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German Pages 226 [228] Year 1807
GRUNDZÜGE DER
P H I L O S O P H I S C H E N
NATURWISSENSCHAFT
VON
H E N R I C H
Z U M
B E H U F
S T E F F E N S
S E I N E R
V O R L E S U N G E N
B E R L I N IM VSKLAOS DES B&ALSCHOLBUCHH1NDLUNC
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V O R R E D E .
E i n e jede Schrift hat, indem fie erfcheint, aufser ihrer Eigentümlichkeit, wenn fie diefe überhaupt befitzt, eine perfönliche, alfo ichwache, Seite, die fich durch Verftändigung und äufsere Relation gegen die Welt zu Stützen fucht. —
Sie ift nothwendig, wie die
Vergänglichkeit aller Erfcheinung; wer /ich aber eines wahrhaften, in lieh begründeten, Strebens'bewufst ift, thut wohl, fie nicht zu ernithaft und fchwerfällig zu behandeln. Solche Relationen werde ich hier kürzlich berühren. —
Die Schrift enthält Themata CO *
IV
zu Vorlefungen und zukünftigen Schriften; ift durchaus epigrammatifch und fyftematilch. Ich wollte es darthun, wie die Natur, nicht nur im Ganzen, fondern auch im Einzelnen, aus fich felbft begriffen werden k a n n ,
ohne
äufsere Hülfe von Hypotheíen oder Principien, die, wenn Tie als das Aeufserlich Beftimmende und Regierende hervortreten, gleich fchlecht und verwerflich find.
Die Idee ift mir klar
genug; an der Ausführung mag Manches fehlen.
Sie foll mir eineji andern Vortheil ge-
währen.
In zukünftigen Schriften werde ich
die Aphorismen als Ueberfchriften benutzen, die das unvermittelte Seyn des Gegenftandes im Ganzen
darthun;
und
ich werde
mich
dann, vorzüglich in der Fortfetzung meiner Beiträge zur innern Naturgefchichte der Erde, mit dem Eigentümlichen des Gegenftandes ganz befchäftigen können. Die Einrichtung diefer Grundzüge erlaubte mir nicht, Citate anzubringen; ich habe mir defshalb aber Nichts andern Naturforfchern Eigentümliches zueignen wollen;
und dem
V
ibfgfältigert Lefer wird es von felbft klar werden, wie viel ich B u c h , G ö r r e s , H u m boldt, Kielmayer, Möller, ter,
Treviranus,
Winterl,
Troxler,
Reil,
Rit-
Werner,
durch mündliche Unterredungen
H o r k e l , u. m. verdanke.
Vorzüglich wird
man mehrere bekannte Anflehten S c h e l l i n g s hier wieder finden. — Eine jede erfcheinende Schrift hat
eine
polemifche Seite, wenn He Eigenthümlichkeit befitzt. — Es ift nicht ihre befte.
Die neue-
re Anficht der Naturphilofophie hat fich faft durchaus aus der Polemik herausgearbeitet, und zeigt dadurch deutlich, wie fehr Tie iich in fich befeftigt hat.
Nicht, als wenn die
Maffe derjenigen Gegner, denen das Wefen derfelben fremd ift, abgenommen hätte; aber die Gemeinfchaft und die äufsere Koliiiion hat aufgehört, und diefes ift für die Bekenner, wie für die Gegner, das Rathfamfte. Eine andere Art Gegner hat fich aber hervorgethan.
Die Anhänger nämlich; — und
in der That find diefe gefährlicher als man
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glaubt.
Diefelbe Stimme, diefelben Aeufse-
rungen betrügen nicht den Verirrten allein, fondern manchmahl,
wenigftens momentan,
-uns felbft; und wir thun wohl, iie von uns ^bzuweifen. So find Einige, die fich haben lagen laffen, wie Alles in der Totalität fei, auch diefes wohl auf eine halbe Weife begreifen, deinen es aber nicht gegeben ift, den deutlichen beftimmten Umrifs des Individuellen klar zu feffen. Diefen erfcheinfc Alles: Leben, Geftalt, Form, das Einzelne und Ganze, als ein Ui> beftimmtes,
als Andacht,
Ahndung, Anbei»
tung, was lieh nicht mit der klaren Vernunft faffen I'afst, weil diefe Alles, das Ganze wie das Einzelne, auf die beftimmtefte Weife anfehauet; fie faffen daher diefes Unbeftimmte mit dem heiligen Willen, mit Frömmigkeit. —w Aber in der Wiffenfchaft gilt nicht die Geili> nung allein, fondern mit ihr die Tüchtigkeit; und was tüchtig,
nicht in einem äufsern,
fondern in fich begründet und in iioh klar ift, ift wiffenfchaftlich, möge die Sprache die de*
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Empirikers
oder Theoretikers
feyn.
Wer
durch diefe Trennung etwas für die Geiinnung fürchtet, kann überzeugt feyn, dafs ihm nichts begreiflich geworden ift. Andere hatten gehört,
dafs Poeile und
Philofophie, Wiffenfchaft und Kunft Eins fei; fie meinten daher, man könne wohl beide äufserlich verbinden, welches, wie vorauszufehen war, beiden gleich fchädlich feyn mufste.
Wohl ift die Ehe das Heiligfte in der
W e l t ; aber ein weibifcher Mann, oder ein männliches Weib nicht defto weniger das widerwartigfte uud verhafstefte GefchÖpf. Dafs eine Schrift, wie diefe, nicht gemeinverftändlich feyn kann, verfteht'fich. — Wenn die Kenner ahnden, dafs in den kurzen Sätzen mehr liegt, als die einzelnen Worte weniger Zeilen, und dafs die Anordnung nicht zufällig ift; fo bin ich zufrieden. — Ich fchätze meine Ablicht zu fehr, um mit diefer Darfteilung ganz zufrieden zu feyn. Denjenigen, die dazu beftimmt fcheinen, zu 'zeigen, wie die willkührliehen Kombina-
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tionen des Zufalls die wunderbarften Geburten hervorbringen, werden mit der Einrichtung meiner Darftellung vorzüglich zufrieden feyn,
und es wohl auch nicht unterlaffen,
fie, wie die Natur es ihnen gebeut, zu benutzen.
Folgende Druckfehler wird der Lefer gebeten vor dem Lefen zu berichtigen : Seite go Zeile 7 i l a t t : —
jeder l i e s :
jener
ioo
—
i
il. Oxydation 1. Reduktion
—
—
—
3 u. 4 it. Indifferenz 1. Oxydation
—
174
—
—
198
—
1 ift a u c h
auszuitreichen
«9 ß . find 1. lieh
EINLEITUNG.
"Wiffenfcbaft ift Vernichtung Wiedervereinigung
eines Gegenfatzes,
des urfpriinglich
Vereinigten.
W a s zum innerften Wefen unfers Dafeyns gehört, ift nicht f ü r das W i f f e n , es ift das Wiffende felbft; —
was im Gegenfatze b e h a r r t ,
ift nicht f ü r da»
W i f f e n , denn das Wiffen ift eben die innere V e r einigung des Geiftes mit dem G e g e n f t a n d e ,
als
w e n n diefer ihm
ur-
inwohnte; —
was nicht
fpriinglich vereinigt und Eins w a r mit dem Geifte, ift nicht f ü r das W i f f e n , denn das Wiffen befitzt k e i n e fchöpferifche K r a f t , — und n i m m e r m e h r möge es uns g e l i n g e n , zu verbinden, gefetzt h a b e n ,
d u r c h Wiffenfchaft dasjenige
was wir urfprünglich als getrennt oder die Natur zu
wenn wir uns mit i h r ,
überwältigen,
wie mit einem Fremden,
Feindfeligen in einen thörigen Kampf einlaffen. D i e jugendliche Gefcbichte der Menfchen ftellt glückliche Gefchlechter d a r ,
die mit der Natur in-
nig v e r b ü n d e t , in vollem Genuffe des vollendeten D a f e y n s , im ruhigen Seyn der G e g e n w a r t ,
mehr
eine Fortfetzung der fchöpferifchen K r a f t der N a t u r
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felbft,
eine heitere Offenbarung ihrer innerften
Verhältniffe, h o h e , bedeutungsvolle Geftalten gebälirend und erhaltend, zeigten,
als jene T r e n -
nung von der Natur, die das Wiffen fchafft und rollendet. Früh fehen wir freilich die Menfchen fleh den Dingen entgegenfetzen, aber nur im Allgemeinften ward der Gegenfatz gefafst, und durch tieffinnige D e n k e r glücklich gehoben. fophie.
So entftand die Philo«
Aber im Leben und im Befondern wirkte
noch immer der heitere Geift fröhlicher, unfchuldiger Kindheit, verband den Menfchen mit der Natur durch die Dichtung, und die Menfchen unter {ich durch die grofse Individualität nationaler und religiöfer Anfchauungen.
Daher fehen w i r , neben
den tiefften Blicken des Wiffens im Allgemeinften, die herrlichften Bliithen der Poeße im Befondern. Was urfprünglich, als ein Lebendiges, in der Natur wurzelt, offenbart fein L e b e n , von dem Ganzen getragen, nur durch eigene Natur gemäfsigt,. in unbefangenen Spielen nirgends eingefchränkter Freiheit;
was lieh von dem Ganzen getrennt hat,
wird demfelben wieder durch Zwang verbandet, der, lebendig und felbft im Ganzen gefafst, N o t w e n d i g k e i t hervortritt.
als heilige
So fehen wir die N o t -
wendigkeit heimifch werden in den allgemeinften Spekulationen alter Denker , indem im Befondern die fröhliche und unbefangene Leichtigkeit der Naturfreiheit in Dichtungen fich e r g o f s , die fich wunderbar mit jenen tiefen Anflehten verbanden,, und
XI ein eigenes, halb aus Wiffenfchaft, halb aus Poeli« gewebtes, innerlich harmonifchesLeben hervorrief, defien lieiterfter Glanz uns durch den göttlichen Plato anlp rieht. Wie man auch unfere Zeit und ihre Verhältnifftf anfohanen mag, fo viel ift gewifs, rlafs Mannichfaltigkeit der Gegenftände des Wiffens fie vorzüglich auszeichnet.
Indem der Menfch mit der Natur zerfiel,
zerfiel er mit fich felbft und die Dinge unter lieh. D i e Wiedervereinigung
diefer T r e n n u n g
hat die
Mannichfaltigkeit der Wiffenfchaften hervorgerufen, und die Naturwiffenfchaft ins Befondere ift als eins folche durchaus modern. Nicht als ein Geringeres oder weniger Würdiges der Gefchichte darf diefes fcheinbare Zerfallen uns erfcheinen.
So fehen wir in der Vegetation in
ftiller Einmüthigkeit die Funktionen fich in Produkte verlieren, die von der allgemeinen Natur getragen und gepflegt, auch die Freuden und Leiden derfelben gemeinfchaftlich theilen, und mit kindlicher Ergebung alle Bewegungen des grofsen Naturlebens innerlich darftellen,
indem die Funktionen,
im
T h i e r i f c h e n , felbft fich hervorwagen, die grofsen Bewegungen der Natur innerlich mäfsigen,
aber
auch eiae jede Funktion und ein jedes Produkt fich von den übrigen fondert und trennt, und fo fich zum Gegenftände der grofsen, Naturfpekulation
macht.
