kommunikation Kriterium Form

Erscheinungsform Direkte Anrede ! Anrede mit Herr, Frau, Sehr geehrter ... usw. ! Verwendung von Vor- und Nachnamen oder eines Titels

Abhängigkeit von der Situation

! z.B. „Vorgesetzter / Untergebener“, „privat / öffentlich / beruflich“, Anwesenheit bestimmter Personen

Pronomen

! Unterschiedliche Anzahl an Pronomen für die Anrede, z.B. you in GB und USA; Du bzw. Sie in Deutschland Persönliche Beziehungen ! Inhalt und Dauer persönlicher Gespräche zur Auflockerung zu Beginn von Verhandlungen u.a. geschäftlichen Treffen ! Direkte oder indirekte Delegation von Aufgaben ! Bereitschaft, die Wünsche des Gegenübers zu erfüllen (grundsätzlich wahre Aussagen vs. bewusstes Lügen?).

Themenwahl Machtverhältnis

Ausführlichkeit

! Akzeptanz von Abkürzungen (z.B. it's für it is oder can't für can not etc.) ! (Un)Vollständigkeit von Sätzen (z.B.: anstatt „Entschuldigen Sie, Herr X, hier ist ein Telefongespräch“ nur „Telefon“).

Kommunikationsstil

! Akzeptanz der Alltagssprache im Berufsleben ! Grad an Formalität ! Häufigkeit und Akzeptanz von Unterbrechungen

Grammatik

! Komplexität

Thematische Organisation

! Verbindlichkeit der Agenda ! Grad der Direktheit von Einführung, Aufrechterhaltung, Modifikation und Änderung von Themen

Argumentation

! Art der Argumentation (direkt-indirekt, logisch-anekdotisch, naturwissenschaftlich-intuitiv, deduktiv-induktiv) ! Funktion von Erzählungen und Anekdoten ! Stellenwert von Sprichworten, Metaphern, Weisheiten, grundsätzlichen Maximen Zuhören

Stil

! Zwischenfragen / Feedback zu angesprochenen Themen usw. ! Aktives vs. passives Zuhören ! Was wird gesagt? Was wird nicht gesagt?

Diskussion

Inhalt Quelle: Hasenstab (1999, S.162); modifiziert.

" Bolten, J. (Hrsg.): Cross Culture. Interkulturelles Handeln in der Wirtschaft, 2.Aufl., Sternenfels 1999. Hall, E.T.; Hall, M.R.: Understanding Cultural Differences, Yarmouth/ME 1990. Hasenstab, M.: Interkulturelles Management, Sternenfels 1999. Mehrabian, A.: Nonverbal Communication, 3rd Ed., Chicago 1981. Mehrabian, A.: Räume des Alltags oder wie die Umwelt unser Verhalten bestimmt, Frankfurt/Main 1987. Müller, W.G.: Die Standardisierbarkeit internationaler Werbung, in: Marketing#ZFP, 18.Jg. (1996), Nr.3, S.179-190. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.367ff.

Kommunikation, extraverbale bildet zusammen mit der verbalen, der nonverbalen und der paraverbalen Kommunikation die wichtigsten Erscheinungsformen von ) Kommunikation. Extraverbale Kommunikation manifestiert sich in dem in vielerlei Hinsicht kulturspezifisch geprägten Zeit- und Raumverhalten () Kultur; ) Zeitwahrnehmung).

Kommunikation, interkulturelle

757

(1) Eine wichtige Dimension extraverbaler Kommunikation ist die Art und Weise, wie Gesellschaften mit ) Distanz und Nähe umgehen. Hall & Hall (S.11) sprechen in diesem Zusammenhang von „unsichtbaren Gebilden“, welche eine Person umgeben. Die so genannten Bubbles bestimmen, wie nahe man einander kommen darf (d.h. wo der private Raum endet und der öffentliche Raum beginnt). Die Ausdehnung der Bubbles hängt bspw. davon ab, welcher Art die Beziehung ist, welche zwei oder mehr Personen miteinander verbindet, in welcher emotionalen Verfassung sich die Beteiligten befinden und welchen kulturellen Hintergrund sie haben () Emotion). So beanspruchen Nordeuropäer c.p. einen größeren „privaten Raum“ als Südeuropäer (vs. „öffentlicher Raum“). Die zu schützende Intimsphäre kann z.B. in der Privatwohnung bestehen, in die nur wenige gute Freunde und keine Angehörige des „öffentlichen Raumes“ eingeladen werden. Der geringste „private Raum“ ist die Körperdistanz. Sie wird durch verschiedene nonverbale Signale reguliert (z.B. sich entfernen, sich abwenden, die Arme vor der Brust kreuzen). Kultursensibel sind weiterhin der sozial akzeptierte körperliche Abstand sowie Art und Anzahl der Berührungen zwischen Gesprächspartnern. Während Lateinamerikaner es gerade im Privatbereich bevorzugen, ihrem Gegenüber auch körperlich nahe zu sein, um ihn gegebenenfalls an Arm oder Schul ter berühren zu können, neigen Nordeuropäer wie auch Nordamerikaner dazu, dies als unangebrachte Intimität zu empfinden. Wird die „richtige“ Körperdistanz unterschritten, so signalisiert dies der davon unangenehm Berührte häufig mit folgenden extraverbalen Codes: sich abwenden, sich entfernen oder die Arme vor der Brust kreuzen. Auch hinsichtlich Intensität und Häufigkeit des Körperkontakts bestehen gravierende Unterschiede. Puerto Ricaner (= 180 Kontakte) und Franzosen (= 110), die in einem Café zusammensitzen, berühren sich während einer bestimmten Zeiteinheit weitaus häufiger als Amerikaner, die in Florida beheimatet sind (= 2), oder Besucher eines Londoner Caféhauses (= 0). Das Territorialverhalten wiederum ist bedeutsam dafür, wie Menschen mit Orten und Plätzen umgehen. Ein eigenes Büro verleiht in den USA einen höheren Status als in Frankreich, wo sich Manager gerne mit ihren Mitarbeitern „umgeben“. Im Zentrum der Kommunikation zu stehen und damit die Möglichkeit zu haben, Einfluss zu nehmen und Kontrolle auszuüben: Diese Position erscheint Franzosen im Regelfall reizvoller als ein eigenes „Revier“ () Proxemik). (2) Ritualisierte Formen extraverbaler Kommunikation sind bei der Begrüßung zu beobachten () Ritual). Das Spektrum der Begrüßungsrituale reicht von dem in weiten Teilen Deutschlands üblichen „Hände schütteln“, dem distanzierten „Hallo“, der Verneigung mit vor der Brust gekreuzten Armen bis zu der in Japan üblichen Verbeugung (die vom beidhändigen Tausch der Visitenkarten begleitet wird). In Thailand wiederum ist es nicht nur üblich, die Handflächen in Gesichtshöhe zusammenzuführen, sondern auch zur Begrüßung ein ) Geschenk zu überreichen. Abhängig von ) Landeskultur, Anlass und Art der Beziehung zwischen den sich begegnenden Personen kann das Begrüßungsritual aber auch im Kopfnicken, einer Umarmung oder im Wangenkuss bestehen () Begrüßung & Small Talk). " Argyle, M.; Trower, P.: Signale von Mensch zu Mensch, Weinheim 1981, S.25ff. Hall, E.T.; Hall, M.R.: Understanding Cultural Differences, Yarmouth/ME 1990.

Kommunikation, interkulturelle befasst sich mit den kulturspezifischen Besonderheiten zwischenmenschlicher ) Kommunikation, insb. im Bereich der extraverbalen und der nonverbalen Kommunikation () Kultur). Dass sich dieses Wissensgebiet als eigenständige wissenschaftliche Disziplin etabliert hat, dokumentieren u.a. die in den siebziger Jahren gegründeten Zeitschriften (International Journal of Intercultural Relations und The International and Intercultural Communication) sowie die in den achtziger Jahren gegründeten einschlägigen wissenschaftlichen Gesellschaften: Association pour la Recherche Interculturelle (ARIC) und Society for Intercultural Education, Training and Research (SIETAR). " Knapp, K.: Interpersonale und interkulturelle Kommunikation, in: Bergemann, N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2003, S.109-135. Lustig, W.M.; Koester, J.: Intercultural Competence. International Communication Across Cultures, 16th Ed., Princeton/NJ. 2009. Scollon, R.; Wong Scollon, S.: Intercultural Communication. A Discourse Approach, 2nd Ed., Oxford 2001. Thomas, A.; Kinast, E.-U.; Schroll-Machl, S. u.a. (Hrsg.): Handbuch Interkulturelle Kommunikation und Kooperation, 2 Bd., Göttingen 2003.

(

http://www.unifr.ch/ipg/sitecrt/ARIC/; http://www.sietar.org

758

Kommunikation, interpersonelle

Kommunikation, interpersonelle ) Beeinflussbarkeit Kommunikation, kommerzielle (1) gemäß Gemeinschaftsrecht () Europäische Union) jede Form von Kommunikation, welche der mittel- und/oder unmittelbaren Förderung des Absatzes von Waren- und/oder ) Dienstleistungen dient oder das Erscheinungsbild eines Unternehmens, einer sonstigen Organisation oder einer natürlichen Person, welche eine Tätigkeit im Handel, Gewerbe bzw. Handwerk oder einen freien Beruf ausübt, beeinflussen soll. (2) Art und Intensität der kommerziellen Kommunikation werden durch eine Reihe von Gesetzen geregelt. Vor allem ist sie laut Richtlinie 2000/31/EG des ) Europäischen Parlaments und des ) Europäischen Rates „über bestimmte rechtliche Aspekte der Dienste der Informationsgesellschaft, insb. des elektronischen Geschäftsverkehrs, im Binnenmarkt“ eindeutig als solche zu kennzeichnen () Gesetz zum Elektronischen Geschäftsverkehr). Allgemein gilt, dass der werbliche Charakter von kommerzieller Kommunikation eindeutig erkennbar sein muss. Die natürliche oder juristische Person, welche eine kommerzielle Kommunikation in Auftrag gegeben hat, muss identifizierbar sein. Diesem Gebot unterliegen auch Angebote zur Verkaufsförderung (z.B. Gewinnspiele, Preisnachlässe, Preisausschreiben, Zugaben und ) Geschenke), soweit sie im Herkunftsland des Anbieters zulässig sind () Herkunftslandprinzip). Jedermann muss leicht in den Genuss dieser Maßnahmen kommen können. Die Bedingungen, unter denen dies möglich ist, sind klar und unzweideutig zu kommunizieren. Nicht angeforderte kommerzielle Kommunikation in Gestalt von elektronischer Post, die im Herkunftsland zulässig ist, muss im Bestimmungsland vom Adressaten als solche klar und unzweideutig erkennbar sein. Kommunikation, kontextabhängige (1) liegt dann vor, wenn ein Großteil der Information implizit ausgetauscht und erst durch die begleitenden non- und paraverbalen Zeichen verständlich wird () Mimik, Gestik, ) Blickkontakt oder Körperhaltung; ) Kommunikation, nonverbale bzw. paraverbale). Das Wort „Nein“ etwa bedeutet nicht einfach „Nein“, wenn es durch ein Lächeln entkräftet, relativiert oder sogar in sein Gegenteil verkehrt wird () Lachen). Wer kontextabhängig kommuniziert, formuliert seine individuellen Absichten, ) Bedürfnisse oder Wünsche nicht direkt, sondern drückt diese nach Möglichkeit bildhaft aus (z.B. mit Hilfe von ) Metaphern). Während die Bedeutung von Wörtern in den alphabetischen Sprachen im Regelfall durch die spezifische Abfolge von Vokalen und Konsonanten eindeutig festgelegt ist, muss sich der Leser von Schriftzeichen sehr viel stärker auf kontextuelle Informationen verlassen, will er die Bedeutung eines einzelnen Wortes erschließen () Sprache). (2) Am größten ist der Verbreitungsgrad der „stillen Sprache“ im arabischen und im mediterranen Raum sowie in Lateinamerika. Während Angehörige solcher High Context-Kulturen sich häufig mit Hilfe der Silent Language verständigen, kommuniziert man in Low Context-Kulturen bevorzugt explizit (d.h. hauptsächlich verbal). Auch Franzosen bevorzugen es, Botschaften diskret „zwischen den Zeilen“, d.h. kontextabhängig zu übermitteln. „Teutonische Direktheit“ erscheint nicht nur ihnen plump und brüskierend. In den deutschsprachigen Ländern und in Skandinavien hingegen wird vorzugsweise kontextunabhängig kommuniziert. (3) Die Wirksamkeit einer Botschaft hängt häufig nicht nur stärker vom Kontext als vom Inhalt der Kommunikation ab, sondern auch vom Sprach- und ) Argumentationsstil. " Breuer, J.: Syntonie und Interface. Konfliktlösungs-Service für deutsch-französische Kooperationen, in: Marktforschung & Management, 34.Jg. (1990), Nr.1, S.22-26. Gudykunst, W.B.; Ting-Toomey, S.; Chua, E.: Culture and Interpersonal Communication, Beverly Hills/CA 1988. Hall, E.T.: Beyond Culture, Garden City/NY 1976. Tavassoli, N.T.: Temporal and Associative Memory in Chinese and English, in: Journal of Consumer Research, Vol.26 (1999), No.2, pp.170-181.

Kommunikation, nonverbale im engeren Sinn Körpersprache (Mimik, Gestik und ) Blickkontakt), die, anders als die verbale Kommunikation, zumeist unbewusst verläuft und deshalb häufig mehr über die ) Emotionen der kommunizierenden Personen aussagt als die gesprochene ) Sprache. Manche Autoren fassen dieses

Kommunikation, nonverbale

759

Forschungsgebiet weiter und subsumieren ihm die Zeit-, die Raum- sowie die Vertragssprache (vgl. Abb. 1) und damit auch Bereiche, die M. Hasenstab, J. Bolten und andere teilweise der extraverbalen Kommunikation zurechnen () Kommunikation, extraverbale). Abb. 1: Formen der nonverbalen Kommunikation

Gestik

Körperhaltung Mimik

Zeitbewusstsein Blickkontakt

Körpersprache

Zeitvorstellung

Zeitsprache

Zeitauffassung

Nonverbale Kommunikation

Raumsprache

Körperabstand

Vertragssprache

schriftlich vs. mündlich

Grad der Detailliertheit

Privater vs. öffentlicher Raum

Begrüßungsrituale

Hierarchische Position der Verhandlungsführer

Quelle: Rothlauf (2009, S.188), modifiziert.

(1) Mimik dient wesentlich dazu, ) Emotionen körperlichen Ausdruck zu verleihen. C. Darwin hat 1872 in 'The Expression of Emotions in Man and Animals' erstmals argumentiert, dass der Mensch die wichtigsten Emotionen (Freude, Trauer, Ärger, Furcht etc.) mittels spezifischer, angeborener Muster ausdrückt, vorrangig mimisch und stimmlich. Neuere kulturvergleichende Untersuchungen bestätigen diese universalistische Position teilweise. Weltweit reagieren Kinder auf plötzliche, ungewohnt laute Geräusche mit Angst, ohne dies vorher erlernt zu haben. Und amerikanische wie japanische Säuglinge reagierten auf eine leichte Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit mit dem gleichen leidenden Gesichtsausdruck und Lauten des Missfallens. Insgesamt geht man davon aus, dass unabhängig von der Kulturzugehörigkeit folgende Emotionen in kulturinvarianter Weise ausgedrückt werden: Ekel, Fröhlichkeit, Furcht, Trauer, Überraschung, Verachtung und Wut. Gemäß der kulturrelativistischen Position sind Gefühle jedoch nicht vollständig genetisch determiniert () Kulturismus vs. Universalismus). Vielmehr entscheiden häufig kulturell geprägte „Emotionsregeln“ (d.h. ) Normen) über die Ausdrucksmodalität: Welche Emotionen werden in welcher Situation wie angemessen geäußert? Insofern ist Mimik auch eine gelernte Reaktion auf kulturelle Konventionen. Anders als das auch akustisch ausgedrückte ) Lachen ist Lächeln ausschließlich ein mimisches Phänomen. Europäer unterscheiden zwischen dem echten Lächeln (erkennbar an den gleichmäßig nach oben gezogenen Mundwinkeln, den dadurch entstehenden Grübchen sowie den „Krähenfüßen“ an den Augenwinkeln), das gemeinhin als eine freundliche Aufforderung zur Annäherung bzw. zum Gespräch verstanden wird, und dem falschen bzw. verächtlichen Lächeln. Letzteres erzeugt zwar auch die nach oben gezogenen Mundwinkel und die Grübchen; überdies aber werden dabei die Winkel der Lippen kontrahiert. Charakteristisch sind weiterhin eine starke Asymmetrie, das Fehlen der Krähenfüße und das abrupte Erscheinen oder Verschwinden des „falschen Lächelns“. Asiaten lächeln zum einen, um

760

Kommunikation, nonverbale

die üblichen positiven Emotionen (z.B. Sympathie, Freude) auszudrücken, und zum anderen aber auch, um einem ) Kulturstandard zu entsprechen: Gefühle, deren sichtbarer Ausdruck sozial unerwünscht ist (z.B. Ärger, Trauer, Verlegenheit, Verwirrung), sind zu verbergen, um die Mitmenschen nicht mit den eigenen Problemen zu belasten oder ihr Mitleid zu erregen. Nichtasiaten empfinden dieses soziale Lächeln häufig als maskenhaft (z.B. stereotyp, erstarrt), da sie mangels Übung dieses mimische Signal nicht hinreichend differenziert wahrnehmen können. Tatsächlich erfüllt es höchst unterschiedliche kommunikative und soziale Funktionen (Begrüßung, Zustimmung, Ermahnung, Zeichen der Verlegenheit, Bitte um einen Gefallen, indirekter Ausdruck von Trauer). Experimentell lässt sich zeigen, dass das „soziale Lächeln“ nicht genetisch programmiert, sondern erlernt ist. Japaner und Amerikaner, die einen bestimmten Film betrachten und sich dabei unbeobachtet wähnen, haben dabei einen weitgehend vergleichbaren Gesichtsausdruck (je nach Filmsituation Trauer, Furcht, Freude etc.). Betritt jedoch ein Angehöriger des eigenen Kulturkreises den Raum, so maskieren Japaner „negative“ Gefühle mit einem freundlichen Lächeln, während Amerikaner ihren ursprünglichen, ablehnenden Gefühlsausdruck beibehalten. (2) Gestik und Körperhaltung wurden zumeist nur in Gestalt „redebegleitender Handbewegungen“ untersucht. Während C. Darwin von einer kulturinvarianten spezifischen Motorik ausging, die mehr oder minder zwangsläufig bestimmte Emotionen begleitet (z.B. Händeringen oder das Gesicht in den Händen verbergen), zeigen neuere Studien Gegenteiliges. Demnach unterliegen zahlreiche Gesten sozialen Konventionen, weshalb sie bei interkulturellen Begegnungen hinreichend Anlass für Missverständnisse geben. So deuten Angelsachsen einen von Daumen und Zeigefinger geformten Kreis als Zeichen für „alles o.k.“, Bewohner romanischer und einiger südamerikanischer Länder hingegen als Beleidigung, und Japaner verbinden damit „Geld“, Äthiopier hingegen „Homosexualität“. Der nach oben gerichtete Daumen signalisiert in westlichen Ländern Anerkennung („gut gemacht!“), in Ghana, Iran und anderen Ländern hingegen Vulgäres. In Japan meint die Thumb Up-Geste „Freund“ bzw. „Partner“, während Sarden und Iraner damit etwas Obszönes verbinden. Die Hand Purse-Geste entsteht, wenn man die Daumenspitze so mit den Spitzen der übrigen Finger einer Hand zusammenführt, dass sich alle fünf berühren und nach oben zeigen. Für Italiener bedeutet dies „was versuchst du soeben zu sagen?“, für Spanier „gut“ und für Tunesier „nicht so schnell“. Vor der Brust verschränkte Arme symbolisieren auf den Fidschi-Inseln Respekt, in Finnland jedoch Arroganz. Anlass zu teilweise gravierenden Fehlinterpretationen gibt auch das Kopfnicken. In Mitteleuropa signalisiert es Zustimmung, in der Türkei oder in Griechenland hingegen Ablehnung oder Verneinung. Gleiches gilt für Indien und Teile Afrikas. Japaner, Chinesen u.a. wiederum drücken damit lediglich aus, dass sie verstanden haben, was ihr Gegenüber gesagt hat (und nicht Zustimmung oder Ablehnung). Möglicherweise will der asiatische Gesprächspartner auch nur zu verstehen geben, dass er dem Gespräch folgt. Wer den Kopf schüttelt, sagt damit gestisch im Regelfall „nein“. Nicht so Bulgaren, die auf diese Weise Zustimmung ausdrücken. Zum Zeichen der Ablehnung werfen sie den Kopf zurück, um ihn sogleich wieder aufrecht zu halten. (3) Art und Dauer des ) Blickkontakts sind gleichfalls wichtige Parameter sozialer Interaktion und Kommunikation. Was dabei als „angemessen“ gilt, variiert in Abhängigkeit von zahlreichen Variablen (z.B. ) Geschlecht und Stellung der beteiligten Personen; ) Landeskultur). In Deutschland erscheint eine Person, die den Blickkontakt meidet, tendenziell verdächtig. Deshalb rät der Autor des bei Briten beliebten Reiseführers Lonely Planet Germany seinen Lesern, bei persönlichen Gesprächen mit Deutschen dem Gegenüber unmittelbar in die Augen zu sehen, da dieser sie sonst als unsicher bzw. gehemmt einstufen würde. Dauert ein Blickkontakt aber „zu lange“, zumal zwischen ) Fremden, so können unbeabsichtigte Folgen eintreten: In Japan legte die traditionelle Erziehung allergrößten Wert darauf, den direkten Blickkontakt möglichst zu meiden. Um mit seinem Gesprächspartner zu kommunizieren, hatte man eine leicht vorgeneigte Position einzunehmen, um auf diese Weise Respekt zu bezeugen. Schwarze Amerikaner oder Westafrikaner empfinden direkten Blickkontakt sogar als Drohung, und für Lateinamerikaner, Angehörige ) konfuzianisch geprägter Gesellschaften sowie einige afrikanische Kulturen zeugt es von mangelndem Respekt, wenn Angehörige niederer sozialer Schichten Höhergestellte unmittelbar anschauen.

Kommunikation, nonverbale

761

(4) Die Raumsprache signalisiert in interkulturellen Kontaktsituationen die unterschiedlichen ) Bedürfnisse, die Menschen im Umgang mit dem und der Nutzung des Raumes haben. In manchen Kulturen legen die Menschen großen Wert auf Körperabstand, während es anderswo üblich ist, nahe bei einander zu stehen und sich häufig zu berühren. Wie sich etwa beim Schlange stehen beobachten lässt, legen Russen weniger Wert auf einen weiten privaten Raum als Deutsche. Nordamerika, Nordeuropa sowie Ostasien zählen zu den berührungsarmen Kulturen. Hingegen ist in Südamerika, Südeuropa und dem Nahen Osten häufiger, intensiver Körperkontakt üblich. (5) Mit dem Siegeszug des Internet wurde eine spezielle Facette kulturinvarianter nonverbaler Kommunikation weltweit verbreitet: die Smileys. Ihr Erfinder soll S. Fahlman sein, der angeblich anfangs der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in den USA die ersten Gefühlsbotschaften verschickte. Die nachstehenden grafischen Gebilde (vgl. Abb. 2) erschließen sich, wenn der Betrachter den Kopf nach links neigt. Abb. 2: Wichtige nonverbale Gefühlsbotschaften im Internet :-) :-)) ;-) :-D :-( :-c :-C :'-( :-I :-II :-@ :-> :-o I-( I-I :-x :-/ :*) (-: ::-) II*(

User ist fröhlich/lächelt/hat Spaß User ist besonders fröhlich Augenzwinkern. User meint etwas ironisch oder flirtet User lacht jemanden aus Enttäuschung, Trauer. User findet etwas nicht witzig User ist traurig User ist unglaublich traurig User weint User ist uninteressiert, ihr/ihm ist etwas gleichgültig, oder sie/er ist leicht verärgert User ist sehr verärgert User ist extrem verärgert/schreit User machte gerade sehr sarkastischen Kommentar Überraschung („o nein!“) Es ist spät in der Nacht, und User ist müde User schläft Kuss User ist skeptisch User ist betrunken User ist Linkshänder User trägt normale Brille User bietet Händedruck (zur Versöhnung) an ...

Quelle: www.wiso.uni-erlangen.de/wiaklsmileys.html; in: Psychologie Heute, 28.Jg. (2001), Nr.12, S.9.

" Argyle, M.: Körpersprache & Kommunikation. Das Handbuch zur nonverbalen Kommunikation, 8.Aufl., Paderborn 2002. Blom, H.; Meier, H.: Interkulturelles Management, Herne 2002, S.86. Bolten, J. (Hrsg.): Cross Culture. Interkulturelles Handeln in der Wirtschaft, 2.Aufl., Sternenfels 1999. Camras, L.A.; Oster, H.; Campos, J.J.; Miyake, K.; Bradshaw, D.: Japanese and American Infants’ Responses to Arm Restraint, in: Developmental Psychology, Vol.28 (1992), pp.578-583. Ekman, P., Friesen, W.V.: A New Pan-Cultural Facial Expression of Emotion, in: Motivation and Emotion, Vol.10 (1986), pp.159-168. Ekman, P.: Expression and the Nature of Emotion, in: Scherer, K.R.; Ekman, P.: Approaches to Emotion, Hillsdale/NJ 1984, pp.319-344. Feyereisen, P.; de Lanno, J.D.: Gestures and Speech, Cambridge 1991. Grammer, K.; Eibl-Eibesfeldt, J.: Emotionspsychologische Aspekte im Kulturvergleich, in: Thomas, A. (Hrsg.), Kulturvergleichende Psychologie, Göttingen 1993, S.297-322. Gudykunst, W.B.; Ting-Toomey, S.; Nishida, T.: Communication in Personal Relationships Across Cultures, Thousand Oaks/CA 1996. Harris, P.R.; Moran, R.T.: Managing Cultural Differences, 4th Ed., Houston 1996, pp.44ff. Hasenstab, M.: Interkulturelles Management, Sternenfels 1999. Knapp, K.: Interkulturelle Kommunikationsfähigkeit als Qualifikationsmerkmal in der Wirtschaft, in: Bolten, J. (Hrsg.), Cross Culture. Interkulturelles Handeln in der Wirtschaft, 2.Aufl., Sternenfels 1999, S.16. Knapp, M.L.; Hall, J.A.: Nonverbal Communication in Human Interaction, Orlando/FL 1997. Morsbach, H.: Aspects of Nonverbal Communication in Japan, in: Journal of Nervous and Mental Disease, Vol.157 (1973), pp.262-277. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.410ff. Rothlauf, J.: Interkulturelles Management, 3.Aufl., München 2009. Scherer, K. R.; Wallbott, H.: Evidence for Universality and Cultural Variation of Differential Emotion Response Patterning, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.66 (1994), pp.310-328. Tomkins, S.: Affect, Imagery, Consciousness, Vol.1, New York 1962.

762

Kommunikation, paraverbale

Kommunikation, paraverbale „neben“ der verbalen ) Kommunikation eingesetzte, diese teils begleitende, teils ergänzende kommunikative Signale (entsprechend der Wortbedeutung des Präfix 'para'). Die paraverbale Kommunikation umfasst neben der schriftlich-visuellen Kommunikation (Typographie, Interpunktion, Schreibweise oder Anordnung von Bildelementen) auch die mündlich-akustische Kommunikation (Lautstärke, Stimmlage und Tonhöhe sowie Sprechrhythmus und Sprechgeschwindigkeit). (1) Eine in besonderem Maße bedeutsame Erscheinungsform der paraverbalen Kommunikation aber ist das Schweigen. Allgemein gelten westliche Gesellschaften als „Verbalkulturen“, während es von Japanern und anderen asiatischen ) Gesellschaften heißt, sie präferierten die Stille. Wie die neuere Forschung indessen zeigt, gilt dies nicht generell, sondern nur im Umgang mit Freunden. Kommunizieren sie jedoch mit ) Fremden, so sind Japaner negativer gegenüber Stille eingestellt als Amerikaner, die sich ihrer als Macht- und Beeinflussungsstrategie bedienen () Einstellung). Mehr als Japaner sind sie sich bewusst, dass und mit welchem Ziel sie schweigen (z.B. um Verhandlungspartner einzuschüchtern; ) Verhandlung). Schweigen ist weiterhin für die Gesprächsführung bedeutsam: Im Normalfall regeln Blickkontakt, Intonation, Gesprächspausen etc. die Sprecherfolge. Generell gilt, dass lange Gesprächspausen mehrdeutige, in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation zu interpretierende paraverbale Signale sind. Sie können bedeuten: ! in normalen Gesprächen: Ende der Mitteilung, des Satzes, ! in Streitgesprächen: Mittel der Konfrontation, ! in Konfliktsituationen: Eingeständnis der eigenen Niederlage. Darüber hinaus sind charakteristische kulturelle Unterschiede zu beachten: Weil es bspw. in angelsächsischen Ländern als unhöflich gilt, jemanden zu unterbrechen, greift dort Gesprächsteilnehmer B erst dann in die Diskussion ein, wenn A seine Ausführungen offensichtlich beendet hat (vgl. Abb.). Kommunikationsstil in Abhängigkeit vom Sprach- und Kulturraum Diskussionsstil

Sprachraum Angelsächsisch

Lateinisch

Orientalisch

Stimmlage

A B

A B

A B

Quelle: Trompenaars (1993, S.102f.); leicht modifiziert.

Ist A jedoch ein Finne und neigt zu den in seiner ) Heimat üblichen langen Gesprächspausen, so wird B diese wahrscheinlich vorschnell als Ende der Argumentation begreifen. In romanischen Ländern hingegen ist es durchaus üblich, sich gegenseitig ins Wort zu fallen. Nicht zuletzt dadurch bekunden Gesprächspartner dort ihr Interesse an der Diskussion. Diese Form der „lebendig-chaotischen Gesprächsführung“ ist in der Mehrzahl der übrigen westlichen Kulturen ebenso unerwünscht wie das Gegenteil: Stille bzw. lange Gesprächspausen. In orientalischen Sprachen hingegen drückt die „stille Kommunikation“ () Kontextabhängigkeit) besondere Achtung vor dem Gesprächspartner aus: Man lässt ihm Zeit, seine Gedanken darzulegen, ohne ihn zu unterbrechen. Erschwerend kommt hinzu, dass diese paraverbalen Signale zumeist mehrdeutig sind bzw. ihre Botschaft situativ variiert. In normalen Gesprächen können sie Ende der Mitteilung, des Satzes etc. bedeuten, in Streitgesprächen als Mittel der Konfrontation eingesetzt werden und in ) Konfliktsituationen das Eingeständnis der eigenen Niederlage sein.

Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle

763

(2) Stimmlage und Tonhöhe: Der für die Überzeugungskraft des Sprechers überaus bedeutsame Tonfall ist teils biologisch bestimmt, teils kulturell überformt. Weltweit () Universalismus) werden laute und scharfe Töne als Ausdruck von Ärger, Aggression und Dominanz verstanden, während hohe sowie dünne Töne als Hinweis auf Angst und Hilflosigkeit gewertet werden. Ein Indiz für Kulturspezifität ist, dass die Mitglieder vieler Kulturen die typisch britische Tonhöhe als affektiert, im Extremfall gar als weibisch wahrnehmen, während britische Reiseführer Deutschlandbesucher davor warnen, den „typischen deutschen Tonfall“ als Ablehnung oder gar Drohung zu empfinden. In den meisten romanischen Ländern gelten Hebungen oder Senkungen im Sprachfluss als Hinweis darauf, dass der Sprecher stark involviert ist. In den arabischen Sprachen drückt ein monotoner Stil Selbstbeherrschung und Respekt aus. (3) Lautstärke: Europäer sprechen aus asiatischer Sicht zumeist „zu laut“ und erscheinen damit als unhöflich. Dort gilt eher: Je wichtiger das Gesprächsthema, desto ruhiger die Intonation. Allerdings ist es in manchen südasiatischen Ländern üblich, denjenigen Teil einer Äußerung, der das Gesagte nochmals aufgreift, lauter auszusprechen als den weiterführenden Teil der Argumentation () Argumentationsstil). (4) Lachen kann dazu dienen, ) Emotionen paraverbal auszudrücken oder zu verbergen () Gesicht wahren). Lächeln wiederum ist ein primär mimisches Phänomen () Kommunikation, nonverbale). " Blom, H.; Meier, H.: Interkulturelles Management, Herne 2002, S.83ff. Driessen, C.: Kulturschock Germany, in: Sächsische Zeitung, Nr.86 (13./14.4.2002), S.28. Frick, R. W.: Communicating Emotion, in: Psychological Bulletin, Vol.97 (1985), pp.412-429. Hasegawa, T.; Gudykunst, W.B.: Silence in Japan and the United States, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.29 (1998), No.5, pp.668-685. Knapp, K.: Interpersonale und interkulturelle Kommunikation, in: Bergemann, N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2003, S.109-135. Trompenaars, F.: Riding the Waves of Culture. Understanding Cultural Diversity in Business, London 1993, S.102f.

Kommunikation, stille meint allgemein jede Form von ) Kommunikation, die sich lautlos vollzieht () Kommunikation, extra-, non- oder paraverbale). Im Besonderen aber ist damit das von E.T. Hall in die Literatur eingeführte Konzept der Silent Language gemeint () Kontextabhängigkeit). " Hall, E.T.: The Silent Language, New York 1959.

Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle wird teils als zentrale Komponente interkultureller ) Kompetenz beschrieben (bspw. Gudykunst & Lee) und teils mit diesem ) Konstrukt gleichgesetzt. Besondere Bedeutung hat dabei das von B.D. Ruben entwickelte Konzept erlangt, von dem ausgehend Koester & Olebe die Behavioral Assessment Scale for Intercultural Communication Effectiveness (BASIC) entwickelt haben. Es konzeptionalisiert interkulturelle Kommunikationsfähigkeit als achtdimensionales Konstrukt: ! Respekt (= Fähigkeit, Angehörige anderer ) Kulturen zu achten), ! Bewertung (= Fähigkeit, anderen in einer nicht wertenden Weise zu begegnen), ! Ursachenzuschreibung (= Art und Weise, wie Personen ihr eigenes Verhalten und das anderer Personen erklären; ) Attributionstheorien), ! aufgabenorientiertes und verhaltensorientiertes Rollenverhalten (= Fähigkeit, sich in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation angemessen aufgabenorientiert sowie sozioemotional zu verhalten), ! Interaktionsmanagement (= Fähigkeit, Interaktionen aktiv zu gestalten) und ! Ambiguitätstoleranz (= Fähigkeit, neue, mehrdeutige Situationen zu akzeptieren). Allerdings ist diese Faktorenstruktur fraglich. " Gudykunst, W.B.; Lee, C.M.: Cross-Cultural Communication Theories, in: Gudykunst, W.B.; Mody, B. (Eds.), Handbook of International and Intercultural Communication, Thousand Oaks/CA 2002, pp.25-50. Heringer, H.J.: Interkulturelle Kommunikation, Tübingen 2004. Knapp, K.: Interkulturelle Kommunikationsfähigkeit als Qualifikationsmerkmal für die Wirtschaft, in: Bolten, J. (Hrsg.), Cross-Culture. Interkulturelles Handeln in der Wirtschaft, Sternenfels 1995, S.9-24. Olebe, M.; Koester, J.: Exploring the Cross-Cultural Equivalence of the Behavioral Assessment Scale for Intercultural Communication, in: International Journal of Intercultural Relations, Vol.13 (1989), No.3, pp.333-347. Ruben, B.D.: Assessing Communication Competency for Intercultural Adaption, in: Group & Organization Studies, Vol.1 (1976), No.3, pp.334-354. Spitzberg, B.H.: A Model of Intercultural Communication Competence, in: Samovar, L.; Porter, R. (Ed.), Intercultural Communication. A Reader, Belmont 2000, pp.375-387. Wiseman, R.L.: Intercultural Communication Competence, in: Gudykunst, W.B.; Mody, B. (Eds.), Handbook of International and Intercultural Communication, Thousand Oaks/CA 2002, pp.207-224.

764

Kommunikationskompetenz, interkulturelle

Kommunikationskompetenz, interkulturelle ) Kompetenz, interkulturelle Kommunikationspolitik, interkulturelle zieht zur Planung, Gestaltung und Bewertung von kommunikationspolitischen Maßnahmen Erkenntnisse ausgewählter Kulturwissenschaften heran. Während im Mittelpunkt der internationalen Kommunikationspolitik das Streben nach Standardisierung kommunikationspolitischer Maßnahmen steht, betont interkulturelle Kommunikationspolitik stärker die Notwendigkeit der Differenzierung, der Anpassung an die ) Landeskultur () Kultur; ) Kommunikationspolitik, internationale; ) Standardisierung vs. Differenzierung). So empfiehlt es sich bei kollektivistischen, kontextabhängigen Zielgruppen (z.B. Chinesen, Japaner, Koreaner), vor allem visuelle Stimuli einzusetzen (insb. ) Symbole, Assoziationen). Bei individualistischen, kontextunabhängigen Zielgruppen sollten hingegen Informationen (z.B. vergleichende Produktinformationen) Vorrang haben () Individualismus vs. Kollektivismus; ) Kontextabhängigkeit). " de Mooij, M.: Global Marketing and Advertising. Understanding the Cultural Paradoxes, 3rd Ed., Thousand Oaks/CA 2010. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl.; München 2011. Schugk, M.: Marketing, in: Straub, J.; Weidemann, A.; Weidemann, D. (Hrsg.), Handbuch interkulturelle Kommunikation und Kompetenz, Stuttgart 2007, S.595-604. Usunier, J.-C.; Lee, J.A.: Marketing Across Cultures, 5th. Ed., Harlow 2009.

Kommunikationspolitik, internationale umfasst eine Vielzahl von Instrumenten und Strategien (bspw. ) Leitbildwerbung; → Product Placement). Die internationale Kommunikationspolitik unterliegt restriktiven Vorgaben (z.B. ) Kinder- und jugendbezogene Werbung; ) Werbung irreführende). Zu den zentralen Fragenstellungen aber zählt das Standardisierungsproblem (→ Standardisierung vs. Differenzierung): Können Werbemaßnahmen weltweit bzw. europaweit vereinheitlicht werden oder müssen sie den sozioökonomischen bzw. den kulturellen Bedingungen einzelner Länder bzw. Ländergruppen angepasst werden? (1) Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass Werbung sogar in einem scheinbar homogenen Kulturkreis wie ) Europa höchst unterschiedlich wirkt. Entsprechend finden sich in der Praxis viele Beispiele dafür, dass Waren und ) Dienstleistungen nicht nur weltweit, sondern auch europaweit zumindest partiell differenziert vermarktet werden. So verzichtete Audi in der Vergangenheit bewusst darauf, europäische Kunden einheitlich anzusprechen: Vielmehr versucht(e) der Automobilhersteller, deutsche Käufer mit rationalen, direkten Appellen zu gewinnen, welche die technische Qualität der eigenen Erzeugnisse betonen, während man in England einer humorvollen Ansprache der ) Zielgruppe den Vorzug gab () Humor). Und der britische Cadbury Schweppes-Konzern entwickelte allein für Europa sechs unterschiedliche Kommunikationskonzepte, um sein weltweit führendes Tonic-Getränk optimal vermarkten zu können. Unilever schuf zwar für sämtliche 86 Länder, in denen LangneseSpeiseeis verkauft wird, ein einheitliches Logo: ein signalrotes und leuchtend gelbes Herz. Die zugehörige weltweite Werbekampagne hingegen wurde für die verschiedenen Weltregionen teilweise unterschiedlich gestaltet (d.h. angepasst an die jeweiligen kulturellen Bedingungen). Melitta wiederum wählte für seine Haushaltsfolie bewusst den international einsetzbaren Markennamen Toppits. Zwar wird das Produkt selbst in der Werbung überall gleich dargestellt: als detailgetreue Zeichnung eines in Folie gehüllten Lebensmittels. Welche Lebensmittel aber von der Folie geschützt wird, ist von Land zu Land unterschiedlich: In Spanien bspw. wird Käse sowie eine heimische Wurstspezialität umhüllt und in Deutschland eine Backkartoffel. Die Gefrierbeutel-Verpackung wiederum zieren in Südeuropa Krustentiere, in Deutschland hingegen Leipziger Allerlei, also Mischgemüse. (2) Metaanalytisch lässt sich überprüfen und bestätigen, dass die Unternehmen zumeist zwischen grundlegender Werbebotschaft und kreativer Umsetzung differenzieren () Metaanalyse). Diese grundlegende Unterscheidung geht auf J. Killoughs zurück, der zwar Ideen für international transferierbar hält, nicht aber deren Ausführung bzw. Umsetzung. Anfangs konnte diese These nicht bestätigt werden. Neuere Untersuchungen allerdings stützen diese Annahme: Auswahl der Medien und Werbeagenturen sowie kreative Umsetzung sind demzufolge eine Domäne der lokalen Niederlassungen Multinationaler oder Globaler Unternehmen, während im Regelfall das ) Stammhaus über die generelle Kommunikationsstrategie, die grundsätzliche Positionierung und das Budget entscheidet () Strategie).

Kommunikationspolitik, internationale

765

Diese Vorgehensweise entspricht konzeptionell einer Dachkampagne: Die Werbebotschaft wird standardisiert, die konkrete Ausführung kulturell adaptiert. So hat Procter & Gamble für ein „Shampoo mit Conditioner“ (all in one) zwar global die Unique Selling Propositon „Zeitersparnis“ gewählt. In Europa und den USA aber warb dafür ein TV-Spot, welcher dem Betrachter Hektik vor Augen führte (einer jungen Frau, die sichtbar unter Zeitdruck steht, fällt in einem Fitness-Center die Tür der Umkleidekabine zu), während der für die thailändische Zielgruppe bestimmte Werbespot auf Stille und Bequemlichkeit setzte. Weltweit einheitliche Werbung ist folglich eher die Ausnahme. Lediglich in den siebziger Jahren schien diese Strategie Erfolg zu versprechen, später dominierte die partielle Standardisierung: Mittlerweile passen nahezu alle auslandserfahrenen Unternehmen ihre Werbung zumindest teilweise an. Man versucht, ) Skaleneffekte zu nutzen, wenn es der jeweilige Markt erlaubt, und differenziert den Werbeauftritt, wo immer es nötig ist. Dafür sprechen nicht nur die subjektiven Einschätzungen hierzu befragter Manager. Auch Studien, welche den Standardisierungsgrad internationaler Werbung empirisch überprüften, bestätigen dies. Whitelock & Chung bspw. untersuchten sowohl in Frankreich als auch in Großbritannien verschiedene Gestaltungselemente von Printwerbung für Kosmetikartikel (z.B. Bild, ) Farbe, Text) mit folgendem Ergebnis: Nur 14% der Anzeigen für ein identisches Produkt konnten als standardisiert gelten. Ein Großteil der Anzeigen (69%) wurde den unterschiedlichen Bedingungen in beiden Ländern teilweise angepasst, der Rest (17%) gänzlich verändert. (3) Das Standardisierungspotenzial hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Neben anderem ist zu klären, ob das Unternehmen in allen bearbeiteten Ländern dieselben Ziele verfolgt (z.B. emotionale Positionierung, Steigerung des Bekanntheitsgrades). Dies wiederum setzt voraus, dass auch andere Einflussfaktoren (z.B. Wettbewerbsintensität oder Stellung im Produktlebenszyklus) überall in vergleichbarer Weise wirken. Das Standardisierungspotenzial, das in der Phase der Werbeplanung besteht, lässt sich anhand von sechs Kriterien beurteilen: a) Bei erklärungsbedürftigen Produkten, welche für einen Markt eine ) Innovation darstellen, fließen gewöhnlich primär Informationen zum Grundnutzen in die Argumentation ein () Nutzen). Ist ein Produkt auf einem anderen Ländermarkt bereits eingeführt und wird dort vorrangig der Zusatznutzen kommuniziert, dann bedarf es einer international differenzierten Werbebotschaft. b) Standardisierbarkeit hängt weiterhin davon ab, ob in allen bearbeiteten Ländern dieselben ) Unternehmensziele verfolgt werden. c) Wenn die Konsumenten die Konkurrenten in dem einen Land grundsätzlich anders wahrnehmen als in dem anderen Land, kann dies ein Grund sein, mit länderspezifischen Botschaften zu werben. d) Professionelle, differenzierte Werbung bedarf einer bestimmten Infrastruktur (z.B. Medien, technische Ausstattung). Mangelt es in einzelnen Ländern bspw. an qualifizierten Werbeagenturen, so spricht dies für die Standardisierungsstrategie. Umgekehrt können Werbestrategien, die bspw. die Verbreitung von City Light-Postern oder den Online-Zugang breiter Schichten der Bevölkerung voraussetzen, nur differenziert verfolgt werden. e) Landesspezifische rechtliche Vorschriften (z.B. den Verbraucherschutz betreffend) sorgen dafür, dass in bestimmten Ländermärkten manche Produkte (z.B. Alkohol, Zigaretten, Verhütungsmittel) in bestimmten Medien nicht oder nur unter Beachtung mehr oder weniger weit gehender Restriktionen beworben werden dürfen. So müssen angesichts des Verbots von TV-Werbung für Zigaretten in Deutschland Werbungtreibende in diesem Markt auf alternative Medien bzw. Instrumente ausweichen, etwa auf Sportsponsoring (z.B. ) Sponsoring des Automobilsports) oder andere Formen von Belowthe-Line Kommunikation. f) Eine bedürfnisorientierte, differenzierte Ansprache ist ratsam, wenn soziokulturelle Einflussgrößen, wie die Art der Produktnutzung, eine wesentliche Rolle spielen. Wird z.B. das Fahrrad primär als Verkehrsmittel genutzt, wie in vielen ) Schwellenländern, so muss der primäre Nutzen („kostengünstige Fortbewegung“) im Mittelpunkt der Werbebotschaft stehen. Mit dem sekundären Nutzen (z.B. Wohlbefinden, Prestige) sollte man hingegen in jenen Märkten werben, in denen der Produktlebenszyklus weiter vorangeschritten ist und die meisten potenziellen Kunden das Fahrrad als Freizeit- und Sportgerät nutzen.

766

Kommunikationspolitik, internationale

(4) Für die Zwecke klassischer Werbung stehen die verschiedensten Werbeträger zur Verfügung. Deshalb lassen sich bspw. die europäischen Länder auch danach segmentieren, welche Rolle die einzelnen Medien in den nationalen Werbemärkten spielen (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Struktur der Werbeausgaben für klassische Medien Anteil des Mediums (in %) ... an Printwerbung Zeitungen Zeitschriften

... an elektronischer Werbung TV Radio

... an sonstigen Werbeformen KinoAußenwerbung werbung

Belgien

29,8

15,0

38,3

9,6

1,4

5,9

Dänemark

58,8

15,2

19,4

2,4

0,6

3,6

Deutschland

45,1

18,5

26,7

4,1

1,0

4,5

Finnland

56,2

17,5

18,9

3,8

0,2

3,4

Frankreich

26,4

24,5

29,8

6,8

0,8

11,7

Griechenland

21,0

33,0

43,0

3,0

0,0

0,0

Großbritannien

41,9

16,9

30,1

4,2

1,1

5,8

Irland

66,4

1,8

17,8

6,5

0,7

6,8

Italien

24,2

18,1

50,2

4,1

0,9

2,6

Niederlande

45,2

25,0

19,4

6,3

0,3

3,7

Österreich

44,2

18,6

22,4

7,8

1,0

6,1

Polen

12,1

14,2

62,7

5,5

0,5

4,9

Portugal

14,9

16,8

55,2

5,5

0,5

7,0

Schweden

56,4

14,7

21,3

3,1

0,5

4,0

Schweiz

51,8

17,7

11,9

3,1

0,9

14,5

Slowakei

8,7

9,4

69,4

8,3

0,0

4,2

Spanien

33,5

12,2

41,1

7,7

0,9

4,6

Tschechien

22,3

18,8

54,7

4,0

0,1

0,0

Ungarn

15,9

15,1

55,1

5,8

0,5

7,6

Mittelwert

35,5

17,0

36,2

5,4

0,6

5,3

Quelle: FEDMA, Brüssel (2003).

Gruppiert man diese Werbemärkte mit Hilfe der Clusteranalyse () Cluster), dann gibt das vorgeschaltete Single Linkage-Verfahren zunächst einen Ausreißer zu erkennen: In Griechenland entfallen 33% aller traditionellen Werbeausgaben auf Zeitschriften () Distanzmaß). Aufgrund dieses ungewöhnlich hohen Anteils sollte dieser Markt kommunikationspolitisch gesondert bearbeitet werden. Die anschließende Analyse nach dem Ward-Verfahren ergibt drei Cluster (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Cluster 1 ist ein typischer Fernsehwerbemarkt, dem vorwiegend „ärmere“ EU-Länder angehören (durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen = 9.005 €). Im „reicheren“ Cluster 2 (durchschnittliches ProKopf-Einkommen = 24.308 €) wird mit 29,7% deutlich weniger für TV-Spots und mehr Geld für Printkampagnen ausgegeben. Eindeutig ein Printwerbemarkt ist Cluster 3, dessen durchschnittliches „BIP pro Kopf“ 30.606 € beträgt. Mehr als 70% ihres Werbeetats geben die Unternehmen dort für Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften aus. Zum einen scheinen diese Zusammenhänge Konsequenz des ökonomischen Entwicklungsstandes zu sein. Denn ein überdurchschnittliches ) Bruttoinlandsprodukt korrespondiert in diesen Ländern mit wachsenden Ausgaben für Zeitungswerbung (r = +0,857; p = 0,000), verstärkten Investitionen in die insgesamt jedoch nachrangige Kinowerbung (+0,495; p = 0,037) und deutlich sinkenden Budgets für TV-Spots (r = -0,935; p = 0,000). Demgegenüber besagt der kulturelle Erklärungsansatz, dass Printanzeigen hauptsächlich in Kulturen geschaltet werden, die vergleichsweise wenig zu ) Ungewissheits-

Kommunikationspolitik, internationale

767

vermeidung tendieren (= Cluster 3), während man in Ländern mit einer ausgeprägten Tendenz zur Ungewissheitsvermeidung verstärkt auch TV, Radio, Kino und Plakat als Werbeträger einsetzt. Abb. 2: Medienpräferenz in Europa Cluster

Länder

Anteil des Mediums (in %) ... an elektronischer Werbung

... an Printwerbung

1

2

3

... an sonstigen Werbeformen

Zeitungen

Zeitschriften

TV

Radio

Kinowerbung

Außenwerbung

Italien, Polen, Portugal, Slowakei, Tschechien, Ungarn

16,4

15,4

57,9

5,5

0,4

4,4

Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritan., Niederlande, Österreich, Spanien

38,0

18,7

29,7

6,6

0,9

6,0

Dänemark, Finnland, Irland, Schweden, Schweiz

57,9

13,4

17,9

3,8

0,6

6,4

36,3

16,1

35,8

5,5

0,7

5,6

Mittelwert

(ohne Griechenland)

Wie der Vergleich von partiellen (= -0,619) und bivariaten Korrelationskoeffizienten (= -0,625) ergab, scheint die ) Präferenz für bestimmte Medien kulturell geprägt zu sein (bspw. durch die Art des Umgangs mit Ungewissheit; vgl. Abb. 3) und nicht ökonomisch. Denn offenbar ist die durch die partielle Korrelation „herausgerechnete dritte Variable“ (in diesem Falle das BIP) wirkungslos. Demnach wollen Menschen, denen Ungewissheit unangenehm ist, über möglichst viele verschiedene Kanäle informiert werden. Abb. 3: Konsequenzen der Landeskultur für die Kommunikationspolitik Kulturprofil

Konsequenz für die Kommunikationspolitik

! Individualismus

! Selbstverwirklichung und persönlichen Erfolg betonen

! Maskulinität

! Werbung für „ressortspezifische“ Produkte (d.h. „typisch weiblich“, „typisch männlich“) geschlechterspezifisch gestalten ! In Werbemaßnahmen (z.B. TV-Spots) Führungspositionen nach Möglichkeit nicht mit weiblichen Testimonials besetzen

! Feminität

! Werbung tendenziell geschlechtsneutral gestalten ! In Werbemaßnahmen (z.B. TV-Spots) Führungspositionen gelegentlich mit weiblichen Testimonials besetzen

! Ungewissheitsvermeidung

! Informative Werbung (z.B. durch Einsatz von Information Cues)

! Akzeptanz von Machtdistanz

! Einsatz von Statussymbolen ! „Made in ...“-Kennzeichen und „Zertifikate“ hervorheben

Welche Werbeträger prinzipiell zur Verfügung stehen, hängt von der Medienstruktur und diese wiederum vom technischen bzw. ökonomischen Entwicklungsstand des Auslandsmarktes ab (vgl. 4).

768

Komparative Vorteile

Abb. 4: Ökonomischer Entwicklungsstand und Verbreitung von Medien (2005-2008) Mobiltelefone (in Mio.)

Internet-User (in Mio.)

BIP (pro Kopf, in $)

1

China

547.286

253.000

2

Indien

299.080

80.000

3.152 973

3

USA

255.000

223.000

44.594

4

Russland

170.000

30.000

8.897

5

Brasilien

120.980

50.000

8.483

6

Japan

107.339

88.110

34.348

7

Deutschland

97.151

42.500

39.979

8

Pakistan

88.020

17.500

965

9

Indonesien

81.835

13.000

2.188

10

Italien

78.571

32.000

35.545

Quelle: CIA World Factbook (2008).

Weiterhin beeinflussen kulturelle und gesellschaftspolitische Eigenheiten die Präferenz für bestimmte Medien. Selbst innerhalb ähnlich entwickelter Volkswirtschaften bestehen beachtliche Unterschiede. So kaufen von 1.000 Norwegern 580 Tageszeitungen; in Deutschland (305), Frankreich (170) und Italien (110) ist die Zahl der Leser weitaus geringer. Während ein durchschnittlicher britischer Haushalt sich zwei Publikumszeitschriften hält, sind es in Deutschland vier. " Alden, D.A.; Steenkamp, E.M.; Batra, R.: Brand Positioning Through Advertising in Asia, North America and Europe, in: Journal of Marketing, Vol.63 (1999), No.1, pp.75-83. Harvey, M.G.: A Model to Determine Standardization of Advertising Process in International Marketing, in: Journal of Advertising Research, Vol.33 (1993), No.4, pp.57-64. Müller, W.G.: Interkulturelle Werbung, Heidelberg 1997, S.6ff. Solberg, C.A.: The Perennial Issue of Adaptation or Standardization of International Marketing Communication, in: Journal of International Marketing, Vol.10 (2002), No.3, pp.1-21. Whitelock, J.; Chung, D.: Cross-Cultural Advertising, in: International Journal of Advertising, Vol.8 (1989), No.3, pp.291-310.

Komparative Vorteile ) Außenhandelsursachen; ) RCA-Analyse; ) Theorie der komparativen Kostenvorteile; ) Wettbewerbsfähigkeit, internationale Kompensationsgeschäft Urform wirtschaftlichen Handelns und zugleich Sonderform der ) Internationalisierung. Bei Kompensationsgeschäften folgt einem Geschäft (unmittelbar oder mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung) ein Gegengeschäft, wobei sich der ) Exporteur zumeist mit einem geringeren Erlös zufrieden geben und komplexere, d.h. risikoreichere Transaktionen bewältigen muss. Die Kompensationsgeschäfte werden in drei Kategorien eingeteilt (vgl. Abb.). Erscheinungsformen von Kompensationsgeschäften Kompensationsgeschäfte

Handelskompensation • Barter-Geschäft • Kompensation i.e.S. • Parallel-Geschäft • Junktim-Geschäft Quelle: Fantapié Altobelli (1994, S.9).

Industriekompensation • Buy Back-Geschäft • Offset-Geschäft

Finanzkompensation • Clearing-Geschäft • Switch-Geschäft

Kompetenz, interkulturelle

769

(1) Die Handelskompensation ist eher kurzfristig orientiert und den herkömmlichen Import/ExportGeschäften vergleichbar. Hierzu zählt neben dem ) Barter-Geschäft zunächst das Kompensationsgeschäft im engeren Sinne. Es liegt vor, wenn ) Export und ) Import zwar in einer bestimmten Währung fakturiert, aber durch einen gemeinsamen Vertrag geregelt werden. Weiterhin verpflichtet sich der Exporteur, Waren des Partnerlandes bis zu einem bestimmten Prozentsatz des Wertes der eigenen Lieferung abzunehmen (= Kompensationsquote). Für das Rückkaufgeschäft ist charakteristisch, dass ein langfristiges Zahlungsziel () Lieferantenkredit) vereinbart wird; denn bezahlt wird ganz oder teilweise mit Ware oder Dienstleistungen, welche der Abnehmer mit Hilfe der vom Exporteur gelieferten Anlage, Ausrüstung, Technologie etc. und damit zeitlich nachgelagert herstellt. Beim Parallelgeschäft hingegen verkauft der Exporteur Ware, Technologie und/oder Dienstleistung an einen Importeur und verpflichtet sich, innerhalb eines bestimmten Zeitraums von diesem Güter (im vereinbarten Gegenwert) abzunehmen, die nicht mithilfe der exportierten Technologie hergestellt wurden. Die Vermarktung übernimmt im Normalfall ein auf Warentauschgeschäfte spezialisiertes ) Handelshaus. Während beim Parallel-Geschäft die Importleistung allenfalls zeitgleich mit, im Regelfall aber nach der Exportleistung geliefert wird, liegt beim Junktim-Geschäft der Import zeitlich vor dem Export. Hierdurch gelangt das Partnerland frühzeitig in den Besitz von ) Devisen. (2) Als Industriekompensation werden langfristig angelegte ) Gegengeschäfte bezeichnet, die mit Kooperationen und ) Direktinvestitionen vergleichbar sind. Die wichtigsten Industriekompensationen sind das Buy Back- und das Offset-Geschäft () Offset-Vertrag). Ein Buy Back-Vertrag besteht aus zwei getrennten „Geld-gegen-Güter-Verträgen“. Der Exporteur transferiert einerseits eine Technologie (gewöhnlich eine Anlage) und verpflichtet sich andererseits, für einen bestimmten Zeitraum einen gewissen Anteil der Produkte, die in diesen Jahren mit dieser Technologie hergestellt werden, abzunehmen () Betreibermodell). (3) Finanzkompensationen zählen hingegen nicht zu den Kompensationsgeschäften im engeren Sinn. Hierbei handelt es sich um Instrumente der ) Außenhandelsfinanzierung, primär dazu bestimmt, internationale Transferzahlungen zu erleichtern. (4) Über die wirtschaftliche Bedeutung von Kompensationsgeschäften herrscht Uneinigkeit. Die Angaben schwanken zwischen 5 und 25% Anteil am ) Welthandel, je nachdem, welche Abgrenzung man wählt. Entscheidend ist vor allem, ob dabei Finanzkompensationen berücksichtigt werden oder nicht. Aufgrund der zusätzlichen Risiken und Kosten (z.B. für Broker, Clearing-Stellen, Barter-Clubs etc.) schneiden ) Gegengeschäfte im Vergleich zum klassischen Handel zumeist schlechter ab, wenn man ihren Erfolg am kurzfristigen monetären Ertrag misst. Wichtiger ist häufig ihre strategische Perspektive, d.h. die Möglichkeit, mit ihrer Hilfe langfristige Geschäftsbeziehungen aufzubauen. " Berndt, R.; Fantapié Altobelli, C.; Sander, M.: Internationale Marketing-Politik, Berlin 1977. Diller, H.: Preispolitik, 4.Aufl., Stuttgart 2008. Weigand, R.E.: Reciprocal Trading. Putting Numbers to Prices, in: Columbia Journal of World Business, Vol.28 (1993), No.3, pp.61-74.

Kompetenz, emotionale Fähigkeit, konstruktiv mit eigenen und fremden ) Emotionen umzugehen (insb. mit belastenden bzw. so genannten negativen Emotionen). Emotionale Kompetenz ist Voraussetzung für die ) Auseinandersetzung mit der (sozialen) Umwelt. Sie wird deshalb häufig auch mit emotionaler Intelligenz gleichgesetzt. In Gesellschaften, für die der ) Kulturstandard ) Gesicht wahren zentral ist, werden negative Emotionen (z.B. Zorn) üblicherweise kaschiert () Lächeln, soziales). " Berking, M.; Znoj, H.-J.: Achtsamkeit und Emotionsregulation. When East Meets West, in: Psychotherapie im Dialog, 7.Jg. (2006), S.307-312. Saarni, C.: The Development of Emotional Competence, New York 1999. Salovey, P.; Brackett, M.A.; Mayer, J.D.: Emotional Intelligence. Key Readings on the Mayer and Salovey Model, Port Chester/NY 2004.

Kompetenz, interkulturelle (1) spezielle, mit Blick auf die ) Internationalisierung bzw. ) Globalisierung der Unternehmenstätigkeit definierte besondere Erscheinungsform des personalwirtschaftlichen Kriteriums „soziale Kompetenz“ () Kompetenz, soziale). Nach Einschätzung international tätiger deutscher Großunternehmen ist im Zeitalter der ) Globalisierung interkulturelle Kompetenz eine der Schlüsselqualifikationen von

770

Kompetenz, interkulturelle

Mitarbeitern. Sie ergänzt die traditionellen „harten“ personalwirtschaftlichen Kriterien und wird zunehmend sogar wichtiger als diese. Allgemein versteht man unter interkultureller Kompetenz die Fähigkeit, mit Angehörigen anderer Kulturen, z.B. in einer Verhandlungssituation, effektiv und angemessen zu interagieren () Selbstbild). So wird z.B. von ) Entsandten erwartet, dass es ihnen gelingt, einerseits die eigenen Ziele sowie die ihres Unternehmens zu erreichen () Effektivität). Andererseits sollten interkulturell kompetente Mitarbeiter aber auch in der Lage sein, zugleich die Ziele der Interaktionspartner zu respektieren sowie soziokulturelle Regeln () Kulturstandards) und ) Normen, die in deren Augen wichtig sind, zu befolgen bzw. zu achten (= Angemessenheit). (2) Zu den partialanalytischen Erklärungsansätzen gehören die ) Attributionstheorien. Im Zuge der in den fünfziger Jahren einsetzenden, zunächst empirizistischen, später stärker theoretisch begründeten empirischen Forschung wurde interkulturelle Kompetenz als mehrdimensionales, multifaktorielles Konstrukt operationalisiert. Auf der Basis einer kritischen Literaturübersicht () Metaanalyse) ließen sich 16 Faktoren interkultureller Kompetenz identifizierten (vgl. Abb. 1). Diese repräsentieren die affektive (z.B. Einfühlungsvermögen), die kognitive (z.B. realistische Erwartungen) und die konative Ebene des Konstrukts (z.B. Sprachfertigkeiten; ) Fremdsprache). Abb. 1: Antezedenzen und Konsequenzen interkultureller Kompetenz

Nicht-ethnozentrisch Unvoreingenommenheit

Affekt

Offenheit

(Motivation)

Weiche Erfolgskriterien Effektivität Absicht des vorzeitigen Abbruchs Arbeitszufriedenheit Anpassung Schuldzuweisung (externe Attribution)

Einfühlungsvermögen Kulturelles Bewusstsein Wissen über das Land Selbstbewusstsein

Kognition

Wertschätzung des Selbst

(Knowledge)

Interkulturelle Kompetenz

Realistische Erwartungen Entspannung

Angemessenheit Einhaltung von Regeln und Normen Wahrung des Gesichts

Respekt Flexibilität Ambiguitätstoleranz Erfolgsorientierung Sprachfertigkeiten Angemessene Self Disclosure

Harte Erfolgskriterien

Konation

Vorzeitiger Abbruch des Auslandseinsatzes

(Skills) intervenierende Variablen

Geschäftsabschluss Folgeaufträge

Quelle: Müller/Gelbrich (2001, S.252).

Johnson et al. haben ihre Konzeptualisierung interkultureller Kompetenz deutlicher als andere Wissenschaftler von der kommunikationswissenschaftlichen Richtung abgegrenzt und einerseits in die Denktradition der internationalen Unternehmensführung eingebettet. Andererseits haben sie ihre Definition mit dem ) Konstrukt der kulturellen Intelligenz verknüpft () Intelligenz, kulturelle). Auch akzentuieren sie den Umstand, dass häufig Hemmnisse, welche der Unternehmensumwelt und/oder der Interaktionssituation zuzuordnen sind, verhindern, dass die von ihnen als Antezedenzen interkultureller Kompetenz verstandenen Fähigkeiten und Eigenschaften wirksam werden können (im Sinne eines erfolgreichen Auslandseinsatzes; vgl. Abb. 2, nächste Seite). (3) Da Kommunikationswissenschaftler nicht nur die Mehrzahl der partiellen Erklärungsansätze formuliert, sondern phasenweise auch das gesamte Forschungsgebiet dominiert haben, sprechen insb. angelsächsische Autoren vielfach auch von interkultureller Kommunikationskompetenz. Begründet wird dies mit der These, interkulturelle Interaktion sei ihrem Wesen nach nichts anderes als Kommunikation

Kompetenz, interpersonale

771

zwischen Vertretern verschiedener Kulturen. So ist kulturspezifisch, was in den verschiedenen Ländern als höflich gilt. Während man sich in Deutschland für eine Gefälligkeit üblicherweise bedankt, gilt es im traditionellen Japan als angemessen, sich dafür zu entschuldigen. Auch ein chinesischer Gastgeber, der zu einem opulenten Festessen eingeladen hat, wird sich bei seinen Gästen vermeintlich entschuldigen: „Ich kann überhaupt nicht kochen, und es gibt nichts Gutes zu essen. Bitte greifen Sie zu!“. Abb. 2: Kulturelle Kompetenz und internationale Unternehmensführung Daniels et al. (2004); Von Glinow et al. (2004) Personal Attributes • Values • Beliefs, Norms • Personality Traits • Flexibility • Perseverance, • Self-Efficacy, etc.

Behavioral Learning Bandura (1986)

External Factors

Institutional Ethnocentrism CROSSCULTURAL COMPETENCE

Personal Skills • Abilities • Aptitudes

CrossCultural Training Black and Mendenhall (1990)

Cultural Knowledge • General • Specific • Factual • Conceptual • Attributional

Tan and Chua (2003) Earley (2002); Earley/Ang (2003)

IB environment: Political, Legal, Economic, Geography, Context of Communication

Cultural Distance

Failures in International Business

Internal Factors: the Firm • Production • Marketing • Management • Finance Ricks (1999)

Quelle: Johnson et al. (2006, S.536).

" Bastians, F.; Runde, B.: Instrumente zur Messung sozialer Kompetenzen, in: Zeitschrift für Psychologie, 210.Jg (2002), Nr.4, S.186-196. Fritz, W.; Möllenberg, A.: Interkulturelle Kompetenz als Gegenstand internationaler Personalentwicklung, in: Bergemann, N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2003, S.295-307. Johnson, J.P.; Lenartowicz, T.; Apud, S.: Cross-Cultural Competence in International Business. Toward a Definition and a Model, in: Journal of International Business Studies, Vol.37 (2006), pp.525-543. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelle Kompetenz als neuartige Anforderung an Entsandte, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 53.Jg. (2001), Nr.3, S.246-272.

Kompetenz, interpersonale Konstrukt, das teils mit sozialer Kompetenz gleichgesetzt und teils als Bestandteil interkultureller Kompetenz aufgefasst wird () Kompetenz, interkulturelle; ) Kompetenz, soziale). Als ) Operationalisierung stehen der Interpersonal Competence Questionnaire (ICR) und dessen deutschsprachige Adaption zur Verfügung. Mit Hilfe von 40 Items werden die fünf Dimensionen dieses Konstrukts gemessen: ! Beziehungen und Interaktionen initiieren können, ! eigene Rechte behaupten und andere kritisieren können, ! Privates preisgeben können, ! andere Personen emotional unterstützen können und ! interpersonale Konflikte effektiv handhaben können () Effektivität; ) Konflikt). " Buhrmeister, D.; Fuhrman, W.; Wittenberg, M.; Reis, H.: Five Domains of Interpersonal Competence in Peer Relationship, in: Journal of Personal and Social Psychology, Vol.55 (1988), No.6, pp.991-1008. Riemann, R.; Allgöwer, A.: Eine deutschsprachige Fassung des „Interpersonal Competence Questionnaire” (ICR), in: Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 14.Jg. (1993), Nr.3, S.153-163.

772

Kompetenz, interreligiöse

Kompetenz, interreligiöse Fähigkeit, mit Andersgläubigen angemessen zu interagieren () Konfession). Dabei wird ) Religion als „Schlüssel“ zum Verstehen anderskultureller Gruppen sowie zur bewussten Auseinandersetzung mit eigenkulturellen Besonderheiten gesehen. " Schreijäck, T. (Hrsg.): Religionsdialog im Wandel. Interkulturelle und interreligiöse Kommunikations- und Handlungskompetenzen auf dem Weg in die Weltgesellschaft, Münster 2003.

Kompetenz, kommunikative ) Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle Kompetenz, metakommunikative Persönlichkeitsmerkmal (Eigenschaft bzw. Fähigkeit), welches es erlaubt, in „schwierigen Gesprächssituationen steuernd einzugreifen und Kommunikationsstörungen zu beheben“ (Kühlmann & Stahl, S.217). Metakommunikative Kompetenz ist Teil des ) Konstrukts „interkulturelle Handlungskompetenz“ () Handlungskompetenz, interkulturelle). " Kühlmann, T.M.; Stahl, G.K.: Die Wiedereingliederung von Mitarbeitern nach einem Auslandseinsatz, in: Kühlmann, T.M. (Hrsg.), Mitarbeiterentsendung ins Ausland. Auswahl, Vorbereitung, Betreuung, Wiedereingliederung, Göttingen 1995, S.177-215.

Kompetenz, soziale Fähigkeit, in unterschiedlichen sozialen Situationen angemessen und effektiv zu reagieren Kompetenz, sprachliche Fähigkeit, sich verbal angemessen auszudrücken. (Fremd-)Sprachenkompetenz ist in kleineren, auf den internationalen Austausch angewiesenen Ländern () Offenheit) traditionsgemäß weiter verbreitet als in den diesbezüglich eher selbstgenügsamen großen Ländern.). Während dort die Muttersprache dominiert, hatten die Bewohner kleinerer Länder seit jeher Anlass, vermehrt ) Fremdsprachen zu lernen. Kompetenz, verhaltensmäßige ) Handlungskompetenz, interkulturelle Kompetenznetzwerk ) Cluster Komplementärer Handel ) Handel, intraindustrieller Komplexität (1) allgemein Vielschichtigkeit. Ein Komplex ist ein Ganzes, dessen Teile auf mannigfaltige Weise miteinander verknüpft sind. (2) Aus kulturwissenschaftlicher Sicht meint Komplexität „Vielzahl, Grad der Vernetzung und differenzierte Bedeutung u.a. von ) Ritualen, Gesten und anderen Möglichkeiten der verbalen, nonverbalen und/oder paraverbalen ) Kommunikation. (3) Im Zusammenhang mit der als Reorganisation der ) Wertschöpfungsketten bezeichneten Fragmentierung und globalen Optimierung der Leistungsprozesse hat sich der damit verbundene Zuwachs an Komplexität der Organisation dieser Leistungsprozesse als eines der - häufig unterschätzten Schlüsselprobleme erwiesen. Um die so genannten Komplexitätstreiber identifizieren und verändern zu können, muss zunächst die Struktur der Leistungsprozesse transparent gemacht werden. Im Beschaffungswesen () Global Sourcing) besteht eines der wichtigsten Instrumente der Komplexitätsreduktion darin, ausgewählten Lieferanten, Märkten und/oder Kunden die ) Lead-Funktion zuzuweisen und sie zu Schlüssellieferanten zu machen (bspw. um die Zahl der Lieferanten, mit denen das Unternehmen direkten und zumeist kostspieligen Kontakt hält, drastisch zu reduzieren). Weitere Maßnahmen betreffen die ) Standardisierung, bis hin zur Modularisierung von Produkten und Prozessen, ein kundenwertorientiertes Management des Kundenportfolios sowie die Dezentralisierung von Kompetenz und Verantwortung. " Benz, A.: Governance. Regieren in komplexen Regelsystemen, Wiesbaden 2004. Luhmann, N.: Vertrauen. Ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität, Stuttgart 2009. Terpstra, V.; Sarathy, R.: International Marketing, 7th Ed., Orlando/FL 1997.

Konfiguration

773

Komplexität der Unternehmensumwelt wächst im Zuge der ) Internationalisierung (der Unternehmenstätigkeit) allein schon deshalb, weil dabei die Anzahl an Transaktionspartnern (z.B. Lieferanten, Kunden, Kooperationspartner) ständig zunimmt. Neben der traditionellen Mutter-/Tochter-Beziehung (zwischen ) Stammhaus und ) Tochtergesellschaften) müssen international tätige Unternehmen () Unternehmen, internationales) häufig zahlreiche weitere „Verwandtschaftsbeziehungen“ bewältigen, wie sie etwa im Rahmen von ) Kooperationen, ) Joint Ventures und ) Strategischen Allianzen eingegangen werden. Außerdem gilt es, den Besonderheiten der verschiedenen externen Umwelten und den ) Bedürfnissen einer zunehmend multikulturellen Belegschaft Rechnung zu tragen () Diversity Management). " Malik, F.: Strategie des Managements komplexer Systeme. Ein Beitrag zur Management-Kybernetik evolutionärer Systeme, 4.Aufl., Bern 1992.

Komplexitätsanalyse ) Differenzierungsstrategie Kompliment ) Sitten & Gebräuche Kompromiss ) Konfliktstil Kompromissmodell, kulturelles ) Synergie, kulturelle Konditionen, weiche ) Soft Loan Konditionenpolitik, internationale bildet zusammen mit der internationalen Preispolitik die umfassend verstandene Funktion der internationalen Kontrahierungspolitik () Preispolitik, internationale). Gegenstand der internationalen Konditionenpolitik sind alle bei der Vertragsgestaltung zu treffenden Regelungen, welche nicht unmittelbar die Preisfestsetzung betreffen. Im Einzelnen handelt es sich um die Vereinbarung der ) Lieferbedingungen (Lieferort, Liefermenge, Lieferart, Lieferzeit, Lieferfrequenz, Lieferkosten etc.), zu denen bei grenzüberschreitender Unternehmenstätigkeit insb. auch die Festlegung der ) INCOTERMS gehört. Weiterhin sind die Rabattpolitik, die ) Zahlungsbedingungen sowie die zur Finanzierung des Geschäfts erforderliche ) Kreditpolitik Bestandteile der internationalen Konditionenpolitik. " Berndt, R.; Cansier, A.: Marketing, in: Breuer, W. (Hrsg.), Internationales Management, Wiesbaden 2003, S.353ff. Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010, S.391ff.

Konditionierung, klassische ) Werbeforschung, interkulturelle Kondratieff-Zyklen ) Basisinnovation Konfession (1) Religions- bzw. Glaubensgemeinschaft (2) Bekenntnis zu einer bestimmten ) Religion (Konfession im weiteren Sinn), niedergelegt in einer Bekenntnisschrift (= Konfession im engeren Sinn). Abgesehen von der Religion ist die Konfession auch von der ) Religiosität abzugrenzen. Konfiguration Grad der geographischen ) Zentralisierung bzw. Dezentralisation einzelner Abschnitte der ) Wertschöpfungskette (bzw. einzelner Funktionsbereiche). Im Verbund mit dem zweiten übergeordneten Instrument, der eher mittelfristig orientierten ) Koordination, sorgt die stärker langfristig angelegte Konfiguration für die Sicherung von interner ) Effizienz und externer ) Wettbewerbsfähigkeit von solchen international tätigen Unternehmen () Internationalisierung), für die ) Direktinvestitionen von strategischer Bedeutung sind (vgl. Abb., nächste Seite).

774

Konfigurationsstrategie

Schlüsselfunktionen des Managements internationaler Unternehmen Sicherung der internen Effizienz

Koordination

Sicherung der externen Wettbewerbfähigkeit

Gewährleistung von gesamtstrategiekonformen Einzelentscheidungen der Auslandsgesellschaften

Vorteile bzw. Notwendigkeit der Anpassung an Gastlandsumwelt (Grad an Konformität bzw. Innovation)

Minimierung von Abstimmungskosten zwischen Funktionsbereichen der Mutterund der Auslandsgesellschaften

Dezentralisation von Funktionsbereichen vs. Zentralisation

Förderung der Motivation sowie der unternehmerischen Initiative und Kreativität des AGManagements

Nutzung komparativer Vorteile Economies of Scale Economies of Scope

Konfiguration

Quelle: Macharzina/Oesterle (2002, S.708).

" Macharzina, K.; Oesterle, M.-J.: Bestimmungsgrößen und Mechanismen der Koordination von Auslandgesellschaften, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.705-736.

Konfigurationsstrategie ) Lokalisierung Konflikt Aufeinandertreffen unvereinbarer Interessen, ) Bedürfnisse und/oder ) Werte. (1) Im Alltagsleben gelten Konflikte zumeist von vornherein als negativ bzw. höchst überflüssig und hässlich. Auch im Berufsleben fällt es zumeist schwer, die konstruktive Seite von Konflikten wahrzunehmen (Dynamik, Aufdecken von Interessenunterschieden etc.). (2) Die ) Einstellung zu und der Umgang mit Konflikten variieren von Land zu Land bzw. von Region zu Region () Konfliktbereitschaft; ) Konfliktmanagement). Wie eine Studie von A. Laurent zu erkennen gibt, scheint dieses Konstrukt negativ mit dem Maskulinitäts-Index (MAS) zu ) korrelieren: Der Aussage: „Most organizations would be better off if conflict could be eliminated forever” stimmten nur 4% der befragten schwedischen Manager (MAS = 5), aber 24% der französischen (MAS = 43), 27% der deutschen (MAS = 66) und 41% der italienischen Auskunftspersonen zu (MAS = 70). Möglicherweise mindert das erhöhte Aggressionspotenzial, das idealtypisch dem Maskulinen zugeschrieben wird, die Bereitschaft bzw. Fähigkeit, Konflikte konstruktiv auszutragen () Feminität vs. Maskulini-

Konfliktart

775

tät). Nach G. Hofstede tendieren maskuline Kulturen dazu, Konflikte durch Machtkämpfe lösen zu wollen ('lose/win'), während feminine Kulturen Win/Win-Konstellationen anstreben (z.B. durch ) Kooperation oder ) Mediation). Für individualistisch geprägte Manager ist die in kollektivistischen ) Gesellschaften scheinbar nicht vorhandene Trennung zwischen Sach- und Beziehungsebene, d.h. zwischen Inhalt und Person, nur schwer nachvollziehbar () Individualismus vs. Kollektivismus). Während man in Deutschland einen kontroversen und bisweilen aggressiven Diskussionsstil durchaus schätzt, wird für Chinesen eine Niederlage im Wettstreit der Argumente schnell zur Niederlage der Person. Die Folge ist beidseitiger Gesichtsverlust () Gesicht wahren). Westliche Manager, die darauf unsensibel reagieren, gelten bald als Unperson, deren Meinung zwar gehört, aber ignoriert wird. Die Einflussnahme auf das gemeinsame Unternehmen schwindet; die Abberufung ist dann noch die beste Lösung. Im Konfliktfall präferieren Chinesen eine andere Art der Konfliktbewältigung als bspw. Deutsche, deren Ideal Konfliktfähigkeit ist: schnelle Konfliktlösung durch direkte Ansprache des Problems („reinen Tisch machen“). Chinesen hingegen setzen auf Konflikttoleranz. Statt nach einer direkten Lösung zu suchen, wird das Gemeinsame, Harmonische betont () Harmonie). Man dämmt den Konflikt ein und marginalisiert ihn letztlich. Vom fremdkulturellen Partner wird erwartet, dass auch er lernt, mit dem Konflikt zu leben () Konfliktmanagement). (3) Dass bis zu 80% der internationalen ) Joint Ventures, ) Strategische Allianzen, Übernahmen und Fusionen () Merger & Acquisition) ihre Ziele mehr oder minder verfehlen, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass hierbei Angehörige unterschiedlicher ) Kulturen interagieren. Folglich kommt zu den üblichen Konfliktursachen eine weitere hinzu: interkulturelle Missverständnisse. Bei zahlreichen interkulturellen Kontaktsituationen lösen kulturspezifische, d.h. unterschiedliche, ) Werte, ) Kulturstandards, ) Normen und ) Vorurteile sowie wechselseitig unverträgliche Management- und Problemlösungsstile Konflikte aus. Beispielhaft seien hierfür Kulturspezifika in ) Zeitstruktur und ) Zeitwahrnehmung genannt. Deutsche bspw. legen, als Angehörige einer monochronen ) Kultur, großen Wert auf den optimalen zeitlichen Ablauf von Projekten (z.B. Pünktlichkeit), das Einhalten von Plänen und formalen Prozeduren sowie das systematische „Abarbeiten“ der vereinbarten Agenda. In deutsch-französischen Gesellschaftsunternehmen sind diese „deutschen Tugenden“ allerdings eine ständige Quelle von Konflikten, da für die französische Landeskultur eine eher polychrone Zeitstruktur charakteristisch ist (Gleichzeitigkeit anstelle linearer Abfolge von Ereignissen). " Apfelthaler, G.: Interkulturelles Management. Die Bewältigung kultureller Differenzen in der internationalen Unternehmenstätigkeit, Wien 1999. Beck, R.; Schwarz, G.: Konfliktmanagement, Alling 1995. Bufe, R.H.; Böddeker, M.: Chemie-Joint Venture in China, in: Schmengler, H.J.; Fleischer, F.A. (Hrsg.), Marketing-Praxis, Jahrbuch 1998, Düsseldorf 1998, S.11-17. Deußen, C.: Verständigung miteinander – Verständnis füreinander. Erfahrungen aus der deutsch-französischen Zusammenarbeit, in: Bolten, J. (Hrsg.), Cross Culture. Interkulturelles Handeln in der Wirtschaft, 2.Aufl., Sternenfels 1999, S.116-125. Hall, E.T.; Hall, M.R.: Understanding Cultural Differences, Yarmonth/ME 1990. Hofstede, G.: Culture’s Consequences. Comparing Values, Behaviors, Institutions and Organizations Across Nations, 2nd Ed., Thousand Oaks/CA 2001. Laurent, A.: The Cross-Cultural Puzzle of International Human Resource Management, in: Human Resource Management, Vol.25 (1986), No.1, pp.91-102. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.285-288. Pneuman, R.W.; Bruehl, M.E.: Managing Conflict. A Complete Process Centered Handbook, Englewood Cliffs/NJ 1982.

Konflikt, internationaler ) Wasser-Ressource Konfliktart lässt sich systematisieren nach Maßgabe der an einem ) Konflikt beteiligten Institutionen bzw. Personen oder mit Blick auf die dabei widerstreitenden ) Werte. Tritt ein Konflikt bspw. zwischen Stammhaus () Muttergesellschaft) und ausländischer ) Tochtergesellschaft () Auslandsniederlassung) auf, so spricht man von einem intraorganisationalen Konflikt. Im Verhältnis von ) Welthandelsorganisation (WTO) und ) Internationalem Währungsfonds (IWF) einerseits sowie den verschiedenen Nichtregierungsorganisationen andererseits bspw. kann es zu interorganisationalen Konflikten kommen. Bei ethischen Konflikten konkurrieren ) ethische Werte (z.B. ) Nachhaltigkeit) mit ökonomischen Erfolgskriterien (z.B. Umsatzwachstum) und bei ethnischen Konflikten unterschiedliche ) Ethnien um Ressourcen aller Art.

776

Konfliktbereitschaft

Konfliktbereitschaft einerseits Bereitschaft bzw. Wahrscheinlichkeit, Interessenunterschiede aufzudecken und, bspw. durch Konfliktmanagement, aufzulösen. Andererseits ist damit die Fähigkeit bzw. Bereitschaft gemeint, die konstruktive Seite von ) Konflikten (Dynamik, Aufdecken von Interessenunterschieden) wahrzunehmen. Dieses Konstrukt ) korreliert mit der ) Kulturdimension ) Feminität vs. Maskulinität. Manager, die in maskulinen ) Gesellschaften sozialisiert wurden (Deutschland, Frankreich, Italien), halten stärker als Angehörige von femininen Gesellschaften konfliktfreie Organisationen für erstrebenswert. Geringe Konfliktbereitschaft ist nicht mit ) Konflikttoleranz gleichzusetzen. " Laurent, A.: The Cross-Cultural Puzzle of International HRM, in: Human Resource Management, Vol.25 (1986), pp.195-214.

Konfliktmanagement Strategien zur Lösung bzw. Bewältigung von ) Konflikten. Hierzu zählen u.a. das Harvard-Konzept, die ) Mediation und die ) Schlichtung. (1) Bei Konflikten auf internationaler Ebene droht rasch der Vorwurf des ) Kulturimperialismus (wenn die eine Seite mit den Lösungsvorschlägen der anderen Seite nicht einverstanden ist bzw. diese nicht versteht). Deshalb schlägt D.U. Gilbert als Mittel des Konfliktmanagements ein Dialogmodell vor, das sich an der allgemeinen Diskursethik orientiert und deshalb allgemein einsetzbar ist. (2) Gehören die Konfliktparteien unterschiedlichen ) Landeskulturen bzw. ) Kulturräumen an, so ist davon auszugehen, dass Menschen in Abhängigkeit von ihrer jeweiligen kulturellen Prägung ) Konflikte unterschiedlich wahrnehmen, sodann im Einklang mit ihren jeweiligen ) Kulturstandards zu lösen versuchen und schließlich die dabei erzielten Ergebnisse auch unterschiedlich bewerten. Auf der Basis der jeweiligen Denkstile (abstrakt vs. assoziativ) und verschiedener Kulturdimensionen entwickelte M.K. Kozan ein idealtypisches Konzept konkurrierender Konfliktmodelle (vgl. Abb). Maskuline Kulturen etwa tendieren dazu, Konflikte durch Machtkampf „lösen“ zu wollen und eine Lose-/WinSituation anzustreben, während feminine Kulturen bspw. mit Hilfe von ) Kooperation bzw. ) Mediation eher Win-/Win-Konstellationen anstreben, d.h. eine für alle Beteiligten befriedigende Lösung. Strategien des Konfliktmanagements Harmoniemodell

Konfrontationsmodell

Ausgangsbedingung (Art und Intensität von Konflikten)

Berücksichtigung wechselseitiger Interessen und Verpflichtungen (geringe Intensität)

Akzeptanz individualistischer Ziele (starke Intensität)

(geringe Intensität)

Kognitive Reaktion

Ganzheitliche, kontextorientierte Interpretation des Konflikts

Analytische Interpretation des Konflikts (Differenzierung einzelner Aspekte des Konflikts)

Analytische Interpretation des Konflikts (nach Maßgabe universeller Prinzipien)

Emotionale Reaktion

Negative Gefühle unterdrücken

Negative Gefühle ausdrücken

Negative Gefühle ausdrücken

Verhalten (Konfliktstil)

Vermeidung bzw. Anpassung

Konfrontation bzw. Kompromiss

Vermeidung bzw. Zwang

Erfolgskriterien

Wahrung des Gesichts

Art und Ergebnis der Konfliktlösung

Art und Ergebnis der Konfliktlösung

Intervention ! durch Dritte ! durch das Management $ Methode

Häufig, nachhaltig, informell

Seltener, wenig nachhaltig

Formell

Mediation

Argumentative Unterstützung Vernunft & Fairness

Restrukturieren, Laissezfaire Vernunft & Absprache

$ Oberstes Prinzip

Harmonie & Scham

Quelle: auf der Basis von Kozan (1997, S.354).

Regulationsmodell Zahlreiche verbindliche Regeln und Vorgaben

Konfliktstil

777

(3) Geht man davon aus, dass die Konfliktparteien selbst gewöhnlich nicht oder weniger gut in der Lage sind, eine Lösung herbeizuführen, so liegt es nahe, einen dritten Akteur heranzuziehen. Funktion und Erfolgsaussichten einer solchen Third Party hängen davon ab, ob sie unabhängig ist und/oder eigene Interessen verfolgt (macht- vs. interessenorientierte Strategie). Mit der Entscheidung, eine Third Party-Konfliktlösung zu versuchen, können die Konfliktparteien auch die Absicht verfolgen, eine Konfliktvermeidung bzw. Konfliktentschärfung zu erreichen. Handelt es sich dabei um eine unabhängige dritte Partei, so spricht man von Contractual Third Parties. " Gelbrich, K.; Müller, S.: Menschenbild und Konfliktstil in Organisationen. Eine kulturvergleichende Perspektive, in: Goldschmidt, N.; Nutzinger, H.G. (Hrsg.), Vom homo oeconomicus zum homo culturalis. Handlung und Verhalten in der Ökonomie, Berlin 2009, S.281-312. Gilbert, D.U.: Konfliktmanagement in international tätigen Unternehmen. Ein diskursethischer Ansatz zur Regelung von Konflikten im interkulturellen Management, Sternenfels 1998. Kozan, M.K.: Culture and Conflict Management. A Theoretical Framework, in: International Journal of Conflict Management, Vol.8 (1997), pp.338-351. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.285-288.

Konfliktparadoxon erwächst theoriegemäß daraus, dass Sachkonflikte organisationale Lernprozesse begünstigen und somit letztlich die Produktivität steigern sollen, während affektiven Konflikten eine dysfunktionale und somit produktivitätsmindernde Wirkung zugeschrieben wird. Empirisch wurde aber in zahlreichen Studien eine signifikante ) Korrelation zwischen beiden Konfliktarten festgestellt. Dieser Widerspruch besteht indessen nur aus westlicher Sicht. In der Denktradition von R. Descartes trennt sie strikt zwischen Subjekt und Objekt () Weltbild) und folglich auch zwischen rationalen und emotionalen Zielen bzw. Konflikten. Dieser Dualität gehorcht die Konfliktwahrnehmung japanischer Probanden nicht. Sie unterscheiden zwar, wie US-Amerikaner auch, zwischen konfrontativen und konkurrenzorientierten Konflikten. Darüber hinaus aber sind für sie nur die Wahrung des ) Gesichts und die Erfüllung wechselseitiger Verpflichtungen bedeutsam, weshalb Japaner und andere ) konfuzianisch geprägte Menschen Konflikte primär als beidseitiges Versagen ('mutual blame') betrachten, die im Kompromiss zu lösen sind. " Gelfand, M.J.; Nishii, L.H.; Holcombe, K.M.; Dyer, N.; Ohbuchi, K.; Fukumo, M.: Cultural Influences on Cognitive Representations of Conflict. Interpretation of Conflict Episodes in the United States and Japan, in: Journal of Applied Psychology, Vol.86 (2001), pp.1059-1074. Rahim, M.A.: Managing Conflict in Organizations, 3rd Ed., Westport 2001.

Konfliktstil (1) Art und Weise des Umgangs mit und der Lösung von ) Konflikten durch Individuen. Besondere Bedeutung hat das erweiterte Dual Concern-Modell von M.A. Rahim erlangt (vgl. Abb. 1). Es baut auf dem Dual Concern-Modell von Rubin et al. auf und beschreibt vier Konfliktstile. Abb. 1: Erweitertes Dual Concern-Modell Orientierung an den eigenen Zielen stark

schwach

Integration

Verbindlichkeit

stark Orientierung an den Zielen anderer

Kompromiss

schwach Dominanz

Quelle: Rahim (1983, S.369); eigene Übersetzung.

Vermeidung

778

Konfliktstil

Diese Konfliktstile ergeben sich, wenn man zwei Dimensionen des Konfliktverhaltens miteinander kombiniert. Im Konfliktfall kann man sich an den eigenen Zielen und/oder an den Zielen anderer orientieren. M.A. Rahim ergänzt dieses Portfolio um den Konfliktstil „Kompromiss“, dessen Essenz in dem Streben nach Interessenausgleich zwischen den Konfliktparteien besteht: Nach dem Prinzip 'no-winno-lose' wird der Konflikt dadurch gelöst bzw. bewältigt, dass man einen für beide Seiten akzeptablen Mittelweg sucht. Im ) Kulturvergleich hat sich gezeigt, dass Mitglieder individualistischer ) Gesellschaften die Mehrzahl dieser Konfliktstile (außer Dominanz) anders interpretieren und handhaben als Angehörige kollektivistischer ) Kulturen () Individualismus vs. Kollektivismus). So verbinden Kollektivisten mit dem Konfliktlösungsstil „Vermeidung“ einerseits die Möglichkeit, dadurch bestehende soziale Beziehungen nicht zu gefährden; andererseits wollen sie mit dessen Hilfe die eigenen Ziele dennoch, d.h. indirekt durchsetzen, indem Dritte (Third Party) an der Konfliktlösung beteiligt werden. Aus individualistischer Sicht hingegen ist Konfliktvermeidung dann angezeigt, wenn keiner der beteiligten Parteien besonders daran gelegen ist, eigene Ziele zu verfolgen. (2) Das IRP-Modell geht hingegen von der Art der ) Kommunikation zwischen den Konfliktparteien aus und unterscheidet drei Strategien der Konfliktlösung: Interests (intensiver Informationsaustausch über die jeweiligen ) Bedürfnisse, Interessen und Forderungen mit dem Ziel einer einvernehmlichen Lösung durch Interessenausgleich), Right (normativer Ansatz auf der Basis von Gesetzen, expliziten Verträgen oder Vereinbarungen) und Power: Wer mehr Macht besitzt, kann seine Interessen ohne Rücksicht auf die Belange anderer Konfliktparteien durchsetzen. Wie T.C. Tinsley durch Befragung von 123 amerikanischen, 157 deutschen und 116 japanischen Managern feststellte, präferieren, wie vorhergesagt, die Japaner die Machtstrategie, gefolgt von den Deutschen und den Amerikanern. Sie wiederum neigen dazu, Konflikte durch Offenlegen der jeweiligen Interessen zu regeln, während Deutsche bevorzugt formalistisch agieren und Regeln bzw. Rechtsnormen bemühen (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Präferenz für unterschiedliche Konfliktlösungsstile Zentrales Argument Ziel Zentrale Annahme Präferenzrangfolge

Interessen Interessen der Konfliktparteien Interessenausgleich Gleichwertigkeit von Interessen 1. USA 2. Deutschland 3. Japan

Recht Regeln, Gesetze und Normen Rechtmäßigkeit konkurrierender Ansprüche Bestehende Normen gelten universell 1. Deutschland 2. USA 3. Japan

Macht Machtunterschied Beendigung des Konflikts Sozialer Status bestimmt Verhalten 1. Japan 2. Deutschland 3. USA

Quelle: auf der Basis von Tinsley (2001, S.587).

Von den möglichen Konfliktlösungsstilen wird weltweit der harmonisierende dem konfrontativen Stil vorgezogen. In (tendenziell) kollektivistischen Ländern (Japan und Spanien) ist dies aber in noch stärkerem Maße gegeben als in ausgeprägt individualistischen Ländern (Niederlande und Japan). Dass die Autoren nicht, wie erwartet, entsprechende Unterschiede auf der ) Kulturdimension ) „Feminität vs. Maskulinität“ nachweisen konnten, dürfte u.a. damit zu tun haben, dass sie Spanien als feminines Land eingestuft haben und Kanada als maskuline Gesellschaft, obwohl sich beide diesbezüglich kaum unterscheiden (MAS = 42 vs. 52), während Japan (MAS = 95) und die Niederlande (MAS = 14) tatsächlich Prototypen dieser Kulturtypen sind () Prototyp). Kulturellem Einfluss unterliegt auch die Präferenz für Vermeidungsstrategien (Japaner) vs. offensive Strategien (Amerikaner) bzw. formelle (Amerikaner) vs. informelle Konfliktlösung (Chinesen). Hingegen sind Kollektivisten und Individualisten gleichermaßen bestrebt, im Verlauf der Konfliktlösung ihre sozialen Beziehungen und ) Identität zu wahren sowie soziale Gerechtigkeit anzustreben. Dass beide Seiten dennoch versuchen, sich dabei auch Vorteile zu sichern, lässt sich möglicherweise mit einem unterschiedlichen Verständnis von „Gerechtigkeit“ erklären. Amerikaner z.B. erblicken darin nicht das Endziel, sondern ein Instrument, um andere Ziele zu erreichen bzw. zu rechtfertigen.

Konfliktstil

779

(3) Adair & Brett haben ein umfassendes Modell der Verhandlungsführung in westlichen und östlichen (asiatischen) Kulturen entwickelt. Dieses schließt explizit das jeweilige Konfliktmanagement ein (vgl. Abb. 3). Sie gehen davon aus, dass das jeweilige ) Selbstkonzept sowie die kulturspezifischen Kommunikationsstile und Wertvorstellungen darüber entscheiden, wie das Wesen von Konflikten gedeutet wird () Kommunikation; ) Wert). Daraus wiederum lässt sich ableiten, welche Ziele Angehörige unterschiedlicher Kulturen bei der Konfliktlösung verfolgen und auf welche Beeinflussungsstrategie sie setzen. Abb. 3: Adair-/Brett-Modell Japan & Russland Kulturraum

‘high context/ high power‘

China & Frankreich

‘uncertain‘

Brasilien & USA ‘low context/ low power‘

Selbstkonzept

abhängig

unabhängig

Kommunikationsstil Soziale Struktur

kontextabhängig

kontextunabhängig

hierarchisch

egalitär

Funktion von Konflikten

Aufbau und Erhalt sozialer Beziehungen

Verteilung von Ressourcen

Ziel der Konfliktlösung • kooperativ • konkurrierend Informationsaustausch Beeinflussungsstrategie

indirekt

Maximierung des ... Gesamtertrags ... individuellen Ertrags direkt/offen

affektiv Macht

rational Überzeugung

Vertrauen Dominanz

(4) Wie Gelfand et al. empirisch nachgewiesen haben, lässt sich die Abgrenzung „affektive Konflikte bzw. Beziehungskonflikte vs. materielle Konflikte bzw. Sachkonflikte“ nur für den westlichen Kulturkreis (z.B. USA) nachweisen, nicht jedoch für den östlichen Kulturkreis (z.B. Japan). Auch geht man dort davon aus, dass alle (!) an einem Konflikt Beteiligten ihr Gesicht verlieren ('mutual blame'). Nicht zuletzt deshalb sollten alle das ) Bedürfnis verspüren, den Konflikt durch einen Kompromiss zu lösen. Nach westlicher Lesart hingegen lassen sich Konflikte als Wettkämpfe begreifen, bei denen es Gewinner wie auch Verlierer gibt - und Letztere auch die Schuld zu tragen haben. (5) Die Face Negotiation-Theorie betrachtet den Zusammenhang von ) Landeskultur sowie subjektiver ) Kultur einerseits und Konfliktlösungsstrategie andererseits, wobei sie der Wahrung des ) Gesichts eine besondere Rolle zubilligt. Allen Menschen sei, wenn sie mit anderen interagieren und kommunizieren, daran gelegen. Vor allem in ungewissen, unstrukturierten Situationen (z.B. angesichts von Konflikten) gelte dieser Grundsatz. Ob den Beteiligten dabei mehr an der Wahrung des eigenen Gesichts (self face) oder der Wahrung des Gesichts der Gegenseite (other face) oder beider Seiten (mutual face) gelegen ist, hängt demzufolge von der kulturellen Konditionierung, von dem ) Selbstkonzept und von situativen Merkmalen ab. Angehörige individualistischer Kulturen zeichnen sich tendenziell durch ein unabhängiges ) Selbst und die Präferenz für den dominierenden, konkurrenzorientierten Konfliktstil aus. Umgekehrt entwickeln Angehörige kollektivistischer Gesellschaften zumeist ein abhängiges Selbst, das mit einer Neigung zu Konfliktvermeidung und Anpassung einhergeht. Auch verfolgen sie bei der Konfliktlösung signifikant häufiger beziehungsorientierte Ziele, während Individualisten den materiellen Zielen mehr Beachtung schenken. Weiterhin scheint ein Zusammenhang mit einer weiteren Kulturdimension zu bestehen: Koreanische Beamte, die kulturbedingt ) Machtdistanz akzeptieren, neigen im Falle von Konflikten Vorgesetzten zur Anpassung.

780

Konflikttoleranz

" Adair, W.L.; Brett, J.M.: Culture and Negotiation Process, in: Gelfand, M.J.; Brett, J.M. (Eds.), The Handbook of Negotiation and Culture, Stanford/CA 2004, pp.158-176. Berkel, L.: Konfliktstile von Führungskräften, in: Problem und Entscheidung, 25.Jg. (1980), S.1-36. Cai, D.A.; Fink, E.L.: Conflict Style Differences between Individualists and Collectivists, in: Communication Monograph, Vol.68 (2002), No.1, pp.67-87. Gelfand, M.J.; Nishii, L.H.; Holcombe, K.M.; Dyer, N.; Ohbuchi, K.; Fukumo, M.: Cultural Influences of Cognitive Representations of Conflict. Interpretations of Conflict Episodes in the United States and J apan, in: Journal of Applied Psychology, Vol.86 (2001), pp.1059-1074. Lee, C.W.: Referent Role and Styles of Handling Interpersonal Conflict. Evidence from a Sample of Korean Local Government Employees, in: International Journal of Conflict Management, Vol.13 (2002), pp.127-142. Leung, K.; Au, Y.F.; Fernández-Dols, J.M.; Iwawaki, S.: Preference for Methods of Conflict Processing in two Collectivist Cultures, in: International Journal of Psychology, Vol.27 (1992), pp.195-209. Leung, K.; Bond, M.H.; Carment, D.W.; Krishnan, L.; Liebrand, W.B.G.: Effects of Cultural Femininity on Preference for Methods of Conflict Processing, in: Journal of Experimental Psychology, Vol.26 (1990), pp.373-388. Oetzel, J.G.; Ting-Toomey, S.: Face Concerns in Interpersonal Conflict. A Cross-Cultural Empirical Test of the Face Negotiation Theory, in: Communication Research, Vol.30 (2003), pp.599-624. Ohbuchi, K.; Fukushina, O.; Tedeschi, J.T.: Cultural Values in Conflict Management, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.30 (1999), pp.51-72. Rahim, M.A.: A Measure of Styles of Handling Interpersonal Conflict, in: Academy of Management Journal, Vol.26 (1983), pp.368-376. Rahim, M.A.: Toward a Theory of Managing Organizational Conflict, in: International Journal of Management, Vol.13 (2002), pp.206-235. Rubin, J.Z.; Pruitt, D.G.; Kim, S.H.: Social Conflict, 2nd Ed., New York 1995. Tinsley, C.H.: Models of Conflict Resolution in Japanese, German and American Cultures, in: Journal of Applied Psychology, Vol.83 (1998), pp.316-323. Tinsley, C.H.: How Negotiators Get to Yes. Predicting the Constellation of Strategies Used Across Cultures to Negotiate Conflict, in: Journal of Applied Psychology, Vol.86 (2001), pp.583-593. Tinsley, C.H.: Culture and Conflict, in: Gelfand, M.J. (Ed.), The Handbook of Negotiation and Culture, Stanford 2004. Tjosvold, D.; Sun, H.F.: Understanding Conflict Avoidance, in: International Journal of Conflict Management, Vol.13 (2002), pp.142-164.

Konflikttoleranz in Gesellschaften, die vom ) konfuzianischen Harmoniestreben geprägt sind, präferierte Art des Umgangs mit ) Konflikten () Harmonie). Da bei einer direkten, sachorientierten, im Extremfall juristischen Konfliktlösung alle Beteiligten ihr ) Gesicht verlieren würden, setzen Angehörige ) kollektivistischer ) Kulturen auf indirekte Konfliktlösung: das Gemeinsame, Harmonische wird betont, der Konflikt wird Schritt für Schritt marginalisiert und aus dem Zentrum des Geschehens in die Peripherie gerückt. Das Ziel besteht nicht darin, möglichst schnell eine Konfliktlösung zu erreichen, sondern zu lernen, mit dem Konflikt zu leben. Vor diesem kulturellen Hintergrund lautet eine der wichtigsten Empfehlungen: Konflikte erst gar nicht entstehen zu lassen (bspw. dadurch, dass man offene, persönliche Kritik unterlässt). " Bufe, R.H.; Böddeker, M.: Chemie-Joint Venture in China, in: Schmengler, H.J.; Fleischer, F.A. (Hrsg.), MarketingPraxis, Jahrbuch 1998, Düsseldorf 1998, S.11-17.

Konformitätserklärung bestätigt, dass ein Produkt bzw. eine ) Dienstleistung bestimmte, zumeist durch technische ) Normen spezifizierte Eigenschaften aufweist. Der vom ) VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut erstellte VDE-Zeichengenehmigungsausweis ist Teil der für die ) CE-Kennzeichnung sowie die ) EGKonformitätserklärung erforderlichen Dokumentation. Er bescheinigt Konformität mit den in dem Ausweis genannten Normen (bspw. der EG-Niederspannungs-Richtlinie 73/23/EWG samt Änderungen). Konfrontationsmodell ) Konfliktmanagement Konfuzianische Dynamik ursprüngliche Bezeichnung für die fünfte Kulturdimension, die G. Hofstede später in ) Langfristorientierung vs. Kurzfristorientierung umbenannt hat () Hofstede-Kulturstudie; ) Kulturdimensionen nach Hofstede) Konfuzianismus (1) auf ) Konfuzius zurückgehende Philosophie bzw. Staatslehre, die den ostasiatischen Raum nachhaltig beeinflusst hat. In deren Mittelpunkt steht das Streben nach Stabilität und Ordnung: Stabilität durch Ordnung. Das traditionelle Japan zählt zu jenen Gesellschaften, die nachhaltig von den konfuzianischen Werten geprägt sind. Neben dem Streben nach ) Harmonie (z.B. durch ) Gesicht wahren), zählen hierzu unbedingte Loyalität der hierarchisch Untergeordneten und Verpflichtung der hierarchisch Übergeordneten zur Fürsorge () Werte, konfuzianische).

Konglomerat

781

(2) Im modernen Japan haben diese Prinzipien jedoch entscheidend an Verbindlichkeit verloren, wie folgendes Beispiel zeigt. Das Prinzip der lebenslangen Beschäftigung war zentraler Bestandteil der traditionellen japanischen Managementlehre im Allgemeinen und des ) Humanprinzips im Besonderen () Beschäftigung, lebenslange; ) Managementlehre, japanische). Als die Unternehmen angesichts der langandauernden Wirtschaftskrise der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts sich nicht mehr in der Lage sahen, ihrer Fürsorgepflicht gerecht zu werden, versuchten sie, das Problem auf japanische Weise zu „lösen“: Sie instrumentalisierten die zentrale moralische Kategorie der japanischen Gesellschaft: die ) Scham der Menschen. Damit der ) Mythos von der „lebenslangen Anstellung“ gewahrt werden konnte, mussten die Entlassungskandidaten „freiwillig“ das Feld räumen. Viele wählten als Alternative zum gesellschaftlich geächteten Arbeitsamt eine Lebenslüge: Der Arbeitsgänger, der den Gesichtsverlust mehr fürchtet als den Einkommensverlust. So war Noboru Waruda, Bereichsleiter, von einem Tag auf den anderen mit 57 weiteren „Senior-Chefs“ einer Werft in Nagasaki vom Hafen in die firmeneigene Cafeteria in der Innenstadt versetzt worden. Dort hatten sie nichts weiter zu tun, als in der Kantine „ihre Aktivitäten zum Aufdecken neuer Geschäftsfelder“ zu dokumentieren. Adressat dieser Berichte war indessen nicht der eigene Vorgesetzte, sondern ein Wirtschaftsberater aus Tokio. Er stellte auch die nächste Aufgabe: Jeder solle aufschreiben, was er seit der Einstellung für die Firma getan hatte. Immer wieder mussten die offensichtlich Ausgesonderten ihre Berichte ändern und härtere Selbstkritik einflechten. Wie R. Köhler berichtet, verlor der 52jährige Waruda als einer der ersten die Nerven. „Nachdem ihn der gnadenlose Einpeitscher zum vierten Mal regelrecht fertig gemacht hatte, stürzte er aus dem Raum und traf in seinem Zimmer einen Kollegen der Personalabteilung, der dem erniedrigten und fassungslosen Mann wortlos ein Blanko-Formular mit dem „Wunsch nach sofortiger und einseitiger Kündigung“ hinlegte. Zittrige Hände unterschrieben. „Versetzt in die Cafeteria“ ist seither in Japan ein neues Synonym für Rausschmiss. ...., Zu den gängigsten Methoden zum Tyrannisieren unliebsamer oder zu teurer Mitarbeiter zählt das Abkommandieren zum „Umschulungs-Lehrgang in die Berge“, meist eine relativ harmlose, aber schon eindeutige Vorwarnung. Höchste Alarmstufe herrscht, wenn das Telefon auf dem Schreibtisch über Nacht verschwindet. Der unbegründete Entzug dieses wichtigen Arbeits- und Kommunikationsgerätes bedeutet in der Firmensprache: „Du musst gehen“ - ein klassischer „Rausschmiss auf Japanisch“. " Doi, T.: Amae. Freiheit in Geborgenheit. Zur Struktur japanischer Psyche, Frankfurt/Main 1982. van Ess, H.: Der Konfuzianismus, München 2003. Köhler, R.: Die Lüge des arbeitslosen Arbeitsgängers, in: Süddeutsche Zeitung, Nr.190 (19.8.1999), S.20.

Konfuzius lebte von 551 (oder 552) bis 479 v. Chr. Kung Fu-tzu betrachtete ) Moral als wesentliche Voraussetzung für eine geordnete ) Gesellschaft. Im Mittelpunkt seiner Lehre stehen sittliche ) Normen ('li'), welche der Mensch befolgen sollte, wenn er das höchste Ideal der Humanität ('jen') erreichen und damit edel bzw. tugendhaft werden will. Streng genommen ist der Konfuzianismus keine ) Religion. Denn Konfuzius beruft sich nicht auf Gott und befasst sich in seiner Lehre auch nicht mit dem Leben nach dem Tod. Vielmehr handelt es sich um eine praktische (Moral-/Sozial-)Philosophie bzw. Staatslehre bzw. ) Ethik, welche sich mit der idealen Gesellschaftsordnung auseinandersetzt. Da die Erfahrungswelt des Konfuzius von verheerenden Bürgerkriegen geprägt war, stand im Mittelpunkt dieser Ordnung das Streben nach stabilen gesellschaftlichen Verhältnissen: Stabilität durch Ordnung und Harmonie. Das alles dominierende ) Bedürfnis nach Ordnung und Sicherheit erklärt auch, warum die ideale konfuzianische ) Gesellschaft in hohem Maße hierarchisch gegliedert sein sollte. Zusammen mit anderen Faktoren begründet diese Überzeugung die starke Beziehungsorientierung, die für konfuzianisch geprägte Gesellschaften charakteristisch ist () Korporationskapitalismus). " Seiwert, H.: Konfuzianismus, in: Drehsen, V.; Häring, H.; Kuschel, K.-J.; Siemers, H.; Baumotte, M. (Hrsg.), Wörterbuch des Christentums, München 1995, S.663-664. Seiwert, H.: Konfuzius, in: Drehsen, V.; Häring, H.; Kuschel, K.-J.; Siemers, H.; Baumotte, M. (Hrsg.), Wörterbuch des Christentums, München 1995, S.664-665.

Konglomerat Mischkonzern, der mit seinen ) Tochtergesellschaften in unterschiedlichen Branchen tätig und als interorganisationales Netzwerk strukturiert ist () Netzwerk, interorganisationales). Während im asiati-

782

Kongo-Konferenz

schen Wirtschaftsraum Mischkonzerne nach wie vor eine bedeutende Rolle spielen, betrieb man im europäisch-nordamerikanischen Wirtschaftsraum unter dem Eindruck der Shareholder-Philosophie deren Entflechtung () Chaebol* ) Deutschland AG; ) Keiretsu). Kongo-Konferenz von 1884 bis 1885 in Berlin unter der von Bismarks Leitung abgehalten, markiert diese Konferenz den Übergang vom eher zufälligen zum systematisch-imperialistischen ) Kolonialismus () Imperialismus). Auf der Kongo-Konferenz beschlossen die europäischen Kolonialmächte künstliche, teilweise quer durch alle natürlichen bzw. gewachsenen räumlichen Strukturen (z.B. Stammesgebiete). Diese sind stellenweise noch heute an der wie mit dem Lineal gezogenen Aufteilung mancher Regionen der außereuropäischen Welt zu erkennen. Konkordat ) Staatsreligion Konkurrenzanalyse ) Messe Konkurrenzspionage ) Wirtschaftsspionage Konnossement anders als der ) Frachtbrief nicht Begleitpapier einer Ware, sondern Empfangspapier. Es handelt sich dabei um eine im Seefrachtgeschäft übliche Urkunde, in welcher der so genannte Verfrachter den Empfang der Ware bescheinigt und zusagt, diese an den Berechtigten auszuliefern. Während mit dem Bordkonnossement der Kapitän den Empfang der Ware an Bord bestätigt, stellt der Reeder das Empfangskonnossement aus. Liegt bei Ankunft der Ware das Konnossement (noch) nicht vor, ist eine Konnossementsgarantie erforderlich () Bankgarantie). Konsensorientierung ) Deutschland AG Konsensprinzip (1) Technik der ) Entscheidungsfindung von Gruppen, deren Besonderheit die zentrale Rolle von Übereinstimmung ist (übereinstimmende Ansichten, Ziele etc.; ) Gruppenentscheidung). Während im westlichen ) Kulturkreis zumeist das Mehrheitsprinzip als idealer Modus der Entscheidungsfindung gilt, legen u.a. die ) konfuzianisch geprägten Gesellschaften des ostasiatischen Kulturraumes Wert darauf, dass sich alle Gruppenmitglieder mit einer getroffenen Entscheidung identifizieren können (bzw. zumindest bereit sind, etwaige individuelle Bedenken hintan zu stellen). Das im traditionellen Japan praktizierte ) Ringi-System ist, von außen betrachtet, ) Prototyp des an endlos erscheinenden Debatten und zahlreichen Kompromissen erkennbaren unermüdlichen Strebens nach der Zustimmung aller Beteiligten () Beziehungen, industrielle; ) Gruppenprinzip; ) Managementlehre, japanische). (2) Von dem auch im westlichen Kulturkreis üblichen Kollegialitätsprinzip der Entscheidungsfindung unterscheidet sich das Konsensprinzip insb. durch die Intensität der Suche nach einem Kompromiss. Denn die eigentliche Entscheidung wird beim Kollegialitätsprinzip nach dem Mehrheitsprinzip gefällt. Nach außen vertreten wird die Entscheidung dann gemäß dem Konsensprinzip (d.h. „mit einer Stimme“, ungeachtet individueller Bedenken, Kränkungen etc.). Konservatismus komplexes ) Konstrukt, das sich entsprechend den Ergebnissen einer ) Metaanalyse von Jost et al. durch einen Mangel an ) Offenheit und ) Änderungsbereitschaft sowie die fehlende Bereitschaft, Ungleichheit innerhalb der Gesellschaft zu akzeptieren () Akzeptanz von Machtdistanz), kennzeichnen lässt. Hinzu kommen die Sehnsucht nach Ordnung und Stabilität, die verstärkte Neigung, abweichendes Verhalten zu bestrafen, wie auch die Idealisierung von Autorität () Autoritarismus). Auf Basis von 88 methoden- und inhaltskritisch ausgewerteten Studien mit mehr als 22.000 Probanden

Konsortium für asiatische Geschäfte

783

zeigte sich weiterhin, dass Konservatismus als politische Haltung mit folgenden Variablen signifikant korreliert: ) Rigidität und Engstirnigkeit, geringes ) Selbstwertgefühl, Angst sowie die wahrgenommene Bedrohung der Stabilität des sozialen Gefüges () Korrelation). " Jost, J.T.; Kruglanski, A.W.; Glaser, J.; Sulloway, F.J.: Political Conservatism as Motivated Social Cognition, in: Psychological Bulletin, Vol.129 (2003), No.3, pp.339-376.

Konsignationslager Warenlager, das der Konsignatär im Auftrag eines Konsignanten zur eigenen unternehmerischen Verwendung unterhält. Im ) Außenhandel ist dieser Verkaufsbeauftragte im Regelfall ein ) Importeur oder ein Makler bzw. Verkaufsagent, der die Ware (= Kommission) stellvertretend für den Konsignanten auf Provisionsbasis verkauft. Um nur die verkaufte Ware verzollen und Remittenden - ohne umständlich Zollrückerstattung beantragen zu müssen - zurückschicken zu können () Zoll), werden Konsignationslager häufig als Freilager geführt () Freihafen). Konsignationshandel war früher vor allem im Teppichhandel und bei anderen individualisierten Waren üblich, die nur nach Augenschein gekauft werden. Im Zuge der Professionalisierung der Verkaufsorganisationen verlor dieser Variante des ) Kommissionsgeschäfts jedoch an Bedeutung. Konsortium für asiatische Geschäfte (1) 1885 u.a. von der Berliner Handels-Gesellschaft, der Deutschen Bank, der Disconto-Gesellschaft, der Krupp-AG und der Nürnberger Maschinenbau AG gegründet, ging aus dieser Vereinigung 1892 die Deutsch-Asiatische Bank hervor. Diese und weitere Maßnahmen (z.B. Gründung des ersten Seminars für orientalische ) Sprachen an der Berliner Universität) waren Teil der spät-imperialistischen Anstrengungen des deutschen Kaiserreiches, an der chinesischen Küste einen Stützpunkt zu errichten. Mit dessen Hilfe wollte sich die deutsche Wirtschaft Zugang zu den vielfältigen Bodenschätzen des chinesischen Reiches verschaffen und das eigene ) Exportgeschäft sowie die deutsche Handelsflotte unterstützen () Imperialismus). Nicht zuletzt strebte die Kriegsmarine nach einem Flottenstützpunkt, um von dort aus das pazifische Seegebiet erschließen zu können. Die Ermordung der deutschen Missionare R. Heule und F.X. Nies am 1.11.1897 bot dann den erwünschten Vorwand, im Gebiet von Kiautschou „geeignete Punkte und Ortschaften zu besetzen und vollkommene Sühne zu erzwingen“. Der nachstehende Auszug des Telegramms, das Kaiser Wilhelm II an den damaligen Staatssekretär des ) Auswärtigen Amtes, Bernhard von Bülow, schicken ließ, spricht eine deutliche Sprache. „Tausende von deutschen Christen werden aufatmen, wenn sie des Deutschen Kaisers Schiffe in ihrer Nähe wissen werden. Hunderte von deutschen Kaufleuten werden aufjauchzen in dem Bewusstsein, dass endlich das Deutsche Reich festen Fuß in Asien gewonnen hat. Hunderttausende von Chinesen werden erzittern, wenn sie die eiserne Faust des Deutschen Reichs schwer in ihrem Nacken fühlen werden, und das ganze deutsche Volk wird sich freuen, dass seine Regierung eine mannhafte Tat getan.“ Nach der kampflosen Besetzung der Bucht von Kiautschou am 14.11.1897 durch 717 deutsche Marinesoldaten nötigte die deutsche Reichsregierung der korrupten Mandschu-Regierung von China am 6.3.1898 den so genannten Kiautschou-Vertrag auf. Als dessen Konsequenz wurde ein Territorium von 150.000 qkm und 33 Mio. Menschen per Pachtvertrag für 99 Jahre zur Einflusszone des deutschen Kaiserreiches erklärt. Am 1.7.1899 erhielten die vom Konsortium für asiatische Geschäfte gegründeten Unternehmen (Schantung-Eisenbahngesellschaft und Schantung-Bergbaugesellschaft) sämtliche Konzessionen, die sie wünschten. (2) Der damalige Anspruch Deutschlands auf Kiautschou und Schantung löste heftige Querelen fast aller imperialistischen Mächte um die Aufteilung Chinas aus. Bereits 1898 nötigten Russland (Port Arthur und den Hafen Dalny) sowie Großbritannien (den Hafen Weihaiwei sowie Kowloon, die New Territories, bei Hongkong) der chinesischen Regierung gleichfalls Pachtgebiete am Gelben Meer ab. Frankreich forderte und erhielt die Bucht Guangzhou gegenüber der Insel Hainan. Schließlich sicherten sich die Usurpatoren die wichtigsten Regionen des Riesenreiches als „Einflussgebiete“ (England das Gebiet beiderseits des Jangtsekiang, Russland die Mandschurei sowie die Landstriche nördlich der Großen Mauer). Belgien und die Vereinigten Staaten begnügten sich mit Eisenbahnkonzessionen.

784

Konstrukt

(3) Gleichzeitig wurde China von heftigen sozioökonomischen Krisen erschüttert: Rasches Bevölkerungswachstum auf der einen Seite und Naturkatastrophen (Missernten, Dürre, Überschwemmungen, Heuschreckenplagen) sowie eine unterentwickelte Landwirtschaft auf der anderen Seite. Schließlich sorgte der Wettbewerb durch industriell gefertigte Massenwaren aus Europa (vor allem Textilien und Garne aus Baumwolle) für eine Strukturkrise im Handwerk und für Massenelend. Im chinesischen Volk machte sich bald Überzeugung breit, die „weißen Teufel“ hätten dieses Elend verursacht. Mit dem Bau ihrer Bergwerke und Eisenbahnen hätten die Fremden die Grabstätten der Ahnen zerstört und mit ihren Kirchenbauten die Götter beleidigt. Vor allem den privilegierten Missionaren und den chinesischen Konvertiten („Reis-Christen“) galt der Hass. Auf diesem von ) Xenophobie getränkten Nährboden entwickelte sich die Geheimgesellschaft der Yihequan („Faust im Namen der Gerechtigkeit und des Friedens“). 1898/99 erhob sich in der Provinz Schantung der von den Europäern „Boxer“ genannte Geheimbund. Die Aufständischen töteten Missionare sowie „Reis-Christen“ und attackierten deutsche Militärs. Indem sie die „Boxer“ in die reguläre Miliz eingliederten, gelang es den reformfeindlichen Kräften um die Kaiserin-Witwe Tzu-hsi, deren Wut zu kanalisieren: Sie galt nun nicht mehr dem korrupten Mandschu-Regime, sondern den „fremden Teufeln“ und den konvertierten Chinesen. Ab dem 11.6.1900 belagerten die „Boxer“ und reguläre chinesische Truppen fünfundfünfzig Tage lang das Gesandtschaftsviertel in Peking, in das sich annähernd tausend Amerikaner, Europäer und Japaner zurückgezogen hatten. (4) Als am 20.6.1990 ein chinesischer Soldat den deutschen Gesandten Klemens Freiherr von Ketteler ermordete, reagierte Kaiser Wilhelm II. auf dieses Ereignis mit der ihm eigenen töricht-aggressiven Art. Er telegraphierte an von Bülow: „Peking muss regelrecht angegriffen und dem Erdboden gleichgemacht werden ... Der deutsche Gesandte wird durch meine Truppen gerächt.“ Als der mit dem Oberbefehl über eine Interventionsarmee bedachte deutsche Generalfeldmarschall Alfred von Waldersee sein Kommando am 29.9.1900 übernahm, waren das belagerte Gesandtschaftsviertel bereits befreit und die „Boxer“ sowie die reguläre chinesische Armee geschlagen. Obwohl Friedensverhandlungen mit der chinesischen Regierung bereits im Gange waren, ordnete der „Weltmarschall“ von September 1900 bis Mai 1901 insgesamt 75 Strafexpeditionen an, 48 davon ausschließlich unter deutscher Beteiligung. Bei der Mehrzahl der übrigen Überfälle stellten die deutschen Truppen jeweils das Hauptkontingent. Dabei verübte die Interventionsarmee, der Truppen von acht Staaten angehörten, grausame Massaker an der chinesischen Zivilbevölkerung. Sozialdemokratische und liberale Zeitungen veröffentlichten Augenzeugenberichte. Für diese Briefe junger deutscher Soldaten an ihre Angehörigen, in denen sie die Gräueltaten beschrieben, wurde bald die Bezeichnung „Hunnenbriefe“ geprägt, in Anspielung auf die berüchtigte Rede, „mit der Wilhelm II. am 27.7.1900 in Bremerhaven seine Ostasien-Truppen verabschiedete. Darin hatte der Monarch seine Soldaten aufgefordert, sich in China wie die Krieger des Hunnenkönigs Attila aufzuführen“ (G. Fesser). " Fesser, G.: Hunderte deutscher Kaufleute werden jauchzen, in: Die Zeit, Nr.47 (14.11.1997), S.56. Kundrus, B.: Moderne Imperialisten. Das Kaiserreich im Spiegel seiner Kolonien, Köln 2003. Leutner, M.; Mühlhahn, K.; Neddermann, H.: Kolonialkrieg in China. Die Niederschlagung der Boxerbewegung 1900-1901, Berlin 2007.

Konstrukt (1) im Rahmen der kognitiven Persönlichkeitstheorie von G.A. Kelly die individuelle Art und Weise jedes einzelnen Menschen, die Welt subjektiv zu konstruieren und zu interpretieren () Konstruktivismus). „Subjektiv“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht einfach nur „abweichend von den objektiven Bedingungen“, sondern in einer ganz bestimmten Richtung abweichend (nämlich im Sinne des ) „selbstwertdienlichen Irrtums“, der Bewahrung der kognitiven Konsistenz, der „guten Gestalt“ etc.). Diese „irrationalen“ Wahrnehmungs- und Interpretationsmuster sind u.a. für Entstehung und Verständnis nationaler ) Stereotype, ) Vorurteile etc. bedeutsam. (2) Die psychologische Testtheorie bezeichnet komplexe Sachverhalte, die nicht unmittelbar beobachtbar sind, aber aus Indizien, z.B. der systematischen Kovariation von beobachtbaren Einzelphänomenen, erschlossen werden können (z.B. ) Ethnozentrismus), als Konstrukt. Das vermutlich bekannteste Konstrukt aber ist das der Intelligenz. Da offensichtlich manche Menschen ihr Dasein erfolgreicher bewältigen als andere, sie also in vielen Lebensbereichen bessere Leistungen erbringen als Vergleichs-

Konsumentenboykott

785

personen, lag es nahe zu folgern, dass es etwas geben muss, was nicht unmittelbar beobachtbar ist, aber offensichtlich die Erfolgreichen von den Erfolglosen systematisch unterscheidet: Dieses „Etwas“ hat man Intelligenz genannt. Wie andere Konstrukte ist auch dieses somit keine Realität, sondern ein begriffliches Hilfsmittel, eine künstliche Ordnungsstruktur. Konstrukte sind nichts Entdecktes, sondern etwas „Erfundenes“, das sich nur aus Indizien der verschiedensten Art erschließen lässt. Sie werden durch ) Operationalisierung empirisch konkretisiert und durch ) Konstruktvalidierung inhaltlich überprüft. (3) Explikative Konstrukte erfüllen im Gegensatz zu deskriptiven Konstrukten auch eine prädiktive Funktion, d.h. sie bestimmen den so bezeichneten Sachverhalt näher. Empirische Konstrukte sind mehr oder weniger empirisch validiert, während theoretische Konstrukte ihren „Bedeutungsüberschuss“ (Surplus Meaning) vor allem aus ihrer Einbettung in das nomologische Netzwerk beziehen () Netzwerk, nomologisches). Bedeutende Konstrukte des ) Internationalen Managements sind z.B. ) Auslandsorientierung, kulturelle Offenheit () Offenheit, kulturelle), ) Länderphilosophie und psychische Distanz () Distanz, psychische). " . Kelly, G.A.: The Psychology of Personal Constructs, Vol.2, New York 1955.

Konstruktbias ) Äquivalenz Konstruktivismus Eigenheit von ) Kulturen und anderen sozialen Einheiten, ihre eigene Realität zu konstruieren. Wie bei der individuellen Realitätskonstruktion, so wirken die kulturspezifischen ) Werte und ) Normen auch kollektiv wie Wahrnehmungsfilter und sorgen, nicht zuletzt durch Abgrenzung der eigenen von anderen, d.h. fremden Kulturen, für kulturelle ) Identität. Diese Form der subjektiven Weltsicht kann, wie im Falle von Palästinensern und Israelis oder Serben und Albanern, für eine derart unterschiedliche Realitätswahrnehmung sorgen, dass gerade ethnische Konflikte häufig nicht rational gelöst werden können () Ethnie; ) Konflikt; ) Konfliktmanagement). " Swift, J.S.: Cultural Closeness as a Facet of Cultural Affinity. A Contribution to the Theory of Psychic Distance, in: International Marketing Review, Vol.16 (1999), No.3, pp.182-210.

Konstruktvalidierung sukzessive Approximation von nomologischem Konzept und Messinstrument () Validierung). Damit Konstrukte wie ) Arbeitszufriedenheit oder kulturelle Distanz kein „metaphysisches Eigenleben“ erlangen () Distanz, kulturelle), muss im Zuge der Konstruktvalidierung eine Konvergenz zwischen nomologischem Konzept und Messansatz angestrebt werden () Netzwerk, nomologisches). Dabei sind alle denkbaren methodischen Wege zu beschreiten (z.B. semantisch-logische Analyse, korrelative und kausalanalytische Studien, experimentelle und nichtexperimentelle Untersuchungen; ) Korrelation). " Cronbach, L.J.; Meehl, P.E.: Construct Validity in Psychological Tests, in: Psychological Bulletin, Vol.52 (1955), No.4, pp.281-302.

Konsum, demonstrativer ) Preisbewusstsein Konsum, ethischer ) Ethik; ) Fairer Handel; ) Transfair Konsumentenboykott von Privatpersonen bzw. ) Nichtregierungsorganisationen organisierte, nach Möglichkeit kollektive Verweigerung des Kaufs von Gütern, die von bestimmten Unternehmen angeboten werden bzw. aus bestimmten Ländern stammen. Auslöser können politisch-moralische Motive sein (bspw. ) Boykott Spaniens als Reiseziel in Zeiten der Franco-Diktatur oder französischer Produkte aufgrund von Atomtests, die Frankreich im Pazifik durchgeführt hat), aber auch ökonomische Ziele (bspw. Protest gegen Werksschließung wie im Falle von AEG und Nokia). Im interkulturellen Kontext können ) Animosität und ) Chauvinismus maßgebliche Moderatorvariablen sein () Variable).

786

Konsumentenethnozentrismus

" Hoffmann, S.; Müller, S.: Consumer Boycotts Due to Factory Relocation, in: Journal of Business Research, Vol.62 (2009), No.2, pp.239-247 (Special Issue “Anticonsumption”). Klein, J.G.; Smith, N.C.; John, A.: Why we Boycott. Consumer Motivations for Boycott Participation, in: Journal of Marketing, Vol.68 (2006), No.3, pp.92-109. Lindenmeier, J.; Tscheulin, D.K.: Konsumentenboykott. State-of-the-Art und Forschungsdirektiven, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaftslehre, 78.Jg. (2008), Nr.5, S.553-580.

Konsumentenethnozentrismus spezielle Erscheinungsform von ) Ethnozentrismus. Konsumethnozentrismus ist eine spezielle ) Einstellung und Oberbegriff für die verschiedenen Formen des bevorzugten Konsums einheimischer Produkte. Ethnozentrische Kunden unterstellen einheimischen Produkten a priori eine höhere Qualität als Importprodukten, die sie aber auch deshalb ablehnen, weil sie zu wissen meinen, dass Importprodukte heimische Arbeitsplätze gefährden. Konsumethnozentriker sind zumeist älter, weniger gebildet und üben im Arbeitsleben Tätigkeiten aus, die nicht nur vergleichsweise schlecht bezahlt, sondern auch tendenziell gefährdet sind, durch Importprodukte substituiert zu werden. Dies führt dazu, dass dieser Typus überdurchschnittlich bereit ist, Buy Domestic-Aufrufen Folge zu leisten () Buy National). " Balabanis, G.; Diamantopoulos, A.: Domestic Country Bias, Country-of-Origin Effects, and Consumer Ethnocentrism. A Multidimensional Unfolding Approach, in: Journal of the Academy of Marketing Science, Vol.32 (2004), No.1, pp.80-95. Huddleston, P.; Good, L.K.; Stoel, L.: Consumer Ethnocentrism, Product Necessity and Polish Consumers' Perceptions of Quality, in: International Journal of Retail & Distribution Management, Vol.29 (2001), No.5, pp.236-246. Shimp, T.A.; Sharma, S.: Consumer Ethnocentrism. Construction and Validation of the CETSCALE, in: Journal of Marketing Research, Vol.24 (1987), No.3, pp.280289. Sinkovics, R.R.: Ethnozentrismus und Konsumentenverhalten, Wiesbaden 1999.

Konsumentenkredit (1) Kredit, der an eine Privatperson für mittelfristige Konsumzwecke (bspw. Möbelkauf, Fernreise) vergeben wird (im Gegensatz etwa zu einer Baufinanzierung). Die wichtigsten Kreditgeber sind einerseits die Sparkassen (30%) sowie die Genossenschaftsbanken (17%) und andererseits spezialisierte Finanzierungsinstitute (44%). Die Großbanken spielen mit 3% auf dem Markt für Konsumentenkredite eine vernachlässigbare Rolle. Rückgeführt wird der auch als Privatkredit oder als Ratenkredit bezeichnete Konsumentenkredit in festen monatlichen Raten. (2) Im internationalen Vergleich fällt auf, dass die Bereitschaft, Fähigkeit bzw. Notwendigkeit, einen Konsumentenkredit aufzunehmen, höchst unterschiedlich ausgeprägt ist. Wie dem Europa KonsumBarometer 2007 zu entnehmen ist, haben die 190 Mio. privaten Haushalte in der ) Europäischen Union (EU-25) 2005 für durchschnittlich 5.263 € Konsumentenkredite aufgenommen. Spitzenreiter sind die zum Zeitpunkt der Erhebung 25,2 Mio. britischen Haushalte (= 10.675 €). Es folgen 39,2 Mio. deutsche (= 5.955 €) und 15,6 Mio. spanische Haushalte (= 5.896 €). Die geringsten Kredite nahmen die 1,9 Mio. slowakischen Haushalte (= 316 €) und mit durchschnittlich 1.089 € die 13,8 Mio. polnischen Haushalte auf () Finanzdienstleistungsmarketing, internationales; ) Konsumentenverhalten, internationales). Konsumentennationalismus spezielle Erscheinungsform von ) Nationalismus, welche sich im Entscheidungs- und ) Kaufverhalten von Konsumenten manifestiert. Manche Autoren betrachten Konsumentennationalismus als Antezedenz von ) Konsumentenethnozentrismus. Andere hingegen sehen insofern einen zentralen Unterschied, als es Konsumnationalisten nicht nur um die Förderung der inländischen Wirtschaft und den Erhalt heimischer Arbeitsplätze geht () Boykott; ) Konsumentenboykott), sondern auch um den Ausdruck von ) Feindseligkeit gegenüber anderen ) Nationen () Animosität, kulturelle). " Good, L.K.; Huddleston, P.: Ethnocentrism of Polish and Russian Consumers. Are Feelings and Intentions Related?, in: International Marketing Review, Vol.12 (1995), No.5, pp.35-48. Kosterman, R.; Feshbach, S.: Toward a Measure of Patriotic and Nationalistic Attitudes, in: Political Psychology, Vol.10 (1989), No.2, pp.257-274. Lehtonen, J.: Macht und Machtlosigkeit. Die Rolle von Kommunikation in der Nokia-Bochum-Krise, in: Hömberg, W.; Hahn, D.; Schaffer, T.B. (Hrsg.), Kommunikation und Verständigung, Wiesbaden 2010, S.265-279. Ouellet, J.-F.: Consumer Racism and its Effects on Domestic Cross-Ethnic Product Purchase. An Empirical Test in the United States, Canada and France, in: Journal of Marketing, Vol.71 (2007), No.1, pp.113-128.

Konsumentenpatriotismus ) Konsumpatriotismus Konsumententypologie ) Euro Socio-Styles; ) Euro Styles

Konsumentenverhaltensforschung, interkulturelle

787

Konsumentenverhaltensforschung, interkulturelle befasst sich zum einen allgemein mit der Frage, wie Verbraucher, die einer bestimmten ) Kultur angehören, auf Produkte (bzw. sonstige ) Artefakte) einer anderen Kultur reagieren. Zum anderen untersucht die interkulturelle Konsumentenverhaltensforschung, ob die von der Marketing-Forschung thematisierten ) Bedürfnisse, ) Motive, ) Werte etc. universalistisch () Universalismus) oder kulturspezifisch sind: (1) Wie in Abb. 1 dargestellt, lässt sich in den verschiedenen ) Kulturräumen unterschiedliches Konsumentenverhalten beobachten: In individualistischen Kulturen dienen Produkte u.a. dazu, das Prestige des Käufers zu steigern. Für die egalitäre Kultur ist charakteristisch, dass Konsumgüter dort zwar auch eine Imagefunktion erfüllen. Aber sie ist dort von ganz anderer Natur: In solchen (Sub-)Kulturen soll das Kauf- bzw. Konsumverhalten primär Political Correctness demonstrieren (bspw. Sparsamkeit oder soziales Bewusstsein des Käufers). Angehörige des fatalistischen Kulturtyps () Fatalismus) zeichnen sich durch eine ambivalente ) Einstellung zur Welt des Konsums aus. Abb. 1: Zusammenhang zwischen der Kulturtypologie nach Douglas und dem Konsumentenverhalten Zentrale Werthaltungen Hierarchische Kultur

! ! ! ! !

Pflichtbewusstsein Vernunft Ordnung Stabilität Bewahrung

Individuelle Freiheit Chancengleichheit Effizienz Fleiß Wettbewerb

Konsequenzen für das Konsumentenverhalten ! !

! !

Individualistische Kultur

! ! ! ! !

Egalitäre Kultur

! Gerechtigkeit ! Gleichheit

! !

Fatalistische Kultur

! Dulden ! Erleiden

! !

Konsumfreude Wichtig sind $ situative Angemessenheit (z.B. Werktags-, Sonntagskleider, Feiertagsgeschirr) $ hierarchische Angemessenheit (z.B. bei Kleidung „Blaumann“ vs. Anzug) $ solide Produkte (d.h. haltbar, hoher Nutzwert) Konsumfreude Wichtig sind $ demonstrativer Konsum (Symbolfunktion von Produkten) $ innovative Produkte (Neuartigkeit, Individualität, Prestigeträchtigkeit usw.) Konsumfeindlichkeit Wichtig sind $ demonstrative Sparsamkeit $ gerechte Produkte (einfach, zweckmäßig, ohne Ausbeutung anderer usw.) $ Fairer Handel Ambivalente Einstellung zum Konsum „Stumme“ Kultur

Quelle: Zusammenfassung auf der Basis von Vogelsang (1999, S.87ff.).

(2) Die ) Country of Origin-Forschung untersucht, ob die Wahrscheinlichkeit, dass Konsumenten ein bestimmtes Produkt kaufen, von dessen ) Herkunftsland beeinflusst wird. Unterteilt man deutsche Probanden aufgrund ihres mit Hilfe einer Skala der sozialen Distanz gemessenen ) Bedürfnisses nach Kontakt mit Chinesen, Franzosen, Japanern und Südafrikaner in „Emotional Nahe vs. Emotional Distante“ () Distanz, soziale), so zeigt sich, dass emotionale Nähe tendenziell die ) Kaufbereitschaft und die ) Zahlungsbereitschaft für Produkte aus diesen Ländern erhöht (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Auskunftspersonen, die einem der Länder emotional nahe stehen () Emotion), unterstellen weiterhin eine bessere Produktqualität () Qualität) und sind außerdem stärker davon überzeugt, dass ihnen die Produkte gefallen werden. Auch verbinden sie mit deren Kauf ein geringeres soziales Risiko, d.h. höhere ) Akzeptanz im Freundeskreis () Risiko, soziales).

788

Konsumentenverhaltensforschung, internationale

Abb. 2: Zusammenhang zwischen emotionaler Nähe zu einem Auslandsmarkt und Kaufverhalten China

Frankreich

Japan

Südafrika

Kaufbereitschaft Produkte generell Automobile Mode

Lebensmittel

Emotional Nahe

2,95

Emotional Distante

2,20

Emotional Nahe

1,28

Emotional Distante

0,89

Emotional Nahe

2,79

Emotional Distante

2,01

Emotional Nahe

3,17

Emotional Distante

2,67

4,38 **

4,05

**

4,00

2,94

3,63

1,84

3,68 **

3,18

1,45 n.s.

**

4,65 **

4,46

4,35

0,65

3,41 *

2,71

4,61 **

**

**

2,48 **

1,56

**

3,65 **

2,90

**

n.s.

Zahlungsbereitschaft (in DM) Produkte generell Automobile Mode

Emotional Nahe

78,96

Emotional Distante

61,41

Emotional Nahe

17,75

Emotional Distante

13,80

Emotional Nahe

37,16

Emotional Distante

30,02

100,00 **

94,25

**

92,58

79,84

87,19

63,97

**

19,19 **

n.s.

n.s.

53,41 **

50,58

13,47

**

45,65 *

39,82

**

n.s.

Anmerkungen: Außer Zahlungsbereitschaft wurden alle abhängigen Variablen mithilfe von sechsstufigen Rating-Skalen (0 = Minimum; ...; 5 = Maximum) beurteilt. Die Probanden (n = 388 - 415) wurden in zwei Gruppen (emotional Nahe = obere Zeile und emotional Distante = untere Zeile) unterteilt. Die Mittelwerte sowie die Ergebnisse der anschließend durchgeführten t-Tests sind den Zeilen zu entnehmen (* = p < 0,05; ** = p < 0,01). Quelle: Möller (1997, S.215).

(3) Die Art der Produktnutzung ist gleichfalls eine bedeutsame Kontingenzvariable. In Mitteleuropa muss man mit einem Messer sowohl etwas schneiden als auch weichen Belag auf eine Brotscheibe streichen können. In Fernost müssen Messer üblicherweise nur die erstgenannte Funktion erfüllen und somit nur scharf, nicht aber breit sein. " Möller, T.: Landesimage und Kaufentscheidung, Wiesbaden 1997. Vogelsang, S.: Der Einfluss der Kultur auf die Produktgestaltung, Köln 1999.

Konsumentenverhaltensforschung, internationale erforscht und dokumentiert das Nachfragerverhalten in unterschiedlichen Ländermärkten. Dies kann primärstatistisch oder sekundärstatistisch geschehen () Europanel), wobei auch zahlreiche Verbände entsprechend Daten bereit stellen (vgl. Abb. 1, nächste Seite).

Konsumentenverhaltensforschung, internationale

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Abb. 1: Pro-Kopf-Verbrauch in ausgewählten Ländern (2005; in kg Rohkaffee)

Finnland

12,70

Norwegen

9,65

Schweiz

9,14

Dänemark

8,80

Österreich

8,10

Schweden

7,71

Belgien/Luxemburg

7,21

Deutschland Italien Kanada

Niederlande Frankreich

6,20 5,65 5,56 5,35 5,01

Quelle: Deutscher Kaffeeverband.

Wie eine von der Mystery Shopping Providers Association (MSPA) durchgeführte internationale Vergleichsstudie zum Warte- und Beschwerdeverhalten von Kunden gezeigt hat, müssen französische, ungarische und schwedische Kunden von Banken, Modegeschäften, Supermärkten sowie in Fast FoodLokalen und am Bahnschalter am längsten warten, bis sie bedient werden. Die durchschnittliche Wartezeit beträgt in diesen Ländern 7,0 Minuten. Am wenigsten Geduld mussten die Testkunden in Finnland, Dänemark und Großbritannien aufbringen: Für sie wurde eine durchschnittliche Wartezeit von 3,5 Minuten ermittelt. Weitaus bemerkenswerter ist allerdings der Befund, dass die objektive Wartezeit kaum mit dem subjektiven Empfinden korrespondiert. Ausgerechnet die Franzosen und Ungarn zeigten sich, trotz einer besonders langen Wartezeit, zusammen mit den Belgiern und Dänen, am gelassensten: Während sich nur 10% von ihnen darüber beschwerten, verliehen 33% der deutschen und 42% der irischen Kunden trotz durchschnittlich kürzerer Wartezeit (6,0 Minuten) mit einer Beschwerde ihrer Ungeduld Ausdruck () Beschwerdemanagement). Neben einer unterschiedlichen ) Zeitwahrnehmung lässt sich als Erklärung für diese Diskrepanz das gleichfalls landestypische Verkäuferverhalten anführen. Etwa 80% der dänischen, aber nur 30% der irischen Kunden wurden mit einem ) Lächeln begrüßt. Kundenorientierung bewiesen auch die Verkäufer in Frankreich: In den Bewertungskategorien „Begrüßung“, „Lächeln“ und „Entschuldigung für die Wartezeit“ belegten sie jeweils eine Spitzenposition. Das Konsumentenverhalten unterliegt zahlreichen Einflussfaktoren, die sich, wie in Abb. 2 vorgeführt, zu den Variablenkategorien „allgemeines Umfeld“, „engeres Umfeld“, „soziodemographische Faktoren“, „psychographische Faktoren“ und „situative Faktoren“ bündeln lassen (vgl. nächste Seite). (1) Die Kulturvariablen gehören demzufolge dem Allgemeinen Umfeld an. Neben der ) Landeskultur und der ) Subkultur wird als dritte Variable die soziale Schicht berücksichtigt. Individualistische Gesellschaften zeichnen sich u.a. dadurch aus, dass sie eine weitaus weniger starre Sozialstruktur als kollektivistische Gesellschaften haben () Individualismus vs. Kollektivismus). So beeinflusst das rigide Kastensystem Indiens das dortige soziale und das wirtschaftliche Leben nach wie vor nachhaltig; 'backward castes' werden von den Angehörigen der oberen Kasten zumeist ebenso verachtet wie Muslime. Ausländer, die auf dem indischen Subkontinent neue (Geschäfts-)Beziehungen knüpfen möchten, sind deshalb auf die Hilfe eines Vermittlers angewiesen, welcher der „richtigen“ Kaste angehört. Somit leistet dort ein 'liaison officer', d.h. ein junger Mann aus „guter“ Familie, einem ausländischen Anbieter zumeist bessere Dienste als das Empfehlungsschreiben eines Ministers aus dem Heimatland.

790

Konsumentenverhaltensforschung, internationale

Abb. 2: Strukturmodell des Käuferverhaltens A: Allgemeines Umfeld

B: Engeres Umfeld

Landeskultur Subkultur Soziale Schicht etc. Soziale Bezugsgruppen Familie Rolle und Status etc.

C: Soziodemographische Faktoren Alter Beruf und wirtschaftliche Verhältnisse Lebensstil etc. D: Psychographische Faktoren Soziale Wahrnehmung Motivation Einstellungen Persönlichkeit Selbstkonzept etc. E: Situative Faktoren Involvement Zeitdruck Kaufkraft Konsumanlass etc.

(2) Engeres Umfeld: Angehörige von kollektivistischen Kulturen sind, insbes. wenn sie Machtdistanz akzeptieren, sehr statusbewusst () Akzeptanz von Machtdistanz). Dies bedeutet u.a., dass bei dieser Zielgruppe, die zu demonstrativem Konsum neigt, Premiummarken und Luxusangebote aller Art wichtige Bestandteile des Marketing-Instrumentariums sind. (3) Zu den soziodemographischen Faktoren zählt u.a. der jeweilige ) Lebensstil. Dieser äußert sich bspw. in dem Anteil des Haushaltsbudgets für privaten Konsum, den Europäer in Restaurants und Hotels ausgeben. Anders als den Deutschen ist es bspw. den Griechen und den Spaniern offenbar viel wert, sich außer Haus bewirten zu lassen (vgl. Abb. 3, nächste Seite). Die Bedeutsamkeit der Variable Alter wird offenkundig, wenn man sich den jeweiligen Stellenwert von Jugend und Alter in den verschiedenen Kulturräumen vergegenwärtigt. Das Spektrum reicht vom Jugendkult individualistischer Gesellschaften bis zur ) Ahnenverehrung, die vor allem für ) animistische und ) konfuzianische Gesellschaften charakteristisch ist. (4) Psychographische Faktoren: Bedeutsamer Teil des ) Selbstkonzepts ist u.a. das in einer Gesellschaft vorherrschende ) Geschlechterstereotyp. Die kulturvergleichende Forschung hat nachgewiesen, dass die Dualität der Geschlechter in individualistischen, ökonomisch prosperierenden Gesellschaften insofern an Bedeutung verliert, als Mitglieder dieser Gesellschaften sich dem in ihrer Kultur vorherrschenden Geschlechterstereotyp weniger stark verpflichtet fühlen als Angehörige kollektivistischer Kulturen. Mehr noch als durch die ) Akzeptanz bzw. Ablehnung demokratischer Prinzipien und Insti-

Konsumentenverhaltensforschung, internationale

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tutionen unterscheiden sich bspw. die Gesellschaften des islamischen ) Kulturraums von den westlichen ) Industriegesellschaften durch Art und Ausmaß des Geschlechterstereotyps () Arab Human Development Report; ) Islam). Abb. 3: Durchschnittliche Ausgaben der privaten Haushalte für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen (2005, in KKS) Griechenland Spanien Portugal Österreich Niederlande Deutschland Finnland Schweden Dänemark Tschechien Ungarn Polen

2.661 2.414 2.263 1.660 1.647 1.212 1.021 981 960 619 343 180

Quelle: EUROSTAT (2009).

(5) Situative Einflussfaktoren: Am Beispiel der nahezu weltweit präsenten Fast Food-Kette McDonald’s soll die Wirksamkeit der diesem Bereich zuzurechnenden Variablen Konsumanlass bzw. Kaufsituation diskutiert werden () Ansatz, situativer). Shanghaier Bürger, welche dieses Fast Food-Restaurant in Abhängigkeit vom jeweiligen Besuchsanlass beurteilen sollten, nannten als allgemeine Merkmale: sauber, hygienisch, technologisch, hell und neu. Allerdings hat dieses Image je nach Situation mal die eine, mal die andere Konsequenz: a) Szenario 1: Die Probanden sollten sich vorstellen, den eigenen Geburtstag gemeinsam mit Familienmitgliedern, die verschiedenen Generationen angehören, bei McDonald’s zu feiern. Unter dieser Versuchsbedingung zeigte sich, dass junge Chinesen nur ausnahmsweise gemeinsam mit älteren Familienmitgliedern ausgehen. Vor allem aber empfinden sie diesen Typus von Restaurant für den gegebenen Anlass als „zu öffentlich“. Denn von den traditionellen chinesischen Lokalen sind sie es gewöhnt, dass diese bei (Familien-)Feiern für ihre Gäste mithilfe von Paravents eine „private Ecke“ abtrennen. Deshalb würden sich die Befragten in den völlig übersichtlichen McDonald’s-Filialen beobachtet fühlen. Bemerkenswerterweise stufen sie die Lokalität als „zu laut“ ein, obwohl es bei chinesischen Feiern durchaus geräuschvoll zugeht. Gemeint war aber der Lärm jener Gäste, die nicht zur Gruppe gehören (d.h. 'out group' sind). Als Nachteil erwies sich auch das standardisierte Produktangebot von McDonald’s. Um sie von den „normalen“ Gästen abzuheben, reichen herkömmliche chinesische Restaurants einer Festgesellschaft spezielle Getränke und Speisen. Die bei McDonald’s aus der extremen Standarisierung des Angebots erwachsende Gleichbehandlung der Kunden wird somit dem speziellen Kontext („Feier“) nicht gerecht. Schließlich empfanden die Befragten den Ort als nicht hochwertig und teuer genug. b) Szenario 2 sah eine romantische Verabredung mit Angehörigen des anderen Geschlechts zum gemeinsamen Abendessen vor. Der Mehrzahl der Befragten erschien die für Chinesen exotisch, jedenfalls außergewöhnlich anmutende Fast Food-Kette als Ort eines Dates durchaus passend. Anders als für eine Familienfeier war hierfür das dort gegebene große Ausmaß an Öffentlichkeit ein Pluspunkt. Alle anderen würden sehen, dass und mit wem man ausging. Auch schaffen die bei McDonald’s üblichen ZweiPersonen-Tische, jedenfalls gemessen an den in China üblichen Acht-Personen-Tischen, eine Art von Privatsphäre. Da Dating in der chinesischen Kultur keine Tradition hat, ist das fremdländische Flair in diesem Fall durchaus erwünscht. Für deutsche Jugendliche hingegen ist McDonald’s kein romantischer Ort, sondern jener Typus von Gastronomie, der es ihnen ermöglicht, bei einem preiswerten Essen lange beisammen zu sitzen, ohne von einer Bedienung gestört zu werden.

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Konsumentenverhaltensforschung, vergleichende

c) Szenario 3 bestand in der Vorgabe, dass man alleine unterwegs ist und mehr oder minder zufällig ein Lokal betritt, weil man „schnell“, d.h. ohne großen Aufwand, ein Mittagessen zu sich nehmen möchte. Für diesen profanen Anlass erscheint den meisten Auskunftspersonen McDonald’s als passend. Da ihnen die Lokalität großenteils unbekannt war, vermittelten den Befragten Assoziationen wie Übersichtlichkeit, Modernität, Sauberkeit und standardisiertes Angebot ein Gefühl der Sicherheit. Die bekanntlich in extremer Weise discountorientierten Deutschen hingegen beziehen „Sicherheit“ primär auf das Preis-/Leistungsverhältnis dieses Anbieters und weniger auf die hygienischen Bedingungen in den Verkaufsräumen. " Berndt, R.; Fantapié Altobelli, C.; Sander, M.: Internationale Marketing-Politik, Berlin 1997. Möller, T.: Landesimage und Kaufentscheidung, Wiesbaden 1997. Eckhardt, G.M.; Houston, M.J.: Cultural Paradoxes Reflected in Brand Meaning. McDonald’s in Shanghai, China, in: Journal of International Marketing, Vol.10 (2002), No.2, pp.68-82. Inglehart, R.; Norris, P.: Rising Tide. Gender Equality and Cultural Change Around the World, Cambridge 2003. Kroeber-Riel, W.; Weinberg, P.; Gröppel-Klein, A.: Konsumentenverhalten, 9.Aufl., München 2009.

(

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Konsumentenverhaltensforschung, vergleichende identifiziert und trennt voneinander die ) universellen bzw. transkulturellen sowie die kulturspezifischen Determinanten bzw. Korrelate des ) Konsumentenverhaltens () Korrelation). Die vergleichende Konsumentenforschung steht in der Tradition des ) Comparative Marketing bzw. der ) Vergleichsanalyse. " Bilkey, W.J.; Nes, E.: Country-of-Origin Effects on Product Evaluations, in: Journal of International Business Studies, Vol.13 (1982), No.1, pp.89-99.

Konsumpatriotismus spezielle Erscheinungsform von ) Patriotismus. (1) Konsumentenpatriotismus ist mehr als nur der gezielte und bevorzugte Kauf heimischer Erzeugnisse. Denn Konsumpatrioten nehmen gegebenenfalls auch negative Konsequenzen ihrer Kaufentscheidung in Gestalt höherer Preise oder minderer Qualität in Kauf, falls sie dieses Zugeständnis in die Lage versetzt, bestimmte Ziele zu erreichen (z.B. Erhalt heimischer Arbeitsplätze; ) Buy National). Wie C.M. Han nachgewiesen hat, beeinflusst die Tatsache, dass ein Produkt aus dem eigenen Land stammt, die Kaufentscheidung dieses Verbrauchertypus stärker als die von diesem wahrgenommene Produktqualität bzw. Servicequalität. In einer von Hooley & Shipley durchgeführten Befragung vermuteten 62% der britischen Probanden, dass Kraftfahrzeuge „Made in Britain“ weniger aufgrund bestimmter Produkteigenschaften, sondern primär aus patriotischen Gründen gekauft werden (um den heimischen Arbeitsmarkt zu stützen). Das ) Herkunftsland Deutschland wurde hingegen primär mit Qualität assoziiert, Japan mit Preiswürdigkeit sowie Zuverlässigkeit, Frankreich mit einem besonderen Design und Italien mit Sportlichkeit. (2) Wie eine von der GfK F+E Austria in Osteuropa durchgeführte Studie belegt, machte in diesen Ländern zum Zeitpunkt der Befragung das Segment der Konsumpatrioten rund ein Drittel der Gesamtheit der Käufer aus: Zwischen 20% (Tschechien) und 44% (Bulgarien) stimmten z.B. der Aussage zu, man solle keine Importgüter kaufen, da man damit die heimische Wirtschaft schädige und Arbeitsplätze zerstöre () Import). Konsumpatriotismus hängt aber nicht nur vom Entwicklungsstand und der Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Wirtschaft ab (vgl. z.B. Tschechien und Bulgarien), sondern plausiblerweise auch von der Höhe des von den Käufern geforderten ) Commitment ( ) Wettbewerbsfähigkeit, internationale): „Kostenloser“ Patriotismus („We should buy only those foreign products that are not available in our country“) findet naturgemäß weit mehr Befürworter als ein „kostenpflichtiges“ Engagement („I prefer national products, even if they cost more on a long-term basis“; vgl. Abb., nächste Seite). " Kutsch, T.; Werner, S.: Konsumpatriotismus in Ostdeutschland, in: Gedrich, K.; Oltersdorf, W. (Hrsg.), Ernährung und Raum, Karlsruhe 2002, S.167-186. Möller, T.: Landesimage und Kaufentscheidung, Wiesbaden 1997. Müller, S.; Kesselmann, P.: Made in Sachsen. Das Eigenschaftsprofil der Konsumpatrioten, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 41.Jg. (1995), Nr.4, S.407-421. Schirrmann, E.. Lokale Produktherkunft und Konsumentenverhalten. Der Einfluss der City-of-Origin auf die Kaufentscheidung, Wiesbaden 2005.

Konterbande

793

Konsumpatriotismus in Osteuropa (in %) Bulgarien

Polen

Slowakische Republik

Tschechische Republik

Ungarn

We should buy only those foreign products that are not available in our country.

55

58

49

41

45

We ought to buy products that are manufactured in our country instead of making other countries rich buying their products.

54

62

43

36

42

Only those products that are not produced in our country should be imported.

51

61

54

45

46

One should not buy imported goods because this damages economy and leads to unemployment.

44

37

26

20

32

The consumer who buys imported products is responsible for natives loosing their job.

44

39

23

19

19

A native always should buy national products.

39

44

25

23

21

I prefer national products, even if they cost more on a long-term basis.

38

37

26

18

17

Domestic products above all

37

38

18

17

20

Quelle: Möller (1997, S.215).

Konsumtourismus Auslandsreisen, die Verbraucher primär deshalb unternehmen, um jenseits der Ländergrenzen billiger bzw. preiswerter einkaufen zu können (vorzugsweise Kraftstoffe, Alkoholika, Zigaretten, Dienstleistungen; ) Markt, grauer) Kontaktadresse ) Bundesagentur für Außenwirtschaft Kontaktbörse ) E Trade-Center; ) Länderverein Kontakthypothese von Y. Amir formulierte Annahme, dass ein positiv empfundener intensiver Kontakt zwischen unterschiedlichen ) ethnischen Gruppen hilft, wechselseitige ) Vorurteile abzubauen () Anpassung) " Amir, Y.: Contact Hypothesis in Ethnic Relations, in: Psychological Bulletin, Vol.71 (1969), No.5, pp.319-342.

Kontaktmesse spezielle Form von ) Messe, die nicht unmittelbar dem Verkauf dient Kontaktsprache Behelfssprache, welche die ) Kommunikation zwischen Menschen ermöglicht, die keine gemeinsame Sprache haben () Sprache). Eine typische Kontaktsprache ist das Pidgin () Weltsprache). " Thomason, S.A.: Language Contact. An Introduction, Washington/DC 2001.

Konterbande (1) Ware, die entgegen den bestehenden Zollbestimmungen () Zoll) in den Wirtschaftsraum eines Landes eingeführt oder ausgeführt wurde () Ausfuhr, ) Einfuhr) (2) Kriegswichtige Güter (z.B. Edelmetalle, Erdöl, Waffen), welche neutrale ) Staaten kriegsführenden Parteien zugeführt haben () Kriegswaffen-Kontrollgesetz)

794

Kontextabhängigkeit

Kontextabhängigkeit kommunikationswissenschaftlicher Terminus () Kommunikation, kontextabhängige). Mit Kontext bezeichnet E.T. Hall jene „Informationen“, welche eine Botschaft „umgeben“ und die in der Kommunikation zumeist unbewusst „mitgeliefert“ werden. So signalisiert die Aussage: „Ich muss Dir etwas Wichtiges sagen“ höchst Unterschiedliches, je nachdem, ob sie von einem ernsten oder einem freudigen Gesichtsausdruck begleitet wird. Und die Warnung vor einer „Schlange“ wird, je nachdem, wo und von wem sie ausgesprochen wird (z.B. von einem ADAC-Staumelder oder einem Ranger in einem afrikanischen Naturschutzreservat), gänzlich andersartige Reaktionen auslösen. (1) In ) Low Context-Kulturen (LC) bevorzugen die Menschen die explizite, d.h. schwergewichtig verbale Form der Kommunikation. Diese direkte, wenig oder nicht kontextabhängige Art des Kommunizierens ist für ) individualistische Kulturen charakteristisch, z.B. für Deutschland, die Schweiz, die skandinavischen Länder und die USA. Dort trennen die Menschen vergleichsweise strikt zwischen den verschiedenen Lebensbereichen (z.B. Berufs-/Arbeitsleben), wie folgendes Beispiel verdeutlicht. Nordirische Manager zeigten sich in einem Experiment wenig davon angetan, als die Versuchsleiter ihnen etwas vorschlugen, was in LC-Kulturen gang und gäbe ist: mit einem Kunden zu Mittag zu essen. Das eine (Kundenbetreuung bzw. Arbeitszeit) wollten die Iren nicht mit dem anderen (Mittagessen als individuelles soziales Ereignis) vermischt sehen. Da es auch nicht üblich, vielfach sogar unangemessen wäre, sich eingehend mit „dem Anderen“ zu befassen, sofern kein besonderes Vertrauensverhältnis besteht () Vertrauen), sind in LC-Ländern viele explizite Hintergrundinformationen notwendig, um miteinander kommunizieren und interagieren zu können. (2) In High Context-Kulturen (HC) hingegen ist der soziale Kontext von Transaktionen wichtig. Dort wird ein Großteil der Informationen implizit ausgetauscht und erst durch die begleitenden non- und paraverbalen Zeichen verständlich (Mimik, Gestik, Blickkontakt oder Körperhaltung; ) Kommunikation, nonverbale, paraverbale). So kann ein scheinbar eindeutiges „Nein“ durch ein Lächeln entkräftet bzw. relativiert werden. Charakteristisch sind weiterhin umfangreiche Informationsnetzwerke, welche nicht nur Familie und Freunde, sondern auch Arbeitskollegen oder Kunden verbinden. Individuelle Absichten, ) Bedürfnisse oder Wünsche drücken Angehörige von HC-Kulturen häufig metaphorisch aus () Metapher). Die indirekte Form der Kommunikation dominiert im arabischen und im mediterranen Raum sowie in lateinamerikanischen Ländern, insbesondere aber in kollektivistischen Kulturen wie Japan. Auch Afrika und der Mittlere Osten zählen zum HC-Kulturraum. (3) HC-Kulturen sind zumeist auch P-Time-Kulturen () Zeitwahrnehmung). Wer also stark kontextabhängig sozialisiert wurde, neigt dazu, Zeit polychron zu interpretieren und z.B. mehrere Tätigkeiten zugleich auszuüben () Sozialisation). Angehörige der mit der LC-Kultur weitgehend gleichzusetzenden M-Time-Kultur sind es hingegen gewohnt, sich auf eine einzige Handlungsebene zu konzentrieren. Auch betonen sie die Verbindlichkeit von Zeitplänen. Dauert in „P-Time-Kulturen“ eine Besprechung länger als geplant, so ist es im Regelfall wichtiger, diese zu Ende zu bringen, anstatt sie „nur“ deshalb zu beenden, weil man unbedingt einen Folgetermin einhalten möchte. Allerdings sind die genannten „Dimensionen“ nicht unabhängig voneinander. Deshalb fällt es schwer zu erkennen, worin sich die drei Konzepte (monochrones vs. polychrones soziales Tempo; geringe vs. starke Kontextabhängigkeit, Individualismus vs. Kollektivismus) grundlegend voneinander unterscheiden. " Hall, E.T.: Beyond Culture, Garden City/NY 1976. Kaufman, C.J.; Lane, P.M.; Lindquist, J.D.: Time Congruity in the Organization. A Proposed Quality of Life Framework, in: Journal of Business and Psychology, Vol.6 (1991), No.1, pp.79-106. Lane, P.M.; Kaufman, C.J.: The United States Chases Time. Europeans Pursue Life. A Cross-Cultural Comparison of Perceived Time, in: Bouchet, D. (Ed.), The Cultural Dimension of International Marketing, Vol.1 (1992), Odense 1992, pp.10-29.

Kontingenzmodell ) Führungsstil Kontingent (1) Begrenzung der ) Einfuhr bzw. ) Ausfuhr von Waren (= Einfuhr- bzw. Ausfuhrkontingent) oder Kapital (= Devisenkontingent). Dies kann mit Hilfe von Wertkontingenten oder mit Mengenkontingenten geschehen. Ähnlich wie ) Schutzzoll werden ) Einfuhrkontingente häufig mit der Absicht begründet, durch zeitweise Beschränkung des ) Imports bestimmter Güter die entsprechende heimische

Kontingenzansatz

795

Industrie so lange schützen zu wollen bzw. zu müssen, bis diese international konkurrenzfähig ist. Ausfuhrkontingente werden insb. für Agrarerzeugnisse und Rohstoffe vereinbart, um die Versorgung des ) Binnenmarktes mit sensiblen Gütern zu gewährleisten. Unabhängig von der Begründung entsprechen die teils mit bilateralen, teils mit multilateralen Abkommen vereinbarten Kontingente weder Geist noch ) Klauseln des ) Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) und zählen deshalb zu den nichttarifären Handelshemmnissen () Handelshemmnis, nichttarifäres). (2) Mit dem ) Zollkontingent wird eine gegenteilige Absicht verfolgt: nicht Beschränkung, sondern Erleichterung des grenzüberschreitenden Handels () Handel, internationaler). Kontingenzansatz gab das unbefriedigende Allgemeingültigkeits-Postulat der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung auf und berücksichtigte die situativen Besonderheiten des Untersuchungsobjektes. (1) Der Kontingenzansatz sagt u.a. aus, dass Art und Erfolgsträchtigkeit von ) Entscheidungen, welche Manager zu fällen haben, von der Art des Zusammenspiels (bzw. der Kontingenz) verschiedener Variablen abhängen. So hat die empirische Führungsstilforschung gezeigt, dass charismatische Führer nur in Umbruchphasen (d.h. Zeiten grundlegenden Wandels; ) Krise) erfolgreicher sind als Manager, die einen sachorientierten, distanzierten Führungsstil pflegen () Führungsstil). In Routinesituationen bietet keiner der beiden Stile einen grundlegenden Vorteil. (2) Mit Blick auf das Internationale Marketing gehen Vertreter des Kontingenzansatzes davon aus, dass Standardisierung und ) Differenzierung keine sich wechselseitig ausschließenden Strategien der Marktbearbeitung sind, sondern die Extreme eines Kontinuums markieren. Die Strategie der Differenzierten Standardisierung trägt einerseits den Besonderheiten der Ländermärkte Rechnung und versucht andererseits, durch selektive Vereinheitlichung von Leistungsprozessen dennoch die Kosten so weit wie möglich zu senken. Manche ) Global Player haben diesen Grundgedanken in ihr ) Unternehmensleitbild aufgenommen. So stellt sich die belgische Interbrew SA als 'the world’s local brewer' vor. Um ein erfolgversprechendes Maß an Differenzierung einerseits und Standardisierung andererseits festlegen zu können, muss man zunächst die relevanten Kontingenzvariablen identifizieren: jene Merkmale, welche den Sachverhalt wesentlich beeinflussen können. Mit Blick auf die Entscheidung „pro oder kontra Standardisierung“ gibt es vier Kategorien von Kontingenzvariablen (vgl. Abb.). Wichtige Kontingenzvariablen im Überblick Kategorie Makroökonomische Ebene

Mikroökonomische Ebene Unternehmensinterne Ebene

Produkt- bzw. branchenspezifische Ebene

Variable ! Struktur und Entwicklungsstand der Wirtschaft ! Rechtliche Regelungen ! Landeskultur ! Physische Gegebenheiten (z.B. Klima) ! Demografie ! Einstellungen und Verhalten der Konsumenten ! Wettbewerbssituation ! Struktur der Marketing-Intermediäre ! Grad der Zentralisierung der Entscheidungsfindung ! Beziehungen zwischen Mutter-/Tochtergesellschaft ! Eigentümerstruktur ! Marktkenntnis ! Erfahrung im Auslandsgeschäft ! Globale Ausrichtung der Unternehmenspolitik ! Art des Produkts ! Phase im Produktlebenszyklus ! Kulturelle Spezifität des Produkts ! Art der Produktnutzung ! Technologie-Orientierung der Branche

Quelle: Theodosiou/Katsikeas (2001, S.5f.); modifiziert und ergänzt.

Erklärungsansatz

Marktorientiertes Paradigma

Ressourcenorientiertes Paradigma

Marktbzw. Ressourcenorientiertes Paradigma

796

Kontingenzansatz

Vor allem unterschiedliche rechtliche Regelungen beschränken die Möglichkeit einer Standardisierung der Marketing-Strategie () Rechtssystem). Lebensmittel etwa dürfen nur dann nach Japan exportiert werden, wenn die darin enthaltenen Aromastoffe auf der Liste der 78 Lebensmittelzusatzstoffe stehen, welche das japanische Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt zugelassen hat (www.jetro.go.jp/se/e/standards-regulation/index.html, 10.2.2004). Wie aber gerade dieses Beispiel zeigt, sind Importrestriktionen, Rabattgesetze und ähnliche Bestimmungen zumeist schriftlich fixiert und, Sachkenntnis vorausgesetzt, folglich prinzipiell erschließbar. Somit können international tätige Unternehmen sich darauf einstellen, wohingegen die Kontingenzvariable ) Kultur ein ungeschriebenes und deshalb vielfach schwerer zu beachtendes Gesetz verkörpert. Hierzu zählen u.a. Eigenheiten der Verbraucher. In Japan etwa ist das Marktpotenzial für Kinderwagen nach wie vor begrenzt, weil traditionelle japanische Mütter ihren Nachwuchs (dem Prinzip des ) Amae folgend) lieber so lange wie möglich in Tüchern am Körper tragen () Konsumentenverhalten, interkulturelles). Die vorgestellten makro- und mikroökonomischen Variablen entsprechen dem von M.E. Porter zu Beginn der 1980er-Jahre propagierten marktorientierten Paradigma des Wettbewerbs () Paradigma). Demnach beeinflusst hauptsächlich die externe Marktstruktur (z.B. in Gestalt des strategischen Verhaltens von Wettbewerbern) den Handlungsspielraum einer Unternehmung und damit letztlich deren langfristige Erfolgschancen. Gemäß dieser von J. Bain im „Structure-/Conduct-/Performance-Paradigma“ vorweggenommenen Auffassung hängt der Unternehmenserfolg primär von der relativen Wettbewerbsposition des Unternehmens in seiner Branche sowie von deren Attraktivität ab. Später gingen die Vertreter des ressourcenorientierten Ansatzes davon aus, dass die spezifischen ) Ressourcen (bzw. Kernkompetenzen) und deren marktgerechte Allokation die Einzigartigkeit eines Unternehmens begründen und somit der Schlüssel zu dessen Erfolg bzw. Misserfolg sind. Dabei handelt es sich um Unternehmensmerkmale wie das Wissen über örtliche Marktgegebenheiten () Wissensmanagement) oder die ) Organisationsstruktur (z.B. ) Zentralisierung der Entscheidungsfindung). Ein Anbieter kann einen Auslandsmarkt nicht differenziert bearbeiten, wenn er diesen kaum kennt bzw. es gewohnt ist, dass die relevanten Entscheidungen im ) Stammhaus gefällt werden. Weiterhin sind aus ressourcenorientierter Sicht die physischen und die ideellen Eigenschaften des zu vermarktenden Gutes bzw. der Dienstleistung bedeutsam. Kulturgebundene Erzeugnisse (z.B. traditionelle Frauenkleider) eignen sich im Regelfall nicht für eine regional oder global standardisierte Marktbearbeitung () Kulturfreiheit). Der Kontext des Angebots kann gar von Land zu Land variieren. So gelten in China Fernreisen nach wie vor als Luxus, der einer gehobenen sozialen Schicht vorbehalten ist. In Deutschland hingegen werden diese vielfach billiger angeboten als Inlandsflüge - und damit als Massenprodukt. Überdies spielt die jeweilige Positionierung im Produktlebenszyklus eine markante Rolle. Skier bspw. haben in traditionellen Wintersportländern bereits die Reifephase erreicht, wie man an der Vielzahl von Produktdifferenzierungen erkennen kann (Länge, Breite, Form und Funktion der Skier). In Märkten hingegen, in denen nur eine Minderheit diesem Freizeitvergnügen frönt, wäre eine solche Modellvielfalt kontraproduktiv, da in der Frühphase des Produktlebenszyklus die Kosten der Differenzierung die daraus erwachsenden Vorteile im Regelfall überkompensieren. Häufiger als alle anderen wurde die Kontingenzvariable Kultur untersucht (bzw. ) Landeskultur). Viele der bislang identifizierten Variablen hängen direkt oder indirekt von der Landeskultur ab. Deshalb kann man Kultur auch als ) Metakontingenzvariable ansehen, wie das Beispiel der Sozialstruktur belegt: Nach wie vor beeinflusst das Kastensystem Indiens soziales und wirtschaftliches Leben nachhaltig; Backward Castes werden von den Angehörigen der oberen Kasten zumeist ebenso verachtet wie Muslime. Wer neue (Geschäfts-)Beziehungen knüpfen möchte, ist deshalb auf die Hilfe eines Vermittlers aus der „richtigen“ Kaste angewiesen. Somit leistet dort ein Liaison Officer, d.h. ein junger Mann aus „guter“ indischer Familie, einem ausländischen Anbieter zumeist bessere Dienste als das Empfehlungsschreiben eines Ministers aus dem Heimatland. Kumar & Thacker-Kumar berichten über den Fall eines deutschen Unternehmens, welches auf dem Dach seines Betriebes im indischen Bundesstaat Maharashtra, der mit der Datenbank in der deutschen Zentrale verbunden werden sollte, einen Satellitenempfänger installieren wollte. Um dafür die Genehmigung zu erhalten, bedurfte es der Zustimmung der zuständigen indischen Behörde. Zweieinhalb Jahre lang versuchte der deutsche Geschäftsführer

Kontingenzansatz

797

vergeblich, dieses Schriftstück einzuholen: Sämtliche Versuche, Kontakt aufzunehmen (brieflich wie auch durch persönliche Vorsprachen, u.a. in Begleitung eines deutschen Ministers), blieben erfolglos. Für die Analyse der Organisation von Entscheidungsprozessen ist insb. die ) Kulturdimension ) Akzeptanz von Machtdistanz eine bedeutsame Kontingenzvariable. Mit ihrer Hilfe lässt sich zu nicht geringem Teil erklären, weshalb deutsche Unternehmen auch strategische Entscheidungen oft ihren lokalen Ländergesellschaften überlassen, während Franzosen Entscheidungsprozesse zumeist zentralisieren. (3) Der Kontingenzansatz der Internationalisierung geht davon aus, dass Entscheidungen, welche Manager zu fällen haben, von der Art des Zusammenspiels (bzw. der Kontingenz) verschiedener Variablen abhängen () Entscheidungsfindung; ) Variable). Hierzu zählen zunächst Eigenheiten und Persönlichkeitsstruktur des Entscheiders; neben Wissen, Fähigkeiten und Motivation sind dies u.a. dessen ) Risikobereitschaft, ) Flexibilität sowie ) Auslandsorientierung. Weiterhin spielen Merkmale der Entscheidungssituation eine zumeist unterschätzte Rolle. Neben der Vertrautheit des Entscheiders mit den jeweils in Betracht kommenden ) Markteintrittsstrategien sind dies die Eindeutigkeit der gesetzten Unternehmens- und/oder Vertriebsziele, die Komplexität der zu fällenden Entscheidung (Anzahl der Optionen, Menge der verfügbaren Informationen, Zahl der relevanten Entscheidungskriterien usw.) sowie die Stabilität dieser und weiterer Variablen im Zeitverlauf (z.B. der Randbedingungen). Die starre Abfolge von ) Markteintrittsstrategien, wie sie z.B. von den Vertretern der ) Phasenmodelle der Internationalisierung unterstellt wird, ist lediglich idealtypisch zu verstehen. Zwar erfüllen diese und andere normative Erklärungskonzepte eine wesentliche Funktion, indem sie eine gemeinsame sprachlich-konzeptionelle Basis schaffen (d.h. als Teil des jeweiligen ) Paradigmas allgemein akzeptierte Begriffe bzw. ) Konstrukte und deren innere Struktur). Notwendigerweise (d.h. angesichts der Komplexität des zu erklärenden Sachverhalts) aber sind diese Erklärungsansätze sehr allgemein gehalten und damit weder für die Unternehmenspraxis noch für die weiterführende Forschung aussagefähig. Deshalb besteht ein Ziel des Kontingenzansatzes darin, die Aussagen zu präzisieren, indem man sie auf konkrete (Entscheidungs-)Situationen bezieht. Hierbei ist das Konzept Situation sehr weit gefasst, wie folgende Beispiele zeigen: a) Unternehmenstyp: Der indirekte Export bspw. mag für ein Kleinunternehmen angesichts der erforderlichen ) Ressourcen die einzige denkbare ) Markteintrittsstrategie sein () Export, indirekter). Ein Großunternehmen aber liefe vermutlich Gefahr, mit dieser Form der distanzierten Markterschließung die für ein dauerhaftes Engagement erforderliche Markt- und Kundennähe einzubüßen. b) Märkte: Für die Erschließung eines ) Schwellenlandes gilt die ) Lizenzvergabe gewöhnlich als unverhältnismäßig risikoreich, da dort Know how-Abfluss droht, während ) Industrieländer zumeist ausreichenden Rechtsschutz gewährleisten, um dies zu verhindern. c) Wettbewerbssituation: Ein nur durchschnittlich konkurrenzfähiges Unternehmen wird in einem sehr wettbewerbsintensiven Markt voraussichtlich weniger Kapital binden wollen als in einem wettbewerbsschwachen Markt. Angesichts der Vielzahl möglicher „Situationen“ bzw. Kontingenzen muss dem situativen Ansatz daran gelegen sein, diese auf (möglichst wenige) prototypische Konstellationen zu reduzieren. Denn sonst setzt er sich der Gefahr der Beliebigkeit aus () Ansatz, situativer; ) Prototyp). Während Vertreter des universalistischen Ansatzes postulieren, dass bestimmte Unternehmensstrategien weltweit in erfolgversprechender Weise anwendbar sind () Universalismus), basiert der Kontingenzansatz auf der konträren Annahme: Dass es keinen Strategien-Mix gibt, welcher für alle Unternehmen und in allen denkbaren Umweltzuständen weltweit optimal ist. Hauptsächlich organisationstheoretisch geschulte Forscher wollten herausfinden, welche Strategien am besten geeignet sind, den Grad der Internationalisierung der Unternehmen zu erhöhen () Internationalisierungsgrad, ) Organisationstheorie). Eine Schlüsselrolle spielt in dieser Diskussion das „Unification-/Fragmentation-Konzept“, das der berühmte Autor des ersten Lehrbuches über International Business (IB), J. Fayerweather, vorgeschlagen hat. Er unterschied darin die Triebkräfte der Fragmentierung, die hauptsächlich aus der Unternehmensumwelt erwachsen, von den Triebkräften der Unifikation (vgl. Abb. 1, nächste Seite).

798

Kontingenzansatz

Abb. 1: Unification-/Fragmentation-Konzept Triebkräfte der Fragmentierung ('fragmenting influences')

Strategische Entscheidungen • Produktpolitik • Logistik • Forschung & Entwicklung • Finanzströme • Produktionsmethoden • Eigentumsverhältnisse Länder

Nationalismus

A B

Umwelt der Auslandsmärkte

C Kultur D E Wirtschaft

F

Triebkräfte der Unifikation ('unifying influences')

Fähigkeiten des Mutterunternehmens • Technologie • Produktivität • Management Globale Struktur • Wirtschaftlichkeit und Effizienz des integrierten Systems

• Austausch der Fähigkeiten Veränderung der Unternehmenspraktiken Veränderung der Umwelt der Auslandsmärkte

Quelle: Fayerweather (1982, S.210); eigene Übersetzung; leicht modifiziert.

J. Fayerweather gab als einer der ersten die für die klassische Außenhandelstheorie charakteristische Beschränkung der Analyse auf den Zwei-Länder-Fall auf () Außenhandelstheorie). Seine zentrale Hypothese lautete: ) Multinationale Unternehmen sind ihren auf den heimischen Binnenmarkt fixierten Konkurrenten um so mehr überlegen, je größer ihr Unifikations-Potenzial ist und je weniger fragmentierenden Umwelteinflüssen sie ausgesetzt sind. Denn der zunehmend weltweit ausgetragene Wettbewerb und das Wirtschaftlichkeitsprinzip zwingen die Unternehmen dazu, möglichst viele Geschäftsprozesse zu vereinheitlichen () Wertschöpfungskette; ) Wettbewerb, internationaler). Neben unternehmensinternen Faktoren (z.B. das Unternehmensziel, Skalenvorteile zu nutzen; ) Skaleneffekte) erleichtern es auch exogene Größen (z.B. ein wachsendes Pro-Kopf-Einkommen als eine Proxyvariable bzw. ein Indikator der ) Konvergenz der Märkte bzw. der Konsumgewohnheiten), die Standardisierungsstrategie zu verfolgen; ) Konsumentenverhalten, internationales; ) Strategie). Für Fragmentierung wiederum sorgen länderspezifische Umweltbedingungen (wie unterschiedliche Konsumentenbedürfnisse, Markt- bzw. Wettbewerbsstruktur, Faktorkosten, Qualifikation der einheimischen Mitarbeiter [) Local] oder abweichende gesetzliche Regelungen). Sie zwingen international tätige Unternehmen dazu, ihre Strategie den jeweiligen Marktbedingungen mehr oder minder anzupassen. So verhindern Besonderheiten des kulturellen Umfeldes (z.B. eine unterschiedliche Definition der ) Geschlechterrolle) häufig eine Standardisierung der strategischen bzw. taktischen Gestaltung der Kommunikationspolitik () Feminität vs. Maskulinität; ) Kommunikationspolitik, internationale). (3) Indem man die beiden Dimensionen dieses Strukturkonzepts in zwei, seltener in drei Gruppen unterteilt (z.B. stark / durchschnittlich / schwach ausgeprägte fragmentierende bzw. unifizierende Kräfte), entsteht eine Matrix mit (2 x 2 =) vier (internationale Strategie, multinationale Strategie, globale Strategie und Mischstrategie) bzw. (3 x 3 =) neun Zellen (vgl. Abb. 2, nächste Seite), welche die Struktur des einfachen bzw. des erweiterten präskriptiven Modells ergeben.

Kontingenzansatz

799

Der präskriptive Ansatz fand nicht zuletzt dank der populär ausgerichteten Managementliteratur weite Verbreitung und bildet einen der traditionellen Schwerpunkte des ) Internationalen Managements. In der Tradition einer Handlungslehre werden dabei zumeist Standardstrategien beschrieben, die für charakteristische Situationen bzw. Konstellationen Erfolg versprechen, ohne dafür allerdings empirisch verifizierte Belege beibringen zu können (oder zu wollen). So berücksichtigt das in Abb. 3 vorgestellte Konzept die Wettbewerbsstärke des eigenen Unternehmens sowie die Attraktivität des Auslandsmarktes als dominante Einflussgrößen unternehmerischen Handelns. Kombiniert und auf jeweils drei Ausprägungen (gering / mittel / groß) reduziert ergeben diese beiden Faktoren neun charakteristische „Situationen“. Demnach ist es bspw. für ein durchschnittlich wettbewerbsstarkes Unternehmen ratsam, einen weniger attraktiven Markt per ) Lizenzstrategie zu erschließen (= Situation I); denn das dort zu erwartende Marktpotenzial oder die politischen Risiken () Länderrisiko) rechtfertigen keine nennenswerten Investitionen. Bei großer Marktattraktivität hingegen werden die Strategien ) Kontraktproduktion, ) Joint Venture, Auslandsproduktion bzw. die Gründung einer ) Tochtergesellschaft empfohlen, jeweils entsprechend der eigenen Wettbewerbsstärke (= Situationen VII - IX). Abb. 2: Situativer Fit: Entscheidungssituation und geeignete Markteintrittsstrategie groß

Marktattraktivität

• Kontraktproduktion • Joint Venture

• Auslandsproduktion • Joint Venture

• Auslandsproduktion • Tochterunternehmen

VII

VIII

IX

• Export • Joint Venture IV • Export • Handelsvertreter

gering

I gering

• Selektive Strategie V • Lizenzvergabe • Vertrag mit einheimischen Unternehmen II

Eigene Wettbewerbsstärke

• Kontraktproduktion • Tochterunternehmen VI • Export • Handelsvertreter III

groß

Quelle: in Anlehnung an Harrell/Kiefer (1981, S.7).

Wie bei den meisten derartigen „Pseudo-Portfoliokonzepten“ bleibt jedoch im Dunkel, warum Manager derart mechanistisch handeln sollten. So kann ein Kleinunternehmen dank eines innovativen Produkts durchaus wettbewerbsstark sein, jedoch, weil es ihm an dem für ) Direktinvestitionen erforderlichen Kapital mangelt, dennoch den Export bevorzugen. Verbirgt sich hinter dem Konstrukt „eigene Wettbewerbsstärke“ hingegen (auch) die Dimension „verfügbares Kapital“, so kämen gleichfalls die in Konstellation IX vorgeschlagenen Optionen in Betracht. Vorzugsweise aber sind dies Handlungsmöglichkeiten von Großunternehmen, denen die Kapitalbeschaffung (z.B. an der Börse) noch immer leichter fällt als den KMU. (4) Das konzeptionelle Kontingenzmodell des Exporterfolgs, das Yeoh & Jeong vorgeschlagen haben, berücksichtigt zwar auch die Erkenntnisse der einschlägigen ) Erfolgsfaktorenforschung () Erfolgsfaktoren des Exports), primär aber die Literatur zu Entrepreneurship und Organizational Behavior. Während dieses Modell in diesen Bereichen auch empirisch validiert wurde () Validität), erfüllt es für die Exportforschung eine andere Funktion: Hypothesen generieren und einen allgemeinen Orientierungsrahmen schaffen. In Anlehnung an das industrieökonomische Paradigma (Structure / Conduct / Performance) lässt sich nachweisen, dass Exportunternehmen ihre Leistungsfähigkeit steigern können, wenn sie ihre Auslandsstrategie und die Struktur ihrer Distributionskanäle aufeinander abstimmen.

800

Kontingenzansatz

Allerdings sind hinreichend präzise Prognosen nur möglich, wenn die externe Umwelt der Unternehmen systematisch erfasst und in der zu formulierenden Theorie berücksichtigt wird: u.a. als feindliche oder unterstützende Umwelt. Zusammenfassend scheinen klein- und mittelständische Unternehmen in einer feindlichen Umgebung größeren Erfolg zu haben, wenn sie unternehmerisch geführt werden. Da eine feindliche nationale Umwelt weniger Handlungsmöglichkeiten bietet, fokussieren Entrepreneure ihre Anstrengungen auf Auslandsmärkte. Erweist sich dort die Umwelt gleichfalls als feindlich, muss das Exportgeschäft innovativer gestaltet und aggressiver vorangetrieben werden. Bei einer unterstützenden Umwelt empfiehlt es sich hingegen nicht, derartige zusätzliche Risiken einzugehen, da der angestammte Markt hinreichende Betätigungsmöglichkeiten bietet. Dies erklärt, warum dort Entrepreneurship nicht leistungssteigernd wirkt, sondern bisweilen sogar einen Nachteil bedeuten kann. Insgesamt gesehen verspricht diese Eigenschaft bzw. Strategie vor allem dann Erfolg, wenn das Unternehmen mit einer organischen Distributionsstruktur in einer feindlichen Umwelt agiert, es also in der Lage sein muss, auf unvorhergesehene bzw. bedrohliche Marktkonstellationen (z.B. drastische Nachfrageschwankungen) flexibel zu reagieren. Nicht weniger effizient kann aber auch ein konservativ geführtes Unternehmen handeln, wenn es diese strategische Orientierung mit einer mechanistischen Distributionsstruktur verbindet, sofern es dabei auf eine unterstützende externe Umwelt trifft () Distributionsmanagement, internationales). In solchen Situationen ist es entscheidend, Routineaufgaben möglichst effizient zu bewältigen. Erfolglosen Unternehmen gelingt dieses Matching nicht - und dann ist es unerheblich, ob sie konservativ oder unternehmerisch handeln. (5) Als Beispiel für den empirisch überprüften Kontingenzansatz lassen sich Studien zum Einfluss der kulturellen Distanz auf die Wahl der ) Markteintrittsstrategie anführen () Distanz, kulturelle). Am Beispiel von 189 ) Direktinvestitionen, welche amerikanische Unternehmen in 28 Ländern vorgenommen haben, ließ sich nachweisen, dass Manager, die eine große soziokulturelle Distanz zu einem bestimmten Auslandsmarkt aufweisen, dort mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Joint Venture als eine 100%-Tochtergesellschaft gründen. Diese ) Präferenz lässt sich mit Hilfe der zu erwartenden Transaktionskosten erklären. So gestaltet sich die Pflege von Geschäftsbeziehungen gerade in einem kulturell fremdartigen Umfeld im Falle einer 100%-Tochtergesellschaft besonders aufwändig. Bei einem Joint Venture hingegen muss man sich nur mit einem bzw. wenigen Partnern auseinandersetzen, weil gewöhnlich der inländische Joint Venture-Partner für die externen Beziehungen (zu Arbeitnehmern, Zulieferern usw.) verantwortlich ist (zumindest diese unterstützen oder moderieren kann). Wer hingegen eine 100%-Tochtergesellschaft gründet, muss sehr viel mehr Kontakte selbständig managen (z.B. zu den Angestellten des Unternehmens oder zu den lokalen Behörden). In einem fremdartigen Umfeld erhöht dies gewöhnlich die Gefahr von Fehlentscheidungen. Dasselbe Unternehmen aber wird sich bei gleich großer kultureller Distanz wahrscheinlich für einen Alleingang entscheiden, falls es darüber hinaus international erfahren ist; denn das vorhandene Know how erlaubt es, die Kosten der Beziehungspflege zu reduzieren, sofern Erfahrung bedeutet, dass diese Unternehmen über mehr interkulturelle Kompetenz verfügen als weniger erfahrene Unternehmen () Kompetenz, interkulturelle). Treffen allerdings geringe kulturelle Distanz und geringe Auslandserfahrung zusammen, bleibt zunächst offen, welche Markteintrittsstrategie das betreffende Unternehmen präferieren wird. (6) Kritische Würdigung: So anschaulich und leicht nachvollziehbar die präskriptiven Kontingenzmodelle auch sein mögen; sie überzeugen vornehmlich aufgrund ihrer Plausibilität und weniger durch Umsetzbarkeit oder gar empirisch kontrollierte Bewährung. Die besondere Attraktivität - und Schwäche - derartiger Portfolio-Darstellungen besteht in ihrer suggestiven Wirkung. Sie nähren den irrigen Glauben, man könne daraus Wenn-dann-Aussagen ableiten und diese als allgemeingültig bzw. deterministisch begreifen. So mag die aus Abb. 2 ableitbare Faustregel, dass Manager dem Aufbau einer Produktionsstätte oder einer Tochtergesellschaft den Vorzug geben, wenn der „Auslandsmarkt attraktiv und das „Unternehmen wettbewerbsstark“ ist, auf einige Unternehmen zutreffen. Für andere hingegen, die eine geringe Fertigungstiefe haben und für die es schwierig bzw. gar unlösbar wäre, im Gastland ein vergleichbar effizientes und kompetentes ) Netzwerk von ) Zulieferern zu organisieren () Effizienz), empfiehlt sich eine andere Strategie, obwohl sie in derselben Marktsituation agieren.

Kontingenzansatz

801

Ein weiterer Schwachpunkt dieser „Erklärungskonzepte“ sind die zahlreichen (nahezu) inhaltsleeren Aussagen. Mit Blick auf die in Abb. 2 vorgestellte Entscheidungsmatrix stellt sich etwa die Frage, wodurch sich ein „wettbewerbsstarkes Unternehmen“ oder ein „attraktiver Markt“ auszeichnen. Fraglos sind beide Dimensionen bei der Wahl der Markteintrittsstrategie zu berücksichtigen. Größeren Erkenntniswert allerdings bieten derartige Leerformeln nicht. Beispielsweise mag die Wettbewerbsstärke eines Unternehmens primär aus seiner „produktspezifischen Innovationskraft“ erwachsen. Diese wird ihm indessen wenig nutzen, wenn in dem attraktiven, aber gerade deshalb bereits dicht besetzten Markt vor allem „distributive Kompetenz“ gefragt ist, also die Fähigkeit, kurzfristig und kostengünstig ein leistungsstarkes Vertriebs- und Servicenetz aufzubauen. In vielen Märkten (bspw. Japan, USA) erweist sich diese Kompetenz immer wieder als der entscheidende Engpass. Obwohl fraglos eine Vielzahl situativer Faktoren real-komplexe Entscheidungen (z.B. Wahl einer Internationalisierungsstrategie oder einer ) Organisationsstruktur) beeinflussen, „genügen“ den meisten Vertretern dieser Richtung zwei Dimensionen, um die verschiedensten Problemsituationen zu strukturieren und eine Lösung vorzuschlagen. Dass praktisch nie drei, vier oder noch mehr Einflussgrößen berücksichtigt werden, bezeichnen Engelhard & Dähn als verblüffende Einfachheit. Tatsächlich lässt sich dieses Phänomen „verblüffend einfach“ erklären. Zunächst spielen die Möglichkeiten und Grenzen graphischer Darstellungen eine nicht zu unterschätzende Rolle: Es bereitet weit weniger Schwierigkeiten, eine Matrix statt eines Tensors auf einem (zweidimensionalen) Blatt Papier abzubilden; auch sind einfache Abbildungen leichter nachvollziehbar als komplexe. Weiterhin ist an die Begrenztheit der kognitiven Kapazität bzw. Struktur zu erinnern. Offenbar denken „selbst“ Wissenschaftler nicht, indem sie etwa die Vorteile der ) Globalisierung auf Semantischen Differentialen bzw. Likert-Skalen kardinal oder intervallskaliert abbilden. Das ordinale, auf die Bewertung zweier Ausprägungen beschränkte Niveau der Betrachtung (z.B. großer / kleiner Vorteil; starke / schwache Integration) scheint dem menschlichen Denken angemessener zu sein. Bereits eine 3x3-Matrix lässt die Anzahl der zu differenzierenden Tatbestände von (2x2 =) vier auf (3x3 =) neun anwachsen und überfordert vielfach das Differenzierungsvermögen. Auch dies erklärt die weite Verbreitung und Akzeptanz von Vier-Felder-Matrizen. Weiterhin leidet der präskriptive Kontingenzansatz zumeist an dem Problem der Abhängigkeit der Achsen. In der von G.S. Yip vorgestellten „Matrix der strategischen Wettbewerbsvorteile“ bspw. rekurriert die erste Dimension „Globalisierungspotenzial der Industrie“ auf die Indikatoren „Wettbewerb“ (z.B. Anzahl der Konkurrenten), „Markt“ (z.B. Größe), „Kosten“ (z.B. für F&E) sowie „Regierung“ (z.B. Steuern, Auflagen). Diese beeinflussen jedoch gleichzeitig die Variablen, welche die zweite Dimension „Globalisierungsgrad der Strategie“ konstituieren. So richtet sich die Entscheidung, an welchem ) Standort ein Unternehmen den Schwerpunkt seiner ) Wertschöpfung ansiedelt, auch nach der Höhe der Kosten oder den zu erfüllenden Auflagen (= Regierung). Offensichtlich konfundiert sind weiterhin „Markt“ und „Marktteilnehmer“ sowie „Wettbewerb“ und „Reaktionen der Wettbewerber“. In einem durch zwei abhängige „Dimensionen“ aufgespannten Raum ist es aber nicht möglich, eine eindeutige Lösung zu ermitteln; denn die eine Dimension lässt sich mit Hilfe der anderen Dimension (teilweise) beschreiben. Für den empirischen Kontingenzansatz wiederum gilt, dass zwischen dessen Stärke und dessen Schwäche eine enge Austauschbeziehung besteht. Der Vorteil, präzisere Vorhersagen treffen zu können, bedingt den Nachteil geringerer Verbindlichkeit bzw. ) Generalisierbarkeit der Aussagen. Je mehr situative Einflussfaktoren berücksichtigt werden, um so mehr nähert sich die Analyse einer Einzelfallbetrachtung an. " Agarwal, S.: Socio-Cultural Distance and the Choice of Joint Ventures. A Contingency Perspective, in: Journal of International Marketing, Vol.2 (1994), No.2, pp.63-80. Alashban, A.A.; Hayes, L.A.; Zinkhan, G.M.; Balazs, A.L.: International Brand-Name Standardization/Adaptation, in: Journal of International Marketing, Vol.10 (2002), No.2, pp.22-48. Baalbaki, I.B.; Malhotra, N.K.: Standardization Versus Customization in International Marketing, in: Journal of the Academy of Marketing Science, Vol.23 (1995), No.3, pp.182-194. Bain, J.S.: Barriers to New Competition, Cambridge/MA 1956. Barney, J.D.: Firm Resources and Sustained Advantage, in: Journal of Marketing, Vol.17 (1991), No.1, pp.99-120. 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802

Kontokorrentgeschäft

tionalen Unternehmenstätigkeit, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.23-44. Fayerweather, J.: International Business Management, New York 1969. Fayerweather, J.: International Business Strategy and Administration, 2nd Ed., Cambridge/MA 1982. Ginsberg, A.; Venkatraman, N.: Contingency Perspectives of Organizational Strategy. A Critical Review of the Empirical Research, in: Academy of Management Review, Vol.10 (1985), No.3, pp.421-434. Hambrick, D.C.; Lei, D.: Toward an Empirical Prioritization of Contingency Variables for Business Strategy, in: Academy of Management Journal, Vol.28 (1985), No.4, pp.763-788. Harrell, G.D.; Kiefer, R.O.: Multinational Strategic Market Portfolios, in: MSU Business Topics, Vol.4 (1981), Winter, pp.5-16. Karagozoglu, N.; Brown, W.: Adaptive Responses by Conservative and Entrepreneurial Firms, in: Journal of Product Innovation Management, Vol.5 (1988), pp.269-281. Kumar, S.; ThackerKumar, L.: Investing in India. Strategies for Tackling Bureaucratic Hurdles, in: Business Horizons, Vol.39 (1996), No.1, pp.10-16. Kumar, V.; Subramaniam, V.: A Contingency Framework for the Mode of Entry Decison, in: Journal of World Business, Vol.32 (1997), No.1, pp.53-72. Madsen, T.K.: A Contingency Approach to Export Performance Research, in: Axinn, C.E. (Ed.), Advances in International Marketing, Vol.6, Greenwich/CT 1994, pp.25-42. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.478-488. Porter, M.E.: Wettbewerbsstrategie, 10.Aufl., Frankfurt/Main 1999. Porter, M.E.: Wettbewerbsvorteile, 5.Aufl., Frankfurt/Main 1999. Solberg, C.A.: The Perennial Issue of Adaptation or Standardization of International Marketing Communication, in: Journal of International Marketing, Vol.10 (2002), No.3, pp.1-21. Theodosiou, M.; Katsikeas, C.S.: Factors Influencing the Degree of International Pricing Strategy of Multinational Corporations, in: Journal of International Marketing, Vol.9 (2001), No.3, pp.1-18. Yeoh, P.-L.; Jeong, I.: Contingency Relationships between Entrepreneurship, Export Channel Structure and Environment. A Proposed Conceptual Model of Export Performance, in: European Journal of Marketing, Vol.29 (1995), No.8, pp.95-115. Yip, G.S.: Total Global Strategy. Managing for Worldwide Competitive Advantage, 3rd Ed., Englewood Cliffs/NJ 1992.

Kontokorrentgeschäft ) Clearing Agreement Kontrahierungspolitik, internationale umfasst die internationale Preispolitik () Preispolitik, internationale) und die internationale Kondiionenpolitik () Konditionenpolitik, internationale) Kontraktgeschäft ) Spotgeschäft Kontraktlogistik Konsequenz des ) Outsourcing komplexer Logistikdienstleistungen durch Güterhersteller. Spezialisierte Logistikdienstleister übernehmen aufgrund eines entsprechenden Kontrakts (d.h. Dienstleistungsvertrag) logistische (z.B. Transport) und logistiknahe Dienstleistungen (z. B. Verpackung) entlang der ) Wertschöpfungskette. Kontraktproduktion Erscheinungsform der ) Internationalisierung der Geschäftstätigkeit, bei der ein inländisches Unternehmen A ein ausländisches Unternehmen B damit beauftragt, ganz bestimmte Erzeugnisse in definierter Qualität () Qualitätsmanagement) und mittels des auch im Stammland üblichen Herstellungsverfahren zu produzieren. Der Auftraggeber A, welcher auch den Vertrieb bewerkstelligt, erteilt dem Auftragshersteller (= B) eine Absatzgarantie () Auftragshersteller). Problematisch ist die Ausgestaltung der ) Herkunftsangabe. Kontrollbedürfnis ) Kontrollmotiv; ) Kontrollüberzeugung; ) Korruption Kontrollerwerb liegt dann vor, wenn ein Unternehmen die Kontrolle über ein anderes Unternehmen erlangt, d.h. die Möglichkeit, einen bestimmenden Einfluss auszuüben (z.B. durch Kauf von Anteils- oder Vermögensrechten). In dem am 1.1.1999 in Kraft getretenen neuen Kartellrecht der Bundesrepublik Deutschland wurde der von der ) Fusion abzugrenzende Kontrollerwerb in die Liste der Zusammenschlusstatbestände aufgenommen. Somit unterliegen Veränderungen in der Beteiligungsstruktur eines Unternehmens der präventiven Überprüfung durch das Bundeskartellamt. ( http://www.bundeskartellamt.de Kontrollmotiv (1) im Zusammenhang mit ) Direktinvestitionen die Absicht bzw. das Bestreben einer natürlichen oder juristischen Person, diese Auslandsinvestition (z.B. ) Auslandsniederlassung) mehr oder weniger

Kontrollüberzeugung

803

weitgehend und im Regelfall längerfristig zu kontrollieren (d.h. entscheidenden Einfluss auf die unternehmerischen, insb. strategischen Entscheidungen zu nehmen). (2) Aus organisations- und personalwirtschaftlicher Perspektive bezieht sich das Kontrollmotiv bzw. Kontrollbedürfnis auf die Absicht, innerhalb einer Gruppe (bspw. Aufsichtsrat, Buying Center, Projektteam) dafür zu sorgen, dass die einzelnen Mitglieder sich an die bestehenden ) Normen und ) Kulturstandards halten. (3) Im soziologischen bzw. sozialpsychologischen Kontext ist damit das ) Bedürfnis Einzelner gemeint, Einfluss darauf nehmen zu können, ob ihnen Gutes oder Schlechtes widerfährt. Häufig ist die Kontrollierbarkeit von Ereignissen jedoch eine Illusion, weshalb man dann von Kontrollillusion spricht. " Langer, E.J.: The Illusion of Control, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.32 (1975), pp.311-328.

Kontrollüberzeugung (1) vor allem in den westlichen ) Industriegesellschaften Teil des ) Weltbildes. Gemäß der „Theorie der kognizierten Kontrolle“ trachten Menschen danach, Zustände und Ereignisse, die für sie bedeutsam sind, zu „kontrollieren“. Kontrolle kann faktisch ausgeübt werden, indem man auf den Ausgang eines Ereignisses Einfluss nimmt, aber auch kognitiv (durch Vorhersage des Ereignisses). Bemerkt eine Person, dass ihr dies nicht gelingt, so empfindet sie Kontrollverlust, was gravierende Konsequenzen für ihr Erleben und Verhalten hat () Regionalpatriotismus). Wie man der Abbildung entnehmen kann, ist das Kontrollmotiv in den angelsächsischen Ländern vergleichsweise ausgeprägt, während Deutsche, zusammen mit Italienern, Türken und Südkoreanern, zu Kontrollverlust tendieren. Abb. 1: Kontrollüberzeugung im internationalen Vergleich „Erfolg im Leben wird vor allem von Kräften bestimmt, auf die wir keinen Einfluss haben.“ (Zustimmung in %) Türkei

76

Südkorea

75

Deutschland

68

Italien

66

China

58

Frankreich

54

Russland

52

Großbritannien

48

Japan

43

Kanada USA

35 32

Quelle: Pew Global Attitudes Project 2003.

Das Gefühl des Kontrollverlusts ist insofern vom ) Fatalismus abzugrenzen, als dem Verlust an Kontrolle das Streben nach Kontrolle vorangeht, während Fatalismus unabhängig von diesem Motiv (und dessen Umkehrung) besteht. (2) Zwischen Kontrollüberzeugung und Kulturzugehörigkeit () Kultur; ) Landeskultur) besteht ein Zusammenhang. A. Herker hat hierzu knapp 2.500 Personen in vier Ländern befragt und untersucht, auf welche Weise Briten, Franzosen, Spanier und Deutsche bei ihren Kaufentscheidungen das Kriterium „Umweltschutz“ berücksichtigen. Entsprechend dem so genannten Norm-Aktivierungsmodell von S.H. Schwartz ist man um so eher bereit, sich in einer bestimmten Weise (z.B. umweltschonend) zu verhalten, wenn man sich seiner Verantwortung und der Konsequenzen des eigenen Handelns bewusst ist. Sowohl mit Blick auf den Kauf eines Automobils, einer Waschmaschine und eines Vollwaschmittels sollten die Auskunftspersonen auf einer von 0 (= stimme völlig zu) bis 5 (= stimme überhaupt

804

Kontrollüberzeugung

nicht zu) reichenden Ratingskala angeben, inwiefern sie sich selbst für den Umweltschutz verantwortlich fühlen und ob sie glauben, durch ihr Verhalten effektiv zum Umweltschutz beitragen zu können. Obwohl somit die Entscheidungssituation stark variierte, ergab sich für jedes der vier Länder ein relativ homogenes Antwortverhalten (vgl. Abb. 2), was dafür spricht, dass der Einfluss der Kultur stärker ist als der des Kontexts () Kontingenzansatz). Abb. 2: Attribution von Verantwortung und wahrgenommene Effektivität des eigenen Handelns

Wahrgenommene Effektivität des eigenen Handelns 4,5

(„Beim Einkauf fällt mein kleiner Beitrag für den Umweltschutz wenig ins Gewicht.“)

4,0

3,5

Großbritannien

Deutschland

3,0 Spanien 2,5 Legende: Automobile

2,0

Waschmaschinen

Frankreich

Waschmittel 1,5

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

4,0

4,5

Wahrgenommene Eigenverantwortung („Umweltschutz ist vor allem Aufgabe von Staat und Industrie, weniger die des einfachen Bürgers.“) Quelle: eigene Darstellung auf der Basis von Herker (1993, S.145ff.).

Während Briten und Franzosen Umweltschutz eher als „öffentliche Aufgabe“ z.B. von Staat oder Industrieunternehmen betrachten, fühlen sich Spanier und Deutsche stärker persönlich dafür verantwortlich. Demgegenüber stimmen Briten und Deutsche darin überein, dass sie durch ihr Handeln ihre Umwelt beeinflussen können, während die Bewohner der beiden Mittelmeerstaaten weniger davon überzeugt sind. Der Grund hierfür könnte in zwei ) Kulturdimensionen zu suchen sein. So ist ) Ungewissheitsvermeidung nach G. Hofstede in Frankreich (= 86) und in Spanien (= 86) deutlich stärker ausgeprägt als in Deutschland (= 65) oder insb. in Großbritannien (= 35). Gleiches gilt für die ) Akzeptanz von Machtdistanz. Auch auf dieser Dimension laden Frankreich (= 68) und Spanien (= 57) höher als Großbritannien (= 35) und Deutschland (= 35). In ) Gesellschaften, die Machtdistanz akzeptieren, ist u.a. die Wahrscheinlichkeit, dass Misserfolgserfahrungen (durch das eigene Verhalten nur wenig ausrichten zu können) übermäßig ) generalisiert werden („Gelernte Hilflosigkeit“), groß. Dies gilt auch für die Beziehung zwischen Umweltschutz und Konsumverhalten. Weiterhin hat die Füh-

Konvergenzkriterien

805

rungsstilforschung gezeigt, dass französische Mitarbeiter und spanische Mitarbeiter von ihren Vorgesetzten seltener zu Rate gezogen werden als deutsche und britische Mitarbeiter von ihren jeweiligen Vorgesetzten () Führungsstil). " Abramson, L.Y.; Seligman, M.E.P.; Teasdale, J.D.: Learned Helplessness in Humans. Critique and Reformulation, in: Journal of Abnormal Psychology, Vol.87 (1978), No.1, pp.49-74. Herker, A.: Eine Erklärung des umweltbewussten Konsumentenverhaltens. Eine internationale Studie, Frankfurt/Main 1993. Schwartz, S.H.: Moral Decision Making and Behavior, in: Macaulay, J.; Berkowitz, L. (Eds.), Altruism and Helping Behavior, New York 1970. Schwartz, S.H.: Normative Influences on Altruisms, in: Advances in Experimental Social Psychology, Vol.10 (1977), pp.221-279.

Konvention von Bamako ) Unethische Formen der Internationalisierung Konvention, soziale ) Kommunikation, nonverbale Konvergenz allgemein: Annäherung verschiedener Entitäten aneinander. Konkret sind in diesem Zusammenhang folgende Konvergenzkonzepte von Interesse: (1) Die volkswirtschaftliche Konvergenztheorie postuliert eine allmähliche Annäherung unterschiedlicher Gesellschafts- und Wirtschaftsordnungen (etwa der kapitalistischen und der sozialistischen ) Industrieländer aufgrund der unterstellten Eigendynamik makroökonomischer Prozesse). Im Falle der Europäischen Union allerdings handelte es sich um eine „erzwungene“ und - wie man heute weiß teilweise vorgetäuschte Konvergenz. Die so genannten Maastricht-Kriterien, im ) Maastrichter Vertrag von 1992 beschlossen, sollten dafür sorgen, dass nur solche Volkswirtschaften der Europäischen Währungsunion beitreten () Wirtschafts- und Währungsunion), welche die dafür für notwendig gehaltenen strukturellen Voraussetzungen erfüllen: ! Der Anstieg der Verbraucherpreise durfte das Mittel der drei preisstabilsten Länder um nicht mehr als 1,5% übersteigen. ! Die ) Währung musste dem ) Europäischen Währungssystem (EWS) angehören und durfte in den letzten beiden Jahren nicht abgewertet worden sein. ! Das Zinsniveau durfte das Mittel der drei bestplatzierten Mitgliedsstaaten um nicht mehr als zwei Prozentpunkte überschreiten. ! Die jährliche Neuverschuldung durfte drei Prozent des ) Bruttoinlandsproduktes nicht übersteigen. ! Die gesamte Staatsschuld durfte nicht über 60% des Bruttoinlandsproduktes liegen. (2) Die mit Blick auf das ) Internationale Marketing formulierte Konvergenztheorie besagt, dass sich im Zuge der ) Globalisierung die Kauf-, Gebrauchs- und Verbrauchsgewohnheiten der Konsumenten weltweit immer ähnlicher werden, weshalb eine weitgehende ) Standardisierung der Leistungsprozesse möglich sei () Konsumentenverhalten, internationales). Kritiker wenden dagegen ein, dass es sich dabei lediglich um eine oberflächliche Annäherung handele (der „Oberflächenkultur“ ) Percepta). Die grundlegenden und für das Marketing häufig maßgeblichen ) Werte- und Verhaltensunterschiede zwischen den verschiedenen ) Kulturen aber blieben davon unberührt () Concepta). (3) Die von W. Stern formulierte psychologische Konvergenztheorie befasst sich mit der wechselseitigen Durchdringung von Umwelt und individueller Innenwelt. In der so genannten Anlage-/UmweltDebatte wandte er sich gleichermaßen gegen extrem empirische wie gegen extrem nativistische Positionen und ging davon aus, dass vor dem Hintergrund der jeweiligen „äußeren Situation“ die angeborenen und die erworbenen „Erlebnis- und Verhaltensweisen“ konvergieren. " Barro, R.J.; Sala-i-Martin, X.: Wirtschaftswachstum, München 1998. Engelkamp, P.; Sell, F.L.: Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 2.Aufl., Berlin 2003, S.311f. Levitt, T.: The Globalization of Markets, in: Harvard Business Review, Vol.61 (1983), No.3, pp.92-102. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.146ff. Stern, W.: Psychologie der frühen Kindheit, Leipzig 1914.

Konvergenzkriterien (1) sollen dauerhafte Preisstabilität jener ) Währungen, die an der ) Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) teilnehmen, sicherstellen () Euro). Zu den Konvergenzkriterien zählen neben den monetären Kriterien, die für Preisstabilität im engeren Sinn (Inflationsrate, Zinsen) sorgen sollen, die so ge-

806

Konvergenzthese

nannten fiskalischen Kriterien, die sich auf die Lage der öffentlichen Finanzen beziehen. Gemäß Artikel 104c des Maastrichter Vertrags (zur Vermeidung übermäßiger öffentlicher Defizite) ist bspw. die Haushaltsdisziplin anhand von zwei Kriterien zu prüfen: Überschreitet … ! das Verhältnis des geplanten oder tatsächlichen öffentlichen Defizits zum ) Bruttoinlandsprodukt einen bestimmten Referenzwert (außer das Verhältnis ist erheblich und kontinuierlich zurückgegangen und hat einen Wert vergleichbar dem Referenzwert erreicht oder der Referenzwert wurde nur ausnahmsweise und vorübergehend überschritten)? ! das Verhältnis des öffentlichen Schuldenstands zum BIP einen bestimmten Referenzwert (es sei denn, dass das Verhältnis hinreichend rückläufig ist und sich rasch genug dem Referenzwert annähert)? In einem Protokoll zum Maastrichter Vertrag wurden der Referenzwert für das öffentliche Defizit auf nicht mehr als 3% und der Referenzwert für den öffentlichen Schuldenstand auf nicht mehr als 60% des BIP festgelegt () Vertrag über die Europäische Union). Und mit Blick auf die monetären Kriterien wurde dort definiert: Die Inflationsrate darf höchstens 1,5% über derjenigen der preisstabilsten Länder und die langfristigen Zinsen höchstens 2% über dem Zinsniveau der preisstabilsten Länder liegen. (2) Damit Konvergenz nicht nur bis zum Eintritt in die Wirtschafts- und Währungsunion, sondern dauerhaft gewährleistet sei, beschloss der Europäische Rat 1996 in Dublin den Stabilitätspakt, der die genannten Kriterien zur dauerhaften Vorgabe für die öffentlichen Haushalte machte () Europäische Union). Hinzu kommt die Auflage, eine auf Dauer ausgeglichene Haushaltslage herbeizuführen und für dauerhaft geordnete Staatsfinanzen zu sorgen. Übersteigt das öffentliche Haushaltsdefizit 3%, müssen (außer in Zeiten starker Rezession oder bei außerordentlichen Ereignissen wie Naturkatastrophen) die betroffenen ) Staaten innerhalb einer bestimmten Frist Budgetkorrekturen vornehmen. Andernfalls wird der Rat bestimmte Sanktionen beschließen, zunächst in Form einer unverzinslichen Einlage (mindestens 0,2% und maximal 0,5% des BIP). Diese wandelt sich nach zwei Jahren in eine Geldbuße, wenn das betreffende Haushaltsdefizit weiterhin übermäßig bleibt. Konvergenzthese 1983 von T. Levitt in „On the Globalization of Markets“ im Kontext der ) Standardisierungs-/Differenzierungsdiskussion () Wettbewerbsstrategie) formuliert. (1) Diese eingangs der 1980er-Jahre und angesichts der beginnenden ) Globalisierung in den 1990erJahren verstärkt diskutierte Schlüsselthese des ) Internationalen Marketing geht die von folgenden fundamentalen Veränderungen der Unternehmensumwelt aus: Fortschritte, die in der weltweiten Massenkommunikation erzielt wurden, verstärkter internationaler ) Tourismus, dramatische Verbilligung der Transport- und Kommunikationsmedien sowie die wachsende Dominanz technischer und ingenieurswissenschaftlicher Leistungen über die geisteswissenschaftliche und kulturwissenschaftliche Sphäre (und damit zunehmende Verbreitung ) kulturfreier Produkte). Aufgrund dieser und weiterer globaler Trends entwickelt sich der Konvergenzthese zufolge eine homogene ) Weltkultur westlicher Prägung, in der kulturspezifische ) Bedürfnisse und Verbraucherwünsche eine nachgeordnete Rolle spielen, weshalb das Konsumentenverhalten weltweit „konvergiert“ (d.h. sich immer mehr ähnelt; McWorld). Nicht zuletzt zwinge der ständig intensiver geführte (Kosten-)Wettbewerb die Unternehmen dazu, auf Differenzierungsvorteile zu verzichten und ihre Leistungsprozesse zu standardisieren, d.h. globale Märkte einheitlich zu bearbeiten () Standardisierungs-/Differenzierungs-Debatte). Daher könne man allerorten die gleichen Produkte in der gleichen Art und Weise anbieten und so Produktions- sowie Marketingkosten senken. (2) Die Anhänger der konträren Differenzierungsthese betonen demgegenüber den Primat stabiler kulturspezifischer ) Werte und ) Bedürfnisse, der von einzelnen, zumeist oberflächlichen Angleichungen (im Sinne einer ) McDonaldisierung) nicht wirklich in Frage gestellt werde. Die bisweilen tatsächlich beobachtbare Angleichung sei nicht nur oberflächlicher Natur, sondern beschränke sich außerdem auf wenige, wenn auch aufmerksamkeitsstarke Bereiche (z.B. Sportbekleidung als Alltagskleidung, Fast Food oder die schnelle Verbreitung von „Außer Haus-Verzehr“). Die zugrunde liegenden

Kooperation

807

Bedürfnisse der Konsumenten aber unterschieden sich nach wie vor interkulturell, weshalb man auch weiterhin einen differenzierten Ansatz verfolgen müsse () Konsumentenverhalten, interkulturelles). Auch könnten die Anhänger der Konvergenzthese nicht systematisch erklären, welche Bedürfnisse universal seien und was dies für das konkrete Marketing bedeute () Universal). Die von ihnen gewählten Beispiele (z.B. der Markterfolg der - vermeintlich! - globalen Vermarktungsstrategie von Coca Cola) seien zwar anschaulich, aber letztlich wenig beweiskräftig, da beliebig. (3) Zwischen beiden Extrempositionen steht die Strategie der ) Differenzierten Standardisierung, die sich der Erkenntnismöglichkeiten der Clusteranalyse bedient () Cluster). Innerhalb von kulturell homogenen Kulturräumen standardisieren (bspw. Cluster der femininen nordeuropäischen) und zwischen diesen differenzieren (bspw. machtdistante Mittelmeerländer vs. individualistische angelsächsische Länder vs. maskuline, Ungewissheit meidende deutschsprachige Länder vs. feminine skandinavische Länder). (4) In der Volkswirtschaftslehre postuliert die Konvergenzthese eine Tendenz der Annäherung unterschiedlicher Wirtschaftsordnungen. " Boddewyn, J.J.; Soehl, R.; Picard, J.: Standardization in International Marketing. Is Ted Levitt in Fact Right? in: Business Horizons, Vol.29 (1986), Nov./Dec., pp.69-75. Levitt, T.: The Globalization of Markets, in: Harvard Business Review, Vol.61 (1983), No.6, pp.92-102. Ohmae, K.: Die Macht der Triade. Die neue Form des weltweiten Wettbewerbs, Wiesbaden 1985. Webber, R.A.: Convergence or Divergence? in: Columbia Journal of World Business, Vol.4 (1969), No.3, pp.75-83.

Konvertibilität freie Austauschbarkeit von ) Währungen verschiedener Länder zum jeweiligen ) Wechselkurs. Formal konvertierbar sind die Währungen jener mehr als 100 IWF-Mitgliedsländer, welche Artikel VIII des ) Internationalen Währungsfonds (IWF) anerkannt und sich damit verpflichtet haben, den freien Kapitalverkehr für Transaktionen im Rahmen der ) Leistungsbilanz nicht zu beschränken, Kapitalverkehrskonvertibilität gewährleisten und im Zusammenhang mit dem Austausch von Zahlungsmitteln keine diskriminierenden Vereinbarungen getroffen haben () Kapitalverkehr; ) Kapitalverkehrsbeschränkung, ) Kapitalverkehrskontrolle). " Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.303-305.

Konvertierungsrisiko ) Währungsrisiko Konzentration ) Gini-Koeffizient Konzentrationsstrategie ) Marktpräsenzstrategie Konzept, globales ) Marke, internationale Konzeptionalisierung inhaltliche Strukturierung eines ) Konstrukts Konzessionsgesellschaft Unternehmen, die von einem ) Staat zeitlich befristet die Erlaubnis erhalten haben, in einem genau festgelegten Gebiet ) Rohstoffe zu erschließen und abzubauen. Konzessionen für die Exploration von Erdöl, Erdgas, Kupfer, Mangan, Zinn und anderen Bodenschätzen werden zumeist abhängig gemacht von der Bereitschaft des zukünftigen Konzessionärs, bestimmte Auflagen zu erfüllen (z.B. Erfüllen von Auflagen [) Local Content-Auflagen] wie Beschäftigung eines bestimmten Prozentsatzes inländischer Arbeitskräfte, Ausbau der ) Infrastruktur in diesem Land, Vornahme von Investitionen mit einem vertraglich vereinbarten Volumen). Auch werden derartige Konzessionen gewöhnlich unter mehreren erfahrenen Gesellschaften versteigert () Auktion). Kooperation (1) liegt nach R. Helm und im Sinne einer zwischenbetrieblichen Kooperation dann vor, wenn die beteiligten Unternehmen davon ausgehen, bestimmte Ziele gemeinsam besser erreichen zu können, als

808

Kooperation

es den Beteiligten unabhängig voneinander möglich wäre. Für die Kooperation (z.B. eine ) Strategische Allianz) ist charakteristisch, dass die beteiligten Unternehmen ihre rechtliche Unabhängigkeit bewahren und in den nichtkoordinierten Unternehmensbereichen weiterhin wirtschaftlich selbständig agieren. Die Beteiligten vereinbaren explizit (schriftlich oder mündlich), miteinander kooperieren zu wollen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass eine Zusammenarbeit, die eher zufällig zustande kam, nicht als zwischenbetriebliche Kooperation i.e.S. gilt, selbst wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg andauert. Ein weiteres Kriterium ist die Freiwilligkeit. Sie wiederum impliziert, dass eine zwischenbetriebliche Kooperation jederzeit einseitig gekündigt werden kann. Dennoch sind, da die gesteckten Ziele nur längerfristig erreicht werden können, zwischenbetriebliche Kooperationen zumeist langfristig angelegt und darauf ausgerichtet, eine strategische Funktion zu erfüllen. Da die Kooperationspartner bestimmte Aufgaben bzw. betriebliche Funktionen gemeinsam ausführen, müssen sie ihre Maßnahmen und ihr Vorgehen ex ante koordinieren () Koordination). Schließlich ist für eine Unternehmenskooperation charakteristisch, dass sich die Partnerunternehmen nicht unmittelbar finanziell beteiligen. Für Kooperation als Unternehmensstrategie ist charakteristisch, dass sich die Partner wechselseitig Zugang zu (kritischen) Ressourcen (z.B. Rohstoffe, Vorleistungen, Know how) verschaffen () Ressource, kritische). Idealerweise verfügen Kooperationspartner über komplementäre Ressourcen. Wichtigste Aufgabe einer ) Strategischen Allianz im F&E-Bereich bspw. ist es, immaterielle Ressourcen (Wissen bzw. Know how) zu bündeln. Kooperationen sollten im Regelfall nur dann eingegangen werden, wenn andere Wege zur Beschaffung kritischer Ressourcen (z.B. Akquisition; ) Merger & Acquisition) nicht gangbar sind. Dann allerdings kann Kooperation mit anderen Unternehmen eine Erfolgsstrategie sein. (2) Die Hoffmann Group etwa, Systemlieferant für Qualitätswerkzeuge mit einem umfangreichen Angebot an Service rund um die Werkzeugbeschaffung, beschäftigt als europaweiter Marktführer rund 2.000 Mitarbeiter und betreut in den Geschäftsfeldern Metallverarbeitung und Maschinenbau sowie Automobilhersteller und Zulieferer mehr als 140.000 Kunden. Ausgehend von dem Hoffmann-Katalog für Qualitätswerkzeuge der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, den, zusammen mit dem zugehörigen Sortiment, eine Reihe deutscher Unternehmen als Lizenznehmer übernahmen, entwickelte sich 1993 der Einkaufsverbund Hoffmann-Gruppe, der 1995 vertraglich zum Unternehmensverbund erweitert wurde. 2005 gehörten diesem im Business-to-Business-Bereich einzigartigen Kooperationssystem acht deutsche und 13 internationale Partnerunternehmen an. Die als Franchise-System konzipierte Leistungsgemeinschaft betreut Kunden in 34 Ländern (insb. Europa; ) Franchising). Mit dem Beitritt übernehmen die Partnerunternehmen ein umfassendes Marketing-Konzept (Corporate Design, Sortiment von 40.000 Qualitätswerkzeugen, Hoffmann-Group-Eigenmarken Garant und Holex, Katalog .Print und Online, in elf Sprachen und 34 Versionen, auf die länderspezifischen Gegebenheiten abgestimmtes Preis- und Rabattsystem) das Hoffmann-Group-Trainingscenter sowie ) Organisationsstruktur und Wertschöpfungsprozesse. Von besonderer Bedeutung aber ist die Übernahme des Vertriebsmodells, dem neben den erforderlichen Außendienstmitarbeitern etwa 150 Mess- und Anwendungstechniker angehören. Denn im Business-to-Business-Bereich begründet die technische Beratung der Geschäftskunden den entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Dem Kooperationssystem immanent ist der Größenvorteil, welcher Marktpräsenz und Verhandlungsmacht nicht nur bei den Preisverhandlungen sichert sowie Synergieeffekte in Produktmanagement und ) Logistik. Bevor ein Unternehmen Kooperationspartner wird, muss es in einen Auswahlprozess bestehen und eine Vielzahl von Kriterien erfüllen sowie im weiteren Verlauf der Zugehörigkeit zur Gruppe an einem kontinuierlichen Zertifizierungsprozess teilnehmen () Qualitätsmanagement). (3) Braßler & Grau differenzieren die Vielzahl der Kooperationsformen (z.B. Globale Strategische Partnerschaft, Strategisches Netzwerk, Wertschöpfungspartnerschaft, Value System) nach Maßgabe der Fristigkeit der Kooperation: langfristige vs. kurzfristige Kooperationen. Zu den langfristigen Erscheinungsformen zählen u.a. das ) Joint Venture, die ) Strategische Allianz und das in Japan entwickelte Keiretsu (vgl. Abb. 1, nächste Seite).

Kooperation

809

Abb. 1: Langfristige Formen der Kooperation Joint Venture (Gemeinschaftsunternehmen)

Strategische Allianz

Globale Strategische Partnerschaft

Keiretsu

Strategisches Netzwerk

Regionales Netzwerk (Industrial District) Wertschöpfungspartnerschaft (Value Adding Partnership) Value System

Neugründung eines rechtlich selbständigen Gemeinschaftsunternehmens von zumindest zwei rechtlich und wirtschaftlich unabhängigen Unternehmen mit dem Ziel einer langfristigen Zusammenarbeit

Balling (1998, S.20) Sydow (2002, S.64)

Längerfristige Kooperation zwischen Organisationen, die der gleichen Branche angehören und gemeinsame strategische Ziele verfolgen. Die Beteiligten bleiben rechtlich selbstständig und, außerhalb der Strategischen Allianz, Konkurrenten. Langfristige Kooperationen auf internationaler Ebene. Kennzeichnend sind die Zusammenarbeit von zwei oder mehreren selbständigen Partnern der gleichen Branche sowie die Entwicklung einer gemeinsamen Strategie über Ländergrenzen hinweg. Japanische Form branchenübergreifender Kooperation. Eine strategische Führerschaft aus Banken, Handels- und Industrieunternehmen bildet den Keiretsu-Kern. Erweitert um zahlreiche Partner unterschiedlicher Branchen entsteht der enge Kreis, der durch sekundäre Zulieferunternehmen ergänzt wird.

Backhaus/Meyer (1993, S.332) James (1984, S.115) Sydow (2002, S.63)

Langfristige branchenübergreifende Kooperation zwischen rechtlich selbständigen, wirtschaftlich jedoch meist abhängigen Unternehmen. Ein „fokales Unternehmen“ übernimmt die strategische Führung des Netzwerks. Zusammenarbeit vorrangig von KMU, die auf bestimmte Wirtschaftsräume konzentriert sind. Anders als Strategische besitzen Regionale Netzwerke meist keine strategische Führerschaft. Langfristige Kooperation selbständiger Unternehmen unterschiedlicher Branchen. Diese spezialisieren sich auf bestimmte Wertschöpfungsstufen und kooperieren entlang der Wertschöpfungskette.

Jarillo (1988, S.32) Staehle (1999, S.745) Sydow (2002, S.81f.)

Langfrist. branchenübergreifendes Netzwerk aus rechtl. unabhängigen Organisationen, geführt von einer „Hub Firm“. Im Gegensatz zum Value Adding Partnership geht das Value System über die Optimierung von Informations- und Logistikkanälen hinaus und ermöglicht eine flexible Rekonfiguration des Netzwerks sowie Austausch und Neuaufbau von Kompetenzen.

Quelle: Braßler/Grau (2005, S.244).

Dem Englischen (joint = Verbindung, venture = Unternehmen, adventure = gewagtes Unternehmen) entlehnter Begriff (vgl. Jaeger, 1960, S.2ff.; Hermann 1994, S.213).

Perlmutter/Heenan (1986,S.137) Sydow (2002, S.63)

Yoshino (1968, S.148ff.) Sydow (1991, S.241ff.) Sydow (2002, S.38ff.)

Brusco (1992, S.14f.) Sydow/Winand (1998, S.17) Balling (1998, S.21) Johnston/Lawrence (1988, S.94) Sydow (2002, S.64) Porter (2001, S.74f.; 1985, S.34) Riggers (1998, S.149ff.)

Dem Japanischen (Keiretsu = Reihenfolge, System) entlehnter Begriff, der dort seit Mitte des 20. Jahrhunderts konzernähnliche Unternehmensverbindungen bezeichnet (vgl. Baer et al. 2000, S.701; Hadamitzky et al. 2001, S.1443)

Regionale Netzwerke haben ihren Ursprung in italienischen Regionen wie der „Emilia-Romagna“ (vgl. Becattini 1979, S.7ff.)

810

Kooperation

Für die kurzfristigen Formen ist charakteristisch, dass rechtlich selbständige Unternehmen für die Dauer eines zeitlich begrenzten Projekts freiwillig kooperieren (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Kurzfristige Formen der Kooperation Wandelbares Produktionsnetz

Kurzfristige Zusammenarbeit rechtlich selbständiger Organisationen, die immer wieder aufgabenspezifisch konfiguriert werden können. Gegenstand der Kooperation sind primär Produktions- und Logistikprozesse.

Buse et al. (1996, S.3) Wiendahl et al (1996, S.23)

Operatives Netzwerk

Kurzfristige Zusammenarbeit rechtlich selbständiger Organisationen. Kooperationsgegenstand sind freie Produktions- und Logistikkapazitäten, die den Partnern bei auftretenden Engpässen zur Verfügung gestellt werden.

Kubicek/Klein (1994, S.96f.) Lethmathe (2001, S.553f.)

Projektnetzwerk

Branchenübergreifende, auf die Projektdauer befristete Zusammenarbeit rechtlich selbständiger Organisationen, die von einer „Hub Firm“ geführt werden.

Sydow/Windeler (1999, S.217) Staele (1999, S.747)

Dynamisches Netzwerk

Branchenübergreifende Kooperation rechtlich selbständiger, aber wirtschaftlich abhängiger Organisationen, deren Geschäftstätigkeit durch den Einsatz eines „Brokers“ gesteuert wird.

Blecker (1999, S.16) Miles/Snow (1984, S.18ff.)

Virtuelles Unternehmen

Zeitlich begrenzte branchenübergreifende Zusammenarbeit rechtlich und wirtschaftlich selbständiger Unternehmen zum Zweck der gemeinsamen Leistungserstellung, die nicht von einem Unternehmen alleine bewältigt werden kann.

Mowshowitz (1986, S.380) Mertens/Faisst (1996, S.280) Scholz (1996, S.207f.)

Virtuelle Fabrik

Zusammenschluss mehrerer rechtlich und wirtschaftlich unabhängiger Unternehmen in einem stabilen Netzwerk. Zur Bearbeitung eines bestimmten Auftrags wird aus diesen Unternehmen ein temporäres Netzwerk konfiguriert, das nach Abschluss des Auftrags wieder zerfällt. Die einzelnen Mitglieder kehren in das stabile Netzwerk zurück.

