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German Pages 719 [736] Year 1967
GRIECHISCHE
GESCHICHTE VON
KARL JULIUS BELOCH
ZWEITE N E U B E A R B E I T E T E AUFLAGE
VIERTER BAND DIE GRIECHISCHE WELTHERRSCHAFT ZWEITE ABTEILUNG MIT SECHS KARTEN
BERLIN UND LEIPZIG WALTER DE GRUYTER & CO. 1927
Unveränderter photomechanischer Nachdruck
Archiv-Nr. 4703670 1967
Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Gutteatag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trüboer — Veit & Comp., Berlin 30 Printed in the Netherlands Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechaniscbem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen
Schlußwort. Die zweite Auflage der Griechischen Geschichte kommt mit dem vorliegenden Halbband zum Abschluß. Da mag es gestattet sein, den Blick zurückzuwerfen auf die Anfänge und das Werden des Werkes. Als ich Student war, vor jetzt einem halben Jahrhundert, hatten wir in Deutschland nur die Griechische Geschichte von Curtius, die mich schon damals sehr wenig befriedigte; noch weniger freilich die beiden Werke (Busolt und Holm), die dann in den achtziger Jahren zu erscheinen begannen. Ich selbst hatte mich seit langem mit griechischer Geschichte beschäftigt, auch an meiner „Attischen Politik" und meiner „Bevölkerung"-Vorarbeiten; ich traute mir zu, ein Buch zu schaffen, das für unsere Zeit werden könnte, was Curtius für seine Zeit gewesen war. So schritt ich denn, vor 40 Jahren, ans Werk, mit dem Mute der Jugend, die nichts unerreichbar hält. Von den Schwierigkeiten der Sache hatte ich damals freilich nur eine sehr ungenügende Vorstellung, und so dauerte es fast sieben Jahre, bis ich das Manuskript des I. Bandes absenden konnte (Herbst 1892). Mit dem II. Bande ging es dann rascher, da mir die Geschichte des IV. Jahrhunderts von jeher ganz besonders vertraut war. Endlich war das Manuskript bis auf Alexanders Zeit abgeschlossen (Anfang 1896) und konnte Anfang 1897 erscheinen. Es war allerdings von vornherein meine Absicht gewesen, auch das III. Jahrhundert zur Darstellung zu bringen, zunächst aber hatte ich von der Sache genug, und dachte mich anderen Arbeiten zuzuwenden. Äußere Umstände zwangen mich dann, diese Arbeiten zurückzustellen, und ich erhielt so Muße, eher als ich geglaubt hatte, die Darstellung bis auf den Zeitpunkt herabzuführen, wo Rom als bestimmender Faktor in das politische System der griechi-
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Schlußwort.
sehen Welt eintritt, und die selbständige Entwicklung der griechischen Geschichte zum Abschluß kommt. Thorold Rogers hat mir einmal in Oxford gesagt There are two great enemies of progress, the pretention of ignorance and the bigotry of science. Leider gilt das auch für die griechische Geschichte. Was in jeder anderen Wissenschaft selbstverständlich ist, daß man nur auf sicher bezeugten Tatsachen bauen soll, was in der römischen Geschichte seit Niebuhr niemand bestreitet, der überhaupt ernst zu nehmen ist, das will auf griechischem Gebiete vielen Leuten noch immer nicht in die Köpfe. Aus den Sagen soll Geschichte destilliert werden, denn es könnte j a doch eine Erinnerung an historische Tatsachen zugrunde liegen. Als ob das jemand bestritten hätte; aber es muß in jedem einzelnen Falle bewiesen werden, und bis dieser Beweis geführt ist, muß die Sache dahingestellt bleiben. So gilt es den meisten noch jetzt als unumstößliches Dogma, d a ß die „Dorier" im X I I . Jahrhundert in den Peloponnes eingewandert sind, obgleich doch dieser Ansatz nur auf der spartanischen Königsliste beruht, die in ihrem älteren Teile nicht die geringste Gewähr hat. Danach wird dann das Ende der „mykenischen" Kulturperiode chronologisch bestimmt; und doch ist klar, daß die „dorische Wanderung" diese Kultur so wenig zerstört haben kann, wie die germanische Wanderung die römische Kultur, oder die mongolische Eroberung die chinesische Kultur zerstört hat. Die Masse ist eben denkfaul, und spricht nach, was ihr vorgesagt wird. Ein charakteristisches Beispiel bietet die Frage nach Theognis' Vaterstadt. Nach dem Zeugnisse Piatons, der höchstens ein halbes Jahrhundert nach dem Tode des Dichters geboren ist, war es das sicilische Megara, in einer unserer besten Handschriften der Theognidea findet sich dieselbe Angabe, und wenn diese Zeugnisse nicht wären, würde der Inhalt der Kyrnoslieder den vollen Beweis geben, daß der Dichter jedenfalls nicht aus dem nisaeischen Megara war. Aber Didymos hat es behauptet auf Grund einer Elegie, die sicher in die Theognidea unterpoliert ist; das ist dann in alle Handbücher übergegangen, und es gilt darum als unumstößliche Wahrheit.
Schlußwort.
VII
Ganz ähnlich liegt die Sache beider Salamis-Frage. Psyttaleia galt allgemein für Lipsokutala, ohne auch nur den Schein eines Grundes, und obgleich die Natur dieser Insel der Beschreibung bei Aeschylos durchaus widerspricht. Auch liegt Lipsokutala vor dem Sunde, während die Erzählung bei Herodot keinen Zweifel läßt, daß im Sunde gekämpft wurde. Hier liegt also eine vollständige Antinomie vor. Das störte die Leute aber nicht im geringsten. Auch ich war, als ich die erste Auflage schrieb, noch in dem alten Irrtum befangen; ich habe darum dort überhaupt auf eine Beschreibung der Schlacht verzichtet und mich darauf beschränkt, die Schilderung bei Aeschylos zu übersetzen, was allerdings künstlerisch wirksamer war, als die wissenschaftliche Darstellung in der zweiten Auflage. Die griechischen Historiker sprechen von wirtschaftlichen Dingen nur gelegentlich, und darum haben es auch die neueren nicht getan; Böckhs Staatshaushaltung war für sie vergebens geschrieben. Das vorliegende Werk macht wohl den ersten Versuch, diese Lücke auszufüllen. Man hat daraufhin gesagt, ich sei ein Anhänger der materialistischen Geschichtsauffassung. Das liegt mir sehr fern; schon die Untertitel des II. und III. Bandes bringen das deutlich zum Ausdruck. Das Wesentliche ist die geistige Entwicklung. Aber allerdings habe ich daneben den wirtschaftlichen Faktor nach seiner vollen Bedeutung eingeschätzt. Ursprünglich hatte ich, wie Curtius und Mommsen, nur eine Darstellung geben wollen, allerdings mit Quellen- und Literaturnachweisen und kurzer Begründung der Resultate. Aber die trümmerhafte Überlieferung, in der die Geschichte der Zeit nach Alexander auf uns gelangt ist, bietet auf jedem Schritt Probleme, denen die Darstellung selbst nicht gerecht werden kann, und die im Rahmen knapper Anmerkungen sich nicht erschöpfen lassen. So wurde es nötig, dem III. Bande der ersten Auflage einen Ergänzungsband beizugeben, und dasselbe ist dann, in der zweiten Auflage, auch bei deh vorhergehenden Bänden geschehen. So ist das Buch denn allerdings viel umfangreicher geworden, als ich beabsichtigt hatte.
