111 28 11MB
German Pages 260 [256] Year 1993
DER
HANDBUCH ALTERTUMSWISSENSCHAFT
BEGRÜNDET
VON
ERWEITERT FORTGEFÜHRT
ZWEITE
IWAN
VON
VON
VON
WALTER
HERMANN
MÜLLER OTTO BENGTSON
ABTEILUNG, VIERTER
TEIL
GRIECHISCHE VERSLEHRE VON
C.M.]. SICKING PROFESSOR
AN DER UNIVERSITÄT LEIDEN MIT
DR.
MARLEIN VAN
RAALTE
(tx)
IN ZUSAMMENARBEIT
C.H.BECK'SCHE
VERLAGSBUCHHANDLUNG MÜNCHEN
1993
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Handbuch der Altertumswissenschaft / begr. von Iwan von Mül-
ler. Erw. von Walter Otto. Fortgef. von Hermann Bengtson. München : Beck. Abt. 2. NE: Müller, Iwan von [Begr.]; Bengtson, Hermann (Hrsg.] Teil 4. Sicking, C. M. J.: Griechische Verslehre. - 1993 Sicking, C. M.].: Griechische Verslehre / von C. M. J. Sicking. - München : Beck, 1993
Handbuch der Altertumswissenschaft : Abt. 2 ; Teil 4) ISBN 3 406 35252 9
ISBN 3 406 352529 © C.H.Beck'sche Verlagsbuchhandlung (Oscar Beck) München 1993 Satz und Druck: Hubert & Co., Góttingen Bindung: Lachenmaier, Reutlingen
Gedruckt auf alterungsbestándigem (säurefreiem) Papier Printed in Germany
τῇ ἀρνησαμένῃ
FiscHEs
NACHTGESANG
Christian Morgenstern
INHALT
Vorwort
.....................................
Zeichenerklärung
................................
Verzeichnis abgekürzter Buchtitel
.......................
1 3 5
I. EINLEITENDES ............
9
. Zielsetzung .................................. . Anordnung ..................................
. Hauptprobleme der Forschung von 1900 bis heute
31 38
II. . Prinzipien, Terminologie
. Prosodisches
..........................
43
.................................
61
ον
ἘῸΝ
δ
III. STICHISCHE
VERSE
(UND
ELEGISCHES
DISTICHON)
Daktylischer Hexameter . .......................... Elegisches Distichon . ............................ Iambischer Trimeter ..,........................... Hinkiamben . . 2:2: 22 20m nern Trochäischer Tetrameter .................,........
69 83 88 101 105
Übrige stichische Verse
111
IV.
STROPHISCHE
Sappho, Alkaios Syrunn
GRUNDLEGENDES
...........................
GEDICHTE
AUSSERHALB
DES DRAMAS
...............................
135
Archilochos..................,................ Alkman ...................44 44444.
139 143
Stesichoros, Ibykos..............................
150
Anakreon
156
...................................
Simonides, Bakchylides, Pindar
.......................
160
X
Inhalt V.
1. Strophische Partien
DRAMA
.............................
181
Allgemeines ............................... Dochmien ................................
181 187
13
loniker..................................
191
1.4 1.5
AolisierendeVerse ........................... Die gesungenen Partien im Oidipus Tyrannos des Sophokles . ...
196 200
1.1 1.2
2. Systeme
....................................
208
Nachwort
....................................
211
Bibliographie
..................................
216
Index Nominum.................................
225
Index Locorum
228
Sachregister
.................................
...................................
232
VORWORT
Als ich, vor etwa zwanzig Jahren, die Aufforderung annahm, dieses Buch zu schreiben, tat ich das in der Überzeugung, daß die Zeit reif sei, einen dank den bahnbrechenden Arbeiten von WiLamowiTz, Maas, SNELL und Dare wachsenden
Konsensus systematisch zu durchdenken und festzulegen. Seitdem ist vieles geschehen, was ich damals nicht erwartet hatte. Nicht nur ist
die Erfüllung des dem Verleger gegebenen Versprechens durch mehr als zehnjáhrige Verwaltungsarbeit und durch persónliche Umstände beträchtlich verzógert worden, sondern außerdem
stellte sich allmählich heraus, daß zwar, vor allem
dank Maas, vielerlei Mißverständnisse aus dem Wege geschafft waren, das gebotene Instrumentarium
für die Erklärung griechischer Verse im positiven Sinne
aber nicht ausreichte. Es war nicht zu umgehen, die ganze Frage von neuem zu durchdenken, um so mehr als sich gerade in neueren Veróffentlichungen gezeigt hat, daß die von Maas zum Teil bewußt offengelassenen Lücken entgegen seiner Absicht Gelegenheit boten, unhaltbare Auffassungen, die man bereits totgeglaubt hatte, zu neuem Leben zu erwecken, so daß die errungenen Fortschritte in Ge-
fahr sind, wieder verlorenzugehen. Das hier endlich veróffentlichte Resultat meiner Arbeit ist deshalb nicht eine Art Kodifikation von Auffassungen, die von einer Mehrheit von Sachverstündigen ohne weiteres geteilt werden, sondern ein Versuch, die seit GLEeprrscH erziel-
ten Forschungsresultate in eine griechische Verslehre zu integrieren und - auch auf der Grundlage einer kritischen Skizze der Forschungsgeschichte von 1900 bis heute - erst und vor allem die Prinzipien zu definieren, die die rhythmische Form griechischer Verse bis zum Ende der klassischen Periode bestimmen, und so einen Rahmen Verse.
Ich habe schaftlicher der richtigen gen unserem
zu bieten für die Erklärung
und
ästhetische Würdigung
dieser
versucht, diese Prinzipien nach den strikten Forderungen wissenMethode aus observierbaren Tatsachen herzuleiten, entsprechend Überzeugung von Maas, daß nicht durchdachte a-priori-AuffassunVerständnis griechischer Verse bereits genug geschadet haben.
Die Charakteristika dieses Buches lassen sich aus dieser Zielsetzung herleiten.
Insbesondere ist die Auswahl des zitierten Materials ausschließlich von dem Bedürfnis bestimmt, die rhythmischen Prinzipien, auf denen die Form griechischer Verse beruht, zu illustrieren. Vollständigkeit wurde nicht angestrebt, um so weni-
ger als für die Registrierung aller móglichen Einzelheiten anderswo - vor allem von WHITE,
SNELL, Dare, WEST, VAN
RAALTE und
ZIMMERMANN
- ausgiebig ge-
sorgt ist. Dasselbe gilt für die wissenschaftliche Literatur: auf die in der Bibliographie erwáhnten Veróffentlichungen habe ich im Text nur dann hingewiesen,
wenn das für die Darlegung unentbehrlich schien. Dieses Buch wäre nicht zustande gekommen ohne die Intelligenz und stete Hilfsbereitschaft von Dr. Marlein van Raalte, deren Namen ich denn auch, ihrem
2
Vorwort
Protest zum Trotz, auf die Titelseite gesetzt habe. Zu danken habe ich auch Dr. Jan M. van Ophuijsen sowie meinem Groninger Kollegen Stefan L. Radt für seine ebenso unentbehrliche wie freundschaftliche Hilfe bei der Formgebung des Textes in einer Sprache, die nicht meine Muttersprache ist. Für die mir unterlaufenen Fehler bin ich selbstverständlich allein verantwortlich. Leiden, Ende Juli 1989
ZEICHENERKLÄRUNG
(1) im Versschema (2) in der Wiedergabe konkreter Verse
(1) Longum (2) lange Silbe (1)
Breve
(2) kurze Silbe (1) Doppelbreve (1) Anceps
(1) respondierende Länge statt Doppelbreve (1) respondierende Länge statt Breve (Cholosis) (1) respondierende Länge an einer Stelle, wo Ambiguität (Breve/Doppelbreve) besteht (1) respondierende Doppelkürze statt Longum
(bzw. Anceps)
(2) Abwechslung von Länge und Doppelkürze an markierter Stelle (2) Abwechslung von Doppelkürze und Länge an nicht-markierter Stelle
(2) Abwechslung von Länge und Kürze (2) Anceps bisweilen realisiert als Doppelkürze (2) Breve bisweilen realisiert als Doppelkürze (1) Zäsur
(2) (feste) Wortgrenze (1) erstrebte Wortgrenze (2) überdurchschnittlich frequente Wortgrenze (1) Wechselschnitt
Versende Ende einer Strophe bzw. Epode Anfang/Ende eines Gedichts Grenze zwischen zwei Metra bzw. metrischen Gruppen (2) keine Wortgrenze (2) meistens keine Wortgrenze
respondiert mit reprásentiert steigend fallend (1) Katalexis
O «4. on mm Γ
Zeichenerklärung
Dochmius Antilabe
markierte/nicht-markierte Stelle Vokal Konsonant
VERZEICHNIS Allen,
& R
ABGEKÜRZTER
BUCHTITEL
Allen,W. S., ‚Accent and Rhythm.
Prosodic Features of
Latin and Greek. A Study ın Theory and Reconstruction‘, Cambridge 1973. Dale, LM
Dale, A.M., ‚The Lyric Metres of Greek Drama‘, Cam-
bridge 21968. Dale, CP
Dale, I, IT, III
Dale, A. M. ‚Collected Papers‘, Cambridge 1969. Dale, A. M., ,Metrical Analyses of Tragic Choruses‘:
I: ,Dactylo-epitrite', BICS Suppl. XXI. 1 (1971), II: ,Aeolo-Choriambic', ib. XX1,2 (1981), III: ‚Dochmiac-lambic-Dactylic-Ionic‘,
(1983).
Kannicht, Gn
Kannicht, R.,
Rez.
(1973) 113-134.
D.Korzeniewski
ib. XXL,3 1968,
Gn.
XLV
Korzeniewski, GM
Korzeniewski, D., ‚Griechische Metrik‘, Darmstadt 1968.
Kraus, Stroph.
Kraus, W., ‚Strophengestaltung in der griechischen Tragódie I: Aischylos und Sophokles', Vien 1957.
Maas, GM
Maas, P., ‚Griechische Metrik', in: ‚Einleitung in die Altertumswissenschaft‘, edd. A.Gercke & E.Norden, PP,
Maas, GM
1962
Van Ophuijsen, HM
VII, Leipzig/Berlin 1923, ?1929. Maas, P., ‚Greek Metre. Translated by Hugh Jones‘, Oxford 1962.
Ophuijsen, J. M. van, ‚Hephaestion on Metre. A Translation and Commentary',
Van Raalte, R& M
Lloyd-
Leiden
1987.
Raalte, M. van, ,Rhythm and Metre. Towards a System-
atic Description of Greek Stichic Verse', Assen 1986. Snell, GM
Snell, B., ‚Griechische Metrik', Göttingen *1982.
Snell-M., Bacch.
‚Bacchylidis carmina cum fragmentis, edd. B. Snell und H. Maehler, Leipzig 191970. Pindari carmina cum fragmentis I: ‚Epinicia‘ II: ‚Frag-
Snell-M., Pind.
menta. Indices', edd. B. Snell und
H. Maehler, Leipzig I
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West, GM West, ‚Topics‘ Wilamowitz, GV Zimmermann, MA
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Wilamowitz-Möllendorf, U. von, kunst‘, Berlin 1921.
‚Griechische
Zimmermann, B., ‚Untersuchungen
zur Form
und
Versdra-
matischen Technik der aristophaneischen Komödien‘, 3: ‚Metrische Analysen‘, Frankfurt 1987.
I EINLEITENDES
1. HAUPTPROBLEME DER FORSCHUNG VON 1900 BIS HEUTE'! 1 Der Vorgänger der hier gebotenen Darstellung der griechischen Verslehre im Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft war die ,Metrik der Griechen und Römer‘ von Huco GuzprrscH, deren dritte, neubearbeitete Auflage 1901 er-
schien. Das Buch gehört in die von WesrrHAL und RossBAcH ausgehende Tradition. Von dem von ihnen herausgearbeiteten System weicht der Autor nur insofern ab, als er sich bei seiner Interpretation der äolischen und daktyloepitritischen Verse von den damals neuesten Ansichten hat leiten lassen.? Alles in allem bietet er eine verläßliche Darstellung der um 1900 von den meisten Sachkundigen* vertretenen Auffassungen. 1.1 Ein wesentliches Moment im damaligen Konsensus war die Überzeugung, daß „die metrische Forschung (...) nicht nur auf die aus dem Altertume überlie-
ferten Dichterwerke zurückzugehen [hat], sondern ebenso sehr auf die Lehren der alten Theoretiker, soweit diese aus guter Quelle, vornehmlich
aus Aristoxe-
nos, geschópft sind". Zweitens heißt es, daß zum vollen Verständnis namentlich der für den Gesang bestimmten Verse ,die Kenntnis der rhythmischen Gesetze" unentbehrlich sei.5 Diese Gesetze seien den erhaltenen Bruchstücken des AnisroXENOS zu entnehmen. Bestimmend für die Interpretation der antiken Verse nach den Grundsätzen des ARISTOXENOS war die Überzeugung, daß das dem 19. Jahrhundert geläufige Taktprinzip die natürliche Voraussetzung eines jeglichen rhythmischen Systems sei. Der von AnisroxeNos gehandhabte Fußbegriff wurde somit dem modernen Taktbegriff gleichgesetzt. 1.1.1 Die dem Rhythmus zugrundeliegende, nicht weiter teilbare kleinste Zeiteinheit nennt ARISTOXENOS χρόνος πρῶτος (.). Sie hat keinen absoluten, sondern einen nach dem Tempo
der jeweiligen Bewegung
(ἀγωγή) bestimmten,
relativen
als zwei χρόνοι können
miteinander zu einer Einheit
Zeitwert. 1.1.2
Zwei
oder mehr
- χρόνος δίσημος (—), τρίσημος (1), τετράσημος (ua) oder πεντάσημος (u)
- ver-
bunden werden. ! Die
wichtigsten
Forschungsberichte
über die Periode sind:
JAW CII (1899) 1-64
? ‚Theorie Hellenen'
(H.GuEprrscH)
(1
der 1885,
musischen II
1886,
III
Künste
der
1887,
III?
1889). Die erste Veröffentlichung der hier
CXXV(1905)1-63 (id) CLXIV (1909) 75-129 (id.) CCL (1935) 290-494 (E. KALINKA)
zum drittenmal veróffentlichten Auffassungen fand 1854-61 statt, die zweite 1867-68. * ‚Bacchylidis Carmina', ed. F.BLass,
CCLVII
(id.)
11900,
(id) (A. M. Dauer) (1. PARKER)
* Vgl. W.Cunisr, ,Metrik der Griechen und Römer‘, Leipzig 1874. 5 GLEDITSCH, 0. c. 81.
(1937)
1-160
CCLVI(1937)1-126 Lustrum 1957/2, 5-51 1970/15, 37-98
Praef. XXIX ff.
10
Sicking, Griechische Verslehre
1.1.3 Neben diesen ‚rationalen‘ χρόνοι kennt die antike rhythmische Theorie auch χρόνοι ἄλογοι, irrationale Zeiteinheiten, d.h. Zeiteinheiten, deren Zeitwert kein Multiplum der Grundzeit bildet.*
1.1.4
Ein vom Rhythmus geforderter χρόνος, der nicht durch einen Teil der λέ-
Eis zur Darstellung gebracht wird, heißt χρόνος κενός" oder λεῖμμα (4). Dem verschiedenen Umfang der χρόνοι entsprechend gibt es χρόνοι κενοὶ δίσημοι (X), τρίσημοι (X), τετράσημοι ( und πεντάσημοι (I).
1.1.5 Die Gliederung der Zeit wird dadurch wahrnehmbar, daß in einer Reihe von Zeiteinheiten in regelmäßiger Folge eine vor den anderen stärker hervorgehoben wird (σημασία, ictus). Der so kenntlich gemachte Zeitteil wird ϑέσις genannt, die anderen im Gegensatz zu diesem ἄρσις. Eine Gruppe von durch eine σημασία zur Einheit verbundenen χρόνοι bildet einen Fuß (πούς) oder Takt.
1.1.6
Das Sprachmaterial als solches weist keinen anderen Unterschied auf als
den zwischen langen und kurzen Silben, die dem χρόνος πρῶτος bzw. δίσημος gleichzusetzen sind. Die langen Silben können jedoch ebenso wie die χρόνοι κενοί durch Dehnung (tovfj auch für größere Zeitwerte eintreten.* Nur mit Hilfe von
diesen dem Sprachmaterial nicht zu entnehmenden Erscheinungen gelingt es, fast alle überlieferten Verse als Reihen von in Füßen (Takten) geordneten Silben zu verstehen.
1.1.7
Eine Reihe von zwei bis sechs Füßen wird κῶλον genannt und besteht aus
Füßen entweder desselben (z. B. ..., -., -.) -.) γένη. Um als oberstes Prinzip das feste Kürzen beibehalten zu kónnen, hat man Trochäen eine Abwechslung von 3/4- und 4/4 444] JJ] 3/4 4J1JJI). Isochronie der Füße des Tempos erreicht: -
vu.
γένος oder verschiedener (-.., -.., οὐ, Verhältnis (2: 1) zwischen Längen und z. B. bei abwechselnden Daktylen und 4/4- Takt anzunehmen (_.._..-.-. wird in solchen Fällen durch Wechsel
vvovo
Auch so lassen sich jedoch ungewohnte Taktarten wie 5/4 (L..) oder 7/4 (-„--) nicht vermeiden, es sei denn, man ist bereit, das vom Text gebotene metri-
sche Schema durch Einfügung von Pausen und durch Veränderung des Zeitwertverhältnisses entsprechend umzugestalten. So kann man z.B. fünfzeitige Füße auf 6/4 ausdehnen (_._ = 4J4., oder JJ4*) oder den Daktylus je nach dem Kontext durch 4/4 (JJJ) oder 3/4 (4.4: „kyklische Daktylen“) wiedergeben. 1.1.8
Zu dieser ,rhythmischen
Fundamentaltheorie‘,
die auf Ansichten
basiert,
welche der antiken rhythmischen Theorie und dem 19. Jahrhundert geläufig waren, láfit sich folgendes bemerken. * Der χρόνος ἄλογος ist τοῦ μὲν βραχέος μακρότερος, τοῦ δὲ μακροῦ ἐλάσσων (BAc-
cHEUS
5.23,
Meibom).
Vgl
Arıstox.,
Rhythm. Stoich. 294, Mor.: ἔσται δ᾽ ἡ ἀλογία μεταξὺ δύο λόγων γνωρίμων τῇ αἰσϑήσει, τοῦ τε ἴσου καὶ τοῦ διπλασίου.
7 Χρόνος
πλήρωσιν
κενὸς ἄνευ φϑόγγου
τοῦ
ῥυϑμοῦ
(ARISTID.
πρὸς
ἀνα-
QUINT.
27, 6). * Ἦ ἐπὶ πλείονα χρόνον μονὴ κατὰ μίαν γινομένη προφουρὰν τῆς φωνῆς (KLEONID. 207, 5-7 J.).
1
Einleitendes
11
1.1.8.1 Es handelt sich um eine Rhythmik mit zwei verschiedenen Ordnungsprinzipien. Einerseits gibt es - namentlich in homogenen Reihen - das Prinzip der Wiederholung,
andererseits
das
Prinzip
der
taktmäßigen
Gleichheit
der
- durch den Iktus zur Einheit verbundenen - Versfüße. Eine daktylische Reihe wäre somit nicht nur eine Reihe von je vier χρόνοι πρῶτοι mit durch den Iktus hervorgehobener ϑέσις (JJ), sondern auch eine Reihe von Füßen, die je eine μαxoà δίσημος und zwei μονόσημοι (:..) umfassen.
In homogenen Reihen gelingt es meistens, die beiden Prinzipien miteinander in Einklang zu bringen. Wenn jedoch z.B. _._x_.._.. als 6/4 4444] 4444 J444| wiedergegeben wird, gelingt es nicht, das Prinzip der Wiederholung von identischen Füßen aufrechtzuerhalten und die Stelle des Iktus (den „guten Taktteil^) eindeutig zu bestimmen. Dagegen wird eine Analyse des daktylischen Pentameters als ein Gebilde von fünf vierzeitigen Füßen (_.., ee, --, vu, ll = 4/4 Jul 4441441J44144J) deswegen für unannehmbar gehalten, weil sie einen Umbruch von daktylischem zu anapästischem Rhythmus notwendig macht; deshalb bevorzugt man eine Analyse mit Hilfe von zwei ‚dikatalektischen‘ Kola (200, 200, 2,412,
1.1.8.2
Der Iktusbegriff in dem ihm von WEsrTPHAL cum suis beigelegten Sinn
war den antiken Theoretikern, soviel wir wissen, unbekannt. Daf die in einigen Musikhandschriften gefundenen στιγμαί das hervorzuhebende Element des FuRes bezeichnen, ist diesen Handschriften nicht zu entnehmen? Wer sich somit
des Iktusbegriffes bedienen will, hat die Beweislast für dessen Existenz zu tragen. Der Beweis wird kaum gelingen, weil die Existenz von Versen, die keinen Unterschied in der Lautstärke der Silben aufweisen, an sich unbezweifelbar ist.1°
1.1.8.3 Wer das Kolon _..-..-.-. in isochrone Gruppen zerlegen will (633 = 84), zahlt für die Rettung des Isochronieprinzips den Preis 1. eines sich ständig wiederholenden Taktwechsels (4/4 JJJ13/4 4J) - was sich mit dem Taktprinzip schlecht verträgt - und 2. einer ständig wechselnden Schnelligkeit der Bewegung, d.h. eines wechselnden Wertes des χρόνος πρῶτος ( = 3 oder 4), was im Rahmen des aristoxenischen Systems eine Anomalie bildet. Einfügung von Pausen und Veränderung des Zeitwertverhältnisses bieten zwar die Möglichkeit, den Takt-
wechsel in den meisten Fällen zu vermeiden, geben jedoch der Verwendung von χρόνοι ἄλογοι eine Ausdehnung, die das Prinzip des χρόνος πρῶτος seiner Geltung fast beraubt (3/4 J. 4| J. 4| J4| JI). Dazu kommt, daß die Frage, was Arısroxenos gemeint haben kann, wenn er sagt, daß der Zeitwert der Silben zwar nicht immer derselbe ist, ihr zeitliches Ver-
? Vgl. Kauınkas Jahresberichte für eine Übersicht der in den Jahren 1908-1935 ver-
tretenen Auffassungen. Seitdem neigt man dazu,
den
Versiktus
für griechische Verse
der archaischen und klassischen Periode völlig zu leugnen. Besonders wichtig dazu R. WaGner, ‚Der Berliner Notenpapyrus nebst Untersuchungen zur rhythmischen Notierung und Theorie‘, Ph LXXVII, N.F. XXXI (1921), 256-310. Vgl. Date, LM 211:
„the use of the στιγμή in papyrus-fragments of musical notation (...) has not thrown much light upon the subject. (...) Its (...) distribution in the text at least shows conclusively that it has nothing to do with such dynamic stress as marks a beat in modern music, Since it can appear over two consecutive syllables, a short and a long". *? A.W.pre Gngoor, ‚Der Rhythmus‘,
NPh XVII (1932), 81ff., 177 ff., 241ff.
12
Sicking, Griechische Verslehre
hältnis jedoch ein konstantes (μεγέϑη μὲν γὰρ χρόνων οὐκ ἀεὶ τὰ αὐτὰ κατέχουσιν ai συλλαβαί, λόγον μέντοι τὸν αὐτὸν ἀεὶ τῶν μεγεϑῶν Aristox., ap. Psell. Fr. 1, IL.76, 15-6 Westphal), in diesem Rahmen schwer zu beantworten wäre.
1.1.9 Namentlich für die ‚zusammengesetzten‘ (z.B. =_..-.._.1-._.--) und die ‚gemischten‘ (z.B. _..- σνονους ) Rhythmen herrscht bei denjenigen, die das Prinzip der Taktgleichheit aufrechtzuerhalten versuchen, eine unvereinbare Verschiedenheit der Auffassungen. Die Analyse einer einfachen daktyloepitritischen Sequenz wie z.B. _._x_.._..-- führt zu grundverschiedenen Ergebnissen (CHRIST,
1902: 2/4 4.714] 1442] 44l; RossBAcH - WesrPHAL, 1868: 8/3 4/3222 112114
4; Brass,
1900, GreDiTSCH:
6/4 4444] 4444] J444l), zwischen
denen
sich mangels be-
weiskräftiger Argumente nicht entscheiden läßt. Es kann somit nicht wundernehmen, daß der Glaube, die antiken metrischen
und rhythmischen Theorien kónnten uns zu einem tieferen Verständnis der griechischen Verse verhelfen, in den ersten Dezennien des 20. Jahrhunderts erschüt-
tert wurde.!! Namentlich in den Jahren 1920 bis 1930 wurde die Grundlage der aristoxenischen Rhythmik denn auch mehr oder weniger bewußt verlassen - jedoch zuerst nur selten aus dem Grunde, weil man ihre Prinzipien oder deren Geltung für die archaische und klassische Periode für anfechtbar hielt, sondern vielmehr wegen
der offensichtlichen Unmóglichkeit, über wesentliche Punkte
Sicherheit oder
auch nur Einigkeit zu erlangen. ,So begreift sich der Unmut, mit dem viele For-
scher (...) auf eine so spärliche und trübe Quelle lieber vóllig zu verzichten erklärt haben." An die Stelle der Überzeugung, daß die Gesetze der Rhythmik „sono eterne ed immutabili",? tritt das peinliche Bewußtsein, daß die musikalische Erfahrung der modernen Zeit nicht verläßlich ist und daß das aus eigener Erfahrung gewonnene Verstándnis der poetisch-musikalischen Praxis der klassischen Periode bereits den Alexandrinern abgegangen war. ,Zum Verstündnis der griechischen Verse haben wir kaum ein anderes Material als die Verse selbst (...) Die antike Theorie ist fast ganz aus den toten Buchstaben der Texte abgenommen, und ihr Hauptwert liegt in der Vermehrung des Beobachtungsmaterials.^*
Noch einen ganzen Schritt weiter ist Maas gegangen. Nach ihm muß man es, eben weil die Dichtertexte die einzige uns zugängliche Quelle sind, aufgeben, die
antike Metrik als eine lebendige Wirklichkeit erfassen zu wollen, weil es an der wichtigsten Voraussetzung historischer Forschung, an der Móglichkeit zur Einfühlung, fehle. „Wir können sinnlich weder ausdrücken noch empfinden, wie die griechischen Verse geklungen haben. Wir können es uns vielleicht geistig vorstellen, aber zu wissenschaftlicher Verwertung wird diese Vorstellung zu schatten-
" Für Einzelheiten verweise ich ein für allemal auf die oben zitierten monumenta-
Forschern Gebotenen erleichtert, indem er das Material problemgeschichtlich geord-
len Literaturberichte von Kauınka, der nicht nur den Inhalt der einzelnen Arbeiten der von ihm behandelten Periode äußerst sorgfältig verzeichnet hat, sondern zudem
net hat. 12 KALINKA, 1935, 294. 13 C. DEL GRANDE, ‚La metrica greca‘, in: ,Enciclopedia classica‘ II. V. 2 (1960), 138.
die Beurteilung des von den verschiedenen
14 WıLamowitz, GV 86.
L
Einleitendes
13
haft bleiben (...); daher die entmutigende fundamentale Gegensätzlichkeit der Lósungsversuche."!5 Die antike Theorie - sowohl die der ‚Rhythmiker‘ wie die der ‚Grammatiker‘ -
hat Maas völlig beiseite geschoben: sie bietet uns „oberflächliche Beschreibung,
mechanische Klassifikation, unfruchtbare Spekulation".!* 1.2 Wie aus Kauınkas Literaturbericht für die Jahre 1908 bis 1935 ersichtlich ist, war die von Maas befürwortete Beschränkung auf das, was sich beobachten läßt,
damals noch eine Ausnahme. Die Forschung konzentrierte sich in diesen Jahren auf die Versgeschichte. Das läßt sich zum Teil erklären aus dem fast allen Philologen dieser Periode gemeinsamen
Bestreben, die Antike historisch zu verstehen. Außerdem
wurde
man
of-
fensichtlich von der Hoffnung geleitet, daß die Dinge sich vereinfachen würden, sobald man gelernt hätte, sie genetisch zu betrachten: „Verse, mit denen man sich in der Vereinzelung abquält, werden [dann] ohne weiteres verstándlich.""
1.2.1
Der Weg zur indogermanischen Vorgeschichte, den bereits UsENER!? betre-
ten hatte, indem er einen Kurzvers mit vier Hebungen an den Anfang der gesamten europäischen Tradition stellte, wurde nur von wenigen begangen. Namentlich MEïLLET und LEUMANN haben sich darum bemüht, eine indogermanische Metrik zu erschließen, mit deren Hilfe ein besseres Verständnis gewisser
griechischer Erscheinungen gewonnen werden könne.!? Die Ergebnisse waren jedoch nicht sehr beeindruckend und außerdem höchst unsicher, und sie sind dem-
gemäß von den meisten Forschern mit - vielleicht übertriebener - Skepsis betrachtet worden. Auch hier ist das Urteil von WıLamowiıtz bezeichnend, der dar-
auf hinwies, daß vereinzelte Analogien zwischen Versen verschiedener Herkunft keine Schlüsse auf genetische Verwandtschaft erlauben, und der sich schließlich damit tröstete, daß dies alles “für das Verständnis der erhaltenen griechischen Verse schwerlich irgendwelchen Gewinn abwerfen würde“2° Skeptisch war auch Maas:?! „Daß sich da einzelne Übereinstimmungen finden, ist bei der geringen Zahl der rhythmenbildenden Elemente (., _, =, =) und dem
geringen Umfang der Versformen (meist 8 bis 17 Silben) selbstverständlich.“ Zudem seien metrische Systeme im allgemeinen kurzlebig: „Die Metrik ändert sich
viel schneller und gründlicher als die Sprache: sie wird ja auch leicht von einer Sprache auf eine grundverschiedene andere übertragen.“ 1.2.2
Für die Zeit, in der sich die Trennung des indogermanischen Volkes in
einzelne Zweige bereits vollzogen hatte, glaubte man jedoch den Schritt ins Unbekannte durch Vergleichung des Erhaltenen wagen zu dürfen. Namentlich SCHROEDER hat in einer Reihe von Veröffentlichungen versucht, die mannigfalti15 Maas, GM,
$ 4.
LEUMANN, ‚Neue Metrik‘ I, Berlin 1920, und
16 Ib. $6.
‚Zur indischen und indogermanischen Me-
17 Wıramowitz, GV 94.
15 H.USsENER, Ein Versuch
‚Altgriechischer
trik‘, in ᾿Αντίδωρον. Festschrift Jakob Wak-
Versbau.
vergleichender Metrik‘,
Bonn
1887.
1% A. MEILLET, ‚Les origines indo-europeennes des metres grecs‘, Paris 1923; E.
— kernagel', Göttingen 1923, 78-102. 2 Wı.amowitz, GV 97. 2
Maas,
Rez.
E.Leumann,
— N.T. II (1925), Sp. 2481-2.
1924,
DLZ
14
Sicking, Griechische Verslehre
gen erhaltenen Verse auf wenige ‚Urverse‘ zurückzuführen. In einem „enhoplischen Vierheber“ mit freien Senkungen und nach Bedarf modifiziertem An- und Auslaut, neben dem von Anfang an ein Dreiheber gestanden habe, und einem ‚Aolischen Achtsilbler‘ fand er den Ursprung der erhaltenen nach Hebungen bzw. nach der Zahl der gedachten Verselemente rechnenden Verse.?? Seinerseits hat VWiLAMOwITZ sich mit fühlbarem Stolz an einen Versuch gemacht, eine ‚Geschichte der Verskunst‘ zu skizzieren,? an deren Anfang ein »ganz freier Vierheber oder Achtsilbler* stehe, aus dessen Spielarten die wichtigsten Verstypen entstanden seien. Neben diesem wichtigen Urvers stand gleichwertig ein Sprichwortvers (,Enhoplion“) mit freier Füllung der Senkungen. Das
Hemiepes und eine kleine Zahl von Kurzversen komplettieren das Fundament, auf dem das ganze Gebäude der griechischen Verskunst seines Erachtens ruhte.?* 1.2.3
Es sei bereits hier bemerkt, daß auch diese Versuche, bisher ungelöste Fra-
gen zu beantworten, aus dem Gesichtspunkt wissenschaftlicher Methode anfechtbar sind, weil die Erklärung des Bekannten aus einer mit Hilfe des zu erklärenden Materials erschlossenen Vorgeschichte Zirkelschlüsse riskiert. Nicht weniger wichtig ist, daß - ganz wie die Rhythmiker des 19. Jahrhunderts auch Forscher wie SCHROEDER und WiLamowiTz der Antike fremde Vorstellungen zutrauen: der altdeutsche Vers mit seiner bestimmten Zahl der Hebungen
und seinen frei ausgefüllten Senkungen liefert ihnen - wie bereits UsENER - das Modell, nach dem sie sich einen Urvers anschaulich vorstellen konnten.
Schließlich zeigen die angenommenen Urverse so wenig spezifische Merkmale, daß man darauf fast alles zurückführen könnte; unerklärt bleibt, warum die Entwicklung zu den tatsächlich vorgefundenen Versen geführt hat. 1.2.4
In wenigen Jahren war es den eher skeptischen Zuschauern klar, daß man
auch auf diesem Wege nicht weiter kam. Das äußere Indiz dafür, daß man Gefahr lief, in eine Sackgasse zu geraten, war, daß die wenigen produktiven Forscher einander nicht einmal im Elementaren überzeugen konnten. Auch scheint es angebracht,
Maas
zu zitieren:
„Die ‚Versgeschichte‘, insofern
hier ersie die
Entstehung bestimmter metrischer Gebilde oder Rhythmengeschlechter begreiflich machen will, hat noch keine zwingende Tatsache zutage gefôrdert.“?* Auch hat Maas mit Recht darauf hingewiesen, daß der Formenreichtum der erhaltenen Verse („im Vergleich zu der Masse der Verse und Rhythmen, die es gibt, ist die
Zahl derjenigen, die es nicht gibt, äußerst klein“) die Aussichten auf eine „metrische Etymologie“ gering macht.?* Man vergleiche den Versuch SCHROEDERSs, zu bestimmen, ob es „bei der von uns angenommenen
großen Geschmeidigkeit
in
Entwicklung und Verwendung griechischer Rhythmen (...) überhaupt noch falsche Verse geben könne“.? 1.2.5 Die Überzeugung, es lasse sich eine Geschichte der Versformen schreiben, indem man jüngere Verse aus älteren herleitet, verlangt, daß man sich klarmacht, 2 O.SCHROEDER, ‚Grundriß der griechi1930, schen Versgeschichte‘, Heidelberg
155, 156.
23» WıLamowirz, GV 86.
24 Ib. 612-13. 5 Maas, GM, $ 27.
» Ibid.
7 SCHROEDER, 0.c. 156-7.
I. Einleitendes
15
was mit einer genetischen Verwandtschaft von Versen gemeint sein kann. Da Verse keine selbstándige Existenz führen und einander nicht erzeugen kónnen, kann es sich nur darum handeln, daf die Dichter ihre Neuschópfungen nach dem Vorbild bereits existierender Verse gebildet haben.?* Die Annahme, daß sie das bisweilen durch Zusammensetzung oder Erweite-
rung von älteren Versen (oder Versteilen) getan haben, führt sodann leicht zu einer Wiederbelebung der von einer Gruppe antiker Grammatiker vertretenen Derivationslehre,? die das ganze Repertoire der Versformen auf eine geringe Zahl von Grundformen (metra prototypa) zurückführte, die mit Hilfe von adjectio, de-
tractio (von Versteilen oder sogar von einzelnen Silben), concinnatio und permutatio zu neuen Versen gemacht worden seien.?? Diejenigen, die sich Verse in dieser Weise ‚entstanden‘ denken, hindert nichts, die Analyse nicht κατὰ μέτρον gebauter Verse aus anderswo aufgefundenen Elementen vorzunehmen. Ein Beispiel eines Verses, der durch Zusammenfügung zweier mittels detractio um
zwei
Silben gekürzten
Skolionvers
νους
Verse
entstanden
wäre, bietet Koster,
der sich den
νους aus zwei ,doppelt akephalen' Glykoneen entstanden
nen choriambischen Dimeter und ein katalektisches iambisches Metron?? gehört hierher und unterscheidet sich nicht wesentlich von dem, was z. B. TERENTIANUS
Maurus tat, als er den trochäischen Septenar aus dem iambischen Senar durch Vorsetzung einer kretischen Silbenfolge herleitete.? Auch hier fehlte es freilich nicht an Gelehrten, die die Willkür, mit der vorge-
gangen wurde, bereits früh verurteilt haben, besonders deutlich z.B. SuonEv^ und Maas: ,Ich móchte wissen, was Alkaios und Sappho zu der Nachricht gesagt hätten, ihr Vers sei aus zwei oder drei Teilen verschiedenen Charakters zusammengenäht, vorn silbenzáhlend, hinten silbenverschluckend.'?* 1.3
Namentlich
Schroeper hat sich, in der Überzeugung, man solle ein metri-
sches Gebilde nicht nur nach dem historischen Hintergrunde, sondern auch nach ?* Vgl. jedoch H. UsrNrR, o. c. 1887, 111: „Formen werden nicht geschaffen, sondern
3 P.Maas, Rez. Schroeder ,Horazens Versmaße‘, 1911, PhW XXXI (1911), 710.
sie entstehen und wachsen. Der schópferi-
»Whoever speaks thus can never have lis-
sche Künstler erzeugt sie nicht, sondern bildet das Überkommene veredelnd um.“ 2 KALINKA, 1935, 467 ff.
tened
*? Vgl. J.LEONHARDT, ‚Die beiden metri-
human
to a professor
of biology
on
the
body, can never have followed
the
tortuous paths of a phenomenon of the history of sound or the history of art, can
CXVII
never have watched an artist at his work.
(1989), 43-62, der in einem Beitrag zur Ge-
One glance at real, and still more, at historical life, is sufficient to bring to conscious-
schen
Systeme
schichte
des
der
Altertums',
alten
H
Metriktheorien
die
Grundlage der Derivationstheorie bei den alexandrinischen Philologen sucht.
# W. J.
W.Kosrer, ‚De glyconei et phe-
recratei origine', Ph LXXX (1925), 355. 3 So z.B. VitaMovirz, GV 121. ? Das Beispiel aus TER. Maun. (2280 vv.) bei LEONHARDT, 0. c. 44. * P.SHorey, Rez. Herckenrath, 1906,
CPh
ΠῚ
(1908),
1921/2, CPh
XIX
360-1, (1924),
und
Rez. Turyn,
190-2.
ness the distinction between mere manufacturing of the understanding and natural development and growth in artistic activity as well“ (Übersetzung
von P.Suorey, ‚The
New Metric, CPh VII (1912), 176 nach SCHROEDER ‚Über den gegenwärtigen Stand der griechischen Verswissenschaft‘, Naumburg 1912).
16
Sicking, Griechische Verslehre
dem ‚tektonischen‘ Verhalten seiner Glieder erklären, in einer langen Reihe von
Arbeiten?” darum bemüht, die der Strophengestaltung zugrundeliegenden Strukturprinzipien oder sogar Gesetze zutage zu fórdern. Er bedient sich dabei der bereits von AHRENS? aus der mittelalterlichen deutschen Dichtung entlehnten Begriffe ‚Stollen‘ und ‚Abgesang‘, läßt jedoch den Abgesang auch zwischen oder auch
vor die Stollen
treten: die ‚epodische‘
(AAB),
‚mesodische‘
(ABA)
oder
‚proodische‘ (ABB) Gliederung soll letzten Endes allen Strophen in irgendeiner Weise zugrunde liegen. Die erforderte Entsprechung der Teile wird auf bloße Umfangsgleichheit beschránkt und mit bisweilen gewaltsamen Mitteln erreicht: die aus den versgeschichtlichen Theorien gewonnenen polymorphen Drei- und Vierheber boten ja die Móglichkeit, Kola nach Bedarf zusammenzupressen oder auszudehnen.
Nur so gelingt es, in allen Chorliedern das „Perioden- oder Stollengesetz“ aufrechtzuerhalten, das in den Vorbemerkungen zu ‚Horazens Versmaße für Anfän-
ger erklärt‘ am klarsten formuliert ist: „Jedes in griechischer Lyrik eine geschlossene Einheit darstellende Gebilde verläuft in einer deutlich geschiednen Zweiheit dem Umfange nach gleicher, aber weitgehnder Variation fähiger Perioden, mit einem Ausdruck der deutschen Verskunst ‚Stollen‘ (...) genannt, denen sich dann eine dritte, irgendwie abweichende, je nach der Stellung, als προ-,
μεσ- oder ἐπῳδός, περίοδος versteht sich (‚Abgesang‘), zugesellt.“
Mit Recht sagt Kraus?”, dessen Beschreibung des Schroederschen Verfahrens ich oben teilweise zitiert habe, daß SCHROEDER
dank der gewaltsamen Weise, in
der er eine zu mathematisch gefaßte Entsprechung überall zu finden versuchte, die ganze Fragestellung diskreditiert hat. 1.4 Besonders wichtig war die schwierige Frage der sogenannten Responsionsfreiheiten. Abweichungen in der Responsion der Strophe und Gegenstrophe haben manchmal zu Theorien über Verwandtschaft und Bau von Versen und Vers-
teilen Anlaß gegeben,“ und es gelang nur mühsam, mit einiger Gewißheit die Grenzen zu ziehen zwischen erstrebter Variation, Vorhandensein von Ancipitia und Anstößen, die sich durch richtigere Erklärung oder Heilung der überlieferten Texte beseitigen ließen. Maas hat hier Wesentliches geleistet*! und den Spiel-
raum für allerhand wilde Spekulationen eingeschrünkt. Daß die Dichter sich gewisse Responsionsfreiheiten gestatteten, ließ sich jedoch
nicht verneinen. Nur erwies sich manche vershistorische Folgerung aus vermeintlichen Freiheiten als unhaltbar.
% Vgl. besonders SCHROEDERS ‚Grundriß
der griechischen Versgeschichte‘ (1930), seine ,Cantica' der Tragiker und des Aristophanes (Leipzig 1907-10) und seine Pindar-
ausgabe (Leipzig ?1914). ? H.L.AHRENS, ‚Das alkmanische Partheneion des papyrus, ΠῚ: ‚Rhythmische composition‘, Ph XXVIII (1868), 577-82. 38 O.SCHROEDER,
‚Horazens
Versmaße
für Anfänger erklärt‘, Leipzig 1911, 2.
? Kraus, Stroph., 7. 4 Wiramowırz, GV
104:
„Einzeln
mi-
schen sich ionische und iambische Dimeter unter Glykoneen, ja sie respondieren sogar mit diesen: ein deutlicheres Zeugnis für ihren Ursprung ist nicht denkbar.“ *! P. Maas, ‚Die neuen
Responsionsfrei-
heiten bei Bakchylides und Pindar, I: JPhV XXXIX (1913), 289-320, und II: ὁ. XLVII (1921), 13-31.
L
1.5
Einleitendes
17
Trotz aller über Grundsätzliches bestehenden Verschiedenheit der Auffas-
sungen hat die Forschung sich namentlich in den Jahren 1890 bis 1930 mit Erfolg an die môglichst genaue Erfassung des Versmaterials gemacht. In einer stattlichen Reihe von Einzeluntersuchungen hat man versucht, die Charakteristika stichischer Verse nach Autoren, Perioden und Gattungen zu bestimmen. Erinnert sei z.B. an das, was LA Rocuze* für den Hexameter, DrscRoix für den iambischen
Trimeter? und ZıeLinskı für die stichischen Verse des Euripides“ geleistet haben. Auch prosodische Fragen (Wortakzent, Zerdehnung, muta cum liquida, Hiat, Elision, Korreption u.a.) haben in diesen Jahren erfolgreich Beachtung gefunden. 1.5.1 In diesen Jahren erschien (1921) auch WirAMOowrTZ' ‚Griechische Verskunst‘. Vie er selbst in seinem Vorwort (S. VI) sagt, war die Metrik ihm vor allem
ein „Mittel zum vollen Verständnis der Poesie". „Die Not, daß mir dazu kein System verhalf, hat mich gezwungen, aus den Gedichten die Gesetze ihres Baues zu entnehmen, und wohin ich strebte, war am Ende auch nicht ein System, sondern
die Geschichte der poetischen Formen." Das Verdienst dieses nach vielen Jahren noch immer unentbehrlichen Buches dürfte jedoch, im nachhinein betrachtet, weniger in den vershistorischen Betrachtungen als in den im zweiten Teil gebotenen
Analysen einzelner Gedichte und Verse liegen. Sehr vieles des dort Gebotenen ist seitdem aus der Forschung nicht mehr fortzudenken.
1.6 Die im Jahre 1923 zuerst erschienene ‚Griechische Metrik‘ von Maas hat den Gang der Forschung entscheidend beeinflußt. Anders als WiLamowrrz interessierte Maas sich nicht für die Versgeschichte, sondern für die systematische Erfassung der wichtigsten Merkmale griechischer Verse. Es fehlte ihm bestimmt nicht an Verständnis für manches Wertvolle, das die Forschung bisher geleistet hatte. Dennoch litt die Forschung seiner Ansicht nach „besonders in den letzten
100 Jahren an der Vermischung des an Hand der Dichtertexte Festgestellten mit dem
von Theoretikern
(sei es auch noch
so alten) Vermuteten, also Fraglichen,
infolge wovon sich weite philologische Kreise berechtigt glauben, auch das Festgestellte zu ignorieren, besonders seitdem durch die etwas übertriebene Anerkennung metrischer Freiheiten die textkritische Verwertung metrischer Beobachtungen diskreditiert worden ist“. Deswegen hat Maas sich bewußt auf eine mög-
lichst vorurteilsfreie systematische Beschreibung der wichtigsten Erscheinungen beschránkt und versucht, nichts hineinzutragen, das nicht durch Beobachtung der
Gedichte festgestellt werden kann. Versuche, Gründe und historische Zusammenhänge aufzuspüren, hat er prinzipiell nicht unternommen. Leitfaden bei der Beobachtung ist ihm, daß Wiederholung das Wesentliche an
der Regelung des Rhythmus sei - „Wiederholung des metrischen Ganzen“ (äu4 J.L4 Roche, ‚Zahlenverhältnisse im homerischen Vers‘, WS XX (1898), 1-69,
und: ‚Untersuchungen Hesiod
und
über den
in den homerischen
Vers
bei
Hymnen‘,
ib. 70-90; ‚Der Hexameter bei Apollonios, Aratos und Kallimachos‘, WS XXI (1899), 161-97; ‚Zur Prosodie und Metrik der späteren Epiker‘, VS XXII (1900), 35-55, und ‚Zur Verstechnik des Nonnos', ib., 194-221.
9 J. Descroix, ‚Le trimetre iambique des
iambographes à la comédie nouvelle‘, Diss. Paris, Mâcon 1931. #4 "Tu. ZıeLinskı, ‚Tragodoumenon libri tres‘, Krakow 1925. 4 Maas, GM 2. Eine (nicht immer sehr
getreue) englische Übersetzung des Buches durch H.Lıovo-Jones ist 1962 erschienen.
18
Sicking, Griechische Verslehre
ßere Responsion) und „Wiederholung metrischer Elementargruppen“ (innere Responsion).
1.6.1 Die Beobachtung der äußeren Responsion erlaubt, festzustellen, an welchen Versstellen lange mit langen und kurze mit kurzen Silben respondieren. Die in dieser Weise zutage gebrachten Elemente des Verses (d.h. des Versschemas) heißen (elementum) longum und breve. Außerdem gibt es Stellen, an denen ab-
wechselnd lange und kurze Silben erscheinen. 1.6.1.1 Die Môglichkeit freier Responsion von Längen und Kürzen ist nach Maas beschränkt auf die folgenden Typen: - (elementum) anceps, wenn Länge und Kürze sich decken (_ — ., notiert als x);
- (elementum) biceps, wenn Länge und zwei Kürzen sich decken (_ — .., notiert -
als 22); ,Anaklasis: _x — x. (notiert als oo) ‚Äolische Basis: x - .x — .. (notiert als xx); ‚teilbares‘ Breve: . — .. (notiert als 7; ‚teilbares‘ Anceps: . — . — .. (notiert X).
Bei einer genügenden Anzahl von Versen läßt sich aus der Beobachtung der Responsion für jeden Verstypus ein Versschema ableiten, das von den einzelnen vorgefundenen Versen, aus deren Analyse es gewonnen wurde, scharf unterschieden werden soll. In Ausnahmefällen gestattet Maas, den Charakter einer langen oder kurzen Silbe als Anceps und einer langen oder zweier kurzer Silben als Biceps nur aus der inneren Responsion zu erschließen, fordert jedoch, daß solches
mit Hilfe besonderer Zeichen (z.B. :, :) kenntlich gemacht werde.“ 1.6.2 Vergleichende Beobachtung mehrerer Verstypen ermöglicht die Ermittlung von gewissen allgemeinen Regeln, die entweder für alle griechischen Verse (z.B. das letzte Element des Verses ist nie Breve oder zweisilbiges Biceps) oder
für bestimmte Versgattungen (z.B. Biceps zwischen zwei Longa ist charakteristisch für Daktylen) gelten. 1.6.3
Zu diesen aus der vergleichenden Beobachtung gewonnenen
Regeln ge-
hört auch das Prinzip des ‚alternierenden Rhythmus‘: „in den häufigsten Rhythmengeschlechtern (...) sind die longa (...) durch je eines der Elemente breve, an-
ceps, biceps getrennt (...). Zusammenstoß zweier longa und Häufung von drei brevia zwischen den longa findet sich in den selteneren Rhythmen)“ ($ 43). Stellen, an denen _ und .. respondieren, (z.B. ._.- Dunn πίνουν , »-»-) bilden keine
Ausnahme, weil es sich in solchen Fällen nicht um ein Doppelbreve, sondern um eine ein Longum vertretende Doppelkürze handelt. 1.6.4 Ebenfalls aus der Beobachtung der äußeren Responsion ergibt sich die Gliederung der Gedichte in Verse und der Verse in Kola. An Stellen, wo voller Wortschluß gefordert und Hiat und ,anceps iuxta breve'^ gestattet sind, ist Vers(oder Perioden-)Ende anzunehmen. *€ 1923,
Übersetzung.
10f.
Nicht
in
der
englischen
47 Maas,
Lı.ovo-Jones
GM,
$35,
(Maas,
oder
besser,
mit
1962, $ 34), (syllaba)
brevis in (elemento) longo.
1. Einleitendes
19
Stellen, an denen eine Wortgrenze gefordert oder erstrebt ist, Hiat und ,anceps iuxta breve‘ aber nicht gestattet sind, heißen ‚Zäsuren‘. Stellen, wo Wortschluß vermieden wird, heißen ‚Brücken‘. Wenn sich nicht ausmachen läßt, ob eine regel-
mäßig wiederkehrende Wortgrenze auf Zufall, ‚Dihärese‘ oder ‚Pause‘ (d.h. Versende) beruht, wird die betreffende Stelle ‚Kontakt‘ genannt. Versuche, die Rege-
lung der Wortschlüsse zu begründen, hat Maas gänzlich unterlassen. 1.6.4.1
Als ‚Wort‘ bei erstrebten oder vermiedenen Wortgrenzen gilt nur das
»Gesamtbild eines bedeutenden Redeteils“, zusammen mit den zugehórigen Prä-
positiva und Postpositiva. Als regelrechte Folge dieser umfassenden Definition kann die Entscheidung, ob an bestimmten Stellen mit Wortende in diesem verstechnischen Sinne zu rechnen ist, nicht aufgrund von ausnahmslos verbindlichen Regeln getroffen werden. Anfang und Ende eines ‚Wortbildes‘ sind nach móglichst konsistenten Prinzipien, letzten Endes jedoch von Fall zu Fall zu bestimmen. 1.6.5
Nach der inneren Responsion werden, soweit das möglich ist, die Rhyth-
mengeschlechter unterschieden.
1.6.5.1 In vielen Fällen lassen die metrischen Formen sich in gleiche oder annähernd gleiche Elementargruppen zerlegen. Diese werden ,Metra' genannt, wenn sie kleiner sind, als ein selbstándiger
metrischer
Organismus
sein kann, ,Kola',
wenn sie auch als Verse auftreten (oder auftreten kónnten). Gruppen von Metra, die als Ganzes wieder der inneren Responsion unterliegen, heißen ‚Kola‘. Als ‚Metra‘
im
strengen
Sinne
gelten
nur
lamben,
Trochäen,
Kretiker,
Bakcheen,
Spondeen, Daktylen, Anapäste, Choriamben und loniker (a minore). Die Daktylen ausgenommen, umfassen sie alle zwei Longa.
1.6.5.2 Neben Versen, in denen nur ein Rhythmengeschlecht Verwendung findet, gibt es zahlreiche metrische Formen, die auf der Vermischung mehrerer Rhythmengeschlechter beruhen. Die wichtigsten sind: - Aeolica: zwischen den Longa finden sich sowohl einzelne Brevia (bzw. Anci-
pitia) wie auch Doppelbrevia; - Daktyloepitriten: die Perioden entstehen durch Verbindung zweier Elementargruppen (_._ und _.._..- , zwischen die meist ein Anceps tritt (anceps interpositum, in der englischen Literatur meist ‚link anceps! genannt), während auch am
Anfang und Ende der Periode ófter ein Anceps erscheint; - der Rhythmus
᾿Αναξιφόρμιγγες (so genannt nach dem Anfang der zweiten
Olympischen Ode Pindars): Longa in Gruppen von ein und zwei, Brevia in Gruppen von ein und drei; Ancipitia nur am Periodenanfang;
- der enoplische Rhythmus: charakterisiert durch die Gruppe ._..-..- (Ὁ in Verbindung mit ._.__ ; - Dochmien:
xzzzzz;
- Lyrische Anapäste: anapästische Dimeter mit fast lauter einsilbigen Bicipitia,
ohne monometrische Dihárese und ohne geregelte Katalexe. 1.6.6
Wo gleiche Elementargruppen innerhalb eines Verses respondieren, ist die
vor der Pause
stehende
Gruppe
oft verkürzt
(‚katalektisch‘).
In bestimmten
20
Sicking, Griechische Verslehre
Rhythmengeschlechtern finden sich auch stärker modifizierte Klauseltypen, wie z.B. _..-.-- bei Dochmien
oder _._._- in den Daktyloepitriten des Dramas.
1.6.7 In längeren, durch Wiederholung derselben Elementargruppen gebildeten Formen sind die Gruppen meist einzeln oder paarweise durch Dihärese getrennt. Eine wichtige Ausnahme bilden die Iamben und die Daktylen des epischen Hexa-
meters, wo sich gerade eine Abneigung gegen regelmäßige Dihärese zeigt. Die Praxis der Dichter zeigt übrigens Unterschiede, je nachdem sie Trennung der Elementargruppen
erstreben oder (wie z.B. Pindar) geneigt sind, die Grenzen
eher zu verwischen. 1.6.8
Der Aufbau der Strophen aus Kola und Perioden geschieht „nach den
meist unklaren Gesetzen der inneren Responsion“ ($ 70). Die Zurückhaltung, die aus diesem Satze spricht, steht in schroffem Gegensatz zu der Zuversicht, mit der andere Forscher meinten, den Aufbau der Strophen durchschauen zu können.
Auch bezüglich der Versgeschichte werden die Konstruktionen, die wir oben kurz angedeutet haben, ganz beiseite gelassen. Das (II.) Kapitel ‚Chronologie‘ bietet keine Entwicklungsgeschichte und verzeichnet nur in sechs kurzen Paragraphen die Momente des Erscheinens und Wiederverschwindens der verschiede-
nen Versformen. 1.6.9
Eine Schwäche des von Maas nach strengen Grundsätzen geschaffenen
Systems liegt in seiner Behandlung der inneren Responsion ım Sinne von Wiederholung metrischer Elementargruppen. Als solche gelten ihm nicht nur die in κατὰ μέτρον gebauten Versen identisch wiederholten Metra, sondern auch z.B. äolısche Glieder wie der g/yconeus, d.h. Kola, die innerhalb eines Verses wiederholt
werden können. Die Frage, ob Metron und Kolon nicht vielmehr Einheiten verschiedenen Niveaus und verschiedener Funktion sind, kann für den Augenblick außer acht bleiben. Unverkennbar ist jedoch, daß das Verständnis der zahlreichen Verse, in denen Elementargruppen verschiedener Rhythmengeschlechter ‚vermischt‘ werden, mit den von Maas gebotenen Instrumenten nicht erreicht werden kann. Eine Sequenz wie „_...-.--..-2--.-.- (Pind., OL I, Ep. 1) zeigt keine innere Responsion, die es uns ermóglicht, den Vers in Elementargruppen zu zerlegen.
Wer sich dessen bewußt ist, liest in den Worten „die innere Responsion ist minder streng durchgeführt, oft für uns kaum faßbar“ ($ 31) das Geständnis, daß die durch das Beiseiteschieben der damals befürworteten Hypothesen geschaffene Lücke nicht ausgefüllt wird. Wer in der Wiederholung das einzige Prinzip der griechischen Versrhythmik sehen will, erreicht für einen beträchtlichen Teil des zu erklárenden Materials hóchstens ein non liquet.
Dementsprechend hat die Forschung, sofern sie sich durch die von Maas formulierten Prinzipien leiten ließ, sich mit Kola beholfen, deren Existenz nicht aufgrund einer beobachteten inneren Responsion gesichert werden kann. Man sieht in der oben aus Pind., Ol. I zitierten Elementenreihe z.B. einen von zwei iambo-
trochäischen Gliedern umrahmten glyconeus („_...- y v--vv-v- y =v-v- ) oder einen von (teils ‚synkopierten‘) iambischen Metren umrahmten Choriambus (.-...., Amen, 2202302223020), Weil man vergleichbare Glieder (Metra? Kola? Elementargruppen?) in anderen Kontexten nachweisen zu kónnen meint. Die Frage, welche
I. Einleitendes
21
der erdachten Analysen den Vorzug bekommen muß, wäre nur dadurch zu beantworten, daß man Selektionsregeln oder Selektionsbeschránkungen ausfindig machen
könnte, nach denen
sich entscheiden
ließe, ob bestimmte
(Kombinatio-
nen der) dem Dichter zur Verfügung stehende(n) Glieder sich vertragen.
Diesen Weg ist Maas nicht gegangen. Gewisse Unebenheiten in seiner Terminologie (zu denken ist an seinen Gebrauch von ‚Elementargruppen‘, ,Kola‘ und ‚Glieder‘, aus denen Verse ‚gebaut‘ sind bzw. in die Verse ‚zerlegt‘ werden) sowie
die Tatsache, daß der seiner Betrachtungsweise strenggenommen fremde Taktbegriff doch wieder auftaucht ($ 51), lassen jedoch vermuten, daß er sich bewußt
war, die alten Fragen letzten Endes nicht gelóst zu haben - was die forschungsgeschichtliche Bedeutung seines konsequent skeptischen Verfahrens jedoch nicht vermindern kann. 1.6.9.1
Eine besonders merkwürdige Folge der Beibehaltung des Taktbegriffes
besteht darin, daß ein ‚Zeitwert‘ des Anceps
angenommen
wird,‘ der zwischen
dem des Longum und dem des Breve liegen soll - was unvereinbar ist mit der Definition eines Ancepselements als einer Stelle, „an der Kürze und Länge frei respondieren“. Auch die Möglichkeit, daß eine kurze Silbe im komischen Trimeter nicht weniger als fünf verschiedene Werte haben kann ($ 51: „je nachdem sie ein breve (J] oder ein anceps [£] füllt oder Teil eines longum [N = J], eines teilbaren
breve [A = J] oder eines teilbaren anceps [A = £] ist“), mutet merkwürdig an. Der Text verrät bisweilen, daß der Verfasser auf die Möglichkeit, die Schwierigkeiten seines Unternehmens ganz zu bewältigen, verzichtet hat. Zumal das Schlußwort ($ 142) gibt der Befürchtung Ausdruck, aus der Metrik dürfe letzten Endes nicht
mehr werden als eine ancilla der Grammatik und der Textkritik. 1.7
Insofern als die Forschung seit 1923 auf den von Maas für die beschrei-
bende Systematik gebotenen Grundlagen weitergearbeitet hat, sind die wichtigsten Beiträge zum Verständnis der nicht κατὰ μέτρον gebauten Singverse den Arbeiten von DALE, SNELL und Kraus zu verdanken.”
1.21
Dart unterscheidet zwischen der Chorlyrik des Dramas (zusammen mit
den ihr verwandten Versen von Alkman, Ibykos, Korinna und Anakreon) und der
Lyrik, wie sie uns in den Gedichten des Pindar und Bakchylides entgegentritt. Nach ihrer Ansicht sind in den Chorliedern der attischen Dramatiker die Kola
48 Nach
Devine und STEPHENS (,Prelimi-
naries to an explicit Theory of Greek Metre', TAPA CIII (1977)) hat Maas mit dem
Stroph. Hier weiter nicht behandelte Beiträge enthalten entweder nichts, was prinzipiell von den im Text besprochenen Ver-
Gedanken, daß ,metrical elements were de-
öffentlichungen
fined directly in terms of time values rather than merely rhythmicized into those val-
J.Irısom,
ues" auf Auffassungen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert weitergebaut.
("the
New
Metrics")
49 A. M.Dair, ‚The Metrical Units of Greek Lyric Verse‘, (1 CQ XLIV (1950), 138-48; II ib. N.S. I (1951), 20-30; III i5. 119-29) und LM. Snei, GM; Kraus,
abweicht
‚Recherches
sur
(nützlich les
métres
z.B. de
la lyrique chorale grecque. La structure du vers‘, Paris 1953) oder bauen auf bereits vorher Überwundenem weiter (wie z.B. C. Dri. GRaNpr, ‚La metrica greca, in:
Enciclopedia classica II. V. 2 (1960), 133513; A. Dai, ‚Traite de métrique grecque‘, Paris
1965).
22
Sicking, Griechische Verslehre
die letzten, normalerweise durch Dihäresis voneinander getrennten Baueinheiten
(Structural units of composition“). Sie sind entweder analysierbar in Metra (z.B. -.-2, ==) oder ,singular sequences“ (z.B. __.._-_), deren Zerlegung in irgendwelche Komponenten zwecklos ist und die man somit als solche hinnehmen muß.
Die richtige Kolometrie sei somit das Fundament einer wissenschaftlichen Metrik, deren Ziel darin liege, daß wir Einsicht bekommen
in die Weise, in der die
Dichter aus Kola Verse und aus Versen Strophen bzw. Gedichte gebaut haben. „Ihe essential character of the lyrics of Greek drama is that they are composed of phrase-units, most of them traceable to older forms of lyric, set together in such a way that the whole, however heterogeneous
the elements, satisfied the
poet's ear as a rhythmical form: he might modify some of the phrases to adjust them to their metrical context, but such variations still observe the idiosyncrasies of their several types."*? Soweit es sich um die Chorlyrik des Dramas handelt, hat die Forschung somit zu bestimmen, welche ‚Rhythmengeschlechter‘ („categories of metre", ,rhythms", ,movements") zu unterscheiden sind, und die Prinzipien
herauszufinden, nach welchen die Dichter aus den verschiedenartigen Kola oder »phrase-units" ihre Verse gebaut haben. Begriffe wie ‚metrischer Kontext‘, (historische) ‚Verwandtschaft‘, ‚Affinität‘, ‚Ambiguität‘, ‚Kontrast‘ u.ä. spielen dabei
eine wichtige Rolle. Dares Buch ‚The Lyric Metres of Greek Drama‘ zeigt, wie weit sorgfältige Beobachtung und Vertrautheit mit dem Material uns auf diesem Wege bringen kann. 1.22 In nicht-dramatischer Chorlyrik sei nicht das Kolon, sondern die Periode „the all-important structural element“! und es sei bisher nicht gelungen, die Prinzipien zu bestimmen, nach denen wir zumal die längeren Perioden zergliedern müssen. Niemand könne sagen, ob z.B. Pind. Nem. 7,13 (σκότον πολὺν ὕμνων ἔχοντι δεόμεναι) als iambischer Trimeter‘
(„-..-, οὖς, 4.—),
als Zusam-
menfügung von zwei ,Reiziana' (._.._-, .-....-) oder als (4hipp) ia (so SNELL)
aufgefaßt werden muß. Hiermit sei jedoch nicht gesagt, daß solche Verse keinerlei interne Struktur aufweisen: die meisten pindarischen Perioden zeigen ja eine zu starke Variaton und sind zu lang, als daß man sie als nicht weiter analysierbare Gebilde auffassen kónne.
Dares Kandidat zur Ausfüllung dieses von ihr diagnostizierten Vakuums ist die ,metrical unit“. Die Feststellung, daß alle griechischen Verse sich mit Hilfe der „basic units“ s (L..) und d (_..-) beschreiben lassen, führt sie zu der An-
nahme, diese Basisgruppen seien in erweiterter (z.B. _.-.-: ss) oder wiederholter (z.B._.__._:s's) Form das gesuchte Analogon des Kolons der dramatischen Lyrik. Die Einheiten sind leicht zu erkennen, wenn sie durch ‚link-anceps‘ voneinander
getrennt werden. Ist dies nicht der Fall, so werden sie nach Möglichkeit mit Hilfe von Regeln (z.B. „[Pindar’s] maximum prolongation of pure single-short is ->-.-.-“ oder „a unit which has once moved out of double-short should not return to it“) identifiziert.’2 So betrachtet, seien die z.B. in der Pindar-Ausgabe von SNELL als aeolica oder
ex iambis ortum bezeichneten Verse genauso zu behandeln, wie Maas die dakty-
loepitritischen Verse analysiert hat, mit der Einschränkung, daß in den nicht-dakse Dar, LM 13. #1 Dare, CP 45.
52 Dare, CP 65.
I. Einleitendes
23
tyloepitritischen Versen s und d innerhalb einer und derselben Einheit miteinander abwechseln können, während daktyloepitritische Verse nur unvermischtes s und dd kennen, die dann regelmäßig durch Anceps voneinander getrennt werden.
Eine Bestätigung für diese Auffassung findet Date in einem Gedicht wie Pind., Ol. XIII, das einen Übergang von äolisch anmutenden zu daktyloepitritischen Versen zeigt, der nur verständlich ist, wenn die Bauprinzipien das ganze Gedicht hindurch identisch sind. Hauptunterschiede zwischen daktyloepitritischen und mit Hilfe von verhältnısmäßig frei gestalteten Einheiten gebauten Versen sind nach dieser Auffassung 1. die Mischung von s und d innerhalb derselben Einheit, 2. häufiges Fehlen des anceps interpositum und 3. überwiegend als kurze Silbe realisiertes Anceps. Wichtig ist, daß das letzte Merkmal die Grenzen zwischen den Einheiten geradezu verwischen kann.? Man bekommt so den Eindruck einer langatmigen, ununterbrochenen Bewegung: „Pindar deliberately obscures the junction of metrical units; the audible effect is one of long unbroken sequences“ (/. c.). Dieser Umstand macht es manchmal unmóglich, die Einheiten, aus denen Verse gebaut sind, mit Sicherheit zu bestimmen.
1.73
Dares Untersuchung ‚The Metrical Units of Greek Lyric Verse‘ erweckt
den Eindruck, die von ihr für die pindarische Poesie beschriebene Situation be-
stehe nicht oder doch in viel geringerem Ausmaß für die gesungenen Partien des Dramas. Nun kommt es im Drama tatsächlich öfter vor, daß die Tragfähigkeit des analytischen Instrumentariums, dessen Daue sich in ihrem dem Drama gewid-
meten Buche bedient, dadurch bestätigt zu werden scheint, daß die von verschiedenen Forschern dargebotenen Analysen weitgehend übereinstimmen. Die Unsicherheit in bezug auf die der Analyse zugrundeliegenden Prinzipien,
die an der Brauchbarkeit des Kolons für die Analyse pindarischer Verse zweifeln läßt, ist jedoch auch für manches Chorlied der Tragödie unverkennbar. Hier wie dort gibt es zahlreiche Fälle, in denen eine Bezeichnung mehrere im jeweiligen Kontext ihrer Funktion nach unvergleichbare Einheiten deckt (so heißen ____..-
nd)
Auch À kommt es regelmäßig vor, daß die Bezeichnung einer Sequenz
von den Merkmalen, die andernorts mit derselben Bezeichnung verbunden sind, abstrahiert: so verzichtet, wer συν... enoplius nennt und __..-.-.-.-- als eno-
plius + troch analysiert, auf eine eindeutige Begriffsbestimmung des enoplius genannten Phänomens. Die Bezeichnung „+ troch" erscheint nur dann sinnvoll, wenn sie so verstanden werden darf, daß das betreffende Kolon aus zwei gleichwertigen Komponenten besteht. Kurz gesagt: auch für die Chorlyrik des Dramas gilt, daß die für die Analyse verwendeten Kolonbezeichnungen manchmal entweder zu umfassend oder zu wenig umfassend sind, als daß sich offensichtlich funktionelle Ähnlichkeiten und Unterschiede in den zu analysierenden Liedern in befriedigender Weise beschrei-
ben und erklären liefien. Wir geraten wiederum in eine Diskussionslage, in der 5 Vgl. z.B. Pind., Of. I, 6: ἄλλο ϑαλπνότερον Ev ἀμέραι φαεννὸν
αἰϑέρος: ss". ss. d'ss.
ἄστρον ἐρήμας oU
24
Sicking, Griechische Verslehre
die vertretenen Ausgangspunkte nicht genügen, um eine Wahl zwischen den von verschiedenen Forschern vorgeschlagenen Analysen zu ermóglichen. Es ist nicht einmal klar, welche Argumente als ausschlaggebend oder auch nur relevant zu betrachten sind. 1.7.3.1 Die genaue Betrachtung der von Dart gebrauchten Terminologie lehrt, daß bei ihr von drei Arten der Analyse die Rede ist:
a) Man versucht, eine möglichst ökonomische Deskription des vorhandenen Materials zu erreichen mit Hilfe der kleinst denkbaren Anzahl von Einheiten, die
eine vollständige Beschreibung des untersuchten
corpus ermöglichen.
Die Se-
quenzen -... und _._ sind, zusammen mit einer Anzahl von Notations-Konven-
tionen, fürs erste nicht mehr als rein deskriptive Instrumente ohne irgendwelche interpretative Bedeutung. b) Man
versucht herauszufinden,
aus welchen
Einheiten
der Dichter seine
Verse gebaut hat. Die erkannten Verskomponenten sind Bauelemente, und man denkt sich z. B. einen iambischen Trimeter aufgebaut aus drei Metra, einen Pen-
tameter aus zwei hemiepe und einen priapeus aus einem glyconeus und einem pherecrateus.
Metron, Kolon
und
haben dann denselben Status. steinen, aus dem der Dichter hat. c) Man stellt sich auf den Wahrnehmung von Lied und xameter aufgebaut aus sechs
,metrical unit‘ (z.B. x_._, xx-..-.-
und _.._.)
Sie entstammen sozusagen einem Arsenal von Bauje nach dem Kontext Zusammenpassendes gewählt Standpunkt des Hörers und fragt sich, wie seine Vers strukturiert war. Demnach wäre z.B. ein HeDaktylen, jedoch vom Hörer wahrgenommen wor-
den als Gefüge zweier durch die Zäsur gegeneinander abgegrenzter Wortgruppen (= Kola), die die Wahrnehmung des Ganzen strukturieren. Ein wichtiger Unterschied
zwischen
Bauelementen
(Metra, metrische
Kola)
und Wahrnehmungseinheiten (rhythmische Kola) läge darin, daß man strenggenommen die Bauelemente durch Beobachtung der inneren Responsion auffindet,
wogegen die Grenzen zwischen den Wahrnehmungseinheiten die Stellen sind, an denen respondierendes Wortende festgestellt werden kann. 1.7.3.2
Diese nähere Begriffsbestimmung gibt die Möglichkeit, dreierlei Fest-
stellungen zu treffen: a) Der Eindruck, wir verstünden
den Aufbau
der dramatischen
Chorlieder
besser als den einer pindarischen Ode, beruht weniger auf einem Unterschied in der Angemessenheit des gängigen Kolonrepertoriums als darauf, daß in der dramatischen Chorlyrik regelmäßig respondierendes Wortende eine perzeptive Struktur vernehmlich macht, während dies in den Gedichten Pindars nicht oder
nicht in demselben Maße der Fall ist. b) Die ‚metrical units‘ sind, soweit sie etwas mehr sind als Instrumente einer neutralen Deskription, in keinem
Falle das Analogon
der Kola eines iambischen
Trimeters oder eines priapeus. Es sind ja keine sich als Wahrnehmungseinheiten darbietenden Wortgruppen, sondern eine Art Elementargruppen, d.h. Sequenzen von Elementen im Sinne von Maas. c) Die Gleichsetzung Kolon = Elementargruppe = Wahrnehmungseinheit, die
nach DALe für die Lyrik des Dramas gelten soll, ist auch darum problematisch,
L
Einleitendes
25
weil es neben Versen, in denen das Kolon nicht weiter analysierbar ist, auch Verse gibt, in denen das Kolon seinerseits in Metra zerlegt werden kann.
1.8
Die Behandlung der nicht κατὰ μέτρον gebauten Verse in der ‚Griechischen
Metrik' von SNELL wird geleitet von der Überzeugung, dafi sich ohne Berücksichtigung der antiken Theoretiker aufweisen lasse, „welches System oder Rezept die Dichter jeweils befolgt haben, um ihre Strophen aufzubauen*.** Dieses Ziel ist nur erreichbar, indem man das Versmaterial, das ein Dichter (oder eine Dichter-
gruppe) benutzt, zunächst als Ganzes nimmt. Eine Art Geschichte der einzelnen Kola wäre zwecklos, weil „diese angeblich gleichen Stücke (...) in verschiedenen
Systemen sehr verschiedenes bedeuten [kónnen]".5* 1.8.1
Bei der Behandlung der Daktyloepitriten bei Bakchylides und Pindar wer-
den Prinzipien und Regeln der Komposition so herausgearbeitet, wie Maas es vorgemacht hat. Die Behandlung der Epodenverse und Asynarteten des Archilochos (Kombinationen von festen Versen und deren Abschnitten) sowie der äoli-
schen Verse bei Sappho und Alkaios (nach dem Prinzip der äußeren bzw. inneren Erweiterung) geschieht auf Anregung von (mündlichen) Mitteilungen von Karr. Bei der Behandlung der nicht daktyloepitritischen pindarischen Gedichte und der Chorlyrik des Dramas versucht SNELL eigene Wege zu gehen. Die herkömmlichen Bezeichnungen der Versteile sind ihm schließlich nur Notbehelfe: „sie können
nur angeben, welche
konventionellen
Formen
jeweils durchklingen.“é
Die einzelnen Perioden und ihre Glieder sind nur deutbar in dem Zusammenhang, in dem sie erscheinen. In den pindarischen Gedichten sind die strophischen Gebilde aufgebaut aus Versen, „wie sie ähnlich auch die älteren Dichter schon verwandt haben, die dann aber im Verfolg durch Erweiterung, Kürzung, Umstel-
lung kaleidoskopartig abgewandelt werden". Die Lieder der Tragödie suchen »in freierer Themenführung einen organischen Aufbau der Strophen zu erreichen, was dann in der späteren Tragödie und im neuen Dithyrambus zur freien
metrischen Gestaltung großer Lieder führt“.58 Demgemäß fordert jedes Einzelgedicht eine eigene Interpretation. Wechsel des Versmaßes oder des Rhythmen-
(bzw. Vers-)geschlechts inner-
halb der Strophe kommt bei Pindar und Bakchylides kaum vor, wird dagegen von den Tragikern geradezu erstrebt. Stárker als Pindar halten die Tragiker sich im allgemeinen an feste, in der Tradition gegebene Kola, aus denen sowohl homogene wie auch heterogene Verse und Strophen gebaut werden. Beim Wechsel von einem ‚Versmaß‘ zum anderen haben ambivalente Stücke vielfach eine vermit-
telnde Funktion, oder der Wechsel vollzieht sich, indem durch geringe Variationen des Rhythmus und/oder der Verteilung der Wortgrenzen das eine Versmaß dem anderen nahegerückt wird. SNELL redet in diesem Zusammenhang von ,glei-
tenden Übergängen“. 1.8.2 Die Art und Weise, in der die Tragiker den Ausgleich von Wiederholung und Variation, von Einheit und Mannigfaltigkeit zu vollziehen gesucht haben, 54 νει, GM 55 Ibid.
38.
** Ibid. 55, Anm.47.
57 B.SwrnL, stes,
Hamburg
41975, 91).
55 lbid, id.