Riggers (1998, S.143f.) Schuh/Millarg/ Göransson (1998, S.64)

Hollow Organisation

Radikalste Form Virtueller Unternehmen, bei der ein beteiligtes Unternehmen als Initiator und Koordinator in Erscheinung tritt und andere, rechtlich unabhängige Organisationen mit der Erstellung der zu erbringenden Leistungen beauftragt.

Jonas (1986, S.53) Sydow (2002, S.3)

Unternehmung ohne Grenzen

Kooperation und Kompetition rechtlich und wirtschaftlich selbständiger Unternehmen innerhalb eines Unternehmensnetzwerkes. Bei Bedarf können zwei oder mehrere Unternehmen verknüpft werden.

Blecker (1999, S.33) Kaluza/Blecker (2000, S.10f.)

Quelle: Braßler/Grau (2005, S.244), modifiziert.

Das Konzept der Virtuellen Fabrik wurde 1995 als Pilotprojekt Euregio Bodensee in der Praxis implementiert (vgl. Katzy/Schuh/ Millag 1996, S.30f.)

Kooperation

811

(4) Zu den Theorien, welche zur Beschreibung und Erklärung von Kooperationen herangezogen werden (vgl. Abb. 3), zählt insb. die ) Transaktionskostentheorie. Sie wurde u.a. entwickelt, um die Gründe kooperativen Verhaltens erklären zu können. Demnach arbeiten Unternehmen dann zusammen, wenn die Kooperation anderen Möglichkeiten überlegen ist. Diese „anderen Möglichkeiten“ sind die hierarchischen Formen, ) Transaktionen zu bewältigen (z.B. 100%-Tochtergesellschaft), oder Transaktionen mit Hilfe des Marktes (z.B. direkter Export). Abb. 3: Kooperation als wissenschaftliches Erkenntnisobjekt Theorie

Zentrale Fragestellung

Aussage

Transaktionskostenansatz

! Gründe für die Existenz von Kooperationen

! Unternehmen kooperieren, wenn die Zusammenarbeit sowohl marktlichen als auch hierarchischen Transaktionsformen überlegen ist.

Spieltheorie

! Wechselseitiges Verhalten der Kooperationspartner ! Einflussfaktoren der Stabilität von Kooperationen

! Kooperationspartner verhalten sich u.a. dann nicht opportunistisch, wenn die Zusammenarbeit mit einer Kapitalbeteiligung unterlegt wird. Denn dieses Commitment signalisiert die Bereitschaft zu kooperativem Verhalten. Dadurch entsteht eine „Win-winSituation“.

Agency-Theorie

! Wechselseitiges Verhalten der Kooperationspartner ! Einflussfaktoren der Stabilität von Kooperationen

! Das Handeln des Agenten (z.B. Manager) beeinflusst das Wohlergehen des Principals (z.B. Aktionär). ! Agenten haben einen Informationsvorsprung, den sie zur Durchsetzung eigener Ziele nutzen können. ! In Kooperationen kommen AgencyProbleme auf zweifache Weise zum Tragen: Zum einen innerhalb der Kooperation und zum anderen zwischen dem gemeinsamen Leitungsgremium und den Führungskräften in der Kooperation.

Theorie des organisationalen ! Unter welchen Bedingungen kann ein ! Die Kooperation dient in erster Linie dem Zugriff auf das Know how des Lernens Unternehmen in einer Kooperation Partnerunternehmens. Know how des Partners internalisieren? ! Der Erfolg einer Kooperation hängt ! Möglichkeiten zum Schutz des Know vom Gleichgewicht der Partner ab. how vor Diffusion Quelle: Pausenberger/Nöcker (2000, S.395).

Die Spieltheorie wiederum beschreibt das Verhalten von Kooperationspartnern und analysiert jene Bedingungen, welche eine stabile Zusammenarbeit ermöglichen. Diese Theorie ist prinzipiell geeignet, das strategische Verhalten von Kooperationspartnern etwa im Rahmen von Joint Ventures oder Strategischen Allianzen zu analysieren () Allianz, strategische). Wissenschaftler mit einem grundsätzlich pessimistischen ) Weltbild und ) Menschenbild werden dazu im Regelfall den nichtkooperativen Ansatz der Spieltheorie heranziehen. Demzufolge versucht jeder Spieler (bzw. Kooperationspartner), seinen Nutzen zu maximieren, selbst wenn dies zu Lasten des Mitspielers (bzw. der Gruppe) geht. Im Falle eines Joint Venture besagt das spieltheoretische Paradigma, dass zwei Unternehmen den auf 16 Einheiten angesetzten Gesamtnutzen eines gemeinsamen Vorhabens maximieren können, wenn beide bewusst kooperieren. Diese Strategie hat als Spielergebnis die Gleichverteilung des Gesamtnutzens zur Folge (= 8/8). Der geringste Nutzen (= 5/5) ist zu erwarten, wenn kein Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Joint Venture leistet. Denkbar ist auch, dass jeweils einer der beiden „Partner“ versucht, von dem Gemeinschaftsunternehmen zu profitieren, ohne dafür selbst einen angemessenen Beitrag zu leisten. Der jeweilige „Trittbrettfahrer“ könnte dann neun Nutzeneinheiten erzielen, wenn er sich nichtkooperativ verhält (vgl. Abb. 4, nächste Seite).

812

Kooperation

Abb. 4: Gefangenen-Dilemma am Beispiel zweier Joint Venture-Partner Unternehmen B

Kooperative Strategie „Aktive Beteiligung“

Nicht-kooperative Strategie „Trittbrettfahren“

Kooperative Strategie „Aktive Beteiligung“

8/8

-2 / 9

Nicht-kooperative Strategie „Trittbrettfahren“

9 / -2

5/5

Unternehmen A

Quelle: Weder (1990, S.279); modifiziert.

Rationalerweise hätten beide „Partner“ folglich keinen Anlass, einen wesentlichen Beitrag für den Erfolg des Joint Venture zu leisten. Diese Vermutung ist allerdings nur unter der Prämisse plausibel, dass die Zusammenarbeit lediglich für eine Zeitperiode vorgesehen ist. Joint Ventures sind im Regelfall aber längerfristig angelegt, weshalb es für die Partner unklug wäre, schon zu Beginn durch unkooperatives Verhalten zu signalisieren, dass sie selbst keinen wesentlichen Beitrag leisten werden. Denn gemäß der Tit for Tat-Strategie verhält sich ein Unternehmen zum Zeitpunkt t(n) immer so, wie sein Kooperationspartner in der Vorperiode t(n-1). Dieser wiederum weiß, dass sich jener in der Folgeperiode reziprok (kooperativ oder nichtkooperativ) verhalten wird. Deshalb besteht bereits zu Beginn der Kooperation ein Anreiz, durch offensichtlich kooperatives Verhalten zu demonstrieren, dass man den ) Vertrag in angemessener Weise erfüllen will. „Hat sich eine wohlwollende Zusammenarbeit erst einmal etabliert, so besitzt diese eine Eigendynamik und wird auch in Zukunft nicht ohne weiteres von den Joint Venture-Partnern aufgegeben“ (Schrader, S.246). (5) Im Bereich der internationalen Unternehmenstätigkeit haben sich zahlreiche kooperative Strategien der Bearbeitung ausländischer Märkte etabliert. Üblicherweise unterscheidet man die vertraglich geregelten kooperativen Formen der ) Internationalisierung von internationalen Gemeinschaftsunternehmen unterschieden () Joint Venture). Bindeglied ist die Strategische Allianz (vgl. Abb. 5). Abb. 5: Kooperative Formen der Internationalisierung nach Perlitz (2002, S.537) Kooperative Internationalisierungsformen

Internationale Kooperationen aufgrund von Verträgen

Absatz- und Lieferverträge

TechnologieVerträge

• Indirekter Export

• Lizenzverträge

• KompensationsVerträge

• Know howVerträge

• Internationale LeasingVerträge • FranchisingVerträge

• Technische Hilfsverträge • Beratungsverträge

Projektorientierte Verträge

Internationale Gemeinschaftsunternehmen

Strategische Allianzen

• Zusammen• Horizontale arbeitsverträge Strategische Allianzen • Internationales Projekt• Vertikale Strategische management Allianzen • Konglomerate Strategische Allianzen

Minderheitsbeteiligung

50 / 50Joint Ventures

Mehrheitsbeteiligung

Kooperation

813

Ob für den ) Export, eine ) Auslandsproduktion oder für die Zusammenarbeit mit einem ausländischen Lizenzgeber: Immer besteht die Möglichkeit, mit anderen zu kooperieren. So können Exporteure eine ) Exportgemeinschaft bilden und komplementäre Sortimente anbieten. Weiterhin bietet es sich vielfach an, ) Auslandsmessen gemeinsam zu planen, zu finanzieren und durchzuführen. Das kooperative Moment der Lizenzvergabe ist beim Cross Licensing besonders offensichtlich: wenn Unternehmen gegenseitig Lizenzen tauschen () Lizenzstrategie). Bei Joint Ventures ist zu beachten, ob die Beteiligten mit (= Equity Joint Venture) oder ohne finanzielle Beteiligung (= Contractual Joint Venture bzw. Non-Equity Joint Venture) kooperieren. Für das Equity Joint Venture ist charakteristisch, dass Partnerunternehmen bestimmte unternehmerische Aufgaben bzw. ausgewählte betriebliche Funktionen (z.B. Vertrieb) in ein anderes Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit ausgliedern. Die Partner teilen sich in diesem Fall sowohl Leitung und Kontrolle des Joint Venture als auch Erfolg und Verlust. Genau betrachtet handelt es sich dabei um eine Hybridstrategie, zwischen Direktinvestition und zwischenbetrieblicher Kooperation angesiedelt. Die Partner sind zwar vertraglich und kapitalmäßig aneinander gebunden, behalten aber ihre wirtschaftliche und rechtliche Selbständigkeit. Die kooperative Form der Direktinvestition kommt u.a. dann in Betracht, wenn die eigene internationale ) Wettbewerbsfähigkeit unter einem negativen Image des Stammlandes leidet () Country-of-Origin). So könnte ein deutscher Möbelhersteller mit einem italienischen Anbieter ein Joint Venture eingehen, um sich weltweit glaubhaft als designorientiertes Unternehmen präsentieren zu können. Kooperation ist vor allem bei der internationalen Vermarktung von Investitionsgütern angezeigt () Industriegütermarketing, internationales), etwa wenn Investitionsgüterhersteller eine Anlage im Ausland gemeinsam errichten (= Projektkooperation). Allerdings verfehlen bis zu 80% der internationalen Joint Ventures, Übernahmen, Strategischen Allianzen und ) Fusionen die gesetzten Ziele mehr oder weniger. Einen nicht geringen Anteil daran hat kulturelle ) Diversität in Gestalt unterschiedlicher und häufig wechselseitig unverträglicher ) Arbeits-, Management- und ) Problemlösungsstile () Führungsstil). So legen Deutsche, als Angehörige einer ) monochronen Kultur, großen Wert auf den Zeitablauf von Projekten (z.B. Pünktlichkeit), das Einhalten von Plänen und formalen Prozeduren sowie auf systematisches, Außenstehenden häufig langsam erscheinendes „Abarbeiten“ der Agenda. In Zusammenarbeit mit Mitgliedern einer eher polychronen Kultur (bspw. Frankreich) führt dies fast zwangsläufig zu Missverständnissen und Konflikten, sobald die Zeitstruktur einer Aufgabe (z.B. Zulieferung einer Teilleistung bzw. Projektablauf insgesamt) maßgeblich für den Projekterfolg ist. (6) Die deskriptive Forschung hat sich darauf konzentriert, Unternehmensbereiche bzw. -funktionen, die Kooperationspotenzial besitzen, zu identifizieren (etwa mit Hilfe Porters Wertkettenanalyse). Demnach kooperierten zwischen 1986 und 1989 deutsche Unternehmen vorzugsweise in den Bereichen Marketing (= 38,0%), Produktion (= 24,4%) sowie bei der Entwicklung produkt- und prozessbezogener Technologie (= 21,8%). Hingegen versuchte man damals selten, mit kooperativen Strategien die ) Beschaffung zu optimieren (= 6,4%). Dabei entschied sich die weit überwiegende Mehrzahl für eine Zusammenarbeit auf horizontaler Ebene (= 93,6%); sie ist geeignet, die Wettbewerbsintensität zu senken. Vertikale Kooperationen (= 6,4%) hingegen verschaffen den Partnern mehr Macht gegenüber Zulieferern und Abnehmern. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass deutsche Unternehmen wenig kooperationswillig sind. Nach Angaben von ) Eurostat waren im Jahr 2000 nur 17,4% der ) innovativen deutschen Unternehmen eine Kooperation eingegangen. Die Spitzenreiter dieser Rangfolge waren Finnland (= 50,0%), Dänemark (= 38,6%) und Schweden (= 31,8%), gefolgt von Frankreich (= 28,4%), den Niederlanden (= 24,0%), Großbritannien (= 22,6%), Belgien (= 21,6%) und Österreich (= 21,1%). Lediglich portugiesische (= 16,8%) und insb. spanische (= 9,9%) sowie italienische Unternehmen (= 9,3%) waren noch kooperationsunwilliger als die erfassten deutschen Unternehmen. (7) In kollektivistischen Gesellschaften gilt die Kooperation als allgemeines Prinzip der Gestaltung von Austauschbeziehungen und als „Königsweg zum Erfolg“. Erfolge, welche durch Kooperation erzielt wurden, erlangen dort mehr Anerkennung als solche, die auf individuellen Anstrengungen basieren. Sie wiederum sind das Ideal individualistischer Gesellschaften, welche insgesamt das Gestaltungsprinzip

814

Kooperation, wirtschaftliche

„Wettbewerb“ bevorzugen () Individualismus vs. Kollektivismus). Aus individualistischer Sicht, bspw. in den Augen von amerikanischen Probanden, sollen Kooperationen helfen, einen Synergieeffekt zu erzielen und den Gesamtgewinn zu optimieren. Für Chinesen, als Repräsentanten des kollektivistischen ) Kulturkreises, unterliegen Kooperationen hingegen dem ) Equality-Prinzip: Erstrebenswert erscheint ihnen vorrangig eine gleichmäßige Verteilung der Erträge unter den Kooperationspartnern. Im weiteren Verlauf der Forschung wurde diese These jedoch differenziert: Demnach gilt das EqualityPrinzip nur im Verhältnis zu Angehörigen der In Group - und auch dies nur, wenn der eigene Beitrag größer ist als der des Partners. Leistet dieser den größeren Beitrag (z.B. zum Zustandekommen und Erfolg des Kooperationsvorhabens), so kommt das ) Equity-Prinzip ebenso zum Zuge wie im Verhältnis zu Angehörigen der Out Group. Auch hängt das, was im konkreten Fall als Verteilungsgerechtigkeit verstanden wird, vom ) Guanxi ab, das der Einzelne in das Kooperationsprojekt einbringt (d.h. von seinem „Beziehungsguthaben“). Gleiches gilt für das ) Senioritätsprinzip. Folglich empfinden Angehörige kollektivistischer Kulturen es als gerecht, wenn ein älterer Geschäftspartner, der ein besonders hochwertiges ) Netzwerk an sozialen Beziehungen in das Joint Venture einbringt, einen entsprechend großen, d.h. überproportionalen Ergebnisanteil erhält. " Apfelthaler, G.: Interkulturelles Management, Wien 1999, S.12. Beuttel, W.; Simmerl, J.: Exportgemeinschaften, in: Marketing·ZFP, 2.Jg. (1980), Nr.2, S.113-120. Bleicher, B.: Gemeinsam über sich hinauswachsen, in: Absatzwirtschaft, 48.Jg. (2005), Nr.10, S.148-152. Braßler, A.; Grau, C.: Modulare Organisationseinheiten. Eine interorganisationale Betrachtung, Teil 2, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 34.Jg. (2005), Nr.5, S.242-250. Deußen, C.: Verständigung miteinander - Verständnis füreinander. Erfahrungen aus der deutsch-französischen kulturellen Zusammenarbeit, in: Bolten, J. (Hrsg.), Cross Culture. Interkulturelles Handeln in der Wirtschaft, 2.Aufl., Sternenfels 1999, S.116-125. Domino, G.: Cooperation and Competition in Chinese and American Children, in: Journal of Cross-Cultural Psychology, Vol.23 (1992), pp.456-467. Graham, E.M.: Market Structure and the Multinational Enterprise. A Game-Theoretic Approach, in: Journal of International Business Studies, Vol.29 (1998), No.1, pp.67-83. Helm, R.: Institutionelle Formen des internationalen Markteintritts durch den Vertrieb, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 30.Jg. (2001), Nr.1, S.2-9. Ho, D.Y.-F.; Chiu, C.-Y.: Component Ideas of Individualism, Collectivism and Social Organisation, in: Kim, U.; Triandis, H.C.; Kagitçibasi, C.; Choi, S.-C.; Yoon, G. (Eds.), Individualism and Collectivism, Thousand Oaks/CA 1994, pp.137-156. Höfer, S.: Strategische Allianzen und Spieltheorie, Lohmar 1997. Jarillo, C.J.: On Strategic Networks, in: Strategic Management Journal, Vol.9 (1988), pp.31-41. Morris, M.W.; Leung, K.: Justice for All? Progress in Research on Cultural Variation in Psychology of Distributive and Procedural Justice, in: Applied Psychology. An International Review, Vol.9 (2000), pp.100-132. Müller-Stewens, G.; Lechner, C.: Unternehmensindividuelle und gastlandbezogene Einflußfaktoren der Markteintrittsform, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.381-402. Pausenberger, E.; Nöcker, R.: Kooperative Formen der Auslandsmarktbearbeitung, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 52.Jg. (2000), Nr.6, S.393-412. Perlitz, M.: Spektrum kooperativer Internationalisierungsformen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.533-549. Schrader, S.: Kooperation, in: Hauschildt, J.; Grün, O. (Hrsg.), Ergebnisse empirischer betriebswirtschaftlicher Forschung. Zu einer Realtheorie der Unternehmung, Stuttgart 1993, S.221-254. Weder, R.: Internationale Unternehmenskooperationen. Stabilitätsbedingungen von Joint Ventures, in: Außenwirtschaft, 45.Jg. (1990), S.267-291. Welge, M.K.; Al-Laham, A.: Erscheinungsformen und betriebswirtschaftliche Relevanz von Strategischen Allianzen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.625-650.

Kooperation, wirtschaftliche Strategie von Unternehmen, durch Zusammenarbeit eigene Ressourcen zu schonen, die ) Flexibilität sowie ) Risikobereitschaft zu erhöhen und Lernchancen zu eröffnen Kooperation, wirtschaftspolitische Strategie von ) Staaten, durch Zusammenarbeit ihre Prosperität und ihren Wohlstand zu steigern. Allerdings ist die Wechselwirkung zwischen den Volkswirtschaften einzelner Länder weit geringer, als zumeist angenommen. So erhöht nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) eine expansive Finanzpolitik der USA das amerikanische ) Bruttosozialprodukt um 1,2% das Bruttosozialprodukt der übrigen ) OECD-Länder aber nur um 0,3%. Weiterhin ist nicht selten strittig, worin „die richtige“ Politik besteht. Deshalb wohnt koordiniertem Vorgehen (in die falsche Richtung) das Risiko inne, Fehlentwicklungen zu verstärken. So gesehen kann man das traditionelle Denken und Handeln, das ausschließlich den nationalen Datenkranz berücksichtigt, als eine (unbewusste) Strategie der Risikostreuung betrachten () Risikomanagement). Wie das Beispiel der EG-Umweltpolitik zeigt, muss koordiniertes, womöglich einstimmig zu beschließendes Vorgehen überdies zumeist damit erkauft werden, dass man sich nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen kann. Und schließlich ist die angebliche oder tatsächliche Notwendigkeit, auf die Kooperationspartner Rücksicht nehmen zu

Koordination

815

müssen, vielfach die wohlfeile Begründung dafür, notwendige (schmerzhafte) Korrekturen der nationalen ) Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik nicht vornehmen zu müssen. Auch hierfür liefert der Bereich des Umweltschutzes zahllose Beispiele, man denke nur an das regelmäßig vorgebrachte Argument der Vergeblichkeit von „nationalen Alleingängen“. Kooperationsabkommen Erscheinungsform der wirtschaftlichen ) Integration. Deren Ziel, die Intensivierung der ) multilateralen Wirtschaftsbeziehungen der Mitgliedsländer, wird im Falle von Kooperationsabkommen durch Vereinbarungen aller Art erreicht () Kooperation). E. Koch zählt hierzu die gemeinsame Erschließung von Rohstofflagern (bspw. auf dem Meeresgrund liegende Methankugeln), die gemeinsame Erschließung und Nutzung von Energiequellen (bspw. Ölsand in Alaska) oder Aufbau und Betrieb gemeinsamer Einrichtungen, um Projekte in den Bereichen Forschung (bspw. CERN), Kommunikation (bspw. Galileo) oder Transport (bspw. Ariadne) bewerkstelligen zu können, welche die finanziellen und sonstigen ) Ressourcen einzelner Länder überfordern würden. Auch Vereinbarungen zur )Technischen Zusammenarbeit sind hier zu nennen. " Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.39f.

Kooperationsbereitschaft (1) Persönlichkeitsmerkmal und Vorbedingung für ) kooperatives Verhalten auch im Arbeitsleben. Kooperationsbereitschaft entfaltet sich erst ab dem 30. Lebensjahr in vollem Umfang. Dies gilt auch für vier weitere der fünf wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale () Big Five): Gewissenhaftigkeit und Ausgeglichenheit nehmen in dieser Lebensspanne zu, während übertriebene Empfindsamkeit und Extraversion nachlassen. Lediglich die ) Offenheit für neue Erfahrungen verstärkt sich im Verlauf des Lebens nicht. Insgesamt gesehen kann dieser Befund als gute Nachricht für die vom demographischen Wandel bedrohten, aber noch immer in ihrem Jugendlichkeitswahn befangenen individualistischen Gesellschaften der westlichen ) Industrienationen gewertet werden () Individualismus vs. Kollektivismus); denn die Mehrzahl der beschriebenen Entwicklungen ist nicht nur für das Arbeitsleben (z.B. erhöhte Gewissenhaftigkeit), sondern auch für das soziale Leben von Vorteil. (2) Wie D. Gambetta berichtet, variiert das ) Konstrukt Kooperationsbereitschaft kulturspezifisch, d.h. in Abhängigkeit von dem Ausmaß an ) Vertrauen, das in einer ) Gesellschaft üblicherweise in Beziehungen gesetzt wird. Amerikaner bspw. sind aufgrund ihrer geringen Ambiguitätstoleranz und ihres ausgeprägten Kontrollbedürfnisses nicht dafür prädestiniert, kooperative ) Allianzen erfolgreich zu gestalten. Dieses durch die ) Landeskultur bedingte Handicap kann jedoch durch eine „Unternehmenskultur des Vertrauens“ und einen konsensorientierten ) Führungsstil kompensiert werden. " Gambetta, D.: Can we Trust Trust? in: Gambetta, D. (Ed.), Making and Breaking Cooperative Relations, New York 1988, pp.213-238. Jain, S.C.; Florin, J.M.: New Perspectives on Crossborder Alliances. Gaining Competitive Advantage Based on ValueAdded Cooperation, in: Berndt, R. (Hrsg.), Global Management, Berlin 1996, S.113-124. Yoshino, M.Y.; Rangan, U.S.: Strategic Alliances. An Entrepreneurial Approach to Globalization, Boston/MA 1995. Srivastava, S.; John, O.; Gosling, S.; Potter, J.: Development of Personality in Early and Middle Adulthood, Set Like Plaster or Persistent Change? in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.84 (2003), No.5, pp.1041-1053.

Kooperationsprinzip ersetzt, als ordnungsstiftendes Prinzip, zunehmend den ) Nationalstaat des 19. Jahrhunderts und den Gesetzgebungsstaat des 20. Jahrhunderts. Immer häufiger versuchen Verbände durch Selbstverpflichtung () Code of Conduct) restriktiven Vorgaben staatlicher Instanzen vorzubeugen und der Globalisierung eine sozialverträgliche Gestalt zu geben. Während diese Instrumente der Nachsorge im Regelfall erst auf öffentlichen Druck hin ergriffen werden, sind ) Corporate Citizenship, ) Corporate Social Responsibility und ) Public Private Partnership tendenziell vorsorgender Natur. Koordination (1) Struktur und Ergebnis von Abstimmungsmaßnahmen im Unternehmensverbund. Sie können zentral wie dezentral organisiert sein und werden in dem Maße zu Bestimmungsgröße der ) Internationalisie-

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Koordination

rung der Unternehmenstätigkeit, wie es hierbei zu ) Direktinvestitionen kommt. Koordination, als Gegengewicht zu der dabei häufig erforderlichen Dezentralisierung, sorgt im Verbund mit Konfiguration für die Sicherung von interner Effizienz und externer Wettbewerbsfähigkeit () Wettbewerbsfähigkeit, internationale; ) Effizienz;). Während anfänglich vor allem die Einsatz- und Erfolgsbedingungen von harten Instrumenten der Koordination (z.B. ) Zentralisation der Entscheidungsfindung, Standardisierung oder Gestaltung der Organisationsstruktur) diskutiert wurden, finden seit Ende der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die weichen Instrumente der Koordination vermehrt Aufmerksamkeit. Dies sind hauptsächlich informelle Mechanismen wie ) Unternehmenskultur und internationale Kommunikationsnetze oder die ) Methode der offenen Koordinierung (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Instrumente der Kooperation Preise (Marktpreise, Verrechnungspreise)

Mit Hilfe von Marktpreisen wird der Leistungsaustausch zwischen Anbietern und Nachfragern geregelt. Sie bewerten die nachgefragte Menge, die Effizienz der Leistungserstellung sowie die Knappheit der in Anspruch genommenen Ressourcen. Demgegenüber steuern Verrechnungspreise den Leistungsaustausch zwischen Bereichen innerhalb einer Organisation. Verrechnungspreise bewerten die innerbetrieblich von einer Organisationseinheit erstellten und veräußerten Leistungen, um dem jeweiligen Bereich Gewinnverantwortung zu übertragen. Verrechnungspreise können durch zentrale Vorgaben, freie Verhandlungen oder nach bestehenden Marktpreisen ermittelt werden.

Rilling (1997, S.104), Bea/Göbel (1999, S.273f.)

Persönliche Weisungen

Weisungen sind explizite Verhaltensnormen für den Einzelfall und beruhen auf organisationalen Überordnungs- und Unterordnungsverhältnissen. Eine übergeordnete Instanz schreibt einer untergeordneten Stelle bestimmte Handlungen vor. Dem Empfänger verbleibt je nach der inhaltlichen Ausgestaltung der Weisung ein mehr oder weniger großer Entscheidungsspielraum.

Rilling (1997, S.94), Corsten (2001, S.21)

Selbstabstimmungen

Selbstabstimmungen können als das Pendant zur persönlichen Weisung angesehen werden. Die Gesamtheit der nachgeordneten Stellen trifft selbständig Entscheidungen auf der Basis von Abstimmungen.

Bea/Göbel (1999, S.272)

Programme

Explizite und generelle Verhaltensrichtlinien verdeutlichen, wie bestimmte Maßnahmen durchzuführen sind. Entscheidungsspielräume der Empfänger werden damit aufgehoben.

Kieser/Kubicek (1992, S.110)

Pläne (Ziele, Budgets)

Pläne enthalten periodisch bestimmte Zielvorgaben oder Budgets. Den Empfängern bleibt es aber selbst überlassen, welche Entscheidungen sie treffen bzw. welche Maßnahmen sie ergreifen, um die Vorgaben zu erfüllen.

Kieser/Kubicek (1992, S.114)

Benchmarking

Aus dem kontinuierlichen organisationsinternen Vergleich zentraler Kennzahlen lassen sich realistische Zielvorgaben ableiten, deren Einhaltung überprüft werden kann.

Wildemann (1997, S.431)

Professionalisierung (Standardisierung)

Aus der Standardisierung von Qualifikationen lassen sich verlässliche Verhaltenserwartungen ableiten. Verfügen alle Empfänger über ein gewisses Standardrepertoire an Wissen und Fertigkeiten, sind keine Vorgaben erforderlich.

Bea/Göbel (1999, S.276)

Normen

Normen leiten sich aus kollektiven Wertvorstellungen ab. Sie stellen generelle, formelle oder auch informelle Regelungen dar, die nicht auf Einzelfälle anzuwenden sind und Ermessensspielräume in ihrer Auslegung zulassen.

Fischäder (2003, S.19)

Unternehmenskultur

Wurden alle für ein Unternehmen bedeutsamen organisationalen Normen und Werte von den Mitgliedern akzeptiert, sind Handlungen auch ohne Vorgaben möglich.

Kieser/Kubjcek (1992, S.118)

Vertrauen

Positive, in wiederholten Austauschprozessen mit anderen Partnern gewonnene Erfahrungen reduzieren die Unsicherheit über das zukünftige Verhalten des jeweiligen Partners.

Corsten (2001, S.23)

Quelle: Braßler/Grau (2005, S.247; modifiziert).

Koordination

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Hiermit vollzog die Forschung nach, was sich in der Praxis als Reaktion auf zunehmend desintegrative Tendenzen entwickelt hatte: Trotz einer globalen Ausrichtung des Gesamtunternehmens wollt man den Auslandsniederlassungen die Anpassung an lokale Bedingungen ermöglichen. Der traditionelle systemtheoretisch-kybernetische Ansatz mit seinem hierarchischen Verständnis von „Steuerung“ erwies sich hierfür als zu „eng“. (2) Neben „bürokratischen vs. kulturellen“ werden „ressourcenabhängige vs. auf den administrativen Kontext bezogene Koordinationsinstrumente“ unterschieden. Daneben fand insb. eine Typologie, die P.N. Khandwalla vorgeschlagen hat, Beachtung. a) Bei der strukturellen Koordination besteht die Basisentscheidung in der Alternative: ) Differenzierung oder ) Integration (d.h. organisatorische Vereinigung oder Trennung von Inlands- und Auslandsgeschäft)? Letzteres wird in Gestalt der ) International Division oder in einer rechtlich selbständigen Gesellschaft () Holding) organisiert, während eine integrierte Struktur den Gegensatz zwischen Inlandsgeschäft und Auslandsgeschäft aufhebt und letztlich in ein globales Unternehmenskonzept mündet. b) Die technokratische Koordination zielt auf die ) Standardisierung von Politiken und Prozessen. c) Mit personenorientierter Koordination wird primär die Absicht verfolgt, durch kurz- und längerfristigen Personaltransfer zwischen ) Muttergesellschaft und Auslandsgesellschaften einen Prozess der organisationalen ) Sozialisation auszulösen und zu steuern. In dessen Verlauf werden nicht nur die gemeinsamen ) Normen, ) Werte und Ideale, sondern auch die relevanten kodifizierten und ) heuristischen Problemlösungstechniken unternehmensweit verankert. Die in die Auslandsgesellschaften entsandten Mitarbeiter () Entsendung) übernehmen dabei die Rolle des Sozialisationsagenten, welche die Unternehmensphilosophie, die Führungsgrundsätze und das administrative wie auch das funktionelle Know how (häufig mehr informell als offiziell) vermitteln. Braßler & Grau beschreiben demgegenüber drei Prinzipien der Koordination (vgl. Abb. 2). Für die hierarchische Koordination ist charakteristisch, dass Entscheidungen auf der jeweils übergeordneten Unternehmensebene getroffen und dann die Handlungsanweisungen für die nachgeordneten Unternehmensebenen abgeleitet werden. Der Antityp dieser Archetypen der Koordination ist die ) Heterarchie; hier fällen gleichrangige Manager (kooperativ oder kompetitiv) Entscheidungen. Die hybride Koordination schließlich vereinbart hierarchische mit heterarchischen Elementen. Abb. 2: Prinzipien der Koordination Hierarchie

Heterarchie

Hybrid

Hierarchien sind durch vertikale Über- und Unterordnungsverhältnisse der beteiligten Aufgabenträger gekennzeichnet. Zur Lösung komplexer Aufgaben werden diese auf einer zentralen Ebene in einzelne Teilaufgaben zerlegt und an untergeordnete Ebenen weitergegeben. Die Zusammenführung und Kontrolle der Ergebnisse übernimmt in Folge wiederum die übergeordnete Ebene. Für derartige Koordinationsaufgaben werden spezielle Stellen eingerichtet, die als Instanzen bezeichnet werden und mit Entscheidungs- und Weisungsbefugnissen gegenüber den unteren Ebenen ausgestattet sind. Charakteristikum des Prinzips der Heterarchie hingegen ist die dezentrale Koordination in Form von Abstimmungen zwischen gleichrangigen Entscheidungsträgern. Heterarchische Abstimmungen lassen sich sowohl kooperativ als auch kompetitiv gestalten. Die Kooperation kann dabei als eine konsensorientierte Zusammenarbeit selbstständiger Partner verstanden werden. Basiert die Koordination allerdings auf Ordnungsprozessen mit Wettbewerbscharakter, so wird von Kompetition gesprochen. Zwischen den beiden Archetypen Hierarchie und Heterarchie werden hybride Koordinationsprinzipien positioniert, welche Elemente der zentralen, der hierarchischen und der dezentralen, heterarchischen Koordination miteinander kombinieren. Inwieweit dabei hierarchische oder heterarchische Gestaltungselemente überwiegen, bestimmt sich entsprechend der unterschiedlichen problemspezifschen bzw. situationsspezifischen Aufgaben.

Quelle: Braßler/Grau (2005, S.246, modifiziert).

Laske/Weiskopf (1992, Sp.792), Kieser/Kubicek (1992, S.97)

Klein (1995, S.327), Wildeman (1997, S.420), Fischäder (2003, S.13f.) Klein (1995, S.332), Rilling (1997, S.31) Fischäder (2003, S.13)

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Koordinations-Komitee für Ost-/West-Handelspolitik

(3) Von diesem „Dschungel des Koordinationsinstrumentalismus“ grenzen Macharzina & Oesterle die so genannten kausalen Konzepte der Koordination ab. Hierzu zählen zwei Oberkategorien mit vier bzw. zwei Unterkategorien: a) Die Ansätze der differenzierten Koordination ergeben sich aus den strukturellen Bedingungen der jeweiligen Auslandsgesellschaft und/oder den Marktbedingungen, unter denen diese zu agieren hat. Hierbei ist zunächst die Koordination durch Ressourcenabhängigkeit und administrativen Kontext zu nennen. In dem Maße jedoch, wie Auslandsgesellschaften als Konsequenz von Lernprozessen eigenständige Kompetenz (z.B. bezüglich der Unternehmensführung oder der Gestaltung des Produktionsprozesses) erwerben, verliert dieses Koordinationsprinzip an Wirksamkeit, und es entsteht eine Koordinationslücke. Das Besondere der rollenbezogenen Koordination von Auslandsgesellschaften besteht darin, dass diese, u.a. aufgrund des weitgehenden Scheiterns zentral vorgegebener Standardisierungsmaßnahmen, diese unterschiedliche „Rollen“ und damit Partizipationsgrade zugewiesen bekamen. In Abhängigkeit von der jeweiligen Kompetenz der Auslandsgesellschaft einerseits und der strategischen Bedeutung des Auslandsmarktes andererseits lauten diese Rollen Strategischer Führer, Strategischer Unterstützer und Strategischer Umsetzer. Die ) netzwerktheoretische Perspektive der Koordination schließlich begreift internationale Unternehmen als Netzwerke von Austauschbeziehungen zwischen organisationalen Einheiten. Von der Qualität dieser Austauschbeziehungen hängt es ab, ob es sich um ein föderatives (bzw. partizipatives) Netzwerk mit entsprechenden „weichen“ Koordinationsinstrumenten oder um ein Unterstellungsnetzwerk handelt. b) Die Konzepte der verbundweiten Koordination entsprechen weniger den jeweiligen Bedingungen der einzelnen Auslandsgesellschaft als vielmehr den Bedingungen des gesamten Unternehmens, insb. der jeweiligen Internationalisierungsstrategie des Unternehmens bzw. seiner Geschäftsfelder. Denn unterschiedliche Internationalisierungsstrategien bedingen charakteristische Konfigurationen im Unternehmensverbund. Der daraus abzuleitende Abstimmungs- und Koordinationsbedarf ist umso größer, je komplexer die strategiebedingten wechselseitigen Abhängigkeiten im Unternehmensverbund sind. Ausgehend von der idealtypischen Matrix der Internationalisierungsstrategien (Vorteile der Globalisierung „hoch“ bzw. „niedrig“ und Notwendigkeit zur Lokalisierung „hoch“ bzw. „niedrig“) sowie der daraus abgeleiteten Strategien (globale Strategie, blockiert globale Strategie, multinationale Strategie und internationale Strategie) beschreiben Macharzina & Oesterle (S.729) idealtypische Koordinationsmuster. " Braßler, A.; Grau, C.: Modulare Organisationseinheiten. Eine interorganisationale Betrachtung, Teil 2, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 34.Jg. (2005), Nr.5, S.242-250. Burr, W.: Koordination durch Regeln in selbstorganisierenden Unternehmensnetzwerken, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 69.Jg. (1999), Nr.10, S.1159-1179. Jost, P.-K.: Organisation und Koordination, 2.Aufl., Wiesbaden 2009. Khandwalla, P.N.: Unsicherheit und die optimale Gestaltung von Organisationen, in: Grochla, E. (Hrsg.), Organisationstheorie, 1.Teilband, Stuttgart 1975, S.140-156. Macharzina, K.; Oesterle, M.-J.: Bestimmungsgrößen und Mechanismen der Koordination von Auslandsgeschäften, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.705-736. Martinez, J.J.; Jarillo, J.C.: The Evolution of Research on Coordination Mechanisms in Multinational Corporations, in: Journal of International Business Studies, Vol.20 (1989), pp.489-514.

Koordinations-Komitee für Ost-/West-Handelspolitik ) COCOM Koordinierung, offene ) Methode der offenen Koordinierung Koordinierungsgruppen, internationale internationale Gremien, die für die ) Harmonisierung der ) Währungspolitik, der ) Wirtschaftspolitik und der ) Entwicklungspolitik einer Vielzahl von ) Staaten bedeutsam sind. Hierzu zählen folgende Gruppen: ) G5-, ) G6-, ) G7-, ) G8-, ) G10-, ) G15-, ) G24-, ) G77-Gruppe. Koran ) Islam Korbwährung ) Sonderziehungsrecht Koregulierung ) Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste

Korrespondent

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Körperabstand, Körperkontakt ) Kommunikation, nonverbale; ) Proxemik Körperschaftssteuer ) Steuerbelastung Körpersprache ) Kommunikation, nonverbale; ) Proxemik Korporationskapitalismus nach H. Okumura eine für Japan spezifische Variante des ) Kapitalismus. Darin stellen juristische Personen, d.h. Unternehmen (Corporations), die überwiegende Zahl der Großaktionäre. Durch wechselseitigen und dauerhaften Aktienbesitz miteinander verflochten, sorge der deshalb geringe Streubesitz für hohe Aktienkurse. Zugleich tolerierten die Aktienbesitzer in der Hoffnung auf spätere Gewinne geringe Dividendenzahlungen, um so die aggressiven, auf Marktanteilsgewinn ausgerichteten Wettbewerbsstrategien japanischer Großunternehmen zu unterstützen () Herausforderung, japanische). Eine weitere wichtige Facette des traditionellen Korporationskapitalismus der ) Japan-AG erblickt der Autor in der charakteristischen Loyalitätsbeziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Sie ist Teil des Familienprinzips und bildet zusammen mit dem ) Humanprinzip und anderen „Prinzipien“ die Grundpfeiler der traditionellen japanischen Managementlehre (die unter dem zunehmenden Wettbewerbsdruck allerdings an Bedeutung verliert). " Okumura, H.: Japan und seine Unternehmen, München 1998.

Korrelation (1) allgemein das gehäufte gemeinsame Auftreten von Objekten bzw. Ereignissen oder deren Eigenschaften. (2) In der Statistik bezeichnet der Terminus die Kovarianz zweier Datenreihen. Der Korrelationskoeffizient ist ein Maß für Stärke und Richtung des linearen Zusammenhangs zwischen zwei quantitativen Merkmalen (z.B. zwischen psychischer ) Distanz des Managements und ) Exporterfolg des Unternehmens). Dieses Maß kann zwischen +1 (= vollständig positiver Zusammenhang) und -1 (= vollständig gegenläufiger Zusammenhang) variieren. Korrelieren zwei Variablen und sind Ausmaß sowie Richtung dieses Zusammenhangs bekannt, so lässt sich mittels Regression die eine Variable (z.B. durchschnittliche Lebenserwartung) mehr oder minder gut vorhersagen (abhängig von der Enge des Zusammenhangs), wenn man die Ausprägung der anderen Variable kennt (z.B. ) Bruttoinlandsprodukt). (3) Der Eta-Koeffizient ist ein Maß für den nichtlinearen Zusammenhang zweier Variablen. Bisweilen besteht zwischen Variablen (bspw. „Kontrollbedürfnis“ und „Tendenz zur Ungewissheitsvermeidung“) kein linearer, wohl aber ein signifikanter nichtlinearer Zusammenhang Ex post lässt sich dies damit erklären, dass Angehörige von ) Gesellschaften mit einer sehr geringen Tendenz zur ) Ungewissheitsvermeidung () Hofstede-Kulturstudie) ein schwaches Kontrollbedürfnis () Kontrollorientierung) entwickeln, weil dies ihrem Werteprofil entspricht () Wert), während sich das schwache Kontrollbedürfnis von Angehörigen von Gesellschaften mit einer sehr ausgeprägten Tendenz zur Ungewissheitsvermeidung auf einen generalisierten Kontrollverlust zurückführen lässt. " Herrmann, A.; Homburg, C. (Hrsg.): Marktforschung. Methoden - Anwendungen - Praxisbeispiele, 2.Aufl., Wiesbaden 2000.

Korrelation, illusorische ) Stereotyp Korrelation, subjektive ) Stereotyp Korrespondent der ) Bundesagentur für Auslandsinformation beobachtet weltweit die Wirtschafts- und Marktentwicklung in den wichtigsten Ländermärkten. Die Kölner Zentrale der bfai sammelt diese Informationen in Gestalt von allgemeinen Wirtschaftsdaten, Branchenanalysen und Berichte über soziokulturelle Besonderheiten des Geschäftslebens, bereitet sie auf und veröffentlicht sie.

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Korrespondenzbank

Korrespondenzbank Bank, bei der eine andere Bank ein Konto unterhält (und umgekehrt). Korrespondenzbanken ermöglichen es im internationalen Zahlungsverkehr, Geschäftsvorgänge in den jeweiligen Landeswährungen () Währung) direkt miteinander zu verrechnen () Zahlungsverkehr, internationaler). Korrespondenz-Factor ) Export-Factoring Korruption (1) Korruption ist als weltweit beobachtbares Phänomen so alt wie die Menschheit. Aristoteles bezeichnete mit diesem Begriff die „Entartung“ der idealtypischen Staats- und Regierungsform. Später verstand man darunter zwar allgemein Sittenverfall und Bestechlichkeit. Mehr als alle anderen aber waren damit staatliche Amtsträger gemeint, welche sich, unter Verstoß gegen Recht, Sitte und ) Moral, unbillig Vorteile verschaffen und gesellschaftliche ) Normen brechen ('rumpere' = lat. brechen). Konkret bezeichnet Korruption den Missbrauch einer amtlichen Funktion zur Erlangung eines persönlichen Vorteils oder eines Vorteils für Dritte bei Eintritt eines unmittelbaren oder mittelbaren Schadens für die Allgemeinheit. Korruption begeht ebenfalls, wer einen Amtsträger zu einem solchen Missbrauch verleitet. Dieser Tatbestand ist in der Regel strafbar und zieht dienst- und arbeitsrechtliche Sanktionen nach sich. (2) Korruption verzerrt den ) Wettbewerb, weil Unternehmen immer größere Summen „abzweigen“ müssen, um Aufträge zu erhalten. Nicht zuletzt aber kann Korruption Staaten zerrütten. Denn sie unterhöhlt die Demokratie, das ) Vertrauen in den ) Staat, die Legitimität von Regierungen sowie die allgemeine ) Moral. Insgesamt zählt Korruption zu den größten Hemmnissen ökonomischer ) Entwicklung () Armut). Sie vertieft die Kluft zwischen Arm und Reich, weil bestechliche Eliten die öffentlichen Haushalte ausrauben () Good vs. Bad Governance). Mangels einer nationalstaatlichen Identität fühlen sie sich häufig nicht als „Entwicklungspatrioten“ ihrem Land () Entwicklungspatriotismus), sondern, in einem tribalistischen Sinn, nur ihrem Familienclan verpflichtet () Clan). Folgt man dem Moskauer Soziologie-Institut Indem, so mussten Russlands Bürger im Jahre 2002 Bestechungsgelder in Höhe von insgesamt ca. 36 Mrd. $ ausgeben, um von den russischen Behörden jene Dienstleistungen zu erhalten, die ihnen von Rechts wegen zustehen (bspw. eine Kontrolle der Miliz passieren dürfen, „obwohl“ die Papiere in Ordnung sind). Diese Summe, die damals der Hälfte des offiziellen russischen Staatshaushaltes entsprach, wurde durch Befragung von rund 7.500 Privatpersonen und Unternehmen in 40 Regionen des Landes ermittelt. Danach bezahlten im Bezugsjahr Privatleute durchschnittlich 1,7 Mal Bestechungsgelder, im Mittel 3.211 Rubel (100 $). Unternehmer wurden 1,6 Mal zu Zahlungen genötigt und übergaben dabei durchschnittlich 3.700 $. Insgesamt wurden 82% aller russischen Unternehmer korrumpiert; 70% aller Autofahrer, die angehalten werden, zahlen. Verwaltungen, Miliz und Gerichte betreiben institutionalisierte Korruption. Die Zeitung Komsomolskaja Prawda hat zusammen mit der Antikorruptions-Abteilung des Innenministeriums eine Übersicht der üblichen Schmiergeldtarife erstellt. Als generelle Regel gilt dabei: Die Dienste, die in der Hauptstadt in Dollar und auf dem Land in Rubel zu bezahlen sind, werden um so billiger, je größer die Entfernung zu Moskau. Trotz der Ankündigung des ehemaligen Präsidenten W. Putin, die Korruption ausrotten und die Verwaltung „entbürokratisieren“ zu wollen, regeln in Russland zwar mehr als 1.500 Gesetze das öffentliche und das private Leben. Aber in keinem kommt das Wort „Korruption“ vor. Wie wenig ein explizites Antikorruptions-Gesetz ausrichten könnte, wenn es denn verabschiedet würde, kann erahnen, wer den Verhaltenskodex der chronisch unterbezahlten Beamten kennt: „Wenn es nicht möglich ist, ein Geschenk zurückzusenden, soll der Beamte es nach Möglichkeit aufbewahren und minimal nutzen.“ (3) Nach Angaben der ) Weltbank bezahlt mehr als ein Drittel aller Unternehmen Schmiergelder, wobei manche Branchen erfahrungsgemäß besonders korruptionsanfällig sind (bspw. die Baubranche). Nicht nur in der ) Dritten Welt sind bei größeren Investitionen bis zu 20% des Auftragswertes für Bestechungsgelder vorzusehen. ) Transparency International, eine 1993 in Berlin gegründete unabhängige ) Nichtregierungsorganisation, befragt jährlich anerkannte Einrichtungen, Unternehmer,

Korruption

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Manager, Beamte und Politiker danach (= 180 Ländern), inwieweit ihrem Eindruck zufolge in ihrem Land Staat und Wirtschaft auf unerlaubte Geschäftspraktiken zurückgreifen (Stand 2008). Auf dieser Basis wird der ) Corruption Perceptions Index (CPI) berechnet, der von 0 (= „völlig korruptes System“) bis 10 (= „völlig korruptionsfreies System“) reicht. Dem Ideal am nächsten kommen in dieser Erhebung regelmäßig die skandinavischen Länder (zusammen mit Neuseeland, Singapur, der Schweiz und Australien). Hingegen scheint Korruption bspw. im Sudan, in Afghanistan, Haiti, Irak, Burma/Myanmar und Somalia alltäglich zu sein. Während der CPI die Empfänger von Bestechungsgeldern aus Sicht von Experten erfasst und das Global Corruption Barometer die Einschätzungen von Laien, zielt der ) Bribe Payers Index (BPI) auf die Geberländer. (4) Begünstigt wird Korruption, wenn Amtsträger einen übergroßen Ermessensspielraum haben, Verwaltungsabläufe allzu komplex und die Regulierungsdichte hoch ist; denn diese Faktoren vermindern die Transparenz der administrativen Prozesse, weshalb eigennütziges Verhalten von Funktionsträgern nicht bzw. erst spät entdeckt wird. Auch der sich verschärfende internationale Wettbewerb trägt seinen Teil dazu bei, dass die als korrupt bezeichneten Praktiken selbst in Volkswirtschaften, die dagegen gefeit zu sein schienen (z.B. in Deutschland), um sich greifen () Wettbewerb, internationaler). Der Bau der überdimensionierten Kölner Müllverbrennungsanlage liefert dabei nur ein Beispiel unter zahllosen ähnlich gelagerten Fällen in ) Industrieländern. (5) In der wissenschaftlichen Literatur werden fünf Thesen zu den Ursachen von Korruption diskutiert: a) Nach Auffassung der Moralisten ist Korruption Ausdruck individueller moralischer Defizite, eingebettet in einen allgemeinen Verfall der guten Sitten in einer ) Gesellschaft () Moral). Strittig ist allerdings, ob ein moralischer Relativismus gilt oder ob moralische Maßstäbe absolut, d.h. weltweit gültig sind. Muss also ein Unternehmen auch in einem kulturellen Umfeld, das Korruption toleriert, sich an den moralischen Standards seines ) Herkunftslandes orientieren? So ist es in den USA schon seit mehr als 20 Jahren unter Strafe verboten, ausländische Amtsträger zu bestechen, selbst wenn dies in deren Herkunftsland nicht illegal wäre. b) Die Funktionalisten gehen davon aus, dass Korruption die Funktionsfähigkeit der staatlichen Administration verbessert und die wirtschaftliche Entwicklung fördert. Mit Hilfe diverser Zuwendungen könne man die „allokative Effizienz bürokratischer Entscheidungen“ erhöhen, da auf Dauer nur die leistungsstärksten Anbieter die erforderlichen Bestechungsgelder aufbringen könnten (zur Kritik dieser These vgl. F.L. Sell). c) Die Postfunktionalisten vertreten die Gegenposition. Demnach leistet Korruption keinen Beitrag zum Erstarken der ) Entwicklungsländer. Im Gegenteil: Wie eine Umfrage der ) Weltbank unter ca. 3.600 Unternehmen in 69 Ländern ergeben hat, wird das Wachstum in vielen Weltregionen durch kaum etwas stärker gehemmt als durch Korruption. Denn ein Drittel der Auslandsschulden dieser Länder sei korruptionsbedingt. Bisweilen würden überdimensionierte Kraftwerke, Staudämme etc. nur deshalb gebaut, weil sich bei einem Großprojekt leichter Geld veruntreuen lässt als bei vielen kleinen Projekten. Da Bestechung auch dafür sorgt, dass Kredite in unverantwortlicher Weise vergeben werden, gilt Korruption überdies als eine der Ursachen internationaler Finanzkrisen () Weltwirtschaftskrise). Schließlich schreckt Korruption Investoren ab, weshalb der CPI-Index auch als ein Maß für verpasste Entwicklungschancen herangezogen werden könne () Entwicklung). d) Die Kulturalisten wiederum fordern, Korruption im Zusammenhang mit der soziokulturellen bzw. kulturspezifischen Bedeutung des Gebens und Nehmens zu sehen. Tatsächlich gibt es empirische Belege, welche diese Sichtweise unterstützen. Vornehmlich Länder, die, wie die Philippinen, ) Machtdistanz akzeptieren, sind korruptionsanfällig (r = 0,71). Dies bedeutet, dass Angehörige von Ländern bzw. Kulturen mit großer Bereitschaft, Machtungleichgewichte und Hierarchieunterschiede zu akzeptieren, sich eher korrumpieren lassen als andere () Akzeptanz von Machtdistanz). Weiterhin hat sich gezeigt, dass, je ) individualistischer eine Kultur ist, um so geringer deren Anfälligkeit für Korruption (r = 0,67). Hingegen neigen kollektivistische Gesellschaften zu korruptem Handeln; denn dort spielen soziale Beziehungen und Hierarchien, die durch „Zuwendungen aller Art“ zu pflegen bzw. zu würdigen sind, eine große Rolle. Die Tendenz, ) Ungewissheit zu vermeiden, geht mit einem leichten Hang zur Korruption einher (r = 0,39). Als Erklärung hierfür bietet sich folgende These an: Das Kontrollbe-

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Korruption

dürfnis, das für diese Menschen typisch ist (= durch eigenes Handeln zukünftige Ergebnisse beeinflussen zu wollen), lässt sich auch durch ) Geschenke befriedigen () Kontrollüberzeugung). e) Für die Materialisten ist bedeutsam, dass die individualistischen Länder, d.h. vor allem die westlichen Industrieländer, tendenziell wirtschaftlich weiter entwickelt sind als kollektivistische Gesellschaften. Deshalb sei es denkbar, dass Korruptionsbereitschaft nicht primär durch die Art der kulturellen Konditionierung, sondern durch das ökonomische Entwicklungsniveau eines Landes gehemmt bzw. gefördert wird. Strittig bleibt allerdings die dabei unterstellte Kausalität: „Armut führt zu Korruption“. Nicht minder plausibel ist nämlich die Annahme, dass diese Länder deshalb arm sind, weil dort korruptionsbedingt nur wenige von dem Volkseinkommen profitieren oder weil, wie die Postfunktionalisten es sehen, Korruption ) Entwicklung behindert und nicht selten verhindert. (6) Aus volkswirtschaftlicher Sicht lässt sich Korruption u.a. spieltheoretisch bzw. allokationstheoretisch untersuchen. a) Die empirische Wirtschaftsforschung ist prinzipiell geeignet, den „Streit“ zwischen Materialisten und Kulturalisten zu schlichten. Wie die in Abb. 3 dargestellte Pfadanalyse zeigt, korrespondiert Korruptionsbereitschaft signifikant mit dem ) Bruttoinlandsprodukt. Die Kulturvariablen nehmen direkt (Akzeptanz von Machtdistanz sowie Ungewissheitsvermeidung) und indirekt (Individualismus) darauf Einfluss. In wohlhabenden Ländern, die zumeist auch individualistisch sind und Machtdistanz eher ablehnen, ist Korruption weniger verbreitet als anderswo. Abb. 3: Strukturmodell der Korruptionsbereitschaft (Pfadanalyse) Akzeptanz von Machtdistanz - 0,62

0,41

Individualis-

0,43 - 0,27

Bruttoinlands-

mus

produkt

- 0,48

Korruptions-

bereitschaft

- 0,29 Ungewiss-

0,24

heitsvermeidung

Quelle: eigene Analyse.

b) Erstaunlicherweise hat es die moderne Entwicklungstheorie bislang versäumt, die Allokationswirkungen von Korruption in ) Entwicklungsländern systematisch zu untersuchen. Unstrittig ist indessen, dass dadurch c.p. allgemein die Marktzugangskosten und die effektiven Zinssätze (gegenüber den nominellen Zinssätzen) erhöht werden. Weiterhin leidet, wenn Bestechung anstelle von Leistung die Qualität von Zeugnissen, Diplomen etc. bestimmt, die Qualität des ) Humankapitals. Schließlich werden das Realeinkommen gemindert (da für Güter und Dienstleistungen jeweils Aufschläge zu entrichten sind) und die Einkommensverteilung verschoben.

Korruption

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c) Spieltheoretisch lässt sich Korruption als klassisches Gefangenen-Dilemma untersuchen. So lange keine gesetzlichen Vorgaben für „Chancengleichheit“ sorgen, müssen die „Geberländer“ () Bribe Payers Index) fürchten, dass weniger gutwillige Volkswirtschaften davon profitieren würden, falls sie auf dieses Instrument der Marktbearbeitung verzichteten. d) Aus institutionenökonomischer Sicht lässt sich Korruption als Vertragsverletzung durch den Agenten beschreiben (bspw. Überschreiten des Handlungsspielraums oder regelwidrig verstecktes Handeln). (7) Über die Konsequenzen von Korruption kann man nur spekulieren. Denn nach Schaupensteiner & Baunenberg bleiben 95% der Korruptionsfälle unerkannt. Angeblich werden weltweit jährlich 25-30 Mrd. € für Bestechung im engeren Sinn ausgegeben, 2,5 bis 3,0 Mrd. davon allein von deutschen Unternehmen. Insgesamt aber (d.h. durch Korruption im weiteren Sinn) soll die deutsche Volkswirtschaft einen Schaden von jährlich etwa 10 Mrd. € erleiden. Hierfür sorgen u.a. folgende Faktoren: ! Aufgrund von Korruption werden Aufträge mit einem Preisaufschlag von bis zu 30% vergeben (im Vergleich zu fairen Wettbewerbsbedingungen). ! Korruption schädigt Geber und Nehmer; denn sie verfälscht nicht nur den Wettbewerb, sondern macht auch wettbewerbsuntauglich (im Sinne nachlassender Innovationsfähigkeit und ) F+EIntensität; ) Innovation). ! Nicht zuletzt steht Korruption im Widerspruch zu zentralen Wertvorstellungen unserer Gesellschaft wie Gerechtigkeit () Werte) und bedroht so die politische Ordnung. ! Generell und in besonderem Maße für ) Entwicklungs- und ) Schwellenländer gilt, dass Schmiergeldzahlungen suboptimale Entscheidungen begünstigen (z.B. den Bau überdimensionierter Staudämme, Straßenanlagen, Pipelines). Derartige Großinvestitionen sind einerseits schädlich (z.B. für die Umwelt) und binden andererseits Kapital, das an anderer Stelle besser eingesetzt wäre (z.B. für Erziehung und Gesundheitsversorgung). (8) Als mögliche Gegenmaßnahmen werden diskutiert: a) Deregulierung: So lange Handelshemmnisse bestehen, lohnt es sich, z.B. Zollbeamte zu bestechen. b) Subsidiarität: Je größer der Staatsanteil und je schwächer die juristische sowie parlamentarische Kontrolle, um so größer die Anfälligkeit für Korruption. c) Integritätspakt: Da Korruption auf Dauer keinem Wettbewerber einen entscheidenden Vorteil verschafft, allen aber Kosten auferlegt, müsste man rationalerweise darauf verzichten - vorausgesetzt, alle relevanten Akteure halten sich an derartige Absprachen. Allerdings sind die Erfahrungen, die 2006 mit dem wichtigsten Integritätspakt gesammelt wurden, nicht eben ermutigend () Global Compact). Nur 61% der 400 daran beteiligten Unternehmen folgten der Vorgabe „Null“ Toleranz gegen Korruption, nur 7% veröffentlichten Spenden an politische Instanzen und nur 22% sanktionierten Verstöße gegen den Pakt. d) Strafrecht: Bis Anfang 1999 waren deutsche Manager nur dann von Strafe bedroht, wenn sie im Geltungsbereich der ) Europäischen Union Abgeordnete, Beamte, Richter oder Soldaten bestochen hatten. Gemäß der seit 15.2.1999 gültigen OECD-Konvention über das „Verbot der Bestechung ausländischer Amtsträger“ muss nunmehr bis zu zehn Jahre Gefängnis befürchten, wer sich das Wohlwollen von ausländischen Beamten mit Schmiergeld erkauft. Auch Vorgesetzte können seitdem nach dem Ordnungswidrigkeitengesetz zur Verantwortung gezogen werden, wenn sie (bzw. das Unternehmen als juristische Person) Bestechung durch ihre Mitarbeiter billigend in Kauf nehmen. Haben sie diese gar dazu aufgefordert, sind Vorgesetzte auch als Mittäter zu behandeln. Nicht belangbar sind hingegen juristische Personen (z.B. Unternehmen), Freiberufler und Firmeninhaber. e) Steuerrecht: Gemäß der OECD-Empfehlung zur Korruptionsbekämpfung können Schmiergeldzahlungen seit 1.1.1999 nicht mehr als „nützliche Aufwendungen“, d.h. als Betriebskosten, steuerlich geltend gemacht werden. f) Clean Management: Ein ) Ethik-Kodex, der Korruption für unvereinbar mit der Unternehmenskultur erklärt, wird konkretisiert durch Verhaltensgrundsätze zur Korruptionsbekämpfung. Sie wiederum sind Teil der Arbeitsordnung und diese, als Gesamtbetriebsvereinbarung, Bestandteil des Arbeitsvertrages. Bislang allerdings haben sich weder das interne Wertemanagement () Code of Ethics) noch direkte Anweisungen für den Umgang mit Kunden () Code of Conduct) als wirkungsvoll erwiesen.

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Korruptionsbarometer

g) Antikorruptions-Grundsätze: Einschlägige Anleitungen und Empfehlungen stellen u.a. die ) Internationale Handelskammer (ICC), Paris, der ) Deutsche Industrie- und Handelskammertag sowie andere Spitzenverbände der Wirtschaft zur Verfügung. Im Einzelnen sind hier Ethik-ManagementSysteme (z.B. Branchenkodex des Bayerischen Bauindustrieverbandes), die Trennung der Abläufe von Planung, Vergabe und Abrechnung bei allen größeren Projekten (= Funktionstrennung), das VierAugen-Prinzip u.v.a.m. zu nennen. h) Kritische Öffentlichkeit: Hierzu zählen eine funktionierende Justiz, unabhängige Rechnungsprüfer sowie eine freie Presse. i) Kronzeugen: Korruption ist im Regelfall eine „opferlose Tat“ (denn Täter und Opfer handeln einvernehmlich). Deshalb sind die Strafverfolgungsbehörden auf Zuträger angewiesen. Anders als die amerikanischen Whistle Blowers sind sie hierzulande jedoch nicht gesetzlich geschützt. Die Anzeige korrupter Verhaltensweisen eines oder mehrerer Mitglieder einer Organisation durch ein anderes Mitglied dieser Organisation als Form von gegenseitiger Kontrolle wird in den USA seit 1986 durch den False Claim Act, in Australien seit 1989 durch die Whistleblower Protection Bill und in Großbritannien seit 1998 durch den Public Interest Disclosure Act gefördert (durch mehr oder minder weitgehende Zusicherung von Anonymität, rechtlichen Schutz vor sozialen und beruflichen Sanktionen und Anspruch auf Entschädigung von materiellen Nachteilen). " Ades, A.; Di Tella, R.: The New Economics of Corruption, in: Heywood, P. (Ed.), Political Corruption, Exford 1995, pp.80-99. Bannenberg, B.; Schaupensteiner, W.: Korruption in Deutschland, München 2004. Bardhan, P.: Corruption and Development, in: Journal of Economic Literature, Vol.35 (1997), pp.1320-1346. Dietz, M.: Korruption. Eine institutionenökonomische Analyse, Berlin 1998. Führmann, W.; Nassif, C.: Korruption im Team, in: WISU, Nr.8/9 (2004), S.1094-1100. Goel, R.K.; Rich, D.P.: On the Economics for Taking Bribes, in: Public Choice, Vol.61 (1989), pp.269-275. Graf Lambsdorff, J.: An Empirical Investigation of Bribery in International Trade, Diskussionsbeiträge aus dem Volkswirtschaftlichen Seminar der Universität Göttingen Nr.92, Göttingen 1997. Hartmann, J.: Russland ist groß, der Zar ist weit, in: Die Welt, 27.12.2002, S.7. Jain, A.K.: Corruption. A Review, in: Journal of Economic Surveys, Vol.15 (2001), pp.71-121. Noack, P.: Korruption. Die andere Seite der Macht, München 1985, S.36. Pritzl, R.F.J.; Schneider, F.: Korruption, Institut für Volkswirtschaftslehre der Johannes Kepler Universität Linz, Arbeitspapier Nr.9707, Linz 1997. Reichmann, H.; Schlaffke, W.; Then, W. (Hrsg.): Korruption in Staat und Wirtschaft, Kölner Texte & Thesen Nr.39, Köln 1997. Robinson, M. (Ed.): Corruption and Development, London 1998. Rose-Ackermann, S. (Ed.): International Handbook on the Economics of Corruption, Cheltenham 2006. Sell, F.L.: Ökonomik der Entwicklungsländer, Frankfurt/Main 1993. Specht, C.: Korruption ist kein Kavaliersdelikt mehr, in: Süddeutsche Zeitung, 55.Jg. (1999), Nr.37, S.20. Thum, M.: Korruption, in: Blum, U.; Greipl, E.; Müller, S.; Uhr, W. (Hrsg.), Gesellschaftspolitik in einer globalisierten Welt, Wiesbaden 2005, S.67-92. Treismann, D.: The Causes of Corruption. A Cross-National Study, in: Journal of Public Economics, Vol.76 (2000), pp.399-457.

(

http://www.oecd.org; http://www.bundesrecht.juris.de

Korruptionsbarometer ) Transparency International Kosmetikmarkt ) Leitbildwerbung Kosmetik-Richtlinie ) Verbraucherschutz Kosmopolit Mensch, der seine soziale Identität nicht primär aus seiner ) Nationalität oder Schichtzugehörigkeit bezieht, sondern sich als Teil einer allumfassenden Menschheit begreift () Identität). Häufig wird das Konzept des Kosmopoliten, der früher als ) Weltbürger bezeichnet wurde und neudeutsch als ) Global Citizen, idealistisch verklärt. Kosmopolitismus idealistische Vorstellung, wonach der Einzelne primär Mitglied der Menschheit an sich ist (im Sinne von ) Weltbürgertum) und weniger Angehöriger einer ) Ethnie, einer ) Nation oder eines ) Staates. John Lennon hat diesen Typus in dem Lied Imagine beschrieben (A Brotherhood of Man). (1) I. Kant hat den Kosmopolitismus als ein universalistisches Konzept formuliert () Universalismus), welches ein Gegenmodell zu den im 18. Jahrhundert besonders weit verbreiteten Idealen ) Vaterlandsliebe und ) Patriotismus darstellt: ein zwischenstaatlicher Föderalismus der ) Staaten, welcher den innerstaatlichen Republikanismus einzuhegen habe, indem sich alle Beteiligten gemeinsamen völkerrechtlichen Normen unterwerfen () Norm; ) Völkerrecht).

Kosten-Myopia

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(2) Im 19. Jahrhundert, dem Jahrhundert des ) Nationalstaates, und in dem vom Totalitarismus geprägten 20. Jahrhundert veränderte sich das Bedeutungsspektrum hin zum Kampfbegriff bzw. Schimpfwort: Nationalsozialisten wie auch Kommunisten setzten Kosmopolitismus gleich mit ihrem Zerrbild des Jüdischen bzw. des Zionismus. (3) Im Übergang zum 21. Jahrhundert hat dieses Konzept in der sozialwissenschaftlichen bzw. soziologischen Literatur eine Neuinterpretation erfahren. Wie U. Beck argumentiert, vereinen sich dabei u.a. die sozialwissenschaftliche ) Globalisierungsforschung, die soziologische Mobilitäts- und ) Migrationsforschung, der Postkolonialismus () Kolonialismus) und der Postfeminismus sowie die sozialpsychologische ) Identitätsforschung. Mehr noch: Mit dem Neuen Kosmopolitismus entwickle sich ein neues ) Paradigma. In dessen Mittelpunkt stehe die Suche nach alternativen Formen des gesellschaftlichen Umgangs mit Andersheit in einer sich zunehmend globalisierenden Welt () Diversität). „Neu“ sei dieser Kosmopolitismus insofern, als er, anders als der klassische philosophisch-normative Kosmopolitismus, sozialwissenschaftlich fundiert sei. " Archibugi, D.; Held, D. (Eds.): Cosmopolitan Democracy. An Agenda for a New World Order, Cambridge 1995. Beck, U.: Der kosmopolitische Blick, Frankfurt/Main 2004. Habermas, J.: Kant’s Idea of Perpetual Peace, with the Benefit of Two Hundred Years’ Hindsight’, in: Bohman, J.; Lutz-Bachmann, M. (Eds.), Perpetual Peace. Essays on Kant’s Cosmopolitan Ideal, Cambridge/MA 1997. Habermas, J.: Die Einbeziehung des anderen. Studien zur politischen Theorie, Frankfurt/Main 1997. Kant, I.: Entwurf zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Ansicht, in: Berlinische Monatsschrift 1784. Köhler, B.: Soziologie des Neuen Kosmopolitismus, Wiesbaden 2006.

Kosten, indirekte ) Arbeitskosten Kostenführerschaft grundlegende Wettbewerbsstrategie, welche Kostenvorteile voraussetzt () Global Discounter; ) Global Marketing; ) Standardisierung vs. Differenzierung; ) Wettbewerbsfähigkeit, internationale) Kostenmanagement ) Supply Chain Costing Kosten-Myopia (1) Verengung der ) Standortdiskussion auf die Kostenfrage () Standort-Myopia). Abgesehen vom Problem der systematisch vernachlässigten ) Standortfaktoren (z.B. ) Infrastruktur; ) Humankapital) liegen mit Blick auf den ) Standort Deutschland zahlreiche Belege dafür vor, dass dessen Kostennachteile nur zu etwa einem Drittel durch hohe Faktorkosten, zu etwa zwei Drittel jedoch durch Management-Fehler begründet sind. So sei zwar das technische Know how von Deutschlands Meistern, Mechanikern und Ingenieuren nach wie vor unübertroffen, aber das Management-Denken nicht marktorientiert genug. Man „optimiere die falschen Dinge“, d.h. nicht den Kundennutzen, sondern die technologische Vielfalt (S. Baron). Während es bspw. den Japanern gelungen ist, durch eine Strategie der anspruchsvollen Standardausstattung die teure Vielfalt in Grenzen zu halten, hätten viele deutsche Unternehmen durch eine übertriebene Sortimentsbreite in ganz erheblichem Maße unnötige Differenzierungskosten in Kauf nehmen müssen () Differenzierungsstrategie). Auch G. Fels vom Institut der deutschen Wirtschaft hält den „deutschen Kostennachteil“ nur zu einem Drittel für hausgemacht. Eine weitaus bedeutendere Rolle habe seit 1992 die starke Aufwertung der D-Mark gespielt. (2) Allerdings kommt die Tendenz, internationale ) Standortentscheidungen ausschließlich oder vorrangig mit Vorteilen bzw. Nachteilen bei den (Lohn-)Kosten zu begründen, nicht von ungefähr. So können vordergründig betrachtet personalintensiv zu erzeugende Produkte in vielen osteuropäischen und asiatischen Ländern tatsächlich kostengünstiger hergestellt werden als etwa in Deutschland. In der Praxis zeigte sich aber, dass nicht wenige Investoren diesen Standorten relativ bald wieder den Rücken kehren. Auch hierfür sind die Gründe vielgestaltig. Wie etwa der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) berichtete, machen eine übermäßig schwerfällige und aufgeblähte Bürokratie sowie gravierende Qualitätsmängel und Logistikprobleme die (Lohn-)Kostenvorteile der konkurrierenden Standorte häufig wieder zunichte, was nicht wenige Unternehmen zur ) De-Internationalisierung veranlasst () Standortfaktor Bürokratiekosten).

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Kostenübergang

" Baron, S.: Falsche Dinge, in: Wirtschaftswoche, Nr.3 (10.1.1992), S.3. Fels, G.: Unergiebige Schuldzuweisungen, in: Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft, 22.Jg. (1996), Nr.29, S.2. Gries, T.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit, Wiesbaden 1998. Gürtler, D.: Vorbild Deutschland, Frankfurt/Main 2003. Müller, S.; Kornmeier, M.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit, München 2000, S.117ff. Roever, M.: Goldener Schnitt, in: Manager Magazin, 21.Jg. (1991), Nr.11, S.253-264.

Kostenübergang ) International Commercial Terms; ) Klausel Kostenvorteil ) Theorie der absoluten Kostenvorteile; ) Theorie der komparativen Kostenvorteile Krankheit, holländische ) Rohstoffreichtum Krankheitskosten (1) definiert als direkte Kosten (für den Unterhalt des gesamten Gesundheitswesens) plus indirekte Kosten (durch krankheitsbedingte Produktionsausfälle). Die Krankheitskosten variieren im Ländervergleich teilweise erheblich (vgl. Abb. 1). Aufgrund ihres starken Einflusses auf die Lohnnebenkosten gelten überproportionale Aufwendungen für das Gesundheitswesen als eine maßgebliche Belastung für die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft () Arbeitskosten). Abb. 1: Gesamte volkswirtschaftliche Kosten des Gesundheitswesens und der krankheitsbedingten Produktionsausfälle (in % des BIP) USA

15,7

Frankreich

15,7

Österreich

14,8

Deutschland

14,7

Niederlande

14,6

Norwegen

13,9

Tschechien

13,4

Schweden

13,2

13,1

Schweiz Polen

12,3 11,7

Großbritannien Finnland

11,5

Belgien

11,2

Luxemburg

11,2

Portugal Ungarn

9,8 9,6

Quelle: ifo/OECD/IMD (jeweils letzter verfügbarer Stand).

(2) Hinzu kommt, dass der unterschiedliche Input sich häufig nicht in einem entsprechenden Output widerspiegelt. Im Falle der führenden ) Industrienationen jedenfalls besteht kein systematischer Zusammenhang zwischen den materiellen Aufwendungen für das Gesundheitswesen und maßgeblichen Sozialindikatoren wie geringere oder bessere ) Lebensqualität, längere oder kürzere Aufenthaltsdauer im Krankenhaus, geringere oder höhere Mortalität. Die Bundesrepublik Deutschland zählt zu den Ländern mit überdurchschnittlich hohen Krankheitskosten, schneidet im internationalen Leistungsvergleich aber häufig schlechter ab als andere Volkswirtschaften, etwa bei der medizinischen Versorgung chronisch Kranker. So müssen Diabetiker in Deutschland mit mehr Amputationen, mehr Nierenschäden, mehr Erblindungen und anderen Spätfolgen rechnen als andernorts. Und die bspw. im

Kreditanstalt für Wiederaufbau

827

Vergleich mit Großbritannien doppelte Ärztedichte Deutschlands sorgt weder dafür, dass die Deutschen länger leben noch mit ihrem Leben zufriedener sind als die Briten (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Zusammenhang zwischen Ärztedichte und Lebenszufriedenheit sowie Lebenswartung

Lebenszufriedenheit sehr zufrieden

Dänemark

eher zufrieden

Groß-britannien

34

Italien

18 18

38

Belgien

36 36

weder zufrieden noch unzufrieden

Deutschland

30

Österreich

eher unzufrieden

59 30

31

Frankreich

Spanien

Ärztedichte pro 1.000 Einwohner

sehr unzufrieden 0

77

78

79

80

Lebenserwartung (in Jahren)

Quelle: World Database of Happiness 1996; EUROSTAT 2000; iwd 2002.

Kreation Schaffung eines gänzlich neuen ) Markennamens () Morphologie). Kreation ist häufig dann angezeigt, wenn ein Markenname von einem alphabetischen in einen ) ideographischen Sprachraum übertragen werden soll und ) Transliteration sowie andere Übersetzungsstrategien nicht empfehlenswert sind. " Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.606ff.

Kreativität ) Gunn Report; ) Innovation vs. Imitation Kredit- und Zuschussfonds ) Europäischer Entwicklungsfonds Kredit, langfristiger ) Weltbankgruppe Kreditanstalt für Wiederaufbau (1) Förderbank der Bundesrepublik Deutschland, die mit Hilfe von Zinssubventionen Investitionen bspw. in den Umweltschutz, den privaten Wohnungsbau oder die Strukturpolitik lenkt () Subvention). Dank ihrer ausgezeichneten Kreditwürdigkeit () AAA) hat die KfW an den internationalen ) Kapitalmärkten Zugang zu zinsgünstigen Krediten, die sie in Gestalt von wechselnden Förderprogrammen und mit Hilfe des bestehenden Banken- und Sparkassensystems für die oben genannten und andere Zwecke einsetzt () Entwicklungsbank). Nachdem sich die KfW in der ) Export- und Projektfinanzierung überaus erfolgreich betätigt und dort die Position eines ) Global Player inne hat, muss sie dieses Geschäftsfeld aufgrund von Vorgaben der ) Europäischen Kommission ausgliedern. Denn es sei

828

Kreditgewährungsrisiko

diesbezüglich kein staatlicher Förderauftrag mehr erkennbar, weshalb die KfW in diesem Bereich unter den gleichen Bedingungen wirtschaften müsse wie die Geschäftsbanken, In auffälligem Kontrast zu ihrer erfolgreichen Tätigkeit steht der geringe Bekanntheitsgrad in der breiten Öffentlichkeit: 2004 lag der ungestützte Bekanntheitsgrad bei 6%. Durch die ) Fusion von Deutsche Ausgleichsbank (DtA) und Kreditanstalt für Wiederaufbau wurde Mitte 2003 die ) KfW-Bankengruppe gebildet. Die Bilanzsumme dieser Gruppe betrug zum 30.06.2004 ca. 335 Mrd. €. (2) Ein Schwerpunkt des Förderprogramms der KfW Mittelstandsbank etwa ist die Eigenkapitalfinanzierung, die sich an Start Up- und technologieorientierte Unternehmen richtet. Im Allgemeinen gilt die Bedingung, dass das von der KfW zur Verfügung gestellte Beteiligungskapital von einem privaten CoInvestor verdoppelt werden muss, der zugleich als Berater des Start Ups agiert. Lediglich das auf eine maximale Beteiligungssumme von 150.000 € begrenzte Fördermodul „Frühphase“ verzichtet auf ein entsprechendes Co-Investment, nicht jedoch auf einen erfahrenen Berater, der als Mentor das Unternehmen unterstützt. Aufgabe der KfW ist es aber auch, den Finanzierungsbedarf des Bundes (z.B. das Kreditprogramm für die Opfer der Oderflut) mit Lösungen zu decken, die „bankmäßig zu vertreten und marktkonform sind“ (H. Reich, Vorstandsvorsitzender der KfW). Aufgrund ihres Sonderstatus profitiert die KfW von einer Reihe von Privilegien: Sie bezahlt keine Steuern und schüttet keine Dividende aus, sondern kann ihre Gewinne wieder dem Geschäftsbetrieb zuführen (als Fördermittel oder zur Aufstockung des ) Eigenkapitals, von dessen Höhe das maximale Kreditvolumen abhängt). Im Jahre 2002 managte die KfW mit 2.258 Mitarbeitern (1998 = 1.827) ein Fördervolumen (inkl. Verbriefungen) von 54,8 Mrd. € (1998 = 31,8 Mrd. €). Für Probleme sorgt immer wieder der Umstand, dass die KfW kein eigenes Filialnetz unterhält. Sie hat somit keinen unmittelbaren Kontakt zu ihren Kunden, sondern ist in ihrer Kreditvergabe auf das bestehende Banken- und Sparkassensystem angewiesen. Diese Institute wiederum verspüren keinen Anreiz, proaktiv zu agieren, weil aus ihrer Sicht die Aufwands-/Ertragsrelation ungünstig ist. Als hinderlich erwies sich dabei lange Zeit vor allem, dass das ) Kreditrisiko keine angemessenen Einfluss auf die Gewinnmarge hatte. (3) Künftig möchte sich die KfW zunehmend als Mittelstandbank betätigen und profilieren. Dass die Sparkassen, die dadurch ihr angestammtes Geschäftsfeld bedroht sehen, sich dagegen wehren, liegt auf der Hand. Angesichts der Privilegien, von denen nur die „Staatsbank“ profitiere (s.o.), sei dies ein unfairer Wettbewerb. Auch werde sich die KfW auf die großen Mittelständler konzentrieren und zum Schaden der gesamten Volkswirtschaft das Handwerk vernachlässigen. ( http://www.kfw.de Kreditgewährungsrisiko Unterkategorie der ökonomischen ) Außenhandelsrisiken. (1) Die bei jeder Art von Unternehmenstätigkeit gegebene Gefahr eines Forderungsausfalls aufgrund von Zahlungsunwilligkeit, Zahlungsunfähigkeit oder Zahlungsverzugs eines Vertragspartners ist im Außenhandel naturgemäß besonders bedeutsam. Gründe für das erhöhte ) Risiko eines Engagements im Auslandsgeschäft sind insb. Unterschiede im bzw. Unkenntnis des ) Rechtssystems, Unkenntnis bzw. falsche Einschätzung von Auslandsmärkten () Marktrisiko) sowie politische Risiken () Länderrisiko). (2) Das Kreditgewährungsrisiko zählt zu jenen Risiken, welche der Kreditgeber zu tragen hat. Im Einzelnen zählen hierzu: a) Bonitätsrisiko, das im Einzeldebitorenrisiko bestehen kann (Möglichkeit, dass der Schuldner die fälligen Zins-, Provisions- und/oder Rückzahlungen nicht leistet; ) Debitorenrisiko) oder in der Zahlungsunfähigkeit des Heimatstaates des Schuldners () Länderrisiko). b) Rentabilitätsrisiko (Möglichkeit des wirtschaftlichen Misserfolgs aufgrund vorzeitiger Kündigung des Kredits durch den Schuldner oder Verschlechterung des wirtschaftspolitischen Umfeldes), c) Refinanzierungsrisiko (Möglichkeit einer allgemeinen Liquiditätskrise), d) Beschaffungsrisiko (individuell zu tragendes Risiko, das mit dem allgemeinen Refinanzierungsrisiko einhergeht).

Kreditpolitik, internationale

829

(3) Gegenmaßnahmen im Sinne von ) Risikomanagement sind u.a. die Kreditprüfung und die Refinanzierungssicherung (z.B. mit Hilfe der Verfügbarkeitsklausel, der Marktstörungsklausel, von Klauseln mit Garantien des Kreditnehmers u.v.a.m.; ) Klausel). Kreditkontraktion ) Ansteckungseffekt Kreditlager ) Zolllager Kreditpolitik, internationale befasst sich mit der Finanzierung von ) Import- und ) Exportgeschäften. Alternativ ist häufig auch von Außenhandelsfinanzierung die Rede. Nicht dazu zählen Wechselgeschäfte, obwohl sie aufgrund des mit ihnen zumeist verbundenen Zahlungsziels durchaus eine kurzfristige Finanzierungsfunktion erfüllen können () Zahlungsbedingungen; ) Zahlungsinstrumente, nichtdokumentäre). (1) Als Finanzierungsarten unterscheiden Berndt et al. die wichtigsten kreditpolitischen Instrumente. Sieht man einmal von der Eigenfinanzierung ab, so ist zunächst der Handelskredit zu nennen. Hierbei handelt es sich um einen kurzfristigen Kredit, den der Verkäufer der Ware dem Käufer im Regelfall mit einem Zahlungsziel von einem bis drei Monate gewährt. Für diese Finanzierungsart spricht der geringe bürokratische Aufwand; nachteilig sind die hohen Kosten. Beim ) Lieferantenkredit stellt ein Kreditinstitut dem Exporteur die zur Überbrückung der Zeitspanne zwischen Lieferung und Bezahlung der Ware erforderlichen Finanzmittel gegen entsprechende Kreditkosten zur Verfügung. Sie sind Bestandteil der ) Exportkalkulation. Dies unterscheidet den Lieferanten- vom ) Bestellerkredit. Hierbei gewährt ein Kreditinstitut dem Importeur einen Kredit, der somit die anfallenden Finanzierungskosten unmittelbar zu tragen hat. (2) Die Instrumente der kurzfristigen Finanzierung stellt Abb. 1 dar. Eine (vollständige bzw. teilweise) Vorauszahlung kann aus Sicht des Exporteurs eine Variante der kurzfristigen Finanzierung des Exportgeschäfts sein, aus Sicht des Importeurs, in Gestalt einer Anzahlung, einer Variante des Währungsmanagements: Wenn zur Kontrolle des ) Kursrisikos in der ) Währung des Exportlandes fakturiert wird und deren Aufwertung (im Verhältnis zur Währung des Importlandes) wahrscheinlich ist. Abb. 1: Formen kurzfristiger Außenhandelsfinanzierung

Exportfinanzierung Vorauszahlungen

Währungskredit

Bankkredit

Akkreditiv

Wechselkredit

Diskont- Privatkredit diskonte

Importfinanzierung Exportfactoring

Lombardkredit

Anzahlungen Handelsdes Kunden kredit des Importeurs

Bankkredit

Internationale Kredite

Wechsel- Akkreditiv kredit

Akzeptkredit/ NegoziierungsRembourskredit kredit

Quelle: Berndt et al. (1997, S.244).

Beim Bankkredit ist zu unterscheiden, ob er auf die inländische Währung (des Exporteurs) oder auf die ausländische Währung (des Importeurs) lautet. Im letzteren Fall handelt es sich um einen ) Währungskredit, der bei absehbaren Wechselkursänderungen gleichfalls dem Währungsmanagement dienen kann. Beim Wechselkredit, der vergleichsweise häufig gewählten Finanzierungsart, wird ein Kredit

830

Kreditrisiko

durch einen ) Wechsel besichert. Stellt die Bank liquide Mittel zur Verfügung, so handelt es sich um einen Diskontkredit. Bei Akzeptkredit hingegen bürgt die Bank mit ihrem „guten Namen“ () Bonität), dass sie den Wechsel unabhängig davon, ob der Kreditnehmer für die erforderliche Deckung sorgt, einlösen wird. Weitere Varianten des Wechselkredits sind der ) Rembourskredit und der Negoziierungskredit: Noch bevor der Güterfluss stattgefunden hat, kauft die Bank des Exporteurs aufgrund der Frachtdokumente einen von diesem auf den Importeur gezogenen Wechsel. Sicherheit bietet hierbei der Letter of Credit, den die Bank des Importeurs ausstellt. Nach den bereits genannten Finanzierungsarten zählen das ) Akkreditiv, der ) Lombardkredit und das ) Exportfactoring zu den Formen der kurzfristigen Exportfinanzierung. Die Mehrzahl dieser Instrumente werden auch zur Importfinanzierung eingesetzt (Akkreditiv, Bankkredit, Vorauszahlungen und Wechselkredit). Beim Handelskredit räumt das Lieferunternehmen dem Abnehmer einen Kredit ein (nicht zu verwechseln mit dem ) Lieferantenkredit und dem ) Bestellerkredit). Von internationalen Krediten spricht man, wenn zur Finanzierung ausländische Kreditmärkte bzw. insb. der ) Euromarkt genutzt werden. (3) Die Instrumente der mittel- bis langfristigen Finanzierung sind Gegenstand von Abb. 2. Besondere Bedeutung hat in diesem Zusammenhang der Solarwechsel, der, da er vom Schuldner ausgestellt wird, auch Eigenwechsel genannt wird. Solarwechsel können insofern als ) Forfaitierungsinstrument genutzt werden, als sie bei der ) Ausfuhrkredit-Gesellschaft (AKA) und sonstigen Kreditinstituten diskontiert werden können. Abb. 2: Formen mittel- und langfristiger Außenhandelsfinanzierung

ExportLeasing

Forfaitierung

Kredite der AKA

Kredite der KfW

Sonstige Finanzierungen durch nationale oder internationale Institutionen

Quelle: Berndt et al. (1997, S.252).

(4) Abb. 3 (vgl. nächste Seite) gibt, getrennt für die wichtigsten Finanzierungsinstrumente, einen Überblick über die jeweiligen Konditionen und Ansprechpartner (bspw. Wechselfinanzierung ↔ Hausbank). " Berndt, R.; Fantapié Altobelli, C.; Sander, M.: Internationale Marketing-Politik, Berlin 1997, S.241ff. Graf von Bernstorff, C.: Die Außenhandelsfinanzierung. Ein Informationsservice der Sparkassen-Finanzgruppe für den Außenhandel, 4.Aufl., Stuttgart 1994. Holzem, G.; Brenner, H.: Auslandsgeschäfte erfolgreich finanzieren, Köln 2003.

Kreditrisiko ) Kreditgewährungsrisiko Kreditsicherungsgarantie ) Bankgarantie Kreditversicherung ) Exportkreditversicherung; ) Hermes Kreditversicherungs AG; ) PWC Deutsche Revision AG Kreditwürdigkeit ) AAA; ) Bonität; ) Länderrisiko; ) Rating-Agentur Kreolisation ) Weltkultur Kreuzinvestition ) Cross Investment; ) Standortqualität; ) Theorie des oligopolistischen Parallelverhaltens Kriegsklausel ) Kriegsrisiko

Kriegsrisiko

831

Abb. 3: Finanzierungsmöglichkeiten Finanzierungsform

Maßnahme

Ansprechpartner

Kundenvorauszahlung, -anzahlung

Käufer bezahlt die Ware oder einen Teil im voraus

Bankkredit

Zur Zwischenfinanzierung von Baukosten bzw. um dem Besteller Zahlungsziele einräumen zu können

Wechselfinanzierung

Käufer (Importeur) verpflichtet sich durch Auslandswechsel, Exportwaren zu bezahlen; Exporteur reicht den Wechsel vor Fälligkeit bei der Bank ein. Bank schreibt Gegenwert gut, räumt Kredit ein

Laut Wechselvereinbarung; die Wechsel können von deutschen Banken über das deutsche Zentralbanksystem oder über Banken im Ausland zum Rediskont gegeben werden; i.d.R. daher günstigste Form der kurzfristigen Exportfinanzierung

Hausbank

ExportFactoring

Factoring-Gesellschaft (Factor) kauft vom Lieferanten (Exporteur) Forderungen (gegenüber ausländischen Kunden). Kunde bezahlt direkt an den Factor

Zumeist bis zu zwölf Monate; Factor übernimmt Mahn- und Inkassowesen und Delcredere-Risiko

Hausbank Deutscher Factoringverband , Mainz

Exportkredit der AKA

Lieferantenkredit für Exporteur während Produktions- bzw. Lieferzeit (Plafond A)

Plafond A: min. zwölf Monate, max. fünf Jahre; Selbstfinanzierungsquote 10-15% des Auftragswertes; kann entfallen, wenn Hausbank dies befürwortet

Konsortialbanken, die der AKA angehören Hausbanken (gilt für alle Plafonds)

Bestellerkredit, der im Auftrag des ausländischen Kunden an deutschen Exporteur ausbezahlt wird (Plafond C, D und E)

Plafond C, D und E: Kredite sollen durch Kreditversicherung des Bundes (Hermes) gedeckt sein; Laufzeit entspricht der Deckungsdauer durch die Exportversicherung; Rahmenverträge der AKA mit versch. ausl. Banken ermöglichen vereinfachten Vertragsabschluss

Laufzeit / Konditionen Laut Vereinbarung im Liefervertrag

Vertragspartner im Ausland und dessen Hausbank

KfW-Exportkredit

Bestellerkredite und Bankzu-Bank-Kredite für Finanzierung von Investitionsgütern; Projektfinanzierung

Bankkredit

Neben AKA und KfW gewähren auch die Geschäftsbanken, Girozentralen und der Volksbanken-Bereich langfristige Exportfinanzierungen

Forfaitierung

Forfaiteur kauft eine Forderung

Laufzeit mindestens vier Jahre; i.d.R sollte staatliche Exportkreditversicherung für die Laufzeit vorliegen

Ab zwölf Monate; Abschlagszahlung richtet sich nach Kreditdauer, dem vom Forfaiteur berechneten Zinssatz, Forderungsrisiko; Forfaiteur übernimmt wirtschaftliche und politische Risiken im Ausland sowie Mahn- und Inkassowesen

Kreditanstalt für Wiederaufbau, Frankfurt/Main

Hausbank

Quelle: BMWi-Exportfibel; AKA-Leitfaden.

Kriegsrisiko wird in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen als Katastrophenrisiko definiert () Risiko) und von den meisten privaten Versicherungen aus dem Versicherungsumfang als „nicht versicherbar“

832

Kriegswaffen-Kontrollgesetz

ausgeschlossen. Während Lebensversicherungen den kriegsbedingten Tod generell ausschließen, besteht im Rahmen der ) Warentransportversicherung nach den Institute Cargo Clauses des Institute of London Underwriters und der Lloyds Underwriters Association bei Seetransporten und Lufttransporten die Möglichkeit, mittelbare Kriegsfolgen, z.B. das Minenrisiko, zu versichern (durch besondere Kriegseinschlussklauseln und erhöhte Prämien; Institute War Clauses-Cargo). Noch weiter schränken allerdings die Kriegsklauseln des Deutschen Transport-Versicherungsverbandes (DTV) den Versicherungsschutz ein. Kriegswaffen-Kontrollgesetz wurde 1961 als Ausführungsgesetz zu Art.26, Abs. 2 Grundgesetz erlassen () Außenwirtschaftsrecht). Demnach dürfen die in der ) Kriegswaffenliste aufgeführten Waren nur mit Genehmigung der Bundesregierung hergestellt, befördert und in Verkehr gebracht werden. Ausgenommen sind Waren, die (auch) zivilen Zwecken bzw. der wissenschaftlichen, medizinischen oder industriellen Forschung dienen, sei es im Rahmen der Grundlagen- oder der angewandten Forschung () Dual Use-Güter). Weiterhin begründet das KWKG Buchführungs- und ) Bestandsmeldepflichten, welche nicht nur die Hersteller, sondern auch die Besitzer von Kriegswaffen gegenüber dem ) Bundesausfuhramt zu erfüllen haben. Verstöße gegen das KWKG werden mit Straf- und Bußgeldern teilweise erheblich strenger sanktioniert als gleichartige Sachverhalte, die nach Maßgabe des ) Außenwirtschaftsgesetzes beurteilt werden. Kriegswaffenliste definiert jene Vorrichtungen, Geräte, Einrichtungen, Substanzen und Organismen, die im Sinne des Kriegswaffen-Kontrollgesetzes Kriegswaffen sind. Als Instrument des ) Außenwirtschaftsrechts und Anlage zu § 1,I KWKG umfasst die Kriegswaffenliste 61 Positionen. Dabei sind die ABC-Waffen (atomare, biologische und chemische Waffen) Gegenstand von Teil A und die „sonstigen Kriegswaffen“ (z.B. Flugkörper, Kampfflugzeuge, Kampfhubschrauber, Kriegsschiffe, Munition, Rohrwaffen) in Teil B erfasst. Kriminalität, weltweite sorgt nach Expertenschätzungen für 2-3% der weltweiten Wirtschaftsleistung. Weitaus größer aber dürfte der dadurch angerichtete welt- und volkswirtschaftliche Schaden sein. (1) Dieser 1.3000 Mrd.$-Markt ist etwa viermal so groß wie der deutsche Staatshaushalt. Allein der Drogenmarkt trägt nach Auskunft des United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) dazu 390 Mrd. $ bei und bedient weltweit ca. 200 Mio. Kunden. Das zweitgrößte Geschäftsfeld der globalen Verbrechensindustrie ist der ) Menschenhandel und das drittgrößte die ) Produktpiraterie. 2005 wurde gefälschte Markenware im Gegenwert von 200 Mrd. $ international gehandelt. Zusammen mit dem jeweiligen Inlandsverkauf beläuft sich der ) Weltmarkt für Piratenware nach Angaben der OECD auf jährlich 600 Mrd. $, wovon 60% chinesischer Produktion entstammen sollen. Warum aber der Drogenhandel so unvergleichlich profitabel ist, wird unmittelbar verständlich, wenn man sich die Preisentwicklung entlang der Wertschöpfungskette vergegenwärtigt (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Preis eines Kilo Coca

450 €

Kolumbianischer Bauer Quelle: Tenbrock (2007, S.20).

1.500 €

Zwischenhändler in Südamerika

25.000 40.000 € Großhandel in Deutschland

60.000 €

Straßenhandel in Deutschland

Krise

833

Das globale Verbrechen ist kein grundsätzlich neuartiges, etwa als Konsequenz der ) Globalisierung zu betrachtendes Phänomen. Alle Erscheinungsformen von Kriminalität gab es auch schon früher. Neu aber sind die netzwerkartige Verflechtung nicht nur mit den bereits etablierten Verbrechensorganisationen (z.B. Mafia), sondern auch mit der „normalen Ökonomie“ sowie die mit der Globalisierung gleichzusetzende Erleichterung grenzüberschreitender Transaktionen. Hierfür sorgen vor allem der weitgehende Abbau von ) Handelshemmnissen, die dramatischen Effizienzsteigerungen bei Transport und Kommunikation sowie die Deregulierung der Finanzmärkte () Logistik). Sie erst ermöglichen die problemlose Legalisierung der mit den kriminellen Geschäften erzielten Gewinne (Geldwäsche ) Kapitalflucht). Weiterhin ist eine bis dahin nicht gekannte Professionalisierung des Verbrechens charakteristisch: „Strafverfolger beobachten, wie türkische Drogenbosse mit russischen Finanziers und albanischen Menschenhändlern kooperieren. Ukrainische Kriminelle tauschen in Südamerika Waffen gegen Kokain“ (Tenbrock, S.19). Nicht anders als ) Multinationale Unternehmen fällen Kriminelle mittlerweile Standortentscheidungen () Standort), bilden ) Netzwerke, führen Marktanalysen durch etc. „Auf den Philippinen flog 2005 eine illegale Zigarettenproduktion auf, in der die Maschinen aus Deutschland und die Verpackungen aus Malaysia kamen. Das Geschäft wurde von einer chinesischen Gruppe aus Singapur geleitet. Die Ware war für den taiwanesischen Markt bestimmt“ (Tenbrock, S.20). Und nicht zuletzt dank der Zusammenarbeit zwischen italienischer Camorra und chinesischen Produkt- und Markenpiraten wurde Neapel zu einem der wichtigsten Häfen für den ) Import chinesischer Waren in die ) Europäischen Union. (2) Aufgrund einer Befragung von rund 35.000 repräsentativ ausgewählten Bürgern der EU-15-Staaten sowie Polen, Ungarn und Estland im Rahmen des Forschungsprojekts European Crime and Safety Survey (EU ICS) muss Irland als das gefährlichste Mitgliedsland der ) Europäischen Union eingestuft werden, dicht gefolgt von Großbritannien: In beiden Ländern gaben mehr als 20% der Befragten an, innerhalb eines Jahres zumindest einmal Opfer einer „gewöhnlichen“ Straftat geworden zu sein (Einbruch, Diebstahl, Raub). Es folgen Estland (= Rang 3), die Niederlande (= Rang 4), Dänemark (= Rang 5), Belgien (= Rang 6), Schweden (= Rang 7) und Polen (= Rang 8). Deutschland nimmt in dieser Erhebung vor Finnland und Luxemburg den neunten Platz ein. Anders als die üblichen Ländervergleiche, die auf der Polizeistatistik basieren, berücksichtigt das EU ICS-Ranking auch jene Straftaten, deren Opfer darauf verzichtet haben, Anzeige zu erstatten. Natürlich konzentriert sich die Kriminalitätsdichte in den Haupt- bzw. ) Weltstädten (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Anteil der Bevölkerung, der innerhalb eines Jahres Opfer einer gewöhnlichen Straftat wurde (Selbstauskunft, in %) London Tallinn Amsterdam Belfast Dublin Kopenhagen

32 30 27 26 26 24

Istanbul Wien Edinburgh Rom Helsinki Madrid

18 17 17 17 15 14

New York Stockholm Brüssel Berlin Paris

23 23 20 19 18

Athen Budapest Zagreb Lissabon

13 13 12 10

Quelle: EU ICS.

" Tenbrock, C.: Das globalisierte Verbrechen, in: Die Zeit, Nr.27 (28.6.2007), S.19-22.

Krise (1) aus volkswirtschaftlicher Sicht ein konjunkturelles Phänomen: der Übergang von einer Phase des Wachstums in eine Phase des Abschwungs. Die ) Weltwirtschaft durchläuft immer wieder gravieren-

834

Krise

de Krisen () Weltwirtschaftskrise). Hierbei kann es sich um ) Währungskrisen wie auch um Schuldenkrisen handeln (bspw. ) Asien-Krise, Brasilien-Krise, Mexiko-Krise, Russland-Krise, ) Verschuldungskrise, weltweite). Aus betriebswirtschaftlicher Sicht spricht man dann von Krise, wenn ein Unternehmen seine strategischen Ziele nachhaltig verfehlt und seine Existenz gefährdet ist. (2) Wie ) kulturvergleichende Studien zeigen, bestehen gravierende Unterschiede zwischen Managern unterschiedlicher Nationalität, was die Akzeptanz von Strategien zur Überwindung einer (als Planspiel vorgegebenen) Unternehmenskrise anbelangt. Während finnische Manager nur bezüglich des Vorschlags, durch Intensivierung ihrer Exporte einen Ausweg aus der Krise zu suchen, skeptisch waren und vor allem in der Kooperationsstrategie einen gangbaren Weg erblickten, waren die meisten südafrikanischen Manager diesbezüglich ebenso skeptisch wie hinsichtlich der übrigen Vorschläge. Abb. 1: Länderspezifische Akzeptanz dreier Sanierungsstrategien (in %) Kooperation mit anderen Unternehmen

Deutsche Manager Finnische Manager Japanische Manager Südafrikanische Manager

Unternehmensberater hinzuziehen

Ausländische Märkte durch Export erschließen

Zustimmungsquote

Ablehnungsquote

Zustimmungsquote

Ablehnungsquote

Zustimmungsquote

Ablehnungsquote

54,8

3,9

44,3

7,7

47,1

1,9

58,5

1,5

50,9

0,0

32,3

10,8

54,6

0,0

51,5

1,5

45,5

1,5

27,4

3,6

25,6

12,8

34,7

5,5

Quelle: Köglmayr et al. (1988, S.54), leicht modifiziert.

Offenbar muss in allen ) Landes- und ) Unternehmenskulturen mit dem Vorwurf der Entscheidungsschwäche rechnen, wer in einer krisenhaften Situation dafür plädiert, Unternehmensberater hinzuzuziehen. Gegen die Exportstrategie wiederum wird weltweit vorzugsweise ins Felde geführt, das Unternehmen handele sich dadurch unkalkulierbare ) Risiken ein (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Vorbehalte gegen die jeweilige Sanierungsstrategie im internationalen Vergleich Kooperation mit anderen Unternehmen Deutsche Manager

! Unterschätzung von Kooperationsrisiken ! Mangel an Vertrauen in unternehmenseigene Kräfte

Finnische Manager

Japanische Manager

Südafrikanische Manager

Unternehmensberater hinzuziehen ! Entscheidungsschwäche, Verzögerung von Entscheidungen ! Überschätzung der Unternehmensberater ! Entscheidungsschwäche, Verzögerung von Entscheidungen ! Entscheidungsschwäche, Verzögerung von Entscheidungen

! Mangel an Vertrauen in unternehmenseigene Kräfte ! Persönliche Profilierung ! Unterschätzung von Kooperationsrisiken

! Entscheidungsschwäche ! Kaschieren persönlicher Schwächen ! Scheu vor Verantwortung ! Überschätzung der Unternehmensberater

Ausländische Märkte durch Export erschließen ! Unkalkulierbares Risiko ! Managementmode (Trend zur Forcierung des Auslandsgeschäfts) ! Unkalkulierbares Risiko ! Managementmode (s.o.) ! Vergrößerung politischer Risiken ! Vergrößerung politischer Risiken ! Unkalkulierbares Risiko ! Managementmode (s.o) ! Unkalkulierbares Risiko

Küchenimperialismus

835

(3) Gemäß der empirischen Unternehmensforschung haben 100%-Auslandsniederlassungen in Krisenzeiten eine erheblich höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als ) Joint Ventures und insb. als Akquisitionen () Merger & Acquisition). Vermutlich machen sich im Verlauf einer Krise die jeweiligen Vorund Nachteile der verschiedenen ) Markteintrittsstrategien besonders nachhaltig bemerkbar. Auch erhöht sich dann die Wahrscheinlichkeit opportunistischen Verhaltens. " Bea, F.X.; Haas, J.: Möglichkeiten und Grenzen der Früherkennung von Unternehmenskrisen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 23.Jg. (1994), Nr.10, S.486-493. Köglmayr, H.-G.; Lingenfelder, M.; Müller, S.: Die Unternehmenskrise als führungspolitische Herausforderung, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (zfbf), 40.Jg. (1988), Nr.1, S.49-70.

Kritik (1) wertende Beurteilung eines Sachverhalts oder einer Person. Zwar kann Kritik prinzipiell auch positiv und konstruktiv sein () Lob); zumeist aber wird negative Kritik (= Tadel) geübt, deren Wirkung gewöhnlich destruktiv ist (z.B. Demotivation). (2) Während in Deutschland und kulturell ähnlichen ) Gesellschaften () Kulturraum) zumindest versucht wird, Kritik sachorientiert zu äußern und darin etwas Positives bzw. Konstruktives zu erblicken, empfinden Angehörige von beziehungsorientierten Kulturen dies als persönlichen Angriff. In konfuzianisch geprägten Gesellschaften (z.B. China) ist direkte Kritik unüblich. Denn sie verstößt gegen den ) Kulturstandard ) Gesicht wahren. Konfliktvermeidung hat Vorrang () Konflikt), und Kritik wird allenfalls unpersönlich, z.B. mit Hilfe eines Gleichnisses, auf jeden Fall sehr vorsichtig geäußert. Japaner bspw. wiederholen eher ihren Vorschlag mehrmals, als etwas zu kritisieren. Höherrangige werden grundsätzlich nicht kritisiert. Dies ist im Übrigen einer der Gründe, weshalb diese sich im Verlauf von Problemlösungsprozessen erst gegen Ende, wenn sich eine allgemein akzeptierbare Lösung abzeichnet, an der Diskussion beteiligen. Generell sind Diskussionsteilnehmer bzw. Mitglieder von Arbeits- bzw. Projektgruppen bemüht, nur auf die positiven Ansätze der Beiträge ihrer Vorredner (andere Gruppenmitglieder etc.) einzugehen. Kritische Anmerkungen werden „überhört“ und im weiteren Diskussionsverlauf nicht mehr aufgegriffen. Angehörigen des individualistischen Kulturkreises fällt es häufig schwer, dieses „Beschweigen“ als indirekte Form der Kritik zu begreifen und selbst anzuwenden () Individualismus vs. Kollektivismus; ) Institut für Interkulturelles Management). Auch in islamischen Gesellschaften und solche, die, wie die russische, dem ) orthodoxen Kulturraum angehören, wird üblicherweise versucht, direkte persönliche Konfrontation zu vermeiden: „Die kollektivistische Prägung Russlands, in der ) Harmonie bewahrt und Auseinandersetzungen auch in Form von Kritik weitgehend vermieden werden, hängt zugleich auch mit der großen Machtdistanz zusammen, die noch heute das Verhalten der Mitarbeiter prägt“ (Rothlauf, S.586). " Hodgetts, R.M.; Luthans, F.: International Management, 5th Ed., New York 2005. Raidt, F.: Innere Kündigung, in: Strutz, H. (Hrsg.), Handbuch Personalmarkeitng, Wiesbaden 1989, S.68-73. Rothlauf, J.: Interkulturelles Management, 3.Aufl., München 2009, S.460f.; S.584ff.; S.592; S.653. Sung-Hee, L.: Asiengeschäfte mit Erfolg, Berlin 1997, S.31f.

Kritische Ressource ) Ressourcenorientierte Theorie der Multinationalen Unternehmung Kritischer Rationalismus ) Theorie Kritisches Ereignis ) Ereignisstudien Kritisches Gut ) Außenwirtschaftsgesetz Küchenimperialismus Phänomen des 19. Jahrhunderts, als große Teile ) Europas um ihre ) staatliche bzw. ) nationale Identität rangen () Identität). In jener Zeit tobte der Kampf um Vorherrschaft, nationale Ehre etc. auch in den Küchen und Kochbüchern, wobei die französische Küche absolut dominierte und die italienische Küche noch als provinziell und unbedeutend galt. Der Einfluss der französischen Köche und öffentlichen Meinung war damals in diesem Bereich derart stark, dass man teils scherzhaft, teils ernsthaft von Küchenimperialismus sprach () Imperialismus).

836

Kult

Kult ein System eindeutig definierter ) Rituale. „Im Kult wird der ) Mythos erzählt und zelebriert“ (Schüppenhauer, S.419). " Grabner-Haider, A.: Strukturen des Mythos, Frankfurt/Main 1989. Schüppenhauer, A.: Trends, Szenen, Mythen und Kult. Das Marketing von Alltags-Sinn, in: Foscht, T.; Jungwirth, G.; Schnedlitz, P. (Hrsg.), Zukunftsperspektiven für das Handelsmanagement, Frankfurt/Main 2000, S.411-427.

Kultfreiheit ) Religionsfreiheit Kultivierungsthese beschreibt die Eignung von Medien, die Art und Weise, wie Menschen (bspw. Konsumenten) die Wirklichkeit wahrnehmen, zu beeinflussen. So sind Menschen, die sich primär durch Boulevardzeitungen „informieren“, weit mehr als andere davon überzeugt, dass die Verbrechensrate in ihrem Lebensumfeld hoch ist und sie sehr real bedroht sind () Kriminalität, weltweit). Da bspw. Hamburgs Boulevardpresse dieses Thema seit langem aggressiv vermarktet, sind die Bewohner der ) Hansestadt weit mehr als die Bewohner anderer vergleichbarer deutscher Großstädte davon überzeugt, bedroht zu sein, obwohl sich in der objektiven Verbrechensstatistik keine entsprechenden Unterschiede finden. Die Kultivierungsthese ist insofern Teil der allgemeinen Theorie der sozialen (bzw. subjektiven) Realitätskonstruktion () Realitätskonstruktion, kulturspezifische). Kultur wird bisweilen als soziales Erbe einer ) Gesellschaft definiert. Kultur kann als explizite oder als implizite Kultur, aber auch als ) Subkultur, magische Kultur oder ) Mischkultur zu Tage treten. Abb. 1 gibt einen Überblick über wichtige Kulturkonzepte () Kultur, implizite; ) Kultur, magische). Abb. 1: Überblick über wichtige Kulturkonzepte „Weltkultur“

B Branchenkultur

Landeskultur

n 1

Unternehmenskultur

A

Relationale Kultur

1

C = Idiozentriker Subjektive

2

n

2

n3

3 Landeskultur: A, B, C ... Branchenkultur: Bank vs. Versicherung Unternehmenskultur: 1, 2, 3, ...

Kultur

Relationale Kultur: = Allozentriker

n 1 , n 2 , n 3 , ...

Subjektive Kultur:

(1) Im Einzelnen besteht diese soziale Infrastruktur aus charakteristischen ) Normen und ) Werten sowie grundlegenden Überzeugungen (Beliefs und Annahmen bzw. Laientheorien, die sich zu einem kulturspezifischen ) Welt und ) Menschenbild bündeln (z.B. das angelsächsische 'can do' oder das

Kultur

837

ostasiatische Harmoniemodell). Sie werden innerhalb einer Gesellschaft in der frühen Kindheit erlernt und unterscheiden diese von anderen Gesellschaften () Sozialisation). Die Kultur eines ) Volkes äußert sich ! materiell (z.B. durch Kunst- und Gebrauchsgegenstände) sowie ! immateriell (z.B. in Gestalt von ) Sitten & Gebräuchen sowie der Art und Weise der sozialen Organisation des täglichen Lebens). Jede Kultur entwickelt ihr eigenes, teils unmittelbares, teils symbolhaftes Zeichensystem, u.a. bestehend aus ) Sprache, ) Rituale, ) Symbole und ) Mythen. Diese „Zeichen“ dienen nicht nur der Verständigung, sondern auch der Weitergabe der eigenen Kultur von Generation zu Generation. Wenn es unter dem Einfluss von Umweltveränderungen dabei zu ) Kulturwandel kommt, spricht man auch von kultureller Evolution () Evolution, kulturelle). (2) Kultur als Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Lebensäußerungen einer menschlichen Gemeinschaft ist u.a. abzugrenzen von ) Ethnie, ) Gesellschaft, ) Nation, ) Volk, ) Staat und der im amerikanischen Sprachverständnis der Kultur gleichzusetzenden ) Zivilisation. Vereinfachend lässt sich sagen, dass „Kultur“ und „Volk“ primär die sprachlich-kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede menschlicher Lebensgemeinschaften betonen, während „Staat“ und „Nation“ das PolitischOrganisatorische in den Vordergrund rücken. (3) Aus wissenschaftlicher Sicht ist Kultur ein mehrdeutiger, z.B. für das ) Interkulturelle Marketing bedeutsamer Begriff, für den bereits in der Vergangenheit zahlreiche Definitionen vorgeschlagen wurden. So registrierten Kroeber & Kluckhohn 1952 bei der Analyse der einschlägigen Literatur allein im amerikanischen Sprachraum 164 Vorschläge. Diese lassen sich einteilen in deskriptive, historische, normative, psychologische, strukturalistische und genetische Konzepte. Davon ausgehend unterschied von Keller acht maßgebliche Eigenschaften. Demnach gilt für jede Kultur: Sie a) ist ein ) Artefakt, b) repräsentiert ein „überindividuelles“, d.h. vom Schicksal des Einzelnen unabhängiges kollektives bzw. soziales Phänomen, c) ist nicht genetisch determiniert, sondern erlernt, d) entwickelt als Ausdrucksform und zur Verständigung ein eigenes Zeichensystem, das sich durch Sprache, ) Rituale, ) Symbole, ) Mythen etc. vermittelt wird, e) erfüllt eine verhaltenssteuernde Funktion (durch Regeln, ) Normen und Codices, die es erlauben, das Verhalten der einzelnen Kulturmitglieder aufeinander abzustimmen und an dem Selbstverständnis der jeweiligen ) Gesellschaft auszurichten), f) sorgt durch möglichst widerspruchsfreie Überzeugungen und Normen für die wechselseitige Anpassung ihrer Mitglieder, g) strebt nicht nur nach interner Konsistenz, sondern auch nach Akkommodation an die sich verändernden äußeren Lebensbedingungen (= dynamische Komponente), h) widersteht durch ) Kulturwandel dem Selektionsdruck und sichert so ihre Überlebensfähigkeit. (4) Wenn man Kultur mit Hilfe so genannter Schichtenmodelle beschreibt bzw. strukturiert, wie dies in Abb. 2 geschieht, dann wird die Analogie, die zwischen (Landes-)Kultur und ) Unternehmenskultur besteht, unmittelbar sichtbar. Wesentlich für den weiteren Verlauf der Diskussion war ein Vorschlag von C. Osgood, der deskriptive (= Percepta) und explikative Kulturelemente (= Concepta) unterschied. Zahlreiche Autoren haben in der Folgezeit diese Konzeptionalisierung übernommen. (5) Neben dieser enger gefassten Bedeutung, die für das Interkulturelle Marketing maßgeblich ist, gibt es ein deutlich weiter gefasstes Begriffsverständnis. Demzufolge steht der Begriff der Kultur auch für ! Hochkultur (im Sinne von klassischer und moderner Musik, Literatur etc.), ! den Gegensatz von Kultur und Natur (Kultur als das vom Menschen durch Ackern und Säen absichtlich Hervorgebrachte vs. das „von selbst“ Entstandene), ! eine kultivierte (d.h. „gepflegte“) Lebensweise. Dieses mehrdeutige Wortverständnis lässt sich auf das Frühhochdeutsche („Pflege“ vs. „Ausbildung“) und letztlich auf die Antike zurückführen (z.B. 'agricultura' vs. 'cultura animi').

838

Kultur

Abb. 2: Kultur als Schichtenmodell Symbole Helden

Rituale

Normen, Werte Grundannahmen über die Existenz

(6) Die Frage, wie man „die Kultur“ eines Landes, einer Region oder einer sozialen Gruppe operationalisieren kann, thematisiert eines der Schlüsselprobleme der ) kulturvergleichenden Forschung. Eines der berühmtesten Beispiele lieferte der Politologe R. Inglehart, der anlässlich des ) World Values-Survey (WVS) Angehörige verschiedener Kulturen bzw. Gesellschaften repräsentativ befragte und zwei grundlegende Kulturdimensionen nach Inglehart identifizierte () Kulturdimensionen nach Inglehar)t. Wenig später hat F. Trompenaars eine weitere, stark managementorientierte Arbeit vorgelegt () Kulturdimensionen nach Trompenaars). Eine Kulturstudie aber fand unter Wirtschaftswissenschaftlern die größte Beachtung. Trotz nicht unerheblicher Schwächen galten die ) Kulturdimensionen nach Hofstede lange Zeit als der fundierteste und am besten dokumentierte Ansatz. Diese Rolle macht ihr neuerdings jedoch die ) GLOBE-Studie streitig. (7) S.P. Huntington hat eine These J.G. Herders, wonach Kulturen in sich und gegeneinander abgeschlossene Ganzheiten bilden, aufgegriffen und etwas leichtfertig zum unausweichlichen ) Kampf der Kulturen umgemünzt. Allerdings ist, wie T. Meyer darlegt, bereits die Ausgangsthese falsch. Vielmehr bestehen zwischen den einzelnen Kulturen mannigfaltige Überschneidungen, welche prinzipiell „ein friedliches Zusammenleben auf der Basis von ) Toleranz, gegenseitiger Wertschätzung und wechselseitiger Befruchtung“ ermöglichen. Charakteristisch für alle Weltkulturen sei, dass sie sich im Zuge der Moderne ausdifferenzieren: In allen Gesellschaften, über Japan und Indien bis hin zu Westeuropa und den USA, finden sich zahlreiche Milieus, die in ihrer Lebensethik und Alltagsästhetik zum Teil erheblich divergieren () Subkultur). Normalerweise führt dies nicht zu gewaltsamen Auseinandersetzungen; vielmehr gestaltet sich das Zusammenleben zumeist vergleichsweise friedlich, im Sinne eines toleranten „Leben und Leben lassen“. (8) Gewaltsam ausgetragene ethnisch-kulturelle Konflikte brechen allerdings dann auf, wenn traditionalistische Milieus sich unter dem Druck der Modernisierung zu ) fundamentalistischen Milieus

Kultur, langfristorientierte

839

wandeln und machtpolitische Interessen bestehende kulturellen Differenzen politisieren. So entsteht der Nährboden für jenen Identitätswahn, der Selbstsicherheit und praktische Lebensorientierung nur aus der unversöhnlichen Gegnerschaft zu Vertretern einer anderen, vermeintlich minderwertigen oder unreinen Kultur und Lebensweise gewinnt. Politisch virulent wird der Fundamentalismus aber zumeist erst dann, wenn er von charismatischen Führern machtpolitisch instrumentalisiert wird. Weiterhin erforderlich sind eine schlagkräftige Organisation, wirksame Kommunikationstechniken und populistische Parolen. Schließlich muss sich der verarmte und verunsicherte Teil der Bevölkerung praktische Lebenshilfe von einem Machtwechsel versprechen. " Hofstede, G.: Culture’s Consequences. Comparing Values, Behaviors, Institutions and Organizations Across Nations, 2nd Ed., Thousand Oaks 2001. Huntington, S.P.: Kampf der Kulturen, 6.Aufl., Hamburg 1997. Inglehart, R.: Modernisierung und Postmodernisierung: Kultureller, wirtschaftlicher und politischer Wandel in 43 Gesellschaften, Frankfurt/Main 1998. von Keller, E.: Management in fremden Kulturen, Bern 1982. Meyer, T.: Identitäts-Wahn. Die Politisierung des kulturellen Unterschieds, Berlin 1997. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011. Osgood, C.: Culture. It's Empirical and NonEmpirical Character, in: Southwestern Journal of Anthropology, Vol.7 (1951), No.3, pp.202-214. Rickert, H.: Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft, Tübingen 1926. Schulze, R.: Weil sie ganz anders sind, in: Die Zeit, Nr.10 (1.3.1991), S.56. Sobrevilla, D.: Der Ursprung des Kulturbegriffs, der Kulturphilosophie und der Kulturkritik, Diss., Tübingen 1971. Trompenaars, F.: Riding the Waves of Culture. Understanding Cultural Diversity in Business, London 1993.

Kultur des Zweifels ) Aufklärung Kultur, egalitäre ) Kulturdimensionen nach Douglas Kultur, fatalistische ) Kulturdimensionen nach Douglas Kultur, hierarchische ) Kulturdimensionen nach Douglas Kultur, implizite umfasst, in Abgrenzung zur expliziten ) Kultur, die nicht direkt beobachtbaren Grundannahmen, Welt- und Menschenbilder, aber auch Regeln und Methoden, die eine ) Gesellschaft entwickelt hat, um ihre Probleme zu erfassen und zu lösen (vgl. Abb.). Diese zumeist unbewussten Annahmen können grundlegender Natur sein wie die Philosophie des 'can do' in den USA oder der biblische Auftrag an die Christen, sich die Erde untertan zu machen. Vielfach handelt es sich aber auch um spezielle Annahmen darüber, „wie die Welt funktioniert“ (z.B. „Hochmut kommt vor dem Fall“, „Der frühe Vogel frisst den Wurm“). Schichtenmodell der Kultur

Explizite Kultur

Artefakte & Produkte Normen & Werte

Implizite Kultur

Grundlegende Annahmen

Quelle: in Anlehnung an Trompenaars (1996, S.51).

" Trompenaars, F.: Resolving International Conflict. Culture and Business Strategy, in: Business Strategy Review, Vol.7 (1996), No.3, pp.51-68.

Kultur, langfristorientierte ) Langfrist- vs. Kurzfristorientierung

840

Kultur, magische

Kultur, magische ist geprägt vom Glauben an naturwissenschaftlich nicht erklärbare, übernatürliche Kräfte. Profane Magie, die helfen soll, persönliche Lebensziele zu erreichen, wurde und wird von den Hochreligionen als ) Aberglaube eingestuft und teils mehr, teils weniger bekämpft () Religion). Religiöse Magie hingegen dient der Suche nach spiritueller Heilsgewissheit. Magische Kulturen zeichnen sich u.a. durch ein occasionales Zeitbewusstsein aus, d.h. sie blenden Vergangenheit sowie Zukunft weitgehend aus und leben primär in der Gegenwart () Zeitbewusstsein). Diesen Zustand beschreibt die Gestaltpsychologie als „Leben im Hier und Jetzt“. Kultur, maskuline ) Maskulinität vs. Femininität Kultur, materielle ) Concepta & Percepta Kultur, mentale ) Concepta & Percepta Kultur, multiple ergibt sich aus dem Umstand, dass eine Person mehreren Lebens- und Arbeitsgemeinschaften bzw. sozialen Gruppierungen angehört (z.B. ) Geschlecht; ) Nation; ) Region; ) Religion; Unternehmen .) Unternehmenskultur,; ) Volk). Je nach Lebenssituation kann die eine oder andere Kulturzugehörigkeit das konkrete Verhalten prägen. So mag ein deutscher Manager, der in der ControllingAbteilung eines ) Multinationalen Unternehmens arbeitet, sich primär als Deutscher empfinden und verhalten, wenn er während der Mittagspause einer unternehmensinternen Konferenz mit Kollegen, die aus anderen Ländern stammen, interagiert. Im Verlauf der anschließenden Arbeitssitzung hingegen empfindet und verhält er sich dann hauptsächlich als „Controller“, der sich mit Controllern anderer Nationalität gegen die Angehörigen der unternehmensinternen Marketing-Abteilungen verbündet, da beide unterschiedliche Unternehmenssubkulturen verkörpern () Subkultur). Kultur, nationale ) Landeskultur Kultur, relationale befasst sich mit den Beziehungen zwischen den Mitgliedern einer ) Gesellschaft sowie der individuellen Wahrnehmung dieser Beziehungen. Dabei spielt das Konzept der Selbstorientierung eine Schlüsselrolle. Gemäß der Konflikttheorie der Persönlichkeit ist der Wunsch, „gleich wie und zugleich anders“ als die anderen Menschen zu sein, universell () Konflikt). Dies führt zur Unterscheidung zwischen abhängigem und unabhängigem Selbst, die sowohl für ) individualistische wie auch für ) kollektivistische Kulturen bedeutsam ist () Selbst), sich allerdings in unterschiedlicher Weise manifestiert. Auch kollektivistische Gesellschaften kennen das Ideal der Unabhängigkeit. Allerdings meint es dort die Fähigkeit, unabhängig von der Ursprungsfamilie mit anderen interagieren und eigenständige Beziehungen eingehen zu können. " Bakan, D.: The Duality of Human Existence, Chicago/IL 1966. Kagitçibasi, C.: Individualism and Collectivism, in: Berry J.W.; Segal, M.H.; Kagitcibasi, C. (Eds.), Handbook of Cross-Cultural Psychology, Vol.3, Social Behavior and Applications, 2nd Ed., Boston/MA 1997, pp.1-49. Berger, P.L.; Luckmann, T.: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie, Frankfurt/Main 1996.

Kultur, soziale ) Concepta & Percepta Kultur, subjektive (1) bezieht sich auf interindividuelle Unterschiede in der Übernahme der ) Landeskultur. Vereinfacht ausgedrückt sind ) Idiozentriker solche Menschen, welche das individualistische Werteprofil verinnerlicht haben („internalisiert“) und ihre Abgrenzung von der ) Gesellschaft akzentuieren, gleichgültig, ob diese individualistisch oder kollektivistisch geprägt ist () Individualismus vs. Kollektivismus). Entsprechend haben ) Allozentriker das kollektivistische Werteprofil internalisiert und streben nach

Kulturanthropologie

841

Integration in die für sie maßgebliche - individualistische oder kollektivistische - Gesellschaft (vgl. Abb.). Erweiterung des Individualismus-/Kollektivismus-Konzepts Integration

Abgrenzung

Individuum

Allozentrismus

Idiozentrismus

Gesellschaft

Kollektivismus

Individualismus

Quelle: auf der Basis von Triandis (1995).

(2) Empirisch konnte nachgewiesen werden, dass allozentrische Studenten in den USA (d.h. in einer individualistischen Kultur) Erfahrungen sammeln, wie sie üblicherweise dem kollektivistischen Kulturtypus zugeschrieben werden (z.B. soziale Integration und Unterstützung, Zusammenarbeit und Gleichheit). Idiozentrische Studenten hingegen erleben in der gleichen Kultur vorzugsweise Phänomene wie Wettbewerb, Vergnügen, angenehmes Leben und Anerkennung. Dies bedeutet u.a., dass nicht zuletzt die verschiedenen Prinzipien sozialer Wahrnehmung (z.B. selektive Wahrnehmung, subjektive ) Realitätskonstruktion) dafür sorgen, dass Kulturmitglieder kulturadäquat sozialisiert werden () Sozialisation). " Triandis, H.C.: Individualism and Collectivism, Boulder/CO 1995.

Kulturabhängigkeit ) Gut, kulturfreies Kulturalisierung Instrumentalisierung von ) Kultur, vor allem des „moralischen Kapitals von Kultur“ (W. Kaschuba), für gesellschaftlich-politische Zwecke () Moral) " Kaschuba, W.: Kulturalismus. Kultur statt Gesellschaft? in: Geschichte und Gesellschaft, 21.Jg. (1995), Nr.1, S.80-95.

Kulturalismus wurde im Diskurs der 1960er- und 1970er-Jahre über die „anglo-marxistische Kulturforschung“ als kritisierendes Schlagwort geprägt. Diese suchte den „dritten Weg“ zwischen den orthodoxmarxistischen Basis-Überbau-Modellen und den bürgerlichen Fortschritts- und Modernisierungstheorien. Zu Grunde gelegt wurde dabei ein weiter Kulturbegriff: „the whole way of life“, der einen neuen Blick auf Gesellschaft, Ökonomie und Politik ermöglichen sollte (jeweils in Wechselwirkung mit der subjektiv erfahrenen ) Kultur der eigenen sozialen Gruppe). Kritiker wie R. Johnson wandten dagegen ein, dadurch würden geschichtliche und gesellschaftliche Zusammenhänge zu stark anthropologisiert und subjektiviert () Anthropologie), d.h. der „mentalen Kultur“ und der „sozialen Kultur“ zu große Bedeutung beigemessen und darüber der Einfluss der „materiellen Kultur“ vernachlässigt (Politik, Produktion und Markt). " Kaschuba, W.: Kulturalismus. Kultur statt Gesellschaft?, in: Geschichte und Gesellschaft, 21.Jg. (1995), Nr.1, S.80-95. Johnson, R.: Thompson, Genovese and Socialist-Humanist History, in: History Workshop, Vol.6 (1978), pp.79-100. Samuel, R.: People’s History and Socialist-Theory, London 1981, pp.375-408. Thompson, E.P.: The Making of the English Working Class, London 1963 (dt.: Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse, Frankfurt/Main 1987). Williams, R.: Culture and Society, Harmondsworth 1961.

Kulturanthropologie strebt, als spezielle ) Anthropologie, danach, Unterschiede im Denken, in der Struktur und Dynamik der Motivation und den Verhaltensweisen der Angehörigen verschiedener Kulturkreise vergleichend zu erkennen () kulturvergleichende Forschung). Spezifische Erscheinungsformen dieser Percepta werden gewöhnlich auf das jeweilige Wirtschafts- und Sozialsystem zurückgeführt () Kultur). Damit unterscheidet sich diese relativierende Forschungsperspektive vom ) ethnozentrischen Ansatz. Während die ) Ethnologie sich vorwiegend der Analyse schriftloser ) (Natur-)Völker widmet, ist das Arbeitsgebiet der Kulturanthropologen weiter gefasst. " Müller, R.: Die Entdeckung der Kultur. Antike Theorien über Ursprung und Entwicklung der Kultur, Zürich 2003.

842

Kulturassimilator

Kulturassimilator Instrument der Aus- und Weiterbildung international tätiger Unternehmen. Fiedler et al. erhielten Anfang der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts vom Office of Naval Research den Auftrag, die Interaktion kulturell heterogener Gruppen zu untersuchen () Diversität), um ein Trainingsprogramm zu entwickeln, das es Angehörigen verschiedener ) Landeskulturen ermöglicht, problematische interkulturelle Kontaktsituationen zu bewältigen. In teilstrukturierten Interviews identifizierten sie solche grundlegende Critical Incidents. Sodann wurden diese genutzt, um in einem mehrstufigen Verfahren ein interkulturelles Trainingsprogramm zu entwickeln () Training, interkulturelles). Nach Abschluss des Programms sollen die Teilnehmer in der Lage sei, sozial und interkulturell kompetent zu kommunizieren () Kommunikationsfähigkeit, interkulturelle), Stressoren in interkulturellen Kontaktsituationen zu bewältigen, lernen, stabile persönliche Beziehungen zu Angehörigen anderer ) Kulturräume aufzubauen und in einer fremdkulturellen Umgebung ihre Aufgaben zu bewältigen. " Albert, R.D.: The Intercultural Sensitizer or Cultural Assimilator. A Cognitive Approach, in: Landis, D.; Brislin, R.W. (Eds.), Handbook of Intercultural Training, Vol.1, New York 1983, pp.186-217. Cushner, K.; Brislin, R.W.: Intercultural Interactions. A Practical Guide, Thousand Oaks/CA 1996. Triandis, H.C.: A Theoretical Framework for the More Efficient Construction of Culture Assimilators, in: International Journal of Intercultural Relations, Vol.8 (1984), pp.301-330.

Kulturbias ) Cultural Bias Kulturcluster Gruppe von Ländern, die sich hinsichtlich ihrer ) Landeskultur ähneln (d.h. hinsichtlich dieses Kriteriums relativ homogen sind) und sich darin zugleich von anderen Kulturclustern unterscheiden. (1) Aus einer Reihe von Gründen (große Datenbasis, mehrdimensionale ) Operationalisierung) wurden Kulturcluster bislang zumeist auf Basis der von G. Hofstede vorgeschlagenen ) Kulturdimensionen gebildet () Hofstede-Kulturstudie). Da die ursprünglich 53 Länder bzw. Regionen später um weitere 32 ergänzt wurden, liegen die Indices der Kulturdimensionen von insgesamt 85 Ländern bzw. Regionen vor. Von diesen sind vier aus der Analyse auszuschließen: Bei dreien handelt es sich um Regionen (arabische Länder, Ostafrika, Westafrika), die W.F. Weidmann später zum Teil durch einzelne Länder ersetzt hat (z.B. Saudi Arabien). Und Jugoslawien besteht als Staatsgebilde in seiner damaligen Form bekanntlich nicht mehr; aus den Ergänzungsstudien liegen aber die Kultur-Indices Serbiens und Kroatiens vor. Da ) Langzeit-Orientierung nur in wenigen Ländern erhoben wurde und zudem unter gänzlich andersartigen Bedingungen, empfiehlt es sich weiterhin, nur die vier ursprünglichen Kulturdimensionen zur Clusterbildung heranzuziehen. (2) Da manche Unternehmen sich auf die ) Industrieländer konzentrieren und andere auf ) Schwellenländer und/oder ) Entwicklungsländer, sind nicht in jedem Fall sämtliche Länder in die Betrachtung einzubeziehen. Dafür, den Fokus auf das Kulturcluster der Industrieländer zu legen, sprechen neben dem quantitativen Kriterium (ökonomische Stärke dieser Märkte) qualitative Überlegungen: In diesen Ländern gelten in vielen Lebensbereichen ähnliche ) Standards (z.B. hinsichtlich der Freizügigkeit des ) Lebensstils, aber auch gleichartige technologische und juristische Rahmenbedingungen). Mit Luxemburg und Israel blieben zwei der Gruppe der Industrienationen unberücksichtigt, da sie ein sehr geringes Kaufkraftpotenzial bieten bzw. nicht in der Originalstudie erfasst wurden. Was bereits die zweidimensional-deskriptive Betrachtung (vgl. Abb. 1) andeutet, bestätigt die clusteranalytische Gruppierung: Die verbleibenden 81 Länder wurden zunächst dem Single Linkage-Verfahren unterzogen, um „Ausreißer“ zu entdecken: d.h. solche Länder bzw. Kulturen, die den anderen so wenig ähneln, dass sie besser gesondert behandelt werden sollten. Beide Male wurde Japan eindeutig als Ausreißer identifiziert. Diese Gesellschaft verbindet den von allen Ländern mit Abstand höchsten ) Maskulinitätswert (MAS = 95) mit einer weit überdurchschnittlichen Tendenz zur ) Ungewissheitsvermeidung (UAI = 92). Diese Extremwerte sorgen dafür, dass Japan keinem der sodann nach dem WardVerfahren gebildeten vier Kulturcluster zugeordnet werden kann (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Berücksichtigt wurde hingegen trotz ihres vergleichsweise geringen Pro-Kopf-Einkommens die Türkei, weil dieses Land ein wichtiger Handelspartner zahlreicher Industrienationen ist. Allein nach Deutschland fließen 13% aller türkischen Exporte.

Kulturcluster

843

Abb. 1: Außenseiterposition Japans Maskulinität Japan

100

Österreich

80 Irland

Australien USA Neuseeland

Großbritannien 60

Schweiz Italien Deutschland Belgien Griechenland

Kanada

Türkei Frankreich Spanien

40

Portugal 20

Dänemark Schweden

0

0

20

40

Finnland Niederlande Norwegen

60

80

100

120

Ungewissheitsvermeidung Quelle: Hofstede (1992, S.312f.).

(3) Cluster 1 weist mit 83 Punkten den höchsten durchschnittlichen IDV-Index auf. Diese Individualisten, die auf den verschiedensten Kontinenten zu Hause sind, verbindet ein „kulturelles Band“, geformt aus der englischen Sprache, verschiedenen Ausprägungen des ) Protestantismus und einer gemeinsamen, durch das ) Commonwealth verkörperten Vergangenheit. Cluster 2 vereint Kulturen, die mehr als andere vom Ideal der Maskulinität geprägt sind. In diesen Ländern haben Frauen noch seltener Führungspositionen inne als in anderen europäischen Industrieländern. Wie eine Umfrage der internationalen Personalberatung Boyden in ihren 14 europäischen Büros ergab, liegen die entsprechenden Werte für die Schweiz (0%), Italien (5%) und Deutschland (8%) jeweils unter dem europäischen Durchschnittswert von 10%. Weiterhin verbindet die in Cluster 2 zusammengefassten Länder eine deutliche Neigung zur ) Ungewissheitsvermeidung. Cluster 3 repräsentiert feminine Kulturen, die primär in Nordeuropa beheimatet sind; es schließt aber auch die Niederlande ein. Folglich sind in Finnland überproportional viele weibliche Führungskräfte zu finden (= 27%), und Printwerbung zeigt im gleichfalls femininen Schweden Frauen weitaus seltener in „dekorativen Rollen“, als dies Anzeigen in maskulin geprägten Ländern tun. Cluster 4 unterscheidet sich am stärksten von den anderen, weshalb die machtdistanten Ungewissheitsvermeider erst im letzten Schritt mit den übrigen drei Segmenten fusionieren. (4) Wichtiger als alle Unterschiede aber ist eine zentrale Gemeinsamkeit, welche die Industrienationen vereint und von den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern trennt: Individualismus als gemeinsames „kulturelles Erbe“. Offenbar sind wohlhabende Gesellschaften nicht existenziell auf wechselseitige Unterstützung und Gemeinschaft angewiesen, was für den kollektivistischen Lebensstil charakteristisch ist. " Boyden International GmbH (Ed.): European Woman in Top Management, Bad Homburg 2002. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.509-524. Wiles, R.C.; Tjerlund, A.: A Comparison of Men and Woman in Magazine Advertising in the USA and Sweden, in: International Journal of Advertising, Vol.10 (1991), No.10, pp.259-267.

844

Kulturdimensionen

Abb. 2: Kulturspezifische Cluster der Industrienationen Rescaled Distance Cluster Combine CASE

1

2

3

4

Label

0 5 10 15 20 25 Num +---------+---------+---------+---------+---------+

Australien USA Kanada Großbritannien Irland Neuseeland Deutschland Schweiz Italien Österreich Dänemark Schweden Niederlande Norwegen Finnland Belgien Frankreich Spanien Türkei Griechenland Portugal

6 83 36 24 30 48 16 66 32 53 15 65 49 51 20 8 21 71 80 23 59

Kulturdimensionen reduzieren die für eine ) Kultur maßgeblichen ) Werte empirisch auf ihre grundlegenden Dimensionen () Kulturprofil). Wie folgende Gegenüberstellung von fünf Erklärungskonzepten zeigt, sehen alle Vorschläge die Dimension ) Kollektivismus vs. Individualismus sowie eine zeitbezogene Dimension vor (vgl. Abb., nächste Seite). Im Übrigen unterscheiden sich die Konzepte teils mehr, teils weniger. Besondere Bedeutung haben die ) Kulturdimensionen nach Hofstede erlangt. Kulturdimension nach Hofstede zunächst als vierdimensionales Beschreibungs- bzw. Erklärungsmodell von ) Kultur entwickelt, wurde der Ansatz nach der Kritik an dem ihm inne wohnenden ) Cultural Bias um eine fünfte Kulturdimension erweitert: konfuzianischer Dynamismus. Power Distance: „The extent, to which the less powerful members of institution and organizations within a country expect and accept that power is distributed unequally” (Hofstede, p.28; ) Akzeptanz von Machtdistanz). Individualism vs. Collectivism: „Ranges from societies in which the ties between individuals are loose to societies in which people from birth onwards are integrated into strong cohesive in-groups” (Hofstede, p.51; ) Individualismus vs. Kollektivismus). Masculinity vs. Femininity: „Ranges from societies in which social gender roles are clearly distinct to societies in which social gender roles overlap” (Hofstede, p.82; ) Maskulinität vs. Femininität). Uncertainty Avoidance: „The extent to which the members of a culture feel threatened by uncertain or unknown situations” (Hofstede, p.113; ) Unsicherheitsvermeidung). Confucian Dynamism: „Ranges from societies with longterm orientation to societies with short-term orientation” (Hofstede, p.166; ) Langfrist- vs. Kurzfristorientierung). " Hofstede, G.: Cultures and Organizations. Software of the Mind, Berkshire 1991. Hofstede, G., Bond, M.H.: The Confucius Connection, in: Organizational Dynamics, Vol.16 (1988), No.4, pp.4-21.

Kulturdimensionen nach Douglas

845

Synopse der Vorschläge zur Operationalisierung der Landeskultur Hall/Hall

Hofstede

Triandis

Adler

Trompenaars

High-Context vs. Low-Context

Individualismus vs. Kollektivismus

In-Group vs. Out-Group

Individualismus vs. Kollektivismus

Individualismus vs. Kollektivismus

to do vs. to be

to do vs. to be

Erreichter vs. zugeschriebener Status

Akzeptanz von Machtdistanz

Raumorientierung Monochrones vs. polychrones Zeitverständnis

Konfuzianischer Dynamismus

Bedeutung von Alter, Geschlecht, Klasse

Gleichheit vs. Hierarchie

Dominanz über vs. Unterwerfung unter die Natur

Außen- vs. innengesteuert

Ideologischer vs. pragmatischer Umweltbezug

Universalismus vs. Partikularismus

Assoziative vs. abstrakte Themenhandhabung

Analysierend vs. integrierend

High Contact vs. Low Contact

Öffentlicher vs. privater Raum

Vergangenheits-/ Gegenwarts-/. Zukunftsorientierung

Vergangenheits-/ Gegenwarts-/ Zukunftsorientierung

Aspekte der Selbstwahrnehmung

Selbstachtung

Sequentielles vs. synchrones. Zeitverständnis

Unsicherheitsvermeidung Feminität vs. Maskulinität

Menschheit ist grundsätzlich gut oder schlecht Quelle: Hasenstab (1999, S.115).

" Hasenstab, M.: Interkulturelles Management, Sternenfels 1999.

Kulturdimensionen nach Douglas basieren, wie alle ) anthropologischen Erklärungsansätze, auf der Annahme, dass Menschen als soziale Wesen auf die Unterstützung durch andere angewiesen sind, es also außerhalb einer ) Kultur kein Menschsein gibt. Weil aber das Zusammenleben in einer Gruppe nur möglich ist, wenn der Einzelne bestimmte Regeln oder ) Normen beachtet, kann es streng genommen kein individuelles Verhalten geben; denn dieses ist konsequenterweise immer kulturell überformt. Dabei stehen dem Einzelnen um so weniger/mehr Wahlmöglichkeiten offen, je stärker/schwächer er in eine soziale Einheit eingebunden ist. Group bezeichnet dabei die Intensität, mit der eine Gruppe das individuelle Verhalten prägt. Indikatoren der Group-Stärke sind Komplexität und Hierarchie der Struktur innerhalb einer Gruppe oder die Höhe der Eintrittsbarrieren für Nichtmitglieder. Grid entspricht dem Ausmaß, in dem von außen auferlegte Regeln das Verhalten des Einzelnen determinieren. Die Grid-Stärke lässt sich an der Autonomie des Einzelnen sowie an der Freiheit des Wettbewerbs ablesen () Cultural Theory).

846

Kulturdimensionen nach Inglehart

Grid-/Group-Typologie Grid stark

Fatalisten / Isolierte

Hierarchiegläubige / Bürokraten

Group schwach

stark

Individualisten / Märkte

Egalitäre

schwach

Quelle: Douglas (1992, S.178.)

" Douglas, M.: Risk and Blame. Essays in Cultural Theory, London 1992.

Kulturdimensionen nach Inglehart sind die faktorenanalytisch gewonnenen Dimensionen Überleben vs. Wohlbefinden und traditionelle vs. rational-gesetzliche Autorität. Mit ihrer Hilfe lassen sich 51% der Varianz der in 43 Ländern erhobenen Daten erklären () World Values Survey 1990-1991). Weltweit bekannt wurde der Politologe mit der von ihm formulierten so genannten ) Postmaterialismus-Hypothese und dem Konzept der Stillen Revolution () Wertewandel). " Inglehart, R.: The Silent Revolution. Changing Values and Political Styles among Western Publics, Princeton/NJ 1977. Inglehart, R.: Modernisierung und Postmodernisierung. Kultureller, wirtschaftlicher und politischer Wandel in 43 Gesellschaften, Frankfurt/Main 1998. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.90-94.

Kulturdimensionen nach Trompenaars reflektieren den jeweiligen Ansatz, den die verschiedenen ) Gesellschaften gefunden haben, um ihre zentralen Daseinsprobleme zu lösen (vgl. Abb., nächste Seite). Dabei handelt es sich nach Ansicht von F. Trompenaars weltweit im Wesentlichen um Schwierigkeiten, welche aus den zwischenmenschlichen Beziehungen resultieren sowie aus den jeweiligen ) Einstellungen zu Arbeit, Zeit und Natur. Diese Studie ist ungewöhnlich schlecht dokumentiert und deshalb kaum nachvollziehbar. Wenn, dann ist diese theoretisch nur unzureichend fundierte Konzept dem ) anthropologischen Ansatz zuzuordnen. Es hat vor allem in der Managementpraxis Anklang gefunden.

Kulturerdteil

847

Trompenaars Kulturdimensionen im Überblick Kulturdimension

Operationalisierung

Universalismus vs. Partikularismus: Einhalten von Regeln ist wichtiger als menschliche Beziehungen

! Auch einem Freund nicht durch eine Falschaussage vor Gericht helfen. ! Für einen Freund, der schlechtes Lokal betreibt, keine positive Restaurantkritik schreiben. ! Einem Freund keine Insider-Informationen geben, um ihn vor dem Ruin zu retten.

Individualismus vs. Kollektivismus: Grundorientierung auf das Ich statt auf Ziele und Vorgaben der Gemeinschaft

! Freiheit des Individuums ! Individuelle Entscheidung und Arbeitserfahrung ! Fehler individuell verantworten.

Neutralität vs. Emotionalität: Rationaler Umgang miteinander im Arbeitsleben

! Nicht öffentlich zeigen, dass man bei der Arbeit gestört wird.

Spezifisches vs. Diffuses: Lebensbereiche (Freizeit / Arbeit) abgrenzen statt vermischen

! Dem Chef nicht privat beim Renovieren helfen. ! Firma soll nicht für Wohnungen ihrer Mitarbeiter sorgen.

Selbst erreichter Status vs. zugeschriebener Status: Anerkennung aufgrund von Leistung statt aufgrund von Herkunft

! Ablehnen von freiem Denken und Handeln, wenn Erfolge ausbleiben. ! Respekt hängt nicht von der familiären Herkunft ab.

Beziehung Mensch - Umwelt: Umweltbeherrschung vs. Umweltabhängigkeit des Menschen

! Es wäre sinnvoll, die Natur zu kontrollieren. ! Alle Ergebnisse sind auf das eigene Handeln zurückzuführen (statt auf das Schicksal).

Zeitverständnis:

! Vergangenheitsorientiert vs. gegenwartsorientiert vs. zukunftsorientiert ! Polychroner vs. synchroner Umgang mit Zeit

" Trompenaars, F.; Hampden-Turner, C.: Riding the Waves of Culture. Understanding Cultural Diversity in Business, 2nd Ed., London 1999.

Kulturelle Distanz ) Distanz, kulturelle Kulturelle Offenheit ) Offenheit, kulturelle Kulturelle Toleranz/Intoleranz ) Toleranz/Intoleranz, kulturelle Kultureller Determinismus ) Determinismus, kultureller Kultureller Relativismus ) Relativismus, kultureller Kulturerdteil von A. Kolb geprägter und von J. Nedwig ) operationalisiertes Konzept kultureller ) Identität. Dabei handelt es sich um einen Raum subkontinentalen Ausmaßes, der aufgrund folgender Kriterien identifiziert werden kann: Das normative Leitsystem () Norm) erwächst aus der dominanten ) Religion bzw. Ideologie. Stark ) symbolisch geprägt ist das Kommunikations- und Infrastruktursystem. Hierfür zeichnen neben den jeweiligen ) Sitten & Gebräuche vor allem Besonderheiten in ) Sprache, Schrift und Rechtssystem verantwortlich () Rechtsanthropologie). Hautfarbe bzw. ) Rasse verkörpern die genetisch vererbten und physiognomisch wahrnehmbaren Besonderheiten () Distanz, genetische). Hinzu kommen das Wirtschaftssystem und die so genannte Lagesituation, welche die geopolitische Einbindung und die Intensität des interkulturellen Austausches erfasst. Anhand dieser Kriterien definiert J. Nedwig zehn Kulturerdteile: Anglo-Amerika (Nordamerika), Ibero-Amerika (Lateinamerika), ) Europa, Russland, Orient, Schwarzafrika, Ost- und Zentralasien, Südasien, Südostasien und Australien/Ozeanien (vgl. auch ) Kampf der Kulturen; ) Kulturkreis).

848

Konsumgewohnheit

" Ehlers, E.: Kulturkreise – Kulturerdteile – Clash of Civilizations. Plädoyer für eine gegenwartsbezogene Kulturgeographie, in: Geographische Rundschau, 48.Jg. (1996), Nr.6, S.338-344. Nedwig, J.: Drei Welten oder eine Welt. Die Kulturerdteile, in: Geographische Rundschau, 39.Jg. (1986), Nr.4, S.262-267.

Konsumgewohnheit stabile ) Präferenz für den Kauf, die Nutzung bzw. den Verbrauch bestimmter Güter. Wie das Beispiel Lebensmittel zeigt, sind die Konsumgewohnheiten selbst innerhalb der relativ homogenen Europäischen Union höchst unterschiedlich () Konsumentenverhalten, internationales). Die Dänen essen am meisten Fisch, nahezu doppelt so viel wie die Spanier. Belgier und Luxemburger wiederum halten die Spitzenpositionen beim Pro-Kopf-Verbrauch von Suppen, und ein Grieche trinkt dreimal so viele Spirituosen wie ein durchschnittlicher EU-Bürger. Süßwaren wiederum konsumieren vor allem Briten und Deutsche: 50% des europäischen Sahne-Marktes entfallen auf diese beiden Länder. Kulturfreiheit These, dass die verschiedensten Lebensbereiche frei vom Einfluss der jeweiligen ) Kultur bzw. sind bzw. sein sollten () Landeskultur). Kulturfreie Güter eignen sich eher für die Strategie der ) Standardisierung, während kulturgebundene Güter mit größerer Wahrscheinlichkeit ) differenziert entwickelt und/oder vermarktet werden () Culture Bound-Hypothese; ) Gut, kulturfreies). In diesem Zusammenhang ist auch der Versuch, kulturfreie (Intelligenz-)Tests zu entwickeln, zu nennen () Culture Free Intelligence-Test). Kulturgebundenes Gut, Produkt ) Gut, kulturgebundenes Kulturgebundenheit These, dass die verschiedensten Lebensbereiche dem Einfluss der jeweils relevanten ) Kultur unterliegen (z.B. ) Landeskultur; ) Subkultur; ) Unternehmenskultur). Demnach empfiehlt es sich, kulturgebundene Produkte mit hohem Identifikationspotenzial differenziert zu vermarkten () Gut, kulturgebundenes; ) Standardisierung vs. Differenzierung). Kulturgebundenheit und Identifikationspotenzial ausgewählter Produkte

niedrig

Identifikationspotenzial

Haushaltsfolie

niedrig

Streichhölzer Cola

Kulturgebundenheit

Öle

hoch

Waschmittel Schampoo Cerealien Nudeln Marmelade Eiscreme Bier Wurst

Brot Regiozentrische Differenzierung

Quelle: Walda (1991, S.J30).

hoch

Kameras StandardiHochwertige sierung Sportschuhe Kosmetika Uhren Windeln

Damenhygiene Bekleidung

Kühlschränke

Porzellan Babynahrung Möbel Polyzentrische Differenzierung

Differenzierung

Kulturkonvention

849

" Walda, J.A.: Der goldene Mittelweg, in: LebensmittelZeitung (Hrsg.), Dokumentation EG-Binnenmarkt: Perspektiven - Strategien - Konzepte mit EG-Länderreports, 2.Aufl., Frankfurt/Main 1992, S.108-111.

Kulturgeographie erforscht als Teil der ) Anthropogeographie, wie der Mensch die Erdoberfläche formt, verändert und gestaltet () Geographie). Von besonderer Bedeutung für diese Disziplin war die „Theorie der zentralen Orte“, welche W. Christaller vorgeschlagen hat (vgl. auch ) Wirtschaftsgeographie). " Christaller, W.: Die zentralen Orte in Süddeutschland, Jena/Darmstadt 1933.

Kulturgeschichte (1) Gegenstand und Dynamik des geistig-kulturellen Lebens einer sozialen Einheit () Kultur; ) Subkultur; ) Land; ) Nation; ) Volk) (2) Gesamtheit des geistig-kulturellen Schaffens der Menschheit im Zeitablauf () Kulturanthropologie; ) Kulturmorphologie; ) Kultursoziologie) (3) Wissenschaftsdisziplin, die Kulturgeschichte analysiert und dokumentiert Kulturgut ) Kulturkonvention Kulturheros mythische Gestalt () Mythos), die zwischen den Göttern und den Menschen steht und diesen Kulturgüter (bspw. das Feuer) bringt (u.a. Prometheus) Kulturhistorische Schule begreift ) Kultur als Sozialisationsinstanz () Sozialisation). Aufbauend auf den Erkenntnissen der russischen tätigkeitsorientierten Psychologie geht diese kulturwissenschaftliche Richtung davon aus, dass die Entwicklung des Psychischen und die Entwicklung des Sozialen zwar konfundiert sind, gemäß dem Genetischen Grundgesetz der kulturellen Entwicklung der Primat aber der sozialen Ebene zukommt. Alle neuartigen Entwicklungen vollziehen sich dieser Auffassung zufolge zunächst im sozialen Leben, sind somit beobachtbar und können dann vom Individuum internalisiert werden. " Lurija, A.R.: Die historische Bedingtheit individueller Erkenntnisprozesse, Berlin 1986. Strohschneider, S.: Kultur-DenkenStrategie, Berlin 2001. Vygobki, L.S.: Geschichte der höheren psychischen Prozesse, Münster 1992.

Kulturimperialismus ) Culture Free Intelligence Test Kulturintegration ) Diversity Management; ) Merger & Acquisition Kulturismus-Universalismus hauptsächlich in den 1960er- und 1970er-Jahren geführte Diskussion. In deren Mittelpunkt stand die Frage, ob Theorien und Management-Techniken von kulturellen Einflüssen unabhängig und damit generalisierbar und universell anwendbar sind, oder den jeweiligen kulturellen Bedingungen angepasst werden müssen? Dieser Vorläufer der im Zuge der ) Globalisierung geführten ) StandardisierungsDifferenzierungs-Debatte der 1980er- und der 1990er-Jahre blieb u.a. deshalb ohne nachhaltige Konsequenzen für den wissenschaftlichen Diskurs, weil grundlegende Konzepte unterschiedlich interpretiert wurden. Während die Anhänger der ) Culture Free-These ) Kultur mit ) Gesellschaft gleichsetzten („Die Gesellschaft ist eine Kultur“), betrachteten die Befürworter des Culture Bound-Ansatzes Kultur als ein Teilsystem der Gesellschaft („Die Gesellschaft hat eine Kultur“). Kulturkonvention von der Generalkonferenz der ) UNESCO am 20.10.2005 verabschiedeter ) völkerrechtlicher Vertrag () Vertrag; ) Völkerrecht) zum Schutz kultureller Vielfalt () Diversität). Diese „Magna Charta“ der internationalen Kulturpolitik betont die Ambivalenz von Kulturgütern: Ware bzw. Dienstleistungen einerseits sowie Träger von Wertvorstellungen () Werte) und ) Identität andererseits. Da die

850

Kulturkreis

Kulturkonvention explizit als Instrument zur Abwehr schädlicher Konsequenzen der ) Globalisierung für die kulturelle Vielfalt verstanden wird, steht sie im offenen Widerspruch zum Leitbild der ) Welthandelsorganisation (WTO), welches auf weitestgehende Freizügigkeit setzt () Liberalisierung). Deshalb sieht die Konvention ein Streitschlichtungsverfahren vor, in das auch WTO-Organe einbezogen werden sollen. " Metze-Mangold, V.; Merkel, C.M.: Magna Charta der internationalen Kulturpolitik, in: Media-Perspektiven, 52.Jg. (2006), Nr.7, S.362-373.

Kulturkreis (1) nach S.P. Huntington die allgemeinste Ebene kultureller ) Identität (vgl. ) Kulturerdteil, ) Kulturraum). Der Kulturkreis ist der Nationalkultur bzw. ) Landeskultur übergeordnet und diese wieder der ) Subkultur. Gemeinsamkeiten hinsichtlich ) Sprache, ) Religion, Vergangenheit, ) Sitten & Gebräuche, Institutionen und die Art der ) Identifikation der Menschen mit diesen Kulturelementen sorgen für abgrenzbare Kulturkreise: der sinische () Konfuzianismus und ) Buddhismus), der japanische () Shintoismus), der hinduistische () Hinduismus), der islamische () Islam), der lateinamerikanische () Katholizismus sowie ) Naturreligionen), der westliche () Christentum) und der afrikanische Kulturkreis (teils Stammesreligionen .) Naturreligion,, teils ) Christentum). (2) Grundlage der auf gefährliche Weise (selbsterfüllende Prophezeiung) populär gewordenen These vom Clash of Civilizations ist die axiomatische Vorstellung, dass diese Kulturkreise unvereinbar sind und beständig um die Vormacht kämpfen () Kampf der Kulturen). Kritiker werfen S.P. Huntington eine selektive, unwissenschaftliche Rezeption der Realität vor. Nach dem Ende des Kalten Krieges suche er lediglich das alte Feindbild („Kommunismus“) durch ein „neues Feindbild“ zu ersetzen, das ironischerweise aber lediglich noch ältere Feindbilder reaktiviere („Gelbe Gefahr“, „Türken vor Wien“). Die ) Fremdheitsforschung hat sich ausführlich mit diesen Feindbildern befasst (bspw. mit der Russophobie; ) Länderstereotyp). " Huntington, S.P.: Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert, München 1996. Müller, J.: Der Mythos vom Kampf der Kulturen. Globalisierung als Chance für eine Begegnung der Kulturen, in: Opitz, P.J. (Hrsg.), Weltprobleme im 21. Jahrhundert, München 2001, S.321-335. Rehner, J.: Nation und Kultur, in: Haas, H.-D.; Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft, München 2006, S.349-375.

Kulturkreis, transnationaler ) Kampf der Kulturen Kulturkritik befasst sich mit dem (vermeintlichen oder tatsächlichen) Verfall kultureller ) Normen und ) Werte in der realen Gegenwart einer bestimmten ) Gesellschaft. Die als unerträglich bzw. beklagenswert erlebte Diskrepanz zwischen Ideal und Realität ist zentrales ) Motiv der Kulturkritik, wobei das Gegenwartsbild durch die idealisierende Wahrnehmung der Vergangenheit und Projektion von Wunschbildern in Zukunftsutopien fast zwangsläufig übermäßig pessimistisch gezeichnet wird. Abweichungen werden auch nicht als ) Kulturwandel bzw. ) Wertewandel, sondern als Verfall von Werten gedeutet. Der gesellschaftliche und fortschrittsskeptische Grundtenor der Kulturkritik prägte schon die Werke von A. de Tocqueville und J.J. Rousseau. Letzterer stellte die als „vernünftig“ angesehene Ordnung der Natur den mehr oder weniger degenerierten Erscheinungen der ) Zivilisation gegenüber. Einflussreiche Vertreter der kulturkritischen Position sind weiterhin: ! F. Nietsche („Natur vs. Geist“). ! L. Klages Schrift zur „Entseelung“ und Mechanisierung des Lebens, ! M. Bubers religiös-kulturreformerische Arbeiten, ! O. Spenglers pessimistischer, in der Denktradition der ) Kulturmorphologie stehender Determinismus („Untergang des Abendlandes“), ! K. Marxs Thesen von der Entfremdung des Menschen in einer von Klassengegensätzen geprägten Gesellschaft und seiner Abhängigkeit von seiner materiellen Umwelt, ! M. Heideggers Kritik an der „Seinsvergessenheit“ der Moderne und ihrem technisch-wissenschaftlichen ) Weltbild („Hybris des technisch-wissenschaftlichen Paradigmas der Moderne“).

Kulturpessimismus

851

Die anfänglich primär normativ argumentierenden Vertreter der Kulturkritik bedienten sich zwar zunehmend der Methoden, Argumentationsstrategien und Befunde der modernen empirischen Sozialwissenschaften. Grundlegend - und insofern irreführend - ist aber nach wie vor die Tendenz, die übermäßig negativ wahrgenommene Gegenwart an einem verklärten Bild der Vergangenheit oder einem utopischen Zukunftsbild zu messen. " Konersmann, R. (Hrsg): Kulturkritik. Reflexionen in der veränderten Welt, Leipzig 2001. Sobrevilla, D.: Der Ursprung des Kulturbegriffs, der Kulturphilosophie und der Kulturkritik, Diss., Universität Tübingen, Tübingen 1971.

Kulturlandschaft ) Subvention Kulturmischung ) Diversity Management; ) Interkulturalität; ) Métissage; ) Transkulturalität Kulturmorphologie innerhalb der deutschen ) Völkerkunde entwickeltes Phasenmodell von ) Kultur. Diese wird dabei als eine dynamisch-ganzheitliche ) „Gestalt“ begriffen (im Sinne der Ganzheits- und Gestaltpsychologie), deren Eigenart, Genese und Gesetzmäßigkeit sich morphologisch ausdrücken (d.h. in der äußeren Form). Demnach durchlaufen Kulturen, darin einem Organismus gleich, zwischen ihrer Entstehung und ihrem Untergang bestimmte Stadien, die in Anzahl und Abfolge festliegen: Kindheit, Jugend, Mannes- und Greisenalter () Lebenszyklus). Diese simple, hauptsächlich von L. Frobenius begründete Analogie fand bspw. in der kulturkritischen ) Kulturphilosophie von O. Spengler ihren Niederschlag () Kulturkritik). " Frobenius, L.: Paideuma. Umrisse einer Kultur- und Seelenlehre, München 1921.

Kulturnation (1) seit dem 18. Jahrhundert von deutschen Intellektuellen zur Charakterisierung „deutscher Verhältnisse“ verwandter und im Verlauf der Geschichte zunehmend politisierter Begriff: Die Kulturnation Deutschland: ) Nation ohne ) Staat. Trotz der staatlichen Zersplitterung sollte damit die bestehende, aus der gemeinsamen ) Sprache und Tradition erwachsende Einheit ausgedrückt werden () Identität, staatliche). (2) Nicht nur im Falle der Genese dieses ) Konstrukts lässt sich die zumeist missbräuchliche Sinnstiftung durch die ) Völkerkunde nachweisen. Sie illustriert und kodiert im Sinne des ) Kulturalismus Geschichte und Herkunft in kulturellen Bildern von Stamm und Art, von ) Sitte und Brauch und nicht zuletzt von ) Religion und ) Ritual. Beispielhaft für dieses „Wissenschaftsverständnis“ steht die zivilisationszentrierte Auffassung J.G. Herders, welche die „Kulturen der Völker“ als Entwicklung von der Barbarei zur ) Zivilisation beschrieb. Gleiches gilt für die eurozentrischen Kulturvergleiche der frühen ) Ethnographie und ) Kulturanthropologie, wie sie sich etwa in der Reiseliteratur des späten 18. und des 19. Jahrhunderts dokumentieren. W.H. Rieht wiederum definierte in seiner „VolksweltOrdnung“ kulturelle Identität und Authentizität aus ) ethnozentrischer und wertkonservativer Sicht. Hinzu kommen die „koloniale Ethnologie“ und ihren Vorstellungen von Archaik und Natur sowie „völkische“ Volkskunde des Kaiserreichs und der Zwischenkriegszeit. Sie war nicht unbeteiligt daran, der Idee der „Deutschen Kulturnation“ jene ethnischen und rassischen Fundamente zuzuschreiben, auf denen nach 1933 dann die „Volksgemeinschaft“ ihr tödliches Sendungsbewusstsein entwickelte“ (W. Kaschuba). " Dünninger, J.: Volkswelt und geschichtliche Welt. Gesetz und Wege des deutschen Volkstums, Berlin 1937. Giesen, B.; Junge, K.: Vom Patriotismus zum Nationalismus. Zur Evolution der „Deutschen Kulturnation“, in: Giesen, B. (Hrsg.), Nationale und kulturelle Identität, Frankfurt/Main 1991. Kaschuba, W.: Kulturalismus. Kultur statt Gesellschaft? Geschichte und Gesellschaft, 21.Jg. (1995), Nr.1, S.80-95.

Kulturpessimismus Skeptizismus bezüglich der zukünftigen Entwicklung einer Kultur im Allgemeinen und deren ) Artefakte im Besonderen. Deren Niedergang wird als zwangsläufig bzw. schicksalshaft angesehen. Kulturpessimismus ist das Leitmotiv der ) Kulturkritik.

852

Kulturphilosophie

Kulturphilosophie anfänglich im Kontext der Metaphysik, beginnend mit dem 17. Jahrhundert dann als Spielart der Gesellschafts-, Staats- und Geschichtsphilosophie betriebene geistige Auseinandersetzung mit dem komplexen Phänomen ) Kultur. Von denen zahlreichen Meilensteinen der Kulturphilosophie seien hier folgende genannt: ! E. Sprangers Schriften zu Wesen, Formen und Genese von Kultur, ! H. Münsterbergs Theorie der Kulturwerte, ! K. Jaspers Metaphysik der Kultur, die sich verstärkt mit Sinn und Zweck von Kultur befasste, ! L. Frobenius ) Kulturmorphologie, ! W. Diltheys Methodenlehre der Kultur- und Geisteswissenschaften. Besondere Beachtung aber fand die Kulturkritik. Kulturpluralismus ist geprägt von ) Toleranz gegenüber den ) Werten anderer ) Kulturen, die innerhalb eines Gemeinwesens vertreten sind, bei gleichzeitiger, nicht minderer Achtung der Werte der eigenen Kultur. Insofern ähnelt dieses Konzept formal dem ) Konstrukt der interkulturellen Kompetenz () Kompetenz, interkulturelle). Kulturpluralismus ist abzugrenzen von ) Multikulturalismus. Kulturprofil (1) Positionierung verschiedener Länder mit Hilfe der in Messwerten ausdrückbaren Positionierung dieser Länder auf den ) Kulturdimensionen, die G. Hofstede und andere Anthropologen, Geistes- und Sozialwissenschaftler und Politologen entwickelt haben (bspw. F. Trompenaars), um das Konstrukt Landeskultur zu ) operationalisieren () GLOBE-Studie; ) Hofstede-Kulturstudie). Aus einer ungewöhnlich breiten empirischen Basis extrahierte G. Hofstede zunächst vier, später eine fünfte Kulturdimension und bezeichnete sie als „mentale Programmierung“ der Bevölkerung einer geographisch und politisch abgrenzbaren Region. Unter den Kulturdimensionen, welche das Kulturprofil bilden, besitzt eine die mit Abstand größte theoretische und/oder empirische Bedeutung ) Individualismus vs. Kollektivismus. Hinzu kommen die Tendenz zur ) Vermeidung von Unsicherheit, die ) Akzeptanz von Machtdistanz, ) Maskulinität vs. Feminität und, mit Abstrichen, ) Langfristige Orientierung. Einzelne Kulturdimensionen ) korrelieren signifikant mit geographischen, ökonomischen und demographischen Faktoren. Abb. 1 (nächste Seite) zeigt das Kulturprofil Deutschlands sowie die Länder, welche auf den einzelnen Kulturdimensionen jeweils die Extremposition markieren. (2) Im Vergleich des Kulturprofils Deutschlands mit demjenigen der USA und Japans fällt auf, dass Deutschland, kulturell gesehen, entweder „zwischen“ seinen beiden wichtigsten Konkurrenten um den Titel des ) Exportweltmeisters positioniert ist (Individualismus und Vermeidung von Ungewissheit) oder nahe den entsprechenden Werten der USA () Maskulinität; ) Langfristige Orientierung; ) Akzeptanz von Machtdistanz; vgl. Abb. 2, nächste Seite). So unterschiedlich somit Deutschland und Japan auch kulturell sein mögen, aus ökonomischer Sicht haben sie jedoch vieles gemeinsam. Beide Verlierer des Zweiten Weltkrieges konnten in einem beispiellosen Aufholprozess („Wirtschaftswunder“) in einer unvermutet knappen Zeitspanne zu den einstmaligen Siegermächten aufschließen und diese (dauerhaft oder zeitweilig) sogar auf vielen Leistungsebenen überholen () Herausforderung, japanische). Nach der Währungsreform startete die deutsche Wirtschaft von einer Basis, die kaum 40% des amerikanischen Niveaus ausmachte und die Japan erst 15 Jahre später erreichen sollte. " Gries, T.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit in globalen Märkten, Wiesbaden 1998. Hofstede, G.: Culture’s Consequences. International Differences in Workrelated Values, Beverly-Hills 1980. Hofstede, G.: The Cultural Relativity of Organizational Practices and Theories, in: Journal of International Business Studies, Vol.14 (1983), pp.75-89. Hofstede, G.: Cultures and Organizations. Software of the Mind, London 1991. House, R.J.; Hanges, P.J.; Javidan, M.; Dorfman, P.W.; Gupta, V.: Culture, Leadership, and Organizations, Thousand Oaks/CA 2004. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011.

Kulturpsychologie zunächst, im 18. Jahrhundert, als „Erfahrungsseelenkunde“ bezeichnete Anfänge der Psychologie als empirische Wissenschaft. Später verstand man unter Kulturpsychologie eine von W. Dilthey inspirierte

Kulturpsychologie

853

Abb. 1: Deutschlands Kulturprofil

100

Individualismus

Maskulinität

Ungewissheitsvermeidung

Akzeptanz von Machtdistanz

Langfristige Orientierung

USA

Japan

Griechenland

Malaysia

Hongkong

Extrempositionen

90 80 70

60 50 40

Deutschland

30

20 10 0

Extrempositionen

Guatemala

Schweden

Singapur

Israel

Pakistan

Kollektivismus

Femininität

Toleranz von Ungewissheit

Ablehnung von Machtdistanz

Kurzfristige Orientierung

Quelle: eigene Darstellung auf Basis von Hofstede (1992).

Abb. 2: Kulturprofile der drei führenden Handelsnationen

Akzeptanz von Machtdistanz

Individualismus

Langfristige Orientierung

USA Japan

Vermeidung von Unsicherheit

Maskulinität

Deutschland

854

Kulturraum

Richtung der Psychologie, welche versuchte, die Kulturgeschichte deutend zu verstehen. Dieses Teilgebiet der Psychologie („Bindestrich-Psychologie“) ist, wie die umfassendere, „kulturwissenschaftlich betriebene Psychologie der kulturellen Erscheinungen, d.h. alles menschliche Denken und Erleben, Verhalten und Handeln“ (W. Zitterbarth), von der rationalen Psychologie und der von „arbeitslosen Physiologen“ (Ben-David & Collins) wie W. Wundt betriebenen Psychophysik abzugrenzen. Die methodologischen Grundlagen dieser Disziplin beschreibt W. Zitterbarth folgendermaßen: Kulturpsychologie ist eine historische Wissenschaft, die individuelles Erleben und Verhalten nicht mit universell, d.h. unabhängig von Raum und Zeit gültigen Faktoren zu erklären sucht () Universalismus), sondern als psychologische ) Korrelate von kulturellen ) Normen begreift. Weiterhin ist Kulturpsychologie ganzheitlich: Sie versucht, die Erfahrungen des personalen ) Selbst und dessen Wirklichkeit nicht zergliedernd objektiv zu analysieren, sondern aus Sicht des jeweiligen Individuums zu verstehen. " Ben-David, J.; Collins, R.: Social Factors in the Origins of a New Science. The Case of Psychology, in: American Sociological Review, Vol.31 (1966), pp.451-465. Dilthey, W.; Wundt, W.: Völkerpsychologie in 10 Bänden, Leipzig 1900-1920. Zitterbarth, W.: Kulturpsychologie, in: Asanger, R.; Wenninger, G. (Hrsg.), Handwörterbuch der Psychologie, 4.Aufl., Weinheim 1988, S.382-386.

Kulturraum geographisch abgrenzbares, von einer einheitlichen Kultur geprägtes Gebiet. Der Mittelmeerraum bspw. als einer der bedeutenden Kulturräume war im Altertum ein zunächst von der griechischen, später von der römischen Kultur beherrschter Raum () Mare Nostrum). Typologisch simplifizierend werden die Kulturen Europas, Nordamerikas, Australiens und Neuseelands vom orthodox-christlichen Kulturraum der slawisch-griechischen Welt sowie vom islamischen Kulturraum abgegrenzt () Kampf der Kulturen; ) Kulturkreis). Kulturraum, arabischer umfasst derzeit 22 Länder, angefangen bei Ägypten über Marokko bis hin zum Sudan () Arab Human Development Report). Aufgrund seit jeher guter Beziehungen zählt die Bundesrepublik Deutschland für viele dieser Volkswirtschaften zu den drei wichtigsten Handelspartnern () Lieferantenposition). Dies gilt u.a. für Ägypten, Jordanien, Libanon und Syrien. Charakteristisch für den arabischen ) Kulturraum ist die Dominanz konkreter, informeller Institutionen (z.B. ) Familie; ) Clan) über die modernen abstrakten Institutionen westlicher Provenienz (z.B. ) Nationalstaat, unabhängige Gerichtsbarkeit). Überlagern sich diese beiden Ebenen, wie so häufig im Geschäftsleben, so ist nach E. Jammal „Diffusität“ die Folge: Die jeweiligen ) Kulturstandards verlieren an Eindeutigkeit und Verbindlichkeit. Zugleich steigt die Bereitschaft, sich ambivalent zu verhalten, um weder gegen die ) Werte der einen Ebene (z.B. Ehre als zentraler Wert traditioneller Institutionen) noch gegen die der anderen Ebene zu verstoßen (z.B. ) Effizienz als zentraler Wert moderner Institutionen). Generell ist die Gefahr von kulturbedingten Missverständnissen groß () Kultur), da sich nur wenigen westlich geprägten Managern die besondere Bedeutung, welche das Alter, der soziale Status und die Abstammung einer Person in diesen ) Gesellschaften haben, in vollem Umfang erschließt: Stammeszugehörigkeit als maßgebliches Kriterium für die dort überaus bedeutsame „Ingroup-/Outgroup-Differenzierung“. Hinzu kommen die Wichtigkeit einer nach westlichem Maßstab bisweilen überbordenden Rhetorik, der ausgeprägte Hang zum Narrativen und die Notwendigkeit, „Gesten des guten Willens“ zu zeigen. Auf der individuellen Ebene sind Ehre, Stolz und Würde gleichermaßen wichtig und kultursensibel. " Jammal, E.: Kulturelle Befangenheit und Anpassung. Deutsche Auslandsentsandte in arabisch-islamischen Ländern, Wiesbaden 2003. Meyer, G.: Die arabische Welt im Spiegel der Kulturgeographie, Mainz 2004. Weiss, W.M.; Becker, C.: Die arabischen Staaten. Geschichte, Politik, Religion, Gesellschaft, Wirtschaft, Heidelberg 2007.

Kulturrelativismus ) Kommunikation, nonverbale; ) Kulturismus-Universalismus; ) Relativismus, kultureller Kulturreligion weiter verbreitet als die der eher lokalen ) Natur- bzw. Stammesreligionen, aber weniger weit verbreitet als die Universalreligion, deren Geltungsbereich nicht an einen bestimmten ) Kulturraum gebun-

Kulturschock

855

den ist. Kulturreligionen, die erstmals 3.000 v. Chr. im Orient entstanden, sind polytheistisch und integrieren die bislang nur lokal verehrten Götter in einen Pantheon. Kulturrevolution ) Sitten & Gebräuche Kulturschock (1) häufig missverstandener Begriff. Als Kulturschock werden nicht, wie im umgangssprachlichen Sinn, plötzlich eintretende, heftige Reaktionen auf ein überwältigendes Ereignis, sondern „langfristige, subtile Veränderungen der Persönlichkeit als Folge der Auseinandersetzung mit einer fremden Kultur“ bezeichnet (Moosmüller, S.282). Die Notwendigkeit und das Bemühen um ) Anpassung an fremde Lebensverhältnisse, vor allem an andersartige Denk- und Handlungsgewohnheiten, können sich als eine Grenzsituation im Leben eines Menschen erweisen und dessen Persönlichkeitsentwicklung nachhaltig beeinflussen. Bei einem negativen Verlauf sind vielfach Angst, Verwirrung, Desorientierung und Depression die Folge (Thomas et al., S.242). (2) Mit Blick auf die ) Entsendung von Mitarbeitern wird unter Kulturschock ein emotionale Reaktion (insb. Ängstlichkeit, Ärger und Frustration) auf die Wahrnehmung gravierender Unterschiede zwischen dem Ich und dem ) Fremden verstanden () Emotion). Einen Kulturschock erleben neben Entsandten häufig auch ) Emigranten während der Frühphase ihrer Begegnung mit der andersartigen Kultur. In dem Maße, wie Menschen dadurch zur verstärkten Auseinandersetzung mit der eigenen Identität angeregt werden, besteht die Gefahr des „Selbst-Schocks“ (Culture-Shock vs. Self-Shock). Dies wiederum verstärkt das ) Bedürfnis nach Schutz und Stärkung der eigenen Identität, z.B. durch Rückzug, Idealisierung der eigenen Kultur und negativ-stereotypisierende Wahrnehmung der Fremdkultur. Diese Emotionen werden als schockartig erlebt, weil sie, gemäß der ) W-Kurve der Anpassung, in der zweiten Phase der Anpassung an die Fremdkultur auftreten (d.h. nach der HoneymoonPhase). Der Schock erwächst somit aus dem scharfen Kontrast zu der anfänglich idealisierenden Wahrnehmung des Fremden. Vom Kulturschock sind häufig nicht nur die Mitarbeiter selbst, sondern auch deren mitausreisenden (Ehe-)Partner und Kinder bedroht. Dauer, Intensität und Symptomatik können erheblich variieren. Während manche Orientierungs- und Hilflosigkeit empfinden, bis hin zu umfassendem Kontrollverlust und Bedrohung der eigenen Identität () Kontrollüberzeugung), beklagen andere Gefühle wie Isolation und Heimweh. Hinzu können psychosomatische Symptome wie Niedergeschlagenheit sowie Verlust von Spontanität und Lebensfreude kommen. Selbst Wut auf die unverständlichen Angehörigen der Fremdkultur und permanentes Misstrauen sind keine Seltenheit. Variable Persönlichkeitseigenschaften und situative Determinanten sorgen für einen individuellen Verlauf des Phänomens Kulturschock. Erst wenn es dem Entsandten gelingt, mit den Besonderheiten der fremden ) Kultur konstruktiv umzugehen, kann er seine gewohnte Arbeitsleistung wieder erbringen (vgl. auch ) Ghetto, goldenes). (3) Ein Kulturschock ist keine Fehlsteuerung, die es möglichst zu vermeiden gilt, sondern eine notwendige Phase der Anpassung, die offenbar jeder Mitarbeiter mehr oder weniger durchleben muss, der erfolgreich in einem fremdkulturellen Umfeld tätig sein will. So waren von kanadischen Expatriates in Kenia diejenigen am effektivsten, die den intensivsten Kulturschock erlebt hatten. Damit lässt sich die von Asante & Grudykunst (S.279) vertretene Deutung des komplexen Phänomens Kulturschocks begründen: „ ... a profound learning experience that leads to greater self-awareness and personal growth.“ Wie Eckert et al. am Beispiel ostasiatischer, in Deutschland tätiger Expatriates (insb. Japaner und Südkoreaner) zeigen konnte, hängt deren Arbeitsleistung hauptsächlich von der Anpassung im Arbeitsbereich ab. Und diese ist eine Funktion der Zeit: Mit zunehmender Aufenthaltsdauer verbessert sich die Anpassung an das Arbeitsleben und so letztlich die Arbeitsleistung. (4) Der Betriebswirtschaftslehre steht nach H.G. Meissner der eigene Kulturschock noch bevor. " Asante, M.K.; Gudykunst, W.B.: Handbook of International and Intercultural Communication, Newbury Park 1984. Eckert, S.; Rässler, S.; Mayer, S.; Bonsiep, W.: Kulturschock in Deutschland? Zeitlicher Verlauf und Leistungseffekte der kulturellen Anpassung asiatischer Führungskräfte in Deutschland, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (zfbf), 56.Jg. (2004), S.639665. Kooper, E.: Multicultural Teams, in: Bergemann, N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2003, S.237-272. Marx, E.: Vorsicht Kulturschock, Frankfurt/Main 2000. Meissner, H.G.: Der Kulturschock in der Betriebswirt-

856

Kultursemiotik

schaftslehre, in: Engelhard, J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, Wiesbaden 1997, S.1-14. Moosmüller, A.: Interkulturelle Kompetenz und interkulturelle Kenntnisse. Überlegungen zu Ziel und Inhalt im auslandsvorbereitenden Training, in: Roth, K. (Hrsg.), Mit der Differenz leben, Münster 1996, S.271-290. Oberg, K.: Cultural Shock. Adjustment to New Cultural Environments, in: Practical Anthropology, Vol.7 (1960), pp.177-182. Ruben, B.D.; Kealey, D.J.: Behavioral Assessment of Communication Competency and the Prediction of Cross-Cultural Adaption, in: International Journal of Intercultural Relations, Vol.3 (1979), pp.1547. Thomas, A.; Hagemann, K.; Stumpf, S.: Training interkultureller Kompetenz, in: Bergemann, N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2003, S.237-272.

Kultursemiotik Methode, welche die ) anthropologische Forschung einsetzt, um fremde Symbolsysteme und Codes zu erfassen und zu deuten () Semiotik, ) Symbol) " Geertz, C.: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt/Main 1981.

Kultursoziologie analysiert unter Rekurs auf ) Theorien und Instrumente der Soziologie die Entstehung, Veränderung und Einflussnahme kultureller Variablen bzw. Zusammenhänge auf Struktur und Prozesse von ) Gesellschaften. Bei der Reflektion der Entwicklung und Wirkung kultureller Momente in einer ) Gesellschaft spielt bspw. in der deutschen, insb. aber in der französischen Kultursoziologie die ) Kulturkritik eine besondere Rolle. Kultursprache verfügt über eine zumeist komplexe Grammatik und einen differenzierten Wortschatz, der in umfangreichen Lexika dokumentiert ist () Sprache). Anders als die ) Primärsprache muss sich der Sprecher die Kultursprache durch explizites, zumeist lang andauerndes Lernen im Verlauf der ) Sozialisation aneignen. In welchem Maß ein Mensch die für ihn bedeutsame ) Kultursprache(n) bzw. ) Schriftsprache(n) beherrscht, ist ein wichtiges Indiz seiner Schichtzugehörigkeit () Subkultur) im Allgemeinen und seiner Sprachkompetenz im Besonderen () Kompetenz). Kulturstandard Verhaltensweisen, welche von der Mehrheit der Mitglieder einer ) Kultur () Landeskultur; ) Subkultur; ) Unternehmenskultur) als normal und/oder verbindlich angesehen werden. (1) Ein Kulturstandard ist kein festgefügtes Merkmal einer Kultur (im Sinne von Trait), sondern ein System von Regeln, „die im zwischenmenschlichen Verkehr ausgebildet, weitergegeben und eingeübt werden.“ A. Thomas definiert Kulturstandard als „alle Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns, die von der Mehrzahl der Mitglieder einer bestimmten Kultur als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen werden.“ Eigenes und fremdes Verhalten werden auf der Grundlage dieser ) Standards beurteilt und gesteuert. Zentrale Kulturstandards zeichnen sich dadurch aus, dass sie in den unterschiedlichsten Situationen wirksam werden. Erfüllt ein Akteur diese (kulturspezifischen) ) Normen bzw. Erwartungen nicht, reagiert die soziale Umwelt negativ, d.h. mit Ablehnung, im Extremfall mit realen Sanktionen. (2) Einer der vielleicht bekanntesten Kulturstandards ist der des ) Gesicht wahrens (vgl. Abb.). Dieser Oberbegriff fasst Verhaltensweisen zusammen, wie sie z.B. bei Chinesen und anderen konfuzianisch geprägten Menschen häufig zu beobachten sind () Konfuzius), und versucht, sie zu erklären. Oberflächlich betrachtet geht es dabei in der einen oder anderen Weise immer darum, peinliche Situationen, Probleme sowie ) Kritik und offenkundige Fehler nicht zuzugeben bzw. offen anzusprechen. Im tieferen Sinn aber drückt dieser Kulturstandard den Respekt vor dem Kommunikationspartner aus; dessen Würde soll geachtet werden. Das „Gesicht wahren“ ist jedoch weit mehr als das, nämlich zentraler Bestandteil der traditionellen chinesischen Lebensauffassung. Sie dient in erster Linie dem Schutz der persönlichen Integrität; denn das immer als Ganzheit verstandene und erlebte Individuum wird nach Ansicht von Chinesen durch öffentliche Kritik an seiner Person „zersplittert“, d.h. in einzelne Teile zerlegt, die ohne Bezug zum Ganzen aber wertlos sind. Das soziale Regulativ „Gesicht“ bewahrt den Einzelnen vor dieser als unerträglich empfundenen Fragmentierung. Individuen bzw. Gruppen von Menschen können „das Gesicht verlieren“, wenn sie ihre Position und die ihres Kommunikationspart-

Kulturstandard

857

ners in der hierarchischen Gesellschaftsstruktur nicht beachten, andere Personen in Anwesenheit von Dritten beleidigen oder Erwartungen bzw. Versprechen nicht erfüllen. Zentrale Kulturstandards USA

Deutschland

China

! Individualismus

! Formalismus

! Gesicht wahren

! Chancengleichheit

! Hierarchie- und Autoritäts-

! Trennung von Arbeits- und

! Handlungsorientierung

orientierung

! Leistungsorientierung

! Pflichterfüllung

Privatleben ! Sanktionsangst

! Interpersonale Zugänglichkeit

! Familienzentrierung

! Hierarchieorientierung

! Intrapersonale Reserviertheit

! Interpersonale Distanz-

! Freude am Feilschen

! Soziale Anerkennung

differenzierung

! Vertragstreue

! Gelassenheit

! Körperliche Nähe

! Freundschaft und Höflichkeit

! Patriotismus

! Direktheit interpersonaler

! Gastfreundlichkeit

! Zukunftsorientierung

Kommunikation

! Funktionales Besitzverständnis

! Persönliches Eigentum

! Zwischengeschlechtliches Begegnungsritual („Dating“)

! Traditionelle Geschlechterrollendifferenzierung

! Nationalstolz ! Bescheidenheit und Selbstbeherrschung

! Naturbeherrschung ! Mobilität Quelle: Thomas (1997, S.132f.), in: Kutschker/Schmid (2008, S.775), geringfügig modifiziert.

(3) Wie J. Matthes anhand zahlreicher Beispiele beschreibt, steht hinter vielen „unverständlichen“ Verhaltensweisen (fernöstlicher) Asiaten die Furcht, den (von Fremden) gehegten Erwartungen nicht gerecht werden zu können und so „das Gesicht zu verlieren“. Dies ist bspw. die Begründung für das aus westlicher Sicht merkwürdige Verhalten eines Studenten, dem der aus dem Westen stammende Gastprofessor geraten hatte, bei der Anfertigung seiner Magisterarbeit weitere Quellen zu nutzen. Gesicht wahrend war es für diesen Studenten, zum Folgetermin nicht mehr zu erscheinen und auch später nichts mehr von sich hören zu lassen. Europäer hingegen bewahren das Gesicht, indem sie „sich zeigen“ und nach Möglichkeit im Wettbewerb behaupten. Einer Bewährungsprobe nicht auszuweichen ist dabei ein womöglich noch bedeutsamerer Teil dieses Kulturstandards individualistischer Gesellschaften als der, die Herausforderung erfolgreich zu bestehen. (4) Im europäischen Kontext bezieht sich der so definierte Kulturstandard auf den Einzelnen und konkrete Situationen, in denen er sein Gesicht zu wahren hat. Dies ist selbst - und bisweilen gerade - im Fall des Scheiterns möglich, z.B. im (selbstlosen) Einstehen für eine gute, aber verlorene Sache: „Hier stehe ich und kann nicht anders!“ Im fernöstlichen Kulturraum hingegen ist das zu bewahrende Gesicht weniger individuell gemeint, sondern zunächst in Bezug auf die soziale Gruppe, welcher der Einzelne angehört. Innerhalb dieser lässt sich „das Gesicht“ nur ganzheitlich verlieren oder bewahren. „Jenseits der Grenzen der jeweiligen sozialen Kreise aber verliert die Regel des Gesicht-Wahrens ihr Gewicht; dort leben andere, mit denen kein primärer Verpflichtungszusammenhang besteht und denen gegenüber daher auch kein Gesicht zu wahren oder zu verlieren ist“ (J. Matthes, S.434). Weiterhin ist im asiatischen Kulturkreis dieser Kulturstandard reziprok konstruiert: Angehörige einer sozialen Gruppe haben dafür Sorge zu tragen, dass andere Mitglieder ihrer Gruppe keinen Gesichtsverlust erleiden. Es handelt sich somit weniger um ein Gesicht wahren als ein Gesicht geben. Dies erklärt, warum das reale Gesicht eines fernöstlichen Interaktionspartners buchstäblich erstarrt und dieser sich in sich zurückzieht, wenn er sich durch eine Verhaltensweise eines Europäers verletzt fühlt: Sein ) Vertrauen in das „gesicht-gebende“ Handeln des Partners ist enttäuscht. Und da dieses Vertrauen Vorrang hat vor der Behauptung des eigenen Gesicht gegenüber dem „gesicht-bedrohenden“ Handeln des anderen, bleiben ihm nur ) Scham und Rückzug. Wenn in einem kleinen Laden in einem entlegenen Ort in Ostasien sich die Verkäuferin beim Auftauchen eines ) Fremden zurückzieht, so deshalb, weil dieser

858

Kulturtheorie

doch wissen sollte, dass sie sich nicht mit ihm verständigen kann und ihr deshalb Gesichtsverlust droht. Der Student, der die von seinem europäischen Gastprofessor angebotene Konsultation nicht wahrnimmt, zieht sich zurück, weil ihm gerade durch dieses Angebot, das ja die Mängel seiner bisherigen Arbeit offenbart, Gesichtsverlust zugemutet wird. (5) Schon die frühen chinesischen Philosophen erwähnten den Kulturstandard „Gesicht wahren“. Die „Mohisten“, d.h. die Schüler von Mo-Tsu (ca. 479-381 v. Chr.), haben gelehrt, Kritik und Beleidigungen zu ertragen, ohne sie als Angriff auf die eigene Person zu empfinden. Der Konfuzianismus hat diese Lehre weiterentwickelt und verfeinert: zu einem Instrument, das der Sicherung der inneren und der sozialen Harmonie dient. Deshalb besteht in solchen ) Gesellschaften eine der wichtigsten Aufgaben der familiären ) Sozialisation darin, jene Regeln und Verhaltensvorschriften zu vermitteln, die sowohl das einzelne Mitglied als auch die Gruppe als Ganzes vor Gesichtsverlust bewahren () Harmonie). Dabei sind zwei Dimensionen zu unterscheiden: a) Lien: Jeder Mensch hat Anspruch auf soziale Integration, solange er sich an die Normen der Gesellschaft, in der und mit der er lebt, hält. Unsoziales Verhalten kann zu lebenslangem Ausschluss aus dieser Gemeinschaft führen. b) Mien-tsu: Der Einzelne erlangt Prestige aufgrund von Leistung (insb. wenn sie der Gemeinschaft zu Gute kommt), Autorität oder sozialen Beziehungen () Guanxi). " Holzmüller, H.H.: Kulturstandards. Ein operationales Konzept zur Entwicklung kultursensitiven Managements, in: Engelhard, J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, Wiesbaden 1997, S.55-74. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.774ff. Matthes, J.: „Das Gesicht wahren“. Eine kulturelle Regel im interkulturellen Vergleich, in: Universitas, o.Jg. (1991), Nr.5, S.429-439. Thomas, A.: Analyse der Handlungswirksamkeit von Kulturstandards, in: Thomas, A. (Hrsg.), Psychologie interkulturellen Handelns, Göttingen 1996, S.107-135.

Kulturtheorie ) Cultural Theory Kulturtheorie, anthropologische ) Anthropologie Kulturträger ) Sprache Kulturtransfer Übernahme bzw. Übertragung von Kulturzeugnissen materieller (d.h. Kulturgüter; ) Artefakt) und immaterieller Natur () Habitus; ) Kulturstandard; ) Mentefakt) von einem ) Kulturraum auf einen anderen (bzw. von einem kulturellen Kontext auf einen anderen). Kulturtransfer kann passiv (im Sinne einer mehr oder weniger originalgetreuen Übernahme) oder aktiv verlaufen (im Sinne einer modifizierenden Aneignung; ) Internationales Personalmanagement). Kulturtyp ) Marke Kulturtypologie nach Pinto geht von den unterschiedlichen Wertesystemen feingegliederter Kulturen (= F) und grobgegliederter Kulturen (= G) aus () Wert). Die vergleichsweise traditionell-kollektivistischen F-Kulturen beschränken dieser Theorie zufolge den Entscheidungs- und Handlungsspielraum des Einzelnen durch detaillierte Regeln und Vorschriften. Ganz anders verhält es sich in den eher modern-individualistischen GKulturen, zu denen z.B. Deutschland und die Niederlande zählen: Sie werden als so genannte Schuldgesellschaften bezeichnet, in denen - im Gegensatz zu den ) Schamgesellschaften - eher abstrakte ethische ) Normen gelten. G-Kulturen huldigen dem Jugendkult () Alter), differenzieren wenig zwischen den Geschlechterrollen () Maskulinität vs. Feminität) und messen dem gemeinsamen Genuss alkoholischer Getränke große Bedeutung bei (vgl. Abb., nächste Seite). Mischformen, d.h. sowohl Merkmale des F-Kulturtypus als auch Merkmale des G-Kulturtypus aufweisen, sind die lateinamerikanischen Länder (z.B. Argentinien, Brasilien) im Besonderen und alle Einwanderungsländer im Allgemeinen. " Blom, H.; Meier, H.: Interkulturelles Management, Herne 2002. Pinto, D.: Interculturel Communicatie, 2nd Ed., Houten 1999.

Kulturwertbedeutung

859

Merkmalsprofil der Kulturtypologie nach Pinto

Individuum und Umfeld Status und Respekt

Beziehungsziele

Verhalten Gesellschaftsstruktur

Natur- & Umweltbezug

F-Kultur

G-Kultur

! Gruppenzugehörigkeit ! Scham ! Ehre der Familie bzw. anderer sozialen Gruppen ! Sichtbarer Reichtum ! Respekt vor dem Alter ! Bestimmung der Gruppenzugehörigkeit ! Übernahme der Geschlechterrolle ! Esskultur ! Emotional und beziehungsorientiert ! Herkunftsbestimmt ! Soziale Immobilität ! Hierarchieorientiert ! Fatalismus (Zweifel an der Beherrschbarkeit und Veränderbarkeit von Ereignissen) ! Fokus auf „das Ganze“

! Individualität ! Schuld ! Persönlicher Erfolg (Leistung, Persönlichkeit) ! Innerer Reichtum ! Idealisierung der Jugend ! Entfaltung der Individualität ! Allgemeine menschliche Prinzipien ! ! ! ! ! !

Trinkkultur Rational und inhaltsorientiert Leistungsorientiert Soziale Mobilität Gleichheitsorientiert Lösungsorientierung (Glaube an die Beherrsch- und Veränderbarkeit von Ereignissen) ! Fokus auf die Teile des Ganzen und deren Zusammenwirken

Quelle: Pinto (1999, S.70ff.); leicht modifizierter Auszug auf der Basis von Blom/Meier (2002, S.68).

Kulturvergleich ) Cross Cultural-Forschungsansatz Kulturvergleichende Psychologie sowohl empirisch als auch hermeneutisch, d.h. verstehend-interpretativ betriebene Geisteswissenschaft. Kulturvergleichende Psychologen setzten sich anfangs des 20. Jahrhunderts mit dem Zusammenhang zwischen den Merkmalen einer ) Kultur und der Persönlichkeitsstruktur ihrer Mitglieder auseinander (z.B. mit Hilfe der teilnehmenden Beobachtung so genannter primitiver Kulturen; ) Vergleichsanalyse). Kulturvermischung ) Rassismus Kulturwandel dem ) Wertewandel vergleichbares Phänomen der allmählichen Veränderung der Nationalkultur als Reaktion auf gravierende Umweltveränderungen () Kultur). Dabei kann es sich um Anpassungsreaktionen (bspw. „Verwestlichung“) oder um Gegenreaktionen handeln (bspw. in Gestalt des religiös motivierten ) Fundamentalismus). So liegen empirische Befunde dafür vor, dass Japaner und Südkoreaner, gemäß der ) Hofstede-Kulturstudie ) Prototypen des kollektivistischen Kulturtypus, mittlerweile in vielerlei Hinsicht individualistischer und weniger kollektivistisch sind als Amerikaner, die gemeinhin als Reinform des individualistischen Kulturtyps gelten () Individualismus vs. Kollektivismus). " Oyserman, D.; Coon, H.M.; Kemmelmeier, M.: Rethinking Individualism and Collectivism. Evaluation of Theoretical Assumptions and Meta-Analysis, in: Psychological Bulletin, Vol.128 (2002), No.1, pp.3-72.

Kulturwertbedeutung sozialer Sachverhalte. In dem Methodenstreit zwischen „Verstehen“ (im geisteswissenschaftlichen Sinn W. Diltheys) und „Erklären“ (im nomologischen, d.h. zumeist naturwissenschaftlichen Sinn) führte M. Weber das Konzept der Kulturwertbedeutung ein (vgl. auch ) Habitus). Demnach erhalten soziale Sachverhalte (z.B. eine Kaufentscheidung) erst im Kontext der jeweiligen ) Kultur ihre spezi-

860

Kulturwissenschaft

fische, intersubjektiv kommunizierbare und prinzipiell objektivierbare Bedeutung. M. Weber betrachtete Verstehen folglich nur als Vorstufe des Erkenntnisprozesses, dessen letztliches Ziel die ursächliche Erklärung sei () Attributionstheorie). Soziale Sachverhalte „laden“ sich dieser Auffassung zufolge „mit kulturellem Inhalt auf“, aus dem sich dann der „Sinn“ einer Handlung ergibt. " Weber, M.: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1968.

Kulturwissenschaft in Abgrenzung zu den Naturwissenschaften die „Wissenschaft vom historisch gewordenen Geist“ (H. Rickert). Zumeist aber wird der von W. Dilthey geprägte Begriff Geisteswissenschaft gebraucht (seltener, W. Windelband folgend, Geschichtswissenschaft). Kulturzwiebel metaphorische Darstellung der Struktur von ) Kultur. Diese ) Metapher soll u.a. zum Ausdruck bringen, dass lediglich die „äußerste Schicht“ einer Kultur sichtbar ist. Nur wer „hinter“ den symbolhaften Ausdruck einer Kultur blickt () Symbol), erlangt Zugang zu den tiefer liegenden Schichten (z.B. zu den mit Hilfe von ) Helden verkörperten und durch ) Rituale kommunizierten zentralen Werten einer Kultur). Kulturzwiebel

1. Haut: Symbole 2. Haut: Helden 3. Haut: Rituale 4. Haut: Werte

5. Haut: Grundannahmen

" Blom, H.; Meier, H.: Interkulturelles Management, Herne 2002. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl.; München 2011. Trompenaars, F.; Hampden-Turner, C.: Riding the Waves of Culture. Understanding Cultural Diversity in Business, 2nd Ed., London 1999.

Kulturzyklen-Theorie ) Lebenszyklus von Kulturen Kundenabwanderung Erscheinungsform des ) Konsumentenverhaltens. Durch Kundenabwanderung wird eine informelle oder vertraglich begründete Anbieter-Abnehmerbeziehung beendet. Dies kann schleichend, in Gestalt der Erosion der Kundenbindung, oder plötzlich, auf Grund eines kritischen Ereignisses, geschehen.

Kundenabwanderung

861

(1) Im europäischen Vergleich wechseln schwedische Kunden am häufigsten den Anbieter (vgl. Abb. 1). Platz zwei des von Research Now im Auftrag von BMC Software ermittelten BMC Churn-Index belegen die Deutschen. Sie wurden eigenen Angaben zufolge am häufigsten durch ungenügendes Problemmanagement zum „Churning“ veranlasst. Als zweithäufigsten Grund nannten sie, dass das Unternehmen sie über Probleme im Unklaren gelassen habe. Das Kunstwort Churning setzt sich aus Change (Wechsel) und Turn (Abkehr) zusammen. Als weitere wichtige Auslöser für eine Abwanderung wurden mangelnde Kontinuität bei der Fehlerlösung und Call Center-Mitarbeiter, welche die Kundenhistorie nicht kennen, genannt. Beklagt wird weiterhin, dass es zwar für Neukunden Prämien, Sonderkonditionen etc. gibt, aber nicht für „alte, treue Kunden“. Abb. 1: Kundenabwanderungsrate (in %) Legende: 40

insgesamt im vergangenen halben Jahr

35 30 25 20 15 10 5 0

Quelle: BMC Churn-Index 3/2007.

(2) Von den untersuchten elf Branchen leiden vor allem Versicherungen, Krankenkassen, Banken und zunehmend auch Telekommunikationsunternehmen unter Abwanderung. Der Hauptgrund sind in allen untersuchten zwölf Ländern von den Kunden wahrgenommene finanzielle Nachteile. Etwas weniger häufig werden Servicemängel geltend gemacht (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Während Schweizer, Franzosen und Spanier diese vergleichsweise häufig beklagen, scheinen Italiener und Schweden davon weniger betroffen zu sein. (3) Churn-Management bedeutet zunächst, die Churn-Rate als Anzahl der Kunden, die in einem bestimmten Zeitraum ein Leistungsangebot nicht mehr nutzen, zu ermitteln und als Kennzahl des Marketing-Controlling zu nutzen. Aus den identifizierten Abwanderungsgründen lassen sich sodann (Rückgewinnungs-)Maßnahmen ableiten. Für die Mehrzahl der in besonderem Maße von Fluktuation betroffenen Branchen gilt, dass der Anbieter aufgrund finanzieller Anreize gewählt und angesichts wiederholter Servicemängel wieder verlassen wurde. Entscheidend ist, Frühindikatoren einer drohenden Kundenabwanderung zu kennen (z.B. steigende Beschwerdeintensität, nachlassende Kaufintensität, Zahlungsverzug) und in einem Monitoring zu überwachen. Im Rahmen der eingangs genannten Studie gaben 88% der deutschen Auskunftspersonen an, dass es ihre Loyalität stärken würde, wenn der Anbieter besser über bestehende Probleme informieren und zusätzlich zum Call Center weitere Anlaufstellen für Anfragen zur Verfügung stellen würde. ( http://www.bmc.com

862

Kundenbindungsprogramm

Abb. 2: Abwanderungsgründe (in %) 55 50

45

Legende:

Finanzielle Nachteile Servicemängel

40 35 30 25

20 15

10 5

0

Quelle: BMC Churn-Index 3/2007.

Kundenbindungsprogramm ) Netzwerk, interorganisationales Kundenmanagement Analyse, Planung und Steuerung der Beziehungen, die zwischen Unternehmen und Kunden und Unternehmen im Verlauf des gesamten Kundenlebenszyklus bestehen (sollten). Als Phasen des Kundenmanagements lassen sich unterscheiden: Kundengewinnung, Kundenbindung und De-Marketing. Letzteres bezeichnet die pro-aktive Beendigung der Kundenbeziehung, z.B. aufgrund eines geringen Kundenwerts. Wichtige Instrumente bzw. Kriterien des Kundenmanagements sind die ) Zufriedenheit der Kunden und deren Bindung an das Unternehmen, sowie die Art der Beschwerdebehandlung () Beschwerdemanagement und Kundenwert; ) Kundenbindung). Zu letzterem zählen insb. das Cross Selling-Potenzial und das Referenzpotenzial. In diesem Zusammenhang hat sich gezeigt, dass Manager, die einer aufgabenorientierten ) Kultur angehören (z.B. USA), weniger Referenzen fordern, bevor sie eine Geschäftsbeziehung anbahnen, als Manager aus beziehungsorientierten Kulturen (z.B. Japan). Kündigung auf Japanisch ) Konfuzianismus Kunstsprache ) Sondersprache; ) Verkehrssprache Kuppelproduktion, internationale ) Verbundproduktion, internationale Kursrisiko (1) aus potenziellen Veränderungen der Austauschrelation () Wechselkurs) zwischen der fakturierenden ) Währung und der Landeswährung im Zeitraum „Vertragsabschluss-Zahlungseingang“ erwachsendes ) Risiko. Das Kursrisiko ist ambivalent, denn es impliziert Verlustgefahr und Gewinnmöglichkeit. (2) Die Praxis des ) Risikomanagements bietet ein reichhaltiges Instrumentarium an, das es erlaubt, das Kursrisiko zu kontrollieren. Zunächst lässt sich für einen der Vertragspartner das Kursrisiko aus-

863

schalten, wenn der Liefervertrag in inländischer ) Währung abgeschlossen wird. Wurde ein längerfristiges Zahlungsziel () Zahlungsbedingungen) vereinbart, kann das Exportunternehmen in der fakturierten Währung einen entsprechenden Kredit aufnehmen und diesen dann mit dem Erlös aus dem Exportgeschäft tilgen. Weitere Möglichkeiten eröffnen u.a. ) Devisentermingeschäfte (zur kurzfristigen Kurssicherung), ) Devisenoptionsgeschäfte und ) Swapgeschäfte. " Jahrman, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.295f.

Kurssicherung ) Hedging Kurzfristorientierte Kultur ) Langfrist- vs. Kurzfristorientierung Küstenland ) Transportkosten KVP ) Kaizen KWKG ) Kriegswaffenkontrollgesetz Kyoto-Protokoll ) Nichtregierungsorganisation

L L’Oréal-Gesichter

Leitbildwerbung

La Plata-Gruppe 1969 von den Mitgliedern des La Plata-Becken-Vertrages mit dem Ziel gegründet, die soziale und Entwicklung der von Argentinien, Bolivien, Paraguay und Uruguay gebildeten Rewirtschaftliche MERCOSUR hat diese Gruppierung allerdings wesentlich gion zu fördern. Mit der Gründung von an Bedeutung verloren. Lächeln

Kommunikation, nonverbale;

Lächeln, echtes/falsches Lächeln, soziales

Norm

Kommunikation, nonverbale

Kommunikation, nonverbale

Lachen (1) von stoßweise Ein- und Ausatmen begleitete „ha-ha-artige“ Laute. Während das Lächeln ausschließlich der Mimik und damit der nonverbalen Kommunikation zuzurechnen ist ( Kommunikation, nonverbale), überwiegen beim Lachen die verbalen Anteile. Entwicklungsgeschichtlich wurde es Sprache Mittel der menschlischon vor Millionen Jahren und damit schon wesentlich früher als die Kommunikation. Vom Humor unterscheidet sich das Lachen u.a. dadurch, dass es reflexarchen tig angelegt ist und nicht, wie der Humor, eines äußeren Anlasses bedarf ( Witz). Normalerweise hemmt eine Hirnregion im Frontallappen das Lachen. Wird diese Hemmung aufgehoben, aktiviert dies nicht nur den Lachreflex, sondern unterbindet auch die motorische Kontrolle, das Schmerzempfinden Kultur. Während etc. Wann die Lachhemmung aufgehoben wird, unterscheidet sich von Kultur zu Kulturstandards also der Lachvorgang an sich angeboren ist, hängt der Ausdruck des Lachens von ab. (2) Kulturübergreifend ist das (soziale) Lachen ein nonverbales Friedenszeichen bzw. Freundschaftssignal. Es dient dazu, emotionale Spannungen abzubauen ( Emotion) und soziale Bindungen zu begründen bzw. zu stärken. (3) Vom Lachen sind weiterhin Schadenfreude, höhnisches Gelächter oder Sarkasmus abzugrenzen. Sie etablieren, festigen und signalisieren Machtunterschiede. Ladendiebstahl gravierendes Sicherheitsproblem für den Einzelhandel. Gemäß einer Umfrage des Center for Retail Research, Nottingham, bei 424 europäischen Einzelhandelsunternehmen mit insgesamt 30.000 Geschäften werden 45,7% der Diebstähle von Kunden, 28,5% von Mitarbeitern und 8,2% von Lieferanten begangen. Während aber die 1,266 Mio. Ladendiebe, die 2001 in Europa gefasst wurden, sich mit einer Beute von durchschnittlich 51 € begnügten, unterschlug jeder der 65.000 gefassten Angestellten Ware im Wert von 685 €. Im europäischen Vergleich sind die Ladendiebe in Großbritannien (= 1,76% des Gesamtumsatzes) am aktivsten, gefolgt von Frankreich (1,59%) und Norwegen (1,56%). Ihrem

866

Ladenöffnungszeit

nationalen Stereotyp (= zuverlässig) gerecht werden die Schweizer mit der geringsten Schwundrate von 0,87%. Deutschland liegt mit 1,21% noch spürbar unter dem europäischen Durchschnittswert von 1,42%. Ladenöffnungszeit Standortbedingungen, die für die Investitionsentscheidungen von Handelsbetrieben bedeutTeil der sam sind ( Distributionspolitik, internationale). Die Ladenöffnungszeiten sind im europäischen Vergleich vor allem in Irland, Schweden und Großbritannien liberal geregelt, während Deutschland und Österreich lange Zeit einer vergleichsweise restriktiven Regelung den Vorzug gaben. Ladenöffnungszeiten in der Europäischen Union (Stand 2002) Montag-Freitag

Samstag

Sonntag

Belgien

05:00 - 20:00

05:00 - 20:00

-

Dänemark

00:00 - 24:00

06:00 - 17:00

-

Deutschland

06:00 - 20:00

06:00 - 20:00

-

Finnland

07:00 - 21:00

07:00 - 18:00

Mai bis August, November, Dezember 12:00 - 21:00

Frankreich

00:00 - 24:00

00:00 - 24:00

-

Großbritannien

00:00 - 24:00

00:00 - 24:00

10:00 - 18:00

Irland

00:00 - 24:00

00:00 - 24:00

00:00 - 24:00

Italien

07:00 - 22:00

07:00 - 22:00

-

Luxemburg

06:00 - 20:00

06:00 - 18:00

06:00 - 13:00

Niederlande

06:00 - 22:00

06:00 - 22:00

-

Norwegen

06:00 - 20:00

06:00 - 20:00

-

Österreich

06:00 - 19:30

06:00 - 17:00

-

Portugal

06:00 - 24:00

06:00 - 24:00

Einkaufszentren: 06:00 - 24:00

Schweden

00:00 - 24:00

00:00 - 24:00

00:00 - 24:00

Spanien

00:00 - 24:00

00:00 - 24:00

Quelle: DIHK, in: iwd, Nr.51/52 (19.12.2002), S.1.

LAFTA

Latin American Free Trade Association

Lag Market Ländermarkt, in dem ein neues Produkt noch nicht erhältlich ist, obwohl er strukturell dafür geeignet wäre, da der Lag Market dem Lead Market ( Lead Market) kulturell ähnlich ist ( Awareness Advertising) " Jain, S.: International Marketing Management, 5th Ed., Cincinnati/OH 1996. Mennicken, C.: Interkulturelles Marketing, Wiesbaden 2000.

Lage, soziale Lagerdokument

Sinus-Milieu Exportdokument

Lagergeschäft alternative Bezeichnung für den so genannten gebrochenen Transithandel ( Transithandel, gebrochener). Im Gegensatz zum echten Transithandel, bei dem direkt vom Ausfuhrland in das Einfuhrland geliefert wird (= Streckengeschäft), bearbeitet der Transithändler die Handelsware im Regelfall an

Länderbonität

867

seinem Standort (z.B. Umsortierung, Neuverpackung), wozu die Ware vorübergehend in dem Drittland gelagert wird. " Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.30ff.

Lagerhausgesellschaft

Zolllager

Lagermanagement, internationales erfüllt im Rahmen des internationalen Logistik- und Produktionsmanagement die Funktion, UmschlagTransportlager strategisch und/oder operativ zu gestalten ( Logistik; Produktionsmanageund ment). Gleiches gilt für Cross Docking-Systeme (d.h. die als Variante der Zentrallagerung konzipierte verbrauchsorientierte Warenverteilung) sowie die Planung und Gestaltung eines Multi Country-Lagersystems ( Beschaffung; Supply Chain Management). " Huber, A.: Internationales Management, München 2007, S.60f.

Lagerschein

Exportdokument

Lagerverkehr Ein- und Wiederausfuhr von Ware über ein

Zolllager bzw.

Freihafenlager (

INTRASTAT)

Lagging vertragswidriges Überschreiten des Zahlungsziels ( Zahlungsbedingungen). Dies kann (finanziell) vor allem dann vorteilhaft sein, wenn die Schuld in einer Fremdwährung zu begleichen ist ( Währung) und diese in dem fraglichen Zeitraum nominell zwar gleich bleibt, aber real durch vorhersehbare Wechselkurses gemindert wird. Die entgegengesetzte Strategie wird als Leading Änderungen des bezeichnet. LAIA LAJ

Latin American Integration Association Lateinamerika-Initiative der Deutschen Wirtschaft

Land (1) politisch selbständiges, von Grenzen umgebenes (Staats-)Gebiet (2) vom Meer oder anderen großen Gewässern abgrenzbarer Teil der Erdoberfläche Zivilisation (3) außerhalb der städtischen Land, entwickeltes als Antonym zu Entwicklungsland geprägter Begriff (anstelle von Land, sensitives

Länderliste

Länder & Märkte

Bundesagentur für Außenwirtschaft

Länder des Südens Länderanalyse

Industrieland)

Dritte Welt

Länderrating

Länderbonität Kreditwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit von Volkswirtschaften ( Bonität). Die von RatingagenLänderrisikos ist ein wichtiger Bestandteil turen vorgenommene Einschätzung dieser Facette des Länderrating. Wie das nachstehende Beispiel zeigt, litt die Bonität Japans zwischen 1986 und eines 2005 drastisch darunter, dass die ostasiatische Volkswirtschaft in diesem Zeitraum versucht hat, ihre

868

Länderbonität

langandauernde Wachstumsschwäche durch ein exorbitantes Deficit Spending zu beheben. Umgekehrt konnten die skandinavischen Länder ihre Bonität spürbar verbessern. Entwicklung der Länderbonität 3/2009

9/1986

Rang

Bonitätsindex

Rang

Schweiz

1

94,0

3

Norwegen

2

93,8

9

Luxemburg 1)

3

93,7



Großbritannien

Bonitätsindex 94,5 83,5 …

13

88,5

5

Finnland

6

92,3

13

78,0

Dänemark

7

92,1

18

73,4 87,4

Niederlande

87,5

5

92,5

6

Schweden

10

91,3

12

79,4

USA

15

88,0

2

95,1

Frankreich

9

91,5

8

83,9

Kanada

8

91,6

7

87,1

11

90,0

10

83,3

Österreich Deutschland

4

92,6

31

55,8

17

85,8

25

64,6

Belgien

14

88,1

14

76,5

Singapur

12

89,3

16

74,5

Spanien

19

85,4

19

70,4

Australien

16

86,7

11

80,1

Irland

Japan

18

85,7

1

95,7

Neuseeland

20

82,8

21

68,2

Italien

24

79,4

15

76,1

Portugal

23

80,5

37

51,8

Island

23

80,3

36

52,1

Taiwan

25

78,8

17

73,9

Hong Kong

22

81,0

20

69,4

Slowenien 2)

21

81,5

58

31,4

Griechenland

28

76,7

42

47,6

Südkorea

36

72,6

29

58,4

Vereinigte Arabische Emirate

30

76,0

28

58,6

Chile

27

76,7

70

25,1

Kuwait

33

74,4

26

62,3

Malta 1)

29

76,5

...













Irak

157

16,7

81

18,2

Liberia

172

10,2

95

11,0

Demokrat. Rep. Kongo

168

13,2

83

15,8

Nordkorea

176

5,3

107

5,6

Legende: 1) 1986 = nicht ermittelt 2) 1986 = Jugoslawien 3) 1986 = Tschechoslowakei 4) 1986 = UdSSR Quelle: Institutional Investor.

Ländermarktrisiko

Ländercluster

869

Marktsegmentierung, internationale

Länderforschung, vergleichende Vergleichsanalyse interkulturelle; Ländergesellschaft

Cross National-Forschungsstrategie;

Marktforschung,

Länderverein

Länderinformation wichtiges Ziel der zur Marktauswahl und Marktbearbeitung betriebenen internationalen MarktMarktforschung, internationale). Länderinformationen (z.B. Kaufforschung ( Länderkunde; Konsumentenverhaltens, Sitten & Gekraft, rechtliche Rahmenbedingungen, Besonderheiten des bräuche etc.) können primärstatistisch und sekundärstatisch beschafft werden. Wie im Folgenden am Bundesagentur für Außenwirtschaft, Beispiel des lettischen Marktes gezeigt wird, sind, neben der eine Vielzahl von Institutionen in der Lage, relevante Informationen über dieses Land zur Verfügung zu stellen. Delegation der Deutschen Wirtschaft in Lettland (www.ahk-let.lv) Deutsche Botschaft (www.deutschebotschaft-riga.lv) Vertretung der Europäischen Kommission (www.europainfo.lv/indexfla.htm) Euro Info Centre (europa.eu.int/comm/enterprise/networks/eic/eic_latvia.html) Deutsch-Lettischer Unternehmensverband (www.dluv.lv/frame_deu.htm) Wirtschaftsministerium Lettland (www.lem.gov.lv/) Länderkennzeichen Länderkontingent

Europa-einheitliche Artikelnummer Einfuhrkontingent

Länderkunde vermittelt Informationen über die geschichtlichen, die politischen und die sozio-kulturellen Rahmenbedingungen, die in den einzelnen Ländern vorzufinden sind ( Länderinformation). Im Gegensatz zum Interkulturellen Management oder zum Internationalen Internationalen Marketing bzw. zum Marketing bzw. zum Interkulturellen Marketing ist dieser Disziplin nicht daran gelegen, die jeweils unterschiedliche, d.h. länder- bzw. kulturspezifische Realitätskonstruktion und Realitätswahrnehmung Ländern bzw. Kulturen zu vermitteln (z.B. in Gestalt von landes- bzw. kulturin den einzelnen Werten bzw. Wertvorstellungen, der jeweiligen Art der sozialen Beziehungen und spezifischen Normen). Hingegen ist das Erkenntnisinteresse dieser Disziplin weiter gefasst rechtlich-politischen Wirtschaftsgeographie. Als Unterkategorie der Anthropogeographie analysiert sie die als das der räumliche Struktur des Wirtschaftsgeschehens. Länderliste als Anhang zum Außenwirtschaftsgesetz (AWG) bzw. als Anlage zur AußenwirtschaftsEinverordnung (AWV) vorgenommene systematische Gruppierung von Ländern ( Einfuhrliste; Entwicklungsland). Gegenstand der Länderliste L sind die OECD-Mitgliedsfuhrgenehmigung; staaten sowie Staaten, die den Mitgliedsstaaten „nahe stehenden Staaten“. Die Länderliste AKP führt Europäischen Union durch jene afrikanischen, karibischen und pazifischen Staaten auf, welche der Lomé-Abkommen verbunden sind. In der Länderliste K finden sich jene Länder, welche als das „sensitive Länder“ angesehen werden, weil sie als Spannungsgebiet und/oder dem Atomwaffensperrvertrag nicht beigetreten sind. Diese und andere Länderlisten dienen der Regulierung des Außenwirtschaftsverkehrs. Ländermarktrisiko

Länderrisiko

870

Länderphilosophie

Länderphilosophie (1) Denkmuster bzw. tief sitzende Überzeugungen ('beliefs'), welche in Gestalt von EthnozentrisPolyzentrismus, Regiozentrismus und Geozentrismus eine der Grunddimensionen des mus, Interkulturellen Managements verkörpern ( E.P.R.G.-MoInternationalen Marketing bzw. des dell). Wie Abb. 1 zu entnehmen ist, wurden der ethnozentrische und der regiozentrische Ansatz in der zweiten Phase der Entwicklung dieser Disziplin formuliert, während der Geozentrismus allgemein der dritten, von der Globalisierung beherrschten Phase zugeordnet wird. Abb. 1: Entwicklungsverlauf des Internationalen Managements

Analyseansatz bis 1960 ab 1960

Prominente Vertreter

Analyseebene

Phase der Kulturignoranz der BWL

Phase 1 Phase 2 Ethnozentrischer Ansatz

Cross-Cultural Management Farmer/Richman (1965)

Makroebene

Davis (1971)

Makroebene

Komparativer Ansatz i.e.S.

Neghandi/Prasad (1970)

Makroebene

Geozentrischer Ansatz

Fayerweather (1978)

Makroebene

(culture-free) Polyzentrischer Ansatz ('culturebound')

ab 1970

ab 1990

ab 1995

Überlegenheit der eigenen Management-Methodik Reproduktion der eigenen Methoden in „Zweit- und Drittkulturen“ Vorhandensein einer Fülle kulturelldistinktiver Management-Methoden Prinzip der kulturellen Relativität (keine A priori-Überlegenheit der einen oder anderen Methode) Vermeidung normativer Aussagen

Comparative Management

Phase 3

Synergetischer Macharzina/ Ansatz / KulEngelhard turintegration (1987) Kumar/ Steinmann (1986)

Makro- und Mikroebene

Koexistenz universell gültiger und kulturspezifischer Methoden Transferierbarkeit von ManagementKnow how Kulturelle Unterschiede als Nebenbedingung der Globalisierung Suche nach und Betonung von Ähnlichkeit Wechselseitige Sozialisation und Angleichung von Menschen unterschiedlicher Kulturzugehörigkeit in Arbeitssituationen Lernprozesse zwischen Mitgliedern von Joint Ventures, Kooperationen usw.

Inter-Cultural Management

Phase 4 Systematische Analyse der Interaktion von Kulturen i.w.S.

Basisthese / Zielsetzung

Bolten (1995) Bergemann/ Sourisseaux (2003) Müller/ Gelbrich (2004)

Makro- und Mikroebene

Quelle: auf Basis von Schmid (1996, S.243); Scholz (1993, S.491); Kumar (1988, S.390f.).

Interkulturelle Interaktion von Unternehmern, Führungskräften, Käufern und Verkäufern Zusammentreffen von Konsumenten mit Angehörigen oder Produkten (bzw. Artefakten) einer anderen Kultur (z.B. Country of Origin-Forschung) Standardisierungspotenzial und Differenzierungsbedarf bei der Gestaltung des Marketing-Mix

Länderphilosophie

871

(2) Die Länderphilosophie ist ein zentraler Baustein der Unternehmensphilosophie. Zusammen mit anderen grundlegenden Orientierungen (z.B. Fristigkeit der absatzpolitischen Ziele, Wettbewerbsposition) präjudiziert bzw. kanalisiert die Länderphilosophie alle nachgelagerten strategischen EntscheiStandardisierung vs. lokale Anpassung) und taktischen Überlegungen. So dungen (z.B. weltweite Absatzmittler, Dienstleister etc. wird ein ethnozentrisch geführtes Unternehmen seine Mitarbeiter, Weltmarkt, sondern vorzugsweise im Heimatmarkt rekrutieren ( Personalpolitik, nicht auf dem Multinationale Unternehmen war zumeist polyzentrisch orientiert: internationale). Das klassische DifferenIm Mittelpunkt der strategischen Ausrichtung stand die Absicht, von den Vorteilen der zierung zu profitieren (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Länderphilosophie als Korrelat des Stadiums der Internationalisierung

Blockierte Märkte Transnational

Global groß

Geozentrisch

Vorteile der Integration

gering

International Frühes Ethnozentrisch Stadium der Internationalisierung

Multinational Polyzentrisch

groß

gering Vorteile der Differenzierung Anmerkungen: Vorherrschender Entwicklungspfad ... ... japanischer Unternehmen. ... europäischer und amerikanischer Unternehmen. Quelle: auf Basis von Meffert/Bolz (1998, S.27); Meffert (1989, Sp.1413f.).

Auch sind Unternehmen, welche die ethnozentrische Länderphilosophie (bewusst) präferieren oder sich (unbewusst) entsprechend verhalten, primär bestrebt, durch ihr Auslandsengagement die Existenz Stammhauses zu sichern. Sie konzentrieren sich dabei auf Länder, die sich mögdes (inländischen) lichst wenig vom Stammland unterscheiden, da die psychische Distanz des Managements zu kulturell verschiedenartigen Märkten groß ist ( Distanz, psychische). " Bergemann, N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.): Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2003. Bolten, J.: Grenzen der Internationalisierungsfähigkeit, in: Bolten, J. (Hrsg.), Cross Culture. Interkulturelles Handeln in der Wirtschaft, Sternenfels 1995. Davis, S.M.: Comparative Management. Cultural and Organizational Perspectives, Englewood Cliffs/NJ 1971. Farmer, R.N.; Richman, B.M.: Comparative Management and Economic Progress, Homewood/IL 1965. Fayerweather, J.F.: International Business Strategy and Administration, Cambridge/MA 1978. Kumar, B.N.: Interkulturelle Managementforschung. Ein Überblick über Ansätze und Probleme, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 17.Jg. (1988), Nr.8, S.389-394. Kumar, B.; Steinmann, H.: Managementkonflikte zwischen entsandten und lokalen Führungskräften in deutschen und japanischen Unternehmen, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB), 56.Jg. (1986), Nr.12, S.1182-1196. Macharzina, K.; Engelhard, J.: Internationales Management, in: Die Betriebswirtschaft (DBW), 47.Jg. (1987), S.319-344. Meffert, H.: Marketingstrategien, globale, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.1412-1427. Meffert, H.; Bolz, J.: Internationales Marketing-Management, 3.Aufl., Stuttgart 1998, S.27. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011. Negandhi, A.R.; Prasad, S.B.: Comparative Management, New York 1971. Schmid, S.: Multikulturalität in der internationalen Unternehmung, Wiesbaden 1996. Scholz, C.: Personalmanagement. Informationsorientierte und verhaltenstheoretische Grundlagen, 3.Aufl., München 1993. Segler, K.: Basisstrategien im internationalen Marketing, Frankfurt/Main 1986. Usunier, J.-C; Lee, J.A..: Marketing Across Cultures, 5th Ed.., Harlow 2009.

872

Länderportfolio

Länderportfolio im Idealfall nach rationalen Kriterien und mit Blick auf die eigene Unternehmensstrategie bewusste Internationales Unternehmen oder Multinationales UnterAuswahl von Ländern, in denen ein Markteintrittsstrategien dabei zum nehmen tätig ist bzw. tätig werden möchte. Welche der diversen Export; Lizenzstrategie; Direktinvestition), ist mit Blick auf das LänEinsatz kommen (z.B. Riderrisiko, das Marktpotenzial, die Wettbewerbssituation etc. zu entscheiden ( Marktauswahl; siko; SWOT-Analyse). Länderrating (1) Instrument der strategischen Früherkennung. Ziel ist es, die Chancen und Risiken, welche ein Ländermarkt bietet, zu antizipieren und in ihrer Konsequenz für die Unternehmensziele zu bewerten SWOT-Analyse). Dabei wird das Länderrisiko (pseudo-)quantifiziert und, (bspw. mit Hilfe der häufig in Gestalt von Ranglisten, dokumentiert. Abhängig von der Art der Datengewinnung werden Indikatorenrating, Umfragerating und Wertpapierrating unterschieden. Rating(2) Eine besondere, für die Praxis überaus bedeutsame Form des Länderratings ist die von Länderbonität. Agenturen vorgenommene Bewertung der Länderrisiko Risikoart, die mit jeglicher Art von wirtschaftlicher Betätigung in anderen Ländermärkten einher geht, Direktinvestitionen von Bedeutung ist ( Risiko). Als hauptsächlich aber im Zusammenhang mit Konsequenz der ersten weltweiten Verschuldungskrise ( Weltwirtschaftskrise) fanden die Länderrisiken verstärkte Beachtung. (1) Allgemein werden mit diesem Begriff die mit einer unternehmerischen Tätigkeit verbundenen und aus dem Gastland resultierenden Gefahren der Beeinträchtigung bzw. des Nichterreichens unternehmeStaates liegt. rischer Ziele verstanden ( Unternehmensziel), sofern dies in der Verantwortung des Korruption spielt dabei die Schuldnerqualität eine dominante Rolle; Neben der Anfälligkeit für damit sind Fähigkeit und Bereitschaft eines Staates, seinen Zahlungsverpflichtungen in fremder Währung gegenüber dem Ausland form- und fristgerecht (einschließlich Zinsen und Tilgung) nachzukommen, gemeint ( Bonität). Somit lautet die spezifische Bedeutung dieses Begriffs: Risiko des Zahlungsausfalls bzw. allgemein Möglichkeit von Verlusten, die aufgrund ungünstiger politischer und/oder Boykott) beim Export, bei sozioökonomischer Bedingungen im Empfängerland (z.B. Krieg oder Auslandsinvestition oder bei einem Auslandskredit eintreten können. So besteht die Geeiner Staaten bei gravierendem Devisenmangel ihre Zahlungsunfähigkeit erklären und ihre fahr, dass Moratoriums, vorübergehend nicht bedienen. Auslandsschulden nicht mehr, bzw., im Falle eines Asienkrise von 1997 und der „russischen Bankenkrise“ von 1998 ist allerdings Spätestens seit der offenkundig, dass sich das Länderrisiko zumeist nicht mehr als politisch motivierter Zahlungsstopp Währung oder als Enteignung ( Nationalisierung), sondern als plötzliche Abwertung der lokalen manifestiert, wobei der unvermittelte und umfassende Abzug spekulativen Kapitals (Hot Money) eine Schlüsselrolle spielt ( Kapitalflucht). (2) Die Wahrscheinlichkeit, dass das Gastland direkt und/oder indirekt in die Verfügbarkeit, Verwendung, Rückzahlung oder Rentabilität des eingesetzten Kapitals eingreift (z.B. in Gestalt von Ein- und Embargo, Verbot des Gewinntransfers etc.), bezieht sich auf das Ausfuhrverboten, Enteignung, politisch provozierte Länderrisiko. Primär ökonomisch bedingt, manifestiert sich das Länderrisiko Wechselkursänderungen. Diese Länderrisiken erwachsen aus dem Auslandsbspw. in Gestalt von markt selbst oder aus Verhaltensweisen eines ausländischen Vertragspartners. Sie werden üblicherweiWährungsrisiko se unterteilt in makroökonomische Risiken, wozu das Konjunkturrisiko sowie das (Wechselkurs-, Konvertierungs- und Transferrisiko) zählen, und mikroökonomische Risiken (Markteintritts-, Marktbearbeitungs-, Vertragserfüllungs-, Transport- und Lagerrisiko). Als dritte Erscheinungsform ist das kulturelle Risiko zu nennen, das aus einem unterschiedlichen kulturellen Umfeld erwachsen kann (z.B. Kommunikation; Sitten & Gebräuche; Sprache; Symbole; Verhandlungsstil; Zeitbewusstsein).

Länderrisiko

873

Ein besonders gravierendes Länderrisiko liegt aus Unternehmenssicht dann vor, wenn die Gefahr besteht, dass Eigentumsrechte systematisch verletzt werden, z.B. durch Verstaatlichung des Unternehmens ( Nationalisierung). Tatsächlich kam es im Zuge der Entkolonialisierung ( Kolonien) wiederholt zur Massenverstaatlichung (z.B. 1967 in Tansania, 1967 bis 1972 in Algerien oder 1975 bis 1976 in Mozambique). Aber dies war auch schon in jener Epoche die Ausnahme und die gezielte Verstaatlichung einzelner Unternehmen die Regel. Wie B.S. Frey nach Auswertung von 1.500 Fällen von Enteignung, die in den Jahren 1960 bis 1976 in 76 Entwicklungsländern registriert wurden, zusammenfassend berichtete, ist das Länderrisiko zumeist nicht generell, sondern branchenspezifisch bedeutsam. Bestimmte Branchen, allen voran Banken und Versicherungen, aber auch Infrastruktur und Rohstoffgewinnung, sind davon weitaus stärker betroffen als andere Branchen (z.B. Handel und Verarbeitende Industrie). (3) Zahlreiche Organisationen (z.B. Wirtschaftsinstitute und Banken) analysieren die wirtschaftliche, soziale und politische Entwicklung der wichtigsten Länder. Man möchte spezifische Gefahrenpotenziale bestimmen, die daraus erwachsen, dass Unternehmen mit Angehörigen der betroffenen Staaten Geschäfte macht. Dieses Country Risk Rating verspricht, aufbauend auf der Kenntnis möglicher Risikoarten, unmittelbare Entscheidungshilfe. Allen an einem Auslandsengagement Interessierten führt es in gebündelter Form vor Augen, welche Chancen und Risiken in den jeweiligen Ländern bestehen. Abb. 1 (nächste Seite) charakterisiert einige der wichtigsten Länderrisiko-Konzepte stichwortartig. Sie alle basieren einerseits auf Ex post-Analysen statistischer Daten, andererseits aber auch auf Vorhersagen, die mittels Experten-Panel bzw. statistischer Prognosen gewonnen wurden. Die dabei anfallende Informationsfülle wird gewöhnlich mit einfachen Scoring-Modellen zur Gesamtbeurteilung einzelner Länder verdichtet. (4) Bei der Konstruktion eines Scoring-Modells sind vier Phasen zu durchlaufen. Zunächst gilt es, die relevanten Beurteilungskriterien zu bestimmen und optimale Intensitätsklassen für deren Ausprägung zu bilden. Diesen muss man im weiteren Verlauf Punktwerte zuordnen, um dann explizite Gewichte für die Kriterien festzulegen. Schließlich bedarf es einer Aggregationsregel, um die gewichteten Kriterienwerte zu einem Gesamtwert zusammenzufassen. Zu den Schwachstellen dieses Verfahrens zählt die Subjektivität, mit der Kriterienkataloge zusammengestellt und Merkmalsausprägungen gewichtet werden. Weitere Mängel sind: Verletzung wichtiger Prämissen (z.B. Unabhängigkeit der Kriterien, unterschiedliche Skalenniveaus) bei der Konstruktion der Modelle, ungenügende Nachvollziehbarkeit des Index-Modells sowie begrenzte Prognosetauglichkeit aufgrund der starken Vergangenheitsorientierung. Überdies hat sich gezeigt, dass die Indikatoren des Länderrisikos nur unter stabilen politischen sowie wirtschaftlichen Verhältnissen hinreichend verlässliche Aussagen ermöglichen. Auch besteht ein starkes Missverhältnis zwischen Erhebungsaufwand und Informationsgewinn. Zum einen korrelieren einzelne Items wie „Währungskonvertibilität“ oder „Funktionsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung“ (r = + 0,86 bzw. + 0,80) so hoch mit dem Gesamtindex, dass anhand weniger, etwa mit Hilfe der multiplen Regressionsanalyse gewichteter Variablen, vergleichbare Kategorisierungen vorgenommen werden können wie mit dem Gesamttest. Mehr noch: Man könnte aufwändige Bewertungsverfahren durch die Analyse schnell und kostengünstig beschaffbarer objektiver Kennzahlen ersetzen; denn Variablen wie „BSP pro Kopf“ (r = + 0,75), „Saldo der Übertragungsbilanz“ (r = + 0,48) und „Währungsreserven“ (r = + 0,47) korrelieren ebenfalls signifikant mit dem Gesamtwert. Schließlich differenzieren die Testergebnisse weder nach Branchen noch nach Markterschließungsstrategien (z.B. Export, Direktinvestition), was die Praxisrelevanz dieses Instrumentariums erheblich einschränkt. Hinzu kommt, dass, zumindest die mittelständische Wirtschaft, die Risikoindikatoren kaum nutzt. Dies kann man bspw. daran erkennen, dass in einer einschlägigen Unternehmensbefragung ein von Wissenschaftlern für diese Studie frei erfundener Risikoindex namens Länder-Radar, Panel & Survey Inc. von den Auskunftspersonen (Führungskräfte von klein- und mittelständischen Unternehmen) mit einem mittleren Bekanntheitsgrad von -2,48 und einem durchschnittlichen Wert von -2,95 für das Ausmaß zu erwartender Entscheidungshilfe kaum anderes eingestuft wurde (vgl. Abb.2, übernächste Seite) als der in der Fachliteratur häufig erwähnte BERI-Index (-2,07/-2,89).