Schlußwort.
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Der vorliegende Ergänzungsband, der dem dritten der ersten Auflage entspricht, ist also nicht, wie die vorhergehenden, ein neues Werk, sondern nur eine neue Bearbeitung. Aber die vielen Neufunde, die in den letzten 23 Jahren veröffentlicht worden sind, haben tiefgreifende Änderungen nötig gemacht, die freilich die Ergebnisse, zu denen ich gelangt war, nur wenig berührt haben. Hinzugekommen sind die Abschnitte IV (Die delischen Archonten), V (die milesischen Stephanephoren), XV (Alexander und Parmenion), XXIV 7 (Menedemos), XXVI6 (Der Demetrische Krieg), XXVII 5 (Archidamos und Kleomenes), XXVIII9 (Die alexandrinischen Bibliothekare). Eine Anzahl anderer Abschnitte mußten ganz oder fast ganz neu geschrieben werden, und zwar II (Kalender und Aeren), III (Die attischen Archonten), IX (Die Ptolemaeer), X (Die Seleukiden), X I 1 (Pergamon), XII (Die achaeischen Strategen, § 100—105), XXII (Die delphische Amphiktionie), XXIV 5 (Die makedonische Besatzung im Peiraeeus), XXV 5 (Die Soterien), XXIV 3 (Kos und Andros), XXVII 2 (Der Aao6iKeio£ TTÖXC|LIO; und der Bruderkrieg), XXVII4 (Antigonos Doson in Karien), XXVIII5 (Nikandros). Und da vieles, und zum Teil sehr wichtiges, erst während des Druckes erschienen oder zu meiner Kenntnis gelangt ist, sind eine Anzahl Nachträge nötig geworden. Allen denen, die mich durch Mitteilung unedierten Materials oder durch Zusendung ihrer Arbeiten oder in anderer Weise unterstützt haben, in erster Linie meinem Freunde C. F. Lehmann-Haupt in Innsbruck und Dr. Silvio Ferri in Reggio Calabria, möchte ich auch an dieser Stelle meinen Dank aussprechen. Rom, Februar 1927. Karl Julius Beloch.
Inhalt I. Quellen und Literatur. § 1. Diadochengeschichte 1. — § 2. Hieronymos von Kardia 2. — § 3. Geschichte der Epigonen 6. — Peloponnesische Geschichte 7. — § 4. Geschichte des Agathokles' und Pyrrhos 8. — § 5. Geschichte Hierons und des ersten Punischen Krieges 10. — §,6. Die neuere Forschung 13. — § 7. Kulturgeschichte 16. — Papyrasforschung. Epigraphik. Numismatik 18.
II. Kalender und Aeren. 1. D e r a t t i s c h e K a l e n d e r . § 8. Die Oktaeteris 19. — Der 19 jährige Schaltcyklus 20. — Jahr des Archippos I I 21. — Anaxikrates 121. — Euxenippos 22. — §9. Gang des Kalenders 23. — Das Jahr 331/0 (Archon Aristophanes) 23. — Tabelle der astronomischen Neumonde 338—320 24. — Die folgenden Cyklen 26. — Umrechnung der attischen Daten 26. 2. D e r m a k e d o n i s c h e K a l e n d e r . § 10. Die Monate 26. — Der Todestag Alexanders 27. — Datum der Schlacht bei Arbela 28. — Korrespondenz der makedonischen mit den attischen, aegyptischen und julianischen Monaten 28. — § 11. Doppeldaten unter Philadelphos 29. — Übereinstimmung mit dem Mondlauf 30. — Schaltordnung 3 1 . — Gang des Kalenders unter Philadelphos 32. — § 12. Die alte Oktaeteris 33. — Kalender in Alexanders Zeit 36. — Übergang zur ptolemaeischen Schaltordnung 36. — Die Neujahre (1. Dios) von 318—247 38. — § 13. Der Kalender unter Euergetes 39. — Der Kalender unter Philopator 42. — § 14. Das Königsjahr 42. — Das Finanzjahr 44. — Das aegyptische Jahr. Korrespondenz mit dem julianischen Kalender 46. 3. D e r b a b y l o n i s c h e K a l e n d e r . § 16. Die Monate 46. — Der 19jährige Schaltcyklus 46. 4. D i e Aeren. § 16. Rechnung nach Königsjahren 47. — § 17. Phoenikische Aeren 49. — Seleukidenära 60. — Die parthische und die bithynisch-pontische Ära 62.
III. Die attischen Archonten. § 18. Überlieferte Aichontenlisten 62. — Philippos 63. — § 19. Andere Archonten, deren Jahre bezeugt sind 64. — § 20. 'O (oi) ¿irl TfJ i>ioucr|0ci 67. — Die Schreiberfolge 68. — § 21. Die Asklepiospriester 69. — § 22. Der Schalt-
Inhalt. cyklus 62. — § 23. Aristonymos 64. — Charinos 64. — Diokles bis Euthios 66. — § 24. Menekles und Nikias 67. - Gorgias 69. - Urios 69. - § 25. Kimon 70. — § 26. Anaxikrates und Demokies 72. — Sosistratos 72. — Glaukippos 73. — Thyraochares. Telokles. Eubulos 73. — Philoneos 74. — § 27. Pytharatos. Philokrates. Peithidemos. Diognetos. Antipatros. Arrheneides. Lysitheides 76. — § 28. Die Zeit nach dem Chremonideischen Kriege 77. — Der Stein von Salamis 78. — Die erste Soterienfeier 80. — Eurykleides 81. — § 29. Diomedon 82. — Thukritos' Strategien 83. — Thersilochos 83. — § 30. Xenophon 86. — §31. Von Lysias bis Lysanias 87. — § 32. Diogeiton. Olbios 88. — Das Dekret für Aristomachos 90. — Antimachos 90. — Heliodoros 90. — Athenodoros 91. — Charikles 91. - § 33. Der Archontenkatalog IG. 11869:92. - § 34. Archontenliste 96.
IV. Die dellschen Archonten. § 36. Kalender 97. — Archontenliste 97. — § 36. Die Stiftungen und die relative Chronologie 98. — Die absolute Chronologie 100.
