199 8 22MB
German Pages 241 [243] Year 1992
Forschungen zum Alten Testament herausgegeben von Bernd Janowski und Hermann Spieckermann
4
Gottesknecht und Zion Gesammelte Aufsätze zu Deuterojesaja
von
Odil Hannes Steck
J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen
Odil H a n n e s Steck: G e b o r e n 1935; 1965 Promotion; 1967 Habilitation; 1 9 6 8 - 7 6 o. Professor für Altes Testament und Spätisraelitische Religionsgeschichte an der Universität H a m b u r g , 1976—78 an der Universität Mainz, seit 1978 an der Universität Zürich.
Die Deutsche Bibliothek Steck, Odil
CIP-Einheitsaufnahme
Hannes:
Gottesknecht und Z i o n : gesammelte Aufsätze zu D e u t e r o j e s a j a / von Odil H a n n e s Steck. - T ü b i n g e n : M o h r , 1992 (Forschungen zum Alten Testament; 4) ISBN 3-16-145968-7 NE: GT
978-3-16-157806-9 Unveränderte eBook-Ausgabe 2019S
© 1992 J. C. B. M o h r (Paul Siebeck) Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. J e d e Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. D a s gilt insbesondere f ü r Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. D a s Buch wurde von Guide-Druck in Tübingen aus der Times Antiqua belichtet, auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier der Papierfabrik Buhl in Ettlingen gedruckt und von der Großbuchbinderei Heinr. Koch in Tübingen gebunden. ISSN 0940-4155
Ruth und Robert Leuenberger in dankbarer Verbundenheit
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
IX
Gottesknecht 1. Aspekte des Gottesknechts in Deuterojesajas „Ebed-JahweLiedern" I. Im ersten „Lied" Jes 42,1-4 II. Im zweiten „Lied" Jes49,l—6 III. Im dritten „Lied" Jes 50,4-9 IV. Rückblick 2. Aspekte des Gottesknechts in Jesaja 52,13—53,12 I. Vorfragen II. Aspekte des Ebedgeschehens III. Übereinstimmungen mit den Ebed-Aspekten der ersten drei „Lieder". . IV. Veränderungen gegenüber den Ebed-Aspekten der ersten drei „Lieder"
3 3 6 14 20 22 23 27 31 34
Zion 3. Beobachtungen zu Jesaja49,14—26 I. Die Anlage des Textes II. Der ursprüngliche Kontext des Textes III. Die Entstehung des Textes IV. Der Text als redaktionelle Einschreibung
47 47 50 52 58
4. Zur literarischen Schichtung in Jesaj a 51 I. Zum Stand der Diskussion II. Die literarische Schichtung in Jes 51,17—23 III. Die literarische Schichtung in Jes51,12—16 IV. Zur Einordnung von Jes51,16 V. Ergebnis
60 60 63 64 70 72
VI
Inhaltsverzeichnis
5. ZionsTröstung. Beobachtungen und Fragen zu Jesaja 51,1 — 11 I. Unstimmigkeiten in den Trost-Aussagen und im Textganzen von Jes 51 . II. ZuJes51,12-15.17-23 III. Zules51,9—11 IV. Zu Jes 51,1—8 - derSinn der Aussagen V.6a.8a V. Zu Jes 51,1—8 - die Völkeraussagen V. 4 - 5 VI. Z u J e s 5 1 , l - 8 - die Anlage des Textes VII. Zu Jes51,l—8 - Sinn und Anlage von V. 1 - 3 VIII. Z u J e s 5 1 , l - 8 - Konsequenzen für die Entstehung IX. Zu Jes 51,1-8 - Abraham und Sara in V. 2 X. Zu Jes 51,1—8 - Zions Tröstung in V. 3
73 73 76 77 79 81 82 84 86 89 90
6. Beobachtungen zur Anlage von Jesaja 54,1—8
92
7. Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jesaja 51—54. Ein redaktionsgeschichtlicher Versuch
96
A . Analytische Beobachtungen I. Jes 51,17-23 II. Jes 52,1-2 III. Jes54,1.2-3.4-8.9-10.11-17
96 99 103
B. Synthetische Beobachtungen I. Das „Imperativ-Gedicht" Jes51,9-10a.l7.19-23; 52,1-2; 54,1 und sein älterer literarischer Kontext Jes *47; 48,20f., 52,7-10(12) II. Die Fortschreibung Jes 49,14-26; 51,18 III. Die Fortschreibung Jes 50,1-3; 51,12-15; 52,3; 54,4-8 IV. Der Einbezug der „Lieder" vom Gottesknecht V. Die Fortschreibung Jes *60—62 VI. Jüngere Fortschreibungen des JesajabuchesinJes47—55 VII. Übersicht über literarische Werdestufen Jes 47-55(62)
113 118 119 121 123 123 124
8. Zion als Gelände und Gestalt. Überlegungen zur Wahrnehmung Jerusalems als Stadt und Frau im Alten Testament I. Die Stadt als Gelände II. Die Stadt als Gestalt
126 128 133
Gottesknecht und Zion 9. Die Gottesknechts-Texte und ihre redaktionelle Rezeption im Zweiten Jesaja I. Die Ebene Deuterojesajas selbst, der Grundschrift Jes *40—55 und der Ebed-Jahwe-„Lieder"-Sammlung II. Die Ebene der Redaktion von Jes *40—55 durch die „KyrosErgänzungs-Schicht"
149 152 155
Inhaltsverzeichnis
III. Die Ebene der Redaktion von Jes *40 - 55 durch die „Ebed-IsraelSchicht" IV. Die Ebenen der „Heimkehrredaktion" und der vorletzten Redaktion des Jesajabuches V. Die Ebene der Schlußredaktion des Jesaj abuches
VII
161 166 170
10. Israel und Zion. Zum Problem konzeptioneller Einheit und literarischer Schichtung in Deuterojesaja I. Zur Diskussionslage II. Zum Problem konzeptioneller Einheit III. Zum Problem literarischer Schichtung IV. Zur theologiegeschichtlichen Einordnung
173 174 176 184 190
Entstehungs-und Veröffentlichungsnachweise
208
Bibliographie des Verfassers 1967 - 1 9 9 2
209
Stellenregister
217
Vorwort Der vorliegende Band geht auf die freundliche Einladung der beiden Herausgeber der neuen Reihe „Forschungen zum Alten Testament" zurück, meine Arbeiten zu Deuterojesaja aus den letzten Jahren auf diese Weise zu sammeln. Sie kommen hier in leicht überarbeiteter Gestalt zum Wiederabdruck. Diese Arbeiten sind nur zwei Bereichen von Deuterojesaja-Texten gewidmet - den vier sogenannten „Gottesknechtsliedern" und den Zion-Texten in Jes49—54; sie bilden den Inhalt der ersten beiden Teile dieser Sammlung. Der dritte Teil enthält zwei neugeschriebene Beiträge. Gegenstand des einen ist es, die sich auf Zion und andere Größen ausdehnende Rezeptionsgeschichte der Gottesknechtslieder im Werdegang des Deuterojesaja- und dann des gesamten Jesajabuches zu verfolgen; die Arbeit erscheint mit Einverständnis des Neukirchener Verlags nicht nur im JBTh, Band 7, sondern in veränderter Gestalt gleichzeitig auch in diesem Bande. Gegenstand des anderen Beitrags ist es, das Zustandekommen des Rahmens von Zion-Texten in Jes 49—54 aufzuhellen, in den dann das dritte und vierte Gottesknechtslied aufgenommen werden; zu der Frage, ob am Anfang dieses Rahmens Zion-Texte stehen, die bereits einem Propheten „Deuterojesaja" selbst zugewiesen werden können, soll im Zuge dessen eine Antwort versucht werden. Wem es theologisch unabdingbar ist, nach dem ursprünglichen Lebensumfeld alttestamentlicher Texte zu suchen, der muß nach der Entstehung der Texte fragen, aber auch nach dem rezeptionellen Sinn, den sie in den jüngeren Phasen der sie überliefernden Schriften hinzugewonnen haben. Um beides bemühen sich die hier gesammelten Arbeiten. Im Falle der Zion-Texte insbesondere in Gestalt der Frage, inwieweit es unter ihnen Aussagen gibt, die weder vordem mündliche Einzellogien noch vereinzelte literarische Zusätze sind, sondern von vornherein für ein Deuterojesaja- oder Jesajabuch und in ein solches Buch im Dienste einer veränderten Ausrichtung des Gesamtwerkes formuliert wurden - literarische Zion-Texte also, deren Entstehung, Weitergabe und Lebensumfelder erst die redaktionsgeschichtliche Fragestellung zu erhellen vermag. Eine ungewohnte Frage in Deuterojesaja; insofern wollen unsere Beiträge dazu nur Versuche sein, nicht mehr als erste, tastende Schritte auf einem Feld alttestamentlichen Buchwerdens, dessen Ertrag noch eingehender Diskussion bedarf, damit das Textgemäße zum Vorschein kommt. Es schien uns aber an der Zeit, auch im Falle Deuterojesaja der Suche nach dem Propheten und seinen Logien die Frage nach dem Prophetenbuch und seinem Werden hinzuzufügen und womöglich Rezeptionsvorgänge aufzuspüren, die
X
Vorwort
allzu lange unter dem Verdikt des scheinbar Epigonalen verschwanden. Bahnbrechend ist in diese Richtung die Zürcher Habilitationsschrift von R. G. KRATZ „Kyros im Deuterojesaja-Buch. Redaktionsgeschichtliche Untersuchungen zu Entstehung und Theologie von Jes 40—55" (erschienen als FAT1, Tübingen 1991) gegangen, weil sie in Deuterojesaja nicht nur literarische Schichten sondert, sondern durch die Frage nach Rezeption und Neuverständnis des jeweils literarisch Vorgegebenen in nachfolgenden Redaktionen das theologische Profil des Deuterojesajawerdens als einer wachsenden Buchganzheit zu erhellen vermag; in den neugeschriebenen Beiträgen dieses Bandes wurde auf die Vorschläge und Einsichten von Kratz vielfach Bezug genommen. Dem literarischen Werden von Deuterojesaja hat sich jüngst auch die Marburger Habilitationsschrift von J. VAN OORSCHOT „Von Babel zum Zion. Eine literarund redaktionsgeschichtliche Studie zu Jesaja 40—55" zugewandt, die sich freilich im wesentlichen auf die Analyse literarischer Schichten und auf deren theologisches Profil beschränkt, den veränderten Sinn des Schriftganzen in dessen Ablauf auf den redaktionellen Folgeebenen aber noch kaum einbezieht. Diese Arbeit konnte während der Drucklegung unseres Bandes in der maschinenschriftlichen Fassung (1991) noch eingesehen, aber nicht mehr eingearbeitet werden. Eine Auseinandersetzung mit ihr hätte sich in unserem Rahmen nicht nur auf die präsentierte Schichtung in Jes 40—55, sondern insbesondere auch auf die Analyse der Zion-Texte in Jes 49—54 zu richten; für diese wäre auch das neuerschienene Buch von CHR. R. SEITZ „Zion's Final Destiny. The Development of the Book of Isaiah. A Reassessment of Isaiah 36—39" (Minneapolis 1991) zu diskutieren, auf das hier ebenfalls nur noch hingewiesen werden kann. Sollte die Diskussion unseres Versuchs auch nur in Grundzügen Zustimmung zum Aufweis redaktionell entstandener Buchtexte in Deuterojesaja erbringen, wird man die Fragestellung sogar noch erweitern müssen. Es hat nämlich den Anschein, daß nicht erst in der hellenistischen Spätzeit, sondern schon zuvor, zumindest in der persischen Zeit Israels, fortschreibend-redigierende Prophetentradenten bei der Formulierung der Redaktionsaussagen nicht nur „ihr" Buch in den gegebenen Aussagen vor Augen haben, sondern darüber hinaus schon literarische Reihungen, in denen die einzelnen Prophetenbücher hintereinander stehen. Insofern wird hinkünftig zu untersuchen sein, ob sich perserzeitliche Fortschreibungen und Redaktionen in Protojesaja, Jeremia, Ezechiel, dem werdenden Zwölfprophetenbuch und nicht ausgenommen im Textbereich Deuterojesaja auch an dem prophetischen Aussagebestand in solch bücherübergreifenden literarischen Großeinheiten von Prophetenbuchreihen orientieren und ihre Formulierungen von Aufnahmen und Verweisen in diesem größeren Rahmen bestimmen lassen; der letzte Beitrag dieses Bandes versucht, bezüglich Deuterojesaja wenigstens eine Tür in diesen noch kaum begangenen Raum zu zeigen*. * Einen ersten eingehenderen Versuch, das Phänomen der Redaktionsgeschichte von
Vorwort
XI
Dem Band konnte am Ende eine Bibliographie der Veröffentlichungen des Verfassers beigegeben werden; ich komme damit einer immer wieder vorgebrachten Bitte nach. Nicht zuletzt dies ist der Bereitwilligkeit der beiden Herausgeber, Herrn Prof. Janowski und Herrn Prof. Spieckermann, zu danken, die das Zustandekommen dieses Bandes mit Ermutigung und gutem Rat begleitet haben. Auch darüber hinaus habe ich nach vielen Seiten Dank zu sagen. Herrn Privatdozent Dr. Kratz und Herrn Erich Bosshard für Bereitschaft, Geduld und Kritik in vielen Gesprächen zum Thema. Meinen wissenschaftlichen Mitarbeitern Elisabeth Nägeli, Barbara Lechleitner, Konrad Schmid und Peter Schwagmeier für engagiertes Mitdenken, für viel Mühe bei Überprüfungen, Korrekturgängen und Register; Herr Schmid hat überdies in bewährtem Können die bereits veröffentlichten Aufsätze in die Gestalt der Satzvorlage gebracht. Mein herzlicher Dank gilt in besonderem Maße meiner Sekretärin, Frau Ruth Funk-Kratzer, für das ungewöhnliche Interesse an der Sache und für den außerordentlichen Einsatz, dieser die nötige Schriftgestalt zu geben. Ich widme dieses Buch den beiden Menschen, die wie Christa und Hans Heinrich Schmid über mehr als ein Jahrzehnt hin so viel dafür getan haben, daß das Land, in dem wir leben, uns nahekommt und die Zugewanderten einen Blick nach innen tun läßt - in seine Geschichte, in seine reiche Vielfalt und in seine Eigenart. Ruth und Robert Leuenberger müßten in ihrer Güte und Menschlichkeit, in ihrem freigebig geöffneten geistigen Besitztum und ihrer Geduld mit dem Kollegen aus der Fremde als Dankeszeichen ein „schönes" Buch erhalten; statt dessen wird ihnen hier nur ein „mühsames" Buch historischer Kleinarbeit zugeeignet, doch als Dankeszeichen dafür, daß sie vielen an sich teilgeben - mit anderen auch uns. Zürich, im März 1992
Odil Hannes Steck
Prophetenbüchern hinsichtlich Voraussetzungen, Kennzeichen und Intentionen im ganzen zu erfassen, habe ich inzwischen in einer Arbeit mit dem Titel „Prophetische Prophetenauslegung" unternommen. Die Arbeit wird in einem von H . W E D E R herausgegebenen Sammelband „Wahrheit der Schrift - Wahrheit der Auslegung" (TVZ Zürich) erscheinen, der Beiträge einer Zürcher Ringvorlesung anläßlich des 80. Geburtstages von Gerhard Ebeling enthält.
