Grundriss der praktischen Theologie 9783111396248, 9783111033662


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German Pages 437 [448] Year 1928

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Table of contents :
Bus dem Vorwort zur 1. Auslage
Vorwort zur 2. Auflage
Inhalt
§ 1. Einführung
Erster Hauptteil Die Grundvoraussetzungen der kirchlichen Handelns
Erster Kapitel: Christentum und verfaßte Kirche
§ 2. Das Problem
§ 3. Der geschichtliche Weg vom Christentum zur Kirche
§ 4. Das grundsätzliche Verhältnis von Christentum und Kirche
§ 5. Die Vielheit der verfaßten Kirchen
Zweiter Kapitel: Der Bestand evangelischen Kirchentums
§ 6. Die evangelischen Kirchen in der Welt
§ 7. Übersicht über die evangelischen Kirchen in Deutschland
§ 8. Das kirchliche Leben der deutschen evangelischen Landeskirchen
Literatur zu §§ 2—8
Zweiter Hauptteil Die Organe des kirchlichen Handelns
Erstes Kapitel: Allgemeine Erwägungen
§ 9. Zweck und Maßstab kirchlicher Organisation
§ 10. Die kirchlichen Ämter: Die geschichtliche Entwicklung
§ 11. Die kirchlichen Ämter: Grundsätzliche Fragen
Zweiter Kapitel: Die Gesamtkirchen als Organe der kirchlichen Handelns
§ 13. Grundsätzliche Erwägungen
§ 14. Die Kirchen im Verhältnis zum Staat
§ 15. Die Kirchen und das Bekenntnis
§ 16. Die gesamtkirchliche Arbeitsorganisation
§ 17. Die Organisation kleinerer Kirchenbezirke
Dritter Kapitel: Die Kirchengemeinden als Organe des kirchlichen Handelns
§ 18. Geschichtliche und grundsätzliche Erwägungen
§ 19. Die Organisation der Kirchengemeinden
Viertes Kapitel: Das Pfarramt
§ 20. Wesen und Hufgaben des Pfarramts
§ 21. Die Eignung zum Pfarramt
§ 22. Die Berufung in das Pfarramt
§ 23. Die Lehrverpflichtung des Pfarrers
§ 24. Die Organisation des Pfarramts
§ 25. Die Frage der Reform des Pfarramts
Fünftes Kapitel: Freie Organe
§ 26. Die Vereine
§ 27. Die anstatt
Literatur zu §§ 9—27
Dritter Hauptteil: Das kirchliche handeln als gottesdienstliches handeln
Erste Abteilung: Der Gemeindegottesdienst
Erster Abschnitt: Die allgemeinen Fragen des christlichen Gottesdienstes
Erstes Kapitel: Wesen und Namen des christlichen Gottesdienstes
§ 28. Das Wesen des Gottesdienstes
§ 29. Die Namen des christlichen Gottesdienstes
Zweiter Kapitel: Die geschichtliche Entwicklung des christlichen Gottesdienstes
§ 30. Die Anfänge des christlichen Gottesdienstes
§ 31. Der morgenländische Gottesdienst
§ 32. Der Gottesdienst der römisch-katholischen Kirche
§ 33. Der Gottesdienst der evangelischen Kirchen
Drittes Kapitel: Die Sicheren Bedingungen für den Gottesdienst
§ 34. Der gottesdienstliche Kaum
§ 35. Die gottesdienstliche Zeit
Viertes Kapitel: Die Gestaltung des evangelischen Gottesdienstes
§ 36. Grundsätze
§ 37. Die Grundformen des evangelischen Gottesdienstes
Zweiter Abschnitt: Der Predigtgottesdienst, abgesehen von den Fragen der Gestaltung der predigt
§ 38. Allgemeine Fragen
§ 39. Die liturgischen Stücke
§ 40. Der Gemeindegesang
Dritter Abschnitt: Andere Gemeindegottesdienste
§ 41. Der Kindergottesdiens
§ 42. Die Gemeindeabendmahlsfeier
§ 43. Die Gemeindebeichte
Literatur zu §§ 28 — 43
Zweite Abteilung: Gottesdienstliche Handlungen besonderer Art
Erstes Kapitel: Gottesdienstliche Handlungen mit Bezug auf die Gemeindemitgliedschaft
§ 44. Die Taufe
§ 45. Die Konfirmation
Zweiter Kapitel: Gottesdienstliche Handlungen mit Bezug auf die kirchlichen Ämter
§ 46. Ordination und Einführung des Pfarrers
§ 47. Einführung in andere kirchliche Ämter
Drittes Kapitel: Gottesdienstliche Handlungen mit Bezug auf gottesdienstliche Räume und Gegenstände
§ 48. Einweihung von Kirchen und Friedhöfen
Viertes Kapitel: Gottesdienstliche Handlungen mit Bezug auf das persönliche Leben der Gemeindeglieder
§ 49. Die Trauung
§ 50. Die kirchliche Bestattung
Literatur zu §§ 44—50
Dritte Abteilung: Die gottesdienstliche Rede
Erster Kapitel: Die geschichtliche Entwicklung
§ 51. Die predigt vor der Reformation
§ 52. Die evangelische predigt
Zweites Kapitel: Wesen und Aufgabe der predigt
§ 53. Das Wesen der predigt
§ 54. Die Aufgabe der predigt
Dritter Kapitel: Der Inhalt der predigt
§ 55. Allgemeine Bestimmung des Inhalts
§ 56. Besondere Arten der predigt
vierter Kapitel: Die predigt als Textpredigt
§ 57. Die Bedeutung des Textes
§ 58. Zwangstexte und freie Texte
§ 59. Die Benutzung des Textes
Zünsler Kapitel: Die predigt im Verhältnis zur Gemeinde
§ 60. Die Forderung der Gemeindegemäßheit
§ 61. Die Durchführung der Gemeindegemäßheit
Sechster Kopist!: Die Gestaltung der predigt
§ 62. Allgemeine Richtlinien
§ 63. Das Thema
§ 64. Die Einteilung
§ 65. Die rednerische Ausführung
Literatur zu §§51-65
vierter Hauptteil: Das kirchliche Handeln als seelsorgerliches Handeln
Erster Abschnitt: Grundlegung
Erster Kapitel: Die geschichtliche Entwicklung
§ 66. Altertum und Mittelalter
§ 67. Die evangelischen Kirchen
Zweiter Kapitel: Grundsätzliche Erwägungen
§ 68. Notwendigkeit und Wesen der Seelsorge
§ 69. Wege und Organe der Seelsorge
Zweiter Abschnitt: Die seelsorgende Gemeindepslege
Erster Kapitel: Die persönliche Seelsorge
§ 70. Das Verfahren der persönlichen Seelsorge
§ 71. Die besonderen Fälle der Seelsorge
Zweiter Kapitel: Die Arbeit an ganzen Gruppen der Gemeinde
§ 72. Förderung des religiösen Lebens
§ 73. Förderung des kirchlichen und gemeindlichen Lebens
§ 74. Die Pflege des sittlichen Lebens
§ 75. Die Arbeit an Schwankenden und Entfremdeten
Dritter Abschnitt: Die Unterstützung der seelsorgerlichen Gemeindepslege durch freie Kräfte
§ 76. Die geschichtliche Entwicklung
§ 77. Die seelsorgerliche Arbeit der Inneren Mission
Vierter Abschnitt: Die Kirchenzucht
§ 78. Die geschichtliche Entwicklung
§ 79. Grundsätzliche Erwägungen
§ 80. Einzelne Maßnahmen
Literatur zu §§ 66—80
Fünfter Hauptteil: Das kirchliche handeln als äußere Fürsorge
Erstes Kapitel: Geschichtliches und Grundsätzliches zur christlichen Liebestätigkeit
§ 81. Altertum und Mittelalter
§ 82. Die nachreformatorische Entwicklung
§ 83. Freie Liebestätigkeit und Gemeinde
Zweiter Kapitel: Die soziale Aufgabe -er Kirche
§ 84. Tatsächliches
§ 85. Grundsätzliches
Drittes Kapitel: Einzelne Gebiete der Fürsorge
§ 86. Die Bilbungsarbeit
§ 87. Die Armenpflege
§ 88. Die Krankenpflege
§ 89. Anderweitige Wohlfahrtspflege
Literatur zu §§ 81 -89
Sechster Hauptteil. Das kirchliche handeln als erziehende; handeln
Erster Kapitel: Die geschichtliche Entwicklung
§ 90. Bis zur Reformation
§ 91. Seit der Reformation
Zweites Kapitel: Der Anteil der Kirche an der Jugenderziehung
§ 92. Recht und Pflicht der Kirche und der Kirchengemeinde in Sachen der Erziehung
§ 93. Die evangelische Kirche und die häusliche Erziehung
§ 94. Die evangelische Kirche und die Schulerziehung
Dritter Kapitel: Die kirchliche Erziehung im engeren Stirn
§ 95. Der Kindergottesdienst
§ 96. Konfirmandenunterricht und Konfirmation
§ 97. Christenlehre
§ 99. Die Frage der Umgestaltung der kirchlichen Erziehung
Viertes Kapitel: Sonderfragen des Religionsunterrichts
§ 100. Das Recht des Religionsunterrichts
§ 101. Das Recht des konfessionellen Religionsunterrichts
§ 102. Der Katechismus als Stoff des Religionsunterrichts
§ 103. Biblische Geschichte als Stoff des Religionsunterrichts
§ 104. Andere Stoffe des Religionsunterrichts
§ 105. Das Lehrverfahren im Religionsunterricht
§ 106. Der biblische Unterricht im allgemeinen
§ 107. Der Unterricht in der Biblischen Geschichte
§ 108. Katechismus und Kirchenlied
Literatur zu §§ 90—108
Siebenter Hauptteil Das kirchliche handeln über die Kirchengrenzen hinaus
Erstes Kapitel: Die Pflege der evangelischen Diaspora
§ 109. Der Gustav-Adolf-Verein und verwandte Arbeiten
§ 110. Die kirchlich-amtliche Fürsorge für die evangelischen Auslandsgemeinden
Zweites Kapitel: Interkonfessionelle Arbeit
§ 111. Die Wahrung der evangelischen Interessen gegenüber der katholischen Kirche
§ 112. Die Evangelisation unter Angehörigen anderer christlicher Kirchen
Literatur zu §§ 109—112
Lichter Hauptteil: Das kirchliche handeln über die Grenzen der Christenheit hinaus
Erster Kapitel: Die Heidenmission
§ 113. Geschichte der Heidenmission
§ 114. Die Arbeit der Heidenmission
§ 115. Grundsätzliches zur evangelischen Heidenmission
Zweites Kapitel: Andere Missionsarbeit
§ 116. Die Judenmission
§ 117. Die Mohammedanermission
Literatur zu §§ 113-117
Register
Abkürzungen
Nachträge und Berichtigungen
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Grundriss der praktischen Theologie
 9783111396248, 9783111033662

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■3F Praktische Theologie

(Ein Anhang enthält ein Verzeichnis der weiteren Lände der

Theologie im Sbritz

Opelmann

Sammlung

Die Theologie im Abriss: Baitb 6

Grunbrih ber Praktischen Theologie von

D. Dr. Blüttln Zchian •eweralfiperinteiibeiit, Qoworarprofeffor an der AnwrrsitSt vrerlau

Zweite Auslage neu bearbeitet

1928

Verlag von Alfreb Töpelmann in Sieben

ctDe Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung, vorbehalten COPYRIGHT 1 928 BY ALFRED TÖPELMANN

Printed in Germany Druck von L. G. Nööer ck. m. b. h.. Leipzig. 935926

Bus dem Vorwort zur 1. Buslage Einen Grundriß der praktischen Theologie zu schreiben, war meine Aufgabe. (Ein Grundriß kann nicht leisten, was ein Lehrbuch leistet; da­ zu ist sein Umfang zu stark eingeschränkt. Daß die praktische Theologie eine Wissenschaft von mächtigem Umfang ist, ist mir bei dieser Arbeit aufs neue überwältigend deutlich geworden. Ich mußte mich an zahlreichen Stellen sehr viel kürzer fassen, als mir wünschenswert war. Vie Geschichte der predigt, des Rirchenliedes, der christlichen Liebestätigkeit, der Heiden» Mission kann im Rahmen eines Grundrisses unmöglich im Zusammenhang dargestellt werden. Aber auch sonst gebot die Raumknappheit, auszuscheiden was irgend entbehrt werden konnte. So hab« ich denn namentlich auf alle Darlegungen verzichten müssen, die unmittelbar zur praktischen Ausführung Anleitung geben sollten (z. B. in der Predigtlehre und in der Unterrichts­ lehre). Dabei leitete mich die Erwägung, daß ein Grundriß für Studenten überhaupt nicht den Zweck praktischer Anleitung verfolgen kann, und daß gerade für Anfänger kurze Andeutungen nach der Seite der Praxis hin wirkungslos bleiben müssen. Die Gruppierung des Stoffs bietet, wie oft erörtert worden ist, außer­ ordentliche Schwierigkeiten. Manche von ihnen sind einfach nicht glatt lösbar. Eine umfassende Darstellung der Inneren Mission als einer Gesamt­ erscheinung könnte innerhalb eines solchen Grundrisies nicht geboten werden, ohne das Gefüge des Gedankengangs völlig zu erschüttern. Es wird immer notwendig sein, daneben auf die Gesamtdarstellungen der Inneren Mission zu verweisen, - was ich hiermit ausdrücklich getan haben will. Vie Ansichten über die Aufgaben der praktischen Theologie überhaupt gehen noch immer weit auseinander. So darf ich nicht hoffen, allen wünschen zu genügen. Jedenfalls muß ich alle enttäuschen, die lediglich praktische Anweisungen gegeben missen wollen. Nach meiner Meinung soll die praktische Theologie die wissenschaftlichen Fundamente für die gesamte Ausrichtung des Pfarramts legen. Der Pfarrer gleicht eben nicht dem Maurer, den man anlernt, wie er Stein an Stein fügen soll, vielmehr dem Baumeister, der sein Werk von grundsätzlichen Erwägungen aus zu einem geschlossenen Ganzen ge­ stalten will. Darum bedarf es des Studiums, auch des Studiums der kirch­ lichen Praxis. Solches Studium ist ohne Eindringen in die geschichtliche Ent­ wicklung unmöglich; doch habe ich mich bemüht, die geschichtlichen Darlegungen so knapp zu halten, wie nur eben zuläsiig war, und die Gegenwartsauf­ gaben so kräftig als möglich herauszuarbeiten. Gießen, im Dezember 1921.

VI

Vorwort

Vorwort zur 2. Auflage Die 2. Auflage bringt keine grundlegenden Änderungen; wohl aber ist der gesamte Grundriß genau durchgesehen worden; die seit dem Erscheinen der 1. Auflage zu beobachtende Fortentwicklung der Erörterung wurde sorg­ fältig beachtet; zu manchen Meinungsäußerungen der letzten Jahre habe ich kurz Stellung genommen. Die Literaturangaben sind ergänzt worden. 3n der Anordnung habe ich beim 4. Hauptteil (jetzt 4. und 5. Hauptteil) wesentliche Umgestaltungen vorgenommen, um den besonders von D. Frhr. von der Goltz geäußerten wünschen zu entsprechen. C§ bleibt freilich bei der im Vorwort zur 1. Auflage Abs. 2 gemachten Feststellung. Für die Anfertigung der Register habe ich meinen Rindern, Dr. rer. pol. Ursula Schian und Stud. theol. Walter Schian, zu danken.

Der Verfasser

Inhalt Die Zahlen bezeichnen die Seiten Seite

§

1: Einführung............................................................................

1-4

1 Das Gebiet der praktischen Theologie 1 f. 2 Die Aufgabe der prTH 2 3 Die PrTH im Rahmen der theologischen Wissenschaft 2f. Literatur zum Gesamtgebiet der PrTH 2—4

Erster Hauptteil: Die Grundvoraussetzungen des kirchlichen Handelns ...........................

s-si

Erstes Kapitel:

Christentum und verfaßte Kirche..............

5-16

2: Var Problem.......................................................................

5—7

§

1 Christentum und Kirche 5 f. 2 Protestantismus und Kirche 6 3 Christen­ tum und rechtliche Organisation 6-7

§

3: Der geschichtliche weg vom Christentum zur Kirche... 7 — 10 1 Jesus 7 f. 2 Die Urgemeinde in Jerusalem 8 3 Die heidenchristlichen Gemeinden 8 f. 4 Don der Einzelgemeinde zur „Kirche" 9 f. 5 Die Auf­ fassung Sohms und der Begriff der Ckklesia 10

§

4: Das grundsätzliche Verhältnis von Christentum und Kirche

10— 14

1 Die Notwendigkeit der Kirchenbildung 10f. 2 Die Aufgaben einer christ­ lichen Kirche 12 3 Die christliche Art einer christlichen Kirche 12f. 4 Kirche und Recht 14

§

5: Die Vielheit der verfaßten Kirchen................................

14 — 16

1 Das Problem 14f. 2 Die Lösung 15f.

Der Bestand evangelischen Kirchentums.

16-31

6: Die evangelischen Kirchen in der Welt .........................

16 — 20

Zweites Kapitel:

§

1 Konfessionskunde, Kirchenkunde, Volkskunde 16-17 2 Die Haupt­ kirchen 17 f. 3 Die Kirchenbildung im Protestantismus 18f. 4 Ansätze zur internationalen Einigung des Protestantismus 19f.

§

7: Übersicht über die evangelischen Kirchen in Deutschland

21 —24

1 Die Landeskirchen 21 f. 2 Die neben den Landeskirchen stehenden Kirchen 22 f. 3 Die Cinigungsbestrebungen 23f.

§

8: Das kirchliche Leben der deutschen evangel. Landeskirchen

24 — 28

1 Die geschichtliche Entwicklung 24 f. 2 Die Kirchlichkeit 25 3 Die kirch­ lichen Ordnungen 26f. 4 Die kirchliche Sitte 26 f. 5 Stadt und Land 27 6 Die Frömmigkeit 27 f. Literatur zu 88 2-8 ....................................................................................... 28-31 1 Zur Frage der verfaßten Kirche 28-29 2 Zur Übersicht über das evangelische Kirchenwesen 29-31

Inhalt

VIII

Zweiter Hauptteil: Die Organe des kirchlichen handelns ...................................................

52-95

(Erstes Kapitel: Allgemeine (Erwägungen ............................

32-42

9: Zweck und Maßstab kirchlicher (Organisation................

32-33

§ 10: Die kirchlichen Ämter: Die geschichtliche Entwicklung. .

33-36

§

1 Die Änfange 33-34 2 Vie Entwicklung zu festen Formen 55 Ämter der katholischen Kirche 35 f. 4 Vie lutherischen Kirchen 36 reformierten Kirchen 36

§ 11: Die kirchlichen Ämter: Grundsätzliche Fragen................

5 Vie 5 Vie

37-41

1 Vie Notwendigkeit kirchlicher Ämter 37 f. 2 Freiheit oder Gebundenheit in der Gestaltung der Ämter 38 3 Theologen und Nichttheologen in kirch­ lichen Ämtern 38 f. 4 Männer und Frauen in kirchlichen Ämtern 39 f. 5 Be­ soldete Ämter 40 f. 6 Das Verhältnis der Ämter zur Kirche 41

§ 12: Kirchliche Betätigung und „allgemeines Priestertum" . .

41-42

Zweites Kapitel: Die Gesamtkirchen als (Organe des kirch­ lichen handelns...............................................................

43-59

§ 13: Grundsätzliche Erwägungen................................................

43-46

1 Allgemeines 43 2 Die tatsächliche Entwicklung 43 f. 3 Die einzelnen Auf­ gaben der Gesamtkirchen 45 4 Kirchen u. freie Arbeitsorganisationen 45 f.

§ 14: Die Kirchen im Verhältnis zum Staat............................