‚Die
Entdeckung
71955,
132
des
Gei-
(gestrichen
26
Sicking, Griechische Verslehre
hat SNELL nur an einigen Beispielen illustriert. Sie ist namentlich von Kraus auf vergleichbaren Grundlagen weiter untersucht worden. Beide haben (wie übrigens auch DALE in ihrem der dramatischen Lyrik gewidmeten Buch) die herkómmlichen Rhythmengeschlechter und die ihnen zugehórigen Kola - bisweilen in einer dem jeweiligen Kontext angepaßten, modifizierten Form - beibehalten und nehmen also an, daß die Identifikation der vom Dichter aus dem Kola-Repertoire je-
weils gewählten Sequenzen vom Hórer mitvollzogen werden konnte. 1.8.2.1 Wie aus dem soeben Gesagten ersichtlich ist, weichen SNELL und Kraus namentlich darin von den Grundsätzen des von Maas geschaffenen Systems ab, daß sie neben
der Wiederholung
als dem Wesentlichen
bei der Regelung des
Rhythmus andere Möglichkeiten rhythmischer Gestaltung anerkennen. „Neben dem
Prinzip der Wiederholung
steht als gleichwertiges
Element
rhythmischer
Gestaltung das der Variation.“ Die Wiederholung ist nur Grundlage des Rhythmus, indem sie „wo nicht tatsächlich, so als Erwartung stets gegenwärtig ist: ihre Modifizierung, Suspendierung und endliche Wiederherstellung sind die Elemente aller höheren rhythmischen Kunst“. ‚Kontrast‘, ‚gradweise Steigerung‘, ‚schritt-
weise Entfaltung‘, ‚Umkehrung‘, ‚Verdoppelung‘ u.ä. sind die Begriffe, mit deren Hilfe namentlich Kraus die innerhalb der Verse, bzw. zwischen den Versen be-
stehenden rhythmischen Beziehungen zu erfassen sucht. ‚Innere Responsion‘ heißt nicht nur die strenge Durchführung eines Schemas, sondern auch der „Ausgleich von Wiederholung und Variation (...) in immer
neuen Lósungen", ein Sich-Entsprechen, das nicht durch identische, sondern durch variierte Wiederholung erreicht wird. In der nicht-dramatischen Chorlyrik handelt es sich dabei um eine verhältnismäßig geringe Anzahl überkommener Versformen: Wechsel des Versgeschlechts innerhalb eines Gedichts ist selten, die Freiheit, mit der der Dichter die wenigen Ingredienzien variiert, dagegen um so größer. Die Chorlyrik des Dramas ist vielfältiger, da sie den ganzen Formenschatz umfaßt, den die griechische Dichtung verschiedener Provenienz bis dahin ausgebildet hatte. Sie hält sich dagegen durchgängig an feste, bereits ausgeprägte
Kolon- und Versformen. Wechsel des Versmaßes innerhalb einer Strophe kommt häufig vor und hat mehr als rein ornamentale Wirkung, weil den verschiedenen
Versmaßen ein bestimmtes Ethos anhaftet. Kraus redet sogar von „Farben auf der Palette einer rhythmischen Charakterisierungskunst" (o. c. 22). Demgemäß vermeiden die Tragiker und Komiker die mehrfache Wiederholung derselben Strophe, wührend die Triaden des Pindar und Bakchylides gleichsam
ad infinitum wiederholt werden
können. Ziel der Analyse ist es, daß wir
zu einer Übersicht über die künstlerischen Mittel gelangen, die die Dichter ver-
wendet haben, und so in die Lage kommen, die Spannung zwischen vorgegebener Form und freier Gestaltung, zwischen Traditionellem und Spontanem empfinden. 1.8.3
nachzu-
Kultivierung der im Bereich eines Versgeschlechtes móglichen Verschie-
denheit sowie Kombination von Versen verschiedenen Geschlechts setzen beide voraus, daß es traditionelle Verse und Versstücke gegeben hat, die vom Zuhörer
5 Kraus, Stroph. 8. ® Ibid. 13.
ét [bid. 20.
I. Einleitendes
27
als solche erkannt werden konnten. Das bereits erwähnte Problem der Identifikation dieser Ingredienzien und ihrer vom jeweiligen Kontext unabhängigen Existenz im Bewußtsein des Hörers taucht somit in vollem Umfang wieder auf, weil Glieder ganz gleichen Aussehens in ganz verschiedenen Verbindungen und Kontexten erscheinen. Auch die Frage der Gleichwertigkeit oder Gleichgewichtigkeit bzw. der Kommensurabilität verschiedener rhythmischer Gebilde stellt sich besonders nachdrücklich. Sie wird von Kraus gelöst, indem er rein umfangmäßige Entsprechungen annimmt, jedoch „nur in einem Ausmaß, das von dem Hörenden apperzipiert
werden kann, und von Teilen, deren Struktur und Abgrenzung hinreichend deutlich ist".$? Auch die Begriffe ‚Takt‘ und ‚Tempo‘ spielen in diesem Zusammenhang wieder eine Rolle. Schließlich fragt es sich, inwieweit die Verwandtschaft bzw. die Kompatibilität von Versen und Versgliedern historisch bedingt war.
Kurz gesagt: die großen Probleme, die die Forschung seit dem 19. Jahrhundert beschäftigt haben, sind keineswegs gelöst. Nur wird immer deutlicher, daß eine Behandlung der einzelnen Verse und Verstypen als solcher unser Verständnis nicht fördert, weil ihre Funktion nur im jeweiligen Kontext verstanden werden
kann. Die Ausweitung und Klärung des starren Wiederholungsprinzips bedeutet einen wichtigen Fortschritt, verlangt jedoch einen bisher fast völlig unterlassenen Versuch, die rhythmischen Grundlagen, auf denen griechische Verse letzten Endes beruhen, herauszuarbeiten.
1.9
In einem zu wenig beachteten Buch hat GEORGIADES bereits 1949 mittels ei-
ner sorgfältigen Betrachtung der Grundprinzipien einer Quantitätsrhythmik das
im letzten Satze des vorigen Paragraphen bezeichnete Problem erneut in Angriff genommen. Das Studium der griechischen Metrik (d.h. der Anwendung des Rhythmus auf das Wort) hat seines Erachtens keinen Zweck, wenn es uns nicht die Móglichkeit gibt, die griechischen Verse richtig vorzutragen. Dazu ist es notwendig, den Be-
griff ‚Quantitätsrhythmik‘ mit anschaulichen, handfesten Vorstellungen zu verbinden. Er versucht somit mit Hilfe von aus der vergleichenden Musikwissenschaft gewonnenen Erkenntnissen die sachgemäße rhythmische Haltung zu konkretisieren, die er dann durch Beispiele aus der neugriechischen Volksmusik er-
läutert. Bedeutsam ist, daß man keine Betonungs- bzw. ‚Schwergewichts‘abstufung benótigt, um eine Reihe von langen und kurzen Silben als ‚rhythmisch‘ zu empfinden. Der griechische Versrhythmus wurde seines Erachtens lediglich durch die als sinnvoll empfundene Aufeinanderfolge der Längen und Kürzen gegliedert. In der Quantitátsrhythmik erfaßt man „die aus dem Nebeneinanderstellen von Längen und
Kürzen
entstehende Gestalt“, indem
man
„von der einen zur nächsten
erfüllten Zeit fortschreite[t], ohne daß damit ein Bedürfnis nach zusammenfassender Unterordnung unter höhere Einheiten (...) entstehen kann“.* Längen und Kürzen sind jedes für sich selbständige Elemente, die vom Dichter in solcher Weise geordnet sind, daß man
*? Ibid. 8.
ihre Aufeinanderfolge
als etwas Sinnvolles, vom
9! THr.GEORGIADES, Rhythmus‘, Hamburg
‚Der 1949, 28 f.
griechische
28
Sicking, Griechische Verslehre
Dichter Gewolltes empfinden kann. Wenn wir den ganzen Rhythmus überblikken, stellen wir fest, daß gewisse Entsprechungen vorhanden sind, daß gewisse Wendungen wiederholt werden usw.
In der abendländischen Rhythmik „bestimmen [wir] zuerst ein leeres Gesetz, eine abstrakte Betonungsanordnung, und erst dann nehmen wir die Ausfüllung
durch konkrete rhythmische Werte vor. (...) Man trennt zwischen Ordnungsprinzip“ (z.B. Dreivierteltakt: 3/4 ...|...) „und wirklicher Zeitdauer der einzelnen rhythmischen Werte“ (z.B. 3/4 4T4JJ|J).*^ Die Wiederholung eines gleichbleibenden Maßes ist nicht mit dem konkreten Rhythmus identisch. In der griechischen Rhythmik dagegen wird die Zeit durch die rhythmischen Elemente (.
und _) selbst gemessen, deren sinnvolle Ordnung zugleich der Rhythmus ist. Demnach sind Unterteilung (= ἢ = FA usw.) und Multiplikation (J» J» .) beim quantitierenden Rhythmus ausgeschlossen: es gibt nur den unteilbaren χρόνος πρῶτος und den χρόνος δίσημος, beide mit dem Sprachmaterial unmittelbar gege-
ben, deren verschiedenartige Zusammenstellungen vom Hórenden miterlebt werden, wie sie auftauchen. 1.9.1
Wir haben oben (1.2.1) festgestellt, daß die Westphalsche Rhythmik zwei
Ordnungsprinzipien aufweist: Wiederholung und Taktgleichheit. Aus der konsequenten Anwendung
des Unterschieds
zwischen
‚dynamischer‘
und
‚statischer‘
Rhythmik würde sich ergeben, daß die beiden Prinzipien unvereinbar sind. Nach GEORGIADES genügt es, daß der Zuhórende eine gegebene Aufeinanderfolge als sinnvoll empfinden kann, entweder weil eine bestimmte Sequenz sich wiederholt,
oder weil mehrere verschiedene und sogar verschiedenartige Sequenzen sinnvoll aufeinander bezogen werden können. Während der Rhythmus z.B. der Wiener Klassiker eine abstrakte Betonungsgliederung voraussetzt, entfaltet die Gliede-
rung eines griechischen Chorliedes sich allmählich, zugleich mit dem Fortschreiten des Vortrags.
Diese von GEORGIADES in einem leider etwas unklaren Stil entfalteten Gedanken und Unterschiede zeigen eine gewisse Verwandtschaft namentlich mit dem, was oben aus dem von Kraus (und SneLı) zur Sache Gesagten hervorgehoben wurde. Ein wichtiger Unterschied liegt jedoch darin, daß die von Kraus gelegent-
lich zu Hilfe genommenen Begriffe ‚Takt‘ und ‚Tempo‘ mit der von GEORGIADES gebotenen Vorstellung des Quantitätsrhythmus prinzipiell unvereinbar sind. Auch ist das traditionelle Kola- Repertoire in einer Auffassung wie der von GEORGIADES entbehrlich. 1.10
Obwohl es an und für sich schon aus methodischen Gründen erwünscht
ist, die Anzahl der für die Beschreibung und Erklärung griechischer Verse benótigten Voraussetzungen auf das Minimum zu reduzieren, gibt es auch in neuester
Zeit zahlreiche Forscher, die auf die Verwendung der Begriffe ‚Takt‘ und ‚Tempo‘ nicht verzichten móchten. In einem grundlegenden Beitrag aus dem Jahre 1977,5 in dem sie mit der vermeintlichen Relevanz anderer als binärer Zeitwerte überzeugend abrechnen, reden DEVINE
und
STEPHENS
sogar von einer neuen
* ]d. ‚Musik und Rhythmus Griechen‘, Hamburg 1958, 18.
bei
den
,metrical-rhythmical
school“,
*5 Preliminaries to an Explicit Theory of Greek Metre', TAPA 1977.
I. Einleitendes
29
die in Maas ihren Begründer und in West‘ einen ihrer extremsten Vertreter habe. Eine sorgfältige Prüfung aller einschlägigen Argumente führt jedoch unabweisbar zu der Schlußfolgerung, daß „the attribution of metrical relevance to lin-
guistic categories other than heavy and light syllable (+/— word boundary) is unfounded and rests on undetected question-begging, neglect of basic statistical tests and various shortcomings of language analysis and scientific method in general“, während
„the assumption
of metrical
elements
other than
/ongum
and
breve is unwarranted, resting as it does (...) in part on a mistaken evaluation of the structural significance of alternation in responsion".*? 1.10.1
In seinem - sowohl durch den Titel als auch im Vorwort als Nachfolger
der ‚Griechischen Metrik‘ von Maas bezeichneten - 1982 erschienenen Buch“ hat
West die in seinem Beitrag von 1970 vertretenen Auffassungen anscheinend wieder aufgegeben. Dennoch finden sich in seiner Behandlung der Verse, wie in seinem ebenfalls 1982 erschienenen Aufsatz ‚Three Topics in Greek Metre',*? deutli-
che Zeichen einer nicht-binären Auffassung von Verselementen, wie die Wiederbelebung des τρίσημος (passim) und die Annahme, daß Breve, Longum und ‚Biceps' verschiedene Zeitwerte haben kónnen.7? Bedauerlicherweise hält das Buch seinem Anspruch, über das von Maas Erreichte hinauszuführen und nicht nur eine Beschreibung, sondern auch eine nach
einheitlichen Prinzipien durchgeführte Erklärung der Phänomene zu bieten, nicht stand. Das geht schon daraus hervor, daß von Maas sorgfältig eingehaltene Unterschiede, wie der Unterschied zwischen Vers und Versschema und der zwi-
schen Verselementen und den diese Elemente vertretenden Silben, dem Verfasser gewissermaßen fremd geblieben sind. So heißt es z. B.: „The final position can be notated as long in all cases as it can always accommodate a long syllable, and when it is occupied by a short syllable its length can always be regarded as being made up by the pause. But if we want our notation to express the nature of the syllables which actually occur in a given position, we should mark the final as an anceps, since in the rest of the metrical scheme a long-mark signifies that a position requires a long syllable." Eigenwillige Begriffsbestimmungen „a place
where
word-end
occurs
more
than
casually“?
„the
normal
(Zäsur: caesura,
whether penthemimeral or hephthemimeral, is simply the place where two cola meet"??) stiften Verwirrung, wo - dank von anderen Forschern erzielten Fortschritten - bereits Klarheit geschaffen worden war. So geht aus der Behauptung „for words and word-groups of the shape „-.. or =-.., of which there were many, the most convenient place was after the main caesura. That is where they & West, ‚A New Approach to Greek Prosody‘, Glotta XLVIII (1970), 185-94. Die dort vorgeschlagene „formula for classifving empirical data“ (o.c. 194) liefert nach DEVINE und STEPHENS (0. c. 124-5) die
6 7 ^! 7 >
West, ‚Topics', 1982. West, GM 20. ‚Topics‘ 288. GM 192. Topics‘ 293; auf der nächsten
Seite
beträchtliche Zahl von 153 denkbaren Vers-
heißt es trotzdem: „the less common heph-
elementen. *' Devine und STEPHENS, o.c. 129. *5 Vgl. meine Besprechung des Buches,
themimeral caesura (...) represents placement of the normal caesura."
Mn
XXXIX
(1986), 425-32.
a dis-
30
Sicking, Griechische Verslehre
are usually placed, and that gives you a bucolic caesura [Hervorhebung
von
mir]“”* hervor, daß West die einleuchtende Behandlung der bukolischen Dihäre-
sis bei Kırk?? offenbar nicht zur Kenntnis genommen hat. Ähnliches gilt für seine Behandlung des Kolonbegriffs, die die von Date 1950/1951 aufgeworfenen und zum Teil beantworteten Fragen nicht einmal stellt. Ein unverkennbares Verdienst des Buches ist jedoch, daf es dank einer stupen-
den Beherrschung des Materials dem Anspruch ,to give as complete a coverage of Greek poetry as it would be reasonable to expect in a volume of modest size“7* in einem bisher nicht erreichten Ausmaß völlig gerecht wird. 1.10.2 Man muß leider feststellen, daß die mit der Beseitigung des Taktbegriffes sowie nicht binärer Quantitätsunterschiede gewonnene Ökonomie des zur Beschreibung und Erklärung benötigten Instrumentariums in Gefahr ist, wieder verlorenzugehen durch die Annahme, die Form griechischer Verse sei zum Teil durch ihr Tempo bestimmt. Wir haben es hier teilweise mit einer Folge der zunehmenden Beachtung von linguistischen (phonetischen und syntaktischen) Eigenschaften der Wörter als Konstituenten eines Gedichts zu tun, der wir manche
wertvollen
Beiträge zum
Verständnis
Verse verdanken.’ Namentlich Devine und STEPHENS
der rhythmischen
‚Suilistik‘ griechischer
haben auf diesem Wege
versucht, Unter-
schiede in der Realisierung der Verse unter dem Motto ‚phonostylistic variation‘ aus dem Wechsel des Sprechtempos („speech tempo“) zu erklären. Es gelingt jedoch nicht, die zur Diskussion stehenden Erscheinungen (wie z.B. die relative Frequenz der Auflösungen und die Realisierung der Zäsur durch eine ‚appositive‘
Wortgrenze) eindeutig auf einen Faktor ‚speech tempo‘ zurückzuführen.’® Schließlich hat insbesondere RuijcH versucht, die von Phonetikern beobachtete Verlängerung wortschließender Silben für die Erklärung bestimmter Phänomene, wie z.B. des Porsonschen Gesetzes, zu verwerten. Auch so sieht man sich
aber letzten Endes in die Notwendigkeit versetzt, nicht-binäre Quantitätsunterschiede zwischen Silben und Elementen als rhythmisch relevant zu betrachten.’?
74 Topics 294. 7$ (5, S. KiRk, ‚Studies in Some Technical
California 1984. Bedenken bei Van RAALTE, R&M
419-21
(Anm.124),
und
426-8
Aspects of Homeric Style‘, YCS XX (1966),
(Anm. 161 und 166).
73-152.
7 C. J Ruycg, 1987, „MAKPA TEAEIA et MAKPA AAOTOZ", Mn XL (1987), 335:
7e GM vii. 77 Hierher gehören Unterschiede in der Realisierung
von
Zusammenhänge
Versgrenze
zwischen
und
Zäsur,
bestimmten
Worttypen und Resolutionsmöglichkeiten sowie die rhythmisch bedeutungsvolle Lokalisierung von Wörtern (Anaphora, ‚Sperrung‘). 78 A.M.Devine
und
L. D.SrEPHENS,
‚Greek Appositiva: Towards a Linguistically Adequate Definition of Bridge and Caesura‘, CPh LXXIII (1978), 314-28, bes. 325,
und ‚Language and Metre. Resolution, Porson’s Bridge, and Their Prosodic Basis‘,
»en grec, la durée d'une SL (syllabe longue) était, c. p., un peu plus longue que celle de SB + SB (syllabe brève + syllabe brève), tant en position finale qu’en position non finale, du moins dans le tempo de la récita-
tion.“ Gegen die Theorie ließe sich auch einwenden, daß sie die Flexibilität der für den Rhythmus relevanten Hebungsabstände (vgl. unten II, 7.7) verkennt, weil sie
voraussetzt, daß äußerst geringe, nur mit Hilfe empfindlicher Apparaturen zu registrierende
Dauerunterschiede
rhythmisch
relevant seien. Ein extremes Beispiel bietet
2. 2.1
ZIELSETZUNG
Die für uns mit den homerischen Epen anfangende griechische poetische
Tradition bestand ununterbrochen, solange die rhythmisch relevanten Eigenschaften der die Verse konstituierenden Wórter unverändert geblieben sind. Der für den Versrhythmus der archaischen und klassischen Periode entscheidende Unterschied zwischen langen und kurzen Silben hat seine Funktion in der Sprache nach und nach verloren: daß der Prozeß, der schließlich zur Neutralisierung des Kontrasts geführt hat, bereits in der hellenistischen Periode angefangen hat, zeigt die gelegentliche gegenseitige Verwechslung von langen und kurzen Vokalen im 3. Jahrhundert v. Chr.!
Auch trat ein überwiegend dynamischer Wortakzent an die Stelle des - für den Versrhythmus in archaischer und klassischer Zeit irrelevanten? - musikalischen Wortakzents: die ältesten Erscheinungen, die auf ein Bedürfnis nach Regelung
des Wortakzents in Versen hinweisen, stammen aus dem ausgehenden 2. Jahrhundert v. Chr? Die Frage, ob diese Erscheinungen als Auswirkungen des sich verándernden
Wortakzents zu betrachten sind, ist umstritten.* Jedenfalls gibt es erst seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. Gedichte, in denen ein dynamischer Wortakzent ein für den Versrhythmus bestimmender Faktor ist. Poesie, deren rhythmische Form ausschliefllich durch die Anzahl und Abwechslung akzentuierter und nicht-akzentuierter isochroner Silben bestimmt ist, gibt es erst im 6. Jahrhundert n. Chr. Das Korpus der nach den für die archaische und klassische Periode gültigen Prinzipien gebauten Gedichte läßt sich angesichts dieser Tatsachen nicht eindeutig bestimmen: eine feste chronologische Grenze kann jedenfalls nicht gezogen werden. Außerdem sind viele Gedichte von Stubengelehrten verfaßt worden, die beim
Komponieren
ihrer
Verse
die
althergebrachten
Konventionen,
deren
Grundlage in der lebendigen Sprache bereits lange verschwunden war, beibehiel$.334: , D'autre part une syllabe longue finale est bien admise en fin de vers, où la du-
rée prolongée renforce la frontiére entre
Auffassung
dieser Art gewisse
Merkmale
der antiken metrischen und rhythmischen Theorien besser verständlich macht, steht
hier nicht zur Diskussion. Eine affırmative
deux vers." Zweitens kommt die Theorie nicht ohne Hilfskonstruktionen aus. So be-
Antwort
kommt z.B. die Tatsache, daß ‚spondäische‘
daß sie darum eine richtige Erklärung grie-
Wörter im ersten Metron (anders als in den anderen Metra) des Hexameters bei Kallimachos keineswegs wenig frequent sind, eine Erklärung mit Hilfe der Hypothese,
chischer Verse bietet. Vgl. Devine und Sre-
daß das Vortragstempo
I, München
im Anfang
eines
Verses verhältnismäßig schnell gewesen sei (o.c, 334). Unerklärt bleibt z.B., warum ‚split resolution‘ in iambischen und trochäischen Versen vermieden wird, in anapästischen Versen dagegen völlig normal ist (vgl. unten V, 2.2.2.1). Die Frage, ob eine
PHENS,
bedeutet
0.c.
selbstverständlich
nicht,
1978, 322.
! E. Scuvvzzn, ‚Griechische Grammatik‘
1959, 392.
? Pace ALLEN,
A& R. Vgl. unten Il, 2.
! Für die Einzelheiten vgl. Maas, GM,
$$ 19-25, und West, GM 180-2, 184-5. * ALLEN, A& R 266ff. 5 Ib. 268.
* Maas, GM, $ 24.
32
Sicking, Griechische Verslehre
ten. So ist es Nonnos noch im 5. Jahrhundert gelungen, Tausende von Hexame-
tern zu schreiben, ohne auch nur einen einzigen Fehler gegen die Quantität der Silben zu begehen, obwohl seine Vorliebe für paroxytones Versende vermuten
läßt, daß er die so sorgfältig eingehaltenen Quantitätsunterschiede nicht mehr hórte. Es hat in diesem Zusammenhang seine Bedeutung, daß Verstöße gegen die richtige Quantität? zuerst bei Vokalen wie 1, α und v auftreten, deren schriftliche
Notation keinen Aufschluß über ihre Quantität gibt. 2.2 Aus diesen Gründen läßt die Reichweite der in diesem Handbuch zu behandelnden Versbauprinzipien sich nicht ein für allemal begrenzen. Praktisch haben die gegebenen Beschreibungen und Erklärungen Bezug auf Gedichte, deren Verfasser die Normen der archaischen und klassischen Periode befolgt haben und fähig waren, die überkommenen Formprinzipien im Dienste einer bewußt gewollten ästhetischen Gestalt zu verwenden - auf Gedichte also, deren rhythmische Form für das Ohr und nicht für das Auge gemeint war. Ästhetisch weniger gelungene Verse sind mit berücksichtigt worden. Verse jedoch, deren Merkmale auf die genannten Veränderungen in der lebendigen Sprache zurückzuführen sind, bleiben außer Betracht, weil ihr Studium in die Vorge-
schichte der späteren, byzantinischen Poesie gehört. 2.3
Was die gesungenen Verse betrifft, werden hier nur die Verse behandelt, de-
ren rhythmische Form an den Texten noch unmittelbar abgelesen werden kann.
Der Annahme, daß wir die rhythmischen Formprinzipien dieser Verse ohne die Hilfe der zugehörigen Musik verstehen können, liegen folgende Erwägungen zugrunde:
2.3.1
Die beim Anonymus Bellermanni® überlieferten rhythmischen Zeichen no-
tieren bekanntlich neben dem χρόνος πρῶτος und δίσημος auch die τρίσημοι, τετράσημοι usw. In einigen mit musikalischen Zeichen versehenen Texten finden wir dann tatsächlich die als 4 notierte μακρὰ τρίσημος.
Das bekannteste Beispiel bietet die sogenannte Seikilos-Inschrift (die vermutlich aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammt)? Das dem Text zugrundeliegende Versschema (.---_-..-.--Iru rer. |) bietet als solches unlösbare Interpretationsprobleme, die jedoch verschwinden, wenn man die überlieferten
Längezeichen einbezieht, die eine klare rhythmische Anordnung in Gruppen von je sechs χρόνοι erkennen lassen:!°
τω ST, WIN, πῇ, SIT, Id, ΤΣ SIR In einem Berliner Papyrus!! haben wir einen Text mit ausschließlich langen Silben, die ein
rhythmisches
Profil
haben,
7 Ib, $ 19. * J. F. Bellermann, ,Anonymi Scriptio de Musica.
Bacchii
senioris
introductio
musicae', Berlin 1841, 1-11. * E.Póhlmann, ‚Denkmäler scher Musik', Nürnberg
weil
μακραὶ
δίσημοι
und
μακραὶ
te-
1 Die übliche Notierung mit Hilfe von — Taktstrichen beruht auf einem a priori:
artis
Gruppen von sechs χρόνοι sind ja durchaus
altgriechi-
denkbar, ohne daß von einem 6/8-Takt die Rede zu sein braucht.
1970, 54ff.
11 Pap. Berl. 6870, POHLMANN,
o.c. 94ff.
L
Einleitendes
33
τράσημοι einander abwechseln. Aus Beispielen dieser Art haben wir zu folgern,
daß die rhythmische Form eines gesungenen Gedichts von den mit den Silben gegebenen
Quantitäten
unabhängig
sein kann. Es spricht jedoch
nichts für und
manches gegen die Annahme, die musikalische Praxis der klassischen Periode habe diese Móglichkeit bereits gekannt. 2.3.2
Die - vermutlich archaisierenden - delphischen Päane von 138 bzw. 128
v. Chr.? kennen zwar das Doppelbreve als musikalische Realisierung eines Longum, zeigen aber keine durch Noten von mehr als zwei χρόνοι realisierten Longa. Auch das älteste relevante Dokument, das uns Text und Musik einer dochmi-
schen Partie des euripideischen Orest erhalten hat," zeigt nichts, was darauf hinweist, Euripides habe neben dem χρόνος πρῶτος und der μαχρὰ ötxpovog noch wei-
tere Notenwerte verwendet: das rhythmische Profil läßt sich an dem Text ohne weiteres ablesen, d.h. die musikalische Vertonung folgt dem von dem Text konstituierten
rhythmischen
Profil
und
zeigt kein
eigenes
Profil, das
dem
Text
gleichsam aufgezwungen wäre. Auch die übrigen Wiener Papyri, die dem OrestFragment zeitlich nahestehen,!* zeigen keine Spur einer vom Text unabhängigen Rhythmisierung, die es nahelegen würde, die Praxis der Seikilos-Inschrift bereits für die klassische Zeit vorauszusetzen. 2.3.3
Pıaton, Kratylos (424 C 1-3), bestätigt diesen Sachverhalt: oi ἐπιχειροῦν-
τες toic ῥυϑμοῖς τῶν στοιχείων πρῶτον τὰς δυνάμεις διείλοντο, ἔπειτα τῶν συλλαβῶν, καὶ οὕτως ἤδη ἔρχονται ἐπὶ τοὺς ῥυϑμοὺς σκεψόμενοι, πρότερον δ᾽ 00.
Relevant ist auch, was DioNvsios aus HaLiKARNAssOS zu dem Problem zu sagen hat.!° Seiner Meinung nach soll in gesungener Poesie die Melodie sich nach den
Worten richten; die Dichter seien jedoch geneigt, das richtige Verhältnis umzukehren und die Worte der Melodie unterzuordnen. Als Beispiel behandelt er eine Partie des euripideischen Orest, die illustrieren soll, wie der Dichter beim Komponieren seiner Melodie die (musikalischen) Wortakzente nicht nur außer acht gelassen, sonder sogar vergewaltigt hat. Áhnliches kann man, sagt er, hinsichtlich der rhythmischen Eigenschaften der Wörter beobachten: fj μὲν yàg πεζὴ λέξις οὐδενὸς οὔτε ὀνόματος οὔτε ῥήματος βιάζεται τοὺς χρόνους οὐδὲ μετατίϑησιν, ἀλλ᾽ οἵας παρείληφεν τῇ φύσει τὰς συλλαβὰς τάς τε μακρὰς καὶ τὰς βραχείας, τοιαύτας φυλάτt£v ἢ δὲ μουσική τε καὶ ῥυϑμικὴ μεταβάλλουσιν αὐτὰς μειοῦσαι καὶ παραύξουσαι, ὥστε πολλάκις εἰς τἀναντία HETAXWEEIV οὐ γὰρ ταῖς συλλαβαῖς ἀπευϑύνουσι τοὺς χρόνους, ἀλλὰ τοῖς χρόνοις τὰς συλλαβάς 42,15-43,3 UR).
Das hier zum Verhältnis zwischen Melodiebildung und Wortakzent Gesagte findet Bestätigung in dem - ebenfalls aus dem Orest stammenden - Wiener Musikfragment. POHLMANN hat das Fragment aufs sorgfältigste interpretiert und durchaus wahrscheinlich
Wortakzent
gemacht, daß „die Vertonung
für die Strophe
entworfen
12 POHLMANN, 0.c. Nr.19 und 20.
und
dann
ohne Rücksicht auf den
der Antistrophe
unterlegt
15 „Diejenigen, die sich mit den Rhyth-
3 Pap.Wien G 2315, aus dem 2. oder 3. Jahrhundert. v.Chr. (PüoHLMANN, 1970,
men befassen, unterscheiden Längen der Buchstaben, dann
zuerst die die der Sil-
Nr.21). ^ O.c. Nr.22-29.
ben, und so kommen sie zu der Betrachtung der Rhythmen, und nicht vorher.“ 16 De comp. verb. 41, 13-45, 3, UR.
34
Sicking, Griechische Verslehre
wurde^." Melodiebildung nach dem Wortakzent ist in strophischer Poesie praktisch nur möglich, wenn man auf melodische Responsion verzichtet, und wird demgemäß - zuerst im 2. Jahrhundert n. Chr. - nur in nicht strophisch gebauten
Gedichten gefunden.!? Es gibt somit keinen Grund, die Glaubwürdigkeit des DioNvsios in diesem Punkt anzuzweifeln. Hinsichtlich dessen, was er zum Rhythmus zu sagen hat, müssen wir feststel-
len, daß Verlängerung von kurzen und Verkürzung von langen Silben, im Sinne von Vertauschung (ὥστε Eis τἀναντία μεταχωρεῖν) dieser beiden dem Rhythmus zuliebe, sich weder in früheren noch in späteren Quellen belegen lassen. Mit dem Gesagten ist deswegen nur dann etwas anzufangen, wenn wir es auf prosodische Erscheinungen wie Hiatkürzung, syllaba anceps und brevis in longo beziehen - in diesem Fall bekommt die Stelle einen klaren Sinn, bietet jedoch keinen Grund da-
für, anzunehmen, der musikalische Rhythmus sei von den im Text vorgefundenen Silbenquantitäten unabhängig gewesen. Es dürfte nicht ohne Bedeutung sein, daß ArısToxenos zwar einen Unterschied
zwischen
Grundlage
ῥυθμός
und
ῥυϑμιζόμενον
gemacht
für die Loslösung des Rhythmus
vom
und
so die
theoretische
sprachgebundenen
binären
Kontrast zwischen kurzen und langen Silben geboten hat, andererseits jedoch, wo er von Silbendauer redet, anscheinend keine Überlängen, sondern nur die zweizeitigen Längen kennt: μεγέϑη μὲν γὰρ χρόνων οὐκ ἀεὶ tà αὐτὰ κατέχουσιν αἱ
συλλαβαΐί, λόγον μέντοι τὸν αὐτὸν ἀεὶ τῶν μεγεϑῶν' ἥμισυ μὲν γὰρ κατέχειν τὴν βραχεῖαν χρόνου, διπλάσιον δὲ τὴν paxpév.!?
2.3.4 Responsionsfreiheiten wie ._._ — ... können nicht beweisen, daß die Dichter die dreizeitige Länge tatsächlich gebraucht haben. Eine Aussage wie die von Wesr? - „Bacchylides’ poem (Snell-M. 17) is noteworthy for the fact that at eight places the metrical scheme admits responsion between syncopated and un-
syncopated iambics (...). This proves that they were equivalent in time-value, the length of the suppressed short being added to one of the adjacent longs to make
it a triseme" - macht klar, dafi wir es hier mit einer petitio principii zu tun haben: die Responsion von „_._ und „__ kann nur ‚beweisen‘, daß .__ mit „_ gleichzusetzen sei, wenn
man
voraussetzt,
daß ,equivalence
in time-value“
von Metren
ein
für den Rhythmus κατὰ μέτρον gebauter Verse entscheidendes Prinzip sei, d.h., wenn man das, was es zu beweisen gilt, zur Grundlage der Beweisführung macht. Sequenzen, die der Interpretation Schwierigkeiten bereiten (wie z.B. _-._-- ),
V DGHLMANN,
0.c. 82.
18 O.c. 140, Anhang I. 19 R.WrsrPHaL,
‚Arıstoxenos
von
Ta-
rent. Melik und Rhythmik des classischen Hellenentums‘ (ed. F.Saran), Leipzig 1893, I1, 89, 10-2, zitiert bei Michael Psellos, Προλαμβανόμενα tig τὴν ῥυϑμικὴν ἐπιστήμην.
Zur für die hier behandelten Fragen irrelevanten Beurteilung der μακρὰ ἄλογος bei D.H., CV 71, 10ff. UR, vgl. Van Raarre, R&M
30:
Dionysius
„It seems
merely
likely, however,
refers
to
a
that
particular
manner of reciting hexameters of a special rhythmical shape (i.c. ‚holodactylic‘ verses), in which the length (or rather the tempo) of the syllables occupying the marked verseelements is shorter (faster?) than a ‚full syllable‘. The main difficulty arises from his equation of the phenomenon with the de-
notation of ἄλογος as used by the rhythmicians - an equation which, however, seems
erroneous." 2
West,
GM
69.
L
Einleitendes
35
können a fortiori die Annahme, daß die Dichter die dreizeitige Länge verwendet haben, nicht unterstützen.?!
2.3.5
Für die Interpretation von Aristophanes! Ranae
1314 (εἰειειειειειλίσσετε
mit dem zugehörigen Scholion: fj &n&xtaoıg τοῦ εἰειειλίσσετε κατὰ μίμησιν τῆς μελο-
ποιίας) haben wir nochmals den Orest-Papyrus heranzuziehen, der zwei Beispiele bietet für die Realisierung
einer langen
Silbe durch
zwei
Noten:
wog (πόντου)
und εἐν (κύμασιν). Es handelt sich um zwei dochmische Sequenzen (κατέκλυσεν δεινῶν πόνων ὡς πόντου:...-.-..,.-... und λάβροις ὀλεϑρίοισιν ἐν κύμασιν: un,
„--.-), deren rhythmische Interpretation keinerlei Schwierigkeit bietet. Da die musikalische Notation keine Zeichen hat, die auf etwas anderes hinweisen, müssen wir annehmen, daß es sich bei og und &v um von zwei kurzen Noten realisierte Longa (von AnisroxENos als χρόνοι μικτοί bezeichnet) handelt. Gerade solche aus zwei kurzen Noten bestehenden ‚Melismen‘ mit wiederholter Artiku-
lation des Vokals dürften die aristophaneische Parodie ausgelóst haben.? Die Parodie
zielt
dann
auf
eine
von
Euripides
im
ausgehenden 5. Jahrhundert
vorgenommene und im Orest-Papyrus zufälligerweise belegte Neuerung - was eben bedeutet, daß solche Melismen damals noch als ungewöhnlich empfunden wurden.??
Wenn diese Interpretation der aristophaneischen Parodie zutrifft, bedeutet das, daß der Übergang von einfacher Stilisierung des mit den Worten unmittelbar gegebenen binären Quantitätskontrasts zu einer von der Silbenquantität unabhängigen rhythmisch-musikalischen Gestaltung zu dieser Zeit noch nicht stattgefunden hatte. Die Annahme, dieser Übergang sei von den Dichtern des sogenannten jungattischen Dithyrambus vollzogen worden,?* findet in den einschlägigen Zeugnissen? keine Bestätigung. Dort ist vielmehr die Rede vom Aufgeben der strophischen Gliederung zugunsten freier Einheiten (ἀπολελυμένα), offen7 Anders: West, GM 53. Vgl. KanNICHT, Gn 1973, 120, Anm. E: „Die Rhyth-
mik von Oxyrhynchus (POxy 9 + 2687) spiegelt die Praxis des Seikilosliedes; gegen ihre metrische Bedeutung für die Dichtung des 5. Jh. scheint mir nach wie vor zu sprechen, daß _._ und
das bekannte 48
keine
in-
νος. 2
Der Terminus
χάμπτειν,
der bei Arı-
parodische
Zeugnissen
sie
22 Vgl. KannicHT (/.c.): „Übrigens hätte 1314,
he restored
εἰ-ει-ει-ειλίσσειν Ar.
wären
spondieren müßten, als es (pace Wilamowitz, GV 293.) tatsächlich der Fall ist.“
Ran.
responsion, which
stophanes, Nub. 969-71, 333; Thesm. 53 und anderen (Pherekr., Fr. 145,9, Timoth., PMG 802,3) als ein Merkmal der Musik der Dithyrambiker erscheint, geht nicht auf ‚Koloratureffekte‘ (so H.Schönewotr, ‚Der jungattische Dithyrambos‘, Diss. Gießen 1938, 21), sondern auf die auch in anderen
x_._/_._x,
wirklich äquivalent, sehr viel häufiger re-
ja auch
strophic
geniously at 437, remembering his Frogs, by duplicating the first syllable of εἰλισσόμε-
Pointe,
wenn derartige Überlängen (mit entsprechend melismatischer Ausmalung?) die Regel gewesen wären.“ Eur, Εἰ 437, stammt die Lesung εἰειλισσόμενος von einem metrisch interessierten byzantinischen Korrektor und hat somit keine unabhängige Beweiskraft. Vgl. DENNISTON in seiner Electra-Ausgabe S. xli: „in the lyrics he (d.h. der Korrektor) relied almost entirely on
(Plat., Leg. 700dff.,
Dion.,
De
comp. verb 85, UR) genannte Neigung zum Modulieren zwischen verschiedenen ägyovía. Vgl. Dover, ad Ar. Nub. (Oxford 1968) 969.
^ Vgl. THr.GEorGiaDes, ‚Der griechische Rhythmus. Musik, Reigen, Vers und Sprache‘, Hamburg 1949, 56-7; H.Kowıer, ‚Die Parodie‘, Glotta XXXV (1956), 17-32. 25 SCHÖNEWOLF,
0. C.
36
Sicking, Griechische Verslehre
sichtlich weil das die Môglichkeit bot, Melodie und Rhythmus der von den Dichtern angestrebten klanglichen Nachahmungen der Wirklichkeit dienstbar zu machen. Dazu brauchten sie eine größere rhythmische und melodische Varietät, als die Zwangsjacke der Responsion ihnen erlaubte.?*
Das bedeutet, daf die Textform die musikalische Gestaltung weitgehend bestimmt haben muß: nur dann können wir verstehen, daß die Vergrößerung der Variabilität gerade die Loslösung von den mit der strophischen Komposition verbundenen Einschränkungen erforderte.
2.4 Der Umschwung der rhythmischen Einstellung, der sich irgendwann zwischen dem Ende der klassischen Periode und der Zeit der Seikilos-Inschrift vollzogen haben muß, ist vielmehr in Verbindung zu setzen mit dem Verschwinden des musikalischen zugunsten eines dynamischen Wortakzents sowie des quantitativen Unterschieds zwischen langen und kurzen Silben: die freie musikalische Vertonung poetischer Texte setzt ja voraus, daß die Quantität der Silben kein als solches klar erkennbares rhythmisches Profil mehr ergab. Auf jeden Fall gibt es keine unabhängigen Argumente dafür, anzunehmen, daß die in diesem Handbuch dargelegten Prinzipien ihre Gültigkeit zur Zeit des Euripides bereits verloren hätten. Fest steht nur, daß die enge Bindung des musikalischen Rhythmus an die mit den Worten gegebenen Quantitäten zur Zeit der Sei-
kilos-Inschrift gelöst worden war, d.h. daß lange Silben zu Noten von mehr als zwei χρόνοι (bzw. zu mehreren Noten, deren gesamter Zeitwert mehr als zwei χρόνοι füllte) gesungen werden konnten.
Daß in den überlieferten Musikfragmenten die μακρὰ τρίσημος sowohl als 5 wie auch mit Hilfe eines der betreffenden Note hinzugesetzten /eimma (.) notiert
wird, weist darauf hin, daß man die Verlängerung der langen Silbe wenigstens anfánglich als eine Freiheit empfunden hat, die strenggenommen im Text keine Rechtfertigung hatte: die Musik füllt gleichsam einen im Text nicht vorhandenen Zeitraum aus. Über die Frage, ob die Verselbstándigung des musikalischen Rhythmus auch
kurz gesungene lange bzw. lang gesungene kurze Silben erlaubte, geben die überlieferten Fragmente keinen Aufschluß. Ausgeschlossen ist das jedoch nicht. Auf jeden Fall finden wir in einem Michigan-Papyrus" gelegentlich zu einer einzelnen kurzen Silbe zwei durch ein Hyphen Zeile 11: ἀέλπτου, Zeile 16: rnepaouévov).?8
verbundene
Notenzeichen
(z.B. 39
Wie dem auch sei: daß die in der archaischen und klassischen Periode von den Dichtern gehandhabten rhythmischen Prinzipien sich spáter grundsätzlich geändert haben, läßt sich angesichts der uns bekannten Tatsachen nicht bezweifeln. Illustrativ ist ein Zitat des Arıstoxenos:?? „Was wir tun, gleicht dem, was die Poseidoniaten tun, die am Tyrrhenischen Golf wohnen. Sie waren einst Griechen, sind
dann aber zu barbarischen Tyrrhenern geworden [d.h., daß das Griechische ih26 [Aristot.], Prob. XIX, 13-20, und D.H., CV 85, UR.
15,
918
b
hat, von vornherein ausschließt. Wie GEonGIADES dargelegt hat, ist die durch Gleich-
27 POHLMANN, 0. c. 39-40. setzung von J= N (2 JJ 2 AR usw.) vor28 PóHLMANN schreibt in diesem Fall À — ausgesetzte Unterteilung nur im Rahmen statt JJ. Das ist anfechtbar, weil es die Mógeiner Taktrhythmik denkbar. lichkeit, daß es βραχεῖαι δίσημοι gegeben 7 Fr. 124 W.
I. Einleitendes
37
nen keine lebendige Sprache mehr war] und haben ihre Sprache und ihre Sitten geändert, feiern jedoch auch heute noch eines ihrer alten griechischen Feste. Bei dieser Gelegenheit kommen sie zusammen und erinnern sich an die alten Worte und Gebräuche. Wenn sie miteinander geklagt und geweint haben, gehen sie wie-
der nach Hause. So ist es auch mit uns: unsere Theater sind barbarisch geworden, und diese vulgäre Musik ist in einen großen Verfall geraten: wir kommen mit wenigen zusammen, und erinnern uns daran, wie die Musik war.“
Die auf der Grundlage der neuen rhythmischen Prinzipien komponierten Gedichte können wir nur in den wenigen Fällen, in denen neben dem Text auch die
Musik überliefert ist, einigermaßen beurteilen. Im folgenden bleiben Gedichte dieser Art, wie gesagt, außer Betracht.
3. ANORDNUNG 3
Die
meisten
mafigebenden
Behandlungen
griechischer Versformen
zeigen
eine Einteilung nach mehreren verschiedenen Distinktionen und Kriterien. So unterscheiden SNELL, GM,
und West, GM:
- gesungene, ‚rezitierte‘ und gesprochene Poesie; - stichische und nicht-stichische Gedichte und, innerhalb der letzteren Gruppe,
strophische Gedichte, Astropha und Systeme; - Verse mit innerer Responsion sowie solche, die keine metrischen Gruppen aufweisen, ‚äolische‘ Verse, asynartetische Verse, daktyloepitritische Verse usw.;
- Gedichte (bzw. Strophen), die von einem ‚Rhythmengeschlecht‘ beherrscht werden, und ,polymetrische Gedichte, d.h. Gedichte, in denen mehrere ‚Rhythmengeschlechter‘ einander abwechseln;
- poetische Gattungen (z.B. monodische Lyrik, Chorlyrik,! dramatische Lyrik usw.);
- einzelne Dichter; - Perioden (archaische, hellenistische usw.). 3.1
Ein Beispiel einer folgerichtig nach einem einzigen Gesichtspunkt durchge-
führten Einteilung bietet Koster, Traité de métrique grecque‘ (?1962). Seine Kapitel tragen die Namen der von ihm unterschiedenen Versfüße, mit deren Hilfe größere Einheiten (Syzygien, Tripodien, Kola, Verse) zusammengesetzt sind. Diese Einteilung läßt sich jedoch (wie aus einem Kapitel “Mètres mélangés“ hervorgeht) nicht konsequent einhalten und hat außerdem beträchtliche Nachteile, weil sachliche und historische Zusammenhänge in dieser Weise nicht ans Licht kommen, wie die Behandlung des sapphischen ,hendecasyllabus‘ als eines (von einem choriambischen Dimeter abgeleiteten) ,choriambischen Trimeters‘ zeigen kann. Auch gelingt es nicht, die rhythmische Struktur von Versen und Gedichten zu verdeutlichen: die im Rahmen eines Kapitels "L'anapeste" erfolgende Beobachtung, daß bei Pindar, Nem. VI,4 („-..-..-._x_._), einer ,tripodie anapestique" ein „lekythion“ folgt, trägt zum Verständnis des betreffenden Verses in seinem Kontext so gut wie nichts bei.
! Zu dem - aus moderner Zeit stammenden
-
und
‚monodischer
Unterschied
zwischen Lyrik‘
‚Chorlyrik‘
- der in diesem
Buch keine Rolle spielt - ist ein wichtiger Aufsatz von M. Davizs (CQ. XXXVIII,
dangerously misleading to talk of choral or monodic poets. Most lyric composers were
versatile enough
to practice both catego-
1988, 52 ff.) zu vergleichen. Seine - auf ei-
ries. And (a final paradox) though two poets, Stesichorus and Ibycus, were customarily supposed to have restricted them-
ner sorgfáltigen Überprüfung der einschlägigen Argumente basierende - Schlußfolge-
selves, with less versatility, to one subdivision of lyric, that subdivision, on all the evi-
rung
dence, is now revealed as monody not cho-
lautet:
,that
(...)
there
was
choral
poetry and monodic poetry, but that it is
rus“ (o. c. 61).
L
Einleitendes
39
Ein weiteres Beispiel für eine auf den ersten Blick nach formalen Gesichtspunkten eingerichteten Monographie ist Daın, ‚Traite de métrique grecque‘ (1965), wo nacheinander „Les rhythmes“, „Le vers“ und „L’assemblage des vers“
behandelt werden. Diese scheinbar eindeutige Kategorisierung wird jedoch nur erreicht auf Kosten einer Gleichschaltung von ganz ungleichartigen Größen. So werden „elements rhythmiques“ auf eine Linie gestellt mit Kola. Zu diesen „elements rhythmiques“ zählt der Verfasser den sogenannten ithyphallicus (_.-.-. , „tripodie trochaique“); unter den Kola begegnet dann die Sequenz _._-. („ithy-
phallique syncopé“). Innerhalb der Haupteinteilung werden außerdem verschiedenartige Kriterien angewendet: verschiedene Arten gesungener Poesie, verschiedene Gattungen und Bestandteile von Gattungen (Parodos, Kommos usw.) sind z.B. in der Abteilung „L’assemblage des vers“ in einem Kapitel „Les cadres metri-
ques“ zusammengebracht. 3.2 Es ist im Prinzip durchaus möglich, die Anordnung einer griechischen Verslehre auf den verschiedenen Formmerkmalen von Versen und Gedichten zu basieren. Man hätte dann zuerst die rhythmisch relevanten Merkmale des Sprachmaterials (namentlich den Unterschied zwischen kurzen und langen Silben und den Begriff der rhythmisch relevanten Wortgrenze) zu verzeichnen. Zweitens wäre dann eine Bestimmung der verschiedenen möglichen Realisierungen der Elemente
eines Versschemas
(Longum,
Breve, Doppelbreve, Anceps)
sowie
der
Variation derselben (Kontraktion, Resolution, Cholosis) erforderlich. Auf dieser
Grundlage kann man dann die Verse unterscheiden, je nachdem ob sie metrische Gruppen oder Kola (vgl. II, /.7./8.1) aufweisen. Eine zweite relevante Kategori-
sierung hätte die Verse nach den rhythmischen Merkmalen der unterschiedlichen Sequenzen zu unterscheiden (homogen/heterogen, steigend/fallend, juxtaponierend/prolongierend, stumpf/klingend). Schließlich hätte dann eine Behandlung der verschiedenen Methoden zu erfolgen, nach denen die Dichter aus nach die-
sen Prinzipien gebauten Versen Strophen bzw. Gedichte komponiert haben. 3.3 Eine solche mit eiserner Konsequenz durchgeführte Anordnung würde zwar eine hierarchisch geordnete Bestandsaufnahme der von den Dichtern beim Komponieren ihrer Verse und Gedichte befolgten Prinzipien bieten, würde jedoch auch beträchtliche Nachteile mit sich bringen, weil sie jeder historischen Dimension entbehren und organische Zusammenhänge zerstören würde. Aus die-
sem Grunde empfiehlt sich eine Kompromißlösung. Daher wurde hier zuerst eine Darlegung der für die Form der verschiedenen rhythmischen Sequenzen bestimmenden Prinzipien vorgenommen, die die Grundlage bildet für eine getrennte Behandlung der stichischen und der nicht-stichischen Gedichte.
Bei der Behandlung der nicht-stichisch gebauten Gedichte bekommt die dramatische Lyrik ein eigenes Kapitel, in dem strophische Lieder und Systeme getrennt behandelt werden. Die strophischen Gedichte außerhalb des Dramas sind nach den Kompositionstypen gruppiert worden, wodurch sich eine Einteilung er-
gibt, die sich größtenteils mit einer Einteilung nach verschiedenen Dichtern bzw. Gruppen von Dichtern deckt.
II GRUNDLEGENDES
1. PRINZIPIEN, 1.1
TERMINOLOGIE
Eine primäre Voraussetzung für das Eintreten eines Rhythmuserlebnisses
ist ,der Wechsel
von akustisch mehr oder weniger prominenten
Grundeinheiten
in Perioden von bestimmter Dauer".! In griechischen Versen sind die alternierenden Grundeinheiten /ange und kurze Silben. Der Versrhythmus beruht somit im Griechischen wie in anderen Sprachen auf einem in der Sprache gegebenen binären Kontrast. Der Unterschied von prominenten und nicht-prominenten Grundeinheiten ist mit dem Vorhandensein oder Fehlen des Merkmals Lánge ohne weiteres gegeben. Die für das Eintreten des Rhythmuserlebnisses wesentliche regelmäßige Ordnung der Grundeinheiten in der Zeit wird von objektiven Dauerunterschieden zwischen verschiedenen Silben (wie z.B. spo- und -o, oder BAwo- und w-) nicht beeinträchtigt: der zeitliche Abstand zwischen den markierten Elementen ist ja in-
nerhalb gewisser Grenzen flexibel: „according to experiments subjects feel rhythms to be fairly good, i.e. stable, with as much as 14.596 displacement of temporal regularity".? Die beachtliche Flexibilität des Abstandes zwischen den mar-
kierten Elementen macht es von vornherein unwahrscheinlich, daß geringe Dauerunterschiede rhythmisch relevant seien. Das ist von Belang, weil es einer ,rhythmischen' Erklárung bestimmter Brücken sowie der Erklärung bestimmter Phánomene mit Hilfe der von Phonetikern beobachteten Verlängerung von Schlußsilben u.ä. jede Grundlage entzieht.? 1.2
Die Beschreibung und Erklärung der rhythmischen Gestalt eines griechi-
schen Verses hat anzufangen mit der Beobachtung der relevanten Merkmale aller Beispiele dieses Verses in einem bestimmten Gedicht oder einer bestimmten
Gruppe
von Gedichten.
Die so gefundenen
Merkmale
pflegen wir in einem
Schema zu notieren (z.B. -_.=!__=-..-- ), das sorgfältig zu unterscheiden ist vom Versschema, das heißt von der Wiedergabe der Normgestalt, die dem Dichter
vor Augen gestanden hat (x-.-!x-...-..-- I) und die in den einzelnen Versen verwirklicht (oder variiert) wird. Dieses Versschema ist zu betrachten als Reprä-
sentation eines Basisschemas, das nur die Anzahl und Reihenfolge der markierten (+) und unmarkierten (—) Elemente festlegt: — + — + — + — + — + —-. 1.3
Bestimmend für das rhythmische Profil eines Verses ist, neben der Reihen-
folge der Elemente im Basisschema, die Repräsentation der nicht- markierten Elemente, die im Versschema sowohl als Breve wie auch als Doppelbreve erscheinen
können. Aus diesen Definitionen ergibt sich, daß das Schema z.B. eines daktylischen Tetrameters (νον νυν ον ) 8 Elemente enthält, die - weil die 4 nicht-mar1 A.W. De NPh
XVII
? S.CHATMAN, Den
Haag
Ggoor,
‚Der
Rhythmus‘,
(1932), 83.
‚A
1965, 21.
> Contra GM,
Theory
of
Metre,
11-12,
et MAKPA 52.
West,
GM,
C. J. Ruycn,
AAOTOZ",
passim, „MAKPA
SNEL, TEAEIA
Mn XL (1987), 313-
44
Sicking, Griechische Verslehre
kierten Elemente Doppelbrevia sind - Platz bieten für 12 Silben. Man kann die markierten Elemente der Kürze halber ,Hebungen', die nicht-markierten Elemente ‚Senkungen‘ nennen, vorausgesetzt, daß man von den störenden Konnota-
tionen, die diesen Bezeichnungen durch ihre Vorgeschichte anhaften, konsequent abstrahiert. Daneben gibt es die Möglichkeit eines Anceps, d.h. daß an der Stelle eines unmarkierten Elements freie Distribution von kurzen und langen Silben herrscht,
die als solche das rhythmische Profil des Verses mitbestimmt. Die oft vertretene Annahme, daß den an solchen Stellen erscheinenden Silben eine intermediäre Quantität zuerkannt werden müsse, ist von DEVINE und SrEPHENs* überzeugend widerlegt worden. 1.4 Zeigt die Beobachtung der Responsion, daß an einer Stelle statt einer langen Silbe gelegentlich zwei kurze Silben erscheinen (Resolution) oder daß eine lange Silbe ein zu erwartendes Doppelbreve realisiert (Kontraktion), dann sind diese als Variationen des Versprofils zu betrachten. 1.4.1
Strenggenommen beruhen die Termini ‚Resolution‘ und ‚Kontraktion‘ auf
einer falschen Interpretation des Sachverhalts. Es handelt sich nicht darum, daß eine Silbe in zwei Silben ‚aufgelöst‘ oder zwei Silben zu einer Silbe ‚zusammenge-
zogen‘ werden können. In z.B. ._.- = „_... vertreten zwei kurze Silben ein markiertes Element und sollen vom Hörer als Realisierung eines im Versschema vorgesehenen Longum interpretiert werden. Im Falle |... — .. hat der Hörer eine lange Silbe als Realisierung eines Doppelbreve zu verstehen.
Voraussetzung ist in beiden Fällen, daß der Gang des Rhythmus sich beim Hörer eingeprägt hat oder ihm in anderer Weise vertraut ist. Sein Verständnis wird von seiner Erwartung dessen, was folgen wird, geleitet. Demgemäß bleibt die Substituierung von zwei Kürzen für ein Longum und von einer Länge für ein Doppelbreve auf Stellen beschränkt, wo sie die Erkennbarkeit des beabsichtigten rhythmischen Profils nicht beeinträchtigt oder bewußt variiert. Länge und Doppelkürze sind somit nicht prinzipiell gleichwertig oder austauschbar: es handelt sich vielmehr um eine von den Dichtern rücksichtsvoll gehandhabte Freiheit, die Variationen des den Versen zugrundeliegenden Profils ermôglicht. 1.4.2 In bestimmten Verstypen läßt sich auch eine Freiheit in der Realisierung einsilbiger ,Senkungen' beobachten: sowohl Brevia wie Ancipitia kónnen unter
bestimmten Voraussetzungen von zwei kurzen Silben realisiert werden (. oder x =.)
1.4.3 Die in 1.4.1 und /.4.2 genannten Variationsmöglichkeiten sind zu unterscheiden von der Möglichkeit, daß ein in allen betreffenden Versen erscheinendes (und also gleichsam ‚institutionalisiertes‘) Longum® ein unmarkiertes Element 4 A. M. Devine und L. D. SrEPHENS, ‚Anceps‘, GRBS XVI (1975), 197.
5 Die
Möglichkeit
eines
aufgelösten
Anceps ist eine für bestimmte Verse in bestimmten Gattungen (z.B. für den komischen Trimeter) charakteristische Freiheit,
die man
von dem
unterscheiden
muß, was
wir bisher nur bei Stesichoros finden, der an Ancepsstellen bisweilen Doppelkürzen hat. * Der Terminus Longum ist streng genommen zweideutig, insofern er sowohl ein
II. Grundlegendes
45
des Basisschemas vertritt (wie z.B. das letzte Longum des daktylischen Hexameters oder das vorletzte Longum des Choliambus). Auch können zwei Kürzen in allen Beispielen eines Verses an einer bestimmten Stelle ein markiertes Element
vertreten. In solchen Fällen handelt es sich um eine Abweichung vom Basisschema, die als ein Merkmal des betreffenden Versprofils betrachtet werden muß.’ 1.4.4 Anceps Silben, kierten
Bei Resolution und Kontraktion und bei der Responsion von Kürze und mit Doppelkürze ergeben sich bisweilen Reihen von langen und kurzen in denen der vom Profil erforderte Wechsel von markierten und unmarSilben als solcher nicht wahrnehmbar ist. Wie oben gesagt, wird das Ver-
ständnis des Hörers in solchen Fällen geleitet von dem, was im jeweiligen Kon-
text zu erwarten ist. Es erübrigt sich somit die Hypothese, hier sei ein ‚Iktus‘ zur Differenzierung von gleichwertigen Silben verschiedener rhythmischer Funktion erforderlich: man kann zwischen gleichwertigen (langen bzw. kurzen) Silben ebenso differenzieren, wie man z.B. bei der Wahrnehmung des Tickens einer Uhr den verschiedenen ‚Ticken‘ einen verschiedenen Wert beimessen kann. Das alles schließt selbstverständlich nicht aus, daß in von Musik und/oder Tanz
be-
gleiteten Texten die richtige, d.h. die sich aus dem jeweiligen Kontext ergebende Interpretation durch die Melodie, durch die Instrumentalbegleitung oder durch
einen vom Tänzer wahrnehmbar gemachten Unterschied zwischen ‚Arsis‘ und ‚Thesis‘ unterstützt werden konnte. 1.5 Wie aus der Beobachtung des Materials hervorgeht, haben Verse, die zur Domäne der klassischen griechischen Poesie gehören, offensichtlich einem Basis-
schema zu entsprechen, das im allgemeinen zwei Bedingungen erfüllt: 1. Das Schema zeigt keine Sequenzen von mehr als zwei markierten Elementen, und
2. Das Schema zeigt keine Sequenzen von zwei (oder mehr als zwei) unmarkierten Elementen (*..., *,/..x). Solche Sequenzen machen einen Vers offenbar
unrhythmisch. Wo sie erscheinen, sind sie meist ein Indiz für das Versende.* markiertes Element als auch ein nicht-markiertes Element, das unveränderlich von einer langen Silbe realisiert ist, bezeichnen kann. Für das Longum im eigentlichen Sinne hat West den Terminus ‚princeps‘ ge-
prägt. Fälle, in denen sich störende Mißverständnisse ergeben, sind jedoch selten.
? Z.B. Ar. Lys. 1014-35, wo sxsxs”'s κατὰ στίχον erscheint. Für die Notation bedeutet das hier Gesagte, daß man
der Wechsel von „./- als Variation eines Versschemas einander ähnlich seien. * Die einzige die Regel bestätigende Ausnahme bilden die namentlich bei Sophokles (Beispiele bei anderen Autoren bietet Wesr, ‚Topics‘, 289, Anm. 31) erscheinenden Verse, in denen einer daktylischen Sequenz eine (meist mit Anceps anfangende) s- Sequenz folgt wie z.B. Soph., Phil.
das An-
cepszeichen am besten reserviert für diejenigen Fälle, in denen die Abwechslung von
hervor,
= dddd.Ixss.). "Dazu West, GM 129-30: ».… the characteristically (though not exclusively) Sophoclean trick of following an acatalectic tetrameter with a colon which does not start on a princeps (...). When it is a iambic colon, it sometimes begins in the
daß der Wechsel ./.. an Ancepsstellen und
form _...-, as if to deceive the ear over the
Lángen und Kürzen an einer nicht-markierten Stelle profilbestimmend ist. Die von Maas vorgeschlagene Bezeichnung ,, biceps" für =
ruft den
falschen
Eindruck
46 1.5.1
Sicking, Griechische Verslehre Des weiteren läßt sich beobachten, daß es keine Versschemata gibt, in de-
nen zwei aufeinanderfolgende unmarkierte Elemente Ancipitia sind, wie z.B. *...x_x... Auch ein Versbeginn *.x.... wäre eine Anomalie. Solche Sequenzen haben offenbar kein rhythmisches Profil. 1.6 Die sogenannten áolischen Verse bilden eine Gruppe für chen Versen die Kollokation von mehreren Ancipitia môglich zweite unter 7.5 genannte Grundbedingung unerfüllt bleibt. In gilt dagegen die spezifische Bedingung, daß die Verse eine haben. 1.7
sich, weil in solist und somit die äolischen Versen feste Silbenzahl
Das Profil eines Versschemas wird bestimmt durch die Wahl, die der Dich-
ter trifft hinsichtlich der folgenden vier Variablen: 1. Das Schema beginnt entweder fallend, d.h. mit einem Longum, dem ein Breve oder Doppelbreve folgt, oder steigend, d.h. mit einem nicht markierten Element, dem ein Longum folgt. 2. Die Fortsetzung einer Sequenz nach einem Breve bzw. Doppelbreve, dem ein Longum folgt, erfolgt entweder durch ein Longum, dem seinerseits notwendigerweise ein Breve oder Doppelbreve folgt, oder durch ein nicht markiertes Ele-
ment, dem ein Longum folgt. In dem ersten Fall (z.B. ...._-.-..., .. usw.) sprechen wir von /uxtaposition,
.u.-vo_.ı.
im zweiten (z.B. ...._._..., ...._.._...)
von Prolongation. Auch wenn einem markierten Element ein Anceps folgt, was freilich nicht mehr als einmal hintereinander stattfinden ..-x-0...), haben wir es mit Prolongation zu tun.
kann
(also
z.B.
Eine wichtige Konsequenz des hier Gesagten ist, daß die Aufeinanderfolge zweier Longa sich aus der Juxtaposition von metrischen Gruppen ergibt (...-.__.._...). Zwei aufeinanderfolgende Longa am Versanfang werden somit - es sei denn, daß der Kontext eine andere Interpretation erzwingt - ein nichtmarkiertes und ein markiertes Element vertreten. 3. Das Schema ist entweder homogen - d.h., daß die nicht-markierten Elemente entweder alle Brevia oder alle Doppelbrevia sind - oder heterogen - d.h., daß es sowohl Brevia wie auch Doppelbrevia enthält. Das Auftreten von Ancipitia transition.“ Vgl. Eur, El. 456-7 + 469 (ue lexe.__), und Phoen. (ORE
[ὐνν-- ) wo, wenn
Wortgrenze
4681580
man
die
(... ϑεὸς | Óg τάδε τελευτᾷ)γ
außer Betracht läßt, d^ s_ an sich möglich wäre.
In
Soph,
(euere
OT
171-2
B-ur ven
—
182-3
II) folgt einem
daktylischen Tetrameter nach anceps interpositum ein zweiter (vgl. 177-8, wo das An-
ceps beide Male durch eine Länge realisiert ist). In Soph., El. 137, 162, 170, 211, Eur.
El. 163, 212, Or. 1011, und Soph., Phil. 1097
ist Versende
an
der
betreffenden
Stelle denkbar. Vgl. Eur., Alk,
464, Med.
136, und Ar., Nub. 289 — 312 (West, GM 131: ,4dal-D-“, ZIMMERMANN, MA 16: „4
dact 2 an 4"). In Ar., Lys. 262 — 277 und 263 — 278 (sis. ) handelt es sich vielmehr
um
eine
Responsionsdurchbre-
chung (L..... = oe) „Here the syllable counting equation has produced x. for ee ) bilden kann. Es handelt sich dabei aber prinzipiell um die Ambivalenz eines Elements, nicht um die eines Kolons. 1.21.3 Rigorose Konsequenz und somit Beschránkung in der Verwendung der konventionellen Metron- und Kolonbenennungen hat den unverkennbaren
Nachteil, daf in manchen Fällen keine bequemen Bezeichnungen für Sequenzen zur Verfügung stehen. Das ist bedauerlich, muf aber um der Klarheit der Diskussion willen hingenommen werden.
Umständliche Beschreibungen lassen sich freilich mit Hilfe der von DALE eingeführten Notation vermeiden. So bietet z. B. xs$ (oder, in einem anderen Kontext, „ss5) eine bequeme Formel für die relevanten Merkmale der Reihe __._--.
Ein Nachteil dieser Notationsweise besteht darin, daß sie die metrische Struktur von Sequenzen nicht als solche zum Ausdruck bringt. Der Formel xsxsl| man
zwar noch entnehmen, daß
kann
x .,., x_._1| zwei Metra enthält, aber in einem
Falle wie ,d'd.. für..__,.._- ist das weniger klar. Gerade in solchen Fällen wird eine traditionelle Benennung oft helfen. 28 So ZIMMERMANN,
MA
15.
29 Suri1, GM
58ff.
2. PROSODISCHES! 2.1 Das rhythmische Profil griechischer Verse wird primär bestimmt von dem geregelten Wechsel langer und kurzer Silben. Dieser vielen Forschern auf dem Gebiete der griechischen Verslehre selbstverstándliche Grundsatz ist bei näherem Zusehen in mancher Hinsicht problematisch.
2.1.1 Es gibt bisher keine unumstrittene Definition des Silbenbegriffes. Eine gut informierte Übersicht der verschiedenen phonologischen und phonetischen Auffassungen aus antiker und moderner Zeit bietet ALLEN? Selbst bekennt er sich zu einer Variante der von STETson? befürworteten „mo-
tor theory“. Er beschreibt ,the syllabic process“ als eine physiologische Bewe-
gung, d.h. eine Bewegung der Muskeln des Brustkorbes, welche aus einem (ballistischen) Stoß mit folgendem Rückstoß besteht, wodurch der Luftdruck innerhalb des Brustkorbes abwechselnd steigt und fállt.* „The ballistic movement of the chest pulse is described as beginning with a ‘release’ and ending with an ‘arrest’; both release and arrest may be effected by the intercostal muscles alone, as
in a syllable consisting of a single vowel (type V); but the release may be assisted by a simultaneous consonant stroke (type CV), and the arrest may be effected by a consonant stroke alone (type VC), which blocks or restricts the egress of air
from the lungs. ALLEN erweitert diese Beschreibung mit der Hypothese („an amending hypothesis^), daß „the arrest of the syllable may effectively vanish, and that consequently we may have sequences of the type -V°.CV- (where ? indicates absence of thoracic arrest“).* In diesem Fall ,syllables ending in V (V?) will be opposed, qua unarrested (orally or thoracically), both to syllables ending in V (V*) and to syllables ending in VC (V?C), which are arrested (thoracically and orally respectively)"7 .
Über die Richtigkeit dieser Theorie haben letzten Endes Phonetiker zu entscheiden. Aus verswissenschaftlicher Sicht hat sie den Vorzug, daß sie die Äquivalenz von Silben der Form -V und -VC besser erklärt als die üblichen Auffassungen, die nicht begreiflich machen, warum Konfigurationen vom Typus — (C)CV als kurz, vom Typus — VC dagegen als lang gelten. Auch sonst bietet ALLEN für bestimmte Probleme eine elegante Lósung.*
Er
macht z. B. die Behandlung von muta cum liquida verstándlich sowie die Tatsa! Zur Bedeutung des Wortes ,Prosodie' vgl. ALLEN, A& R 3-16. ? ALLEN,
A&R
27-45.
> R.H.Sterson, ‚Motor Phonetics‘, Amsterdam 1951. * Vgl. A. V. pe Groor, ‚Der Rhythmus‘,
* ALLEN, A&R 62f. 7 ALLEN, A& R 64.
8 Es
sei darauf
hingewiesen,
daß
der
Kontrast zwischen ,arrested' und ,unarrested‘ Silben als solcher keinen distinkti-
NPh XVII (1932), 90.
ven Kontrast im phonologischen Sinne bildet. Die Auffassung von ALLEN verträgt
5 ALLEN, A&R
sich somit nicht mit dem bekannten Grund-
42.
62
Sicking, Griechische Verslehre
che, daß in bestimmten Verstypen (z.B. im Pentameter und bei Pindar) offene
Silben mit kurzem Vokal (Typus -V) an letzter Versstelle gemieden werden.? Die von ALLEN vertretene Auffassung befriedigt jedoch insofern nicht, als er keine Erklärung für Kontraktion, Resolution und ‚Teilung‘ von Ancipitia und Brevia bietet. Für die Substitution von _ für .. (Kontraktion) erwägt er eine (von
Nacr vorgeschlagene) historische Erklärung: „...that some predecessor of the Homeric hexameter was based on purely dactylic patterns (...); that then, in certain words of the poems, vowel-contractions produced spondaic sequences; and
that thence the substitution ‘extended beyond the original etymological confines of the formulas which generated it, so that new formulas with spondee instead of dactyl became admitted’“.!° Insbesondere die Resolution von einsilbigen Senkungen bleibt jedoch unerklärt. 2.1.2
Die oben skizzierte Auffassung des Silbenbegriffs hat zwar aus verswis-
senschaftlicher Sicht gewisse Vorteile, kann aber, wie gesagt, nicht als gesichert
gelten. Wir werden somit die üblichen Bezeichnungen ‚lang‘ und ‚nicht-lang‘ bzw. ‚kurz‘ der terminologischen Kontinuität zuliebe im folgenden beibehalten, jedoch Abstand nehmen von vielem, was mit diesen Bezeichnungen verbunden zu wer-
den pflegt. Die Ansicht z.B., daß eine Wortgrenze zwischen zwei ein Longum vertretenden Kürzen die für ein Longum zur Verfügung stehende Zeit überbelastet!! oder daß eine Silbe mit kurzem Vokal zu lang wird, um als Breve zu dienen, wenn ein folgender Konsonant zu ihr gezogen wird," ist bei dem heutigen Stand der Sprach- und Verswissenschaft nicht mehr vertretbar,? abgesehen davon, daß
ohnehin minimale Dauerunterschiede wegen der beträchtlichen Flexibilität der für den Rhythmus relevanten Hebungsabstünde'* rhythmisch uninteressant sind. In einer letzten Endes unsicheren Lage bedürfen wir einer Formulierung der in der Praxis der Dichter befolgten prosodischen Regel, die in dem Sinne neutral ist, daß sie unabhängig von der einen oder anderen Begriffsbestimmung der rhythmisch relevanten Silbenmerkmale bleibt. Deswegen werden wir die übliche Formulierung beibehalten: als markiert (d.h. akustisch prominent) gelten Silben mit langem Vokal oder Diphthong (— V —) sowie geschlossene Silben mit kurzem Vokal (- VC). Die übrigen Silben (— V) gelten als unmarkiert. 2.1.2.1
Wenn
zwischen zwei Vokale zwei oder mehr Konsonanten
treten, wird
jeweils der erste zur vorausgehenden Silbe gezogen ( - VC'C—). Dabei gelten &, G v als zwei Konsonanten;
das ᾧ bleibt außer Betracht. Eine Ausnahme
satz von R. Jakosson (‚Über den Versbau der Serbokroatischen Volksepen‘, PICPhSc I (1933), 135 ff. Vgl. V. EruicH, ‚Russischer Formalismus‘,
München
1964, 242-3), daß
nur phonemisch relevante Merkmale „rhythmische Signale“ sein können. A.W. DE GRooT (‚Phonetics in its Relation to Aesthetics', in: ‚Manual of Phonetics‘, ed. B. MALMBERG, Amsterdam 21968, 536-7)
gibt jedoch Beispiele von Versformen, die auf Regularisierung von phonemisch nicht relevanten Merkmalen beruhen.
bilden
* Vgl. F. Vocr, ‚De metris Pindari quaestiones
tres‘, Diss.
Straßburg
1881,
zitiert
bei West, GM 61, wo weitere einschlägige, von BARRETT gemachte Beobachtungen erwähnt werden. 19 ALLEN, A& R 258.
1 SNEILL, GM
17.
12 [bid 66. 3 Vgl. Devine und STEPHENS, ‚Prelimin-
aries to an Explicit Theory of Greek tre‘, TAPA
CIII (1977),
^ Vgl. oben II 7, 7.
103-29.
Me-
1. Grundlegendes
63
die Konsonantfolgen muta cum liquida und muta cum nasali, die verschieden behandelt werden können. Nach der Auffassung von ALLEN sind die Folgen - VML und
-VMN
zu unterscheiden, je nachdem ob die Konsonantenfolgen als „arrest
+ release“ (- VM'L, -VM'N) realisiert wurden." 2.2
Nach
Maas
oder als „complex release“
(-
ΜΙ,
-V'MN)
ist es wahrscheinlich, daß der Zeitwert des Anceps
zwischen
dem des Longum und dem des Breve lag, eine Ansicht, die auch DALE wenigstens für möglich hält: „That it [Anceps] had in delivery a special time-value which made it immediately recognisable can never be proved, but the existence of this anomalous factor as an essential ingredient in several metrical types strongly suggests that it had.*!* Wäre diese Auffassung richtig, dann läßt sich die Frage nicht vermeiden, ob die
Ancepsstellen - meistens betrachtet als Stellen für eine Länge oder eine Kürze jede Art von Silben zulassen, oder ob vielleicht bestimmte Silben ihrer Länge we-
gen für die Ancepsstelle ungeeignet seien. Auf jeden Fall wird von manchen Forschern die Ansicht vertreten, daß „eine Länge im anceps die bei strengem Vortrag zur Verfügung stehende Zeit so stark belasten [kann], daß sie nicht außerdem noch ein Wortende ertrágt". Auch wird die Hypothese vertreten, daß es nicht zwei, sondern mehrere für den Rhythmus relevante Kategorien von Silben gibt - was von Beobachtungen wie der von ZiELiNski (‚bei geteiltem Longum sind die entstehenden Kürzen vorwiegend natura - d.h. gleichsam ‚extra‘ - kurz'!*) unterstützt zu werden scheint. Am weitesten ist in diese Richtung West gegangen, der!? sieben verschiedene Quantitäten unterscheidet, „not two of which are treated identically in all types of Greek verse“. Für die Kennzeichnung eines Versprofils würde dann die einfache Zweiteilung Longum/Breve nicht ausreichen: „Each position is characterized by the limits of its particular tolerance." In seinem 1982 erschienenen Buch hat West diese Auffassung nur beschränkt gelten lassen. Dauerunterschiede zwischen unterschiedlich aufgebauten Silben finden zwar Erwähnung und werden zur Erklärung bestimmter Phänomene herangezogen, letzten Endes wird jedoch die Binarität des Kontrasts anerkannt: „They [the syllables] were perceived in terms of the two categories long and short, syllables within each category being
regarded (subject to some qualifications) as metrically equivalent."?? Devine und STEPHENS2 haben überzeugend dargelegt, warum Differenzierungen dieser Art nicht nur als unnötig, sondern als geradezu falsch zu betrachten sind. Ihre wichtigsten Argumente:
1. „[The] distinctive elements are greater in number and implemented at a lower level of phonological abstraction than is to be expected on the basis of what we know of other metrical systems of languages throughout the world,
15 Für die hier befolgte Regel vgl. Auen, A&R 210-220, und West, GM 16 Dare, CP 186.
17 SugLL, GM
16-7.
11.
18 TH. ZIELINSKI, ;Tragodumenon tres‘, Krakow 1925, 150ff.
1 M.L.Wesr,
‚A
New
Approach
to
Greek Prosody', Glotta XLVIII (1970), 187. 2 GMS8. -
A libri
O.c. 103ff.