V. Die meleslschen Stephanephoren. § 37. Kalender 101. — Chronologische Grundlagen 101. — Die Liste 102.
VI. Die Könige von Makedonien. § 38. Philipp Arrhida'ios 104. — § 39. Kassandros und seine Söhne 106. — § 40. Demetrios 106. — § 41. Lysimachos und Pyrrhos 107. — § 42. Pyrrhos' Übergang nach Italien 107. — Schlacht bei Kurupedion 108. — § 43. Ptolemaeos Keraunos 109. — § 44. Ptolemaeos Sohn des Lysimachos 111. — § 46. Antigonos Gonatas 112. — § 46. Die letzten Könige 113. — § 47. Die Königslisten beiEusebios 114. — §48. Wert der Liste 118. — Königsfolge 120. — § 49. Antigonos Monophthalmos 121. Ger ealogie. § 60. Gemahlinnen Alexanders des Großen 121. — Barsine 122. — § 61. Herakles 124. — § 62. Antipatros 126. — Kassandros 126. — Kassandros' Brüder 126. — Antipatros' Töchter 126. — Kassandros' Söhne 127. — Antipatros 6 'Err)crio? 128. — Stammtafel 129. — § 63. Lysimachos und sein Haus 129. — § 54. Agathokles 131. — Stammtafel 132. — § 66. Antigonos Monophthalmos 133. — § 56. Demetrios der Belagerer 134. — § 57. Antigonos Gonatas 136. - §68. Demetrios 136. - Stratonike 137. - Nikaea. Pthial37. — Chrysels 138. - § 59. Antigonos Doson 139. — § 60. Philippos 139. — § 61. Perseus 141. — § 62. Stammtafel der Antigoniden 143.
VII. Die Könige von Epeiros. § 63. Haus des Neoptolemos 143. — § 64. Haus des Arybbas 146. — § 65. Pyrrhos 147. — Kinder von Antigone 148. — von Lanassa 148. — Andere Gemahlinnen 149. — § 66. Alexandros 149. — § 67. Pyrrhos der jüngere 150. — Sturz des Königshauses. 152. — Königsliste und Stammtafel 153.
Inhalt.
XI
VIII. Die spartanischen Könige. § 68. Die Königsliste 164. — Archidamos und Agis 166. — § 69. Liste des Agiadenhauses 156. — Kleomenes Sohn des Kleombrotos 167. — Areus 167. — § 70. Akrotatos 168. — § 71. Kleonymos 160. — Leonidas 160. — Kleombrotos 161. — § 72. Kleomenes Sohn des Leonidas. Eukleidas 162. — Agesipolis 162. — Stammtafel des Agiadenhauses 163. — §73. Stammtafel des Eurypontidenhauses 103. — Eudamidas. Archidamos. Eudamidas II. 163. — Agis Sohn des Eudamidas 164. — Die Könige nach Agis 166. — § 74. Königsfolge 166.
IX. Die Ptolemaeer. § 75. Der astronomische Königskanon 166. — § 76. Ptolemaeos Soter 168. — § 77. Ptolemaeos Philadelphos 170. — Ptolemaeos Euergetes 171. — Philopator 173. — Königsfolge 176. Genealogie. § 78. Lagos 176. — Stammbaum seiner Gemahlin Arsinoe 177. — § 79. Ptolemaeos Soter und Menelaos 178. — Eurydike und ihre Kinder 178. Berenike und ihre Kinder 180. — § 80. Ptolemaeos Philadelphos 182. — Der Mitregent Ptolemaeos 183. — § 81. Ptolemaeos Euergetes 184. — Ptolemaeos von Telmessos 185. — § 82. Stammtafel 186. — § 83. Magas von Kyrene 186. — Berenike, Tochter des Magas 188. — Verfassungsreform in Kyrene 189.
X. Die Seleuklden. § 84. Königsliste bei Eusebios 190. — Appian 191. — § 86. Keilinschriftliche Daten 191. — § 86. Antiochos der Große 193. — Der Aufstand Molons 193. — § 87. Antiochos Soter und Theos 196. — Seleukos Kallinikos und Soter 196. — Königsfolge 197. — Genealogie. § 88. Seleukos Nikator 197. — § 89. Antiochos Soter 198. — § 90. Antiochos Theos 200. - § 91. Seleukos Kallinikos 201. — § 92. Antiochos Hierax 202. — § 93. Stammtafel 204. — § 94. Das Haus des Achaeos 204.
XI. Die kleinasiatischen Dynastien. §95. P e r g a m o n . Herrscherliste 206. — Philetaeros 207. — Seine Brüder 208. — §96. Eumenes209. — Attalos210. — Stammtafel211. — §97. B i t h y n i e n . Zipoetas 211. — Nikomedes 212. — Ziaelas 2 1 2 . — Königsfolge 2 1 3 . — Stammtafel 214. — §98. K a p p a d o k i e n am P o n t o s . Die Herrscher von Kios 214. Mithradates Ktistes 216. — Ariobarzanes 216. — Mithradates II. 216. — Stammtafel 216. — § 99. K a p p a d o k i e n 217.
XII. Die achaeischen Strategen, § 100. Die Schlacht bei Sellasia 219. - § 101. Timoxenos 220. - Hyperbatas 222. - § 102. Die ersten Kriegsjahre 223. - Aristomachos 223. - § 103. Lydiadas und Aratos 224. — Dioetas 224. — Aegialeus 224. — Arätos' erste Strategien 226. — Einnahme von Korinth 225. — § 104. Strategenliste 226. —
XII
Inhalt.
Aratos' letzte Strategie 226. — § 105. Die ersten Jahrzehnte des Bundes 226. — Befreiung von Sikyon 227. — § 106. A r a t o s ' G e b u r t s j a h r 228. — Die Tyrannen von Sikyon 229. — §107. R a t und V o l k s v e r s a m m l u n g im A c h a e i schen B u n d e . DieArchaeresien230. — Ratsversammlungen 231.— Zusammensetzung des Rates 232. — Außerordentliche Versammlungen 233.
XIII. Chronologie der Diadochenzelt. § 108. Quellen 236. — Neuere Arbeiten 236. — § 109. Der Lamische Krieg 236. — Die Eroberung Kappadokiens 237. — § 110. Der erste Bürgerkrieg 237. § 111. Antipatros' Tod 238. — Belagerung von Nora 238. — § 112. Die demokratische Revolution 238. — § 113. Die Umwälzung in Makedonien 239. — Wiederherstellung Thebens 239. — § 114. Antigonos' Feldzug gegen Eumenes240. — Seeschlacht im Bosporos 240. — § 116. Der erste Koalitionskrieg gegen Antigonos 241. — § 116. Ptolemaeos in Griechenland 243. — Ermordung der Söhne Alexanders 243. — Einnahme Athens durch Demetrios 244. — Demetrios' kyprischer Feldzug 244. — Belagerung von Rhodos 244. — Demetrios erobert Griechenland 246. — Schlacht bei Ipsos 245. — § 117. Lachares 247. — Die boeotischen Aufstände gegen Demetrios 248. — § 118. Demetrios' Fahrt nach Kerkyra 249.