46-50

1 Grundlinien 46f. 2 Geschichtliche Gestaltung 48-50 3 Beurteilung 50f.

§ 15: Die Kirchen und das Bekenntnis.....................................

51—54

1 Braucht die Kirche ein Bekenntnis? 51 f. 2 Die Grundbedeutung des Bekenntnisses 52 f. 3 vekenntniskirche und Volkskirche 53 4 Die in Geltung befindlichen Bekenntnisse 53 f.

§ 16: Die gesamtkirchliche Arbeitsorganisation.........................

54-57

1 Das landesherrliche Kirchenregiment 54 2 Bischöfliche Leitung 54 f. 3 Synodale Leitung 55-56 4 Kirchenbehörden 56-57 5 Die (Organisation der Arbeit 57

8 17: Die (Organisation kleinerer Kirchenbezirke.....................

57-59

1 Bildung kleinerer Bezirke 57 f. 2 Die (Organisation der Bezirke 58 f.

Drittes Kapitel: Die Kirchengemeinden als (Organe des kirchlichen handelns......................................................

59-69

8 18: Geschichtliche und grundsätzliche Erwägungen................

59-64

t Geschichtlicher Rückblick 59-62 2 Das Wesen 62-63 3 Die Aufgaben der Gemeinde 63-64

der

Kirchengemeinde

8 19: Die (Organisation der Kirchengemeinden .......................

64-69

1 Die allgemeine (Organisation 64 f. 2 Die Gemeindeämter 66-68 3 Ge­ meindevereine 68 4 Kirche und Gemeindehaus 68 f. 5 Gemeinsame (Or­ ganisation mehrerer Gemeinden 69

viertes Kapitel: Das Pfarramt.............................................

69-83

8 20: wesen und Aufgaben des Pfarramts..............................

69-73

1 Verhältnis zum katholischen Pfarramt 69 f. 2 Pfarrer, Kirche und Gemeinde 70 3 Die geschichtliche Entwicklung 71 f. 4 Die Einzelaus­ gaben des Pfarramts 72-73

8 21: Die (Eignung zum Pfarramt.............................................. 1 Die Vorbildung 74 f. nung 75-76

2 Äußere Anforderungen 75

74-76

3 Die religiöse Eig­

Inhalt

IX

§ 22: Vie Berufung in das Pfarramt 1 Das Besetzungsrecht 76 f. StandM 78-79

2 Die

76 — 79 (Drbination 77f.

3 Der

„geistliche

§ 23: Vie Lehrverpflichtung des Pfarrers

79-81

1 Die geschichtliche Entwicklung 79 f. 2 Lehrfreiheit ober Lehrverpflichtung? 80f. 3 Die Lehrverpflichtung und die geltenden Bekenntnisse 81

§ 24: Vie (Organisation des Pfarramts

82

1 Das kollegiale Verhältnis 82 2 Die pfarramtliche Arbeit 82

§ 25: Vie Frage der Reform des Pfarramts

82 — 83

1 Die Forderung 82 f. 2 Beurteilung 83

Fünftes Kapitel: Freie Organe § 26: Die vereine

84-95 84 — 86

1 Die Entwicklung des Vereinswesens 84-85 2 Beurteilung 85 f.

§ 27: Die Anstalt

86-87

Literatur zu §§ 9-27 87 — 95 1 Die grundsätzlichen Fragen 87f. 2 Die verfaßten Kirchen 88f. 3 Kirche und Staat 89f. 4 Volkskirche 90 5 Kirche und Bekenntnis 90 f. 6 Kirchen­ behörden 91 7 Gemeinde 91-93 8 Pfarramt 93-95

Dritter Hauptteil: Das kirchliche handeln als gottesdienstliches handeln Erste Abteilung: Der Gemeindegottesdienst (Erster Abschnitt: vir allgemeinen Fragen des christ­ lichen Gottesdienstes Erstes Kapitel: Wesen und Hamen des christlichen Gottes­ dienstes § 28: Vas Wesen des Gottesdienstes

96-255 96-182 96-133

96-103 96-102

1 Außerchristlicher Gottesdienst 96 f. 2 Wesen des christlichen Gottesdienstes 97 f. 3 Der Inhalt des christlichen Gottesdienstes 98 f. 4 Die pädagogisch» missionarische Auffassung des Gottesdienstes 99 f. 5 Der Gottesdienst als Feier 100f. 6 Der Gottesdienst als Verkehr der Gemeinde mit Gott 101 f.

§ 29: Die Hamen des christlichen Gottesdienstes 102-103 Zweites Kapitel: Die geschichtliche Entwicklung des christ­ lichen Gottesdienstes 103-116 § 30: Die Anfänge des christlichen Gottesdienstes 103-106 1 Die Urgemeinde 103 f. 2 Die nachapostolische Zeit 104 3 Die Aus­ bildung liturgischer Formen 104 f. 4 Verhältnis zum außerchristlichen Gottesdienst 105-106

§31: Der morgenländische Gottesdienst

106-108

1 Der Verlauf 106?. 2 Beurteilung 107 f.

§ 32: Der Gottesdienst der römisch-katholischen Kirche

108-111

1 Die Entwicklung 108 2 Grdnung der Messe 108 f. 3 Arten der Messe 109?. 4 Geschlossenheit des Aufbaus 110 5 Das Wesen der Messe 110 6 Andere Gottesdienste 110-111

§ 33: Der Gottesdienst der evangelischen Kirchen

111—116

1 Die lutherische Reformation Ulf. 2 Die norddeutschen lutherischen Kirchen 112f. 3 Die Reformation der Gstschweiz 113?. 4 Die süddeutschen Kirchen 114 5 Die Westschweiz 114 6 Die englische Kirche 114 7 Neuere Entwicklung in Deutschland 114-116

Inhalt

X

Drittes Kapitel: Die äußeren Bedingungen für Öen (Bottes« 1 Die geschichtliche Entwicklung bis zur Reformation 116-118 2 Die evangelischen Kirchen 118f. 3 Grundsätzliches 119-121 § 35: Die gottesdienstliche Zeit 121-126 1 Das Kirchenjahr 121 f. 2 Der Sonntag 122 f. 3 Die christlichen Feste 123 4 Die kirchlichen Seiten 123f. 5 Die Stellung des Protestantismus 124f. 6 Urteil 125-126

viertes Kapitel: Die Gestaltung des evangelischen Gottes­ dienstes .

126-133

§ 36: Grundsätze

126-131 1 Ableitung aus dem Wesen des Gottesdienstes 126 — 130 2 Der Gottes­ dienst als Gemeindegottesdienst 130-131

§ 37: Die Grundformen des evangelischen Gottesdienstes.... 131-133 1 Predigtgottesdienst und Abendmahlsfeier 131-132 2 Die verschiedenen Formen 132-133 3 Haupt- und Nebengottesdienste 133 Zweiter Abschnitt: Der Predigtgottesdienst, abgesehen von den Fragen der Gestaltung der predigt 133-159 § 38: Allgemeine Fragen 133 — 137 1 Die möglichen Formen 133f. 2 Gleichbleibende oder wechselnde Gestalt? 134 3 Einheitlichkeit 134 f. 4 Das Ganze und die Geile 135 f. 5 Musi­ kalische Darbietungen 136 f. 6 Wege der Zukunft 137 f.

§ 39: Die liturgischen Stücke 138-149 1 Allgemeines 138f. 2 Die biblischen Lesungen 139-141 3 Gebete 141 -144 4 Lobgesänge 144s. 5 Glaubensbekenntnisse 146-148 6 Andere Stücke 148 f. —149 § 40: Der Gemeindegesang 149-159 1 Bis zur Reformation 149 s. 2 Seit der Reformation 150f. 3 Gemeinde­ gesang in unseren Gottesdiensten 151 —153 4 Das Kirchenlied 153-156 5 Das Gesangbuch 156-158 6 Die (Vrgel 158f. Dritter Abschnitt:

Andere Gemeindegottesdienste.

159-182

8 41: Der Kindergottesdienst 159 — 163 1 Geschichtliche Entwicklung 159f. 2 Kindergottesdienst oder Sonntagsschule? 160f. 3 Die Gestaltung 161-163 § 42: Die Gemeindeabendmahlsfeier 163 — 170 1 Grundlinien 163f. 2 Die liturgische Gestaltung 164-166 3 Die Form der Kommunion 167f. 4 Die Elemente 168 5 Der Einzelkelch 168 f. 6 Ge­ meinde- und Sonderfeiern 169f. 8 43: Die Gemeindebeichte 170-172 1 Grundsätzliches 170f. 2 Die liturgische Gestaltung 171 3 Die Absolutionsformel 171 f. Literatur zu 88 28—43 172-182 1 Allgemeines 172 f. 2 Geschichte des Gottesdienstes 173—177 3 Das Gottes­ haus 177 f. 4 Das Kirchenjahr 178f. 5 Die Gestaltung des evangelischen Gottesdienstes 179 6 Die einzelnen liturgischen Stücke 179f. 7 Gemeinde­ gesang 180f. 8 Jugendgottesdienst und Kindergottesdienst 181 f. 9 Die Abend­ mahlsfeier 182 10 Die Beichte 182

Inhalt

XI

Zweite Abteilung: Gottesdienstliche Handlungen be­ sonderer Art (Erstes Kapitel: Gottesdienstliche Handlungen auf die Gemeindemitgliedschaft § 44: Vie Taufe

183

mit Bezug 183-195 183-191

1 Geschichtliche Entwicklung 183 f. 2 Das Taufritual bis zum Rituale Romanum 184—186 3 Das Taufritual in den evangelischen Kirchen 186f. 4 Rinderlaufe oder Erwachsenentaufe 187f. 5 Die Gestaltung der Tauf­ handlung 189 — 190 6 Das palenamt 190 7 Jähtaufe und Notlaufe 190f.

§ 45: Vie Konfirmation 1 Die Entstehung der

191—195

Konfirmation 191 f. 2 Das Wesen der Konfirmation 192f. 3 Die Gestaltung der Konfirmationshandlung 193—198

Zweites Kapitel: Gottesdienstliche Handlungen mit Bezug auf die kirchlichen Ämter § 46: Grdination und Einführung des Pfarrers

196-198 196 — 197

1 Die Grdinationshandlung 196 2 Die Einführung in das Pfarramt 196f

§ 47: Einführung in andere kirchliche Ämter

197 — 198

1 Kirchenvorsteher und Gemeindeverlreter 197 f. 2 Mitglieder der Kirchen­ leitung 198

Drittes Kapitel: Gottesdienstliche Handlungen mit Bezug aus gottesdienstliche Räume und Gegenstände §48: Einweihung von Kirchen und Friedhöfen

198-200 198-200

1 Grundsätzliches 198f. 2 Die Gestaltung der Handlung 199f.

viertes Kapitel: Gottesdienstliche Handlungen mit Bezug aus das persönliche Leben der Gemeindeglieder ... 200-212 § 49: Die Trauung 200 — 206 1 Trauung und Eheschließung 200—202 2 Das Wesen der kirchlichen Trauung 202 f. 5 Gestaltung der Trauung 203—206 4 Nebensragen 206

§ 50: Die kirchliche Bestattung

206 — 212

1 Geschichtliche Entwicklung 206 f. 2 Das Wesen der evangelischen Be­ stattungsfeier 208 f. 3 Der Derlauf der Handlung 209 — 210 4 Die Leichen­ rede 210—211 5 Feuerbestattung 211-212

Literatur zu §§44 - 50 212 — 214 1 Taufe 212 f. 2 Konfirmation 213 3 Grdination und Einführung der Kirchen­ vorsteher 213 4 Kirchweihe und ähnliche Handlungen 213 f. 5 Trauung 214 6 Bestattung 214.

Dritte Abteilung: Die gottesdienstliche Rebe

215—266

(Erstes Kapitel: Die geschichtliche Entwicklung 8 51: Vie predigt vor der Reformation

212 — 223 215—218

1

Die alte Kirche 215f 2 Das Mittelalter 217f.

§ 52: Vie evangelische predigt

218-223

l Das 16. u. 17. Jahrh. 218 f. 2 Die Reformbewegung um die wende des 17. Jahrh. 219f. 3 Die Aufklärung 220f. 4 Bis zur Gegenwart 221 f.

Zweites Kapitel: Wesen und Aufgabe der predigt § 53: Das Wesen der predigt

223-228 223 — 226

1 Die predigt als gottesdienstliche Rede 223 f 2 Folgerungen und Ein­ wendungen 224 f. 3 Persönlichkeit des Predigers 225 f.

Inhalt

Xll

§ 54: Vie Aufgabe der Predigt

226-228

X Die predigt als Gattes Wort 226 f. 2 Die predigt und die Gemeinde 228

Drittes Kapitel: Der Inhalt der predigt § 55: Vie allgemeine Bestimmung des Inhalts 1 Die Grundlegung 228 f. 2 Grenzen des prediglinhalls

228 - 236 228-232 229 f. 5 Ver­

teilung des Inhalts 232

§ 56: Besondere Arten der predigt 253 - 336 viertes Kapitel: Vie predigt als Textpredigt 236 - 249 § 57: Die Bedeutung des Textes 236-238 1 Die Textsitte 236 f. 2 Der Text als Beglaubigung der predigt 237 f. 5 Der Text als Hilfsmittel für die Predigtarbeit 238 4 Textlose predigten ? 238 § 58: Zwangstexte und freie Texte 238 — 241 \ Die geschichtliche Entwicklung 238 f. 2 Zwang oder Wahl 239 f. 5 Die altkirchlichen Perikopen 240 4 Richtlinien für die Textwahl 240 f.

242 — 249

§ 59: Die Benutzung des Textes

1 Die geschichtliche Auslegung 242 2 Theologische und pneumatische Aus­ legung 242 f. 3 praktische Auslegung 243 4 Die verschiedenen Textgattungen 243 f. 5 Textmätzige predigt 245 f. 6 Die Homilie 248 f.

Fünftes Kapitel: Die predigt im Verhältnis zur Gemeinde . 249 - 253 § 60: Die Forderung der Gemeindegemätzheit 249 — 250 1 Die geschichtliche Entwicklung 249 f. 2 Das Recht der Forderung 250

§ 61: Die Durchführung der Gemeindegemätzheit

250 — 253

1 Die gottesdienstliche Gemeinde 250 f 2 Die besondere Stimmung 251 3 Die Hörer als Menschen unserer Zeit 251 f 4 Die Predigtarten 252 f 5 Der Prediger und seine Gemeinde 253

Sechstes Kapitel: Die Gestaltung der predigt § 62: Allgemeine Richtlinien

253-261 253-256

1 predigt und Rhetorik 253 f. 2 Predigtschema 255 f. 3 Ordnung 256

§ 63: Das Thema

256-258

V Die Einheit der predigt 256 2 Das Thema und seine Ankündigung 256 s 3 Formulierung des Themas 257 f.

4 Thema und Text 258

§ 64: Die (Einteilung

258-260

1 Klare Gliederung 258 f. 2 Ankündigung der Gliederung 259 3 Einleitung und Schluß 259 f.

§ 65: Die rednerische Ausführung

260-261

1 Volkstümlichkeit 260 2 Anschaulichkeit 260 f. 3 Knappheit 261 4 Der Vortrag 261 Literatur zu 51-65 262-266 1 Geschichtliches 262 f. 2 Darstellungen der Predigtlehre 263 f. 3 praktische Auslegung 264 4 Begrenzte Stoffgebiete 264 5 Einzelne Fragen 264f.

vierter Hauptteil: Das kirchliche Handeln als seelsorgerliches Handeln

207-310

Erster Abschnitt: Grundlegung Erstes Kapitel: Geschichtliche Entwicklung § 66: Altertum und Mittelalter

267-278 267-274 267 — 269

1 Die urchristlichen Gemeinden 267 f. 2 Die katholische Kirche 268 f.

Inhalt

XIII

§ 67: Die evangelischen Kirchen

269—274

1 Die Reformation 269 f. 2 Luthertum und privatbeichte 270 f 3 Rnbere Seelsorge im 16. und 17. Jahrhundert 271 f. 4 Pietismus und Rufklärung 272 f. 5 Die Neuzeit 273 f.

275-278 275 — 276

Zweites Kapitel: Grundsätzliche Erwägungen § 68: Notwendigkeit und Wesen der Seelsorge 1 Notwendigkeit persönlicher Seelsorge 275

2 Das Wesen der Seelsorge 275 f.

§ 69: Wege und (Organe der Seelsorge l Wege der Seelsorge 276 f.

276 - 278

2 Die Organe der Seelsorge 277 f.

Zweiter Übschnitt: Vie seelsorgendeGemeindepslege

278-299

Erstes Kapitel: Die persönliche Seelsorge § 70: Das Verfahren der persönlichen Seelsorge

278-288 278 — 285

1 Allgemeines 278 f. 2 Voraussetzungen der persönlichen Seelsorge 279 f. 3 Das seelsorgerliche Gespräch 280. 4 Das Gebet 280 f. 5 Die Abendmahls­ feier 281 f. 6 Die Deichte 282 f. 7 psychoanalytische Behandlung 283 f. 8 Besuche und Sprechstunden 284 f. 9 Seelsorgeheime und Freizeiten 285 10 Schriften 285

285 — 288

§ 71: Die besonderen Fälle der Seelsorge 1 Seelsorge an Kranken 285 f. sorge an anderen 287 f.

2 Grfangenenseelsorg« 286 f.

3 Die Seel­

Zweites Kapitel: Die Arbeit an ganzen Gruppen der Gemeinde 288 - 299 § 72: Förderung des religiösen Lebens 288-293 1 Religiöse Verkündigung 288 f.

2 Pflege der religiösen Gemeinschaft 291 f.

§ 73: Förderung des kirchlichen und gemeindlichen Lebens . . 293 — 295 1 vereine 293 f.