64
Sicking, Griechische Verslehre
where there are never more than two metrical elements and these elements are always implemented by major phonological classes or superclasses." Eine Analyse des Sachverhalts wie die von West gebotene ist also ,typologically suspect".? 2. „When we examine the various proposed additional metrically relevant categories of linguistic duration, we find that most of them rest either on wrongly posited distributional asymmetries? or on real distributional asymmetries which, however, are better explained without assuming additional durational categories.“24 Es ist also von vornherein unwahrscheinlich, daß wir im Griechischen mit mehr als zwei rhythmisch relevanten Silbenkategorien zu rechnen haben: , Metre
is a patterned arrangement of language units and not a random searching through language for units that possess a property required by some externally structured pattern“?
2.3 Der musikalische Akzent der griechischen Sprache (‚pitch‘) ist für die Versform nicht relevant. Nur in Versen, in denen durch Häufung von Kürzen die richtige Interpretation gefährdet werden kónnte, dürfte der musikalische Akzent bisweilen zur Beseitigung der so entstehenden Ambiguität beigetragen haben.?* 2.4
Nach ALLEN wäre auch im Griechischen mit ,dynamic patterning of some
kind“ zu rechnen." Daraus, daß Wörter einer bestimmten prosodischen
Form
z.B. im Hexameter und im Trimeter bestimmte Positionen bevorzugen und andere, theoretisch ebensogut geeignete Positionen vermeiden, folgert er, daß neben der Quantität der Silben noch ein weiteres prosodisches Merkmal (‚stress‘) relevant sei. Die so gewonnenen ,stress'-Regeln beruhen aber letzten Endes auf
einer petitio principii: ,Any hypothesis which connects stress with both syllabic quantity and word-end would be bound to show an apparently significant connection with metrical structure.^9 Außerdem sind die Resultate, die ALLEN so er-
reicht, an und für sich unannehmbar: ,[ That] the same word may be differently
7
(c
111.
Erscheinungen wie z.B. Eur,
3 Wie z.B. die lex de positione debili. Vgl. L. D. SrEPurNs, ‚The Myth of the Lex de Positione Debili and a Fundamental Question in Metrical Theory, Phoenix
XXIX (1975), 171-80. ^ DEVINE
und
STEPHENS,
o.c. 116. Z.B.
die asymmetrische Distribution von CVC und CV(C) im Hexameter. Vgl. J.IrIGoIN, Rez.
L.E.Rossı,
1963.
GGA
CCXVII
(1965), 224-31, und die Widerlegung bei Devine und STEPHENS, ‚The Homeric Hex-
ameter and a Basic Principle of Metrical Theory‘, CPh LXXI (1976), 141-63. 25 DeviNE und STEPHENS, 0.c. (Anm. 13), 128. 26. SNELL, GM
6, Anm.11
tere Beispiele und
(dort auch wei-
Literatur), verweist auf
Hel. 172
—
184: obvoxa δάκρυα, πάϑεσι πάϑεα, μέλεσι μέλεα — ὅμαδον ἔκλυον, ἄλυρον ἔλεγον, ὅτι
not ἔλακεν, wo in einer durch Auflösung der Longa und durch kurze Ancipitia nur aus Kürzen bestehenden trochäischen Sequenz das erste Element jedes ‚Fußes‘ akzentuiert ist. Daß in dieser Weise der Eindruck eines ‚daktylischen‘ Rhythmus entstehe, leuchtet mir nicht ein. Daß die Lokalisierung der Wortakzente zur Erkennbar-
keit des metrischen Profils beigetragen haben, ist durchaus denkbar. 7 ALLEN, A&R 274ff. 23 L.P.E. Parker, ‚Greek
Metric
1957-
1970", Lustrum XV (1970), 62. Vgl. M.L.
West,
Rez.
(1976), 5.
Allen,
A&R.,
Gn
XLVIII
II. Grundlegendes
65
stressed according to whether the next word begins with a vowel or a consonant (...) is dangerously near to saying ‚the stress shifts to suit the metre‘.“?° 2.5
In griechischen Versen - wie übrigens auch in der Kunstprosa - wird das
Nacheinander von auslautendem und anlautendem Vokal ( — V -- V —) im allgemeinen vermieden, außer am Versende, wo die phonetische Kontinuität unterbrochen werden kann.
2.5.1 Einen Sonderfall bildet die Aufeinanderfolge — V ἘΝ —, wenn vor vokalischem Anlaut ein langer Vokal den Wert einer Kürze bekommen kann (correptio epica wie z.B. ἄνδρα uôt ἔννεπε, οἴκῷ £v "Apyet, πλάγχϑῆ ἐπεί). Dies findet sich un-
beschränkt bei Homer und später vor allem in daktylischen Versen. Bereits im 5. Jahrhundert werden die Dichter in dieser Hinsicht zurückhaltender.?? Zu erwägen wäre mit ALLEN,?! ob die Zulässigkeit von Hiat in diesem Sonderfall ihren
Ursprung gefunden haben kann in der phonetischen Ambivalenz von Diphthongen mit kurzem
erstem Vokal
(,the second element shifting into a consonantal
releasing function for the next syllable, leaving the first element (a short vowel) as syllable-final“), deren Behandlung dann auf lange Vokale und Diphthonge mit langem erstem Vokal ausgedehnt worden wäre. 2.5.3
Sonst wird Hiat streng bis sehr streng vermieden. In attischen Versen sind
die zulässigen Hiate praktisch auf Interjektionen, Vokative mit dem Charakter
von Interjektionen, das Interrogativpronomen τί, περί, ὅτι, sowie feste Verbindungen (εὖ οἶδα u. dgl.) beschränkt. Relativ zahlreiche Ausnahmen zeigt Homer, was sich meistens entweder sprachhistorisch oder aus dem formelhaften Charakter
der homerischen Poesie erklären láfit.? Daß im Epos Hiat relativ oft an den Zäsurstellen erscheint, findet seine Erklä-
rung nicht darin, daß die Zäsurstelle für Hiat weniger empfindlich wäre, sondern ist die Folge der Tatsache, daß die Zäsurstelle oft zugleich die Grenze zwischen zwei epischen Formeln bildet (z.B. ΠΝ, T 130: δεῦρ᾽ 181 νύμφα φίλη "| ἵνα ϑέσκελα ἔργα ἴδηαι).
An der Versgrenze ist Hiat ohne weiteres zugelassen, es sei denn, daß auch hier - namentlich im iambischen Trimeter der Tragódie - eine gewisse Abnei-
gung gegen das Unterbrechen des phonetischen Kontinuums an Stellen bestehen kann, die nicht zugleich syntaktische oder rhetorische Grenzen sind.’ Das bestätigt die Auffassung der Versgrenze als einer Stelle, an der der Vortragende eine Pause einlegen kann, jedoch nicht einzulegen braucht. 2 West, o.c. 6. Vgl. B. E. NEwroN, ,Metre and Stress in Greek', Phoenix XXXIII
? Eine nahezu vollständige Übersicht der Behandlung von Vokalkollokationen bei
(1969), 370: „an examination of the practice of Sophocles and Homer provides no evi-
Wzsr, GM
10-15.
dence of the existence of dynamic stress in
3 Vgl. A. HokksrRa, ‚Epic Verse before Homer, Amsterdam/Oxford/New York
classical Greek.“
1981, 32.
3° Vgl. Maas,
GM,
$129, und WiLamo-
wrrz, GV 99, der auf den Unterschied zwischen den Anapästen in den Wolken und in den Fróschen und Ekklesiazusen des Aristo-
phanes hinweist (ik. Anm. 3). M Alten, A&R
224f.
* E.Harrıson,
Greek
Tragic
‚Interlinear
Trimeters‘,
CR
Hiatus
LV
in
(1941),
22-5; LVII (1943), 61-3. Vgl. C. J. HERING-
TON, ‚The Author of the Bound', Austin 1970, 37 ff.
Prometheus
III STICHISCHE
VERSE
UND
ELEGISCHES
DISTICHON
1. DAKTYLISCHER 1.1
HEXAMETER
Der daktylische Hexameter ist eine fallende, durch Prolongation fortge-
setzte d-Sequenz mit klingendem Schluß. Die metrische Gruppe (_..), die sich so erkennen läßt, wird sechsmal wiederholt. Das letzte, nicht-markierte Element
wird ausnahmslos durch eine einzige Silbe (Lánge oder brevis pro longa) realisiert. Diese Variation des d-Profils bezeichnet den Abschluß des Verses: 1234
ab
VV)
56
ab
„vv
ab
ποῦ)
78
ab
πο)
9101112
ab
ποὺ)
πα
l|!
Die, seit HEPHAISTION wiederholt vertretene, katalektische Interpretation des Hexameterschlusses (..-.., -z,ll) ist aus rhythmischen Gründen unwahrscheinlich:
der durch die Zäsur bewirkte Umbruch der rhythmischen Bewegung sowie die gegen Ende des Verses durch die bukolische Dihäresis herbeigeführte Rückkehr zur fallenden Bewegung des Versanfangs gern
PRE ia)
deuten darauf hin, daß wir es viel eher mit einem akatalektischen Vers (nach Art des iambischen Trimeters) als mit einer katalektischen Sequenz (wie beim trochäischen Tetrameter) zu tun haben.
1.1.1
Antike Terminologie
Der Hexameter wird im Altertum mit verschiedenen Wörtern bezeichnet: ἐξάμετρος (zuerst bei HERODOT, 1,47: ἐν ἑξαμέτρῳ τόνῳ, VII, 220: ἐν ἔπεσι ἑξαμέτροισι), (öfter:) ἧρῷος (sc. ῥυϑμός: PLaro, Pol. 400 B 5), ἡρωικός (sc. στίχος: PLATO, Leg.
958 E), ἔπη (im Sinne von hexametrischer/epischer Poesie: Pınpar,
Nem.
11,2,
HeRopor Il,117). HEPHAISTION redet von τὸ ἑξάμετρον καταληκτικὸν εἰς δισύλλαβον, τὸ καλούμε-
νον ἔπος (21.5-6 C.).?
1.1.2.
Vortragsweise, Ethos
ARISTOTELES, Rhet. 1408 b 32: τῶν δὲ ῥυθμῶν ὁ μὲν ἧρῷος σεμνὸς καὶ λεχτικὸς καὶ ἁρμονίας δεόμενος" und Poet. 1449 a 27: ἑξάμετρα δὲ ὀλιγάκις (sc. λέγομεν ἐν τῇ 1 Die Darlegung basiert auf dem in Van Raaıte, R& M sprochenen
28ff. präsentierten und be-
Material,
das
seinerseits
zu-
rückgeht auf La Roche, 1898, 1899 und 1900 (vgl. oben I, /, Anm.41), Fr. JAECKEL, ‚De poetarum Siculorum hexametro‘, Diss. Leipzig
1902,
E.
G. O'Nrini, ‚The Localiza-
tion of Metrical Word-Types in the Greek Hexameter. Homer, Hesiod and the Alexandrians‘, YCS VIII (1942), 105-78, und
H. N. PonrrR, ‚The Early Greek Hexameter, YCS XII (1951), 3-63. Berücksichtigt sind Homer, Hesiod (sowie die homerischen
Hymnen);
Archestratos;
Parmenides,
Arat,
Empedokles,
Kallimachos,
nios, Theokrit; Nonnos. ? Van OrnuijseN, HM
Apollo-
76-8.
? Die hier vorgeschlagene Interpretation dürfte die Konjektur (οὐ) Aextıxög überflüssig machen.
70
Sicking, Griechische Verslehre
διαλέκτῳ τῇ πρὸς ἀλλήλους) καὶ ἐκβαίνοντες τῆς λεκτικῆς ἁρμονίας. Die λεκτικὴ &o-
μονία dürfte sich auf das beziehen, was Arısroxenos (Harm. A 10, 5ff. Da Rios) - im Gegensatz
zu der κίνησις διαστηματική
- κίνησις συνεχής genannt hat. Be-
zeichnend für die κίνησις διαστηματική ist, daß dabei das Intervall zwischen ak-
zentuierten und nicht-akzentuierten Silben maximal vernehmbar gemacht wird, während es sich bei der κίνησις συνεχής vielmehr um ‚gleitende‘ Übergänge von Tiefton zu Hochton (und vice versa) handelt. Agrisripes Quir. (De Mus. 1.4, 5.25-6.7) kennt außer der κίνησις διαστηματική (ἥτις xoi μελῳδικὴ καλεῖται) und der κίνησις συνεχής (N διαλεγόμεϑα) noch eine κίνησις μέση (N τὰς τῶν ποιημάτων ἀναγνώσεις ποιούμεϑα). Der Ausdruck ἐκβαίνειν τῆς λεκτικῆς ἁρμονίας würde dann
bedeuten, daß die mit den musikalischen Akzenten gegebenen Intervalle im Vortrag epischer Poesie distinkt, jedoch nicht maximal vernehmbar gemacht wurden, was mit der Tatsache, daß epische Poesie in früher Zeit auf einer φόρμιγξ beglei-
tet wurde, im Einklang stünde. Zum Ethos des Hexameters vgl. ARISTOTELES, Rhet. 1408 b 32: oeuvôs (‚erhaben‘) und Poet. 1459 b 34-5: τὸ ἡρωικὸν στασιμῴτατον (‚feierlich‘) xai ὀγκωδέσταtov (‚gewichtig‘) τῶν μέτρων ἐστίν. 1.1.3
Herkunft
Die vermutlich ältesten schriftlich erhaltenen Hexameter finden sich in zwei aus dem späten 8. oder dem frühen 7. Jahrhundert stammenden Inschriften, die eine
auf einer Oinochoe aus Dipylon,* die andere auf dem ,Nestor'- Becher aus Ischia.* Über die Herkunft des Hexameters gibt es verschiedene, notwendigerweise spekulative Hypothesen.* Bei seinem Versuch, die griechischen Versformen auf indoeuropäische Vorgänger zurückzuführen, hat Meier” für den Hexameter eine Ausnahme gemacht. Nach ihm hätten die Griechen diesen Vers - der ein für die griechische Sprache nicht besonders geeigneter Vers war (was die Neuerung _.. > __ veran-
laßt hätte) - von den vorgriechischen Bewohnern des ägäischen Gebietes übernommen. Obwohl bestimmte Merkmale indoeuropäischer Versifikation (wie z.B.
die relative Freiheit des Versanfangs) bei der Gestaltung des Hexameters eine Rolle gespielt haben dürften, „il est vain de chercher comment l'hexamétre se re-
lierait à d’autres métres indo-europeens“.® Trotzdem hat es seit MEILLET mehrere Forscher gegeben, die versucht haben, einen indoeuropäischen Ursprung (der Klausel) des Hexameters plausibel zu machen.’ * Nr.53 bei Friedländer. * Vgl. G.Buchner
und C.F.Russo,
‚La
coppa di Nestore e un’ iscrizione metrica da Pitecusa del’ VIII secolo av. Cr.‘, RAL serie
storia della cultura greca arcaica: a proposito di alcuni studi recenti‘, MD XII (1984), 35-60 (mit Bibliographie).
KOoRzENIEVSKI,
? A. MEıLLET, ‚Les origines indo-européennes des métres grecs‘, Paris, 1923, 57 ff.
* Vgl. A. Hoexstra, ‚Epic Verse before Homer, Amsterdam/Oxford/New York 1981, 33-53. Eine mehr positive Würdigung
8 o.c. 63. ? (...) -.--« bildet den Schluß sowohl des paroemiacus wie auch des südslawischen epischen Zehnsilbers.
VIII, GM,
X
(1955),
222,
1968, 28, Anm.
und
l.
bei M.Fanruzzi, ‚Preistoria dell'esametro e
III. Stichische Verse und elegisches Distichon
71
So bekam die von BERGk befürwortete Entstehung des Hexameters als eines Gefüges zweier lyrischer Kola (enoplius + paroemiacus) erneute Beachtung, und man ist - paradoxerweise auf den Spuren von MEILLET - geneigt, auch dem Hexa-
meter eine indoeuropäische Vorgeschichte zu verschaffen.1° Eine Dikolon-Hypothese dieser Art!! reimt sich kaum auf die Tatsache, dafi die uns aus historischer Zeit erhaltenen Hexameter einen Wechselschnitt aufweisen.? Dasselbe gilt a fortiori für Theorien, nach welchen die Grenze zwischen den ursprünglichen Konstituenten nicht mit einer der beiden die Zäsur realisierenden Wortgrenzen zusammentrifft.? GzNriLis Hypothese,'^ daß der Hexameter sich aus einer Form ‚epischer Lyrik‘ mit ursprünglich strophischem Charakter entwickelt hätte, in der Formeln verschiedener metrischer Gestalt sich κατ᾽ ἐνόπλιον frei aneinanderreihen
konnten,
sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Es gibt keine Tatsachen, die einen Schluß auf eine Vorphase dieser Art erlauben würden. Außerdem hat diese hypothetische Vorform so wenig spezifische Merkmale, daß man darauf fast alles, nur
nicht eine so durchgestaltete Versform wie den Hexameter zurückführen kann.'’ Ein Versuch, den Hexameter als Ganzes auf einen indoeuropäischen (ebenfalls
lyrischen) Vorfahren zurückzuführen, ist von NAGv unternommen worden. Der Vers, aus dem der Hexameter sich entwickelt haben soll, hätte nach seiner An-
sicht ursprünglich die Form xx_.._..-2.-..--1| (pher *#) gehabt und nachher zwei Neuerungen erfahren: 1. xx > __, was dann auch als _.. realisiert werden konnte, eine Realisierungsmóglichkeit, die sich dann 2. auf die anderen Metra ausgedehnt hitte.!*
1? TH. BERGK, ‚Über das älteste Versmaß der Griechen‘, Freiburg 1854. Vgl. J. F. Vi-
GORITA, ‚Ihe Indo-european Origins of the Greek Hexameter and Distich, ZVS XCI (1977), 288-91 (besonders 291). Eine abweichende Variante bei M.L.WEsT, ‚Greek Poetry 2000-700 187-92.
BC',
CQ
IE BERGK, 0.0: un VIGORITA, 0.C€. XXxXxxxxx
WEST, 0.C.:
XXIII
+ +
(1973),
coco zi urn. x;
oo esc + Xen on
(jedoch
‚Indo-european Metre‘, Glotta LI (1973), 169, Anm.10 zx... x + χύνουν. ). 12 A.HorksTRA, 1981 (o.c, Anm.6), 39ff. Vgl. bereits ViLAMOwiTZ, GV 98. 5 K.Wrrre, ,Homerische Sprach- und
die Vorgeschichte des daktylischen Hexameters', Glotta LIX (1981), 28-67, vor allem 56 ff. 14 B.GeNriLI und P. GiANNINI, ‚Preistoria
e formazione dell’esametro‘, QUCC
(1977), 7-37.
XXVI
15 Über prosodische Unregelmäßigkeiten an der Zäsurstelle vgl. unten 1.3.6. 16 G.Nacy, ,Comparative Studies in
Greek and Indic Meter‘, Cambridge Mass. 1974, 49-149. Für eine kritische Würdigung vgl. M. Vae RaarrEC. M. J.Sickisc, Rez. Nagy 1974, Bibliotheca Orientalis XXXVII (1980), 386-7. NaAcv vermutet, daß eine Se-
quenz dieser Art auch die Versform einer ‚primitiven Epik' gewesen sei. Vgl. West
Versgeschichte. Die Entstehung der loni-
(o.c
schen
neamenti di metrica storica delle lingue indo-europee', Bologna 1965, 27-8), der annimmt, es habe eine äolische Epik ge-
Langzeile', Glotta
IV (1913),
vor allem 9: _..-..-..-.. BERG, ,Parergon metricum:
des
griechischen
Tolc-x; N. Der Ursprung
Hexameters, 11-36:
1-21,
xxxx._._
MSS
XXXVII
(1978),
+
xxxx.__;
E. Ticuv, ‚Hom. ἀνδροτῆτα und
geben
Anm.11)
mit
191
(vgl.
stichischer
G.B.Picui,
Verwendung
,Li-
von
72
Sicking, Griechische Verslehre
1.1.4.
Gebrauch
Der Hexameter hat vor allem in verschiedenen Formen erzählender Poesie Verwendung gefunden (Epos; προοίμια oder ‚homerische Hymnen‘), ein Gebrauch,
der Theokrit Anlaß gegeben haben dürfte, den Vers auch in seinen bukolischen Gedichten zu verwenden. Außerdem war der Vers das charakteristische Medium für das Lehrgedicht und für andere Formen von ,wisdom poetry' sowie für Orakel. Schließlich finden wir den Vers in Inschriften und in einigen satirischen Gedichten, wie z.B. in den Σίλλοι des Timon von Phleius." 1.2
Kontraktion
Die Doppelbrevia des Hexameters können durch eine lange Silbe realisiert werden. Praktisch bedeutet das eine beträchtliche Erweiterung des für hexametrische Poesie verwendbaren Sprachmaterials. Aus ästhetischer Sicht bietet es den Dichtern die Möglichkeit, der in stichischen Gedichten immer drohenden Gefahr der Monotonie zu entgehen: -σο, -τῦ, -σο, -τν, -τὐ, --|l.
Für die Frequenz und die Distribution solcher bisyllabischen, ‚spondeischen‘ Realisierungen daktylischer Metren hat die homerische Gestaltung des Hexameters den späteren epischen Dichtern offensichtlich als Ausgangspunkt und Norm
gedient.!* Ein krasses Beispiel extremer Monotonie bieten die Hexameter des Nonnos,
der in einer Periode, da die lebendige Sprache isochrone Silben und einen dynamischen Wortakzent hatte, an einem in der Schule erlernten Versprofil festhielt. Wenn diese Charakterisierung zutrifft, kann man die geringe Anzahl der Spondeen in seinen Versen nicht auf ein vermeintliches außergewöhnlich feines Gefühl für quantitative Unterschiede zurückführen,!? abgesehen
davon, daß eine
solche Erklärung schon aus allgemeinen prinzipiellen Gründen nicht vertretbar wäre. 1.2.1
Frequenz der Kontraktionen
Die einzelnen Autoren sind im allgemeinen dazu geneigt, die Anzahl spondeischer Realisierungen - d.h. zugleich das Ausmaß der variatio - innerhalb gewis-
ser Grenzen zu halten. Sie folgen darin dem offensichtlich als maßgebend empfundenen
Beispiel Homers, dessen Hexameter durchschnittlich etwa 3.7 ‚reine‘,
d.h. dreisilbig realisierte Daktylen pro Vers enthalten (Ilias 1.28, Odyssee 1.32 Spondeen pro Vers).2 Für die stichische Verwendung des Hexameters in der Komödie (vgl. Soph., Phil. 839-42 mit einer Reihe von vier He-
Arat ist mit Einfluß von Hesiod zu rechnen. Vgl. Kall., Epigr. ἙΝῚ, 1: Ἡσιόδου τό c
xametern) s. unten Ill 6.2.6.
ἄεισμα καὶ ὁ τρόπος. 19 Contra A. WirsTRAND,
18 Für relevante Unterschiede zwischen den epischen und den bukolischen Gedichten Theokrits vgl. unten 7.2.4; 1.3.2.1. Vgl.
chos zu Nonnos. Metrisch-rhythmische Untersuchungen zur späteren griechischen Epik und zu verwandten Gedichtgattun-
auch
gen', Lund 1933, 37-8.
M.Brıoso
Sanchez,
‚Aportaciones
al
estudio del hexametro de Teocrito‘, Habis V
(1976),
21-56;
VIII
(1977)
57-75.
Bei
‚Von
Kallima-
2% Es ist üblich, das letzte Metron, weil
es immer bisyllabisch realisiert ist, bei der
III. Stichische Verse und elegisches Distichon
73
So betrachtet, werden die Hexameter des Archestratos (etwa 3 Daktylen pro
Vers) wegen des ‚technischen‘ Charakters seines Themas oder vielmehr wegen mangelhafter poetischer Begabung den Anforderungen nicht gerecht und sind die Hexameter des Parmenides (3.5 Daktylen pro Vers) weniger gelungen als die
des Empedokles (3.75 Daktylen pro Vers).?! Bei einigen hellenistischen Dichtern ist das, was man gleichsam die ,Daktylizität‘ des Hexameters nennen könnte, etwas stärker ausgeprägt als in der archaischen Periode. So hat Kallimachos 3.91 und Apollonios 3.85 Daktylen pro Vers. Nonnos hat die Anzahl der ,Spondeen' - u.a. mit Hilfe von unkontrahierten Formen - auf das mögliche Minimum beschränkt.??
1.2.2
Verteilung der kontrahierten Elemente auf die Verspositionen
Auch die Verteilung der ‚Spondeen‘ auf die einzelnen Verse verrät, daß die Dichter sich Mühe gegeben haben, von dieser Möglichkeit der Variation mäßigen Gebrauch zu machen. Hexameter mit einem oder mit zwei Spondeen sind weitaus am zahlreichsten (70-77 %).
Eine Ausnahme bildet auch hier Nonnos, der etwa doppelt so viel rein daktylische Verse hat wie Homer (38.596 gegenüber 19.19% in der /lias und 18.62% in der Odyssee). Hexameter mit mehr als zwei Spondeen gibt es bei ihm überhaupt nicht.
Verse mit drei Spondeen sind wenig frequent (//ias 7.95, Hesiod 9.22%), namentlich bei den Alexandrinern (Apollonios 4.52, Kallimachos 3.53%). Nur bei Archestratos haben 22.8% der Verse drei Spondeen. Auch die Anzahl der Verse mit vier Spondeen (die bei anderen Dichtern nicht über 196 hinauskommt) ist bei ihm außerordentlich hoch (2.28%. Vgl. /lias 0.58%, Hesiod 0.996, Apollonios 0.12%, Kallimachos 0 %).
Rein spondeische Verse gibt es als große Ausnahme nur bei Homer (z.B. //.
v 221; Od. o 334, q 15, x 192). 1.2.3
Lokalisierung der Spondeen
Der weitaus größte Teil der Spondeen findet sich in den ersten zwei Metren (Homer 61.496, Hesiod 60.6 %, Apollonios 64%, Kallimachos 68.396 - 44.596 im zweiten Metron -, Theokrit [dorische Gedichte] 70.596, Nonnos 72.594).
Verhältnismäßig zahlreich sind die Spondeen im vierten, d.h. im ersten vollen Metron des zweiten Verskolons (Homer 22.8, Hesiod 21.294). Bei den hellenisti-
schen Dichtern sind Spondeen an dieser Stelle weniger frequent (Arat 14.4, Apollonios 15, Kallimachos 17.7 %), was im Zusammenhang mit der zunehmenden Beliebtheit der bukolischen Dihäresis stehen dürfte.? Bemerkenswert ist, daß in den
Zählung der Anzahl der Spondeen außer Betracht zu lassen. 2 Man erinnere sich in diesem Zusammenhang an die von Pıurarcn (De aud.
poet. 45 A) an der Versifikation des Parmenides geübte
Kritik: μέμψαιτο δ᾽ ἄν ng C..)
Παρμενίδου τὴν στιχοποιίαν. Weitere Zeugnisse bei Diris, 1897, 5f. 2 R.Kerpeur, ,Nonni Panopolitani Dio— nysiaca' I, Berlin 1959, 43* ff.
2 Vgl. unten
7.3.3.
74
Sicking, Griechische Verslehre
dorischen Hexametern Theokrits 11.4%, in seinen epischen Hexametern dagegen 20.5% der Spondeen sich im vierten Metron befinden.?* Da eine trochäische Zäsur und ein bisyllabisch realisiertes drittes Metron sich gegenseitig ausschließen, ist die Frequenz der Spondeen im dritten Metron verhältnismäßig gering (Homer 12, Hesiod 13, Apollonios 13.496). Bei Autoren, die die trochäische Zäsur bevorzugen, ist die Frequenz solcher Spondeen entsprechend geringer (Empedokles 6.9, Kallimachos 7.7, Theokrit, [Epica] 8.1 und Nonnos 596).
1.2.3.1
‚Versus spondiacus‘
Im Einklang mit dem bekannten Prinzip, daß in der Versklausel das rhythmische Profil vorzugsweise klar erkennbar sein soll, ist der Prozentsatz der Spondeen, die sich im fünften Metron
befinden, relativ niedrig (Homer
3.8, Hesiod
5.2,
Hom. Hymn. 5.9, Empedokles 5.5, Kallimachos 6.3, Theokrit, [Epica] 5.6%). Gelegentliches Auftreten eines sogenannten versus spondiacus ist offenbar ein Merkmal anspruchsvoller hexametrischer Poesie. Es ist denn auch nicht verwunderlich, daß Parmenides und insbesondere Ar-
chestratos verhältnismäßig wenig versus spondiaci haben. Auch das völlige Fehlen solcher Verse bei Nonnos kann angesichts der von ihm angestrebten ,Daktylizität‘ nicht wundernehmen. Seltsam ist, daß Theokrit in seinen dorischen Versen den versus spondiacus offenbar bewußt vermieden hat (0.9%). Die relativ hohe Frequenz des versus spondiacus bei Arat (10.8% der Spondeen finden sich bei ihm
im fünften Metron; die vergleichbare Zahl für Apollonios ist 7.6%) erweckt den Eindruck, daß es sich bei ihm um eine Art Manierismus handelt. Zu bemerken ist, daß weitaus die meisten versus spondiaci mit einem viersilbi-
gen Wort schließen, offensichtlich weil die in der Versklausel erwünschte fallende Bewegung nach dem vierten Metron so gewahrt werden kann.
Daß es sich bei der Lokalisierung von spondeischen Metren tatsächlich um etwas handelt, das von den Dichtern bewußt angestrebt wurde, kann man mit der
Beobachtung illustrieren, daß Wortformen, die eine daktylische Realisierung eines Metrons ermöglichen (wie πατέρος, μητέρος gegenüber πατρός, μητρός), im zweiten Verskolon frequenter sind als im ersten.” 1.2.4
Verstypen
Die Môglichkeit rhythmischer Variation an fünf Versstellen ergibt, je nach der
Lokalisierung der Spondeen und der Anzahl der Spondeen pro Vers, insgesamt 32 mögliche Verstypen (σχήματα). Nur Homer verwendet sie tatsächlich alle. Nonnos dagegen hat sich auf 9 Typen beschränkt. Die meisten Dichter lassen nur relativ wenige der an sich môgli-
chen Verstypen Theokrit,
[Epica]
ungebraucht
(Homerische
27, Apollonius
Hymnen
26 verwendete
2: Für den Unterschied zwischen ,episch' und ,bukolisch' vgl. bereits A.LupwicH, ‚Aristarchs homerische Textkritik nach den
31, Hesiod
Verstypen).
30, Arat 28,
Empedokles
und
3 ].Bekker, ‚Zahlenverhältnisse im homerischen Versbau‘, Homerische Blätter, Bonn 1863, 138-48; K. Meıster, ‚Die home-
Fragmenten des Didymos‘, Leipzig 1884-5. — rische Kunstsprache‘, Leipzig 1921; G.P. Vgl. C.Kunsrt, ‚De Theocriti versu heroico', Epwarps, ‚The Language of Hesiod in its Diss. Philol. Vindob.1, Leipzig 1887, 1-124. Traditional Context‘, Oxford 1971, 122ff.
IH. Stichische Verse und elegisches Distichon
75
Kallimachos sind (beide mit 21 Verstypen) etwas wählerischer. Auch hier bilden die dorischen Hexameter Theokrits eine Ausnahme: er verwendet dort 23 Vers-
typen, jedoch in einer von der homerischen stark abweichenden Frequenz der einzelnen Typen. Eine relative Armut an Verstypen herrscht in den Gedichten des Archestratos (16 Typen) und Parmenides (19 Typen). Einige Verstypen erscheinen in einem bestimmten Gedicht oder bei einem bestimmten Dichter öfter als andere. Bei Kallimachos fällt auf, daß die zwei häufigsten Typen (dsddds und ddddds) 50% (bei Homer 34.196) des Versbestandes ein-
nehmen. Noch viel weiter ist Nonnos gegangen: bei ihm gehóren 61% der Verse zu diesen zwei Typen. Daß Parmenides und Archestratos auf die rhythmische Gestalt ihrer Verse nicht sehr viel Wert gelegt haben, geht auch daraus hervor, daß bei ihnen die relativ wenigen Verstypen ziemlich gleichmäßig verteilt sind. 1.3
Ein durchschnittlicher Hexameter zählt etwa fünf Wörter (Appositiva nicht
eingerechnet), z.B. //ias A 5.14, Hes., Erga
5.19, Kall., Hymn.
I-III 5.05 Wörter
pro Vers.?*
Die meisten Elisionen finden sich am Anfang eines rhythmischen Kolons oder am Anfang der Klausel, was sich aus der Frequenz der Elision von Monosyllaba am Anfang eines Satzes oder Satzgliedes (‚phrase-initial monosyllables‘) erklären
läßt. Elidierte Wörter am Ende einer rhythmischen Phrase sind im allgemeinen wenig zahlreich (vgl. unten 7.3.5). Bei Kallimachos und in den dorischen Gedichten Theokrits ist die Zahl der Elisionen im Verhältnis zu der Gesamtzahl der Wörter schon an sich auffallend gering, und ganz besonders an der Stelle der Zäsur und der bukolischen Dihäresis, offensichtlich weil ihnen dort eine phonetisch optimale Wortgrenze erwünscht war. Enjambement
1.3.1
Eine Übersicht der Literatur über die verschiedenen Formen und Grade von En-
jambement bietet Van RAALTE, R& M.7 1.3.2
Zásur
Die Zäsur des Hexameters
liegt nach
dem
Longum
(caesura penthemimeres,
πενϑημιμερὴς τομή) oder nach dem ersten Breve (‚trochäische‘ Zäsur, κατὰ τὸν τρίtov tgoxaiov) des dritten Metrons:
PIT —vwy
>
m:
ox
Inn muv; nu, ol
2° Für die Behandlung von für den Hexameter ungeeigneten Wörtern (Worttypen
wie τος, ... usw.) vgl. Van Raaıte, R& M 60-2 und die dort zitierte Literatur. 7 Van Raaıte, R& M 64-70. Vgl. M. Parry, ‚The Distinctive Character of Enjambment in Homeric Verse‘, TAPA LX (1929), 200-20; A.B.Lorp, ‚Homer and Husso Ill: Enjambement in Greek and
Southslavic Heroic Song‘, TAPA LXXIX (1948), 113-24; G.S. Kirk, ‚Studies in some Technical Aspects of Homeric Style‘, YCS XX
(1966),
105-52;
D. L. CLAYMAN
und T.
Van Norrwick, ,Enjambement in Greek Hexameter Poetry, TAPA CVII (1977), 85-92; H.R.Barnes, ,Enjambment and Oral Composition', TAPA CIX (1979), 110; E. J. Bakker, ,Homeric Discourse and
Enjambement: TAPA
120
handlung
A
(Cognitive
(1990)
1-21.
der ästhetischen
Approach‘,
Für
eine
Be-
Funktion
des
Enjambements:
S.E.Basserr,
called Emphatic
Position
Word
in the Homeric
LVII (1926), 116-48.
The
so-
of the Runover
Hexameter,
TAPA
76
Sicking, Griechische Verslehre Daß Zäsur und Metrongrenze nicht zusammentreffen, ist rhythmisch bedeut-
sam, weil es der Integration eines χατὰ μέτρον gebauten Verses zugute kommt und außerdem eine Abwechslung in der rhythmischen Bewegung mit sich bringt:
einem fallenden ersten folgt ein steigendes zweites Kolon, das in beiden Fällen länger ist als das erste (...|=-..-..--I| bzw. ...1.-..-..-_11.28 FRANKEL hat versucht, nachzuweisen, daß der Hexameter nicht aus zwei, sondern aus vier Kola besteht: Il,
Ile, Il le, I,
12
34 A
ll.
12 1! 2 B C
Jede Versstelle, an der eine Wortgrenze nicht vermieden wird oder statistisch zu erwarten ist, wäre danach eine potentielle Zäsurstelle. Das verträgt sich aber nicht mit einer klaren Bestimmung des Zäsurbegriffs, wirft Wortgrenzen verschiedener Art und Funkion zusammen und kann deshalb hóchstens eine gewisse Bedeutung für die rhetorische Gliederung des in den Versen Gesagten haben.?? Die Theorie von FRANKEL ist abgelehnt worden von DarE? und Kirk’! sowie von ΒΕΕΚΕΞ,)2 der zu einer richtigen Erklärung der betreffenden Erscheinungen das Wichtigste beigesteuert hat. 1.3.2.1
Relative Frequenz der Zásuren
Verse mit einer trochäischen Zäsur sind bei den meisten Autoren zahlreicher als solche mit einer P-Zäsur. Dies dürfte eine Vorliebe für eine maximale Integration des Verses bzw. eine geringe Selbständigkeit der Verskola widerspiegeln - zumal wenn man in Betracht zieht, daß es im Falle einer T-Zäsur nur eine (...1.—...), im
Falle einer P-Zäsur dagegen zwei mögliche Fortsetzungen (...1...... und lan... ) des Verses gibt. Relevant ist, daß bei Autoren, die die T-Zäsur bevorzugen, die Fortsetzung ...|.._... die weitaus frequentere ist.
In den homerischen Hexametern überwiegt die T-Zäsur (56.8%) weniger stark als bei Empedokles (67.9%) und in hellenistischer Poesie (Apoll. 63.2, Theokrit
71.596 - gegenüber 51.7% in seinen dorischen Gedichten -, Kallimachos 71.8 %). Bei Nonnos ist die Anzahl der Verse mit einer T-Zäsur noch beträchtlich höher 2 Für eine Zusammenstellung und Interpretation der antiken Zeugnisse zur Zäsur vgl. S. E. Basserr, ‚The Theory of the Homeric Caesura According to the Extant
tung der Theorie bei W. B. INGa11s, ‚The Structure of the Homeric Hexameter', Phoenix XXIV (1970), 1-12. Vgl. Korze-
Remains of the Ancient Doctrine‘, AJPh XL
NIEWSKI, GM
(1919), 343-72.
29 H.Fränkeı, ‚Der kallimachische und der homerische Hexameter, NGG 1926, 197-229 (FRANKEL, ,Der homerische und der kallimachische Hexameter‘, in: ‚Wege
und
Formen
frühgriechischen
Denkens‘,
München ?1968, 100-56, bietet eine überar-
beitete Version dieser Abhandlung), modifiziert von Porter (o.c, Anm. 1) und L.E. Rossi ‚Estensione e valore del ‘colon’ nell'esametro omerico, Studi Urbinati
XXXIX
(1965),
239-73.
Eine
Neubewer-
48-9, der die Theorie auch für
den Trimeter gelten lassen will, was FRANKEL, 0. C., 1968 (100, 152 Anm.), für möglich hielt, später jedoch (mündliche Mitteilung) verworfen hat. * A.M.Dare, 1957°, Lustrum
‚Greek
Metric.
1936-
11 (1957), 30-32.
9 G,S. Kigk, o.c. (1966), 76-104. 2 R.S.P.Beekes, ‚On the Structure
of
the Greek Hexameter. O'Neill Interpreted', Glotta L (1972), 1-10.
III. Stichische Verse und elegisches Distichon
77
(8196). Abweichend sind auch hier die Hexameter in Archestratos’ Hedyphagetica (T-Zäsur: 32.5 96). Die relative Frequenz der P-Zäsur in Hesiods Erga (54.696 gegenüber 40.396 in der Theogonie) dürfte im Zusammenhang stehen mit dem gnomischen Charak-
ter größerer Partien des Gedichts, der eine Gestaltung in einprägsamen, gleichsam verselbstindigten Kola mit sich bringt. In Erga 320-80 und 414-617, wo es sich um typische ünoBfjxai-Poesie handelt, haben 61.66 bzw. 64.71% der Verse eine P-Zäsur.”
1.3.2.2
Verse, die weder eine P-Zäsur noch eine T-Zäsur haben, sind in der ar-
chaischen
Periode
selten
(Hom.
1.2, Hesiod,
Erg.
2.596).
Die hellenistischen
Dichter haben solche Verse offenbar bewußt vermieden (Apoll. 0.03, Kall. 0%). Auch Nonnos hat kein einziges Beispiel. Wo uns solche ‚zäsurlosen‘ Verse dennoch begegnen, haben sie verhältnismäfig oft eine Wortgrenze sowohl nach dem zweiten wie auch nach dem vierten Longum (..., .|.., -u,- I, τον, -- |) wie in ἀλλήλων | ἰϑυνομένων | χαλκήρεα δοῦρα (I. Z 3). Wer mit einer weniger strikten
Bestimmung des Zäsurbegriffes vorliebnehmen will, wird in diesen - wie gesagt wenig zahlreichen - Fällen von 3-Kolonversen reden. Auf jeden Fall bietet das Vorkommen
solcher Verse keinen Grund zur Annahme, es gebe außer den bei-
den üblichen Zàsuren noch eine reguläre caesura trithemimeres und hephthemimeres.’*
In dem von ihm besorgten Kommentar zu den ersten vier Büchern der Ilias hat Kirk den Versen dieser Art besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Bemerkt sei, daß ein Vers wie ᾿Ατρεΐδης te ἄναξ | ἀνδρῶν xai δῖος ᾿Αχιλλεύς (Il. A7) eine reguläre
P-Zäsur hat und somit nicht als ein 3-Kolonvers betrachtet werden kann. In den - gar nicht so seltenen - Versen dieser Art haben wir es mit einer Inkongruenz zwischen rhythmischer und rhetorischer Gliederung zu tun - eine Erscheinung, die vielmehr als eine Art ‚Kolon-Enjambement‘ zu betrachten ist. Ob solche Verse (die Kirk als „threefolders“ bezeichnet) die ihnen von ihm beigemessene
besondere Wirkung haben, mag dahingestellt bleiben. 1.3.3
Klausel
Regelmäßiges Auftreten einer Wortgrenze nach dem achten Element (‚bukolische Dihäresis‘) bewirkt die Rückkehr zu der, durch die Zäsur modifizierten, steigen-
den Bewegung des Versanfangs. Die Sequenz ...|........l| bildet die Versklausel: ? Vgl. Porters Beobachtung (o. c., 1951, 28 ff.), daß die P-Zäsuren vor allem in der
wortartige Äußerungen besonders geeignet
zweiten Hälfte der Erga zahlreich sind. Er vermutet den Einfluf von ,earlier folk literature“. Bereits Meıneke hat darauf
vaux et les Jours. L'élément proverbial et
hingewiesen,
Opere
daß
das
zweite
Kolon
eines
durch eine P-Zäsur gegliederten Hexame-
ters und der griechische ‚Sprichwortvers‘ He l| metrisch gleich sind. Die hesiodeische Bevorzugung der P-Zäsur dürfte
macht. Vgl. A. Horksrna, ‚Hesiode, les Trason adaptation', Mnemosyne 1950, 89-114, und E.PeıLizer, ,Metremi proverbiali nelle
e Giorni
di Esiodo',
QUCC
XIII
(1972), 24-37.
^ Nach S. E. Basserr (‚The Hephthemi-
diese Zäsur bewirkten klaren rhythmischen
meral Caesura', TAPA XLVIII (1917), 85110), wäre eine Wortgrenze nach dem ersten Element des vierten Metrons als eine Alternative für die bukolische Dihäresis zu
Gliederung haben, die den Vers für sprich-
betrachten („hephthemimeral clausula").
jedoch
ihren Grund
vielmehr in der durch
78
Sicking, Griechische Verslehre -yuy
: 2i : 4 :io, -ovi-veu, >
vv,
>
il —- M- 35
Ihren Namen verdankt die Erscheinung der Tatsache, daß sie zumal in den ‚bukolischen‘ Gedichten Theokrits frequent ist: fast 80% der Hexameter haben dort (vgl. Homer mit 61.7 und Kallimachos mit 66.896) eine Wortgrenze an der
betreffenden Stelle?* Nur in den Epigrammen des Kallimachos ist die Dihäresis noch frequenter." Die Tatsache, daf die bukolische Dihäresis bei Archestratos (etwa 33%) und
Parmenides (etwa 40%) wenig frequent ist, bestätigt die Auffassung, daß wir es hier mit einer rhythmisch motivierten Erscheinung zu tun haben. Das der bukolischen Dihäresis vorangehende Element wird meistens durch zwei kurze Silben realisiert. 1.3.4
Brücken
Ebenso wie Wortende an bestimmten Versstellen aus rhythmischen Gründen erwünscht ist (Zäsur, Klausel), wird es an anderen Stellen eher vermieden (Brücke): που,
ER, N
LE, ANEN n I 78 910 1 ..-
Tof
12
34
56
^
pem
Nicht als Brücken zu betrachten sind die Fälle, in denen die geringe Frequenz
von Wortende eine Begleiterscheinung zu etwas anderem bildet. So ist Wortende nach Position 11 selten, weil Monosyllaba am Versende sowieso unerwünscht sind, nach Position 6, weil es meistens eine Zäsur nach Position 5 oder 6a gibt,
was die Zahl der Worttypen, die eine Wortgrenze nach Position 6 mit sich bringen würden, wesentlich einschränkt (.., . oder _).? Daß an bestimmten Stellen Wortende offensichtlich vermieden wird, ist meist
auf rhythmische Gründe zurückzuführen. 1.3.4.1 Eine Wortgrenze nach Position 8a - d.h. zwischen den beiden der Stelle der bukolischen Dihäresis vorangehenden Brevia - wird wie keine andere (Hom. Il. A 0.47, Kallimachos fast 0%) vermieden (‚Hermannsche Brücke'). Eine sol-
35 Kirk, o. c, 1966, 91; BEEkES, o. c., 1972, 4; Van RAALTE, R& M 84. 36 PLUTARCH, De metris 3, VII, 470, 12-3,
ἐστιν, ὅταν ὁ τέταρτος ποὺς δάκτυλος ὧν ἀπαρτίζῃ εἰς μέρος λόγου. ? In Anbetracht der Tatsache, daß ein
Bernadakis: βουκολικὴ (sc. toufj); 471, 4-5:
spondeisch realisiertes drittes Metron rela-
βουκολικὴ δὲ κέκληται παρ᾽ ὅσον oi τὰ Bouxoλικὰ ποιήματα γράψαντες ταύτῃ κέχρηνται τῇ τομῇ (τῇ φωνῇ Bernadakis).
tiv
"7. Für die Frequenz der bukolischen Diháresis in den Epigrammen des Kallimachos vgl. bereits S. E. Basserr, ‚Notes on the Bucolic
Diaeresis,
TAPA
111. Für die Beziehung
XXXVI
(1905),
zwischen
bukoli-
selten
ist,
ist es
bilden
* Vgl. unten 471,
7.3.4.2 sub 3. PLUTARCH, 1-2: (τετάρτη δὲ) βουκολικῆ
Gedichte
nach dem dritten Metron freilich überhaupt ,BovxoAwuóv', CPh
De metris
dorischen
verhältnismäßig häufiger erscheint als nach ...-$. In diesen Gedichten ist Wortende
RAALTE,
69-70.
die
Theokrits, wo eine Wortgrenze nach ..._#
verhältnismäßig
M
dafi
ger häufig sind als nach ..._&. Eine Ausnahme
scher Dihäresis und Enjambement vgl. VAN R&
bemerkenswert,
Wortgrenzen nach .... relativ nicht weni-
häufig. Vgl. S. E. Bassett, XV
4 J.G.J. HERMANN, 1805, 692.
(1920), 54-60.
‚Orphica‘,
Leipzig
III. Stichische Verse und elegisches Distichon
79
che Wortgrenze ist schon an sich wenig frequent, weil sie in Versen, die eine bukolische Diháresis haben, ein Monosyllabum am Ende einer rhythmischen Phrase erfordern würde, und ist überdies unerwünscht, weil sie 1. eine steigende Bewe-
gung herbeiführt, wo die Versklausel eben eine Rückkehr zu der fallenden Bewegung des Versbeginns erfordert und 2. Integration der Metra bewirkt, wo Metrondihäresis erwünscht ist.*!
1.3.4.2 Eine Wortgrenze nach einem bisyllabisch realisierten Metron ist charakteristisch für den Abschluß des Verses und wird aus diesem Grund - namentlich von den für den Versrhythmus besonders empfindlichen Dichtern der hellenistischen Zeit - im Verlauf des Verses vermieden. 1. Wortende
nach einem
spondeisch realisierten fünften
Metron
würde den
Eindruck hervorrufen, der Vers werde vorzeitig abgebrochen, und ıst deswegen besonders unerwünscht.*? 2. Auch nach einem spondeisch realisierten zweiten Metron ist Wortende bei allen Dichtern wenig frequent (‚Hilbergsches Gesetz*),? was seinen Grund wohl
darin hat, daß die Wiederholung der für die Versklausel charakteristischen Sequenz direkt am Versbeginn (-..--|...) besonders unangenehm wirkt.“ 3. Die Anzahl der Wortgrenzen nach einem spondeischen vierten. Metron (d.h. an der Stelle der bukolischen Dihäresis) ist, insbesondere bei den hellenisti-
schen Dichtern, verhältnismäfig beträchtlich geringer als bei daktylischer Realisierung dieses Metrons (,Naekesche Brücke‘*).
In einem beliebigen Buch der /lias haben etwa 8% der Verse eine Wortgrenze nach einer langen Silbe in Position 8; 51.9596 der Verse dagegen haben Wortende nach dreisilbig realisiertem Metron. Das heißt, daß einem zweisilbigen vierten Metron in 29.69% (bei Kallimachos 3.8596), einem dreisilbigen in 71.296 (bei
Kallimachos 76.77 %) der Fälle eine Wortgrenze folgt. Wie Devine und STEPHENS* gezeigt haben, bedarf die Beobachtung von WERNICKE," daß eine Wortgrenze nach einer Länge in Position 8 vor allem dann selten ist, wenn es sich um eine ‚Positionslänge‘ handelt, keiner besonderen rhythmi-
schen Erklárung, weil der Befund dem entspricht, was aus linguistischen Gründen zu erwarten ist*. Daß die Neigung zur Vermeidung einer Wortgrenze nach kontrahiertem Dop-
pelbreve im vierten Metron geringer ist als im zweiten und fünften Metron, erklärt sich daraus, daß ......|-*....|| wenigstens den bevorzugten Klauselrhythmus
intakt läßt. 55 A. F. NAEKE, Callimachi Hecale‘, RhM
4 Vgl. Βεεκεβ, o.c. 1972, 4.
“2 Jb.5. Vgl. oben: die Mehrheit der versus spondiaci bum.
endet
mit einem
Tetrasylla-
die daraus entspringenden GeEndsilben in der griechischen
Poesie', Wien
** A.M.Devine und L.D.Steruens, ‚The
Homeric Hexameter and a Basic Principle
95 7. Hnserc, ‚Das Prinzip der Silbenwä-
gung und setze der
III (1835), 509-68.
1879, 129, 263.
* Auch nach einem daktylisch realisierten zweiten Metron ist Wortende wenig frequent. Vgl. unten 1.3.4.3.
jedoch
of Metrical 141-63.
Theory‘,
CPh
LXXI
(1976),
4 Vgl. bereits E.GERHARD, ‚Lectiones Apollonianae‘, Leipzig 1816, 147 ff., zitiert von West, GM 37, Anm. 15. 48 Contra West, GM 37.
80
Sicking, Griechische Verslehre 4. Nur
im
ersten
Metron
kann
der
Eindruck,
die
daktylische
Bewegung
komme gleichsam vorzeitig zum Stillstand, nicht entstehen. Dementsprechend bestehen gegen Wortende nach _2... keine Bedenken. In der /lias folgt einem Spondeus im ersten Metron in 37.7, einem Daktylus in 31.6% der Fille eine Wortgrenze (die vergleichbaren Zahlen bei Kallimachos sind 21 bzw. 34.9 5€, was
vermuten läßt, daß eine Wortgrenze nach einem spondeischen ersten Metron ihm aus irgendwelchem Grunde weniger angenehm war).
1.3.4.3 Eine Wortgrenze zwischen den beiden Brevia des zweiten Metrons (d.h. nach Position 4a) ist verhältnismäßig wenig frequent (bei Homer etwa 11, bei Kallimachos etwa 4%), vermutlich weil _.__.| ebenfalls an die Versklausel (brevis in longo: ..._.._.||) erinnert. Daß die Abneigung gegen ...... | am Versbeginn
weniger stark ist als gegen _.._- | ist begreiflich, weil im ersten Fall wenigstens keine Metrondihäresis erfolgt. Bei den meisten Autoren (nicht jedoch bei Kallimachos) ist eine Wortgrenze nach Position 4a freilich immer noch frequenter als Wortende nach daktylisch realisiertem zweitem Metron. In einigen Fällen ist sogar .....| frequenter als ..-&|. Das bedeutet, daß Dihäresis nach dem zweiten Metron als solche relativ selten ist - móglicherweise weil die dadurch bewirkte fallende Bewegung an dieser Versstelle (d.h. kurz vor der Zäsurstelle) unerwünscht war. Daß Wortende nach Position 4a, obwohl an sich unerwünscht, dennoch relativ
frequent ist, hängt wohl auch mit der Tatsache zusammen, daß es in diesem Fall drei Möglichkeiten zur Fortsetzung des Verses bis zur Zäsur gibt (...-.|._| im Falle einer P-Zäsur und .....1...] und ...-.1.1-.| im Falle einer T-Zäsur). Wortende nach dem zweiten Metron läßt dagegen faktisch nur eine Möglichkeit übrig (...-=|_-.|: T-Zäsur), weil _=|_| (P-Zäsur) ein Monosyllabum am Kolon-
ende ergibt und schon deshalb wenig frequent ist. Die letzteren Erwägungen zur Motivierung der relativen Frequenz von Wortgrenzen an bestimmten Versstellen dürften klarmachen, daß die Grenzen zwi-
schen einer Erklárung, die einerseits die genannten Erscheinungen auf eine Abneigung gegen gewisse rhythmische Effekte zurückführt, und einer Erklárung, die andererseits mit den Verwendungsmóglichkeiten des Sprachmaterials zu tun
hat, nicht immer scharf gezogen werden kónnen. 1.3.5 Angesichts der bisher beschriebenen Bevorzugung und Ablehnung von Wortgrenzen an bestimmten Versstellen ist ΟΝ Εις Beobachtung, daß 90% der längeren Wörter in einem Drittel der möglichen Positionen im Vers konzentriert sind, nicht verwunderlich. So gibt es z.B. bei demWorttypus _.._- folgende Möglichkeiten: 2
a
4
τος JLσοὶ
L
1
ww AL 3
-2|lr] 5
Môglichkeit 1 ergibt Dihäresis nach einem spondeisch realisierten zweiten Metron (vgl. 7.3.4.2 unter 2), die Möglichkeiten 2 und 3 verhindern die Zäsur (vgl. 1.3.2.2: in den wenigen zäsurlosen Versen meist |=_=-|), während Möglichkeit
3 obendrein Dihäresis nach einem spondeischen vierten Metron ergibt (vgl. 1.3.4.2 unter 3). Möglichkeit 4 setzt einen spondeischen Vers voraus, in dem auf
III. Stichische Verse und elegisches Distichon
81
den Spondeus im fünften Metron eine Dihäresis folgt (vgl. 7.3.4.2 unter 7). Praktisch bleibt also nur Móglichkeit 5 übrig. Bei kürzeren Wörtern ist die Praxis (unter anderem infolge ihrer größeren Häufigkeit) komplexer, jedoch nicht wesentlich verschieden, ein Sachverhalt, den
West verkennt, wenn er annimmt, daß die Lokalisierung des Worttypus __- im Versinnern mit der Zahl notwendiger Kontraktionen zusammenhängt (d.h., daß _=-, weil es weniger Zeit in Anspruch nähme, besser wäre als ==).
Diese Lo-
kalisation hat jedoch nicht mit einem mutmaßlichen Quantitätsunterschied zwischen einem Longum
und einem als Länge realisierten ‚biceps‘ zu tun, sondern
hat ihren Grund in der von rhythmischen Rücksichten bestimmten Beschränkung der Wortgrenzen nach einem spondeisch realisierten Metron im Versinnern (vgl.
1.3.4.2). 1.3.5.1
Wie es auch bei anderen Verstypen der Fall ist, sind monosyllabische
Wörter am zahlreichsten am Anfang einer rhythmischen Phrase: d.h. am Anfang eines Verses oder Kolons und am Anfang der Klausel. Die Erklärung ist zum Teil eine linguistische: Monosyllaba sind oft ‚phrase-initial‘, d.h. sie finden sich oft am Anfang eines Satzes oder Satzgliedes (τὴν δ᾽, τὸ δ᾽ usw.), und der Anfang einer linguistischen Einheit trifft nicht selten zusammen mit dem Anfang einer rhythmischen Phrase. Auch rhythmische Motive können jedoch eine Rolle spielen: die Lokalisierung eines monosyllabischen Wortes in Position 4, 8 oder 10 ergibt unerwünschte Metrondihäresis (vgl. 7.3.4.2).
Am Ende einer rhythmischen Phrase ist ein Monosyllabum aus rhythmischen Gründen unerwünscht und außerdem aus linguistischen Gründen selten, weil das Ende einer rhythmischen Phrase oft zugleich das Ende einer linguistischen Einheit ist. Hexameter, deren letztes Wort ein langes Monosyllabum ist (δῶ ll, φῶς Il, nöell, Ζεύς il), sind verhältnismäßig selten.5°
1.3.6
Für eine ausführliche Erörterung der Wechselbeziehung zwischen Vers-
form und formelhafter Kunstsprache ist eine Verslehre nicht der richtige Ort.*! Selbstverstándlich sind Umfang und metrische Form der epischen Formeln so be-
schaffen, daß sie optimal geeignet sind, Verssegmente (namentlich die rhythmi4 Van s
RaaLTr, R& M
W. W. Mınton, ‚The Fallacy of the Structural Formula', TAPA XCVI (1965), 241-
36-7.
Ib. 88-9.
5! Vgl. M.Pan&y, ‚Les formules et la métrique d'Homére', Paris 1928; P.CHanTRAINE, Remarques sur l'emploi des formu-
53; J. B. Haınsworrn, ‚The Flexibility of the
les dans le premier chant de l’Iliade‘, REG
CW LXVI (1973), 257-93; J.Laracz, ed., ‚Homer. Tradition und Neuerung‘, Darmstadt 1979; R. Janko, ‚Homer, Hesiod and
XLV (1932), 121-54; J. A. Russo, ,A Closer Look at Homeric Formulas, TAPA XCIV (1963), 235-47, und ‚The Structural For-
mula in Homeric Verse', YCS 217-40;
A.Hoekstra,
,Homeric
XX
(1966),
Modifica-
tions of Formulaic Prototypes. Studies in the Development of Greek Epic Diction', Amsterdam
1965, und ‚The Sub-epic Stage
of the Formulaic Tradition.
Homeric
Hymns
Studies in the
to Apollo, to Aphrodite
and to Demeter‘, Amsterdam/London
1969;
Homeric
Horoxa,
Formula,
,Homeric
Oxford
1968;
J.P.
Originality: À Survey‘,
the Hymns. Diachronic Development in Epic Diction‘, Cambridge 1982; R.Sacks, ‚The
Traditional
Phrase
Studies in Form, Meaning
in
Homer.
Two
and Interpreta-
tion‘, Leiden 1987. Besonders wichtig: E. Visser, ‚Homerische Versifikationstechnik. Versuch einer Rekonstruktion‘, Frankfurt 1987.
82
Sicking, Griechische Verslehre
schen Kola, das Versstück zwischen der P- bzw. T-Zäsur und der bukolischen
Dihäresis sowie die Versklausel), deren Umfang und Form von rhythmischen Motiven bestimmt sind, auszufüllen. Platzwechsel, Modifikation und Zusammen-
stellung von Formeln können gelegentlich prosodische Unregelmäßigkeiten mit sich bringen, die dann begreiflicherweise meistens am Ende einer Formel und daher unmittelbar vor der Zäsur oder der bukolischen Dihäresis auftreten. Die Annahme, der Hexameter sei aus einem Dikolon ,entstanden', kónnen diese Erschei-
nungen deshalb nicht unterstützen.5? 1.4
Zusammenfassung
Der homerische Hexameter zeigt neben unverkennbaren und rhythmisch motivierten Tendenzen eine ziemlich große Variabilität, sowohl hinsichtlich der Anzahl und Lokalisierung der beiden móglichen Realisierungen eines Metrons als auch in der Verteilung der Wortgrenzen auf die verschiedenen Versstellen, was der homerischen Gestaltung des Verses ihre charakteristische Geschmeidigkeit
gibt. Die Verse der sogenannten homerischen Hymnen sowie die der Theogonie Hesiods sind dem homerischen Hexameter im wesentlichen áhnlich. Für Empedokles gilt dasselbe hinsichtlich der rhythmischen Variabilitát. In der Lokalisierung
der Wortgrenzen dagegen zeigt er ein von dem homerischen abweichendes Bild (mehr T-Zäsuren, weniger bukolische Dihäresis).
Für die hellenistischen Dichter waren offenbar die an dem homerischen Hexameter beobachteten Tendenzen für die Gestaltung ihrer Verse verpflichtend. Dabei gilt, daß die Einschränkungen, die sich namentlich Kallimachos und Apollonios auferlegt haben, im allgemeinen über das, was wir bei Homer finden, hinaus-
gehen. Auch kónnen Erscheinungen, die bei Homer relativ selten sind - wie der versus spondiacus und die Lokalisierung von Monosyllaba am Versende - bei den
hellenistischen Dichtern bisweilen den Charakter eines Manierismus bekommen. Etwas anders liegt das Verhältnis zu Homer bei Arat, dessen Praxis in gewisser Hinsicht vielmehr an die Gepflogenheiten Hesiods in seinen £rga erinnert. An der Praxis Theokrits fällt auf, daß er in seinen epischen Gedichten mehr noch als Kallimachos und Apollonios Anschluß an Homer gesucht hat, in seinen ,bukolischen‘, im dorischen Dialekt verfaßten Gedichten dagegen eigene Wege geht. Nur eine eingehendere Untersuchung könnte lehren, inwieweit wir die Erklärung für diesen Befund in dem Dialektunterschied zwischen den beiden Gruppen von Gedichten zu suchen haben und inwieweit an bewußte Entscheidungen von seiten des Dichters zu denken wäre. Die Hexameter des Nonnos zeichnen sich durch ihre extreme Monotonie aus. # Vgl. oben
1.1.3.
2. ELEGISCHES 2.1
DISTICHON!
Das elegische Distichon ist eine kurze, aus einem daktylischen Hexameter
und einem Vers der Form dd'dd zusammengesetzte homogene Strophe. Die beiden juxtaponierten Kola des zweiten Verses - der, obwohl nicht κατὰ μέτρον gebaut, meist als ,daktylischer Pentameter‘ bezeichnet wird - sind mit dem
ersten
Kolon des Hexameters bis zur P-Zäsur identisch:? 12 34 5, 6 78 910 1112 ec ri, ee, | 12345 ‚678910 -ye-evc, agence - M. > >
Die rhythmische Wirkung des zweiten Verses beruht nicht nur darauf, daß er um zwei Elemente kürzer ist als der erste, sondern vor allem auf der an der Zä-
surstelle durch wegung, die wegung - die Das alles gibt 2.1.1
Juxtaposition erfolgenden Unterbrechung der prolongierten d-Bestatt des für den Hexameter charakteristischen Umbruchs der BeWiederholung der fallenden Bewegung des Versanfangs bewirkt. dem zweiten Vers den Charakter einer Klausel.
Antike Terminologie
Ἐλεγεῖον heißt das elegische Distichon bereits bei Kritias (4.3). Vgl. ARISTOTELES, Poet. 1447 b 12: ... οὐδὲ εἴ τις διὰ ... ἐλεγείων ... ποιοῖτο τὴν μίμησιν, und b 14: ἐλεγειοποιούς.} Bei HrpHaisTION* bezeichnet das Wort den Pentameter. Den Terminus πεντάμετρον finden wir bei Dionysios Har. (De comp. verb. 191, 15 U.-R.: πεντάμετρον ἐλεγιακόν) und HrRMEsiANAx 7.36.5 Bei KazzimacHos (Ja. XIII Fr. 203,31) dürfte er das Distichon bezeichnen.* Gedichte in elegischen Distichen heißen ἐλεγεῖα (z.B. PLATO, Pol. 368 A) oder auch ἔλεγοι (KazzimacHos,
Ait.
I Fr.7, 13). Im
wird das etymologisch erklärt: ÉAgyog ϑρῆνος εἴρηται δὲ παρὰ τὸ ὃ £ λέγειν £v τοῖς Tapoig.’ ! Die Darlegung basiert auf dem in VAN Raarre,
‚Greek
Glotta LXVI
Elegiac
Verse
Rhythm’,
(1988), 145-78, präsentierten
Material, das elegische Disticha von Tyrtaios, Archilochos, Kallinos, Mimnermos, Solon, Theognis; Kritias, Dionysios Chalk.,
Ion;
Theokrit,
Kallimachos
(Epigramme,
Aitia, Loutra), Leonidas, Alkaios, Antipater
und Meleager umfaßt. ? So bemerkenswerterweise auch HEPHAISTION (51,21-2C): τοῦ δὲ δακτυλικοῦ πενϑημιμεροῦς δὶς λαμβανομένου γίνεται τὸ ἐλεγεῖον. > Vgl. PiurarcH, De Mus. 28,1141 A.
zur
Etymologicum Magnum
ὁ toig τεϑνεῶσιν
(326.49)
ἐπιλεγόμενος:
* S. Anm.2. Vgl. K.Zacher, ‚Beiträge griechischen Wortforschung. I: Ἔλε-
γος", Ph N.F. XI (1898), 10. 5 Μίμνερμος δέ, τὸν ἡδὺν ὃς εὕρετο noAλὸν ἀνατλὰς || ἦχον καὶ μαλακοῦ πνεῦμα τὸ πενταμέτρου 735-6 (5.99 Powell). * Vgl. Preirrer, Vol.I, 5.207 ad loc.
7 Es folgen noch weitere etymologische Versuche. Mehr Derartiges bietet das Scholion ad Dion. Thr. S. 307 Hilgard. Daß ἔλε-
yoc' ursprünglich einen ,Klagegesang in ele-
gischen ZACHER,
Distichen'
bedeutete,
0.c., zu begründen.
versucht
84
Sicking, Griechische Verslehre
2.1.2
Vortragsweise, Ethos
Bei PrurAnRcH (Vit. Sol. 8.2) ist die Rede von gesungenen Distichen (ἀναβὰς ἐπὶ τὸν τοῦ κήρυκος A(8ov £v ᾧδῇ διεξῆλϑε τὴν ἐλεγείαν). Der Vortrag soll ursprünglich zum Spiel des Aulos erfolgt sein (Ps. PLutarch, De Mus. 8,1134A: ἐν ἀρχῇ C.) ἐλεγεῖα μεμελοποιημένα oi αὐλωιδοὶ fôov. Vgl. PAusaNIAS 10,7, 5 und THEOGNIS
241: σὺν αὐλίσκοισι λιγυφϑόγγοις). In späterer Zeit gehört Begleitung auf der Lyra zu den Möglichkeiten.? PLurarcH (De E ap. Delph. 394c) redet von einer ursprünglichen Verbindung von Aulosmusik und Trauer, was zu der vermuteten ursprünglichen Verwendung des elegischen Distichons (unten 2./.3) gut passen würde. Die Vortragsweise heißt λιγυρῶς: «λιγυρῶς" δὲ οἷον ὀξέως ἀναγινώσκειν ἡμᾶς δεῖ τὰ ἐλεγεῖα, ὡς ἂν ἐκπεπληγμένους τῷ πλήϑει κακῶν’ À .λιγυρῶς" rot γλυκερῶς, λιγὺς γὰρ ὁ γλυκύς (Schol.
Dion.
Thrax 307.32-6).
Die namentlich
seit SCHILLER
(„im
Hexameter steigt des Springquells flüssige Säule/im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab“) weit verbreitete Auffassung, daß im Pentameter eine rhythmische Bewegung zur Ruhe komme, war bereits den antiken Grammatikern geläu-
fig und wurde mit der Verwendung des Distichons bei der Totenklage in Verbindung gesetzt: πεντάμετρον τῷ ἡρωϊκῷ συνῆπτον οὐχ ὁμόδρομον τῇ τοῦ προτέρου δυνάμει, ἀλλ᾽ οἷον συνεχπνέοντα καὶ συσβεννύμενον ταῖς τοῦ τελευτήσαντος τύχαις (DipvMos bei Orion 58,7).
2.1.3
Herkunft
Die Herkunft des elegischen Distichons ist ungewiß. Nach Zacher!? wäre die Kombination von Hexameter und Pentameter auf eine alte Form der Totenklage zurückzuführen, in der einem von einem Vorsänger vorgetragenen
Hexameter
zwei öAoAuynoi der klagenden Gruppe folgten. Daß der Pentameter die Verbindung von zwei ursprünglich selbständigen Versen („an acephalic/hypersyllabic[?] Prosodiakon in distichic form“) sei, vermutet auch Nacr.!! Nach Usener!? hätten
wir den Ursprung des Distichons im Kontext archilocheischer epodischer Poesie zu suchen. Wie dem auch sei: angesichts der beschriebenen rhythmischen Merkmale des ἐλεγεῖον erscheint seine Entstehung im Kontext einer epodischen Kompositions-
weise durchaus möglich: der Pentameter wäre dann auch seinem Ursprung nach ein komplementärer Vers zum Hexameter.
* D.L.Pace, ‚The Elegiacs in Euripides' Andromache‘, in: ‚Greek Poetry and Life.
Greek and Indic Metre‘, Cambridge Mass.
Essays Presented to Gilbert Murray‘, Ox-
1974,
ford
1 H.Usener, ‚Altgriechischer Versbau', Bonn 1887, 113-4. Auch bei Prutarch (De Mus. 28, 1141A) wird Archilochos als Er-
1936, 206, Anm. 1; 209, Anm. | 9 Zitiert von Korzentewskı, GM 38, wo
auch weitere Charakterisierungen im Sinne von „hinauf/herab“ zitiert werden. 3 K.ZACHER, 0.c, 1898, 18 ff.
" G.Nacy,
,Comparative
Studies
in
100.
finder erwähnt. De Mus. 3 nennt er jedoch Klonas als τὸν πρῶτον συστησάμενον τοὺς αὐλῳδικοὺς νόμους καὶ τὰ προσόδια, ἐλεγείων
τε καὶ ἐπῶν ποιητήν. Vgl. 2./.4 unten.
IH. Stichische Verse und elegisches Distichon 2.1.4
85
Gebrauch
Man nimmt allgemein an, daß der ursprüngliche Gebrauch dieser Versform in einem Bestattungskontext zu suchen ist - wie der Name ἐλεγεῖον ( « ÉAcyoc) sugge-
riert. Das Problem, daf uns keine frühen Beispiele einer Totenklage in elegischen Distichen erhalten sind, bespricht Pace.!? Er vermutet, daß der von PrurARCH
(De Mus. 3,1132 C) genannte Dorier Klonas im frühen 7. Jahrhundert tatsächlich ‚threnodische‘ Elegien geschrieben hat. Inhaltlich behandeln die ältesten erhaltenen Beispiele eine ganze Skala von Themen, insbesondere Anspornung zum Kampf (Tyrtaios), ‚ethische‘ Ermahnung und Erotik (Theognis). Nachdem das Distichon als metrische Form für (Grab-)
Inschriften üblich geworden war,'^ wurde es die Form für die vor allem in der hellenistischen Zeit beliebte Gattung des (literarischen) Epigramms. Das einzige erhaltene Beispiel elegischer Distichen in der Tragódie (Eur., Andr. 103-16) ist ein Klagelied - was zu dem vermuteten ursprünglichen Gebrauch stimmt."
Später wurde der Pentameter auch stichisch verwendet und sogar vor den Hexameter gesetzt, was mit seinem rhythmischen Charakter schwer zu vereinbaren ist.!* 2.2
Kontraktion
Nur die Doppelbrevia in den Positionen 2 und 4 werden ım Pentameter durch eine lange Silbe realisiert. Ausnahmen gibt es gelegentlich in Inschriften (z.B. WILHELM, 1938, 57 ff.) und in stichisch verwendeten Pentametern, wie in einem (Anth. Pal. XIII. 1) erhaltenen texvonaiyviov des Philippos: fünf Pentameter, von denen jeder folgende eine Kontraktion mehr aufweist (Vers 5: πάντη γὰρ πᾶσιν σὴν δηλοῖς τιμήν). Die rhythmische ‚Reinheit‘ des zweiten Kolons des Pentame-
ters kommt der Klarheit des - von dem des Hexameters abweichenden - rhythmischen Charakters (Juxtaposition, fallendes zweites Kolon, stumpfer Versschluf) zugute. Die Häufigkeit der Kontraktionen der ersten zwei Doppelbrevia geht bei verschiedenen Dichtern (Solon, Xenophanes, Leonidas: mehr als 1 pro Vers; Ion: 1,5 pro Vers; auffallend selten ist Kontraktion bei Archilochos) stark auseinander!
und steht in keinem erkennbaren Verhältnis zu der Häufigkeit der Kontraktionen im zugehórigen Hexameter. Der Prozentsatz von ,Spondeen', die sich im ersten Kolon des Hexameters fin-
den, ist in zu einem Distichon gehórenden Hexametern hóher als in stichischen Hexametern: in den Distichen des Solon und Kallimachos (Epigramme, Aitia) finden sich mehr als 80% der Spondeen im Hexameter im ersten Kolon. In den
Distichen in der Andromache des Euripides findet sich Kontraktion sowohl im Hexameter wie im Pentameter nur im zweiten Metron. Vor allem Spondeen im
fünften Metron sind selten.'® Die Erklärung für diese Beobachtung ist offenbar, 9? PAGE, o.c., 1936, 206 ff.
(1901), 165-94; Korzeniewski, GM
4 Vgl. West, GM 44. 15 PAGE, o.c. 8 Für andere bemerkenswerte
und Wzsr, GM 45. V Vor. M. Vau RAALTE, IB).
Kombi-
nationen vgl. K.F.Smiru, ‚Some Irregular Forms of the Elegiac Distich‘, AJPh XXII
39-40,
o.c, 162 (Table
18 Versus spondiaci in dem hier berücksichtigten Material in der archaischen Peri-
86
Sicking, Griechische Verslehre
daß der rhythmische Kontrast zwischen dem zweiten Kolon des Hexameters und seinem (ebenfalls klar gestalteten) Gegenstück im Pentameter móglichst rein ge-
halten wird. 2.3
Enjambement
Enjambement des Hexameters ist in Distichen häufiger als in stichischen Hexametern.!? Es bewirkt eine inhaltliche Integration der beiden Verse und verstärkt den Eindruck, daß sie zusammen ein Ganzes bilden. Wie in stichischen Hexame-
tern? fängt das über die Versgrenze hinübergreifende Satzglied oft bei der bukolischen Dihäresis an. Gelegentlich kann die Versgrenze sich sogar innerhalb eines
Wortes finden. Das bekannteste Beispiel ist (seit HEPHAISTION 15,3-4 C.) Ps.-Simonides (Epigr. I): 'Agiotollye(rov.?!
Elision am Ende des Hexameters findet sich bei Kallimachos Epigr. XLI Pf.? Enjambement des Pentameters ist seltener.? Enjambement sowohl des Hexa-
meters als auch des Pentameters z.B. Arch. 13. 3 ff. W.: τοίους γὰρ κατὰ κῦμα πολυφλοίσβοιο ϑαλάσσης ἔκλυσεν, οἰδαλέους δ᾽ ἀμφ᾽ ὀδύνῃς ἔχομεν
πνεύμονας. ἀλλὰ ϑεοὶ γὰρ ἀνηκέστοισι κακοῖσιν, ὦ φίλ᾽, ἐπὶ κρατερὴν τλημοσύνην ἔϑεσαν φάρμαχον. ἄλλοτε ἄλλος ἔχει τόδε" νῦν μὲν ἐς fiuéag
ἐτράπεϑ᾽, αἱματόεν δ᾽ ἕλκος ἀναστένομεν. 2.3.}
Zásuren
Bezüglich der relativen Häufigkeit der beiden môglichen Zäsuren im Hexameter fällt auf, daß die von den Dichtern hexametrischer Poesie bevorzugte T-Zäsur vor allem bei den rhythmisch empfindlichen Dichtern elegischer Distichen noch frequenter ist (Arch. 86%, Kallin. 80%, Kall., Aitia mehr als 8696, Epigr. 78 %),24
offenbar weil sie den Kontrast zwischen dem rhythmisch integrierten Hexameter und dem ‚asynartetischen‘ Pentameter weiterhin verstärkt. Die durch die P-Zäsur bewirkte Gleichheit des ersten Kolons des Hexameters und der beiden Pentameterkola sowie die sich daraus ergebende rhythmische Transparenz kónnen der Ausgewogenheit des Ausdrucks dienlich gemacht werden, wie z.B. Theognis 137-8: πολλάκι yàg δοκέων | ϑήσειν κακὸν ἐσϑλὸν ἔϑηκεν,
καί τε δοκῶν ϑήσειν | ἐσθλὸν ἔϑηκε κακόν. ode nur im
Corpus
Theognideum
(0.74%
der Verse; vgl. Homer 3.82%). In den Aitia des Kallimachos sind 3.296 der Hexameter versus spondiaci (gegenüber 6.7296 der stichischen Hexameter). Eine Ausnahme bilden die wenigen erhaltenen Hexameter des Ion. Vgl. Van
IL A. 1).