XIV. Chronologie der Oeschlchte des Westens. 1. A g a t h o k l e s . § 119. Regierungsdauer 249. — Anfänge seiner Laufbahn 250. — Erste Jahre der Tyrannis 260. — Beginn des Karthagerkrieges 261. — § 120. Der Krieg in Libyen 261. — Ophelias 262. — Zeit des Friedensschlusses 263. — Letzte Jahr der Tyrannis 263. — § 121. Agathokles' Söhne aus erster Ehe 264. — Kinder aus zweiter Ehe 266. — Aus dritter Ehe 266. 2: Der römis -.he Kalender. § 122. Das Mondsonnenjahr 266. — § 123. Die Kalenderreform 256. — Cn. Flavius 257. — § 124. Der Cyklus des Cn. Flavius 260. — § 126. Zurückbleiben des Kalenders hinter den Jahreszeiten 261. — Schlacht an den Aegatischen Inseln 261. — Triumph des Cn. Fulvius 262. — § 126. Der erste Punische Krieg 263. — Regulierung des Kalenders 266. — § 127. Einführung des flavianischen Kalenders 127. — § 128. Die Sonnenfinsternis des Ennius 267. — § 129. Ergebnisse 270. 3. Die Consularfasten. § 130. Glaubwürdigkeit der Liste 271. — Die Triumphalfasten 272. 4. Der P y r r h i s c h e K r i e g . § 131. Das erste Kriegsjahr 273. — Die Schlacht bei Ausculum 276. — § 132. Pyrrhos in Sicilien 276. — Schlacht auf den Arusinischen Feldern 276. — § 133. Übergabe von Tarent 276.
Inhalt.
XIII
5. H i e r o n . § 134. Regierungsdauer 278. — Polybios über Hieronymos 279. — Die Schlacht am Longanos und die römische Intervention 279. — § 136. Hierons Geburtsjahr 282. — Sein Vater Hierokles 282. — Philistis und ihr Geschlecht 283. — Hierons Kinder und Enkel 284. — Stammtafel 284. 6. D e r e r s t e P u n i s c h e K r i e g . § 136. Der Beginn des Krieges 285. — Das erste Kriegsjahr 286. — § 137. Belagerung von Akragas 287. — Der Krieg bis zum Übergang der Römer nach Afrika 287. — § 138. Der Krieg in Afrika und die Ereignisse bis zur Schlacht bei Panormos 288. — § 139. Belagerung von Lilybaeon 289. — Die Dictatur des A. Atilius 289. — Das Ende des Krieges 290.
XV. Alexander und Parmenlon. § 140. Heroenkultus 290. — TTop co"co rjT^jT c>f t - T c q o " o oo" H H r I H H H | H H H H H H H H ^ S H M M l^í ty( H M H H n A kJ H H M K SI—< I—I ?S U HH
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Hier sind die Ansätze auf volle Jahre abgerundet, und zwar muß der Verfasser dieser Liste Alexander dem Großen das ganze Jahr 324/3 zugeteilt haben, so daß 323/2 das erste Jahr Philipp Arrhidaios' wurde; da er aber gleichwohl für diesen die siebenjährige Regierungsdauer beibehielt, kommt das Ende von dessen Regierung um 1 Jahr zu tief herunter, was dann weiter zur Folge gehabt hat, daß auch alle folgenden Regierungen um 1 Jahr zu spät gesetzt wurden. Die Jahre, die hier als die letzten jedes Königs gegeben werden, sind also in Wahrheit die ersten des Nachfolgers. So bleiben für Perseus nur 10 Jahre übrig. Sonst stimmt die Liste mit den oben gewonnenen Ergebnissen recht gut überein; sie kann also zur Korrektur der Fehler benutzt werden, die sich in die Angaben über die Dauer der einzelnen Regierungen in den Listen der Macedonum und Thetaliorum reges bei Eusebios eingeschlichen haben. Es ergibt sich, daß die Liste der Macedonum reges mit 3 x / 2 Jahren für Antipatros und Alexandras das richtige hat; dagegen sind die 4 Monate, welche die Liste der Thetaliorum reges Philippos gibt, in der makedonischen Liste ausgefallen. Zweifelhaft bleibt nur, ob wir Sosthenes mit der thessalischen Liste 1 Jahr oder mit der makedonischen 2 Jahre geben sollen, in welch letzterem Falle für die Anarchie im engeren Sinne des Wortes nur 1 Jahr bleiben würde; da indes die thessalische Liste im ganzen weniger korrupt ist, als die makedonische, und auch diese letztere in der Tabelle der armenischen Übersetzung 2 Jahre auf die Anarchie rechnet, wird für Spsthenes nur 1 Jahr anzusetzen sein.
118
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V I . Die Könige von Makedonien.
Die gemeinsame Vorlage der makedonischen und thessa^ lischen Liste hat demnach etwa folgende Gestalt gehabt: Jahre
Arrhidaios Kassandros Philippos Antipatros u. Alexandros Demetrios Lysimachos Ptolemaeos Keraunos Meleagros
7 19 —
3 6 6 1 —
Monate — —
4 6 6 —
5 2
Jahre
Antipatros Sosthenes Anarchie Antigonos Gonatas Demetrios Antigonos Doson Philippos Perseus
Monate
—
1
2 37 10 9 42 10 156
17*
2 2 — — —
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48. In Wirklichkeit sind von der Thronbesteigung Philipp Arrhidaios' im Juni 323 bis zur Schlacht bei Pydna im August oder September 168: 155 Jahre und 2—3 Monate verflossen, oder wenn wir Arrhidaios' Regierung vom 1. Dios 324 an rechnen, 155 Jahre und 10—11 Monate, also bis zu Perseus' Gefangennahme fast genau 156 Jahre. Die Liste gibt Kassandros 19 Jahre, wobei die Zeit, die Olympias nach Arrhidaios' Tode regiert hat, eingerechnet ist, wie ausdrücklich angegeben wird; den Söhnen werden zusammen 3 Jahre 10 Monate gegeben. Das sind im ganzen 22 Jahre 10 Monate. Das ist richtig; denn Arrhidaios' Tod fällt in den Herbst 317, die Besitznahme von Makedonien durch Demetrios in die zweite Hälfte des Sommers 294. Natürlich hat Kassandros nicht genau 19 Jahre regiert. Sein Sohn Philipp ist nach viermonatiger Regierung év 'EXctTtia gestorben Porphyr, bei Euseb. I 231/2), womit doch nicht der unbedeutende Ort in Thessalien, sondern die Hauptstadt von Phokis gemeint sein wird, also auf einem Kriegszuge; Kassandros wird demnach im Winter 298/7 gestorben sein, Philippos im nächsten Frühjahr, etwa im Mai. Für Antipatros und Alexandras bleiben dann 3 Jahre und 3—4 Monate, wofür die Liste in rund Zahl 3 1 / 2 Jahre setzt. Demetrios und Lysimachos haben zusammen etwa 13 Jahre regiert, vom Spätsommer 294 bis Spätsommer 281. Die thessalische Liste gibt ihnen nur 12 1 / a Jahre, die makedonische 12 Jahre, einschließlich der Regierung des Pyrrhos, also 1 / 2
§ 4 8 . Wert der Listen.