874

Länderrisiko

Abb. 1: Ausgewählte Länderrisiko-Konzepte Zielgruppe Stichprobe

Untersuchungszeitraum

BERIInformationssysteme Business Environment Risk InformationInstitut

Investoren (48 Länder)

BI-Country Ratings Business International Corparatin, Marktforschungsinstitut

Prognosezeitraum

Inhalt

Methodik

3 x jährlich • ORI seit 1972 • PRI seit 1978 • R-F seit 1973 • POR seit 1978

1-JahresPrognosen, 5-JahresPrognosen

Oberkriterien: • Operation Risk Index • Political Risk Index • R-Factor Profit Opportunity Recommendation

Scoring-Modell: • 31 qualitative Kriterien (Expertenbefragung) • neun quantitative Kriterien (statistische Daten) (40 Unterkriterien)

Exporteure und Investoren (57 Länder)

1 x jährlich seit 1976

Gegenwartsund zukunftsbezogen

Oberkriterien: • politische, gesetzliche und soziale Entwicklung • Wirtschafts-, Finanz- und Währungssituation Energieversorgung (Gesamturteil)

Scoring-Modell: • qualitative Kriterien (Expertenbefragung) • quantitative Kriterien (statistische Daten) (34 Unterkriterien)

Konzept der Commerzbank Commerzbank

Commerzbankintern

1 x jährlich seit 1978

Zukunftsbezogen

Oberkriterien: • Wirtschaft • ManagementQualität politische Stabilität (Gesamturteil)

Scoring-Modell: • qualitative Kriterien (Expertenbefragung) • quantitat. Kriterien (statistische Daten)

Economic System International ifo-Institut

Unternehmen (50 Länder)

2 x jährlich seit 1981

Gegenwartsbezogen

Kein Gesamturteil pro Land, sondern Aggregation der Länderwerte pro Kriterium

• acht qualitative Kriterien (Expertenbefragung)

EuromeoneyIndex EuromoneyMagazine

Banken (66-117 Länder)

2 x jährlich seit 1979

Gegenwartsbezogen

Ab 1979: ein Kriterium ('weighted average spread') ab 1982: drei Oberkriterien

Ab 1979: Formel mit quantitativen Größen ab 1982: ScoringModell mit anderen Kriterien

FORELEND Informationssystem BERI-Institut

Banken (50 Länder)

3 x jährlich seit 1978

1-JahresPrognosen, 5-JahresPrognosen

Oberkriterien: • LRqant • LRqual • LRenvir - Recommended Lender Action

Scoring-Modell: • 29 qualitative Kriterien (Expertenbefrag.) • 20 quantitative Kriterien (statistische Daten)

Institutional InvestorCountry Rating

Banken (105-109 Länder)

2 x jährlich seit 1979

Gegenwartsbezogen

Ein Kriterium (Bonität)

• Qualitatives Kriterium (Expertenbefragung) (75-100 Banken)

World Political Risk Forecast Frost & Sullivan, Incorporation

Investoren (60 Länder)

1 x jährlich seit 1979

18-MonatsPrognosen, 5-JahresPrognosen

Baut auf dem PrinceModell von Choplin & O'Reary auf

• Qualitative Kriterien (Experten beurteilen politische Personen und Gruppen) • Quantitative Kriterien

Quelle: in Anlehnung an Meyer (1987).

Länderstereotyp

875

Abb. 2: Akzeptanz der wichtigsten Risiko-Indikatoren in der Praxis

Institutional Investor-Country Rating Euromoney-Index BERI-Index mm-Ländertest World Political Risk Forecast Bl-Country Rating

Bekanntheitsgrad

Erwartete Entscheidungshilfe

-1,84 -1,97 -2,08 -2,14 -2,18 -2,40

-2,77 -2,24 -3,24 -2,13 -2,35 -2,38

Anmerkung: Skala von -4 (= äußerst gering) bis +4 (= äußerst groß); eigene Erhebung.

Somit kann Risikobewertung mit Hilfe von Scoring-Modellen lediglich ein Hilfsmittel für die Grobselektion potenzieller Auslandsmärkte sein ( Marktauswahl). Je nachdem, um welche Branche, Produktart oder Marktstruktur es sich im Einzelfall handelt, sind differenziertere Instrumente erforderlich. " Frey, B.S.: Internationale Politische Ökonomie, München 1985. Dichtl, E.; Beeskow, W.; Köglmayr, H.-G.: Risikobewertung im Auslandsgeschäft, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 30.Jg. (1984), Nr.3, S.208-229. Meyer, M.: Die Beurteilung von Länderrisiken der internationalen Unternehmung, Berlin 1987.

Ländersequenz zeitliche Abfolge, in der ein Unternehmen verschiedene Ländermärkte erschließt ( Markteintrittsstrategie). Idealtypisch wird unterstellt, dass Unternehmen zunächst in risikoarmen, psychisch nahen Märkten ( Distanz) aktiv werden, um sich dann, nachdem sie das erforderliche Wissen erworben haben, den risikoreicheren, psychisch und kulturell entfernteren Märkten zuzuwenden ( Phasenmodelle der Internationalisierung). Länderstereotyp (1) spezielle Erscheinungsform eines Stereotyps ( Stereotyp, nationales). Damit ist eine kognitive Struktur gemeint: Die in einer Gesellschaft weit verbreiteten Annahmen darüber, welche Persönlichkeitseigenschaften für eine andere soziale Gruppe charakteristisch sind (vgl. Abb.1). Abb. 1: Ausgewählte Länderstereotype im Überblick 25

Franzose

25

Japaner

25

Amerikaner

25

20

20

20

20

15

15

15

15

10

10

10

10

5

5

5

5

0

0

25 20

Israeli

0 fleis- fort- gesig schritt- bildet lich

char- leb- fröhmant haft lich 25 20

Syrer

0 ober- groß- ungefläch- spurig bildet lich

25 20

Pole

fleis- be- pflichtsig schei- beden wusst 25 20

15

15

15

15

10

10

10

10

5

5

5

5

0

0

0

streit- eng- konsüch- stir- sernig vativ tig

Quelle: eigene Erhebung.

kon- streit- jähser- süch- zorvativ tig nig

Chinese

unzu- un- faul ver- gelässig bildet

0

Türke

streit- groß- triebsüch- spurig haft tig (n = 293)

876

Länderstereotyp

(2) Zur charakteristischen Änderungsresistenz von Länderstereotypen trägt bei, dass sie gegenüber Strukturbrüchen weitgehend immun sind. So wurden, wie W. Wette darlegt, die in einem führenden deutschen Konversationslexikon von 1866 genannten „vorherrschenden Charakterzüge des Russen“ (nämlich Frohsinn, Sorglosigkeit und Gemütlichkeit, aber auch Gefräßigkeit und Unmäßigkeit) unverändert vom zaristischen Russland auf die Sowjetunion übertragen und, im Zuge der Kriegsvorbereitung sowie während des Russlandfeldzuges, vom Fremdbild zum Feindbild gewandelt. Darauf lässt sich vermutlich zurückführen, dass das Länderstereotyp „Russe“ überwiegend negativ geprägt ist (wie auch das des „Polen“, des „Israeli“ und des „Türken“; und sich darin deutlich von den positiven Länderstereotypen abhebt. Vor allem Japaner und Chinesen, aber auch Inder, Franzosen und Schweizer wurden von den Probanden dieser Studie überaus positiv beurteilt(vgl. Abb.2). Abb. 2: Länderstereotype im Überblick: Positivity- vs. Negativity-Bias

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Japaner Chinese Inder Schweizer Franzose Spanier Amerikaner Syrer Russe Pole Israeli Türke Anteil positiver Eigenschaften

Anteil negativer Eigenschaften

Quelle: eigene Erhebung.

(3) Die Deutsch-Amerikanische Handelskammer, New York, hat 200 leitende Angestellte der größten amerikanischen Unternehmen gefragt, welches innere Bild sie von deutschen, von amerikanischen und von japanischen Unternehmen haben. Wirklich charakteristisch sind aus amerikanischer Sicht für die Deutschen dieser Studie zufolge lediglich die negativen Merkmale „Bürokratie“ und „Arroganz“, Humankawährend ihre traditionellen Imagevorteile der deutschen Wirtschaft ( Produktivität und pital) nur noch „Me too-Merkmale“ sind, die Siemens, VW, Bosch etc. längst schon mit Hitachi, Toyota, Sony etc. teilen müssen. Eigene Wettbewerbsvorteile erblicken die Amerikaner in KundenorientieInnovations- und Risikofreudigkeit. Selbst die anfänglich primär den Deutschen per rung sowie Fremd- und Selbstattribution zugeschriebene imagebildende Eigenschaft „überdurchschnittliches Umweltbewusstsein“ ( Attribution) beanspruchen die amerikanischen Unternehmer nunmehr für sich selbst. (4) Zwar wird das Länderstereotyp zumeist in dieser Form, d.h. als Fremdbild untersucht; prinzipiell lässt es sich aber auch als Selbstbild erfassen. Wie die bereits angesprochene Studie ergeben hat, lässt sich das Eigenstereotyp deutscher Studenten durch die „typisch deutschen Eigenschaften“ beschreiben: „pflichtbewusst“, „gebildet“, „fleißig“, „gründlich“, „kontrolliert“ und „diplomatisch“. Zu den Eigenschaften, welche nur wenige deutsche Studenten zur Beschreibung ihres Bildes vom „typischen Deutschen“ genutzt haben (d.h. die nicht Teil ihres Selbstbildes sind), zählen vor allem folgende Merkmale: „flexibel“, „charmant“, „großzügig“, „tolerant“ und „lebhaft“. Zumeist divergieren Selbstbild und Fremdbild. Dass sie aber auch (partiell) übereinstimmen können, zeigt ein Vergleich mit den Vorstellungen, welche sich Japaner von den Deutschen machen: 70% attestieren ihnen Fleiß, aber nur 3% Flexibilität (vgl. Abb. 3, nächste Seite).

Länderverein

877

Abb. 3: Wie Japaner die Europäer sehen Deutsche

Franzosen

Italiener

fleißig

70

7

6

konservativ

51

40

9

ruhig

50

30

10

exzellent

45

11

3

praktisch, geschickt

44

10

7

verlässlich

33

8

3

lebensfreudig, aktiv

11

18

86

freundlich

10

17

41

aufregend

7

18

29

lustig, spaßig

7

26

56

frei, locker

6

39

46

sanft, liebenswürdig

5

18

10

flexibel

3

13

17

modisch

2

87

59

Quelle: Dentsu, in: markets. Das Servicemagazin für Außenwirtschaft (bfai), 1.Jg. (2005), Nr.8, S.9.

(5) Länderstereotype können unterschiedliche Erscheinungsformen annehmen. Unterscheidet man sie nach Maßgabe ihrer Struktur (ein-, zwei- sowie mehrgipflig) und Qualität (positiv, negativ, diffus), so ergibt sich mit Blick auf die untersuchten Länderstereotype folgendes Bild (vgl. Abb. 4). Während zur Charakterisierung „der Russen“ und „der Syrer“ primär ein negatives Merkmal herangezogen wird, ist das subjektive Abbild „der Japaner“ vergleichsweise differenziert und positiv. Abb. 4: Varianten von Länderstereotypen Eingipfliges Stereotyp

Chinese Inder Spanier Franzose

Positives Stereotyp

Negatives Stereotyp Diffuses Stereotyp

Zweigipfliges Stereotyp

Russe Syrer

Mehrgipfliges Stereotyp

Japaner

Amerikaner Israeli Türke Schweizer Pole

Quelle: eigene Erhebung.

" Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.288ff. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.468ff. Reischauer, C.; Baumann, M.: Grenzenlose Freiheit, in: Wirtschaftswoche, Nr.24 (5.6.1997), S.54-57. Stierstorfer, K. (Hrsg.): Deutschlandbilder, Reinbek 2003. Wette, W.: Die Wehrmacht. Feindbilder, Vernichtungskrieg, Legenden, Frankfurt 2002.

Länderverein privatwirtschaftlich organisierte und branchenübergreifend tätige Außenwirtschaftsorganisation, welche die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zur jeweiligen Zielregion fördert ( Region). Ländervereine bieten ihren Mitgliedern einschlägige Dienstleistungen an (z.B. elektronische Kontaktbörse) und vertreten deren wirtschaftspolitischen Interessen, indem sie eng mit den Spitzenverbänden der Wirtschaft sowie den einschlägigen Ministerien ihres Heimatlandes und den entsprechenden Einrichtungen Wirtschaftspolitik). Die Bundesagentur für Außenin der Zielregion kooperieren ( Verband;

878

Landesfabrik

wirtschaft (bfai) arbeitet mit folgenden Ländervereinen zusammen: Afrika Verein e.V.; IberoNah- und Mittelost-Verein e.V.; Ostasiatischer Verein e.V. und Ost- und Amerika Verein e.V., Mitteleuropa Verein e.V. Landesfabrik

Parallelproduktion, internationale

Landesimage Image eines Landes im Ausland (= Fremdwahrnehmung). Das Landesimage wird durch die Landeskultur sowie starke Produkt- bzw. Dienstleistungsmarken und Corporate Brands (bspw. Porsche) geCountry of Origin-Effekt. prägt. Zugleich nimmt es Einfluss auf den Standortfaktor Landesimage The image of your country abroad ... discourages business development (= 1) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Singapur Chile Irland Kanada Dänemark Australien Finnland Hongkong Zhejiang / China Österreich Schweiz Luxemburg Malaysia Island Niederlande Neuseeland Schweden Großbritannien Thailand Katalonien / Spanien Bayern / Deutschland Taiwan China Spanien Südkorea USA Slowakische Republik Rhone-Alps / Frankreich Deutschland Japan

encourages business development (= 10) 9.05 8.64 8.50 8.26 8.24 8.24 8.15 8.12 8.07 8.04 8.00 7.97 7.71 7.68 7.62 7.56 7.41 7.30 7.21 7.14 7.11 7.10 6.93 6.89 6.88 6.78 6.70 6.50 6.50 6.44

31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 46 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60

Indien Estland Schottland Lombardei / Italien Tschechische Republik Jordanien Ungarn Norwegen Maharashtra / Indien Belgien Ile-de-France / Frankreich Mexiko Sao Paulo / Brasilien Frankreich Südafrika Portugal Slowenien Griechenland Italien Brasilien Türkei Russland Polen Rumänien Indonesien Israel Philippinen Kolumbien Argentinien Venezuela

6.42 6.33 6.09 6.00 5.95 5.89 5.82 5.81 5.69 5.40 5.38 5.25 5.24 4.94 4.79 4.73 4.73 4.66 4.55 4.54 4.49 3.67 3.42 3.09 2.75 2.68 2.48 2.09 1.43 1.34

Quelle: IMD (2004, p.678).

" IMD (Ed.): The World Competitiveness Yearbook 2004, Lausanne 2004. Möller, M.: Landesimage und Kaufentscheidungen, Wiesbaden 1997.

Landeskunde

879

Landeskultur (1) Gesamtheit der innerhalb einer Gesellschaft bzw. einem Land als normal bzw. wünschenswert Werte, Denk-, Emotions- und Verhaltensmuster ( Kulturstandard; Weltbild). Es geltenden Operationalisierungen bzw. Konzeptionalisierungen vor (vgl. Abb. 1). Obliegen verschiedene Hofstede-Kulturstudie bislang das Interkulturelle Manawohl sie heftig kritisiert wurde, hat die gement und das Interkulturelle Marketing am nachhaltigsten beeinflusst ( Kultur). Abb. 1: Operationalisierungen und Konzeptionalisierungen von Landeskultur

Studien zur Landeskultur in Internationalen Unternehmungen

Kulturdimensionen von

Kulturdimensionen von

Kulturdimensionen von

Kulturdimensionen von

Kulturdimensionen von

Kulturdimensionen von

Kluckhohn/ Strodtbeck

Hall

Hofstede

Trompenaars

GLOBE-Studie

Dülfer

Quelle: Kutschker/Schmid (2008, S.701), leicht modifiziert.

(2) Ähneln sich mehrere Landeskulturen hinsichtlich zentraler Kulturstandards und unterscheiden sie Kulturraum sich diesbezüglich zugleich von anderen Kulturclustern, so spricht man auch von einem Zivilisation (vgl. Abb. 2, nächste Seite). ( Cluster). Die Gesamtheit der Kulturräume ergibt die Managemententscheidungen werden aber nicht nur von der Landeskultur beeinflusst, sondern gleiBranchenkultur und der Unternehmenskultur. Beide Konzepte ähneln strukchermaßen von der turell dem der Landeskultur, unterscheiden sich aber durch ihren Gegenstand. (3) Die Raumwirtschaft versteht unter Landeskultur alles Planen und Handeln, welches das Ziel verfolgt, das gegebene Naturraumpotenzial (Wasser, Boden und Luft) optimal zu gestalten, rationell zu nutzen und in bestmöglicher Qualität für die Allgemeinheit sowie nachfolgende Generationen dauerhaft zu sichern. " Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.700-817. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011. House, R.J.; Hanges, P.J.; Javidan, M.; Dorfman, P.W.; Gupta, V.: Culture, Leadership, and Organizations, Thousand Oaks/CA 2004.

Landeskulturforschung, vergleichende Teilgebiet der Vergleichsanalyse. Die Landeskulturforschung analysiert die kulturellen BesonderGesellschaft oder eines räumlich abgegrenzten Gebietes. Ziel ist es, heiten eines Landes, einer anhand des systematischen Vergleichs nationaler Marketing-Systeme und Verhaltensweisen herauszufinden, welche Sachverhalte universell ( Universals) und welche spezifisch für eine bestimmte Kultur sind. " Dawar, N.; Parker, P.: Marketing Universals. Consumers Use of Brand Name, Price, Physical Appearance, and Retailer Reputation as Signals of Product Quality, in: Journal of Marketing, Vol.58 (1994), April, pp.81-95.

Landeskunde befasst sich im raumwirtschaftlichen Kontext ( Raumwirtschaftstheorie) mit den historischen, kultuRegion rellen ( Landeskultur), sozialen und ökonomischen Besonderheiten eines Landes, einer Wirtschaftsgeographie). Je nachdem, worauf der Schwerpunkt der oder eines Ortes ( Geographie; Betrachtung liegt, handelt es sich um geographische oder um geschichtliche Landeskunde. Landeskun-

880

Landkarte, digitale

de versteht sich als interdisziplinäre Wissenschaft. In dem Maße, wie sie auch sozialwissenschaftliche Erkenntnisse ( Theorien, Methodik, Daten) nutzt, entwickelt sich die Landeskunde zur Landeswissenschaft weiter. " Hohne, R.A.; Kolboom, I. (Hrsg.): Von der Landeskunde zur Landeswissenschaft. Beiträge zum Romanisten-Tag ’81, Rheinfelden 1982. Wormer, J.: Landeskunde. Eine transkulturelle vergleichende Wissenschaft, in: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht, (2004), Nr.9/3 (online).

Abb. 2: Kulturkonzepte Zivilisation

Kulturraum C

Kulturraum A Landeskultur A

Landeskultur B C

... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...

Kulturraum B Legende:

.. Landkarte, digitale

= Branchenkultur = Unternehmenskultur

Geomarketing

Landkarte, kognitive (1) eine Menge netzwerkartig organisierter bzw. strukturierter Kognitionen über ein Urteilsobjekt (z.B. ein Land). Dieses kognitionspsychologische Konzept wurde entwickelt, um die Wahrnehmung, Verarbeitung und Speicherung von Sinneseindrücken in Gestalt mentaler Modelle komplexer Zusammenhänge zu erfassen. Kognitive Landkarten werden nicht sprachlich, sondern visuell repräsentiert. Sie beeinflussen die verschiedenen Informationsverarbeitungsprozesse (Wahrnehmung, Gedächtnis und Schlussfolgerung). (2) Menschen verknüpfen thematisch zusammengehörende Objekte, Subjekte und Ereignisse nach Netzwerken. Zunächst wiesen LernpsychoMaßgabe ihrer (vermuteten) Ähnlichkeit zu komplexen logen experimentell nach, dass der Mensch sich anhand solcher Cognitive Maps, welche die übergroße Vielzahl an Einzeleindrücken zu thematisch gebündelten und subjektiv bedeutsamen Wahrnehmungsstrukturen organisieren, in seinem Lebensraum orientiert. E.C. Tolman knüpfte damit an die Arbeiten der Geographen C. Sauer und J.K. Wright an, die bereits in den zwanziger Jahren die Umwelt so darzustellen versuchten, wie der einzelne Mensch glaubt, dass sie beschaffen sei. Kognitionspsychologen definierten kognitive Landkarten als Orientierungsschemata. Sie helfen, durch Fortbewegung

Landlocked Country

881

gewonnene Informationen zu verarbeiten und räumliches Verhalten zu organisieren. In der Literatur Strategischen Management schließlich wird die Funktion, welche kognitive Landkarten als zum kausale Schemata erfüllen, diskutiert ( Schema, kausales): „These cognitive maps consist of concepts about aspects of the decision environment and beliefs about cause-and-effect relationships between them. Such maps serve as interpretive lenses which help decision-makers select certain aspects“ (C.R. Schwenk). Allerdings ist das Konzept des Schemas weiter gefasst als das Konzept der kognitiven Landkarte. Sie kann als eine spezifische Form von oder Bestandteil eines Schemas aufgefasst werden. (3) Kognitive Landkarten sind auch ein Instrument der Umweltpsychologie. Sie repräsentieren Vorstellungsbilder bzw. gedankliche Lagepläne (d.h. ein subjektiv vereinfachtes „inneres Bild“ der komplexen objektiven Umwelt). Die mentale Repräsentation räumlichen Wissens kann als visuell reproduzierbares Analogon zu den primär kognitiv-emotional repräsentierten Schemata ( Stereotyp) verstanden werden. Internationalen Marketing wurden aus der Unter- und Überschätzung der Entfernung wichti(4) Im ger Exportmärkte vom Heimatmarkt entsprechende Schemata rekonstruiert. Am Beispiel der kognitiven Landkarten, welche deutsche und türkische Probanden von Dänemark gespeichert haben, konnte gezeigt werden, dass die Differenziertheit dieser Karten u.a. von der kulturellen Distanz abhängt. Wenn Deutsche über ein differenzierteres inneres Abbild Dänemarks verfügen als die befragten TürKogut/Singh-Index erklären: Zwischen Deutschland und Dänemark ken, so lässt sich dies mit dem beträgt die kulturelle Distanz 2,8, zwischen der Türkei und Dänemark hingegen 4,0 ( Distanz, kulturelle). " Askegaard, S.; Ger, G.: Product-Country Images. Towards A Contextualized Approach, in: European Advances in Consumer Research, Vol.31 (1998), No.3, pp.37-53. Downs, R.M.; Stea, D.: Kognitive Karten. Die Welt in unseren Köpfen, New York 1982 (Maps in Mind, New York 1982). Knauff, M.: Räumliches Wissen und Gedächtnis, Wiesbaden 1997. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S. 479ff. Neisser, U.: Cognition and Reality, San Francisco/CA 1976 (dt.: Kognition und Wirklichkeit, Stuttgart 1979). Schwenk, C.R.: The Cognitive Perspective on Strategic Decision Making, in: Journal of Management Studies, Vol.25 (1988), No.1, pp.41-55. Tolman, E.C.: Cognitive Maps in Rats and Men, in: Psychological Report, Vol.55 (1948), pp.189-208.

Landkarte, proportionale stellt Sachverhalte nicht z.B. flächen-, längen- und/oder abstandsgetreu dar ( Globus), sondern derart, dass bspw. aus didaktischen oder auch demagogisch-manipulativen Gründen ein nichtgeographisches Kriterium den Maßstab bildet. So kann man eine Weltkarte erstellen, deren Proportionen dem Bruttosozialprodukt der einzelnen Länder entsprechen. Dabei schrumpfen Länder wie jeweiligen Russland, China oder Indien bzw. ganze Kontinente (z.B. Afrika) auf einen Bruchteil ihrer tatsächlichen Größe zusammen. Andere Länder hingegen offenbaren erst durch diese Form der Visualisierung ihre eigentliche (Wirtschafts-)Macht. Dies ist auch der Sinn dieser Darstellungstechnik: Entscheidungsträgern die Realität (z.B. in Gestalt des Marktpotenzials) unmittelbar vor Augen zu führen und sie nicht durch irrelevante Informationen, wie die gewaltigen Landmassen von vergleichsweise unbedeutenden Märkten (z.B. Mongolische Volksrepublik, Sudan), zu Fehlentscheidungen zu verleiten. " Kreiner, J.: Der Zugang zum japanischen Markt ist heute leichter als je zuvor, in: Riesenhuber, H.; Kreiner, J. (Hrsg.), Japan ist offen. Chancen für deutsche Unternehmen, Berlin 1998, S.5-15. Wenz, G.: Die mathematische Geographie in Verbindung mit der Landkarten-Projektion, München 1983.

Landkarte, soziokulturelle

World Values Survey

Landlocked Country (1) Untergruppe einer Typologie von Entwicklungsländern. Ursprünglich rechneten alle Länder, die keinen direkten Zugang zu internationalen Gewässern haben und deshalb ihre Waren durch Transitstaaten zum Meer befördern bzw. einführen müssen, zur Kategorie der LLC. „Staaten mit Zugang zum Meer“ wurden deshalb von solchen „ohne Zugang zum Meer“ abgegrenzt, weil der Transport durch Transitstaaten zusätzliche Kosten und Risiken verursacht. Dasselbe Handicap können zwar auch vom Meer weit abgelegene Regionen eines Küstenstaates haben. Bei LLC aber kommt noch eine politische

882

Langfrist- vs. Kurzfristorientierung

Grenze zu ihren Nachbarn hinzu, an der zumeist Ein- und Ausfuhrzölle ( Zoll) entrichtet werden müssen. Bei oberflächlicher Betrachtung erscheint es zunächst paradox, die Länder, die vollständig vom Meer umgeben sind, gleichfalls den LLC zuzurechnen. Tatsächlich aber wird auch die wirtschaftliche Entwicklung dieser Länder durch eine ungünstige geographische Lage behindert; denn Waren können nur über den teuren und langen Seeweg im- und exportiert werden. Natürlich sind die Transitstaaten bestrebt, die vor allem als externe Effekte anfallenden Kosten z.B. der Straßenbenutzung und Zollabfertigung zu internalisieren, indem sie Transitgebühren meist auf Basis bilateraler Abkommen erheben. Dies alles (zusätzliche Transportkosten, Zölle, Transitgebühren etc.) verteuert die Ein- und Ausfuhren für die LLC und verringert dadurch die Chancen auf Entwicklung und ein angemessenes wirtschaftliches Wachstum. Erschwerend kommt häufig hinzu, dass viele Transitländer unterentwickelt oder von politischen Unruhen erschüttert sind (wie z.B. in der Sahel-Zone). (2) Obwohl sich die durch die geographisch und politisch ungünstige Lage bedingten Kosten nur Standortnachteil der LLC für die Jahre 1960 bis schwer quantifizieren lassen, wurde versucht, den 1992 regressionsanalytisch zu berechnen. Demnach mindert dieser die durchschnittliche Wachstumsrate des BIP um 1,5% pro Jahr. Einen Ausweg aus dieser Situation können die betroffenen Staaten finDienstleistungen konzentrieren. Als Prototyp eines ökonomisch erfolgreiden, wenn sie sich auf chen LLC gilt die Schweiz, deren internationale Wettbewerbsfähigkeit zu nicht geringen Teilen aus dem Geschäft mit Bank- und Versicherungsdienstleistungen erwächst. " Glassner, M.I.: Bibliography on Landlocked States, 3rd Ed., Dordrecht 1992. Srinivasan, T.N.: The Costs and Benefits of Being a Small, Remote, Island, Landlocked or Ministate Economy, in: World Bank Research Observer, Vol.1 (1986), No.2, pp.205218.

(

http://www.ihs.ac.at/publications/tec/14-abstr.html

Langfrist- vs. Kurzfristorientierung bislang am wenigsten erforschte Kulturdimension der Hofstede-Kulturstudie. Gesellschaften, welche, wie China oder Japan, von den „konfuzianischen Werten (z.B. Fleiß, Durchhaltevermögen, Werte Ausdauer, Sparsamkeit, Pragmatismus) geprägt sind, gelten als langfristorientiert, weil diese dazu beitragen, langfristige Ziele zu erreichen (vgl. Abb.). Idealismus und das Bemühen, individuelle Ziele zu erreichen, sind hingegen eher gegenwarts- bzw. vergangenheitsbezogen. Diese Art von KurzKonfuzius ohne Einfluss fristorientierung ist charakteristisch für Länder, in denen die Lehren von blieben (insb. angelsächsische Länder). Somit erfasst diese Kulturdimension das Verhältnis, das in einer Gesellschaft zwischen einer pragmatisch-zukunftsorientierten Grundhaltung einerseits und einer dogmatisch-gegenwartsorientierten Grundhaltung andererseits herrscht. „Langfristorientierung“ korreIndividualismus-/Kollektivismus, weshalb diese Kulturdiliert erheblich mit der Kulturdimension mensionen im methodischen (d.h. faktorenanalytischen) Sinn keine eigenständige Dimension ist. Idealtypisch vereinfachte Ausdrucksformen Kurzfristige Orientierung

Langfristige Orientierung

Wahrheit ist absolut (unabhängig von Zeit, Ort und Gegebenheit)

Wahrheit ist relativ (abhängig von Zeit, Ort und Gegebenheit)

Idealismus

Pragmatismus

Ungeduld, kurzfristiges Erfolgsstreben

Geduld, Fleiß, Durchhaltevermögen, Ausdauer

Eigene Ziele dominieren, keine Fremdbestimmung

Bereitschaft, sich kollektiven Zielen unterzuordnen

Soziale Erwartungen bzw. Verpflichtungen müssen ungeachtet der Kosten erfüllt werden

Soziale Verpflichtungen müssen nur innerhalb bestimmter Grenzen erfüllt werden

Tradition und Stabilität genießen Respekt und Wertschätzung

Tradition wird veränderten Umweltbedingungen angepasst

Zukunftssicherung durch Investition (Verschuldung)

Zukunftssicherung durch Haushalten (Sparen)

Prototypen kurzfristig orientierter Länder: Großbritannien, Kanada, USA

Prototypen langfristig orientierter Länder: China, Hongkong, Japan, Taiwan

Latin American Integration Association

883

" Hofstede, G.: Cultures Consequences. International Differences in Work-Related Values, 2nd Ed., Beverly Hills/CA 2002. Hofstede, G.; Bond, M.H.: The Confucius Connection. From Cultural Roots to Economic Growth, in: Organizational Dynamics, Vol.16 (1988), No.4, pp.4-21. Hofstede, G.; Hofstede, G.J.: Lokales Denken, globales Handeln. Interkulturelle Zusammenarbeit und globales Management, in: Boersch, C.; Elschen, R. (Hrsg.), Das Summa Summarum des Managements. Die 25 wichtigsten Werke für Strategie, Führung und Veränderung, Wiesbaden 2007, S.201-216.

Langzeitarbeitslosigkeit Lanham Act

Arbeitslosenquote, internationale

Farbe

Lateinamerika-Initiative der Deutschen Wirtschaft wurde 1994 vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Deutschen Industrie- und Ibero-Amerika-Verein (IAV) als Regionalinitiative gegründet. Handelskammertag (DIHK) und dem Die LAI, der später noch der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) und der Region Bundesverband der deutschen Banken (BdB) beitraten, setzt sich dafür ein, das Image der Lateinamerika in Deutschland zu verbessern, die Position der deutschen Wirtschaft in dieser Region zu klein- und mittelständischer Untersichern und auszubauen und insb. entsprechende Engagements nehmen zu fördern. Neben dem Gesprächskreis Lateinamerika (GLA) organisiert die LAI hierzu die Lateinamerika-Konferenz der deutschen Wirtschaft sowie Delegationsreisen und Informationsveranstaltungen. ( http://www.bdi-online.de Lateral vieldeutiges Fremdwort (lat.: 'latus' = Seite), das in der betriebswirtschaftlichen Terminologie genutzt wird, um eine bestimmte Variante der Unternehmensstrategie Diversifikation zu kennzeichnen: die Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit und der laterale Diversifikation. Im Bereich der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen dient dieser Begriff als Wortstamm für verschiedene Termini, (Handels-)Politik eines Lanwelche die Art der Beziehung charakterisieren. So wird die einseitige Handelshemmnissen). Ein bilatedes als Unilateralismus bezeichnet (z.B. der einseitige Abbau von Freihandelsabkommen zwischen Chile raler Vertrag hat zwei Vertragspartner (etwa das bilaterale Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen ist und den USA). Ein multilateraler Vertrag wie das „mehrseitig“: Die anfänglich 23 Mitgliedsstaaten binden sich alle wechselseitig vertraglich. Geht hingegen nur eine Teilmenge von Mitgliedsstaaten eine vertragliche Bindung ein, so ist dies ein Fall von WTO-Mitglieder das Agreement on Government ProcurePlurilaterismus; bspw. haben nicht alle ment unterzeichnet. Laterale Rigidität

Rigidität, laterale

Lateraler grauer Import

Markt, grauer

Latin American Free Trade Association 1960 in Montevideo gegründet, um die wirtschaftliche Entwicklung Lateinamerikas durch Integration zu fördern. Die Mitgliedsländer der Latin American Free Trade Association (Argentinien, Freihandelszone Brasilien, Chile, Mexiko, Paraguay, Peru und Uruguay) verfolgten das Ziel, eine Latin zu gründen, ohne dauerhaften Erfolg. 1980 wurde die LAFTA von der LAIA abgelöst: der American Integration Association. Latin American Integration Association Nachfolgeorganisation der Latin American Free Trade Association. Während die letztlich weitgeZollunion zu schaffen, sollte hend erfolglose LAFTA 1960 mit dem Ziel gegründet worden war, eine Gemeinsamen Markt der lateinamerikanischen Länder erforderlichen Vordie LAIA die für einen aussetzungen schaffen ( Integration).

884

Lautstärke

Lautstärke

Kommunikation, paraverbale

Lautsymbolik befasst sich damit herauszufinden, welche Eigenschaften der Mensch einzelnen Lauten zuordnet. Einerseits ist die Lautsymbolik ( Symbol) zwar stark sprachspezifisch geprägt ( Sprache); andererseits lassen sich aber auch allgemeine, d.h. sprachübergreifende Bedeutungsmuster nachweisen. Zu diesen Universalien ( Universalismus) zählt die Größensymbolik. So genannte Hochfrequenzlaute wie e und i signalisieren in vielen Sprachen klein, während die Niedrigfrequenzlaute a und o für groß stehen. Sprachungebundene Größensymbolik Adjektiv für „klein“

„groß“

Englisch

little

tall

Französisch

petit

grand

Griechisch

/mikros/

/makros/

Japanisch

/tschisai/

/ookij/

Spanisch

chico

gordo

Deutsch

klein

groß

Quelle: auf der Basis von Ohala (1994, S.330).

" Hinton, L.; Nichols, J.; Ohala, J.J.: Sound-Symbolic Processes, in: Hinton, L.; Nichols, J.; Ohala, J.J. (Eds.), Sound Symbolism, Cambridge 1994, pp.1-12. Ohala, J.J.: The Frequency Code Underlies the Sound-Symbolic Use of Voice Pitch, in: Hinton, L.; Nichols, J.; Ohala, J.J. (Eds.), Sound Symbolism, Cambridge 1994, pp.325-347.

LC

Akkreditiv

LC-Kultur LDC

Low-/High Context-Kultur

Least Developed Country

Lead Agency-Konzept in Analogie zum Lead Country-Konzept entwickelte Organisationsstruktur internationaler Werbeagenturen. Beim Lead Agency-Konzept kommt gewöhnlich nicht der Zentrale oder einer aus anderen organisatorischen Gründen „wichtigen“ Agentur die Führungsrolle zu, sondern jener Agentur, deren Kompetenzprofil der zu bewältigenden Aufgabe am besten entspricht. Diese Lead Agency übernimmt als Mitglied eines Netzwerkes von Werbeagenturen die kreative Führung bei der Entwicklung einer internationalen bzw. globalen Werbe- bzw. Medienkampagne ( Netzwerk). Die übrigen AgenStandardisieturen bzw. Länder-Dependancen sind dafür zuständig, dass dabei der Maxime „So viel rung wie möglich, so viel Differenzierung wie nötig“ Rechnung getragen wird ( Standardisierung vs. Differenzierung). Für die Kampagne „Leading to Results“ bspw., mit der sich die Deutsche Bank der Global Player vorstellen wollte, war McCann-Erickson, Frankfurt, die LeadÖffentlichkeit als Werte „Vertrauen, Leistung, Kompetenz, Partnerschaft, weltAgentur. Dabei sollten die zentralen weite Präsenz und innovative Ideen“ als Leistungsversprechen kommuniziert werden ( Kommunikationspolitik, internationale). Lead Country-IKAM

Key Account-Management, internationales

Lead Country-Konzept (1) Instrument des Marketingmanagements: der effizienten Koordination des Marketing internatioOrganinal bzw. global tätiger Unternehmen. Das Lead Country-Konzept kann auf der Ebene der

Lead Market

885

sationsstruktur als Spielart des Prinzips der Differenzierten Standardisierung angesehen werden: Um Standardisierungsvorteile zu erzielen, sollen Marketingentscheidungen möglichst zentral gefällt werden ( Standardisierung vs. Differenzierung). Wer hingegen auf Differenzierungsvorteile setzt, Auslandsniederlassungen bzw. Tochtergesellschaften möglichst viel Entmuss den einzelnen scheidungsspielraum belassen. Beim Lead Country-Konzept erhalten jene Tochtergesellschaften die internationale Verantwortung für ein bestimmtes Produkt bzw. eine Produktlinie, welche dafür die besten finanziellen, logistischen, personellen oder sonstigen Voraussetzungen bieten, z.B. hinsichtlich des Country of Origin ( Humankapital; Marketingkompetenz; Marktattraktivität). Dies ermöglicht es, lokales Know how zu nutzen. Nicht zuletzt stärkt diese Organisation die Motivation des Managements der Landesgesellschaften. Als nachteilig wird die damit verbundene Komplexitätssteigerung angesehen. Das Lead Country-Konzept und damit auch die Wasserfallstrategie des Markteintritts sind im Regelfall dann empfehlenswert, wenn ein langer Produktlebenszyklus zu erwarten ist ( Lebenszyklus), potenzielle Wettbewerber in den fraglichen Ländermärkten mittelfristig nicht präsent sein werden und deren Marktbedingungen vergleichsweise unattraktiv sind (z.B. im Vergleich zum Lead Country geringes Marktpotenzial, hohe Markteintrittskosten und eine geringe Innovationsaffinität Absatzmittler). Für die Preispolitik etwa bedeutet das Lead Countrypotenzieller Kunden bzw. Arbitrage Konzept, dass die in den Non-lead Countries geforderten Preise sich innerhalb eines für Preiskorridors bewegen müssen bzw. sollten. Im Idealfall wird dessen Mitte durch das unsensiblen Preisniveau des Lead Country definiert und entspricht dessen gesamte Breite genau den doppelten Arbitragekosten (Backhaus et al.). (2) Das Lead Country-Konzept hat sich in den verschiedensten Lebensbereichen als Organisationsprinzip bewährt (bspw. in der Entwicklungs- und Katastrophenhilfe). " Backhaus, K.; Büschken, J.; Voeth, M.: Internationales Marketing, 4.Aufl., Stuttgart 2001, S.166; S.262ff. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.91, 1002, 1029. Macharzina, K.; Oesterle, M.-J.: Organisation des internationalen Marketing-Managements, in: Hermanns, A.; Wißmeier, U.K. (Hrsg.), Internationales Marketing-Management, München 1995, S. 309-338. Pugh, A.; Cunlife, S.A.: The Lead Agency Concept in Humanitarian Assistance. The Case of the UNHCR, in: Security Dialogue, Vol.28 (1997), March, pp.17-30. Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010, S.495ff.

Lead Factory

Auslandsproduktion

Lead Funktion Führungsfunktion, welche verschiedene Institutionen bzw. organisatorische Einheiten in den verschiedensten Märkten, Bereiche bzw. Funktionen ausüben ( Lead Country; Lead Market; Lead Supplier; Lead Unternehmen; Lead User; Währungsanker). Lead Market regionaler Markt, auf dem in engem Zusammenspiel von Herstellern und lokalen Nutzern Innovationen eingeführt und so weiterentwickelt wurden, dass sie sich im weiteren Verlauf auch international oder Design, dominantes; Innovation). gar global durchsetzen konnten (z.B. als dominantes Design; Zeitwettbewerb, der eine der maßgebWeiterhin bieten Lead Märkte den Unternehmen Vorteile im lichen Dimensionen des internationalen Wettbewerbs ist ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Dienstleistungen früher nachgefragt als Denn in diesen Märkten werden innovative Produkte und andernorts. Deutschland bspw. ist Lead Markt für Automobile, aber Lag Markt für gentechnische Erzeugnisse. Der US-amerikanische Markt wiederum gilt als vorteilhaft für die Vermarktung von Medizintechnik, aber auch – entgegen dem gängigen Vorurteil – für Umwelttechnik (vgl. Abb., nächste Seite). Weiterhin weist das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Großbritannien, Belgien und Japan bei Heimtextilien die Lead-Funktion zu. Bekleidung lässt sich in den USA, Deutschland, Italien, Frankreich und Japan frühzeitig im Produktlebenszyklus vermarkten, weshalb angesichts der Vielzahl der Märkte nicht mehr von einer echten Lead-Funktion gesprochen werden kann.

886

Lead Supplier

Lead Markt-Faktoren und Lead Markt-Potenzial im internationalen Vergleich

Lead Markt-Faktoren NachfrageVorteil USA

Umwelt Bau Bekleid Med Auto Med Bekleid Umwelt Bau Bekleid Med Heim

Deutschland

Italien Großbritannien

Schweden Belgien Frankreich

Preis- und KostenVorteil Umwelt Bau Med Bekleid Auto Bau Med

Med

Auto Auto Bekleid Med Bau Umwelt Auto Bekleid

Japan

Spanien

Heim Auto Bekleid Umwelt Bekleid Heim Bau Bekleid Med

TransferVorteil

ExportVorteil

Umwelt Bau Med

Med

Auto Umwelt Bau Med

Auto Umwelt Bau Med

Bekleid Med Heim Bekleid Auto Heim Bekleid

Bekleid Heim

Heim

Umwelt Bekleid

Heim Bekleid

Heim

Legende: Auto = Straßenfahrzeuge Umwelt = Umwelttechnik Bekleid = Bekleidung

MarktstrukturVorteil Umwelt Bekleid Med Auto Umwelt Bau Med Bekleid Bekleid

Auto Bekleid Med Bekleid

Lead MarktPotenzial Umwelt Bau Bekleid Med Auto Med Umwelt Bau Bekleid Bekleid Med Heim Auto Heim Auto Bekleid Umwelt Bekleid Heim

Med

Bau Med Heim

= Bautechnik = Gesundheits-/Medizintechnik = Heimtextilien (z.B. Teppiche)

Quelle: ZEW.

" Beise, M.; Cleff, H.; Henerie, O.; Rammer, C.: Lead Markt Deutschland. Zur Position Deutschlands als führender Absatzmarkt für Innovationen, Dokumentation Nr. 02-02, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim 2002.

Lead Supplier

Global Sourcing;

Lead Unternehmen

Modular Sourcing;

Produktionsmanagement, globales

Unternehmen, virtuelles

Lead User Unternehmen bzw. (Privat)Personen, welche ein starkes Bedürfnis nach Innovation haben und denen es wichtig ist, dem Markttrend voraus zu sein. Lead User benötigen bzw. wünschen heute Güter, welche die „Folger“ später auch benötigen bzw. haben möchten. Bemerkenswerterweise wurden viele Innovationen konzeptionell nicht von Unternehmen entwickelt, sondern von derartigen Pionieren bzw. Vorreitern der Marktentwicklung. Besonders offensichtlich wird das Phänomen der so genannten Demokratisierung der Innovation in der „Open Source-Bewegung“. Zahlreiche Befunde sprechen dafür, dass derartige externe Innovationen (d.h. von Kunden bzw. Nutzern angeregt) „innovativer sind“ (im Sinne der so genannten Mächtigkeit der Innovation) als interne Innovationen, welche häufig nur Produktmodifikationen sind. Externe Innovationen steigern die (internationale) Wettbewerbsfähigkeit vor

Lean Management

887

allem, wenn es sich um einen Innovationswettbewerb handelt (vs. Preiswettbewerb; Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Aufgrund ihrer Kunden- und Marktnähe sind sie weniger anfällig für Fehlschläge als externe Innovationen. " von Hippel, E.: Democratizing Innovation, Cambridge 2005. Lüthje, C.; Herstatt, C.: The Lead User Method. An Outline of Empirical Findings and Issues for Future Research, in: R&D Management, Vol.34 (2004), No.5, pp.553-568. Kleinaltenkamp, M.; Staudt, M.: Kooperation zwischen Investitionsgüterherstellern und führenden Anwendern („Lead Usern“), in: Hilbert, J.; Kleinaltenkamp, M.; Nordhause-Janz, J.; Widmaier, B. (Hrsg.), Neue Kooperationsformen in der Wirtschaft, Opladen 1991, S.59-70.

Leading

Lagging

Lead-Lag-Analyse sekundärstatistisches Verfahren zur Ermittlung des Marktpotenzials. Dabei wird die Zeitreihe der in Markt A (= Lead Market) erzielten Verkaufsdaten genutzt, um die zukünftigen Verkaufsdaten in Markt B (= Lag Market) zu prognostizieren. Die Prognosegüte hängt davon ab, dass Marktstruktur, Nachfragebedingungen etc. in den beiden Märkten äquivalent sind ( Äquivalenz). Gleiches gilt für die Form der Diffusionskurve und für die Diffusionsrate (vgl. Abb.). Lead-Lag-Analyse am Beispiel des DVD Marktes Penetrationsrate (Anteil der Haushalte, die einen DVDPlayer besitzen)

100

USA

90

erzielter Absatz

80 70 2 Jahre

60

Italien

50 40 30 20

10

Vorhersage

0 1990

1995

2000

2003

2010

Quelle: Hollensen (2004, S.142).

" Craig, S.C.; Douglas, S.P.: International Marketing Research, 2nd Ed., Chichester 2000. Hollensen, S.: Global Marketing. A Decision-Oriented Approach, 3rd Ed., Edinburgh Gate 2004.

Lean Management (1) für die Umsetzung und Gestaltung des Lean Production-Ansatzes verantwortlich ( Lean Production-System). Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Idee der Selbststeuerung durch dezentrale funktions- und ressortübergreifend zusammengesetzte Teams. Dabei werden u.a. folgende Ziele verWertschöpfungskette an den Kundenbedürfnissen ( Bedürfnis), folgt: Strikte Ausrichtung der Motivation der Mitarbeiter durch Teamarbeit und flache Hierarchie, das kontinuierlich lernende Unternehmen ( Kaizen) sowie Reduktion der unternehmensinternen Komplexität (z.B. durch KonzentratiLead Funktion). on auf Schlüsselkunden, Schlüssellieferanten, Schlüsselmärkte etc.; (2) Zwar entstanden die meisten Methoden und Instrumente dieses Managementkonzepts im westlichen Kulturkreis ( Kultur). Zu einem Gesamtkonzept verbunden wurden diese Module jedoch von Repräsentanten der japanischen Wirtschaft (vgl. Abb., nächste Seite). Entscheidend dafür war die ausserordentliche Konsequenz, mit der Japaner eigene und fremde, neuartige und althergebrachte Ideen, Methoden und Instrumente ganzheitlich und zweckbezogen interpretieren, kombinieren, integrieren

888

Lean Production-System

und umsetzen. Die Fähigkeit, durch fremdes Gedankengut nicht primär die eigene kulturelle Identität bedroht zu sehen, sondern durch Synthese aus Verschiedenartigem etwas Neues, häufig Höherwertiges zu schaffen, hat sich in der Geschichte dieses Landes immer wieder bewiesen ( Innovation vs. Imitation). Lean Production im Überblick

Wertschöpfungsorientierung Konzentration auf den wertschöpfenden Prozess (Vermeidung von Verschwendung) Kanban

Kooperationsorientierung

Kundenorientierung

LEAN PRODUCTION

Langfristige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Zulieferern

Ausrichtung aller Aktivitäten auf die Kundenwünsche

Betrachtung qualifizierter Mitarbeiter als entscheidender Produktionsfaktor

Mitarbeiterorientierung Instrumente der Lean Production

Ziele der Lean Production

Quelle: Kaluza (1996, S.30).

" Kaluza, B.: Dynamische Produktdifferenzierungsstrategie und moderne Produktkonzepte, Diskussionsbeiträge des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft der Gerhard-Mercator-Universität Gesamthochschule Duisburg, Nr.211, Duisburg 1996. Ohno, T.: Das Toyota-Produktionssystem, Frankfurt/Main 1993. Pfeiffer, W.: Lean-Management. Grundlagen der Führung und Organisation lernender Unternehmen, Berlin 1994. Rauscher, B.: Herausforderung der Zulieferunternehmen durch das Lean ManagementKonzept, München 1993. Reingold, E.M.: Toyota. People, Ideas and the Challenge of the New, London 1999. Rollberg, R.: Lean Management und CIM aus Sicht der strategischen Unternehmensführung, Wiesbaden 1996.

Lean Production-System in amerikanischen Publikationen verwendete Bezeichnung für das von Taichi Ohno für Toyota entwickelte und eng mit dem japanischen Wirtschaftswunder verbundene Produktionssystem ( HeWunder, asiatisches). Ziel dieser Produktionsstrategie war es gewesen, rausforderung, japanische; den spezifischen Vorteil eines großen und billigen Arbeitskräftereservoirs zu nutzen und ein System zur effizienten Produktion vieler verschiedener Modelle in relativ kleinen Stückzahlen zu entwickeln. Dadurch sollte der damals gegebene Kapitalmangel der japanischen Wirtschaft im internationalen Wettbewerb kompensiert werden ( Wettbewerb, internationaler). Wesentliche Elemente von Lean Production waren

Leasing-Strategie

889

das Just in Time-Prinzip, Integration eines komplexen inner- und außerbetrieblichen Zuliefersystems in den Produktionsprozess ( Zulieferunternehmen), integrierte Qualitätskontrolle (beim Qualitätsmanagement, statt End of Pipe-Prinzip), Übergang von der traditionellen angebots- zu einer nachfrageorientierten Produktion, Produktivitätsvorteile u.a. durch hohe Taktfrequenz und weitestgehende Standardisierung der Arbeitsabläufe, Flexibilisierung des Produktionsprozesses durch Gruppenarbeit (durch Job Rotation und nicht, wie Industrieländern, durch Job Enlargement oder Job Enrichment). in vielen westlichen In ihrer extremen Form hat sich die „schlanke Produktion“ jedoch als sehr störanfällig erwiesen (z.B. aufgrund von Lieferproblemen oder des damit verbundenen Gruppen- und Leistungsdrucks). Deshalb wurden anfangs der 1990er-Jahre zunehmend so genannte Lean on Balance-Konzepte entwickelt. Dabei verlagert sich der Fokus der Produktionsorganisation vom bisherigen produktivitäts- zu einem stärker humanzentrierten Konzept. " Coriat, B.: Taylor, Ford und Ohno. Neue Entwicklungen in der Analyse des Ohnismus, in: Cattero, B.; Hurrle, G.; Lutz, S.; Salm, R. (Hrsg.), Zwischen Schweden und Japan. Lean Production aus europäischer Sicht, Münster 1995, S.48-71. Fujimoto, T.: The Limits of Lean Production. On the Future of the Japanese Automotive Industry, in: Internationale Politik und Gesellschaft, o.Jg. (1994), Nr.1, S.40-46. Kargl, H.: Lean Production, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 23.Jg. (1994), Nr.3, S.176179. Krafcik, J.F.: Triumph of the Lean Production System, in: Sloan Management Review, Vol.29 (1988), No.5, pp.41-52. Womack, J.P.; Jones, D.T.; Ross, D.: The Machine that Changed the World, New York 1990 (dt.: Die zweite Revolution in der Autoindustrie, Frankfurt/Main 2001).

Lean Retailing sorgt durch effizientes Prozessmanagement für eine Optimierung der gesamten Lieferkette, vom ZuLean Management). Als positive lieferer über den Produzenten bis ins Verkaufsregal ( Effizienz; Effekte von Lean Retailing werden, neben der Möglichkeit der Kostenreduktion, folgende Leistungen berichtet: Die Ware gelangt schneller zum Kunden, teure Lagerbestände werden reduziert, und dem Händler bleibt mehr Zeit, Bedienungs- und Serviceleistungen zu erbringen. Wie eine vergleichende Analyse der Lieferketten von 33 Einzelhändlern in vier Ländern ergab, hilft Lean Retailing, den Leerstand in den Verkaufsregalen um 51% und den Warenbestand um 37% zu verringern. " Abernathy, F.; Dunlop, J.; Hammond, J.; Weil, D.: A Stitch in Time. Lean Retailing and the Transformation of Manufacturing. Lessons from the Apparel and Textile Industries, New York 1999. Evans, C.L.; Harrigan, J.: Distance, Time, and Specialization. Lean Retailing in General Equilibrium, in: American Economic Review, Vol.95 (2005), No.1, pp.292-313. Thonemann, U.; Behrenbeck, K.; Küpper, J.; Magnus, K.H.: Supply Chain Excellence im Handel, Wiesbaden 2005.

Leasing-Strategie (1) aus Sicht des Leasing-Nehmers besondere Form der Beschaffung und Finanzierung von Wirtschaftsgütern durch mittel- bis langfristiges Mieten. Beim Cross Border-Leasing interagieren eine inländische Leasinggesellschaft als Leasing-Geber und ein im Ausland residierender Leasing-Nehmer. Domestic Leasing hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass beide Parteien ihren Sitz im selben Land haben. Nach Angaben ihres Verbandes (BDL) stieg der Anteil, den die deutsche Leasing-Branche 2001 zu den gesamtwirtschaftlichen Investitionen beitrug, von 15,5% auf 16,7%. Mehr als die Hälfte der Leasing-Investitionen von 48,4 Mrd. € entfielen auf Pkws und Lastwagen, während das Leasing von Immobilien in diesem Jahr lediglich ein Fünftel zum Gesamtmarkt beitrug. (2) Welche Risiken das Leasing-Geschäft birgt, musste u.a. Krauss-Maffei-Wegmann erfahren, als Santa Barbara, ein ehemals staatliches Rüstungsunternehmen aus Spanien und Lizenznehmer für den Leopard II, nicht an die Deutschen, sondern an General Dynamics verkauft wurde ( Lizenz-Strategie). Damit verschaffte sich das US-Unternehmen einerseits Zugang zu Rüstungsaufträgen der spanischen Armee und andererseits zum Know how des deutschen Unternehmens und Lizenzgebers, das den Kampfpanzer entwickelt hatte. " Kroll, M.: Finanzierungsalternative Leasing, 2.Aufl., Stuttgart 2002. Perlitz, M.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2004, S.631f. Perlitz, M.; Seger, F.: Konzepte internationaler Markteintrittsstrategien, in: von der Oelsnitz, D. (Hrsg.), Markteintritts-Management, Stuttgart 2000, S.89-119. French, K.R.; Poterba, J.M.: Investor Diversification and International Equity Markets, in: American Economic Review, Vol.85 (1991), No.2, pp.222-226..

890

Least Developed Country

Least Developed Country Untergruppe einer Typologie von Entwicklungsländern. OECD (1) Die Gruppierung der „am wenigsten entwickelten Länder“ wurde erstmals 1971 von der anhand folgender Kriterien gebildet: Pro-Kopf-Einkommen: weniger als 100 $, Anteil der gewerblichen und industriellen Wertschöpfung am Bruttoinlandsprodukt: weniger als 10%, Alphabetisierungsquote in der Altersgruppe über 15 Jahren: weniger als 20%. Anfangs erfüllten 23 Länder diese drei Kriterien; 1982 gehörten schon 36 Volkswirtschaften zur Gruppe der „am wenigsten entwickelten Länder“, die bald mit dem Akronym LLDC bezeichnet wurde (bisweilen auch LDC). (2) Seit 1991 zählt zu den ärmsten Ländern ( Armut), wer bei folgenden vier Kriterien schlecht abschneidet: a) BIP pro Kopf: weniger als 355 $, b) Index der physischen Lebensqualität: berechnet aus den Kriterien Lebenserwartung, Kalorienversorgung pro Kopf, Einschulungsrate in Primar- und Sekundarschulen sowie Alphabetisierungsrate der erwachsenen Bevölkerung ( Lebensqualität), c) Index der wirtschaftlichen Diversifizierung: berechnet aus Anteil der Industrie am BIP, Zahl der Beschäftigten in der Industrie, Stromverbrauch pro Kopf und Exportorientierung der Wirtschaft, Big Five nicht zu den LLDC ged) Einwohnerzahl: weniger als 75 Mio. Einwohner, weshalb die zählt werden (z.B. Indien). Hinzu kommt als Hilfskriterium die Beschaffenheit der natürlichen Voraussetzungen (z.B. Anfälligkeit eines Landes für Naturkatastrophen). Diese Ländergruppe wird auch als Vierte Welt bezeichnet und Dritten Welt ausgegliedert. damit begrifflich aus der Vereinten Nationen beschließt auf Vorschlag des Ausschusses für (3) Die Vollversammlung der Entwicklungsplanung, welche Länder als LLDC anerkannt werden. Da dieser Status zu VorzugsbedinEntwicklungshilfe berechtigt (z.B. Erhalt von Zuschüssen anstelle zinsverbilgungen insb. bei der ligter Kredite), ist die Zugehörigkeit zur Gruppe der LLDC begehrt. Mittlerweile umfasst die entsprechende Liste 48 Entwicklungsländer. Überwiegend sind es die südlich der Sahara gelegenen afrikanischen Staaten; aus Lateinamerika stammt mit Haiti nur ein LLDC. Auch wenn der größere Teil der ca. 500 Mio. Menschen, die in den LLCD leben, zu den absolut Armen zählt, dürften allein in Indien mindestens so viele absolut Arme leben wie in den LLDC-Ländern insgesamt. Deshalb wird die Ausrichtung der konkreten entwicklungspolitischen Zusammenarbeit an dieser formalen Kategorisierung immer wieder kritisiert. " Brenton, P.: Integrating the Least Developed Countries into the World Trading System, World Bank Policy Research Working Paper No. 3018, Washington DC 2003. Shafaeddin, S.M.: Impact of Trade Liberalization on Export and GDP Growth in Least Developed Countries, UNCTAD, Genf 1994. United Nations (Ed.): World Population Prospects. The 2000 Revision, New York 2001.

Lebenserwartung

Alterung;

Lebenslange Beschäftigung

Armut Beschäftigungsdauer;

Humanprinzip

Lebensmittel eng mit der sozialen und kulturellen Identität einer Gesellschaft verbundene und deshalb kulturGut, kulturgebundenes; Konsumgewohnheit). gebundene Güter ( Culture Bound-Hypothese; Ursprungsbezeichnung kann entnommen werden, wo ein Lebensmittel im Wesentlichen hergeDer stellt wurde ( Verbraucherschutz). Lebensmittel, kulturspezifisches Lebensmittel, regionales

Ethnic Food

Herkunftsbezeichnung

Lebensqualität

891

Lebensmittelrecht, europäisches Lebensmittelsicherheit

International Food Standard

International Food Standard

Lebensqualität (1) Gesamtheit jener Faktoren, welche die für eine Gesellschaft maßgeblichen materiellen Lebensbedingungen ausmachen ( Bruttoinlandsprodukte) und das subjektive Wohlbefinden der einzelnen KonMitglieder dieser Gesellschaft prägen ( Zufriedenheit). Je nachdem, wie eng bzw. weit das strukt Lebensqualität gefasst wird, lassen sich drei Ansätze unterscheiden: materieller Wohlstand (z.B. Wirtschaftswachstum), Sozialindikatorenansatz (z.B. soziale Sicherheit) und psychologische Indikatoren (z.B. Glück, Freiheit; vgl. Abb. 1). Abb. 1: Konzepte von Lebensqualität

Glück, Lebenszufriedenheit, Solidarität, Freiheit etc. Arbeitsbedingungen, Bildung, Freizeit, soziale Sicherheit, Umweltbedingungen etc.

Bruttosozialprodukt + Wirtschaftswachstum

Materieller Wohlstand

Sozialindikatoren

Psychologische Indikatoren

(2) Das britische Consulting-Unternehmen Mercer Human Resource berücksichtigt 39 Kriterien (bspw. Qualität des Bildungs- und Gesundheitssystems, der Verkehrsinfrastruktur, des öffentlichen Dienstes, der Umweltbedingungen), um die Lebensqualität in 215 Städten weltweit zu messen. New York, das 2009 Position 49 der auf dieser Basis gebildeten Weltrangliste erreichte, verkörpert jeweils den Indexwert von 100. Daran gemessen schnitten Wien (= 108,6) und Zürich (= 108,0) in diesem Jahr am besten ab (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Am Ende der Skala rangieren vor allem afrikanische Städte.

892

Lebensrisiko

Abb. 2: Lebensqualität in den wichtigsten Städten (2009) Rang

Stadt

Index

Rang

Stadt

Index

1

Wien

108,6

26

Singapur

103,5

2

Zürich

108,0

28

Hamburg

103,4

3

Genf

107,9

29

Honolulu

103,1

4

Auckland

107,4

30

Helsinki

103,0

4

Vancouver

107,4

30

San Francisco

103,0

6

Düsseldorf

107,2

30

Adelaide

103,0

7

München

107,0

33

Paris

102,9

8

Frankfurt

106,8

34

Brisbane

102,4

9

Bern

106,5

35

Boston

102,2

10

Sydney

106,3

35

Tokyo

102,2

11

Kopenhagen

106,2

37

Lyon

101,9

12

Wellington

105,9

38

London

101,6

13

Amsterdam

105,7

38

Yokohama

101,2

14

Brüssel

105,4

40

Kobe

101,9

15

Toronto

105,3

41

Mailand

100,8

16

Berlin

105,0

42

Barcelona

100,6

16

Ottawa

105,0

42

Portland

100,6

18

Melbourne

104,8

44

Chicago

100,3

19

Luxemburg

104,6

44

Lissabon

100,3

20

Stockholm

104,5

44

Osaka

100,3

21

Perth

104,3

44

Washington

100,3

22

Montreal

104,2

48

Madrid

100,2

23

Nürnberg

104,1

49

New York City

100,0

24

Oslo

103,7

50

Seattle

99,8

25

Dublin

103,6

51

Lexington

99,6

26

Calgary

103,5

52

Pittsburgh

99,4

Quelle: http://www.mercer.com

(3) Im interkulturellen Vergleich zeigt sich, dass vor allem Angehörige solcher Gesellschaften eine Werte bevorzugen ( Maskulinität vs. hohe subjektive Lebensqualität empfinden, die feminine Feminität), ungewisse Lebenssituationen tolerieren ( Ungewissheitsvermeidung) und dem individualistischen Kulturkreis angehören ( Individualismus vs. Kollektivismus). " Müller, S.; Kornmeier, M.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit, München 2000. Zapf, W.; Habich, R. (Hrsg.): Wohlfahrtsentwicklung im vereinten Deutschland. Sozialstruktur, sozialer Wandel und Lebensqualität, Berlin 1996.

Lebensrisiko Lebensstandard

Sozialleistungen Economic Freedom Index

Lebensstil (1) von W. Lazer in die Konsumentenforschung eingeführtes Konzept. Gemäß seiner Definition meint Lebensstil „the distinctive or characteristic mode of living, in is aggregative or broadest sense, of a whole society or segment thereof. It is concerned with those unique ingredients or qualities, which describe the style of life of some culture or group, and distinguish it from others. It embodies the patterns that develop an emerge from the dynamics of living in a society.” Als wegweisend aber erwies sich der Vorschlag, den Wind & Green zehn Jahre später unterbreiteten: „Life style refers to the overall

Lebensstil

893

manner in which people live and spend time and money. They are a function of consumers’ motivation and prior learning, social class, demographics and other variables. Life style is also a summary construct reflecting consumers’ values.” Psychologisch gesehen besteht die Funktion des Lebensstils (z.B. Fallschirmspringen, Motorradfahren) Selbstkonzept, d.h. die kognitive Repräsentation der Persönlichkeit (z.B. risikodarin, das eigene freudig und erfolgreich) zu verwirklichen und zu bestätigen ( Selbstbild; vgl. Abb.1). Abb. 1: Selbstkonzept und Lebensstil

Individuelle Determinanten

Umweltbezogene Determinanten Kulturelle und gesellschaftliche Umwelt

Biologische, physiologische, psychologische Konstellation

Sekundärgruppen

Primärgruppen

Mediengebundene Information

Personengebundene Information

Persönlichkeit Motive

Gefühle

Werte

Wissen

Ziele

Komplexe Kombinationen (z.B. Erfahrungen, Erwartungen, Produktimages etc.)

Weltbild

Selbstbild

Selbstkonzept

Erwünschter Lebensstil Quelle: Banning (1987) aus: Trommsdorff (1998, S.223).

Der Lebensstil, der durch Demographika und Persönlichkeitsmerkmale ebenso beeinflusst wird wie Kultur, ist der (sichtbare) Ausdruck von wirtschaftlichen Veränderungen und durch die jeweilige Wertewandel. Diese korrespondieren mit charakteristischen Interessen und konkreten VerhaltensweiKonsumentenverhaltenssen (z.B. Kauf-, Verbrauchs-, Freizeit- und Mediennutzungsverhalten; Wertewandel Art und Weise der forschung). Die Lebensstilforschung untersucht demnach, wie der Lebensführung sowie die damit verbundenen individuellen „Lebensäußerungen“ (z.B. Freizeitver-

894

Lebensstil

halten) beeinflusst. Indem man zusätzlich die Werte und Einstellungen der Konsumenten berücksichtigt, gelingen zumeist bessere Verhaltensvorhersagen als allein aufgrund soziodemographischer Variablen. (2) Die von Soziologen wie T. Veblen, P. Bourdieu und G. Schulze vorgeschlagene Lebensstiltheorie macht die jeweilige gesellschaftliche Struktur zum Fixpunkt der Argumentation. In der etwa einhundertjährigen Tradition der Lebensstiltheorien wurden Objekte immer als sichtbarer Ausdruck eines bestimmten Lebensstils gewertet. Auch galten die Objekt- sowie die Subjektwelt als untrennbar miteinander verwoben. Anfangs, d.h. bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein, orientierte sich eine nach Bildung und Einkommen geschichtete Gesellschaft stilistisch und ideengeschichtlich am Ideal der vermögendsten Gruppe, der Oberschicht. Damit stand den Unternehmen eine klare Leitlinie zur Verfügung. Diese richteten in der Folgezeit ihren Marketing-Mix und ihre Strategien an dem simplen Raster „teuer - mittlere Preislage - billig“ aus. Zwar bestehen die relativen Einkommensunterschiede nach wie vor; aber ihre Aussagekraft für die Unternehmensführung im Allgemeinen und das Marketing im Besonderen ist geschwunden. Mit den Worten von P. Bourdieu: In den siebziger Jahren waren die gesellschaftlichen Schichten keine homogene Gemeinschaften mehr. Durch innerhalb der sozialen Klassen entstandene Unterschiede (z.B. hinsichtlich Bildung und Werten) differenzierten sie sich weiter, was erhebliche Konsequenzen für das Konsumverhalten hatte. Eine dieser Konsequenzen sind die fragmentierten Märkte; denn immer mehr Lebensbereiche entwickelten sich in der Folgezeit multioptional. Starre Traditionen wichen zunehmenden Wahlmöglichkeiten. Und was einst durch die Schichtzugehörigkeit vorgegeben war - Berufswahl, äußeres Erscheinungsbild oder Lebensform -, wurde Gegenstand eigener Reflexion und Entscheidungsfindung. Schichten, sofern sie noch bestanden und feststellbar waren, diversifizierten sich hinsichtlich der Wertorientierungen ihrer Angehörigen. So, wie die soziale Klasse in den fünfziger und sechziger Jahren entscheidend an Eindeutigkeit und Bindungswirkung verloren hat, so stellt mittlerweile auch der Lebensstil keine verlässliche Planungs- und Entscheidungsgrundlage für die Definition von Zielgruppen mehr dar. Die Wünsche und Verhaltensweisen des hybriden, multioptionalen etc. Konsumenten werden zunehmend vielschichtig und unberechenbar. (3) Mittlerweile ist die Lebensstil- bzw. Lifestyle-Forschung interdisziplinär. Soziologie, Psychologie, Kulturanthropologie, Ethnologie, Politikwissenschaften sowie Konsumentenforschung befassen sich mit diesem Thema. Und die Marktforschungspraxis hat eine Reihe von Lebensstilkonzepten entwickelt. Sinus-Milieus, welche 1980 auf Basis von 1.400 Lebenswelt-Explorationen Hierzu zählen u.a. die zunächst für Deutschland entwickelt wurden. (4) Im Zentrum der zumeist von international tätigen Marktforschungsinstituten nach dem Prinzip der psychographischen Segmentierung entwickelten Life Style-Ansätze steht die Suche nach länderüberZielgruppen, die sich hinsichtlich ihrer Werte, Einstellungen, Interessen und (konsumbegreifenden zogenen) Verhaltensweisen ähneln. Bereits in den siebziger Jahren hat W.D. Wells auf das Nutzenpotenzial der Lebensstilforschung für die Bestimmung transkultureller Zielgruppen hingewiesen. Mit Hilfe dieses Ansatzes schien es zumindest ansatzweise möglich zu sein, eine Verbindung zwischen den Wertetypen (Materialisten/Postmaterialisten) und einzelnen Konsumentengruppen herzustellen (zur Postmaterialismus-These vgl. World Values Survey). Europaweit erlangten anfangs zwei Segmentierungsansätze größere Bedeutung: erstens die vom Research Institute on Social Change (RISC) initiierte ACE-Studie („Anticipating Change in Europe“) und Euro-Styles. An deren zweitens die vom Centre de Communication Avancée (CCA) entwickelten Konzeption war u.a. die GfK, Nürnberg, beteiligt. Aus etwa 1,5 Mio. Daten (zu Einstellungen, Verhalten und Motivation in verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens), die im Rahmen einer repräsentativen Befragung von 24.000 Erwachsenen in 15 europäischen Ländern erhoben wurden, entwickelte man eine dreidimensionale Karte, deren Achsen grundlegende unabhängige „Orientierungen“ repräsentieren. Die erste Achse symbolisiert Bewegung und Beharrung. Bewegung charakterisiert dabei den moderInnovationen aufgeschlossenen Menschen, Beharrung den Konservativen, Etabliernen, gegenüber ten, nach Sicherheit und Tradition Strebenden. Güter (materialistisch, konsum- und genussorientiert)

Lebensstil

895

und Werte (geistige Orientierung, Streben nach immateriellen Werten, puritanische Enthaltsamkeit, Suche nach dem „tieferen Sinn“) sind die beiden Pole der zweiten Achse. Emotionales/spontanes sowie berechnendes/rationales Handeln kennzeichnen die dritte Achse, die in Abb.2 nicht dargestellt werden kann. Insgesamt wurden 16 so genannte Euro-Styles ermittelt und mit eingängigen Namen wie Euro-Rocky, Euro-Dandy oder Euro-Scout versehen. Die Größe der einzelnen Segmente, d.h. die Häufigkeit, mit der diese Typen in den einzelnen Ländern vertreten sind, variiert nicht unerheblich. So war die transkulturelle Zielgruppe der „Euro-Moralisten“ europaweit zum Zeitpunkt der Erhebung mit 7,8% vertreten. An der deutschen Wohnbevölkerung aber hatten die primär von Beharrungstendenzen geprägten „GutBürgerlichen“ damals einen Anteil von 14,8% ( Marktsegmentierung, integrale). Inhaltlich unterscheiden sich die Lebensstiltypen insofern, als bspw. der Euro-Romantic Harmonie, Heim und Familie bevorzugt, während sich der Euro-Citizen häufig in den Dienst der Allgemeinheit stellt und der EuroBusiness mehr als alles andere Karriere machen will. Abb. 2: Vorkommen der 16 Life Style-Typen in Deutschland und europaweit GÜTER Euro-Dandy Die Angeber 6,6% 8,3%

Euro-Olvidados Die Abgekoppelten

Euro-Rockies Die Rocker 13,5% 8,8%

Euro-Romantic Die Romantiker

4,9% 5,0%

4,1% 3,1%

5,8% 5,8%

7,8% 12,3%

Euro-Squadra Die Aktiven Euro-Business Die Karriere-Macher

Euro-Vigilante Die Misstrauischen

7,2% 4,7%

Euro-Prudent Die Vorsichtigen

8,5% 3,0%

BEWEGUNG

BEHARRUNG

Euro-Moralist Die Gut-Bürgerlichen 7,2% 14,8%

Euro-Scout Die Wohltäter

Euro-Protest Die Protestler

4,8% 8,0%

Euro-Defense Das Heimchen

5,5% 4,0%

1,9% 1,0%

Euro-Strict Die Puritaner

Euro-Pioneers Die Alternativen 6,5% 9,7%

Euro-Citizens Die guten Nachbarn

WERTE

Euro-Gentry Die Noblen 5,8% 4,0%

4,6% 3,5%

5,3% 4,0%

Anmerkungen: 1. Der Übersichtlichkeit wegen ist eine zweidimensionale Lösung abgebildet. 2. Die obere Prozentangabe entspricht den Verhältnissen in Europa und die untere denen in Deutschland. Quelle: Anders (1991, S.245).

Für die internationale Unternehmenstätigkeit ist diese Studie deshalb hilfreich, weil die GfK-Lebensstilforschung im Rahmen einer zweiten Erhebung Daten zu Konsum-, Einkaufs- und Mediengewohnheiten, Einstellung zu Werbung und Verpackung sowie zum Besitzstand erhoben und mit der ersten Befragung verknüpft hatte. Mitte der 1990er-Jahre reduzierte die GfK ihr Zielgruppenkonzept auf zwei Dimensionen („Vergangenheitsorientierung“ vs. „Gegenwartsorientierung“, „Gemeinschaftsorientierung“ vs. „Ich-Orientierung“) sowie 15 bzw. 14 Euro Socio-Styles (z.B. die Isolated, Guardians, Gamblers oder die Free Thinkers). In dem 2001 abermals modifizierten Ansatz komprimierte man die Zahl der europaweit nachweisbaren Zielgruppen dann auf acht: a) Steady World: Traditionsorientierte, konformistische Senioren mit mittlerem und gehobenem Lebensstandard, die ihren Ruhestand voll und ganz ausschöpfen.

896

Lebensstil

b) Secure World: Konformistische Hedonisten, die sich abkapseln, von einem einfacheren Leben träumen und das traditionelle Rollenverständnis praktizieren ( Hedonismus). c) Magic World: Intuitive, junge materialistische Leute mit Kindern und mittleren Einkommen, die auf ein Ereignis warten, das ihr Leben auf wunderhafte Weise verbessern wird. d) Crafty World: Junge, dynamische Opportunisten einfacher Herkunft, die nach Erfolg und materieller Unabhängigkeit streben. e) Cosy Tech World: Aktive moderne Paare mittleren Alters mit meist überdurchschnittlicher Haushaltsausstattung, die auf der Suche nach persönlicher Entfaltung sind. f) New World: Hedonistische tolerante Intellektuelle mit gehobenem Lebensstandard, denen zwischenmenschliche Harmonie und soziales Engagement wichtig sind. g) Authentic World: Rationale, moralische Cocooner-Familien mit guten Einkommen, die engagiert und auf der Suche nach einem harmonischen und ausgeglichenen Leben sind. h) Standing World: Kultivierte, pflichtbewusste und vermögende Staatsbürger, die ihren Überzeugungen treu bleiben und auf Tradition Wert legen. (5) Werden die „Euro-Styles“ durch Mini-Panels („Mini-Scan“) um produkt- und länderspezifische Daten ergänzt, so lässt sich für einzelne Regionen bzw. länderübergreifende Zielgruppen ein diffeEuromarketing-Konzept entwickeln. Das Erkenntnispotenzial, das die Lebensstilsegmenrenziertes tierung der Praxis bietet, demonstriert folgendes Beispiel (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Lebensstil und Verbrauch von Instantkaffee in vier Ländern

Frankreich

Belgien Olvidados

Rockies

GÜTER

Dandy

Vigilante

Romantic

Gentry

BEWEGUNG

BEWEGUNG

Moralist Scout

BEHARRUNG

Prudent Defense

Protest

Defense Moralist Scout

Protest

Pioneers

Citizens

Citizens

WERTE

WERTE

Deutschland

Großbritannien Olvidados

Rockies

GÜTER

Dandy

Vigilante

Gentry Strict Citizens

BEWEGUNG

BEWEGUNG

Moralist

Scout

BEHARRUNG

Prudent Defense

Pioneers

Vigilante

Romantic

Squadra Business

Olvidados

Rockies

Romantic

Protest

Gentry Strict

GÜTER Dandy

Prudent

Squadra Business

Strict

Pioneers

Vigilante

Romantic

Squadra Business

Olvidados

Rockies

BEHARRUNG

Dandy

Prudent

Squadra Defense

Business

Moralist Scout

Protest

Gentry Strict

Pioneers

WERTE

BEHARRUNG

GÜTER

Citizens WERTE

Anmerkung: Die Bezeichnung der Zielgruppen ist der vorangegangenen Abbildung zu entnehmen. Quelle: GfK Lebensstilforschung (o.J./b, S.8).

Eine Analyse des französischen, belgischen, deutschen und britischen Instantkaffee-Marktes ergab, dass die Hauptverwender größtenteils unterschiedliche Lebensstile praktizieren. Deutsche und britische Instantkaffee-Trinker bspw. sind diesbezüglich völlig unvergleichlich. Da überdies die Motivation, Zubereitungs- und Trinkgewohnheiten sowie die soziale Funktion des Kaffeetrinkens kulturell bedingt stark divergieren, verspricht ein standardisiertes Marketing-Konzept für alle Länder wenig Erfolg. Ein Kompromiss könnte darin bestehen, in Kontinentaleuropa (Belgien, Deutschland, Frankreich) die

Lebenszyklus

897

beharrenden Lebensstiltypen zu umwerben. In Großbritannien hingegen wäre aufgrund der geringen Überschneidungen eine eigenständige Strategie zu verfolgen. (6) Die mikrogeographische Segmentierung berücksichtigt neben Lebensstil- und soziodemographischen Kriterien auch geographische Merkmale (insb. die Wohngegend). (7) Auch die Lebensstilforschung ist nicht frei von mehr oder minder schwerwiegenden Problemen. Viele Autoren definieren das Konstrukt Lebensstil nicht oder ungenügend bzw. treffen widersprüchinliche Aussagen. Häufig mangelt es an einer theoretischen Fundierung. Die zumeist beobachtbare Akzeptanz (insb. unter duktive Vorgehensweise ist gewöhnlich ungenügend dokumentiert, was der Wissenschaftlern) schadet. " Anders, H.-J.: Euro-Verbraucher. Realität oder Fiktion? in: Szallies, R.; Wiswede, G. (Hrsg.), Wertewandel und Konsum, Landsberg 1991, S.233-256. Banning, T.E.: Lebensstilorientierte Marketing-Theorie, Heidelberg 1987. Bourdieu, P.: Die feinen Unterschiede, Frankfurt/Main 1982. Kramer, S.: Europäische Life-Style-Analysen zur Verhaltensprognose von Konsumenten, Hamburg 1991. Lazer, W.: Life Style Concepts and Marketing, in: Greyser, S.A. (Ed.), Toward Scientific Marketing, Chicago/IL 1964, pp.243-252. Veblen, T.: Theorie der feinen Leute, Frankfurt/Main 1997. Wells, W.D.; Tigert, D.J.: Activities, Interests, and Options, in: Journal of Advertising Research, Vol.11 (1971), No.4, pp.27-35. Wells, W.D. (Ed.): Life Style and Psychographics, Chicago/IL 1974.

Lebenstempo

Klima;

Tempo, soziales

Lebenszyklus idealtypisch vereinfachte Vorstellung, dass ökonomische Phänomene aller Art in ihrer Entwicklung einen charakteristischen, auf der Zeitachse linear darstellbaren Verlauf nehmen. (1) Das bekannteste Lebenszyklusmodell beschreibt den Produktlebenszyklus. Zunächst auf den nationalen Markt beschränkt, geht dieses Modell von einer Einführungsphase aus, in welcher der Markteintritt bewerkstelligt und die Gewinnschwelle erreicht werden. Es folgen die Wachstums-, die Reife-, die Sättigungs- und die Degenerationsphase, welche mit dem Marktaustritt endet. Wird die Betrachtung jedoch auf den internationalen Markt ausgedehnt, so endet der Produktlebenszyklus nicht mit der Degenerationsphase. Vielmehr kommt es zu einer Umkehr der Import- und Exportströme (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Internationaler Produktlebenszyklus (aus der Sicht eines US-amerikanischen Unternehmens) NettoExporte

Zeit Ausgereiftes Produkt

Neues Produkt

NettoImporte

Phase I

Phase II

Phase III

Phase IV

Phase V

Gesamte Produktion in USA

Produktionsstart in Europa

Europa exportiert in Entwicklungsländer

Europa exportiert nach USA

USA exportiert in viele Länder

USA exportiert nur Vollkommene noch in Entwicklungs- Verdrängung länder amerikanischer Exporte

Entwicklungsländer exportieren nach USA

898

Lebenszyklus

Wie man durch zeitliche versetzte Einführung des Produkts in verschiedenen Ländermärkten dessen Lebenszyklus verlängern und, was diese Darstellung nicht zeigt, die Ertragslage verstetigen kann, ist die Kernaussage von Abb. 2. Abb. 2: Verlängerung des Produktlebenszyklus durch Internationalisierung U

Inland Land A

Land C Land B

t

(2) Beim Modell des Lebenszyklus von Volkswirtschaften (vgl. Abb. 3) wird unterstellt, dass deren Industrialisierung Wachstum (gemessen in BIP pro Kopf) zunächst eine Konsequenz zunehmender Schwellenland zur Industrienation werde dann aber von einer Phase der ist. Der Übergang vom Deindustrialisierung begleitet, was im Regelfall allerdings relativ zu verstehen ist: Nicht der Industriesektor schrumpft; vielmehr trägt der Dienstleistungssektor in solchen Gesellschaften einen immer grösseren Anteil zum Volkseinkommen bei. Abb. 3: Lebenszyklus von Volkswirtschaften Anteil der Industrie am BIP (in %) sich entwickelnde Länder

50

entwickelte Länder Südkorea

40 Brasilien 30

Deutschland

Philippinen

20

USA

10

Ghana

0 0

5.000

10.000

Phase der Industrialisierung

15.000

20.000

25.000

30.000

Phase der Deindustrialisierung

35.000

BIP pro Kopf (in $, 2000)

Lebenszyklus

899

(3) Wie der Produktlebenszyklus, so unterliegt nach M. Porter auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft einem charakteristischen zeitlichen Verlauf ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Dieser Prozess lässt sich idealtypisch in die Aufschwungphase und die Niedergangsphase unterteilen (vgl. Abb. 4). Abb. 4: Aufschwung und Niedergang der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften Aufschwung

Niedergang

Faktoren / Faktorbedingungen

Investitionen

Innovationen

Wohlstand

Quelle: Porter (1993, S.564); leicht modifiziert.

Rohstoffe, Demnach begründen die in einem Land reichlich vorhandenen Produktionsfaktoren (z.B. günstige klimatische Bedingungen für Agrarprodukte, Arbeitskräfte) gewöhnlich Wettbewerbsvorteile, Theorie der Faktorausstattung beschrieben werden). Rohstoffarme Länder wie wie sie etwa von der Ressourcen Japan sind deshalb gezwungen, diesen „natürlichen“ Nachteil durch u.U. wertvollere Humankapital) zu kompensieren. In der zweiten Phase des Lebenszyklus werden Know how (z.B. und innovative Technologien importiert, indem die heimische Wirtschaft mit ausländischen Betrieben kooperiert ( Kooperation). Weiterhin fördern Investitionen im Inland die Wettbewerbsfähigkeit. Nunmehr wächst die Nachfrage, weshalb ein großes inländisches Marktpotenzial erhebliche Wettbewerbsvorteile verschafft (wie das Beispiel der drei führenden Handelsnationen USA, Japan und Deutschland zeigt). Hinzu kommen die Motivation von Unternehmern und Arbeitnehmern sowie der wachsende Wettbewerbsdruck. Dank der nunmehr verbesserten sozioökonomischen Lage steigen Einkommen und Ausbildungsniveau, jedoch auch die Ansprüche der Konsumenten. Aber nicht nur dies sorgt für Innovationsdruck; auch selektive Faktornachteile können (Produkt-)Innovationen initiieren bzw. erzwingen. So veranlassen höhere Kosten für relativ schwer zugängliche Produktionsfaktoren (z.B. Erdöl) rationalerweise eine Volkswirtschaft, Produkte bzw. Leistungen zu entwickeln, welche diesen Faktor möglichst wenig beanspruchen (z.B. indem sie alternative Energiequellen fördern). Die internationale Wettbewerbsfähigkeit und der dadurch geschaffene Wohlstand sind schließlich bedroht, wenn sich, bspw. aufgrund von Selbstzufriedenheit, die Faktorbedingungen verschlechtern (etwa in Gestalt nachlassender Leistungsmotivation). Stagnation und Rückschritt drohen, wenn die Unternehmen nicht mehr bestrebt sind, ihre Wettbewerbsposition zu verbessern, sondern sich damit begnü„Buy gen, sie zu halten. Negativ ist in diesem Zusammenhang auch, wenn aufgrund wachsender National-Mentalität“ der Innovationsdruck nachlässt. Die Kritik an diesem Wettbewerbsmodell ist vielstimmig (vgl. Berg & Holtbrügge). Ein wichtiges Nationalstaaten nur wenig Einfluss auf die innerhalb ihrer Grenzen Gegenargument lautet, dass ansässigen Multinationalen Unternehmen haben, weil diese ihre Produktionsfaktoren weltweit beschaffen ( Beschaffung, globale). Andere Autoren schlugen Modifikationen und Ergänzungen dieses Wettbewerbsmodells vor. So plädierten Rugman & Verbeke dafür, als weiteren Wettbewerbsfaktor die wichtigsten Wirtschaftspartner eines Landes zu berücksichtigen. Die trotz aller berechtigten Einwände bleibende Leistung von M. Porter aber besteht darin, die betriebswirtschaftliche Diskussion über die (internationale) Wettbewerbsfähigkeit neu entfacht zu haben. " Bauer, H.H.; Fischer, M.: Die empirische Typologisierung von Produktlebenszyklen und ihre Erklärung durch die Markteintrittsreihenfolge, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 70.Jg. (2000), S.937-958. Berg, N.; Holtbrügge, D.: Wettbewerbsfähigkeit von Nationen. Der „Diamant“-Ansatz von Porter, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 26.Jg. (1997), Nr.4, S.199-201. Fritz, W.: Ansätze der Wettbewerbstheorie aus der Sicht der Marketing-Wissenschaft, in: Die Betriebswirtschaft (DBW), 50.Jg. (1990), Nr.4, S.491-512. Porter, M.: Wettbewerbsstrategie, 8.Aufl., Frankfurt/Main 1993. Rugman, A.M.; Verbeke, A.: Foreign Subsidiaries and Multinational Strategic Management. An Extension and Correction of Porter's Single Diamond Framework, in: Management International Review, Vol.33 (1993), Special Issue, pp.71-84. Welge, M.K.; Holtbrügge, D.: Country Case Study „Germany“, in: Dunning, J.H. (Ed.), Governments. Globalization and International Business, Oxford 1997, pp.335-358.

900

Lebenszyklus von Kulturen

Lebenszyklus von Kulturen These von O. Spengler, der, in biologistischer Analogie, den großen Kulturen der Weltgeschichte einen Kultur naturgesetzlichen Verlauf ihrer Entwicklung zuschrieb. Beginnend mit der Geburt einer kommt es zum allmählichen Aufstieg, der in der Blütezeit endet. Daran schließen sich in dieser Variante der Kulturzyklen-Theorie schrittweises Ermüden, Altern und schließlich der Tod einer Kultur an. Diese „Morphologie der Weltgeschichte“, die Kulturen als dem Formenwandel unterworfene Großorganismen begriff, war u.a. vom Darwinismus beeinflusst, vor allem aber von der selbstzerstörerischen Gewalt des erstmals mit industriellen Mitteln geführten Ersten Weltkriegs. Der Schlüsselthese, dass das in seiner Spätphase befindliche Abendland unweigerlich dem Tod, d.h. dem Untergang geweiht sei, haben zwischen den beiden Weltkriegen vor allem katholisch geprägte Kulturtheoretiker und Geschichtsphilosophen widersprochen. So lehnte A.J. Toynbee in 'A Study of History' den Spenglerschen Determinismus, d.h. die Überzeugung von der Zwangsläufigkeit des Aufstiegs und Untergangs von Kulturen, ab. " Spengler, O.: Der Untergang des Abendlandes, 2 Bd., München 1918-1922 (Nachdruck 1969). Toynbee, A.J.: A Study of History, Vol.12: 1934-1961, New York 1961 (dt.: Der Gang der Geschichte, 2. Bd., 1952-1958).

Legitimationsurkunde

Dokumente im Außenhandel

Leibnitz-Institut für Globale und Regionale Studien Studies

German Institute of Global and Area

Leipzig-Charta definiert das Leitbild der europäischen Stadt aus Sicht des Rats der Europäischen Union. Mit der Leipzig-Charta werden die Mitgliedsstaaten aufgefordert, die „Renaissance der Städte“ weiter zu fördern, die europäische Baukultur fortzuführen und die Bürger an der Stadtplanung zu beteiligen ( Europa;. Partizipation). Leistungsbilanz Teilbilanz der Zahlungsbilanz. Die Leistungsbilanz setzt sich aus der Handelsbilanz, der Dienstleistungsbilanz sowie der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen zusammen: Handelsbilanz werden die periodenbezogenen Exporte (fob) und Importe (cif) von Sach(1) In der gütern erfasst. Dienstleistungsbilanz dokumentiert die grenzüberschreitenden Zahlungen von Patentgebüh(2) Die ren und Lizenzgebühren, Ausgaben von inländischen Touristen im Ausland, Transportleistungen, Zinszahlungen, Werbe- und Messekosten sowie Finanz- und Versicherungsdienstleistungen ( FiTourismus). nanzdienstleistungsmarketing, internationales; (3) Gegenstand der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen sind die an das Ausland geleisteten und vom Ausland empfangenen Transferzahlungen und Übertragungen (z.B. Zahlungen an internationale Organisationen, Überweisungen von Gastarbeitern, Versicherungsleistungen an bzw. von ausländischen Versicherungen). Leistungsbilanzkonzept betrachtet den Saldo der Leistungsbilanz als aussagefähigsten Indikator eines außenwirtschaftlichen Gleichgewichts bzw. Ungleichgewichts ( Gleichgewicht, außenwirtschaftliches) Leistungsethik

Asien-Wunder;

Protestantismus-These

Leistungsmotivation nach H. Heckhausen das Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in all jenen Bereichen zu steigern oder möglichst hoch zu halten, in denen man einen Gütemaßstab für verbindlich hält, und deren Ausführung gelingen oder misslingen kann.

Leistungsmotivation

901

(1) R. Inglehart wies im Rahmen der World Values Survey einen Zusammenhang zwischen der Leistungsmotivation der Bevölkerung eines Landes und dessen Wirtschaftswachstum nach (vgl. Abb.). Einfluss von Kultur auf das Wirtschaftswachstum Reales durchschnittliches Wirtschaftswachstum pro Jahr (1960 - 1990) Südkorea 6

Ostasien

Japan China

5

Europa / Nordamerika 4

Spanien

3

2

1

Afrika

Nigeria -100

-75

Norwegen

Finnland

Italien ÖsterBelBrasireich Kanagien lien Frankda Irland Schwereich Türkei den DäneDeutschIsland mark land (West) NiederGroßlande USA britanIndien nien Südafrika

-50 -25 0 +25 Index der Leistungsmotivation

+50

+75

+100

Anmerkungen: (1) Berechnung des „Index der Leistungsmotivation“ = (Anteil derjenigen in jeder Gesellschaft, die meinen, dass es wichtig ist, Kindern die Werte „Sparsamkeit“ und „Zielstrebigkeit“ zu vermitteln) - (Anteil derer, die „Gehorsam“ und „Religiöser Glaube“ betonen). (2) Alle Angaben in %. Quelle: Inglehart (1998, S.310).

Im weiteren Verlauf der Analyse zeigte sich dann in einem Strukturgleichungsmodell, dass Leistungsmotivation das Wirtschaftswachstum nicht nur direkt fördert, sondern auch indirekt, indem sie auf die Investitionsrate Einfluss nimmt. Konstrukt der Leistungsmotivation unterliegt einem Cultural Bias und ist deshalb nicht (2) Das interpretierbar, ohne den jeweiligen kulturellen Kontext zu kennen ( Variabilität). Im Gegensatz zur Kulturraum wird Leistung in kollektivisindividualpsychologischen Deutung im individualistischen Gesellschaften primär in ihrer Funktion für das Wohl der Gruppe bzw. der ganzen Geselltischen schaft verstanden ( Individualismus vs. Kollektivismus; Werte, asiatische). " Heckhausen, H.: Motivation und Handeln, 2.Aufl., Berlin 1989. Inglehart, R.: Modernisierung und Postmodernisierung. Kultureller, wirtschaftlicher und politischer Wandel in 43 Gesellschaften, Frankfurt/Main 1998. Kuhl, J.: Leistungsmotivation, in: Thomae, H. (Hrsg.), Psychologie der Motive. Themenbereich C: Motivation und Emotion, Göttingen 1983, S.505-624.

902

Leistungsorientierung

Leistungsorientierung Stellenwert, der Leistung im täglichen Leben eingeräumt wird. Eine Möglichkeit, Leistungsorientierung international vergleichend ( Vergleichsanalyse) indirekt zu messen ( Operationalisierung), Europäischen Kommission Ende 2006 durchgeführte Befragung von eröffnet eine im Auftrag der 25.065 Personen zur Freizeitorientierung (vgl. Abb.). Die dabei zutage getretene Ausnahmeposition der Deutschen lässt sich aber nicht eindeutig als Ausdruck von Leistungsorientierung werten. Möglicherweise spielen dabei auch der hohe Anteil an Langzeitarbeitslosen ( Arbeitslosenstatistik, internationale) sowie der Umstand, dass deutsche Arbeitnehmer im Durchschnitt fünf arbeitsfreie Tage mehr haben als andere, eine wesentliche Rolle. Zustimmung zu der Aussage „Auf Freizeit sollte mehr Wert gelegt werden als auf Arbeit“ (in %) Estland Griechenland Spanien Ungarn Slowakei Finnland Slowenien Irland

67 66 65 63 62 61 58 58

Tschechien Großbritannien Schweden Italien Lettland Österreich Dänemark

58 57 55 53 52 51 51

Belgien Polen Portugal Frankreich Niederlande Litauen Deutschland

50 46 42 42 40 36 27

Quelle: EU-Kommission, in: iwd, Nr.5 (1.2.2007), S.5.

Leitagentur

Lead Agentur

Leitbild des Außenhandels Außenhandels. Dabei stehen vereinfagesellschaftlich akzeptierte Metaregel für die Gestaltung des marktwirtschaftlichen Leitbild des Freihandels (weitgehender Verzicht chend ausgedrückt dem auf staatliche Eingriffe) vier alternative Leitbilder gegenüber, für die eine mehr oder minder antiliberaAutarkie, welche die le Ausrichtung charakteristisch ist ( Liberalismus). Sie ist beim Leitbild der Abkopplung einer Volkswirtschaft vom internationalen Handel anstrebt ( Handel, internationaler), Zentralverwaltungswirtschaften folgen im Regelfall dem Leitbild des Außenbesonders ausgeprägt. handelsmonopols. Dabei wird der gesamte Außenhandel des Landes zentral geplant, organisiert und verwaltet. Marktwirtschaften, denen es partiell oder generell an internationaler Wettbewerbsfähigkeit Protektionismus: staatliche Eingriffe (z.B. Handelshemmnis, mangelt, tendieren zum Leitbild des Schutzzoll) sollen die grundsätzlich freien privaten Außenhandelstransaktionen unternichttarifäres; Neomerkantilismus stützen. Für den hauptsächlich von ostasiatischen Volkswirtschaften betriebenen schließlich ist charakteristisch, dass Wirtschaftszweige, die bereits international wettbewerbsfähig sind, durch (versteckte) Exportsubventionen ( Subvention) oder durch staatliche Forschungs- und Technologieförderung mit dem Ziel unterstützt werden, dem Land dauerhaft hohe Außenhandelsüberschüsse Devisenreserven anzuhäufen. Zumeist werden mit dieser Strategie auch zu verschaffen und hohe beschäftigungspolitische Ziele verfolgt. " Dieckheuer, G.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 5.Aufl., München 2001. Kortmann, W.: Reale Außenwirtschaftslehre, Stuttgart 1998, S.189ff.

Leitbild des Verbrauchers

Werbung, irreführende

Fairer Handel; Freihandel; Globalisierung; ZentralverwalLeitbild des Wettbewerbs Marktwirtschaft; Merkantilismus; Planwirtschaft; Soziale Marktwirttungswirtschaft; Wettbewerbsleitbild schaft; Leitbildfunktion

Sponsoring

Leitbildindex der Internationalisierung

903

Leitbildindex der Internationalisierung gibt an, wie stark in einem Unternehmensleitbild das Ziel der Internationalisierung verankert wurde. Dazu werteten Hassel et al. inhaltsanalytisch solche „Grundsatzdokumente“ aus, in denen die UnterNormen sowie ihre Identität darlegen (z.B. Geschäftsbenehmen ihre grundlegenden Ziele, ihre Unternehmensleitbild). richte, Broschüren, Die formale Struktur des LI-Index wird wie folgt angegeben: LI = (3·IS + 2·IT + 2·IA)/36 Dabei variiert der Indikator „Selbsteinschätzung“ (IS) zwischen 0 (= das Unternehmen betrachtet sich Global Player ein). Der als rein deutsches Unternehmen) und 4 (= das Unternehmen stuft sich als numerische Wert für „Textumfang“ (IT) ergibt sich aus dem Anteil des Textes, welcher sich mit dem Thema „Internationalisierung“ auseinandersetzt. Die Variable „Ausdifferenzierung“ (IA) schließlich Internationalidrückt aus, wie differenziert das Unternehmen zum angestrebten bzw. erreichten sierungsgrad Stellung nimmt. Die Skala reicht von 0 (= pauschale Aussagen, z.B. „Wir sind ein globales Unternehmen.“) bis 6 (= konkrete Beschreibung der Einbindung des Unternehmens in einen fremdkulturellen Lebensraum). Wie die Grafik zeigt, besteht ein positiver Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Internationalisierung, welches die einzelnen Unternehmen laut dem von ihnen publizierten Leitbild anstreben, und der tatsächlichen Internationalisierung des güterwirtschaftlichen Bereichs. Zusammenhang zwischen postuliertem (im Unternehmensleitbild) und tatsächlichem Internationalisierungsgrad (güterwirtschaftlicher Bereich)

2,0

Güterwirtschaft

1,5

Henkel

Franz Haniel

1,0

0,5 Gerling

0

-0,5

-1,0

-1,5

Bayerische Landesbank

0,2

DG Bank

Ruhrkohle

Norddeutsche Landesbank

Bewag

Freu- Bayer denBertels- berg Beiersmann Carldorf Siemens Zeiss MetallBosch/ gesellschaft Siemens Hausgeräte ZF FriedOtto richsVersand hafen 0,4

Rheinmetall

Commerzbank

0,6

0,8 Deutsche Telekom

BASF

1,0 Unternehmensleitbild

Metro

Axel C & A SpringerVerlag Flughafen Frankfurt

Quelle: Hassel et al. (2000).

" Hassel, A.; Höpner, M.; Kurdelbusch, A.; Rehder, B.; Zugehör, R.: Zwei Dimensionen der Internationalsierung. Eine empirische Analyse deutscher Großunternehmen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 52.Jg. (2000), S.500-519.

904

Leitbildwerbung

Leitbildwerbung Strategie, prominente Persönlichkeiten aus Kunst, Politik, Sport und Show-Business, die positive WerKommunikationspolitik als Eye Catcher (Blickfang) und Sympathieträger te verkörpern, in der einzusetzen. Für diese Art der „Personendarstellung in der Werbung“ hat sich u.a. L’Oreal entschieden. Der ursprünglich französische, mittlerweile aber globale Kosmetikkonzern ( Global Player) bewarb seine Premiummarken Lancôme, Rubinstein, Vichy, Jade, Kéralogie, Redken u.a. mit dem deutschen Model C. Schiffer, dem französischen Mannequin L. Casta und der amerikanischen Schauspielerin A. McDowell, je nachdem, in welchem Markt welches Schönheitsideal Erfolg verspricht. Um sich auch in dem expandierenden chinesischen Markt kulturadäquat präsentieren zu können, wurde im Jahre 2000 das weltweit berühmte Trio der L’Oreal-Gesichter mit der chinesischen Schauspielerin Gong Li („Lebewohl, meine Konkubine“) zu einem Quartett erweitert. Nicht zuletzt dank dieser differenzierten Kommunikationsstrategie erzielte L’Oreal über viele Jahre ein zweistelliges Gewinnwachstum, unabhängig vom Konjunkturverlauf. Leitkultur Kultur, deren Werte in einer multikulturellen Gesellschaft dominieren. Dies kann man, wie u.a. multikulturellen Gemeinwesen StaB. Tibi, positiv in dem Sinne deuten, dass die Leitkultur einem Identität und inneren Frieden verleiht. Kulturelle Dominanz kann aber auch kritisch im Sinne bilität, von Machtausübung interpretiert werden. Für beides bietet sich das arabo-islamische Spanien als Beispiel an ( Rekonquista). Das auch als Alhambra-Modell bezeichnete arabische Spanien war kulturell Multikulturalismus als auch von Kulturderart vielfältig, dass man daran sowohl Anzeichen von Islam eindeutig die pluralismus ausmachen kann ( Diversität, kulturelle). Zugleich aber war der Leitkultur; denn dieser toleriert zwar kulturelle Vielfalt, ist aber äußerst verbindlich, wenn es um die Subkultur hingegen definiert sich durch von der Leitkultur abweiGültigkeit von Werten geht. Die chende Werte. " Tibi, B.: Multi-kultureller Werte-Relativismus und Werte-Verlust, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 46.Jg. (1996), Nr. B52/53, S.27-36.

Leitlieferant Leitmesse

Lead Supplier Auslandsmesse;

Messe

Leitwährung Währung, die im internationalen Finanz- und Währungssystem eine zentrale Funktion erfüllt, vor allem Reservewährung. Andere Länder oder Wirtschaftsräume orientieren ihre geld-, währungs- und als wechselkurspolitischen Entscheidungen ( Währung; Wechselkurs) an Leitwährungen wie dem US-Dollar oder dem Euro. Leitzins legt fest, zu welchen Bedingungen sich die Geschäftsbanken bei der Zentralbank Kredite beschaffen können. Direkt und indirekt beeinflusst der Diskontsatz in einer Volkswirtschaft das gesamte Zinsniveau. Leonardo da Vinci

Austauschprogramme

Leontief-Paradoxon Phänomen, das mit Hilfe der Input-Output-Analyse identifiziert wurde. W.W. Leontief wies für das Jahre 1939 nach, dass die relativ reichlich mit Kapital ausgestatteten USA damals vorzugsweise kapitalintensiv produzierte Güter importierten und relativ arbeitsintensiv produzierte Güter exportierten.

Letter of Intent

905

Unter der Voraussetzung international identischer Produktionsfunktionen und einer identischen Nachfragestruktur widerspricht dieser 1953 erstmals veröffentlichte Befund dem bis dahin allgemein akzeptierten Ansatz zur Erklärung internationaler Wirtschaftsbeziehungen ( Heckscher-Ohlin-Theorem). " Borchert, M.: Bemerkungen zur empirischen Analyse des Leontief-Paradoxons, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, 124.Jg. (1968), Nr.3, S.430ff. Borchert, M.: Außenwirtschaftslehre, 7.Aufl., Wiesbaden 2001, S.87ff.

Lernen, interkulturelles Wahrnehmung und Akzeptanz von kulturell bedingter Unterschiede ( Kultur). Interkulturelles Lernen bedarf der Information und Reflektion über kulturelle Unterschiede sowie das Entwickeln von Einsichten und Handlungswissen im Umgang mit ihnen ( Diversität). Interkulturelles Lernen soll bewirken, dass die Beteiligten zwar ihre eigene kulturelle Orientierung beibehalten, aber die kulturelle Orientierung des fremdkulturellen Interaktionspartners verstehen, akzeptieren und nachvollziehen lernen. Das interkulturelle Lernen (IKL) ist vom transkulturellen Lernen (TKL) abzugrenzen ( Lernen, transkulturelles). " Aschenbrenner-Wellmann, B.: Interkulturelle Kompetenz in Verwaltung und Wirtschaft. Theorie und Praxis eines ChangeProzesses von der Multikulturellen zur Globalen Kompetenz, Berlin 2004. Hansen, K.: Kultur und Kulturwissenschaften, 2.Aufl., Paderborn 2000. Thomas, A.: Psychologie interkulturellen Lernens und Handelns, in: Thomas, A. (Hrsg,), Kulturvergleichende Psychologie, 2.Aufl., Göttingen 2003.

Lernen, organisationales

Ansatz, wissensbasierter;

Selbstorganisation

Lernen, transkulturelles vom interkulturellen Lernen abzugrenzendes Konzept, welches die Gemeinsamkeiten verschiedener Kulturen und das ihnen innewohnende Synergiepotenzial betont ( Lernen, interkulturelles). Während interkulturelles Lernen (IKL) auf Überwindung von Störungen der interkulturellen Zusammenarbeit durch Anpassung und Integration fokussiert, sollen mit transkulturellem Lernen (TKL) Potenziale interkultureller Synergie erschlossen werden. Dies geschieht, indem sich transkulturelle Trainingsmaß(Landes-)Kulturen konzentrieren und aus deren nahmen auf die Gemeinsamkeiten der jeweiligen Zusammentreffen etwas Neuartiges entsteht: die Transkultur. " Herbrand, F.: Interkulturelle Kompetenz. Wettbewerbsvorteil in einer globalen Welt, Bern 2000. Welsch, W.: Tanskulturalität. Zur veränderten Verfasstheit heutiger Kulturen, in: Zeitschrift für Kulturaustausch, 45.Jg. (1995), Nr.1, S.39-44.

Lesefähigkeit war gemäß der PISA-Studie 2003 bei den finnischen (543 Punkte), den südkoreanischen (534) und den OECD-Rangliste folgten Irland kanadischen 15jährigen Schülern (528) besonders ausgeprägt. In der (515), Schweden (514), Belgien (507), Japan (498), Frankreich (496) sowie die USA (495). Im letzten Drittel finden sich Dänemark (492), Österreich (491), Deutschland (491), Spanien (481), Portugal (478), Italien (476) und Griechenland (472). Lesefähigkeit ist eine Schlüsselqualifikation und VorausHumankapital. setzung der Akkumulation von Less Developed Country 1970 von den Vereinten Nationen definierter Typus von Entwicklungsland. Diese im weiteren Verlauf nicht mehr als politisch korrekt empfundene Bezeichnung wurde zum einen durch die Kategorie der „weniger entwickelten Länder“ (LDC) und zum anderen durch die Kategorie der „am wenigsten Least Developed Country (LLDC). entwickelten Länder“ ersetzt: Letter of Credit

Akkreditiv

Letter of Intent (1) schriftliche Absichtserklärung, mit der Vertragspartner versichern, gemeinsame Verhandlungsziele zu verfolgen. Um eine juristisch allerdings unverbindliche Spielart handelt es sich, wenn eine Vertragspartei der anderen im Letter of Intent ein Angebot unterbreitet.

906

Leverage

(2) Länder, die vom Internationalen Währungsfonds einen Kredit beanspruchen, müssen in einem Letter of Intent juristisch verbindlich erklären, dass sie die von dieser Institution vorgegebenen finanzund wirtschaftspolitischen Auflagen erfüllen werden. (3) In den USA bezeichnet Letter of Intent die Bestätigung eines vorläufigen Auftrags, der endgültig erteilt wird, sobald die definierten Voraussetzungen erfüllt sind. Leverage

Unternehmensfinanzierung

Lex Alert

EUR-Lex

Liberalisierung wirtschaftspolitisches Leitbild, dessen Kern die Übernahme grundlegender Prinzipien des Liberalismus ist. Im Mittelpunkt steht der Abbau von Einschränkungen und Auflagen, welche die Herstellung von und/oder den Handel mit Gütern und Dienstleistungen erschweren. Liberalisierung zählt Washington-Konsensus und wurde insb. vom Internationalen Währungszu den Pfeilern des Welthandelsorganisation (WTO) und der Weltbank als unbedingte Voraussetfonds (IWF), der Wachstum propagiert und mit allen Mitteln durchgesetzt. Wie aber bspw. zung für wirtschaftliches Entwicklung in Afrika und großen Teilen Lateinamerikas zeigt, gewährleisten Länder wie Haiti, die Offenheit als Deutschland oder Mali, Mosambik, Peru, Sambia und Uganda einen höheren Grad an Großbritannien. Trotzdem - oder möglicherweise deshalb - blieb die versprochene wirtschaftliche Erholung aus. Die erfolgreicheren Länder hingegen haben ihre Märkte nur langsam, Schritt für Schritt liberalisiert und erst nach einer anfänglichen Periode hohen Wachstums geöffnet. Vor allem aber haben diese Länder ihre eigene Entwicklungsstrategie verfolgt, in der die Öffnung der Märkte nur ein Baustein, nicht jedoch unbedingte Voraussetzung in dieser Strategie ist. Liberalismus (1) im Verlauf der Aufklärung als Gegenbewegung zum Absolutismus entwickeltes Leitbild Wirtschafts- und Sozialpolitik, wonach dem Einzelnen größtmögliche (Handlungs-)Freiheit zu der gewähren ist (liberalis [lat.] = die Freiheit betreffend). Letztlich entwickelte sich daraus eine umfasStaat, Gesellschaft und Wirtsende Weltanschauung, wonach die Freiheit des Einzelnen für Norm sein soll. In seiner extremen Ausprägung (Laissez Faireschaftsleben die maßgebliche Liberalismus bzw. Manchester-Liberalismus) fand dieses Wirtschaftsmodell vornehmlich in den angelsächsischen Ländern Anklang. (2) Der spezifisch deutsche Beitrag zu dieser Ideengeschichte ist der von der so genannten Freiburger Schule (W. Eucken, F. Böhm und H. Großmann-Doerth) propagierte Ordoliberalismus, welcher die Soziale Marktwirtschaft konzeptionelle Grundlage für deutsche Spielart der Marktwirtschaft: die Marktwirtschaft): Um echten Leistungswettbewerb zu fördern und so schuf ( Deutschland AG; genannten Schädigungswettbewerb (durch Kartelle und Preisabsprachen) zu begrenzen, müssten die staatlichen Institutionen die politischen Rahmenbedingungen für einen funktionierenden und allen Menschen dienlichen Wettbewerb schaffen (= Ordo). Neoliberalismus geht zurück auf die schottische Aufklärung (A. Smith und D. Hume), F. (3) Der Knight, den Begründer der Chicago-School sowie J. Tulmin, damals Leiter der Forschungsabteilung GATT. Neoliberale kritisieren am gegenwärtigen Wirtschaftsmodell das aus ihrer Sicht intervendes tionistische Politikverhalten, den „überdimensionierten“ Wohlfahrtsstaat und korporatistische Arrangements, unvollkommenen Wettbewerb und unzureichendes Wissen. Keineswegs dem Laisser-faire verwandt, setzt diese Richtung auf „Freiheit, Regeln und Ordnung“. Diese Metaerfolgsfaktoren wirtschaftlicher Entwicklung seien durch das Entdeckungsverfahren Wettbewerb zu generieren ( Erfolgsfaktoren). Im Übrigen sei Gefahr von Staatsversagen größer als die von Marktversagen. Auch führe der naheliegende Versuch, auf bi- bzw. international reziproke Deregulierung zu setzen, erfahrungsgemäß in die Falle des Gefangenendilemmas. Deshalb müssten gerade die leistungsstarken Volkswirtschaften mit einseitiger Deregulierung voranschreiten und durch ihre Erfolge die schwäche-

Lieferantenerklärung

907

ren Volkswirtschaften zur Nachahmung „einladen“. Ohne in Reziprozitätsabkommen Rückversicherung zu suchen, hätten die USA und Großbritannien in den achtziger Jahren ihre Finanz-, Telekommunikations- und Energiemärkte liberalisiert und nicht nur selbst in ganz erstaunlichem Maße davon profitiert, sondern auch Nachahmer gefunden ( Globalisierung; Marktwirtschaft). planwirtschaftlichen Wirtschaftspolitiken der Zum „neuen Liberalismus“, der nach den zumeist 1930er-Jahre und den Verheerungen des Zweiten Weltkrieges in der Nachkriegszeit entscheidend an Einfluss gewann, zählt streng genommen auch der Ordoliberalismus. Zumeist aber wird mit diesem Begriff der Neoliberalismus der Chicagoer Schule bezeichnet, der eindeutig monetaristisch orientiert Internationalen Währungsfonds ist. Er prägte lange Zeit die Empfehlungen bzw. Auflagen des Welthandelsorganisation (WTO). Diese Institutionen sahen und sehen sich jedoch (IWF) und der induktiven Methode der zunehmender Kritik ausgesetzt. So fasste H.-J. Chang seine mit Hilfe der Erfolgsfaktoren der führenden Industrienationen historischen Schule betriebene Analyse der folgendermaßen zusammen: Diese hätten eben nicht auf Liberalisierung der Märkte gesetzt, sondern Industriepolitik, welche unter Berufung auf das Infant Industry-Argument ihre jungen auf eine Exporte subventionierte ( Subvention). Die deutsche Wirtschaft habe auf Industrien schützte und Produktpiraterie betrieben, Großbritanniihrem Weg vom Agrar- zum Industriestaat in großem Stil Kolonien die Produktion von Industriegütern untersagt und die USA ihren Binnenmarkt en ihren Protektionismit Hilfe hoher Zollbarrieren ( Zoll) lange Zeit geschützt ( Neoprotektionismus; mus). (5) Die Gegenposition vertrat am wirksamsten J.M. Keynes. Gegen die auch als These von der „unsichtbaren Hand des Marktes“ bekannt gewordene liberale Leitidee, der Markt kreiere stets die beste Lösung, brachte er in der Diskussion über Ursachen der Massenarbeitslosigkeit und Lösungsmöglichkeiten vor, dass das neoklassische Patentrezept (Lohnsenkung) in eine Sackgasse führe; denn die potenziellen Konsumenten müssten erst das erforderliche Einkommen bilden, um als Nachfrager auftreten zu können. " Chang, H.-J.: Kicking Away the Ladder, London 2002. Chomsky, N.: Profit Over People. Neoliberalismus und globale Weltordnung, Hamburg 2000. Keynes, M.J.: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, 10.Aufl., Berlin 2006. Langewiesche, D.: Liberalismus in Deutschland, Frankfurt/Main 1988. Luhmann, N.: Die Wirtschaft der Gesellschaft, Frankfurt/Main 1996.

LIBOR arithmetisches Mittel der Zinssätze, die Londoner Großbanken ihren erstklassigen Kunden ( AAALeitzins hat die London Interbank Offered Rate zwar Kunden) anbieten. Seine frühere Funktion als verloren; sie dient aber nach wie vor als wichtige Referenzgröße. Lieferant für andere Nationen Lieferant, bevorzugter

Exporterfolg von Volkswirtschaften;

Lieferantenposition

Social Compliance Program

Lieferantenerklärung (1) verbindliche Angabe der Ursprungseigenschaften einer gelieferten Ware. Die vom Lieferanten abEuropäische Gemeinschaft mit zugebende Lieferantenerklärung ist dann von Bedeutung, wenn die den darin genannten Ländern Präferenzabkommen getroffen hat ( Präferenz), in denen ZollvergünsEinfuhr). tigungen vereinbart wurden (d.h. die Möglichkeit der zollfreien bzw. zollermäßigten Hierzu muss ein Präferenznachweis vorgelegt werden, in dem der Ursprung der Ware dokumentiert wird ( Zoll). (2) Der gesetzlich vorgeschriebene Wortlaut der Lieferantenerklärung ergibt sich aus den Anhängen zur Verordnung (EG) Nr. 1207/2001 des Rates vom 11.6.2001 (ABL. EG ) Nr. L165 vom 21.6.2001), geändert durch die Verordnung (EG) Nr. 1617/2006. (3) Einzellieferantenerklärungen werden für einzelne Warenlieferungen ausgestellt und Langzeitlieferantenerklärungen für die Dauer von höchstens einem Jahr, falls der Lieferant regelmäßig die gleiche Ware liefert.

908

Lieferantenkredit

Lieferantenkredit am häufigsten gewählte Form des kurzfristigen Kredits ( Hermes Kreditversicherungs AG). Hierzu Ausfuhrkredit-Gegewährt der Lieferant aus eigenen Mitteln oder unter Rekurs auf Plafond A der sellschaft m.b.H. (AKA) ein Zahlungsziel mit einer Laufzeit von gewöhnlich einem bis sechs Monate (selten länger). Der Kreditnehmer räumt im Gegenzug zumeist einen Eigentumsvorbehalt an der gelieferten Ware ein. Handelt es sich um ein Exportgeschäft, so spricht man gewöhnlich von ExportkreKapitalverkehr ( Kreditpolitik, indit ( Export). Der Lieferantenkredit zählt zum kurzfristigen ternationale). Solange eine Exportlieferung noch nicht bezahlt ist oder die geleistete Zahlung noch Währung konvertiert ist, handelt es sich um (kurzfristigen) Kapitalexport. nicht in inländische Lieferantenkreditversicherung ist als Garantie oder als Bürgschaft möglich. Ausfuhr-Pauschalgewährleistung oder als Einzelgarantie (1) Die Ausfuhrgarantie kann entweder als Kreditrisikos, wenn Ware bzw. als revolvierende Garantie erteilt werden. Sie dient der Deckung des an einen ausländischen privatwirtschaftlichen Besteller geliefert oder diesem eine Leistung erbracht wurde. (2) Die Ausfuhrbürgschaft ist dazu bestimmt, das Kreditrisiko eines Exporteurs zu decken, wenn der Besteller eine ausländische Regierung, eine staatliche Stelle oder sonstige Einrichtung des öffentlichen Sektors ist. Zu diesem Kreis gehören auch private ausländische Besteller, wenn sie im staatlichen Auftrag handeln ( Ausfuhrkreditversicherung; Kreditgewährungsrisiko). " Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.365ff.

Lieferantenposition Anteil der Lieferungen eines Landes an den Importen eines Landes. Wie nachstehende Übersicht zeigt, war die deutsche Exportwirtschaft 2000 in 13 Ländern der größte ausländische Warenlieferant. Lieferantenposition der deutschen Wirtschaft Deutschlands Anteil am Import des Landes (in %)

Deutschlands Lieferantenposition 2000 Österreich Tschechien Schweiz Ungarn Slowakei Polen Dänemark Rumänien Niederlande Italien Schweden Belgien Frankreich Spanien Bulgarien Finnland Portugal Großbritannien Norwegen Russland Irland USA China Taiwan Japan Singapur Südkorea Hongkong

1 1 1 1 1 1 1 2 1 1 1 2 1 2 2 1 2 2 2 1 3 5 5 4 10 8 10 7

5,8 4,8 4,3 4,0 3,4 3,1 2,9 1,9

32,3 29,1 25,6 25,0 23,9 21,0 19,5 18,0 17,5 17,3 16,3 16,2 14,9 14,5 14,3 13,8 12,7 12,1 11,6

Quelle: Ursprungsdaten: IWF, OECD; Institut der deutschen Wirtschaft, Köln; in: iwd, Nr.30 (26.7.2001), S.3.

Anteil des Landes am deutschen Export (in %) 40,6

5,3 2,1 4,4 1,7 0,6 2,4 1,6 0,4 6,5 7,6 2,3 5,1 11,4 4,5 0,1 1,2 1,1 8,3 0,7 1,1 0,6 10,3 1,6 0,8 2,2 0,7 0,8 0,7

Liquiditätsplanung

909

1974 spielte sie diese Rolle noch in 15 und 1987 gar in 18 Ländern. In diesen Märkten erreichen ProMade in Germany Marktanteile zwischen 11,6% (= Russland) und 40,6% (= Österreich). dukte Abgesehen von Frankreich sind diese Länder jedoch nicht immer zugleich auch die aus deutscher Sicht Export deutscher wichtigsten Exportmärkte. In den USA bspw., mit einem Anteil von 10,3% am Unternehmen zweitwichtigstes Abnehmerland, rangiert Deutschland lediglich an fünfter Stelle der Lieferantenposition (hinter Kanada = 19%, Japan = 12%, Mexiko = 11% und China = 5%) und in Großbritannien (= 8,3%) an zweiter Stelle. 1983 nahm die deutsche Exportwirtschaft in den USA noch die dritte Lieferantenposition ein (mit einem Importanteil von 6,6%) und in Großbritannien die erste Lieferantenposition (Importanteil = 16,8%). Der Importanteil korreliert sehr eng (r = -.70) mit der geographischen Distanz, die zwischen zwei Märkten besteht, aber nur schwach mit der kulturellen Distanz (r = -.25; Distanz, kulturelle): Je weiter entfernt ein Auslandsmarkt ist, desto geringer der Anteil, den die deutsche Wirtschaft an den Importen dieses Landes hat. Lieferbedingungen allgemein vertragliche Vereinbarung zwischen Käufer und Verkäufer z.B. hinsichtlich Erfüllungsort Zahlungs(bzw. Leistungsort) einer Leistung, Gerichtsstand, Liefertermin, Verpackung und bedingungen. Im Außenhandel regeln die Lieferbedingungen ( INCOTERMS) überdies vor allem den Risikoübergang. Liefergarantie

Bankgarantie Marktsegmentierung, intranationale

Life Style-Segmentierung Limited Company

Gesellschaft mit beschränkter Haftung

Limited Liability Partnership Linder-Hypothese

Personengesellschaft

Nachfragestruktur-Theorie

Lingua Franca (1) Sprache, die dem Handel, der See- und Luftfahrt, Politik sowie der Wissenschaft die Verständigung in einem großen, verschiedensprachigen Raum ermöglicht. Mittlerweile hat sich Englisch weitgehend Verkehrssprache durchgesetzt. Früher, d.h. in unterschiedlichen Epoals eine solche internationale chen und Einsatzgebieten, erfüllten z.B. Latein ( Mare Nostrum), Französisch ( Sprache der Diplomaten) oder Deutsch (Verkehrssprache Mittel- und Osteuropas sowie zahlreicher Wissenschaften) diese Funktion in einem spezielleren Kontext ( Weltsprache). (2) Etymologisch bedeutet Lingua Franca „fränkische Sprache“ (it.). So wurde eine primär aus der italienischen Sprache gebildete und mit arabischem Wortgut durchsetzte Verkehrssprache genannt, in der Seefahrer und Händler im Mittelmeerraum kommunizierten. Links

Aberglaube

Liquidität Anzahl und Volumen der Angebote und Anfragen (z.B. nach Fracht und Laderaum) bei Handelsplattformen ( Frachtbörse) Liquidität, internationale Liquiditätsausgleich Liquiditätsplanung

Sonderziehungsrechte

Geldmarkt Cash Management

910

Lissabon-Strategie

Lissabon-Strategie politischer Plan, Europa bzw. die Europäische Gemeinschaft u.a. durch Marktöffnung ( HanForschung + Entwicklung sowie durch die Reform der delshemmnisse), verstärkte Förderung von sozialen Sicherungssysteme und der Arbeitsmärkte zum „dynamischsten, wettbewerbsfähigsten, wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt“ zu machen. Liste, schwarze Literaturübersicht

Financial Action Task Force Metaanalyse

Live-in-Image in Anlehnung an das Made-in-Image als subjektives, mehrdimensionales (Vorstellungs-)Bild konzipiert, das eine Person von den wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Verhältnissen eines geographisch abgrenzbaren Gebiets, den dort ansässigen Menschen und Organisationen hat. Während sich das Made-in-Image auf den Herkunftsort einer Leistung bezieht, reflektiert das Live-in-Image einen soziokulturellen Lebensraum. Das (Vorstellungs-)Bild, das ein Land in dieser Hinsicht abgibt, ist Lannicht zuletzt Konsequenz der individuellen Verarbeitung kultureller Unterschiede ( Kultur; deskultur). " Kühn, R.: Das „Made-in-Image“ Deutschlands im internationalen Vergleich, in: Marketing ZFP, 15.Jg. (1993), Nr.2, S.119127.

Lizenzbereitschaft Verzicht auf das Recht zur exklusiven kommerziellen Verwertung von Schutzrechten. Konkret ist Patents gegenüber dem Patentamt erklärt, er damit gemeint, dass der (potenzielle) Inhaber eines Lizenzgebühren jedermann die Nutzung der durch das Patent zu schütwerde gegen angemessene zenden Erfindung gestatten. Gemäß § 23 PatG profitiert der Patentinhaber von der förmlichen Erklärung der Lizenzbereitschaft durch eine Ermäßigung der Patentgebühren. Eine entsprechende Regelung besteht auch für das europäische Patent. Lizenzgebühr vom Lizenznehmer zu leistende (finanzielle) Abgeltung des in dem Lizenzvertrag vereinbarten Nutzungsrechts. Handelt es sich um einen Pauschalbetrag, so spricht man von Lump Sum Fee. Wird das Patenten etc. hingegen variabel abgegolten, Recht auf die wirtschaftliche Verwertung von Lizenzen z.B. in Gestalt von umsatz- oder gewinnbezogenen laufenden Lizenzgebühren, handelt es sich um Royalities. Lizenzstrategie (1) schnell und kostengünstig zu verwirklichende Strategie der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit ( Planung). Im Mittelpunkt steht dabei der Kauf bzw. Verkauf eines Nutzungsrechts. Lizenzgebühr erteilte Erlaubnis, das geistige Eigentum des LizenzDie gegen die Erstattung einer gebers kommerziell zu nutzen, kann die verschiedensten Erscheinungsformen annehmen: Know howLizenz, Markenlizenz, Patentlizenz, Produktlizenz oder Produktionslizenz. Gegenstand des Lizenzvertrages sind Lizenzgebiet (auf welche Ländermärkte bezieht sich das Nutzungsrecht), Art der Lizenz (z.B. Markenlizenz, Produktionslizenz), Lizenzgebühr (Pauschalgebühr oder variables Entgelt). (2) Amerikanische Industrieunternehmen ziehen die Lizenzvergabe dem Mehrheits-Joint Venture vor, wenn es gilt, Märkte zu erschließen, für deren Landeskultur eine geringe Akzeptanz von Machtdistanz typisch ist ( Direktinvestition). Die kulturtheoretische Erklärung dieses Befundes lautet: Für die Strategie der Direktinvestition ist es charakteristisch, dass der (ausländische) Inhaber der Unternehmensmehrheit dem (inländischen) Minderheitsbeteiligten eindeutige Vorgaben machen kann (bzw.

Lobbying

911

muss). Dies findet aber in Ländern mit geringer Machtdistanz, die definitionsgemäß eine starke hierarchische Struktur ablehnen, wenig Akzeptanz. (3) Die Einnahmen, welche deutsche Unternehmen aus der Vermarktung von Lizenzen (auf Patente, Gebrauchs- und Geschmacksmuster, Know how, Urheberrechte oder Warenzeichen bzw. Marken) erzielen, wuchsen im Zeitraum 1994-2003 jährlich um 7,3% auf ein Gesamtvolumen von 3,8 Mrd. €. Der Erfolg der Lizenzvergabe hängt vorrangig von folgenden Faktoren ab: Leistungsfähigkeit der Distributionskanäle des Lizenznehmers, Vorhandensein der erforderlichen Ressourcen und Kontrollierbarkeit des Know hows. " Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.864ff.

LLC LLDC

Landlocked Country Least Developed Country

Lloyds Underwriters Association LLP

Kriegsrisiko

Personengesellschaft

Loan and Import-Vertrag Variante des Buy Back-Vertrags ( Kreditpolitik, internationale). Wurde ein Loan and ImportVertrag abgeschlossen, so wird der Bau einer Anlage (z.B. Zementfabrik) mit Hilfe eines Zwischenprodukts, welches mit dieser Anlage hergestellt wurde, finanziert (z.B. Fertigbetonteile). Der Schuldner verpflichtet sich vertraglich, dem Kreditgeber das Zwischenprodukt für die Dauer eines bestimmten Zeitraumes verbilligt abzugeben Lob soziale, teils verbal, teils nonverbal ausgedrückte Form der Anerkennung. Wie für die Kritik, so gilt konfuzianisch geprägten Gesellschaften geeignet ist, soziale Bezieauch für das Lob, dass es in hungen zu schädigen: nämlich dann, wenn Einzelne und nicht die gesamte Gruppe gelobt werden. Denn zum einen hebt das Lob die Einzelperson auf unangemessene Weise aus der Gruppe hervor und zum anderen impliziert es einen sozialen Vergleich, der zu Lasten der nicht gelobten Gruppenmitglieder geht ( Gesicht wahren). Lobbying Strategie, welche sich etymologisch ('louba' = germ.: Laube, Vorhalle) und anekdotisch (eine Hotellobby in Washington DC gegen Ende des 19. Jahrhunderts) als Begriff belegen lässt. (1) Heute versteht man unter Lobbying eine informelle Strategie, mit welcher organisierte gesellschaftliche Gruppen, Wirtschaftsverbände ( Verband) und Großunternehmen ( Global Player) im Vorfeld politischer Entscheidungsprozesse zunächst Informationen über die Planungen und Vorhaben öffentlicher Entscheidungsträger beschaffen, um sodann in einer zweiten Phase auf den Prozess der Meinungsbildung und Gesetzgebung Einfluss zu nehmen ( Institut Européen des Affaires Publiques et du Lobbying). Binnenmarktes (2) Vermutlich werden drei Viertel aller Entscheidungen, welche für innerhalb des ansässige bzw. tätige Unternehmen bedeutsam sind, mittlerweile in Brüssel gefällt. Deshalb arbeiten Nichtregiedort etwa 20.000 Lobbyisten, die in dem Lobbying-Verband EPACA organisiert sind. rungsorganisationen wie LobbyControl vergeben seit 2005 für besonders aggressives Lobbying den Worst EU Lobby Award. Für den Handel etwa betreiben folgende Verbände bzw. Organisationen „in Europäischen Union zu beeinflussen: Brüssel“ Lobbyarbeit, um die Gesetzgebung innerhalb der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE), europäischer Handelsdachverband Eurocommerce, Deutscher Industrie- und HandelsBundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA), kammertag (DIHK), Eurochambre ( Europäische Handelskammer), Zentralverband Gewerblicher

912

Local

Verbundgruppen (ZGV), Union der Verbundgruppen selbstständiger Einzelhändler Europas (UGAL). Dazu kommen noch zahlreiche weitere Branchenverbände und Lobbybüros. " Bender, G.; Reulecke, L.: Handbuch des deutschen Lobbyisten, Frankfurt/Main 2004. König, J.-G.: Die Lobbyisten. Wer regiert uns wirklich? Düsseldorf 2007. Leif, T.; Speth, R.: Die fünfte Gewalt. Lobbyismus in Deutschland, 2.Aufl., Bonn 2006. Sachs, S.: Lobbying, in: Handelsblatt Wirtschaftslexikon, Bd.7, Stuttgart 2006, S.3508-3513. Woll, C.: Herrschaft der Lobbyisten in der Europäischen Union? in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 57.Jg. (2006), Nr.15-16, S.34-38.

Local

Expatriate

Local Content Anteil der Wertschöpfung, der bei einer Direktinvestition von Unternehmen des jeweiligen Gastlandes erbracht wird, häufig auf Verlangen der dortigen Behörden hin ( Ursprungsregelung). Nicht immer wird der Local Content quantitativ definiert. Es können auch die Art der zu erbringenden Leistung oder die Art der Beteiligung einheimischer Betriebe vorgeschrieben werden. Local Content-Auflagen sind in vielerlei Hinsicht bedeutsam: Entwicklungsländer, ihren In(1) Durch fallweise erlassene Vorschriften versuchen vorzugsweise Importe, die nur gegen Devisen dustrialisierungsgrad zu erhöhen, Know how zu transferieren, Europäerhältlich sind, zu substituieren etc. ( Importsubstitution). Aber auch die USA und die handelspolitischen Instrumentes, obwohl Local Content-Auflagen ische Union bedienen sich dieses GATT verstoßen (Grundsatz der „Inländerbehandlung“). gegen Artikel III (2) Mit Blick auf den Herkunftsnachweis mag sich ein deutsches Unternehmen die Frage stellen, ab welchem Prozentsatz von z.B. in Südostasien gefertigten Leistungsbestandteilen es legitimerweise noch das „Made in Germany“ beanspruchen kann oder soll ( Country of Origin). Angesichts der globalen Restrukturierung der Wertschöpfungsketten ( Globalisierung) stellt sich dieses Problem von grundsätzlicher Natur immer häufiger. Manche Unternehmen, bspw. der Schuhhersteller Sioux, verwenden deshalb die Herkunftsangabe „Made in Europe“. Vermutlich ist diese Art der Markierung aus Sicht des Unternehmens überdies besser geeignet, eine positive Qualitätsvermutung auszulösen als Produktionsstandorte, die in der Dritten Welt liegen. Freihandelszonen wird Zollfreiheit gewöhnlich nur dann gewährt, wenn zumindest ein be(3) In stimmter Prozentsatz des Warenwertes in einem Mitgliedsland geschaffen wurde. Diese Quote beträgt im Falle der Europäischen Union durchschnittlich 40%. So akzeptierte die EU, angeführt von Frankreich, 1990 den in Großbritannien produzierten Nissan Bluebird erst dann als „europäisches Produkt“, als die Local Content-Quote drastisch erhöht wurde. (4) Die Frage, welche Local Content-Quote optimal ist (im Sinne der Abwägung der Ziele „Steigerung des inländischen Wertschöpfungsanteils“ vs. „Anwerbung von Investoren“), wurde bislang noch nicht beantwortet. Unbestritten aber ist, dass je höher die Local Content-Quote ausfällt, um so bedeutsamer wird kooperatives Qualitätsmanagement (in Zusammenarbeit mit den heimischen Zulieferern). Protektionismus: So wollten die (5) Local Content-Auflagen sind eine moderne, subtile Spielart des französische und die italienische Automobilindustrie ausgangs der achtziger, anfangs der 1990er-Jahre jedes Auto als ein Nicht-EU-Fahrzeug einstufen lassen, das zu mehr als 20% aus Teilen bestand, die von außerhalb der Europäischen Gemeinschaft bezogen wurden. Dadurch sollten die damals übermächtig erscheinenden japanischen und südkoreanischen Konkurrenten vom eigenen Markt ferngehalten werden ( Herausforderung, japanische). Dass Großbritannien den kritischen Wertschöpfungsanteil weit höher, nämlich bei 60% fixieren wollte, spricht nur scheinbar für eine geringere protektionistische Neigung Londons. Entscheidend war die ganz andersartige Interessenlage. Die in diesen Jahren zu großen Teilen marode britische Automobilindustrie war nämlich durch schieren Protektionismus allein nicht mehr zu retten, sondern nur noch durch die Übernahme durch effizientere ausländische (japanische) Konkurrenten ( Merger & Acquisition). " Grossmann, G.M.: The Theory of Domestic Content Protection and Content Preference, in: Quarterly Journal of Economics, Vol.96 (1981), No.4, pp.583-603. Lahiri, S.; Ono, Y.: Foreign Direct Investment, Local Content Requirement, and Profit Taxation, Vol.108 (1998), March, pp.444-457. Nowicki, L.W.: Rules of Origin and Local Content Requirements. Protectionism after the Uruguay Round, in: International Trade Journal, Vol.11 (1997), No.3, pp.349-388. Welge, M.K.; Holtbrügge, D.: Internationales Management, 4.Aufl., Stuttgart 2006, S.112, 151, 318, 328.

Logistik

913

Local Innovator Typus von Tochtergesellschaft, die weder in nennenswertem Umfang Wissen an andere Einheiten des Gesamtunternehmens abgibt ('outflow of knowledge') noch von diesen Wissen bezieht ('inflow of Global Innovators das erforknowledge'). Vielmehr generieren Local Innovators im Gegensatz zu derliche Wissen selbst ( Wissensmanagement). " Gupta, A.K.; Govindarajan, V.: Knowledge Flows and the Structure of Control within Multinational Corporations, in: Academy of Management Review, Vol.16 (1991), No.4, pp.768-792.

Local Jewel für das Markenportfolio eines international oder global tätigen Unternehmens wichtige Marke, die aber nur in einem Land angeboten wird ( Markenpolitik, internationale) " Heilmann, T.: Praxishandbuch Internationales Marketing, Wiesbaden 2006.

Local Player Tochtergesellschaft, die von ihrer Muttergesellschaft nicht als (abhängige) AuslandsniederlasTochtergesellschaft in sung geführt wird. Von einem Local Player spricht man dann, wenn die Lead Funktion erfüllt. Dazu ihrem Regionalmarkt zumindest partiell eigenständig agiert und eine erbringen Local Player nicht nur signifikante Produktions- und Vertriebsleistungen, sondern integrieStandorts (z.B. indem sie Locals, ren sich verstärkt in die Human- und Infrastruktur ihres jeweiligen d.h. einheimische Mitarbeiter, an der Geschäftsführung beteiligen oder, durch einen höheren Finanzierungsanteil, verstärkt Kontakt zu den lokalen Banken suchen; Integration). Local Sourcing

Outsourcing

Loco-Geschäft

Distanzgeschäft

Logik Kulturkreis auf dem aristotelischen Axiom des entweder - oder, der Nichtbasiert im westlichen Akzeptanz innerer Widersprüche ( Kultur). Folglich versuchen Angehörige dieses Kulturkreises im Konfliktfall herauszufinden, welches Argument bzw. welche Position „richtig“ und welche(s) „falsch“ konfuzianisch geprägten ist, wer im Recht ist und wer im Unrecht ( Konfliktmanagement). Im asiatischen Kulturkreis hingegen schließt die ganze „Wahrheit“ auch widersprüchliche Argumente ein. Wer entschieden auf „dem“ richtigen Standpunkt beharrt, beweist dieser Weltsicht zufolge nur, dass er den gesamten Sachverhalt nicht in allen seinen Konsequenzen und Weiterungen durchdacht hat. Im Übrigen gelten dort allzu „effiziente“ Zielorientierung und Durchsetzungsfähigkeit als unhöflich. Logistik befasst sich mit Planung, Durchführung und Koordination von Informations-, Transport-, Umschlagsund Lagerprozessen mit dem Ziel der quantitativ, qualitativ, räumlich und zeitlich optimalen Versorgung von Bedarfsträgern mit Gütern ( Door to Door-Konzept). Welche Leistungen dabei konkret zu erbringen sind, verdeutlicht das Deutsche Institut der Wirtschaft am Beispiel eines großen, in Süddeutschland gelegenen Automobilwerkes. „Täglich laufen dort knapp 1.500 Lastwagen und 65 Güterwaggons der Bahn die 70 Entladepunkte auf dem Werksgelände an. Jeder dieser Punkte ist für bestimmte Zulieferteile zuständig. Zusätzlich muss auch noch der Abtransport der Tagesproduktion von gut 2.000 Fahrzeugen organisiert werden.“ (1) Anfänglich als Branche der Fuhrleute und Lagerverwalter belächelt, hat sich die Logistik mittlerweile zum hochgradig differenzierten, effizienten und dank satellitengesteuerter Kommunikation integrierten Dienstleister entwickelt. Für den im Zuge des Abbaus von Handelshemmnissen stetig Welthandel ist die Logistik längst nicht mehr eine Hilfsfunktion, sondern eine Zuwachsenden kunftsbranche (vgl. Abb., nächste Seite). In Deutschland erzielte sie 2007 mit 2,6 Mio. Beschäftigten knapp 200 Mrd. € Umsatz, was Rang 1 (= Beschäftigungswirkung) bzw. Rang 3 (= Umsatzbedeutung)

914

Logistik

entspricht (hinter Automobilindustrie und Handel). Rechnet man die von Zulieferern und Branchenfremden erbrachten Logistikleistungen hinzu, so ergeben sich ein Umsatzvolumen von 300 Mrd. € und Hamburger Hafen, der euroein Beschäftigungsvolumen von knapp 4,8 Mio. Arbeitsplätzen. Der paweit an zweiter Stelle (hinter Rotterdam) und weltweit an achter Stelle der Seehäfen rangiert, erzielt seit Jahren zweistellige Zuwachsraten (2004 mehr als 15%). Insgesamt betrachtet ist die deutsche Wirtschaft nicht nur Exportweltmeister, sondern auch Logistikweltmeister ( Exportposition). Entwicklung der Logistikbranche in Deutschland

190,8

145,5

Binnenländischer Güterverkehr

120,8

Reales Bruttoinlandsprodukt

100,0

1991

Seeschifffahrt

2005

Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.

(2) Entscheidend dazu beigetragen hat die so genannte Containerisierung der Produktions- und Logistikprozesse ( Twenty Foot Equivalent Unit). Die Zahl dieser weltweit zirkulierenden Standardcontainer wächst im Verhältnis drei zu eins mit dem Welthandel. 2005 wurden weltweit rund 414 Mio. Standardcontainer umgeschlagen, 75% mehr als 2000. Die Ursachen dieser dynamischen Entwicklung sind leicht zu benennen. Containerschiffe lassen sich zehnmal schneller be- und entladen als herkömmliche Stückgutfrachter. Der Inhalt braucht nicht umgepackt zu werden, da Container als Ganzes auf Zugwaggons oder Lkws verfrachtet werden können. Zudem wurde der Containerumschlag weitestgehend automatisiert. Im Hamburger Hafen etwa werden 96,8% des Stückgutes in derartigen genormten Containern umgeschlagen (2004 ca. 8 Mio. Stück). Die Zahl der umlaufenden Container kann mittlerweile als ProxyIndustrialisierung eines Landes genutzt werden: Während in Deutschland Variable für den Grad der auf 1.000 Einwohner 14 Container kommen, sind es etwa in Polen 7. Logistik bedeutet aber weit mehr als Containerumschlag und Haus zu Haus-Lieferung. So betreibt die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), der europaweit größte Logistikdienstleister, das Management des Containerhafens von Odessa und entwickelte für saudi-arabische Häfen ein SicherheitskonAuslandsniederzept. Das Logistikunternehmen Kühne+Nagel unterhält in 103 Ländern etwa 750 lassungen (bzw. Stützpunkte). (3) Wie effizient diese Branche arbeitet, verdeutlichen folgende Vergleiche: Beim Transport eines Containers von Shanghai nach Potsdam verursacht der Seetransport (bis Hamburg) ein Fünftel der gesamten Frachtkosten, während auf den Landweg Hamburg-Potsdam vier Fünftel entfallen. Und wer eine Flasche Rotwein von Australien nach Hamburg transportieren lässt, muss dafür sieben Cent ein-

Lohnkosten-Myopia

915

kalkulieren (aber 28 Cent, wenn die Flasche in einem deutschen Anbaugebiet abgefüllt wurde). Dies Standortvorteile angesichts erodierender Transportkosten mehr bedeutet aber auch, dass klassische und mehr an Bedeutung verlieren. Strategische Allianz geschmiedet ( Eurologistik). (4) In Westeuropa hat die Deutsche Bahn eine Im so genannten Railion-Verbund fahren Railion Deutschland, Railion Netherland, Railion Denmark und Railion Italia. Die Schwierigkeiten, mit denen sich grenzüberschreitender Frachtverkehr derzeit in Europa trotz alledem noch immer konfrontiert sieht, verdeutlicht folgendes Beispiel: „Allein für das Licht an Front und Heck braucht eine Eurolok einen Schalter mit 15 Stellungen. In Deutschland sind CO2-Feuerlöscher obligatorisch, Österreich verlangt Feuerlöscher auf Pulverbasis, was Dänemark strikt ablehnt. Also haben Loks im grenzüberschreitenden Verkehr verschiedene Feuerlöscher an Bord. In Luxemburg muss die Lok im Maschinenraum zwei Radvorleger aus Holz, zwei rote Schlussleuchten mit Halterungen zum Laden der Akkus und ein Paar Isolierhandschuhe mitführen, in der Schweiz vier Videokameras zum Beobachten des Zuges vom Führerstand aus. In Österreich sind Außenspiegel an den Lokomotiven vorgeschrieben, in Frankreich sind sie ausdrücklich verboten. Frankreich verlangt im Führerstand einen Fahrplanhalter im Format A4, einen Warnblinkschalter, eine standfeste Handlampe mit weißem und rotem Licht, eine rote Signalflagge mit Hülle und auf dem Führertisch eine Gleiskurzschlussstange, außerdem eine rote Fackel und sechs Knallkapseln. Die Farbe der Tachonadel ist ein echtes Problem. Eine deutsche Lok mit schwarzer Tachonadel dürfte niemals nach Frankreich hineinfahren. Jede nagelneue deutsche Lok muss in Frankreich neu zugelassen werden. Das Verfahren dauert rund acht Jahre und kostet gut und gerne 26 Mio. € für einen Loktyp“ (Eckardt, S.18). " Eckart, E.: Der große Bringer, in: Die Zeit, Nr.5 (26.1.2006), S.15-18. Göpfert, I.: Logistik der Zukunft – Logistics for the future, Wiesbaden 2006. o.V.: Logistik. In acht Tagen um die Welt, in: iwd, 33.Jg. (2007), Nr.31, S.4-5. Steven, M.; Krüger, R.: Internationale Logistik. Vom internationalen Gütertransfer zum globalen Supply Chain Management, Stuttgart 2001, S.31-40. Wood, D.F.; Barone, A.; Murphy, P.; Wardlow, D.: International Logistics, Berlin 1995.

Lohnhersteller

Auftragshersteller

Lohnkostenhierarchie

Niedriglohnland

Lohnkosten-Myopia übermäßige Konzentration der Standortdiskussion auf die international unterschiedliche Belastung der Unternehmen mit Lohn- und Lohnnebenkosten ( Arbeitskosten). „Übermäßig“ deshalb, weil daHumankapital, Innovativität oder auch Infrastruktur vernachlässigt werrüber Soft Factors wie den, obwohl sie vielfach nicht weniger bedeutsam sind als die Hard Factors ( Standortbedingungen). (1) Seit H. Lehment die wissenschaftliche Diskussion darüber eröffnet hat, wird unter Hinweis auf entsprechende Weltranglisten regelmäßig gewarnt, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sei in Gefahr, weil ihre Unternehmen zu jener Gruppe gehören, die durch die Lohnkosten am stärksten belastet werden ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale; vgl. Abb. 1). Abb. 1: Arbeitskosten im Industrie- und im Dienstleistungssektor (durchschnittliche Arbeitskosten je Stunde von Vollzeitbeschäftigten in Unternehmen mit mindestens zehn Arbeitnehmern; 2007, in €) Dänemark Schweiz 1) Schweden Luxemburg Belgien Island Finnland Deutschland Österreich Niederlande 2)

34.74 33.81 33.30 33.00 32.68 32.31 27.87 27.80 27.61 27.41

Quelle: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm

Großbritannien Frankreich Italien 3) Spanien Griechenland 4) Slowenien Zypern 1) Portugal Malta 1) Tschechien

27.19 25.25 21.39 16.39 13.37 12.09 11.98 11.32 8.69 7.88

Ungarn Polen Estland Slowakei Litauen Lettland Rumänien Bulgarien 1) = 2006 3) = 2004

7.13 6.78 6.60 6.41 5.09 4.41 3.41 1.84 2) = 2005 4) = 2003

916

Lohnkosten-Myopia

Diese These ist Ausdruck einer übermäßig verengten Perspektive. Denn tatsächlich verbirgt sich hinter Konstrukt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit weit mehr als die Fähigkeit, seine Leisdem Akzeptanz tungen international verkaufen zu können. Dies gelingt fast immer, im Extremfall unter „negativer Lohnkosten“. Allerdings ist ein Faktor umso wettbewerbsfähiger, je höher das Einkommen ist, das er bei Beschäftigung erzielt ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). So gesehen ist der Standort Deutschland um so wettbewerbsfähiger, je höher die Einkommen sind, die seine vollbeschäftigten Produktionsfaktoren erwirtschaften. Strategische Ziele können also nicht allein Vollbeschäftigung oder Vollbeschäftigung auf Kosten eines hohen Lohn- und Einkommensniveaus sein. Anzustreben sind vielmehr sowohl Vollbeschäftigung als auch ein hohes Einkommens- und damit Wohlstandsniveau. (2) Auch aus einem anderen Grund vermag das Lohnkosten-Argument nur bedingt zu überzeugen: Neben den eigentlichen Marketing-Instrumenten ( Innovation, Produktqualität, Lieferbereitschaft, Produktivität die Wettbewerbsfähigkeit. Kundenservice, Image etc.) beeinflusst nicht zuletzt die Lohnstückkosten berechWenn man deshalb die Lohnkosten an der Produktivität relativiert und die net, dann zeigt sich, dass die deutsche Wirtschaft gegenüber einer Reihe von Ländern mit geringerem absolutem Lohnkostenniveau (Frankreich, Großbritannien, Italien, Lettland, Estland) im Vorteil ist (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Kosten der Arbeit in der Europäischen Union Frankreich Dänemark Großbritannien Italien Lettland Estland Deutschland Norwegen Schweden Belgien Australien Slowenien Kanada Luxemburg

Lohnstückkosten 110 107 106 104 102 101 100 99 97 97 96 95 92 92

Produktivität 87 94 71 64 k.A. 19 100 120 92 111 66 k.A. 67 k.A.

Spanien Niederlande Tschechien Österreich USA Japan Ungarn Südkorea Finnland Polen Litauen Slowakei Griechenland

Lohnstückkosten 90 88 88 86 84 82 80 80 79 78 77 76 67

Produktivität 64 104 26 97 88 66 23 44 117 k.A. 22 29 k.A.

Deutschland = 100

Quelle: iwd, Nr.50 (10.12.2009), S.6.

(3) Gleichwohl ist unstrittig, dass die deutsche Wirtschaft in arbeitsintensiven Märkten im Kostenwettbewerb eine ungünstige Position innehat. Allerdings überzeichnet dieses Problem, wer den Arbeitskostenvergleich anhand von Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft, Köln, anstellt. Denn dieses EUROSTAT die Arbeitskosten aller Arbeitbeschränkt seine Berechnungen auf Arbeiter, während nehmer berücksichtigt. Dieser Unterschied erklärt bspw., warum gemäß einer IW-Statistik ein Franzose zum Zeitpunkt der Erhebung nur 69% des Stundenlohns seines deutschen Kollegen erhielt, während es gemäß der entsprechenden EU-Statistik immerhin 84% sind. Vernachlässigt werden weiterhin die bisweilen gravierenden Branchenunterschiede. So zeigt die nach Branchen differenzierte EUROSTAT-Erhebung, dass deutsche Unternehmen zwar zumeist die Bürde der höchsten Lohnkosten zu tragen haben, aber nicht in jedem Fall. Während in keinem Land in der Bauwirtschaft so hohe Löhne bezahlt werden wie in Deutschland, stehen bei Banken und Versicherungen die Belgier und Luxemburger, beim Einzelhandel die Dänen und Belgier und bei „sonstigen Dienstleistungen“ die Belgier, Franzosen sowie Dänen mehr oder weniger deutlich an der Spitze der Lohnskala.

Lohnstückkosten, internationaler Vergleich

917

" Gries, T.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit, Wiesbaden 1998. Lehment, H.: Lohnpolitik und Beschäftigung bei festen und bei flexiblen Wechselkursen, in: Weltwirtschaftliches Archiv, Bd.115 (1979), S.224-243. Müller, S.; Kornmeier, M.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Irrungen und Wirrungen der Standort-Diskussion, München 2000, S.156ff. Schröder, C.: Branchenprofil der Arbeitskosten in der Europäischen Union, in: IW-Trends, 23.Jg. (1999), Nr.4, S.60-72.

Lohnstückkosten, internationaler Vergleich (1) Indikator, der ausdrückt, ob und in welchem Maße sich die internationale Wettbewerbsposition eines Landes verändert hat. Die „Lohnstückkosten in nationaler Währung“ sind definiert als Relation von „Arbeitskosten je Beschäftigtenstunde“ (vgl. Abb. 1) zur „realen Bruttowertschöpfung je Beschäftigtenstunde“. Abb. 1: Arbeits- und Lohnstückkosten im Verarbeitenden Gewerbe (jahresdurchschnittliche Veränderung, in %) Arbeitskosten je Beschäftigtenstunde 1991 2007

2000 2007

Dynamik der Lohnstückkosten (€-Basis, in %) 1980 1991 2000 1991 2000 2007

Reale Bruttowertschöpfung (je Stunde) 1991 2000 2007 2007

Japan

1,1

0,0

3,4

3,7

-2,4

5,5

2,9

Belgien

2,8

3,3

2,9

2,6

-0,1

-0,2

-0,1

Kanada

3,1

3,4

2,6

1,1

-0,1

-8,9

5,5

Italien

3,5

3,0

1,5

-0,2

0,2

-9,3

4,0

Dänemark

3,5

4,5

2,4

2,5

1,1

-0,9

1,6

Deutschland

3,5

2,2

3,7

4,3

-0,2

3,4

-0,5

Frankreich

3,5

3,7

3,9

3,5

-0,2

-0,1

-0,9

Taiwan

3,5

2,0

5,2

5,6

-3,8

-2,5

3,6

Niederlande

3,7

3,7

3,6

3,2

0,1

-0,2

0,0

Schweden

3,8

3,9

6,3

5,6

-3,9

-11,9

0,9

USA

3,9

4,0

4,7

4,6

-1,7

-4,5

7,2

Großbritannien

4,0

4,8

3,1

3,9

0,7

-6,7

9,4

Spanien

4,1

4,2

1,9

2,1

0,2

-3,9

1,0

Australien

4,5

5,6

2,3

2,1

1,7

-2,8

3,5

Norwegen

4,5

4,9

2,1

3,7

2,1

-0,2

5,0

Südkorea

10,3

8,1

8,9

7,6

-1,1

2,7

-2,2

Quelle: U.S. Department of Labor, OECD; Deutsche Bundesbank; Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln.

Unter Berücksichtigung der Wechselkurse von 2005 ergibt sich für das deutschen Verarbeitende Gewerbe im Jahr 2007 Rang 5: Lediglich Großbritannien, Dänemark, Italien und Frankreich hatten in diesem Jahr ein höheres Niveau der Lohnstückkosten (vgl. auch Abb. 2). Abb. 2: Vergleich der Lohnstückkosten im Verarbeitenden Gewerbe (2007) Großbritannien Frankreich Italien Dänemark Norwegen Deutschland Australien Belgien

109 108 108 105 100 100 96 95

Schweden Spanien USA Niederlande Südkorea Kanada Japan Taiwan

93 92 90 88 85 84 76 75 Deutschland = 100

Quelle: U.S. Department of Labor, OECD; Deutsche Bundesbank; Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln (in: Schröder 2008, S.94).

918

Lohnstückkosten, internationaler Vergleich

Die deutsche Gesamtwirtschaft indessen musste im Verlauf der Jahre 1995-2004 lediglich eine Steigerung der Lohnstückkosten um 2,6% verkraften, während es bei den Euroländern (EU-12) durchschnittlich 12,6% waren. Ausreißer sind in dieser Rangfolge einerseits Portugal (+ 40,5%) und andererseits Japan (+ 14,2%), das allerdings seit den 1990er-Jahren unter einer von Deflation gekennzeichneten Wirtschaftskrise leidet (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Veränderung der nominalen Lohnstückkosten in der Gesamtwirtschaft (1995-2004, in %) 1)

40,5

29,3

28,7

25,9

23,4

20,8

20,5

19,4 15,7

2)

13,0

10,5

9,0 3,3

2,6

-14,2 1) Zuwachs

der Lohnstückkosten zwischen 1995 und 2004 (in %) der EU-12 (= 12,6 %)

2) Durchschnittswert

Quelle: Europäische Kommission.

(2) Derartige internationale Vergleiche sind indessen mit zahlreichen Methodenproblemen behaftet: Wie C. Schröder (S.108) argumentiert, könnte der Ausweis einer rechnerisch hohen Arbeitsproduktivität und eines niedrigen Niveaus der Lohnstückkosten auf eine besonders kapitalintensive Fertigung zurückzuführen sein. International vergleichbare Angaben zum Kapitaleinsatz stehen jedoch nicht zur Verfügung. Zudem sind die Daten, die dem Niveauvergleich zugrunde liegen, nur eingeschränkt kompatibel: Kanada, Dänemark, Großbritannien und Schweden weisen die Bruttowertschöpfung nicht wie die übrigen Länder zu Marktpreisen, sondern zu Faktorkosten aus. Der Saldo aus Produktionssteuern Subventionen bleibt also unberücksichtigt. Das Produktivitätsniveau dieser Länder könnte und daher etwas zu niedrig ausgewiesen sein, wogegen das Lohnstückkostenniveau möglicherweise etwas überschätzt wird. Bei einem Längsschnittvergleich - z.B. der jeweiligen Position der westdeutschen Lohnstückkosten mit denen der Konkurrenten insgesamt (vgl. Abb. 4, nächste Seite) - werden diese Probleme jedoch konstant gehalten. Dies bedeutet: Zwar mag umstritten sein, ob der oben festgestellte „Kostennachteil“ von 9% mit einem entsprechenden Wettbewerbsnachteil gleichgesetzt werden kann. Eindeutig aber ist: Zunächst, d.h. seit 1986, hat sich die kostenbedingte Wettbewerbsposition der westdeutschen Wirtschaft zusehends verschlechtert. Mitte der 1990er-Jahre vollzog sich dann jedoch einer Trendwende. Zu beiden Entwicklungen trug in nicht unerheblichem Maße die jeweilige Relation der Wechselkurse bei.

Lohnstückkosten, internationaler Vergleich

919

Abb. 4: Entwicklung der Lohnstückkosten im Verarbeitenden Gewerbe Deutschland Durchschnitt der übrigen Länder: €-Basis 1) Durchschnitt der übrigen Länder: Nationalwährungs-Basis 2) 115 110 105 100 95 90 85 80 1991

1993

1995

1997

1999

2001

2003

2005

1)

Ohne Deutschland; gewichtet mit dem Anteil dieser Länder am Weltexport im Zeitraum 2005-2007.

2)

Die DM-Werte wurden mit dem festen DM-Euro-Wechselkurs umgerechnet.

2007

Quelle: U.S. Department of Labor, OECD; Deutsche Bundesbank; Statistisches Bundesamt; Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln.

WettDiesen Zusammenhang spiegelt auch Abb. 5 wider, die zwei Indikatoren der internationalen bewerbsfähigkeit zueinander in Beziehung setzt. In dem Maße, wie sich die relative LohnstückkostenExport-Performance. Position der westdeutschen Wirtschaft verschlechterte, litt auch ihre Abb. 5: Internationale Wettbewerbsposition der westdeutschen Wirtschaft

Relative Lohnstückkostenposition1)

Export-Performance2) 120 110 100 90 80 1991 1) Gegenüber

1993

1995

1997

1999

dem Durchschnitt der übrigen Länder auf €-Basis

2) Export-Performance

Quelle: Schröder (2008, S.101).

nach OECD-Definition

2001

2003

2005

2007

920

Lohnstückkosten, internationaler Vergleich

(3) Die Lohnstückkosten spielen in der Standortdiskussion eine Schlüsselrolle. Angesichts sich widersprechender Ausgangsthesen trägt dieses Argument allerdings häufig mehr zur Verwirrung als zur Problemlösung bei. Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, a) Steigende Lohnstückkosten gefährden die internationale weil es infolge des starken Kostendrucks immer schwerer fällt, heimische Produkte auf dem Weltmarkt zu verkaufen. b) Steigende Lohnstückkosten sind keine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, wenn dessen Produkte den Präferenzen zahlungsbereiter Käuferschichten entsprechen. Können diese deshalb Weltmarkt abgesetzt werden, so ist dies gerade ein Indiz für Wettselbst bei hohen Preisen auf dem bewerbsstärke. c) In einheitlicher Währung gemessene Lohnstückkosten sind als Indikator für die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Landes grundsätzlich ungeeignet, weil die positive Wirkung zurückhaltender Lohnabschlüsse in der Regel durch Aufwertung der Landeswährung konterkariert wird. Wie zuletzt das Beispiel Schweiz zeigte, werden die Arbeitskostenpositionen der einzelnen Länder wesentlich von den Wechselkursänderungen beeinflusst, weshalb dieses Land trotz (oder wegen?) regelmäßig moderater ArbeitskosLohnabschlüsse, absolut und im Zeitverlauf betrachtet, beim weltweiten Vergleich der ten Jahr für Jahr schlecht abschneidet ( Lohnkosten-Myopia). (4) Dass die Lohnstückkosten kein valider Indikator der internationalen Wettbewerbsfähigkeit sind, lässt sich schließlich auch empirisch begründen. So folgte der hohen relativen Kostenbelastung der deutschen Wirtschaft in den Jahren 1985 bis 1987 ein Boom im Exportgeschäft, begleitet von bis dahin Handelsbilanz. Dies gibt Anlass, an der Aussagebeispiellos großen Überschüssen in der deutschen kraft der Maßzahl „Entwicklung der Lohnstückkosten-Relation“ für die internationale Wettbewerbsposition des Verarbeitenden Gewerbes zu zweifeln. Wie weiterhin das ifo-Institut in einem für das Bundesministerium für Wirtschaft erstellten Gutachten zur „These vom Hochlohnland Deutschland“ 1996 ausführte, waren die realen Lohnstückkosten damals weder zu hoch noch in den zurückliegenden Jahren überdurchschnittlich stark gestiegen. Auch seien in erster Linie Aufwertungseffekte dafür verantwortlich, dass die in D-Mark umgerechneten nominalen Lohnstückkosten Deutschlands im internationalen Vergleich in den letzten Jahren gewachsen sind. Kritiker halten diesem Gutachten indessen entgegen, dass seine Autoren jenen Teil der Produktivitätssteigerungen, der im Zuge des Beschäftigungsabbaus zwangsläufig auftritt, nicht herausgerechnet haben. (5) Nicht einmal steigende relative Exportpreise lassen eindeutige Aussagen darüber zu, welche Konsequenzen dies für die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft und die Beschäftigung hat. Denn je nachdem, wie sich Nachfrage und Kosten verändern, können positive oder negative Effekte auftreten. Wie sich am Beispiel von Deutschland und Japan, beide führende Exporteure von hochpreisigen Produkten, zeigen lässt, bedeuten wechselkursbedingte Steigerungen der Exportpreise nicht zwangsläufig, dass sich Außenhandelsposition, Einkommen und Beschäftigung verschlechtern. Vielmehr haben beide Länder in der Vergangenheit immer wieder große Überschüsse im Außenhandel erwirtschaftet. Dass also Produkte „Made in Germany“ bzw. „Made in Japan“ trotz hoher Preise von einer hinreichend großen Anzahl an Personen nachgefragt werden, lässt sich auch und gerade als Ausdruck von Wettbewerbsfähigkeit werten. (6) Die vordergründige, vielfach interessengeleitete Diskussion verstellt den Blick auf bedeutendere Ursachen von Wettbewerbsdefiziten. Differenzierte Analysen zeigen, dass die unstrittigen Kostenunterschiede wesentlich mehr von der jeweiligen Art der Produktkonstruktion (Over-Engineering vs. nachfragegerechte Produktion) und Arbeitsorganisation verursacht werden als von unterschiedlichen Faktorkosten (z.B. Personalkosten). Deshalb weisen Betriebe, die vergleichbare Produkte mit ähnlichen Prozessen herstellen, Kostendifferenzen von 35-50% auf. Davon aber entfallen durchschnittlich nur etwa 5% auf die Personalkosten. Weitere Schwächen, die im Falle der deutschen Wirtschaft für erheblich größere Kostennachteile sorgen als die Lohnstückkosten und dennoch kaum diskutiert werden, sind übermäßige Produktdifferenzierung und Sortimentsbreite, Innovationsschwäche u.v.a.m. Die unterschiedliche Kostenbelastung ist somit primär auf Ursachen zurückzuführen, welche vergleichsweise wenig mit den Lohnkosten zu tun haben (vor allem übermäßige Komplexität) und deshalb auch

Lokalisierung

921

ohne Verlagerung (von Unternehmensteilen) ins Ausland ( Standortverlagerung) weitgehend behoben werden können, indem man bspw. die Arbeitsabläufe reorganisiert. Nach Einschätzung erfahrener Unternehmensberater bergen Entwicklung, Produktion und Vertrieb bis zu 50% Kostensenkungspotenzial ( Outpacing-Strategie, insb. Plattform-Strategie). Schließlich ist die Wertschöpfung je Mitarbeiter hierzulande auch deswegen zu gering, weil die Neuproduktentwicklung teilweise doppelt so lange dauert wie anderswo. " Beyfuß, J.: Ausfuhren und Weltmarktposition Deutschlands 1996, in: IW-Trends, 24.Jg. (1997), Nr.1, S.5-14. Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Monatsbericht Mai, Frankfurt/Main 1994. Eglau, H.O.: Innovation in Deutschland. Zu wenig, zu langsam, zu teuer, in: Die Zeit, Nr.33 (12.8.1994), S.15-16. Kluge, J.: Standortverlagerung ist nicht das Allheilmittel für die Kostensenkung, in: Blick durch die Wirtschaft, 39.Jg. (1996), Nr.237, S.11. Köddermann, R.; Wilhelm, M.: Umfang und Bestimmungsgründe einfließender und ausfließender Direktinvestitionen ausgewählter Industrieländer. Entwicklung und Perspektiven, ifo-Studien zur Strukturforschung Nr.24, München 1996. Maaß, H.; Sell, F.L.: Lohnzurückhaltung, Wechselkurs und Beschäftigung - unter besonderer Berücksichtigung des Kapitalmarktes und der Handelsstruktur, in: Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, 47.Jg. (1998), Nr.1, S.78-108. Müller, S.; Kornmeier, M.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit. Irrungen und Wirkungen der Standort-Diskussion, München 2000, S.156ff. Schröder, C.: Produktivität und Lohnstückkosten der Industrie im internationalen Vergleich, in: IW-Trends, 35.Jg. (2008), Nr.4, S.89-102. von Suntum, U.: Löhne, Wechselkurse und Beschäftigung, Gutachten im Auftrag des Deutschen Industrie- und Handelstages, Bonn 1996.

Lohnveredelung Bearbeitung oder Verarbeitung von Ware, die im Besitz des Eigentümers bleibt, während der Veredler Dienstleistung (gemäß Außenwirtschaftsgesetz) entlohnt wird. Aktiver Veredelungsverfür seine kehr (aVV), d.h. die Veredelung von Gütern eines Gebietsfremden durch einen Gebietsansässigen im Inland, kann gemäß § 15 AWG unter bestimmten Bedingungen beschränkt werden (z.B. wenn dadurch die Deckung eines lebenswichtigen Bedarfs im Wirtschaftsgebiet gefährdet würde). Von passivem VerAusland veredelt werden. Die zur aktiven Veredelungsverkehr (pVV) spricht man, wenn Güter im Einfuhrerklärung, Einfuhrgenehmigung oder Uredelung eingeführten Güter bedürfen keiner sprungszeugnisse. Lokale Agenda 21 nachhaltigen Selbstverpflichtung von Städten und Gemeinden weltweit, die Leitlinien einer wicklung auch auf lokaler Ebene konkret umzusetzen ( Umweltschutz, globaler). ( http://www.econtur.de (Link Lokale Agenda)

Ent-

Lokalisierung Option im Streben nach Wertschöpfungsvorteilen. Um Effektivitätsvorteile zu erringen, passen Unternehmen, welche die Lokalisierungsstrategie verfolgen, ihre Leistungen den jeweiligen länderspeDifferenzifischen Bedingungen an. Als so genannte Konfigurationsstrategie leitet sich daraus die zierungsstrategie ab. Im - allerdings unwahrscheinlichen - Extremfall kann dies bedeuten, dass ein Auslandsniederlassung international bzw. global tätiges Unternehmen in jedem Ländermarkt eine gründet, die alle „Glieder“ der Wertschöpfungskette selbst erbringt. Archetypen internationaler Unternehmenstätigkeit gehen Bartlett & Ghoshal (2) Im Konzept der von der Überlegung aus, dass die in einer Branche herrschenden „Triebkräfte“ die strategische AusOrganisationsstruktur, richtung eines Unternehmens bestimmen. Daraus wiederum folgt, welche Einstellungen etc. angemessen sind. Dominieren in einer Branche die Forces for Localization, so beMultinationalen Unternehmung. Diese differenziert ihre Leistungen günstige dies den Typus der Kompetenz, mit kultureller Dientsprechend den Erfordernissen lokaler Märkte, kultiviert ihre Auslandsniederlassungen die Aufgabe zu, lokal bestehende versität umzugehen und weist ihren Marktchancen zu erkennen und zu nutzen. (3) Lokalisierung wird seit Mitte der 1990er-Jahre auch als (zwangsläufige bzw. voluntaristische) Gegenbewegung zu Globalisierung verstanden ( Glokalisierung). " Bartlett, C.A.; Ghoshal, S.: Managing Across Borders. „New Strategic Requirements“, in: Sloan Management Review, Vol.28 (1987), No.4, pp.7-17. Bartlett, C.A.; Ghoshal, S.: „New Organizational Responses”, in: Sloan Management Review, Vol.29 (1987), No.1, pp.43-53. Kutschker, M.: Konzepte und Strategien der Internationalisierung, in: Corsten, H.; Reiß, M. (Hrsg.), Handbuch Unternehmensführung, Wiesbaden 1995, S.647-660.

922

Lokalpatriotismus

Lokalpatriotismus häufig übertriebene Identifikation mit bzw. Liebe zur Heimatstadt bzw. Gegend oder Region, in Patriotismus. und ein wichtider man lebt ( Heimat). Lokalpatriotismus ist eine Sonderform des Religiosität. Wie Lokalpatrioten, so engagieren sich auch Religiöse überdurchger Prädikator von schnittlich häufig in der Gemeinde, in der sie leben. Lokalpatrioten sind häufiger nationalistisch eingestellt als liberale Menschen ( Liberalismus; Nationalismus). " Clark, D.B.: Local and Cosmopolitan Aspects of Religious Activity in a Northern Suburb, in: Martin, D.; Hill, M. (Eds.), A Sociological Yearbook of Religion in Britain, Vol.3, London 1970, pp.45-64. Eisinga, R.; Felling, A.; Peters, J.: Christian Beliefs and Ethnocentrism in Dutch Society. A Test of Three Models, in: Review of Religious Research, Vol.32 (1991), No.3, pp.305-320. Roof, W.C.: Religious Orthodoxy and Minority Prejudice. Causal Relationship or Reflection of Localistic World View, in: American Journal of Sociology, Vol.80 (1974), pp.643-664. Thielbar, G.: Localism-Cosmopolitism. Prolegomenon to a Theory of Social Participation, in: Sociological Quarterly, Vol.11 (1970), pp.243-254.

Lombard-Kredit von der Deutschen Bundesbank gewährter Kredit mit kurzer Laufzeit (maximal drei Monate), dessen primäre Funktion die Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsengpässe ist. Als Sicherheit sind solche Wertpapiere und Schuldbuchforderungen zu verpfänden, welche das Lombard-Verzeichnis auflistet. Lomé-Abkommen Versuch der AKP-Staaten, den negativen Effekt der EU-Agrarmarktordnungen ( Abkommen von Festung Europa) zu mindern, indem sie eine so genannte Präferenzzone bilden ( PräfeLomé; Europäische Union diesen Ländern die zollfreie Einfuhr von über renzzoll). Dies bedeutet, dass die 99% ihrer Industrie- und Agrarexporte ermöglicht. Hinzu kommen die garantierte Abnahme von bis zu 13 Mio. Tonnen AKP-Zucker erheblich über dem Weltmarktpreis, die finanzielle Unterstützung eines Systems zur Stabilisierung der Erlöse, welche die AKP-Staaten für die Ausfuhr bestimmter Agrarprodukte (STABEX) und mineralischer Grundstoffe (SYSMIN) erzielen ( Gemeinsamer Fonds für Rohstoffe) sowie verschiedene Formen der wirtschaftlich-technischen Zusammenarbeit ( GTZ). London Commodity Exchange Londoner Club

Commodity

Insolvenzverfahren, internationales

Long Term-Agreement erstes, 1961 vereinbartes Abkommen zur Liberalisierung des Textilmarktes. Anders als das Welttextilabkommen beschränkte sich das auf fünf Jahre begrenzte LTA auf Textilien aus Baumwolle. " Wellenreuther, H.: Welttextilabkommen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 14.Jg. (1985), Nr.10, S.531-534.

Look Alike in der Bekleidungsbranche weit verbreitete Form der Imitation ( Innovation; Knock Off). Aus juristischer Sicht handelt es sich dabei allerdings primär um ein Problem des unlauteren Wettbewerbs. Daran gemessen ist die Verletzung des Rechts auf geistiges Eigentum durch Look Alikes ( Markenund Produktpiraterie) sekundär. Look and See-Trip dient der Vorbereitung von und dem Abbau von Widerständen gegen eine Entsendung. Dabei soll der zukünftige Expatriate nicht nur Gelegenheit bekommen, „Land und Leute“ in einem landesTrainings kennen zu lernen, sondern auch seine zukünfkundlichen Sinn als Teil des vorbereitenden tigen Kollegen und Mitarbeiter sowie das (Tochter-)Unternehmen insgesamt. Zumeist nehmen Familienmitglieder, die den Entsandten bei seinem Auslandseinsatz begleiten sollen, an diesen Vorbereitungsreisen teil.

Luftfrachtbrief

923

" Schuster, M.: Zum Auslandseinsatz von Mitarbeitern, Köln 1995.

Loose-Tight-Ansatz der Kontrolle von Joint Ventures. Um der Muttergesellschaft ein Höchstmaß an Sicherheit und dem Joint Venture ein Höchstmaß an Selbständigkeit zu gewährleisten, sollte demnach die Muttergesellschaft zunächst jene Prozesse des Gemeinschaftsunternehmens identifizieren ( Wertschöpfungskette), welche der Aufsicht bedürfen. Sodann ist festzulegen, wie intensiv die Aufsicht betrieben werden sollte. Generell gilt: Während alles, was kurze Entscheidungswege voraussetzt (d.h. das Tagesgeschäft), der Verantwortung des Joint Venture-Managements überlassen bleiben sollte, sind grundlegende Leistungsansprüche, wie die Kriterien des Kapitalmarktes, zentral zu kontrollieren. " Yoshino, M.Y.; Srinivasa Rangan, U.: Strategic Alliances, New York 1995.

Low Touch-Kultur

Proxemik

Low-Context-Kultur (1) unterscheidet sich von der High Context-Kultur durch die Bedeutung, welche die nonverbale Kommunikation in den einzelnen Gesellschaften für die zwischenmenschliche Kommunikation besitzt. In LC-Kulturen wie Deutschland sind Worte sehr bedeutsam (d.h. was gesagt wird). Angehörige von HCKulturen hingegen achten mehr darauf, wie etwas gesagt wird: Sie legen vor allem auf den Kontext der Kommunikation Wert. In derartigen Kulturen (z.B. die meisten afrikanischen und asiatischen Länder, aber auch die Niederlande und Frankreich) ist das Wohlergehen der Gruppe wichtig. Dem müssen sich die individuellen Ziele Einzelner häufig unterordnen. Interkulturelle Marketing lässt sich aus diesem Konzept bspw. ableiten, dass enttäuschte (2) Für das Kunden aus HC-Kulturen weniger zur offenen direkten Beschwerde neigen; vielmehr wandern sie Dienstvergleichsweise häufiger direkt, d.h. ohne Vorwarnung, ab ( Beschwerdemanagement; leistungsmarketing, interkulturelles). " Hall, E.T.: The Silent Language, New York 1959. Hall, E.T.: Beyond Culture, Garden City/NY 1976. Hall, E.T.; Hall, M.R.: Understanding Cultural Differences, Yarmouth/ME 1990. Knapp, K.: Interpersonale und interkulturelle Kommunikation, in: Bergemann, N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2003, S.109-135. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011.

Symbol

Löwe Loyalität

Konfuzianismus;

Loyalitätsprinzip LTA

Korporationskapitalismus

Konfuzianismus

Long Term-Agreement

LTO Abkürzung für Long-Term Orientation. Der Index der Langfrist- vs. Kurzfristorientierung repräsenHofstede-Kulturstudie. Sie quantifiziert die tiert die - allerdings umstrittene - fünfte Dimension der Gesellschaft, pragmatisch-zukunftsorientierten Werten den Vorrang gegenüber Tendenz einer dogmatisch-gegenwartsbezogenen Werten zu geben. " Hofstede, G.: Cultures Consequences. Comparing Values, Behaviors, Institutions and Organizations Across Nations, 2nd Ed., Thousand Oaks/CA 2001, pp.145-208.

Lücke, technologische Lucky Name Luftfrachtbrief

Theorie der technologischen Lücke

Markenname Exportdokument

924

Lump Sum

Lump Sum

Lizenzgebühr

Lunarsolar-Kalender Lust

Hedonismus;

Luxemburger Modell Luxusartikel Luxusgut Luxusleben

Zeitrechnung Produkt, hedonisches Schattenwirtschaft

Produkt, globales World Luxury Index Protestantismus-These

M Maastrichter Vertrag

Vertrag über die Europäische Union

Maastricht-Kriterien

Konvergenz

Machbarkeitsstudie (1) prüft die Realisierbarkeit (im Sinne der Wirtschaftlichkeit) von Geschäftsvorhaben aller Art. In Industrieländern stehen dabei häufig Fragen der Technologie von Verfahrenstechniken, ProduktionsanlaStandort aber in Entgen und sonstigen Projekten im Mittelpunkt der Überlegungen. Liegt deren wicklungsländern, so richtet sich das Augenmerk auch bzw. primär auf die Leistungsfähigkeit der InHumankapitals und/oder die Verlässlichkeit des frastruktur, die Verfügbarkeit des erforderlichen politischen Systems ( Risiko, politisches). (2) Zur Vorbereitung bzw. Unterstützung der Internationalisierung der Geschäftstätigkeit werden die auch Feasibility-Studien genannten Machbarkeitsstudien durchgeführt, um die Erfolgsaussichten des Eintritts in bestimmte Ländermärkte zu prognostizieren ( Markteintrittsstrategie). Wichtige Kriterien sind dabei, neben der Konkurrenzsituation und der Stabilität des politischen Systems, das Wirtschaftswachstum der jeweiligen Volkswirtschaft ( Bruttoinlandsprodukt), die verfügbare Kaufkraft der Bevölkerung sowie Transparenz und Verlässlichkeit des Rechtssystems. (3) Im Rahmen seiner Mittelstandsförderung und mit Hilfe des Programms Projektstudienfonds Außenwirtschaft fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Auslandsproklein- und mittelständischen Unternehmen in der Vorbereitungsphase. Finanziert werden jekte von können mit insgesamt zwei Mio. Euro vor allem Machbarkeitsstudien, von deren Ergebnissen zukünftige Investitionsentscheidungen regelmäßig abhängen. Diese Unterstützung versetzt auch KMUs in die Lage, chancenreiche Auslandsprojekte trotz der gerade in der Frühphase hohen wirtschaftlichen Risiken anzugehen. Gefördert werden Vorhaben, die Aussicht auf spätere signifikante deutsche Zulieferungen oder Investitionen haben ( Beschaffung, globale). Das BMWi beteiligt sich mit einem Zuschuss von bis zu 50% und maximal 100.000 € an den Kosten einer Machbarkeitsstudie oder sonstigen Vorbereitungsmaßnahmen für wirtschaftspolitisch interessante Auslandsprojekte. Bei erfolgreicher Durchführung des Projekts muss der Zuschuss zurückgezahlt werden. Macht

Akzeptanz von Machtdistanz;

Machtdistanz

Erfolg von Volkswirtschaften;

Konfliktstil

Akzeptanz von Machtdistanz

Machtmissbrauch

Multinationale Unternehmen

MADB Marktzugangsdatenbank der Generaldirektion Handel der Kommission der Europäischen Union. Zolltarife, Handelshemmnisse sowie die erforderlichen Dokumente im MADB informiert über Drittländern. Integriert in die Datenbank ist ein Beschwerderegister, das es dank Außenhandel mit

926

Made by ...

einer standardisierten Onlinemaske vor allem klein- und mittelständischen Unternehmen erleichtern soll, sich über Handels- und Investitionshemmnisse zu beschweren. ( http://madb.europa.eu Made by ... Strategie zahlreicher Global Player, der Globalisierung auch im Bereich der Soft Factors Rech„Made in ...“ (z.B. Made in Germany) durch das „Made by ...“ nung zu tragen und das traditionelle Herkunftszeichens ange(z.B. Made by BMW) zu ersetzen. Nicht zuletzt ist diese Modifikation des sichts der Globalisierung der Wertschöpfungsprozesse im Rahmen der globalen Beschaffung angezeigt. Da das Unternehmen, mit dessen Namen sich ein Produkt in der Öffentlichkeit verbindet, bisweilen nur noch die Marken- und Kommunikationspolitik sowie die Entgeltpolitik betreibt, lässt sich ein eindeutiges Herkunftsland vielfach nicht mehr benennen, wie u.a. folgende Kennzeichnung zu erkennen gibt: „Design and Quality: IKEA, Made in Spain“ ( Sourcing-Konzepte). Made in Bavaria Essay von Oskar Maria Graf (1894-1967), der sich, selbstironisch, als Provinzschriftsteller bezeichnete, von den Nationalsozialisten als Heimatdichter verkannt und geschont wurde ( Heimat). Tatsächlich aber war OMG ein Vertreter liebevoll-sarkastischer bayerischer Lebensart. " Graf, O.M.: Made in Bavaria, Hörverlag, München 2003.

Made in Europe wird von manchen Herstellern, z.B. von dem Schuhproduzent Sioux, als Herkunftsland angegeben, um bestimmte hochwertige Qualitätsvermutungen zu wecken ( Local Content). Offensichtlich wird befürchtet, dass die konkretere Herkunftsangabe (d.h. Produktionsstandorte wie Bulgarien, Portugal oder die Türkei), nicht geeignet wären, diese kommunikationspolitische Funktion zu erfüllen. Aus einem anderen Grund setzt auch Montblanc, ohne diese allerdings explizit anzusprechen, auf die AssoEuropa. Das Hamburger Unternehmen positioniert sich bewusst als Repräsentant europäiziation scher Handwerkskunst, verquickt mit Luxus und „Made in France“. Denn Deutschland sei zwar berühmt für gute Autos, aber nicht für exquisite Luxusartikel. Made in Germany Herkunftszeichen von in Deutschland gefertigten Erzeugnissen. Das im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert von der damals dominierenden Welthandelsmacht Großbritannien der deutschen Industrie auferlegte Made in Germany (als Warnung britischer Käufer vor den damals noch minderwertigen deutschen Erzeugnissen) entwickelte sich insb. in der „Zeit des Wirtschaftswunders“ zum unbestrittenen Qualitätssignal und zum Fixpunkt der Corporate Identity der damals noch jungen Bundesrepublik Deutschland. Im weiteren Verlauf der Wirtschaftsgeschichte verlor das Made in Germany jedoch in dem Maße als reines Qualitätsargument an Bedeutung, wie insbesondere amerikanische und japanische Unternehmen im Qualitätswettbewerb gleichgezogen bzw. ihre deutschen Konkurrenten stellenund phasenweise überholt haben. Nach wie vor weltweit erfolgreiche Unternehmen wie BMW oder Heidelberger Druckmaschinen zeigen jedoch, dass überlegene Arbeitsvorbereitung, Produktionsplanung und Qualitätssicherung ( Standort Deutschland) dann erneut den Wettbewerbsvorteil dieses Gütesiegels begründen können, wenn sie zusammen mit hochautomatisierten Prozessen einstigen bei sehr hoher Wertschöpfung dafür sorgen, dass der direkte Anteil der Löhne an den Produktionskosten ( Lohnkosten) verschwindend gering ist und/oder eine marktgerechte Variantenvielfalt angeboten werden kann, ohne dass deshalb die Kosten unverhältnismäßig ansteigen. " Head, D.: Made in Germany. The Corporate Identity of a Nation, London 1992. Hirschmann, R.G.: Made in Germany. Rolle und Bedeutung aus deutscher Sicht, in: Bungard, W.; Dorr, J.; Lezius, W.; Oess, A. (Hrsg.), Deutsche Qualität auf dem Prüfstand, Mannheim 1988, S.1-7. von Sell, P.: Made in Germany, Ostfildern 2008.

Made in-Image

Country of Origin

Makro-Marketing

927

Madrider Abkommen über die internationale Registrierung von Marken von den Mitgliedern der Pariser Verbandsübereinkunft ( Markenschutz) abgeschlossen. Demnach Deutschen Patent- und Markann ein deutsches Unternehmen mit einer einzigen Anmeldung beim Marke(n) gleichzeitig in allen Mitgliedsländern des Madrider Markenabkenamt (DPMA) seine IR-Marke erleichtert zwar die internationale Registrierung kommens (MMA) schützen lassen. Die von Marken in erheblichem Maße, setzt aber voraus, dass diese auch im Ursprungsland eingetragen und als Marke anerkannt sind. Mit Ausnahme von Dänemark, Großbritannien, Finnland, Griechenland, Europäischen Union sowie eine Vielzahl Irland und Schweden zählen alle Mitgliedsstaaten der weiterer Länder (z.B. China, Polen, Rumänien, Russland, Schweiz, Südkorea, Tschechien, Ukraine, Ungarn) zu den Unterzeichnern des MMA. Madrider Protokoll Protokoll zum Madrider Abkommen über die internationale Registrierung von Marken (MMA). Es ermöglicht seit 1996 auch Staaten, die dem MMA nicht angehören (z.B. USA, Großbritannien, nordeuropäische Länder), dessen Vorteile in Anspruch nehmen; allerdings müssen sie höhere Gebühren entGemeinschaftsmarken als Basisanmeldung für die Erstreckung richten. Vor allem aber können auch des Markenschutzes auf außereuropäische Vertragsstaaten genutzt werden. Dies bietet indessen nicht nur Vorteile, sondern erhöht für den Anmelder auch das Risiko. Stehen nämlich einer Eintragung Versagungsgründe auch nur in einem einzigen Mitgliedsstaat entgegen, so wird die Gemeinschaftsmarke insgesamt nicht eingetragen, und der Antragsteller erhält in keinem der europäischen Mitgliedsstaaten Markenschutz. Bei hohem Risiko - etwa weil die betreffende Marke aus sprachlichen Gründen in einem Land als rein beschreibend und deshalb als nicht schutzfähig angesehen werden könnte - ist es empfehlenswert, keine Gemeinschaftsmarke, sondern eine nationale Marke als Basismeldung zu nutzen, wobei die nationale Registrierung in einem Land betrieben werden sollte, in dem keine Versagensgründe erkennbar sind. Maghreb

Union des Arabischen Maghreb

Maghreb-Union 1989 von den nordafrikanischen Ländern Algerien, Libyen, Marokko, Mauretanien und Tunesien Europäischen Union soll zunächst die wirtschaftliche Integragegründet. Nach dem Vorbild der Gemeinsamen Marktes angestrebt werden. Langfristiges Ziel ist die politische tion in Gestalt eines Union. Magie

Kultur, magische

Magisches Viereck

Wirtschaftspolitik

Mahnverfahren

Zahlungsbedingungen

Maklercourtage

Handelsmakler

Maklerhandel Maklernote

B-to-B-Handel Handelsmakler

Makro-Marketing befasst sich aus makroökonomischer Sicht mit Struktur und Dynamik von Sachverhalten, die im Binnenhandelspolitik subsummiert werden. Hierzu zählen die Gestaldeutschsprachigen Raum der tung des Marktzugangs (u.a. mithilfe der Baunutzungsverordnung) und des Marktrechts (u.a. Mithilfe Produkthaftungsrichtlinie der EU U oder des Patentrechts). des Produkthaftungsgesetzes

928

Malaria

Malaria

Armut;

Human Development Index

Malcolm Baldrige National Quality Award Malta-Agreement

Qualitätsmanagement

Warschauer Übereinkommenssystem

Managed Floating in protektionistischer Absicht vorgenommene Manipulation des Wechselkurses ( Protektionismus). Hierbei handelt es sich um eine den nichttarifären Handelshemmnissen zuzurechnende Variante des so genannten Wechselkurs-Protektionismus ( Handelshemmnis, nichttarifäres). Die systematiWährung entspricht in ihren Auswirkungen einem Importzoll sche Unterbewertung der heimischen Exportsubvention ( Zoll). Dieser Effekt lässt sich keineswegs nur durch demonstrative oder einer Devisenmärkten Intervention bzw. Zurückhaltung der zuständigen nationalen Behörden an den erreichen. Um die internationale Wettbewerbssituation zugunsten der heimischen Wirtschaft zu beeinflussen, werden auch gezielte Äußerungen führender Politiker und Vertreter der Notenbank mit der Absicht lanciert, den Wechselkurs zu manipulieren. Durch Botschaften wie „Wir haben uns darauf verständigt, den Dollar auf einem Kursniveau von ... € zu halten“ soll eine Unter-/Höherbewertung der eigenen Währung erreicht werden. " Williamson, J.: Exchange Rate Management, in: The Economic Journal, Vol.103 (1993), No.1, pp.188-197.

Managed Trade wirtschaftspolitisches Leitbild ( Wirtschaftspolitik), wonach nicht „freie“, sondern „faire“ HanFairer Handel im Sinne der alternatidelsbeziehungen anzustreben sind. Damit ist allerdings nicht ven Faire Trade-Bewegung gemeint, sondern bilateral weitgehend symmetrische Handelsbeziehungen, die für äquivalente ökonomische Effekte sorgen. Bilaterale Handelsdefizite signalisieren aus dieser ordnungspolitischen Sicht asymmetrische Handelsbeziehungen. Mehr noch: insbesondere nach Maßgabe des US-Handelsgesetzes sind sie zwingend als Indikator „unfairer Handelspraktiken“ zu werten, denen mit „freiwilligen“ Selbstbeschränkungsabkommen, Antidumping-Klagen und anderen Neoprotektionismus zu begegnen ist. Angesichts des traditionell Maßnahmen aus dem Arsenal des riesigen Handelsbilanzdefizits der USA sind regelmäßig „Handelskriege“ die Folge ( Wirtschaftskrieg). " Bagwell, K.; Staiger, R.W.: A Theory of Managed Trade, Vol.80 (1990), No.4, pp.779-795. Müller, S.; Kornmeier, M.: Streitfall Globalisierung, München 2001, S.100ff. Thurow, L.C.: Kopf an Kopf. Wer siegt im Wirtschaftskrieg zwischen Europa, Japan und den USA? Düsseldorf 1993.

Management auf Zeit

Senior Experten Service

Management-Andragogik (1) setzt sich, als Teilmenge der Erwachsenenbildung, mit der Weiterbildung von Führungskräften auseinander. Um den Transfer der Lerninhalte zu fördern, setzt die Management-Andragogik bevorzugt Lehrmethoden ein, welche die Realität der Führungspraxis möglichst weitgehend abbilden. Konkret bedeutet dies, dass folgende Lernziele verfolgt werden. Förderung von Analysevermögen, Entscheidungsfindung, Teamwork und ganzheitlicher Unternehmensführung unter realitätsnahen BedinUnsicherheit). Dabei kommt der Fallstudien-Methodik eine bedeutengungen ( Komplexität und de Rolle zu. (2) Die einzelnen Methoden und Inhalte einer international oder global ausgerichteten ManagementAndragogik sind Gegenstand von Abb. 1 (nächste Seite). Diese lassen sich entsprechend der klassischen Dreiteilung der kognitiven Ebene (= Wissen), der emotionalen Ebene (= Einstellungen) bzw. der konativen Ebene, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten repräsentiert, zuordnen. Der „Lehrpfad“, der dabei zu beschreiten ist, reicht von der Bewusstseinsbildung (Awareness) über das Verstehen bis hin zur Kompetenz (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Stufe der interkulturellen

Management-Andragogik

929

Abb. 1: Modell der Weiterbildungsmaßnahmen Learning Objectives

Teaching Methods

Knowledge of differences in:

Spectral analysis through:

Political systems Economic structure Legal constraints Nature of trade unions Employment practices Cultural determinants of behaviour

Attitudes Tolerance of differences Flexibility Adaptability Learning orientation

Skills Sensitive perception Ability to choose between adaption and innovation Cooperation

Selective readings Lectures Discussions

Expected Results Broad starting knowledge of the world Willingness and ability to continue to learn through experiments

In multinational teams Personal and managerial feedback groups Business games

Ability to work in multinational teams in different cultures

In multinational teams Study trips Incident method Case method Simulations Consulting projects

Quelle: Hawrylyshyn (1983, S.254); entnommen: Stähli (1996, S.39).

Abb. 2: Stufenleiter des Wissens- und Kompetenzerwerbs Competence Application Understanding Knowledge Interest Awareness

Increased Resources

Quelle: Stumpf et al. (1996, S.49).

" Hawrylshyn, B.: Management Education. A Conceptual Framework, in: Taylor, B.; Lippit, G. (Eds.), Management Development and Training Handbook, London 1983, pp.245-256. Stähli, A.: Neue Wege in der Management-Andragogik, in: Berndt, R. (Hrsg.), Management-Qualität contra Rezession und Krise, Berlin 1994, S.31-50. Stähli, A.: Globalisierung in der ManagementAndragogik, in: Berndt, R. (Hrsg.), Global Management, Berlin 1996, S.19-43. Stähli, A.: Leadership in der ManagementAndragogik, in: Berndt, R. (Hrsg.), Leadership in turbulenten Zeiten, Berlin 2003, S.13-36. Stumpf, S.A.; Rustogi, H.; Truscott, M.H.; Watson, M.A.; Young, C.: Internationalizing Business Education. The Value Added Learning Model, in: Berndt, R. (Hrsg.), Global Management, Berlin 1996, S.45-58. Stumpf, S.A. et al.: International Interdisciplinary Management Education and Development, in: Berndt, R. (Hrsg.), Management-Konzepte für die New Economy, Berlin 2002, S.59-78.

930

Management-Holding

Management-Holding

International Division;

Organisationsstruktur, mehrdimensionale

Managementlehre, japanische Werten, die Militärhistori(1) basierte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf den traditionellen ker von den Streitkräften auf die Wirtschaft übertragen hatten (Tennotum und Patriotismus). Merkmale der traditionellen japanischen Managementlehre wie feudalistisch-zentralistisches Liniensystem, lebenslange Beschäftigung, Senioritätsprinzip und Sozialpolitik auf Unternehmensebene lassen sich geschichtlich begründen ( Beschäftigung, lebenslange). Insbesondere die erst 1867 zu Ende gegangene Feudalzeit hat im Verein mit der äußerst schlechten wirtschaftlichen Lage Japans zwischen den beiden Weltkriegen für eine enge Bindung der Arbeitnehmer an „ihr“ Unternehmen gesorgt ( Harmonie; Human-Prinzip; Korporationskapitalismus). Gruppenprinzips, das Als „japanisches Management“ gilt im Westen gewöhnlich der Primat des viele Elemente des traditionellen Ansatze enthält (z.B. Senioritätsprinzip), aber dem Unternehmen eine dominante Position einräumt. Mit ihm und nicht mit seiner Arbeit oder beruflichen Funktion soll sich Unternehmensder Mitarbeiter identifizieren. Diesem Ziel dient u.a. die Entwicklung einer eigenen kultur bis hin zur Verbreitung einer eigenen Betriebsideologie, die partiell die „alten Werte“ der Vorund Zwischenkriegszeit verdrängen kann. Weiterhin sind lebenslange Beschäftigung, Erziehung der Mitarbeiter zu Loyalität sowie umfangreiche unternehmensgebundene Sozialleistungen zu nennen. (2) Japanische Wissenschaftler betonten vier Prinzipien (vgl. Abb.) bzw. zentrale Werthaltungen, die den soziokulturellen Hintergrund des Verhaltens japanischer Manager bilden und für ein außergewöhnlich hohes Maß an sozialem Konsens, den vielleicht wichtigsten Garanten der Wirtschaftskraft des Inselstaates, sorgen. Schlüsselkonzepte der traditionellen japanischen Managementlehre Soziokultureller Hintergrund

Strategische Verwirklichung

Strukturelle Umsetzung

Humanprinzip

Harmonie

Japan–AG

Leistungsprinzip

Wohlfahrtsprinzip

Loyalität

Gruppenprinzip

Konsensprinzip

Unternehmensnetzwerke (Keiretsu)

Traditionelle Werte

Führungsprinzipien

Familienprinzip

abstrakt

Gruppensolidarität Fürsorgepflicht

SubkontraktUnternehmen

konkret

Dass der Begriff Konsensgesellschaft mehr als nur ein Schlagwort ist, belegen Umfrageergebnisse, wonach deutsche Führungskräfte 60-80% ihrer Managementzeit zur Überwindung unternehmensinterner Widerstände verwenden müssen, während japanische Kollegen dafür lediglich 20-30% aufwenden. Harmonie Hierin spiegelt sich deutlich die kollektivistische Prägung des Landes wider, nach der oberstes Gebot ist und Konflikte um jeden Preis zu vermeiden sind. Im traditionellen japanischen Managementsystem interagieren je nach Aufgabengebiet und Entscheidungssituation das Familien-, das Wohlfahrts- und das Humanprinzip mit dem Gruppenprinzip. Letzte-

Managementphilosophie

931

res bedeutet den Vorrang der Interessen und Bedürfnisse der Gruppe gegenüber individuellen Ansprüchen. Die grundsätzlich kollektivistische Orientierung Japans drückt sich am stärksten darin aus, dass sich der Einzelne durch seine Zugehörigkeit zu einer Gruppe definiert und ihr Loyalität schuldet. Dies wiederum erklärt, warum lange Zeit auch bei beruflichen Entscheidungen das Sozialverhalten Vorrang vor dem Kriterium „fachliches Können“ hatte ( Individualismus vs. Kollektivismus). Die individualistische westliche Kultur zeichnet sich durch die Gültigkeit moralischer Normen aus, die Christentum wurzeln ( Moral). Respektiert der einzelne diese „überirdischen“ Normen, dann im ist es für ihn weniger wichtig, wie andere Menschen sein Verhalten beurteilen, selbst wenn es sich dabei um eine ihm nahestehende Person handelt. Japaner hingegen richten ihre Entscheidungen und ihr Verhalten weniger an inneren als an äußeren Normen aus. Wie bewertet die relevante Bezugsgruppe das eigene Verhalten und ist dieses geeignet, die Harmonie der Beziehung zwischen Individuum und Umwelt zu stören? Das Gruppenprinzip wird zunächst durch das Familienprinzip unterstützt. Auf die Unternehmensfamilie übertragen bedeutet dies, dass nicht wirtschaftliche Ziele (z.B. Gewinn, Marktanteil) die maßgebliche Leitlinie unternehmerischen Handels sind, sondern das Überleben der Gruppe und damit letztlich die kollektivistische Orientierung Japans. Dieses Denken mag einer der Gründe sein, weshalb die von der amerikanischen Besatzungsmacht nach Kriegsende versuchte Zerschlagung der übermächtigen und in ihrer imperialistischen Orientierung unheilvollen riesigen Unternehmensgruppen letztlich nicht gelang ( Keiretsu; Zaibatsu). Die Wurzeln der – im Übrigen nur in Großbetrieben – für die siebziger und achtziger Jahre charakteristischen, mit dem Begriff Wohlfahrtsprinzip umschriebenen besonderen Arbeitgeber-ArbeitnehmerBeziehung reichen nur bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Noch in der Nachkriegszeit wurde Japan von heftigen Arbeitskämpfen erschüttert. Gemäß dieser Philosophie steigert das vertrauensvolle Zusammenwirken von Arbeitgebern und Beschäftigten zugleich das Leistungsvermögen des Unternehmens und den Wohlstand der Arbeitnehmer. Emotionale Basis hierfür war das kollektive Gefühl der Bedrohung und Armut, das in eigentümlichen Kontrast zu der auch nach dem verlorenen Krieg ungebrochenen Überlegenheitsideologie der Japaner stand und sich anfangs insb. auf Naturkatastrophen und Nachbarstaaten bezog, im Zeichen der Liberalisierung des Welthandels jedoch auf die zunächst als erdrückend empfundene Konkurrenz der etablierten Industrienationen übertragen wurde. (3) Der durch die Ölkrisen der 1970er-Jahre und den weltweiten Konjunktureinbruch der späten 1990er-Jahre auch in der japanischen Wirtschaft ausgelöste Strukturwandel hat allerdings die Schwächen und Grenzen einer am Gruppenprinzip ausgerichteten Unternehmensführung aufgedeckt. So setzen lebenslange Beschäftigung und Senioritätsprinzip eine ständig expandierende Wirtschaft voraus. Deshalb und unter dem Eindruck sozialer Veränderungen erfährt mittlerweile das Leistungsprinzip auch in Japan immer mehr Beachtung. Allerdings gestaltete sich der Übergang von der Besoldung gemäß Dienstalter zum Leistungslohn schwierig. Nicht anders verhält es sich mit der Förderung von Kreativität und Eigenverantwortung zu Lasten der bisher als vorrangig erachteten sozialen Integration des Einzelnen in das Unternehmen. Als problematisch erwies sich weiterhin die Frage, wie im Rahmen von Human-Resource-Managementstrategien individuelle Motive und Bedürfnisse mit dem Harmonieprinzip in Einklang gebracht werden können. Unstrittig aber ist, dass in dieser Zeit des Übergangs traditionelle Wertvorstellungen (z.B. Loyalität, Schicksalsgemeinschaft Unternehmen) zu erodieren begannen. " Heidenreich, M.: Gruppenarbeit zwischen Toyotismus und Humanisierung. Eine international vergleichende Perspektive, in: Soziale Welt, 45.Jg. (1994), Nr.1, S.60-82. Kleinschmidt, C.: Der produktive Blick. Wahrnehmung amerikanischer und japanischer Management- und Produktionsmethoden durch deutsche Unternehmer 1950-1985, Berlin 2002. Legewie, J.; Meyer-Ohle, H. (Hrsg.): Japans Wirtschaft im Umbruch, München 1999. Yamashiro, A.: Japanische Managementlehre, München 1997. Müller, S.; Hoffmann, K.: Managementstil und Netzwerkbeziehungen in Japan. Kulturelle Besonderheiten und historische Hintergründe, in: Bergemann, N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg), Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2003, S.447-465. Schein, E.H.: Does Japanese Management Style Have a Message for American Managers? in: Sloan Management Review, Vol.23 (1981), No.1, pp.55-68.

Managementphilosophie

Kaizen

932

Managementstil

Managementstil ist nach J. Mole eine Funktion von Führungsstil und Organisationstyp ( Organisationsstruktur). Der Führungsstil variiert zwischen den Polen „individuell“ (d.h. autokratisch & direktiv) sowie „gruppenorientiert“ (demokratisch & egalitär), während der Organisationstyp sich auf der Dimension „systematisch“ (formal & mechanistisch) bis „organisch“ (informell & sozial) einordnen lässt. Belgien, Großbritannien, Irland und Luxemburg ähneln sich demnach insofern, als sie sich keinem der vier Prototypen zuordnen lassen. Deutschland wiederum zählt zusammen mit Frankreich und den USA zu jenen Ländern, die einen individuellen Führungsstil mit dem systematischen Organisationstyp verbinden (vgl. Abb.). Den Gegentyp (gruppenorientierter Führungsstil + organischer Organisationstyp) repräsentieren Griechenland und Italien. Landkarte des Managementstils in Europa

individuell

Frankreich

Spanien

Portugal

Belgien

USA

Führungsstil

Deutschland Luxemburg Irland Griechenland

gruppenorientiert

Großbritannien Italien

Dänemark

Niederlande

organisch

systematisch Organisationstyp

" Mole, J.: Mind Your Manners, London 1990.

Managementvertrag Markteintrittsstrategie, welche darauf fokussiert, den für die Marktbearbeitung erforderlichen dispositiven Faktor zu gewährleisten ( Markteintritt). Dabei erbringt eine in dem betreffenden Auslandsmarkt ansässige Unternehmung (= Contracting Firm) für die Managed Firm gegen ein angemessenes Entgelt die vereinbarte Managementleistung. Diese kann in dem Führen einer Hotelanlage, aber auch in der Kundenaquisition oder der Kundenbetreuung bestehen. Managementverträge, die oftmals nicht eigenständig, sondern gekoppelt mit Lizenzierung, Franchising oder einem Betreibermodell angeboten werden, bieten den Vertragspartnern Vor- und Nachteile (vgl. Abb., nächste Seite).

Mare Nostrum

933

Ausgewählte Vor- und Nachteile von Managementverträgen Für den Erbringer der Managementleistung

Für den Nachfrager der Managementleistung

Vorteile

Weder Marktrisiko noch Kapitalrisiko Vermarktung überschüssiger Managementkapazität

risikoarme Markteintrittsstrategie Zugang zu Markt-Know how

Nachteile

Know how-Abfluss (Markt- und Kundeninformation)

Know how-Abfluss (Produktwissen) Aufbau eines potenziellen Konkurrenten

" Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.926f.

Managementzeit nehmung Managermerkmal

Planungsprozess;

Ressourcenorientierte Theorie der Multinationalen Unter-

Entscheidungsträger

Manager-Ziel-Ansatz geht davon aus, dass Entscheidungen zur Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit nicht allein von mehr oder minder rationalen Kosten-/Nutzenerwägungen abhängen, sondern auch KonseBedürfnisse des Managements ( Entscheidungsträger) quenz der teilweise höchst subjektiven nach Prestige, Selbstverwirklichung und Erweiterung des Handlungsspielraumes sind ( ExportbereitDirektinvestischaft). Dies ist im besonderem Maße dann der Fall, wenn das Entscheidungsobjekt Unternehmens-Ziel-Ansatz). tionen sind (vgl. auch " Stopford, J.M.; Wells, L.T.: Managing the Multinational Enterprise. Organization of the Firm and Ownership of the Subsidiaries, New York 1972.

Mandarin

Chinesisch

Marco Polo 1254 in Venedig geboren, unternahm Marco Polo 1271 mit seinem Vater und seinem Onkel eine (Handels-)Reise, die ihn via Jerusalem und die Krim 1275 angeblich bis nach China geführt hat. „Angeblich“ deshalb, weil nach Ansicht von Kritikern wie F. Wood der berühmte Venezianer nicht der „größte Reisende aller Zeiten“ war, wie Alexander von Humboldt schreibt, der mit seinen nach seiner Rückkehr Europa für lange Zeit nachhaltig (1295) verfassten Erzählungen das Bild des Fernen Ostens in geprägt hat, sondern ein Illusionist, der seine Erkenntnisse arabischen und vor allem persischen Reiseberichten „entnommen“ habe. Seine Zeitgenossen und die nachfolgenden Generationen scheinen Marco Polo nicht in Frage gestellt zu haben, so unglaubwürdig viele Details auch gewesen sein mochten. Im Gegenteil: Für C. Kolumbus etwa war die Suche nach den angeblich goldenen Dächern von Cipangu (= Japan, ein Land, das Marco Polo fraglos nicht bereist hat) ein wichtiges Motiv für seine Entdeckungsreisen. Marco Polo starb 1324 in Venedig. " Münkler, M.: Marco Polo. Leben und Legende, München 1998. Wood, F.: Marco Polo kam nicht bis China, München 1998.

Marco Polo I Förderprogramm der Europäischen Union, welches am 1.1.2003 das am 31.12.2001 ausgelaufene Europäische Verkehrsprogramm PACT ablöste. Rahmenzielsetzung von Marco Polo ist es, die internationalen Verkehrsdienste zu fördern und die Verkehrsüberlastung zu reduzieren. Dafür soll insb. die Verlagerung des Güterverkehrs auf den Schienen-, Binnenschiff- oder Kurzstreckenseeverkehr sorgen. ( http://europa.eu.int./comm/transport Mare Nostrum verbale Kennzeichnung eines Weltbildes, das sich auf jene Epoche bezieht, als sich die bekannte Welt rund um das Mittelmehr gruppierte ( Kulturraum). Die italienischen Faschisten bedienten sich

934

Marginalanalyse

dieses Begriffs, um ihren Anspruch auf Gebiete in Nordostafrika historisierend zu verbrämen. Die Politikwissenschaftler Jocobs & Masala griffen Gedanken des Historikers T. Schieder auf, wonach Europa von drei Vorfeldern umgeben sei, die auch und gerade sicherheitspolitisch von Bedeutung sind. Zunächst habe das mittelmeerisch-afrikanische Vorfeld sowie die verschiedenen Versuche, den Mittelmeerraum als Mare Nostrum zu beherrschen, die politische Geschichte Europas geprägt. Nach 1945 hätten das eurasische und das atlantische Vorfeld dominiert, mit der Folge, dass das Mittelmeer zum Mare Divisum geworden sei. Die nach 1989 angebrochene Phase des Mare Securum sei von der Hoffnung getragen worden, dass der Mittelmeerraum zu einer Region der Stabilität und Sicherheit werden könne. Mit dem Aufkommen eines aggressiven islamischen Fundamentalismus zeichne sich jedoch eine neue Phase bzw. Epoche ab: Mare Insecurum. " Jacobs, A.; Masala, C.: Vom Mare Nostrum zum Mare Securum. Sicherheitspolitische Entwicklungen im Mittelmeerraum und die Reaktionen von EU und Nato, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr.B17 (23.4.1999), S.29-37. Reddé, M.: Mare nostrum. Les infrastructures, le dispositif et l’histoire de la marine sous l’Empire romain, Paris 1986.

Marginalanalyse

Marktauswahl

Marginalisation Verweigerung von Anpassung. Weder der Kultur des Stammhauses/-landes noch der des Gastlandes bzw. der Auslandsniederlassung innerlich verpflichtet, empfinden sich Marginalisierer als Außenstehende und verfolgen ausschließlich individuelle Karriereziele ( Entsendung). Dies gilt um Normen und Werte der verschiedenen Kulturen miteinander kompatibel so mehr, je weniger die sind. Aufgrund einer tendenziell egozentrischen Persönlichkeitsstruktur handelt es sich hierbei gewöhnlich um schwierige Mitarbeiter, die nur zur Bewältigung von Spezialaufgaben eingesetzt werden sollten. " Janssens, M.: Intercultural Interaction. A Burden on International Managers? in: Journal of Organizational Behavior, Vol.16 (1995), pp.155-167.

Marginalisierer

Akkulturation

Marine Stewardship Council ursprünglich von WWF und Unilever gegründet, vergibt die seit 1999 unabhängige, d.h. durch Spenden Nichtregierungsorganisation das einzige internationale Gütesiegel für nachhaltiges finanzierte Fischen. Der MSC möchte durch seine Arbeit ein allgemeines Bewusstsein dafür schaffen, dass selbst unter den Bedingungen von Massenproduktion ökonomische und ökologische Zielsetzungen miteinander vereinbar sind. Das Gütesiegel erhalten nur solche Unternehmen, welche den Fischbestand und das in den Fischgründen bestehende Ökosystem nicht gefährden und die Einhaltung dieser Vorgaben effiWelternährungsorganisation zient kontrollieren. Dies ist dringend geboten, da nach Angaben der (FAO) 75% aller Fischgründe weltweit überfischt sind. Mark Down-Kredit

Zinsverbot

Marke Gesamtheit aller Vorstellungen, die ein Markenzeichen oder ein Markenname bei den Kunden oder anderen Zielgruppen hervorruft. (1) Eine Marke stiftet den Abnehmern vielfältige Nutzenkomponenten: Sie hilft, ein Erzeugnis zu identifizieren, signalisiert üblicherweise (gleichbleibend) gute Qualität, vereinfacht KaufentscheidunRisiko eines Fehlkaufs und bietet dem Käufer einen emotionalen bzw. sozialen gen, mindert das Zusatznutzen (z.B. Gefühl der Jugendlichkeit). Marken sind ein Mittel der Selbstdarstellung und demonstrieren im Falle von Luxusmarken Zugehörigkeit zu einer exklusiven Gruppe. Im Extremfall erlangt eine Marke einen derart großen Bekanntheitsgrad, dass sie als „generische Marke“ zum Inbegriff einer ganzen Produktkategorie wird (d.h. das Evoked Set der Zielgruppe dominiert) und somit als einzige Option im Gedächtnis vieler Verbraucher verankert ist (wie Tempo oder Pampers).

Marke

935

(2) Auf internationalen Märkten erfüllen Marken prinzipiell dieselben Funktionen wie auf nationalen Märkten: Hier wie dort kann sich ein Unternehmen mit ihrer Hilfe von seinen Wettbewerbern abgrenUniversell ist weiterhin die Tendenz von Entscheidern, sich bei zen ( Marke, internationale). Reizüberflutung an einfachen, leicht zugänglichen Merkmalen zu orientieren. Käufer etwa reduzieren vertrauen. Der die bei Kaufentscheidungen häufig auftretende Unsicherheit, indem sie einer Marke Kulturraum es sich Zusatznutzen, den Marken bieten, unterscheidet sich, je nachdem, um welchen handelt. In individualistischen Kulturen, die großen Wert auf Autonomie, Einzigartigkeit und Unabhängigkeit legen, sind Marken dann erfolgreich, wenn sie es dem Käufer bzw. Verwender ermöglichen, sich von anderen Individuen abzugrenzen. Ganz anders verhält es sich in kollektivistischen Kulturen, wo es wichtig ist, Konformismus, Interdependenz und Zugehörigkeit zu demonstrieren. Hier sollten Marken es dem Käufer bzw. Verwender erlauben, seine Ähnlichkeit mit den übrigen Angehörigen seiner sozialen Gruppe auszudrücken ( Individualismus vs. Kollektivismus). (3) Ein Anbieter, dem es gelingt, sich durch Markierung von ausländischen und von inländischen Bedürfnis vieler Menschen nach Einzigartigkeit. Allerdings Wettbewerbern abzuheben, erfüllt das manifestiert sich dieses Bedürfnis weltweit in unterschiedlicher Weise. Wie eine von Research International Observer (RIO) im Jahre 2002 publizierte Befragung von 1.500 jungen, urbanen Verbrauchern Konstrukt zwei Dimensionen. in 41 Ländern ergab, verbergen sich hinter diesem Individualisierung: Präferieren die Angehörigen der Zielkultur Marken, die dort „jeder“ kauft? Oder erscheinen ihnen einzigartige Marken attraktiver ( Präferenz)? Lokalisierung: Gelten Marken, welche den Eindruck vermitteln, dass sie die Wertewelt ihrer angestammten Kultur erhalten, als attraktiv? Oder werden Marken bevorzugt, die eine kosmopolitische Ausstrahlung haben? Davon ausgehend lassen sich vier Kulturtypen identifizieren: Globale und kulturelle Individualisten sowie globale und kulturelle Kollektivisten (vgl. Abb.). Landkarte der Markenpositionierung 2

USA

Österreich stark

Globale Individualisten

Kulturelle Individualisten

Großbritannien

Skandinavien Neuseeland

z.B. Gauloises

Russland

China

z.B. Porsche Tschechien Ungarn

Griechenland

Mexiko

Korea Indonesien

Türkei

Thailand

z.B. Audi

Malaysia

Brasilien Ghana

Philippinen

Kulturelle Kollektivisten

Chile

Kolumbien

El Salvador Panama Costa Rica

Hongkong Singapur

Argentinien z.B. Ikea

Globale Kollektivisten

stark

gering Lokalisierung

Quelle: Bittner (2003, S.24); leicht modifiziert.

Simbabwe

Kenia

Indien 3

Belgien Deutschland

Italien

Spanien

Südafrika Individualisierung

gering

Niederlande

Australien Frankreich

1

4

936

Marke, bekannte

a) Globale Individualisten legen wenig Wert auf kulturelle Identität. Sie begreifen sich als WeltNationalstolz neigen, nicht auf den Heimatmarkt fixiert bürger ( Global Citizen), die wenig zu und offen für kosmopolitische Einflüsse sind ( Kosmopolitismus). Angehörige dieses Kulturtyps sind bestrebt, sich von anderen abzuheben. Wer Marken für dieses Segment kreieren möchte, sollte diese als weltläufig positionieren und das Selbstwertgefühl des Käufers stärken (d.h. kommunizieren, dass diese Marke mehr als andere für Unabhängigkeit, Einzigartigkeit und Autonomie steht). b) Kulturelle Individualisten neigen zu ausgeprägtem Nationalstolz sowie Konsumpatriotismus und legen Wert auf Selbstentfaltung. Sie präferieren Marken, welche ihre Identität als individualistische Staatsbürger thematisieren („Ich als Amerikaner, ich als Franzose etc.“). c) Kulturelle Kollektivisten sehen sich als Teil einer Gemeinschaft, welche sie von anderen Gemeinschaften abgrenzen. Charakteristisch für diesen Typus ist, dass er Nationalstolz mit Unterordnung unter das (eigene) Kollektiv verbindet („Wir als Chinesen, wir als Inder etc.“). Erfolgsgaranten sind hier lokale, von der jeweiligen Gemeinschaft anerkannte Marken. Deren wichtigste Aufgabe besteht nicht darin, den Markenkäufer von anderen Individuen abzugrenzen, sondern dessen Zugehörigkeit zu einer Gruppe zu demonstrieren. d) Globale Kollektivisten schätzen eine starke Gemeinschaft, die nicht an Ländergrenzen gebunden ist („Wir als Weltbürger“). Sie präferieren kosmopolitisch bzw. ausländisch anmutende Marken, die nicht unbedingt der Selbstinszenierung dienen, aber allgemein anerkannt sein müssen. (4) Jeder Kauf birgt verschiedene Kaufrisiken (z.B. finanzielles, funktionelles bzw. soziales Risiko). Außerhalb ihres jeweiligen Heimatmarktes sind ausländische Produkte zunächst „fremd“, was in Abhängigkeit von der vom Käufer empfundenen kulturellen Distanz das Risiko zumeist erhöht ( Distanz, kulturelle). Auch fällt es schwerer, Informationen über einen ausländischen Hersteller einzuholen und seine Seriosität einzuschätzen. Eine starke Marke hilft, dieses Mehr an Unsicherheit abzubauen. Landeskultur von der Neigung, ungewisse Situationen zu meiDies gilt vor allem dann, wenn die den, geprägt ist ( Ungewissheitsvermeidung). Besonders hoch ist der UAI der Japaner (= 92) und entsprechend groß deren Beeinflussbarkeit durch Zeichen bzw. Signale, welche Sicherheit symbolisieren (bspw. Echtheitszertifikate). Und da Japaner immer auch wissen möchten, wer ihnen etwas verkaufen will, ist dort die bspw. von Procter & Gamble verfolgte Einzelmarkenstrategie, welche den Hersteller nicht zu erkennen gibt, wenig empfehlenswert. " Aaker, J.L.: Dimensionen der Markenpersönlichkeit, in: Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Markenführung, 3.Aufl., Wiesbaden 2001, S.91-102. Esch, F.-R.: Strategie und Technik der Markenführung, 4.Aufl., München 2007. Bittner, M.: Verbraucher wollen vergeben und verzeihen, in: Absatzwirtschaft, 46.Jg. (2003), Nr.5, S.22-24. Sherry, J.F.jr.; Camargo, E.G.: May Your Life Be Marvelous. English Language Labeling and the Semiotics of Japanese Promotion, in: Journal of Consumer Research, Vol.14 (1987), September, pp.174-188.

Marke, bekannte

Übersetzungsstrategie

Marke, berühmte

Markenschutz

Marke, globale (1) weltweit gleichartig positionierte Marke ( Weltmarke). Globale Marken tragen in jedem Land denselben Namen und dasselbe Logo ( Markenname). Früher ging man davon aus, dass es sich dabei idealerweise um ein „weltweit einheitliches Produkt hinsichtlich Markierung, Qualität sowie Verpackung im Rahmen eines integrierten, einheitlichen Preis-, Werbe- und Distributionskonzeptes“ (Meffert & Bolz, S.176) handelt. Im weiteren Verlauf der Entwicklung gaben jedoch zahlreiche Fehlschläge Standardisierungsstrategie zu erkennen, dass zwar die Positionierung global einer unreflektierten standardisiert werden kann und muss, der Marketing-Mix aber den lokalen Gegebenheiten anzupassen ist (z.B. Albaum et al., S.415). Der Markenname ist besonders anfällig für derartige Standardisierungsfehler, wie W. Pepels (S.248) am Beispiel einiger Markennamen von Fiat zeigt. So bedeutet Uno auf Finnisch „Trottel“, und mit Regatta verbindet Schweden eine „streitsüchtige Frau“. (2) Globale Marken wie Coca-Cola, Marlboro, McDonalds, Nescafé, Pampers oder Sony genießen weltweit eine überragende Verkehrsgeltung und Wertschätzung. In den Ländern, in denen sie distri-

Marke, globale

937

buiert werden, erzielen globale Marken große Marktanteile ( Economies of Scale) und überdurchschnittliche Kundentreue. Selbst in solchen Märkten, in denen sie nicht vertreten sind, ist ihr Goodwill groß. Im Gegensatz zu internationalen Marken gibt es nur wenige „echte“ globale Marken. Denn der Symbolgehalt kann häufür die Markenbildung und insb. für den Markenkern überaus bedeutsame standardisiert werden ( Marke, internationale). Laut A.C. Nielsen gab es 2001 fig nicht global weltweit exakt 43 globale Marken, die von 23 Unternehmen geführt wurden. Voraussetzung dafür, diesem exklusiven Club zugerechnet zu werden, ist zunächst ein jährlicher Mindestumsatz von einer Mrd. $. Hinzu kommen andere Kriterien ( Mega-Dachmarke). Zusammengenommen erzielten die 43 Mega-Brands, von denen sieben europäischen Unternehmen gehörten (Beiersdorf, Danone, Diageo, Ferrero, Heineken, L’Oréal und Nestlé), 125 Mrd. $ Umsatz. Identität. Die Mehrzahl der (3) Eine globale Marke vermittelt dem Markenbesitzer eine universelle Käufer bzw. Verbraucher attestiert ihr Glaubwürdigkeit sowie Autorität und erfährt durch sie das Gefühl, einer globalen Gemeinschaft anzugehören. Es lassen sich vier Typen globaler Marken unterscheiden (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Typologie globaler Marken Typ

Typbildende Merkmale

Beispiele

Master Brand

Marke, die einen universellen Mythos repräsentiert. Wie Super Brands stehen Master Brands weltweit für eine ganze Produktkategorie (als generische Marke). Die Herkunft wird nicht explizit kommuniziert (d.h. das „Made in ...“ wird durch „Made by ...“ ersetzt).

Coca-Cola, Nike, Sony

Prestige Brand

Marke mit Vorzeigewert, der auf ihrer Herkunft bzw. auf der Persönlichkeit des Unternehmensgründers beruht (z.B. Karl Benz, Robert Bosch). Die (positive) Assoziation zum Herkunftsland ist erwünscht.

Chanel, BMW, Gucci, Mercedes-Benz, Rolex

Super Brand

Marke, die global als Synonym für ihre Produktkategorie gilt. Super Brands beruhen aber im Gegensatz zu Master Brands nicht auf Mythen.

American Express, Gillette

Glocal Brand

Marke, die global verkauft, aber lokal vermarktet wird. Im Regelfall handelt es sich Danone, Dove, Nestlé um Produkte mit begrenztem Prestigewert (Waren des täglichen Bedarfs).

Quelle: „RIO 2000“; auf Basis von Bittner (2003, S.23f.); http://www.research-int.com.

(4) Interbrand ermittelt jährlich die 100 wertvollsten globalen Marken und fasst diese in dem Ranking Coca-Cola The Best Global Brands zusammen. Angeführt wird diese Rangfolge regelmäßig von (vgl. Abb. 2). Abb. 2: The Best Global Brands (2010) Rang

Marke

Markenwert (in Mrd. $)

Herkunftsland

1

Coca-Cola

70,5

USA

2

IBM

64,7

USA

3

Microsoft

60,9

USA

4

Google

43,6

USA

5

General Electric

42,8

USA

6

McDonald’s

33,6

USA

7

Intel

32,0

USA

8

Nokia

29,5

Finnland

9

Disney

28,7

USA

10

Hewlett Packard

26,9

USA

11

Toyota

26,2

Japan

12

Mercedes

25,2

Deutschland

Quelle: http://www.interbrand.com.

938

Marke, internationale

" Albaum, G.; Standskov, J.; Duerr, E.: Internationales Marketing und Exportmanagement, 3.Aufl., München 2001. Bruhn, M.: Begriffsabgrenzungen und Erscheinungsformen von Marken, in: Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, Bd.1, Stuttgart 1994, S.3-41. Keegan, W.J.; Schlegelmilch, B.B.; Stöttinger, B.: Globales Marketing-Management. Eine europäische Perspektive, München 2002, S.412. Kelz, A.: Die Weltmarke, Idstein 1989. Meffert, H.; Bolz, J.: Internationales Marketing-Management, 3.Aufl., Stuttgart 1998. Pepels, W.: Produktmanagement, 3.Aufl., München 2001.

(

http://www.acnielsen.de

Marke, internationale (1) überschreitet mit ihrem Absatzraum Ländergrenzen. Zu den Kriterien, anhand derer die verschiedenen Erscheinungsformen von Marken geordnet werden können, zählt neben der institutionellen Stellung des Trägers einer Marke sowie der bearbeiteten Marktsegmente vor allem auch die geographische Reichweite der Marke. Diese erstreckt sich von der Hausmarke (z.B. einer Brauerei), über die regionale, die nationale Marke und die internationale bis hin zur globalen bzw. Weltmarke (vgl. Abb.). Geographische Reichweite von Marken Markentyp

Beispiel Hausmarke Regionale Marke Nationale Marke Internationale Marke Globale bzw. Weltmarke

Schweiger Bräu, Erdinger Weißbräu Südmilch, KdW Ernte 23, Mark Astor Opel, EC-Karte Coca Cola, Amex

Internationalisierung bzw. Globalisierung der Markenpolitik veränderte sich (2) Im Zuge der auch das Markenprofil. Nicht mehr alle Kriterien, welche nach Mellerowicz der „echte“ Markenartikel erfüllen muss (Markierung, Fertigware, gleichbleibende bzw. verbesserte Qualität, gleichbleibende Menge und Aufmachung, größerer Absatzraum, intensive Verbraucherwerbung, große Anerkennung im Markt Verkehrsgeltung und einheitlicher, relativ konstanter Endverbraucherpreis), sind bedeutsam. So ist die Forderung nach gleichbleibender Aufmachung problematisch, wie sich am Beispiel des Markennamens illustrieren lässt. Ein großer amerikanischer Automobilhersteller scheiterte auf dem hispano-amerikanischen Markt mit dem Modell Nova. Da no-va dort umgangssprachlich „funktioniert nicht“ bzw. „fährt nicht“ bedeutet, war mit der Namensgebung der Misserfolg programmiert. Weiterhin zwingen national bzw. regional unterschiedliche Konsumgewohnheiten bspw. die Nahrungsmittelindustrie dazu, globale Produkte als „globale Konzepte“ in „lokal verschiedener Ausführung“ anzubieten. Das globale Konzept von Nescafé etwa lautet: Ein qualitativ hochwertiger Instantkaffee, der ein Maximum an Geschmacks- und Duftstoffen des Kaffees erhält. Die konkrete Ausführung basiert auf einer dem regionalen Geschmack angepassten Mischung verschiedener Kaffeesorten in länderspezifischer Röstung. Mit Blick auf landsmannschaftlich geprägte Geschmackspräferenzen und Essgewohnheiten sowie das Einkommensgefälle wird Nescafé, das 1938 als weltweit angebotenes Monoprodukt auf den Markt kam, mittlerweile in 190 Geschmacksvarianten hergestellt. " Bruhn, M.: Begriffsabgrenzungen und Erscheinungsformen von Marken, in: Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, Bd.1, Stuttgart 1994, S.3-41.

Marke, regionale (1) Marke, die innerhalb eines Landes nur innerhalb einer Region Marktgeltung anstrebt bzw. besitzt (z.B. Fürstenberg Bräu in Südwestdeutschland). Markt(2) Aus Sicht eines global agierenden Unternehmens ( Global Player) allerdings ist das areal einer regionalen Marke wesentlich weiter gefasst (z.B. Lateinamerika). General Motors etwa stufte mit seiner Entscheidung, Opel in Zukunft nur noch in Europa anzubieten, diese 2006 zur regionalen Marke zurück. " Geigenmüller, A.: Regionale Marken und Konsumentenverhalten, Wiesbaden 2003.

