Hamann’s Schriften: Teil 2 Sokratische Denkwürdigkeiten. Wolken. Kreuzzüge des Philologen. Essais à la Mosaique. Schriftsteller und Kunstrichter. Leser und Kunstrichter. Fünf Hirtenbriefe über das Schuldrama. Hamburgische Nachrichten [Reprint 2013 ed.] 9783111617633, 9783111241388


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Inhalt
Vorbericht
Sokratische Denkwürdigkeiten
Wolken
Kreuzzüge des Philologen
Essais à la Mosaïque
Schriftsteller und Kunstrichter
Leser und Kunstrichter
Fünf Hirtenbriefe über das Schuldrama
Hamburgische Nachrichten 2c
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Hamann’s Schriften: Teil 2 Sokratische Denkwürdigkeiten. Wolken. Kreuzzüge des Philologen. Essais à la Mosaique. Schriftsteller und Kunstrichter. Leser und Kunstrichter. Fünf Hirtenbriefe über das Schuldrama. Hamburgische Nachrichten [Reprint 2013 ed.]
 9783111617633, 9783111241388

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Hamann's

Schriften. Zweiter Theil.

Verleg««:

G. Reimer in Berlin. Vommlssionär für die am 30. November 1320 geschlossen«

seription:

Riegel und Wießner in Nürnberg.

Inhalt. VotcHtische Denkwürdigkeiten » , Wolken . Kreuzzüge lies P h i l o l o g e n . . . . Nzzaiz ^ I°> No82i'45veranlaßt; Leser und Kunstrichter durch Hagedorns Schrift über die Malerey. Die f ü n f H i r t e n b r i e f e sind an I . G . kindner gerichtet, dessen Beytrag z» Schul« Handlunge» 1762 in den Litteraturbriefenun« günstig beurtheilt worden war, und der eine kleine Schrift unter dem Titel: Briefwechsel

VIII bey G e l e g e n h e i t e i n i g e r N r i e f l d l e n l l i i « ste L i t t e r a t u r b e t r e f f e n d , T h o r n 1 7 6 2 ,

dieser Beuitheilung entgegengestellt hatte. D i e Zugabe sind die zwey, Th. l. S . 506 erwähn» ten, Briefe an Kant. Die letzte Schrift, über die Recensionen der Kreuzzüge, ist, außer den Ns««;«, die ein« zige, wozu mir gar keine Berichtigungen, Z w sähe oder Erläuterungen von Hatnann's Han» zugekommen noch bekannt geworden sind. Viel» leicht istsieauch unter allen die einer Auslegung am wenigsten bedürfende. Ich kann diesen Vorbericht nicht endigen, ohne wegen der zahlreichen Druckfehler, besonders in den griechischen Stellen, um Entschuldigung zu bitten. S o viel Fleiß auf die Correctur gewandt worden ist, so hat doch die gewünschte Reinheit nicht erzielt werden kön< nen, worüber niemand sich wundern wird, der bedenkt, daß in diesen Landen das Griechische bis vor Kurzem, da es wieder aufzukommen glücklich begonnen hat, den Schulen> wie diel mehr den Druckereyen, beynahe fremi» geworden war. München/ den 8. Sept.

Friedrich Roth.

Sokr«tische

Denkwürdigkeiten für die lange Weile

des Publicums zusammengettosen

Von einem Liebhaber der l a n g e n W e i l e . Mit elner doppelten Zuschrift

an Niemand und an Zween. l) tul2« kominilm! o «zu»i!tuin elt iii Nuiz leeot li»oe? . . . lllin' tu illucl 2I» ? . If liercule. » VIemc»?

Amsterdam,

Hamann'« Echiiften II. Ttz.

An das Publicum/ oder

Niemand, den Kundbaren.

D. führst einen Namen, und brauchst keinen Beweis D e i n e s

Daseyns, D ufindestGlauben, und thust keine Zeichen denselben zu verdienen, D u erhältst Ehre, und Haft weder Begriff noch Gefühl davon. W i r wissen, d a ß es keinen Götzen i n der W e l t g i e b t . Ein Mensch bist Du auch nicht; doch mußt Du ein menschlich Bild seyn, das der Aberglaube vergöttert hat. Es fehlt Dir nicht an Augen und Ohren, die aber nicht sehen, nicht hören; und das künstliche Auge, das D u machst, das künstliche Ohr, das Du pflan» zest, ist, gleich den D e i n i g e n/ blind und taub. Du mußt alles wissen, und lernst nichts; Du mußt alles richten, und verstehst nichts.

Du dichtest, Haft zu schaffen, bist über Feld, oder schläfst vielleicht, wenn D e i n e Priester laut rufen, und Du ihnen und ihrem Spötter mit Feuer antworten solltest. Dir werden täglich Opfer gebracht, die Andere auf D e i n e Rechnung verzehren, um aus D e i n e n starken Mahlzeiten D e i n Leben wahrscheinlich zu mlhen. S o eckel D u bist, nimmst D u doch mit allem für lieb, wenn man nur nicht leer vor D i r erscheint. Ich werfe mich wie der Philosoph zu den erhörenden Füßen eines Tyrannen. Meine Gabe besteht in nichts als Küchlein, von denen ein Gott, wie D u, einst barst. Ueberlaß sie daher einem Paar D e i« ner Anbeter, die ich durch diese Pillen von dem Dienst D e i n e r E i t e l k e i t zu reinigen wünsche. Weil D u die Züge menschlicher Unwissenheit und Neugierde an Dein e m Gesichte trägst, so will ich D i r beichten, wer dieZween sind, denen ich durch D e i n e Hände die-

sen frommen Betrug spielen will. Der erste arbeitet am Stein der Wei« sen, wie ein Menschenfreund, der ihn für ein Mittel ansieht, den Fleiß, die bürgerlichen Tugenden und das Wohl des gemeinen Wesens zu be« fordern. Ich habe für ihn in der mystischen Sprache eines Sophisten geschrieben z weil Weisheit immer das verborgenste Geheimniß der Politik bleiben wird, wenn gleich die Alchywie zu ihrem Zweck kommt, alle die Menschen reich zu machen, welche» durch des Marquis von Mirabeau fruchtbare Maximen bald! Frankreich bevölkern müssen. Nach dem heutigen Plan der Welt bleibt die Kunst Gold zu machen also mit Recht das höchste Project und hoch« ste Gut unserer Staatsklugen. Der andere möchte einen so allgemeinen Weltweisen und guten Münz, wardein abgeben, als Newton war. Kein THeil der Kritik istsicherer,als die man für Gold und Silber erfunden hat. Daher kann die Verwir-

rung in dem Münzwesen Deutscht lands so groß nicht seyn, als die in die Lehrbücher eingeschlichen, so unter uns gang und gebe sind. Weil diese Küchlein nicht gekaut, sondern geschluckt werden müssen, gleich denjenigen, so die Cosmische Familie zu Florenz in ihr Wappen aufnahm, so sind sie nicht für den Geschmack gemacht. Was ihre Wirkungen anbetrift, so lernte bey ei« nem ähnlichen Gefühl derselben Vespasian zuerst das Glück D e i n e s Namens erkennen, und soll auf einem S t u h l , der nicht sein Thron war, ausgerufen haben: V I I ? V 1 0 . 0LV8 510!

An die

Z w e c n.

z Publieum in Griechenland las die Denkwürdigkeiten des Aristoteles ül>er hie Naturgeschichte der Thiere, und Alexander verstand sie. W o ein gemei- ee Leser nichts a l s S c h i m m e l sehen möchte, wird der Affect der Freundschaft I h nen, Meine Herren, in diejen Blattern vielleicht ein mikroskopisch Wäldchen entdecken. Ich habe über den Sokrates auf eine sokratische Art geschrieben. Die A n a l o g i e war die Seele seiner Schlüsse, und er gab ihnen die I r o ni e zu ihrem Leibe. Ungewißheit und Zu« verficht mögen mir so eigenthümlich seyn glS sie wollen, so müssen sie hier doch als ästhetische Nachahmungen betrachtet werden. I n den Werken des X e n o p h o n herrscht eine abergläubische, und in Platons eine schwärmerische Andacht; eine Ader ähnlicher Empfindungen läuft daher durch alle Theile dieser mimischen Arbeit. Es würde mir am leichtesten gewesen seyn, den Griechen in ih-

,2

rer Freymüthigkeit hierin naher zu kommen; ich habe mich aber bequemen müssen, meiner Religion den Schleyer zu borgen, den ein patriotischer S t . J o h n und platonischer S h a f t e s b u r y f ü r ihren Unglauben und Mißglauben gewebt haben. Sokrateswar, meine Herren, kein gemeiner Kunstrichter. Er unterschied in den Schriften oes Heraklitus das» jenige, was er nicht verstand, von dem, was er darin verstand, und that eine sehr billige und bescheidene Vermuthung von dem Verständlichen auf das Unverständliche. Bey dieser Gelegenheit reoece Sokrates von Lesern/welche schwimmen könnten. Ein Zusammenfluß von Ideen und Empfindungen in jener lebenden E l e g i e vom Philosophen machte desselben Satze vielleicht zu einer Menge kleiner Inseln, zu deren Gemeinschaft B r ü c k e n und Fähren der Methode fehlten. D a S i e beide meine Freunde sind; so wird mir Ihr partheylsch Lob und Ihr partheyischer Tadel gleich angenehm sevn. Ich bin tt.