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bzw. 1 Jahr zu wenig. Davon soll Demetrios 6 1 / 2 bzw. 6 Jahre regiert haben. Seine Vertreibung fiele demnach in den Spätsommer 288 oder in den folgenden Winter, was richtig ist (s. oben S. 105). Der Fehler liegt also bei der Regierung des Lysimachos, und wird damit zusammenhängen, daß dieser zuerst neben Pyrrhos geherrscht hat, während die Listen beider Regierungen aufeinander folgen lassen. Die makedonische Liste gibt darum Lysimachos nur 5 Jahre 5 Monate. Pyrrhos gibt die thessalische Liste im Text 4 Jahre 4 Monate, in der Tabelle 3 Jahre 4 Monate. Da er im Sommer 284 vertrieben worden ist (oben S. 107), hat er etwa 3 1 / 2 Jahre regiert. Auch die Angaben über die Anarchie sind zum Teil verwirrt. Die 7 Monate des Interregnums nach der Schlacht bei Kurupedion sind übergangen und Ptolemaeos Keraunos wird unmittelbar an Lysimachos angeschlossen. Daß Meleagros 2 Monate, Antipatros l x / 2 Monat regiert haben, wird richtig sein, um so mehr, als die 45 Tage des Antipatros auch von Diodor bezeugt werden ( X X I I 4); ebenso, daß die Anarchie dann noch 3 Jahre 2 Monate gedauert hat, da auch Diodor von Keraunos' Tode bis zu Antigonos' Thronbesteigung 3 Jahre rechnet, und die Chronologie der späteren Könige nur zu diesem Ansätze stimmt. Antigonos Gonatas wäre nach Porphyrios bei Euseb. I 237 schon Ol. 123, 2 (287/6) König geworden, 8 X 0 1 5 gxem béxct (annis integris X), ehe er in Makedonien zur Regierung kam. Doch beruht dieser Ansatz nur darauf, daß Ol. 123, 1 (287/7) nach Prophyrios das letzte Jahr seines Vaters Demetrios als König von Makedonien ist. Immerhin hat Antigonos' Regierung in Griechenland Ol. 123. 2 begonnen, als sein Vater nach Kleinasien ging (oben S. 106). Den Königstitel angenommen (rex renunciatus fuit) hat er aber erst beim Tode seines Vaters (284/3), nach Porphyrios Ol. 124, 2, was Gutschmid nicht in Ol. 123, 2 hätte ändern sollen, eine Conjectur, die Schoene in seinen Text aufgenommen hat. E r hat nach dem griechischen Text der makedonischen Liste des Porphyrios im ganzen 44 Jahre regiert, nach dem armenischen Text
120
VI. Die Könige von Makedonien.
[80]
43 Jahre, was ein Schreibfehler sein muß, da auch Medeios bei [Luk.] Makrob. 11 ihm 44 Jahre gibt, und Ol. 135, 1 (240/39) nach Porphyrios sein letztes Regierungsjahr ist (Euseb. I 238). Seine Thronbesteigung in Makedonien setzt Porphyrios in Ol. 126, 1 (276/5), so daß er bis (einschließlich) Ol. 135, 1 (240/39) dort 37 Jahre regiert hätte. In Wahrheit ist Antigonos Anfang 239 gestorben; sind also die 37 Regierungsjahre richtig, so ist er 277/6 in Makedonien zur Herrschaft gelangt. Das wird bestätigt durch die Angabe der 3. Aratvita bei Westermann S. 60, 15 (Ol. 125 = 280 — 276 v. Chr.) und durch Diodor, der auf die Anarchie nach Keraunos' Tode 3 Jahre rechnet (279/8—277/6). Die Kämpfe, die Antigonos gegen Antipatros und die übrigen Prätendenten zu führen hatte, sind in diese Zeit jedenfalls eingerechnet, doch mag die zehnmonatige Belagerung von Kassandreia erst etwas später zu Ende gegangen sein. Demetrios geben alle Listen übereinstimmend 10 Jahre, was richtig ist; Dosons Regierungszeit, die in Wahrheit nur etwa 8 x / 2 Jahre betragen hat, wird auf 9 Jahre abgerundet. Philippos gibt die Liste 42 Jahre; auch das ist richtig, da er im Sommer 221 auf den Thron gekommen und um Mittsommer 179 gestorben ist. Perseus, der etwas über 11 Jahre regiert hat, werden 10 Jahre 8 Monate gegeben. Abgesehen von diesen unbedeutenden Fehlern, die durch die Abrundung der Regierungszeiten auf ganze und halbe Jahre veranlaßt sind, ist die Liste des Porphyrios richtig. So ergibt sich folgende Chronologie der makedonischen Könige seit Alexander Philipp Arrhidai'os
323 (14. Juni)—317 (Sept./Okt.)
Olympias (für den jungen Alexandros) 317 (Sept./Okt.)—316 (Frühjahr) 316 (Frühjahr)—298/97 (Winter) Kassandros Philippos
297 (ca. Febr.—Mai)
Antipatros und Alexandros
297 (Mai)—294 (Spätsommer)
Demetrios der Belagerer
294 (Spätsommer)—288 (Ende)
Lysimachos und Pyrrhos
288 (Ende)—284 (Sommer)
Lysimachos (allein)
284 (Sommer)—281 (Juli/Aug.)
Arsinoe (für ihren Sohn Ptolemaeos)
281 (Juli/Aug.)—280 (Frühjahr)
Ptolemaeos Keraunos
280 (Frühjahr)—279 (Mai)
[81]
§ 4 8 . Königsfolge. — § 4 9 . Antigonos Monophthalmos.
12'1
279 ( M a i - J u l i )
Meleagros Antipatros
279 ( J u l i - A u g u s t )
Anarchie
279-277/6
Antigonos Gonatas
2 7 7 / 6 - 2 4 0 / 3 9 (Winter)
Demetrios
240/39 (Winter)—230/29 (Winter)
Antigonos Doson
230/29 (Winter)—221 (Sommer)
Philippos
221 (Sommer)—179 (Mittsommer)
Perseus
179 (Mittsommer)—168 (ca. August).