W e r an dem Einzelnen der Zeiten in der Gefchicht e , oder der Geftalten in der Natur k l e b t , mag in diefem Zerfallen das Unwürdigere
fuchen;
denn
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nicht läugnen laTst es lieh,
dafs das Einzelne des
T h i e r i f c h e n — als Eingeweide — neben dem Einzelnen d e r heitern Vegetation, diefem an innerer Schönheit n a c h f t e h t , und als ein Geringes, ja Un-,. würdiges und Schlechtes erfcheint.
A b e r das Le-
ben in der Gefchichte, wie das Leben in der lebendigen Geftalt, hat eine h ö h e r e W ü r d e als die des Scheins; ja die finnvolle Bedeutung des individuellen Lebens ift die Vernichtung des Scheins, und di§ Offenbarung unfichtbarer Schönheit. fie
ahnden
in
der
fchönen Geftalt
Ihr m ö c h t e t vollendeter
Menfchlichkeit; fehen k ö n n t ihr fie n i c h t , wie man ein blofs Irdifches fleht, denn fie ift die unmittel"» bare Offenbarung göttlicher S c h ö n h e i t , die in dem Einzelnen als Einzelnes zu feyn v e r f c h m ä h t , und auch diefes wieder als' ein Ganzes und Selbftändiges fetzt.
Wollt ihr daher das W i f f ß n in feiner h o h e n
W ü r d e e r k e n n e n , fo d ü r f t ihr es picht in feiner äiifsern Abhängigkeit als ein Einzelnes b e t r a c h t e n ; als folches möchte es vielmehr geringer und unvollendeter erfcheinen als die vegetative Poefie, dern in feiner Heimath im Göttlichen.
fon-
D e n n wie
das Animalifche in der Natur keine befondere Kraft, nichts Einzelnes und B e f t i m m t e s , fondern eben die Unendlichkeit'der Natur felbft i f t , die fichtbar gew o r d e n , fo ift das Wefen im VViffen über die E r fcheinung des Wiffens unendlich e r h a b e n ,
nichts
E i n z e l n e s , fondern das Sichtbarwerden des Unendlichen felbft, die unmittelbare O f f e n b a r u n g cler mit fich felbft einigen geii'tigen Natur.
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Wenigen möchte es gegeben feyn, fich felbft Voh fich felbft trennend, in ewiger Vereinigung mit fich felbft zu beharren, den bittern Kelch eines abgeänderten Dafeyns bis auf die Hefen zu leeren, den Zwang zu lieben,
der fie unwiderftehlich an
eine bel'timmte Form des Dafeyns bindet, fo dafs fie nur fich felbft zu offenbaren vermögen, in Verbindung mit den Gleichzeitigen nur ihrer Z e i t , immer das fchon Beftimmte beftiuimend, immer das E r zwungene frei leiftend, in ewigem YViderfpruch die Harmonie finden und fuchen müffen, wie ihr Leib, der irdifche Wiederfchein des Göttlichen in ihnen, eine Unendlichkeit getrennter Formen ewig mit einander ringend,
nie Hegend und nie unterliegend,
als ein gefundes Leben darzuftellen vermag. eine tiefe Angft hat die Zeit ergriffen,
Denn
gleichmäfsig
zittert man vor der Unendlichkeit de9 Werdens iiri Endlichen und vor der Endlichkeit desSeyns im Unendlichen —
fo wird die Vergangenheit als das
Grab des Unbeftimmten, als die eiferne Hand der blofsen fchauderhaften Beftimmtheit furchtfam angeftarrt, und die Zukunft,
als der Abgrund des
Unbeftimmten und die alle Beftimmtheit verwifchende Gewalt zaghaft erwartet.
In unferm Leibe fehen
wir die Vergangenheit heimifch feyn und walten, in unferer Seele fühlen wir uns an eine unbeftimmte Zukunft verrathen,
und das frifche Leben er-
blafst in dem ängfllichen Schweben zvvifchen beiden. Diefes Schwankende des allgemeinen Lebens äufsert fich nicht weniger in den Wifienfchaften , ja es
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ift hier mit jenem urfprflnglich Eins und aus derfelben Wurzel entfprungen. Einige, die die Freiheit Hur k e n n e n , fo wie fie in der Willkühr, durch den Zwang eingeengt und befchränkt, erfcheint, glauben, fie nur durch Vernichtung des Naturzwanges retten z u k ö n n e n , wodurch es denn gefchieht, dafs dief e r , fein Recht behauptend, den blofsen Schein deff e n , was man retten möchte, auf alle Wege offenbart. Andere, die die N o t w e n d i g k e i t nur kenn e n , fo wie fie in dem Zwange, der Willkühr fich entgegenftelleud, erfcheint, glauben, jene nur durch die Vernichtung aller Selbftbeftimmung erhalten zu k ö n n e n ; da aber jene Richtung, wie fie es wohl inne werden müffen, felbft eine willkührliche ift, fo wird die Nichtrealität und das Scheinbare deffen, was fie erhalten möchten, durch ihre Beftrebungen immer offenbarer. Nicht fiir diefe kann das Wefen der Wiffenfchaft fich eröffnen; denn was fie von der Natur oder die Natur von ihnen trennt, hält auch jede lebendige Anficht von ihnen entfernt, und trennt fie von u n s , wenn gleich nicht uns von ihnen. Wenn die äufsere Spannung zwifchen Willk ü h r und Naturzwang zu grofs wird, endigt fie entweder in einer mattherzigen Indifferenz, oder man lieht fich nach vermittelnden Meinungen, Vermuthungen undHypothefen um, von welchen man freilich überzeugt ift, dafs fie nicht im Stande find, dasjenige zu leiften, was man wünfcht, dafs die Vermittelung immer ins Unendliche liinausgefcho»
XV
beti wircl> dafs man erft nach Ablauf diefer Unendlichkeit im Stande feyn wird, das Recht jener Mein u n g e n , als Vermittler aufzutreten, zu prüfen, bei welchen aber, fich fürs erfte zu beruhigen, man den verzweifelten Entfchlufs gefafst hat. Aus diefer Verirrung gebahr fich die Streitigkeit über das Recht einer Wiffenfchaft fich a priori oder a pofteriori zu begründen, als wenn das Eine irgend einen Vorzug vor dem Andern hätte, das Eine ohne das Andere feyn k ö n n t e , o d e r , in einem blofs äufsern Verhältnlfs gefetzt, irgend eine Realität enthalte. Schauet, könnte man fagen, nur das individuelle Leben, und ihr werdet inne werden, wie das Ganz e , nicht durch Vermittelung, fondern unmittelbar in einem jeden, als dasjenige, was ihr a pofteriori, das Einzelne auf die nämliche Weife, als das a priori, im Gan2en gefetzt i f t , und Beides nur das eine untheilbare Leben ausdruckt. Es haben fich eben in unfern, durch die Entfremdung der höhern Natur fo ftark bezeichneten, T a gen, lebendige Aeufserungen hervorgethan, die auf die bedeutungsvolle Weife die unergründliche T i e fe des Seyns in dem D e n k e n , und die Unendlichkeit der Beziehungen des Denkens im Seyn enthüllten. Ohne allen Zweifel hiefse es jene Aeufserungen des höhern Geiftes felbft aller Bedeutung berauben, wenn wir fie irgend einer Beziehung des relativen Denkens für fich unterwerfen wollten. Obgleich fie, in der Spekulation auf der Seite des einfeitigen Denkens, in der Naturwiffenfchaft auf der Seite des
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Seyns zwangvoll gefeffelt waren, und indem es nicht vergönnt ward,
in ihnen die höchfte Durchdrin-
gung zu fchauen; fo ift es doch k l a r , dafs in dem Maafse,
in welchem das Allgemeine des Denkens
von dem Abgeänderten der D i n g e , und das Abgeä n d e r t e der Dinge von dem Allgemeinen des Denkens in fich aufzunehmen v e r m o c h t e , auch Spuren des eigentümlichen
Lebens aus beiden
hervor"
brachen, und dasjenige Schein»Wiffen, in welchem Alles nur durch äufsere Beziehung und durch komparatives Denken ift, vernichteten.
So fahen wir
das innere Leben der Natur in dem unergründlichen T a l e n t herrlicher Naturforfcher fich enthüllen, und die ewigen Gefetze ihres unwandelbaren Seyns Eins werden mit dem Dafeyn menfchlicher Individualität. Eins werden,
fage i c h ,
fo dafs die Exiftenz
je-
n e r , als einzeln Erfcheinender, durch die Identität mit jenen Gefetz eil, indem die Gefetze in i h r , fi-8 in ihnen,
auf eine völlig gleiche Weife gefetzt wur-
d e n , in fich begründet und ewig ward.
So fahen
wir das Bewufstfeyn, fich in fich begründend, die Ewigkeit feines Dafeyns in fich felbft finden.