Sokratische

Denkwürdigkeiten. Einleitung. V t t Geschichte det Philosophie ist es wie der Bildsäule des französischen Staatsministers irgangen. Ein berühmter Künstler zeigte seinen Meiste! daran; ein Monarch, der N a m e eines ganzen Jahrhunderts, gab die Unkosten zum Denkmal und bewunderte das Geschöpf seines Unterthanen; der Scythe aber, der auf sein Handwerk reisete, UNV, wie Noah oder der Galilaer des Projektmachers Julian, ein Z i m m e r m a n n wurde, um der Gott seines Volks zu seyn, dieser Scythe beging eine Schwachheit, dclen Andenken ihn allein verewigen könnte.

Er lief auf den Marmor zu, bot großmüthig dem stummen Stein die Halste seines weiten Reichs an, wenn er ihn lehren wollte, die andere Hälfte zu regieren. Sollte unsere Historie Mythologie werden, so wird diese Umarmung eines tobten Lehrers, der ohne Eigennutz Wunder der Erfüllung gethan, in ein Mahrchen verwandelt seyn, das den Reliquien von Pygmalions Leben ähnlich sehen wird. Ein S c h ö p f e r f e i n e s V o l tes in der Sprache unseres Witzes wird nach ciner undeutlichen Zeit eben so poetisch verstanden werden müssen, als ein B i l d h a u e r seines W e i b e s . Es giebt in dem Tempel der Gelehrsamkeit wirklich einen Götzen, der unter seinem Bilde die Aufschrift der p h i l o s o p h i s c h e n Geschichte tragt, und dem es an Hohenpriestern und Leviten nicht gefehlt. S t a n l e y und Brucker haben uns Kolossen geliefert, die eben so sonderbar und unvollendet sind als jenes Bild der Schönheit, das ein Grieche aus den Reihen aller Schönen, deren Eindruck ihm Absicht und Zufall verschaffen konnte, zusammensetzte. Meisterstücke, die von gelehrten Kennern der Künste immer sehr möchten bewundert und gesucht, von Klugen hingegen als abentheuerliche Gewachse und Chimären in der Stille belacht, oder auch für die lange Weile und in theatrali» 1nöch^ te man an alle Gelehrte thun, welch« di« *) Apostelgesch. XIX, '") 2 Tim. IV.

13.

Werke der Alten nicht klüger, als jener die Linsen, zu brauchen wissen. Wenn wir Mehr hatten, als uns die Zeit hat schenken wollen, so würden wir selbst genöthiget werden, Unsere Ladungen über Bord zu werfen, unsere Bibliotheken in Brand zu stecken, wie die Hollander das Gewürz. Mich wundert, daß noch keiner so viel über die Historie gewagt, als Baco für die Physik gethan.*) Bolingbroke giebt seinem Schüler den Rath , die ältere Geschichte überhaupt wie die heidnische Götterlehre und als ein poetisch Wörterbuch zu studiren. Doch vielleicht ist die ganze Historie mehr Mythologie, als es dieser Philosoph meynt, und gleich der Natur ein versiegelt Buch, ein verdecktes Zeugniß, ein Rathsel, das sich nicht auftösen laßt, ohne mit einem andern K a l be, als unserer Vernunft, zu vfiügen. Meine Absicht ist es nicht, ein Histot i o g r a p h des Sokrates zu seyn; ich schreibe bloß seine D e n k w ü r d i g k e i t e n , wie D ü c l o s dergleichen zur Geschichte des Xvuiten Jahrhunderts für die lange Weile des schönen Publicums herausgegeben. ») Die Geschieht« - Wissenschaft des scharfsinni, gen C h l a d « n i u s ist bloß als ein nütz, lich Supplement unserer scholastischen «der akademischen Liernunftlehrt anzusehen.

Es ließe sich freylich ein so sinnreiches

Versuch über das Leben Sokrates schreiben, als Vlackwell über den Homer geliefert. Sollte der Vater der Weltweisheit nicht dieser Ehre naher gewesen seyn, als der Vater der Dichtkunst? Was E o o v e r herausgegeben, ist nichts als eine Schulübung, die den Ecket so wohl einer Lob-als Streit-Schrift mit sich führt. Sokrates besuchte öfters die Werkstatte eines Gerbers, der sein Freund war, und Simon hieß. Der Handwerker hatte den ersten Einfall, die Gespräche des SokrateS aufzuschreiben. Dieser erkannte sich vielleicht in denselben besser als in Platons, bey deren Lesung er gestutzt und gefragt haben soll: W a s hat dieser junge Mensch i m S i n n aus mir zu machen? > Wenn ich nur so gut als S i m o n der Gerber meinen Held verstehe!

kr-

Erster Abschnitt. Vokrates hatte nicht vergebens einen Bildhauer und eine Wehmutter zu Eltern gehabt, ^ein Unterricht ist jederzeit mit den Hebammenkünsten verglichen worden. M a n vergnügt sich noch diesen Einfall zu wiederholen, ohne laß man selbigen als das Saamkorn einer fruchtbaren Wahrheit hatte aufgehen lassen. Dieser Ausdruck ist nicht blos tropisch, sondern zugleich ein K n ä u e l vortrefflicher Begriffe , die jeder Lehrer zum Leitfaden in der Erziehung des Verstandes nöthig hat. Wie der Mensch nach der Gleichheit Gottes erschaffen worden, so scheint der Leib eine F i g u r oder B i l d der S e e l e n zu seyn. *) Wenn uns unser Gebein verholen ist, weil wir im Verborgenen gemacht^ weil wir gebildet werden unten in der Erde; wie viel mehr werden unsere Begriffe im Verborgenen gemacht, und können als Gliedmaßen unsers Verstandes betrachtet werden. Daß *) Sieh« di« folgende Akmelkung.

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ich sie Gliedmassen des Verstandes nenne, hindert nicht, jeden Begriff als eine besondere und ganze Geburt selbst anzusehen. S o krates war also bescheiden genug, seine S c h u l w e i s h e i t mit der Kunst eines alten Weibes zu vergleichen, welches bloß der Arbeit der Mutter und ihrer zeitigen Frucht zu Hülfe kommt, und beiden Handreichung thut. Die Kraft der Trägheit und die ihr entgegengesetzt scheinende Kraft des Stolzes, die man durch so viel Erscheinungen und Beobachtungen veranlasset worden in unserm W i l len anzunehmen, bringen die Unwissenheit, und die daraus entspringenden Irrthümer und Vorurtheile nebst allen ihren schwesterlichen leidenschaften hervor. V o n dieser Seite ahmte also Sokrates seinen Vater nach, einen Bildhauer, der, indem er w e g n i m m t u n d h a u e t , w a s am Holze nicht seyn s o l l , eben dadurch d i e F o r m des B i l d e s fördert.*) Daher hatten die großen Manner seiner Zeit zuWerte unsers Kirchenvaters, Martin Luchers, bey dessen Namen ein richtig und' fein denkender Schwärmer jüngst uns erinnert hat, daß wir von diesem großen Mann nicht nur in der deutschen Sprache, sondern ü b e r h a u p t nicht so viel gelernt, als wir hätten sollen und können.

«z reichenden Grund über ihn zu fchreyen, daß er alle Eichen ihrer Walder falle, alle ihre Klötzer verderbe, und aus ihrem Holze nichts als S p a n e zu machen verstünde. Sokrates wurde vermuthlich ein Bildhauer, weil sein Vater einer war. Daß er in dieser Kunst nicht mittelmaßig geblieben, hat man daraus geschlossen, weil zu Athen seine drey Bildsaulen der Gratien aufgehoben worden. M a n war ehemals gewohnt gewesen, diese Göttinnen zu kleiden; den altvaterischen Gebrauch hatte Sokrates nachgeahmt, und seine Gratien widersprachen dem Eostume des damaligen Götterspstems und der sich darauf gründenden schönen Künste. Wie Sokrates auf diese Neuerung gekommen; ob es eine Eingebung seines Genius, oder eine Eitelkeit, feine Arbeiten zu unterscheiden, oder die Einfalt einer natürlichen Schamhaftigkeit gewesen , die einem andachtigen Athenienser wunderlich vorkommen mußte — weiß ich nicht. Es ist aber nur gar zu wahrscheinlich, daß diese «eugekleideten Gratien so wenig ohne A n fechtung werden geblieben seyn, als die neugekleideten Gratien unserer heutigen Dichtkunst. Hier ist der O r t , die Uebersichtigkeit einiger gegen das menschliche Geschlecht und dessen Aufkommen gar zu witzig gesinnter P a trioten zu ahnden , die sich die Verdienste des Bildhauers im Sokrates so groß vorstellen,

«4 daß sie den Weisen darüber verkennen, die den Bildhauer vergöttern, um desto füglicher über des Zimmermanns Sohn spotten zu können. Wenn sie in Ernst an Sokrates glauben , so sind seine Sprüche Zeugnisse wider sie. Diese neuen Athenienser sind Nachkommen seiner Anklager und Giftmischer, abgeschmacktere Verlaumder und grausamere M ö r der denn ihre Vater. ^ Bey der Kunst, in welcher Sokrates er« zogen worden, war sein Auge an der Schönheit und ihren Verhaltnissen so gewohnt und geübt, daß sein Geschmack an wohlgebildeten Jünglinge,» uns nicht befremden darf. Wenn man die Zeiten des Heidenthums *) kennt, in denen er lebte, so ist es eine thörichte M ü he , ihn von einem Laster weiß zu brennen, das unsere Christenheit an Sokrates übersehen sollte, wie die artige Welt an einem Toussamt die kleinen R o m a n e seiner L e i de n scha ft e n, als Schönfteckchen seiner S i tten. Sokrates scheint ein aufrichtiger Mann gewesen zu seyn, dessen Handlungen von dem Grund seines Herzens, und nicht von dem Eindruck , den andere davon haben, bestimmt werden. Er leugnete nicht, daß seine verborgenen Neigungen mit den Entdeckungen des Gesichtdeuters eintrafen; er *) Rom, I,