RAALTE, o.c. (Table IA,
19 S. z. B. West, GM 45 (vgl. 36), A.V. H. ApkiNs, ‚Poetic Craft in the Early Greek
Elegists‘, Chicago 1985, 12; 210,
Anm. 11.
Vgl. Van RAALTE, o.c. 149-50 (Anm. 10).
20 Vgl. VAN
RAALTE, R& M
67, 69.
n „With Itot as a brevis in longo despite
the absence of a pause“: West, GM 44. Vgl. KORZENIEWSKIi, GM 37, Anm. 21. 2 Von CHoıroß. (226, 13C.)
zitiert als
Beispiel für Enjambement. ? Vgl. Anm. 20. 24 [n den Loutra ist der Prozentsatz beträchtlich kleiner: VAN RAALTE, o.c. 164, Table III.
III. Stichische Verse und elegisches Distichon
87
In den Distichen in der Andromache des Euripides zeigen alle Hexameter eine P-Zäsur, was nach PAGE mit der von ihm vermuteten gesungenen Vortragsweise
zusammenhängt.” Im Pentameter erscheint an der Zäsurstelle gelegentlich Hiat oder brevis in longo?* Übrigens werden an die Realisierung der Zäsur im Pentameter weder phonetisch noch syntaktisch besondere Forderungen gestellt." Verse, bei denen die Zäsur innerhalb eines Wortes gelegt ist, bilden eine große Ausnahme. Das bekannteste Beispiel ist Kallimachos, Fr. 384 a Pf.: Διοσκουριδέω.28 2.3.2
Klausel
Die bukolische Dihäresis ist bei einer Anzahl von Dichtern beträchtlich frequenter als in stichischen Hexametern aus derselben Periode (mehr als 88% der Verse
in den Epigrammen des Kallimachos). Auch in dieser Hinsicht wird offenbar eine móglichst charakteristische Realisierung des zweiten Hexameterkolons (steigend, Rückkehr der fallenden Bewegung, klingend) bevorzugt, die den Kontrast mit dem zweiten Kolon des Pentameters so einprágsam wie móglich macht. Dementsprechend geht (auch in der archaischen Periode) einer bukolischen Dihäresis bei den meisten Dichtern fast immer eine doppelkurze Realisierung des vorhergehenden Elements voran.?? Diese Tendenz ist am stürksten bei Archilochos und in den Epigrammen und den Aitia des Kallimachos. Sie fehlt bei Xenophanes, dessen Disticha mit Recht als Beispiele ungeschickter Versifikation gelten. Auch in den Epigrammen Theokrits ist die bukolische Dihäresis verhältnismäßig wenig frequent (und ist der Prozentsatz der Spondeen im vierten Metron, denen eine Wortgrenze folgt, verhältnismäßig hoch). Wortende nach lang realisiertem Doppelbreve in Position 4 ist in den ,distichischen' Hexametern der archaischen Periode etwas frequenter als in den stichischen Hexametern.?? Von einigen Dichtern wird Wortende nach Position 4a ver-
mieden.?! 2.3.2.1 Seinem Charakter als Klauselvers entsprechend weist der Pentameter selber keinen Klauselrhythmus auf. Dagegen ist bei einigen Dichtern eine (den fallenden Rhythmus weiterhin verstärkende) Wortgrenze nach dem dritten Doppelbreve (.......- I-.»!-..-|) verhältnismäßig frequent? Die Distichen des Kritias und des Ion zeigen ein von den oben beschriebenen Tendenzen abweichendes Bild, weil bei ihnen im zweiten Kolon des Hexameters
sowie des Pentameters eine steigende d-Bewegung vu— vv —-— τὸ 100 dE. IR ee | VV iviud — 11? 25 PAGE, o. c., 1936, 221. 2 S. Korzeniewski, GM 45, 158.
36; West, GM
27 Van RAALTE, 0.C. 146, Anm.4. ?* Vgl. Heph. XV, 15, und Van OrHuUjsen, HM ad loc. 29 Van RAALTE, 0. c. 165.
bevorzugt wird: _,.-..-|
» jb. 156f. M jb. 157. % Weitere Einzelheiten ib. 159-60.
9? Für eine Typologie der Wortstellungen im 38-9.
Pentameter
s. KORZENIEWSKI,
GM
3. 3.1
IAMBISCHER
TRIMETER
Der iambische Trimeter ist eine steigende, durch Prolongation fortgesetzte
s-Sequenz. Das erste jeder zwei nicht-markierten Elemente kann sowohl durch eine kurze als auch durch eine lange Silbe realisiert werden, wodurch sich eine
Gruppierung nicht in Füße, sondern in Metra ergibt, die das Profil des Verses mitbestimmt:
ER 678, petty.
Ganz ausnahmsweise begegnen Verse, deren erstes Metron als ..- realisiert ist. Da es sich streng genommen um rhythmische ,Fehler‘ handelt, ist es irreführend, in diesen Fällen von ‚gelegentlicher Anaklasis‘ zu reden? 3.1.1
Antike Terminologie
Der Name ἴαμβος τρίμετρος kommt zuerst bei HrRopor (I, 12; vgl. Archil. Fr. 19)
vor. Eine Erklärung gibt Schol. in Heph. 117, 21: τὸ ἰαμβικὸν μέτρον κατὰ συζυγίαν μετρεῖται (vgl. HepH., Ench. 16,12 C.). Τὰ ἰαμβεῖα für iambische Trimeter: ArıstoPHANES, Ran. 1133; 1204 (vgl. PLaro, Polit. 602b; Arıstoteues, Poet. 1458 b 1920: τὸ ἰαμβεῖον = ,iambischer Vers‘). ARISTOTELES redet von τὸ ἰαμβεῖον ... μέτρον, mit der Erklärung: διὸ xai ἰαμβεῖον καλεῖται νῦν, ὅτι £v τῷ μέτρῳ τούτῳ ἰάμβιζον ἀλλήλους (Poet. 1448 b 31ff.; bei PLATON (Polit. 400 b 8) bezeichnet ἴαμβος einen Fuß). Der Name wird wegen Ἰάμβη (die Demeter, als sie nach Eleusis kam, durch
scherzhafte Verse zum Lachen gebracht haben soll) mit Spottversen beim Demeterkult in Verbindung gebracht. 3.1.2
Vortragsweise, Ethos
Wie aus ARISTOTELES, Poet. 1449 a 24, hervorgeht, dürfte der iambische Rhythmus sich nicht allzuweit von dem der Alltagssprache entfernt haben: μάλιστα γὰρ λεχτικὸν τῶν μέτρων τὸ ἰαμβεῖόν ἐστιν (...) πλεῖστα γὰρ ἰαμβεῖα λέγομεν ἐν τῇ δια-
1 Die Darlegung basiert auf dem in VAN RAALTE, R&M 104ff., präsentierten und besprochenen Material, das Trimeter von
‚The Verse 1912.
of
Greek
Comedy‘,
London
Me-
? Fast immer handelt es sich hier um Eigennamen oder umgangssprachliche Wendungen, z.B. Aisch., Sept. 488: ‘Innouébov-
nander und Lykophron sowie hellenistischer Epigramme umfaßt. Für das Phäno-
elev ἀκούω, ποδαπὸς ὁ ξένος: πόϑεν; Da die
Archilochos,
Sophokles,
Semonides,
Euripides,
Solon,
Aischylos,
Aristophanes,
men der Resolution ist Gebrauch gemacht worden von E.R.Ceapeı, ‚Resolved Feet in
τὸς σχῆμα
καὶ
μέγας
τύπος:
Choeph.
657:
Toleranz für Erscheinungen dieser Art am Versanfang am grôfiten ist, kônnen sie nur
the Trimeters of Euripides and the Chrono-
dann,
logy of the Plays, CQ XXXV
Verses auftreten, zu Zweifeln am Text Anlaß geben. Vgl. R. M. D'ANGELo, ‚Fra Trime-
89;
S.L. ScutiN,
‚The
lambic
(1941), 66Trimeter
in
wenn
sie im
späteren
Verlauf
des
Aeschylus and Sophocles. A Study in Metri-
tro e Senario Giambico. Ricerche di metrica
cal
greca e latina‘, Roma
Form‘,
Leiden
1979,
und
J.W. White,
1983, 11-2.
III. Stichische Verse und elegisches Distichon
89
λέκτῳ τῇ πρὸς ἀλλήλους. Zu vergleichen ist jedoch PLuTarcH, De Mus. 1141, 124, 7-8 Lass.: ἔτι δὲ τῶν ἰαμβείων τὸ tà μὲν λέγεσϑαι παρὰ τὴν κροῦσιν tà à ἄδεσϑαι ᾿Αρχίλοχόν φασι καταδεῖξαι, εἶϑ᾽ οὕτω χρήσασϑαι τοὺς τραγικοὺς ποιητάς. ARISTID. QuiNT. 83,3-4 (οἱ μὲν (...) τροχαῖοι καὶ ἴαμβοι τάχος τε ἐπιφαίνουσι καί
εἰσι ϑερμοὶ καὶ ὀρχηστικοί) charakterisiert die s-Rhythmen als besonders schnell und ‚tänzerisch‘. 3.1.3
Herkunft
Archilochos gilt als εὑρετής des iambischen Trimeters (Pıur., De Mus. 1140-1, 124,1 Lass.); doch der Gebrauch von iambischen Trimetern (vermischt mit daktylischen Hexametern) im Margites ist möglicherweise älter.* 3.1.4
Gebrauch
Die alten Iambographen verwenden den Vers für die verschiedensten Stoffe, die sich mit denen des elegischen Distichons überschneiden. Ferner hat der Vers vorzugsweise in den gesprochenen Partien des Dramas Verwendung gefunden. In hellenistischer Zeit finden wir den Trimeter außerdem in Epigrammen und satiri-
schen Gedichten. Lykophrons Alexandra ist eine Ausnahme: der Dichter hat seinem Gedicht offensichtlich den Charakter eines Botenberichts geben wollen. 3.2
Ancipitia
Anders, als man statistisch erwarten würde, sind bei fast allen Dichtern die Anci-
pitia öfter durch eine lange als durch eine kurze Silbe realisiert. Den höchsten Prozentsatz an lang realisierten Ancipitia hat . Lykophron (67.0196). In der Komódie ist der Prozentsatz etwas hóher als in der Tragódie.*
Der eigentliche Unterschied zwischen den beiden Gattungen liegt aber in der Verteilung der langen Silben auf die verschiedenen Ancepsstellen. Die Bevorzugung langer Realisierung der Ancipitia erklärt sich aus dem κατὰuétpov-Charakter des Verses: eine Mehrzahl kurz realisierter Ancipitia würde vielmehr den Eindruck eines sechsmal wiederholten Fußes hervorrufen (,ssssss). Der Vers bekommt so ein klar erkennbares metrisches Profil (xs, xs, xs).
3.2.1
Realisierung der verschiedenen Ancipitia
Aufgrund des soeben Gesagten läßt sich erklären, daß bei allen Dichtern und in allen Gattungen die ersten zwei Ancepselemente öfter durch eine lange als durch
eine kurze Silbe realisiert sind. Nur Semonides
hat in Position 5 fast ebenso viele kurze (49.4%) wie lange
(50.6%) Silben, was mit seiner Bevorzugung einer H-Zäsur ohne gleichzeitiges Wortende nach Position 5 zusammenhängen dürfte (vgl. unten 3.4.2.7). > Vgl. Demrrrios,
De eloc. 43: ὁ δὲ ἴαμ-
5 Van
Bos (...) εὐτελὴς καὶ τῇ τῶν πολλῶν λέξει ὅμοι-
RAALTE, R& M
106.
* [n den wenigen uns von Solon erhalte-
og πολλοὶ γοῦν μέτρα ἰαμβικὰ λαλοῦσιν οὐκ
nen
εἰδότες.
Silben an Ancepsstellen auffallend niedrig.
* Noch älter ist môglicherweise die Inschrift auf dem ‚Nestor-Becher‘ (vgl. Ill,
7 Vergleichbar Soph., /chn., mit 42.396 kurzen Silben in Position 5 und verhältnis-
1.1.3 oben); Anm.2.
mäßig zahlreichen H-Zäsuren ohne gleichzeitige Wortgrenze nach Position 5.
vgl. jedoch
Dare,
CP
174,
Trimetern
ist der
Prozentsatz
langer
90
Sicking, Griechische Verslehre
In den Trimetern der alten Iambographen und der Tragödie (sowie in den hellenistischen Epigrammen) ist das dritte Anceps am häufigsten (Archil. 71.296, Aisch. 57.696, Eur., Med. 60%, Or. 53.196, Epigr. 69.996) durch eine kurze Silbe realisiert, entsprechend der Tendenz, den Rhythmus gegen Ende eines Verses möglichst ‚rein‘ (d.h. in diesem Fall ‚single short‘) zu realisieren. Der häufigste Verstypus in diesen Gattungen ist somit __0_,__0_,. ||.
Die Dichter der alten und neuen Komödie dagegen realisieren auch das dritte Anceps öfter (d.h. in 56% der Fälle) durch eine lange als durch eine kurze Silbe (----,--2-,--.- |l). Das läßt sich damit erklären, daß in der Komödie die große
Zahl der Resolutionen die Klarheit des rhythmischen Profils zu beeinträchtigen droht, was das Bedürfnis hervorruft, die metrische Struktur der Verse um so klarer erkennbar zu machen. Bei Lykophron ist die Zahl der lang realisierten Ancipitia in Position 9 über-
durchschnittlich hoch. 3.3
Resolutionen
In allen Gattungen können die markierten Elemente durch zwei kurze Silben realisiert werden. Außerdem kann - die Verse der alten Ilambographen und die des Lykophron ausgenommen - auch das erste Anceps-Element ‚geteilt‘ sein; zu
“ur,
7 xY.-,
sue
|l.
Nur kann der Vers nicht mit zwei Resolutionen (d.h. mit fünf kurzen Silben)
beginnen, weil das den Rhythmus des Versanfangs zu sehr beeinträchtigen würde. In s-Versen mindern Doppelkürzen an nicht-markierten Stellen die Erkennbarkeit des Versprofils selbstverstándlich mehr als solche an markierten Stellen. Nur an der ersten Versstelle besteht in dieser Hinsicht die am Versbeginn überhaupt geltende Toleranz, wohl auch weil ein ‚anapästischer‘ Beginn den steigenden Charakter des Versrhythmus intakt läßt.? In der Komödie
können auch die übrigen nicht-markierten Elemente (außer
der Position 11) durch Doppelkürzen vertreten werden.!° Doch gilt auch hier, daß zwei aufeinanderfolgende Resolutionen vermieden werden. Ausnahmen wie Ar., Nub. 663 (ἀλεκτρύδνᾶ κἄτἄ ταὐτὸ xai τὸν ἄρρενα) sind selten. Die relative Fre-
quenz von Wortende auf der Grenze zweier Metra!! bei den Komikern erklärt sich aus dem Bedürfnis, in Versen, deren rhythmisches Profil durch die zahlrei-
chen Doppelkürzen an Klarheit verlieren kónnte, eine klar erkennbare metrische Struktur zu wahren."? * Für die Behandlung der Eigennamen vgl. Van
RAALTE, R& M
120-1: „it follows
markierten Stellen Anlaß geben. Für fragwürdige Fälle von Resolution an nicht-mar-
from the interpretation of resolution as a rhythmic variation of the metric profile that
kierten 53-85.
resolution within a proper name should be excluded from the totals, as having no sty-
sition
listic significance." ° Die Verwendung
von
Eigennamen
kann bisweilen zu Resolutionen
an nicht-
Stellen
vgl.
D'ANGELO,
o.c,
1983,
1% Die zwei Fälle von Resolution in Po11 bei Aristophanes,
Ran.
1203 und
1231, sind als Parodie zu verstehen. 1 Vgl. unten 3.3.3. 2 Vgl. oben 3.2.7, unten 3.5.
III. Stichische Verse und elegisches Distichon Auch
im Satyrdrama
finden wir Resolutionen
91
nicht-markierter Elemente, je-
doch - soweit aus Euripides Xyklops ersichtlich ist - weniger oft als in der Komödie.!? Eine Wortgrenze zwischen zwei Kürzen, die zusammen ein Element vertreten
(„split resolution“), wird in der Komödie so gut wie in den anderen Gattungen vermieden, vermutlich weil Wortende an dieser Stelle die Perzeption der beiden
Kürzen als Realisierung einer einzigen Versposition beeinträchtigen würde. Ausnahmen betreffen in der Tragödie in den weitaus meisten Fällen monosyllabische Wörter am Anfang eines Satzes oder Satzgliedes („phrase-initial monosyllables“), oft gefolgt von einer elidierten Partikel oder einem elidierten Pronomen (z.B. & y, σύ μ᾽). In der Komödie gilt diese Einschränkung nicht.!* Man vergleiche Soph., OT 936: ἐκ τῆς Kopivdov. τὸ πολλοὺς τὸν nateg | ἔλαύνεις Beispiele (270, 343) für ‚split Komödie wenig ist. In beiden
δ᾽ | ἔπος οὐξερῶ τάχα, und Ar., Nub. 29: ἐμὲ μὲν où δρόμους. Der Kyklops des Euripides zeigt nur zwei resolution‘, was im Vergleich zu der Tragödie und Fällen handelt es sich aber, wie in der Komödie, um
mehrsilbige Wörter. 3.3.1
Frequenz der Resolutionen
In den Trimetern der alten Iambographen ist Resolution selten. Am häufigsten kommt diese Form rhythmischer Variation bei Archilochos (3.9 Resolutionen auf 100 Verse) vor. In der Tragódie ist die Erscheinung etwas häufiger. Aischylos hat 6.5, Sophokles 5.96 Resolutionen auf 100 Verse. Bei Euripides nimmt die Zahl
von seinen frühen bis zu seinen späten Stücken bedeutend zu. Die kleinste Zahl bietet der Hippolytos (4.25 auf hundert Verse), die größte der Orest (39.4 auf 100
Verse). Der Kyklops gleicht in dieser Hinsicht seinen Bei Aischylos nimmt die durchschnittliche Zahl im (Pers. 11.2, Ag. 4.6, Choeph. 5.3, Eum. 5, Prom. 4.9 auf läßt sich keine geradlinige Entwicklung erkennen (Ai. OC.
späteren Tragôdien.! Laufe seines Schaffens ab 100 Verse). Bei Sophokles 6.15, Ant. 3.9, Philokt. 11,
5.2). Einige Forscher!* vermuten einen Zusammenhang
zwischen der Zahl
der Resolutionen und gewissen Merkmalen des Inhalts. In der Komódie ist die Zahl der Resolutionen betráchtlich hóher: Aristophanes hat 82.9, Menander 85.7 Resolutionen auf 100 Verse. Bei Lykophron ist Resolution selten (0.68 auf 100 Verse). Die Praxis in den
hellenistischen Epigrammen ist mit der des Sophokles vergleichbar (5.5 auf 100 Verse). 13 Resolution in den Positionen 3, 5, 7, 9 macht in Eur., Kyk£, 8.196 der Gesamtzahl
den
15. Für die Häufigkeit von Resolution in Fragmenten des Euripides vgl. M.
der Resolutionen aus. Die vergleichbare Zahl bei Aristophanes: 35.4%. Resolution in Position 7 bei Sophokles, Ichn. 128: fj τις
Crorr und G. Fick, ,Resolutions and Chro-
πίϑηκος κύβδ᾽ Anödunaiveig τινί, und Fr. 120 (Amph.): ὡρακιᾶσαι 8Xipóu£vng τῆς καρδίας,
1 Vel. H. D. F. Kirro, ,Sophocles, Statistics and the Trachiniae', AJPh XL (1939), 178-93; M. D. Orcorr, ‚Metrical Variations
und vermutlich auch Fr.671 (Hybris): ἐσϑίειν ἐθέλων τὸν δέλφακα (vgl RADT, ad loc.). West, ΟΜ 88, Anm.41, nennt Aisch., Fr.375a Radt. 14 Van RAALTE, R& M 232-6.
auch
nology
(1985).
in Euripides,
in the Iambic Trimeter
BICS
Suppl.
XLIII
as a Function
of
Dramatic Technique in Sophocles" Philoctetes and Ajax‘, Ann Arbor/London
1974.
92
Sicking, Griechische Verslehre Die Zunahme der Resolutionen beim späten Euripides dürfte sich aus einem
Bedürfnis nach Erweiterung des verwendbaren Wortschatzes erklären, was viel-
leicht mit seiner Tendenz zur Entheroisierung zusammenhängt. Bei den Komikern ist an die Wirklichkeitsnähe ihres Sprachgebrauchs zu denken." 3.3.1.1
Zahl der Resolutionen pro Vers
Auch bei Autoren, die von Resolution einen sparsamen Gebrauch machen, bilden
zwei Resolutionen in einem Vers keine Ausnahme. Daß drei oder sogar vier Resolutionen in einem Vers bei fast allen Dichtern weniger oft erscheinen, als statistisch zu erwarten wäre, erklärt sich daraus, daß sich bestimmte Verspositionen
für Resolutionen mehr eignen als andere,!® was den Dichter bei einer größeren Anzahl von Resolutionen dazu zwingen würde, diese an weniger erwünschten Stellen zu lokalisieren. Hinzu kommt (vor allem in der Komödie), daß Resolu-
tion aufeinanderfolgender Elemente vermieden wird. 3.3.2
Lokalisierung der Resolutionen
Besonders in den Tragódien des Aischylos, des Sophokles und des frühen Euripides konzentrieren sich die Resolutionen an den rhythmisch weniger empfindli-
chen Stellen. In der Tragódie findet sich weitaus der hóchste Prozentsatz (mehr als 60% bei Aischylos und immer noch 40% beim späteren Euripides) der Resolutionen in Position 6, d.h. in der Versposition nach der Stelle der - dann meistens auch tatsächlich vorhandenen - P-Zàsur.??
Auch die übrigen Stellen mit überdurchschnittlich háufigen Resolutionen finden sich am Anfang von rhythmischen Kola: d.h. in Position 1, 2 (speziell bei Sophokles) und 8 (d.h. die Position nach der H-Zisur, vor allem beim frühen Euripides).
Die Zunahme der Resolutionen in Position 4 (Aischylos, Sept. und Ag. 3.696, Sophokles, OT und Phil. 7.996, Euripides, Med.
10.396, Or. 18.596) läßt auf eine
abnehmende Empfindlichkeit gegen Resolutionen schließen, die nicht am Anfang eines Kolons lokalisiert sind. In der Komódie ist nicht nur die Zahl der für Resolutionen in Betracht kom-
menden Stellen größer, sondern auch die Verteilung der Resolutionen auf diese Stellen viel gleichmäßiger. Die Versposition, an der sich die meisten Resolutionen befinden, ist bei Aristophanes Position 3 (15.296 der Resolutionen), bei Menander Position 6 (mit 14.6 9c).
Das Satyrspiel hat mit der Komödie gemein, daß Resolutionen an nicht-markierten Stellen erscheinen, bevorzugt jedoch, wenn auch in geringerem Ausmaß als die Tragödie, Resolutionen an rhythmisch erwünschten Stellen. In Euripides
Kyklops befinden sich 3396 der Resolutionen in Position 6.
17 C.PRATO,
‚Lingua e ritmo
nel verso
recitativo di Euripide‘, in: ‚Scritti in Memo-
ria di O.Parlangeli‘, C. PRATO
Lecce
und A.FıLırro
1970, 237-44;
u.a., ‚Ricerche sul
trimetro dei Tragici Greci: metro e verso‘, Roma 1975.
185. 3.3.2. 1% Auch in den Trimetern der Alexandra
des Lykophron
finden sich 8 von den
Resolutionen in Position 6.
10
III. Stichische Verse und elegisches Distichon
93
Bei Aristophanes sind Resolutionen in den Positionen 5, 9 und 10 verhiltnismäßig selten. Auf diese Weise wird die Funktion der Ancipitia für die Perzeption der metrischen Struktur des Verses nicht beeinträchtigt. Was Position 10 (2.996; vgl. jedoch Menander: 7.596) betrifft, wird so außerdem eine meist 4-silbige Realisierung des letzten Metrons erreicht.
3.3.2.1
Realisierung der angrenzenden Ancipitia
Bei Aischylos, Sophokles und dem frühen Euripides ist das erste Anceps bei Resolution des zweiten Elements meist kurz realisiert, weil sich sonst ein fallender Versanfang ergeben würde.?°
Wenn in Position 10 Resolution auftritt, ist in der Tragódie das vorangehende Anceps immer kurz realisiert. Dies erklärt sich nicht nur daraus, daß das letzte Anceps ohnehin meist kurz realisiert wird,?! sondern auch daraus, daß Resolutionen sich vorzugsweise am Anfang eines Wortes finden (s. unten 3.3.3); einem
lang realisierten Anceps würde dann eine Wortgrenze folgen, was dem Porsonschen Gesetz zuwiderlaufen würde.?? Da die beiden genannten Faktoren im komischen Trimeter keine Rolle spielen, bestehen in der Komódie keine Bedenken gegen lang realisiertes Anceps in Position 9 mit folgender Resolution.
3.3.3
Die Lokalisierung der Resolutionen in den Wörtern
Die zwei kurzen Silben, die zusammen ein Element vertreten, bilden meistens den Anfang eines Wortes (z.B. n£y&Anc) bzw. einer Wortgruppe (z.B. τὸν ὕμέναιον).
Dies gilt ausnahmslos bei den alten Iambographen - wo es allerdings nur wenige Beispiele für Resolution gibt - und bei Lykophron. Bei den Tragikern finden sich 75-8896, bei den Komikern gut 60% der Resolutionen am Anfang eines Wortes
bzw. einer Wortgruppe. Diese Erscheinung ist nicht nur eine Folge der Tatsache, daß Resolutionen sich vorzugsweise am Kolonanfang (und somit a fortiori am Wortanfang) finden: die Zahl der Resolutionen mit vorhergehendem Wortende, die sich nicht am Anfang eines Kolons befinden, ist prozentual hóher als die Zahl der Wortgrenzen an dieser Stelle, die man bekommt, wenn man das Auftreten von Resolution au-
fer acht läßt.?? Die Beobachtung, daß Resolutionen sich meistens am Wortanfang befinden, trifft nicht zu für Resolution in Position 2 bei den Tragikern, weil die Resolution des zweiten Elements (speziell bei langem Anceps in Position 1) den steigenden Charakter des Rhythmus verdeckt - was eine Wortgrenze vor dem (nicht-markierten) dritten Element erwünscht macht, wie z.B. in Aisch., Ag. 7: ἀστἔρᾶς, ὅταν φϑίνωσιν ἀντολαῖς te τῶν, und Soph., OT 934: ἀγάϑα δόμοις te καὶ πόσει τῷ σῷ, yó-
ναι. Wortende nach einer Resolution wird also keineswegs vermieden. Es tritt vielmehr an Stellen auf, wo eine Wortgrenze rhythmisch erwünscht ist: nicht nur ?? [n den spáten Stücken des Euripides
4 Vgl. oben 3.2.7.
ist dies nicht der Fall (J. Descroix, ‚Le tri-
2 Vgl. unten 3.4.6.
métre iambique des iambographes à la co-
D Vgl. Van RAALTE, R& M 226-7.
médie
nouvelle',
112ff.).
Diss.
Paris,
Mácon
1931,
94
Sicking, Griechische Verslehre
nach Position 2 in der Tragôdie
(etwa 50% der Fille), sondern in geringerem
Ausmaf auch nach Position 4 und 8 bei Aristophanes - entsprechend seiner relativen Toleranz für Metron-Dihäresis, wie z.B. in Ar., Nub.
100: εἰσὶν δὲ tiveg;
Θ οὐκ οἶδ᾽ ἀκριβῶς τοὔνομα. Zusammenfassend läßt sich folgendes sagen: 1. In der Tragödie hat vor allem Euripides die Freiheit, Wörter mit zwei oder mehr aufeinanderfolgenden Kürzen zu gebrauchen, in zunehmendem Maße benutzt, hat dabei jedoch die für den tragischen Trimeter bezeichnenden Einschränkungen hinsichtlich der Lokalisierung solcher Wórter immer gelten lassen. Der komische Trimeter war von Anfang an auf die Aufnahme solcher Wörter angelegt. 2. Am wenigsten stört Resolution am
Anfang eines Kolons. Auch sonst finden wir die zwei Kürzen vorzugsweise am Anfang eines Wortes. An bestimmten Stellen jedoch ist Wortende nach der Resolution verhältnismäßig frequent, insbesondere wenn eine Wortgrenze an der betreffenden Stelle aus rhythmischen Gründen erwünscht ist. Die Häufigkeit von Resolution innerhalb eines Wortes bzw. einer Wortgruppe ist in der Komödie am größten (28.296), in der Tragödie bei Aischylos und dem frühen Euripides auffallend kleiner als bei Sophokles und dem späteren Euripides (z.B. Eur., Med. 7.396, Or. 13.25%).2* Ein hoher Prozentsatz von Resolutio-
nen im Wortinnern
ist also ein Zeichen verhältnismäßig großer rhythmischer
Freiheit; ‚split resolution‘ ist, auch bei der Zunahme dieser Freiheit, immer als sol-
che unerwünscht geblieben. 3.4 Ein durchschnittlicher iambischer Trimeter zählt (die Appositiva ausgenommen) etwas mehr als vier Wörter. Die Zahl ist am höchsten bei Sophokles und dem spáten Euripides (Orest 4.36 pro Vers; vgl. Kyklops: 4.3 pro Vers). In den hellenistischen Epigrammen ist die Zahl auffallend niedrig (3.89 pro Vers). Die Komódie zeigt, obwohl die Häufigkeit der Resolution für mehr Silben Platz schafft, in dieser Hinsicht kein abweichendes Bild (Aristophanes 4.06, Menander
4.16 pro Vers).
Auch Elision erscheint in der Komódie nicht ófter als in der Tragódie. Aischylos und die alten Iambographen haben verhältnismäßig etwas weniger, Sophokles und Euripides dagegen im Vergleich zu den Komikern verhältnismäßig viel elidierte Wôrter. In hellenistischen Trimetern (namentlich bei Lykophron) ist die Zahl der Elisionen auffallend gering. 3.4.1
Enjambement
Wie bereits früh beobachtet wurde, zeichnen die Trimeter des Sophokles sich durch die relative Häufigkeit der stárkeren Formen von Enjambement aus. CuoiROBOSKOS (ad Heph. 226.20 C) zitiert OT 332-3: ἐγὼ οὔτ᾽ ἐμαυτὸν οὔτε σ᾽ ἀλγυνῶ.
τί ταῦτ᾽ | ἄλλως ἐλέγχεις; οὐ γὰρ ἂν πύϑοιό pov Il, und bemerkt dazu: ὥστε καλεῖσϑαι τὸ εἶδος Σοφόχλειον καὶ ἐπισυναλοιφὴν διὰ τὸ ἐπισυνάπτεσϑαι τὸ σύμφωνον τῷ
ἑξῆς ἰάμβῳ à στίχῳ. Die starke Wortgrenze nach Position 10 mit ihrem Klausel^ Der Prozentsatz im Kyklops des Euri-
Versen gibt es nur ein oder zwei Fälle von
pides ist etwas hóher als in seinen späteren
Resolution im Wortinnern, z.B. F46 a 10:
Tragódien, jedoch bei weitem nicht so hoch wie in der Komódie (17.296). In den wenigen uns aus Aischylos’ Dikt. erhaltenen
éväaïe. 23 Van RAALTE, R& M 260-1.
IIl. Stichische Verse und elegisches Distichon
95
effekt ist im Falle von Enjambement nicht ungebráuchlich.?* Die Elision an der Versgrenze ist außergewöhnlich, jedoch nicht beispiellos.? 3.42
Zäsur
Der iambische Trimeter hat einen Wechselschnitt:
x
xpi κου} P
H
(P = caesura penthemimeres, H = caesura hephthemimeres).
Wie im daktylischen Hexameter sind die Zäsuren so gelegt, daß 1. sie nicht mit einer Metrongrenze zusammentreffen und 2. die rhythmische Bewegung des
zweiten Kolons mit der des ersten kontrastiert. Anders als der Hexameter haben verhältnismäßig viele?? Trimeter gleichzeitiges Wortende an beiden möglichen Zäsurstellen. In diesem Fall kann nur eine der beiden Wortgrenzen die Funktion einer Zäsur im eigentlichen Sinne haben, d.h. die Grenze zwischen zwei rhythmischen Kola bilden. 3.4.2.1 Die P-Zäsur - die das ausgewogenste Größenverhältnis zwischen den beiden Kola bewirkt - ist im allgemeinen häufiger als die H-Zäsur, namentlich bei Euripides, der in mehr als 7096 seiner Verse eine P-Zäsur hat (in etwa 55%
dieser Fälle ohne gleichzeitiges Wortende nach Position 7, weiter unten notiert als ,P — 7', d.h. ,P minus 7°). Nur etwa 24% seiner Trimeter zeigen eine H-Zäsur
(in etwa 15% dieser Fälle ohne gleichzeitiges Wortende nach Position 5: ,H — 5‘). Verhältnismäßig häufig ist die H-Zäsur bei den Iambographen (Archilochos 43.94%, Semonides 41.95%) und in hellenistischer Poesie (Lykophron 40.43%, Epigramme 36.81%). Vor allem in hellenistischen Trimetern (und in geringerem Ausmaß auch bei Semonides) sind H-Zäsuren ohne gleichzeitige Wortgrenze nach
Position
5 ziemlich
zahlreich
(H —5:
Lykophron
33.79%,
Epigramme
31.29%, Semonides 28.16%; vgl. Archilochos mit 22.73 %).2 In Trimetern mit einer H-Zäsur ohne gleichzeitige Wortgrenze nach Position 5 findet sich oft eine starke Wortgrenze nach Position 3 oder 4, was zu einer aus2%
[h,
28 Etwa 20-3596 der Verse der verschie-
158-60.
? Descroix, o.c, 1931, 288-95. Weiter zum Enjambement: C. Pnaro, ,,L'enjambe-
denen Autoren (Archilochos 34.896, Solon 3096, 24-2796 bei den Tragikern, aber Se-
ment" nei tragici greci', in ,Studia Florentina'
monides 21%: vgl. unten 3.4.2.1) haben eine gleichzeitige Wortgrenze in den Posi-
(Roma
1970),
figkeit von
349-55,
Zur
Enjambement
relativen
Háu-
im PV des Ais-
chylos: E. C. Yonkz, ‚The Date of the Prometheus Vinctus‘, CQ XXX (1936), 153-4; C. J. HeRINGTON, ‚The Author of the Prometheus Bound', Austin 1970, 46-9. Zu Sophokles: Orcorr, o.c, 1974, 58ff.; SCHEIN, 0.C, 1979, 46-50; zu Euripides: F. Hum-
BORG, ,Quaestiones euripidideae. Qua ratione in Euripidis trimetris iambicis sententiae versibus pugnent', Hannover 1906; zu Menander: J. Unie, ‚De Menandri trica', München 1912, 73-101.
arte me-
tionen 5 und 7, etwas weniger im komischen Trimeter und im hellenistischen Epigramm (16-8 96). ? Kurz realisierte Ancipitia in Position 5 sind im Falle von ,H — 5' verhältnismäßig
häufig.
Der
hohe
Prozentsatz
an kurzen
Silben in Position 5 bei Semonides dürfte somit mit seiner Bevorzugung von ,H— 5 zusammenhängen. Vgl. VAN RaaALTE, R& M 111-4.
96
Sicking, Griechische Verslehre
gewogenen
‚rhetorischen‘ Gliederung des Verses beiträgt,’ wie z.B. in Aisch.,
Sept. 262: oíynoov | à τάλαινα | μὴ φίλους φόβει.
Um einer konsequenten Begriffsbestimmung willen sollte man in solchen Versen nicht von einer ‚Hauptzäsur‘ und einer ‚Nebenzäsur‘ reden: nur die Wortgrenze nach Position 7 hat Zäsurfunktion im eigentlichen Sinn.
3.4.2.2 In Versen mit gleichzeitiger Wortgrenze nach dem fünften und dem siebten Element läßt sich die Stelle der Zäsur - d.h. die Grenze zwischen den beiden rhythmischen Kola - nur aus syntaktisch-stilistischen Gründen bestimmen. In Versen, die eine P-Zäsur mit gleichzeitigem Wortende nach Position 7 (,P + 7°) zeigen, bekommt das erste - zweisilbige - Wort des zweiten Kolons (nach einem oft starken syntaktischen Einschnitt an der Zäsurstelle) durch seine rhythmisch markante Stellung ein besonderes Gewicht, wie z.B. in Sem.7.13: fj πάντ᾽ ἀκοῦσαι,! πάντα δ᾽ εἰδέναι ϑέλει, und Eur., Med. 940: αἰτοῦ Κρέοντα | τήνδε μὴ φεύγειν γϑόνα.""
In Versen mit einer H-Zäsur und gleichzeitigem Wortende nach Position 5 GH + 5°) ist es eine Art Enjambement zwischen den Kola, die dem zweisilbigen
Wort, das der Zäsur vorangeht, eine gewisse Emphase verleiht. Ein Beispiel aus vielen: Archil. 23.9: μὴ τετραμήνῃς μηδέν᾽ | ἀμφὶ δ᾽ εὐφρόνηι ||.}2 Bemerkenswert ist,
daß die Häufigkeit von Versen dieser Art bei Sophokles und Euripides und in hellenistischer Poesie abnimmt. In der Komödie sind sie selten (weniger als 5%
der Verse, gegenüber 12-1396 von ,P + 7'-Versen).? Eine auffállige Untergruppe bilden Verse mit einem auf ein vorhergehendes Wort bezogenen Demonstrativum in den Positionen Sept. 48 ἢ γὴν ϑανόντες τήνδε | φυράσειν φόνωι. 3.4.3
6 und
7, wie z.B. Aisch.,
Caesura media
Verse, die weder eine P-Zäsur noch eine H-Zäsur haben, gibt es bei den alten
Iambographen und in hellenistischen Epigrammen?* überhaupt nicht. In der Tragódie sind solche Verse selten (etwa 2-496), in der Komódie ist ihre Anzahl eher beträchtlich (etwa 18-22 96). Die Mehrheit dieser Verse (mehr als 75% in der Tragödie, mehr als 60% in der Komódie) zeigt eine Wortgrenze in der Mitte des Verses (caesura media): x-v-, x- ls, χουν. Hl. CM
Die geringe Zahl (z.B. 3.496 bei Soph., OT und Phil, nur 1.396 bei Eur., Med.)
solcher Verse in der Tragódie verbietet es, die Stelle nach dem sechsten Element als eine Art dritte *
M.MancovicH,
Zäsurstelle
zu
betrachten.
‚Three-word Trimeter
in Greek Tragedy', Kónigstein 1984.
# Euripides! Medea
In der
# Besonders
Komódie häufig
sind
dagegen solche
(Ar. Verse
bei Archilochos (,H + 5*: 21.296 gegenüber
zeigt eine verhált-
— (,P +7* 13.696) und in geringerem Ausmaß
nismäßig große Zahl solcher Verse, in denen das zweisilbige Wort in den Positionen 6 und 7 grammatisch mit dem letzten Wort
auch bei Semonides (,H + 5‘: 13.8 % gegenüber ,P + 7° 7.596). » Van RAALTE, R& M 179.
des
Verses
xdöva.).
verbunden
ist
(...
τήνδε
...
* [n Lykophrons
Alexandra
drei
Fälle.
III. Stichische Verse und elegisches Distichon
97
11.3596, Men. 15.196) hat die caesura media sich offenbar zu einer selbständigen Môglichkeit zur rhythmischen Strukturierung des Trimeters entwickelt. Charakteristisch für die caesura media ist, daß sie den Vers in zwei Hälften
gleichen Umfangs zerteilt und demzufolge keinen Umbruch der rhythmischen Bewegung bewirkt. Letzteres dürfte erklären, warum die caesura media bei den - an rhythmischer Abwechslung weniger interessierten - Komikern verhältnismäßig häufig ist. Ihren auffallenden rhythmischen Charakter verdanken diese Verse der Spannung zwischen der erwarteten Strukturierung durch Wortende nach Position 5 oder 7 und der tatsächlichen Wortgrenze nach Position 6: Soph., Phil.
101: λέγω
σ᾽ ἐγὼ δόλῳ | Φιλοκτήτην λαβεῖν, und ib. 560: νεώτερον βούλευμ᾽ | ἀπ᾿ ᾿Αργείων ἔχεις. Die besondere Wirkung solcher Verse läßt sich darauf zurückführen, daß der Hörer, wenn die P-Zäsur ausbleibt, eine H-Zäsur erwartet - eine Erwartung, die
dann ebenfalls nicht erfüllt wird: die zu erwartende Wortgrenze erfolgt bereits nach Position 6. Die auf diese Weise hervorgerufene Spannung zwischen der erwarteten rhythmischen Gliederung und dem tatsáchlich Gebotenen ist besonders stark, wenn an der Wortgrenze nach Position 6 Elision erfolgt, weil das nicht-elidierte Wort sich bis zur Stelle der H-Zäsur erstreckt hätte, was die Erwartung, es
werde eine H-Zäsur geben, eben noch verstärkt.” Da die caesura media bei den Komikern (anders als bei den Tragikern?9) keinen besonderen inhaltlichen oder expressiven Effekt beabsichtigt, kann es nicht verwundern, daß bei ihnen das Bedürfnis nach Elision an dieser Stelle fehlt.
Die Zunahme von Versen mit caesura media sowie ihre Behandlung in der Komödie stimmt mit der Beobachtung überein, daß die Komiker an der für den
Trimeter in anderen Gattungen charakteristischen rhythmischen Bewegung als solcher und somit an ihrer Abwechslung im Verlauf der Verse verhältnismäßig wenig interessiert waren. 3.44
Zàásurlose Verse
Trimeter, die weder eine P-Zäsur bzw. H-Zäsur noch eine caesura media aufwei-
sen, sind in der Tragódie sehr selten (weniger als 196). In der Komódie dagegen sind zäsurlose Verse verhältnismäßig zahlreich (etwa 7%). In der Tragödie handelt es sich dabei fast immer um eine Realisierung der Zäsur durch eine sehr schwache Wortgrenze, wie in Aisch., Ag. 326: oi μὲν γὰρ ἀμφὶ | σῴμασιν nentwxöteg.?” Verse, in denen sich an keiner Zäsurstelle eine wenn auch noch so schwache Wortgrenze findet, wie in στρατὸς, περᾷ κχρυσταλλοπῆγα
διὰ πόρον (Aisch., Pers. 501), gibt es in der Tragödie fast gar nicht.” In der Komódie bilden sie dagegen keine Ausnahme (z.B. Ar., Nub. 4: xai μὴν πάλαι γ᾽ ἀλεκτρύονος ἥκουσ᾽ ἐγώ). Vgl. Verse mit einer P-Zäsur und un-
mittelbar z.B.
folgendem
πυργοῖς
ἀπειλεῖ
ϑεός (Aisch., Sepr. πέραινέ μοι λόγον 6. G.SrEPHAN, caesura media im
Monosyllabum,
wie
| τοῖσδ᾽ à μὴ κραίνοι
549); δίδωσι δ᾽ αὐτῷ | τίς: (Eur., Med. 701). ‚Die Ausdruckskraft der iambischen Trimeter der
Attischen Tragódie', Kónigstein 1981.
37 Descroix, o.c, 1931, 280-95, bietet eine Übersicht der Fälle dieser Art in Tra-
gödie und Komödie. 96 Vgl. noch Aisch., PV 589. West, GM 296.
98
Sicking, Griechische Verslehre
3.4.5
Versklausel
Eine Wortgrenze nach Position 8 oder 10 hat wegen der dadurch bewirkten Rückkehr zu der steigenden s-Bewegung des Versanfangs (vgl. die Bevorzugung eines kurz realisierten Anceps in Position 9) einen Klauseleffekt: Pe-,x
ri?
E.
Die Trimeter der alten Iambographen bekunden eine relativ strikte Auffassung der Versklausel: sie zeigen einen sehr hohen Prozentsatz kurzer Ancipitia in Position 9, haben Wortende entweder nach Position 8 oder nach Position 10 und
vermeiden somit gleichzeitiges Wortende an diesen beiden Stellen.’ Bei den Tragikern sind lang realisierte Ancipitia in Position 9 ein wenig häufiger. Etwas mehr als 55% der tragischen Trimeter haben eine Wortgrenze nach Position
10, und ein wachsender
Prozentsatz
(9.67%
bei Aischylos,
17.16%
bei
Euripides, Or.) zeigt gleichzeitiges Wortende nach Position 8 und Position 10. Wortgrenzen nach Position 8 ohne gleichzeitiges Wortende nach Position 10 sind in der Tragódie weniger häufig. Die Realisierung der Versklausel im hellenistischen Epigramm ist vergleichbar mit dem, was uns bei den lambographen begegnet. Nur gibt es dort einen geringeren Prozentsatz von Versen mit gleichzeitiger Vortgrenze nach Position 8 und 10.
Lykophron hat überdurchschnittlich viele lang realisierte Ancipitia in Position 9 und ist extrem gleichfórmig in der Regelung der Wortgrenzen: 62% seiner Trimeter haben eine Wortgrenze nach Position 10. In der Komódie ist die Verteilung der Wortgrenzen auf die Positionen am Versende ziemlich gleichmäßig. Zusammen mit der Häufigkeit von lang realisierten Ancipitia in Position 9 bedeutet das, daß den Komikern das Bedürfnis nach
rhythmischer Gestaltung der Versklausel fehlte. 3.4.6
Brücken
Da die Iambographen und die Tragiker die Rückkehr zur steigenden Bewegung am Versende bevorzugen, ist eine Wortgrenze nach dem Anceps in Position 9 schon an sich wenig frequent. Nach lang realisiertem Anceps an dieser Stelle wird eine Wortgrenze jedoch streng vermieden (/ex Porsoniana):*°
Die Erklärung für diesen Befund dürfte darin liegen, daß im Fall einer Wortgrenze an dieser Stelle beide Klauselindizien gleichzeitig fehlen würden, weil das
Versende dann weder die erwünschte Rückkehr zur steigenden Bewegung noch die bevorzugte kurze Realisierung des letzten Anceps aufweisen würde. Bei den
wenigen in der Tragódie anzutreffenden Ausnahmen handelt es sich denn auch durchwegs um (elidierte) Monosyllaba in Position 9, d. h. um eine Konfiguration, die durch eine Wortgrenze nach Position 8 wenigstens das Bedürfnis nach einer Rückkehr der steigenden Bewegung befriedigt, wie z.B. in Soph., OT 318: εἰδὼς διώλεσ᾽ οὐ γὰρ àv δεῦρ᾽ ἱκόμην. 39 Bei Semonides ist Wortende nach Po-
sition 10 beträchtlich häufiger (47.195) als bei Archilochos (34.8 96) und Solon (25%).
4 R.Porson,
‚Euripidis
bridge 21802, XXX-XXXIX.
Hecuba',
Cam-
III. Stichische Verse und elegisches Distichon
99
Daf die lex Porsoniana im komischen Trimeter, der wie gesagt für die rhythmische Gestalt der Versklausel unempfindlich war, nicht gilt, kann diese Erklä-
rung nur bekräftigen.*! Soweit aus den erhaltenen Fragmenten
ersichtlich, haben Aischylos und So-
phokles sich in ihren Satyrspielen meistens, jedoch nicht immer^ an die lex Porsoniana gehalten. Im Kyklops des Euripides ist die Zahl der Wortgrenzen nach langem Anceps in Position 9 größer als in der Tragödie (9.196 der Wortgrenzen nach Position 9 zeigen ein vorhergehendes lang realisiertes Anceps. Vgl. jedoch 31.496 bei Aristophanes). Daß sich dies aus einem geringeren Bedürfnis nach einer anspruchsvollen Versklausel erklären läßt, geht daraus hervor, daß lang reali-
sierte Ancipitia nach Position 9 im Kyklops háufiger, Wortgrenzen nach Position 10 sowie gleichzeitige Wortgrenzen nach Position 8 und 10 dagegen weniger häufig sind als in der Tragódie. 3.4.6.1 Die Iambographen haben sich bei der Realisierung der Versklausel etwas strengere Einschránkungen auferlegt als die Tragiker. Daß sie gleichzeitiges Wortende nach Position 8 und 10 vermeiden (‚Wilamowitzsche Brücke‘),* dürfte seinen Grund darin haben, daß das Auseinanderfallen des Versrhythmus in zwei ‚Füße‘ unerwünscht ist - ein Risiko, das bei kurz reali-
siertem Anceps in Position 9 nur größer werden kann. In den wenig zahlreichen Versen, in denen sich bei den Iambographen eine gleichzeitige Wortgrenze nach den Positionen 9 und 7 findet, hängen die beiden letzten Wörter des Verses fast immer eng zusammen, und es gibt einen entsprechend starken Einschnitt nach Position 7 (‚zweite Knoxsche Brücke‘).# Eine auffallende Ausnahme bildet Arch. 181,12: ...oùç δὲ ϑυμὸς ἔλπεται," wo sich ein rela-
tiv selbständiges Wort in den Positionen 8 + 9 findet. 3.4.7 Wie im Hexameter,' stehen auch im Trimeter Monosyllaba meist am Anfang eines Kolons, d.h. in Position 1, 6 und - in geringerem Ausmaß - 10. Daß danach häufig Elision auftritt, erklärt sich daraus, daß auf ein Monosylla-
bum am Anfang eines Satzes oder Satzgliedes oft eine elidierte Partikel folgt. Wenn wir es mit Enjambement zu tun haben, sind die Fälle von Elision entspre-
chend weniger zahlreich. Vgl. Soph., Phil. 504: χρὴ 8’ | ἐκτὸς ὄντα ... mit ib. 94/5: ... βούλομαι δ᾽, ἄναξ, καλῶς | δρῶν | ἐξαμαρτεῖν ... ^i Vie W. G. AnNorr (‚Porson’s Law and CII (1959), 190-1)
REG LXXII (1959), 67-80) wäre diese Brücke im Fall von Resolution in Position 8
gezeigt hat, gibt es keinen Grund, anzuneh-
oder 10 auch von den Tragikern eingehal-
men, daß die Dichter der mittleren Komó-
ten worden. Da Resolutionen sich jedoch vorzugsweise am Anfang eines Wortes befinden, bedarf dieser Sachverhalt keiner weiteren Erklárung. 1932, “ „Second fact“ (KNox, o.c,
Middle Comedy', RhM
die Wortende nach langem Anceps in Position 9 vermieden haben. * Vgl. Soph., Fr.314 (/chn.), 114, und Aisch.,
Fr.78a
(Theor),
7
und
23
(und
Rapr, ad locc.). 9 WiaMowiz, GV 289. Vgl. A.D. Knox, ‚The Early Iambus, Ph LXXXVII (1932), 19-20 („first fact", daher ‚erste Knoxsche Brücke‘); Maas, GM 1962, 95.
Nach J.Iricoin (‚Lois et règles dans le trimètre iambique et le tétramètre trochaique',
20-1). *5 Vgl.
S.R.Sunes,
‚Archilochus’
First
Cologne Epode‘, in: J. M.Bremer et al, ‚Some Recently Found Greek Poems', Leiden
1987, 55-6.
“ Vgl. oben
1.3.5.7.
100
Sicking, Griechische Verslehre Die Lokalisierung von Monosyllaba am Versende, die dem betreffenden Wort
eine gewisse Emphase verleiht, hat im Trimeter - wie im Hexameter (vgl. oben III, 7.3.5) - den Charakter eines Manierismus (z.B. σύ Il, σοῦ Il, εὖ Il, δεῖ I). 3.5
Zusammenfassung
Obwohl die Tragiker sich bei der Gestaltung ihrer Trimeter weniger strenge Ein-
schränkungen auferlegen als die Iambographen, hat den beiden Dichtergruppen offensichtlich ein ähnliches rhythmisches Konzept vor Augen gestanden. Die von
den Komikern bevorzugte Gestaltung des Trimeters weicht davon wesentlich ab. Die Verse der lambographen zeichnen sich aus durch die peinlich genaue Realisierung der Verselemente (eine sehr geringe Anzahl von Resolutionen, die sich zudem immer am Wortanfang befinden) und der rhythmischen Bewegung (vorwiegend kurz realisierte Ancipitia in Position 9; weder zäsurlose Verse noch Verse mit caesura media; keine Wortgrenzen nach lang realisiertem Anceps in Position 9; Wortgrenze entweder nach Position 8 oder nach Position 10). Demgegenüber zeigen die Tragiker eine größere Toleranz gegenüber Resolu-
tionen, die bei ihnen háufiger sind und sich auch im Wortinnern befinden kónnen - eine Toleranz, die beim spáten Euripides noch beträchtlich zunimmt. Zäsurlose Verse bilden bei den Tragikern noch immer eine Seltenheit, obwohl gelegentlich
Verse mit caesura media erscheinen. Die rhythmische Gestalt der Versklausel ist bei ihnen etwas komplexer als bei den [ambographen (Wortgrenze nach Position
8 oder 10, aber auch an beiden Stellen; starke Wortgrenze nach Position 8 bei gelegentlicher Abweichung von der /ex Porsoniana). Die Realisierung des rhythmischen Profils bei den Komikern ist im allgemeinen weniger strikt, sowohl hinsichtlich der Wahrung der Identität der Verselemente (zahlreiche Resolutionen, und zwar auch unmarkierter Verselemente und ófter im Wortinnern) als auch hinsichtlich der rhythmischen Bewegung (Frequenz der caesura media; gegen Versende kein Bedürfnis nach Rückkehr, sei es
zur s-Bewegung, sei es zum steigenden Rhythmus; demzufolge auch keine Brücke nach langem Anceps in Position 9). Demgegenüber ist die Erkennbarkeit des - von den zahlreichen und auf verschiedene Weise realisierten Resolutionen gefährdeten - metrischen Profils den Komikern offenbar besonders wichtig gewesen. Wie die Tragiker vermeiden sie eine Wortgrenze zwischen zwei Kürzen, die zusammen ein Element vertreten (‚split resolution‘). Die vorwiegend lang realisierten Ancipitia in Position 9 sowie die verhältnismäßig häufigen Wortgrenzen
nach dem ersten Metron dienen demselben Zweck. Was das Satyrdrama betrifft, zeigen nur die Trimeter des Kyklops des Euripides eine etwas größere Freiheit im Vergleich zu dem, was in der Tragödie üblich ist. Sie lassen sich in manchem
(insbesondere in der Realisierung der Ancipitia,
der Häufigkeit von Resolutionen und der Gestaltung der Zäsuren) mit denen des Orest vergleichen, weichen davon jedoch insofern ab, als sie Resolutionen von
nicht-markierten Verselementen und eine größere Frequenz von Resolutionen im Wortinnern aufweisen und gelegentlich eine Wortgrenze nach langem Anceps in
Position 9 zeigen - das alles jedoch bei weitem nicht so oft wie in der Komódie. Die rhythmische Gestaltung der Trimeter des Lykophron ist auffallend monoton. 47 Vgl. Van RAALTE, R& M 218-20.
4. HINKIAMBEN 4.1 Einen iambischen Trimeter, dessen letztes nicht-markiertes Element als eine lange Silbe realisiert ist (Cholosis, drag‘), nennt man einen Choliambus (oxátov, ‚Hinkiambus‘):
1234
$678
91011124 1
Die Interpretation des letzten ‚Versfußes‘ als eines Falls von ,Anaklasis? ist
trotz ihrer Beliebtheit wenig wahrscheinlich: von einer ‚Umkehrung‘ des Rhythmus kann nur dann die Rede sein, wenn man voraussetzt, daß ein markiertes Ele-
ment außer ‚Länge‘ noch ein weiteres Merkmal (‚Iktus‘) hätte.? Unter den Choliamben des Hipponax (und des Ananios: Fr. 3 W) erscheinen gelegentlich (6.996 der Verse) reguláre iambische Trimeter mit einer kurzen Silbe in Position 11. ‚Verstöße gegen das Metrum: (manchmal aufzufassen als Unregelmäßigkeiten in der Prosodie) sind in Choliamben häufiger als in Trimetern* und bleiben nicht auf den Versanfang beschränkt.5 Bei Babrios ist die vorletzte Silbe des Verses immer akzentuiert - was als ein Indiz für einen rómischen Hintergrund betrachtet wird.*
4.1.1 Der Choliambus, als dessen ‚Erfinder‘ Hipponax’ gilt, ist seitdem wie kein anderer Vers das Medium für spöttische oder zumindest kritische Äußerungen geblieben. Für diese Rolle des Hipponax vgl. PhıLieros (AG VII. 405): ὦ ξεῖνε, φεῦγε τὸν χαλαζεπῆ τάφον τὸν φρικτὸν Ἱππώνακτος, οὗ τε xà τέφρα ἰαμβιάζει Βουπάλειον ἐς στύγος, ! Die Darlegung basiert auf Choliamben des Hipponax,
Kallimachos
rondas (vgl. CUNNINGHAM, RaaLTE, R& M 262 ff.
und
He-
1971). Vgl. Van
? Das Schol. ad Heph. 101.5 C. (χωλίαμBov γὰρ ἐποίησε (sc. Rhinthon) τοῦ ἕκτου noδὸς ἀπὸ μακρᾶς ἀρχομένου) impliziert keine ‚anaklastische‘ Auffassung des Verses.
dactylos, cum in utroque (!) debuerit a brevi incipiens pes poni." Vgl. West, GM 161, mit Anm.82; Van RAALTE, R& M 276. * Vgl. O.Crusıus, ‚Die Betonung des Choliambus II‘, Ph LIII (1894), 216-27; Maas, GM 1962, $ 21, B. E. PERRY, ‚Babrius and Phaedrus. Newly Edited etc‘, London/
Cambridge Mass. 1965. liii-lv.
> Vgl. oben I, /.7.8.2.6.
? Auch Ananios wurde als ‚Erfinder‘ des
* Vgl. oben 3.1.1 mit Anm.2. * Vgl. HeLiopor, ap. Prisc. (Gramm. Lat. TI], 426.16): Ἱππῶναξ πολλὰ παρέβη τῶν ὡρισμένων ἐν τοῖς ἰάμβοις, mit PRIsCIANs Er-
klárung: »hoc est, Hipponax multa praeteriit, id est praetermisit, praefinita iin lambis. Hipponax in primo: ἐρέω γὰρ οὕτω" Κυλλήvie Μαιάδος
‘Eguñ.
iste enim
versus cum
sit
choliambus in quarto loco et quinto habet
Choliambus genannt (Hern. 17,2-3C.). Einen ‚brachykatalektischen‘ Tetrameter (z-.2, =. ,5-.-, --|l; auch ‚Trimeter epi-
skazon: genannt) erwähnt Marius Prorius Sacerpos (Gramm. Lat. VI, 525.5 = Hippon.
177 V): Ἑρμῆ
μάκαρ, (σὺ γὰρ) κατ᾽ ὕπ-
vov οἶδας ἐγρήσσειν. Die (essentielle) Ergänzung stammt von MEINEKE.
102
Sicking, Griechische Verslehre μή πως ἐγείρῃς σφῆκα τὸν κοιμώμενον, ὃς οὐδ᾽ ἐν “Αιδῃ νῦν κεκοίμικεν χόλον
σκάζουσι μέτροις ὀρϑὰ τοξεύσας ἔπη. und Demerrios, De eloc. 301: λοιδορῆσαι γὰρ βουλόμενος (ὁ Ἱππῶναξ) τοὺς ἐχϑροὺς ἔϑραυσεν τὸ μέτρον, καὶ ἐποίησεν χωλὸν ἀντὶ εὐϑέος, καὶ ἄρυϑμον, τουτέστι δεινότητι
πρέπον καὶ λοιδορίᾳ" τὸ γὰρ ἔρρυϑμον καὶ εὐήχοον ἐγκωμίοις ἂν πρέποι μᾶλλον ἢ ψόγοις.
In späterer Zeit hat der Choliambus auch Verwendung gefunden in Mimen (Herondas), Fabeln (wie denen des genannten Babrios) und gnomischen Gedichten.
4.2
Antike Terminologie
Der Terminus χωλίαμβος kommt bei DEM., De eloc. (s. oben), und in den Hephaistionscholien (101.5 C) vor. Von τὸ χωλὸν (‚hinkend‘, ‚lahm‘) καλούμενον (sc. uétoov) redet HEPHAISTION (17, 1-2C). Nach Vau OPHUIJSEN (ad loc.) „the meta-
phor is at home in the context of the fossilized metaphor underlying the technical term ‘foot“. DEMETRIOS hat bei seiner Erklärung offenbar an eine ‚Verletzung‘ eines ‚gesunden‘ Trimeters gedacht. Das Epigramm des Pnitirros impliziert einen Kontrast zwischen der Versform und dem Inhalt (σκάζουσι μέτροις gegenüber
ὀρϑὰ ... ἔπη: „Verse, die geradezu auf ihr Ziel zugehen“). Für σκάζων als terminus technicus vgl. PuiNIUs, Ep. V, 10,2: , Proinde aut rumpe iam moras aut cave ne eosdem istos libellos, quos tibi hendecasyllabi nostri blanditiis elicere non possunt, convicio scazontes extorqueant“.® 4.3 Die wichtigsten Unterschiede zwischen dem Choliambus und dem iambischen Trimeter? bestehen darin, daß 1. bestimmte mit der Eigenart der Trimeterklausel verbundene Tendenzen im Choliambus nicht erkennbar sind und 2. die rhythmische Freiheit in Choliamben verhältnismäßig groß ist - was zu dem
frech-ungezogenen Charakter gut paßt.!? 4.3.1 Bei einem lang realisierten Anceps in Position 9 ergibt sich (wenn man die kurze Realisierung des letzten Verselements außer Betracht läßt) eine Anhäufung von fünf langen Silben. Die hellenistischen Dichter haben diesen Effekt vermieden (Herondas 4.26%, Kall. 0%). Bei Hipponax ist dagegen eine langes Anceps an dieser Stelle fast ebenso frequent (etwa 20%) wie in den Trimetern des Solon. Die vielen langen Silben machen den Vers zu einem στίχος ἰσχιοῤῥωγικός („einem Vers mit gebrochenem Hüftknochen^): solche Verse haben statt eines lahmen FuRes ein ‚lahmes Bein‘ διὰ τὸ μὴ κατὰ τὸ τέλος πάσχειν τὴν χώλανσιν (...) ἀλλ᾽ ἀνωτέρω ἀπὸ τῆς ὃ χώρας (Gramm., ap. Hermann, EM 142/3). Nach (17. 11) ist ein solcher Vers τραχύτερον (gegenüber εὐπρεπές).᾽"
HEPHAISTION
4.3.2 Resolutionen sind in den Choliamben des Hipponax häufiger (7.8 pro 100 Verse) als in den Trimetern der alten Iambographen (Archilochos: 3.9 pro 100 Verse). Bei Herondas ist Resolution frequenter (9.4 pro 100 Verse), jedoch bei * Vgl. ManriAt 1.96,1; 7. 26,1. * Für die Zählungen vgl. Van R&M
262ff.
RAALTE,
? Vgl. DEMETR., De eloc. 301 oben. ! Vgl. Van OPHUISEN, HM, ad loc.
III. Stichische Verse und elegisches Distichon
103
weitem nicht so frequent wie in der Komódie, was wegen des alltäglichen, mimischen Charakters seiner Gedichte bemerkenswert ist. In Kalllimachos’ Choliamben ist Resolution selten (1.82 pro 100 Verse).
Anders als in den Trimetern der alten Iambographen finden sich in Hipponax’ Choliamben
einige Beispiele für Resolution
in Position
1. Resolution
anderer
nicht-markierter Elemente findet sich sporadisch bei Hipponax (25 W: ἀπό σ᾽ ὀλέσειεν ἼΑρτεμις. - GE δέ κὠπόλλων) und Herondas (6.55: τούτῳ Κυλαιϑὶς ἡ μᾶκἄρῖτις ἐχρῆτο), fehlt dagegen bei Kallimachos. Bei Babrios sind solche Resolutionen (wie in lateinischer Poesie späterer Zeit?) etwas hüufiger.!?
Auf eine verhältnismäßig große rhythmische Freiheit des Choliambus deuten auch 1. das Auftreten von ‚split resolution‘ (einmal bei Hipponax, bei Herondas dagegen häufiger als in den Trimetern der Komódie!*) und 2. ein hoher, mit dem der Komódie vergleichbarer, Prozentsatz von Resolutionen im Wortinnern.
4.3.3 Bei der Lokalisierung der Wortgrenzen sind es die Choliamben des Hipponax, die im Vergleich zum iambischen Trimeter am meisten eigene Merkmale aufweisen. Kallimachos folgt ihm in einer Anzahl der eindeutigsten Besonderheiten. Herondas' Choliamben haben mindestens ein Merkmal mit denen des Hipponax gemein, stimmen jedoch im übrigen bemerkenswerterweise mit den Trime-
tern der Tragódie überein. 4.3.3.1
Gleichzeitiges Wortende an den beiden Zäsurstellen gibt es in einer mit
der Tragódie vergleichbaren Häufigkeit nur bei Herondas.
Verse mit einer P-Zäsur ohne gleichzeitiges Wortende nach Position 7 (,P — 72 sind bei Hipponax (60%) und Kallimachos (57%) verhältnismäßig häufig, sogar häufiger als in den Trimetern des Euripides. Wiederholung der von der P-Zäsur bewirkten fallenden Bewegung erfolgt bei
Hipponax und Kallimachos meist durch eine Wortgrenze, nicht - wie im Trimeter - nach Position 7, sondern nach Position 9 (2...21... 2i....|l) - eine Regulierung, die (da die fallende Bewegung im Skazon lediglich auf der Ebene des Basisprofils vorhanden ist) die Wirkung der ‚hinkenden‘ Klausel noch verstärkt. Bei Hipponax und Herondas sind im Falle einer H-Zäsur ohne gleichzeitige Wortgrenze nach Position 5 (Η
— 5*) lang realisierte Ancipitia in Position 5 im
Vergleich zum Trimeter!5 verhältnismäßig häufig ( Vgl. oben III, 5, 4.
* So West, GM
20.
IH. Stichische Verse und elegisches Distichon
113
In einem Scholion (ad Ar., Plut. 253: καὶ τὸ μὲν τετράμετρον Ἱππωνάκτειον καλεῖται, διὰ τὸ κατακόρως αὐτὸν τούτῳ χρήσασϑαι) trägt der Vers seinen Namen, was
auf stichische Verwendung schließen läßt. Der sowohl von HEPHAISTION als auch von dem Scholiasten zitierte Vers zeigt eine (mit dem im tro tetr cat Vorgefundenen vergleichbare) klare rhythmische Struktur: 12345
678
91011
12131415
Die Verwendung des Verses in der Komödie? zeigt (sowohl in der Strukturierung als auch in der Frequenz und Lokalisierung von Resolutionen) ein abweichendes, je nach dem Kontext verschiedenes Bild.
In den Parodoi und Katakeleusmoi des Aristophanes - die vermutlich ‚rezitativisch'* vorgetragen wurden - ist Resolution selten (etwa 7 Resolutionen pro 100 Verse) und beschränkt sich auf die (markierten) Elemente 2, 4, 6, 8, 10 und
12. In
der Schlußpartie von Menanders Dyskolos ist Resolution (speziell im zweiten Kolon) beträchtlich häufiger (etwa 6 pro 10 Verse)? erscheint jedoch ebenfalls nur
an den markierten Stellen.!? In den Epirrhemata des Aristophanes können auch die nicht-markierten Elemente (das letzte ausgenommen!!) ‚geteilt‘ werden. Die
Gesamtzahl der Resolutionen (etwa 5 pro 10 Verse) ist jedoch geringer als bei Menander." In den Parodoi und Katakeleusmoi des Aristophanes zeigen etwa 75% der Verse Wortende nach Position 8, haben also ein steigendes zweites Kolon. Auch
die (einen Umbruch zu einer fallenden Bewegung bewirkende) Wortgrenze nach Position 5 ist verhältnismäßig häufig. Eine Bevorzugung einer fallenden Klausel läßt sich nicht nachweisen. In den Zpirrhemata gibt es bei Aristophanes etwa 15%
zäsurlose Verse.? Weniger als 60% der Verse haben eine Zäsur nach Position 8, nicht ganz 3096 nach Position 7. Hinsichtlich der Verteilung der Wortgrenzen im Verlauf der beiden Kola zeigen die Verse ein mit dem an Hipponax 119 W. Beobachteten vergleichbares Bild. Die Verse Menanders zeigen dagegen einen Wechselschnitt ( (glyc) eo-uu-- — (pher)
neben neben neben
χουν... χουν... x_..__
(‚Ackhtsilber‘),® (tel), (reizianum).
Diese Grundmaße wären erweiterungsfähig. Man unterscheidet: - „äußere Erweiterung“, d.h. Zusammenfügung von mehreren Grundmaßen oder Erweiterung, indem vorn oder hinten ein volles oder ‚gekürztes‘ iambisches Metron (_._ bzw. „__) hinzutritt, und - „innere Erweiterung“, d.h. Wiederholung von entweder _.._ oder ὦν inner-
halb eines Grundmaßes.?
! Es gibt auch außerhalb der äolischen
numerorum
Poesie Verse mit mehreren Ancipitia nach-
HERMANN
einander. Vgl. unten
dium
6,3 und V, 1.4.
? A. Meier, ‚Les origines indo-européennes des metres grecs‘, Paris
1923, 31-42.
* Vgl. M.L. West, ‚Indo-European Metre‘, Glotta LI (1973), 162, und GM
* Sneu, GM
30.
43ff. Vgl. übrigens bereits
Wiramowırz, GV 105. 5 „Eum (i.e. numerum
usurpatus conspicitur."
quoddam
et tentamentum
(...)
nu-
meri deinceps sequuturi“ (J. G.J. HERMANN, Elementa doctrinae metricae', Leipzig
1816, 68-9).
* Von Dart ,choriambic enoplian“, von
West „hagesichorean“ genannt.
7 Für xx ex arsibus nudis
Nach
wäre diese ‚Basis‘ „quasi praelu-
(glyc
‚mit
schreibt man γίνε
wiederholtem
compositum) nos basin vocamus, quia num-
χχιουυννυνος glyc“
quam solus, sed semper in principio aliorum
tem cho").
da‘),
für
(glyc ‚mit wiederhol-
136
1.2
Sicking, Griechische Verslehre
Eine nach diesen Prinzipien durchgeführte Analyse des äolischen Materials
setzt offensichtlich voraus, daß die Dichter tatsächlich ‚Grundmaße‘ und ‚iambi-
sche Glieder* zusammengesetzt haben. Es ist jedoch geradezu unwahrscheinlich, daß z.B. ia + „glyc der vom Dichter gewollten Perzeption des alkäischen Elfsilblers (x_._x_.._._) gerecht wird. Der Vers wäre dann ein Gebilde von zwei Komponenten von ganz verschiedenem Status, die außerdem Ancipitia unterschiedlicher Funktion enthalten: das Anceps im Versanfang wäre mit den Ancipitia z.B. des iambischen Trimeters zu vergleichen, das zweite Anceps dagegen als akephale' äolische Basis zu betrachten, als Rudiment also eines neutralen Versbeginns am Anfang eines metrischen Kolons. Daß und warum eine solche Auffas-
sung sich nicht mit den oben (I, /, 2) definierten grundlegenden Prinzipien vertrágt, ist ohne weiteres klar.
1.3
Eine genaue Beobachtung von Alkaios 70 dürfte den Weg zu einer sachge-
mäßeren Analyse weisen. Eine unvoreingenommene Notierung des Befundes er-
gibt folgendes Bild: -.-Ξις.-.....-
Meistens wird das interpretiert als ia glyc | glyc* | ia glyc I| glyc* WW, d.h., daß Glykoneen mit äußerer und mit innerer Erweiterung einander abwechseln. Ein Versuch, das Gestaltungsprinzip dieser Verse zu verstehen, setzt jedoch besser ein bei einem Vers mit einem ursprünglich freien Anfang von sechs Ancipitia, des-
sen ‚Kadenz‘ die aus vergleichbaren vedischen Versen vertraute Form .....hatte. Das Bedürfnis nach rhythmischer Durchgestaltung eines noch relativ formlosen xxxxxx-..-.-|ll hat dann zu zwei in diesem Fall alternierenden Versprofilen geführt: x«_._xx-.._.- || neben xx_..__. -..-Il. Vergleichbar sind (mit fünfsilbigem Anfang): _._xx-..-.-|| (Sappho, 98.3; vgl. 96.1) und _._xx_.._.__{| (Sappho 123).* Die sogenannten Grundmaße
(xxds, xxds- und xxd.)
und ihre ‚akephalen‘
Formen passen - auch wo sie als selbstándige Verse auftreten - in diesen Rahmen: sie dürften auf Prototypen mit einem freien Anfang geringeren Umfangs zurückgehen.? 1.4
Die äolischen Verse mit Doppelanceps am Versbeginn haben auch später in
der archaischen und klassischen Periode Verwendung gefunden. Doppelanceps im Versinnern finden wir, außer bei den äolischen Dichtern, fast nur noch in den * Das Material reicht strenggenommen nicht aus, um den Ancepscharakter der als Ancipitia notierten Elemente überall mit Sicherheit zu bestimmen. Zeigt die Überlieferung an einer Stelle nur kurze Silben, dann
ist die Interpretation des von der kurzen Silbe vertretenen Elements als Anceps hypothetisch und beruht auf Analogie mit vergleichbaren Sequenzen.
? Die wenigen Fälle, in denen die Über-
lieferung Responsion von g/yc (vel xxds) und wilam (vel xxxxd) zu bieten scheint, „sind
zu
unsicher
(95,9)
oder
lassen
sich
durch Konjektur zu leicht beseitigen (96,7; ...) als daß sich darauf bauen ließe“. So mit
Recht Suzi1, GM GM
31.
47. Vgl. jedoch West,
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas
137
sogenannten äolischen Gedichten von Pindar und Bakchylides. Dieser Sachverhalt ist verständlich: an sich ist das Nebeneinander zweier unmarkierter Elemente
in der griechischen poetischen Tradition eine Anomalie, die jedoch am Vers beginn weniger Anstoß gegeben haben dürfte. Verse
mit
einzelnen
Ancipitia,
wie
x...x... .- I
(Alk.6,
Sappho
138),
χουυχύυνον.. Il (Alk. 375, Sappho 137, 1,2) und _._x_.._._ Il (Sappho 155) sind (ebenso wie z.B. _._xx-..-.- (-) I) ihrem Ursprung nach partielle Durchgestaltungen von älteren Versen, in denen einer festen Kadenz _.._. (-) eine größere oder kleinere Anzahl von unbestimmten Elementen voranging. Wichtig ist, daß solche Verse keine Doppelancipitia zeigen und sich somit mühelos in die sonst
für griechische Verse üblichen Prinzipien fügen. Das legt die Vermutung nahe, daß die Dichter die rhythmische Struktur solcher Verse schließlich in dieser Weise empfunden und nach denselben Prinzipien weitere Verse komponiert ha-
ben, die man dann strenggenommen nicht mehr als ‚äolisch‘ bezeichnen könnte. Jedenfalls sind die meisten Verse der äolischen Dichter ohne Schwierigkeiten als Ergebnis eines Kompositionsverfahrens verständlich, das auf komplexer Wiederholung von drei metrischen Gruppen beruht (_._,-..- und _.._._ ), die mittels Prolongation und Juxtaposition erweitert werden können. Zwischen diesen Gruppen können sich Ancipitia finden, und die Verse können steigend oder fallend anfangen und stumpf oder klingend schließen. Ein solches Verfahren erinnert an das, was wir in daktyloepitritischen Versen
finden.!^ Wichtige Unter-
schiede bestehen darin, daß die äolischen Verse außer homogenen Gruppen auch eine heterogene Gruppe kennen und daß die Gruppen anders als in daktyloepitritischen Versen öfter prolongiert werden. In diesem Fall bieten sxds_Il sxds.Il sxdsxd_Il
und
xsxdsll
xsxdsll
xsxsxddsil
eine adäquatere
Wiedergabe
des
Schemas der sapphischen bzw. alkäischen Strophe als das übliche cr ,Aippll cr hipp W cr „glyc .pherll und ia „glycll ia \glycll 2 ia | hippon“ ll, das wir z.B. bei SNELL'! finden. Gerade auch die von Eva-Maria VoicT! in ihrem Conspectus Metrorum
unter
asynarteta gruppierten Verse bestätigen den Eindruck, daß die Komposition mit Hilfe einer beschránkten Zahl erweiterungsfähiger metrischer Gruppen den äolischen Dichtern vertraut war. Für Verse wie __.___..-..- l (Sappho 168 V.), ou x-..-.--|| (Sappho 112) und _.._--..--|| (Sappho 158) erfaßt eine Ana1 Für diesen Gedanken
vgl. bereits J.