Gottesknecht
1. Aspekte des Gottesknechts in Deuterojesajas „Ebed-Jahwe-Liedern" Die sogenannten Ebed-Jahwe-Lieder (EJL) in Jes40—55 geben zum Leidwesen der Forschung über die Gestalt des Gottesknechts nicht die hinlängliche Auskunft, deren umfassende historische Wahrnehmung bedarf. Konkrete geschichtliche Züge erscheinen verhüllt oder abwesend; offenbar mit Absicht wird vielmehr in den Texten eine selektive Sicht eröffnet, die allein bestimmt, was an dieser Gestalt wesentlich ist und dementsprechend formuliert oder als Assoziation geweckt wird und was nicht. Über das Verschwiegene ist historische Gewißheit nicht mehr zu erlangen; nur noch begründete Folgerungen aus dem Gegebenen sind es, die an deren Stelle treten können. Anders im Bereich des Formulierten. Hier kann untersucht werden, welches die Perspektive ist, auf die sich die Ebed-Aussagen konzentrieren, und welches die Aspekte, aus denen sich diese Sicht zusammensetzt. Im Folgenden soll dieser Frage für die ersten drei EJL in ihrer klassischen, vielfach begründeten Abgrenzung nachgegangen werden.
I. Im ersten „ Lied " Jes 42,1—4 K A R L E L L I G E R hat in seiner Kommentierung des ersten EJL gezeigt, daß in Jes 42,1—4 Jahwe - am wahrscheinlichsten in der himmlischen Thron Versammlung - den Gottesknecht unter drei Aspekten präsentiert: hinsichtlich seiner Ausrüstung zu seinem Auftrag (V. 1), hinsichtlich d e r a r t der Ausführung seines Auftrags (V. 2 - 3 a) und hinsichtlich der erfolgreichen Durchführung, also des Gelingens seines Auftrags (V. 3b—4)1. Die sachliche Bedeutung dieser drei Aspekte für die Ebed-Perspektive des ersten EJL wird noch dadurch unterstrichen, daß sie, wie ebenfalls K. E L L I G E R bereits hervorgehoben hat 2 , genau mit der poetischen Gestalt des Textes in drei Strophen übereinstimmen, mit der wiederum Beobachtungen zu syntaktischen Einschnitten und Zusammenhängen konvergieren 3 . Schließlich weist auch der formgeschichtliche Befund auf 1
K. ELLIGER, Deuterojesaja. 1. Teilband Jesaja 4 0 , 1 - 4 5 , 7 , BK XI/1, 1978, 199-221, besonders 199f.; zur Situierung des Textes in der Szenerie der himmlischen Thronversammlung Jahwes, der besonders die Gattungsüberlegungen von O. KAISER, Der königliche Knecht, FRLANT 70, 2 1962,15ff. vorgearbeitet haben, s. ebd. 200ff. 2 AaO. 200. 3 Innerhalb der Reihe imperfektischer Aussagen in V. l b ß - 4 a ß fällt auf, daß weder V. 2
4
Aspekte des Gottesknechts in Deuterojesajas „Ebed-Jahwe-Liedern"
[373—374]
das Gewicht dieser gegliederten und im Sinne des Textes offenbar suffizienten Perspektive. Das in 42,1—4 aufgegriffene Gattungsmuster muß ja trotz des Einspruchs von R.P. MERENDINO4 in einer geprägten Redeform gesucht werden, mit der in königlicher Szene ein installierter Amtsträger präsentiert wird5; daß das Auditorium solcher Präsentation in 42,1—4 nicht genannt wird, ist Absicht: Nicht auf dessen Information, sondern auf die Akzente der definitiven Einsetzung und Legitimation der Ebedgestalt in ihrem hohen Amt kommt es bei der Gattungswahl im ersten EJL an. Mit dieser Rahmengattung eines „Präsentationswortes" ist aber, wie bei der Unterschiedlichkeit königlicher Präsentationsvorgänge nicht anders zu erwarten 6 , die scharf konturierte Dreigliederung von 42,1—4 keineswegs zwangsläufig mitgegeben; anders gesagt: Die drei Strophen mit ihren oben herausgestellten Aspekten stellen nicht einfach die herkömmlichen Gattungselemente dieser Rahmengattung dar. Durch die Einführung der genannten Aspekte tritt in der Präsentation vielmehr eine besondere Perspektive in den Vordergrund: die Verwirklichung des Auftrags, die dem eingesetzten und legitimierten Ebed obliegt, und zwar die Verwirklichung des Auftrags in den wesentlichen Stationen ihres Ablaufs - in der Erwählung, Ausrüstung des Beauftragten und in der Benennung des Auftrags (V. 1), in der Festlegung der Art der Ausführung für den Beauftragten (V. 2—3 a) und in der Zusicherung schließlichen Gelingens, den Auftrag auszuführen (V. 3 b), das im Blick auf das Ergehen des Beauftragten (V. 4aa) und im Blick auf das sachliche Ziel des Auftrags | (V. 4 aß.b) entfaltet wird. Der Ebed ist noch V. 3b mit 1 angeschlossen sind, während V. 2—3a durch eine Folge verneinter Imperfektsätze in sich zusammenhängen, so daß sich die zweite Strophe auch syntaktisch als eigener Abschnitt darstellt. Entsprechend zeigen sich als selbständige syntaktische Zusammenhänge sowohl die erste Strophe (Präsentativ mit Attributsätzen zu „mein Knecht" und „mein Erwählter", perfektischer Verbalsatz gefolgt von [mit Waw copulativum angereihtem?, s. Q a und Mss] finalem oder konsekutivem Imperfekt) als auch die dritte - jedenfalls in der Aussagenfolge V. 4 a a + 4aß.b, die ihrerseits sachlich V. 3b erläutert. 4 R. P. MERENDINO, Der Erste und der Letzte. Eine Untersuchung von Jes 40 - 4 8 , VT.S 31, Leiden 1981, 210—237, besonders 225ff. Für M.s literarkritische Operationen in 42,1—4 (224f.) bietet der Text keinen zwingenden Grund. 5 Vgl. W. ZIMMERLI, ThWNT V, 667; H.-E. VON WALDOW, Anlage und Hintergrund der Verkündigung des Deuterojesaja, ev.-theol. Diss. Bonn 1953 (Masch.), 52.206; K. ELLIGER, aaO. 200; J. JEREMIAS, 0S1T» im ersten Gottesknechtslied, VT22,1972, 3 1 - 4 2 , dort 33f; R. F. MELUGIN, The Formation of Isaiah 4 0 - 5 5 , BZAW 141, 1976, 65 - 67; W . A . M . BEUREN, Jesaja deel IIA, Nijkerk 1979, 106f. Die - vorsichtigen - formgeschichtlichen Erörterungen von MELUGIN, die sich auf die Präsentativpartikel in Verbindung mit dem Inhalt des ersten EJL und auf alttestamentliche Präsentationsvorgänge stützen, und die religions- und traditionsgeschichtlichen Bestimmungen von JEREMIAS insbesondere zu V. 1 (vgl. auch Material und Erörterungen bei M. DIJKSTRA, De koninklijke knecht, in: De Knecht. Studies rondom Deutero-Jesaja. Festschrift J . L . Koole, Kampen 1978, 41—52, dort besonders 42f.45ff.) behalten gegen MERENDINO ihre Gültigkeit, der letztlich auf eine formgeschichtliche Bestimmung von 42,1—4 verzichtet. 6 Vgl. die formgeschichtlich-gliedernd vielfältige Gestaltung der Redeelemente etwa in den Präsentationstexten Ex 31,1-11; Sach 6,12; 1 Chr 28; 2 Chr 23,3ff. sowie in der vielzitierten ägyptischen Parallele ANET 2 447f.
[374]
Das erste „Lied" Jes 42,1-4
5
sein Auftrag in diesem gegliederten Sinn. Alle diese im Text gesetzten Signale führen zu dem Schluß: Für das erste EJL ist diese Perspektive mit ihrer Trias von Aspekten offensichtlich die wesentliche; sie faßt den Ebed gleichsam als ein ganz auf den Auftrag konzentriertes Geschehen, insofern sie in der Präsentation den Weg zeichnet, den Jahwe und sein Auftrag mit dem Ebed nimmt. Die Wahrnehmung dieser triadischen Ebedperspektive wird bei der Gestaltung von 42,1—4 aber nicht nur durch die von K. ELLIGER herausgestellte Sachund Strophengliederung sowie durch syntaktische Anzeichen befördert, sondern vor allem durch den Anschluß an Vorgegebenes; denn diese Zerlegung einer Beauftragung in die drei genannten Aspekte hat selbst schon Tradition, die hier zur Profilierung neuer Aussagen eingesetzt werden kann. Diese Tradition besteht in konventionierter Aufgliederung einer Auftragsvergabe in höfischer Szene, sei es in der Thronversammlung des irdischen oder des himmlischen Königs, der unter Umständen - nämlich, wenn die außergewöhnliche Schwierigkeit den Auftrag problematisch macht - sogar allererst die Suche nach einem bereitwilligen Auftragsempfänger vorgeschaltet werden kann, wie die bekannten Beispiele l K ö n 22 und Jes 6 samt ihren außerisraelitischen Parallelen zeigen 7 . In jedem Fall aber heben die Aufgliederungen hervor, daß ein Auftrag damit als ein besonderer herausgestellt werden soll, dessen Verwirklichung solcher Detaillierungen hinsichtlich Voraussetzungen, Ausführungsmodi usw. gegebenenfalls bis hin zur Zusicherung des Erfolgs bedarf. Im Alten Testament sind uns derartige Aufgliederungen einer Auftragsvergabe insbesondere in der Szenerie der himmlischen Thronversammlung belegt. Dieselbe Trias von Aspekten wie 42,1—4 bietet bis in die Abfolge hinein die berühmte Thronszene l K ö n 22,19-22: V.20a Auftrag, V.22a Art der Ausführung, V. 22ba Zusicherung des Gelingens. Entsprechend ist auch die derselben judäischen Bearbeitungsschicht in 1 Kön 22 entstammende Fassung des Orakelauftrags an den König in V. 12 und 158 gestaltet: Auftrag und Art der Ausführung sind angesichts der konkreten Anfrage in der Imperativ-Aussage beschlossen, der beidemal konsekutive Zusicherungen des Gelingens folgen 9 . 7 Vgl. O . H . STECK, Wahrnehmungen Gottes im Alten Testament. Gesammelte Studien, TB 70, 1982, 153ff.; s. auch N . L . A. T I D W E L L , Wa'omar (Zech 3:5) and the Genre of Zechariah's Fourth Vision, JBL94,1975, 3 4 3 - 3 5 5 . 8 Vgl. zur Analyse von l K ö n 22 O . H . STECK, Bewahrheitungen des Prophetenworts. Überlieferungsgeschichtliche Skizze zu 1. Könige 22,1—38. Festschrift H.-J. Kraus, 1983, 8 7 - 9 6 , dort 91 f. 9 Aufgliederungen einer Auftragsvergabe in himmlischer Thronszene in die zwei Elemente Auftrag und Art der Ausführung finden sich in Hi l,12aa + aß; 2,6 a + b sowie in Jes 6,9 + 10, vgl. STECK, Wahrnehmungen, 153 Anm. 14; wirkt in Jes 6,11 das Trias-Element der Zusicherung des Gelingens ein? - Das Traditionelle einer derartigen Aufgliederung der Auftragsvergabe wäre in den altorientalischen Bereich zurückzuverfolgen in Texten, die eine Auftragsvergabe bzw. Amtseinsetzung zum Gegenstand haben; in Frage kämen dafür insbesondere Einsetzungen des Königs durch die Gottheit und Einsetzung von Beamten durch den König zur Ausführung bestimmter Aufgaben. Ein Echo auf die genannte Aufgliederung läßt sich schon in sumerischen (vgl. z . B . A. FALKENSTEIN-W. VON SODEN, SAHG, 1953,99 ff.) Texten, aber auch in ägyptischen ( A N E T 212—214; E. OTTO, Die biographischen Inschriften der
6
Aspekte des Gottesknechts
in Deuterojesajas „Ebed-Jahwe-Liedern"
[374—375]
Bei der Gestaltung des ersten EJL wurde diese traditionelle | Perspektive der Beauftragung zur bestimmenden gemacht, und es ist gewiß kein Zufall, daß sie hier wie in der alttestamentlichen Tradition sonst im Rahmen himmlischer Vorgänge begegnet - K. ELLIGERS Situierung von 42,1—4 in die Szenerie der himmlischen Thronversammlung Jahwes erfährt auch durch diese überlieferte Einbettung der Trias eine Stütze. Daß im ersten EJL in diesem Rahmen gleichwohl sehr besondere und in jeder Hinsicht untraditionelle Aussagen vom Gottesknecht gemacht werden, bedarf keines Wortes; sie sind jüngst wieder mehrfach untersucht und insbesondere von H.-J. H E R M I S S O N mit eindrucksvollem Ergebnis nachgezeichnet worden 10 . Unsere Ausführungen haben angesichts dessen nur das gliedernd-prägende Grundmuster deutlich hervorheben wollen, das aus der Tradition genommen wurde und die Perspektive des Ebedgeschehens in 42,1—4 ausschließlich bestimmt: die Verwirklichung eines Auftrags in den drei wesentlichen Stationen, die die erfaßten Aspekte des Ebed-Wirkens bilden.