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gestand, baß dessen B r i l l e recht gesehen hatte. Ein Mensch, der überzeugt ist, daß er nichts weiß, kann, ohne sich selbst Lügen zu strafen, kein Kenner seines guten Herzens seyn, Daß er das ihm beschuldigte Laster gehaßt, wissen wir aus seinem Eifer gegen dasselbe, und in seiner Geschichte sind MerkMale seiner Unschuld, die ihn beynahe lossprechen. M a n kann keine lebhafte Freundschaft ohne Sinnlichkeit fühlen, und eine metaphysische Liebe sündigt vielleicht gröber am Nervensaft, als eine tyierische an Fleisch und Blut. Sokrates hat also ohne Zweifel für seine Lust an einer Harmonie der äußerlichen und innerlichen Schönheit, in sich selbst leiden und streiten müssen. Ueberdieß wurden Schönheit, Starke des Leibes und Geistes, nebst dem Reichthum an Kindern und G ü tern, in dem jugendlichen Alter der Welt für Sinnbilder göttlicher Eigenschaften, und Fußstapfen göttlicher Gegenwart erklart. W i r denken jetzt zu abstract und mannlich, die menschliche Natur nach dergleichen Zufälligkeiten zu beurtheilen. Selbst die Religion lehrt uns einen Gott, der kein Ansehen der Person hat; ohngeachtet der Mißverstand des Gesetzes die Juden an gleiche Vorurtheile hierin mit den Heiden gebunden hielt. I h re gesunde Vernunft, woran es den Juden und Griechen so wenig fehlte als unfern Christen,und Muselmannern, stieß sich daran.

»6 daß der S c h ö n s t e u n t e r den M e n schenkindern ihnen zum Erlöser versprochen war, und daß ein Mann der Schmerzen, voller Wunden und Striemen, der Held ihrer Erwartung styn sollte. Die Heiden waren durch d i e k l u g e n F a b e l n ihxer Dichter an dergleichen Widersprüche gewöhnt ; bis ihre Sophisten, wie unsere, solche als einen Vatermord verdammten, den man an den ersten Grundsätzen der menschlichen Erkenntniß begeht. Von solchem Widerspruch finden wir ein Beyspiel an dem Delphischen Orakel, das denjenigen für den weisesten erkannte, der gleichwohl von sich gestand, daß er nichts wisse. Strafte Sokrates das Orakel Lügen, oder das Orakel ihn? Die stärksten Geister unserer Zeit haben für diesesmal die Pricsterinn für eine Wahrsagerin« gehalten, und sich innerlich über ihre Aehnlichkeit mit dem Vatec Sokrates gefreut, der es für gleich anstandig hielt, einen Idioten zu spielen oder Göttern zu glauben. Ist übrigens der Verdacht gegründet, daß sich Apoll nach den Menschen richte, weil diese zu dumm sind sich nach ihm zu richten: so handelt er als ein Gott, dem es leichter fallt zu philippisiren oder zu sokratisiren,. als uns, Apollos

zu seyy.

Die Überlieferung eines Götterspruches i aber so wenig als ein Komet sag^n für

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«inen Philosophen von heutigem Geschmack. Wir maßen nach seiner Meynung in dem Buche, welches das thörichtste Volk auf uns gebracht, und in den Ueberbleibseln der Griechen und Römer, so bald es auf Orakel, Erscheinungen, Traume und dergleichen M e jeore ankommt, diese Manchen unserer Kinder und Ammen (denn K i n d e r und A mm e n sind alle verftoßne Jahrhunderte gegen unser lebendes in der Kunst zu e r f a h r e n und zudenken) ^) absondern, oder selbige als die Schnörkel unserer Alpendichter bewundem. Gesetzt, dieses würde alles so reichlich eingeräumt, als man unverschämt seyn könnte es zu fordern: so w i r d B a y l e , einer ihrer P r o p h e t e n , zu dessen Füßen diese Kreter mit so viel Anstand zu gähnen gewohntsind, weil i h r G a m a l i e l ^ ) gähnt, diesen Zweiflern antworten, daß, wenn alle diese Begebenheiten mit dem Einfluß der Gestirne in gleichem Gerade der Falschheit stehen, wenn alles gleichartig erlogen und erdacht ist, dennoch der W a h n , die Einbildung und der Glaube daran zu ihrer Zeit und an ihrem O wirklich größere Wunder veranlaßt haDas heißt, Essais und Pensees oder Loisi'r« zu schreiben. ) Bayle eiferte für die Relizionsduldung wie dieser Pharisäer. Apoft. Gesch. V .

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be und veranlassen könne, als man den Kometen, Orakelsprüchen und Traumen selbst jemals zugeschrieben hat, noch zuschreiben wird. I n diesem Verstande sollte»: aber die Zweifler mehr Recht als unsere Empiriker behalten , weil es menschlicher und Gott anständiger aussieht, uns durch unsere eigenen Grillen und Hirngespinste, als durch eine so entfernte und kostbare M a s c h i n e r e y , wie dai. Firmament und die Geisterwelt unseren blö den Augen vorkommt, zu seinen Absichten zu regieren.

Zwey.-

Zweit«! Abschnitt. Mann, der Geld zu verlieren hatte/ Elmdln vermuthlich auch Geld zu verlieren ver-

stand, den die Geschichte K r i t o n nennt, soll die Unkosten getragen haben, unfern Bild^ Hauer in einen Sophisten zu verwandeln. Wer der etymologischen Miene seines Namens traut, wird diesen Anschlag einem weitsehenden Urtheil, ein leichtgläubiger Schüler der täglichen Erfahrung hingegen einem blinden Geschmack an Sokrates zuschreiben. Die Reihe der Lehrmeister und Lehrmeisterinnen, die man dem Sokrates giebt, und die Kriton ohne Zweifel besolden mußte, ist ««sehnlich genug, und doch blieb Sokrates u n w i s s e n d . Das freche Gestandniß davon war gewißermaßen eine Beleidigung, die man aber dem aufrichtigen Clienten und Candidaten scheint vergeben zu haben, weil sie auf ihn selbst am schwersten zurück fiel. D a s l o o s der Unwissenheit und die Blöße derselben macht eben so unversöhnliche Feinde als bit Überlegenheit an Verdiensten und die

Schau davon. War Sokrates wirklich Unwissend , so mußte ihm auch die Schande unwissend seyn, die vernünftige Leute sich ergrübeln, unwissend zu scheinen. Ein Mensch, der nichts weiß und der nichts hat, sind Zwillinge e i n e 6 Schicksals. Der Fürwitzige und Argwöhnische zeichnen,, und foltern den erstmals einen B e t r ü g er; wie der Glaubiger und Rauber den letzten, unterdessen der Bauerstolz des reichen Mannes und Polyhistors beide verachtet. Eben daher bleibt die philosophische Göttin des Glücks eine bewährte Freundinn des Dummen, und durch ihre Vorsorge entgehen die Einfälle des Armen den Motten länger als blanke Kleider und rauschende Schlafröcke, als die Hypothesen und Formeln der Kalend« - Systcmund Projektmacher, als die sibyllinischen Blatter der Stern- und Staatsseher. Sokrates scheint von seiner Unwissenheit so viel geredet zu haben als ein Hypochondrist von seinet eingebildeten Krankheit. Wie Man dieses Uebel selbst kennen Muß, um einen Milzsüchtigen zu verstehen und aus ihm klug zu werden; so gehört vielleicht eine Sympathie der Unwissenheit dazu, von der sokratischen einen Begriff zu haben. Erkenne dich S e l b s t ! sagte die Thür jenes berühmten Tempels allen denen, die hereingingen, dem Gott der Weisheit zu ovfem Und ihn über ihre kleinen Handel um

jstath zu fragen. Alle lasen, bewunderten und wußten a u s w e n d i g diesen Spruch. Man trug ihn wie der S t e i n , in dm er gegraben war, vor der S t i r n , ohne den Sinn davon zu begreifen. Der Gott lachte ohne Zweifel unter seinem güldenen B a r t , «ls ihm die küzliche Aufgabe zu Sokrates Zeiten vorgelegt wurde: Wer der weiseste unter allen damals lebenden Menschen wäre? S o p h o k l e s und E u r i p i d e s würden nicht so große Muster für die Schaubühne, ohne Zergliederungskunst des menschlichen Herzens, gewordenseyn. S o k r a t e s übertrafst aber beide an Weisheit, weil er in der Selbsterkenntniß weiter als jene gekommen war, Und w u ß t e , daß er nichts wußte. Apoll antwortete jedem schon vor der Schwelle : wer weise wäre und wie man es werden könne? jetzt war die Frage übrig: Wer Sich Selbst erkenne? und woran man sich in dieser Prüfung zuhalten hatte? G e h , C h a tephon, l e r n e s v o n D einem F r e u n d e . Kein Sterblicher kann die Achtsamkeit und Entäußerung eines Lehrmeisters sittsamer treiben, «ls womit Apoll seine Anbeter zum Verstanb« seiner Geheimnisse gangelte. Alle diese Winke und Bruchstücke der ältesten Geschichte Und Tradition bestätigen die Beobachtung, welche Paulus und Barnabas den Lykaomern vorhielten, daß Gott auch unter ihnen sich selbst nicht « n bezeuget gelassen, auch ihnen

Z2

Vom Himmel R e g e n u n d f r u c h t b a r e Z e i t e n gegeben. *) M i t wie viel Wahrheit singt also nicht unsere Kirche: Wohl uns des f e i n e n Herren! Ein sorgfältiger Ausleger muß die N a turforscher nachahmen. Wie diese einen Körper in allerhand willkührliche Verbindungen mit andern Körpern versetzen, und künstliche Erfahrungen erfinden, seine Eigenschaften auszuholen/ so macht es jener mit seinem Texte. Ich habe des Sokrates Sprüchwort mit der Delphischen Ueberschrift zusammen gehalten; jetzt will ich einige andere Versuche thun, die Energie desselben sinnlicher zu machen. Die Wörter haben ihren Werth, wie dis Zahlen, von der Stelle, wo sie stehen, und ihre Begriffe sind in ihren Bestimmungen und Verhältnissen, gleich den Münzen, nach Ort und Zeit wandelbar. Wenn die Schlange der Eva beweiset: I h r w e r d e t s e y n w i e G o t t , und Iehova weissagt: S i e h e ! A d a m ist w o r d e n a l s U n s e r e i n e r ; wenn Salomo ausruft: A l l e s ist e i t e l ! und ein alter Geck es ihm nachpfeift: so sieht man, daß einerley Wahrheiten mit einem sehr entgegengesetzten Geist ausgesprochen werden können. Uebel*) Apostelgesch. XIV.