IRiGOIN, ‚La structure des vers éoliens', AC
XXV (1956), 14-5. 1! GM
46. Es spricht übrigens gegen die
Richtigkeit solcher Analysen, daß sie sich nur mit Hilfe von Kolon-,Akephalie‘ durchführen lassen. Das hat West offensichtlich dazu veranlaßt, der Sequenz x.......
einen eigenen Namen (Aagesichorean) zu geben (GM 32). Dieersten zwei Verse der alkäischen Strophe analysiert er als jeweils zwei
Kola (penth
+ dodr). Daß der Schlußvers
der beiden Strophen bzw.
x,
Xv
(-._x..._.- X-ev-- i
x eee
M) „is a distended
form of the first and the second period" (33), hat er richtig empfunden, disqualifiziert jedoch seine Analyse der vorhergehenden Verse. Es sei darauf hingewiesen, daß die Lokalisierung der Wortgrenzen die Auffassung, die Verse seien aus (metrischen) Kola gebaut, nicht unterstützt. Soweit unser Material reicht, kann höchstens
die Rede von Wechselschnitten sein (wie in den ersten zwei Versen der alkäischen Strophe: x_.i_xi N). 12 E.-M.Voicr
caeus‘, Amsterdam
(ed.),
‚Sappho
and
1971, 20 und 24.
Al-
138
Sicking, Griechische Verslehre
lyse dieser Art (also: xs xdd ll, dsxds_|| und dxd-||) das Gestaltungsprinzip wohl besser als z.B. ia x hem |l, cho ba cho ba || und adon adon ||.
1.5
Alles in allem läßt sich sagen, daß die Kompositionsweise der äolischen
Dichter auf dem weiterbaut, was in älterer, vorgriechischer Zeit bereits üblich
war. Die Verse mit Doppelancipitia reflektieren diese Vorgeschichte. Die Dichter haben die alten Kompositionsprinzipien in der Weise abgewandelt, daß die Mehrzahl ihrer Verse mit dem, was sonst in der griechischen Tradition üblich ist, im Einklang steht - unter Beibehaltung der festen Silbenzahl. Die vermutete Vorgeschichte
ist noch
ersichtlich
in Versen
wie
x_._xx_.._.- ll, während
z.B.
πος χουνους x-..-|| und κι κου χουν... l| die Gestaltungsmóglichkeiten der neu entwickelten Kompositionsweise vollauf benützen: die Verwendung von heterogenen metrischen Gruppen sowie von Prolongation mit Hilfe von Anceps (‚link‘-Anceps) bildet einen wichtigen Beitrag zum Arsenal griechischer poeuscher Formen. 1.6
Die nach den genannten Prinzipien gebildeten Verse werden von den äoli-
schen Dichtern entweder stichisch verwendet!? oder in kurze, monadische Stro-
phen eingebaut. Die Form dieser Strophen ist meistens sehr einfach. Beispiele bieten die ‚sapphische Strophe‘: sxds. ll sxds. l sxdsxdIi] (AAB), die ‚alkäische Strophe‘: xsxdsll xsxds| xsxsxdds_Il (AAB bzw. ab, ab, aab’) und die (namenlose) Strophe sxx dsll xxdsIl xxdss_Il (ABB' bzw. ab, b, b’).'* 5 Wie aus [Heph.] 59,9 und 63,15C. und aus der distichischen Gruppierung in
einigen Papyri hervorgeht, handelt es sich mitunter vielleicht um
Gedichte
geraden Anzahl von Versen.
mit einer
Vgl. Voicr, o.c, Conspectus Metrorum, S.15-6 und 20-2, und West, GM 33.
2. ARCHILOCHOS Der Name Archilochos ist verbunden mit einer Weise des Komponierens in
2.1
kurzen, meist distichischen Strophen, die wir Epoden nennen, weil die antiken Grammatiker den zweiten, fast immer kürzeren Vers (στίχος) &nwöög nannten!
- was dann pars pro toto auf die ganze Strophe übertragen wurde. Beschränkt man sich auf das, was dem Archilochos direkt oder indirekt? zugeschrieben werden kann, so gibt es drei Typen von Strophen? Homogene Strophen: 1. x-.-, x-.-, x-.-ll
la trim (xsxsxs)
ia da da da
xe, X-.- ll 2. Loo, Lou, πον, eu, ee, =] Lev, vv, -vvs -- Il 3. LL, Lev, νυ, ον, mue, mil
4.
x_._, Xu,
x
(xsxs) (172-81 W) (ddddd .) (ddd_) (195 W) (ddddd_)
dd (198 W),
| Heterogene Strophen mit homogenen
dim hex tetr hex
Versen: la trim (xsxsxs)
|l
dd (182-7 W)
1 5. co, moe, -vvs mue, τον, --Il x, X-. |] 6. D, un, moe, ue, ue, || x_.-, X-v-, X-v-ll
da hex (ddddd.) ia dim (xsxs) (193-4 W) da hex (ddddd_)
7.
xdd. ss- (168-71 W) (vel xddxss.)*
x. -
la trim (xsxsxs)
|
-.-.--M
(Hor. Ep. 16)
! Z. B. Heph. Περὶ Ποιημάτων 71.2 C. 2 Kallimachos in seinen lamben und Horaz in seinen Epoden haben sich bewußt
* Es gibt keinen Grund, mit West (IEG 61) τον. zu schreiben, weil διὰ in μηδὲ διαλέγεσϑαι (171,2) monosyllabisch gemes-
am Vorbild des Archilochos orientiert. Es ist somit wahrscheinlich, daß sie auch die
Anm.2: „(...) there is much to be said for
Strophenformen, die für Archilochos nicht direkt belegt sind, bei ihm gefunden haben.
Kallimachos’ (195 Pf) aus einem choliambischen Trimeter
und einem
iambischen
Di-
meter zusammengesetzte Strophe dürfte ein Novum aus hellenistischer Zeit sein. 3 Der Vers_._x_._x_-.ll, den HernaısrioN (18,11-3 C) als katalektischen trochäischen Trimeter beschreibt, wird von West
zu den Epoden gerechnet.
sen
werden
kann.
Vgl
Dauer,
LM
25,
the theory that the preposition διά was susceptible of some alternative form of pronunciation which made of it a long monoSyllable.^ Sie verweist u.a. auf Eur, Or. 1483: τότε δὴ τότε διαπρεπεῖς (..-...— ). Vgl.
auch z.B. Ar., Eccl.
1156, wo einsilbig ge-
messenes διὰ (τὸν γέλων) wegen
wóhnlichkeit
treffenden ΠῚ, 5. 5.3.
der Unge-
einer Resolution
an der be-
Stelle zu erwägen
wäre. Vgl.
140
Sicking, Griechische Verslehre 8. x,
x,
χουν}
ia trim (xsxsxs)
|
dd
χουν, x |
ia dim
(xsxs) (Col Ep D),
Heterogene Strophen mit heterogenen Versen: 9. Loo,
ee, lee ἢ}
ddddss..
x-e-x|-.-.-- I
xsxss_ (188-92 W., Col Ep II)
10. Lo, Loc, mous moe, vv, oo || Xe
2.2
x_.
|...
da hex (ddddd.)
Il
xsxs'dd
(Hor.
Ep.
13).°
In Snezcs ‚Griechischer Metrik‘ lesen wir, daß Archilochos in den mei-
sten seiner Gedichte die „sicher herkömmlichen Sprechverse: daktylische Distichen (Fr. 1-17W), iambische Trimeter (Fr. 18-87), trochäische Tetrameter (Fr. 88-167)“ benutzt hat. „In seinen Epoden verknüpft er diese Metren miteinander, gebraucht aber dabei nicht nur die vollen ‚Perioden‘ (Trimeter, Tetrameter, Hexameter), sondern auch deren Teilstücke, wie sie schon in seinen Voll-Versen er-
kennbar sind als ‚Abschnitte‘ (topai), die durch Zäsuren (oder Dihäresen) entstehen.“ Das würde bedeuten, daß Archilochos aus verschiedenen Versen genom-
mene rhythmische Kola als selbständige Verse oder als Kola in seinen asynartetischen Versen verwendet hat. Diese
Auffassung
ist schon
X-.-X, und...
deswegen
problematisch,
weil
die
Sequenzen
zwar tatsächlich rhythmische Kola des iambischen
Trimeters bzw. des daktylischen Hexameters sind, der daktylische Tetrameter jedoch ebensowenig als ‚Abschnitt‘ des Hexameters wie x_._, x-.- als ‚Abschnitt‘
des Trimeters betrachtet werden kann.® Das bedeutet, daß die Genese der archi-
locheischen Epodenverse sich nur dann in der von SNELL vermuteten Weise vollzogen haben kann, wenn wir annehmen, daß die unterschiedliche Funktion von
Zäsuren und Wortgrenzen vom Typus bukolische Dihäresis dem Dichter nicht bewußt gewesen sei. Dazu kommt, daß der katalektische iambische Tetrameter doch wohl kein herkömmlicher Sprechvers war, der dem Dichter den ‚Abschnitt‘ ΟΝ
(‚ith‘) geliefert haben kann.
Wie dem auch sei, die rhythmische Struktur der von Archilochos komponierten Epodenverse ist an sich völlig klar: es handelt sich teils um κατὰ μέτρον ge-
baute (‚integrierte‘) Verse mit einer in stichischem Kontext üblichen rhythmi5 Pap.Köln 58 hat uns gelehrt, daß es sich bei der von Hephaistion unter den asynartetischen Versen zitierten Sequenz x 0x faktisch um zwei Verse handelt
(vgl.
S.R.Sunas,
Ku-Xluvo- Il. Das kann eine von Archilochos verwendete Form sein, jedoch ebensogut von Theokrit selber nach Art des Epodendichters gebildet worden sein. 7 SneLL, GM
„Archilochus’
* Daß
‚First Cologne Epode“, in: J. M. Bremer et al.: ‚Some
Recently
Found
Greek
Poems‘,
Leiden 1987, 52). * Theokr., Epigr. 21 Gow, ist ein dem Archilochos gewidmetes Gedicht in zwei tristichischen Strophen der Form
39.
die Hexameter
manchmal
eine
bukolische Dihäresis zeigen und daß es Trimeter mit einer Wortgrenze nach dem
zweiten Metron gibt, ist nicht Diese Wortgrenzen sind keine und
die
Versstücke
—"—
relevant. Zäsuren,
"cvv
und
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas
141
schen Bewegung (Zäsur, Klausel), teils um ‚asynartetische‘ Verse, d.h. Verse, die aus metrischen Kola, zwischen denen sich eine Zäsur findet, aufgebaut sind.? 2.3
Die Kombination _.._..- + x_._x_._ (‚hem‘ + ‚ia dim‘) hat HEPHAISTION
in seinem Kapitel Περὶ ἀσυναρτήτων STION unter Asynarteten verstanden Bedeutung.!° Weder das von ihm Kombinationen von einem hem mit
(47 ff.C.) behandelt. Die Frage, was HerHarhat, ist in diesem Zusammenhang nicht von Gesagte noch die hellenistische Praxis (die iambischen Sequenzen als einen Vers behan-
delte) kann aber Anlaß dazu sein, eine Zusammensetzung von zwei Sequenzen, auf deren Grenze brevis in longo (1,7, 21,33) und Hiat (3,17) erscheinen, bei Ar-
chilochos als einen Vers zu betrachten. Demgemäß sind die beiden Sequenzen oben (2.7 unter 8.) als selbstándige Verse gekennzeichnet. Da in den erhaltenen Fragmenten auf der Grenze zwischen xdd_ und ss. nirgends Hiat erscheint und die an der entscheidenden Stelle erscheinenden Brevia somit ein Anceps vertreten können, kann die Frage, ob HEPHAISTION (47, 6ff. C) auch hier Unrecht hatte, als er diese Zusammensetzung
als einen (nach seiner
Auffassung ebenfalls ‚asynartetischen‘) Vers betrachtete, strenggenommen nicht beantwortet werden. Nach dem Erscheinen von dd |l als selbständiger Vers in der ersten Kölner Epode wäre ein Vers xdd_Il jedoch durchaus möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich.!! 2.4
In 188-92W und Col. Ep. I hat man das Kolon _..-..-..-.. als einen selb-
ständigen Vers zu betrachten, wenn man aus 190W (xai βήσσας ὁρέων ἐδυσπαιπᾶAoug | οἷος ἦν ἐφ᾽ ἥβης) folgern will, daß auch in den anderen überlieferten Versen
..._..l
die Realisierung von ..._.._._| sei. In 191W kann die Wortgrenze
nach ὑπὸ (τοῖος γὰρ φιλότητος ἔρως DO | καρδίην ἐλυσϑείς) zwar als schwache Rea-
lisierung einer Zäsur, nicht aber als Versgrenze betrachtet werden. Es handelt sich somit vielmehr um einen aus zwei asynartetischen Kola zusammengesetzten Vers.
Der zweite Vers der Strophe (x_-._xI-.-.-- I) begegnet uns bei HEPHAISTION (16, 20-1 C) als Beispiel eines katalektischen iambischen Trimeters (x_._, x_._, --- |). Besser wäre es,’ xsxss_|| zu schreiben, zumal da das zweite Kolon des Verses (-..__) mit dem zweiten Kolon des ersten Verses identisch ist. Es han-
delt sich dann um einen asynartetischen Vers mit zwei metrischen Kola (x-._x und _._._.). 14 * Für den daktylischen Pentameter vgl. II, 7.18 und III, 2.7. 10 S. Van OPHUIJSEN, HM
1! Grundlegend
zu dieser
137f.
Frage
S.R.
SuiNGs, ,Archilochus, eerste Keulse epode‘, Lampas XIII (1980), 326, und o.c, 1987, 52 ff. Anders urteilt SNELL, GM 41, Anm.8.
12 West hat in seiner Ausgabe den Text von Fr. 190 denn auch mit Recht als verdorben bezeichnet, pace HEPHAISTION (50, 4-5 C: γίνεται δὲ ὁ τελευταῖος τῆς τετραποδίας διὰ τὴν ἐπὶ τέλους ἀδιάφορον καὶ κρητι-
κός). [Theokr.] Epigr. 20,2 Gow kann nicht
ausschlaggebend sein: das Epigramm zeigt Hiate und ist auch im übrigen von inferiorer Qualität. Alle weiteren Beispiele (vgl. StiNGS, 0. c. 1987, 86) haben ...-........].
5 [n Theokr., Epigr. 22 Gow, finden wir dieselbe Sequenz, zusammen mit einem vollen iambischen Trimeter. Hier berechtigt der Wechselschnitt
die katalektische zu betrachten. 14 Anders 0. c. 1987, 62.
uns dazu, den Vers als
Form
SNELL,
GM
seines Vorgängers 123, und
Suincs,
142 2.5
Sicking, Griechische Verslehre Die für Archilochos charakteristische asynartetische Technik ist die älteste
Form der Kombination von erkennbaren d- und s-Kola zu einem heterogenen
Vers. Es ist wahrscheinlich, daß sie „einem kreativen Einfall entsprungen ist, wie Athena Panhoplos dem Haupt des Zeus".!5 Daß der Rhythmenwechsel innerhalb eines Verses „Lebendigkeit und Ausdruckskraft seiner Gedichte erhóhte",;!* mag so sein oder nicht. Immerhin hat das Bedürfnis, Persónliches auszusagen, dem Dichter eine Technik verschafft, die seitdem aus dem Formenrepertoire der grie-
chischen Poesie nicht mehr fortzudenken ist. Die Verbindung zweier rhythmisch verschiedener Verse zu einer kurzen ,epodischen' Strophe ist das ganze Altertum hindurch mit seinem Namen verbunden geblieben, wie vor allem Horazens Epoden bezeugen. 5 So KaNNicHT, auf Dare, LM 178.
Gn
123,
mit
Hinweis
16 Sue,
GM
40.
3. ALKMAN 3.
Alkman ist für uns der älteste Vertreter der dorischen Tradition gesungener
strophischer Poesie. Inwiefern er älteren Dichtern (Thaletas aus Gortyn, Terpan-
der aus Lesbos, Olympos aus Phrygien?) verpflichtet war, láfit sich beim heutigen Stand der Überlieferung nicht mehr sagen. 3.1
Homogene d-Verse
PMG 46 stammt nach Hernaıstion (37. 22-3 C.) aus einem ganz in Ionikern ver-
fafiten Gedicht. Der überlieferte Anfang zeigt Dihäresis hinter jedem Metron (-.-|... --1...). „Ob das durch das ganze Gedicht so war, oder ob es irgendwie sich änderte, läßt sich nicht erkennen.“!
PMG 26 zeigt vier daktylische Hexameter, die sich hinsichtlich der Zásuren, Klauseln und der Lokalisierung der Wortgrenzen nicht von epischen Hexametern unterscheiden. Ob die Verse aus einem stichischen Gedicht stammen oder in eine Strophe eingebaut waren, wissen wir nicht. PMG 56 zeigt in der überlieferten Kolometrie fünf daktylische Tetrameter und einen Hexameter. Die Zeilen I und 3 enden mit ..._..|, die Zeilen 2 und 4 mit ...__|. Es dürfte sich somit um zwei dikolische Verse (dddd,|ddd.) handeln.? Die fünfte Zeile ist ein selbständiger Vers (... ἐν γάλα ϑεῖσα | = _..-- I),
die sechste ein regulärer Hexameter mit bukolischer Dihäresis.’ Falls wir es hier mit einer vollständigen Strophe zu tun haben, hat diese die Form alall alall all δ}: auf zwei Verse mit paarweise respondierenden Kola folgt ein dritter, der wider Erwartung auf die Hälfte reduziert ist, worauf ein längerer Vers das Ganze abschließt. In PMG 27 schließen drei daktylische Tetrameter (ohne Unterbrechung der Synaphie) alle mit .....}}. Wir verdanken das Fragment HEPHAISTION, der es (22. 13ff. C.) zitiert mit der Bemerkung: ᾿Αλχμὰν δὲ καὶ ὅλας στροφὰς τούτῳ τῷ μέτρῳ ! SNELL, GM
5 Vergleichbar ist - insofern der Text
34.
? Die Wortgrenze zwischen 1 und 2 (...óx& | oiotoi...) kann kaum eine Versgrenze sein.
unumstritten ist - PMG
3 Das letzte Wort von PMG 56.6 ist freilich umstritten: Snriz (GM 87) und Dare (CP 194) lesen (mit WELCKER) ἀργιpôviav (= _.--), PAGE "Apyeipövıar (=
spondeischen
ΜΝ ).
tylischen
Tetrametern
56,5 als
ist verstüm-
melt): sechs paarweise verbunden und mit Klauseln,
der
siebente
mit
|] schließend. Anders als in PMG 56 zeigen die Tetrameter in 17 kontrahier-
te Doppelbrevia -ονινονονος I).
4 SNELL (GM 27) notiert PMG
17 mit sieben dak-
(17.2
Brevia
(Schema: Wortende
scheint in PMG
zwischen
17 vermieden
den
zu
»* da“. Es gibt aber keinen Grund, _. hier
sein. Denkbar
nicht als Realisierung von zwei Longa zu
Fragments zum siebenten Vers gehört. In diesem Fall hat der letzte Vers die Form
betrachten.
Von
„triadischem
Bau“
kann
nur reden, wer die fünfte Zeile nicht als einen selbstándigen Vers, sondern als ein Kolon betrachtet.
-ru_vvorv-
ıst, daß das letzte Wort des
2-I-
ll.
144
Sicking, Griechische Verslehre
κατεμέτρησε. Es ist somit durchaus unwahrscheinlich, daß wir es mit einem Dreikolonvers zu tun haben, dessen letztes Kolon (ὕμνῳ xai χαρίεντα τίϑη χορόν) das Schema _=-..-..-.- || hätte.® Die Annahme, die letzte kurze Silbe des dritten
Tetrameters sei brevis in longo, beruht auf einer petitio principii (‚weil griechische Verse immer ein Longum als letztes Element haben, kann ...-..|| nur die Reali-
sierung sein von ..._.-{|‘). Wir haben also zu akzeptieren, daß fallende d-Reihen mit einem Doppelbreve schließen können.? Außer mit ...-..-I und ..._.._..|| (die PMG
17 in Responsion erscheinen)
können solche Reihen - wie sich aus POxy 2443, eve l| schließen. Das klingende Äquivalent PMG 91. In solchen Fällen sind jedoch ..._._|| delte bzw. katalektische Daktylen zu betrachten,
Fr.1 + 32138 ergibt - auch mit (..._.._._-1l) haben wir z.B. und ...._- || nicht als abgewansondern als s-Klauseln einer d-
Reihe (...dsll bzw. ...ds..1l). Die Grenzen des Konzepts ‚daktylisches Metron'
für die rhythmische Analyse fallender d-Sequenzen werden sichtbar, wenn man mit SNELL (GM 26) die vorgefundenen Schlüsse solcher Sequenzen unter Beibehaltung einer xatà-pévoov-Analyse zu interpretieren versucht. In ..._.._1|| hätten wir dann die Repräsentation eines vollen und eines katalektischen Daktylus (2 da „.) in .. „vv. || die Repräsentation zweier Daktylen, deren zweiter die Form -.- Statt _.. angenommen hätte (2 da ^ |), und ..._.._. wäre als_..,-., - I aufzufassen (3 da 7: ll).
PMG 39 („_..-..-- l 222-2. Me... Il = .dd.ll ddii ddd il) zeigt drei Verse, deren erster einen steigenden Anfang und klingenden Schluß hat.° 3.2
Homogene s- Verse
Die Überlieferung bietet Beispiele von s-Reihen verschiedener Art: - steigend, stumpf: PMG
15 (-sss_sss1|), 20 (xsxsll, viermal);
- steigend, klingend: PMG
19 (xsxss..|| dreimal; vgl. PMG
* Vgl. KaNNicHuT, Gn 118: „daß die Strophe nur aus den drei zitierten tetram bestanden
habe,
wird
durch
Hephaistion
nicht zwingend nahegelegt, kónnte also von Syrian aus der Fassung des Enchiridion erschlossen sein."
7 Für die petitio principii vgl. KorzeNIEWSKI, GM
1968, 74: „akatalektische Dak-
tylen (...) sind keine selbstándigen Verse (...), weil kein griechischer Vers mit einer echten Doppelkürze enden kann.“ Der klassische Beitrag zum Problem ist E. FRAENKEL, ‚Lyrische Daktylen‘, RhM LXXI
(1917/18),
161-97,
321-52.
Dauer,
30 und 59a);
hätte dann einen ästhetisch weniger gelungenen Vers durch Verlängerung der letzten kurzen Silbe sozusagen zu retten. ZPE
* Vgl. M.L.West, ‚Notes on Papy ri', XXVI (1977), 38-9: en |
-u_...z..-]l. Er faßt das zweite Kolon dieses Verses auf als „a hemiepes linked by a biceps element to a cretic close, De.“ Es sei darauf hingewiesen, daß noch zwei wei-
tere Elemente dieses Verses Kontraktion eines Doppelbreve zeigen: Interpretation der
drittletzten langen Silbe als „link biceps“ ist somit unwahrscheinlich. * Die erste Zeile erscheint bei Archilo-
CP 185ff., rechnet prinzipiell mit ,period-
chos
close in an open dactyl" (190), versucht je-
Aber auch x dd x dd!| ddd || wäre eine (frei-
doch die Auffassung, daß nur ein Longum ein richtiges Versende bilden könne, zu retten: „Exceptionally, this acquired a slight
lich wegen der Wortgrenze nach dem Anceps weniger wahrscheinliche) Mëglichkeit, die in PMG
rallentando at the close by treating the last
lele haben kónnte.
metron
as
_.x“
(204):
der
Vortragende
(168-71 W)
als selbständiger
Vers.
82 (xddd x ddd II?) eine Paral-
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas
145
- fallend, klingend: PMG 60 (s.s.1s.- s.|ss. I (?)), 63 (sssss.), 68 (5..5.5.5.); - fallend, stumpf: PMG 58 (s's's's'ss ||)15;
- steigend/stumpf und fallend/klingend in einem Kontext: PMG
16 (-s.s.s.[
]s.sll .s.s-Is.sWl).
Über die Form der Gedichte, aus denen diese Fragmente stammen, kann nichts
gesagt werden. Man kann nur vermuten, daß die Abwechslung von steigend und
fallend bzw. stumpf und klingend einem bewußten Formwillen zuzuschreiben ist. Außerdem einige Bemerkungen: 3.2.1
PMG
20, 60 und 68 zeigen iambische bzw. trochäische xatä-n£rgov-Rei-
hen.!! Die Dimeter in PMG 20 und 60 sind begreiflicherweise zäsurlos. Daß die Verse in 20 ausnahmslos Wortende vor dem vorletzten Element zeigen, ist bei
steigendem Rhythmus kaum zufällig. Beachtung verdient das Wortende nach langem Anceps in 20.1 - übrigens zusammen mit Wortende vor dem letzten Breve (ἔσηκε | τρεῖς 1 ϑέρος ἢ = I.I.Il). 3.2.2 Problematisch sind PMG 19, 30 und 59a. Es ist üblich, hier von katalektischen iambischen Trimetern zu reden. Wir kennen die betreffende Sequenz aus Archilochos (188-92 W., Col. Ep. II), jedoch in einem Kontext, der nicht x... , x, X-4-ll (= xsxsxs,), sondern x-._x|-._-. l (= xsxIss_) indiziert. Die aus Archilochos bekannte Zäsur finden wir auch PMG 30 und 59a, das - ebenfalls archilocheische - Wortende vor dem letzten Breve nur in 59a." PMG 19 zeigt drei Beispiele derselben Sequenz, die weder eine Zäsur noch Wortende vor dem letzten Breve haben. Das läßt vermuten, daß wir es hier nicht mit der aus Archilochos vertrauten asynartetischen Verbindung von zwei Kola, sondern mit einer s-Reihe sui generis (xsxss_) zu tun haben. Diese Interpretation wird durch PMG 19,4 (...... = xSS.) gestützt.
3.2.3
Der Umfang der s-Verse ist sehr verschieden. Neben Versen aus 8 Ele-
menten in PMG 8 3.3
steht ein nviyos-artiger Vers aus 24 Elementen in PMG
16.
Heterogene Gedichte
Eine etwas ausführlichere Besprechung von PMG 1, 3 und 89 ist instruktiv, weil Umfang und Art dieser Fragmente uns einen Eindruck von der Art und Weise vermitteln können, in der eine geschickte Handhabung Merkmale zu organischen Gebilden führen kann.
der oben
definierten
© Heph. 42,18C.: ἐκ μόνων ἀμφιμάκρων.
Auch in PMG 63 ist sxsxs. | an sich denk-
U PMG 15 (L—.1-.-.1--]-.-1--1.-M) zeigt keine sicheren Ancipitia außerhalb des
bar. Daß der Vers zäsurlos ist, erklärt sich aus seinem Inhalt (Ναΐδες te Λαμπάδες Θυιάδες te). 2 So δνειι, GM 22, und Suwcs, o.c,
ersten und neunten Elements. Haben wir es hier mit einem iambischen Tetrameter zu tun, so dürfte die Wortgrenze nach dem neunten Element Zäsurfunktion haben. Die Wortgrenzen vor dem 13. und 15. Element akzentuieren die steigende Bewegung.
1987, 62.
» Falls
PMG
60,3
der
vollständige
letzte Vers einer tristichischen Strophe ıst das relevant.
ist,
146
Sicking, Griechische Verslehre
3.3.1 PMG t: das überlieferte Material reicht aus für die sichere Rekonstruktion der vollstándigen Strophe eines umfangreichen monadischen Gedichts. Das Schema sieht so aus: λων —
πος ix. II xl Il
SxS xds_
-.-ixs.- II
SxS
xds. €
! 1 x 1 i
SxS
MO
xds_
SxS
10. 11. 12
SxSxS_
!
14
c ἢ
[ Ι x:
Χ
Ι
ι c Ι
o
9o
xds_
1, XML ELXXELLἢ Lo ix c xl. x ie L—— nm σι που -υν πων .- Hs
.
SxSxS-
I
ces
SxSxSxSIl
ddddddd/dddddds. .'
Der zweite Vers des (viermal wiederholten) Distichons (steigend, heterogen, Prolongation ohne Anceps, klingend) kontrastiert stark mit dem ersten (fallend, homogen, Prolongation mit Anceps, stumpf). Die Verse 9 und 10 unterscheiden sich nur durch ihren Umfang und klingenden Schluß vom ersten Vers und wirken somit als dessen erweiterte Varianten. Dasselbe gilt a fortiori für Vers 11 im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern. Die drei relativ langen s-Sequenzen führen eine wachsende Spannung herbei, weil die zu erwartende Wiederkehr der dKomponente längere Zeit ausbleibt. Das gestörte Gleichgewicht wird dann im letzten Vers mittels einer umfangreichen fallenden d-Reihe wiederhergestellt.
Die respondierenden Versionen des letzten Verses sind in diesem Kontext beide verständlich. Die mit ds_|| schließende Version befriedigt am meisten, weil sie sowohl die durch die langen s-Reihen hervorgerufene Spannung auflôst als auch durch die Wiederaufnahme des heterogenen ds den zweiten Vers des Distichons, das den Anfang der Strophe bildet, abschließend anklingen läßt." 4 Die lange Silbe im zweiten
Element
ist nur in Vers 90 bezeugt (Eigennamen). 15 Vgl. West, ‚Topics‘ 290: „It makes
better sense to say that Alcman vacillates between two alternative clausulas than that he uses a colon _.._.._. x_“. Die Responsionsfreiheit im letzten Vers hat SNELL (GM
Responsionsfreiheit eine überzeugende Parallele aufzuzeigen. Daß sich durch Einfügung von POxy 2803 in POxy 2619 für Str.3 der stesichoreischen flioupersis die Periodenklausel ..._=-.=- ergebe (so KanNICHT), läßt sich nur aufrechterhalten wenn
daß
man voraussetzt, die bei Alkman gefundene Freiheit habe auch für Stesichoros gegol-
„in der größeren Kompositionseinheit (...)
ten. „The other fragments of 2803 all fit the
26) Anlaß
zu der Annahme
gegeben,
nicht nur das letzte Element (wie in der Pe-
metrical scheme deduced
riode), sondern (...) die beiden letzten Ele-
further amendment
mente ancipitia“ seien, eine Auffassung, der
bung
KANNICHT (Gn 118) beizustimmen geneigt ist: „In der Beurteilung der variablen Periodenschlüsse scheint mir zumindest die
variation of „__ at the end of str. 3 (fr.7,8;
größere
Konsequenz
SNELLS (GM
in
der
Annahme
19) zu liegen.“ Es gelingt je-
doch nicht, für die bei Alkman beobachtete
durch
den
from 2619, if one
is allowed Autor),
(Hervorhe-
namely
...
as a
possibly also at ep. 8 in fr. 3.7). It will be recalled that these clausulae respond with each other at the end of the strophe of Alcman fr.1* (M.L. Wesr, ‚Further Light on Stesichorus’ /liu Persis, ZPE VH [1971],
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas Komplexer ist der Bau von PMG
Un od
wN —
3.3.2
147
89:16
xddss_
RO
On νος ee M -.-.-|---M . ecd - d. - 1-4 - M
sss_ ddss_
--].---|..-.--M
xss'ss_
. --.1---.I-.1-1
x SSSSS x sS'dd.
6. --.I---IIk. .-M
Auch hier bildet der zweite Vers einen Kontrast zu seinem (steigenden, heterogenen) Vorgänger. Der dritte Vers zeigt den fallenden Anfang des zweiten, ist aber ansonsten die identische Wiederholung des ersten. Vers 4 verhält sich zu sei-
nem Vorgänger wie Vers 2 zu Vers 1, zeigt jedoch überdies Juxtaposition und Cholosis, was den Kontrast verstärkt. Im fünften Vers hat der Dichter den homo-
genen Charakter des vierten beibehalten, diesmal jedoch ohne Juxtaposition. Der Schlußvers hat, wie der erste Vers, zwei s- und zwei d-Komponenten, knüpft aber
zugleich durch Cholosis und Unterbrechung der Prolongation an die Merkmale an, die den vierten Vers dem zweiten gegenüber kennzeichnen. Die größere Komplexität der Strophe im Vergleich zu PMG 1 beruht also darauf, daß der dritte Vers nach dem zweiten eine einstweilige Abrundung bringt,
der vierte darauf die gerade aufgelöste Spannung wieder zurückbringt und steigert. Der Schlußvers wiederholt sowohl den steigenden Anfang und stumpfen Schluß seines Vorgängers als auch (in umgekehrter Reihenfolge) die dd- und ssKomponenten des ersten Verses und die Cholosis und die Juxtaposition des vierten Verses und verwirklicht so eine vollauf befriedigende Abrundung des Ganzen. 3.3.3 Die Beurteilung von PMG rung schwieriger. Das Schema: l. one elec 2. =. |
3 ist wegen der fragmentarischen Überliefe-
|
ddddsss _ sss_
3. || 4.
--es-e-ss--.(?)
sss I (2)?
x ds ??
264). Für ..._.. 1 — ...-..-.| zitiert KaNNicHT, Arch. 112f. und 116f. (gemeint ist 112D. und
116D.). Erstere Stelle bietet
jedoch kein Beispiel, und im zweiten Fragment (δυσπαιπάλους = ....) ist der Text umstritten (vgl. West, 190 z. St.), und außer-
dem haben wir es nicht mit einem Versschluß zu tun (vgl. oben 2.3.7). In dem zweiten von KANNICHT zitierten Beispiel
(Ibykos PMG
282 424) ist die Ergänzung
....._. eben auf einer petitio principii beruht. 1*5 Das Schema beruht auf der Grundlage
des
Textes,
von unter
West
(GM
Beibehaltung
52)
gebotenen
der
von
Pace
bevorzugten Kolometrie, die die von Wesr postulierte „syncopated clausula" überflüssig macht. Die von WEsr zitierten Parallelen überzeugen allerdings nicht: Alkm. 174 (ee. ) läßt sich - wie Hippon. 177 -
Aó[yo] weniger gesichert, als er es erschei-
besser als ein Beispiel von Cholosis inter-
nen läßt („Aöywı vom Sinn gefordert“). Vgl.
pretieren (wie Stes. PMG 192,2). Ibykos 287,4 ist nicht vergleichbar, weil es sich
Pace, PMG
z.St.: „Aoyf, λοπί, Xo
possis".
Das läßt nur Ibykos 288,1 (... Χαρίτων 8áog ( ) = Linn ) übrig, wo die Skansion
dort um einen d-Kontext handelt.
148
Sicking, Griechische Verslehre 5. x...
rw.
| ddddddddddxs..
Der erste Vers vereinigt zwei Kola, jedes für sich homogen, mit gleicher Elementzahl. Der zweite Vers wiederholt das zweite Kolon des ersten, der dritte ist dessen katalektische Version. Vers 4 introduziert eine heterogene Sequenz. Die ersten zwei Kola des letzten Verses wiederholen das erste Kolon des ersten, das letzte Kolon wirkt dank seinem fallenden Anfang, klingenden Schluß und heterogenen Profil wie eine verkürzte Wiederholung des ersten Verses der Strophe.!* 3.3.3.1
An den drei besprochenen Fragmenten können wir außerdem noch fol-
gendes beobachten:
1. Alkman bietet in PMG 1 die ältesten überlieferten Beispiele der heterogenen metrischen Gruppe ds. 2. Auch die Verwendung von Ancipitia am Anfang und Ende sowie auch als anceps interpositum und die Verwertung von Juxtaposition, Prolongation und Cholosis sind ihm offenbar vertraut. 3. Die längeren Verse zeigen entweder einen Wechselschnitt (z.B. PMG 1,9 und 10) oder eine feste Zäsur (z.B. PMG 1,11 und 12, PMG 3, 5).? 4. In PMG 1 bevorzugt der Dichter eine Wortgrenze vor dem anceps interposi-
tum, ausgenommen Vers 11, der eine Zásur gerade nach dem zweiten Anceps hat. In dieser Hinsicht ist das Verfahren Alkmans vergleichbar mit dem des Bakchylides.2° Längere s-Reihen zeigen überwiegend eine Wortgrenze vor dem letzten Breve: eine Klausel der Form ...|._-|| variiert den fallenden Versbeginn in PMG 1,9-11. In den längeren d-Sequenzen in PMG 3 hat der Dichter Dihäresis nach einer ,daktylischen Syzygie‘ innerhalb eines Kolons vermieden. 5. Eine Analyse von PMG
1,1 als eines ,katalektischen trochäischen Dimeters'
bietet sich nicht an. Zuerst ist an den Versen als solchen eine xatà-uétpov-Struktur nicht abzulesen, und zweitens wäre das für das vom Dichter erstrebte Profil der Verse ohne Belang. Relevant ist, daf in PMG 1 der erste Vers fallend, der zweite steigend beginnt und daß der erste Vers einmal, die Verse 9-10 und 11
zwei- bzw. dreimal Prolongation mit Anceps zeigen. Die funktionellen metrischen Gruppen sind (abgesehen von der prolongierten d-Sequenz des letzten Verses) _._ und _.._._.
In PMG 3 zeigen die s-Sequenzen in den drei ersten Versen nirgends einen Wechsel von kurzen und langen Silben an ein und derselben Versstelle - was ei-
U Die Funktion
Frage von
οὐ
nach
der
=
—
._
rhythmischen .. (sonderbare
Responsionsfreiheit? Doppelanceps?) läßt sich wegen der fragmentarischen Überlieferung nicht beantworten. 18 Die
botene
von
West,
o.c,
Rekonstruktion
1977,
von
38-9,
POxy
ge-
2443,
Fr.1 + 3213, ist mit den oben herausgear-
beiteten
kompositorischen
Prinzipien gut
zu vereinbaren. ? Da PMG 89 nur eine einzige Strophe bietet, läßt sich zu eventuellen Zäsuren nichts sicheres sagen. Vers 5 macht allerdings den Eindruck, zäsurlos zu sein. ? Vgl. unten 6.2.7. In Vers 30 einmal
Zäsur nach langem Anceps.
IV. Strophische Gedichte aufferhalb des Dramas
149
ner xatà-uÉtoov-Interpretation (2 troll 2 troll 2 tro,1l)?! jede Grundlage entzieht. Eine Analyse von PMG
89.2 als „2 tro“ ist auch darum abzulehnen, weil eben die
Unterbrechung der für diesen Vers bezeichnenden Prolongation in Vers 4 rhythmisch relevant ist. 2 Vgl. West, GM
48.
4. STESICHOROS,
IBYKOS
4.1 Die hier gebotene Analyse der stesichoreischen Versformen basiert in manchem auf der vorbildlichen Behandlung, die Hasıam'! gegeben hat. Er unterscheidet zwischen Gedichten aus homogenen d-Versen? und solchen, die mit mehr oder weniger Recht daktyloepitritisch genannt werden kónnen - ein Unterschied,
den wir hier ebenso wie die von ihm gebotenen Versschemata beibehalten. 4.1.1 Geryoneis (POx 2617, SLG S.5-24) und Syotherae (POx 2359 222)?’ sind triadisch gebaute, homogene d-Gedichte.
=
PMG
Das Schema der Geryoneis sieht in der von HasLam gebotenen Form so aus: Str.
=-=-..-ωπον
πο.
νυ-Φππυν
Il UV
πον
VV NV UV
LM
LV
πιο
en
vu
ll
UV
V
vn
CU
m
UV
τοι
me VV = VV me
vu eu
mv
—
v
vv
= veuve VV vuv
Das Gedicht gibt Anlaß zu den folgenden Beobachtungen: 1. Kontraktion mehrerer aufeinanderfolgender Doppelbrevia würde die Klarheit des rhythmischen Profils schádigen und wird aus diesem Grunde gemieden; 2. im Verlauf der Verse hat der Dichter eine Wortgrenze nach kontrahiertem Doppelbreve gemieden, „sweeping the verse past any suggestion of clausula*;* 3. die Verse kónnen steigend oder fallend beginnen. Anders als im daktylischen Hexameter - wo nach der Zäsur ein Umbruch der fallenden Bewegung erfolgt - wird die Bewegung des Anfangs in allen rhythmischen Kola im Verlauf der Verse kontinuiert;?
4. die steigende Bewegung der Strophenverse ist im ersten Vers der Epode beibehalten. Die beiden letzten Verse haben einen fallenden Anfang: „the last part of each triad will have run in a sort of counter-flow to the rest, the epode un-
winding the triad";* 5. nur die letzten Verse der Strophe und Epode schließen stumpf. Die übrigen Verse haben einen klingenden Schluß. „This clausula (avoided within the period) is most often followed by a rising take-off to the next verse (.....--|| .._...).
This involves at period junctions a break in the metrical sequence in strong con-
! M. W. Hasıam, ‚Stesichorean Metre‘, QUCC XVII (1974), 7-57, und ‚The Versification of the New Stesichorus (P. Lille
76abc), GRBS XIX (1978), 29-57.
? Für Bedenken gegen den Terminus daktylo-anapästisch vgl. oben II, 1.27.11.
! Eine Aufzählung der kleineren Fragmente derselben Art bei Hasıam, 0.c, 1974, 14.
* o.c. 1974, 15.
* Ib. 22. * Ib. 23.
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas
151
trast to their internal continuity of rhythm" „Evidently there was some desire to have the clausula of the stanza itself different from the other period endings, and the junctions of the stanzas themselves different from their internal junctions";*
6. die Beobachtung, daß in der Geryoneis die kontrahierten Elemente sich in steigenden ebensogut wie in fallenden Versen im ersten Metron eines Verses bzw. eines Kolons befinden, hat Hasıam zurückgeführt auf das Bedürfnis, die Phrasierung zu verstürken: ,the phrasing is often reinforced by monosyllabic biceps, which makes for sharper definition by giving a weightier resumption after the cut".? Dabei ist zu bedenken, daß Variationen des Versprofils im allgemeinen überwiegend im Vers- oder Kolonanfang lokalisiert sind, womit hier die Annahme einer bewußten Hervorhebung durch den Dichter entbehrlich werden dürfte. 4.1.2
Die Erórterung der von Stesichoros verfafiten heterogenen Gedichte ba-
siert am besten auf den Gedichten, deren Überlieferungszustand uns eine verläfliche Rekonstruktion ihres Aufbaus erlaubt, d.h. Pap. Lille 76abc,'^ Iliou Persis (POx 2619 und 2803 = SLG 88-132) und Nostoi (PMG 209). Wegen ihrer histo-
rischen Bedeutung gebe ich hier die vollstándigen diesen Gedichten zugrundeliegenden Schemata:!! Pap. Lille Str.
1 ei 2
ie
3 fe
Ep.
||
ddxdd_
I
ddxdd_
II
ddxs_
--
4...
Ie
5.......-
Ie
ooo
ies
se
- MI
uL
|
ddxddxs. ddxsxs_
1 LLL lI, cu s. |z-.-- |
dd x ddxs.-
2 se |
SxS_
3 =... c PX zo uu 4 z...
I
dd x dd.
Il
xS-
5 cie || 6 _-_.-- Il
dd x dd. ss.
Iliou Persis Str.
1 2
= 00
1) |
ie
ce
cf
dddd x dd dxs_
7 Ib. 17.
der Eriphyle
s Ib. 18.
vised by Stesichorus himself for its weight-
9 [b. 21.
148-50)
- ,de-
iness" (38). Das läßt jedoch außer Betracht,
19 HASLAM,
" Weil
finden (SLG
die
daf der vorletzte Vers der Eriphyle eine d-
o. c., 1978, 32-33.
Realisierung
der
Ancipitia
für die Beurteilung der Verse wichtig ist, ist
Sequenz ist, die mit _::_ beginnt: es liegt somit auf der Hand, die Sequenz -.---.-.dort als _::_._ zu interpretieren. Im vor-
z nur dort gesetzt, wo . und . tatsächlich beide belegt sind. ? Die Interpretation -.--.-. hat auch
ds. aber eine Anomalie;
Hasıam
Vorzug.
(o.c,
1978,
37)
abgelehnt.
Nach
ihm wáre der Vers - den wir auch am Ende
liegenden daktyloepitritischen Kontext wäre 5s_ verdient den
152
Sicking, Griechische Verslehre 3 24 Dune Ep.
1
Hoover ce sc ce - M
(x)...
2 22 3 2
[Ps
l=-..-22---.- I
Il
(x) dd x dd.
S -vv-vv- |--22-2.-- I S-uv-un I
xddxddxdd_ ddxdd_
4 --.... Il 5
os
6.
ddxddxddxddxs ddxddxs.-
dd.
0
io
___._ [x-].--
ce
Il
dd
I
xsx dd
XSxSxS-
7.......-- I 8... Il
xdd. xdd_
Nostoi 1 2.2.2. J-X1
I
dd xdd.
2 0x. _XN ||
SxSxS-
3 4 5 6 7 8
ddxdd. dd. dd x dd x dd (.) (xs)xsx(...) dd xdd ?]d
Lvl. Docu oo ne |? | |.-..- [..- OI x... ] a.-- [.....M] -4.]----12-. [--.] -M ]----Il
9 (x)-.-]I2.--W
()sxs.-.
4.1.2.1 Die rhythmische Form dieser Verse beruht offenbar auf dem Prinzip der komplexen Wiederholung von dd- und s-Gruppen. Nur der erste Vers der /liou Persis zeigt Erweiterung
einer dd-Gruppe
zu dddd. Juxtaposition gibt es nir-
gends. 4.1.2.2
Pap. Lille ist einzigartig, weil der Text unverkennbare Beispiele für die
Responsion von .,
und _ bietet. HAsLAM“° redet in diesem Zusammenhang von
mutual responsion of anceps and biceps". Es handelt sich aber offensichtlich um drei Realisierungsmóglichkeiten eines einzelnen unmarkierten Elements, ein Befund, dem man wohl besser gerecht wird, indem man einfach von Responsion von », + und _ an einer Ancepsstelle redet.# Der Ausdruck ,ancipitation of the biceps" kann höchstens einen historischen Sinn haben: „anceps is an immigrant (in
D-context), which first shares and will ultimately usurp the position of the native biceps - at which point dactylo-epitrite is autonomous“.!® Es hat in diesem Zusammenhang seine Bedeutung, daß ., als Realisierung eines Anceps in Pap. Lille
ausschließlich nach dd-Gruppen erscheint. Auf Grund des in Pap. Lille vorgefundenen Sachverhalts ist im Schema der Iliou Persis z; an den in Betracht kommenden Stellen wohl ebenfalls als Realisierung eines Anceps zu deuten. Da es in der 7/iou Persis kein einziges Beispiel für = = „gibt, läßt sich darüber streiten, ob wir die //iou Persis vielleicht als eine Art 5 Auch HasrAM (o.c, 1974, 46) erwägt die hier übernommene Abweichung von der im Papyrus vorgefundenen Kolometrie.
sofern respondieren, als die Strophe an den relevanten Stellen immer . bietet, die Antistrophe dagegen ... Die Epode zeigt je-
^ Nach Hasıam (o.c, 1978, 40) ist es nicht ohne Bedeutung, daß . und ... nur in-
doch direkte Responsion von . und ... 15 HasLAM, o. c., 1978, 41.
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas Zwischenstufe zu betrachten haben, die Merkmale
153
der homogenen
d-Gedichte
mit solchen der daktyloepitritischen Pap. Lille und Nostoi verbindet. Da es jedoch = in der Jliou Persis nicht nur zwischen d-Gruppen (wie Str. 1 und 3), son-
dern auch zwischen dd und s (so Str. 2) gibt, dürfte die im Schema gegebene Deutung (= =x) berechtigt sein.!* 4.1.2.3 Des weiteren läßt sich folgendes beobachten: 1. die dd-Gruppen sind weit zahlreicher als die s-Gruppen; d-Gruppen kommen nicht vor;
2. die meisten Verse sind homogen. Die sechs heterogenen Verse fangen sámtlich mit einer dd-Gruppe an; die s-Komponente findet sich (Jliou Persis Ep.5 ausgenommen) am Versende. Außer der Epode der /liou Persis gehen alle Strophen auf s_ aus;
3. der Dichter bevorzugt eine Wortgrenze vor dem Anceps. In Versen mit zwei dd-Gruppen hat diese Wortgrenze wohl Zäsurfunktion. Längere Verse sind in mehr als zwei Kola gegliedert. Die Frage, ob auch die längeren s-Verse eine Zäsur haben, läßt sich nicht beantworten;
4. die Verteilung der móglichen Realisierungen der Ancipitia hat keinen für uns erkennbaren Grund; 5. ein fallender Versanfang ist die Regel; nur sieben Verse haben einen steigenden Anfang (viermal s, dreimal d);
6. die meisten Verse haben einen klingenden Schluß; 7. die vereinzelten Fälle von Kontraktion finden sich (Pap. Lille Str.1 ausgenommen) im Versanfang. 4.1.2.4
Alles in allem haben wir in den Nostoi das älteste Beispiel für Verse, die
sich in allen wesentlichen Merkmalen mit den späteren Daktyloepitriten, wie sie uns bei Pindar und Bakchylides begegnen, vergleichen lassen. Pap. Lille und Iliou Persis scheinen einerseits wegen der Behandlung des Anceps eine eher ältere Phase zu repräsentieren, bieten jedoch andererseits auch heterogene Verse, wäh-
rend in den Nostoi nur noch homogene Verse erscheinen. Über die Frage, ob Stesichoros diese Kompositionsweise selbstándig entwickelt hat, kann man nur spekulieren. 4.1.2.5
PMG
210 (vgl. 212) (_..-..- [once ee - l--.2. I__._- II), von SneLL!?
interpretiert als 3 da, 1x3 da,,1.5 dall, wäre vor dem Hintergrund des an den heterogenen Versen Beobachteten vielmehr als dd x dd x dd «s... zu interpretieren.
4.2
Die wichtigsten Merkmale der Versifikationstechnik des Ibykos - der wie
Stesichoros triadische Gedichte komponiert hat - lassen sich an PMG 282 (vgl. SLG
151-65) und 286 beobachten.
16 Kontrahierte
Doppelbrevia
erschei-
keinen Grund, diese Möglichkeit in Abrede
nen nur dort, wo die richtige Interpretation
zu stellen und
jedem
o.c, 1978, 39,
Zweifel
entzogen
ist.
Daß
es
für
dd..s_ nur ein einziges Beispiel gibt (Pap. Lille 215: Baxguéevra _.._. ), ergibt an sich
(so BArrRETT
ap.
HASLAM,
Anm. 21) __-. zu skandieren.
V Vgl. Seti, (26-7).
GM
26; s. auch Anm.7
154
Sicking, Griechische Verslehre
4.2.1 PMG 282 enthält einen etwas umfangreicheren Text, der uns sieben Beispiele der Strophe bzw. Antistrophe und vier Beispiele der Epode bietet. Das Schema:!* Str.
0 |
dddd.
2 _-..|I-s-..|
1
==.
dddd,
3
==.
=.
Ep. 1 =
II
dddds.
!
,ddd.
2 __...--|
„ddd_
3 zc... 4 ..-vv-vs- |
„ddd_ sdd_
5 _..--s-..l
d'dd..
Innerhalb der Strophe herrscht überall Synaphie. Der erste Vers der Strophe schließt einmal mit einem elidierten Wort. Die Grenze zwischen den beiden Kola des dritten Verses der Strophe wird V. 42/3 von einem Wort (ὀρειϊχάλκῳ) überbrückt. Es läßt sich somit nicht feststellen, ob wir es mit zwei bzw. drei Kola oder
mit
einer
(CR
ununterbrochenen
d-Bewegung
zu
tun
haben.
Die
Klausel
I) erinnert an das, was wir bereits aus Alkman 91 kennen. Die festen
Wortgrenzen in den ersten zwei Zeilen akzentuieren den fallenden Charakter der Bewegung.'? Die Wortgrenze vor ...=_.._._- in 3 bewirkt einen Umbruch der Bewegung.
Die Bewegung der Epode vollzieht sich in fünf verhältnismäßig kurzen Versen. In den ersten drei Versen klingt das letzte Kolon der Strophe mit seinem steigenden Anfang und klingenden Schluß an. Der vierte Vers kehrt zurück zur fallenden Bewegung der Strophe, was zusammen mit der vereinzelten s-Komponente den bevorstehenden Abschluß der Triade ankündigt, der dann durch plötzliches Abbrechen der - durch Juxtaposition sowohl akzentuierten wie auch unterbrochenen - fallenden d-Bewegung erfolgt.?° 4.2.2 Das bei Athenaios überlieferte PMG 286?! ist ein dreizehnzeiliges Fragment. PAGE betrachtet die überlieferte Kolometrie als korrekt und hat - wie er in seinem kritischen Apparat sagt - vergeblich versucht, eine Responsion von 1-7 zu 8 ff. wiederherzustellen. Auch West sieht in den ersten sieben Versen eine vollständige Strophe mit folgendem Schema: 1 oc
2... 18 Vgl.
die
II
dds dds
0-1 Behandlung
bei
Barron,
tion
(Co. cons ) instead
19 Daß alle überlieferten Beispiele der Strophe mit -....., der Antistrophe mit --... anfangen, dürfte seinen Grund darin
Versprofils im Rahmen des Ganzen. Auch
lenden Bewegung dem Dichter gerade im Anfang seiner Triaden besonders wichtig
war. ? Eine Beschreibung des letzten Verses als ,dactylic tetrameter with inner syncopa-
„choriambic
202) verkennt
catalexis“
(Dare,
haben, daß die klare Erkennbarkeit der fal-
CP
of
1961, 185ff.
expansion"
die Stellung (West,
GM
des 52)
wird den Tatsachen nicht gerecht.
4 Vgl. West, GM
51. Der Rekonstruk-
tionsversuch von B.M.PaiumBo SrRACCA (BolldeiClass 1,2 [1981] 143 ff.) kommt nicht ohne eine Anzahl dem Verhältnis zwischen Form und Inhalt zuliebe gemachter Eingriffe in den Text aus.
IV. Strophische Gedichte aufferhalb des Dramas 3... | 4 D oz ll 5 ὐυκυνουνουν I 6... I 7 -..-ov-e-- I 4.2.2.1
155
dds dddd, dddd, dddd, dds_.
Die heterogene Sequenz _..-..-.- 22 liefert in ihrer klingenden Form
die Klausel der Strophe. PMG
315.2 (-..-..-.-.-- ) und 285,4 (............ὕ.- )
zeigen zwei verschiedene erweiterte Formen (315.2 mit klingendem Schluß) dieser von SCHROEDER mit dem Etikett ‚ibyceus‘ versehenen Sequenz.
4.2.2.2
Gauavorri? betrachtet Vers 7 als den Anfang einer neuen Strophe und
hat versucht, die Form des ganzen Fragments zu bestimmen: a ἦρι μὲν at te Koóóviat
cool
μαχίδες ἁρδόμεναι Qodv
Le Lo 0 !
ἐκ ποταμῶν ἵνα Magléve
69)6δοδξιλιά-υνουνους-
xünog ἀκήρατος, αἵ τ᾽ οἰνανϑίδει.:
ee.
αὐξόμεναι σκιαροῖσιν ὑφ᾽ ἕρνεσιν οἰναρέοις 9aXé0010w: ἐμοὶ à Ἔρος
6]5α᾽.υυ Le Lee I wenn Ι
β᾽ οὐδεμίαν κατάκοιτος ὥραν (ἅ) τ᾽ ὑπὸ στεροπᾶς φλέγων
Θραΐκιος᾽ βορέας (ἐπῆλϑ᾽) ἀίσσων παρὰ Κύπριν' ὃς ἀζαλέ-
où μανίαισιν ἐρεμνὸς ἀϑαμβὴς ἐγχρατέως πεδόϑεν φυλάσσει
ἁμετέρας φρένας (...).
Wer das akzeptieren will, hat folgendes hinzunehmen: - wir haben es nicht mit einem triadischen, sondern mit einem monadischen Gedicht zu tun;
- wo die Strophe drei durch Wortende getrennte /bycei + drei daktylische Tetrameter hat, zeigt die Antistrophe zweimal Wortübergreifen und einmal Elision. Versende ist somit nur denkbar nach 2, 5 und 6; - es ergibt sich ein sonst in dieser Zeit nicht belegtes Enjambement
zwischen
zwei Strophen; - dazu
kommt
noch,
daß
die Struktur
aaabbb
merkwürdig
anmutet,
während
aaabbba' vollauf befriedigt. 4.2.3 Auch in seinen anderen Gedichten hat Ibykos sich bei der Formgebung seiner Gedichte offensichtlich der Abwechslung von steigend und fallend sowie auch von stumpf und klingend bedient (PMG 287 bietet (neben PMG 282) ein gutes Beispiel für dieses Verfahren). Auch den PMG 282 Ep.5 vorgefundenen Wechsel von Juxtaposition und Prolongation finden wir anderswo (PMG 303b) wieder. Ob wir auch anceps interpositum (PMG 293: ssxd... oder ssdd...?) und Cholosis (PMG 310,2: s5s5s_?) zu seinem Repertoire rechnen dürfen, läßt sich
bei der Dürftigkeit des Materials nicht entscheiden. 22 Vgl. PMG 317a4*?.
? C.Gartavorri, ‚La primavera di Ibico‘, BolldeiClass III,2 (1981), 122.
5. ANAKREON 5.1
Eine schematische Wiedergabe der wichtigsten für die poetische Technik
Anakreons
charakteristischen Gedichte!
und
Fragmente
ergibt folgendes
Bild:
Homogene s-Verse: (fallend:)
s.szl(^)szs.Is.szlszs|| (PMG s-s-Is-sIs_s_Is_-s| (419) s.s. |-s.-sl| (420)
347, viermal)
S.S.ls.s.ls-s.is.sll s.s-Is.s-" ll s.s.Is.sls-s-Is-s-Is.s-l
s.s] (417) (steigend:)
-s..l.s.sl.ssl. s.sl (427) -S.s|-s-sl (428) .Sss |. sss..] (429)
Homogene d-Verse: (steigend:) .d'd'd.| (351) ,d'd'd'd. i (352) (zweimal) Heterogene Verse: (äolisch:) __dsl__dsi__d_1l__ds]__ds|__dsl__dsi__d_| (348)
- sd |...ds| (349)
--ds|--dsi dsl. 4. "l| __dsi__ds|__ds!__d_| (358) _-ds!._dsl__ds|__d_| (360) .-dsl-_dsl-_dsi__d_| (361)
--dsI--dsI__d_I__dd (ve/? ds). ddl... dsl. dsl... d. 1... ds?l --ds|-_*d_| (357) --ds" l ....ss| (372) --dsl-_d-t__dsl__d_|__ds|__?? (373)
__d'd'ds_| (375 und 376)
(fallend)
“d'd'ds_ (378, zweimal) d'dsss_| (380) dss!ds_| (385) dss_|ds_| (386) dssiss_| (387)
! Für die hier nicht verzeichneten Versformen (iambische Trimeter, trochäische
Anakreons öfter nicht beantworten läßt, sind einige Sequenzen sowohl hier als auch
Tetrameter, elegische Disticha und Epoden
unter den ,übrigen stichischen Versen‘ (III, 6) genannt.
der Form xsxsxsll vgl. IEG 11,30-4. stimmte Sequenzen zu betrachten sind
ddl Da als (vgl.
und xsxsxslss.Il) die Frage, ob beVerse oder als Kola unten) sich im Falle
? émotgepéar: .-.- vel ..ὕ... 5 Κλεοβούλῳ: __, yevéo: „_ 4 AEOVUOE: __..
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas (steigend:)
157
„dss_I.dss_I.dss_I,.dss_I.d'd(...)I.dss| (356a) „dss-\.dss_I.dss-I.dss_I.d'd_| (356b)
.dss |. dss |, dss |, dss |. d'd 1, dss..] (395, zweimal)? ^dss.-1.dss.*i, dss..1. dss..| (396) „dss'dss_| (397) „d'dsss_| (413) (zweimal) „d'd'd_I,dss'd_l.d'dss_| (408) „dss'd_l,dss'd_| (410, 411a) „ds'ss_I_d'ss_| (434) (gemischt:) dss_I.dss_I.d'ds-| (346) d'dssss (ve/ d'dss_s) l| d'dssss.s(?)sl
d'd'dss|d'd'dss|.. s. sl d'd'dss|d'd'dss| (vel d'dss_s)_s.sl d'd'dss|(?) d'dssl.s.s| (388) dss_|,dss_| (398)
5.2 Diese ausführliche und móglichst unvoreingenommene Bestandsaufnahme (die von der in den Handschriften vorgefundenen Kolometrie absieht) soll helfen, die Merkmale dieses höchst persönlichen, täuschend einfachen Stils zu bestimmen. 5.2.1 Es wird wohl kein Zufall sein, daß es in den oben verzeichneten Gedichten nur sehr wenige sichere Indizien für Versende gibt (Hiat: 358,4; 372,1; 417, 6; nicht als Anceps zu interpretierende breves in longo: 347, 2; 388,1; 417, 4). Sonst
herrscht überall strikte Synaphie. PMG 352 bildet sogar die Wortgrenze nach ... ἐπεί te anscheinend die Versgrenze eines ,ionischen Tetrameters'. Die Folge dieses Sachverhalts ist, daß sich bei Anakreon manchmal nicht ermitteln läßt, ob eine bestimmte Sequenz ein Kolon oder einen Vers bilden soll. Daß es sich z.B. in PMG 397 („dss'dss_) um einen (aus zwei identischen metrischen Gruppen aufgebauten) Vers
handelt, geht lediglich daraus
hervor, daß sich hier nach
der Se-
quenz „dss_ keine Wortgrenze findet. Umgekehrt bildet die Tatsache, daß PMG 356a,b, 395 und 396 sämtlichen ,dss-Gruppen eine Wortgrenze folgt, den einzigen Grund, .dss_|,dss|... statt „dss'dss... zu notieren. Gerade deshalb steht in dem oben gegebenen Verzeichnis das Zeichen für eine Versgrenze nur an denjenigen Stellen, wo es dafür sichere Indizien gibt. 5.2.2 Die Verteilung der lang und kurz realisierten Ancipitia in den s-Reihen läßt vermuten, daß der Dichter sehr sorgfältig auf die rhythmische Wirkung der beiden Möglichkeiten geachtet hat. In PMG 347 (s.szl(7)szs.Is.szlszsll: 21 Ancipitia kurz, 7 lang) und 417 (s.s.ls.s.ls-s.Is.sll s.s-Is.s-"ll s.s.ls.sl
s-s-Is-s-Is.s-Is.s|: 20 Ancipitia kurz, 7 lang) überwiegen die kurzen Ancipitia; 419 (s.s. 1s. s. 1s. s. 1s. sl) und 420 (s_s_|s_s})
sind sämtliche Ancipitia
lang realisiert. In 347 erscheinen an der ersten, vierten und fünften Ancepsstelle nur kurze Silben, was zu zwei ,symmetrischen' Sequenzen führt, deren zweite im
Vergleich zu der ersten katalektisch ist. In 417 hat die Häufung der langen Ancipitia kurz vor der ‚Pointe‘ des Gedichts eher einen ‚rhetorischen‘ Effekt. * Vgl. PMG
353, 354.
* ἀνϑεμόεντας: 2...
158
Sicking, Griechische Verslehre
In den äolischen Gedichten bilden kurz realisierte Ancipitia eine große Ausnahme, was den Versen ein besonders klares Profil verleiht, in dem die einzelnen
Sequenzen __sd und __d_ fast wie metrische Gruppen anmuten. 5.2.3 Da in den äolischen Gedichten die Synaphie nur? nach dem katalektischen -- d. unterbrochen wird und zwischen den heterogenen Gruppen (... ds.) gelegentlich (357,7 und 10) Elision erscheint, kann man darüber zweifeln, ob es
sich bei der in den Handschriften überlieferten Kolometrie um Verse oder um Kola handelt und ob wir somit in den mit ...__d_| schließenden __ds_|-Reihen Verse oder Strophen zu sehen haben. Wenn man sich (wie meist getan wird) dafür entschließt, daß es sich um aus
Kurzversen aufgebaute Strophen handelt, haben wir es PMG 348 und 357 allerdings nicht mit monadischen Strophen im Sinne von mehrmals wiederholten gleichen Strophen zu tun. In PMG 348 zählt die zweite Strophe zwei Verse mehr als die erste, in PMG 357 weicht die zweite Strophe nicht nur nach der Anzahl, sondern auch nach der Form der Verse von den beiden anderen ab. 5.2.4 Anakreons Name ist verbunden geblieben mit dem sogenannten anacreonteus (.dss_). Dieser ist öfter als die ‚anaklastische‘ Form des ionischen Dimeters (.d'd.) betrachtet worden, und tatsächlich erscheinen PMG 356 (a) und (b) und 395 Anakreonteen und ionische Dimeter in einem Kontext. In 356(a) und 395 wirkt die Sequenz „d'd_| ,dss..|l, 356b „d'd_I| wie die
(auch das Satzgefüge beschließende)
Klausel einer längeren Reihe von Ana-
kreonteen, was sich auch so ausdrücken ließe, daß die durch die ständig wieder-
holte Wortgrenze
nach
dem
anacreonteus
festgehaltene
steigende
Bewegung
durch die Juxtaposition d'd gegen Ende einen Umbruch erfährt. Es ist wohl kein
Zufall, daß sich in den erhaltenen Beispielen an der Stelle der Juxtaposition meist eine Wortgrenze findet (..-.-.-- RU Ps
[PS
Il).
Dies alles ist deswegen wichtig, weil es bedeutet, daß wir im anacreonteus wohl nicht eine
‚anaklastische‘
Alternative
für den
ionischen
Dimeter,
sondern
viel-
mehr eine selbständige, von Anakreon bei der Komposition seiner Gedichte bewußt verwendete Sequenz zu sehen haben. Beispiele, in denen die beiden eindeutig respondieren, gibt es bei ihm jedenfalls nicht. Außerdem erscheinen z.B. in PMG
413
(.d'dsss_),
410
und
411a
(.dss'd.)
und
408
(.d'd'd_|.dss'd-|
„d'dss_) weitere Sequenzen, die es wahrscheinlich machen, daß die Auffassung, Anakreons Ioniker seien ,mostly of the anaclastic variety“®, eine Vereinfachung des Sachverhalts sein dürfte und daß wir es vielmehr mit variierten heterogenen
Sequenzen zu tun haben, die als solche in ihrem jeweiligen Kontext einen vom Dichter beabsichtigten Beitrag zur rhythmischen Form der Gedichte zu leisten haben. 5.2.5 In manchen Versen bewirkt die Verteilung der Wortgrenzen innerhalb (und besonders gegen Ende) der Verse ein offensichtlich beabsichtigtes Hinüberwechseln zwischen steigender und fallender Bewegung, wie z.B. PMG
(-.-1-..-- [PES EEE
Dee
ec ct
7 PMG 372 findet sich an der Grenze zwischen ___..-.- und ... ._._._ Hiat.
408
I) und 411 (a) (-.- [ES un Ι
8 West, GM
58.
IV. Strophische Gedichte aufferhalb des Dramas
159
ὑνονς- I. -I-..--II). Ähnliches läßt sich an den regelrecht ionischen Versen beobachten
(z.B... _- vu. I.I
νος} (352).
(2) (351) und...
1,
|o
E Le Llc
c uc cus |--I
5.2.6 In PMG 388 folgen einer Strophe mit der Form d'dssss|| (vgl. 380) d'dssssxsxs|l drei weitere Strophen, die d'd'dss (vgl. 378) (statt d'dssss) zeigen. Auf Grund dessen, was sich sonst bei Anakreon beobachten läßt, betrachtet man
auch hier die beiden Versformen besser nicht als auswechselbare Äquivalente,? deren Lokalisierung in der Strophe dem Dichter gleichgültig gewesen wäre. 5.2.7
Die heterogenen Verse in PMG
385 und
387 passen zu dem, was uns
sonst bei Anakreon begegnet. Merkwürdig sind PMG 346 (......... Ισυτυςν-- | vun
Sequenzen (dss'ds.)
|) und 398 (_.._.-.-_In.-.-.--), weil dort steigende und fallende
innerhalb mit 398
derselben
(dss_I.dss_Il),
Strophe
abwechseln.
so unterscheiden
Vergleicht
man
385
sich die beiden
(von
dem
Umfang der letzten s-Komponente einmal abgesehen) nur durch die Lokalisierung der Wortgrenzen (-.._.-.- [Ua I: Dihäresis, gegenüber _..-.-.-- | cuve I: Wortübergreifen). Beispiele wie diese verstärken die Unsicherheit bezüglich der Frage, ob wir mit
Hilfe des üblichen Unterschieds zwischen Vers und Strophe der eigenartigen Kompositionsweise Anakreons - dessen Verse in ihrem Verhältnis zum Ganzen ófter wie die Kola eines Verses wirken - gerecht werden kónnen. ? West,
Lc:
,treated
as
interchangeable".
6.
6.0
SIMONIDES,
BAKCHYLIDES,
PINDAR
Die Gedichte der drei großen Chorlyriker sind Gelegenheitsgedichte ver-
schiedenster Art: Ἐπίνικοι (Ἐπινίκιοι, Ἐπινίκια; meist ‚Oden‘ genannt), Páane, Di-
thyramben, Prosodia, Partheneia, Hyporchemata, Enkomia, Threnoi usw. Offen-
bar stand es den Dichtern frei, bei jeder Gelegenheit das Kompositionsverfahren zu wählen, das ihnen am ehesten passend erschien: feste Verbindungen zwischen bestimmten Kompositionstypen und bestimmten Gattungen sind für uns jedenfalls nicht erkennbar. 6.1
Die meisten Gedichte sind triadisch gebaut. Monadische Gedichte kommen
jedoch bei allen drei Dichtern vor. Der Umfang der Gedichte ist stark verschieden: neben Gedichten
aus einer
einzelnen Triade gibt es ein so umfangreiches Gebilde wie Pindars vierte Pythische Ode, die dreizehn Triaden zählt. Auch der Umfang der einzelnen Verse ist sehr verschieden: weder sehr kurze (vier Elemente ist wohl das Minimum) sehr lange Verse (bis zu zwanzig Elementen) bilden eine Ausnahme.
6.1.1
noch
Bezeichnend für Pindar ist, daß es in seinen Versen in der Regel weder fe-
ste noch alternierende Zäsuren gibt.! Für diesen aus wahrnehmungspsychologi-
scher Sicht befremdenden Befund gibt es zwei mögliche Erklärungen. Es ist theoretisch denkbar, daß die Tanzbewegung
oder die melodische Phrasierung dem
Bedürfnis nach Strukturierung längerer rhythmischer Gebilde abgeholfen haben. Die nächstliegende Erklärung dürfte jedoch darin liegen, daß dem Dichter ein künstlerisches Konzept vor Augen gestanden hat, zu dem die normalerweise durch Zäsuren herbeigeführte Gliederung der Verse nicht paßte. In dem Fall war es seine Absicht, den Hörer in einer ununterbrochen fortschreitenden, ständig va-
riierten Bewegung mitzuführen. Eine Gliederung in übersichtliche Kola, die als solche konstituierende Teile eines umfassenden, organisch gebauten Ganzen bilden, wäre dieser künstlerischen Absicht zuwidergelaufen. Es ist mit dieser Ver-
mutung durchaus in Einklang zu bringen, daß die Lokalisierung der Wortgrenzen eine Abneigung des Dichters gegen Wortende zwischen metrischen Gruppen verrät.?
! In den maßgebenden
Pindar-Ausga-
ben haben die Herausgeber (Turyn, BowrA, SNELL)
mit
Recht
darauf
verzichtet,
die
Verse in Kola zu gliedern. Die von SNELL
und
MarHrER
besorgte
Bakchylides-Aus-
gabe hat die Kolometrie des Papyrus im allgemeinen beibehalten.
? Vgl. Darz, CP 46: „the phrases do not fall apart of themselves. Wordend will not help, since Pindar often (though not con-
sistently) makes a practice of bridging over the junctions of his phrase-units in order to carry the rhythm on to the end of the period.^
Pind.
Ausnahme.
Ol.
IV
ist eine
auffallende
IV. Strophische Gedichte aufferhalb des Dramas
161
6.1.2 In den Gedichten herrscht überwiegend strenge Responsion.? Ancipitia sind - besonders in den daktyloepitritischen Gedichten - meistens an allen betreffenden Stellen durch Silben derselben Quantität realisiert. Auflósungen sind in daktyloepitritischen Versen durchaus selten.* Wo sie erscheinen, bilden sie meistens (vor allem in ‚äolischen‘ Gedichten) ein in allen re-
spondierenden Versen erscheinendes Merkmal des betreffenden Versprofils. Dasselbe trifft zu für Kontraktion. Gelegentlich auftretende Kontraktionen gibt es vor allem in prolongierten d-Reihen. 6.1.3
In seiner Pindaredition hat SNELL die Gedichte so weit wie möglich den
Daktyloepitriten, den metra ex iambis orta oder den aeolica zugeordnet. Gelegentlich können Gedichte Merkmale mehrerer dieser Kompositionstypen aufzeigen, wie z.B. Ol. X (von Sneuı bezeichnet als ‚ex iambis ortum. aeolica*) und XIII
(wo er die Strophe dem äolischen, die Epode dem daktyloepitritischen Typus zuordnet).
Die 23 daktyloepitritischen Oden bilden sowohl die umfangreichste wie auch die am wenigsten differenzierte Gruppe; die zwanzig als ‚äolisch‘ bezeichneten Gedichte sind dagegen untereinander sehr verschieden. Die Gruppe ,ex iambis ortum‘ umfaßt nur Ol. II und die Fragmente 75, 105 und 108.’
Diese für die Gedichte des Pindar entworfene Dreiteilung zeichnet sich auch in den Gedichten des Bakchylides ab. Das unter seinem Namen Überlieferte gehört überwiegend dem daktyloepitritischen Typus an. Die Bezeichnung ‚ex iambis ortum‘ trifft nur für ein einzelnes Gedicht (17) zu. Auch bei ihm gibt es Gedichte,
die Merkmale mehrerer Kompositionstypen aufzeigen - wie 3, wo, wie bei Pind. Ol. XIII, nur die Epode als daktyloepitritisch bezeichnet werden kann, sowie ein paar Gedichte, die sich aus anderen Gründen nicht ohne weiteres den genannten Gruppen zuordnen lassen und demzufolge von Sneuı als dactyloiambica‘ (19 und möglicherweise auch 20) und ‚dactyli‘ (z.B. 16) klassifiziert worden sind.®
Simonides, PMG 541, rechnet man zur jiambisierenden' Gruppe. Einige Simonidesfragmente sind als Spezimina der beiden anderen Gruppen (,‚äolisch‘: das, > Grundlegend
für die Beurteilung der
Responsionsfreiheiten Maas,
bei
,Die
neuen
XLVII
(1913),
(1921),
immer
P.
Responsionsfreiheiten
Bakchylides
XXXIX
noch
und
Pindar,
289-320,
13-31.
I:
und
Vgl.
Il:
auch
JphV ibid.
H.H.
Hönı, ‚Die Responsionsfreiheiten bei Pindar‘, Köln
1950,
und
R.FÜHrer,
‚Beiträge
ist. Vgl. SneıL-M., Pind.Il 174, und Bacch.
XXf. Aufbauend auf F.Vocr (‚De metris Pindari quaestiones tres‘, Diss. Straßburg 1881), hat Bannerr (ap. West, GM 61) beobachtet, daß die Realisierung des letzten Elements eines Verses durch ...V l| bei Pindar selten ist. * Fast nur ...x==.-... und ex...
* Die
zur Metrik und Textkritik der griechischen Lyriker‘,
IIb:
‚Zum
Problem
der
Respon-
sionsfreiheiten bei Pindar und Bakchylides‘, NAWG
VI (1976), 244-50. Ein Verzeichnis
hier gebotene
der wenigen schwer zu beseitigenden Fälle
18, 19, 15, 16 und
bietet West, GM 67-8. Die Anzahl der anzuerkennenden Responsionsfreiheiten ist selbstverständlich verbunden mit der An-
von
zahl und
Art der prosodischen
Freiheiten,
die man den Dichtern zuzugestehen bereit
Behandlung
des
Materials basiert überwiegend auf den vollständig überlieferten Epinikia. * Die einfachen s-Verse, wie sie Fr.14, SNELL
unter
17 erscheinen, sowie die
Jonici gruppierten
Frag-
mente bleiben hier außer Betracht, weil sie
der Analyse keine keiten bereiten.
besonderen
Schwierig-
162
Sicking, Griechische Verslehre
was Text und Versform betrifft, umstrittene Danae-Fragment [PMG 542]; dak-
tyloepitritisch: 581 und 584) zu betrachten. 6.2
Daktyloepitriten®
Die daktyloepitritischen Verse haben folgende Merkmale: 1. Sie kônnen steigend oder fallend beginnen. Bei steigendem Anfang ist das erste, unmarkierte, Element durchwegs durch ein - meist als Länge realisiertes? Anceps vertreten.
2. Die Verse zeigen komplexe Wiederholung der metrischen Gruppen _.._..(dd) und _._ (s).'? Die Gruppe .... (d) ist wenig frequent. Die Sequenz ..... (. d)
ist selten und erscheint begreiflicherweise nur am Versanfang als selbständige Gruppe.