(

http://www.marke.at

Marken- und Produktpiraterie

939

Marken- und Produktpiraterie massenhafte Nachahmung von Produkten und illegales Verwenden von Namen, Logos und geschäftlichen Bezeichnungen aller Art. Diese und andere Zeichen setzen Markenartikelhersteller ein, um ihre Produkte zu kennzeichnen („markieren“), einen bestimmten Qualitätsanspruch zu signalisieren und ihre Rechte zu schützen ( Markenschutz). (1) Seit dem 18. und 19. Jahrhundert war Marken- und Produktpiraterie nur vereinzelt zu beobachten. In neuerer Zeit allerdings tritt dieses Phänomen zunehmend häufiger auf. In den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gelangte so genannte Piratenware erstmals in größeren Mengen auf den Markt. Zunächst waren davon primär renommierte Markenprodukte (z.B. von Adidas, Nike oder Reebok) betroffen, insb. wenn es sich um Luxusartikel handelte (z.B. Boss-Anzüge, Rolex-Uhren). Zunehmend vertreiben die „Piraten“ aber auch Produkte, die für den gewöhnlichen, spezifischen bzw. industriellen Bedarf bestimmt sind (z.B. Autoersatzteile, Kaffeefilter, Medikamente, Staubsaugerbeutel, Thermoskannen). (2) Ursachen für die Zunahme der Marken- und Produktpiraterie sind laut der Vereinigung zur Bekämpfung der Produktpiraterie (VBP), München, zwar primär große Gewinnspannen. Begünstigend kamen jedoch folgende Entwicklungen hinzu: a) Das Schengener Abkommen hat den Fälschern den Markteintritt erleichtert. b) Globale Standortpolitik und Global Sourcing bewirken einen nachhaltigen Know how-Transfer und regen zur Nachahmung an ( Sourcing-Konzepte). c) Weltweit bekannte Marken werden illegal reproduziert, weil viele Unternehmen mittlerweile das für Massenproduktion und Massendistribution erforderliche Know how besitzen, nicht jedoch Kompetenz Marke, glound Finanzmittel, die man für Markenaufbau und Markenführung benötigt ( Marke; bale). d) Schließlich ist ein zunehmender Mangel an Rechtsbewusstsein zu beobachten, weshalb viele Herstellung, Angebot und Kauf von gefälschter Ware als „Kavaliersdelikt“ erachten. (3) Es fällt schwer, Marken- und Produktpiraterie definitorisch exakt zu unterscheiden. Genau genommen ist Markenpiraterie ein Teilbereich der Produktpiraterie (Counterfeiting). Dieser Begriff umfasst alle Fälle, in denen planmäßig, gezielt und massenhaft, d.h. professionell (PrPG; BT-Drucks. 11/4792 A I, III, 1) bzw. gewerbsmäßig (§25d II WZG) Produkte, deren ästhetische Gestaltung oder technische Funktion für den Nachfrager entscheidend sind, nachgeahmt und Kennzeichnungsrechte missbraucht werden. Warenzeichen; Patent; GeDies gilt unabhängig davon, ob ein gesetzliches Schutzrecht (z.B. Geschmacksmuster; Urheberrecht) besteht oder nicht ( Schutzrecht). Deshalb brauchsmuster; spricht man auch dann von Produktpiraterie, wenn kein gewerbliches Schutzrecht verletzt wird. Zwar verwendet der Gesetzgeber im Gesetz zur Stärkung des Schutzes des geistigen Eigentums und zur Bekämpfung der Produktpiraterie (PrPG) vom 07.03.1990 diesen Begriff, definiert darin aber weder Markenpiraterie noch Produktpiraterie eindeutig. Sowohl das PrPG als auch das WZG verzichten auf Europäischen Gemeinschaft (vom eine Legaldefinition. Auch die Verordnung des Rates der 18.12.1986) über „Maßnahmen zum Verbot der Überführung nachgeahmter Waren in den zollrechtlich freien Verkehr“, die Anti-Piraterie-Verordnung Nr. 3842/86, spricht lediglich von „nachgeahmter Ware“; denn die der Produkt- und der Markenpiraterie subsumierten Formen der Verletzung von Schutzrechten sind so unterschiedlich und vielfältig, dass der Gesetzgeber diese nicht erschöpfend definieren, sondern lediglich als Verletzung von formellen und informellen Schutzrechten charakterisieren kann. In den siebziger Jahren begann man dann von Markenpiraterie zu sprechen, weil Marken Warenzeichen). bekannter Hersteller (insb. Uhren und Textilien) gefälscht wurden (ursprünglich die Später ahmten dann „die Piraten“ die Produkte insgesamt nach, weshalb sich der Begriff Produktpiraterie einbürgerte. (4) Die Konsequenzen des verbotenen Nachahmens und Vervielfältigens von Waren, für die rechtmäßige Hersteller Erfindungs-, Design- und Verfahrensrechte besitzen, sind vielfältig. Wie der Deutsche Industrie- und Handelstag 1998 berichtete, waren 60% der damals befragten 1.200 deutschen

940

Marken- und Produktpiraterie

Unternehmen schon einmal Opfer von Produktpiraten geworden, und 20% des Umsatzes an MarInternationale Handelskammer (ICC), Paris, kenartikeln wurden mit Fälschungen erzielt. Die Welthandels gefälschte Textilien, CDs, Medikamente, schätzt, dass 10% des Gesamtvolumens des Software oder Ersatzteile für die Automobil- und Flugzeugindustrie sind. Mittlerweile sollen dadurch jährlich Schäden in Höhe von 100 - 300 Mrd. € angerichtet werden (Umsatzverlust + Entwertung gewerblicher Schutzrechte). Wenn man bedenkt, dass ein bekannter Sportartikelhersteller Jahr für Jahr weltweit 1.000 Verfahren anstrengt, wird deutlich, dass überdies Ermittlungs- und Rechtsverfolgungskosten in ganz erheblichem Umfang (z.B. Einsatz verdeckter Ermittler oder Kosten zur Vorbereitung und Durchführung von Rechtsstreitigkeiten, Honorare für ausländische Patentanwälte) anfallen. Weiterhin vernichtet die Produkt- und Markenpiraterie registrierte Arbeitsplätze (zwischen 70.000 in Deutschland und 750.000 in den USA). Nicht zuletzt sind neben Steuerausfällen in Milliardenhöhe zahlreiche andere unerwünschte Folgeerscheinungen zu beklagen (z.B. organisierte Kriminalität, Sicherheitsrisiken und Gefährdung der Konsumenten bzw. Anwender), ganz zu schweigen von den Fragen der Produkthaftung. (5) Die Erklärungsansätze reichen von der soziobiologischen These (= entwicklungsgeschichtlich tief verwurzelte Tendenz zur Nachahmung und Orientierung am Erfolgreichen als wichtige Waffe im Existenzkampf) bis zur psychologischen Theorie des Modell- bzw. Imitationslernens (Plagiatoren imitieren solche Produkte bzw. Marken, mit den sie belohnende „Konsequenz- und Effizienzerwartungen“ verbinden). Nach Ansicht der Vereinigung zur Bekämpfung der Produktpiraterie (VBP) konnte diese Form der Piraterie erst aufgrund des deutlich gewachsenen Markenbewusstseins der Konsumenten das nunmehr beobachtbare Ausmaß annehmen; denn nicht nur Wohlhabende, sondern auch Verbraucher mit geringem Einkommen wollen durch demonstrativen Konsum Exklusivität, Lebensstil Motive für den Kauf von und überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit zur Schau stellen (= zentrale Markenware). Sofern Außenstehende die minderwertige Qualität der Imitate nur schwer bzw. nicht sofort erkennen können, genügt vielen Käufern der pure Anschein, im Besitz dieses oder jenes renommierten Markenartikels zu sein. Die entwicklungs- und kulturtheoretische These lässt sich nur vor dem Nord-/Süd-Konflikts verstehen: fehlendes Unrechtsbewusstsein. Angesichts der Hintergrund des Industrieländer Verantwortung, welche nach Ansicht der Vertreter dieses Erklärungsansatzes die Kolonialismus und Imperialismus haben, sei zur Wiedergutmachung der Folgeschäden von „geistiges Eigentum“ gemeinsamer Besitz der gesamten Menschheit, der allen frei zugänglich sein Gegenkultur wiederum kaufen vielfach gezielt gefälschte Marsollte. Angehörige der alternativen „Multis“ zu schädigen. kenprodukte, um dadurch einen der verhassten (6) Mittlerweile hat die Markenartikelindustrie ein reichhaltiges Instrumentarium an Gegenmaßnahmen entwickelt ( Markenschutz). Eine explorative Studie zur Möglichkeit, Markenpiraterie durch BeeinEinstellungen der Abnehmer zu bekämpfen (vgl. Abb., nächste Seite), gibt Aufschluss flussung der über die Einstellungen gegenüber Markenpiraterie. Demnach betrachtet die Mehrzahl den Kauf von ethisch vertretbar, manche sogar als Sieg des „kleinen Mannes“ über die „mächtigen Piratenware als und profitgierigen Multis“ (Robin Hood-Effekt). Tendenziell bestätigt wurde auch die Wohlstandsthese: Probanden, die aus ökonomisch weniger entwickelten Ländern stammen, befürworten Markenpiraterie vor allem deshalb, weil sie die Gewinnspannen der Originalhersteller für übermäßig hoch halten. Wer hingegen im Wohlstand lebt, tendiert dazu, einen Zusammenhang zwischen Markenpiraterie und Kinderarbeit aus, um KostenvorteiKinderarbeit zu unterstellen (z.B. „Markenpiraterie nutzt billige le zu erzielen“; vgl. Abb., nächste Seite). Verbraucher, die aus einem ökonomisch weniger entwickelten Land stammen, betrachten die Thematik vor allem aus dem Blickwinkel „persönlicher Vorteil“ (Preisvorteil, den Piratenware den Käufern bietet). Bewohner wohlhabender Länder hingegen sind sich eher der nachteiligen Konsequenzen von gefälschten Markenprodukten bewusst. Generell gilt: Ab einem bestimmten Schwellenwert ist die Kaufabsicht um so stärker, je größer der Preisvorteil, den man durch den Kauf eines gefälschten Markenprodukts erzielen kann. In dem Maße, wie die Gefahr wächst, dass Piratenware als Fälschung erkannt wird und der Besitzer sich deswegen blamiert, schwindet die Kaufintention ( Kaufbereitschaft).

Markenamt, gemeinsames

941

Faktorenstruktur der Einstellung zu Markenpiraterie Faktor Pro Markenpiraterie Die Originalhersteller ziehen den Konsumenten durch überhöhte Gewinne das Geld aus der Tasche.

,768

Die Gewinnspannen der Markenartikelhersteller sind exorbitant hoch.

,729

Markenpiraterie ist kein ernsthaftes Problem, weil sie sich auf die beschränkte Gruppe der Luxusprodukte bezieht.

,710

Der Kauf von gefälschten Markenhemden schadet der amerikanischen Wirtschaft nicht.

,575

Kinderarbeit

Der Kauf eines gefälschten Markenhemds hat nichts mit dem Problem der Kinderarbeit zu tun.

-,807

Der Kauf einer gefälschten Cartier-Uhr trägt zum Problem der Kinderarbeit bei.

,795

Markenpiraterie nützt billige Kinderarbeit aus, um Preisvorteile zu erzielen.

,753

Effekte auf F+E

Der Kauf gefälschter Produkte reduziert den Anreiz für F+E-Ausgaben für neue Produkte.

,911

Hersteller zögern bei der Investition von F+EMitteln durch die Gefahr der Markenpiraterie.

,908

Gefahr der Blamage

Ich würde mich blamieren, wenn Leute merkten, dass ich ein gefälschtes Markenprodukt verwende/trage.

,891

Die Leute könnten lachen, wenn sie merken, ich trage/verwende ein gefälschtes Markenprodukt.

,868

Effizienz der Markenpiraterie

Gefälschte Produkte sind billiger, weil die Produktion effizienter ist.

,851

Markenpiraten distribuieren ihre Produkte effizienter.

,797

Anmerkungen: Hauptkomponentenanalyse Varimax-Rotation nach Kaiser-Kriterium (Rotation konvergiert nach fünf Iterationen). Quelle: Schlegelmilch/Stöttinger (1999, S.201).

" Blakeney, M.: Intellectual Property in World Trade, in: International Trade Law and Regulation, Vol.1 (1995), No.3, pp.76-80. Grauel, H.: Plagiate - nicht nur bekannte Marken sind betroffen, in: eco, o.Jg. (1999), Nr.6, S.42-45. Katz, A.: Zur Psychologie der Markenpiraterie, in: Markenartikel, 55.Jg. (1993), S.188-191. Schlegelmilch, B.B.; Stöttinger, B.: Der Kauf gefälschter Markenprodukte. Die Lust auf das Verbotene, in: Marketing·ZFP, 21.Jg. (1999), Nr.3, S.196-208. von Welser, M.; Gonzáles, A.: Marken- und Produktpiraterie, Weinheim 2007.

Markenamt

Deutsches Patent- und Markenamt;

Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt

Markenamt, gemeinsames sichtbare Konsequenz des Zusammenschlusses von Ländern, die mit dem Ziel kooperieren, den interMarkenschutz zu stärken und zu vereinfachen (vor allem das auch EU-Markenamt genationalen nannte Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt). Daneben unterhalten die Benelux-Staaten in Den Haag ein gemeinsames Markenamt. Das Office Africain de la Propriété Industrielle (OAPI) resiAndenpakt zusammengeschlossenen Länder unterhalten zwar diert in Yaoundé/Kamerun. Die im kein gemeinsames Markenamt; ein gemeinsames Markenrecht sorgt aber für die Angleichung wesentlicher Bedingungen des Markenwesens ( Konvergenz).

942

Markenartikel

Markenartikel Produkte und Dienstleistungen, die zur Kennzeichnung ihrer Herkunft mit einem unverwechselbaren Namen, Logo und/oder graphischen Zeichen versehen wurden. Ergebnis dieser Markierung ist die Marke. Potenzielle Kunden verbinden mit ihr besondere Nutzenerwartungen. Während das klassische Markenkonzept von einem starren Katalog von Merkmalen ausging, die eine Marke ausmachen (Markierung, Verkehrsgeltung, gleichbleibende Qualität und Menge etc.), steht im Zentrum der modernen Auffassung die Vorstellung einer Markenpersönlichkeit, welche dem Käufer bzw. Verbraucher oder Nutzer auf eine nur vom Ergebnis her zu definierende Weise einen besonderen Nutzen bietet. Mit Warenzeichen eingetragen), sind Marken zwar prinzipiell vor Schutzrechten versehen (z.B. als Nachahmung geschützt, werden aber aufgrund ihrer großen Attraktivität und Verkehrsgeltung zunehmend häufig imitiert ( Marken- und Produktpiraterie). Je nach geographischem Geltungsbereich lassen sich lokale, regionale, nationale, internationale und globale Marken unterscheiden. Angesichts der wachsenden Bedeutung des Kommunikationswettbewerbs sind auch im internationalen WettbeMarkenschutz, zunehmend bedeutsam. werb Marken, und damit der internationale " Herrmann, A.; Huber, F.; Braunstein, C.: Gestaltung der Markenpersönlichkeit mittels der Means-End-Theorie, in: Esch, F.-R. (Hrsg.), Moderne Markenführung, 3.Aufl., Wiesbaden 2001, S.103-133.

Markenbewusstsein positive Einstellung zu bzw. Präferenz für Markenartikel. Angehörige von Kulturen, für die Akzeptanz von Machtdistanz charakteristisch ist, haben im Allgemeinen ein ausgeprägtes Markenbewusstsein. Gleiches gilt für Verbraucher, die in Mittel- und Osteuropa leben ( MOE-Länder) und erst Industriegesellvergleichsweise spät ungehinderten Zugang zur Überflussökonomie der westlichen schaften erlangt haben. Markenbewusstsein im internationalen Vergleich -3 -1,50 -1,00 -0,50 0,00 +0,50 +1,00+1,50+2,00 +3 Für besondere Qualität gebe ich gern mehr aus. Wenn ich mit einer Marke zufrieden bin, bleibe ich auch dabei.

Deutsche Verbraucher (n = 1024*)

Manchmal leiste ich mir bewusst die beste Qualität. Ich kaufe gezielt Markenartikel, die zu Sonderpreisen angeboten werden. Die Qualität der meisten Produkte ist heute eigentlich immer konstant gut. Ich schaue mir oft die Werbebeilagen mit den Sonderpreisartikeln in der Tageszeitung an. Markenartikel sind qualitativ besser als markenlose Ware. Bei den meisten Dingen ist mir eigentlich egal, ob es sich um ein Markenprodukt handelt oder nicht. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich selbst für die kleinsten Dinge die Preise vergleiche.

Polnische Kunden (n = 151)

Ich bin immer auf der Suche nach Billigangeboten. Beim Einkauf von Lebensmitteln achten wir mehr auf die Marke als auf den Preis. Beworbene Markenprodukte sind besser als Markenprodukte, für die es keine Werbung gibt. Mittelwert auf einer Skala von -3,00 (= lehne vollkommen ab) bis +3,00 (= stimme vollkommen zu) Quelle: eigene Erhebung, März 2000.

Markenname

943

Markencommitment spezielle Erscheinungsform von Commitment. C. Burmann versteht darunter den Grad der emotioOperationalisiert wird dieses Konstrukt durch die nalen Bindung an eine Marke ( Emotion). Frage, was Mitarbeiter eines Unternehmens freiwillig bereit sind, für dessen Marke(n) zu tun. Wie eine Gallup-Umfrage aus dem Jahr 2000 ergeben hat, können französische Unternehmen am wenigsten auf diese Form von Identifikation bauen: Nur 6% der Befragten stehen dort voll und ganz hinter der Unternehmensmarke, während in Japan (= 9%) und Deutschland (= 12%), vor allem aber in den angelsächsischen Ländern (Großbritannien = 17%, Kanada = 24%, USA = 30%) mehr oder minder deutlich höhere Werte gemessen werden. " Burmann, C.: Marken brauchen Führung, in: Markendialog Februar 2004, Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens e.V., Wiesbaden 2004, S.75-93. Ind, N.: Inside Out. How Employees Build Value, in: Journal of Brand Management, Vol.10 (2003), No.6, pp.393-402.

Markenerosion

Corporate Social Responsibility

Markenführung

Markenpolitik Markenrecht

Markengesetz Markengleichheit Markenherkunft Markenkern

Brand Parity Country of Origin-Forschung

Markenpolitik

Markenkonzept, modulares

Markenpolitik, internationale

Markenlizenzierung, internationale erfüllt aus Sicht des Markeninhabers hauptsächlich die Funktion, die Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit mit Hilfe von Lizenznehmern, d.h. bei vergleichsweise geringem eigenen finanziLizenzstrategie). Gegenstand eines Markenliellen Engagement, voranzutreiben ( Commitment; zenzvertrages ist allgemein das Recht, die fragliche Marke für eigene Zwecke zu nutzen. Dies kann durch Markenerweiterung geschehen (d.h. für Produkte oder Dienstleistungen, welche der Markeninhaber selbst nicht vermarktet) oder in Form der Ausweitung der Marktpräsenz. Voraussetzung ist nicht zuletzt die generelle Lizenzbereitschaft des Rechteinhabers. Markenname zusammen mit dem Markenzeichen bzw. dem Markenbild (z.B. Logo), Angebotsgestaltung (z.B. Verpackung) und der Positionierung eines der wesentlichen Markenelemente ( Marke). Schlüsselinformation, die sich in einer kulturübergreifenden (1) Der Markenname ist eine wichtige QualiStudie bei Artikeln der Unterhaltungselektronik (z.B. Videokamera) als ein noch stärkeres tätssignal erwies als die Preisinformation; es folgten das Aussehen der Produkte und das Image des Händlers. Diese Rangfolge ließ sich in fast allen 38 untersuchten Ländern mehr oder weniger nachweisen. Zu den Ausnahmen zählen die USA, Dänemark, Belgien und Deutschland, wo den Befragten auch das Design der Produkte wichtiger war als der Preis. Da der Markenname, etwa im Gegensatz zu Design oder Logo, konkret aussprechbar und damit unmittelbar kommunizierbar ist, erfüllt er im Prozess der Marktkommunikation eine zentrale Funktion und stellt deshalb an international tätige Unternehmen besondere Anforderungen. Der 2006 aus Infineon ausgegliederten Speicherchipherstellung etwa wurde der Firmenname Qimonda gegeben, da dieser in verschiedenen Sprachräumen und Kulturräumen positive Assoziationen ermögliche. So stehe Qi im asiatischen Raum für „fließende oder atmende Energie“, und im Westen werde das aus dem englischen key und dem lateinischen mundus zusammengesetzte Kunstwort Qimonda intuitiv als „Schlüssel zur Welt“ verstanden.

944

Markenname

In weiten Teilen Asiens wird seit altersher jedes Wort, jeder Name als ein kleines Kunstwerk betrachKulturkreis soll sich hier ein Name nicht nur mit einer ganz bestimmtet. Anders als im westlichen ten Aussage verbinden, sondern in seiner Schriftform auch schön anzusehen und in jeder Hinsicht ansprechend sein. Letztlich erfüllt in Fernost der geschriebene Name eine ähnliche Funktion wie ein Markenzeichen oder ein Logo. Deshalb sollte die Schreibweise den Firmennamen bzw. Markennamen unverwechselbar erscheinen lassen und mit Produkt- und anderen Vorteilen verbinden (z.B. mit dem Wort „Glück“). Der Inhaber eines solchen Lucky Name genießt Wohlwollen. Deshalb sind etwa amerikanische Unternehmen in China noch häufiger (85%) als im englischsprachigen Raum (61%) bemüht, ihre Markennamen mit einer konkreten Bedeutung zu versehen. Vor allem aber legt man in Fernost (58%) mehr Wert auf eine positive Konnotation als im Heimatmarkt (24%). Oft werden positiv besetzte Symbole (z.B. der Kaiser bzw. eine Glückszahl) genutzt oder Worte wie „Schatz“ bzw. Transliteration seines Markenna„Wohlergehen“ verwendet. Coca-Cola ist es gelungen, mit der mens für den chinesischen Markt einen solchen 'lucky name' zu kreieren. Denn sowohl ke-kou-ke-le (Mandarin) als auch ho-hau-ho-lohk (Kantonesisch) ähneln lautmalerisch nicht nur dem englischen Original, sondern bescheinigen der Limonade auch, dass sie „köstlich schmeckt und Freude bereitet“. Damit sind zwei zentrale Kriterien erfüllt: positive Assoziation und Produktbezug. Der von Sprite für den chinesischen Markt gewählte Markenname xuebi („Schnee“ und „grün“) ähnelt zwar dem Originalnamen nicht, hebt aber die Eigenschaften des Produkts hervor (kühl, klar) und korrespondiert mit der Verpackung: einer grünen Flasche bzw. Dose. Im Falle von Jägermeister wiederum erfüllt jege beide Bedingungen. Der Lautschrift des chinesischen Markennamens kommt phonetisch dem Original nahe und klingt nicht nur bedeutungsvoll (= wilder Charakter), sondern weckt auch Assoziationen, die dem Markenkern entsprechen. (2) Markennamen sollen die Konsumenten u.a. dabei unterstützen, sich in einem immer größer werdenden Produktangebot zu orientieren, eine Leistung eindeutig einem Unternehmen zuzuordnen und sich zwischen häufig austauschbaren Angeboten zu unterscheiden. Dazu sollten Markennamen in der Lage sein, positionierungsrelevante Assoziationen zu wecken, prägnant und von anderen Markennamen eindeutig unterscheidbar sowie markenrechtlich schutzfähig sein ( Marken- und ProduktpirateInternationalisierung stellt sich die Frage, ob fremdsprachige Markennamen rie). Im Zuge der muttersprachige Markennamen. Ein besonderer diese Funktion besser oder schlechter erfüllen als Sprache (z.B. Englisch) in einer Sprache Fall sind Markennamen, die aus einer alphabetischen übertragen werden sollen, die auf Schriftzeichen basiert (z.B. das Japanische). Die betroffenen UnterTransliteration den Klang des ursprünglichen Markennanehmen versuchen dann zumeist, durch mens zu bewahren. (3) Globale Markennamen müssen weltweit einsetzbar sein und überall vergleichbare Funktionen erfüllen können. Im Rahmen der Standardisierungs-/Differenzierungsdiskussion hat sich allerdings Kulturgebundenheit bzw. Ungebundenheit des zu markierenden gezeigt, dass abhängig von der Produkts ( Culture Bound-Hypothese) und anderen Kontingenzvariablen ( Kontingenzansatz) dafür stellenweise unterschiedliche Lösungen gefunden werden müssen (vgl. Abb. 1). Im Regelfall aber ist die Produktpolitik - und innerhalb dieser der Markenname - das Element des Marketing-Mix, das am stärksten standardisiert wird. Abb. 1: Markenpolitische Standardisierungs-Differenzierungsmatrix Name

differenziert

standardisiert

differenziert

insb. Nahrungsmittel, etwa von Unilever

Coca-Cola; Pepsi-Cola; Camel; Produkte von Kraft

standardisiert

Snuggl, Mimosin, Kuschelweich, Silkience, Soyance, Sientel

Kodak-Filme; Rado-, Seiko-Uhren; Minolta-, Canon-Kameras

Produkt

Quelle: Meffert/Bolz (1998, S.189).

Markenname

945

Fremdsprachige Markennamen, welche die Herkunft des Produkts kommunizieren (bspw. Renault Sprache aus (z.B. und Frankreich), lösen primär Assoziationen zu dem jeweiligen Land und dessen Herkunftszeichen eher Country Stereotyping Effect). Demgegenüber provoziert das traditionelle Qualität der dort herVorstellungsbilder, die sich auf die industrielle Stärke dieses Landes und die gestellten Produkte zurückführen lassen ( Made in …). Um die Erinnerbarkeit von Markennamen zu optimieren, müssen diese möglichst unterscheidbar kodiert werden. Daraus wiederum folgt, dass alphabetische Markennamen vor allem phonologisch auffalChinesisch) kommuniziert werden, len sollten und Markennamen, die per Schriftzeichen (z.B. Netzwerk, dem der Markenprimär visuell. Da ein umfassendes und tief strukturiertes semantisches name angehört, dessen Recognition im Regelfall eher behindert als fördert, werden seltene fremdsprachige Markennamen (zumal als Kunstwort) durchaus gut erinnert, wenn man dieses Bekanntheitsmaß verwendet. Ganz anders verhält es sich mit dem Recall-Maß; daran gemessen schneiden fremdsprachige Markennamen im Regelfall nicht gut ab. Lautsymbolik kann Markennamen eine spezifische Bedeutung verleihen. Käufer ziehen diese Die dann einem bedeutungslosen Markennamen vor, wenn die klangliche Assoziation mit den übrigen Markeninformationen im Einklang steht. Vor allem Bewohner alphabetischer Sprachräume reagieren auf diese Art von Übereinstimmung positiv, während Chinesen, Koreaner, Japaner etc. stärker auf den Fit der graphischen Merkmale eines Markennamens mit seiner Positionierung achten. Für fremdsprachige Markennamen ist neben der Beliebtheit der jeweiligen Sprache ihr Schwierigkeitsgrad entscheidend: Besteht die Gefahr, sich zu blamieren (z.B. aufgrund einer nicht geläufigen bzw. missverständliKulturen, die zur Ungewissheitsvermeichen Aussprache), so werden vor allem Angehörige von dung tendieren, den Markennamen möglichst nicht aussprechen. Abb. 2: Einflussfaktoren der Akzeptanz fremdsprachiger Markennamen

Soziodemographische Merkmale

Einstellungen & Persönlichkeitsmerkmale

Alter (hoch)

Rigorismus

Bildungsniveau (gering)

Politische Orientierung (rechts)

Einkommen (gering)

Patriotismus

Erwerbslosigkeit

Religiosität

Geschlecht (weiblich)

Konservatismus

Informationsverarbeitung Kategorisierung

Ingroup-/OutgroupDifferenzierung

Geringe Akzeptanz fremdsprachiger Markenname

(stark)

Landeskultur Kollektivismus Ungewissheitsvermeidung

Merkmale der Fremdsprache Klang (ungewohnt) Beliebtheit (gering)

Quelle: in Anlehnung an Stolz (2000, S.114).

(4) Die Erfolgsaussichten globaler Markennamen lassen sich erhöhen, wenn man nicht deskriptive oder assoziative, sondern artifizielle oder phonetische Markennamen wählt. Da artifizielle Markennamen

946

Markenname

(anfänglich) bedeutungslos sind, gibt es nichts, was gegen eine weltweit einheitliche Konditionierung und damit einen Bedeutungstransfer spricht (vgl. Abb. 3). Kommen jedoch assoziative Markennamen zum Einsatz, sollten hierfür fundamentale Sprachstämme (z.B. aus dem Indogermanischen oder dem Romanischen) verwendet werden, welche länder- bzw. sprachübergreifend ähnliche Assoziationen sicher). auslösen (z.B. Securitas Abb. 3: Eignung verschiedenartiger Markennamen für den globalen Markt deskriptive assoziative artifizielle phonetische Markennamen Markennamen Markennamen Markennamen Verständlichkeit --o Aussprechbarkeit -o o o Positionierungsvermittlung --+ Einprägsamkeit o o o Recall --o Recognition o o + + Assoziationen -o ++ Konditionierbarkeit -++ + Sprachunabhängigkeit -++ ++ Schutzfähigkeit o ++ ++ Legende: ++ sehr geeignet; + geeignet, o neutral bzw. keine eindeutigen Aussagen möglich, - wenig geeignet, -- nicht geeignet Quelle: in Anlehnung an Herstatt (1985, S.248).

Damit Markennamen global erfolgreich geführt werden können, müssen sie zunächst juristische (z.B. Schutzfähigkeit) und marketingspezifische Kriterien (z.B. Produktrelevanz) erfüllen (vgl. Abb. 4). Eine häufig unterschätzte Rolle spielen linguistische Kriterien, wie die Fähigkeit, erwünschte Assoziationen auszulösen. Alpha-numerische Markennamen etwa sind sowohl im westlichen als auch im östlichen Kulturkreis geeignet, technische, chemische oder als „kraftvoll“ positionierte Produkte zu markieren. Universell ist auch der Einfluss des Klangsymbolismus: So enthalten in mehr als 90% der untersuchten Sprachen Wörter, die Kleinheit ausdrücken, den Vokal i. Hingegen lassen a und o auf Größe schließen. Auch konnte gezeigt werden, dass Markennamen, die mit einem so genannten Plosiv beginnen (b, d, g, k, t), signifikant besser erinnert und wiedererkannt werden als Markennamen mit anderen Anfangsbuchstaben. Als Sprachuniversalien werden jene Vokale (i, a und u) und Konsonanten (k, p und t) bezeichnet, welche in allen Sprachen eine gleichartige Funktion erfüllen und sich somit in besonderem Maße zur Bildung globaler Markennamen eignen. Abb. 4: Erfolgskriterien globaler Markennamen Marketing-Komponente

Juristische Komponente

Produktrelevanz

Differenzierungsfähigkeit

Vereinbarkeit mit dem Image des Unternehmens und dessen Markenportfolio

Internationale Schutzfähigkeit

Übermittlung der Positionierung Anziehungskraft Linguistische Komponente Phonetische Eigenschaften

Semantische Eigenschaften

Morphologische Eigenschaften

Aussprechbarkeit

Positive Assoziationen

Kürze

Lesbarkeit

Verständlichkeit

Einfachheit

Wohlklang

Einprägsamkeit Sprachunabhängigkeit

Quelle: in Anlehnung an Huang/Chan (1997, S.322).

Markenname

947

Die Akzeptanz fremdsprachiger bzw. transferierter Markennamen hängt u.a. von den SprachkenntZielgruppe, aber auch vom Bekanntheitsgrad des Produktes ab ( Sprache). Ist dieser nissen der groß, favorisieren die Befragten die Übernahme des Originalnamens, sonst duale Markennamen, welche generell positiv abschneiden. Anhand der Ergebnisse einer empirischen Studie lassen sich diese Empfehlungen mit Blick auf die Einführung von Markennamen auf dem chinesischen Markt konkretisieren ( Markenname, Übersetzung). Gewöhnlich verspricht dort die Kombination aus Originalname und Transliteration (vgl. Abb. 5) den größten Erfolg, wobei der Originalname besonders hervorgehoben werden sollte. Bei einer dualen Strategie mit (phono-)semantischer Übersetzung sollte hingegen der chinesische Name dominieren. Wer sich auf eine Übersetzungsstrategie beschränken möchte, sollte der Transliteration den Vorzug geben. Bei sehr bekannten Markennamen reicht mitunter der Originalname aus. Diese Strategie empfiehlt sich vor allem bei Akronym-Namen: Markennamen wie M&M oder IBM werden dann als graphisches Symbol oder Logo und nicht als Wort wahrgenommen. Insgesamt verspricht aber die duale Strategie den größten Erfolg, weil sie einerseits das Image globaler Marken wahrt sowie die Wiedererkennung des Namens gewährleistet. Andererseits ermöglicht diese Strategie den Aufbau einer lokalen Identität und - bei einer (phono-)semantischen Übersetzung - die Provokation wünschenswerter Assoziationen zum Produkt. Abb. 5: Übersetzungsstrategien beim Transfer von Markennamen auf den chinesischen Markt Transferstrategie

Ursprungsname

Name in China

Bedeutung

Übernahme des Originalnamens

Ikea

Ikea

keine

Phonetische Übersetzung (Transliteration)

Swatch

Si wo qi -'! Ai ke sen *&"

keine

Phonosemantische Übersetzung

Coca-Cola

Ke kou ke le % #% (

Schmeckt gut und macht glücklich

$ wörtlich

Northwest Airlines

Xi bei

,+

Nordwest

$ „unrein“

Sprite

Xue bi

)$

Schnee + grün

Exxon

Grad der Standardisierung

keine

Semantische Übersetzung

Quelle: in Anlehnung an Zhang/Schmitt (2001, S.315); Müller/Gelbrich (2004, S.607).

In der einschlägigen Literatur finden sich zahlreiche Ratschläge, die bei der Gestaltung globaler Markennamen hilfreich sein können. Diese reichen von der zu präferierenden Wortstruktur über typische Wortendungen bis hin zu Sprachspezifika wie Umlaute, die in anderen Sprachen nicht adäquat ausgeFremdsprache immer dann Produktbedrückt werden können. Auch sollte der Markenname in der Homonyme eine Rolle spielen: sinngleiche Wörter ( Chinesisch) (vgl. zug erkennen lassen, wenn Abb. 6, nächste Seite). (5) Allerdings sprechen auch viele Gründe gegen eine weltweite Standardisierung des Markennamens: a) Phonetik: Aussprache und Klang Da „Kipferl“ für Franzosen unaussprechbar ist, wählte Bahlsen für den französischen Markt den Markennamen Croissant de Lune (S. Latour, S.127). Die Schwierigkeit bzw. Unmöglichkeit des Transfers eines Markennamens von einem alphabetischen in ein ideographisches Schriftsystem wurden bereits diskutiert. Probleme bereitet auch der Transfer von Sprachen, die, wie das Italienische, reich an Vokalen sind, in Sprachen mit überproportional vielen Konsonanten (z.B. Deutsch). b) Semantik: Bedeutung und Assoziationen In allen Kulturen spielt Aberglaube eine mehr oder weniger große Rolle. Deshalb wird vielfach Glückszahlen bzw. Glücksnamen versucht, Markennamen zu wählen, welche Assoziationen zu

948

Markenname

auslösen. Da im abendländischen Kulturraum die Sieben als Glückszahl gilt, hat Boeing seine Flugkonfuzianisch geprägten Kulzeugtypen mit dem Zahlencode 737, 747 etc. markiert. Im östlichen, turraum sind jedoch andere (Un-)Glücksnamen und -zahlen zu beachten (z.B. 4 und 8). c) Morphologie: Wortstruktur Häufig werden durch Zusammensetzung von Buchstaben und Silben neue Worte bzw. Kunstworte geschaffen, deren Produktbezug (z.B. Yogurette, Kamillosan) nicht in eine andere Sprache übertragbar ist. d) Internationale Schutzfähigkeit Eine globale Markennamenstrategie kann auch daran scheitern, dass der intendierte Markenname in relevanten Ländermärkten markenrechtlich schon registriert ist bzw. nicht die erforderliche Unterscheidungskraft besitzt ( Markenrecht). Abb. 6: Hinweise zur Gestaltung globaler Markennamen Gestaltungselement

mögliche Ausprägung

beispielhafte Markennamen

einfache Wortstruktur

KV, KVK

Sony, Canon, Coca-Cola

universelle Vokale

i, a, u

Adidas, Milka, Purissa

universelle Konsonanten

k, p, t

Kodak, Toyota, Bacardi

begrenzte Silbenanzahl

zwei bis drei

Twix, Twingo, Armani

typische Wortendung

Vokale -o, -a

Tabasco, Nokia, Polo

positive oder neutrale Zahlen

1, 5, 7, 8

CK1, Chanel Nr. 5, Boeing 737

Begriffe des Globalen Lexikon

Latein, „geborgte“ Wörter

Magnum, Mon Chéri, Mars

Vokal-Aneinanderreihung

KVVVK

Peugeot, Daewoo

Konsonanten-Aneinanderreihung

KVKKK

Hertz, Vectra, Volkswagen

sprachspezifische Strukturen

nicht ausgesprochene Buchstaben, Umlaute

Löwenbräu, Häagen Dazs, Renault

Vermeiden von:

Legende: K = Konsonant; V = Vokal Quelle: in Anlehnung an Huang/Chan (1997, S.323f.); Usunier/Shaner (2002, S.225f.).

Gegen eine Standardisierung entschied sich bspw. Unilever. Als der niederländisch-britische Lebensmittelkonzern Mitte der 1990er-Jahre weltweit Eismarken kaufte, behielt man die ursprünglichen Markennamen bei und versah die zugekauften Eiscremes nur mit einem weltweit einheitlichen Logo. Deshalb heißt die in Deutschland als Langnese bekannte Süßspeise in nahezu jedem Land anders (vgl. Abb. 7). Mit dem Verzicht auf eine weltweite Corporate Identity hatte man das Sprachproblem gelöst und den Bekanntheitsgrad der etablierten Namen bewahrt. Abb. 7: Markenname von Langnese-Eis weltweit Land

Landesspezifischer Markenname

Land

Landesspezifischer Markenname

Australien

Streets

Schweden

Dänemark

Frisko

Schweiz

Lusso Eldorado

England, Malediven

Wall’s

Spanien

Frigo

Frankreich Griechenland, Türkei Irland Österreich, Ungarn

Miko Algida HB Eskimo

Südafrika USA Venezuela

GB Glace

Ola Good Humor Tio Rico

Markenname (Übersetzung)

949

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Markenname (Übersetzung) eines der großen Probleme globaler Markenpolitik, da jede Übersetzungsstrategie Vor- und Nachteile bietet. kulturell und sprach(1) Eine Übernahme des Originalnamens ist nur ratsam, wenn es sich um lich affine Länder handelt ( Distanz, kulturelle). Lediglich dann ist gewährleistet, dass die Kunden im Zielland das Wort richtig aussprechen können. Zudem müssen negative Konnotationen ausgeschlossen sein. Eine besondere Schwierigkeit erwächst aus der Aufgabe, einen Markennamen bspw. aus einer phonetischen (z.B. Englisch, Französisch) in eine ideographische Sprache (z.B. Chinesisch, Japanisch) zu übertragen ( Ideogramm). Mögliche Übersetzungsstrategien sind die phonetische Übersetzung ( Transliteration), wobei der in der Zeichensprache kreierte Name bedeutungslos ist und keine Produktassoziation schafft, die semantische Übersetzung, bei der die Bedeutung des originalen Markennamens erhalten bleibt, und die phonosemantische Übersetzung: Sie kombiniert die Klangmit der Bedeutungsübersetzung, was in der Praxis erfahrungsgemäß erhebliche Probleme schafft. Für Transliteration spricht gleichermaßen, dass der Übernahme des Originalnamens wie auch für die Bezug zum Originalnamen erhalten bleibt. Dadurch kann das Unternehmen seine Identität bestmöglich kosmopolitisch eingestellte und international mobile Verbraucher ansprechen ( Mowahren und bilität). Transliterierte globale Namen sind zumeist englischsprachiger Herkunft. Sie gelten vor allem bei jungen Menschen als modern und chic. Bei der wörtlichen Übersetzung bleibt die ursprüngliche Bedeutung des Wortes erhalten (sofern es sich nicht um ein Kunstwort handelt). Dadurch kann der Verbraucher im Zielland einen Bezug zum Produkt herstellen, falls dies auch der Originalname ermöglicht. Außerdem verringert sich der Kommunikationsaufwand. Größerer Beliebtheit erfreuen sich in der Praxis duale Markennamen: d.h. die gemeinsame Präsentation von Originalname und phonetischer bzw. semantischer Übersetzung. Kreation bietet sich zum einen dann an, wenn die Marke in kulturell heterogenen Ländermärkten eingesetzt werden soll. Zum anderen ist diese Option geboten, wenn das Unternehmen den Bezug zum Originalprodukt bewusst verschleiern möchte (z.B. um auf diesen Märkten Preisdifferenzierung betreiben zu können).

950

Markenname (Übersetzung)

(2) Wie verschiedene einschlägige Studien gezeigt haben, wird innerhalb eines Clusters relativ homostandardisiert. In Asien hingegen präferieren gener (westlicher) Länder der Markenname zumeist Differenzierungsstrategie. Die nachstehende Abbildung veranviele westliche Unternehmen die schaulicht dies am Beispiel von Bezeichnungen, die westliche Unternehmen auf dem chinesischen Markt verwenden. Abb. 2: Markennamen westlicher Unternehmen in China Deutscher Produkt- bzw. Firmenname

Mercedes-Benz (Lkw, Pkw)

Porsche (Pkw)

Pfaff (Nähmaschine)

Basagran (Herbizid)

Sacox (Arzneimittel gegen Kokzidiose) Rollei (Kamera)

OMO (Waschmittel)

Triumph (Miederwaren)

Wella (Kosmetik)

Chinesische Übertragung mit der Interlinear-Version

Hanyu pinyin-Version

ben chi schnell laufen sicher fahren bao shi jie gewinnen Zeit schnell

Konkreter Sinngehalt

schnell und sicher fahren

schnell und zeitgewinnend

bai fu

hundert Mal Glück

pai cao dan

Wirksames Mittel gegen Unkraut

sha ke zhi

vernichten und stoppen

hundert Glück

vernichten Unkraut Zinnober

töten können stoppen

lu lai gutes Einkommen kommen

ao miao geheimnisvoll wunderbar dai an fen Pigmentfarbe Name Duft ke huo neng können beleben Energie

Reichtum möge kommen

geheimnisvoll und wunderbar

typischer Frauenname im Okzident

vitalisieren

Markenpolitik, internationale

951

" Alashban, A.A.; Hayes, L.A.; Zinkhan, G.M.; Balazs, A.L.: International Brand-Name Standardization/Adaptation, in: Journal of International Marketing, Vol.10 (2002), No.2, pp.22-48. Francis, J.N.P.; Lam, J.P.Y.; Walls, J.: The Impact of Linguistic Differences on International Brand Name Standardization. A Comparison of English and Chinese Brand Names of Fortune-500 Companies, in: International Journal of Marketing, Vol.10 (2002), No.1, pp.98-116. Huang, Y.Y.; Chan, K.K.: Chinese Brand Naming, in: International Journal of Advertising, Vol.16 (1997), No.4, pp.320-335.

Markenpersönlichkeit Markenpiraterie

Marke

Marken- und Produktpiraterie

Markenpolitik (1) Teilgebiet der Produktpolitik ( Produktpolitik, internationale). Aufgabe der Markenpolitik ist es, Marke aufzubauen und dauerhaft zu pflegen (= MarkenProdukt- und Dienstleistungsangebote als führung). Ziel des Markenaufbaus ist es, der Positionierung des zu markierenden Produkts bzw. der Dienstleistung im Wettbewerbsumfeld symbolischen Ausdruck zu verleihen ( Symbol) und bei der Markenname; Mythos). Zielgruppe vorteilhafte Assoziationen auszulösen ( Leitbildwerbung; Dank teilweise jahrzehntelanger konsequenter Kommunikationspolitik symbolisiert Marlboro weltweit Abenteuer, während Mercedes mit besonderer Qualität gleichgesetzt wird und Du darfst mit „Genuss ohne Reue“. Gerade in gesättigten Märkten hilft der so kommunizierte Markenkern, sich gegenüber Wettbewerbern zu profilieren, das Image von Produkt bzw. Unternehmen in komprimierter Form zu kommunizieren, dem Verbraucher bestimmte Eigenschaften (z.B. überdurchschnittliche Qualität) zu suggerieren, ohne diese explizit (d.h. häufig abstrakt) nennen zu müssen, die Preiswahrnehmung zu Kaufbereitschaft zu erhöhen. beeinflussen und die In verschiedenen Experimenten gelang es, den Nutzen der Markierung empirisch nachzuweisen (bspw. anhand des Vergleichs von Diet Coke und Diet Pepsi). Während Kellogg’s Corn Flakes im Blindtest lediglich einen Präferenzwert von 47% erzielen konnte, stieg dieser Wert auf 59%, nachdem die Testteilnehmer die Markennamen erfahren hatten. (2) Die ökonomische Bedeutung professioneller Markenführung lässt sich u.a. daran ermessen, dass Marken häufig den Großteil des Unternehmenswertes ausmachen. Als Philip Morris 1988 den Lebensmittelhersteller Kraft Foods für knapp 13 Mrd. $ kaufte, entfielen rund 90% des Kaufpreises auf Markenrechte. Der Markenwert ist die Basis der jährlich erstellten Rangliste der wertvollsten Weltmarken ( Marke, globale) " Baumgarth, C.: Markenpolitik, 3.Aufl., Wiesbaden 2008. de Chernatony, L.; McDonald, M.H.B.: Creating Powerful Brands, Oxford/UK 1992. Farquhar, P.H.; Han, J.Y.; Ijiri, Y.: Brands on the Balance Sheet, in: Marketing Management, Vol.1 (1992), No.1, pp.16-22. Saporito, B.: Has-Been Brands Go Back to Work, in: Fortune, April 28 (1986), pp.123-124. Sattler, H.; Völckner, F.: Markenpolitik, 2.Aufl., Stuttgart 2007.

Markenpolitik, globale weltweit bzw. in den Triade-Märkten weitgehend standardisierte Positionierung und Gestaltung Marke ( Standardisierung vs. Differenzierung). Das besondere Augenmerk globaler Mareiner Markennamen ( Markenschutz; Mega-Marke). kenpolitik gilt dem Design, dem Logo und dem Markenpolitik, internationale Koordination von Aufbau und Pflege der Markenpersönlichkeit in mehreren Ländermärkten ( KoorMarke). Anders als das Global Branding, das eine weltweit einheitliche Markierung andination; strebt, um Kostenvorteile und ein Maximum an Verkehrsgeltung zu erlangen ( Coca-Cola), müssen die für die internationale Markenpolitik Verantwortlichen entscheiden, welche Markenstrategie das Unternehmen verfolgt ( Standardisierung-/Differenzierung). Das regionale Markenkonzept sieht vor, die Markenpolitik innerhalb von (relativ) homogenen Gruppen von Ländermärkten (z.B. feminiClustern zu differenzieren ( L’Oreal). Im ne Länder) zu standardisieren und zwischen diesen Fokus des modularen Markenkonzepts hingegen steht die länderspezifische Anpassung und damit die Zielsetzung, Differenzierungsvorteile zu erlangen. Bedeutsam sind darüber hinaus der Markenname, der Markenschutz, das Markenrecht, der Country of Origin-Effekt sowie der Markenwert.

952

Markenrecht

Markenrecht wurde durch die 1988 verabschiedete „EG-Richtlinie Nr. 89/104 des Rates zur Angleichung der Europäischen Union Rechtsvorschriften der Mitgliedsstaaten über die Marken“ für den Bereich der Warenzeichengesetz ablöste, prinzipiell vereinheitlicht. Das Markengesetz von 1995, welches das setzte diese Richtlinie in nationales Recht um. Es erstreckt sich auf Waren-, Dienstleistungs- und Kollektivmarken, geschäftliche Bezeichnungen wie auch auf geographische Herkunftsangaben. Schutzfähig sind alle Zeichen (Wort- und Kombinationszeichen sowie Hörzeichen), (dreidimensionale) Gestalten, Verpackungen und Farben (bspw. das Telekom-Argenta oder das Lila der Milka-Kuh). Markenrechtsraum, einheitlicher Markenregister

Markenschutz

Markenschutz

Markenschutz (1) wird auf direktem Wege durch den Eintrag einer Marke in das Markenregister eines nationalen supranationalen Markenamtes erreicht ( Deutsches Patent- und Markenamt; Harmound/oder nisierungsamt für den Binnenmarkt). Für indirekten Markenschutz sorgt die Verkehrsgeltung. Dieses aus dem Wettbewerbsrecht entlehnte Konzept wird zumeist als „Bekanntheitsgrad eines Produktes operationalisiert. Liegt dieser über einem bestimmten Schwellenwert, so genießt beim Verbraucher“ ein Erzeugnis auch dann Markenschutz, wenn es keinen Warenzeichenschutz besitzt ( Warenzeichen). In der deutschen Rechtsprechung haben die Unterscheidung und der Schutz berühmter bzw. bekannter Marken eine lange Tradition. Um die zur Einstufung als berühmte Marke erforderliche „überragende Verkehrsgeltung“ operationalisieren zu können, ging man anfänglich davon aus, dass Markenbewusstsein haben. Deshalb wurden ein etwa 20% der Konsumenten kein ausgeprägtes Bekanntheitsgrad von etwa 80% als maximal erreichbarer Wert und ein Bekanntheitsgrad von 65-80% als ausreichender Wert angesehen. Da im Verlauf der achtziger Jahre das Markenmanagement immer effizienter und vielfach Bekanntheitswerte von bis zu 99% erreicht wurden, setzte man den Schwellenwert höher. Während deshalb berühmte Marken mittlerweile, wie die AVON-Entscheidung gezeigt hat, einen Bekanntheitsgrad von deutlich über 80% vorweisen können, genügen gemäß der DimpleEntscheidung weniger als 50%, um als „bekannte Marke“ gelten zu können. (2) Für den Schutz nationaler Marken sorgt zunächst der im Warenzeichengesetz (WZG) festgelegte zeichenrechtliche Schutz. Er spricht dem Inhaber eines in der Warenzeichenrolle eingetragenen Warenzeichens das Recht zu, Dritten die Verwendung dieser Marke zu untersagen. Das WZG gewährt das Recht auf Auskunft, ermöglicht die Beschlagnahme durch die Zollbehörden und regelt den Anspruch auf Vernichtung widerrechtlich gekennzeichneter Ware. Ergänzenden wettbewerbsrechtlichen Schutz bietet der „berühmten Marke“ das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Zur Verhinderung Produkt- und Markenpiraterie können Schutzrechte auch aus dem Deliktschutz abgeleitet wervon den. Dem Schutz internationaler Marken dienen zahlreiche Institutionen ( World Trade Organisation; vgl. Abb., nächste Seite) a) Pariser Verbandsübereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigentums (PVÜ): Diesem ältesten und bedeutsamsten internationalen Abkommen zum gewerblichen Rechtsschutz sind bislang weit über 100 Staaten beigetreten. Es setzt Mindeststandards im Patent-, Marken-, Muster- und Wettbewerbsrecht Telle Quelle-Marke). und sorgt dafür, dass diese eingehalten werden (z.B. mit Hilfe der Europäischen Union: Diese Verordnung ermöglicht es, in b) Gemeinschaftsmarken-Verordnung der Gemeinschaftsmarken für den gesamten Geltungsbereich der Gemeineinem einzigen Verfahren schaft rechtlich zu schützen. In dem einheitlichen Markenrechtsraum der Europäischen Union genießen diese dann zehn Jahre lang Rechtschutz; dies gilt auch für außerhalb der EU ansässige natürliche und juristische Personen mit Staatsangehörigkeit oder Sitz in einem Land der Pariser Verbandsübereinkunft, die eine Gemeinschaftsmarke anmelden (z.B. China, Japan, Kanada, USA). Für Anmeldung und Registrierung ist das Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt in Alicante/Spanien zustän-

Markenschutz

953

dig. Abgelehnt werden kann die Eintragung allgemein wegen rechtswidrigem Verhalten und speziell aufgrund fehlender Unterscheidungskraft der Marke oder älterer Rechte in einzelnen Ländern der Europäischen Union. c) Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V. REACT Germany (APM): Verschiedene Institutionen (DIHT, BDI sowie Markenverband) haben im Oktober 1997 diesen Aktionskreis gegründet, der sich für die Belange aller Branchen gleichermaßen einsetzt. Internationale Dachorganisation mit Sitz in Brüssel ist REACT. Zu den wesentlichen Aufgaben des Aktionskreises gehört es, gemeinsame Ermittlungen im In- und Ausland einzuleiten und zu koordinieren, um das geistige Eigentum an Produkt- und Markenrechten zu sichern, Unternehmen und Verbraucher vor Fälschungen zu schützen, der zunehmenden Wirtschaftskriminalität auf dem Gebiet der Produkt- und Markenpiraterie entgegenzuwirken, Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying zu betreiben, Informationen zu vermitteln und, falls nötig, Detekteien damit zu beauftragen, bspw. auf Messen oder Flohmärkten nach Piratenware zu fahnden. Internationalen Handelskammer (ICC) d) Counterfeiting Intelligence Bureau (CIB): 1985 von der in London gegründet, verfügt das CIB über ein weltweites Netzwerk von 57 internationalen Komitees. Dieses und mannigfaltige internationale Kontakte versetzen das CIB in die Lage, weltweit den Produkt- und Markenpiraten nachzuspüren, die dabei gewonnenen Erkenntnisse in einer speziellen Datenbank zu speichern, Kataloge von Piratenware zu erstellen und internationale Organisationen zu beraten Weltorganisation für geistiges Eigentum oder den Rat für Zusammenarbeit auf dem Gebiet (z.B. die des Zollwesens [RZZ]). Dachverband des CIB ist die Global Anti-Counterfeiting Group (GACG). Durch Lobbyarbeit in Brüssel ( Lobbying) und auf nationaler Ebene versuchen die verschiedenen Institutionen (vgl. Abb. 1), das Bewusstsein der politisch Verantwortlichen für die Problematik zu schärfen. Abb. 1: Institutionen des Markenschutzes Behörde

Telefon- bzw. Faxnummer

Internet-Adresse

Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V.

Tel.: 0228/104-27 17 Fax: -27 18

http://www.markenpiraterie-apm.de

Deutsches Patent- und Markenamt

Tel.: 089/21 95-0 Fax: -22 21

http://www.dpma.de alle (Antrags-)Formulare sowie Merkblätter können von dieser Webseite „heruntergeladen“ werden

Europäisches Patentamt

Tel.: 089/23 99-0 Fax: -4465

http://www.european-patent-office.org

World Intellectual Property Organisation (WIPO)

Tel.: 0041/22 3 38 91 11 Fax: 7 73 54 28

http://www.wipo.int

Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt

Tel.: 0034/965 139-100 Fax: -173

http://oami.eu.int

Oberfinanzdirektion Nürnberg Zentralstelle Gewerblicher Rechtsschutz

Tel.: 089/59 95-23 13 Fax: -23 17

Quelle: Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V.; in: Horizont, Nr. 34 (24.8.2000), S.34.

Entwicklungs- und Schwellenländern sind allerdings nicht die vermeintlich ungenü(3) In vielen gende Gesetzeslage, sondern Versäumnisse beim Vollzug des bestehenden Markenrechts das entscheidende Problem. Deshalb versuchen nationale und internationale Organisationen seit den 1980er-Jahren, Marken- bzw. Produktpiraterie nicht nur durch rechtliche, sondern auch durch flankierende kommunikative Maßnahmen zu bekämpfen (z.B. Aufklärung über die destruktiven Konsequenzen der Piraterie). Dies ist allein schon deshalb geboten, weil nur Herstellung und Vertrieb von Piratenware verboten sind, nicht aber deren Besitz ( Marken- und Produktpiraterie).

954

Markenschutz

Aufgabe der Unternehmen ist es in diesem Zusammenhang, eng mit den Grenzzollstellen zusammen zu arbeiten, die Mitarbeiter des Zolls darin zu schulen, Fälschungen zu erkennen und erforderlichenfalls Antrag auf Grenzbeschlagnahme zu stellen. Fischer et al. geben einen Überblick über weitere Gegenmaßnahmen: a) Produktkennzeichnung durch den Einsatz neuer Technologien: Um gefälschte Produkte identifizieren zu können, verwenden zahlreiche deutsche Textil- und Bekleidungshersteller Sicherheitsfäden oder Sicherheitsetiketten (Label), auf denen Hologramme angebracht sind. DaimlerChrysler z.B. hatte 2002 etwa 50.000 seiner 400.000 Teile so gekennzeichnet. Als hilfreich gelten bisweilen auch Codes, die mit Hilfe spezieller Erkennungsgeräte sichtbar gemacht werden und Aufschluss über die Herkunft einer Ware geben können. Hierbei, wie auch bei allen anderen Möglichkeiten der High Tech-Kennzeichnung (z.B. chemischer Fingerabdruck, Smartcard-Technik, digitale Signatur), ist jedoch immer zu prüfen, ob zwischen Fälschungssicherheit, Kosten und Praktikabilität ein sinnvolles Verhältnis besteht. Sind bspw. nur Experten unter Zuhilfenahme aufwändiger Prüfapparaturen (und nicht Zöllner, Händler und Käufer) in der Lage, eine Fälschung zu erkennen, dann ist der Nutzwert einer Produktkennzeichnung begrenzt. Im Übrigen sollte auch bei dieser Thematik der bisherige End of Pipe-Lösungsansatz überwunden und schon in der Forschungs- und Entwicklungsphase innovative Möglichkeiten der impliziten Produktkennzeichnung erfunden werden ( Forschung + Entwicklung) b) Verpackungslogistik: Manche Produkte (z.B. Arzneimittel, Software, Musik- und Videokassetten) weisen äußerlich kaum Differenzierungsmerkmale auf. Diese müssen dann durch hochwertige, innovaVerpackungen geschaffen werden: „etwa Thermoetiketten, Spezialpapiere oder tiv gekennzeichnete Spezialprägungen wie auch aufwändig gestaltete und markierte Beipackzettel“ (Fischer et al., S.81). Da das Verpackungsmaterial im Regelfall von Zulieferunternehmen beschafft, muss die ganze Produktions-, Logistik- und Entsorgungskette (Druckerei, Folienhersteller und -veredler sowie Logistikunternehmen und Altmaterialverwertung) in das Sicherheits- und Qualitätsmanagement einbezogen werden (bspw. darf sicherheitsrelevantes Rest- und Ausschussmaterial nicht mehr als Altmaterial verwertet, sondern muss unter Aufsicht vernichtet werden). c) In der jüngeren Vergangenheit wurde in der Mehrzahl der Industrien aus Kostengründen die Fertigungstiefe systematisch verringert. Dies hat zur Folge, dass Herstellerunternehmen nicht nur Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe beschaffen müssen, sondern in großem Umfang auch Teile und Halbfertigerzeugnisse. Im Extremfall kann es sich sogar um Auftragsproduktion handeln ( Auftragshersteller). Für das Anti Counterfeiting-Management bedeutet dies: Die Hersteller müssen verhindern, dass Fälschungen in den eigenen Produktionsprozess gelangen sowie ihr Produktions-Know how und Originalmaterial bzw. Originalteile von den Zulieferunternehmen veruntreut und an Produkt- und Markenpiraten verkauft werden. Dazu ist unternehmensintern der Warenfluss lückenlos zu überwachen (durch exakte Datenerfassung und Datenkontrolle sowie geeignete Zugangs- und Abgangskontrollen), während die Zulieferer stichprobenartig zu kontrollieren sind. d) Vertriebspolitik und Distributionslogistik: Für die Vermarktung von Piratenware sind die klassischen Vertriebskanäle weitaus bedeutsamer als Flohmärkte, Ebay und andere alternative Vertriebskanäle. Je mehr Vertriebskanäle und Vertriebspartner genutzt werden, um so schwerer fällt es, diese zu kontrollieren. Da auch die Logistikkette in den meisten Fällen externalisiert wird und spezialisierte Dienstleister die Lagerung, Kommissionierung, Verladung sowie den Transport und Umschlag der Ware besorgen, ist im Rahmen der Ausschreibung dafür Sorge zu tragen, „dass der gewählte Dienstleister keine Aushilfsfahrer und keine Frachtführer, sondern nur eigene Fahrer einsetzen darf. Um die Zuverlässigkeit des eingesetzten Personals zu gewährleisten, haben sich die Mitarbeiter besonderen Sicherheitsüberprüfungen zu unterziehen, dazu werden auch Stichproben vereinbart. Zum Vertragsinhalt sollten auch detaillierte Vorgaben bezüglich der Sendungsverfolgung (Tracking & Tracing-Information), Qualitätszertifizierungen nach ISO-Norm, maschinenlesbare Schichtpläne mit vorgeschriebener Datenhaltung sowie Nutzung des Vieraugenprinzips an neuralgischen Punkten gehören“ (Fischer et al., S.85f.).

Marketing- und Vertriebscontrolling, internationales

955

Abb. 2: Marktvolumina der Produktpiraten Weltweiter Umsatz (in Mio. $) Keine Angaben 27 10 84 30 120

Anteil der Fälschungen am weltweiten Umsatz (in %) Videokassetten

50

Software

43

Tonträger Textilprodukte

10

Flugzeugersatzteile

10

Autoersatzteile Arzneimittel

337

33

8-10 7

Quelle: Fischer et al. (2002, S.85).

" Bohnet, U.: Das Markenrecht in der Volksrepublik China und Russland. Eine rechtsvergleichende Studie unter Berücksichtigung der deutschen Rechtsentwicklung, Köln 1996. Chaudhry, P.E.; Walsh, M.G.: An Assessment of the Impact of Counterfeiting in International Markets. The Piracy Paradox Persists, in: Columbia Journal of World Business, Vol.31 (1996), No.3, pp.34-48. Fischer, S.; Eck, R.; Richter, H.-J.: Was sich gegen Produkt- und Markenpiraterie tun lässt, in: Harvard Businessmanager, o.Jg. (2002), Nr.1, S.80-91. Ingerl, R.: Die Gemeinschaftsmarke, Stuttgart 1996. Kur, A.: Entwicklung und gegenwärtiger Stand des internationalen Markenschutzes, in: Markenartikel, 56.Jg. (1994), Nr.12, S.560-568. von Mühlendahl, A.: Das Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt nach sechs Monaten, in: Markenartikel, 58.Jg. (1996), Nr.12, S.601-604. Shultz, C.J.; Saporito, W.: Protecting Intellectual Property. Strategies and Recommendations to Deter Counterfeiting and Brand Piracy in Global Markets, in: Columbia Journal of World Business, Vol.31 (1996), No.1, pp.18-28. von Wahlert, J.: Markenartikel und Kennzeichenschutz, in: Bruhn, M. (Hrsg.), Handbuch Markenartikel, Bd.III, Stuttgart 1994, S.1747-1786.

Produktpiraterie

Markenschutzteam Markenstrategie Markenwert

Marke, globale;

Marke, globale;

Markenpolitik, internationale;

Markenpolitik k

Weltmarke

Produktpolitik, internationale

Marketing kundenorientierte Planung, Koordination und Kontrolle der Unternehmenstätigkeit. Mit Blick auf die internationale Unternehmenstätigkeit gilt es, eine Vielzahl unterschiedlicher Marketingkonzepte zu Comparative Marketing; Exportmarketing; Global Marketing; Internationadifferenzieren: Interkulturelles Marketing; Multinationales Marketing. les Marketing; Marketing Service AG

Einkaufskontor

Marketing- und Vertriebscontrolling, internationales eng mit der Marketing- und Vertriebsplanung verknüpfte Unternehmensfunktion. Letztere liefert die Controlling ist (vgl. Abb. 1, Soll-Werte für den Soll-/Ist-Vergleich, der zentraler Bestandteil jedes nächste Seite). Beim verfahrensorientierten Controlling werden Verlauf und Ergebnisse wichtiger realer Leistungsprozesse mit den entsprechenden Vorgaben verglichen: z.B. hat der Außendienst seine Besuchspläne eingehalten oder die Marketing-Abteilung bei Neuprodukteinführungen die entsprechenden Zeitpläne? Davon ist das ergebnisorientierte Controlling abzugrenzen. In dessen Mittelpunkt steht der Vergleich von angestrebten und erzielten Ergebnissen. Wie Abb. 2 (nächste Seite) zeigt, konnte das dort vorgestellte Beispielunternehmen nur in drei von fünf Ländern die angestrebte Verkaufsmenge erreichen (Deutschland, Frankreich und USA), aber nirgendwo auf dem erforderlichen Preisniveau. " Auerbach, H.; Meissner, H.G.: Controlling im internationalen Marketing-Management, in: Hermanns, A.; Wissmeier, U.K. (Hrsg.), Internationales Marketing-Management, München 1994, S.281-308. Homburg, C.; Krohmer, H.: Marketingmanagement, Wiesbaden 2003.

956

Marketing- und Vertriebscontrolling, internationales

Abb. 1: Marketing-Controlling im Überblick

Nutzenerwartungen der Kunden Sozio-Kultur

Technologie

Marketing-Ziele

Politik Wirtschaft

Recht Logistik

Marktbedingungen

Informationsversorgungsfunktion

Planungsunterstützungsfunktion

Kontroll- und Korrekturfunktion

Informationssystem

Planungssystem

Kontrollsystem

Marktforschung

Strategisches MC Ziele

Betriebl. ReWe

Umweltinformationen

Beitrag zur Zielerreichung Existenzsicherung

Strategien

Gewinnsteuerung

Mix Operatives MC

Unternehmensinformationen

Informations* gewinnung * verarbeitung * interpretation

Rentabilität Effizienz

M-Audit Soll-Ist-Vergleich Abweichungsanalyse

Beratung „Navigation“ Früherkennung

Steuerungs- und Koordinationsfunktion

Quelle: Auerbach/Meissner (1994, S.283).

Abb. 2: Auszug aus dem Marketing- und Vertriebs-Controlling eines international tätigen Software-Anbieters Deutschland Verkaufsmenge

Soll

9.500

Frankreich

Großbritannien

3.400

7.000

Spanien 2.400

USA 6.500

(in Zahl der Lizenzen) Ist Preisniveau (Index 100 = Preisniveau des Vorjahres)

Soll

9.750 102

Ist

Quelle: Homburg/Krohmer (2003, S.1009), leicht verändert.

3.643 103

97

6.891 100

98

2.140 102

99

7.102 104

98

101

Markt, grauer

957

Marketing, gesellschaftsorientiertes

Societal Marketing

Marketingmanagement, internationales Koordination) des für die Erschließung internationaler Märkte entUmsetzung (z.B. Steuerung und wickelten Marketingkonzepts. Dieses weist neben der strategischen Dimension ( StandardisierungsDifferenzierungsvorteile und Differenzierungserfordernisse) eine taktische Dimension auf: Wie vs. ist der internationale Marketing-Mix zu steuern und zu koordinieren ( Distributionspolitik, internatiKommunikationspolitik, internationale; Preispolitik, internationale; Produktpolitik, interonale; nationale)? " Berndt, R.; Fanatapié Altobelli, C.; Sander, M.: Internationales Marketing-Management, 4.Aufl., Berlin 2010. Jain, S.C.: International Marketing Management, 3rd Ed., Boston 1990. Perlitz, M.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2004, S.273ff. Wißmeier, U.K.: Strategisches internationales Marketing-Management, in: Hermanns, A.; Wißmeier, U.K. (Hrsg.), Internationales Marketing-Management, München 1995, S.101-137.

Markierung

Markenartikel

Markt, globaler

Differenzierungsstrategie;

Konvergenzthese

Markt, grauer vom weißen Markt und vom schwarzen Markt abzugrenzender Markttypus (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Markttypologie

Weißer Markt

= legaler gewerblicher Güteraustausch über Staatsgrenzen hinaus

Grauer Markt

= legaler Reimport und Parallelhandel

Schwarzer Markt

= Schmuggel und illegaler Reimport

(1) Ein grauer Markt entsteht dann, wenn identische oder ähnliche Produkte in verschiedenen Ländern zu derart unterschiedlichen Preisen angeboten werden, dass Händler oder Konsumenten einen Anreiz Arbitrage-Handel zu betreiben (d.h. diesen Preisunterschied zu ihrem Vorteil auszunutzen). haben, Dies ist bspw. dann gegeben, wenn ein nicht autorisierter Händler Automobile, die aus Deutschland Kaufkraft der Zielgruppe und eingeführt und auf dem italienischen Markt aufgrund geringerer einer andersartigen Wettbewerbsposition des Anbieters durch die regulären Vertriebskanäle signifikant billiger als im Stammland angeboten werden, nach Deutschland reimportiert und dort – gegen den Willen des Herstellers – zu Preisen verkauft, die unterhalb des Niveaus des Hochpreislandes Deutschland liegen ( Reimporteur). (2) Der legale Reimport, d.h. die Wiedereinfuhr von zuvor ausgeführter Ware, ist vom illegalen ReimParallelhandel abzugrenzen (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Zu illegalem Reimport port und vom kommt es überproportional häufig beim Handel mit pharmazeutischen Erzeugnissen. Zwar sind die Apotheken aus Gründen der Kostensenkung gesetzlich verpflichtet, 7% der Medikamente aus Ländern der Europäischen Union mit geringerem Preisniveau zu reimportieren und zu verabreichen. Aus Nichtgemeinschaftsländern (z.B. aus Afrika) ist der Reimport von Medikamenten jedoch verboten. " Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004. Simon, H.; Wiese, C.: Internationale Preispolitik, in: Hermanns, A.; Wißmeier, U.K. (Hrsg.), Internationales Marketing-Management, München 1995, S.225- 255. Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010, S.392f.

958

Markt, schwarzer

Abb. 2: Struktur eines grauen Marktes

Land A Marktpreis 12.000

Parallelimport

Land B Marktpreis 16.200

regulärer Export

lateraler grauer Import

Reimport

Land C Marktpreis 9.800

Quelle: Jahrmann (2004, S.258); geringfügig modifiziert.

Markt, schwarzer gesetzwidriger Güteraustausch über Staatsgrenzen hinweg. Hierzu zählt zunächst der Schmuggel, aber auch der illegale Reimport (d.h. die Wiedereinfuhr von zuvor exportierter Ware). So ist für MitEuropäischen Union der Reimport von Medikamenten aus Drittländern verbogliedsländer der ten. Schwarze Märkte sind von grauen Märkten und weißen Märkten abzugrenzen ( Markt, grauer). Markt, weißer

Markt, grauer

Marktanalyse

Bundesagentur für Außenwirtschaft

Marktarealstrategie dient der Bestimmung des Markt- bzw. Absatzraumes. Nach J. Becker verkörpert die Marktarealstrategie die „letzte“ der vier grundlegenden Strategieebenen (= Felder der strategischen Festlegung der Unternehmenstätigkeit). Am Anfang steht die Marktfeldstrategie, bei der es um die Produkt-/Marktkombination geht. Die dazu passende Art und Weise der Marktbeeinflussung wird in der Marktstimulierungsstrategie festgelegt. Im Mittelpunkt der Marktparzellierung stehen Art bzw. Grad der Differenzierung der Marktbearbeitung. " Becker, J.: Marketing-Konzeption, 9.Aufl., München 2009, S.299ff.

Marktattraktivität neben Länderrisiko und bestehenden Markteintrittsbarrieren eines der zentralen Kriterien bei der Marktauswahl. Da diese hochgradig unternehmensspezifisch sein können (und somit auch die FaktoOperationalisierung des Konren, welche die Attraktivität eines Marktes ausmachen), werden zur strukts Marktattraktivität die verschiedensten Unterkriterien herangezogen. In der einen oder anderen Weise spielen dabei jedoch immer folgende Merkmale eine mehr oder minder große Rolle: Humankapital, Effizienz der politischen und öffentlich-rechtlichen Instia) Standortqualität (z.B. Steuerlast, Transferierbarkeit von Gewinnen Gewinntransferr ), tutionen, Kaufkraft, Wettbewerbsintensität, Markteinb) Marktstruktur (Volumen bzw. Größe, Wachstum, tritts- und Austrittsbarrieren, tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse, Beschaffungsmärkte), Arbeitszeit, Produktivic) Kosten ( Lohnkosten und Lohnnebenkosten, kostenrelevante Auflagen, tät etc.), d) Infrastruktur (Bildungswesen, Verkehrswege, Informations- und Kommunikationsstruktur etc.).

Marktauswahl, heuristische Verfahren

959

Die unterschiedliche Attraktivität von Märkten ist eine von im Regelfall zwei Schlüsseldimensionen der Portfolioanalyse der Marktwahl (vgl. Abb.). Markttypologie

a) Vorschlag von Backhaus et al. (S. 124)

hoch

Kernmärkte

Hoffnungsmärkte

Marktattraktivität

gering

b) Vorschlag von Meissner/Gerber (S. 223)

hoch Marktattraktivität

Gelegenheitsmärkte

Abstinenzmärkte

hoch

gering Marktbarrieren

gering

hoch

gering

Politische Stabilität

" Backhaus, K.; Voeth, M.: Internationales Marketing, 6.Aufl., Stuttgart 2010. Meissner, H.G.; Gerber, S.: Auslandsinvestitionen als Entscheidungsproblem, in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis (BFuP), 32.Jg. (1980), Nr.3, S.217-228. Stahr, G.: Internationales Marketing, 2.Aufl., Ludwigshafen 1993, S.31ff.

Marktaustritt

Desinvestitionsstrategie

Marktauswahl, heuristische Verfahren (1) ermöglichen im Regelfall keine optimale Lösung des Entscheidungsproblems, sondern lediglich eine Näherungs- bzw. Second Best-Lösung. Heuristische Verfahren werden bspw. dann eingesetzt, wenn man aus Kosten- und Zeitgründen die Informationssuche begrenzt und etwa nur eine bestimmte Industrieländer) hinsichtlich ausgewählter Kriterien analysiert (z.B. BIP Anzahl an Ländern (z.B. Länderrisiko), keine analytischen Verfahren zur Verfügung stehen oder Schätzwerte pro Kopf; genügen, um eine (Vor-)Entscheidung zu fällen. Zu dieser Verfahrensgruppe zählen: Faustregeln (z.B. Industrieangestrebte Verteilung des erwirtschafteten Umsatzes: 50% Inland, 35% ausländische Schwellenländer, 5% Entwicklungsländer), Punktbewertungsverfahren (z.B. Chanländer, 10% cen-/Risiken-Profile einzelner Länder) sowie Checklisten (vgl. Abb.1, nächste Seite). (2) Da sie geringere Anforderungen an die Informationsbeschaffung stellen, kommen heuristische Verfahren vorzugsweise bei weniger bedeutsamen Entscheidungsproblemen in Betracht. Bei einem mehrstufigen Entscheidungsprozesses etwa besteht die Funktion der ersten Phase darin, zunächst eine Grobauswahl zu treffen. Mit Hilfe von Screening-Verfahren wird die Vielzahl potenzieller Ländermärkte so weit reduziert, dass die verbleibende Menge der Bereitschaft und Fähigkeit der Entscheider, Informationen zu suchen und zu bewerten, entspricht. Letztere hängt ab von individuellen (z.B. kognitiver Stil Risikobereitschaft) sowie von organisationalen Merkmalen (z.B. Ressourcen an Kapital und und qualifiziertem Personal). Als Bewertungs- bzw. Entscheidungskriterien dienen üblicherweise die geoLänderrisiko (z.B. wirtschaftliche und/oder graphische Distanz bzw. die kulturelle Distanz, das Dispolitische Stabilität der Märkte) und die Beschaffenheit des unternehmerischen Umfeldes (z.B. Humankapital; Infrastruktur). Berücksichtigung finden weiterhin die gesetzlichen Rahmentanz; bedingungen (z.B. Transferierbarkeit von Kapital), die Wettbewerbsintensität (z.B. Anzahl relevanter Wettbewerber) und das Marktpotenzial, welches der jeweilige Auslandsmarkt bietet (z.B. Kaufkraft; vgl. Abb.2, nächste Seite).

960

Marktauswahl, heuristische Verfahren

Abb. 1: Checkliste zur Vorbereitung des Markteintritts (vereinfachtes Beispiel) gering

mittel

stark

Nachfrage aktueller Bedarf

,

voraussichtliche Entwicklung

,

Kaufkraft

,

Markteintritt Eignung potenzieller Importeure

,

Eignung potenzieller Distributeure

,

Markteintrittsbarrieren -

Tarifäre Barrieren

-

Nicht-tarifäre Barrieren

, , ,

Wettbewerb Konkurrenzintensität

,

Sicherheit von Schutzrechten

,

Umfeld Politische Stabilität

,

Korruptionsanfälligkeit

,

Abb. 2: Kaufkraftgefälle in Zentral- und Osteuropa Index

Deutschland

100 95

Österreich 67

Slowenien 51

Tschechien 47

Ungarn 40

Slowakische Republik

38

Polen 28

Kroatien 24

Rumänien

21

Bulgarien 18

Russland Ukraine

12

Quelle: GfK-Nürnberg e.V.

" Müller, S. Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.412ff. Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010, S.140ff.

Marktauswahl, internationale

961

Marktauswahl, internationale Auswahl von Ländermärkten, welche sich voraussichtlich als Zielmärkte der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit eignen ( Marktarealstrategie). In Abgrenzung vom hierfür gebräuchlichen Begriff der Marktauswahl, der häufig in Zusammenhang mit der Exportstrategie verwandt wird ( ExDirektinvestitionen geport), spricht man von Standortwahl, wenn die Auswahl von Ländern für meint ist. (1) Die Marktauswahl wird in der Praxis bevorzugt mit Hilfe des so genannten Filterverfahrens betrieben. Denn angesichts der Fülle an Informationen, welche über die nahezu 200 Länder dieser Erde verfügbar sind, muss die Marktauswahl möglichst effizient betrieben werden ( Effizienz). Dazu sind die Kosten der Informationsbeschaffung und die begrenzten Ressourcen an Zeit und technischer Kapazität (z.B. für die Datenanalyse) zu beachten. Deshalb empfiehlt sich ein mehrstufiger Entscheidungsprozess (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Idealtypischer Ablauf der Marktauswahl mit dem Filterverfahren Alle Länder (weltweit) Aufgrund von Knock outKriterien (z.B. politische Instabilität) ausgefilterte Märkte Aufgrund weniger Grobkriterien (z.B. Marktvolumen) ausgefilterte Märkte Verbleibende Märkte Verbleibende Märkte

Aufgrund differenzierter Bewertungskriterien ausgefilterte Märkte Verbleibende Märkte

2. Stufe: Vorauswahl

1. Stufe: Screening Grobauswahl

3. Stufe: Entscheidungsfindung

Feinauswahl

Quelle: Schneider/Müller (1989, S.17).

In der anfänglichen Screening-Phase wird die Zahl der Märkte, die für das Unternehmen prinzipiell in Frage kommen, anhand einfach zugänglicher und plausibler (d.h. augenscheinvalider) Knock out-Kriterien bzw. Muss-Kriterien (z.B. Stabilität der wirtschaftlichen bzw. politischen Lage) nach MöglichBusiness Environment Risk-Index; Validität). So unumgänglich keit drastisch reduziert (z.B. dieser pragmatisch-informationsökonomische Ansatz auch sein mag, so gravierend können sich Fehlentscheidungen, die in dieser frühen Phase des Auswahlprozesses getroffen werden, auswirken. Denn Länderrisiko; Investitionshemmnisse; vgl. Abb. 2, die häufig nur aufgrund eines Kriteriums (z.B. nächste Seite) ausgesonderten Länder sind zumeist unwiderruflich von der weiteren Analyse ausgeschlossen. In der zweiten Phase, der Grobauswahl, werden die verbleibenden Länder zumeist anhand globaler makroökonomischer Kriterien (z.B. Pro-Kopf-Einkommen, Lebenserwartung, Rechtssicherheit; vgl. Abb. 3, übernächste Seite) erneut und intensiver bewertet.

962

Marktauswahl, internationale

Abb. 2: Investitionsanreize und Investitionshemmnisse Allgemeine Kriterien Politische Einfuhr- Devisenund wirt- beschrän- beschränschaftkung kungen liche Stabilität Ägypten Argentinien Chile China Griechenland Großbritan. Japan Kambodscha Kongo Kuwait Litauen Malaysia Mexiko Mosambik Niederlande Nigeria Pakistan Paraguay Peru Philippinen Polen Schweiz Simbabwe Spanien Südafrika Südkorea Syrien Thailand Ukraine Ungarn USA Vietnam

+

+ + * *

+ +

+

Investitionsspezifische Kriterien RechtsSteuerAnreize schutz vergünfür Investitistigungen onen

Genehmigungspflicht / Beschränkungen

+ +

+

+ + +

+

+ +

+

+ +

+ + +

+ * + * * * *

+ + + + +

* * * + * * * * *

Möglichkeit des Gewinntransfers

+ +

+

+ + + + + + + + + + + + + +

+ +

+ + +

+

+ + +

+ + + + + + + + +

+ + + + * +

+

+ + *

+ *

+

+

+

Legende:

+

*

stabil

freie Einfuhr

keine Devisenbeschränkung

vollständiger Transfer möglich

Investitionsanreize

stark

Steuervergünstigungen

gering

moderat

geringe Beschränkungen

mittlere Beschränkungen

mittlere Beschränkungen

geringe Beschränkungen

mäßig

mittlere Steuerlast

mittel

unsicher

starke Beschränkungen

starke Beschränkungen

starke Beschränkungen

starke Beschränkungen

gering

hohe Steuerlast

stark

Quelle: Eigene Zusammenstellung und Darstellung auf der Basis von BfAi „Länder und Märkte“ sowie Institutional Investor.

Marktauswahl, internationale

963

Abb. 3: Anzahl an Morden, schweren Verbrechen und bewaffneten Raubüberfällen (pro 100.000 Einwohner) Rang

Land

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Südafrika Australien Schweden Belgien Israel Neuseeland USA Argentinien Frankreich Niederlande Estland Spanien Brasilien Kanada Kolumbien Chile Deutschland Großbritannien Polen Portugal Indien Hongkong Luxemburg Korea Venezuela Türkei Norwegen Irland Italien Tschechische Republik

Anzahl Verbrechen 1.181,5 861,8 766,9 568,8 499,4 483,5 472,7 453,4 427,7 387,0 365,4 279,9 276,9 241,3 220,7 219,5 218,8 214,3 213,6 191,0 173,9 171,8 171,8 147,9 138,5 136,2 134,2 127,7 122,4 114,2

Rang

Land

31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60

Schweiz Ungarn Mexiko Russland Griechenland Österreich Dänemark Malaysia Finnland Taiwan Jordanien Slowenien Rumänien Thailand Island Japan Philippinen Slowakische Republik Singapur China Indonesien Bayern / Deutschland Ile-de-France / Frankreich Katalonien / Spanien Lombardei / Italien Maharashtra / Indien Rhone-Alps / Frankreich Sao Paulo / Brasilien Schottland Zhejiang / China

Anzahl Verbrechen 113,4 107,8 98,6 93,1 91,4 89,7 87,3 84,9 82,2 63,9 58,6 49,2 43,3 42,5 39,3 32,8 29,7 27,8 17,7 12,0 12,0 -

Quelle: IMD (2004, S.637).

Ziel der dritten Phase ist es, abschließend anhand differenzierter betriebswirtschaftlicher Kriterien, welche die ökonomische Situation auf den verbliebenen Märkten detailliert widerspiegeln (z.B. Marktpotenzial, Wettbewerbsintensität), die abschließende Entscheidung zu treffen. Die von verschiedenen Autoren vorgeschlagenen Filterverfahren ähneln sich im Wesentlichen. Bemerkenswerte Unterschiede bestehen lediglich hinsichtlich der Anzahl der vorgesehenen Stufen und der zur Beurteilung der Länder verwendeten Kriterien, der Art der zur Evaluation der Länder herangezogenen Verfahren (vor allem Checklisten und Punktbewertungsmodelle) und des Objekts der BeurteiDirektinvestition; Export). Charakteristisch und nach wie vor aktuell ist das vierstufilung (z.B. ge Verfahren, das H. Henzler für Bauunternehmen vorgeschlagen hat (vgl. Abb. 4, nächste Seite). 2) Zur Veranschaulichung und Strukturierung der Problematik werden häufig auch, angelehnt an die Portfolioanalyse, Markttypologien entwickelt. Dabei spielen Chancen-/Risiko-Analysen eine große Rolle. Chancen erwachsen insb. aus der Marktattraktivität (z.B. Produktionskostenvorteile, Kaufkraft, geringe Wettbewerbsintensität), Risiken aus Markteintrittsbarrieren (z.B. großer Kapitalbedarf,

964

Marktauswahl, internationale

protektionistische Maßnahmen, politische Risiken etc.; Protektionismus). Durch simultane Projektion beider Indikatoren entsteht eine Typologie von Ländermärkten, die zwischen Kernmärkten, Hoffnungsmärkten, Gelegenheitsmärkten und Abstinenzmärkten unterscheidet. Dabei wird unterstellt, dass beide Dimensionen (Marktattraktivität und Markteintrittsbarrieren) voneinander unabhängig sind. Tatsächlich aber weisen attraktive Märkte nicht selten hohe Markteintrittsbarrieren auf (z.B. Japan) und umgekehrt. Auch sind manche Wettbewerber bemüht, anderen Unternehmen durch den Aufbau von Markteintrittsbarrieren (z.B. eigene Präsenz) den Einstieg in attraktive Märkte zu erschweren, während sie im Falle von unattraktiven Märkten gewöhnlich untätig bleiben. Abb. 4: Vierstufiges Verfahren zur Auswahl attraktiver Ländermärkte 1. Stufe Kriterien Politische Stabilität Gesetzliche Restriktionen

Ausgangsbasis: 150 Länder

29 Länder scheiden aus

Bsp.: Bauindustrie 2. Stufe Kriterien Umfang der Bevölkerung Bruttosozialprodukt

72 Länder scheiden aus In der Analyse verbleibende Länder

3. Stufe Kriterien Wohnungsbedarf Wirtschaftliche Basis 22

4. Stufe Kriterien Marktpotenzial Marktgröße pro Kopf Technisches Niveau Regulierungsdichte Verfügbarkeit von Ressourcen 11

150

121

49

27

16

} Ergebnis der Analyse

16 attraktive = Länder

Quelle: Henzler (1979, S.122); leicht modifiziert.

(3) Während die Praxis gewöhnlich pragmatischen Ansätzen (Filterverfahren, Portfolioanalyse etc.) den Vorzug gibt, präferieren Wissenschaftler das Gruppierungsverfahren. Dabei werden, häufig mit Hilfe der Clusteranalyse, Gruppen von Ländern gebildet, die sich hinsichtlich der zur Segmentierung herangezogenen Kriterien möglichst ähnlich sind und sich zugleich von den anderen Gruppen so deutlich wie möglich unterscheiden ( Cluster). Analytische Verfahren wiederum kommen zum Einsatz, wenn man die relevanten Optionen (hier: Ländermärkte) quantifizieren und die optimale Lösung sofern es sie gibt - mit Hilfe eines Algorithmus ermitteln kann. Zu nennen sind die Marginalanalyse (Suche nach der besten Option mit Hilfe der Differentialrechnung), diverse Verfahren der Investitionsrechnung (z.B. Pay off-Methode oder Kapitalwertmethode), das Entscheidungsbaumverfahren (Visualisierung und gedankliche Vorwegnahme von Handlungsalternativen und Eintrittswahrscheinlichkeiten bei mehrstufigen, komplexen Planungsproblemen), die Lineare Programmierung (mathematische Modelle zur Optimierung z.B. des Gewinns unter Berücksichtigung von Nebenbedingungen; z.B. Höhe des Risikos in verschiedenen Ländern) sowie Entscheidungsregeln unter den Bedingungen Sicherheit, Risiko sowie Unsicherheit. Abgesehen von der Linearen Programmierung, die bislang vorzugsweise in der Produktionsplanung eingesetzt wurde, werden analytische Methoden in Anbetracht der Komplexität der Umwelt internationaler Unternehmen im Regelfall nicht eingesetzt. Die dynamische Investitionsrechnung etwa, die gewöhnlich dazu verwendet wird, die Vorteilhaftigkeit von Direktinvestitionen

Marktauswahl, internationale

965

zu ermitteln, verarbeitet lediglich quantitative Informationen (Ein- und Auszahlungen). Auch setzt sie voraus, dass die mehrperiodigen Zahlungsreihen geschätzt werden können. Angesichts der Vielzahl an Einflussfaktoren ist dies aber im Regelfall nicht möglich, jedenfalls nicht mit der erforderlichen Genauigkeit. Dann liegt es nahe, zusätzliche qualitative Kriterien (z.B. Möglichkeit der Rohstoffsicherung Markteintrittsstrategie) zu berücksichtigen, um so die verschiein Abhängigkeit von der gewählten denen Investitionsprojekte auch anhand „weicher“ Informationen beurteilen zu können. Entscheidungen, die mit Hilfe dieses quasi-analytischen Ansatzes gefällt wurden, sind allerdings häufig objektiv nicht eindeutig nachvollziehbar. Dasselbe gilt für heuristische (z.B. Analogieschluss-Verfahren) und intuitive Strategien der Entscheidungsfindung. (4) Aus wissenschaftlicher Sicht spielt in der frühen Phase der Entscheidungsfindung die subjektiv empfundene und/oder objektiv vorhandene Ähnlichkeit von Heimat- und Auslandsmarkt eine bedeutsame Rolle. Gemäß dem von der Uppsala-Schule formulierten Modell der Internationalisierung betreten Unternehmen zunächst psychisch bzw. kulturell nahe Länder ( Distanz). Ausgehend von der klassischen Studie von S.P. Sethi, der verschiedene Länder anhand ausgewählter makroökonomischer BSP) clusteranalytisch zu (relativ) homogenen Gruppen zusammengefasst hat, ermitKriterien (z.B. telte W.H. Davidson einen starken Zusammenhang zwischen „Ähnlichkeit der USA mit verschiedenen Ländern“ und „Reihenfolge, in der amerikanische Unternehmen in diesen Ländern investierten“ (Rangkorrelation = 0,8). Weiterhin beeinflusst das Muster der internationalen Verbrauchszyklen die Marktwahl. Ein kurzer Verbrauchszyklus, der mit geringer zeitlicher Verzögerung in den verschiedenen Ländern einsetzt (vgl. Abb. 5; = I), spricht c.p. dafür, relativ viele Märkte simultan zu betreten, um frühzeitig und möglichst lange Nachfrage generieren zu können ( Sprinklerstrategie). Abb. 5: Struktur internationaler Verbrauchszyklen Verbrauchszyklus kurz

I

lang

II

z.B. Aerobic

z.B. Mikrocomputer

klein A

Zeitspanne (zwischen der Einführung der Innovation in Land A und dem Eintritt in Land B)

A B

B t

t

III

IV z.B. Surfsport

z.B. Kabelfernsehen

groß A

B A t

B t

Quelle: Segler (1986, S.62).

Wenig geeignet ist unter dieser Bedingung die Follow the Leader-Strategie, da dann zumeist nicht genug Zeit bleibt, dem „Pionier“ den erforderlichen Marktanteil abzunehmen. Lange Verbrauchszyklen, die in den einzelnen Ländern innerhalb einer kurzen Zeitspanne einsetzen (= II), sind kein eindeuDiffusion dafür, sich so schnell wie möglich zu tiger Indikator. Einerseits spricht die dynamische

966

Marktbeherrschung, kollektive

engagieren, während andererseits die Dauerhaftigkeit der Nachfrage auch die Möglichkeit bietet, den Markt zu einem späteren Zeitpunkt zu betreten ( Wasserfallstrategie). Kurze oder lange VerbrauchsInnovation) aus diffundieren (= III zyklen, die erst nach einiger Zeit von Land A ( Standort der und IV), erlauben es, andere Ländermärkte sukzessiv zu erschließen. Darüber hinaus hängt die Wahl der Ländermärkte vom Verhalten der Konkurrenten und von Branchenbesonderheiten ab. So konnte am Beispiel einer pharmazeutischen Substanz gezeigt werden, dass Pharma-Unternehmen bei der Einführung eines neuen Produkts (ACE-Hemmer) den japanischen Markt vielfach später erschlossen bzw. ganz gemieden haben (vgl. Abb. 6): Zum einen wegen der dort gegebenen Schwierigkeit der Distribution importierter Medikamente und zum anderen wegen der staatlichen Preisregulierung, welche insb. für Late Mover eine hohe Eintrittsbarriere darstellt. Abb. 6: Zeitpunkt des Markteintritts (ACE-Hemmer)

Alacepril 3 Benacepril 2 Captopril 1 Cilazapril 2 Delapril 3 Enalapril 1 Fosinopril 2 Imidapril 3 Lisinopril 2 Moexipril 2 Perindopril 2 Quinapril 2

USA

Japan

Deutschland

Frankreich

Italien

Spanien

Großbritannien

07/91 04/81 01/86 06/91 12/87 06/95 12/91

06/88 04/93 02/83 11/90 04/89 07/86 12/93 08/91 09/95

01/93 03/81 05/92 11/84 08/92 11/84 11/89 03/91

04/91 12/82 09/92 01/85 05/95 09/88 12/88 01/90

09/91 06/81 01/92 06/95 06/85 12/91 09/89 02/92 06/89

10/92 08/81 10/92 05/88 04/93 07/91 08/90 10/91

04/81 06/91 01/85 01/91 06/88 01/96 01/90 07/89

Legende: 1 = Pionier- and Early Follower-Produkte 2 = Late Mover-Produkte 3 = NCEs, die fast ausschließlich in Japan vermarktet werden (= New Chemical Entity) 4 = ACE-Hemmer = Substanz, die den Mechanismus des Angiotensin Converting Enzym blockiert. Quelle: Bauer u.a. (2001, S.639).

" Bauer, H.H.; Fischer, M.; Pfahlert, V.: Lohnt sich für Pharmaunternehmen der Markteintritt als Late Mover? in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (zfbf), 53.Jg. (2001), Nr.9, S.632-648. Czinkota, M.R.; Ilkka A.R.; Moffett, M.H.: International Business, 4th Ed., Fort Worth 1996. Davidson, W.H.: Market Similarity and Market Selection. Implications for International Marketing Strategy, in: Journal of Business Research, Vol.11 (1983), pp.439-456. Henzler, H.: Neue Strategie ersetzt den Zufall, in: Manager Magazin, 9.Jg. (1979), Nr.4, S.122-129. IMD (Ed.): The World Competitiveness Yearbook, Lausanne 2004. Jahrmann, F.U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.235ff. von der Oelsnitz, D.: Eintrittstiming und Eintrittserfolg. Eine kritische Analyse der empirischen Methodik, in: Die Unternehmung, 54.Jg. (2000), Nr.3, S.199-213. Ossadnik, W.; Maus, S.: Bewertung internationaler Markteintrittsstrategien, in: Journal für Betriebswirtschaft, 45.Jg. (1995), Nr.4, S.269-281. Segler, K.: Basisstrategien im internationalen Marketing, Frankfurt/Main 1986. Schneider D.J.G.; Müller, R.U.: Datenbankgestützte Marktselektion. Eine methodische Basis für Internationalisierungsstrategien, Stuttgart 1989. Schuh, A.; Trefzger, D.: Internationale Marktwahl, in: Journal für Betriebswirtschaft, 41.Jg. (1991), Nr.2/3, S.111-129. Sethi, S.P.: Comparative Cluster Analysis for World Markets, in: Journal of Marketing Research, Vol.8 (1971), No.4, pp.348-354. Stegmüller, B.: Internationale Marktsegmentierung, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 41.Jg. (1995), Nr.4, S.366-386.

Marktbeherrschung, kollektive angesichts der Zunahme grenzüberschreitender Unternehmenszusammenschlüsse ( Fusion; MerFusionskontrolle (durch die Generalger & Acquisition) wichtiges Prüfkriterium der europäischen Europäischen Kommission). Da keine Legaldefinition zur Verfügung direktion IV / Wettbewerb der steht, muss die Frage der kollektiven Marktbeherrschung etwa wie im Falle Source Perrier / Nestlé durch eine im Regelfall juristisch zu bewertende Einzelfallanalyse geklärt werden. Dabei kommt dem Kriterium „Möglichkeit der stillschweigenden Verhaltensabstimmung innerhalb eines Monopols“ eine Schlüsselrolle zu.

Markteintrittsentscheidung

967

Marktbündelung

Marktsegmentierung, internationale

Markteinführung

Country by Country-Ansatz

Markteintritt Eintritt eines Unternehmens in einen Markt. Mit dem Begriff „Markt“ ist mit Blick auf die internationale Unternehmenstätigkeit ein Ländermarkt, bei nationaler Unternehmenstätigkeit hingegen ein ProErfolg duktmarkt gemeint ( Markteintrittsentscheidung). Ob, auf welche Weise und mit welchem Unternehmen in fremde Märkte eintreten, hängt nicht nur von „harten“ Faktoren ab (z.B. MarktpotenHandelshemmnisse), sondern auch von „weichen“ Faktoren (z.B. von der wahrgenommenen zial; Distanz, kulturelle). kulturellen Distanz zwischen Stammland und Zielland; Markteintrittsbarriere Gesamtheit der restriktiven Bedingungen, welche ein Unternehmen bei seinem Eintritt in einen Ländermarkt erfüllen muss und wodurch es gegenüber den dort bereits etablierten (da bspw. heimischen) Anbietern einen Wettbewerbsnachteil erleidet. Dabei lassen sich natürliche (strukturelle) Markteintrittsbarrieren und bewusst aufgebaute (strategische) Markteintrittsbarrieren unterscheiden. Letztere Handelshemmnisse bezeichnet. Zu den u.a. werden zumeist auch als tarifäre und/oder nichttarifäre von Wettbewerbern, Lobbyisten oder staatlichen Instanzen errichteten strategischen (bzw. künstlichen) Markteintrittsbarrieren gehören bspw. häufig wechselnde gesetzliche Vorschriften (z.B. DIN) und ruinöser Preiswettbewerb ( Lobbyismus). Natürliche (bzw. strukturelle) Barrieren sind neben andeSprachbarriere und die geographische Distanz. Sie und andere Markteintrittsbarrieren spierem die Marktauswahl eine wichtige Rolle. len bei der Markteintrittsentscheidung (1) lässt sich als Entscheidungsproblem charakterisieren, dem mehrere, teils qualitative Ziele zugrunde liegen. Lösen lässt es sich u.a. mit einer Variante der Nutzwertanalyse. Das von M. Perlitz vorgeschlagene zweistufige Verfahren baut analog zum realen Vorgehen in der Praxis auf der Wirtschaftlichkeitsanalyse auf, wozu es sich z.B. der Kapitalwertmethode bedient. Weiterhin analysiert es qualitative Faktoren (z.B. Möglichkeit der Rohstoffsicherung, Vermeidung von Konflikten mit den Gewerkschaften) mit Hilfe der PATTERN-Analyse: „Planning Assistance Through Technical Evaluation of Relevance Numbers“. (2) Konkret geht man bei der Berechnung wie folgt vor: Zunächst werden die qualitativen Faktoren in (quantitative) Ziele Zu (u = 1, ..., U) umgeformt. Anschließend gewichten die Entscheidungsträger die Bedeutung der von ihnen formulierten Ziele zu auf einer von 0 (= völlig unwichtig) bis 10 (= außerordentlich wichtig) reichenden Skala. Die entsprechenden Gewichtungsfaktoren gu erhält, wer die zielspezifischen Wichtigkeitsurteile jeweils durch die Summe der Einzelgewichte dividiert. Damit ist die Voraussetzung

gu 1 erfüllt. Auf einer gleichfalls zehnstufigen Skala sollen die Manager weiterhin für jede potenzielle Markteintrittsstrategie den erwarteten Zielerreichungsgrad hiu angeben. Dabei gilt: m i 1

h iu

= 1 und u = 1, ..., U

Somit ist die Summe der Zielerreichungsgrade aller Markteintrittsstrategien i für jedes Ziel u gleich eins. Mit Hilfe der Gleichung

Ri

U u 1

g u h iu

(i = 1, ..., m)

968

Markteintrittsentscheidung

lässt sich anschließend die Relevanzzahl Ri bestimmen. Damit ist der Beitrag gemeint, den die einzelnen Markteintrittsstrategien zur Zielerreichung leisten (würden). Erlaubt es bspw. nur eine Markteintrittsstrategie, alle qualitativen Ziele zu erreichen, dann ist die entsprechende Relevanzzahl dieser Strategie gleich eins. Mit Hilfe der für jede Markteintrittsstrategie bestimmbaren Relevanzzahl (vgl. Abb. 1) lässt sich eine Prioritätenliste erstellen, die sodann mit dem jeweiligen Kapitalwert (Schritt 1 des Modells) in Beziehung gesetzt wird. Den Vorzug sollte dann jene Markteintrittsform erhalten, die den höchsten Wert erzielt. Abb. 1: Fiktives Beispiel einer PATTERN-Analyse Qualitatives Ziel

Markteintrittsstrategie

Relevanzzahl

Z4

Konfliktvermeidung (Gewerkschaften) Z5

30%

25%

(in %)

Markteintritt

Politische Sicherheit

Rohstoffsicherung

Geringe finanzielle Belastung

Z1

Z2

Z3

10%

15%

20%

R

= Gewichte der einzelnen Ziele Export

0,20

0,30

0,00

0,15

0,80

31,50

Direktinvestition

0,70

0,60

1,00

0,05

0,05

37,75

Lizenzvergabe

0,10

0,10

0,00

0,80

0,15

30,75

Quelle: Perlitz (1978, S.303).

(3) Zu den Schwächen dieses Verfahrens zählt, neben der Subjektivität der Bewertung, die Nivellierungstendenz, welcher die Zielgewichtung bei zunehmender Anzahl an Markteintrittsmöglichkeiten unterliegt. Validiert ist dieser Ansatz nur per Augenscheinvalidität ( Validität): Ausgewählte Unternehmensvertreter wurden gefragt, ob sie die Methode für anwendbar und geeignet halten, die wesentlichen Einflussfaktoren der Entscheidung zu erfassen. Positiv beurteilten die Probanden das generelle Vorgehen, d.h. die Struktur des Evaluationsmodells: Trotz seiner weitgehend normativen Struktur empfanden sie den Ablauf des Entscheidungsmodells als realitätsnah. (4) Vielschichtige Entscheidungsprobleme lassen sich mit Hilfe des von T.L. Saaty entwickelten Analytic Hierarchy Process (AHP) lösen. Lautet das Oberziel „Erschließung eines ausländischen Absatzmarktes“, so werden daraus, wie in Abb. 2 (nächste Seite) dargestellt, im ersten Schritt alle notwendigen Unterziele abgeleitet und in eine Zielhierarchie überführt. Ob ein Unternehmen einen Markt dauerhaft erschließen kann, hängt zunächst vom Erfolg ab und dieser wiederum von den erzielten Koordinationskosten, die zwischen Mutter- und TochterunterErlösen sowie den Kosten: den Standortwahl und Produktionsfaktoren (= Potenzialnehmen anfallen, sowie den Aufwendungen für Anschaffungskosten). Welche Bedeutung besitzen die Unterziele für die Erreichung der jeweiligen Oberziele? Um diese Frage beantworten zu können, wird, getrennt für einzelne Szenarien, jedes Ziel einer Hierarchieebene (vgl. Abb. 2, nächste Seite) hinsichtlich seiner Bedeutung für das übergeordnete Ziel bewertet. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass die verschiedenen Ziele je nach Umweltzustand unterschiedlich große Bedeutung erlangen. So ist Risikostreuung bei starker Wettbewerbsintensität wichtiger als bei geringem Konkurrenzdruck. Abb. 3 (nächste Seite) bildet die mittels Paarvergleichen und mit Blick auf Szenario I (= starkes Marktwachstum und geringe Wettbewerbsintensität) gewichteten ersten vier Unterziele ab. Die Befragten halten diese Rahmenbedingungen für derart stabil, dass ihnen der unmittelbare Erfolg „viel wichtiger“ erscheint als Risikostreuung (= 7) und „extrem wichtiger“, als ihre Entscheidungsautonomie zu wahren (= 9).

Markteintrittsentscheidung

969

Abb. 2: Ausschnitt aus einer Zielhierarchie (konkret) Erschließung eines ausländischen Absatzmarktes

Flexibilität

Erfolg

Aufrechterhaltung des Handlungsspielraumes beimWegfall strategischer Prämissen Erlöse

Risiko

Autonomie

Verteilung bzw. Externalisierung des Risikos einer Fehlinvestition

Maximierung von Entscheidungsbefugnissen / der unternehmerischen Unabhängigkeit

Kosten

Timing des Markteintritts

Vertriebserfolg

Anschaffungskosten

Koordinationskosten

Minimierung des Zeitraumes zwischen Markteintritt und dem Rückfluss von Erlösen

Maximierung des durch die Strategie erzielten Umsatzes

Minimierung von Transaktions- und Investitionskosten

Minimierung der Abstimmungskosten mit dem Mutterunternehmen

Abb. 3: Wichtigkeit von vier Unterzielen: Paarvergleiche am Beispiel von Szenario I U1 = Flexibilität Flexibilität Erfolg Risiko Autonomie Lokales Zielgewicht

U2 = Erfolg

U3 = Risiko

U4 = Autonomie

1

1/9 1

1/3 7 1

1 9 3 1

0,063

0,719

0,155

0,063

Anmerkung: Inkonsistenz-Maß (IK) = 0,033 Quelle: Ossadnik/Maus (1995, S.272).

Wird diese Prozedur für alle Szenarien wiederholt, erhält man sämtliche lokalen Zielgewichte der ersten Unterziele. Werden diese in einem weiteren Schritt mit den Eintrittswahrscheinlichkeiten der einzelnen Szenarien multipliziert und die entsprechenden Produkte addiert, so ergeben sich die globalen Zielgewichte. Im Beispielfall lässt sich zeigen, dass das Unterziel „Erfolg“ (= 0,421), gemittelt über alle vier Szenarien, am bedeutsamsten ist für das Oberziel „Erschließung eines ausländischen Absatzmarktes“. Weit abgeschlagen folgen die Unterziele „Risikoverteilung“ (0,226), „Flexibilität“ (0,186) und „Entscheidungsautonomie“ (0,167). Abb. 4 reduziert die 4x4-Matrix der lokalen Zielgewichte in Abhängigkeit vom jeweiligen Szenario auf das zentrale Ergebnis. Abb. 4: Dominantes Unterziel in Abhängigkeit vom jeweiligen Szenario Marktwachstum

Wettbewerbsintensität

gering groß

stark

schwach

Szenario I:

Szenario III:

Erfolg = 0,719

Risikostreuung = 0,356

Szenario II:

Szenario IV:

Erfolg = 0,424

Risikostreuung = 0,382

970

Markteintrittsentscheidung

Demnach sollten die Verantwortlichen bei starkem Marktwachstum mit einem Markteintritt primär nach (monetärem) Erfolg streben, während bei schwachem Marktwachstum der Risikostreuung Priorität gebührt. In welchem Maße tragen die in Betracht kommenden Strategien zur Zielerreichung bei? Um dies klären zu können, werden schließlich die zur Verfügung stehenden strategischen Optionen betrachtet (d.h. die „Markteintrittsstrategien“). Im Zentrum der Analyse steht jetzt die Frage, welche der Handlungsmöglichkeiten (vgl. Abb. 5) unter einem gegebenen Umweltzustand am besten geeignet ist, ein bestimmtes Unterziel zu erreichen: Abb. 5: Optionen A: Erweiterung der inländischen Produktionskapazität sowie Gründung und Ausbau einer Vertriebsgesellschaft im Zielmarkt, B: Gründung und Ausbau einer Tochtergesellschaft im Zielmarkt sowie Aufbau einer Produktionsstätte (einschließlich Vertrieb), C: Akquisition eines Unternehmens, das im Zielmarkt ansässig ist und über geeignete Produktionsstätten sowie über ein leistungsfähiges Vertriebssystem verfügt, D: Grenzüberschreitende Fusion mit einem Unternehmen, das im Zielmarkt ansässig ist und über eine geeignete Produktionsstätte sowie über ein leistungsfähiges Vertriebssystem verfügt, E: Gründung eines 50/50-Joint Venture mit einem Unternehmen, das im Zielmarkt ansässig ist und den lokalen Markt kennt.

Am Beispiel des Kriteriums „Flexibilität“ dokumentiert Abb. 6 die Eignung der zur Diskussion gestellten Strategien. Die empirische Basis sind Paarvergleiche, welche mittels Zielerreichungs-Skalen erhoben wurden. Demnach ist bspw. aus Sicht der Auskunftspersonen die Fusion mit einem ausländischen Unternehmen (D) „viel schlechter“ (= 1/7) als ein Joint Venture (E) geeignet, Flexibilität zu gewährleisten. Nach einer erneuten Analyse (Eigenwert-Methode) steht fest, dass nach Meinung der Befragten die Übernahme eines Unternehmens (C = 0,381) das größte Flexibilitätspotenzial besäße. Weil die Ziele je nach Szenario unterschiedlich bedeutsam sind, müssen die „ungewichteten Prioritäten“ der einzelnen Markteintrittsstrategien mit den globalen Zielgewichten der ersten Unterziele multipliziert werden. Auf diese Weise erhält man die so genannten gewichteten Prioritäten: im Falle des Unterziels „Flexibilität“ also durch Multiplikation mit dem Wert 0,186. Wäre Flexibilität das einzige Zielkriterium des Unternehmens, so würden sich die Manager für Markteintrittsstrategie C (= 0,071) entscheiden, da sie die größte gewichtete Priorität besitzt. Abb. 6: Eignung verschiedener Markteintrittsstrategien zur Erreichung des Unterziels „Flexibilität“ Markteintrittsstrategie

Option A

Option B

Option C

Option D

Option E

1

1/3 1

1/4 1/2 1

2 5 5 1

1/3 1 2 1/7 1

ungewichtet

0,087

0,232

0,381

0,049

0,251

gewichtet

0,016

0,043

0,071

0,009

0,046

Option A Option B Option C Option D Option E Priorität

Anmerkung: Inkonsistenz-Maß (IK) = 0,021 Quelle: Ossadnik/Maus (1995, S.275).

Natürlich sind neben „Flexibilität“ noch weitere Unterziele bedeutsam. Auch für sie müssen die entsprechenden gewichteten Prioritäten der fünf Markteintrittsstrategien berechnet werden. Durch Addition dieser Werte für die einzelnen Markteintrittsstrategien erhält man abschließend jeweils einen IndexWert. Demnach müsste sich das Unternehmen im vorliegenden Fall für Option C (= 0,264) entscheiden; denn unter Berücksichtigung aller Unterziele und aller Umweltkonstellationen leistet die „Akqui-

Markteintrittsstrategie

971

sition eines Unternehmens“ den rechnerisch größten Beitrag zur Erreichung des Oberziels „Erschließung eines Auslandsmarktes“. Es folgen die Optionen D (= 0,241), E (= 0,232), B (= 0,144) sowie A (= 0,118). (5) Zusammenfassend lässt sich dieser Ansatz wie folgt bewerten: Prinzipiell ist AHP zwar geeignet, praxisnahe Problemstellungen zu strukturieren. Aufgrund der Komplexität des Verfahrens, welche mit der Zahl der Szenarien, Betrachtungsweisen und Handlungsoptionen rasch zunimmt, hat es in der Managementpraxis bislang jedoch nur wenig Resonanz gefunden. Für Forschungszwecke allerdings haben Calantone & Yeoh dieses Verfahren für die Auswahl ausländischer Distributeure genutzt. " Ossadnik, W.; Maus, S.: Bewertung internationaler Markteintrittsstrategien, in: Journal für Betriebswirtschaft, 45.Jg. (1995), Nr.4, S.269-281. Saaty, T.L.: The Analytic Hierarchy Process, 2nd Ed., Pittsburgh/PA 1990. Saaty, T.L.: Multicriteria Decision Making, 2nd Ed., Pittsburgh/PA 1996.

Markteintrittsform nach Welge & Holtbrügge (S.106ff.) eine Funktion von Wertschöpfungsform ( Export, PortfolioAuslandsniederlassung), Eigentumsform (Markttransaktion, Kooperation, Ressurcentransfer, 100%-Tochtergesellschaft) und Ansiedlungsform (Neugründung, Ankauf/Beteiligung). " Welge, M.K.; Holtbrügge, D.: Internationales Management, 4.Aufl., Stuttgart 2006.

Markteintrittsschranke

Markteintrittsbarriere

Markteintrittsstrategie Art der Organisation des Eintritts in ausländische Märkte. (1) Vergleichsweise viel Aufmerksamkeit schenkte die Forschung dem Versuch, die unterschiedlichen Markteintrittsstrategien zu erfassen und zu systematisieren. In der Folge wurden zunächst Kataloge erstellt (vgl. z.B. Abb. 1), welche die von Unternehmen verfolgten Markteintrittsstrategien möglichst Auslandsprojektgesellschaft; Export umfassend und systematisch darstellen sollten (bspw.: direkter, indirekterr ; Direktinvestition; Exportgemeinschaft; Franchising; Handelsmittler; Joint Venture; Kooperation; Kompensationsgeschäft; Lizenzabkommen; Transithandel). Abb. 1: Markteintrittsstrategien Exporte

Vertragliche Markteintrittsformen

Indirekter Export

Lizenzvergabe

• Exporteigenhändler

Franchising

• Exportgemeinschaften

Vertragsfertigung Management-Vertrag

Direkter Export • Endabnehmer • Generalvertreter

Internationaler Leasing-Vertrag

Co-Produktionsvereinbarungen Turnkey-Vertrag

• Eigene Vertriebsorganisation

Vollbeherrschte Auslandsgesellschaft

• Neugründung • Merger & Acquisition Equity-Joint Venture • Minderheits-Beteiligung • 50:50-Joint Venture • Mehrheits-Beteiligung

Sonstige Markteintrittsformen Virtuelle Unternehmung Strategisches Allianzen E-Commerce Quelle: in Anlehnung an Root (1987, S.6).

Direktinvestitionen

972

Markteintrittsstrategie

Bereits diese unvollständige Liste macht das Bedürfnis, die Phänomenologie zu strukturieren und auf einige grundlegende Dimensionen zu reduzieren, verständlich. So unterschied G. Stahr diese frühzeitig nach dem Ort der Leistungserstellung (Inland oder Ausland) und der Art der Finanzierung (mit bzw. ohne Kapitalbeteiligung). Einen ähnlichen Vorschlag publizierte A. Weiss (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Formen der Erschließung von Auslandsmärkten nach Weiss (1996) Markteintrittsstrategie

Leistungserstellung im Ausland

Leistungserstellung im Inland

Export aus dem Inland

Operationsformen mit Kapitalbeteiligung

Export aus einem Drittland

Unternehmenseigene Auslandsniederlassungen

Filiale oder Zweigniederlassung

Partnerschaftsunternehmen

Operationsformen ohne Kapitalbeteiligung

Lizenzvergabe

Kontraktproduktion

Kontraktmanagement

100%ige Tochtergesellschaft

Backhaus et al. (S.169) schlugen ein vierdimensionales Systematisierungskonzept vor: Kontrolle: In welchem Maße kann das Unternehmen die Tätigkeit der Absatzmittler und Vertriebspartner auf dem Ländermarkt beeinflussen? Kapitaltransfer und Kapitalbeteiligung: In welchem Maße wird Kapital in den Ländermarkt verlagert? Wertschöpfungsschwerpunkt: Liegt der räumliche Schwerpunkt der Wertschöpfungsprozesse im Inland oder im Ausland? Transaktionskosten: Welche Transaktionskosten fallen bei welchen Markterschließungsstrategien an? Internationalisierung zu einer inhaltlichen VerlageWeiterhin wird diskutiert, dass es im Zuge der rung des Tätigkeitsschwerpunktes vom Marketing zum Management kommt ( Management, internationales). So stehen beim Export Aufgaben im Vordergrund, die sich aus der Notwendigkeit, Märkte auszuwählen, Produkte anzupassen oder länderspezifische Vertriebsstrategien zu entwickeln, ergeben. Auslandsniederlassungen verstärkt FührungsprobleDagegen sind beim Aufbau und Unterhalt von Konflikten zwischen Stammhaus und Tochtergesellschaft me zu lösen (bspw. aufgrund von oder der Bedrohung der Unternehmensidentität aufgrund der geographischen Ausweitung des AktionsFührungsstil). Viel Aufmerksamkeit fand auch die Frage, nach der typischen bzw. optimalen radius; Phasenmodellen der Internationalisierung wurde Abfolge von Markteintrittsstrategien. Mit den versucht, darauf eine erste, allerdings idealtypisch vereinfachte Antwort zu geben. Risiko inne (Abb. 3, nächste Seite). Im Übrigen wohnt jeder Markteintrittsstrategie ein spezifisches Muss ein Unternehmen bspw. befürchten, dass politische Maßnahmen oder soziale Unruhen, Streiks etc. die laufende Geschäftstätigkeit im Ausland beeinträchtigen (= Dispositionsrisiko), wenn nicht

Markteintrittsstrategie

973

sogar unmöglich machen (= Enteignungsrisiko), dann sollte es auf die Option Direktinvestition verzichten. Dies ist im Regelfall selbst dann ratsam, wenn der bisherige Verlauf der Internationalisierung, das Marktpotenzial und/oder staatliche Investitionsförderung eigentlich diese kapitalintensive Form des Export, so setzt es Markteintritts nahe legen. Entscheidet sich das Unternehmen hingegen für den sich dem Transferrisiko aus. Abb. 3: Risiken verschiedener Formen des Auslandsengagements Art des Risikos Transfer Wechselkurs

Zahlungsunfähigkeit / -unwilligkeit

Disposition

Enteignung

Handelshemmnisse

Kreditgeschäft Lizenzvergabe Export Direktinvestition Anmerkung: Die markierten Felder reflektieren solche Entscheidungssituationen, in denen zwischen Art der Markteintrittsstrategie und Art des Risikos ein systematischer Zusammenhang besteht. Quelle: Meyer (1987, S.17); leicht modifiziert.

Weitere Kriterien der Bewertung von Markteintrittsstrategien (z.B. Kapital- und Ressourcenbedarf, Risiko des Markteintritts, Transaktionskosten, Zeitbedarf, Controlling-Bedarf) sind Gegenstand von Abb. 4. (vgl. nächste Seite). (2) Die Entscheidung darüber, welche aus der Vielzahl möglicher Formen des Markteintritts in einer bestimmten Markt- und Unternehmenssituation das größte Erfolgspotenzial bietet, wurde aus den unterschiedlichsten theoretischen Perspektiven untersucht (vgl. O. Andersen). Neben anderen sind dies die Transaktionskostentheorie, die Lerntheorie und die Ressourcentransfertheorie. Allerdings konnte die Forschung die Hoffnung, eindeutige Beziehungen zwischen dem Modus des Markteintritts und geeigneten Erfolgsmaßen (z.B. Dauer des „Überlebens“ in dem betroffenen Markt) identifizieren zu können, bislang nicht erfüllen. Obwohl Plausibilität und Augenschein dafür sprechen, Risiken, Koordinationskosten und Ressourcendass sich jeder Markteintrittsstrategie spezifische bedarfe zuordnen lassen, waren die erzielten Befunde tendenziell mehrdeutig bzw. widersprüchlich. Wiederholt verworfen werden musste bspw. die so genannte Hymer-These. Ihr zufolge haben Akquisitionen, da sie theoriegemäß ohne Zeitverlust Zugang zu dem spezifischen Auslandsmarkt-Know how verschaffen (bspw. J. Li), eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als neu-gegründete Auslandsniederlassungen (Greenfield Subsidiary). Auch bezüglich der nicht minder plausiblen These, dass Joint Konflikte zwischen den JV-Partnern Ventures generell anfälliger sind als 100%-Engagements, da (bspw. bezüglich der zu verfolgenden Unternehmensstrategie oder Eigentumsrechten) Gemeinschaftsunternehmen früher oder später scheitern lassen, sind die Meinungen und Befunde geteilt (z.B. Barkema et al.; J. Chowdhury). (3) Ein Großteil der einschlägigen Wirkungsforschung befasste sich mit der Frage, welche Organisationsform unter welcher Markt-/Umweltbedingung die höhere Überlebenswahrscheinlichkeit hat ( Organisationsstruktur). Demnach verschaffen nur in Umwelten, die von einer (ökonomischen) Krise Wettbewerbsvorteile, die geprägt sind, die strategische und die operative Flexibilität entscheidende signifikanten Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit einer Auslandsniederlassung nehmen. Von Vorteil ist auch eine möglichst friktionsfreie Integration in das Multi-Country Network, welches das Stammhaus mit seinen verschiedenen Auslandsniederlassungen bildet ( Netzwerk). Weitere Chancen erwachsen aus dem Zugang zu Erfahrungen, die in den verschiedensten Umwelten gewonnen wurden, und, was im evolutionstheoretischen Sinn ( Evolutionäre Perspektive der Internationalisierung) mög-

974

Markteintrittsstrategie

licherweise noch wichtiger ist, aus Möglichkeiten das organisationalen Lernens ('a co-evolutionary and Ansatz, wissensbasierter; Selbstorganisation). Empiricumulative process of resource learning'; sche Analysen haben am Beispiel japanischer Unternehmen gezeigt, dass 100%-Auslandsniederlassungen in Krisenzeiten eine wesentlich höhere Überlebensrate haben als Joint Ventures und insb. als Akquisitionen ( Merger & Acquisition). Man kann davon ausgehen, dass die jeweiligen Vor- und Kooperation und Nachteile der verschiedenen Markteintrittsstrategien (z.B. Notwendigkeit der Abstimmung bei Joint Ventures) in Krisenzeiten besonders virulent sind. Wahrscheinlich stärken solche Problemlagen auch die opportunistischen Verhaltenstendenzen der Beteiligten. Nur auf den ersten Blick erstaunlich ist, dass Auslandsniederlassungen in kulturell distanten Ländern überproportional häufig überleben ( Distanz, kulturelle). Dies lässt sich damit erklären, dass ausländische Investoren in Märkten, die ihnen fremd sind, der Post Merger Integration, d.h. der Integration eines Tochterunternehmens in das Unternehmens-Netzwerk, vergleichsweise viel Aufmerksamkeit schenken und Ressourcen widmen (im Vergleich zu Märkten, bei denen die Führungskräfte der Überzeugung sind, in einem zwar ausländischen, aber ihnen relativ vertrauten Markt zu agieren). Auch werden in solchen Fällen mehr Expatriates eingesetzt ( Entsendung), um die aufgrund der wahrgenommenen kulturellen Distanz verstärkt erwarteten Schwierigkeiten beherrschen zu können. Das politische Risiko der Auslandsmärkte ( Risiko, politisches) schließlich erhöht die „Exit-Rate“ aus mehreren Gründen, u.a. auch deshalb, weil diese Umfeldvariable mit dem Markteintrittsmodus interagiert: Als risikoreich wahrgenommene Märkte werden bevorzugt mit der Externalisierungsstrategie bearbeitet (insb. durch Akquisition inländischer Unternehmen); und diese Markteintrittsstrategie verspricht generell weniger Erfolg. Abb. 4: Kriterien zur Bewertung von Markteintrittsstrategien Export

Lizenzen, Franchise / Allianz

Joint Venture

Auslandsniederlassung

Kapital- & Ressourcenbedarf

niedrig

mittel

hoch

sehr hoch

Risiko des Markteintritts

niedrig

mittel

mittel

hoch

Transaktionskosten

hoch

mittel

niedrig

sehr niedrig

Potentielle Erträge

niedrig

mittel

hoch

sehr hoch

Dauer Markteintritt

sehr kurz

kurz

mittel

Controlling-Bedarf

niedrig

mittel

mittel

hoch

Unerwünschter Know howTransfer

niedrig

hoch

mittel

niedrig

Quelle: Klug (2007, S.29).

" Andersen, O.: Internationalization and Market Entry Mode. A. Review of Theories and Conceptual Frameworks, in: Management International Review, Vol.37 (1997), Special Issue 2, pp.27-42. Backhaus, K.; Voeth, M.: Internationales Marketing, 6.Aufl., Stuttgart 2010. Barkema, H.; Bell, J.; Pennings, J.: Foreign Entry, Cultural Barriers, and Learning, in: Strategic Management Journal, Vol.17 (1996), No.2, pp.151-167. Benito, G.; Gripsrud, G.: The Expansion of Foreign Direct Investments. Discrete Rational Location Choices or a Cultural Learning Process?, in: Journal of International Business Studies, Vol.23 (1992), pp.461-476. Chowdhury, J.: Performance of International Joint Ventures and Wholly Owned Foreign Subsidiaries. A Comparative Perspective, in: Management International Review, Vol.32 (1992), pp.115-133. Eisenhardt, K.M.; Martin, J.A.: Dynamic Capabilities. What are They?, in: Strategic Management Journal, Vol.21 (2000), pp.1105-1121. Klug, M.: Markteintritt in Osteuropa. Strategie und Marketing-Mix von mittelständischen Unternehmen, in: MTP. Mehrwert, SW 07/08, S.28-29. Li, J.: Foreign Entry and Survival. Effects of Strategic Choices on Performance in International Markets, in: Strategic Management Journal, Vol.16 (1995), No.5, pp.333-351. Meyer, M.: Die Beurteilung von Länderrisiken der internationalen Unternehmung, Berlin 1987. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002. Nelson, R.; Winter, G.: An Evolutionary Theory of Economic Change, Cambridge/MA 1982. Root, F.R.: Entry Strategies for International Markets, Lexington/MA 1987. Stahr, G.: Auslandsmarketing, Stuttgart 1979. Teece, D.; Pisano, G.; Shuen, A.: Dynamic Capabilities and Strategic Management, in: Strategic Management Journal, Vol.18 (1997), No.7, pp.509-533. Weiss, C.A.: Die Wahl internationaler Markteintrittsstrategien. Eine transaktionsorientierte Analyse, Wiesbaden 1996.

Marktforschung, interkulturelle

Markteintrittsstrategie, multiple

975

Ansatz, eklektischer

Markteintrittsstrategie, vertragliche zeichnet sich dadurch aus, dass das Unternehmen keine Eigentumsrechte, sondern Nutzungsrechte, Technologien oder Management-Know how in das Zielland verlagert. Die jeweiligen Vertragspartner verpflichten sich, bestimmte Vorgaben einzuhalten sowie ein Entgelt zu entrichten. Die wichtigsten Lizenzierung und das Franchising. Der Lizenzgevertraglichen Markteintrittsstrategien sind die ber und der Franchisegeber können ihre Leistungen trotz geringem Ressourceneinsatz und begrenzter Marktkenntnis international vermarkten ( Ressourcen). Für den Lizenznehmer und den Franchisenehmer besteht der zentrale Vorteil darin, ein bereits bewährtes und erfolgreiches Produkt bzw. Marketing-Konzept nutzen zu können. Markterschließung ein in der Standortdiskussion häufig unterschätztes Ziel, welches Unternehmen mit einer Direktinvestition verfolgen. Dort wird häufig das Ziel, Kostenvorteile zu generieren, übermäßig akzentuiert, Lohnkosten-Myopia die Rede ist. weshalb bisweilen von der Markterschließungsstrategie

Markteintrittsstrategie

Marktforschung, interkulturelle berücksichtigt kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Zielgruppen der Unternehmenstätigkeit. (1) Mehr noch als für die nationale und die internationale Marktforschung stellt sich bei interkulturellen Studien die Frage nach der geeigneten Skalierung. Sind die erhobenen Daten, die verwendeten Operationalisierungen etc. objektiv, reliabel und valide ( Validität)? Die Antwort Skalen bzw. Kulturen, Länder darauf fällt um so schwerer, je größer die Zahl der an der Erhebung beteiligten Subkulturen ist. Wie C.K. Kim berichtet, eignen sich für die Befragung koreanischer Konsuoder menten fünf-, sieben- oder neunstufige Skalen mehr als dreistufige Skalen. Angesichts der vergleichsweise geringen kulturellen Distanz zwischen diesen Ländern liegt es nahe, diesen Befund auf Japan, Hong Kong und Singapur zu übertragen ( Distanz, kulturelle). Lee et al. überprüften die Eignung verschiedenartiger Likert-Skalen für interkulturelle Vergleichsstudien. Danach sind für Chinesen und Amerikaner vierstufige, für Japanern hingegen siebenstufige Skalen angemessen. Allerdings reagieren Antwortstil Likert-Skalen und vergleichbare Skalierungen (likert-typed) besonders sensibel auf den „Tendenz zur Mitte“, der in kollektivistischen Ländern stärker als in individualistischen Ländern ausgeprägt ist. Wie Chen et al. berichten, nutzen Japaner und Taiwanesen auf siebenstufigen Likert-Skalen verstärkt den Skalenmittelpunkt (Tendenz zur Mitte), während im individualistischen Nordamerika (USA und Kanada) die Befragten signifikant häufiger die Extremwerte der Skala wählen ( Antworttendenz). Gemessen am Erwartungswert provoziert die dreistufige Skala weniger Extremwerte als die neunstufige Skala. Der intrakulturelle Vergleich schließlich offenbart: Untersuchungsteilnehmer, die Landeskultur als individualistisch charakterisiert werden konnten ( Idiozenunabhängig von ihrer triker), wählten in allen vier untersuchten Ländern häufiger Extremwerte als die eher kollektivistisch geprägten Probanden ( Allozentriker). (2) Die weit verbreitete Tendenz von Auskunftspersonen, sozial erwünschte Antworten zu geben, ist nicht selten mit der Ja-Sage-Tendenz verquickt. Die meisten Menschen beantworten u.a. deshalb eine Frage lieber mit „Ja“ als mit „Nein“, weil ein „Nein“ im Regelfall begründet werden muss. Die Bereitschaft, der Erwartungshaltung eines Gegenübers zu entsprechen, ist in verschiedenen Kulturen unterschiedlich stark ausgeprägt. Wie Middleton & Jones berichten, geben Angehörige kollektivistischer Gesellschaften häufiger sozial erwünschte Antworten als Angehörige individualistischer Gesellschaften. Mitte der siebziger Jahre ließen Forscher in Großbritannien und im Iran einen vermeintlich ortsfremden Ausländer Einheimische nach dem Weg fragen. Obwohl es den angeblich gesuchten Ort tatsächlich überhaupt nicht gab, wiesen 20% der iranischen Versuchspersonen dem Fremden eine

976

Marktforschung, interkulturelle

bestimmte Richtung, weil sie lieber eine falsche als keine Auskunft gaben. Hingegen behalf sich kein Brite mit dieser Ausflucht. Die Befunde ähnlich angelegter Studien, z.B. in Tokio, sprechen dafür, dass Gesellschaften, die stärker auf Harmonie und Konsens bedacht sind, in kollektivistisch geprägten die Menschen mehr dazu neigen, sozial erwünscht zu antworten, als Angehörige individualistischer Kulturen. Diesem Phänomen trägt der Vorschlag, bei interkulturellen Befragungen einen Korrekturfaktor einzuführen, Rechnung. Entsprechend der jeweiligen Position des Herkunftslandes von Probanden auf der Individualismus-/Kollektivismus-Dimension wären dann deren Antworten zu gewichten. Setzt man zur Kontrolle die Social Desirability Scale ein, so zeigt sich gleichfalls, dass Kollektivisten (z.B. Malayen) signifikant häufiger sozial erwünscht antworten als Individualisten (Franzosen und USAmerikaner). Keillor et al. vermuten, dass Menschen um so eher sozial erwünscht antworten, je schlechter die wirtschaftliche Lage ihres Herkunftslandes ist. Dort sind die Menschen in starkem Maße von ihrem Umfeld abhängig und antworten deshalb sozial erwünscht. Wächst die Wirtschaftskraft eines Landes, so steigt der Anteil unpersönlicher Einflussfaktoren (z.B. Massenmedien), weshalb soziale Bindungen an Bedeutung verlieren und Marktforscher seltener mit sozial erwünschten Antworten rechnen müssen. (3) Da die Bedeutung von Wörtern interkulturell, mitunter auch intrakulturell variiert, reagiert plausiblerweise auch das Semantische Differential kultursensibel. Faktoranalytische Untersuchungen zeigten jedoch, dass sich die eingesetzten Adjektivpaare in den meisten Kulturen regelmäßig zu einem dreidimensionalen Raster verdichten lassen. Bereits vor 40 Jahren wurde die so genannte EPA-Struktur Sprachen bestätigt (u.a. für Amerikanisch, Arabisch, Englisch, Finnisch, Flämisch, für mehrere Französisch, Griechisch, Hindi, Holländisch, Italienisch, Japanisch, Kantonesisch, Schwedisch, Serbokroatisch und Spanisch). Sie basiert auf den Dimensionen Evaluation (Bewertung: z.B. angenehm vs. unangenehm), Potency (Überlegenheit: z.B. stark vs. schwach) und Activity (Aktivität: z.B. erregend vs. beruhigend). Self-Assessment Manikin (SAM)

Missfallen

Freude

%

%

%

%

%

Aktivitätsniveau

Aktivitätsniveau

(schwach)

(stark) %

%

%

%

%

Unterwürfigkeit

Dominanz % Quelle: Morris (1995, S.64); Morris et al. (2003, S.30).

%

%

%

%

Marktforschung, internationale

977

Sprach- und kulturfreie Skalen, wie das Self-Assessment Manikin, helfen bei kulturvergleichenden Untersuchungen, semantische Probleme zu vermeiden. Sie können deshalb unmittelbar in verschiedenen Emotionen drei kulturinvariante Faktoren zuLändern und Kulturen eingesetzt werden. Da allen grunde liegen (Missfallen vs. Freude, Dominanz vs. Unterwürfigkeit und geringes vs. starkes Aktivitätsniveau), können in interkulturellen Studien emotionale Reaktionen (z.B. auf Werbemotive) mit Hilfe der jeweils in fünf Abstufungen dargestellten Strichmännchen ohne Übersetzungs- bzw. Verständnisprobleme ermittelt und unmittelbar miteinander verglichen werden. Die Befragten müssen lediglich markieren, welcher Typus den Grad ihrer momentanen Freude, Aktivierung und Dominanzempfindung am besten widerspiegelt. " Chen, C.; Lee, S.-Y.; Stevenson, H.W.: Response Style and Cross-Cultural Comparisons of Rating Scales among East Asian and North American Students, in: Psychological Science, Vol.6 (1995), No.3, pp.170-175. Collett, P.; O´Shea, G.: Pointing the Way to a Fictional Place. A Study of Direction Giving in Iran and England, in: European Journal of Social Psychology, Vol.6 (1976), pp.447458. Keillor, B.; Owens, D.; Pettijohn, C.: A Cross-Cultural/Cross-National Study of Influencing Factors and Socially Desirable Response Biases, in: International Journal of Market Research, Vol.43 (2001), No.1, pp.63-84. Kim, C.K.: The Interaction between Price and Long-Run Variables in a Multinational Brand Market, in: Journal of Business Research, Vol.37 (1996), No.1, pp.l-14. Lang, P.J.: The Cognitive Psychophysiology of Emotion. Anxiety and Anxiety Disorders, Hillsdale 1985. Lee, J.W.; Jones, P.S.; Mineyama, Y.; Zhang, X.E.: Cultural Differences in Responses to a Likert Scale, in: Research in Nursing & Health, Vol.25 (2002), No.4, pp.295-306. Morris, J.D.: Observations: SAM. The Self-Assessment Manikin. An Efficient Cross-Cultural Measurement of Emotional Response, in: Journal of Advertising Research, Vol.35 (1995), No.6, pp.63-68. Middleton, K.L.; Jones, J.L.: Socially Desirable Response Sets. The Impact of Country Culture, in: Psychology & Marketing, Vol.17 (2000), No.2, pp.149-163. Morris, J.D.; Woo, C.; Cho, C.-H.: Internet Measures of Advertising Effects. A Global Issue, in: Journal of Current Issues and Research in Advertising; Vol.25 (2003), No.1, pp.25-43. Osgood, C.E.: Semantic Differential Technique in the Comparative Study of Cultures, in: American Anthropologist, Vol.66 (1964), No.3, pp.171-200. Osgood, C.E.; May, W.H.; Miron, M.S.: Cross Cultural Universals of Affective Meaning, Urbana/IL 1975. Simmet-Blomberg, H.: Interkulturelle Marktforschung im europäischen Transformationsprozess, Stuttgart 1998. Yu, J.; Murphy, K.R.: Modesty Bias in Self-Ratings of Performance. A Test of Cultural Relativity Hypothesis, in: Personal Psychology, Vol.46 (1993), No.2, pp.357-363.

Marktforschung, internationale Marktforschung für international tätige Unternehmen. (1) Aus Zeit- und Kostengründen wird internationale Marktforschung oftmals auf Sekundärforschung (Desk Research) beschränkt. Diese kann einerseits unternehmensintern betrieben werden (z.B. durch Auswertung von Auslandsumsatz-Statistiken oder Berichten von Auslandsvertretern). Andererseits steht eine Vielzahl unternehmensexterner Informationsquellen zur Verfügung: Statistiken amtlicher Außenhandelsstatistik; Bundesagentur für Ausinternationaler bzw. nationaler Institutionen (z.B. Ländervereine). Hinzu kommen wissenschaftliche Institutionen, Fachverbände senwirtschaft bfai ); und private Informationsdienste. So kann ein Getränkehersteller dem Japan Statistical Yearbook 2001 entnehmen, dass ein japanischer Haushalt an Getränken am meisten für Bier (jährlich 190 €), für Säfte und Softdrinks (= 83 €) sowie für Kaffee und Kakao (= 63 €) aufwendet (und nicht für Tee). Dank der wachsenden Verbreitung des Internet kann internationale Marktforschung auf ein zunehmend breites Spektrum an Sekundärdaten zurückgreifen. Allerdings konfrontiert die Beschaffung von Informationen aus unternehmensexternen Quellen die Unternehmen mit einer Reihe von Problemen. a) Häufig sind Sekundärinformationen nicht in dem gewünschten Umfang oder der erforderlichen Statistischen Ämter der meisten Industrieländer eine VielDetailliertheit erhältlich. Zwar bieten die Statistisches Bundesamt). Von diesen Indizahl makroökonomischer Daten an ( EUROSTAT; katoren (z.B. durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen) können zumeist jedoch keine Rückschlüsse auf Kaufkraft) gezogen werden. marketingspezifische Größen (wie die tatsächliche b) Weiterhin kann unzureichende Aktualität der Daten die Qualität internationaler Sekundärinformationen beeinträchtigen. In dynamischen Märkten verlieren Informationen im Extremfall ihre Aussagekraft bereits in der Zeitspanne von der Datenerhebung bis zur Veröffentlichung in Printmedien. Durch die verstärkte Nutzung „schneller“ elektronischer Medien (anstelle traditioneller Printmedien) kann dieses Problem teilweise gelöst werden. c) Bisweilen leidet die Genauigkeit bzw. Sicherheit von Daten unter politisch motivierten, absichtlichen Verfälschungen (z.B. um ein Land für Investoren interessant zu machen. Aber auch andere Gründe können dazu führen, dass Daten (un)beabsichtigt verzerrt werden. Hierzu zählt z.B. die Praxis, aus steuerlichen Gründen Bewertungsspielräume bei Produktionsstatistiken auszunutzen.

978

Marktforschung, internationale

d) Vor allem aber beeinträchtigt das Äquivalenz-Problem die Möglichkeiten der Sekundärforschung. Amtliche Statistiken lassen sich oftmals schon alleine deshalb nicht länderübergreifend vergleichen, Europäischen Union erheben und weil sie verschiedenartig aufbereitet werden. Selbst innerhalb der kategorisieren die Statistischen Ämter Daten nach unterschiedlichen Standards. So gilt das Bildungsniveau zwar allgemein als valider Maßstab des sozialen Status ( Validität), wird aber innerhalb der Gemeinschaft unterschiedlich definiert: Dauer der Schulausbildung, Art des Schul- bzw. Hochschulabschlusse etc. Hinsichtlich des Familienstatus wiederum kennen streng katholische Länder wie Irland nur drei Kategorien: ledig, verheiratet und verwitwet; der Status „geschieden“ wird aus ideologischen Gründen ignoriert. Auch die Variable „soziale Klasse“ wird innerhalb der Gemeinschaft unterschiedlich beurteilt: teils anhand des Berufs, des Bildungsniveaus oder des Vermögens. (2) Für die primärstatistische internationale Markt- und Marketing-Forschung stehen zahlreiche Institute zur Verfügung (vgl. Abb. 1). Die deutschstämmige GfK-Group nimmt den sechsten Platz diese Rangliste ein. Abb. 1: Top 5 der internationalen Marktforschungs-Agenturen Umsatz (in Mio. $)

Sitz des Stammhauses

Zahl der Ländervertretungen

Mitarbeiter in der Forschung

VNU NV

2.814,0

NL

81

32.625

IMS Health Inc.

1.219,4

USA

75

5.900

The Kantar Group

1.033,2

GB

62

6.000

TNS

908,3

GB

54

9.063

Information Resources Inc.

554,8

USA

20

3.600

Quelle: Honomichl Global Top 25 (o.V. 2003).

Bei Telefon- bzw. Internetumfragen erwies sich die hochgradige Selektivität der elektronischen Medien als ein drängendes Problem der internationalen Markt- und Marketingforschung. Während die Hälfte der Erdbevölkerung noch nie telefoniert hat, sind in Ballungsgebieten wie New York und Tokio mehr Telefonanschlüsse registriert als auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Drei Viertel aller dort lebenden Menschen haben noch nie einen Taschenrechner oder gar einen Laptop benutzt, während in den westlichen Industrieländern der zeit- und ortsunabhängige Zugang zum Internet bald keine Utopie mehr ist (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Internet-Nutzung im internationalen Vergleich Nutzer1 (in %)

Nutzer1 (in Mio.)

(in %)

(in Mio.)

Deutschland

50,7

42,2

Australien

65,1

12,7

USA

64,1

179,9

Japan

46,8

59,4

Skandinav.

61,3

14,7

Italien

46,1

26,6

Hongkong

60,3

4,4

Frankreich

31,8

19,0

Großbritan.

57,5

34,4

Spanien

30,7

12,3

51,1

2,3

Singapur

2

Anmerkungen: 1

zu Hause und bei der Arbeit, Januar 2003

Quelle: NFO Infratest (2003).

2

nur zu Hause, Mai 2002

Marktpräsenzstrategie

979

" Durvasula, S.; Andrews, J.C.; Lysonski, S.; Netemeyer, R.G.: Assessing the Cross-National Applicability of Consumer Behavior Models. A Model of Attitude toward Advertising in General, in: Journal of Consumer Research, Vol.19 (1993), No.4, pp.626636. German, C.: Politische (Irr-)Wege in die globale Informationsgesellschaft, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 46.Jg. (1996), Nr. B32, S.16-25. Wilcox, J.S.; Ko, K.T.; Gentry, J.W.; Stricklin, M.; Jun, S.K.: Advertising Representations of the Independent versus Interdependent Self to Korean and U.S. College Students, in: Advances in International Marketing, Vol.7 (1996), pp.159174.

Marktklima

Heiß-/Kalt-Skala

Marktliberalismus Marktnähe

Neoliberalismus

Zentralisierung vs. Dezentralisierung

Marktparzellierung

Marktarealstrategie

Marktplatz, elektronischer im Internet verfügbare elektronische Einkaufsplattform, auf der mehrere Anbieter ihr Leistungsangebot Agentrics). Das Spektrum (bspw. Warensortiment) einer Vielzahl von Nachfragern offerieren (z.B. elektronischer Marktplätze reicht von E-Bay bis hin zu elektronischen Marktplätzen als Medium zur Bildung und Unterstützung von Beschaffungskooperationen im B-to-B-Bereich ( Beschaffung, Kooperation). Gewöhnlich greift der Marktplatzbetreiber nicht in die einzelne Transaktion globale; ein. Zumeist begnügt er sich damit, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ein bestimmter Typus Transaktionen möglich ist. Einerseits koordiniert er bündelbare Bedarfe der Nachfrager ( Kovon Verhandlungen mit den Lieferanten, ohne jedoch in ordination) und unterstützt andererseits die diese einzugreifen. Dabei sind durch Nomenklatur-Datenbanken oder Katalogstandards einheitliche Artikelbezeichnungen zu gewährleisten ( Standard). Denn sie sind eine Voraussetzung der Bedarfsbündelung " Arnold, U.; Eßig, M.: Kooperationen in der industriellen Beschaffung, in: Zentes, J.; Swoboda; B.; Morschett, D. (Hrsg.), Kooperationen, Allianzen und Netzwerke, 2.Aufl., Wiesbaden 2005, S.701-724.

Marktpräsenzstrategie konkretisiert und beantwortet die Frage, welche Ländermärkte ein Unternehmen erschließen und dauerhaft bearbeiten möchte (viele/wenige?, geographisch nahe/entfernte? etc.). Kutschker & Schmid unterscheiden folgende Strategievarianten (vgl. Abb., nächste Seite). (1) Zu den basalen Marktpräsenzstrategien zählt zunächst die Konzentrationsstrategie, die tendenziell Wasserfallstrategie einher geht. Hierbei beschränkt sich das Unternehmen bewusst auf mit der Ressourcen). Auseinige wenige, gezielt ausgewählte Ländermärkte (zumeist aufgrund begrenzter Kaufkraft, Wettbewerbsintensität, Offenheit sowie geographische, wahlkriterien können u.a. Distanz sein. Maßgebliches Ziel der konträren Diversifikationsstrakulturelle und/oder psychische tegie ist Risikostreuung ( Risikodiversifikation), weshalb das Unternehmen vergleichsweise kurzfristig zahlreiche, zumeist heterogene Ländermärkte erschließt. (2) Die geographische Marktpräsenzstrategie konkretisiert sich in folgenden fünf Optionen. Von Einzelmarktstrategie spricht man dann, wenn das Unternehmen neben dem Heimatmarkt (nur) noch einen weiteren Ländermarkt bearbeitet. Engagiert es sich hingegen in mehreren ausländischen Märkten, die Region angehören), so handelt es mehr oder minder unverbunden sind (d.h. keiner gemeinsamen sich um die Multi-Einzelmarktstrategie (bspw. ein deutscher Maschinenbauhersteller, der in Brasilien, Vertrieb, internatioDänemark, Kanada, Neuseeland und Spanien Vertriebseinrichtungen unterhält; naler). Wer die Regionalmarktstrategie verfolgt, bearbeitet auch mehrere Ländermärkte, aber konzentriert in einer Region (z.B. Europäische Union). Ist ein Unternehmen in mehreren Regionen präsent Nordamerika, Südamerika, Südostasien), so verfolgt es die Multi-Regionalmarktstrategie. (z.B. Wörtlich gemeint ist die Weltmarktstrategie nur eine theoretische Option. In der Praxis ist kein Unternehmen in allen Ländermärkten vertreten. Bezeichnet dieser Begriff hingegen eine Präsenz in allen

980

Marktpräsenzstrategie

wichtigen Märkten weltweit, so verfolgen Unternehmen wie Coca-Cola oder Nestlé sicherlich die Weltmarktstrategie. Je nachdem, wie man in diesem Zusammenhang „wichtig“ definiert (weit/eng), Triade über. geht dieses Strategiekonzept in das der Marktpräsenzstrategien im Überblick

Geographische Marktpräsenzstrategien Einzelmarktstrategie Multi-Einzelmarktstrategie

Regionalmarktstrategie Multi-Regionalmarktstrategie Weltmarktstrategie Basale Marktpräsenzstrategien

Attraktivitätsorientierte Marktpräsenzstrategien Entscheidung über

Konzentrationsstrategie

Schwerpunktmärkte

Diversifikationsstrategie

Präsenzmärkte Ausgleichsorientierte Marktpräsenzstrategien

Gelegenheitsmärkte Abstinenzmärkte

Entscheidung über Risikoausgleich

Gewinnausgleich Investitionsausgleich Ressourcenausgleich Know how-Ausgleich Wettbewerbsausgleich Quelle: Kutschker/Schmid (2008, S.947).

(3) Mit Blick auf die aktuelle und/oder zukünftige Marktattraktivität lassen sich vier attraktivitätsorientierte Marktpräsenzstrategien unterscheiden. Schwerpunktmärkte (etwa Frankreich oder die USA für viele deutsche Unternehmen) sind für die erfolgreiche Umsetzung der Unternehmensstrategie von zentraler Bedeutung. Präsenzmärkte sind für das Unternehmen wichtig, aber nicht entscheidend (z.B. Finnland, Südafrika). Noch geringer ist der unternehmensstrategische Stellenwert von Gelegenheitsmärkten, aber nicht so gering, dass sie völlig vernachlässigt werden könnten (z.B. Argentinien, Thailand). Abstinenzmärkte schließlich sind solche, die einem Unternehmen nicht nur geringe Marktchancen bieten, sondern es auch mit erheblichen, möglicherweise sogar existenzgefährdenden Marktrisiken konfrontieren (z.B. Enteignungsrisiko; Risiko, politisches). (4) Ausgleichsorientierte Marktpräsenzstrategien betrachten die in Frage kommenden Ländermärkte nicht als eine mehr oder minder große Menge einzelner, sondern als die Gesamtheit interagierender Chancen-/Risiken-Profile, wobei sich die Attraktivität einzelner Ländermärkte häufig erst im Wechselspiel mit anderen Ländermärkten ergibt. So ist der leichte Zugang zu Personalressourcen in einem „Führungsmarkt“ wie Japan ( Lead Market) dann von besonderem Vorteil, wenn sich die in ihrem Region (z.B. SüdKulturraum erfahrenen Locals für einen Einsatz in anderen Ländermärkten dieser korea) gewinnen lassen (und so zu Third Country-Manager werden). Wie die folgende Aufstellung (vgl. Kutschker & Schmid, S.952f.) zeigt, wohnt den ausgleichsorientierten Marktpräsenzstrategien vor allem auch der portfolio-theoretisch begründbare Gedanke des Risikoausgleichs inne: a) Risikoausgleich: Kombination von risikoreichen und risikoarmen Ländermärkten (z.B. politische Risiken, ökonomische Risiken),

Marktsegmentierung, internationale

981

b) Gewinnausgleich: Kombination von bereits gewinnbringenden etablierten Ländermärkten sowie neu aufzubauenden und (zunächst) nicht gewinnbringenden Ländermärkten, c) Investitionsausgleich: Kombination von etablierten Ländermärkten, die einen positiven Cash Flow erzielen, und neu aufzubauenden und (zunächst) Cash Flow verbrauchenden Ländermärkten, d) Ressourcenausgleich: Kombination von Ressourcen verbrauchenden Ländermärkten (z.B. Managementressourcen) und Ressourcen abgebenden Ländermärkten, e) Know how-Ausgleich: Kombination von Wissen abgebenden Ländermärkten (z.B. Brückenköpfe, Testmärkte) und Wissen absorbierenden Ländermärkten, f) Wettbewerbsausgleich: Kombination von wettbewerbsintensiven und weniger wettbewerbsintensiven Märkten.“ " Ayal, I.; Zif, J.: Competitive Market Choice Strategies in Multinational Marketing, in: Columbia Journal of World Business, Vol.13 (1978), No.3, pp.72-81. Hünerberg, R.: Internationales Marketing, Landsberg 1994, S.211f. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.946ff.

Marktrisiko erwächst aus der unterlassenen bzw. fehlerhaften bzw. nicht möglichen Prognose wichtiger ökonomischer Indikatoren des jeweiligen Auslandsmarktes ( Risiko). Mit dem quantitativen Marktrisiko ist zumeist die fehlerhafte Einschätzung von Marktvolumen bzw. -potenzial gemeint. Dies hat erhebliche Skaleneffekten und somit für die preisliche WettKonsequenzen für die Erschließbarkeit von bewerbsfähigkeit. Ein qualitatives Marktrisiko liegt vor, wenn das angebotene Sortiment insgesamt oder teilweise (bspw. hinsichtlich der Produktqualität) nicht den Anforderungen des Auslandsmarktes entspricht. Als lokales Marktrisiko wird die Gefahr bezeichnet, dass ein Unternehmen ungeeignete Absatz- und/oder Beschaffungskanäle wählt. Das temporale Marktrisiko müssen Unternehmen tragen, Markteintritt oder Produkteinführung einen falschen Zeitpunkt wählen. welche z.B. für " Jahrman, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.293f.

Marktsegmentierung, integrale ist bestrebt, in den relevanten Ländermärkten homogene Zielgruppen zu identifizieren. TransnatioNationalität, nale Zielgruppen (Cross-National Target Group') fassen Menschen unterschiedlicher aber gleicher Kulturzugehörigkeit zusammen. Mitglieder transkultureller Zielgruppen (Cross-Cultural Nationen, sondern auch unterschiedlichen LanTarget Group) gehören nicht nur unterschiedlichen deskulturen an ( Lebensstil). " Berndt, R.; Fantapié Altobelli, C.; Sander, M.: Internationale Marketing-Politik, Berlin 1997, S.51-55. Kreutzer, R.: Länderübergreifende Segmentierungskonzepte. Antwort auf die Globalisierung der Märkte, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 37.Jg. (1991), Nr.1, S.4-28. Gröppel-Klein, A.: Internationale Kundensegmentierung, in: Zentes, J. Hrsg.), Außenhandel. Marketingstrategie und Managementkonzepte, Wiesbaden 2004, 309-327.

Marktsegmentierung, internationale Zusammenfassung von Ländermärkten nach Maßgabe geeigneter Segmentierungskriterien in homogene Gruppen, Cluster bzw. Segmente. (1) Häufig werden Ländermärkte mit Blick auf den Grad ihrer wirtschaftlichen Entwicklung segmenEntwicklungs-, Schwellen- und Industrieländer). Entsprechend einer tiert (zumeist 'ad hoc' in Weltbank beruht diese Einteilung auf dem Bruttosozialprodukt („BSP pro Kopf“), Definition der den Disparitäten, die innerhalb eines Landes bestehen (bspw. Unterschiede zwischen „Arm und Reich“ sowie zwischen „Hauptstadt und Provinz“) und der wirtschaftlichen Dynamik (z.B. „Wachstum des BSP pro Kopf“). a) Für Entwicklungsländer sind starke sozio-ökonomische Unterschiede (insb. zwischen Arm und Reich, Hauptstadt und Provinz) charakteristisch. Mit einem besonders geringen jährlichen Pro-KopfEinkommen (bis 755 $) müssen bspw. die Menschen in Bangladesch oder Äthiopien auskommen. Erheblich besser gestellt (bis zu 2.995 $) sind z.B. die Philippinen, Algerien oder Marokko. Angesichts geringer Wachstumsraten werden z.T. auch die MOE-Länder dieser Kategorie zugerechnet, obwohl deren durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen deutlich über diesem Grenzwert liegt.

982

Marktsegmentierung, internationale

b) Schwellenländer weisen ein durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen von 2.996 - 9.265 $ aus (oder mehr) und wachsen wirtschaftlich stark. Deshalb kann man davon ausgehen, dass sie sich langfristig den Industriestaaten annähern werden ( BRICS-Staaten). c) Die Industriestaaten erzielen das höchste „BSP pro Kopf“, leiden zumeist aber unter einer mehr oder minder ausgeprägten Wachstumsschwäche. Diese Kriterien erfüllen nicht nur die Industrienationen Asiens (Israel, Japan), Nordamerikas, Europas und Ozeaniens, sondern auch die kleinen, Öl exportierenden Länder. Wegen des ausgeprägten Wohlstandsgefälles, das in Brunei, Katar, Kuwait oder den Vereinigten Arabischen Emiraten besteht ( Gini-Koeffizient), zählt die Weltbank diese Länder allerdings zu den Entwicklungsländern ( Arab Human Development Report). (2) S.P. Sethi gruppierte erstmals clusteranalytisch ( Distanzmaß) 91 Länder nach Maßgabe makroökonomischer Eckwerte des Jahres 1966 (z.B. Bruttosozialprodukt, Im-/Export, Anzahl der Zeitungen, Elektrizitätsproduktion, Anzahl der Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern, Dauer der Lebenserwartung, Anzahl der Physiker pro Kopf der Bevölkerung). Es ergaben sich sieben Ländersegmente (vgl. Abb. 2), die zum Zeitpunkt der Erhebung makroökonomisch relativ ähnliche Marktbedingungen aufwiesen und sich deshalb damals für eine standardisierte Erschließungs- bzw. Bearbeitungsstrategie angeboten hätten ( Standardisierung vs. Differenzierung). Abb. 2: Marktbündelung als Vorbedingung des Regiozentrismus Liberia Libyen

31

Cluster E

Kongo Sierra Leone

77

Trinidad / Tobago

Cluster F

53

Gabun

Hong Kong

88,100

54

19 Cluster C

Cluster B

20 64 2 42 76,91 12 37 78 14 41 85 36 61 92 81,66 65 7 16 23 11 35 33 46

98

95

28 68 39

Cluster G

57 52

62

79

38 4

9 90

Indonesien

67

32

18 45

Cluster D

Cluster A 40

24 63

29,48

8

Brasilien

17

47

6 83 62 93 13 5

30

96

21

3

69

97 34

44

80 45

Quelle: Sethi (1971, S.353).

Dem Cluster B gehörten neben anderen Ländern Algerien, Elfenbeinküste, Guatemala, Kambodscha, Indien, Mali, Nigeria und Pakistan an. Cluster C wurde u.a. durch Bolivien, Ghana, Irak, Kolumbien, Libanon, Mexiko und Südkorea gebildet. In Cluster D fanden sich u.a. Argentinien, Chile, Griechenland, Italien, Panama und Spanien. Mitglieder von Cluster G waren im wesentlichen die etablierten Industrienationen: Australien, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Japan, Niederlande, Norwegen, Schweden, Schweiz und Österreich. Völlig eigenständig und keinem anderen Land

Marktwirtschaft

983

vergleichbar waren damals die USA. Auch die Cluster A, E und F boten „mangels Masse“ wenig Potenzial für eine polyzentrische Marktbearbeitung ( Polyzentrismus). (3) Ländermärkte können auch mit Blick auf die Nachfragebedingungen, wie sie sich im individuellen Konsumentenverhalten manifestieren, gruppiert werden. Die Vorgehensweise, Länder mit vergleichbaren Nachfrage- und Angebotsbedingungen zu homogenen Zielregionen zusammenzufassen, die gleichzeitig und gleichartig bearbeitet werden können, spielt in Gestalt der differenzierten Standardisierungsstrategie eine Schlüsselrolle für das Internationale Marketing wie für das Interkulturelle Marketing bzw. Management ( Standardisierung, differenzierte). " Berndt, R.; Fantapié Altobelli, C.; Sander, C.: Internationale Marketing-Politik, Berlin 1997. Sethi, S.P.: Comparative Cluster Analysis for World Markets, in: Journal of Marketing Research, Vol.8 (1971), No.4, pp.348-354. Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010, S.131ff.

Marktsegmentierung, intranationale dient der Identifikation von Zielgruppen innerhalb eines Ländermarktes. Methodisch entspricht die intranationale Marktsegmentierung der klassischen nationalen Marktsegmentierung. Dieses Segmentierungskonzept wurde durch die Life Style-Segmentierung ( Lebensstil) und die nutzenorientierten Segmentierung weiter entwickelt. " Berndt, R.; Fantapié Altobelli, C.; Sander, M.: Internationale Marketing-Politik, Berlin 1997, S.48-51. Busch, R.; Dögl, R.; Unger, F.: Integriertes Marketing, Wiesbaden 1995. Stegmüller, B.: Internationale Marktsegmentierung als Grundlage für internationale Marketing-Konzeptionen, Bergisch Gladbach 1995.

Marktselektion

Marktauswahl Ziele der Internationalisierung

Marktsicherung Markttypologie

Markt, grauer;

Marktveranstaltung

Marktauswahl

Warenbörse

Marktwirtschaft (1) Wirtschaftssystem, das die Knappheit der Güter primär durch dezentral geschlossene Privatverträge, durch den wechselseitigen Ausgleich von Angebot und Nachfrage, durch privatwirtschaftliche Zentralverwaltungswirtschaft, die auf Leistungsprozesse etc. zu bewältigen sucht. Ganz anders die zentrale Planung und Lenkung setzt. Während dieses auch als Sozialistische Planwirtschaft bezeichnete Wirtschaftssystem an den Produktionsprozessen ausgerichtet ist ( Planwirtschaft), orientiert sich Bedürfnissen. die Marktwirtschaft vorrangig am Verbraucher, an dessen Wünschen und Es hat sich gezeigt, dass im Regelfall das ureigene Interesse der Marktteilnehmer, auf der Basis von Preis- und Kostenvergleichen vorteilhafte Austauschbeziehungen zu entdecken und vertraglich zu sichern, anderen Steuerungsmechanismen langfristig überlegen ist. Diese Art der Gestaltung des Wirtschaftsgeschehens bietet nicht nur den unmittelbar Beteiligten Vorteile, sondern auch der Gesamtheit Transaktionskosten, (z.B. durch optimale Faktorallokation und Güterversorgung, Minderung der Innovation). Während für Zentralverwaltungsgesellschaften die „Allmacht des Staates“ charakund teristisch ist, beschränkte das Modell der Marktwirtschaft dessen Rolle zunächst auf wenige Aufgaben: Infrastruktur, Bildungswesen, Rechtspflege und Verteidigung Bereitstellung einer leistungsfähigen („Der schlanke Staat“). Im Zuge der Entwicklung der Sozialen Marktwirtschaft und des Wohlfahrtsstaates skandinavischer Prägung wurde das Aufgabenspektrum staatlicher Instanzen jedoch mehr und mehr ausgeweitet ( Marktwirtschaft, soziale; Staatsquote). (2) Der klassische Liberalismus definiert den Kanon der Aufgaben des „Rechtsschutzstaates“, welcher die Ziele „Marktfreiheit“ und „Selbstverantwortung“ zum Ausgleich bringen soll, folgendermaßen: wettbewerbliche Marktstruktur sowie anreiz- und wettbewerbsgerechte Eigentumsrechte gewährleisten, Privateigentum und Vertragsfreiheit schützen sowie Betrug und Gewalt verhindern ( LiberalisNeoliberalismus der Freiburger Schule hat diese marktwirtschaftlichen mus). Der ORDO- bzw.

984

Marktwirtschaft, soziale

Prinzipien insb. ergänzt um Maßnahmen, welche staatliche Instanzen zum Schutz des Wettbewerbs zu ergreifen haben. Nach Ansicht von F. Böhm, W. Eucken, H. Grossmann-Doerth u.a. sollten dabei Währungsordnung, folgende Ziele Vorrang genießen: offene Märkte, fairer Wettbewerb und eine welche den Geldwert stabilisiert ( Währung). Der Markt sei, sich selbst überlassen, alleine nicht in der Lage, eine Wettbewerbsordnung zu schaffen und zu bewahren, die der Würde des Menschen entspricht ( Menschenrechte). (3) Im internationalen Vergleich tendieren die angelsächsischen Länder eher zur liberalen Spielart der Marktwirtschaft, während Mitteleuropa (samt Deutschland) und die skandinavischen Länder verschiedene Varianten der Sozialen Marktwirtschaft präferieren ( Präferenz). " Eucken, W.: Grundsätze der Wirtschaftspolitik, 6.Aufl., Tübingen 1990. Müller-Armack, A.: Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft, Hamburg 1947.

Marktwirtschaft, soziale (1) marktwirtschaftliches Wirtschaftssystem, bei dem der Staat gezielt in das „freie Spiel der Kräfte des Wettbewerbs“ eingreift, um das Prinzip der Freiheit des Marktes mit dem des sozialen Ausgleichs Leitbild des freien Wettbewerbs wird durch das des funktionsfähigen Wettbezu verbinden. Das werbs ersetzt. Beispielsweise schränken zu erbringende Qualifikationsnachweise (bspw. Meisterprüfung) die Gewerbefreiheit und die Freiheit der Arbeits- und Berufswahl ein. Die Freiheit des Eigentums wiederum wird zwar gewährleistet, aber nur im Rahmen der Sozialpflichtigkeit. Das Rheinische Modell der sozialen Marktwirtschaft schließt u.a. ein: Monopolaufsicht, Kartellgesetzgebung, Korrektur von Marktpreisen, wenn diese durch die ökonomischen Kosten nicht zu rechtfertigen sind, sozialer Ordnungsrahmen. Globalisierung in Wirtschaft und (2) Als Konsequenz der zahllosen Veränderungen, welche die Gesellschaft auslöst, steht die Soziale Marktwirtschaft vor einer weiteren Phase der Veränderung bzw. Erneuerung. Sie muss weiterentwickelt werden durch: vermehrte Subsidiarität und Eigenvorsorge, Wissensmanagement und ethisch verNachhaltigkeit bei der Ressourcennutzung, systematisches antwortliches Wirtschaften ( Ethik). Dies gilt umso mehr, als gemäß einer repräsentativen Umfrage des Bundesverband deutscher Banken im Herbst 2005 nur noch 59% der 1.528 Befragten meinten, die Soziale Marktwirtschaft habe sich bewährt. 1994 waren es noch 73% gewesen. " Thieme, H.-J.: Soziale Marktwirtschaft, München 1991.

Marktwirtschaft, sozialistische von ehemaligen Staatshandelsländern wie Jugoslawien oder Vietnam propagierter Dritter Weg Planwirtschaft). Propagiertes Ziel war es, eine Marktwirtschaft (zwischen Marktwirtschaft und „mit menschlichem Antlitz“ zu schaffen. Marktzugang

Standort Deutschland

Marktzugangsbarriere Marshall-Plan

Handelshemmnis

ERP-Sondervermögen des Bundes

MAS Abkürzung für Masculinity Index. Der Index der Maskulinität vs. Feminität repräsentiert eine der Hofstede-Kulturstudie. Neben Maskulinität vs. Feminität sind dies vier (bzw. fünf) Dimensionen der Individualismus vs. Kollektivismus, Akzeptanz von Machtdistanz, Ungewissheitsvermeidung sowie, als fünfte Dimension mit einem Sonderstatus, Langfristorientierung vs. Kurzfristorientierung. " Hofstede, G.: Cultures Consequences. Comparing Values, Behaviors, Institutions and Organizations Across Nations, 2nd Ed., Thousand Oaks/CA 2001, pp.145-208.

Maschinenbau-Exportstruktur

Warenstruktur

Mäzenatentum

985

Maskulinität vs. Feminität Kulturdimension nach G. Hofstede ( Hofstede-Kulturstudie; Kulturdimension). Die damit gemeinte „Dualität der Geschlechter“ lässt sich als allgemeine Tendenz folgendermaßen beschreiben: Je Gesellschaft die Geschlechterrollen differenziert sind (d.h. die Rollen von Frauen mehr in einer und Männern deutlich unterschieden werden), desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine maskuline Gesellschaft handelt. Umgekehrt präferieren so genannte androgyne Gesellschaften, die wenig oder nicht zwischen der männlichen und der weiblichen Geschlechterrolle unterscheiden, so genannte weibliche Werthaltungen (z.B. Fürsorglichkeit). Auch streben feminine Gesellschaften vorrangig danach, die sozialen Beziehungen und Lebensbedingungen (weltweit) zu verbessern, während für das Maskuline das Streben nach Macht und Anerkennung charakteristisch ist. Hinzu kommt eine ausgeprägte Wettbewerbsorientierung. Idealtypisch vereinfachte Ausdrucksformen Maskulinität

Feminität

Materieller Erfolg und Fortschritt sind wichtig

Schutz und Sorge für andere sind wichtig

Leistung als Ideal

Wohlfahrt als Ideal

Vorrangstellung des Mannes

Geschlechter ergänzen sich

Konkurrenz

Solidarität

Karriere

Lebensqualität

Bestes Ergebnis als Maßstab

Durchschnitt als Maßstab

Analytisches Denken

Intuitives Denken

Selbstvermarktung

Understatement

Demonstration von Selbstbewusstsein sozial erwünscht

Demonstration von Selbstbewusstsein wirkt lächerlich

Prototypen: Italien, Japan, Österreich, Schweiz, Venezuela

Prototypen: Dänemark, Niederlande, Norwegen, Schweden

Master Brand

Marke, globale

Mastrichter Vertrag

Vertrag über die Europäische Union

Matching (1) im Allgemeinen die Strategie, Preise und Konditionen von Konkurrenten zu übernehmen, um im internationalen Wettbewerb keine Nachteile zu erleiden ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). (2) Im Speziellen, d.h. im Kontext des Ausfuhrgewährleistungsrechts ( Ausfuhrkredit-Gesellschaft Exportkreditversicherer gegebene Möglichkeit, mbH), bezeichnet Matching die jedem staatlichen seine Konditionen denen anderer staatlicher Exportkreditversicherer anzupassen ( OECD-Konsensusregeln). Risikomanagements und spielt beim Kontingenzan(3) Matching ist weiterhin eine Strategie des satz eine Rolle. Matrix-Organisation

Organisationsstruktur, mehrdimensionale

Max Havelaar

Gütesiegel

Maximalpreis

Preisbereitschaft;

Mäzenatentum

Zahlungsbereitschaft

Corporate Citizenship

986

MBA MBNQA

MBA

Graduate Management Admission Test Qualitätsmanagement

McDonaldisierung von Kritikern der Globalisierung geprägtes Schlagwort, das zum Ausdruck bringen soll, dass viele, Artefakte und Mentefakte ( Concepta & Percepta) zunehmend wenn nicht die Mehrzahl der Standardisierung unterihre kulturspezifische Eigenart verlieren und einer Tendenz zur weltweiten Kulturkritik wird diese Entwicklung als Trivialisierung und Kulturverlust liegen. Im Rahmen der beklagt bzw. kritisiert. " Belk, R.W.: Hyperreality and Globalization. Culture in the Age of Ronald McDonald, in: Journal of International Consumer Marketing, Vol.8 (1996), No.3/4, S.23-38. Ritzer, G.: Die McDonaldisierung der Gesellschaft, Frankfurt/Main 1995.

McWorld teils ironisch, teils kulturkritisch gemeinte These, wonach weltweit besonders augenfällige Ikonen der Identität der Völker überlagern bzw. ganz amerikanischen Trivialkultur die jeweilige kulturelle verdrängen ( Kulturkritik). Kritiker dieser Auffassung betonen hingegen, dass diese Spielart von Konvergenz lediglich die Oberflächenkultur betreffe ( Percepta), nicht jedoch den Kulturkern, den die Concepta verkörpern. Band Wagon-Effekt der Internationalisierung; Me too-Strategie monstrationseffekt der Internationalisierung

Cross Investment;

De-

Means-/End-Ansatz der Einstellungs- und Werteforschung ( Religiosität). Der Means-/End-Ansatz ermöglicht es, Bedürfnissen zugrunde liegenden (instrumentadie den verschiedenen, vielfach kulturspezifischen len und terminalen) Werte zu identifizieren. Mecca-Cola von T. Matlutli, einem französischen Muslim tunesischer Herkunft, geschaffene Marke eines ColaGetränks, die es USA-kritischen Konsumenten ermöglichen soll, Cola zu trinken, ohne „die arabische Sache“ zu verraten. Denn 10% des Erlöses gehen an palästinensische Kinder und weitere 10% an lokale gemeinnützige Organisationen. Wer Mecca-Cola als Gegenentwurf der kapitalistischen Wirtschaftsordnung trinkt ( Marktwirtschaft), beweist sich nach Ansicht der Protagonisten dieses GeKonsumpatriot, sondern verleiht auch seiner Animosität gegenüber den tränks aber nicht nur als USA und seiner globalisierungskritischen Haltung insgesamt Ausdruck ( Globalisierung). Dies jedenfalls soll der von T. Matlutli geschaffene Werbeslogan „Ne buvez plus idiot, buvez engagé“ suggerieren. MEDA II

Barcelona-Prozess

Mediaselektion Auswahl von Werbeträgern (z.B. elektronische Medien wie Rundfunk und Fernsehen sowie Printmedien wie Zeitungen und Zeitschriften). Aufgrund teilweise gravierender Unterschiede in den einzelnen Standardisierung vs. Differenzierung üblicherLändern ist Mediaselektion im Spannungsfeld von weise Aufgabe der nationalen Niederlassungen international und global tätiger Unternehmen ( Tochtergesellschaft); denn hierfür bedarf es intimer Marktkenntnis, insb. über die Verbreitung und Nutzung von Medien. Im Vergleich dazu wird die Werbestrategie häufiger von der Zentrale bzw. vom Stammhaus festgelegt. Welche Werbeträger für die Mediaselektion prinzipiell zur Verfügung stehen, hängt von der Medienstruktur und diese wiederum vom technischen bzw. ökonomischen Entwicklungsstand des Auslandsmarktes ab (vgl. Abb., nächste Seite).

Medien, elektronische

987

Ökonomischer Entwicklungsstand und Verbreitung von Medien (1999) Bruttoinlandsprodukt (pro Kopf, in $) Indonesien

2.830

Philippinen China Thailand Südafrika

Tageszeitungen

Radiogeräte

Fernsehgeräte

Faxgeräte

(pro 1.000 Personen)

(pro 1.000 Personen)

(pro 1.000 Personen)

(pro 1.000 Personen)

24

157

143

0,9

3.500

79

159

110

-

3.600

k.A.

334

292

1,6

6.100

63

233

289

2,5

6.800

32

333

129

3,6

Großbritannien

21.200

329

1.435

652

k.A.

Kanada

22.400

159

1.047

715

35,8

Japan

23.100

578

960

719

127,0

USA

31.500

215

2.146

844

78,4

Quelle: CIA World Factbook (1999).

Weiterhin beeinflussen kulturelle und gesellschaftspolitische Eigenheiten die Präferenz für bestimmte Medien ( Landeskultur). Selbst innerhalb ähnlich entwickelter Volkswirtschaften bestehen beachtliche Unterschiede. So kaufen von 1.000 Norwegern 580 Tageszeitungen. In Deutschland (305), Frankreich (170) und Italien (110) ist die Zahl der Leser weitaus geringer. Während aber ein durchschnittlicher britischer Haushalt zwei Publikumszeitschriften liest, sind es in Deutschland vier Titel. Mediation Strategie die Konfliktmanagements (1) Als Mediation wird die außergerichtliche, nichtöffentliche konstruktive Konfliktregelung bezeichnet. Dabei suchen die Konfliktparteien mit Unterstützung eines Mediators, d.h. einem unbeteiligten Dritten, eine einvernehmliche Regelung. (2) Als interkulturelle Mediation wird ein Konzept triadischer Verständigung bezeichnet, das bei interKonflikten eine konstruktive Verständigung und Konfliktbearbeitung ermöglichen soll. kulturellen Zwar gehen sowohl die Sprach- als auch die Kommunikationswissenschaften davon aus, dass interkulturelle Mediation hilft, in interkulturellen Konfliktsituationen die interpersonelle Verständigung zu fördern und Konflikte konstruktiv zu handhaben. Allerdings sind dies Vermutungen, die bestenfalls auf Einzelfallbeobachtungen basieren. Eine kontrollierte Wirkungsforschung steht noch aus. (3) Die Statistik spricht dann von Mediation, wenn zwischen unabhängiger und abhängiger Variable nur unter Hinzunahme einer Mediatorvariable ein Zusammenhang nachweisbar ist. " Busch, D.; Schröder, H. (Hrsg.): Perspektiven interkultureller Mediation, Frankfurt/Main 2005. Müller, D.: Moderatoren und Mediatoren in Regressionen, in: Albers, S.; Klapper, D.; Konradt, U.; Walter, A.; Wolf, J. (Hrsg.), Methodik der empirischen Forschung, Berlin 2007, S.245-260.

Medien, elektronische sind, insb. in Gestalt des Fernsehens, angesichts von ungenügender Infrastruktur und Analphabetismus in Ländern wie Indien oft die einzige Möglichkeit, einen Großteil der Bevölkerung zu erreichen. (1) Dass selbst im bitterarmen Nordkorea (BSP pro Kopf < 755 $) prozentual gesehen beinahe ebenso viele Familien ein Fernsehgerät besitzen wie im reichen Deutschland (BSP pro Kopf = 25.120 $), ist allerdings primär machtpolitisch zu erklären: Die Machthaber nutzen dort das Fernsehen zur Verbreitung ihrer Propaganda, die möglichst jeden erreichen soll. Deshalb überträgt der staatliche Sender mehrere Stunden am Tag Feierlichkeiten der Partei- und Staatsführung, insb. Auftritte des „geliebten Führers“ Kim Jong Il. Natürlich kann man von der Verbreitung eines Werbeträgers lediglich auf dessen Reichweite schließen, nicht aber auf die Dauer der Nutzung. Diese ist auch innerhalb gleichartiger Ge-

988

Medien, elektronische

sellschaften (bspw. der Gruppe der Industrienationen) höchst unterschiedlich. Während der durchschnittliche Amerikaner mehr als vier Stunden pro Tag vor dem Fernsehgerät verbringt, begnügen sich die Luxemburger mit zwei Stunden (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Fernsehkonsum in ausgewählten Industrieländern (2000) Tägliche Fernsehdauer (in min) USA Ungarn Italien Griechenland Großbritannien Rumänien Spanien Deutschland Portugal Frankreich Tschechien Belgien Irland Finnland Schweiz Niederlande Dänemark Schweden Island Österreich Norwegen Luxemburg

239 236

260 250

221 219 210 203 202 196 194 193 181 171 169 EU-Durchschnitt 156 151 204 min 150 147 144 138 124

Quelle: Eurostat (2003), European Keyfacts (2000).

(2) Der Zugang zum Internet hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab: z.B. (ökonomischer) Entwicklungsstand (vgl. Abb. 2), Intention diktatorischer Regime, ihrer Bevölkerung dieses aus ihrer Sicht anarchische Medium vorzuenthalten, und Mediennutzungsverhalten. Weiterhin spielt die Bevölkerungsdichte ein Rolle. In den dünn besiedelten skandinavischen Ländern etwa nutzen mehr Menschen das Internet als in Deutschland oder Großbritannien (trotz eines vergleichbaren BIP pro Kopf), da sich mit Online-Kommunikation weite Wege schnell und kostengünstig überbrücken lassen. Abb. 2: Ökonomischer Entwicklungsstand und Verbreitung elektronischer Medien Land

Indonesien

BIP

PCs

Internet

(pro Kopf;

(pro 1.000 Personen;

(pro 10.000 Personen;

1999 in $)

1999)

Zugänge 2000)

2.830

9,1

1,2

China

3.600

12,2

0,7

Südafrika

6.800

54,7

43,1

Großbritannien

21.200

302,5

348,3

Kanada

22.400

360,8

590,4

USA

31.500

510,5

2.419,9

Megadachmarke

989

Wie sich an der Diffusionsgeschwindigkeit des WWW nachweisen lässt, sind derartige Unterschiede auch kulturbedingt ( Diffusion). Um diese Hypothese überprüfen zu können. subtrahierten La Ferle et al. in 50 Ländern die Anzahl der Nutzer im Jahre 1995 von der im Jahre 1998 und korrelierten den Differenzwert mit verschiedenen Kulturdimensionen. Dabei zeigte sich ein positiver Zusammenhang Individualismus (+ 0,63) und ein negativer Zusammenhang mit der jeweiligen Akzeptanz mit von Machtdistanz (- 0,61). Erklären lässt sich dies bspw. damit, dass in machtdistanten Gemeinschaften sozialisierte Menschen vergleichsweise autoritätsgläubig sind. Sie folgen eher dem Gewohnten, Vorgegebenen, als Neues auszuprobieren. Für Individualisten schließlich verkörpert Einzigartigkeit dagegen einen positiven Wert. Mit der Verbreitung des neuen Mediums korrespondiert dessen Funktion als Werbeträger ( KomEntwicklungsländer investieren Industrieländer munikationspolitik, internationale). Anders als die mittlerweile erhebliche Summen in Online-Werbung (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Führende Online-Werbemärkte Rang

Ausgaben für Online-Werbung (2001, in Mio. $)

Land

Pro-Kopf-Ausgaben für Online-Werbung (2001, in $)

InternetNutzer (2003, in %)

3.333,8

11,70

68

1

USA

2

Großbritannien

318,5

5,40

48

3

Deutschland

217,4

2,60

53

4

Frankreich

152,8

2,50

40

5

Italien

121,0

2,20

41

6

Schweden

111,3

12,50

67

7

Spanien

60,6

1,50

40

8

Dänemark

55,0

10,40

71

9

Norwegen

34,1

7,60

69

10

Niederlande

30,7

1,90

72

Quelle: IP Deutschland (2002), TNS (2003).

Da Schweden, Dänen und Norweger das WWW intensiver nutzen als andere Europäer, werden in Skandinavien entsprechend hohe Pro-Kopf-Ausgaben für Online-Werbung verbucht. Absolut gesehen aber verkörpern die skandinavischen Länder wegen ihrer geringen Bevölkerungszahl nur ein geringes Marktpotenzial. " Friedrichsen, M.; Brunner, M.F.: Perspektiven für die Publikumszeitschrift, Berlin 2007. La Ferle, C.; Edwards, S. M.; Mizuno, Y.: Internet Diffusion in Japan. Cultural Considerations, in: Journal of Advertising Research, Vol.41 (2002), March/April, pp.65-79.

Mediendienste, audiovisuelle Meditation

Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste

Schweigen

Meeresanrainerstaat

Seegerichtshof, internationaler

Megadachmarke (1) besondere Kategorie von globalen Marken, welche gemäß einer internationalen Studie von AC Nielsen folgende Kriterien erfüllen ( Marke, globale): a) Distributionsquote: Megadachmarken werden in mindestens 15 jener 50 Länder angeboten, die 95% Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften ( Distributionspolitik, internationale). des weltweiten b) Markenname: Megadachmarken werden unter dem gleichen Namen in mindestens drei WarengrupRegionen angeboten ( Markenname). pen in mindestens drei

990

Megalopolis

c) Vertriebslinie: Megadachmarken stehen hauptsächlich in den Regalen von Verbrauchermärkten, Lebensmittelgeschäften, Drogerien und/oder Apotheken. Kompetenz sowie Vertrauen und verbinden d) Positionierung: Megadachmarken signalisieren auf logische und glaubwürdige Weise unterschiedliche Warenkategorien. Dem exklusiven Club der Mega Brands gehören 62 globale Marken an, hauptsächlich aus dem Bereich Kosmetik- und Körperpflege-Artikel. Zu diesem Kreis zählt bspw. Nivea, das seinen bei Hautpflege erworbenen Kompetenzanspruch nutzt, um unter diesem Markendach artverwandte Artikel in 19 Warengruppen anzubieten (z.B. Sonnenmilch, Rasiergel). Mit 23 Megamarken am zweitstärksten besetzt ist die Warenkategorie „Food, Getränke & Süßwaren“. Nestlé etwa vermarktet den Goodwill, den Produkte besitzen, die mit dem „Nest-Logo“ angeboten werden, in 17 Warengruppen. (2) Auch in diesem Bereich finden sich Beispiele für erfolgreiche Differenzierung und Standardisierung. So werden neun Megamarken in allen 50 Ländern angeboten, während andere Unternehmen ihr Markenprogramm kulturspezifisch den jeweiligen Bedingungen anpassen. McCain bspw., das sich weltweit auf seine Kernkompetenz bei Kartoffelprodukten beschränkt, bietet in Nordamerika darüber hinaus auch Gemüse, Getränke, Nachspeisen, Pizza und Waffeln an (d.h. eine höchst heterogene Produktpalette). Megalopolis als Konsequenz des allmählichen Zusammenwachsens mehrerer Millionenstädte entstandene StadtPrototyp der Megalopolis ist Boswash. Dieses aus den Anfangsbuchstaben von Boston landschaft. und Washington zusammengesetzte Akronym bezeichnet jenen Teil der Ostküste der USA, in dem Boston, New York, Philadelphia, Baltimore und Washington D.C. liegen. Häufig spricht man auch von Ballungsraum (bspw. „Ruhrgebiet“) oder städtischer Agglomeration. Ausgangs der 1990er-Jahre noch verzeichnete der Großraum Tokyo 26,5 Mio. Einwohner, gefolgt von New York (18,0), Sao Paulo (16,9) und Osaka (16,9). Wenige Jahre später waren im Großraum Tokyo bereits 33,9 Mio. Menschen registriert (vgl. Abb.). Rangliste der Megastädte (2004, in Mio. Einwohner) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Tokyo Mexiko-Stadt Seoul New York São Paulo Bombay Delhi Los Angeles Jakarta Osaka

33,9 22,2 22,0 21,8 19,9 19,2 18,7 17,6 16,6 16,4

11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Kalkutta Kairo Manila Karatschi Moskau Shanghai Buenos Aires Dacca London Rio de Janeiro

15,2 15,1 14,4 13,6 13,6 13,2 12,6 12,5 12,0 12,0

Quelle: Deutsche Enzyklopädie, in: Die Zeit, Nr.52 (16.12.2004), S.20.

Megamarketing strategisch koordinierter Einsatz von Machtinstrumenten. Treffen Unternehmen in ausländischen HanMärkten auf etablierte Konkurrenten, die ihnen durch den Aufbau tarifärer und nichttarifärer Korruption, Lobbyismus, Nepotismus und/oder andere Formen der delshemmnisse, durch politischen Begünstigung, durch die Instrumentalisierung von Animosität bzw. Buy NationalMentalität und nicht zuletzt durch fehlende Kooperationsbereitschaft den Marktzugang erschweren bzw. verhindern, sollen sie, neben den eigentlichen potenziellen Marktpartnern, Behörden, Bürgerinitiativen, Medien, Politiker und insb. die breite Öffentlichkeit für sich gewinnen. " Kotler, P.; Levy, S.J.: Broadening the Concept of Marketing, in: Journal of Marketing, Vol.33 (1969), pp.10-15. Kotler, P.: Megamarketing, in: Harvard Manager, o.Jg. (1986), Nr.3, S.32-39.

Meistbegünstigung

991

Megaunternehmen basiert auf einer gemeinsamen Kultur. Dieser Ansatz rückt nicht organisationale (Hierarchie vs. Internationale Markt), sondern soziokulturelle Kriterien in den Mittelpunkt der Diskussion über das Werte aufgrund einer alle Unternehmensteile verbindenden UnternehUnternehmen: gemeinsame mensphilosophie. Mehraufwendungen Mehrheit

Minderheit;

Auslandszulage;

Verpflegungsmehraufwand

Vertrag von Nizza

Mehrwertsteuer eigentlich eine Umsatzsteuer (im Sinne einer Allphasen-Netto-Umsatzsteuer). Da dabei jedoch die vom Lieferanten zu entrichtende Umsatzsteuer als Vorsteuer abzuziehen ist und nur der vom steuerpflichtigen Unternehmen geschaffene Mehrwert der Umsatzsteuer unterliegt, hat sich vielfach die Bezeichnung Mehrwertsteuer eingebürgert. Diese ist in den einzelnen Ländern höchst unterschiedlich geregelt; EWWU steht eine Harmonisierung der Steuerlast noch aus. Die selbst in den „Euro-Ländern“ der Standardisierung der Preispolistark variierenden Mehrwertsteuersätze (vgl. Abb.) erschweren eine Arbitrage-Effekte zu nutzen. tik ( Preiskorridor) und ermuntern bspw. Autokäufer dazu, Allgemeine Mehrwertsteuersätze in der Europäischen Union (2009, in %) Belgien Bulgarien Dänemark Deutschland Estland Finnland Frankreich Griechenland Großbritannien Irland Italien Lettland Litauen Luxemburg

21,0 20,0 25,0 19,0 18,0 22,0 19,6 19,0 15,0 21,5 20,0 21,0 19,0 15,0

Malta Niederlande Österreich Polen Portugal Rumänien Schweden Slowakische Republik Slowenien Spanien Tschechische Republik Ungarn Zypern

18,0 19,0 20,0 22,0 20,0 19,0 25,0 19,0 20,0 16,0 19,0 20,0 15,0

Quelle: EU-Kommission (in: iwd, 27.8.2009, S.1).

Ermäßigte Steuersätze gelten vor allem für Güter des Grundbedarfs (z.B. Wasser), ausgewählte Nahrungsmittel sowie Güter, die aus kulturpolitischen Gründen gefördert werden sollen. Die Sätze variieren zwischen 5,0% (bspw. in Zypern für Wasser, Nahrungsmittel, Bücher sowie Hotels) und 13,5% in Irland für Nahrungsmittel, Zeitungen, Hotels, Reparaturen sowie Renovierungen). Meinungs- und Redefreiheit

Atlantik-Charta

Meistbegünstigung (1) neben der „Inländerbehandlung“ eines der beiden zentralen Nicht-Diskriminierungsgebote des internationalen Handels ( Handel, internationaler). Diese am Leitbild des Freihandels orientierte Allgemeinen Zoll- und Handelsabaußenhandelspolitische Strategie verpflichtet alle Mitglieder des Staat gewähren (z.B. Zollsenkommens (GATT), handelspolitische Vergünstigungen, die sie einem kung), auch jedem anderen Staat zuzubilligen, mit dem Meistbegünstigung vereinbart wurde ( Handelspolitik). Durch das Reziprozitätsprinzip sollen nicht nur Handelspartner vor Diskriminierung ge-

992

Meisterzwang

schützt werden ( Reziprozität). Damit möchte man auch dafür sorgen, dass Handelserleichterungen möglichst schnell möglichst vielen Ländern mit geringem Transaktionsaufwand (z.B. für zeitraubende Verhandlungen) zu Gute kommen. Hierzu haben sich 1860 erstmals Frankreich und England vertraglich verpflichtet. (2) Es gibt zwei Erscheinungsformen die Meistbegünstigungsklausel: Bei der unbedingten Meistbegünstigungsklausel müssen die Begünstigungen unverzüglich und bedingungslos gewährt werden, während von der bedingten Meistbegünstigungsklausel nur jene Staaten profitieren sollen, die einzelne Kodizes zu bestimmten handelspolitischen Problembereichen unterzeichnet haben (z.B. Anti-Dumping-Kodex Dumping , Kodex über technische Handelshemmnisse). (3) Diese Restriktion und eine Reihe von Ausnahmetatbeständen sorgen dafür, dass nahezu die Hälfte Welthandels nicht der Meistbegünstigungs-Klausel unterliegt. Hierzu zählen die so genannten des Altpräferenzen ( Commonwealth-Präferenz), der intraregionale Handel (d.h. der Handel innerhalb Zollunionen und Freihandelszonen) sowie die Allgemeine Zollpräferenz, welche die Invon dustrieländer 1971 zugunsten der Entwicklungsländer eingeführt haben. Zollpräferenzen werden mit Allgemeinen Zoll- und und ohne Reziprozität gewährt. Nach Artikel XXIV („Escape-Klausel“) des Handelsabkommens sind sie eine zulässige Ausnahme vom Prinzip der Meistbegünstigung. Meisterzwang

Standort Deutschland

Melderegister

Europäisches Melderegister

Melting Pot metaphorischer Ausdruck für das angebliche Verschmelzen der jeweiligen Landeskulturen der Einwanderer in den amerikanischen Städten (insb. in New York) zu einer neuartigen amerikanischen Metapher ist Teil des amerikanischen Gründungsmythos ( MulIdentität ( Immigration). Diese Mythos). tikulturalität; " Glazer, N.; Moynihan, D.P.: Beyond the Melting Pot. The Negroes, Puerto Ricans, Jews, Italiens and Irish of New York City, Cambridge 1963.

Mengenbeschränkung Instrument der Außenhandelspolitik. Einfuhrkontingente werden erlassen, um die heimische Wirtschaft vor überlegenen ausländischen Konkurrenten zu schützen. Ausfuhrkontingente soll insb. Rohstoffe und Agrarerzeugnisse, welche die heimische Wirtschaft selbst benötigt, verhindern, dass Weltagrarmarkt). Von der Mengenbeschränkung ( Kontingent) ist exportiert werden ( Export; das Embargo abzugrenzen: das Ausfuhrverbot. " Borchert, M.: Außenwirtschaftslehre, 7.Aufl., Wiesbaden 2001, S.367ff.

Mengenkontingent

Einfuhrkontingent;

Kontingent

Menschenbild zusammen mit dem Weltbild konstitutiver Bestandteil der subjektiven Kultur ( Kultur; Kultur, subjektive). Während sich die angelsächsischen, vornehmlich durch J. Locke beeinflussten Verhaltenstheorien vom Bild des veränderbaren Menschen leiten lassen, der nahezu alles lernen und erreichen kann, sofern das Milieu dies zulässt bzw. begünstigt ( Aufklärung), gehen kontinentale Theorien eher von der Stabilität und Nichtmodifizierbarkeit der stark an die konstitutionellen Bedingungen gebundenen Persönlichkeit aus. Insofern zeichnen angelsächsische Theoretiker ein eher optimistisches, kontinentaleuropäische Theoretiker ein eher pessimistische Menschenbild. Letzteres impliziert, dass Menschen primär durch destruktive Motive angetrieben werden (bspw. durch vordergründiges Machtstreben). " Dreesmann, H.: Motivation im interkulturellen Kontext, in: Bergemann, N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2003, S.137-163.

Menschenrechte

993

Menschenhandel, internationaler (1) wird primär zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung und/oder zur Ausbeutung der Arbeitskraft betrieben. Interpol schätzt, dass jährlich vier Millionen Menschen mit oder gegen ihren Willen illegal MiLandesgrenzen „überschreiten“. Die Schleuserbanden verdienen jährlich etwa 30 Mrd. $ an den Internationalen Arbeitsgranten und die Sklavenhändler an den Arbeitssklaven nach Auskunft der organisation (ILO) etwa 32 Mrd. $. Ein weiterer maßgeblicher Anreiz für Menschenhandel ist in dem Globalisierung der Warenverkehr und der Kapitalverkehr Umstand zu sehen, dass im Zuge der liberalisiert wurden als der Personenverkehr. Das „Geschäftsmodell“ der Menschenweitergehend händler (bzw. „Schlepper“) basiert auf der Überwindung dieser Hemmnisse. Hierzu haben sie teilweise Netzwerke geknüpft, in denen Passfälscher, Botschaftsangehörige, Zollbeamte, Transporglobale teure und Vermittler kooperieren. (2) Menschenhandel verstößt gegen Artikel 4 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, den so genannten Sklavereiartikel, und gegen das Zusatzprotokoll zur UNO-Konvention gegen die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität ( Menschenrechte). Unterschieden wird zwischen Menschenschleusern, welche Freiwillige über Grenzen verbringen, und Menschenhändlern, die Menschen mit Sklavenarbeit zwingen. allen Mitteln zu " Herz, A.; Minthe, E.: Straftatbestand Menschenhandel, München 2005.

Menschenkunde

Anthropologie

Menschenrechte (1) sind im Völkerrecht kodifiziert. Sie geben politisch-rechtliche Standards im sozialen Zusammenleben von Menschen vor und entsprechen den Freiheitsrechten des Einzelnen in dieser Gemeinschaft. Ein Meilenstein im Prozess der Entwicklung und Institutionalisierung der Menschenrechte war die Magna Carta. 1215 garantierte König John darin seinen Untertanen das Recht, Widerstand zu leisten, falls er, der König, ihre Rechte missachte. Fortgeschrieben wurde diese Rechtsauffassung, welche den „typisch britischen Individualismus“ erst ermöglicht hat ( Individualismus vs. Kollektivismus), durch den Habeas Corpus Act (1679, Charles II) und die Bill of Rights (1689, William of Orange). Seit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 wurden zahlreiche völkerrechtliche Verträge geschlossen, welche die Menschenrechte zwar nicht unmittelbar schützen (etwa durch gerichtliche bzw. polizeiliche Macht), aber indirekt; denn die Mitgliedsstaaten müssen sich supranationalen Verträge in nationales Recht überzuführen. verpflichten, diese Ausgewählte Verträge zum Schutz der Menschenrechte beschlossen

in Kraft gesetzt

Unterzeichnerstaaten

Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte

1966

1976

140

Übereinkommen über die politischen Rechte der Frau

1979

1981

161

Europäische Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten

1950

1953

38

(2) Der Begriff der Menschenrechte unterlag und unterliegt einem historischen Wandel. Meinte er zunächst die Freiheit vom Staat (und damit Abwehrrechte), so wurde später daraus die Freiheit im Staat (= Partizipationsrechte) und schließlich die Freiheit durch den Staat (= soziale Menschenrechte). Die Europarates (z.B. mit Hilfe Menschenrechte zu gewährleisten ist eine der zentralen Aufgaben des der Europäischen Konvention zur Wahrung der Menschenrechte und Grundfreiheiten sowie des Europäischen Gerichtshofes). Staaten der Erde offiziell die universelle Gültigkeit dieser (3) Prinzipiell bejahen zwar nahezu alle Aufklärung geschaffen wurde Idee, deren philosophische Grundlage in der Zeit der europäischen

994

Menschenwürde

(z.B. 1993 anlässlich der Welt-Menschenrechts-Konferenz in Wien). In der konkreten Tagespolitik zeigen sich jedoch erhebliche Auffassungsunterschiede. Hauptsächlich die individualistischen Länder betonen die Rechte des Einzelnen, während die kollektivistischen Gesellschaften stärker dessen Pflichten (der Gemeinschaft gegenüber) und deren Ansprüche in den Vordergrund rücken. Im westlichen Werte, asiatiKulturkreis (insb. in den USA) vertreten die Kommunitarier ähnliche Ideen (vgl. auch sche). Ein weniger umstrittenes völkerrechtliches Konzept ist das der Menschenwürde. " Bungarten, P.; Koczy, U. (Hrsg.): Handbuch der Menschenrechtsarbeit, Bonn 1996. Etzioni, A.: Die Entdeckung des Gemeinwesen, Stuttgart 1995 (The Spirit of Community, New York 1994).

(

http://www.unhcr.ch

Menschenwürde im Grundgesetz als unantastbar verankertes Individualrecht (

Menschenrecht)

Mentalität (1) aus dem landes- bzw. kulturspezifischen Weltbild erwachsende Geisteshaltung, welche in Norm; Wert) das Verhalten einzelner oder Gruppen von letzter Konsequenz ( Einstellung; Kulturraumes prägt. Angehörigen des jeweiligen Landes bzw. des jeweiligen Fusionen, Joint Ventures, Ko(2) Mentalitätsunterschiede werden vielfach für das Scheitern von Strategischen Allianzen und anderen Formen vertraglicher Markteintrittsstrategien operationen, verantwortlich gemacht. So schloss die Ursachenanalyse im Falle der EADS/Airbus-Krise 2006 mit folgendem Ergebnis ab: Die für das Unternehmen gleichberechtigt verantwortlichen Manager aus Deutschland und Frankreich lebten und agierten in Parallelwelten. „Während Franzosen den staatsfernen deutschen Vorstandskapitalismus kritisieren, stören sich die Deutschen am marktfernen Staatskapitalismus in Frankreich. Luftfahrt und Verteidigung gelten dort traditionell als Domäne des Präsidenten, der zugleich Armeeoberbefehlshaber ist. Das steht quer zu deutschen Grundsätzen von Rüstungskontrolle und demokratischer Militärorganisation. Zudem hat die Bundesregierung in den vergangenen Jahren viele Staatsbeteiligungen verkauft. Zwar lassen sich auch französische Konzernführer längst nicht mehr von der Politik ins operative Geschäft hineinreden. Doch sie haben weniger Berührungsängste, wenn der Staat in strategischen Fragen mitmischt und über sicherheitsrelevante Konzerne als Teilhaber die Hand hält“ (Mönninger, S.3). " Graus, F.: Mentalität. Versuch einer Begriffsbestimmung, in: Graus, F. (Hrsg.), Mentalitäten im Mittelalter, Sigmaringen 1987, S.9-48. Mönninger, M.: Das alte Gift. Was Deutsche und Franzosen bei EADS entzweit, in: Die Zeit, Nr.43 (19.10.2006), S.33.

Mentefakte

Artefakte

Mentorenprogramm

Entsendung

Merchandise Marks Acts 1887 von der damals führenden Wirtschafts- und Handelsnation Großbritannien erlassen. Dieses Ge„Made in …“-Zeichen zu versetz verpflichtete ausländische Hersteller dazu, ihre Waren mit dem neoprotektionistischer Absicht gedachte Herkunftssehen. Der ursprünglich als Maluszeichen in nachweis entwickelte sich bald jedoch zum Qualitätssignal ( Country of Origin). Dies galt in besonderem Maße für das Made in Germany; denn gegen die zunehmenden Einfuhren von vergleichsweise minderwertigen Gütern aus dem damals noch eher rückständigen Deutschen Reich richtete sich der Merchandise Marks Acts primär. " Morello, G.: International Product Competitiveness and the „Made in“ Concept, in: Papadopoulos, N.; Heslop, L. (Eds.), Product-Country Images. Impact and Role in International Marketing, New York 1993, pp.285-309. Wölke, G.: Zum Image des Made in Germany, Beispiele aus Japan, Frankreich und den Vereinigten Staaten, Köln 1983.

MERCOSUR Abkommen von Asunción, mit dem sich die Unterzeichnerstaaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay 1991 verpflichteten, im südlichen Lateinamerika langfristig und schrittweise einen Ge-

Merger & Acquisition

995

meinsamen Markt zu errichten (Merco Comun del Cono Sur). Etappen dieses Weges, der allerdings Zollunion denn zu einem Gemeinsamen Markt zu führen scheint, bestehen in der eher zu einer Vertiefung der wirtschaftspolitischen Kooperation, Angleichung von Rechtsvorschriften, die für den Intrahandel und den Umweltschutz bedeutsam sind, weitreichenden Liberalisierung der Handelsbeziehungen (mit einigen Ausnahmetatbeständen), Angleichung der Handelspolitik gegenüber Drittländern, internen Freizügigkeit von Personen und Kapital ( Grundfreiheiten). MERCOSUR, dessen ständiges Sekretariat in Montevideo residiert, unterhält lediglich zwei Organe: den „Rat“, der Beschlüsse nur einstimmig fassen kann, und die „Gemeinsamer Markt-Gruppe“. Sie besitzt das Initiativrecht und erfüllt exekutive Aufgaben sowie eine Überwachungsfunktion. Von den Europäischen Union unterhält, historisch bedingt, vor allem Spanien intensive Mitgliedsländern der Wirtschaftsbeziehungen zu den MERCOSUR-Staaten. " Chang, W.; Winters, L.A.: How Regional Blocs Affect Excluded Countries. The Price Effects of MERCOSUR, in: American Economic Review, Vol.92 (2002), No.4, pp.889-904. Santander, S.: EU-MERCOSUR Interregionalism. Facing Up to the South American Crisis and the Emerging Free Trade Area of the Americas, in: European Foreign Affairs Review, Vol.8 (2003), No.3, pp.491-505.

(

http://www.mercosur-info.com

Merger & Acquisition (1) Sammelbegriff für eine Unternehmensstrategie, die darauf zielt, durch den Zusammenschluss von zuvor getrennten Unternehmen ( Fusion) oder den Unternehmenskauf (Acquisition) eine Unternehmensgröße zu erreichen, die erforderlich ist, um bestimmte strategische Ziele zu erreichen. Ein zentrales Ziel besteht darin, Synergien zu „heben“ (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Handlungsansätze zur Realisierung von Synergien InputSynergien Economies of Scale

Economies of Scope

Markt-/ Wettbewerb

ProzessSynergien

OutputSynergien

Bündelung von Einkaufsvolumina und Aktivitäten; Bündelung von Entwicklungsaktivitäten

Optimierung der Kapazitätsauslastung; Konzentration gleicher Produktionskompetenzen; Verringerung von Fertigungs- und Lagerflächen

Bündelung von Distributionsleistungen (Transporte und Lager); Bündelung von Vertriebsleistungen; Bündelung von Marketingmaßnahmen

Mehrfachverwendung von Materialien, Teilen, Baugruppen durch Standardisierung in Einkauf und Entwicklung; Ausgestaltung gemeinsamer Schnittstellen bei den Produkten

Optimierung der Kapazitätsauslastung; Konzentration gleicher Produktionskompetenzen; Verringerung von Fertigungs- und Lagerflächen

Bündelung von Vertriebsund Serviceniederlassungen; Cross-Selling

Bündelung beim Einkauf und Reduzierung der gemeinsamen Lieferantenanzahl; Zugang zu internationalen Beschaffungsmärkten

Optimierung der Kernprozesse wie Auftragsabwicklung, Konstruktion, Produktion und Logistik

Abstimmung der Marktbearbeitung und Klärung des Marktauftritts; Spill-OverEffekte

Quelle: Wildemann (2003, S.601).

Treiber dieser von Investmentbanken geförderten Wachstumsstrategie sind u.a. die Liberalisierung der Finanzmärkte und/oder die wachsende Innovationsgeschwindigkeit, welche eine Verkürzung von Produkt- und Marktlebenszyklen zur Folge hat. Eine nicht geringe Rolle spielt dabei die Digitalisierung zahlreicher Leistungsprozesse (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Eine besondere Erscheinungsform von Akquisitionen sind feindliche bzw. unfreundliche Übernahmen. Von 'unfriendly or hostile take over' spricht man dann, wenn die erforderlichen Unternehmensanteile ohne Zustimmung bzw. gegen den Widerstand des Topmanagements des akquirierten Unternehmens erworben wurden.

996

Merger of Equals

Abb. 2: Wachstumsfaktoren von M&A Finanzmärkte

Liberalisierung Harmonisierung Transparenz

Lebenszyklen

Produkte Märkte Industrien

Digitalisierung

Markttransparenz Markteintrittsbarrieren Produktivität

Netzwerke

Vertrieb Produktion Entwicklung

Innovationen

Produkte Prozesse Systeme

Wertschöpfung

Integration Outsourcing Konvergenz

Quelle: Brühl (2003, S.276).

(2) Begründet werden M&A im Regelfall mit Kostenvorteilen und der dadurch gewonnenen MöglichEigenkapitalrendite zu erhöhen. An diesen Kriterien gemessen sind aber 60-80% der Fusikeit, die onen als gescheitert zu betrachten. Abgesehen von einem Strohfeuer, das die Verkündung der Fusion im Regelfall auslöst, schnitten die meisten der 300 von Mercer Management Consulting beobachteten Mergers hinsichtlich ihres Börsenwertes weit schlechter ab als der Branchendurchschnitt. Und einem Großteil der 115 von McKinsey-Consultants zu Beginn der 1990er-Jahre in angelsächsischen Ländern untersuchten Übernahmen gelang es allenfalls, die jährlichen Kapitalkosten der Akquisition zu erwirtschaften. Erfolgsfaktoren von M&A zählt die Kulturintegration, d.h. das zielorientierte (3) Zu den kritischen Management von Kulturunterschieden ( Diversity Management). Dabei gilt es, interkulturell funDue Diligence zu einem ganzdierte Post Merger-Integration mit dem ökonomischen Konzept der heitlichen Ansatz zu vereinen. " Brühl, V.: Strategische Trends im M&A-Geschäft, in: Die Bank, o.Jg. (2003), Nr.4, S.274-278. Ghemawat, P.; Ghadar, F.: Globale Megafusionen. Ökonomisch nur selten zwingend, in: Harvard Business Manager, o.Jg. (2001), Nr.1, S.32-41. Jansen, S.A.: Mergers & Acquisitions, 4.Aufl., Wiesbaden 2001. Sirower, M.: The Synergy Trap, New York 1997. Strähle, J.: Cultural Due Diligence, Marburg 2004. Wildemann, H.: Programm zur Realisierung von Synergien nach Mergers & Acquisitions (I), in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 32.Jg. (2003), Nr.10, S.596-602.

Merger of Equals Variante der kooperativen Markterschließung, die in der Fusion (zweier) prinzipiell gleichbeMarkteintrittsstrategie). Darechtigter bzw. gleichwertiger Unternehmen besteht ( Kooperation; von abzugrenzen ist die Akquisition bzw. Unternehmensübernahme ( Merger & Acquisition). Sie zeichnet sich durch ein eindeutiges Über-/Unterordnungsverhältnis aus (d.h. durch Abhängigkeit). Erfolgsfaktoren eines Mergers of Equals sind u.a. der kulturelle Fit sowie der Fit der organisationalen Identität. " Zaheer, S.; Schomaker, M.; Genc, M.: Identity Versus Culture in Mergers of Equals, in: European Management Journal, Vol.21 (2003), No.2, pp.185-191.

Meridiankonferenz (1) unterteilte 1884 in Washington/D.C. den Globus in 24 Zeitzonen und beendete damit das damalige Durcheinander unzähliger Ortszeiten, das erhebliche Koordinationsprobleme und Effizienzverluste zur Folge hatte. Ausgehend von dem schon 1883 zur Berechnung der Weltzeit als Nullmeridian festgesetzten Greenwich-Meridian wurden 24 Stundenzonen von je 15 Längengraden festgelegt, in denen jeweils eine gemeinsame Uhrzeit gilt. Zumeist, aber nicht immer verlaufen diese Zeitzonen, von den Polen ausgehend, entlang der Längengrade. (2) Zwar wurde jedes Land einer Zeitzone zugeordnet. Aus politischen, kulturellen und/oder historischen Gründen weichen viele Länder bzw. Regionen jedoch davon ab. Während in ganz China eine Zeit gilt, erstrecken sich Russland (= 11), USA (= 6), Kanada (= 5), Brasilien (= 4), Australien (= 3) und Mexiko (= 3) über mehrere Zeitzonen.

Messe

997

Zeitregime in Europa Koordinierte Weltzeit (UTC)

UTC

Großbritannien, Portugal, Republik Irland, Island

Mitteleuropäische Zeit (MEZ)

UTC + 1h

Albanien, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Frankreich, Italien, Kroatien, Luxemburg, Mazedonien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz, Serbien und Montenegro, Slowakische Republik, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn (aber auch: Algerien, Angola, Kamerun, Nigeria, Tunesien etc.)

Osteuropäische Zeit

UTC + 2h

Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland, Israel, Jordanien, Lettland, Libanon, Litauen, Moldawien, Rumänien, Syrien, Türkei, Ukraine, Weißrussland, Zypern

Merkantilismus eher Wirtschaftspolitik denn geschlossene Wirtschaftstheorie. Primäres Ziel der Merkantilisten war es, den Wohlstand des absolutistischen Herrschers zu mehren. Um ein möglichst großes Gold- und Silberbudget anhäufen zu können, wurde insb. der Handel gefördert (und nicht der Primäre Sektor). Exports und Behinderung des Imports sollte ein möglichst großer AußenDurch Förderung des handelsüberschuss erzielt werden. Ein prominenter Repräsentant des im 16. Jahrhundert entwickelten Merkantilismus war J.-B. Colbert, u.a. Generalkontrolleur der Finanzen von Ludwig XIV. Durch eine Colbertismus bezeichnete Wirtschaftspolitik, deren Kern u.a. die Förderung von Manufakturen, als Infrastruktur war, schuf er die materielle Basis für die expansive Flotte und Kolonialpolitik sowie Außenpolitik des „Sonnenkönigs“ ( Kolonialismus). Schutzzoll-Philosophie. Sie prägte jahrhundertelang, insb. Der Merkantilismus ist eine Spielart der Absolutismus (16.-18. Jahrhundert), die internationalen Wirtschaftsbeziejedoch in der Epoche des Außenwirtschaftspolitik war in dieser Phase vom Geist der Autokratie beherrscht und hungen. Die in der Vorstellung befangen, dass die im zwischenstaatlichen Handel von einem Land erzielten Gewinne zu Lasten des jeweiligen Handelspartners gehen (d.h. der internationale Handel ein Null-SummenSpiel ist). Mit Hilfe von Einfuhrverboten und -zöllen für gewerbliche Erzeugnisse sowie mit Ausfuhrerleichterungen für heimische Rohstoffe wollte man deshalb die wirtschaftliche Prosperität des eigenen Landes verbessern ( Protektionismus). A. Hamilton, der erste amerikanische Schatzminister, formulierte im Report of the Secretary of the Treasury of the United States on the Subject of ManufacPrototyp einer modernen Schutzzolltheorie ( Schutzzoll). Die darin tures im Jahre 1791 den dokumentierten ordnungspolitischen Vorstellungen waren u.a. für F. List, den Programmatiker des Deutschen Zollvereins, wegweisend ( Freihandel). Die erforderlichen Geldquellen erschlossen die Merkantilisten, indem sie bspw. den Manufakturen Subventionen bzw. Steuererleichterungen gewährten (z.B. den zur damaligen Zeit sehr angesehenen Herstellern von Seidenstoffen, Wandteppichen [Gobelins] - sowie Glas- und Wollwaren), Vertriebsniederlassungen gründeten, z.B. in Gestalt der Ostindien-Kompanie, Frankreichs Zolleinheit schufen und die Verwaltung neu ordneten. Zölle (Guerre d'Argent; HandelshemmZugleich behinderte J.-B. Colbert den Import, z.B. durch nis). " Hagelstam, J.: Mercantilism Still Influences Practical Trade Policy at the End of the Twentieth Century, in: Journal of World Trade, Vol.25 (1991), No.2, pp.95-105. Reich, R.B.: Die neue Weltwirtschaft. Das Ende der nationalen Ökonomie, Frankfurt/Main 1996.

Messe (1) zeitlich begrenzte, im Allgemeinen regelmäßig wiederkehrende Veranstaltungen an einem beStandort, auf denen eine Vielzahl von Ausstellerfirmen das wesentliche Angebot eines stimmten Zielgruppen präsentiert. Messen haben Marktchaoder mehrerer Wirtschaftszweige verschiedenen rakter, d.h. sie eröffnen Anbietern und Nachfragern die Möglichkeit, unmittelbar zu interagieren.

998

Messe

Zielgruppen von Messen sind primär gewerbliche Wiederkäufer und gewerbliche Verbraucher sowie Großabnehmer. Demgegenüber richten sich Ausstellungen vorrangig an Endabnehmer. (2) Historisch gesehen entwickelte sich die Messe zum einen aus der Tauschmesse (8. und 9. JahrhunReligiosität). Seit dert). Zum anderen spielt der religiöse Kontext eine wichtige Rolle ( Religion; dem 8. Jahrhundert werden täglich Messen (mhd. = 'misse') zu Ehren eines mit dem jeweiligen Tag verbundenen Heiligen gelesen, weshalb mit 'missa' bald auch das Heiligenfest gemeint ist. Im 14. Jahrhundert wird dann der an hohen Festtagen in der Nähe einer Kirche abgehaltene Markt als Messe bezeichnet. Bis ins 17. Jahrhundert hinein charakterisiert dieser Begriff auch eine Verkaufsveranstaltung fliegender Händler oder einen Jahrmarkt. Im 13. Jahrhundert erhielten Städte wie Frankfurt/Main oder Leipzig das Privileg, Messen abzuhalten. Daraus entwickelten sich dann im 14. Jahrhundert regelmäßig stattfindende überregionale Handelsveranstaltungen bzw. Warenausstellungen (später dann so genannte Mustermessen). (3) Seit der industriellen Revolution ( Revolution, industrielle) hat sich dann ein breites Spektrum an Messetypen entwickelt. Internationalisierung sind insb. die Auslandsmesse und die internationale a) Mit Blick auf die Messe bedeutsam. Nach Maßgabe ihres Einzugsgebiets bzw. ihrer geografischen Herkunft werden regionale, überregionale, nationale und internationale Messen unterschieden. Die 1947 gegründete Prototyp einer Exportmesse internationalen Zuschnitts, deren primäre Hannover-Messe ist der Funktion darin besteht, Exportgüter aus dem Investitionsgüterbereich auszustellen und über diese zu AUMA informieren ( Investitionsgütermarketing, internationales). Gemäß den Leitsätzen des kann eine Messe dann als international bezeichnet werden, wenn mindestens 10% der Aussteller und Ausland stammen. Weiterhin muss dort das wesentliche mindestens 5% der Fachbesucher aus dem Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige ausgestellt werden. b) Ein weiteres Differenzierungskriterium sind die Wirtschaftszweige, welche vorrangig als Aussteller involviert sind. Davon ausgehend werden Landwirtschafts-, Handels-, Industrie- und Dienstleistungsmessen unterschieden. c) Differenziert wird weiterhin gemäß der Breite des Angebots. Demzufolge können Messen als Universalmessen konzipiert sein und primär eine Informations- und Repräsentationsfunktion erfüllen. Als Mehrbranchen-Messen ausgelegte Spezialmessen finden sich zumeist im Investitionsgüterbereich, da hier Investitionsentscheidungen häufig von mehreren, fachlich unterschiedlich vorgebildeten Mitgliedern eines Buying Centers getroffen werden. Demgegenüber sprechen Fachmessen, die gewöhnlich auf eine Branche konzentriert sind, gezielt den einzelnen Verkäufer an. Die früher weit verbreiteten Universalmessen wurden mittlerweile weitgehend durch die zielgruppengenauen Fachmessen verdrängt, da Letztere weniger Streuverluste provozieren. d) Mit Blick auf die von einer Messe zu erfüllenden Funktionen werden einerseits Informations- und Ordermessen sowie andererseits Export- und Importmessen unterschieden. Primäre Aufgabe von Kontaktmessen schließlich ist es, eine Plattform bereit zu stellen, auf der Anbieter und Nachfrager bestimmter Leistungen Kontakte knüpfen können. Die SME-Expo etwa ist Asiens größte Kontaktmesse für kleine und mittelständische Unternehmen. Nicht zuletzt ermöglichen Messen vielfach eine vergleichsweise kostengünstige Konkurrenzanalyse. Gerade internationale Messen bieten die einmalige Möglichkeit, sich einen umfassenden Überblick über das Leistungsvermögen aller relevanten Konkurrenten zu verschaffen. (4) Messen können bei sachgerechter Konzeption und Durchführung ein äußerst wirksames, zugleich aber auch ein sehr kostspieliges Marketing-Instrument sein. Man geht davon aus, dass rund ein Fünftel der Exportaufträge auf Messebeteiligungen im Ausland zurückgeführt werden können. Vor allem für klein- und mittelständische Unternehmen erfüllen die einschlägigen Förderangebote, welch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie anbietet, eine wichtige Funktion. Die wichtigsten Kostenfaktoren sind laut AUMA die Aufwendungen für Standmiete, Standaufbau, Standausstattung und Unterhalt (z.B. Energieversorgung). Hinzu kommen Standservice und Kommunikation, Transport und Entsorgung sowie Personal und Reisen. Prinzipiell besteht die Möglichkeit, hierfür finanzielle Unterstützung zu erhalten. Das zuständige Auslandsmesseprogramm des Bundes und der Länder ist dazu

Metaanalyse

999

bestimmt, hauptsächlich mittelständischen Unternehmen den Markteintritt in ausländische Märkte zu erleichtern. Förderwürdig ist jedoch nur die Beteiligung an einem Gemeinschaftsstand. Standort). 2007 wur(5) Deutschland ist der weltweit führende Messestandort ( Auslandsmesse; den die 139 überregionalen Messen von knapp 166.000 Ausstellern beschickt, die dafür 6,5 Mrd. € aufwendeten. Die ca. 10,6 Mio. Besucher gaben etwa 3,5 Mrd. € aus. Insgesamt schafft das Messewesen hierzulande direkt und indirekt 250.000 Arbeitsplätze. In keinem anderen Land werden so viele Leitmessen veranstaltet wie in Deutschland. So konnte MEDICA, die international führende Medizinmesse, 2007 insgesamt 4.768 Aussteller präsentieren (davon 3.273 ausländische Aussteller). Die Leitfunktion erfüllen auch die Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt, die Hannover Messe als international größte Industriemesse sowie, auf dem Gebiet der Unterhaltungselektronik, die Berliner Internationale Funkausstellung (IFA). Die Achema wiederum ist ein Beispiel dafür, dass Kongresse und Messen zunehmend häufig eine Symbiose eingehen. 1920 als keines Treffen von Fachleuten begonnen, hat sich die in Frankfurt ansässige Messe als weltweit führende Veranstaltung für Chemietechnik, Umweltschutz und Biotechnologie etabliert. (6) Als „Messe“ wird nicht zuletzt auch der Aufenthalts- und Speiseraum auf einem Schiff bezeichnet (z.B. für Offiziere die Offiziersmesse). " Ausstellungs- und Messe AG (AUMA) (Hrsg.): Erfolgreiche Messebeteiligung, Köln 2002.

(

http://www.auma.de

Messe, internationale Messeplatz Deutschland

Auslandsmesse;

Messe

Auslandsmesse

Metaanalyse (1) methodenkritische und zusammenfassende Bewertung von empirischen Befunden, die in mehreren Studien ermittelt wurden. Metaanalysen werden häufig eingesetzt, um den State of the Art einer Wissenschaft zu ermitteln und zu dokumentieren. Mit ihrer Hilfe möchte man erkennen, welche Befunde generalisierbar sind ( Generalisation), weil ihnen systematische Effekte zu Grunde liegen, und welche vermutlich zufällig zustande gekommen sind. Weil man dabei eine Vielzahl von Forschungsergebnissen von einer übergeordneten - einer Metaebene - aus betrachtet, also „Analysen analysiert“, spricht man von Metaanalyse. Der zentrale Gedanke, die Ergebnisse empirischer Studien mit Hilfe statistischer Verfahren zu verdichten, ist nicht neu. Schon in den 1930er-Jahren schlug der Statistiker L.H.C. Tippett vor, einzelne Wahrscheinlichkeitswerte zu aggregieren, um Effekte nachweisen zu können, selbst wenn diese in den zu Grunde liegenden Primärstudien das erforderliche Signifikanzniveau verfehlen. Zeitgleich versuchten Agrar- und Naturwissenschaftler, Forschungsergebnisse zu aggregieren bzw. zu integrieren. Allerdings konnte man damals die damit verbundenen methodologischen Probleme nicht befriedigend lösen. In den fünfziger Jahren interessierten sich dann Sozialwissenschaftler für diese Thematik. Anfangs der achtziger Jahre wurden diese Gedanken wieder aufgegriffen und systematisch weiter verfolgt. Mitte der achtziger Jahre erschien die erste Monographie, die einen Überblick über die statistischen Verfahren der Metaanalyse gab. (2) Mittlerweile wurde Metaanalyse zum Oberbegriff für verschiedene Strategien empirischer Forschung (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Neben Qualitätssicherung besteht ein gleichwertiges Anliegen dieser Analysestrategie darin, den in einem Forschungsgebiet erreichten Erkenntnisstand in Gestalt generalisierbarer Befunde zu dokumentieren. a) Die Research Review dient dazu, die Qualität der Forschung in einer Disziplin bzw. Forschungsrichtung (z.B. Internationales Marketing) oder in einem Teilbereich davon (z.B. Country of OriginForschung) zu evaluieren. Analysiert werden dabei hauptsächlich Art, Intensität und Güte der theoretiValidierung) sowie die Angemessenheit schen Fundierung (z.B. Theoriebildung, Forschungsdesign, der verwendeten uni-, bi- und multivariaten Analysemethoden. Im Einzelnen wird geprüft, ob die

1000

Metaanalyse

Äquivalenz der Stichproben und die Reliabilität (d.h. die Messgenauigkeit) der verwendeten Maße Äquigewährleistet wurden. Weitere Gütekriterien sind Rückübersetzung und psychometrische valenz. Abb. 1: Formen der Metaanalyse

Metaanalyse (i.w.S.)

Research Review

Integrative Review

(= Bewertung der Qualität der Forschung)

(= Suche nach generalisierbaren Befunden)

Analysemethoden:

Analysemethoden:

Häufigkeiten

Literaturübersicht

Kreuztabellen / Chi-Quadrat-Test

Inhaltsanalyse Heuristische Verfahren (Eye Balling; Suche nach mathematisch, graphisch oder symbolisch beschreibbaren Regelmäßigkeiten / Mustern)

Metaanalyse (i.e.S.), z.B. mit Hilfe der (Ko-)Varianz-/ Regressionsanalyse

b) Ziel der Integrative Review ist es, aus einer größeren Menge von Forschungsberichten generalisierbare Befunde zu extrahieren: Bei der dieser Richtung zu subsumierenden Literaturübersicht wird der erreichte Wissensstand qualitativ untersucht, wobei Breite und Tiefe der Analyse variieren können. Die „klassische“ Literaturübersicht erfasst zumeist nur einen Teil der Befunde, die zu einem Forschungsgebiet vorliegen. Auch vermittelt der Reviewer häufig nur einen oberflächlichen, impressionistischen Überblick (nach dem Prinzip: „A beschrieb ..., B definierte ..., C untersuchte ...“). Vergleichsweise selten sind evaluative Literaturübersichten, welche den State of the Art gleichermaßen eingehend wie kritisch würdigen. Auch beschränkt sich dieser Typus nicht darauf, (ausgewählte) Befunde inhaltlich zusammenzufassen, sondern beleuchtet überdies Art und Reife der theoretischen Fundierung. Bedingt durch die für wissenschaftliches Arbeiten charakteristische Strategie, vom konkreten Einzelfall zu abstrahieren, wird der Untersuchungsgegenstand allerdings häufig übermäßig vereinfacht. Um diesen Simplicity Bias zu vermeiden, berücksichtigt die Inhaltsanalyse häufig auch Erfahrungen und Erkenntnisse, die in der Unternehmenspraxis gewonnen wurden (z.B. Berichte von Praktikern, Fallstudien). Beim Eye Balling geht man davon aus, dass die abhängige Variable (z.B. Nachfrage) einem bestimmten (regelhaften) und damit prinzipiell vorhersagbaren Verlaufsmuster folgt ( Variable). Diese Funktion gilt es zu erkennen und mathematisch bzw. graphisch zu beschreiben. Das vielleicht bekannteste Beispiel hierfür liefert die Diffusionstheorie ( Diffusion). In der überwiegenden Zahl der mehr als 150 einschlägigen Studien konnte der Diffusionsverlauf entsprechend der klassischen Diffusionskurve modelliert werden. Während das Grundmodell somit generalisierbar zu sein scheint, sind die genauen Werte der Parameter strittig. Die quantitative Metaanalyse bietet sich hauptsächlich dann an, wenn die Ergebnisse der Primärstudien stark voneinander abweichen und die Stichproben der einzelnen Primärstudien so klein sind, dass angesichts geringer Teststärke sich Effekte kaum nachweisen lassen. Weiterhin wird die Metaanalyse i.e.S. durchgeführt, wenn es zu aufwändig wäre, eine neue Studie mit einer großen Stichprobe durchzuführen (Kosten, Zeit).

Metaanalyse

1001

Genau genommen ist diese Form der Metaanalyse ein Hybrid von Primär- und Sekundärforschung. Zwar werden vorhandene Daten ausgewertet, was der sekundärstatistischen Methode entspricht. In ihrem Ablauf aber ähnelt dieser Typus der für primärstatistische Erhebungen üblichen Vorgehensweise. Zunächst wählt man aus der Gesamtheit der einschlägigen Publikationen jene aus, welche die zur Berechnung der Effektstärke notwendigen quantitativen Maße (z.B. Umfang der jeweiligen Stichprobe, Korrelationskoeffizienten) ausweisen. Fehlende Angaben lassen sich bisweilen nachträglich rekonstruieren, wenn die Autoren die entsprechenden Teststatistiken (z.B. F-Test, 2-Test, t-Test) mitteilen. Die Stärke des Zusammenhangs bzw. das Ausmaß des Unterschieds zwischen Variablen (= Effektstärke) kann man dann, je nach Datenqualität, mit verschiedenen Methoden erfassen (z.B. mit Hilfe der Produkt-Moment-Korrelation). Da sie gegenüber Maßstabsveränderungen der betreffenden Variablen invariant ist, wird diese Maßzahl am häufigsten dazu verwendet, die Stärke des linearen Zusammenhangs zwischen zwei Variablen zu berechnen. Einige Autoren bevorzugen jedoch die Elastizität. Dieses Maß gibt, etwa in Gestalt der Preiselastizität der Nachfrage, an, wie die abhängige Größe (hier: Nachfragemenge) variiert, wenn sich die unabhängige Variable (Preis) um ein Prozent verändert. Für dieses Kriterium spricht, dass der Elastizitäts-Koeffizient dimensionslos ist, weshalb man damit bspw. die Effekte verschiedener Marketing-Instrumente (z.B. Werbeausgaben, Distributionsdichte) direkt miteinander vergleichen kann. Auch ist dieser Koeffizient einfach zu interpretieren, weshalb er in betriebswirtschaftlichen Modellen zur Entscheidungsfindung bzw. Optimierung unmittelbar verwendet werden kann. (3) Mit Blick auf das Internationale Marketing ergaben zahlreiche Metaanalysen, dass nur wenige Arbeiten hinreichend theoretisch fundiert sind. Der Großteil der reanalysierten Studien ist theoretischeklektischer Natur, d.h. die Autoren beziehen sich auf ausgewählte empirische oder theoretische Befunde, welche sie lose miteinander verknüpfen (vgl. Abb. 2). Eine dritte Kategorie ist empirizistisch oder verzichtet ganz auf eine stringente theoretische Fundierung. Theoriegeleitete Arbeiten waren bis zur Jahrtausendwende die Ausnahme. Abb. 2: Erscheinungsformen theoretisch-empirischer Fundierung keine theoretische Basis " Narrativer" Ansatz; rein deskriptiv (aufzählend, erzählend)

empirizistisch Datengeleitete Forschung (evtl. verbunden mit theoretischen Ex post-Erklärungen)

vager theoretischer Bezug

theoretischeklektische Ausrichtung

theoriegeleitet

Assoziativer Rekurs auf ein mehr oder minder fundiertes theoretisches Konzept (häufig nur per 'name dropping')

An der jeweiligen Fragestellung orientierte Auswahl und Zusammenstellung verschiedener Theorien bzw. theoretischer Strömungen (primäre Zielsetzung: möglichst weitgehende Varianzaufklärung)

Ableitung von Hypothesen z.B. aus der TransaktionskostenTheorie und empirische Überprüfung (primäre Zielsetzung: Überprüfung und Weiterentwicklung der zugrunde gelegten Theorie)

" Aulakh, P.S.; Kotabe, M.: An Assessment of Theoretical and Methodological Development in International Marketing. 19801990, in: Journal of International Marketing, Vol.1 (1993), No.2, pp.5-28. Fricke, R.; Treinies, G.: Einführung in die Metaanalyse, Bern 1985. Glass, G.V.: Primary, Secondary, and Meta-Analysis of Research, in: Educational Researcher, Vol.10 (1976), pp.3-8. Hedges, L.V.; Olkin, I.: Statistical Methods for Meta-Analysis, Orlando/FL 1985. Mahajan, V.; Muller, E.; Bass, F.M.: Diffusion of New Products. Empirical Generalizations and Managerial Uses, in: Marketing Science, Vol.14 (1995), No.3, Part 2/2, pp.G79-G88. Schulze, R.: Meta-Analysis. A Comparison of Approaches, Ashland/OH 2004. Six, B.; Eckes, T.: Metaanalysen in der EinstellungsVerhaltens-Forschung, in: Zeitschrift für Sozialpsychologie, 27.Jg. (1996), Nr.1, S.7-17. Tippet, L.H.C.: The Methods of Statistics, London 1931.

1002

Metabild

Metabild für das Wechselspiel von Selbst- und Fremdbild bedeutsame Mutmaßungen darüber, was andere von uns denken und erwarten. Das Konzept des Metabildes präzisiert somit die Aussage, dass das Fremden erkennbar und erlebbar ist. Das Institut für Europäische Ethnologie/KulturEigene erst im Kultur bewusst wissenschaften an der Philipps-Universität Marburg ( Volkskunde) etwa definiert Nation) und auch nicht nicht als eine geographisch oder politisch abgrenzbare Einheit ( Ethnie; Werten und Mentalitäten“, sondern als ein sich permaals ein „festes Refugium von Traditionen, nent wandelndes System von Bedeutungen, als Prozess des Aushandelns von Selbst- und Fremdzuschreibungen. Metaentscheidung übergeordnete Entscheidung bzw. Grundsatzentscheidung: Soll eine bestimmte Strategie bzw. Behavioristischen Alternative überhaupt erwogen werden oder nicht? Gemäß den Annahmen der Theorie der Internationalisierung etwa fällt das Management in der ersten, 'decision to look abroad' genannten Phase des Entscheidungsprozesses die Metaentscheidung darüber, ob das Unternehmen eine Markteintrittsstrategie ernsthaft in Betracht ziehen soll oder nicht ( DirektinDirektinvestition als vestition; Internationalisierung). Metaethik Theorie der Ethik ( Theorie). Deren wichtigstes Erkenntnisinstrument ist die sprachwissenschaftliche Analyse moralischer Aussagen bzw. Begriffe (z.B. gut, böse). Kognitive metaethische Theorien Moral), während die gehen von der Rationalität des Moralischen aus ( Entscheidungsfindung; Vertreter des nichtkognitiven Ansatzes das Moralische als bloßen Ausdruck von Gefühlen ( Emotion) betrachten. Metageschäft liegt dann vor, wenn zwei oder mehr Geschäftspartner vertraglich vereinbaren, Gewinn und Verlust aus gemeinsamen Geschäften gleichmäßig zu teilen. Dies geschieht etwa im Wertpapierhandel, wobei die Arbitragegeschäfte so genannten Metisten an verschiedenen Börsenplätzen mit dem Ziel arbeiten, zu tätigen. Metakommunikation (1) Kommunikation über Wesen und Erscheinungsformen von Kommunikation (2) Bisweilen wird dieser Begriff auch im Sinne von non- bzw. paraverbaler Kommunikation genutzt: Verständigung mit Hilfe von Gestik und Mimik anstelle verbaler Kommunikationsmittel ( Kommunikation, nonverbale). Metakonfuzianismus

Neokonfuzianismus

Metakontingenzvariable Kontingenzvariable, der im Rahmen des Kontingenzansatzes eine Schlüsselfunktion zukommt. So Global Marketing, die zwischen 1990 und untersuchte etwa ein Viertel der ca. 600 Beiträge zum Landeskultur auf das Mar2000 in elf führenden Fachzeitschriften publiziert wurden, Einflüsse der Internationalem Marketing, keting. Dies u.a. führte dazu, dass viele Wissenschaftler nicht mehr von sondern von Interkulturellem Marketing sprechen. " Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.478ff. Nakata, C.; Pokay, Y.H.: Culture Studies in the Global Marketing Literature. Current State and Future Directions, in: Journal of International Marketing and Marketing Research, Vol.29 (2004), No.3, pp.111-130. Usunier; J.-C.; Lee, J.A.: Marketing Across Cultures, 5th Ed., Harlow 2009. Usunier, J.-C.; Lee, J.A.: Marketing Across Cultures, 5th Ed., Harlow 2009.

Metakritik

Kritik der Kritik

Methode, islamische

1003

Metalinguistik analysiert die Wechselbeziehungen, die zwischen Sprache, Kultur, Gesellschaft und anderen soziokulturellen Phänomenen bestehen (z.B. sozialer Status). Besondere Aufmerksamkeit gilt der Muttersprache die Art, wie Menschen die Wirklichkeit erfasFrage, ob bzw. in welcher Weise die Whorf-Hypothese). sen, beeinflusst ( Realitätskonstruktion, subjektive; Metanationales Unternehmen zeichnet sich hauptsächlich durch disloziertes, d.h. räumlich verteiltes bzw. „verstreutes“ Wissen und dislozierte Fähigkeiten aus. Entsprechend gilt das Forschungsinteresse in diesem Zusammenhang primär der Frage des Transfers und der Integration weit verstreuter intangibler Assets als Besonderheit grenzüberschreitend tätiger Unternehmen ( Internationalisierung). " Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.320f.