Wenn
gleich, in der Darfteilung, jene Naturforfcher der vom dem Denken relativ getrennten Natur, diefe fpeku« lativen Denker dem von der Natur relativ getrennten Denken unterlagen , ja f o , dafs jene alles äufsere Hervortreten der F o r m des Bewufstfeyns als eine Willkührlichkeit,
die fie zu fliehen hatten,
alle Gewalt der Din g e ,
diefe
als ein Widerftrebendes,
was bekämpft werdi ¡n muíste,
anfahen;
fo ift €S
XVII
doch k l a r , dafs das Lebendige ihrer Anficht gerade die Hineinbildung des ihnen verhafsten Gegenfatzes fei. D e n n , wo das wahrhafte Talent der Naturforfcher hervortrat} ward eine Unendlichkeit des den Dingen eingepflanzten Denkens in der T h a t offenbar, und die Annahme eines abfoluten Seyns vermochte nur jenem lebendigen Bewufstfeyn die Eigenthümlichkeit zu geben. So mtiffen wir jeneAeufserungen des Wiffens ihrem VVefen, nicht blofs ihrer Erfcheinung nach, beurtheilen; dann werden auch fie uns wahrhaft individuelle, das heifst: f ü r fich feyende, nur . aus fich felbft zu begründende, ein eigenes Leben führende Anflehten werden. Denn eben f o , wie einige Organifationen, die wir, dem Scheine nach beurtheilend, geringere nennen, von einer äufsern Totalität abhängiger zu feyn fclieinen; in fo fern fie aber Organifationen find, nur ihr eigenes Leben, und zwar auf eine ewige Weife, f ü h r e n , fo dafs fie fich felbft vorausfetzen und alles Werden durch äufsere Beziehung verfchmähen, find auch jene Anflehten unvergleichbar mit dem Aeu* fsern, und von dem geringem ihres erfcheinenden Dafeyns getrennt, ewig und grofs. Doch unferer Zeit ward es vergönnt, das Erwachen der uralten Spekulation und diejenige Anfchauung, die alle Gegenfätze vernichtet, zu fchauen; und als den lebendigen Geift, der uns diefe Anfchauung fchenkte, nenne ich S c h e l l i n g . Nicht zwar die Idee, die vielmehr, fo alt wie die Gefchichte felbft, alle Anflehten des Lebens und der Wif[a]
XVI I I
fenfehaft leitete, durch grofse Geifter zu verfchiedenen Zeiten vernehmlich genug ausgefprochen wurde, und' die eine fo tiefe uqd ewig, begründete Herrfchaft über die Aeufserungen der Menfchen ausgeübt hat, dafs alle ihre Anfichten und alle Irrtbümer und Unvollkommenheiten der Wiffenfchaften für denjenigen, der auf eine lebendige Weife diefe anfchauet, felbft nichts als relative Abweichungen und exeentrifche fclieinbar gerade gezogene Linien ausdrücken, die fich doch für eine höhe« r.e AaGcht in der ewigen Kreislinie der einzig wahren Ideeauflöfen: —- nicht alfq die Idee, die das Uralte und die Wurzel der Gefchichte felbft ift, ift S c h e l l i n g s Eigenthum; denn ob iie gleich durch, ihn dem Zeitalter offenbar wurde, nachdem fie lange, in Abweichungen verborgen, die ein eigenes Leben führen möchten, aus allen wiffenfchaftlicheiv Beftrebungen zurückgedrängt worden w a r , fo lag fie doch in den Schriften trefflicher Menfchen fo klar, wie fie überhaupt ausgefprochen werden kann; auch zeigten die Aeufserungen mehrerer Männer itnferer Zeit, dafs fie das Wefen der Wahrheit erkannten. Das eigenthfunliche Verdienft S c h e l l i n g s ift vielmehr das Beftreben, die ewige Wahrheit, als nie erlöfchende innere Sonne aller Wiffenfcbaft und alles Erkennens in der Gefchichte auf immer zu begründen, und die wahre Würde feiner Individualität offenbart fich in dem raftlofen, feiner trefflichen Natur früh eingeprägten Triebe, alle Abweichungen der Zeit, und Alles, was, weil es kein
inx eigenes Leben h a t , f ü r fich f t e h e n d , I r r t l i u m , T o d und Wahn i f t , z u r Urquelle z u r ü c k z u f ü h r e n , das Endliche a b e r , welcher A r t es auch f e y , als P r o d u k t einer blofs In der Beziehung exiitirenden Re« flexion,
o d e r als S c h e i n - R e a l i t ä t einer
finnlichen
A n f c h a u u n g , in fo f e m es als ein An fich ein falfches Leben heucheln w i l l , als ewiges O p f e r der Wahrh e i t zu weihen.
W ä r e es nun auch der Fall, dafs
e r felbft in diefem u n d jenem dem I r r t h u m e unterliegen mflfste, Hafs er durch irgend eine
eigene
Relativität das k l a r e Bild feiner Darftellung t r ü b t e , o d e r den i n n e r n W e r t h irgend einer Abweichung, d u r c h die äufsere Relativität g e t ä u f c h t , hörig würdigte,
nicht ge-
wie w i r diefes denn auch
nicht
d u r c h a u s läugnen w o l l e n ; fo bleibt ihm doch nicht allein das unfterbliehe V e r d i e n f t , d i e Idee einer Sittlichkeit des E r k e n n e n s und der wiffenfehaftlichen N a t u r f o r f c h u n g als das i n n e r e W e f e n derfelben aufgehellt zu h a b e n , fondern auch das noch grüfsere, einen wiffenfchaftlichen Kultus eingerichtet zu hab e n , wie ihn die Gefchichte bisher nicht k a n n t e . Eine folche Anficht vermag n u n auf eine h o h e W e i f e das H e r r l i c h f t e zu o f f e n b a r e n , und w e m es gelungen i f t , fich ihr eigen zu m a c h e n , d e r e r k e n n t nicht n u r jene Einheit d e r D i n g e mit einer allgemeinen E i n h e i t , fondern auch die mit ihr zugleich gegebene feiige Einheit der Dinge mit fich felbft, d u r c h welche die ewige E i n h e i t , die ihnen innew o h n t , und die nicht getheilt feyn k a n n , da die abfolute Einheit fich nicht theilen läfst, als Eins ge-
XX
fetzt wird mit ihrem abgeänderten Dafeyn, fo dafs fie durch ihr Werden find und durch ihr Seyn werden. Denn wenn fie als Abgefonderte werden, fo ift es doch n u r das nie Gewordene, das Ganze was w i r d ; und wenn fie als Allgemeine find, fo lind fie doch nur durch ihr Werden als Abgefonderte. —• Zwar ift das bewundernswürdige Talent des Naturforfchers eine innerliche Verbindung des Gemüths mit dein Gegenftande, eine wahre Verföhnung beider, aber mehr auf der relativen Seite desGegenftandes, bewufstlos, und daher felbft im Gegenfatze gefetzt; das wahre Erkennen aber ift nur d a , wo der höchfte Gegenfatz, der nicht diefem oder jenem als einem Einzelnen, fondern dem Ganzen entgegengefetzt i f t , das Bewufstfeyn felbft in die Verbindung hineingeht, und zwar nicht nur im Ganzen, fondern auch im Einzelnen. So fehen wir in der Organifation das allgemeine L e b e n , und mit cüefem auch das e i g e n t ü m l i c h e Leben eines jeden Organs bis ins unendlich Kleine gefichert. Es wird Alles n u r in fich felbft und durch fich felbft, indem es im Ganzen w i r d , obgleich, wie das Ganze, auf eine relative Weife. In fich gefchloffen und mit fich einig ift das göttliche G e m ü t h , in fich gefchloffen und mit fich einig die göttliche Natur. Vergebens facht ihr eine ä'ufsere Verbindung zwifchen beiden zu bewirken, einen Uebergang zu finden, die Natur mit. dem Gemiithe in eine äufsere, vermittelnde Beziehung zu fetzen. Ewig getrennt, nur mit fich felbft ei-
XXI
nig, nur felbft eigene Geburt verfchmäht das Ge* miith, wie die Natur, alle Vergleichung.
Setzt,
welches ihr wollt, über das Andere, und das Entgegengefetzte wird den Frevel der Relation felbft vernichten.
Aber diefe ewige Trennung ift die ewige
Vereinigung und Eins mit ihr.
So fehen wir in den
Gefchlechtern das Eine des Andern Aufsen-Welt feyn,
und die höchfte Vereinigung durch Liebe
Eins feyn mit der höchften Trennung beider. Der Geift umfafst die Natur, wie der Liebende feine Geliebte, fich ganz ihr hingebend, fich felbft in ihr findend, urfprünglich, unvermittelt, unbetrübt.
Ihr ewig frifches Dafeyn ift fein eignes, und
in allem Wechfel, mit diefemEins, herrfcht und wal« tet das Leben, das nie vergeht und die Liebe felbft ift.
Fafst das Befondere des Gemüths, und das All-
gemeine des Dafeyns wird Euch in den unwandelbaren Gefetzen eines Univerfums,
als der Typus
alles Befondern, liebevoll ergreifen; fafst das Befondere des Dafeyns,
und ein ewiger Wechfel wird
Euch das, durch das Werden Seyende, Allgemeine des Bewufstfeyns auf alle Wege entgegentragen; fafst beide gegen einander, und ein eigenes Leben wird als Organifation zwifchen beide treten, die Vereinigung fofort auf jedem Punkte zu beurkunden. Ergriffen von diefer unendlichen Liebe, findet das Gemiith fich in den Dingen wieder, und die Relation, das Maafs der Beziehungen, durch welches uns die .Gedanken verwandter und verftändlicher, die Dinge entfernter und fremder erfchienen, ift
XXII
yerfchwunden. Ganz in dem Ewigen der N a t u r vers u n k e n , finden wir uns felbft ohne F u r c h t , als Nat u r , und retten die Freiheit, indem wir fie hingeben. C a h a t eine jede Geftalt ihr W o r t , ein jedes Einzeln e fein« G a t t u n g , nicht aufser fich, fondern in fich g e f u n d e n , und ein jedes Dafeyn ift durch die hoch« fie Reinheit des E i g e n t ü m l i c h e n getrennt und vereinigt zugleichW i e die Freiheit oder das göttliche G e m ü t h fich felbft findet in d r N o t w e n d i g k e i t oder in der göttlichen N a t u r , fo findet fich dieNothwendigkeit auch felbft in der F r e i h e i t , und wie die Nothwendigkeit in ewiger Verbindung mit der Freiheit lebendig, f b i f t die Freiheit in ewiger Verbindung mit der Nothwendigkeit fittlick. Einem ward es v e r g ö n n t , in dem fich felbft wiedergegebenen G e m ü t h e die Formen des Menfchlichen in r e i n e r E i g e n t ü m l i c h k e i t zu f a f f e n , alle -trübende Beziehungen zu z e r f t ö r e n , auf jedem P u n k t e des gefchichtlichen u n d bewufsten Dafeyns alles Aeufsere Verunreinigende mit ficherer H a n d z u fondern, dafs das forgfältig Getrennte n u r mit fich felbft vereinigt fei und mit dem G a n z e n ; dadurch d e n Frevel der t r e n n e n d e n Zeit zu z e r f t ö r e n , u n d die ewige Liebe d e s Gemüths und der N a t u r , die Religion, k u n d ! z u thun. — Als diefen n e n n e i c h Schleyermacher. Seine ß e f t r e b u n ^ e n mögen w i r u n s eigen machen j denn n u r d e m gereinigten G e m ü t h e ergiebt fiph die göttliche N a t u r .
I.