3. Die Fortsetzung einer Sequenz nach einer metrischen Gruppe erfolgt fast immer durch Prolongation mit Hilfe von Anceps. Diese Ancipitia (sog. ancipitia interposita) sind meistens durch lange Silben realisiert. Im Falle von Fortsetzung
mittels Juxtaposition handelt es sich überwiegend um die Juxtaposition von sGruppen; d'd ist selten, für s'dd gibt es nur wenige sichere Beispiele.!! Der weitaus grófite Teil der Beispiele von Juxtaposition findet sich gegen Ende einer Strophe oder Epode. Man bekommt den Eindruck, das ,Stocken' der Bewegung kündige den bevorstehenden Abschluß eines rhythmischen Gebildes an. 4. Die Verse können stumpf oder klingend schließen. Nahezu alle pindarischen Strophen schließen mit ...xs(.) Il; Bakchylides hat meistens ...sxsll. 6.2.1 Kola rather nicht oder)
Eine Interpretation daktyloepitritischer Verse und Metra (,dactylic cola are combined with stereotyped form"!?) wird den rhythmischen gerecht. Daß uns daktyloepitritische Sequenzen Kola begegnen, ist dafür nicht relevant: nach
als Gefüge von metrischen iambotrochaic metra of a Merkmalen dieser Verse auch anderswo als (Verse verschiedenen Prinzipien
komponierte Verse kónnen ja vergleichbare Sequenzen enthalten, über deren un-
terschiedliche Stellung und Funktion nur im jeweiligen Kontext entschieden wer7 Ausführlich
behandelt
von
M.L.
ist verhältnismäßig
gering
(Pind.,
Fr.122,
WEST, ‚Simonides’ Danae Fragment: A Metrical Analysis, BICS XXVIII (1981), 30-8,
Str. 1; /sthm. I, Str.5; Bacch.5, Ep. 1).
Dionysius
Symbole (D = ....... se = .;Ex; d! = _.._; d? = „._) sind hier durch dd, s, sxs, d und .d ersetzt: eine
Har. hat uns das Fragment
als
Beispiel eines besonders schwer zu analysierenden Gedichts überliefert. Vgl. G. PErROTTA, ‚Il lamento di Danae, Maia IV (1951), und R. FüunzR, ‚Text und Kolometrie von Simonides Danae (fr.543P.)‘, NAWG
VI (1976),
8 Der Name
wird
seit hier
107-64.
WrsrPHaL beibehalten,
eingebürgerte obwohl
die
Analyse, auf der der Name beruht (d.h. das Zusammentreten von Daktylen und ,epitritischen' Stücken in einem Vers), seit langem nicht mehr anerkannt wird. ? Die Zahl der Ancepsstellen, an denen Lángen und Kürzen einander abwechseln,
19 Die
von
Maas
zuerst
verwendeten
móglichst uniforme Notation ist schon deshalb erwünscht, weil sie die den verschiede-
nen Kompositionsweisen gemeinsamen Merkmale zum Ausdruck bringen kann.
" Vgl. SnerL-M., Pind. II, 168 sub
3,
und SneiL-M., Bacch. XXVII. dd'dd finden wir nur bei Pind., Ol. XIII und Fr.52a
- beide Male in einem nur zum Teil daktyloepitritischen Kontext. 12 West, GM
69.
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas
163
den kann. Ausschlaggebend ist, daß Sequenzen wie z.B. xddx, xsx usw. sich in daktyloepitritischen Versen weder als rhythmische noch als metrische Kola manifestieren.? Die zuerst von Maas vorgeschlagene Notation’* ist somit, anders als manchmal behauptet wird, weit mehr als ein bequemes Hilfsmittel zum Aufzeich-
nen daktyloepitritischer Verse.! 6.2.2 Namentlich SwELL!* hat sich bei seiner Behandlung der Daktyloepitriten darum bemüht, die Entstehungsgeschichte dieses Kompositionstypus zu klären. Den Anhaltspunkt dafür bietet ihm ein von Hernasstion (15, 10 C) zitierter asynartetischer Vers des Alkaios (383): 'Ho' ἔτι Awvopévn τὼ Τυρραχήω (-..-..-| χουν. |l), den wir auch aus Alkman (PMG 3, 9 und 81) kennen. Dieselbe Sequenz finden wir bei Anakreon (PMG 391-3, 416): nur sind die Kola bei ihm nicht
durch eine feste Wortgrenze voneinander getrennt (-..-..- ixi... [[).17 In einem unverkennbar daktyloepitritischen Kontext erscheint der Vers zuerst in Simonides' Epinikos auf Anaxilas (PMG 315) und in einem dem Eros gewidmeten Gedicht (PMG
575), einmal mit einer Wortgrenze nach dd, das zweitemal mit Wort-
grenze nach dem Anceps.'# Die zwei bei Alkman und Alkaios „stets getrennt voneinander gehaltenen verschiedenen Versarten“ seien nach SwrLL schließlich wie der Wechselschnitt zeige - zur Einheit verschmolzen, was dem Vers seinen
daktyloepitritischen Charakter gegeben hätte.'? Die Frage, ob daktyloepitritische Verse ihren Ursprung einer Modifikation eines asynartetischen Vorgängers verdanken, ist für unser Verständnis der für sol-
che Verse bezeichnenden Formmerkmale nicht relevant. Außerdem ist die von SNELL vermutete Entstehungsgeschichte von vornherein unglaubhaft, weil bereits Stesichoros unbezweifelbare Beispiele für Verse hat, die die wichtigsten Merk-
male der pindarischen und bakchylideischen Daktyloepitriten zeigen und in denen eben der für den von SNELL gezeichneten geschichtlichen Verlauf entscheidende Wechselschnitt fehlt. Eine Geschichte dieser Verse hat für uns also mit den oben (IV, 4.1.2) behandelten Gedichten des Stesichoros anzufangen.?? Von Be5 Für die relevanten Kriterien vgl. oben
IL, 1.18.1.
Snezz-M.,
Bacch.
XXIII-XXIV,
wo gesagt wird, daß man mit Hilfe der von Maas entworfenen Symbole ,non solum commode,
sed
etiam
recte"
beschreiben
"5 GM hat SneiL
rückgeführt,
poetae
sollte WiLAMowrrTz,
GV
putaverint". 418, nicht in
diesem Zusammenhang zitiert werden, der ja Daktyloepitriten als Zusammensetzung von daktylischen und trochäischen Gliedern
die Frage
53. Den Namen
kann „quam huius metri rationem esse Bactemporibus
immer
(GM daß
zu-
entwik-
Menschen zu preisen“. 2% SwELL
hat das freilich implizit aner-
Anm. 41).
kreon ist das Anceps (anders als in dakty-
darauf
kelten Daktyloepitriten für Pindar und Bakchylides das Hauptversmaß (sind), um
not an ‘etymological analysis“ geboten, ist mir nicht recht klar. 51 ff.
encomiologicus
„die (...) daraus
kannt: ,erst die Neufunde choros) haben jetzt auch
1€ Suez, GM
kurze
aufwirft, ob
52, Anm.39)
sah. Was West meint, wenn er sagt, Maas habe nur ,a convenient method of notation,
17 In den sicheren Beispielen aus Ana-
als
ddss.|| nicht eine adäquatere Wiedergabe sein dürfte als dd xs.|l. 18 Auch hier ist das Ancepselement zwischen dd und s als Kürze realisiert.
chylidis Nur
Versen)
Silbe realisiert, was
^ Vgl. Anm. 10. 15 Vgl.
loepitritischen
(d.h. des Stesi,verschmolzene'
Perioden (...) zu Tage gefórdert" (GM 53,
164
Sicking, Griechische Verslehre
deutung ist auch, daß bereits Alkman, PMG
3,9 (das älteste nachweisbare Bei-
spiel des Verstypus), sowohl die - durch Anceps verbundenen - dd- und s-Gruppen wie auch die bei Stesichoros gefundene Wortgrenze vor dem Anceps zeigt. 6.2.3
Die Versschemata der ältesten uns überlieferten daktyloepitritischen Ge-
dichte von Pindar (Pyth. XII) und Bakchylides (20 B), die beide aus dem Jahre
490 stammen, sehen wie folgt aus: Bakch.: Pindar:
.ddzs.|? ddiss_Il ddzs. |l scszsll. .dd.dd|| dd.ddil? _dd_s_sil ddi.ddll
.dd.s.sll
-dd.s.sll
dissil s.s. s. M.
Die einzelnen Verse sowie die Strophen zeigen einen verhältnismäßig einfachen Bau. Es gibt nur dd- und s-Gruppen. Heterogene Verse beginnen immer mit (-) dd und schließen - ebenso wie die Strophen - mit s(.).
Der Aufbau der bakchylideischen Strophe ist ohne weiteres einsichtig: ab Il ab | ab | bbb' Il. Pindars Strophe ist länger und komplizierter, befolgt aber ebenfalls noch relativ einfache Bauprinzipien, unter denen die Abwechslung von steigendem (a’) und fallendem (a) Anfang eine Rolle spielt: a’all aall a'bbl| a'all a'bb il
a'bb |l ab | bbb ll. Im Vergleich zu Stesichoros beobachtet man folgendes: 1. die Gedichte zeigen dank den zahlreicheren s-Komponenten und heterogenen Versen eine größere Variabilität;
2. an den Ancepsstellen finden sich nur wenige kurze Silben; 3. die Lokalisation der Wortgrenzen zeigt keine Spur von dem, was bei Stesichoros (vgl. oben 4.1.2.3 sub 3) offensichtlich die Regel war. 6.2.4 Es ist bereits öfter bemerkt worden, daß die späteren Gedichte Pindars und - möglicherweise unter seinem Einfluß - auch die des Bakchylides einen wesentlich variierteren Anblick bieten.? Die wichtigsten Neuerungen? sind: 1. das Erscheinen von .... (d) als dritte metrische Gruppe;
2. das Auftreten von ...(, 4), speziell am Versanfang; 3. gelegentliche Prolongation von dd zu ddd; 4. größere Abwechslung in der Reihenfolge von dd- und s-Komponenten, unter Beibehaltung der Vorliebe für den Abschlufi der Strophen mit ...s(.); 5. größere Verschiedenheit des Versumfangs; 6. Juxtaposition von metrischen Gruppen;
7. größere Abwechslung in der Lokalisierung von Wortgrenzen;
" West, GM 72f.; Sneit, GM 53, und Bacch. XXVIIIff.; Korzenıewskı, GM
erweiterte Gruppen. Daß die üblichen metrischen Gruppen durch eine Versgrenze
145 ff.
unterbrochen
2 Vgl. SNELL-M., Pind. 11,168. Es handelt sich um Cholosis (Pyth. IX,2 und 1,3)
unwahrscheinlich, um so mehr, als Cholosis und heterogene Prolongation in einem dak-
und Prolongation von .d (Pyth. III, Ep.9)
tyloepitritischen Kontext bereits bei Simo-
bzw. „s (Of. VI, Str.6).
nides, PMG
Nem. X,1
Ol. VI, Str. 5, und
bieten Beispiele für heterogene
werden
können,
ist äußerst
581 und 531, erscheinen.
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas
165
8. das Auftreten von Resolution, Kontraktion und Cholosis sowie von (ganz
wenigen)
Sequenzen, die sich nicht auf die Gruppen dd und s zurückführen
lassen;
9. eine größere Abwechslung im Strophenbau. 6.2.5 Daß die soeben genannten Änderungen nicht auf irgendeine ‚Entwicklung‘ der daktyloepitritischen Gattung als solche, sondern auf das künstlerische Bestreben der Dichter zurückzuführen sind, kann ein Blick auf zwei Spezimina
der simonideischen Praxis (sein Thermopylai-Gedicht aus dem Jahre 480 (PMG 531) und sein Kleoboulos-Gedicht (PMG
PMG sdsxsll
PMG
531
hat folgendes
xddxsxsll
581
ddxsxsll
sieht
sxs_1(1l?) ddisil
Schema:
aus
581)) lehren.
dds.? | sxsxs.?*l|
xddxdd.ll
ddxs.ll
xddxs. Il sdd iil.
wie
folgt:
sxddl(ll?)
κἀά.}}
dd'Iddi(li?)
ddixd.ii
xddxs. (I?) ddxsxss.Il.
Anscheinend hat bereits Simonides in seiner spáteren Schaffensperiode die von Stesichoros ererbten Prinzipien in seiner eigenen Weise verarbeitet.?* Außerdem zeigen diese Fragmente, daß der Unterschied zwischen daktyloepitritischen und andersartigen Versen (vgl. auch unten 6.3.2.1) bereits früh kein absoluter war.?* 6.2.6 Einen guten Eindruck von der von Pindar gegen Ende seines Schaffens entwickelten Praxis bietet Nem. X, das vermutlich letzte daktyloepitritische Gedicht aus seiner Feder. Das Schema: Str. 1. „ddsxsxdd | Ep. 1. sxdd«sil 2. sxddxdd ll 3. sxddIl
2. sxddxsll 3. ddxddll
4.
sxddxs||
4.
ddxsxll?
5.
sxddxdd il
5.
sxsxddxll
6. Sxsxs'sxsxsil
6. s's'ddxsxsll.
1. Anders als in den Gedichten aus früherer Zeit fangen die meisten Verse mit s an und ist die Reihenfolge nicht ausgeschlossen; 3 Lo
denkbar.
: auch
Nach West
s > d » s bzw. d» s» d innerhalb eines Verses
Sds_ (so DaLE)
(‚Some
ist
Lyric Frag-
ments Reconsidered, CQ XXV (1975), 308) „the words τῶν ἐν Θερμοπύλαις 9avóv-
?55 Die Annahme Swreuis (GM 52), daß Simonides von Pindar beeinflußt sein dürfte, ist wegen der Art der Erscheinungen
των (...) are a gloss, or at least incorporate
(die es in den früheren Gedichten Pindars kaum gibt) weniger wahrscheinlich.
one." In dem Fall hätte die erste Zeile des Fragments auszuscheiden. Daß es sich um
26 Bei aller Unsicherheit hinsichtlich des Textes enthält auch das von Platon zitierte
einen ‚hipponacteus‘ handeln könnte (so M.
Skopas-Gedicht (PMG 542) daktyloepitri-
L.West,
tisch
‚Prose
in
Simonides,
CR
XVII
(1967), 133), erscheint ausgeschlossen. 24. Da sämtliche Ancipitia kurz realisiert
anmutende
Sequenzen.
Vgl.
D.L.
sind, wäre auch sssss. denkbar. Vgl. 7 (das sich auch als ddxsss interpretieren läßt)
PAGE, ‚Simonidea‘, JHS LXXI (1951), 13342, R.MErKELBACH, ‚Zwei metrische Beiträge‘, Maia XV (1963), B. GENTILI, ‚Studi su Simonide II: Simonide e Platone, Maia
und 8 (wo xddss. denkbar ist). Daß es an
XVI
anderen Stellen auch ‚lange Ancipitia‘ gibt, spricht für die im Text gegebene Interpretation.
(1964), 278-306.
166
Sicking, Griechische Verslehre 2. eine prolongierte heterogene Gruppe eróffnet den ersten Vers der Strophe; 3. der letzte Vers der Strophe zeigt einmal, der der Epode zweimal Juxta-
position;
4. der Aufbau des Gedichts ist im Vergleich zu den 6.2.3 gegebenen Beispielen relativ kompliziert, die Reihenfolge der Verse jedoch durchaus verstándlich. Der Übergang von s zu d, der im ersten Vers nach der steigenden heterogenen Sequenz erfolgt, kehrt in den beiden nächsten Versen wieder. Der geringe Umfang
des dritten Verses bewirkt einen vorläufigen Abschluß. Vers 4 zeigt dann die mit der des ersten Verses (d >s> d) kontrastierende Reihenfolge s> d s; der fünfte Vers wiederholt den zweiten und ersetzt die s-Komponente des vierten durch dd, worauf der letzte Vers als einziger eine homogene s-Sequenz zeigt. Epode 1 und 2 nehmen Strophe 4 wieder auf. Die in 3 ausbleibende s-Komponente erscheint erst am Ende des vierten Verses; in 5 erfolgt ein Wechsel von s > d, worauf im abschließenden Vers das s > d > s des ersten Verses in erweiterter Form wiederkehrt. Der Vers ist aufierdem eine Art Umkehrung des ersten
Verses der Strophe, was - zusammen mit den beiden Fällen von Juxtaposition den Abschluf des Ganzen markiert. 5. Es gibt keine Zäsuren. Überdurchschnittlich frequente Wortgrenzen finden sich vorwiegend innerhalb der metrischen Gruppen. Für die Perzeption der inneren metrischen Struktur spielen die Wortgrenzen keine Rolle. An zehn Stellen findet sich eine Wortgrenze nach langem Anceps.?? 6.2.7
Die Gedichte des Bakchylides unterscheiden sich von den Gedichten Pin-
dars darin, daß Zäsuren vorhanden sind. Aus diesem Grunde konnte SNELL sich
dazu entschließen, in seiner Bakchylidesausgabe die Kolometrie des Papyrus durchwegs beizubehalten: eben weil der Dichter geneigt war, längere Verse mit Hilfe von Zäsuren zu strukturieren, bleibt die Zahl der durch diese Handlungs-
weise verursachten Wortabbrechungen verhältnismäßig gering. Wo wir es nicht mit einer festen Zäsur, sondern mit einem Wechselschnitt zu tun haben, ergibt
sich Wortübergreifen an einer oder an mehreren Stellen? Die Lokalisierung der Zäsuren sowie der Wortgrenzen überhaupt wurde dem Dichter, wie zu erwarten war, offensichtlich eingegeben durch das Bestreben, die
rhythmische Bewegung in Gang zu halten.? Demzufolge finden sich Zäsuren
7 Die
Lokalisierung
der Wortgrenzen
ist aus dem Schema ersichtlich: Str. 1.
eee
X-2i.-ix.isi22..- !
2. Dixon 3. ex ii 4. Lo Xov i 5. _o_x_ioo 6. Lo xi ic
Ep. 1.
Z2 x Lic
ix
ei
il
ee Il ces Xi ie ἢ ee X. ovove- I x iL il ie x i. x...
x
ico Ir
I
2.
LL LEX
3.
Lco cicic
4. 5
Loo Lise x ii M ---x-.-x-i νου ΐνος Il
x ei
II Il
Wortgrenze nach langem Anceps 55, 79; 2, 20, 26, 56; 56, 80; 45, 81.
28. Die
antiken
Grammatiker
waren
in
solchen Fällen geneigt, Kola verschiedenen
Umfangs
anzunehmen
(vgl
Swrii-M.,
Bacch. XXXI).
? Da es sich bei der Lokalisierung der Wortgrenzen um mehr als einen Beweggrund handelt, sind Gesamtzählungen (wie sie z.B. W. S. Bannzrr, ‚Dactylo-epitrites in Bacchylides,
H
LXXXIV
(1956),
248-53,
bietet) wenig informativ. Der Versuch von L. PARKER
XVII
(‚Porson’s
(1966),
Law
Extended‘,
CQ
1-26), eine ihrer Meinung
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas
167
zwischen dd und sxs bzw. dd und dd ceteris paribus meistens vor dem prolongierenden Anceps: ddx|dd würde ja den unerwünschten Eindruck erwecken, die rhythmische Bewegung fange nach jedem Anceps von neuem an. sxIsxIsx... würde außerdem suggerieren, der Vers sei aus metrischen Gruppen der Form -.-x zusammengesetzt. Ein Beispiel aus vielen: in xddixsxiddll| bevorzugt der Dichter eine Wortgrenze vor dem zweiten und nach dem dritten Anceps: eine Wortgrenze vor dem zweiten Anceps würde einen Vers Gruppen und, statt der erzielten Variation, eine monoton
mit drei metrischen steigende Bewegung
ergeben.* 6.3
,Aeolica‘
Die in den von SneLı besorgten Ausgaben als ‚äolisch‘ bezeichneten Verse unterscheiden sich vor allem in drei Punkten von dem, was wir an den Gedichten der äolischen Dichter beobachten können: 1. die Verse sind nicht isosyllabisch;
2. die als Ancipitia zu interpretierenden Elemente sind meistens an allen betreffenden Stellen in derselben Weise realisiert, und 3. die Erscheinungsformen der für äolische Verse charakteristischen Sequenzen sind dermaßen variiert, daß sich Regeln dafür gar nicht aufstellen lassen. Daß Sneıı dennoch, ohne dies alles zu verkennen,?! an einer ‚äolischen‘ Interpretation festhält, beruht wohl vornehmlich auf dem Bedürfnis, den Merkmalen der Verse und ihrer Bestandteile mit Hilfe der traditionellen Kolon- und Me-
tron-Bezeichnungen beizukommen. Auch so kommt die Interpretation der einzelnen Gedichte jedoch nicht ohne Begriffe wie Erweiterung, Akephalie, Verkürzung usw. aus; auch gibt es eine beträchtliche Anzahl von Versen, die einer Analyse dieser Art gänzlich widerstehen. Auch West? hat in seiner Behandlung der betreffenden Gedichte an ihrem äolischen Charakter festgehalten und seinerseits versucht, die Methoden zu klassifizieren „by which successive verses are generated“, wie ,repetition“, „addition“, „subtraction“, „internal expansion", „compression“, ,inversion“, „modulation“.
Erinnern wir uns an die von Maas gegebene Charakterisierung des „äolischen Rhythmengeschlechts",? „in dem zwischen den /onga sowohl einzelne brevia (bzw. ancipitia) als je zwei brevia auftreten", dann ist darin zumindest ein wesentliches Merkmal angedeutet, das die betreffenden Gedichte mit denen der áolischen Dichter verbindet: die Verse enthalten ja zahlreiche prolongierte, hetero-
gene Sequenzen, meist in der Reihenfolge d > s und weniger oft auch (anders als nach von allen Dichtern in allen poetischen Gattungen bevorzugte Brücke ...__ =... auf
einen
einzigen
Beweggrund
zurückzufüh-
ren, ist abzulehnen, nicht nur, weil es sich
keineswegs um eine Art /ex universalis handelt, sondern
auch,
weil
in verschiedenen
Kompositionsarten offensichtlich verschiedene Beweggründe gegolten haben.
» Für die Analysen, auf denen diese Beobachtungen
beruhen,
sowie
für
weitere
Einzelheiten s. C. M.J. SickiNc und
M. Van
Raarrt, ‚Word End after Long Anceps‘, Mn
XXXXIV (1981), 225-50.
? Vgl. seine Analyse von Pind., Of
(GM 55-57). ? GM ?
64ff.
Maas, GM
(dritte Auflage), S. 5.
I
168
Sicking, Griechische Verslehre
bei den Lesbiern) in der Reihenfolge s > d. Die Assoziation mit äolischen Versen wird auch dadurch nahegelegt, daß die Versschemata manchmal nicht nur einzelne, sondern auch Doppelancipitia zeigen, sowohl im Anfang wie auch im Verlauf der Verse. Auch Reihen von mehr als zwei Ancipitia kommen vor. Angesichts dieser Tatsachen empfiehlt es sich, die Bezeichnung ‚äolische‘ Verse beizubehalten und, wo Mißverständnisse drohen, von ‚chorischen Äolica‘ zu re-
den. Der Terminus ‚Logaöden‘ besagt - wenn man von den vielen längst aufgegebenen Ansichten, mit denen er verbunden ist, einmal absieht - wenig mehr, als
daß Einzel- und Doppelbrevia innerhalb ein und desselben Verses auftreten. 6.3.1
Ein verhältnismäßig unkompliziertes
Beispiel eines äolischen Gedichts
bietet Pindar, Nem. VII (aus dem Jahre 485?)25 Str. 1. 0. 0 Il zi 2. Lco ns: ee. 3.
: H ———————v-
xxds'ss Il
d'^dxxds'ss
ds'sss xs'd'dsxd'sss x ds sss x ds'^ss xdsxxds_
Il
4. Lo cov vvv - Il 5. run | 6. -- u enr. | 7. ern umo el
1 2 3. | 4 . EBlu-vvoywavre Il wv vs 2v - Il 5 e wv -vv-v-
xs'd'^s
* sd's sd'#s's vel sds-'s “sd'=ss vel ^sds-'s “sds'sdss_.
Eine Beschreibung der einzelnen Verse und ihres gegenseitigen Verhältnisses mit Hilfe der II, /, 7 aufgezáhlten Variablen ist in diesem Fall wenig informativ:
es handelt sich um Verse mit steigendem oder fallendem Anfang und stumpfem oder klingendem Schluß. Alle Verse sind heterogen und zeigen sowohl Prolongation wie auch Juxtaposition. Doppelancipitia gibt es am Anfang des ersten Verses der Strophe und im Verlauf von Strophe 2 und 8.*. M Vgl. H. GreprTsCH, ‚Metrik der Griechen und Rómer,
München
die einschlägigen
Stellen
Anomalie, die man nur vermeiden kann, in-
aus der antiken
dem man die Länge als Realisierung eines Anceps betrachtet. Ob wir im Anfang von Str. 1 xxds... oder ,s'ds schreiben müssen, läßt sich anhand dieses Verses allein nicht entscheiden. Da ein solcher steigender An-
grammatischen Tradition zitiert. 5 Das
Gedicht
zählt
5
Triaden.
Die
zwei Kontraktionen in Str.6 und Ep.4 sowie die Resolution in Str.7 erscheinen je
fang in diesem Gedicht weiterhin nicht be-
einmal.
9? Es
weg: eine Analyse d'dx_ds'ss ergibt eine
1901, 173, der
gibt
keinen
guten
Grund,
das
gegnet, dürfte die zweite Möglichkeit weni-
Axiom von Dare (CP 51) zu akzeptieren, daß „in no circumstances can anceps follow anceps". Daß ,except in a series two con-
ger wahrscheinlich
secutive longs means the junction of two
beginn mit zwei Ancipitia ernsthaft zu er-
units^,
wägen, weil Strophe 1 (L2... ) sich wohl nur als xxd. verstehen läßt.
trifft im
allgemeinen
zu, bietet je-
doch in einem Fall wie Str.2 keinen Aus-
sein. Bei Pindar,
Pyth.
X, wird ein steigender Anfang ,s mehrmals wiederholt. Auch dort ist jedoch ein Vers-
IV. Strophische Gedichte aufferhalb des Dramas
169
Ein eigenes Profil bekommen die Verse zuerst durch die Abwechslung von homogenen und heterogenen Komponenten verschiedener Art, die sich durch Wiederholung, durch den Wechsel von Prolongation und Juxtaposition und durch das Auftreten von Ancipitia als metrische Gruppen erkennbar machen. In dieser Weise heben sich in den ersten zwei Versen die Gruppen ds, ss und d ab. Die ss-Gruppe ist in Strophe 3 zu sss prolongiert worden, worauf Strophe 4 auch _._ (s) - mit vorangehendem Anceps und juxtaponiertem d - erscheint. Epode 1 bietet Juxtaposition von s, d und s. Diese charakteristische Reihenfolge (die das s,d,d,s der Strophe 4 wiederaufnimmt) wird in Epode 2 wiederholt; nur erfolgt der Übergang von s zu d diesmal durch Prolongation. Epode 3 führt Prolongation über d zurück zu s. Auf diese Weise ergibt sich, gleichsam in drei Schritten (s'd's > sd's > sds) die Gruppe sds, die darauf in den letzten drei Versen wiederholt wird und, prolongiert zu sdss, die Triade beschließt.
Besondere Erwähnung verdient die Verwendung von Resolutionen, die zur Variation der profilbestimmenden Sequenzen beitragen.” Ein zusätzlicher (und ohne Zweifel beabsichtigter) Effekt ist, daß dadurch bisweilen (wie z.B. Ep.3 und 4) metrisch ambivalente Verse entstehen. 6.3.2
Es dürfte klar sein, daß das hier zu den chorischen Äolica Gesagte den
von Dart entwickelten Auffassungen zwar in mancher Hinsicht nahekommt,* sich davon jedoch in zwei wesentlichen Punkten unterscheidet:
1. das wichtigste Hilfsmittel zur Identifikation von metrischen Gruppen ist ihre Wiederholung, die, wie gesagt, durch Juxtaposition und durch das Auftreten von Ancipitia unterstützt werden kann. Allgemeingültige Kriterien zur Bestimmung des Umfangs und der Zusammensetzung solcher Gruppen sind somit entbehrlich.?? 2. Dart sah in der von Maas gegebenen Beschreibung daktyloepitritischer Verse (the exemplification of) „the true theory of all metrical composition in the ‘periodic’ style". Der Unterschied zwischen daktyloepitritischen und äolischen Versen ist ihrer Meinung nach vielmehr ein gradueller als ein prinzipieller Unter-
schied: ,the main differences between this (i.e. the Aeolic) style of composition and dactylo-epitrite are its frequent mixture of s and d in the same unit, the great frequency of blunt junction without link anceps, and the strong preference for light anceps“.* Diese Umschreibung läßt aber sowohl den wichtigsten Punkt der Übereinstimmung als auch einige Unterschiede außer Betracht. Die Übereinstimmung
besteht darin, daß äolische Verse, wie daktyloepitriti-
sche, komplexe Wiederholung (vgl. oben II, 7.72.7) von metrischen Gruppen aufweisen. Nur ist die Anzahl solcher Gruppen in äolischen Versen beträchtlich grófier, was dem Hórer entsprechend geringere Móglichkeiten bietet, das zu antizipieren, was folgen wird. 37 In
Strophe
6 erscheint
^s
erst,
nachdem s* und ^s vorangegangen sind. Resolutionen in zwei Komponenten innerhalb einer metrischen Gruppe erscheinen erst Ep. 4.
5 CP 41ff. # CP 65. * CP 53. “a CP 65.
170
Sicking, Griechische Verslehre
Die beiden Kompositionsarten unterscheiden sich darin, daß 1. in äolischen Versen die in daktyloepitritischen Versen durchaus seltene Erweiterung von Gruppen normal ist; und 2. es in äolischen Versen Reihen von mehr als einem Anceps gibt.
Ein Beispiel für Sequenzen von mehreren Ancipitia bietet Pindar, Nem. IV: xxxds'd
Eine
Ι
xxxd
||
x sd x x sd Il
Interpretation
sdsxd . ll
xxsd
x ds N
xxxxdxd.ll
dieser Art läßt sich nur vermeiden, wenn
-
man
sds ||
x dss
. IIl.
bereit wäre,
entweder die Sequenz ...x x... oder eine ganze Menge von Responsionsfreiheiten hinzunehmen.#? Darz redet in diesem Zusammenhang von „the third kind of elementum anceps": „a short between two longs which has occasional licence to
lenghten, a phenomenon which I have called 'drag'".* Es ist jedoch völlig arbitrár, einen in sich klaren Cholosisbegriff in solcher Weise auszudehnen, daß man
z.B. Nem. IV ὁ (Lz.z) als „a fluctuation in double drag“ (CP 73) beschreiben
kann - eine Möglichkeit, die es Nem. IV’ (wo zz... den Vers eröffnet) nicht gibt. Aus denselben Gründen haben wir auch mit Doppelancipitia im Verlaufe von Versen zu rechnen, wie in Pindar, Pyth. VIIL“ wo _..-- CRUE
in Strophe?
- wenn man die Môglichkeit von ,occasional drag“ ablehnt - nur als dxxsds aufgefaßt werden kann, was sich dann Strophe * (xsdxxss), Epode ? (xsd und ? (sdsxxd_) wiederholt.
x xd _)
6.3.2.1 Der Unterschied zwischen daktyloepitritischen und äolischen Versen läßt sich näher bestimmen anhand von Οἱ, XIII, wo der Dichter nach SNELL (GM
50-1) und Dare (CP 63-4) von einem zum andern ‚Rhythmengeschlecht‘ übergeht. Str. 1. ..
- Il
.dd-
2.
--.--.-.....-
Il
3.
Le.
4.
__ ee... |
xs'sd.
Il
XSTSXS
XSTSXxS
5. Le crue 6.
7/8.
xs'sd_ (vel „ds'sd)
= oo
τυ
Ep.l.
ὦ.
xsd
Le
ce © NUE
-_.2.-.2eo ce 0
2. ee 3.
I
5. 0
Il
x dd »xdd xs'sxd
y
xdd'dd xs.
Il
s x dd Il
sxd's_
4,.............. I 5.
6.
_2---2-- νου.
LL un
xs
"SxSxS$ il
sxsxdd
li
7. ....... [nes
Adxs's_
I
sxs's's-..
Ganz wie in Nem. VII haben wir auch hier komplexe Wiederholung, diesmal
von fünf Gruppen (in der Reihenfolge ihres Auftretens d, s, sd, ss und dd). Anders als in Nem. VII werden diese Gruppen in diesem Fall dem Hórer jedoch 42 Die von SneLı gegebene Notation für Str.1
(zc...
=
.cho dim)
ändert
9 CP 67ff.
daran
* Bei Dare, CP 71, ebenfalls behandelt
nichts: auch dann fängt der Vers ja mit drei Ancipitia an.
als Beispiel für „exploitation of the drag motif".
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas
171
nicht so sehr durch Juxtaposition als vielmehr durch das Auftreten von Ancipitia eingeprágt. Diese charakteristische Rolle spielen die Ancipitia vom dritten Vers
an. Die Ähnlichkeit mit daktyloepitritischen Versen wird ab Strophe 7/8 stärker, weil die prolongierte Gruppe ds dann nicht mehr erscheint, woraus sich die Móglichkeit ergibt, den Abschluß der Strophe sowie die ganze Epode mit Hilfe der Maasschen
Symbole zu notieren. Dennoch
haben wir es nicht mit Daktyloepi-
triten sensu stricto zu tun: Juxtaposition außerhalb des abschließenden Verses und Auflósung von Longa sind ja in richtig daktyloepitritischen Versen ungewóhnlich. Kurz gesagt hat das Gedicht die Verwendungsweise von Ancipitia und die beschränkte Zahl von metrischen Gruppen mit daktyloepitritischen Gedichten gemeinsam, zeigt daneben jedoch auch für äolische Verse bezeichnende Merkmale.
Die Kompositionsart ist aber das ganze Gedicht hindurch dieselbe.** 6.3.2.2 Die Verwendung von Resolutionen ergibt manchmal die Aufeinanderfolge dreier Kürzen, wie z.B. Pindar, /sthm. VIII, wo Lu c I die Rea-
lisierung von vertreten.#
s's's_ ist und
die drei Kürzen
In vergleichbarer Weise vertreten
somit in Ol.
abwechselnd X,3-4
(x.
.. und .. c cuoc |
wu II) drei Kürzen die Elementenfolge __, was die dreifache Wiederholung der Sequenz _...- zur Folge hat und so den Eindruck erweckt, wir hátten es mit aus drei Brevia bestehenden ,Senkungen' statt mit der Realisierung von xs xSxSxSS'dd zu tun." 6.3.2.3
Eine
letzte, vielfach
genseitiger Abhebung (Lo 2 πονουννννυ- l| = 6.3.3
von
verwendete
Versen
Móglichkeit
ist Cholosis,
wie
zur Variation
und
z.B.
XI
in Pyth.
|| = xsdddss) oder Of. IX, Ep.*5 (-_: 0
- l LLL
ge-
Str.!
s-lz-l
xsdss | dsxsddd Il).
Zusammenfassend
lassen sich die Merkmale chorischer Aeolica bei Pindar
wie folgt beschreiben: 1. die Verse zeigen komplexe Wiederholung von heterogenen und homogenen metrischen (bisweilen prolongierten) Gruppen; in einfachen Beispielen handelt es sich besonders um s, d, ds, sd und dd. Die Abwechslung von Prolongation und
Juxtaposition kann zur Konstitution solcher Gruppen beitragen; 2. Verse kónnen mit einem oder mit mehreren Ancipitia anfangen; auch zwischen metrischen Gruppen finden sich bisweilen ein oder zwei Ancipitia. Die Realisierung dieser Ancipitia ist meistens in allen respondierenden Versen die gleiche. Kurzes Anceps kann die Grenzen zwischen den metrischen Gruppen ver-
wischen: ein von Pindar sichtlich geliebter Effekt. Andererseits kónnen Ancipitia auch die Klarheit des metrischen Profils fórdern, genauso wie das in daktyloepitritischen Versen die Regel ist; *5 Bacchylides 3 zeigt eine größere Diskrepanz zwischen Strophe und Epode:
+ Vgl. Pyth. X1,4-5. " Eine Analyse ,x_.__._ KU-X__._.
xsxss_I xdds_li xddsssxds_M xddxsxsll sxsxSxs|| sxsxs'sxsil. Die Epode entspricht hier allen üblichen Merkmalen daktyloepitritischer Verse, es sei denn, daß ab
__.._.. * läßt sich wegen der Aufeinanderfolge...x__.... nicht aufrechterhalten, illustriert jedoch die für solche Reihen charakteristische Ambiguität.
Ep. 2 nur noch s-Gruppen erscheinen.
172
Sicking, Griechische Verslehre
3. Respondierende Abweichungen vom Versprofil (Cholosis und Resolution) kommen der rhythmischen Variation zugute. Manchmal ergeben sich daraus beabsichtigte Ambiguitäten; 4. Zäsuren sind selten.“ Alles zusammen genommen, realisiert die äolische Komposition wie keine andere die künstlerische Absicht Pindars, der bekanntlich ποικιλία auf seine Fahne geschrieben hatte. 6.4
Pindar, Ol. II und Fragm.75, Bakchylides 17 und Simonides, PMG
541, er-
fordern eine gesonderte Behandlung. Maas hat für diese Gedichte ein eigenes ‚Rhythmengeschlecht‘ angenommen, „dessen Grundsatz scheint, daß die longa in
Gruppen von 1 und 2 die brevia in Gruppen von I und 3 zusammentreten, ancipitia nur am Periodenanfang erscheinen". SNELL und West’ betrachten den Rhythmus dieser Gedichte als eine Spielart von Iamben. 6.4.1 Die Frage, ob wir es hier mit einer speziellen Kompositionsweise zu tun haben, läßt sich am besten anhand von Pindar, Ol. II, erörtern. Das Schema: Str.1. „_.--.--|
2. eue
cv
„ss's_
eu
Il
Ass ss
ls
3. __.__. vc exx Lov mxs- ll 4. Lo e - Il 5. _-nxxu ux |]
xS!s!ge sss s'ws xsve!s'ws'os
6. coco xcu cuo cuoc Il
,S'svv'sv!ss's..
7.
xs'sssd
- ...........- Il
Ep.f.
LL.
c».
II
2.....- wu.
3. Leo
xs's='s Il
ss'ss's_
nee |
τὸ ς᾽ 95"5,5
4. Lou un
|l
xS's!s s
5. z(2)
M
xsve's's.
LA LL ccs
6. ._.-.MM
ASSS..
Die Abwechslung von Prolongation und Juxtaposition läßt in den fast völlig homogenen s-Versen zwei metrische Gruppen (s, ss) und - im letzten Vers der Strophe sowie der Epode - erweiterte Gruppen (sssd bzw. sss) erkennen. Infolge
der zahlreichen Resolutionen ergeben sich scheinbar dreisilbige ‚Senkungen‘.' Außerdem entstehen gelegentlich Ambiguitäten, weil sich an bestimmten Stellen nicht entscheiden läßt, ob wir es mit Prolongation oder vielmehr mit Juxtaposition zu tun haben, wie Epode 2, wo sss 's's.. den Tatsachen ebensogut gerecht wird wie ss'—ss's_. “ Ol IV ist das einzige Gedicht, in dem möglicherweise
Zäsuren
erscheinen.
Da
5 GM
68f. Eine ausführliche Behand-
es
lung bei M. L. West, ,Jambics in Simonides,
sich um ein Gedicht aus einer einzigen Triade handelt, besteht jedoch Unsicherheit hinsichtlich der Lokalisation der Versgrenzen.
Bacchylides and Pindar, ZPE XXXVII (1980), 137-55. Dort auch ein Verzeichnis einiger Fragmente geringeren Umfangs mit verwandten Merkmalen.
* Maas, GM (dritte Auflage), S. 16. Vgl. DaLe, CP 77f.
st Vgl. oben sub 4.2.3.
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas
173
Bei steigendem Versbeginn gibt es sowohl s... als xs... Beide sind unverkennbar: in Strophe 2 und 6 würde eine Interpretation der ersten Kürze als Vertreterin eines Anceps eine Anomalie (x__._: vgl. oben II, 7.8.7) zur Folge haben; in
Versen, die mit _-... anfangen, ist dagegen eine Interpretation der ersten Länge als Anceps unumgänglich. Str. 1 ist in dieser Hinsicht ambivalent.’? 6.4.2
Die hier gebotene Analyse macht es überflüssig, für dieses Gedicht eine
separate Kategorie ex iambis ortum oder ,iambic" anzunehmen. Im Vergleich zu
den äolischen Gedichten hat der Dichter sich hier nahezu auf s- und ss-Gruppen beschränkt. Die Verwendung von Prolongation und Juxtaposition sowie von Resolution weicht an sich nicht von dem ab, was uns in äolischen Gedichten begeg-
net, abgesehen davon, daß die Beschränkung auf s-Gruppen besondere Effekte ermöglicht, die den Versen ein eigenes Gepräge geben. Von einer Kombination von iambischen ‚Metra‘ (τ. να, νος, duc, ou, ν᾿, Und „-.-) oder sogar ‚Dochmien‘ (we, zx cov und =e-.-.-) kann schon deshalb nicht die Rede
sein, weil eine mit Hilfe dieser Kategorien durchgeführte Analyse kein verständliches künstlerisches Konzept zutage bringt.‘? Daß die Einzigartigkeit dieses Gedichts im wesentlichen auf die Beschränkung auf s-Gruppen zurückzuführen ist, geht auch daraus hervor, daß Pindar, Fr.75 zwar neben s-Gruppen auch andere Sequenzen enthält, sonst jedoch ın manchem
vergleichbar ist, was den Eindruck bestätigt, daß wir es in Of. II mit einer Spielart der äolischen Kompositionsweise zu tun haben.’ 6.4.3
Trotz aller Unsicherheit über den Text von Bakchylides’ Ἠίϑεοι (17)? ist
es unverkennbar, daß die rhythmischen Merkmale dieses Gedichts in manchem mit denen von Pindars Οἱ, II übereinstimmen. Das Gedicht zeigt jedoch - wie Pindar, Fr.75 - neben den überwiegenden s-Sequenzen auch einige heterogene Verse, eine größere Anzahl von erweiterten metrischen Gruppen (Strophe 18-9:
= xssss's='s_ und Epode 9-10: _._._.-. In... || = ssss—sss) und weicht von den vergleichbaren pindarischen Gedichten auch insofern ab, als gelegentlich einzelne versinterne Ancipitia (wie z.B. Strophe 10-12: πονπυςνονς-ον-ους νυν οὖς 1% = dssxddxss) erscheinen. 52 Im Rahmen der hier versuchten Analyse erübrigt sich die Annahme, daß uns in
53 Es sei denn, man wäre bereit, in den von West, o.c, 1980, 141, genannten
diesem Gedicht ‚dochmiac units‘ begegnen
„rules“ ein solches Konzept zu sehen.
(so West, GM 68; vgl. o.c, 1980, 149f. Vgl. unten V 7, Anm.4). Für Str.3 und 7
5* Anders West, GM 69: „In Pindar, Fr. 75, the additional forms ...._ , v«-.xx and
und in Ep.4 vgl Darr, CP 78: „s's“'s“_s'si, .s""s.sdl und _s's“_ “s_|}, wo in jedem Vers ein Ancepselement
_..- occur among the iambics, and there is
erscheint, vermutlich weil Dare die Cholo-
sis in Str.3 und Ep.7 sowie die Prolongationen s“5s und sssd in Str. 3 bzw. 7 vermeiden wollte. Kaum als solche erkennbare
Ancipitia ohne ihre sonst bei Pindar übliche Funktion sind jedoch weniger wahrschein-
lich als Cholosis und Prolongation.
a greater admixture of aeolic cola." Vgl. West, o.c, 1980, 145. 55 Vgl. Maas, o.c,
1921,
M. Bacch. XXXIV-XXXVI
13ff.;
SNELL-
und 57f.; ΚΕ.
FOHRER, ‚Text und Kolometrie von Bakchy-
lide Ἠίϑεοι (c.17), NAWG
VI (1976),
165 ff.; West, o.c, 1980, 137 ff. % Das Versende um zwei Elemente früher als Sneıı-M., Bacch.; vgl. das Versende
Str. 15. Das letzte Anceps einmal als Doppelkürze realisiert.
174
Sicking, Griechische Verslehre
6.4.3.1
Das Gedicht ist berüchtigt wegen der großen Anzahl von Responsions-
abweichungen, die - wie SNELL/MAEHLER
mit Recht feststellen - nicht auf das
Konto der für die Kolometrie des Papyrus verantwortlichen Grammatiker geschrieben werden dürfen.” Die von der bisherigen Forschung?* im wesentlichen akzeptierten Responsionsfreiheiten lassen sich folgendermaßen kategorisieren: ]. -- nn.
= lle eu
(Str. 20): daß zwei Beispiele eines und desselben
Verses Resolution an verschiedenen Stellen zeigen, ist in Versen dieser Art zwar ungewöhnlich, dürfte jedoch weniger Anstoß erregen, weil es sich um zwei an und für sich durchaus denkbare Realisierungen des Versschemas (xs'ss) handelt. 2. u-u-we- (V. 87) und __._.- (V. 110) (xs'=s, steigend) — Le. ὖ- (Str. 21) (5.5, fallend): die Versionen sind durch die zusätzliche Resolution isosyl-
labisch;*? außerdem sind die beiden Varianten des Versbeginns in anderen Versen belegt (^s... in Strophe 1 und xs... passim). Vergleichbar ist -...-.-...- z (V. 68) (s-'s'=s_)
πίτυν. .-s (Str.2) (s“'sss_), wo es zwei- bzw. einmal
Juxtaposition gibt, durch eine zusätzliche Resolution jedoch Isosyllabie entsteht. Skandiert man jedoch Μίνωι nicht _.. (so SNELL), sondern __ (so FÜHRER und West), dann ergibt sich ein Fall wie 3. 2_.-- (= x)-.-- (V.72) τους. (Str.6): der abweichende Vers hat Prolongation mit Hilfe von Anceps; die übrigen Verse haben Juxtaposition und sind demzufolge um ein (Anceps-)Element - und um eine Silbe - kürzer (xsxs_ — xs's_). Ebenfalls nicht isosyllabisch sind die Sequenzen _._x_.--.- (sxs's: einmal Prolongation, einmal Juxtaposition) (V. 38) und ___-.--.- (s's's: zweimal
Juxtaposition) (Str. 15: so FÜHRER und West). Die Abwechslung von Prolongation und Juxtaposition sowie das versinterne Anceps gehören an sich zu dem in diesem Gedicht verwendeten Formenrepertoire.*? 4. Seltsamerist... 0. 0 (xdsss) (V. 8) — ...
Lc
cul. (xs'sss) (Str.
8-9): die beiden Versionen sind nicht isosyllabisch; akzeptiert man die zugrundeliegende Skansion,?! so respondiert ..... mit _... , was eine d-Komponente in einen homogenen und durch die Juxtaposition statt der Prolongation um ein markiertes Element lángeren s-Vers hineinbringt.
Die Beurteilung dieser Anomalien hängt aufs engste mit der Vorstellung zusammen, die man sich von den Prinzipien, nach denen diese Verse gebaut worden sind, macht: was diesem Interpreten zulässig erscheint, wird jener für unannehm-
bar halten. Die Tatsache, daß eine vergleichbare Anháufung von Anomalien und Ungewißheiten in keinem anderen leidlich gut überlieferten Gedicht gefunden wird, berechtigt zu der Annahme, daß wir es hier mit einer Ausnahme zu tun haben, die keine weittragenden Folgerungen zuläßt. Eben darum sind hier sämtliche 5” SugLL-M., Bacch. XXXV. 55 Vgl. Anm. 55. # Vgl. Ar., Vesp. 339 — 370, Lys. 788 — 812 und
789 — 813.
*? SNELLS
(o.c,
worden.
1976,
χέρα
181)
πέτασσε
mit
Vgl. Aisch,
Eur., EL 1185 — 1201.
ist von
FÜHRER
Recht
beanstandet
Choeph.
800— 812;
*! Bei der von West bevorzugten Lesart bekommt man xd“'sss: die Aufeinanderfolge von vier Kürzen ergibt in einem Gedicht, wo ... ‚thematisch‘ ist, eine Anomalie.
IV. Strophische Gedichte aufferhalb des Dramas
175
von verschiedenen Interpreten akzeptierten Responsionsabweichungen verzeich-
net worden. Dabei ist es wohl nicht ohne Bedeutung, dafi fast alle abweichenden Verse an und für sich ein Versprofil zeigen, das sich als solches mit den an dem
Gedicht zu beobachtenden rhythmischen Merkmalen vertrágt. Die einzige Ausnahme - die aus diesem Grunde inakzeptabel sein dürfte - bildet die unter 4. genannte Abweichung, die nicht nur ein überzähliges markiertes Element, sondern
außerdem eine d-Komponente an einer Stelle hineinbringt, wo das - im Vergleich zu dem, was sich in Pindars Ol. II beobachten läßt - durchaus verdächtig ist. Die übrigen Abweichungen sind - soweit nicht aus anderen inhaltlichen, sprachlichen oder stilistischen Gründen anfechtbar - hinzunehmen, unter Anerkennung unserer mangelnden Kenntnisse bezüglich der Beweggründe, die den Dichter dazu veranlaßt haben. Die regelrechte Folge der hier vertretenen Ansicht ist, daf sich der Rigorismus, mit dem Maas die übergroße Mehrheit der Responsionsfreiheiten beseitigen wollte, nicht aufrechterhalten läßt. Solange wir für die Abweichungen in dem soeben behandelten Bakchylidesgedicht keine Erklärung gefunden haben, kónnen wir Erscheinungen dieser Art anderswo nicht ausschließen. 6.5
Zusammenfassend kann man zur Kompositionspraxis der drei großen Chor-
lyriker folgendes sagen: 6.5.1
Gemeinsame
1. komplexe
Merkmale sámtlicher Gedichte sind:
Wiederholung
metrischer Gruppen
in vorwiegend
heterogenen
Versen;
2. das Vorkommen von Ancipitia sowohl am Anfang wie auch im Verlauf der Verse;
3. eine streng durchgeführte Responsion: - Resolution und Kontraktion werden meistens in allen respondierenden Versen an derselben
Stelle wiederholt;
- Ancipitia werden in der Regel in allen respondierenden Versen gleich realisiert;
4. offensichtlich bewußte Verwendung
von
Prolongation
und Juxtaposition
von metrischen Gruppen;
5. eine große Variabilität im Aufbau von Strophen und Epoden, in denen jedes einzelne Versprofil nur in dem Zusammenhang sinnvoll ist, in dem es erscheint. 6.5.2
Der Unterschied zwischen daktyloepitritischen und äolischen Versen be-
steht vor allem darin, daß
1. die Dichter sich in daktyloepitritischen Gedichten auf homogene Gruppen beschränken, in äolischen Gedichten dagegen auch heterogene Gruppen erscheinen; 2. in äolischen Versen mehrere aufeinanderfolgende Ancipitia vorkommen kónnen. Die wichtigsten graduellen Unterschiede sind die folgenden: 1. in daktyloepitritischen Gedichten ist Prolongation mit Hilfe von Anceps die Regel; Juxtaposition gibt es nahezu ausschließlich gegen Ende einer Strophe oder
176
Sicking, Griechische Verslehre
Epode. In äolischen Versen dagegen ist Juxtaposition ein frequentes und wichti-
ges Merkmal des Versprofils und leistet manchmal einen Beitrag zur richtigen Perzeption der metrischen Gestalt der Verse;
2. Erweiterung von einmal eingeführten metrischen Gruppen ist in äolischen Versen frequent, in daktyloepitritischen Versen dagegen selten; 3. in daktyloepitritischen Versen sind die Ancipitia überwiegend durch lange, in äolischen Versen durch kurze Silben realisiert. Demzufolge haben daktyloepitritische Verse eine klare metrische Struktur; in äolischen Versen sind die Gren-
zen zwischen den metrischen Gruppen manchmal unscharf, weil der Unterschied zwischen einem Breve und einem kurz realisierten Anceps sich nicht bestimmen läßt;
4. in daktyloepitritischen Versen sind platzgebundene Resolution und Cholosis selten; in äolischen Versen spielen beide eine wichtige Rolle bei der Gestal-
tung des Versprofils. In manchen Versen ergeben sich durch Auflösung von Longa beabsichtigte Ambiguitäten sowie scheinbare Abweichungen von der Regel, daß mehr als zwei aufeinanderfolgende Brevia ausgeschlossen sind. 6.5.3
Die Verfahrensweise der einzelnen Dichter stimmt in mancher Hinsicht
überein.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Pindar und Bakchylides besteht darin, daß letzterer eher geneigt ist, längere Verse mit Hilfe einer Zäsur zu strukturie-
ren. Manchmal befindet sich diese Zäsur auf der Grenze zwischen zwei metrischen Kola, meistens jedoch hat der Dichter durch Wortübergreifen die den Vers konstituierenden metrischen Gruppen integriert. Soweit es aus dem vorhandenen
Material erschlossen werden
kann, sind Pin-
dar und Simonides getrennte Wege gegangen, während in den späteren Gedichten des Bakchylides der Einfluß Pindars spürbar sein dürfte.?? 6.5.4
Die hier gebotene Beschreibung beansprucht lediglich, die funktionellen
Prinzipien herauszuarbeiten, die es ermóglichen, die distinktiven Merkmale, die
das Profil der Verse bestimmen, zu erkennen. Der rhythmische Charakter und die Architektur der einzelnen Strophen und Epoden sind nur mit Hilfe von einer
für jedes Gedicht eigens durchzuführenden Interpretation zu erfassen.?? 6.6 Abschließend sei hier ein Beispiel für eine Analyse eines äolischen Gedichts Pindars gegeben, und zwar der in seinen letzten Schaffensjahren (446?) entstandenen achten Pythischen Ode. Das Schema und dessen Interpretation sehen aus wie folgt: Strophe: l1. vun ἔπος }} 2. =... RERUM
wur | πνοννον-]}
vel LLun - Ml
“sds (vel xxds) sd“s
ss.
*? Vgl. SNELL, GM 52. ** Vgl. KannıcHt, Gn 126ff. zu den von
voll' und in diesem Sinn als ästhetisch relevant zu begreifen (obgleich doch gerade
ihm mit Recht abgelehnten Versuchen Kor-
das Regelhafte der metrischen Technik sei-
ZENIEWSKIS,
nen formal-ästhetischen
,die
technischen
Daten
des
Versbaus (...) per fas atque nefas als ,sinn-
zu haben pflegt)“.
Sinn in sich selbst
IV. Strophische Gedichte außerhalb des Dramas 3. __
|
4... 5.
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Lic Lic.
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x -»- e - ll
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6. Li cui eis... ἢν} 7. .-.-i..i.-.-M
177
|
dxxsds
X -v-veaXX- ve - ll x o 2X v- e - ll
xsdxxss x$x5$$
Xcv-vusXXcvcv-
xsdxxss
Epode: l. ons. 2.
envois
ee.
ἢ
xxx
3. -z_...ieim..-_| 4. __ I ci LL iL EL UI 5. „Iris ll ἢν
ee
xsdxxd_
XX-ve-ve-XXcvvaclll Xavvmmvvaveve ll xx xx veces - Il
(vel xx. 6.
|
EVIL E LLL i. ἢ}
xxxxx
(vel
ee
fl
cool
_5 5... NN
xxdsxxd_ x d'dss xxdsxxds
x x ds'sds) x x x x x dss _
xSsdss_).
Str. 1. Introduktion der Sequenz sds mit aufgelöstem erstem Element. Die drei
Kürzen am Anfang kónnen auch xx vertreten, was sich im folgenden als bedeutsam erweisen wird. Str.2. Der zweite Vers ist ambivalent: die fünf aufeinanderfolgenden Kürzen können sowohl .......... wie auch ..._.-... vertreten. Str. 3. Der Vers ist eine steigende, verkürzte Variante des ersten Verses. Str.4. Der Vers wiederholt den steigenden Anfang seines Vorgängers sowie
die Aufeinanderfolge sds des ersten Verses, diesmal jedoch mit Juxtaposition (vgl. 2) von s und ds. Die Dihäresis zwischen den beiden juxtaponierten Gruppen hat der Dichter vermieden. Str.5. Die Aufeinanderfolge zweier Longa bekundet, anders als im vierten Vers, keine Juxtaposition: wir haben es mit der Gruppe -..- zu tun, worauf zwei
versinterne Ancipitia die Wiederholung des ersten Verses (sds) einleiten. Das erste Anceps ist unveránderlich durch eine Länge realisiert; in den Fällen, wo sich
an der Stelle des zweiten Anceps eine Kürze findet, ergibt sich der Eindruck, wir hätten es mit Juxtaposition (_..--.-... = ,d's...^) zu tun. Str.6.
Der Sequenz xsd (die sich zum sds des ersten Verses genauso verhält
wie das sd des dritten Verses zum sds des zweiten) folgen wiederum zwei ancipitia interposita, die diesmal überleiten zu ss - was den zweiten Vers anklingen läßt. Str.7. Ein homogener s-Vers, dessen zweite Komponente (ss) das Ende von 6
wiederholt.** Ep.1. Der Vers wiederholt den sechsten Vers der Strophe; nur die Behandlung der beiden Ancipitia weicht ab ( Das geht hervor aus dem Inhalt der in Dochmien komponierten Stasima sowie aus dem charakteristischen Kontrast zwischen gesprochenen iambischen Trimetern und παρακαταλογάδην vorgetragenen Partien in Amoibaia, bei denen Chor und Schauspieler einander abwechseln.“ Daß der 8 für die rhythmische μίμησις der ἀταξία besonders geeig-
net ist, hängt wohl mit der hóchst ungebräuchlichen Asymmetrie dieser metrischen Gruppe zusammen, in der eine steigende und eine fallende s-Komponente juxtaponiert sind. Auch die aus den fast unbegrenzten Resolutionsmóglichkeiten hervorgehende Häufung von Kürzen und die rhythmische Pluriformitát tragen dazu (wie schon ARISTIDES QUINTILIANUS [1,17] - oder sein Gewährsmann - gesehen hat: δόχμιοι δ᾽ ἐκαλοῦντο διὰ τὸ ποικίλον xai ἀνόμοιον xai μὴ κατ᾽ £090 ϑεωρεῖσϑαι τῆς ῥυϑμοποιίας) nicht unwesentlich bei.
% Vgl. Aisch., Sept. 563ff, wo _.._.-doch wohl als die klingende Form von 22-22 zu betrachten ist und das Etikett
“ Wichtiges dazu bei P. HäNDEL, ‚Formen und Darstellungsweisen in den Komödien des Aristophanes', Göttingen 1963, 44,
‚aristophaneus‘ nichts Sachverhalts beiträgt.
und KaNNicur, Gn
7 So West,
GM
zur
Erklärung
des
“ Für 111, wo
auch
die be-
treffenden Stellen zitiert sind. 9 Wenig häufig sind dochmische
Se-
quenzen, in denen ein nicht-markiertes Ele-
die
123-4.
implizite
Etymologie
vgl.
CHotERoBOscus, Comm. in Heph. (C.239, 15-240,6), wo das Verhältnis 3:5 zwischen
.- und οὖ. erklären soll, warum der ‚Fuß‘ nicht ὀρϑός, sondern δόχμιος heißt. Daß der
ment durch eine Doppelkürze realisiert ist:
Name
„zer Oder css oc. Dare, LM 105, redet von ,freak forms". Für die Stellen vgl.
ungleiche Schrittfolge des Tänzers voraus-
West, GM
111. Nach ihm gibt es 10 môgli-
che (zum Teil zweifelhafte) Beispiele. Die Belegstellen für Responsion dieser Sequenzen mit Dochmien sind alle anfechtbar. 9? KaNNICHT, Gn
123.
darauf beruht, daß die Sequenz eine
setzt, ist an sich denkbar, jedoch weniger wahrscheinlich, wenn man KANNicHTs (0. c., 124) mit guten Argumenten unterstützte
Auffassung,
daß
Dochmien
παρακαταλο-
γάδην vorgetragen wurden, teilt.
190
Sicking, Griechische Verslehre
1.2.2.1
Die Vermutung, daß die Möglichkeit eines expressiven Kontrasts zwi-
schen lamben und Dochmien letzten Endes mit einer genetischen Verwandtschaft zusammenhänge, hat KaNNicuT* im folgenden Schema zum Ausdruck gebracht: ia trim
X-.-
do dim 6-elem do
en u
hypodo*
x-.-
| x-.-
| ee .-
-.-
-d
e...
Danach wäre ein dochmischer Dimeter das Âquivalent eines iambischen Trimeters mit zwei ‚unterdrückten Senkungen‘ und caesura media, der ‚lange‘ Doch-
mius das Äquivalent eines halben Trimeters, und der ‚Hypodochmius‘ wäre mit dem zweiten Kolon eines Trimeters nach der H-Zäsur gleichzusetzen. Auch wenn man außer Betracht läßt, daß ‚Hypodochmius‘ und ,Dochmius Kaibelianus'
strenggenommen keine ‚Varianten‘ des 6 sind, vernachlässigt diese Auffassung wesentliche Unterschiede zwischen dem Trimeter einerseits und dem 8 andererseits: in einem dochmischen ‚Dimeter‘ ist Dihäresis zwischen den Dochmien eine
normale Erscheinung, im Trimeter dagegen ist die caesura media vielmehr eine Ausnahme;* auch sind die unmarkierten Elemente des ö keine Ancipitia, und das
zweite Element des , Hypodochmius' ist kein Anceps, sondern ein Breve. Schließlich weichen die für den 8 bezeichnenden Resolutionsmôglichkeiten von dem, was im tragischen Trimeter üblich ist, wesentlich ab. 1.2.3
Bestimmte Erscheinungsformen des ὃ (wie z.B. _____ und _..-.-) ermög-
lichen einen gleitenden Übergang zwischen d-Rhythmen und Dochmien. So erscheint in Eur., Hec.
154-174 — 197-215, einige Male die Sequenz ___-- (in ana-
pästischem Kontext die klingende Variante von ::_::_), die, weil sie mit :__:_ identisch ist, unvermittelt in ὦν... (185) übergehen kann. In demselben Kontext
bewirkt _______ = sosos.. oder 22222.) einen Übergang von steigender zu fallender Bewegung. Auch die in diesem Zusammenhang (ec. 165) auftretende Sequenz ....... ist deshalb besser nicht als Dochmius zu betrachten.“ Beispiele dieser Art verdeutlichen, daß es höchstens insofern sinnvoll ist, von ‚Affinität‘ zwischen Dochmien und Daktylen bzw. Anapästen zu reden, als doch-
mische und d-Sequenzen beide Reihen von Längen aufweisen kónnen, deren Mehrdeutigkeit einen Übergang vom einen zum anderen Rhythmus bewirken kann. Wenn es sich nicht um Übergänge dieser Art handelt, ist es im allgemeinen
nicht sinnvoll, vereinzelte Sequenzen in einem nicht dochmischen Kontext mit dem Etikett ‚Dochmius‘ zu versehen. Umgekehrt ist es zwecklos, bestimmte Sequenzen in einem dochmischen Kon-
text mit Etiketten zu versehen, die vielmehr in einen äolischen Kontext hineinpassen, und z.B. _.._.__ (Aisch., Sept. 567) oder _._.._- (Aisch., Ag. 1411) als ,ari-
stophaneus* bzw. als ‚pherecrateus‘ zu bezeichnen:** es handelt sich um Sequenzen,
41 KANNICHT, Gn 124. Für Ar, Ach. 492 - 568, WO | --.-2-2e-e-eund alu. respondieren, vgl. oben 7.1.5.
* Vgl. oben III3.4.3. *
Contra
Dare, III 58.
5 Beispiele für ‚5 in fallendem d-Kontext bei West, GM 112. ** Dare, III 8 und 17. vgl. West, GM
113.
Drama
191
deren Auftreten im betreffenden Kontext ohne weiteres verständlich ist, weil ihre
rhythmische Form genau hineinpañt. Ein charakteristisches Beispiel bietet Aisch., Ag. 1448 ff. — 1468 ff.: one sun Ss... I urn
encore À
ds'ds'sd_ xs'ss_
Ι
dds_,
wo die Bezeichnungen ‚2 do + pher' ||, ‚sync ia trim cat“ | ‚alc decasyll* I" nach der
vorangehenden (durch die Klausel _._..__ abgeschlossenen) überwiegend dochmischen Strophe statt der beabsichtigten rhythmischen Einheitlichkeit regellose Pluriformität suggerieren. 1.3
loniker
1.3.1
Unverkennbar ionische Partien von gewissem Umfang gibt es in der Tra-
gódie nur bei Aischylos (Pers. 65 ff., Sept. 720ff., Suppl. 1018ff., P. V. 397 ff.) und Euripides (Cycl. 495 ff., Suppl. 42ff., Bacch. 72ff., 135 ff., 370ff., 519ff.). In der
Komödie ist in erster Linie auf Ar., Ran. 323ff. (Mystenlied) und Thesm. 101 ff. (Lied des Agathon) zu verweisen. Eine Behandlung der charakteristischen Merk-
male des ionischen Rhythmus erfolgt am besten anhand des ältesten überlieferten Beispiels bei Aischylos. 1.3.2 Die Partie (Pers. 65-114) enthält drei verhältnismäßig kurze Strophen und Antistrophen, denen ein nicht respondierendes Stück folgt. Indizien für Versende
sind selten. Daß wir es nicht mit nviyn zu tun haben, zeigen die Verse 94-99 — 100-106, wo Hiat zumindest zwei Verse relativ großen Umfangs (15 bzw. 20 Elemente) indiziert. Zusammen mit inhaltlichen und rhythmischen Überlegungen rechtfertigt das etwa folgende Analyse: A — A' (65-72 — 73-80)
REN ENE NT DN RN 2. In RE I rn. MM M >
.d'd'd'd'd'd'd_ .d'd'd'dd.. .dd'dd'd_
lond- TN RE I 2. dL. d.i 3. zo ce coude gre Il >
.d'd'd'd. .d'd'd'd. „d'd'dss_
B - B' (81-6 - 87-92)
C « C' (94-9 — 100-6)
SN EE RR I. 2. 2-l ἘΝ > >
.d'dd'dd'd_ .d'd'd'd'ddss
Ι
(107-14) (‚Mesode‘)
RENE NE
RN
.d'd'd'd_
2. 2-_l2-_-.. 12... -- |
„d’d'dss_
3 22-12 LIL 4 σου usc 2-12
* Dauer, III 17. Vgl. z.B. Date, 138,
„d'd'd'd_ .d'd'd'd.
ο
Soph., O.7: 866 — 876 (vgl. unten /.5.4) als
,chor heptas B + doch
siert wird.
+
ithyph* analy-
192
Sicking, Griechische Verslehre
Gemessen an den distinktiven Merkmalen, die das Profil und das gegenseitige Verhältnis griechischer Verse bestimmen, ist eine ‚rein‘ ionische Reihe zu be-
schreiben als eine steigend beginnende, durch Juxtaposition
fortgesetzte und
klingend
wie
schließende
d-Sequenz
(..—
...-
...
-..-- l|),
die
Formel
„d'd'...'d_ zeigt. Bringt man jedoch das Prinzip, daß sich durch Wiederholung einer Sequenz metrische Gruppen manifestieren, zur Anwendung, so ergibt sich eine κατὰ μέτρον gebaute Sequenz mit einer metrischen Gruppe .._-. Die Juxta-
position befindet sich dann nicht - wie gewóhnlich - an der Grenze zweier metrischer Gruppen, sondern innerhalb einer metrischen Gruppe (.-'-, .._"_... N. Die stichisch verwendeten ,d'd'...'d-Verse, wie wir sie bei Alkman (PMG 46)
gefunden haben, haben durch die regelmäßige Diháresis eine konstante steigende Bewegung und sind somit eindeutig κατὰ μέτρον gebaut. Die oben zitierten Verse des Aischylos widersetzen sich jedoch einer xartà-uétpov-Analyse, weil die Wort-
grenzen so gelegt sind, daß steigende und fallende Bewegung einander abwechseln. Daraus ergibt sich ein eigenartiges Schillern zwischen steigender und fallender Bewegung, das den Versen ihr charakteristisches Gepráge gibt. Der beabsich-
tigte rhythmische Effekt wird noch verstärkt durch das gelegentliche Erscheinen von prolongierten (die steigende Bewegung fortführenden) statt juxtaponierten d-Gruppen wie in A 2,3 und C 1, wo man sich bei einer Analyse nach Metra gezwungen sähe, mit synkopierten bzw. katalektischen Dimetern zu rechnen.
Auch die übliche Analyse von B 3 als ion tetram anacl und von ,Mesode' 2 als ion dim + anacr** überzeugt nicht: sie läßt sich nur dann aufrechterhalten, wenn man bereit ist, den vergleichbaren, mit einer (diesmal stumpfen) s-Sequenz schliefienden Vers C 2 als die Verbindung eines katalektischen ionischen Trimeters mit einem ebenfalls katalektischen ,anacreonteus'* zu betrachten, was den falschen
Eindruck hervorruft, es handle sich um die Abwechslung von vollen, anaklastischen, katalektischen und synkopierten Metra. 1.3.3
In der Perspektive des soeben Gesagten verliert die Frage, ob wir es in be-
stimmten Fällen mit Choriamben oder mit Ionikern zu tun haben, ihren Sinn.*?
Ein vielberufenes Beispiel bietet Aisch., P. V. 128ff.5! Obwohl sichere Indizien für die Lokalisierung der Versgrenzen fehlen, läßt sich folgende Analyse im Lichte des oben zu den Merkmalen von Sequenzen dieser Art Gesagten verteidigen: 1. __.- - [IN Aa I 2. Luna [Rio 3. [2e
I
xs'dss_ ,dss'd'ds.-
[-ονουνον I--Il
.ss'd'dds_
4. ὥς. IN 5. 2-._.-12-.--| 6. Lovese Ii
** Vgl. Dare, HI 303-4.
„ss'dss_ „dss'ds_ ,sdds.-
#1 Vgl. die Kolometrie in den Aischylos-
Ib.
ausgaben
5€ Vgl. G.Zuwrz, ‚Drei Kapitel zur grie-
und bei Dare, III 312.
chischen Metrik', Vien
1984.
von WiLamowiTz,
MURRAY,
PAGE
Drama
193
Die rhythmische Interpretation dieser Strophe sieht etwa wie folgt aus: 1. Alle Verse sind heterogen und haben einen steigenden Anfang und einen klingenden Schluß. Im ersten Vers ist der Anfang durch ein Anceps, in den übrigen Versen entweder durch „ oder durch .. realisiert.’? Die Mehrdeutigkeit der
ersten langen Silbe der Strophe (die nicht nur ein ‚echtes‘ Anceps, sondern auch ein kontrahiertes Doppelbreve vertreten kónnte) verleiht dem rhythmisch bedeutungsvollen Wechsel von .... und ..... mehr Relief. 2. Alle Verse, der letzte ausgenommen, zeigen einen Wechsel von Juxtaposi-
tion und Prolongation. 3. Die zwei Verse (2 und 5), die einen dreimaligen Wechsel des Rhythmus (d 2» s» d» s) zeigen, werden beide umrahmt durch zwei Verse, deren Bewegung von s über d zu s zurückführt. So ergibt sich eine Gliederung der Strophe in zwei Teile (aba, aba).
4. Das erste Kolon des zweiten Verses wiederholt das zweite Kolon des ersten. Das zweite Kolon unterscheidet sich von seinem Vorgünger durch eine umfangreichere (juxtaponierte) d-Komponente und gleichzeitige Verkleinerung der
s-Komponente. Im dritten Vers ist die d-Komponente (diesmal mittels Prolongation) weiterhin verstärkt. Der zweite Teil der Strophe beginnt mit einem Vers (4), der sich von dem ersten Vers darin unterscheidet, daf er einen diesmal unverkennbaren s-Anfang hat
und daß mit der respondierenden Wortgrenze eine (ebenfalls steigende) s-Bewegung einsetzt. Vers 5 ist in seinem Verhältnis zu seinem Vorgänger teilweise vergleichbar mit Vers 2 in seinem Verhältnis zu Vers 1 (er fängt mit d an und schliefit mit ...ds. statt mit ...dss_). Diesmal hat das zweite Kolon aber einen
fallenden Anfang, und die Vergrößerung der d-Komponente bleibt aus. Der abschließende Vers der Strophe ist a. die steigende und um eine d-Komponente erweiterte Variante des zweiten Kolons seines Vorgängers, b. die steigende Variante des zweiten Kolons des dritten Verses und c. wegen der Wieder-
kehr der Reihenfolge s > d > s das Gegenstück des ersten Verses der Strophe. 1.3.3.1
Was diese Analyse sichtbar zu machen versucht ist, daß die Frage, ob das
Lied ‚choriambisch‘ oder jionisch' zu interpretieren sei, am Kern der Sache eben-
so vorbeigeht wie ein Versuch, eine Gliederung der Verse in benennbare Kola oder Metra durchzuführen. Daraus, daß die Sequenz, die das zweite Kolon des ersten Verses bildet, anderswo als ‚anacreonteus‘ erscheint oder daß bestimmte
Elementenreihen wie Ioniker aussehen, ergibt sich kein Grund, eine Einteilung nach
Kola
vorzunehmen,
die das
Etikett ‚ionisch-anakreonteisch‘
rechtfertigen
soll, die rhythmische Struktur der Verse jedoch geradezu unkenntlich macht.’ 52 Für eine vergleichbare Abwechslung von steigendem d- und s-Anfang s. z.B. Sappho, 102 L. P. 53 Daß die von Zunrz (o. c., 1984) bevorzugte Kolometrie (93-4) im großen und
ganzen mit der in den Handschriften vorgefundenen Abteilung der Kola übereinstimmt, spricht weder für noch gegen ihre
als die z.B. von PAGE bevorzugte Abteilung, geht einfach daraus hervor, daß ZuNrz (wie die letzten Endes für die Kolometrie der Handschriften verantwortlichen antiken
Grammatiker) die von Pace zugunsten ciner bestimmten Interpretation vernachlässigte Lokalisierung der Wortgrenzen berücksichtigt hat, besagt aber selbstverständ-
Richtigkeit. Daß sie mit der syntaktischen
lich nicht, daß die Wortgrenzen
Struktur des
die Grenzen
Liedes
besser übereinstimmt
zwischen
zugleich
Baueinheiten
seien.
194
Sicking, Griechische Verslehre
1.3.4 Ein verhältnismäßig unkompliziertes Beispiel wie Eur., Suppl. 42-47 — 48-53 kann, anhand einer Gegenüberstellung einer xatà-pétpov-Analyse und einer nach den oben erórterten Prinzipien durchgeführten Interpretation, das bezüglich der aischyleischen Verwendung von Ionikern Gesagte noch illustrieren. Die Analyse bei Date” sieht wie folgt aus: v...vo..
vun
sun vov vv
ion hexam cat
sync ion dım sync ion dim + ion dim cat
Il
ERE
Il
ion tetram cat’
und ergibt den Eindruck, die Gestalt der Verse werde durch die Abwechslung von Synkope und Katalexis und durch das Größenverhältnis der Kola bestimmt. Wenn man aber jeden Vers zunächst als Ganzes betrachtet und die Lokalisierung der Wortgrenzen berücksichtigt, ergibt sich folgendes Bild: e. .llueb, 22-2 | — ,d'd'd'd'd'd (,d'd.| .d'di d'd) Fr Res, .--2- Ι .dd'dd'd'd (.dd-| .ddi d'd) 12, ete el .d'd'd'd (,d'd| d'd). Die ersten zwei Verse enthalten drei rhythmische Kola; die ersten beiden sind
steigend, das dritte dagegen ist fallend. Der Unterschied zwischen dem zweiten Vers und dem ersten besteht darin, daf in den beiden ersten Kola jetzt Prolonga-
tion statt Juxtaposition erscheint. In Vers 3 setzt bereits nach dem dritten Element eine fallende Bewegung (mit gleichzeitiger Juxtaposition) ein, die sich dann nach der Zäsur weiter fortsetzt. Das abschließende Kolon ist in allen drei Versen dasselbe. Bemerkenswert ist, daß sich an den für den steigenden bzw. fallenden
Charakter der Bewegung relevanten Stellen in diesem letzten Kolon weder in der Strophe noch in der Antistrophe eine Wortgrenze findet. In den anderen Kola sind die (nicht-respondierenden) Wortgrenzen dagegen in Mehrheit so gelegt, daß gegenüber einer steigenden Bewegung in der Strophe eine fallende Bewegung in der Antistrophe erscheint (und umgekehrt) - was den Eindruck, daß der
ständige Wechsel der Bewegung dem Dichter wichtig gewesen sei, weiterhin verstärkt. Charakteristisch für Verse dieser Art sind also drei sich gegenseitig verstärkende Merkmale, d.h. 1. daß die sich durch Wiederholung
abhebenden
metri-
schen Gruppen das eine Mal durch eine Wortgrenze getrennt, das andere Mal durch Wortübergreifen integriert werden, 2. daß steigende und fallende Bewegung und 3. Prolongation und Juxtaposition einander abwechseln. Die längeren ionischen Partien in den Bakchen des Euripides zeigen ein komplizierteres und im Vergleich zu dem anderswo Vorgefundenen variierteres Bild.