Metapher bildhafte Übertragung eines sprachlichen Ausdrucks ( Sprache) von einem Kontext in einen anderen, wobei der übertragene Begriff einen Bedeutungsüberschuss ( Symbol) gewinnt (z.B. „sich fühlen wie ein Fisch im Wasser“). Die Metaphorik bildet und nutzt Metaphern. Metaphysik befasst sich mit dem jenseits des Erfahrungsbereichs der menschlichen Sinne Liegenden. Beginnend Aufklärung wurde dieses spirituelle Weltbild von Vertretern eines rationalen Weltbildes mit der kritisiert ( Empirismus; Positivismus). Metaplanung Planung der Planung. Metaplanung umfasst alle Maßnahmen, die ein Unternehmen zur Gestaltung und Überprüfung seines Planungssystems ergreift. Metasprache einer natürlichen

Sprache übergeordnete und zu deren Beschreibung bzw. Analyse nutzbare Sprache

Metatheorie Theorie der Theorienbildung. Metatheorien befassen sich damit, wie Theorien beschaffen sein sollten und wie sie es tatsächlich sind. Dies kann sich auf konkrete Theorien eines Wissenschaftsgebietes beziehen (bspw. „Theorien der Internationalisierung“), aber auch auf das Phänomen der Theorienbildung als solche ( Internationalisierung; Wissenschaftstheorie). Methode der offenen Koordinierung von der Europäischen Gemeinschaft zu Beginn der 1990er-Jahre zur Koordination des europäiArbeitskosten; Arschen Arbeitsmarktes entwickeltes politisches Instrument ( Arbeitskampf; beitslosenquote). Dessen Grundidee - Selbstbindung und damit Vereinheitlichung der nationalen Politiken - wird seit 2000 auch in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Soziales und Wirtschaft verfolgt. MOK besteht aus vier Maßnahmen: Festlegung der Ziele, Festlegung des Verfahrens zur Überwachung der Reformen, Festlegung quantitativer und qualitativer Indikatoren sowie von Benchmarks, anhand derer die Mitgliedsstaaten nach dem Best Practice-Prinzip miteinander verglichen werden können, sowie Überprüfung und Evaluierung der gewonnenen Erfahrungen. Dabei geht man davon aus, dass allein schon durch den Vergleich der nationalen Sozialsysteme ein spürbarer Anpassungsdruck auf die einzelnen Mitgliedsstaaten ausgeübt wird ( Konvergenz). " Bodewig, T.: Die offene Methode der Koordinierung in der EU, der Lissabon-Prozess und der Verfassungskonvent, in: Europäische Zeitschrift Wirtschaftsrecht, 14.Jg. (2003), Nr.17, S.513.

Methode, islamische

Fundamentalismus

1004

Methodenbias

Methodenbias

Äquivalenz

Methodologie

Wissenschaftstheorie

Métissage meint vor dem Hintergrund des Kolonialismus zum einen die Form von kultureller Identität, die in Interkulturalität das Phänomen der Kulturmider Tradition der gleichfalls idealistisch gedeuteten Identität). Zum schung tendenziell positiv interpretiert bzw. wertet ( Diversity Management; anderen wurde eine bestimmte, primär intellektuelle Form des kulturellen Widerstandes als Métissage bezeichnet: die „subversive Aneignung und Umwandlung europäischer Kultur- und Identitätsmuster in außereuropäischen Gesellschaften“ (H.-J. Lüsebrink). " Audinet, J.: Le Temps du Métissage, Paris 1999. Laplantine, F.; Nouss, A.: Le Métissage, Paris 1997. Lüsebrink, H.-J.: Interkulturelle Kommunikation, Stuttgart 2005, S.16.

Metist

Metageschäft Fremdheit

Metöken

Metropole Großstadt mit weltstädtischem Flair. Denn nicht jede „große“, d.h. bevölkerungsreiche Stadt ist eine Metropole ( Megalopolis; Tier-1 bis Tier-5; Weltstadt). Mexikokrise

Hochverschuldete arme Länder;

Verschuldungskrise, weltweit

M-Form traditionelle, nach Produkten gegliederte mehrdivisionale Organisationsstruktur, die gerade Internationale Unternehmen lange Zeit favorisiert haben ( Organisationsstruktur, divisionale). Allerdings entspricht die M-Form vielfach nicht mehr den Anforderungen einer zunehmend komplexen Realität. Denn die für diese Organisationsform charakteristischen hierarchischen Kommunikationswege bebzw. verhindern häufig den notwendigen horizontalen Kommunikationsfluss innerhalb des UnternehKooperationspartnern. Da zwischen den mehr mens und zwischen den Tochtergesellschaften bzw. oder minder autonomen „Divisions“ praktisch keine institutionalisierten Verbindungen bestehen, ist in „M-Form-Unternehmen“ Doppelarbeit nahezu unvermeidlich. Deshalb können Synergien (z.B. durch die gemeinsame Nutzung von Produktionsanlagen) nicht in dem erforderlichen Maß genutzt werden, was angesichts des scharfen Kostenwettbewerbs von erheblichem Nachteil ist ( Wettbewerb, internationaler). MIAS

MwSt-Informationsaustauschsystem

MIDAS-Net eine der Initiativen des Programms INFO 2000. Hierbei handelt es sich um ein von der Europäischen Union initiiertes Programm zur Förderung des Marktes für Informationsinhalte innerhalb der Gemeinschaft. Alle Anbieter, die Informationen besitzen, entwickeln, aufbereiten, verbreiten oder nutzen, aber aus eigenem Antrieb heraus im Internet wenig aktiv sind, sollten durch diese Initiative klein- und angesprochen werden. Vor allem den auch in dieser Hinsicht strukturell benachteiligten mittelständischen Unternehmen sollte MIDAS-Net den Zugang erleichtern und die besondere Eignung dieses Mediums als Kommunikations- und Vertriebsinstrument verdeutlichen. Aber auch Hilfe bei der Nutzung elektronischer Medien und Netze wurde geboten. Nachdem 1999 die finanzielle Unterstützung durch die Europäische Kommission auslief, arbeitete das Netz ohne finanzielle Förderung auf freiwilliger Basis weiter. ( http://www.dgd.de

Migration

1005

Middle of the Road-Strategie verkörpert in der Grundsatzkontroverse Standardisierung vs. Differenzierung den Kompromiss „think globally, act locally“. Im Gegensatz zur Strategie der Differenzierten Standardisierung, welche kulturell homogene Märkte ( Landeskultur) zu Ländercluster ( Cluster) zusammenfasst und nur diese standardisiert bearbeitet ( Standardisierung, differenzierte), richtet das Unternehmen bei der „Middle of the Road-Strategie“ die Gesamtstrategie global aus, während es die einzelnen Instrumente des Marketing-Mix situativ den jeweiligen Landes- bzw. Clusterbedingungen anpasst. Der Grundgedanke lässt sich graphisch wie folgt darstellen (vgl. Abb.). Wie viel Standardisierung, wie viel Differenzierung? Da die Bedürfnisse der Verbraucher zunehmend konvergieren, lässt sich der Marketing-Mix weltweit vereinheitlichen.

Standardisierung

? ? ? ? ?

Kontingenz-Perspektive: In jeder Entscheidungssituation muss in Abhängigkeit von den ) Optimum jeweils gültigen äußeren Rahmenbedingungen von neuem das Optimum gefunden werden.

? ?

Differenzierung

Angesichts unterschiedlicher Bedürfnisse der Verbraucher muss der Marketing-Mix der Landeskultur des jeweiligen Auslandsmarktes angepasst werden.

Quelle: Müller/Gelbrich (2004, S.479).

" Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011. Onkvisit, S.; Shaw, J.J.: Standardized International Advertising. A Review and Critical Evaluation, in: Columbia Journal of World Business, Vol.22 (1987), pp.43-55. Sandler, D.M.; Shani, D.: Brand Globally but Advertise Locally? An Empirical Investigation, in: International Marketing Review, Vol.9 (1992), No.4, pp.18-23. Wind, Y.: The Myth of Globalization, in: Journal of Consumer Marketing, Vol.3 (1986), No.2, pp.23-26.

Middling MIGA

Qualitätsklausel Weltbankgruppe

Migration Wanderung (lat. = 'migrare') zwischen verschiedenen Territorien. Diese Art von Ortswechsel bzw. Mobilität liegt sowohl der Emigration als auch der Immigration zugrunde. Der physischer Jahresnettowert der Jahre 2000-2005 (Zuwanderung – Abwanderung) gibt zu erkennen, dass die Zielländer der Emigranten primär in Nordamerika, Europa und Ozeanien liegen und ihre Herkunftsländer hauptsächlich in Asien, Lateinamerika/Karibik und Afrika.

1006

Mikrokredit

Jahresnettowert der weltweiten Migration (in 1.000 Personen, 2000-2005) Zuwanderung 1.370 1.083

Nordamerika

Europa

103 Ozeanien Afrika

Lateinamerika

Asien

455 804 1.297 Abwanderung Quelle: Le Monde diplomatique, UN; in: Die Zeit, Nr.40 (28.9.2006), S.25.

Mikrokredit zentrales Instrument von Microfinance: der Versorgung von Kleinstunternehmen und einkommensschwachen Haushalten mit Finanzdienstleistungen aller Art. Neben der Kreditvergabe, die in der entwicklungspolitischen Diskussion eine zunehmend wichtige Rolle spielt ( Entwicklungszusammenarbeit), zählen hierzu Sparmodelle, Kapitaltransfer und Versicherungen. Mikrokredite sollen helfen, die Lage der etwa 2,8 Mrd. Menschen, die in absoluter Armut leben (d.h. mit weniger als zwei US-$ pro Tag auskommen müssen), zu verbessern ( Armut). Von diesen gelten etwa 500 Mio. als Microentrepreneure. Sie versuchen, durch eigenständige wirtschaftliche Leistungen Einkünfte zu erzielen. Da sie für klassische Finanzdienstleister nicht als kreditwürdig gelten, müssen Microentrepreneure ihren Kreditbedarf im informellen Sektor decken und zumeist Wucherzinsen bezahlen (bis zu 1.000% p.a.). " Schäfer, H.; Oehri, O.; Menichetti, M.: Microfinance, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 38.Jg. (2009), Nr.4, S.206-208. Sengupta, R.; Aubuchon, C.P.: The Microfinance Revolution. An Overview, in: Federal Reserve Bank of St. Louis Review, Vol.90 (2008), No.1, pp.9-30.

Mikromarketing

Geomarketing

Milieu (alternatives, hedonistisches, kleinbürgerliches etc.) del Militärgut Militarismus

Sinus-Milieu;

Wertewan-

Waffenhandel, internationaler Imperialismus

Millenniumserklärung veröffentlicht als Ergebnis des Gipfeltreffens der Vereinten Nationen, an dem im September 2000 in New York Staats- und Regierungschefs von 189 Ländern teilgenommen haben. Die Millenniumserklärung beschreibt die globalen Herausforderungen ( Probleme, globale) und die Agenda für die inter-

Minderheit

1007

nationale Politik an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Zu den Themen Entwicklung, EntUmweltschutz wurden konkrete Zielvorgaben formuliert und mit messbaren wicklungshilfe und Indikatoren hinterlegt: Millennium Development Goals bzw. Millenniumsziele. Millenniumsziele von allen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen im September 2000 verabschiedet, um eine Entwicklung der Welt zu gewährleisten ( Millenniumserklärung). zukunftsfähige und nachhaltige Reiche und arme Länder verpflichten sich in der mit einem Zeitplan bis 2015 untersetzten VereinbaArmut weltweit entschieden zu reduzieren, die menschliche Würde rung, alles zu unternehmen, um und Gleichberechtigung zu fördern sowie Demokratie, Frieden und ökologische Zusammenarbeit zu verwirklichen. (1) Beseitigung extremer Armut: Die Zahl der Menschen, die von weniger als einem US-Dollar pro Tag leben und/oder Hunger leiden, soll um die Hälfte gesenkt werden. (2) Verwirklichung der allgemeinen Primärschulbildung: Alle Jungen und Mädchen sollen eine vollständige Grundschulausbildung erhalten ( Humankapital). (3) Förderung der Gleichheit der Geschlechter und Ermächtigung der Frauen: Bis 2005 soll in der Grund- und Mittelschulausbildung und bis 2015 auf allen Ausbildungsstufen die Gleichbehandlung der Geschlechter gewährleistet werden ( Geschlechterunterschied). (4) Senkung der Kindersterblichkeit: Die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahre soll um zwei Drittel reduziert werden. (5) Verbesserung der Gesundheit von Müttern: Die Müttersterblichkeit soll um drei Viertel reduziert werden. (6) Krankheitsbekämpfung: Die Ausbreitung von HIV/Aids soll gestoppt und zurückgedrängt werden, und der Ausbruch von Malaria und anderer schwerer Krankheiten soll verhindert werden ( Armut). Nachhaltigkeit: Die nationale Politik soll sich an den Grundsätzen nach(7) Sicherung ökologischer haltiger Entwicklung orientieren und die Verschwendung von Umweltressourcen beenden ( Umweltschutz, globaler). Die Zahl der Menschen, die keinen dauerhaften Zugang zu gesundem Trinkwasser haben, soll um die Hälfte reduziert werden ( Wasserressourcen). Bis 2020 sollen die Lebensbedingungen von zumindest 100 Mio. Slum-Bewohnern grundlegend verbessert werden. (8) Sicherung der ökonomischen Nachhaltigkeit: Hierzu bedarf es eines offenen, auf festen Regeln Bedürfnissen der am beruhenden, nichtdiskriminierenden Finanzsystems, das auch den besonderen wenigsten entwickelten Länder Rechnung trägt ( Least Developed Country). Deren Schulden sollen auf lange Sicht tragbar sein. " Drechsel, P.: Weltbankberichte, Milleniumsdeklaration, Milleniums-Entwicklungsziele. Aktionsprogramm 2015 der BRD. UNDP-Report, Universität Mainz, Mainz 2003. Kreckel, R.: Politische Soziologie der sozialen Ungleichheit, 3.Aufl., Frankfurt/Main 2004.

Millionär Mimik

World Wealth Report Kommunikation, nonverbale

Minderheit (1) Bevölkerungsgruppe, die numerisch und/oder sozial von der Bevölkerungsmehrheit abgegrenzt Rewird. Je nachdem, um welches Unterscheidungsmerkmal es sich dabei handelt ( Staats- bzw. Sprache; Rasse; Ethnie; Schicht, soziale), spricht man von einer ligionszugehörigkeit; nationalen, religiösen oder sonst wie definierten Minderheit. Da es sich dabei zumeist um zahlenmäßig kleine Bevölkerungsgruppen handelt, haben diese häufig weniger Rechte als die Gruppierung, welche in einem Staat die Mehrheit bildet. Nicht selten werden Minderheiten physisch und/oder psychisch Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen Minderheitsbedroht, weshalb die Muttersprache der jeweiligen Minrechte fordern (z.B. Schulen, wo – zumindest teilweise – in der Europäische Charta zum Schutz von Regional- und Minderheitssprachen). derheit unterrichtet wird;

1008

Mindestlohn

(2) Minderheiten leben nahezu überall in Europa. Bedingt durch Völkerwanderungen und zahllose Kriege finden sich selbst in Ländern, wo man es nicht vermutet, weil sie nicht in spektakulärer Weise durch Sezessionsbestrebungen von sich reden machen, ethnische Minderheiten. Dies gilt z.B. für die ReNiederlande (Friesen), für Skandinavien (Lappen) oder die Schweiz (Rätoromanen). In anderen Globalisierung, europäischem Einigungsprozess ( Binnengionen jedoch streben angesichts von Integration in der jüngeren Vergangenheit kulturelle bzw. natiomarkt) und anderen Formen der nale Minderheiten verstärkt und stellenweise äußerst aggressiv nach Autonomie. Symptomatisch hierfür sind die Anschläge, welche bspw. Basken in Spanien oder Korsen in Frankreich verüben. In Deutschland sind die in Schleswig-Holstein lebenden Dänen als nationale Minderheit anerkannt. Von den ethnischen Minderheiten (Friesen, Sinti und Roma sowie Sorben) unterscheiden sich Erstere dadurch, dass sie in einem anderen Land die „staatstragende Mehrheit“ stellen. Für die sprachliche Minderheit wiederum ist charakteristisch, dass sie, wie die Frankokanadier oder die Rätoromanen, eine andere Muttersprache sprechen als die Mehrheit der Bevölkerung des Landes, in dem sie leben. Minderheiten in Europa Legende: 1 Iren 2 Waliser 3 Bretonen 4 Basken 5 Katalanen 6 Korsen 7 Deutsche 8 Franzosen 9 Schweden

10

9 Russland

17

1

16

2 12

7

7 8

7

7

13

13 14

6 5

17

13

7

4

Vielvölkerstaaten

17 17 16

7 11

3

10 Lappen 11 Dänen 12 Sorben 13 Ungarn 14 Albaner 15 Türken 16 Polen 17 Russen

15

14

15 Zypern

Quelle: Korfmacher (1999, S.1).

" Boden, M.: Nationalitäten, Minderheiten und ethnische Konflikte in Europa, München 1993. Korfmacher, H.: Ethnische Konflikte und ihre Eindämmung, in: Das Parlament, Nr.34 (20.8.1999), S.1.

Mindestlohn Arbeitslohn, den jeder Arbeitgeber seinen Arbeitnehmern zumindest bezahlen muss. Hierzu gibt es in Europäischen Union unterschiedliche Regelungen. Während Dänemark, Deutschland, Finnland, der

Mindestlohn

1009

Italien, Österreich und Schweden keinen Mindestlohn gesetzlich vorschreiben (oder nur für einzelne Branchen), haben andere Länder höchst unterschiedliche Bedingungen etabliert (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Gesetzliche Mindestlohnsysteme im Vergleich Differenzierung nach Alter

Festlegung und Anpassung

Belgien (1975)

Alle AN ab 21 Jahren in der Privatwirtschaft außer Auszubildende, kurzfristig Beschäftigte (< 1 Monat) und Familienmitglieder in Familienbetrieben

Geltungsbereich

Reduzierter ML für Jugendliche unter 21 Jahren; von 70% für 16-Jährige bis zu 94% für 20-Jährige

Automatische Lohnindexierung (halbjährlich) und zusätzliche gesetzliche Anpassungen, über die im nationalen Arbeitsrat entschieden wird (alle zwei Jahre)

Frankreich (1950; heutige Form seit 1970)

Alle AN ab 18 Jahren außer Arbeiter in der Landwirtschaft, der Handelsmarine und Arbeitnehmer, die auch mit Kost und Logis bezahlt werden

Reduzierter ML für Jugendliche unter 18 Jahren und weniger als sechs Monate Berufserfahrung; von 80% für 16-Jährige bis 90% für 17-Jährige

Erlass des Ministerrats auf Empfehlung des nationalen Tarifausschusses; Anpassung mindestens einmal pro Jahr

Griechenland (1953; heutige Form seit 1990)

Alle AN ab 15 Jahren in der Privatwirtschaft; getrennte ML für Arbeiter und Angestellte; Differenzierung nach Berufserfahrung möglich

Keine

Entscheidung der Tarifpartner im Rahmen einer gesamtwirtschaftlichen Vereinbarung; regelmäßige Anpassung

Japan (1959; heutige Form seit 1968)

Alle AN außer Beamte, Auszubildende, Behinderte, neu Eingestellte in der Probezeit und geringfügig Beschäftigte

Keine (in der Mehrzahl der japanischen Präfekturen)

Die Direktoren der verschiedenen Präfekturen entscheiden auf Vorschlag regionaler Mindestlohnfachgremien; jährliche Anpassung

Niederlande (1969)

Alle AN ab 23 Jahren; Behinderte und Beschäftigte in privaten Haushalten können davon ausgenommen werden

Reduzierter ML für Jugendliche unter 23 Jahren; von 30% für 15-Jährige bis 85% für 22-Jährige

Gesetz des Arbeitsministers auf Empfehlung des Sozialökonomischen Rats; regelmäßige Anpassung (Überprüfung zweimal pro Jahr)

Polen (1990)

Alle AN

Keine

Automatische gesetzliche Anpassungen (nach einer bestimmten Formel mehrmals pro Jahr)

Portugal (1974)

Alle AN; Beschäftigte in privaten Haushalten erhalten einen etwas geringeren ML; reduzierte Sätze für Auszubildende (bis 80%) und Behinderte (bis 50%)

Keine

Erlass der Regierung nach Konsultierung der Tarifpartner; jährliche Anpassung

Spanien (1963; heutige Form seit 1976)

Alle AN ab 16 Jahren; Beschäftige in privaten Haushalten erhalten einen deutlich geringeren ML

Keine

Erlass der Regierung nach Konsultierung der Tarifpartner; jährliche Anpassung

Tschechische Republik (1991)

Alle nicht tarifgebundenen AN der Privatwirtschaft; reduzierte ML für Bergleute und Behinderte

Keine

Gesetz der Regierung; unregelmäßige Anpassung

Ungarn (1977; heutige Form seit 1992)

Alle AN außer Auszubildende

Keine

Gesetz der Regierung auf Vorschlag eines Fachgremiums; jährliche Anpassung

Vereinigte Staaten (1938)

Alle AN außer leitende Angestellte und einige hochqualifizierte Berufe; nationaler ML und regional differenzierte ML (Bundesstaaten)

Reduzierte ML für Jugendliche unter 20 Jahren während der ersten 90 Tage ihrer Beschäftigung

Kongress stimmt über Anpassung ab; unregelmäßige Anpassung (letztmals 1997 um 40 Cent)

Quelle: IW-Trends, Nr. 4/2004, S.43.

1010

Mindestreserve

Der Smic, wie der Mindestlohn in Frankreich heißt, variierte 2007 innerhalb der Gemeinschaft um mehr als 700%: zwischen 9,08 € (= Luxemburg) und 0,53 € (= Bulgarien) (vgl. Abb. 2). Relativ betrachtet, d.h. in Prozent des Durchschnittslohns, ist die Spannweite allerdings wesentlich geringer (3649%). Abb. 2: Mindestlohn in der Europäischen Union (2007, in € pro Stunde) Luxemburg

9,08

Slowenien

Irland

8,30

Portugal

3,99 2,82

Frankreich

8,27

Tschechien

1,76

Niederlande

8,13

Ungarn

1,50

Großbritannien

7,96

Polen

1,34

Belgien

7,93

Estland

1,33

Griechenland

4,22

Slowakei

1,32

Spanien

3,99

Bulgarien

0,53

Malta

3,47

Quelle: EUROSTAT.

Mindestreserve von allen Geschäftsbanken bei der Deutschen Bundesbank zu hinterlegende unverzinsliche Einlage. Mit diesem Instrument reguliert „die Bundesbank“ den Kreditspielraum der Finanzinstitute. Minenrisiko

Kriegsrisiko

Ministerrat Europäischen Union. Der offiziell Rat der Europäischen Union und häufig wichtiges Organ der auch nur kurz Rat genannte Ministerrat setzt sich aus je einem Fachminister der 27 Mitgliedsstaaten (Stand 2009) zusammen. Konkret bedeutet dies, dass die Außenminister den Rat für Allgemeine Angelegenheiten bilden, die Umweltminister den Umweltrat usw. Die insgesamt neun „Räte“ bilden zuEuropäischen Parlament die EU-Legislative. Darin dominierte zunächst der Misammen mit dem nisterrat; zunehmend aber gewinnt das anfangs vergleichsweise bedeutungslose Parlament an Einfluss und politischer Macht. In einer langjährig festgelegten Reihenfolge übernimmt für jeweils sechs Monate ein Mitgliedsland den Vorsitz im Rat: die Ratspräsidentschaft. MINT

Humankapital

Mischkalkulation Mischkonzern Mischkultur

Cross Subsidization Chaebol;

Keiretsu;

Konglomerat;

Netzwerk;

Zeibatsu

Nationalstaat

Mischkulturstrategie

Internationales Personalmanagement

Mischzoll soll bei Produkten, die starken Preisschwankungen unterliegen (bspw. Obst und Gemüse), eine MinZollart dest- bzw. Höchstbelastung der einzuführenden Ware gewährleisten ( Zolltarif). Diese verkörpert eine Kombination aus Wertzoll, der in Prozent des Warenwertes bestimmt wird, und spezifischem Zoll. Er bezieht sich auf das Gewicht, die Länge, die Stückzahl oder das Volumen der gehandelten Ware.

Mitbestimmung

1011

Missile Technology Control Regime

Außenwirtschaftsrecht

Mitbestimmung (1) institutionalisierte Form der Beteiligung der Arbeitnehmer an unternehmerischen Entscheidungen. In der Realität erweist sich dieses Instrument jedoch häufig eher als Kontroll- denn als direkte Mitentscheidungsmöglichkeit. In Deutschland regelt das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) das MitbestimGewerkschaften mungsrecht besonders weitgehend (aufgrund der traditionell starken Rolle der hierzulande, des Einflusses der katholischen Soziallehre und der evangelischen Sozialethik, aber auch aufgrund der Unterstützung, welche Teile der deutschen Großindustrie den Nationalsozialisten gewährt hatten). Während in Deutschland selbst Unternehmensvertreter damit auch Vorteile verbinden (bspw. Identifikation der Belegschaft mit dem Unternehmen und Arbeitgeber, Sicherung des betrieblichen Arbeitskampff ), gilt das deutsche Mitbestimmungsrecht ausländischen Investoren primär Friedens Standortwettbewerb ( Economic Freedom Index). Geltend machen die Anhänger als Nachteil im des angelsächsischen Betriebsverfassungsmodells u.a. folgende Vorbehalte: Verzögerung unternehmerischer Entscheidungen sowie Kosten (z.B. für die Wahl des Aufsichtsrates, welche etwa die Siemens AG für 2002 mit 5,4 Mio. € angibt). 2002 fielen hierzulande 767 Unternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten (386 Aktiengesellschaften, 337 GmbHs und 44 Sonstige) unter das Mitbestimmungsgesetz von 1976. Abb. 1: Regelung der Mitbestimmung in Europa Keine Mitbestimmung auf Unternehmensebene

Arbeitnehmer stellen ein Drittel der Vertreter

Arbeitnehmer stellen die Hälfte der Vertreter

Belgien Estland Frankreich Griechenland Irland Italien Lettland Litauen Niederlande Betriebsräte sind aber an der Bestellung der Aufsichtsratsmitglieder beteiligt Portugal Spanien Großbritannien

Deutschland Deutschland ab 2.000 Arbeit(bis 2.000 Arbeitnehmer nehmer) Luxemburg Österreich Polen Slowakische Republik (ab 50 Arbeitnehmer) Slowenien (bis 1.000 Arbeitnehmer; ab 1.000 Arbeitnehmern kann eine weitergehende Beteiligung vereinbart werden) Ungarn (ab 50 Arbeitnehmer) Frankreich, Irland, Italien: In Staatsunternehmen sind zum Teil weitergehende Beteiligungsrechte vorgeschrieben.

Sonstige Regelungen Dänemark: Arbeitnehmer können über Einführung der Beteiligung abstimmen. Es müssen mindestens zwei Arbeitnehmervertreter entsandt werden. Finnland: Auf vier Arbeitgebervertreter kommt ein Arbeitnehmervertreter, höchstens jedoch vier Arbeitnehmervertreter pro Rat. Schweden: Ab 25 Arbeitnehmern werden zwei Arbeitnehmervertreter entsandt, bei mehr als 1.000 Arbeitnehmern drei Vertreter. Die Zahl der Arbeitnehmervertreter muss unterhalb der Zahl der Arbeitgebervertreter liegen.

Quelle: Ursprungsdaten: Hans-Böckler-Stiftung; in: iwd, Nr.47 (18.11.2004), S.7.

Aber auch in vielerlei anderer Hinsicht bestehen teilweise gravierende Unterschiede. So wird die Frage, ab wie vielen Arbeitnehmern ein Betriebsrat bzw. eine andere Form der Arbeitnehmervertretung eingerichtet werden kann, in Europa teilweise höchst unterschiedlich beantwortet (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Die Spannweite reicht von verschiedenen MOE-Ländern, wo bereits ab drei Arbeitnehmern eine Betriebsgewerkschaft zu gründen ist (bspw. Litauen, Slowakei), bis hin zu Belgien, wo der entsprechende Grenzwert bei 100 Arbeitnehmern liegt. Deutschland gehört mit Spanien und Estland zu jenen Ländern, in denen ab fünf Arbeitnehmern eine Arbeitnehmervertretung gefordert werden kann.

1012

Mitbestimmung

Abb. 2: Grenzwerte für die Einrichtung von Arbeitnehmervertretungen B

100

Betriebsrat

BG

25

wenn keine Gewerkschaft im Betrieb vertreten ist, wenn ja: kein Betriebsrat

NL

10-34 35 100

Recht, zweimal im Jahr eine Betriebsversammlung zu verlangen Betriebsrat alle nach dem Gesetz vorgesehenen Befugnisse des Unternehmensrats

DK

35

Betriebsrat

D

5

Betriebsrat

PL

10

Betriebsgewerkschaft

20

Mitbestimmung bei Einstellung, Eingruppierung, Versetzung, Umgruppierung

RO

15 50

E

5

Betriebsgewerkschaft Gesundheits- und Sicherheitsausschuss Personaldelegierte

5 11

Betriebsgewerkschaft Bevollmächtigter für Arbeitsumwelt,

EST

51

Rat für Arbeitsumwelt

10

Personaldelegierte ('délégué de personel') als eine Art Ombudsmann

50

Betriebsrat

GR

50

Betriebsrat

I

15

Betriebsrat

LV

3-5

Betriebsgewerkschaft

5

Betriebsrat

3

Betriebsgewerkschaft

F

LT

50 SK

SLO CZ

H

(Ombudsleute) Betriebskomitee ('comité de empresa')

3

Betriebsgewerkschaft

5-19 20 20 20

Vertrauensfrau/-mann Betriebsrat Vertrauensfrau/-mann Betriebsrat

3

Betriebsgewerkschaft

11-24

Arbeitnehmervertreter für Arbeitsund Gesundheitsschutz

ab 25

Betriebsrat

16-50

Betriebsobmann

51

Betriebsrat

Quelle: Ursprungsdaten: Kohl/Platzer (2003);in: iwd, Nr.16 (21.4.2005), S.7.

Hinzu kommt, dass die Arbeitnehmervertretungen in den einzelnen Ländern höchst unterschiedliche Kompetenzen haben. In Belgien etwa obliegt den Betriebsräten die Überprüfung von Richtlinien für die Einstellung und Entlassung, von Strukturveränderungen, von Beschäftigungs- und Kurzarbeitsplänen, von Massenentlassungen und Betriebsstilllegungen sowie von Änderungen der Arbeitsbedingungen. Hingegen beschränkt sich das Mitbestimmungsrecht der portugiesischen Betriebsräte auf die Benennung eines Teils der Wirtschaftsprüfer und Sachverständigen. Noch begrenzter ist der Gestaltungsspielraum von Betriebsräten in Frankreich: Sie dürfen lediglich über die Gestaltung der Sozialeinrichtungen ihres Unternehmens und die Vergabe von Stipendien mitbestimmen. Auch in Lettland wurden den Betriebsräten nur wenige Rechte zugebilligt: In Fragen der Betriebsordnung und, im Falle von Entlassungen, welche der Arbeitgeber veranlasst, bei besonderen Regelungen des Arbeitsgesetzbuches haben sie das Zustimmungsrecht. Ganz anders verhält es sich in den MOE-Ländern. In Tschechien etwa hat der Betriebsrat bei folgenden Sachverhalten ein Zustimmungsrecht (was bedeutet, dass der Arbeitgeber eine Maßnahme nur mit Zustimmung des Betriebsrats durchführen darf, der Betriebsrat aber nicht berechtigt ist, eine Alternative vorzuschlagen): Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses von Mitgliedern des Gewerkschaftsorgans während ihres Mandats und ein Jahr danach, Veröffentlichung der Arbeitsbestimmungen, Verkürzung der im Arbeitsrecht vorgesehenen Frist für die Festlegung von Urlaubsterminen, Ausnahmen für Urlaubskürzungen oder unentschuldigtes Fernbleiben von der Arbeit, Festlegung der Termine für kollektiv freie Tage, Prüfung der Rechtmäßigkeit des Fernbleibens von der Arbeit in gewissen Fällen, Veröffentlichung, Änderung, Aufhebung der Regeln des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, Überprüfung des Stands des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, Anzahl der an der Beerdigung eines Kollegen teilnehmenden Beschäftigten sowie Erlass, Änderung bzw. Aufhebung der Arbeitsordnung. Die Niederlande kennen gleichfalls ein sehr ausgeprägtes Mitbestimmungsrecht. Dieses bezieht sich auf die Überprüfung der Kompetenz von Personen, die für die Aktionärsversammlung nominiert werden, soziale und personale Angelegenheiten, die Arbeitsordnung, Arbeitszeit und Urlaub, die Vermögensbildung, Gewinnbeteiligung und Entlohnungssysteme, Fragen der Arbeitssicherheit, die Einstellungs-, Entlassungs- und Beförderungspolitik, die Schulung, Fortbildung und Beurteilung der Mitarbeiter. Weiterhin sind in den Niederlanden die betriebliche Sozialberatung, die Betriebsordnung, der Umgang mit Beschwerden sowie die Arbeitsberatung mitbestimmungspflichtig.

Mittelständisches Unternehmen

1013

(2) Um Direktinvestitionen innerhalb der Europäischen Union zu erleichtern, hat der EuroHerkunftslandprinzip auch in diesem Bereich Geltung verschafft: Damit päische Gerichtshof dem können Unternehmen, die ihre Zentrale etwa nach Deutschland verlegen, weiterhin die in ihrem Herkulturvergleichender Sicht ist anzumerken, kunftsland gültigen Beteiligungsgesetze anwenden. Aus Gesellschaften einen höheren Stellenwert dass Idee und Prinzip der Mitbestimmung in femininen besitzen als in maskulinen Gesellschaften ( Maskulinität vs. Feminität). Dort werden im Konfliktfall eher Loose-/Win-Konstellationen gesucht als Win-/Win-Konstellationen ( Konfliktmanagement). " Höland, A.: Mitbestimmung in Europa. Rechtliche und politische Regelungen, Frankfurt/Main 2000. Kohl, H.; Platzer, H.-W.: Arbeitsbeziehungen in Mittelosteuropa, Baden-Baden 2003. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.724f.

Mitläufer-Effekt MIT-Studie

Demonstrationseffekt der Internationalisierung

Kanban;

Qualitätsmanagement

Mittel- und Osteuropa

Mitteleuropäisches Freihandelsabkommen;

Mitteleuropäische Zeit

Meridiankonferenz

MOE-Länder

Mitteleuropäisches Freihandelsabkommen (1) ursprünglich (1991) von vier Ländern (Polen, Slowakischer Republik, Tschechischer Republik und Zöllen und nichttarifären HandelshemmUngarn) mit dem Ziel des schrittweisen Abbaus von Europäischen Union vereinbarnissen (bis 2001) und der Koordination ihrer Politik des Beitritts zur Freihandelsabkommen. Ende 1992 unterzeichneten die Mitgliedsländer im polnischen Krakau tes Freihandelszone, die Central Euroein Abkommen über die Errichtung einer mitteleuropäischen pean Free Trade Association. Dieses Abkommen trat am 1.3.1993 in Kraft. 1996 (Slowenien) und 1997 (Rumänien) wurde der in Anspielung auf den Konferenzort (Visegrad in Ungarn) VisegradStaaten genannte Kreis der Mitglieder erweitert. (2) Am 19.12.2006 wurde, nachdem die Mitgliedsländer der CEFTA der Europäischen Union beigetreten waren, ein reformiertes Abkommen unterzeichnet: CEFTA-2006. Diesem Abkommen traten Albanien, Bosnien und Herzegowina, Moldawien, Montenegro, Serbien und das unter UN-Verwaltung stehende Kosovo bei. Mit der Verlagerung des geographischen Fokus des Freihandelsabkommens (von Mitteleuropa nach Südosteuropa) einher ging eine Ausweitung der Zielsetzung. Neben der Intensivierung des Intrahandels stand nunmehr auch die Förderung der politischen Stabilität auf der Agenda. Das CEFTA-Abkommen ersetzt 32 bilaterale Freihandelsabkommen durch ein einheitliches Regelwerk. Mittelmeerkonferenz Mittelsmann

Barcelona-Prozess

Sponsor

Mittelständisches Unternehmen (1) Unternehmenstypus, der höchst unterschiedlich definiert wird (z.B. nach Maßgabe der Besitzverhältnisse). Zumeist aber dient die Unternehmensgröße als Unterscheidungskriterium, wobei, je nach Wirtschaftssektor, teils höhere Grenzwerte (Produzierendes Gewerbe), teils niedrigere Grenzwerte (Dienstleistungsunternehmen) gelten. Ab 2005 werden gemäß einer Empfehlung der EU-Kommission (2003/361/EG) einheitlich drei Kriterien zur Definition herangezogen (vgl. Abb., nächste Seite): Diese Eueinheitliche Definition soll nicht nur allgemein für Eindeutigkeit sorgen, sondern vor allem dem Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Europäropäischen Investitionsfonds (EIF), der ischen Union als Orientierung dienen und helfen, Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der Gemeinschaft zu vermeiden.

1014

Mittelständisches Unternehmen

Kriterien der EU-Unternehmenstypologie Beschäftigte Kleinstunternehmen

< 10

Umsatz (in Mio. €) 2

Bilanzsumme (in Mio. €) 2

Kleinunternehmen

< 50

10

10

Mittelunternehmen

< 250

50

43

250

> 50

> 43

Großunternehmen

Quelle: Europäische Kommission, 2003; Brockmann (2005, S.40).

(2) Der so genannte Mittelstand erfreut sich aus einer Vielzahl von Gründen der besonderen AufmerkKleinsamkeit und Förderung. Vor allem für die deutsche Wirtschaft ist seine Bedeutung immens: und Mittelständische Unternehmen mit maximal 499 Beschäftigten und höchstens 50 Mio. € Jahresumsatz sorgten hierzulande in den Jahren 2001-2003 für 81,9% der Lehrstellen, 70,2% der Arbeitsplätze, F+E-Aufwendungen. 48,8% der Wertschöpfung, 46,0% der Investitionen, aber für (nur) 12,2% der Neben dieser ökonomischen Schlüsselrolle erfüllen die KMU auch eine unersetzliche soziale Funktion. EU-Kommission unter mehr als 7.000 Unternehmen mit bis zu 249 MitarWie eine Erhebung der ethibeitern im Jahre 2001 ergab, engagieren sich 55% der kleinen und mittleren Unternehmen aus Good Corporate Citizenship ihre Beziehunschen bzw. altruistischen Gründen. 33% wollen durch gen zu öffentlichen Einrichtungen verbessern und 26% zu den Kunden (= Mehrfachnennung). Ihre Beziehungen zu Geschäftspartnern und Investoren ( Stakeholder) wollen damit europaweit lediglich 15% verbessern. Und 24% der befragten deutschen Mittelständler hoffen auf verbesserte Investor Relations. Eigenkapitalquote (3) Das traditionelle Schlüsselproblem des deutschen Mittelstands ist die geringe dieses Unternehmenstyps. Bei den oben beschriebenen Unternehmen macht sie laut Creditreform lediglich 7,5% der Bilanzsumme aus. Im Vergleich dazu schneiden etwa österreichische (= 15,9%), vor allem aber französische (= 33,9%), niederländische und US-amerikanische Mittelständler (= 44,9%) weitaus besser ab. Erklären lässt sich dieser Unterschied in der Kapitalausstattung u.a. damit, dass es deutschen Unternehmen aufgrund der überdurchschnittlichen Höhe der Ertragssteuern auf einbehaltene Gewinne schwerer fällt als anderen, Eigenkapital zu bilden und damit eine solide Unternehmensfinanzierung zu betreiben ( Steuerwettbewerb). Da dieser Unternehmenstypus vielfach innovativer ist und personalintensiver arbeitet als die Großunternehmen ( Innovation), erklärt die geringe Eigenkapitalquote zu nicht geringen Teilen die Wachstums- und Strukturschwäche der deutschen Wirtschaft. Auch besteht empirisch zwischen der Höhe der Eigenkapitalquote und der Wahrscheinlichkeit einer Standort Insolvenz ein signifikanter Zusammenhang ( Insolvenzverfahren, internationales; Deutschland). Europäische Union diesen Unternehmen anbietet, (4) Zu dem Förderinstrumentarium, das die zählen u.a.: a) Startkapital (für die Finanzierung der Gründungsphase und des ersten Geschäftsjahres erforderliche Finanzmittel), b) Bürgschaftsfazilität (Garantien und Garantiesysteme, speziell für Kleinkredite zur Finanzierung von Hardware und Software sowie von Schulungsmaßnahmen im Zusammenhang mit der Einrichtung von E-Commerce). (5) Nach Angaben von Creditreform unterhielten im Jahre 2001 insgesamt 44% der „deutschen Mittelständler“ Geschäftsbeziehungen mit ausländischen Unternehmen: 29% von ihnen exportierten ( Export), 26% importierten ( Import), 8% kooperierten mit ausländischen Unternehmen ( Kooperation Joint Venture), und 4% hatten im Ausland eigene Niederlassungen errichtet ( Tochterbzw. unternehmen). Wie eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft zu erkennen gibt, besteht ein Auslandsnieenger Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und dem Unterhalt von derlassungen.

MNU

1015

Grad der Internationalisierung in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße Anteil der Unternehmen mit … … Standorten im Ausland Mitarbeiter

EU

… Geschäftskontakten im Ausland

Übriges Ausland

EU

Übriges Ausland

1-9

9,8

11,5

47,1

43,1

10 - 49

7,1

8,0

64,1

55,0

50 - 99

16,9

18,2

80,3

72,0

100 - 499

32,2

30,2

75,4

68,4

500 - 999

55,8

52,9

84,6

84,6

1.000 - 4.999

59,0

56,6

86,3

81,0

über 5.000

81,3

80,6

90,3

89,7

alle Betriebe

31,1

30,2

74,0

67,8

Quelle: IW-Umfrage bei 633 Unternehmen im Mai 2002, Mehrfachnennungen; in: iwd, Nr.51/52 (19.12.2002), S.7.

Gemäß dem BDI-Mittelstandspanel investierten 2005 lediglich 7% der Mittelständler im Ausland (Großunternehmen = 63%), wobei nur 2% der Investitionsmittel der KMU ins Ausland flossen (Großunternehmen = 26%). Um bestehende Spezialisierungsvorteile besser nutzen und Kostenvorteile erringen zu können, wird aber gerade diesem Unternehmenstypus immer wieder empfohlen, sich nicht nur Netzwerken zusammenzuschließen ( Internationazu regionalen, sondern auch zu überregionalen European Business Survey; Unternehmensfinanlisierung von mittelständischen Unternehmen; zierung). " Brockmann, H.: KMU. Neudefinition kleiner und mittlerer Unternehmen der Europäischen Kommission, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 34.Jg. (2005), Nr.1, S.39-40. Icks, A.; Kaufmann, F.; Menke, A. (Hrsg.): Unternehmen Mittelstand. Chancen im globalen Strukturwandel, München 1992. Institut der deutschen Wirtschaft (Hrsg.): Mittelstand in Deutschland. Stiefkind der Wirtschaftspolitik, Köln 2004.

Kreditanstalt für Wiederaufbau

Mittelstandsbank Mittelstandsinitiative

Ausfuhrpauschalgewährleistung

Mittelstandsprogramm Ausland Mittelstandsumfrage

Klein- und mittelständische Unternehmen

European Business Survey

Mitteltechnologieprodukt

Warengruppe

Mittlere Art und Güte Handelsklausel, wonach der Verkäufer Ware von durchschnittlicher Qualität zu liefern hat ( Klausel). Der Käufer ist nur dann berechtigt, eine Mängelrüge auszusprechen, wenn mindere Qualität geliefert wurde Mittlerer Osten ML-Vertrieb MMA

Multi Level-Vertrieb

Madrider Abkommen über die internationale Registrierung von Marken

mm-Ländertest MNU

Naher Osten

Länderrisiko

Multinationales Unternehmen

1016

Mobilität

Mobilität Ortswechsel bzw. Beweglichkeit (lat. = mobilitas), die materieller Natur sein kann, wie die internationale Mobilität ( Änderungsbereitschaft), aber auch immaterieller Natur, wie die soziale Mobilität. Migration die Entsendung. Eine bedeutWichtige Erscheinungsformen von Mobilität sind neben same Ursache von Immobilität ist die Sprachbarriere. Mobilität, internationale (1) Bereitschaft, aus beruflichen und/oder anderen Gründen für längere Zeit im Ausland zu leben und evolutionspsychologisch: „Wer mobil war, hatte Erfolg.“ Diese Erkenntnis zu arbeiten. Zwar gilt der stammesgeschichtlichen Verhaltensforschung beherzigen hierzulande offenbar aber nur noch wenige. Denn gemäß einer Studie von Price Waterhouse Coopers sind nur 14% der Deutschen (über 16 Ausland zu leben und zu arbeiten ( Änderungsbereitschaft). Befragt man TopJahre) bereit, im Manager, so ergibt sich allerdings ein anderes Bild: 79% von ihnen würden nach eigenem Bekunden eine solche Aufgabe übernehmen, was 64% der befragten Unternehmen von Führungskräften auch Motive, die für einen Auslandseinsatz sprechen ( Entsendung), sind aus Sicht der Geerwarten. samtheit der Befragten höheres Einkommen (49%) und verbesserter Lebensstandard (47%), während Führungskräfte in erster Linie an ihre Karriere denken und hoffen, nach einem erfolgreichen Auslandseinsatz einen interessanten Aufgabenbereich übernehmen zu können. Die Aussicht auf eine Gehaltssteigerung folgt hier an dritter Stelle. Hinderungsgründe sind familiäre Bindungen, mangelnde Sprachkenntnisse ( Sprache) und ungenügende Informationen. Aus Sicht der befragten Unternehmen sind dagegen rechtliche Hindernisse (Unterschiede in Arbeitsrecht, Besteuerung und Altersversorgung) die maßgeblichen Barrieren. Problematisch ist auch, dass die (internationale) Mobilität bei jüngeren Mitarbeitern am größten ist, die Unternehmen aber häufig darauf angewiesen sind, erfahrene Mitarbeiter zu entsenden. (2) Von Migration unterscheidet sich Mobilität u.a. durch die Freiwilligkeit. Während Expatriates tendenziell Chancensucher sind, verlassen die meisten Migranten aus einer Notlage heraus ihre Armut und/oder politischer Verfolgung zu entgehen ( MenschenHeimat. Ihr primäres Ziel ist es, rechte). " Körner, H.: Internationale Mobilität der Arbeit, Darmstadt 1990. Stahl, G.K.: Internationaler Einsatz von Führungskräften, München 1998. Wortmann, M.; Dörrrenbacher, C.: Multinationale Konzerne und der Standort Deutschland, in: Fricke, W. (Hrsg.), Jahrbuch für Arbeit und Technik, Bonn 1997, S.28-42.

Mobilität, soziale

Sprachbarriere;

Protestantismus-These

Mobilitätsgrad (1) gemessen als „Anzahl Pkw in Relation zur Einwohnerzahl“, ist in Luxemburg (622 Pkws pro 1.000 Einwohner) und Island (570 Pkws) am größten. Auf den Plätzen drei bis sechs dieser Rangliste folgen Italien mit 565 Pkws, Brunei mit 555 Pkws, Kanada mit 548 Pkws und Deutschland mit 540 Pkws. Das klassische Land der Automobil-Massenproduktion, die USA, rangieren mit 472 Pkws lediglich auf Platz 13. In China, das bisweilen etwas vorschnell als Zukunftsmarkt der Automobilwirtschaft eingestuft wird, besaßen 2002 lediglich sieben von 1.000 Einwohnern ein Kraftfahrzeug. Allerdings sind in diesem Land die Wachstumsraten erheblich, während die europäischen Märkte als weitgehend gesättigt gelten. (2) Der Janus-Kopf der Mobilität zeigt sich in folgender Gegenüberstellung: Bedingt durch das allgeGlobalisierung und die gleichfalls mobilitätsintensive Restruktumeine Wirtschaftswachstum, die Wertschöpfungsketten, welche sich in Just in Time-Konzepten, im Lean Productirierung der Outsourcing-Konzepten manifestiert hat sich das binnenländische Verkehrsaufon System sowie in kommen zwischen 1970 und 2002 mehr als verdoppelt (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Dazu hat hauptsächlich der Straßenverkehr beigetragen: Mit einer Verfünffachung der Tonnenkilometern hat er seinen Anteil am Gesamtaufkommen von 36,4 auf 70,0% ausgeweitet. Deshalb haben die staubedingten (Neben-)Kosten der Mobilität mittlerweile gewaltige Ausmaße angenommen (vgl. Abb. 2, nächste Seite).

Modell der Exportneigung

1017

Abb. 1: Verkehrsaufkommen in der Bundesrepublik Deutschland

Legende:

Sonstige Binnenschifffahrt Eisenbahn Straße

256,2 17,0

14,5 51,4

48,8

64,9

215,9

71,5

421,5

424,8

17,3

15,1

61,8

61,3

300,3

69,9

67,7

13,7 54,8

272,5

280,7

1994

1996

504,6

508,5

506,2

469,2

15,8

16,4

16,0

15,4

66,5

64,8

64,2

76,0

74,3

72,0

346,3

353,0

354,0

2000

2001

2002

64,3 73,6 315,9

61,9 169,9

125,4

78,6

1970

1989

1990

1998

Quelle: DIW, in: iwd, 31.Jg. (2004), Nr.6.

Abb. 2: Staubedingte Kosten Zeitverlust (in Mrd. Stunden)

Staukosten (in Mrd. €)

Zeitverlust (in Mrd. Stunden)

Staukosten (in Mrd. €)

Berufsverkehr (ca. 26 €/Stunde)

1.080

27,61

Güterverkehr (ca. 36 €/Stunde inkl. Abschreibungen)

0,130

4,60

Dienstreiseverkehr (ca. 51 €/Stunde)

0,425

21,47

Bus im Nahverkehr

0,222

4,09

Privatfahrten (ca. 10 €/Stunde)

1,875

19,43

Bus im Fernverkehr

0,022

0,51

Lieferverkehr (ca. 26 €/Stunde inkl. Abschreibungen)

0,670

16,87 Gesamt

4,424

94,59

Quelle: BMW 1997; in: iwd, 31.Jg. (2004), Nr.6.

Mobilitätszulage

Auslandszulage

Modell der Exportneigung (1) besagt, dass die interne Umwelt (z.B. Produktqualität, Expansionsziel) und/oder die externe Umwelt (z.B. Wettbewerbsdruck, Marktsättigung) des Unternehmens Anreize zur Internationalisierung ausüben (vgl. Abb., nächste Seite). Diese können aber nur in dem Maße wirken, wie die Entscheidungsträger sie wahrnehmen. Diese „Filterfunktion des Managements“ hängt vom kognitiven Stil und dem Grad der Auslandsorientierung der Führungskräfte ab.

1018

Modell der Exportneigung

Modell der Exportneigung

Objektive Ebene

Unternehmensmerkmale Produktmerkmale Binnenmarkt Optimale Produktionsgröße Plazierung im Binnenmarkt Potentielle Exportmärkte Exportanreize wirken auf das Unternehmen ein

Subjektive Ebene Merkmale der Entscheidungsträger Kognitiver Stil Auslandsorientierung

Wahrgenommene externe

Wahrgenommene interne

Exportanreize

Exportanreize

(gegenwärtig oder zukünftig)

(gegenwärtig oder zukünftig)

Marktpotential Wettbewerbsstärke Nationale Exportförderung Ökonomische Integration

Ungenutzte Kapazität Produktmerkmale Wachstumsziele

Entscheidung über das "Vor-Export-Verhalten" Reaktivierende Strategie Diskontinuierliche Exportbemühungen

Aktive Strategie

Passive Strategie

Binnenmarkt-Strategie

Gezielte Vorbereitung von Export

Warten auf Auslandsaufträge

Keine gezielte Vorbereitung von Export

Exportgeschäft Quelle: Olson/Wiedersheim-Paul (1978, S.285); eigene Übersetzung.

Kein Exportgeschäft

MOE-Länder

1019

" Bieri, J.: Cognitive Complexity-Simplicity and Predictive Behavior, in: Journal of Abnormal and Social Psychology, Vol.51 (1955), pp.263-268. Hedlund, G.; Kverneland, A.: Are Strategies for Foreign Markets Changing? in: International Studies of Management & Organization, Vol.15 (1985), No.2, pp.41-59. Olson, H.C.; Wiedersheim-Paul, F.: Factors Affecting the Pre-ExportBehavior of Non-Exporting Firms, in: Ghertman, M.; Leontiades, J. (Eds.), European Research in International Business, New York 1978, pp.283-305.

Modell, skandinavisches Moderatorvariable

Staatsquote

Variable

Moderne Spezifikum der europäischen Geschichte und Entwicklung ( Europa). Die Moderne ist durch AufStaat und Kirche, Selbstreflexivität ( Anthropologie, klärung ( Globalisierung), Trennung von reflexive), Demokratisierung und Individualisierung ( Individualismus vs. Kollektivismus) sowie Gewaltenteilung und Industrialisierung geprägt. " Weber-Schäfer, P.: Wie europäisch ist die Moderne? in: Hampe, P. (Hrsg.), Symbol- und Ordnungsformen im Zivilisationsvergleich, Tutzing 1990, S.32-49.

Modul weitgehend autonome Teileinheit. Für die internationale Unternehmenstätigkeit sind bspw. die modulare Organisation ( Organisation, modulare), das modulare Markenkonzept ( Markenpolitik, internationale) und das modulare Sourcing bedeutsam ( Sourcing, modulares). Modul Sourcing spezielle Beschaffungsstrategie ( Beschaffung, globale; Global Sourcing; Sourcing-KonOutsourcing;). Anders als beim Multiple Sourcing, bei dem die verschiedenen Zulieferer zept; mehr oder weniger unverbunden agieren, werden diese beim Modular Sourcing hierarchisch organiWertschöpfungskette zu reduzieren, arbeitet das beschaffende Untersiert. Um die Komplexität der Produktionsmanagement, nehmen direkt nur noch mit dem Modullieferanten (bzw. Lead Supplier globales bzw. Systemlieferant) zusammen. Es beschafft nicht mehr von zahlreichen Einzellieferanten eine mehr oder minder heterogene Menge von Einzelteilen, sondern von wenigen Modullieferanten Just-in-Time, aus den von den komplexe Komponenten bzw. ganze Baugruppen, welche dieser, Unterlieferanten (Subcontractor) ihm zugelieferten Einzelteilen zusammenfügt. Häufig übernehmen Modullieferanten eigenständig F+E-Aufgaben ( Forschung + Entwicklung). " Perlitz, M.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2004, S.342f.

Modullieferant

Produktionsmanagement, globales;

Sourcing, modular es

MOE-Länder Transformationsländer Mittel- und Osteuropas ( Transformation). (1) Trotz eines dynamischen Wachstums der Wirtschaften dieser Reformstaaten schließt sich die Wohlstandsschere zwischen Ost- und Westeuropa nur langsam ( Europa). Bei einem Wachstumsplus von Europäischen Union (EU-15) wird bspw. Slowenien, das bislang am 2% gegenüber der „alten“ weitesten fortgeschrittene Land, im Jahr 2015 erst 91% des EU-Durchschnitts erreicht haben (vgl. Abb., nächste Seite). Außenhandelsbilanz der MOE-Staaten (2) Vorsicht ist auch bei der Bewertung der fraglos positiven Ausfuhrvolumen um 103,0 % angebracht. Während die OECD-Staaten zwischen 1995 und 2007 ihr Einfuhrvolumen um 114,1%, verbuchten Ungarn (+ 359,5% und + 334,8%) die steigerten und das Slowakei (+ 259,3% und + 248,0%), Tschechien (+ 235,6% und 225,8%) sowie Polen (+ 228,5% und 261,9%) wesentlich höhere Steigerungsraten. Im Vergleich mit Deutschland (+ 150,6% und + 106,0%) ist allerdings der Basiseffekt zu beachten: Die MOE-Staaten starteten Mitte der 1990er-Jahre von einem vergleichsweise geringen Ausgangsniveau. Hinzu kommt, dass die Ausfuhren häufig auf Offshoring-Geschäften basieren (d.h. in westeuropäischen Ländern gefertigte, z.B. Auto- oder Handy-

1020

Mogulreich

Teile werden dort nur montiert Assembling und dann als Produkt wieder re-importiert). Weiterhin gehen mehr als drei Viertel der Produktionszuwüchse bei technologisch anspruchsvollen Industriegütern auf die Steigerung importierter Vorleistungen zurück. Voraussichtliche Entwicklung des BIP (in Kaufkraftparitäten und % des Durchschnitts der EU-15) 2001

2005

2010

2015

Tschechien Ungarn Polen Slowakei Slowenien Bulgarien Rumänien Estland Lettland Litauen

58 50 39 47 70 24 27 38 30 29

62 54 39 50 75 26 29 41 33 32

69 59 43 55 83 29 32 45 37 35

76 65 48 61 91 32 36 50 40 39

Kroatien Mazedonien Russland Ukraine

32 19 33 16

34 19 36 18

37 21 39 20

41 24 43 22

USA EU-15 Durchschnitt

148 100

148 100

148 100

148 100

Quelle: Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIV).

Mogulreich Mohisten MOK

Erfolg von Volkswirtschaften Kulturstandard

Methode der offenen Koordinierung Distanz, genetische

Molekulargenetik Mondfest

Geschenk

Mondkalender Money Transfer Monismus

Zeitrechnung Cash Management

Schema

Monitoring allgemein: Überwachung und dauerhafte Beobachtung wichtiger Entwicklungen und Prozesse Internationalen Marketing meint Monitoring u.a. einen bestimmten Teil jener Maßnahmen, (1) Im Aktionskreis Deutsche Wirtschaft gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V. (APM) zum welche der Markenschutz ergreift. Hierbei beobachten mehrere Detekteien die einschlägige illegale Szene, indem

Moral

1021

sie Floh- und Wochenmärkte und andere notorische Verkaufsstellen von Piratenware regelmäßig überprüfen ( Marken- und Produktpiraterie; Markenschutz). (2) In der Umweltpolitik kann sich Monitoring bspw. auf die Umsetzung des Kyoto-Protokolls durch die Unterzeichnerstaaten beziehen und in der Bildungspolitik auf den Erfolg des ERASMUSEuropäischen Programms oder den Vergleich der schulischen Bildung in den Mitgliedsländern der Union anhand von 16 Leistungsindikatoren (PISA-Studie). Monochronismus Monokulturstrategie

Zeitstruktur Internationales Personalmanagement

Monterrey-Konsensus von 2002 befasst sich mit der Finanzierung der Entwicklungszusammenarbeit. Die Unterzeichner Entwicklungsländern mehr inländisches Kapital zu mobilisieverständigten sich u.a. darauf, in den Direktinvestitionen die Wirtschaft in den Entwicklungsländern zu stärken ren, durch ausländische Handel als Entwicklungsmotor zu nutzen ( Paris Agenda; Rom-Deksowie den internationalen laration). Moody-Index

Rohstoffpreisindex

Moral Normen, Idealen und Prinzipien, welche das menschliche Handeln leiten bzw. (1) Gesamtheit von leiten sollten. Normen repräsentieren explizite oder implizite Regeln, die in einer Gesellschaft oder in einzelnen ihrer sozialen Schichten gelten. Im Gegensatz dazu versteht man unter Prinzipien Verhaltensregeln, die (nur) für Einzelne maßgeblich sind. Um ein Ideal handelt es sich, wenn menschliches Handeln an (höchsten) moralischen Normen und Prinzipien ausgerichtet wird. Ethik bildet das wissenschaftliche Fundament moralischen Handelns. Sie befasst sich u.a. mit Die der Frage des moralischen Relativismus: gelten Normen generell (d.h. absolut) oder nur unter bestimmProduktpiraterie damit rechtfertigen, dass man damit (vermeintten Bedingungen. Lässt sich bspw. Multinationales Unternehmen schädigt, das sich selbst amoralisch verhält? Wie die Morallich) ein Religion und theologie der katholischen Kirche zeigt, besteht ein enger Zusammenhang zwischen Moral; entsprechend verhält es sich mit der Theologischen Ethik der evangelischen Theologie. Demnach ist der Mensch in der Nachfolge Christi und der Verwirklichung des Reiches Gottes frei, sittlich zu handeln. Dies erklärt bspw. die für Kulturfremde naiv erscheinende Überzeugung der Mehrheit der Nation in einem Zustand der Unschuld lebe, d.h. unfähig zur Sünde sei, US-Amerikaner, dass ihre wenn sie im Kampf gegen die „Achse des Bösen“ nur der göttlichen Führung „in ihrem Herzen“ folge. Diese Vorstellungswelt (Auserwähltsein, eindeutige Unterscheidbarkeit von Gut und Böse) lässt sich zurückverfolgen bis zu den Siedlern im 17. Jahrhundert, die ihre Kolonien in einem besonderen Bund Vertrauen in die mit Gott wähnten. Zusammen mit dem zuerst von R.W. Emerson beschworenen eigene Stärke Amerikas (trust thyself) steigert sie sich bisweilen bis zur Idee moralischer und politischer Autarkie. Dies wiederum erklärt die Tendenz US-amerikanischer Institutionen, sich nicht an die supranationaler Institutionen gebunden zu fühlen (bspw. InternatioNormen inter-, multi- bzw. naler Gerichtshof). (2) Aus Sicht der Evolutionspsychologie ist Moral ein so genannter Fitness-Indikator. Wer sich moralisch verhält, demonstriert damit seinem potenziellen Sexualpartner, dass er/sie es gar nicht nötig hat, andere zu belügen, zu betrügen, zu bestehlen oder gar zu ermorden, um erfolgreich zu sein (bzw. zu überleben).

1022

Moral Hazard

(3) Für das Interkulturelle Management hat sich in diesem Kontext u.a. die Unterscheidung zwischen Schuld und Sünde als bedeutsam erwiesen. Schuld ist eine konkrete moralische Kategorie, deren Gesellschaft oder andere soziale Einheiten sind. Insofern ist sie primär in kollekBezugspunkte die tivistischen Gesellschaften bedeutsam. Die moralische Kategorie Sünde bezieht sich hingegen auf eine göttliche Instanz. Was Sünde ist, definiert sich somit in der individuellen Beziehung zwischen dem Einzelnen und „seinem“ Gott. Diese Auffassung von Moral ist charakteristisch für individualistische Gesellschaften ( Individualismus vs. Kollektivismus). (4) Vertreter des Internationalen Managements beurteilen und bewerten seit den 1950er-Jahren, verstärkt aber seit den frühen 1970er-Jahren das Verhalten Multinationaler Unternehmen aus moralischer Sicht. Typisch hierfür waren die Auseinandersetzungen engagierter sozialer Gruppen ( NichtRegierungsorganisation) mit der United Fruit Company, der vorgeworfen wurde, in spätkolonialistischer Manier mittelamerikanische Länder ausgebeutet, Umweltfrevel begangen sowie übermäßigen politischen Einfluss ausgeübt zu haben ( Kolonialismus). 1984 wurde das Unternehmen nach verFusionen in Chiquita Brands International umbenannt, ohne schiedenen Umstrukturierungen und aber nach Ansicht seiner zahlreichen Kritiker sein Verhalten entscheidend zu ändern. In den teilweise Globalisierung und die Rolle der Global gewalttätigen Auseinandersetzungen um die Folgen der marktwirtschaftliche Prinzip an sich in Frage Player erlebte diese Kritik, die nicht zuletzt auch das stellt, eine Fortsetzung. Um ihr die Spitze zu nehmen und für sich selbst „friedliches Wirtschaften in fremden Kulturbereichen“ zu ermöglichen (Steinmann & Scherer), haben viele Unternehmen Verhaltenscodizes entwickelt bzw. übernommen ( Code of Conduct; Verhaltenskodex). " Sein, D.C.: For Common Things, New York 1999. Steinmann, H.; Scherer, A.G.: Die multinationale Unternehmung als moralischer Akteur, in: Engelhard, J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, Wiesbaden 1997, S.23-53.

Moral Hazard primär in der Volkswirtschaftslehre beschriebenes Phänomen des „moralischen Risikos“. Der durch die Neue Institutionenökonomie auch in die Betriebswirtschaftslehre eingeführte Begriff stammt aus dem Risiko, welches ein Versicherer neben dem „echten“ Versicherungswesen und bezeichnet dort jenes Risiko aufgrund opportunistischer Verhaltensweisen der Versicherten zu tragen hat. Wie im Falle von Adverse Selection tragen dieser Vorstellung zufolge fehlende Informationen und Kontrollmöglichkeiten maßgeblich dazu bei, dass die Marktpreise das tatsächliche Tauschverhältnis (hier: Geld gegen Versicherungsschutz) nicht korrekt widerspiegeln. Denkbar ist u.a., dass der Versicherte aufgrund des Schutzes, den ihm die Versicherung gewährt, den Anreiz verliert, durch Vorsichtsmaßnahmen, Schaden zu vermeiden (= ex ante-moral hazard), ein vermindertes Interesse hat, einen auftretenden Schaden mit möglichst geringem Aufwand zu regulieren (= ex post-moral hazard). Die Gefahr von Moral Hazard ist immer dann groß, wenn ein Kollektiv individuelle Risiken abdeckt oder wenn der Einzelne eine Zwangsversicherung abschließen muss. Vor allem dann, wenn die Beiträge einen bestimmten Schwellenwert („Schmerzgrenze“) spürbar überschreiten, ist damit zu rechnen. Generell steigert die Anonymisierung von Austauschbeziehungen die opportunistische Tendenz der Betroffenen, eingezahlte Beiträge „zurückzuholen“ (z.B. bei der Krankenversicherung durch „Krankfeiern“). Für Moral Hazard sind demnach Symptome charakteristisch, welche auch bei der Nutzung bestimmter Formen des gemeinsamen Eigentums (z.B. Allmende) auftreten (hauptsächlich Übernutzung). Individualistische Gesellschaften sind in höherem Maße für diese Form von Fehlsteuerung anfällig als kollektivistische Gesellschaften ( Individualismus vs. Kollektivismus). " Knappe, E.; Funk, L.; Jobelius, H.-J.: Soziale Ordnungspolitik als Leitbild einer Reform der sozialen Sicherung, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 25.Jg. (1996), Nr.10, S.503-509.

Moratorium (1) vom Gesetzgeber angeordneter, vom Schuldner erklärter oder zwischen Gläubigern und Schuldnern vereinbarter Zahlungsaufschub. Die Stundung kann sich bspw. auf Verbindlichkeiten aus Anleihen, Bankdarlehen, Lieferantenkrediten oder sonstigen Leistungen beziehen.

Most Seriously Affected Countries

1023

(2) Entsprechend ist mit Moratoriumsrisiko die Möglichkeit gemeint, dass z.B. ein Unternehmen seine Zahlungspflicht nicht erfüllt, weil dessen Heimatland ein Moratorium bzw. ein Zahlungsverbot erlassen hat ( Risiko). Orientalistik

Morgenland Morphem

Ideographisch

Morphologie zusammen mit Phonetik und Semantik wichtiges linguistisches Entscheidungskriterium bei der Markennamens. Die Morphologie einer Sprache hängt ab von der Länge von Entwicklung eines Wörtern, von Wortkombinationen, Zusammensetzungen, Präfixen und Suffixen. Zwar sind kurze MarChinesisch) gerade kennamen besonders einprägsam. Da aber in High Context-Sprachen (z.B. einsilbige Begriffe oft viele Bedeutungen ( Homonyme) haben, kommen dort kurze Markennamen seltener vor als im angelsächsischen Sprachraum ( Low-/High Context-Kulturen). Während von der Kreation, d.h. der Entwicklung eines neuen Markennamens, alle linguistischen Entscheidungskriterien betroffen sind, tangieren die Strategien „Übernahme“ und „Transliteration“ eines Markennamens lediglich das Kriterium der semantischen Äquivalenz (vgl. Abb.). Möglichkeiten der Wahl eines Markennamens Standardisierung

1

2

3

4

Aussprache Phonetik

Bedeutung Semantik

Aufbau/Länge Morphologie

Übernahme: Unveränderte Übernahme des Original-Markennamens Transliteration: Reproduktion der OriginalAussprache Übersetzung: Wörtliche Übersetzung des Original-Namens Kreation: Schaffung eines gänzlich neuen Markennamens

Differenzierung

Legende:

= gleichbleibend

= verändert

Quelle: auf Basis von Francis et al. (2002, S.102ff.).

" Francis, J.N.P.; Lam, J.P.Y.; Walls, J.: The Impact of Linguistic Differences on International Brand Name Standardization, in: International Journal of Marketing, Vol.10 (2002), No.1, pp.98-116.

Most Seriously Affected Countries Untergruppe einer Typologie von Entwicklungsländern. Hierbei handelt es sich um die Zielgruppe Vereinten Nationen zur Förderung der von der „Ölkrise“ und der dadurch eines Programms, das die

1024

Motiv

ausgelösten Weltwirtschaftskrise besonders betroffenen Länder beschlossen haben. Anfangs lag die Staaten. Wenn auch keine genaue Definition Zahl der „MSAC“ bei 33, 1990 waren es schon 45 Entwicklungsland zur Verfügung steht, so gelten doch ein niedriges Pro-Kopfdieses Typs von Weltmarkt (z.B. Rohstofflieferant mit ungünstigen Terms Einkommen, starke Abhängigkeit vom of Trade), eine hohe Auslandsverschuldung und geringe Währungsreserven als wichtige Kriterien. Da auch bevölkerungsreiche Länder wie Indien und Ägypten dieser Gruppe zugerechnet werden, leben heute 1,6 Mrd. Menschen in den MSAC. " Alam, A.: The New Trade Theory and its Relevance to the Trade Policies of Developing Countries, in: World Economy, Vol.18 (1995), No.3, pp.367-385.

Motiv (1) Handlungsimpuls, der sich nicht unmittelbar aus äußeren Reizen (bzw. Variablen) ableiten lässt. Konstrukts, Motiv ist die in der (Sozial- und Persönlichkeits-) Psychologie übliche Benennung eines Bedürfnis bezeichnet wird. Wenn man, wie allgedas in den Wirtschaftswissenschaften zumeist als mein üblich, primäre, d.h. angeborene Motive (z.B. Hunger stillen, Durst löschen, Sexualität) und Harmonie), so gelten Letztere als sekundäre Motive unterscheidet (z.B. Streben nach Anerkennung, Sozialisation ihre kulturell „überformt“ ( Kultur): Sie erfahren in der jeweils kulturspezifischen konkrete Ausprägung ( Scham). (2) So wie Motivation die „Aktualisierung eines Motivs“ bezeichnet, meint Bedarf die Aktualisierung eines Bedürfnisses (d.h. dessen Realisierung im Sinne des Übergangs von der emotionalen Ebene zur Handlungsebene). Das Motiv „Streben nach Anerkennung“ etwa konkretisiert sich unter bestimmten Randbedingungen (z.B. Verfügbarkeit eines entsprechenden Angebots an „Piratenware“) in der Motivation, gefälschte Markenprodukte zu erwerben ( Marken- und Produktpiraterie). Motive der Internationalisierung (1) werden häufig begrifflich-konzeptionell verwechselt mit den Zielen der Internationalisierung. Motive der Internationalisierung jene Beweggründe bezeichnet, die eine Unternehmung Wer als dazu veranlassen, sich „über die Staatsgrenzen ihres Herkunftslandes hinaus“ wirtschaftlich zu betätiKonstrukt „Motiv“ sich nicht auf Unternehmen bezieht, sondern auf Indivigen, übersieht, dass das duen. Es entstammt der Psychologie und erfasst die Zielgerichtetheit menschlichen Verhaltens. (2) Hinter dem Begriff „Internationalisierungsmotiv“ verbirgt sich somit streng genommen die Aussage, Unternehmen strebten danach, einen „inneren Spannungszustand“, der z.B. aus einer sinkenden Inlandsnachfrage erwachsen kann, zu beseitigen, indem sie bestimmte Ziele (z.B. Steigerung des AbAnthropomorphismus: die (unzulässige) Übertragung menschlisatzes) verfolgen. Dies aber wäre cher Eigenschaften, Ziele und Verhaltensweisen auf die nichthumane Umwelt (z.B. Unternehmen, Tiere, Objekte). Natürlich besteht häufig ein Zusammenhang zwischen den unternehmensbezogenen Zielen der Internationalisierung und den persönlichen Motiven der daran beteiligten Manager. So korrelieren Gehalt und Leitungsspanne der Entscheidungsträger positiv mit dem Umsatz, den zu steigern fraglos eines der Oberziele der Internationalisierung ist. Entsprechendes gilt für Unternehmensziele wie „Erhalt bzw. Ausbau der Marktposition“, „Ausgleich saisonbedingter Nachfrageschwankungen auf dem Inlandsmarkt“ oder „bessere Auslastung vorhandener Kapazitäten“: Sie alle können gleichermaßen der Sicherung der Unternehmensexistenz wie individuellen Motiven (z.B. Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes) dienen. Unternehmerische Ziele und individuelle Motive am Beispiel des Unternehmenswachstums Individuum

Unternehmen

Materieller Nutzen

Steigerung des Gehalts bzw. Einkommens; Sicherung des Arbeitsplatzes

Steigerung des Unternehmensgewinns; Kostensenkung; Steigerung des Umsatzes; Erlangung von Monopolmacht

Immaterieller Nutzen

Selbstverwirklichung; Abenteuerlust; Prestige; Macht

Sicherung des Unternehmens; Stabilität

Multi-ethnische Gesellschaft

1025

(3) Sieht man einmal von dieser theoretisch-formalen Differenzierung ab, so lassen sich praktischgegenständlich zahllose Ziele, Motive, Gründe, Anlässe etc. der Internationalisierung unterscheiden. Beispielsweise errichteten japanische Automobilhersteller wie Mitsubishi oder Nissan ausländische Tochterunternehmen) vornehmlich aus taktischProduktionsstandorte ( Auslandsniederlassung; politischen Gründen. Sie wollten damit die anfänglich weit verbreiteten Ressentiments gegen Automobile „Made in Japan“ abbauen. Hinter dieser Form der Internationalisierung stand somit selten ein kaufmännisches oder gar globales ökonomisches Kalkül. Es ging bspw. nicht darum, Kostenvorteile zu nutzen; denn die heimische Produktion hatte immer in jeder Hinsicht Vorrang. " Kebschull, D.: Internationalisierungsmotive, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.973-982. Müller, S.; Kornmeier, M.: Motive und Unternehmensziele als Einflussfaktoren der einzelwirtschaftlichen Internationalisierung, in: Macharzina K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.99-130.

MSAC

Most Seriously Affected Country

M-Time-Kultur Mudaraba

Zeitwahrnehmung

Zinsverbot

MULTI zumeist abträglich oder kritisch gemeintes Akronym für Multi Chanell Retailer

Multinationales Unternehmen

Global Discounter

Multi Level-Vertrieb (1) besondere Erscheinungsform des Direktvertriebs ( Vertrieb, internationaler). Dieser bietet gegenüber den traditionellen Vertriebsformen (Groß- und Einzelhandel) den Vorteil, dass hochgradig Konmotivierte und mit den nationalen Eigentümlichkeiten des jeweiligen Marktes (bspw. Absatz besorgen. Denn bei dem auch Netzsumentenverhalten) vertraute Vertriebspartner den Strukturvertrieb genannten ML-Vertrieb liegt der Verkauf der Leistungen des Unterwerk- oder nehmens ausschließlich in den Händen von selbständig arbeitenden Mitarbeitern. Indem diese weitere Mitarbeiter engagieren, welche gleichfalls Vertriebsaufgaben übernehmen, wofür sie am Umsatz beteiNetzwerk von Vertriebspartnern. ligt werden, entsteht ein hierarchisches (2) International tätige Unternehmen mit ML-Vertrieb sind bspw. Amway, das 1999 mit mehr als 3 Mio. Vertriebspartnern ca. 5 Mrd. $ umsetzte, Avon Cosmetics (2000 = 5 Mio. Vertriebspartner und 5 Mrd. $ Umsatz) sowie Tupperware Corp. (2000 = 1 Mio. Vertriebspartner und 1,1 Mrd. $ Umsatz). " Bruns, J.: Internationales Marketing, 3.Aufl., Ludwigshafen 2003, S.272. Gross, C.: Multi-Level-Marketing. Identität und Ideologie im Network-Marketing, Wiesbaden 2007.

Multi-Divisionalität

Organisationsstruktur, divisionale

Multi-Einzelmarktstrategie

Marktpräsenzstrategie

Multi-ethnisch Organisationseinheit (bspw. Staat, Unternehmen), in der Angehörige unterschiedlicher zusammenwirken bzw. zusammenleben

Ethnien

Multi-ethnische Gesellschaft ethnisch inhomogene Gesellschaft. Multi-ethnische Gesellschaften wie Brasilien oder die USA, als typische Einwanderungsgesellschaft, bzw. die Russische Föderation, setzen sich aus mehreren bzw. Ethnien zusammen. Dieser Gesellschaftstypus ist darauf angewiesen, dass ein ausgeprägter vielen Patriotismus für jenen inneren Zusammenhalt sorgt, der in kulturell homogeneren Gesellschaften aus

1026

Multikulturalismus

der gemeinsamen Religion, Geschichte oder anderen, Normen setzenden und Werte stiftenden kulturellen Phänomenen erwächst. Multi-ethnische Gesellschaften ersetzen somit den „sozialen Kitt“ Verfassungspatriotismus: die Identifikation mit dem Staat, inKultur durch den so genannten nerhalb dessen Grenzen man lebt ( Patriotismus). Multikulturalismus kulturwissenschaftliches Konzept, das Verschiedenes bedeuten kann. Gesellschaft bzw. (1) Zunächst war Multikulturalität deskriptiv gemeint, als Tatsache, dass in einer Staates mehrere Kulturen leben, unabhängig davon, in welcher Weise. Gemeint innerhalb eines Kulturen innerhalb des Unternehmensverbunds. Das sein kann auch die Präsenz verschiedenartiger normative Begriffsverständnis bezieht sich auf die Notwendigkeit, auch extern mit einer kulturell heterogenen Umwelt umzugehen. Später entwickelte sich ein idealistisches, präskriptives Begriffsverständnis: Multikulturalität als friedliches, integrierendes Miteinander, das gleichberechtigte ZusamEthnien) innerhalb eines Staatswesens. menleben verschiedener Kulturen (bzw. Kulturpluralismus die Toleranz gegenüber dem Andersartigen (2) Während für das Konzept des Leitkultur den Multikulturalismus. Damit verbunden maßgeblich ist, charakterisiert das Fehlen einer Identität. sind auch die Gefahr einer Wertebeliebigkeit ( Werte) und der Verlust an nationaler (3) Entsprechend haben sich auch unterschiedliche Konzepte multikultureller Gesellschaften entwiAnpassung der Minderheiten- bzw. Einwandererckelt. Das Assimilationsmodell geht von der kultur(en) an die Mehrheitskultur aus (sei es als Eigendynamik, Wunsch oder Zwang). Im Fokus des Ethnien. Dies kann, wie in Südafrika Apartheitsmodells steht die Separierung unterschiedlicher bzw. im Dritten Reich, bis hin zur Ghettoisierung des als grundsätzlich minderwertig angesehenen Xenophobie). Vertreter des polyzentrischen Modells (z.B. BelAndersartigen gehen ( Fremdheit; gien, Kanada, Schweiz) streben das gleichberechtigte Nebeneinander verschiedener Kulturen an. Kanada bspw. betreibt seit 1971 bewusst eine Binnenpolitik, welche den Idealen des Multikulturalismus verpflichtet ist. Sie soll alle Kanadier in die Lage versetzen, ihre kulturelle Identität als Anglophone oder als Frankophone zu wahren, ihr Leben mit Angehörigen anderer Kulturen zu teilen und frei Vorurteilen und Diskriminierung zu leben. Dies impliziert, dass sich hinter Multikulturalismus von auch eine bisweilen höchst idealistische Auffassung über die Art des Zusammenlebens verschiedener Kulturen bzw. Ethnien verbirgt. (4) Zumeist wurden und werden Kultur und Geschichte immer wieder politisch instrumentalisiert Europa als „Festung abendländischer Kultur“). Nicht selten wurde Kultur zur „Sakralisie(bspw. rung kollektiver Sinngebung“ (W. Kaschuba) genutzt: der „wahre“ Glaube, das „echte“ nationale BeIntegration des wusstsein, die „richtige“ Abstammung. Diese normativen Vorgaben erzwangen die Einzelnen in religiöse Weltanschauungen ( Religion), in Vorstellungen von Staatlichkeit, in kollektive Gruppenhorizonte. Befreiung von diesen Zwängen ist stets das Ziel offener, demokratisch-multiNeokonservatismus kultureller Gesellschaftskonzepte gewesen. Als Gegenbewegung hat sich der entwickelt. " Berry, J.W.; Kalin, R.: Multicultural and Ethnic Attitudes in Canada. An Overview of the 1991 National Survey, in: Canadian Journal of Behavioural Science, Vol.27 (1995), No.5, pp.301-320. Bielefeldt, H.: Menschenrechte in der Einwanderungsgesellschaft. Plädoyer für einen aufgeklärten Multikulturalismus, Bielefeld 2007. Guimond, S.; Zanna, M.P.: Canadian Attitudes Toward Newcomers, in: Taylor, D.M. (Ed.), Diversity with Justice and Harmony. A Social Psychological Analysis, Ottawa 1996, pp.51-93. Kaschuba, W.: Kulturalismus. Kultur statt Gesellschaft? in: Geschichte und Gesellschaft, 21.Jg. (1995), Nr.1, S.80-95. Leggewie, C.: Vom Deutschen Reich zur Bundesrepublik – und nicht zurück. Zur politischen Gestalt einer multikulturellen Gesellschaft, in: Bredella, L.; Christ, H. (Hrsg.), Zugänge zum Fremden, Gießen 1993, S.37-55. Mintzel, A.: Multikulturelle Gesellschaften in Europa und Nordamerika, Passau 1997. Tibi, B.: Multikultureller Werte-Relativismus und Werte-Verlust, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 46.Jg. (1996), Nr.B52/53, S.27-36.

Multilateral Agreement on Investment internationales, bislang wenig beachtetes Handelsabkommen. MAI soll Investitionen ausländischer Unternehmen in den Unterzeichnerstaaten dieses Abkommens fördern und schützen ( Direktinvestitionen). Hierzu soll es möglich sein, eine Änderung von Umwelt-, Arbeitsschutz- oder Subventionsgesetzen zu fordern, wenn diese bestimmte Standards übertreffen. Lokale Investoren dürften weder ge-

Multinationales Unternehmen

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fördert noch bevorzugt werden. Sollten Gesetzesänderungen, Streiks oder Boykotte einem ausländischen Unternehmen Verluste einbringen, kann dieser sogar Staatsorgane auf Schadenersatz verklagen. " Drabek, Z.: A Multilateral Agreement on Investment. Convincing the Sceptics, WTO, Genf 1998. Ganesan, A.V.: Strategic Options Available to Developing Countries with Regard to a Multilateral Agreement on Investment, UNCTAD, Genf 1998. Neumayer, E.: Multilateral Agreement on Investment. Lessons for the WTO from the Failed OECD-Negotiations, in: Wirtschaftspolitische Blätter, 46.Jg. (1999), Nr.6, pp.618-628. Singer, T.O.; Stumberg, R.: A Multilateral Agreement on Investment. Would It Undermine Subnational Environmental Protection? in: The Journal of Environment & Development, Vol.8 (1999), No.1, pp.5-23.

Multilaterale Investitionsgarantie-Agentur

Weltbankgruppe

Multilateraler Vertrag wird „mehrseitig“, d.h. zwischen mehr als zwei Vertragspartnern (z.B. Länder) abgeschlossen. Das am Staaten unterzeichnete Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen 30.10.1947 in Genf von 23 (GATT) ist einer der prominenten multilateralen Verträge. Multilaterialismus System mehrseitiger Handels- und Zahlungsabkommen (z.B. Allgemeines Zoll- und HandelsabkomWorld Trade Organization). Im Gegensatz zu plurilateralen Abkommen sind multilaterale men; Abkommen für alle Mitgliedsländer bindend. Multi-Marken-Strategie

Leitbildwerbung

Multinationales Management

Polyzentrismus

Multinationales Unternehmen (1) in mehreren Ländern tätiges und in diesen Märkten durch eine mehr oder minder große Vielzahl an Tochtergesellschaften vertretenes Unternehmen. MNUs üben wichtige Funktionen ( Forschung + Vertrieb u.a.) durch Direktinvestitionen aus, weshalb beide Begriffe häufig gleichEntwicklung; gesetzt werden. Das Differenzierungskriterium besteht darin, dass der Terminus „Multinationale Unternehmen“ die institutionelle und der Terminus „Direktinvestition“ die funktionale Ebene repräsentieren. Obwohl ihre Tochtergesellschaften rechtlich selbständig sind, bilden MNUs insofern eine Einheit, als sie von einem Muttergesellschaft kooreinheitlichen unternehmerischen Willen beherrscht werden; denn die diniert, integriert und kontrolliert die Tochtergesellschaften mit Hilfe von Beteiligungsrechten. Bei einem nicht nur formal, sondern auch „innerlich“ Multinationalen Unternehmen dominiert keine Nationalität die Leitung und Kontrolle der einzelnen Unternehmen der Gruppe; auch das Aktienkapital ist dann international breit gestreut. Weltbank waren zur Jahrtausendwende weltweit ungefähr 63.000 Mul(2) Nach Erkenntnissen der tinationale Unternehmen tätig, die annähernd 800.000 Niederlassungen unterhielten. Die Abgrenzung Internationalen Unternehmen und vom Globalen Unternehmen dieses Unternehmenstyps vom Transnationalen Unternehmen fällt häufig schwer. Manche Autoren verwenden diese Konzepbzw. te synonym, andere differenziert, in Abhängigkeit von der Intensität des Auslandsengagements (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Demnach sind Multinationale Unternehmen stärker international orientiert als Internationale Unternehmen. Weniger als Globale Unternehmen hingegen sind Multinationale UnterSkaleneffekte durch möglichst weltweite Standardisierung zu erzielen. Weit nehmen bestrebt, stärker als jene verfolgen sie die Fragmentierungsstrategie, indem sie durch Anpassung an bzw. BeWettbewerbsvorteile zu erlangen suchen (z.B. Akrücksichtigung von regionalen Besonderheiten zeptanz der Stakeholder). Formal gesehen besteht aus Sicht der Institutionenökonomie die entscheidende Besonderheit von MNUs darin, dass sie ineffiziente Märkte durch hierarchisch organisierte Systeme (z.B. Tochtergesellschaften) ersetzen (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Anders als Internationale Unternehmen ist ihnen dies möglich, da sie ein großes Potenzial an Kapital, Technologie, Know how und Humanressourcen besitzen.

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Multinationales Unternehmen

Abb. 1: Merkmale Multinationaler Unternehmungen

Dynamische Merkmale

Statische Merkmale Quantitative Merkmale

Strukturelle Merkmale

Qualitative Merkmale

Leistungsmerkmale

Verhaltensmerkmale

Direktinvestitionen im Ausland

Investitionsvolumen im Ausland

Denk- und Verhaltensweisen des Top-Managements

Eigentumsrechte im Sinne der internationalen Streuung des Aktienkapitals

Umsatz im Ausland

Auslandsorientierte Unternehmenskultur

Zusammensetzung des Top-Managements

Anzahl der Mitarbeiter im Ausland

Organisationsstruktur

Prozessmerkmale Multinationalität in Abhängigkeit vom Stadium bzw. der Phase der Internationalisierung, die anhand der ersten drei Merkmale gemessen wird

Gewinn im Ausland

absolut relativ

Quelle: Welge/Holtbrügge (2006, S.42), geringfügig modifiziert.

Abb. 2: Möglichkeiten der Gestaltung von Transaktionen: das Markt-/Hierarchie-Kontinuum Hierarchie

100%Tochtergesellschaft

Vertrag

Mehrheitsbeteiligung

EquityJoint Venture

Minderheitsbeteiligung

Contractual Joint Venture

ManagementVertrag

Markt

Know howVertrag

ConsultingVertrag

LizenzVertrag

Langfristiger Liefervertrag

Kaufvertrag

(3) Warum können MNUs überhaupt dauerhaft überleben, wo sie doch von vornherein im internationalen Wettbewerb gegenüber den heimischen Konkurrenten entscheidend im Nachteil sind, da diese c.p. zwangsläufig bessere Marktkenntnisse besitzen sowie geringere Informations- und Distributionskosten Nestlé etc. zu tragen haben? Diese Frage wird zumeist folgendermaßen beantwortet: MNUs wie oder Siemens internalisieren die internationale Arbeitsteilung und können so ihre WettbewerbsnachteiWettbewerb, internationaler). Dazu tragen le überkompensieren ( Arbeitsteilung, internationale; Patente, Weltmarken oder beweiterhin ihre Intangible Assets bei (d.h. Wettbewerbsvorteile wie sonders effiziente Vertriebstechniken), die unabhängig vom Standort einsetzbar sind. (4) Multinationale Unternehmen standen seit jeher im Zentrum der Kritik. Zwar ist die zunehmende Dritten Welt in den Weltmarkt wesentlich darauf zurückzuführen, dass vor allem Integration der die multinationalen Konzerne in diesen Märkten Tochtergesellschaften gründen, erhebliche Teile ihrer Produktion dorthin verlagern und (Halbfertig-)Erzeugnisse aus diesen Volkswirtschaften beziehen.

Multiple Sourcing

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Dennoch verbanden die zahllosen Nichtregierungsorganisationen und andere Teile einer kritischen Öffentlichkeit mit diesem Unternehmenstypus lange Zeit eher Gefahr und Machtmissbrauch als ChanEntwicklung. Angesichts von Defiziten in der Zahlungsbilanz und aus ce und Möglichkeit der Furcht vor dem wachsenden Einfluss ausländischer Unternehmen versuchten in den 1950er- und Nationen, Direktinvestitionen durch Kapitalverkehrskontrolle zu 1960er-Jahren die meisten verhindern. In den 1970er- und 1980er-Jahren gipfelten die bisweilen apokalyptischen Szenarien in der Nationalstaat in seiner FunktiVorstellung, dieser Unternehmenstypus würde früher oder später den on als ökonomische bzw. organisierende Einheit verdrängen. Ausgangs der 1980er- und im Verlauf der 1990er-Jahre unterlag dann die öffentliche Meinung jedoch Standorte (d.h. Staaten, Länder, Regionen, Geeinem grundlegenden Wandel. Nunmehr begannen Steuervormeinden), um die Ansiedlung von Großunternehmen zu konkurrieren, vorzugsweise mit teilen, Subventionen etc. ( Standortwettbewerb). Da sich damals die wirtschaftliche Lage gerade Entwicklungsländer aufgrund sinkender Öl- und sonstiger Rohstoffpreise immer mehr auch der verschlechterte, erblickten sie darin ein probates Mittel, um der „Verschuldungsfalle“ zu entrinnen. Denn dank der Investoren wuchs der Kapitalstock, die Produktivität erhöhte sich und es kam zu einem Transfer von Technologie- und Management-Know how. Weiterhin erhielten die lokalen Mitarbeiter von MNUs höhere Löhne (Mitarbeiter von US-Tochterunternehmen etwa durchschnittlich das DoppelSonderwirtschaftszonen eingerichtet. te des ortsüblichen Arbeitsentgelts). Deshalb wurden vielfach Dies hatte zur Folge, dass der jahresdurchschnittliche Nettozufluss an Direktinvestitionen in die Entwicklungsländer, der in den Jahren 1981 bis 1990 noch 14,0 Mrd. $ betragen hat, zwischen 1996 und 2000 auf 166,5 Mrd. $ stieg (= + 1189%), während es bei den Industrieländern + 637% waren (von Hamdurchschnittlich 83,9 Mrd. $ auf durchschnittlich 535,3 Mrd. $. Gemäß einer Studie des burgischen Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) kann ein Entwicklungsland um so höhere DirektinvestiKinderarbeit unterbindet etc. tionen anziehen, je besser es die demokratischen Rechte gewährleistet, Die MNUs wiederum schienen aus den negativen Erfahrungen gelernt zu haben und versuchten, sozioGood Corporate Citizen den länderspezifipolitische Widerstände zu vermeiden, indem sie sich als Joint Ventures, eine Local Conschen Bedingungen mehr oder minder anpassten, bspw. durch Lizenzen ( Global Compact). Mit Hilfe der „Neuen Formen tent-Politik oder die Vergabe von der Internationalisierung“ wurde überdies versucht, so viele Teilleistungen wie möglich „über die Märkte“ zu beschaffen, um den größtmöglichen Teil der entstehenden Renten in den EntwicklungslänStake dern zu belassen. Auch erkannte man, dass es im Sinne der sich allmählich entwickelnden Holder-Philosophie für ein proaktives Krisenmanagement unerlässlich ist, sich kontinuierlich mit den relevanten Anspruchsgruppen des Unternehmens zu befassen ( Krise). Ausgangs der 1990er-Jahre Globalisierung die Global Player an die Stelle der MNUs, jedenfalls in traten dann im Zuge der der Wahrnehmung der kritischen Öffentlichkeit ( Gegenkultur). " Broll, U.: Multinationale Unternehmen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 22.Jg. (1993), Nr.2, S.5-59. Chan, R.; Hoy, M.: East-West Joint Ventures and Buyback Contracts, in: Journal of International Economics, Vol.30 (1991), pp.331-343. Dunning, J.H.: The Political Economy of International Production, in: Moran, T.H. (Ed.), United Nations. Governments and Transnational Corporations, New York 1992, S.309-327. Eckert, G.: Die Bedeutung von Zöllen für die Existenz multinationaler Unternehmen, in: wisu, 11.Jg. (1982), Nr.12, S.601-605. Jungnickel, R.: Weltwirtschaft und internationale Unternehmung, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.2232-2250. Krulis-Randa, J.S.: Absatzstrategien multinationaler Unternehmungen, in: Die Unternehmung, 30.Jg. (1976), Nr.2, S.153-168. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.88ff. Pausenberger, E.: How Powerful are the Multinational Corporations? in: Intereconomics, Vol.18 (1983), No.3, pp.130-136. Rischard, J.-F.: Countdown für eine bessere Welt, München 2003. Welge, M.K.; Holtbrügge, D.: Internationales Management, 4.Aufl., Stuttgart 2006.

Multiple Intelligenz

Culture Free Intelligence-Test

Multiple Sourcing Beschaffung nicht auf einen Zulieferer Sourcing-Konzept, welches die Unternehmensfunktion Single Sourcing, aber anders als das Modular Sourcing die Menge der Zuliebeschränkt, wie das Produktionsferunternehmen nicht hierarchisch strukturiert ( First Tier Supplier; Lead Supplier Second Tier Supplier; Beschaffung, globale; Global Sourcing). Wähmanagement, globales ;

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Multi-Regionalismus-Modell

rend die Konzentration auf einen Zulieferer Skaleneffekte in der Beschaffung und KomplexitätsreRisikomanagement: Wer mit mehreduktion verspricht, bietet das Multiple Sourcing Vorteile beim ren Lieferanten zusammen arbeitet, ist weniger von Lieferverzögerungen oder -ausfällen bedroht als andere. " Arnold, U.: Global Sourcing Strategiedimensionen und Strukturanalyse, in: Hahn, D.; Kaufmann, L. (Hrsg.), Handbuch Industrielles Beschaffungsmanagement, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.201ff. Perlitz, M.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2004, S.342. Zentes, J., Swoboda, B.; Morschett, D.: Internationales Wertschöpfungsmanagement, München 2004, S.314.

Multi-Regionalismus-Modell heftig umstrittene anthropologische These, die auf F. Weidenreich zurückgeht ( Anthropologie). Der Anatom unterstellte, dass sich der Homo Sapiens auf allen Kontinenten „parallel“, d.h. mehr oder weniger zeitgleich aus dem Homo Erectus entwickelt hat. Diesem Denkmodell steht die Out of AfricaHypothese entgegen, wonach sich der Mensch in Afrika entwickelte und von dort aus relativ schnell die Alte Welt besiedelte. Dabei verdrängte der (moderne) Homo Sapiens die dort bereits existierenden Populationen des Homo Erectus oder des archaischen Homo Sapiens. " von Segesser, W.S.: Der Neandertaler – kein Vorfahre des modernen Menschen, in: Neue Zürcher Zeitung, Nr.257 (3.11.2004). Shipmann, P.: Die Evolution des Rassismus. Gebrauch und Missbrauch von Wissenschaft, Frankfurt/Main 1995.

Marktpräsenzstrategie

Multi-Regionalmarktstrategie Mund-zu-Mund-Propaganda Murabaha

Beeinflussbarkeit;

Beschwerde;

Beziehungskultur

Zinsverbot

Muscharaka Muslimbrüder

Zinsverbot Fundamentalismus

Musterabkommen Vertragsmuster, die, wie das OECD-Musterabkommen, für eine hinreichende Einheitlichkeit intermultilateraler oder völkerrechtlicher Verträge ( Vertrag) in Struktur und Inhalt nationaler, Doppelbesteuerungsabkommen sind weiterhin das UNsorgen sollen. Für die Vereinbarung von Musterabkommen und das US-Musterabkommen bedeutsam. Musterrechte

Design-Richtlinie

Muttergesellschaft (1) aus rechtlicher Sicht in Abgrenzung zur Tochtergesellschaft eine Kapital- oder Personengesellschaft, welche innerhalb des Gesamtunternehmens die Kapital- oder Stimmrechtsmehrheit besitzt und einen beherrschenden Einfluss auf die (abhängigen) Tochtergesellschaften ausübt. Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit ist häufiger von Stammhaus (2) Im Kontext der Auslandsniederlassung die Rede, womit auch die historische Dimension angesprochen wird: und TochterDas Stammhaus als die „Keimzelle“ des gesamten Unternehmens. Während anfangs gesellschaften vorzugsweise die Funktion eines (kostengünstigen) Zulieferers ( Beschaffung, globale) zu erfüllen hatten (Vorproduktion), wurden mit wachsender Wettbewerbsintensität komplexere Arbeitsteilung entwickelt ( Auslandsproduktion). Formen der internen (3) Die Erfolgsträchtigkeit der strategischen Koordination der Mutter-/Tochterbeziehung muss sich Effizienzkriterien messen lassen: Ressourceneffizienz, Markteffizienz, Prozesseffizienz und an vier Delegationseffizienz. " Frese, E.; Blies, P.: Konsequenzen der Internationalisierung für Organisation und Management der Muttergesellschaft, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.217-236.

Mystik

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Mutterland (1) Land, das in einer besonderen Beziehung zu Territorien steht, die von ihm räumlich getrennt sind. Kolonialmacht (z.B. Belgien) Mutterland bestimmter KoIn früheren Zeiten war die jeweilige lonien (z.B. Belgisch-Kongo). Derzeit ist bspw. Dänemark Mutterland der im Nordatlantik gelegenen Färöer-Inseln. Während es sich hierbei um eine politische Kategorie handelt, bezeichnet der Begriff Vaterland die emotional-kognitive Beziehung zwischen einer einzelnen Person und ihrem Herkunftsland. (2) Häufig spricht man auch im übertragenen Sinn vom Mutterland (bspw. „USA, das Mutterland des Jazz“). Muttersprache (1) eigentlich „Elternsprache“, da es sich dabei um die Sprache handelt, die man von seinen Eltern erlernt. Im Regelfall ist die Muttersprache die Sprache, die seit der Geburt als Erstsprache dient. Dem Global Citizen ist die Muttersprache häufig die eigentliche Heimat. Während Weltbürger bzw. Nationalsprache als Muttersprache betrachten und insofern kulturelle bspw. 95-98% der Balten ihre Identität besitzen, sind es z.B. bei den Weißrussen zwar immerhin noch 71%; aber ca. 57% nutzen Russisch als Alltagssprache und lediglich 2% Weißrussisch. Auch die Mehrzahl der Ostukrainer (80%) bevorzugt als Alltagssprache Russisch, obwohl nur 36% von ihnen Russen sind. Hingegen sprechen in der Westukraine lediglich 5% im Alltagsleben russisch, was dem Anteil an Russen an der Wohnbevölkerung entspricht (= 5%). (2) Während der Begriff „Muttersprache“ die Beziehung zwischen einem Individuum (dem Sprecher) Sprachfamilie und einer Sprache bezeichnet, charakterisieren Termini wie Tochtersprache oder verschiedenartige Beziehungen zwischen Sprachen. Interkulturelle Marketing bedeutsamer Unterschied zwischen Mutter- und Fremd(3) Ein für das sprache erwächst aus der mehr oder minder starken emotionalen Färbung (und damit der Eignung für Kommunikationsstrategien, die auf dem Prinzip der klassischen Konditionierung aufbauen). Während muttersprachige Wörter, im Regelfall während der ersten Sprachaneignung in der frühen Kindheit, emotional stark aufgeladen werden, fehlt den später gelernten fremdsprachigen Wörtern zumeist diese Qualität. " Ahlzweig, C.: Muttersprache-Vaterland. Die deutsche Nation und ihre Sprache, Opladen 1994. Kolers, P.A.: Interlingual Word Associations, in: Journal of Verbal Learning and Verbal Behaviour, Vol.2 (1963), pp.291-300.

MwSt-Informationsaustauschsystem ermöglicht Exporteuren bzw., allgemein, Lieferanten, kostenlos die Gültigkeit der UmsatzsteuerValidierung Identifikationsnummer ihrer Kunden ( Importeur) zu überprüfen. Zur so genannten genügt es, die Ust-IdNr. sowie den Mitgliedsstaat, in dem der Kunde ansässig ist, in die MIASDatenbank einzugeben. Anhand des dann erscheinenden Registerauszuges lassen sich die Angaben leicht überprüfen. ( http://europa.eu.int/comm/taxation_customs/vies/de/vieshome.htm Mysterienkult religiös motivierte und ritualisierte Handlungen (Kult), welche im Verborgenen stattfinden ( ReReligiosität; Ritual). Zu einem Mysterienkult (z.B. der Kult der Magna Mater, des Bacligion; chus oder des Mithras) sind nur Eingeweihte zugelassen. Denn nur ihnen erschließt sich das jeweilige Mysterium ( Mystik). Mystik (1) Sonderform religiösen Verhaltens, das mit seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen wesentlich zu den beobachtbaren interkulturellen Verhaltens- und Werteunterschieden beiträgt ( ReliAufklärung weltweit und in archaischen Gesellschaften nach wie vor gion). Diese vor der Religiosität strebt nach mystischer Vereinigung mit der Gottheit, die im Mitverbreitete Form von

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Mythos

telpunkt des jeweiligen Glaubens steht (Unio Mystica). Einerseits wird mit Hilfe von Kontemplation, Meditation und Askese der Weg der Läuterung beschritten. Andererseits ist aber auch religiöse Inbrunst, bis hin zu außergewöhnlicher Sinnlichkeit, charakteristisch für die verschiedenen ErscheiWeltreligionen häufig ignorieren. nungsformen von Mystik, welche institutionelle Grenzen der Endzustand können Ekstase und Visionen, verbunden mit persönlichen Offenbarungen sein. Ziel christlicher Mystiker ist u.a. die unmittelbare Einheit mit Jesus Christus, z.B. in der Passions-Mystik durch „Mitleiden“ mit Gottes Sohn. Christentums weiterhin die prophetische Mystik der Hil(2) Bekannt geworden sind innerhalb des degard von Bingen und die spekulative Mystik des Dominikaner-Mönchs Meister Eckehart. Mystische Judentums sind insb. der Chassidismus, die Kabbala sowie der Sabbatianismus. Im Strömungen des Islam spielt der Sufismus eine entsprechende Rolle. Da sie nach einer unmittelbaren, persönlichen Beziehung zu Gott suchen, stehen die Mystiker in einer „natürlichen“ Opposition zu der im Regelfall institutionalisierten und hierarchisch organisierten Religion, bei der es sich im Extremfall um eine Staatsreligion handeln kann. Im Iran stieg die Zahl der Gläubigen, die, enttäuscht über die enge VerStaat und Religion, sich einer islamischen Bruderschaft angeschlossen haben, von quickung von islamischen 100.000 vor der iranischen Revolution auf zwei bis fünf Millionen. Wie weithin im Kulturraum, nennen sich die Mystiker Derwische bzw. Sufis (nach der Kutte aus Wolle arab.: 'suf' , der typischen Bekleidung wandernder Brüder). Mystiker haben in der Vergangenheit nicht nur kirchlich-religiöser Autorität Widerstand geleistet, sondern auch politischer Autorität. So haben sie vielerKolonialismus bekämpft (bspw. in Algerien die Franzosen und im Kaukasus die Russen). orts den Deshalb werden sie jetzt, nach einer langen Phase der Unterdrückung, wieder gefördert (als Gegengewicht zum fundamentalistischen Islam mit seiner extremen Autoritätsfixierung). (3) Vorläufer der Mystik waren u.a. die Lehre des Vedanta (Indien) und die Mysterienkulte im antiken Buddhisten führen vier Stufen des „sich Versenkens“ dazu, Griechenland. Nach Auffassung der dass der Mystiker eine höhere Ebene des Wissens erlangt, welche die Erkenntnis des „NichtSeienden“, die vollkommene Leere, zum Gegenstand hat. Diese Philosophie ist heute v.a. im japanischen Zen verbreitet. " Ruh, K.: Geschichte der abendländischen Mystik, München 1990. Schweizer, G.: Der unbekannte Islam. Sufismus – die religiöse Herausforderung, Stuttgart 2007. Sölle, D.: Mystik und Widerstand: „du stilles Geschrei“, 5.Aufl., Hamburg 1997.

Mythos (1) thematisiert die Erschaffung von Welt und Menschen, aber auch die Taten von Göttern oder GeisGesellschaften von Beginn und Ende der tern. Mythen sind bildhafte Vorstellungen, die sich alle Welt gemacht haben. Sie stiften Sinn im Leben von Völkern, Unternehmen und anderen sozialen Einheiten. Mythen bieten Halt und Orientierung, sie können sich an Tiere oder Menschen, aber auch an VolDinge, Landschaften und anderes mehr heften. Sie bewahren die religiöse Überlieferung eines kes und werden zumeist mündlich von Generation zu Generationen weiter gegeben ( Religion). In ethische bzw. moralische Normen fest. Naturreligionen legen Mythen bisweilen noch immer Häufig dienen sie mittlerweile aber auch dort, ähnlich den Märchen oder Fabeln, mehr der Unterhaltung denn der Moral. Sprache sowie Sitten & Gebräuche hat W. Wundt mit seinem Mittels der Analyse von Mythos, Völkerpsychologie versucht, eine kulturhistorische Entwicklungspsychologie zehnbändigen Werk von „Denken, Gefühl und Wille“ zu etablieren. Dies misslang spätestens dann, als die Nationalsozialisten den gesamten Bereich ins Vaterländisch-Völkische wendeten ( Rassismus) und nachhaltig diskreditierten. Erst den von diesem verhängnisvollen geistigen Erbe unbelasteten Amerikanern gelang es in den 1980er- und 1990er-Jahren, eine Cultural Psychology zu etablieren. (2) Zu den globalen Mythen zählt der Paradies-Mythos. Damit ist ein Zustand gemeint, in dem die Harmonie mit einer göttlichen Instanz und der von dieser geschaffenen Natur lebten. Menschen in Tabu brachen. Neben den Schöpfungs- bzw. Gründungsmythen Er endete, weil die Menschen ein finden sich vor allem Erlösungs-, Erneuerungs- und Wiedergeburtsmythen. Dies gilt gleichermaßen für religiöse wie für säkulare Mythen (z.B. Marxismus). Nach Ansicht ultraliberaler Markttheoretiker etwa

Mythos

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muss erst „der Staat“ zerstört werden, damit im weiteren Verlauf alle Menschen im Wohlstand leben können. Marken wie Chanel, Coca-Cola, Ferrari, Porsche oder Sony sind die Mythen der (3) Weltbekannte modernen Konsumwelt ( Mega-Dachmarke). In der Enzyklopädie „Deutsche Standard-Marken des Jahrhunderts“ präsentiert F. Langenscheidt die „Alltagsmythologie der 275 berühmtesten deutschen Marken, von Aspirin bis Zeiss. Alltagsmythen sind weiterhin der Mythos Bundesbank ( Währungspatriotismus) oder der Mythos Gruppe ( Gruppenarbeit). Unternehmenskultur renommierter Unternehmen ist ein Gründungsmythos. Im Falle von (4) Teil der Multinationalen Unternehmen Chinas, lautet dieser: Zang Ruimin, den Fortune Haier, dem ersten 2003 auf Position 19 der Rangliste der weltweit einflussreichsten Manager führte, übernahm 1984 die Leitung der maroden Allgemeinen Qingdaoer Kühlschrankfabrik – damals ein nahezu bankrotter Staatsbetrieb, in dem demoralisierte Arbeiter unverkäufliche Ware herstellten. Zhang war kurz vor dem Verzweifeln: Als sich einmal ein Kunde über einen Defekt beschwerte, entdeckte er im Lager 76 Geräte mit dem gleichen Mangel. Daraufhin ließ er an die Arbeiter Vorschlaghammer verteilen und befahl ihnen, die Kühlschränke zu zertrümmern. Haier. Sie symbolisiert den Inzwischen ist die Episode Bestandteil des Gründungsmythos von Bruch mit dem alten System. Danach gab es für Zhang kein Zurück mehr. Als Autodidakt, ausgestattet nur mit dem Wissen westlicher Management-Literatur, revolutionierte er seinen Betrieb, bezahlte Leistungslohn, schickte Techniker auf Lehrkurse ins Ausland und erneuerte Logistik und Vertrieb. Dabei gab er folgende Regel aus: „Von den Amerikanern lernen wir den Innovationsgeist, von den Deutschen ihre strenge Qualitätsprüfung und von den Japanern die Solidarität einer qualifizierten Angestelltenschaft“ (Blume, S.21). (5) Die Mythologie unserer Zeit wird von Physikern geschrieben, die ihre Gedanken zur Entstehung des Universums zumeist in Gestalt der Urknall-These formulieren. Allein das von S. Hawking verfasste Buch Kurze Geschichte der Zeit wurde in 40 Sprachen übersetzt und mehr als zehn Millionen Mal verkauft – doch nur von wenigen wirklich gelesen. " Blume, G.: Ein Chinese greift an, in: Die Zeit, Nr.45 (30.10.2003), S.20-21. Eliade, M.: Die Schöpfungsmythen. Kosmologien der Ägypter, Sumerer, Akkader, Hethiter, Hurniter, Kanaaniter und Israeliten, Düsseldorf 2002. Hübner, K.: Die Wahrheit des Mythos, München 1985. Langenscheidt, F.: Deutsche Standard-Marken des Jahrhunderts, Wiesbaden 2004. Lévi-Strauss, C.; Reif, A.: Mythos und Bedeutung, Frankfurt/Main 1980. Linge, B.M. (Hrsg.): Schöpfungsmythologie in den Religionen, Frankfurt/Main 2001. Müller, H.P.: Schöpfungsmythen, literarisch und theologisch, in: Zeitschrift für Theologie und Kirche, 101.Jg. (2004), S.506525. Steinwede, D.; Först, D. (Hrsg.): Die Schöpfungsmythen der Menschheit, Düsseldorf 2004.

N Nachbarschaftshilfe Nachfragebedingungen

Zinsverbot Wettbewerbsfaktoren

Nachfragestruktur-Hypothese (1) erklärt den Außenhandel mit Industriegütern, wobei sie an den Überlegungen des Economies Skalenof Scale-Ansatzes anschließt. Produkte, die im Inland stark nachgefragt werden, erzielen effekte und besitzen somit auch die Voraussetzung, um auf Auslandsmärkten preispolitisch konkurrenzfähig zu sein. Vor allem Produkte, welche der so genannten repräsentativen Nachfrage entsprechen Bedürfnissen und Erwartungen des Durchschnittskonsumenten), werden zunächst im (d.h. den Inland und anschließend auch im Ausland nachgefragt, sofern beide über eine vergleichbare Einkommens- und Bedürfnisstruktur verfügen. (2) Wie aber Kutschker & Schmid (S.398) darlegen, ist nicht einzusehen, „warum sich in Ländern, die sich hinsichtlich der Einkommensstruktur und des Qualitätsbewusstseins der Bevölkerung ähnlich sind, überhaupt eine auf unterschiedliche Produkte spezialisierte Inlandsnachfrage ergeben soll . Ist nicht eher davon auszugehen, dass in Ländern mit einer ähnlichen Nachfragestruktur zunächst einmal auch ein ähnliches Inlandsangebot existiert?“ Nach Ansicht der Autoren lässt sich dieses Paradoxon nur auflösen, wenn man neben der Möglichkeit des Poolens der überlappenden Nachfrage das Prinzip der Produktdifferenzierung in den Erklärungsansatz einbezieht: Wie mit der so genannten Linder-Hypothese erklärbar, spezialisieren sich Länder mit einer vergleichbaren Nachfragestruktur (bspw. Frankreich und Italien) auf ähnliche Produktkategorien (bspw. sparsame Mittelklassewagen), bieten darin jedoch unterschiedliche Produktvarianten an (bspw. Frankreich unkonventionelle und Italien sportliche Modelle). " Broll, U.; Gilroy, B.M.: Intraindustrieller Außenhandel, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 16.Jg. (1987), Nr.7, S.359-361. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008. Linder, S.B.: An Essay on Trade and Transformation, New York 1961. Ohr, R.: Die Linder-Hypothese, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 14.Jg. (1985), Nr.12, S.625-627.

Nachhaltigkeit Bewirtschaftung und Erhalt von natürlichen Ressourcen sowie Gestaltung von technologischen und institutionellen Veränderungen in einer Weise, dass die kontinuierliche Befriedigung menschlicher Bedürfnisse gegenwärtiger gesichert werden kann, ohne dass darunter die Möglichkeiten der Befriedigung der Bedürfnisse zukünftiger Generationen leiden. Gütesiegel, (1) Die Verbraucher Initiative, ein Verband „kritischer Verbraucher“, hat mehr als 300 Rugmark), welche einen Bezug zum nachhaltigen, umweltgeLabels etc. (wie Blauer Engel oder rechten, sozial verträglichen und gesundheitlich unbedenklichen Konsum herstellen, kritisch geprüft Leitbild alterund bewertet (von empfehlenswert bis irreführend). Nachhaltige Entwicklung ist ein Envinativer Unternehmensentwicklung und der Entwicklungszusammenarbeit ( Entwicklung; Food and Agriculture Organization of the United Nations; Foronmental Sustainability Index; Global 2000; Umweltschutz, globaler; Social Compliance rum für nachhaltige Entwicklung; Program).

1036

Nachhaltigkeitsberichterstattung

(2) Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung ist aber auch Projektionsfläche für Wachstumsoptimismus wie auch für Wachstumspessimismus. Ein wichtiges Argument der Optimisten, d.h. für die These, dass wirtschaftliches Wachstum und Umweltbelastung entkoppelt werden können, ist der Umstand, Industrienationen wie Deutschland oder Österreich wesentlich weniger Primärenergie als die dass Bruttoinlandsprodukt mittel- und osteuropäischen Volkswirtschaften verbrauchen, um eine Einheit zu erzeugen (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Primärenergieverbrauch an Öl und Gas: Tonnen Öleinheiten je 1 Mio. $ Bruttoinlandsprodukt (2002) Tonnen Öleinheiten

Tonnen Öleinheiten

Frankreich

70

Griechenland

122

Österreich

72

Niederlande

130

Deutschland

75

Lettland

138

Finnland

84

Polen

144

Irland

103

Portugal

174

Belgien

113

Tschechien

280

Spanien

116

Ungarn

296

Italien

118

Slowakei

363

Quellen:

International Energy Agency; Institut der deutschen Wirtschaft.

Eine Schlüsselrolle spielen in diesem Zusammenhang Konzepte wie Energieeffizienz bzw. UmwelteffiEnergieverbrauch). Dazu tragen ganz wesentlich regenerative Energiequellen zienz ( Effizienz; bei. Während die skandinavischen Länder, aber bspw. auch Österreich, dabei Vorreiter sind, zählt Deutschland zur „Nachhut“ (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Anteil alternativer Ressourcen am Energieverbrauch in ausgewählten europäischen Ländern (2007; in %) Schweden

39,8

Polen

7,2

Finnland

28,5

Griechenland

6,9

Österreich

23,3

Deutschland

5,8

Rumänien

17,8

Italien

5,2

Dänemark

17,0

Niederlande

2,4

Frankreich

10,3

Großbritannien

1,3

Quelle: Die Zeit, Nr.44 (23.10.2008), S.24.

" Burschel, C.; Losen, D.; Wiendl, A.: Betriebswirtschaftslehre der nachhaltigen Unternehmung, München 2004. Lison, U.: Das nachhaltige Unternehmen. Ein globales Konzept als tragfähiges Unternehmensleitbild, Diss., Berlin 2003. Pittel, K.: Nachhaltige Entwicklung und Wirtschaftswachstum, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 33.Jg. (2004), Nr.9, S.537-542.

(

http://www.label-online.de

Nachhaltigkeitsberichterstattung

Global Reporting Initiative

Nachrichten für den Außenhandel von der vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste GmbH, Eschborn, einem Gemeinschaftsunternehmen von Dow Jones, Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und Handelsblatt, herausgegebene Abonnementszeitschrift, die täglich mit einer Auflage von 3.000 Stück erscheint. Die NFA informieren ihre ca. 12.000 Leser, zumeist Manager international führender Unternehmen, über Länderanalysen, Konjunkturdaten und Rahmenbedingungen in den verschiedenen Länder- und Branchenmärkten sowie über Förder- und Finanzierungsbedingungen und Fragen in den Bereichen Recht, Zoll, Steuern sowie Auslandsmessen und Ausschreibungen. ( http://www.vwd.de; http://www.nfa-online.de

Naher Osten

1037

Nächste Elf Nächstenliebe NAFTA

Next Eleven Christentum

North American Free Trade Agreement

Nah- und Mittelost-Verein Länderverein, der seit mehr als 70 Jahren Unternehmen beim Auf- und Ausbau von Geschäftsbeziehungen in Ländern des Nahen und Mittleren Ostens unterstützt ( Geschäftskontakt; Länderverein) ( http://www.numov.de Nähe, emotionale gefühlsmäßige Distanz eines Individuums zu einem bestimmten Herkunftsland. T. Möller operationalisierte dieses Konstrukt in Anlehnung an die von E.S. Bogardus entwickelte Skala der sozialen Distanz, passte sie jedoch dem heutigen Sprachgebrauch an: „Welches Ausmaß an Kontakt bzw. Nähe zu der jeweiligen Bevölkerung der unten aufgeführten Länder halten Sie für sich für wünschenswert bzw. vorstellbar?“ (0 = kein Kontakt; 1 = touristischer Kontakt; 2 = beruflicher Kontakt; 3 = nachbarschaftlicher Kontakt; 4 = freundschaftlicher Kontakt; 5 = familiärer Kontakt). Sodann unterteilte er die Stichprobe in zwei Gruppen („emotional Nahe“ vs. „emotional Distante“) und identifizierte Unterschiede und Gemeinsamkeiten in deren Kaufverhalten (z.B. Bereitschaft, Produkte zu kaufen, die in dem jeweiligen Land hergestellt wurden; vgl. Abb.). Einfluss der emotionalen Nähe auf die Kaufbereitschaft Frankreich

Japan

Produkte

Emotional Nahe

China 2,95**

4,38**

4,00

generell

Emotional Distante

2,20

4,05

3,63

1,84

Auto-

Emotional Nahe

1,28**

3,68**

n.s.

1,45**

mobile

Emotional Distante

0,89

3,18

Mode

Emotional Nahe

2,79**

4,65*

3,41**

2,48**

Emotional Distante

2,01

4,46

2,71

1,56

2,94**

0,65

Lebens-

Emotional Nahe

3,17**

4,61**

3,65**

mittel

Emotional Distante

2,67

4,35

2,90

Anmerkungen:

Südafrika

n.s.

(1) sechsstufige Ratingskala (0 = Minimum; ...; 5 = Maximum an Kaufbereitschaft) (2) n = 388 - 415 (3) Mittelwerte sowie Ergebnisse der t-Tests (* = < 0,05; ** = < 0,01).

Trotz verschiedener Schwachstellen dieses Ansatzes sprechen die Befunde dafür, dass emotionale Nähe bzw. Distanz tendenziell die verschiedenen Ebenen bzw. Phasen des Kaufverhaltens (z.B. Kaufund Zahlungsbereitschaft, Akzeptanz im Freundeskreis) beeinflussen. " Bogardus, E.S.: Social Distances and its Origins, in: Journal of Applied Sociology, Vol.1 (1925), No.4, pp.299-308. Kornmeier, M.: Psychische Distanz und kulturelle Offenheit, Wiesbaden 2002. Möller, T.: Landesimage und Kaufentscheidung, Wiesbaden 1997.

Naher Osten im deutschen Sprachgebrauch jene Region, welche die außerhalb Europas gelegenen NachfolgeSymbol). Vom Nahen Osten ( Arastaaten des Osmanischen Reiches umfasst ( Orientalistik; Vorderer Orient) abzugrenzen sind der Mittlere Osten, bestehend aus Iran, Vorderasien bische Liga; und Afghanistan, sowie der Ferne Osten (insb. China, Indonesien, Japan, Korea). Der zu Zeiten des britischen Empire geprägte Begriff des Far East reicht weiter und schließt u.a. auch Indien, Bangladesch und den fernöstlichen Teil Russlands ein.

1038

Nährwertprofil

Nährwertprofil

Health Claims-Verordnung

NAMA-11 Schwellenländern, deren Namen Programm ist: Non-Agricultural Marinformelle Gruppierung von ket Access. Die Mitglieder (Ägypten, Argentinien, Brasilien, Indien, Indonesien, Namibia, Philippinen, Tunesien, Südafrika und Venezuela) fordern die Abkehr von der Schweizer Zollreduzierungsformel. Ihr Ziel lautet, ihre Märkte lediglich entsprechend ihrer jeweiligen volkswirtschaftlichen Leistungsfähigkeit liberalisieren zu müssen ( Zollformel). Name (1) besitzt in den meisten Kulturen nicht nur eine identifizierende, sondern auch eine symbolische Gesellschaften steht dabei, entsprechend der Funktion ( Symbol). In konfuzianisch geprägten stark hierarchischen Ausrichtung dieser Philosophie bzw. Staatslehre ( Akzeptanz von MachtdisKonfuzius mit seinen tanz), das Ordnungsprinzip im Vordergrund, wie sich aus den Gesprächen, die Schülern führte, ableiten lässt. „Als Zi Lu ihn fragte, was er zuerst tun würde, wenn ihm der Herrscher des Staates Wei die Regierung anvertraute, antwortete Konfuzius: Unbedingt die Namen richtig stellen. Stimmen die Namen und Begriffe nicht, so ist die Sprache konfus. Ist die Sprache konfus, so entstehen Unordnung und Misserfolg. Gibt es Unordnung und Misserfolg, so geraten Anstand und gute Sitten in Verfall. Sind Anstand und gute Sitten in Frage gestellt, so gibt es keine gerechten Strafen mehr. Gibt es keine gerechten Strafen mehr, so weiß das Volk nicht, was es tun und was es lassen soll. Darum muss der Edle die Begriffe und Namen korrekt benutzen und auch richtig danach handeln können“ (Wang, S.116f.). In magischen Kulturen wird aus dem Namen auf das Schicksal des Namensträgers geschlossen ( Kultur, magische). Dies erklärt, warum im traditionellen China bevorzugt solche Schriftzeichen Verwendung fanden, die Erfolg, Frieden, Glück, Harmonie, hohes Alter, Segen etc. versprechen. (2) Für die Wahl bzw. Übertragung von Produkt- bzw. Markennamen bedeutet dies, dass sie nicht nur differenzierend (von Wettbewerbern), schutzfähig ( Markenschutz), motivierend, aussprechbar, attraktiv und merkfähig sein sollten (Gotta, S.18), sondern auch den beschriebenen kulturspezifischen Implikationen Rechnung zu tragen haben. " Gotta, M.: Die Rolle des Markennamens im Marketingmix. Global Branding und die Zukunft von Markennamen, in: SpiegelVerlag (Hrsg.), Wie Namen zu Markennamen werden, Hamburg 1988, S.15-28. Wang, J.: Werbewirksam handeln in einer fremden Kultur, Frankfurt/Main 1996.

Nämlichkeitssicherung

Veredelungsverkehr

Napoleonischer Imperialismus

Imperialismus

Narzismus der kleinen Distanz Bonmot, welches S. Freud zugeschrieben wird und sich auf das häufig besonders angespannte Verhältnis zwischen kulturell ähnlichen Ländern bezieht (bspw. Deutschland # Schweiz, Frankreich # Belgien, USA # Kanada). Gerade aufgrund der im Allgemeinen großen Ähnlichkeit würden selbst Einstellungen, Werten und Verhaltensweisen als große Diskrepanz ergeringe Unterschiede in lebt ( Distanz, geographische, kulturelle, psychische, soziale). NATID

Identität, nationale

Nation (1) Lebensgemeinschaft von Menschen, die sich ihrer gemeinsamen politisch-kulturellen VergangenStaat zusammenzuleben. Der Begriff der Nation heit bewusst sind und den Willen haben, in einem stammt aus dem Lateinischen (natio) und bedeutet „das Geborenwerden, Geschlecht, Volk, Volksstamm“. Nationalstaaten (insb. Frankreich und England) Während die großen westlichen, traditionellen ideengeschichtlich die Nation als „tägliches Plebiszit“ (E. Renan) begriffen, entwickelte sich in

Nationalcharakter

1039

Identität und „nur“ durch eine gemeinsame KulDeutschland ein Gegenmodell. Mangels staatlicher tur verbunden, vermengten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur die Nationalsozialisten, Rasse, sondern auch weite Teile der bürgerlichen Gesellschaft das Konzept der Nation mit dem der wodurch sich ein intolerantes, aggressives Nationalbewusstsein entwickelte. Dass die arabischen VölKulturnation waren und erst spät anfingen, sich als Nation zu empfinden, ker gleichfalls „nur“ eine erklärt neben anderen Faktoren die besonderen Sympathien, die Deutschland im Allgemeinen und der Nationalsozialismus im Besonderen bei den arabischen Nationalisten noch immer besitzen. (2) Wenn B. Anderson von der „Erfindung der Nation“ spricht, so meint er damit nicht zuletzt, dass Fremd- und SelbstNation etwas Gedachtes, „Imaginiertes“ ist. Sie ist daher im Spannungsfeld von bild einerseits sowie Auto- und Heterostereotyp andererseits anzusiedeln ( Nationalcharakter). " Anderson, B.: Die Erfindung der Nation, 2.Aufl., Frankfurt/Main 1993 (engl.: Imagined Communities, 1983). Stanzel, F.K.: Europäer. Ein imagologischer Essay, 2.Aufl., Heidelberg 1998.

Nation Branding bewusst initiierter und gesteuerter Prozess, dessen hauptsächliches Ziel darin besteht, den Bekanntheitsgrad eines Landes zu erhöhen, dessen Image ( Landesimage) zu verbessern und das Vertrauen der relevanten Stakeholder in dieses Land zu steigern ( Vertrauen). Davon sollen u.a. die Exportwirtschaft ( Export) und die Tourismuswirtschaft profitieren ( Tourismus). " Kotler, P.; Gertner, D.: Country as Brand, Product, and Beyond, in: The Journal of Brand Management, Vol.9 (2002), No.4/5, pp.249-261. Olins, W.: Branding the Nation. The Historical Context, in: The Journal of Brand Management, Vol.9 (2002), No.4/5, pp.241-248.

National Quality Award National Security Agency

Qualitätsmanagement Wirtschaftsspionage

Nationalcharakter (1) der den Angehörigen einer Nation simplifizierend zugeschriebene „Charakter“. Formal und inhaltlich entspricht der Nationalcharakter einem spezifischen, für diese Nation charakteristischen Eigenschaftsprofil ( Länderstereotyp). Nach D. Peabody weist der Nationalcharakter (im Sinne des Gemeinsamen und zeitlich Stabilen der individuellen Persönlichkeitsmerkmale der Mitglieder einer Gesellschaft) folgende Merkmale auf: Der Nationalcharakter ... verschiedener Länder unterscheidet sich häufig nicht gesamthaft, sondern nur in Teilbereichen, verändert sich im Zeitablauf aufgrund ökonomischer, politischer oder sozialer Entwicklungen in einer Gesellschaft, kann als zentrale Größe verstanden werden, welche die individuellen Persönlichkeitsmerkmale der Mitglieder einer Gesellschaft beeinflusst, kann nicht mit der Gesellschaft oder der Nation gleichgesetzt werden, wird zumeist anhand des Eigenschaftsprofils erwachsener Personen untersucht. (2) Gierl et al. beschrieben den Nationalcharakter der Deutschen anhand der Hofstede-Kulturstudie folgendermaßen: a) Uncertainty Avoidance ( Unsicherheitsvermeidung: UAI): Der typische Deutsche ist risikoscheu, betrachtet Neues mit Misstrauen und versucht, Unsicherheit nach Möglichkeit zu meiden. Deshalb sind bei deutschen Kunden - wie bei allen Zielgruppen mit hohem UAI - Strategien und Instrumente der Marken, Garantien, Empfehlungen). Es ist zu vermuten, dass Risikoreduktion sehr bedeutsam (z.B. Unsicherheitsmeider weniger zu Variety Seeking neigen als andere, hingegen zu überproportionaler Kundentreue, wenn sie zufrieden sind ( Kundenabwanderung; Zufriedenheit). b) Individualism ( Individualismus vs. Kollektivismus: IDV): Für Deutsche charakteristisch ist weiterhin das Streben nach Individualität und persönlicher Freiheit. Gemeinschaftsdenken, in seiner unmittelbaren Form, ist hingegen von geringerer Bedeutung (eher indirekter Art). Man ist überzeugt davon, dass auch die Gemeinschaft davon profitiert, wenn es dem Einzelnen gut geht.

1040

Nationales Stereotyp

c) Power Distance ( Akzeptanz von Machtdistanz: PDI): Größere Unterschiede an Macht und Wohlstand werden abgelehnt. Dies hat negative (im Sinne von „Neidgesellschaft“), aber auch positive Konsequenzen (im Sinne eines ausgeprägten Gespürs für Ungerechtigkeit). d) Masculinity-Feminity ( Maskulinität vs. Feminität: MAS): Gemessen an ihren auf Arbeit und Werten ist die deutsche Gesellschaft deutlich maskulin geprägt. materiellen Besitz bezogenen Low-Context-Kulturen. Schließlich zählt Deutschland zu den " Clark, T.: International Marketing and National Character. A Review and Proposal for an Integrative Theory, in: Journal of Marketing, Vol.54 (1990), October, pp.66-79. Gierl, H.; Praxmarer, S.; Komba, L.: Der Einfluß des Nationalcharakters auf die Kundenzufriedenheit und das Beschwerdeverhalten, in: Tourismus Journal, 2.Jg. (1998), Nr.3, S.377-399. Peabody, D.: National Characteristics. European Monographs in Social Psychology, Cambridge 1985.

Nationales Stereotyp

Länderstereotyp;

Stereotyp, nationales

Nationalgeschichte akzentuiert jene Ereignisse in der Weltgeschichte, die für die jeweilige Nation einzigartig sind. Dies führt dazu, dass die Nationalgeschichte von Ländern wie Frankreich, Deutschland, Großbritannien oder den Vereinigten Staaten immer die Geschichte eines Sonderwegs ist (der französische, britische, amerikanische ... Sonderweg). Die Literatur über den deutschen Sonderweg bspw. handelt davon, warum Nationalstaat wurde bzw. werden konnte (etwa im Deutschland kein „normaler“ demokratischer Vergleich zu Frankreich). " Ash, T.G.: Zeit der Freiheit. Aus den Zentren von Mitteleuropa, München 1999.

Nationalisierung Teil des Länderrisikos bzw. politischen Risikos, das daraus erwächst, dass das Eigentum von AusInländern bzw. inländischen Instanzen in Besitz genommen wird. Von ländern enteignet und von Nationalisierung spricht man auch, wenn Privatbesitz, sei es mit oder ohne Entschädigung, in Staatseigentum umgewandelt wird. Nationalismus (1) Ideologie, welche den Staat nicht als Gemeinschaft aller Bürger, sondern als Machtinstrument ethnischen Mehrheit betrachtet. Anhänger der „mächtigsten Ideologie der Neuzeit“ (J. Joffee) der Nation und des darauf aufbauende (National-)Staates, aggressiv. vertreten Ideen, wie die der Wirtschaftspolitik mit dem Ziel, Inländern Vorrang gegenüber (2) Die strategische Ausrichtung der Transformation planwirtschaftlich organisierter VolkswirtAusländern einzuräumen, etwa bei der schaften in eine Marktwirtschaft, wird als ökonomischer Nationalismus bezeichnet. So hat Slowenien bei der Privatisierung seiner Wirtschaft nicht ohne Erfolg den Work and Management Pie Out-Ansatz verfolgt. Dabei wird der Kapitalbesitz an Unternehmen bevorzugt und zu günstigen Konditionen den Mitarbeitern, Managern und Pensionären dieser Betriebe angeboten. Wirtschaftlicher Nationalismus konkretisiert sich auf der makroökonomischen Ebene in Gesetzen zur Begrenzung der Möglichkeiten, Kapital und Gewinne zu repatriieren, in der Beschränkung von Investitionen von Ausländern und der Bevorzugung heimischen Kapitals ( Direktinvestitionen). Zur Palette diskriminierender Maßnahmen zählen weiterhin das Verbot des wirtschaftlichen Engagements von Ausländern in sensiblen IndustrieLocal Content-Auflagen, restriktive Vorschriften bezüglich der Beschäftigung von Auszweigen, ländern und viel andere Maßnahmen ( Buy American Act). Auch Handelshemmnisse aller Art könProtektionismus). Aus nen aus diesem Ressentiment heraus errichtet werden ( Handelshemmnis; Buy National-Kampagnen zu nennen. Im Extremfall kann mikroökonomischer Sicht sind vorrangig Animosität handeln. Auch Käuferstreik ( Boykott), Local Content-Auflagen es sich dabei um oder Fading Out-Verträge können Symptome eines ökonomischen Nationalismus sein (vgl. auch Animosität). Aber letztlich sind der Phantasie bei der Umsetzung in konkrete Maßnahmen keine Grenzen gesetzt, was bisweilen auch skurrile Episoden zur Folge hatte. So wollte 2009 die Stadtverwaltung von Lucca in Italien einheimische Restaurants schützen und untersagte es, weitere Fast Food-Restaurants und Ethno Food-Lokale zu eröffnen.

Nationalstaat

1041

" Elwert, G.: Nationalismus und Ethnizität. Über die Bildung von Wir-Gruppen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 41.Jg. (1989), Nr.3, S.440-464. Gellner, E.; Büning, M.: Nationalismus und Moderne, Berlin 1991. Mann, M.: Geschichte der Macht, Bd.3, Frankfurt/Main 2001. Joffee, J.: Der Nationalstaat über alles, in: Süddeutsche Zeitung (30.8.1997), S.3. Schieder, T.: Nationalismus und Nationalstaat, Göttingen 1991.

Nationalität bedeutet einerseits Zugehörigkeit zu einer Nation (im Sinne von Staatsangehörigkeit). Andererseits kann damit auch eine nationale Minderheit gemeint sein. Da für die Anbieter (bspw. von touristischen Dienstleistungen) die Nationalität ihrer Kunden zumeist ein leichter zugängliches Merkmal ist als KulInterkulturelle Marketing an zu prüfen, ob sich die Proxy-Variable tur, bietet es sich auch für das Nationalität zur Erklärung bzw. Prognose bestimmter Verhaltensweisen ihrer Kunden eignet (anstelle der Landeskultur; Variable). Nationalitätensprache Sprache einer Minderheit (bspw. Deutsch als Nationalitätensprache der in Ungarn lebenden UnSprache) garndeutschen; Nationalitätenstaat Staat, dessen Bevölkerung aus mehreren (weitgehend eigenständigen) nationalen Gruppen besteht. Belgien bspw., wo Flamen und Wallonen zusammen leben, zählt zu den Nationalitätenstaaten ( kulturell heterogene Länder; Nation; Staat). Nationalitätsprinzip vor allem im 19. Jahrhundert aufgekommene Vorstellung, dass jede leben sollte ( Staat) Nationalkultur

Landeskultur

Nationalpatent

Europäisches Patent

Nation in einem eigenen Staat

Nationalsprache in einer historisch-politisch definierten Sprachgemeinschaft gesprochene Sprache) che (bspw. Deutsch in Deutschland;

Hoch- bzw. Standardspra-

" Haarmann, H.: Die Sprachenwelt Europas. Geschichte und Zukunft der Sprachnationen zwischen Atlantik und Ural, Frankfurt/Main 1993.

Nationalstaat (1) Staat, dessen Bürger einem einzigen Volk angehören ( Staat). Japan ist nicht zuletzt aufgrund seiner jahrhundertelangen Abschottungspolitik klassisches Beispiel eines kulturell homogenen Nationalstaates. Gegenbeispiele, d.h. heterogene Länder, sind u.a. Brasilien, Indien und Russland ( Big Five). (2) Die zahlreichen, von den verschiedenen Migrationsströmen der europäischen Geschichte (z.B. Hugenotten, Juden, Polen, Waldenser) geprägten deutschen Kleinstaaten haben sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem Nationalstaat zusammengeschlossen, weshalb die deutsche Kultur eine Mischkultur ist, geprägt bzw. beeinflusst von den verschiedenen Nachbarkulturen. So beschreibt D. Forte im ersten Band seiner Romantrilogie, wie sich französisch-italienische Seidenweber, die im 18. Jahrhundert ins Rheinland eingewandert sind, und polnische Bergarbeiter, die im 19. Jahrhundert im Ruhrgebiet Arbeit fanden, verbanden. Wie „aus der Verbindung zwischen der mediterranen Leichtherzigkeit der einen Familie und der bäurisch-religiösen Duldsamkeit der anderen genau jener sentimentale, filou-hafte Katholizismus entstand, den wir heute als typisch rheinisch empfinden“ (U. Wittstock). " Forte, D.: Das Muster, Frankfurt/Main 1992. Langewiesche, D.: Nation, Nationalismus, Nationalstaat. In Deutschland und Europa, München 2000. Wittstock, U.: Völkerwanderer, Vertriebene, Gastarbeiter, in: Die Welt (3.11.2000), S.33.

1042

Nationalstolz

Nationalstolz (1) anders als Chauvinismus eine positive, konstruktive Emotion, die aus dem Gefühl der ZugeNation erwächst. Wie der World Value Survey zu entnehmen ist, hörigkeit zu einer bestimmten sind vor allem Iren, Inder, US-Amerikaner, Polen, Nigerianer und Türken auf ihre Nationalität „sehr stolz“, während sich nur wenige Deutsche, Niederländer, Japaner oder Russen zu diesem Gefühl bekennen. Der dem Patriotismus verwandte Nationalstolz korreliert eng mit Religiosität. Menschen, die stolz darauf sind, in einem bestimmten Land geboren zu sein, sagen auch, dass „Gott“ für ihr Leben von großer Bedeutung ist (vgl. Abb.). Auch für Rechtsextreme ist ein - allerdings aggressiver Nationalstolz charakteristisch. Bei diesen erfüllt er zum einen die Funktion, Andersartige auszugrenzen. Zum anderen soll der Nationalstolz das im Regelfall brüchige Selbstwertgefühl dieser Menschen kompensieren ( Selbstbild). Religiosität und Nationalstolz

Anteil derer, die sehr stolz auf ihre Nation sind (in %) Indien

Irland USA

70

Slowenien

60

Kanada

Großbritannien 50

Nordirland Island Österreich Litauen Ungarn Portugal Spanien Italien

Lettland Norwegen Dänemark China Schweden Finnland Belgien Frankreich Weißrussland Japan Ostdeutschland

40 30

Polen

Nigeria

Türkei Südafrika Brasilien Mexiko Argentinien Chile

Tschechoslowakei

Russland 20

Moskau

Niederlande Westdeutschland

10

0

20

40

60

80

Anteil derer, die Gott große Bedeutung für ihr Leben zumessen (in %) Quelle: Inglehart (1998, S.127).

(2) Nationalstolz wird leicht verletzt, wenn nationale Symbole für Zwecke der kommerziellen Kommunikation „genutzt“ oder, aus Sicht der Betroffenen, missbraucht werden ( Kommunikation, kommerzielle). So brüskierte ein bekannter Sportartikelhersteller zahllose Chinesen, als er in einem Werbespot den NBA-Star LeBron James einen legendären Kung Fu-Meister besiegen und zugleich einen Drachen, das Nationalsymbol Chinas, überwinden ließ. Während dieses Fabelwesen im Westen, etwa in der Nibelungen-Sage, vorwiegend negativ besetzt ist und stattdessen der Drachentöter Siegfried verehrt wird, ist für Chinesen der Drache ein Schutzpatron, der Macht, Stärke und das Kaisertum symbolisiert. Dass mangelnde kulturelle Sensibilität im Übrigen kein „Privileg“ Werbetreibender ist, die Kulturkreis sozialisiert wurden, belegt das Beispiel Toyota. Der bekannte japaniim westlichen sche Automobilproduzent ( Kanban) ließ zwei Löwenstatuen vor einem vorbeifahrenden Toyota Identität ist und Prado salutieren. Da aber der Löwe gleichfalls ein wichtiges Symbol chinesischer

Naturreligion

1043

Japan, spätestens seit Nangking ( Animosität), Erzfeind Chinas ist, erwies sich auch diese Werbeaktion als kontraproduktiv. Global Player zu einer latenten Dank des Internets wurde verletzter Nationalstolz gerade auch für Bedrohung. So wurde die internationale Agentur TBWA, nachdem sie für die Amnesty InternationalKampagne „Nach den Olympischen Spielen muss der Kampf um die Menschenrechte weitergehen“ Motive mit gefolterten Athleten entwickelt hatte, zum Hassobjekt von Teilen der 50 Mio. chinesischen Blogger. Auf der Homepage von anti-cnu.com fanden sich massenhaft Einträge wie „Chinesische Wut! Amnesty International und internationale Werbeagentur dämonisieren China“ verbunden mit dem Aufruf zum Boykott von TBWA-Werbung. Weiterhin wurden die chinesischen TBWA-Mitarbeiter aufgefordert, der Agentur zu kündigen. Der öffentliche Druck war derart stark, dass TBWA-Kunden wie Adidas oder Visa es für geboten hielten, sich von der AI-Kampagne zu distanzieren. Dior wiederum trennte sich von seinem Testimonial Sharon Stone, nachdem kritische Kommentare der Schauspielerin zur Politik der Volksrepublik China bekannt geworden waren. Und McDonald’s stockte seine eigentliche großzügige Spende für chinesische Erdbebenopfer nochmals auf, nachdem chinesische Blogger dem Fast Food-Konzern (zu Unrecht) Geiz unterstellt hatten. " Becker, J.; Wagner, U.; Christ, O.: Nationalismus und Patriotismus als Ursache von Fremdenfeindlichkeit, in: Heitmeyer, W. (Hrsg.), Deutsche Zustände, Folge 5, Frankfurt/Main 2007, S.131-149. Inglehart, R.: Modernisierung und Postmodernisierung. Kultureller, wirtschaftlicher und politischer Wandel in 43 Gesellschaften, Frankfurt/Main 1998. Ramoser, T.: Chinas Blogger bestrafen Kritiker, in: Absatzwirtschaft, 48.Jg. (2008), Nr.10, S.22.

Nationalsymbol Native Speaker spricht eine bestimmte

Symbol Sprache als

Muttersprache

Nativismus Vorstellung, dass bspw. Raum- und Zeitvorstellungen angeboren sind ( Proxemik). Diese psycholoZeit ein soziogische Theorie steht im Gegensatz zu kulturwissenschaftlichen Konzepten, wonach Zeitwahrnehmung). kulturelles Phänomen ist ( Zeitbewusstsein; Zeitperspektive; " Pinker, S.: The Language Instinct. How the Mind Creates Language. 15th Ed., London 2007.

Natural Hedging

Risikomanagement

Naturethik befasst sich aus ethischer Sicht ( Ethik) mit der Frage, wie der Mensch mit der Natur umgehen sollte. Kommt dieser ein eigener Wert zu oder ergibt sich dieser nur aus der Funktion, welche die Natur für den Menschen erfüllt? " Attfield, R.: The Ethics of Environmental Concern, Oxford 1983. Krebs, A.: Ethics of Nature, Berlin 1999.

Naturrecht im Zuge der Aufklärung entwickelte Vorstellung, dass es Rechtsprinzipien gibt, die absolut, d.h. von Natur aus und nicht per Konvention gültig sind. Das Naturrecht ist dem kodifizierten, d.h. politisch „gesetzten“ Recht (= positives Recht) übergeordnet ( Rechtsanthropologie). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ähnliche Vorstellungen entwickelt ( Menschenrechte). " Bloch, E.: Naturrecht und menschliche Würde, Frankfurt/Main 1977. Mühm, R.: Deutschland. Die Renaissance des Naturrechts und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Rom 2004. von Pufendorf, S.: Die Verfassung des deutschen Reiches, Stuttgart 1976 (Erstausgabe 1776). Strauss, L.: Naturrecht und Geschichte, Frankfurt/Main 1977. Welzel, H.: Naturrecht und materielle Gerechtigkeit, Göttingen 1962.

Naturreligion (1) Glaube bzw. religiöse Vorstellungen der Naturvölker. Nicht zu verwechseln ist die Naturreligion mit der natürlichen Religion, einer so genannten Vernunftreligion. Diese basiert, im Sinne der AufReligionen gemeinsam sind. Zu Beginn der Erforklärung, auf den Ideen und Zielen, die allen

1044

Naturvolk

schung von Naturreligionen hoffte man, mehr über eine Urreligion zu erfahren, übersah dabei jedoch, dass sich anhand der verschiedenen Naturreligionen keine (zeitliche) „Entwicklung“ abbilden lässt; denn diese haben sich neben- und nicht nacheinander entwickelt. (2) Religionen auf der prädeistischen Stufe kennen keine personifizierten Götter oder Dämonen. Charakteristisch sind vielmehr der Glaube an das Wirken heiliger Mächte, die Verehrung von Totems und heiligen Gegenständen sowie bestimmte Rituale. Der Animismus bildet zwar eine frühe Form des Deismus bzw. Theismus (= Gottesglauben); er verehrt aber Seelen und Geister. Zu den Eigenheiten von Naturreligionen gehören ferner der Glaube an Dämonen sowie an mehrere Gottheiten. Manche Naturreligionen tendieren zum Monotheismus. (3) Zentral für nahezu alle Naturreligionen ist die Magie: die „Erfahrung mit der Macht und das Handeln mit dieser Macht“. Magie wirkt zumeist mittels eines Mediums. Damit ist ein künstlich geschaffener bzw. bearbeiteter Gegenstand (z.B. Amulett, Talisman oder Fetisch) gemeint (lat. = 'facititius'). Wesentliches Merkmal ist auch der Dynamismus, d.h. der Glaube an eine Macht (= Mana), die von bestimmten Gegenständen, Personen, Wesen oder Plätzen Besitz ergriffen hat. Mana ist rational nicht erklärbar und steht in enger Verbindung mit Magie. Die davon ergriffenen Orte, Personen oder Gegentabu. stände sind für die Gläubigen Naturvolk Lebensgemeinschaft (zumeist Stamm, seltener Volk), die in enger Anpassung an und starker Abhängigkeit von ihrer natürlichen Umwelt lebt (z.B. Inuit, Buschmannvölker). Naturvölker haben keine Kultur mündlich. Diese ist Forschungsobjekt der VölkerSchrift entwickelt und überliefern ihre Wilde eingestuft wurden, so konnte dies idealisierend wie abwertend kunde. Wenn Naturvölker als gemeint sein ( Fremdheit). NEA

Organization for Economic Cooperation and Development

Nearshoring Sonderform des Outsourcing, die vor allem beim Business Process Outsourcing (BPO) zunehmend Standorte primär nach praktiziert wird. Während man bei der klassischen Variante, dem Offshoring, Maßgabe des von diesen gebotenen Kostenvorteils auswählt, wird beim Nearshoring versucht, bei der Standortbedingungen (z.B. Infrastruktur, politische Stabilität, RechtsStandortentscheidung die Distanz zu berücksichtigen ( Länderrisko). schutz) sowie die kulturelle und die geographische mittel- und osteuropäischen Staaten diese Aus (kontinental-)europäischer Sicht erfüllen derzeit die Bedingungen am besten. Strategische Ausrichtung der Beschaffung Distanz Offshoring

Nearshoring

Kostenvorteil " o.V.: The Rise of Nearshoring, in: The Economist, 3.12.2005, pp.69-71. Pyndt, J.; Pedersen, T: Managing Global Offshoring Strategies, Frederiksberg 2006.

Nebensprache

Sprachloyalität

Neokonfuzianische Hypothese

Regionalpatriotismus

Need for Cognition Negativzoll Neid

1045

Zollarten

Emotion

Neidgesellschaft

Protestantismus-These

Nemawashi innerbetrieblicher komplexer Abstimmungsprozess in traditionell geführten japanischen Unternehmen. Dieser hat primär folgende Frage zum Gegenstand: Kann bzw. muss ein Entscheidungsproblem zur Ringi-Angelegenheit erklärt werden oder nicht ( Ringi-System)? Neobuddhismus bis ins 19. Jahrhundert zurück reichende, von Indologen wie K.E. Neumann, Philosophen wie A. Schopenhauer und Theosophen wie H.S. Olcott betriebene Aneignung buddhistischer Lehren durch Angehörige der christlich-abendländischen Kultur ( Buddhismus; Christentum) " Baumann, M.: Neo-Buddhistische Konzeptionen in Indien und England, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 43.Jg. (1991), Nr.2, S.97-116.

Neohinduismus Konsequenz der Bestrebung, den Hinduismus der modernen Welt anzupassen, sowie der BestreKulturraum zu verankern bung, diese Lehre auch im nichthinduistischen " von Glasenapp, H.: Religiöse Reformbewegungen im heutigen Indien, Leipzig 1928. Mies, M.: Das indische Dilemma. NeoHinduismus, Modernismus und die Probleme der wirtschaftlichen Entwicklung, in: König, R. et al. (Hrsg), Aspekte der Entwicklungssoziologie, Sonderheft 13 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 1969, S.163-181.

Neoimperialismus Wiederkehr von Hegemonialbestrebungen verschiedener Großmächte, nachdem Ende der 1960er-Jahre Imperialismus beendet mit der Phase der Dekolonialisierung ( Kolonialismus) die Epoche des schien. Kritische (Sozial-)Wissenschaftler werten u.a. die Kriege in Afghanistan, Irak oder Tschetschenien als Erscheinungsformen von Neoimperialismus. Mit der Implosion der Sowjetunion waren eine Dekade lang die USA der einzig verbleibende Hegemon. Nicht zuletzt durch den zweiten Irakkrieg hat sich die Situation jedoch grundlegend geändert. Mittelfristig wird mit einer multipolaren Welt gerechnet, in der neben den bisherigen Weltmächten USA und Russland China und Indien maßgebliche Kräfte verkörpern. " Bellers, J.; Nitsche, F. (Hrsg.): Niedergangsstadium? Die Imperialismus-Theorie im interdisziplinären Diskurs. Sieben Beiträge zum Neoimperialismus, Hamburg 2004.

Neoklassik

Globalisierung

Neokolonialismus kritisierende Klassifizierung der Wirtschafts- und Machtpolitik der Industrieländer gegenüber den Schwellenländern als Fortführung des klassischen Kolonialismus, ohne offiEntwicklungs- und ziell den Status einer Kolonialmacht zu haben. Das zentrale Motiv der Neokolonialismus-These (unterDritten Welt) ist schwellige Behinderung bzw. Beschneidung der Entwicklungsmöglichkeiten der Dependencia-Theorie. auch Leitmotiv der Neokonfuzianische Hypothese führt die wirtschaftlichen Erfolge, welche einige ostasiatischen Länder in der jüngeren Vergangenheit Region zurück (d.h. auf ausgewählte Elemente einer erzielt haben, auf das kulturelle Erbe dieser Morallehre, die vereinfachend als Konfuzianismus bezeichnet wird; Konfuzius). Staats- und

1046

Neokonfuzianismus

Diese von dem amerikanischen Futurologen H. Kahn erstmals öffentlichkeitswirksam formulierte und von G. Hofstede sowie R. Inglehart später empirisch überprüfte Vermutung ( Hofstede-Kulturstudie) asiatische Werte oder Asian Miracle erneut wurde in den 1990er-Jahren unter Schlagworten wie diskutiert ( Werte, asiatische; Wunder, asiatisches). Aus den traditionellen östlichen, am Kollektiv orientierten Werthaltungen ( Wert) einerseits und den individualistischen und ökonomischen Werthaltungen des Westens andererseits sei „modernen“, an Ethik entstanden. Indem er zum Aufweichen im vergangenen Jahrhundert „neue“ konfuzianische der äußerst starren sozialen Hierarchie der Berufe beitrug und modernen Berufsbildern (z.B. Unternehmer, Manager, Ingenieur) Wertschätzung schenkte, bereitete der Neokonfuzianismus den Boden für Industrialisierung der konfuzianischen Gesellschaften in China, Hongkong, Japan, Korea, die Singapur, Taiwan und Vietnam. " Fukuyama, F.: Konfuzianismus und Marktwirtschaft. Der Konflikt der Kulturen. München 1995. Weggel, O.: Die Asiaten, 2.Aufl., München 1990. Fukuyama, F.: Social Capital and the Global Economy, in: Foreign Affairs, Vol.74 (1995), No.5, pp.89103. Hofstede, G.: Cultures Consequences. Comparing Values, Behaviors, Institutions and Organizations Across Nations, 2nd Ed., Thousand Oaks/CA 2001, pp.145-208. Inglehart, R.: Modernisierung und Postmodernisierung. Kultureller, wirtschaftlicher und politischer Wandel in 43 Gesellschaften, Frankfurt/Main 1998. Kahn, H.: World Economic Development. 1979 and Beyond, London 1979.

Neokonfuzianismus mit buddhistischen Elementen verschmolzene Fassung des klassischen Konfuzianismus ( BuddhisKonfuzius). Der Neokonfuzianismus setzte sich ungefähr 1.000 n. Chr. in Ostasien durch und mus; wurde in einigen Ländern staatstragende Ideologie (z.B. 1392-1910 in Korea, während der Li-Dynastie). Neokonservatismus

Neuer Imperialismus

Neoliberalismus (1) Ursprünglich von dem amerikanischen Publizisten W. Lippmann in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhundert geprägte Bezeichnung für liberale Ökonomen und Geisteswissenschaftler. Angesichts des durch die damaligen Erfolge von Sozialismus und Faschismus offenkundig gewordenen Scheiterns des klassischen Liberalismus des 19. Jahrhunderts wollten sie diesen reformieren ( Liberalismus). Dabei Marktwirtschaft als ein von den reichte das Spektrum der Protagonisten von W. Eucken, der die staatlichen Organen zu schützendes Ordnungsprinzip begriff ( ORDO-Liberalismus), bis hin zu Autoren wie A. Rüstow, der dieses Konzept als „Steinzeit-Liberalismus“ bezeichnete bzw. angriff und den Einfluss des Marktes zurückdrängen wollte. Dauerhaft einflussreich aber waren nur der spätere Nobelpreis-Träger von Hayek und die u.a. von ihm gegründete, strikt marktwirtschaftliche MontPèlerin-Gesellschaft. Ihr gehörte nicht zuletzt auch der „Vater des deutschen Wirtschaftswunders“ und spätere Bundeskanzler L. Erhard an. Nach 1974, dem Jahr des Nobelpreises, gewann das neoliberale Denken vor allem auf die Wirtschaftspolitik der angelsächsischen Länder zunehmend Einfluss. Der Neoliberalismus lehnt das Laisser Faire-Prinzip des klassischen Liberalismus ab. Wirtschaftspolitiker und Sozialphilosophen wie F. Bohm, W. Eucken, von Hayek oder L. Miksch waren bestrebt, diese geistige Strömung zu erneuern, indem sie die Marktwirtschaft mit einer Wettbewerbsordnung versahen und den Organen des Staates zubilligten, zum Wohle des sozialen Ganzen in das Wirtschaftsgeschehen einzugreifen; dies sollte allerdings keinesfalls im Sinne einer zentralen Wirtschaftslenkung Weltbildes ( Zentralverwaltungswirtschaft), sondern wirtschaftskonform und des marxistischen geschehen. Der von der Freiburger Schule (W. Eucken) begründete ORDO-Liberalismus, eine Spielart Sozialen Marktwirtschaft, propagierte eine marktwirtdes Neoliberalismus und Wegbereiter der schaftlich orientierte Sozialordnung (unter Beibehaltung von Privateigentum an den Produktionsmitteln und des Prinzips der Privatinitiative). Globali(2) Im Zuge der weltweiten Diskussion um Ursachen und Konsequenzen der durch die sierung ausgelösten bzw. beschleunigten sozio-ökonomischen Veränderungen und Strukturbrüche wurde „das Etikett »neoliberal« fast allem angeheftet, was im weitesten Sinne mit ökonomischem

Neoprotektionismus

1047

Denken zu tun hat. Selbst der Bundeskanzler setzt sich dem Verdacht aus, wenn er sich anheischig macht, ein paar ökonomische Ratschläge zu beherzigen“ (N. Piper). Wer nach ökonomisch sinnvollen Welthandelsorganisation (WHO) nicht unbeWegen sucht, die Sozialkosten zu begrenzen, wer die sehen für ein spätkolonialistisches Unterdrückungsinstrument ( Kolonialismus) und nicht jede Unternehmensfusion oder Umstrukturierung für die Ausgeburt unmäßigen Gewinnstrebens hält, gilt den Globalisierungsgegnern als Neoliberaler. Seit R. Reagan und M. Thatcher den Kapitalmärkten in der Spielart des angelsächsischen Kapitalismus größeren Freiraum gewährt haben, stehen vor allem sie und ihre Befürworter in Politik und Wissenschaft unter einem generalisierten Verdacht: der „sozialen KälAkzeptanz von Ungerechtigkeit. In einer diffusen Grundstimmung, in der „Neoliberate“ und der lismus“ zum Schimpfwort und Kampfbegriff verkommen ist, spielen dessen identitätsstiftenden Themen (Freiheit, Eigentum, Recht und Wettbewerb) bezeichnenderweise keine nennenswerte Rolle. (3) Neoliberalismus bezeichnet im (kontinental-)europäischen Sprachgebrauch und Politikverständnis die konservative Spielart des Marktliberalismus. Im US-amerikanischen Sprachgebrauch hingegen sind Neoliberale solche Demokraten und gemäßigte Republikaner, welche die Überzeugung vertreten, dass der „Krieg gegen den Terror“ nur gewonnen werden kann, wenn im Mittelpunkt der AntiterrorWerte steht. Strategie die Verbreitung westlicher " Butterwegge, C.; Lösch, B.; Ptak, R.; Engartner, T.: Kritik des Neoliberalismus, 2.Aufl., Berlin 2008. Eucken, W.: Grundsätze der Wirtschaftspolitik, Bern 1952. von Hayek, F.A. Die Verfassung der Freiheit, Tübingen 1991. Piper, N.: Neoliberal, na und?, in: Süddeutsche Zeitung, Nr.14 (18.19.1.2003), S.4. Zeitler, C.: Spontane Ordnung, Freiheit und Recht. Zur politischen Philosophie von Friedrich August von Hayek, Frankfurt/Main 1996.

Neomerkantilismus wirtschaftspolitische Denkrichtung, die in der Tradition des Merkantilismus Außenhandel nicht als Win-/Win-, sondern als Win-/Lose-Arrangement begreift. Um zu den „Gewinnern“ zu zählen, gilt es demzufolge, den eigenen Außenhandelsüberschuss zu maximieren, indem man möglichst viel exporIndustrietiert und möglichst wenig importiert. Hierzu bedient man sich der Möglichkeiten der Exportförderung einerseits und des Protektionismus andererseits. politik sowie der " Niehans, J.: Der Gedanke der Autarkie im Merkantilismus von einst und im Neomerkantilismus von gestern, Zürich 1945. Krelle, W.: Bestimmungsgründe der Außenhandelspolitik, in: Hetzke, E.; Hirschmann, K.; Pothoff, M. (Hrsg.), Weltwirtschaft und Sicherheit 1994, Berlin 1994, S.15-17.

Neonationalismus von Kritikern bzw. Verlierern der Globalisierung beschworene Renaissance des Nationalstaates. Der häufig mit neokonservativen Tendenzen verwobene Neonationalismus steht einerseits in OppositiInterkulturalität bzw. Multikulturalität belegt weron zu Strömungen, die mit Schlagworten wie Kosmopolitismus. den, und andererseits zum " Kessler, M.; Graf Vitzthum, W.; Wertheimer, J. (Hrsg.): Neonationalismus-Neokonservatismus, Tübingen 1997.

Neopositivismus naturwissenschaftliche Strömung innerhalb der Wissenschaftstheorie. Der Neopositivismus wollte den Positivismus mit Hilfe der formalen Logik und der analytischen Philosophie reformieren. Neoprotektionismus Sammelbezeichnung für alle Maßnahmen, die eine Volkswirtschaft (bzw. einzelne Wirtschaftszweige oder Unternehmen) vor ausländischen Konkurrenten schützen sollen, aber weder dem klassischen tarifären Protektionismus ( Zoll und Exportsubventionen) noch dem nichttarifären Protektionismus Protektionismus dazuzurechnen sind. Neoprotektionismus unterscheidet sich vom traditionellen durch, dass weder preispolitisch noch durch Mengenbeschränkung versucht wird, ausländische Wettbewerber zu behindern. Vielmehr bedient man sich hierzu zumeist „weicher“ Maßnahmen. Sie fallen in Allgemeinen Zolldie Kategorie der zahllosen nichttarifären Handelshemmnisse, die weder vom Welthandelsorganisation (WHO) explizit geächtet und Handelsabkommen (GATT) noch von der Buy National-Kampagnen und Selbstbewerden. Zu diesen Handelshemmnissen zählen bspw. schränkungsabkommen.

1048

Neotechnologieansatz

Neotechnologieansatz

Theorie der technologischen Lücke

Neotechnologietheorien Economies of Scale-Ansatz gehen davon aus, dass große Länder mit einem nachfragestarwie der ken Binnenmarkt Skalenvorteile besitzen ( Skaleneffekt). Diese fallen vor allem bei Massenprodukten ins Gewicht ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). " Hufbauer, G.C.: Synthetic Materials and the Theory of International Trade, London 1970.

Nepotismus (1) bei den Päpsten der Renaissancezeit besonders weit verbreitete Bevorzugung von Verwandten, wenn es darum ging, Ämter und sonstige Würden zu verleihen (nepos = lat.: Enkel, Neffe). Umgangssprachlich hat sich dafür der etwas weiter gefasste Begriff Vetternwirtschaft eingebürgert. Er schließt Verauch die systematische Bevorzugung von Freunden, Bekannten, Parteiangehörigen etc. bei der Korruption erhält dafür der „Gönner“ jedoch gabe (öffentlicher) Aufträge ein. Im Gegensatz zur keine (materielle) Gegenleistung, außer der Befriedigung, seine „Beziehungspflichten“ erfüllt zu haben. (2) Begriff und Anliegen des Nepotismus wurden zuletzt im Zusammenhang mit dem Asiatischen Asiatischen Werten verstärkt diskutiert ( Werte, asiatische; Wunder, asiatiWunder und den kollektivistischen Gesellsches). Es liegt nahe anzunehmen, dass die beziehungsorientierten schaften in besonderem Maße für Vetternwirtschaft anfällig sind. " Karstedt, S.: Macht, Ungleichheit und Korruption. Strukturelle und kulturelle Determinanten im internationalen Vergleich, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 43 (2003), S.384-412.

Nestlé Paradebeispiel eines Global Player ( Prototyp). Gegründet von H. Nestlé, einem aus Frankfurt stammenden Chemiker, nahm die Henri-Nestlé-Gesellschaft 1900 in Fulton (USA) ihre erste ausländische Produktionsstätte in Betrieb. Es folgten Australien (1908) sowie Brasilien (1921), wo das Unternehmen gezuckerte Kondensmilch herstellte und damit den Grundstein für die industrielle Fertigung Entwicklungsländern legte. U.a. daran entzündete sich in den 1970er-Jahren von Lebensmitteln in Multis (Verdrängung der kostenlosen und hochwertigen Muttermilch die weltweite Kritik an den durch ein teures und für Verunreinigungen anfälliges Industrieprodukt. Denn außerhalb der Industrieländer haben viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Das aber ist zum Anrühren des Milchpulvers erforderlich). 2005 beschäftigte Nestlé etwa 220.000 Mitarbeiter in 487 Fabriken in 84 Ländern .Gemessen an der Zahl der Mitarbeiter erwirtschaftete das Unternehmen in Nord- und Lateinamerika einen überproportionalen Umsatzanteil (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Regionalstruktur der Nestlé-Fabrikaktionsstätten (2005)

Europa

Auslandsniederlassungen

Mitarbeiter

Umsatz (in Mrd. SF)

185

37,9

35,3

Amerika/Lateinamerika

165

36,0

39,0

Afrika/Asien & Ozeanien

137

26,1

16,8

Die regionale und nationale Verteilung der Fabrikationsstätten ist Gegenstand von Abb.2 ( Auslandsniederlassung). Obwohl nur ein geringer Anteil des Umsatzes im Stammland erwirtschaftet wurde, beließ man die Unternehmenszentrale auch weiterhin in der Schweiz ( Holding-Organisation). Gründe für diese Entscheidung waren u.a. Tradition und der daraus erwachsende Goodwill, z.B. bei Standort die gute Infrastruktur, die verBehörden. Weiterhin sprachen und sprechen für diesen kehrsgünstige Lage des Landes sowie die Qualität des schweizerischen Bankenwesens.

Nestlé

1049

Abb. 2: Fabrikationsstätten von Nestlé (1995 vs. 2005) Land bzw. Region

Europa

Anzahl an Fabriken (1995)

Anzahl an Fabriken (2005)

220

185

Land bzw. Region

Anzahl an Fabriken (1995)

Anzahl an Fabriken (2005)

Marokko

2

1

Belgien

5

4

Nigeria

2

1

Bulgarien

1

1

Qatar

Dänemark

2

1

Senegal

1

1

30

25

Südafrika

12

12

2

2

Tunesien

1

40

36

Vereinigte Emirate

1

Deutschland Finnland Frankreich Griechenland

5

4

Großbritannien

23

17

Irische Republik

3

2

Italien

Zimbabwe Asien, Naher und Mittlerer Osten

1

1

1

58

91

1

23

22

Niederlande

6

5

Bangladesch

1

Norwegen

4

1

Hongkong

2

Österreich

3

1

Indien

5

6

Polen

7

8

Indonesien

5

9

Portugal

7

6

Iran

2

Israel

1

9

Japan

Rumänien Russland Schweden

Bahrain

1

1 9 4

3

9

3

Jordanien

10

8

Libanon

1

1

Malaysia

9

6

Spanien

23

17

Pakistan

2

5

Tschechische Republik

12

2

Philippinen

8

6

1

2

Republik Korea

1

2

2

Saudi-Arabien

1

4

4

Singapur

1

1

Sri Lanka

2

2

Schweiz Slowakische Republik

Türkei Ukraine Ungarn Ozeanien

2 24

16

1 1

Syrien

1

Australien

15

11

Taiwan

3

Neuseeland

4

2

Thailand

7

7

Pazifische Inseln

5

3

Usbekistan Vietnam

1

4

Volksrepublik China

6

20

Afrika Ägypten

28

30

4

4

Algerien

1

1

Nordamerika

73

Côte d‘Ivoire

2

2

Kanada

9

14

89

Ghana

1

1

Vereinigte Staaten

64

75

Guinea

1

1

Kamerun

1

1

Kenia

1

1 wird fortgesetzt

1050

Netnographie

Land bzw. Region

Anzahl an Fabriken (1995)

Anzahl an Fabriken (2005)

Anzahl an Fabriken (1995)

Anzahl an Fabriken (2005)

Mittelamerika

31

24

Costa Rica

2

Dominik. Republik

2

3

Brasilien

El Salvador

1

1

Chile

Guatemala

1

1

Ecuador

3

2

Jamaika

1

1

Kolumbien

2

4

3

Peru

2

1

19

12

Uruguay

1

1

Nicaragua

1

1

Venezuela

4

6

Panama

2

1

Trinidad & Tobago

2

1

Land bzw. Region

Kuba Mexiko

(

Südamerika

55

Argentinien

52

8

9

28

23

7

6

http://www.nestle.com

Netnographie Übertragung ethnographischer Untersuchungsmethoden auf Gemeinschaften (z.B. Online-Foren) und Kulturen (z.B. Cyberculture), welche sich im Internet bilden ( Kultur) " Kozinets, R.V.: On Netnography. Initial Reflections on Consumer Research Investigations of Cyberculture, in: Advances in Consumer Research, Vol.25 (1998), No.1, pp.366-371.

Netspeak

Sondersprache

Netting Risikomanagements. Zur Minimierung des Kursrisikos werden Forderungen und Methode des Währung anfallen, gegeneinander verrechnet und nur die darüber Guthaben, die in der gleichen hinausgehenden Beträge auf dem freien Markt angeboten ( Cash Management). In einigen Unternehmen ist eine als Clearing-Stelle bezeichnete Abteilung für das Netting zuständig. Da dieses zu dem Standardinstrumentarium moderner Unternehmensführung zählt, werden die (kurz- und mittelfristigen) Auswirkungen von Wechselkursänderungen auf international tätige Unternehmen in der öffentlichen Diskussion zumeist überschätzt ( Wechselkurs). Nettodeviseneffekt des internationalen Tourismus berührt die Frage, ob der internationale Tourismus den Gastländern ökonomisch eher schadet oder eher nutzt ( Tourismus, internationaler). Plausiblerweise profitieren Länder, die völlig oder weitgehend importabhängig sind, von den Touristen nur wenig (vgl. Abb.). Nettodeviseneffekt und Importabhängigkeit Nettodeviseneffekt (in %)

Ländergruppe

0 - 10

für Länder mit völliger Importabhängigkeit

10 - 50

für Länder mit großer Importabhängigkeit

50 - 70

für Länder, die Luxusgüter und wenige Verbrauchsgüter importieren

70 - 90

für Länder, die sich auf den Import von Luxusgütern beschränken.

Quelle: Leffler (1992, S.9).

" Leffler, U.: Auswirkungen des Tourismus in Entwicklungsländern, Arbeitsbericht Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, Berlin, Oktober 1992.

Netzwerk

1051

Nettoexportquote Nettoölexportländer Nettorisikoposition Nettozahler

RCA-Analyse Organization of the Petroleum Exporting Countries Risikoanalyse

Europäische Union

Network of European World Shops

Weltladen

Netzwerk (1) eine durch spezifische Beziehungen verbundene Menge von sozialen Einheiten. Der Netzwerkansatz wurde von Soziologen entwickelt, um die Interaktion zwischen Individuen, Gruppen oder Organisationen beschreiben und erklären zu können. Hierzu greift man primär auf die mathematische Graphen-Theorie zurück, wobei das zentrale Element, der Graph, sowohl Knoten (= soziale Einheiten) als auch Kanten (= Beziehungen) aufweist. Analyseobjekt können zum einen die Knoten selbst sein, indem etwa zentrale Knoten von peripheren differenziert oder Gate Keeper und Brücken, d.h. Einheiten, die mehrere Positionen gleichzeitig besetzen, identifiziert werden. Zum anderen werden die Beziehungen im Netzwerk selbst analysiert: bezüglich formaler Eigenschaften (= Häufigkeit, Dauer und Dichte von Beziehungen) und materieller Eigenschaften (= Typen und Inhalte von Netzwerk-Beziehungen). Dabei kann es sich auch um geschäftliche oder freundschaftliche Beziehungen bzw. Inhalte handeln. (2) Seit Beginn der 1990er-Jahre wurden Begriff und Idee des „Netzwerks“ von den Wirtschaftswissenschaften zunehmend als Metapher für diverse vertragliche Formen der Internationalisierung Franchising; Joint Venture). Damit aber nicht jede zufällige Interaktigenutzt ( Lizenzvertrag; on als Netzwerk bzw. Netzwerkbeziehung bezeichnet wird, muss es sich um eine wechselseitige und längerfristige Beziehung zwischen mehreren Akteuren handeln, die überdies mehrere Kriterien erfüllt. (3) Intraorganisationale Netzwerke sind keine Alternative zur klassischen Unternehmensstruktur (z.B. Funktional-, Regional- oder Matrixorganisation), sondern ergänzen diese ( Netzwerk, intrainterorganisationale bzw. unternehmensexterne Netzorganisationales). Davon abzugrenzen sind werke (= „Unternehmensnetzwerke), welche im Regelfall die Existenz langfristiger Beziehungen zwischen zwei oder mehr Unternehmen voraussetzen. Dabei lassen sich zwei Erscheinungsformen unterscheiden: Quasi-Externalisierung verfolgt das Ziel, Leistungstiefe bzw. Leistungsbreite zu verringern, indem bestimmte Bereiche, Funktionen oder Prozesse in rechtlich unabhängige Unternehmen ausgegliedert bzw. ausgelagert werden. Weil die so entstandenen kleineren Unternehmenseinheiten häufig sehr spezialisiert sind und ohne Partner nicht dauerhaft überlebensfähig wären, stehen sie mit dem „Mutter-Unternehmen“ im Regelfall in Verbindung. Die Ausgliederungen agieren folglich unabhängig, bleiben durch das Netzwerk jedoch dem Unternehmenskern verbunden. Kooperiert ein Unternehmen mit bisher rechtlich selbständigen Unternehmen, so handelt es sich um Quasi-Internalisierung. Dies bedeutet, dass man Austauschbeziehungen, welche bislang über den Markt organisiert wurden, integriert, d.h. in die Unternehmenshierarchie eingliedert. Unternehmensnetzwerke zeichnen sich dadurch aus, dass Unternehmen zusammenarbeiten, ohne sich zu vereinigen, weshalb man von QuasiInternalisierung (statt Internalisierung) spricht. Interorganisationale Netzwerke werden häufig als Instrument der Kundenbindung gebildet (bspw. von Fluggesellschaften, Hotelketten und MietwagenOrganisationen zur Umsetzung ihrer Vielflieger-Programme). Hierzu zählt etwa das Miles & More-Angebot der Deutschen Lufthansa, welche in der Star Alliance mit anderen Fluggesellschaften netzwerkartig verbunden ist. (4) Multinationale Unternehmen unterhalten vielfältige Beziehungen und Vernetzungen zwischen dem Stammhaus und den nationalen Tochtergesellschaften sowie mit externen Institutionen (z.B. RegieZulieferer, Konkurrenten). Sie lassen sich folglich als Verbund von rungen der Gastländer, Kunden, intraorganisationalem und interorganisationalem Netzwerk darstellen (vgl. Abb., nächste Seite).

1052

Netzwerk des kalkulierten Vorteils

(5) Kritiker halten den „neuen“, ausschließlich oder weitgehend auf prozessuale Mechanismen konzentrierten Organisationskonzepten Naivität vor. Sie suggerierten, dass Unternehmen ihre arbeitsteiligen Leistungsprozesse ausschließlich als persönliche Beziehungsnetze koordinieren. Auch falle es schwer zu erkennen, was in diesem Zusammenhang der Begriff „Netzwerk“ anderes besage als die gängigeren Kooperation oder der Strategischen Allianz. Ebenso wenig Aussagekraft besitze das Termini der Konzept des „strategischen Netzwerks“ ( Netzwerk, strategisches). Idealtypische Netzwerkstruktur

Joint Venture

Unternehmen B

Integriertes Netzwerk

Tochtergesellschaft

Lizenzvertrag

Tochtergesellschaft

Unternehmen C

Strategische Allianz Mutterunternehmen

Tochtergesellschaft

Tochtergesellschaft

Unternehmen D

Tochtergesellschaft

Tochtergesellschaft

Joint Venture

Strategische Allianz Strategische Allianz

Unternehmen E

Patentvertrag

Unternehmen G

Unternehmen F

Quelle: in Anlehnung an Kutschker/Schmid (2008, S.544).

" Bartlett, C.A.: Aufbau und Management der transnationalen Unternehmung, in: Porter, M. E. (Hrsg.), Globaler Wettbewerb, Wiesbaden 1989, S.425-466. Coviello, N.E.; Martin, K.A.-M.: Internationalization of Service SMEs, in: Journal of International Marketing, Vol.7 (1999), No.4, pp.42-66. Gerum, E.: Internationalisierung mittelständischer Unternehmen durch Netzwerke, in: Gutmann, J., Kabst, R. (Hrsg.), Internationalisierung im Mittelstand, Wiesbaden 2000, S.273-285. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008. Macharzina, K.; Oesterle, M.-J.: Bestimmungsgrößen und Mechanismen der Koordination von Auslandsgesellschaften, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.705-736. Schütte, H.; Lasserre, P.: Management-Strategien für Asien-Pazifik, Stuttgart 1996. Sydow, J.: Strategische Netzwerke, Evolution und Organisation, 3.Aufl., Wiesbaden 1995, S.160f. Wolf, J.: Strategien und organisationale Grundstrukturen deutscher nationaler und internationaler Unternehmen, in: Engelhard, J.; Sinz E.J. (Hrsg.), Kooperation im Wettbewerb, Wiesbaden 1999, S.621-655.

Netzwerk des kalkulierten Vorteils

Guanxi

Netzwerk, heterarchisches auch als kooperatives bzw. polyzentrisches Netzwerk bezeichneter Typ des Unternehmensnetzwerkes Heterarchie; Netzwerk). Mitglieder eines heterarchischen (im Gegensatz zum sozialen Netzwerk;

Netzwerk, interorganisationales

1053

Netzwerkes koordinieren ihre Zielsetzungen und Verhaltensweisen im Konsens sowie durch wechselVertrauen ( Koordination). Dies erklärt, warum Kritiker dieses seitige Selbstverpflichtung und Organisationskonzept als utopisch einstufen. " Sydow, J.; Windeler, A.: Steuerung von und in Netzwerken, in: Sydow, J.; Windeler, A. (Hrsg.), Steuerung von Netzwerken, Opladen 2000, S.1-24.

Netzwerk, interorganisationales vom Netzwerkunternehmen abzugrenzendes Unternehmensnetzwerk. (1) Vor allem im internationalen Dienstleistungsgeschäft ist dieses Organisationsprinzip vergleichsweise weit verbreitet ( Dienstleistungsmarketing, internationales). Hierzu zählen bspw. die von internationalen Fluggesellschaften, Hotelketten und Mietwagen-Organisationen zur Umsetzung ihrer VielflieNetzwerke (etwa das Miles & More-Angebot der Deutschen Lufthanger-Programme geschaffenen sa, welche in der Star Alliance mit anderen Fluggesellschaften verbunden ist). Weil diese Bonusmeilen gegenseitig anrechnen und die Deutsche Lufthansa weitere bilaterale Abkommen getroffen hat, liegt die Zahl der Nutzer ein Vielfaches über der Mitgliederzahl von Miles & More (= 2,7 Mio. Kunden). So gelang es Hilton, durch das Kundenbindungs-Programm Hilton Honors Worldwide mit Star Alliance verknüpft, binnen zwölf Monaten zu seinen fünf Millionen Kunden 300.000 weitere hinzuzugewinnen. Dank Double Dipping konnten diese neben Flugmeilen auch Punkte für einen Aufenthalt in einem der ca. 400 Hotels sammeln. Nutzen Urlauber die konzerneigene (Ferien-)Fluggesellschaft Condor, so können sie während der gesamten Urlaubsreise Flugmeilen sammeln. Weiter fortgeschrittene Formen derartiger internationaler Wertschöpfungs-Netzwerke finden sich etwa in Großbritannien. Dort haben branchenübergreifend ATS (Reifen), Courts Furnisher (Möbel), National Magazin (Publikumszeitschriften), Vodafone (Telekommunikation) u.a. die Kooperation Airtours Freedom gegründet. Deren Kunden erhalten mit der Freedom Count-Down-Karte Zugang zu Vergünstigungen aller Art (z.B. Preisnachlass beim Kauf am Urlaubsort oder Minderung der Buchungskosten um 50 £, falls sie im Urlaub einen Mindestumsatz von 3.000 £ erreichen). (2) Multinationale Unternehmen zeichnen sich nicht nur durch vielfältige Beziehungen und Vernetzungen zwischen Stammhaus und den nationalen Tochtergesellschaften aus, sondern auch durch Zuzahlreiche Interaktionen mit externen Institutionen (z.B. Regierungen der Gastländer, Kunden, lieferunternehmen, Konkurrenten). Deshalb bietet es sich an, die Konzepte intraorganisationales und interorganisationales Netzwerk miteinander zu verknüpfen. Da für Entwicklung und Aufrechterhaltung der verschiedenartigen Netzwerk-Beziehungen persönliche Kontakte unabdingbar sind, kommt dabei dem Personalmanagement eine entscheidende Rolle zu. Beispielsweise benötigt das Unternehmen Sprache der Interaktionspartner beherrschen. Auch sollten sie bereit sein, Manager, welche die längerfristig im Ausland zu arbeiten ( Entsendung) und über das erforderliche Maß an interkultureller Kompetenz verfügen ( Kompetenz, interkulturelle). Chaebol (Südkorea) und (3) Im asiatisch-pazifischen Wirtschaftsraum entwickelten sich mit dem Keiretsu (Japan) sowie den chinesischen Family Business Netzworks (FBN) (= im Familienbedem sitz von Auslandschinesen befindliche Mischkonzerne) drei unterschiedliche Formen von interorganisationalen Unternehmensnetzwerken. Die von Auslandschinesen (= in Hongkong, Indonesien, Malaysia, Singapur, Taiwan, Thailand, Vietnam oder auf den Philippinen lebende Chinesen), gegründeten Unternehmensnetzwerke sind im Regelfall hochgradig diversifiziert, weshalb sie auch als Unternehmenskonglomerate bzw. Mischkonzerne eingestuft werden können. „So umfasst das Engagement der Salim-Gruppe in Indonesien die Geschäftsbereiche Zement, Autos, Nahrungsmittel, Banken, Immobilien und Versicherungen“ (Rüffer & Thobe, S.293). Ein wesentliches Merkmal der FBNs, das verwandtschaftlich und/oder persönlich begründete Beziehungsnetzwerk, lässt sich mit der andauernden teils latenten, teils manifesten Bedrohung durch antichinesische Ressentiments in den zumeist südostasiatischen Gastländern begründen ( Animosität). Neben Personalismus zeichnet, entsprechend der konfuzianischen Gesellschaftsordnung, Paternalismus diesen Unternehmenstypus traditionellen aus. Anders als beim koreanischen Chaebol kann Familienzugehörigkeit nicht ausschließlich durch Guanxi erlangt werden: durch Quantität und Qualität des Blutsverwandtschaft, sondern auch durch

1054

Netzwerk, intraorganisationales

Familiensystem). Verlaufen die Geschäfte des zumeist als HanBeziehungskapitals ( Familie; delsunternehmen gegründeten und vom Familienoberhaupt autokratisch geführten Kernunternehmens günstig, so besteht die Unternehmensstrategie in Diversifikation – und nicht in Expansion durch Konzentration auf das Kerngeschäft. Es werden weitere Unternehmen gegründet, in denen (nach Maßgabe von Alter und Geschlecht) hochrangige Familienmitglieder die Führungspositionen übernehmen. In dem Maße, wie sich deren Familienzugehörigkeit aus ihrem Guanxi herleitet (und nicht aus verwandtschaftlichen Beziehungen, geht das Family Business Netzwerk in ein Clan Business Netzwerk über. „Die einzelnen Unternehmungen werden mehr oder weniger als Einheit gesehen, auch wenn sie getrennt am Markt auftreten und getrennt geführt werden. Alle Unternehmungen werden als Familienbesitz betrachtet. Sie sollen Wohlstand und Prestige der Familie erhöhen“ (Kutschker & Schmid, S.800). Wie Rüffer & Thobe (S.294) berichten, lenken z.B. der Unternehmer Liem Sioe Liong und sein Sohn zusammen mit 14 Beratern die mehr als 300 Unternehmen der Salim-Gruppe, das größte der von Auslandschinesen in Indonesien geleitete Unternehmensnetzwerk. " Coviello, N.E.; Martin, K.A.-M.: Internationalization of Service SMEs, in: Journal of International Management, Vol.7 (1999), No.4, pp.42-66. Goshal, S.; Bartlett, C.A.: The Multinational Corporation as an Interorganization Network, in: Academy of Management Review, Vol.51 (1990), pp.603-625. Kutschker, M.; Schmid, S.: Organisationsstrukturen internationaler Unternehmungen, in: Kutschker, M. (Hrsg.), Perspektiven der internationalen Wirtschaft, Wiesbaden 1999, S.361-411. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008. Rüffer, S.; Thobe, W.: Auslandschinesische Unternehmensnetzwerke im asiatisch-pazifischen Wirtschaftsraum, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 30.Jg. (2001), Nr.5, S.293-296. Sydow, J.: Strategische Netzwerke, Evolution und Organisation, 3.Aufl., Wiesbaden 1995.

Netzwerk, intraorganisationales innerbetriebliche Erscheinungsform des Netzwerkansatzes. Intraorganisationale Netzwerke sind keine Alternative zur klassischen Unternehmensstruktur (z.B. Funktional-, Regional- oder Matrixorganisation), sondern eine Ergänzung ( Organisationsstruktur). Wie Kutschker & Schmid darlegen, können die einzelnen Funktionalbereiche, Geschäftsbereiche oder Regionalbereiche in unterschiedlichem Ausmaß in Netzwerke eingebunden sein. Außerdem erleichtert die Verselbständigung von Divisionen innerhalb einer Holding die Bildung interorganisationaler Netzwerke. Dies ist jedoch keine zwingende Voraussetzung. (1) Intraorganisationale Netzwerke zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus: a) Flache Hierarchie: Die polyzentrische Struktur löst die bislang übliche zentralisierte Hierarchie ab. Sie verspricht einen Trade-off zwischen Vielfalt und Flexibilität auf der einen sowie Einfachheit auf der anderen Seite. Beispielsweise berichten die als Profit Center geführten Tochtergesellschaften Stammhauses, dessen Mitglieder für bestimmte Regionen verantwortlich direkt an den Vorstand des sind. Ohne mit dem operativen Geschäft belastet zu werden, behalten diese so den Überblick über die Entwicklung der einzelnen Gesellschaften. b) Dezentralisierung von Entscheidungen: Die Tochtergesellschaften sind für das operative Geschäft verantwortlich und teilen die Verantwortung für strategische Entscheidungen mit dem Mutterunternehmen. c) Interdependenz: Indem sie Technologie, Kapital, Personal sowie Rohstoffe oder Vorprodukte austauschen, entsteht gegenseitige Abhängigkeit. Dabei spezialisieren sich die verschiedenen Einheiten auf solche Leistungen, die sie effizienter als andere innerhalb des Unternehmens erbringen können. d) Koordinationsbedarf: Ressourcen sollten sachgerecht zugewiesen und unternehmensinternes Know how muss erfasst, verwaltet und transferiert werden. Deshalb vergrößert die mit diesem Organisationsprinzip verbundene Interdependenz den Koordinationsbedarf ( Koordination). e) Horizontale Kommunikation: Innerhalb des Unternehmensverbundes kommunizieren die Mitarbeiter nicht mehr nur vertikal, sondern auch horizontal. Der hierarchie- und bereichsübergreifend intensivierte Kommunikationsfluss sorgt für jene Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, die netzwerkartig organisierten Unternehmen nachgesagt wird. (2) Verschiedene Maßnahmen erleichtern es, Netzwerke zu implementieren. Weltweite Job-Rotation etwa verschafft den Managern einen Überblick über das Gesamtunternehmen und trägt zur Entstehung eines (informellen) Geflechts persönlicher Beziehungen bei. Neue Informationstechniken unterstützen

Netzwerk, strategisches

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diesen Prozess, indem sie es den Mitarbeitern ermöglichen, schnell und direkt miteinander zu kommunizieren (z.B. mittels E-Mail) oder auf unternehmensintern verfügbares Wissen zurückzugreifen (z.B. auf Datenbanken). Der Netzwerkansatz setzt voraus, dass alle Mitarbeiter unabhängig von ihrer Herkunft „an einem Strang ziehen“. Hierzu wiederum muss eine für das gesamte Unternehmen verIdentifikationspotenzial bieten ( Unternehmensbindliche Kultur dem Einzelnen hinreichend kultur). Aus dieser Forderung schließlich lässt sich unmittelbar folgern, dass sich dieses vergleichsweise komplexe Organisationskonzept nur langfristig implementieren lässt und kein Patentrezept zur Bewältigung von Unternehmenskrisen ist. " Bartlett, C.A.; Goshal, S.: Internationale Unternehmensführung. Innovation, globale Effizienz, diffenziertes Marketing, Frankfurt/Main 1990. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.526ff. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.632ff.

Netzwerk, nomologisches Beziehungsgefüge verschiedener Konstrukte zweiter Ordnung samt den zu ihrer Operationalisierung Konstrukte wie Arbeitszufriedenheit oder kulturelle Distanz verwendeten Indikatoren. Damit kein „metaphysisches Eigenleben” erlangen, muss im Zuge der Konstruktvalidierung durch wechselseitige Approximation Konvergenz zwischen nomologischem Konzept und Messansatz angestrebt und ein nomologisches Netzwerk „geknüpft“ werden ( Distanz, kulturelle; Konstruktvalidierung). Dabei sind alle denkbaren methodischen Wege zu beschreiten (z.B. semantische und logische Analyse, korrelative und kausalanalytische Studien, experimentelle und nichtexperimentelle Untersuchungen). Im Idealfall wird Deckungsgleichheit von nomologischem Konzept und empirischer Realität erreicht. Nomologische Validität wird meist mit Hilfe von Strukturgleichungsmodellen nachgewiesen und dargestellt. " Cronbach, L.J.; Meehl, P.E.: Construct Validity in Psychological Tests, in: Psychological Bulletin, Vol.52 (1955), No.4, pp.281-302.

Netzwerk, regionales von zumeist klein- und mittelständischen Unternehmen, die sich innerhalb eines geographisch abgrenzbaren Raumes zusammenschließen ( Region), gebildetes Unternehmensnetzwerk ( Netzwerk, interorganisationales). In Abgrenzung zum strategischen Netzwerk lassen sich neben der Unternehmensgröße und der räumlichen Konzentration folgende Differentialkriterien nennen: informelle, allenfalls polyzentrische Struktur sowie variierende Interorganisationsbeziehungen ( Netzwerk, straPolyzentrismus). tegisches; " Brüning, R.: Strategische Kooperation, in: das wirtschaftsstudium (wisu), o.Jg. (2006), Nr.4, S.456-460. Sydow, J.: Netzwerkbildung und Kooperation als Führungsaufgabe, in: Kieser, A.; Reber, G.; Wunderer, R. (Hrsg.), Handwörterbuch der Führung, 2.Aufl., Stuttgart 1995, Sp.1622-1635.

Netzwerk, semantisches bezeichnet in der Gedächtnisforschung das Wissen, das ein Mensch bezüglich eines bestimmten Sachverhaltes erworben hat. Erweitert um die einschlägigen subjektiven Vorstellungen spricht man von einem Schema. " Lerman, D.; Garbarino, E.: Recall and Recognition of Brand Names. A Comparison of Word and Nonword Name Types, in: Psychology & Marketing, Vol.19 (2002), pp.621-639.

Netzwerk, strategisches freiwillige, polyzentrisch strukturierte Zusammenarbeit von mindestens drei, im Regelfall aber Undeutlich mehr kooperierenden Unternehmen oder Organisationseinheiten. Koordiniert wird das Strateternehmensnetzwerk im Regelfall durch ein oder mehrere fokale Unternehmen. Wie die gische Allianz begründet das Strategische Netzwerk eine formalisierte und längerfristig angelegte Zusammenarbeit von Unternehmen, die sich davon Flexibilität, Ressourcentransfer, Skalenund/oder Synergieeffekte sowie andere Vorteile erhoffen. Da es sich beim Strategischen Netzwerk um Kooperation handelt, besteht die Möglichkeit des internen eine vorwiegend horizontale Form der Wettbewerbs ( Unternehmensnetzwerk).

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Netzwerkansatz

Netzwerkansatz (1) wurde ursprünglich von Soziologen entwickelt, um Interaktionen zwischen Individuen, Gruppen oder Organisationen zu beschreiben und zu erklären. Während sie damit primär soziale Beziehungen Internationalen Managements dieses systematisch analysieren wollten, übernahmen Vertreter des Konzept, um das zeitlich stabile Zusammenwirken von Organisationen strukturieren und erklären zu können. Hierzu wird mit den Mitteln der mathematischen Graphentheorie das Netzwerk als „eine durch spezifische Beziehungen verbundene Menge von sozialen Einheiten“ (Marcharzina & Oesterle) beschrieben. Dabei kann es sich bspw. um geschäftliche oder freundschaftliche Beziehungen bzw. Inhalte handeln. Analyseobjekt können zum einen die Knoten sein (= soziale Einheiten), wobei zentrale Knoten von peripheren Knoten differenziert werden (oder Gate Keeper und Brücken, d.h. Einheiten, die mehrere Positionen gleichzeitig besetzen). Zum anderen werden die Beziehungen im Netzwerk selbst bezüglich formaler (= Häufigkeit, Dauer und Dichte von Beziehungen) und materieller Eigenschaften analysiert. Damit sind die Typen (z.B. Geschäftsbeziehung vs. Freundschaft) sowie die Inhalte von Netzwerk-Beziehungen gemeint (z.B. Tausch von Informationen, Emotionen oder Gegenständen). Vertrauen das zentrale Koordinationsinstrument. Gleichwohl bedarf es ergänzenIn Netzwerken ist Landes- und/oder Unternehmenskultur, unterschiedliche der Instrumente. So können, je nach Vorstellungen darüber bestehen, was als Vertrauensbruch zu werten und wie gegebenenfalls damit umzugehen ist. Allgemein hilfreich sind dann personelle Verflechtungen zwischen den Netzwerkpartnern, die im positiven Fall den Informationsfluss erleichtern. Konkret kann man wechselseitige Auskunftspflichten festlegen, Kontrollrechte einräumen und ein Wettbewerbsverbot für den Fall des Ausscheidens vereinbaren. Die stärkste Bindungswirkung aber geht von beziehungsspezifischen Investitionen aus, z.B. ein nur gemeinsam nutzbares Anlage- und Humanvermögen. (2) Verschiedenen betriebswirtschaftlichen Funktionslehren (z.B. Organisation, Unternehmensführung, Internationales Management) eröffnete der Netzwerkansatz die Möglichkeit, die Institution „Unternehmen“ nicht wie bislang als ein monolithisches und zugleich amorphes Gebilde zu begreifen, sondern, realitätsnäher, als „organisationale Gruppierungen von tendenziell selbständigen Akteuren“ (Ghoshal & Bartlett), die sich in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich konfigurieren können. Überdies wurde im Rahmen dieses Paradigmas das Augenmerk verstärkt auf die Austauschbeziehungen (sozialwissenschaftlicher Ansatz) bzw. Transaktionen (ökonomischer Ansatz) gerichtet. Franchising; Joint Venture) und anderen For(3) Obwohl die vertraglichen ( Lizenzvertrag; Internationalisierung (z.B. Kooperation; Strategische Allianz) letztlich immer schon men der netzwerkartige Beziehungen einschlossen, begann man erst anfangs der neunziger Jahre, bewusst von Netzwerken bzw. Netzwerkbeziehungen zu sprechen. AusC.A. Bartlett plädierte als erster für das Modell eines integrierten Netzwerks. Dieses billigt den landsniederlassungen innerhalb des Unternehmensverbundes eine gleichwertige Funktion zu. Damit das Unternehmen schnell und effizient auf die weltweit keineswegs immer einheitlichen Chancen, Zwänge bzw. Herausforderungen reagieren kann, beschränkt sich das Mutterunternehmen auf die Aufgabe, den organisatorischen Rahmen zu schaffen, innerhalb dessen die vielfach weit verstreuten Betriebseinheiten ihre Fähigkeiten entfalten sowie Ideen, Erfahrung, Wissen und ihre Fachkenntnisse in den Leistungsprozess einbringen können. Es beschränkt sich somit fast auf die Funktion einer (Management-)Holding. (4) Da der Begriff „Netzwerk“ jedoch zumeist eher als eine umgangssprachliche Redewendung (für jede Art von institutioneller Interaktion) denn als ein operational definierter wissenschaftlicher Terminus verwendet wurde und wird, entwickelte er sich im Laufe der Diskussion zu einer Metapher, mit der streng genommen nur eine wechselseitige, längerfristige Beziehung zwischen mehreren Akteuren gemeint ist. E. Gerum forderte deshalb, man solle nur dann von einem Netzwerk sprechen, wenn folgende Kriterien erfüllt sind: a) Absichtlichkeit: Nicht jede zufällige Interaktion, sondern nur die „intentionale“ Form einer längerfristigen Beziehung zwischen wirtschaftlichen Akteuren ist als Netzwerk zu bezeichnen.

Netzwerkansatz

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Zentralisierte Dezentralisierung: das Netzwerk-Modell Zentralisierte Knotenpunkt-Struktur

Mutterunternehmen Strenge, einfache Kontrolle Zentralisierung der wichtigsten strategischen Entscheidungen Einseitiger Fluss von Gütern, Informationen und Ressourcen Dezentralisiertes föderatives Modell

Mutterunternehmen

Lockere, einfache Kontrolle Dezentralisierung der strategischen Entscheidungen Hauptsächlich Finanzströme (Kapital fließt zu Tochtergesellschaft; Dividenden fließen an Muttergesellschaft) Integriertes Netzwerk-Modell

Straffe, komplexe Kontrolle und Koordination Strategische Entscheidungen werden nicht allein von der Zentrale getroffen Reger Austausch von Technologie, Kapital, Mitarbeitern und Material Interdependente Einheiten Quelle: Welge (1992, S.298).

Mutterunternehmen

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Netzwerkorganisation

b) Entscheidungsfreiheit: Die Mitglieder eines Netzwerkes sind rechtlich und wirtschaftlich selbständige Unternehmen. Kooperation als auch Konc) Zielkonvergenz und Zieldivergenz: In Netzwerken herrschen sowohl kurrenz. Dennoch muss es sich dabei um ein Positiv-Summen-Spiel handeln. d) Netzwerk-Risiko: Zwar steigt mit zunehmender Größe des Netzwerkes die potentiell erzielbare Rente. Zugleich aber nehmen aufgrund der partiellen Zieldivergenz und wechselseitigen Abhängigkeit der Akteure Notwendigkeit und Kosten der Kontrolle zu. e) Tätigkeitsspektrum: Der Schwerpunkt eines Netzwerkes liegt bei den Wettbewerbs- und den Funktionalstrategien seiner Mitglieder sowie dem Produkt-/Markt-Portfolio. f) Struktur und geographische Ausdehnung: Möglich sind nationale und internationale Netzwerke horizontaler, vertikaler und lateraler Art. g) Interdependenz-Muster: Bestehen Beziehungen zu Unternehmen der vor- und/oder nachgelagerten Wertschöpfungsstufe, so spricht man von sequentieller Interdependenz. Im Falle der Automobilindustrie und ihrer zumeist mittelständischen Zulieferer kann aufgrund von Single Sourcing oder Just in Time-Lieferbeziehungen die Bindungswirkung derart groß sein ( Global Sourcing), dass sich die Grenzen zwischen wirtschaftlicher Selbständigkeit und Unselbständigkeit auflösen. Mehrfach dyadische Interdependenz liegt vor, wenn mehrere Netzwerkpartner untereinander direkte wirtschaftliche Joint Venture (wobei das 50/50Beziehungen unterhalten. Dieses Muster ist charakteristisch für das Joint Venture als Sonderfall die einfach-dyadische Interdependenz repräsentiert). Bei sternförmiger Interdependenz steht das fokale Unternehmen mit anderen Unternehmen in Beziehung, diese aber untereinander nicht. Zu denken ist hierbei an die Organisationsform der wirtschaftlichen VerbundgrupKeiretsu. Die um das pe, die für Japans Wirtschaft nach wie vor charakteristisch ist: das vertikale fokale Industrieunternehmen (z.B. Mitsubishi) gruppierten peripheren Unternehmen (Großbank, UniSogo Shosha sowie Zulieferer- und Vertriebsunternehmen) sind zwar rechtlich versalhandelshaus selbständig, aber nicht wirtschaftlich autonom, da sie fast ausschließlich für das „fokale“ Unternehmen tätig sind. (5) Prinzipiell lassen sich Netzwerkunternehmen ( Netzwerk, intraorganisationales) von Unternehmensnetzwerken ( Netzwerk, interorganisationales) unterscheiden. (6) H. Meffert (S.25f.) plädierte in diesem Zusammenhang dafür, neben dem Netzwerkkonzept auch Überlegungen aufzugreifen, die Teil des prozessorientierten Ansatzes sind. Immer mehr Unternehmen mussten im Laufe der Zeit und angesichts veränderter Wettbewerbsbedingungen ihre klassische, an Organisationsstruktur aufgeben. Diese sei zwar Produkten, Funktionen oder Regionen ausgerichtete Komplexität zu reduzieren, werfe aber andersartige Schwierigkeiten auf grundsätzlich geeignet, (z.B. Schnittstellenprobleme, Intransparenz, Doppelarbeit, Zeitverlust oder Ineffizienz). Dadurch würden die Koordinationskosten übermäßig stark in die Höhe getrieben. " Bartlett, C.A.: Aufbau und Management der transnationalen Unternehmung, in: Porter, M.E. (Hrsg.), Globaler Wettbewerb, Wiesbaden 1989, S.425-466. Gerum, E.: Internationalisierung mittelständischer Unternehmen durch Netzwerke, in: Gutmann, J.; Kabst, R. (Hrsg.), Internationalisierung im Mittelstand, Wiesbaden 2000, S.273-285. Ghoshal, S.; Bartlett, C.A.: The Multinational Corporation as an Interorganization Network, in: Academy of Management Review, Vol.15 (1990), No.4, pp.603-625. Kreikebaum, H.; Gilbert, D.U.; Reinhardt, G.O.: Organisationsmanagement internationaler Unternehmen. Grundlagen und moderne Netzwerkstrukturen, 2.Aufl., Wiesbaden 2002. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008. Meffert, H.: Marketing, 9.Aufl., Wiesbaden 2000. Welge, M.K.: Die Führung von Betriebseinheiten im Ausland aus organisatorischer Sicht, in: Dichtl, E.; Issing, O. (Hrsg.), Exportnation Deutschland, 2. Aufl., München 1992, S.289-303.

Netzwerkorganisation Netzwerkvertrieb

Chaebol;

Keiretsu;

Zeibatsu

Multi Level-Vertrieb

Neue Formen der Entsendung als Reaktion auf die Nachteile der traditionellen Formen einer Entsendung ( Stammhausdelegierte) entwickelt Varianten. Zu nennen ist zunächst das internationale Pendeln. Hierbei besitzen die Mitarbeiter zwei Tätigkeitsorte, die sie in regelmäßigen, relativ kurzfristigen Abständen wechseln. Im Gegensatz dazu spricht man dann von einer Vielflieger-Entsendung, wenn die Mitarbeiter regelmäßig

Neue Institutionenökonomik internationaler Transaktionen

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Dienstreisen zu mehreren ausländischen Standorten unternehmen. Ein wesentlicher Vorteil dieser FlexibiNeuen Formen der Auslandsentsendung ist aus Unternehmenssicht die damit geschaffene Expatriates, sondern von Flexpatriates spricht. Hinzu lität, weshalb man in diesem Fall nicht von kommen der Kostenvorteil und die Möglichkeit, dass die Mitarbeiter heterogene internationale ErfahReintegrationsrung gewinnen. Diese profitieren davon, dass die Trennung von der Familie und die problematik an Brisanz verlieren. " Holtbrügge, D.; Schillo, K.: Virtuelle Auslandsentsendungen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 35.Jg. (2006), Nr.6, S.320-324. Mayerhofer, H.; Harmann, L.C.; Michelitsch-Riedl, G.; Kollinger, G.: Flexpatriate Assignments. A Neglected Issue in Global Staffing, in: International Journal of Human Resource Management, Vol.15 (2004), pp.1371-1389.

Neue Formen der Internationalisierung vertragliche Abmachung zwischen in- und ausländischen Unternehmen, die sich z.B. auf ein Joint Managementvertrag beziehen kann. Venture, einen Subauftrag oder einen Know how- bzw. einen Multinationale Unternehmen transferieren durch Hierbei geht man von folgender Überlegung aus: Direktinvestitionen ein sehr komplexes Bündel an unternehmensspezifischen Fähigkeiten in das Empfängerland (z.B. Realkapital und Finanzkapital, Management-Know how, technisches Wissen). Die Neuen Formen der Internationalisierung zerlegen dieses komplexe Leistungsbündel in seine wichtigsten Komponenten, die dann einzeln am Markt beschafft werden. So versucht man z.B., technisches Know how durch Lizenzverträge verfügbar zu machen ( Lizenzstrategie); Unternehmen aus den InIndustrieländern errichten Produktionsanlagen, spezialisierte Vertriebsunternehmen sind für das ternationale Marketing zuständig, und Finanzkapital wird durch internationale Bankgeschäfte gewonnen. Ziel dieser Vertragslösungen ist es, einen größtmöglichen Teil der entstehenden Renten im Entwicklungsland zu binden. " Broll, U.: Multinationale Unternehmen. Einführung in eine außenhandelstheoretische Analyse, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 22.Jg. (1993), Nr.2, S.5-9.

Neue Handelstheorie

Außenhandelstheorie, neuere

Neue Institutionenökonomie geht davon aus, dass Institutionen (z.B. Märkte, Unternehmen) nicht gegeben sind, sondern von Akteuren geschaffen werden. Diese Entscheider unterliegen einer Reihe von Restriktionen (z.B. OpportuMoral Hazard). Neben der Transaktionskostentheorie werden nismus, beschränkte Rationalität; Prinzipal-Agent-Theorie und der Property-Rights-Ansatz der Neuen Institutionenökonomie zudie gerechnet. " Göbel, E.: Neue Institutionenökonomie, Stuttgart 2002.

Neue Institutionenökonomik internationaler Transaktionen rückt, von der Basisthese der Institutionenökonomie ausgehend, einzelne Transaktionen (bspw. internaDirektinvestitionen, Investitionsabtionaler Güteraustausch, internationale Finanztransaktionen, kommen) in den Fokus der Analyse. Entscheidend ist die Frage, welche Institutionen geeignet sind, Transaktionskosten fallen im transaktionskostenbedingte Ineffizienz zu vermeiden ( Effizienz). internationalen Austausch häufig vor allem aufgrund der Fragmentierung des Rechts, d.h. der unüberschaubaren Vielzahl nationaler Rechtsordnungen sowie der Territorialität des Rechts an ( Rechtsanthropologie). Mit Letzterem ist die territoriale Begrenzung der Jurisdiktion, der Rechtsetzungsbefugnis und der Rechtdurchsetzung gemeint. Während der Warenfluss zunehmend international ausgerichtet ist, werden die juristischen Barrieren zusehends höher. So hat sich beim Versuch, allgemeine akzeptierte Qualitätsstandards bei der FoodErzeugung zu etablieren ( Qualitätsmanagement), u.a. Folgendes gezeigt. Während es in Deutschland verboten ist, tierische Fette zu verfüttern, haben Belgier, Dänen und Niederländer nichts dagegen einzuwenden. Hingegen erlauben Deutsche und Österreicher, was in den übrigen Mitgliedsländern der Europäischen Union verboten ist: der Tiernahrung Speisereste beizumengen. Umgekehrt aber sind die Grenzwerte für Pestizide nirgendwo so niedrig angesetzt wie hierzulande.

1060

Neue Ökonomische Geographie

" Schmidtchen, D.; Schmidt-Trenz, H.-J.: Neue Institutionenökonomik internationaler Transaktionen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 32.Jg. (2003), Nr.4, S.215-285. Schmidt-Trenz, H.-J.: Außenhandel und Territorialität des Rechts. Grundlagen einer neuen Institutionsökonomik des Außenhandels, in: Wirtschaftsrecht und Wirtschaftspolitik, Bd.104, Baden -Baden 1990.

Neue Ökonomische Geographie Standorttheorie mit solchen der Neuen Handelstheorie. Im verbindet Aussagen der traditionellen Mittelpunkt der Überlegungen und Analysen der Neuen Ökonomischen Geographie stehen die Verteilung ökonomischer Ressourcen im Raum und die Veränderung des räumlichen Gleichgewichts im Verlauf von Integrationsprozessen ( Integration). Die Raumstruktur wird als Folge der unzähligen Standortentscheidungen von Organisationen (z.B. Unternehmen) und Individuen (z.B. Mitarbeiter) betrachtet ( Außenhandelstheorie, neuere). " Krugman, P.: Geography and Trade, Cambridge/MA 1991. Stiller, S.: Integrationseffekte in Grenzregionen. Aussagen der ökonomischen Theorie, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 32.Jg. (2003), Nr.9, S.535-538.

Neue transatlantische Agenda Neue Wachstumstheorie

Initiative, transatlantische

Wachstumstheorie

Neue Welthandelsordnung

Weltwirtschaftsordnung

Neue Weltwährungsordnung Neue Weltwirtschaftsordnung

Währung;

Weltwirtschaftsordnung

Nord-/Süd-Handel

Neuer Imperialismus wird von Befürwortern einer Pax Americana mit Prinzip und Auftrag humanitärer Interventionen begründet. In solchen Krisenregionen, in denen weder die erforderlichen ideellen (z.B. Demokratieverständnis) noch die notwendigen materiellen Voraussetzungen gegeben seien (z.B. öffentliche InstitutiInfrastruktur), sei die einzig verbleibende Weltmacht zum Nation Building berufen. Kritionen und ker hingegen verbinden damit die Ideologie der Neokonservativen, die sich selbst nicht als Konservatiliberale Weltrevolutionäre empfinden. Die von ihnen als allem anderen vorrangig ve, sondern als eingestufte „nationale Sicherheit“ der USA ist nach Ansicht der Neocons nur zu gewährleisten, wenn Werten global Gültigkeit verschafft wird, nicht zuletzt auch mit militärischen Mitden westlichen Völkerrecht gebannte Präventeln. Angesichts der Existenz terroristischer Netzwerke sei der vom tivkrieg zu rehabilitieren. " Kagan, R.: Of Paradies and Power. America and Europe in the New World Order, New York 2003. Kurtz, S.: Democratic Imperialism. A Blueprint, in: Policy Review, Vol.118 (2003), April/May, pp.3-21. Leggewie, C.: Die Globalisierung und ihre Gegner, München 2003.

Neuer Kolonialismus (1) indirekte Folge des enormen Wirtschaftswachstums der BRICS-Staaten (insb. China und Indien) Rohstoffen aller Art. Als seit der Jahrtausendwende und der dadurch ausgelösten Verknappung von Neuer Kolonialismus wird das nicht nur industriepolitisch, sondern auch machtpolitisch motivierte Streben nach ungehindertem Zugang zu wichtigen Rohstoffvorkommen bezeichnet. (2) Bisweilen wurde auch der internationale Tourismus als Neuer Kolonialismus bezeichnet ( Tourismus, internationaler). " Bugnicourt, J.: Tourismus. eine neue Form des Kolonialismus, in: Forum der Vereinten Nationen, Nr.5/77, New York 1977.

Neuer Kosmopolitismus Neuer Liberalismus

Kosmopolitismus

Liberalismus

Nicht-handelbares Gut

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Neuer Merkantilismus strebt nicht, wie der klassische Merkantilismus, nach Ausbau, Kontrolle und Ausbeutung (vor-)industrieller Institutionen zum Wohle eines absoluten Herrschers, sondern ist wohlfahrtsstaatlich orienIntegratiert. Zwar möchten die Vertreter dieser These die Vorteile, welche die weltwirtschaftliche tion bietet, nutzen, zugleich aber die als zerstörerisch wahrgenommenen Wirkungen der zunehmenden internationalen Arbeitsteilung kontrollieren bzw. begrenzen ( Arbeitsteilung, internationale). " Rieger, E.; Leibfried, S.: Wohlfahrtsmerkantilismus. Wechselwirkungen zwischen demokratischer Sozialpolitik und Welthandelsordnung, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B48 (2000), S.13-21.

Neuer Regionalismus

Regionalisierung, transnationale

Neuer transatlantischer Markt

Initiative, transatlantische

Neurokultureller Erklärungsansatz Neurotizismus

Erklärungsansatz, neurokultureller

Big Five

Newly Industrialized Country Untergruppe einer Typologie von Entwicklungsländern. Hierbei handelt es sich um Entwicklungsländer, deren Wirtschaft bzw. Industrie vergleichsweise fortschrittlich ist. In Gegensatz zu den „typiIndustrienationen intensiven schen Entwicklungsländern“ treiben die NICs mit den westlichen Handel. Dieser auch Newly Industrialized Economy (NIE) genannten Kategorie gehören vor allem lateinamerikanische (z.B. Brasilien) und asiatische Staaten an (neben Thailand und Malaysia auch Singapur und Hongkong). Sie alle verdanken ihre vergleichsweise gute Einkommensposition ( Wunder, asiatisches) einem starken Industriegüterexport. Newly Industrialized Economy Newsletter

Newly Industrialized Country

Bundesagentur für Außenwirtschaft

Next Eleven Gruppe von elf Schwellenländern, von denen angenommen wird, dass sie nach den BRICSStaaten die „nächsten elf“ Volkswirtschaften sein werden, die bis 2050 in den Kreis der führenden InGruppe zählen Ägypten, Bangladesch, Indonesien, Iran, Mexidustrienationen aufsteigen. Zu dieser ko, Nigeria, Pakistan, Philippinen, Südkorea, Türkei und Vietnam. NFA

Nachrichten für den Außenhandel

NGO

Nichtregierungsorganisation

NIBOR NIC

EURIBOR Newly Industrialized Country

Nicht-Diskriminierungsgebot

Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen

Nicht-Erhebungsverfahren wie das Zolllagerverfahren, die aktive Veredelung nach dem Nichterhebungsverfahren und das Importeur bei ordnungsgemäßer Überführung und DurchfühUmwandlungsverfahren befreien den Einfuhrabgaben zu leisten ( Umwandlungsverfahren) rung von der Verpflichtung, Nicht-handelbares Gut

Gut, handelbares

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Nicht-Regierungsorganistation

Nicht-Regierungsorganistation nicht nach Gewinn strebende nichtstaatliche Organisation. (1) NGOs spielen in nationalen und internationalen Verhandlungen eine zunehmend wichtige Rolle. Oft werden ausschließlich Umweltorganisationen (z.B. Greenpeace, BUND oder Robin Wood) als NonGovernmental Organisations (NGO) bezeichnet. Weiter gefasst zählen hierzu jedoch auch NGOs, die sich in folgenden Bereichen engagieren: Menschenrechte (z.B. Amnesty International, Human Rights Watch, Afrilife; Menschenrechte), Entwicklungshilfe (z.B. Brot für die Welt, Misereor; Entwicklungshilfe), Überlebenshilfe (z.B. Médecins sans Frontières, Internationales Rotes Kreuz), Waffenkontrolle (z.B. The Arms Control Association), Kinderschutz (z.B. terre des hommes), Dritte Welt (z.B. Transfair; Dritte Welt) und Lebensraum (z.B. Habitat for Humanity International). Dass sich NGOs in vielen verschiedenen Feldern des politischen und sozialen Lebens etabliert haben, war einerseits Folge gewaltiger sozioökonomischer Veränderungen und andererseits zugleich deren Ausgangsbedingung und Akzelerator. Das verstärkte Interesse an politischen Entscheidungsprozessen und die Demokratisierung der Teilhabe daran finden eine Entsprechung in der zunehmenden Verbreitung hierarchiefreier Organisationsprinzipien in der Wirtschaft ( Netzwerk). Da NGOs zu einem gewissen Ausmaß ein Spiegelbild dieses (noch andauernden) Prozesses sind, ist es unmöglich, diese Organisationsform verbindlich zu definieren, zumal der Begriff negativ formuliert ist und nur aussagt, was NGOs nicht sind: keine Regierungsorganisationen. Zwar beeinflussen diese Vereinigungen den Vereinten Nationen oder politischen Willensbildungsprozess, z.B. der nationalen Regierungen, der Europäischen Union nur indirekt; sie stehen aber mit diesen in ständigem Kontakt, werden zu der Konferenzen und Zwischenverhandlungsrunden als Beobachter zugelassen (sofern sie sich zuvor haben akkreditieren lassen), unterrichten die Öffentlichkeit über mutmaßliche Missstände (z.B. unzulässige Kinderarbeit), üben Druck auf Regierungen aus, registrieren MenschenrechtsverletzunFormen von gen und tragen so hauptsächlich zu gewaltfreien Konfliktlösungen bei ( Konfliktmanagement). Um der gewachsenen Bedeutung der NGOs Rechnung zu tragen, wurden verschiedene Verbindungsbüros eingerichtet, um Kontakt mit diesen Pressure Groups zu halten: United Nations Non Governmental Liaison Service, Liaison Commitee of Development NGOs to the European Union. (2) Allein im Bereich „Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung“ (Sustainable Development) sind in 26 Ländern 3.900 NGOs tätig ( Nachhaltigkeit). Als Gegenbewegung haben sich nun auch Industrielobby-Gruppen etabliert ( Lobbying). Diese Business-NGOs beteiligen sich insb. an der Diskussion über das globale Klima, da sie befürchten, dass etwaige Schutzmaßnahmen ihre Interessen beeinträchtigen werden. Nachdem aber die Rückversicherungswirtschaft den volkswirtschaftlichen Schaden, den die Erderwärmung verursacht, auf jährlich 300-400 Mrd. $ schätzt, bilden sich angesichts dieser Bedrohung ganz neue, ungewohnte Bündnisse: e-mission 55, eine Initiative von Umweltstiftung WWF, NordSüd Initiative Germanwatch und e5, eine Vereinigung von Unternehmen, die an Energieeffizienz interessiert sind (z.B. AEG [Hausgeräte], Danfoss Armaturen , Rockwool Dämmstofff ). Namen und Anliegen dieser Initiative beziehen sich auf das Kyoto-Protokoll, das die Reduktion der TreibhausgasEmissionen zum Ziel hat. Zwischen Mai und Juli 2001 schlossen sich 140 Unternehmen aus mehr als zehn Ländern dieser Initiative an (z.B. Deutsche Telekom, Deutsche Bahn, Otto-Versand, Sarasin, Ricoh). Teilweise haben sie sich freiwillig selbst Klimaschutzziele gesetzt (z.B. ihren CO2-Ausstoß bis zu einem bestimmten Zeitpunkt um X% zu senken); zum anderen aber fordern sie alle Staaten dazu auf, das Kyoto-Protokoll bzw. das Nachfolgeprotokoll zu ratifizieren, um Verzerrungen des internationalen Wettbewerbs (durch unterschiedliche Auflagen in den einzelnen Ländern) zu vermeiden. (3) Zu den NGOs, die versuchen, politischen Einfluss auszuüben, indem sie Struktur und Ablauf des Welthandels beobachten, kritisieren und verändern, zählt Transfair, der Verein zur Förderung des faiDritten Welt ( Fairer Handel; Welthandel). ren Handels in der

Niedriglohnland

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" Andrew F.C.; Brian H.: Governments, Non-Governmental Organisations and the Re-Calibration of Diplomacy, in: Global Society, Vol.14 (2000), No.3, pp.361-376. Putoto G.: The Role of Northern NGOs in Rehabilitating the Health Sector in PostConflict Settings, in: World Hospitals and Health Services, Vol.33 (1997), No.2, pp. 17-21.

(

http://www.uia.org

Nicht-tarifäres Handelshemmnis

Handelshemmnis, nichttarifäres

Nicht-Verfügbarkeit von Gütern (insb. natürlichen Ressourcen wie Rohstoffen) wurde von I.B. Kravis als alleiniges Argument zur Begründung von Außenhandel herangezogen ( Außenhandelsursachen). Volkswirtschaften importieren plausiblerweise das, worüber sie selbst nicht verfügen. Nach Kutschker & Schmid Theorie der Faktorausstattung in dreierlei unterscheidet sich der Nicht-Verfügbarkeitsansatz von der Hinsicht. Erstens in der Frage der Verfügbarkeit (dichotom [ja/nein] vs. kontinuierlich), zweitens der Aggregationsebene (Produkte vs. Produktionsfaktoren) und drittens dem Argument des Kostenvorteils (das im Nicht-Verfügbarkeitsansatz keine Rolle spielt). Die Ursachen der Nichtverfügbarkeit von Gütern können dauerhafter oder vorübergehender Natur sein. Standortbedingungen zurückzufühWährend dauerhafte Nichtverfügbarkeit primär auf ungünstige Klima, Humankapital), erwächst vorübergehende Nichtren ist (z.B. geologische Beschaffenheit, Verfügbarkeit häufig daraus, dass Konkurrenten aufgrund technologischer ( Theorie der technologischen Lücke), schutzrechtlicher ( Patentrecht) oder machtpolitischer Gründe eine (vorübergehende) monopolähnliche Stellung besitzen. " Kravis, I.B.: „Availability“ and Other Influences on the Commodity Composition of Trade, in: Journal of Political Economy, 64.Jg. (1956), No.2, pp.143-155. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.393ff.

Nicht-Zeit NIE

Zeitwahrnehmung

Newly Industrialized Economy

Niedriglohnbranche

Sweatshop;

Saubere Kleidung

Niedriglohnland (1) Land, in dem die Faktorkosten (Personalkosten) signifikant geringer sind als in einem HochlohnStandortdiskussion immer wieder dargestellt wurde, sorgen für dieses Kosland. Wie im Zuge der tengefälle in hohem Maße die unterschiedlichen Lohnnebenkosten. Das Konzept der Lohnkostenhierarchie drückt dies auf grafische Weise aus (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Gruppiert man die 46 Länder, für Institut for Management Development den Stundenlohn (= Lohn zzgl. sonstige Vergünswelche das tigungen) eines Industriearbeiters erfasst hat, nach Maßgabe des Lohnniveaus, dann bilden sieben Länder das obere Segment (über 20 $), 15 Länder den mittleren (10 bis 20 $) und 25 Länder den unteren Bereich (bis 10 $). (2) Allerdings gehorcht der internationale Wettbewerb weitaus komplexeren Regeln, als es die in der häufig simplifizierten Standortdiskussion gebrauchten kostenfixierten Argumente vermuten lassen. So wurden lange Zeit weltweit die meisten Handys nicht in fernöstlichen Niedriglohnländern produziert, sondern im niederrheinischen Lintfort, von wo aus neben Siemens die beiden Weltmarktführer Nokia und Motorola ganz Europa, Afrika sowie den Nahen und Mittleren Osten mit ihren Produkten belieferWettbewerb, internationaler). Umgekehrt widerspricht ten ( Kosten-Myopia; Standortflucht; die Statistik einem der wichtigsten Argumente der Globalisierungskritiker: Die Integration von NiedWertschöpfungsketten sei die Hauptursariglohnstandorten in die zunehmend global strukturierten che für Arbeitslosigkeit von Geringqualifizierten. Ausgerechnet Schweden, das mehr als alle anderen Industrienationen zwischen 1995 und 2004 seine Importe aus Niedriglohnländern ausweitete, konnte neben Irland den stärksten Rückgang der Arbeitslosenquote der Geringqualifizierten verbuchen. Das Gegenbeispiel liefert Belgien, das in diesem Zeitraum seinen Anteil an Importen aus Niedriglohnländern vergleichsweise wenig steigerte (vgl. Abb. 2; nächste Seite).

1064

Niedriglohnland

Abb. 1: Lohnkostenhierarchie

Stundenlohn Belgien, Dänemark, Deutschland, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz

über 20 $

Australien, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Island, Israel, Italien, Japan, Kanada, Luxemburg, Niederlande, Spanien, USA

10 – 20 $

Argentinien, Brasilien, Chile, China, Griechenland, Hongkong, Indien, Indonesien, Kolumbien, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Philippinen, Polen, Portugal, Russland, Singapur, Südafrika, Südkorea, Taiwan, Thailand, Tschechische Republik, Türkei, Ungarn, Venezuela

bis 10 $

(Stand: 1997)

Anmerkung: Stundenlohn = Lohn zzgl. sonstige Vergünstigungen eines Industriearbeiters Quelle: Institute for Management Development (1998, S.440).

Abb. 2: Importe aus Niedriglohnländern und Arbeitslosigkeit von Geringqualifizierten Veränderung des Anteils der Importe aus Niedriglohnländern am gesamten Import (1995-2004, in %)

Veränderung der Arbeitslosenquote der Geringqualifizierten (1997-2004, in %)

Arbeitslosenquote der Geringqualifizierten (2004, in%)

Schweden

76,1

- 45,6

6,5

Griechenland

58,5

29,3

8,4

Finnland

57,9

- 23,2

12,0

Österreich

46,8

16,1

7,8

Großbritannien

44,0

- 40,4

6,6

Niederlande

37,9

15,6

5,7

Deutschland

34,5

22,7

20,5

Frankreich

30,0

- 19,3

12,1

Italien

30,0

- 27,5

7,8

Spanien

29,4

- 42,1

11,0

Irland

21,5

- 56,0

6,4

Belgien

20,8

- 6,5

11,7

Portugal

13,4

45,5

6,4

Quelle: OECD, in: iwd, Nr.15 (12.4.2007), S.5.

Nomothetische Methode

Niedrigpreismarkt Niedrigpreisstrategie Niedrigsteuerland

1065

Parallelimport Einstellung zu Geld & Reichtum Steuerbelastung;

Niedrigtechnologieprodukt

Steuerparadies;

Verrechnungspreise

Warengruppe

Nike (1) aktuelles Beispiel für die problematische Rolle, welche manche Global Player in Entwicklungsländern spielen bzw. spielten. Wie die Wochenzeitschrift Die Zeit am 4.6.1998 berichtete, Auftragshersteller Sportschuhe für erlangte ein vietnamesisches Werk mit 10.000 Arbeitern, das als Nike fertigt, traurige Berühmtheit. November 1997 hatte das amerikanische Transnational Resource & Action Center menschenunwürdige Zustände in der 1995 eingeweihten Produktionsstätte festgestellt: Mindestlohn (40 $ im Monat) bestraft, weil sie Arbeiter wurden mit Abzügen von ihrem kargen während der Arbeit gesprochen hatten. Auch hatte man 2.000 Näherinnen in einer überhitzten Halle ohne ausreichende Lüftung zusammengepfercht, schädliche Gase wurden nicht abgesaugt, die Staubbelastung überschritt den zulässigen Grenzwert um das Zehnfache, und uninformierte Arbeiter hantierten unwissentlich mit giftigen Chemikalien. Nach langem Streit gestand Nike schließlich 1998 ein, dass drastische Verbesserungen nötig seien. Dritten Welt sind nach Einschät(2) Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Arbeitnehmer in der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) u.a. deshalb oft ungenüzung der in Genf beheimateten Sozialdumping um Investoren konkurrieren. gend, weil Entwicklungsländer mit den Mitteln des Standortwettbewerb sei eher für die Missstände verantwortlich zu machen als der ökonomiDeren Standorten, die sche Wettbewerb der Global Player. Diese seien zwar weltweit auf der Suche nach Kostenvorteile bieten, versuchten deshalb aber nicht, die Sozialstandards zu drücken. Mittel- und langfristig seien sie sogar zumeist Schrittmacher für bessere Löhne und höhere Standards. Nominalzoll Höhe des tatsächlich erhobenen Zolls. Im Gegensatz dazu bezeichnet der Begriff Effektivzoll die Belastung des betrachteten Endprodukts unter „Herausrechnen“ der Zollbelastung der importierten Vorleistungen. Dadurch wird ersichtlich, dass im Falle von international arbeitsteilig erstellten Produkten die Schutzwirkung der Zollabgabe im Regelfall geringer ist, als es die nominelle Zollquote vermuten lässt ( Schutzzoll; Zoll). Nomothetische Methode (1) wissenschaftstheoretische Position ( Wissenschaftstheorie). Die nomothetische Methode sieht von der Einmaligkeit des individuellen Probanden ab und sucht allgemeine Regeln bzw. Gesetze, die von genereller Bedeutung sind (d.h. für mehr als nur ein oder wenige Erkenntnisobjekte Gültigkeit beanspruchen können). Im Gegensatz dazu geht die nach W. Windelband als ideographisch bezeichnete Forschungsstrategie davon aus, dass im Regelfall gravierende qualitative Unterschiede zwischen den einzelnen Beobachtungsobjekten bestehen, denen nur ein qualitativer, am Einzelfall ausgerichteter Hermeneutik). Wie schon die WortUntersuchungsansatz gerecht werden kann (bspw. Fallstudien; schöpfung (aus idiographisch und nomothetisch) zu erkennen gibt, versucht der idiothetische Ansatz, beide Richtungen miteinander zu verbinden. Demnach sollen zwar idiographische Methoden zum Einsatz kommen (d.h. Einzelfallanalysen), aber in standardisierter Form, so dass Objektivität und Vergleichbarkeit gewährleistet sind (d.h. zentrale Ziele der nomothetischen Forschungsstrategie). (2) Ähnliche Überlegungen und Kontroversen beherrschen die Diskussion, die in der Marktforschung unter der Überschrift „quantitative vs. qualitative Marktforschung“ geführt wird. Im Bereich des Kulturvergleichs lautet die entsprechende Diskussion „Absolutismus vs. Relativismus“ ( Universalismus).

1066

Non Response-Bias

" Amelang, A.; Bartussek, D.: Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung, 6.Aufl., Stuttgart 1997. Lamiell, J.T.: The Case for an Idiothetic Psychology of Personality. A Conceptual and Empirical Foundation, in: Maher, B.A. (Ed.), Progress in Experimental Personality Research, Vol.11 (1982), pp.1-64. Windelband, W.: Präludien, Aufsätze und Reden zur Philosophie und ihrer Geschichte, Bd.1/2, 9.Aufl., Tübingen 1924.

Non Response-Bias

Auskunftsbereitschaft;

Non-Agricultural Market Access Nonverbale Kommunikation Nord-/Nord-Handel Nord-/Süd-Dialog

NAMA-11

Kommunikation, nonverbale

Handel, interindustrieller; Dritte Welt;

Vergleichsanalyse

Nord-/Süd-Handel

Nord-/Süd-Handel

Nord-/Süd-Handel verläuft zwischen Entwicklungs-, Schwellen- und Transformationsländern einerseits sowie Globalisierung Industrieländern andererseits. Diese Handelsströme haben aufgrund der mit der Liberalisierung des Welthandels in der letzten Dekade erheblich an Volumen geverbundenen wonnen ( Handel, internationaler). Um das Nord-/Süd-Gefälle zu reduzieren, wurde im Rahmen der Dritten Vereinten Nationen der Nord-/Süd-Dialog angeregt, in dessen Mittelpunkt die Forderung der Entwicklungshilfe das Welt nach einer Neuen Weltwirtschaftsordnung stand. Mit welcher Art von Entwicklungsgefälle zwischen dem Norden und dem Süden am besten zu reduzieren sei, ist allerdings umstritten. Antworten hierauf erwartete man sich nicht zuletzt von der Nord-/Süd-Kommission, die zur Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit eingesetzt wurde. Nord-/Süd-Konflikt erwächst aus dem Nord-/Süd-Gefälle, d.h. aus den teilweise scharfen Gegensätzen, die zwischen den Entwicklungsländern und den Industrieprimär auf der Südhalbkugel der Erde beheimateten ländern des Nordens in vielerlei Hinsicht bestehen: u.a. hinsichtlich Art und Verbindlichkeit soziokultureller Normen und Arrangements, Beschaffenheit und Effizienz politischer Institutionen, Leistungsfähigkeit der jeweiligen Volkswirtschaften. Konfliktstoff bietet insb. die Ursachenanalyse: Nordafrika Nordic Swan

Arabische Liga Umweltsiegel

Nordische Schule

Uppsala-Schule

Nordische Zusammenarbeit basiert auf dem Nordischen Rat und dem Nordischen Ministerrat der Regierungen Dänemarks, Finnlands, Islands, Norwegens und Schwedens. Der 1952 gegründete Nordische Rat hält halbjährliche Plenarversammlungen ab und wird in seiner Arbeit (Beratung der nationalen Parlamente und Regierungen sowie des Nordischen Ministerrates in Form von Empfehlungen) durch das ständige Sekretariat in Stockholm, ständige Ausschüsse für Kultur, Recht und Wirtschaft sowie ein Präsidium unterstützt. Der 1971 gegründete Nordische Ministerrat hat im „gesamtnordischen Interesse“ zu handeln. Einstimmig gefasste Beschlüsse der alle zwei Monate tagenden Ministerrunde sind für die nationalen Regierungen bindend. Zu den Instrumenten einer gesamtnordischen Politik zählen der Nordische Industriefonds (NIF), die Nordische Investitionsbank (NIB) und der Umweltfonds für osteuropäische Länder.