E s giebt nur Ein wahres Erkennen, und diefes ift das abfolute Erkennen der Vernunft. Was in der Vernunft erkannt wird, ift nichts als die Vernunft felbft, und auch das Erkennen ift wiederum nur die Vernunft. Nennen wir das Erkennende ein Subjektives, das Erkannte ein Objektives, fo ift das wahre Erkennen, oder dasAn-fich des Erkennens, weder das eine noch das andere, alfo weder ein erkennen» des Subjekt, noch ein erkanntes Objekt, fondern die abfolute Einheit beider. Der Gegenfatz zwifchen Subjektivität und Objektivität ift alfo kein reeller Gegenfatz; die wahre Realität ift nur da, wo er fchlechthin verfchwindet. Das Objektive fei uns hier das Mannigfaltige des Seyns, das Subjektive die Einheit des Denkens* i
a fo wird das wahre Erkennen nur da feyn, wo Denken und Seyn identifch werden. Das Erkennen felbft wird als ein Subjektive» gefetzt, und da es eine Identität des Subjektiven und Objektiven i f t , zugleich als ein Nicht - Subjektives. Wird das Erkennen als ein blofs Subjektives gefetzt, im realen Gegenfatz gegen ein Objektives, fo verfchwindet feine Realität, die nur in der Identität beider ift; wird es als.das Identifche der Objektivität und Subjektivität gefetzt, fo verfchwindet die befondere F o r m , in welcher es doch nur ein Erkennen ift. Diefer Widerfpruch wird durch das Wefen der Vernunft felbft geheben, indepi es zu ihrem Wefen gehört, ficli felbft zu erkennen. Die Vernunft alfo, unter der Form des E r k e n n e n s , ift die ganze V e r n u n f t , auch ihrem Wefen nach, und da in der Form cles Erkennens der Vernunft nichts ift, was nicht zugleich das Wefen der Vernunft w ä r e , und in ihrem Wefen (ihrer ewigen Selbfterkenntnifs wegen) nichts feyn kann, was nicht zugleich ihre Form w ä r e , fo ift mit der Idealität der Form des Selbfterkennens zugleich die Realität des Wefens der Vernunft ewig, nothwenclig und unzertrennbar gefetzt. In der Vernunft ift Alles, aufser der Vernunft nichts; denn da Alles, was fich aufser der Vernunft befinden follte, fich zur Vernunft wie ein Objektives (fo dafs die Vernunft ein Subjektives
3 w ü r d e ) , oder wie ein Subjektives (fo dafs die Vernunft ein Objektives würde)
verhalten m u f s , die
Vernunft aber die ewige und abfolute Identität des Subjektiven und Objektiven i f t , fo verfch windet Alles nothwendig in der Einheit der Vernunft. D i e abfolute Einheit wird nicht gefucht;
als
wenn ein Erkennen aufser ihr anfangen und mit ihr etwa endigen konnte, —
auch nicht poftulirt,
in
dein Sinne, wie man zum Behuf einer Wiffenfchaft einen Grundfatz fonft wohl fordert; fie ift vielmehr das ewig dafeiende, nicht-gefachte, nicht-gefundene , fondern abfolut gefchenkte Organ aller lebendigen Unterfuchung, alles wahrhaften Erkennens, welches das Ganze des Erkennens und einen jeden Punkt . deffelben gleich Idar bezeichnet. D i e Vernunft ift fchlechthin, d. h . : fie ift ewig, und ihr Wefen ift das ewige Seyn felbft, feinem Wefen nach; alles endliche Seyn ift alfo nur als befondere Form des Seyns des Ewigen zu ei'kenn e n ; da aber das Erkennen als die Form fchlechthin gefetzt w i r d , fo muffen alle endliche Formen mit der abfoluten Form eins werden; diefe aber ift mit der Einheit des ewigen Wefens alles Seyns identifch.
E s gicbt daher für das wahre Erkennen kein
endliches D i n g , das Endliche wird vielmehr noth* wendig
in
die ewige F o r m und
fofort in
das
ewige Wefen gefetzt, in welcher es aber mit diefein eins ift. **
4 In der gemeinen Reflexion wird das Denken von dem Seyn getrennt. Das Seyn erfcheint als die mannigfaltige Fülle des Endlichen, das Denken als die leere Einheit des Unendlichen. Das Seyn enthält, für diefe Anficht, die Menge des beftimmtert Wirklichen; diefer gegen über fteht das Denken als das Beftimmende, und enthält die blofse Möglichkeit alles Wirklichen in lieh; durch das D e n k e n wird die Mannigfaltigkeit des Endlich - Wirklichen in der Einheit des Begriffs vereinigt. Diefe Einheit enthält aber die blofse Möglichkeit, die in dem Mannigfaltig-Endlichen wirklich ift. Diefer Gegenfatz des Endlichen und Unendlichen, der Wirklichkeit eines befondern Seyns und der Möglichkeit eines allgemeinen Denkens ift aber für das wahre Erkennen von keiner Piealität; f ü r diefes ift vielmehr das Endliche mit dem Unendlichen, das Wirkliche mit dem Möglichen urfprünglich und noth wendig Verbunden. Wird nun das Befondere dem Allgemeinen abfolut einverleibt, fo ift in dem Allgemeinen ein jedes Befondere, nicht blofs der Möglichk e i t , fondern auch der Wirklichkeit nach, in einem jeden Befondern aber die Allgemeinheit des Begriffs nicht blofs möglich, fondern auch wirklich; nun find alle einzelne Begriffe, iii fo fern fie einzeln find, wieder als befondere in den ewigen Begriff gefetzt, diefer aber ift mit dem Wefen des Ewigen eins. Auf einem jeden Punkte und in einem jeden Befondern entdeckt lieh daher die ganze Fülle des Ewigen f ü r das wahre Erkennen.
5 Die Identität des Denkens und Seyns wird Anfcliauung genannt. Das Erkennen der Identität des ewigen Denkens und ewigen Seyns ift die Selbftanfchauung der Vernunft fchlechthin — intellektuelle Anfchauung. Schauen wir ein Endliches als ein folches, fo hat diefes Endliche den Grund feines Dafeyns nicht in fich felbft; es ift beftimmt durch ein anderes Einzelnes, diefes wieder durch ein anderes, und fo fort ins Unendliche; auch mufs es als beftimmend für ein anderes Einzelnes, diefes wiederum als beftimmend für ein folgendes u. f. w. gefetzt werden. E s hat all'o ein jedes Endliche in fich eine endliche Wirklichkeit, die aber durch die allgemeine Verkettung aller Dinge nothwendig aufser fich auf eine unendliche Möglichkeit hinweifet. Diefer Gegenfatz der endlichen Wirklichkeit und der unendlichen Möglichkeit hat aber blofs für einen Standpunkt aufserhalb der Vernunft Realität, für die Vernunft felbft alfo keine; für die wahre Anfchauung ift vielmehr eine jede endliche Wirklichkeit mit der unendlichen Möglichkeit unmittelbar verknüpft, und ein jeder Punkt bezeichnet ein wahrhaft ewiges nur unter der beftimmten Potenz des Befondern. Das Erkennen, welches ein Einzeln es/Endliches als reell fetzt, entfpringt nur in der Form der Zeit, aber die Zeit felbft ift für das Ewige nicht; daher ift
6 nicht allein das Endliche als ein folches, ein Nicht Reelles f ü r die V e r n u n f t , fondern auch jene Gefetze, die f ü r den Verftand abfol'tte Realität haben, indem fie, die Zeit gefetzt, nicht allein für eine böftimmte, fondern für alle Zeit gelten, wie z. B. das Gefetz der Kaufalität, welches auf die wechfelfeitige Abhängigkeit und Unvollkoramenheit des Endlichen allein deutet, und alfo in der abfoluten Seligkeit der ewigen Vernunft verfchwindet. Es ift daher kein Widerftreit im Ewigen, nichts Sterbliches oder Vergängliches, kein Gegenfatx vom Innern und Aeufsern, nichts was für lieh felbft oder für das Ganze fremd w ä r e , ein jedes Einzelne nimmt an dem lieben des Ganzen T h e i l , und ift dem Wefen nach Eins mit Allem. In der Vernunft erkennen, heifst daher nicht ein Sinnliches, Endliches, fo wie es fich den leiblichen Sinnen entdeckt, als ein Sterbliches oder Vergängliches, fondern, ein jedes Einzelne in feinem W e f e n , d. h. in der Potenz des Ewigen, erkennen. Ein jedes wiffcnfchaftliche Beftreben, wenn es fich gleich felbft nicht erkennt, ift, feinem Wefen nach, ein Beftroben, die Dinge, nicht wie fie in der Ericheinung, fondern wie fie, an lieh in der Vernunft find, z u e r k e n n e n ; denn auch in einer jeden, felbft empirifchen, Wilfenfchaft ift nicht das Befondere f ü r fich, auch nicht der allgemeine Grundfatz f ü r fich, fondern n u r die Identität bei-
der"clas R.eelle.
Nur Wfeil m a n , fich felbft mifsver-
ftehend, das Wefen der Wiffenfchaft felbft als ein Einzelnes fetzt,
verfchwindet die Realität
diefee
Strebens in cler Nichtrealität eines fich felbft widerfprechenden Produkts. W e n n das D e n k e n , wie in der endlichen Reflex i o n , als von dem Sevn g e t r e n n t , angefehon wird, f o erfcheint jenes als ein biofs negatives V e r m ö g e n , das nichts v e r m a g , diefes als das abfolut-pofitive,
in welchem alle Realität ift.
D a s D e n k e n iffc
d a n n eine unendliche leere F o r m , das Seyn eine Mannigfaltigkeit des Wefens.
D a aber für das wah-
r e E r k e n n e n alle Gegenfätze nur formell find, und fich in die abfolute F o r m a u f l ö f e n , in und mit welcher fie an der unbetrübten Einheit iles Wefens T h e i l n e h m e n ; fo wird (die Identität des Denkens und cles S e y n s vorausgefötzt) die Allgemeinheit des D e n k e n s — wenn fie mit dem Befondern des S e \ 11s unmittelbar v e r k n ü p f t i l ' t — j e n e als die unendliche Einheit des Wefens felbft, die/es als die formelle Mannigfaltigkeit des Endlichen heraustreten. —
D u r c h dia
A u f n a h m e des Befondern ins Allgemeine wird das Endliche dem Unendlichen einverleibt, die F o r m d e m Wefen gleich gefetzt. D u r c h die A u f n a h m e d e s Allgemeinen ins Befondere w i r d f e r n e r das Unendliche dem Endlichen einverleibt, das Wefen in die b e f t i m m t e ' F o r m aufgenommen.
A b e r das Wefen,
als das ewig U n b e g r ä n z b a r e , U n t h e i l b a r e , Ideale, im Gegenfätze gegen die F o r m , als das in6 Unend-
6 liehe g e s e i l t e Reale, ift, w o e s i f t , daffelbe, alfo in der Form aufgenommen, ganz und untheilbar, und da mit einer jeden Form die Identität der Form und des Wefens gefetzt ift, fo ift eine jede Form für üch abfolut, und geniefst ein ewiges Leben. Nur in der endlichen Welt und für eine endliche Anfchauung trennt fich das Wefen von der F o r m , das Allgemeine von dem Befondern, das Endliche von dem Unendlichen. In diefer Trennung erfcheint daher nothwendig das Wefen als eine leere Möglichkeit und formlofe Form, die Form, das Befondere aber, als eine vergängliche Wirklichkeit und ein blofs veränderliches Wefen. Für das wahre Erkennen hingegen ift die ewige Subftanz ie Ui'tweftPolaritut fteht unter der Potenz des Lichts, verliert fich in das Werden des in Bjl hing Begrabenen. Die Nordfüd * Polarität wird durch den magrietifchen Gegenfatz, die (Mtweft - Polarität durch den elektrifchen bezeichnet. Vermöge des magnetifchen GegenLtzes ift alles Einzelne dem Schema der Linie unterworfen, vermöge des elektrifchen Gegenlatzes dem Schema der Flache. Aber nicht cltefe Ouadruplicität, oder der1 Gegenfatz der Gegcni'ätze, fondern vielmehr die Indifferenz beider (die Tiefe, in weicher die Lange und Breite mit begriffen ift) ift das Reelle, Eine jede IVIaterie enthält die ganze Ouadruplicität, weil iic als Materie die Einheit aller Dirnentum en ift.