Dafür seien noch folgende Beispiele gegeben: 54 Daue, III 317. 55 Date
wenn
notiert
durch die typographische Anordnung sowie nur
dann
es dafür unabhängige
Versende,
Indizien
gibt
wie brevis in longo und Hiat, macht jedoch
durch
an
die
welchen
Kolonbezeichnungen
Stellen
ihrer
Versende anzunehmen sei.
kenntlich,
Meinung
nach
Drama
195
64-71
SANS 2 ERA | 2. PE EU PIE Il BH r2 PRES Kc E I-y.--1 2-_.-- 12. --- Il
.ddd'd'd.dd'd'd'd'd .dd'd'd'd'd'd_ „d'd'dss,
72-87 — 88-104
RES es PaEee RES Il ER AT RUES Il S.l... In-12-_1 ARRETE I NE Il CE ANNEE
LE EC RUE EEE
ll
dssdssdss dssdssdss Ad'd'd-'d.d'd'd'd'd'd.. (vel ,d'dssd'd'dvel ,d'd's'd'd'd.) ,d'd'd'd.. ,d'd'd'd'dss'd,
105-19 — 120-34
Zu
vw Deve
lu.
|
dssds_
ls--I-sox- - M won il
Dev
[men
d^ ssds. dss^'ds.
|
dds'sdd (vel sds'- sdd)
Ivo ernennen v vv | soos eu Il EMEN Il
Il
$ (vel d) d'd'd'd'd. ^ sdd'ddd d'^ s'dss'd..
Die einleitende Partie unterscheidet sich nicht wesentlich von den oben analysierten einfacheren Beispielen. Bemerkenswert ist, daß neben dd auch ddd erscheint, daf der Umbruch der Bewegung innerhalb eines Verses mehrmals erfol-
gen kann und daß gegen Ende eine ss-Komponente erscheint. Letztere bekommt in der folgenden Strophe, wo sich in den ersten zwei Versen nachdrücklich eine (durch Wortübergreifen integrierte) metrische Gruppe dss abhebt, ein besonderes Gewicht. Mit diesem Material arbeitet der Dichter dann in
den folgenden (bisweilen kaum noch durch respondierende Wortgrenzen gegliederten) Versen, in denen gelegentlich eine Resolution und ein kontrahiertes d auftreten, weiter.
Der Anfang der Strophe 105 ff. zeigt die Rückkehr der aus dem Anfang ihres Vorgängers bekannten, im zweiten Vers durch Resolution variierten dss-Gruppe (auch hier mit Wortübergreifen). Nach drei sonst identischen Versen nimmt das Ausmaß der Variation sowie der Umfang der Verse ab Vers 4 weiterhin zu. Die Sequenz 455 (wie in der vorhergehenden Strophe zu dsS'd _ erweitert) bildet den Abschluf. Was diese Analyse klarmachen soll, ist, daß diese Verse als kunstvolle Variationen ionischer Themata zu verstehen sind. Ein Versuch, sie nach Kola und Metra abzuteilen, wird allerdings den Absichten des Dichters nicht gerecht.’ 56 Contra Dar, III 320, wo Bezeichnun-
gen wie „? ionic or aeolic + ion dim ending molossus + ion dim ending molossus" (-..-.--- |;.-.--- |
..2-.--- |),
»contr
ion
dim“
(:__..-- ) usw.
wohl
nur
bedeuten
können, daß eine mit Bezeichnungen dieser Art vorgenommene Interpretation nicht gelingen kann.
196
Sicking, Griechische Verslehre
1.4
Äolisierende und übrige heterogene Verse
Äolische Verse haben wir oben (II 7,6) definiert als Verse, in denen die Kolloka-
tion mehrerer Ancipitia möglich ist, unter der Bedingung, daß die Zahl der Silben die Zahl der im Versschema vorgesehenen Stellen nicht übersteigt. Wir haben beobachtet, daß die Kollokation von mehreren Ancipitia in der Praxis der lesbi-
schen Dichter an Boden verloren hat, und zwar zugunsten einer Kompositionsweise, die (unter Beibehaltung der festen Silbenzahl) auf komplexer Wiederholung von durch anceps interpositum getrennten, erweiterungsfähigen metrischen Gruppen (-.-, -..-.- und _..-) beruht. Pindar und Bakchylides haben die Kollokation mehrerer Ancipitia - sowohl am Versanfang als auch im Versinnern - ebenso wie die komplexe Wiederholung metrischer Gruppen beibehalten, es sei denn, daß es sich bei ihnen überwiegend um juxtaponierte statt um durch anceps interpositum getrennte Gruppen handelt. Zu den drei bei den Lesbiern auftretenden Gruppen gesellen sich auch die Gruppen...
und ___..-. Prolongation dieser Gruppen ist frequent, und das Prin-
zip der festen Silbenzahl wird preisgegeben. Die Praxis Anakreons beschränkt sich nahezu auf Glykoneen (xx... - ) und deren katalektische Form (xx... )
als Klausel. 1.4.1 Bei den dramatischen Dichtern finden wir alle Elemente dieser komplizierten Vorgeschichte wieder. Die einfachsten Beispiele von áolischen Versen sind bei ihnen solche, die ganz aus den hergebrachten äolischen (durch Wortgrenze getrennten oder durch Wortübergreifen integrierten) Kola zusammenge-
setzt sind. Ein Beispiel bietet das unten (V 7.5.6) analysierte Lied des Sophokles (OT
1186-95)
(xdslxxdsxlxd.l|
xdsixxdsil
xxdsixxd.li
xxdslxxdsxxl
dsxd |l), dessen rhythmische Einfalt fast anakreontisch anmutet. Außer diesen kürzeren gibt es (wie in der lesbischen Poesie) auch bei den Tra-
gikern
längere
Sequenzen,
in denen
prolongierte
(z.B.
xxdd.,
xxdds
und
xxdss.) oder juxtaponierte (z.B. xxd'ds, xxd'd's) metrische Gruppen auftreten.
Namentlich Euripides hat das äolisierende Kompositionsverfahren, vor allem in seinen späteren Stücken, besonders geliebt. Phoen. 202-13 — 214-25 ist ein Beispiel aus vielen: l. ;[22-2.-.- | 2. ==. | 3. =. N
xxds xxds xxd_
4. -....- | 5. coucou | 6. __-.. Il
xxxd_ xxd—s xxd-
7. Louve zx 8. .] 2 Ls I 9, , cs -veze-l
10. eo ee | 11. 0... | 12. __. -- il
xx ds xxds xxds —
xxxxd
xxds xxds xxd..
Die dreisilbige Realisierung der äolischen ,Basis' (1, 5, 7, 9, 10) und die Resolu-
tion eines Longums (5, 7, 8) - die (insofern sie nicht in allen respondierenden Versen erscheinen) beide das Prinzip der Isosyllabie durchbrechen - kennen wir bereits aus Pindar." Auffällig ist die Responsion von xxds und xxxxd (vgl. oben #7 Eine bequeme Aufzühlung der sich in äolischen Versen findenden bei West, GM 116.
Resolutionen
Drama
197
1.1.4.2), die das Prinzip der Isosyllabie eben vorauszusetzen scheint. Wir kennen die Erscheinung seit WiLAMOwITZ5 als ,choriambischen Dimeter', seit Maas’? als
wilamowitzianus. Daß man besser nicht von einem Dimeter redet, geht schon daraus hervor, daß gerade die Form _.._, ...... (d'd) in Kompositionen dieser Art nicht auftaucht. Die tragischen Dichter dürften den Anhaltspunkt für dieses Verfahren bei den Lesbiern gefunden haben (vgl. z.B. Sappho 96, 7-10, wo πους = xxxxd und _._.._._ = xxds in zwei aufeinander folgenden Strophen respondieren).*! Meistens handelt es sich jedoch nicht um Responsion von XXXX-.,- Und xx_.._._ , sondern um deren Abwechslung innerhalb einer Strophe, wie z.B. Soph., Ant. 100-9 — 117-27 (xxds, xxds, xxdsll xxxxd, xxds,
xxds. l| xxxxd, xxxxd, xxxxd, xxd.l), wo die Ancipitia regelmäßig so realisiert sind, daß sich =...
(bzw. xx...
.- ) (sds bzw. xxsds) ergibt.
Letzteres Beispiel illustriert eine weitere (in dem aus Euripides zitierten Beispiel zufälligerweise nicht erscheinende) Bereicherung des herkömmlichen äolischen Repertoires: den Gebrauch von Cholosis und insbesondere die Móglichkeit, daß ..._._ (s) und ..._:_ (8) in Responsion stehen.62 Auch die Kontraktion
τας βίαια. οὖ. gehört zu den Móglichkeiten.? 1.4. „which
Dart hat die Bezeichnung ‚äolisch‘ ausgedehnt auf Kola (bzw. Verse), begin
in dactylic
movement
(with
no ‘base’)
and
turn
at the close
to
single-short, whether blunt or pendant". „Those in falling movement [Ζ.B. dds, dds_] I have called ‘prosodiac’, those in rising movement [z.B. xds. , , dds, xdd] enoplians." Sie beruft sich dafür auf die Tatsache, daß die äolischen Dichter neben Versen mit einem choriambischen ‚Nukleus‘ auch Verse verwendet haben, in
denen ,the middle part of the line instead of being choriambic has the form Zuununn like a blunt hemiepes, or _..-..-..- like a dact.tetram. cat.“‘* Ein instruktives Beispiel bietet Eur., Alk.
435-44 — 445-54, 455-66 — 466-76,
von Dart betrachtet als „a study in prosodiac-enoplian, the cola having double short or double short changing to single short“. West dagegen 455-65 als Beispiel für die Weise, in der äolische Kola andersartigen Kola mischt werden kónnen.** Nach Dare und West wäre das Lied wie folgt zu sieren:
either zitiert beigeanaly-
A = Α΄: 435-44 = 445-54 (Dars:)
1. 2222
hemiep
2. νος nun 3. vun 4. oo
enop enop enop +
GV 210ff. 5. GM, 1962, 40.
® Z.B. Soph., Ant. 844, 1121, Eur., Hel. 1307, 1462, Iph. Aul. 1384, ebenfalls zitiert
© SuELL, GM 37. sı Für weitere Beispiele s. /./.4.2 oben.
bei West, GM 117, der (118) darauf hinweist, daß es (in äolischem Kontext) keine
#1 West,
Fälle gibt, wo
GM
117, Anm.103,
zitiert
in
diesem Zusammenhang Soph., O.7: 1187 —
* Dar, LM
1197, EL 853 — 864, Eur., Hipp. 741 — 751,
85 | 43.
El.
6. West,
700 - 714 und
730 - 740.
GM
_.._ und
157-9. 119.
__- respondieren.
198
Sicking, Griechische Verslehre 5. uno 6. -.....7. =.
prosodiac (hemiep pendant) hemiep ithyph
8. urn 9..........
enop enop +
10. ... .
prosodiac (aristophanean).
B — B': 455-65 — 466-76
(Wrsr:)
l. oo 2. ,- s. --
arist pher
arl phl
3. vun
enop
an| ia, |
4. oo 5. oo 6...--
sync ia trim enop anap monom cat
„tal ithl an| pel (= io,| 2 io anacl) voll
7. scene
enop
tl ia,
anap dim dact tetram dact tetram sync ia dim + ithyph.
(4 da?)| 4 dal 4 dal ia, ia ith W
8. 9. 10. 11. 12.
___----our ee 2-.--._._.--
Eine Analyse nach den oben (II 7) herausgearbeiteten Prinzipien sieht wie folgt aus: A-A’
l. 2. 3. 4.
un RE RE vu... mou NE [-Lee |-.-.-- Pouces I.--M ou IM
I
dd x dddddss xdd x dd. dd'ss'ddss_ xdss'ds_
B-B’
l. eee |; lu Ivo Ι|.-.}} 2. v doo Iron [..---}} 3. 50 I-------- | 4.
une
eee [are ΒΝ
(Pas
dd's'd'dds_ »s'ss'ddss'd_ x dss'ddss (vel x dss x ddd _) Il dddddddd'-ss's' ss.
Ein Versuch, die rhythmische Form dieser beiden Strophen mit Hilfe distinktiven Merkmale zu bestimmen, ergibt etwa folgendes: Α — A’: Im ersten Vers folgt einer dd-Gruppe nach anceps interpositum ungewóhnlich umfangreiche prolongierte, heterogene Sequenz, die von d übergeht. Der Vers endet - wie alle Verse der beiden Strophen - klingend.
ihrer eine zu s Nach
e7 Ein an dieser Stelle überliefertes Kolon... in der Strophe (nach West als - D- zu betrachten) ohne respondierendes
68 Das Schema ist absichtlich so ausgeschrieben, daß Verse und Zeilen kongruie— ren, weil metrische Gruppen und rhythmi-
Gegenstück in der Antistrophe ist - mit Date - wohl als interpoliert zu betrachten.
sche Kola sich bisweilen decken, bisweilen aber auch nicht.
Drama
199
fallendem Versbeginn setzt am Anfang des zweiten und des dritten Kolons eine steigende Bewegung ein. Da das Anceps als lange Silbe realisiert ist, ist der Vers
mehrdeutig: eine Interpretation xddzzd... wäre an sich denkbar. Die Wortgrenze ist jedoch so gelegt, daß sich die dd-Gruppe am Versbeginn als solche abhebt. Erst im dritten Vers schafft die Juxtaposition von dd und ss endgültig Klarheit über den Status von dd als einer metrischen Gruppe. Der zweite Vers (dessen Schema xddzzdd. sein könnte) hat einen steigenden Anfang und zeigt zwei durch Anceps verbundene dd-Gruppen. Nach der Zäsur setzt, wie im ersten Vers, eine steigende (d-)Bewegung ein. Im dritten Vers haben wir zum erstenmal Juxtaposition statt Prolongation, und zwar an der Stelle, wo (wie gegen Ende des ersten Verses) d zu s übergeht. Die Wortgrenze an der betreffenden Stelle trägt dazu bei, daß sich neben der ddGruppe eine ss-Gruppe abhebt, der dann eine ebenfalls juxtaponierte dd-Gruppe (mit Wortübergreifen) folgt, die (diesmal aber mittels Prolongation) zu ddss er-
weitert wird. Der bereits aus dem ersten Vers bekannte Übergang von dd zu ss findet hier also innerhalb eines Verses zweimal statt. Das letzte rhythmische Kolon des Verses setzt - wie es in den beiden vorhergehenden Versen der Fall war mit einer steigenden d-Bewegung ein und ist mit seinem Gegenstück im ersten
Vers identisch. Der Vers zeigt drei metrische Gruppen (dd, ss, ddss). Die ersten zwei sind durch Wortgrenze getrennt, die zweite und dritte dagegen durch Wortübergreifen integriert. Der vierte Vers zeigt nach dem Anceps zwei Gruppen: erstere (dss) ist die verkürzte (und stumpfe) Version der letzten Gruppe (ddss_) des vorangehenden Verses, die zweite (ds) die verkürzte Form der ersten. Auch hier ein zweimaliges
Übergehen von d zu s. Die Lokalisierung der beiden respondierenden Wortgrenzen hilft dem Hörer, die relevanten rhythmischen Beziehungen zwischen den beiden letzten Versen der Strophe zu erkennen. B — B': Der erste Vers setzt - wie der erste Vers Die Fortsetzung erfolgt diesmal durch Juxtaposition pen: s, d und dds. , deren letzte den Schlufivers von grenzen vor ...... und ....__) anklingen läßt. Auch
von A - mit dd fallend ein. und zeigt drei weitere GrupA (einschließlich der Wortdie beiden anderen respon-
dierenden Wortgrenzen bewirken, wie es in A 1 der Fall war, nach dem fallenden
Anfang eine steigende Bewegung. Die metrischen Gruppen sind auf diese Weise durch Wortübergreifen integriert.
Der zweite Vers zeigt Juxtaposition, diesmal von vier Gruppen (s, ss, ddss - wie am Schluß von A 3 - und d). Der fallende Anfang mit Resolution ist unverkennbar und wird sich gegen Ende der Strophe als funktionell erweisen. Die Wort-
grenze nach dem ersten Element von ddss ist als Zäsur (mit Wortübergreifen) zu betrachten. Der fallende Versbeginn wird auch hier an den beiden respondierenden Wortgrenzen
durch eine steigende Bewegung
ersetzt. Wie in
A 3 und B1
zeigt der Vers einen zweimaligen Übergang, diesmal aber in umgekehrter Reihenfolge (s>d>s>dstatd>s>d>s). Das erste Kolon des dritten Verses unterscheidet sich durch seinen steigenden Anfang von seinem Gegenstück im vorigen Vers, mit dem er andererseits die (bereits aus A I bekannte) Sequenz _._._- gemeinsam hat. Der Vers ist mehrdeutig, weil die Längen sowohl kontrahierte Longa als auch Brevia (s) vertreten können.
200
Sicking, Griechische Verslehre
Im Lichte des Vorangegangenen drängt sich die Interpretation xdss'ddss auf, während sich aus xdssx ddd ein Übergang zum abschließenden Vers ergibt. Der Schlußvers zeigt (wie der erste Vers von A) eine besonders umfangreiche d-Sequenz, der diesmal eine ebenfalls umfangreiche s-Sequenz folgt. Der Übergang von d zu s erfolgt durch Juxtaposition. Die Resolution an der betreffenden Stelle kónnte den Eindruck erwecken, die d-Sequenz werde sich noch weiter fortsetzen.
Die Wortgrenze
nach den beiden
kurzen
Silben und
die Tatsache,
daß
dem Hôrer eine vergleichbare Resolution bereits am Anfang von B 2 begegnet ist, erleichtern die richtige Interpretation, die sich dem Hórer eben dank einem Moment des Schwankens geradezu aufdrängt. Der Versschluß bringt die Wiederkehr der (diesmal juxtaponierten) Klausel des ersten Verses von A.
1.4.3
Das
warum
soeben
analysierte
Beispiel
dürfte
Versuche, den rhythmisch funktionellen
klargemacht Merkmalen
haben,
daß
und
bei Liedern dieser
Art mit Hilfe von anderswo aufgefundenen, mit irgendwelchen Namen bezeichneten Kola auf die Spur zu kommen, zum Scheitern verurteilt sind. Die Verlegenheit, in die man bei solchen Versuchen gerät, tritt nicht nur darin ans Licht, daß
verschiedene Forscher manchmal zu ganz verschiedenen Resultaten gelangen, sondern auch darin, daß sie sich mehrmals gezwungen sehen, die Prinzipien, auf denen ihre Arbeitsweise beruht, implizit zu leugnen. Im vorliegenden Beispiel hat
z. B., wer der Analyse von Dart folgen will, anceps iuxta breve auf der Grenze zwischen B 10 und 11 hinzunehmen, oder es ergibt sich - wie in der Analyse von West - ein buntes Durcheinander von metrischen bzw. rhythmischen Kola und Metra, deren Fähigkeit, sich miteinander zu Versen zu verbinden, sich nicht auf
erkennbare Prinzipien zurückführen läßt. Es handelt sich nicht um Verse, die ‚aus Kola zusammengesetzt‘ sind, sondern um Verse, deren rhythmischer Gestalt man nur dann auf die Spur kommt, wenn man zuerst jeden einzelnen Vers als eine Einheit betrachtet und auf seine rhythmischen Merkmale untersucht und zweitens mit Hilfe dieser Merkmale die Verse
mit ihren jeweiligen Vorgängern vergleicht. Nur so wird ersichtlich, daß wir es nicht mit einer willkürlich anmutenden Kombination von Kola, sondern mit einem mit Hilfe von erkennbaren Kompositionsprinzipien durchgestalteten Gan-
zen zu tun haben, in dem jeder Vers in einer bestimmbaren Beziehung zu seinen Vorgängern und zum Ganzen steht. 1.5
Die gesungenen Partien im Oidipus Tyrannos des Sophokles
1.5.1
151-59a — 159b-67 (Parodos, erste Strophe) 1. ee [oc 2. x_._._n- Il 3. =. 1e 4.
x.
|-..-- Il
ddddd_ x SSS ddddd_
|-22-- Il
o sev-- Il
5. ὁ ποντου- l.2-.2- ae EEE 6. ......- |... [Es Il
x dd.
I-..-.- |
ddddddddds ddddd..
Die Strophe fängt an mit zwei Distichen (a, a’), deren erster Vers je ein regulärer Hexameter mit Zäsur, bukolischer Dihäresis und gelegentlicher Kontraktion ist. Vers 2 ist eine steigende, stumpf schlieRende s-Sequenz, Vers 4 eine, ebenfalls
Drama
201
steigende, klingend schließende d-Sequenz. Vers 5 wirkt durch die Lokalisierung
der Wortgrenzen wie eine stark vergrößerte, nach der bukolischen Dihäresis gleichsam von neuem anfangende Variante der Hexameter in a und a', die mit einer unerwarteten s-Komponente stumpf schließt und so den zweiten Vers des ersten Distichons kurz anklingen läßt. Vers 6 ist dann wieder ein regulärer Hexameter. Zusammen bilden die beiden letzten Verse einen umfangreichen ,Abgesang' (b). 1.5.1.1
168-77 — 178-89 (Parodos, zweite Strophe)
l. lin «τος In ls eo eee NT 2. Loo cov svv-vv EN REN Ι 3. Lee I
xesssxs-ssddddddd'ddd_ xsddd
4. Lau |] s sev ee
xs'ddd_
5. uno
il
vun l- -2-.-- M
dddd'ss_.
Die zwei steigenden s-Gruppen (xsss) des ersten Verses nehmen die s-Kompo-
nente der ersten Strophe wieder auf, fangen jedoch beide mit einer daktylischen Wortgruppe
an und vermitteln so den Übergang von den Daktylen der ersten
Strophe zur zweiten Strophe. Der Vers läuft mittels Prolongation hinaus auf eine längere, nicht durch Wortende gegliederte, steigende d-Sequenz, die das zweite Kolon des Hexameters am Anfang der ersten Strophe wiederholt. Der zweite Vers zeigt zwei juxtaponierte, durch Wortübergreifen integrierte d-Gruppen. Die erste feste Wortgrenze verleiht der Juxtaposition Relief und verhindert, daß der Eindruck entsteht, die daktylische Bewegung sei zu Ende. Die zweite bewirkt einen Umbruch von fallender zu steigender Bewegung und bildet den Anfang einer d-Sequenz, die mit dem Abschluß des ersten Verses identisch ist.
Vers 3 ist (wegen des mittels Prolongation erfolgenden Übergangs von s zu ddd) gleichsam eine gedrängte Wiederholung des ersten Verses, und leitet so den zweiten Strophenteil ein. Vers 4 weicht von seinem Vorgänger nur darin ab, daß er Juxtaposition statt Prolongation hat. Der letzte Vers bekundet sich in man-
chem als Abschluß des Ganzen. Er hat wie die Verse I und 2 wieder einen fallenden Anfang und greift mit seinem dddd-Anfang auf den zweiten Vers zurück. Die (juxtaponierten und durch Wortübergreifen integrierten) d- und s-Komponenten erscheinen jetzt in umgekehrter Reihenfolge und haben im Vergleich zum ersten Vers ihr Größenverhältnis gewechselt. 1.5.1.2
190-202 — 203-15 (Parodos, dritte Strophe) 1. „ern. 1...
2.
RCA
, 2o ve |... EP
3. ee
4. τ...
PU
-.-.-|}
zz.
- |
|-.-.-- Il
Loc
5. coe He
Ii
[τον].
xs"
s!'sssx
ss
SS.
xSSSssx "s's ss. xdd xss_
Il
xsss'sssx8s'sss xS""S""SS..
Nach einer überwiegend in d-Bewegung gehaltenen ersten und einer heterogenen zweiten Strophe zeigt die dritte Strophe fast ausschließlich s-Gruppen, denen nur eine einzige dd-Gruppe beigemischt ist. Die zahlreichen Auflósungen in den
ersten zwei Versen erinnern an den Anfang der zweiten Strophe. Der (bereits in der zweiten Strophe verwendete) Wechsel von Prolongation und Juxtaposition
202
Sicking, Griechische Verslehre
macht den zweiten Vers sozusagen zum Spiegelbild des ersten, was, neben der Wiederkehr der Resolutionen gegen Ende des Verses, eine einstweilige Abrundung bewirkt. Im dritten Vers setzt die Bewegung von neuem mit einer vereinzelten steigen-
den dd-Gruppe ein, der eine - durch Anceps eingeleitete - s-Komponente gleichen Umfangs folgt. Die beiden letzten Verse der Strophe bilden eine umfangreiche s-Sequenz, in der sich mittels Juxtaposition und Ancipitia sss-Gruppen abheben. Der stumpfe vorletzte und der klingende letzte Vers verhalten sich zueinander wie die beiden ‚Hälften‘ (xs's'sssIxssss_) des ersten Verses. Der letzte Vers
wiederholt fast genau den durch Anceps eingeleiteten Abschluß des ersten. 1.5.2
463-72 — 473-82 (erstes Stasimon, erste Strophe) ἘΝ |-.-.-- Ι 2. |__|. MN 3.
LLL], col
4. Luz 5. |. _ |
loo
ee
xs'dsss_ (vel xs'dxss_) xS'dsss_ (vel xs'dxss.) ee
Il
vu... lv -e-|-_..-- l|
xdsxdsxd.
LL
.ddddddddxd_ (vel... 444.) ss.
Der erste Vers fángt an mit einer steigenden s-Gruppe und geht dann (mittels Juxtaposition) weiter mit einer am Ende zweimal prolongierten ds-Gruppe. Der zweite Vers unterscheidet sich von dem ersten nur darin, daß die s-Komponente
am Anfang Cholosis zeigt. Im dritten Vers setzt die Bewegung von neuem mit der bereits im ersten und zweiten Vers aufgetretenen ds-Sequenz ein, die jetzt steigend beginnt und nach einem anceps interpositum wiederholt wird. Ein drittes Anceps leitet dann über zum abschließenden d.. Eine umfangreiche homogene d-Sequenz bildet den vierten Vers. Die Wortgrenzen vor den Doppelbrevia tragen dazu bei, den steigenden Rhythmus zu betonen. Ein kurzer, mit seinem Vorgänger durch seinen steigenden Anfang und durch Háufung von Kürzen scharf kontrastierender Vers wiederholt die Klausel der ersten beiden Verse und bildet so den Abschluf des Ganzen. 1.5.2.1
483-97 — 498-511
(erstes Stasimon, zweite Strophe)
ER EE 2. ρον τος 12-1 3. Re. NET OMNI Nd Ι 5. un lagen Ι 6. Zelsge-lag Te 150}
d'd'd'd d'd'd'd .d'd'd'dd'd .d'd'd'd'd'd- (vel xd'd...) „dd'd'ddd. .d'd'ddd'd.
Die Strophe besteht überwiegend aus juxtaponierten (bisweilen zu dd oder ddd prolongierten) d-Gruppen. Bezeichnend für ihre rhythmische Gestalt ist die - gleich im ersten Vers introduzierte - Abwechslung von steigender und fallender Bewegung. In den ersten zwei Versen erfolgt durch die feste Wortgrenze nach dem siebten Element nach einem fallenden Anfang ein Umbruch zu einer steigenden Bewegung. Der dritte Vers fángt dann steigend an und geht nach der ersten festen Wortgrenze fallend weiter. Nach der zweiten Wortgrenze erfolgt statt Jux-
Drama
203
taposition Prolongation der d-Gruppe sowie die Rückkehr der steigenden Klausel der ersten beiden Verse. Im vierten Vers ist der steigende Anfang durch eine lange Silbe realisiert. Obwohl es nur eine respondierende Wortgrenze gibt, dürfte es nicht ohne Bedeutung sein, daß auch die übrigen Wortgrenzen in der Strophe und Antistrophe ent-
weder zwischen juxtaponierte d-Gruppen oder vor ein Doppelbreve gelegt sind. Der Vers hat, anders als die drei vorigen Verse, einen klingenden Schluß. Vers 5 bringt die Rückkehr der bereits in Vers 3 introduzierten Prolongation von d zu dd (was dann im zweiten Kolon zu ddd erweitert wird) und zeigt wie sein Vor-
gänger einen klingenden Schluß. Der letzte Vers gleicht durch steigenden Anfang, Abwechslung der Bewegung und stumpfes Ende dem dritten. 1.5.3
649-67 — 678-96 (Amoibaion)
1. «......1....1..1....}}
„ss's's's
2.
xSxS
€, c.
3.9,
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5.
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„ss's's'sss I
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7.
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xSxS$SxS
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6655 xSXTSXS xSxSxS
8.9 . . Il 9. ole | 12-1 10. ., ΠΕ ΟΝ 1. ||
$'sss 6585 s's'ssösss
11. .---.-.-- il
^SSSS..
In diesem Amoibaion wechseln prolongierte und juxtaponierte s-Gruppen und Reihen von Dochmien (die ebenfalls eine Abwechslung von Juxtaposition und Prolongation zeigen) einander ab. Der Schauspieler gebraucht κατὰ μέτρον ge-
baute Iamben, die rhythmisch komplizierteren Formen ss, s's und 8 gehóren dem Chor. Der dritte Vers ist eine durch Prolongation der letzten s-Komponente erweiterte Modifikation des ersten. Der Kontrast zwischen Chor und Schauspieler steigert sich, wenn in den Versen 4 bis 9 reguläre Trimeter (die Interjektionen des Chors in Vers 4 finden sich zwischen den beiden Zäsurstellen) mit Dochmien ab-
wechseln, zwischen welche in 8 eine durch Cholosis modifizierte Form des zweiten Kolons von Vers 3 tritt. ‚Reine‘ Dochmien bilden den Übergang zum Abschluß, der sich aus einem fallenden, stumpf schließenden Langvers und einem steigenden, klingend schließenden Kurzvers zusammensetzt. 1.5.4
863-72 — 873-82 (zweites Stasimon, erste Strophe)
1. --.--I-.1-.1---.---1
xs'sxsxsxs (vel xs'sssxsxs)
2. sl
xSxSS.
Ι
3. ul. - 1er. 222. Il
s'dx-s'ss.
4.
xdsx ds
so
5. Le
6.
|--..-.- Ι |-2..--- Il
„I... |-.--- fi
xsxd'ds
. dsdss (vel „dxdss).
204
Sicking, Griechische Verslehre
Im ersten Vers läßt sich (durch Juxtaposition und anceps interpositum) die Gruppe _.- erkennen, die im zweiten Vers zu ss prolongiert wird. Zu der Gruppe -.- gesellt sich im fallenden dritten Vers die (juxtaponierte) Gruppe _..-. Die
durch Prolongation mit Hilfe von Anceps erfolgende Fortsetzung (xs'ss) unterscheidet sich von Vers 2 nur durch das Erscheinen von Juxtaposition statt Prolongation und wirkt somit wie dessen modifizierte Form. Vers 4 bringt dann die (durch d in Vers 3 vorbereitete) Einführung der (einmal
wiederholten) prolongierten Gruppe ds, die das Profil der Verse weiterhin bestimmt. In Vers 5 heben sich (auch hier durch anceps interpositum und Juxtaposition) die Gruppen s, d und ἀξ ab. Die Cholosis wird im Schlußvers beibehalten. Die so entstehenden Reihen von drei Längen lassen den ersten Vers anklingen. 1.5.4.1
883-96 — 897-910 (zweites Stasimon, zweite Strophe) 1. 2222. |-.] 2.2. Il
x dsxsss (vel s“ssxsss)
2. =.
x dsxsss
3. =. 4. >. 5.
__.-.
I-.I_2-2.-.- I
[oo (es |
|
»dsxsss KSXSS_
|-.-]z-.-z —————
Ι
6. zx. | -.-1.-- MI 7.
-....... [Lo
XSxSxSx"'"SS—
xs'ss_ |-.-z-..-- Il
$x$xSxSxSxd..
Der erste Vers sieht aus wie eine fallende, stumpf schließende s-Sequenz mit zwei durch Anceps verbundenen sss-Gruppen. Auf den zweiten Blick bewirkt die Sequenz _....-.- = x ds) einen gleitenden Übergang zum (bereits aus der ersten Strophe vertrauten) xds... des zweiten und dritten Verses. Alle drei Verse haben das gleiche fallende und stumpfe zweite Kolon. Der vierte (im Gegensatz zu seinen Vorgängern klingend schließende) Vers bildet den Anfang einer längeren, in vier Verse (ab, ab^) gegliederten, homogenen s-Partie. Die Prolongation mit Hilfe von Anceps sowie das gelegentliche Erscheinen von Juxtaposition und Resolution lassen aus der ersten Strophe Bekanntes anklingen. Die ersten drei Verse fangen steigend an und schließen mit ...ss_. Der Schlußvers zeigt wieder den fallenden Beginn des Strophenanfangs. Die Wortgrenzen sind so gelegt, daß sich zweimal die Sequenz sxs. abhebt, das dritte Mal modifiziert zu sxd_. 1.5.5
1086-97
- 1098-1109 (Drittes Stasimon)
1. -u-1-2-.1-2---. - Ι 2. eee I-.---.- Il
d'sxsxs ddxsxsxs
3. ee Îl 4. _._--.-- |-.--- |, -2222-220-2-2.2-.-- Il 5, so z|-.--- M
sxddxs sxsxsxsxddxss_ xdsxss.
Durch Juxtaposition, Anceps und Lokalisierung der Wortgrenzen heben sich im ersten Vers die Gruppen _..- und _,_ ab. Im zweiten Vers tritt ddxs an die Stelle von d's. Die so eingeführten, aus daktyloepitritischen Versen vertrauten dd- und s-Gruppen beherrschen dann die Verse 2 bis 4. Alle drei Verse schließen
stumpf.
Drama
205
Der vierte Vers bringt eine umfangreiche s-Sequenz, die nach einer einzelnen dd-Gruppe mit einer zu ss prolongierten Gruppe klingend schließt. Der Schlußvers endet - jetzt mit einer durch Cholosis modifizierten ss-Gruppe
- wieder
stumpf. 1.5.6
1186-96
—
1197-1204b (Viertes Stasimon, erste Strophe)
l.
|L222.— lI---..._.__ re
2.
avouer
3.
=...
4...
|
x ds x x ds x xd _
u- HI
x ds
|__| Ponts
x x ds
xxdsxxd_ nc
st
ect
CM
x x ds x x ds x x ds xd _.
Die Strophe ist ganz aus äolisierenden Versen zusammengesetzt. Die vertrauten metrischen Kola (x(x)ds und x(x)d_) sind meist durch Wortgrenzen ge-
trennt. Nur im ersten und vierten Vers, wo es drei bzw. vier metrische Kola gibt, sind jeweils das zweite und dritte Kolon
durch Wortübergreifen
(1:...x!xd_;
4: ...xx|dsxd.) integriert. Der stumpfe zweite und der klingende dritte Vers bilden zusammen eine um xxds vergrößerte Variante des ersten Verses.° Diese erscheint dann nochmals in einem umfangreichen Schlußvers (in dem auch die die steigende Bewegung verstärkende Wortgrenze nach dem ersten _.._ wieder er-
scheint). So ergibt sich eine schrittweise erfolgende Steigerung: x dsxxdsxxd.ll >
x ds x x ds ll xxdsxxd.. ll
>
x x ds x x ds x x ds x d il
(aa'b Il,
aa Il ab
Il,
a'a'a'b' |l).
„Das akephale Glied (xds...) steht zweimal am Anfang; daß es das drittemal zunächst nicht erscheint, fällt auf und erzeugt eine Spannung; als es dann kommt, wirkt es als Lösung und damit als organisches Ende."7? 1.5.6.1
1204c-1212 RS
—
PS
1213-22 (Viertes Stasimon, zweite Strophe)
|
.SS'SSS
2. cle. I
ASS
3. I. |
„SSSS
4. one
|
Ssss
5. | 6. -2-2-1-2.-. 110)
ss ss'ss
7. ........ I
8. ...—- [ER ne 9. Lee |-.-- |
sss
„dss
Ι
dss'dss d'ss_.
Die ersten drei Verse (a) haben einen steigenden Anfang, der nach den vier fallenden Versen, die zusammen die mittlere Partie (b) bilden, in Vers 7 wiederkehrt
(c). In den ersten zwei Versen heben sich (in Vers 1 durch Juxtaposition) die (durch Wortübergreifen integrierten) Gruppen „ss (bzw. „s$) und sss ab. Der zweite Vers ist eine modifizierte Version des ersten. In Vers 3 bewirkt die respon-
dierende Wortgrenze (wie in Vers 2) einen Umbruch von steigender zu fallender Bewegung. Cholosis und Resolution bleiben jetzt aus, und der Vers ist um zwei Elemente kürzer als sein Vorgänger. 6 Kraus, Stroph. 146 (vgl. 26), betrachtet 1189-92 — 1199a-1201 offenbar als ei-
nen Vers, obwohl auf der 1190-1 Hiat erscheint. 7 Kraus, Stroph. 146.
Grenze
von
206
Sicking, Griechische Verslehre
Die mittlere Partie der Strophe umfaßt drei s-Verse. Ihre fallende Bewegung wird in Vers 6 durch Dihäresis zwischen den zwei juxtaponierten s-Gruppen weiterhin verstärkt, was einen jähen Kontrast mit dem steigenden Anfang der Schlufipartie ergibt. In dieser Weise bekommt der fallende Anfang von 8 einen maximalen Effekt, der den Ausdruckswert der verzweifelten Frage des Chors (1210: πῶς note πῶς 108’ ...) erhöht. Das wiederholte dss der die Strophe be-
schließenden Verse läßt die ds-Gruppen der vorangegangenen Strophe anklingen, was zu der rhythmischen Abrundung des Strophenpaares eindrucksvoll beitrágt. Nur der letzte Vers hat ein klingendes Ende. 1.5.7
1313-20
—
1321-28 (Kommos, erste Strophe)
1. 222 Le 2. --|| 3. τοὺς
[Lee ᾿σνυ ve
(|
sI-.-s-Isll
x s5555 (Interjektion) XSXSXS
4. __._- ci -...}| 5.8 . zl... LI 6. )
ist Resolution, namentlich bei Sophokles und Aristopha-
nes (ca. 0.05 pro Dimeter), noch viel seltener. Die Mehrzahl dieser Resolutionen findet sich in Position 2 des abschließenden Dimeters. Kontraktionen sind dagegen weniger selten: von den drei nicht-markierten Stellen sind die ersten zwei öfter durch eine lange als durch zwei kurze Silben realisiert. Sequenzen von sieben langen Silben finden sich verhältnismäßig oft beim späten Euripides und bei Aristophanes. Eine Wortgrenze zwischen zwei ein Longum vertretenden Kürzen (‚split resolution‘) wird in anapästischen Systemen ebensowenig vermieden wie im katalek-
tischen anapästischen Tetrameter.? 2.2.2.2
Metron-Dihäresis ist in anapästischen Systemen die Regel, was die An-
nahme, es handle sich um anapästische Dimeter, zumindest bezweifelbar macht. Auch eine Wortgrenze nach dem ersten ‚Fuß‘ (d.h. in Position 2) ist weit häufiger (30-4396 der Metra) als nach den ‚ungeraden‘ Elementen.
Die Bezeichnung ‚Dimeter‘ ist nur angebracht, wo es sich um den abschlieRenden, katalektischen Dimeter eines versus hypermeter handelt, weil eine Wort-
grenze vor diesem Dimeter (z.B. ...|..-..-, ..--) die Regel, Dihäresis vor dem letzten katalektischen Metron dagegen viel weniger frequent ist (52% der katalektischen Dimeter bei Sophokles und Aristophanes, 7596 bei dem frühen Euripides). Eine betráchtliche Anzahl (d.h. etwa die Hälfte, bei Aischylos etwas mehr als zwei Drittel) der nicht durch Dihäresis getrennten Dimeter zeigt eine Wortgrenze, die um ein Element später (.....-..-.|.-..-...) gelegt ist. SNELL!$ redet sogar von einer Art ‚Wechselschnitt‘ (...|222«:.1.... |l). Relevanter dürfte jedoch
sein, daß auch hier Dihäresis nach dem ersten ‚Fuß‘ außerordentlich frequent ist (mehr als 6096 der katalektischen Dimeter bei Aischylos, Sophokles und bei dem
frühen Euripides, etwa 52% beim späten Euripides, 34% bei Aristophanes).!* 2 Vgl. Eur., Hec. 145 (mit zwischenliegen-
cher Wortgrenze) Ar., Ran. 1520: μέμνησο $' ὁπῶς ὁ πανοῦργος ἀνήρ = ul
der Metrongrenze): ἴζ 'Ayay£uvóvóg ἵκἔτις γονάτων; Troad. 101: Sainövög ävéxov; Ar.
el).
Pax 169: καὶ μῦρον ἔπϊχεῖς; Thesm. 822: tav-
15 SnELL, GM
tÜóv Ó κἄνών.
16 Für
5 Für einen Versuch zu einer Erklärung vgl. oben III, 6.2.8 fin.
Some Observations on the Incidence of Word-End in Anapaestic Paroemiacs and its Application to Textual Questions, CQ
^ Von Anfang
den anapästischen Metra, die am eines Dimeters stehen, der in den
meisten Ausgaben den Anfang einer längeren
Dimeterreihe
bildet,
werden
nicht von einer Wortgrenze
nur
996
gefolgt. Bei-
spiele: Aisch., Ag. 64: γόνατος κονίαισιν ἐρειSopévou (.... |... lc
ct) und (mit schwa-
30.
Einzelheiten
vgl.
L.P.E. PARKER,
VIII (1958), 82-9, eine Studie, deren Bedeu-
tung dadurch die Tatsache,
eingeschränkt wird, dafi sie daß eine Wortgrenze nach
Position 2 beträchtlich häufiger ist als nach Position 3a oder 3b, ungenügend sichtigt.
berück-
NACHWORT »So ergreife ich hiermit die
Nachrede und suche ein in der Vorrede nicht gefundenes Verständnis hierorts
nachzuerringen." Jeremias Mueller, Dr. phil.
Unter Anerkennung der von Maas zu recht empfundenen Tatsache, daß es uns für immer an der Môglichkeit zur Einfühlung in die lebendige Wirklichkeit griechischer Versformen
fehlen wird, bildet dieses Buch
trotzdem
einen Versuch,
über eine móglichst ókonomische, systematische Beschreibung des erhaltenen Materials hinauszugehen und den der rhythmischen Form griechischer Verse zugrundeliegenden Prinzipien auf die Spur zu kommen. Dabei stellt sich heraus, daß nicht die taktmäßige Anordnung der Verselemente oder ihre Vereinigung zu als solchen wiederholten Metra bzw. Kola, sondern ihre - linear perzipierte Reihenfolge das rhythmische Profil der Verse primár bestimmt. Da es sich letzten Endes nur um zwei ‚Bausteine‘ (Länge und Kürze) bzw. um vier unterschiedliche
Verselemente (Longum, Breve, Doppelbreve, Anceps) und ihre Variationsmóglichkeiten (Resolution, Kontraktion, Cholosis) handelt, ist die Zahl der die Eigenart der Verse bestimmenden Variablen beschränkt. Das Profil - d.h. die
Reihenfolge und Realisierung der im Versschema vorhandenen Elemente - jedes beliebigen Verses läßt sich somit mit Hilfe von ganz wenigen Merkmalen eindeutig festlegen. In gesungenen Versen war die Zahl der dem Dichter zur Verfügung stehenden
Gestaltungsmöglichkeiten allerdings wesentlich größer als in gesprochenen, weil es dort neben der von dem Text eindeutig bestimmten rhythmischen Gestalt auRerdem noch eine - für uns nicht mehr zu ermittelnde - melodische Form gab. Man
kann jedoch nicht umhin, festzustellen, daß die Zahl der die rhythmisch-
musikalische Gestalt solcher Verse bestimmenden Variablen in der archaischen und klassischen Periode im Vergleich zu dem, was die moderne westeuropäische Musik aufbieten kann, gering war. Diese Feststellung ist deswegen von Belang, weil gerade wegen der geringen Zahl der relevanten Variablen auch den geringfügigsten Modifikationen in der vom Dichter getroffenen Auswahl ein beträchtliches ästhetisches und expressives Gewicht zuerkannt werden muß. Wenn die oben gebotenen Beschreibungen und Interpretationen der rhythmischen Gestalt von Versen und Gedichten dem Leser gleichfórmig und bisweilen trivial vorkommen
sollten, so braucht das durchaus nicht zu bedeuten, daß sie
deswegen den Absichten der Dichter nicht gerecht werden. Daß eine formanaly! Nachrede. Vorbemerkung zu den Anmerkungen der,
(bei Chr. Morgenstern, ‚Galgenlie-
Palmström
und
andere
Grotesken‘,
herausgegeben München
von
1979, 112).
Clemens
Heselhaus,
212
Sicking, Griechische Verslehre
tische Betrachtung großer Kunstwerke manchmal zu scheinbar ganz trivialen Feststellungen führen kann, weiß jeder, der sich einmal die Beobachtungen eines
Musikologen zur Form einer Beethovensonate oder einer Fuge von Bach angesehen hat. Es kann somit nicht verwundern, dürfte im Gegenteil eher bedeuten, daß
wir mit unseren Feststellungen auf dem richtigen Wege sind, wenn bei der Analyse eines pindarischen oder sophokleischen Chorliedes - wo es sich, wie gesagt,
um eine verhältnismäßig geringe Zahl relevanter Merkmale handelt - ähnliches zum Vorschein kommt. Daß wir in den oben (II 7) verzeichneten Merkmalen tatsächlich die zentralen, für die Form der Verse bestimmenden Variablen zu sehen haben, geht auch daraus hervor, daß sich verschiedene Versifikationsarten mit Hilfe dieser Merkmale
in einer befriedigenden Weise voneinander unterscheiden lassen. Nicht nur die - für das Verständnis der Verse sehr wesentlichen - Unterschiede zwischen stichisch verwendeten und strophischen Versen, sondern auch die Charakteristika
der innerhalb dieser beiden Hauptkategorien bestehenden poetischen Gattungen und Stile lassen sich auf diese Weise in ihrem wechselseitigen Verhältnis eindeutig bestimmen und beurteilen. Bei einer historischen Betrachtung stellt sich heraus, daß - wie sich das auch an der Entwicklung der westeuropäischen Musik ablesen läßt - die den Dichtern zur Verfügung stehenden Ausdruckmittel sich im Verlauf der Zeit offenbar gleichsam abgenutzt haben. Allem Anschein nach haben die griechischen Dichter ın der archaischen und klassischen Periode in wenigen Jahrzehnten einen Weg zurück-
gelegt, der sich mutatis (multis) mutandis mit der Entwicklung vergleichen ließe, die von einem Monteverdi zu Wagner und Richard Strauss geführt hat. An der überschwenglichen Variation, die in den ständig vom einen zum anderen Kompositionstypus hinüberwechselnden Versen eines Timotheos herrscht, wird spürbar,
daß damals die Zeit reif war für eine Erneuerung und Vermehrung der überkommenen, dem gesteigerten Bedürfnis nach Variabilität und Expressivität nicht länger gewachsenen Ausdrucksmittel. Für den Gang der Forschung bestimmend war, daß das Bemühen um ein wissenschaftliches Verständnis vor allem der gesungenen Verse erst wirklich angefangen hat, als die hellenistischen Philologen, in einer Zeit, da die Kompositions-
weise der archaischen und klassischen lyrischen Dichter nicht mehr in der Praxis angewandt wurde, dazu übergingen, die bis dahin ganz wie Prosa geschriebenen Strophen aufgrund bestimmter metrischer Anschauungen in στίχοι und κῶλα zu teilen. Zusammen mit der zumindest seit Damon bestehenden Gewohnheit, Verse als Zusammenstellungen von Füßen zu betrachten, hat das letzten Endes zu einer
seitdem fast die ganze Forschung beherrschenden Überbewertung der Bedeutung einer Aufgliederung von Versen in Metra und Kola geführt, die in ihren Auswüchsen bisweilen den Eindruck erweckt, die Interpretation von Versen bestehe lediglich darin, daß man sie ‚analysiert‘, d.h. in handliche, mit einem Namen versehene Einheiten aufteilt.
Für unser Verständnis der Verse ist diese Überbewertung zunächst einmal verhängnisvoll gewesen, insofern sie die Aufmerksamkeit der Forscher von einigen für den Versrhythmus überaus wichtigen Merkmalen abgelenkt hat. Daß es insbesondere in κατὰ μέτρον gebauten Versen so etwas gibt wie Daktylen, Anapäste, Trochäen
und
Iamben,
kann
selbstverständlich
niemand
ernsthaft bezweifeln.
Nachwort
213
Vor allem in komplizierteren Strophen ist es jedoch durchwegs nicht ausschlaggebend, ob ein bestimmter Vers ‚iambisch‘ oder ‚trochäisch‘, ‚anapästisch‘ oder ‚daktylisch‘ sei, sondern man hat sich zu vergegenwärtigen, daß diese Bezeich-
nungen vielmehr die für die rhythmische Beschaffenheit eines Verses kardinalen Fragen betreffen, ob wir es mit einem steigenden oder mit einem fallenden Rhythmus bzw. mit einer d- oder mit einer s-Sequenz zu tun haben. In analoger Weise versteckt sich hinter der Bezeichnung ‚kretisch‘ gegenüber ‚iambisch/trochäisch‘
bzw.
,choriambisch'
gegenüber
‚anapästisch/daktylisch‘
der
Kontrast
zwischen prolongierten und juxtaponierten Sequenzen und verdecken die Etikette ,ionisch‘ und ‚bakcheisch‘ die für die so bezeichneten Verse charakteristische Tatsache, daß sie innerhalb einer metrischen Gruppe Juxtaposition aufwei-
sen. In nicht κατὰ μέτρον gebauten Versen war die Aufgabe, eine Kolonabteilung ausfindig zu machen, im Falle von Versen, in denen sich metrische Gruppe und
rhythmisches Kolon decken, selbstverständlich verhältnismäßig leicht zu bewältigen. „Es blieben aber genug Verse, die sich durch die newtötuna nicht teilen liefien." Die meisten von den antiken Grammatikern zur Lösung dieses Problems erfundenen
Konzepte
(wie z.B. der ‚Antispast‘, der ionicus a maiore,
das ἐπιωνι-
xóv, ἐπιχοριαμβικόν usw.) sind wegen ihrer totalen Irrelevanz für die rhythmische
Gestalt der Verse seit langem aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Den aus derselben Sphäre stammenden Begriff der ‚Katalexis‘ hat die Forschung jedoch beibehalten, nicht nur als terminus technicus für die charakteristische Klauselwir-
kung einer stumpfen Sequenz gegenüber ihren klingenden Vorgängern, sondern auch, weil er die Möglichkeitet bietet, von katalektischen Metra bzw. Kola zu reden, denen gleichsam ein Element ‚fehlt‘. Wo in einem κατὰ μέτρον bzw. κατὰ
κῶλον analysierten Vers nicht das letzte, sondern ein anderes unmarkiertes Element ‚fehlt‘, hat dann der - von WesrrHaL bei der modernen Musiktheorie geborgte - ‚Synkope‘-Begriff denjenigen, die den τρίσημος nicht wieder zu Ehren bringen wollten, geholfen, eine Abteilung nach Metra oder Kola aufrechtzuerhalten, wo es sich in Wirklichkeit meist um die Abwechslung von Prolongation
und Juxtaposition (z.B. x_.__.-.-- | = ‚iamb trim sync‘) handelt. ben jedoch noch Sequenzen übrig, die sich weder als Metra noch einordnen ließen und deswegen eines eigenen Namens bedurften, dochmius oder der dochmius Kaibelianus. Eine wichtige Folge der Tatsache, daß die Kolometrie von nicht analysierenden Versen
Auch so blieals Kola leicht wie der hyponach Metra zu
so sehr im Brennpunkt des Interesses gestanden
hat, ist,
daß in strophischen Versen der Lokalisierung der Wortgrenzen vor allem deswegen Aufmerksamkeit geschenkt worden ist, weil sie helfen konnte, die Grenzen zwischen Kola zu bestimmen. Dadurch ist die - für das rhythmische Profil eines Verses überaus wichtige - Frage nach der Lokalisierung der Wortgrenzen innerhalb der Kola und Verse zu kurz gekommen. Auch die - zuerst von den helleni? WıLamowiıtz, GV 74.
tragic ionics either is resolvable (...), and in
* Das Konzept spielt namentlich bei West wieder eine bedeutende Rolle. Vgl. z.B.
‚Topics‘,
287,
Anm.22:
„In
bacchiac
and ionic both longs behave as principes. In
— bacchiacs at least the second (the first being probably a triseme)“ (Hervorhebung von mir).
214
Sicking, Griechische Verslehre
stischen Grammatikern empfundene - Neigung, jedem Kolon möglichst einen eigenen Namen zu geben, hat dazu beigetragen, daß in den einmal als solchen anerkannten Kola mitunter gleichsam vorgegebene feste Bausteine gesehen werden, die man nur zu identifizieren habe, um den Bau der Verse zu verstehen. Eine
weitere Folge des zuerst in hellenistischer Zeit empfundenen Bedürfnisses nach einer Aufteilung längerer nicht κατὰ μέτρον gebauter Verse war die - vor allem bei der Beurteilung des Unterschieds zwischen stichischen und strophischen Versen verhängnisvolle - Verwechslung von metrischer Gruppe und rhythmischem Kolon.* Praktisch bedeuten Feststellungen wie diese, daß die Frage nach der ‚richtigen‘ Kolometrie (von eventuellen drucktechnischen Problemen abgesehen) nicht nur
- wie DALE in einem epochemachenden Beitrag dargelegt hat - für die rhythmische Interpretation der Gedichte eines Pindar und Bakchylides, sondern auch für die dramatische Chorlyrik als zentrale Frage auszuscheiden hat. Die zahlreichen - zum Teil von antiken Grammatikern, zum Teil in späterer Zeit erfunde-
nen - Kolonnamen sind nur sinnvoll, insofern sie (wie z.B. ithyphallicus, lekythion, glyconeus) unter Umständen ein bequemes Hilfsmittel bieten können, um auf eine in dem einen oder anderen Kontext rhythmisch funktionelle Elementenfolge zu verweisen. Wenn man jedoch für _._..-._-...- l| ‚pher + ia‘ schreibt oder sich einen ‚anaklastischen Glyconeus‘ ausdenkt für eine nicht einmal mit we-
sentlichen rhythmischen Prinzipien zu vereinbarende Elementfolge ..-x-..-, treibt man lediglich ein zwar gelehrtes, für das Verständnis der Verse jedoch sinnloses Spiel. Daß in der hier gebotenen Behandlung die üblich gewordenen Metron- und Kolon-Bezeichnungen somit nur eine sehr beschränkte Rolle spielen, kann selbstverständlich nicht bedeuten, daß dieser lingua franca der metrischen und rhythmischen Forschung jeder Bezug auf die mit ihrer Hilfe beschriebene rhythmische Form griechischer Verse abgesprochen werden sollte. Aber auch ohne zu verkennen, daß die vielen Generationen von Forschern, die sich dieser Sprache bedient haben, etwas von griechischer Poesie verstanden haben, sollte man einsehen, daß es unpraktisch sein dürfte, sich mit der Frage abzuquälen, ob wir es mit ‚steigenden Daktylen‘ oder mit ,Anapásten', mit ‚Choriamben‘ oder mit ,Ionikern', mit ‚Kretikern‘ oder mit ,synkopierten Trochäen zu tun haben, wenn dieses aus einer langen Tradition ererbte Vokabular letzten Endes die Zahl der für die Form der
Verse verwendeten Begriffe unnótigerweise vervielfacht und auRerdem die Unterschiede und Fragen, um die es sich wirklich handelt, ófter eher verdeckt als klärt. So ist es z.B. zwecklos, zu beobachten, daß ,Kontraktionen in lyrischen
Daktylen seltener sind als in stichischen', weil eine solche Feststellung den Ein-
* Es hat in diesem Zusammenhang seine Bedeutung,
daß
das
Konzept
‚Wortüber-
ren), während man bei der Behandlung stichischer Verse den entsprechenden Unter-
greifen‘ meist nur bei der Behandlung stro-
schied mit den Wörtern
phischer Verse Verwendung findet, in denen (durch Wiederholung erkennbare) metrische Gruppen (,Kola‘} nicht durch Wort-
resis‘ bezeichnet
ende getrennt sind (und metrisches und rhythmisches Kolon somit nicht kongruie-
- was
‚Zäsur‘ und ‚Dihä-
sich mit der An-
nahme, das ,Kolon' in nicht κατὰ μέτρον ge-
bauten Versen bilde das Analogon des Metrons, in κατὰ μέτρον gebauten Versen nicht vereinbaren läßt.
Nachwort
215
druck erweckt, der Daktylus sei in stichischen so gut wie in strophischen Versen
eine sich gleichbleibende ‚kontraktionsfähige‘ Entität, über die man als solche sinnvoll reden kónne, ohne die Unterschiede in der rhythmischen Gestaltung von stichischen und strophischen Versen zu berücksichtigen. Wie sehr mit Hilfe der üblichen Bezeichnungen durchgeführte Versuche zur Analyse rhythmischer Gebilde bisweilen an der Sache vorbeiführen kónnen, kann eine Arbeit zu den lyrischen Partien der Choephoren des Aischylos* zeigen, in der zu Choeph. 586-92 in vollem Ernst die Frage erörtert wird, ob „ba ith arist (viermal) 3 £a 2 cho lec" oder „ba hypod glyc telesill (zweimal) Achtsilbler“ den Vor-
zug bekommen soll. Für die Beantwortung solcher Fragen ist offenbar ausschlaggebend, ob die vermuteten Kola anderswo in einem vergleichbaren Kontext auftauchen - als ob man die Kola in einer Art Botanisiertrommel zu sammeln hätte,
um dann später zu sehen, ob bestimmte seltene Sequenzen bereits vorher an vergleichbaren Stellen begegnet sind. Schreibt man dagegen die Verse einfach aus, so weisen sie eine ganz durchsichtige rhythmische Form auf (.2.2.22 l2. |__| uu-u--| 002. avez „Hl u en | un meer | -.-.-.-1
Asxssxds- vel ,sssssds. dsxdsxds_ vel dssdssds_ „s's's_ d'd'sss),
in der sich steigende und fallende bzw. stumpfe und klingende Verse und metri-
sche Gruppen abzeichnen, deren gegenseitiges Verhältnis insbesondere von der kunstvollen Abwechslung von Juxtaposition und Prolongation bestimmt wird. Von den beiden erwogenen Analysen wird die erste der Sache insofern gerecht, als sie wenigstens die relevanten metrischen Gruppen erkennbar macht, läßt jedoch sonst das meiste ungesagt. Die zweite enthält buchstäblich nichts, was zum Verständnis der Verse auch nur entfernt dienlich sein kann. Irreführend sind sie beide, weil sie komplizierte und irrelevante Beziehungen und Zusammenhänge vortäuschen, wo tatsächlich einleuchtende und wirkungsvolle rhythmische Gestaltungsprinzipien herrschen.$ Daß die hier vorgeschlagenen Analysen griechischer Chorlieder sowie die Terminologie, mit deren Hilfe sie erörtert werden, dem Leser spröde und monoton vorkommen dürften, bin ich mir voll bewußt. Ich habe es aber für geboten gehal-
ten, die Lesbarkeit der Darlegungen der Ökonomie und Präzision des Ausdrucks zu opfern, und somit jede Metapher „velut scopulum vermieden, weil ich einen konsistenten und falsifizierbaren Versuch bieten wollte, auf den namentlich von Maas und Daue geschaffenen und von SNELL, GEORGIADES und DEVINE/STEPHENS
teils gereinigten, teils gefestigten Grundlagen weiterzubauen und schließlich mit Hilfe einer - von Maas bewußt unterlassenen - Klärung der zugrundeliegenden rhythmischen Gestaltungsprinzipien einen Beitrag zum besseren Verständnis griechischer Verse zu leisten.
der
* Man vergleiche die von Kraus (Stroph.
Choephoren des Aischylos', Stuttgart 1988, 94-5.
5 K.Srigg,
‚Die
lyrischen
Partien
102) gebotene, eindeutig zu bevorzugende Interpretation.
BIBLIOGRAPHIE Die Bibliographie bietet eine Auswahl aus den etwa 3 300 Titeln, die ich im Laufe der Jahre zum vorliegenden Thema gesammelt habe. Sie enthält im allgemeinen neben den vielbenutzten Einführungen und Handbüchern
die nach 1900 erschienen sind und die denen von 1900 bis heute vertretenen oder Datensammlungen bieten, die sers - brauchbar bleiben. Obwohl die
- nur Publikationen,
entweder für die Beurteilung der verschiePrinzipien und Auffassungen wichtig sind unabhängig vom Standpunkt ihres Verfasgetroffene Auswahl selbstverständlich eine
persónliche ist, will sie es dem Benutzer dieses Buches doch ermóglichen, sich ein
eigenes Bild der Diskussionslage zu machen. In der Bibliographie nicht genannte, aber in den Anmerkungen erwähnte Arbeiten findet man über den Index Nomi-
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INDEX
NOMINUM
127f, 135, 139, 142ff, 154, 160, 168,
Adkins: 86 Ahrens: 16 Allen: 31, 61-63, 65
169f., 173, 182-192, 194f, 197, 214f.
Anonymus Bellermanni: Aphthonius: 54
Damon: 212 D'Angelo: 88, 90 Davies: 38 Dawson: 1/1 Del Grande: 1/2, 21 Demetrius: 89, 102 Denniston: 57 Descroix: 17, 93, 95, 97 Devine & Stephens: 21, 28ff., 44, 62, 64, 79,
32
Aristides Quintilianus: 70,70, 89, 105 Aristoteles: 69, 70, 83, 88, 105, 106
Aristoxenos: 9f., 11, 34, 35, 70 Arnott:
99
Baccheus: 10 Bakker: 75 Barnes: 75 Barrett: Barron:
215
Diggle: 46
62, 153, 154
161,
Dionysios Hal.: 33f., 83, 162 Dionysios Thr. (Schol. ad-): 83, 84 Dover: 35
166
Bassett: 75-78 Beekes: 76, 77, 79 Bekker: 74
Edwards: 74 Etymologicum Magnum: 83
Bergk: 71 Blass:
9 12
Bowra:
Fantuzzi: 70 Fraenkel, H.: 76 Fränkel, E.: 744 Führer: /61, 162, 173, 174
/60
Brioso Sanchez: Buchner: 70
72
Ceadel: 88 Chantraine: 87 Chatman: 43
Choiroboskos:
Gallavotti: 155 Gelzer: /81 Gentili: 71, 165 Georgiades: 27f., 35f, 215 Gerhard: 79 Giannini: 71
93, //6, 189
Christ: 9, 48 Cicero: 105
Clayman & Van Nortwick: Cole: 59 Conomis:
Gleditsch: 9, 12, 768 188
Cropp & Fick: Crusius:
75
Gomme
92
70]
Cunningham:
& Sandbach:
Gow & Page: Groot, de:
11, 43, 61}
70]
Dain:
2/, 39
Dale:
9, 11, 21ff.,
Hainsworth: 87 Haendel: 189 57,
59, 63, 76,
118,
123,
Handley:
115
113
106
226
Index Nominum
Haslam:
150ff.
Havet: 109 Heliodor: /01 Hephaistion: 56, 69, 83 (und passim)
Marcovich: 96 Marius Plotius: 10] Marius Victorinus: 59 Martial: 102
Herington:
Masqueray:
95
Hermann: 78, 135, 208 Hermesianax: 83 Herodot: 69, 88
Hilberg:
79
Hoekstra: Höhl:
65, 70f, 77, 81
161
Holoka:
81
Humborg:
Morgenstern: Murray: /92
95
Imhof: 706 Ingalls: 76
Naeke:
Irigoin:
Nagy:
21, 64, 99, 137
Jaeckel: 69 Jakobson: 62 Janko: 87
Olcott:
79
Kannicht: 35, 121, 142, 188, 190, 207, 209
91, 95
128, 129, 144, 146,
176,
187,
Kirk: 75, 76, 77 Kitto: 9] Kleonides: 10 99
Kock:
/15f, 124
85,
118,
126,
141 127,
147,
192
154
Parker: 9, 64, 129f., 132, 166, 188, 210 Parry: 75, 81 Pellizer: 77 Perrotta: 162 Perry: 101, 103 Perusino: 113, 114 Pfeiffer: 83, 111, 115, 124
73
Knox:
Page:
130-132,
Palumbo Stracca:
135
Koller: 35 Korzeniewski:
65
O'Neill: 69, 80 Ophuijsen, van: 69, 87, 102, 116, 123, 126-
Kalinka: 9 11}, 13, 15 Kallimachos: 83
Kapp:
211
71
Newton:
Keydell:
209
Mazon: 7/81 Meillet: 13, 70f., 135 Meineke: 77, 101 Meister: 74 Merkelbach: 165 Miller: 52 Minton: 8/
53, 70, 76, 85-87,
121,
144,
Philippos: 101 Pickard-Cambridge:
706, 181
164, 176 Koster: 15, 38
Pighi: 7] Pindar: 69
Kraus: 16, 21, 26f., 49, 207, 215 Kühne: /87 Kunst: 74
Platon: 33, 69, 83, 88, 105 Plinius: 102 Plutarch: 73, 78, 83, 85, 89, 106 Pöhlmann: 32, 36
La Roche: 17, 69 Leonhardt: /5 Leumann, E.: 13
Pohlsander:
Lloyd-Jones: 17. Lloyd-Jones & Parsons:
Poultney: 725
Lord: 75 Lucas: 105 Ludwich: 74
129
Powell: 131 Prato: 92, 95, 115, 131
Prato & Filippo:
Maas: 12-16, 17ff., 21, 24, 26, 31, 45, 51, 65, 99, 101, 132, 161f, 163, 167, 169, 172, 173, 175, 188, 197, 209, 215
Malmberg:
57
Porson: 98, 109 Porter: 69, 76, 77
62
92
Priscianus:
10]
Quintilian:
54, 105
Raalte, van & Sicking: 71 Raalte, van: 34, 52, 69,
71,
75,
78,
81,
227
Index Nominum 83, 85-91, 120
93-96,
100-105,
113,
Rupprecht:
/11 760
9 ff. Uhle: 95 Usener: 73, 15
30, 43, 105
Russo:
Trichas: Turyn:
Rossbach & Westphal: Rossi: 76 Ruijgh:
107f,
54
70, 81
Victorinus:
Vigorita: Sacks:
81
Schein:
105
71
Visser:
81
Voigt:
137, 138
Vogt: 62, 161
88, 95
Scholia: ad Aristoph. Nub. 1352:
105
Scholia: ad Aristoph. Plut. 253: 113 Schónewolf:
35, 207
Wagner, R.: 1] Webster: 106 Wernicke: 79
Schroeder: 14, 15f., 155 Schwyzer: 31 Shorey: 15 Sicking:
Sicking - Van Raalte:
167
Slings: 99, 104, 140, 141, 145 Smith, B. H.: 57 Smith, K. F.: 85 Snell - Maehler: 160, 162, 163, 173,
Snell:
West: 29f., 31, 34, 35, 38, 43, 45, 50, 54, 62-65, 71, 79, 857, 91, 97, 101, 103, 109£., 112, 115-117, 120-122, 128, 132, 135f, 138f, 144, 146-149,
29, 207
174,
1587,
182-190,
164,
166,
176
21, 22, 25f., 38, 43, 62, 54, 60, 63f,
121,
153,
135,
160,
136,
137,
lelf.,
187f, 197, 210, 215 Stephan:
140,
164f,
141-143,
170,
161-165,
172,
145f,
174,
167,
196-198,
172,
11, 34, 162, 213
White:
113,
88,
Wilamowitz: 163,
192,
119,
120,
129,
186/f.
12, 13£., 157, 17, 71, 124, 135, 197,
213
Stephens: 64 Xenophon:
Stetson: 61 Stier: 2/5 Stinton: 46 Suda: 106
Yorke:
Terentianus Maurus:
Theophrast: Tichy:
71
105
15
177,
72
Wilhelm: 85 Witte: 7]
97
174,
208
Westphal: Wifstrand:
173,
57, 108, 131, 154,
705
95
Zacher: 83 Zielinski: 17, 63 Zimmermann: 46, 182, 184, 186 Zuntz: 126, 130, 1926
INDEX
LOCORUM
Adespota, CA 194, Fr. 129: 125 -, comica, 1330, 3: 129
- Leib. inc. (L.-P.), 16: 126 -, PMG 750: 126; 856: 117; 857:120; 897: 126; 903-5: 126; 903, I: 126; 904: 126; 908:
126;
Aischylos,
1031:
716
Agamemnon
201-3
215-7:
7:
128;
93;
326: 97;
64:
210;
1411:
190;
1448 ff. — 1468 ff.: 191 -, Choephoroe 783-837: 53
306-478:
181;
181;
800—812:
-, Persae 65-114: 191f.;
386-92: 774,185;
165: 108;
215; 1023:
501: 97;
930: 210
-, Prometheus Vinctus 128ff.: 192f.;
397 ff.:
191; 402-6-410-4: 124; 535-543: 184; 576—595: 183; 589: 53, 97 -, Septem 48: 96; 78-180: 188; 170— 178: 185; 262: 96; 295-300— 312-17: 116;
549:
97;
191;
756-7
563ff.:
189;
—764-5:
567:
190;
720ff.:
88-167: 140;
128
-, Supplices 1018ff.: 191
2: 108;
- Fr. (Radt), 78a (Theor.) 7, 23: 99;
46a
(Dikt) 10: 94
Alexis, 237, 4: 129 Alkaios (L.-P.), 6, 137; 50: 126; 50, 4: 126; 126; 141, 3/4: 125;
10B: 122; 38: 125; 70: 136; 70, 2: 4: 296a: 118; 340-9:
126; 344, 1 und 2: 126; 345, 2: 350-2: 126; 367: 118; 368: 118; 114; 375: 137; 383: 163
Alkman 1,
13:
163;
(PMG), 719;
1: 145f., 148; 2:
3,1: 119;
114;
3:
3,718:
1, 9-10: 56;
126,
119;
126; 374:
145,
147f.,
3,9: 164;
8:
145; 9: 163; 15: 1/4, 144, 145; 16: 145; 17: 118, 743, 144; 17, 7: 119; 19: 144, 145; 20: 144, 145; 26: 143; 27: 143; 30: 144, 145; 39: 144; 39, 1: 117; 46: 122,
143, 192;
56: 143;
56, 1: 119;
56,5: 119,
143; 56,6: 143; 58: 145; 59a: 144, 145; 60: 145; 63: 145; 68: 145; 81: 163; 82: 144; 89: 145, 147, 148; 89, 2: 149; 91: 144; 174: 147 -, Pap. Ox. 2442, Fr. 1 - 3213: 144, 148
Anakreon (PMG), 346: 157, 159; 157;
347,
34-8:116;
2:
157;
349: 156;
122, 156, 157, 159; 353: 757; 354: 157; 356a: 157, 158; 356b: 157, 158; 357: 156, 158; 357, 7 und 10: 158; 358: 156; 358, 4: 157; 360: 156; 361: 156; 372: 156, 758; 372, 1: 157; 373: 131, 156; 375: 156; 375, 2: 127; 376: 156; 376, 2: 127; 378: 156, 159; 378, 1: 127; 380: 156, 159; 385: 131, 156, 159; 386: 131, 156; 387: 156, 159; 388: 157, 159; 388, 1: 157; 391-3: 165; 395: 157, 158; 396: 157; 397: 157; 398: 157, 159; 400: 124; 408: 122, 132, 157, 158; 410: 157, 158; 411a: 157, 158; 411b: 722; 413: 126, 157, 158; 416: 163; 417: 156, 157; 417, 4: 157; 417, 6: 157; 419: 156, 157; 420: 156, 157; 427: 156; 428: 111, 156; 429: 156; 434: 157; 494 (a) (b): 118 Ananios (W.), 5.9: 110 Archeboulos (SH), 124: 125 Archilochos (W.), 1-17: 140; 18-87: 140;
348:
156,
347: 156, 158;
348,
351: 156, 159;
352:
13, 3ff.: 86; 23,9: 96;
168-71:
139,
144;
122,
168, 3: 117;
171: 1717, 171,2: 139; 172-81: 139; 181, 12: 99; 182-7: 139; 188-92: 56, 60, 129, 140, 141, 145; 190: 141, 747; 191: 141; 193-4: 139; 195: 139; 197: 111; 198: 139
-, Col. ep. 1: 140; Il: 56, 140, 141, 145 Aristophanes, Achamenses 231: 182; 266-
7: 114; 492-568: 181 -, Aves 333a-349a:
186,
190;
665ff.:
184,
333b— 349b:
184; 334a-350a: 184; 3340. 350b: 184; 335—351: 184; 688: 120; 737ff.: 181; 1058ff.: 181; 1477, 1490 und 1560 7 1701: 186 -, Ecclesiazusae 580-1: 128; 1156: 139 -, Equites 2489: 109; 284: 209; 386: 182; 551ff.: 181; 757-8-837-8: 112; 931: 209; 940: 209; 1080-95: 119; 1083-4: 119; 1111-14 — 1121-4 — 1131-4 — 1141-4: 124; 1115-20 — 1125-30 1135-40 — 1145-50: 124; 1264ff.: 181; 1273: 60 -, Lysistrata 262-277: 46, 183; 263-278: 46, 183; 319-20: 131; 324-338: 185; 326-340: 184; 330: 182; 382-5: 111;
Index Locorum 614ff.: 181; 786-8 - 810-2: 184; 788— 812 und 789—813: /74, 184; 812-14: 182; 1014-35: 115; 1046/7 und 1192/3 — 1206/7: 184
29:91;
100: 94; 289-312:
-
Nubes 4: 97; 46;
518-62: 129;
539: 129;
563ff.: 181;
569: 119; 663: 90; 810-3: 182; 949/50951/2 — 1024/5-1026/7: 131; 969-71: 46; 1031: 182; 1063: 713; 1090, 1092, 1094: 209; 1113-4: 112; 1304-1312: 184; 1308: /82; 1310b-1320: 184; 1319: 182, 1550— 1396: 184
Pax
82:
210;
169:
210;
349b - 389 ἃ:
185; 350 und 588 —389c: 184; 350]-588/9: 168; 389/90: 168; 492: 182; 586: 182; 785-8- 806-9: 124; 951-1034: 184; 952-1035a, 953-1036b: 185; 1063-1114: 119; 1078: 119; 1127: 181; 1270-83: 119
Ranae
323ff.:
336-353:
450-3: 993b: 1231: 210
183;
124; /82; 90;
191; 395-6:
183;
112;
112;
441-6:
592: 182; 674ff.: 181; 1033/4: 121; 1203: 90;
1309ff.:
207;
1314: 35;
1520:
113; 822: 967: 186
210;
248-72:
101ff:
191;
960-976:
112;
252
184;
und
546: 964—
265:
112;
255: 112; 275 — 282a: 183; 276a — 283b: 184; 296—308: 185; 309: 782; 339— 370: 174, 184; 342b — 374: 184; 343a— 375: 185; 397: 120; 418-9 — 475-6: 115;
428-9—486-7:
115;
527-632:
183;
532—636: 183; 533—637: 184; 568: 121; 646b: 182; 1015: 720; 1060ff.: 181; 1062-1093: 184; 1064-1095: 184; 1234-5: 125; 1275ff.: 116; 127582—1284-90: 115; 1284: 782; 15211526: 185; 1529-37: 128 Fr. 9: 123; 30: 131; 452: 128
Bacchylides (Sn.-M.) 2, 5+ 14: 116; 3: 161, 171; 3(Ep.1): 762; 6(Str.1-2): 130; 9 (Ep.3-4):
173f.; 161;
172: 131; 176: 395, 2: 131
19:
114;
16:
161;
20B: 164;
161;
17:
19(Str.3-4):
34,
161,
128;
20:
20B, 2 und 3: 126;
20B,
124;
316:
131;
Euripides, Alcestis 78: 208; 217—231:
188;
66 —- 466-76: -, Andromache 112;
317:
1035 — 1045:
128;
213-226:
188;
445-54,
455-
435-44-—
197 ff.; 464: 46 140—146: 185,
/85;
794:
184
-, Bacchae 64-134: 195;
72ff.: 191;
135ff.:
191; 370ff.: 191; 519ff: 191; 530549: 183; 978 —998: 185; 1375: 208 - Cyclops 270, 343: 91; 495ff.: 191
-, Electra
115-9:
124;
116-131:
184, 185;
146 — 163: 184; 163, 212: 46; 176-— 199: 131; 437: 35; 456-7 — 468-9: 46; 700714: 197; 730—740: 197; 1185— 1201: 174, 185, 185 -, Hecuba 97: 210; 145: 210; 164-174— 197-215: 190; 165: 190
-, Helena
172-184:
64;
185; 1307: 197; 1498: 183, 184 -, Heracles 745 - 759:
-, Heraclidae
174/5-185/6:
1462:
197;
183:
356 — 365:
1481—
1198:
125;
125
613-4 - 624-
5: 118
-, Hippolytus
Thesmophoriazusae
Vespae
327-343:
229
= 673-4:
362 ff.-669ff.: 188;
-, Iphigenia
741—751:
Aulidensis
181;
197;
122-3:
366-7
1102:
119
208;
123:
210; 131-2: 208; 136-7: 208; 388: 109; 598: 209; 895: 109; 1138: 53; 1167: 53; 1339: 109; 1384: 197; 1391: 108
-, Iphigenia Taurica 403 — 417: 128 -, Medea
136: 46;
419—429:
724: 53, 724: 55; 940: 996-7: 128; 1161: 53
-, Orestes 140—153: 188; 185; 1011: 46; 1483: Vien G 2315: 33
-, Phoenissae
112; 96;
701: 97; 989-90--
965—976: 185, 139; Papyrus
202-13-—214-25:
196f,;
210-222: 183; 786: 119; 796-813: 183; 798-813: 119; 803: 119; 828/9: 118; 1485ff.: /79; 1495/6: 118; 1496: 119; 1580: 46 - Rhesus 898 - 909 4-903 —914: 117
-, Supplices 42ff.: 191; 274: 184
119;
-, Troades
277/8:
42-7 — 48-53: 194;
119;
1000 — 1023:
183,
101: 210
4: 112
(Sn.-M.), Fr. 4, 62: 161;
15:
161;
112;
16:
161;
4, 70: 17:
(Str.6): 185; 18: 161; 19: 161
184;
14:
161;
17
Glykon (PMG),
Hermippos (W.), 4, 1: 708 Hesiod,
Euphronios (CA)
176: 122, 131
Eupolis, Fr. 37: 130;
42, 3: 131;
1029: 124
89, 2: 129;
Theog.