Ueberdem leidet jeder Satz, wenn er auch aus einem Munde und Herzen quillt, unendlich viel Nebenbegriffe, welche ihm die heben, so ihn annehmen, auf eben die Art, als die Lichtstralen diese oder jene Farbe werden, nach der Flache, von der sie in unser Auge zurückfallen. Wenn Sokrates dem Kriton durchsein: N i c h t s w e i ß ich! ^ chenschaft ablegte, mit eben diesem Worte die gelehrten und neugierigen Athenienser abwies , und seinen schönen Jünglingen die Verleugnung ihrer Eitelkeit zu erleichtern, und ihr Vertrauen durch seine Gleichheit mit ihnen zu gewinnen suchte: so würden die Um-schreibungen, die man nach diesem drepfache«? Gesichtspunkte von seinem Wahlspruche machen müßte, so ungleich «inander aussehen, als bisweilen drey Brüder, die Söhne eines leiblichen Vaters sind. Wir wollen annehmen, daß wir einem Unbekannten ein Kartenspiel anböten. Wenn dieser uns antwortete: Ich spiele nicht; so würden wir dieß entweder auslegen müssen, daß er das Spiel nicht verstände, oder eine Abneigung dagegen hatte, die in ökonomischen, sittlichen oder andern Gründen liegen mag. Gesetzt aber, ein ehrlicher M a n n , von dem man wüßte, daß er alle mögliche Starke im Spiel besäße und in den Regeln so wohl, als verbotenen Künsten desselben bew ändert wäre, der ein Spiel aber niemals anHamann'» Llchriftm 11. 2H.

2

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ders als auf dm Fuß eines unschuldigen Zeitvertreibes lieben und treiben könnte, würde in einer Gesellschaft von feinen Betrügern, die für gute Spieler galten, und denen er von beyden Seiten gewachsen wäre, zu einer Parthie mit ihnen aufgefordert. Wenn dieser sagte: Ich spiele nicht, so würden wir mit ihm den Leuten ins Gesicht sehen müssen, mit denen er redet, und seine Worte also erganzen können: Ichspiele nicht, nämlich, „mit solchen, als ihr seyd, welche z,die Gesetze des Spieles brechen und das Glück „desselben stehlen. Wenn ihr ein Spiel anbietet, so ist unser gegenseitiger Vergleich, „den Eigensinn des Zufalls für unfern Mei„ster zu erkennen, und ihr nennt die Wissenschaft eurer geschwinden Finger Z u f a l l , „und ich muß ihn dafür annehmen, wenn „ich will, oder die Gefahr wagen, euch zu „beleidigen, oder die Schande wählen, euch „nachzuahmen. Hattet ihr mir den Antrag „gethan, mit einander zu versuchen, wer der „beste Taschenspieler von uns in Karten wa„ r e ; so hatte ich anders antworten, und vielleicht mitspielen wollen, um euch zu zeigen, „daß ihr so schlecht gelernt habt Karten m Salom. V « .

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Ob dieser D ä m o n des Sokrates nichts Meine herrschende Leidenschaft gewesen, und bep welchem Namen sie von unsern Sittenlehrern gerufen wird; oder ob er ein Fund seiner Staaslist, ob er ein Engel oder Kobold, eine hervorragende Idee seiner Einbildungskraft, oder ein erschlichener und willkührlich angenommener Begriff einer mathematischen Unwissenheit; ob dieser D ä m o n nicht vielleicht eine Qmcksilberröhre, oder den Maschinen ahnlicher gewesen, welchen die Bradleys und Leuwenhcks ihre Offenbarungen zu verdanken haben; ob man ihn mit dem wahrsagenden Gefühl eines nüchternen Blinden, oder mit der Gabe, aus Leichdornen und Narben übelgeheilter Wunden die Revolutionen des Wolkenhimmels vorher zu wissen, am bequemsten vergleichen kann: hierüber ist von so vielen Sophisten mit soviel Bündigkeit geschrieben worden, daß man erstaunen muß, wie Sokrates bey der gelobten Erkenntniß seiner selbst, auch hierin so unwissend gewesen, daß er einem S i m in s darauf die Antwort hat schuldig bleiben wollen. Keinem keser von Geschmack fehlt es in unsern T a gen an Freunden von Genie, die mich der Mühe überheben werden, weitlauftiger über den Genius des Sokrates zu seyn. Aus dieser sokratischen Unwissenheit fiiessen als leichte Folgen die Sonderbarkeiten seine« Lehr - und Denkart. Was ist natürlicher.



als daß er sich gensthigt sah , immer zu fragen, um klüger zu werden ; daß er leichtgläubig that, jedes Meinung für wahr annahm, und lieber die Probe der Spötterey und gute n L a u n e, als eine ernsthafte Untersuchung anstellte; daß er alle seine Schlüsse sinnlich und nach der Aehnlichkeit machte; Einfalle sagte, weil er keine Dialektik verstand; gleichgültig gegen das, was man Wahrheit hieß, auch keine Leidenschaften, besonders diejenigen nicht kannte, womit sich die Edelsten unter den Atheniensern am meisten wußten; daß er, wie alle Idioten, oft so zuversichtlich und entscheidend sprach, als wenn er, unter allen Nachteulm seines Vaterlandes, die einzige wäre, welche der Minerva auf ihrem Helm säße. Es hat den Sokraten unsers Alters, den kanonischen Lehrern des Publicums und Schutzheiligen falsch berühmter Künste und Verdienste noch nicht glücken wollen , ihr Muster in allen süßen Fehlern zu «reichen. Weil sie von der Urkunde seiner Unwissenheit unendlich abweichen; so muß man olle sinnreiche Lesearten und Glossen? ihres antisokratische Dämons über des Meisters lehren und Tugenden als Schönheiten freyer Uebersetzungen bewundern; und es ist eben so mißlich, ihnen zu trauen, als nachzufolgen. Jetzt fehlt es mir an dem Geheimnisse der Palingenesie, das unsere Geschichtschreiber in ihrer Gewalt haben, aus der Asch«

jedes gegebenen Menschen und gemeinen W e sens eine geistige Gestalt heraus zu ziehen, die man einen Charakter oder

4» ren, als eil» verliebter Stutzer bey seiner Seele, oder ein irrender Ritter bty den Furien seiner Ähnelt lügt. I n den letzten Augenblicken seines Lebens, da Sokrates schon die Kräfte des Gesundbrunnens in seinen Gliedern suhlte, ersuchte er noch aufs inständigste seinen Kriton, einen H a h n zu bezahlen und in seinem Namen dein Aeskulap zu opfern. Sein zweptes Verbrechen war, ein Verführer der Jugend gewesen zu seyn, durch feine freyen und anstößigen Lehren. Sokrates antwortete auf diese Beschuldigungen mit einem Ernst und M u t h , mit einem Stolz und Kaltsinn, daß man ihn nach seinem Gesichte eher für seinen Befehlshaber seiner Richter, als für einen. Beklagten hatte ansehen sollen. Sokrates verlor, sagt man, einen giftigen Einfall, *) Ulld die gewissenhaften Areopagiten die Geduld. M a n wurde also hierauf bald über die Strafe einig, der er würdig wäre, so wenig mansichvorher darüber hatte vergleichen können. Ein Fest zu Athen, an dem es nicht erlaubt war, ein Todesurtheil zu vollziehen, leg*) Er dictirte sich im Scherz selbst die Straft, auf Unkosten des Staats zu Ted« gefüttert i« «nden.

4Y

legte dem Sokrates die schwere Vorbereitung eines dreißigtagigen Gefängnisses zu seinem Tode auf. Nach seinem Tode soll er noch einem Chier> Namens K p r s a s , erschienen sepn, der sich unweit seines Grabes niedergesetzt hatte und darüber eingeschlafen war. Die Absicht seiner Reise nach Athen bestand, Sokrates zu sehen, der damals nicht mehr lebte; nach dieser Unterredung also mit desselben Gespenste, kehrte er in sein Vaterland zurück, das bep den Alten wegen seines herrlichen Weines bekannt ist. Plaw macht die freywillige Armuth des Sokrates zu einem Zeichen seiner göttlichen Sendung. Ein größeres ist seine Gemeinschaft an dem letzten Schicksale der P r o pheten und Gerechten. *) Eine Bildsaule von Lysippus war das Denkmal, das die Athenienser seiner Unschuld und dem Frevel ihres eigenen Blutgcrichts setzen ließen.