II. Im z weiten „ Lied " Jes 49,1—6 Was es heißt, Ebed Jahwes zu sein, entfaltet das erste EJL in einer, so sahen wir, markant herausgestellten, triadischen Auftragsperspektive, in der die Völkeraufgabe des Gottesknechts gesehen wird. Welche Aspekte bestimmen nun die Aussagen vom Gottesknecht, auf die sich das zweite EJL konzentriert? Nach der klassischen Auffassung von der ursprünglichen Sonderstellung der EJL und ihrer textlichen Umgrenzung 11 ist diese Frage an Jes 49,1—6 zu richten 12 . ägyptischen Spätzeit. Ihre geistesgeschichtliche und literarische Bedeutung, 1954, 130-199; vgl. dazu K. BALTZER, Considerations regarding the Office and Calling of the Prophet, H T h R 61, 1968, 567-581, dort 570ff.; DERS., Zur formgeschichtlichen Bestimmung der Texte vom Gottes-Knecht im Deuterojesaja-Buch, in: H . W . WOLFF (Hrg.), Probleme biblischer Theologie. Festschrift G. von Rad, 1971, 27 —43) durchaus feststellen, doch handelt es sich dabei um Texte anderer formgeschichtlicher Prägung. 10
V g l . K . ELLIGER, a a O . 1 9 8 - 2 2 1 ; JEREMIAS (s. A n m . 5 ) ; H . - J . HERMISSON, D e r L o h n d e s
Knechts, in: J. JEREMIAS und L. PERLITT (Hrg.), Die Botschaft und die Boten. Festschrift H.W. Wolff, 1981, 269-287, dort 280ff. Das absichtsvoll Schwebende in der Formulierung des ersten EJL ist oft betont worden; mit sprachwissenschaftlichen Mitteln - freilich ohne die traditionsgeschichtliche Dimension - sucht es jetzt H. SCHWEIZER, Prädikationen und Leerstellen im 1. Gottesknechtslied ( J e s 4 2 , 1 - 4 ) , B Z 2 6 , 1 9 8 2 , 2 5 1 - 2 5 8 zu beschreiben. 11 Sie wird freilich nach wie vor bestritten, vgl. jüngst z.B. T . N . D . METTINGER, Die EbedJahwe-Lieder. Ein fragwürdiges Axiom, ASTI 11, 1978, 6 8 - 7 6 ; DERS., A Farewell to the Servant Songs. A Critical Examination of an Exegetical Axiom, 1983; R. RENDTORFF, Das Alte Testament. Eine Einführung, 1983, 206f. Doch ist mit dem Aufweis eines überlegten, kompositionellen Standorts der EJL im vorliegenden redaktionellen Gesamtkontext von Jes 4 0 - 5 5 das durch zahlreiche Indizien in Text und Kontext der EJL gestellte Problem ihrer ursprünglichen Selbständigkeit, Sonderstellung und Verbindung in einer eigenen Sammlung noch nicht beseitigt. Für die klassische Sicht sowie für die Deutung des Ebed im ursprünglichen Sinn der E J L und ihrer Sammlung auf Deuterojesaja selbst bietet jetzt H.-J. HERMISSON
[376-377]
Das zweite „Lied" Jes
49,1-6
1
Schon ein kurzer Blick auf diesen im wesentlichen einheitlichen Text 13 zeigt einen Unterschied: Jedenfalls im Aufbau folgt 49,1—6 nicht dem triadischen Grundmuster, das die Ebedperspektive des ersten EJL ausschließlich beherrschte. Die eigentümliche Sicht, die gerade zu der vorliegenden Aussagenfolge von 49,1—6 führt, ist überhaupt keineswegs einfach zu entdecken und stellt eine der besonderen Schwierigkeiten dieses Textes dar, da ein Verständnis der Aussagenreihe im simplen Sinne einer biographischen Erlebnisfolge nicht in Betracht kommt 14 . Die Frage nach den bestimmenden Ebed-Aspekten und deren Verhältnis zum Befund in 42,1—4 ist also für das zweite EJL neu anzusetzen. Zuvor müssen jedoch die Probleme von Gattung und Gliederung des zweiten EJL erörtert werden. Die Frage der Rahmengattung in 49,1—6 wird durch die Verwendung der Lehreröffnungsformel in V. la 1 5 angezeigt, die in ihrer weisheitlichen Verwurzelung - für einen Seitenblick auf 42,1—4 auffallenderweise mit der Übermittlung von ÜStPÖ16 und m i n 1 7 verbunden sein kann; alles Folgende will also für die Völkerwelt Lehre sein, ohne daß mit dieser Eingangsformel freilich auch konstante Gattungselemente für den Aufbau von V. lb—6 gegeben wären. Was solcherart eingeleitet vom Ebed hier gelehrt wird, ist, wie neuerdings wieder R.F. M E L U G I N herausgearbeitet hat 18 , vielmehr unter Einfluß eines Redemusters aus dem Jerusalemer Inthronisationsvorgang gestaltet, in dem der König vor den Völkern seine diese betreffende Amtseinsetzung durch Jahwe proklamiert: Ps 2,7—9. In diesem Text gibt wie im zweiten EJL jemand den Völkern seine Einsetzung zu einer Aufgabe an den Völkern bekannt, und auch in der Aussagenfolge sind jeweils Beziehungen festzustellen: Ps 2,7aa läßt | sich mit 49,1a verbinden, auch wenn dort statt dessen bezeichnenderweise die Lehreröffnungsformel steht, Ps 2,7aß in Übereinstimmung bis in die stilistische Gestaltung mit 49,3 a und Ps 2,8 schließlich mit 49,6.
(Wolff-Festschrift; DERS., Israel und der Gottesknecht bei Deuterojesaja, ZThK 79, 1982, 1 - 2 4 ) wichtige, neue Bestätigungen. 12
Z u r u r s p r ü n g l i c h e n A u f e i n a n d e r f o l g e v o n 4 9 , 1 - 6 n a c h 4 2 , 1 — 4 v g l . j ü n g s t H . - J . HERMIS-
SON, Wolff-Festschrift, 280. 13 Anders neuerdings R.P. MERENDINO, J e s 4 9 , 1 - 6 : ein Gottesknechtslied?, Z A W 92, 1980, 2 3 6 - 2 4 8 , demzufolge in 4 9 , 1 - 6 ein ursprüngliches Kyroslied in zwei literarischen Erweiterungsschichten zum vorliegenden Text angewachsen sei - ein schon in der methodischen Durchführung nicht überzeugendes Ergebnis, in dem nicht beachtet ist, daß sich neue und besondere Aussagegegenstände auch neue und besondere Aussagemittel bei Deuterojesaja suchen können. 14 Vgl. W. A . M . BEUREN, D e vergeefse moeite van de knecht. Festschrift J.L. Koole (s. Anm. 5), 2 3 - 4 0 , dort 2 4 - 3 3 ; H.-J. HERMISSON, Wolff-Festschrift, 270ff; ZThK 1982,19ff. 15 Vgl. dazu H.W. WOLFF, Hosea, B K X I V / 1 , 3 1976, 122f. 16 Vgl. dem Hinweis WOLFFS folgend Hi 34,2—6.16f. und die prophetischen Adaptionen Jes 2 8 , 2 3 - 2 6 ; 3 2 , 9 - 1 6 ; 51,4; Hos 5,1. 17 Vgl. dem Hinweis WOLFFS folgend Prov 4 , l f . und die prophetischen Adaptionen Jes 1,10; 51,4 und HT in 28,26. 18 A a O . 69 ff.
8
Aspekte des Gottesknechts
in Deuterojesajas
„Ebed-Jahwe-Liedem"
[377]
Natürlich sind die Unterschiede beträchtlich, auch sagt Jes49 mehr und anderes als Ps 2 und spricht vor allem nicht von einem König und seiner Ermächtigung zur Völkerherrschaft, sondern vom Gottesknecht, der unbeschadet königlicher Züge und Wirkungsbereiche ein Wortamt an den Völkern hat 19 . Aber soviel läßt sich aus diesen Beobachtungen zu Einflüssen auf die Gestaltung des zweiten EJL als ganzem schon folgern: Durch V. 1 a soll dieser Text als erste, grundlegende Ausführung der dem Ebed in 42,1—4 übertragenen Aufgabe (42,lbß.3b.4aß.b) bezeichnet werden, der sich somit jedenfalls sachlich (!) unmittelbar an das erste EJL anfügt, und durch den Beizug der Selbstproklamation des Königs, worin diese Ausführung grundlegend besteht - in der Kundgabe der formellen, königlichen Einsetzung des Ebed zum Heilbringer für die Völker. Es ist Ausdruck des Neuen, das zur Aussage kommen soll, daß das zweite EJL wie schon das erste nicht im Anschluß an eine herkömmliche Rahmengattung gestaltet ist, sondern eine neuartige Anlage aufweist, die an einzelnen Stellen mit der komplexen Verbindung von Gattungselementen arbeitet, auf weite Strecken aber - und dies im Unterschied zum triadischen Aufbau von 42,1—4 - ohne jeden traditionellen, formgeschichtlichen Anhalt auskommt. Auf formgeschichtlichem Wege ist also die Gestaltung des zweiten EJL nicht hinreichend zu klären. Die Gliederung dieses Textes tritt jedoch hervor, wenn man die syntaktische Anlage beachtet. Dabei zeigt sich, daß in V. 1 b-6 anders als im ersten EJL nicht eine Drei-, sondern eine Zweiteilung der Aussagenfolge vorliegt; den Einschnitt markiert nnvi samt der Einführung einer Jahwerede zu Beginn von V. 5 20 . Die Ebed-Lehre an die Völker handelt also zunächst von Vorgängen, die gegenüber einem aktuell in der Gegenwart erfolgten Reden Jahwes zurückliegen (V. lb-4), und anschließend von diesem aktuellen Geschehen selbst (V. 5—6). Daß V. lb-4 einen in sich zusammengehörigen, ersten Teil der EbedLehre darstellen, wird darüberhinaus durch zwei Sachverhalte im Text unterstrichen. Einmal: Dieser erste Teil besteht seinerseits aus zwei parallel konstru19 Dies zeigen in 49,1—6 schon die Verwendung der Lehreröffnungsformel, die auf unfehlbare Wirkung zielende Zurüstung des Mundes in V. 2, die mit entsprechenden Aussagen vom prophetisch übermittelten Jahwewort bei Deuterojesaja konvergiert (40,8; 44,26; 45,23; 46,11; 55,8ff.), während Jes 11,4 ein verurteilendes, königliches Gerichtswort ohne Völkerrelation im Blick ist, das Fehlen von Zügen der Macht- und Herrschaftsausübung, und nicht zuletzt das erste EJL, an das 49,1—6 anknüpft: BStPH steht dort (V. 4) parallel zu dem ganz unköniglichen Ausdruck „seine Tora" (vgl. H.-J. HERMISSON, Wolff-Festschrift, 282). 20 Vgl. zur Zweiteilung von 4 9 , 1 - 6 ausführlich W . A . M . BEUREN, aaO. 24ff. Zur abschnitteinleitenden Bedeutung von nnSH an dieser Stelle im Sinne von „nun aber" vgl. IRENE LANDE, Formelhafte Wendungen der Umgangssprache im Alten Testament, Leiden 1949, 46ff.; E. JENNI, Zur Verwendung von catta „jetzt" im Alten Testament, ThZ 28, 1972, 5 - 1 2 , besonders lOff., und T H A T II, 379; K. ELLIGER, aaO. 292; W. GROB, Bileam. Literatur- und formkritische Untersuchung der Prosa in Num 2 2 - 2 4 , StANT 38,1974,186f.; H A L III, 853f. Ein engerer Bezug der Einschnittmarkierung nriSI innerhalb des zweiten EJL kommt nicht in Frage, da sich die Markierung auf Redeakt und -inhalt V. 5f. bezieht, V. 6 aber aufV. 5 Bezug nimmt, der seinerseits auf V. 1—4 bezogen ist; schon deshalb markiert nni71 nicht einen Einschnitt etwa nur gegenüber V. 4 oder V. 3.