Norm

Nordrange Gruppe von Seehäfen, denen neben dem wie Rotterdam angehören

1067

Hamburger Hafen und Bremerhaven auch Antwerpen so-

Norm (1) implizit oder explizit vorgeschriebene Verhaltensanweisung, die innerhalb einer Gesellschaft verpflichtenden Charakter besitzt. Ihre hochgradige Bindungswirkung, die stärker ist als die von Werten und schwächer als die von Tabus, erkennt man daran, dass normativ geregelte Verhaltensweisen nicht gemäß der Normalverteilung auftreten, sondern entsprechend der J-Kurve. Normen informieren die Mitglieder einer Gesellschaft darüber, welches Verhalten in einer bestimmten Situation konkret von ihnen erwartet wird (z.B. Dankbarkeit den Eltern gegenüber), auf welche Weise dieses in die Tat umgesetzt werden soll (z.B. Pflege und Unterstützung im Alter) und wie die Gesellschaft auf Erfüllung bzw. Verweigerung der Norm reagiert. Wer zentralen Normen seiner Ursprungskultur nicht gerecht Subkultur an (z.B. der fatalistischen Kultur, wenn er sich werden kann oder will, gehört einer den Leistungsanforderungen der individualistischen, der Gemeinschaftsideologie der hierarchischen moralischen Normen der egalitären Kultur verweigert). wie auch den rigiden (2) In Abgrenzung zur Norm stellen Prinzipien (nur) individuell gültige Verhaltensregeln dar. (3) Normen können rechtlich, ethisch oder sozial begründet sein. Der Begriff geht zurück auf norma (lat.: das Winkelmaß, die Richtschnur bzw. die Regel). Umgangssprachlich versteht man darunter eine bestimmte Mindestleistung, die zu erbringen ist (z.B. Arbeitsnorm bzw. eine bestimmte sportliche Leistung als Voraussetzung ist für die Teilnahme an Wettkämpfen). Ethik als unverzichtbare Basis der menschlichen a) Ethische Normen werden von der normativen Existenz angesehen (bspw. das Leben, die Freiheit und die Menschenwürde anderer zu achten). Jeder Mensch hat die Pflicht, diesen Normen gerecht zu werden. b) Soziale Normen können als Verhaltensregeln bezeichnet werden, die in einer sozialen Gemeinschaft gelten (z.B. in einer deutschen Familie, dass man das Weihnachtsfest gemeinsam feiert). Viele Unternehmen achten darauf, dass ihre Mitarbeiter eine bestimmte Kleiderordnung einhalten. Und in Sportvereinen ist es häufig üblich, sich an der Pflege der Sportanlagen zu beteiligen. Soziale Normen sind weniger verpflichtend als ethische Normen und letztlich als Verhaltenserwartungen zu verstehen, die wechselseitig gelten. Sie werden durch (soziale) Sanktionen gesichert. c) Rechtliche Normen verkörpern im Strafrecht das Gebot oder Verbot einer Handlung. d) Produktnormen (bspw. DIN-Normen und andere technische Normen) sind einerseits unabdingbar für die internationale Arbeitsteilung; andererseits sind sie als nichttarifäre Handelshemmnisse instrumentalisierbar ( Design, dominantes; Protektionismus). (4) Normen wirken kulturspezifisch, wie sich am Einfluss sozialer Normen nachweisen lässt: Die westliche Kultur ist geprägt von moralischen Werten, die im Christentum wurzeln. Wer z.B. an die göttliche Vergebung glaubt, für den ist es relativ unbedeutend, wie andere Menschen sein Verhalten beurteilen, auch wenn es sich dabei um ihm nahe stehende Personen handelt: meint man doch, selbst im Einklang mit einer höheren Instanz zu stehen. Japaner hingegen orientieren sich weniger an inneren als an äußeren Normen: Wie bewertet die relevante Bezugsgruppe das eigene Verhalten und droht dieses, die Harmonie der Beziehung zwischen Individuum und Umwelt zu stören? Entscheidend ist dabei folgende Unterscheidung: Drinnen ('uchi') sind die, die zusammengehören, eine gemeinsame Gruppe bilden (Familie, Betrieb, Schulklasse etc.). Für sie gelten eindeutige Pflichten, feste Regeln und VerhaltensFremden, und die hält man möglichst auf Distanz. Auch japavorgaben. Draußen ('soto') stehen die nische Manager, die von ihrem Arbeitgeber ins Ausland entsendet werden, spüren bei ihrer Rückkehr als nunmehr interne Außenseiter das Misstrauen der Kollegen ( Entsendung). Die interkulturelle Relativität von Verhaltensnormen lässt sich u.a. auch am Beispiel des „Auf den Boden-Spuckens“ illustrieren. Obwohl etwa in Singapur streng verboten, scheint diese Sitte in weiten Teilen Ostasiens unausrottbar zu sein ( Sitten & Gebräuche). Viele Europäer empfinden dies als ungehörig und unhygienisch, bedenken jedoch nicht, dass Chinesen, Japaner und andere Angehörige dieses Kulturkreises das bei uns sozial akzeptierte Schnäuzen (in das Taschentuch) für nicht minder

1068

Norm, supranationale

ekelerregend halten. Im Gegenteil: Ihnen erscheint es hygienischer, den Auswurf „von sich weg“ zu spucken, als in einem Tuch aufzubewahren und „mit sich“ zu tragen. Ein Gegenbeispiel gibt die Reziprozitätsnorm. Das Prinzip „Wie du mir, so ich dir“ in seiner negativen Auslegung („Auge um Auge, Zahn um Zahn“) wurde zwar durch zentrale Werte des Christentums (Vergebung, Nächstenliebe) nachhaltig relativiert. Die positive Spielart sorgt jedoch weltweit dafür, dass wir uns für eine Gefälligkeit nahezu zwangsläufig revanchieren ( Geschenk). Verkäufer bspw. machen sich dies zunutze, wenn sie den Kunden durch eine häufig geringwertige Zugabe oder einen Preisnachlass dazu „zwingen“, diesen Gefallen zu erwidern (d.h. zu kaufen). Mit einem Trinkgeld tilgen wir unsere „Schuld“ Guanxi gegenüber dem Erbringer einer Dienstleistung (z.B. ein besonders aufmerksamer Kellner). marktwirtschaftliche, durch Kontrakte geschaffene Ordnung, etwa, aber auch die uns vertrautere basieren auf diesem allgemeinen Austauschprinzip. " Cialdini, R.B.: Influence, 4th Ed., Boston/MA 2001. Edeler, B.; Wolfradt, U.; Pitschke, N.: Einfluss kulturspezifischer Normen auf die soziale Urteilsbildung, in: Zeitschrift für Sozialpsychologie, 28.Jg. (1997), Nr.3, S.161-171. Gouldner, A.W.: The Norm of Reciprocity, in: American Sociological Review, Vol.25 (1960), pp.161-178.

Norm, supranationale von einer „überstaatlichen Organisation“ (z.B. Rechtsnorm Norm, technische

Europäische Union) kraft eigener Befugnis erlassene

Design, dominantes

Normative Gesellschaft

Gesellschaft

North American Free Trade Agreement Vertrag über die Abschaffung von Handelshemmnissen. Er hebt seit dem 1.1.1994 die meisten Zölle zwischen den Unterzeichnerstaaten (17.12.1992) Kanada, Mexiko und USA auf. Weiterhin sorgte das Nordamerikanische Freihandelsabkommen dafür, dass eine Reihe von Restriktionen (z.B. Investitionen im Finanzdienstleistungsbereich) beseitigt und der Schutz von geistigem Eigentum verbessert wurde. Außerhalb der eigentlichen NAFTA-Verträge wurden Zusatzabkommen getroffen (z.B. den Arbeitsmarkt und den Umweltschutz betreffend). Anders als bei der Europäischen Union sehen die StatuHarmonisierung der rechtlichen und administrativen Bestimmungen innerhalb ten der NAFTA keine Freihandelszone vor. der nordamerikanischen Not Invented Here-Syndrom Voreingenommenheit gegenüber und Ablehnung von Vorschlägen, Entscheidungen, Innovationen bzw. Neuerungen aller Art, an deren Zustandekommen man selbst (bzw. die eigene Abteilung, das Multinationale Unternehmen stellt sich dieses Probeigene Unternehmen) nicht beteiligt war. Für Länderstereolem vielfach mit besonderer Schärfe, wenn es, bedingt durch die Aktivierung von typen, eine zusätzliche (emotionale) Komponente erhält. Das Gegenstromverfahren ( Planungsprozess) ist geeignet, im Verhältnis zwischen Muttergesellschaft und Tochtergesellschaften für Abhilfe zu sorgen, da hierbei die einzelnen Landesgesellschaften frühzeitig in die Entscheidungsfindung integriert Offenheit und Änderungsbereitschaft Teil der Unterwerden. Hilfreich ist weiterhin, wenn nehmenskultur sind. Zentralbank

Notenbank

Strandungsfalldeckung

Nothafen Novel Food NRG NRSRO

Verbraucherschutz

Nicht-Regierungsorganisationen AAA

Nutzen

1069

NSA

Wirtschaftsspionage

NSG

Außenwirtschaftsrecht

NTM

Initiative, transatlantische

Nuclear Suppliers Group Nukleus-Strategie Null-Bescheid

Wasserfall-Strategie

Bundesausfuhramt

Null-Summen-Spiel NuMOV

Außenwirtschaftsrecht

Merkantilismus

Nah- und Mittelost-Verein e.V.

Nutzen Grad der Befriedigung eines Bedürfnisses, den ein Kunden durch den Erwerb eines Gutes erlangt. Es lassen sich verschiedene Nutzenarten unterscheiden: Industrieländern rückt der Grundnutzen (z.B. Pkw: Fortbewegung) der Ware häufig in den (1) In Hintergrund bzw. wird als selbstverständlich vorausgesetzt; (kauf-)entscheidend ist dort zumeist der Zusatznutzen (z.B. Prestige). So gaben Verbraucher aus elf westeuropäischen Industrieländern auf die Frage, warum sie Joghurt kaufen, nicht etwa an, damit ihren Hunger stillen zu wollen (= Grundnutzen). Als Kaufgründe nannten sie vielmehr: Benutzerfreundlichkeit (z.B. einfaches Öffnen und Verschließen, für jedes Familienmitglied eine individuelle Verpackung), Gesundheitsfreundlichkeit (z.B. Förderung der Verdauung, Unterstützung bei einer Diät, Ersetzen ungesunder Snacks), Umweltfreundlichkeit, Qualität und Geschmack. Während somit das Marketing in den reifen Märkten der Industrienationen häufig den emotional-symbolischen Nutzen von Produkten in den Vordergrund stellt (z.B. in der Kommunikationsstrategie), ist in Entwicklungsländern zumeist die utilitaristische Funktion maßgeblich. Produkte werden dort primär ihrer Nützlichkeit wegen gekauft. Aber auch innerhalb der Industrieländer lassen sich beträchtliche Unterschiede ausmachen. Wer etwa die Käsetheke eines französischen Discounters mit dem Sortiment einer vergleichbaren Einkaufsstätte in Deutschland vergleicht, versteht, dass Essen für die meisten Franzosen weit mehr als Nahrungsaufnahme ist und seinen Preis hat, der dort auch akzeptiert wird. Nirgendwo geben die privaten Haushalte durchschnittlich mehr für Waren des täglichen Bedarfs aus als in Frankreich (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Durchschnittliche Haushaltsausgaben 2002 (in %) Frankreich

4.871

Hongkong

Schweiz

4.640

Kanada

2.301 1.772

Italien

4.180

Spanien

1.756

Deutschland

3.288

Australien

1.397

Großbritannien

3.249

Chile

1.027

USA

2.777

Quelle: HORIZONT, Nr.44, 2003; Ursprungsdaten: AC Nielsen, Schweiz.

Zweifelsohne ist das Standardisierungspotenzial des Grundnutzens höher das des Zusatznutzens, so dass viele Unternehmen zwar die Funktionalität ihrer Produkte weltweit vereinheitlichen, den ZusatzMarkenpolitik ( Marke; Standarnutzen aber variieren, z.B. mittels einer differenzierten disierung vs. Differenzierung). Wie Abb.2 (vgl. nächste Seite) zeigt, hängt das Standardisierungspotenzial weiterhin davon ab, ob ein Produkt kulturfrei oder kulturgebunden ist ( Gut, kulturfreies).

1070

Nutzergruppe, geschlossene

Abb. 2: Identifikation von Standardisierungspotenzial

Kulturfreie Güter

Kulturgebundene Güter

Grundnutzen

Zusatznutzen

(2) Häufig wird der Zusatznutzen weiter differenziert (vgl. Abb. 3). Es kann davon ausgegangen werden, dass der soziale Nutzen in kollektivistischen Gesellschaften wie auch in femininen Ländern überproportional bedeutsam ist, während in individualistischen Gesellschaften der hedonistische Nutzen Individualismus vs. Kollektivismus). Vorrang hat ( Feminität vs. Maskulinität; Abb. 3: Struktur des Markennutzens Symbolischer Nutzen

Persönlicher Nutzen

sinnlich, ästhetisch

Sozialer Nutzen

Konkreter Nutzen

Funktionaler Nutzen

hedonisch (intrinsisch) sozial (extrinsisch)

funktionalutilitaristisch

ökonomisch

Quelle: Meffert et al. (2008, S.367); geringfügig modifiziert.

" Balderjahn, I.: Bedürfnis, Bedarf, Nutzen, in: Tietz, B.; Köhler, R.; Zentes, J. (Hrsg.), Handwörterbuch des Marketing, 2.Aufl., Stuttgart 1995, Sp.179-190. Meffert, H.; Burmann, C.; Kirchgeorg, M.: Marketing, 10.Aufl., Wiesbaden 2008. Sweeney, J.C.; Soutar, G.N.: Consumer Perceived Value. The Development of A Multiple Item Scale, in: Journal of Retailing, Vol.77 (2001), pp.203-220.

Nutzergruppe, geschlossene Nutzungsentgelt

Frachtbörse

Verbraucherschutz

NWP

1071

Nutzwertanalyse NWP

Markteintrittsentscheidung

Initiative, transatlantische

O O&O-Branche (1) spezialisierte, an Niedriglohnstandorten ansässige Dienstleistungsanbieter, welche für UnternehHochlohnland ist, unterstützende Geschäftsprozesse übernehmen ( Offmen, deren Standort ein Standortvorteile (gute Englischkenntnisse, hohes shoring; Outsourcing). Aufgrund einschlägiger Lohnkosten, steuerliche Anreize Steuerwettbewerb und SonderBildungsniveau, geringe Dienstleistungen einen Wettbewerbsvorteil verwirtschaftszonen) haben sich die Philippinen bei schafft ( Wettbewerb, internationaler). Sie wurden deshalb von der britischen National Outsourcing Association als „Bestes Offshoring-Land des Jahres 2007“ ausgezeichnet. (2) Henkel etwa lässt seit 2003 von 120 Beschäftigten in den Philippinen Buchhaltungsdienstleistungen erbringen. Seit 2005 versichert sich die Deutsche Bank der Dienste von 1.200 philippinischen Mitarbeitern für Leistungen in den Bereichen Buchhaltung und Risikokontrolle, während Siemens 900 Philippinos bei der Anwenderunterstützung einsetzt. OAPEC

Organisation der arabischen Erdöl exportierenden Länder

OAPI

Markenamt, gemeinsames

OAU

Organisation für Afrikanische Einheit

OAV

Ostasiatischer Verein e.V.

Oberfinanzdirektion Nürnberg: Zentralstelle Gewerblicher Rechtsschutz schutz OECD MA 2000

Marken-

Doppelbesteuerungsabkommen

OECD Musterabkommen 2000 zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen Doppelbesteuerungsabkommen OECD

Organization for Economic Cooperation and Development

OECD-Empfehlung zur Korruptionsbekämpfung OECD-Initiativen

Steuerwettbewerb;

Korruption

Doppelbesteuerung;

OECD-Konsensusregeln

OECD-Konsensusregeln (1) Leitlinien für die Vergabe öffentlich unterstützter Exportkredite ( Export). Dieses Regelwerk OECD-Mitgliedsländer wurde vom OECD-Trade-Committee mit dem Ziel vereinbart, innerhalb der Exportkreditversicherung einheitlich zu regeln. Demnach ist eine die Rahmenbedingungen der AKA Ausfuhrkreditgesellöffentlich unterstützte Gewährleistung für Exportkredite, z.B. durch die

1074

OECD-Konvention über das Verbot der Bestechung ausländischer Amtsträger

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), nur zulässig, wenn folgende Bedingunschaft mbH oder die gen eingehalten werden: a) Höchstlaufzeiten: für Exporte in Länder, welche der Kategorie I (= jährliches Pro-Kopf-Einkommen mehr als 5.295 $ / Basis 1995) angehören, maximal fünf Jahre und Länder der Kategorie II (= jährliches Pro-Kopf-Einkommen weniger als 5.295 $) maximal zehn Jahre, b) Anzahlungen und Zwischenzahlungen der Kredite: nicht weniger als 15% des Auftragswertes, c) Tilgungsmodalität: Beginn spätestens sechs Monate nach Beginn der Kreditlaufzeit, d) Mindestzinssatz: nach Maßgabe von landesspezifischen Referenzzinssätzen. Sie sollen dem Inlandszinsniveau des Kreditgebers (für erstklassige Schuldner plus ein festgelegter Aufschlag) entsprechen (für Euro-Exporte gilt die CIRR-Rate zuzüglich einer Marge von 1% p.a.). (2) Ausnahmeregelungen dürfen nur nach Konsultation der Mitgliedsländer erlassen werden. OECD-Konvention über das Verbot der Bestechung ausländischer Amtsträger ruption

Kor-

OECD-Musterabkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung soll gewährleisten, dass Einkommen mit Auslandsbezug einer weitgehend einheitlichen DoppelbesteuOECD-Mitgliedsländer höchst unterschiedliche landesspeerung unterliegen, obwohl die einzelnen zifische Steuerrechtsordnungen haben. Ermöglicht wird dies durch ein Musterabkommen, an dem sich Doppelbesteuerungsabkommen orientieren (sollen). die Mitgliedsländer bei der Formulierung von OECD-Vereinbarkeitsindex OEEC OEM

Geschlechterunterschied

Organization for European Economic Cooperation Original Equipment Manufacturer

OFAC-Embargoliste Off Shore-Factory

Embargo Auslandsproduktion

Offenbarte Wettbewerbsvorteile Offene Handelsgesellschaft

RCA-Analyse

Personengesellschaft

Offenheit für neue Erfahrungen (1) Teil der affektiven Komponente von interkultureller Kompetenz ( Kompetenz, interkulturelle). Ethnozentrismus sowie Unvoreingenommenheit Zusammen mit Einfühlungsvermögen, geringem Kulturen bezieht sich „Offenheit für neue Erfahrungen“ primär auf die Offengegenüber fremden heit gegenüber fremden Kulturen im Allgemeinen (im Sinne einer bestimmten Geisteshaltung) und weniger gegenüber einer einzelnen konkreten Kultur (bspw. Frankophilie). Wie der englische Terminus Open Mindedness zum Ausdruck bringt („to be open towards new ideas and experiences“), ist eine grundlegende Einstellung gegenüber Fremdem (andere Kulturen, Denk- und Verhaltensweisen etc.) gemeint ( Fremdartigkeit), was sich in Aufgeschlossenheit, Interesse sowie Neugier konkretisiert. Offenheit für neue Erfahrungen weist Überschneidungen mit dem Konstrukt der kulturellen Toleranz auf. (2) Aus psychologischer Sicht zählt Offenheit zu den Big Five, d.h. zu jenen fünf Persönlichkeitsdimensionen, mit denen nahezu jeder Mensch hinreichend charakterisiert werden kann. Damit ist eine bestimmte geistige Haltung gemeint. „Offene Menschen“ sind wissbegierig, Neuem gegenüber aufgeschlossen, interessiert und phantasievoll. Mit zunehmendem Alter schwindet diese Eigenschaft gewöhnlich.

Offenheit, volkswirtschaftliche

1075

" Srivastava, S.; John, O.P.; Gosling, S.D.; Potter, J.: Development of Personality in Early and Middle Adulthood: Set Like Plaster or Persistent Change? in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.84 (2003), No.5, pp.1041-1053.

Offenheit, kulturelle Bei Einzelpersonen äußert sich kulturelle Offenheit in der Bereitschaft, ausländische Produkte zu erwerben oder im Urlaub fremde Länder zu bereisen ( Tourismus, internationaler). Dass Mitarbeiter entsenden lassen, kann von international tätigen Unternehmen sich für längere Zeit ins Ausland Ausgleichfalls Ausdruck von kultureller Offenheit sein; möglicherweise aber sorgen besondere landszulagen oder die Hoffnung auf einen Karrieresprung für die entsprechende (extrinsische) MotivaXenophilie, kulturelle Verschlossenheit mit Xenophobie tion. Kulturelle Offenheit kann mit Konsumpatrieinhergehen bzw. dadurch bedingt sein. Eine Spielart kultureller Verschlossenheit ist otismus. Interkulturelle Marketing verkörpert dieses Konstrukt eine zentrale Werthaltung. Für das Kulturelle Offenheit lässt sich auf verschiedene Art und Weise messen, bspw. mit Hilfe der Skala der sozialen Distanz ( Distanz, soziale). Mit deren Hilfe lässt sich (partiell) vorhersagen bzw. erklären, mit welcher Intensität eine Person Kontakt mit einer Fremdkultur sucht. Das Spektrum der individuellen kulturellen Offenheit reicht von der Bereitschaft zur (passiven) Aufnahme von Informationen über ein fremdes Land, über regelmäßige Kontakte zu Personen, die aus diesem Land stammen, bis hin zur Integration in die Fremdkultur sowie Annahme einer Auswanderung und, im positiven Fall, zur neuen kulturellen Identität ( Identität). " Hasenstab, M.: Interkulturelles Management, Sternenfels 1999, S.66f. Kornmeier, M.: Psychische Distanz und kulturelle Offenheit gegenüber Auslandsmärkten, Wiesbaden 2002. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelle Kompetenz als neuartige Anforderung an Entsandte. Status quo und Perspektiven der Forschung, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 53.Jg. (2001), Nr.5, S.246-272. Stüdlein, Y.: Management von Kulturunterschieden, Wiesbaden 1997.

Offenheit, volkswirtschaftliche (1) Grad der ökonomischen Verflechtung einer Volkswirtschaft mit dem Ausland. Diese Maßzahl Exporte und der Importe eines Landes in Bezug zum ergibt sich, indem man die Summe der Bruttosozialprodukt setzt. Zwischen 1993 und 2006 stieg dieser Prozentsatz im Falle der deutschen Operationalisierung der volkswirtschaftliVolkswirtschaft von 43,3% auf 72,1%. Eine alternative chen Offenheit lautet: Prozentualer Anteil des Durchschnitts von Export und Import am Bruttoinlandsprodukt. Generell gilt, dass sich der so gemessene Offenheitsgrad umgekehrt proportional zur Größe eines (Industrie-)Landes verhält (etwa im Jahr 2000: Belgien = 84,0%; Niederlande = 64,9%; Deutschland = 33,6%; USA = 13,1%). Häufig wird der Begriff der Offenheit auch unspezifisch genutzt, um die Intensität der Interaktion einer Volkswirtschaft bzw. einzelner Sektoren, Unternehmen oder Personen mit einer Fremdkultur zu bezeichnen ( Integration). Neben dem Exportvolumen bzw. der Exportquote einer Volkswirtschaft drücken der Wert der importierten Güter, die Summe des zur Gründung von ausländischen Niederlassungen, Produktionsstätten etc. investierten Kapitals ( Direktinvestitionen) oder der Saldo der Lizenzeinnahmen und Lizenzausgaben ( Lizenzstrategie) auf aggregierter Ebene die Verbundenheit Weltwirtschaft aus. Wer im Übrigen nicht das absolute, sondern das einer Volkswirtschaft mit der an der Zahl der Einwohner relativierte Exportvolumen betrachtet, erkennt, dass so gesehen vor allem kleinere Länder (z.B. Belgien) offene Volkswirtschaften sind. Denn aufgrund des begrenzten Potentials Binnenmarktes waren sie seit jeher gehalten, den Weltmarkt als ihren Heimatmarkt zu betrachihres ten. OECD gelangt 1998 zu dem Ergebnis, dass Länder, die gegenüber dem Welthandel offen (2) Die sind, in der Vergangenheit weitaus schneller gewachsen sind als diesbezüglich verschlossene Länder (vgl. Abb., nächste Seite). Sachs & Warner stellten in ähnlicher Weise fest, dass offene Entwicklungsländer im Verlauf von zwei Jahrzehnten (zwischen 1970 und 1990) durchschnittlich um 4,5% gewachEconosen sind, verschlossene Volkswirtschaften hingegen um weniger als ein Prozent (vgl. auch mic Freedom Index). Und folgt man den Erkenntnissen der Welthandelsorganisation (WTO), dann Dritten Welt, die in der Vergangenheit einen markschnitten die (allerdings wenigen) Länder der

1076

Offenheit, volkswirtschaftliche

wirtschaftlichen Kurs verfolgten, in nahezu jeder Hinsicht besser ab als Volkswirtschaften, die ihre Wirtschaft durch protektionistische Maßnahmen zu schützen suchten ( Handelshemmnis, nichttarifäres; Marktwirtschaft; Protektionismus). Wie weiterhin eine Untersuchung des in Köln ansässigen Instituts der deutschen Wirtschaft ergab, konnten jene Entwicklungsländer, die sich dem Weltmarkt stark geöffnet haben, zwischen den Jahren 1990 und 2000 ihr reales Bruttoinlandsprodukt (pro Kopf) bemerkenswerterweise um 75,0 % steigern. Bei den Entwicklungsländern, die sich in diesem Zeitraum weniger bzw. gar nicht geöffnet hatOECD zusammengefassten, betrug der Zuwachs an „Volkseinkommen“ 28,7% und bei den in der Industrieländern 19,1%. Untersucht man Paarungen benachbarter Staaten daraufhin, ob in dem ten Zeitraum 1950 bis 1992 zwischen ihnen militärische Konflikte stattgefunden haben, dann erkennt man, dass zwischen dem Offenheitsgrad der beteiligten Volkswirtschaften und der durchschnittlichen An7,6 Konflikte; 10-20% 7,3 zahl an Konflikten ein gegenläufiger Zusammenhang besteht (> 10% Konflikte; 20-30% 4,8 Konflikte; 30-40% 2,7 Konflikte; > 40% 2,4 Konflikte). Offenheit und Wohlstand

Bruttoinlandsprodukt (pro Kopf, in $) 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000

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Economic Freedom („Freiheit des internationalen Austausches“) Legende:

Länder Zusammenhang von Offenheit und Wohlstand

Quelle: Gwartney/Lawson (2000).

(3) Zusammenfassend spricht somit eine Reihe empirischer Studien dafür, dass Offenheit in einem positiven Zusammenhang mit dem Wohlstand einer Volkswirtschaft steht ( Korrelation). Auf Unternehmensebene lassen sich auf Basis entsprechender Maßzahlen ( Internationalisierungsgrad bzw. Internationalisierungsniveau) entsprechende Befunde gewinnen. " Gwartney, J.; Lawson, R.: Economic Freedom of the World. 2000, Annual Report, Vancouver 2000. Matthes, J.: Entwicklungsländer. Ökonomische Performance und Erfolgsstrategien im Zeitalter der Globalisierung, IW-Analysen, Nr.6, Köln 2004. OECD (Ed.): Open Markets Matter, Paris 1998. Sachs, J.D.; Warner, A.M.: Economic Reform and the Process on Economic Activity, Vol.1 (1995), August, pp.1-118. Sachs, J.D.; Warner, A.M.: Fundamental Sources of Long Run Growth, in: American Economic Review, Vol.87 (1997), May, pp.184-188.. Weede. E.: Frieden durch Kapitalismus, in: Internationale Politik, 60.Jg. (2005), Nr.7, S.65-73.

Offshore-Finanzmärkte

1077

Offenmarktpolitik

Geldpolitik

Öffentliche Güter

Standort Deutschland

Offer Self-Image Questionnaire

Identität, kulturelle;

Office Africain de la Propriété Industrielle Office of Foreign Assets Control

Selbstkonzept

Markenamt, gemeinsames

Embargo

Official Language Act 1969 verabschiedetes Gesetz, welches sowohl dem Englischen als auch dem Französischen den Status Sprachen in allen Institutionen des einer „offiziellen Sprache Kanadas“ verlieh. Es garantiert beiden Landes gleiche Rechte, gleichen Status und gleiche Privilegien. Im übertragenen Sinn steht der Official Language Act für den Versuch, den Beziehungen, die zwischen der französischen und der englischen Multikulturalität). Subkultur Kanadas bestehen, ein solides Fundament zu geben (im Sinne von Hintergrund dieser Maßnahme ist, dass von den 31,5 Mio. Menschen, die in den zehn Provinzen und drei Territorien des Landes leben, 73,4% Englisch, 24,6% Französisch und 2,0% eine andere Sprache als Muttersprache angeben. " Crawford, J.; Nunberg, G.: Language Loyalties. A Source Book on the Official English Controversy, Chicago/MA 1992. Goldbloom, V.: Official Languages. Basic Facts, Office of the Commissioner of Official Languages, Ottawa 1999. Guimond, S.; Zanna, M.P.: Canadian Attitudes Toward Newcomers, in: Taylor, D.M. (Ed.), Diversity with Justice and Harmony. A Social Psychological Analysis, Ottawa 1996, pp.51-93. Office of the Commissioner of Official Languages (Ed.): Official Languages Act, Synopsis, Ottawa 1988. Office of the Commissioner of Official Languages (Ed.): Canadian Linguistic Facts and Figures, Ottawa 2002.

Offset-Vertrag Erscheinungsform des Kompensationsgeschäfts im Besonderen und der Local Content-Politik im Allgemeinen. Demzufolge sind (ausländische) Unternehmen, die sich an der Ausschreibung von (Groß-)Projekten (z.B. Staudamm, Bohrinsel, Fernstraßen, Rüstungsgüter) beteiligen, verpflichtet, Unteraufträge ab einem bestimmten Volumen an inländische (Sub-)Unternehmer zu vergeben. Im Gegensatz zu dieser Variante, dem direkten Offset-Geschäft, wird beim indirekten Offset-Geschäft die Auftragsvergabe „lediglich“ an die Bedingung geknüpft, dass der Auftragnehmer für einen bestimmten wertmäßigen Anteil des Auftragsvolumens im Land des Auftraggebers Gegenkäufe zu veranlassen oder zu vermitteln hat. Mit Hilfe von Multiplikatoren wird der bloße Gegenkauf von Ware weniger stark gewichtet als Offset-Geschäfte, welche (möglichst hochwertigen) Technologietransfer implizieLizenzvergabe). ren (z.B. per Offshore-Factory

Auslandsproduktion

Offshore-Finanzmärkte anfänglich Ausdruck für jene kleinen Finanzplätze, die „offshore“ und vor der Haustür großer nationaler Finanzmärkte entstanden sind (z.B. Panama, Bahama-Inseln). Auf diesen „Überseemärkten“ konnten und können internationale Finanztransaktionen weitgehend unkontrolliert und frei von restriktiven Euromarkt als Offshoregesetzlichen Auflagen getätigt werden. Häufig bezeichnet man auch den Finanzmarkt. Um mit diesen durchaus ernst zu nehmenden Konkurrenten Schritt halten zu können, haben 1981 die USA und 1986 Japan „innerstaatliche Offshore-Zentren“ eingerichtet, worunter letztlich spezielle Abteilungen traditioneller Banken zu verstehen sind, die wie Freihandelszonen für die Ware Geld behandelt werden und so mit den Offshore-Zentren, zu denen überdies Bahrein, Hongkong und die Niederländischen Antillen zählen, konkurrieren zu können ( Finanzmanagement, internationaler). Bei der Subprime-Krise spielten diese Finanzmärkte eine entscheidende Rolle ( Weltwirtschaftskrise).

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Offshoring

Offshoring Verlagerung unternehmerischer Funktionen in Niedriglohnländer mit dem Ziel, Kostenvorteile zu erlangen ( Nearshoring; Standortflucht). (1) Beim Captive Offshoring findet die Verlagerung innerhalb eines (grenzüberschreitend tätigen Unternehmen) statt, während beim Offshore Outsourcing die Funktionen (häufig Produktion) in ein unabhängiges ausländisches Unternehmen verlagert werden (vgl. Abb.). Erscheinungsformen des Offshoring national

international

Fremdvergabe

Onshore Outsourcing

Offshore Outsourcing

Eigenerstellung

Onshore

Captive Offshoring

Quelle: Klingebiel (2006, S.500).

Von Onshoring spricht man, wenn betriebliche Funktionen (im Regelfall aus Kostengründen) im InSourcing-Konzepte). Während das Kostenargument für die land verlagert werden ( Beschaffung; Verlagerung spricht (Kostensenkung und/oder Umwandlung fixer Kosten in variable Kosten), befürchten die betroffenen Unternehmen vor allem einen Rückgang der (Service-)Qualität, den Verlust von Kontrollmöglichkeiten sowie Know how-Abfluss. (2) In Abhängigkeit von der Entfernung des Landes, in das Unternehmensteile verlagert werden, unterNearshoring. Letztlich sind diese Kategorisiescheidet man zusätzlich zwischen Farshoring und rungen jedoch bis zu einem gewissen Grad willkürlich. So kann aus Sicht eines deutschen Unternehmens die Verlagerung ins europäische Ausland als Nearshoring (z.B. Polen), aber auch als Farshoring gelten (z.B. Bulgarien). " Klingenbiel, N.: Offshoring. Varianten und Wirkungseffekte von Dienstleistungsverlagerungen, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 35.Jg. (2006), Nr.9, S.499-504. Manning, S.; Massini, S.; Lewin, A.Y.: A Dynamic Perspective on Next-Generation Offshoring. The Global Sourcing of Science and Engineering Talent, in: Academy of Management Perspectives, Vol.22 (2008), No.3, pp.35-54.

OIT

Internationale Arbeitsorganisation

Okkultismus

Animismus

Ökodesign-Richtlinie formuliert, ausgehend vom Konzept des Ökodesigns, Vorgaben und Anforderungen der Europäischen Union an so genannte energiegetriebene Produkte. Zu dieser Produktgruppe zählen u.a. Elektromotoren, Haushaltskühlgeräte und Gefriergeräte, Unterhaltungselektronik sowie Warmwasserbereiter. Formuliert werden darin Vorgaben hinsichtlich Energieeffizienz und umweltgerechte Produktgestaltung. Die nationale Umsetzung der „Richtlinie 2005/32/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 6. Juli 2005 zur Schaffung eines Rahmens für die Anforderung an die umweltgerechte Gestaltung energiebetriebener Produkte und zur Änderung der Richtlinie 92/42/EWG des Rates sowie der Richtlinien 96/57/EG und 2000/55/EG des Europäischen Parlaments und des Rates“ steht allerdings noch aus. ( http://www.bmu.de/produkte_und_umwelt/oekodesign Öko-Kolonialismus Dritten Welt, dass die Industrieländer UmBefürchtung bzw. Behauptung von Vertretern der weltstandards nicht primär deshalb durchsetzen wollen, um die Umwelt zu schützen, sondern ihre Industrien (d.h. als nichttarifäre Handelshemmnisse). Letztlich handele es sich dabei um eine verkappte Kolonialismus bzw. Protektionismus ( Handelshemmnis, nichttarifäErscheinungsform von res). Deshalb wird bisweilen auch von Öko-Protektionismus gesprochen.

One World-Manager

1079

Öko-Label, europäisches stilisiertes Blümchen, geformt aus zwölf Sternen, die rund um den Buchstaben E angeordnet sind. Dem Symbol für die damals zwölf Mit1992 als einheitliches europäisches Umweltzeichen geschaffenen Europäischen Gemeinschaft war allerdings wenig Erfolg beschieden. Bis Anfang gliedsstaaten der Europäischen Union, wobei französische 2002 trugen lediglich 94 Produkte das Öko-Label der (20), dänische (19) und italienische Unternehmen (16) etwas engagierter waren als andere. Deshalb hat Europäische Kommission für die Jahre 2002-2004 einen Arbeitsplan erstellt, dem zu Folge die Dienstleisbspw. der Kreis der Produktgruppen von 17 auf 25-35 erweitert werden soll. Auch für tungen (Autoreparatur-, europäische Finanz-, Verkehrs- und Vertriebs-Dienstleistungen) soll das Ökozeichen vergeben werden können. Bislang dominieren Textilien (32) sowie Farben und Lacke (27). Wie gering die reale Bedeutung noch ist, erhellt stellvertretend folgender Vergleich: Die Produktgruppe „Farben und Lacke“ hatte 1999 ein Marktvolumen von insgesamt 7,2 Mrd. €; dazu trugen die mit dem EU-Öko-Label ausgezeichneten Produkte lediglich 98,1 Mio. € bei. ( http://www.europa.eu.int/ecolabel Öko-Marketing (1) gezielte Integration ökologischer Zielsetzungen und Methoden in die gesamte UnternehmensfühNachhaltigkeitsansatzes werden dazu bspw. integrierte Wasser- und sonstige rung. Im Sinne des Kreisläufe geschaffen ( Umweltschutz, globaler). Umweltbewusstseins). (2) Marketing für ökologische Anliegen (bspw. Stärkung des Öko-Protektionismus

Arbeitslosenquote

Okunsches Gesetz Okzidentalismus

Öko-Kolonialismus

Orientalismus

Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung

OLAF

Old Boys Club

Berner Union

Oligopolistische Reaktion

Theorie des oligopolistischen Parallelverhaltens

Weltwirtschaftskrise

Ölkrise Ölländer

Dritte Welt;

Ölpreisschock

Internationales Personalmanagement

Verschuldungskrise, weltweite

OMA

Selbstbeschränkungsabkommen

OMV

Ost- und Mitteleuropa Verein e.V.

One World-Manager Idealtypus eines Managers, der über eine umfassende sprachliche und interkulturelle Kompetenz verKompetenz, interkulturelle). Auch kann der One World-Manager sachgefügt ( Fremdsprache; Führungsstil, Arbeits- und Unterrecht mit den weltweit bestehenden Unterschieden hinsichtlich nehmensorganisation, Verbraucherverhalten etc. umgehen ( Diversity Management). Wie der Global Manager ist er in der Lage, weltweit selbst anspruchsvollste Aufgaben zu bewältigen. " Schuppert, D.; Papmehl, A.; Walsh, J. (Hrsg.): Interkulturelles Management. Abschied von der Provinzialität, Wiesbaden 1994.

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Online-Beschaffung

E-Procurement

Online-Beschaffung

Online-Shopping Einkauf in virtuellen Märkten im Internet ( E-Commerce). Bei Rechtsstreitigkeiten gilt das Auswirkungsprinzip. Dies bedeutet, dass deutsche Käufer, die bei einem ausländischen E-CommerceUnternehmen gekauft haben, deutschem Recht unterliegen. " Verbraucherzentrale NRW (Hrsg.): Online-Shopping in Europa, Düsseldorf 2007.

Online-Werbung Onshoring OPEC

Medien, elektronische

Offshoring

Organization of the Petroleum Exporting Countries

Open Package Inspection Kontrollmodus, bei dem das Importgut vor der Importkontrolle von jeglicher Art von zu befreien ist ( Import) Arbitrage-Strategie;

Operationale Flexibilität

Verpackung

Strategie der operationalen Flexibilität

Operationalisierung von Konstrukten ist aufgrund des Problems der konzeptionellen Äquivalenz für die internationale bzw. interkulturelle Marktforschung noch bedeutsamer als für die nationale Marktforschung ( Marktforschung, Konstrukte können sich in unterschiedlichen Kulturen auf verinterkulturelle). Formal identische schiedene Art und Weise äußern. Wer etwa vergleichend untersuchen will, welche Wertschätzung die Tugend „Sauberkeit“ in unterschiedlichen Ländermärkten erfährt, wird höchst divergierende Ergebnisse erzielen, je nachdem, ob er „Sauberkeit“ als „regelmäßige Reinigung der Wohnung“ oder „Benutzung eines Deodorant“ operationalisiert. So fand in einer Studie von J.T. Plummer die Aussage, „man muss die Wohnung dreimal in der Woche staubsaugen und putzen“ in Italien am meisten Zustimmung (vor Großbritannien, Frankreich, Spanien, Deutschland), während mehr als alle anderen Nationen die Amerikaner davon überzeugt waren, dass „jeder ein Deodorant benutzen sollte“. Auf den Positionen zwei und drei folgten hier mit Kanada und Großbritannien zwei weitere angelsächsische Länder, vor Italien, das bei dieser Operationalisierung von Sauberkeit lediglich Rang vier belegte. " Plummer, J.T.: Consumer Focus in Cross-National Research, in: Assael, H. (Ed.), Consumer Behavior and Marketing Action, Boston 1984.

Operations Risk-Index Opfergabe

Business Environment Risk-Index

Animismus

Opportunistische Strategie

Transnationale Strategie

Optimaler Währungsraum Abgrenzung des Währungsraumes derart, dass gleichzeitig inneres Gleichgewicht (Stabilität des Zahlungsbilanz) mögPreisniveaus, Vollbeschäftigung) und externes Gleichgewicht (ausgeglichene lich sind Optimalzoll Argument, wonach ein großes Land, das über hinreichende Marktmacht verfügt, seine Terms of handelspolitische Maßnahmen beeinflussen kann. Erhebt es auf ein Importgut Trade (ToT) durch Zoll, dann reduziert sich die Nachfrage nach diesem Gut, weshalb sich dieses im weiteren Verlauf

Organisation Erklärung von Bern

1081

verbilligt. Dies wiederum bewirkt, dass das Land pro Einheit des einheimischen Guts mehr ausländische Güter tauschen kann und sich so seine ToT verbessern. Da aber auch die anderen Länder ihrerseits eine Optimalzollpolitik verfolgen können, droht ein Nash-Gleichgewicht der Protektion ( Protektionismus), das der Freihandelsbedingung unterlegen ist. " Dieckheuer, G.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 5.Aufl., München 2001. Johnson, H.G.: Optimum Tariffs and Retaliation, in: Review of Economies Studies, Vol.21 (1953/54), pp.142-153. Sell, A.: Einführung in die internationalen Wirtschaftsbeziehungen, 2.Aufl., München 2003. Siebert, H.: Außenwirtschaft, 7.Aufl., Stuttgart 2000.

Orderly Market Arrangement men Orderpapier

Exportbeschränkung, freiwillige;

Selbstbeschränkungsabkom-

Dokumente im Außenhandel

Ordnungspolitik, internationale ORDO-Liberalismus

Weltwirtschaftsordnung

Globalisierung;

Liberalismus;

Marktwirtschaft;

Neoliberalismus

Organisation der arabischen Erdöl exportierenden Länder verfolgt, wie die OPEC, das Ziel, durch eine koordinierte Politik den Weltmarkt für Erdöl zu kontrollieren und industriepolitisch zusammenzuarbeiten (nicht zuletzt durch eine Reihe gemeinsamer Industriepolitik; Koordination). Konkret erdölfördernder bzw. -verarbeitender Unternehmen; bedeutet dies, dass die 1968 mit Sitz in Kuweit gegründete OAPEC versucht, durch eine Steuerung der Fördermenge, d.h. des Angebots, die Preisbildung zu beeinflussen. Grund für den Aufbau einer zur OPEC parallelen Organisation war, dass die Gründungsmitglieder (Saudi-Arabien, Kuweit und Libyen) nach dem Sechs-Tage-Krieg versuchen wollten, „ihr Öl“ für politische Ziele zu instrumentalisieren. Dem schlossen sich im weiteren Verlauf Algerien, Bahrain, Irak, Qatar, Syrien und die Vereinigten Arabischen Emirate an. Anlässlich des Yom-Kippur-Krieges von 1973 gelang es der OAPEC, sich auf einen Boykott zu verständigen und so die erste so genannte Ölkrise auszulösen ( Weltwirtschaftskrise). Organisation der Vereinten Nationen für Industrielle Entwicklung 1966 als autonome Unterorganisation gegründet, wurde die UNIDO 1985 die sechste SonderorganiVereinten Nationen. Sitz der bis 2008 auf 171 Mitgliedsländer angewachsenen Organisasation der tion ist Wien. Ihre wichtigsten Aufgaben bestehen darin, weltweit die industrielle Entwicklung zu Industrie- und beschleunigen sowie Technologietransfer und industrielle Zusammenarbeit zwischen Entwicklungsländern zu fördern ( Entwicklung). Hierzu stehen folgende Institutionen und Maßnahmen zur Verfügung: (1) Technologietransfer Technological Information Pilot System (TIPS) Industrial Information System (IIS) Industrial and Technological Information Bank (INTIB) (2) Investitionsförderung (3) Technische Hilfe Forschungsarbeiten Projektbezogene Planung und Beratung Weitere Aufgaben der UNIDO sind Umweltmanagement, Umsetzung des Kyoto-Protokolls und des Montreal-Protokolls (Zerstörung der Ozonschicht) sowie Förderung des Agrarsektors ( Weltagrarmarkt). ( http://www.unido.org Organisation Erklärung von Bern

Public Eye on Davos;

Vielfalt, biologische

1082

Organisation für Afrikanische Einheit

Organisation für Afrikanische Einheit (1) 1963 von 30 afrikanischen Staaten gegründet, setzte sich die Organization of African Unity (OAU) für ihre Geltungsbereich folgende Ziele: Einheit und Solidarität schaffen bzw. bewahren, wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit fördern, territoriale Integrität sichern (durch Koordination der Verteidigungsmaßnahmen sowie durch Beseitigung der Folgen des Kolonialismus und Abwehr von Neokolonialismus). Aufgrund der Unvereinbarkeit der Ziele und sozioökonomischen Rahmenbedingungen der einzelnen Konflikte blieb es jedoch weitgehend bei AbsichtserLänder sowie gravierender innerafrikanischer klärungen. Auch litt die Organisation de l'Unité Africaine zunehmend unter innerer Auszehrung; bspw. bezahlten zuletzt nur noch sechs Länder ihre Mitgliedsbeiträge vollständig. Auch war die Organisation als ineffizienter und egoistischer „Club der alten Männer“ und „Gewerkschaft der Präsidenten“ zunehmend in Verruf geraten. (2) Am 8.7.2002 beschlossen deshalb 52 der nunmehr 53 Mitgliedsländer in Durban, die OAE aufzulöEuropäischen Union nachempfunden, sen und in die Afrikanische Union (AU) umzuwandeln. Der Armut zu bekämpfen und ökonomische soll es dieser Organisation mehr als der OAU gelingen, die Entwicklung sowie politische Stabilität zu fördern. Hierzu wurden, gemäß dem Vorbild der EU, eine Vereinten Nationen, Kommission (anstelle des bisherigen Sekretariats) und, gemäß dem Vorbild der ein Friedens- und Sicherheitsrat eingerichtet. Laut neuer Verfassung können nur solche Länder MitMenschenrechte glied werden, die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gewährleisten sowie die achten. Das auch dies nur ein Lippenbekenntnis war, zeigt der Umgang mit R. Mugabe, dem Präsidenten Simbabwes. Weder wurde er für Wahlbetrug noch für die Verelendung der Bevölkerung oder den Terror zur Rechenschaft gezogen. Organisation für Ernährung und Landwirtschaft 1945 in Québec gegründete und zunächst in Washington, dann ab 1951 in Rom angesiedelte SonderorVereinten Nationen. Um die Ernährung der Weltbevölkerung zu gewährleisten ganisation der Food and Agriculture Organization (FAO) beaufund deren Lebensstandard zu verbessern, ist die tragt, die Produktion und Distribution von landwirtschaftlichen Erzeugnissen im Allgemeinen und von Lebensmitteln im Besonderen weltweit zu verbessern ( Weltagrarmarkt). Dazu erhebt und verbreitet Europäische Union) zählende supranatiodie 2006 insgesamt 191 Mitglieder (190 Staaten und die nale Organisation Informationen über die Fischereiwirtschaft, die Forstwirtschaft und die LandwirtInternationalen Waldberichts) und nimmt auf die Produktion von Nahschaft (bspw. in Gestalt des rungsmitteln Einfluss (bspw. mit Hilfe des Codex Alimentarius, einer Sammlung internationaler Standards der Lebensmittelsicherheit). Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa Nachfolgeorganisation der 1975 mit der einflussreichen „Schlussakte von Helsinki“ beendeten Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Am 1.1.1995 wurde die KSZE offiziell in OSZE umbenannt. Am 22.06.2006 wurde Montenegro als 56. Teilnehmerstaat dieser ständigen Konferenz aufgenommen. Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Economic Cooperation and Development

Organization for

Organisation internationaler Unternehmenstätigkeit abhängig vom „Grad der Internationalisierung“ ( Internationalisierungsgrad). Häufig lassen sich im ExVerlauf der Internationalisierung folgende Phasen der Organisationsentwicklung beobachten: International Division (d.h. Aufbau einer differenzierten Struktur, bei der In- und portabteilung, Auslandsgeschäft getrennt sind) sowie Integrierte Organisationsstruktur (bei der Inlandsgeschäft und Organisationsstruktur, integrierte). Auslandsgeschäft zentral organisiert werden;

Organisationsstruktur

1083

Organisation, modulare verfolgt, darin der Netzwerkorganisation ähnlich, das Ziel der Dezentralisierung einer komplexen Unternehmensstruktur durch Segmentierung und Schaffung von weitgehend autonomen Teileinheiten (Module). Hierbei kann es sich um Cost Center, um Service Center, um Management Center oder um Center of Competence handeln ( Organisationsstruktur). " Wildemann, H.: Die modulare Fabrik, 3.Aufl., Wiesbaden 1992.

Organisation, supranationale überstaatliche, durch einen völkerrechtlichen Vertrag begründete Vereinigung ( Staat). Das BeVereinten Nationen oder der Welthandelsorsondere an supranationalen Organisationen wie den ganisation ist, dass sie erst dadurch funktionsfähig werden, dass die einzelnen Mitgliedsstaaten Hoheitsrechte an sie abtreten. Organisationsentwicklung

Synergie, kulturelle

Organisationsethnologie befasst sich mit der Frage, wie insb. Multinationale Unternehmen bzw. Transnationale Unternehmen mit interner und/oder externer kultureller Vielfalt umgehen (sollten). Neben dem Management kultureller Diversität ist in diesem Zusammenhang vor allem zu klären, ob, wie zumeist angenommen wird, diese Vielschichtigkeit den Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschafft ( Diversity MaWettbewerb, internationaler). Die Organisationsethnologie setzt hierzu ethnographinagement; sche Forschungsmethoden ein. Organisationsstruktur (1) nach E. Frese ein System von Regeln, dazu bestimmt, das Verhalten der Mitarbeiter auf zentrale Konflikt, der zwischen dem Ziele des Unternehmens auszurichten. Neben dem übergeordneten Streben nach Stabilität und der aufgrund von variierenden Umweltbedingungen gegebenen NotwenÄnderungsbereitschaft; Rigidität, laterale), digkeit von Anpassung bzw. Veränderung besteht lässt sich dabei ein komplexes Wechselspiel zwischen Strategie und Struktur ( Zentralisierung vs. Dezentralisierung) ausmachen (vgl. Abb. 1, nächste Seite). In Übereinstimmung mit dem Situativen Ansatz kann (bzw. muss) man somit die Frage nach der optiFit malen Organisationsstruktur als naiv zurückweisen ( Ansatz, situativer). Entscheidend ist der zwischen beiden Ebenen. Folglich dominieren im Zeitverlauf, in Abhängigkeit vom jeweils gültigen strategischen Imperativ und der - damit häufig zusammenhängenden - Präferenz für bestimmte Formen Koordination (Struktur), in den einzelnen Dekaden unterschiedliche organisationale Arrangeder funktionale Organisation; Sparten-Organisation; Matrix-Organisation; Tensorments (z.B. Holding-Organisation; Netzwerk-Organisation). Prinzipiell eignen sich diese Organisation; Organisationsprinzipien sowohl zur Gestaltung nationaler als auch zur Gestaltung internationaler Unternehmenstätigkeit. Für die Organisationsstruktur international tätiger Unternehmen sind allerdings Exportabteilung, International Division, Netzfolgende Konzepte von besonderer Relevanz: werk. Empirisch konnte die Organisationsforschung einen Zusammenhang zwischen der jeweiligen, durch E.P.R.G.-Konzept beschreibbaren Strategie der Internationalisierung und der präferierten das Internationalisierung). Demnach beeinflussen der Organisationsstruktur feststellen ( Präferenz; Entscheidung für Grad der Internationalisierung oder die dominierende strategische Ausrichtung die eine bestimmte Organisationsstruktur ( Internationalisierungsgrad). So ergab eine multivariate logistische Regression, dass Manager mit um so größerer Wahrscheinlichkeit die Matrixstruktur wählen, je größer der Anteil des Umsatzes ist, den ihr Unternehmen im Ausland erwirtschaftet. Zugleich ist es dann unwahrscheinlich, dass sich die betreffenden Unternehmen eine Funktional- oder eine HybridStruktur geben. Hingegen besteht zwischen Internationalisierungsgrad und Produktspartenstruktur kein signifikanter Zusammenhang.

1084

Organisationsstruktur

Abb. 1: Meilensteine der Entwicklung der Organisationsstruktur Strategie

Arbeitsteilung, Rationalisierung der Produktion

Diversifikation, Konzentration der Kräfte

Struktur

Zentralisation

Funktionale Organisation

1950er-Jahre und früher

Dezentralisation

Bewältigung von Komplexität und Mehrdimensionalität

Förderung des Unternehmergeistes, Vereinfachung, Flexibilisierung

MatrixOrganisation

1960er-Jahre

SpartenOrganisation

1970er-Jahre

Globalisierung, Konzentration auf Kernkompetenzen

Organisation nach Kernkompetenzen

1980er-Jahre

HoldingOrganisation

1990er-Jahre

ClusterOrganisation

NetzwerkOrganisation Quelle: in Anlehnung an Gomez (1992, S.167ff.).

Faktorenanalytisch ließen sich drei übergeordnete Strategiefaktoren nachweisen, die in enger Beziehung zur Organisationsstruktur stehen: Internationalität, Unternehmensgröße und Abhängigkeit von einem Subsystem (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Unternehmen mit einer Funktionalstruktur sind demnach zumeist kleiner und weniger stark international ausgerichtet. Letzteres lässt sich damit begründen, dass funktional gegliederte Unternehmen, welche grenzüberschreitend tätig werden wollen, nicht die erforderlichen Ressourcen besitzen, um die dabei anfallenden komplexen Informationen über Umwelt, mittelständiProdukte etc. angemessen zu verarbeiten. Dass diese Einschränkung vorwiegend für sche Unternehmen gilt, lässt sich v.a. mit der „Gefahr einer informationellen Überlastung der Hierarchiespitze“ erklären. Unternehmen wiederum, die sich gemäß ihren Produktsparten organisieren, sind gewöhnlich stark international orientiert und leicht überdurchschnittlich groß. Glich die Unternehmensstruktur hingegen einer Matrix, so handelte es sich wahrscheinlich um ein klein- bzw. mittelständisches Unternehmen. (2) Für die hauptsächlich in den 1960er- bis 1980er-Jahren geführte Diskussion über den Zusammenhang zwischen Strategie und Organisationsstruktur waren die Studien von A.D. Chandler, von Channon, Stopford & Wells und von W.G. Egelhoff wegweisend. Im weiteren Verlauf der 1980er-Jahre hat sich dann das Interesse verlagert: weg vom Strategie-/Struktur-Zusammenhang hin zu nichtstrukturellen bzw. informellen Konzepten und Methoden der Organisation. Vor allem Bartlett & Ghoshal sowie transnationale bzw. heterarchische OrganisationsG. Hedlund lenkten die Aufmerksamkeit auf Organisationsstruktur nur noch wenig Bedeutung zu. Der realwirtmodelle und maßen der formalen schaftliche Hintergrund dieser Entwicklung war die Verschärfung des globalen Wettbewerbs und in der Folge das verstärkte Bestreben des Managements, Wettbewerbsvorteile primär durch Optimierung Wertschöpfungskette zu erlangen. Zusammenfassend bewirke dies einen Paradigmen-Wechder sel, in dessen Verlauf die traditionelle Strukturorientierung durch die Prozessorientierung verdrängt bzw. ergänzt wurde.

Organisationsstruktur, divisionale

1085

Abb. 2: Zusammenhang zwischen Strategie und Struktur

groß Produkt– sparten– struktur

Mischstruktur

Unternehmensgröße

Matrix– struktur

Funktionale Struktur

stark Abhängigkeit vom Subsystem

klein gering

Internationalität

hoch

Quelle: Wolf (1999b, S.548ff.).

(3) Dass die traditionellen Organisationsformen den Anforderungen einer zunehmend komplexen Unternehmungsrealität vielfach nicht mehr gerecht werden, gilt gerade auch für die von internationaM-Form: und nach Produkten gegliederte mehrdivisionale len Unternehmen lange Zeit bevorzugte Struktur. Denn die für diese Organisationsform charakteristischen hierarchischen Kommunikationswege behindern den notwendigen horizontalen Kommunikationsfluss innerhalb des Unternehmens und Tochtergesellschaften bzw. Kooperationspartnern ( Kooperation). Da zwischen den zwischen den Divisionen praktisch keine institutionalisierten Verbindungen bestemehr oder minder autonomen hen, ist in M-Form-Unternehmen Doppelarbeit nahezu unvermeidlich. Deshalb können Synergien (z.B. durch die gemeinsame Nutzung von Produktionsanlagen) nicht in dem erforderlichen Maß genutzt werden, was angesichts des scharfen Kostenwettbewerbs von erheblichem Nachteil ist. " Bartlett, C.A.; Ghoshal, S.: Managing Across Borders. The Transnational Solution, Boston/MA 1989. Chandler, A.D.: Strategy and Structure, Cambridge/MA 1962. Channon, D.F.: The Strategy and Structure of British Enterprise, London 1973. Daniels, J.D.; Pitts, R.A.; Tretter, M.J.: Strategy and Structure of U.S. Multinationals, in: Academy of Management Journal, Vol.27 (1984), No.2, pp.292-307. Egelhoff, W.G.: Strategy and Structure in Multinational Corporations, in: Administrative Science Quarterly, Vol.27 (1982), No.3, pp.435-458. Frese, E.: Grundlagen der Organisation, 6.Aufl., Wiesbaden 1995. Gomez, P.: Neue Trends in der Konzernorganisation, in: Zeitschrift Führung und Organisation, 61.Jg. (1992), Nr.3, S.166-172. Hedlund, G.: The Hypermodern MNC. A Heterarchy?, in: Human Resource Management, Vol.25 (1986), No.1, pp.9-35. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008. Stopford, J.M.; Wells, L.T.Jr.: Managing the Multinational Enterprise, New York 1972. Wolf, J.: Strategien und organisationale Grundstrukturen deutscher nationaler und internationaler Unternehmen, in: Engelhard, J.; Sinz E.J. (Hrsg.), Kooperation im Wettbewerb. Neue Formen und Gestaltungskonzepte im Zeichen von Globalisierung und Informationstechnologie, Wiesbaden 1999, S.621-655. Wolf, J.: Strategien und Strukturen deutscher nationaler und internationaler Unternehmen, Habil., Universität Hohenheim, Hohenheim 1999.

Organisationsstruktur, divisionale Erscheinungsform der integrierten eindimensionalen Organisationsstruktur. Eingeführt wurde die divisionale Struktur erstmals in den 1920er-Jahren von General Motors. Dabei organisiert man das Unter-

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Organisationsstruktur, divisionale

nehmen nach Geschäftsbereichen, vorzugsweise nach Produktgruppen (= produktorientierte Struktur) oder nach bedeutsamen Abnehmern ( Key Account-Management). (1) Die auf der zweiten Ebene gewöhnlich funktional gegliederte divisionale Struktur, welche aufgrund der Multidivisionalität als M-Form bezeichnet wird, galt jahrzehntelang weltweit als Vorbild. Divisions handeln häufig wirtschaftlich weitgehend autonom. Deshalb müssen sie im Regelfall über alle Unternehmensfunktionen verfügen ( International Division). Allerdings sind sie keine rechtlich selbständige Einheit, sondern in das Gesamtunternehmen eingebunden. Nicht selten agieren sie als Profit Center und führen den Gewinn, der anhand des ROI oder der Kapitalrentabilität kontrollierbar ist, an das Mutterunternehmen ab. Wichtige Entscheidungen können diese Quasi-Unternehmen somit nicht selbständig fällen. (2) Bei der produktorientierten Organisationsstruktur übernimmt das Management, das im Heimatmarkt für eine bestimmte Produktsparte zuständig ist (vgl. Abb.), weltweit die Verantwortung und Wertschöpfungsprozess ( Koordination). koordiniert den gesamten Produktorientierte Organisationsstruktur Unternehmensleitung

Zentrale Produktgruppenkoordination

Zentrale Funktionsstäbe Dienste Services

Zentrale Regionalkoordination

Produkt A In- und Ausland Spartenstab

Produkt B In- und Ausland Spartenstab

Produkt C In- und Ausland Spartenstab

Produkt D In- und Ausland Spartenstab

Beschaffung Forschung und Entwicklung

Beschaffung Forschung und Entwicklung

Beschaffung Forschung und Entwicklung

Beschaffung Forschung und Entwicklung

Produktion Marketing

Produktion Marketing

Produktion Marketing

Produktion Marketing

Region I

Region I

Region I

Region I

Region II

Region II

Region II

Region II

Region III

Region III

Region III

Region III

Quelle: Macharzina/Oesterle (1995, S.319).

Als Vorteil der produktorientierten Organisationsstruktur gilt, dass ihre Ausrichtung auf konkrete Produkte Marktnähe gewährleistet und Entscheider in die Lage versetzt, schnell und flexibel auf relevante Entwicklungen zu reagieren (z.B. landesspezifische Vorgaben des Gesetzgebers). Indem produktpolitische Entscheidungen ( Innovation, Modifikation, Differenzierung) nicht „nur“ zur Optimierung des Sortiments, sondern auch mit Blick auf deren Konsequenzen für die Organisationsstruktur gefällt werden müssen, verhindert diese Organisationsform einer Fragmentierung des Produktprogramms. Als nachteilig gilt, dass die Geschäftsleitung die Bedeutung der Auslandstöchter gering Tochtergesellschaften um Mehrsparten-Unterschätzen könnte, wenn es sich bei den ausländischen nehmen handelt und ein Auslandssparte-/Heimatsparte-Berichtssystem geführt wird. Zudem verleitet diese Organisationsstruktur dazu, soziokulturelle und geographische Besonderheiten zu vernachlässiRegionalstruktur. gen. Sie zu berücksichtigen ist hingegen zentrales Anliegen der

Organisationsstruktur, formale

1087

" Chandler, A.D. (Ed.): Managerial Innovation at General Motors, New York 1979. Macharzina, K.: Organisation der internationalen Unternehmensaktivität, in: Kumar, B.N.; Haussmann, H. (Hrsg.), Handbuch der Internationalen Unternehmenstätigkeit, München 1992, S.591-607. Macharzina, K.; Oesterle, M.-J.: Organisation des internationalen Marketing-Managements, in: Herrmanns, A.; Wißmeier, U.K. (Hrsg.), Internationales Marketing-Management, München 1995, S.309-338.

Organisationsstruktur, formale ist für die Führung nationaler wie internationaler Unternehmen bedeutsam, wenn für den Unternehmenserfolg der Fit zwischen Strategie und Struktur maßgeblich ist. (1) Die statutarische Organisationsstruktur legt die Rechtsform des Gesamtunternehmens mit sämtlichen juristischen und kapitalmäßigen Beziehungen zu den Unternehmensteilen im In- und Ausland fest. In der operationalen Organisationsstruktur spiegelt sich die Art der Spezialisierung in der zweiten Hierarchieebene wider, differenziert nach Verrichtungen (funktionale Organisationsstruktur), Objekten (divisionale Organisationsstruktur) und Regionen (regionale Organisationsstruktur). Anders als bei ausschließlich national tätigen Unternehmen ist der Grad der Integration der internationalen GeschäftsInternationalen Unternehmen ein zentraler Strukturparatätigkeit in die Gesamtunternehmung bei meter. Dabei sind zwei Strukturtypen zu unterscheiden: Im Gegensatz zur integrierten Organisationsstruktur spricht man von der differenzierten Organisationsstruktur, wenn In- und Auslandsgeschäft unabhängig voneinander betrieben werden. (2) Die bislang vorliegenden Arbeiten setzen sich vorzugsweise mit zwei Fragen auseinander: Welche Organisationsform ist unter welchen Markt- und Umweltbedingungen am leistungsfähigsten? Und welche Internationalisierungsstrategie bedarf welcher organisatorischen Verankerung ( Markteintrittsstrategie)? In der Literatur findet sich eine Vielzahl von Vorschlägen zur (idealtypischen) Gestaltung der Aufbauorganisation internationaler Unternehmen (vgl. Abb. 1). Diese Ansätze unterscheiden sich (eher formal denn inhaltlich) hinsichtlich der Bezeichnung der Organisationstypen, der Art der Gruppenbildung und der Tiefe ihrer Gliederung. Abb. 1: Varianten der Aufbauorganisation internationaler Unternehmen Perlitz (1995) 1. Primäre Struktur Exportabteilung Internationale Division 2. Globale Struktur Funktionale Organisationsstruktur Globale Produktstruktur Lokale Holding- oder Umbrella-Struktur Regionale Struktur 3. Fortgeschrittene Struktur Einfache Matrix-Organisation Dreidimensionale Grid-Struktur (Tensor-Organisation) Vierdimensionale Matrix-Organisation Robock/Simmonds (1989) 1. National Subsidiary Structure 2. International Division Structure 3. Functional Structure 4. Regional Structure 5. Product Division Structure 6. Matrix Structure 7. Combination Structures Quelle: Wittlage (1995).

Bühner (1991a/b) 1. Koordinationsstellen 2. Internationale Geschäftsbereiche 3. Internationale Organisationsstruktur Globale Organisation (funktional bzw. produktionsorientiert bzw. regional-global) Multinationale Organisation Transnationale Organisation Bleicher (1991) 1. Gebildestruktur mit Exportabteilungen 2. International Division 3. Regional-differenzierte Konzernorganisation Macharzina/Oesterle (1995) 1. Differenzierte Struktur Exportabteilung

2.

Internationale Division Holding Integrierte Struktur Funktionale Gliederung Divisionale Gliederung (nach Produkten oder Kunden) Regionale Gliederung

1088

Organisationsstruktur, formale

Alle vorgeschlagenen Konzepte orientieren sich am realen Geschehen in internationalen Unternehmen. Internationalisierung nahezu zwangsläufig Deren Organisationsstruktur unterliegt im Verlauf der gravierenden Veränderungen – entsprechend der bekannten These von A.D. Chandler: „Structure follows Strategy“: Eine Änderung der internationalen Strategie bedingt die Restrukturierung der Organisation. Im Übrigen impliziert jedes Organisationsprinzip Vor- und Nachteile (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Stärken-/Schwächenprofil international ausgerichteter Organisationen Vorteile

Nachteile

Integrierte Funktionalstruktur

Hauptfunktionen leicht abstimmbar hohe Effizienz bei geringem Diversifizierungsgrad

Zuordnung von Tochtergesellschaften, die über mehrere Funktionen verfügen, problematisch hoher Koordinationsaufwand starke Belastung der Konzernführung

Integrierte Produktstruktur

leichte weltweite Produktkoordination keine Programmfragmentierung leichte Ergebniszuordnung

ungenügende Berücksichtigung geographischer Besonderheiten Koordinationsprobleme bei Mehrsparten-Tochtergesellschaften

Integrierte Regionalstruktur

Förderung einer weltweiten Perspektive in den betrieblichen Funktionen Möglichkeit zur Nutzung marktbedingten Wissens

Not-invented-here-Syndrom Schwierigkeiten bei der Koordination von F+E-Programmen und bei der Produktkoordination

Matrix- bzw. Tensorstruktur

gleichzeitige Berücksichtigung funktionaler, regionaler und produktspezifischer Anforderungen Förderung des Kommunikationsflusses und des kreativen Potenzials

hoher Koordinationsaufwand großes Konfliktpotenzial langwierige Entscheidungsprozesse

Quelle: Welge/Holtbrügge (2006, S.175), leicht verändert.

(3) Natürlich handelt es sich dabei um idealtypische Konzepte, die in reiner Form in der Realität selten anzutreffen sind. Schließlich muss jedes Unternehmen seine Organisationsform mit Blick auf seine individuelle Markt- und Wettbewerbssituation gestalten. In der Unternehmenspraxis überwiegen desArchetypen halb Hybridstrukturen: Mischformen bzw. Kombinationen der eingangs geschilderten (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Fiktives Beispiel einer Hybridstruktur

Unternehmensleitung

Produktgruppe B

Produktgruppe A

Beschaffung

Finanzierung

Produktion

Vertrieb

...

Produktgruppe C

Südostasien

Europa

Inland

Nordamerika

Organisationsstruktur, mehrdimensionale

1089

So wird ein Unternehmen, das grundsätzlich produktspezifisch organisiert ist, bei einer Produktgruppe zusätzlich regional differenzieren und dabei einen bestimmten, sehr nachfragestarken Ländermarkt (z.B. Nordamerika) explizit als Organisationseinheit etablieren, wenn dort der Wettbewerb besonders Lanintensiv ist. Eine hybride Organisationsstruktur einzurichten ist auch dann ratsam, wenn die deskultur unmittelbar und in nicht kompensierbarer Weise auf die Markt- und Wettbewerbssituation Einfluss nimmt. So erwarten amerikanische Kunden bekanntlich eine ganz besondere Servicequalität. Zugleich handelt es sich bei den USA um einen überaus wichtigen Markt (gemessen am NachfragepoLead-Markt). Deshalb kann es sogar angemessen sein, dort tenzial und als Referenzmarkt bzw. nicht nur eine eigene Vertriebs- oder Marketing-Abteilung einzurichten, sondern zusätzlich noch eine Abteilung für Qualitätsmanagement. " zur Nedden, C.: Internationalisierung und Organisation, Wiesbaden 1994. Robock, S.H.; Simmonds, K.: International Business and Multinational Enterprises, 4th Ed., Homewood/IL 1989. Welge, M.K.; Holtbrügge, D.: Internationales Management, 4.Aufl., Stuttgart 2006. Wittlage, H.: Die Gestaltung der Organisationsstruktur internationaler Unternehmen, in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, 47.Jg. (1995), Nr.3, S.357-368.

Organisationsstruktur, hybride aus organisationstheoretischer Sicht Mischform idealtypischer traditioneller Organisationskonzepte Organisationsstruktur, mehrdimensionale). Aus unternehmenspraktischer (z.B. Tensororganisation; Sicht besteht die Besonderheit hybrider Organisationskonzepte darin, dass die neuen Formen der Kooperation die traditionellen Unternehmensgrenzen zunehmend aufweichen. Organisationsstruktur, integrierte wird im Regelfall erst dann etabliert, wenn das Auslandsgeschäft einen signifikanten Beitrag zum ideellen (z.B. Unternehmensidentität) und/oder materiellen Ergebnis (z.B. Beitrag zu Umsatz, Ertrag etc.) der Geschäftstätigkeit leistet. Integriert werden kann die Organisationsstruktur nach Maßgabe der für den jeweiligen Fall relevanten Unternehmensfunktionen, der Produkte bzw. Dienstleistungen, die Gegenstand des Auslandsgeschäfts sind. Bei der integrierten Regionalstruktur stehen die bearbeiteten Ländermärkte im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Organisationsstruktur, mehrdimensionale (1) zielt darauf, die Vor- und Nachteile alternativer Organisationsprinzipien auszubalancieren und die Organisationsstruktur an das wirtschaftliche Umfeld im In- und Ausland möglichst flexibel anzupassen. Überlagern sich etwa Funktions- und Regionenorientierung, so entsteht eine (zweidimensionale) Matrixorganisation (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Ist ein Unternehmen hingegen stark in den Auslandsmarkt integriert und sind Produkte, Regionen (z.B. EU, Südostasien) sowie Funktionen (z.B. Beschaffung, Produktion) gleichermaßen wichtige DiffeTensororganisation bzw. die dreidimensionale Gridstruktur geeignerenzierungskriterien, kann die ter sein (vgl. Abb. 2, nächste Seite). (2) „Kooperation statt Hierarchie“ lautete eine der Schlagzeilen, welche den Siegeszug der Matrixorganisation begleiteten ( Kooperation). Gerade in Märkten wie dem Telekommunikationsmarkt, wo Erfolgsfaktor ist, wurde die daKundenorientierung noch mehr als anderswo als der maßgebliche durch ermöglichte zentrale Steuerung dezentraler Geschäftstätigkeit zum Paradigma. Neben Ericsson versuchten vor allem in den frühen 1990er-Jahren auch Technologieunternehmen wie ABB, mit Hilfe Globalität und (lokale) Kundennähe zu vereinen. Nach der Fusion der schwedider Matrixstruktur schen Asea-Gruppe mit der schweizerischen BBC (1988) und der Übernahme weiterer Unternehmen (z.B. 1989 die Sparte „Energieübertragung und Energieverteilung“ von Westinghouse sowie den ameNetzwerk, besterikanischen Kesselhersteller Combustion Engineering) bildete ABB ein globales hend aus rund 1.000 Einzelunternehmen sowie 5.000 Profit Center, das 1996 einen Umsatz von 35 Mrd. $ und einen Reingewinn von 1,3 Mrd. $ erzielte. Anfangs der 1990er-Jahre beschäftigte das Unternehmen in 140 Ländern rund 215.000 Menschen. Etwa zwei Drittel davon arbeiteten in Europa, dem Nahen und Mittleren Osten sowie jeweils ein Sechstel im asiatisch-pazifischen Raum sowie in Nord-, Mittel- und Südamerika.

1090

Organisationsstruktur, mehrdimensionale

Abb. 1: Matrixstruktur des ABB-Konzerns Landesgesellschaften

Business Area

D

CH

PL

...

Global Segmente

Business Area

(strategische Ausrichtung und Verantwortung)

Business Area

Lokal (operative Ausrichtung und Verantwortung) Quelle: Asea Brown Boveri AG.

Abb. 2: Tensor-Organisation Geschäftsführung

Geschäftsbereich A

B

D

C

Produkt A

B

C B

C A

Land

Um trotz der weltweiten Präsenz Kundennähe gewährleisten zu können, entschied man sich für eine Organisationsstruktur, die es erlaubt, globale Reichweite und lokale Verantwortung zu kombinieren. Dazu wurden die Kerngeschäftsfelder (Stromerzeugung, Stromübertragung und Stromverteilung, Industrietechnik und Gebäudeausrüstung sowie die 1996 in das ABB/Daimler-Benz-Gemeinschaftsunter-

Organisationstheorie

1091

nehmen Adtranz eingebrachte Verkehrstechnik) mit Hilfe der von der Konzernleitung gesteuerten Segmente global geführt. Diesen waren die Business Areas (BA) zugeordnet: Im Segment Stromerzeugung bspw. die BAs für Gas- und Kombikraftwerke, Dampfturbinen, Kraftwerksleittechnik etc. Sie Beschaffung, Forschung + Entwaren für die Globalstrategie des jeweiligen Bereichs, d.h. für Produktpolitik und Preispolitik zuständig. Die lokalen Einheiten verantworteten wicklung sowie in Abstimmung mit der BA und dem jeweiligen Landesmanagement sowie vor dem Hintergrund der Besonderheiten ihres Marktes und ihres Kundenkreises die Umsetzung der Globalstrategie. Dieses Zusammenführen von globaler und nationaler bzw. lokaler Verantwortung ist die Essenz der Matrixstruktur. Begleitet wurde diese Strukturentscheidung von einer Strategie, die Dezentralisierung und Integration kombiniert. Dezentralisiert wurde, damit sich die Geschäftsführung der jeweiligen Gesellschaft auf einen überschaubaren Verantwortungsbereich konzentrieren und ein Höchstmaß an Kostentransparenz gewährleisten kann. Entscheidungen sollten dadurch schnell und effizient getroffen, das unternehmerische Denken der Mitarbeiter gefördert und flexibel auf das Marktgeschehen reagiert werden. Um dennoch bestehendes Synergiepotenzial nutzen zu können, wurde in Ländern mit entsprechender Größe jeweils eine nationale Management-Holding gegründet (vgl. Abb. 3). Sie sollten, in Ergänzung der Globalstrategien der Segmente, landesspezifische Strategien entwickeln und Querschnittsfunktionen erfüllen. Abb. 3: Leistungen der Management-Holding Querschnittsfunktionen Dienstleistungen zur Nutzung gemeinsamer Potentiale zur Entlastung der dezentralen Einheiten und Synergien von Nicht-Kernleistungen Global Sourcing HRM/Personalentwicklung Key Account-Management für Großkunden Export-Marketing Controlling F+E Business Development Unternehmenskommunikation (insb. international)

Informationssysteme Facility Management Juristische Dienste Management Consulting Travel Management

Übergreifende Strategien zur proaktiven Entwicklung der Geschäftstätigkeit Exportstrategie Marktsegmentierung Customer Focus Neue Geschäftsfelder Zukunftsinvestitionen

Quelle: Asea Brown Boveri AG.

(4) Verantwortungsbereiche zu verknüpfen und den Managern Entscheidungsspielraum zu belassen, Transnationale Unternehmen, die unterschiedliche Produkte in kulturell heterogenen dies schien für KomMärkten anbieten, das geeignete Koordinationsprinzip zu sein. Zugleich aber erhöhte es die plexität der Entscheidungssituation, weil damit der Bedarf an Kommunikation und so wiederum die Zahl der erforderlichen Transaktionen wächst. Nicht zuletzt begünstigen ambivalente Zuständigkeiten Reibungsverluste und Konflikte. Deshalb gab ABB 1998 die Matrix-Struktur, die fast ein Jahrzehnt lang als Erfolgsgarant gegolten hatte, auf. " Macharzina, K.: Organisation der internationalen Unternehmensaktivität, in: Kumar, B.N.; Haussmann, H. (Hrsg.), Handbuch der Internationalen Unternehmenstätigkeit, München 1992, S.591-607. Welge, M.K.: Organisationsstrukturen, differenzierte und integrierte, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.1590-1602.

Organisationstheorie lässt sich wissenschaftshistorisch, d.h. als Theorienentwicklung, folgendermaßen zusammenfassen: Auf die Bürokratie-Diskussion folgten zunächst die tayloristische Managementlehre und die Human Relations-Bewegung. Daran schloss sich eine Phase an, in der auch die Organisationstheorien wesentlich von der (deskriptiven) Entscheidungstheorie beeinflusst wurden ( Ansatz, entscheidungstheore-

1092

Organization for Economic Cooperation and Development

Kontingenzansatz tischer), den verhaltenswissenschaftlichen bzw. humanistischen Ansätzen, dem Neueren Institutionenökonomie (z.B. Principal-Agent-Theorie). Daneben haben sich so sowie der genannte neuere Ansätze der Organisationstheorie etabliert: Zu nennen sind die evolutionstheoretischen Ansätze, die institutionalistischen Ansätze sowie die interpretativen Ansätze ( Evolution). " Kieser, A.; Walgenbach, P.: Organisation, 5.Aufl., Stuttgart 2007.

Organization for Economic Cooperation and Development (1) 1961 als Nachfolgeorganisation der OEEC gegründet. Mit Beendigung des Marshall-Plans etablierten sich die 20 Gründungsmitglieder der OEEC (USA, Kanada und 18 europäische IndustrieStaaten. Diese repräsentierten daländer) als Interessenvertreter der wirtschaftlich hochentwickelten Weltbevölkerung, aber mehr als 70% des Welthandels. Neben ihrer vormals zwar nur 16% der Währungspolitik der marktwirtschaftlichen organisierten rangigen Aufgabe, die Konjunktur- und Industrieländer zu koordinieren, ist die OECD auch bestrebt, die von ihren Mitgliedsländern geleistete Marktwirtschaft). EuEntwicklungshilfe zu intensivieren und zu koordinieren ( Koordination; EFTA beteiligen sich an der Arbeit der OECD. Aufgrund des Beitritts asiatiropäische Union und scher und osteuropäischer Staaten ist diese Organisation mittlerweile auf 30 Mitgliedsländer angewachsen (Stand 1/2009). (2) Alle Mitgliedsländer sind durch Botschafter (= Leiter von ständigen Delegationen) im Rat vertreten. Dieses oberste Organ der OECD tagt unter Vorsitz des Generalsekretärs einmal jährlich in Paris auf Ministerebene. Dem Rat beigeordnet ist der Exekutivausschuss, dem 14 Mitgliedsländer angehören. Beschlüsse werden einstimmig getroffen. Kommt es zu Enthaltungen, bindet der jeweilige Beschluss nur jene Mitgliedsländer, die ihm zugestimmt haben. Welthandel zu fördern und weltweit Wachstum sowie wirtschaftli(3) Ihr übergeordnetes Ziel, den che Produktivität zu steigern, strebt die OECD zunächst dadurch an, dass sie ein Forum für den Informations- und Meinungsaustausch über bedeutende wirtschafts- und währungspolitische Themen schafft (im Sinne einer ständigen internationalen Regierungskonferenz). Konkret sollen die wirtschaftspolitischen Dokumentationen und Analysen von mittlerweile mehr als 200 Fachausschüssen und Arbeitsgruppen die Mitgliedsländer in ihrer Entscheidungsfindung unterstützen. Als besonders einflussreich haben sich der wirtschaftspolitische Ausschuss, der Ausschuss für Kapitalverkehr und unsichtbare Transaktionen, der Ausschuss für Finanzmärkte und der Ausschuss für Entwicklungshilfe erwiesen. Zu den Ergebnissen dieser Arbeit zählen bspw. die OECD-Konsensusregeln und das OECD-Musterabkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung. Bedeutende Einrichtungen der OECD sind bspw. die Internationale Energieagentur (IGA), die Kernenergie-Agentur (NEA) sowie das Zentrum für Forschung und Innovation im Bildungswesen (CERI). " OECD (Ed.): Annual Report 2008, Paris 2008.

(

http://www.oecd.org

Organization for European Economic Cooperation 1948 von den Teilnehmerstaaten des Marschall-Planes als Nachfolgerin des Committee for EuroOrganization for pean Economic Cooperation (CEEC) gegründet, wurde die OEEC 1961 in die Economic Cooperation and Development (OECD) überführt Organization of Arabian Petroleum Exporting Countries öl exportierenden Länder

Organisation der arabischen Erd-

Organization of the Petroleum Exporting Countries als Zusammenschluss von „Netto-Ölexportländern mit ähnlichen politischen Interessen“ 1960 in Bagdad gegründete Organisation. Neben den fünf Gründungsmitgliedern (Irak, Iran, Kuwait, SaudiArabien und Venezuela) gehören bzw. gehörten der OPEC noch Algerien, Ecuador (bis 1992), Gabun (bis 1996), Indonesien, Libyen, Nigeria, Qatar und die Vereinigten Arabischen Emirate an. Primäres Ziel der Organisation ist es, die Exporterlöse ihrer Mitgliedsländer durch eine koordinierte Preis- und

Orientalistik

1093

Mengenpolitik gegenüber den multinationalen Erdölgesellschaften zu steigern. Darin wird die Konferenz der Ölminister der Mitgliedsstaaten durch das ständige Sekretariat in Wien unterstützt. Der so Weltwirtschaft erschütterte, ist unmittelbare genannte Öl-Schock, der in den 1970er-Jahren die Folge der Tätigkeit der OPEC. Ihr gelang es damals, den Preis für ein Barrel Öl (= 159 l) von knapp 2 $ Anfang der 1970er-Jahre bis auf mehr als 30 $ Anfang der 1980er-Jahre zu steigern. Politische Konflikte innerhalb der OPEC, die Ausweitung der Energieexporte der Nicht-OPEC-Förderländer (bspw. Großbritannien, Russland) und die Abkopplung des Energieverbrauchs von der Steigerung des BSP in vielen Ländern ( Energieeffizienz) haben mittlerweile die Macht dieser Organisation erheblich beschnitten. " Cremer, J.: Weitzmann, M.L.: OPEC and the Monopoly Price of World Oil, in: European Economic Review, Vol.8 (1976), No.2, pp.155-164. Hamilton, J.D.: Oil and the Macroeconomy since World War II, in: Journal of Political Economy, Vol.91 (1983), No.2, pp.228-248. Kilian, L.: The Economic Effects of Energy Price Shocks, in: Journal of Economic Literature, Vol.46 (2009), No.4, pp.871-909. Terzian, P.: OPEC. The Inside Story, London 1985.

(

http://www.opec.org

Orientalisch

Werbepolitik, internationale

Orientalismus (1) von E. Said geprägter Begriff. Damit charakterisierte der bekannte Literaturwissenschaftler das als Stereotyp verzerrte Bild, das sich „der Westen“ von der islamischen Welt macht (rückregionales ständig, irrational etc.). Hierbei handele es sich um eine interessengeleitete Konstruktion des Westens, der dadurch von seiner (Mit-)Schuld an der Krise der orientalischen Welt ablenken wolle. In bewusster Analogie dazu sprechen der Philosoph A. Margalit und der Schriftsteller I. Buruma von OkzidentalisFeindseligkeit gegenüber allem Westlichen werde aus mus. Die damit bezeichnete generalisierte vier Quellen gespeist. Hass auf ... die Stadt als Ort der Vielfalt und Fremdheit, der Vermischung und der Unmoral ( Fremdheit), das wohlhabende, egoistische und unheroische Bürgertum, die aufgeklärte Vernunft und eine globalisierte Weltsicht ( Aufklärung), das Nichtmännliche (z.B. in Gestalt von Frauen). (2) Eine Gegenposition (zum saidschen Paradigma der Orientalismus-Kritik) vertritt der in Kuwait geborene Rechtsphilosoph Khaled Abou El Fadl. Er lebt in Los Angeles, und seine Schriften sind in den meisten arabischen Staaten verboten. Im Mittepunkt seiner Überlegungen steht das „Versagen der Muslime“ und deren Unfähigkeit zur Selbstkritik. Teil ihres Untergangs- bzw. Belagerungsmythos seien die (westlichen) Orientalisten, die als Sündenböcke genutzt würden ( Mythos). Um nicht in die Verselbstimmunisierende Orientalismusfalle zu tappen, ließ UNDP, die Entwicklungsbehörde der einten Nationen ( Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen), ihren Bericht über die Lage der arabischen Länder ( Arab Human Development Report) ausschließlich von arabischen Wissenschaftlern verfassen. Deren Fazit lautete: „Fehlen von Menschenrechten und Demokratie, wirtschaftliche Regression und kultureller Rückschritt sowie miserable Versorgung der Bevölkerung mit Medizin, Bildung, Nahrung und Wohnungen“ (Tibi, S.12). " el-Azm, S.J.: Die Selbstkritik nach der Niederlage, Beirut 1968. el-Fadl, K.A.: Rebellion and Violence in Islamic Law, New York 2002. Said, E.W.: Orientalismus, Frankfurt/Main 1981. Tibi, B.: Zu viel Poesie, zu wenig Selbstkritik, in: Die Zeit, Nr.49 (25.11.2004), S.12.

Orientalistik unabhängige, zunächst von deutschen Wissenschaftlern geprägte Disziplin ( Regionalwissenschaft). Deshalb war das in Deutschland verbreitete Bild vom Morgenland zunächst sicherlich differenzierter als das der Briten und Franzosen. Grundmuster dieses Bildes, demzufolge der „wahre Orient“ etwas „Grundanderes“ ist als der Okzident, etwas irgendwie Fernes und Märchenhaftes, waren aber schon bald allgemeingültiger Bestandteil der Identität sowie des Selbstbildes und des Weltbildes „des Westens“. " Mangold, S.: Eine „weltbürgerliche Wissenschaft“. Die deutsche Orientalistik im 19. Jahrhundert, Stuttgart 2004.

1094

Orienthandel

Orienthandel Frühform des internationalen Handels ( Handel, internationaler). Eine Schlüsselrolle spielten dabei Seidenstraße, welche Europa mit dem Mittelmeerraum ( Mare Nostrum) Handelswege wie die sowie den Handelszentren in Asien und Ostafrika verbanden. Orientierung, geozentrische Orientierung, kognitive Orientierung, langfristige

Geozentrismus;

E.P.R.G.-Konzept

Problemlösungsstrategie Langfrist- vs. Kurzfristorientierung

Orientierung, regiokulturelle der Unternehmenspolitik liegt dann vor, wenn ein international tätiges Unternehmen einzelne Ländermärkte zu Regionalmärkten zusammenfasst und diese mehr oder minder standardisiert bearbeitet. Kulturcluster und kulturelle Affinitätszonen ( Standardisierung Vergleichbare Konzepte sind vs. Differenzierung). " Heenan, D.A.; Perlmutter, H.V.: Multinational Organization Development, Reading/MA 1979, pp.20f.

Orientierung, strategische (1) Konzept des strategischen Internationalen Managements, welches erklären hilft, wie international tätige Unternehmen ihre Märkte bearbeiten ( Internationales Unternehmen). Cateora & Graham unterscheiden dazu drei strategische Orientierungen. Bei der Domestic Market Extension Orientation spielen Auslandsmärkte eine periphere Rolle: als Puffer und Abnehmer der Überschussproduktion, welche im Inland nicht profitabel abgesetzt werden kann. Dies ändert sich mit der Multidomestic Market Orientation: Nunmehr wird das Auslandsgeschäft als bedeutsame strategische Option angesehen. Im Gegensatz zur Global Marketing Orientation, welche im Extremfall auf „den“ Weltmarkt abstellt, werden einzelne Auslandsmärkte differenziert bearbeitet. (2) Während im Mittelpunkt dieses Konzepts Unternehmensstrategien stehen, systematisiert das popuE.P.R.G.-Konzept grundlegende Einstellungen des Managements mit Blick auf Auslandsläre märkte. " Cateora, P.R.; Graham, J.L.: International Marketing, Boston 2001, pp..23f. Keegan, W.J.; Schlegelmilch, B.B.; Stöttinger, B.: Globales Marketing-Management. Eine europäische Perspektive, München 2002, S.9f.

Original Equipment Manufacturer mehrdeutiger Begriff. Ursprünglich war damit ein Unternehmen gemeint, welches das Originalprodukt herstellt. Da sie zumeist international tätig sind, werden diese Erstausrüster bzw. Originalhersteller Auftragshersteller gezumeist auch im Deutschen OEM genannt. Häufig ist damit aber auch ein meint ( Qutsourcing), welcher Teile, Komponenten, Module etc. fertigt, die dann ein anderer Hersteller weiterbearbeitet oder verarbeitet ( Modulares Sourcing). Davon abzugrenzen ist der OEMPartner, welcher dem Originalprodukt zumeist nur einen neuen (seinen) Namen gibt, bisweilen auch neue Komponenten integriert, ohne aber das Originalprodukt (entscheidend) zu verändern. " Herbig, P.A.; O'Hara, B.S.: The Future of Original Equipment Manufactures, in: Journal of Business & Industrial Marketing, Vol.9 (1994), No.3, pp.38-43.

Orthodoxie von den sog. Ostkirchen, d.h. den historisch weitgehend aus der östlichen Hälfte der nachkonstantinischen Reichskirche hervorgegangenen katholischen Kirchen, vertretene Lehre der Rechtgläubigkeit. Von der katholischen Kirche ( Christentum) unterscheidet sich die orthodoxe Kirche u.a. hinsichtlich der Rolle des Papstes, dessen Primat sie ablehnt, und der Rolle der Sakramente. Vor allem aber sehen sich die Orthodoxen als Bewahrer des ursprünglichen und wahren Glaubens (gemäß den Überlieferungen der apostolischen Kirchen). Damit ist weniger ein Kanon von Lehrsätzen als das der „Göttlichen Liturgie“ ermöglichte unverfälschte „Leben mit Christus“ gemeint.

Ostindien-Kompanie

Orthopraxie OSIQ

1095

Ritual

Identität, kulturelle;

Selbstkonzept

Erfolg von Volkswirtschaften;

Osmanisches Reich

Naher Osten

Ost- und Mitteleuropa Verein e.V. 1991 gegründet, hat sich dieser Verein zum Ziel gesetzt, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland sowie den mittel- und osteuropäischen Ländern zu fördern ( MOE-Länder). Das Leistungsspektrum von OMV reicht von allgemeinen Länderauskünften bis hin zu spezifischen BranchenInformationen. Diese basieren zum einen auf der Arbeit von Länder-, Fach- und Regionalausschüssen klein- und und zum anderen auf den Erfahrungen der 350 Mitglieder (Stand: 3/2002), die zu 70% mittelständische Unternehmen und jeweils zu einem Drittel Handels-, Dienstleistungs- und Industrieunternehmen sind. Den Mitgliedern des OMV werden jährlich angeboten: 30-35 länderspezifische Veranstaltungen, Branchen- und Länderberichte, das OMV-Telegramm sowie das Magazin Ost-/West-Contakt. ( http://www.omv.de Ostafrikanische Entwicklungsbank 1967 von der Ostafrikanischen Gemeinschaft gegründet, setzte sich diese in Kampala, Uganda Entwicklungsbank zunächst das Ziel, die industrielle Entwicklung der ostafrikanischen angesiedelte Staaten Kenia, Tansania und Uganda zu fördern ( Entwicklung). 1980 übernahm die East African Development Bank (EADB) dann auch die Finanzierung von Projekten, welche die soziale Entwicklung der Region fördern sollen. Ostafrikanische Gemeinschaft von den drei ostafrikanischen Staaten Kenia, Tansania und Uganda 1967 als Nachfolgeorganisation der East African Common Service Organization (EACSO) gegründet, wurde die EAST African Community Region vorübergehend (EAC) 1977 aufgrund gravierender militärisch-politischer Konflikte in der aufgelöst. 1996 wurde sie dann, nachdem 1993 ein Wirtschaftsabkommen geschlossen und das Ziel, Europäischen Union einen Binnenmarkt zu gründen, verkündet worden waren, entsprechend der mit Sitz in Arusha, Tansania, neu gegründet. Bislang gelang es der Gemeinschaft jedoch lediglich, als Ostafrikanische Entwicklungsbank zu gründen. einzige Institution die Ostasiatischer Verein e.V. privatwirtschaftlicher Länderverein, welcher deutsche Unternehmen darin unterstützt, GeschäftsbeRegion aufzubauen bzw. zu unterhalten ( Asiatischziehungen in die weltweit wachstumsstärkste Dienstleistungen an. Im Einzelnen sind dies pazifischer Raum). Hierzu bietet der OAV verschiedene branchenübergreifende Veranstaltungen, individuelle Beratung durch Länderexperten, einschlägige Netzwerk asien-erfahrener und asien-interesInformationsangebote (offline und online) sowie ein sierter Unternehmen. ( http://www.oav.de Osteuropa-Bank

Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung

Osteuropäische Zeit

Meridiankonferenz

Ostindien-Kompanie

Vereinigte Ostindische Kompagnie der Niederlande

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OSZE

OSZE

Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa

Out of Africa-Hypothese

Multiregionalismus-Modell

Outpacing-Strategie (1) Wettbewerbsstrategie, die darauf zielt, Kosten- und Qualitätsvorteile gleichzeitig zu erzielen. Diese lange Zeit als „Quadratur des Kreises“ angesehene Strategie gelingt nicht, wenn das Unternehmen nur versucht, End of Pipe durch Rationalisierungsmaßnahmen die Herstellungskosten zu senken und sich so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Vielmehr müssen die Instrumente Target Costing und Target Pricing systematisch eingesetzt werden, um vorausschauend „Kosten erst gar nicht entstehen zu lassen“. Hierzu ist die Produktentwicklung streng an den Bedürfnissen sowie insb. der Zahlungsbereitschaft der Abnehmer auszurichten, um kostspielige Fehlentwicklungen bzw. „Blindleistungen“ zu vermeiden. Eine bedeutsame Rolle spielt dabei die Plattform-Strategie. Ursprünglich von weltweit agierenden mittelständischen Unternehmen Automobilherstellern entwickelt, wird sie längst schon auch von angewandt, wie das Beispiel eines bayrischen Büromöbelherstellers zeigt (500 Mitarbeiter und 100 Mio. € Umsatz). Dieser bemisst heute alle Bürotischplatten so, dass sie auf eine von drei verschiedenen Beinkonstruktionen passen. Dank dieser für den Endabnehmer unsichtbaren Vereinheitlichung kann das Unternehmen die früher nur für Sonderaufträge benötigten teuren computerisierten Maschinen auch für diese Zwecke einsetzen und Standardtischplatten selbst produzieren, statt sie von Lieferanten zu beziehen. Als Folge dieser Reorganisation „steckten“ 1999 in einem Möbelstück im Schnitt nur noch 58 DM Lohnkosten (gegenüber 86 DM im Jahr 1992). Auf der Suche nach weiteren Einsparmöglichkeiten bei gleichbleibender bzw. gesteigerter Konkurrenzintensität wurde auch das Instrument der Produktklinik eingesetzt. Als man die entsprechenden Produkte der wichtigsten Konkurrenten „sezierte“, zeigte sich z.B., dass man die Schränke nicht, wie die Mitbewerber, mit einfachen, sondern mit gefärbten Metallteilen ausstattete, welche der Käufer aber so gut wie nicht bemerkt. Dies verursachte unnötige Kosten in Höhe von rund zwölf DM pro Schrank, was bei 50.000 Schränken im Jahr immerhin 600.000 DM Kostenersparnis ausmacht. (2) Reife Volkswirtschaften können ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit nur erhalten bzw. zurückgewinnen, wenn sie die Philosophie der nachfragegerechten Gestaltung von Leistungsprozessen auf allen Ebenen verinnerlichen ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Dies gilt für die verschiedensten Akteure und Institutionen sowie für die von ihnen erbrachten Leistungen. Kunden- und nutzenoriStandortwettbewerb der entierte Reorganisation aller Handlungsebenen bedeutet bspw. für den Staaten, Länder und Städte, nicht alternde, sondern innovative, zukunftsfähige Industrien zu fördern (bspw. Existenzgründer-Darlehen vergeben anstelle von Erhaltungssubventionen). Die nachgelagerten Institutionen dieser Körperschaften (z.B. Behörden aller Art) müssen gleichfalls beginnen, in Steuerpflichtigen, Antragstellern etc. „Kunden“ zu erblicken. Outpost-Factory

Auslandsproduktion

Outright-Geschäft in der Tourismusbranche ( Tourismus, internationaler) übliche Form der Devisenkurssicherung. Im Devisen mit einem bereits Vorfeld eines fälligen Devisengeschäfts werden die dafür erforderlichen Wechselkurs gekauft, aber erst bei Fälligkeit bezahlt. Somit liegt bei Vertragsabschluss vereinbarten dem Outright-Geschäft eine Wette auf den künftigen Wechselkurs zugrunde ( Swap-Geschäft). Outsourcing (1) gezielte Auslagerung von Leistungsbestandteilen, um Fertigtiefe und Koordinationsaufwand zu reduzieren ( Koordination), den im Unternehmen verbleibenden Leistungsprozess auf die eigenen Kernkompetenzen zu konzentrieren und dadurch Wettbewerbsvorteile aufgrund einer rationellen BeStandortverlagerung). Soll das Unternehmen nicht in triebsführung zu erzielen ( Arbeitsteilung;

Ozeanographie

1097

eine unerwünschte Abhängigkeit von seinen Zulieferern geraten, dürfen im Zuge des Outsourcing allerdings keine Schlüsselkompetenzen aufgegeben werden. Im Zuge dieser Entwicklung haben das Sourcing-Konzepte ( Single Sourcing) im Kontext der Beschaffungswesen und die verschiedenen Unternehmensfunktionen erheblich an Bedeutung gewonnen ( Global Sourcing). Zwar behaupten einschlägig engagierte Unternehmensberatungen, dass ca. 70% der Unternehmen, die Outsourcing betreiben, ihre Kosten um ca. 5-20% senken könnten. Aber es gab dennoch, bedingt durch Qualitätsprobleme, Vertragsstreitigkeiten und gestiegene Komplexitätskosten, immer auch zahlreiche, teilweise spektakuläre Misserfolge. Wie eine Umfrage der Hamburger Unternehmensberatung Mummert Consulting unter 460 Fach- und Führungskräften ergab, sind Fälle wie das Scheitern der Deutschen Bank beim Outsourcen ihres Rechenzentrums eher die Regel. „General Electric verlagerte im vergangenen Sommer ein Call Center mit 300 Mitarbeitern nach nur wenigen Monaten von Polen wieder zurück nach Hannover. Es gab Sprachprobleme, und das Serviceverständnis habe auch nicht gestimmt“ (Luxenfeld, S.6). Auch hat sich gezeigt, dass die (Lohn-)Kostenvorteile im Regelfall nur kurzfristig Jagdlinie des Outsourcing herausbildet: Amerikanische Unternehmen bestehen, weshalb sich eine beauftragen indische Unternehmen, die bald ihrerseits arbeitsintensive Teilleistungen in Mexiko zukaufen etc. Für besonders zeitkritische Leistungen wiederum gilt, das sie vermehrt nur noch in Länder Zeitzone liegen wie der Auftraggeber. ausgelagert werden, die in derselben (2) Durch das „Outsourcen“ von Dienstleistungen ( IT enabled Services) ist eine neue Spielart der Hidden Champions entstanden: Unternehmen von Weltrang, deren Leistungen unzählige Menschen in Anspruch nehmen, deren Firmennamen aber kaum jemand kennt. Zu diesem Unternehmen zählt auch ISSCOM Multiservices AG (ISS). Fast niemand kennt dieses Unternehmen, obwohl es weltweit 260.000 Mitarbeiter beschäftigt, mehr als die Deutsche Telekom oder Bosch. Das börsennotierte UnterTochtergesellschaften gegründet. In Deutschland etwa nehmen aus Kopenhagen hat in 38 Ländern reinigen rund 14.000 Menschen im Auftrag von ISS vor allem Krankenhäuser, aber auch Gebäude der Deutschen Bahn, von Siemens und Thyssen Krupp. Das gesamte Leistungsspektrum reicht allerdings weiter und umfasst auch den Unterhalt sowie die Verwaltung einer Immobilie (Facility Management). " Arnold, U.: Sourcing-Konzepte, in: Kern, W.; Schröder, H.H.; Weber, J. (Hrsg.), Handwörterbuch der Produktionswirtschaft, 2.Aufl., Stuttgart 1996, Sp.1861-1874. Fitze, U.: Die globale Putzkolonne, in: Die Zeit, Nr.32 (31.7.2003), S.19. Luxenfeld, D.: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Beim Outsourcen machen sich Manager völlig unrealistische Hoffnungen auf Einsparungen, in: Handelsblatt (17.-19.12.2004), S.6.

Ozeanographie

Geographie

P Pacific Economic Cooperation Council 1980 von Staaten aus dem asiatisch-pazifischen Raum gegründetes Forum, in dem Regierungen, Unternehmen und Wirtschaftsverbände sowie Wissenschaftler mit dem Ziel zusammenarbeiten, die DiskusIntegration sowie die Entwicklung sion von wirtschaftlich bedeutsamen Fragen, die ökonomische Identität zu fördern ( ASEAN). Ähnliche Ziele verfolgen der 1967 gegründete einer pazifischen Pacific Basin Economic Council (PBEC) und die 1968 gegründete Pacific Trade and Development Conference (PAFTAD). ( http://www.pbec.org; http://www.pecc.net Pakt, globaler

Global Compact

Paradigma (1) von T.S. Kuhn in die Wissenschaftstheorie eingeführter Begriff. Er stammt aus dem Griechischen und bedeutet Beispiel, beispielhafte Struktur bzw. Muster. Als Paradigma bezeichnet man zuWissenschaftsprogramm, an welchem eine Vielzahl von Forschern arbeitet. meist ein umfassendes Bisweilen versteht man darunter auch wissenschaftliche Leistungen, welche „beispiellos genug“ sind, um eine Gruppe gleichgesinnter Wissenschaftler dauerhaft anziehen zu können, aber gleichzeitig offen genug sind, um dieser Gruppe Probleme verschiedenster Art zur Lösung überlassen zu können. (2) Der Begriff ist zwar vorzugsweise in den Naturwissenschaften gebräuchlich (z.B. Newtonsche Physik), lässt sich aber auch auf andere Disziplinen übertragen. Innerhalb der Volkswirtschaftslehre zählen die (neo-)klassische Nationalökonomie sowie der Keynesianismus zu den vorherrschenden Paradigmen, während für die Betriebswirtschaftslehre der faktortheoretische Ansatz von E. Gutenberg oder der institutionenökonomische Ansatz zu nennen sind. Im Zuge des Strebens nach wissenschaftlichem Pluralismus, das in den späten sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts einsetzte, wurden u.a. der entscheidungsorientierte und der verhaltensorientierte Ansatz entwickelt, anfänglich als „Hilfswissenschaften“, später als eigenständige Paradigmen ( Entscheidungstheoretischer Ansatz der Internationalisierung; Verhaltensorientierte Theorie der Internationalisierung). (3) Mit Paradigma kann weiterhin eine Gruppe von Wissenschaftlern gemeint sein, die sich als wissenschaftliche Gemeinschaft versteht und durch zentrale gemeinsame Vorstellungen einander verbunden Weltbild). Wisist (z.B. Rationalität menschlicher Entscheidungsprozesse und Verhaltensweisen; senschaftler, die sich auf ein Paradigma berufen, beschäftigen sich mit ähnlichen Problemen und vertreten ähnliche Auffassungen, was die Vorgehensweise bei der Lösung dieser Probleme anbelangt (akzeptierte Theorien, Methoden und Forschungsergebnisse). Sie nehmen gleichartige Standpunkte zu eklektische Forschungswissenschaftstheoretischen Fragen ein (z.B. Purismus vs. Eklektizismus; strategie), verwenden zentrale Fachbegriffe in gleicher Weise und arbeiten mit Lehrbüchern, deren Inhalt zumindest sehr ähnlich ist. Grundlegend ist weiterhin die Unterscheidung von quantitativem und qualitativem Paradigma. (4) Hat sich die Erklärungskraft eines Paradigmas erschöpft, kommt es zum Paradigmenwechsel. " Kuhn, T.S.: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, 14.Aufl., Frankfurt/Main 1997. Schanz, G.: Paradigma, in: Dichtl, E.; Issing, O. (Hrsg.), Vahlens Großes Wirtschaftslexikon, Bd.2 (L - Z), 2.Aufl., München 1993, S.1600.

1100

Paradigma, eklektisches

Paradigma, eklektisches

Ansatz, eklektischer

Paradigma, industrieökonomisches Paradigma, marktorientiertes

Kontingenzansatz

Kontingenzansatz

Paradigma, ressourcenorientiertes

Kontingenzansatz

Paradigmenwechsel Übergang von dem zu einer bestimmten Zeit etablierten Denksystem zu einer anderen „Art und Weise, Paradie Welt zu betrachten und zu erklären“ ( Weltbild). Voraussetzung dafür ist, dass das neue digma neuen Erfahrungen und wissenschaftlichen Entdeckungen besser Rechnung trägt als das alte Paradigma. So leiteten vor zweieinhalb Jahrtausenden die Philosophen des Ostens (Buddha, Konfuzius, Laotse) sowie die Vorsokratiker und Propheten des Alten Testaments im Westen den Übergang vom archaisch-mythischen ( Mythos) zum rationalen Bewusstsein ein ( Aufklärung). Zu einem Paradigmenwechsel kommt es, wenn die Erkenntnis, dass die bisher gültigen Grundüberzeugungen nur noch begrenzte Erklärungskraft besitzen, nicht mehr zu übersehen bzw., da Wissenschaft kein herrTheorien, die leistungsfähischaftsfreier Raum ist, zu unterdrücken ist. Gleichzeitig entstehen neue ger sind als die bislang verwendeten ( induktiver Ansatz). Allerdings genügen singuläre FalsifikatioParadigmas nicht, um dieses abzulösen, weil sie sich auf einzelne Hypothesen nen des etablierten bzw. Problemlösungen beziehen, nicht aber auf das (gesamte) Paradigma. Ein Paradigmenwechsel kommt einer wissenschaftlichen Revolution (T.S. Kuhn) gleich, welche Art und Ergebnis der Erkenntnisgewinnung nachhaltig verändert. So stellten philosophisch interessierte Physiker um die Jahrhundertwende die Existenz eines determinierten physikalischen Kosmos in Frage. Indem sie mit Hilfe von Einsteins Relativitätstheorie, der Quantenmechanik und Heisenbergs Unschärferelation die Untauglichkeit des mechanistischen Paradigmas für die Bereiche sehr kleiner (Kernphysik) und sehr großer Dimensionen (Astrophysik) aufzeigten ( Determinismus), schufen sie die Voraussetzung für einen (erneuten) Wechsel der Denkinstrumente und -modelle. Neben Quantenphysik und Relativität bilden das holistische, das ökologische und das systemische Denken sowie die polare Logik des „sowohl/als auch“ wesentliche Pfeiler des neuen Paradigmas. " Behrens, G.: Wissenschaftstheorie und Betriebswirtschaftslehre, in: Wittmann, W.; Kern, W.; Köhler, R.; Küpper, H.-U.; von Wysocki, K. (Hrsg.), Handwörterbuch der Betriebswirtschaft, Bd.3, 5.Aufl., Stuttgart 1993, Sp.4763-4772. Kuhn, T.S.: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, 14.Aufl., Frankfurt/Main 1997.

Paradox der Globalisierung lässt sich mit den Worten des berühmten Zukunftsforschers J. Naisbitt folgendermaßen beschreiben: „As the world integrates economically, the component parts are becoming more numerous and smaller und more important.“ Wie sich in den verschiedensten Lebensbereichen zeigt (z.B. in der weltweiten Regionen), unterliegen Zentralisierung und Standardisierung (als leicht erkennRenaissance der Globalisierung) keinem linearen Prozess. Vielmehr werden sie von bare Schlüsselphänomene der gegenläufigen Entwicklungen konterkariert (Dezentralisierung und Individualisierung). So äußert sich die zunehmende organisatorische Dezentralisierung von Großunternehmen in der wachsenden Bedeutung regionaler Unternehmensnetzwerke, die mit der Erweiterung von Entscheidungsspielräumen von Angehörigen der unteren Hierarchieebenen, der Einführung von Cost- und Profitcentern oder der Bildung von querschnittsbezogenen Projektteams einhergeht ( Netzwerk-Ansatz). Übergeordnetes Ziel all dieser Maßnahmen ist es, die Vorteile der Standardisierung mit denen der Flexibilität zu vereinen. " Naisbitt, J.: Global Paradox, New York 1994.

Parallelanleihe wird gleichzeitig in verschiedenen Ländern in der jeweiligen Landeswährung ausgegeben ( rung)

Wäh-

Parallelimport

1101

Parallelgeschäft Variante des Kompensationsgeschäfts, bei dem der Lieferant Güter an einen Abnehmer gegen Geldzahlung verkauft und sich im Gegenzug verpflichtet, diesem innerhalb einer bestimmten Frist Güter mit einem festgelegten Gesamtwert abzukaufen. Die Besonderheit des Parallelgeschäfts besteht darin, dass formal getrennte Waren-Devisengeschäfte gleichzeitig abgeschlossen werden. Obwohl es bei keinem der Beteiligten zu einem Nettozufluss an Nominalgütern kommt, sind Parallelgeschäfte, anders als Bartergeschäfte, von Externen nicht als Kompensationsgeschäft zu erkennen. Deshalb ist es Exportkreditversicherung abzumöglich, für sie als scheinbar normales Warendevisengeschäft eine schließen. Parallelgesellschaft schottet sich von der bestehenden Gesellschaft ab ( Leitkultur). Parallelgesellschaften entstehen Gezumeist dann, wenn Zuwanderer ( Immigration) nicht danach streben, sich in die bestehende Subkulturen, ihre eigenen Norsellschaft einzugliedern ( Integration), sondern, ähnlich wie Tabus, und Werte befolgen. Sind die Immigranten von ihrer Anzahl her und wirtschaftlich men, stark genug, beginnt sich der Charakter der Abgrenzung zu wandeln. War man in der Position der Schwäche primär darum bemüht, unauffällig und unbehelligt leben zu können, treten Parallelgesellschaften, zu denen häufig auch Sekten gehören, nunmehr stärker öffentlich in Erscheinung, bisweilen in demonstrativer Opposition zur Mainstream-Gesellschaft. Parallelhandel liegt dann vor, wenn z.B. ein deutscher Hersteller im kostengünstigeren EU-Ausland (z.B. Portugal) produzieren lässt und diese Ware regulär nach Deutschland einführt. Die Begriffe Parallelhandel und Parallelimport werden teils synonym, teils differenzierend verwandt. Parallelimport (1) liegt dann vor, wenn (Allein-)Vertriebswege durch einen vom Hersteller nicht autorisierten Import von Gütern unterlaufen werden. In Deutschland sind derartige Graumarkt-Importe hauptsächlich Mehrwertsteuerfür den Pharma- und Pkw-Handel von Bedeutung, wo aufgrund unterschiedlicher Preispolitik der Hersteller Länder wie Dänemark oder sätze und einer international differenzierten Belgien als Niedrigpreismärkte gelten (im Vergleich zum Hochpreismarkt Deutschland). Neben Keegan et al. berichten weitere Autoren von gravierenden Fällen von Parallelimport (z.B. französischer Champagner). So wurden der britische und der niederländische Pharma-Markt phasenweise zu 10-15% durch Parallelimporte versorgt. Für die Hersteller erwachsen aus dieser ihrer Ansicht nach illegalen Praxis gravierende Nachteile: Zu nennen sind Umsatzverlust in angestammten Hochpreismärkten ( Kannibalisierung), Konflikte mit den von ihnen autorisierten Vertriebskanälen sowie Imageschäden (Verlust der Glaubwürdigkeit, Erosion des Markenwertes). Nicht zuletzt wird dadurch die jeweils angestrebte strategische Positionierung in Frage gestellt. Grauen Märkte ein(2) Gewöhnlich versuchen die Hersteller mit folgenden Gegenmaßnahmen, die zudämmen: Verpflichtung der Vertriebspartner in den beteiligten Ländern auf „korrekte Vertriebspraktiken“, Androhung von Liefersperren (bzw. Versuch, diese durchzusetzen), Unterlassungsklagen, Verunsicherung potenzieller Käufer (z.B. durch die Behauptung, Parallelimporte seien von minderer Qualität, was kommunikationspolitisch natürlich zweischneidig ist, oder durch die Androhung, dass die dem Käufer eigentlich zustehenden Service- und Garantieleistungen nicht erbracht werden). Europäischen Binnenmarkt Parallelimporte gemäß Art. 85 (3) Allerdings sind in den USA wie im EUV aus wettbewerbspolitischen Gründen prinzipiell zulässig (da der freie Güterverkehr innerhalb der Gemeinschaft zu gewährleisten ist). Im Falle der österreichischen Discount-Handelskette Hartlauer, die in Bulgarien Brillenfassungen aus der Vorjahresproduktion des österreichischen Markenherstellers

1102

Parallelkurs

Silhouette günstig eingekauft und dann entsprechend preiswert auf dem österreichischen Markt angeEuropäische Gerichtshof aber anders. Da es sich um einen Parallelimport boten hatte, entschied der aus einem Nicht-Mitgliedsland handelte, konnte der Kläger die Richter mit seinen Argumenten überVertrauen in Markenprodukte, deren Markenwert nicht zuletzt zeugen: Die Kunden verlieren das von einer stabilen Preis-/Qualitätsrelation abhängt, und Graue Märkte verschärfen das Problem der Markenpiraterie und gefährden die Sicherheit der Kunden ( Markenpiraterie). Kritiker hingegen wenden ein, letztlich gehe es beim Verbot von Parallelimporten nur darum, in bestimmten Märkten ein überhöhtes Preisniveau durchsetzen bzw. behaupten zu können. Parallelgeschäft abzugrenzen. Hierbei handelt es sich um eine Spiel(4) Parallelimporte sind vom Kompensationsgeschäfts. Vielfach werden die Begriffe Parallelimport und Parallelhandel art des synonym verwandt, bisweilen jedoch auch differenzierend. " Diller, H.: Die Preispolitik der internationalen Unternehmung, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 16.Jg. (1987), Nr.6, S.269-275. Gaul, W.; Lutz, U.: Pricing in International Marketing and Western European Economic Integration, in: Management International Review, Vol.34 (1994), No.2, pp.101-124. Keegan, W.J.; Schlegelmilch, B.B.; Stöttinger, B.: Globales Marketing-Management, München 2002, S.458ff.

Parallelkurs außerhalb einer amtlichen Devisenbörse, d.h. auf einem unkontrollierten Devisenmarkt gehandelter Kurs einer Währung Parallelmarkt in Ergänzung zum bzw. im Wettbewerb mit dem originären Markt entstandener bzw. geschaffener Devisenmärkte, die sich regelMarkt. Beispiele für den Typus des Parallelmarkts sind inoffizielle Devisenbewirtschaftung verordnet hat, und Währungsaußenmäßig dann bilden, wenn ein Land Euromärkte, die parallel zu den nationalen Geld- und Kapitalmärkten märkte: Xeno-Märkte und entstanden sind. Parallelproduktion, internationale Dezentralisierung der Produktion auf verschiedene Produktionsstandorte in verschiedenen Ländern. Von einer Landesfabrik spricht man, wenn die Produktionsstätte für die Versorgung eines Ländermarktes zuständig ist, und von Regionalfabrik, wenn die Produktion einer Produktionsstätte in die LänderRegion geht ( Produktionsmanagement, internationales; Standortmanagement, märkte einer internationales; Weltmarktfabrik). Parallelverhalten, oligopolistisches Parallelwährung

Währung

Paraverbale Kommunikation Pareto-Optimum

Theorie des oligopolistischen Parallelverhaltens

Kommunikation, paraverbale

Kemp-Wan-Theorem

Paris-Agenda schreibt, ausgehend von einen Forum von mehr als 100 Vertretern von Geber- und Partnerländern der Entwicklungszusammenarbeit, von internationalen Entwicklungsorganisationen sowie von Wirtschaft Rom-Deklaration fort. Dies geschah durch die Defiund Gesellschaft (28.2.-2.3.2005 in Paris), die Entwicklungs- bzw. Fortschrittsindikatoren und zugehörigen Zielvorgaben (bspw. nition von zwölf Entwicklungsstrategien vorweisen köndie Zahl der Partnerländer, die konkrete und überprüfbare nen, erhöhen). Weiterhin wurden in Paris 56 so genannte Partnerschaftsverpflichtungen definiert, welche der Eigenverantwortung der Partnerländer stärken und die Zusammenarbeit mehr als bislang an den strukturellen Bedingungen der Partnerländer ausrichten sollen.

Patent

1103

Pariser Club

Insolvenzverfahren, internationales

Pariser Verbandsübereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigentums schutz

Marken-

Pariser Vertrag Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS). Als erster der Europäischen Verträge wurde der Pariser Vertrag 1951 in Paris geschlossen. Paritätische AHK Partizipation

Auslandshandelskammer

Fit, strategisch-kultureller;

Partizipationsrechte

Menschenrechte

Partnerschaftsgesellschaft Patchwork-Gesellschaft PATDPA

Führungsstil

Personengesellschaft Gesellschaft

Patentdatenbank

Patent (1) Schutzrecht für eine (neue) Erfindung, die gewerblich verwertbar ist. Voraussetzung für die Erteilung eines Patents sind u.a. ein technischer Charakter der Erfindung, Ausführbarkeit, Wiederholbarkeit, Nützlichkeit und Vorliegen einer erfinderischen Tätigkeit ( Gemeinschaftspatent; Marken- und Produktpiraterie; Patentrecht;). Patente können als nationales, europäisches oder internationales ITK-PatenPatent angemeldet werden ( Patent, internationales). Unterschieden werden weiterhin te, die als Gradmesser der technologischen Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft gelten ( TechTriade-Patente. Letztere werden als Ausdruck des Vertrauens in nologiezahlungsbilanz), und globale Marktchancen gewertet. Patentfähig sind technische Erfindungen, die neuartig sind, auf einer erfinderischen Tätigkeit beruhen und sich gewerblich umsetzen lassen. Diese Bedingungen erfüllen nicht: Entdeckungen, wissenschaftliche Theorien, mathematische Methoden, ästhetische Formschöpfungen, Pläne, Regeln und Verfahren für gedankliche Tätigkeiten, für Spiele oder für geschäftliche Tätigkeiten, Programme für Datenverarbeitungsanlagen, Wiedergabe von Informationen. Patente wurden bislang auch nicht erteilt für Erfindungen, die gegen die öffentliche Ordnung oder die guten Sitten verstoßen. Ausgeschlossen waren weiterhin Pflanzensorten und Tierarten ( Biopiraterie) sowie biologische Verfahren zur Züchtung von Pflanzen oder Tieren (Ausnahme: mikrobiologische Europäischen Patentamts, dem USVerfahren). Dies erklärt, warum die Entscheidung des Agrarkonzern Monsanto die Entwicklung einer gentechnisch veränderten Sojapflanze zu patentieren, umstritten war. Mit Blick auf ihre Informationsfunktion gelten Patente als wirksame Mittel zur Verhinderung von Parallelentwicklungen und Doppelforschung. Kritiker erblicken in dem damit verbundenen Zwang zur Offenlegung von Grundidee, Konstruktionsprinzipien etc. indessen ein unkalkulierbares Risiko: eine Einladung zur Imitation. Auch sei die Patentanmeldung ein zu träges Instrument, wenn der Zeitwettbewerb die dominante Wettbewerbsdimension ist. Wenn Unternehmen dennoch Patente anmelden, so verfolgen sie gemäß dem Zukunftspanel des Instituts der deutschen Wirtschaft, Köln, damit folgende strategische Ziele (Stand: Februar 2006): eine Erfindung exklusiv nutzen (= 87,1%), Konkurrenten

1104

Patent Cooperation Treaty

strategisch blockieren (= 81,9%), Wissen im Unternehmen binden (= 64,8%), Signale an Externe (bspw. Banken) senden (= 59,9%) und Einnahmen aus dem Verkauf von Lizenzen erzielen (= 27,4%). Die Fraunhofer-Gesellschaft etwa erzielt jährlich 100 Mio. € Lizenzgebühr für die Verwertung der MP3-Technologie ( Lizenz). IBM, das Unternehmen, das in den USA regelmäßig die meisten Patente anmeldet, erwirtschaftete damit 2005 (Lizenz-)Gebühren in Höhe von 600 Mio. $. Die deutsche Wirtschaft erzielte 2005 durch den grenzüberschreitenden Handel mit Patenten und Lizenzen einen Überschuss von 591 Mio. $ (Ausfuhr = 4.081 Mio. $, Einfuhr = 3.490 Mio. $). Patentdatenbanken, ist ein Instrument, mit des(2) Die Patentanalyse, z.B. durch Auswertung von sen Hilfe sich die technologische Positionierung einer Volkswirtschaft im internationalen Wettbewerb ermitteln lässt. Gemäß einer Auswertung der Boston Consulting Group (BCG) von mehr als 700.000 Patenten, die weltweit zwischen 1998 und 2005 erteilt wurden, sind deutsche Unternehmen primär bei traditionellen Technologien wie dem Automobilbau, der Umwelttechnologie und in den Technologien für erneuerbare Energien führend. In Wachstumsfeldern wie Computer- und Unterhaltungstechnologie, Mikroelektronik und der so genannten roten oder medizinischen Biotechnologie (z.B. Stammzellenforschung) hingegen ist Deutschland weit abgeschlagen. Je dynamischer die Entwicklung auf einem Forschungsfeld sei, umso schwächer die deutsche Position. Dazu trage eine strukturelle Benachteiligung deutscher Wissenschaftler gegenüber ihren ausländischen Kollegen bei, die sich u.a. in der Höhe der Forschungsetats zeige. 2004 wurden in Deutschland rund 52 Mrd. € für Forschung und Entwicklung ausgegeben ( F+E-Intensität), in den USA hingegen 241 Mrd. € und in Japan 112 Mrd. €. Patent Cooperation Treaty Patent, europäisches

Patent, internationales;

Weltpatent

Europäisches Patent

Patent, internationales Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) angemeldet. Derzeit gehören 91 wird bei der Vertragsstaaten dem Patent Cooperation Treaty (PCT) an. Der zentrale Vorteil dieser Prozedur besteht in einer Vereinfachung der internationalen Recherche und des Anmeldeverfahrens. Obwohl das internationale Patent seine Schutzwirkung in einer Vielzahl von Bestimmungsländern entfaltet, wird es aufgrund nationaler oder regionaler Rechte in den Patentämtern der Bestimmungsländer erteilt. Patentanmeldung (1) kann national ( Deutsches Patentamt), aber auch international geschehen ( Europäisches PaWeltorganisation für geistiges Eigentum). 2004 hat das Europäische Patentamt insgesamt tentamt; 61.189 Patentanmeldungen von europäischen Unternehmen registriert, davon 23.044 aus Deutschland, 8.079 aus Frankreich und 4.791 aus Großbritannien. Amerikanische Unternehmen meldeten im gleichen Zeitraum 32.625 Patente an und japanische Unternehmen 20.584 Patente. Beim Deutschen Patentamt wurden 2002 insgesamt mehr als 63.000 Patente angemeldet (davon allein 3.828 von Siemens, 3.205 von Bosch, 1.882 von Infineon, 1.302 von Volkswagen, 1.241 von Matsushita, 1.162 von BASF und 1.134 von DaimlerChrysler). Patente ist ein leicht zugänglicher und deshalb bspw. (2) Die Zahl der angemeldeten bzw. erteilten Innovativität und invom European Innovation Scoreboard (EIS) gern genutzter Indikator z.B. für ternationale Wettbewerbsfähigkeit ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Tatsächlich aber ist die Patentanmeldung eine wenig aussagefähige Proxy-Variable, da hierbei nicht berücksichtigt wird, welPatentstrategie im Besonderen der Anmelder verche Wettbewerbsstrategie im Allgemeinen und folgt ( Variable). Geht es bspw. darum, mit Hilfe von Schutzrechten Konkurrenten zu blockieren, d.h. von einem Markteintritt abzuhalten, so bietet es sich an, möglichst viele „kleine“ Patente anzumelden. Die Marktbedeutung wiederum hängt von der „Mächtigkeit“ des Patents ab, aber auch von der Leistungsfähigkeit des Wagniskapital-Marktes. Denn häufig eröffnet Venture Capital die einzige Möglichkeit, Innovation zu finanzieren. Deshalb ist bemerkenswert, dass von den EU15-Staaten lediglich Bruttoinlandsprodukts als Risikokapital ( Venture Griechenland einen geringeren Anteil seines

Patentstrategie, internationale

1105

Capital) zur Verfügung stellt als Deutschland: 0,014% zur Finanzierung der Startphase ( F+E, Prototypenentwicklung sowie Markteinführung) und 0,020% zur Finanzierung der Wachstumsphase. (3) Patentanmeldungen im Hochtechnologiebereich gelten als besonders aussagefähig für die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Industrieländern. 2003 meldeten die USA 13.845 solcher Patente beim Europäischen Patentamt an, davon 39,6% im Bereich Datenverarbeitung sowie Bürotechnik und 32,3% im Bereich Kommunikationstechnik. Japanische Unternehmen meldeten in diesem Jahr 6.834 Hochtechnologiepatente an (davon 37,8% Kommunikationstechnik und 30,5% Datenverarbeitung sowie Bürotechnik) und deutsche Unternehmen 3.635 Hochtechnologiepatente (davon 41,0% Kommunikationstechnik und 30,1% Datenverarbeitung sowie Bürotechnik). Patentdatenbank verschafft interessierten Unternehmen Zugang zu integrierten Patentinformation. Die zunächst vom Internationalen Patentdokumentationszentrum, Wien, und später vom Europäischen Patentamt geführte Datenbank INPADOCDB etwa dokumentiert die veröffentlichten nationalen und internationalen Patent- und Gebrauchsmusterschriften von 80 Patentorganisationen aus aller Welt: 63 Mio. Einzeldokumente (Stand 6/2006). Hinsichtlich der erfassten Länder ist sie die umfassendste Patendatenbank: Möglich sind Recherchen nach Patentnummern und Namen des Anmelders (z.B.: Welche Patente hat Nokia in den USA zwischen 2000 und 2005 angemeldet?), Familienrecherchen (z.B.: Welche Patentfamilienmitglieder existieren zu dem Patent US 4.868.116? Sind die Anmeldungen in den verschiedenen Ländern noch in Kraft?), Anzeige des Rechtsstandes (z.B.: Ist das europäische Patent EP 0.056.348 in Großbritannien noch in Kraft?), Überwachungsrecherchen (z.B.: Hat sich bei dem europäischen Patent EP 1.009.573 seit dem 31.5.2001 der Rechtsstand geändert?). Die Datenbank WPINDEX bietet Auszüge aus Patentdokumenten von 39 nationalen Patentämtern Europäischen Patentorganisation (EPO) und der Weltorganisation für geistiges Eisowie der gentum (WIPO) hauptsächlich aus den Bereichen Pharmazie, Agrarchemikalien, Plaste und Polymere, Sonstige Chemie sowie Mechanik, Elektrotechnik und Sonstige Technik an. PATDPA wird vom Deutschen Patent- und Markenamt geführt. Sie eignet sich vornehmlich zur Analyse von Patenanmeldungen für den deutschen Markt. Patentrecht im objektiven Sinn Gesamtheit der Rechtsnormen, welche die Rechtsverhältnisse an Patenten sowie das Verfahren in Patentsachen regeln, v.a. das Patentgesetz und das Sortenschutzgesetz. Im subjektiven Sinne ist mit Patentrecht das absolute Recht auf Nutzung eines Patents gemeint. Dieses entsteht nach der Anmeldung einer Erfindung bei einem Patentamt; in Deutschland erteilt, nach Abschluss des PrüDeutsche Patent- und Markenamt, das seinen Sitz in München hat, das Patent fungsverfahrens, das (als Deutsches Bundespatent). Ein Patent schützt eine Erfindung auf die Dauer von 18 Jahren, ist vererblich und übertragbar. Es kann allerdings nur dann eingetragen werden, wenn die Erfindung in der Patentschrift so deutlich und vollständig beschrieben wird, dass ein Fachmann sie ausführen kann. Um Imitatoren die Nachahmung zu erschweren, verzichten deshalb viele Unternehmen auf eine Patentanmeldung. Auch spielt im weltweiten Zeitwettbewerb der eher „träge“ Patentschutz eine immer geringere Rolle ( Marken- und Produktpiraterie). Europäisches Patentamt; Patentschutz rung von Marken; Patent, internationales;

Madrider Abkommen über die internationale RegistrieWeltorganisation für geistiges Eigentum

Patentstrategie, internationale dient der Sicherung der Wettbewerbspositionierung von Unternehmen, die sich zur Internationalisierung ihrer Geschäftstätigkeit entschlossen haben ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale)

1106

Patentstrategie, internationale

innovativen Unternehmen verfolgten Patentstrategie steht die (1) Im Mittelpunkt der vor allem von Frage, welche eigenen Erfindungen das Unternehmen mit Patenten schützen sollte, um damit die Grundlagen für die künftige Unternehmensentwicklung und die Erschließung neuer Ländermärkte zu schaffen. Hierbei sind verschiedene patentstrategische Funktionen zu unterscheiden: a) Basispatente dienen der Angriffsfunktion. Aufgrund ihrer grundlegenden und ausschließlichen Wirkung sind sie geeignet, Standards zu setzen und unerlässlich, um signifikante Marktanteile zu geLizenzstrategie zu verfolgen und Konkurrenten abzuwehren. Mittel der offensiven bzw. winnen, die aggressiven Patentstrategie ist auch der vorbeugende Einspruch gegen Patentanmeldungen von relevanten Konkurrenten oder, wenn das Patent bereits angemeldet wurde ( Patentanmeldung), die Anfechtungsklage vor dem zuständigen Patentgericht. b) Patentnetze erfüllen die Absicherungsfunktion. Sie schützen das eigene Basispatent und potenzielle Anwendungsfelder vor Konkurrenzattacken (durch Umgehungspatente). Nicht zuletzt mindern Patentnetze die Erfolgsaussichten von konkurrierenden Basispatenten. c) Wenn Mitarbeiter auf die patentierten Leistungen ihres Unternehmens stolz sind und sich mit diesem Patente auch eine Motivationsfunktion. Aus dieser Sicht identifizieren ( Identifikation), erfüllen kann die Frage, ob das innerbetriebliche Vorschlagswesen und/oder Qualitätszirkel zur Patentanmeldung beigetragen haben, bedeutsamer sein als die Innovationshöhe. d) Schließlich können Patentanmeldungen auch eine Finanzfunktion erfüllen (durch Lizenzhandel). 2) Ausgehend von der von Bartlett & Ghoshal vorgeschlagenen Rollentypologie unterscheiden Stephan & Kessler vier Patentstrategien (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Patentstrategien Lokalisierungsvorteile & Lokalisierungserfordernisse

Globalisierungsvorteile

gering groß

gering

groß

Internationale Patentstrategie

Multinationale Patentstrategie

Globale Patentstrategie

Transnationale Patentstrategie

a) Agiert das Unternehmen nicht in einem homogenen Weltmarkt, sondern im Heimatmarkt und einzelnen, zumeist heterogenen Ländermärkten, so wird es im Regelfall solche Produkt- und Geschäftskonzepte in diese Märkte exportieren, die auch ohne weitgehende Anpassung an die jeweiligen Marktbedingungen Erfolg versprechen. Die dann nahe liegende Internationale Patentstrategie konkretisiert Weltsich in der Anmeldung nationaler Patente, eines internationalen Patents ( IR-Marke) bei der Europäischen organisation für geistiges Eigentum (WIPO) oder eines europäischen Patents beim Patentamt (EPA). b) Multinationale Unternehmen billigen, da sie einem starken Anpassungsdruck unterliegen, ihren Tochtergesellschaften ein hohes Maß an Autonomie zu ( Tochtergesellschaft). Wenn ausgeprägte Lokalisierungserfordernisse eine so genannte Einzelmarktstrategie bedingen, sieht die Multinationale Patentstrategie vor, dass jede Tochtergesellschaft eine eigenständige Patentstrategie verfolgt und nationale Patente anmeldet. c) Global Player, welche die Globale Patentstrategie verfolgen, melden Weltpatente an. d) Die Transnationale Patentstrategie ist eine Hybridstrategie: Dabei werden, anders als bei der Multinationalen Patentstrategie, die Optionen „Weltpatentanmeldung“ (um die bestehenden Globalisierungsund Integrationsvorteile zu realisieren) und „nationale Patente“ (um den gleichzeitig bestehenden Lokalisierungserfordernissen Rechnung zu tragen), durch eine konzernweite Patentstrategie integriert. Wie Abb. 2 auf der nächsten Seite zeigt, haben die vier Patentstrategien teils unterschiedliche Konsequenzen, was die organisatorische Verankerung der Patentverantwortung anbelangt. " Bartlett, C.A.; Ghoshal, S.: Internationale Unternehmensführung, Frankfurt/Main 1990. Burr, W.; Stephan, M.; Soppe, B.; Weisheit, A.: Patentmanagement, Stuttgart 2007. Rahn, G.: Patentstrategien japanischer Unternehmen, in: Rahn, G.; Scheer, A. (Hrsg.), Gewerblicher Rechtsschutz in Japan, München 1996, S.8-20. Stephan, M.; Kessler, T.: Internationale Patentstrategien, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 37.Jg. (2008), Nr.6, S.331-334.

Patriotismus

1107

Abb. 2: Organisatorische Lokalisation der Patentverantwortung

Externe Dienstleister (z.B. Patentanwälte) 1

Koordinativ & integrativ agierende Technologiegesellschaft

Geschäftsführung

2

4

IP Stabsabteilung 1

IP ManagementFunktion in Geschäftsbereich/ Tochtergesellschaft A

IP ManagementFunktion in Geschäftsbereich/ Tochtergesellschaft B 2

IP ManagementFunktion in Geschäftsbereich/ Tochtergesellschaft C

4

3

IP ManagementAbteilung

1

1

Internationale Patentstrategie

3

Globale Patentstrategie

2

Multinationale Patentstrategie

4

Transnationale Patentstrategie

3

4

Quelle: Stephan/Kessler (2008, S.334).

Paternalismus im positiven Sinn eine väterliche, fürsorgliche Grundeinstellung, im negativen Wortsinn bevormundend ( Polyzentrismus). Neben anderen Faktoren wird Paternalismus zur Erklärung des asiatischen Wunders herangezogen ( Guided Capitalism; Wunder, asiatisches). Patriot Bürger, der sein gesamtes Denken und Handeln dem Wohl seines Landes widmet (frz. patriote = VaPatriotismus steht im Gegensatz zur mehr oder terlandsfreund). Diese Form des demokratischen minder erzwungenen Loyalität gegenüber dem Potentaten. Patriotismus, als eine primär konstruktive Nationalismus zum Form der (begeisterten) Vaterlandsliebe, degenerierte im Verbund mit dem Chauvinismus. blinden „wright or wrong: my country“. Im Extremfall handelt es sich dann um " Boligbroke, H.S.J.: The Spirit of Patriotism, London 1730. Reich, R.B.: Die neue Weltwirtschaft, Frankfurt/Main 1996, S.24ff.

Patriotismus (1) besonders ausgeprägte und nicht selten übertriebene „Liebe“ zum bzw. Identifikation mit dem Vaterland. Patriotismus äußert sich in enger emotionaler Bindung an das Wertesystem, eigenen Kultur, Geschichte und Leistungen des eigenen Volkes (z.B. die deutsche Romantik und die Emotion). Allerdings sind die Grenzen zwischen Patriotismus und Rechtsradikalismus Klassik; vielfach fließend. Das Differenzierungskriterium besteht darin, dass dem Patrioten vorrangig an der Volkes bzw. der eigenen Nation gelegen ist, während es dem RechtsWertschätzung des eigenen Fremden radikalen primär um Selbstwertstabilisierung durch Abwertung des Andersartigen, des geht ( Selbstwert). Vielfach diskutiert wurde auch die enge Beziehung, die zwischen Patriotismus und dem Persönlichkeitsmerkmal Autoritarismus besteht. Verfassungspatriotismus, der Ent(2) Spezielle Erscheinungsformen des Patriotismus sind der Lokalpatriotismus und der Konsumpatriotismus. Während der klassiwicklungspatriotismus, der

1108

Patronage

Gesellschaft bezieht, ist der Versche Patriotismus sich primär auf die Oberflächenmerkmale einer fassungspatriotismus weitgehend abstrakter Natur ( multi-ethnische Gesellschaft): Er gilt den (deNation. Die häufig übertriebene Identifikation mit bzw. Liebe zur mokratischen) Institutionen einer Region, in der man lebt ( Heimat), wird als Lokalpatriotismus beHeimatstadt bzw. Gegend oder zeichnet. Im Falle von Konsumpatriotismus äußert sich diese Verbundenheit in der Bereitschaft, für inländische Waren einen höheren Preis zu bezahlen, selbst wenn diese von schlechterer Qualität sind als die entsprechenden Angebote ausländischer Hersteller, Dienstleister etc. ( Preisbereitschaft). Wie C.M. Han nachgewiesen hat, beeinflusst die Tatsache, dass ein Produkt aus dem eigenen Land stammt, die Kaufentscheidung dieses Verbrauchertypus stärker als die wahrgenommene Produkt- und Servicequalität. In einer von Hooley & Shipley durchgeführten Befragung vermuteten 62% der britischen Probanden, dass Kraftfahrzeuge „Made in Britain“ weniger bestimmter Produkteigenschaften wegen, sonHerkunftsland Deutschland assozidern primär aus patriotischen Gründen gekauft werden. Mit dem ierten die Befragten hingegen hauptsächlich Qualität, mit Japan vorrangig Preiswürdigkeit und Zuverlässigkeit, während Frankreich zumeist mit besonderem Design und Italien mit Sportlichkeit verbunden wird. (3) Ausgehend von T. Adornos Unterscheidung zwischen blindem, ethnozentrischen Patriotismus und dem wünschenswerten genuinen Patriotismus differenzierten Blank & Schmidt unter Zuhilfenahme von einem Pool von Items zu Nationalstolz zwischen zwei Konstrukten, die jeweils unterschiedliche Identität akzentuieren. Patriotismus gründet demzufolge in Freiheit, Gleichheit, Werte nationaler Individualismus und äußert sich bspw. im Stolz auf die demoBrüderlichkeit, Humanismus sowie Werte wie Autorität, Dokratischen Institutionen des eigenen Landes, während für Nationalismus Homogenität, minanz, kulturelle Homogenität und Macht charakteristisch sind ( Autoritarismus; kulturelle). Stolz ist der Nationalist auf - tatsächliche oder vermeintliche - Leistungen von Angehörigen seines Landes. Cohrs et al. schlagen in diesem Zusammenhang vor, zwischen patriotischem Nationalstolz (z.B. „Stolz auf die demokratischen Institutionen“) und nationalistischem Nationalstolz (z.B. „Stolz, Deutsche/r zu sein“) zu unterscheiden. Ersterer korreliert zwar negativ mit Ethnozentrismus; aufgrund detaillierter Befunde folgern die Autoren jedoch mit Blick auf die Frage, welche Formen „nationaler Identifikation“ wünschenswert erscheinen, dass nicht patriotischer Nationalstolz an sich gefordert und gefördert werden sollte, sondern nur eine einzige Dimension dieses Konstrukts: Dieses Einstellung zu Demokratie, Toleranz, sozialer Sicherheit und politischer Parerfasst die positive tizipation. Coca (4) Dass dieses Konstrukt auch für das Marketing bedeutsam sein kann, zeigt u.a. das Beispiel religiösem Pathos und globaler WerCola. Mit einer unnachahmlichen Mischung aus Patriotismus, Prototyp des Global Player bung ( Kommunikationspolitik) hat sich dieses Unternehmen zum entwickelt. " Adorno, T.; Frenkel-Brunswik, E.; Levinson, D.; Sanford, N.: The Authoritarian Personality, New York 1950. Adorno, T.W.; Bettelheim, B.; Frenkel-Brunswik, E.; Guterman, N.; Janowitz, M.; Levinson, D.J.; Sanford, R.N.: Der autoritäre Charakter, Band 1, Studien über Autorität und Vorurteile, Amsterdam 1968. Blank, T.; Schmidt, P.: National Identity in a United Germany. Nationalism or Patriotism? An Empirical Test with Representative Data, in: Political Psychology, Vol.24 (2003), pp.289-312. Cohrs, C.: Patriotismus. Sozialpsychologische Aspekte, in: Zeitschrift für Sozialpsychologie, 36.Jg. (2005), Nr.1, S.3-11. Han, C.M.: The Role of Consumer Patriotism in the Choice of Domestic Versus Foreign Products, in: Journal of Advertising Research, Vol.28 (1988), No.3, pp.25-31. Hooley, G.J.; Shipley, D.: A Method for Modelling Consumer Perception of Country of Origin, Vol.5 (1988), No.3, pp.67-76. Müller, H.: Wirtschaftsfaktor Patriotismus, Frankfurt/Main 2006. Müller, S.; Kesselmann, P.: Buy Regional. Der Stellenwert des „Made in Sachsen“ für die Kaufentscheidung ostdeutscher Konsumenten, in: Die Betriebswirtschaft, 56.Jg. (1996), Nr.3, S.363-377.

Patronage von Protektion abgeleiteter Terminus. In einer Günstlingswirtschaft werden bestimmte Personen nicht aufgrund besonderer Leistungen gefördert, sondern weil sie dem persönlich Patron nahe stehen. Diese Form von Patronage ist charakteristisch für kollektivistische Gesellschaften, die Machtdistanz Guided Capitalism), findet sich aber durchaus auch in individualistischen akzeptieren ( Guanxi; Gesellschaften ( Individualismus vs. Kollektivismus). In ihrer positiven Bedeutung stehen die Begriffe Patronage für Schirmherrschaft und der Patron für Schutzherr.

Pax Britannica

Patronalismus

1109

Entwicklungshilfe

Patronatserklärung besagt, dass die Muttergesellschaft (= Patron) billigend davon Kenntnis genommen hat, dass eine Tochtergesellschaft eine Verbindlichkeit eingegangen ist (z.B. Kreditaufnahme). Es handelt sich dabei insofern um eine atypische Sicherheit, als die Patronatserklärung, anders als bspw. die Bürgschaft, keine Zahlungsverpflichtung begründet. PATTERN-Analyse Pauschalgebühr Pax Americana

Markteintrittsentscheidung Lizenzstrategie Neuer Imperialismus

Pax Britannica nach Ansicht der konservativen Anhänger eines „aufgeklärten“ Imperialismus die wesentlich durch die East India Company bewerkstelligte „Zivilisierung“ des indischen Subkontinents ( HandelskomZivilisation). „Zwar sei richtig, dass Inder lange vor den Europäern die Zahl Null und das panie; Schachspiel kannten und auch in Literatur, Kunst und Philosophie Hübsches leisteten; aber nur, weil die Kompanie Schulen mit englischem Lehrplan gründete, säßen sie heute vor Computern statt vor Schachbrettern“ (K. Schulte-van Pol). Entwicklungskritiker hingegen machen die Machtpolitik der ethnischen Konflikte zwischen Hindus, Muslims und Sikhs ( Religion) Engländer, welche die angeheizt und das fast schon überwundene Kastenwesen reaktiviert hätten, für die Dauerkrise, welche diese Weltregion lähmt, verantwortlich. So wurde anfangs des 19. Jahrhunderts das muslimische Kaschmir annektiert und später an eine Hindu-Dynastie verkauft. Nachdem Königin Elisabeth I. von England nach langem Zögern am 31.12.1600 das Privileg der „Kompanie Londoner Kaufleute für den Ostindienhandel“ gesiegelt hatte, erreichten deren vier (kleinen) Schiffe Ende 1601 das an der Nordküste Sumatras gelegene Atjeh. Die am 11.9.1603 mit zwei Schiffen beendete erste Reise der East India Company galt als „glückliche Fahrt“; denn mehr als die Hälfte der Mannschaft hatte überlebt, und unter dem Strich blieb ein beträchtlicher Gewinn. Das Prinzip der „indirekten Regierung“, von Lord R. Clive im 18. Jahrhundert in Bengalen entwickelt, erwies sich in der Folgezeit als das vielleicht wichtigste Instrument, um die britische Expansionspolitik trotz geringer personeller Präsenz betreiben zu können. Katastrophale Folgen hatte hingegen die von allen Kolonialmächten geübte Praxis, die ehemals freien Bauern zu zwingen, Monokulturen anzulegen (in Indien vor allem Baumwolle, Indigo, Sisal und Opium für den China-Handel), damit diese ihre Steuerpflicht erfüllen konnten ( Steuermoral). Diese Politik provozierte nicht nur verheerende Hungersnöte, sondern begründete auch die Kolonien und deren Nachfolgestaaten von dem Weltmarktpreis für (zuextreme Abhängigkeit der Rohstoffe. Der Import von Fertigprodukten aus dem sich zügig industrialisierenden meist wenige) „Mutterland“ (paradigmatisch: englisches Tuch) zerstörte nach und nach das traditionelle Handwerk in Industrialisierung. Indien und damit die Basis für die eigene 1813 hob das englische Parlament das Monopol der East India Company für Indien auf, 1833 das für den China-Handel. Nach einer Meuterei der Garnison im bengalischen Meerut und dem dadurch ausgelösten weitflächigen Aufstand im Jahre 1857 wurde Indien 1958 zur Kronkolonie British India erklärt und von einem Vizekönig mit Hilfe einer Zivilverwaltung regiert. An deren Spitze standen etwa 1.500 Pakka Sahibs, die mächtigen englischen Oberbeamten. Die annähernd 560 einheimischen Feudalherren (Maharadschahs, Radschahs und Niscams) durften „als machtlose, aber üppig alimentierte Frührentner auf den Thronen und Thrönchen ihrer Enklaven sitzen bleiben“ (K. Schulte-van Pol). Die Pax Britannica endete spätestens am 15.8.1947, als sich die Briten nach langen Kämpfen der machtvollen Gewaltlosigkeit Mahatma Gandhis ergaben. " Schulte-van Pol, K.: Der Griff nach Indien. Startschuss für ein Weltreich, in: Die Zeit, Nr.51 (14.12.2000), S.82.

1110

Pax Sinica

Pax Sinica Vorherrschaft Chinas im bzw. Dominanz über den asiatisch-pazifischen Raum. Hierbei handelt es sich bislang jedoch nur um ein von den einen als Wunsch- und den anderen als Bedrohungsszenario beschworenes Artefakt ( Herausforderung, chinesische). " Sandschneider, E.: Globale Rivalen. Chinas unheimlicher Aufstieg und die Ohnmacht des Westens, München 2007.

Pazifisches Zeitalter PCT sens;

Asiatisch-pazifischer Raum;

Hanse;

Weltmarkt

Patent, internationales; Vertrag über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des PatentweWeltorganisation für geistiges Eigentum

PDI Abkürzung für Power Pistance Index. Der Index der Akzeptanz von Machtdistanz repräsentiert eine Hofstede-Kulturstudie. der vier (bzw. fünf) Dimensionen der " Hofstede, G.: Cultures Consequences. Comparing Values, Behaviors, Institutions and Organizations Across Nations, 2nd Ed., Thousand Oaks/CA 2001, pp.145-208.

PDO

Herkunftsbezeichnung

PECC

Pacific Economic Cooperation Council

Penetrationsstrategie Pensionsverpflichtung Percepta

Rechnungslegung, internationale

Kultur

Perceptual Acuity-Scale Perfektion

Wettbewerbsstrategie

Cross-Cultural Adaption Inventory

Problemlösungsstrategie

Personalarbeit

Diversity Management

Personalismus für Naturreligionen charakteristische Glaube an Geisterwesen (

Animismus)

Personalmanagement (1) klassische betriebswirtschaftliche Funktion, deren Schlüsselaufgabe in der Bereitstellung und dem zielorientierten Einsatz von Personen in Organisationen besteht. Im Einzelnen hat Personalmanagement, als Teil einer übergreifenden Managementlehre, folgende Aufgaben zu bewältigen: Personalbeschaffung, Personaleinsatz, Personalentwicklung, Aus- und Weiterbildung, Gestaltung von AnreizsysUnternehmenszielen ausgerichtete Steuerung der Mitarbeiter. Personalmatemen sowie eine an den nagement steht, nach dem Personalwesen und der Personalwirtschaft, für die dritte Entwicklungsphase Internationalider betriebswirtschaftlichen Personallehre (vgl. Abb. 1, nächste Seite). Aufgrund der Internationalen Personalmanagement und sierung des Wirtschaftsgeschehens wurde diese dann zum Interkulturellen Personalmanagement weiterentwickelt (vgl. auch Transnationales Persozum nalmanagement). (2) Personalmanagement-Konzepte können mehr oder weniger kulturgebunden sein. Während der Typ A ( Prototyp: amerikanische Unternehmen) und der Typ J (Prototyp: japanische Unternehmen) konzeptionell ihrer kulturellen Herkunft ( Kultur) und Tradition verhaftet sind, ist Typ Z variabler (vgl. Abb. 2, nächste Seite).

Personalmanagement

1111

Abb. 1: Programmatische Orientierungen der Personallehre im Überblick

Traditionelle Orientierung

Personalwesen

Personalwirtschaft

Personalmanagement

Personalpolitik

Sammelbegriff für die Funktionen Personalpolitik, Personalführung, Personalverwaltung (Potthoff 1974)

Faktororientierter Ansatz

Humanressourcen als strategischer Erfolgsfaktor

Monistischer Ansatz der Personalpolitik

(z.B. Tichy u.a. 1982)

(z.B. Hax 1977)

Erfolgs- und verständigungsorientiertes Handeln (Steinmann/ Kühlmann 1991) bzw. als fairer Kompromiss zwischen den Zielen von Kapitalgebern und Mitarbeitern (Berthel 1995)

Pluralistischer Ansatz der Personalpolitik

Neuorientierung

(Gutenberg 1951)

Personalökonomie

Umfassender Begriff für die Perspektiven Personalmanagement, Personalökonomie, Personalpolitik

Personalwirtschaft, verhaltenswissenschaftlich angereichert (z.B. Schanz 1993)

(Neuberger 1997)

(von Eckardstein/ Schnellinger 1978; Krell 1996)

Quelle: Krell (1998, S.225); geringfügig modifiziert.

Abb. 2: Idealtypische Managementkonzepte Typ A

Typ Z

Typ J

kurzfristig

langfristig

lebenslang

häufig schnell

relativ selten relativ langsam

selten langsam

spezialisiert (Professionalismus)

relativ breit

breit ('wandering around')

Kontrollmechanismen

explizit, formal

weniger explizit relativ informal

implizit informal

Entscheidungsfindung

individuell

kollektiv

kollektiv

Verantwortlichkeit

individuell

individuell

kollektiv

Mitarbeiterorientierung

segmentiert

weniger segmentiert

ganzheitlich

Beschäftigung Leistungsbewertung Beförderung Aus- und Weiterbildung

Quelle: in Anlehnung an Ouchi (1981, S.57ff.).

Die Erfolge, welche die japanische Wirtschaft insbesondere in den 1970er- und den 1980er-Jahren erzielt hat, wurden u.a. damit erklärt, dass sich damals viele japanische Unternehmen zunehmend vom Typ J zum Typ Z gewandelt haben ( Herausforderung, japanische). Zu einer derartigen TransformaFührungsstils und andererseits der Fähigtion bedarf es einerseits eines partizipativ-kooperativen keit, die kulturell weniger gebundenen und damit prinzipiell übertragbaren Bestandteile des Managementkonzepts zu identifizieren. Wie Abb. 3 zu entnehmen ist, kommt sowohl in der amerikanischen als Vertrauen eine Schlüsselrolle zu. auch in der japanischen Variante von Theorie Z dem Organisationsforscher wie Nonaka & Johannson sowie Kagono et al. halten kognitive Besonderheiten der Japaner für das eigentliche „Erfolgsgeheimnis“ der Japan AG ( Korporationskapitalismus). Diese, und nicht bestimmte, von der Theory Z beschriebene soziale Eigenschaften (z.B. Konformität, enges Vertrauensverhältnis zwischen Management und Mitarbeitern), hätten dort systematisches organisationales Lernen erst ermöglicht ( Ansatz, wissensbasierter; Wissensmanagement). In den siebziger und achtziger Jahren habe in japanischen Unternehmen die allgemein akzeptierte Rollenverteilung darin bestanden, dass japanische Manager der ersten Ebene „Unsicherheit erzeugten“, indem

1112

Personalmanagement

sie mehrdeutige Ziele vorgaben und ihre Mitarbeiter einer Flut von Informationen und Umwelteinflüssen aussetzten. Aufgabe des mittleren Managements sei es dann gewesen, Informationsgewinnung und Lernprozess zu intensivieren und so die vom Top-Management erzeugte Unsicherheit aufzulösen. Entscheidend dabei sei, dass unstrukturierte Zielvorgaben eine Art von Spannung erzeugen, die in Dynamik und letztlich in Unternehmenswachstum umgesetzt werden. Der in diesem Zusammenhang immer wieder erwähnte scheinbar unstillbare Informationshunger japanischer Manager lässt sich nicht zuletzt mit deren induktivem Denkstil begründen ( Weltbild). Diesen Informationsbedarf zu beSogo Shosha. friedigen war lange Zeit eine der vielen Aufgaben der Abb. 3: Strukturmodell der Theorie Z JAPANESE VERSION

AMERICAN VERSION

Cultural Imperative

Managerial Decision

Corporate Philosophy Creating Industrial Clan

Incentives

Incentives

Lifetime Employment, etc.

Long Term Employment Flat Hierarchies, etc.

Intimacy Involvement Cooperation Closeness

TRUST

Work Groups

Employee Satisfaction and Sense of Autonomy

Increased Productivity Quelle: Sullivan (1983, S.133).

" Berthel, J.: Personal-Management. Grundzüge für Konzeptionen betrieblicher Personalarbeit, 4.Aufl., Stuttgart 1995. Gutenberg, E.: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Bd.1, Die Produktion, Berlin 1951. Hax, K.: Personalpolitik der Unternehmung, Reinbek 1977. Kagono, T.; Nonaka, I.; Sakakibara, K.; Okumura, A.: Strategic vs. Evolutionary Management. An U.S.-Japan Comparison of Strategy and Organization, Amsterdam 1985. Kotler, P.; Fahey, L.; Jatusrupitak, S.: Die asiatische Herausforderung. Antwort auf neue Marketingstrategien, Landsberg 1986. (The New Competition. Meeting the Marketing Challenge from the Far East, Englewood Cliffs/NJ 1985). Krell, G.: Geschichte der Personallehren, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 27.Jg. (1998), Nr.5, S.222-227. Krell, G.: Orientierungsversuche einer Lehre vom Personal, in: Weber, W. (Hrsg.), Grundlagen der Personalwirtschaft. Theorien und Konzepte, Wiesbaden 1996, S.19-37. Neganchi, A. R.; Welge, M.: Beyond Theory Z. Global Rationalization Strategies of American, German, and Japanese Multinational Companies, Greenwich/CON 1984. Neuberger, O.: Personalwesen 1, Grundlagen, Entwicklung, Organisation, Arbeitszeit, Fehlzeiten, Stuttgart 1997. Nonaka, I.; Johansson, J.K.: Japanese Management. What about the Hard Skills?, in: Academy of Management Review, Vol.10 (1985), pp.181-191. Ouchi, W.G.: Theory Z. How American Business Can Meet the Japanese Challenge, Reading/MA 1981. Potthoff, E.: Betriebliches Perso-

Personalpolitik

1113

nalwesen, Berlin 1974. Sadowski, D.: Humankapital und Organisationskapital. Zwei Grundkategorien einer ökonomischen Theorie der Personalpolitik in Unternehmen, in: Ordelheide, D.; Rudolph, B.; Büsselmann, E. (Hrsg.), Betriebswirtschaftslehre und ökonomische Theorie, Stuttgart 1991, S.127-141. Schanz, G.: Personalwirtschaftslehre. Lebendige Arbeit in verhaltenswissenschaftlicher Perspektive, 2.Aufl., München 1993. Steinmann, H.; Kühlmann, T.M.: Sieben Thesen zur Lehre im Fach Personalmanagement, in: Die Betriebswirtschaft (DBW), 51.Jg. (1991), S.667-673. Sullivan, J.J.: A Critique of Theory Z, in: Academy of Management Review, Vol.8 (1983), pp.132-142. Sullivan, J.J.; Nonaka, I.: The Application of Organizational Learning Theory to Japanese and American Management, in: Journal of International Business Studies, Vol.17 (1986), No.3, pp.127-147. Ticky, N.M.; Fombrun, C.J.; Devanna, M.A.: Strategic Human Resource Management, in: Sloan Management Review, Vol.23 (1982), pp.47-61. von Eckardstein, D.; Schnellinger, F.: Betriebliche Personalpolitik, 3.Aufl., München 1978.

Personalpolitik lässt sich prinzipiell als dreidimensionales Entscheidungsraster darstellen (vgl. Abb. 1). Personalpolitik kann operativ, administrativ oder strategisch ausgerichtet sein, bestimmte Sachaufgaben bewältigen Entsendung, Entlohnung) und, je nachdem, welche Auslandsmärkte das Unternehmen bear(bspw. beitet, national, international, multinational oder transnational ausgerichtet sein ( Internationales Personalmanagement; Transnationales Personalmanagement). Abb. 1: Ebenen der Personalpolitik eines internationalen Unternehmens Personalfunktionen

Entscheidungsebene Rekrutierung/Auswahl

Personalentwicklung

operativ

Entlohnung administrativ

strategisch

international

multinational

global

transnational

Unternehmensstrategie Quelle: Kumar (1992, S.313), geringfügig modifiziert.

In Abhängigkeit von der gewählten Marktarealstrategie ergeben sich unterschiedliche Optionen, wie im Folgenden beispielhaft für die Personalfunktion „Rekrutierung und Auswahl von Mitarbeitern“ Internationale Unternehmen primär im Inland im Allgemeinen und ihrem ausgeführt wird. Während Multinationale Unternehmen auch das Potenzial, im Stammhaus im Besonderen rekrutieren, nutzen Transnationale welches ihnen das jeweilig Gastland sowie die dortigen Niederlassungen bieten. Unternehmen schließlich rekrutieren weltweit. Im Idealfall können sie auf einen Entsandtenpool zurückgreifen. Wie sich die Länderphilosophie auf die internationale Personalpolitik auswirkt, zeigt Abb. 2 (nächste Seite), jeweils differenziert nach den zugehörigen Vor- und Nachteilen. Eine besondere Herausforderung stellt in diesem Zusammenhang die Betreuung berufstätiger Ehepaare für die Personalabteilung dar ( Dual Career Couple).

1114

Personaltransfer

Abb. 2: Einfluss der Länderphilosophie auf die Personalpolitik Vorteile Ethnozentrische Strategie (StammlandOrientierung)

Einheitliche Unternehmens- und Sozialpolitik Bessere Kommunikation zwischen Stammhaus und Auslandsgesellschaft Keine kulturelle Distanz zwischen Führungskräften der Zentrale und den Auslandsgesellschaften Persönliche Bekanntschaft der Interaktionspartner Effektivere Kontrolle Teilweise höhere Akzeptanz der Repräsentation einer internationalen Unternehmung bei Gastlandinstitutionen

Polyzentrische Strategie (GastlandOrientierung)

Eingliederungsprobleme der Expatriates (und ihrer Familie) entfallen Keine Kommunikationsprobleme mit lokalen Mitarbeitern (hohe Akzeptanz) Kontinuität im Management der Auslandsgesellschaft Entsendungskosten entfallen Aufstiegschancen lokaler Führungskräfte in der Auslandsgesellschaft

Regio- bzw. geozentrische Strategie

Aufbau einer internationalen Führungsmannschaft Förderung einer einheitlichen Unternehmenskultur Geringe Gefahr der Verfolgung nationaler Interessen

(Stamm-, Gast- oder Drittland-Orientierung)

Nachteile Langwieriger Eingewöhnungsprozess (Gefahr des Scheiterns) Beträchtliche Einkommensunterschiede zwischen Expatriates und Einheimischen Vergleichsweise hohe Kosten Begrenzte der Karrierechancen für Führungskräfte, die nicht aus dem Stammland kommen Geringe Sensitivität für Probleme der lokalen Mitarbeiter Widerstände gegen Expatriates Teilweise: Interaktionsprobleme mit Gastlandinstitutionen Uneinheitliche Unternehmenspolitik Werte- und Loyalitätskonflikte Kommunikations- und Interaktionsprobleme mit dem Stammhaus Erschwerte Kontrolle Aufwändige Personalentwicklung zur Vermittlung der notwendigen Fachund Führungsfähigkeiten Unternehmenszentrale steht nur Mitarbeitern aus dem Gastland offen Sehr hohe Kosten aufgrund des umfangreichen grenzüberschreitenden Personaleinsatzes Akzeptanz- und Loyalitätsprobleme in den Gesellschaften Probleme bei der kulturellen Einbindung internationaler Führungskräfte Zentrale Steuerung des Führungskräfteeinsatzes reduziert die Unabhängigkeit der Auslandsgesellschaften und verursacht Widersprüche Evtl. Probleme mit der gesetzlich vorgeschriebenen Beschäftigung lokaler Mitarbeiter

Quelle: Scherm (1999, S.141).

" Kumar, B.N.: Personalpolitische Herausforderungen für im Ausland tätige Unternehmen, in: Dichtl, E.; Issing, O. (Hrsg.), Exportnation Deutschland, 2.Aufl., München 1992, S.305-336. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008. Scherm, E.: Internationales Personalmanagement, 2.Aufl., München 1999.

Personaltransfer

Koordination

Personalzusatzkosten

Arbeitskosten

Personengesellschaft im Gegensatz zur Kapitalgesellschaft keine juristische, für sich und in vollem Umfang rechtsfähige Person. Ein weiteres wichtiges Unterscheidungskriterium betrifft die Haftung. Anders als bei der Kapitalgesellschaft haften die Gesellschafter einer Personengesellschaft (Gesellschaft bürgerlichen Rechts GbR/BGB-Gesellschaft , Personengesellschaften wie die Offene Handelsgesellschaft OHGJ , die für

PHARE

1115

Freie Berufe charakteristische Partnerschaftsgesellschaft, die Stille Gesellschaft und die Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung EWIVJJ ) mit dem Gesellschaftsvermögen (d.h. unbeschränkt). Davon unterscheiden sich die gleichfalls den Personengesellschaften zuzurechnende Kommanditgesellschaft (KG), deren Kommanditisten nur in Höhe der im Handelsregister eingetragenen maximalen Haftungssumme haften, und die im angelsächsischen Raum verbreiteten Personengesellschaften mit beschränkter Haftung (z.B. die Limited Liability Partnership LLPJ ; Gesellschaft mit beschränkter Haftung). Personenunternehmen von der Kapitalgesellschaft abzugrenzende Gesellschaftsform. Das Personenunternehmen kann die Rechtsform der Einzelfirma oder die Rechtsform der Kollektiv- bzw. Kommanditgesellschaft annehmen. Personenunternehmen sind in der Bundesrepublik Deutschland weitaus verbreiteter als in den Europäischen Union. Dass hierzulande gut acht von zehn Betrieben übrigen Mitgliedsländern der Standort Deutschland die Steuerbelastung Personenunternehmen sind, sorgt mit dafür, dass am generell als zu hoch und damit als Standortnachteil angesehen wird ( Standortbedingungen); denn für Personenunternehmen gelten die - im Gegensatz zur Körperschaftsteuer - hohen Einkommensteuersätze. Personenverkehrsfreiheit bildet zusammen mit der Dienstleistungsfreiheit, der Kapitalverkehrsfreiheit und der WarenverkehrsEuropäischen Binnenmarktes ( Grundfreiheifreiheit das Quartett der vier Grundfreiheiten des Europäischen Kommission sollte der Gemeinsame Markt durch diese Freiten). Nach Ansicht der heiten von seinen „Fesseln“ (z.B. Überregulierung) befreit werden. Persönlichkeitsstruktur Weltbild

Pessimismus

Kartenprojektion

Petersprojektion Petro-Dollar

Big Five

Dritte Welt

Pew Global Attitudes Projekt Reihe von weltweiten Meinungsumfragen zu Ansichten über das eigene Leben sowie über Zustand und Perspektive der Welt ( http://pewglobal.org/about Pfad, modaler

Internationalisierungspfad, modaler;

Pflichtverhältnisse PGI

Pietät;

Phasenmodelle der Internationalisierung

Werte, asiatische

Herkunftsbezeichnung

PHARE Finanzierungsinstrument der Europäischen Union zur Unterstützung der Beitrittsvorbereitungen Infrastruktur sowie für Regionalbeitrittswilliger Länder (für den Aufbau der Verwaltung und die MOE-Staaten vorbehalten (Poland and entwicklung). Ursprünglich der Unterstützung ausgewählter Hungary. Aid for Restructuring of the Economies), zielt PHARE nunmehr auf alle denkbaren BeitrittsEuropäischen Kommission wurde PHARE ab länder (z.B. Kroatien, Türkei). Auf Vorschlag der 2007 zusammen mit anderen Förderinstrumenten zum ISPA-Programm zusammengefasst: Instrument for Structural Policies for Pre-Accession.

1116

Phasenmodelle der Internationalisierung

Phasenmodelle der Internationalisierung (1) basieren auf der Erkenntnis, dass sich die verschiedenen Markteintrittsstrategien z.B. bezüglich des Commitments (etwa Umfang und Fristigkeit der Kapitalbindung) und somit hinsichtlich des mit Risikos grundsätzlich unterscheiden ( Commitment). Auch treten sie im Verihnen verbundenen Internationalisierung eines Unternehmens gewöhnlich nicht unverbunden und zufällig auf, lauf der sondern häufig in einer charakteristischen Abfolge. Deren Stufen reflektieren die jeweilige Intensität der Bindung unternehmerischer Ressourcen auf ausländischen Märkten. Litvak & Banting sprechen sogar von Evolution of International Arrangements und unterstellen somit eine gewisse Zwangsläufigkeit bzw. Unausweichlichkeit ( Evolutionäre Perspektive der Internationalisierung). Einer „naturgegebenen“ Eigendynamik folgend soll dieser Prozess vom Stadium der ausschließlichen Bearbeitung des heimischen Marktes über die Aufnahme einer indirekten Exporttätigkeit ( Export) hin zu den „höheren“ Formen des Auslandsengagements führen ( Direktinvestition). (2) Mit Bamberger & Wrona lassen sich vier Typen von Phasenmodellen unterscheiden: a) Die Phasenmodelle des Exports grenzen gewöhnlich drei bis fünf Phasen zunehmender Exportintensität voneinander ab, ohne jedoch wesentlich mehr als einen Beitrag zur Begrifflichkeit zu leisten. Weder erklären sie das Phänomen der Internationalisierung, noch setzen sie sich mit den Konsequenzen auseinander, welche die einzelnen Intensitätsstufen für die Organisationsstruktur haben. b) Die Phasenmodelle internationaler Unternehmenstätigkeit sind differenzierter. Auch sie gehen von der Beobachtung aus, dass bestimmte Muster der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit nicht Internationalisierungspfade erkennen, wenn zufällig auftreten. Vielmehr lassen sich so genannte man die dabei zu fällenden Entscheidungen u.a. hinsichtlich Fristigkeit, Umfang, Kapitalbindung oder Risiko systematisiert und in eine sachlogisch und zeitlich strukturierte Abfolge bringt. Idealerweise bilden solche normativen Modelle die Vorstufe einer empirisch überprüfbaren Theorie der Internationalisierung. Die bekanntesten dieser Phasenmodelle lassen sich wie in Abb. 1 (nächste Seite) dargestellt zusammenfassen. Im Vergleich zeigt sich, dass trotz der sprachlich-konzeptionellen Heterogenität dieser Vorschläge weitgehende Übereinstimmung hinsichtlich Struktur und Abfolge der einzelnen Phasen der Internationalisierung besteht. In ihrem mittlerweile klassischen Beitrag entwickelten Johanson & Vahlne ein Modell, demzufolge Unternehmen, wenn sie ausländische Märkte erschließen, ihre Strategie in einem kontinuierlichen Prozess den jeweiligen Marktbedingungen schrittweise anpassen. Die beiden Schlüsselbegriffe ihrer Theorie, die als einer der Vorläufer der aktuellen Wissensmanagement-Forschung betrachtet werden kann, sind Marktkenntnis (Knowledge) und Bindung (Commitment). Die Entscheidung, einen ausländischen Markt zu erschließen, erhöht das Wissen über diesen Markt, was wiederum das Commitment stärkt. Im Wechselspiel dieser beiden Faktoren vollzieht das international tätige Unternehmen einen Lernprozess, der es letztlich dazu befähigt, den internationalen Wettbewerb zu bestehen ( WettbeUppsala-Schule werb, internationaler). Angesichts ihres hohen Abstraktionsgrades ist diese, von der formulierte Theorie allerdings nicht geeignet, Managern konkrete Anleitung zur Gestaltung der Internationalisierung ihrer Geschäftstätigkeit zu geben. F.R. Root geht in seinem entscheidungsorientierten Modell davon aus, dass sich das Management eines Unternehmens bereits entschlossen hat, einen bestimmten Auslandsmarkt zu bearbeiten ( Entscheidungstheoretischer Ansatz der Internationalisierung). Mit dieser Annahme lässt er jedoch die Einflussvariable „Motivation, ein Auslandsengagement einzugehen“, außer Acht und vernachlässigt somit eine wichtige Phase der Internationalisierung. Demgegenüber akzentuiert der Autor die konkrete Gestaltung des Markteintritts. M.M. Millers Zehn Stufen-Modell ist einerseits konkreter und fällt andererseits durch eine stärkere Prozessorientierung auf. Der Autor zerlegt die Internationalisierung in zehn Phasen. Die drei ersten Stufen sind jedoch teilweise redundant, während die durchaus wichtige Phase „Auswahl des zu bearbeitenden Auslandsmarkts“ nicht explizit gewürdigt wird. Das Way Station-Modell verspricht, die jeweiligen Schwächen dieser drei Modelle zu überwinden. Wie die Raststätten an einer Straße (Way Stations) ordnet der Autor die einzelnen Phasen der Internationalisierung in einer logischen Abfolge an und gibt so den Pfad vor, der Unternehmen (bzw. Autofah-

Phasenmodelle der Internationalisierung

1117

rer) zu ihrem Ziel führt. Yip et al. legten damit allerdings keinen eigenständigen Ansatz vor, sondern integrierten „lediglich“ Komponenten der drei bisher diskutierten Modelle (vgl. Abb.1). Abb. 1: Phasenmodelle der Internationalisierung im Vergleich Uppsala-Modell (Johanson & Vahlne)

Marktkenntnis

Way Station-Modell (Yip et al.)

Entscheidungsorientiertes Modell (Root)

Motivation und Strategische Planung

Bewertung von Produkten und ausländischen Märkten

Marktforschung

Entscheidung über weitergehende Internationalisierung

Marktbindung

Zehn Stufen-Modell (Miller) Bereitschaft zum Einstieg in einen Auslandsmarkt Nochmalige Bewertung des Business-Plans für das Inland Unternehmensbewertung Globale Bewertung der Märkte und des Wettbewerbs

Marktwahl

Zielsetzungen

Wahl der Markteintrittsstrategie

Markteintrittsstrategie

Entwicklung des Markteintrittsplans für den ausländischen Markt Identifikation und Auswahl der Partner im ausländischen Markt Einhalten der Bestimmungen Auswahl der Lieferanten für die unterstützenden Dienstleistungen (in beiden Märkten)

Notfallpläne

Strategische Verpflichtung nach Markteintritt

Marketing-Plan Arbeitsweise beim Einstieg in den Zielmarkt

Markteinführung der Produkte des Unternehmens Physische Präsenz im ausländischen Markt etablieren

Erfolg der Internationalisierung Quelle: Yip et al. (2000, S.13).

Alle Ansätze überzeugen durch ihre Einfachheit und die logische Abfolge der einzelnen Phasen. Aufgrund eines umfassenden Erklärungsanspruches bieten sie jedoch oft nur wenige Anhaltspunkte, anhand derer Unternehmen konkrete Handlungsempfehlungen ableiten könnten. Auch weichen in der Internationalisierungspfade der Unternehmen zumeist von der in diesen Realität die tatsächlichen Ressourcen und/oder geringe Modellen normativ vorgegebenen Abfolge ab. So können mangelnde Marktforschung) ausgelassen bzw. übersprunErfahrung dazu führen, dass bestimmte Phasen (z.B. gen werden. Manche Unternehmen imitieren die Internationalisierungsstrategien von Konkurrenten Cross Investment), ohne die einzelnen, idealtypisch beschriebenen Phasen dieses Prozesses zu (z.B. durchlaufen. Nicht selten wird dieser auch „vorzeitig“ abgebrochen. Unsystematische Internationalisieklein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) nachweisen. rungsmuster lassen sich insb. bei Yip et al. befragten hierzu 68 US-amerikanische Unternehmen, welche erst seit kurzem international tätig sind. Dabei zeigte sich, dass diese Schwächen die Umsetzung aller Phasen der Internationalisierung beeinträchtigen. Vor allem aber mangelt es an Motivation und Strategischer Planung; auch die Auslandsmarktforschung wird zumeist unsystematisch betrieben (vgl. Abb.2, nächste erforderliche Seite). Um den Beitrag der einzelnen Phasen ihres Modells zum Erfolg der Internationalisierung ermitteln zu können, haben Yip et al. das Way Station-Modell kausalanalytisch überprüft und dabei festgestellt, dass die Internationalisierung um so erfolgreicher verläuft, je systematischer die Unternehmen die einzelnen Phasen abarbeiten (vgl. Abb. 3, nächste Seite). Allerdings gelang es den Autoren nicht, alle Hypothesen zu bestätigen. So konnten sie bspw. nicht nachweisen, dass zwischen sämtlichen Phasen der Internationalisierung (z.B. Motivation, Strategische Planung) und dem erreichten Wettbewerbs-

1118

Phasenmodelle der Internationalisierung

vorteil bzw. dem Erfolg der Internationalisierung ein Zusammenhang besteht. Im vorliegenden Modell wurde der (Gesamt-)Erfolg der Internationalisierung als ein Aggregat spezifischer Erfolgskriterien (Marktanteil, Anzahl bearbeiteter Auslandsmärkte, Erfahrung in neuen Technologien oder Wissen über operationalisiert ( Erfolgsfaktor). Dabei ist zu beachten, dass der Erfolg der Internaden Markt) tionalisierung, das zweite abhängige Konstrukt des Way Station-Modells, von den Befragten selbst eingeschätzt wurde. Neben anderen Forschern haben Venkatraman & Ramanujam solche Self-Reported Measures bereits erfolgreich in Studien zur Unternehmensstrategie eingesetzt. Abb. 2: Schwachstellen der Internationalisierung gegeben

7 Nachholbedarf

6

5 Systematische Umsetzung

4,25 3,81

4

3,65

3,34 3

2,55

2 nicht gegeben

1

Motivation und Strategische Planung

Marktforschung

Marktwahl

Wahl der Markteintrittsstrategie (Export, Lizenzvergabe etc.)

Strategische Verpflichtung nach Markteintritt (Commitment)

Quelle: eigene Darstellung auf der Basis von Yip et al. (2000, S.24).

Kritische Würdigung: Die Begründung der Autoren, die unterstellten kausalen Beziehungen wirkten „entlang“ ihres Way Station-Modells der Internationalisierung und trügen nur in letzter Konsequenz (Strategische Verpflichtung nach Markteintritt) zum Erfolg des Auslandsengagements bei, kann nicht Konstrukte „erreichter Wettbewerbsvorteil“ überzeugen. Auch fallen die Bestimmtheitsmaße der und „Erfolg der Internationalisierungs“ mit 0,42 und 0,28 zu niedrig aus. Weiterhin informieren die Autoren die Leser nicht hinreichend über die Operationalisierung der in ihr Modell eingeführten Konstrukte (z.B. „erreichter Wettbewerbsvorteil“). Problematisch erscheint schließlich auch, dass sie die Indikatorvariablen nicht mit Hilfe konfirmatorischer Faktorenanalysen ermittelten, sondern auf Basis qualitativer Interviews. Sieht man einmal von diesen methodologischen Schwächen ab, so leisten die Autoren einen wichtigen konzeptionellen Beitrag zum Forschungsfeld „Phasenmodelle der Internationalisierung“. Einstellungen und Kognitionen c) Die Phasenmodelle der Marktwahl gehen demgegenüber von den des Managements aus. Diese träfen ihre Entscheidung häufig nicht rational (z.B. aufgrund objektiver Bedingungen des Marktes, der Kunden oder der Konkurrenzsituation), sondern beeinflusst durch ihre Landkarten. Folglich „internationalisieren Unternehmen in konzentrischen subjektiven kognitiven Distanz, beginnend mit dem Land, das die höchste Kreisen von Ländern gleicher soziopsychischer Vertrautheit aufweist und am besten zu den eigenen Fähigkeiten passt“ (Bamberger & Wrona, S.296).

Phasenmodelle der Internationalisierung

1119

In dem Maße, wie Wissensstand und internationale Erfahrung wachsen, kommt auch der Eintritt in psychisch entferntere Ländermärkte in Betracht. Abb.3: Kausalanalytische Überprüfung des Way Station-Modells Ursprünglicher Wettbewerbsvorteil

,27

Motivation und Strategische Planung

,53

Marktforschung

,19

,54

,41

Marktwahl ,52

,30

Strategische Erfolg der Geschäftsform Verpflichtung Internationalibei nach sierung ,85 Markteintritt ,22 Markteintritt ,37 ,32

,34 Erreichter Wettbewerbsvorteil Quelle: Yip et al. (2000, S.27); leicht modifiziert.

d) Im Mittelpunkt der produktbezogenen Phasenmodelle schließlich steht die Frage, ob ein UnternehExport oder die Errichtung von Produktionsstätten im Ausland bevorzugt ( Auslandsniemen den Produktlebenszyklus-Theorie und der Theorie der technologischen derlassung). Gemäß der Lücke hängt die Antwort darauf von der Position des fraglichen Gutes auf der Produktlebenszykluskurve ab. (3) In einem etwas komplexeren deskriptiven Phasenmodell beschrieb H.G. Meissner Internationalisierung als einen sich selbst verstärkenden Prozess und die Abfolge diverser Formen der AuslandstätigInternationalisierungsgrad für Umsatzwachskeit als Regelkreis. Demnach sorgt ein zunehmender tum und dieses letztlich für eine Verbesserung der Renditesituation des Unternehmens. Sie wiederum kann genutzt werden, um mehr Ressourcen (z.B. für Marktforschung und Produktentwicklung) bereit zu stellen, die Voraussetzung sind für die Erschließung neuer Märkte und/oder die Intensivierung des Engagements auf den bereits bearbeiteten Auslandsmärkten – und somit für eine weitere Steigerung des Internationalisierungsgrades. Meissner & Gerber stellen den Verlauf der Internationalisierung zwar auf andere Weise, aber gleichfalls vereinfacht dar (vgl. Abb. 4, nächste Seite): Demzufolge wird ein Unternehmen einen Auslandsmarkt zunächst durch Exportlieferungen erschließen (= t0). Übersteigt dann deren Volumen eine „kritische Marke“, kann es vorteilhaft sein, eine Vertriebsgesellschaft ( Vertriebsniederlassung) bzw. eine Exportniederlassung zu gründen (= t1). In der nächsten Phase der Internationalisierung der UnternehLocal Content-Vorschriften zu erfüllen, Hanmenstätigkeit wird dann im Ausland produziert, um delshemmnisse zu umgehen, Marktnähe zu gewährleisten etc. ( Auslandsproduktion). Nunmehr sind Direktinvestitionen erforderlich, welche ein hohes Maß an Commitment voraussetzen. Wächst das Marktvolumen weiter, dann stehen häufig Erweiterungsinvestitionen an (= t3). Davon wiederum kann Stammhaus profitieren, z.B. indem es die dafür benötigten Anlagen liefert. Hat sich die Ausdas landsniederlassung etabliert, beginnt häufig eine neue Phase des Wachstums und der InternationalisieStandort zur Basis für Exporte in Drittländer. rung (= t4). Nun entwickelt sich der ausländische Wie das Beispiel von VW do Brasil zeigt, schließt sich daran nicht selten eine weitere Phase an: Volkswagen belieferte von Brasilien aus nicht nur den amerikanischen Markt, sondern in der Endphase des Produktlebenszyklus des „Käfers“ auch dessen Ursprungsland Deutschland.

1120

Phasenmodelle der Internationalisierung

Abb. 4: Typische Stufen des Internationalisierungsprozesses Gesamtumsatz Ausland

Umsatz in Land X

Produktion vor Ort

Exporte

Erweiterungsinvestition

Vertriebsgesellschaft

t

0

t

1

Zulieferungen/ Ausrüstung

Auslandsinvestition t

2

t

3

t

4

Zeit

Quelle: Meissner/Gerber (1980, S.225).

(4) Das so genannte Genetische Modell der Internationalisierung beschreibt Internationalisierung als zunehmende Verlagerung der zu erbringenden Kapital- und Managementleistung vom Stammland in das Gastland (vgl. Abb. 5, nächste Seite). Dank seiner Einfachheit hat dieser Vorschlag weithin Akzeptanz gefunden. Dabei wird jedoch häufig übersehen, dass Unternehmen im Zuge ihrer Internationalisierung nicht zwangsläufig alle diese Stufen durchlaufen müssen – und schon gar nicht in der in dem Modell vorgesehen Abfolge. Insbesondere im Dienstleistungs- und im Investitionsgüterbereich erfordern Produkt oder Distributionskanal zumeist eine spezifische Form der Marktbearbeitung. So wird ein Hersteller von Anlagen in einem Auslandsmarkt keine Produktionsstätte aufbauen, wenn die Gefahr besteht, dass es sich um ein singuläres Projekt handelt und nicht absehbar ist, wann aus dieser Region weitere Aufträge zu erwarten sind. Für Dienstleistungsunternehmen ist im Regelfall Kundennähe unabdingbar, was gegen die Exportstrategie spricht. Einfuhrkontingente, Weiterhin können nationale Regelungen bzw. Vorschriften wie Importabgaben, Verbot der Zulieferung oder die Beschränkung des Transfers von Gewinn oder Kapital ein international engagiertes Unternehmen dazu zwingen, eine vom idealtypischen Verlauf abweichende Sequenz Kapitalverkehrsbeschränkung). So setzt der Markteintrittsstrategien zu wählen ( Gewinntransfer, Franchising voraus, dass in den fraglichen Märkten Geschäftspartner zu die Markteintrittsstrategie gewinnen sind, die über genügend (Management-)Know how verfügen, um das Unternehmenskonzept in der erforderlichen und vertraglich vereinbarten Weise umzusetzen. Andernfalls droht dem Franchise-Geber Imageschaden.

Phasenmodelle der Internationalisierung

1121

Abb. 5: Genetisches Modell der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit

Im Stammland erbrachter Anteil 100% der Kapital- und ManagementLeistungen

Export

Lizenzvergabe

Franchising

Joint Venture Auslandsniederlassung (z.B. Vertrieb)

Produktionsstätte Tochtergesellschaft Im Gastland erbrachter Anteil der Kapital- und Managementleistungen

100%

Quelle: Meissner/Gerber (1980, S.224); leicht modifiziert.

(5) Mit Blick auf die Theorienbildung verkörpern die Phasenmodelle den Übergang von den traditionellen, im Regelfall deskriptiv-normativen Erklärungsansätzen zu den mehr oder minder empirisch fundierten Ansätzen des Internationalen Managements. Theoretisch vergleichsweise fundierte Phasenmodelle entwickelten vor allem schwedische Wissenschaftler, als deren Vorreiter S. Carlson in den 1960er-Jahren den internationalen Markteintritt schwedischer Unternehmen untersucht hat. Dass manche Abfolge bzw. Sequenz des Markteintritts mit größerer Wahrscheinlichkeit auftritt als eine andere, veranlasste im weiteren Verlauf der Entwicklung der Disziplin die so genannte Uppsala-Schule, der u.a. die Wissenschaftler J.K. Johanson, J. Vahlne und F. Wiedersheim-Paul angehören, vergleichsweise anspruchsvolle Erklärungskonzepte zu entwickeln (vgl. Abb. 6, nächste Seite). Sie unterstellen, dass die Unternehmen im Regelfall vier Stufen bis zu ihrer „vollständigen Internationalisierung“ durchlaufen: Stufe I = kein regelmäßiger Export, Stufe II = Export mit Hilfe von Reisenden bzw. Handelsvertretern, Stufe III = Aufbau einer eigenen Verkaufsniederlassung und Stufe IV = Auslandsproduktion. Bemerkenswert an diesem Modell ist der Versuch, erstmalig den Markteintritt von Unternehmen besser erklären zu können, indem man neben den traditionellen betriebswirtschaftlichen Variablen auch verhaltenswissenschaftliche Einflussgrößen explizit berücksichtigt. Die Vertreter der Uppsala-Schule beziehen sich dabei auf die Behavioristische Theorie der Internationalisierung sowie die Theorie des Unternehmenswachstums. Unterstellt wird, dass die Internationalisierung kontinuierlich verläuft und durch das Wechselspiel von Market Knowledge (= Zuwachs an Wissen und Erfahrung) und Market Commitment (= Ausweitung des internationalen Engagements) in Gang kommt. Beide Einflussgrößen verstärken sich gegenseitig und sorgen so für den in Abb.6 (nächste Seite) beschriebenen graduellen Verlauf der Internationalisierung.

1122

Phasenmodelle der Internationalisierung

Abb. 6: Modell der graduellen Internationalisierung Statisch

Marktkenntnis (market knowledge) Erfahrungswissen (experiential knowledge) Objektives Wissen (objective knowledge)

Marktbindung (market commitment)

Dynamisch

Laufende Geschäftstätigkeit (current activities)

Entscheidung über weitergehende Internationalisierung (commitment decisions)

Quelle: Johanson/Vahlne (1977, S.26).

Die statische Komponente des Erklärungsmodells besteht aus den Erfahrungen, welche das Management bei seinen bisherigen Auslandsengagements gewonnen hat sowie dem Wissen, das über einzelne Auslandsmärkte unternehmensintern in der einen oder anderen Form bereits vorliegt. Das Erfahrungswissen (= Experiential Knowledge) und das objektive Wissen (= Objective Knowledge) beeinflussen Entscheidungen, die mit Blick auf das laufende Auslandsgeschäft zu fällen sind (= dynanicht nur mische Komponente). Das Unternehmen kann auf dieses Wissen auch zurückgreifen, wenn es neue (fremde) Märkte erschließt bzw. über geeignete Formen des Markteintritts „nachdenkt“. Mit jedem Markteintritt (Market Commitment) und jedem Geschäftskontakt vollzieht das Unternehmen einen Lernprozess: Auf andersartigen Märkten bzw. mit innovativen Markteintrittsstrategien sammelt es Erfahrungen, die wiederum in die zukünftige Unternehmenspolitik bzw. Internationalisierungsstrategie einfließen. (6) Das ursprüngliche Uppsala-Modell hat ebenso viel Anerkennung wie Kritik erfahren (vgl. Bäurle, S.71ff.). „Stein des Anstoßes“ ist u.a. die Annahme eines graduellen Verlaufs. Es lassen sich aber unschwer zahlreiche Bedingungen, d.h. Kontingenzvariablen identifizieren, die dafür sorgen, dass die Internationalisierung diskontinuierlich verläuft ( Kontingenzansatz). Dies ist etwa dann der Fall, wenn das Unternehmen über umfangreiche Ressourcen verfügt, es mit anderen Märkten unter vergleichbaren Bedingungen Erfahrungen sammeln konnte bzw. die Marktbedingungen stabil und homogen sind. Deshalb wurde das Erklärungskonzept im weiteren Verlauf vielfach modifiziert (vgl. Abb. 7, nächste Seite). Um den Einfluss von Erfahrung und Wettbewerb auf den Verlauf der Internationalisierung analysieren Internationalisierungsgrad des Unternehmens (national, regional, global) und zu können, wurde der der Internationalisierungsgrad der Branche (national, regional, global) in die Betrachtung eingeführt. Aus der Kombination beider Dimensionen entsteht eine Matrix, welche neun charakteristische Konstellationen ausweist (vgl. Abb. 8, übernächste Seite). Demnach treiben nur solche Unternehmen, die sich bislang auf den Binnenmarkt konzentriert haben und überdies in national orientierten Branchen tätig sind (= Feld I), ihre Internationalisierung graduell voran. Je internationaler Unternehmen jedoch sind und je mehr der relevante Branchenwettbewerb sie zwingt, global tätig zu werden, desto seltener folgen sie dem idealtypischen Internationalisierungspfad.

Phasenmodelle der Internationalisierung

1123

Abb. 7: Uppsala-Modell: Ursprüngliches Konzepz und Modifikationen

Ursprüngliches Modell Johanson/Wiedersheim-Paul (1975) Johanson/Vahlne (1977)

Zwei Internationalisierungs-Muster

Bindung an den Auslandsmarkt (Market Commitment)

Wahl des Auslandsmarktes (Psychische Distanz) Heimatmarkt Zielmärkte

Weiterentwicklung durch

Weiterentwicklung durch

Johanson/Mattsson (1986; 1988)

Nordström (1991) Vahlne/Nordström (1992)

Netzwerkgedanke

Vier Internationalisierungssituationen

Verfeinerung des Konzepts der Psychischen Distanz

Einbringung der Industrial Organization

Neun InternationalisierungsSituationen Vahlne/Nordström (1993)

Quelle: Bäurle (1996, S.90); leicht modifiziert.

(7) Mit dem Konzept der Innovations-Adoption entwickelten nordamerikanische Wissenschaftler nahezu zeitgleich einen anderen Erklärungsansatz, mit dem sie vergleichbare Erkenntnisse gewannen. BeiInternationalisierungsde Forschungsrichtungen sind verhaltensorientiert und erklären den geringen grad eines Großteils der Unternehmen primär mit fehlendem (Erfahrungs-)Wissen und einer grundlegenden Verunsicherung (da Internationalisierung weitreichende und ressourcenbindende Entscheidun-

1124

Phasenmodelle der Internationalisierung

gen verlangt). Bilkey & Tesar begreifen Internationalisierung aber nicht nur allgemein als Lernprozess, sondern konkret als eine langfristig angelegte, schrittweise verlaufende Entwicklungsphase. Dabei bindet das Unternehmen mit jeder Stufe mehr Ressourcen, und das Management muss zunehmend spezifische Fähigkeiten wie interkulturelle Kompetenz erwerben ( Kompetenz, interkulturelle). Die Ausweitung der Geschäftstätigkeit in andere Ländermärkte ist mit der Übernahme (Adoption) neuartiger Produktionsmethoden vergleichbar, wobei die erste sowie alle folgenden Phasen des Exports für das einzelne Unternehmen innovativ sind. Dass dieser Prozess paradoxerweise dennoch häufig nicht hinreichend rational analysiert bzw. umfassend geplant wird, liegt den Forschungsergebnissen zufolge an der Risikoaversion der Mehrzahl der Entscheider sowie der mangelnden Bereitschaft bzw. Fähigkeit, einschlägiges Wissen bzw. Informationen zu erwerben und zu verarbeiten ( Ansatz, wissensbasierter; Wissensmanagement). Abb. 8: Erklärungskraft des Uppsala-Modells in Abhängigkeit von Erfahrung und Wettbewerbsintensität ... der Branche

Internationalisierungsgrad ...

national

regional

global

... des Unternehmens national

I

IV

VII

regional

II

V

VIII

global

III

VI

IX

Quelle: Vahlne/Nordström (1993, S.545); leicht modifiziert.

(8) Leonidou & Katsikeas warfen in ihrer umfassenden Kritik den Phasenmodellen zunächst strukturelle Defizite vor. Obwohl die meisten Autoren vorgaben, den gesamten Prozess der Internationalisierung zu analysieren, beschränken sich viele auf die verschiedenen Exportstrategien. Markteintrittsstrategien, Joint Venture), sind hingegen ein weniger beliebtes die eine stärkere Kapitalbindung erfordern (z.B. Untersuchungsobjekt. Auch ist angesichts der Vielzahl an Möglichkeiten, die sich den Unternehmen Strategische Allianzen, Joint Venture), die Vorstellung, dass Unternehmen ihr Ausbieten (z.B. landsgeschäft schrittweise und linear ausweiten, ganz offensichtlich ungenügend. Hinzu kommt die „forschungspragmatisch“ zwar verständliche, methodologisch aber problematische Beschränkung auf Validität wiederum leidet u.a. darunter, dass die überwiegende Querschnittsanalysen. Die externe Verarbeitende Gewerbe zum Gegenstand hat und bspw. den DienstleisMehrzahl der Analysen das klein- und tungssektor vernachlässigt ( Dienstleistungshandel). Auch sind die meisten Studien auf mittelständische Unternehmen ausgerichtet. Gerade größere Unternehmen besitzen jedoch mehr Möglichkeiten, das gesamte Spektrum an Markteintrittsstrategien variabel, d.h. situativ angepasst zu nutzen. Schließlich bleiben „irrationale“, zufällige bzw. aus anderen Gründen schwer systematisch erfassbare Einflussfaktoren ausgeklammert. So spielen ausländische Käufer, die in der Realität auffällig häufig durch 'unsolicited orders' das Auslandsengagement eines Unternehmens überhaupt erst in Gang setzen bzw. vorantreiben, in den meisten Modellen keine Rolle.

Phasenmodelle der Internationalisierung

1125

Gegen die unterstellte Eigendynamik (Internationalisierung als Prozess, d.h. als auf der Zeitachse unaufhaltbar voranschreitende Entwicklung) spricht eine simple Überlegung: Warum sollte ein Unternehmen, das mit einer anfangs verfolgten Strategie Erfolg hat, daran etwas ändern? Andere wiederum Flexibilität) neigen aufgrund von Informationsdefiziten, Gewohnheit ( Änderungsbereitschaft; und anderen Beharrungskräften (z.B. Sunk Costs) dazu, eine von ihnen erprobte Form der Internationalisierung auch langfristig beizubehalten. Unberücksichtigt bleibt weiterhin, dass Unternehmen verschiedene Strategien gleichzeitig verfolgen können, je nachdem, wo sie tätig sind und welchen Entwicklungsstand das Gastland erreicht hat. Während in Industrieländern die Internationalisierung zumeist vom Export über die AuslandsnieEntwicklungsländern die derlassung zur Auslandsproduktion voranschreitet, lautet im Falle von typische Sequenz: Export, Joint Venture und Auslandsproduktion (vgl. Abb. 9), da sich die Regierungen dieser Länder von Gemeinschaftsunternehmen „Entwicklungshilfe“ im übertragenen Sinn erhoffen (z.B. in Unternehmensführung, modernen Produktionsverfahren etc.): Know how-Transfer mithin. Sonderwirtschaftszonen, keine Direktinvestitionen zu. Staatshandelsländer wieder lassen, außer in Ein weiteres Argument gegen die These einer mehr oder minder zwangsläufig voranschreitenden Internationalisierung liefert folgende Beobachtung: Nicht selten „de-internationalisieren“ Unternehmen, d.h. sie schreiten auf der imaginären Stufenleiter zurück, indem sie de-investieren und einen Markt aufgeben bzw. „nur noch“ per Export bedienen. Grund hierfür kann sein, dass sie durch ihren Rückzug Kapital für andere, als dringender erachtete Aufgaben freisetzen wollen (z.B. Eintritt in einen Wachstumsmarkt, da der bislang bearbeitete Auslandsmarkt stagniert bzw. schrumpft und über kurz oder lang nicht mehr das erforderliche Marktpotenzial bietet). Auch die den Phasenmodellen implizite Annahme, alle Unternehmen seien denselben Einflüssen ausgesetzt und reagierten darauf in identischer Weise, fand in Theorie und Praxis mehr Widerspruch als Bestätigung. Abb. 9: Selektive Pfade der Internationalisierung

Industrieländer

Entwicklungsländer

Staatshandelsländer

Export

Lizenzvergabe Joint Venture Fading out-Joint Venture Auslandsniederlassung Auslandsproduktion Quelle: Meffert/Althans (1982, S.29); eigene Darstellung.

(9) Der gemeinsame Nenner der kritischen Studien lautet: Angepasst an die jeweils verfügbaren Ressourcen und die konkreten Marktbedingungen verfolgen die meisten Unternehmen individuelle Strategien. Anzahl der Kunden, Konkurrenten, gesetzliche Vorgaben etc. sowie die Besonderheiten der strategischen Positionierung des jeweiligen Unternehmens beeinflussen die Entscheidung über die Form des Markteintritts bzw. den weiteren Verlauf der Internationalisierung stärker als die Zeitkomponente. Weiterhin muss nicht jedes Unternehmen alle mit der Internationalisierung verbundenen Erfahrungen selbst erwerben, sondern kann diese von Vorbildern großteils übernehmen (= Imitationslernen).

1126

Philosophie, interkulturelle

Deshalb besteht der erste Schritt vielfach nicht in der Aufnahme einer indirekten Exporttätigkeit, sonLizenzvergabe oder einer Auslandsbeteiligung. Andere Unternehmen wiederum dern z.B. in der behalten die einmal erprobte Form der Internationalisierung langfristig bei. Selbst „Regression“, d.h. ein strategisch begründetes Zurückschreiten auf der Stufenleiter kann beobachtet werden. Hinzu kommen multiple Strategien der Internationalisierung. " Aharoni, Y.: The Foreign Investment Decision Process, Boston/MA 1966. Andersen, O.: On the Internationalization Process of Firms, in: Journal of International Business Studies, Vol.24 (1993), No.2, pp.209-231. Bamberger, I.; Wrona, T.: Ursachen und Verläufe von Internationalisierungsentscheidungen mittelständischer Unternehmen, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.273-313. Bäurle, I.: Internationalisierung als Prozessphänomen, Wiesbaden 1996, S.90. Benito, G.R.G.; Welch, L.S.: De-Internationalization, in: Management International Review, Vol.37 (1997), Special Issue No.2, pp.7-25. Bilkey, W.J.; Tesar, G.: The Export Behavior of Smaller Wisconsin Manufacturing Firms, in: Journal of International Business Studies, Vol.8 (1977), No.1, pp.93-98. Carlson, S.: International Business Research, Acta Universitatis Uppsaliensis, Studiae Oeconomiae Negotiorum, No.1, Uppsala 1966. Cavusgil, S.T.: On the Internationalization Process of Firms, in: European Research, Vol.8 (1980), No.4, pp.272-281. Cavusgil, S.T.: Some Observations on the Relevance of Critical Variables for Internationalization Stages, in: Czinkota, M.; Tesar, G. (Eds.), Export Management, New York 1982, pp.276-286. Cyert, R.M.; March, J.G.: A Behavioral Theory of the Firm, Englewood Cliffs/NJ 1963. Hutschenreuter, T.; Voll, T.: Internationalisierungspfad und Unternehmenserfolg. Implikationen kultureller Distanz in der Internationalisierung, in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (zfbf), 59.Jg. (2007), S.814-846. Johanson, J.; Vahlne, J.-E.: The Internationalization Process of the Firm. A Model of Knowledge Development and Increasing Foreign Market Commitment, in: Journal of International Business Studies, Vol.8 (1977), No.1, pp.23-32. Johanson, J.; Vahlne, J.-E.: The Mechanism of Internationalization, in: International Marketing Review, Vol.7 (1990), No.4, pp.11-24. Karagozoglu, N.; Lindell, M.: Internationalization of Small and Medium-Sized Technology Based Firms. An Exploratory Study, in: Journal of Small Business Management, Vol.36 (1998), No.1, pp.44-59. Leonidou, L.C.; Katsikeas, C.S.: The Export Development Process. An Integrative Review of Empirical Models, in: Journal of International Business Studies, Vol.27 (1996), No.3, pp.517-551. Litvak, J.A.; Banting, P.M.: A Conceptual Framework for International Business Arrangement, in: Sethi, S.P.; Sheth, J.N. (Eds.), Multinational Business Operations III, Pacific Palisades/CA 1973, pp.85-103. Luostarinen, R.: Internationalization of the Firm, in: Acta Academiae Oeconomicae Helsingiensis, Series A30, 2nd Ed., Helsinki 1980. Meffert, H.; Althans, J.: Internationales Marketing, Stuttgart 1982, S.29. Meissner, H.G.: Außenhandels-Marketing, Stuttgart 1981. Meissner, H.G.; Gerber, S.: Die Auslandsinvestition als Entscheidungsproblem, in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, 32.Jg. (1980), Nr.3, S.217228. Meyer, M.: Die Beurteilung von Länderrisiken der internationalen Unternehmung, Berlin 1987. Miller, M.M.: Executive Insights. The 10 Step Road Map to Success in Foreign Markets, in: Journal of International Marketing, Vol.1 (1993), No.2, pp.89100. Oesterle, M.-J. (Ed.): Internationalization Processes. New Perspectives for a Classical Field of International Management, MIR, Special Issue No.2, Wiesbaden 1997. Oesterle, M.-J.: Fiktionen der Internationalisierungsforschung. Stand und Perspektiven einer realitätsorientierten Theoriebildung, in: Engelhard, J.; Oechsler, W.A. (Hrsg.), Internationales Management, Wiesbaden 1999, S.219-245. Penrose, E.T.: The Theory of the Growth of the Firm, Oxford 1959. Root, F.R.: Entry Strategies for International Markets, Lexington/MA 1987. Terpstra, V.: International Marketing, 2nd Ed., Hinsdale/IL 1978. Vahlne, J.-E.; Nordström, K.A.: The Internationalization Process. Impact of Competition and Experience, in: International Trade Journal, Vol.7 (1993), No.5, pp. 529548. Venkatraman, N.; Ramanujam, V.: Measurement of Business Performance in Strategy Research, in: Academy of Management Review, Vol.11 (1986), No.10, pp.801-814. Yip, G. S.; Biscarri, G.; Monti, J.A.: The Role of the Internationalization Process in the Performance of Newly Internationalizing Firms, in: Journal of International Marketing, Vol.8 (2000), No.3, pp.10-35.

Philosophie, interkulturelle betont die Notwendigkeit einer kulturungebundenen Geschichts- und Philosophieschreibung ( Kultur). Die traditionelle kulturgebundene Philosophie verhindere die interkulturelle Verständigung und Konflikte bzw. verstärke bestehende Konflikte. sei die eigentliche Ursache interkultureller " Yousefi, H.R.; Mall, R.A.: Grundpositionen der interkulturellen Philosophie, Nordhausen 2005.

Phonetik (1) zusammen mit Morphologie und Semantik wichtiges linguistisches Entscheidungskriterium Markennamens für internationale Marken ( Marke) und insb. für globei der Entwicklung eines Zielgruppen in den verbale Marken ( Psycholinguistik). Zunächst stellt sich die Frage, ob die schiedenen Ländermärkten den Namen bzw. einzelne Buchstaben überhaupt aussprechen können (etwa Sprache überhaupt nicht vorkommen). Das Koreanideshalb, weil bestimmte Laute in einer anderen sche bspw. kennt kein „f“, Franzosen sprechen kein „h“, und Deutschen fällt es häufig schwer, das englische „th“ auszusprechen. Manche Buchstaben wiederum können in anderen Sprachen nur verfremdet ausgesprochen werden. Dieses Problem stellt sich in verschärfter Weise, wenn man Worte, die einer alphabetisch-phonetischen Sprache entstammen, in eine ideografische Sprache übertragen möchKulturkreis verbreiteten Sprachen. Dabei besteht te. Alphabetisch organisiert sind die im westlichen jedes Wort aus mehreren einzelnen Buchstaben, die im Prinzip beliebig kombiniert werden können. Im Chinesisch; Jaideografischen System hingegen, zu dem viele asiatische Sprachen zählen (z.B.

Pidgin-English

1127

panisch), ist die Silbe die kleinste Einheit. Dies ermöglicht deutlich weniger Kombinationen. Vor allem aber verlieren viele alphabetisch gebildete Namen bei der Übertragung in ein ideografisches System ihren Sinn. (2) Wollte man bspw. den Markennamen des Waschmittels Fairy Ultra ins Japanische übertragen, dann würde ein simpler Transfer an folgenden Problemen scheitern: Fairy: 'f' kommt in dieser Sprache nur in Kombination mit 'u' vor ('fu'). Ultra: Als Ansammlung sind die Konsonanten 'ltr' für Japaner unaussprechbar, weshalb sie das Wort zu 'u-ru-te-ra' abwandeln würden. Unaussprechliche deutsche Buchstaben Deutsch

Englisch

Französisch

Koreanisch

f

f

f

p

Russisch f

h

h

(1) '... ' = Satzanfang: nicht ausgesprochen (2) j = Satzmitte

h

(3) ch wie in Schachtel (4) g

r

r aber nicht rollend, sondern im Gaumen gesprochen

(5) r = Satzanfang (6) ch = Satzmitte: wie in Schachtel

Mischung aus r und l r (Zungen-R)

ü

nicht vorhanden

nicht vorhanden

ui

ju

(3) Als Daewoo in den neunziger Jahren seine Pkw-Marke in den deutschen Markt einführen wollte, Zielgruppe die Aussprache zu „üben“. Man zeigte in beschloss die Unternehmensleitung, mit der Fernsehspots einen Mund in Großformat, der sich synchron mit dem Ton bewegt. In Printkampagnen erschien dieser Mund zusammen mit jener Lautschrift, welche die Deutschen aus dem EnglischUnterricht kennen. Jahrzehnte früher war Schweppes in Lateinamerika ähnlich verfahren. Da es den chilenischen Konsumenten sichtlich schwer fiel, Schweppes Ginger Ale auszusprechen, brachte man auch ihnen die korrekte Phonetik mit den Mitteln der Werbung nahe. (4) Weiterhin sollten Markennamen in möglichst vielen (Fremd-)Sprachen „gut klingen“. Die Meinungen darüber, was angenehm klingt und was nicht, gehen aber von Kultur zu Kultur auseinander. " Hill, J.S.; Still, R.R.: Adapting Products to LDC Tastes, in: Harvard Business Review, Vol.62 (1984), March/April, pp.92-101.

Physiokratie im 18. Jahrhundert formulierte Auffassung von Wirtschaftspolitik. Nach Ansicht der Physiokraten ist lediglich der Primäre Sektor produktiv, insb. in Gestalt der Landwirtschaft, während das von J.-B. Colbert geförderte Gewerbe ( Colbertismus) ihnen als steriler Sektor galt ( Sektor, primärer). Entsprechende Gedanken fanden sich später im Nationalsozialismus, im Kommunismus und anderen totalitären Gesellschaftsentwürfen wieder. Auch in verschiedenen Weltreligionen haben WirtschaftsBuddhisferne im Allgemeinen und offene Ablehnung des Handels im Besonderen Tradition (z.B. mus; Katholizismus; Religion). Pidgin-English (1) hat sich, wie alle Pidgin-Sprachen, in einer durch sprachliche Heterogenität gekennzeichneten Kommunikation aus einer dominanten Sprache (zumeist Umgebung als Mittel der alltäglichen Kolonialherren) und mehreren lokalen Sprachen entwickelt. Charakteristisch sind das bedie der grenzte Vokabular, eine allenfalls rudimentär ausgebildete Grammatik und die Beschränkung auf die Verständigungsfunktion. (2) Angeblich lässt sich das Wort Pidgin auf eine Verballhornung des englischen Wortes Business durch Chinesen zurückführen. Entwickelt hat sich Pidgin English im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts in Kanton unter Verwendung von Elementen des Englischen, Portugiesischen und des Chinesischen.

1128

Pietät

Pietät (1) chinesische, aus der konfuzianischen Sittenlehre erwachsene Wertvorstellung ( Wert), die sich im Falle einer Beziehung zwischen Erwachsenen als „Verehrung und Loyalität“ und im Falle von kindlicher Pietät als „Ehrfurcht, Pflichterfüllung und Rücksichtnahme“ umschreiben lässt. Getreu der konfuzianischen Tradition unterliegen alle hierarchischen Beziehungen (bspw. die Vater-/SohnBeziehung) der Pietätpflicht. Die fünf wichtigsten sozialen Beziehungen (wu lun) sind gemäß der konfuzianischen Sittenlehre die zwischen Herrscher und Untertan, Vater und Sohn, Mann und Frau, Senior und Junior, Freund und Freund. Im Gegenzug zur Verehrung und Loyalität, welche die hierarchisch höher stehende Person erfährt, muss diese der untergeordneten Person Schutz zuteil werden lassen. Wer gegen diese Regeln der Pflichtverhältnisse verstößt, „verliert sein Gesicht“ ( Kulturstandard) und damit seine soziale Identität ( Identität, soziale). Manche bezeichnen diesen Zustand als den „sozialen Tod“. (2) Im christlichen Kulturkreis hingegen wird Pietät vorzugsweise im Sinne von Frömmigkeit, Achtung der Toten und Rücksichtnahme auf die Gefühle der Hinterbliebenen interpretiert ( Christentum). Pietismus

Protestantismus-These

Piratenstaat (1) gemäß US-amerikanischer politischer Rhetorik ein Staat, welcher amerikanische UrheberProdukt- und rechte nicht (hinreichend) schützt. Zu einer Gruppe von zwölf Staaten, in welchen Markenpiraten mehr und minder ungestört agieren können (z.B. Kopieren von Filmen und Musik sowie Medikamenten), zählen insb. China und Russland. Ihnen, wie auch Ägypten, Argentinien, Chile, Indien, Israel, Libanon, Thailand, Türkei, Ukraine und Venezuela, drohen die USA mit WirtschaftsWirtschaftskrieg). Weitere 31 Staaten, unter ihnen erstaunlicherweise sanktionen (u.a. Strafzoll; auch Länder wie Italien und Kanada, stehen diesbezüglich unter Beobachtung der US-Behörden. (2) Während die Klassifikation Piratenstaat ökonomische Interessengegensätze thematisiert, bezieht sich der Begriff Schurkenstaat auf die politische Dimension. Piratenware

Marken- und Produktpiraterie

Piraterie (1) von Seeräubern bzw. Freibeutern, meuternden Besatzungsmitgliedern oder Passagieren auf Hoher See ( Seegerichtshof, internationaler) im Luft- oder Verkehrsraum verübte Gewalttaten (z.B. Freiheitsberaubung, Kaperung, Plünderung). metaphorisch genutzt, etwa als Produkt- und Mar(2) Lange Zeit wurde dieser Begriff primär kenpiraterie oder als Biopiraterie ( Vielfalt, biologische). In der jüngeren Vergangenheit ist jedoch Internaeine Renaissance der klassischen Seepiraterie zu beobachten. Wie das in London ansässige tional Maritime Bureau mitteilt, wurden im ersten Halbjahr 2005 weltweit 127 Schiffe von Piraten angegriffen (insb. im Seegebiet rund um Indonesien und vor Somalia). Da, bspw. aus versicherungsrechtlichen Gründen, die Dunkelziffer sehr hoch ist, muss man davon ausgehen, dass es tatsächlich zu weit mehr Vorfällen kommt. Pisa-Studie

Human-Kapital

Plafond A/B/C/D/E

Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbH (AKA)

Plagiarius Schmäh- bzw. Negativpreis, den der Verein Aktion Plagiarius seit 1976 jährlich für besonders dreiste Imitate von Markenprodukten verleiht ( Marken- und Produktpiraterie). Bei dem Plagiarius handelt es sich um einen schwarzen Zwerg mit vergoldeter Nase.

Planung

1129

Plagiat Nachahmung geschmacksmusterrechtlich oder urheberrechtlich geschützter Produkte ( GeschmacksUrheberrecht). Plagiate sind eine Unterkategorie der Produkt- und Markenpiraterie. muster; Raubkopien und Knock Offs. Weitere Unterkategorien sind " Sokianos, N.-P.: Produkt- und Konzeptpiraterie erkennen, vorbeugen, abwehren, nutzen, dulden, Wiesbaden 2006. von Welser, M.; González, A.: Marken- und Produktpiraterie, Weinheim 2007.

Planung (1) gedankliche Vorwegnahme künftigen unternehmerischen Handelns durch Abwägen verschiedener Entscheidungen, die den künftigen betrieblichen LeistungsproHandlungsoptionen und Fällen von zess festlegen. Planung kann kurz-, mittel- oder langfristiger Natur sein ( Meta-Planung). Zusammen mit den übrigen maßgeblichen Differenzierungen (hierarchische Stellung und Funktion der Pläne) ergibt sich ein umfassendes Planungssystem (vgl. Abb. 1). Autoren wie Ringlstetter & Skrobarczyk beInternationalitrachten die „Steigerung des Unternehmenswertes“ als das strategische Oberziel der sierung des Unternehmens. Dieses konkretisiert sich in der Steigerung des Cash flow und der MindeRisikos. rung des unternehmerischen Abb. 1: Struktur eines Planungssystems Oberziele kurzfristige …

Subziele

mittelfristige …

langfristige …

kurzfristige …

mittelfristige …

Ziel-Planung

Strategische Planung

Operative Planung

Ziel-Planung

Strategische Planung

Operative Planung

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Strategische Planung

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Anmerkung: Funktionale Teilplanung 1 = Absatzplanung, 2 = Beschaffungsplanung, 3 = Finanzierungsplanung, 4 = Personalplanung

Das Ausmaß der Zielerreichung hängt nun davon ab, inwieweit es dem Unternehmen gelingt, in entSkalenefsprechendem Maße Quellen der Wertsteigerung zu erschließen, d.h. Größenvorteile (z.B. Arbitrage-Vorteile (z.B. Ausnutzen unterschiedlicher Faktorkosten an verschiedenen fekte) und Standorten; Standortvorteile). Weiterhin kommt es darauf an, Barrieren der Wertsteigerung zu umTransaktionskosten gehen bzw. zu reduzieren. Diese Barrieren bestehen im Wesentlichen aus den Differenzierung (z.B. Kosten der Produktanpas(z.B. Kosten des Güterflusses) und den Kosten der sung aufgrund unterschiedlicher Verbraucherbedürfnisse in den einzelnen Ländermärkten) zusammen (vgl. Abb. 2, nächste Seite).

1130

Planungsprozess

Größenvorteil und Arbitrage-Vorteile bzw. Transaktions- und Differenzierungskosten wiederum werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Sie sind demnach die eigentlichen Bestimmungsgrössen der Wertsteigerung. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um jene Einflussfaktoren, welche andeMotive oder Gründe der Internationalisierung bezeichnen (z.B. Zugang re Autoren gewöhnlich als zu Ressourcen, Kapazitätsauslastung). Abb. 2: Promotoren und Inhibitoren der Internationalisierung Oberziel der Internationalisierung „Steigerung des Unternehmenswertes“ Strategische Ziele der Internationalisierung Steigerung des Cash Flow Einflussgrößen der Wertsteigerung Größenvorteil

Arbitrage-Vorteil

Transaktionskosten

Kosten der Differenzierung

Minderung des Risikos

Quellen der Wertsteigerung (= Promotoren) Nutzung von (funktionalen) Skaleneffekten Kapazitätsauslastung Erfahrungskurveneffekt Gemeinsame Nutzung der Ressourcen Nutzung unterschiedlicher Faktorkosten Zugang zu Ressourcen Nutzung unterschiedlicher institutioneller Hedging Rahmenbedingungen Frühaufklärung Rekurs auf kulturspezifische Informationen Barrieren der Wertsteigerung (= Inhibitoren) Höhe der Kosten für Wechselkursschwankungen $ Güterfluss Beschränkungen $ Finanzmittelfluss des Kapitalverkehrs $ Informationsfluss Heterogenität der Komplexität der $ Verbraucherbedürfnisse $ Planung $ Anforderungen des Handels $ Geschäftsabläufe

Quelle: in Anlehnung an Ringlstetter/Skrobarczyk (1994, S.337).

(2) Für ein Internationales Unternehmen, ein Multinationales Unternehmen wie auch ein Globales Unternehmen konkretisiert sich Planung in verschiedenen Teilplänen (z.B. Maßnahmenplanung). Für die Zielplanung etwa ist festzulegen, welche Unternehmensziele mit welcher Erscheinungsform Internationalisierung am besten verfolgt werden können ( Ziele der Internatiobzw. Strategie der Auslandsmärkte mittels Lizenzvernalisierung)? Entscheidet sich ein Unternehmen bspw. dafür, gabe zu erschließen, so gewöhnlich deshalb, um internationale Märkte schnell, kostengünstig und/oder auch trotz geringer Marktkenntnis erfolgreich bearbeiten zu können. Weiterhin kann es darum gehen, auch kleine bzw. nachfrageschwache Märkte rentabel bearbeiten zu können, bereits getätigte F+EHandelshemmnisse umgehen zu können (z.B. Local ContentInvestitionen besser nutzen und Auflagen). " Ringlstetter, M.; Skrobarczyk, P.: Die Entwicklung internationaler Strategien, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB), 64.Jg. (1994), Nr.3, S.333-357.

Planungsprozess stellt vor allem Multinationale Unternehmen vor erhebliche Probleme, die mit der Diskussion der Ringiüblichen Vor- und Nachteile von Top Down-Planung und Botton Up-Planung (vgl. auch System) nur unzureichend erfasst werden. Denn im internationalen Kontext interessiert vor allem, in Tochtergesellschaften in dem welcher Weise die mehr oder minder große Anzahl von ausländischen Planungsprozess angemessen berücksichtigt werden soll ( Netzwerk, intraorganisationales).

Planungsprozess

1131

(1) Bei Top Down-Planung werden die strategisch bedeutsamen Entscheidungen (z.B. Art der MarktMarkenpolitik) vom Top-Management der Zentrale bzw. allgemein im Stammland eintrittsstrategie; getroffen, während deren konkrete Umsetzung und Ausgestaltungen Aufgabe der Niederlassungen in den einzelnen Ländermärkten ist. Je nachdem, wie groß deren Spielraum ist, kann es sich dabei um eine traditionelle ( Ethnozentrismus) oder um eine mehr oder minder „moderne“ Art der Unternehmensführung handeln (z.B. nach dem Prinzip: Think global, Act local). Als zentrale Vorteile dieser Modus gelten der Zeitvorteil und die dadurch erleichterte Möglichkeit, Konsistenz zu wahren (z.B. mit der Unternehmensphilosophie, anderen Planungsebenen wie Zeitplan, Kostenplan, Funktionsplänen). Zu den maßgeblichen Schwächen zählen der Verzicht auf das Wissenspotenzial der Niederlassungen (insb. Marktkenntnis) und die Gefahr von Motivationsproblemen, die z.B. auf Grund des in den Ländervertretungen aufkommenden Eindrucks, am Planungsprozess nicht angemessen zu partizipieren, entstehen können ( Not Invented Here-Syndrom). (2) Der Prozess der progressiven Planung, der Bottom Up-Ansatz, wird ebenso häufig wie irrtümlich als charakteristisch für japanische Unternehmen geschildert ( Ringi-Seido). Dabei entwickeln die Niederlassungen ihre strategische und ihre operative Planung unabhängig voneinander. Aufgabe des Stammhauses ist es dann, die Einzelpläne zu koordinieren und/oder zu integrieren. Diese vom Ansatz polyzentrische Strategie verhält sich in ihren spezifischen Vor- und Nachteilen spiegelbildlich her zum Top Down-Ansatz. (3) Deshalb liegt es nahe, beide Planungsverfahren miteinander zu verknüpfen. Eine Möglichkeit der Integration beider Verfahren bietet sich in Gestalt des Gegenstromverfahrens. Wie beim Top DownAnsatz entwickelt die Zentrale (zunächst) Oberziele und strategische Pläne. Diese werden, eindeutig als „vorläufig“ gekennzeichnet, den einzelnen Auslandsniederlassungen zur Kritik, Revision, Modifikation, Ergänzung etc. zugeleitet. Nun setzt der Bottom Up-Anteil des Gegenstromverfahrens ein, an dessen Ende dem Stammhaus wiederum die Aufgabe der Integration und Koordination zukommt. Diese schleifenartige Ausbildung des Planungsprozesses kann im Prinzip mehrmals wiederholt werden. Allerdings setzt der überproportionale Bedarf an Management-Zeit, zugleich der wichtigste Nachteil dieser Art der Organisation des Planungsprozesses, hier Grenzen. Gemessen an der zugrundeliegenden Philosophie reflektiert das Gegenstromverfahren eine geozentrische Orientierung. Im konkreten Fall äußert sie sich in dem Bestreben, ein möglichst hohes Maß an Beteiligung der Niederlassungen bei größtmöglicher Konsistenz der Gesamtplanung zu gewährleisten. Auch entstehen, wenn Partizipation nur vorgetäuscht wird und die Zentrale die Vorschläge der Niederlassungen nicht angemessen berücksichtigt, zumeist noch größere Motivationsprobleme als bei einer rigiden Top Down-Planung ( Führungsstil). (4) Gerade bei derart grundlegenden Management-Leistungen nehmen kulturelle Unterschiede Einfluss Dies geschieht in Form spezifischer Vorstellungen über die Wünschbarkeit oder Angemessenheit unterschiedlicher Problemlösungsstrategien, divergierende Arbeitsstile sowie Modi des Zeit-Managements etc. Folgender Bericht steht für unzählig viele derartiger Kulturprobleme, wie sie regelmäßig in der einschlägigen Presse und Fachliteratur berichtet werden. „Die Deutschen waren enttäuscht von den Managern ihres US-Tochterunternehmens. Sie konzentrierten sich nicht auf die Präsentation ihres aus Deutschland angereisten Chefs zur geplanten Fabrikerweiterung. Und in der Diskussion trugen sie nichts zur Analyse und Problemfindung bei, sondern drängten in ihrer »Cowboy-Mentalität« ständig darauf, endlich zur Tat zu schreiten. Typisch amerikanisch eben: Erst schießen, dann fragen! Frust machte sich auch auf der amerikanischen Seite breit: Die Cowboys empfanden die Besprechung als Informations-Overkill - also sagten sie nichts, was die Diskussion in die Länge hätte ziehen können. Außerdem waren die Deutschen einfach zu sehr auf die Theorie statt auf die Lösungen fixiert - der Plan würde in der Praxis sowieso modifiziert werden müssen. Typisch deutsch eben: Lieber reden als handeln“ (P. LeMont-Schmidt). " LeMont-Schmidt, P.: Die amerikanische und die deutsche Wirtschaftskultur im Vergleich, 4.Aufl., Göttingen 2002. Macharzina, K.: Unternehmensführung. Das internationale Management-Wissen, 2.Aufl., Wiesbaden 1995. Kono, T.: Planungssysteme(n), internationaler Vergleich, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.1659-1671. Kreikebaum, W.: Planung, internationale, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.1650-1658.

1132

Planwirtschaft

Planwirtschaft (1) umgangssprachlicher Begriff für jene im Wesentlichen gescheiterte Wirtschaftsordnung, die Zentralverwaltungswirtschaft bezeichnet wird. Die Planwirtschaft ist ein von den verkorrekt als Marktwirtschaft abzugrenzendes Wirtschaftssystem (bzw. Art schiedenen Erscheinungsformen der der Organisation ökonomischer Leistungsprozesse). Als Zentralverwaltungswirtschaft setzt die auch „sozialistisch“ genannte Planwirtschaft nicht auf die „unsichtbare Hand“ des Marktes, sondern auf zentrale Planung und Lenkung. (2) Planwirtschaften neigen insb. auch dazu, die Werbewirtschaft zu reglementieren. So führte die Sowjetunion 1917 eine Werbezensur ein. Nachdem die Jahre 1921-1928 rückblickend als eine vergleichsweise liberale Phase gelten können, in der private Unternehmen mehr oder weniger unbeschränkt werben konnten ( Liberalismus), unterlag die sowjetische Werbewirtschaft ab 1929, bis in die sechziger Jahre hinein, massiven Restriktionen. In der Phase bis 1987 wurde dann fast nur noch für Investitionsgüter geworben, kontrolliert von einem nationalen Werberat. Werbung für russische Erzeugnisse in ausländischen Medien unterlag der vollständigen Kontrolle durch das AußenhandelsmiJoint Ventures zwischen einheimischen und ausländischen Unternehmen nisterium. Als dann 1987 erlaubt wurden, profitierte auch die Werbewirtschaft von dieser Öffnung, was zur Gründung erster russischer Werbeagenturen führte. Ähnlich verhielt es sich in China. Von 1949 bis 1976 war Werbung in China grundsätzlich untersagt, Werte ( Individualismus vs. Kollektivismus). In der und die Medien propagierten kollektive Folgezeit wurde zunächst überwiegend mit militaristischen Motiven geworben, später dann mit unmittelbar produktbezogenen Appellen (Eigenschaften, Nutzen). Das 1994 erlassene „Gesetz der Werbung“ abergläubisch, staatsfeindlich, pornograverbot alle Formen von „rechtswidriger Werbung“ (d.h. fisch oder gewalttätig). Was darunter im Einzelfall zu verstehen ist, bewerten chinesische Behörden Inund Gerichte indessen häufig wesentlich anders als Werbungtreibende aus den westlichen dustrieländern. Sie dürfen im Übrigen in China nur tätig werden, wenn sie sich der Dienste einer chinesischen Werbeagentur bedienen. Auch ist die Platzierung bestimmter Werbeinhalte generell genehmigungspflichtig (bspw. Werbung für ärztliche Serviceleistungen privater Personen, Medikamente und medikamenten-ähnliche Produkte, medizinische Geräte, Pestizide, Tiermedikamente sowie Lebensmittel und Tabak). Werden in der Produktwerbung bestimmte Qualitätsstandards, Auszeichnungen, PaMarke als Produktvorteile erwähnt, sind die entsprechenden Urkunden tente oder eine registrierte bei der Werbeagentur als Nachweis vorzulegen. Die örtlichen Industrie- und Handelsämter sind für die Prüfung und Überwachung der Werbemaßnahmen zuständig. Sie verhängen gegebenenfalls auch die Strafen, die von Einstellung der beanstandeten Werbemaßnahme, über Geldbußen (bis zum Fünffachen der Kosten der jeweiligen Werbekampagne) und die Schließung der Werbeagentur bis hin zu Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren reichen können. Plattform-Strategie Plaza-Agreement Pluralismus

Outpacing-Strategie G5-Gruppe

Erfolg von Volkswirtschaften

Pluralität, kulturelle

Ethno-Marketing

Plurilaterales Abkommen

World Trade Organisation

Poldermodell in den Niederlanden in den neunziger Jahren entwickelter Ansatz, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der eigenen Volkswirtschaft zu bewahren bzw. wiederzugewinnen ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Im Wesentlichen handelte es sich dabei um einen im Konsens zwischen den verschiedenen sozialen bzw. politischen Kräften des Landes vereinbarten Mix aus Arbeitszeitverkürzung,

Polyzentrismus

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Lohnzurückhaltung und Begrenzung der Staatsausgaben ( Staatsquote). Dieser Problemlösungsanfeminines Land nahe liegt, wurde zunächst als Erfolg gefeiert, galt jedoch spätessatz, der für ein tens ab 2004 als mehr oder weniger gescheitert. Political Risk-Ansatz Political Risk-Index Politische Union Politisches Risiko

Public Affairs-Management, internationales Business Environment Risk-Index

Integration Risikoarten

Politisch-ökonomische Theorie des Protektionismus Polychronismus Polygamie

Protektionismus

Zeitstruktur

Erfolg von Volkswirtschaften

Polytheismus (1) Glaube an die Existenz und das Wirken mehrerer (bzw. vieler) Götter („Vielgötterei“) und göttlicher Wesen (bzw. Geister). Aufgrund des Glaubens an Geisterwesen und Dämonen bestehen zwischen Animismus sowie Ahnenkult fließende Übergänge. Nahezu alle polytheistiPolytheismus und Anthropozentrismus. In dieser Vorstellungswelt erscheinen schen Glaubenssysteme tendieren zum die Götter den Menschen in menschlicher Gestalt und nehmen auch deren Eigenschaften an (z.B. listig, rachsüchtig, fürsorglich). Charakteristisch ist weiterhin, dass nahezu alle Phänomene der belebten (z.B. Tiere) wie der unbelebten Natur (z.B. Erde, Feuer, Regen) als Gottheiten verehrt werden können (was nicht zuletzt auch deren Vielzahl erklärt). (2) Letztlich ist es aber auch unmöglich, Monotheismus (Judentum, Christentum, Islam) und PolyShintoismus, vedischer; Hinduismus) eindeutig voneinander abzugrenzen. So theismus (z.B. empfinden sich Buddhisten selbst nicht als polytheistisch, während viele Nichtchristen die von den Christen verehrte Heilige Dreifaltigkeit (Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist) als Indiz dafür ansehen, dass das Christentum letztlich polytheistisch ist (was dessen Vertreter und Anhänger vehement ablehnen würden). Polyzentrische Orientierung

EPRG-Schema

Polyzentrismus mehrdeutiges Managementkonzept. Konstrukts „interkulturelle Handlungskompetenz“ be1) Im Rahmen ihrer Konzeptualisierung des Vorurschreiben Kühlmann & Stahl Polyzentrismus als Persönlichkeitseigenschaft: als Freiheit von Einstellungen und Handlungsmustern von Menschen, die einer andeteilen gegenüber Meinungen, Gesellschaft, einer anderen Kultur, einem anderen Kulturkreis angehören ( Handlungsren kompetenz, interkulturelle). (2) Andererseits versteht man darunter allgemein die „Verteilung von Entscheidungskompetenzen auf verschiedene Entscheidungszentren“ (Kirsch et al., S.556). Davon ausgehend ist Polyzentrismus eine Internationalisierung auf dem idealtypische Entwicklungsstufe, welche Unternehmen im Zuge ihrer Weg vom ethnozentrischen zum geozentrischen Unternehmen durchlaufen ( Archetypus der internationalen Unternehmung; E.P.R.G.-Konzept; Länderphilosophie). Ethnozentrismus a) Unternehmen, welche die polyzentrische Strategie verfolgen, haben die für den charakteristische Selbstbezogenheit überwunden und agieren weltoffen. Von der gleichwertigen EinKulturraumes überzeugt, richten solche Unternehmen ihre zigartigkeit eines jeden Landes bzw.

1134

Popper-Kriterium

Strategien und Maßnahmen an den besonderen Gegebenheiten der jeweiligen Märkte aus (= paternalistischer Polyzentrismus) bzw. lassen die Tochtergesellschaften selbständig entscheiden (= echter Polyzentrismus). Mit Hilfe von Multinationalem Management sind sie bestrebt, den unterschiedlichen, Bedürfnissen von Verbrauchern, Absatzmittlern und Interessengruppen landesspezifisch geprägten aller Art Rechnung zu tragen, um den Unternehmenserfolg je Land bzw. Markt maximieren zu können. Idealtypisch betreiben polyzentrisch ausgerichtete Unternehmen das Auslandsgeschäft vorzugsweise Joint Ventures oder Tochtergesellschaften, welche als mehr oder minder autonome mit Hilfe von Kommunikations-, Produkt-, Distribunationale Unternehmen agieren und eine eigenständige Preispolitik verfolgen. Daraus wiederum erwächst die Gefahr, dass polyzentrisch geführtions- und te Unternehmen ihre lokalen Managementkonzepte nicht oder nur ungenügend koordinieren ( Koordination) und folglich Nachteile wie Doppelarbeit, widersprüchliche Kommunikationskonzepte etc. in Kauf nehmen müssen. Differenzierungsvorteilen, welche eine streng länderspezifische Marktbearbeitung verb) Den schafft, steht ein erheblicher Koordinations- und Kontrollaufwand gegenüber ( Koordination). Falls die Unternehmenszentrale nicht Management by Objectives betreibt, konterkarieren die dann zusätzTransaktionskosten eines der Hauptziele internationaler Geschäftstätigkeit: die lich anfallenden Nutzung von Rationalisierungs- bzw. Synergieeffekten auf allen Ebenen und in allen Phasen des Leistungsprozesses (z.B. Informationsgewinnung; Forschung+Entwicklung; Produktentwicklung; Kommunikationspolitik; Skaleneffekte). Folglich verspricht die polyzentrische Orientierung vor allem solchen Unternehmen Erfolg, die wenige und zugleich stark unterschiedliche Auslandsmärkte bearbeiten. Auch begünstigt diese Länderphilosophie eine Fragmentierung von Geschäftstätigkeit und Unternehmensidentität. " Kirsch, W.; Dietel, B.; Walz, P.: Der unternehmenspolitische Polyzentrismus, in: Kirsch, W. (Hrsg.), Wegweiser zur Konstruktion einer evolutionären Theorie der strategischen Führung, 2.Aufl., München 1997, S.549-611. Kühlmann, T.M.; Stahl, G.K.: Diagnose interkultureller Kompetenz und Examinierung eines Assessment Centers, in: Bormeyer, C.I.; Bolten, J. (Hrsg.), Interkulturelle Personalorganisation, Berlin 1998. Perry, A.C.: International versus Domestic Marketing. Four Conceptual Perspectives, in: European Journal of Marketing, Vol.24 (1990), No.6, pp.41-54. Welge, M.K.: Die Führung von Betriebseinheiten im Ausland aus organisatorischer Sicht, in: Dichtl, E.; Issing, O. (Hrsg.), Exportnation Deutschland, 2.Aufl., München 1992, S.289-303.