2 Freie Veranstaltungen 294 f.

3 Gemeindeblatt 295

§ 74: Die Pflege des sittlichen Lebens

295-296

1 Sittliche Bewahrung und Förderung 295 2 Sittliche Rettung 296

§ 75: Die Arbeit an Schwankenden und Entfremdeten

296 — 299

1 Aussprache über religiöse Fragen 296 f. 2 Apologetische Arbeit 297 f. 3 Wiedergewinnung Entfremdeter 298 f.

Dritter Abschnitt: Die Unterstützung der seelsorgerlichen Gemeindepslege durch freie Kräfte . . 300-304 § 76: Geschichtliche Entwicklung 300-302 1 Die Vorbereitung der Inneren Mission 300 2 Die Innere Mission 300 f. 3 Innere Mission, Kirche und Gemeinde 302

§ 77: Die seelsorgerliche Arbeit der Inneren Mission

302-304

l persönliche Seelsorge 302 2 Vereinsseelsorge 303 5 Apologetische Arbeit 303 4 Evangelisation und volksmission 303 f.

vierter Abschnitt: Die Kirchenzucht § 78: Die geschichtliche Entwicklung

304-312 304-308

1 Bis zur Reformation 304 f. 2 Die lutherische Kirche 305 f. 3 Die refor­ mierte Kirche 307 4 Heuere Gestaltung 307 f.

§ 79: Grundsätzliche Erwägungen

308-311

1 Bedenken 308 f. 2 Berechtigte Gemeindezucht 309 f.

§ 80: Einzelne Maßnahmen

311-312

1 Gegenwirkung gegen sittliche Verfehlungen 311 2 Gegenwirkung gegen die Versäumnis kirchlicher Pflichten 311 f. 3 Das Verhalten gegenüber den aus der Kirche Ausgeschiedenen 312

XIV

Inhalt

Literatur zu §§ 66 — 80 312 — 360 Gesamtdarstellungen 312 f. 2 Allgemeines zur persönlichen Seelsorge 313 3 Einzelgebiete der persönlichen Seelsorge 313f. 4 privatbeichte 314 5 pshchanalptik 314f. 6 Seelsorge an ganzen Gruppen 315 f. 7 Kirchenzucht 316

1

Fünfter Hauptteil: Das kirchliche handeln als äußere Fürsorge

317-338

Erstes Kapitel: Geschichtliches und Grundsätzliches zur christ­ lichen Liebestätigkeit § 81: Altertum und Mittelalter

317-325 317-320

1 Die urchristlichen Gemeinden 317 2 Die alte Kirche 317 f. 3 Das Mittelalter 319s.

§ 82: Die nachreformatorische Entwicklung 320 -324 1 Die Reformationszeit 320 f. 2 Das 17. und 18. Jahrhundert 321 f. 3 Das 19. Jahrhundert bis 1848, 322 4 Die Innere Mission 322 f. 5 Die katholische Liebestätigkeit 323

324-325

8 83: Freie Liebestätigkeit und Gemeinde 1 Tatsächliches 324f. 2 Grundsätzliches 325

325-330

Zweites Kapitel: Die soziale Aufgabe der Kirche

§ 84: Tatsächliches 325-327 1 Die geschichtliche Entwicklung 325 s. 2 Der gegenwärtige Stand 327 § 85: Grundsätzliches 327-329 1 Kirche und soziale Frage 327 f. 2 Kirche und Wirtschaft 329 f. Drittes Kapitel: Einzelne Gebiete der Fürsorge

330-337

§ 86: Die Bildungsarbeit 330-331 1 Geschichtliches 330f. 2 Grundsätzliches 331 § 87: Die Armenpflege 332-334 1 Grundsätzliches 332 2 Bürgerliche und kirchengemeindliche Armenpflege 332f. 5 Organisation 333 f. § 88: Die Krankenpflege 334-335 1 Tatsächliches 334

2 Organisation 334 f.

§ 89: Anderweitige Wohlfahrtspflege 335-337 l Tatsächliches 335f. 2 Die Wohlfahrtsdienste 336f. Literatur zu §§ 81—89 337 - 338 I Allgemeines 337 2 Soziale Frage 337 3 Christentum, Kirche und So­ zialismus 337 4 Christentum und Wirtschaft 337 6 Wohlfahrtspflege 338

5 vildungsarbeit 338

Sechster Hauptteil: Das kirchliche handeln als erziehendes handeln

339-386

Erstes Kapitel: Die geschichtliche Entwicklung

339-344

§ 90: Bis zur Reformation

339 — 340

l Die alte Kirche 339

2 Das Mittelalter 339 j.

§91: Seit der Reformation 1 Die Reformation 340f. Zeit 343 f.

340 — 344 2 Pietismus und Aufklärung 341 f.

3 Die neue

Inhalt

XV

Zweites Kapitel: Der Anteil an der Jugenderziehung . . .

344 - 352

§

92: Recht und Pflicht der Kirche und der Kirchengemeinde in Sachen der Erziehung 344 — 346 1 Grundlegung344f. 2 Das Verhältnis zu Öen anderen Lrziehungsfaktoren346f.

8

93: Vie evangelische Kirche und die häusliche Erziehung. 347 — 348 1 Unterstützung der Familienerziehung347 2 Ersatz der Familienerziehung 347f.

94: Die evangelische Kirche und Schulerziehung 348 — 352 1 Geschichtliches 348 f. 2 Kirche und Schulerziehung 349 3 Kirche und Schul­ farm 350 f. 4 Die Schulauflicht 351 5 Elternbeiräte 352 Drittes Kapitel: Die kirchliche Erziehung int engeren Sinn 352-359 §

352-353

8

95: Der Gottesdienst

8

96: Konfirmandenunterricht und Konfirmation 353 — 355 1 Konfirmation als Abschluß der Erziehung 353 f. 2 Konfirmandenunter­ richt 354 f.

8

97: Christenlehre

355-356

§

98: vereinsmätzige Ergänzung der kirchlichen Erziehung.

356 — 357

8

99: Die Frage der Umgestaltung der kirchlichen Erziehung 357 — 359 X Kritik der gegenwärtigen (Dränung 357 2 Reformvorschläge 357 f. 3 Be» urteilung 358 f.

viertes Kapitel: Sonderfragen des Religionsunterrichts 8 100: Das Recht des Religionsunterrichts 1 Das Problem 359 f. 2 Urteil 360

..

359-386 359-361

8 101: Das Recht des konfessionellen Religionsunterrichts . . 361—364 1 Religionskundlicher Unterricht 361 f. 2 überkonfessioneller Religions­ unterricht 362 f. 5 Konfessioneller Religionsunterricht 363 f.

8 102: Der Katechismus als Stoff des Religionsunterrichts . 364 — 370 1 Geschichtliches 364 f. 2 Luthers Kleiner Katechismus 365 f. 3 Der Heidel­ berger Katechismus 367f. 4 Unionskatechismen 368 f. 5 Notwendigkeit des Katechismusunterrichts 369 f. 6 Glaubens» und Sittenlehre 370 8 103: Biblische Geschichte als Stoff des Religionsunterrichts 370 — 373 1 Geschichtliches 370 f. 2 Die Auswahl 371 f. 3 Lebensbilder und Ge­ schichte 372 f. 8 104: Andere Stoffe des Religionsunterrichts 373 — 375 1 Perikopen 373 2 Bibelspruch 373 3 Bibellesen 373 f. 4 Das Kirchen­ lied 374 5 Kirchengeschichte 374 f. 8 105: Dos Lehrverfahren im Religionsunterricht 375 — 378 1 Die psychologischen Voraussetzungen 375 f. 2 Die Benutzung des Gedächt­ nisses 376 3 Akroamatisches Verfahren und Frageverfahren 376 f. 4 Die Arbeitsschulmethode 377 f.

8 106: Der biblische Unterricht im allgemeinen 378-379 1 Bibelgebrauch 378 2 Bibelverständnis 378 f. 3 Vollbibel, Schulbibel, Biblisches Lesebuch 379 8 107: Der Unterricht in der Biblischen Geschichte 379 — 380 1 Die Übermittlung 379 f. 2 Die weitere Behandlung 380 3 Die Einprägung 380 8 108: Katechismus und Kirchenlied 380-382 1 Geschichtliche Anlehnung des Katechismusunterrichts 380f. 2 Selbständiger Katechismusunterricht 381 3 Andere Fragen des Katechismusunterrichts 381 4 Die Kirchenlieder 382

Inhalt

XVI

382-386

Literatur zu §§ 90-108 1 Gesamtdarstellungen 382f. 2 Geschichtlicher 383 3 Kirchliche Erziehung 384 Psychologie der Jugend 384 f. 5 Religionsunterricht und Schulverfassung 385 6 Sonderfragen der Religionsunterrichts 385 f.

Siebenter Hauptteil: Das kirchliche handeln über die Kirchengrenzen hinaus

337-394

Erstes Kapitel: Vie Pflege der evangelischen Diaspora. . .

387 -390

§ 109: Gustav-Adolf-Derein und verwandte Arbeiten 1 Gustav-Adolf-Derein 387 f. 2 Ähnlich« Arbeiten 388

387 — 388

§ 110: Die kirchlich-amtliche Fürsorge für die evangelischen Auslandrgemeinden 1 Geschichtlicher 389 2 Vie Arbeit 389 f.

389 - 390

Zweites Kapitel: Interkonfessionelle Arbeit

390-394

8 111: Die Wahrung der evangelischen Interessen gegenüber der katholischen Kirche 390 - 394 1 Der Evangelische Bunb 390f. 2 Kirchenamtliche Arbeit 391 f. 3 Grund­ sätzlicher 392 f. § 112: Die Evangelisation unter Angehörigen anderer christ­

licher Kirchen 1 Die Obersicht 393 2 Grundsätzlicher 393

393-394

Literatur zu §§ 109 — 112 ......................................................................... 394 1 Gustav-Adolf-Derein 394 2 Andere Diasporaarbeit 394 3 Evangelischer Bunb 394 4 Evangelisation 394

Lichter Hauptteil: Das kirchliche handeln über die Grenzen der Lhristenheit hinaus .. 395-406 (Erstes Kapitel: Heidenmission

395-404

§ 113: Geschichte der Heidenmission 395-400 1 Bis zur Reformation 395 2 Die Reformation 395 f. 3 Das spatere 16. und das 17. Jahrhundert 396 4 Die neuen Anfänge 396 f. 5 Die deutsche Missionsarbeit im 19. Jahrhundert 397 f. 6 Die gegenwärtige Lage 398 f. 7 Andere evangelische Missionen 399 f. 8 Katholische Missionsarbeit 400 8 114: Die Arbeit der Heidenmission 400-402 1 Organisation 400 f. 2 Die Art der Missionsarbeit 401 f. § 115: Grundsätzliches zur evangelischen Heidenmission 402 - 404 1 Missionspflicht 402 f. 2 Evangelische und katholische Missionsweise 403 3 Die Zukunft 403 f. 3weites Kapitel: Andere Missionsarbeit

§ 116: Die Judenmission.......................................................................

§ 117: Die Mohammedanermission

404-405 404 404-405

Literatur zu 113-117 405-406 1 Geschichte 405 2 Grundsätzliches 406 5 Katholische Mission 406 Register: 1 Sachregister 406 2 Personenregister 416 416 — 421 Abkürzungen...................................................................................................

421

Nachträge und Berichtigungen

422

§ 1

Einführung

1

§i. Einführung b Var Gebiet der praktischen Theologie. Eine Wissenschaft der prTH gibt es erst seit Schleiermacher, vor ihm wurden immer nur ein­ zelne Ausschnitte der kirchlichen Arbeit behandelt; einige frühere Ansätze zur Zusammenfassung (Andreas hyperius, gest. 1564) bilden Ausnahmen, vor Schleiermacher aber leistete kirchliche Arbeit im eigentlichen Sinn in den evangelischen Kirchen Deutschlands fast nur der Pfarrer. So war es kein Wunder, daß die praktisch-theologischen Erörterungen lediglich Anweisungen für die pfarramtliche Tätigkeit waren. Auch Schleiermacher denkt noch nahezu ausschließlich an die Tätigkeit eines Pfarrers; immerhin zieht er bereits das Kirchenregiment, die Gemeindeverfassung und die amtlich nicht gebundene Mitwirkung an der Leitung der Kirche in den Kreis seiner Betrachtung. Tatsächlich ist jede Einstellung der pr TH allein auf bas Pfarramt eine unzulässige Einengung. (Es besteht keine Veranlassung, irgendein Gebiet der kirchlichen Praxis aus ihrem Bereich auszuschließen. wenn derartiges - auch durch Bearbeiter, die die Beschränkung auf bie Pfarramtsarbeit nicht mitmachten - immer wieder einmal geschehen ist, so trug falsche Neigung zu Konstruktionen die Schuld. Vie folgende Darstellung geht von dem Standpunkt aus, daß das gesamte kirchliche handeln, ganz gleich von wem es geübt wird, das Stoffgebiet der PrTH bildet. Vas kirchliche handeln ist Sache der organisierten Kirchen. Nicht die Kirche des Glaubens ist das Subjekt dieses handelns, sondern die „sichtbaren" Kirchen. Gottesdienst, predigt, Taufe, Trauung, Konfir­ mandenunterricht werden nicht von der Congregatio sanctorum, der Ge­ meinde der wahrhaft Gläubigen, ausgeführt, sondern von Kirchen und Ge­ meinden, die ihrer Gestalt nach Menschenwerk sind und von Menschen ge­ leitet werden. Freilich geschieht all ihr handeln in der Hoffnung, daß Gottes Geist es durchwalte. Vie pr Th kann aber unmöglich das kirch­ liche handeln aller Kirchen der Erde gleichmäßig als ihr Gebiet ansehen; sie muß sich besonders auf diejenige Kirche einstellen, für die sie wirken will. Darum hat jedes Kirchengebiet seine eigene PrTH. Vie katholische Kirche hat eine ganz andere PrTH als die evangelischen Kirchen; ameri­ kanische evangelische Kirchen brauchen eine andere als deutsche. Unsere PrTH hat es mit dem kirchlichen handeln der deutschen evangelischen Landeskirchen zu tun. Dabei soll sie aber mit weitem Blick Umschau halten, um zu sehen, ob sie von anderen Kirchen lernen könne. SU 6: Schian, prakt. Theologie. 2. Rufi.

1

2

Einführung

§1

3u dem handeln dieser Landeskirchen gehört, wenn schon nicht ganz in derselben Weise wie Gottesdienst, Konfirmandenunterricht usw., auch die Arbeit der freien Vereinigungen, die mit den Kirchen enge Verbindung halten, also die Arbeit der Inneren und Äußeren Mission, des Evangelischen Bundes, des Gemeindetags und ähnlicher Organisationen. Die Feststellung, daß nicht die Kirche des Glaubens, sondern von Menschen geschaffene Gebilde Subjekt des von der PrTH zu besprechenden handelns sind, wird hierdurch nicht berührt. Jene freien Vereine sind ja wie die Kirchen menschliche Schöpfungen, die sich in Gottes Dienst stellen. 2. Vie Ausgabe der Praktischen Theologie, wie hat die pr TH ihr Gebiet zu bearbeiten? Ihre Aufgabe ist, den Kirchen für ihr handeln die mit dem Wesen des Christentums vereinbaren und für die Erfüllung ihrer Aufgaben geeigneten Wege zu weisen. Sie ist also eine grundsätz­ liche Wissenschaft. Aber sie kann ihre Grundsätze nicht anders entwickeln, als in enger Berührung mit der gegenwärtigen Form des kirchlichen han­ delns und auf der Grundlage genauer Kenntnis der Voraussetzungen dieses handelns. Dazu gehört auch Kenntnis und Verständnis der psychologischen Bedingungen, der Volksart und der kirchlichen Besonderheit. Obwohl sie also ihrem Wesen nach keine empirische Wissenschaft ist, muß sie sich mit den gegebenen Voraussetzungen des kirchlichen handelns eingehend beschäftigen. Um diese Voraussetzungen gründlich zu erforschen, bedarf sie auch einer Versenkung in die Geschichte der kirchlichen Praxis. Daher muß sie, ob­ wohl sie durchaus keine historische Wissenschaft ist, doch die Geschichte ständig zu Rate ziehen. Ihr Ziel läßt sich also folgendermaßen bestimmen: Die praktische Theologie sucht auf dem weg über das geschicht­ liche Verständnis der kirchlichen Praxis und übereine möglichst genaue Kenntnis des kirchlichen Lebens der Gegenwart mit allen seinen Voraussetzungen die grundsätzlich richtigen und praktisch zu empfehlenden Wege des kirchlichen handelns klarzustellen. Diese Aufgabe ist außerordentlich umfangreich. Daher ist es not­ wendig, daß jede Darstellung der Wissenschaft ihre besonderen Ziele im Auge behält. Die auf der Universität gelehrte pr Th dient der ersten Ein­ führung des Studenten in das Gebiet; sie wird sich darum von einer für Pfarrer im Amt geschriebenen wesentlich unterscheiden. Leide haben die Anliegen des Pfarrers ins Auge zu fassen, ohne aber zu einer Amtsanwei­ sung für die Führung des Pfarramts zu werden. Als Wissenschaft kann sich die PrTH nicht damit befassen, die äußeren Anweisungen und Rat­ schläge zu geben, die der in der Praxis Stehende braucht. Nach dieser Richtung bedarf sie einer Ergänzung durch eine die wissenschaftlichen Grund­ sätze der pr Th nicht verleugnende, aber rein praktisch gehaltene Belehrung (Pfarramtskunde).

5. Die praktische Theologie im Rahmen der theologischen wissenschast. Die pr Th setzt die übrigen theologischen Wissenschaften voraus; sie will ja vom theologischen Studium zu der kirchlichen Praxis hinleiten. Alles, was die anderen Disziplinen erarbeitet haben, benützt sie, um die

§ 1

Literatur zum Gesamtgebiet ber praktischen Theologie

3

Praxis zu durchleuchten, zu beurteilen und zu beeinflussen. Insofern ist sie - mit Schleiermacher zu reden — die Krone des theologischen Stu­ diums. Manche wollen die PrTH in eine besondere nahe Beziehung zur Ethik bringen, ja sie ihr ganz einordnen. Das beruht auf einer Verwechslung. Gegenstand der Ethik ist das sittliche, Gegenstand der PrTH das kirchliche handeln. Beide Arten des handelns unterscheiden sich durchaus. Die Ethik reicht nicht weiter, als die sittlichen Grundsätze des Ehristentums reichen. Sie gibt also die allgemeinen sittlichen Grundlinien, die überall, natürlich auch in der kirchlichen Praxis, gelten; aber für die praktische Gestaltung dieses handelns hat sie sonst nichts zu sagen. Die PrTH aber hat gerade hierin ihr Gebiet: sie zeigt, wie das kirchliche handeln zweckmäßig eingerichtet werden soll; nämlich so, daß es in der nach Grt, Zeit und Lage geeignetsten weise der Aufgabe, Gottes Reich auf Erden bauen zu helfen, entspricht. Frühere Bearbeiter der PrTH haben es sich zur Aufgabe gesetzt, sie zu einem „S pst em" zu gestalten. Aber sie hat es mit der lebendigen, sich immer weiter entwickelnden Arbeit der Kirche zu tun; diese in ein System im eigentlichen Sinn zu spannen, ist nicht möglich. Darum hat die Systematik oft zu dem Widersinn geführt, ganze lebenswichtige Zweige der Arbeit aus der PrTH auszuschließen. Die folgende Darstellung verzichtet daher von vornherein auf die Bildung eines Systems. Sie braucht damit aber keineswegs auf den versuch einer sachlich begründeten klaren Grdnung des Stoffes zu verzichten. Es kommt nur darauf an, daß kein Schema uns hindere, das ganze Gebiet des tatsächlichen kirchlichen han­ delns zu erfaffen, und daß keine Systematik uns zu abstrakten Konstruk­ tionen verführe, die die lebendige Berührung mit der Praxis und die un­ mittelbare Einwirkung auf sie vermiffen laffen.