[377-378]
Das zweite „Lied" Jes 49,1-6
9
ierten Abschnitten - V. l b setzt mit invertierten Verbalsätzen ein, an die sich drei impff. cons. als Fortführung anschließen, und V. 4 setzt wieder mit einem invertierten Verbalsatz ein, der schließlich durch mit pN („während | doch") eingeführte Nominalsätze fortgeführt wird. Zum anderen: Wie H . - J . H E R M I S SON gezeigt hat 21 , wird in V. 5 parenthetisch auf das Voraufgehende Bezug genommen, dieser Rückbezug im zweiten Teil erstreckt sich aber auf den Umfang V. 1—4 und bestätigt damit auch seinerseits diese Verse als einen ersten Teil. Wie ist der zweite Teil aufgebaut? Er wird zwar durch die genannte Parenthese in V. 5 kompliziert, besteht aber im Kern aus der Wiedergabe des Redeaktes Jahwes in den ersten drei Worten von V. 5, durch die Parenthese veranlaßt wiederaufgenommen durch ION1! zu Anfang von V. 6, und aus der Wiedergabe des Redeinhalts in den folgenden Aussagen von V. 6. Die EbedLehre in V. lb—6 ist also folgendermaßen zu gliedern: Ein erster Teil umfaßt V. lb—4, bestehend aus zwei Abschnitten, die in V. lb—3 Jahwe und in V. 4 den Ebed gegenüberstellen, und ein zweiter Teil V. 5—6, bestehend aus der parenthetisch aufgeweiteten Wiedergabe einer Jahwerede an den Ebed. Im Rahmen dieser Anlage des Textes lassen sich nun Perspektive und Aspekte des Ebedgeschehens in 49,1—6 im einzelnen bestimmen. Fragt man zunächst nach der Zielrichtung, so ist kein Zweifel, daß der Akzent auf dem zweiten Teil liegt, der aktuell dem Ebed übereigneten Aufgabe an den Völkern, an die der Text überhaupt gerichtet ist; man beachte auch die Inklusion V. la/6b. Doch beschränkt sich das zweite EJL eben nicht lediglich auf dieses Thema und entsprechend gehen sein Aussagebestand und seine Gliederung auch über die königlichen Proklamationselemente hinaus. Statt einer isoliertpunktuellen Sicht der jetzt aktuell übergebenen Aufgabe wird in 49,1—6 vielmehr die gesamte bisherige Jahwe-Ebed-Beziehung mit diesem neuen Geschehen in Zusammenhang gebracht, die Völkeraufgabe des Ebed also daran rückgebunden; eben dies macht auch den Unterschied zum ersten EJL aus, das sich ganz auf die Völkeraufgabe, ihre Voraussetzung (42,laba) und ihren künftigen Verlauf (V. 2—4) konzentriert. Leitperspektive für die Entfaltung jenes Zusammenhanges im Textablauf des zweiten EJL ist jedoch, wie bereits angedeutet, nicht ein punktuell-chronologisch-biographischer Stationenweg und entsprechend auch keine Qualifizierung des Bisherigen durch die neue Aufgabe als des bereits Vergangenen 22 . Maßgeblich für die Entfaltung jenes Zusammenhanges ist vielmehr in einem ersten Teil (V. lb—4) die Sicht des Zurückliegenden im Lichte der neu empfangenen Aufgabe als des Bleibenden und Gültigen auf diese Aufgabe hin und in einem zweiten Teil (V. 5—6) die Sicht dieses Neuen gegenüber einem Bisherigen, der bislang allein bestehenden Israelaufgabe des Gottesknechts. Die proklamierende Ebed-Lehre an die Völker macht also zunächst mit den bereits gegebenen, gültigen Grundlagen in der Jahwe-Ebed-Beziehung bekannt, wozu auch die Ebedgewißheit in V. 4b 21 22
Wolff-Festschrift, 272 f. Ebd. 272ff.
10
Aspekte des Gottesknechts
in Deuterojesajas „Ebed-Jahwe-Liedern"
[378—380]
gehört, und sodann mit der aktuell erteilten, gegenüber einer bisherigen neuen Völkeraufgabe, auf die sich jene Grundlegung bezieht. Die Zweiteilung der Lehre, die eben nicht einfach an der Perspektive Vergangenheit-Gegenwart orientiert ist, wird sachlich deshalb notwendig, weil die Völkeraufgabe, auf | deren Kundgabe der Text zielt, nicht eine dem Ebed immer schon erteilte, sondern eine jetzt zu einer anderen neu hinzukommende ist; soll sie gleichwohl im Rahmen des Ganzen der Jahwe-Ebed-Beziehung wahrgenommen werden, so muß einerseits von der Zeit davor als der Zeit der Grundlegung gerade auch für dieses neue Geschehen die Rede sein, ohne daß von konkreten Beauftragungen gesprochen wird (erster Teil), und andererseits von diesem Auftragsgeschehen selbst, abgehoben von einem anderen (zweiter Teil). Im einzelnen stellt sich dies folgendermaßen dar. Wie bereits H . - J . H E R M I S S O N gezeigt hat, erfaßt der erste Teil die voraufliegende Zeit der Grundlegung nicht nur von der neuen Aufgabe her, sondern auch ganz auf sie hin. Entsprechend redet der Ebed in einem ersten Abschnitt (V. lb—3) von dem seit seinem Lebensbeginn geltenden Jahwehandeln an ihm, seiner Berufung (V. l b ) 2 3 , seiner bisher erst bereitgehaltenen Ausstattung für die Völkeraufgabe (V. 2) 24 , seiner Installation als Ebed Jahwes in königlichem, völkerbezogenem Rang (V. 3 a) mit dem Ziel, Instrument der künftigen Selbstverherrlichung Jahwes zu sein (V. 3b) 2 5 . Nicht anders im zweiten Abschnitt (V. 4), der dem eine im Effekt ganz entsprechende 26 Selbstaussage | des Ebed zur Seite stellt: Die Einschätzung bisheriger
23
Während V. 5 im Blick auf die Israelaufgabe des Ebed nur sagt: „der mich bildete von Mutterleibe (zu seinem Knecht)", weckt V. l b auf Grund der in Jerusalemer Tradition herkömmlichen Verbindung der Völkeraufgabe mit dem König bewußt königliche Assoziationen bei der Berufung des Ebed; vgl. Ps 45,18, die Verleihung von Thronnamen in Ägypten und Jerusalem, den Assurbanipalbeleg aus Kol. I des Rassamzylinders (M. STRECK, Assurbanipal und die letzten assyrischen Könige, II, 1916, 3) und den von M. GILULA in Bezug auf Jer 1,4f. herangezogenen Beleg auf einer Stele des Pharao Pije / Pianchi (An Egyptian Parallel to Jeremia 14—5, VT 17,1967,114). Auch die schon erwähnte Beziehung Jes 49,3a - Ps 2,7aß gehört hierher. 24 H.-J. HERMISSON bezieht V. 2 im Anschluß an O. KAISER mit Recht auf die Völkeraufgabe; im Kontext der Israelaufgabe V. 5 werden diese Aussagen bezeichnenderweise nicht aufgegriffen (aaO. 271.273; ZThK 1982,20). 25 Vgl. zur Übersetzung von V. 3b jetzt H.-J. HERMISSON, ZThK 1982, 14f., zur Beziehung der Selbstverherrlichung Jahwes im Geschehen des universalen Heils, in das die Völker durch die Wahrnehmung der Heilstat Israels kommen, auf die Völkeraufgabe des Ebed vgl. HERMISSON, ebd. 20; Wolff-Festschrift, 273.275.277. Bezeichnenderweise wird diese Aussage in der am Israelauftrag orientierten Parenthese V. 5 nicht aufgenommen, wohl aber bestehen sachliche Konvergenzen zu V. 4b - in dieser Selbstverherrlichung Jahwes wird auch der Lohn des Ebed offenbar (vgl. ebd. 275f.) - und zu V. 6bß; es ist signifikant, daß alle drei unter verschiedener Hinsicht gleichsinnigen Aussagen - V. 3 b . 4 b . 6 b ß - denselben traditionellen Trias-Aspekt ausgestalten, wie unten zu zeigen ist. 26 Auf der für die Exegese allein maßgeblichen Redeebene des zweiten EJL wird in V. 4 dem Jahwehandeln von V. 1—3 nicht der Kontrast einer Klage gegenübergestellt, sondern in Korrespondenz zu V. 1 - 3 ganz positiv und mit Entsprechung zu Jahwe das Vertrauen, in dem eine frühere Klageperspektive des Ebed (V. 4a) überwunden ist; vgl. auch W. A. M. BEUREN, aaO. 26f.; H.-J. HERMISSON, Wolff-Festschrift, 272.276. - Mit Blick auf Jer 1,6 in V. 4 Einfluß
[380]
Das zweite „Lied" Jes
49,1-6
11
Ebed-Erfahrung als Scheitern (V. 4 a) wird vom Gottesknecht auf die bleibend-geltende Einsicht hin überschritten, daß gültig (Nominalsätze!) sein Recht und sein Lohn bei Jahwe sind (V. 4 b) 2 7 - wie V. 3 b wieder die Öffnung einer Perspektive ins künftige Völkerwirken noch über den zeitlichen Redestandort des zweiten EJL hinaus. Von Jahwebereitung und Ebedbereitschaft auf die Völkeraufgabe hin wird also im ersten Teil gesprochen, ohne daß diese Aufgabe selbst schon genannt wäre. Sie zu exponieren, ist vielmehr die Funktion des zweiten Teils (V. 5—6). Hier sind freilich nicht mehr Bereitung und Bereitschaft im Blick auf diese Aufgabe Thema. Thema ist jetzt das zeitlich und sachlich Neue der Ebedbeauftragung an die Völker, bedacht in der Beziehung, daß diese Aufgabe eine zweite, zu einer ersten jetzt aktuell hinzuvergebene ist. Was im ersten Teil bewußt ausgespart blieb, steht hier nun im Zentrum: die konkreten Beauftragungen des Knechts. Dabei treten zwei Gesichtspunkte hervor. Die Redeeinleitung zur neuen Aufgabe exponiert mit ihrer Parenthese die Kontinuität des Neuen mit einer früher übertragenen Aufgabe: Der jetzt aktuell neu beauftragende Jahwe ist der, der den Gottesknecht in Konkretion seiner Ebedinstallation (vgl. V. 5 a a mit V. I b . 3 a ) bereits eine Aufgabe an Israel zugewiesen hat und darin zu seinem Ebed gestanden ist 28 ; die Wiedergabe der neu beauftragenden Jahwerede selbst hingegen betont den Unterschied: Die Völkerbeauftragung des Ebed ist gegenüber der Israelaufgabe zeitlich und sachlich eine Erweiterung und Überbietung. Daß gleichwohl die zweite Aufgabe im Sinne des Textes die erste nicht einfach ablöst und ersetzt, sondern beide fortan in sachlichem Zusammenhang bleiben, hat H.-J. H E R M I S S O N eindrucksvoll aufgewiesen 29 ; es braucht hier nicht weiter erörtert zu werden. des Gattungselements „Einrede" aus der prophetischen Berufungsgattung anzunehmen (so etwa R . F . M E L U G I N , aaO. 71; D . L . PETERSEN, Late Israelite Prophecy. Studies in DeuteroProphetic Literature and in Chronicles, SBLM 23, 1977, 22f.; vgl. aber W. A . M . B E U R E N , aaO. 24) geht schwerlich an; V. 4 bezieht sich nicht direkt auf V. 1—3, wo keine konkrete Aufgabe des Ebed genannt ist, sondern steht im Rahmen des ersten, auf den zweiten hinführenden Teils von Jes 49 vielmehr parallel dazu und ist gemäß V. 4 b im Effekt eine Übereinstimmung mit Jahwe dokumentierende Aussage. Ob es trotz auffälliger Konvergenzen zwischen dem zweiten EJL und dem dtr. Redaktionstext Jer 1,4—10(ff.) (vgl. dazu O . H . STECK, Formgeschichtliche Bemerkungen zur Darstellung des Damaskusgeschehens in der Apostelgeschichte, Z N W 67, 1976, 2 0 - 2 8 , 23; L. SCHMIDT, Die Berufung Jeremias (Jer 1 , 4 - 1 0 ) , ThViat 13, 1975/76, 189-209) historische Beziehungen gibt, ist durchaus nicht sicher. 27 Traditionsgeschichtlich gesehen ist V. 4 wie auch V. 5 b unter Einfluß der Klagelieder des Einzelnen (vgl. jüngst z . B . R . F . M E L U G I N , aaO. 69f.; W. A . M . B E U R E N , aaO. 26; H.J. H E R M I S S O N , Wolff-Festschrift, 270ff.) formuliert; aber auch Einfluß der Konfessionen Jeremias (Jer 11,18ff.; 15,10ff.) wäre zu diskutieren. 28 Vgl. mit H . - J . H E R M I S S O N , Wolff-Festschrift, 273 den Bezug von V. 5 b auf V. 4 b und entsprechend von hinterher auch den Bezug von V. 5 a a auf V. 4 a, das scheinbare Scheitern in der Israelaufgabe des Ebed. 29 Vgl. Wolff-Festschrift und insbesondere ZThK 1982. Der Völkerauftrag des Ebed wird in den beiden sachlich und zeitlich eng zusammengehörigen Texten 42,1—4 und 4 9 , 1 - 6 im Sinne des wirksamen Jahwewortes proklamativ und nicht informativ verlaut-
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Aspekte des Gottesknechts
in Deuterojesajas
„ Ebed-Jahwe-Liedern
"
[381 —382]
Wie verhalten sich Perspektive und Aspekte des Ebedgeschehens in diesem Text zum Befund, den wir in 42,1—4 antrafen? Überblickt man das zweite EJL in dieser Hinsicht, so zeigt sich, daß zwar nicht in der Gliederung, aber im gesamten Aussagebestand dasselbe triadische Grundmuster wie dort maßgebend ist. Die Sicht, unter der das Ebedgeschehen hier zur Sprache kommt, und die Aspekte, in die sie sich zerlegt, sind in 49,1—6 im wesentlichen gleich wie in 42,1—4, nur ist dieses das Ebedsein entfaltende Grundmuster gemäß der besonderen Aussagegestaltung im zweiten EJL auch entsprechend anders verwendet. Die Besonderheiten ergeben sich aus der Zweiteilung des Textes mit ihren sachlichen Akzenten, sowie aus dem Sachverhalt, daß das zweite EJL im Unterschied zu 42,1—4 nicht nur von der Völkeraufgabe des Ebed, sondern von dieser im Zusammenhang mit der gesamten Ebed-Existenz handelt. Entsprechend ist das Element „Auftrag", das im ersten EJL zusammen mit Erwählung und Ausrüstung den ersten Aspekt der Trias bildete (42,1), im zweiten EJL ausschließlich dem zweiten Teil vorbehalten, den es dominiert. Abgesehen von dieser durch die Zweiteilung von 49,1—6 bedingten Aufspaltung ist der erste Abschnitt des ersten Teils (49,1b—3) ganz von den Elementen Erwählung (V. 1 b) und Ausrüstung (V. 2) samt den in die grundsätzliche Installation zum Ebed zurückgenommenen Beauftragungen des ersten bereits in 42,1 prägenden, triadischen Aspekts bestimmt, der in V. 3b mit dem dritten, dem Gelingen im Blick auf das sachliche Ziel Jahwes (vgl. 42,4aß.b) verbunden ist. Die Abwandlungen in der Verwendung des ersten Aspekts gegenüber 42,1 sind sachlich begründet. Dort ist nur der Völkerauftrag des Ebed im Blick, deshalb läuft die Aussage von dem dazu erwählten Beauftragten (V. 1 a) über seine Ausrüstung dafür (V. 1 ba) zum Auftrag selbst (V. lbß); hier hingegen ist von einer mit Lebensbeginn einsetzenden Indienstnahme die Rede, aus der neben dem Völkerauftrag schon eine vorhergehende Israelbeauftragung des Ebed erwuchs, deshalb wird weiter zurück zunächst bis auf die Indienstnahme in der Lebensvergabe geblickt, die für beide Aufträge gilt (vgl. V. l b mit V. 5 1Ü30 '"IS''), um über die damit sachlich zusammenhängende Ausrüstung für die Völkeraufgabe (V. 2) schließlich auf die Installation als Ebed zu kommen, die in beiden Aufträgen aktiviert wird (vgl. V.3a mit V.5a.6). Wo die konkrete Beauftragung ausgespart bleibt, kann der zweite Trias-Aspekt, die Art ihrer Ausführung, nicht auftreten. Gleichwohl ist er im | ersten Teil des zweiten EJL gestaltungswirksam: Er tritt auf im
bart. Daß dieser Auftrag selbstvergewissernd in den ersten beiden EJL eigens bedacht wird, ist nur begreiflich, wenn er nicht lediglich eine Sachdimension der schon bestehenden Israelaufgabe des Ebed darstellt, sondern den Einschnitt eines jetzt neu hinzukommenden Auftrags aktiver Redehinwendung zu den Völkern - und zwar direkt auf die Völker hin markiert. Dabei sind freilich kaum babylonische Zaungäste im israelitischen Redeauditorium des Gottesknechts gemeint, sondern die im direkten Hinblick auf die Völker formulierten Texte Deuterojesajas, also neben 49,1—6 selbst vor allem die Gerichtsreden gegen die Völker und ihre Götter, wie 4 1 , 1 - 5 . 2 1 - 2 9 ; 4 3 , 8 - 1 3 u . a . , die demgemäß einer jüngeren Phase im Wortwirken des Propheten zugehörten.