49. Demetrios „der Belagerer", hat nach der Liste der Asianorum reges bei Euseb. 1 247: 17 Jahre regiert, seit 0 1 . 1 2 0 , 1 (300/299); die Daten seiner Gefangennahme (Ol. 120, 4 = 297/6) und seines Todes (Ol. 124, 4 = 281/80) sind unheilbar verderbt. Antigonos Monophthalmos gibt die Liste 18 Jahre von Ol. 115, 3 (318/7)-11^, 4 (301/00); sein erstes Jahr sei das 6. des Philipp Arrhidái'os gewesen. Die Zahlen stimmen; nur sind auch hier, wie in der makedonischen Liste, die Olympiadendaten um je 1 Jahr nach unten verschoben, denn das 6. Jahr des Arrhida'ios ist nicht 318/7, sondern 319/8, und die Schlacht bei Ipsos, in der Antigonos fiel, ist Anfang 301/00 geschlagen. Also haben regiert: Antigonos
18 Jahre, 3 1 9 / 8 - 3 0 2 / 1 .
Demetrios
17 Jahre, 3 0 1 / 0 0 - 2 8 5 / 4 .
Wenn in der Liste der Asianorum Reges gesagt wird, Demetrios habe zwei Jahre mit seinem Vater zusammen regiert, so ist das (trotz Wilamowitz, Antigonos 261) ein offenbares Versehen; jedenfalls aber sind, wie das Olympiadendatum seines Regierungsantritts zeigt, die Jahre der Mitregentschaft in Demetrios' Regierungsdauer nicht einbegriffen. Genealogie der makedonischen Königshäuser. 50. Alexander vermählte sich 327 mitRhoxane, der Tochter des baktrischen Fürsten Oxyartes (Arr. IV 19,5, Plut. Alex. 47, v. Glück Alex. 1, 11; 26 S. 332e, 338d, Curt. V I I I 4, 2 3 - 3 0 , oben 1. Abt., S. 25). Von ihr hatte er einen Sohn Alexandras, der kurz nach dem Tode des Vaters geboren wurde (oben 1. Abt. S. 65, vgl. lustin. X I I I 2, 5, Curt. X 6, 9). Nach seiner Rückkehr aus Indien (Frühjahr 324) nahm er dann noch Stateira, die älteste Tochter des Dareios, und Parysatis,
122
VI. Die Könige von Makedonien.
die jüngste Tochter des Ochos zu Gemahlinnen (oben 1. Abt., S. 34); Stateira wurde gleich nach Alexanders Tode auf Rhoxanes Befehl getötet, unter Connivenz des Perdikkas (Plut. Alex. 77), Parysatis wird nicht weiter erwähnt; beide sind kinderlos geblieben oder haben doch von Alexander keine Kinder gehabt. Wohl aber hinterließ Alexander einen Sohn Herakles von Barsine (lustin. X I 1 0 , 2, X I I I 2, 7, Curt. X 6, 13, Diod. XX 20, 1; 28, 1), einer Tochter des Artabazos (Aristobulos bei Plut. Alex. 21, Plut. Eum. 1; bei Eusebios I 231 wird er Phärnabazos genannt). Sie war vorher mit Memnon vermählt gewesen und nach der Schlacht bei Issos in Damaskos in Gefangenschaft geraten (Aristob. a. a. 0., Curt. III 13, 14, vgl. Diod. XVII 23, 5); Alexander nahm sie damals zur morganatischen Gemahlin, auf Parmenions Rat (Aristob. a. a. Ö.), der offenbar die Nachfolge sicher stellen wollte für den Fall, daß Alexander etwas zustoßen sollte, ehe er zu einer legitimen Vermählung geschritten wäre. Denn Barsine war eine sehr vornehme Frau, ihr Vater war Sohn einer Tochter König Artaxerxes Mnemons (Aristobulos a. a. 0., oben III 2 S. 147); sie selbst ireTraiöeu|4evr| rraiöeiav 'EXXr|vtKr|v (Aristob. a. a. 0.), ihre Mutter war also ohne Zweifel die Schwester Mentors und Memnons, die Artabazos kurz vor 362 zur Gemahlin genommen hatte (Demosth. gAristokr. 157, S. 672, vgl. Diod. XVI 52, 4), etwa 365, als er in den Besitz der väterlichen Satrapie gekommen war (oben III 1 S.,213)1. Ihr erster Gemahl Memnon war also ihr mütterlicher Oheim. Ihre Verbindung mit diesem muß in der Zeit geschlossen worden sein, als beide, nach Artabazos' Vertreibung aus seiner Satrapie, am makedonischen Hofe in Verbannung lebten, von etwa 352—342 (oben I U I S. 482, 2), oder doch gleich nach Artabazos' Zurückberufung (342). Als Memnon im Herbst 334 zum Oberbefehlshaber in den Küstenprovinzen ernannt wurde, 1
Es wäre also an sich möglich, daß Artabazos bis 342 aus dieser Ehe 11 Söhne und 10 Töchter gehabt hätte (Diod. XVI 62, 4), selbst ohne die Annahme, daß darunter Zwillingspaare gewesen sind. Die Zahlen mögen aber übertrieben sein.
§ 50. Gemahlinnen Alexanders des Großen.
Barsine.
123
schickte er tt)v fuvaiKa Kai xä tekvoi, also Barsine und ihre Kinder, als Pfänder seiner Treue zu Dareios (Diod. XVII 23, 5); bei ihrer Gefangennahme in Damaskos Ende 333 hatte sie ihren Sohn bei sich (Curt. III 13, 14), der also noch ein Knabe gewesen sein muß, sonst würde er, statt bei der Mutter zu bleiben, im Felde gestanden haben. Er ist ohne Zweifel identisch mit Memnon, der in dem attischen Decret IG. II* 1, 356 aus 327/6 geehrt wird, da Artabazos und Pharnabazos als dessen Vorfahren bezeichnet werden, was sie nur sein konnten, wenn er ein Sohn der Barsine war, s. Janus I, Wien 1921 (Festschrift für Lehmann-Haupt), S. 11. Natürlich verdankte er die Ehrung seiner vornehmen Mutter. Immerhin wird er damals kein Kind mehr gewesen sein; nehmen wir an, daß er 16 Jahre alt war, so würde die Vermählung Barsines mit Memnon in 344 fallen, und Barsine würde um 360 geboren sein. Bei ihrer Gefangennahme 333 stand sie in der Blüte der Jahre (Plut. Alex. 21). Eine Tochter von ihr wurde 324 in Susa mit Nearchos vermählt (Arr. VII 4, 6); allerdings steht dort Tt^v Bapaivriq Kai MevTopo? iraiöa, und die Neueren nehmen daraufhin an, daß Barsine in erster Ehe mit Mentor vermählt gewesen wäre, dann wäre sie also eine fuvr| xpiTano? gewesen und das ist schon an sich recht wenig wahrscheinlich. Auch hatte Mentors Sohn Thymondas bei Issos ein hohes Commando (Arr. II 2, 1; 13, 2, Curt. III 3, 1; 8, 1; 9, 2), ist also spätestens 353 geboren, wahrscheinlich etwas früher, und kann folglich kein Sohn der Barsine gewesen sein. Mentor müßte also, vor der Vermählung mit Barsine, Witwer geworden sein, oder sich von seiner ersten Gemahlin getrennt haben. Das wäre ja möglich; aber auch sein Bruder Memnon hat erwachsene Söhne gehabt, die am Granikos mitgekämpft haben (Arr. I 15, 2), er muß also schon vor seiner Verbindung mit Barsine vermählt gewesen sein, und daß das bei beiden Brüdern der Fall gewesen wäre, ist doch unwahrscheinlich. Offenbar ist also bei Arr. VII 4, 6 Mentor aus Memnon verschrieben, wie Strabon XIII 610 den umgekehrten Fehler macht; mir selbst ist Janus I, 8 passiert, Mentor statt Memnon zu schreiben (S. 11 steht das Richtige). Ebenso ist es ein bloßer
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VI. Die Könige von Makedonien.