Literatur zum Gesamtgebiet der praktischen Theologie Die Anweisungen für einzelne Zweige der pfarramtlichen Arbeit (pre­ digt, Unterricht, Seelsorge), die dem 16. bis 17. Jhd. entstammen, sind im einzelnen oft lehrreich, aber als Ganzes durchweg überholt. Dagegen ist Daniel Friedrich Schleiermachers PrTH (aus dem Nachlatz herausgeg. von Jakob Frerichs 1850) auch heute noch zum Studium sehr zu empfehlen. Wohl läßt sie alle geschichtliche Beleuchtung vermissen, auch bietet ihre dialektische Haltung manche Schwierigkeiten; und die Art, wie das Buch aus mancherlei Nachschriften zusammengestellt ist, wirkt wenig erfreulich. Aber die tiefgreifenden grundsätzlichen Erwägungen packen ebenso wie die ausgezeichneten praktischen Darlegungen. Don den späteren Lehrbüchern verdient die PrTH von Tarl Immanuel Nitzsch (1. Ausl. 1847ff.; 2. Ausl. 1859ff-, 3 Teile) die Beachtung aller derer, die sich mit der PrTH an irgendeiner Stelle näher befassen wollen; sie bestimmt das Wesen der PrTH noch schärfer als Schleiermacher und ist unerschöpflich reich an umfassenden Gesichtspunkten. Für den Studenten ist sie aber viel zu schwerfällig geschrieben; 1*

4

Einführung

§1

auch bleibt sie zu sehr im Bereich der Theorie. Erst nach Nitzsch begann die Pr TH die Geschichte der kirchlichen Arbeit genauer zu berücksichtigen; den Ertrag dieser Forschungen buchte dar „Lehrbuch der PrTH" von Ernst Thristian Achelis (1. Hufl. 1890/91; 3. ftufL in 3 vdn 1911) mit großer Sorgfalt, aber ohne ausreichend zu sichten, und ohne Geschichte und Gegen­ wart organisch zu verbinden; der Aufbau ist künstlich, und wichtige Ge­ sichtspunkte (Gemeinde!) werden nahezu beiseite gelaßen; aber es ist zur Zeit noch die einzige große, den gesamten geschichtlichen Stoff umfaßende Darstellung. Achelis' kürzerer „Grundriß der PrTH" (6. HufL 1912) läßt die Mängel des Werks noch stärker hervortreten als das Lehrbuch. Eine sehr flüssig und feßelnd geschriebene „PrTH" stammt von Friedrich Niebergall (2 Bde 1918-1920). Für sie sind bezeichnend die starke psychologische und volkskundliche Einstellung, die energische, ob auch nicht scharf durch­ geführte Berücksichtigung der Gemeinde und die weitreichende Bezugnahme auf neuere Erörterungen. Nur fehlt vieles am geschichtlichen Unterbau, und die grundsätzlichen wißenschaftlichen Fragen werden zurückgestellt. Julius voehmers „PrTH im Grundriß" (2Bde 1913, 1919) gibt eine selbständige und oft anregende, aber keineswegs vollständige, das Geschichtliche ganz beiseite laßende Darstellung. Joh. Meyers sorgfältig erwogener, von ge­ sundem Urteil getragener „Grundriß der pr. Th" (156 S.; 1923) ist so knapp gehalten, daß seine Benutzung die erläuternde Vorlesung voraussetzt. „Grundfragen der PrTH" behandelte 1917 Ld. v. d. Goltz sehr umsichtig in einem besonderen Buch. Gründliche, aber z. T. sehr einer Neubearbeitung bedür­ fende Einzeldarstellungen bietet die von Hermann Hering herausgegebene Sammlung von Lehrbüchern der pr Th, deren einzelne Teile an ihrem Ort genannt werden sollen. Die von Friedrich Niebergall besorgte „praktisch­ theologische Handbibliothek" umfaßt eine große Neihe von Leitfäden für die kirchliche Praxis im Sinne der neueren Theologie, die ohne geschicht­ liches Eingehen und ohne wißenschaftlichen Apparat in möglichst fesselnder Weise ihre Sondergebiete behandeln. 3n der Leipziger Sammlung Theolo­ gischer Lehrbücher sind bisher nur zwei Einzelwerke aus der pr Th erschienen. Eine Sammlung geschichtlicher (Juellenstücke zur PrTH enthält Tarl Clemens „Huellenbuch zur PrTH" (3 Teile 1910). viele einzelne Duellen bringen die von Hans Lietzmann herausgegebenen „Kleinen Texte und Unter­ suchungen". Eine solide Verarbeitung geschichtlichen Stoffes bietet Walter Taspari: Die geschichtliche Grundlage des gegenwärtigen evangelischen Gemeindelebens, 19082. Einzelne grundsätzliche Arbeiten sammeln die Studien zur pr Th, Hrsg, von K. (Eger. Kleinere Aufsätze finden sich in den Zeitschriften: Monatschrist für Pastoraltheologie, Hrsg, von h. Faber und I. Schoell, und Pastoral­ blätter für predigt, Unterricht und Seelsorge, Hrsg, von Erich Stange.

§2

Christentum und verfaßte Kirche

5

Erster Hauptteil

Vie Grundvoraussetzungen der kirchlichen Handelnr Erster Kapitel: Christentum und verfaßte Kirche § 2. Das Problem

Christentum UN- Kirche. Vie pr Th ist die Wissenschaft vom kirch­ lichen handeln, d. h. vom handeln der organisierten Uirche. Vie wichtigste Grundfrage der Pr TH ist also die, ob organisierte Kirchen auf dem Soden der Christentums überhaupt berechtigt sind, oder ob das Christentum grund­ sätzlich als eine kirchenlose Religion angesehen werden mutz, wäre die letztere Frage zu bejahen, so wären die Kirchen mit allem, was sie tun, eine Verirrung. Vie Gegnerschaft gegen die christlichen Kirchen ist heut weit verbreitet. Sie beruht bei vielen auf Ablehnung auch der christlichen Religion, zuweilen sogar aller Religion. Aber es gibt auch Kirchengegner, die die Religion bejahen und nur die Kirchen bekämpfen, wiederum sind dabei zwei Mög­ lichkeiten gegeben. Vie einen bekämpfen nur die tatsächlich vorhandenen Kirchen, während sie die Frage nach der Gestaltung einer idealen Kirche offen lasten; die andern bilden den von ihnen empfundenen Gegensatz zwischen Religion und Kirche so scharf heraus, datz sie mit gröherer oder geringerer Klarheit alles Kirchentum mindestens für die eigene Person, manchmal überhaupt verwerfen. Zahllose Male hört man dafür Schillers Epigramm anführen: welche Religion ich bekenne? Keine von allen, die du mir nennst! - Und warum keine? — Rus Religion, wer mit Paul Goehre (Der unbekannte (Bott, 1919, S. 146) bekennt: „Religion ist Einsamkeit, vollkommene Einsamkeit", der muh folgerichtig zur Verneinung der Kirche kommen. Rm bedeutsamsten wird diese Gegnerschaft, wo am Vorhandensein persönlicher christlicher Religion kein Zweifel möglich ist, und wo gerade das Streben, mit dem Christentum vollen Ernst zu machen, zum Wider­ spruch gegen die Kirche führt. So bei dem Dänen Sören Kierkegaard (t 1855); so bei Franz Spemann (Landeskirche oder religiöse Freiheit? 1907); so bei Heinrich Lhotzkq, der nur einem anderen Sprachgebrauch

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1. Die Grundvoraussetzungen des kirchlichen handelns

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folgt, indem er die kirchegewordene Frömmigkeit Religion nennt und da­ her die zum Buchtitel gemachte Rlternatioe „Religion oder Reich Gottes?" (1904) für das Reich Gottes entscheidet. (Eine ähnliche Stimmung findet sich auch bei manchen religiösen Gemeinschaften. Zwar bilden weitaus die meisten der besonders stehenden Gruppen nur den Gegensatz gegen die be­ stehenden großen Kirchen heraus, nicht den gegen Kirchenbildung über­ haupt; aber z. B. bei den varbpsten geht der Widerspruch gegen alles Kirchenwesen bis zur völligen grundsätzlichen Rblehnung. In der Gruppe der Religiös-Sozialen ist die Kritik an der Kirche bis zu äußerster Schärfe entwickelt (z. B. Karl Barth, Der Römerbrief, zu Kap. 9-11); aber sie ge­ langt nicht zur Verneinung der Kirche selbst. Wir dürfen also die Rblehnung der Kirche nicht einfach auf Lhristentumsfeindschaft oder gar Religionsfeindschaft zurückführen, vielmehr müssen wir die Frage stellen, ob christliche Religion Kirchenbildung fordert oder zum mindesten verträgt. mit besonderem Ernst erhebt sich die Frage nach dem Recht der verfaßten Kirche auf dem Boden des neueren Protestantismus. Richard Rothe (TheologischeEthik, 2.Rufi.,Bb V§ 1168ff. u. ö.) hat als besten Besonderheit den Übergang vom Kirchentum in eine religiös beseelte Sittlichkeit bezeichnet. Die Reformation habe das Ein­ gehen des Christentums in die allgemeine Kultur angebahnt, mit dem das Rufgehen der Kirche im Staat gegeben sei. In Rothes Nachfolge haben viele andere die Wesensart des Protestantismus, insbesondere und folge­ richtig natürlich des Neuprotestantismus, als kirchenauflösend kennzeichnen zu sollen geglaubt. Jeder Rnsatz zu energischer (Organisation, den evange­ lische Kirchen zeigen, wird von den Vertretern dieses Standpunktes als des Katholizismus verdächtig gebrandmarkt; manche verbinden damit eine große Gleichgültigkeit gegenüber den Fragen der kirchlichen verfastung; andere sehen im Staatskirchentum den richtigen Weg für das Rufgehen der Kirche im Staat; manche neigen dazu, an die Stelle der Kirche einen „Zweckverband" zu setzen und seine Rufgaben auf rein äußerliche Hilfe­ leistung zu beschränken, so daß alles Gewicht tatsächlich auf die einzelnen Gemeinden fiele (Independentismus). Es ist deutlich, daß eine Rnschauung, die in der Rblehnung eigentlicher Kirchenbildung geradezu ein Wesens­ moment des Protestantismus sieht, aufs gründlichste geprüft werden muß, wenn das Problem Ehristentum und Kirche befriedigend gelöst werden soll. Line besondere Seite des Problems wird durch die Frage gekennzeichnet, ob eine christliche Kirche rechtlich organisiert werden dürfe. R. Sohm (Kirchenrecht) erklärt rechtliche (Organisation für unvereinbar mit dem Wesen der christlichen iKKXqcia. „Das Kirchenrecht steht mit dem Wesen der Kirche im Wider­ spruch" (1,1 ff.). Die Kirche ist nach Sohm die Kirche Thristi, also eine rein reli­ giöse Große. Daß diese der Organisation unfähig ist, versteht sich für den Evangelischen von selbst. (Es blieb die Frage, ob nicht auch für Sohm die äußere Kirche eine Rechtsordnung haben müsse. Der zweite Band seines Kirchenrechts zeigt, daß für Sohm nur die Kirche Christi Kirche ist, und

2. Protestantismus und Kirche,

5. Christentum und rechtliche Organisation.

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Der geschichtliche Weg vom Christentum zur Kirche

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daß, da nach seiner Ansicht eine souveräne, sittlich unbedingt verpflichtende Gemeinschaft Rechtsquelle ist, die äußere Religionsgemeinschaft kein Recht schaffen kann. Kirchenrecht ist also für ihn überhaupt unmöglich, wer aber Sohms Sprachgebrauch sowohl für die „Kirche" wie für das „Recht" zu eng findet, wird keinen Grund sehen, der zweifellos notwendigen mensch­ lichen (vrdnung der äußeren religiösen Gemeinschaft die Bezeichnung „Kirchenrecht" zu verweigern.

§ 3. Der geschichtliche Weg vom Christentum zur Kirche l. Jesus. Wie kam es, daß das Christentum eine Kirche bildete? Nach der Lehre der römisch-katholischen Kirche hat Christus selbst die Kirche, und zwar als katholische Kirche, gestiftet. Sofern ein Beweis geführt wird, ruht er auf den Stellen des Matthäusevangeliums (16isf.; 1815-17), in denen von ^KxXqda die Rede ist. Ruf die gleichen Stellen begründen auch

Evangelische ihre Anschauung, wonach Christus selbstverständlich mit einer Kirche gerechnet habe. Rber diese Stellen bieten keinen festen Boden. Gerade von der äcKXqda sagen die parallelstellen (Mk 827s!.; Lk 9 isst) nichts. Und es ist schwer glaublich, daß Jesus selbst, der keinerlei geschlossene Bekennergemeinde vor Rügen sah und dar weitende nahe glaubte, eingehende Weisungen, die fast den Charakter rechtlicher Bestimmungen tragen (Ult 18), für eine solche Gemeinde gegeben haben sollte. Wahrscheinlicher ist, daß die Fassung dieser Stellen etwas späterer Zeit entstammt, wobei dann dcKXqda Mt 18 die einzelne örtlich geschlossene Jüngergemeinschaft, Mt l6 die Gesamtheit der Christen meint. Unmöglich kann die Frage, ob Jesus eine Kirche gewollt oder auch nur an sie gedacht habe, aus diesen wenigen Stellen entschieden werden; sie will aus seiner gesamten Verkündigung heraus beantwortet werden und hängt daher eng mit der Frage nach dem richtigen Verständnis seiner Botschaft vom Gottesreich zusammen. Je mehr aber dieses Gottesreich als etwas Zukünftiges gefaßt und sein Kommen im Sinne Jesu ganz nahe ge­ rückt wird, um so mehr fehlt der Raum für die Möglichkeit, daß Jesus überhaupt an eine Kirche gedacht habe. Über auch wenn man — was die Quellen zweifellos nahelegen — feststellen darf, daß Jesus vom Gottes­ reich mehrfach als von etwas Gegenwärtigem gesprochen hat, ist damit noch nicht die Verbindung zwischen seiner predigt und der Kirche gegeben; denn diese Worte können vielleicht nur eine kühne Vorwegnahme bedeuten. In keinem Falle sagen sie mehr, als daß Jesus ein Reich der väterlichen Gottes­ herrschaft auf der einen, der gehorchenden Liebe auf der anderen Seite in der Verwirklichung begriffen gesehen habe. Bis zu einer Kirche führen sie nicht. Falsch aber wäre es, zu, folgern, daß Entstehen und Bestehen einer organisierten Kirche gegen den Sinn Jesu sei. Als die Erwartung raschen Anbruchs des vollendeten Gottesreichs sich nicht verwirklichte, als die christlichen Gemeinden mit langen Fristen einer Entwicklung unter den gegebenen Verhältnissen zu rechnen sich genötigt sahen, ergab sich eine neue

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sage. Vie Verkündigung Jesu bot Anknüpfungspunkte genug für die not­ wendig werdende Neueinstellung. Auch wenn Jesus selbst nicht ausdrücklich zur Pflege der Gemeinschaft aufgefordert haben sollte, mutzten doch aus den in der predigt vom Gottesreich gegebenen Voraussetzungen, aus der gemeinsamen Erwartung des Heils wie aus der für Rinder des himmlischen Vaters selbstverständlichen Liebe, Gemeinschaften hervorwachsen, die sich dann weiter entfalteten (vgl. Ult 18 20). Jesus hat keine Rirche gegründet, sie hat in seiner predigt keinen Platz; aber in dieser predigt lagen Ansätze, die zur Rirche führen mutzten; und nichts berechtigt zu der Behauptung, dah sie mit einer Rirchenbildung unvereinbar sei. 2. Vie llrgemeinde in Jerusalem. Auch wenn man die Berichte der Apgsch 1 ff. kritisch anzusehen geneigt ist, bleibt doch unter allen Umstanden sicher, dah sich nicht allzulange nach dem Tode Jesu unter der Wirkung der Erscheinungen des Auferstandenen in Jerusalem eine Schar von BeKennern Jesu Christi in gemeinsamer hoffender Erwartung auf die Kom­ mende Heilszeit zusammengefunden hat. Die Zahlenangabe Apgsch 115 (120) ist zwar nicht authentisch, aber gar nicht ganz unwahrscheinlich. Diese, selbstverständlich ganz lockere, Gemeinschaft erfuhr bald durch Ge­ schehnisse, die in Apgsch 2 nachwirken, kräftige Stärkung und Mehrung. (Es entstand eine „Gemeinde". Freilich war sie noch stark an die jüdische Volks- und Religionsgemeinschaft gebunden; auch ihre zwanglosen Ver­ sammlungen fanden großenteils in einem Raume des Tempels statt (Apgsch 2«e; 3i; 512. 42). Aber ihre Glieder wiffen sich doch durch besondere enge Bande verbunden; auch sind bald Zusammenkünfte in Absonderung von der grotzen Volksgemeinschaft, in Privathäusern (kqt’ oikov), gehalten worden, bei denen gemeinsame Erinnerung an Christus und gemeinsame Erwartung seiner Wiederkunft im „Brotbrechen" Ausdruck fanden (Apgsch 242). Diese Gemeinde - bald auch in der Apgsch (511; 81) als öcKÄqcia bezeichnet — wächst immer fester zu einer Glaubens- und Liebesgemeinschast zusammen; sie führt eine gewisse Gemeinsamkeit von hab und Gut ein, die freilich von einer zwangsmätzigen Gütergemeinschaft weit entfernt war (Apgsch 244ff.; 432ff.; 51 ff.); sie müht sich um regelmäßige Ver­ sorgung der Bedürftigen in ihrer Mitte (Apgsch 6). Ja, in der Stellung, die die Apostel in dieser Gemeinde anscheinend von Anfang an einnahmen (Apgsch 435), und in der Wahl von Männern, die sich in aller Auftrag der äußeren Fürsorge für die Gemeindeglieder zu widmen hatten (Apgsch 6), zeigen sich alsbald deutliche Spuren der Heranbildung einer festeren (Ord­

nung durch Entwicklung von „Ämtern" (§ 10). So bietet die Urgemeinde das Bild einer sich allmählich aus ganz lockeren Anfängen heraus befesti­ genden und zu stärkerer Organisation entwickelnden Gemeinschaft, freilich mit starker Betonung der Leitung durch einzelne Personen (Petrus, Jakobus).

3. Vie heidenchriftlichen Gemeinden. Stand die jerusalemische Ge­ meinde von Anfang an unter Leitung der Apostel, so blieben die Missions­ gemeinden außerhalb Jerusalems, wenn schon natürlich gleichfalls dem Einfluß des Apostels, dem sie ihre Entstehung verdankten, unterworfen, doch von vornherein stärker auf sich selbst angewiesen. Auch der Um-

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Der geschichtliche Weg vom Christentum zur Kirche

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stand, datz ihre Loslösung von der bisherigen Religionsgemeinschaft sich sofort als selbstverständlich ergab, machte sie rascher selbständig und zwang sie schneller zur Einrichtung eigener Grdnungen. Über auch bei ihnen ist von einer festen Regelung zunächst keine Rede. 3n manchen Gemeinden hat die freie Entfaltung geistgewirkter Gaben (xopicpara; des. Röm 126».; I Kot 12 ff.) länger und stärker, in anderen kürzer und weniger stark das Leben der Gemeinden beherrscht: erst aus der praktischen Notwendig­ keit ergab sich die Eindämmung ausufernder charismatischer Betätigung (I Kor 14), die Ausbildung einer verpflichtenden Gemeindesitte (z. B. I Kor 8) und die Betrauung bestimmter Glieder der Gemeinde mit Arbeiten der Lei­ tung, der Verkündigung und des Dienstes in der Gemeinde (des. IKor 1228; Eph 4n; vgl. Phil li). Bei aller Verschiedenheit im einzelnen gewinnen wir dach den gleichen Eindruck von der Gesamtentwicklung dieser Gemeinden wie van der der Urgemeinde: ohne daß irgendwelche Absicht oder auch nur Neigung zur (Vrganisatian vorhanden war, mußten die Gemeinden doch, der in den verhältniflen liegenden Nötigung folgend, allmählich zur Bildung festerer Formen gelangen. Den Charakter durchgeführter Vrganisatian haben diese Farmen aber in der Urzeit nirgends angenommen; sie blieben durchaus fließend und in den verschiedenen Gemeinden anscheinend auch recht mannigfaltig. 4. von -er Linzelgemeinde zur „Kirche", auch die Entwicklung zu einer die verstreuten Gemeinden umfassenden großen Gemeinschaft der Lhristgläubigen, also zu einer „Kirche", ist keinen anderen Weg gegangen als den durch das Gewicht der tatsächlichen verhältnifle vargezeichneten. Vie jerusalemische Gemeinde hielt sich nach lange an das Judentum ge­ bunden; das zur Kirche führende Sanderbewußtsein erstarkte zunächst in den heidenchristlichen Gemeinden. Die Person des Apostels Paulus stellte eine Art Einheitsband für diese Gemeinden dar; gekräftigt wurde das Einheitsbewußtsein durch die sich bald mehrenden gegenseitigen Beziehungen, insbesondere Hilfeleistungen, durch den Austausch von Briefen der Apostel u. a. m. Aber es wäre verfehlt, wollte man in der apostolischen Zeit, ja über sie hinaus, von einer gesamtkirchlichen Organisation, also von einer „Kirche" reden. Wir haben nur Gemeinden, die sich in gleichem Glauben und hoffen verbunden wiffen, und die in mannigfachen, aber gänzlich freien Farmen die Verbindung untereinander pflegen. Unter diesen Umständen darf man keineswegs von Paulus als dem „Gründer" der Kirche reden (Weinei, Paulus1915, S. 162ff ). Was dafür angeführt worden ist (Paulus eine Art Zentralgewalt, Schöpfer kirchlichen Gesetzes, ja kirchlicher Liturgie), das beruht auf stark übertreibender Aus­ deutung van Maßnahmen des Paulus, die tatsächlich viel schlichter auf­ gefaßt werden wallen, oder auf einseitiger Auffassung der Art, wie Paulus den Christen an den erhöhten Christus band (W. Koehler, Die Entstehung des Problems Staat und Kirche, 1903). Einen „Gründer" der christlichen Kirche gab es überhaupt nicht. Die christusgläubigen Gemeinden sind ganz allmählich enger zusammengewachsen; nur langsam erfuhren die anfangs sehr verschiedenartigen Formen des Gemeindelebens eine Ausgleichung; erst