[382]
Das z weite „ Lied " Jes 49,1—6
13
zweiten Abschnitt, der komplementären Selbstaussage des Ebed, e contrario in der Sicht des Scheiterns (V. 4 a) 30 , die durch den dritten Trias-Aspekt des Gelingens, nun (wie 42,4aa, vgl. 3b) im Blick auf das Ergehen des Ebed, überwunden ist (V. 4b). - Auch der zweite Teil 49,5—6 ist ganz von der Aufnahme von Trias-Aspekten bestimmt. Im Vordergrund steht natürlich das Element „Auftrag" des ersten Aspekts, aufgeteilt in die beiden Beauftragungen. So in V. 5aß und V. 6aßy, verbunden mit auf V. 1.3 rückgreifenden, weiteren Elementen in den "IX''- und "Dtf-Aussagen von V. 5aa und V. 6aa der Israelauftrag, dem in dem Rückgriff von V. 5 b (lies: impf, cons.) auf V. 4b der Trias-Aspekt des Gelingens im Blick auf das Ergehen des Ebed angefügt ist, und in V. 6ba der Völkerauftrag - nach und gegenüber 42,1—4 jetzt konzentriert in die Wendung „ich mache dich zum Licht der Völker", dem wohl der Aspekt des Gelingens im Blick auf das sachliche Ziel Jahwes (vgl. V. 3b (!) und 42,4aß.b) beigefügt ist (V.6bß). Der in 4 2 , 2 - 3 a festgelegte und natürlich weiterhin geltende Aspekt der „Art der Ausführung" des Völkerauftrags ist in 49,5—6 nicht wieder aufgegriffen. Er fehlt, weil der thematische Akzent im zweiten gegenüber dem ersten EJL verändert ist: Dort wird der Ebed erstmals mit seinem Völkerauftrag präsentiert und dazu gehört auch die Festlegung der Ausführung dieses Auftrags, hier hingegen ist die vergewissernde Einordnung dieses Auftrags in die - von ihm her neu gesehene 31 - Ganzheit der Indienstnahme des Gottesknechts durch Jahwe Thema, deshalb konzentriert sich der Text auf den ersten und dritten Aspekt. Damit zeigt sich zwar nicht im Aufbau, wohl aber in der Gesamtheit aller im zweiten EJL erfaßten Ebed-Züge dieselbe traditionelle Trias wie im ersten EJL als das perspektivische Grundmuster, dem die neuen, besonderen und in diesem Fall auch besonders angeordneten Aussagen dieses Textes folgen. Was es heißt, Ebed Jahwes zu sein, wird also auch in den erweiterten Sachdimensionen des zweiten EJL anhand derselben Grundperspektive übernommener Aspekte entfaltet, die schon 42,1—4 das Gepräge gaben.
30 H . - J . H E R M I S S O N , Wolff-Festschrift, 278 unterscheidet in 4 9 , 1 - 6 (und 5 0 , 4 - 9 ) - bei den Texten selbst ohne Rückfrage nach Tradition verbleibend - neben „Gewißheit des Erfolgs", das unserem Aspekt „Gelingen" entspricht, die Aspekte „Arbeit des Knechts an Israel" in 49,5.6a und „Vergeblichkeit" (der Arbeit) in 49,4(a). Uns ergaben sich von der Tradition her gesehen demgegenüber Differenzierungen: V. 4a ist wie 4 2 , 2 - 3 a der Trias-Aspekt „Art der Ausführung des Auftrags" aufgegriffen, allerdings auch mit unterschiedlichem zeitlichem und sachlichem Akzent. In 4 2 , 2 - 3 a wird in auffallender Breite (vgl. K. E L L I G E R , aaO. 199f.) die Art der Ausführung des Völkerauftrags vor der Ausführung selbst festgelegt und fehlt entsprechend beim Völkerauftrag in 4 9 , 1 - 6 völlig; in 49,4a kann beim Israelauftrag bereits auf einen erfolgten Vorgang von Ausführung zurückgeblickt werden. 31 Vgl. H . - J . H E R M I S S O N , aaO. 269.272; ZThK 1982,20f.
14
Aspekte des Gottesknechts
III.
in Deuterojesajas
Im dritten
„Lied"
„Ebed-Jahwe-Liedern"
[383]
Jes50,4-9
Welchen Befund bezüglich Grundperspektive und Aspekten zeigt das dritte EJL, also nach der üblichen Auffassung 32 der nach 49,1—6 folgende Text Jes 50,4-91
Auch hier sind zuerst Vorfragen zu erörtern. Zunächst zum Text von V. 4—5 a. Bei diesem Problem ist angesichts der vieldiskutierten Schwierigkeiten des MT und der Versionen sicherer Boden nicht zu gewinnen; doch soll gegenüber Lösungsvorschlägen, die kleinere oder - wie in der auf der dritten Zeile von V. 4 basierenden von P. V O L Z 3 3 - tiefgreifend ändernde Rekonstruktionen eines ursprünglichen Textes vornehmen, der Versuch bevorzugt werden, möglichst beim gegebenen Text zu bleiben 34 . Lediglich bei dem rätselhaften my1? V. 4aß mag mit schwacher Stütze in LXX an ruy1? gedacht werden, wenn man nicht mV als aramaisierende Form von einem Verbum Bh57 (helfen?) verstehen will35. Die erste der MT-Akzentierung folgende Aussagereihe V. 4a lautet dann: „Der Allherr Jahwe hat mir gegeben eine Zunge von Jüngern, um zu wissen zu 'antworten' (oder: zu helfen?) 36 dem Müden mit dem Wort". Die zweite Aussagereihe kann in V. 4b - eine Anregung schon von F. D E L I T Z S C H in seinem Jesaja-Kommentar aufnehmend - als im klimaktischen Parallelismus gestaltet verstanden werden, also: „er weckt Morgen für Morgen, er weckt mir das Ohr, zu hören wie die Jünger". V. 5aa ist für die Übersetzung unproblematisch: „Der Allherr Jahwe hat mir das Ohr geöffnet." Ein zweites Problem betrifft wieder die Rahmengattung des Textes. Eine konturierte, vorgegebene Gattung gibt auch diesem EJL nicht das Gepräge, und J. BEGRICHS These, es liege eine prophetische Übernahme des „Klagelieds des Einzelnen" vor, ist in dieser Form mit Recht abgewiesen worden 37 . Wohl 32
Vgl. dazu jüngst H . - J . H E R M I S S O N , Wolff-Festschrift, 276f. Man beachte auch, daß schon der Ergänzer den Text in V. 10 so verstanden hat, daß das in Ich-Form ausgebreitete Ergehen mit einem Wortauftrag Beziehung zu 49,4 (vgl. 5b) hat, daß der Wortauftrag des Ich hier in Entsprechung zu 49,1a.2a steht und daß die auffällige Verwendung von traditionsgeschichtlich auf die Vorstellung vom himmlisch thronenden Jahwe verweist, die in 4 2 , 1 - 4 vorliegt und auch in 4 9 , 1 - 6 vorausgesetzt ist (Königsinstallation, Völkerrelation). 33 Jesaja. Zweite Hälfte Kapitel 4 0 - 6 6 übersetzt und erklärt, K A T I X , 1932 (Nachdruck 1974), 151 f.; J. L. M C K E N Z I E , Second Isaiah, AncB 20, Garden City 1968, 115f. zieht in V. 4 1j72D T I ' "1D7 zu einer Aussage zusammen und zerreißt damit die Wendung indem er überdies V. 5 aa mit aßb zusammennimmt, übergeht er den in V. 5 aß klar markierten Einschnitt, s. unten. Die Emendation von G . S C H W A R Z (Jesaja 50,4—5a. Eine Emendation, Z A W 8 5 , 1 9 7 3 , 356f.) hat nichts Überzeugendes. 34 Ich greife dabei Vorschläge auf, die stud. phil. Benedikt Peters in meinem Seminar über die Gottesknechtstexte (Sommer-Semester 1983) geäußert hat; vgl. ferner P . VAN DER L U G T , D e strofische structuur van hat derde knechtslied (Jes. 50,4—11). Koole-Festschrift (s. oben Anm. 5), 102—117, dort 109f. Das oben vorgetragene Verständnis wird sich durch unten ausgeführte Überlegungen zur Anlage von V. 4—5 aa bestätigen. 35 Vgl. zu den Verben jetzt H A L III, 1 9 8 3 , 7 6 0 . Vgl. auch schon die Kommentare von C H R . NORTH u n d P . - E . B O N N A R D , z . S t . 36 37
Der doppelte Infinitiv ist unproblematisch, vgl. nur Ex 36,1! Vgl. J . B E G R I C H , Studien zu Deuterojesaja, T B 20, 2 1963, 54f. und dagegen H.-E.
VON
[383-384]
Das dritte „Lied" Jes
50,4-9
15
aber ist - Einsichten B E G R I C H S folgend - festzustellen, daß einzelne Gattungselemente aus den Jerusalemer Gattungen des Einzelnen hier zu einem Ganzen verbunden sind: in V. 5aß—6 die Unschuldsbeteuerung 38 , in V. 7—9 die Vertrauensäußerung samt Erhörungsgewißheit 39 ; V. 4—5aa wäre als Ausdruck der Verbundenheit mit Jahwe 40 zu bestimmen. Man mag dieses Arrangement Vertrauenslied nennen und darauf verweisen, daß solche Zusammenstellung schon im Psalmbereich eine gewisse Tradition in den sogenannten „Vertrauensliedern des Einzelnen" hat 41 , und man mag im Blick auf die prophetische Adaption den Text dann als „prophetischen Vertrauenspsalm" 42 bezeichnen sowie auf die enge Parallelität zu formgeschichtlichen und topischen Gegebenheiten in den Konfessionen Jeremias hinweisen 43 . Nur - man hat mit alledem keine profilierte, vorgegebene Gattung ermittelt, die zu dieser Gestaltung des Textes genötigt hätte. Die Gestaltung von 50,4—9 muß andere Gründe haben. Ihnen kommt man näher, wenn wir die letzte Vorfrage stellen, die nach den textinternen Hinweisen auf Gestaltung und Gliederung. Dabei zeigt sich zunächst, daß das dritte EJL nicht wie das zweite eine Zwei-, sondern wie das erste EJL in Übereinstimmung mit dem Ergebnis zur Gattungsfrage wieder eine Dreigliederung aufweist: Die drei den adaptierten Gattungselementen entsprechenden Teile sind durch hervorgehobene Markierungen des Subjektwechsels zu Beginn von V. 4, von V. 5 aß und von V. 7 angezeigt, mit denen sich auch die Thematik jeweils ändert 44 . Die drei Teile selbst zeigen sich in sich WALDOW, a a O . (s. A n m . 5) 54F.; O . KAISER, D e r k ö n i g l i c h e K n e c h t , 6 8 f . ; C . WESTERMANN,
Das Buch Jesaja. Kapitel 4 0 - 6 6 , A T D 19, 1966, 183F.; R . F . MELUGIN, a a O . 72; H.-J. HERMISSON, W o l f f - F e s t s c h r i f t , 277. 38
Vgl. dazu H . GUNKEL - J. BEGRICH, Einleitung in die Psalmen. Die Gattungen der religiösen Lyrik Israels, H K 3 1975, 238f.251; E . S . GERSTENBERGER, D e r bittende Mensch. Bittritual und Klagelied des Einzelnen im Alten Testament, W M A N T 5 1 , 1 9 8 0 , 1 3 2 . 39
V g l . d a z u H . GUNKEL - J . BEGRICH, a a O . 2 3 2 f f . 2 5 4 f . ; J . BEGRICH, G e s a m m e l t e S t u d i e n
zum Alten Testament, T B 21,1964,202 ff., besonders 207 ff.; zur Gewißheit der E r h ö r u n g vgl. H . G U N K E L - J . BEGRICH, a a O . 1 3 2 . 2 4 3 f f . 40
V g l . d a z u H . GUNKEL - J. BEGRICH, a a O . 2 1 2 f . 2 3 2 f f . , b e s o n d e r s 2 3 7 f .