Schlußrede. «Wer nicht von B r o s a m e n und A l mosen, noch vom Raube zu leben, und für ein S c h w e r t alles zu entbehren weiß, ist nicht geschickt zum Dienst der Wahrheit;> Der werde frühe! ein vernünftiger, brauch») Matth. X X I l l . 2y. Hzmann'i Schriften II, 3H.

5° barer, artiger Man«: in der Welt, oder lerne Bücklinge machen und Teller leckm: so ist e» für Hunger und Durst, für Galgen und Rad sein Lebenlang sicher. Ist es wahr, daß Gott Selbst, wie es indem g u t e n Bekenntnisse lautet, das er vor Pilatus ablegte; ist es wahr, sageich, daß Gott Selbst daz u ein Mensch wurde und dazu in die Welt kam, daß er d i e W a h r heit z e u g e n m ö c h t e : so brauchte es keine Allwissenheit, vorher zu sehen, daß er nicht so gut wie ein Sokrates von der Welt kommen, sondern eines schmählichem und grausameren Todes sterben würde, als der V a t e r m ö r d e r des a l l e r c h r i s t l i c h sten K ö n i g e s , Ludwig des V i e l g e l i e b t e n , der ein Urenkel Ludwig des G r o ß e n ist.

o l k e n. Ein

Nachspi el Sokratischer Denkwürdigkeiten.

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Altona

vei-lione uoua Hlberti 8c!>ulll!n«;

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N o ?!,)', tlie lkmz I'Il >c,trli l!,e Lonlcienee c>s tl^e Ilinz.

U u s Liebe zum gemeinen Beste« sey es gewagt, dem Grabe der Vergessenheit ein patriotisches Denk« mal zu entführen, das in den Hamburgischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit im sieben und fünzigsten Stück des tausend, sieben hundert, sechzigsten Jahres am Ende des Heumonates, einem armen Sünder aufgerichtet worden/ der sich un-

54

terstanden, vier Bogen in klein Octav zu schreiben. Alle lang und kurzweilige Schriftsteller, sie mögen seyn, wes Standes, Alters und Statur sie wollen; — Schöpfer oder Schöpse *), Dichter oder hinkende Voten, Weltweise oder Bettel« Mönche, Kunstrichter oder Zahnbrechen die sich durch ihten Bart oder durch ihr Milchkinn der Welt bestens empfehlen ; " die, gleich den Schriftgelehrten, in Mänteln und weissen Denksäumen, oder wie Scarton in seinem am Ellbogen zerrißnen B^ustwamms, sich selbst gefallen; die aus dem Faß des Cynikers oder auf dem LehnO imilütore» lerunw ß — — llor»

55

stuhl *) gesetzlicher Vernunft lästern, da sie nichts vo n wissen; die ihren S t a b , wie der Gesetzgeber von schwerer Sprache und schwerer Zunge, oder wie B i l e a m , der Sohn B e o r von P e t h o r , **) zu führen wissen; — sämmtlich und sonders! —alle Thie» re auf dem Felde, denen ein Gerücht von der Sprachkunde, den Ränken, der Verschwiegenheit, den Reisen, dem heiligen Magen, der güldenen Hüfte deskrotonischen Sittenlehrcrs Pythagoras, durch ihre Vorfahren zu Ohren gekommen ; alle Vögel unter dem Himmel vom könliglichen Geschmack des A d l e r s , werden zur offenen Matlh. XXIII, 2. I m Grundtext steht daS nachdenkliche Wort: K a t h e b e r. ') 4 Buch Most XXIl, 27. » - und schlug die Eselin mit dem S t a b e .

56

Tafel des Hamburgischen Nachrichters eingeladen, der seine Gäste im Feyerkleide eines griecht« schen H e r o l d e n *) zu dewirthen, selbst erscheinen soll.

Euripides im Orest.

Ende des Prologus.

Erster Aufzug. Amsterdam.

) Weil sonst ihre Verfasser, zu leicht entdeckt und erkannt (1) Inhalts) „ M a n begnüget sich oft allgemeine Satze anzunehmen, wenn man „sich von der Richtigkeit derselben bey ei„nigen besondern Fallen versichert hat." Diese vernünftige, aber etwas dunkle W i derlegung macht der gelehrte Herr Herausgeber Hambmgischer Nachlichten/ aus dem Reiche der Gelehrsamkeit, selbst von seinem obigen allgemeinen Satz, und zwar in eben demselben 51 Stück auf der folgenden Seite, bey der Anzeigung eines algebraischen Schulbuches, in welchem, nach seinem Bericht daselbst, unter andern von der Berechnung der Wahrscheinlichkeiten beym I.'koinl?ie und der mvüoruln dcr

5» Mrdtn mögen: so schreiben sie ihren Unb e'r< stand fein weit her, damit sie deßwegen de» fco eher Nachsicht erhalten; weil sie ohne Zwei» fel wissen, daß bey den meisten eine Tchrift desto mehr Bcyfall findet, j e w e i t e r sie her» kommt. Unter Anzeigung jenes Ortes haben Wir bemerkt: Sotratische Denkwürdigkeiten für die lange Weile des Publikums zusammen getra» gen von einem Liebhaber der langen Weile, m!t «iner doppelten Zuschrift an Niemanden und an

Zween! nebst einem Motto aus dem Persius, das U n s zu langweilig ist abzuschreiben. W i r sagen nur, daß es (2) 4 Bogen i n k l e i n Syllogismen gehandelt wird. Er allegirt zugleich aus seiner vorhabenden Schrift, (daß ich mich seiner selbst eigenen Worte bediene, als welche allemal die besten sind,) folgenden lustigen Einfall; „ob es nicht „eine Preissrage, so wichtig, als sie man„nigmal von einigen französischen Akade„mien der schönen Wissenschaften pflegen „aufgeworfen zu werden, seyn könnte: „ob mehr Nachdenken nöthig gewesen ist, „das Lombre oder die Figuren und M o „den der Syllogismen zu erfinden? ? ^2) es) Gtündlichen Lesern,- die sich an den Buchstaben der Worte gar zu genau binden, melden W i r , daß nicht das Motto »aus dem Petsius vier Bogen in klein Oct a o , sondern das ganze Buch sokratischer Denkwürdigkeiten vier Bogen in klein Oc-

'««v stark sey.

55 stark ist. G e w i ß , stark genug. Und zu stark für eine Schrift, die lauter Aberwitz und U n s i n n in sich hält. M a n hat schon genug, wenn man die beiden Zu« schriften (3> gelesen hat. Kein Alchy» »ist, kein J a c o b B ö h m e , kein wahn» w i t z i g e r S c h w ä r m e r kann Unverstand licheres und u n s i n n i g e r e s Zeug reden. Und schreiben, als man da zu lesen bekommt. Und nichts besser klingt es in der Schrift selbst, und W i r rächen J e d e r m a n n , wer nicht Lust hat seinen V e r s t a n d zu verderben, daß er diese u n n a t ü r l i c h e A u s g e b u r t eines v e r w i r r t e n K o p f e s ungelcstn lasse, dersichso gar untersteh t, Schriftsiellen (4) zu mißbrauchen. Was wird man von solchen überwitzigen und unphilosophischen Schriftstellern, als der Liebhaber von der lan» gen Weile, endlich denken sollen? Er will (3) Zuschriften) ttinc illae lacrumae. . (^) Tchriftstellen) Folgende ist in der Vorrede an Niemand, den Kundbaren, ausgelassen worden: Ihr sollt das Heiligthum nicht den Hunden geben, und eure Per» len sollt ihr nicht vor die Säue werfen: auf daß sie dieselbigen nicht zertreten mit ihren Füßen, undsichwenden, und euch zer» reißen, Matth. VI«. Bey einer neue»» Auflage dieser Charteque, die Hoffnung hat, um einen halben Bogenstärkerzu «» scheinen, könnte diese Schrift>lelle gleich» falls eingestickt werden.

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witzig und philosophisch zugleich thun: aber der-

jenige wird zu loben seyn / der ihn dechiffriren und herausbringen kann, was er mit seiner Schrift e i g e n t l i c h haben will. Man denke ja nicht, daß die Aufschrift der Charteque ih» ren Inhalt angebe: C h i m ä r i s c h e E i n « f a l l e würde ihn ebenso gut und noch besser ausgedrückt haben. Man liefet h i e r eine Schrift, die einem j a p a n i s c h e n u n d chinesischen Gemälde völlig ähnlich sieht, worauf man t o l l e und g r ä u l i c h e Figu, len gewahr wird, da aber kein v e r n ü n f t i » g c r Mensch weiß, was sie vorstellen sollen. (5) Wie muß es in dem Kopf des H e r r n von