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im 2. Ihd. bildete sich die fortan charakteristisch bleibende Form des bischöf­ lichen und priesterlichen Amts; der gemeinsame Besitz des Kanons christ­ licher Schriften wurde zum konstituierenden Faktor der Christenheit, und die Glaubensregel gewann enger zusammenschließende Bedeutung. Ja, selbst dann noch ist es nicht richtig, von „der" Kirche im Sinne eines einheit­ lichen Organismus zu sprechen; strenggenommen gab es eine solche erst, als ein gemeinsames Organ in den allgemeinen Synoden vorhanden war. 5. Vie Auffassung Sohms und der Begriff der Ckklesia. R. Zohm tragt eine stark abweichende Anschauung vor, die um der in ihr liegenden Wahrheitsmomente willen Beachtung verdient, wenn schon sie als Ganzes abgewiesen werden mutz. Danach kennt die Urkirche den Begriff Gemeinde nicht; ^KKÄrjcia ist immer das christliche Volk, die Christenheit. Auch wo nur zwei oder drei versammelt sind, ist Christenheit. Die Charismen ge­ hören dieser Ckklesia = Christenheit. Die Ckklesia ist eine rein religiöse Größe ohne jede verfasiung, in der pneumatische Anarchie herrscht. Diesen Charakter büßt sie — im Widerspruch zu ihrem Wesen (s. oben S. 6) — ein, als in Korinth Streit um die Absetzung der Vorsteher der Gemeinde entsteht; die römische Gemeinde legt sich mit der Behauptung ins Mittel, das Amt könne nicht ohne Grund entzogen werden (1. Klemens-Brief, c. 44). — Daran ist richtig, daß der Begriff Ckklesia ursprünglich durch­ aus religiösen Sinn hatte, und daß ihm jede rechtliche Bedeutung abging, während später die Kirche rechtlichen Charakter annahm. Unrichtig ist die einseitige Fassung der Ckklesia; der Begriff wird im NT sowohl für das einzelne Häuflein Christen, das sich Kar’ oikov versammelt (3. B. Hörn 16 5), gebraucht, wie für die Versammlung aller Christen an einem Ort (Orts« gemeinde; 3. B. Hörn 161.4; 1 Kor 12 u. ö.), wie endlich auch für die gesamte Christenheit allerorten (3. B. 1 Kor 1228). Allen diesen Bedeu­ tungen liegt wohl die Aufsagung von der durch Gott aus der Welt er­ wählten Schar zugrunde; aber während die Verschiedenheit der Crscheinungsform (Hausgemeinde, Ortsgemeinde, Kirche) anfangs von geringer Bedeu­ tung war, bestimmt sie, sobald die Christenheit wächst, in steigendem Maß auch den Gebrauch des Begriffs. Für die kleine Christenschar an einem Platz steht auch weiterhin kein anderer Harne zur Verfügung als für die gesamte Christenheit. Die Entwicklung dieser Ckklesia zur Hechtskirche aber hat Sohrn, indem er sie von einem einmaligen Einbruch des Hechts herleitete, ungeschichtlich dargestellt. Diese Entwicklung ist nicht gewollt und nicht gemacht; sie ist geworden, weil die Kirche sich auf längere Zeiten einstellen mußte, und weil sie sich daher den Bedingungen menschlicher Organisationsformen anpaffen mußte.

§ 4. Das grundsätzliche Verhältnis von Christentum und Kirche b Vie Notwendigkeit der Nirchenbildung. Mutzte das Christentum Kirche bilden? Konnte es nicht, dem walten des Geistes vertrauend, in freier Form leben? Die Antwort gibt die Heligionsgeschichte. Alle Heligion drängt zur Gemeinschaft. Schleiermacher (Reden über die

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Das grundsätzliche Verhältnis von Christentum und Kirche

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Religion, 4. Rebe) hat recht: „Ist die Religion einmal, so mutz sie not­ wendig auch gesellig [ein; es liegt in der Natur des Menschen nicht nur, sondern auch ganz vorzüglich in der ihrigen." Religion als Besitz, als Glück, als Pflicht treibt zur Aussprache, zur Anlehnung, also zur Gemein­ schaft. (Eine Religion, die ganz (Einsamkeit ist (s. o. S. 5), ist eine krank­ gewordene, unnatürliche Religion. Das Christentum teilt die gemeinschaftbildende Art aller Religion; es prägt sie sogar besonders stark aus. Die gemeinsame Erfahrung der in Christus erschienenen Gnade, die gemeinsame hoffende Erwartung seligen Lebens zwingt die Christen zueinander, die gerade dem Christentum wesens­ eigene Bruderliebe bindet sie aneinander. Daß die ersten Christenhäuflein sofort enge Gemeinschaft hielten, war also eine innere Notwendigkeit. Gemeinschaftsbildung verlangt (Drbnung. Selbst die kleinste Gemeinschaft weniger Menschen, die Familie, braucht (Drbnung, erst recht jede größere. Ohne (Drbnung kann die Gemeinschaft ihren Zwecken nicht genügen, ihr Wesen nicht vollenden. Die gemeinsame Übung der Frömmig­ keit verlangt (Drbnung (1 Kor 1433.40), die Übung der Liebe nicht minder (Apgsch 61 ff.). Dazu kommen die äußeren Bedürfniffe des Gemeinschafts­ lebens, die Aufbringung der Mittel, die Beschaffung der Räume, die Be­ stellung von Leitern, Sprechern, Helfern und anderen Organen. Endlich will jede religiöse Gemeinschaft für Ausbreitung, Nachwuchs, Fortbestand sorgen; und die Aufgaben gemeinsamer Selbstbehauptung, gemeinsamer Ab­ wehr heischen gleichfalls geordnetes Vorgehen. Ordnung bei Derhältniffen größeren Maßstabes aber ist Organisation. Die Pflege christlicher Frömmigkeit fordert Organisation. Es entsteht die Frage, ob es bei der Bildung geordneter Gemeinden bleiben könne, die Zusammenfaffung in Kirchen aber nicht erforderlich sei. Die Frage fällt mit der anderen zusammen, ob durchgeführte, wirk­ samere Organisation zugunsten unvollendeter, minder wirksamer Unterlasten werden darf. Die einzelnen Gemeinden konnten eine Fülle von Aufgaben nur höchst unvollkommen lösen: Ausbildung der persönlichen Kräfte für den Gemeindedienst, insbesondere der Pfarrer; Aufbringung der Mittel für größere Arbeiten; Unterstützung armer Gemeinden; Versorgung hilfsbedürftiger; Vertretung gegenüber anderen Organisationen (Staat; andere Kirchen; hu­ manitäre Vereinigungen); Missionsarbeit. Bei Vereinzelung entstände für zahllose Arbeiten ein Zustand lähmender Zersplitterung, hemmender Kost­ spieligkeit, unnötiger Zeitvergeudung. So gut wie jede Gemeinschaft muß sich auch die Gemeinschaft christlicher Frömmigkeit organisieren. Mit anderen Worten: Die christlichen Gemeinden müssen eineKirche bilden. Die Einwendungen, die vom allgemein-christlichen oder vom prote­ stantischen Standpunkt aus gegen dieses (Ergebnis erhoben werden (oben S. 5f ), beruhen durchweg auf Überspannung des religiösen Individualis­ mus, auf einseitiger Orientierung des Kirchengedankens am römisch-katho­ lischen Kirchenwesen und auf Verkennung praktischer Notwendigkeiten. Be­ sonders seit dem Weltkrieg ist die Erkenntnis von der Notwendigkeit der Kirche auch im deutschen Protestantismus viel stärker geworden. Man

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Kann tatsächlich, wenn auch mit begrenzter Geltung, von einem „neuen willen zur Kirche" reden. Man versteht mehr als vordem, daß ein gut geordnetes, praktisch leistungsfähiges Kirchentum durchaus nicht unevange­ lisch, vielmehr für die Arbeit im Sinn des Evangeliums unentbehrlich ist. Daß in engeren Kreisen, wie bei der hochkirchlichen Vereinigung (gegr. 1918), die Betonung der Kirche mit katholisierenden Gedanken verknüpft wird, darf die Durchsetzung jener Erkenntnis nicht behindern. 2. Vie Ausgaben einer christlichen Kirche. Die christlichen Kirchen beruhen nach dem unter Nr. 1 Angeführten nicht auf einer Stiftung; eben­ sowenig gehen sie auf einen Gründungsakt zurück; sie sind entstanden, weil die christlichen Gemeinden Zusammenschluß brauchten, wenn sie ihre Auf­ gaben erfüllen wollten. Ihr Zweck ist also, den christlichen Gemeinden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben behilflich zu sein. Die Aufgabe einer christ­ lichen Gemeinde aber ist einerseits, durch pflege der Gemeinschaft ihrer Glieder die in ihnen pulsierende Frömmigkeit lebendig zu erhalten, anderer­ seits, den in dieser Frömmigkeit liegenden Tätigkeitsmotiven ein gemein­ sames ausführendes Organ zu verschaffen, hiernach ist deutlich, daß die Kirche so wenig wie die Gemeinde Selbstzweck ist; ihr Zweck ist vielmehr lediglich die Förderung der christlichen Frömmigkeit, des christlichen Glaubens, anders ausgedrückt: des Reiches Gottes. Die Aufgabe einer christlichen Kirche ist also, kurz gesagt, keine andere als die, das Reich Gottes auf Erden bauen zu helfen. Unter diese Aufgabe fallen alle im vorigen aufgezählten einzelnen Arbeiten, die der Kirche zufallen, weil die Gemeinde allein sie auszuführen nicht imstande ist. 3. Vie christliche Art einer christlichen Kirche. Bei der Bildung christlicher Kirchen kommt nun freilich alles darauf an, daß sie nicht in Gegen­ satz zum Wesen der Lhristentums trete. Nie darf die Organisation wich­ tiger sein als die Frömmigkeit; nie darf sie etwas anderes werden als INittel zum Bau des Reiches Gottes; nie darf das Verhältnis zu Gott ab­ hängig gemacht werden vom Verhältnis zur Kirche. von hier aus ist die Selbsteinschätzung der römisch-katholischen Kirche als Fehlbildung zu beurteilen. Sie will die einzige, zu Recht exi­ stierende Kirche sein, von Ehristus selbst gegründet und von ihm, in seiner Stellvertretung vom unfehlbaren Papst, geleitet. Sie will das ausdrücklich sein als verfaßte, äußere sichtbare Kirche, als coetus hominum ita visibilis et palpabilis, ut est coetus populi Romani vel regnum Galliae aut respublica Venetorum (vellarmin, Op. II, 109 B.). Sie macht daher das Verhältnis des Menschen zu Gott abhängig von seiner Stellung zu ihr selbst. Der oft auf Cyprian zurückgeführte, aber bei ihm nicht im Wort­ laut nachweisbare Satz Extra ecclesiam nulla salus ist, obwohl eine Ausdeutung auf die Aberkennung der Seligkeit gegenüber den einzelnen Nichtkatholiken zu weit gehen würde, mindestens heutzutage nicht mehr voll­ zogen wird, zweifellos dogmatischer Grundsatz der katholischen Kirche. Und selbst der berühmte Satz der Bulle Unam sanctam Bonifaz' VIII. (1302): Porro subesse Romano pontifici omnem humanam creaturam declaramus, dicimus, definimus et pronuntiamus omnino esse de necessitate

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Das grundsätzliche Verhältnis von Christentum und Kirche

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salutis kann nicht als veraltet gelten. Vie katholische Kirche setzt Reich Gottes und verfaßte Kirche gleich; damit gibt sie der letzteren eine falsche würde und eine gefährliche Macht über die Gewisien. Vie lutherische Reformation hat diese Fehlentwicklung entschlosien abgelehnt. Dabei ist es ihr aber nicht gelungen, das rechte Ver­ hältnis des christlichen Glaubens zur verfaßten Kirche klarzustellen. Ihr Interesse gilt ganz und gar der Gemeinde der wahrhaft Gläubigen. Nur sie wird in der Conf. Augustana (ctrt VII) näher bestimmt: Est autem ecclesia congregatio sanctorum, in qua evangelium recte docetur et recte administrantur sacramenta; vgl. stpoL IV, 20: Dicimus existere hanc ecclesiam videlicet vere credentes ac iustos sparsos per totum orbem (ferner Art. Smalc. III, 12; Großer Katech. II, 3). Der Zusammenhang dieser „Versammlung aller Lhristgläubigen auf Erden" (WR 6292 s.) mit der sicht­ baren Kirche wird nur durch die konstttutiven Merkmale (Wort und Sa­ krament) hergestellt; nicht einmal die konsekutiven Merkmale (Betätigung der Gemeinschaft, der Liebe) werden berücksichtigt. Außerdem wird nur zugegeben, daß ihr auf Erden hypocritae et mali beigemischt sind (Conf. Aug. VIII). Wohl hat man dann auch die verfaßte Kirche als ecclesia bezeichnet, aber als large dicta im Unterschied zur proprie dicta (dieser letztere Beisatz zuerst Hpol. IV, 150). Erst später wurden statt desien die Ausdrücke eccl. invisibilis und visibilis gebraucht, also der Name ecclesia ohne Vorbehalt auf die verfaßte Kirche angewendet und damit wieder die Gefahr der Überschätzung der letzteren heraufbeschworen, ohne daß über das Verhältnis beider Klarheit geschaffen wurde, hier liegt der Fehler. Aus dem scharfen Gegensatz zur katholischen Kirche heraus vernachlässigte die lutherische Kirche die Ausbildung einer klargefaßten Anschauung von der Notwendigkeit, Bedeutung und Wesensart der verfaßten Kirche. Vie reformierte Kirche war in der unbedingten Voranstellung der Gemeinde der Gläubigen mit der lutherischen eins, nur daß bei ihr der Begriff der Erwählung stärker mitspricht (Heidelberger Katechismus Fr. 54: eine auserwählte Gemeinde zum ewigen Leben), und daß sie dazu neigt, neben Wort und Sakrament auch Leitung und Zucht als äußere Zeichen der Kirche zu werten, von hier aus findet sich auf reformierter Seite eine bessere Würdigung der verfaßten Kirche; aber eine scharfe Besttmmung ihres verhältnisies zur auserwählten Gemeinde brachte auch sie nicht auf. Richtig ist dies Verhältnis so zu bestimmen: Alles kommt darauf an, daß Gottes Reich gebaut werde, also daß Menschen zum rechten Glauben kommen. Dazu bedarf es der Verkündigung des Evangeliums. Diese muß sichergestellt werden, soweit Menschen das können. Vas geschieht durch die Bildung einer verfaßten Kirche. Diese ist also lediglich Hilfsmittel zum Bau des Reiches Gottes; ein so gut als möglich ausgebautes, so gewisienhaft als möglich zu benutzendes, immer aber durchaus von Menschen - wennschon nicht ohne Gottes Hilfe — organisiertes Hilfsmittel. Vie Auf­ gabe, das Reich Gottes zu bauen, gestaltet sich aber viel verwickelter, als der ältere, besonders der lutherische, Protestantismus annahm; sie schließt

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1. Die Grundvoraussetzungen des kirchlichen handelns

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alle früher (§ 4, 1) genannten Aufgaben mittelbar ein. Namentlich mutz eine Gemeinschaft, die den Bau des Reiches (Bottes fördern will, selbst die christliche Gesinnung zur Auswirkung bringen; sie mutz auch Liebesgemein, schäft sein. Sie darf nie ihren Zweck außer acht lassen, dabei aber auch niemals vergessen, daß sie kein vom religiösen und ethischen Standpunkt des Christentums aus verwendbares Mittel zur Förderung ihrer Zwecke ungenutzt lassen darf, daß sie auf den Ausbau ihrer äußeren Gestalt wie auf die technische Vervollkommnung ihrer Mittel pflichtgemäß die äußerste Sorgfalt verwenden muß. Andererseits muß sie stets eingedenk sein, daß sie weder das Reich Gottes auf Erden darstellt, noch „die" Kirche Jesu Christi, noch überhaupt die einzig berechtigte (Organisation dieser Art ist. Niemanden macht sie von sich abhängig, aber jeden fordert sie zur Mit­ arbeit auf. 4. Kirche und Recht. Darf nun eine christliche Kirche rechtlich or­ ganisiert sein? von Gedanken R. Rothes und R. Sohms (obetiS. 6.10) aus wird das nachdrücklich bestritten. Aber dabei liegt eine Verwechselung zwischen der weder überhaupt noch erst gar rechtlich organisierbaren Ge­ meinde der wahrhaft Gläubigen (unsichtbare Kirche) und der verfaßten Kirche vor. Darf, ja muß diese sich organisieren, so darf, ja muß sie auch das Recht in ihren Dienst nehmen, weil ohne Recht keine (Organisation möglich ist; und mit dem Recht ist Zwang notwendig verbunden. Evan­ gelische Kirchen können vom Recht um so unbedenklicher Gebrauch machen, als sie ja (vgl. Nr. 3) grundsätzlich die Freiheit des einzelnen Christen auch gegenüber der Kirche nachdrücklich betonen; der mit dem Recht verbundene Zwang trifft also nur solche, die sich ihm unterwerfen wollen. In der Art, wie eine Kirche sich des Rechts bedient, sind nun aber die oben (Nr. 3) aufgeführten Grundsätze besonders scharf zu beachten, während die katholische Kirche den Zwang bis in die innersten Gebiete persönlichen Lebens hinein erstreckt, muß eine evangelische Kirche das Eigenrecht des freien Gewiffens sorglich wahren. Auch die Durchführung des mit dem Recht ge­ gebenen Zwanges gestaltet sich verschieden. Die katholische Kirche benutzt die religiöse Abhängigkeit ihrer Kirchenglieder von ihr selbst als Druck­ mittel ; die evangelische Kirche wendet sich lediglich an den willen zur Kirche.