41
Vgl. dazu H . GUNKEL - J. BEGRICH, a a O . 254ff. und mit den drei Teilen von 5 0 , 4 - 9 etwa Ps 2 3 , 1 - 3 . 4 . 5 - 6 . 42 So schon K. ELLIGER, Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja, B W A N T 63, 1933, 3 4 f . u n d n e u e r d i n g s b e s o n d e r s O . KAISER, a a O . 6 7 - 6 9 ; C . WESTERMANN, a a O . 1 8 3 f . ; R . F . MELUGIN, a a O . 7 1 f . ; vgl. a u c h H . - J . HERMISSON, W o l f f - F e s t s c h r i f t , 277 A n m . 17. 43 Vgl. unter formgeschichtlichem Aspekt Jes 50,4—5 a a mit Jer 20,7—9; Jes 50,5 aß—6 mit (der Klage in Jer l l , 1 8 f . ; 12,2; 15,10.18; 17,15; 18,18; 20,10 und) den Unschuldsbeteuerungen Jer 11,20; 12,3; 15,11.16f.; 17,16; 18,20; Jes 5 0 , 7 - 9 mit (den Aussagen ü b e r R e t t u n g Jeremias und Feindvernichtung Jer 11,22; 12,3; 15,20; 17,14.18; 18,21 f.; 20,13 und) den Zuversichtsaussagen Jer 11,20; 20,11. D o c h fehlen im dritten E J L die A n r e d e Gottes, die Klage, die Anklage Gottes, das Widerstreben des P r o p h e t e n , die Bitte und im Unterschied zu Jer 11,22—23a; 15,20 das Rettungsorakel. In topischer Hinsicht kann m a n vergleichen J e s 5 0 , 4 - 5 a a mit Jer 15,16; Jes 5 0 , 5 a ß - 6 mit Jer 15,11.17; 17,16; 18,20 sowie einzelnen Zügen in den o b e n g e n a n n t e n Klage-Aussagen Jeremias; J e s 5 0 , 7 - 9 ist zu vergleichen insbesondere mit den Hilfe-Aussagen von Jer 15,20; 17,14 und der Rechtsterminologie in Jer 11,20; 12,1; 18,19; 20,10. Vgl. auch die Zusammenstellung bei C. WESTERMANN, a a O . 184. 44 Vgl. schon K. ELLIGER, Verhältnis, 34; jüngst H.-J. HERMISSON, a a O . 277.
16
Aspekte des Gottesknechts
in Deuterojesajas „ Ebed-Jahwe-Liedern
"
[384—385]
konsistent: Der erste Teil, V. 4—5aa, bildet mit mrP ' H S + Verbum im Perfekt und der sachlichen Entsprechung Zunge/Ohr eine Inklusion, die thematisch Aussagen über die Offenbarungsvermittlung durch den Ebed umschließt; die Ich-Aussage des zweiten Teils, V. 5aß—6, hat Konsistenz in der | durchgängigen Thematik ertragenen Widerstands; der dritte Teil schließlich ist zusammengehalten durch die Inklusion im gleichlautenden Anfang von V. 7 und V. 9 und mit der durchgängigen Thematik geäußerter Zuversicht. Wie stellen sich hier nun Perspektive und Aspekte des Ebedgeschehens im Rahmen solcher Anlage des Textes dar? Bezeichnend für den Gesamttext ist, daß nun die Person des Ebed und ihr Ergehen angesichts der Indienstnahme durch Jahwe die Aussagen bestimmen, was die Verwendung von Gattungselementen der Einzelpsalmen nach sich zieht und die Nähe zu den Konfessionen Jeremias ausmacht - ein Akzent, der in den voraufgehenden EJL nur neben anderen auftrat: 42,4aa im Vorblick und insbesondere 49,4.5b. Bezeichnend auch, daß in diesem Sinne hier nicht die Völkeraufgabe, sondern - und auch das nicht ausdrücklich - das Ebedwirken an Israel bedacht wird 45 und zwar in einem offensichtlich gegenüber 49,1—6 weitergeschrittenen Erfahrungsstadium: Von der Anfechtung der Vergeblichkeit, von der 49,4a zurücksehend sprach, ist keine Rede mehr; 50,4—9 ist gänzlich auf dem Boden der Gewißheit von 49,4b.5 b gesprochen und, wie wir sahen, unter Adaption von Aussageelementen des Vertrauens gestaltet; der unmittelbare Effekt dieses Ebedwirkens hat sich jedoch von Wirkungslosigkeit (49,4 a) zu offener, tätlicher Anfeindung verschärft; auch die längerzeitige Erfahrung ausdrückende Aussage vom ständig-allmorgendlichen Wortempfang (50,4b) ist im Blick auf die zeitliche Situierung des dritten EJL zu nennen. Bezeichnend schließlich auch, daß eine Zukunftsperspektive für eine erfolgreiche Weiterführung des Israelauftrags hier nicht mehr genannt ist; wie in 49,1—3 ist in 50,4—5aa vom Jahwehandeln am Ebed und wie in 49,4 in 50,5aß—6 vom entsprechenden Ebedhandeln die Rede, aber beides mündet in 50,7—9 allein in die Perspektive der Hilfe Jahwes, die den Ebed rechtfertigen und seine Feinde vernichten wird 46 . Hängt damit das Fehlen des Begriffs "HJ7 zusammen? Ein Einzeldurchgang durch den Text gibt diesen Linien noch präzisere Kontur. Im Rahmen der Situation tätlicher Anfeindung im Zuge seines Wirkens vergewissert sich der Ebed des dritten EJL im ersten Teil V. 4—5aa der ganz unmittelbaren Verbundenheit, die Jahwe ihm in seiner Indienstnahme gewährt; insbesondere der zweimal verwendete Begriff na 1 ? zeigt die enge Jahwenähe im Ebeddienst an: Der Gottesknecht kann weitergeben (Zunge) und aufnehmen (Ohr) allein, was Jahwe ihn lehrt. Des näheren ist hier die zeitliche Perspektive wichtig: Diese von Jahwe gewährte Verbundenheit im 45 Vgl. jüngst H.-J. HERMISSON, aaO. 276 Anm. 15 unter Hinweis auf HS?1 in V. 4 und Jes40,28ff. Auch die unten zu erörternden Entsprechungen zu den betreffenden Aussagen in 49,1 - 6 kann man nennen. 46 Vgl. entsprechend in den Konfessionen Jeremias Jer 11,22; 12,3; 15,20; 17,14.18; 18.21 f.; 20,11.13.
[385-387]
Das dritte „ Lied " Jes 50,4—9
17
Dienst des Ebed wird mit Perfektformen konkretisiert, wo die grundlegende Ausstattung des Ebed zu diesem Dienst im Blick ist (V. 4aa.|5aa), und mit Imperfektformen, wo die ständig-kontinuierliche Ausstattung in diesem Dienst bezeichnet wird (V. 4b). Unter Beachtung dessen zeigt sich für diesen ersten Teil ein sehr überlegter, kunstvoll inklusiv-chiastischer Aufbau 47 . Die Aussagenfolge setzt ein mit einem Element grundlegender Ausstattung des Ebed (V. 4aa) für eine ständig wahrzunehmende Aufgabe (V. 4aß), fährt in der damit erreichten Perspektive weiter mit einem Element ständig-kontinuierlicher Ausstattung für eine ständige Ebedfunktion (V. 4 b) und kehrt schließlich mit V. 5aa wieder zu einem Element grundlegender Ausstattung zurück. Sachlich läuft diese Aussagebewegung für Jahwes Indienstnahme von der Außenbeziehung des Ebed (V. 4 a) zurück zu der vorgängigen Beziehung des Hörens nur zwischen Jahwe und ihm allein (V. 4b-5aa), beides, wie gezeigt, jeweils in den Perspektiven „grundlegend" und „ständig" entfaltet; hängt dieses eigenartige Sachprofil der Aussagebewegung damit zusammen, daß im Fortgang des dritten EJL zunächst die Außenbeziehung des Ebed (zweiter Teil: V. 5aß—6) und dann die exklusive Beziehung zwischen Ebed und Jahwe, auf dessen Hilfe er hofft, (dritter Teil: V. 7—9) bedacht sind? - Im zweiten Teil des dritten EJL spricht nun komplementär zum ersten der Ebed seinerseits seine in Ausübung dieses Dienstes bewahrte Verbundenheit mit Jahwe aus; konkret ist vom bleibend-zugewandten Standhalten des Ebed in seiner Aufgabe trotz erfahrenen, unter Heranziehung von Klagetopik 48 formulierten Widerstands die Rede; nicht die Klage über die Erfahrung tätlicher Abweisung, sondern die Beteuerung, angesichts dessen in der Aufgabe treugeblieben zu sein, ist der Sachakzent von V. 5aß—6, zu dessen Gestaltung das Gattungselement der Unschuldbeteuerung aufgegriffen wird 49 . - Auf dem anschließenden dritten Teil V. 7—9 liegt das Schwergewicht dieses EJL, also auf der begründeten, vertrauensvollen Zuversicht des Ebed in die Hilfe Jahwes für seine Person. Dies zeigt der zweimal gleichlautende, inklusiv hervorgehobene, wieder zum Ausdruck ständiger | Aktualität im Imperfekt formulierte Satz „Jahwe hilft mir" (V. 7aa.9acc), der zugleich auf eine Untergliederung dieses 47 Inklusion besteht zwischen V. 4 a a und V. 5 a a , Chiasmus liegt in der Abfolge der Akzente grundlegend (V. 4 a a ) - ständig (V. 4 aß) - ständig (V. 4 b) - grundlegend (V. 5 a a ) . A. R. C E R E S K O , The A : B : B : A Word Pattern in Hebrew and Northwest Semitic with Special Reference to the Book of Job, U F 7, 1975, 7 3 - 8 8 , dort 79, behandelt nur die chiastische Wortstellung in Jes 50,4 und votiert deshalb für Beibehaltung von MT; aber s. dazu oben Anm. 33. - Strophenbau und Sprachgestaltung des dritten EJL erörtert eingehend P. VAN DER L U G T in seiner Anm. 34 genannten Untersuchung. 48 Vgl.z.B. Ps 22,7ff.; 69,30. 49 Vgl. dazu H.-J. H E R M I S S O N , aaO. 277ff. Präsentisch sind die perfecta von V. 5 a ß - 6 sowenig wie die des ersten Teils wiederzugeben, vgl. die darauf bezogene Aussagenfolge in V. 7aß.b mit perf. + perf. + impf, cons.!; zu H.-J. H E R M I S S O N S Paraphrase aaO. 278. Vom Aussagestandort des dritten EJL blickt der Ebed in beiden Aussagen V. 5 aß—6 und V. 7 aß.b zurück auf sein bisheriges Verhalten; aaO. 279 übersetzt H E R M I S S O N V. 6 b selbst präterital. Die Frage ist wichtig für die andere, unten zu erörternde, ob das dritte EJL überhaupt noch die Perspektive künftiger Weiterführung des Ebedwirkens hat.