Schreibfehler, wenn Plut. Eum. 1 eine Tochter des Artabazos, die ebenfalls Barsine geheißen hätte, mit Eumenes vermählt werden läßt; vielmehr hieß diese Schwester der Barsine Artonis (Arr.VII 4, 6). 51. Barsines Sohn Herakles soll 309, als er von Polyperchon als Thronprätendent aufgestellt wurde, etwa 17 Jahre alt gewesen sein (Diod. X X 20, 1 Tiepi ¿TiTCiKai&eKa 2tti fefoviu^), oder, nach anderer Angabe, im 15. Jahre gestanden haben (lustin. XV 2, 3 qui annos XIV excesserat). Die letztere Angabe beruht vielleicht auf einer Verwechslung mit dem jungen Alexandros (Schachermeyer, Klio XVI, 1920, S. 335), jedenfalls kann sie nicht wohl richtig sein, denn es wäre doch ein sehr merkwürdiger Zufall, wenn beide Söhne Alexanders gerade in dessen Todesjahre (324/3) geboren wären. Nach der anderen Angabe würde Herakles um 326 geboren sein, als Alexander in Indien stand, er würde also etwa um die Zeit gezeugt sein, als Alexander sich mit Rhoxane vermählte (327). Auch das ist ja wenig wahrscheinlich; nach dem attischen Decret für ihren Sohn Memnon sollten wir vielmehr annehmen, daß Barsine im Maemakterion 327 bereits in Pergamon lebte. Aber die Altersangabe bei Diodor ist ja nur annähernd; Herakles kann also etwas älter gewesen und Barsine mit ihrem Vater zurückgereist sein, als dieser 328 die Satrapie von Baktrien niederlegte (Arr. IV 17, 3). Es liegt ja doch in der Natur der Sache, daß Alexander seinen Sohn den Gefahren des indischen Feldzuges nicht aussetzen wollte. Die Ehren in Athen würden Memnon dann eben bei Gelegenheit von dessen Ankunft in Griechenland verliehen worden sein. Tarn hat vor kurzem die Behauptung aufgestellt, Herakles sei überhaupt kein Sohn Alexanders gewesen, sondern von Polyperchon als solcher vorgeschoben (Journ. Hell. Stud. XLI, 1921, S. 18ff.). Das soll daraus hervorgehen, daß sein Erbrecht bei Alexanders Tode nicht in Frage gekommen sei. Das ist aber ganz in der Ordnung, denn Barsine ist niemals zur Königin erhoben worden, so lange also der Sohn der Königin Rhoxane lebte, hatte Herakles keine Ansprüche auf den Thron. Und vor der Geburt dieses Sohnes ist allerdings
[83]
§61. Herakles. — §62. Antipatros. Kassandros.
125
von Herakles' Nachfolge die Rede gewesen (Curt. X 6, 11). Nun war j a auch Arrhida'ios nicht Sohn einer Königin: aber der ist nur auf den Thron gekommen, weil die Makedonen keinen Sohn einer Asiatin zum Könige wollten, und Asiatin war Barsine ebenso wie R h o x a n e (hervorgehoben bei Curt. X 6 , 1 3 ) . Auch ist j a klar, daß Herakles nicht als Prätendent hätte aufgestellt werden können, wenn Alexander nicht einen Sohn dieses Namens gehabt hätte, der 309 in regierungsfähigem Alter stand. Tarns B e h a u p t u n g steht also vollständig in der L u f t und es ist schwer zu verstehen, wie ein Forscher von seinem R a n g e sie überhaupt hat aufstellen können. 52. Alexanders Söhne haben keine Kinder hinterlassen, ebenso wenig Philipp Arrhidaios, der einzige, der sonst bei Alexanders Tode aus dem alten Königshause der Argeaden noch übrig war. So folgte auf dem Throne Makedoniens das H a u s des Antipatros. Dieser war ein Sohn des Iolaos (Suid. ÄVTirtctTpos)1; er starb nach dem Marmor Parium (vgl. Diod. X V I I I 48, 1) unter dem Archon Apollodoros 319/8, und zwar am Anfang des J a h r e s (s. unten § 111). E r soll ein Alter von 79 J a h r e n erreicht haben (Suidas), wonach seine Geburt in das J a h r 398 fallen würde. Wie weit das richtig ist, m a g dahingestellt bleiben; da sein ältester Sohn K a s s a n d r o s erst um 350 geboren ist (s. gleich unten), drei seiner Töchter bei Alexanders' Tode noch unvermählt waren, ist es wahrscheinlich, daß er beträchtlich jünger gewesen ist, als S u i d a s angibt. E r mag etwa gleichen Alters mit König Philipp gewesen sein. Von seinen zahlreichen Söhnen war ohne Zweifel K a s s a n d r o s der älteste, wie die Stellung beweist, die er unter der Herrschaft des Vaters einnahm und nicht minder die Ansprüche, die er nach Antipatros' Tode erhob und auch durchsetzte. E r muß damals noch ein jüngerer Mann gewesen sein, d a Antipatros nicht ihn, sondern Polyperchon zum Nachfolger wählte, obgleich Kassandros f|bri uetpav hcavriv äpe-rriq Mit A n . Anab. V I I 27, 2 und Diad. 20 'löXXa? zu schreiben, ist abgeschmackt. Bei Diod. X I X 1 1 , 8 und 3 6 , 1 ist statt IOAAOT: IOAAOT herzustellen. Die übrigen Quellen geben entweder 'löXao; oder 'löXa?. 1