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Die Vielheit der verfaßten Kirchen

b Da$ Problem. Das Christentum bildete Kirche. Aber es blieb nicht bei einer Kirche. Morgenland und Abendland spalteten sich, nach­ dem schon vorher größere Teile der östlichen Kirche sich abgesondert hatten, endgültig i. 3- 1054. 3m Abendland führte die Reformation nicht, wie sie wollte, zur Reform der ganzen Christenheit, sondern zur Spaltung in Katholizismus und Protestantismus. Der letztere, von Beginn an nicht einheitlich, bildete in seinen beiden Zweigen, dem lutherischen wie dem reformierten, eine Fülle von selbständigen Kirchengemeinschaften. Die spätere Entwicklung hat besonders durch die Abtrennung der englischen Freikirchen und durch die Entstehung des unendlich zersplitterten amerikanischen Kirchen-

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Die Vielheit der verfaßten Kirnen

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wesens die Zahl der evangelischen Kirchengemeinden ins Unendliche ver­ mehrt ; ja die Vermehrung hält noch heute an. Stark beeinflußt wurde diese Entwicklung durch die enge Verbindung, die viele evangelische Kirchen mit dem Staat eingingen (§ 14), aber auch dadurch, daß evangelische Frömmigkeit und Kirchlichkeit mit der innersten Art der Völker unlöslich zusammenwuchsen. Die evangelischen Kirchen wurden „Volkskirchen" im besten Sinn des Wortes. Damit war aller­ dings die Gefahr der einseitigen Verknüpfung mit der Sonderart des Volks, zugleich auch die Gefahr des Eindringens eines überstiegenen Nationalist mus gegeben. Aber dieser Gefahr steht der Vorzug lebendigster Gemein­ schaft von Kirche und Volk gegenüber. Die katholische Kirche erklärt diese gesamte Entwicklung, weil auf willkürlicher Absonderung von ihr selbst als der Kirche beruhend, für gott­ widrig. wer ihre Selbsteinschätzung (S. 12) für irrig hält, kann nicht ebenso urteilen, wir haben kein Gebot Gottes, das die äußere Einheit der christlichen Kirche forderte- Joh 1016 redet nicht von einer verfaßten Kirche. Grundsätzlich läßt sich die Notwendigkeit äußerer Einheit aus den oben dargelegten Notwendigkeiten, die zur Kirchenbildung überhaupt führen, nicht ableiten. Sie führen zur Bildung von Kirchen, die groß genug sind, um die Aufgabe, das Reich Gottes zu bauen, mit praktischem Erfolg an­ greifen zu können, aber nicht weiter. Andererseits ist richtig, daß die Zer­ spaltung nicht ohne starken Einschlag menschlicher Fehlbarkeit vor sich ge­ gangen ist, daß das gegenseitige Verhältnis der Kirchen oft recht unerfreu­ lich ist, endlich auch, daß die Mannigfaltigkeit zu einer Zersplitterung ge­ worden ist, die vielfach hemmend und schädlich wirkt. Die imponierende Einheit der römisch-katholischen Kirche zwingt immer wieder zu der Frage, ob nicht Einheitlichkeit hergestellt werden müßte, mindestens auf dem Ge­ biete des Protestantismus. 2. Die Lösung. Der Standpunkt des Protestantismus gibt keiner verfaßten Kirche ein Alleinrecht. Es ist auch sehr schwierig, zwischen „Kirchen", die als berechtigt gelten müssen, und „Sekten", die kein Recht haben, zu unterscheiden. Wohl zeigen manche kleinen Kirchengemeinschaften einen ausgesprochenen Sektentypus; sie wollen eine Gemeinschaft der heiligen auf Erden darstellen, verneinen alle gesellschaftlichen (Ordnungen und leben ent­ weder nur von einer Teilwahrheit oder ganz in der Erwartung des nahen Weltendes. Aber im Lauf der Entwicklung legen manche von ihnen diese Art ab; und bei zahlreichen anderen tritt sie von Anfang an nicht scharf in die Erscheinung. Die Frage der Vielheit der Kirchen ist also vorwiegend praktisch zu behandeln. Die Bildung einer christlichen Einheitskirche ist, solange die morgenländische und die römisch-katholische Kirche auf ihrem Standpunkt beharren, dem Evangelischen gewissensmäßig unmöglich; sie würde ein Aufgeben seiner Erkenntnis des Evangeliums bedeuten. Selbst für die Einigung der evangelischen Kirchen untereinander zu einem Kirchen­ körper ist dieser Gesichtspunkt, wie die Tatsachen liegen, ein absolutes Hemmnis. Die Mannigfaltigkeit hat auch ihre Vorteile: Anpassung an die Eigenart der Völker, Ausbildung besonderer Fähigkeiten und Vorzüge;

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1. Die Grundvoraussetzungen des kirchlichen handelns

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Möglichkeit leichterer Fortbildung der äußeren Formen. So mag denn die Vielgestaltigkeit in (Bottes Villen liegen; doch ist es Pflicht, ihr überall entgegenzuwirken, wo Kirchengemeinschaften ihre Aufgabe, den Bau des Reiches Gottes, versäumen, wo menschliche Eigenbrötelei sich einmischt, und die Zerspaltung zum Hemmnis wird. Die bestehenden Kirchengemeinschaften aber, zumal die evangelischen, sollten sich als Mitarbeiter am gleichen Werk fühlen und Frieden, und soweit möglich, Gemeinschaft untereinander suchen, während versuche, eine bekenntnis- und verfassungsmäßige Einigung des Protestantismus herbeizuführen, aussichtslos sind, besteht wohl eine Möglichkeit, eine Gemeinsamkeit evangelischer Gesinnung und christlichen Handels — wenn auch nur in allgemeinsten Umrissen - zustande zu bringen. Sofern die einzelnen Kirchen dadurch nicht etwa in der Erfüllung ihrer besonderen Rufgabe gehemmt werden, sind diese Gemeinsamkeitsbestrebungen (die ja keine Einheitsbestrebungen sind) aller Forderung wert (§ 6, 4; 7, 3).

Zweiter Kapitel: Der Bestand evangelischen Kirchentums § 6. Die evangelischen Kirchen in der Welt t Uonfesfionrkunde. Kirchenkunde, Volkskunde. Nach § 1, 2 mutz die pr Th von der kirchlichen Praxis, wie sie jetzt ist, ausgehen und sie verstehen lehren. Sie mutz daher auf der Kenntnis der christlichen, ins­ besondere der evangelischen Kirchen, aufzubauen suchen. Daß sie diese Kenntnis in allen Teilen selbst vermittle, ist bei der heutigen Gestaltung des theo­ logischen Studiums nicht erforderlich. Soweit Bekanntschaft mit den nicht­ evangelischen christlichen Kirchen, also der morgenländischen (ungenau oft griechisch-katholisch genannten) und der römisch-katholischen Kirche, erforder­ lich ist, wird sie durch das Studium der Konfessionskunde gewonnen; die pr Th wird nur, wo es sich um ganz bestimmte Grundlagen für ihre Einzelausführungen handelt, das dort Gesagte in die Erinnerung zu rufen und zu ergänzen haben. Ruch den Grund für das Verständnis des Wesens des Protestantismus in seinen wichtigsten Zweigen legt die Konfessionskunde. Meist ist sie aber — wenigstens als akademische Vorlesung — nicht in der Lage, die einzelnen evangelischen Kirchen auch in ihren äußeren Erscheinungs­ formen darzustellen. Sie bedarf der Ergänzung durch Einführung in die mannigfaltigen Gestaltungen evangelischen Kirchentums einschließlich der - mit Recht oder Unrecht so genannten - „Sekten". Dabei muß sie überall darauf Gewicht legen, daß nicht nur das innere Wesen, sondern auch die äußere Form und die kirchliche Praxis deutlich werden. Um lange Zeit klaffende Lücken auf diesem Gebiet auszufüllen, ist von der pr Th her das Studium der Kirchenkunde des Ruslands durch be­ sondere Darstellungen gefördert worden. Rm allernotwendigsten aber ist für die pr Th die Kenntnis des Kirchenwesens, für das sie arbeitet: also der deutschen evangelischen Kirchen und unter ihnen in erster Linie derjenigen Einzelkirche, der sie

§ 6

Die evangelischen Kirchen in der Welt

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besonders zu dienen berufen ist. wenn die pr Th vielfach noch nicht das volle Interesse der Studierenden findet, so liegt das daran, daß die Kirchliche Praxis diesen noch zu wenig bekannt ist. In vollem Umfang wird dieser Mangel erst durch eigene kirchliche Mitarbeit beseitigt; soweit mög­ lich, sollte ihm aber auch durch theoretisches Studium abgeholfen werden. Dabei steht in vorderster Linie die Beschäftigung mit der von Paul vrews eingeführten Evangelischen Kirchenkunde, die das gesamte deutsche evangelische Kirchenwesen in plastischen Einzelbildern zu schildern plant und dabei alle Gesichtspunkte des kirchlichen Lebens berücksichtigt. Sie behandelt also die Verfassungsfragen so gut wie Gottesdienst, kirchliche Handlungen und Konfirmandenunterricht, die (Organe der kirchlichen Arbeit so gut wie die kirchliche Sitte, das Verhältnis zu den politischen Faktoren und den anderen Kirchen so gut wie die kirchliche Gpferwilligkeit. Vie Gegenwart zu beschreiben, aber auch, sie durch Ableitung aus dem ge­ schichtlichen werden verständlich zu machen und die der kirchlichen Ent­ wicklung einwohnenden Tendenzen klarzulegen, ist ihre Absicht. Mit ihr unlöslich verbunden, ja in sie hineinverwoben ist — wenigstens teilweise — die religiöse und sittliche Volkskunde, die das Leben der Menschen, mit denen es die Kirche zu tun hat, bis in seine Tiefen zu erfasien sucht; im Unterschied von der Kirchenkunde kommen für sie die äußeren Formen der kirchlichen Praxis nur insofern in Betracht, als die Stellung der Menschen ihnen gegenüber deren religiöse und sittliche Eigenart beleuchtet. Vie pr Th kann die Konfessionskunde als bekannt voraussetzen. Soweit diese nicht ausreichende Einzelkenntnisie vermittelt, mutz sie selbst aushelfen. Die Kirchenkunde des Auslands bleibt ihr großenteils, die des Inlands in der Regel ganz überlassen. Ein Grundriß der pr Th kann aber diese Grundlagen nicht selbst legen. Schon die akademische Vorlesung ist dazu nur in sehr begrenztem Maße imstande; einerseits hemmen die ihr zugewiesenen Zeitgrenzen, andererseits verbietet die Zusammensetzung der Zuhörerschaft meist ein näheres Eingehen auf ein einzelnes Kirchen­ gebiet. Ein Grundriß leidet unter diesen Schwierigkeiten noch stärker. Er kann also keine Kirchenkunde bieten. Möglich ist in seinem Rahmen nur eine Heraushebung der charakteristischen Grundzüge der Entwicklung und eine allgemeine Übersicht über das für uns in erster Linie in Frage kommende deutsche Kirchenwesen. 2. Die Hauptkirchen. Die Gestaltung der morgenländischen Kirchen hat zu derjenigen unserer evangelischen Kirchen nur wenige Beziehungen. Immerhin beobachten wir mit Interesie die an die Landesgrenzen sich vielfach anpassenden Formen der verfasiung, die diese Kirchen gewonnen haben, und ihre gottesdienstlichen Einrichtungen. Ganz anders eng sind unsere Kirchen mit der römisch-katholischen Kirche verbunden. Die Entwicklung der Reformation brachte es mit sich, daß die evangelischen Kirchen teils ihre Praxis in ausgesprochenem Gegensatz zur katholischen Kirche bildeten, teils doch wieder deren Brauch und Sitte in weitem Umfang beibehielten. Daher erklärt sich vieles, namentlich im Luthertum, aber auch in der Kirche von England, nur dcm, der die katholische Kirche ST 6: Schian, prakt. Theologie.

2. Hufl.

2

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1. Die Grundvoraussetzungen des kirchlichen handelns

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kennt Auch wirkt die katholische Kirche, die sich mit evangelischem Kirchentum dauernd gerade auch in Deutschland eng berührt, bis zum heutigen Tag auf das letztere ein. Vie prTH mutz demgemäß, teils um den Unterschied und Gegensatz scharf herauszuarbeiten, teils um das geschicht­ liche Verständnis evangelischer ©rbnungen zu ermöglichen, an vielen Punkten auf diese Kirche zu sprechen kommen. 3m Protestantismus ist die Herausbildung einer Reihe von Grund­ typen auch für die PrTH von großer Wichtigkeit. Für sich steht die Kirche von England (Anglikanische Kirche), die in ihrer äußeren Gestalt den Katholizismus nicht völlig abgestreift hat (Stellung der Bischöfe, apostolische Nachfolge, Priesterweihe). 3m übrigen stehen sich lutherischer und re­ formierter Protestantismus gegenüber. Manches, was über den Unter­ schied zwischen diesen beiden Typen gesagt worden ist, beruht auf allzu­ scharfer Konsequenzmacherei; auf die Entwicklung haben nicht bloß die Grundsätze der beiden Zweige des Protestantismus, sondern auch die Eigenart der Völker, in denen sie Boden gewannen, und deren geschichtliches werden Einfluß gehabt. Aber gewiße, auch für die Praxis sehr wichtige Unterschiede sind doch deutlich feststellbar. Zwar haben die dogmatischen Streitpunkte, die im Reformationszeitalter zwischen lutherischer und refor­ mierter Kirche hohe Mauern aufrichteten, allmählich viel von ihrer Be­ deutung eingebüßt. Aber andere Besonderheiten heben sich gerade in der kirchlichen Gestaltung stark ab. Vie reformierten Kirchen zeigen durchweg eine viel praktischere Art als die lutherischen. Während diese über wort und Sakrament die Fragen der verfasiung und der Gemeindebildung ver­ nachlässigen, wenden die reformierten Kirchen den äußeren Fragen starke Aufmerksamkeit zu. während die lutherischen Kirchen ihre Glieder zu ein­ fachem Annehmen des Dienstes am wort erzogen oder sogar noch erziehen, fördern die reformierten ein aktives Mitarbeiten der Gemeindeglieder. Damit hängt zusammen, daß das lutherische Pfarramt stärker über die Gemeinde hinausgehoben scheint als das reformierte. Auf diese Schätzung des Pfarramts wirkt die besondere lutherische Wertung des Sakraments ein, die auf reformiertem Gebiet keinen Boden hat. Endlich ist die im vergleich zum Luthertum viel schärfere Lösung des reformierten Kirchen­ wesens vom kirchlichen Brauch der katholischen Kirche bedeutsam; sie ver­ bindet sich mit dem Mut zu Neuschöpfungen, die sich freilich als „biblisch" begründet zu erweisen suchen. Das Luthertum dagegen pflegt das herkommen, die Anlehnung an den überkommenen Brauch und unterläßt zu­ weilen selbst da, wo sie sehr nötig wäre, die Herausbildung eigener Formen. 5. Vie Uirchenbildun-en im proteftantirmur. Die von Anfang an bestehende, durch dogmatische Gegensätze unterstrichene Neigung zur Spaltung führte im Luthertum wie auf reformiertem Gebiet zur Bildung äußerlich voneinander unabhängiger Kirchen (§ 5). Aber wenn sie außerordentlich zahlreich geworden sind, so ist dies nicht bloß in dogmatischem Eigensinn begründet, sondern fast noch mehr in dem Zusammenwachsen von Kirche und Volk und in der starken Anlehnung der meisten lutherischen und vieler reformierten Kirchen an die Staaten ihrer Länder. Die Verbindung

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Die evangelischen Kirchen in der Welt

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von Kirche und Volk führte zur nationalen Sonderung, wahrend die katholische Kirche alle Nationen in ihrer einheitlichen (Organisation zusammenfaßt und jeden Gedanken der nationalen Absonderung weit ab­ weist, nach ihrer Selbsteinschätzung (da die äußere Einheit zu ihrem Wesen gehört, § 4, 3) auch ablehnen muß, passen sich die evangelischen Kirchen als menschliche (Organisationen zum Bau des Reiches Gottes den gegebenen Verhältnissen an und suchen jedem Volk in seiner Art zu dienen. Diese Bereitwilligkeit wirkt mit der namentlich im Luthertum begegnenden Gleich­ gültigkeit gegen die äußere Form (§ 4, 3) zusammen, um vielfach die kirchliche (Organisation in der staatlichen aufgehen zu lassen: es entstehen Landeskirchen oder auch Staatskirchen, von denen sich dann Frei­ kirchen in scharfem Gegensatz abtrennen. So bildet jeder der skandinavischen Staaten ein völlig abgeschlossenes lutherisches Kirchengebiet; in dem durch Kleinstaaten ausgezeichneten Deutschland aber zerteilt sich das Luthertum wieder in eine ungeheure Fülle kleiner Landeskirchen, die vielfach mit Vie durch den dem Bereich eines politischen Gebildes zusammenfallen. Frieden von Versailles geschaffene Veränderung der Landesgrenzen Europas hat diese Entwicklung in eigentümlicher weise umgebogen. Vie größte deutsche Kirche, die evangelische Kirche der altpreußischen Union, steht auch nach der Abtrennung von Teilen Preußens in engem Zusammenhang mit den evan­ gelischen Gemeinden der Abtretungsgebiete. Vie Freie Stadt Danzig bildet eine Kirchenprovinz dieser Kirche; auch mit der evangelischen Kirche des Memellandes und der Unierten evangelischen Kirche in Polnisch-Gberschlesien bestehen organisatorische Verbindungen. Man kann also mit Recht sagen, daß jetzt «ruch für die deutschen evangelischen Kirchen nicht mehr durchweg Staatsgrenzen zugleich Kirchengrenzen sind. Ähnlich wie - abgesehen von dieser jüngsten Entwicklung — in Deutschland bildet jeder Kanton der Schweiz seine Kirche für sich. 3n Frankreich und in den Niederlanden entwickelten sich im harten Kampf mit katholischen (Obrigkeiten evangelische Kirchen, die im Lauf der Zeit, teils aus Gründen der Lehre, teils wegen der Stellung zum Staat, in Teilkirchen auseinandergehen. Ganz eigentümlich ist der Gang der Dinge in England und Amerika, von der englischen Staatskirche sondern sich seit dem 17. Jhd. mehr und mehr freie Kirchen ab; sie sowohl wie die anglikanische Kirche erstrecken Absenker nach Amerika; die so ent­ stehenden Kirchen werden aber organisatorisch selbständig und bilden zuweilen auch allerhand Eigenheiten heraus. Außerdem entsteht in England und Amerika eine Fülle von kleinen Kirchenbildungen, die einem eschatologisch orientierten Enthusiasmus entspringen und oft in besonderem Maß den Typus der „Sekte“ tragen (Apostolisch-katholische Kirche [3rmngianer], Dar« bysten, Adventisten, Ernste Bibelforscher usw.). 3n kleinen Zweigen greifen viele dieser Bildungen auf das europäische Festland, besonders auch auf Deutsch­ land, über. Vie Vielgestaltigkeit evangelischen Kirchenwesens erreicht auf diese Weise einen ungemein hohen Grad; eine bestimmte Zahl läßt sich für die evangelischen Kirchengemeinschaften nicht angeben. 4. Ansätze zur internationalen Einigung der proteftantirmur. Diese Zersplitterung des Protestantismus hat mancherlei Gegenwirkungen hervor2*

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1. Die Grundvoraussetzungen des kirchlichen handelns

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gerufen. Freilich hat der Gedanke an die Bildung einer protestantischen Weltkirche niemals ernstlich verfolgt werden können. Rber man versuchte, freie (Organisationen zu schaffen, die gegenseitige Befruchtung und Unter­ stützung verbürgten. So die aus einzelnen Christen bestehende Evan­ gelische Allianz, 1845 in Schottland im Gegensatz gegen ben Romanis» mus erwachsen, auf die dem Gesamtprotestantismus gemeinsamen Haupt­ lehren gegründet, in sieben Zweigen (nach Nationen) gegliedert, auch in Deutschland eingeführt. Ihre letzte Spur ist hier eine in manchen (Drten einmal im Jahr gehaltene Gebetswoche. Diese Allianz hat nur noch ge­ ringe praktische Bedeutung. Stärker wirkt jetzt die mit ihr nicht zusammen­ hängende, vom varbysmus bestimmte, in manchen Kreisen der Gemein­ schaftsbewegung stark gepflegte Allianzstimmung, die aber keine (Organisation zur Trägerin hat und nicht Verbindung ober Freundschaft der Kirchen will, sondern auf dem „Boden der Einheit der Kinder Gottes" stehend, die Gleichgültigkeit gegen jede äußere (Ordnung pflegt. Vie Verbindung der lutherischen Kirchen pflegt die Allgemeine evangelisch-lutherische Konferenz (gegr. 1867), von der sich 1908 wegen der Zulassung der preußischen Unionslutheraner der kleine Lutherische Bund abloste. Die anglikanischen Kirchen weisen neuerdings Neigungen zum Pananglikanis­ mus auf, der die Selbständigkeit der einzelnen Kirchen nicht antastet. (Die sog. Lambethkonferenzen der anglikanischen Bischöfe seit 1867, zuletzt 1920; ein pananglikanischer Kongreß 1908.) Jungen Datums sind auch die Be­ mühungen zur Anbahnung engerer Beziehungen zwischen den englischen und den deutschen Kirchen (gegenseitige Besuche von Kirchenmännern 1908 und 1909) und zur Herstellung einer zwanglosen Berührung zwischen Angehörigen möglichst vieler protestantischer Kirchen, die in dem 1914 in Konstanz ge­ gründeten Weltbund für Freundschaftsarbeit der Kirchen ein (Organ bekamen, besten „Internationales Komitee" nach dem Krieg wieder­ holt zusammentrat (1919 Haag, 1920 Beatenberg, 1922 Kopenhagen, 1925 Stockholm), während dieser Bund dem einzelnen soviel Recht gibt wie dem Ver­ treter einer offiziellen Körperschaft, will die Allgemeine Konferenz für praktisches Christentum (Life and Work), als deren Seele Erzbischof Söderblom in Upsala anzusehen ist, eine Zusammenarbeit der Einzelkirchen in praktischen Fragen herbeiführen. Zu der ersten großen Tagung in Stockholm 1925 hatte sie auch die nichtevangelischen Kirchen geladen. Die römisch-katholische sagte ab, Vertreter der morgenländischen Kirche nahmen teil. Ein Fortsetzungsausschuß ist gewählt. Vie Bewegung für Glaube und Verfassung (Faith and Order) datiert etwa seit 1910, ihr Ursprung liegt in Amerika, ihr Ziel ist eine organische Einigung aller christlichen Kirchen. Für 1927 ist von dieser Seite eine Weltkonferenz in Washington geplant. Eine große Anzahl internationaler religiöser und kirchlicher Ver­ einigungen und verbände trat schon in den Jahren vor dem Weltkrieg ins Leben; sie nehmen ihre Arbeit allmählich wieder auf.