18
Aspekte des Gottesknechts
in Deuterojesajas
„ Ebed-Jah we-Liedern "
[387—388]
Teils in zwei Abschnitte hinweist 50 . Der erste Abschnitt (V. 7) begründet die Gewißheit über den helfenden Jahwe (V. 7aa) damit, daß diese Hilfe den Grund für das Ergehen (V. 7aß) und das Verhalten (V. 7b: ich habe mich unempfindlich gemacht und wußte) des Ebed bei den im zweiten Teil genannten Vorgängen darstellt 51 ; dieser Abschnitt bekräftigt also gültige Gewißheit aus rückblickender Sicht. Anders der zweite Abschnitt (V. 8—9). Er ist zusammengehalten durch Rechtsterminologie und perspektivisch durch seinen vorblickenden Charakter: Jahwe ist nahe, der allein dem Ebed Recht schafft, wobei sich die als Anklage und Bestreitung der Ebedgerechtigkeit gefaßte Abweisung dieses Verkündigers als wirkungslos herausstellt (V. 8) 52 - Bezug auf die Unschuldsbeteuerung des zweiten Teils; und: Jahwe hilft dem Ebed, indem die grundlos Feindlichen der Vernichtung anheimfallen werden (V. 9) jeweils betont mit in 5 3 eingeführt, vielleicht um für diese Schlußperspektive am Ende dieses letzten, von Deuterojesaja formulierten EJL bewußt eine Inklusion zu 42,1 herzustellen? Kommt das triadische Grundmuster, von dem sich alle Aussagen der ersten beiden EJL bestimmt zeigten, auch für die perspektivische Zerlegung des Ebedgeschehens in diesem dritten Text zur Anwendung? Schon die neuartige Anlage des dritten EJL hat in dieser dreifältigen Perspektive ihren Grund; 50,4—9 ist in seinen drei Teilen wie 42,1—4 nach den drei Aspekten der Trias gegliedert: V. 4—5aa blickt auf die Ausrüstung des Ebed (V. 4aa.ba.5aa) zu seinem Auftrag (V. 4aß, auch 4bß), V. 5aß—6 auf die Art der Ausführung des Auftrags und V. 7—9 schließlich, wie schon H.-J. HERMISSON herausgestellt hat 54 , auf das Gelingen. Auch hier kann man fragen, ob diese inklusive Gleichgestaltung des letzten EJL Deuterojesajas gemäß der Anlage des ersten nicht Absicht ist. Genauer betrachtet zeigt die Anwendung der Trias im dritten EJL gegenüber den ersten beiden bemerkenswerte | Besonderheiten. Hinsichtlich des ersten Trias-Aspekts ist festzustellen, daß in V. 4—5aa vom Element der Erwählung des Ebed im Unterschied zu 42,1a und 49,1b keine Rede ist; das mag damit erklärt werden, daß im dritten EJL der Horizont der Völkeraufgabe 50
Vgl. zur Gliederung schon H.-J. HERMISSON, 279. Vgl. zum Rückbezug von V. 7 a u f V . 6 b H.-J. HERMISSON, ebd. 52 Wieweit die schon in den Unschulds- / Feindklagepsalmen und ebenso in den Konfessionen Jeremias auftretende Rechtstopik direkt als Indiz einer Anklagesituation gewertet werden kann, ist schon im Psalmenbereich umstritten (vgl. E . S. GERSTENBERGER, a a O . 155f. und schon DERS., Literatur zu den Psalmen, V F 17, 1972, 8 2 - 9 9 , dort 95ff.); vielleicht wird doch nur Anfeindung anderer Art unter der Perspektive eines entscheidenden himmlischen Rechtsverfahrens so gesehen. Auf der anderen Seite kann man fragen, ob nicht schon 50,8f. eine vorfindliche Anklagesituation des E b e d einwirkt, von der auch in 53,8f. die R e d e ist, vgl. 51
K . ELLIGER, V e r h ä l t n i s , 94. 53
Vgl. d a z u T H A T I , 504ff. (D. VETTER). A a O . 279. - K. ELLIGER hat 1933 (Verhältnis, 62) ein dreigliedriges Aufrißmuster für die ersten drei E J L finden wollen, das die Elemente „Ausrüstung des Knechts durch Jahwe", „die im Gegensatz dazu stehende augenblickliche Lage", „Gewißheit eines sieghaften Wandels der N o t " umfaßt. Das Unpräzise dieser Bestimmung bedarf nach dem oben Ausgeführten keiner näheren Erörterung mehr. 54
[388-389]
Das dritte „Lied" Jes
50,4-9
19
fehlt, und auch die Ebedinstallation braucht nach 49,3a, vgl. 49,5 aa, nicht wiederholt zu werden. Dasselbe mag für die Dimension der Indienstnahme bereits bei der Lebensvergabe, die in 49,5 aa auch das Israelwirken des Gottesknechts betrifft, gelten, die im dritten EJL nicht mehr hervortritt 55 . Überaus merkwürdig aber ist, daß der Begriff 13V nicht mehr fällt, obwohl er auch für den Israelauftrag des Gottesknechts bezeichnend ist (49,5 aa). In gewiß bewußter Formulierungsentsprechung zu 42,1 ba umfaßt der erste Trias-Aspekt vielmehr nur den Auftrag und seine grundlegenden und ständigen Ausrüstungsgaben; davon wird rückblickend geredet und mit der bezeichnenden Akzentuierung nicht auf die Wirkungskraft (so 42,1 ba; 49,2), sondern nurmehr auf die Verbundenheit des Ebed mit Jahwe, die in solcher Ausrüstung gegeben ist (Jüngerzunge, Jüngerohr). Hängt diese Beschränkung des ersten TriasAspekts nicht damit zusammen, daß das dritte EJL auch eine Zukunftsperspektive für den Auftrag nicht mehr nennt? Auch der zweite Trias-Aspekt im dritten EJL - wie im ersten als zweiter Teil angeschlossen, aber wie im zweiten dem Jahwehandeln (49,1—3) als Ebedhandeln (49,4) komplementär zur Seite gestellt 56 , wobei als sachliche Brücke in beiden Fällen der Horizont prophetischer Selbstreflexion aus der Jeremia-Tradition einwirken mag 57 - hat besonderes Profil. Anders als in 42,2—3a, jedoch wie in 49,4a wird die Art der Ausführung in Gestalt eines Rückblicks auf einen bereits erfolgten Vorgang von Ausführung geboten 58 , allerdings mit dem schon genannten Unterschied, daß an die Stelle der Anfechtung des Scheiterns (49,4a) die Aussage völlig jahwegemäßen Wirkens getreten ist; Gewißheit (49,4b, vgl. 42,3b) und Faktum des Gelingens (49,5b) sind hier, wie in 50,7 dann aufgedeckt, zur Gestalt des Verhaltens in der Art der Ausführung geworden. Die Verwendung des dritten Trias-Aspekts „Gelingen" im dritten Teil 50,7—9 ist die am meisten bezeichnende. Der Akzent des Gelingens im Blick auf das sachliche Weltziel Jahwes, der im ersten EJL | betont am Ende stand (42,4aß.b) und der im zweiten den Horizont des Israelauftrags abgab (49,6bß, vgl. 49,3b) fehlt völlig, vielmehr ist entsprechend dem Befund im zweiten EJL (vgl. 49,4b.5 b) mit dem Israelauftrag nur der Akzent des Gelingens im Blick auf das Ergehen des Beauftragten genannt; aber war dort auch von „Lohn" und „Stärke" des Ebed die Rede, die in Verbindung mit der Zielgewißheit des Völkerauftrags von 55 Die Gabe der Jüngerzunge (V. 4 a a ) und die Öffnung des Ohrs (V. 5 a a ) sind zwar als grundlegende Ausstattungen gesehen, müssen hier aber nicht zwingend bereits mit der Erschaffung des Ebed verbunden werden (anders H.-J. H E R M I S S O N , aaO. 278, der hierin eine Entfaltung des "IX'' von 49,5 sieht); der in 5 0 , 4 - 9 nahegelegte Zeitpunkt ist eher der der Übertragung der Israelaufgabe an den Ebed; vgl. in diesem Zusammenhang auch Jes 48,8 und die Dimension der Aussagen Ezechiels, daß Jahwe dem Propheten den Mund öffne (3,27; 24,27; 33,21f.). 56 Vgl. 49,4 'JSI und 50,5 'MSI. Gleichwohl kann keine Rede davon sein, daß „der Aufriß in beiden Stücken (sc. im zweiten und dritten E J L ) derselbe ist" (so K. E L L I G E R , Verhältnis, 50). 57 Vgl. H . - J . H E R M I S S O N , aaO. 272.278. 58 S. oben A n m . 3 0 .
20
Aspekte
des Gottesknechts
in Deuterojesajas
„Ebed-Jahwe-Liedern"
[389—390]
einer Koinzidenz von Ebederfolg und gelungenem Heilsplan verstanden werden müssen 59 , so sind hier gleichsam nurmehr die Stichworte 'ÜSWÖ (s. 49,4ba) und "D3N (s. 49,5ba) entfaltet; vermochte Unempfindlichkeit und Bewahrung vor seinen Feinden (s. 50,7) und künftig-nahes Rechtbekommen angesichts seiner Feinde, die vernichtet werden, sind allein die Akzente des Gelingens; vom Aspekt des Gelingens im Blick auf Auftrag und Beauftragten ist nurmehr die partielle Sicht des Gelingens für die Person des Beauftragten formuliert. Man könnte diese besonderen Akzentuierungen damit erklären, daß in 50,4—9 speziell die Thematik der Anfeindung des Ebed im Zentrum steht und das Profil der Aussagen bestimmt. Dann wäre ein weiteres Wirken des Ebed nicht ausgeschlossen60. Aber es bleibt seltsam, daß im dritten EJL der Ebed-Begriff fehlt, der Israelauftrag nicht mehr ausdrücklich und der Völkerhorizont überhaupt nicht genannt sind, die Art der Ausführung in die Treue des Ebedverhaltens und das Gelingen auf das persönliche Ergehen konzentriert ist, und nicht zuletzt, daß in V. 4b beim Faktum kontinuierlicher Ausstattung des Ebed (nur noch?) vom Hören und nicht (mehr?) vom Reden gesprochen wird. Deshalb muß man weiterfragen, ob die obengenannte Erklärung zureicht oder ob dieses letzte EJL Deuterojesajas in seinem Sinne nicht im Effekt die Entamtung des Ebed ausdrücken soll. Das bedeutet dann nicht, daß Jahwe nicht in naher Zukunft selbst sein universales Werk zur Vollendung brächte, wie V. 8f. andeuten; aber es geschähe jetzt ohne weitere Mitwirkung des Ebed, dem in der Ausgangssituation des Textes gemäß V. 5 aß—7 womöglich ohnehin die Hände gebunden sind; die Zukunft des Gottesknechts wäre jetzt nur noch die Hilfe Jahwes, die ihm Recht schafft und seinen Feinden die Ahndung. So endeten die EJL Deuterojesajas ganz entsprechend den Konfessionen Jeremias 61 .
IV.
Rückblick
Unsere Untersuchung der ersten drei EJL wollte nicht ein weiteres Mal die Aussagen dieser Texte selbst exegetisch nachzeichnen; sie bewegte sich nur im Vorfeld dessen. In diesem Vorfeld aber blieb bislang unbeachtet, | daß sich der gesamte Aussagebestand in jedem der drei Texte an einem festen Ensemble von drei Aspekten orientiert, das aus einer Tradition triadischer Aufgliederung von Auftragsvergabe in der Thronversammlung stammt. Der exegetische Ertrag dieses Befundes besteht darin, daß anhand der Tradition der Aussagebestand jedes dieser Texte als Entfaltung des Ebedgeschehens unter der Perspektive jener drei Aspekte verständlich wird, daß an den Differenzen zur Tradition die besondere Fassung der Aspekte in dem jeweiligen EJL zu erken59
So mit Recht H.-J. HERMISSON, Wolff-Festschrift; ZThK 1982 jedenfalls mit Blick auf das erste, zweite und vierte EJL. 60 So H.-J. HERMISSON, Wolff-Festschrift, 279f. 61 Vgl. Jer 2 0 , 7 - 1 1 . 1 3 .
[390]
Rückblick
21
nen ist, daß sich die Direktion der betreffenden Aussagen präzise fassen läßt und daß die Zuordnung gleichartiger Aspekte innerhalb eines EJL und zwischen den EJL samt ihren Wandlungen bestimmt werden kann, um der theologischen Sachbewegung innerhalb der EJL näherzukommen. Sind Jes 42,1—4; 49,1—6; 50,4—9 anhand desselben perspektivischen Grundmusters gestaltet, so hat dies auch Konsequenzen für die Frage der ursprünglichen Sonderstellung und separaten Sammlung dieser Texte. [Fazit:] In l K ö n 22,19—22 gliedert sich die Auftragsvergabe in der himmlischen Thronversammlung in die Aspekte „Auftrag" (V. 20 a), „Art der Ausführung des Auftrags" (V. 22 a) und „Zusicherung des Gelingens" (V. 22 ba). An dieser traditionellen Trias von Aspekten orientieren sich die Entfaltungen des Ebedgeschehens im Aussagebestand von Jes42,1-4; 49,1-6; 50,4-9; im ersten und dritten Ebed-Jahwe-Text bestimmt sie sogar die Gliederung. Nach dem Abschluß dieser Untersuchung und einer sich anschließenden zu Jes53 erschien: E . H A A G , Die Botschaft vom Gottesknecht. Ein Weg zur Überwindung der Gewalt, in: N. LOHFINK (Hrg.), Gewalt und Gewaltlosigkeit im Alten Testament, 1983, 159-213. HAAGS Studie weist in Fragen der Perspektive der EJL Berührungen mit unseren Ergebnissen auf, geht jedoch in literarkritischer Hinsicht ganz andere Wege.