319: 55
Hipponax (W), 119: t12f.;
177: 147
Homer,
53;
//ias A7: 77;
A53:
A179:
53;
230
Index Locorum
A218:
52;
A686:
56
T130: 65;
-, Odyssee n 192: 55; Horaz, Epod. Ibykos 147,
Z3: 77;
1394: 56;
0415: 54
13: 140;
16: 139
(PMG), 282: 153f., 155; 282224: 285,4: 155; 286: 153f.; 287: 155;
287, 4: 147, 288, 1: 1/47; 293: 303b: 155; 310, 2: 155; 315, 2:
317a4:
155;
345:
364:
94: 124, 125;
202: 111, 115; 125; 229: 127; 116; 554: 129;
25:
717:
224:
128;
Simonides (PMG), 315: 163;
531: 764,165;
161; 542: 162, 165; 764, 165; 584: 162
(Ps.):
bei
Sophokles,
Aias
109:
1416-17: -, Antigone
208 100-9 — 117-27:
575:
163;
Hephaistion
581:
15, 3-4:
86
125;
350:
53;
227-251: 197;
119;
844:
131;
134-5—
197;
936:
109;
895:
113;
Phalaikos, AP XIII, 6: 124 Pherekrates, Fr. 29: 129; 64,
208; 1121: 197 -, Electra 88-9: 208; 105-6: 208; 130-3 146-9 + 166-70 — 187-90: 119; 137, 162, 170, 211: 46; 456-7 - 468-9: 46; 853—864: 197; 1413-1433: 126
1+3:
129;
-, Ichneutae
924:
Dyskolos
127;
128
Simonides
128
16:
Simonides, Epigr. 36: 129 541: 162,
/29; 143, 1/2: 358: 131; 359: 362: 130; 363:
96: 124;
96, 1: 136; 96, 7: 136; 96, 7 —10: 197; 98: 124; 98, 3: 136; 102: 130; 110(a): 118; 111, 3: 777; 111, 3, 5, 6: 117; 112: 131, 137; 115: 118; 120: 126; 123: 136; 130: 125; 131: 125; 135: 122; 137, 1/2: 137; 138: 137; 142: 118; 143: 118; 154: 124; 155: 137; 158: 137; 168: 137; 343: 126
148-9: Menander,
95, 9: 136;
Seikilos-Inschrift: 32 Simias (CA): 9: 120;
125
Kallimachos (Pf.), 195: 739; 226: 124; 227: 112; 228: 3844: 87; 399: 115; 401: 761: 122 -, la XII: 112 Korinna (PMG), 655: 132 Kratinos, Fr. 2: 120; 105, 8: 120; 225: 128; 236: 131; 124; 360: 128; 361: 130; 128;
155; 155;
127;
113
Pap. Berl. 6870: 32
106:
114;
122,
1: 729;
131, 2: 131,
132;
128:
91;
298-328:
145: 207; 145,9: 35; 191: 729 Philikos (SH), 676: 128; 677: 128
-, Oedipus
Coloneus
183,
1757:
Philippos, AP XIII.1: 85 Phrynichos (TrGF), 3T
-, Oedipus Tyrannus 151-59a 12:
120;
3F
14:
122
Phrynichos comicus, 70: 122 Pindar, /sthm. 1 (Str. 5): 762; -, Nem. IV: 170; X,
VIII, 10: 171
VII: t68f., 170;
X: 165f.;
1: 164
-, OL I, 6: 23, 167; II: 161, 172f., 175; IV: 160, 172; VI (Str.5): 164; (Str.6): 164; VII, 2: 112; IX (Ep.4-5): 171; X: 161; X, 3-4:
171;
XIII:
-, Pyth. 1, 3: 164;
161,
762, 170f.
ΠῚ (Ep.9): 764;
III, 16,
62, 85: 112; VIII: 170, 176ff.; IX, 2: 164; X: 168; XI (Str.l): 171; XI, 4-5: 171; XII: 164 -, Fr. 17: 161; 52a: 162; 75:173; 105: 161; 108:
161;
122 (Str.1): 762
Plato com., 169, 1: /29 Praxilla (PMG), 750: 126; Sappho
(L.-P.), 44: 125;
125; 53-7: 126; 53: 1: 126; 58-91: 127;
47, 2: 125; 126; 54: 81(b)2:
126; 127;
184;
50, 2: 56, 82:
314:
265:
51;
512-523:
208
— 159b-67:
200f.; 168-77 — 178-89: 201; 171-2 — 182-3: 46; 177-8: 46; 190-202 — 20315: 201f.; 194-207: 182; 196-7 — 209-10: 128; 318: 98; 332-3: 94; 46372 = 473-82: 202; 483-97 - 498-511: 2021.; 649-67 — 678-96: 203; 863-72 = 873-82: 203f.; 883-96 - 897-910: 204; 934: 93; 936: 91; 1048: 57; 108697 - 1098-1109: 204f.; 1186ff.: 196; 1186-96 — 1197-1204b: 205; 1187 — 1197: 197; 1204c-1212 1213-22: 205f.; 1313-20 — 1321-28: 206; 132948 — 1349-68: 206
-, Philoctetes
101: 97;
504: 99;
680-1 — 697-8: 127; 827-843: 118; 860/1: 1130-1 - 1153-4: 45
-, Trachiniae
754: 125
114;
99
960-969:
969/70: 183; 1002-3: -, Fr. 120, 671: 91
Stesichoros (PMG), 147;
193:
117;
560:
184;
960/61 -
208
192, 1 - 3: 117; 210:
97:
714—726: 127; 118; 1097: 46;
153;
212:
192, 2: 153
Index Locorum -, Eriphyle, 151 -, Geryoneis, -, liupersis,
-, Nostoi,
231
Telesilla (PMG), 717: 124
150 (Str.3): 146;
152ff.
Theognis, 137-8: 86 151ff.
Theokrit,
Epigr.
XX,
2:
141;
XXII: 124, 141
- (pap. Lille 76abc), 151ff.
Theopompos, Paides 38 K.: 116
-, Syotherae,
Timotheus
150
(PMG), 802, 3: 35
XXL
140;
SACHREGISTER Termini technici,
die in der im Text vertretenen Systematik keine Verwendung
finden,
sind kursiv gesetzt
Abgesang: 16, 201 Abschluß: rhythmische Indizien für den von Strophen bzw. Gedichten, 51 (s. auch: Wiederkehr) Achtsilber: 14; äolischer
(Maas),
(xds-),
135,
15
adoneus: 138 ἀγωγή: 9
‘gelegentliche
158;
—”
- in CholiamVerse bei Ana-
Hoypodochmius
keine
an-
aklastische Variante des Dochmius, 188; — in lonikern, 192 Anakreon: 111, 118, 722; Anakreonteen bei -, 124; encomiologicus bei —, 126;
ionischer
aiolikon (x'd'ds): 127 Aischylos: iamb. Trimeter des -, 88 ff. pas-
18;
im iamb. Trimeter, 88; ben, 101; anaklastische
kreon, —
137
adjectio:
Anaklasis:
Tetrameter brachykatal
bei
-,
126; d'd'ds- bei —, 127; aiolikon bei =», 127; simiakon bei —, 127; pria-
peion bei —, 131; 'polyschematische'
dxs'ds- bei —, 131; Responsion bei -,
sim; troch. Tetrameter des -, 105ff. passim; Anakreonteen bei -, 124; d'd'd'd'ds bei —,128; erasmonideus bei —,128; strophische Partien in den Dra-
Anakreonteen:
men des -, 181ff.passim;
Analyse: Ziel der metischen bzw. rhythmi-
anapästische
Systeme bei —, 209ff., 215
akephal:
15;
katal. troch. Trimeter keine
- e iambische Sequenz, 111; ‘akephale’ Variante des asclepiadeus minor: 126; '—e' üolische 'Basis', 135f., 205; sog. “ὁ Kola, 137 (s. auch: steigend) Alkaios: 25,113; Ioniker bei —,122; xx ddds bei —,125; encomiologicus bei —, 126; asclepiadeus minor bei —, 126;
asclepiadeus maior bei —, 126f.; Interpretation der áolischen Verse von -, 135ff. alkäischer Elfsilber (xsxds): 136 Alkman: 118f.; loniker bei -, 122; encomiologicus bei —, 126; homogene dVerse bei —, 143f.; homogene s-Verse bei -, 144f; heterogene Gedichte
des-, 145 ff. Ambiguität:
Zeichen für —,3;
sog. — von
Sequenzen, 60; 22, 25, 121, 169, 172f., 176, 177, 178, 190, 199, 193
171,
Ambivalenz: s. Ambiguität Amoibaion: 181, 189, 203 anacreonteus (“dss-): 124; - kein ‘anaklastischer ionischer Dimeter', 158, 192; — bei Aischylos, 124; — bei Anakreon, 124, 158
132;
poetische Technik des
+, 156ff.
s. anacreonteus
schen — (Dale), 22, (Snell) 25, (Kraus) 26; - und Kolometrie, 57; 211ff. (s. auch: Variablen) Ananios: 701, 110
Ἀναξιφόρμιγγες: der sog. Rhythmus —, 19, 172 (s. auch metra ex iambis orta) Anapäste: ‘lyrische dische —,125
—' (Maas),
logaó-
19;
anapüstisch: Verwendbarkeit des Terminus -,213
anapästische Systeme: 209 ff. anapástische Tripodie: (Koster), 38 anapästischer Dimeter katal. («ddd-): — in Systemen, 208, 210
anapästischer dd-):
Tetrameter
katal.
117;
(«ddddd
120 (s. auch: aristophaneion, lako-
nikon) anapästischer
Trimeter
katal.
(«ddddd-):
120
Anceps:
18, 44;
—
vertritt unmarkiertes
Element, 46, 89ff. (im iamb. Trimeter), 106 (im troch. Tetrameter); - iuxta breve Indiz für Verschluß, 18; Anceps und brevis in longo, 141, 157; kein — iuxta 200;
breve innerhalb von Versen, 45, Zeitwert von -, 21, 63f; Ver-
meidung von Wortende nach langem —
Sachregister keine
lex
universalis,
7/66;
Wortende
nach langem -, 98 f. (im iambischen Trimeter), 7/4 (im iamb. Tetrameter), 145 (bei Alkman), 166f. (bei Pindar und Bakchylides); von zwei kurzen Silben realisiertes —, 18, 44, 62; Doppelkürze an - -Stellen, 90 (im iamb. Trimeter), 44, 117, 152f. (bei Stesichoros), 773 (bei Pindar), 129 (im eupolideus); Realisie-
233
des -, 88ff. passim; des —, 105 ff. passim;
troch. Tetrameter
xsxs bei —, 111; erasmonideus bei —, —, 128; strophische
^ddd- bei —,117; 128; dddxss- bei
Gedichte (Epoden) des —, 139 ff. aristophaneion (-ddddddd-): 120;
(ds-)
123
Aristophanes: iamb. Trimeter bei passim; troch. Tetrameter
—, 88ff. bei -,
rung von Áncipitia, 129 (im eupolideus),
lOSff.passim;
157 (bei Anakreon), 161 f., 167 (bei Pindar; Kollokation von mehreren Ancipi-
den Dramen des —, 181 ff.passim; anapästische, iambische und trochäische Sy-
tia, 46, 132, 135 ff., 170;
Ancipitia in äo-
lischen Versen, 136f., 197; Ancipitia und Dochmien, 188; Ancipitia in iambischen und trochäischen Systemen, 209 (s.
auch:
Doppelanceps,
Anceps
interposi-
tum)
Anceps interpositum: Begriffsbestimmung, 50; kurzes — als Merkmal daktyloepitritischer Verse, 23; 117; — in äolischen Versen, 138; - bei Alkman, 148; + bei Stesichoros, 152f.; bei Ibykos, 155;
=
in Daktyloepitriten bei Pindar, 162;
— -
in äolischen Versen bei Pindar, 171; in äolisierenden Versen im Drama,
196,
198 f., 202, 204
Anceps-Zeichen:
5;
Verwendbarkeit
des
5,45
Anonymus
Bellermanni:
chen beim
rhythmische Zei-
Antilabe: Zeichen für —,3;
- in gespro-
chenen dakt. Hexametern in der Komódie, 119; — in Systemen, 208f. Antispast: 116, 213
áolisierende Verse: s. äolische Verse dolische Daktylen: 125
— bei den jungattischen Di-
thyrambikern, 35;
archebouleion (xddds-): dakt.
sticha
des
771; 125
Hexameter
des
-,
119
archilocheion (sxsxs): Archilochos:
in den Ranae des
aristophaneus (dss'ds-): 131;
Euripidesparodie
-, 35
130, ve/ (dxs'ds-):
- in einem dochmischen
Kontext,
190
ἁρμονία: λεκτικὴ —, 70 arsis (ἄρσις): 10, 45
asclepiadeus maior (xxd'd'ds): 126 asclepiadeus minor (x xd'd): 126; ‘akephaAstropha: - im me)
—, 126
freie Versgestaltung Drama,
Asynarteten: Verse in
181, 207
25; denen
in
—, 50;
(s. auch:
Dikola, 123; 137;
—
Syste-
— zu betrachten als sich metrisches und - und
sog. — in äolischer Poesie,
bei
Archilochos,
141f.,
145;
asynartetischer „Vorgänger“ von Daktyloepitriten,
163;
euripideion
nach
He-
phaistion 'asynartetisch', 112 Auflósung: s. Resolution Choliamben des
-, 101
bakcheisch: Verwendbarkeit des Terminus, 213 (s. auch: s = single short) Bakchylides: 160ff.passim; daktyloepitritische
Gedichte
des
-,
162ff.,
164;
Wortgrenze und Zäsur ın den daktyloe111
25; 84, 89, 106;
-,
phaneus bei =, 131;
Babrios: —, 72ff.passim
125
72ff.passim;
anap. Tetrame-
dakt. Hexameter
des —, 72 ff.passim Arat: dakt. Hexameter des
Archestratos:
Hexameter bei —, 119;
ter kat. bei -, 120f.; aristophaneus (ds-) bei -, 124; telesilleia bei —, 124; erasmonideus bei —, 128; dddxss- bei —, 128; xs'd'ds- bei —, 131; aristo-
äußere Responsion: s. Responsion
7/9
Apollonios von Rhodos:
in
14silbiges Euripi-
rhythmisches Kolon decken, 56;
äolische Verse: 19; Merkmale, 23, 46, 135f.; — bei Anakreon, 158; - bei Pindar und Bakchylides, 167ff., 171f.; - im Drama, 196 ff., 205; - und Daktyloepitriten, 23, 169f., 175f.
Archeboulos:
steme bei —, 208ff.;
Partien
deion bei —, 112; ,iamb. Tetrameter kat.“ bei —,112f: sxsxs”'sbei —, 115; kretische Tetrameter bei —, 115; dakt.
le’ Variante des
-, 32
ἀπολελυμένα:
strophische
85ff.;
elegische Di-
iamb.
Trimeter
pitritischen Gedichten äolische Gedichte des
des -, 166f.; -, 167ff; Ge-
dichte der sog. Kategorie ex iambis or-
Sachregister
234 tum, 173ff.;
encomiologicus bei —, 126;
xsxxdss- (bzw. xss'dss-) bei —, 130 Basis: sog. äolische —, 18; 126; 135; drei-
brios,
Basisgruppe: s. metrical unit Basisschema: 43ff.; Merkmale
des
-s
sämtlicher griechischer Verse, 45f.; Abweichungen vom -,47; Zahl und Rei-
henfolge der Elemente bestimmen
-, 47;
— des Choliambus, 103, 104; + von Dochmien, 188 (s. auch: Versschema)
“Bausteine: ^ und Wahrnehmungseinheiten 24; 50; Länge und Kürze - von Versen, 211 (s. auch: metrisches Kolon) Bewegung: rhythmische —, s. fallend, steiterschied
—, 18;
zwischen
Quantitätsun-
—-
und
Longum
rhythmisch nicht relevant 29, 81; =’,
144
sog.
Responsion
von
‘link Anceps
iambischer
Tetrameter'
(xsxsxs--): 101 Breve: Zeichen für —, 3; Begnffsbestimmung, 43f.; - realisiert von zwei kurzen Silben, 18, 44, 62 brevis in longo: Indiz für Versschluß, 18; 34; - an der Zäsurstelle im dakt. Pentameter, 87; — und fallende d-Reihen,
144;
—
in Anapästen
am Ende eines
nicht-katalektischen Metrons,
101;
Begriffsbestimmung, —n,
43,
56;
19, -
55f.; schützt
richtige Perzeption von ein Longum vertretenden Doppelbrevia, 55;
iamb.
(χωλίαμβος):
Gebrauch,
102;
—
ak-
bei Ba-
101f.;
Antike
reguläre iamb. Trimeter zwischen
—n,101; lang realisiertes Anceps in Position 9 des —s, 102; Resolutionen im
—,102f;
Lokalisierung der Wortgren-
zen im ^, 103f.;
‘split resolution’, 103;
Zäsur im —, 103; caesura media, 103; Klausel des -s, 103f.; Brücken im -, 104
Cholosis: Zeichen für -,3; mische Freiheit, 47, 211;
-
als rhythermöglicht
Übergang zu einem andern rhythmischen Profil, 47, 182; durchbrechung,
— und Responsions182ff; 202ff.passim;
Trimeters, 101; — in troch. Tetrametern, 705; - und Katalexis, 728, 147; = in Glykoneen, 124; bei Alkman, 147f.; — beilbykos, 155; “ in daktyloepitritischen Versen, 164, 165, 176; — in äolischen Versen, 170, 171f., 176; — im Drama, 182; - und Dochmius, 188f.; in dochmischem Kontext, 203; — in äolischen Versen im Drama, 197;
- als Be-
gleiterscheinung anderer Tendenzen, 55, 78,80; “ἢ mit rhythmischer Funktion, 56; Realisierung von —n, 55f.; -n
(im dakt. Hexameter) 78-80, (im iamb. Trimeter) 98ff., (in Choliamben) 104, (im troch. Tetrameter) 109f., (xsxs'ss-) 112; -n in strophischen Gedichten, (Alkman) 146, (Stesichoros) 151f., (Pindar) /66 (s. auch: Havetsche, Hermannsche, Knoxsche, Naekesche, Wilamowitz-
sche -) bukolische Dihäresis: s. Dihäresis
Byzantinische Poesie: 32
Häufigkeit von
— in Astropha, 207 (s. auch: drag) Choreios (xopelog):
69
'prosodische'
im
Terminologie, 102; Unterschied zwischen -n und iambischen Trimetern,
= in einer Klausel, 205;
208
brevis pro longa: — in fallenden d-Reihen, Brücke:
Trimeter
=
= im letzten Metron des choliambischen
und -, 152 (s. auch: Doppelbreve)
‘brachykatalischer
choliambischer
103;
zentuierte vorletzte Silbe im
silbig realisierte —, 196
gend biceps: elementum
= in Choliamben, Tetrameter, 114
choriambisch: nus, 213;
105
Verwendbarkeit des TermiChoriamben und loniker,
192f.
choriambischer Dimeter:
xxds und xxxxd
kein — (s. auch: wilamowitzianus) choriambischer enoplius: s. Achtsilber choriambischer Hexameter katal (d'd'd'd'ds): 128
choriambischer Tetrameter katal: 131 chorische Äolica: s. áolische Verse Chorlyrik:
—
und
monodische
Lyrik,
Kompositionspraxis der —er, 175f. (s. auch: dramatische Chorlyrik) chronos (χρόνος): — ἄλογος, 10; — ἄλογος und Isochronie, 11; “ κενός: 9; — μικτός: τος: 9;
im Orest-Papyrus, 35; - moó— δίσημος, τρίσημος usw.:9; —
τρίσημος, 29, 213 (5. auch: makra)
caesura: sog. — hephthemimeres im dakt. Hexameter, 77 (s. auch: Zäsur) caesura media: — im iamb. Trimeter, 96 f.;
38;
clausula: 5. Klausel colon-caesura: 57 concinnatio: 15
Sachregister correptio epica: 65
des metrischen Profils, 55;
cratineus (dss'sxs vel dxs'sxs): creticus: s. kretisch d (= ‘double short): 22;
“
—
als
— Symbol für -.--,
als metrische Gruppe
24;
in Daktyloepi-
—,
59;
'katalektische'
daktylisch:
steigende
—,
144,
153;
148;
Verwendbarkeit des Terminus,
Hexameter:
Definition,
Herkunft des -s, 70f.;
—, 72f.;,
69;
Kontraktion im
Lokalisierung der Spondeen
— in
- in anapästischen Sy-
in trochäischen Syste-
men, 209 (s. auch: caesura media, Zäsur)
dikatalektische Kola:
11
‘2 zal th’, 112; 122 f.; 127; 130
Dikolonvers: dakt. Hexameter nicht aus einem
213
daktylischer
+ zwischen Dochmien, 188;
Ionikern, 192;
Dikolon:
—, 144, 201, 214
buko-
lische —, 54, 77f., 87, 140, 200; ‘-— media’, 114; + und Dikolon, 122f.; “ im eupolideus, 130; — bei Alkman, 143,
stemen, 208;
triten, 164 (s. auch: Notation)
Daktylen: sog. kyklische —, 10;
- kann fal-
lende Bewegung verstárken, 206;
130
Notations-Konvention,
sog. lyrische
235
— ‘entstanden’, 71,82;
man,
—e bei Alk-
143
Dimeter: Verwendbarkeit des Terminus
-,
59 (s. auch: iambischer usw. —)
im —,73f; - mit Spondee im 5. Metron, 74; Anzahl der verschiedenen He-
Dionysios
xametertypen bei verschiedenen Autoren,
Diphthong: Quantität von Silben mit —, 65
74;
Distichon:
Zahl der Wörter im -,75;
nen, 75; laba
im
quenz
Lokalisierung von -, 75, 81;
Zäsur,
der möglichen
Elisio-
Monosyl75f.;
Zäsuren
Fre-
bei ver-
aus
Halikarnassos:
-
über
Wortakzente und Melodie, 33 s. elegisches
Distichon,
epodi-
sche Kompositionsweise
Dithyrambus:
Rhythmik des jungattischen
=,35
schiedenen Dichtern, 76; Zäsurlose Verse, 77; sog. 3-Kolon-Verse, 77; Klausel (bukolische Dihäresis), 77f.; Brücken im —, 78-80; Lokalisierung
Dochmius: Zeichen für —, 3;
von Worttypen, 80ff.;
— als Sprechvers
Dochmius Kaibelianus:
in der Komödie,
— und 'pherecra-
Doppelanceps: — in äolischen Gedichten, 135ff.; — in äolischen Gedichten von Pindar und Bakchylides, 167f., 170; -
teus #4, 118;
119;
— bei Archilochos, 139f.;
— bei Alkman, 143; Kontext, 119, 201
—
in
lyrischem
sche Gruppe, 49; dar,
173,
-en
— ein asynarteti-
scher Vers, 56; 83ff,; — stichisch verwendet, 85 (s. auch: elegisches Distichon)
im Drama,
187ff;
-
und s-Gruppen, 190, 203, 206
im Drama,
daktylischer Pentameter:
= als metri-
keine -en bei Pin189, 192, 213
196
Doppelbreve:
Zeichen
für
-, 3;
—
als
musikalische Realisierung eines Longum, 33;
Quantitätsunterschied zwischen
und
Longum
rhythmisch
nicht
—
rele-
daktylischer Tetrameter: 118; — bei Archilochos, 139f.; + bei Alkman, 143
vant, 29, 81;
Daktylo-anapästisch: 59
lenden
Daktyloepitriten: 19, 23, 25, 51; — bei Stesichoros, 150ff.; bei Pindar, 162ff; — bei Bakchylides, 162 ff.; Entstehungsgeschichte von -, 163f,; — bei Alkaios, 163; — bei Anakreon, 163; — bei Alkman, 164; Unterschied zwischen — und äolischen Versen, 169f.
ben einem — in anapästischen Systemen,
175f.
dactyloiambica: 161 Dauerunterschiede:
geringe
—
zwischen
Silben rhythmisch nicht relevant, 43, 62f.
Dehnung: 9 Derivationslehre: detractio: 15
Dihäresis: Zäsur
20; und
15
54;
als Abschluß von fal144;
Resolution
ne-
210
Doppelkürze: tauschbar,
- und Länge nicht aus44; Begriffsbestimmung,
43f.; — kann markiertes Element vertreten, 45; — an nicht-markierter Stelle im iamb. Trimeter, 90; - an Ancepsstellen bei Stesichoros, 44, 117; - an nicht-markierter Stelle in Dochmien, 189
(s. auch: Resolution) dovetailing: s. Wortübergreifen drag: 47; 'double —', 170 (s. auch: Cholosis) dramatische Chorlyrik: 23, 25f., 181 ff.
Begriffsbestimmung, —,
+
d-Reihen,
+
und
54;
Perzeption
Dreiheber:
14
dreisilbig: scheinbar —e Senkungen, 171 f.
Sachregister
236 dyadisch:
— gebaute Lieder, 181 (s. auch:
Strophenbau)
dynamischer Wortakzent: s. Wortakzent Eigennamen:
Resolution
und
—,
90,
und Zusammenstellung von - n, 82 epische Lyrik: (Genuli) 71
107;
= und rhythmische ‘Fehler’, 88 elegisches 83;
Distichon: antike
Begriffsbestimmung,
Terminologie,
83;
Vor-
tragsweise, 84, 87; Ethos, 84; Hypothesen über Herkunft des -s, 84; Gebrauch, 85; bement, 86;
brevis
Kontraktion, 85f.; EnjamZäsuren, 86f.; Hiat und
in longo
an
der
Zäsurstelle
ım
Pentameter, 87; Klausel des Hexameters im —, 87; Pentameter als Klausel-
vers, 87; im
epische Formel: — und dakt. Hexameter, 81; prosodische Unregelmäßigkeiten
Typologie der Wortstellungen
=, 87
episkazon: Trimeter —, 101 episynthetisch: 56 Epodenverse: (Snell), 25, 140; — des Archilochos, 139ff.; — des Kallimachos, 139;
-
des Theokrit,
740
epodische Kompositionsweise:
— und eleg.
Distichon, 84 (s. auch: Archilochos, Kal-
limachos, Theokrit) erasmonideus (xxddxss-): wendet,
— stichisch ver-
128
Erwartung:
—
des Hôrers leitet sein Ver-
ständnis von Versen, 44 Erweiterung: — von Versen,
25;
äußere
metrical
und innere — in äolischen Versen, 135 (s. auch: Prolongation)
element rhythmique: 39 Element: Begriffsbestimmung, 43; Anzahl und Reihenfolge von -en bestimmt Ba-
Ethos: — von Versen (Kraus), 26; - des dakt. Hexameters, 69f; — des elegischen Distichons, 84; des iamb. Trimeters, 88; des troch. Tetrameters, 105; = von Dochmien, 189; Kompositions-
Elementargruppen: unit)
19
(s.
auch:
sisschema, 43, 47 (s. auch markierte bzw. nicht-markierte —e, Longum, Breve, An-
ceps, Doppelbreve)
weisen
Elfsilber: 15; alkäischer — (xsxds), 136 Elision: — auf der Grenze zwischen Versen, 51; + und Zäsur, 53; - und Brücke, 55f.; — im dakt. Hexameter, 75; - im elegischen Distichon, 86; — im iamb. Trimeter, 94; — und caesura media, 97
ἐμβατήρια: s. Marschlieder Empedokles:
dakt.
Hexameter
des
-,
encomiologicus (ddxs-):
126, 763
Enhoplion: 14 -er
Vierheber,
14;
“
er
Rhythmus (Maas), 19 Enjambement: ter, 86;
75; —
41f.;
— im dakt. Hexame-
bukolische Dihäresis und im eleg. Distichon, 86; “
-, im
iamb. Trimeter, 94f. (s. auch: Kolon-Enjambement)
eupolideus
Eupolis:
(xxxxdxxxxs):
erasmonideus
128;
in ei-
(dss'ds-)
130; dxs'ds- bei —, (xxxdxxsd) bei —, 131
euripideion:
129;
132
(xxddxss-)
aristophaneus
131;
bei
—,
bei
—,
komikon
14silbiges — (xsxs'ss-), 112
mache des -,85ff.; iamb. Trimeter des =, 88ff.passim; troch. Tetrameter des =, 105ff.passim; Glykoneen bei -, 124; erasmonideus bei —, 128; pria-
peion bei —, 131;
ex iambis ortum: (Snell) 161;
zwischen
enoplins: Mehrdeutigkeit des Terminus —, 25; dakt. Hexameter nicht entstanden
173
— von Ver-
sen (Schroeder und Kraus), 27 ἐπιχοριαμβικόν: ἐπιωνικόν: 213
59
113
213
-
und
Merkmal
und
Unterschied
daktyloepitritisch
— keine separate Kategorie,
fallend: Zeichen für -,3;
aus — und paroemiacus, 71
Entsprechung: umfangmäßige
strophische Partien in
den Dramen des -, 181ff.passim; anapästische Systeme bei --, 209 ff.passim (Dale), 22;
Epirrhema:
+
Euphorion: 131 Euphronios: xxxxdxxd- bei -, 122
enoplian: (Dale) 197
ἐπιπλοκε:
unterschiedlichem
Euripides: elegische Disticha in der Andro-
72ff.passim enhoplisch:
von
nem Kontext, 207
eines
-er Rhythmus
Versschemas,
steigende Bewegung
46;
-e
innerhalb von
Versen, 69, 78, 87, 95, 103, 108, 110, 113, 114, 121, 127, 128, 150, 155,
112, 158,
194, 201, 207; Idem innerhalb von Kola, 108, 113; Schillern zwischen -er und
Sachregister steigender Bewegung in lonikern, 192, 194; —e Bewegung in anapästischen
Systemen, 209 f. freie Sequenzen: — von Elementen, 49 Fuß (πούς): 9, 11 galliambus (^d'd'd'd): 122 γένος: 9 (s. auch: Versgeschlecht, schichte)
gesungene Verse:
rhythmische
von
-n an den Texten ablesbar, 32; Zahl der relevanten Variablen in — n, 211
gleitender Übergang: Ambivalenz
von
(Snell), 25; Elementen,
traktion ermöglicht
-
60;
und Kon-
— zu einem andern
rhythmischen Profil, 47;
-e in der Tra-
gôdie, 182; — zwischen d-Rhythmen und Dochmien, 190 (s. auch: Ambiguität) Gliederung: perzeptive — von Versen, 52; Vers- und Satz-, 53; + von Versen bei Pindar, 160 glyconeus (xxds): 15; 124, 135, 136; 'gly-
coneus2d’ (xxddds): (xxd-d-ds
214;
‘glyconeusic”
125;
126;
anaklastischer
(bei Anakreon) 158; heterogene Realisierung eines Dochmius, 188; Responsion von —en und homogenen Versen, 183 ff. Hiat Zeichen für -, 3; - und Versschluß, 18; ‘interlinear hiatus, 65; — innerhalb von Versen, 65; - an der Zä-
Versge-
Form
237
-,
Responsion von xxds und xxxxd,
surstelle im Hiatkürzung: Hilbergsches Hinkiamben:
dakt. Pentameter, 87 34 Gesetz: 79 s. Choliamben
hipponacteus (xxds-): 135, 137 hipponakteion (xsxsxss-):
112
Hipponax: Choliamben des —, 101 ff. passim; Homer:
Hinktetrameter des —, 105, 112 Hexameter des —, 72ff.passim
Homer (ps.-): iambische Trimeter im Margites des —, 89 homerische Hymnen: dakt. Hexameter in den
-, 72ff.passim
homogen: Homogenität als Merkmal eines Versschemas, 46;
Responsion von
—en
und heterogenen Versen, 183 ff. Horaz:
Epoden des
Hyperkatalexis:
-, 139, 142
Verwendbarkeit
des
Be-
- e Verse,
208
griffs —, 51
136
Glykon: 124 Grammatiker: rhythmische Theorie der an-
tiken —, 13 (vgl. Stellenregister s.v. He-
hypermetrisch:
chen, 36 hypodochmius:
phaistion)
115,
128;
(s. auch: Systeme) Hyphen: durch — verbundene
Notenzei-
188, 190, 213
hagesichorean: s. Achtsilber Hauptzásur:
Hebung:
Iambe (Ἰάμβη): 88
96 (s. Zäsur)
Havetsche Brücke:
109
Bezeichnung für markiertes Ele-
ment, 44
Hebungsabstände: 43;
30;
zwischen trochäischem und —em Rhyth-
— im dakt. He-
mus, 111; -e Systeme, 209; -es Dikolon, 112 (s. auch: metra ex iambis orta) iambischer Dimeter: 111; — bei Archilo-
Flexibilität
der
—,
62
hemiepes (dd):
— als Urvers, 14; 141
hephthemimeral clausula: xameter,
Hermippos: Herondas:
chos, 139
77
Hermannsche
Brücke:
iambischer Tetrameter:
78f., 119
114, 147
iambischer Tetrameter 'brachykat.:
108 Choliamben
des
—,
101ff.pas-
sim Hesiod:
iambisch: Verwendbarkeit des Terminus, 213; “ες Metron, 88; -er Rhythmus und Alltagssprache, 88; Unterschied
10]
iambischer Tetrameter katal.: s. hipponakteion
dakt. Hexameter des
-, 73ff.pas-
sim heterogen: Heterogenität als Merkmal eines Versschemas, 46; -e stichische Verse, 122ff.; -e Verse, (bei Archilochos) 140, 142, (bei Stesichoros) 153, (bei Anakreon) 156, 159; -e metrische
Gruppen in áolischen Versen, 137; metrische Gruppen, (bei Alkman)
“τὸ 148,
iambischer Trimeter:
Begriffsbestimmung,
88; antike Terminologie, 88; Vortragsweise, 88f; Ethos, 88f; Herkunft, 89; Gebrauch, 89; Zahl der An-
cipitia, 89;
Realisierung
der Ancipitia,
89f; Idem bei angrenzender Resolution, 93; Resolutionen, 90f.; Frequenz der Resolution, 91f.; Wortgrenze zwischen zwei Kürzen, 91; Zahl der Reso-
Sachregister
238
lutionen pro Vers, 92; Lokalisierung der Resolutionen im Vers, 92; Idem in den Wörtern, 93f.; Resolution und Wortende, 93f.; Zahl der Wörter pro Vers, 94; Elision, 94; Enjambement,
94f.
Zäsur, 95f.;
Frequenz der mógli-
chen Zäsuren bei verschiedenen Dichtern, 95; Wortgrenze an beiden Zäsur-
stellen, 95f.;
caesura media, 96f.;
54; Brücken, 98ff.; lex Porsoniana, 98f., 100; Monosyllaba und ‘split reso-
lution', 91;
Lokalisierung der Monosyl-
99f.;
101;
-
zwischen
Hinkiamben,
- bei Archilochos, 139f.;
Dochmien,
+
— in
in sotadeia
äolisierenden
- und
‘iambischer Trimeter katal.' (xsxss-): iambischer Trimeter synk.: 213
145
“,
174,
Solon;
132;
Drama,
183f.
ithyphallicus (ss-): 39;
214;
synkopierter
Verwendbarkeit
—
kein
—
(Dain),
des Terminus,
‘Abschnitt’
eines
60,
iambi-
schen Verses, 140
Juxtaposition:
Semo-
— von Longa als Merkmal
eines Versschemas, 46;
sionsdurchbrechung,
—
und Respon-
174, 183ff.;
+ in
Daktyloepitriten, 162, 164, 116, 169, 175f.; - in äolischen Versen, 137, 169, 173, 175f.; — in Pindar, Pyth. VIII,
177f;
Abwechslung 147,
148,
Abwechslung von trágt
Iambographen: Trimeter der —, 88 ff.passim (s. auch: Archilochos;
im
196 f.; Responsionsdurchbrechungen und
longation,
190
nides) iambo-trocháisch:
aufgegeben, Versen
zä-
surlose Verse, 97; Versklausel, 98; erstrebtes Wortende nach dem t0. Element,
laba,
135;
bei
zur
von 158,
und
Pro-
181, 201,
—
203;
— und Prolongation
Konstitution
von
metri-
schen Gruppen, 169, 171, 172, 198ff., 202, 204, 206; - innerhalb einer metrischen Gruppe, 192 (in lonikern), 213;
= einer steigenden und einer fallenden
187
ibyceus (dds): 155 Ibykos: 153 ff. Iktus: 11; — unnötig für Differenzierung von gleichwertigen Silben verschiedener
Komponente
im
wechslung von Astropha, 130
Dochmius,
187;
Ab-
— und Prolongation in
207;
-
und
Dikolon,
123,
rhythmischer Funktion, 45; 101
Indogermanische Verse: 13 (s. auch: Versgeschichte; vedische Verse) innere Responsion: s. Responsion (s. auch: metrische Gruppe) Integration: — von metrischen Gruppen, 55, 56, 76, 79, 86, 123, 140, 176, 194, 196, 199, 201, 205
Interpretation: henfolge,
— einer rhythmischen Rei-
49;
-
von
Elementen,
115,
125,128; — nicht gleich Aufgliederung in Metra und Kola, 212 (s. auch: Ambi-
guitát) Ion: elegische Disticha des --, 85 ff. passim
ionicus a maiore: 213 - bei Ana191 ff.
ionisch-anakreonteisch: 193 ionischer Dimeter katal. (.d'd): 116 -"
122;
„katalektischer
ionischer Tetrameter brachykatal.: ionischer Trimeter katal.: /22 irrational: — e Zeiteinheiten, chronos) Isosyllabie:
126 10
(s. auch:
in
-,
125;
d'd'd'ds-
bei
-,
127;
dddxss-
bei —,128; epodische Verse bei —, 139 Kallinos: elegische Disticha des -, 86
κατὰ δίμετρον: Abteilung von Systemen
—,
äolischen
Katakeleusmos: 113, 131 κατὰ κῶλον: 213 katalektisch, —e Interpretation des Hexameterschlusses, 69; Strukturierung von - en Versen, 53, 108, 112,113; sog. —e
Katalexis: Zeichen für -, 3; Definition von — (Maas), 19; Verwendung des Be-
griffs
11 —
elegische Disticha des
85 ff.passim; Choliamben des -, 101f£; troch. Trim. kat. des -, 111f; 14silbiges Euripideion bei —, 112, 115; Pherekrateen des —, 116, 722; phalaeceus bei —, 124; archebouleion bei -,
Daktylen, 144; sog. —e ionische Metra, 192; -er Abschluß von Systemen, 208
122
Isochronie:
72Íf.passim;
208
Ioniker: — bei Alkman, 143; kreon, 158; — im Drama,
ionischer Tetrameter:
Kadenz: feste — in äolischen Versen, 136 f. kallimacheion (sxsxsxsxs): 115 Kallimachos: dakt. Hexameter des —,
Versen,
117,
—
bei
Alkman, 148 — in Systemen, 208ff.; und Cholosis, 128
—, 51;
53, 127f, 213;
-
Sachregister κίνησις: ^ διαστηματική, συνεχής, 70
— Àextuxh und
—
239
Konsonant:
Zeichen
für
-, 5;
-en
und
Silbenlänge, 62
Klausel: rhythmische Merkmale -Funktion, 51; Wortgrenzen
mit mit
—
Kontakt:
19
Kontraktion:
Begriffsbestimmung
von
-,
-Funktion, 54; rhythmisches Profil und —,74; - des dakt. Hexameters, 77; = im elegischen Distichon, 87; — des iamb. Trimeters, 98; — und lex Porsoniana, 98; — des Choliambus, 103f.;
44;
—
= in Jonikern, /22; - der Doppelbrevia im kat. anap. Tetrameter, 120f.; -
in übrigen
113,
114,
116,
stichischen Versen,
112,
118,
128;
119,
121,
127,
s- — einer d-Reihe, 743, 144; s- — einer s-Reihe, 148; — in d-Versen bei Stesichoros, 150; - bei Ibykos, 154f. (s. auch: Abschluß, Wiederkehr)
klingend: —er Schluß Merkmal eines Versschemas,
47;
128,
144f.
(bei
Alkman),
154 (bei Ibykos), 162 (in Daktyloepitriten), 168 (in äolischen Gedichten); —
und stumpf in Responsion, 183 ff. Klonas: 84, 85 Knoxsche Brücke:
erste —, 99,
zweite
—,
Kolon:
—
Frage
der
als Wahrnehmungseinheit,
24;
rhythmische
Kola
57;
durch
die Zäsur
ge-
trennte Versteile, 52; rhythmisches — und Satzglied, 54; (Maas) 19; — als
Reihe
von
‘Füßen’,
10;
metrisches
—
(structural unit of composition”, Dale), 22, (als ‘Bauelement’) 24, 200; Unterschied zwischen - und Metron 20;
analysierbares
und
nicht analysierbares
“ (Dale), 22;
Unmöglichkeit einer Ge-
schichte einzelner Kola (Snell), 25;
terschied zwischen Anakreon,
Kolon
157f;
Un-
und Vers bei
--Abteilung
von
nicht κατὰ μέτρον gebauten Versen, 193, 213 (s. auch: metrisches bzw. rhythmisches —) Kolonbenennungen: Verwendbarkeit der traditionellen —, 59, 167, 186f., 214 Kolon-Enjambement: 77, 96 (s. auch:
Wortübergreifen)
sen,
137,
131
Wiederholung:
schen Gruppen, 49; 169;
—
— ermóglicht Übergang zu einem
Doppelbrevia im dakt. Hexameter, 72f.; aufeinanderfolgender Doppelbrevia, 150; — in Daktyloepitriten bei Stesichoros, 153; — in Daktyloepitriten, 165; — in Ionikern, 195; keine - in äolischen Versen der Lesbier, 135; — in äolischen Versen im Drama, 197; - in anapästischen Reihen, 117; + in anapästischen Systemen, 209f.; — in 'lyrischen Daktylen', 214 kontrastierend: —e Verse, 22, 26, 50, 51, 86f.,
146,
—
von
metri-
— in äolischen Verbei Stesichoros,
152;
147,
166,
185,
187,
202,
203,
—e rhythmische Bewegung,
121, 127, 128 (s. auch: steigend, fallend)
Konventionen: Kenntnis der — und Interpretation von Versen, 58 Kordax: 105 Korinna: ‘'polyschematische’ Sequenzen bei -,132
Kratinos: .ddd- bei —, 117; phalaeceus bei —, 124; erasmonideus bei —, 128; dddxss- bei —, 128; cratineus bei -, 130; priapeion bei —, 131; dxs'ds-
(aristophaneus) bei —, 131 kretisch: 59; -er Tetrameter: 115f.; er Pentameter, 116 (s. auch: s = single
short)
kretisch-páonisch: 187 Kritias: elegische Disticha des —, 87
Kunstsprache:
homerische
form, 81 Kürze: Zeitwert, 21;
171;
—
und
Vers-
Reihen von drei - n,
Länge und — die ‘Bausteine’ von
Versen,
kurze
komikon (xxxdxxsd): Kommos: 181, 206
komplexe
182;
anderen rhythmischen Profil, 47; phonetische Erklärung von —, 62; - der
206, 213;
99, 104 (in Choliamben) Kolometrie: (Dale), 22, richtigen —, 57f., 214
— als Variationsmöglichkeit, 44, 47,
211
Silbe: Verlängerung
von
-n
nach
Dionysios Hal, 34; - und Markierte Silbe, 62 Kürzung: — von Versen (Snell), 25 Kurzverse: bei Anakreon, 158
kyklische Daktylen: 10
— in daktyloepitritischen Gedichten, 50, 162, 164
Kompositionstypen: 58
Geschichte
der
-,
lakonikon (-ddddddd-): 120 Länge: mehrzeitige -n ın den Musikfragmenten, 35;
-
kann unmarkiertes
Ele-
Sachregister
240 ment
vertreten,
44f.;;
mutmaßlicher
Quantitätsunterschied zwischen Doppelkürze, 28, 81;
—
metrische Gruppe: wiederholte Elementen-
und
gruppe innerhalb einer Sequenz, 49, 59;
— und Kürze die
— und Wortgrenze, 55; - und Wortgruppe, 55; —n bei Pindar, 160ff., 169;
Bausteine von Versen, 211
lange Silbe: Verkürzung von
—n, 34;
-
und markierte Silbe, 62 λεῖμμα: 9, Notierung von μακρὰ tpionnog mit Hilfe von —, 36 (s. auch: steigend,
- und rhythmisches Kolon, 214
metrisches Kolon 140f.;
Kolon:
graphische
Katalexis) Verwendbarkeit lekythion: (Koster, 38; des Terminus -, 59, 214 Leonidas: elegische Disticha des —, 85 ff.
58;
-
und
rhythmisches
in asynartetischen Versen, 56, Begriffsbestimmung, 57; -- und -
Gestaltung
von
Gedichten,
in Dikola, 123 (s. auch: Kolon)
metrisches Profil: seine Perzeption durch
lex de positione debili: 64
Kontraktion und Resolution gefährdet, 55, 90; — und Notation, 60; - und
lex Porsoniana: s. Porsonsches Gesetz link-anceps: s. anceps interpositum Logaöden: 168
(im iamb. Trimeter), trameter)
Realisierung
logaödische Anapäste: 125 Longum:
Zeichen
für
-, 3;
-
repräsen-
tiert markiertes Element, 43; Aufeinanderfolge von mehr als zwei Longa, 45f.; durch Noten von mehr als zwei χρόνοι realisiertes
+,
33;
dreizeitiges
-
(West), 34, 48
Lykophron: iamb. Trimeter des -, 88 ff. Lyrik: s. gesungene Verse, Chorlyrik, monodische
—
makra (μακρά):
— uovéonuos, δίσημος usw.:
il; Zeichen für — τρίσημος in den Musikfragmenten, 32; — τρίσημος, 36; — teionnog als Realisierung eines Longum,
32;
Âquivalenz
von
—
τρίσημος und
Longum (West), 34 Manierismus: 82, 100
Melodiebildung: — und Wortakzent, — in Strophe und Antistrophe, 33f;
33; —
und Textgestalt, 36 Menander:
passim;
iamb.
Trimeter
troch.
105ff.passim; des —,112f.
des
Tetrameter „iamb.
—,
des
Tetrameter
88ff.
-, kat.“
auch: metrische Gruppe, κατὰ μέτρον)
denz
von
Zäsur
antike
und
—,
53;
—, 189;
—
und
im jun-
gattischen Dithyrambus, 207 monadisch: — e Gedichte, 160; Lieder im Drama, 181
Monodie:
- gebaute
181 Lyrik:
— und Chorlyrik, 38
gelegentliche
— in Systemen,
208
Monosyllaba: 'phrase-initial' —, 75, 81 (im dakt. ter);
Hexameter), 91 (im iamb. Trime— am Versende, 78; - und Eli-
sion, 99;
Lokalisierung der — im iamb.
Trimeter, 99f.;
—
und 'split resolution’
91, 107
Mesode: 181 metra ex iambis orta: 161, 173ff. metra prototypa: 15 metrical unit: — (Dale), 22ff., 57 (s. auch: metrische Gruppe) Metriker:
19;
Metrondihäresis: — im dakt. Hexameter, 79,80,81; - im troch. Tetrameter, 109; - im iamb. Tetrameter, //4; - in kretischen Tetrametern, 116; — in kretischen Pentametern, 116; — in anap. katal. Dimetern, 117; + in katal. anap. Tetrametern, 120f.; — in Ionikern, 192; = in Systemen, 208, 209f. (s. auch: Dihäresis) Metrongrenze: Zeichen für —, 3; Koinzi-
Monometer:
35
100
Gleichsetzung von - und Takt, 48; Verwendung des Terminus —, 49, 59 (s.
monodische
menten, 35 (s. auch: makra)
89, 90,
106 (im troch. Te-
metroiakon (:d'd'd'd): s. galliambus Metron: Definition von — (Maas),
Wortgrenze, 54 f. Mimesis: rhythmische
markiertes Element: s. Longum Marschlieder: 121 mehrdeutig: s. Ambiguität mehrzeitige Länge: — in den MusikfragMelismen:
von Ancipitia,
—, 12 (s. auch: Stellenre-
gister s. v. Hephaistion)
musikalischer Wortakzent:
—
im Vortrag
epischer Poesie, 70 Musik: 12, 32f., 37, 160, 211 Musikfragmente: χρόνοι μικτοί in — n, 35; rhythmische Interpretation der - 36; = aus Orestes, 33
muta cum liquida: 61, 63
Sachregister Naekesche Brücke: 79 Nebenzásur: 54, 96 (s. auch: Zäsurstelle) "Nestor-Becher': Inschrift auf dem -, 89
nicht-markierte Elemente: Brevia, Doppelbrevia und Ancipitia als Repräsentation von
“ἢ,
43f;
in griechischen
keine Sequenzen —n,
45;
Versen
von zwei (oder mehr)
(scheinbare)
Sequenzen
von
zwei ^ n, 45 (mit Anm.) Nomos: s. Terpander Vorliebe für paroxytones Versen-
Notation: Vor- und Nachteile einer — mit Hilfe von s und d: 60 — mit kurzem Vokal an letz-
ter Versstelle, 62
Olympos:
der Tragódie, 181 Pnigos (nviyoc):
overlap: 57 (s. auch: Wortübergreifen) παρακαταλογάδην:
145
Polymetrie: 186, 207 polyschematisch: ^e Responsion, 131, 132; d xx d-:
122
über Wortende
nach langer Silbe
in Position 4 des troch. Tetrameters, 109 Porsonsches Gesetz: — im iamb. Trimeter, 98f; — in Choliamben, 104; — im troch. Tetrameter, 109; — keine ‘lex
universalis', 1665 Postpositivum: ^ am den, 51; 53
Versanfang
gemie-
Wortgrenze vor — und Zäsur,
Praepositivum:
143
Parmenides:
Kategorie ex iambis ortum bei —, 172ff. Pluriformität: rhythmische — der Lieder in
xxxx
de, 32
offene Silbe:
Gedichte des —, 162ff; äolische Gedichte des —, 167 ff.; Gedichte der sog.
Porson:
Nonnos: dakt. Hexameter des —,72ff.passim;
241
Wortgrenze
hinter
—
und
Züsur, 53
Praxilla: 125 praxilleion (ddds-):
(Dochmien), 189
dakt Hexameter des —, 72 ff.
125
priapeion (xx ds xx d-): 131;
(xxxx d xx
Parodos: 113, 114, 209 paroemiacus: 70; dakt. Hexameter nicht entstanden aus — und enoplius 71; —
d-): 131 princeps: 45 Proagon: 111
als Bezeichnung für -ddd-, 117 paroxytones Versende: 32, 101
Profil: s. rhythmisches bzw. metrisches —
Pause:
Prolongation: (Dale), 22; Fortsetzung mit = als Merkmal eines Versschemas, 46;
Einfügung von
—
(s. auch: Versprofil)
und Isochronie,
11
Pentameter: scher — Periode:
22;
s. daktylischer
—
und
kreti-
rhythmische —, 52
permutatio: 15 Perzeption: —
einer
rhythmischen
Se-
quenz, 49; Strukturierung der — von Versen, 24; - von Versen ein dynamischer Prozeß, 51, 58; lineare —, 211
phalaeceus (xxdss-): 124 pherecrateus (xx d-): 116, 135;
'—4' (xx
dd-), 117; ‘>24’ (xx ddd-), 117; '— 9" (xx dddd-), 117; ‘-%” und daktylischer Hexameter, 118; - in einem dochmischen Kontext, 190 Pherekrates: 116, 122; d x s'ds- (aristo-
phaneus) bei ^, 131; Sequenzen bei —, 132 Philikos:
d'd'd'd'ds bei
polyschematische
Fortsetzung mit Anceps nach markiertem Element gilt als —, 46; - mit Hilfe von Anceps (in äolischen Versen), 138 (bei Alkman), 146, 148, (in Daktyloepitriten) 162, 175; - mit Klauselfunktion, 60; = von metrischen Gruppen, 137, 161, 164f., 166, 167, 168f., 171, 173,
192, 196, 199, 202, 203, 205;
tion 174;
175,
189,
Prolonga-
und Responsionsdurchbrechung, Abwechslung von - und Juxtapo-
sition und Konstitution von metrischen Gruppen, 171, 172, 187, 199 ff.;
von 207;
—
Wechsel
und Juxtaposition in Astropha, Wechsel von — und Juxtaposition
im Drama, 213
181,
193,
194,
196, 201, 203,
prosodiac: (Dale) 197 —, 128
prosodiac-enoplian:
197
Philippos: Technopaignion des —, 85 phonetische Kontinuität: 65 (s. auch: Syn-
prosodiacus:
aphie) phrase-units: (Dale) 22
Prosodie: 61 ff. Prosodisch: Untersuchungen über -e Fra-
Phrynichos: 106 Pindar: 160ff.passim;
daktyloepitritische
Mehrdeutigkeit des Terminus,
23
gen, 17; ‘+e’ Erklärung von Brücken, 56,62; -e Form von Wörtern, 64; —e
242
Sachregister
Unregelmäßigkeiten an der Zäsurstelle, 82; -e Unregelmäfigkeiten im Choliambus,
101
Quantität: Verstöße gegen die —, 32 Quantitätsrhythmik: 27 Quantitätsunterschiede: nur binäre — relevant, 30, 32ff., 63;
keine von der Silben-
quantität unabhängige
— in klassischer
retrospektive Vergleichung: - von Versen und rhythmische Interpretation, 50 rezitativisch: s. Vortragsweise Rhinthon: 703 Rhythmengeschlechter: 19, Vermischung von -, 19; Drama, 186
Poesie, 35
Reizianum
in den Ἡίϑεοι des Bakchylides, 174f.; — in dramatischer Lyrik, 182-6; quantitative —, /82; s und S in äolischen Versen im Drama, 197
(xd-):
Verwendbarkeit
—, 59;
135
Terminus
Resolution:
Begriffsbestimmung,
44;
des -
—
28,43f;
- der Wiener Klassiker unter-
Wiederholung
—
28;
dynamische
(Georgiades), nach
der
28;
und
gen der -, 26 Rhythmiker: antike kope, 48
sches Profil, 90; Lokalisierung der -en am Kolonanfang im iamb. Trimeter, 92, 94; — und Wortanfang, 93, 107;
rhythmisch:
en im
—, 93; - im Wortinaufeinanderfolgende -
iamb. Trimeter,
Realisierung
90, 92;
angrenzender
-
Ancipitia
und
im
iamb. Trimeter, 93; — in Choliamben, 102£.; - im troch. Tetrameter, 107f.;
— im hipponakteion, 113;
— im iamb.
Tetrameter, 114; — im katal. anap. Tetrameter, 120; —in Daktyloepitriten, 161, 165; - in äolischen Gedichten des Pindar, 169, 172; - und Responsions-
durchbrechung, 183f.;
- in Dochmien,
188f., 200; keine — in äolischen Versen der Lesbier, 137; — in äolischen Versen im Drama, 196; — in Ionikern, 195;
Häufigkeit von — in Astropha, 207; — in iambischen und trochäischen Systemen, 209; - in anapästischen Systemen, 209f. (s. auch: split resolution) Responsion:
äußere und innere
—, 18;
in-
nere — auch bei variierter Wiederholung (Kraus) 26; — in den Gedichten von Pindar, 161; - und Abwechslung von xxxx d und xxds, 197; Ausbleiben von
- in Astropha, 207 (s. auch: metrische Gruppe)
Reponsionsdurchbrechungen:
vershistori-
sche Bedeutung von -, 16; — Zeitwert von Metra (West), 34; 46;
^ bei Pindar und Bakchylides, 161;
und 146;
-
und
—e
statische
Umschwung
klassischen
von Brevia und Ancipitia, 62; Frequenz von — und Sprechtempo (Devine & Stephens), 30; Zahl der -en und rhythmi-
Wortende nach nern, 103, 107;
im
schieden von der — in griechischen Ver-
phonetische
-, 62;
-
Ordnungsprinzipien der —, 11,
sen,
von
22;
Rhythmik:
als mögliche Variation des Versprofils, 44, 475; — ermöglicht Übergang zu einem anderen rhythmischen Profil, 47; Erklärung
(Dale),
der
Periode,
Variation —,
36;
Grundla-
-
13;
31,
—
und
Syn-
Erklärung von Brücken,
43, 56 —e Indizien für Versschluß, 51; = e Form an den Texten ablesbar, 32, 36;
= e Gestalt von Versen, 43ff.
rhythmisches Kolon: 52f;
Begriffsbestim-
mung, 56,57; — und graphische Gestaltung von Gedichten, 58; — und Satzglied, 54; - und metrisches Kolon in asynartetischen
—
Versen,
56,
60,
in den Versen von Pindar,
kein
‘Bauelement’,
50,
200
140f.;
160;
(vgl.
-
metri-
sches Kolon, metrische Gruppe)
rhythmische
Kunst:
Merkmale
für
-
(Kraus), 26 rhythmisches Profil: — eines Verses, 211 rhythmische Theorie: antike —, 9ff.; des 19. Jahrhunderts, 10 ff. ῥυϑμιζόμενον: — und Rhythmus, 34
43, -
Rhythmus: Begriffsbestimmung, 43; sinnvolle Ordnung rhythmischer Elemente Grundlage des — griechischer Verse, 28; — und ῥυϑμιζόμενον, 34;
setzter' —, 12; Rückkehr:
'zusammenge-
‘gemischter’ —, 12
s. Wiederkehr
s = single short: Symbol für -.-, 22; als
Notations-Konvention,
24
(s.
auch:
Notation)
Sappho:
(Snell) 25;
117f.;
rhythmische
Interpretation der Verse von -, 135ff.; Ioniker bei —, 122; Glykoneen bei -, 124; phalaeceus bei —, 124; xx ddds
Sachregister bei —,125; asclepiadeus minor bei -, 126; asclepiadeus maior bei —, 126; aiolikon bei —, 127; xsxx dss- bei —, 130; xdsds- bei —, 131
Satyrdrama:
iamb. Trimeter im — , 91ff.
Satzgliederung: Satzstruktur:
— und Versgliederung, 53 —
Schlußsilbe:
von
—
rhyth-
theopompeion,
anap.
Tetrameter
iamb.
Trimeter
des
-,
88 ff.
44; unterdrückte - en, von drei Kürzen reali172 kurze -, 3; Zeichen Definition des Begriffs,
kurze und lange — phonetisch be-
trachtet, 61;
lange
im
katal. 120;
—e Realisierung der Longa im
dakt. Hexameter, 72
Sprachmaterial: als Bezeichnung für nicht-mar-
kiertes Element, 48; scheinbar sierte — en, 171, Silbe: Zeichen für für lange -, 3;
+
mieden, 210
passim
Senkung:
116;
nicht vermieden,
in anapästischen Systemen nicht ver-
spondeisch:
σημασία: 9 Semonides:
53
split resolution: warum vermieden?, 62, 30f; — im iamb. Trimeter, 91,94; — im troch. Tetrameter, 107; - in kret. Tetrametern nicht vermieden, 115; —
=
misch nicht relevant, 43 Seikilos-Inschrift: 32
61;
sotadeion: 132 Sperrungszäsur:
im
und Versgestalt, 51 f.
Verlängerung
243
und
kurze
-n
als
— rhythmisch
Merkmale des -s, 39; 80; Wortschatz und
relevante
- und Brücken, Resolution (iamb.
Trimeter), 92 Sprechtempo: (Devine & Stephens), 30 Sprichwortvers: 77 steigend: Zeichen für —, 3; -er Rhythmus Merkmal eines Versschemas, 46;
-e
und
fallende
Bewegung
innerhalb
markierte bzw. unmarkierte Silben, 62; binärer Kontrast zwischen langen und
von Versen, 69, 78, 87, 95, 103, 108, 112, 113, 114, 121, 127, 128, 150,
kurzen —n, 64; gleichwertige —n verschiedener Funktion, 45; Neutralisie-
194, 207; Idem innerhalb von Kola, 108, 113; Schillern zwischen -er und fallen-
rung des Unterschieds
der Bewegung in Ionikern, 192, 194
zwischen
und kurzen
-n, 31;
zem
an letzter Versstelle, 62 (s.
Vokal
offene
-
langen mit kur-
auch: syllaba) Silbendauer: bei Aristoxenos, 34 Silbenqualität: — und Zeit, 62;
Qualität
von —n mit Diphthong, 65 Silbenzahl:
Verse
mit fester
kretische Tetrameter des
120, 127;
136-8
—, 115f.,
d'd'd'd'ds bei —, 128
Simonides: 160f.; dddxss- bei —, 128; daktyloepitritische Gedichte des —, 162, 165,
iamb. Trimeter des —, 88ff.pastroch. Tetrameter des -, 105ff.
passim
Sophokles:
—,
150f;
heterogene
Verse
des
—,
stichische Verse: xsxs (ia dim), 111; sx sxs (troch trim kat; archilocheion), 111; 112,
xsxs'ss- (14silbiges euripideion), 123; xsxsxss- (hipponakteion),
112f£;
Elision auf Versgrenze bei —,
51,94; iamb. Trimeter des —, 88 ff. passim; troch. Tetrameter des —, 105ff. passim; iamb. Tetrameter des —, 114; erasmonideus bei —, 128; strophische
xsxsxsxs (ia tetram) 114;
5Χ5 5, 115; cheion), 115;
tram.),
172
Solon: elegische Disticha des —, 85ff.passim; sim;
steigende Daktylen: 59, 214 Steigerung: schrittweise —, 205; - und Strophengestaltung, 207 Stesichoros: 746; homogene d-Verse des 151 ff.
—, 46,
(s. auch: Isosyllabie) simiakon (x x d'd'ds-): 127 Simias:
110, 158,
115;
sx
sxsxsxsxs (kallimas's's's (kretischer Te-
s's's's's (kretischer Penta-
meter; theopompeion), 116; xx d- (pherecrateus), 116; «d'd (ion dim kat), 116;
-ddd-
(anap dim kat;
117;
xdd-,
teusd’), 117;
117;
paroemiacus),
xxdd-
(‘pherecra-
x x ddd- (‘pherecrateus2d’),
117; xxdddd- 'pherecrateus?d), ddd-, 118; ddddd- (dact hex), ^ddddd- (anap trim kat), 120;
117; 119; „dd
Partien in den Dramen des -, 181 ff. pas-
ddddd(anap tetram katal; aristophaneion; lakonikon), 120; .d'd...-,
sim; rhythmische Interpretation der lyrischen Partien im Oedipus Tyrannus des
121; 122;
—, 200ff.;
dss'd,
122;
122;
dd'dd,
209 ff.
anapästische Systeme bei —,
« d'd'd'd (metroiakon; galliambus), xxd'd'd, 122; .d'd'd-., 122; « .d'dss,
123;
122;
xxxxdxxd-,
ds- (aristophaneus),
244
Sachregister 123f;
xds
124;
(telesilleion), 124; xx ds » dss- (anacreonteus), xdss-,124; x x dss- (phalaeceus),
124;
xxddds ('glycid), 125;
(glyconeus),
124;
zung von Metron und Takt, 48, 213; vermeintliche — und Abwechslung von
xx dds,
Juxtaposition und Prolongation, 185, 190, 213; vermeintliche — in Ionikern,
125; xddds- (archebouleion), 125; dd ds- (praxilleion), 125; ddxs- (encox x d'ds (asclepiadeus miologicus), 126;
Synkopiert: — e iambische Metra, 20; -e Dochmien, 189; -- ὁ Trochäen, 214
minor) 126; (ion tetram
xd'ds-, 126; brachykatal)
.d'dsss126; xx
192,
194
Systeme: Erscheinungsform von Astropha, 208; anapästische —, sche — in der Komödie,
209ff; iambi111; iambische
d'd'ds (asclepiadeus maior; ‘glyconeus2’), 126f.; d'd'ds-, 127; xd'd'd's (aiolikon), 127; d'd'd'ds-, 127; xx
— im Drama, 208. Syzygie (συζυγία): (Koster), 38
d'd'ds- (simiakon), 127; d'd'd'ds, 128; d'd'd'd'ds, 128, xxddxss- (erasmoni-
Takt: 9, 21, 27, 207, 211;
deus),
xxs
128;
dddxss-,
128;
xxxxdxx
(eupolideus),
129;
dss'sxs vel dx
s'sxs (cratineus),
130;
dss'ds- (aristo-
phaneus) 130f.; xsxxdssss'dss-), 130; xs'd'ds-, 131;
d(priapeion, (priapeion), 131;
131; xxxxdxxddsxds-, 131; dx
s'ds- (aristophaneus),
(komikon),
131
daktylischer,
(bzw. x xxdsxx
131;
xxx d xx sd
(s. auch: anapästischer,
iambischer,
trochäischer x-
meter; Choliamben)
orgiades), 28; Gleichsetzung von Metron und -, 48; ‘fester —' in Anapästen,
121
‘Teilung’: s. Resolution Telesilla: 124 telesilleum (x ds): 124, 135 Tempo: (Kraus), 27; — spielt keine Rolle in einer Quantitátsrhythmik (Georgiades) 30
στίχος ἰσχιοῤῥωγικός: 102 στιγμή: kein Zeichen für 7ktus, 11
— gleichheit: 12;
- prinzip: 9,11; —wechsel: 14; - unvereinbar mit Quantitätsrhythmik (Ge-
28;
Sprech-
und
Versrhythmus,
Terminologie: kritische Würdigung der bei
Stollen: 16 stress: (Allen), 64 (s. auch: Wortakzent) Strophenbau: (Schroeder) 16; (Snell),
der Analyse gebrauchten —, 59 Terpander:
‘trochäischer
Nomos’
des
-,
105; 143
258; - bei den Lesbiern, 138; — bei Anakreon, 158; — bei Archilochos, 139;
Tetrameter:
= bei Alkman, 146£.;
ischer — Thaletas: 143 Theognis: elegische Disticha des —, 85ff. passim Theokrit: Hexameter des —, 72ff. passim; Unterschied zwischen epischen und dori-
tritischen
Gedichten,
- in daktyloepi164;
-
in
schen Gedichten des Pindar, 176ff.; im Drama, 186, 206ff.;
äoli-
-
“ bei den jung-
attischen Dithyrambikern, 35f. Strophenende:
Zeichen für —, 3
s. anapästischer, daktylischer,
iambischer, ionischer, kretischer, trochä-
Struktur: perzeptive — von Versen, 24, 52
schen Hexametern bei
stumpf:
82; phalaeceus bei —, verse bei —, 140, 141
—er Schluß Merkmal eines Vers-
schemas, 47;
—er Schluß, (bei Alkman)
144f., 147, (bei Stesichoros) 150, Ibykos) 155, (in Daktyloepitriten) (in äolischen Gedichten) 168; -
(bei 162, und
klingend in Responsion, 183 ff.
Tilgung:— von Elementen, 48 Timokreon:
Timon
124;
+ in d-Reihen bei Alk-
man, 143; — bei Ibykos, 154; + in den Strophen von Anakreon, 157; + in Systemen, 208 (s. auch: phonetische Kontinuität) Synkope: Geschichte des Begriffs —, 48;
Annahme
von
-
basiert auf Gleichset-
Epoden-
thesis (ϑέσις): 9, 45 threefolder: (Kirk), 77
syllabic process:
Synaphie:
72, 74, 75, 76,
124;
theopompeion (s's's's's): 116
syllaba anceps: 34 (Allen), 61
—,
116
von Phleius: dakt. Hexameter bei
-,72
Timotheos: 212
τονή: s. Dehnung Totenklage: Vorgeschichte des elegischen Distichons und
-, 84
triadisch: —er Bau von Gedichten, 160 (s. auch: Strophenbau)
Sachregister Trimeter:
Verwendbarkeit
des
Terminus
—, 59 (s. auch: iambischer usw.
245
vedische Verse:
Vergleichung:
—)
Tripodie: (Koster), 38
pretation
τρίσημος: s. makra τρίσημος trochäisch: Verwendbarkeit des Terminus —-,59, 213; —e Systeme, 209 trochäischer Dimeter katal: 148
49
trochäischer Tetrameter katal.: Begriffsbestimmung, 105; — Katalexis, 53, 105, 108; antike Terminologie, 105; Vortragsweise, 105; Ethos, 105; Herkunft, 106; Gebrauch, 106; Ancipitia im -, 106, 110; Resolutionen, 107f.; ‘split resolution’, 107; Wortende nach Resolution, 107; Zäsur, 108; zàüsurlose Verse, 708; Klausel, 108; bisyllabische Wörter am Versende, 109f.; Havetsche Brücke, 109; lex Porsoniana, 109; Lo-
kalisierung
von
Worttypen,
"Hink’-Variante des
—s,
110;
105, 110
trochäischer Trimeter katal. (s x s x s) (archilocheion): stichischer —, 111; nichtstichisch verwendet, 112; Lokalisierung der Wortgrenzen, 112; Zäsur, 112;
Wortende
nach
langem
anceps
im
—,
112
Tyrtaios: elegische Disticha des —, 85ff. passim
Umbruch: — der rhythmischen Bewegung, s. steigend bzw. fallend Umkehrung:
-
und
Strophengestaltung,
Verkürzung:
Rolle der — bei der Inter-
von
rhythmischen
-
und
— von Versen, 25
Strophengestaltung,
207
Verlängerung: — von wortschließenden Silben rhythmisch nicht relevant, 30, 43 Vers:
kontinuierliche, in sich geschlossene
rhythmische Reihe, 51; griechischen —en, 45;
eines
größeren
Merkmale von -e als Glieder
Zusammenhangs,
51;
— als Silbenreihe, 51; “ als Gebilde von Worten, 51; Unterschied zwischen = und Kolon bei Anakreon, 157
Versanfang: — und Versrhythmus im iamb. Trimeter, 90 (s. auch: fallend, steigend) Verselemente: nur vier unterschiedliche —, 211 Versende: Zeichen für -, 3; brevis in longo Indiz für —, 18, 34; Sequenzen
von (mehr als) zwei unmarkierten Elementen Indiz für —, 45; rhythmische Indizien für —, 51; 51, 243: Hiat und des Rhythmus gegen
Wortende und -, -, 65; ‘Reinheit’ -, 74, 90, 106; —
und Atempause, 65 stumpf, klingend)
(s. auch:
Klausel,
Versgeschichte: indogermanische — und Verständnis griechischer Verse 13; Problematik der -,14f.; - und Kompositionstypen, 58 scher Lyrik, 26
unmarkiert: s. nicht-markiert unterdrückt: — e Senkungen, 48 Unterteilung: — von Elementen in einer quantitativen Rhythmik ausgeschlossen, 14
Variablen: Wahl hinsichtlich vier — bestimmt Profil eines Versschemas, 46f., 211f.
Variation: ^ und Wiederholung (Kraus), 25f.; Kontraktion und Resolution als Möglichkeiten
zur
—,
153,
182,
207,
169,
Versgliederung: - und Satzgliederung, 53 (s. auch: Kolon) Versifikationsarten: Unterschied zwischen =, 212
Versklausel: s. Klausel Versmaf: Wechsel innerhalb von Strophen (Kraus), 26
28
172,
44,
47,
211;
50,
151,
Cholosis
Versprofil: vier
bestimmt durch die Wahl aus
Variablen,
46,
211,
Versschema:
mung, 43;
(Maas),
-
18;
und
‘Themas’, 178,195;
versus spondiacus: 74 Vierheber: 13f.
tion, 51;
rhythmische
= im Hexameter,
- und Responsionsdurchbrechung, — und Strophengestaltung, 207
(s.
auch:
Begriffsbestim-
Polyschematismus,
132
Versschluß: s. Versende
— mit Klauselfunk-
213
rhythmisches bzw. metrisches Profil) Versrhythmus: — und Sprache, 32f., 43
als Möglichkeit zur —, 47, 171f., 182, 211; — einer Sequenz, 49, 50; — eines
72; 182;
Sequenzen,
Versgeschlecht: Wechsel des —s in dramati-
207
Umstellung:
Urvers:
135
versus hypermeter:
208
Vokal: Zeichen für —, 3 Vortragsweise: — des dakt.
Hexameters,
Sachregister
246 69;
rezitativische —, 113 (s. auch: naga-
καταλογάδην)
Versen, 213f. (s. auch: Zäsur, Elision) Wortschatz: s. Sprachmaterial
Brücke,
Wahrnehmung: s. Perzeption
Worttypen: Lokalisierung von — im dakt.
Wechselschnitt: Zeichen für —, 3; 52, 56; 128; 131; /4/; bei Alkman, 148; --
Hexameter, 80 ff. Wortübergreifen: 57; 214, 121, 124, 132, 159, 182, 194, 195, 196, 199, 201, 205, 206
in äolischen Versen, 737 (s. auch: Zäsur) Wernicke: über Wortgrenze nach Länge in
(s. auch: Kolon-Enjambement)
Pos.8 des dakt. Hexameters, 79
Wiederholung: den
11;
Bedeutung der — für
Versrhythmus,
orgiades), 28;
17f;
Idem
(Ge-
— und Variation (Kraus),
25f; — von metrischen Gruppen, 49; Erwartung des Hórers eingestellt auf —, 207 (s. auch: komplexe —) Wiederkehr: — von Merkmalen des Anfangs als Indiz für den Abschluß eines rhythmischen Ganzen, 51, 54, 69, 77, 79, 87, 98, 100, 104, 146, 154, 178, 193, 200, 201, 202, 203, 204 ‘wilamowitzianus’: /36, 197
Wilamowitzsche Brücke: 99; amben,
Wort:
Wortakzent: +
bzw.
Versrhythmus,
Vergewaltigung 33;
— (Maas), 19
dynamischer und
des
musikali31,
musikalischen
Melodiebildung
und
-, 33f;
64;
— s, —
im Vortrag epischer Poesie, 70 (s. auch: paroxytones Versende) Wortgrenze: Zeichen für —, 3; — und Zäsur, 53, 75, 97; -
schwache und Ver-
sende, 51; respondierende als Grenze zwischen Wahrnehmungseinheiten: 24, 55; — mit Klauselfunktion, 54, 69, 77 £., 87, 98, 108, 114, 115; — und
Grenze
zwischen
metrischen
Gruppen,
55, 160, 192, 193, 194; — mit rhythmischer Funktion, 56, 111, 112, 113, 114, 121, 126, 127, 128, 745, 148, 150, 153, 154,
158,
schwache
194,
—
Zeitbelastung, 93,
103,
107;
Anceps, 167; und von -n
196,
und
199,
200-206 passim;
Brücke,
62; —
55;
Resolution und
Disticha
Zäsur: Zeichen für -,3; zur
54; tion,
-,
76;
(Maas),
des
-,
antike Zeugnisse 19;
(West), 29f.,
Wortgrenze mit perzeptiver Funk52;
Realisierung
der
-
und
Sprechtempo (Devine & Stephens), 30; — keine Gelegenheit zur Atempause, 54; alternierende Zásur (Wechselschnitt), 52; Verse ohne —,53; Realisierung der -, 53; - und Elision, 53; Koinzidenz von — und Metrongrenze, 53; - und Dihäresis, 54; + im dakt. Hexameter,
75f., 200; - im iamb. Trimeter, 95 ff., 203; — im Choliambos, 103; - im
104
Definition von
scher
- in Choli-
Xenophanes: elegische 85 ff. passim
-
und
und
-,
prolongierendes
Belang der Lokalisierung innerhalb von Kola und
troch. Tetrameter, 108; - im katal. troch. Trimeter, 112; — im euripideion, 112; im katal. iamb. Tetrameter, 113; — im katal. anap. Tetrameter, 121; in stichischen erasmonidei, 128; - im priapeion, 131; — im aristophaneus
(dss'ds-), 131;
bei Pindar in der Regel
keine -en, 160, 166, 172; -en in den Gedichten des Bakchylides, 166f.; -en in dramatischer Chorlyrik, 182 (s. auch: caesura, Dihäresis, Wechselschnitt)
zäsurlose Verse: 77 (dakt. Hexameter); 97 (iamb. Trimeter); 103 (Choliambus); 113 (katal. iamb. Tetrameter) Zäsurstelle: Ermittlung der —, 52; Hiat an der -, 65 Zeitwert: — und
Isochronie,
11;
—
von
Elementen (Maas), 21, (West) 30; von Elementen mit dem Sprachmaterial
gegeben, 28;
nur zwei rhythmisch rele-
vante — e (Devine & Stephens), 43, 28 Zeugma: s. Brücke