Popper-Kriterium der Falsifizierbarkeit besagt, dass wissenschaftliche Aussagen so formuliert werden müssen, dass sie prinzipiell an der Realität scheitern können, d.h. im empirischen Test verworfen werden können. Wissenschaftstheorie zufolge wissenschaftNicht-falsifizierbare Aussagen sind dieser Strömung der lich wertlos, da sie nicht überprüft werden können ( induktiver Ansatz). " Lingau, V.: Kritischer Rationalismus und Betriebswirtschaftslehre, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 24.Jg. (1995), Nr.3, S.124-129. Popper, K.R.: Logik der Forschung, 11.Aufl., Tübingen 2005.

Porter-Hypothese unterstellt, dass Unternehmen im internationalen Wettbewerb davon profitieren, wenn ihre nationale Gesetzgebung sie dazu zwingt, höhere Umweltstandards zu erfüllen als ihre internationalen Konkurrenten ( Wettbewerb, internationaler). Durch eine solche Intervention würden sie sozusagen zu ihrem „Glück gezwungen“ (d.h. innovative Produkte zu entwickeln). Sähen andere Länder sich nämlich im weiteren Verlauf aufgrund zunehmender Umweltprobleme (z.B. Luft-, Wasserverschmutzung) gehalten, gleichfalls den Umweltverbrauch zu sanktionieren (durch Kosten), würden die First Mover von ihrem Know how-Vorsprung bei umweltfreundlichen Produkten und Produktionstechnologien profitieren. Aus volkswirtschaftlicher Sicht war diese These zunächst umstritten. Mittlerweile trat diesbezüglich jedoch ein Meinungswandel ein. Zahlreiche theoretische und empirische Studien sprechen dafür, dass ökologisch motivierte Auflagen des Gesetzgebers durchaus positive ökonomische Impulse auslösen können bzw. jedenfalls nicht zwangsläufig negative Konsequenzen haben ( Standortflucht). " Hilpert, J.: Die Porter-Hypothese. Wettbewerbsvorteil durch strenge Umweltstandards?, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 28.Jg. (1999), Nr.3, S.137-140. Porter, M.E.; van der Linde, C.: Toward a New Conception of the EnvironmentCompetitiveness Relationsship, in: Journal of Economic Perspectives, Vol.9 (1995), No.4, pp.97-118.

Portfoliotheorie der Direktinvestition

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Portfolioanalyse (1) ursprünglich im Rahmen der Investitionstheorie entwickelt, wurde die zumeist zweidimensionale, seltener mehrdimensionale Portfolioanalyse bald zum Standardinstrument des Strategischen ManageSWOT-Analyse nutzt die Vier-Felder-Matrix, um aus der Kombination von Stärken und ments. Die Schwächen des Unternehmens mit den Chancen und Risiken der Unternehmensumwelt strategische PersonalEmpfehlungen für einzelne Geschäftsfelder oder Produkte abzuleiten ( Risiko). Das management nutzt die Portfolioanalyse gleichfalls in vielfältiger Weise, bspw. für das Zeitmanagement. Populär wurde die Zeitplanung nach dem so genannten Eisenhower-Prinzip (vgl. Abb.). Eisenhower-Prinzip wichtig

nicht wichtig

dringlich

sofort anpacken

delegieren

nicht dringlich

terminieren

Papierkorb

(2) Im Rahmen der internationalen Markterschließung soll die Portfolioanalyse helfen, solche LänderLänderrisiko und Renditeerwartung in einem wünschenswerten märkte zu bestimmen, bei denen Marktauswahl). Verhältnis zueinander stehen ( Marktattraktivität; Portfolioinvestition langfristiger, von Renditezielen geleiteter internationaler Kapitalverkehr, vor allem in Gestalt des Kaufs von ausländischen Wertpapieren und Unternehmensanteilen. Direktinvestition ist die Portfolioinvestition nicht vom Kontroll(1) Anders als die klassische motiv bestimmt, sondern vom Ertrags- und Risikodiversifikationsmotiv. Eine Sonderrolle spielen Überkreuzbeteiligungen, wie sie Partner einer Strategischen Allianz vornehmen. (2) Da weder die unterstellten Motive noch die Zeitperspektive eindeutige Unterscheidungskriterien sind, hat sich als Proxyvariable ('ownership as proxy for control') das Ausmaß der Kapitalbeteiligung oder der Stimmrechtsanteile bewährt. Übersteigen diese die 10%-Marke, geht man allgemein davon aus, dass es sich nicht um eine Portfolio-, sondern um eine Direktinvestition handelt (= Direktinvestionsannahme). " Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.86ff. Reker, C.: Direktinvestitionstheorie. Stand und Potenzial der Ursachenforschung, Bd.26, Institut für Weltwirtschaft und Internationales Management, Universität Bremen, Bremen 2003.

Portfoliotheorie der Direktinvestition (1) geht von den Portfolioüberlegungen der Kapitalmarkttheorie aus, wonach ein Investor das Risiko seiner Gesamtinvestition u.a. durch die Strategie der Diversifikation reduzieren kann, vorausgesetzt, die Einzelinvestitionen korrelieren nicht vollständig positiv ( Korrelation). Übertragen auf SachanlaDirektinvestitionen, die ein Unternehmen vornimmt, sich gen bedeutet dies, dass die verschiedenen Länderrisikos des Standortes, des Promöglichst wenig ähneln sollten (z.B. hinsichtlich des Transferrisikos, der Rechtsform z.B. Joint duktlebenszyklusses des Leistungsgegenstandes, des Brownfield vs. GreenfieldVenture vs. 100%-Tochterunternehmen oder der Art der Gründung Investment ). Um Informations- und Transferkosten sowie andere Unvollkommenheiten des Kapitalmarktes (z.B. Kapitalverkehrskontrollen) zu umgehen, investieren Portfolioinvestoren gemäß dieser Theorie nicht in verschiedenen Ländermärkten in einzelne nationale Objekte, sondern vorzugsweise in Internationale Unternehmen, welche selbst geographisch diversifiziert sind (d.h. Direktinvestitionen in verschiedenen Ländern getätigt haben).

1136

Positivismus

(2) Spitzt man die zentrale Fragestellung dieser Theorie noch weiter zu („soll ein Portfolioinvestor in mehrere Sachanlagen in unterschiedlichen Ländern investieren oder in eine Sachanlage, welche selbst auf unterschiedliche Länder diversifiziert ist?“), so werden deren Geltungsbereich und Beschränkungen offensichtlich: Neben der einseitigen Konzentration auf unvollkommene Kapitalmärkte (bei Vernachlässigung der Unvollkommenheit der Faktor- und Gütermärkte) kritisieren Kutschker & Schmid (S.410), dass es sich streng genommen nicht um eine Direktinvestitionstheorie handelt: „Nicht Direktinvestitionen, sondern Portfolioinvestitionen sind Rugmans Erklärungsobjekt. Direktinvestitionen werden zum Mittel, um möglichst effiziente Portfolioinvestitionen zu tätigen.“ " Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008. Rugman, A.M.: Motives for Foreign Investment. The Market Imperfections and Risk Diversification Hypothesis, in: Journal of World Trade Law, Vol.9 (1975), pp.567-573. Rugman, A.M.: The Theory of Multinational Enterprise, Brookfield 1997.

Positivismus in Abgrenzung zur Metaphysik bzw. philosophischen Spekulation zu verstehendes Wissenschaftsmodell, wonach als Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse nur „Tatsachen“ zulässig sind ( Wissenschaftstheorie). Unter Tatsachen verstand A. Comte (1798-1857) das Wirkliche und das Zweifellose: das Positive, das man objektiv erkennen kann. Der Positivismus hat sich u.a. zum logischen Empirismus weiter entwickelt ( Empirismus; Neopositivismus). " Kolakowski, L.: Die Philosophie des Positivismus, München 1971. Popper, K.R.: Logik der Forschung, 11.Aufl., Tübingen 2005. Stegmüller, W.: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie, Bd.1, 7.Aufl., Stuttgart 1989.

Post Merger-Integration

Merger of Equals

Posteinlieferungsschein

Exportdokumente

Postmaterialismus

Protestantismus-These;

Wert;

World Values Survey

Postmoderne Theorie des Internationalen Managements geht davon aus, dass angesichts der mit der Globalisierung verbundenen Veränderungen und StrukWettbewerbsvorteile Multinationaler Unternehmen nicht turbrüche der Umweltbedingungen die monokausal erklärt werden können ( Wissensmanagement, transnationales). Der hierfür zu entwickelnde pluralistische Erklärungsansatz müsse den zentralen Kennzeichen der Postmoderne (Bedeutungsverlust des Raumfaktors, d.h. leichtere Überwindbarkeit räumlicher und nationalstaatlicher HinInkommensurabilität von dernisse, Verdichtung der Zeit und Individualisierung von Referenzen; Kulturen) Rechnung tragen. Für die Unternehmenspraxis bedeutet dies, dass in den verschiedenen Regionen und Geschäftsfeldern von den einzelnen Unternehmensfunktionen in den jeweiligen Internationalisierung simultan unterschiedliche Strategien zu verfolgen sind. Stadien der " Clegg, S.R.; Gray, J.T.: Metaphors of Globalization, in: Boje, D.M.; Gephard, R.P.; Thatchenkery, T.J. (Ed.), Postmodern Management and Organization Theory, Thousand Oaks/CA 1996, pp.293-307.

Postpanama-X-Klasse Containerschiffe der fünften Generation, die 40 m breit sind und deshalb nicht mehr den Panamakanal passieren können ( Twenty Foot Equivalent Unit) Poverty Reduction Strategy von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) 1999 publiziertes StrategiepaHIPC-Initiative zur Entschuldung hochverschuldeter armer Länder anregt. pier (PRSP), das die Auch bekannten sich diese beiden Institutionen darin erstmals zur Vorrangigkeit des Ziels „ArmutsbeHeavily Indebted Poor Country). Voraussetzungen dafür, von der HIPCkämpfung“ ( Armut; Initiative profitieren zu können, sind die Entwicklung und Umsetzung einer nationalen Armutsbekämpfungsstrategie und die Selbstverpflichtung, Finanzmittel, welche durch die (teilweise) Entschuldung

Präferenzzoll

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frei werden, „zweckgebunden“ einzusetzen (d.h. für die Unterstützung wirtschaftlicher und sozialer Reformen). Auch sollen HIPC-Länder selbst Strategien für die Förderung ihrer Wirtschaft und ihres Sozialsystems entwickeln sowie für deren Umsetzung sorgen. Der von den Geberländern zu unterstütGezende Prozess ist partizipativ anzulegen, d.h. unter Beteiligung aller relevanten Gruppen der Nicht-Regierungsorganisationen). sellschaft (bspw. auch von PPP

Public-Private Partnership

Prädestinationslehre aufgrund des Glaubens an die absolute Souveränität Gottes begründetes Erwähltsein oder Verworfensein des Menschen. Noch stärker als der Reformator M. Luther betonte J. Calvin, dass es dem Menschen nicht möglich sei, durch sein individuelles Tun und Lassen auf sein jenseitiges, spirituelles Leistungsmotivation und Schicksal Einfluss zu nehmen. Die Prädestinationslehre ist Teil der für die Protestantismus-These. Der Islam den ökonomischen Erfolg von Volkswirtschaften bedeutsamen vertritt gleichfalls die Auffassung von der Prädestination. Präferenz Bevorzugung eines Angebots, einer Leistung, eines Transaktionspartners etc. Industrieländern, die Mehrzahl der Märkte Käufermärkte sind (1) Da, jedenfalls in den westlichen und der Käufer somit die Wahlfreiheit besetzt (abgesehen von zeitlichen, finanziellen und sonstigen Restriktionen), ist es Aufgabe des Marketing und anderer Unternehmensfunktionen, das eigene Angebot „vorziehenswürdig“ erscheinen zu lassen (= Präferenz), z.B. für Markenpräferenz zu sorgen. Die Außenhandelstheorie eingeführt. Neuere Außenhandelstheorie hat diesen Umstand in die (2) Für die internationale Unternehmenstätigkeit spielen u.a. folgende Konzepte eine wichtige Rolle: Allgemeine Zollpräferenz; Altpräferenz ( CommonwealthAllgemeines Präferenzsystem; Handelspräferenz; Lomé-Abkommen; Meistbegünstigungs-Klausel; PräferenzzoPräferenz); ne ( Präferenzzoll); Risikopräferenz ( Auslandsorientierung); Standortpräferenz ( Standortfaktoren). Präferenzabkommen Frühphase der wirtschaftspolitischen Integration ( Handelspräferenz). Die Vertragspartner eines Präferenzabkommens gewähren sich wechselseitig erleichterten Zugang zu ihren Märkten (bspw. durch Zollfreiheit für bestimmte Produkte bzw. Produktgruppen). Das zentrale Integrationsziel, die multilateralen Wirtschaftsbeziehungen der Mitgliedsländer, wird im Falle von Intensivierung der Präferenzabkommen zumeist dadurch erreicht, dass sich die Unterzeichnerstaaten wechselseitig erleichterte Zugangsbedingungen gewähren. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Zusicherung wechselseitiger Zollfreiheit für bestimmte Güterkategorien ( Zoll). Präferenznachweis Präferenzraum Präferenzsystem

Lieferantenerklärung

Handelspräferenz Allgemeines Präferenzsystem

Präferenzzoll Vorzugszoll, den zwei oder mehr Länder vereinbaren und der geringer ist als der Zoll, der für entsprechende Ware, die Importeure aus anderen Ländern einführen, zu entrichten ist. Die Mitgliedshandelspolitische Vorzugsbehandländer einer Präferenzzone gewähren sich somit gegenseitig eine lung. Dies bedeutet allerdings zugleich eine Diskriminierung der Nicht-Mitgliedsländer. Insofern verAllgemeinen Zoll- und Handelsstoßen Präferenzzonen gegen das Nicht-Diskriminierungsgebot des abkommens und sind somit prinzipiell anfechtbar.

1138

Präferenzzone

Präferenzzone Gebiet, für welches eine Zollpräferenz gilt ( Pragmatik

Lomé-Abkommen;

Präferenzzoll)

Semiotik

Praktiken drei äußere Schichten des normativ-deskriptiven Kulturmodells. Dieses bekannte Schichtenmodell beSymbole, Helden und Rituale. Ihnen ist gemeinsam, dass Angehörige steht aus den Schichten fremder Kulturen sie zwar wahrnehmen, nicht aber angemessen (d.h. kulturadäquat) verstehen können, da ihnen die kulturspezifischen „Codes“ fehlen ( Kommunikation). Im Gegensatz zu den sichtbaren Normen und Werte sowie, als Kulturkern, die Grundannahmen über die menschliPraktiken sind che Existenz immateriell (d.h. nicht sichtbar). " Hofstede, G.H.: Lokales Denken, globales Handeln. Kulturen, Zusammenarbeit und Management, München 1997. Schein, E.H.: Organizational Culture and Leadership, 4th Ed., San Francisco/CA 2010.

Praktikum im Ausland

Auslandshandelskammer

Präsenz, internationale Intensität des Auslandsengagements (und nicht das Auslandsengagement an sich). Dabei wird die Präsenz internationaler Unternehmenstätigkeit quantitativ ( Internationalisierungsgrad) und nicht Markteintrittsstrategie). qualitativ definiert (etwa als Form der gewählten Präsenzmarkt

Marktpräsenzstrategie

Prebisch-Singer-These besagt, dass Entwicklungsländer im Handel mit Industrieländern benachteiligt sind, weil sich die relaWeltwirtschaft tendenziell zu Ungunsten der Rohstoffe und zu Gunsten der tiven Preise in der Verarbeitenden Gewerbes entwickeln. Dies habe eine kontinuierliche Verschlechterung Güter des Terms of Trade der Entwicklungsländer zur Folge und benachteilige diese strukturell. Diese seit der jeher umstrittene These verlor durch den Boom der Rohstoffmärkte weiter an Realitätsgehalt. Prefered Supplier

Global Sourcing

Preis (1) aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht Schlüsselreiz für die Qualitätsbeurteilung. Mangels weiterer Informationen bzw. aufgrund von geringem Involvement beurteilen Käufer ein Produkt auf Basis solcher offensichtlicher Merkmale. Informationsökonomisch lässt sich erklären, warum die meisten Konsumenten den Preis als Qualitätsindikator ansehen, obwohl beide Variablen zumeist nur geringfügig korrelieren. In komplexen Entscheidungssituationen und wenn es an der Fähigkeit bzw. Bereitschaft, vorhandene Informationen zu verarbeiten, mangelt, hilft die Heuristik „hoher Preis - gute Qualität“, um mit geringem kognitiven Aufwand zwischen gleich scheinende Alternativen auszuwählen. Dies gilt umso mehr, je weniger der Käufer über das Produkt weiß bzw. erfährt, je komplexer dieses Kaufrisiko ist und je unsicherer er sich seiner eigenen ist, je höher das subjektiv wahrgenommene Urteilskraft ist. universelles Phänomen. Ihr erliegen amerikanische und (2) Die Preis-/Qualitäts-Illusion ist ein japanische Studenten (McGowan & Sternquist), junge, mobile, wohlhabende und gebildete Konsumenten aus 38 westlichen Ländern (Dawar & Parker) wie auch Polen und Schweden beim Kauf von Eiscreme (Sjolander). Junge Chinesen allerdings vertrauen weniger als Amerikaner auf diese Heuristik (Zhou & Nakamoto). Dies spricht indessen nicht gegen die interkulturelle Gültigkeit der Preis-QualiProdukt- und Markenpiraterie. Denn in China wird mastäts-Illusion, sondern für den Einfluss der senhaft gefälschte Markenware von zweifelhafter Qualität angeboten.

Preisbindung

1139

" Dawar, N.; Parker, P.M.: Marketing Universals. Consumers’ Use of Brand Name, Price, Physical Appearance, and Retailer Reputation as Signals of Product Quality, in: Journal of Marketing, Vol.58 (1994), No.2, pp.81-95. McGowan, K.M.; Sternquist, B.J.: Dimensions of Price as a Marketing Universal. A Comparison of Japanese and U.S. Consumers, in: Journal of International Marketing, Vol.6 (1998), No.4, pp.49-65. Sjolander, R.: Cross-Cultural Effects of Price on Perceived Quality, in: European Journal of Marketing, Vol.26 (1992), No.7, pp.34-44. Zhou, Z.; Nakamoto, K.: Price Perceptions. A Cross-National Study between American and Chinese Young Consumers, in: Advances in Consumer Research, Vol.28 (2001), No.1, pp.161-169.

Preisausschreiben

Kommerzielle Kommunikation

Preisauszeichnung

Einstellung zu Geld & Reichtum

Preisbereitschaft (1) Bereitschaft eines potenziellen Käufers, für eine bestimmte Leistung innerhalb einer gewissen Preis zu bezahlen. Synonym wird oft auch von Maximalpreis oder Preisspanne einen bestimmten Zahlungsbereitschaft gesprochen. (2) Die Preisbereitschaft ist aus verschiedenen Gründen kulturbedingt. Angehörige verschiedener Kulturen assoziieren mit „hohen“ oder „niedrigen“ Preisen höchst unterschiedliche Qualitätserwartungen). Zeitwahrnehmung sind die Käufer mehr oder weniger bereit, auch solche Je nach kulturspezifischer Nutzenkomponenten eines Produkts zu honorieren ( Nutzen), die sich ihnen erst in der Zukunft erschließen ( Qualitätssignal). Die Preisbereitschaft variiert allerdings nicht nur mit der Kultur des Herkunft eines Produkts. Eine wichtige Rolle Zielmarktes, sondern auch in Abhängigkeit von der Offenheit der Verbraucher gegenüber (Erzeugnissen aus) anderen Länspielt dabei die kulturelle dern. Konsumpatrioten ( Patriotismus) zeichnen sich durch eine erhöhte Preisbereitschaft für Produkte aus, die in ihrem Herkunftsland gefertigt wurden ( Herkunftszeichen). Preisbewusstsein (1) Intensität mit der Käufer, Konsumenten, Entscheider etc. auf die Preisinformation achten und den Preis bei ihren Kaufentscheidungen, Qualitätsurteilen etc. beachten. (von ihnen wahrgenommenen) Preisbewusstsein äußert sich bspw. in der Wichtigkeit, welche dem Preis beigemessen wird, der Präferenz für eine bestimmte Preis-/Qualitätslage oder dem Aufwand, der bei der Suche nach preisgünstigen Angeboten (Schnäppchenjagd bzw. Smart Shopping) betrieben wird. (2) Wer zum demonstrativen Konsum neigt und mit dem Kauf eines teuren Produkts sein Ansehen kolverbessern möchte, der wird einen hohen Preis positiv bewerten. Wie alle Angehörigen einer lektivistischen Kultur, so legen auch chinesische Konsumenten großen Wert auf das Ansehen, das sie in den Augen anderer genießen. Dieses – und damit ihr „Gesicht“ – können sie u.a. gewinnen, indem individualistischen Kulturen der sie teure Waren kaufen. Demgegenüber messen die Menschen in Meinung anderer weniger Bedeutung bei. Deshalb nehmen u.a. Amerikaner einen hohen Preis zwar als Qualitätsindikator wahr, anders als chinesische Konsumenten aber selten als Möglichkeit, an Prestige zu gewinnen. (3) Amerikaner, an einen intensiven Wettbewerb zwischen den Anbietern gewöhnt, achten tendenziell Marke gelegen ist. Innerhalb Eumehr auf Preise als Chinesen, denen stärker am Renommee einer ropas gelten gemäß einer GfK-Studie vor allem Polens Verbraucher (= 64%) als preisbewusst, gefolgt von den Deutschen (= 56%) und den Italienern (= 44%). Vergleichsweise weniger Bedeutung besitzt demzufolge der Preis für Briten, Franzosen und Spanier. " Belk, R.W.: Third World Consumer Culture, in: Kumcu, E.; Firat, A.F. (Eds.), Research in Marketing and Development. Toward Broader Dimensions, Greenwich/CT 1988, pp.103-127. Zhou, Z.; Nakamoto, K.: Price Perceptions. A Cross-National Study between American and Chinese Young Consumers, in: Advances in Consumer Research, Vol.28 (2001), No.1, pp.161-169.

Preisbindung ist im internationalen Vergleich unterschiedlich geregelt. Während in Deutschland 1973 die „PreisbinPreispolitik des Handels stark beeinflussen konnten, dung der zweiten Hand“, mit der Hersteller die aufgehoben wurde, ist etwa in Indien diese vertikale Preisbindung durch das Instrument des „Maximum Retail Price“ (noch) gesetzlich verankert.

1140

Preisdifferenzierung, internationale

Preisdifferenzierung, internationale (1) ist nach H. Diller eine „Preisdifferenzierung dritten Grades“ und eine Variante der räumlichen Preisdifferenzierung (vgl. Abb.). Arten und Formen der Preisdifferenzierung Preisdifferenzierung

Form

Beispiel

... ersten Grades

Individualisierte Preise

Preisverhandlungen Versteigerungen

... zweiten Grades

leistungsbezogene Preisdifferenzierung

Liefer- vs. Abholpreise Sitzplatzkategorien

mengenmäßige Preisdifferenzierung

Mengenrabatte Boni Mehrstufige Tarife Pauschalpreise

Preisbündelung

Set-Preise Pauschalreisen, Zubehörpakete

personelle Preisdifferenzierung

Studenten-, Beamten- oder Seniorentarife

räumliche Preisdifferenzierung

Internationale Preisdifferenzierung Bahnhofspreise

zeitliche Preisdifferenzierung

Wochenendfahrpreise Nachttarife

... dritten Grades

Während bei der Preisdifferenzierung ersten Grades versucht wird, bei jedem einzelnen Kunden exakt Preisbereitschaft entspricht, verkauft der Anbieter den Preis durchzusetzen, der dessen individueller beim zweiten Grad seine Leistungen zu unterschiedlichen Preisen. Abhängig von spezifischen Randbedingungen (z.B. gekaufte Menge, Zeitpunkt des Kaufs bzw. Art der Bestellung) wählt der Kunde hierbei sein Preisniveau scheinbar selbst. Wer etwa bei der Anfahrt an den Flughafen seinen Wagen nicht im weiter entfernten Parkhaus abstellt, sondern auf den nahe bei der Schalterhallen gelegenen Kurzzeitparkplätzen, entscheidet sich damit nicht nur für die kürzere Entfernung, sondern auch für die pro Zeiteinheit höhere Parkgebühr. (2) Bei der Preisdifferenzierung dritten Grades kann der Kunde nicht zwischen unterschiedlichen Leistungen und Preisniveaus wählen. Hier trennt der Anbieter selbst (= Unterschied zu 2) die Kundengruppen (= Unterschied zu 1) und fordert von jeder spezifische Preise. So haben Tommy Hilfinger und Timberland Ende der 1990er-Jahre von ihren ausländischen Kunden 30-90% höhere Preise verlangt als von Kunden im Heimmarkt dieser Unternehmen, den USA. Bisweilen wird die regionale Preisdifferenzierung mit der leistungsbezogenen Preisdifferenzierung kombiniert. Indem ein Hersteller sein Produkt in ausgewählten Märkten mit zusätzlichen, imagefördernden Eigenschaften versieht, kann er es dort teurer verkaufen und Konsumentenrente abschöpfen. Ein Beispiel hierfür sind Levi’s-Jeans: Zahllose Werbekampagnen haben das Kleidungsstück in Europa zu einer Prestigemarke stilisiert, die für einen bestimmten Lebensstil steht und deshalb in Deutschland dreimal teurer verkauft werden kann als in Amerika, wo sie eher als derbe Arbeitshose gilt. Neben anderen Pharmaproduzenten verfolgte auch Schering diese Strategie: In wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern bot das Berliner Unternehmen Serum in einer Flasche mit beschränktem Service an der Preisuntergrenze an. In zahlungskräftige Märkte lieferte man hingegen eine vorgefüllte Fertigspritze, begleitet von einem umfangreichen Service-Paket, das z.B. die Schulung der Ärzte einschließt. Im Regelfall aber wird ein identisches Produkt in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Preisen verkauft, weshalb im Englischen auch von Price Discrimination die Rede ist: Der Kunde in Land A erhält für einen höheren Preis – anders als im Falle des Beispiels Schering – keinen Mehrwert (im Vergleich

Preisgleitklausel

1141

zu Land B). Vielmehr nutzt der Anbieter den Umstand aus, dass geographische Entfernung im Allgemeinen und Landesgrenzen im Besonderen für Intransparenz sorgen und in vielfacher Hinsicht die Zölle, unterschiedliHandelbarkeit von Gütern beschränken. Hinzu kommen Einflussfaktoren wie che Umsatzsteuerbelastung und, wie in der Automobilbranche, der Umstand, dass in manchen Ländermärkten bestimmte differenzierende Produktmerkmale vorgeschrieben sind (etwa Rechtslenkung in Großbritannien): Sie alle mindern die Transparenz. 2007 musste man in Deutschland im Euro-Raum, d.h. den 13 Ländern, welche zu diesem Zeitpunkt Euro eingeführt hatten, für 32 Fahrzeugmodelle (von 87 untersuchten Modellen) am meisten den Zahlungsbereitschaft der Käufer bezahlen. Dies ist zunächst Konsequenz der an der variierenden Preispolitik der Hersteller. Daneben sorgt die von Land zu Land unterschiedliche Beorientierten steuerung für Preisspreizung. Schließlich bezahlen einheimische Käufer in Dänemark, Finnland, den Niederlanden und Griechenland einen nicht unerheblichen Zulassungsaufschlag. Da Ausländer davon befreit sind, können sie Automobile dort billiger kaufen als daheim und dann re-importieren ( Grauer Europäischen Union werden Pkws vor Steuern im Regelfall in Dänemark am Markt). Innerhalb der billigsten und in der Slowakei am teuersten angeboten. Im Einzelfall verhält es sich jedoch anders. So mussten 2007 Käufer des Peugeot 307, der von den zehn am häufigsten verkauften Autos europaweit die größte Preisdifferenz aufweist, in Frankreich 31% mehr bezahlen als in Finnland. " Diller, H.: Preispolitik, 4.Aufl., Stuttgart 2008. Keegan, W.J.; Schlegelmilch, B.B.: Global Marketing Management. A European Perspective, Edinburgh 2001, S.398.

Preisfindung

Exportkalkulation;

Preisstrategie, geografische

Preisgefälle preislicher Unterschied zwischen verschiedenen, hinsichtlich ihres Leistungsumfanges vergleichbaren Angeboten. Tatsächlich variieren die Ladenpreise, die in den verschiedenen Ländern für private Konsumgüter gefordert werden, erheblich. Deutsche kaufen vor allem CDs, Gameboys und Computerspiele preiswert ein, Amerikaner Unterhaltungselektronik und Kleidung. Die Gründe für dieses Preisgefälle sind vielfältig und reichen von den jeweiligen Wechselkursen der Landeswährung ( Währung) Zoll) bis hin zu nichttarifären sowie der unterschiedlichen Steuer- und Abgabenbelastung (z.B. Handelshemmnissen ( Handelshemmnisse, nichttarifäres). Nicht zuletzt sorgen dafür die teilweise Kaufkraftunterschiede und Machtverhältnisse, die im Distributionskanal herrschen. gravierenden Preisbereitschaft der jeweiligen Zielgruppe für das zu beobOft aber sorgt die unterschiedliche achtende Preisgefälle. Preisgleitklausel (1) vertraglich vereinbarte Anpassung eines zu bezahlenden Preises an die Entwicklung eines Referenzwertes. Die so genannte Wertsicherungsklausel kann als Währungsklausel ( Währung), Indexklausel, Kostenelementsklausel oder in Gestalt der selten verwandten Goldklausel Wechselkurs, Goldpreis festgeschrieben werden; d.h. der Referenzwert kann sich an dem jeweiligen oder einem sonstigen Index orientieren. Zur Handhabung der Kostenelementsklausel, die an der Veränderung vertraglich fixierter Kostenelemente orientiert ist, stellen IHK und VDMA Merkblätter zur Verfügung. Preisrisikos, das insb. (2) Die Preisgleitklausel ist ein wichtiges Instrument zum Management des im Investitions- bzw. Industriegütersektor allgegenwärtig ist ( Investitionsgütermarketing, internationales). Denn immer dann, wenn langfristig Lieferverträge abgeschlossen werden, besteht die Gefahr, Lohn-, Rohstoff-, Energie- und sonstigen Kosten (bspw. der Zulieferer) eine unvordass die hersehbare Entwicklung nehmen. So vergehen im Anlagenbau (bspw. bei der Errichtung einer Chemiefabrik, eines Kernkraftwerkes oder eines Staudamms) häufig viele Jahre zwischen Vertragsabschluss

1142

Preisindex

und Auslieferung bzw. Übergabe. Und bei Commodities (z.B. Rohstoffe aller Art, Energie) sind Lieferverträge mit einer mehrjährigen Laufzeit üblich ( Commodity). Preisindex preisindex

Euro Preis Barometer-Index;

Harmonisierter Verbraucherpreis;

Verbraucher-

Preiskorridor (1) Instrument der internationalen Preispolitik ( Preispolitik, internationale). Als Preiskorridor wird die durch den Minimalpreis und den Maximalpreis definierte Bandbreite, innerhalb derer ein Unternehmen seine Preisstellung auf verschiedenen Ländermärkten variiert, bezeichnet. Dahinter steht folgende Grundannahme: Auf internationalen Märkten lässt sich die Preisstellung – d.h. das geforderte Arbitrage-Handel droht. Ein Einheitspreis Preisniveau – nicht länderspezifisch optimieren, da dann Zahlungsbereitjedoch hätte Gewinneinbuße zur Folge, da dieser die länderspezifisch variierende schaft nicht abschöpft. Die Breite des Preiskorridors ist so zu wählen, dass einerseits möglichst viel von der unterschiedlichen Zahlungsbereitschaft der Kunden in den einzelnen Ländermärkten abgeParallelimschöpft und andererseits der verbleibende Preisabstand keinen signifikanten Anreiz für port ausübt. Je sensibler potenzielle Parallelimporteure auf internationale Preisunterschiede reagieren, desto schmaler sollte der Korridor sein. Erzielt das Unternehmen seinen Gesamtgewinn hauptsächlich in Hochpreisländern, dann sollte es seine Bandbreite primär dadurch reduzieren, dass es das Preisniveau in den Niedrigpreisländern anhebt oder, falls die dadurch provozierten Absatzeinbußen zu groß ausfallen, das Produkt dort vom Markt nehmen (vgl. Abb., Land A): Niveau und Bandbreite des Preiskorridors

Preis Bei stark wachsendem Absatz Preise senken oder graue Importe akzeptieren

Maximaler Preis

20 €

Preiskorridor

Aktueller Preis 12 €

Minimaler Preis Preis erhöhen oder Produkt aus dem Markt nehmen Länder Land A

Land B

Land C

Land D

Land E

Quelle: Bruhn (2000, S.213).

Im umgekehrten Fall - der Gesamtgewinn wird schwerpunktmäßig in den Niedriglohnländern erwirtschaftet – empfiehlt es sich, das Preisniveau in den Hochpreisländern zu senken (= Land D). Im Idealfall wird die Breite des Preiskorridors so gewählt, dass ihr quantitatives Äquivalent jenen Kosten entspricht, die ein Arbitrageur z.B. für den Transport der Ware zu tragen hätte. Gelingt dies, dann lohnt sich „grauer Import“ nicht mehr, und der Hersteller erhält sich dennoch die Möglichkeit, innerhalb der

Preispolitik, internationale

1143

vom Preiskorridor vorgegebenen Grenzen regionale Preisdifferenzierung zu betreiben (bspw. mit dem Ziel, Konsumentenrente abzuschöpfen). Lead (2) Backhaus et al. demonstrieren, wie sich die Bandbreite des Preiskorridors mit Hilfe des Country-Ansatzes und der (vermutlichen) Arbitrage-Kosten analytisch bestimmen lässt. Dabei erfüllt der hinsichtlich seiner besonderen Bedeutung bspw. hinsichtlich Umsatz und/oder Gewinn auszuwählende Schlüsselmarkt eine Leitfunktion für die internationale Preispolitik des Unternehmens. Sind die Arbitrage-Kosten näherungsweise bekannt, lässt sich die Bandbreite des Preiskorridors festlegen. " Backhaus, K.; Büschken, J.; Voeth, M.: Internationales Marketing, 4.Aufl., Stuttgart 2001, S.262ff. Bruhn, J.: Internationales Marketing, 3.Aufl., Ludwigshafen 2003, S.207ff. Sander, M.: Internationales Preismanagement. Eine Analyse preispolitischer Handlungsalternativen im internationalen Marketing unter besonderer Berücksichtigung der Preisfindung bei Marketinginterdependenzen, Heidelberg 1997. Simon, H.; Kalka, R.; Lauszus, D.: Der Euro. Neuausrichtung der Preispolitik im Spannungsfeld „Hersteller-Handel“, in: Beisheim, O. (Hrsg.), Distribution im Aufbruch, München 1999, S.927-939.

Preisoptik Gestaltungselement der Preispolitik. Zu den Möglichkeiten, die Preiswahrnehmung zu beeinflussen, Farben. Wie eine kulturohne die Preisstellung zu verändern, zählt auch der gezielte Einsatz von konfuzianisch geprägten Ländern die Assoziation „hochvergleichende Studie gezeigt hat, weckt in preisig“, wer für Produkte bzw. Produktverpackung die Farbe Purpur wählt. Eine vergleichbare Funktion erfüllt Grau für den amerikanischen Markt. Dort wiederum wird Purpur mit „preisgünstig“ assoziiert, wofür man in China und Japan hingegen „Grau“ einsetzen sollte. Farbe und Preis-/Qualitätswahrnehmung hochpreisig

preisgünstig

qualitativ hochwertig

zuverlässig

China* Japan*

USA*

Blau Japan* Südkorea* USA*

Braun USA*

China** Japan*

China* Japan* Südkorea*

USA*

Grau

Purpur Legende:

* = von 20-29% der Befragten assoziiert

** = von 30-49% der Befragten assoziiert

*** = von > 50% der Befragten assoziiert

Quelle: auf Basis von Jacobs et al. (1991, S.24ff.).

" Jacobs, L.; Keown, C.; Worthley, R.; Ghymn, K.-I.: Cross-Cultural Colour Comparisons. Global Marketers Beware!, in: International Marketing Review, Vol.8 (1991), No.3, pp.21-30. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.614ff.

Preispolitik, internationale (1) umfasst neben der Preispolitik im engeren Sinn (bspw. Preisdifferenzierung; PreiskalkulaRabattvorschriften , Skonti & Boni sowie Gewährleistion) die Konditionenpolitik (insb. Rabatte Liefer- und die Zahlungsbedingungen sowie Absatzkreditpolitik. Die so definierte tung), die Preispolitik im weiteren Sinn wird häufig als Kontrahierungspolitik bzw. Price Policy bezeichnet. Von der nationalen Preispolitik unterscheidet sich die internationale, auf verschiedene Ländermärkte ausgeKoordinationsbedarf. Angesichts des richtete Preispolitik durch den erhöhten Informations- und dadurch gesteigerten unternehmerischen Risikos ( Preisrisiko) muss das Preismanagement der erhöh-

1144

Preispolitik, internationale

ten Komplexität internationaler Preispolitik gerecht werden. Diese lässt sich als Kombination interund intranationaler Preisstrategien darstellen (vgl. Abb.), etwa von dualer Preisstrategie ( Dual Pricing; Preistrategie, duale) und Penetrationsstrategie ( Wettbewerbsstrategie). Preisstrategisches Portfolio

Internationale Preisstrategie

Intranationale Preisstrategie

StandardisierungsStrategie P I P A

SkimmingStrategie

P I P A

PI PA t

P I P A

PenetrationsStrategie

P PA I

P I P A

P I PA

P I P A

P P I A

P I P A

P PA I

P I P A

PromotionsStrategie PI

= Inlandspreis

PA

= Auslandspreis

P P I A t

P I P A

P I P A

P I P A

P I P A

P I P A

P I PA

PI PA

P

I t P 1 A PI P 2 A

P I P A

PU A

PO A P I

P I P A

PO A P I PU A

P I P A

PO A P I PU A

P 1 A P I P 2 A t

P I P1 PA A P I P2 A t

PO A PI PU A

P I P A

P I PA

PO A PI PU A

P1 A PI P2 A t

t

t

P I P A t

t

P2 A

P1 A

PreiskorridorStrategie

t

t

t P I P A

t

t

t

Strategie eines dauerhaft mittleren Preises

P I P A

P I P A

t

PrämienStrategie

Legende:

DifferenzierungsStrategie

Duale Preisstrategie

t

t

t

PA1 = Preisstrategie Alternative 1 (Auslandspreis > Inlandspreis bei Differenzierungsstrategie) PA2 = Preisstrategie Alternative 2 (Auslandspreis < Inlandspreis bei Differenzierungsstrategie) PAO = obere Bandbreitengrenze für Auslandspreise bei Preiskorridor-Strategie PAU = untere Bandbreitengrenze für Auslandspreise bei Preiskorridor-Strategie

Quelle: Sander (1997, S.89).

(2) Mehr noch als im nationalen Geschäft bedient sich die internationale Preispolitik kostenorientierter kalkulatorischer Methoden, vor allem der progressiven Kalkulation. Denn zum einen verursacht das Auslandsgeschäft ganz offensichtlich zusätzliche Kosten (z.B. für Lager und Transport) und Risiken Währungsrisiko). Auch ist das Unternehmensziel „kostendeckende Preise“ unternehmensin(z.B. tern vergleichsweise leicht kommunizierbar. Schließlich sind die für eine kundenorientierte Preisfindung erforderlichen Preisbereitschaftstests in vielen ausländischen Märkten sehr (kosten-)aufwändig. INCOTERMS insofern Entscheidungshilfe, als sie Bei der kostenorientierten Kalkulation liefern die eine allgemein akzeptierte Struktur des Kalkulationsschemas vorgeben ( Exportkalkulation). Ausgehend von dem für den Inlandsmarkt ermittelten Verkaufswert (ab Werk) kann mit ihrer Hilfe progressiv, d.h. je nach erbrachtem Leistungsumfang, stufenweise der entsprechende Auslandspreis ermittelt werden. Ein Problem der kostenorientierten Methode besteht darin, dass die Offensichtlichkeit der bspw. im Exportgeschäft anfallenden zusätzlichen Kosten und Risiken das Management vielfach dazu verleitet, im Zweifel eher zu hohe als zu geringe Kosten- und Risikoaufschläge anzusetzen. Diese

Preisstrategie, duale

1145

Praxis gefährdet die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der angebotenen Güter und Leistungen ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Zu den Verfahren der Preisbildung bzw. Preisfindung zählt nicht zuAuktion. letzt auch die (3) Auf Preissteigerungen reagieren die Verbraucher weltweit durchaus unterschiedlich. Zwar lösen Preissteigerungen im Allgemeinen überall Missmut, Ärger oder Kaufzurückhaltung aus. Aber unterschiedlich sind die Erklärungen, mit denen die Verbraucher den Anstieg begründen ( Attributionstheorie). Individualistisch geprägte Konsumenten machen für einen Preisanstieg bevorzugt den Anbieter verantwortlich („möchte auf meine Kosten seinen Profit steigern“). Kollektivistisch orientierte Verbraucher hingegen nennen dafür eher externe Ursachen (z.B. ein allgemeiner Anstieg der Einkaufspreise für Rohstoffe). Deshalb lassen sich in solchen Märkten Preiserhöhungen leichter durchsetzen ( Individualismus vs. Kollektivismus). Preissenkungen, bspw. am Endes des Produktlebenszyklus oder im Rahmen von Verkaufsförderungsaktionen, werden insb. in solchen Ländern, bei deren Bevölkerung die Preis-/Qualitäts-Heuristik fest Qualitätsverankert ist, wahrscheinlich als Nachlassen der Qualität interpretiert ( Heuristik; signal). So lösten die Preisabschläge, die Jaguar nach seinem Eintritt in den japanischen Markt vornahm, bei der dortigen Zielgruppe Kaufzurückhaltung aus. In China wiederum wirken Preissenkungen unterschiedlich, je nachdem, um welche Art von Gut es sich handelt. Bei öffentlich konsumierten Gütern, insb. bei Produkten, die verschenkt werden ( Geschenk) oder dazu dienen, den eigenen Status zu demonstrieren, würden (deutliche) Preissenkungen die Wertigkeit solcher Güter in Frage stellen. Ganz anders verhält es sich mit Waren des täglichen Bedarfs. Selbst dann, wenn sie bereits seit längerem im Ausland leben, kaufen Chinesen Güter für den privaten Konsum ausgesprochen preissensibel ein ( Preisbewusstsein). Daher kosten bspw. in Südkalifornien Gemüse, Fleisch und ähnliche Lebensmittel in chinesischen Supermärkten nur die Hälfte dessen, was englischsprachige Amerikaner in „ihren“ Vierteln bezahlen. Begründen lässt sich diese außergewöhnliche Preissensibilität damit, dass Chinesen seit jeher keine staatlich organisierte soziale Absicherung erwarten können. Hierfür ist die Familie zuständig, und deren Wohlstand erwächst nicht zuletzt aus der Sparsamkeit beim Kauf von Waren des täglichen Bedarfs. Preissenkungen stellen daher für diese Käuferschicht einen starken Kaufanreiz dar. " Ackermann, D.; Tellis, G.: Can Culture Affect Price? A Cross-Cultural Study of Shopping and Retail Prices, in: Journal of Retailing, Vol.77 (2001), pp.57-82. Diller, H.: Preispolitik, 4.Aufl., Stuttgart 2008. Folkes, V.: Recent Attribution Research in Consumer Behavior. A Review and New Directions, in: Journal of Consumer Research, Vol.14 (1988), March, pp.548-565. Ivens, B.S.: Internationales Preismanagement, in: Diller, H.; Herrmann, A. (Hrsg.), Handwörterbuch der Preispolitik, Wiesbaden 2003, S.155-176. Sander, M.: Internationales Preismanagement. Eine Analyse preispolitischer Handlungsalternativen im internationalen Marketing unter besonderer Berücksichtigung der Preisfindung bei Marketinginterdependenzen, Heidelberg 1997.

Preisrisiko erwächst für international tätige Unternehmen aus der Möglichkeit von Preisänderungen auf dem Inlandsmarkt und/oder dem Auslandsmarkt. Da diese Preisänderungen prinzipiell in einem Aufschlag oder einem Abschlag bestehen können, ist das Preisrisiko ambivalent ( Risiko). Das Instrumentarium Risikomanagements reicht von der Vereinbarung von Preisgleitklauseln, über Preisbindung des Kaufkraftkennzahl oder die Inflationsrate) und Preissicherungsgeschäfte an Warenbör(z.B. an eine sen bis hin zu langfristigen Außenhandelsverträgen. " Ivens, B.S.: Internationales Preismanagement, in: Diller, H.; Herrmann, A. (Hrsg.), Handwörterbuch der Preispolitik, Wiesbaden 2003, S.155-176. Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004, S.294.

Preisspreizung Preisstabilität

Preisdifferenzierung, internationale Europäisches System der Zentralbanken

Preisstrategie, duale (1) besteht in einer zwischen Heim- und Auslandsmarkt differenzierten Preisstrategie ( Dual Pricing). Die duale Preisstrategie kann kostenorientiert motiviert sein (wenn man den Exportgütern lediglich die direkt zurechenbaren Kosten zuschreibt und den Inlandsabsatz mit den gesamten Gemein-

1146

Preisstrategie, geografische

Forschung + Entwicklung, belastet), nachfrageorientiert sein (um der unterschiedkosten, bspw. für Kaufkraft in den einzelnen Märkten Rechnung zu tragen) und/oder wettbewerbsorientiert lichen sein. Letzteres wird bspw. der japanischen Exportindustrie nachgesagt: Sie habe ihre außergewöhnlichen Erfolge in den achtziger Jahren ( Herausforderung, japanische) u.a. dadurch erzielt, dass sie auf protektionistisch abgeschotteten Binnenmarkt ein überhöhtes dem wettbewerbsschwachen, da Preisniveau aufrecht erhalten und mit dem deshalb anfallenden Windfall Profit ihre Niedrigpreisstrategie auf den Exportmärkten quersubventioniert habe. Risiken. Marktteilnehmer werden gerade dazu (2) Die duale Preisstrategie impliziert verschiedene Arbitragevorteile zu nutzen ( Grauer Markt). Auch setzen sich Unternehmen der Geeingeladen, fahr von Dumpingklagen aus. Preisstrategie, geografische am Wohnort des Abnehmers orientierte Methode der Preisfindung. Bei der Preisstellung auf FOBBasis übergibt der Verkäufer die Ware einem Frachtführer „frei an Bord“, womit bspw. die Laderampe der Produktionsstätte gemeint sein kann ( INCOTERMS). Diese auch „Werksabgabepreis“ genannte Strategie regelt zum einen den Eigentums- und Risikoübergang (= in dem genannten Beispiel auf den Käufer ab Laderampe) sowie die Kostenübernahme: Der Käufer hat die Frachtkosten für die Distanz Laderampe-Bestimmungsort zu tragen. Ganz anders verhält es sich mit der Einheitlichen Frei HausPreisstellung. Ausgehend von einer durchschnittlichen Kostenpauschale wird allen Kunden derselbe Standort. Die Zonenpreisstrategie Preis in Rechnung gestellt, unabhängig von ihrem jeweiligen verkörpert einen Kompromiss: Zwischen einzelnen, vom Unternehmen festgelegten Entfernungszonen variiert der Preis aufgrund des dann unterschiedlichen Frachtkostenanteils. Alle Kunden aber, deren Standorte innerhalb einer Entfernungszone liegen, bezahlen den gleichen Preis. Bei der Frachtbasispreisstrategie wird ein bestimmter Ort als Frachtbasis festgelegt, in Bezug auf diesen für alle Kunden eine konstante Frachtkostenrate festgelegt wird. " Kotler, P.; Keller, K.L.; Bliemel, F.: Marketing-Management, 12.Aufl., München 2007, S.624f.

Preisstrategie, internationale grundsätzliche Ausrichtung der Preispolitik als Wettbewerbsstrategie ( Preispolitik, internationale). Die auf der Preis-/Qualitätsvermutung bzw. Preis-/Qualitäts-Heuristik basierende HochpreisstrateIndividuagie eignet sich insb. für statusorientierte, häufig kollektivistische Märkte ( Heuristik; Marke, globale). Im europäischen Markt hingegen gelten Dauerniedriglismus vs. Kollektivismus; preise als erfolgversprechend. Dennoch wird diese Preisstrategie dort vergleichsweise selten eingesetzt (vgl. Abb., nächste Seite). Das Institut Panel International hat im Auftrag der französischen Fachzeitschrift LSA Verbraucher in Frankreich, Deutschland, England, Spanien, Italien, Portugal, Benelux und Polen befragt und die Preispolitik von 8.200 Geschäften in diesen Ländern analysiert. Insgesamt ließen sich keine landestypischen Schwerpunkte feststellen: Wirkungsstärke und Einsatzhäufigkeit der einzelnen Preisstrategien ähneln sich europaweit. So hofft nahezu jedes zweite Handelsunternehmen (48,9%) auf positive Effekte, wenn es die Marktführer „preislich besonders herausstellt“. Der Erfolg dieser Maßnahme ist indessen mehr als zweifelhaft: Selbst wenn dabei Top-Marken unter Einstandspreis verschleudert werden, erregt dies zwar Aufmerksamkeit und fördert das Preisimage, nicht jedoch die Kundenbindung ( Kundenabwanderung). Fast ein Drittel der befragten Unternehmen verfolgen die Strategie der „nichtvergleichbaren Angebote“. Sie versuchen, dem direkten und auf Dauer schädlichen Preisvergleich zu entkommen, indem sie von den Referenzmarken, die im Mittelpunkt des Interesses stehen, nur die absoluten Mussartikel führen und diese schlecht platzieren (bspw. in der Bückzone). Statt dessen bauen sie ein großes Angebot an Zweit- oder Drittmarken auf, welche ihre Konkurrenten nicht führen. Auf das Preisimage und die Attraktivität des Handelsunternehmens wirkt sich diese Strategie aber nicht aus, lediglich die Kundentreue wird dadurch gestärkt (vgl. Abb., nächste Seite). Zusammenfassend kritisieren die Autoren: Die am häufigsten genutzten Preisstrategien sind wenig effektiv, und die effektiven Preisstrategien werden selten genutzt.

Preistransparenz

1147

Preisstrategien im europäischen Lebensmitteleinzelhandel Häufigkeit

Wirkung

Preisimage

Attraktivität

Kundentreue

(in %)

Index (in %)

Dauerniedrigpreise

16,1

179

****

Effektstärke ***

***

Standortbezogene Preispolitik

13,4

134

****

-

***

Mischkalkulation

14,6

125

-

**

***

Eigenmarken-Politik

21,3

124

****

--

***

Schwellenpreis-Politik

28,5

118

*

***

-

Intensive Sonderangebotspolitik

14,9

115

-

***

-

Packungsgröße

16,5

103

****

-

-

Top-Marken herausstellen

48,9

88

****

-

-

Massive Zweitplatzierung

9,4

86

--

*

***

Nichtvergleichbarkeit der Produkte

29,8

56

--

-

***

Einstiegspreise betonen

45,3

55

-

***

--

Breites Sortiment an Billigmarken

24,8

22

--

--

-

Legende: Stärke des Effekts * = gering; ** = weniger stark; *** = stark; **** = sehr stark; - = schwach; - - = kein Effekt Quelle: Lebensmittelzeitung, Nr.21 (26.5.2000), S.40; Ursprungsdaten: LSA/Panel International.

Preistransparenz Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Kenntnisse über die am jeweiligen Markt angebotenen Leistungen und deren Preise (H. Diller). Preistransparenz ist der natürliche Gegenspieler einer regionalen, d.h. nicht durch Leistungsunterschiede begründete Preisdifferenzierung ( Preisdifferenzierung, internationale). Auf internationalen Märkten sorgen u.a. Preisagenturen sowie das Internet für PreisIndustrieländern versetzt dieses Medium mittlerweile die Mehrheit transparenz. In den entwickelten der Menschen (vgl. Abb., nächste Seite) in die Lage, weltweit und zeitgleich (Preis-)Informationen von Herstellern, Händlern, Verbraucherschutzorganisationen etc. abzurufen ( Feilschen). Elektronische Marktplätze, die vor allem für den Verkauf von Investitionsgütern international genutzt werden, sorgen zusätzlich für Preistransparenz ( Marktplatz, elektronischer). In dem Maße, wie Kunden auf elektronischem Wege mit geographisch weit entfernten potenziellen Anbietern ohne nennenswerte Transaktionskosten in Verbindung treten können, fällt es zunehmend schwer, Preise regional zu differenzieren. Dennoch werden die Preisunterschiede zwischen einzelnen Ländermärkten nicht völlig verschwinden ( Preiskorridor). Denn zum einen geben viele Hersteller im Netz bewusst keine Preise an, sondern verweisen hierfür auf ihre Händler. Und zum anderen sind die meisten Webseiten nur in der jeweiligen Landessprache verfasst, zusätzlich allenfalls in Englisch. Weitere Gründe, warum Preise nach wie vor international differenziert werden, sind die zahllosen Schwierigkeiten, welche Endverbraucher zumeist daran hindern, Güter im Ausland billiger einzukaufen. So leicht es mittlerweile fällt, Kontakt zu einem ausländischen Lieferanten herzustellen, so schwer ist es nach wie vor, den Transport der bestellten Ware zu organisieren. Die Handelsusancen, die im Ausland herrschen ( Handelsbrauch), sind den meisten privaten Käufern unbekannt ( Usance). So wissen sie zumeist nicht, welche Garantieleistungen ihnen zustehen. Auch verlangen viele Lieferanten von ihnen unbekannten ausländischen Kunden Vorkasse. Und falls die Ware bei der Auslieferung beschädigt ist, fällt es schwer, die Gewährleistungsansprüche im Ausland durchzusetzen. Allein der ferne Gerichtsort stellt eine kaum zu überwindende Hürde dar. Wer als umsatzsteuerpflichtiger Einkäufer Ware aus dem Ausland bezieht, kann die Vorsteuer, die im Ausland anfällt, nicht oder nur mit erhöhtem Transaktionsaufwand „ziehen“.

1148

Preisunterschied, internationaler

IT-Infrastruktur (2006) Anteil der Beschäftigten, die mindestens einmal pro Woche am PC arbeiten (in %)

68 67 66 63 61 59 57 56 54 53

Dänemark Finnland Schweden Frankreich Niederlande Norwegen Belgien Deutschland Irland Österreich

PCs je 100 Haushalte (2006)

85 71 82 56 80 75 57 77 59 67

PCs je 100 Haushalte (2006)

Anteil der Beschäftigten, die mindestens einmal pro Woche am PC arbeiten (in %) Großbritannien Spanien Italien Tschechien Polen Griechenland Portugal Ungarn Japan

1)

Südkorea

1)

51 49 40 39 38 37 35 31 k.A. k.A.

71 57 48 39 45 k.A. k.A. 50 81 79

1) = 2005 Quelle: BITKOM; Basis: EUROSTAT.

" Matthes, J.: Determinanten der New Economy im internationalen Vergleich, in: IW-Trends, 28.Jg. (2001), Nr.1, S.52-77.

Preisunterschied, internationaler im Regelfall weniger auf variierende Transportkosten, Klima-Unterschiede und andere Umweltfaktoren zurückzuführen als auf ein entsprechendes Gefälle der Wettbewerbsintensität und den daraus erPreisstrategien der multinational oder global agierenden Unwachsenden unterschiedlichen ternehmen. In Deutschland bspw. liegen die Lebensmittelpreise mit einem durchschnittlichen Indexwert von 90% am unteren Ende der EU-Spanne, während schwedischen Verbrauchern weit überdurchschnittliche Preise abverlangt werden, vielfach selbst für heimische Erzeugnisse. So bezahlen Schweden für heimisches Mineralwasser fünf Mal mehr als Spanier und für Trinkschokolade knapp drei Mal mehr als Deutsche (vgl. Abb.1). Abb. 1: Spreizung der Lebensmittelpreise in der Europäischen Union (ausgewählte Markenprodukte) Niedrigster Preis Frankreich

44

Italien

59

Deutschland

66

(Ø = 100)

Finnland

138

Schweden

Heinz Ketchup

138

Italien

71

Kellogg's Cornflakes

Belgien

73

Mars Schokoladen-Riegel

73

189

Barilla Spaghetti

Großbritannien

Deutschland

Höchster Preis

Evian Mineralwasser

152 143

Coca-Cola

139

Griechenland Dänemark Dänemark

77

Fanta

Portugal/Spanien

76

Colgate Zahncreme

126

Großbritannien

Spanien

76

Elvital Shampoo

126

Irland

Griechenland

77

Nescafé

Frankreich

81

Nivea Rasierschaum

Niederlande

Quelle: EU-Kommission 2002.

148

133 142

Schweden

Irland Großbritannien

Preiswissen

1149

Mehr noch als bei den in Abb. 1 (vgl. vorherige Seite) aufgeführten geringwertigen Low InvolvementProdukten geben derartige Preisunterschiede allerdings bei hochwertigen High Involvement-Produkten Arbitrage-Geschäften ( Grauer Markt). Die Europäische (z.B. Kraftfahrzeuge) Anlass zu Kommission hat 2003 die Preise der 80 meistverkauften Pkw-Modelle von 24 Herstellern verglichen. Die geringsten Listenpreise (vor Steuern) wurden in Spanien, Griechenland und Finnland verlangt. Deutsche Händler forderten für 41 Modelle die höchsten Preise im Euro-Raum. Deutlich teurer noch als in Euro-Raum wurden die Fahrzeuge allerdings in Großbritannien angeboten. Differenziert man weiterhin nach Herstellern, so zeigt sich, viele europäische und japanische Hersteller betrieben in Deutschland eine Hochpreispolitik. Andererseits begrenzten deutsche Hersteller (BMW, DaimlerChrysler sowie Ford) das Preisgefälle innerhalb des Euro-Raums auf 15% oder weniger. Abb. 2: Preisunterschiede bei Neuwagen im Euro-Raum (2003, in %) Opel Vectra

41,0

Opel Corsa

36,9

VW Golf

34,5

Opel Astra

32,2

Peugeot 307

29,6

Renault Clio

26,4

VW Passat

23,1

Renault Megane

22,9

Ford Focus

21,0

Ford Mondeo

20,5

Peugeot 106

20,3

Ford Fiesta

16,4

VW Polo

14,7

Audi A4

13,5

BMW 318i

11,6

Quelle: Unternehmensangaben.

Preiswerbung Preiswettbewerb

Werbepolitik, internationale Arbeitskosten;

Exportsubventionen;

Zollart

Preiswissen (1) Fähigkeit von Konsumenten, Preise von angebotenen Leistungen erinnern und benennen zu könKonstrukt zweidimensional zu konzeptualisieren ( Operationalisienen. Nach H. Diller ist dieses rung): zum einen als Preiskenntnis (= akkurates, auf Zahlen basierendes Wissen über den Preis) und als Preisgefühl (= vage, häufig ordinale oder gar nominale Einschätzung, z.B. als teuer oder billig). kulturbedingt unterschiedliche Ausformungen des Preis(2) Kulturvergleichende Studien deuten auf wissens hin. So ermittelten Vanhuele & Drèze bei französischen Konsumenten ein geringeres Preiswissen als bei der amerikanischen Vergleichsgruppe. Teils bestätigen bzw. widersprechen andere Studien die These, dass nationale bzw. kulturelle Unterschiede im Preiswissen bestehen. " Diller, H.: Das Preiswissen von Konsumenten. Neue Ansatzpunkte und empirische Ergebnisse, in: Marketing ZFP, 10.Jg. (1988), Nr.1, S.17-24. Estelami, H.; Lehmann, D.R.: The Impact of Research Design on Consumer Price Recall Accuracy. An Integrative Review, in: Journal of the Academy of Marketing Science, Vol.29 (2001), No.1, pp.36-49. Vanhuele, M.; Drèze, X.: Measuring the Price Knowledge Shoppers Bring to the Store, in: Journal of Marketing, Vol.66 (2002), October, pp.72-85.

1150

Premiummarke

Premiummarke

Leitbildwerbung

Prestige Brand

Marke, globale

Primärer Sektor Primärforschung Primärrecht

Dienstleistungshandel Marktforschung, internationale

Europarecht

Primärsprache wird, anders als die Kultursprache, verstanden, ohne dass sie zuvor gelernt wurde. Primärsprachen Kulturräumen „gesprochen“ und versind einerseits interkulturell invariant, d.h. sie werden in allen standen, andererseits aber situativ gebunden (d.h. ihre Bedeutung ergibt sich erst aus der konkreten Situation). Primärsprachen nutzen alle Ausdrucksmittel verbaler, visueller, olfaktorischer und taktiler Art, welche eine Kommunikationsfunktion erfüllen ( Kommunikation), ohne gelernt werden zu müssen (z.B. angenehme oder abstoßende Gerüche). C. Darwin hat mimische Ausdrucksformen wie Kopfschütteln oder Nicken bzw. Zuwendung oder Wegdrehen des Gesichtes als universelle Primärsprache bezeichnet: als weltweit einsetzbare und verstehbare Mittel der nonverbalen Kommunikation ( Kommunikation, nonverbale; Universalismus). Die Ausdrucksforschung geht davon aus, dass das bejahende Nicken der mimische bzw. gestische „Rest“ einer unterwürfigen Verbeugung ist, entstanden aus der Verkürzung der dazu erforderlichen (Kopf-)Bewegung. Hingegen bleibt beim ablehnenden Kopfschütteln das Haupt erhoben, was Opposition signalisiert. " Bossong, G.: Sprache und regionale Identität, in: Bossong, G.; Erbe, M.; Frankenberg, P.; Grivel, C.; Lilli, W. (Hrsg.), Westeuropäische Regionen und ihre Identität, Mannheim 1994, S.46-61. Ulrich, M.: Die Sprache als Sache. Primärsprache, Metasprache, Übersetzungen, Tübingen 1997.

Printwerbemarkt

Kommunikationspolitik, internationale

Prinzip Verhaltensregel, die für Einzelne bindende moralische Standards definiert ( gen Normen für die gesamte Gesellschaft derartige Standards fest.

Moral). Hingegen le-

Prinzipal-Agent-Theorie (1) befasst sich mit der Koordination und Steuerung des Verhältnisses, das zwischen dem Prinzipal (z.B. Aktionär) und dem Agenten (z.B. Management einer Aktiengesellschaft) besteht. Für international tätige Unternehmen stellt sich das Principal-Agent-Problem insb. mit Blick auf das Verhältnis Muttergesellschaft und Tochtergesellschaft oder die Stabilität und den Erfolg von Kozwischen Distanz operationen. Aufgrund der u.a. durch die geographische, psychische und/oder kulturelle verursachten Informationsasymmetrie kann sich das Management der Muttergesellschaft nicht sicher sein, ob das Management der Tochtergesellschaft die ihm übertragene Entscheidungskompetenz nutzt, Unternehmensziele zu erreichen, oder ob es sie opportunistisch missbraucht, ohne Sanktioum die nen fürchten zu müssen. Moral Hazard-Problem zu lösen, wurden verschiedene Koordinations- und Steue(2) Um dieses rungsinstrumente vorgeschlagen, die strukturelle oder prozessuale Instrumente sein können. Erstere lassen sich nach Holtbrügge & Welge in unspezifische, differenzierte sowie integrierte und Letztere in technokratische (z.B. Planung, Formalisierung), marktliche (interne Märkte) sowie personenorientierte Instrumente (z.B. persönliche Weisung, Sozialisation) unterteilen (vgl. Abb., nächste Seite). " Nohria, N.; Ghoshal, S.: Differentiated Fit and Shared Values. Alternatives for Managing Headquarters-Subsidiary Relations, in: Strategic Management Journal, Vol.15 (1994), pp.491-502. Holtbrügge, D.; Welge, M.K.: Internationales Management, 5.Aufl., Stuttgart 2010.

Problemlösungsstrategie

1151

Koordinations- und Steuerungsinstrumente international tätiger Unternehmen Koordinations- und Steuerungsinstrumente

prozessuale Instrumente

strukturelle Instrumente

unspezifische Strukturen

differenzierte Strukturen

integrierte Strukturen

technokratische Instrumente

marktliche Instrumente

personenorientierte Instrumente

Quelle: Welge/Holtbrügge (2006, S.163).

Private Equity-Investitionen sind vor allem im Nordwesten Europas verbreitet. Spitzenreiter ist Großbritannien, wo 2004 die mittelständische Unter(zumeist mittelfristigen) Investitionen von Beteiligungsfonds vor allem in Bruttoinlandsprodukts ausmachten. Es folgten Schweden (= 0,58%), die Niedernehmen 1,12% des lande (= 0,36%), Frankreich (= 0,32%), Spanien (= 0,23%) und Dänemark (= 0,20%). Deutschland zählt mit 0,17% zu jenen Ländern, in denen Beteiligungsfonds (noch) keine bedeutende Rolle spielen. Handelsmarke

Private Label Pro Natura

Public Eye on Davos

Pro Original vom Verband Deutscher Maschinen – und Anlagenbauer entwickelte Kampagne zur Bekämpfung der Produktpiraterie. Produktpiraten haben nach Angaben des VDMA 2006 dem deutschen Maschinenbau einen materiellen Schaden von mehr als fünf Mrd. € zugefügt ( Produktpiraterie). Probleme, globale (1) gefährden die gesamte Menschheit. Hierzu zählen vorrangig die verschiedenen Umweltprobleme Migration, Nord-/Südkonflikt, (z.B. Wasserknappheit und Ausdehnung der Wüsten), Landflucht, Terrorismus etc. Die globalen Probleme sind vielschichtig miteinander verknüpft und erwachsen aus Überbevölkerung einerseits und übermäßigem Ressourcenverbrauch andererseits. Verschärft werden sie durch eine ungleiche, teilweise gegenläufige Entwicklung wichtiger Strukturvariablen (bspw. ÜberIndustrienationen und Youth Bulge in zahlreichen Entwicklungsländern). alterung der Vereinten Nationen versuchen, durch so genannte Weltkonferenzen dieser Entwicklung (2) Die Einhalt zu gebieten. Anlässlich der Rio-Konferenz etwa oder dem Weltsozialgipfel und der WeltklimaStandards zu verkonferenz wurde mit allerdings nur geringem Erfolg versucht, allgemein gültige einbaren, welche in Problemlösungs- bzw. Problemverhinderungsstrategien münden. Problemlösung

Whorf-Hypothese

Problemlösungsstrategie grundsätzliche Art des Herangehens an und der Bewältigung von Problemen (z.B. Abstraktion, Partionierung, Projektion). Problemlösungsstrategien sind häufig kulturspezifisch ( Kultur; RelativisStrategie). So entspricht es dem Weltbild des Mainstream der amerikanischen mus, kultureller; Kultur, lösungsorientiert zu denken und zu handeln, d.h. den Verhaltensaspekt in den Vordergrund zu

1152

Product Placement

Gesellschaften das Streben nach Einsicht Vorstellen (Can Do), während für Angehörige anderer generalisierten Rirang hat. In Deutschland geht diese vorwiegend kognitive Orientierung mit einer Kontrollüberzeugung und dem Gefühl des Selbstzweifels, was sikoaversion einher, einer geringen Unsicherheitsvermeidung korrespondiert ( Risikomit einer überdurchschnittlichen Tendenz zur bereitschaft). (2) Die Kunst kultursensitiver Mitarbeiterführung besteht darin, diese Unterschiede konstruktiv zu nutzen ( Diversität, kulturelle), wie folgendes Beispiel zeigt. M. Emmens, ein 52-jähriger Manager, leitet ein zehnköpfiges Führungsteam aus Deutschen, Franzosen und Amerikanern, das gemeinsam bestimmte Arzneimittel weltweit vermarktet. Seiner Erfahrung zufolge sind die Kulturen fundamental verschieden. Besonders auffällig sei der Drang der Deutschen nach Perfektion. Hier würden immer 100% verlangt, während in Amerika 80% genug seien. Der Sinn für Dringlichkeit gehe den Deutschen indessen ab. Bei wichtigen Entscheidungen aber steuerten sie im Team eine Menge Informationen bei, Emotionen voran und die Amerikaner durch ihre Handdie Franzosen brächten die Sache durch ihre lungsorientierung. " Badke-Schaub, P.; Strohschneider, S.: Complex Problem Solving in the Cultural Context, in: Le Travail Humain, Vol.61 (1998), No.1, pp.1-28. Weber, C.: Mein Chef ist Ausländer, in: Die Zeit, 57.Jg. (2002), Nr.43 (Sonderbeilage), S.18-19.

Product Placement gezielte Platzierung von Markenprodukten ( Marke) innerhalb einer der zahlreichen Erscheinungsformen der darstellenden Kunst, etwa Film, Fernsehen oder Theater ( Reality Engineering). Mit dieser Werbestrategie wird gewöhnlich das Ziel verfolgt, das beworbene Produkt nicht als Werbeobjekt, sondern als natürliche, für eine realitätsnahe Darstellung erforderliche Requisite erscheinen zu lassen ( Kommunikationspolitik, internationale). Dadurch hofft man, die zunehmende Resistenz und Renitenz der Umworbenen gegenüber Above the Line-Werbemaßnahmen umgehen zu können. Dies erklärt, warum Product Placement häufig in mehr oder minder große Nähe zu Schleichwerbung gerückt wird. Anders als bspw. in den USA wurde Product Placement in Deutschland seit jeher restriktiv gehandhabt. Innerhalb der Europäischen Union unterliegt diese Werbestrategie der Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste. Products and Services Classification

Commodity Classification

Produkt, globales (1) ist kulturfrei (culture free) und kann prinzipiell weltweit standardisiert vermarktet werden. Wie allerdings schon F.A. Maljers 1994 anlässlich des dritten Berlin Top Management Forum darlegte, sind globale Produkte eher die Ausnahme, da es den globalen Verbraucher nicht gibt. Der damalige Vorstandsvorsitzende von Unilever N.V. beschrieb die Strategie seines Unternehmens als einen Mix von globalen sowie regional und lokal differenzierten Marketing-Konzepten ( Standardisierung vs. Differenzierung). Chemische Erzeugnisse betrachte man unternehmensintern als globale Produkte, Waschmittel sowie Produkte des persönlichen Bedarfs als regionale und Nahrungsmittel als lokale Produkte. (2) Zu den Produkten, die als weitgehend kulturfrei und damit als potenziell global gelten, zählen Kraftfahrzeuge. Um diese These empirisch prüfen zu können, hat M.H. Hsieh in den 20 weltweit wichMarken gleichartig wahrnehmen. tigsten Absatzmärkten ermittelt, inwieweit Käufer die einzelnen Er berechnete einen Index der Globalität als Differenz der Wahrnehmung einer Marke im Heimatmarkt (z.B. Mercedes in Deutschland) zur Wahrnehmung auf den Auslandsmärkten (z.B. Mercedes in Japan, Frankreich, Großbritannien etc.). Je kleiner der Indexwert ausfällt, desto ähnlicher beurteilen ausländische Pkw-Besitzer die Marke im Vergleich zu den Käufern dieser Marke im Heimatmarkt. Dabei zeigt sich: Nur eine kleine Gruppe von Marken kann als global bezeichnet werden, wenn man die Wahrnehmung der Käufer als Maßstab wählt. Da es sich dabei zumeist um hochpreisige Fahrzeuge (z.B. BMW, Lexus, Mercedes, Porsche) Behandelt, stützt dieser Befund die Annahme, dass es weltweit ein Luxussegment mit ähnlichen

Produktdifferenzierung

1153

dürfnissen gibt und Luxusartikel tendenziell kulturfrei sind. Die Mehrzahl der Marken aber wird im Ausland deutlich anders wahrgenommen als auf dem Heimatmarkt: Sie sind also eher lokal. Aus einem einfachen Grund zählen dazu vor allem US-Produkte (z.B. Buick, Dodge): Angesichts der Größe ihres Heimatmarktes können bzw. müssen sich viele amerikanische Hersteller auf die Binnennachfrage konzentrieren. Index der Globalität von Pkw-Marken Alfa Romeo (4,1) Land Rover (4,2) Ford (4,3) Subaru (6,2) Lincoln (4,5) Jeep (6,4) Mazda (3,0) Cadillac (4,8) GM (6,6) Honda (3,0) Toyota (4,9) Lancia (6,9) BMW (3,1) Opel (4,9) Infinit (6,9) Lexus (3,1) Nissan (5,1) Jaguar (3,1) Peugeot (5,4) Samsung (9,0) Mitsubishi (3,4) Renault (5,4) Daihatsu (9,2) Mercury (13,4) Kia (16,8) Audi (3,5) GMC (9,6) Pontiac (12,6) Oldsmobile (16,8) Isuzu (5,8) Vauxhall Volkswagen (3,9) Citroen (5,8) Chrysler (8,5) Buick (15,6) Seat (11,0) (20,2) Mercedes (2,2) Suzuki (5,9) Rover (7,0) Daewoo (11,5) Dodge (14,0) Porsche (2,9) Fiat (5,9) Eagle (7,7) Hyundai (11,7) Chevrolet (14,1) Plymoth (19,0)

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12 13

14

15

16

17 18

Globale Marken

19

20

21

Lokale Marken

Quelle: auf Basis von Hsieh (2002).

" Hsieh, M.H.: Identifying Brand Image Dimensionality and Measuring the Degree of Brand Globalization. A Cross-National Study, in: Journal of International Marketing, Vol.10 (2002), No.2, pp.46-67. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, München 2004, S.564ff.

Produkt, hedonisches befriedigt das Bedürfnis nach Lust ( Country of Origin; Hedonismus). Von hedonischen Produkten (z.B. Parfüm) sind utilitaristische Produkte abzugrenzen, welche grundlegende Bedürfnisse erfüllen (z.B. einfache Nahrungsmittel). Produkt, hybrides in verschiedenen Ländern hergestelltes und damit nicht mehr eindeutig einem denbares Produkt ( Country of Origin of Brand) Produkt, utilitaristisches

Herkunftsland zuor-

Produkt, hedonisches

Produkt-/Markt-Matrix lässt sich als ein Stufen- bzw. Phasenmodell der Internationalisierung verstehen, das sukzessiv zu Indurchlaufende bzw. anzuwendende Produktstrategien beschreibt (im Sinne von Normstrategien; ternationalisierung): Im Einzelnen handelt es sich dabei um folgende Optionen: Für den Heimatmarkt entwickelte „alte“ Produkte auf dem Auslandsmarkt unverändert anbieten, „alte“ Produkte entsprechend den Erfordernissen des Auslandsmarktes modifizieren oder „neue“ Produkte für den Auslandsmarkt entwickeln und dort vertreiben. " Ansoff, H.I.: Corporate Strategy, New York 1965.

Produktbeobachtungspflicht Produktdifferenzierung

Produkthaftung

Differenzierungsstrategie

1154

Produkthaftung

Produkthaftung (1) Haftung des Herstellers für Folgeschäden, die als Konsequenz des Ge- oder Verbrauchs seiner Produkte auftreten. Ausgelöst werden kann die Produkthaftung durch Konstruktionsfehler, Fabrikationsfehler und Instruktionsfehler. Weiterhin hat der Hersteller eine Produktbeobachtungspflicht: Mit dem in Verkehr Bringen muss der Hersteller seine eigenen sowie solche fremden Produkte, die als Zubehör für die eigenen Erzeugnisse in Betracht kommen, auf noch unbekannt gebliebene schädliche Eigenschaften und sonstige potentiell gefährliche Verwendungsfolgen beobachten (auch unter Beachtung von Fachzeitschriften, sonstiger Literatur und der Produktentwicklungen seiner wichtigsten Wettbewerber). Wird dabei deutlich, dass von dem Produkt erhebliche Gefahren ausgehen, hat der Hersteller die Pflicht, die Marktteilnehmer zu warnen und sein Produkt gegebenenfalls zurück zu rufen (einschließlich der Pflicht, dem Käufer Ersatz zu leisten oder für die Kosten der Reparatur aufzukommen). Mit der 1985 verabschiedeten Richtlinie 85/374/EWG hat die Europäische Gemeinschaft europaVerbraucherweit einen einheitlichen Rechtsrahmen geschaffen ( Europäische Union). Um den Europa gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schafschutz zu verbessern und den Unternehmen in fen, wurde erstmals im Geltungsbereich der Mitgliedsländer die verschuldensunabhängige Haftung eingeführt ( Wettbewerb, internationaler). In einem Produkthaftungsprozess stellt sich somit nicht mehr die Frage, ob den Hersteller ein Verschulden trifft oder nicht; vielmehr muss der Geschädigte nur nachweisen können, dass ihm durch ein fehlerhaftes Produkt ein (Personen- oder Sach-)Schaden entstanden ist. Landwirtschaftliche Naturprodukte und Jagderzeugnisse können gleichfalls der Produkthaftung unterzogen werden. Die Mitgliedsstaaten können Haftungshöchstgrenzen festlegen, die bei Körperverletzung oder Tod 70 Mio. € nicht überschreiten dürfen. (2) Verschiedene Optionen bei der Umsetzung dieser Richtlinie in nationales Recht haben jedoch zur HarmoniFolge, dass anstelle einer vollständigen vielfach nur eine mehr oder minder weitgehende sierung vollzogen wurde: Auf Hersteller von Bau- oder Baufertigteilen bspw. sind in Frankreich die üblichen Bedingungen der Produkthaftung nicht anwendbar. Hier haftet der Lieferant nur, wenn der Hersteller nicht feststellbar ist. Bei einem reinen Sachschaden muss der Geschädigte einen Selbstbehalt von 500 € tragen. In Spanien gilt der übliche Haftungsausschluss – wenn der Mangel nach dem Stand von Wissenschaft und Technik zum Zeitpunkt des in Verkehr Bringens noch nicht erkannt werden konnte – nicht für Medikamente, Lebensmittel und Lebensmittelprodukte, die zum menschlichen Verbrauch bestimmt sind. Es besteht eine Haftungshöchstgrenze (63 Mio. €) und bei Sachschäden ein Selbstbehalt (400 €). In Italien wiederum genügt eine fehlerhafte Gebrauchsanweisung, um einen Fall von Produkthaftung auszulösen. Lieferanten haften nur, wenn sie nicht binnen drei Monaten Namen und Sitz des Herstellers nennen. Auch müssen sie schriftlich zum Schadenersatz aufgefordert worden sein und Gelegenheit erhalten haben, das Produkt zu begutachten. Überdies muss der Käufer Ort und Zeit des Kaufs benennen. Luxemburg, Finnland und bedingt auch Spanien (bei Nahrungsmitteln sowie Medikamenten) haben von der Option Gebrauch gemacht, dem Hersteller die nach Art. 7 grundsätzlich gegebene Möglichkeit zu nehmen, sich von den Entwicklungsrisiken zu entlasten. Zum so genannten Entlastungsbeweis muss dieser beweisen, dass der aufgetretene Fehler zum Zeitpunkt, als das fragliche Produkt in Verkehr gebracht wurde, nach dem damaligen Stand der Technik und Wissenschaft nicht zu erkennen war. (3) In den Vereinigten Staaten wird die Produkthaftung zum einen sehr viel weiter ausgelegt. Zum anderen soll dort der Schadenersatz auch Strafwirkung entfalten. Dies sowie die Vermögenssituation der Beklagten ist bei der Festlegung der Höhe des Schadenersatzes zu beachten. Von den deshalb möglichen „Milliardenklagen“ waren bislang vor allem Zigarettenhersteller betroffen. Angesichts der ausufernden Fettleibigkeit geraten nun zunehmend auch Food-Hersteller ins Visier von Kanzleien, die auf Schadenersatzklagen spezialisiert sind. (4) Produkthaftung ist eine zwingende Haftung, d.h. sie kann vertraglich weder ausgeschlossen noch begrenzt werden. Schadensersatzansprüche verjähren spätestens drei Jahre nach dem Zeitpunkt, zu dem der Kläger von dem Schaden, dem Fehler und der Identität des Herstellers Kenntnis erlangt hat oder hätte erlangen müssen. Spätestens zehn Jahre, nachdem der Hersteller das Produkt in Verkehr gebracht hat, erlöschen sämtliche Produkthaftungsansprüche.

Produktionsmanagement, globales

Produktion, schlanke

1155

Lean Production System Theorie der Faktorenausstattung

Produktionsfaktor

Produktionsgesellschaft Tochtergesellschaft, der nicht alle Wertschöpfungsstufen (Einkauf, Produktispezieller Typus von Vertriebsgesellschaft den Vertrieb, nur on, Marketing, Logistik etc.) abdeckt, sondern, wie die eine betriebliche Funktion: die Auslandsproduktion. Nach K. Ferdows lassen sich die unterschiedlichen Typen von Produktionsgesellschaften in ein zweidimensionales Raster einordnen. Die erste Dimension (Primary Strategic Reason for the Site) erfasst die wichtigsten Gründe für die mit dieser strategischen Standortwahl: kostengünstiger Zugang zu Produktionsfaktoren, MarktnäEntscheidung verbundene he oder Nutzung lokaler (technologischer) Ressourcen. Die zweite Dimension (Extent of Technical Acivities at the Site) erfasst das Ausmaß (bzw. Spektrum) technischer Leistungen, welche eine Produktionsgesellschaft einbringt. " Ferdows, K.: Mapping International Factory Networks, in: Ferdows, K. (Hrsg.), Managing International Manufacturing, Amsterdam 1989, pp.3-21. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.346ff.

Produktionsmanagement, globales nach Marketing und Beschaffung die dritte Unternehmensfunktion, die viele Unternehmen mehr oder minder globalisiert haben. Um Kundennähe auch in dieser Phase des Wertschöpfungsprozesses zu gewährleisten, werden Standortentscheidungen vermehrt mit Blick auf das globale Tätigkeitsfeld und unter Nutzung der weltweiten Standortkonkurrenz gefällt. Weiterhin wird eine effizienzorientierte Reorganisation des Fertigungsprozesses betrieben, mit der Folge der Reduktion der Fertigungstiefe. Dabei spielen Lead Supplier, von denen weltweit etwa 50 tätig sind, eine Schlüsselrolle (vgl. Abb.). Weltweit führende Zulieferer in der Automobilindustrie (2007) Land

Umsatz (in Mrd. $)

Bosch

Deutschland

36,16

Denso

Japan

35,70

Kanada

25,65

Magna International Inc. Continental

Deutschland

25,00

Delphi (Tochterunternehmen von PM)

USA

22,28

Aisin Seiki

Japan

21,71

Johnson Controls

USA

18,50

Faurecia

Italien

17,40

LEAR Corp.

USA

16,00

ZF Friedrichshafen

Deutschland

15,10

BASF

Deutschland

11,85

ThyssenKrupp

Deutschland

11,08

Schaeffler Gruppe

Deutschland

7,36

Quelle: http://www.automanager.de

Sie können unterschiedliche Funktionen erfüllen: Modul-Lieferanten entwickeln eigene Komponenten, montieren sie mit fremden zu einbaufähigen Just-in-Time die Hersteller. Modulen und beliefern damit System-Lieferanten wiederum entwickeln gemeinsam mit einem Hersteller umfassende Produkte und verkaufen diese an verschiedene Autoproduzenten. System-Integratoren schließlich entwickeln gemeinsam mit Autoherstellern einbaufähige Module und integrieren diese zu Systemen. Weiterhin koordinieren sie das Netzwerk der Zulieferunternehmen ( Koordination).

1156

Produktionsmanagement, internationales

Produktionsmanagement, internationales für solche Unternehmen bedeutsam, welche weltweit Produktionsstätten unterhalten ( AuslandsproDirektinvestition). Um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern bzw. zu erhalduktion; ten, müssen sie einerseits den optimalen Fragmentierungsgrad der Produktion und andererseits die optimale Zahl der Produktionsstandorte festlegen (vgl. Abb.). Unterziele sind der Zugang zu günstigen Faktorkosten, die Schaffung von Marktnähe und der Zugang zu lokalen Ressourcen. Eine wichtige Industriepolitik der Gastländer ( Standortwettbewerb; WettbeRandbedingung ist die Art der werbsfähigkeit, internationale). Internationale Konfiguration der Produktion

mehrere Länder

Produktionsstandorte

Internationale Verbundproduktion

Internationale Parallelproduktion

Nationale Verbundproduktion

Nationale Parallelproduktion

Weltmarktfabrik

ein Land Fragmentierungsgrad der Produktion Quelle: Huber (2007, S.67), geringfügig modifiziert.

" Huber, A.: Internationales Management, München 2007.

Produktionsstandort

Country of Origin

Produktionsverbund, internationaler Produktivitätssteigerung

Verbundproduktion, internationale

Standortverlagerung

Produktivitätsunterschied, komparativer zwischen Volkswirtschaften ist zum einen mit Unterschieden in der Ausstattung mit Humankapital und zum anderen mit einer variierenden Teilhabe am technologischen Fortschritt erklärbar ( ForInnovation). Besonders ausgeprägt sind die Produktivitätsunterschiede im schung + Entwicklung; Schwellen- und EntRegelfall in Wachstumsbranchen, da hier die technologische Lücke, die wicklungsländer gewöhnlich trennt, besonders groß und bedeutsam ist ( Theorie der technologischen Economies of Scale-Ansatz beschrieben, das Volumen der inLücke). Weiterhin spielen, wie vom ländischen Nachfrage sowie die Art der Nachfragestruktur eine wesentliche Rolle ( Nachfragestruktur-Hypothese). Produktkategorie Produktklinik

Standardisierung

Outpacing-Strategie

Produktlebenszyklus

Lebenszyklus

Produktpiraterie

1157

Produktmarktregulierung Produktnorm

Regulierungsdichte

Design, dominantes;

Norm;

Produktorientierte Organisationsstruktur

Protektionismus;

Standard

Organisationsstruktur, divisionale

Produktpiraterie planmäßige, gezielte und massenhafte Verletzung von Schutzrechten ( Markenschutz; UrheberImports gefälschter Produkte vor allem aus Südostasien und Ostrecht). Aufgrund des organisierten europa wurde 1990 das Produktpiraterie-Gesetz (PrPG) erlassen ( Marken- und Produktpiraterie). Europäischen Union 95 Mio. Plagiate (davon 18 Mio. 2003 beschlagnahmten die Zollbehörden der in Deutschland) mit einem Marktwert von mehr als 2 Mrd. €. Zwischen 1999 und 2007 vervielfachten sich die von den Zollbehörden an der EU-Außengrenze beschlagnahmten Fälle (vgl. Abb. 1). Dabei handelt es sich immer seltener um Luxusartikel und immer häufiger um Waren des täglichen Gebrauchs (z.B. Autoteile, Spielzeug; vgl. Abb. 2, nächste Seite). Abb. 1: Anzahl registrierter Fälle der Zollbehörden an den EU-Außengrenzen

50.000 43.671

45.000 37.334

40.000 35.000 30.000

26.704 22.311

25.000 20.000 15.000 10.000 5.000

4.694

6.253

5.056

2000

2001

7.553

10.709

0 1999

2002

2003

2004

2005

2006

2007

Quelle: in Anlehnung an European Commission (2007, S.7).

Aber auch Investitionsgüterhersteller werden zunehmend Opfer von Produktpiraten (nach Angaben des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA vier Fünftel aller ihrer Mitgliedsunternehmen). Weltweit verursachte die Marken- und Produktpiraterie nach Angaben des Weltwirtschaftsforums einen Schaden von 450 Mrd. € ( World Economic Forum). Der VDMA geht von größeren BeEuropäischen Kommission stammten 66% lastungen aus: jährlich 660 Mrd. €. Nach Angaben der der Piratenware aus dem Fernen Osten (vor allem aus China und Thailand). Weitere Schwerpunktländer sind Argentinien, Brasilien, Bulgarien, Indien, Mexiko, Türkei und Ukraine). 2006 stammten knapp 90% der vom deutschen Zoll aufgegriffenen beschlagnahmten Piratenwaren aus China, auch 15% aus den USA und 10% aus der Türkei. Aber prinzipiell ist Produktpiraterie ein universelles Phänomen. Problematisch an derartigen Statistiken ist, dass das Lieferland nicht immer dem Herstellungsland entspricht.

1158

Produktpiraterie

Abb. 2: Anzahl der an den EU-Außengrenzen registrierten Fälle nach Produktkategorien (in %;)

61,07

Kleidung, Accessoires 9,5

Uhren, Schmuck

5,73

Datenträger, Software Elektrische Geräte

4,80

Medikamente

4,68

Parfüm, Kosmetik

3,44

Computer

2,05

Spielzeug

1,70

Zigaretten

0,96

Lebensmittel

0,15

Sonstige

5,92

Quelle: in Anlehnung an European Commission (2007, S.18).

Abb. 3: Herkunft der vom deutschen Zoll aufgegriffenen Piraterieprodukte (in % der Aufgriffe) China

28,97

USA

15,63

Türkei

9,88

Indien

9,30

Hong Kong

8,22

Thailand

4,10 2,22

V.A.E. Vietnam

1,95

Schweiz

1,70

Tschechien Polen Japan

Malaysia

1,28 1,12 0,75 0,45

Sonstige

14,43

Quelle: in Anlehnung an Deutscher Zoll (2007).

Zu den Unternehmen, die in besonderem Maße von betroffen sind, zählt Adidas-Salomon. Nach eigenen Angaben verliert der Sportmodenhersteller aufgrund von Plagiaten jährlich etwa 100 Mio. € an Umsatz. Deshalb setzt das in Herzogenaurach ansässige Unternehmen weltweit so genannte Markenschutzteams ein, welche den Zöllnern helfen, Fälschungen zu erkennen. Auch Hugo Boss und Mercedes Benz verfolgen diese Strategie. Levi Strauss unterhält in jedem wichtigen europäischen Markt ein Markenschutzbüro. Im Übrigen steht ein breites Spektrum an Gegenmaßnahmen zur Verfügung (vgl. Abb. 4). China-Kenner hingegen empfehlen, mit guten Fälschern eine Kooperation einzugehen. Dadurch gewinne das Auftragshersteller, sondern auch Zuausländische Unternehmen nicht nur einen leistungsstarken gang zu dessen Vertriebskanälen und Wissen (z.B. über die Fälscherszene vor Ort, aber auch Marktkenntnis).

Produktpolitik, integrierte

1159

China nimmt jedoch nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei der Nutzung von Piratenware weltweit den Spitzenplatz ein. 2001 etwa waren 94% der in chinesischen Unternehmen eingesetzten Software Raubkopien (Russland = 88%; Griechenland = 86%; Brasilien = 58%; Spanien = 51%; Italien = 46%; Frankreich = 40%; Niederlande = 40%;; Österreich = 37%; Schweiz = 34%; Deutschland = 28%; Großbritannien = 26%; USA = 24%). Deshalb geht eine Reihe von Unternehmen auch mit juristischen Mitteln gegen die Produkt- und Markenpiraten vor. Dabei empfiehlt es sich allerdings, eine darauf spezialisierte lokale Anwaltskanzlei einzuschalten. Abb. 4: Maßnahmen zur Abwehr von Produktpiraten Pflege des Distributionskanals

Information der Vertriebspartner über Fälscheraktivitäten und Abwehrmaßnahmen des Unternehmens. Selektive Auswahl neuer Absatzmittler. Regelmäßige Kontrolle der Vertriebswege, auch bei zweistufiger Distribution.

Produktkennzeichnung

Ausstattung der Produkte mit (temporär) fälschungssicheren Produktmerkmalen: Hologramme, Mikrochips u.a. Zum Teil häufigere Anpassung an den Stand der Technik erforderlich, weil Fälscherorganisationen diese Produktausstattungen adaptieren.

Erfahrungsaustausch

(Branchenübergreifender) Informationstransfer zu allen Aspekten der Produkt- und Markenpiraterie. Foren sind häufig Verbandsausschüsse, Vereine. Diese bieten darüber hinaus Dienstleistungen wie Rechtsrat, Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying.

Recherche

Zusammenarbeit mit in- und ausländischen Fahndungsbehörden; Unterweisung in Produktsicherungs- und Fälschungsmerkmalen; Einsatz eigener und/oder privater Ermittler; Kundenbeteiligung (Incentives) zur Identifikation von Fälschungen; Rückverfolgung der Vertriebswege von sichergestellten Falsifikaten.

Strafverfolgung

Strafanzeige; Nebenklage; einstweilige Verfügung auf Auskunft über Herkunft und Vertriebswege der Falsifikate. Voraussetzung: Schutzrechtsanmeldung.

Öffentlichkeitsarbeit

Aufklärung über den volkswirtschaftlichen und verbraucherbezogenen Schaden; Hinweise auf Sicherheits- und Gesundheitsgefährdungen; Beteiligung an Informationsveranstaltungen und Ausstellungen; Kooperation mit betroffenen Herstellern innerhalb und außerhalb der Branche; aktive Zusammenarbeit mit Medien.

Lobbying

Vorrangige Zielsetzungen: Vereinheitlichung der gesetzlichen Rahmenbedingungen innerhalb der Europäischen Union; Optimierung der einschlägigen gewerblichen Schutzrechte; Verbesserung der Zollkontrollen an den EU-Grenzen. Unternehmensbeitrag: Mitgliedschaft und Mitarbeit in den entsprechenden Verbänden, Arbeitskreisen.

Quelle: Bruns (2003, S.191, leicht modifiziert).

" Bruns, J.: Internationales Marketing, 3.Aufl., Ludwigshafen 2003. Grauel, H.: Plagiate - nicht nur bekannte Marken sind betroffen, in: eco, o.Jg. (1999), Nr.6, S.42-45. von Welser, M.; González, A.: Marken- und Produktpiraterie. Strategien und Lösungsansätze zu ihrer Bekämpfung, Weinheim 2007. Zentes, J.; Swoboda, B.; Schramm-Klein, H.: Internationales Marketing, 2.Aufl., München 2010, S.390.

Produktplatzierung

Product Placement;

Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste

Produktpolitik, integrierte von der Kommission der Europäischen Union initiierte Maßnahmen zur Förderung der nachhalLebenszyklus. Hierzu tigen Verbesserung der Umweltbilanz von Produkten während ihres gesamten zählen ein Best Practice-Leitfaden wie auch die Identifikation von Produkten, welche das größte Potenzial zur Verbesserung der Umweltbilanz besitzen ( Umweltschutz). IPP ist Teil eines größeren Vorhabens, das alle Politikbereiche umfasst (bspw. den Bereich der Sozialpolitik mit Hilfe der UmsetCorporate Social Responsibility-Konzepts). Sie soll helfen, das Ziel, das sich der Eurozung des päische Rat 2000 in Lissabon gesetzt hat, zu erreichen: die Europäische Union als weltweit wettbewerbsstärkste Wirtschaftsregion zu etablieren ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Zur UmsetLissabon-Strategie sollen die verschiedenen Politikbereiche jeweils einen zung der so genannten ihnen gemäßen Beitrag leisten. Aus Sicht der Sozialpolitik etwa geht es darum, die soziale Verantwortung der Unternehmen zu stärken und als Wettbewerbsfaktor zu instrumentalisieren ( Unternehmensführung, gesellschaftsorientierte).

1160

Produktpolitik, internationale

Produktpolitik, internationale Gesamtheit der Entscheidungen, welche den Leistungsgegenstand Internationaler, MultinatioTransnationaler bzw. Globaler Unternehmen betreffen. Die Produktpolitik lässt sich zeitnaler, lich und/oder sachlich strukturieren (vgl. Abb.). Struktur der internationalen Produktpolitik Sachliche Struktur

Produktkern

Packung, Verpackung

Markierung

Dienstleistungen

Schutzrechte

Zeitliche Struktur Produkteinführung Produktvariation Produktdifferenzierung Produktelimination Quelle: Backhaus et al. (2001, S.199); erweitert und geringfügig erweitert.

(1) In der Phase der Produkteinführung sind verschiedene Fragen bezüglich des Produktkerns (sowie der übrigen Leistungsbestandteile) zu beantworten: Welchen primären und welchen sekundären Nutzen Zielgruppen in welchen Auslandsstiften Produktidee, Produktkonzeption bzw. Produkt welchen Sinus-Milieus, welche die soziale Lage (Unter-, märkten? Entscheidungshilfe leisten dabei u.a. die Werte definierte Grundorientierung mögliMittel-, Oberschicht) sowie die durch charakteristische cher Käufer berücksichtigen. Weiterhin ist der Grad der Produktstandardisierung bzw. -differenzierung festzulegen ( Standardisierung vs. Differenzierung). Bei vollständiger Produktdifferenzierung wird selbst der Produktkern den jeweiligen länderspezifischen Bedingungen angepasst. Der Regelfall sind jedoch Hybridstrategien. Beim modularen Design etwa werden lediglich einzelne Produktkomponenten variiert (z.B. aufgrund rechtlicher Vorgaben), etwa bei Pkw’s die Stoßstangenhöhe. Die Strategie der Built-in-Flexibilität ermöglicht es, lediglich die technischen Voraussetzungen für eine erwünschte Differenzierung zu schaffen, die erforderliche Anpassung jedoch dem einzelnen Käufer bzw. Anwender zu überlassen. Kulturfreie Produkte werden, sofern nicht rechtliche Vorgaben eine Differenzierung erzwingen, vollkommen standardisiert ( Kulturfreiheit). Verpackung eines Produkts erfüllt mehrere Funktionen. Wie Backhaus et al. (S.203) bei(2) Die spielhaft darlegen, beeinträchtigt die in China gesetzlich vorgeschriebene Open Package Inspection (OPI), d.h. die Kontrolle des Importgutes unter Beseitigung jeglicher Verpackung, die Schutzfunktion, welche eine „seemäßige Verpackung“ laut Kaufvertrag zu gewährleisten hat. Im Zusammenhang mit der von Verpackungen zu erfüllenden Transportfunktion ist zu beachten, dass nur solche Holzpaletten nach Australien und Neuseeland eingeführt werden dürfen, die längstens 21 Tage zuvor gegen den Befall mit der Sirex-Wespe behandelt worden sind. Weiterhin müssen Verpackungen die Lagerfunktion (effiziente Nutzung des im Regelfall knappen Regalplatzes), die Promotionsfunktion (Instrument der Verkaufsförderung in umkämpften Märkten) und die Umweltfunktion erfüllen (z.B. Einsatz umweltschonender Materialien). (3) Kaum etwas verdeutlicht die Bedeutung, welche die Markierung eines Produkts besitzt, besser als das Phänomen des Markenwerts (Brand Equity; Marke, globale). Dass bspw. Nestlé für RowntreeMackintosh einen Kaufpreis bezahlte, der dessen Börsenwert um das Dreifache und die von diesem Unternehmen erzielten Erträge um das 26fache überstieg, lässt sich nur damit begründen, dass der Käufer einen entsprechend hohen Goodwill der Marke Rowntree-Mackintosh unterstellte. Zentrale Markenname, das im Regelfall nichtverbale Produktzeichen Instrumente der Markierung sind der (z.B. das blau-weiße Logo von BMW, der Schriftzug von Coca Cola oder das Krokodil von Lacoste) und das Produktdesign, das in besonderem Maße für Produktpiraterie anfällig ist. Dienstleistungen schließlich (4) Differenzierungsbedarf und Standardisierungsmöglichkeiten von hängen von drei Faktoren ab: Zeitpunkt der Erbringung, Produktnähe und Güterart.

Produktzyklustheorie

1161

(5) Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung haben Schutzrechte aller Art für die Produktpolitik. Zu Geschmacksmuster, Urheberrecht. Komm es zu einer juristischen Auseinandernennen sind u.a. setzung, so ist, neben landes- und kulturspezifischen Rechtsauffassungen ( Rechtsanthropologie), die Frage des Gerichtsstandortes bedeutsam ( Prorogation). " Backhaus, K.; Voeth, M.: Internationales Marketing, 6.Aufl., Stuttgart 2010.

Produktqualität

Qualitätsmanagement

Gesetz der Regelung der Sicherheitsanforderungen an Produkte und zum Produktsicherheit Schutz der CE-Kennzeichnung; Rapid Alert System for Non-Food Products Produktstandard spezieller, für die Produktpolitik bedeutsamer Standard. Um die internationale Arbeitsteilung und andere Formen von Abstimmungsprozessen zu erleichtern, wurden zahlreiche Produktstandards International Food Standard sowie die definiert ( Koordination). Beispielhaft erwähnt seien der Normen der International Electrotechnical Commission (z.B. IEC 1131-3), welche Standards für Programmsprachen für industrielle Anlagen und prozessgesteuerte Anwendungen setzen. Produktstruktur, integrierte

Organisationsstruktur, integrierte

Produktzyklustheorie wurde 1966 formuliert, um die Ausbreitung amerikanischer Multinationaler Unternehmen erklären zu können. (1) R. Vernon konzentrierte sich dabei auf den Zusammenhang zwischen internationaler WettbewerbsWettbewerbsfähigkeit und technologischem Innovationsvermögen ( Forschung + Entwicklung; fähigkeit, internationale). Die Produktlebenszyklustheorie gehört zu den einflussreichsten ErklärungsInternationalisierung der Weltwirtschaft und begründet, warum Industrieländer ansätzen der bei Produkten mit einfacher oder mittlerer Fertigungstechnologie nur in den frühen Lebenszyklusphasen konkurrenzfähig sein können. Mit Blick auf das einzelne Unternehmen vermag sie nach Ansicht Internationaler von Kritikern – und auch das nur innerhalb bestimmter Grenzen – das Verhalten Multinationalen Unternehmen und Globalen Unternehmen zu Unternehmen, nicht aber das von Innovation und Imitation antizipieren und weltweit beschreiben, welche das Wechselspiel von ihre monopolistischen Vorteile selektiv einsetzen können. Weiterhin verschließen sich ihr ErscheiLizenzstrategie und andere Internanungsformen wie die internationale vertikale Integration, die tionalisierungsstrategien. Zunächst entwickelt ein technologisch überlegenes Unternehmen ein bestimmtes Erzeugnis und vertreibt es auf dem Heimatmarkt (Innovationsphase). Nachdem genügend Produktions- und Absatzerfahrungen gesammelt worden sind, kann das Produkt auf ausländischen Märkten, wo es potenziellen Konkurrenten noch an entsprechenden Erfahrungen fehlt, angeboten werden (Exportphase). In einem dritten Abschnitt (vgl. Abb.) wird der Produktionsprozess verbessert, standardisiert und von ausländischen Herstellern übernommen (Imitationsphase), die dabei vor allem von ihren geringen Personalkosten profitieren. Der technologische Vorsprung des Innovators geht nunmehr Schritt für Schritt verloren, bis dieser schließlich beginnt, das betreffende Produkt selbst zu importieren (Importphase) bzw. dieses (bzw. Teile davon) vom Standort der Auslandsproduktion aus in andere Auslandsmärkte zu exportieren bzw. zuzuliefern. So wird ein auf Basis des Golf entwickelter VW-Kleinwagen im Iran gefertigt (unter Zulieferung von Teilen aus der Produktion der brasilianischen VW-Standorte) und u.a. nach China exportiert. Wenn es dabei gelingt, die Fertigungstechnologie entscheidend zu verbessern, schließt sich neuerdings immer häufiger noch ein weiterer Abschnitt an, die Repatriierungsphase. (2) Die Produktzyklustheorie erklärt aber nicht nur den Handel mit neu entwickelten („innovativen“) Industrieprodukten. Sie ist auch in der Lage, den Strukturwandel zu erklären, dem der Welthandel unterliegt. So ist die dramatische Beschleunigung der Produktlebenszyklen eine unmittelbare Folge der

1162

Produzierendes Gewerbe

Globalisierung eingetretenen quantitativen und qualitativen Ausweitung des Angebots. aufgrund der Die Verkürzung der Produktlebenszyklen hatte wiederum eine Verkürzung der zur Amortisation der getätigten Investitionen zur Verfügung stehenden Zeitphase zur Folge, was wiederum einen verschärfZeitwettbewerb bedingt, der eine weiter Verkürzung der Produktlebenszyklen zur Folge hat ten (u.s.w.). Nicht zuletzt aber lenkte die Produktzyklustheorie die Aufmerksamkeit der einschlägig interessierten Wissenschaftler darauf, dass sich die Außenhandelsursachen im Verlauf des Lebenszyklus von Produkten wandeln (können). Produktions- und Handelsströme während des Produktlebenszyklus Gesamtproduktion Innovationsphase

Wachstumsphase

Schrumpfungsphase

t (3)

(1)

Teilproduktion in Wirtschaftsräumen

(2)

(1) (2) (3)

Gesamtproduktion Produktion in Land A (Inland) Produktion in Land B (Ausland) Produktion in Land C (Niedriglohnland) Exporte aus Land A Importe in Land A

Quelle: Neumair (2005, S.203).

" Giddy, I.H.: The Demise of the Product Cycle Model in International Business Theory, in: Columbia Journal of World Business, Vol.13 (1978), No.1, pp.90-97. Hennart, J.-F.: A Theory of Multinational Enterprise, Ann Arbor/MI 1982. Hirsch, S.: An International Trade and Investment Theory of the Firm, in: Oxford Economic Papers, Vol.28 (1976), No.2, pp.258-270. Neumair, S.M.: Theorie des Außenhandels, in: Haas, H.-D.; Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft, München 2006, S.187-213. Vernon, R.: International Investment and International Trade in the Product Cycle, in: The Quarterly Journal of Economics, Vol.80 (1966), No.2, pp.190-207.

Produzierendes Gewerbe umfasst insb. das Verarbeitende Gewerbe, das Baugewerbe sowie die Energie- und Wasserversorgung (vgl. Abb., nächste Seite). Die Statistik des Produzierenden Gewerbes erfasst Betriebe mit 20 oder mehr Beschäftigten ( Statistisches Bundesamt). Die Volkswirtschaften, in denen 2004 das ProBruttowertschöpfung erzielte, sind die der USA (2.500 Mrd. $), duzierende Gewerbe die höchste Japans (1.390 Mrd. €), Chinas 840 (Mrd. $), Deutschlands (710 Mrd. $), Großbritanniens (510 Mrd. $) und Frankreichs (430 Mrd. $). Allerdings nimmt der Beitrag, den dieser Sektor zum BruttosozialDienstleistungsgewerbes stetig ab. Indesprodukt leistet, angesichts der wachsenden Bedeutung des sen wird das Ausmaß dieses Rückgangs allein schon deshalb überschätzt, weil das Produzierende „outsourct“. Gewerbe die in seinen Wertschöpfungsprozessen integrierten Dienstleistungen

Prohibitivzoll

1163

Struktur des Produzierenden Gewerbes

Produzierendes Gewerbe

Verarbeitendes Gewerbe, Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden

Energie- und Wasserversorgung

Industrie

Baugewerbe

Produzierendes Handwerk

*)

*) Die Statistik weist Industrie und Produzierendes Handwerk in der Regel nur gemeinsam aus. Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie (2005, S.102).

" Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft (Hrsg.): Industriebericht 2005, München 2005.

Profit Center

Organisationsstruktur, divisionale

Profit Opportunity Recommendation-Index Prognosedilemma

Business Environment Risk-Index

Zielgruppe

Programme on Transnational Corporations Multi-Watcher-Organisation der UNCTAD. Sie wurde 1973 von den Vereinten Nationen unter MULTIS mitgewirkt hatten, gegründet. dem Eindruck des Putsches in Chile, an dem amerikanische Global Player im Regelfall weder Mittlerweile setzt sich allerdings die Überzeugung durch, dass die Dumping betreiben (allein schon deshalb nicht, weil diese Unternehmen ökologisches noch soziales Gegenkultur und einschlägigen Nichtregierungsorganisationen ständig von Angehörigen der (NGOs) beobachtet werden und täglich vor dem „Tribunal der Weltöffentlichkeit“ stehen, die, medial verstärkt, zur Skandalierung neigt). Imageschäden aber sind das, was Global Player mehr als alles Marken (bzw. deren ideeller Wert, der Markenwert) ihr Kapital andere fürchten, da häufig ihre Code of Conduct soll dazu beitragen, dass diese weltweit tätigen Konzerne sind. Nicht zuletzt der Entwicklung in der Dritten Welt werden. zum wichtigen Treiber der Progressive Matrices Test Progressive Planung

Culture Free Intelligence-Tests

Planungsprozess

Prohibitivzoll wird im Gegensatz zu den qualitativ bestimmten tung, die dafür sorgt, dass der (unerwünschte) kommt ( Zoll)

Zollarten quantitativ definiert: als jene ZollbelasImport des zu verzollenden Gutes zum Erliegen

1164

Projektion

Projektion (1) Methode des möglichst maßstabsgetreuen Abbildens von Objekten. Die Kartenprojektion kennt verschiedene Projektionsverfahren, um ein dreidimensionales Gebilde (z.B. den Globus) zweidimensional (mehr oder weniger verzerrt) darzustellen (z.B. auf einer Landkarte). Hierzu zählen die Zylinderprojektion, die Mercatorprojektion, die Kegelprojektion, die Petersprojektion und die Azimutalprojektion ( Kartenprojektion). (2) Tiefenpsychologisch meint Projektion einen Abwehrmechanismus: Unerträgliche bzw. sozial sanktionierte Gefühle und Wünsche (z.B. Aggressionen) werden anderen Menschen zugeschrieben (d.h. auf diese projiziert). Proportionalkarte zeichnet kein so genanntes flächentreues, sondern ein relativierendes Abbild des darzustellenden Objekts (z.B. der Weltkugel). Manche Proportionalkarten kommen dem gewohnten Bild einer Landkarte Weltmarktes für Elektrogeräte etwa ergibt sich die recht nahe. Im Falle des in Abb. 1 dargestellten Fläche der einzelnen Erdteile als Funktion des Umsatzvolumens, das 1996 in den einzelnen Regionen Triade-Märkte bzw. Ländern mit Elektrogeräten erzielt wurde. Entsprechend groß erscheinen die und entsprechend klein der „Rest der Welt“. Abb. 1: Proportionalkarte des Weltmarktes für Elektrogeräte

Beliebt sind Weltkarten, deren Proportionen dem jeweiligen Bruttoinlandsprodukt der einzelnen Länder entsprechen (vgl. Abb. 2, nächste Seite). Dabei schrumpfen Länder wie Russland, China oder Indien bzw. ganze Kontinente (z.B. Afrika) auf einen Bruchteil ihrer tatsächlichen Größe. Andere Länder hingegen offenbaren erst durch diese Form der Visualisierung ihre eigentliche (Wirtschafts-)Macht. Dies ist auch der Sinn dieser Darstellungstechnik: Entscheidungsträgern die Realität (z.B. in Gestalt des Marktpotenzials) vor Augen führen und sie nicht durch irrelevante Informationen, wie die gewaltigen Landmassen von vergleichsweise unbedeutenden Märkten (z.B. Mongolische Volksrepublik, Sudan), zu Fehlentscheidungen zu verleiten. " Kreiner, J.: Der Zugang zum japanischen Markt ist heute leichter als je zuvor, in: Riesenhuber, H.; Kreiner, J. (Hrsg.), Japan ist offen. Chancen für deutsche Unternehmen, Berlin 1998, S.5-15.

(

http://www.worldmapper.org

Protektion, effektive

1165

Abb. 2: Proportionale Weltkarte der Wirtschaftsmächte Dänemark Kanada

Norwegen Irland

Großbritannien USA

Schweden

Deutschland Niederlande

Finnland

Belgien

Russland

L

Polen

Frankreich Schweiz

China

A

Iran Israel

Portugal

VAE Saudi Arabien

Italien

Kolumbien

Brasilien

Japan

Türkei

Spanien

Mexiko

Südkorea

Marokko

Hongkong Indien

Algerien Ägypten

Thailand

Singapur Malaysia

Philippinen

Indonesien

Australien Südafrika

Argentinien

Neuseeland

Pro-Kopf-Einkommen in US$: 240 1.000 1.000 5.000 5.000 10.000 10.000 20.000 20.000

-

Legende: A Österreich L Luxemburg VAE Vereinigte Arabische Emirate

45.330

Anmerkungen: • Je größer ein Land erscheint, desto größer ist sein Anteil am Welt-Bruttosozialprodukt. • Die Zahlen beziehen sich auf das Pro-Kopf-Einkommen. Die USA z.B. stellen 27% des Welt-Bruttosozialproduktes und gehören zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen. • Nicht genannte Länder haben einen Anteil von weniger als 1% des Welt-Bruttosozialprodukts.

Quelle: Kreiner (1998, S.6).

Prorogation Prinzip der Rechtsverfolgung im internationalen Handelsverkehr. Wird in einem internationalen Vertrag ein bestimmter nationaler Gerichtsstand als maßgeblich vereinbart, so folgen daraus zwei Konsequenzen: Erstens Prorogation, was bedeutet, dass damit die Zuständigkeit des genannten Gerichtsstandes begründet wurde. Zweitens bedeutet Derogation, dass Gerichte anderer Staaten, die eigentlich zuständig gewesen wären, darüber nicht mehr entscheiden dürfen. " Oetker, H.; Maultzsch, F.: Grundlagen des internationalen Handelsrechts, in: Macharzina, K.; Oesterle, M.-J. (Hrsg.), Handbuch Internationales Management, 2.Aufl., Wiesbaden 2002, S.439-468.

Prospektrichtlinie soll innerhalb der Europäischen Union das Erstellen und die Prüfung von Prospekten, die bei einem öffentlichen Angebot und bei der Zulassung von Wertpapieren zu publizieren sind, harmonisieren. Mit der Ende 2003 in Kraft getretenen und in den Folgejahren von den Mitgliedsländern in nationales Recht umgesetzten Prospektrichtlinie möchten die Verantwortlichen den Anlegerschutz verbessern und für mehr Markteffizienz sorgen, u.a. mit Hilfe des Europäischen Wertpapierpasses ( Finanzdienstleistungsmarketing, internationales). Protected Geographical Indication

Herkunftsbezeichnung

Protektion, effektive Subvention (z.B. durch Zölle auf das Endprodukt) und indirekter Besteuerung (1) Nettoeffekt aus des Endprodukts (durch Zölle auf die importierten Vorleistungen). Erst diese komplexe Betrachtungsweise erlaubt zu erkennen, dass der durch einen Zoll auf das ausländische Endprodukt angestrebte Wettbewerbsvorteil gegenüber ausländischen Konkurrenten mehr oder weniger kompensiert oder gar

1166

Protektionismus

überkompensiert werden kann ( Wettbewerb, internationaler). Dies erklärt auch, warum ZollsenkunRohstoffen (als charakteristische Vorleistungsimporte) nicht zwangsläufig antiprotektionisgen bei Effektivzoll und damit auch die effektive tisch wirken; denn diese Maßnahme erhöht indirekt den Protektion. (2) Vor allem in der Landwirtschaft ist der Grad der effektiven Protektion hoch: 2004 machte sie in der Schweiz 68% der Bruttoeinnahmen der heimischen Landwirtschaft aus. In Südkorea waren es 63%, und in Japan 56% (Türkei = 27%, Kanada = 21%, USA = 18%, Australien = 4%). Protektionismus (1) Versuch, die Wohlfahrt der eigenen Volkswirtschaft zu Lasten anderer (d.h. durch eine Beggar thy Neighbor-Politik) zu verbessern: hauptsächlich durch Abwehr unerwünschter ausländischer KonkurWeltrenten und/oder Verbesserung der Absatzchancen der einheimischen Unternehmen auf dem markt. Konkret wollen Staaten mit protektionistischen Maßnahmen aller Art bestimmte Produktionssektoren vor ausländischen Konkurrenten schützen, den Saldo ihrer Leistungs- oder Zahlungsbilanz ausgleichen, die Zahlungsfähigkeit des Landes sicherstellen, die Einnahmen der öffentlichen Kassen steigern (insb. durch Zölle), die Beschäftigung ausweiten ( Arbeitslosenquote), ihre Abhängigkeit vom Weltmarkt reduzieren. Im Extremfall, z.B. bei Nordkorea, ist gar weitgeAutarkie das Ziel. hende wirtschaftliche Theoretisch gerechtfertigt wurde Protektionismus zuletzt mit der „Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“. In den Mittelpunkt seiner als „Nachfrageorientierung“ später popularisierten Überlegungen stellte J.M. Keynes im Jahre 1936 die kurz- und mittelfristige Beschäftigung der arbeitsfähigen Bevölkerung, wofür die Exportwirtschaft von wesentlicher Bedeutung sei ( ExWettport). Diese könne der Staat fördern, indem er mit Hilfe protektionistischer Maßnahmen die bewerbsfähigkeit der inländischen Unternehmen steigert und Exporteure, z.B. durch Steuererstattung, Übernahme von Bürgschaften oder Zinssubventionen unterstützte ( Exportförderung). Wirtschaftspolitik. Einerseits begründete sie Als revolutionär erwies sich diese These insb. für die die Rückkehr zum interventionistischen Staat, andererseits die Hinwendung zu einem Wohlfahrtsstaat, der sich als Sachwalter breiter Schichten der Bevölkerung versteht. (2) Akteure sind zwar zumeist staatliche Institutionen. Aber auch privatwirtschaftliche Organisationen Lobbyismus, Verbandsarbeit etc. die versuchen häufig, indirekt Einfluss zu nehmen und z.B. durch politischen Instanzen zu protektionistischen Eingriffen zu bewegen. Diese konkretisieren sich in tarifäGefühls-Protektioren und in nichttarifären Handelshemmnissen ( Flaggen-Protektionismus; Handelshemmnisse; Neo-Protektionismus). Immer geht es darum, den Marktmechanisnismus; mus außer Kraft zu setzen ( Marktwirtschaft), konkurrenzschwache Wirtschaftszweige und Arbeitsplätze zu erhalten bzw. zu unterstützen. Bisweilen wird auch interveniert, um Infant Industries zu fördern. Ziel ist dann der industriepolitisch motivierte Aufbau bzw. die Förderung international (noch) nicht wettbewerbsfähiger Sektoren ( Industriepolitik). Hinzu kommen Autarkiebestrebungen, zuBedürfnissen meist im Rüstungs- und im Agrarbereich. Für die ausschließlich an den Zielen und ihrer Mitgliedsstaaten orientierte EU-Agrarpolitik, unter der hauptsächlich Länder leiden, die ähnliche Produkte anbauen (z.B. Australien, Kanada oder die USA, aber auch mehr oder minder die gesamte Dritte Welt), können diese Argumente nur vordergründig geltend gemacht werden ( WeltagrarFestung Europa Konsequenz reiner Klientelpolitik. Aber auch die USA markt). Letztlich ist die Freihandels-Rhetorik, zuletzt 2002 ein umfassendes Paket haben, im Gegensatz zu der üblichen protektionistischer Maßnahmen geschnürt, das neben Sonderzöllen auf Stahleinfuhren und kanadisches Holz ( Zoll) sowie den Aufbau zusätzlicher nichttarifärer Handelshemmnisse, die Farm Bill enthielt: Erhaltungssubventionen für amerikanische Landwirte im Gesamtwert von 180 Mrd. $. letztlich Selbst(3) Zu den subtileren Instrumenten zählen die (gewöhnlich alles andere als) „freiwilligen“ beschränkungsabkommen und die Vielzahl der nichttarifären Handelshemmnisse. Sie konkretisieren sich zumeist in Form von Rechts- und Verwaltungsvorschriften oder in Praktiken der Gesetzgebung,

Protektionismus

1167

der Rechtsprechung bzw. der Verwaltung sowie in kommunikativen Maßnahmen (z.B. Buy National-Kampagnen). Ihr protektionistischer Charakter ist nicht immer leicht zu erkennen; denn anders als die klassischen Handelshemmnisse besitzen etwa gesundheitspolitisch begründete Produktnormen häuAußenhandel. Ähnlich verhält es sich mit den DIN-Normen: fig keinen offenkundigen Bezug zum Effizienz bedachten Industriekultur, wirAus deutscher Sicht unverzichtbarer Bestandteil einer auf ken sie auf potenzielle ausländische Konkurrenten primär als gleichermaßen raffinierte wie wirksame Norm). Entsprechendes gilt für das deutsche ReinheitsgeEinfuhrbarrieren ( Design, dominantes; bot bei Bier, die Kennzeichnungspflicht bei gentechnisch erzeugten Lebensmitteln und ähnliche Vorschriften: Umweltschutzmaßnahmen oder unzulässige Beschränkung der Freizügigkeit des internationalen Handels ( Freihandel)? Ebenso bedeutsam wie häufig unterschätzt ist dabei folgender Effekt. Die so genannten administrativen Hemmnisse versetzen ausländische Konkurrenten in einen Zustand „latenter Rechtsunsicherheit“. Denn ihre Wirkungen sind zumeist nicht vorhersehbar. So erschweren häufige, nicht zu prognostizierende Änderungen von technischen Normen eine langfristige Investitionsplanung und verursachen Zeitverzögerungen sowie zusätzliche Kosten. Eine weit verbreitete Spielart des Protektionismus ist die bevorzugte oder ausschließliche Vergabe öffentlicher Aufträge an nationale Anbieter ( Auftragsvergabe, öffentliche). Obwohl dies zumindest im Europäischen Binnenmarkt der Vergangenheit angehören sollte, erlaubt es die deutsche Gesetzgebung ausdrücklich, Ausschreibungen als Instrument der nationalen bzw. lokalen Wirtschaftsförderung einzuBuy American Act von 1933 verpflichtet amerikanische Regierungsbehörden sogar setzen. Der dazu, ausschließlich Produkte zu beschaffen, die in den USA hergestellt wurden, es sei denn, dass keine entsprechende heimischen Angebote erhältlich sind oder nur zu unverhältnismäßig hohen Preisen. (4) Die Wirkungen des Protektionismus lassen sich in drei Kategorien zusammenfassen: unmittelbare Wirkungen im Inland, Rückwirkungen im Ausland sowie sonstige weltwirtschaftliche Wirkungen (vgl. Abb. 1). Abb. 1: Struktur der Wirkungen des Protektionismus Protektion Rückwirkungen über das Ausland

Unmittelbare Wirkungen im Inland

Primäre Wirkungen • Preis- und Abgabenwirkungen • Strukturwirkungen

Sekundäre Wirkungen • Wettbewerbswirkungen • Selektive Vorund Nachteile • Ausweitung der Protektion im Inland

Sonstige weltwirtschaftliche Wirkungen

GegenAutomatische maßnahmen Rückwirkungen • Rückwirkungen über den Wechselkurs • Ausweitung der Protektion im Ausland

• Rückwirkungen über das Auslandseinkommen

• Absatzumlenkung • Bildung von Handelsblöcken • Entwicklungshemmung

Quelle: Kortmann (1998, S.232); geringfügig modifiziert.

(5) Die Ursachen des Protektionismus sind ebenso vielgestaltig wie dessen Erscheinungsformen. Im Einzelnen befassen sich damit der volkswirtschaftliche, der politisch-ökonomische, der empirische und der wirtschaftspsychologische Erklärungsansatz.

1168

Protektionismus

a) Der klassische volkswirtschaftliche Erklärungsansatz führt u.a. folgende Ausgangsbedingungen auf: Zunächst ist die Erschütterung des Weltwährungssystems durch die mit dem Ziel des „WechselkursWechselkurse zu nennen. Weiterhin ist die Diskrepanz Protektionismus“ verbundene Freigabe der Globalisierung der Finanzmärkte sowie dem Handlungsspielraum Multinationaler zwischen der Unternehmen einerseits und der strukturellen Trägheit der einzelnen Volkswirtschaften andererseits zu nennen. Überdies spielen der mehr oder minder weitgehende Verlust der Kontrolle der Währungsbehörden über die internationalen Geld- und Kapitalströme eine wesentliche Rolle. Gleiches gilt für den Zwang zur Anpassung an grundlegende Veränderungen (z.B. Niedergang „alter Industrien“), der durch gesamtwirtschaftliche Wachstumsschwäche und massenhafte Arbeitslosigkeit erschwert wird. b) Die politisch-ökonomische Theorie des Protektionismus (oder eingeschränkter die endogene Zolltheorie) führt die Existenz von Handelsschranken auf die ungleiche Fähigkeit der unterschiedlichen wirtschaftlichen Akteure zurück, den politischen Prozess zu beeinflussen. Im Gegensatz zu den Aussagen der klassischen Außenhandelstheorie besteht nach Auffassung dieser Strömung gewöhnlich kein Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital ( Außenhandelstheorie). Vielmehr ist, wie empirische Untersuchungen bestätigt haben, Managern (Produzenten) und Gewerkschaften gleichermaßen an Protektion in dem Wirtschaftssektor gelegen, in dem sie selbst beschäftigt bzw. tätig sind. In den von Strukturkrisen betroffenen Wirtschaftszweigen und Branchen drängen gewöhnlich Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihre Regierung gemeinsam dazu, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, z.B. in Gestalt von Importbeschränkungen. Deshalb durften japanische Autoproduzenten in Frankreich zeitweise keinen höheren Marktanteil als 3% erringen und in Italien allenfalls 3.500 Fahrzeuge pro Jahr absetzen. Umgekehrt sorgten auch die Japaner durch nichttarifäre Handelshemmnisse dafür, dass ausländische Produzenten in ihrem Markt nicht Fuß fassen konnten (z.B. durch ein weitgehendes Parkverbot für ausländische Automobile in öffentlichen Parkhäusern, diskriminierende Versicherungsprämien sowie aufwändige Zulassungsverfahren). Dank solcher Vorschriften, die bisweilen groteske Formen annahmen, waren 1985 in Japan, trotz eines jährlichen Marktvolumens von drei Millionen Neuzulassungen, lediglich 50.000 importierte Pkws registriert, was einem weitgehend vernachlässigbaren Marktanteil von 1,6% entsprach. c) Die empirische Wirtschaftsforschung beantwortet die in diesem Zusammenhang naheliegende Frage, ob zwischen internationaler Wettbewerbsfähigkeit und Protektionismus ein Zusammenhang besteht, folgendermaßen: Beide Maßzahlen korrelieren signifikant (r = -0,48; vgl. Abb. 2, nächste Seite), was allerdings unterschiedlich interpretiert werden kann: Werden Handelshemmnisse errichtet, um die eigene Wettbewerbsschwäche zu kompensieren? Oder bewirkt Protektionismus (längerfristig) Wettbewerbsschwäche? Empirisch lässt sich anhand der Erhebungen des Institute for Management Development (IMD) zeigen, dass ausländische Konkurrenten insb. in Italien, Kolumbien, Südafrika und Venezuela mit Schwierigkeiten rechnen müssen: Dieses Ländercluster zeichnet sich dadurch aus, dass dort die Gesamtprotektion am stärksten ist (vgl. Abb. 3, nächste Seite). Internationale Investoren können in diesen Märkten kaum auf Unterstützung hoffen, wohl aber müssen sie mit protektionistischen Maßnahmen rechnen ( Direktinvestition). d) Die Wirtschaftspsychologie kommt zu einem ähnlichen Schluss wie die empirische Wirtschaftsforschung. Demnach sind zwei eng miteinander verbundene Befindlichkeiten maßgeblich dafür, ob die Neigung, sich vor Wettbewerbern durch nicht zuletzt unfaire Mittel zu schützen, unter- oder überdurchschnittlich ausgeprägt ist: Angst vor Veränderungen ( Änderungsbereitschaft) und das Gefühl der Unterlegenheit. Es fehle eine „Kultur der Krise“; nur wenige (Staaten, Unternehmen, Manager) besäßen die Fähigkeit und das Selbstvertrauen, auf Krisensymptome (z.B. Marktanteilsverlust) nicht mit Konservierung und „Festhalten-wollen“ zu reagieren, sondern diese als Signal für den Beginn eines neuen Entwicklungsabschnitts zu werten. " Bhagwati, J.: Geschützte Märkte. Protektionismus und Weltwirtschaft, Frankfurt/Main 1994. Frey, B.S.: Public Choice. Ergebnisse der letzten zehn Jahre, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 20.Jg. (1991), Nr.10, S.492-496. International Institute for Management Development: The World Competitiveness Yearbook 1998, Lausanne 1998. Krüger, D.: Der ausländische Investor staunt ungläubig und ist verwirrt. Das Steuerdickicht als Standortnachteil Deutschlands, in: Blick durch die Wirtschaft, Nr.215 (7.11.1997), S.4. Müller, S.; Kornmeier, M.: Streitfall Globalisierung, München 2001. Siebert, H.: Weltwirtschaft, Stuttgart 1997.

Protektionismus

1169

Abb. 2: Internationale Wettbewerbsfähigkeit und Protektionismus Ablehnung von ProtekNeuseeland Hongkong tionismus Dänemark Portugal Irland Griechenland Schweden Finnland Belgien Tschechien Niederlande Deutschland Türkei Luxemburg Chile Spanien GroßÖsterreich britannien Italien Norwegen Australien Philippinen Kanada Venezuela Ungarn Mexiko Argentinien Kolumbien Frank- Taiwan Israel reich Schweiz Thailand Südafrika Malaysia Brasilien Russland Island Indonesien Polen Indien Japan China

9

8

7

6

5

Singapur

USA

Südkorea

4

3

Wettbewerbsfähigkeit (IMD-Score) 0

20

40

60

80

100

Quelle: eigene Darstellung auf der Basis von: International Institute for Management Development (1998, S.19 und S.374).

Abb. 3: Cluster vergleichbar protektionistischer Länder

Chile Irland Luxemburg Niederlande Portugal Singapur Ungarn

Brasilien, Frankreich, Indonesien, Israel, Kanada, Mexiko, Norwegen, Österreich, Philippinen, Schweiz, Spanien, Taiwan, Thailand, USA -2

Förderung internationaler Investitionen 1

Verzicht auf protektionistische Maßnahmen

-1

Italien Kolumbien Südafrika Venezuela

China Malaysia

1

-1

Indien Island Japan Südkorea Polen Russland

2 Argentinien, Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Griechenland, Großbritannien, Hongkong, Neuseeland, Schweden, Tschechische Republik, Türkei

Anmerkung: Ein positiver / negativer Wert drückt aus, dass ein Land bzw. Cluster auf der betreffenden Dimension überdurchschnittlich / unterdurchschnittlich abschneidet. Quelle: eigene Auswertung auf der Basis von International Institute for Management Development (1998, S.374ff.).

1170

Protektionismus, intelligenter

Protektionismus, intelligenter anders als der klassische Protektionismus ein durchaus erwägenswertes Instrument einer industrieWirtschaftspolitik. Die heute vorherrschende Wertschätpolitisch motivierten Strukturpolitik und Freihandels wurzelt in den Erfahrungen, die in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrzung des Weltwirtschaftskrise hatten die meisten Welthanhunderts gewonnen wurden. In der damaligen Währungen und der Erhedelsnationen versucht, mit Hilfe einer (wiederholten) Abwertung ihrer Schutzzöllen den Import zu erschweren und den eigenen Export zu fördern. Das in bung von der so genannten Kindleberger-Spirale zusammengefasste Resultat dieser Strategie ist allgemein bekannt ( Weltwirtschaftskrise). Jedoch zeigen das japanische wie das südkoreanische Beispiel, dass eine als „intelligenter Protektionismus“ bezeichenbare Struktur- und Wirtschaftspolitik durchaus Vorteil bietet. Entscheidend hierfür sind u.a. die zeitliche Begrenztheit der Hilfe und die Förderung zukunftsträchtiger anstelle der Konservierung überholter Wirtschaftszweige. So sah das japanische Temporary Measures Law for Structural Improvement of Specific Industries neben dem Abbau von Überkapazität in stagnierenden Bereichen die Diversifizierung in höherwertige Produkte und die Förderung von Kooperationsvorhaben zur Minderung der Kostenbelastung vor ( Kooperation). " Laumer, H.; Ochel, W.: Strukturpolitik für traditionelle Industriezweige in Japan, Berlin 1985. Siebert, H.: Weltwirtschaft, Stuttgart 1997, S.4.

Protestantismus

Christentum

Protestantismus, asketischer

Berufsethik

Protestantismus-These steht im Mittelpunkt der ökonomisch-soziologischen Diskussion über die Frage: Besteht zwischen der Gesellschaft dominanten Religion und dem wirtschaftlichem Erfolg dieses Gemeinwein einer sens ein signifikanter Zusammenhang? (1) Nach M. Weber treibt der Protestantismus die Menschen zu harter Arbeit an und verbietet ihnen ein Luxusleben. Asketische Lebensführung habe den Protestanten im Verlauf des 19. Jahrhundert eine signifikante Kapitalanhäufung ermöglicht und damit den Grundstein für die Industrialisierung gelegt. Hauptsächlich die Erscheinungsformen des asketischen Protestantismus (insb. Calvinismus und Pietismus) sind in diesem Zusammenhang von Interesse. Gemäß der calvinistischen Prädestinationslehre ist Gottes Gnade für den Menschen gleichermaßen unerreichbar wie unverlierbar. Gott, der allmächtige Weltenlenker, habe schon von Anbeginn an festgelegt, wer erwählt, d.h. für den Himmel bestimmt sei und wer zur Höllenfahrt verdammt. Da nur der Erwählte beruflich erfolgreich sein könne, eröffne „harte Arbeit“ zum einen den Weg, „Gnadengewissheit“ zu erlangen; zum anderen trage sie dazu bei, Gottes Ruhm zu mehren. Reichtum ist demnach nicht 'a priori' sündhaft, wie es der Katholizismus bisweilen unterstellt („Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in das Himmelreich“), vorausgesetzt, er wurde durch harte Arbeit erworben. Auch darf dieser Reichtum nicht zum eigenen Vorteil genutzt werden. Vielmehr sei dieses „Gottesgeld“ dem Erwählten von Gott nur geliehen, damit jener, wie M. Webers Vorbild, der Milliardär John D. Rockefeller, es verwalte und mehre. Sünde sei es nur, den Reichtum zu Müßiggang und Laster zu missbrauchen. Eher noch wird Armut als Sünde betrachtet, jedenfalls als Ausdruck des Nicht-Erwähltseins. Zwei calvinistische Tugenden, unbedingter Wille zu harter Arbeit und asketische Lebensweise (d.h. Konsumverzicht), haben somit die Kapitalisierung von Teilen der protestantischen Bevölkerung und damit Investitionen in industrielle Anlagen ermöglicht. Der jeweilige kulturell-religiöse Hintergrund erklärt u.a. auch, warum in calvinistisch-pietistisch-puritanisch geprägten Gesellschaften Klassen- und Wohlfahrtsunterschiede toleriert, nicht selten sogar selbstbewusst demonstriert werden, während „der katholische Reiche“ eher um Zurückhaltung bemüht ist. Beeinflusst von der vorchristlichen griechischen Philosophie, die insb. durch die Schriften von Aristoteles das abendländische Denken wesentlich geformt hat, finden sich im kanonischen Recht, das Flavius Gratianus um 1140 gesammelt und im Decretum Gratiani lehrbuchartig kommentiert hat, zahlreiche Beispiel dafür, dass die katholischen Kir-

Prototyp

1171

chenlehrer das Erwerbsstreben mit allergrößtem Argwohn bedacht haben: „Der Kaufmann kann kaum jemals Gott gefallen ..., deshalb darf kein Christ Handel betreiben. Wer es aber doch tut, ist aus der Kirche auszustoßen ('ejicere') ... Wer kauft oder verkauft, kann sich nicht vom Meineid freihalten“. (2) So plausibel der von M. Weber begründete Denkansatz auch sein mag, so wenig vermag er bspw. zu erklären, warum es in Deutschland schon seit geraumer Zeit kein Nord-/Süd-Gefälle mehr gibt, sondern der mittlerweile erfolgreichere, vorwiegend katholische Süden den protestantischen Norden alimentiert. Protestantische Ethik kann auch nicht hinter dem Asien-Wunder stehen. R. Inglehart fasste Pro und Contra der einschlägigen Diskussion folgendermaßen zusammen: Die ProtestantismusThese ist seit 90 Jahren umstritten, aber weiterhin einflussreich. Diese Denkschule brachte historische Werke hervor (bspw. R.H. Tawney und L.E. Harrison). (3) M. Webers Auffassung, das Aufkommen des Protestantismus sei ein entscheidender Faktor für den Prozess der Modernisierung Europas gewesen, trifft insofern zu, als die calvinistische Version des Normen stärkte, welche die ökonomische Leistung favorisieren und LeistungsbeProtestantismus reitschaft fordern ( Leistungsmotivation). Zugleich unterwanderte er eine Reihe religiöser Normen, Gesellschaften verbreitet welche leistungshemmend wirken und in den meisten vorindustriellen sind. Als typische Nullsummen-Systeme bringen diese kein oder allenfalls geringes Wirtschaftswachstum hervor, weshalb soziale Mobilität, d.h. der sozioökonomische Aufstieg innerhalb einer Gesellschaft, nur zu Lasten oder zu Gunsten anderer möglich ist. Die traditionellen Normen bestärken die Mitglieder solcher Gesellschaften darin zu akzeptieren, dass ein höherer sozialer Status nicht durch eigenes Zutun erworben werden kann, sondern vererbt wird. Das Streben nach sozialer Mobilität wird teils gewaltsam und teils durch die Hoffnung, „im nächsten Leben“ belohnt zu werden, wenn man in diesem Leben auf irdischen Besitz verzichten oder aus anderen Gründen in Armut leben muss, unterdrückt. Wertesysteme, in denen Normen, die Teilen und Nächstenliebe wertschätzen, eine wichtige Rolle spielen, sorgen für soziale Solidarität und verhindern ökonomische Akkumulation. Wichtiges Ziel der traditionellen Werte von Agrargesellschaften ist es, in einer von kappen, bestenfalls gleichbleibenden Ressourcen geprägten Umgebung ein stabiles Gleichgewicht zu bewahren. Sie verhindern sozialen Wandel im Allgemeinen und unternehmerisches Verhalten im Besonderen. In diesen Neidgesellschaften gilt die Akkumulation von Vermögen nicht als unerlässliche Voraussetzung des Industrialisierungsprozesses, sondern als individuelle Gier ( Industrialisierung). In der westlichen Hemisphäre schuf die Reformation das entscheidende Gegengewicht zu dieser christlich-mittelalterlichen Weltanschauung. Deshalb beschränkte sich die industrielle Revolution anfangs und mehr als eineinhalb Jahrhunderte lang auf die protestantischen Regionen Europas und die protestantischen Teilen der Neuen Welt ( Revolution, industrielle). In der zweiten Hälfte des 20. JahrhunRegionen, die am stärksten von der protestantischen Ethik beeinderts begannen dann eben jene flusst waren und nicht zuletzt deshalb einen hohen Grad an ökonomischer Sicherheit erlangt hatten, ökonomische Prosperität als selbstverständlich und primär postmaterialistische Werte als erstrebenswert zu betrachten. „Mittlerweile hatte sich im katholischen Europa und im Fernen Osten - dort noch offensichtlicher - eine positive Auffassung des Unternehmertums ausgebreitet, und beide Regionen verzeichnen heute höhere Wirtschaftswachstumsraten als das protestantische Europa. Das protestantische Ethikkonzept wäre heute überholt, wenn es besagen würde, dass es lediglich in historisch protestantischen Ländern existieren könne. Aber M. Webers allgemeinere Einsicht, dass kulturelle Faktoren das Wirtschaftswachstum beeinflussen können, ist nach wie vor stichhaltig“ (R. Inglehart). " Harrison, L.E.: Who Prospers? How Cultural Values Shape Economic and Political Success, New York 1992. Inglehart, R.: Modernisierung und Postmodernisierung. Kultureller, wirtschaftlicher und politischer Wandel in 43 Gesellschaften, Frankfurt/Main 1998. Kaufer, E.: Spiegelungen wirtschaftlichen Denkens im Mittelalter, Innsbruck 1998. Recktenwald, H.C. (Hrsg.): Geschichte der politischen Ökonomie. Eine Einführung in Lebensbildern. Mit einer Abhandlung Politische Ökonomie in Gegenwart und Zukunft, Stuttgart 1971. Tawney, R.H.: The Acquisitive Society, London 1921. Tawney, R.H.: Religion and the Rise of Capitalism. A Historical Study, London 1926.

Prototyp entspricht dem Mittelwert bzw. Idealwert einer Wahrnehmungskategorie. Aufgrund von Kapazitätsproblemen (Information Overload) grenzt der „Informationsverarbeiter Mensch“ (z.B. in seiner Rolle als

1172

Proxemik

Manager) nicht alle Informationen, Eindrücke etc. trennscharf voneinander ab, sondern fasst sie, da er ein „schlechter“ Informationsverarbeiter ist, zu Kategorien ähnlicher Eindrücke zusammen. So ist kaum ein Entscheider in der Lage, alle Ländermärkte differenziert wahrzunehmen; vielmehr begnügt er sich damit, Kategorien wie bspw. Skandinavien, Mittelmeer-, Lateinamerika-Länder etc. zu unterscheiden ( Entscheidungstheoretischer Ansatz der Internationalisierung). Der Prototyp „repräsentiert“ die Kategorie. So sind Spanien, Italien und Griechenland prototypische, d.h. besonders charakteristische Mittelmeerländer, während wir Frankreich, die Türkei oder Israel weniger eindeutig mit dieser Kategorie verbinden. Prototypen des Unternehmenstypus Global Player sind CocaCola, Nestlé, Siemens sowie Unilever. " Barsalou, L.W.: Ideals, Central Tendency, and Frequency of Instantiation as Determinants of Graded Structure in Categories, in: Journal of Experimental Social Psychology, Vol.11 (1985), pp.629-654. Ganter, S.: Stereotype und Vorurteile. Konzeptualisierung und Messung, Arbeitspapier Nr.III/22, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung, Mannheim 1997.

Proxemik Teilgebiet der extraverbalen Kommunikation ( Kommunikation, extraverbale). Bisweilen ist in dieHumangeographie die Rede. Manche Autoren bezeichnen die hier sem Zusammenhang auch von Ritual) auch als dargestellten Sachverhalte zusammen mit den Begrüßungsritualen ( Begrüßung; Raumsprache, die sie der nonverbalen Kommunikation zuordnen (vgl. Abb.). Formen der nonverbalen Kommunikation

Gestik

Körperhaltung

Mimik

Zeitbewusstsein Blickkontakt

Körpersprache

Zeitsprache

Zeitvorstellung Zeitauffassung

Nonverbale Kommunikation

Raumsprache

Körperabstand Vertragssprache

Schriftlich vs. mündlich

Grad der Detailliertheit

Privater vs. öffentlicher Raum

Begrüßungsrituale

Hierarchische Position der Verhandlungsführer

Quelle: Rothlauf (2009, S.188), erweitert.

(1) Der Begriff Proxemik geht zurück auf E.T. Hall und meint die kommunikative Dimension des so genannten Raumverhaltens. Im übertragenen Sinn erfasst er das von ungeschriebenen „territorialen Gesetzen“ gesteuerte, häufig unbewusste Territorialverhalten des Menschen. Durch systematische Beobachtung identifizierte der bekannte Anthropologe und Kommunikationswissenschaftler, der auch das Konzept der Silent Language popularisiert hat ( Kommunikation, kontextabhängige), 19 Faktoren, welche das Verhalten im Raum beeinflussen. Für die zwischenmenschliche Interaktion sind vor

Psychologie

1173

allem die verschiedenen Kategorien von Distanz bedeutsam: intime, persönliche, soziale und öffentliKulturraum die intime che Distanz. Während im angelsächsisch geprägten nordamerikanischen Distanz von 0 cm (= Körperkontakt) bis 45 cm Abstand reicht und die persönliche, dem Umgang mit Regionen der von anderen Freunden vorbehaltene Distanz von 45 cm bis 120 cm, ist in anderen Menschen zu respektierende Intimbereich deutlich enger gefasst (z.B. Lateinamerika = 36-40 cm, Saudi Arabien = 25 cm). Halten sich demzufolge amerikanische und saudiarabische Manager in einer Gesprächssituation an ihren jeweiligen Kulturstandard und sind sich dabei aber dessen kultureller Relativität nicht bewusst ( Relativismus, kultureller), wird der Amerikaner den Saudi als aufdringlich und distanzlos, dieser den Amerikaner jedoch als distanziert und unfreundlich wahrnehmen und beide sich unbehaglich fühlen. (2) Körperkontakt ist die geringste mögliche Distanz. Der Körperabstand reduziert sich auf Null. In der arabisch-islamischen Welt ist Körperkontakt im Regelfall zu vermeiden. In ritualisierter Form kommt es allerdings auch in so genannten Low Touch-Kulturen zu Körperkontakt (vor allem bei der Begrüssung oder beim Abschied). Allerdings wird dieser dort weitaus kürzer und „lockerer“ (z.B. Händedruck) bzw. flüchtiger (z.B. Wangenkuss) ausfallen als in so genannten High Touch-Kulturen. " Ferraro, G.P.: The Cultural Dimension of International Business, 2nd Ed., Englewood Cliffs/NJ 1994, pp.82ff. Hall, E.T.: The Hidden Dimension, New York 1966. Hall, E.T.: Handbook for Proxemic Research, Washington/DC 1974. Remland, M.; Jones, T.; Brinkman, H.: Proxemic and Haptic Behavior in three European Countries, in: Journal of Nonverbal Behavior, Vol.15 (1991), pp.215-232. Rothlauf, J.: Interkulturelles Management: Mit Beispielen aus Vietnam, China, Japan, Russland und den Golfstaaten, 3.Aufl., München 2009.

Distanzmaß

Proximitätsmaß Proxyvariable

Variable

Prozent-Franchise

Franchise Bankgarantie

Prozessgarantie

Prozessoptimierung PrPG PRS PRSP

Differenzierungsstrategie

Marken- und Produktpiraterie Armutsstrategie HIPC-Initiative

Psychische Distanz Psychoakustik

Distanz, psychische

Psycholinguistik

Psycholinguistik Spezialgebiet der Psychologie, das sich mit menschlicher Kommunikation im Allgemeinen sowie Sprache im Besonderen befasst. Im Rahmen der Phonetik der Enkodierung und Dekodierung von werden die Endphasen der Dekodierung und im Rahmen der Psychoakustik deren Anfangsphase untersucht. Die Psycholinguistik vereint Methoden und Erkenntnisse der Allgemeinen Psychologie, der Experimentellen Psychologie und der Sozialpsychologie. Großen Stellenwert besitzt die Anwendung von Lerntheorien auf den Sprachgebrauch. " Dietrich, R.: Psycholinguistik, Stuttgart 2002. Hörmann, R.: Einführung in die Psycholinguistik, Darmstadt 1991. Rickheit, G.; Herrmann, T.; Deutsch, W.: Psycholinguistik. Ein internationales Handbuch, Berlin 2003.

Psychologie

Kulturpsychologie;

Kulturvergleichende Psychologie

1174

PTC

PTC

Weltpatent

P-Time-Kultur

Zeitwahrnehmung

Public Affairs-Management, internationales befasst sich mit der Analyse und Gestaltung der Beziehungen eines international oder global tätigen Unternehmens mit relevanten Stakeholdern (d.h. seinen externen soziopolitischen Interessengruppen; Welge & Holtbrügge, S.263). Tochtergesellschaften (1) Zu den Vorläufern zählt u.a. der Souveränitätsansatz. Am Beispiel von amerikanischer Unternehmen wies R. Vernon nach, dass diese vielfach ein konflikthaft-feindseliges Konflikt). Verhältnis zu den Regierungen ihrer Gastländer haben ( Feindseligkeit, kulturelle; Entwicklungs- bzw. Schwellenländer, so sind diese Multinationalen Handelt es sich dabei um Unternehmen häufig mächtig genug, ihre Interessen durchzusetzen, was letztlich die nationale Souveränität ihrer Gastländer untergräbt. Ähnlich, aber dezidiert marxistisch argumentiert der Dependenzansatz ( Dependencia-Theorie). Der Verhandlungsansatz befasst sich mit Prozess und Ergebnis von Verhandlungen zwischen ausländischen Unternehmen und den Regierungen ihrer Gastländer und untersucht, wie Verhandlungsmacht und Verhandlungsstrategie die Beziehungen zum Gastland beeinflussen. Der Political Risk-Ansatz konkretisiert und präzisiert den Verhandlungsansatz insofern, als dessen Vertreter davon ausgehen, dass Multinationale Unternehmen aufgrund des von ihnen im Zeitverlauf gewöhnlich vorgenommenen Know how-Transfers an (Verhandlungs-)Macht verlieren und deshalb in der Folgezeit stärker bemüht sind, Informationen über die politische Entwicklung ihrer Gastländer zu gewinnen und politische Risiken wie das Enteignungsrisiko ( Risiko, politisches) zu reduzieren (z.B. durch Gründung von Joint Ventures). (2) Da die Stakeholder (bspw. Kunden, Lieferanten, Aktionäre, Banken, Konkurrenten, GewerkschafNichtregierungsorganisationen) immer zahlreicher und einflussreicher werten, Medien, Kirchen, den, besteht die erste Aufgabe des Public Affairs-Managements darin, diese zu identifizieren, deren Zielsetzungen zu ermitteln sowie festzustellen, welchen Einfluss sie auf Politikbereiche, welche für Unternehmensentscheidungen bedeutsam sind, und die öffentliche Meinung nehmen können (Welge & Holtbrügge). Die Zielanalyse ergibt etwa mit Blick auf die Regierungen des jeweiligen Gastlandes, dass diesen primär am Import ausländischen Kapitals gelegen ist (bspw. deshalb, um ihre Devisenbilanz zu verbessern). Sodann erwarten sie Know how-Transfer sowie positive Beschäftigungseffekte. Das zur Durchsetzung dieser Interessen entwickelte Regierungshandeln konzentriert sich auf die Gewinntransfer, die Vorgabe von Local Gestaltung des Unternehmensrechts, die Beschränkung von Forschung + Entwicklung) sowie die Gestaltung der ZollbeContent-Auflagen (nicht zuletzt bei stimmungen ( Zoll). " Brewer, T.L.: An Issue-Area Approach to the Analysis of MNE-Government Relations, in: Journal of International Business Studies, Vol.23 (1992), No.2, pp.295-309. Grosse, R.; Behrman, J.N.: Theory in International Business, in: Transnational Corporations, Vol.1 (1992), No.1, pp.93-133. Heins, V.: Wächst der Einfluss von NGOs auf die Wirtschaft? Leverkusen 2001. Kobrin, S.J.: Trends in Ownership of U.S. Manufacturing Subsidiaries in Developing Countries. An Interindustry Analysis, in: Contractor, F.J.; Lorange, P. (Eds.), Cooperative Strategies in International Business, Lexington/MA 1988, pp.129-142. Vernon, R.: Sovereignty at Bay. The Multinational Spread of U.S. Enterprises, New York 1971. Vernon, R.: Sovereignty at Bay. Twenty Years After, in: Millenium Journal of International Studies, Vol.20 (1991), No.2, pp.191-195. Welge, M.K.; Holtbrügge, D.: Internationales Management, 4.Aufl., Stuttgart 2006, S.311ff.

Public Eye on Davos als Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsgipfel ( World Economic Forum) und Plattform von gloNichtregierungsorganisationen konzipiert ( Globalisierung). Koordinator balisierungskritischen ist, zusammen mit Pro Natura, die Erklärung von Bern (EVB), eine schweizerische Nichtregierungsorganisation, welche 1968 von einer Gruppe reformierter Theologen gegründet wurde und ihre Mitglieder (1.000 Anfangsunterzeichner) dazu verpflichtete, 3% ihres privaten Einkommens für die Unterstützung von Entwicklungszusammenarbeit zu spenden. Mit den Public Eye Awards werden jährlich solche Unternehmen „ausgezeichnet“, welche sich im zurückliegenden Jahr nach Meinung der Juroren durch besonders unsoziales und unökologisches Geschäftsgebaren hervorgetan haben. Von den für

Pünktlichkeit

1175

2007 nominierten 40 Großunternehmen wurden zwei „Preisträger“ ausgewählt: Bridgestone, weil der Kinderarbeit zulasse und in inakzeptabler Weise Reifenhersteller auf Gummiplantagen in Liberia Abwässer in Flüsse leite. Novartis wiederum wurde vorgeworfen, mit einer restriktiven Patentpolitik Entwicklungsländern billigere Nachahmermedikamente gegen Krebs auf den zu verhindern, dass in Markt kommen ( Patentrecht). Den positiven Award erhielt 2007 Coop für ihr Engagement im Biobereich. Um missbräuchlicher Unternehmenspolitik entgegen zu wirken, fordert Public Eye on Davos Corporate Governance. rechtlich verbindliche Regeln für Public Finance Initiative privatwirtschaftliche Finanzierung öffentlicher Infrastrukturvorhaben ( Infrastruktur). Das ursprüngPuplic Private Partnership (PPP) entwickelte PFI ist in der lich in Großbritannien als ein Modul von Mehrzahl von Ländern noch weitgehend unbekannt. In Japan bspw. gibt es bislang so gut wie keine Beteiligung ausländischen Kapitals an öffentlichen Vorhaben, obwohl ein entsprechendes, 1999 erlassenes Gesetz es auch Unternehmen ermöglicht, öffentliche Gebäude zu finanzieren, zu bauen und zu JETRO, die japanische Außenhandelsorunterhalten (Facility Management). Aus diesem Grund hat ganisation, einen vergleichenden Bericht über Zugangsmöglichkeiten für ausländische Unternehmen zum japanischen Markt für PFI und PPP veröffentlicht: „Partnership between the Public and Privat Sectors in Public Works and Services”. Benchmark sind dabei die Verhältnisse in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA. ( http://www.jetro.go.jp/ip/e/access/index.html Public Private Partnership (1) Planung, Finanzierung, Bau und Betrieb öffentlicher Infrastruktur-Einrichtungen (bspw. Brücken) durch private Unternehmen ( Infrastruktur). Refinanziert werden derartige Projekte durch MautgeEuropäischen Union hierbei Großbritannien, die bühren oder Mieteinnahmen. Während in der Niederlande und Spanien eine Vorreiterrolle spielen, steht PPP in Deutschland und anderen Ländern noch ganz am Anfang. Ordnungspolitisch wird PPP einerseits als Indiz eines überbordenden und nicht mehr zu finanzierenden Sozialstaates, zum anderen aber als Chance zur Rückführung staatlicher Tätigkeit auf die Erfüllung von Kernaufgaben diskutiert. Außenwirtschaftsförderung das Förder(2) Die Bunderepublik Deutschland hat im Rahmen ihrer Entwicklungszusammenarbeit solprogramm Public Private Partnership aufgelegt. Im Rahmen der len Projekte gefördert werden, welche die betriebswirtschaftlichen Interessen der Unternehmen mit entwicklungspolitischen Zielen der Bundesregierung verknüpfen (z.B. Berufsbildung, Infrastrukturmaßnahmen, Verankerung von Umwelt- und Sozialstandards, Qualifizierung in der Landwirtschaft). Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), die Deutsche Projektträger sind die Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG), die KfW Entwicklungsbank (KfW Bankengruppe) sowie die Stiftung für wirtschaftliche Entwicklung und berufliche Qualifizierung (SEQUA). " Budäus, D.; Eichhorn, P.: Public Private Partnership. Neue Formen öffentlicher Aufgabenstellung, Baden-Baden 1997. Budäus, D.; Grüb. P.: Public Private Partnership, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, 38.Jg. (2009), Nr.11, S.586-590. Sack, D.: Gratwanderung zwischen Partizipation und Finanzengpässen. Ein Überblick über die deutsche Public Private Partnership-Entwicklung, in: Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen, 26.Jg. (2003), Nr.4, S.353-370.

Pünktlichkeit eine bestimmte Handlung zu einem verabredeten oder als üblich angesehenen Zeitpunkt vollbringen. Zeitwahrnehmung messen der Zeit große Bedeutung bei. Dienstleis(1) Länder mit monochroner tungsqualität bspw. wird dort überwiegend anhand von Kriterien wie Termintreue von Lieferungen oder Wartezeit an der Kasse beurteilt. Selbst kleinere Wartezeiten beeinträchtigen die Kundenzufriedenheit nachhaltig und werden hinsichtlich ihrer Dauer zumeist überschätzt. Darauf versucht der amerikanische Einzelhandel Einfluss zu nehmen, wenn er die Wartezeit durch Monitore subjektiv zu verkürzen sucht, die oberhalb der Kassen angebracht und auf eine durchschnittliche Wartezeit von 7,5 Minuten eingestellt sind. Angehörige von P-Time-Kulturen hingegen setzen Wartezeit nicht zwangsläufig mit „verlorener Zeit“ gleich ( Zeitgeiz).

1176

Purismus

(2) Lateinamerikaner neigen dazu, allzu große Pünktlichkeit als impliziten Ausdruck von Unterwürfigkeit und Abhängigkeit zu werten. Auf der arabischen Halbinsel ist es Teil der Geschäftskultur, dass für den (höherrangigen Gastgeber) die Uhrzeit ohne Bedeutung ist. Auch in Spanien zählt es zu den allgeSitten & Gebräuchen, dass, wer zu einem Abendessen um 20.30 Uhr eingeladen mein akzeptierten ist, nicht exakt zu dieser Zeit vor der Tür des Gastgebers steht. Es gilt dort als selbstverständlich und höflich, frühestens eine halbe Stunde nach der angegebenen Zeit zu erscheinen (je weiter nach Süden, desto später). In den meisten westlichen Gesellschaften hingegen gelten Termintreue als Tugend und Unpünktlichkeit als unhöflich, möglicherweise sogar als „Charakterschwäche“ (Unfähigkeit zur Selbstkontrolle). (3) Verabreden sich Angehörige unterschiedlicher Kulturen und sind sich dabei der Relativität ihres Zeitverständnisses nicht bewusst, so sind Konflikte bzw. Missverständnisse unvermeidlich. „Wird z.B. in Saudi-Arabien ein Geschäftstermin um 10.00 Uhr vereinbart, dann kann es passieren, dass die eigentlichen Verhandlungen erst am späten Nachmittag oder mit dem Abendessen beginnen. Vor allem das Procedere zwischen diesen Zeiten stellt für viele Manager eine Herausforderung dar, der sie in vielen Fällen nicht gewachsen sind. Nach der offiziellen Begrüßungszeremonie wird dem Gast zunächst Kaffee oder Tee gereicht. Parallel dazu führt der Gastgeber Telefongespräche, unterzeichnet Akten und empfängt Freunde. Und dies alles geschieht mit einem freundlichen Lächeln in Anwesenheit des Gastes. Gemäß dem Motto: »Die Geduld ist von Allah, die Eile vom Satan«, werden Pausen vom saudischen Gastgeber immer wieder genutzt, um weitere nicht-alkoholische Getränke anbieten zu lassen. Bei Gelegenheit erkundigt man sich nach dem Wohlbefinden des Gastes oder fragt nach dessen ersten Eindrücken vom Gastland. Dann kann es passieren - und in der Fastenzeit ist dies eher der Normalfall - dass kurz nach 11.00 Uhr darauf verwiesen wird, dass man nun beten müsse und es wohl am besten wäre, die Kontakte am Abend fortzusetzen“ (Rothlauf). (4) Dass das deutsche Sprichwort „Fünf Minuten vor der Zeit ist des Preußens Höflichkeit“ nur Mythos ist, ergab eine von der Europäischen Union finanzierte Untersuchung, in deren noch ein Verlauf in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Bulgarien, Polen und der Tschechischen Republik jeweils 200 Manager zu ihrem Umgang mit der Zeit befragt wurden. Die Frage, nach wie vielen Minuten sie davon sprechen würden, dass jemand zu spät sei, beantworteten die Deutschen mit „durchschnittlich 15 Minuten“. Alle anderen waren mit ihrer Geduld schon deutlich früher am Ende, britische Manager nach etwa acht Minuten. Überraschenderweise unterwerfen Deutsche nach eigenem Bekunden ihren Tagesablauf auch weniger als andere dem Zeitdiktat. Ihnen machte es z.B. am wenigsten aus, noch keinen Überblick über die als nächstes anstehenden Termine zu haben. Auch die Vorstellung, ohne Uhr zurechtzukommen, könne sie nicht aus der Fassung bringen. " Katz, K.L.; Larson, B.M.; Larson, R.C.: Prescription for the Waiting-in-Line Blues. Entertain, Enlighten and Engage, in: Sloan Management Review, Vol.32 (1991), No.2, pp.44-54. Hornik, J.: Subjective vs. Objective Time Measures. A Note on the Perception of Time in Consumer Behavior, in: Journal of Consumer Research, Vol.11 (1984), June, pp.615-618. Rothlauf, J.: Interkulturelles Management, 3.Aufl., München 2009. Stauss, B.: Management interkultureller Dienstleistungskontakte, in: Kutschker, M. (Hrsg.), Perspektiven der internationalen Wirtschaft, Wiesbaden 1999, S.269-304.

Purismus (1) allgemein Streben nach Klarheit, Einfachheit und Ursprünglichkeit Mut(2) Aus sprachwissenschaftlicher Sicht ( Sprache) bezeichnet Purismus das Bestreben, die tersprache von fremdsprachigen Einflüssen frei zu halten. Aufgrund der dominanten Stellung des EngSprachfamilie ( Weltsprache) richtet sich diese Spielart von Kulturlischen bzw. der zugehörigen kampf derzeit hauptsächlich gegen die so genannten Anglizismen. Puritaner in England seit etwa 1570 Vertreter einer Reformbewegung (Puritanismus), welche die „Reinigung“ der Kirche vom Katholizismus betrieben hat ( Christentum). Zu den Wesensmerkmalen der Puritaner ethischer Rigorismus ( Ethik). Viele Puritaner wanderten gehören u.a. strenge Bibeltreue und später in die USA aus und haben dort das Wirtschaftsleben nachhaltig geprägt, insb. durch die ihnen Leistungsmotivation ( Protestantismus-These; Religion). nachgesagte besondere

PWC Deutsche Revision AG

PVÜ

1177

Markenschutz

PWC Deutsche Revision AG (1) Tochterunternehmen von Price Waterhouse Coopers-Kreditversicherungs-AG. Als von der BundesHermes Kreditverrepublik Deutschland beauftragte Mandatare bearbeitet PWC zusammen mit der sicherungs-AG innerhalb eines Konsortiums die Investitionsgarantien, mit welchen die Bundesrepublik Deutschland das politische Risiko deutscher Investoren im Ausland absichert ( Risiko, politisches). Ausfuhr- bzw. Exportkreditversicherung. Ein weiteres Arbeitsgebiet ist die (2) Weiterführende Informationen bietet das Portal AuslandsGeschäftsAbsicherung der Bundesrepublik Deutschland (AGA). ( http://www.agaportal.de

Q Quadrilateral Group in der informellen Sprache der WTO jene vier Länder bzw. Wirtschaftsräume, welche annäWelthandels kontrollieren. Der QUAD gehören die Europäischen Union, hernd vier Fünftel des Japan, Kanada und die USA an. Qualifikationskonflikt erwächst aus der unterschiedlichen steuerrechtlichen Behandlung desselben Sachverhalts durch unterStaaten. Als Konsequenz dieses Konflikts kann es zu Doppelbesteuerung wie schiedliche auch zu weißen Einkünften kommen: Einkünfte, die in keinem der beteiligten Staaten besteuert werden. Um dies zu verhindern, kann man u.a. Qualifikationsverkettung betreiben: die inhaltlich gleichartige Doppelbesteuerungsabkommen. Dies gilt auch für Definition bestimmter Arten von Einkünften in die Aufteilung des Besteuerungsrechts zwischen den beteiligten Staaten (z.B. Ansässigkeitsstaat) und, bei Dividendeneinkommen, für die Möglichkeit der Freistellung. Weiterhin bietet sich in solchen Fällen das (freiwillige) Verständigungsverfahren nach Art.25 OECD-Musterabkommen an. Lässt sich ein Qualifikationskonflikt nicht durch ein Verständigungsverfahren beheben, so kann man eine Switch Over-Klausel vereinbaren. Dabei wird die Freistellungsmethode, welche Doppelbesteuerung vermeidet, indem der Ansässigkeitsstaat nur den im Inland erzielten Gewinnanteil besteuert und die ausländischen Einkommensanteile „frei stellt“, durch die Anrechnungsmethode ersetzt. Abgesehen von Steueranteilen, welche der Quellenstaat bereits geltend gemacht hat, besteuert dabei der Ansässigkeitsstaat sowohl die inländischen als auch die ausländischen Gewinnanteile. Übt ein Staat sein in einem Doppelbesteuerungsabkommen vereinbartes Besteuerungsrecht nicht aus, so kann schließlich eine Subject to Tax-Klausel dafür Sorge tragen, dass keine „weißen Einkünfte“ entstehen, indem das Besteuerungsrecht an den anderen Staat „zurück fällt“ (= Rückfallklausel bzw. Steuerunterliegungsklausel“). Qualität

Mittlere Art und Güte

Qualitätsdokument

Exportdokument

Qualitätsführerschaftsstrategie Qualitätsindikator

Standardisierung vs. Differenzierung

Country of Origin;

Cue Utilization-Theory;

Landesimage;

Preis

Qualitätsklausel definiert die vereinbarte und vom Lieferanten zu gewährleistende Beschaffenheit einer Ware ( Klausel). Beispielsweise ist mit der Qualitätsklausel Fair Average Quality eine „mittlere Warenqualität“ gemeint: d.h. eine Warenqualität, wie sie allgemein im Handelsverkehr angenommen bzw. erwartet wird. Wie die faq-Klausel signalisiert der Zusatz Middling mittlere Qualität, allerdings im internationaTelquel-Klausel dürfen Güter so geliefert werden, wie len Rohstoffhandel ( Rohstoff). Gemäß der sie anfallen.

1180

Qualitätsmanagement

Qualitätsmanagement Philosophie der Qualitätssicherung, die sich in vielfältigen Bereichen des Wirtschaftslebens als ErInternational Food Stanfolgsfaktor der Unternehmensführung erwiesen hat ( Betreibermodelle; dard; Lean Production System). (1) Annähernd im Fünfjahresrhythmus wurden neue, das Qualitätsmanagement teils mehr, teils weniger revolutionierende Konzepte entwickelt. Angefangen beim Instrument der Zielvereinbarung führte der „Entwicklungspfad“ (oder, wie Kritiker sagen: die Managementmoden) über die Qualitätszirkel zunächst zu Kaizen ( Just in Time; Kanban) und die verschiedenen Qualitätswettbewerbe bis hin zum Business Process-Reengnineering und zur lernenden Organisation (Balanced Scorecard, Six Sigma etc.; vgl. Abb. 1). Abb. 1: Genese der Managementkonzepte im Zeitverlauf 1965

1995

Zielvereinbarungen

• • • •

Lernende Organisation Balanced Scorecard Six Sigma DIN EN ISO

1970

1990

Qualitätszirkel

Business Total Quality Management

1980

ProcessReengineering

1987 / 1988 National Quality Award

Just-inTime

• MBNQA Kanban

• EFQM

(2) Später lernten die Unternehmen und Wissenschaftler Qualität umfassender, im Sinne von Business Excellence (Abb. 2) zu definieren und diese mit internationaler Wettbewerbsfähigkeit in Verbindung zu bringen ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Das Konzept des Total Quality Management versteht unter Qualität nicht nur die Qualität des Leistungsergebnisses (Produkt- bzw. Dienstleistungsqualität), sondern auch die Qualität der Prozesse (z.B. Controlling), Arbeitsbedingungen, Führung, inPublic Relations etc. ( Corporate ternen Beziehungen, Government Relations, Investor Relations, Corporate Governance). Diese Auffassung fasst in letzter Konsequenz eine der Lehren Diplomacy; zusammen, welche das Management der führenden europäischen und amerikanischen Unternehmen aus den Ergebnissen der berühmten MIT-Studie zur Wettbewerbsstruktur des Weltautomobilmarktes gezogen hat: Qualität nicht als Ergebnis von ex post durchgeführter Qualitätskontrolle, sondern als ex ante, d.h. durch vorausschauende Planung und Gestaltung aller Wertschöpfungsprozesse zu Gewährleistendes ( Kannban; Wertschöpfungskette).

Qualitätsmanagement

1181

Abb. 2: Total Quality Management im Überblick Qualitätsverbesserung Gestaltungskriterien Innovationsrate Zeitverkürzung Führung durch die Unternehmensleitung

Kostensenkung

Strategische Ausrichtung

Prozessmanagement: Geschäftsprozesse und Prozessketten

Mitarbeiterorientierung/ Mitarbeiterzufriedenheit

Tragende Rolle als Impulsgeber und Steuermann

Formulierte Vision für Weg und Ergebnis des Veränderungsprozesses

Reengineering: Definition und Optimierung der Geschäftsprozesse

Empowerment als Endverantwortung für Qualität, Zeit und Kosten

Förderer der TQM-Kultur

Quantifizierte Ziele der TQMStrategie als Bestandteil der Gesamtunternehmensstrategie

Prozessketten: Analyse und Verbesserung interner und externer Kunden-LieferantenBeziehungen

Ständige Qualifikationsverbesserung durch Training-on-the-Job

Definierte Meilensteine oder Umsetzungsstrategie

Reduzieren der Durchlaufzeit/ Optimieren der Wertschöpfung

Anerkennung herausragender Qualitätsleistungen

Umgang mit Ressourcen

Gesellschaftliche Orientierung/ Verantwortung

Kundenorientierung/ Kundenzufriedenheit

Transparenz und Steuerung durch effiziente und vernetzte Informationsressourcen als Management by Facts Umgang mit Sachressourcen und Einsatz von Technologie

Aktive Gestaltung der Auswirkungen des Unternehmens auf die Gesellschaft Übernahme von gesellschaftsorientiertem Sponsoring, z.B. im sozialen/kulturellen Bereich

Voice of the Customer: Analyse der Kundenerwartungen Simultaneous Engineering als aktive Einbindung der Kunden

Optimierung der Kosten der Qualität zur Schonung finanzieller Ressourcen

Effiziente Steigerung von Kundenzufriedenheit und Kundenbindung

EG-Umwelt-Betriebsprüfung: Integration der Umweltqualität in der Gesamtunternehmensqualität durch Öko-Audits

Kaizen als umfassende Philosophie kontinuierlicher Verbesserungsprozesse

Geschäftsergebnisse Ergebnisse der Produktund Servicequalität Optimierung von Kosten und Erträgen als Grundlage für Shareholder Value Benchmarking: Definition und Anstreben von Best Practice/Business Excellence

Quelle: Töpfer (2002, S.38).

European Foundation for QuaDas europäische Modell für umfassendes Qualitätsmanagement der lity Management (EFQM) bspw. geht von folgender Zielstellung aus: Welche Voraussetzungen müssen Unternehmen erfüllen, um langfristig erfolgreich sein zu können? Das EFQM-Modell (vgl. Abb. 3) ist umfassender als die DIN EN ISO 9.000, welche, als ein Basiskonzept, mittlerweile in mehr als 140 Global Ländern anerkannt und insofern geeignet ist, die Beschaffungsprozesse im Rahmen des Sourcing nachhaltig zu unterstützen (z.B. indem sie hilft, Zeit und Kosten für Mehrfachüberprüfungen zu sparen). Abb. 3: Wichtige Qualitätsmanagementkonzepte im Vergleich

Führung durch die Unternehmensleitung Strategische Ausrichtung Prozessmanagement: Geschäftsprozesse und Prozessketten Mitarbeiterorientierung/ Mitarbeiterzufriedenheit Umgang mit Ressourcen Gesellschaftliche Orientierung/ Verantwortung Kundenorientierung/ Kundenzufriedenheit Geschäftsergebnisse

ISO 9000:2000

QS-9000

VDA 6.1

ISO/TS 16949

EQA

2

1

1

1

2-3

3

3

1

1

2-3

2-3

1-2

1

2-3

2-3

3

2-3

2-3

1

1

1-2

2

3

3

1

1

1-2

1-2

2

2

1

1-2

1-2

1

3

2-3

2

2-3

1-2

1

1-2 1

Legende: 1 = angesprochen; 2 = ausführlich behandelt, 3 = sehr ausführlich behandelt Quelle: Töpfer (2002, S.62).

MBNQA

1182

Qualitätsmanagement

Sieht man einmal von verbalen Differenzierungen und einer graduell unterschiedlichen Aufteilung der 1.000 Gewichtungspunkte ab, so weicht das amerikanische Qualitätsmodell, das dem Malcolm Baldrige National Quality Award (vgl. Abb. 4) zugrunde liegt, vom EFGM-Modell hauptsächlich dadurch ab, dass beim MBNQA die Kundenzufriedenheit der Kriteriengruppe der Geschäftsergebnisse subsumiert wurde ( Zufriedenheit). Abb. 4: Kriterienraster des Malcolm Baldrige National Quality Award 2001 Unternehmensprofil: Umwelt, Beziehungen und Herausforderungen 2 Strategische Planung 85 Punkte

5 Mitarbeiterorientierung 85 Punkte 7 Geschäftsergebnisse 450 Punkte

1 Führung 120 Punkte 3 Kunden- und Marktorientierung 85 Punkte

6 Prozessmanagement 85 Punkte

4 Information und Analyse

= 1.000 Punkte

90 Punkte

Quelle: NIST 2001.

(3) Wichtiges Instrument des Qualitätsmanagements ist die Zertifizierung nach bestimmten Normen. Zulieferbetriebe führen damit den Nachweis, dass sie die von Herstellern im Rahmen Vor allem ihres Global Sourcing geforderten Qualitätskriterien erfüllen. Nahezu drei Viertel aller Testate weltEuropäischen Wirtschaftsraum (EWR) erteilt. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die weit werden im britische BS 7750-Norm und die Deutsche ISO-Norm 9000ff. Abb. 5 verdeutlicht das Verständnis von Qualität, welches dem amerikanischen Qualitätswettbewerb zugrunde liegt. Abb. 5: Qualitätsverständnis des Malcolm Baldrige Award Kundenorientiertes Qualitätsverständnis Qualität als Führungsaufgabe Kontinuierliche Verbesserung Mitarbeiterbeteiligung und -entwicklung Kurze Reaktionszeiten Entwicklungsprozess Langfristige Orientierung Management by Fact Eingehen von Partnerschaften Gesellschaftliche Verantwortung Quelle: Homburg (1994, S.105).

Kundenzufriedenheit ist der letztlich relevante Maßstab für Qualität Die oberste Führungsebene muss treibende Kraft im Total-Quality-Prozess sein Verbesserungsansätze dürfen nicht auf Projekte begrenzt sein, sondern müssen Bestandteil der täglichen Arbeit sein Mitarbeiterzufriedenheit ist zentrale Voraussetzung für Kundenzufriedenheit Schnelligkeit der Reaktion auf Kundenwünsche ist ein wesentlicher Qualitätsmaßstab des Baldrige Award Vorbeugende Problemvermeidung bereits im Entwicklungsprozess durch hohe Qualität sowohl der Produkte als auch der Produktionsprozesse Starke Zukunftsorientierung, qualitativ hochwertige strategische Planung und Wille, gegenüber Kunden, Angestellten, Zulieferern und Gesellschaft langfristige Verpflichtungen einzugehen Operationalisierung der Ziele (insb. der Qualitätsziele) auf Basis von zuverlässigen Informationen, Daten und Analysen Zielorientierter Aufbau von unternehmensinternen und -externen Partnerschaften Berücksichtigung gesellschaftlich relevanter Aspekte (z.B. Umweltschutz) als Rahmen unternehmerischen Handelns

Quasi-Hersteller

1183

" Garvin, D.: How the Baldrige Award Really Works, in: Harvard Business Review, no.Vol. (1991), No.6, pp.80-93. Homburg, C.: Baldrige Award. Die Botschaften der Sieger, in: Absatzwirtschaft, 37.Jg. (1994), Nr.5, S.102-108. Juran, J.: Made in USA. A Renaissance in Quality, in: Harvard Business Review, no.Vol. (1993), No.4, pp.42-50. Töpfer, A.: Entwicklungsstufen, Ergebnisse und Erfolge umgesetzter Business Excellence, in: Töpfer, A. (Hrsg.), Business Excellence, Frankfurt/Main 2002, S.27-65.

Metaanalyse;

Qualitätssicherung

Standort Deutschland

Qualitätssiegel spezielles, nachprüfbares und in charakteristischer Weise dokumentiertes Qualitätssignal. Qualitätssiegel wie die in nachstehender Aufstellung beschriebenen Siegel (vgl. Abb.) sind für das Social Marketing von großer Bedeutung. Im Gegensatz zu dem in Deutschland etablierten GS-Siegel, das technischen Geräten „geprüfte Sicherheit“ attestiert (von einem unabhängigen Institut), versichert das UnterEuropäischen Union eingeführten CE-Kennzeichen lediglich, dass es die nehmen mit dem in der einschlägigen Bestimmungen beachtet. Ausgewählte Gütesiegel im Überblick TransFair-Siegel

Rugmark-Siegel

DZI-Siegel

kennzeichnet Produkte, deren Erzeuger einen Preis erhalten, der nicht nur die Produktionskosten deckt, sondern darüber hinaus Spielraum für entwicklungsbezogene Investitionen und Gemeinschaftsaufgaben lässt.

kennzeichnet Teppiche, die ohne Kinderarbeit hergestellt wurden. Die Rugmark-Stiftung unterstützt Teppichfabrikanten, die ohne die Arbeitsleistung von Kindern produzieren, und finanziert Projekte zur Rehabilitation ehemaliger Kinderarbeiter und -arbeiterinnen.

kennzeichnet Hilfsorganisationen, die mit den ihnen anvertrauten Spenden verantwortungsvoll umgehen. Organisationen, die das vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen in Berlin vergebene Siegel tragen, geben z.B. nicht mehr als 15% ihrer Einnahmen für Verwaltung und Informationsarbeit aus.

www.transfair.org

www.rugmark.de

www.dzi.de

Qualitätssignal schlüsselreizartige Heuristik, mit deren Hilfe Entscheider informationsökonomisch auf die Qualität Preis und dem Markennamen werden bisweilen auch das eines Angebots schließen. Neben dem Produktdesign und das Image des Vertriebskanals bzw. Verkäufers als Qualitätsheuristik genutzt. Stiftung Warentest-Ergebnisse und ähnliche Prüfungen erfüllen eine vergleichbare Funktion. Bei interCountry of Origin eine wichtige Rolle. nationalen Transaktionen spielt der Qualitätsstandard

International Food Standard;

Quantitätsdokument Quasi-Externalisierung

Standard

Exportdokument Netzwerk;

Unternehmensnetzwerk

Quasi-Forfaitierung liegt dann vor, wenn die Partner übereinkommen, dass der Exporteur unter bestimmten Bedingungen die Forderung vom Forfaiteur zurückkaufen muss ( Forfaitierung) Quasi-Hersteller ist gemäß §4, 1 Satz 2 ProdHaftG, wer „in den Augen“ der Öffentlichkeit (insb. des durchschnittlichen Käufers bzw. Verbrauchers) der Hersteller eines Produktes ist. Dieser Eindruck kann, wie im Fall eines Entwicklungs- oder Schwellenland Sportartikelunternehmens, das Tennisschläger in einem herstellen lässt, entstehen, wenn der Auftraggeber seinen Namen, sein Logo, seine Marke oder ein anders unterscheidungskräftiges Kennzeichen auf dem Erzeugnis anbringen lässt. Dabei ist unerheblich, wer diese Merkmal angebracht hat: der Auftraggeber (d.h. häufig ein Händler) oder der tatsächliche Hersteller. Entscheidend ist, ob nach der so genannten Verkehrsauffassung der Eindruck eigener

1184

Quasi-Internalisierung

Herkunftszeichen oder fremder Herstellerschaft erweckt wird. Selbst wenn im Beispielfall das „Made in China“ neben der Kennzeichnung des Vertriebshändlers angebracht wäre, ließe sich daraus nicht eindeutig ableiten, dass derjenige, dessen unterscheidungskräftiges Kennzeichen auf dem Produkt Wertschöpsichtbar ist, nicht dessen Hersteller ist; denn aufgrund der weltweiten Optimierung der fungsprozesse besteht eine hinreichend große Wahrscheinlichkeit, dass einschlägige inländische Unternehmen auch ausländische Produktionsstätten unterhalten ( Auslandsniederlassung vs. Auftragshersteller). Die erforderliche Eindeutigkeit schaffen nur Kennzeichnungen wie „Produkt of China“, hergestellt für das Unternehmen XYZ. " Kullmann, H.J.: Produkthaftungsgesetz. Gesetz über die Haftung fehlerhafter Produkte (ProdHafG), Kommentar, 3.Aufl., Berlin 2001. Kullmann, H.J.; Pfister, B.; Garthe, A.H. (Hrsg.): Produzentenhaftung. Ergänzbares Handbuch zur gesamten Produkthaftungspflicht, 1.Bd., Berlin 2003.

Quasi-Internalisierung Quasi-Unternehmen

Netzwerk;

Unternehmensnetzwerk

Organisationsstruktur, divisionale

Quellenstaat aus außensteuerlicher Sicht ein Staat, in dem ein Steuerpflichtiger weder seinen Wohnsitz hat noch sich dort gewöhnlich aufhält, aber sich wirtschaftlich betätigt. Das daraus erwachsende Einkommen Dopbzw. Vermögen unterliegt gewöhnlich der beschränkten Steuerpflicht ( Außensteuergesetz pelbesteuerungsabkommen; Qualifikationskonflikt).

R Race to the Bottom (1) im Zuge der Standortdiskussion geäußerte Befürchtung, dass Volkswirtschaften, aber auch UnMultinationale Unternehmen und Global Player), um Wettbewerbsvorteile ternehmen (insb. Sozialstandards beitragen. Vor allem Kritizu generieren, zur Verbreitung und Fixierung niedrigster Globalisierung unterstellen einen mit den Zwängen eines globalisierten Wettbewerbs beker der gründeten, abwärtsgerichteten Wettlauf beim Abbau von Standards aller Art (bspw. auch UmweltstanSozialdumping zur Ultima Ratio des Standdards). Viele Volkswirtschaften hätten das Konzept des ortwettbewerbs erhoben, der fälschlicherweise mit Kostenwettbewerb gleichgesetzt werde ( Umweltdumping; Wettbewerb, internationaler). (2) Balser & Bauchmüller argumentieren stellvertretend für die Befürworter der Globalisierung, dass das Gegenteil der Fall sei. So habe der Anteil der Unternehmenssteuern an dem gesamten Steueraufkommen seit Mitte der 1970er-Jahre nicht abgenommen, sondern sei leicht gewachsen ( SteuerwettMultinationaler Unternehmen vielfach dazu, dass bewerb). Auch führe die Vorbildfunktion vieler weniger entwickelte Volkswirtschaften die Standards erhöhen. " Balser, M.; Bauchmüller, M.: Die 10 Irrtümer der Globalisierungsgegner. Wie man Ideologie mit Fakten widerlegt, Frankfurt/Main 2003.

Radio Frequenz Identifikation umfassendes technisches System, bestehend aus RFID-Transponder (Etikett, Chip) und Reader (Sender/Empfänger) einerseits sowie Servern und Kassen- bzw. Warenwirtschaftssystem andererseits. Europa-einheitliche ArtikelDabei integriert der neue EPC-Code den alten EAN-Code (d.h. die nummer) in ein umfassendes Informationssystem (vgl. Abb.). Übergang vom EAN-Code zum EPC-Code Beschriftung EAN-13

EPC

0

2 Header

8

7

1

1

7

1

7

0

7

5

0

Basisnummer

Indiv. Aktikelnummer

8711717

07505

EPC-Manager Number

Object Class Number

5

3 Prüfziffer

0000000123456 Serial Number

1186

Railion-Verbund

Geschrieben und gelesen wird der EPC-Code mit Hilfe von Radiowellen, wobei, je nach Reichweite, Entfernungen von wenigen Zentimetern (= passive Transponder) bis zu 30 Metern überbrückt werden können (= aktive Transponder). Railion-Verbund RAPEX

Logistik

Rapid Alert System for Non-Food Products

Rapid Alert System for Food and Feed von der Europäischen Kommission 1979 eingerichtetes Frühwarnsystem zur Verbesserung der Sicherheit von Lebens- und Futtermittel ( http://ec.europa.eu/rasff Rapid Alert System for Non-Food Products von der Europäischen Kommission am 29.4.2004 eingeführtes Notfallverfahren zur Produktsicherheit. Durchschnittlich werden Woche für Woche zwei bis vier Warnmeldungen vor gefährlichen Produkten über das EU-weite Schnellinformationssystem verbreitet (z.B. Entflammbarkeit von Spielzeug, unsichere Elektrogeräte). RAPEX basiert auf Art.12 der „Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit“ (2001/95/EG) und gewährleistet einen raschen Informationsaustausch unter den EU-Mitgliedsstaaten über Maßnahmen, welche diese zum Schutz der Verbraucher bzw. Anwender vor gefährlichen Produkten ergriffen haben ( Verbraucherschutz). ( http://europa.eu.int/comm/health_consumer/dyna/rapex/rapex_en.cfm RASFF

Rapid Alert System for Food and Feed

Rassismus (1) aus der Rassentheorie abgeleitete biologistische Ideologie, welche primär von genetisch bedingten Unterschieden zwischen verschiedenen Menschengruppen (Rassen) ausgeht und diese zu identifizieren und zu werten versucht (z.B. hinsichtlich moralischer und intellektueller Leistungsfähigkeit). Dabei wird häufig pseudowissenschaftlich argumentiert. Letztlich aber geht es immer darum, Bevölkerungsethnischer Kriterien in institutionalisierter Weise zu disgruppen nach Maßgabe biologischer oder kriminieren. H. Hundt-Radowsky (1780-1835), der Verfasser des berüchtigten „Judenspiegels“ und der nicht minder obszönen „Judenschule“, war einer der Protagonisten der so genannten Inkubationszeit des Antisemitismus im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. (2) Nach Ansicht von S. Hall allerdings schwindet der klassische Rassismus, der sich der überkommenen, d.h. der „alten“ und vielfach widerlegten biologistischen und anthropologistischen Argumente bedient ( Anthropologie). Angesichts der mittlerweile selbst in das Alltagswissen eingegangenen Vorurteile naturwissenschaftlichen Erkenntnisse würden diese selbst die voreingenommenen, für anfällige Schichten der Bevölkerung nicht mehr überzeugen. Bereits J. Lindworsky hat die zentrale, auf die vom englischen Naturforscher F. Galton (1822-1911) entwickelte Normalverteilungskurve gestützte These der genetischen Unterlegenheit „primitiver“, d.h. andersartiger Kulturen widerlegt und als Selbstreferenz erkannt. Mit Blick auf die Kulturgebundenheit von Leistungstests Konsequenz von wies J.A. Lee nach, dass Europäer in „ungewohnten Situationen“ nicht weniger „dumm“ agieren als Naturvölker, für welche die „eurozentrischen“ Leistungstests ja nichts anderes sind als „ungewohnte Situationen“. (3) Moderne Rassisten argumentieren nicht mehr genetisch, sondern kulturalistisch: Jede Kultur sei singulär und habe ein Recht auf Existenz, allerdings nur in ihrem Stammland. Überschreite sie dessen Grenzen, drohe „Kulturvermischung“. Dabei wird aus dem „Lob des kulturellen Unterschieds“ (R. Sennett) das Verdikt der „kulturellen Unvereinbarkeit“. Das dieser letztlich rassistischen These implizi-

Rating-Agentur

1187

te statische Verständnis begreift Kultur als geschlossene Identität, als etwas Authentisch-Gemeinsames, das durch Modernisierung und Migration bedroht wird. " Bornewasser, M.; Waage, M.: Rassismus, in: Bierhoff, H.-W.; Frey, D. (Hrsg.), Handbuch der Sozialpsychologie und Kommunikationspsychologie, Göttingen 2006, S.764-771. Hall, S.: Old and New Identities, Old and New Ethnicities, in: Rutherford, J. (Ed.), Identity, London 1991, pp.222-237. Heitmeyer, W.: Deutsche Zustände, Folge 2, Frankfurt/Main 2004. Hundt-Radowsky, H.: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden, Aaran 1822/23. Kaschuba, W.: Kulturalismus. Kultur statt Gesellschaft? in: Geschichte und Gesellschaft, 21.Jg. (1995), Nr.1, S.80-95. Lee, J.A.: Cultural Analysis in Overseas Operations, in: Harvard Business Review, Vol.44 (1966), pp.106-114. Lindworsky, J.: Das schlussfolgernde Denken, Freiburg 1916.

Rat der Europäischen Union Vertretung der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und deren oberstes Entscheidungsgremium mit Sitz in Brüssel ( Ministerrat). Jedes Land entsendet einen Vertreter auf Ministerebene, der befugt ist, für seine Regierung verbindlich zu entscheiden. Die Frage, welcher Fachminister jeweils teilnimmt, wird in Abhängigkeit von der Tagesordnung, d.h. den zu behandelnden Sachthemen beantwortet. Folglich kann es sich einmal um den Rat der Finanzminister und ein anderes Mal um den Rat der Landwirtschaftsminister handeln. Eine Sonderrolle, als „Rat für allgemeine Angelegenheiten“, spielt der „Rat der Außenminister“. Rat für allgemeine Angelegenheiten

Ministerrat

Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe Antwort der Warschauer Pakt-Staaten auf den Marshall-Plan. Der Rat für gegenseitige WirtschaftsOECD gegründet. Die Mitgliedsländer des hilfe (RGW) wurde 1948 als Gegengewicht zur COMECON (Albanien, Bulgarien, DDR, Kuba, Mongolische Volksrepublik, Polen, Rumänien, UdSSR, Ungarn und Vietnam) sowie Jugoslawien (Assoziierungsvertrag) und Nordkorea (Beobachterplanwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaften im Sinne einer blockstatus) wollten damit ihre Arbeitsteilung vernetzen ( Zentralverwaltungswirtschaft). Anstelle des internationalen internen Wettbewerbs traten eine gemeinsame Investitionsplanung, was aber eine Überbürokratisierung zur Folge hatte, und die Spezialisierung der einzelnen Mitgliedsländer. So wurden Busse in Ungarn und Straßenbahnen in der Tschechoslowakei hergestellt, jeweils für den gesamten RGW-Raum ( Wettbewerb, internationaler). Rating-Agentur beurteilt u.a. das Kreditausfallrisiko von einzelnen Unternehmen und ganzen Volkswirtschaften. Die als abschließendes Ergebnis ihrer Analyse von Moody’s, Standard & Poor’s oder Fitch vergebenen AAA) sind verklausulierte Ausfallwahrscheinlichkeiten. Von den zwischen Bonitätskategorien (z.B. 1981 und 2002 weltweit von Standard & Poor’s einer Bonitätsprüfung unterzogenen Unternehmen erhielten 4,5% die Bestnote (AAA), 10,6% schnitten mit AA ab, 17,8% mit A, 18,7% mit BBB, 20,3% mit BB, 26,5% mit B und 1,6% mit CCC. (1) Dass indessen die Validität dieser Prognosemodelle kritisch zu hinterfragen ist, zeigen die groAsien-Krise, der New ben Fehleinschätzungen, welche auch die Rating-Agenturen im Umfeld der Economy-Blase oder der Subprime-Krise abgegeben haben. Die drei führenden Agenturen, die 2001 den 2,1 Mrd. $-Rating-Markt zu 94% unter sich aufteilten, sind seit 1975 von der amerikanischen Börsenaufsicht, der Securities and Exchange Commission (SEC), als Nationally Recognized Statistical Organization (NRSRO) anerkannt. Marktführer war Standard & Poors mit einem Marktanteil von 42%, gefolgt von Moodys (38%) und Fitch (14%). Auf die sonstigen Rating-Agenturen, z.B. die kanadische Agentur DBRS, entfielen 6%. Seit der weltweiten Finanzkrise von 2008/9 wird mehr denn je unterstellt, dass geschönte Ratings ein maßgebliches Wettbewerbsinstrument der Agenturen sind. (2) Bislang waren vor allem Länder und international tätige Großunternehmen von den Ratings abhängig. Seit 2007 sind davon auch klein- und mittelständische Unternehmen direkt betroffen. Da gemäß Eigenkapital die Banken ihr Basel II die Güte ihrer Schuldner dafür maßgeblich ist, mit wie viel

1188

Rationalisierung

Kreditvolumen sichern müssen, sehen sich kreditsuchende Unternehmen mit schlechten Ratings entweder gezwungen, höhere Zinsen zu akzeptieren oder keinen Kredit zu erhalten. Welche letztlich unkontrollierte Marktmacht somit diese Ratings ausüben, lässt sich an der von Kritikern als „nicht nachvollziehbar“ bezeichneten Herabstufung von Thyssen-Krupp-Anleihen aufzeigen, die dem Unternehmen jährliche Mehrkosten an Zinsen in Höhe von 20 Mio. € auferlegte. " Asmussen, J.: Rating-Agenturen und Finanzaufsicht, in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, o.Jg. (2005), Nr.3, S.246-255. von Heusinger, R.: Günstlinge der Investoren, in: Die Zeit, Nr.29 (14.8.2005), S.17. Lichtblau, K.; Röhl, K.-H.: Rating. Was kommt auf die Unternehmen zu, IW-Analysen 4, Köln 2004.

Ansatz, entscheidungstheoretischer

Rationalisierung

Rationalismus, kritischer Rationalität

Theorie

Ansatz, entscheidungstheoretischer;

Ratspräsidentschaft

Entscheidungsfindung;

Weltbild

Ministerrat

Raubkopie urheberrechtlich unzulässige Vervielfältigung von Software, Musik und Filmen ( Plagiat und Knock Off zählt die Raubkopie zu den Unterkategorien der Neben Markenpiraterie.

Urheberrecht). Produkt- und

" Sokianos, N.-P.: Produkt- und Konzeptpiraterie erkennen, vorbeugen, abwehren, nutzen, dulden, Wiesbaden 2006. von Welser, M.; González, A.: Marken- und Produktpiraterie, Weinheim 2007.

Raum, privater

Kommunikation, extraverbale

Räumliche Ökonometrie Wissenschaft, welche sich mit der ökonometrischen Schätzung von Spillover-Effekten zwischen Regionen befasst " Anselin, L.: Spatial Econometrics. Methods and Models, Boston 1988. Eckey, H.-F.; Kosfeld, R.; Türck, M.: Räumliche Ökonometrie, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 35.Jg. (2006), Nr.10, S.548-554.

Raumsprache Raumverhalten

Kommunikation, nonverbale;

Proxemik

Proxemik

Raumwirtschaftstheorie befasst sich u.a. mit der Frage des optimalen Standorts (in Abhängigkeit von der übergeordneten Ressourcen) Frage der optimalen Allokation von " Krieger-Boden, C.: Raumwirtschaftstheorie, in: Akademie für Raumforschung und Landesplanung, (Hrsg.), Handwörterbuch der Raumplanung, 4.Aufl., Hannover 2005, S.899-906. Schöler, K.: Raumwirtschaftstheorie, München 2005.

RBCS

Regional Business Climate Survey

RCA-Analyse (1) geht davon aus, dass im internationalen Wettbewerb bestimmte Produktionsfaktoren (Faktorverfügbarkeit, Produktionstechnologie) komparative Vorteile (CA) begründen ( Theorie der Faktorenausstattung). Diese wiederum sind maßgeblich für Richtung und Ausmaß des internationalen Handels. Aus Export- und Importströmen lassen sich indirekt Rückschlüsse auf den empirisch beobachtbaren die zu Grunde liegenden komparativen Vorteile und damit letztlich auf die Wettbewerbsfähigkeit einer Wettbewerb, internationaBranche oder ganzen Volkswirtschaft ziehen ( Handel, internationaler; ler). Von der Vielzahl möglicher Berechnungsmodi seien im folgenden nur RCA-Maße berücksichtigt,

Realzins

1189

die auf Export-/Import-Salden basieren. Bei der einfachsten, allerdings wenig gebräuchlichen Variante, der Nettoexportquote, wird der Saldo einer Branche in Bezug gesetzt zum Volumen des Gesamthandels dieser Branche. Anhand der komparativen Nettoexportquote lassen sich mehrere Branchen direkt miteinander vergleichen. Dabei wird die branchenspezifische Nettoexportquote mit der gesamtwirtschaftlichen Nettoexportquote (exklusive Sektor j) verglichen. X RCA

KNER

X

ij ij

M M

ij ij

(X (X

ik

ik

M M

ik ik

) )

x100 k = 1,...,n; k x

j k = Branchenindex

(2) Kritische Würdigung: Obwohl in der empirischen Literatur weit verbreitet, ist der RCA-Ansatz letztlich eher ungeeignet, die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften zu erfassen; denn zwischen „Spezialisierungsstruktur“ (Spezialisierung auf bestimmte Branchen) und internationaler Wettbewerbsfähigkeit besteht kein zwingender Zusammenhang. Größere Aussagekraft besitzt die RCA-Analyse, wenn es darum geht, entwicklungs- und industriepolitische Fragestellungen zu beantIndustriepolitik). Ordnet man die Branchen bzw. Industrien nach worten ( Entwicklungspolitik; Maßgabe ihrer Technologieintensität, dann zeigt sich bspw., dass die deutsche Wirtschaft auf dem Markt der „höherwertigen Technik“ und bedingt auch bei „F+E-intensiven Waren“ Wettbewerbsvorteile besitzt, während sie bei „absoluter Spitzentechnologie“ im Rückstand liegt ( F+E-Intensität). Humankapitalintensität als Kriterium dient. Denn die deutsche Anders fällt das Fazit aus, wenn die Wirtschaft ist vornehmlich in Branchen, die relativ humankapitalintensiv produzieren, international Exporterfolg eines Landes mit erfolgreich (z.B. Maschinenbau). R. Reichel schlug deshalb vor, den Hilfe der Constant Market Shares-Analyse (CMS) zu erklären. " Ballance, R. H.: Trade Performance as an Indicator of Comparative Advantage, in: Greenaway, D. (Ed.), Economic Development and International Trade, Houndsmill 1988, pp.6-24. Dohm, S.: Chinas Integration in das multilaterale Handelssystem, Hamburg 2007. Gries, T.: Internationale Wettbewerbsfähigkeit, Wiesbaden 1998. Matthes, J.: Deutschlands Handelsspezialisierung auf forschungsintensive Güter, in: IW-Trends, 33.Jg. (2006, Nr.3, S.13-24. Reichel, R.: Ökonomische Theorie der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften, Wiesbaden 2002.

REACT

Markenschutz;

Realer Wirtschaftsraum

Trade Related Aspects of International Property Rights Wirtschaftsregionen

Reales Austauschverhältnis

Terms of Trade

Realitätskonstruktion, kulturspezifische besagt, dass die Mitglieder einer Kultur sich mehr oder weniger auf bestimmte Modelle von Realität geeinigt haben, d.h. auf ähnliche Schemata der Wahrnehmung und Interpretation der Wirklichkeit; denn Angehörige einer Kultur teilen viele Erfahrungen, was eine ähnliche Realitätskonstruktion beWeltbildes erwächst Übereinstimmung von Kognigünstigt. Aus wechselseitiger Bestätigung des tionen und Emotionen: konsensuelle Validierung ( Validität). Realoption

Flexibilität

Realzins nach Abzug der Inflationsrate vom Leitzins verbleibende Zinsbelastung. Aufgrund der geringen Inflationsrate Deutschlands musste die deutsche Wirtschaft viele Jahre einen höheren Realzins tragen Europäischen Union ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). als die übrigen Mitgliedsländer der Im September 2002 etwa betrug dieser im Durchschnitt der EU-12-Länder 1,15%, wobei Deutschland mit 2,25% und Spanien mit -0,25% Anfang und Ende der Rangskala markierten.

1190

Rechnungslegung, internationale

Rechnungslegung, internationale Standard, sondern trägt mit national bzw. regional unterschiedlichen unterliegt keinem globalen Regeln der jeweiligen kulturbedingten Philosophie Rechnung: (1) Die Vorschriften des deutschen Handelsgesetzbuches (HGB) zur Rechnungslegung orientieren sich am Gläubigerschutz (Ziel = Stabilität), die US-GAAP hingegen an den Renditeerwartungen der Shareholder (Ziel = Transparenz). Dass von den 100 größten deutschen Unternehmen lange Zeit nur wenige ihren Jahresabschluss nach US-GAAP präsentierten, wurde von der anglo-amerikanischen Finanzwelt regelmäßig als Indiz unterentwickelter Investor Relations und als ein schwerwiegendes Handicap auf dem internationalen Kapitalmarkt bewertet ( Finanzmanagement, globales). Die Mehrzahl orientiert sich noch immer an den HGB-Regeln, das wegen seiner vielen Wahlrechte und der damit verbundenen Möglichkeiten der Gewinnmanipulation in Verruf geraten ist. Im Vergleich zu den HGB-Vorschriften sind insb. die International Accounting Standards (IAS) steuerlich weniger beeinflussbar, bieten weniger Bilanzierungs- und Bewertungswahlrechte, verpflichten zu mehr und tiefergehenden Angaben und zwingen zu größerer Stetigkeit (und damit Vergleichbarkeit) der Angaben. (2) Nachdem die Verhandlungen der Europäischen Union mit der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC über eine wechselseitige Anerkennung von Jahresabschlüssen gescheitert sind und die Entwicklung eines europäischen Standards als zu zeitaufwendig verworfen wurde, musste sich die Europäische Kommission zwischen zwei Strategien der Harmonisierung entscheiden: vollständige Anerkennung der US-GAAP oder Annäherung an die IAS. Während die kontinental-europäische Bilanzierungsphilosophie den Gläubigerschutz in den Vordergrund stellt (durch Verhinderung überhöhter Ausschüttung), betont die angloamerikanische Auffassung die Information des rational handelnden Kapitalgebers (Aktionärsschutz). Diesem Zweck dienen u.a. die Begrenzung der Wahlrechte sowie die Verpflichtung, Kapitalfluss- und Gewinnverwendungsrechnungen vorzulegen. Auch gibt es getreu dem Grundsatz Substance over Form vergleichsweise wenige Form- und Gliederungsvorschriften. Eine Reihe von Regelungen führt dazu, dass nach US-GAAP ein höherer Gewinn ausgewiesen wird als nach deutschem Recht (bzw. nicht realisierte Gewinne ausgewiesen werden). Der größte Vorbehalt vieler (Kontinental-)Europäer aber lautet, die Übernahme von US-GAAP verleite das Management zu einer kurzfristigen und, wie sich vielfach gezeigt hat, kurzatmigen Geschäftspolitik. Die Europäische Union verzichtete 2002 bewusst darauf, eigene Bilanzierungsregeln zu verfassen, und die Bundesrepublik Deutschland setzte die Verordnung 1606/2002 („Betreffend die Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards“) in dem seit 1.1.2005 gültigen Bilanzrechtsreformgesetz (BilReG) um. Neben den EU-Mitgliedsländern, deren börsennotierte Unternehmen seit dem 1.1.2005 nach dem IFRS-Standard bilanzieren müssen, haben weltweit noch 80 Länder dieses Regelwerk übernommen. Die amerikanische Börsenaufsicht hingegen erkennt IFRS-Abschlüsse nicht an; auch von ausländischen Aktiengesellschaften fordert sie Abschlüsse nach US-GAAP. Die IAS-Richtlinien wurden von einem Komitee in London festgelegt, bestehend aus 19 Experten der weltweit wichtigsten Wirtschaftsnationen. Ursprünglich sollte IAS die europäische mit der amerikanischen Bilanzwelt vereinen und einen Kompromiss zwischen dem Fokus der Europäer auf den Gläubigerschutz und dem der Amerikaner auf den Aktionärsschutz. (3) Es wäre naiv zu glauben, hierbei handele es sich um einen wirtschaftswissenschaftlichen, allenfalls wirtschaftspolitischen Diskurs. Tatsächlich übt, wer Normen (wie Bilanzierungsregeln) festlegen kann, Macht aus. So wurzelt die Dominanz der amerikanischen Wirtschaft auf den internationalen Kapitalmärkten nicht zuletzt in der Weigerung, andere als die angeblich überlegenen amerikanischen Bilanzierungsregeln anzuerkennen. Die Machtposition der amerikanischen Börsenaufsicht SEC resultiert aus dem unvergleichlichen Volumen des in den USA verwalteten Vermögens und der Marktkapitalisierung der amerikanischen Unternehmen. Weiterhin ist zu beachten: Während IAS die Unternehmen und Wirtschaftsprüfer nur dazu verpflichtet, bestimmte allgemeine Prinzipien, wie Bilanzwahrheit und Bilanzklarheit, zu beachten, sehen die US-GAAP für fast alle Einzelfälle gesonderte Vorschriften vor. Die Folge ist Intransparenz, was den Amerikanern ein weiteres Privileg verschafft: Dank der inti-

Rechnungslegung, internationale

1191

men Kenntnis dieses undurchsichtigen Regelwerks sind die Mitarbeiter der führenden US-Investmentbanken und –Wirtschaftsprüfer weltweit gesuchte Berater. Da die Bilanzierungstricks, die bei Enron und anderen Unternehmen angewendet wurden, nur aufgrund der Komplexität und Undurchschaubarkeit von US-GAAP möglich waren, ist die These von der nicht zuletzt moralischen Überlegenheit der amerikanischen Bilanzierungsregeln offensichtlich fragwürdig ( Moral). (4) Die Harmonisierung der Rechnungslegung basiert auf der Harmonisierung der Rechnungslegungsvorschriften europaweit (vgl. z.B. 7. EG-Richtlinie) und weltweit ( International Financial Reporting Standards). Triebkräfte sind einerseits das Bestreben vieler großer europäischer Aktiengesellschaften, leichteren Zugang zum amerikanischen Aktienmarkt zu erhalten, und andererseits der Wunsch der amerikanischen Kapitalgeber nach mehr Transparenz. Transparenz der globalisierten Kapitalmärkte - im Sinne einer international gebräuchlichen und verständlichen - Bilanzsprache ist das maßgebliche Argument, welches Befürworter einer (weltweit) einheitlichen Gestaltung von Bilanzen geltend machen. Ungeachtet der anfallenden Umstellungskosten würden davon beide Seiten profitieren: die Informationskosten der - ausländischen - Kapitalgeber würden begrenzt, und die kapitalsuchenden Unternehmen müssten keine aufwendigen Parallel- und Überleitungsrechnungen veranlassen. Was scheinbar logisch klingt und einfach erscheint, ist aufgrund unterschiedlicher Philosophien in Wahrheit schwierig. So sind gemäß IFRS Aktiva tendenziell höher zu bewerten und Passiva tendenziell geringer. Anders als im deutschen Bilanzrecht bestehen auch nur geringe Möglichkeiten, stille Reserven anzulegen. Weiterhin sieht IFRS keine steuerlichen Sonderabschreibungen vor und setzt für Anlagen eine längere Nutzungsdauer an. Für die Gewinnermittlung ist maßgeblich, wie Vermögenswerte, Beteiligungen etc. bewertet werden. Während das deutsche Recht dabei vom korrigierten Anschaffungs- bzw. Herstellungswert ausgeht, der sich etwa bei Wertpapieren aus dem Kaufpreis ergibt, fordert IFRS, den realistischen Marktwert anzusetzen (Fair Value). In der Finanzmarktkrise erwies sich diese Regelung als krisenverschärfend. Unterschiedlich auch der Umgang mit noch nicht realisierten Gewinnen: Nach IFRS-Standard sind auch diese zu berücksichtigen, nicht jedoch nach HGB, das lediglich die Transaktionen in der abgelaufenen Periode erfasst. Nicht zuletzt bestehen gravierende Unterschiede in der Bilanzierung von Pensionsverpflichtungen. Diese werden nach IFRS um ca. 20% höher bewertet als nach HGB, was angesichts der über 200 Mrd. €, auf die Ende 2005 etwa 40% der Arbeitnehmer in Deutschland in Gestalt einer Betriebsrente Anspruch hatten, eine relevante Größe darstellt. Hinzu kommt, dass Pensionsrückstellungen nach hiesiger Bilanztradition zum Betriebsvermögen gerechnet wurden, obwohl sie Fremdkapital sind (wenn auch zinslos zur Verfügung gestellt) und von den angelsächsisch dominierten Rating-Agenturen folglich als bonitätsmindernd bewertet werden ( Bonität). So entsprachen im Frühjahr 2004 die Pensionsverpflichtungen von Thyssen Krupp in Höhe von mehr als acht Mrd. € dem damaligen Börsenwert des Stahlunternehmens, weshalb Standard & Poor’s dessen Anleihen auf RamschStatus“herabstufte. Um dies zu vermeiden, entlasten immer mehr Unternehmen ihre Bilanz, indem sie ihre – im Regelfall um bis zu 50% untergedeckten – Pensionsverpflichtungen auslagern, häufig in Gestalt eines Contractual Trust Arrangements (CTA): Dabei werden sowohl die Pensionsverpflichtungen als auch die zu ihrer Einlösung vorgesehenen Vermögenswerte (Betriebsvermögen, Immobilien, Wertpapiere etc.) einem treuhänderischen Verein übertragen, was allen Beteiligen Vorteile bieten soll: Unternehden Unternehmen verbesserte Bilanzkennzahlen ( Eigenkapitalquote; Kapitalrendite; mensfinanzierung), dem Kapitalmarkt erhöhte Transparenz und den Arbeitnehmern die Gewissheit, dass ihre Betriebsrenten im Falle einer Insolvenz geschützt sind. Da die Trusts selbst nicht der Finanzaufsicht unterstehen, haben sie weniger Restriktionen bei der Kapitalanlage zu beachten. Unternehmen, die nach HGB bilanzieren, können mit dem Instrument der Unterstützungskasse ähnliche Effekte erzielen wie mit der CTA-Treuhandlösung. Weiterhin ist es möglich, einen Pensionsfonds einzurichten oder die eingegangenen Verpflichtungen Versicherungsunternehmen zu übertragen. " Günther, T.; Zurwehme, A.: Harmonisierung des Rechnungswesens, in: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis (BFuP), 60.Jg. (2008), Nr.2, S.101-121. Herzig, N.: Die Entzauberung der amerikanischen Rechnungslegungsvorschriften, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr.59 (11.3.2002), S.27. Kenn, F.; Zillich, K.: Internationalisierung der Rechnungslegung. IAS und US-GAAP im Wettbewerb, Wiesbaden 2000. Kremin-Buch, B.: Internationale Rechnungslegung, 2.Aufl., Wiesbaden 2001. Schmit, K.-P.: Für wen sind Bilanzen da? in: Die Zeit, Nr.27 (30.6.2005), S.33.

1192

Rechnungswährung

Rechnungswährung

European Currency Unit

Menschenrecht; Naturrecht; Recht Welthandelsrecht gerrecht; Recht, positives

Rechtsschutz, gewerblicher;

Völkerrecht;

Weltbür-

Naturrecht

Recht, ungeschriebenes Rechte, grundlegende

Gewohnheitsrecht Gastfreundschaft

Rechtfertigungslehre Neuinterpretation von Röm. 1,17 durch M. Luther. Wie der Reformator argumentierte, könne das durch die Erbsünde und die persönlichen Sünden der Einzelnen gestörte Verhältnis zwischen Gott und den Menschen nicht durch Gesetzestreue, d.h. durch Frömmigkeit und gute Werke, wiederhergestellt werden. Vielmehr sei Gott durch Jesus Christus zu den Menschen gekommen, um sie in ihrer Sündhaftigkeit anzunehmen und aus seiner Gnade heraus zu rechtfertigen ( Prädestinationslehre). " Führer, W.: Das Wort Gottes in Luthers Theologie, Göttingen 1984. Gelbrich, K.; Müller, S.: Interreligiöses Marketing, München 2011.

Rechtgläubigkeit Rechtsangleichung

Orthodoxie Harmonisierung

Rechtsanthropologie (1) analysiert die weltweit bestehenden Rechtsauffassungen sowie ihre Umsetzung bzw. Durchsetzung (d.h. die Art und Weise, wie Streitfälle in einer Gesellschaft gewöhnlich beigelegt werden). In Normen an die Stelle egalitär organisierten Gesellschaften treten mündlich weitergegebene soziale von Gesetzestexten und sozialer Druck auf jene, welche gegen diese Normen verstoßen, an die Stelle Egalivon Gerichten, Polizei etc. (d.h. an die Stelle von kodifizierten Normen und Institutionen; tarismus). Bei stratifizierten Stammesgesellschaften finden sich erste Ansätze eines formalisierten und institutionalisierten Rechtssystems. Zielsetzung ist aber auch hier nicht die Bestrafung des „Gesetzesbrechers“. Vielmehr soll dieser primär wieder in die Gemeinschaft integriert werden. Dieses ändert sich in den von Häuptlingstümern begründeten Stammesgesellschaften. Nunmehr sind Strafen, bis hin zu Folter und Hinrichtung, entscheidendes Instrument der Rechtspflege. Das Ende dieser Entwicklung Staat organisierte Gesellschaften mit einem autoritären, stark institutionalisierten Rechtsbilden als system. Dabei wandert der Fokus von den bislang dominierenden Beziehungsdelikten zu den Eigentumsdelikten. (2) Bei den Rechtssystemen sind mehrere Basistypen zu unterscheiden: Das in Nichtbuchgesellschaften übliche, mündlich überlieferte Customary Law beruht auf Bräuchen und Gewohnheiten. Das im Kulturraum verbreitete Common Llaw ist ein überwiegend in Fallsammlungen angelsächsischen (d.h. früheren Entscheidungen höherer Gerichte) dokumentiertes Gewohnheitsrecht, das nur zum geringen Teil kodifiziert, d.h. in einem systematischen Gesetzestext dokumentiert ist. Vorwiegender Geltungsbereich des Civil Law ist Kontinentaleuropa. Es verkörpert die Grundsätze bürgerlichen Rechts, welche weitgehend dem Römischen Recht entstammen. Das im Koran und der Sunna festgelegte Islamic Law beruft sich auf göttliche Normen („Gott als Gesetzgeber“) und ist insofern auch nicht von Menschen relativierbar bzw. kritisierbar oder in anderer Weise in Frage zu stellen ( Islam). Auf Grund seiner göttlichen Natur ist es, wie jedes religiöse Rechtssystem, dem vom Menschen geschaffenen Zivilrecht grundsätzlich überlegen. " Aldeeb, S.A.: Introduction à la Société Musulmane, Paris 2006. Vivelo, F.R.: Handbuch der Kulturanthropologie, Stuttgart 1981.

Rechtspolitik

1193

Rechtsauskünfte von Finanzbehörden (1) in verschiedenen europäischen Staaten. Wie eine Untersuchung der Confédération Fiscale EuropéEuropäischen enne (CFE) ergab, erteilen die Finanzbehörden in den meisten Mitgliedsstaaten der Union nahezu unbeschränkt Rechtsauskunft. Dänemark, Österreich, Schweden u.a. haben sogar ein eigenes Auskunftspflichtgesetz. In Deutschland hingegen werden verbindliche Zusagen nur im Anschluss an eine Außenprüfung erteilt. Im Übrigen gibt es hier für verbindliche Auskünfte keine gesetzliche Grundlage; demzufolge ist Planungssicherheit auf diesem Wege nur höchst selten zu erlangen. Vielmehr kann ein deutscher Finanzbeamte, wenn er sich durch die ihm übertragenen Arbeiten „vollumfänglich“ ausgelastet fühlt, seinem pflichtgemäßen Ermessen folgend selbst bestens vorbereitete und plausible Anträge auf verbindliche Zusage ablehnen. (2) Ein wichtiges Indiz für die Bedeutung von Rechtsauskünften ist die hierarchische Zuständigkeit. In Belgien, Dänemark sowie Irland ist die obere Steuerbehörde für die Erteilung von Rechtsauskünften zuständig. Und Schweden unterhält eigens eine Steuerbehörde, deren primäre Aufgabe darin besteht, solche Auskünfte zu erteilen. In Deutschland jedoch sind derartige Anfragen bei dem Wohnsitz- bzw. Betriebsstätten-Finanzamt zu stellen. Die Dezentralisierung hat den entscheidenden Nachteil, dass derartige Auskunftsersuche für die lokalen Finanzämter eine Mehrbelastung bedeuten und diese nicht besonders motiviert oder mangels praktischer Erfahrung teilweise auch nicht in der Lage sind, eine qualifizierte Rechtsauskunft zu erteilen. Die fehlende (normierte) Pflicht, Rechtsauskünfte innerhalb einer bestimmten Frist (vier bis sechs Wochen) zu erteilen, ist ein entscheidender Standortnachteil. Rechtsdurchsetzung Rechtsextremismus

World Trade Organisation Xenophobie

Rechtsform gesetzliche Rahmenbedingungen, denen wirtschaftlich tätige Gesellschaften unterliegen. Das deutsche Personengesellschaften und KapitalgesellRechtssystem unterscheidet zunächst zwischen Europäische Union hat mit der Europäischen Aktiengesellschaft für Kapitalschaften. Die Europäischen Wirtschaftlichen Interessenvereinigung für klein- und gesellschaften und mit der mittelständische Unternehmen einheitliche Rechtsformen geschaffen. Rechtsgrundsatz, allgemeiner

Völkergewohnheitsrecht

Rechtsharmonisierung Angleichung der rechtlichen Rahmenbedingungen bspw. unternehmerischer Tätigkeit ( AusHerkunftsprinzip). Die Europäische Union strebt unter dieser Überschrift allerwirkungsprinzip; Harmonisierung ihrer verschiedenen Rechtssyteme an, sondern ledigdings nicht eine vollständige lich die Beseitigung besonders gravierender Unterschiede ( Rechtsanthropologie). Für international tätige Unternehmen sind konstante rechtliche Rahmenbedingungen eine unerlässliche Voraussetzung, wenn sie die Standardisierungsstrategie verfolgen wollen ( Standardisierung vs. Differenzierung). Rechtshilfe wird innerhalb der EU durch das Gesetz zum Protokoll vom 16.10.2001 zu dem Übereinkommen über die Rechtshilfe in Strafsachen zwischen den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union geregelt Rechtspolitik dient dem Ziel, ein möglichst einfaches, verständliches, gerechtes und gleichwohl leistungsfähiges Rechtssystem zu entwickeln. Dieses sollte möglichst frei von politischen Einwirkungen sein ( Lobbyismus), anerkannten Rechtsgrundsätzen entsprechen und von geeigneten Institutionen schnell und unbürokratisch durchgesetzt werden (= Rechtsdurchsetzung).

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Rechtsschutz, gewerblicher

Rechtsschutz, gewerblicher umfasst mehrere Einzelrechtsgebiete ( Wettbewerbsrecht, Markenrecht, Geschmacksmusterrecht Patentrecht und Gebrauchsmustergesetz; Gebrauchsmuster; Geschmacksmuster). Ob sowie man auch das Urheberrecht dem gewerblichen Rechtsschutz zuordnen soll, ist strittig. Liberalismus;

Rechtsschutzstaat

Marktwirtschaft

Counterferting Intelligence Bureau

Rechtssicherheit

Rechtssystem bildet zusammen mit dem Recht des Heimatlandes und des Gastlandes (insb. Steuerrecht, Umweltrecht, Wettbewerbsrecht) und dem internationalen Wirtschaftsrecht den rechtlichen Rahmen, innerhalb Markteintrittsentscheidessen international tätige Unternehmen ihre Entscheidungen treffen (z.B. Staaten dung). Beim Rechtssystem, d.h. der übergeordneten Rechtsordnung, welche selbständige sich geben, haben sich in der westlichen Hemisphäre zwei grundsätzlich unterschiedliche Philosophien British Commonwealth of Nations) chaherausgebildet. Das für die angelsächsischen Länder (z.B. rakteristische Common Law, das weitgehend ein Gewohnheitsrecht ist ( Rechtsanthropologie), einerseits und das stärker legalistische Code Law, das in Kontinentaleuropa gilt, andererseits: Ein allgemeines, abstrakten Rechtsgrundsätzen verpflichtetes Regelwerk. Die islamischen Länder geraten wieder Schari‘a, d.h. eines nach Überzeugung der Gläubigen „göttlichen“ stärker unter den Einfluss der Rechtssystems ( Islam). Rechtstradition

Harmonisierung

Rechtsunsicherheit Rechtsverfolgung

Protektionismus Schuldnerqualität

Rechtsverständnis

Rechtsanthropologie;

Rechtswahlklausel

Entsendungsvertrag

Vertrag

Reciprocal Trade Agreement Act US-Handelsgesetz, 1934 verabschiedet, das als Vorläufer des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) angesehen werden kann. Es ermächtigte die amerikanische Regierung unter T. RooHandelsabkommen abzuschliesevelt, mit 25 westeuropäischen und lateinamerikanischen Ländern ßen, u.a. mit dem Ziel der reziproken Zollsenkung ( Integration). Der Reciprocal Trade Agreement Act ist ein wichtiges Instrument der Neustrukturierung des Weltwirtschaftssystems. Um die nach der Weltwirtschaftskrise massiv gestiegenen Zollsätze zu reduzieren ( Zoll), sollte mit dem RTAA ein Kompromiss zwischen möglichst intensiven weltweiten Wirtschaftsbeziehungen und dem Streben nach möglichst weitgehender nationaler Handelsfreiheit gefunden werden. Recruitment, grenzüberschreitendes wird gemäß einer Studie von Monster Worldwide (Recruiting Trends 2006) für die Personalabteilungen Hugrößerer Unternehmen aus einer Vielzahl von Gründen immer bedeutsamer ( Humankapital; Personalpolitik). Zwar stehen für die 154 befragten deutschen Topman Resource Management; Unternehmen allgemein die Expansion ins Ausland (= 35%) und der Aufbau von Produktionsstätten im Ausland (= 25%) im Vordergrund. Mangelnde Verfügbarkeit geeigneter Mitarbeiter nannten aber immerhin 10% und die kostengünstigere Verfügbarkeit geeigneter Mitarbeiter 6%. Für weitere 8% war Diversidie Auslagerung von Serviceeinrichtungen ins Ausland der maßgebliche Grund (vgl. auch tät; O&O-Branche).

Region

Recycling

1195

Umweltschutz, globaler

Redebegleitende Handbewegungen

Kommunikation, nonverbale

Reentry-Garantie erhöht die Entsendungsbereitschaft von Mitarbeitern. Denn die damit verbundene verbindliche Zusage Wiedereingliederung des Expatriate ( Reintegration) und die Bereitsteleiner angemessenen lung einer Wiedereingliederungsposition tragen dem Sicherheitsbedürfnis wie auch dem Karrierestreben der Mitarbeiter Rechnung ( Entsendung). Reexportgenehmigung vom Bundesausfuhramt (BAFA) auf Antrag erteilte Genehmigung zur Wiederausfuhr zuvor eingeführter lizenzpflichtiger Ware ( Lizenzvergabe). Handelt es sich dabei um aus den USA eingeführte oder mit Hilfe amerikanischer Technologie gefertigte Güter, so sind, neben den nationalen Ausfuhrvorschriften, auch die Bestimmungen des amerikanischen Ausfuhrrechts zu erfüllen (z.B. Sicherstellung des so genannten Endverbleibs). Der Pflicht zur Kontrolle von Reexporten unterliegen auch Güter, die Wassenaar-Beschlüssen, den Embargo-Beschlüssen der Vereinten Nationen oder von den vom Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen betroffen sind. Referenz

Beeinflussbarkeit

Referenzwissen

Wissenschaftsmanagement, transnationales

Refinanzierungsrisiko Unterkategorie des Kreditgewährungsrisikos. Konkret ist damit die Gefahr gemeint, dass die kreditRollover-Kredit aufgrund einer allgemeinen Liquiditätskrise und/oder ihres gewährende Bank einen spezifischen Kapitalbeschaffungsrisikos nicht angemessen refinanzieren kann ( Risiko). Regelschiff

Europaschiff

Regelungsdefizit

Verhaltensstandard

Regime, globales verpflichtet Staaten, innerhalb ihres Rechtsbereichs Mindeststandards (bspw. der Arbeits- und BeInternatioschäftigungsbedingungen) zu gewährleisten. Seit ihrer Gründung im Jahre 1919 hat die Sonale Arbeitsorganisation (ILO) mit Hilfe von mehr als 180 Konventionen einen Kanon von zialstandards entwickelt, die zunehmend auch mit Hilfe von Sozialklauseln in Handelsverträgen verankert werden. Im Mittelpunkt dieser Sozialstandards stehen die Konventionen Nr.87 und Nr.98 (Vereinigungsfreiheit und Tarifautonomie), Nr.29 und Nr.105 (Freiheit von Zwangsarbeit), Nr.100 und Nr.11 (Freiheit von Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf) sowie Nr.138 und Nr.182, welche dem Verbot von Kinderarbeit gewidmet sind ( Kinderarbeit). " Greven, T.; Scherrer, C.: Globalisierung gestalten. Weltökonomie und soziale Standards, Bonn 2005. Risgaard, L.: International Framework Agreements. A New Model for Securing Rights? in: Industrial Relations, Vol.44 (2005), No.4, pp.707-737.

Region (1) durch spezifische klimatische, wirtschaftliche und historische Gegebenheiten geprägtes größeres Gebiet (d.h. räumliche Einheit). Diese primär geographische Sichtweise erfährt eine kulturell-politiIdentität der Bewohner einer Region und sche Erweiterung, wenn man als weiteres Kriterium die deren Identifikation mit diesem Lebens- bzw. Kulturraum heranzieht. (2) Hinter der verbalen Formel „Europa der Regionen“ verbindet sich die Forderung nach einer föderalistisch und nicht zentralistisch verfassten Europäischen Union ( Europa).

1196

Region of Origin

Region of Origin in Analogie zum Country of Origin entstandene Herkunftsbezeichnung, wobei das HerkunftsRegion ist (z.B. Baden: „Badischer Wein – von der Sonne verwöhnt.“). In dem Maße, wie land eine die Region auch emotional verankert ist ( Emotion), spricht das RoE-Label in besonderem Maße Konsumpatrioten an. " von Alvensleben, R.: Verbraucherpräferenzen für regionale Produkte, in: Dachverband der Agrarforschung (Hrsg.), Regionale Vermarktungssysteme in der Land-, Ernährungs- und Forstwirtschaft, Bd.30, Frankfurt/Main 2000, S.3-18. van Ittersum, K.; Candel, M.J.J.M.; Meulenberg, M.T.G.: The Influence of the Image of a Product’s Region of Origin on Product Evaluation, in: Journal of Business Research, Vol.56 (2003), No.2, pp.215-226.

Regional Business Climate Survey im Rahmen der Technischen Zusammenarbeit (TZ) vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gemeinsam mit privatwirtschaftlichen Organisationen entwiSouthern ckeltes Messinstrument, das helfen soll, den Verlauf der wirtschaftlichen Integration der African Development Community (SADC) zu erfassen und zu kontrollieren. Durch jährliche Befragung von Unternehmen aus den 13 Mitgliedsländern sollen Integrationshemmnisse identifiziert und diese in wirtschaftspolitischen Dialog zwischen dem SADC-Sekretariat und den nationalen Regierungen den einerseits sowie verfassten privatwirtschaftlichen Organen andererseits eingeführt werden. Während Wettbewerbsfähigkeit andere Messinstrumente Geschäfts- und Investitionsklima bzw. internationale auf nationaler Ebene erfassen, macht der dezidiert regionale Bezug ( Region) die Besonderheit des RBCS aus. Regional Cooperation for Development 1964 gegründete Vorgängerorganisation der Islamischen Wirtschaftsgemeinschaft. Die RCD, der bis 1979 Iran, Pakistan und die Türkei angehörten, stand im Zusammenhang mit dem von Großbritannien dominierten und militärisch orientierten CENTO-Pakt. Regionale Marke Regionalfabrik

Marke, regionale Parallelproduktion, internationale

Regionalgefälle erwächst auch innerhalb der Europäischen Union durch gravierende Unterschiede in WirtschaftsRegionen des Binkraft, Arbeitslosigkeit, Beschäftigungsstruktur etc. zwischen den verschiedenen nenmarktes. Abb. 1 weist die Spitzenreiter und die Schlusslichter unter den Regionen aus. Abb. 1: Übersicht über die wirtschaftlich stärksten und schwächsten Regionen (in BIP je Einwohner in % des EU 25-Durchschnitts; 2003) Wirtschaftlich stärkste Regionen

Wirtschaftlich schwächste Region

Inner London (Großbritannien)

278

Dél-Alföld (Ungarn)

Brüssel (Belgien)

238

Eszag-Alföld (Ungarn)

39

Luxemburg

234

Východné Slovensko (Slowakei)

39

Hamburg (Deutschland)

184

Észak Magyaroszág (Ungarn)

38

Ile de France (Frankreich)

173

Opolskie (Polen)

37

Wien (Österreich)

171

Warmińsko-Mazurskie (Polen)

37

Berkshire & Buckinghamshire (GB)

165

Świętokrzyskie (Polen)

37

Autonome Provinz Bozen (Italien)

160

Podlaskie (Polen)

36

Oberbayern (Deutschland)

158

Podkarpackie (Polen)

33

Stockholm (Schweden)

158

Lubelskie (Polen)

33

Quelle: Eurostat, in: iwd, Nr.36 (7.9.2006) S.6.

40

Regionalintegration

1197

Durch die Erweiterung der Europäischen Union um die osteuropäischen Transformationsländer (Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Tschechische Republik sowie insb. Slowenien, Bulgarien und Rumänien) wuchs das Wohlstandsgefälle innerhalb der Gemeinschaft dramatisch (vgl. Abb. 2). Abb. 2: Wohlstandsgefälle innerhalb der erweiterten EU (Bruttoinlandsprodukt je Einwohner 2005 in % des EU-25-Durchschnitts) Luxemburg

247

Griechenland

82

Irland

138

Slowenien

80

Dänemark

124

Tschechische Republik

73

Niederlande

124

Portugal

71

Österreich

123

Malta

69

Belgien

118

Ungarn

61

Großbritannien

117

Estland

57

Schweden

115

Slowakei

55

Finnland

113

Litauen

52

Deutschland

109

Polen

50

Frankreich

109

Lettland

47

Italien

103

Rumänien

35

Spanien

99

Bulgarien

32

Zypern

83

Quelle: Eurostat, in: iwd, Nr.36 (7.9.2006) S.6.

Arbeitslosenquote, die in den neuen Mitgliedsländern zwischen 3-7% (= HauptstadtNeben der Regionen Tschechiens, Ungarns und Sloweniens) und 20-30% (= ländliche Gebiete Bulgariens, Polens und Sloweniens) schwankt, verdient die unterschiedliche Wirtschaftsstruktur Aufmerksamkeit. Während innerhalb der EU-15 nur noch 4,3% der arbeitsfähigen Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt sind, arbeiten in den Beitrittsländern fast 22%, in einigen Regionen Polens und Rumänien sogar mehr als 40% in diesem Sektor. Da im EU-Vertrag das Ziel festgeschrieben wurde, die Wohlstandsunterschiede zwischen den Regionen zu verringern, erlangen im Zuge der Erweiterung neue Fördergebiete Anspruch auf finanzielle Unterstützung (allerdings nicht unbegrenzt, da Strukturmaßnahmen maximal in Höhe von 4% der Wirtschaftsleistung eines Landes gefördert werden). " Busch, B.: Die Erweiterung der Europäischen Union - das Regionalgefälle wird größer, in: IW-Trends, 29.Jg. (2002), Nr.2, S. 27-35.

Regionalhandel Handelsbeziehungen, die innerhalb von Wirtschaftsgemeinschaften (z.B. Europäische Union; NAFTA) bestehen ( Intrahandel). Wie das Schlagwort von der Festung Europa MERCOSUR; Freihandel und zeigt, wohnt diesen regionalen Zusammenschlüssen die Gefahr inne, dass intern extern, d.h. in den Außenbeziehungen, Protektionismus herrschen. " Borrmann, A.: Regionalismustendenzen im Welthandel, Baden-Baden 1995.

Regionalinitiative Asien-Pazifik-Ausschuss der deutschen Wirtschaft; Bundesministerium für Lateinamerika-Initiative der Deutschen Wirtschaft Nordafrika-MitWirtschaft und Technologie; telost-Initiative der Deutschen Wirtschaft Regionalintegration Staaten, die einer Remehr oder weniger weitgehender Zusammenschluss anfänglich selbständiger Integration kann von der Freihandelszone bis hin zur Politischen Union gion angehören. Die reichen. " Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.182ff.

1198

Regionalisierung

Regionalisierung (1) Aufwertung des konkreten, von den Menschen unmittelbar erlebbaren Lebensraumes in dem Maße, nationale und supranationale Kategorien zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der wie abstrakte, Region kann sich in diesem Zusammenhang auf geographisch-politische Einheiten bezieBegriff Nationalstaaten das politische und soziale Leben geprägt hen, die vor der Etablierung der großen haben (z.B. Korsika, Katalonien, Bretagne, Tirol), aber zunehmend auch auf die kleinräumige Umgebung (im Sinne von Local-Marketing). (2) Bei der offenen Regionalisierung handelt es sich um eine Form der ökonomischen Integration, die supranationalen Institutionen vorsieht, keinen gemeinsamen Zollauf Freiwilligkeit basiert, keine Intetarif und auch keine anderen Formen gemeinsamer Handelsschranken ( Handelshemmnisse; gration). Vielmehr wird mit Hilfe bilateraler Verträge in den Bereichen Handelsrecht, Schutz von DiMigration etc. eine De facto-Integration angestrebt, die R. Higgot vor allem von rektinvestitionen, Europäischen Gemeinschaft betriebenen De jure-Integration abgrenzt. Offene Regionalisierung der lässt sich vor allem in den Wachstumsregionen Ostasiens beobachten (z.B. in dem Dreieck Singapur Johor/Malaysia, Riau/Indonesien). " Higgot, R.: The Pacific and Beyond. APEC, ASEM and Regional Economic Management, in: Thomspon, G. (Ed.), Economic Dynamism in the Asia-Pacific, New York 1998, pp.335-355. Oh, Y.-S.: Strategic Approach to the Embodiment of Regional Cooperation in Northeast Asia, in: Global Economic Review, Vol.27 (1998), No.1, pp.27-47. Proff, H.: Bedeutung der zunehmenden Regionalisierung der Weltwirtschaft für die Gesamtunternehmensstrategien international diversifizierter Unternehmen, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 67.Jg. (1997), Nr.5/6, S.601-623. Seliger, B.: Wirtschaftliche Integration in Ostasien, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 29.Jg. (2000), Nr.7, S.388-392.