4* Weil die mannichfaltig verfchiedenen Verhältniffe c!er Quadrupiicitdt ins Unendliche gehen, fo giebt es auch eine une.nilirhe Mannichfaltigkeit verfehiedener Potenzen, in welche die Duplicität unter der Potenz der Schwere (magnetifche Polarität) und die Duplicität unter der Potenz des Lichts (elektrifche Polarität) zugleich mit der Identität des relativen Gegenfatzes (als Schwere und Licht) da ift. Ein folches Einzelnes ftcllt iich als fpecifiiche Materie dar, und offenbart in fich die Verhältniffe des ganzen Univerfums; relativ gegen alles Uebrige aber, eine relativ hervortretende Seite der Quadruplicitüt. Die Axe des Planeten ftellt im Gegenfatz gegen den Aecjuator das Paffive, Ruhende; der Aequator, im Gegenfatz gegen die fixirte A x e , das Aktive, Bewegliche dar. Nicht allein die relativen Differenzen und die organifchen Verwickelungen diefer auf einem jeden Planeten, fondern auch die relativen Differenzen und die innere Organifation des Univerfums, wird nur aus den Verhültiiill'en der Quadruplicität erkannt. Da das Licht fo wenig wie die Schwere aus feiner Identität heraustreten k a n n , fo fchliefsen beide ihr Entgegengefetztes nothwendig in ßch, und da das Licht als die zeitlofe Zeit oder als das hervor-
45 tretende unbegrenzbare Ideale,
die Schwere aber
ali der ewige Raum oder als das ewig grcnzenlofe Reale (ich zeigt, fo wird im Räume unter der Potenz der Maffe fowohl, als in der Zeit unter der Potenz des fchaffenden Lichts, die ganze Ouadruplicität iich entdecken. Die Ouadruplicität ftellt fleh im Räume durch die Weltgegenden dar,
wo
die Nordfüd - Linie
und die beftimmte Richtung die hervortretende 11t, die Oitweft-Linie aber, den Raum mit der Zeit verknüpft. In der Zeit offenbart fielt die Ouadruplicität durch grüfsere und kleinere Oscillationen, als T a g e s - , Jahreszeiten und größere Epochen. Was im Tage Morgen, ift im Jahre der Frühling —
das hervortretende PIndliche — ;
was im
T a g e der Mittag, ift im Jahre der Sommer —
der
Kuhninations-Punkt des Endlichen und Individuellen — \ was im T a g e der Nachmittag, ift im Jahre der Herbft — das hervortretende Unendliche — ; Avas
endlich im T a g e die Nacht, ift im Jahre der
Winter —
der Kuhninations - Punkt des Unend-
lichen und Univerfellen. Schon der Sprachgebrauch bezeichnet Norden mit Mitternacht, Süden mit ¡Mittag, Ölten und Werften aber mit Morgen und Abend.
44 Wie im Räume Mitternacht und Mittag ( Nord und S ü d - P u n k t ) dar herrfchcnde, der Morgen, und Abend-Punkt aber der zurückgedrängte ift, fo ift hingegen in der Zeit der Morgen- und Abend(Oft- und Weit-) Punkt der hervortretende, der Kulminationspunkt des Mittags und der Mitternacht, dahingegen nur momentan. Weil riemlich die Quadruplicität in den Weltgegendeu fich unter der Potenz der fe\ enden, die Ouadruplicität der Tagesund Jahreszeiten aber, fich unter der Potenz der werdenden Linie offenbart. Durch diefe Ouadruplicität der Formen hat die Natur den ewigen Rhythmus ihrer eigenen Konitruktion offenbart, und durch fie find die ewigen Formen aller wiffenfchaftlichen Naturanfchauung auf immer beftimmt. fyficht die Trennungen der Ouadruplicität der Zeit von der Ouadruplicität des Raums, fondern die Identität des Werdens und desSeyns, in welcher der Gegenfatz der Quadrupiicitäten und mit diefen die Ouadruplicität felbft verfchwindet, ift das Reelle. So ift das Leben der Erde nicht aus ihren Oscillationen allein, auch nicht aus der Ruhe ihres Seyns allein, i'ondern nur aus der Identität beider zu begreifen. Auf einem jeden Punkte zeigt fich, in der beftimmten Aktion, die ganze Quadrupücität der Epo-
45 «hen •— in einem jeden Produkte die ganze Otia* druplicität der Weltgogenden, nur unter der Form der eigcnthnmlichi'i) Polen?. Im Einzelnen wie iin Ganzen ündi-t man daher immer cliefeibo innere Organisation, und das Einzelne ift wie das Ganze durch den Felben Typus der Form bezeichnet. Für die finnliche Anfchauung wird durch che relative Trennung der Zeit und des Raums Alles von Allem Verfehlungen, und keine Individualität tritt rein hervor. Die wahre NaturwilTenfchaft erkennt aber in jeder Aktion die beftimmte Form eines abfoluten' Wefens, und dadurch die ewige Individualität. Daffelbe Identifche kann auf einem jeden Punkte, wie im Ganzen, in vierfacher Richtung bis zu einem Extrem hervortreten, mit überwiegendem Endlichen oder Unendlichen unter der Potenz des Endlichen mit ul erwiegendem Endlichen oder Unendlichen unter der Potenz des Unendlichen. Das überwiegende Endliche in der relativen D u * plicität zeigt fioh als Attraktiv-Kraft, das überwiegende Unendliche als Expanfiv-Kraft. Beide Kräfte kommen unter der Potenz tles Endlichen und Unendlichen vor. Das relativ überwiegende Endliche in der feyenden Linie, oder in der magnetifchen A x e , wird in der experimentalen Phyfik, wo es am reinften hervortritt, Kohlenftnff genannt, und kohärirt, w zeit an.
129 Durch das Zuriickftofsefl
clcr Bafaltmafie
hat
die organifche Tendenz der Erde felbft die Metallität (den ftarren Gegenfatz)
überwunden.
D a s Erwachen der Organifation ift nur aus dem Organismus der Erde im Ganzen, nen,
D i e Organifation
i f t , nach der Bafaltbildung >
durchaus das Herrfchende,
und alle UsciJJationen,
durch welche die L u f t , das W a f f e r , Feuer,
wie im Einzel-
zu begreifen.
die E r d e , das
die Animali-fation oder Vegetation hervor-
t r e t e n , find felbft unter der Potenz der ifolirten Organifation. Mit der erften
jetzt beftehencien T h i e r - und
Pflanzenform ift die ganze beftehende Organifation das Verhältnifs der Vegetation zur AnimaJifatioa und alle Stufen der T h i e r - und Pflanzenbildung zugleich gegeben,
fo wie mit der Abweichung von
der gegenwärtigen T h i e r - und Pflanzenform, in der Flötzzeit, zugleich die Hemmung auf niedern Stufen gefetzt war. So wie In der Epoche der Porphyrbildung die aufsere Spannung, in derjenigen der Bafaltbildung aber die organifche, nur relativ zurücktrat, werden auch die alten Verhältniffe der äufsern Spannung in
lifation, der uralten Richtung widerftrebt, ohne fie vernichten zu können. Je ftärker die Epoche der Organifation hervortrat, defto mannichfaltiger wurden die in gröfsern Oscillationen eingefchloffenen kleinem — die letztern waren am undeutlichften in der uralten chemifchen Zeit. Wie der Jahreswechfel eine Oscillation zwifchen äufserer und innerer Spannung darftellt, fo zeigen die gröfsern Epochen Wechfelverhältniffe der äufsern Spannung felbft. Die gröfsern Oscillationen offenbaren lieh durch die A b - und Zunahme der Schiefe der Ekliptik. Auch der Tages- und Jahreswechfel ift mit einer folchen, obgleich unfeheinbaren, Ab - und Zunahme verbunden. Wie die Pole der Erde, durch die oft-weftlichs Spannung von den magnetifchen Polen abgewichen ift, fo ift auch der Aequator der Erde von dem magnetifchen Aequator abgewichen. Die Ekliptik giebt das Maximum der nord - füdlichen Abweichung der oft-weftlichen, der Aequator der Erde das Maximum der oft-weftlichen Abweichung der nord-füdlichen Spannung; der magne-
r6o tifche Aequator hält das beftlmmtefte Mittel zwifchen beiden, und der Winke], den er mit dem Aequator bildet, beträgt alfo genau die Hälfte des Winkels der Ekliptik. Der magnetifche Aequator wird durch den Nullgrad der Inklination bezeichnet. Die oscillatorifche Bewegung des magnetifchen Aequators geht der der Ekliptik parallel, nur ift fie unfclieinbarer. An diefe Bewegung ift die Totatität aller Abweichungs- und Inklinationsphänomene geknüpft, und ihre organifchen Wechfelbeftimmungen werden in ihr erft anfchaulich. Der magnetifche Aequator hat eine beftimmte Beziehung auf einen für kleinere Momente ruhenden, und nur für unendlich grofse Epochen beweglichen, alfo relativ fixirten, nördlich abweichenden O f t - , und einen füdlich abweichenden Weftpunkt. Nachdem die Spannung der Hydrogenifation der Erde eigen geworden, ift die, durch die ifolirte Organifation nur bezwungene uralte Spannung, wie vormals, noch immer beftrebt, durch Oxydationsfpannung die alte Gewalt hervorzurufen — und das Waffer nimmt noch immer ab. Der Mond, indem er durch ein Uebergewicht der reducirten Maffe in den Spannungsepochen ent-
i6i ftanden ift, zeigt noch immer die am meiften hervortretende Gewalt der Maffe. Was in den Spannungsepochen unter der Potenz der Indifferenz oscillirt, ift am meiften an die Mondsbewegungen geknüpft'; daher der Zufammenhang der Ebbe und Fiuth mit den Bewegungen des Mondes. Die hervortretende Indifferenz der Spannungen ift relativ weftlich, die herrfchende Differenz oft* lich; daher ift die Sonne als ein öftliches, der Mond als ein weftliches Princip anzufehen. Ein Monat kann als ein gröfserer T a g betrachtet werden, in welchem die erfte Quadratur mit dem Vormittag, der Vollmond mit dem Mittag, die letzte Quadratur mit dem Nachmittag, und der Neumond mit der Mitternacht zufammenfällt. Nicht allein das Meer, fondern alles Oscillirende der Erde, zeigt Oscillationen unter der Potenz der herrfchenden Indifferenz; daher die Abhängigkeit der Witterung, der Organifationen, kurz alles Lebens von dem. Mondsweclifel. Alle Oscillationen unter der Potenz des Mondes, mit herrfchender Indifferenz, find an dem beweglichen Mittags- und Mitternachtspunkt erkennbar; A l l e s , was unter der Potenz der Sonne» mit Ii
jöa herrfchender Differenz oscillirt, an dem Mittags- und Mitternachtspunkte. Alle Wafferbildung Mondes.