(5) Was sie vorstellen sollen?) Antwort: Die Hamburgischen Nachrichten aus dem Nei« che der Gelehrsamkeit. M a n denke ja nicht,

daß die Aufschrift der Charteque ihren Inhalt angebe: Hinkender Bote aus dem Spinn« und Raspelhause der gelehrten Re« publik würde ihn eben so gut, und noch besser ausgedrückt haben. W i r haben nicht mehr als das einzige 5?te Stück des 2?6osten Jahres in unserm langweiligen leben gelesen, und können dieses philosophische Zeitungsblatt keinen andern als solchen Patienten empfehlen, die an den hartnackigsten Verstopfungen darnieder liegen; sind anbey fast geneigt, den Theil der Welt, der so viel edle Zeit übrig hat, die Hamburgischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit zu bemerken, recht sehr zu

der k a n g e n w e i l e aussehen? W i r glau» ben, die l a n g e W e i l e hc aihn v e r w a h r l o s e t . Möchte man ihn doch, um sie ihm zu vertreiben, und zum besten seines k r a m ken K ö r p e r s u n d K o p f e s in ein S pi n n«der R a s p e l H a u s bringen! Das wäre der beste Zeitvertreib für ihn; denn zum Denken ist er gar nicht: er möchte sich und einen 2y«il d« Welt mit seinen Schriften um den gesunden V e r s t a n d bringen. W e r w e i ß , was schon mit gegenwärtigen in manchen Köpfen der Leser für Unheil angerichtet worden ist? Wenigstens mußsiebey gewissen Necensen» ten nicht die beste Wirkung gethan haben, die bey Anzeigung derselben solche M e r k m a l e von sich geben, daß W i r wegen ihrer gesun» d e n Beurtheilungskraft sehr in S o r g e n sind, (ü) I m Anfange scheinen sie ganz wohl bey V e r»

beneiden, auch denjenigen Namen herzlich zu bedauren, über den es verhangt ist, in diesen Pfefferhüllen eigentlich gelobt zu werden. Gewissms halber thut man noch dem gelehrten Herrn Herausgeber die heilsame Warnung, künftighin mit mehr F u r c h t seine Urtheile oder Nachrichten abzuschreiben, und mehr Nächstenliebe und Menschlichkeit besonders für sieche Schriftsteller blicken zu lassen. (6) sehr in Sorgen sind) Der Herr Recensent bricht hier im Geist, doch ohne Theilnehmung seines Sinnes, über sich selbst den Stab j fast wie der kindische

fiande zu seyn, und lassen der Schrift unl» U n s Recht widerfahren: aber je weiter sie fortgehen, je mehr fängt es an, mit ihnen anders zu werden. Sie reden / wie der Ver, fasser ihrer vorhabenden Schrift, ganz über d e n B e r g , schweifen aus, bringen Dinge zuSwift über den altew armen M a n n die Achseln zuckte, den er im Spiegel sähe, und der nichts' anders als sein eigener Schatten war. Wer die kecel^ion der Sokratischen Denkwürdigkeiten in dem Hamburgischen "unpartheiischen Korrespondenten nicht gelesen hat, der wird so wenig als ich wissen, wo die Dinge herkommen , die er zusammen bringt. W a s geht den Nachrichter im Reich der Gelehrsamkeit die Anzeigung seiner vorhabenden Schrift in einem andern Zeitungsblatt an? laß er ihre Anzeigung des Buchs widerlegen, ohne sich bey einem mrermc««, vom Histörchen aufzuhalten. Ist diese mufrankische Methode zu rccensiren fül gemeine Leser nicht sehr kryptisch? Dieses Phanomenon an einem gesunden und vernünftigen Schreiber ist nicht anders zu erklaren, als daß das ansicaende Gift der Sokratischen Denkwürdigkeiten sich seines Gehirns oder Feder gleichfalls bemächtigt haben muß. Er laßt Nachrichten Nachrichten sepn, schweift aus, fangt an, wie S a u l ,

in Gesellschaft zu weissagen, aber mit

63 sammen, von denen man nicht wcisi, wo sie herkommen, und wie sie sich zur Sache räumen, (reimen) n a t ü r l i c h , wie der Liebhaber der langen Weile. Sie schreiben so kryp» tisch, wie ihr Verfasser, N a m e n mit S t r i , chelchen statt der V o k a l e n , reden von philosophischen P r e d i g t e n , von B a u e r n , von Urtheilen, so diese gefällt haben, und wer weiß, von was mehr. _ (7) - - G o t t eben so wenig Anstand, als von jenem geschrieben steht 1 Sam, XiX, 2^. (7) wer weiß von was mehr» » ) Um dieses zu entziffern, muß man des Hamburgischen unparteiischen Correspondenten An? zeige der Sotratiscken Denkwürdigkeiten zu Hülfe nehmen. Demselben scll bep dieser Gelegenheit eine kleine Geschichte entfahren seyn, die dm Herrn v . Crusius betreffen soll, deren Inhalt wir Erzaplungsweise gleichfalls mittheilen wollen. „ E s „war einmal ein Bauer, der das ß:ück „hatte, einer heiligen Rede dieses großen „Philosophen uneingeladen mit beyzuwoh„nen. Weil nun letzterer (beiannter ma,,ßen) die Wahrheiten deschristlichenGlaubens in einer Lehiart vortrug, die sich „weder mit dem Katechismus noch mit dem „Vortrag des Dorfschulmeisters und Pfarr„Herrn zusammen reimte: so konnte der „gründliche Prediger dem Bauer nicht an-

„ders als unverstandlich, dunkel und aus-

bewah? e doch ja 'solche keute, und erhalte sie wenigstens bey gutem B a u e r verstände! Meines siehet'ganz gefährlicher mit ihnen „schweifend vorkommen. Weil unterdes„sm d« Landmann einen gesunden Bau„«verstand besaß: so soll er in seiner Ein„falt, (wic'man leicht erachten kann,) gesagt „haben, daß ihm der Mann ziemlich ge„fiele und sonst gut genug seyn möchte, „den einzigen Fehler ausgenommen, daß „ihn kein vernünftiger Mensch aus seinem „ D o r f , (wo er nemlich zu Hause gehöre,) „würde verstehen können." Hier sieht man die Wirkungen eines gesunden Baueruerstandes. Wie übel würde es aber dem philosophischen Prediger ergangen seyn, wenn unser Nachrichter im Reich der Gelehrsamkeit die Stelle dieses Layen in der Gemeine vertreten hatte. „ M a n glaube „ja nicht, würde er geschrieen haben in „seinem Kirchenkruge, daß dieser Mail« „über seinen Text predigt. Gehört sich „solch unkatechetisch und loses Geschwätz „auf die Kanzel? Soll man Schriftstel„len zum Behuf scholastischer Einfalle „mißbrauchen? Wir besorgen sehr" - - Doch es ist denen, die solche Urtheile nachschreiben, nichts zuzurechnen. Die Predigt ist ja Schuld daran, und solch Zeug als in eines Er-s--s Postillen liegt, steckt auch Bauern an, wie der Beweis hievon in

65 «ms: sie reden i r r e , und Wide r sp reche n sich selbst, und erklären einen unversiändlie chen, dunkeln und ausschweifenden Schriftsiel» ler, als wofür sie anfänglich ihren Held hat« ten, am E n d e für ein u n g e m e i n G e n i e . Bedenkliche Merkmale! (8) Wir besorgen sehr , . - - ° Doch es ist ihnen nichts zu» zurechnen. Die Schrift ist schuld daran: solch Zeug steckt an.. M a n gebe ja dem Liebhaber der langen Weile etwas anders als Schrei» ben zu thun. Hier sieht man die Wirkungen davon: keine andere als dergleichen die Roma» in den Hamburgischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit demjenigen Theil der Welt am Tage liegt, der Lust hat sich mit Lesung derselben wo nicht den Verstand, doch wenigstens die Augen und den Geruch zu verderben. (8) Bedenkliche Merkmale.') D a s Bedenkliche der Merkmale beweisen wir mit folgenden semiotischen Lehrsätzen des Hippokrates: sagt der berühmte Arzt des unsinnigen Demokritus in seinem n-«^»«^««. »'>>««! «?>«« «««»»»' ««l»»» «c «««

Hamann'« Schriften N. Th.

5

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Nt und Nitterbücher beym D o n Q v i c h ö t t i (9) chaten. (9) Don Qvichottt) Nossinante frißt Disteln, und verleugnet ihr Geschlecht nicht; auch wir kennen einen Metaphysiker, dessen Geschmack sonst ^gppelii relaciunez curioza« den nützlichem Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit vorzog. Gesetzt aber, daß es den neuesten Schriftstellern einfallen möchte Don Qvichotte zu ihrem Held zumachen, so bleibt sein kluger Stallmeister allemal ein großes Muster für die gelehrten Zeitungsschreiber. Gesetzt, Autor und Recensent waren von gleicher Bedeutung, und ein Zwil« lingspaar, welches eine Wölfin für ihre Pftegmutter erkennen müßte; so weiß man doch aus der Geschichte, daß ein Römer selbst den Frevel eines leiblichen Bruders nicht ungerochen laßt, der den GranzstM gemeinschaftlicher Mauern entweihen darf,

Ende der ersten Handlung-

«7

Zweiter Aufzug. ^ ) i e Niederlage dieser unbeschnittenen Schmähschrift hatte nicht der Mühe gelohnt, wenn nicht ihr Riesenleichnam mir zum Fußsteig dienen sollte, um den soldatischen Denkwürdigkeiten dadurch naher zu kommen, und init den Blößen ihrer verhüllten Muse der neugierigen Welt eine Augenweide zu machen. Ich rufe daher einem unberühmten Naturforscher nach, der die g r a u e n E r b sen, das Gewächs seiner Heimath, besungen: *) c«äite, KLK4 ro?VI->. «'« «§«^«. Nachdem ich nun den Flecken der D u n kelheit , der einen Schriftsteller zu unsern erleuchteien Zeiten so schwarz macht, von den sokranschen Denkwürdigkeiten ausgelöscht, so bin ich desto muthiger, an ihrem Urheber sein vermeyntes Verstandniß mit den Alten verdachtig zu machen, Mir ist von sicherer Hand gemeldet worden, daß es mit dem Stuhl Vespasians, der kein Thron war, eben so wenig Richtigkeit habensoll, als mit dem löcherigen zu R o m , der die Nachfolge Petri gegen die Eingriffe der S p i n d e l in Sicherheit setzt. .