Regionalisierung, transnationale (1) Entwicklung, die parallel zur Globalisierung voranschreitet, aber häufig übersehen wird. GeIntegration: meint ist die Bildung regionaler Wirtschaftsräume durch Prozesse der regionalen EU ( Europäische Union), APEC ( Asian-Pacific Economic Cooperation), ASEAN ( Association of Southeast Asian Nations), NAFTA ( North American Free Trade Area), MERCOSUR ( Mercado Commún del Sur). Dabei handelt es sich um explizite, d.h. politisch begründete Wirtschaftsregionen. Deren wirtschaftliche Bedeutung (d.h. für den intraregionalen Handel) hat in den vergangenen Jahrzehnten beständig zugenommen. Besonders deutlich wird dies an den innereuropäischen Handelsbeziehungen; auch China und Hongkong einerseits sowie Japan und Südkorea andererseits intensivierten seit den späten achtziger Jahren ihren wechselseitigen Austausch erheblich. (2) Nach Meinung von Kritikern des neoliberalen Ansatzes haben sich diese Wirtschaftsregionen angesichts der „Anarchie des weltwirtschaftlichen Wettbewerbs“ als regionale Ordnungssysteme etabliert. Die relative Überschaubarkeit des Regionalen werde psychologisch der Grenzenlosigkeit und Maßlosigkeit des Globalen entgegengesetzt. Indem sie Fair Trade aber nur auf regionaler Ebene gewährleisten und global eher wie Schutzzonen wirken, wächst in diesen Regionen der intraregionale Handel stärker als der inter-regionale Austausch. Das Volumen des innerhalb eines Wirtschaftsraums getätigten Außenhandels kann man ins Verhältnis setzen zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung oder zum Bruttoinlandsprodukt, welches in einem Wirtschaftsraum erwirtschaftet wird. Dabei wird deutlich, was der Begriff „Festung Europa“ meint. So trägt der Güterhandel zwischen den EU-Mitgliedern 29,8% zum BIP der Gemeinschaft bei, der außerregionale Handel hingegen nur 9,4%. " Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002, S.27ff. Proff, H.: Business Unit Strategies between Regionalisation and Globalisation, in: International Business Review, Vol.11 (2002), pp.231-250.

Regionalismus Tendenz, die Liberalisierung der Handelsbeziehungen nicht für den gesamten Welthandel voranHandelsabkommen, nur für begrenzte Regionen (z.B. Eurozutreiben, sondern, mittels regionaler

Regionalpatriotismus

1199

päische Union; MERCOSUR; NAFTA). Außenstehende empfinden derartige Bündnisse tendenziell als feindlich ( Festung Europa). Regionalkultur unterscheidet sich von anderen Regionalkulturen aufgrund von Landes bestehen ( gen Besonderheiten, die innerhalb eines mit der Subkultur zu verwechseln. Regionalmarkt

Affinitätszone, kulturelle;

Regionalmarktstrategie

ethnischen, religiösen und sonstiKultur). Die Regionalkultur ist nicht

Orientierung, regiokulturelle

Marktpräsenzstrategie

Regionalpatriotismus (1) bedeutsam u.a. für Kaufentscheidungen ( Konsumentenverhalten). Anders als KonsumpatrioBuy National- bzw. Buy Regional-Entscheidung nicht mit ten begründen Regionalpatrioten ihre rationalen Argumenten (dadurch die heimische Wirtschaft und den Erhalt heimischer Arbeitsplätze fördern zu wollen), sondern emotional (z.B.: „Es ist doch klar, dass ich als Sachse sächsische Produkte kaufe.“). Zwar sind in der folgenden GfK-Studie beide Motive nicht voneinander zu trennen. Die dabei Culture Bound-/Culture gewonnenen Befunde legen aber die Vermutung nahe, dass im Sinne der Free-These Regional- und Konsumpatrioten sich vor allem mit kulturgebundenen Gütern (z.B. Lebensmittel) identifizieren ( Identifikation). Regionalpatriotismus in Ostdeutschland Soviel Prozent der Befragten in den Neuen Bundesländern bevorzugen ... ... Westprodukte ... Ostprodukte

... Westprodukte

... Ostprodukte

Brot Fleisch, Wurst

5,6 7,7

93,5 90,4

Konserven Möbel

57,3 64,2

37,3 22,7

Mehl, Zucker

18,5

79,4

Schuhe

81,9

13,3

Bier

29,3

66,1

Elektrogroßgeräte

82,9

10,5

Frischobst, Gemüse

40,5

54,0

Oberbekleidung

86,0

9,2

Waschmittel

53,5

42,3

TV, HiFi

88,8

6,1

Spirituosen, Sekt

52,8

41,9

Kaffee

95,9

3,1

Zigaretten

31,7

40,8

Quelle: GfK, in: iwd, 18.Jg. (1992), Nr.34, S.2.

(2) Besser als durch soziodemographische Merkmale lässt sich das Segment der Konsumpatrioten durch bestimmte Einstellungen beschreiben. a) Kontrollüberzeugung: Personen, die glauben, durch ihre Handlungen Einfluss auf ihre Umwelt nehmen zu können, neigen vermutlich eher zu Konsumpatriotismus als solche, die zu gelernter Hilflosigkeit tendieren ( Kontrollüberzeugung). b) Need for Cognition: Wer stärker als andere Menschen dazu tendiert, nach Erklärungen für neuartige Situationen und Verhaltensweisen zu suchen, denkt wahrscheinlich auch mehr über Möglichkeiten zur Stärkung der heimischen Industrie nach und handelt, dem Konsistenzprinzip folgend, auch dementsprechend. c) Involvement: Konsumenten, die sich z.B. aufgrund von Arbeitslosigkeit oder einer drohenden Kündigung stark mit der Lage der ostdeutschen Unternehmen auseinandersetzen, legen möglicherweise besonders großen Wert auf den von ihnen zwischen Kaufverhalten und Arbeitsplatzsicherheit vermuteten Zusammenhang. d) Lifestyle: Menschen mit unterschiedlichem Lebensstil differieren vermutlich auch in der Einschätzung der Wünschbarkeit und Wirksamkeit konsumpatriotischen Kaufverhaltens.

1200

Regionalstruktur

e) Dissonanz: Verbraucher verspüren Dissonanz, wenn sie einerseits zur Stärkung der heimischen Industrie beitragen wollen, andererseits aber nicht davon überzeugt sind, dass deren Angebote qualitativ hochwertig sind. Wer diese Störung des kognitiven Gleichgewichts nicht ertragen kann, neigt wahrscheinlich dazu, die Qualität ausländischer Angebote abzuwerten, da diese Kognition weniger änderungsresistent sein dürfte als das (vergleichsweise objektive) Wissen um die Herkunft eines Produktes. " Costley, C.L.: Meta Analysis of Involvement Research, in: Houston, M.J. (Ed.), Advances in Consumer Research, Vol.15 (1987), Provo, pp.554-562. Festinger, L.: A Theory of Cognitive Dissonance, Stanford 1957. Lassiter, G.D.; Briggs, M.A.; Slaw, R.D.: Need for Cognition, Causal Processing, and Memory for Behavior, in: Personality and Social Bulletin, Vol.17 (1991), pp.694700. Müller, S.; Kesselmann, P.: Made in Sachsen. Das Eigenschaftsprofil der „Konsumpatrioten“, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 41.Jg. (1995), Nr.4, S.407-421. Thompson, E.P.; Chaiken, S.; Hazlewood, J.D.: Need for Cognition and Desire for Control as Moderators of Extrinsic Reward Effects. A Person X Situation Approach to the Study of Intrinsic Motivation, in: Journal of Personality and Social Psychology, Vol.64 (1993), pp. 987-999.

Regionalstruktur Erscheinungsform der eindimensionalen, integrierten Organisationsstruktur. Sie bietet sich vor alRegionen tätig lem dann an, wenn ein Unternehmen in vielen, teilweise soziokulturell heterogenen ist ( Distanz, kulturelle) und kultursensible Leistungen vermarktet ( Güter, kulturfreie). Amerikanischen Unternehmen wählen diese Organisationsform zwar vergleichsweise selten, aber häufiger als Multinationale Unternehmen. Diese bevorzugen, wenn sie sich für den geographischen europäische Ansatz der Organisationsgestaltung entscheiden, die länderbezogene Struktur. Zu den Stärken dieses Organisationsprinzips zählt, dass die Regionalstruktur eine weltweite Orientierung fördert (z.B. hinsichtlich Erfolgskontrolle, Ressourcenallokation, Strategieentwicklung, Planung und Logistik sowie Nutzung marktspezifischen Know hows). Nachteilig ist vor allem für stark diversiKoordination von Produkten oder F+E Probleme bereitet. Wie fizierte Unternehmen, dass dabei die alle divisionale Organisationsprinzipien erleichtert die Regionalstruktur es, Synergien innerhalb einer Division zu nutzen, nicht jedoch zwischen unabhängigen Einheiten. In der Unternehmenspraxis blockieren erfahrungsgemäß die zumeist vertikal-hierarchisch geprägten Kommunikationswege (für Information, Wissen, Know how) den horizontalen Austausch. " Macharzina, K.: Organisation der internationalen Unternehmensaktivität, in: Kumar, B.N.; Haussmann, H. (Hrsg.), Handbuch der Internationalen Unternehmenstätigkeit, München 1992, S.591-607. Welge, M.K.: Organisationsstrukturen, differenzierte und integrierte, in: Macharzina, K.; Welge, M.K. (Hrsg.), Handwörterbuch Export und Internationale Unternehmung, Stuttgart 1989, Sp.1590-1602.

Regionalstruktur, integrierte

Organisationsstruktur, integrierte

Regionalwissenschaften wie Afrikanistik, Indologie, Orientalistik oder Sinologie befassen sich mit Sprache, Kunst und ReKultur des Orients. Arbeitsgeligion der jeweiligen Region. Die Orientalistik bspw. analysiert die biet der Sinologen ist China, Indologen setzen sich wissenschaftlich mit Indien auseinander und die Afrikanistik mit den afrikanischen Völkern ( Volk). Kulturwissenschaftler werfen den RegionalwisKonstrukte Region und Kultur unzulässigerweise zu vermengen ( Fehlsenschaften vor, die schluss, ökologischer). Dies gilt im Übrigen auch für die multidisziplinären Regionalstudien (Area Studies), welche die natürlichen, ökonomischen, sozialen und politischen Bedingungen großer Regionen analysieren (z.B. in Europa-, Lateinamerika-, Nahost- oder Nordamerika-Studien). " Vorstand der Gesellschaft für Regionalforschung e.V. (Hrsg.): Jahrbuch für Regionalwissenschaften, Heidelberg 2000.

Regionen-Marketing ursprünglich als Non Business-Marketing konzipiert (zur Erhöhung der Akzeptanz einer Region als Wohn- und Lebensraum), hat sich das Regionen-Marketing zunehmend zu einer Spielart des StandortMarketing entwickelt. Dessen Aufgabe ist es, eine Region im internationalen Wettbewerb als Wirtschaftsstandort (z.B. Rhein-/Main-Gebiet;) oder als Tourismusregion zu positionieren ( Wettbewerb, Standort; Cluster;). internationaler; " Spieß, S.: Marketing für Regionen, Wiesbaden 1998.

Reichskonkordat

1201

Regiozentrische Orientierung

EPRG-Schema;

Regiozentrismus

Regiozentrismus Internationalisierung auf dem idealtypische Entwicklungsstufe, welche Unternehmen im Zuge ihrer Weg vom ethnozentrischen zum geozentrischen Unternehmen durchlaufen ( E.P.R.G.-Konzept). Differenzierungsvorteils im RegelEinen Ausweg aus dem Dilemma, dass mit der Generierung des Transaktionskosten verbunden sind, verspricht zunächst die Länderphilosophie des fall erhöhte Regiozentrismus. Dabei werden mehrere strukturell vergleichbare Auslandsmärkte zu homogenen Ländergruppen zusammengefasst ( Cluster). Diese können dann mehr oder minder standardisiert bearbeitet werden ( Standardisierung). Regiozentrisch orientierte Unternehmen geben die traditionelle Regionen als (potenziellen) Aufteilung in Inlands- und Auslandsmarkt auf und betrachten ganze Markt, getreu der Maxime: So viel Differenzierung wie möglich, so viel Standardisierung wie nötig. Wie ein Blick auf die Organigramme zahlreicher Unternehmen allerdings zeigt, werden dabei die Möglichkeiten, welche die „moderne“ internationale Marktsegmentierung bietet, häufig nicht genutzt. Vielmehr beschränkt man sich zumeist auf das Gruppierungskriterium „geographische Distanz von Ländern“ ( Distanz, geographische; Marktsegmentierung, internationale). Tonnage

Registertonne

Registrierung, internationale gistrierung von Marken Regulationsmodell

IR-Marke;

Madrider Abkommen über die internationale Re-

Konfliktmanagement

Regulationstheorie Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaften seit zur Erklärung der komplex-dynamischen den 1980er-Jahren herangezogener theoretischer Ansatz. Dessen besonderes Augenmerk gilt der raumzeitlichen Dimension. Anders als Anhänger des linear-deterministischen Paradigmas erklären Vertreter des regulationstheoretischen Ansatzes den Entwicklungsverlauf als nichtdeterministischen und nichtKrise; Weltwirtschaftszyklischen Wechsel stabiler und krisenhafter Phasen ( Determinismus; krise). " Heß, M.: Wirtschaftliche Aktivitäten im Wandel, in: Haas, H.-D.; Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft, München 2006, S.17-40. Jaeger, C.; Ernste, H.: Ways Beyond Fordism? in: Ernste, H.; Jaeger, C. (Eds.), Information Society and Spatial Structure, London 1989, pp.159-185.

Regulierung

Doing Business Report

Regulierungsdichte wichtiger Indikator der für die Standortdiskussion bedeutsamen Variable wirtschaftliche Freiheit von Volkswirtschaften ( Freiheit). Das konservative Fraser Institute, Vancouver, misst diese anhand Rechtssystem, Geldpolitik, Außenhandelsfreiheit und Intensität der Indikatoren Staatseinfluss, OECD erhoder Regulierung ( Economic Freedom Index). Letztere lässt sich anhand der von der benen Indikatoren Arbeitsmarktregulierung (u.a. Ausgestaltung des Kündigungsschutzes sowie gesetzliche Vorschriften für Teilzeitarbeit und befristete Beschäftigung) sowie Produktmarktregulierung (u.a. Zölle) operationalisieren. Gemäß durch staatliche Preiskontrollen, Verwaltungsvorschriften und dem OECD-Arbeitsmarkt-Regulierungsindex (0 – 6) waren 2008 die angelsächsischen Länder am wenigsten (USA = 0,9, Kanada = 1,0, Großbritannien = 1,1) und die romanischen Länder (Spanien = 3,1, Frankreich = 2,9, Portugal = 2,8) am stärksten reguliert. Es folgten Belgien und Deutschland, jeweils mit einem Indexwert von 2,6. Reichskonkordat

Staatsreligion

1202

Reichtum

Reichtum

Einstellung zu Geld & Reichtum;

World Wealth Report

Reichtum der Nationen (1) nach Ansicht der Physiokraten (d.h. der Vertreter der Ende des 18. Jahrhunderts dominierenden Wirtschaftslehre) eine unmittelbare Folge der Fruchtbarkeit des Bodens. Industrialisierung wurde der Zugang zu Bodenschätzen ( Rohstoffe) zum (2) Mit Beginn der vorherrschenden Erklärungskonzept. Diese Ressourcen mussten nicht zwangsläufig auf dem eigenen Kolonien erschlossen werden. Staatsgebiet liegen, sondern konnten auch durch Ausbeutung von (3) Weitere Meilensteine der Diskussion über die „Ursachen des Reichtums der Nationen“ formulierten K. Marx, welcher der menschlichen Arbeit Vorrang gegenüber den anderen Produktionsfaktoren (insb. dem Kapital), und A. Smith: Stellvertretend für die liberale Schule der Nationalökonomie demonstrierte Arbeitsteilung, bis hin zum internationalen Wettbewerb, in er die überragende Bedeutung, welche diesem Zusammenhang besitzt ( Globalisierung; Wettbewerb, internationaler). Wis(4) Im Zuge der Aufwertung des Tertiären Sektors und des Wandels von der Produktions- zur sensgesellschaft richtete sich der Fokus der Diskussion zunehmend auf die Produktion immaterieller Humankapital; Infrastruktur). Aber auch diese Perspektive hat sich mit dem Platzen Güter (z.B. der New Economy-Blase als einseitig bzw. voreilig erwiesen. (5) Es war im Übrigen der bekannte Ökonom und Moralphilosoph Adam Smith, der anmerkte, dass Reichtum nicht zwangsläufig materieller Reichtum sein müsse. Nicht minder bedeutsam seien kultureller und geistiger Reichtum ( Kultur). Ähnliches gab auch H. Ford zu bedenken: „The business that makes nothing but money, is a poor kind of business.“ (6) Im weiteren Verlauf der Diskussion problematisierte man zum einen die Eignung von Messgrößen, Operationalisierung des „Reichtums von Nationen“ herangezogen werden die üblicherweise zur Bruttoinlandsprodukt oder Pro-Kopf-Einkommen). Eine der in diesem Zusammenhang erho(z.B. benen Forderungen lautet, man müsse das herkömmliche Sozialprodukt um so genannte defensive Ausgaben (z.B. für die Belange des Umweltschutzes) mindern. Zum anderen konnte die Armutsforschung verschiedene Bedingungen identifizieren, deren Abwesenheit Reichtum und deren Vorhandensein Armut begünstigt. Eine negative Entwicklung ist wahrscheinlich, wenn folgende Faktoren Good Governance; vgl. Abb.), Malaria, Hitze gegeben sind: Bad Governance (als Gegenteil von und andere ungünstige klimatische Bedingungen ( Klima) sowie ein weitestgehend staatlich organisiertes Presse- und Nachrichtensystem (vgl. auch Armut; Human Development Index). Armutsindikatoren Governance-Indikatoren Politische Stabilität 1) Welt (alle Länder)

Regierungseffektivität 2)

Anfälligkeit für …

Regierungsqualität 3)

Ausgaben für …

Korruption 4)

Militär 5)

F+E 6)

0,0

0,0

0,0

4,2

2,9

0,9

Entwicklungs& Transformationsländer

- 0,1

- 0,2

- 0,1

4,5

2,6

0,6

OPEC-Länder

- 0,6

- 0,4

- 0,7

3,3

6,1

0,2

Legende:

1) Spannweite der Werte – 2,8 bis 1,8; Mittelwert = 0,0 (Durchschnitt der Jahre 1996-2002) 2) Spannweite der Werte – 2,6 bis 2,6; Mittelwert = 0,0 (Durchschnitt der Jahre 1996-2002) 3) Spannweite der Werte – 4,0 bis 2,2; Mittelwert = 0,0 (Durchschnitt der Jahre 1996-2002) 4) 0 = keine Korruption; 10 = starke Korruption 5) Durchschnitt der Jahre 1988-2001 in % des BIP 6) Durchschnitt der Jahre 1980-2000 in % des BIP

Quelle: auf der Basis von Bardt (2005, S.37ff.).

Reisender

1203

(7) Einen weiteren Erklärungsansatz für die unterschiedliche Entwicklung verschiedener Weltregionen sieht D. Landes in der Verfügbarkeit bzw. Knappheit billiger Arbeitskraft. Während in Nordamerika dank der Open Frontier im Westen des Kontinentes der sich entwickelnden Industrie nicht hinreichend viele Arbeitskräfte zur Verfügung standen und diese damit teuer waren, hatten Russland, China, SüdStandardisierung und amerika u.v.a.m. keinen entscheidenden Anreiz, menschliche Arbeit durch Technisierung der Produktion zu ersetzen. Im Gegenteil: Wie im Übrigen im Süden der USA auch, so Zwangsarbeit bewirkt, dass technihaben in diesen Ländern verschiedene Erscheinungsformen von Ressourcen aller Art dauerhaft verschwendet wurden. In vielen scher Fortschritt unterblieb und islamischen Ländern sorgten und sorgen eine explosionsartige Bevölkerungsentwicklung (Youth Bulge) dafür, dass billige Arbeitskraft im Übermaß zur Verfügung stand und steht. " Bardt, H.: Rohstoffreichtum. Fluch oder Segen? in: IW-Trends, 32.Jg. (2005), Nr.1, S.33-43. Landes, D.S.: The Wealth and Poverty of Nations. Why Some are so Rich and Some are so Poor, New York 1998. Leipert, C.: Unzulänglichkeiten des Sozialprodukts in seiner Eigenschaft als Wohlstandsmaß, Tübingen 1975. Meran, G.; Schwarze, R.: Das Ökosozialprodukt. Neues Maß für den Reichtum der Nationen? in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 34.Jg. (2005), Nr.10, S.573-576.

Reichweite, geographische

Marke, internationale

Reimporteur kauft Ware eines Herstellers in einem Niedriglohnland ein und führt sie - häufig gegen dessen erklärten Willen - wieder in das vergleichsweise hochpreisige Stammland des Herstellers ein, um sie dort Markt, unter dem Preisniveau dieses Marktes auf eigenes „Risiko“ zu verkaufen ( Grauer Markt; grauer). Reine Außenwirtschaftslehre Reinheitsgebot, deutsches

Außenwirtschaftslehre, reine Cassis de Dijon-Verfahren

Reintegration einerseits Integration von Expatriates nach Beendigung ihres Auslandseinsatzes ( Entsendung) Landeskultur ihres Heimatlandes und/oder die Unternehmenskultur des Stammhauses. in die Andererseits ist mit Reintegration auch und vor allem die (hierarchisch, finanziell etc.) angemessene Stammhaus gemeint. Wie eine internationale Vergleichsstudie ergab, Wiedereingliederung in das befürchten mehr als die Hälfte der deutschen, japanischen und südafrikanischen Manager gravierende Reintegrationsprobleme. Beheben lassen sich diese Befürchtungen vor allem dadurch, dass vor Beginn Entsendungsvertrag schriftlich des Auslandseinsatzes die konkreten Rückkehrbedingungen in dem vereinbart werden. " Edström, A.: Galbraith, J.: Alternative Policies for International Transfers of Managers, in: Management International Review, Vol.34 (1994), No.1, pp.71-82. Hirsch, K.: Reintegration von Auslandsmitarbeitern, in: Bergemann, N.; Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.), Interkulturelles Management, 3.Aufl., Berlin 2003, S.417-430. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2001, S.396. Sivert, H.W.; Yan, S.: Die Reintegration im internationalen Personalmanagement, Sternenfels 1998.

Reisanbau-These kulturhistorische These, welche häufig zur Begründung der kollektivistischen Struktur der traditionelGruppen-Prinzips angeführt wird ( Inlen japanischen Gesellschaft und des dort allgegenwärtigen Ringi-System) dividualismus vs. Kollektivismus; Reis-Christen

Konsortium für asiatische Geschäfte

Reisender betreibt als Angestellter seines Unternehmens dessen Exportgeschäfte, wofür er ein Fixum sowie eine Handelsvererfolgsabhängige Provision erhält ( Export). Im Gegensatz zum Reisenden agiert der treter als rechtlich selbständiger Gewerbetreibender.

1204

Reklamation

Reklamation

Beschwerde;

Rekognitionsheuristik

Beschwerdemanagement

Heuristik

Relativismus, kultureller (1) Überzeugung, dass keine soziale Einheit (z.B. Kultur; Nation; Rasse; Volk) a priori über- oder unterlegen ist. Kultureller Relativismus impliziert allerdings nicht, wie viele Kritiker dieser Werten, sondern den Verzicht auf erkenntnistheoretischen Position meinen, die Beliebigkeit von Normen als Werturteile über fremde Kulturen. Denn hierbei werden zumeist die eigenen Werte und gültig und Abweichungen davon als minderwertig angesehen ( Ethnozentrismus). Empfohlen wird, die Ursachen von Unterschieden zwischen Kulturen erkennen bzw. verstehen zu lernen und nicht, sie zu bewerten. Ethno(2) Der kulturelle Relativismus teilt die Kritik der relativistischen Richtung innerhalb der logie am Fortschrittsglauben bspw. des logischen Empirismus. Auch lehnen beide Strömungen kognitionspsychologische Begründungen ab, da sie Ausdruck der Arroganz bzw. Ignoranz der westlichen Wissenschaften seien. Vornehmlich amerikanische Ethnologen kritisierten deren ethnozentrisches Kultur als Vorreiter der Menschheitsentwicklung). Dieses Selbstverständnis (die abendländische speise sich nicht zuletzt aus der bürgerlich-kolonialistischen Unterwerfung der „primitiven Völker“ und der Überzeugung, deren kognitive Fähigkeiten seien unterentwickelt und auf einem Niveau angesiedelt, das allenfalls dem der Kinder der zivilisierten Völker entspreche ( Kolonialismus). So blieb dem damals renommierten Harvard-Professor C.S. Coon nach vehementer Kritik des Anthropologen A. Montagn und des Genetikers T. Dobzhansky an seiner in Origins of Races 1962 veröffentlichten Polemik (“Wenn Afrika die Wiege der Menschheit war, dann nur als ein indifferenter Kindergarten. Europa und Asien sind unsere hauptsächlichen Schulen.“) nichts anders übrig, als freiwillig zu emeritieren. (3) Als federführende Kritikerin des kulturellen Relativismus ging R. Bendict vom Gedankengut der Gestaltpsychologie und damit letztlich von der idealistischen Philosophie aus. Nach Ansicht der amerikanischen Ethnologin ist die „Gesamtheit der Beziehungsstruktur einer Kultur“ eine Konfiguration. Sie wandte sich gegen die Arroganz der westlichen Kultur, sich als „Speerspitze des gesellschaftlichen Fortschritts“ zu begreifen. Die populär gewordene Metapher („Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Diese wiederum konstituieren sich erst im Verhältnis zueinander und zum Ganzen.“) bedeutet nach Ansicht von R. Benedict für die Erforschung „primitiver Kulturen“, dass es keinen transkulturellen Kriterienkatalog geben kann, der es erlauben würde, eine Kultur im Vergleich zu einer anderen als mehr oder weniger entwickelt zu klassifizieren. Die „Inkommensurabilität“ verschiedener „kultureller Konfigurationen“ ergebe sich aus dem Ausschließlichkeitsverhältnis, dem aus gestaltpsyKultur niechologischer Sicht zwei Gestalten unterliegen. Somit könne ein Fremdkultureller eine mals mehr als nur oberflächlich untersuchen. (4) Noch weiter geht der Epistemologische Anarchismus. Seine Vertreter (z.B. P. Feyerabend) betrachten das gemeinhin als „primitiv“ klassifizierte Denken als dem wissenschaftlichen Denken aufgeklärtabendländischer Provenienz ebenbürtig. So seien die Erfolge „primitiver Heilkunst“ nicht deshalb nicht-existent, weil die westlich-naturwissenschaftliche Medizin dafür keine Erklärung habe. Der „Borniertheit des abendländisch-wissenschaftlichen Denkansatzes“ stellt P. Feyerabend in seiner so genannten anarchistischen Erkenntnistheorie die Forderung entgegen, systematisch Thesen zu formulieren, die dem Gedankengut der etablierten Theorien bzw. Wissenschaften zuwider laufen. „Kein Gedanke ist so alt oder so absurd, dass er nicht unser Wissen verbessern könnte.“ Forschung dürfe sich nicht durch einen Methodenkanon einengen lassen. Nur die Maxime des Anything Goes sei geeignet, die Vernunft zu retten. P. Feyerabend erweiterte die These von der Inkommensurabilität von Kulturen (R. Benedict) und Paradigmen (T.S. Kuhn) und bezog sich auf alltägliche Wahrnehmungen. Bestimmte Wahrnehmungen (d.h. Formen der individuellen Realitätskonstruktion) sind demzufolge nicht „vernünftiger“ oder „objektiver“ als andere ( Realitätskonstruktion, kulturspezifische). Im Einzelnen aber seien sie nicht willkürlich (im Sinne von gleich wahrscheinlich), sondern kulturell determiniert. Anders als T.S. Kuhn, der gleichfalls eine „revolutionäre Wissenschaft“ propagiert, aber nur in Gestalt

Religion

1205

eines kurzzeitigen Interregnums, welches in eine neue Phase der Normalwissenschaft überleitet, fordert der epistemologische Anarchismus die permanente Revolution. " Benedict, R.: Configurations of Culture in North America, in: American Anthropologist, Vol.34 (1932), pp.1-27. Benedict, R.: Patterns of Culture, New York 1934. Feyerabend, P.: Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie, Frankfurt/Main 1976. Kuhn, T.S.: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt/Main 1972. Lévi-Strauss, C.; Eribon, D.: De près et de loin, Paris 1988.

Relativismus, moralischer

Korruption;

Moral

Relativitätsprinzip, linguistisches These der neueren Sprachwissenschaft, wonach jede Sprache eine spezifische Denkstruktur bedingt Argumentationsstil), die wiederum dafür sorgt, dass die Mitglieder des jeweiligen Sprach- und (z.B. Kulturraumes „die Realität“ kulturspezifisch wahrnehmen. Ausgangspunkt hierfür war das von Wilhelm von Humboldt formulierte Prinzip der sprachlichen Relativität, das besagt: Die bloße Eigentümlichkeit der Sprache beeinflusst das „Wesen“ einer Nation, und jede „Sprachnation“ besitzt ihr eigenes Weltbild ( Whorf-Hypothese). " Hill, J.H.; Mannheim, B.: Language and World View, in: Annual Review of Anthropology, Vol.21 (1992), pp.381-406.

Religion Glaube, welchen eine Gemeinschaft von Menschen teilt und zu welchem sie sich bekennt. Nach S.P. Konfession neben der Sprache das wichtigste Kriterium, um die KulturzuHuntington (S.99) ist die gehörigkeit eines Menschen zu bestimmen. (1) Die Vielzahl von Definitionen lässt sich einteilen in institutionelle Definitionen (beschreiben und kategorisieren Religionen nach Art und Intensität ihrer Bindung an bestimmte Organisationsformen), substanzielle Definitionen (beschreiben und kategorisieren Religionen nach Art und Intensität ihrer Überzeugungen Existenz Gottes, ein Leben nach dem Tod , Symbole und rituellen bzw. kultischen Verhaltensweisen) und funktionale Definitionen (orientieren sich nicht am „Wesen“ einer Religion, sondern an den Funktionen, die sie erfüllt). a) Die Zugehörigkeits- bzw. Identitätsfunktion basiert auf gemeinsamen sakralen Überzeugungen, Ritualen und Praktiken. b) Durch „Sinnstiftung“ erfüllen Religionen ihre Bedeutungs- und Sinnfunktion: den Gläubigen Orientierung und grundlegende Einsicht in die Bedeutung des Lebens zu vermitteln. Werte c) Die institutionelle bzw. strukturelle Funktion besteht darin, durch Definition gemeinsamer und Pflege einer sinnstiftenden Mythologie (häufig: das erwählte Volk) den Gläubigen soziale und Identität (und damit Stabilität) zu geben ( Mythos). institutionelle d) Religionen fassen die zentralen Wertvorstellungen der jeweiligen Gesellschaft (z.B. Leistungsbereitschaft) in religiöse Gebote (so erfährt in der Heiligen Schrift Wertschätzung, wer seine Talente nutzt, statt sie zu vergraben) und sanktionieren Abweichungen davon (= Faulheit) als Sünde. Dadurch erfüllen Religionen ihre kulturelle bzw. staatstragende Funktion. (2) Religionen erlangen sichtbaren Ausdruck durch: heilige Stätten (z.B. Geburtskirche, Mekka), bestimmte Zeiten (z.B. Adventszeit, Ramadan) bzw. Feste (z.B. Osterfest, Laubhüttenfest), Bilder und Symbole (z.B. Heiligenbilder, Kreuz), Rituale (z.B. Waschungen, Gebete, Bekreuzigung). Bedeutsamer, im Sinne von Verhaltensrelevanz, sind die nichtsichtbaren Korrelate von Religion: die Normen und Verhaltensregeln, die ein kulturelles Subsystem bilden. durch sie begründeten (3) Aus sozialwissenschaftlicher Sicht ist Religion eine „Sammlung“ von Normen, Werten und VerhalReligiosität, in hohem Maße verhaltenswirksam sein tensanweisungen, die, je nach individueller Konsumentenverhalten. Deshalb, und weil Religion eine der wichtigen können, nicht zuletzt im Kultur ist ( Concepta), befasst sich das Interkulturelle Elemente und Erscheinungsformen von Marketing auch mit diesem Themenbereich. Dabei zeigte sich u.a., dass in religiösen Familien Männer

1206

Religionsfreiheit

mehr Einfluss auf Kaufentscheidungen der Familie nehmen als in nichtreligiösen Familien (Ausnahme: jüdische Familien). Bei der Beurteilung von Einkaufsstätten wiederum legen Religiöse überproportional viel Wert auf „Freundlichkeit der Mitarbeiter“ und „Beratungsqualität“; auch nehmen sie beim säkularen Gesellschaft Kauf mehr Kaufrisiken wahr als nichtreligiöse Kunden ( Risiko). In einer wie der japanischen beeinflussen religiöse Normen und Werte konsumbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen nicht nennenswert, wohl aber in der amerikanischen Gesellschaft. Dort sind gläubige Protestanten preisbewusster und weniger qualitätsbewusst als nichtgläubige Protestanten. (4) Besondere Bedeutung hat die Protestantismus-These erlangt. Demnach besteht ein enger ZuEthik. Konkret geht man davon aus, dass sammenhang zwischen Leistungsmotivation und religiöser zwei „calvinistische Tugenden“ (unbedingter Wille zu harter Arbeit und asketische Lebensweise, d.h. Konsumverzicht) Teilen der protestantischen Bevölkerung frühzeitig Kapitalbildung in nennenswertem Maße ermöglicht und ihren Heimatländern (z.B. Großbritannien) einen Vorsprung bei der Industrialisierung verschafft haben. " Beyer, P.: Religion and Globalization, London 1994. Gelbrich, K.; Müller, S.: Interreligiöses Marketing, München 2011. von Glasenapp, H.: Die fünf Weltreligionen, München 2005. Huntington, S.P.: Der Kampf der Kulturen, München 1966.

Religionsfreiheit (1) schließt sowohl das Recht ein, religiöse Überzeugungen zu haben und diese ungestört auszuleben, wie auch das Recht, keine religiöse Überzeugungen zu haben bzw. bestehende abzulehnen ( ReligReligiosität). Somit umfasst Religionsfreiheit die auch als Glaubens- bzw. Gewissensfreiheit ion; bezeichnete Bekenntnisfreiheit und die Kultfreiheit (individuell wie kollektiv). Artikel 18 der AllgeVereinten Nationen formuliert das Menschenrecht meinen Erklärung der Menschenrechte der Religionsfreiheit. (2) Negative Religionsfreiheit bezieht sich auf das Recht, nicht fremden religiösen Praktiken (Glaubensinhalten und Kulthandlungen) unterworfen zu werden. Positive Religionsfreiheit, d.h. das Recht auf eine alternative religiöse Lebensform, schließt auch das Recht der Atheisten auf ein Leben ohne Glauben ein, nicht jedoch das Zwangsrecht zur glaubenslosen Existenz und Erziehung. " Lerner, N.: Religion, Beliefs and International Human Rights, New York 2000.

Religionsgeographie interdisziplinäre, zwischen Religionswissenschaft und Geographie angesiedelte Wissenschaft ( Anthropogeographie). Diese befasst sich mit Themen wie Religionstourismus und Pilgerwesen (bspw. Auswirkungen von Pilgerströmen auf die Wirtschafts- und Sozialstruktur eines Landes), räumliche Weltreligionen), Verbreitung von Religionsgruppen und religiösen Minderheiten ( Minderheit; Religion und Landschaft bzw. Stadt sowie Einfluss von Religion auf Religionswandel und Mission, Wirtschaft und Entwicklung ( Protestantismus-These). " Dijkink, G.: When Geopolitics and Religion Fuse. A Historical Perspective, in: Geopolitics, Vol.11 (2006), No.2, pp.192-208. Rinschede, G.: Religionsgeographie, Braunschweig 1999.

Religiosität (1) individuelles Merkmal, das vom sozialen Phänomen Religion zu unterscheiden ist. Religiosität Einstellung des einzellässt sich einerseits als subjektives Erleben der Religion und andererseits als Religion im Sinne der Akzeptanz der religionsspezifischen Nornen Gläubigen gegenüber seiner Werte definieren. Abstrakt ist darunter die Transformation von Religion in ein individuelmen und les Bedeutungs- und Handlungssystem verstehen. Weiterhin sind zwei Erscheinungsformen zu unterscheiden: Extrinsisch Religiöse fühlen sich ihrer Religion nicht wirklich verbunden, sondern nutzen sie Identität zu gewinnen. Für intrinsisch Religiöals Mittel, um soziale Anerkennung und individuelle se hingegen besteht das höchste Ziel darin, ein religiöses Leben zu führen. Obwohl seit den achtziger Jahren die Zahl der Kirchenaustritte ständig zugenommen hat, blieb die Quote der Religiösen weitgehend konstant (z.B. USA = 81%, Deutschland = 54%). Offensichtlich ist das Phänomen Religiosität nicht an die Institution Kirche gebunden.

Rembourskredit

1207

(2) Von den Vorschlägen zur Operationalisierung von Religiosität fand vor allem das fünfdimensionale Konzept, das C. Glock vorgeschlagen hat, Anerkennung. Es unterscheidet die rituelle, die ideologische und die intellektuelle Dimension sowie soziale Konsequenzen und religiöses Erleben. Größere empirische Evidenz aber besitzt der dreidimensionale Ansatz, den C.D. Batson et al. entwikkelt haben: a) Extrinsische Religiosität: Religiöse Praktiken und Rituale werden primär deshalb vollzogen, um individuelle Ziele zu erreichen (z.B. soziale Anerkennung). b) Intrinsische Religiosität: Religion wird als fester Glauben erlebt, der Lebenssinn vermittelt und den Einzelnen von Ängsten und Zweifeln befreit. Setzt man intrinsische Religiosität gleich mit „Glauben als Lebensziel“ (= end) und betrachtet extrinsische Religiosität als „Mittel, um ein bestimmtes LebensMeans-/End-Ansatz der Einstellungsziel zu erreichen“ (= means), dann wird die Analogie zum und Werteforschung offenkundig. c) Religiosität als Suche: Die in diesem Sinn Gläubigen setzen sich bewusst mit den philosophischen Grundfragen der menschlichen Existenz auseinander und suchen sie mystische Erlebnisse ( Mystik). Eine eigene, in Anlehnung an den Multiattributivansatz von McDaniel & Burnett operationalisierte faktorenanalytische Untersuchung von 155 Studenten (KMO = 0,81) ergab jedoch eine zweidimensionale Lösung: Von den neun erfassten Variablen luden acht hoch auf den Faktor I („Leben nach religiösen Regeln“), der 47,3% der Gesamtvarianz erklärt. Faktor II (= 13,6%) reflektiert die „Erwartungen von Autoritäten, sich religiös zu verhalten“. Mehrheitlich sprechen die methodenkritischen Studien jedoch dafür, Religiosität als eindimensionales Variable, in Beziehung mit Konstrukt zu begreifen. Es steht, als unabhängige oder intervenierende Konsumentenverhalten, mit Toleranz, Nationalstolz und Akzeptanz von Werbung dem u.v.a.m.. " Batson, C.D.; Schoenrade, P.; Ventis, W.L.: Religion and the Individual. A Social-Psychological Perspective, New York 1993. Boos-Nünning, U.: Dimensionen der Religiosität. Zur Operationalisierung und Messung religiöser Einstellungen, München 1972. Delener, N.: Religious Contrasts in Consumer Decision Behaviour Patterns. Their Dimensions and Marketing Implications, in: European Journal of Marketing, Vol.28 (1994), No.5, pp.36-53. Gibbs, J.; Crade, K.: A Criticism of two Recent Attempts to Scale BLOCK and STARKS Dimensions of Religiosity. A Research Note, in: Social Analysis, Vol.31 (1970), pp.107-114. Glock, C.: The Religious Revival in America? in: Zahn, J. (Ed.), Religion and the Face of America, New York 1958, pp.25-42. Grom, B.: Religionspsychologie, München 1992. Haub, E.: Die Messung der Religiosität. Empirische Grundlagen und Methoden, in: Schmitz, E. (Hrsg.), Religionspsychologie. Eine Bestandsaufnahme des gegenwärtigen Forschungsstandes, Göttingen 1992, S.269-295. McDaniel, S.W.; Burnett, J.J.: Consumer Religiosity and Retail Store Evaluative Criteria, in: Journal of Academy of Marketing Science, Vol.18 (1990), pp.101-112.

Religious Orientation Scale

Religiosität

Relocation Service Dienstleister, die im Umfeld von längerfristigen Auslandsaufenthalten sämtliche damit verbundene logistische Probleme der Mitarbeiter lösen ( Entsendung). Hierzu zählen z.B. Haus-/Wohnungssuche, Umzug oder An-/Abmeldung des Expatriate ( Reintegration). Rembourskredit (1) Mittel der kurzfristigen Außenhandelsfinanzierung ( Kreditpolitik, internationale). Hierzu eröffImporteurs über die Remboursbank (d.h. ein Kreditinstitut im Land des Exnet die Bank des porteurs) zu dessen Gunsten einen Rembourskredit. Nach Versand der Ware zieht der Exporteur eine Konnossement, Tratte auf die Remboursbank und reicht die Versanddokumente ein. Hierzu zählen Versicherungspolice. Der Exporteur erhält die ihm zustehenden Geldmittel, wenn die Rechnung und Wechsel akzeptiert und diskontiert. Sobald er von der Remboursbank die VerRemboursbank den sanddokumente erhalten hat, kann der Importeur über die Ware verfügen. (2) Für den Importeur ist der Rembourskredit aufgrund der vergleichsweise geringen Finanzierungskosten vorteilhaft. Der Exporteur profitiert von diesem Instrument der Außenhandelsfinanzierung in doppelter Weise: Liquidität (Geldfluss unmittelbar nach Vorlage der Versanddokumente) und Risikominimierung ( Risiko).

1208

Remote Services

Remote Services Dienstleistungen, welche aufgrund des Einsatzes neuer Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK) standortunabhängig erbracht werden können. Indem sie das Uno actu-Prinzip, dem traditionelle InDienstleistungen unterliegen, aufheben, sind Remote Services in besonderem Maße geeignet, die ternationalisierung von Dienstleistungsunternehmen voranzutreiben. Ein typisches Beispiel sind internetbasierte Remote Services. " Fano, A.; Gershman, A.: The Future of Business Services in the Age of Ubiquitous Computing, in: Communications of the ACM, Vol.45 (2002), No.12, pp.83-87. Holtbrügge, D.; Holzmüller, H.H.; von Wangenheim, F.: Remote Services. Neue Formen der Internationalisierung von Dienstleistungen, Wiesbaden 2007.

Rendite

Rentabilität Ereignisstudien

Rendite, abnormale

Rentabilität (1) Kennzahl zur Erfassung des Unternehmenserfolgs, die im Regelfall als Prozentzahl ermittelt wird. Eigenkapital oder den Umsatz bezoJe nachdem, ob der Unternehmensgewinn auf das eingesetzte gen wird, handelt es sich um die Eigenkapitalrentabilität oder die Umsatzrentabilität (vgl. Abb.). Weitere Rentabilitätsmaße sind die Gesamtkapitalrentabilität, die Fremdkapitalrentabilität und der Return on Investment (ROI). Unternehmensrenditen im internationalen Vergleich (Durchschnittlicher Konzerngewinn nach Steuern, in % des Umsatzes 2000) Irland

10,2

Dänemark

4,0

Frankreich

2,8

Finnland

4,5

Ungarn

3,8

Belgien

2,7

Griechenland

4,3

Spanien

3,8

Deutschland

2,4

Portugal

4,2

Schweden

3,4

Tschechien

2,2

Slowenien

4,1

Großbritannien

3,3

Italien

2,0

Österreich

4,1

Niederlande

3,2

Polen

0,8

Gewinn nach Steuern in % des Umsatzes 2000 Quelle: Bureau van Dijk; in: iwd Nr.6 (27.7.2000),S.3.

(2) Umgangssprachlich ist häufig auch von Rendite die Rede. Streng genommen ist dies jedoch ein finanzwirtschaftlicher Terminus, welcher den jährlichen Gesamtertrag einer Kapitalanlage meint (d.h. das Verhältnis der Auszahlungen zu den Einzahlungen). Rentabilitätsrisiko Unterkategorie des Kreditgewährungs-Risikos. Das Rentabilitätsrisiko entspricht der WahrscheinRolloverlichkeit, dass die Rentabilitätserwartungen der kreditgewährenden Bank, etwa bei einem Länderrisiko falsch eingeschätzt wurde, der Schuldner Kredit, nicht erfüllt werden (z.B. weil das einen Kredit vorzeitig kündigt etc.). Repatriate vom Auslandseinsatz zurückgekehrter Mitarbeiter ( Repatriierungsphase

Entsendung;

Reintegration)

Produktzyklustheorie

Repräsentanten (der deutschen Wirtschaft) unterstützen das Auslandsengagement deutscher Unternehmen in solchen Ländern, in denen nicht hinreichend viele deutsche Unternehmen präsent sind, die Willens und/oder in der Lage wären, in ihrer Auslandshandelskammer finanziell mitzutragen. Gesamtheit eine

Ressource

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Repräsentanzbüro vom einer Vertriebsniederlassung abzugrenzende Erscheinungsform einer Direktinvestition mit Commitment. Das Repräsentanzbüro zählt zur Kategorie der Internationalisierungsgeringem strategien „direkter Export mit Direktinvestition“. Dabei bleibt das inländische Unternehmen ( MutStammhaus) weisungsbefugt. Die Mitarbeiter (Locals, Entsandte oder Dritttergesellschaft; landmitarbeiter) erfüllen die Funktion eines vorgeschobenen „Horchpostens“: Sie beobachten den Markt, pflegen Geschäftskontakte, bahnen Geschäfte an und schließen diese gegebenenfalls auch ab. " Benkenstein, M.; Stephan, A.: Direkter vs. Indirekter Export. Eine vergleichende Analyse, in: Zentes, J.; Morschett, D.; Schramm-Klein, H. (Hrsg.), Außenhandel. Marketingstrategie und Managementkonzepte, Wiesbaden 2004, S.354-367.

Repräsentationsheuristik Reserve, stille

Heuristik

Rechnungslegung, internationale

Reservewährung (1) Währung, in der die Zentralbanken anderer Länder ihre Devisen- bzw. Währungsreserven Währung diese Funktion, welche zwischen 1870 und 1914 der Goldstandard halten. Damit eine erfüllt hat, übernehmen kann, muss sie eine Reihe von Kriterien erfüllen: Konvertibilität, Wertstabilität und Geldmenge bzw. Geldumlauf. Bis 1914 und bedingt auch bis 1939 erfüllte weltweit das britische Pfund diese Funktion. Nach dem Zweiten Weltkrieg genügte lediglich der US-Dollar diesen AnsprüBretton-Woods die Rolle der Reservewährung der chen, weshalb diese Währung im System von Wechselkursen, wurden auch Weltwirtschaft übernahm. Nach 1973, mit dem Übergang zu flexiblen die D-Mark und der Yen als Reservewährung genutzt, während das Pfund Sterling zunehmend an Bedeutung verlor. Dies spiegelt sich in der Verteilung der internationalen Währungsreserven der MitInternationalen Währungsfonds (IWF) wider, die 1990 zu 55% aus US-Dollar, zu 21% glieder des aus D-Mark, zu 10% aus Yen und zu 16% aus sonstigen bzw. nicht identifizierten Anlagen bestanden. Euro als Reservewährung genutzt (2003 = 19,7%). Im neuen Jahrtausend wurde verstärkt auch der (2) Das Land, dessen Währung als Reservewährung dient, kann, weil es „die Vorteile fester Wechselkurse genießt, ohne Devisenmarktinterventionen durchführen zu müssen, seine Konjunktur mit Hilfe geldpolitischer Maßnahmen stabilisieren“ (Krugman & Obstfeld, S.653). " Krugman, R.R.; Obstfeld, M.: Internationale Wirtschaft, Theorie und Politik der Außenwirtschaft, 6.Aufl., München 2003, S.651ff.

Ressource (1) Mittel materieller, finanzieller oder personeller Art, die eingesetzt werden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Sollen Ressourcen wesentliche Wettbewerbsvorteile verschaffen, müssen sie wertvoll sein ( Wettbewerbsfähigkeit, internationale). Dies ist unter folgenden Bedingungen gegeben: Es handelt sich um knappe Güter (z.B. Qualität des Managements), die nicht substituierbar sind (z.B. durch Künstliche Intelligenz). Das Unternehmen hat keine andere Möglichkeit, dieselbe Wirkung zu erzielen (z.B. durch Hinzuziehen von Beratern). (2) Ein Unternehmen, das sein Aktionsfeld vom nationalen Markt auf den internationalen Markt ausweitet, muss dafür Ressourcen jeglicher Art bereit stellen ( Internationalisierung). Der Mangel an klein- und mittelständischen Unterkritischen Ressourcen erklärt, warum überproportional viele nehmen darauf „verzichten“, durch die Bearbeitung ausländischer Märkte bspw. freie (Produktions-) Kapazität auszulasten und so die Stückkosten zu senken. Andererseits können Fähigkeiten, die im oben beschriebenen Sinne im Binnenmarkt keine Ressourcen (mehr) sind (z.B. eine fehlertolerante Produktionstechnologie), durch Internationalisierung (wieder) dazu werden, wenn sie in weniger entwickelten Ländern erneut wertvoll und knapp sind. " Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2001, S.619ff. zu Knyphausen, D.: Why are Firms Different? Der „Ressourcenorientierte Ansatz“ im Mittelpunkt einer aktuellen Kontroverse im Strategischen Management, in: Die Betriebswirtschaft, 53.Jg. (1993), Nr.6, S.771-792

1210

Ressource, natürliche

Ressource, natürliche häufig synonym für Rohstoff verwandter Begriff (

Rohstoffreichtum)

Bruttoinlandsprodukt

Ressourcenbilanz

Ressourcenorientierte Theorie der Multinationalen Unternehmung (1) geht davon aus, dass Unternehmen primär dann wettbewerbsfähig sind, wenn sie unternehmensinRessourcen aufbauen und nutzen ( Ansatz, ressourcenorientierter; Wettterne intangible bewerbsfähigkeit, internationale). Weniger bedeutsam ist es, ob sie dabei umweltbedingte Gegebenheiten ausnutzen oder, wie es der Resource-Dependence-Ansatz unterstellt, sich bestehenden Zwänge anpassen. Ressourcen sind dann intangible, wenn nur das Unternehmen sie effizient verwerten kann. Multinationale Unternehmen haben mehr als andere die Chance, diese Intangible Assets dezentral, d.h. in verschiedenen Umwelten, zu entwickeln, neu zu kombinieren und dadurch organisationale Lernprozesse zu fördern ( Ansatz, wissensbasierter; Wissensmanagement). (2) Kritisch einzuwenden ist, dass das Konzept der Ressourcen wenig operational ist und häufig lediglich metaphorisch verwandt wird. " Bamberger, I.; Wrona, T.: Der Ressourcenansatz im Rahmen des Strategischen Managements, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 25.Jg. (1996), Nr.8, S.386-391. Collis, D.J.: A Resource-Based Analysis of Global Competition, in: Strategic Management Journal, Vol.12 (1991), pp.49-68. Kutschker, M., Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008, S.839ff. Prahalad, C.K.; Hamel, G.: Nur Kernkompetenzen sichern das Überleben, in: Harvard Manager, 13.Jg. (1991), Nr.2, S.6678. Welge, M.K.; Holtbrügge, D.: Country Case Study “Germany”, in: Dunning, J.H. (Ed.), Governments, Globalization and International Business, Oxford 1997.

Bezugsrahmen des Internationalen Managements

Ressourcentransfer Restricted Code

Sprachbarriere

Restriktionenvergleich Retail Price Index

Abwärtsstandardisierung;

Vergeltungszoll

Inflation

Retorsion Gegenmaßnahme(n), die Länder bzw. Volkswirtschaften ergreifen, um sich gegen protektionistische Maßnahmen von Handelspartnern zu wehren. Der Retorsionszoll etwa ist eine Reaktion auf den Schutzzoll, den ein ausländischer Handelspartner erhebt ( Schutzzoll; Zollarten). Retrograde Planung Return on Reputation

Planungsprozess Corporate Reputation;

Corporate Social Responsibility

Revolution, industrielle Phase beschleunigten technisch-ökonomischen Wandels, in dessen Folge auch gravierende soziale Veränderungen zu beobachten waren ( Industrialisierung). Beginnend Mitte des 18. Jahrhunderts in Innovationen (z.B. Dampfmaschine, Eisenbahn, Elektrifizierung Großbritannien und mit epochalen weiter Teile des Wirtschaftslebens) als Initialzündung breitete sich die industrielle Revolution zunächst in Europa und später in Amerika und Japan aus. Zu den Faktoren, die wesentlich den Wandel der tradiIndustriegesellschaften vorangetrieben haben, zählen neben der tionellen Agrargesellschaften in vermehrten Kapitalbildung sowie der Entwicklung neuer Formen der Organisation des ProduktionsHandelshemmnissen aller Art, der für den ideengeschichtlich prozesses (in Fabriken) der Abbau von Liberalismus charakteristisch war ( Industrialisierung; Klima). Weitere parallel erstarkten Treiber dieser Entwicklung waren vor allem die nunmehr hinreichende Verfügbarkeit von EnergieträBasisinnovationen (z.B. Dampfmaschine, Webstuhl) vorangern (Kohle), die durch technologische

Ricardo-Theorem

1211

getriebene Mechanisierung von Landwirtschaft, Handwerk und Manufakturen sowie die verbesserte Rohstoffen ( Dreieckshandel, kolonialer; Kolonialismus). Nicht zuletzt Verfügbarkeit von sorgten Bevölkerungswachstum und Freisetzung von Arbeitskräften ( Humankapital) vor allem aufProduktion im Primären Sektor für die leichte Verfügbarkeit von Arbeitsgrund der Steigerung der kräften ( Sektor, primärer), bis hin zu einem Überangebot, was phasenweise Massenarbeitslosigkeit zur Folge hatte. Weitere negative Begleiterscheinungen der industriellen Revolution waren Umweltzerstörung und die Erosion von Sozialstrukturen. Sie alle werden der Thematik der sozialen Frage subsumiert. " Heß, M.: Wirtschaftliche Aktivitäten im Wandel, in: Haas, H.-D.; Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft, München 2006, S.21ff.

Revolution, stille

Wertewandel

Revolution, wissenschaftliche

Paradigmenwechsel

Revolutionsmodell, wissenschaftstheoretisches

Theorie

Reziprozität (1) allgemeines Prinzip der internationalen Handelspolitik. Demzufolge gewähren sich zwei Staaten Außenhandel ( Meistbegünstigung). Durch die wechselseitig gleichartige Vergünstigungen im weiter gefassten Prinzipien der Meistbegünstigung und Inländerbehandlung ( Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen) hat dieses Regulativ internationaler Handelsbeziehungen jedoch stark an Bedeutung verloren ( Liberalismus). Norm ( Universalismus). Denn menschliche Gesell(2) Reziprozität ist eine weltweit gültige schaften sind auf wechsel- bzw. gegenseitige Verpflichtungen angewiesen, da hierdurch soziale BezieVertrauen geschaffen werden. Reziprozität ist Voraussetzung von Kooperation. hungen und Nach H.S. Becker wurde der Mensch erst durch die Reziprozitätsnorm human. (3) In seiner archaischen Form verkörperte auch das alttestamentarische Rechtsprinzip Talion eine Art von Reziprozität: Gleiches soll mit Gleichem vergolten werden. Das durch das Römische Recht beeinethische Basis der Blutrache ab, weshalb das Common Law und das flusste Christentum lehnte diese Civil Law weitgehend frei von diesem Denken („Auge um Auge, Zahn um Zahn“) sind. Im jüdischen Kulturkreis überdauerte diese Norm hingegen ( Christentum; Islam; Juund im islamischen dentum; Rechtsanthropologie). " Becker, H.S.: Man in Reciprocity, New York 1956. Stegbauer, C.: Reziprozität. Einführung in soziale Formen der Gerechtigkeit, Wiesbaden 2002.

Reziprozitätsnorm R-Faktor RFID RGRE RGW

Norm;

Reziprozität;

Trinkgeld

Business Environment Risk-Index Radio Frequenz Identifikation Council of European Municipalities and Regions Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe

Rheinischer Kapitalismus

Liberalismus;

Marktwirtschaft;

Rheinisches Modell der sozialen Marktwirtschaft Ricardo-Theorem

Theorie der komparativen Kosten

Marktwirtschaft, soziale

Liberalismus;

Marktwirtschaft

1212

Richtlinie des Europäischen Parlamentes und des Rates über Dienstleistungen im Binnenmarkt

Richtlinie des Europäischen Parlamentes und des Rates über Dienstleistungen im Binnenmarkt (1) am 11.12.2006 vom Rat der Europäischen Kommission gebilligte und am 27.12.2006 im EUAmtsblatt veröffentlichte Richtlinie zur Verwirklichung des Europäischen Binnenmarktes im Bereich Dienstleistungen. Zielsetzung ist es, bürokratische Hemmnisse, welche die grenzüberschreitende der Erbringung von Dienstleistungen be- oder verhindern, abzubauen. Dienstleistern soll die Aufnahme und Ausübung einer selbständigen Tätigkeit in den Dienstleistungsmärkten aller EU-Mitgliedsstaaten erleichtert werden. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die einheitlichen Ansprechpartner. Sie erfüllen die Lotsenfunktion, indem sie Dienstleister über die bei der Aufnahme und Ausübung einer Dienstleistungstätigkeit zu beachtenden Rechtsvorschriften informieren und sie buchstäblich durch den „Vorschriftendschungel“ führen. Der belgische Fliesenleger etwa, der in Frankreich einen Auftrag erfüllen möchte, muss sich dann nicht mehr selbständig mit den verschiedenen dort zuständigen Behörden (z.B. Arbeitsamt, Bauaufsicht, Gesundheitsamt) auseinander setzen. Zuständig ist dann nur ein von ihm mehr oder weniger frei zu wählender einheitlicher Ansprechpartner. Bürokratische Erleichterung verschafft auch die elektronische Verfahrensabwicklung, d.h. die Möglichkeit, alle erforderlichen Anträge online zu stellen. Lange Zeit umkämpft war die Einführung des Herkunftslandprinzips in die Dienstleistungsrichtlinie. Demnach hätte es genügt, wenn ein französischer Ingenieur, der in Spanien arbeitet, die Einhaltung der französischen Sicherheitsvorschriften garantiert. Aufgrund einer äußerst Sozial- und Sicherheitsdumheftigen öffentlichen Diskussion, in der vordergründig die Furcht vor ping die Schlüsselrolle spielte, tatsächlich aber die Furcht vor Arbeitsplatzverlust, wurde zwar nominell auf das Herkunftslandprinzip verzichtet. Indem aber ausdrücklich auf das Prinzip der Dienstleistungsfreiheit verwiesen und damit eine „willkürliche“ Diskriminierung von Dienstleistern aus anderen EU-Mitgliedsländern untersagt wurde, konnte nach Ansicht der Anhänger einer weitestgehenden Liberalisierung des Dienstleistungsbinnenmarktes der „Geist des Herkunftslandprinzips“ ( Casiss de Dijon-Verfahren) bewahrt werden. Zwar muss nun der französische Ingenieur dieselben (spanischen) Normen erfüllen wie sein spanischer Kollege. Aber Spanien muss, wie alle Mitgliedsländer, bis zum 28.12.2009 sicherstellen, dass alle dienstleistungsrelevanten nationalen Verfahren und Formalitäten (z.B. gewerkschaftliche Vorschriften, kommunale Marktsatzungen) nicht im Widerspruch zur Dienstleistungsrichtlinie stehen. Damit wurde ein einheitlicher Standard geschaffen, dem alle Anbieter unterliegen. (2) Auch die Einengung des Geltungsbereiches, welche die Gegner der Dienstleistungsrichtlinie als ihren größten Erfolg ausgeben, war schon von Anfang an vorgesehen, wenn auch weniger weitreichend. Ausgenommen von dieser Richtlinie sind demnach Dienstleistungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, der öffentlichen Ordnung, des Umweltschutzes sowie einschlägige Beschäftigungsbedingungen. Konkret ausgenommen von der Dienstleistungsrichtlinie sind Gesundheits-, Sozial- und Finanzdienstleistungen, Dienste der elektronischen Kommunikation sowie Verkehrs- und audiovisuelle Dienstleistungen. Gleiches gilt für Leiharbeitsagenturen, private Sicherheitsdienste, Notare, Gerichtsvollzieher sowie Anbieter von Glücksspielen. Für Dienstleistungen, die zwar unter Marktbedingungen, jedoch mit besonderem Gemeinwohlauftrag erbracht werden (z.B. Strom- und Wasserversorgung), gelten Ausnahmen. ( http://www.dienstleistungsrichtlinie.de Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste erfasst nicht nur, wie die bisherige Richtlinie „Fernsehen ohne Grenzen“ ( EU-Fernsehrichtlinie), das klassische Fernsehen, sondern auch alle neuen audiovisuellen Mediendienste (z.B. InternetFernsehen, Online-Nachrichtendienste, Video-on-Demand). (1) Werbezeiten: Gemäß den von der Europäischen Kommission im März 2007 vorgestellten Änderungsvorschlägen zum Entwurf der Richtlinie von Dezember 2005 sollen Kino- und Fernsehfilme sowie Kinderprogramme und Nachrichtensendungen alle 30 Minuten unterbrochen werden dürfen. Als maximale Werbezeit sind zwölf Minuten pro Stunde vorgesehen. Vorgesehen sind weiterhin Verhaltensregeln für die Werbung für Lebensmittel und alkoholhaltige Getränke in Kinderprogrammen

Rigidität, laterale

1213

(2) Product Placement: Während das Europäische Parlament für eine partielle Erlaubnis mit Verbotsvorbehalt plädiert (in Kino- und Fernsehfilmen, Fernsehserien und Sportübertragungen soll Produktplatzierung zulässig sein, sofern die Mitgliedsstaaten dies nicht explizit verbieten), präferiert der Ministerrat ein Verbot mit Erlaubnisvorbehalt: Produktplatzierung ist in den genannten Formaten nur dann zulässig, wenn das jeweilige Mitgliedsland sie ausdrücklich erlaubt. Weiterhin soll durch eine geeignete Kennzeichnung auf die Produktplatzierung hingewiesen werden. (3) Sendelandprinzip: Im Mittelpunkt der Richtlinie steht die Regel, dass Anbieter von Mediendiensten lediglich den rechtlichen Bestimmungen des Mitgliedslandes, in dem sie niedergelassen sind, Folge zu leisten haben. Hätte sich das Empfangsstaatsprinzip durchgesetzt, dann hätte jedes Medienunternehmen sich den stellenweise sehr heterogenen Rechtsvorschriften jener Mitgliedsstaaten, in denen es empfangen werden kann, anpassen müssen. Bei Missbrauch des Sendelandprinzips (wenn z.B. ein Mediendienstleister sich nur deshalb in einem weniger restriktiven Mitgliedsland niederlässt, um weitergehende Werbeverbote seines Herkunftslandes vermeiden zu können), soll das Sendelandprinzip eingeschränkt werden können. (4) Selbst- und Koregulierung: Die bereits praktizierte Werbeselbstkontrolle ( Werberegeln) soll um Instrumente der Koregulierung ergänzt werden. Hierbei handelt es sich um eine Form der Regulierung, Europäischen Parlaments dafür sorgen soll, dass originär staatliwelche nach einer Definition des che Ziele und Aufgaben in Kooperation mit den von der Regulierung betroffenen Akteuren definiert und umgesetzt werden. Ko-Regulierung, die etwa im Zusammenhang mit der Forderung, die Lebensmittel- und die Alkoholwerbung zu beschränken, diskutiert wird, soll als dritte Regulierungsform die bisherigen Regulierungsformen Gesetzgebung und Selbstkontrolle der Wirtschaft ergänzen. Rigidität, laterale (1) von R. Luostarinen u.a. geprägter Begriff für die mentale Trägheit von Entscheidungsträgern. In der psychologischen Literatur versteht man unter Rigidität die psychische Starrheit von Individuen. Genese der lateralen Rigidität

Lateral rigider Entscheidungsprozess

verursachen

Eingeschränkte Wahrnehmung

Geringe Reaktionsbereitschaft

Selektive Suche

Eingeschränkte Auswahl

Quelle: Luostarinen (1980, S.35).

(2) Dieses Phänomen wird dafür verantwortlich gemacht, dass in den neunziger Jahren, der Dekade des Change Managements, bis zu 70% der so genannten Veränderungsprojekte scheiterten. Die evolutionsbedingte Neigung, zunächst auf bewährte Verhaltensmuster zurückzugreifen, erschwert generell die frühzeitige Anpassung an variierende Markt- und Umweltbedingungen, wie sie bei der InternatioKulturen nalisierung der Unternehmenstätigkeit zwangsläufig auftreten. Im Kontakt mit fremden aber spitzt sich dieses Problem entscheidend zu, nicht zuletzt aufgrund von Kommunikationsproble-

1214

Ringi-Seido

men und Missverständnissen ( Kommunikation, interkulturelle), zu denen es bei interkulturellen Interaktionen fast zwangsläufig kommt. Dass die zu fällenden Entscheidungen zumeist mit einem Risiko behaftet sind, hat allerdings paradoxerweise häufig keine Intensivierung der Inforerhöhten mationsbeschaffung und Informationsbewertung zur Folge, sondern gegenteilige Effekte. " Luostarinen, R.: Internationalization of the Firm, 2nd Ed., Helsinki 1980. Nagler-Springmann, S.: Wir wollen so bleiben, wie wir sind, in: Süddeutsche Zeitung, Nr.246 (23/24.10.1999), S.V1/1.

Ringi-Seido Entscheidungsfindung, die nicht auf dem demokratischen Mehrheitsprinzip, sondern auf dem konfuzianischen Konsensusprinzip basiert. Wird ein Entscheidungsproblem zur Ringi-Angelegenheit erhoben ( Nemawashi), dann zirkuliert das Ringi-Formular mit dem Lösungsentwurf so lange zwischen allen davon betroffenen (Unternehmens-)Abteilungen und wird dabei immer wieder geprüft, ergänzt sowie modifiziert, bis jeder Beteiligte dem Konzept zustimmen kann. Zwar dehnt diese Prozedur die Phase der Entscheidungsfindung stark aus, sorgt aber zugleich dafür, dass die Durchführungsphase verkürzt und vergleichsweise problemlos abläuft. Dies kann zu einer Verkürzung des Entscheidungsprozesses insgesamt führen; jedenfalls steigt in dem Maße, wie verschiedene Mitarbeiter, AbteiAkzeptanz der Entscheidung. Weitere positive unspezifische lungen etc. einbezogen werden, die innerbetriebliche Effekte erwachsen aus der Dezentralisierung der Kontrollfunktion, der Intensivierung Kommunikation und der Partizipation der mittleren Unternehmensebene. der innerbetrieblichen Ringi-System (1) für den japanischen Kulturkreis spezifische Form der Gruppenentscheidung. Dieses KonsensusPrinzip der Entscheidungsfindung, das nicht mit dem von der westlichen Managementlehre beschrieFührungsstil gleichgesetzt werden sollte, gilt vielen als benen partizipativen oder kooperativen Risikobereitschaft, da es hierbei zu einem Teilen bzw. Anonymisieren von VerantworGarant von tung kommt. Hintergrund ist nach allgemeiner Überzeugung das auch im ökonomischen Sektor wirksame Gruppendenken der Japaner ( Gruppenprinzip). Damit verbunden ist die Idee der Familie bzw. des Heimes, die alle Mitglieder zu einer sozialen und wirtschaftlichen Einheit unter Leitung des Hausherrn umschließt. Sie bestimmte lange Zeit auch in weiten Teilen des industriellen Bereichs das Denken und Handeln: Der Leiter eines Unternehmens als Oberhaupt einer Familie, der für das Wohlergehen der gesamten Belegschaft verantwortlich ist ( Humanprinzip). (2) Äußerlich betrachtet kennzeichnen endlose Debatten, Kompromisse und die unermüdliche Suche nach der Zustimmung aller Beteiligten diese Art der Entscheidungsfindung, weshalb sie Außenstehenden schwerfällig erscheinen muss. Zugleich aber stärken die regelmäßigen Diskussionen auf sowie zwischen den verschiedenen Unternehmensebenen das Zusammengehörigkeitsgefühl. Verständlicherweise gestaltet sich deshalb der Prozess der Beschlussfassung wesentlich komplexer als in den Industrieländern des westlichen Kulturkreises. Entscheidungsbefugnisse konzentrieren sich auch nicht auf wenige Personen; vielmehr werden Beschlüsse kollektiv vollzogen, wobei dies formal nach den Regeln einer Methode geschieht, die als Ringi-System bezeichnet wird. Will ein Mitarbeiter einen Vorschlag zur Diskussion stellen oder ist eine Entscheidung zu fällen, die den gewohnten Rahmen sprengt, so entwirft er im Namen seiner Abteilung einen Plan, Ring Sho genannt. Die eigene und alle horizontal sowie vertikal verbundenen Abteilungen, die davon betroffen sein könnten, unterziehen dieses Exposé einer sorgfältigen Prüfung, Ergänzung und Kritik. Bevor es in den Umlauf gegeben werden kann, bedarf es jedoch eines weiteren Abstimmungsprozesses ( Nema Washi), der auf die grundsätzliche (mündliche) Zustimmung der Adressaten zu diesem Vorhaben zielt: Soll das Ringi Sho überhaupt zirkulieren dürfen? Ein wesentliches Merkmal des Ringi-Systems besteht somit in dem ungewöhnlich großen Stellenwert, welchen die Diskussion über die Notwendigkeit einer Entscheidung und deren exakter Definition besitzt. Schließlich erreicht das Verfahren die oberste Unternehmensebene, z.B. den Präsidenten. Stimmt dieser zu, geht das inzwischen vielfältig modifizierte Konzept als Weisung der Unternehmensleitung zur Ausführung an die Initiatoren zurück.

Risiko

1215

Der mittleren Führungsschicht kommt in dem gesamten Entscheidungsprozess eine wesentliche Rolle zu. Vornehmlich Manager dieser Ebene regen Problemlösungsvorschläge an und fassen diese in Form eines Ringi Sho ab. Zwar trifft es prinzipiell zu, dass in japanischen Unternehmen die Zustimmung zu einem Plan nicht von einer bestimmten Stelle bzw. Person abhängt, sondern in einer häufig formalisierten Reihenfolge von den verschiedenen hierarchischen Ebenen eingeholt wird; letztlich entschieden wird jedoch auch dort an der Spitze. Das Top-Management hat wie in anderen Ländern die Macht, „von unten“ kommende Vorschläge zu akzeptieren, zu verändern oder zurückzuweisen. (3) Für die Effizienz von Entscheidungen bedeutet die Einbeziehung aller betroffenen Mitarbeiter zweierlei: Erstens steht hinter einer solchermaßen vorbereiteten Entscheidung die gesamte Gruppe. Durchsetzungsschwierigkeiten, unter denen Mehrheitsbeschlüsse nach Art des westlichen Demokratieverständnisses häufig leiden, entfallen somit weitgehend. Da alle Beteiligten über das Problem informiert sind und sich mit dem Entschluss, an dessen Zustandekommen sie (mehr oder minder intensiv) beteiligt waren, identifizieren können, kommt es in aller Regel zu einer raschen Umsetzung einmal getroffener Entscheidungen. Deshalb sind solche Entscheidungsprozesse vielfach von geringerer Dauer als in westlichen Unternehmen, sofern man die Realisationsphase in das Kalkül einbezieht. Zweitens verwischt das Ringi-System die Verantwortungsbereiche. Da die Kompetenzen einzelner hier zumeist nicht klar umrissen und zugeordnet werden können, ist es auch nicht möglich, Fehlschläge einer bestimmten Person anzulasten. Vielmehr zeichnet die gesamte Gruppe verantwortlich. Deshalb kann ein Entscheidungsträger risikoreiche Optionen vorschlagen bzw. unterstützen, ohne bei Misserfolgen sofort einen Gesichtsverlust ( Kulturstandard) zu erleiden oder gar um seine Position fürchten zu müssen. Entscheidungen unterbleiben nicht allein deshalb oder fallen negativ aus, weil die VerantRisikobereitschaft). Nach Ansicht der Befürwortlichen risikoscheu sind ( Risikowahrnehmung; worter des Konsensus-Prinzips gibt vielmehr überwiegend die objektiv vorhandene Risikohaftigkeit einer Entscheidungssituation den Ausschlag. Im Übrigen tragen konsensuale Entscheidungsprozeduren Kommunikation zu intensidazu bei, die Kontrollfunktion zu dezentralisieren, die innerbetriebliche vieren, Planung und Controlling zu verstetigen und die Partizipation der mittleren Unternehmensebene zu stärken. " Beresford, M.: Why the Japanese Excel at Personnel Management, in: Personnel, Vol.37 (1982), pp.20 E3-E7. Drucker, R.: What We Can Learn from Japanese Management, in: Harvard Business Review, Vol.49 (1971), No.2, pp.110-122. Fürstenberg, F.: Japanische Management-Prinzipien, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 13.Jg. (1984), Nr.4, S.185-188. Hattori, I.: A Proposition on Efficient Decision-Making in the Japanese Corporation, in: Columbia Journal of World Business, Vol.13 (1978), Summer, pp.7-15. Müller, S.: Die Übertragbarkeit japanischer „Erfolgsgeheimnisse“: dargestellt am Beispiel der betrieblichen Entscheidungsfindung, in: Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung, 31.Jg. (1985), Nr.4, S.322-334. Noda, K.: Das „RingiSystem“ in Japan, in: Soziale Welt, 11.Jg. (1960), S.95-104. Rohlen, T. P.: The Company Work Group, in: Vogel, E. F. (Ed.), Modern Japanese Organization and Decision-Making, Berkley 1975, pp.185-209.

Risiko (1) aus Sicht der Kulturtheorie ein kollektives Phänomen (Douglas & Wildavski, S.186). (2) aus Sicht des Marketing Empfindungen von Konsumenten, die sich folgendermaßen erklären lassen: Die Betroffenen können die Wahrscheinlichkeit, dass eine (Kauf-)Entscheidung negative Konsequenzen nach sich zieht, und deren Schwere nicht oder nur mit einem hohen Grad an Unsicherheit einschätzen (Trommsdorff, S.244). (3) aus Sicht der (präskriptiven) Entscheidungstheorie einer von drei Informationsständen, unter denen Entscheidungen gefällt werden (Bamberg & Coenenberg, S.126): a) Entscheidungen unter Sicherheit setzen voraus, dass der Entscheider alle erforderlichen Informationen besitzt. b) Bei Entscheidungen unter Risiko sind die objektiven bzw. subjektiven Eintrittswahrscheinlichkeiten Risikoeinstellung möglicher Umweltzustände bekannt. Wie diese bewertet werden, hängt von der des Entscheiders ab. Risikoneutralität ist gegeben, wenn der Entscheidung eine lineare Risikonutzenfunktion zugrunde liegt. Unbeeinflusst von verzerrt wahrgenommenen Gewinn- oder Verlustmöglichkeiten wird die Entscheidung nach Maßgabe des jeweiligen Erwartungswertes getroffen. Für Risikofreude ist eine konvexe Risikonutzenfunktion und für Risikoaversion eine konkave Risikonutzenfunktion charakteristisch.

1216

Risiko

c) Um eine Entscheidung unter Ungewissheit handelt es sich, wenn die Wahrscheinlichkeit des Eintretens bestimmter Umweltzustände unbekannt ist. Emotionen Angst (4) Das verhaltenswissenschaftliche Risikokonzept weist Parallelen zu den (Anxiety) bzw. Furcht (Fear) auf. Beide Begriffe werden oft synonym verwendet. Tatsächlich aber generabezieht sich Furcht auf eine konkrete Bedrohung, während Angst ein unspezifisches, häufig lisiertes Gefühl meint. Da sie den Auslöser ihres Angstgefühls nicht genau kennen, fühlen sich betroffene Personen hilfloser und gehemmter als solche, die sich vor etwas Konkretem fürchten. Mit Blick Konstrukte definiert als ungewisse Konsequenzen der Kaufentauf Kaufverhalten werden beide scheidung, die als negativ wahrgenommen werden. Damit enthalten sie eine probabilistische sowie eine wertende Komponente. Risiko und Furcht werden umso intensiver wahrgenommen, je wahrscheinlicher ein Ereignis eintritt und je negativer man es bewertet. risikoaverse Allerdings unterscheiden sich die Konzepte in zweierlei Hinsicht voneinander: Es gibt und risikofreudige Menschen. Zwei Personen können ein Ereignis als gleich risikoreich bewerten (gleich wahrscheinlich und gleich negativ). Während der Risikoaverse dies als Bedrohung bzw. als etwas Negatives empfindet, verbindet sich für den Risikofreudigen damit etwas Positives. So werden Entsendung einlassen, ohne eine angemessene Reentry-Garantie sich Risikoaverse nicht auf eine ausgehandelt zu haben. Der Risikofreudige erblickt darin eine Herausforderung. Furcht hingegen empfinden alle Betroffenen als negativ. Wie jede andere Emotion geht sie mit spezifischen Handlungskonsequenzen einher, die darauf gerichtet sind, diesen Zustand abzubauen. Im Regelfall sind dies Vermeidung bzw. Flucht. Ein hohes wahrgenommenes Risiko geht oft mit einem anderen spezifischen Verhalten einher: Informationssuche, um die empfundene Unsicherheit zu reduzieren. Risikofreudige neigen sogar dazu, ungewisse Situationen zu suchen und die negativen Konsequenzen in Kauf zu nehmen. (5) Weiterhin ist zwischen ökonomischen Risiken und solchen des nichtökonomischen Umfeldes zu differenzieren (vgl. Abb.). Angesichts der Vielzahl der Erscheinungsformen ( Transfer-, Dispositions- und Enteignungsrisiken) ist leicht nachvollziehbar, warum verschiedentlich versucht wurde, dieses breite Spektrum an Risiken zunächst mit Hilfe einer Vielzahl teils quantitativer, teils qualitativer Kriterien in Gestalt von Scoring-Modellen möglichst umfassend zu operationalisieren, um sie sodann wieder zu eindimensionalen Kennzahlen (Index) zusammenzufassen; denn nur dann kann man die verschiedenen Ländermärkte einem einfachen Risiko-Ranking unterziehen, was bspw. für die Screening-Phase bedeutsam ist. Risiken des Auslandsgeschäfts Risiken des nichtökonomischen Umfelds Politisches Risiko Aufruhr, soziale Konflikte, Krieg Beschlagnahme der Ware Politisch motivierte Eingriffe in den Außenhandel (Protektionismus, Handelshemmnisse) Administratives Risiko Bürokratie Unfähigkeit der öffentlichen Verwaltungen Kulturelles Risiko Sprache Lebensart Rechtssicherheitsrisiko Allgemeine gesetzliche Rahmenbedingungen Durchsetzbarkeit von Verträgen (z.B. Inkassorisiko) Usancen der Vertragsgestaltung

Ökonomische Risiken Makrökonomische Risiken Konjunkturelles Risiko Währungsrisiko (Wechselkursrisiko, Konvertierungsund Transferrisiko) Mikroökonomische Risiken Markteintrittsrisiko (Bedarfsrisiko, Wettbewerbsrisiko) Marktbearbeitungsrisiko (Risiken der Produkt-, Preis-, Distributions- und Kommunikationspolitik) Vertragserfüllungsrisiko (Schuldnerrisiko) Transport- und Lagerrisiko

Risiko, politisches

1217

(6) Risiko ist eine der zentralen Denk- und Analysekategorien der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ( Risikoarten). " Bamberg, G.; Coenenberg, A.G.: Betriebswirtschaftliche Entscheidungslehre, 14.Aufl., München 2008. Douglas, M.; Wildavski, A.: Risk and Culture, Berkeley 1982. Trommsdorff, V.: Konsumentenverhalten, 7.Aufl., Stuttgart 2008.

Risiko, kulturelles

Länderrisiko

Risiko, politisches (1) Unterkategorie des Länderisikos. Zusammen mit dem administrativen Risiko und dem Rechtssicherheitsrisiko bildet das politische Risiko die Kategorie „Risiken des nicht-ökonomischen Umfeldes“. Konkrete Manifestationen dieses Risikotyps sind Aufruhr, Krieg, Beschlagnahme von Ware und Enteignung von Vermögen und Rechten sowie politisch motivierte Eingriffe in den Außenhandel ( Handelshemmnisse). Weiterhin sind alle Formen der Gefährdung der physischen und psychischen Unversehrtheit der Mitarbeiter (z.B. durch Entführung) zu beachten, d.h. die Wahrscheinlichkeit drastischer Änderungen des Umfeldes auf solchen Ebenen, die für Gewinnerzielung bzw. Unternehmensziele bedeutsam sind (z.B. Markenschutz). (2) Erfasst und quantifiziert werden kann diese Risikoart u.a. durch die vom Wirtschafts-Magazin Institutional Investor halbjährlich erstellte Bonitätsliste der Kreditwürdigkeit der wichtigsten Volkswirtschaften (vgl. Abb.). Dieses Ranking reflektiert die Bewertungen von etwa 100 international tätigen Banken, die dem Magazin zweimal im Jahr ihre Bonitätsschätzungen mitteilen. Berücksichtigt werden 145 Länder. Der weltweite Durchschnitt lag im März 2001 bei 42,3 Punkten, was in etwa der Position Kroatiens oder der Philippinen entspricht. Schlusslicht ist Afghanistan. Länderbonität 2001 (Institutional Investor-Rangliste) Sept. 2000 1 2 4 3 5 6 9 7 16 8 11 10 14 20 15 13 12 17 18 19 21 23

Rang März 2001 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22

Land Schweiz Deutschland Luxemburg Niederlande Frankreich USA Großbritannien Norwegen Österreich Kanada Dänemark Finnland Japan Belgien Schweden Singapur Irland Spanien Italien Portugal Australien Neuseeland

Bonitäts- Sept. Index... 2000 95,1 94,0 93,4 93,4 92,9 92,7 92,3 90,8 89,5 88,2 88,1 87,5 87,2 86,9 86,5 85,8 85,7 84,5 84,2 81,5 79,0 76,9

76 77 75 78 81 93 83 82 88 84 90 79 90 85 86 89 87 95 94 98 92 104

Rang März 2001 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97

Land Dominikanische Rep. Libanon Guatemala Kasachstan Algerien Iran Libyen Paraguay Bolivien Seychellen Swasiland Jamaika Vietnam Rumänien Papua Neuguinea Bangladesh Ghana Russland Nepal Lesotho Indonesien Syrien

BonitätsIndex... 34,3 33,0 32,6 32,4 31,6 31,4 31,4 30,0 29,0 28,9 28,6 28,5 28,5 28,3 28,0 27,4 27,2 27,0 26,9 25,2 25,1 25,0 wird fortgesetzt

1218

Risiko, politisches

Rang

Rang

Sept. 2000

März 2001

Land

22 24 26 30 27 28 34 29 33 25 35 32 38 31 41 36 40 39 42 37 47 43 49 48 45 44 50 51 54 52 46 53 55 56 59 58 63 60 61 69 67 62 66 57

23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66

Taiwan Island Griechenland VAE Hongkong Chile Malta Slowenien Kuwait Bahamas Südkorea Israel Tschechien Ungarn Saudi-Arabien Polen Malaysia China Mexiko Zypern Oman Katar Bahrain Barbados Estland Botswana Mauritius Tunesien Trinidad u. Tobago Uruguay Südafrika Thailand Indien Ägypten Lettland Slowakei Panama Costa Rica Marokko Litauen Brasilien Türkei Kroatien Philippinen

Quelle: Institutional Investor.

Bonitäts- Sept. Index... 2000 76,1 73,3 71,2 67,6 67,0 65,7 65,1 64,0 63,8 62,7 62,4 62,1 60,7 60,2 59,7 59,3 58,9 58,6 57,3 57,0 56,9 56,4 55,7 53,5 53,2 52,4 52,2 51,9 51,2 51,0 50,6 50,2 47,7 47,5 45,8 45,5 45,4 44,4 44,3 44,0 43,7 43,7 43,2 43,1

97 99 96 103 101 105 100 109 115 114 110 113 112 111 108 106 116 102 125 117 121 118 119 107 120 122 127 132 133 123 124 128 129 131 136 137 130 126 139 135 142 138 145 134

März 2001

Land

98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141

Grenada Kenia Honduras Senegal Gabun Uganda Côte d'Ivoire Tansania Ecuador Pakistan Usbekistan Malawi Mosambik Burkina Faso Georgien Turkmenistan Nigeria Kirgistan Moldawien Ukraine Benin Togo Myanmar Nicaragua Simbabwe Kamerun Sambia Mali Tschad Äthiopien Albanien Guinea Belarus Kuba Haiti Angola Tadschikistan Burundi Niger Irak Liberia Kongo Nordkorea Jugoslawien

BonitätsIndex... 24,6 24,4 23,9 23,2 22,4 22,3 21,7 20,1 19,6 19,2 19,2 19,1 18,7 18,4 18,2 18,0 18,0 18,0 17,6 17,2 17,0 16,9 16,4 16,3 16,2 16,2 16,1 15,9 15,5 15,2 14,9 14,9 14,0 13,5 12,9 12,6 12,3 12,0 11,8 11,1 11,0 11,0 10,8 10,7

Risikoaversion

1219

Weitere Messinstrumente sind der Political Risk Letter (PRL), den Backhaus et al. der Kategorie der qualitativen Messansätze zuordnen, und der Political Risk Index, ein Vertreter des quantitativen Ansatzes. Der BERI-Index ( Business Environment Risk Index) misst u.a. die Diskriminierung von Ausländern im Vergleich zu Einheimischen sowie die allgemeine Beschaffenheit des Geschäftsklimas in Bonität beeinflusst die Konditionen, zu denen Regierungen und einem Land. (3) Die so gemessene private Schuldner dieser Länder an den internationalen Kapitalmärkten Kredite erhalten können. So ließen sich 1998 Anleihen der Schweiz bei einer Rendite von 1,60% platzieren, während z.B. Österreich mit 4,78%, Mexiko mit 9,53%, Russland mit 33,99% und die Ukraine mit 41,73% potenziellen Geldgebern wesentlich höhere Renditen in Aussicht stellen mussten, jeweils entsprechend ihrer geringeren Bonität. " Chevalier, A.; Hirsch, G.: The Assessment of the Political Risk in the Investment Decision, in: Journal of Operational Research Society, Vol.32 (1981), No.7, pp.599-610. Erb, C.; Harvey, C.; Viskanta, T.: Political Risk, Financial Risk and Economic Risk, in: Financial Analysts Journal, Vol.52 (1996), No.6, pp.28-46.

Risiko, soziales zählt zu den Kaufrisiken. Das soziale Risiko („Wie reagiert mein soziales Umfeld auf den Kauf bzw. Kulturen, Besitz eines bestimmten Produkts bzw. einer bestimmten Dienstleistung) ist vor allem in Machtdistanz akzeptieren, zu beachten. Für die chinesische die in überdurchschnittlichen Maße Landeskultur etwa gilt, dass dort die Käufer in hohem Maße statusorientiert sind („Was werden meine Marke den Käufer bzw. BesitNachbarn sagen?“). In solchen Märkten ist es wichtig, dass eine Kategorisierung zer/Nutzer als Mitglied der In-Group ausweist. Um die Bedeutung dieser sozialen verstehen zu können, muss man sich die Verhältnisse vergegenwärtigen, die in der Ming- und der Qing-Dynastie herrschten und auch noch nach Jahrhunderten das „Land der Mitte“ prägen: In dieser politisch unsicheren Periode änderte sich der soziale Status der Menschen häufig: Reiche verarmten, Symbole spielten daher eine wichtige Rolle, um den Stellenwert und Arme erlangten Reichtum. einer Person zu markieren. " Eckhardt, G.M.; Houston, M.J.: Cultural Paradoxes Reflected in Brand Meaning. McDonald’s in Shanghai, China, in: Journal of International Marketing, Vol.10 (2002), No.2, pp.68-82. Hansen, U.; Schrader, U.: Informationsrecht und Informationsverhalten der Konsumenten, in: Gröppel-Klein, A.; Weinberg, P. (Hrsg.), Konsumentenverhaltensforschung im 21. Jahrhundert, Wiesbaden 2004, S.341-366.

Risiko, wahrgenommenes

Handelsmarke;

Risikowahrnehmung

Risikoanalyse Identifikation und Bewertung von Risiken, mit denen ein Unternehmen als Folge seiner GeschäftstäWährungsrisiko etwa ermittelt das Untertigkeit konfrontiert wird ( Risiko). Mit Blick auf das nehmen seine Nettorisikoposition, indem es die relevanten Natural Hedges identifiziert ( Risikomanagement; Societal Matrix; Szenario-Planung). Risikoarten Manifestationen von Risiko ( All Risk-Klausel; Ausfallrisiko; Ausfuhrrisiko; AuslandsAußenhandelsrisiko; Bonitätsrisiko; Delcredere-Risiko; Kaufrisiko; Kreditgerisiko; Kreditrisiko; Kursrisiko; Länderrisiko; Lebensrisiko; Marktrisiko; währungsrisiko; Moratoriumsrisiko; Preisrisiko; Religion; Risiko, ökonomisches; Risiko, Moral Hazard; Risiko, soziales; Refinanzierungsrisiko; Rentabilitätsrisiko; Sprachrisiko; politisches; Umrechnungsrisiko; Umwechselungsrisiko; Währungsrisiko; WechselTransportrisiko; kursrisiko; Zahlungsverbotsrisiko) Risikoausgleich

Marktpräsenzstrategie

Risikoaversion persönlichkeitsbedingte übermäßige Sensibilität für Risiken (im Sinne der Überschätzung von Risiken Risikobereitschaft) und/oder der Bereitschaft, Risiken einzugehen;

1220

Risikobereitschaft

Risikobereitschaft Bereitschaft, die Möglichkeit des Eintretens nachteiliger Konsequenzen eines Ereignisses hinzunehmen Handelshemmnisse), um die sich bietende Möglichkeit des Eintretens günstiger Konsequenzen (z.B. Internationadieses Ereignisses ergreifen zu können (z.B. Verbreiterung der Absatzbasis durch lisierung der Geschäftstätigkeit). (1) Während die klassische Risk-Return-Hypothese die Wahrnehmung von generell Risikoorientierten zutreffend beschreibt, ist das Kalkül der Chancenorientierten differenzierter. Sie halten offenbar einen Risikograd von 50-70% für optimal (vgl. Abb. 1). Da in ihren Augen „alles seinen Preis“ hat, auch der Erfolg, sind für sie weitgehend risikolose Geschäfte nicht attraktiv. Wie der negative Verlauf im oberen Bereich der Funktion andeutet, gehen sie umgekehrt aber auch nicht Risiken „um jeden Preis“ ein. Abb. 1: Von deutschen Managern wahrgenommene Austauschbeziehung zwischen Chancen und Risiken des Auslandsgeschäfts

Chancenpotential (in %) 60 Risikofreudige

50 40 30

Risikoaverse

20 10

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

Risikoquote (in %) Quelle: Müller/Kornmeier (2002, S.511).

Risikoaverse hingegen übersehen bzw. unterschätzen systematisch die positive Funktion von MarktriLänderrisiko potenzielle siken. Diese ist bspw. dann gegeben, wenn ein überdurchschnittliches Konkurrenten von einem Markteintritt abhält, weshalb dort die Wettbewerbsintensität beschränkt bleibt. Risikofreudige Manager sind sich ihrer Ansichten und Urteile (über das Auslandsgeschäft) sicherer als Risikoaverse. Sie legen großen Wert auf Selbstentfaltung, gleichgültig ob in Familie, Freizeit oder Beruf, und sind überproportional extravertiert, aggressiv und in zwischenmenschlichen Beziehungen dominant. Mit Hilfe der psychophysikalischen Skalierung und multivariater Repräsentationstechniken (z.B. MDS) wurden kognitive Karten der Risikowahrnehmung und Risikobereitschaft entworfen. Dabei zeigte sich, dass die Risikobereitschaft nicht allein von der Intensität des wahrgenommenen Risikos abhängt, sondern auch von der Art der Risikoquelle: Denn die Toleranzgrenze für Gefahren, denen sie sich freiwillig aussetzen, liegt bei den meisten Menschen hundert bis tausend Mal höher als für solche Risiken, die als von außen aufgezwungen erlebt werden (vgl. Abb. 2, nächste Seite).

Risikobereitschaft

1221

Abb. 2: Kognitive Landkarte subjektiv wahrgenommener Risiken nicht beobachtbar Betroffene unbekannt

Mikrowellenherde

verzögerte Wirkung neues Risiko

Elektrische Felder

Nitrite Stickstoffdünger/Nitrate

Röntgenaufnahmen Verhütungsmittel Valium Koffein Aspirin

Antibiotika

Blei in Farben Impfstoffe

Bleibenzin

Rauchen kontrollierbar alltäglich keine globale Katastrophe keine tödlichen Folgen gerecht individuell niedriges Risiko für künftige Generationen leicht reduzierbar freiwillig

Alkohol Elektrizität Fahrräder

Lifte

Asbest Quecksilber DDT

Uranbergwerke

Atommüll

schwer reduzierbar unfreiwillig

Reaktorunglück Abgase von Kernwaffen Kohleverbrennung

Autoabgase

Nervengas (Unglück)

Große Dämme FallschirmKernwaffen (Krieg) springen Kohlebergbau (Unglück)

Feuer Motorräder

Gentechnik

Überschallflugzeuge

unkontrollierbar furchterregend globale Katastrophe tödliche Folgen ungerecht betrifft sehr viele großes Risiko für künftige Generationen

Allgemeine Luftfahrt Autounfall

Private Luftfahrt Handfeuerwaffen

Dynamit beobachtbar Betroffene bekannt

sofortige Wirkung altes Risiko

Quelle: Slovic (1987, S.282); Schuh (1988, S.82); eigene Darstellung.

Neben der Risikoart und dem Modus der Risikoübernahme (freiwillig/unfreiwillig) hat sich die soziale Kontrolle als bedeutsame Variable der Risikoforschung erwiesen. Je weniger diese gegeben ist, desto mehr wünschen die Befragten deren Reduktion und desto sensibler reagieren die Medien auf Verstöße bzw. Unglücksfälle. In der einschlägigen Diskussion lassen sich verschiedene Entwicklungslinien ausmachen. Den Vertretern der persönlichkeitspsychologischen Strömung war daran gelegen, die Persönlichkeitsfaktoren, die mit Risikobereitschaft korrelieren, zu identifizieren (z.B. Selbstvertrauen, Änderungsbereitschaft). Eine zweite Richtung befasst sich mit den demographischen Einflussfaktoren der Risikobereitschaft (z.B. Alter, Geschlecht, soziale Stellung), während es aus entscheidungstheoretischer Sicht von Interesse ist, zwischen risikofreudigen, risikoneutralen und risikoaversen Managern (Nachfragern etc.) zu unterscheiden. Negative Gefühle wie Trauer oder Sorge verstärken die Risikobereitschaft. Denn es besteht dann die Möglichkeit, im Falle eines günstigen Ausgangs des Ereignisses die negativen Gefühle durch positive Gefühle verdrängen zu können. Im Gegensatz dazu motiviert ein positiver Gefühlszustand die Versuchsteilnehmer eher, die sichere Alternative zu wählen, um diesen angenehmen Zustand möglichst lange zu bewahren ( Emotion). (2) Als erste untersuchten Weber & Hsee im interkulturellen Kontext, wie sich die Präferenz für risikokollektivistischer Gesellschaften großen Wert auf soziale reiche Optionen auswirkt. Da Mitglieder Verbundenheit und gegenseitige Abhängigkeit legen, dürfen sie mehr als individualistische Probanden damit rechnen, im Notfall von der Gemeinschaft Unterstützung zu erhalten. Die von den Autoren formulierte Hypothese besagt deshalb, dass Mitglieder kollektivistischer Kulturen im Fall des Falles (Verlust des Vermögens) in ein „weiches Kissen“ fallen, d.h. von ihrer sozialen Gruppe aufgefangen werden (Cushion-Hypothese). Deshalb sollte ihnen das ungünstige Ergebnis einer risikoreichen

1222

Risikobereitschaft

Option weniger bedrohlich erscheinen als anderen. Da ihre starke soziale Einbindung wie eine Versicherung wirkt, welche den Einzelnen vor dem vollkommenen Verlust bewahrt, war zu vermuten, dass Landeskultur das Risiko risikoreicher Optionen geringer einstuMitglieder einer kollektivistischen fen als Angehörige individualistischer Kulturen. Die Forscher präsentierten den Probanden (Studenten aus China, Deutschland, Polen und USA) graphisch und numerisch verschiedene Finanzinvestitionen (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Untersuchungsdesign von Weber/Hsee (1998) Erwartungswert (in $)

Standardabweichung

(in $)

Wahrscheinlichkeit (p)

Ergebnis 3

WahrErgebnis 2 scheinlichkeit (p) (in $)

(in $)

Wahrscheinlichkeit (p)

1

3.500

0,79

-5.300

0,20

-16.000

0,01

1.544

3.937

2

400

0,56

-150

0,38

-750

0,06

122

342

Investitionsoption

Ergebnis 1

(in $)

...

...

...

...

...

...

...

...

...

12

17.200

0,01

8.300

0,20

-450

0,79

1.476

3.836

Quelle: Weber/Hsee (1998).

Um möglichst realitätsnahe Bedingungen zu simulieren, sollten die Probanden sich vorstellen, sie investierten eigenes Vermögen in Höhe von 20.000 $. Vor diesem Hintergrund hatten die Befragten anzugeben, welche maximale Summe sie für eine bestimmte Investitionsoption zu zahlen bereit wären (= Risikobereitschaft), für wie riskant sie die fragliche Option hielten Das wahrgenommene Risiko wurde mit Hilfe einer Ratingskala erfasst, die von 0 (= überhaupt nicht riskant) bis 100 (= extrem riskant) reicht. Den chinesischen Probanden erschienen die verschiedenen Optionen grundsätzlich weniger riskant als den anderen Gruppen. Darüber hinaus fanden sich noch signifikante Differenzen zwischen Amerikanern (= 52,2), Polen (= 46,8) und Chinesen (= 41,9). Gemessen an der Zahlungsbereitschaft je Option verhielten sich die chinesischen Probanden am risikofreudigsten, gefolgt von den polnischen Auskunftspersonen. Deutsche und Amerikaner urteilten hingegen relativ risikoavers (vgl. Abb. 4). Relativ gesehen, d.h. im Vergleich zu den anderen, erwiesen sich die Chinesen zwar als risikofreudig. Formal betrachtet aber müsste man sie gleichfalls als risikoavers einstufen. Denn alle Untersuchungsteilnehmer (d.h. auch die Chinesen) haben wesentlich weniger geboten als den mittleren Erwartungswert von 682 $. Dieser ergibt sich als Durchschnitt der zwölf Erwartungswerte und markiert die Grenze zwischen den Risikotypen. Abb. 4: Wahrgenommenes Risiko und Zahlungsbereitschaft Abhängige Variable Wahrgenommenes Risiko (Skala 1-100)

Zahlungsbereitschaft (in $)

USA

52,2

320

Deutschland

47,4

315

Polen

46,8

352

China

41,9

487

Quelle: Weber/Hsee (1998).

Dies bestätigt sich, wenn man mit Hilfe des von Dyer & Sarin entwickelten Maßes (Einstellung zum relativen Risiko) alle Probanden in Risikoaverse, Risikoneutrale und Risikofreudige unterteilt (vgl. Abb. 5, nächste Seite).

Risikokapital

1223

Abb. 5: Risikobereitschaft im internationalen Vergleich Einstellung zum Risiko Risikoaverse (in %)

Risikoneutrale (in %)

Risikofreudige (in %)

USA Deutschland

76 73

14 18

10 9

Polen China

70 67

19 21

11 12

Quelle: Weber/Hsee (1998).

" Andresen, B.: Risikobereitschaft (R) – der sechste Basisfaktor der Persönlichkeit. Konvergenz multivariater Studien und Konstruktexplikation, in: Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 16.Jg. (1995), S.210-236. Chung, S.C.; Kung, C.: The Effects of Emotions in Risk-Taking, in: The Journal of American Academy of Business, Vol.6 (2005), No.2, pp.113117. Dyer, J.S.; Sarin, R.K.: Relative Risk Aversion, in: Management Science, Vol.28 (1982), p.8. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002. Schuh, H.: Risikoangst und Risikolust, in: Die Zeit, 43.Jg. (1988), Nr.15, S.82. Sitkin, S.B.; Pablo, A.L..: Reconceptualizing the Determinants of Risk Behavior, in: Academy of Management Review, Vol.17 (1992), pp.9-38. Slovic, P.: Perception of Risk, in: Science, Vol.236 (1987), No.4, pp.280-285. Weber, E.U.; Hsee, C.K.: Cross-Cultural Differences in Risk Perception but Cross-Cultural Similarities in Attitudes Towards Risk, in: Management Science, Vol.44 (1998), pp.1205-1217.

Risikodiversifikation Strategie des Risikomanagements ( Risiko). Aufgrund ihrer internationalen Präsenz steht Multinationalen Unternehmen die Option der geographischen Risikostreuung zur Verfügung: Sie können Standorte mit dem Ziel auswählen, dadurch für einen Ausgleich unternehmerischer Chancen ihre und Risiken zu sorgen. Risikostreuung lässt sich allerdings auch auf andere Weise bewerkstelligen: mit Sprinklerstrategie auf der Zeitachse, durch Zusammenarbeit mit geeigneten Partnern ( Koopeder ration) oder durch die Strukturierung des Produktprogramms unter Berücksichtigung des Produktlebenszyklus. Risikoeinstellung (1) manifestiert sich als Risikoaversion, Risikoneutralität oder Risikofreude. Während in der präskriptiven Entscheidungstheorie damit der jeweils charakteristische Verlauf der Nutzenfunktion bezeichnet wird (konkav bzw. linear bzw. konvex), versteht die verhaltenswissenschaftliche RisikotheoRisikowahrnehmung und Risikobereitrie darunter das jeweils charakteristische Wechselspiel von schaft ( Ansatz, entscheidungstheoretischer). (2) Je nach seiner Sicherheitspräferenz stehen dem Manager, der eine Entscheidung unter Risiko zu treffen hat, verschiedene Regeln zur Verfügung (z.B. µ-, - oder Bernoulli-Prinzip). Bei Risikoneutralität bietet es sich an, gemäß der Bayes-Regel (= µ-Prinzip) die Option mit dem höchsten Erwartungswert µ zu wählen. Ist eine Entscheidung hingegen unter Unsicherheit zu fällen, so wird ein risikoaverser Entscheidungsträger unter den bestehenden Möglichkeiten (z.B. Maximax-, Hurwicz-, Laplace-, Savage-/Niehans-Regel) der Minimax-Regel den Vorzug geben: Er wählt die Option, welche beim jeweils ungünstigsten Umweltzustand das beste Ergebnis liefert. Risikofreude verhaltenswissenschaftliches Konstrukt, welches eine besondere, mit Lusterleben gekoppelte Form Risikobereitschaft bezeichnet. Motivierend wirkt dabei nicht primär die Aussicht auf die positider Emotionen ven Konsequenzen eines risikoreichen Ereignisses, sondern die damit verknüpften (Thrill). Vor allem für den Typus des Sensation Seeker ist Risikofreude bedeutsam. Risikokapital

Venture Capital

1224

Risikoklassen

Risikoklassen

Hermes Kreditversicherungs AG

Risikomanagement betrachtet die als Konsequenz unternehmerischer Entscheidungen auftretenden Risiken als integrale Aufgabe der Unternehmensführung ( Risiko). Supply Chain Management auf alle signifikanten Risi(1) Risikomanagement zielt im Rahmen des koopeken, die dadurch entstehen, dass weltweit verteilte, unabhängige Unternehmen miteinander Länderrisiko, das Interdependenzrisiko und das Transferrisiko. rieren. Hierzu zählen insb. das Währungsrisiken. Beim (traditionellen) Hed(2) Besonders fortgeschritten ist das Management von Kapitalmarkt in Gestalt von ging werden diese durch Abschluss eines Gegengeschäftes auf dem Futures, Optionen oder Swaps gesichert. Während hierbei also (übermäßige) Wechselkursschwankungen durch gegenläufige Kapitalmarkttransaktionen kompensiert bzw. gepuffert werden, sorgt das Natural Hedging durch eine gezielte Konfiguration der internationalen Wertschöfpungskette für die gewünschte Angleichung der Währungsstruktur von Aufwendungen und Erträgen (Matching). Am bekanntesten ist der Aufbau von Natural Hedges durch die Beschaffungspolitik ( Global Sourcing). Rohstoffe Wenn ein Unternehmen aus einem von Währungsschwankungen bedrohten Exportland Vorleistungen bezieht, vermindert es proportional sein einschlägiges Währungsrisiko. Entspreund chendes gilt für jede andere Form von Input, den es aus diesem Ländermarkt bezieht (z.B. Arbeitskräfte, Finanzierung). Immer mehr Unternehmen rechtfertigen die Auslagerung von Wertschöpfungsanteilen ins Ausland (auch) mit dem Ziel des Managements von Währungsrisiken ( Standortflucht). (3) Risikomanagement ist seit Anfang der 1980er-Jahre zunehmend auch erforderlich, wenn es darum geht, Mitarbeiter ins Ausland zu entsenden ( Entsendung). Bestand dabei bis weit in die siebziger Jahre noch das größte Risiko darin, einem Taschendieb in die Hände zu fallen, drohen mittlerweile Gewaltverbrechen aller Art (insb. Kidnapping). Anfangs, als es darum ging, ein möglichst hohes Lösegeld zu erpressen, waren davon hauptsächlich „Wohlhabende“ (Mitarbeiter, Unternehmen) betroffen. Mit der Politisierung des Kidnapping hat sich die Sachlage jedoch grundlegend gewandelt: Nunmehr kann es jeden treffen, vorausgesetzt, er gehört der Nationalität, Religion etc. an, gegen die sich der „Kampf“ der Entführer richtet. Nahezu wahllos gehen auch die so genannten Express-Kidnapper vor. Wer durch seine Kleidung oder andere Merkmale einen gewissen Reichtum signalisiert, wird kurzfristig entführt, unter Androhung von Mord oder einer anderen Gewalttat zur Herausgabe seiner PIN-Nummern gezwungen und, nachdem die Konten leergeräumt sind, wieder freigelassen. Besondere Vorsicht ist nach wie vor in Lateinamerika angebracht, wo 29% aller Entführungen stattfinden, sowie in der Region „Afrika und Naher Osten“. Es folgen Asien mit 20% aller Entführungen (vgl. Abb.). Weltkarte der Gefährdung von Entsandten

Gefährdungsstufen für Geschäftsreisende irrelevant niedrig mittel hoch extrem hoch

Quelle: Worcester (2006, S.74).

Risikopolitik

1225

" von Bernstorff, G.: Risikomanagement im Auslandsgeschäft, 4.Aufl., Frankfurt/Main 2008. Makar, S.D.; Huffman, S.P.: An Empirical Analysis of Foreign Currency Risk Over the Return Horizon. Derivative Use and Natural Hedging, in: Review of the Academy of Finance, Vol.2 (2002), No.1, pp.167-175. Makar, S.D.; De Bruin, J.: Huffman, S.P.: The Management of Foreign Currency Risk. Derivatives Use and the Natural Hedge of Geographic Diversification, in: Accounting and Business Research, Vol.29 (1999), No.3, pp.229-237. Miller, K.D.: A Framework for Integrated Risk Management in International Business, in: Journal of International Business Studies, Vol.21 (1992), No.2, pp.311-331. Rice, G.: An Empirical Study of the Effect of Political Uncertainty on International Marketing Strategy, in: Kaynak, E. (Ed.), International Marketing Management, New York 1984, pp.51-69. Worcester, M.: Überlebenschance 97%, in: Absatzwirtschaft, Sonderausgabe Vertrieb (2006), S.72-74.

Risikomessung Verfahren zur Quantifizierung von Risiken. Angesichts der Vielzahl und Heterogenität der im internationalen Geschäft auftretenden Gefahren erwies sich der anfängliche Versuch, Risiko eindimensional zu messen (risikoarm – risikoreich), bald als Sackgasse. K.D. Miller, der das Maß der Perceived Environmental Uncertainty (PEU) entwickelte, formulierte deshalb 35 Fragen zu sechs Gefahrenbereiche: Wie bewerten Manager die Risiken in den Bereichen Regierungspolitik (z.B. Steuerpolitik), MakroRessourcen und Dienstleistungen (z.B. Verfügbarkeit Ökonomie (z.B. Inflationsrate), Zugang zu von Komponenten), Produktmarkt und Nachfrage (z.B. Präferenzen), Wettbewerb (z.B. Strategieänderungen der Wettbewerber) sowie Technologie, wenn sie im Ausland tätig sind. Ausgehend von ihrer Kritik an Dimensionalität und interner Konsistenz dieses Ansatzes modifizierten Werner et al. das PEU-Maß und prüften es empirisch, indem sie 80 Manager aus international tätigen holländischen Industrie- und Dienstleistungsunternehmen befragten. Außer der Dimension „Technologie“ konnten sie alle theoretisch hergeleiteten Dimensionen bestätigen. " Miller, K.D.: Industry and Country Effects on Managers' Perceptions of Environmental Uncertainties, in: Journal of International Business Studies, Vol.24 (1993), No.4, pp.693-714. Roux, E.: Manager's Attitudes Toward Risk Among Determinants of Export Entry of Small- and Medium-Sized Firms, in: Rosson, P.; Reid, S. D. (Eds.), Managing Export Entry and Expansion, New York 1987, pp.95-110. Slovic, P.: Perception of Risk, in: Science, Vol.236 (1987), No.4, pp.280-285. Werner, S.; Brouthers, L.E.; Brouthers, K.D.: International Risk and Perceived Environmental Uncertainty, in: Journal of International Business Studies, Vol.27 (1996), No.3, pp.571-587.

Risikopolitik Art des Umgangs mit den für das Unternehmen bedeutsamen Risiken ( Risikoarten). Dabei ist zunächst die Grundsatzfrage zu beantworten: Kann/soll man das Risiko vermeiden oder soll/kann man es Risikomanagements ( Risikodiversifikation). gestalten (vgl. Abb.)? Letzteres ist Gegenstand des Struktur der Risikopolitik Risikopolitik

Risikovermeidung

Risikomanagement

(z.B. keine Fremdwährungsgeschäfte)

Risikoumverteilung Abwälzung (z.B. Preis bei Lieferung) Abgeltung (z.B. Devisentermingeschäft) Versicherung

Risikoverminderung Teilung (z.B. CIFLieferbedingungen) Begrenzung (z.B. Zahlungsobergrenzen bei Garantien) Risikostreuung

Quelle: Jahrmann (2004, S.292).

" Jahrmann, F.-U.: Außenhandel, 11.Aufl., Ludwigshafen 2004.

Risikokompensation z.B. Hedging

Risikoübernahme z.B. keine Absicherung von Fremdwährungsgeschäften

1226

Risikopräferenz

Risikopräferenz kann, wie empirisch nachgewiesen wurde, Konsequenz der Einstellung zum Risiko sein ( Risikobereitschaft, d.h. eine Person entscheidet sich bewusst für eine risikoreiche Option), aber auch Folge der subjektiven Wahrnehmung des Risikos (d.h. Wahl der risikoreichen bzw. risikoarmen Option). So präferieren Entrepreneure, entgegen dem gängigen Klischee, keineswegs hohe Risiken. Vielmehr schätzen sie bestehende Risiken optimistischer ein als „normale“ Manager ( Kontingenzansatz). " Cooper, A.C.; Woo, C.Y.; Dunkelberg, W.C.: Entrepreneurs Perceived Chances for Success, in: Journal of Business Venturing, Vol.3 (1988), pp.97-108. Weber, E.U.; Milliman, R.: Perceived Risk Attitudes. Relating Risk Perception to Risky Choice, in: Management Science, Vol.43 (1997), pp.122-143.

Risikotheorie befasst sich, neben der Konzeptualisierung der Konstrukte Risikowahrnehmung und Risikobereitschaft, mit dem Versuch, das subjektive Risiko in seine Komponenten zu zerlegen und sodann als funktionalen Zusammenhang darzustellen. Damit stellte sich die Frage nach der am besten geeigneten Art der Verknüpfung der Modellkomponenten. Während J.R. Bettman für eine multiplikative Verknüpfung von „Unsicherheit über das Eintreten der Kauffolge“ und „subjektive Wichtigkeit der Kauffolge“ plädierte, gab S.M. Cunningham dem linearen Modell den Vorzug. Dieses lässt im Gegensatz zum multiplikativen Ansatz eine Kompensation der verschiedenen Risikodimensionen bzw. -arten zu (z.B. finanzielles, funktionelles, gesundheitliches und psychosoziales Risiko). " Bettman, J.R.: Perceived Risk and Its Components, in: Journal of Marketing Research, Vol.10 (1973), No.5, pp.184-190. Cunningham, S.M.: The Major Dimensions of Perceived Risk, in: Cox, D.F. (Ed.), Risk Taking and Information Handling in Consumer Behavior, Boston/MA 1967, pp.82-108.

Risikoübergang

International Commercial Terms;

Klausel

Risikoverhalten KonVerhaltensreaktion auf unsichere bzw. risikoreiche Entscheidungssituationen. Während das Risikoeinstellung sich auf die vorgelagerten kognitiven und/oder emotionalen Prozesse bestrukt Risikowahrnehmung), bezeichnet Risikoverhalten die konative Ebene. zieht ( Risikobereitschaft; Werte (als Essenz von KulGemäß der „Kulturtheorie des Risikoverhaltens“ bedingen gemeinsame tur) gemeinsame Ängste. Während der psychometrische Ansatz der Risikoforschung auf individuelle Einflussfaktoren fokussiert, steht bspw. für Douglas & Wildavsky das kulturelle Umfeld im Mittelpunkt Group-/Grid-Ansatz beschrieben der Überlegungen. Hierarchische Kulturen etwa, wie sie vom werden, zeichnen sich durch einen starken Hang zu bürokratischen Lösungen und Traditionen aus. Und Bürokratien sind vorsichtig und lehnen Veränderungen ab. Angehörige von hierarchischen Gesellschaften sind besonders sensibel für Risiken, welche sich auf die Stabilität der sozialen Ordnung und individualistische Kultur, während für die ihre soziale Stellung beziehen. Der Gegentypus ist die fatalistische Kultur das Risikokonzept angesichts der aus deren Sicht gegebenen Vorbestimmtheit aller Phänomene keine Bedeutung besitzt ( Fatalismus). Den engen Zusammenhang, der zwischen Kultur Normen, und Risiko besteht, thematisiert auch G. Hofstede, wenn er darauf hinweist, dass Gesetze, religiöse Vorschriften nicht zuletzt die Funktion erfüllen, Unsicherheit zu reduziemoralische und Gesellren ( Ungewissheitsvermeidung): Dank derartiger Vorgaben wissen Angehörige einer schaft, aber auch Kulturfremde ( Fremde), wie sie sich in einer bestimmten Situation zu verhalten haben. " Brown, S.L.: Relationship Between Risk-Taking Behaviour and Subsequent Risk Perception, in: British Journal of Psychology, Vol.96 (2005), pp.155-164. Douglas, M.; Wildavsky, A.: Risk and Culture, Berkeley/CA 1982. Hofstede, G.: Cultures Consequences, 2nd Ed., Thousand Oaks/CA 2001. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011.

Risikowahrnehmung (1) Konstrukt, das in der verhaltenswissenschaftlichen Risikotheorie von R.A. Bauer die entscheidende Rolle spielt. Unter Risikowahrnehmung versteht er die von Entscheidungsträgern aller Art (z.B. Manager, Konsumenten) als nachteilig aufgefassten und nicht mit Sicherheit vorhersagbaren Konsequenzen

Ritual

1227

ihres Verhaltens. D.F. Cox operationalisierte diese Variable als Höhe des Verlustes, falls die Kaufentscheidung unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, und als wahrgenommene Sicherheit, dass diese Konsequenzen unerwünscht sein werden. (2) Persönlichkeitsmerkmale, welche die Risikowahrnehmung beeinflussen sind emotionale Stärke (als Antipode von Neurotizismus; Big Five) und Selbstvertrauen. Von den soziodemographische Merkmalen spielen Geschlecht, Bildungsstand, soziale Stellung und Alter eine signifikante Rolle: Frauen, weniger gebildete, sozial niederrangige und ältere Menschen nehmen Risiken intensiver wahr. Auch Emotionen sind in diesem Zusammenhang bedeutsam: Angst steigert und Zorn dämpft die Risikowahrnehmung. Gemäß der Appraisal-Tendency-Theory sind Gefühle wie Angst einerseits Konsequenz des Eindrucks, dass eine bestimmte Situation unsicher und nur begrenzt kontrollierbar ist. Andererseits erzeugen sie eben diesen Eindruck. Weiterhin zeigte sich, dass die festgestellten Geschlechtsunterschiede größtenteils auf Unterschieden in den mit dem Urteilsobjekt assoziierten Gefühlen basieren. Vertrauen in Institutionen (z.B. Polizei), das aus persönlicher Erfahrung oder Vertrauen, vor allem der Art der Berichterstattung der Medien erwachsen kann, aber auch Vertrauen in Experten, begünstigt eine moderate Risikowahrnehmung. Daneben gibt es Einflussfaktoren, welche auf alle Menschen gleichermaßen einwirken. So werden Risiken, welche die Massenmedien überproportional häufig thematisieren, intensiver wahrgenommen als andere. Und der Schlüsselbefund des psychometrischen Paradigmas der Risikoforschung lautet, dass Menschen Risiken, die sie freiwillig eingehen, die sie schon seit längerem kennen (d.h. die ihnen vertraut sind), und die chronisch sind, eher akzeptieren als neuartige unbekannte und variable Risiken. (3) Risikowahrnehmung - und Risikobereitschaft - sind in hohem Maße kulturell geprägt. So hat sich in der Arbeit des Scientific Steering Commitee (SSC), des Wissenschaftlichen Lenkungsausschusses der Europäischen Union, anlässlich der Bewertung des von BSE ausgehenden Risikos gezeigt, dass angelsächsische Wissenschaftler (und Politiker) einen grundsätzlich anderen Denkansatz verfolgen als Wissenschaftler (und Politiker) aus romanischen Ländern: Während Briten und Amerikaner davon ausgehen, dass kein Handlungsbedarf besteht (z.B. Produktionsverbot, Warnhinweise an die Verbraucher), so lange kein Beweis für eine reale Gefahr besteht, genügt Deutschen oder Franzosen hierfür die Möglichkeit einer Gefahr. Ihrer Auffassung zufolge muss jegliches Risiko ausgeschlossen sein, um auf Gegenmaßnahmen verzichten zu können. " Bauer, R.A.: Consumer Behavior as Risk Taking, in: Cox, D.F. (Ed.), Risk Taking and Information Handling in Consumer Behavior, Boston/MA 1967, pp.23-33. Brenot, J.; Bonnefous, S.; Marris, C.: Testing the Cultural Theory of Risk in France, in: Risk Analysis, Vol.18 (1998), No.6, pp.729-739. Cox, D.F. (Ed.): Risk Taking and Information Handling in Consumer Behavior, Boston/MA 1967. Dyer, J.S.; Sarin, R.K.: Relative Risk Aversion, in: Management Science, Vol.28 (1982), No.8, pp.875-886. Fischhoff, B.; Lichtenstein, S.; Slovic, P.; Derby, S.L.; Keeney, R.L.: Acceptable Risk, New York 1981. Fischhoff, B.; Slovic, P.; Lichtenstein, S.; Read, S.; Combs, B.: How Safe is Safe Enough?, in: Policy Sciences, Vol.9 (1978), No.2, pp.127-152. Gerhard, A.: Die Unsicherheit des Konsumenten bei der Kaufentscheidung, Wiesbaden 1995. Lerner, J.S.; Gonzales, R.M.; Schmall, D.A.; Fischhoff, B.: Effects of Fear and Anger on Perceived Risks of Terrorism. A National Field Experiment, in: Psychological Science, Vol.14 (2003), No.2, pp.144-150. Lerner, J.S.; Keltner, D.: Beyond Valence. Toward a Model of Emotion-Specific Influences on Judgement and Choice, in: Cognition and Emotion, Vol.14 (2000), No.4, pp.473-493. Schuh, H.: Risikoangst und Risikolust, in: Die Zeit, 43.Jg. (1988), Nr.15, S.82. Siegrist, M.; Cvetkovich, G.; Roth, C.: Salient Value Similarity, Social Trust, and Risk Benefit Perception, in: Risk Analysis, Vol.20 (2000), No.3, pp.353-362. Sjöberg, L.: Distal Factors in Risk Perception, in: Journal of Risk Research, Vol.6 (2003), No.3, pp.187-211. Slovic, P.: Perception of Risk. Reflections on the Psychometric Paradigm, in: Krimsky, S.; Golding, D. (Eds.), Social Theories of Risk, Westport 1992, pp.117-152. Slovic, P.; Flynn, J.; Mertz, C.K.; Poumadère, M.; Mays, C.: Nuclear Power and the Public. A Comparative Study of Risk Perception in France and the United States, in: Renn, O.; Rohrmann, B. (Eds.), Cross-Cultural Risk Perception. A Survey of Empirical Studies, Dordrecht 2000, pp.55-102. Viklund, M.J.: Trust and Risk Perception in Western Europe. A Cross-National Study, in: Risk Analysis, Vol.23 (2003), No.4, pp.727-738. Xie, X.; Wand, M.; Xu, L.: What Risks Are Chinese People Concerned About? in: Risk Analysis, Vol.23 (2003), No.4, pp.685-695.

Ritual (1) ursprüngliche Wortbedeutung: ritus (lat.) = religiöser Brauch, hergebrachte Weise der Religionsausübung ( Religion). Als sichtbarer Ausdruck einer gemeinsamen Tradition sorgt das Ritual für soziale Bindung. Im weiteren Verlauf der Menschheitsgeschichte wurden Rituale zur religiösen Zeremonie bzw. (schriftlich) festgelegten Ordnung von Kulthandlungen verallgemeinert. Das 1614 veröffentlichte Rituale Romanum etwa legte die Riten fest, welche die römisch-katholischen Priester zu vollziehen hatten, wenn sie die Sakramente spendeten, Prozessionen anführten etc. (= Liturgie). Vom 17.

1228

Ritual

Jahrhundert an nahm der Begriff zunehmend säkulare Bedeutungsinhalte an: das Ritual als feststehender, sich regelmäßig wiederholender Ablauf feierlicher Handlungen ( Säkularisierung). Dem kirchlichen Ritualbuch entspricht nunmehr das Zeremonienbuch, das die Gesamtheit der Bräuche erfasst. (2) Die aktuelle Wortbedeutung weist verschiedene Facetten auf: a) Rituale sind soziale, von der Tradition geprägte Verhaltensweisen, die bei bestimmten Anlässen signifikant häufig und in standardisierter Form auftreten. Sie manifestieren sich in regelmäßig und in festgelegter Weise ausgeübten Handlungen. Während etwa für die amerikanische Geschäftskultur Lässigkeit, Informalität und damit letztlich ein Mangel an Ritualen charakteristisch sind, bestimmten in Japan zahlreiche Rituale die Interaktion von Managern wie auch von Privatleuten: angefangen beim unersetzlichen Tausch der Visitenkarten (mit beiden Händen), der Kleidung (konventioneller, dunkelfarbiger Businesslook) und der Art der Kontaktaufnahme (immer durch einen Vermittler) bis hin zum Austausch von Geschenken (der jeweiligen hierarchischen Position bzw. Funktion des Beschenkten angepasst). b) Ritual kann auch ein verhaltenswissenschaftlicher Fachbegriff sein und eine genormte Verhaltensweise meinen (bzw. den typisierten Ablauf einer gesamten Handlungskette). Es legt mit Blick auf eine bestimmte Handlung die Akteure sowie die Sequenz der Handlungselemente fest. So definiert das Skript des öffentlichen Rituals Trauung die Akteure (z.B. Brautvater, Blumenmädchen, Trauzeuge) wie auch die Artefakte (z.B. weißes Brautkleid). c) Davon wiederum leitet sich der Begriff der Ritualisierung ab, womit die vergleichende (Tier-)Verhaltensforschung den festgelegten Ablauf ursprünglich „neutraler“ Verhaltensweisen bezeichnet. Diese zeremoniellen Handlungsabläufe wirken auf Angehörige der gleichen Art als Signal (bspw. Paarungsritual). d) Rituale besitzen Symbolcharakter ( Symbol) und werden deshalb emotional aufgeladen bzw. überhöht. Gesellschaft übt aus sozialen (z.B. Zusammenkunft, Geschäftsessen) oder religiösen Grün(3) Jede Begrüßung oder Ehrerbietung) regelden (z.B. Feiertag) bestimmte Handlungen (z.B. Formen der mäßig sowie in mehr oder minder festgelegter Weise aus. Der tiefere Sinn dieser Zeremonien besteht darin, die Einzelnen regelmäßig zusammenzuführen. Dies stärkt einerseits den Zusammenhalt der Gruppe (Gruppenkohäsion) und bekräftigt andererseits die bestehende hierarchische Ordnung ( Akzeptanz von Machtdistanz). Der „Sinn“ der häufig sadistischen Aufnahmerituale englischer Colleges etwa besteht möglicherweise darin, durch das Erleben der gleichen Mühsal ein ausgeprägtes kollektives Bewusstsein zu schaffen. Auch soll die nachfolgende Generation dieselben Mühen und Leiden erdulden müssen wie man selbst. Alltagsrituale dienen der Vergewisserung der individuellen (z.B. Identität (z.B. Nationalfeiertag). Sie ordnen und strukturieren Einschlafritual) bzw. der kollektiven Zeit (z.B. Geburtstags- oder Weihnachtsfeier) und organisieren „Übergangserfahdas Erleben von rungen“: d.h. sie inszenieren Abschied (z.B. Absolventenfeier) und Neubeginn (z.B. Get TogetherParty) ebenso wie die Totenfeier. Rituale sind aber nicht nur für die Funktionsfähigkeit und Stabilität Gesellschaften, sondern auch von Unternehmen, Teams etc. wichtig, weil sie kollektiv akzepvon tierte Problemlösungen (Routinen und Prozeduren zur Bewältigung nichtalltäglicher, d.h. ungewöhnlicher Ereignisse und Entscheidungen) vorgeben. Das Strategische Stimmungsmanagement versucht, die „emotionale Wucht“ von Ritualen zu instrumentalisieren (bzw. auszubeuten). (4) Auch und gerade in interkulturellen Kontaktsituationen sorgt Ritualisierung für Eindeutigkeit und Landes- bzw. Unternehmenskultur sie angehören, Verbindlichkeit: Unabhängig davon, welcher wissen alle Beteiligten, was von ihnen in einer bestimmten Situation erwartet wird und wie sie sich dann zu verhalten haben. a) Da sie für den „ersten Eindruck“ sorgen, sind Begrüßungsrituale von eminenter Bedeutung ( BeKulturkreis übliche Händeschütteln praktizieren Deutgrüßung & Small Talk). Das im westlichen sche zumeist häufiger und intensiver als etwa Briten oder Franzosen, wo man sich bei der ersten Begegnung im Verlauf eines Tages zumeist auf einmaliges und kurzes Shake Hands beschränkt. Wie in vielen anderen Ländern, so ist auch in Russland im Privatleben die Frage, wer dabei die Initiative ergreift, geschlechtsspezifisch geregelt: Die Dame entscheidet, wem sie die Hand geben möchte und

Ritual

1229

wem nicht. Ein Mann, der dort einer – ihm unbekannten – Frau von sich aus die Hand reicht, schafft eine peinliche Situation. Er hat – mit einem Kopfnicken grüßend – abzuwarten, ob ihm die Frau den Handschlag anbietet (und ihm damit erlaubt, sie zu berühren). Im Geschäftsleben hingegen ist die hierarchische Position entscheidend. Intensität und Häufigkeit des in Frankreich und anderen romanischen Ländern üblichen Wangenkusses (zumeist einmal oder dreimal) hängen u.a. von der Art der sozialen Beziehung (Familienmitglieder, Freunde, Bekannte) und der Situation ab (z.B. alltägliche Begegnung, festlicher Anlass). Das „typisch japanische“ Begrüßungsritual, die Verbeugung, wiederum variiert hinsichtlich Tiefe und Synchronisation: Je tiefer die Verbeugung, desto niedriger der Status. Und der Ranghöhere signalisiert, wann das Verbeugen beendet ist. Dabei sind die Augen gesenkt und die Arme nahe am Körper zu halten. In allen konfuzianisch geprägten Gesellschaften ist ein kompliziertes Anredesystem zu befolgen. Freunde und Familienangehörige werden je nach Alter und sozialer Stellung als „älterer Bruder“, „Onkel“, „Kleine“ gesiezt. Ist z.B. Herr Nguyen deutlich älter als man selbst, so lautet die angemessene Anrede Nguyen ong (jünger = Nguyen chu; bei geringem Altersunterschied = Nguyen bac und bei ganz jungen Gesprächspartnern = Nguyen anh). Entsprechend wird die Anrede von Frauen differenziert. Sinn dieses Begrüßungsrituals ist es, den Beteiligten die unverrückbaHarmonie aller Beziehungen vor Augen zu führen und re Ordnung der Dinge und die ewig gleiche fortzuschreiben: Der Vater als Vorbild für den Sohn, der Lehrer für den Schüler und der Vorgesetzte buddhistischen Kulturkreis schließlich ist es üblich, sich zur Begrüßung für den Mitarbeiter. Im leicht zu verbeugen und dabei die Hände vor dem Kopf zusammenzuführen (scheinbar wie zum Gebet). b) Geschenke sind, sofern es sich bspw. um Gastgeschenke, Geburtstagsgeschenke oder Hochzeitsgeschenke handelt, häufig gleichfalls ritualisiert. Je nach Anlass des Schenkens sowie der sozialen StelGeschenke unterschiedlicher Art und Wertigkeit angemessen sein (vgl. lung der Beteiligten können Abb. 1). Abb. 1: Passende Gastgeschenke in Russland Anlass

Datum

Art des Geschenks

Neujahrsfest nach neuem Kalender nach altem Kalender

01.01.

teure Geschenke, hochwertige Nahrungs- und Genuss-mittel, Kosmetika (Hauptgeschenkanlass) 14.01. wird z.T. noch doppelt gefeiert und von einer Minderheit wie der 01.01. behandelt

Männertag (ehemals Tag der sowjetischen Armee)

23.02.

Geschenke für Männer: Spirituosen, Körperpflege etc.

Frauentag

08.03.

Geschenke für Frauen: Kosmetika, hochwertige Süßigkeiten

Weihnachten

24.12., 07.01. nach altem Kalender

eher religiös geprägt, nur Nebengeschenkanlass

Ostern

wechselnd

noch kleinerer Nebengeschenkanlass als Weihnachten, es gibt Besuche und Einladungen, wobei nur Süßigkeiten, Alkoholika oder Kaffee verschenkt werden

Quelle: Rothlauf (2009, S.573).

c) Essensrituale und Tischrituale sind Teil der Orthopraxie (d.h. sie definieren „die richtige“, die ordentliche Handlung, die Ordnung des gemeinsamen, für alle Teilnehmer verbindlichen und diese verbindenden Handelns. d) Auch im Berufsleben sind zahlreiche Verhaltensweisen ritualisiert (bei einem Meeting z.B. in Gestalt von Sitzordnung, Rednerliste, Tages- und Kleiderordnung). Entsprechendes gilt für den Ablauf einer Präsentation (vgl. Abb. 2, nächste Seite).

1230

Ritual

Abb. 2: Erwartungen an Inhalt, Stil und Dauer einer Präsentation

USA Humor Witz Modernität Reklametricks Slogans aggressive Verkaufstaktik

Aufmerksamkeits-Spanne: 30 Minuten

Großbritannien Humor eine gute Story „nettes“ Produkt vernünftiger Preis Qualität mehr Tradition als Modernität

Aufmerksamkeits-Spanne: 30-45 Minuten

Frankreich Förmlichkeit innovatives Produkt Sexappeal Einfallsreichtum logische Präsentation Bezugnahme auf Frankreich stilsicheres Auftreten persönliche Note Unterbrechungen werden toleriert

Aufmerksamkeits-Spanne: 30 Minuten

Japan guter Preis einmaliges Verkaufsargument Synergie mit Unternehmensimage Harmonie Höflichkeit Respekt für das japanische Unternehmen guter Ruf des Anbieterunternehmens ruhige Präsentation gut gekleideter Vortragsredner Diagramme Aufmerksamkeits-Spanne: 1 Stunde

Mittelmeerländer/Arabien persönliche Not rhetorische Fähigkeiten Eloquenz Lebendigkeit Lautstärke Unterbrechungen werden toleriert zusätzliches Gespräch im Anschluss an die Präsentation

Aufmerksamkeits-Spanne: kurz

Finnland Modernität Qualität technische Informationen bescheidene Präsentation Design

Aufmerksamkeits-Spanne: 45 Minuten

Deutschland solides Unternehmen solides Produkt technische Informationen Kontext Anfang - Mitte - Ende eine Menge schriftliches Material keine Witze guter Preis Qualität Liefertermine Aufmerksamkeits-Spanne: 1 Stunden +

Schweden Modernität Qualität Design technische Informationen Liefertermine

Aufmerksamkeits-Spanne: 45 Minuten

Australien kumpelhafter Einstieg durch und durch lockere Darbietung Humor Überredungskunst kein überflüssiges Beiwerk wenig Kontext innovatives Produkt wesentliche technische Daten persönliche Note Unterbrechungen werden toleriert fantasievoller Schluss Aufmerksamkeits-Spanne: 30 Minuten

Quelle: Lewis (2000, S.135); entnommen: Bruns (2003, S.75f.).

e) Für Angehörige des westlich-individualistischen Kulturkreises höchst ungewohnt sind Bußrituale, welche die Vorsitzenden japanischer Unternehmen immer wieder in aller Öffentlichkeit absolvieren müssen, um sich für Fehler und Versäumnisse selbst niederrangiger Mitarbeiter zu entschuldigen. Die einzige angemessene Demutsgeste verlangt, den Oberkörper im 90-Grad-Winkel zu Boden zu beugen, wobei Winkel, Dauer und Häufigkeit der Verbeugungen von den Medien streng beobachtet und protokolliert werden. So war in der Tageszeitung Yomiuri zu lesen, dass der Präsident von Paloma, eines Herstellers von Heizkörpern, sich 20 Sekunden lang tief verbeugt, anschließend sich persönlich entschuldigt und sich schließlich nochmals 15 Sekunden lang verbeugt habe, da aus Paloma-Gasherden giftige Dämpfe ausgetreten waren und einen Menschen vergiftet hatten. In solch schweren Fällen gehört zum japanischen Bußritual weiterhin, „dass die Unternehmensleitung den Hinterbliebenen einen Kondolenzbesuch abstattet. In den Hauptnachrichten des Fernsehens wird dann gezeigt, wie die Mutter am Hausaltar um ihren getöteten Sohn weint, vor ihr kniend ein Spitzenmanager, der ihr nicht erklären kann, wieso der Produktmangel nicht früher aufgedeckt worden war.“ Zu den ausländischen Unter-

Rohstoff

1231

nehmen, die meinten, sich dieser Pflicht entziehen zu können, zählt der Schweizer Aufzugshersteller Schindler. „Ein 16 Jahre alter Junge war in Tokio von einem Schindler-Lift erdrückt worden, weil er sich trotz geöffneter Türen in Bewegung gesetzt hatte. Schindler sprach der Familie des Kindes zwar das Beileid aus, verließ sich im Übrigen aber auf den Rat seiner Juristen. Und, weil in Schindlers Heimat Europa eine Entschuldigung mit Schuld gleichgesetzt wird, lautete der: keine öffentliche Verbeugung. Hätte ja sein können, dass die Wartungsfirma schlampig gearbeitet hatte. Dass sich Pietät jedenfalls in Japan nicht mit dem Hinweis auf Paragraphen umgehen lässt, lernte Schindler spätestens, als Japans sonst nicht besonders angriffslustige Medien Liftfahrer aufstöberten, die von traumatischen Erlebnissen in Schindler-Kabinen berichteten. Kommentatoren gifteten, dass eine Firma, die die Ansprüche der Öffentlichkeit so stur ignoriere, nicht für das Transportgeschäft mit Personen qualifiziert sei. Nach zehn Tagen flog ein Vorstandsmitglied nach Tokio und bekundete im Blitzlichtgewitter Reue. Zu spät“ (Kauffmann 2006, S.20). (f) Die Unternehmensberatung BBDO hat mit der Studie The Ritual Masters Ende 2006 in 26 Ländern ca. 5.000 Probanden zu Alltagsritualen befragt: Rituale, welche den alltäglichen Ablauf standardisiert strukturieren. Aus den Antworten der 200 deutschen Auskunftspersonen schlossen die Autoren der Studie, dass in Deutschland das Aufstehen und der Morgen stärker ritualisiert sind als in anderen Ländern. Von den 200 deutschen Teilnehmern gaben rund 80% an, morgens einen ritualisierten Handlungsablauf zu haben (aber nur 33% abends). " Bliersbach, G.: Rituale. Was das Leben zusammenhält, in: Psychologie Heute, 31.Jg. (2004), Nr.4, S.20-27. Deal, T.E.; Kennedy, A.A.: Corporate Cultures. The Rites and Rituals of Corporate Life, Reading/MA 1982. Echter, D.: Rituale im Management, München 2003. Kauffmann, M.: Geknickte Manager. Wer in Japan einen Fehler macht, muss sich verbeugen und zwar schnell, in: Süddeutsche Zeitung, Nr.203 (4.9.2006), S.20. Lewis, R.D.: Handbuch Internationale Kompetenz, Frankfurt/Main 2000, S.135. Morrison, T.; Conaway, W.A.; Borden, A.G.: How to Do Business in Sixty Countries. Kiss, Bow, or Shake Hands? Holbrook 1994, S.207. Rook, D.W.: The Ritual Dimension of Consumer Behavior, in: Journal of Consumer Research, Vol.11 (1985), pp.251-264. Rothlauf, J.: Interkulturelles Management, 3.Aufl., München 2009. Strohschneider, S.: Kultur ! Denken ! Strategie. Eine indische Suite, Bern 2001. Usunier, J.-C.; Walliser, B.: Interkulturelles Marketing, Wiesbaden 1993, S.70. Werner, U.: Konsum im multikulturellen Umfeld. Eine semiotische Analyse der Voraussetzungen kulturübergreifenden Marketings, Frankfurt/Main 1999, S.10ff..

Robin Hood-Effekt

Marken- und Produktpiraterie

Robinson-/Batman-Act verleiht dem allgemeinen Diskriminierungsverbot des GATT in den USA besondere Bedeutung ( Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen). Deshalb fällt es dort schwerer als in vielen anderen Ländern, eine selektive Vertriebsstrategie zu verfolgen und aus Gründen der Imagepositionierung nur ausgewählte Vertriebsschienen zu beliefern. RoE

Region of Origin

Rohstoff von der Natur bereitgestellter Produktionsfaktor bzw. natürliche Ressource ( Gemeinsamer Fonds für Rohstoffe). Systematisch wird zwischen regenerierbaren natürlichen Ressourcen (bspw. Pflanzen, Trinkwasser), nichtregenerierbaren natürlichen Ressourcen, die mineralischer (bspw. Aluminium) oder nichtmineralischer Art sein können (bspw. Erdgas), und Stromressourcen (bspw. Sonnen-, Gezeitenenergie) unterschieden. Vor allem viele arabische Volkswirtschaften ( Arab Human Development Report) hängen hochgradig von ihren Mineralexporten ab (vgl. Abb., nächste Seite). Die wichtigsten Förderländer der wichtigsten Rohstoffe waren 2005: Erdöl: (Saudi-Arabien, Russland, USA, Iran, Mexiko; China, Kanada, Venezuela, Norwegen, Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate, Nigeria, Brasilien), Erdgas: (Russland, USA, Kanada), Kohle: (China, USA, Indien, Australien, Russland), Aluminium: (Australien, Brasilien, Guinea, China, Jamaika), Kupfer: (Chile, USA, Indonesien, Peru, Australien), Eisen: (Brasilien, Australien, China, Indien, Russland).

1232

Rohstoffabkommen

Wachstumsperformance der rohstoffreichen Länder (1980-2002) Anteil der Mineralexporte am BIP

Wachstum des realen BIP im Jahresdurchschnitt

(in %)

(1980-2002)

BIP je Einwohner im Jahr 2002 (in US-$)

Bahrain

71,9

4,3

16.297

Suriname

68,1

0,0

5.216

Brunei

63,7

1,1

14.734

Katar

44,5

2,7

25.332

Gabun

44,4

1,5

6.408

Oman

40,7

6,4

14.260

Kuwait

40,0

-0,7

13.589

Ver. Arab. Emirate

38,1

2,9

20.180

Saudi Arabien

36,9

1,6

11.543

Nigeria

35,2

2,3

874

Libyen

33,4

-0,8

8.786

Aserbaidschan

24,7

-2,9

3.174

Algerien

23,7

2,0

5.852

Kasachstan

22,2

-0,3

5.952

Papua-Neuguinea

21,6

2,5

2.165

Venezuela

21,4

0,9

5.263

Sambia

20,1

0,8

801

Norwegen

17,2

3,1

37.857

Russland

17,0

-2,3

8.315

Iran

14,8

2,9

6.512

Indonesien

11,9

4,8

3.224

Quelle: IMF; WTO; Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

" Bardt, H.; Rohstoffreichtum. Fluch oder Segen? in: IW-Trends, 32.Jg. (2005), Nr.1, S.33.43. Bardt, H.; Römer, C.: Rohstoffboom und deutsche Warenexporte, in: IW-Trends, 36.Jg. (2009), Nr.2, S.3-13. Zeddies, G.: Ölpreis und Außenhandel. Wie stark profitieren Industrieländer vom „Recycling“ der Petrodollars? in: Wirtschaft im Wandel, o.Jg. (2008), Nr.4, S.136-144.

Rohstoffabkommen

Gemeinsamer Fonds für Rohstoffe;

Handelshilfe

Rohstoffexport (1) Unterkategorie des Sachgüterhandels. Zwischen 1970 und 2004 sank der Anteil der international gehandelten Rohstoffe am weltweiten Sachgüterhandel von 36% auf 26%. Least Developed Countries allerdings hat der Rohstoffexport im Regelfall (2) Für die Gruppe der eine derart große Bedeutung, dass man auch von Rohstoffabhängigkeit sprechen kann bzw. muss (vgl. Abb., nächste Seite). Als Gründe hierfür nennt S.-M. Neumair die den einstmaligen Kolonien von den Kolonialmächten aufgezwungene einseitige Exportstruktur und den Anreiz, den Rohstoffsektor auszubauen, der von den nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst erhöhten Rohstoffpreisen ausging. Nach 1970 wurde daraus dann ein Zwang; denn die seitdem dramatisch gestiegenen Energiepreise zwangen jene Entwicklungsländer, welche nicht im Besitz entsprechender Vorkommen sind, ihren Rohstoffexport zusätzlich zu forcieren, um ihre „Ölrechnung“ bezahlen zu können.

Rohstoffreichtum

1233

Abhängigkeit ausgewählter Entwicklungsländer vom Rohstoffexport Exportprodukt/ Anteil am GesamtRohstoff export (in %) Uganda Mauretanien Sambia Niger

Exportprodukt/ Anteil am GesamtRohstoff export (in %)

Kaffee

95

Somalia

Vieh

70

Eisenerz

83

Liberia

Eisenerz

62

Kupfer

81

Äthiopien

Kaffee

60

NE-Metalle

79

Kuba

Zucker

59

Burundi

Kaffee

79

El Salvador

Kaffee

58

Tschad

Baumwolle

78

Dominikan. Rep.

Zucker

54

Réunion

Zucker

78

Ghana

Kakao

54

Fidschi

Zucker

78

Mali

Baumwolle

52

Ruanda

Kaffee

75

Kolumbien

Kaffee

50

Quelle: Neumair (2006, S.126).

Annähernd 60% der Ausfuhr der 49 ärmsten Länder ( Armut) bestehen aus unverarbeiteten RohWertschöpfung. Weiterhin problematisch sind die extreme Volatilität der Rohstoffen mit geringer stoffpreise, die äußerst begrenzte Transportkapazität der Rohstoffförderländer, was ebenfalls zur Abhängigkeit von den Importländern beiträgt, sowie deren Nachfragemacht. " Neumair, S.-M.: Entwicklung vs. Unterentwicklung. Ursachen und Konsequenzen, in: Haas, H.-P.; Neumair, S.-M. (Hrsg.), Internationale Wirtschaft, München 2006, S.103-145. Zeddies, G.: Ölpreis und Außenhandel. Wie stark profitieren Industrieländer vom „Recycling“ der Petrodollars? in: Wirtschaft im Wandel, o.Jg. (2008), Nr.4, S.136-144.

Rohstoffkartell Versuch, die äußerst volatilen und langfristig fallenden Rohstoffpreise durch Angebotsverknappung zu stabilisieren. Aufgrund der spieltheoretisch leicht zu erklärenden Schwierigkeiten, ein solches Kartell Organization of the zu organisieren, sind mehr oder weniger funktionsfähige Beispiele wie die Petroleum Exporting Countries (OPEC) die Ausnahme. Rohstoffpreisindex misst die Entwicklung der Marktpreise einer mehr oder minder großen Menge von Rohstoffen. Die verschiedenen Indices unterscheiden sich hinsichtlich Zusammensetzung, Gewichtung der berücksichWährungsbasis. Hierzu zählen der IWF-Commodity Price Index, der HWWAtigten Rohstoffe und Index, der CRB-Futures-Index und der Moody-Index. " Koch, E.: Internationale Wirtschaftsbeziehungen, 3.Aufl., München 2006, S.204.

Rohstoffreichtum (1) erweist sich für solche rohstoffreichen Volkswirtschaften, die allzu sehr auf die Ausbeutung dieses natürlichen Reichtums setzen und darüber die Entwicklung anderer Sektoren vernachlässigen, zumeist Wechselkursrelationen. als Fluch und nicht als Segen. Hinzu kommt häufig eine Verschiebung der Neben weiten Teilen des arabischen Kulturraums ( Arab Human Development Report) bieten Nigeria und Russland für dieses Phänomen aktuelle Beispiele. 2005 machten Rohstoffe (Erdöl, Erdgas etc.) Exporte Russlands aus und sorgten für 25% des Bruttoinlandsprodukts. Gleich85% der gesamten klein- und mittelständische Wirtschaft lediglich 13% zum Bruttosozialprozeitig trägt dort die dukt bei. Zum Vergleich: In den entwickelten Industrienationen sind es zumeist mehr als 26%. (2) Wie H. Bardt am Beispiel von Nigeria und Norwegen nachweist, basiert der „Fluch von Rohstoffreichtum“ nicht auf einer Eigengesetzlichkeit. Vielmehr wird dieser erst dann virulent, wenn es den Entwicklungspatriotismus mangelt. Bad Governance, als Eliten eines rohstoffreichen Landes an Good Governance, wurde im vorliegenden Fall durch die Indikatoren KorrupGegenpol von tionsanfälligkeit, sozial unausgewogene Einkommensverteilung ( Gini-Koeffizient), Ausmaß der Schattenwirtschaft und politische Stabilität erfasst (vgl. Abb., nächste Seite).

1234

Roll Over-Kredit

Ländervergleich Nigeria-Norwegen

Nigeria Norwegen

Korruptionsanfälligkeit

Einkommensverteilung

Schattenwirtschaft

(Rang unter 146 Ländern [2004])

(Gini-Koeffizient: 0 = Gleichverteilung 100 = maximale Ungleichverteilung)

(Anteil am BIP 2000; in%)

Politische Stabilität

144

50,6

57,9

- 1,4

8

25,8

19,1

+ 1,4

Quelle: Bardt (2005, S.40).

(3) Seinen metaphorischen Namen (= holländische Krankheit) verdankt der „Fluch natürlicher Ressourcen“ den negativen Konsequenzen, welche in den 1960er-Jahren die Entdeckung von Erdgasvorkommen für die Niederlande hatte. Hierfür lassen sich zahlreiche weitere Beispiele finden. So betrug der Unterschied im Pro-Kopf-Einkommen zwischen der Schweiz und einem afrikanischen Land wie Mosambik um 1800 noch 5:1. Wie D. Landes berichtet, wuchs diese Diskrepanz 200 Jahre später um den Faktor 80 an, auf 400:1. Ganz generell lasse sich der nachlassende Wohlstand vieler Volkswirtschaften der Alten Welt damit begründen, dass dieser in weiten Teilen des 20. Jahrhunderts nicht mehr auf „harter Arbeit“ ( Protestantismus-These) begründet war. Historische Parallelen hierfür gibt es zuhauf: Spanien, Portugal und mit Abstrichen auch Italien waren aufgrund ihrer Entdeckungen, der damit verbundenen Handelsmonopole sowie ihrer Vorreiterrolle im Bankwesen des Spätmittelalters Europa. Sie wurund der Frühen Neuzeit für lange Zeit signifikant wohlhabender als das restliche den wieder arm (bzw. ärmer), weil sie aufgrund des Danaer-Geschenks „leicht erworbener Reichtum“ in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts verlernt hatten, ihre Wohlfahrt auf eigene Arbeit und Produktion zu stützen. Im Falle der arabischen Länder schließlich hat der Ölreichtum die bestehende Sozialstruktur zerstört, ohne eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung in Gang zu setzen ( Arab Human Entwicklung). Development Report; " Bardt, H.: Rohstoffreichtum. Fluch oder Segen? in: IW-Trends, 32.Jg. (2005), Nr.1, S.33-43. Eichelkraut, S.: Rohstoffmacht Russland. Bodenschätze als Basis wirtschaftlicher Entwicklung und für einen starken Staat? Marburg 2008. Landes, D.: Wohlstand und Armut der Nationen. Warum die einen reich und die anderen arm sind, Berlin 1999. Sachs, J.D.; Warner, A.M.: The Curse of Natural Resources, in: European Economic Review, Vol.45 (2001), May, pp.827-838.

Roll Over-Kredit Kredit mit längerer Laufzeit. Da er von dem Kreditinstitut über kurzfristige Geldmarktmittel periodisch refinanziert wird, ist der Roll Over-Kredit mit einem flexiblen Zinssatz ausgestattet und wird im Viertel- bzw. Halbjahres-Abstand an das jeweils aktuelle Zinsniveau angepasst, d.h. den dann jeweils gegebenen Refinanzierungsmöglichkeiten. Daraus erwachsen Chancen (langfristige Kreditierung zu den Bedingungen des kurzfristigen Geldmarktes), aber naturgemäß auch Risiken. Typische Einsatzgebiete des Roll Over-Kredits sind Umschuldungsprogramme, Finanzierung von Großprojekten insb. im EnerFinanzierung von Auslandsgeschäften ( Export; Import). gie- und Rohstoffsektor sowie die Rom-Deklaration Entwicklungszusammenarbeit und einschlägig engagierten von den Geber- und Partnerländern der internationalen Organisationen 2003 in Rom verfasste Erklärung. Darin verpflichteten sich die Unterzeichner, ihre Entwicklungszusammenarbeit stärker den institutionellen und strukturellen Bedingungen der Partnerländer anzupassen und vermehrt zu koordinieren ( Koordination). Die Rom-Deklaration Paris-Agenda festgeschrieben und konkretisiert. wurde durch die Römische Verträge Gründungsverträge der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (EAG), die am 25.3.1957 in Rom unterzeichnet wurden. Fortgeschrieben wurden die Römischen Verträge durch die Einheitliche Europäische Akte (EEA).

Rugmark

1235

Römischer Kalender

Zeitrechnung Rechtsanthropologie;

Römisches Recht

Reziprozität

Rotterdam-Konvention regelt den Handel mit Materialien, welche die Umwelt und die menschliche Gesundheit gefährden Rotwelsch Royality RTAA

Sprache Lizenzgebühr

Reciprocal Trade Agreement Act Qualifikationskonflikt

Rückfallklausel

Kompensationsgeschäft

Rückkaufgeschäft Rückstellung

Unternehmensfinanzierung

Rückverfolgbarkeit von Produkten ist laut EU-Verordnung 178/2002 ab 1.1.2005 „in allen Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebsstufen“ zu gewährleisten. Neben einer geeigneten Informationstechnologie ist dafür u.a. auch die konsistente Klassifikation von Produkten erforderlich ( Central Product Classification). Transparenz in Wertschöpfungskette ist in vielerlei Hinsicht bedeutsam, z.B. für Warenrückrufaktion der gesamten oder die Klärung von Haftungsfragen ( International Food Standard). Allerdings sieht die Verordnung dafür kein Auditierungs- oder Prüfverfahren vor. Rückwanderung

Emigration;

Rückwärtsintegration Rückzahlungsfaktor

Insourcing

Internalisierung Business Environment Risk-Index

Rugmark (1) von den Hilfswerken terre des hommes und Brot für die Welt sowie UNICEF 1990 ins Leben geruNicht-Regierungsorganisation vergibt für Teppiche, die ohne Kinderarbeit hergestellt fen. Diese wurden, ein Qualitätssiegel ( Kinderarbeit). Im Auftrag von Rugmark kontrollierten Inspekteure bis Ende 1998 insgesamt 21.000 Knüpfstühle und konnten auf diese Weise 1.218 Fälle illegaler Kinderarbeit nachweisen. Seit 1995 wurden ca. 2,9 Mio. Teppiche mit dem Rugmark-Label verkauft. Knapp 70% der Teppichproduktion Nepals stehen unter der Kontrolle von Rugmark. In Deutschland besitzen dafür 35 Importeure eine Lizenz (u.a. die Kaufhof AG, Köln, Teppich Kibek, Elmhorn). Die Lizenzgebühren (ein Prozent des Einfuhrwertes) der Teppiche ergaben bis Ende 1998 insgesamt 1,4 Mio. DM. Damit wurden Sozialprogramme in Indien und Nepal finanziert, in deren Rahmen etwa 4.700 ehemalige Kinderarbeiter an Schulungs- und Rehabilitations-Maßnahmen teilnahmen. (2) Zur Rechtfertigung von Kinderarbeit wurde speziell im Falle der Teppichproduktion behauptet, Erwachsenenarbeit können hier Kinderarbeit nicht substituieren, da nur Kinderhände die feinen Teppichknoten knüpfen könnten. Eine 1999 in der indischen Teppichindustrie durchgeführte Untersuchung widerlegte jedoch diese These. " Basu, K.: Child Labor. Cause, Consequence, and Cure, with Remarks on International Labor Standards, in: Journal of Economic Literature, Vol.37 (1999), pp.1083-1119.

(

http://www.rugmark.de

1236

Russlanddeutsche

Russlanddeutsche deutschstämmige Einwohner der ehemaligen Sowjetrepubliken. Beginnend in den sechziger Jahren, vor allem aber in den neunziger Jahren, kehrten viele von ihnen als Aussiedler nach Deutschland zuDeutschtürken sind sie die wichtigste Zielgruppe für das rückgekehrt ( Migration). Neben den Ethnomarketing deutscher Unternehmen ( Ethnomarketing). Russophobie basiert auf dem klassischen antiöstlichen Stereotyp und wurde im 19. Jahrhundert durch das so genannte Testament Peters des Großen genährt und wach gehalten. Der darin niedergeschriebene angebliche Plan Russlands zur Erlangung der Weltherrschaft ist jedoch eine vermutlich von einem polniEmigranten im 18. Jahrhundert verfasste Fälschung. Obwohl dieser Umstand früh allgemein schen bekannt war, bedienten sich die napoleonische, die wilhelminische (Erster Weltkrieg) und die nationalsozialistische Propaganda (Zweiter Weltkrieg) dieser Schrift ausgiebig. „Die schiere Größe des russischen Reiches und sein schnelles Wachstum ängstigten das wilhelminische Deutschland, das sich selbst auf Expansionskurs befand. Die Vorstellung vom unausweichlichen Kampf mit dem Slawentum verfestigte sich zum Dogma“ (W. Burgdorf). " Burgdorf, W.: Höllische Schwärme, unreine Flut, in: Die Zeit, Nr.12 (17.3.2005). S.100. Burgdorf, W.: „Unmenschen im Zeitalter der „Aufklärung“. Die Bedeutung von Archenholz „Geschichte des Siebenjährigen Krieges“ für das Bild vom russischen Menschen in Deutschland, in: von Uslar, R.; Wojak, I. (Hrsg.), Blondies and Brownies. Blondinchen und Bräunchen, weiß weiß bin auch ich. Multikulturalismus und Rassismus in der Alten und der neuen Welt, Essen 2001, S.93-101.

Rüstungsexport

Waffenhandel, internationaler

Rüstungsexportbericht der Bundesrepublik Deutschland dokumentiert Jahr für Jahr, welche deutschen Unternehmen in welchem Umfang Rüstungsgüter im Allgemeinen und Kriegswaffen (z.B. Panzerhaubitzen, Lenkfunkkörper oder Handgranaten) im Besonderen im abgelaufenen Jahr exportiert haben ( Export). 2006 wurden demnach Einzelausfuhrgenehmigungen mit einem Volumen von ca. 4,2 Mrd. € erteilt; 2005 wurde Ausfuhrgenehmigungen betrafen Miteine vergleichbare Größenordnung registriert. 72,5% der Europäischen Union, der NATO bzw. diesen gleichgestellte Länder ( Bundesausgliedsländer der fuhramt; Waffenhandel, internationaler). ( http://www.bmwa.bund.de

S S.E.

Europäische Aktiengesellschaft

S.W.I.F.T.

Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication

S/D-Paradigma SA

Standardisierung vs. Differenzierung;

Wettbewerbsstrategie

Société Anonym

SAARC

Integration

Sachgüterhandel vom Dienstleistungshandel abzugrenzender Handel, der den Handel mit Fertigwaren, HalbfertigwaRohstoffen zu unterscheiden ist. Von 1970 bis 2004 wuchs trotz des in diesem Zeitraum ren und dramatisch gestiegenen Preisniveaus der Energierohstoffe der Anteil des Handels mit Fertig- und HalbOutsourcing, Standfertigwaren am Sachgüterhandel von 64% auf 74%. Dafür sorgten nicht zuletzt Wertschöpfungsketten. ortverlagerung und andere Konsequenzen der globalen Reorganisation der Ein- und Ausfuhr von bisweilen nur geringfügig Aufgrund der damit verbundenen wiederholten weiter verarbeiteten Teilen ist eine Mehrfacherfassung der gleichen Leistung die Folge. SACU

Integration

SADC

Integration

Safety-Valve-Ansatz Vorform der Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit. Hierbei wird das Auslandsgeschäft dem Inlandsgeschäft untergeordnet und dient diesem lediglich als Puffer ( Orientierung, strategische): „ ... a safety valve for disposing a surplus production or for utilizing excess capacity in periods of slack demand in the home country and, thus, to achieve a stable output at minimum cost“ (Kolde, p.307f.). " Kolde, E. J.: International Business Enterprise, Englewood Cliffs/NJ 1968. Kutschker, M.; Schmid, S.: Internationales Management, 6.Aufl., München 2008.

SAFTA

Integration

Sahel-Land Untergruppe einer Typologie der Entwicklungsländer, zu der Niger, Mali, Mauretanien, Obervolta, Senegal und der Tschad zählen. Etymologisch bezeichnet Sahel (arab.: Ufer) das „Ufer der Sahara“, eine Zone des Übergangs zu den Savannengebieten des Sudan. Seit den sechziger Jahren störte das überproportionale Bevölkerungswachstum im Verein mit ausbleibenden Niederschlägen das ökologiRegion. Darauf reagierte die Bevölkerung mit einer Intensivierung von sche Gleichgewicht in der

1238

Säkularisierung

Ackerbau und Viehzucht, was seit Anfang der siebziger Jahre Überweidung und Bodenerosion zur Folge hatte. Hinzu kamen vermehrte und tiefere Brunnenbohrungen, was den Grundwasserspiegel sinken und die traditionellen Wasserstellen versiegen ließ. „Dürrekatastrophe“ und Hungersnot waren die weiteren Folgen. Säkularisierung Verweltlichung von Gesellschaft, Organisationen und Individuen. Äußerlich betrachtet handelt es dabei um die institutionelle und mentale Trennung von Kirche und Staat. Häufig weitaus bedeutsamer ist die damit verbundene Überwindung von magischem und/oder normativem Denken und die Aufwertung bzw. Vorrangstellung von wissenschaftlichem Denken ( Aufklärung). Im internationalen bzw. interkulturellen Vergleich wird Säkularisierung bisweilen auch als europäischer Sonderweg bezeichnet, den bspw. große Teile der US-amerikanischen Gesellschaft bislang nicht beschritten haben. Mit Ausnahme der Türkei ist auch der islamischen Welt die Trennung von Staat und Kirche fremd. Vielmehr Fundalässt sich in zahlreichen islamischen Ländern eine Gegenbewegung beobachten, hin zum Neokonservativen in den USA und anderswo weisen fundamentalismus ( Islam). Aber auch die mentalistische Züge auf. " Lehmann, H.: Säkularisierung. Der europäische Sonderweg in Sachen Religion, Göttingen 2004. Lübbe, H.: Säkularisierung. Geschichte eines ideenpolitischen Begriffs, Freiburg 1965. Pollack, D.: Säkularisierung. Ein moderner Mythos? Studien zum religiösen Wandel in Deutschland, Tübingen 2003.

Salafismus Bewegung, die eine Rückbesinnung auf den frühen, vermeintlich „wahren“ Islam propagiert und auch gewaltsam durchzusetzen versucht. Die Salafiten (arab.: al-Salaf al Saalith = die frommen VorväKolonialismus ter), Vertreter dieser puritanischen Minderheitslehre, bekämpfen den westlichen Kulturraum, falls diese ihre (bzw. das, was sie dafür halten) ebenso wie die Eliten im muslimischen Lebensweise und ihr politisches Handeln nicht buchstabengetreu an der Schar‘ia ausrichten. In der transnationale Salafiten-Bewegung zunehmend radikalisiert jüngeren Vergangenheit hat sich die und versucht, u.a. durch Anschläge traditionell prowestliche arabische Regierungen systematisch zu destabilisieren und letztlich zu stürzen (insb. im Jemen, Jordanien, Marokko, Nigeria, Pakistan und Saudi-Arabien). SAM

Marktforschung, internationale

Sammelgarantie

Ausfuhr-Pauschalgewährleistung

Sampson-/Snape-Box

Dienstleistungsmarketing, interkulturelles

Sandalwood English beim Handel mit Sandelholz auf den Neuen Hebriden (heute: Vanuatu), in Neukaledonien und auf den Kontaktsprache. Sie ist Vorläufer von Bislama, einer der AmtsspraLoyalty-Inseln geschaffene Lingua Franca in Ozeanien. Stünde diese Verständigungsbasis nicht zur chen von Vanuatu und Sprachen, die dort gesprochen werden, eine unüberwindVerfügung, wären die annähernd hundert Handelshemmnis. bare Kommunikationsbarriere und ein gravierendes Sapir-Whorf-Hypothese SAPTA SAS

Whorf-Hypothese

Integration Société par Actions Simplifiée

Satisfizierer

Ansatz, entscheidungstheoretischer

Schari‘a

1239

Saubere Kleidung Netzwerk aus Gewerkschaften, Kirchen und privaten Gruppen, die sich als Aktivisten einer BürgerZivilgesellschaft verstehen und sich zum Ziel gesetzt haben, weltweit die Arbeitsbedingungen bzw. Nichtregierungsorganisation liegt in in der Bekleidungsbranche zu verbessern. Die Zentrale dieser ZulieferbetrieAmsterdam. Sie informierte die Medien über skandalöse Arbeitsbedingungen in den ben z.B. von Adidas, C & A, Hennes & Mauritz oder Benetton. Kommunikative Gegenmaßnahmen Code of Conduct oder Social dieser Unternehmen werden in der Literatur unter Stichworten wie Accountability diskutiert. Schamgesellschaft Gesellschaft, in der das soziale Zusammenleben primär durch konkrete soziale Kategorien und SanktiSchuldgesellschaften abstrakte moralionsmechanismen gesteuert und kontrolliert wird, während in Emotion. Für sche Kategorien Vorrang haben ( Moral). Scham ist eine zusammengesetzte konfuzianischen oder im arabischen Kulturraum verbreitet sind, Schamgesellschaften, wie sie im Kulturstandards Vorrang: Gesicht wahren, Vermeidung von Konflikten, Konhaben folgende Kollektivismus (d.h. Vorrang der Ansprüche der Gemeinschaft vor den Rechten sensorientierung, des Individuums, Verpflichtung des Einzelnen gegenüber der Gruppe etc.). Ereignet sich in Schamgesellschaften ein Verbrechen und wird dieses bekannt (d.h. öffentlich), so wiegt die Schande des Opfers (bzw. dessen Familie) schwerer als die Schuld des Opfers. Dies erklärt das aus Sicht der westlichchristlichen Schuldgesellschaften völlig unverständliche Phänomen des „Ehrenmords“. Schantung-Eisenbahngesellschaft

Konsortium für asiatische Geschäfte

Schari‘a (1) verkörpert aus Sicht der konservativen islamischen Theologie ( Islam) göttliches Recht, das dem vom Menschen geschaffenen Recht grundsätzlich überlegen ist und durch dieses nicht ersetzt oder Rechtssystem). Als Schari‘a wird die Gesamtheit verändert werden darf ( Rechtsanthropologie; des islamischen Rechts, wie es im Koran, der Überlieferung und der normativen Auslegung durch frühislamische Juristen und Theologen dokumentiert ist, bezeichnet. (2) Vom kontinentaleuropäischen Code Law und dem angelsächsischen Common Law unterscheidet Menschenrechte, des Ehe- und sich das Islamic Law u.a. durch ein andersartiges Verständnis der Familienrechts sowie des Strafrechts. Letzteres unterscheidet drei Arten von Vergehen: a) Grenzvergehen verletzten göttliches Recht und sind deshalb ohne den geringsten Ermessensspielraum mit dem im Koran bzw. der Überlieferung vorgesehenen Strafmaß zu ahnden. Hierzu zählen Ehebruch und Unzucht, Verleumdung wegen Unzucht, schwerer Diebstahl, schwerer Straßen- und Raubmord, Genuss berauschender Mittel (Alkoholika, Drogen etc.), Abfall vom Islam sowie Homosexualität und Vergewaltigung. Da sich der Mensch mit diesen Kapitalverbrechen (Hadd) gegen Gott wendet, ist eine außergerichtliche Einigung (z.B. Vergleich) ausgeschlossen. Auch darf der Mensch das göttliche Strafmaß nicht verändern (d.h. weder mildern noch verschärfen). b) Mord, Totschlag, Körperverletzung etc. verletzten hingegen „nur“ menschliches Recht und werden deshalb als Verbrechen mit Vergeltung eingestuft (Qisas). Vergolten sind sie, wenn dem Schuldigen unter Aufsicht eines Richters Gleiches zugefügt wird. Falls das Opfer (bzw. dessen Familienangehörige) darauf verzichten, können statt Vergeltung ein Blutgeld entrichtet sowie religiöse Bußübungen geleistet werden. c) Aufruhr, Beleidigung, Bestechung, Betrug, Erpressung, Kidnapping, Unterschlagung, Urkundenfälschung, falsches Zeugnis etc. sind Ermessensvergehen (Tazir). Hier hat der Richter einen großen Entscheidungsspielraum, wenn es darum geht, das Strafmaß festzulegen. (3) Wie C. Schirrmacher berichtet, kam die Schari‘a nirgendwo jemals vollständig zur Anwendung. Selbst Staaten wie der Sudan oder der Iran, welche offiziell von einer „vollen Wiedereinführung der Schari‘a“ sprechen, würden diese nur teilweise anwenden. In den meisten islamischen Ländern orien-

1240

Schattenwechselkurs

tiere sich die Rechtsprechung an einem Konglomerat aus koranischen Geboten, Elementen der islamischen Überlieferung, dem arabischen Gewohnheitsrecht, vorislamischen sowie Rechtsprinzipien, welche dem europäischen Recht während der Kolonialzeit entlehnt wurden. " Schirrmacher, C.; Spuler-Stegemann, U.: Frauen und die Scharia. Die Menschenrechte im Iran, Kreuzlingen 2004.

Schattenwechselkurs

Wechselkurs

Schattenwirtschaft (1) alle privatwirtschaftlichen Leistungen, die zwar zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung beitraBruttoinlandsprodukt einbezogen werden (können), weil sie verheimlicht gen, aber nicht in das werden (z.B. Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung) oder aufgrund internationaler Konventionen in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht zu erfassen sind (z.B. Leistungen privater Selbsthilfeorganisation, Selbstversorgung, Nachbarschaftshilfe, Hausarbeit, Kindererziehung). Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), Köln, berichtet, machte die Schattenwirtschaft (i.S. von Schwarzarbeit) in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1995-2005 durchschnittlich 15,8% Bruttoinlandsprodukts aus (vgl. Abb., nächste Seite). 2005 erreichte sie ein Volumen von 356 des Mrd.€ (wobei allerdings ein sehr weit gefasstes Verständnis von Schwarzarbeit zugrunde liegt: alle Tätigkeiten, deren geldwerter Gegenwert nicht versteuert wird, z.B. auch private Autowäsche oder Nachbarschaftshilfe). Nach einer konservativen Schätzung der dänischen Rockwool-Stiftung, die lediglich betrügerische Schwarzarbeit erfasst, werden in Deutschland jährlich etwa 4,1% der Wirtschaftsleistung schwarz erbracht (= 90 Mrd. €). Lange Zeit wuchs die Schattenwirtschaft deutlich überproportional, wie zum einen die Vergleichszahlen vorangegangener Jahre und zum anderen die Wachstumsraten zeigen. 2004 war die Tendenz erstmals leicht rückläufig. 2006 arbeiteten rund 13 Mio. Deutsche in der einen oder anderen Weise schwarz. Da Schwarzarbeiter keine Steuern und Sozialabgaben entrichten ( Steuermoral), gilt die Ausweitung der Schattenwirtschaft als einer der maßgeblichen Gründe der Krise der Sozialsysteme. (2) Über die Möglichkeit, das Volumen der Schattenwirtschaft zu quantifizieren, wird in der Literatur eine kontroverse Diskussion geführt. Diese konzentriert sich auf drei Methoden: a) Direkte Verfahren, bei denen auf der Mikroebene, z.B. mit Hilfe von Befragungen, der Umfang der Schattenwirtschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt erhoben wird: So gab 1999 ein Drittel der befragten Deutschen an, selbst schon einmal schwarz gearbeitet zu haben. Und jeder Vierte hat nach eigenem Bekunden schon einmal Schwarzarbeit beauftragt. Der aus Umfragedaten ermittelte Umfang der Schattenwirtschaft betrug 2004 rund 3,1% des Bruttoinlandsprodukts. b) Indirekte Verfahren, bei denen nach makroökonomischen Indikatoren für die Entwicklung der Schattenwirtschaft im Zeitablauf gesucht wird: Hierzu gehört der Bargeldnachfrageansatz, der davon ausgeht, dass viele schattenwirtschaftlichen Leistungen bar bezahlt werden, weshalb man aus der Bargeldmenge auf den Umfang der Schattenwirtschaft schließen kann. Dazu wird die Bargeldmenge ermittelt, die üblicherweise erforderlich wäre, das offizielle Sozialprodukt zu erwirtschaften. Diese Geldmenge lässt sich dann mit dem tatsächlichen Bargeldumlauf vergleichen. Die Differenz zwischen beiden Größen dient als Indikator für die Entwicklung der Schattenwirtschaft (bzw. deren Wertschöpfung). c) Modellansätze, bei denen versucht wird, die Größe der Schattenwirtschaft als unbeobachtbare Variable mit Hilfe statistischer Schätzverfahren zu ermitteln. (3) Wie internationale Vergleichszahlen zeigen, die mit Hilfe des Bargeldnachfrageansatzes und des DYMIMIC-Verfahrens ermittelt wurden, stieg die Schattenwirtschaft in nahezu allen OECDStaaten bis 2003 spürbar an (vgl. Abb., nächste Seite). Spitzenreiter sind die südeuropäischen Länder, mittel- und osteuropäiallen voran Griechenland und Italien. Im Falle der hier nicht dokumentierten schen Länder lag die im Durchschnitt der Jahre 1995-2005 ermittelten Quoten gleichauf: Polen = 28,5%, Slowakei = 24,5%, Tschechien = 19,5% und Ungarn = 25,5%.

Schattenwirtschaft

1241

(4) Die Ursachenanalyse ergibt, wie immer bei derartig komplexen Phänomen, ein vielschichtiges OECD-Ländern zu Bild. Regressionsanalytisch lässt sich das Ausmaß der Schattenwirtschaft in den 32% durch die jeweilige Steuer- und Abgabenlast erklären. Wichtige Erklärungsbeiträge liefern weiterhin der Grad der Regulierung, strukturelle Veränderungen des Arbeitsmarktes (z.B. Verkürzung der offiziellen Arbeitszeit) sowie Einstellungswandel. So halten 55% der Befragten Schwarzarbeit für akzeptabel, wenn die betreffende Person wenig Geld besitzt und sich etwas dazu verdient, und 26%, wenn der Bau eines Hauses nur unter Einsatz von Schwarzarbeit finanzierbar ist. Aber auch die jeweilige Landeskultur vermag das Ausmaß an Schattenwirtschaft zu erklären. Diese ist tendenziell gering in individualistischen ( Individualismus vs. Kollektivismus) wie auch in femininen GesellBruttoinlandsprodukts schaften ( Maskulinität vs. Feminität). Kontrolliert man den Einfluss des mit Hilfe einer Partialkorrelation, dann zeigt sich, dass vor allem in Ländern, die Machtdistanz akzeptieren, die Schattenwirtschaft floriert ( Akzeptanz von Machtdistanz). Ausmaß der Schattenwirtschaft in den OECD-Ländern (in % des „offiziellen“ BIP) Rang Land

1990

1994

1998

2002

15

Australien

10,8

13,0

14,1

14,0

2007 11,4

5

Belgien

19,2

21,4

22,6

22,0

19,2 15,4

9

Dänemark

9,4

17,6

18,4

18,0

14

Deutschland

11,3

13,1

14,8

16,5

14,9

8

Finnland

13,2

18,2

18,9

18,0

15,3

12

Frankreich

1

Griechenland

17

Großbritannien

9,2

14,3

14,9

15,0

12,4

22,7

26,6

29,0

28,0

26,2

9,4

12,4

13,0

12,5

11,1

10

Irland

11,0

15,3

16,3

15,5

13,4

2

Italien

22,7

25,8

27,8

27,0

23,2

18

Japan

11

Kanada

16 13

9,0

10,6

11,1

11,0

9,4

13,1

14,6

15,0

15,5

13,2

Neuseeland

9,2

11,3

11,9

12,5

10,4

Niederlande

11,3

13,6

13,5

13,0

10,9 16,1

7

Norwegen

14,8

17,9

19,7

19,0

20

Österreich

6,5

6,7

9,1

10,6

9,1

4

Portugal

15,7

21,2

23,2

22,5

20,1 16,2

6

Schweden

15,6

18,3

20,0

19,0

21

Schweiz

6,5

6,6

8,0

9,5

8,5

3

Spanien

15,8

22,3

23,4

22,5

20,2

19

USA

6,6

9,4

8,9

8,5

7,5

Quelle: Schneider/Enste (2000); Enste/Schneider (2005); Schneider (2007).

Die einen rechtfertigen Schattenwirtschaft mehr oder weniger als „Rebellion des kleinen Mannes“ gegen ein Übermaß an Steuern und Abgaben, während sich die so genannten Besserverdienenden mit Steuersparmodellen gegen den Zugriff des Staates zu wehren wüssten ( Steuervermeidung). Andere wiederum geben zu bedenken, dass Schwarzarbeit helfe, die mit der zunehmenden Regulierung der offiziellen Arbeitswelt verbundenen Bürokratiekosten zu reduzieren ( Standortfaktor Bürokratiekosten), also letztlich eine positive Funktion erfülle. Da aber erstens empirisch ein signifikanter Zusammenhang zwischen sinkender Arbeitszeit und steigender Schwarzarbeit besteht und zweitens hierzulande zwei Drittel der Schwarzarbeiter fest angestellt sind, scheint Schwarzarbeit in Staaten wie Deutschland primär ein Wohlstandsphänomen zu sein, das längst schon nicht mehr als anrüchig oder gar kriminell gilt. Während Ende der 1970er-Jahre bei Umfragen ein Drittel der Auskunftspersonen nicht bereit

1242

Scheinauslandsgesellschaft

war zu offenbaren, ob sie in einem bestimmten Zeitraum selbst Schwarzarbeit geleistet oder in Auftrag gegeben haben, lag die Non Response-Quote dreißig Jahre später nur noch bei 0,8%. Offensichtlich ist in weiten Teilen der Bevölkerung das Unrechtsbewusstsein weitestgehend geschwunden. Dazu trägt nicht zuletzt bei, dass Schwarzarbeit, wenn überhaupt, lediglich als Ordnungswidrigkeit geahndet wird, d.h. letztlich als Kavaliersdelikt, das man mit einem Bußgeld aus der Welt schaffen kann. Das geringe Interesse der Behörden an einer „Kriminalisierung weiter Teile der Bevölkerung“ zeigt sich auch an dem begrenzten Verfolgungsdruck. So sank zwischen 1994 und 2000 die Zahl der geahndeten Fälle um rund 100.000 auf etwa 250.000. Allerdings stieg gleichzeitig das Volumen der verhängten Ordnungsgelder von 72 auf 309 Mio. €, was für eine Konzentration der Fahndungsbemühungen auf die größeren Fälle spricht. (5) Nicht weniger weichen die Ansichten darüber, welche Maßnahmen nachhaltig Abhilfe versprechen, voneinander ab. Während die breite Öffentlichkeit und die ihnen verpflichteten Medien vor allem Arbeitslose und illegale Ausländer ( Migration) als Schwarzarbeiter ausmachen, sind sich die Experten weitgehend darin einig, dass regulär beschäftigte Inländer den Großteil der Schwarzarbeiter stellen. Wie die kontroverse Diskussion der Fachleute deutlich macht, ist allerdings strittig, ob Schwarzarbeit tatsächlich Beschäftigung vernichtet oder nicht eher Beschäftigung schafft, weil arbeitsintensive Hochlohnland Deutschland unter regulären Bedingungen vielfach unbe(Dienst-)Leistungen in dem zahlbar geworden seien. Viele Eigenheime blieben ungebaut, viele private Haushalte ohne Babysitter, Gärtner, Haushaltshilfe oder Krankenpflege, wenn diese Leistungen regulär bezahlt werden müssten. WirtschaftsSchwarzarbeit sei nicht die Ursache, sondern nur das Symptom einer fehlgesteuerten politik. Allerdings sei nunmehr ein Teufelskreis entstanden, der vor allem mit den Mitteln einer Steuerreform zu durchbrechen sei: Werden die direkten Steuern gesenkt und die indirekten Steuern erhöht, so führt dies zwangsläufig dazu, dass auch „schwarz verdientes“ Einkommen in weit höherem Maße als bislang versteuert wird. Diese Art von Steuerreform würde allerdings die unteren Einkommensschichten der regulär Beschäftigten überproportional belasten. F. Schneider fordert eine „ökosoziale Steuerreform“, das so genannte Luxemburger Modell, das Mehrwertsteuersätze auf arbeitsintensive Dienstleistungen vorsieht. Weiterhin solle reduzierte staatliche Eigenheimförderung nur gegen Vorlage offizieller Handwerkerrechnungen geleistet und (niedrig pauschal besteuerte) Nebentätigkeit bis zu einer Obergrenze (bspw. 2.500 €) erlaubt werden. Da ein Drittel der Schwarzarbeit im Bau- und Renovierungsbereich geleistet wird, sollen Bauunternehmen 15% der Vergütung der (häufig besonders preisgünstigen ausländischen) Subunternehmen einbehalten, für den nicht seltenen Fall, dass diese keine Steuern entrichten. (6) Im übertragenen Sinn wird Schattenwirtschaft auch als Sammelbegriff genutzt, um die Gesamtheit Globalisierung erleichterten und intensivierten Formen der durch die verschiedenen Phänomene der ethisch bedenklicher Erscheinungsformen des grenzüberschreitenden Handels zu bezeichnen (z.B. Waffenhandel, Handel mit geschützten Tier- und Pflanzenarten). Der materielle Menschenhandel, Gewinn, der aus diesen illegalen Geschäften gezogen wird, beläuft sich angeblich auf jährlich 8002.000 Mrd.$. " Bhattacharyya, D.K.: On the Economic Rationale of Estimating the Hidden Economy, in: Economic Journal, Vol.109 (1999), No.456, pp.348-359. Enste, D.H.: Ursachen der Schattenwirtschaft in den OECD-Staaten, in: IW-Trends, 30.Jg. (2003), Nr.4, S.1525. Enste, D.H.; Hardege, S.: Regulierung und Schattenwirtschaft, in: IW-Trends, 34.Jg. (2007), Nr.1. Feige, E.L. (Ed.): The Underground Economies. Tax Evasion and Information Distortion, Cambridge 1989. Giles, D.E.A.: Measuring the Hidden Economy. Implications for Econometric Modelling, in: Economic Journal, Vol.109 (1999), No.456, pp.370-380. Meyer-Timpe, U.: Die Rebellion des kleinen Mannes, in: Die Zeit, Nr.20 (10.5.2001), S.25. Naim, M.: Das Schwarzbuch des globalisierten Verbrechens, München 2005. Schneider, F.: Shadow Economies and Corruption All Over the World, in: www.economics-ejournal.org/economics/journalartides. Schneider, F.; Enste, D.H.: Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit, München 2000. Thomas, J.J.: Informal Economic Activity, New York 1992.

Scheinauslandsgesellschaft wird in einem anderen Land gegründet, um Auflagen, die mit der Rechtsform am heimischen Standort verbunden sind, umgehen zu können. Dies war in der Vergangenheit häufig bspw. dann der Fall

Schema, kognitives

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bzw. wurde aus (steuer-)rechtlicher bzw. behördlicher Sicht unterstellt, wenn deutsche UnternehGesellschaft mit beschränkter Haftung nach dortigem Recht gegründet men in Großbritannien eine haben (d.h. eine Limited Company). Schema, kognitives (1) besonders stabile Wahrnehmungskategorie, die Teil einer wichtigen Wissensstruktur ist (z.B. Ansichten über andere Länder). Schemata sind im Gedächtnis organisierte und repräsentierte Informationen über Personen, Objekte und/oder Ereignisse. Kognitive Schemata erleichtern im Verbund mit den assoziierten Stereotypen die Wahrnehmung und Verarbeitung von (sozialen) Informationen. Wie der Wortstamm verdeutlicht (griech. = „Gestalt“, „Form“), handelt es sich um ein gestalthaftes Gliederungsprinzip, um eine auf wenige grundlegende Merkmale reduzierte Darstellung. Diese mentalen Konstrukte strukturieren und repräsentieren die (soziale) Realität in abstrahierter Form (etwa als Markenschema). Menschen bspw. werden dadurch nicht als Individuen, sondern als Vertreter einer bestimmten sozialen Gruppe wahrgenommen und beurteilt. Derartige Gruppenstereotype prägen aber nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch die Erwartungen (z.B. bezüglich des Verhaltens). Hierbei handelt es sich häufig um „selbsterfüllende Mutmaßungen“. Zum einen nehmen Menschen bevorzugt solche Informationen wahr, die ihren Stereotypen entsprechen und diese bestätigen. Zum anderen provoziert häufig das eigene antizipative Verhalten als „selbst erfüllende Prophezeiung“ jene Reaktionen, die Bestandteil des Stereotyps sind. Informationen, die für das Individuum neu sind, werden mit den relevanten gespeicherten Schemata nach Maßgabe ihrer Ähnlichkeit/Unähnlichkeit verglichen. Sind verschiedene Schemata verfügbar, so wird das am leichtesten bzw. schnellsten verfügbare Schema aktiviert und zur Informationsverarbeitung herangezogen. Folglich beurteilt man Ausländer zumeist anhand des jeweils verfügbaren nationalen Stereotypenschemas ( Stereotyp). Steht kein adäquates Schema zu Verfügung, so ist der Informationsverarbeitungsprozess zunächst gestört. Um den daraus resultierenden Zustand der Orientierungslosigkeit zu beenden, wird die unbekannte Person als kategorisiert (bzw. die unbekannte Situation als fremdartig). Ein für die InternationaliFremder Fremde, die Out-Group etc. sierung überaus bedeutsames Schema lautet, dass „die anderen“, das „schlecht“ sind, das Eigene, die In-Group, das Vertraute hingegen „gut“. Das Schemakonzept ist weiter gefasst als das Konzept der kognitiven Landkarte, die K.E. Weick als eine spezifische Form von oder Teil eines Schemas bezeichnet ( Landkarte, kognitive). Als neural gespeicherte Abstraktion von Erfahrungswissen beeinflussen Schemata die Erwartungsbildung nachhaltig und tragen insofern zur Verhaltenssteuerung bei. (2) Zu den speziellen Schemata zählt das asymmetrische Schema: Während wir bereits aufgrund weniger negativer Verhaltensweisen (z.B. Unpünktlichkeit, unaufgeräumter Arbeitsplatz) auf eine entsprechende negative Eigenschaft (Unzuverlässigkeit) schließen, unterstellen wir erst nach signifikant mehr positiven Ereignissen eine positive Eigenschaft. Dieses Prinzip der sozialen Informationsverarbeitung Vorurteile bzw. Stereotype über erlaubt zu erklären, warum es so schwer fällt, die häufig negativen Angehörige anderer Nationen zu verändern. Kausalitätsbedürfnis in Verbindung. Ob wir die Welt Das kausale Schema wiederum steht mit dem als ein Gefüge von linearen Ursache-/Wirkungs-Ketten wahrnehmen oder eher als eine zirkuläre Abfolge einzelner Ereignisse, ist stark kulturell geprägt. Das christlich-abendländische Denken etwa, das Industrienationen vorherrscht, ist vom Kausalitätsbedürfnis geprägt, was sich in den westlichen letztlich auf den Monismus zurückführen lässt. Dieser philosophisch-religiösen Lehre zufolge unterliegen Sein und Wirklichkeit einem einheitlichen Grundprinzip. Dies wiederum bedeutet, dass alles eine interkulturellen Vergleich zeigt sich, dass und nur eine Ursache hat, welche es aufzudecken gilt. Im es Kulturen mit stärkerem und Kulturen mit schwächerem Kausalitätsbedürfnis (z.B. Japaner) gibt. Die Stärke des Kausalitätsbedürfnisses erkennt man nicht zuletzt an dem Anteil von Sätzen, die als Frage formuliert werden: warum, weshalb, wozu ...? Selbstbilder sind, zumindest teilweise, als Selbstschemata organisiert ( Selbst; Selbstkonzept). Generalisierungen über das Damit ist eine integrierte Menge von Meinungen, Erinnerungen und eigene Verhalten in bestimmten Bereichen gemeint.

1244

Schengener Abkommen

(3) Als Teilgebiet der kognitiven Psychologie befasst sich die Schematheorie mit der „konzeptgesteuerten Informationsverarbeitung“. Sie erklärt, wie es dem Menschen gelingt, sich trotz Reizüberflutung sowie begrenzter Informationsverarbeitungskapazität und/oder -bereitschaft ein (vermeintlich) vollständiges und umfassendes Abbild seiner Umwelt zu verschaffen. Internationalen Marketing wird das Schema vorzugsweise unter dem Stichwort Summary (4) Im Construct diskutiert, z.B. im Zusammenhang mit der Herkunftsangabe bei Produkten ( Country of Origin). Zur möglichst effizienten Informationsverarbeitung greifen Entscheider (Manager, Käufer, Privatpersonen) vor allem dann auf Summary Constructs zurück, wenn sie unter Zeitdruck stehen oder Commitment) den Entscheidungsprozess vereinfachen wollen aus anderen Gründen (z.B. geringes bzw. müssen. Dann beurteilen sie Erzeugnisse, die aus dem Ausland stammen, nicht anhand objektiver Länderstereotyps. Leistungsmerkmale, sondern primär nach Maßgabe des " Hollingshead, A.B.; Fraidin, S.N.: Gender Stereotypes and Assumptions About Expertise in Transactive Memory, in: Journal of Experimental Social Psychology, Vol.39 (2003), No.4, pp.355-363. Kawakami, K.; Young, H.; Dovidio, J.F.: Automatic Stereotyping. Category, Trait, and Behavioural Activations, in: Personality and Social Psychology Bulletin, Vol.28 (2002), No.1, pp.3-15. Weick, K.E.: Systematic Observational Methods, in: Lindzey, G.; Aronson, E. (Eds.), Handbook of Social Psychology, 3rd Ed., Vol.1, New York 1985, pp.567-634.

Schengener Abkommen internationales Abkommen zwischen einzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union über den allmählichen Abbau der Grenzkontrollen an den gemeinsamen Grenzen. Am 14.06.1985 unterzeichneten Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Luxemburg und die Niederlande den Vertrag von Schengen, welcher den Verzicht auf alle Personen-, Waren- und Fahrzeugkontrollen sowie eine einheitliche Sicherheits- und Asylpolitik vorsieht. Dem Abkommen traten im weiteren Verlauf Italien (27.11.1990), Portugal (25.6.1992), Spanien (25.6.1992), Griechenland (6.11.1992), Österreich (28.4.1995) sowie Dänemark, Finnland und Schweden (1996) bei. Seit dem 21.12.2007 wenden auch die neuen Mitgliedsländer (Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakische Republik, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn und Zypern) das Schengener Durchführungsabkommen an. Mit dem Abbau der Grenzkontrollen konnte jedoch erst begonnen werden, nachdem im Schengener Übereinkommen (vom 19.06.1990) Maßnahmen zur Gewährleistung der inneren Sicherheit und zur Verbrechensbekämpfung vereinbart worden waren. Dazu zählen z.B. die Vereinheitlichung der Vorschriften für die Einreise und den kurzfristigen Aufenthalt von Ausländern im Schengen-Raum, Asylregelungen, Maßnahmen gegen den grenzüberschreitenden Drogenhandel sowie Zusammenarbeit der Schengen-Staaten im Polizei- und im Justizwesen. Beide, das Abkommen und das Übereinkommen, bilden den Schengen-Besitzstand und traten am 26.03.1995 in Kraft. Zu den Vertragspartnern zählen auch Island und Norwegen. Irland und Großbritannien sind keine direkten Vertragspartner, sind jedoch Sonderregelungen eingebunden. Großbritannien arbeitet seit 2000 polizeilich und justiziell in Strafsachen, der Drogenbekämpfung und dem elektronischen Informationssystem SIS mit den Mitgliedsstaaten zusammen, und Irlands Antrag zur Teilnahme an bestimmten Bestimmungen des SchengenBesitzstands hat der Rat 2002 gebilligt. Kritiker wenden ein, das Schengener Abkommen sei lediglich ein weiterer Baustein der Festung Europa. ( http://www.auswaertiges-amt.de; http://www/de/willkommen/einreisebestimmungen/schengen-html Schenken eine anthropologische Eigenheit, welche sich weltweit beobachten lässt und eine ausgeprägte Tradition besitzt. So wird das Weihnachtsgeld, das man lange Zeit dem Postboten, dem Müllmann und anderen Dienstleistern gab, auf den Brauch im vorchristlichen Rom, Neujahrsgeschenke zu geben, zurückgeführt ( Anthropologie). (1) Das Schenken unterlag immer schon zwei Strömungen, von denen mal die eine, mal die andere Kulturraum bis weit ins 19. Jahrhundert üblich, sich vor allem überwog. So war es im europäischen (lebens-)notwendige Dinge zu schenken, wobei auf Reziprozität geachtet wurde: Der Schenkende konnte erwarten, im Gegenzug selbst auch beschenkt zu werden. Die Gleichsetzung von Schenken mit

Schiedsgerichtsbarkeit

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Tausch trat dann mit der Erfindung so genannter Schenkfiguren (Osterhase, Weihnachtsmann, Christkind) mehr oder weniger in den Hintergrund. symbolisch zu überhöhen. (2) Immer schon gab es aber auch die Tendenz, den Akt des Schenkens Wie u.a. das Beispiel des Potlatsch belegt, ging es dabei wesentlich darum, durch Quantität und Qualität der Geschenke Anerkennung, Ehre und letztlich Macht zu erlangen. Deshalb wird der tiefere Sinn dieser Veranstaltung im Kriegsersatz gesehen. In der Sprache der Chinook-Indianer bedeutet Potlatsch „Gabe“. Real handelte es sich dabei um ein Treffen von Indianerstämmen, das vom rituellen Austausch von Geschenken gekrönt war ( Ritual). Wer es sich leisten konnte, besonders wertvolle Geschenke zu verteilen, errang nicht nur die Anerkennung seiner Mitmenschen, sondern auch die der Götter. Besonders prestigeträchtig war es, seine Gaben nicht zu verschenken, sondern sie zu verbrennen. Denn, wie der polnische Sozialanthropologe B. Malinowski es formulierte: Ein zentraler Indikator für Macht ist Reichtum. Und Reichtum wird u.a. durch Großzügigkeit sichtbar, aber auch dadurch, dass man es sich leisten kann, materiellen Besitz zu verschwenden (z.B. durch Verbrennen). Daraus entwickelten sich im Laufe der Zeit geradezu ruinöse Schenk- und Verbrennungsorgien, weshalb die kanadische Regierung 1884 den Potlatsch untersagte. Dieses Verbot hatte bis 1954 Bestand. " Arunthanes, W.; Tansuhaj, P.; Lemak, D.J.: Cross-Cultural Business Gift Giving. A New Conceptualization and Theoretical Framework, in: International Marketing Review, Vol.11 (1994), No.4, pp.44-55. Lensberg, T.; von der Heijden, E.C.M.: A CrossCultural Study of Reciprocity, Trust and Altruism in a Gift Exchange Experiment, Tilburg 1998. Malinowski, B.: Argonauts of the Western Pacific, New York 1922. Mauss, M.: Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften, 6.Aufl., Frankfurt/Main 1990.

Schicht, soziale

Sinus-Milieu

Schichtenmodell der Kultur weit verbreiteter vorwissenschaftlicher Ansatz, mit dessen Hilfe häufig Elemente und Struktur von Kultur dargestellt werden. Es handelt sich hierbei um ein deskriptives Kulturmodell. Die Abbildung (siehe nächste Seite) vermittelt eine Synopse entsprechender Vorschläge von G. Hofstede, F. TromKultur sind demzufolge die jeweiligen exispenaars und E.H. Schein. Kern und Fixpunkt jeglicher tentialistischen Grundannahmen: Was gilt in einer Gesellschaft als „gut“ und was als „böse“. KonkretiWerte und Normen. Die verschiedenen siert wird das Normative durch die kulturspezifischen Praktiken formen die äußere, sichtbare Schicht (vgl. Abb. nächste Seite). " Hofstede, G.: Lokales Denken, globales Handeln, München 1997. Müller, S.; Gelbrich, K.: Interkulturelles Marketing, 2.Aufl., München 2011. Müller, S.; Kornmeier, M.: Strategisches Internationales Management, München 2002. Schein, E.H.: Organizational Culture and Leadership, 4th Ed., San Francisco/CA 2010. Trompenaars, F.: Riding the Waves of Culture. Understanding Cultural Diversity in Business, London 1993.

Schichtenmodell der Unternehmenswelt

Internationales Personalmanagement

Schicksal voraussichtlicher Lebenslauf eines Individuums oder Kollektivs. Dieser kann prinzipiell als von einer höheren Macht vorgegeben und damit unveränderbar ( Determinismus) oder als selbstbestimmt und Christentum hat mit der Prädestidamit veränderbar ( Voluntarismus) angesehen werden. Das nationslehre eine besondere Vorstellung entwickelt: Schicksal als göttliche Vorsehung. Angehörige Gesellschaften erachten ihr Schicksal als tendenziell selbstbestimmt, Angehörige individualistischer von kollektivistischen Gesellschaften hingegen als weitgehend fremdbestimmt ( Individualismus vs. Fatalismus. Kollektivismus). Im Extremfall handelt es sich um Schiedsgerichtsbarkeit (1) private Gerichte, welche statt der staatlichen Gerichtsbarkeit angerufen werden, um einen Rechtsstreit abschließend zu entscheiden. Vor allem ist im Falle von Interessengegensätzen und Streitigkeit Stake Holdern, Kunden etc. ist die Schiedsgerichtsbarkeit aus mit ausländischen Geschäftspartnern, mehreren Gründen einer Auseinandersetzung vor einem ordentlichen Gericht vorzuziehen. Zunächst konfuzianisch geprägten Beziehungskulturen sind kulturelle Unterschiede zu beachten: In den

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Schiedsklausel, internationale

Norm, auf sein (vermeintliches) Recht zu bestehen und dieses durchsetzen zu entspricht es nicht der wollen. Angesichts der zentralen Bedeutung harmonischer Beziehungen ( Harmonie) bedeutet der Gang vor Gericht für alle Beteiligten Gesichtsverlust ( Gesicht wahren). Hinzu kommen Unterschiede in den Rechtsauffassungen, wie sie bspw. auch zwischen der angelsächsischen Welt (Common Law) und der kontinentaleuropäischen Welt (Civil Law) bestehen ( Rechtsanthropologie). World Trade Organisation hat ein vergleichsweise effizientes Schiedsgerichtsverfahren ins(2) Die Internationale Handelskammer). titutionalisiert (vgl. auch Kultur als Schichtenmodell

Symbole

Helden

Rituale Normen Grundannahmen über die menschliche Existenz

Werte

Quelle: auf der Basis von Schein (2010), Hofstede (1997) und Trompenaars (1993).

Schiedsklausel, internationale gewährleistet im Streitfall, dass sich die Vertragspartner dem Schiedsspruch des in einem Außenhandelsvertrag vereinbarten Schiedsgerichts unterwerfen. Faktisch bedeutsam sind vor allem die SchiedsInternationalen Handelskammer (ICC). verfahren der Schiiten

Islam

Schleuserbande

Menschenhandel, internationaler

Schlichtung konsensorientiertes Verfahren zur Vermeidung bzw. Beilegung von Streitigkeiten aller Art (z.B. im Konfliktmanagements spielt die Schlichtung, wie alle Arten der Arbeitskampf). Als Instrument des

Schriftsprache

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außergerichtlichen Beilegung von Streitigkeiten (u.a. auch durch Mediation, SchiedsgerichtsbarVerhandlung), in konfuzianisch geprägten Gesellschaften (z.B. China, Korea) eine wesentkeit; Kulturen ( Indivilich größere Rolle als im westlichen Kulturraum. Da in kollektivistischen Harmonie eines der zentralen Prinzipien der sozialen Koordination dualismus vs. Kollektivismus) ist, verliert dort auch der Sieger in einem Rechtsstreit: nämlich sein Gesicht ( Gesicht wahren). Deshalb entspricht in diesen Ländern die gerichtliche Lösung eines Rechtsstreits nicht der traditionellen Rechtsauffassung. ( Bundesstelle für Außenhandelsinformation (Hrsg.): Rechtstipps. Japan, Postfach 10, 50445 Köln. Schlüssellieferant Zulieferunternehmen, von dem ein Unternehmen (Hersteller, Handelsunternehmen) strategisch wichtiDienstleistungen bezieht und mit dem eine enge, dauerhafte Zusammenarbeit besteht. ge Güter und Schlüssellieferanten sind Konsequenz des Bestrebens international oder global tätiger Unternehmen, mit immer weniger Lieferanten auszukommen, um die Komplexität ihrer Geschäftsprozesse zu verrinProduktionsmanagement, globales). Wie eine Befragung von 456 europägern ( Global Sourcing; ischen und nordamerikanischen Industrieunternehmen aus den verschiedensten Branchen ergeben hat, wählen diese Global Accounts ihre verbleibenden Schlüssellieferanten (Lead Supplier) vorrangig nach den Kriterien Leistungsqualität, Kostenersparnis und Flexibilität aus. Diese wiederum beklagen Probleme bei der Zusammenarbeit, beim Management des Leistungssortiments, beim Verrechnen von Leistungen und beim Rekrutieren von Global Account-Managern. Die genannten Schnittstellenprobleme treten sowohl bei der internen als auch bei der externen Zusammenarbeit auf. " Christopher, M.: Logistics and Supply Chain Management, Harlow 2005. Müllner, M.: Leistungen für Internationale Key Accounts auf Industriegütermärkten, Diss., St. Gallen 2002.

Schlüsselmarkt Schmiergeld

Design, dominantes;

Direktinvestition;

Lead Market

Korruption

Schmuggel Aus- und Einfuhr von Ware mit dem Ziel, Vorteile aus einem durch natürliche oder zollpolitische Maßnahmen erzeugten Preisgefälle zwischen Wirtschaftsräumen zu ziehen. Eine der negativen BeGlobalisierung ist der zunehmende Schmuggel von Menschen. gleiterscheinungen der Schraubenzieherfabrik montiert lediglich die (zumeist) am heimischen Standort gefertigten Teile. So mussten alle Handys, die Motorola in seinem schottischen Werk produzieren ließ, bis zur Jahrtausendwende das hochmoderne Versandzentrum in Flensburg durchlaufen. Dort wurden sie programmiert, verpackt und verschickt. Direktinvestition ist es, Strategische Funktion dieser nur begrenzt „wertschöpfenden“ Variante einer Country of Origin-Effekte zu nutzen Einfuhrbeschränkungen zu umgehen ( Handelshemmnisse), etc. Werden dort montagefertig gelieferte Teile buchstäblich nur noch „zusammengeschraubt“, tragen Schraubenzieherfabriken nicht zum Know how-Transfer bei. Schriftsprache Sprache, welche den Standard der schriftlichen Repräsentation der Lautsprache definiert. In Abgrenzung zum Dialekt bzw. zur Alltagssprache verkörpert die Schriftsprache einen gehobenen Anspruch (im Sinne einer Hochsprache). Sie ist wichtiger Ausdruck von nationalem Selbstbewusstsein. Die baltoslawischen Sprachen etwa lassen sich erst ab 1850 nachweisen, als Teil des Strebens nach Nationalstaatlichkeit ( Nationalstaat). Vollwertige Kultursprachen wurden sie dann Anfang des 20. Jahrhunderts, in Konkurrenz mit den bis dahin dominierenden Schriftsprachen (Deutsch in Lettland und Estland, Polnisch in Litauen, Alt-Russisch in Belarus und der Ukraine sowie Altkirchen-Slawisch in Russland).

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Schriftzeichen

" Haarmann, H.: Soziologie und Politik der Sprachen Europas, München 1975. Malek, M.: Sprachenpolitik in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), in: Osteuropa, 44.Jg. (1994), Nr. 8, S.743-759.

Schriftzeichen Schulbildung

Markenname Kinderarbeit

Schuld zusammengesetzte Emotion, die im Gegensatz zur Scham eine abstrakte moralische Kategorie Normen, in ist. In den zumeist individualistischen Schuldgesellschaften gelten abstrakte ethische Schamgesellschaften hingegen konkrete ethische Normen ( Ethik). den zumeist kollektivistischen Schuldknechtschaft schwere, international geächtete Form der Kinderarbeit bzw. Zwangsarbeit. Die International Vereinten Nationen, definiert Schuldenknechtschaft Labour Organisation (ILO), eine Behörde der folgendermaßen: Eltern verkaufen ihre Nachkommen an Personen und Organisationen, welche diese für gesundheits-, sittlichkeits- und/oder sicherheitsgefährdende Tätigkeiten missbrauchen (z.B. im Bergbau, ohne die erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen; zunehmend auch für Kinderprostitution). Schuldnerqualität wichtiges Kriterium für die Beurteilung der Eignung potenzieller Geschäftspartner ( Bonität). Denn Forderungsausfall bzw. Zahlungsverzug zählen zu den typischen Risiken von Handelsgeschäften). Dies gilt in besonderem Maße für grenzüberschreitende Handelsgeschäfte, da dort Informationen bzw. Informationsquellen, die im Heimatmarkt üblicherweise herangezogen werden, häufig nicht zur VerfüRisiko; Zahlungsmoral). Dies gilt jedoch nicht nur für die meisten gung stehen ( Länderrisiko; Entwicklungsländer. So ist in allen Industrieländern, welche dem engliSchwellenländer und schen Recht folgen, die in Deutschland überaus bedeutsame Informationsquelle „Handelsregister“ weitgehend irrelevant, da im Companies Registry lediglich die Unternehmensgründung dokumentiert wird, nicht jedoch weitergehende Informationen wie im deutschen Handelsregister ( RechtsanthroRechnungslegung, internationale). Unterschiedliche Bilanzierungsvorschriften und Rechtspologie; formen sorgen trotz des Strebens nach Rechtsangleichung ( Harmonisierung) nach wie vor für UnsiRisikomanacherheit und Interpretationsspielraum. Deshalb sind im Regelfall Maßnahmen des Dokumentenakkreditiv; Exportkreditversicherung; Forfaitierung), gements ( Bankgarantie; der Vertragsgestaltung (z.B. Vorkasse, Eigentumsvorbehalt) und letztlich auch der Rechtsverfolgung Europäischen Union spielt die am 1.3.2002 zu ergreifen. Für die Rechtsverfolgung innerhalb der von den Mitgliedsländern, mit Ausnahme von Dänemark, in Kraft gesetzte „Verordnung (EG) Nr. 44/2001 des Rates vom 22.12.2000 über die gerichtliche Zuständigkeit und Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen“ (EuGVO) als Kern des europäischen Zivilrechts eine Schlüsselrolle. " von Bernstorff, C.: Rechtsprobleme im Auslandsgeschäft, Frankfurt/Main 2006. Kirsch, H.: Einführung in die internationale Rechnungslegung nach IFRS, 5.Aufl., Herne 2008.

Schüttgut Güter, die unverpackt und unmarkiert ( Marke) in flüssiger oder trockener Form als Massengut geGütertyhandelt und transportiert werden ( Commodity). Vom Schüttgut ist gemäß der üblichen pologie das Stückgut abzugrenzen. Schutzfähigkeit

Markenname;

Schutzklausel, spezielle Beschränkung des Ausfuhrkontingents (

Weltpatent

Kontingent), die ein Einfuhrland vorübergehend erlässt, auf

Schweigen

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eine „besondere Situation“. Bei einem plötzlichen und signifikanten Anstieg der sich um eine solche besondere Situation handeln.

Einfuhr kann es

Schutzrecht umfasst eine Reihe von Rechten am geistigen Eigentum ( Trade Related Aspects of International Urheberrechte ( Marken- und Produktpiraterie), GebrauchsProperty Rights). Hierzu zählen muster und Marken ( Markenschutz) sowie Patente (z.B. Europäisches Patent). Schutzzoll Zollart, die gemäß dem Infant Industry Argument eine sich entwickelnde nationale Branche (zeitweise) vor übermächtigen ausländischen Konkurrenten schützen soll. Häufig spricht man auch von ErMerkantilismus. Ein Beiziehungszoll ( Zollarten). Die Schutzzollphilosophie war auch Teil des spiel aus der jüngeren Vergangenheit sind die Schutzzölle auf Motorräder und Mopeds, die unterhalb eines Mindestpreises in die Türkei eingeführt werden. Das türkische Staatssekretariat für Außenhandel hat diese mit Wirkung vom 14.8.2007 für die Dauer von zunächst zwei Jahren verfügt, um die türkische Zweiradindustrie, welche durch die verstärkte Einfuhr von Krafträdern unter Druck geraten war, zu schützen. Schwarzarbeit

Schattenwirtschaft

Schwarze Liste

Financial Action Task Force on Money Laundering

Schwarzer Freitag

Weltwirtschaftskrise

Schwarzer Markt

Markt, schwarzer

Schwarzes Brett

Frachtbörse

Schwarzmarkt Schweigekultur

Markt, grauer Kommunikation, paraverbale

Schweigen (1) vieldeutige Form der paraverbalen Kommunikation. Schweigen kann sowohl eine Aussage als auch eine Aufforderung, z.B. zum Rednerwechsel, sein ( Kommunikation, paraverbale). Bisweilen wird damit auch Verweigerung von Gespräch oder Kontakt signalisiert. In anderen Situationen hingegen, z.B. in einem sakralen Kontext, drückt Schweigen Ehrfurcht aus. In einem Schlafraum, einer Bibliothek oder bei ähnlichen Gelegenheiten bzw. Orten steht die soziale Funktion von Schweigen, d.h. Rücksichtnahme auf andere, im Vordergrund. Wann welche Art von Schweigen angemessen ist, wird Normen bestimmt ( Kulturstandard). Da diese durch kulturspezifisch geprägte Erwartungen und unterschiedlich sind, empfinden Kulturfremde Engländer bspw. als auffällig schweigsam, während diese sich selbst aber als „normal gesprächig“ ansehen ( Fremdbild; Selbstbild). Hingegen halten sie Schweden für ungewöhnlich wortkarg, die ihrerseits den Finnen diese Eigenschaft zuschreiben (vgl. Abb.1, nächste Seite). Da die Normen, welche das Schweigen regeln, zumeist nur implizit vermittelt werden, ist „fremdsprachiges Schweigen“ schwerer zu erlernen als die betreffende Fremdsprache selbst. Überdies sind diese paraverbalen Signale zumeist mehrdeutig. Sie können bedeuten: in normalen Gesprächen: Ende der Mitteilung, des Satzes etc., in Streitgesprächen: Mittel der Konfrontation, in Konfliktsituationen: Eingeständnis der eigenen Niederlage.

1250

Schweigen

(2) Gesprächspausen, als eine spezielle Form des Schweigens, ermöglichen in vielen Sprachkulturen erst das Gespräch zwischen mehreren Personen. Insofern ist Schweigen für die Gesprächsführung bedeutsam: Generell gilt, dass die Sprechfolge durch Blickkontakt, Intonation etc. geregelt wird. Wer dem Gesprächs- oder Diskussionspartner das Wort erteilen möchte, schweigt meist ein oder zwei Sekunden lang und sucht dabei Blickkontakt. Allerdings sind die Gepflogenheiten von Land zu Land, von Kultur zu Kultur höchst unterschiedlich. Abb. 1: Jagdlinie der Schweigsamkeit halten für schweigsam

Franzosen

halten für schweigsam

Briten

halten für schweigsam

Schweden

Finnen

Weil man es bspw. in angelsächsischen Ländern als unhöflich empfindet, jemanden zu unterbrechen, greift dort Gesprächsteilnehmer B erst dann in die Diskussion ein, wenn A seine Ausführungen beendet hat (vgl. Abb. 2). Handelt es sich bei diesem jedoch um einen Finnen, ist die Gefahr groß, dass B die in Finnland üblichen, besonders langen Gesprächspausen vorschnell als Argumentationsende begreift. In romanischen Ländern hingegen ist es durchaus üblich, sich gegenseitig immer wieder zu unterbrechen bzw. ins Wort zu fallen; denn nicht zuletzt dadurch bekunden dort die Beteiligten ihr Interesse an der Diskussion. Diese Form der „lebendig-chaotischen Gesprächsführung“ (F. Trompenaars) ist in westlichen Kulturen ebenso wenig erwünscht wie das Gegenteil: Stille bzw. lange Gesprächspausen. Abb. 2: Sprachraumspezifischer Kommunikationsstil

Sprecherfolge

Sprachraum

Angelsächsisch

A B

Lateinisch

A B

Orientalisch

A B

Stimmlage

Quelle: Trompenaars (1993, S.102f.); leicht modifiziert.

(3) In Verhandlungen kann Schweigen höchst unterschiedliche Funktionen erfüllen, je nach kulturellem Kontext. (4) Über extreme Erscheinungsformen dieses paraverbalen Kommunikationsmittels berichten Ethnologen: „Bei den Warm Spring Indians in Georgia etwa fallen die für unser Empfinden ungewöhnlich lange Pausen auf - teilweise werden die Antworten erst am nächsten Tag nachgeliefert. Bei den Apa-

Schwellenland

1251

chen in Arizona wiederum ist es nicht üblich, sich gegenseitig vorzustellen. Von neu zur Gruppe hinzukommenden Personen wird erwartet, dass sie zum „richtigen“ Zeitpunkt (nicht sofort) selbst anfangen zu sprechen. Voreiliges Sprechen wird negativ bewertet, da es als Ausdruck verborgener Absichten oder als Zeichen für Trunkenheit gilt. In dieser Kultur ist es in sozialen Beziehungen offensichtlich Sprache als besonders wichtig, sich Zeit zu geben, um sich zu beobachten und kennen zu lernen. Zeichen von Sicherheit und Eindeutigkeit wird erst dann eingesetzt, wenn ein angenehmes und sicheres Grundgefühl in der Beziehung zum anderen Menschen eingetreten ist. So ist auch das Schweigen der Eltern dieses Stammes zu verstehen, wenn ihre Kinder nach längerer Abwesenheit heimkehren. Die anfängliche Unsicherheit wird nicht durch Sprechen überspielt, sondern findet im Schweigen ihren Platz. Erst wenn die erste Gewöhnungsphase erfolgreich überwunden ist, beginnt ein Gespräch“ (Müller, S.67). (5) Wie zahlreiche Rituale, Sprichworte und Überlieferungen belegen, besteht zwischen Sprechen und Schweigen eine gleichermaßen komplexe wie ambivalente Beziehung: Wertschätzung einerseits („Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“; „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“; „Hättest Du geschwiegen, hätte man Dich für weise gehalten“) und Ablehnung andererseits. So setzt das Alte Testament die Rede dem Leben gleich. Als „sinnliche Kunst der Rhetorik“ sei sie dazu bestimmt, Gott zu lobpreisen. „Schweigen, als Abwesenheit der Rede, impliziert dagegen die Nichtexistenz des Menschen und zugleich das Fehlen des göttlichen Wortes, die Ferne Gottes. Schweigende oder stumme Menschen galten als vom Dämon besessen.“ Gleichzeitig warnt das Alte Testament vor der Gefahr der „Zungensünde“. Während es dennoch prinzipiell von einem Dialog zwischen Gott und Menschen ausgeht, fordert das Neue Testament das Schweigen. Als Voraussetzung von Lauschen sei es erforderlich, um das Wort Gottes hören zu können. Die mittelalterliche Mystik setzte diese Tradition fort. Bei Meister Eckhart bspw. heißt es, das Wort Gottes sei erst in der Ruhe der Seele zu vernehmen. Entsprechend argumentierte S. Kierkegaard: „Schaffe Schweigen, erwirke Schweigen, man kann Gottes Wort nicht vernehmen.“ Und für L. Wittgenstein markieren die „Grenzen der Sprache“ den Beginn des Mystischen. Die christlich motivierten Asketen betrachteten Schweigen als den Weg zur Selbstbeherrschung und als deren Beweis. Ähnliches gilt für das „monastische“ Schweigen, das Schweigen der Mönche, das mehr als allen anderen Orden den Trappisten und den Karmeliterinnen als asketische Übung dient. Die Kartäuser wiederum streben danach, durch äußeres und inneres Schweigen lediglich Gefäß zu sein, damit Er, der persönliche Gott, sie erfüllt.“ In anderen Konfessionen ( Buddhismus; Hinduismus; Taoismus) ist die Rolle der „Sprachlosigkeit“ nicht geringer. Als Mittel der Meditation erfüllt Schweigen eine wichtige Funktion, indem es das spirituelle Streben nach Vereinigung aller Gegensätze der realen Welt in einer allumfassenden Einheit unterstützt. (6) Im orientalischen Sprachraum drückt die dort im Übrigen weit verbreitete stille Kommunikation besondere Achtung vor dem Gesprächspartner aus: Man lässt ihm Zeit, seine Gedanken darzulegen, ohne ihn zu unterbrechen ( High Context-Kultur). Deshalb ist es für Araber ein Rätsel, wie sich die Menschen im Westen verständigen wollen, wenn sie einander keine Zeit lassen, ihre Gedanken auszudrücken oder das zu verstehen, was der Gesprächspartner gesagt hat. " Blom, H.; Meier, H.: Interkulturelles Management, Herne 2002. Hinnenkamp, V.: Interaktionale Soziolinguistik und interkulturelle Kommunikation, Tübingen 1989. Müller, S.: Schweig mit mir, in: Psychologie Heute, 28.Jg. (2001), Nr.9, S.62-69. Trompenaars, F.: Riding the Waves of Culture. Understanding Cultural Diversity in Business, London 1993.

Schweizer Formel

Zollformel

Schwellenland Newly Industrialized Country (NIC), Newly Industrialized Economy, Semi-Industrialized auch EntCountry oder Take Off Country genannter Typus von Volkswirtschaft. Schwellenländer sind wicklungsländer, bei denen der Umbau der Wirtschaftsstruktur von der Agrarwirtschaft hin zu einer industriellen Wirtschaftsstruktur ( Industrialisierung) vergleichsweise fortgeschritten ist. Wie die Staaten „an der Schwelle zum deutschsprachige Bezeichnung besagt, wird angenommen, dass diese

1252

Schwerpunktmarkt

Industriestaat“ stehen und genügend Eigendynamik besitzen, um wichtige, insb. ökonomische Strukturschwächen eines Entwicklungslandes in absehbarer Zeit überwinden zu können. Da dieser Umbau Wettbewerbsvorteils „geringe Lohnkosten“ möglich ist, häufig bis hin zumeist nur unter Einsatz des Sozialdumping, ist in Schwellenländern das soziale Gefälle im Regelfall groß. Von den klassizu schen Entwicklungsländern unterscheiden sich die Schwellenländer bspw. auch darin, dass sie mit den westlichen Industrienationen intensiv Handel betreiben. Allerdings gibt es weder eine international anerkannte Liste der Schwellenländer noch sind die Kriterien der Zuordnung eindeutig festgelegt. Deshalb schwankt die Zahl der Länder, welche dieser Gruppierung zugerechnet werden, ständig, abhängig von den jeweils zugrunde gelegten Merkmalen. Einigkeit besteht nur insoweit, dass Russland, China, Indien, Brasilien und Indonesien (d.h. die Big Five) dieser Gruppe angehören. Nach Einschätzung des Institute of International Finance (IFI), einem Zusammenschluss internationaler Banken in London, werden sich die wirtschaftlichen Aussichten aller Schwellenländer für längere Zeit eintrüben. Außenfinanzierung der Schwellenländer (in Mrd. $) 1999 Leistungsbilanz (Überschuss-Defizit)

2000

2001

2002

23,5

47,8

19,2

-18,5

Außenfinanzierung netto

151,7

165,5

135,7

147,5

Private Kapitalströme

141,2

166,7

106,1

127,3

Aktieninvestitionen

163,1

146,4

128,2

117,0

Direktinvestitionen

147,6

130,2

124,4

108,0

Portfolioinvestitionen

15,5

16,3

3,8

9,0

Private Gläubiger

-21,8

20,3

-22,1

10,3

Private Banken

-47,5

-5,8

-23,5

-2,3

Andere Gläubiger

25,6

26,1

0,4

12,6

Zuflüsse von bilateralen und multilateralen Gebern

10,5

-1,3

29,6

20,2

1,5

2,7

30,5

22,0

Multilaterale Finanzorganisationen Bilaterale Kreditgeber Einheimische Gläubiger Reserven

9,0

- 3,9

0,9

-1,8

-120,2

-142,6

-99,1

-95,8

-54,9

-70,6

-55,8

-33,1

Quelle: Institute of International Finance, Washington.

Schwerpunktmarkt SCM

Marktpräsenzstrategie

Supply Chain Management

Scoring-Modell

Länderrisiko

SCOR-Modell vom Supply Chain Council 1999 vorgeschlagenes Konzept, wonach Supply Chain Management in der unternehmensübergreifenden Planung, Steuerung und Kontrolle der Leistungserstellung sowie der zugehörigen logistischen Prozesse besteht ( Logistik). Die sich aus dieser Zielstellung ergebende mehrstufige Wertschöpfungskette steht im Mittelpunkt des Supply Chain Operations Reference Modell. " Steven, M.: Supply Chain Management für globale Wertschöpfungsprozesse, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium (WiSt), 34.Jg. (2005), Nr.4, S.195-200.

Seewege

1253

Scout im übertragenen Sinn Pfadfinder, der Modetrends aufspürt oder Partner für Geschäftsbeziehungen aller Art sucht ( Global Sourcing; Joint Venture; Kooperation; Strategische Allianz) Screening

Marktauswahl, heuristische Verfahren

SDR

Internationaler Währungsfonds

SEC

Steuerbelastung

Second Tier Supplier Mitglied einer Wertschöpfungskette, welches den First Tier Supplier oder andere DirektlieferanZuliefererunternehmen ten mit logistisch zumeist weniger sensiblen Komponenten beliefert. Diese werden auch als Unterlieferanten bezeichnet ( Global Sourcing). Securities & Exchange Commission Seefracht

All Risks-Klausel;

Seefreihafen

Steuerbelastung

Konnossement;

Transportkosten

Freihafen

Seegerichtshof, internationaler einer von drei globalen Gerichtshöfen. Der Seegerichtshof wurde 1996 in Hamburg auf Basis des Vereinten Nationen von 1982 gegründet. Dieses Übereinkommen Seerechtsübereinkommens der haben bislang 155 Staaten ratifiziert. Der mit einem Jahresetat von 8,5 Mio. € ausgestattete Hamburger globale Gerichtshof überwacht das internationale Seerecht. Dieses regelt die Besitz- und Anspruchsrechte von Meeresanrainerstaaten in Abhängigkeit von definierten Entfernungszonen. Demnach ist die Staates; dieser muss aber die Durchfahrt Zwölf-Seemeilen-Zone Teil des Territoriums des jeweiligen ziviler Schiffe dulden. Innerhalb der 24 Seemeilen reichenden Anschlusszone gelten die jeweiligen Zoll-, Steuer- und Einwanderungsgesetze. Innerhalb ihrer 200 Seemeilen umfassenden Wirtschaftszone können die Anrainerstaaten alles nutzen, was sich im Meer befindet: Als Juristischer Kontinentalschelf wird eine Zone von bis zu 350 Seemeilen ab der Küstenlinie bezeichnet, für die Anrainerstaaten bei den Vereinten Nationen Hoheitsrechte beantragen können (um dort nichtlebende Bodenschätze und sesshafte Arten, wie Muscheln, auszubeuten). Als Hohe See wird jener Bereich bezeichnet, welcher sich an die Wirtschaftszone bzw. den Juristischen Kontinentalschelf anschließt. Auf Hoher See gilt das internationale Seerechtsübereinkommen von 1994. Seerecht, internationales Seeschifffahrt

Seegerichtshof, internationaler

Konnossement;

Seeschifffahrtsfinanzdienstleister Seetransport

Logistik;

Welthandelsflotte Hamburger Hafen

Transportkosten

Seewege im „Jahrhundert des Aufbruchs und der Entdeckungen“ Kristallisationspunkte der Geschichte. Seit der Vernichtung des Heeres der Kreuzritter bei Nikopool (25.9.1396) und des Falls Konstantinopels (29.5.1453) blockierte das Osmanische Reich den wichtigen Landweg nach Indien und China ( Seidenstraße). Lediglich Venedig, mit mehr als 100.000 Einwohnern damals eine Metropole, verstand es,

1254

Segmentierungskriterium

sich mit den Türken zu arrangieren, den (Gewürz-)Handel mit dem Fernen Osten zu monopolisieren und dadurch seinen sagenhaften Reichtum zu begründen. Dies zwang die anderen europäischen Mächte dazu, den Seeweg nach Indien zu suchen. Der 1460 verstorbene Prinz Heinrich der Seefahrer, der selbst niemals eine längere Seereise unternahm, hatte dieses Unternehmen mit Nachdruck gefordert. Im Auftrag der spanischen Herrscher Isabella und Ferdinand II. und gegen die Zusage, Vizekönig der zu entdeckenden Länder zu werden sowie ein Zehntel des zu erwartenden Gewinns zu erhalten, entdeckte Christoph Kolumbus auf vier Seereisen zwischen 1492 und 1504 allerdings bekanntlich nicht Indien, sondern die „Indianer“ Mittel- und Südamerikas. Dem Portugiesen Vasco da Gama, der am 20. Mai 1498 Kalikut in Indien erreichte, gelang es schließlich, das venezianisch-muslimische Gewürzmonopol zu brechen. Vor allem aber bereitete er mit dieser Entdeckungsreise der Globalisierung den Weg. Segmentierungskriterium Segregation, kulturelle

Marktsegmentierung, internationale Subkultur

Segregierer lehnen Kulturen, die sie als fremdartig erleben, unverhohlen ab und versuchen, den Kontakt auf ein Anpassung; Fremdartigkeit). Häufig ziehen sich Minimum zu reduzieren ( Akkulturation; diese Expatriates ( Entsendung) in das „goldene Ghetto“ eines Hotels oder einer geschlossenen Wohnsiedlung zurück, in der ausländische Mitarbeiter (zumeist Führungskräfte) weitgehend „unter sich“ bleiben. Für das Unternehmen kann dieser Mitarbeitertypus dann von Vorteil sein, wenn es darum geht, die Stammhausphilosophie ohne Rücksicht auf lokale Besonderheiten auch in den Niederlassungen durchzusetzen oder ganz allgemein: Kontrolle auszuüben ( Standardisierung). Das vielfach Weltbild der Segregierer tritt bisweilen nationalistisch bzw. chauvinistisch ethnozentrische zugespitzt zutage. " Janssens, M.: Intercultural Interaction. A Burden on International Managers? in: Journal of Organizational Behavior, Vol.16 (1995), pp.155-167.

Seidenstraße Handelsweg bzw. Karawanenstraße, die seit vorchristlichen Zeiten (spätestens seit dem 2. Jahrhundert v. Chr.) den Mittelmeerraum ( Mare Nostrum) mit Indien und China verband. Eine solche Reise dauerte damals hin und zurück sechs bis acht Jahre. Die Seitenstraße verdankt ihren Namen dem Umstand, dass auf diesem Wege und im Austausch hauptsächlich gegen Glas, Edelmetalle und Luxusware vor allem Seide und Gold, aber auch Gewürze und Porzellan in den Okzident gebracht wurden. Um die Sandwüste Taklamakan zu umgehen, spaltete sich die Seidenstraße in Ost-Turkmenistan in eine südliche und eine nördliche Route. Sekte

Parallelgesellschaft

Sektor, primärer, sekundärer, tertiärer Sekundärmarktforschung Sekundärrecht

Dienstleistungshandel

Auslandsmarktforschung;

Marktforschung, internationale

Europarecht

Selbst Teil der individuellen Identität wie der kulturellen Identität ( Identität). (1) Das Selbst verkörpert spezifische Vorstellungen, Hoffnungen und Befürchtungen, welche das wahrKognitionen und Emonehmende und handelnde Subjekt bezüglich seiner selbst hegt. Diese Weltbild und zum Menschenbild auch als Selbstkonzept bzw. tionen werden in Ergänzung zum Selbstbild bezeichnet: das „innere Bild“, das ein Mensch von sich selbst hat.

Selbst

1255

(2) H.C. Triandis unterscheidet das private, das öffentliche sowie das kollektive Selbst, während MarGekus & Kitayama das abhängige vom unabhängigen Selbst abgrenzen. Der in individualistischen sellschaften übliche Erziehungsstil fördert und aktiviert das private, unabhängige Selbst, während für kollektivistische Gesellschaften das kollektive, abhängige Selbst charakteristisch ist ( Individualismus vs. Kollektivismus). Der Einzelne sieht sich weniger als von anderen zu differenzierendes Individuum, sondern strebt nach sozialer Anpassung und stabilen, vernetzten Beziehungen zu anderen Mitgliedern der In Group (vgl. Abb. 1). Dieses Netzwerk basiert auf Reziprozität und der Integration Bedürfnissen und Vorstellungen anderer in das eigene Denken und Handeln. Das abhängige von Selbst vollendet sich erst durch seine Einbettung in angemessene soziale Beziehungen. Für das individuelle, unabhängige Selbst erfüllen soziale Beziehungen zwar gleichfalls eine bedeutsame, aber letztlich grundlegend andersartige Funktion; sie dienen der Selbstdarstellung bzw. der Evaluation des eigeKonflikten korrespondieren unabhängige Selbst und konkurrenzoriennen Selbst. Beim Umgang mit tierte Konfliktlösung sowie abhängigem Selbst und kooperativer Konfliktlösung. In kollektivistischen Gesellschaften gilt Letzteres allerdings nur in Bezug auf Mitglieder der In Group, während OutgroupSituationen ein unabhängiges Selbst aktivieren. Wie J.G. Oetzel im Rahmen simulierter Gruppendiskussion feststellte, begünstigt das unabhängige Selbst einen konkurrenzorientierten und das abhängige Konfliktlösungsstil. Das abhängige Selbst wurde mit Hilfe der beiden Selbst einen kooperativen Subskalen „Erhalt sozialer Beziehungen“ und „Sorge um soziales Ansehen“ gemessen. Abb. 1: Kulturabhängigkeit des Selbstkonzepts Unabhängiges Selbstkonzept

Abhängiges Selbstkonzept

Kulturtyp

individualistische Kultur

kollektivistische Kultur

Struktur

abgegrenzt, einheitlich, stabil

dehnbar, variabel

Merkmale

Privatheit (Fähigkeit, Gedanken, Gefühle)

Öffentlichkeit (Status, Rolle, Beziehung)

Ziele

Sei einzigartig! Sei echt! Verwirkliche das, was in dir steckt! Verfolge eigene Interessen! Sage, was du denkst!

Füge dich ein! Nehme deinen Platz ein! Verhalte dich normkonform! Fördere die Interessen deiner Gruppe! Versetze dich in die Lage anderer!

Rolle anderer

Selbstbewertung durch sozialen Vergleich

Selbstdefinition durch Beziehung mit anderen

Quelle: Markus/Kitayama (1991); entnommen: Asendorpf (1999, S.410).

Während in individualistischen Ländern der Lebenssinn vorzugsweise in Selbstverwirklichung und Konfuzianismus und Taoismus geprägten Selbsterfüllung gesucht wird, erfüllen in den von kollektivistischen Ländern Selbstkontrolle und Selbstdisziplin (d.h. Anpassung) eine ähnliche Funktion. Wer dort besondere Leistungen erbringt und Verantwortung übernimmt, läuft Gefahr, den Schutz der Durchschnittlichkeit zu verlieren. (3) Eindrücke, welche dem eigenen Selbstbild widersprechen, erleben die meisten Menschen als Bedrohung. Um sich davor zu schützen, nehmen sie die Realität, verzerrt wahr, in möglichst großer Übereinstimmung mit ihrem Selbstbild. Dies geschieht mit besonderem Nachdruck und unter starker emotionaler Beteiligung dann, wenn es gilt, Misserfolge oder Erfolge zu erklären. Dabei hilft u.a. das Prinzip der selbstwertdienlichen Attribution in Gestalt des Self-Serving-Bias. Dieser ist in individualistiBedürfnisse und Ziele des Einzelnen über denen der Gruppe rangieren, schen Kulturen, wo die weiter verbreitet als in der östlichen Hemisphäre. Individualistische Konsumenten schreiben daher positive Ereignisse vorzugsweise sich selbst zu, negative hingegen anderen Akteuren oder der (ungünstigen) Situation. In kollektivistischen Gesellschaften lassen sich hingegen häufiger so genannte gruppendienliche Verzerrungen beobachten: Positive Verhaltensweisen der Eigengruppe (hier: Angehörige der malaiischen Mehrheit in Malaysia) werden häufiger intern attribuiert als entsprechende Verhal-

1256

Selbständigkeit

tensweisen der Fremdgruppe (hier: Angehörige der chinesischen Minderheit). Umgekehrt schützt verStereotyp über die Eigengruppe, wenn diese, objektiv bestärkte externe Attribution das positive trachtet, schlecht abschneidet. kulturvergleichende Forschung u.a. deshalb von Bedeutung, (4) Das Konzept des Selbst ist für die Kulturdimension zweiter Ordnung „Verhältnis zum Selbst“ Teil des integratiweil es in Gestalt der ven Kulturmodells von T. Clark ist (vgl. Abb. 2). Es liegen auch zahlreiche empirisch fundierte HinSelbstkonzept als Mittel der Abweise darauf vor, dass in individualistischen Gesellschaften das grenzung von den anderen definiert wird, während es in kollektivistischen Gesellschaften eher Mittel zur Demonstration von Zugehörigkeit ist. Abb. 2: Integ