zeigt
die
fixirten
Gewalt
des
Es giebt auch gröfsere Mondsepochen. Die achtzehnjährige Nutationsepoche ift eine folche gröfsere Mondsepoche. Die Mondsepoche verbindet die kleinern und am meiften der innern Spannung unterliegenden Sonnenepochen mit den gröfsern, in welchen die äufsere Spannung die herrfchende ift. So verbindet der Monat den T a g mit dem Jahre, fo verbindet die achtzehnjährige Nutationsepoche das Jahr mit den gröfsern Sonnenepochen. Auch in den Mondsepochen ift ein Wechfel von Oxydation, Hydrogenifation und Indifferenz, nur unter der gemeinfchaftlichen Potenz der Indifferenz. Daher die A b - und Zunahme des Winkels der Ekliptik und die ihr gefetzmäfsig entfprechende, mit der Abnahme jenes Winkels zunehmende und mit der Zunahme deffelben abnehmende Abweichung der Magnetnadel. Die feit faft hundertundfunfzig Jahren herrfchende fcheinbar weftliche Abweichung der Magnetnadel beweift eine öftliche Abweichung der-Er*
163
d e , ocfer eine durch alle kleinere Oscillationen fich durchwindende, allmählig zunehmende Spannung der Oxydation für das fefte Land, die mit der noch immer herrfchenden Abnahme des Waffers Eins ift. Die Epochen der Oscillation im Ganzen, ihre Dauer und die Intenfität ihrer Spannung laffen fich nicht aus der Beobachtung der Abweichung an einzelnen Orten, wo Jie durch das relative Verhäitnifs zu den magnetifchen und elektrifchen Parallelkreifen und den Polen, bald gröfser, bald kleiner, bald fchneller, bald langfamer oscillirend erfcheinen kann, fondern nur aus einer gemeinfchaftlichen Beziehung aller auf die Bewegung des magnetifchen Aequators beurtheilen. Auch die gröfsern Sonnenepochen haben durch eine allgemeine weftliche Abweichung des feften Landes den Durchgangspunkt der zunehmenden Indifferenz hervorgerufen. Daher die bedeutenden Wafferfluthen der frühern Zeit und die Bildung der aufgefchwemmten Gebirge. Die Gefchichte zeigt zwei grofse Epochen, eine frühere der herrfchenden Indifferenz, und eine fpätere der noch dauernden hervortretenden Differenz; jene durch die Gewalt des Waffers, diefe durch die Gewalt des Feuers bezeichnet. Die in den kürzeften Zeitmomenten eingefchlof. fenen Oscillatiooeu äußern fich nur in der Luft Ii *
i64 ( w i e die täglichen) die in gröfsern im W a f f e r , indem es friert und fchmilzt (die jährlichen); die in gröfsern Zeitmomenten hervortretenden oscilliren auch zum T h e i l das fefte Land. Das Beweglichfte, am leicliteften Oscillirende des feften L a n d e s , ift bezeichnet durch dasjenige, was in der relativen Kohärenz des Erftarrten am meiften weftlich.abgewichen i f t , d . h . , durch das Refiduum vergangener Vegetation, durch die Steinkohlengebirge. D a h e r in diefen vorzüglich die Statte der Erdbeben, der vulkanifchen Eruptionen und aller Aeufserungen intenfiv hervortretender Oxydation. Die warmen Q u e l l e n , die aus Steinkohlengebirgen ihren Urfprung haben, beweifen eine i m m e r fortdauernde Oscillation diefer Gebirge, ohne dafs fie immer in einer beflimmten Oxydation herüberginge. Nur aus einer folchen lebendigen, wenn gleich äufserlich nicht fichtbaren, Oscillation, läfst fich-die in langen Epochen fortdauernde, fich immer gleichbleibende T e m p e r a t u r folcher Quellen begreifen. Vulkanifche Eruptionen, Erdbrände und Erdbeben haben fowohl als die feurigen Meteore der Luft ihre beftimmten Epochen, die als Epochen hervorftechender Oxydationsfpannung angefehen werden muffen.
?65 W o die oft-weftliche Richtung c!ie lierrfchende ift, wird der Gegenfatz der Waffer- und Feuerproduktion lebendiger. Daher in den Aequatorialgegenden häufige Gewitter und plötzliche RegengüiTe. Wo der ftarre Gegenfatz vorwaltet, ift die Natur gegen VVaffer- und Feuerproduktionen indifferent e r , die Intenfität beider geringer,! die Abwechfelung gedehnter. Daher in den nördlichen Gegenden die Nordlichter und der Nebel. Die gröfsern Sonnenepochen find zugleich mit klimatifchen Veränderungen der Gegenden der Erde verbunden, indem durch die A b - und Zunahme der Schiefe der Ekliptik das relative Verhältnifs der oft - weftlichen zur nord - fildlichen Spannung ein anderes wird. Die öftlichen Länder der alten Gefchichte und die Gegenden des füdlichen Europa's haben durch eine öftliche Abweichung an Wärme zugenommen, die nord - weftlichen Länder Nordamerika^, indem fie durch die nämliche Oscillation, in die nord-füdlichen Spannung hipeingetreten, find kälter geworden. In der vorgefchichtlichen Zeit, w o die Gewalt der äufsern Spannung mächtiger w a r , waren auch alle Oscillationen der ganzen Erde ftärker. Daher jene Spuren vergangener Tödlicher Organifation in den nördlichen LiinJern.
*66 Die Bildungsepochen der Erde waren zugleich die Bildungsepochen
des ganzen Planetenfyftems,
und eine jede hervortretende Differenz der Oscillation fand ihr Maafs in einem andern Planeten.
So
wie die Planeten in fich organifcher wurden, nahm die äufsere Gewalt der Planeten, ihr äufseres Spanrungsverhältnifs gegen einander a b , und wurde gemäfsigter.
Daher kann die Aftronomie, die unter
der Potenz eines gegebenen organifchen Spannungsyerhältniffes der Planeten gegen einander, beobacht e t , den Maafsftab für die Oscillationen jener gröfsern Epochen nicht aufweifen. D a s Gravitationsfyftem ift allein organifch begreifen,
zu
und das Perturbationsfyftem zeigt die
noch Übriggebliebenen Spuren der äufsern Spannung der Planeten gegen einander. D i e Planeten find die relativ-organifchen, Kometen die relativ-anorgifchen Weltkörper;
die in
jenen ift die innere, in diefen die äufsere Spannung vorwaltend. Alle Oscillationen zeigen nur das relative Hervortreten der Sonnennähe oder Sonnenferne der D i n g e ; eine jede Epoche ift, in fich gefchloffen, nicht eine D i f f e r e n z , fondern Identität, keine äufsere, fondern eine innere Spannung; — die Differenz ift nur für eine gröfsere oder kleinere Zeit, für die ganze Epoche aber die Harmonie der ganzen durch den Umlauf zurückgelegten Räume.
iß'7
Der ifolirte Organismus fchliefst in fich alle Oscillationen der ganzen Erde, nur fo, dafs der Rhythmus des Umlaufs aller Oscillationen, d . h . , die Einheit der Gegenfätze, das unmittelbar-Gegebene ift; (Jäher die nach innen geworfene Unendlichkeit aller Spannungen und Verhältniffe, die in dem Weltkörper und im Univerfum bis ins Unendliche auseinandergelegt und entfaltet find. D e r organifche Rhythmus aller Spannungsverhältniffe der Erde läfst fich in den ihnen entfprechenden kosmifchen Bewegungen der Erde fchauen. So fällt die tägliche Bewegung mit der Bewegung der Erde um ihre Achfe (ihre lebendige Bewegung in fich) zufammen, der Jahreswechfel mit der Bewegung der Erde um die Sonne, durch welche fie bald mehr in der Sonne (organifcher), bald mehr in der Maffe (anorgifcher) i f t , und die gröfsern Epoehen mit dem Spannungsverhältniffe aller Planeten unter fich (das Uebergewicht der äufsern Spannung auf einem jeden Planeten wie im ganzen Syftem) durch die A b - und Zunahme der Schiefe der Ekliptik. Endlich ift es wahrfcheinlich, dafs das Fortrücken der magnetifchen Knoten (der Durchfchnittspunkte des magnetifchen und Erdäquators) mit dem Fortrücken der Apfidenpunkte zufammenfällt und eine tellurifche und kosmifche Epoche bildet, deren Oscillationen, in einer endlichen Zeit kaum bemerkbar, tiefere Blicke in die Bildungsgefchichte der Erde noch enthüllen mögen.
i68 Alle Verhaltniffe des Univerfums ftellen in je« dem Momente die ewige Organifation in einem unendlichen Räume dar. Ein jedes äufsere Span« nungsverhältnifs der Erde ftellt die ewige Organifation (die Idee), nur in einer unendlichen Z e i t , dar. N u r die dimenfionslofe Vernunft vermag das ewigRuhende des Raums und das ewig-Bewegliche der. Zeit als Eins zufammenzufaffen, und fo in der Natur nichts als die in lieh felbft lebendige, unwandelbare Idee zu fchauen.
x6g
9Durch die allgemeine organifche Spannung ift in einer jeden ifolirten Organifation die innere Spannung zugleich eine äufsere; — die innere begründet das abgefonderte Leben — die organifche äufsere das allgemeine Leben, und beide find durchaus Eins. Nun ift das Leben, unter der Potenz der Univerfalität, in welchem die ' äufsere Spannung felbft als eine innere erfcheint, die Vegetation ; das Leben, unter der Potenz der Individualität, in welchem die innere Spannung als eine äufsere erfcheint, die Animalifation, fo dafs die Quelle des vegetativen Lebens in der relativ-getrennten Univerfalität, die Quelle des animalifchen Lebens in der ifolirten Organifation felbft begründet fcheint. Was aber in fich felbft begründet i f t , ift ewig; daher ift ein jeder T y p u s der Organifation ewig, und man kann von ihr nicht als von einem Entgegengefetzten und in ihr von keinem Gegenfatze fprechen; felbft jene innere Spannung ift nur Schein, und die beftimmte Form der Organe in einer jeden Organifation, druckt das ruhige, unwandelbare Zufammenfeyn des Getrennten in der Vereinigung, und umgekehrt, aus. Dasjenige, was in einem lebendigen Leben ift, ift alfo fchlechthin ewig, in fich begründet, unabhängig; auch die beftimmte Form des Lebens, als von diefem u n z e r t r e n n b a r , ift unwandelbar und keinem Wechfei unterworfen. Nur das Leben, in-
17® fofern es erfcheint, i f t , indem es in fich ift, doch auch nicht in fich, fondern in jener Totalität aller Erfcheinungen, die, durch den wechfelfeitigen Zwang fich als eine folche fetzend, den Zwang felbft, den Schein und die äufsere Abhängigkeit der Dinge wieder vernichtet, und durch das lebendige Seyn des Ganzen auch das des Einzelnen wiederherftellt. So wie alfo in der ürganifation Alles R u h e , Aufhebung aller Gegenfätze, unwandelbares Dafeyn ausdruckt, fo ift für den Schein Alles beweglich, Alles Wechfel der Gegenfätze, Alles veränderlich, in jedem unendlich kleinen Momente bis in die unendliclifte Tiefe des Dafeyns, in jeder gröfsern Epoche auch für immer gröfsere Sphären der Organifation ; und jener Schein des Werdenden und Beweglichen ift eben die Offenbarung des ewigRuhenden und nie Veränderlichen, weil es die unmittelbarfte Anfchauung der Relativität aller Gegenfätze und der Nichtrealität alles Wechfels ift. Durch das erfcheinende Dafeyn wird die Animalifation und Vegetation auseinander gehalten, doch f o , dafs in beiden beides eingebildet ift. Das Graduelle in der Fortbildung der Organifation ift nur für den Schein; an fich find alle Gracle als eine Potenz in einer jeden Organifation, und in einem jeden Organ einer jeden Organifation gefetzt.