§7

Übersicht über die evangelischen Kirchen in Deutschland

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§ 7. Übersicht über die evangelischen Kirchen in Deutschland b Die Landeskirchen. Das deutsche evangelische Kirchenwesen tragt in besonderem Matze den Stempel der Zersplitterung. Jedes selbständige Land legte auch auf kirchliche Selbständigkeit wert, innerhalb der Länder machte sich wiederum vielfach die Spaltung nach den beiden evangelischen Konfessionen geltend. (Es gelang zwar, wenn im Lauf der Geschichte ein­ zelne Landesteile zu einem politischen Ganzen verschmolzen wurden, in früheren Seiten vielfach, sie auch kirchlich zusammenzufassen. So wurde es, wenn auch unter bedeutenden Schwierigkeiten, möglich, die im Anfang des 19. Jhd.s dem preußischen Staat neu angeschlossenen Landesteile kirchlich mit den altpreußischen Gebieten zu verknüpfen. Den 1866 von Preußen erworbenen Gebieten gegenüber schien das gleiche Verfahren nicht mehr angebracht; so kam es, daß Preußen außer der großen altpreuhischen Landeskirche noch sechs andere kleinere „Landeskirchen" zählt (SchleswigHolstein; Hannover luth.; Hannover ref.; Hessen-Kassel; Nassau; Frank­ furt a. M.). Auch in anderen Ländern bildete sich eine Mehrheit von Landes­ kirchen (Sayern rechts d. Rh. und Pfalz; Dldenburg u. a.). 3m ganzen gab es bis 1918 37 evangelische Landeskirchen. Durch den Wegfall von ElsaßLothringen, durch den Zusammenschluß einer großthüringischen Landeskirche (1920), von dem sich aber Reuß ä. L. fernhielt, durch den Anschluß der koburgischen Landeskirche an die von Bayern rechts d. Rh. (1920) (derjenige der kleinen Landeskirche des zu Dldenburg gehörigen Birkenfeld an Altpreußen steht zur Verhandlung) wurde die Zahl auf 26 verringert; durch die Sonderung der reformierten Kirche in Bayern rechts d. Rh. von der lutherischen wieder vermehrt. Die evangelische Kirche des Memellandes, die Unierte evangelische Kirche in Polen und die Unierte evangelische Kirche in Polnisch-Dberschlesien nehmen, weil politisch außerhalb der Reichsgrenzen stehend, eine Sonder­ stellung ein; sie sind aber nach wie vor mit der altpreußischen Kirche verbunden. Danzig gehört geradezu zur altpreußischen Landeskirche (§ 6, 3). Die im Anfang des 19. 3hd § besonders von Preußen ausgehenden Bestrebungen auf Union der lutherischen und der reformierten Kirchen führten in gewissem Umfang zum Ziel: in Altpreußen, Baden, Nassau, Pfalz, Anhalt, Waldeck, Birkenfeld ist die Union durchgeführt; in Kur» Hessen (Bez. Kassel) gibt es neben den lutherischen und reformierten auch unierte Gemeinden, und alle haben eine gemeinsame Kirchenbehörde; in mehreren Gebieten waren lange Zeit die Gemeinden der Minderheitskon­ fession, ohne daß sie eine Kirche für sich bilden, mit gewissen Sonderrechten den Kirchenleitungen mit unterstellt (jetzt noch in Lippe). Die Union selbst ist keineswegs gleichgestaltet. 3n Preußen wurde anfangs an Verschmel­ zung der Konfessionen gedacht (adsorptive Union); später lenkte man in die Bahnen einer lediglich konföderativen Union ein; in Baden, Pfalz, Nassau, Anhalt, Waldeck, Birkenfeld sind einheitlich unierte Gemeinden entstanden; in Hessen gibt es in der einheitlich organisierten Landeskirche lutherische, reformierte und unierte Gemeinden (kirchenregimentliche Union). Ähnlich ist die Lage in Frankfurt und Bremen.

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1. Die Grundvoraussetzungen des kirchlichen handelns

§ 7

Die Form der sog. Konsensus-Union (Union auf Grund des in den Bekenntnissen Gemeinsamen, während die Unterschiede fortbestehen) hat praktisch kaum Bedeutung. Die nicht genannten Landeskirchen haben ihren lutherischen oder reformierten Charakter gewahrt. Neben den Landeskirchen besteht seit der Mitte des 18. Ihd.s (Unfang der Organi­ sation 1727) die Evangelische Brüder-Unität (vrüdergemeine) mit 24 Ge­ meinden; Sitz der Direktion ist Herrnhut. Einige reformierte Gemeinden bildeten seit 1703 die Konföderation reformierter Gemeinden in Nieder­ sachsen, die völlig selbständig ist (jetzt noch 3 Gemeinden). Line Unzahl anderer kleiner Kirchenbildungen entstand durch Abtrennung aus den Landes­ kirchen heraus, namentlich im Gegensatz zur Einführung oder Durchführung der Union: in Ultpreußen die Evangelisch-altlutherische Freikirche in Preußen, geleitet vom Dberkirchenkollegium in Breslau (staatliche Zulassung 1845), mit etwa 54000 Seelen; in Hessen - und zwar sowohl im früheren Groß­ herzogtum wie im früheren Kurhessen - die Selbständige evangelisch-lutherische Kirche in den hessischen Landen mit 13 Pfarrbezirken (seit 1877) und die Renitente hessische Kirche Uugsb. Kons, mit jetzt 4 Pfarrbezirken. Ruch in lutherischen Landeskirchen erfolgten wegen angeblicher Unionstendenzen ähnliche kleine Ubsplitterungen; so in Hannover die hannoversche evangelisch­ lutherische Freikirche mit 11 Pfarrbezirken, ferner die Evangelisch-lutherische Hermannsburger Freikirche (1886 von der vorigen getrennt) mit 3 Ge­ meinden, endlich die Evangelisch-lutherische Freikirche in Sachsen und anderen Staaten mit 48 kleinen Gemeinden und die Evangelisch-lutherische Kirche in Baden mit 4 Gemeinden. Ruch die nitreformierte Kirche in der Pro­ vinz Hannover (11 Gemeinden) gehört hierher. von diesen Kirchen, die im allgemeinen das Gepräge deutschen Luther­ tums in stark traditionalistischer Gestalt aufweisen, sind eine Unzahl anderer neben den Landeskirchen stehender Religionsgemeinschaften durch einen breiten Graben geschieden: die aus England und Umerika eingeführten, daher auch die Urt englisch-amerikanischen kirchentums tragend. Es gibt in Deutsch­ land eine nicht unbedeutende bischöfliche methodistische Kirche, eine beachtens­ werte Zahl in einem Bund zusammengeschlossener Baptistengemeinden, eine an Bedeutung stark abnehmende katholisch-apostolische Kirche (Irvingianer), eine kräftig wachsende Neuapostolische Gemeinde und eine ebenso stark anschwellende Udventistenkirche. Außerdem bestehen Versammlungen der Darbysten, Stationen der Heilsarmee und zahlreiche andere kleine Ge­ meinschaften. Die letzteren Bildungen pflegen in der Regel mit einer Unzahl kleiner neben den Landeskirchen stehender Gemeinschaften, die auf eschatologisch orientierten Enthusiasmus zurückgehen, unter dem zwar für einige, nicht aber für alle bezeichnenden Namen „Sekten" (§ 5, 2) zusammengefaßt zu werden. Eine solche „Sekte" deutschen Ursprungs ist die Tempelgemeinde, die aber nur in ihren palästinensischen Kolonien, nicht mehr im Heimatland Württemberg Bedeutung besaß und jetzt auch in Palästina einen ganz schweren Stand hat.

2. Vie neben den Landeskirchen stehenden Kirchen.

§7

Übersicht über die evangelischen Kirchen in Deutschland

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wieder eine andere Gruppe bilden die aus Widerspruch gegen das kirchliche Bekenntnis oder gegen kirchliche Einrichtungen entstandenen freien Gemeinden, deren Glieder z. T. aber auch aus der katholischen Kirche kommen. Vie Mehrzahl ist zusammengeschlossen im Bund freier religiöser Gemeinden (seit 1859), der in letzter Zeit nicht unerheblich gewachsen ist. In den ersten Jahrhunderten nach der Reformation bestanden in Deutschland zeitweis politische Organisationen des Protestantismus (Corpus Evangelicorum 1653); der Plan einer kirch­ lichen Einigung wurde erst im 19.3hd. praktisch ausgenommen. 1846 tagte in Berlin eine von 26 Kirchenregierungen beschickte Evangelische Kirchenkonferenz, ohne ein bestimmtes Ergebnis zu zeitigen. Nach der Revolution von 1848 kam es zu einer „Versammlung für Gründung eines Deutschen evangelischen Kirchenbundes", dem sog. ersten Kirchentag (Wittenberg, 21.—23. Sept. 1848); der Kirchenbund wurde aber nicht verwirklicht. Zu­ stande kam lediglich eine Verbindung der Kirchenleitungen: die Eisenacher Ronferenz deutscher evangelischer Kirchenregierungen (1852), die manche für alle deutschen Kirchen wertvolle Arbeit leistete (Revision der Lutherbibel, Eisenacher Perikopen) und Anregungen gab, ohne eine verfassungsmäßige Einigung merklich zu fordern. Der bis 1872 öfter zusammentretende Kirchentag blieb eine freie Versammlung einzelner. Einen Schritt vorwärts bedeutete der 1903 von der genannten Eisenacher Kon­ ferenz gegründete, wiederum nur von den Kirchenregierungen ausgehende Deutsche Evangelische Kirchenausschutz, der die gemeinsame Vertretung der deutschen evangelischen Interessen gegenüber anderen christlichen und nichtchristlichen Religionsgemeinschaften sowie die kirchliche Versorgung der Deutschen im Ausland und in den Kolonien übernahm. Ansätze zur Bildung einer gemeinsamen Vertretung der Synoden blieben ohne Erfolg; wohl aber taten sich die praktischer Arbeit dienenden großen allgemein-deutschen evan­ gelischen verbände 1916 zur Konferenz deutscher evangelischer Arbeits­ organisationen zusammen. Sie hat in Gemeinschaft mit dem Deutschen Evangelischen Kirchenausschutz auf Grund der Beschlüsse einer Vorkonferenz in Kassel (Febr. 1919) die Einberufung eines Deutschen Evangelischen Kirchentages erwirkt, der nach seiner Zusammensetzung als Vertretung sowohl der Kirchenleitungen wie der Gemeinden gelten konnte (Dresden 1919). Er trat in Stuttgart nochmals zusammen und beschloß die Be­ gründung des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes, dessen feierliche Konstituierung 1922 in Wittenberg erfolgte. Seine Organe sind Kirchentag, Kirchenbundesrat und Kirchenausschuß; letzterer ist das geschäfts­ führende und vollziehende Organ. Der Betheler Kirchentag (1924) hat durch seine „Soziale Botschaft" einen wichtigen Schritt vorwärts getan. Zum Kirchenbund gehören alle obengenannten „Landeskirchen" und (seit 1924) die Brüdergemeine. Der viel weitergehende Gedanke einer Reichs­ kirche ist damit fürs erste beseitigt. Die einzelnen Landeskirchen bleiben int Kirchenbund selbständig; sie haben aber jetzt ein in gewissen gemein­ samen Angelegenheiten für alle handelndes, in anderen Fragen immerhin Anregungen vermittelndes Organ. Auch dieser Zustand kann noch keines-

3. Die Einigungsbestrebungen.

wegr als ideal gelten; aber eine noch engere Verbindung der Landes­ kirchen war und ist namentlich wegen der Bekenntnisunterschiede vorerst nicht erreichbar. § 8. Das kirchliche Leben der deutschen evangelischen Landeskirchen

b Vie geschichtliche Entwicklung, wer die Art der evangelischen Landeskirchen — um diese handelt es sich für uns - verstehen will, mutz ihre Geschichte kennenlernen. Sie wurzeln in der Reformation. Manche Gebiete im Westen, namentlich im Südwesten, weisen Spuren des Einflusses der schweizerischen Reformation auf; die Hauptmasse ist von der lutherischen Reformation bestimmt. Wie diese Rirchen in vielem an den Katholizismus anknüpften, so haben sie auch später in ihren Ordnungen eine sehr kon­ servative Rrt bewahrt. 3m Laufe der vierhundertjährigen Entwicklung ist es kein einziges Mal zu einer erheblichen Umgestaltung gekommen; nur wo die Zeitverhältnisse das gebieterisch heischten, wurden Linderungen am Bau vorgenommen. Namentlich blieb der Lehrtypus fast überall in der Hauptsache erhalten. Die wichtigste Neuordnung auf diesem Gebiet geschah im Zeichen der Union (§ 7, 1); aber welche Erschütterungen waren die $olge! Ruch das von der Ursprungszeit herstammende Übergewicht des Pfarramts wandelte sich lange Zeit kaum; selbst die Einführung einer Presbyterial- und Synodalverfassung (§ 13, 2; 16,3) schuf darin nur in mäßigem Umfang Wandel. Die Revolution 1918 brachte zahllose weit­ gehende Reformpläne, und die nachrevolutionären neuen Kirchenverfassungen schufen insofern ein neue Lage, als sie die Kirchen auf den Gemeinden aufbauten und den synodalen Instanzen den entscheidenden Einfluß auf die Kirchen­ leitung sicherten. Durch die damit gegebene starke Mitwirkung nicht­ theologischer Gemeindeglieder (auch Frauen) und durch die seit Jahrzehnten zu beobachtende, aber neuerdings noch stärker werdende Mitarbeit nicht­ amtlicher Kräfte in freien vereinen, deren viele sehr hohe Bedeutung be­ sitzen (§ 26), ist der Eharakter der vom Ursprung her lutherischen deutschen Kirchen als „Pastorenkirchen" nun doch erheblich geändert, Rber auch die neuen Verfassungen bedeuten einen Umbau, keinen Neubau. Der kon­ servative Eharakter der deutschen Kirchen bewährte sich auch in dieser Zeit. Wer die Struktur der gegenwärtigen Kirchen studieren will, muß immer noch überall auf die Geschichte zurückgreifen. Immerhin sind seit der Reformation ernstliche Wandlungen eingetreten. Nur berührten sie weniger die feststehenden Ordnungen als das sich in ihnen entfaltende religiöse Leben. Kämpfe gegen die Schwärmer hatten im 16. Jhd eine Rolle gespielt; sie lebten in den Streitigkeiten um die pietistische Bewegung seit dem letzten viertel des 17. Jhd.s wieder auf; aber der Pietismus besaß so zahlreiche kirchliche und besonnene (Elemente, daß er viel stärkeren Einfluß auf das Leben der Kirche gewann als die Schwärmer früherer Zeiten. Tief beeinflußte die Rufklärung die kirchliche Haltung; sie bestimmte den inneren Gehalt des Gottesdienstes, des Unter-

§8

Das kirchliche lieben der deutschen evangelischen Landeskirchen

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richts und der gesamten pfarramtlichen Praxis. 3m 19. Jhd. wurde die Entfaltung des kirchlichen Lebens einerseits durch die oft über das Ziel hinausschiehende Wiedererneuerung reformatorischer Art, andererseits durch die immer mehr um sich greifende Kirchenentfremdung bestimmt, die von materialistischen 3deen ausging. Auch das Eindringen englisch-amerika­ nischen Kirchenwesens war bedeutsam. Dahin ist nicht bloß die Entstehung der oben (§ 7, 2) besprochenen kleinen Religionsgemeinschaften und ihr oft erbitterter Kampf gegen die Kirche zu rechnen, sondern vor allem auch die im letzten viertel des Ihd.s stark wachsende Gemeinschafts- und Evangeli­ sationsbewegung, die durch die Bildung zahlreicher religiös energischer, trotz der Zersplitterung in mehrere Gruppen (Gnadauer und Blankenburger Konferenz) gut organisierter Gemeinschaften allmählich nicht nur das reli­ giöse Leben kräftig beeinflußte, sondern auch eine Macht in der Kirche darstellte. Endlich gestaltete sich die allmählich in allen Strömungen, wenn­ gleich in sehr verschiedenem Grad, kritischen Methoden Raum gebende Theologie zu einem Faktor von hoher Bedeutung; die innere Einheitlichkeit vieler Kirchen litt darunter schwer. Teils schieden sich die Lager nach der Annahme oder Ablehnung evangelistisch-methodistischer (Einflüsse, teils nach der Zustimmung oder Nichtzustimmung zu den (Ergebnissen theologischer geschichtlicher Forschung. Seit den heftigen Stürmen der Kriegs- und Nach­ kriegszeit sind die Gegensätze der kirchlichen Richtungen minder scharf ge­ worden; die junge Generation ist von ihnen viel weniger berührt als die alte. Aber die Gegensätze bestehen doch, wenn auch minder lebhaft, weiter. 2. Vie Kirchlichkeit. Unter dem Druck landesfürstlicher Verordnungen, aber auch aus einer den Kirchengliedern ganz selbstverständlichen Bindung an die Kirche heraus erwuchs im 16. und 17. Ihd. eine feste kirchliche Sitte, die sich vor allem in regelmäßigem Kirchen- und Kbendmahlsbesuch betätigte. Der Pietismus, der ihr gegenüber das Moment der Innerlich­ keit betonte, trug zum Nachlassen dieser Sitte bei; noch stärker tat das die Aufklärung. Wo alte kirchliche Bräuche in Abgang gekommen sind, hat die letztere oft ihre Hand im Spiel. Anderseits hat sie auch zur Bil­ dung oder Durchsetzung neuer Sitten geführt, solcher freilich, die nicht ge­ schichtliche Daten des Ehristentums zur Grundlage haben, sondern sich an wichtige Momente des menschlichen Lebens anschlietzen (Totensonntag, Kon­ firmation). Das 19. Ihd. sah Wellenbewegungen in der Entwicklung der Kirchlichkeit. Das dritte viertel brachte einen Tiefstand, das letzte eine Aufwärtsentwicklung; aber der Stand früherer Zeiten wurde nicht entfernt wieder erreicht; und im 20. Ihd. dauert die Abnahme, wenn auch mit Schwankungen (1914!), langsam an. Während für den Kirchenbesuch selten eine regelmäßige Zählung durchgeführt wird (Hessen zählt und weist 1923 eine Beteiligung von 19,6°/o der Erwachsenen und 16,3°/o der Kinder auf; andere Landeskirchen stehen bedeutend ungünstiger), wird der Abend­ mahlsbesuch durchweg festgestellt. 1923 hatte von allen Landeskirchen die höchste Kommunikantenzahl Schaumburg-Lippe (72,84°/o), die niedrigste Hamburg (7,36°/o); der Durchschnitt für ganz Preußen betrug 28,28°/o