äe

Dieser Umstand beruht also vermuthlich auf dem Ansehen eines neueren Nativitatstellers, und muß nicht zu leichtsinnig angenommen, werden, ohne Gewahrleistung eines glaubwürdigeren Zeugen, als B a c o n ^) von diesem S t u h l , der kein Thron war, sepn kann. Eine dithyrambische Figur von gleicher Frechheit ist die Verwechselung der Schlacht Hey Marathon mit der Leuctrischen. Mein Falkenblick stiegt aber zu dem Hauptbeweise, der keine Einrede übrig laßt , wie unwissend der sokratische Schriftsteller in dem Buchstaben der Alten seyn müsse. M a n denke ja nicht, daß ersichden Plutarch zum Muster gesetzt in seiner P a rallele des Simons zu Joppe und zu Athen, Wie hinkend selbige ist, wird jedermann gleich einsehen, wenn ich darthun werde, daß der Freund des Sokrates von einem ganz verschiedenen Handwerk gewesen. Der atheniensische Simon war kein Gerber, sondern eigentlich ein Lederschneider ^ ) , und mithin ein Professionsverwandter von dem vor)

II. ä« inorte — cuin lcomnillte; exoneran« eniin 8« 5u> per 5LÜ2 : ut pulo , Den» bcn hautigen Schild des Ajax, oder eigentlicher, durch seine Gastfrcyheit gegen den Rhapfodisten, unsterblich gemacht. D a ß aber der Ursprung dieses Irrthums in den Übersetzungen liege, hat der Aeltermann der exegetischen Zunft schon vor mir angezeigt, im fünften Theil S . / ^ 8 . seiner Erklärung des N . T . , die an M ü n z , Till und Kümmel so erbaulich, als in den Vorurtheilen und Lieblosigkeiten gemeiner Kritik gelehrt ist. Es wäre demnach nicht unschicklich, dm Verfasser der sokratischen Denkwürdigkeiten auch in seiner Nahrung mit dem C h a m ä leon zu vergleichen. Der Geist der A l ten ist ein sehr ätherischer Tisch. Ob er aber wit den mystischen Schriften des Schusters in Görlitz eben so ungewissenhaft umgegangen als mit seinem Held von Gerber, bin ich nicht fähig zu entscheiden, da ich niemals

Ilillll. V l l . 220. Vielleicht wundern sich manche über das gut« Vernehmen unter den H a n d w e r k e r n und G e l e h r t e n jener Kindheit. W i r wis» sen nicht, was wir von den elfteren oder letz» tercn eigentlich denken sollen.

77

das Glück gehabt, die Werke dieses Wahnwitz^ gen Schwärmers zu betasten, und wir uns in dem Wcrth ihres Inhalts auf den Geruch gewisser Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit verlassen müssen. M a n kann sich unterdessen leicht vorstellen, daß der vertrauliche Umgang eines Alchymisten jemanden sehr verwahrlosen, ihn aber zugleich überheben mag, sich mit Pech selbst zu besudeln. Jedoch ich weiß nicht, ob man die Aufrichtigkeit oder Bescheidenheit des Autors tadeln soll, der nicht mehr als eine einzige müßige Stelle, und noch dazu aus einem griechischen Buch angeführt, in welchem ein alter Kirchenlehrer *) Cilicismen, und ein moderner ^ ) Cyrenismen erfand, wie A n a ^ * ) in der Wüsten M a u lpferde oder w a r m e Bader. Ein Mißverstand ist es aber, wenn man für einige seichte Oerter in den Denkwürdigkeiten das Senkbley des p h i l o s o p h i s c h e n V e r s t a n d e s Oensus communi») hat brauchen wollen. Die Windeln und die Wiege der sokratischen Weltweisheit gehören nicht für starke Geister; und diese vier Bogen, *) Der heil. Hieronymus. *') 2er Hochwüldig« D . Heumann. " ' ) i B . Mos. Zü, 24. Luther« Uebersetznnz verglichen mit der

75 in denen M i l c h und H o n i g fließt/ dür-' fen niemanden als schwachen Lesern gefallen, die es den B a r e n und K a l b e r n im Geschmack gleich thun. Unsere Muse ist ein S ä u g l i n g der fruchtbaren, vielbrüstigen> Umgestalten Mutter, eine Schülerin jenes B i e n e n s c h w a r m s in dem Aas des Löwen , wo Speise ging vom Freßer und Süßigkeit von dem Starken. ") Diese Erinnerung wird vielleicht dasjenige bemänteln können, was von den Hebam^ menkünsten des Sokrates obenhin gesagt worden. Aus der Bescheidenheit eines Unwissenden eine Tugend zu machen ist eben so ungewöhnlich, als die Keuschheit eines Verschnittenen zu bewundern. Wenn Sokrates so viel verstanden hatte als die Philosophen, denen er aus der Schule gelaufen war, so würde er nicht nsthig gehabt haben, die Heimlichkeiten der Natur auf dem S t u h l kennen zu lernen, sondern hatte eben so gut als andere die Einsichten der Philosophie in der Liebe und im Genuß der Wahrheiten selbst schöpfen können, nicht aber in den Nachwehen und Wirkungen ihres züchtigen Umganges. D a s Unvermögen, dessen sich Sokrates bewußt war, verbot ihm von selbst, Vater oder Lehrer zu werden. I n diesen letzten Zeiten darf der Verschnittene nicht 3j. der Nicht. ,4.

7?

whr sagen: S i e h e ! ich b i n ein d ü rtei V a u m ! *) Ein solch Gestandniß würde jetzt bescheiden lassen, aber nicht aufrichtig seyn, bep Sokrates hingegen war es aufrichtig; es sah aber unbescheiden aus, die Schwache seines Erkenntnißvcrmögens zu entblößen, ohne sich die Schürze von Feigenblattern öder Röcke von Fellen zu Nutz zu machen, durch deren Nothdurft die Sophisten jedes Alters dem Ruhm ihrer Starke stillschweigend einen Schandfleck anhängen. Ob nun der M a n n , in welchem Gott beschlossen hat die Wohnung des menschlichen Geschlechts mit Gerechtigkeit zu richten, die Ungerechtigkeit übersehen wird, womit unsere Schriftgelehrien und Rabbinen so wohl als die A rcho nten dieses A e o n s die Wahrheit aufhalten, wie er die Zeit heidnischer Unwissenheit übersehen hat, ist allerdings keine Preisfrage, die durch französische Academieen der schönen Wissenschaften entschieden werden mag. Weil Sokrates also zu trocken war, selbst Erklärungen und Lehrsatze zu erzeugen, so bequemte er sich, als ein Diener der Natur, die Vollendung fremder Geburten abzuwarten. Diesem Muster zu Folge ist bep jedem Leser seiner Denkwürdigkeiten die sinnlichste Definition eines Philosophen, in der ') I°s. 56. 2.



Gebahrmutter des Nedegebrauchs, als ein zeitiger Embryo zum voraus gesetzt worden. Wenn es daher heißt: daß man kein Philosoph sepn dürfe, um die Geschichte des Worts Philosophie, in lil>8tr2cw so wohl als in cnncrera, zu studiren: so ist ein Philosoph in hieroglyphischen Zeichen — einem Jünger des L . und c. der sich dünkt > als sein Meister L . oder c . W . z. E . Niemand muß es aber gekrönten Philosophen verargen, wenn sie das vtolomaische System mit der Ordnung des Weltbaues verwechseln, und alles lästern, was den Mechanismum ihrer Begriffe irre macht. Eben derselbe Ueberdruß, der jenem Maler den Pinsel aus der Hand warf, scheint dem sokratischen Geschichtschreiber den seinigen in die Finger gegeben zu haben; doch es würde nicht jedermanns Laune gelingen, die K u nst auszustechen, welche Ehrien und Sollten schäumen lehrt. Dem Stagiriten ist das letzte Hauptstück in seinen vordem analytischen Büchern, so vom physiognomischen S y l l o g i s m u s handelt, sehr kurz gerathen. Daß er aber keine anderen Beweise als geradlinichte für gültig angesehen haben sollte, laßt sich aus einer Stelle seiner hintern analpuschen B ü cher widerlegen, wo er einen Schluß des Ana-

Anacharfis ^) durch die H y p e r b e l erklart»

Die Zergliederung des W a h r e n und Schott e n scheint den Gebrauch der Drepecke und Parallelogrammen sehr zu vereiteln, auch die B e w e g u n g der Gedanken den Schulgese« tzen der Syllogistik entgegen zu seyn. Man wird daher die Theorie der Zentripetal- und fugalkräfte zu Hülfe nehmen, und die P a r a b e l n des Sokrates aus der zusammeng esetzten R i c h t u n g seiner U nw i s s e n h e i t und seines G e n i e s herleiten müssen. Die Copie derselben in den Denkwürdigkeiten stießt eben so natürlich aus den T r i e b e n der U n g e w i ß h e i t und Z u versicht, die in den Autor gemeinschaftlich gewirkt, wie die geheime Geschichte seines Buchs freymüthig erzahlt. I n diesem Göttlichen der U n w i s s e n1Heit, in diesem Menschlichen des G e n i e s scheinet vermuthlich d i e W e i s h e i t des W i d e r s p r u c h s verborgen zu seyn, woran der A d e p t scheitert und worüber ein O nt o l o g ist die Zahne vlöctt; wie ich wohl weiß, daß g e w i s s e Leser es mir gleich»,.>,«>. Die S c y t h e n haben keine W e i n » sticke; folglich auch keine M äd chen, «elcl>« die M u s i k lieben, l»l> I, s,^> i-/«6. in I^nclnvico , ünve illesz , tl»2t oslen maänel« kilg n», vlkioll «2inl/ «nä ie»lon cc»uI6 not l,o

würde hier auch der alte Kammeiherr Polo» niui sagen, der in Hamlets Tollheit die M e t h o d e und die T r ä c h t i g t e l t sein« Stoßr«den kwunl«rte.