*7* Durch das erfeheinende Dafeyn wird auch in ei* nem jeden e i g e n t ü m l i c h e n T y p u s der Organifation der Gegenfatz der Animalifation und Vegetation gefetzt, u n d , wie im T o t a l o r g a n i s m u s ,
durch das
Leben an lieh wieder vernichtet. D a s Vegetative (die Reproduktion)
erfcheint
mit äufserer Mannichfaltigkeit der Organe (der Produkte) und innerer Einheit der Funktionen,
das
Animalifche (die Senfibilität) mit äufserer Einheit der Organe und innerer Mannichfaltigkeit der Funktionen. Organifation der Funktionen ift Animalifation; Organifation der P r o d u k t e , Vegetation. W o die Senfibilität herrfcht, ift die Receptivi« tät äufserlich und die Thätigkeit innerlich; wo die Reproduktion herrfcht, umgekehrt: die Thätigkeit äufserlich, und die Receptivität innerlich. W o die Senfibilität hervortritt, ift relative R u h e des individuellen D a f e y n s j daher die R u h e der Sinne in ihrer äufsern Empfänglichkeit. W o die Reproduktion hervortritt, ift relativ® Ruhe
des univerfellen D a f e y n s ;
daher die R u -
h e des Pflanzenleben* in feiner innern Empfänglichkeit.
17* Die Irritabilität ift das Hineinbilden der Senfibi« Jilüt in die Reproduktion, und umgekehrt.
Sie er-
icheint daher in beiden Potenzen der Orgajiifation, und wird, indem fie in den OsciiJationen diele felbft vernichtet, und fo das Ewige in fich begründete Dai feyn derfelben offenbart,
Erregbarkeit.
Die Erregbarkeit ift dasjenjge der Organifation, was an keinem Wechfel T h e i l nimmt,
das Rela->
tionlole in allen Relationen, Eine jede Sphäre des Totalorganismus hat ihre beftinunte Erregbarkeit, ein jedes Organ der Sphäre ebenfalls; nur ift hierbei an nichts Graduelles zu denken.
Das Graduelle ift nur f ü r den Schein.
Wenn man daher von überwiegender Reproduktion pder Vegetation der niedern Thiere oder einzelner Sylteme beftimmter Sphären, von überwiegender Senfibilität oder Animahfation der höhern T h i e r e oder einzelner Syfteme fpficht, fo gilt cliefer Gegenfatz weder für den Totalorganismus, noch f ü r die beftimmte Sphäre;
er ift vielmehr in beiden
{chlechhin vernichtet. D i e erfcheinende Organifation tritt als ein einz e l n e s , von ihrer Sphäre relativ-Getrenntes in eine iieftimmte Relation gegen diefe, und fetzt die gan•^e, in fich organifche und ewige Sphäre als Gin in einer unendlichen Menge Relativitäten Auseinander, gehaltenes, und zwar fo, dafs eben die Unendlichkeit
»73 der R e l a t i o n e n , die mit einer jeden und defshalb auch in
einer jeden gefetzt i f t ,
das Relationlofe
nicht durch Vermittelung oder Approximation, fondern unmittelbar entfaltet.
Die durch die Einzeln-
heit getrübte Sphäre entdeckt ferner in diefem relativ- A b g e ä n d e r t e n ihre eigene fcheinbareRelativität, und indem das Befondere als ein Abweichendes in der Sphäre erfcheint, erfcheint auch die ganze Sphäre in ihm getrübt, und nur als ein dem T o talorganisinus relativ-Entgegengefetztes; aber felbft der Totalorganismus, indem er nur in dem Zufammenfeyn der Einzelnheiten gefchauet wird,
tritt als
ein dein Anorgifchen relativ-Entgegengefetztes hervor.
F e r n e r , wie durch diefe fcheinbare
Abän-
derung des Einzelnen vom Ganzen, in immer gröfsern Sphären das Ganze als ein
relativ-Abgeän-
dertes hervortritt, fo wirft lieh auch das T r ü b e n d e des erfcheinenden Gegenfatzes bis ins Unendliche nach innen,
und das im Wefen der Organifation
ewig harmonifche Zufammenfeyn aller Organe, als für fich Seyender und in fich Begründeter, erfcheint als eine innere Spannung, die Organe felbft als fich relativ entgegengefetzt; und gilt diefes nicht allein für alle Organe unter lieh,
fondex-n auch für
ein
jedes Syftem der Organe wieder: nur dann, we'nn der Schein der Beziehungen einmal in die Organifation geworfen ift, wird nicht allein das Ganze der einzelnen Organifation auf das Ganze des Totalorganismus bezogen, fondern auch ein jedes Organ und eine jede unendlich kleine' Oscillation des einzelnen
*74 Lebens tritt auch in eine beftimmte Beziehung gegen ein jedes Organ, und eine jede unendlich kleine Oscillation in einer jeden andern Organifation aller Sphären. Durch ¡diefe innige Verknüpfung und gefetzmäfsige Anordnung, durch welche nicht allein die ganze Organifation, fondern auch eine jede Form derfelben bis ins unendlich Kleinfte, als blofsfeyend, im Ganzen gefchauet wird, erfcheint das Qualitative abfolut-Getrennte als ein Quantitatives, in dem Ganzen nothwendig-Seyendes, das getrübte Ganze reftituirt fich auf diefe Weife felbft, und was das individuelle Dafeyn des Einzelnen durchaus zu vernichten drohte, fichert es ^eben, indem der Schein fich felbft vernichtet. Der Gegenfatz, der im Totalorganismus ericheint und wieder in jeder Organifation bis ins unendlich-Kleinfte, ift felbft ein organifcher, alles in fich faffender, und der Schein des Gegenfatzes vernichtet fich nicht allein im Ganzen, fondern aus im Einzelnen bis ins unendlich - Kleinfte. Indem fich die Vegetation als hervortretender Kohlenftoff und zurückgedrängter Stickftoff, hervortretende Hydrogenifation und zurückgedrängte Oxydation, die Animalifation aber, als hervortreten der Stickftoff und zurückgedrängter Kohlenftoff, hervortretende Oxydation und zurückgedrängte Hydrogenifation zeigt, verlieren die Stoffe die Bedeutung, d i e f i e in der relativen Trennung und äu-
fs«rn Spannung gehabt haben, ganz. Eine jede Spannung ift eine Spannung der relativen Identität des Starren und Beweglichen, und an irgend etwas Chemifches, oder was mit dieiem fich auf irgend eine Weife vergleichen liefse, ift durchaus nicht zu denken. Die Senfibilität ift das Vorbild der Reflexion; die Erregbarkeit das Vorbild des Bewufstfeyns. Wie fich Bewufstfeyn zum Gefühl verhält -— in welchem fich die Reflexion relativ verliert — verhält fich diö Animalifation zur Vegetation. Die fichtbare leibliche Organifation enthält alle Potenzen der unfichtbaren, ift durchaus vegetativ und durchaus animalifch zugleich. Auch die Pflanzen find thierifch, nur nicht in der Trennung des Erfcheinens. Die Potenz der Animalifation ift für die Pflanzen in der animali* fchen Spannung des Tages. Das differenzirte Licht, der bewegliche Gegen« fatz, ift die Aufsenwelt der Pflanzen; die differenzirte Schwere (die Maffe) die Aufsenwelt der Thiere. Das Knochen» und Hautfyftem find die organifchen Repräfentanten des ftarren Gegensatzes: je-
nes unter der P ö t e n i der Linie, diefes unter dbr Potenz der Fläche; daher lebendiger. Das Muskel - und cellulöfe Syftem bilden in der Maffe den beweglichen Gegenfatz; jenes als Differ e n z , diefes als Indifferenz. Das einfaugende und aushauchende Syftem auf der einen, und das arterielle und venöfe Syftem auf der andern Seite, zeigen die lebendige (animalifche) Indifferenz; jenes von der Ruhe des vegetativen Seyns bezwungen, diefes, indem das Seyn felbft in ein höheres Werden — die unmittelbare Offenbarung eines höhern Seyns — aufgenommen wird. Das Nervenfyftem ftellt dasThierifche im Thiere, die relativ gröfste-Ueberwindung der Maffe dar, die gröfste äufsere Indifferenz der Form und Bewegung, und die gröfste innere D i f f e r e n z , alfo die unmittelbare Eröffnung einer unfichtbaren Wejt. Alle Syfteme kommen in allen Organen vor, bis ins Unendliche; nur das N e r v e n - u n d Knochenfyf t e m , als die relativ-entgegengefetzteften, und das Muskelfyftem, als das äufserlich-beweglichfte, fondern fich relativ ab in den höhern Organifationen. Die innere Spannung der Organifation ift zwifchen individueller und univerfeller Funktion überhaupt. Die univerfellen Funktionen haben ihren individuellen Kontrapunkt in der Totalität der Erdfe;
177 daher liier die hervortretenden Oscillationen. Die umverteilen Funktionen bewegen lieh mit den Oscillationen der Totalität ; in den Organen herrfcht relative Ruhe. Die individuellen Funktionen haben ihren univerfellen Kontrapunkt in der Totalität der E r d e ; daher in ihnen felbft die hervortretenden Oscillationen. Die individuellen Funktionen bewegen ficht unabhängig von den Oscillationen der Totalität. Was die Funktion individualifirt, individualifirt auch das Organ. Alles Univerfelle des Orgatiismus wirft lieh nach aufsen, uin fein inneres Seyn in der Totalität zu finden. Daher das Aeufserlichwerden aller Organe der Vegetation, das Suchen nach Licht. Alles Individuelle des Organismus wirft fich nach innen, um fein inneres Leben in fich felbft z u finden. Daher die innere Differenz, das abgefon« clerte S e y n , und die äufsere Indifferenz der Animalifation. In den univerfellen Organen verlieren fich alle Funktionen in einander. Die individuellen Organe trennen die Funktionen von einauder. Das Knochenfyftem ift das relativ-IndividualiÉrte, das Hautfyftem das Univerfelle — jenes nach lä
178 innen gedrängt, diefes äufserlich. D a h e r find bei den Pflanzen beide vereinigt. D a s Gehäufe d e r W ü r m e r läfst fich n u r uneigentlich Knochenfyftem n e n n e n , denn es ift o h n e Gegenfatz von Hautfyftem. Es ift ein H a u t f y f t e m , was der Knochenbildung unterliegt. Die Bedeckung der Infekten läfst Geh ebenfalls n u r uneigentlicb ein Knochenfyftem nennen. Es lit eine Knocheribildung, die dem Hauti
fyftem unterliegt; daher jenes der W ü r m e r anorgifcher und f t a r r e r , diefes der Infekten organifcher uud beweglicher. Das M u s k e l f y f t e m ift am meiften ausgebildet, d a , wo das Knochenfyftem ein inneres, individuelles g e w o r d e n i f t , im Gegenfatz gegen das H a u t f y f t e m als ein äufseres.