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1. Die (brundooraursetzungen de; kirchlichen handelns

§8

(gerechnet vom hundert der Bevölkerung). Den Vollzug mancher kirch­ lichen Handlungen (Taufe, Trauung) erzwang bis zur Einführung der Zivilstandsgesetzgebung (im Keich 1875) die staatliche (Ordnung: nachher hat ein nicht sehr erheblicher Teil der Kirchenglieder auf diese Handlungen ver­ zichtet; die niedrigste Zahl von allen deutschen Landeskirchen für 1923 hatte Hamburg, wo nur 63,52°/o der rein evangelischen paare die kirch­ liche Trauung begehrten; noch schlechter aber stehen manche Großstädte für sich genommen (Berlin 1923: 49,44°/o); Schaumburg-Lippe, Waldeck u. a. dagegen zählen lOO°/o. Vie Zahl der kirchlichen Beerdigungen hat, da sie allmählich auch für Kinder häufiger begehrt wurden, eher zugenommen; die Sitte der Konfirmation wird immer noch verhältnismäßig selten durchkrochen. Schon die angeführten Zahlen beleuchten die große Verschieden­ heit innerhalb des deutschen Kirchengebiets. Vie Großstädte, die Industrie­ bezirke zeigen meist einen sehr niedrigen Stand der kirchlichen Sitte, während sie in ländlichen Bezirken, namentlich in abgelegenen Gegenden, feststeht. Doch finden sich auch zwischen solchen Gebieten, die sonst ähnliche Be­ dingungen aufweisen, vielfach bedeutende Unterschiede; sie werden hervor­ gerufen durch die Geschichte der Gemeinden, die konfessionelle Mischung, die Volksart, die Beschäftigung, auch durch örtliche (Einflüsse. 3m allge­ meinen ist der Stand der kirchlichen Sitte in Deutschland so, daß sie in vielen Gegenden noch eine wacht ist, in anderen aber, besonders in den Großstädten, als schwer gefährdet gelten muß. 5. Die kirchlichen Ordnungen unterliegen landeskirchlicher Gesetz­ gebung. (Es gibt keine allgemeingültigen Bestimmungen außer denen der Keichsverfasiung von 1919 und einigen reichsgesetzlichen Bestimmungen von mittelbarer Bedeutung (z. B. Zivilstandsgesetzgebung). Jede Landeskirche hat ihre besondere verfasiung, jede regelt Gottesdienste, kirchliche Hand­ lungen, kirchliche Zeste, kirchlichen Unterricht, Vorbildung der Pfarrer usw. nach ihrer Art. Vas war von alters so und ist so geblieben. 3mmerhin gibt es wichtige, allen gemeinsame Grundzüge: Kindertaufe nach der trini­ tarischen Form, Konfirmation meist beim Abschluß der Schulzeit, Trauung, Beerdigung; auch in der Einrichtung von Gottesdiensten und Abendmahls­ feiern geht die Übereinstimmung ziemlich weit. Andere kirchliche Ordnungen sind Sondereigentum einzelner Kirchen. Über die Ordnungen hinaus haben alle viel gemeinsames Gut (Luthers Bibelübersetzung und Katechismus; das evangelische Kirchenlied), aber die Verwendung ist verschieden. Fast jede Landeskirche hat ihr eigenes Gesangbuch, die meisten eine eigene Gestalt ihres Hauptgottesdienstes. Vie Bestrebungen auf Herbeiführung größerer Gemeinsamkeit scheitern immer wieder an der Neigung zur Beibehaltung des überkommenen Sonderguts und an anderen Stimmungen (Bekenntnis). Kirchenbund und Kirchentag beginnen bereits ein gemeinsames handeln der deutschen evangelischen Kirchen in gemeinsamen Angelegenheiten heraus­ zubilden; aber die Eigenart der Linzelkirchen wird darum doch bestehen bleiben. 4. Die kirchliche Sitte. Allmählich haben wir unter dem Eindruck der auflösenden Wirkungen des immer stärker in Subjektivismus aus-

§8

Das kirchliche Leben der deutschen evangelischen Landeskirchen

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artenden Individualismus wieder die Bedeutung der Sitte nicht nur für das kirchliche, sondern auch für das religiöse und sittliche Leben der ®emeinden würdigen gelernt. Das ist gerade die ungeheuere Gefahr der geschichtslosen Großstädte und Industrieorte, daß sie keine feste Sitte mehr haben. Das ist der Segen des Dorfes, daß es den einzelnen in eine starke Gemeinsitte hineinstellt, oft noch an sie bindet, wir begegnen auch heute noch dem einseitigen Lobpreis der rein individuell gedachten Freiheit und Wahrhaftigkeit und dem nicht minder einseitigen Kampf gegen jede diese Freiheit und Wahrhaftigkeit angeblich hemmende oder gar zerstörende Bindung. Rber diese Stimmung ist doch im Rbnehmen. Die Erkenntnis vom Segen der Sitte ist zumal durch die Dorfkirchenbewegung, deren Führer h. v. Lüpke ist, wirksam gefördert worden. 5. Stadt und Land. Die gleiche Bewegung hat die Einsicht wachsen lassen, daß wir innerhalb unserer evangelischen Gemeinden mit ganz ver­ schiedenen psychischen Einstellungen zu rechnen haben. Bedeutsamer noch als die Einwirkung von Bildung und Bildungsmangel, als die zweifellos sehr wichtige Beeinflussung durch den Beruf ist das hineingestelltsein in die Lebensgemeinschaft eines Dorfes oder in die Lebenszerrissenheit einer (zumal großen) Stadt. (Es gehört zu den wesentlichen Momenten der kirchlichen Praxis der letzten Jahrzehnte, daß, großenteils durch die Dorfkirchenbe­ wegung, das Dorf als Wurzelboden eigener Rrt für religiöses, sittliches und kirchliches Leben sozusagen wieder entdeckt worden ist. Daß, zumal durch die Industrie und leider in raschestem Schritt seit dem Weltkrieg, viele Dörfer ihren Dorfcharakter verloren haben, daß die Dörfer in der Nähe der größeren Städte zu Vororten oder gar Vorstädten umgewandelt wurden, ist eine der unter dem Gesichtspunkt kirchlichen Lebens betrü­ benden Erscheinungen des letzten Jahrzehnts. Um so mehr ist das Wieder­ erwachen der Liebe zum Dorf, die auch die Liebe zur Dorfkirche um­ fassen wird, zu begrüßen. 6. Die Frömmigkeit innerhalb der evangelischen Kirchen ist über­ wiegend vom Luthertum, zum kleineren Teil von reformierter Rrt bestimmt. Doch ist eine auch in den Denkformen ausgeprägte lutherische oder refor­ mierte Frömmigkeit nur in verhältnismäßig engen, besonders nachdrücklich kirchlichen Schichten zu finden. In den Mafien wohnt eine viel abgeblaßtere Frömmigkeit, die oft auch der Kirchenlehre gegenüber starke Zurückhaltung übt- in weiten Volksschichten trägt sie rationalistische Züge. Daraus ergibt sich ein Rbstand zwischen der Lehre der Kirche in Gottesdienst und Unter­ richt einerseits, der Stimmung weiter Kreise des Kirchenvolkes andererseits. Sieht man aber nur auf die lebendigen und tätigen Kirchenglieder, so wird das Verhältnis anders,- unter ihnen neigt ein sehr großer Teil zum Festhalten des Riten. Daß die Rufgabe der alten Lehr- und Kultusformen die ablehnend oder abwartend zur Kirche Stehenden in Mafien zu einer kirchenfreundlichen oder gar kirchlich-tätigen Haltung bringen würde, ist deswegen unwahrscheinlich, weil jene Haltung großenteils auf geringer Ent­ wicklung des religiösen Sinnes selbst beruht. Rus dieser Lage entspringen außerordentlich schwierige Fragen für die Gestaltung der Kirchen. Mag

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man im einzelnen im Zweifel über den richtigen weg sein, keinesfalls würde eine vorbehaltlose Anpassung an radikale Modernisierungsbestrebungen unseren Kirchen neues Leben zuführen.

Literatur zu §§ 2—8 X. Sur Frage der verfaßten Kirche. Die Kirchenfragen bedürfen einer neuen, umfassenden Bearbeitung. Werke wie Julius Köstlin, Das Wesen der Kirche nach der Lehre und Geschichte des IULs* (1872), oder Hermann Schmidt, Die Kirche (1884), genügen nicht mehr; noch weniger reichen die Darstellungen in den Lehrbüchern der Konsessionskunde und der Ethik aus. Die Aufstellungen Richard Rothes (Anfänge der christlichen Kirchei, 1837; Ethik Bb V § 1168 ff.; Vorlesungen über KG, des. Bb II; vgl. 3- Happel, Richard Rothes Lehre von der Kirche, 1909; Schönewolf, Richard Rothes Lehre von der Kirche, nach ihren wurzeln untersucht, ihrem Gehalt und ihren Folgerungen geprüft. Mitteilungen der Frankfurter Kons. Hess. Geistlicher, 15. Jahrg. Nr. 1), und die sehr einseitigen Formulierungen Rudolf Sohms (Kirchenrecht Bb I, 1892; Bb II, 1923; Wesen und Ur­ sprung des Katholizismus, 1909) machen eine neue Behandlung der Frage notwendig. Ernst Troeltschs Soziallehren der christlichen Kirche (Ges. Schriften Bb I, 1912) bieten reiche Anregung, ohne eine systematische Gesamtdar­ stellung zu geben (vgl. desselben Aufsatz: Religion und Kirche, Preutz. Jahrb. 1895). wertvoll, wenn auch reichlich weit ausholend: R. heineke, vom Ideale der sichtbaren Kirche. ZTHK 1916 S. 71 —180 (vgl. S. 261 ff.). Recht beachtenswert ist manches in Paul Wernle, Einführung in das theo­ logische Studium (3. Aufl. 1921, S. 507 ff.). Mehr den praktischen Bedürfnisien der Gegenwart dient Erich Schäder, Der moderne Mensch und die Kirche (1907). Das Verhältnis der rein religiösen und der verfaßten Kirche ist be­ sonders oft im Anschluß an Luther durchgesprochen worden. Meist ist aber dabei die Stellung Luthers zu bestimmten verfasiungsformen in den Vordergrund geschoben worden (§ 14); seltener wurde die grundsätzliche Stellung der verfaßten Kirche scharf ins Auge gefaßt. Ernstlich sind zu beachten M. Rade, Der Sprung in Luthers Kirchenbegriff (Ztschr. f. Theol. und Kirche 1914); Karl holl, Die Entstehung von Luthers Kirchenbegriff (Festschr. f. Dietrich Schäfer, 1915), wilh. Walther, Luthers Kirche (1917); Ferd. Kattenbusch, Der evangelische Kirchengedanke (1918); Hermann Jordan, Luthers Staatsauffasiung, 1917; Arnold F. Berger, Luther und die deutsche Kultur, 1919. Joh. Steinbecks Schrift: Luther, Die Kirche und wir (1917) ist mehr praktisch geartet. Zu der Frage nach dem Verhältnis von Kirche und Recht ist R. Sohms Kirchenrecht (s. oben) besonders bedeutsam; dazu M. Reischle, Sohms Kirchen­ recht und der Streit über das Verhältnis von Recht und Kirche, 1895; K. Köhler, Lehrbuch des deutsch-evangelischen Kirchenrechts, 1895; Joh. Riedner, Recht und Kirche, 1914; M. Schian, Kirche und Recht (Mfp 1924, 73ff. 108ff).

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Vertreter des Gegensatzes gegen verfaßte Kirchen überhaupt ist z. B. Ernst horneffer (Katholizismus in der protestantischen Kirche, 1909); Eduard Platzhoff-Lejeune, Religion gegen Theologie und Kirche (1905); zu Heinrich Lhotzky vgl. K Haas, Religion und Reich Gottes (Deutsch-Evangelisch 1910); Rüg. Pauli, 3m Kampf mit dem Rmt (1911; anders Christi. Welt 1915, 257 ff.). Für die Kirche vorwiegend kleine volkstümliche Schriften G. Hilbert: was ist uns unsere Kirche? (1919); lR. Schian, was haben wir an unserer evangelischen Kirche? (1919); Jähkel, Können wir die Kirche entbehren? (1919); p. Rlthaus, Vas Erlebnis der Kirche (2. stuft 1925); p. Scheusten, Du und deine Kirche (11-20. Tsd. 1925); mit starkem Einschlag von Reformgedanken: Joh. Müller, Volkskirche und Christentum (9. Kriegshest der Grünen Blätter 1917); Gottfr. Traub, Kirche und Religion (1918). Neuerdings erschienen Schriften, die von der Kirche reden, die aber mehr religiös-kritisch oder reformistisch gerichtet sind und die Grundfragen oft gar nicht berühren: Erich Stange, von der kommenden Kirche (3. stuft

1925); hn. Schafft, vom Kampf gegen die Kirche für die Kirche, 1925; „vom neuen willen zur Kirche" handelt eine von p. Schorlemmer 1924 herausgegebene Sammlung von Aufsätzen. Für Jesus ist auf die Darstellungen der ntlichen Theologie (urchrist­ liche Religionsgeschichte) zu verweisen, für Paulus besonders auf w. wrede, Paulus (2. stuft 1907), und h. weinel, Paulus als christlicher (Organisator, 1899; Paulus* (1915); für das Urchristentum überhaupt auf die Dar­ stellungen des apostolischen Zeitalters, z. B. K. Weizsäcker (1902*), und des nachapostolischen Zeitalters, so Rud. Knopf (1905), sowie auf E. von vobschütz, Die urchristlichen Gemeinden (1902). Sehr wichtig ist die außerordentlich stoffreiche Untersuchung von std. harnack: Entstehung und Entwicklung der Kirchenverfaffung und des Kir­ chenrechts in den zwei ersten Jahrhunderten, 1910 (vgl. RE*, Bö XX, S. 508 - 546). 2. Sur aberficht über das evangelische Kirchenwesen. Allgemein: G. Schenkel, Der Protestantismus der Gegenwart (Sammelwerk) 1926. Für die Kirchen im Ausland ist nützlich E. Kalb, Kirchen und Sekten der Gegenwart (2. stuft 1907); mit Vorbehalt ist p. Scheusten, Die Sekten der Gegenwart (3. stuft 1923) zu empfehlen. Dazu kommt die in den Studien zur prTH, herausgegeben von K. Eger, enthaltene Kirchenkunde des evangelischen Auslandes (Schweiz von T. Stuckert, Norwegen von M. Gjessing, Schottland von G. Dibelius, Schweden von E. Rohde); ferner die RL*> Bb XXIII, S. 757 aufgeführten Schriften und wilh. Müller, Das religiöse Leben in Amerika, 1911; (Otto Kraushaar, Verfassungsformen der Lutherischen Kirche Amerikas, 1911; Adolf Keller, Dynamis, Formen und Kräfte des amerikanischen Protestantismus, 1922; h. Werdermann, Das religiöse Angesicht Amerikas, 1926. wertvolle Aufsätze über Schweden und die Schweiz bei T. Horn, Kultus und Kunst, 1925. Die Eiche, 1919, heft 4 (Norwegen). - Für die deutschen Kirchen: Evan­ gelische Kirchenkunde, herausgegeben von M. Schian, 7 Bde seit 1902 (1. Sachsen, 2. Schlesien, 3. Baden, 4. Bayern, 5. Thüringen, 6. Nieder-

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sachsen, 7. Württemberg); p. Pieper, Kirchliche Statistik Deutschlands 1899; Jot). Schneider, Kirchliches Jahrbuch für die evangelischen Landeskirchen Deutschlands (seit 1874). Über die Einigungsbestrebungen in der Gesamtchristenheit: A. W. Schreiber, Internationale kirchliche Einheitsbe­ strebungen, 1921; R. Wallau, Vie Einigung der Kirche vom evangelischen Glauben aus, 1925; Eh. S. INacfarland, Vie internationalen christlichen Bewegungen, amerikanisch gesehen, 1925; R. Soderblom, Einigung der Christenheit. Übersetzt von p. Katz, 1925. Über die Einigungsarbeiten in den deutschen evangelischen Landeskirchen unterrichten Fried. HL Schiele, Die kirchliche Einigung des evangelischen Deutschlands im 19. Jhd., 1908, und Ernst Schubert, Die deutsch-evangelischen Einheitsbestrebungen, 1919 (hier ausführliches Literaturverzeichnis); für die Entwicklung seit 1919 geben die gedruckten Verhandlungen der Kirchentage von Dresden, Stuttgart und Bethel die Unterlagen. Dazu G. Scholz, Der Deutsche evangelische Kirchen­ bund, 1924. Für das Verhältnis der reichsdeutschen Kirchen zu den Kirchen in den abgetretenen Gebieten: (D. Dibelius, Staatsgrenzen und Kirchen­ grenzen, 1921. - Für die Kirchenkunde, ihre Bedeutung und ihre Methode ist besonders der Artikel „Kirchenkunde" R£8, Bd XXIII, S. 756ff. (von M. Schian) zu vergleichen. Dort findet sich ein ausführliches Ver­ zeichnis der einschlägigen Veröffentlichungen, auch der vielen kirchenkundlichen Einzeldarstellungen. Seit Erscheinen dieses Artikels sind ähnliche Aufsätze kaum zu verzeichnen; wohl aber ist das Leben und die Arbeit der evangelischen Kirchen während des Krieges unter dem Gesichtspunkt der durch den Krieg hervorgerufenen Lage oft besprochen worden. 3usammenfaffende Darstellung: Eine umfaffende Darstellung der Arbeit der evangelischen Kirchen im Weltkrieg bietet M. Schian, Die deutsche evan­ gelische Kirche im Weltkrieg, Bd I (Militärseelsorge), 1921; Bd II (Heimat­ kirche), 1925. - Besonders wertvoll: h. Gebhardt, Zur bäuerlichen Glaubens­ und Sittenlehre, 4. Ausl. 1907; p. Gerade, Meine Erlebniffe und Beobachtungen als vorfpastor, 1895; A. l'houet, Zur Psychologie des Bauerntums, 1905; T. Kühn, Skizzen aus dem sittlichen und kirchlichen Leben einer Vorstadt, 1902, N. F. 1904; M. Rade, Die religiös-sittliche Gedankenwelt unserer Industriearbeiter, 1898. Der Artikel Kirchenkunde R(E8 XXIII verzeichnet auch die gesamte Literatur zur religiösenvolkskunde. Dazu kommen die volkskundlichen Schilderungen aus der Kriegszeit und zwar Schriften über die Seele des Feldsoldaten wie solche zur Psychologie der Heimat. Leide Arten sind bei M. Schian (s. o.) verzeichnet. Zur Ergänzung dienen S. Wegeleben, Das Felderlebnis (1921), und R. Dreiling (kath.), Das religiöse und sittliche Leben der Armee unter dem Einfluß des Weltkrieges (1922). Die religiöse Volkskunde mutz unterscheiden, also die verschiedenen Stande und Schichten gesondert untersuchen. Nach dieser Richtung mutz noch viel mehr als bisher geschehen. 3m I. Band von „Großstadt und Religion" schildert L. Heitmann die religiöse Situation ,m der Großstadt; er konstruiert leider etwas zu viel. W. Classen, Großstadtheimat, beschränkt sich auf wertvolle Einzelbilder. Dem Gebildeten von heute,

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dem Beamten sind noch kaum ernste Sonderstudien gewidmet, wohl aber dem Industriearbeiter. Außer der R(E* XXIII angeführten Literatur sind wichtig