VI. Die Könige von Makedonien.
126
[84
T6 xai avbpeia? gegeben hatte (Diod. XVIII 49, 1). Seine Geburt wird also kaum vor 350 gesetzt werden dürfen. Die Angabe bei Droysen (in der Stammtafel des Hauses des Antipatros) Kassandros sei 355 geboren, gründet sich offenbar nur auf die von Hegesandros (bei Athen. I 18, 1) erzählte Anekdote, wonach Kassandros noch im Alter von 35 Jahren am Tische seines Vaters, statt wie die anderen sich niederzulegen, hätte aufrecht sitzen müssen, weil er noch kein Wildschwein erlegt hatte. Ganz ebenso wertlos ist die Angabe des Scholiasten zu Theokrit (XVII 61), Kassandros wäre der Vater der um 340 geborenen Berenike gewesen, s. unten § 79. Jünger als Kassandros (Arr. Anab. VII 27, 2) aber, nach dem Namen zu schließen, Antipatros' zweiter Sohn war I o l a o s , der bei Alexander Mundschenk gewesen war (Plut. Alex. 74.77, Arr. Anab. VII 27, 2 vgl. Leben der X Redner, Hyper. S. 849f.); er führte dann 322 Perdikkas seine Schwester Nikaea als Gemahlin zu (Arr. Diad. 20) und ist wohl noch vor dem Vater, jedenfalls vor 317, gestorben (Diod. X I X 11, 8). Von andern Söhnen Antipatros' werden genannt N i k a n o r , den Olympias 317 hinrichten ließ (Diod. X I X 11, 8), P l e i s t a r c h o s , der 312 in Chalkis befehligte (Diod. X I X 78, 6), dann 302 gegen Antigonos nach Asien gesandt (Diod. X X 112) und nach der Schlacht bei Ipsos König von Kilikien wurde (Plut. Demetr. 31 f.; hier wird er als Kassandros' Bruder bezeichnet); P h i l i p p o s (Paus. I 11, 4, Diod. X I X 74, 3ff., Porphyr, bei Euseb. 1 235); A l e x a r c h o s (Athen. III 98 d—f, Strab. VII331 fr.35); P e r i l a o s ( P l u t . f r a t . a m o r . 15, S.486); daß auch Archias, der Arr. Diad. 21 neben Iolaos genannt wird, ein Sohn des Antipatros gewesen sei, ist eine Vermutung Droysens, für die jeder Anhalt fehlt 1 . Eine Tochter Antipatros', doch wohl die älteste, war bereits bei Philipps Tode mit Alexandros aus dem Fürstenhause der Lynkestis vermählt (lustin. XII 14, 1, auch Diod. XVII 80,2 wird Äv-rirtcxTpov statt ÄVTITOVOV ZU lesen sein); ihren Namen kennen wir nicht. Eine zweite Tochter, P h i l a , wurde 322 mit Krateros (Diod. XVIII 18, 7, X I X 59, 3) und 1
Ich halte diesen Archias für den cpufdi)o0^pa?.
[86]
§ 5 2 . Haus des Antipatros.
127
nach dessen Tode mit Antigonos' Sohn Demetrios vermählt (Plut. Demetr. 14, Diod. X I X 59, 3—6), wahrscheinlich 321/20 (s. unten §56) 1 . Sie war älter als dieser, wie es scheint bedeutend älter (Plut. a. a. 0.), und mag also, da Demetrios 337 oder 336 geboren ist, bald nach 350 geboren sein. Sie starb durch eigene Hand, als ihr Gemahl aus Makedonien vertrieben wurde (288, oben 1. Abt. S. 231). Eine dritte Tochter, N i k a e a , wurde 322 mit Perdikkas vermählt (Diod. X V I I I 23, 3, Arr. Diad. 20). Daß Perdikkas sie nach dem Bruch mit Antipatros verstoßen habe, wie Droysen berichtet (II 1, 103), steht nicht in den Quellen; er ließ nur Kleopatra anbieten, er sei bereit, sich von Nikaea zu trennen, wenn sie selbst ihm die Hand reichen wolle (Arr. Diad. 26). Nach lustin. X I I I 6, 7 wäre übrigens die Vermählung mit Nikaea gär. nicht vollzogen worden, dolum praesentiente Antipatro. Nach Perdikkas' Tode, wir wissen nicht wann, aber wahrscheinlich nicht lange nachher, vermählte sich Nikaea mit Lysimachos (Strab. X I I 565, Steph. Byz. Núcaia). Eine vierte Tochter, E u r y d i k e , wurde zwischen 322 und 319 mit Ptolemaeos vermählt (s. unten § 79). Wie Antipatros' Gemahlin geheißen hat und ob alle diese Kinder von derselben Frau waren, wissen wir nicht. Kassandros vermählte sich nach seinem Siege über Olympias mit König Philipps Tochter Thessalonike (Diod. X I X 52,1; 61, 2. lustin. X I V 6, 13, der sie regis Arridaei filiam nennt, und öfter) und hatte von ihr 3 Söhne, Philippos, Antipatros und Alexandros (Porphyr, bei Euseb. I 231). Der älteste, Philippos, folgte dem Vater auf dem Thron (Euseb. I 231 und 241, lustin. X V 4, 24), starb aber nach kurzer Regierung kinderlos und, wie es scheint, unvermählt; der zweite, Antipatros (Plut. Pyrrh. 6)2, vermählte sich mit Lysimachos' 1
Daß Phila in erster Ehe mit Balakros vermählt gewesen sei, folgt natür-
lich aus dem Briefe bei Antonius Diogenes (Phot. Bibl. S. 111) keineswegs (Droysen, Hellen. II 8 6 , 1 ) . 2
Dagegen wäre nach Porphyrios bei Euseb. I 231 Antipatros jünger als
Alexandros-gewesen. Aber nach lustin. X V I 1 2 und Porphyr, bei Euseb a . a . O . ermordete Antipatros die Mutter, weil sie ihm gegenüber den Bruder begün-
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VI. Die Könige von Makedonien.
[86]
Tochter Eurydike (lustin. X V I 2, 4, vgl. Porphyr, bei Euseb. I 231); der dritte, Alexandros mit Ptolemaeos' Tochter Lysandra (Porphyr, bei Euseb. I 231). Von Kindern, die sie etwa gehabt haben, wird nichts überliefert; vielmehr sagt lustin. a. a. 0., daß mit Antipatros' Hinrichtung durch Lysimachos das ganze Haus des Kassandros erloschen sei. Ein Sohn von Kassandros' Bruder Philippos, Antipatros 6 'ETtidiaq, trat während der Anarchie nach Ptolemaeos Keraunos' Tode als Kronprätendent auf (Euseb. I 235; in der Liste der Thetaliorum reges S. 243 heißt er Sohn des Lysimachos, offenbar liegt eine Verwechslung mit Lysimachos' gleichnamigem Schwiegersohn vor). Er hat nur 45 Tage auf dem Throne gesessen und soll danach seinen Beinamen erhalten haben, öti XP^vtu Toffipöe cd ¿Tricrim ttv£oue? "EXXriairövTov Kai tüiv Kard Auaifidxctav röitwv¿