Es ift die lebendige Oscillation
zwifchen der Längendimenfion der Knochen und der Breitedimeufion der Haut. D a h e r die ftarren Fafern bei den Pflanzen, weil H a u t - u n d K n o c h e n f y f t e m bei ihnen als Eins find; daher die gallertartigen Faiern bei den W ü r m e r n ,
weil bei ihnen das Haut-
f y f t e m fich in die f t a r r e Knochenbildung v e r l i e r t ; daher i m m e r beweglichere Fafern bei den Infekten, weil bei ihnen fich die f t a r r e Knochenbildung in eine bewegliche, aber äufsere Hautbildung v e r l i e r t ; daher endlich bei den h ö h e r n T h i e r e n das am meiften ausgebildete M u s k e l f y f t e m . Das einfaugende und aushauchende Syftem ift die lebendige D i f f e r e n z des cellulöfen S y f t e m s , in
1
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welches fich alle innere Oscillationen in einem äu* fserlich indifferenten Produkte verlieren, Diefe Syfteme ftellen die Indifferenz der Refpiration und Ernährung des Produkts und der Oscillationen dar. Je mehr fich Haut , Knochen und Muskelfyfteni t r e n n e n , defto deutlicher tritt diefe Indifferenz im Gegenfatz gegen die Differenzen hervor. In den höhern Thieren regt fich auch der Gegenfatz in den. Funktionen des einfaugenden und aushauchenden Syftems. Die lymphatifchen Drüfeni und ihr Mittelpunkt, der Bruftgang, ftellen das Maximum der Individualität diefes dunkeln Gegenfatzes dar. Die ganze Organifation der Pflanzen befteht aua H a u t , ftarren Fafern, dem Zellgewebe und einfaugenden und aushauchenden Gefäl'sen. Das hervortretende Zellgewebe mit den einfaugenden Gefäfsen bilden fich in der Wurzel a u s , der ftarre Gegenfatz nimmt in dem Stamme überhand, das Hautfyftem mit den aushauchenden Gefäfsen tritt in den Blättern hervor, fo dafs relativ die Wurzel die äufserlich gewordene Ernährung und den innern Gegenfatz, der fich in Indifferenz verliert, darftellt (daher die homogene Struktur der W u r z e l ) , der Stamm das Hervortreten des innern Gegenfatzes als einen äufsern zeigt (daher die Starrheit), die Blätter die relativ fich äufsernde Beweglichkeit des Gegenfatzes (daher die dichotome Anaftomofe in ihrer Struktur). Die Blätter find die Flügel der Pflanzen. In den Blumen zeigt der Kelch die Aufnahme des Stamms 12 *
189 in die Blätter (daher das hervortretende
Starre),
die Blumenblätter die Aufnahme der Wurzel in die Blätter (daher die Sekretionen, die Nektarien, di« mit ihnen verbunden find), die Generationsorgane endlich die Aufnahme von Allem in Alles und die liöchfte Individualifirung, und zwar in den männlichen Blüthen relativ mehr auf der Seite des Stamms und des ftarren Gegenfatzes,
auf der weiblichen
mehr auf der Seite der Blätter und des beweglichen Gegenfatzes; denn in den Pflanzen ift das Weibliche das am meiften Individualakte. D e r Gegenfatz von Piefpiration und Nahrung ift bei den Pflanzen im höchften Grade
undeutlich,
und das Pflanzenleben in feiner relativen Differenz als die höchfte Indifferenz aller Funktionen anzufehen. Daher ift hier auch die Senfation eine durchaus univerfelle.
D i e Blätter find zugleich Organe
der Ernährung, die Wurzel Organe der Refpirat i o n , und die Funktionen,
wie die Organe,
nir-
gends individualilirt. D i e ftarke Reproduktion (die Generationsfähigkeit eines jeden Organs der Pflanzen) ift mit dem univerfellen T y p u s ihres Dafeyns Eins. Bei den Pflanzen ift die animalifche Potenz die univerfelle.
Bei den Thieren ift die animalifche
P o t e n z , infofern fie in der Erfcheinung eine ftufenweife Fortbildung offenbaren,
immer nur relativ,
und zum I^Jrieijl eine i n n e r e , wodurch iich die In-
Ißl tenfitäf: ihres erfeheinencfen animalifchen Lebens darftellt, zum Theil eine äufsere, univerfelle, wodurch ihr Seyn iin Totalorganismus begründet wird. Daher fehen wir in den Pflanzen nicht die Potenzen des animalifchen Lebens, wohl aber in den Thieren die Potenzen des vegetativen, und eine jede individualifirte Funktion hat ihren Kontrapunktin einer univerfellen, in welcher die individuelle Abfonderung relativ verfchwindet. Die Ernährung ift diejenige aninialifche Funktion, die der vegetativen ajn njchften fteht. Es ift die Afiimilation, aber unter der Potenz der Maffe. Die Wörmes individualifiren die Nahrung; daher alles Animalifche an ihnen in der Potenz de3 Vegetativen. Das Nervenfyftem, als die bezwungene Differenz der Maffe und hervortretende Differenz der individualißrenden Funktionen, zeigt, wie allesErfcheinende, eine urfprünglicheSpannung: diejenige, in welcher es der äufsern Mannichfaltigkeit der Maffe relativ unterliegt (die univerfelle), durch das gangliöfe Syftem; diejenige, in welcher die Mannichfaltigkeit animalifcher Funktionen herrfchend ift (die individuelle), durch das Hirnfyftetn. Die Animalifation ift fchlechthin maffenlos, und eben hierin liegt der G r u n d , dafs die Maffe, ala
182
folche, in eine relative Spannung gegen das Thiec t r i t t , und zwar intenfiver, je animalifcher es ift. Bei den Würmern ift das gangliöfe Syftem das durchaus vorwaltende. DasKnochenfvftem der Würmer fteht mit ihrem individuellen Leben in einer relativ-äufsern Spann u n g ; daher die todte Natur ihrer Gehäufe (hydrogenifirter Stickftoff, der fich, wie in den Gebirgen, fofort neutralifirt). Diefer todten äufsern Differenz gegenüber, ftellt fich das Indifferente ihr e r Organifation. In dem Maafse, als ein Lebendiges (hornartig-Vegetatives) die Schaale durchdringt, individualifirt fich ihr Leben, geht die äufsere Spannung in eine innere über. Die Sepien zeigen das Maximum der Ausbildung des gangliöfen Syftems; daher die dunkle Aeufserung der Sinne bei diefen Thieren. Die Refpiration ift diejenige animalifche Funktion, die als eine relativ-univerfelle der Animalifation relativ am nächften liegt. Es ift die Animalifation der Luft unter der Potenz des Beweglichen. Die Infekten individualifiren die Refpiratioa als eine relativ - univerfelle Funktion. Wie feftes Land zur L u f t , verhalten fich die Infekten zu den Pflanzen: j e n e , Oxydation des
*83 Stickftoffs, diefe, Hydrogenifation des Kohlenftoffs. D i e Würmer und niedrigften Pflanzen bilden dia Indifferenz zwifchen beiden.
Daher das dumpfe
Wafferleben der Würmer und S c h w ä m m e , und ihre gehemmte Entwickelung. D e r äufsere anorgifche Abfatz der Infekten (ihr e hornartige Bedeckung) ift felbft vegetativ; daher hervortretender Kohlenftoff und Kombuftibilit ä t , und fie zeigen diejenige Spannung in fich, die in der erwachenden organifchen Epoche hervortrat. Die Hydrogenifation ihrer Bedeckung fteht mit ihrer lebendigen Spannung in einem geraden Verhältnifs. Wie die erwachten individuellen Produkte in den Gebirgen ihre univerfellen Kontrapunkte in der L u f t haben, haben die organifchen, der Maffe unterliegenden, univerfellen Funktionen der Vegeta» tion umgekehrt ihre organifchen individuellen Kontrapunkte in der Organifation eigentümlicher Infekten.
Dalier die genaue Verbindung zwifchen
Infekten und Pflanzen. D u r c h das Individualiiiren des Allgemeinften (der L u f t ) im Gegenfatze gegen das Univerfalifiren des Befondern in der Vegetation, mufs felbft in der Maffe die äufsere Spannung verfchwinden Homogeneität)
(durch
und die innere Spannung offenbar
werden (durch Symmetrie).
D a s Rückenmark ift
i84 die erfte fymmetrifche T r e n n u n g , unc! die Beziehung aller äufsern Spannungsverhältnifle auf eine fchlechthin innere. Je fymmetrifcher die Geftalt, defto abhängiger das Leben des Einzelnen von der Totalität der individuellen Bildung dem Scheine nach, d. h., defto gediegener das Seyn des Einzelnen im Ganzen, alfo defto fchwäoher die Reproduktion. Die Infekten individualifiren die Refpiration, die W ü r m e r die E r n ä h r u n g , aber auf eine univerfelle W e i f e , in relativer T r e n p u n g ; daher bei jenen die L u f t felbft, als folche, das innerlich Oscillirende, bei diefen, das Waffer — bei beiden aber dasUebergewicht aller univerfellen Funktionen. Die höhern T h i e r e affimiliren nicht blofs, wie die Pflanzen, das Starre, oder, wie die Infekten, das Bewegliohe, fondern vielmehr das Vegetative felbft. Durch das Blutfyftem ift die äufsere Spannung der Luft eine innere geworden, nicht blofs durch die Organifation — wo dann die innere Spannung zugleich eine relativ-äufsere ift, wie bei den Infekten —» fondern in der Organifation, fo dafs fie f ü r d i e f e nur ift, indem fie, als eine innere, ifolirt organifirte auftritt. Das Herz ift der Gentraipunkt des innerlieh gewordenen vegetativen Lebens und der Kontrapunkt des Gehirns. Je innerlicher alle univerfelle Funktionen, werden in jenem,
i85 •flefto äufserlicher werden alle individuelle Funktionen in diefem» Die Arterien zeigen die individuelle Spannung, die Venen die uuiverfelle. Daher in jenen das Ob-» jektivwerden der innern Spannung felbft. In den Verdauungsorganen find die Ganglien und das venöfe Syftem, in den fenfitiven das Gehirn und das arterielle Syftem vorwaltend, Muskeln in der Potenz des gangliöfen Syftems, find unwillkührliche; M u s k e l n , unter cler Potenz des Hirnfyftems, willkührliche Muskeln. Bei den Fifchen und Amphibien ift das Muskel« fyftem relativ zurückgedrängt, das cellulöfe und lymphatifche Syftem hervortretend; das arterielle Syftem weniger, das venöfe mehr ausgebildet. Da» her die geringere innere Spannung, das kalte Blut* das tröge Diifeyn. Bei den Vögeln ift das Muskelfyftem hervortretend, das arterielle Syftem herrfchend; daher diç Beweglichkeit, die Stärke der innern Spannung, das warme Blut. Die Fifehe verhalten fich zu den Vögeln, wie die W ü r m e r zu den In Ickten.
i8& Bei den Säugtlneren herrfcht das relativ-gröfste Gleichgewicht des gangliöfen und Hirnfy ftems,