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German Pages 524 [528] Year 1794
Gotthold Ephraim Lessing«
sämmtliche Schriften.
Dreyßigster Theil.
Berlin, 1794. Zn der Vossischen Buchhandlung.
Gotthold Ephraim LesiingS
Briefwechsel mit
seinem Bruder
Karl Gotthelf Lessing.
X.
Von Gotthold E. Lessing. Hamburg, den -2. December 1766, Liebster Bruder,
Deinen Brief, datlrt den — December (Du mußt weder Kvmödienzettel noch Zej, tungüblatt bei der Hand gehabt haben; denn daß wir keinen Kalender haben, das weiß ich wohl) Deinen, also nicht batikten Brief habe ich zwar richtig, aber nicht eher erhalten, als nachdem ich bereits zehn Tage in Hamburg gewesen. Doch hierin liegt auch der Vor« Wurf, daß ich Dir noch nicht geschrieben ha be; und Vorwurf gegen Vorwurf mag auf, *) Der Brief, auf den sich Lessing hier bericht, war unter seinen Briefen nicht ju finden, und so wird es noch vielmal der Fall seyn. Der Leser, sieht man leicht, verliert dabei nichts. L. bald ich glaube, daß er zurück ist, werde ich ihm
mit seinem Bruder Karl Gotthelf. 15
auch i schreiben.
mir bald.
Lebe indeß wohl und lchreibe
Ich bin auf immer
Dein
treuer Bruder, Gotthold.
4 Von Gotthold E. Lessing. Hamburg, den 14. Aug. 1767. Mein lieber Bruder,
«$kr schreibe ich Dir nun endlich wieder ein mal.
Aber Gott weiß, ich schreibe Dir nur
deswegen so selten,
weil ich Dir gar nichts
Angenehmes zu schreiben habe.
Hier hast Du die Blatter von der Drama turgie, die Dir fehlen; künftig sollst Du sie or
dentlicher haben.
Der Nachdruck ist mir sehr
unangenehm, und wir müssen ihm zu steuern
suchen. Mit nächstem will ich' Dir den Katakogum mit Preisen schicken,
unter welchen D» die
Bücher nicht weggehen lassen sollst.
Mache
nur, daß der Katalog fein herumgeschickt wird.
Ich kann mir es einbilden, daß Du Geld brauchen wirst.
Aber es würde mir schwer
x6 G. E, LesirngSBriefwechsel ......... -■ -***.
fr
werden, Dir jetzt mit etwas zu dienen. B...
ist mir noch einige 20 Thaler schuldig geblie ben.
Laß Dir diese von
ihm geben.
Wie
wirst Du es zu Michaelis mit dem Logis ma chen? Wo willst Du bleiben? Wo wirst Du
hingehcn? Was ist Dein Anschlag? Der Capitain Stein hat mir geantwortet, daß Reich auf seiner Forderung bestände, und daß er die Sache bei dem Regimentsgcricht
anhängig mache» müßte.
Ich
will doch se
hen, wer mich zwingen soll etwas zu bezah len, was ich nicht schuldig bin.
Was
machen Sie zu Hause? Sie sind
doch noch alle gesund?
Mit ehestem will ich
von hier aus dahin schreiben. Lebe
unterdessen
bald wieder. schicken wollen.
wohl und
schreib
mir
Du hast mir ja eine Komödie
Wenn sie fertig ist, so schicke
sie mir mit der Gelegenheit, mit welcher Du diesen Benes bekommen wirst.
Es ist mein
hiesiger Wirth, der Commijstonsrach Schmid,
welcher ihn mitnimmt.
Dein
treuer Bruder, Eotlhow.
5.
mit seinem Bruder KarlGotthelf. 17 5Von Karl G. Lessing. Berlin, den 30. August 1767.
Liebster Bruder, An Verdruß und Arbeit fehlt es Dir nicht, wie ich aus Deinen Briefen an Voß und Ni
colai gesehen habe; mir an beiden.
Doch Du
bist gesund, und es gefällt Dir in Hamburg. Mein Wunsch ist also zur Hälfte erfüllt.