9?

Nett als die Eule Bubo eines jüdischen Geschichte schreibers, mit dem E n g e l des H e r r n , den ein vom Geist getriebener Mensch bey dem Tode Herodis gemalt, ohne pathologische Auslegung der W ü r m e r , von denen ber K ö n i g und der D i k t a t o r gefressen wer? den, die Gott nicht die Ehre geben; gesetzt, daß es auch hier heißen sollte: Was Bileam nicht selber sah, S a h doch sein Esel stehen. Aus dem Geschlechtregister dieser Hypothese, die ein verwirrt Gehirn und siechen Leib in dem Verfasser der sokratischen Denkwürdigkeiten zum voraus setzt, erhellt aber zugleich, wie unverschämt sich die H a m burgischen Nachrichten die Ausgeburt dieser u n n a t ü r l i c h e n W a h r h e i t zugeeignet, die für nichts als ihr Pfiegkind anzusehen , das unter der Feder des erlognen V a ters sehr verwahrloset worden, sich ihrer wahren Ahnen nicht im geringsten zu schämen hat, und durch ein romanhaft Schicksal in die Gesellschaft der N y m p h e n gerathen seyn muß, denen das Reich der Gelehrsamkeit die hamburgischen Nachrichten zu danken hat, wie N u m a seine Gesetze den Einblasungen der E g e r i a . Diese Egerie hielt einer für eine Pflegerin B a a l s , wenn seine Kirchen durch den Dienst eines u n s i n n i gen J e hu gereinigt werden zu heimlichen Hamann'« Ochliften.il. Th.

?



Gemachern bis auf diesen Tag. 2

B . der Kön. X. 53, 2?. Sucht keine B l o n d e also unter den Gespielinnen des Apolls, ^ " t enim/ul^o^e /uc, Jede von ihnen kann sagen : Seht mich nicht a n , daß ich so schwarz b i n ; denn das Genie hat mich so v e r b r a n n t . Ist aber die T h o r h e i t des G e n i e s reich genug? die Weisheit zu ersetzen, die durch den Zusammenhang allgemeiner Wahrheiten in die Ginne fallt? Dieß ist der Hauptknoten. VRV8 intoilit! — 6ißnu, vinäioe noäu«l

N u n soll mir der Verfasser der sokratischen Denkwürdigkeiten nicht mehr entwischen; fest ist er wie P r 0 t e u s durch die Verratherey seiner Tochter E i d 0 t h e a ; denn durch ihr Eingeben, und durch die betrüglichen Haute der Meerkalber gelang es dem Menelaus, die List der Verwandlungen zu überwinden, die bey der Zurückkehr des grauen Wahrsagers in seine erste Gestalt erschöpft war. *) Wunderliche Muse! die du Götter aus der Erden steigen siehst, und einem a l t e y M a n n einen Rock von S e i d e schenkst — stell mir den Jüngling, dem r a c h g i e r i g e Kameele ihre Haare zum Kleide geben, der seinen Kiel in wilden Honig tunkt, daß sei*) Vieh» das »i«t» Buch dn

ne Augen wacker werben, dessen Beweise den H e u sch recken ahnlicher sind als den Blindschleichen im Gleise des Weges, der die M o de der Proselptentaufe dem levitischen Heerdienst vorzieht, eine W a h r h e i t theurer bezahlt als der beste Landesvater seine B a l l e t m e i s t e r i n n e n , der wie E l i a s seine Lenden gürtet, da er vor A h a b h i n l i e f , bis er kam gen Iesteel. > Wunderliche Muse, die du p f e i f e n lehrst, wo niemand Lust hat zu tanzen, K l agen eingiebst, die nicht zum Heulen bewegen, weil deine Leser den Kindern gleich sind, die dort am Markt saßen! stell mir den Jüngling, der unsere S c h r i f t g e l e h r t e n schelten darf, die den S c h l ü s s e l der E c ke n n t n i ß haben, nicht hinein kommen und denen wehren, so hinein wollen; der unfern Weltweisen zischt, die ins O h r sagen: es sey keine P a l i n g e n e s i e , noch G e n i e , noch Hh"-it, (als von dem ihr H e l v e t i u 3 in groß Octav geschrieben) j a , den Jüngling, dessen Kühnheit jenem König in Iuda nacheifert, der dieeherne S c h l a n g e zerstieß, die doch M o se s auf höchsten Befehl erhöht hatte, und ein G l e i c h n i ß des M e n s c h e n s o h n e s war, den Sein Gott mit Freudenöl gesalbt hatte über seine Gesellen! Hoch erfreut über des Brau« tigams Stimme steht er und hört ihm zu, denn er ist Sein Freund, W«r die Braut ?*

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aber hat, ist der Bräutigam — Siehe! Er kommt mit den Wolken! Da stund ein Bild vor meinen Augen und ich kannte seine Gestalt nicht. — Eine S t i l l e und eine S t i m m e ; die Stimme eines P r e d i g e r s , dem das Pub l i kum eine W ü ste ist , in der mehr Heerden als Menschen wohnen. Wer Ohren hat zu hören, der höre! D a s S a l z derGelehrsamkeit ist ein gut D i n g ; wo aber das Salz dumm wird, womit wird man würzen? Womit sonst als der narix « «,§u>.««7»5 mit thbrichter P r e d i g t i K o r . i . 2i. Die V e r n u n f t ist heilig, recht und gut; durch sie kommt aber nichts als Erkenntniß der überaus sündigen Unwissenheit, die, wenn sie epidemisch wird, in die Rechte derWeltweisheit tritt, wie «iner aus ihnen gesagt hat, ihr eigener Prophet,d er M et hu salah un-

ter d e nbeau->e/^il5 d i e se s G e sch l echt s: ^

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N i e m a n d b e t r ü g e sich a l s o selbst. W e l c h e r sich u n t e r euch d ü n k t w e i s e z u s e y n , der w e r d e ein N a r r in dieser W e l t , d a ß er möge w e i s e seyn. t. Kor. lli. itz.

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D a s Amt derPhilosophie fst der leibhafte M o s e s , e«n O r b i l zum Glauben, und bis auf den heutigen T a g , i n a l l e n S c h u l e n , wo gelesen w i r d , hangt die Decke vor dem H e r z e n der Lehrer und Zuhörer, welche i n Christo aufhört. Dieses w a h r h a f t i g e l i c h t , sehen wir nicht im Licht des M u t t e r witzes, nicht im Licht des S c h u l » witzes. Der Herr ist der Geist. W o aber des H e r r n Geist ist, da ist F r e y h e i t . D a n n sehen wir alle mit aufgedecktem Angesichte des H e r r n K l a r h e i t wie im Spiegel, und werden verwandelt indasselbige B i l d von K l a r h e i t zu K l a r heit als v o m H e r r n des Geistes. 2 Kor. i n . 1?. 18.

E p i l o g u s. Nachdem ich nun die Nymphen der Hamburgischen Nachrichten so wohl als die Muse der Sokrati« tischen Denkwürdigkeiten Schau ge« tragen öffentlich, und einen T r i umph aus beiden gemacht, so schließt sich meine Pantomime mit dem Wunsche, der dem sterbenden Augustus eingefallen seyn soll: —

» r 12 7 o 5.

Druckfehler. I n ein« GKU«, die un« zu langweilig ist »«zuführen, steht u n « , wo im Gruudteit V« Hamtulgischen Nachrichten P u b l i l « fälschlich gelesm

Kreuzzüge de s

Philologen. Virgil in der Ekloge: Pollio. ella»?l alte/'« bell« ,

Prcd. Salom. XU,

Dem Leser unter der Rose! ie drey ersten Abhandlungen in gegenwärtiger Sammlung haben sich schon die unverdiente Schande erschlichen, daß sie in den wöchent« lichen Königsbergischen Frag - und Anzeigungs- Nachrichten des 1760. Jahrganges eingerückt, prangern Das zweite Buch der M ak« k a b ä e r führt einen A r i s t o b n -

l u m , des Königs Ptolomäi Schulmeister an, der vom Priester« lichcn Stamme war -^ Mehr weiß ich von diesem apokryphischen Pa« usne nichts5 weil ich kein Theo» log bin^ wie die meisten Kinder u,st47. Um der Aufschrift meiner vermischten Anmerkungen ein Genüge zu leisten, bediene mich dieser zufälligen Anführung, meinen Hochwohl' gelahrten Patriotismum über die Schilde» ey des Herrn und des Dieners auszulassen. -^ Diese Rhapsodie ist zum Theil aus französischer Seide gesponnen; daher man so gewissenhaft gewesen, Frankreich mit Wucher für den Gebrauch ihrer M a terialien Erstattung zu thun. Ein abermaliger Beweis deutscher E h r l i c h k e i t , die aber dem Wachsthum der Klugheit oft Eintrag thut. Da die glänzende Haut des Originals viel Aufsehens gemacht , so soll eine summarische Zergliede» rung des inner« Baues hier eingerückt werden. „Der Autor scheint ein Fremdl i n g im Kabinet, doch desto bekannter „im Audicnzsaal und der Kanzeley zu „seyn. Die wahre Staatskunst, zu „thälig und l» schlau, sich mit

^ aufzuhalten, muß auch nicht mit „ S i t t e n s p r ü c h e n , Wirthschafts» „ v o r t h e i l e n und Ceremonielge» „setzen verwechselt weiden. — ^- Sei« „ne Bücher.und W e l t . K e n n t n i ß „ist unzuverlaßig, ^«««lu^^ue me«