Die Schuld werde ich mir einkaffiren, und könnte ich mehr als Dir meinen Dank sagen,
so wäre mein Wunsch ganz erfüllt. Zu Michaelis habe ich das Logis aufgekün digt, und mich dem Himmel in einem Dach
stübchen genähert, in welchem ich die Wett vergessen werde, so lange mich nicht hungert
und durstet.
Sie hat mir zwar weder Gutes
noch Böses gethan; ich muß doch aber etwas
haben, worauf ich ungehalten bin. Ob ich in Berlin bleiben oder wohin ich gehen werde, und was für einen Anschlag ich sonst habe,
davon kann ich Dir, liebster Bruder, nicht ein
L«ff. Schrift, xxx. rh.
B
ig t
G. E» Lessings Briefwechsel - I
. ............. *** TOS8-
SBort sagen.
Wenn Ich, ohne mich selbst zu lo
ben, die Wahrheit sagen soll, so bin ich eine schlechte Waare,
die ich aber nicht gern ver
schleudern will.
Mich
kennte ich
ziemlich,
wirst Du sagen, nur sollte ich die Welt besser
kennen lernen.
Vielleicht findet sich für mich
etwas, wobey ich dieses thun kann.
Suchet,
so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch
aufgethan: ist ein schöner Spruch, aber eine
schlechte Erfahrung für mich.
Wüßte ich einen
Ort, wo es besser wäre, so machte ich mich
noch heute auf.
Unser Bruder Theophil»«
hat mir zwar ein Langes und Breites von ei
nem gewissen Brodle vorgeplaudert;
aber ist
es nicht zu beklagen, daß er den Spruch nicht weiß: Der Mensch lebt nicht vom Brodt al,
lein, sondern von einem jeglichen Worte, das durch den Mmw Gottes geht?
Das erste ist
eben so richtig, als das letzte mir unverständ
lich , ob es gleich der Teufel wohl verstanden haben mag.
Verstehst Du es?
Meine Komödie, die ich dir schicken woll
te, erhältst Du nicht mit dieser Gelegenheit. Zch habe noch im ersten Akt einige Scenen zu
mit seinem Bruder Karl Gotthelf. ig
machen, und viele Scenen au« dem ersten Akt
umznschmelzen.
Du sollst sie aber bald bekomm
men; da wirst Du die Barmherzigkeit für
mich haben und thun, als wenn Du in deiner Dramaturgie ein
Stück Scene
für Scene
durchzugehen hättest, und es auf kelneriey Wei fe vermeiden könntest. Außer dieser Beschäf tigung lese ich den Shakespear, und bann und
wann von der Malerey und Philosophie. Die
sen Winter will ich auch das Griechische wie der vornehmen; einen Euripides habe ich mir
schon in der Auktion erstanden.
Es ist eine
Stephanische Edition von 1601, 4to.
ter Vorsatz, wirft Du sagen.
Ein gu
Za, wenn man
auch nicht einmal den hätte! Doch immer von
mir selbst! Du hast Deinen Schlaftrunk schon fertig und läßt daran drucken? Ich kann Dir nicht
helfen, Du mußt mir auf der Post ein Exem plar schicken: ich verspreche Dir, ee soll aus
meiner Hand nicht eher kommen, als bis er
allenthalben verkauft wird. Doch ich erinnere mich auch, daß Du einige Blätter in Ham burg von dem, was Du schon in Berlin ansB »
ao
G. E. Lessings Briefwechsel
gearbeitet, verloren haben sollst.
Hier schicke
ich Dir Dein ganzes Manuscript;
vielleicht
überhebt Dich dieses einer Arbeit von einigen Tagen. Dibbelin hat zwar noch nicht das Privi legium; aber es ist so gut als gewiß. Er hat
sich zu einer Summe in die Chargenkaffe er, boten, und Geld entscheidet. wirbt auch
aber zu spät kommen.
eö beyden, klatscht.
zu.
Koch in Leipzig
um dasselbe Privilegium,
wird
Vielleicht giebt man
und da ist Herr Döbbelin ge