2. Aspekte des Gottesknechts in Jesaja 52,13—53,12 [Die voranstehende] Untersuchung hat ergeben, daß die einzigartigen Aussagen, die die ersten drei Ebed-Jahwe-Lieder (EJL) vom Gottesknecht formulieren, offenbar in den Rahmen eines traditionellen Grundmusters einer triadisch gegliederten Auftragsvergabe in der himmlischen Thronversammlung eingezeichnet wurden. Dieses Grundmuster mit seinen drei Aspekten stellt in jedem dieser Texte die Basisperspektive dar, in der Deuterojesaja seine eigene Sendung als Gottesknecht mit gewiß neuen und besonderen Aussagen bedacht hat 1 . Die Frage der vorliegenden Untersuchung ist, welche Aspekte des Ebedgeschehens in Jes53, wie wir das vierte EJL der Kürze halber zitieren, formuliert sind und wie sie sich zum Befund in den ersten drei EJL verhalten. Wir teilen dabei die verbreitete und hier nicht abermals zu begründende Auffassung, daß das vierte EJL, dessen Abgrenzung eindeutig ist, nicht mehr von Deuterojesaja stammt 2 , aber von ihm als Gottesknecht handelt und die völlige Hinderung seines bisherigen Wirkens, ja - trotz Bestreitung bis in die jüngste Forschung 3 - den Tod und die schimpfliche Bestattung des Propheten voraussetzt 4 . Redaktionsgeschichtlich gesehen ist, wie sich auch durch die Ergebnisse der folgenden Untersuchung zeigen wird, am wahrscheinlichsten, daß Jes 53 zunächst für den Anschluß an die ersten drei EJL in einer separaten Sammlung dieser Texte gebildet wurde. - Betritt man vor Eintritt in unsere Untersuchung einen Moment den hypothetischen Boden dieser Voraussetzungen, dann lassen sich Probleme erkennen, die bei der Entstehung von Jes 53 1
S.o. 3 - 2 1 . Vgl. dazu grundlegend K. ELLIGER, Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja, BWANT 63, 1933, 6ff.94ff.; die These, daß ein Prophet Tritojesaja der Verfasser sei, muß damit nicht übernommen werden, vgl. auch H . - J . H E R M I S S O N , Der Lohn des Knechts, in: J . JEREMIAS und L. PERLITT (Hrg.), Die Botschaft und die Boten. Festschrift H.W. Wolff, 1981, 269-287, dort 283. 3 Vgl. neuerdings etwa J. A. SOGGIN, Tod und Auferstehung des leidenden Gottesknechtes Jesaja 53,8-10, ZAW 87, 1975, 346-355; R . N . W H Y B R A Y , Thanksgiving for a Liberated Prophet. An Interpretation of Isaiah Chapter 53, JSOT.S 4, Sheffield 1978,79ff. und zu dieser Untersuchung die Rezension von H.-J. H E R M I S S O N , ThLZ 106,1981,802-804; G. G E R L E M A N , Studien zur alttestamentlichen Theologie, 1980. Aber wären in diesem Fall angesichts der V. 7—10 gezeichneten Ebedvorgänge in Jes 53 nicht Orakel mit rettendem, bewahrendem Inhalt wie 50,9 und Jer 15,20 zu erwarten? 4 Vgl. dazuK. ELLIGER, aaO. 95 f. und jüngst die Äußerungen von H. D. P R E U B , Deuterojesaja. Eine Einführung in seine Botschaft, 1976, 102; H.-J. H E R M I S S O N , aaO. 285. Unentschieden bleiben z.B. H.W. W O L F F , Jesaja 53 im Urchristentum, 3 1952, 35f.; W . Z I M M E R L I , ThWNTV, 670; D. J. A. CLINES, I, He, We andThey, JSOT.S 1, Sheffield 1976, 27ff. 2
[37-38]
Vorfragen
23
bestanden haben müssen angesichts der Spannung zwischen den als gültig betrachteten Selbstaussagen des Gottesknechts der ersten drei Texte und seinem faktischen Ergehen. Dokumentiert Deuterojesaja in Jes 50,4—9 den Abbruch seines Wirkens als Gottesknecht, so wird die Bewahrheitung seiner Völker- und seiner Israel-Beziehung, die Jahwe in den ersten drei Texten gestiftet hat, zum Problem: Wie sind diese Aufgaben angesichts der Beendigung der worthaften Ausführung der Ebedaufträge durch Deuterojesaja zu sehen? Problem aber ist nicht weniger das Ergehen des Gottesknechts Deuterojesaja selbst. Der Prophet hat sein Ergehen in seinen eigenen Erwartungen von 50,4—9 wie die Konfessionen Jeremias gemäß dem theologischen Ordnungsgefüge der Unschulds- oder Feindklagepsalmen 5 gesehen, das er auf sein Wirken im Dienste Jahwes anwendet: Der Jahwe verbundene, treue, darin unschuldig von Feinden Bedrängte wird durch Jahwes Hilfe schließlich errettet, zu Recht und Ehren gebracht, während die Feinde, in diesem Ordnungsgefüge die alleinigen Verursacher der Not, vernichtet werden. Was wird aus dieser Erwartung und der sie tragenden Jahweordnung, wenn Jahwes Heilsvollendung derart verzieht, daß den Gottesknecht inzwischen Tod und Grab ereilt haben? Unsere Untersuchung von Jes 53 erfolgt zunächst unabhängig von diesen Problemstellungen; aber in ihrem Verlauf ist zu prüfen, ob nicht Beobachtungen am Text selbst wieder zu diesen theologischen Herausforderungen im Anweg zur Entstehung von Jes 53 zurückführen und auf ihre Weise die alte Vermutung unterstützen, daß das vierte EJL aus einem Kreis von Schülern Deuterojesajas stammt, der mit diesem Text nicht nur auf die voraufgehenden EJL Bezug nimmt, sondern auch mit deren ursprünglichen Aussageintentionen und Gestaltungsaspekten aufs engste vertraut war 6 .
I.
Vorfragen
Wir beginnen die Untersuchung von Jes 53 hinsichtlich der Aspekte des Ebedgeschehens und deren Verhältnis zum Befund in den ersten drei EJL mit der Behandlung einiger Vorfragen, über deren Entscheidung in freilich kaum vertretbarer Kürze Auskunft gegeben werden soll7. | Die erste Vorfrage gilt dem Aufbau von Jes 53 im großen. Sicher ist, daß er sich im Unterschied zum ersten und dritten EJL nicht nach dem triadischen 5 Vgl. dazu O. H. STECK, Friedensvorstellungen im alten Jerusalem, ThSt 111, Zürich 1972, 38ff., besonders Anm. 92. 6 Vgl. auch H . - J . H E R M I S S O N , aaO. 283. 7 In textkritischen Fragen folgen wir im wesentlichen den bei E. KUTSCH, Sein Leiden und Tod - unser Heil. Eine Exegese von Jesaja 52,13—53,12, BSt 52, 1967, präsentierten Lösungen; vgl. aus der älteren Diskussion aber auch K . ELLIGER, Verhältnis, 6ff. und neuerdings P.E. B O N N A R D , Le second Isaïe. Son disciple et leurs éditeurs. Isaïe 4 0 - 6 6 , E B , Paris 1972, 266—268; S. SEKINE, Die Theodizee des Leidens im deuterojesajanischen Buch - unter redaktionsgeschichtlichem Gesichtspunkt - , AJBI 8, 1982, 5 0 - 1 1 2 , dort 109ff. Vgl. zu textkritischen Erörterungen einzelner Aussagen im Folgenden zu den Stellen.
24
Aspekte des Gottesknechts
in Jes 52,13—53,12
[38-39]
Grundmuster richtet, das die EJL Deuterojesajas prägt. Er wird in Jes 53, wie längst erkannt, vielmehr durch drei anders geartete Teile gebildet, die sich an Hand der Aussagesubjekte ergeben. Zu Anfang steht die direkte Jahwerede 52,13—15 einschließlich V. 14aß.b. Am Ende findet sich wieder eine Jahwerede, ebenfalls im Ich-Stil, zu Beginn markiert wie 52,13 a durch das Stichwort '"DS? in V. 11 aß 8 ; diese Schlußrede umfaßt also V. 11 aß—12. Dazwischen steht der von beiden Jahweorakeln gerahmte Mittelteil 53,1 —11 aa; er ist, obwohl die 1. pers. pl. nur in V. 1—6 auftritt, insgesamt Aussage der „Wir", ein Sprecherwechsel zur weiteren Unterteilung des Mittelteils ist nicht erkennbar 9 . Auch das sachliche Verhältnis der drei Teile ist offenkundig: Das erste Jahweorakel ist als kundgewordenes (53,1) die Ermöglichung der Wir-Aussage des Mittelteils, das zweite die göttliche Bestätigung 10 dieser Aussage. Entsprechend ist die zeitliche Perspektive von Jes 53 auf der Redeebene der Teile eine streng sukzessive Aufeinanderfolge. Auf der Ebene des Ebedgeschehens ist sie jedoch komplizierter: Im ersten Orakel, im Mittelteil ab V. 10ay und im zweiten Orakel dominiert der Blick in eine Zukunft erst jenseits der Redegegenwart, in 53,2—lOaaß hingegen der Blick auf die Ebedvergangenheit, die gegenüber der Redegegenwart zurückliegt 11 . | Schwieriger sind zwei andere Fragen, die durch diese Feststellungen zum Aufbau aufgeworfen werden: die Frage nach der Gattung und die Frage, wer die „Wir" im Verhältnis zu den auch im Text genannten „Vielen" sind. Formgeschichtlich gesehen ist die Anlage dieses EJL nicht von dem gestaltgebenden Muster irgendeiner bekannten Gattung oder institutionellen Verbindung von Gattungen bestimmt. Faßte man den Mittelteil als Klagelied des Einzelnen, so könnte ihm kein Jahweorakel vorangehen, faßte man ihn als Danklied, so könnte ein Orakel nicht folgen; allenfalls der Einsatz mit dem 8
Das Schlußorakel beginnt also mit i n s t a , wie die meisten Forscher mit Recht annehmen; weist auf den Anfang des ersten Orakels (52,13) zurück, in 53,11 aß tritt erstmals wieder die 1. pers. sg. auf. Zur Beibehaltung von j? 1 - TX vgl. K . ELLIGER, Verhältnis, 2 5 . Zu den textkritischen Fragen s. unten Anm. 34. 9 Zu K. BALTZER, Zur formgeschichtlichen Bestimmung der Texte vom Gottes-Knecht im Deuterojesaja-Buch, in: H . W . WOLFF (Hrg.), Probleme biblischer Theologie. Festschrift G. von Rad, 1971, 2 7 - 4 3 , dort 41 f.; vgl. auch H . D . PREUSS, aaO. 102. BALTZER findet in 53,2—IIa zwei unterschiedliche Standpunkte und hält deshalb eine Verteilung auf zwei Sprecher (V. 2—3.7—9 und V. 4 - 6 . 1 0 - l l a ) für wahrscheinlich. Aber die Standpunkte sind unzutreffend bestimmt (V. 2 - 3 reden nicht „von außen", sondern von früher, ebensowenig V. 7 - 9 (unschuldiges, jahwegemäßes Verhalten des Ebed!) und schließen sich nicht aus (auch V. 8b redet von der Ebedbedeutung für die Gemeinschaft). P.-E. BONNARD (aaO. 269.274ff.) will in V. 7—10 die Stimme des prophetischen Verfassers von Jes53 finden; doch tritt dieser sonst nirgends im Text hervor. 10 So mit Recht schon K. ELLIGER, Verhältnis, 22. Zu den Rückbezügen im einzelnen s. unten im Text. 11 52,13—15 beinhalten zukünftige Vorgänge mit Rückgriff auf Vergangenheit, 5 3 , 2 - 1 1 aa zurückliegende Ebedvorgänge mit Ausgriff auf Zukunft und 53,11 aß—12 wieder zukünftige Vorgänge mit Rückgriff auf Vergangenheit: so die Mehrzahl der Forscher, vgl. z.B.K. ELLIGER, Verhältnis, 21 f.; E. KUTSCH, aaO.; H . D . PREUSS, aaO. 99ff. Daß isoliert sprachlich betrachtet diese Bestimmungen nur relativ gelten, hebt D . J. A. CLINES, aaO. 46ff. hervor.
[39-40]
Vorfragen
25
Jahweorakel 52,13 — 15 könnte an den Ort des Heilsorakels nach der Vertrauensäußerung des dritten EJL erinnern, wenn Jes 53 zunächst für den unmittelbaren Anschluß an 50,9 gebildet wurde - aber jener Einsatz hat als Ermöglichung der Aussage Jes 53 in erster Linie sachliche Gründe. Das Neue, das zum Ausdruck kommen soll, führt also auch beim vierten EJL zu einer singulären Gesamtanlage 12 . Dasselbe gilt aber ebenso von der Gestalt der Einzelteile, insbesondere von dem auch formgeschichtlich viel diskutierten Mittelteil. Das Leichenlied läßt man besser ganz aus dem Spiel 13 ; aber auch einschlägige Psalmgattungen haben keinen gestaltgebenden Einfluß: Die Differenz liegt sowohl darin, daß in Jes 53 der Betroffene nicht selbst redet, sondern die „Wir" von ihm, als auch im Fehlen des jeweils typischen Bestands an konstitutiven Gattungselementen; als prägende Rahmengattung kommen für den Mittelteil deshalb weder die Volksklagelieder noch die Klagelieder des Einzelnen noch aber auch die Danklieder in Frage 14 . Ist somit auch die Gestaltung des Mittelteils singulär, so ist andererseits nicht zu verkennen, daß - unterhalb der Gestaltungsebene - auf der Formulierungsebene das Neue wie schon bei Deuterojesajas EJL (49,4.5b; 50,5 aß—9) unter Verwendung vonTopik der Psalmgattungen des Einzelnen ausgesagt wird; ja sogar die unterschiedlichen theologischen Ordnungsmuster der Klagen des Einzelnen spielen, insofern sie beide an dem im Lichte von 52,13—15 gesehenen Ebedschicksal scheitern, für die neue Ebedsicht von Jes 53 eine Rolle, wie wir sehen werden. Aber wer sind die „Wir", die den Mittelteil sprechen? Angesichts der Aussagen, die sie in 53,1 —11 aa im Blick auf sich, auf den Ebed und auf Jahwe machen, ist mit Recht ziemlich unbestritten 15 , daß in diesem „Wir" sachlich Israel spricht, auch wenn damit nicht ausge|schlössen ist, daß hier zunächst de facto ein engerer Kreis vorformuliert, was angesichts des Orakels 52,13—15 das Wort Israels zum Ebedschicksal zu sein hat; die Formulierung in der 1. pers. pl. 12 Dies bestätigt auf seine Weise auch K. ELLIGER, Verhältnis, 19.291f. Anm. 4), der das Ganze als „prophetische .Liturgie'" bezeichnet. Für K. BALTZERS These (aaO.; vgl. DERS., Die Biographie der Propheten, 1975, 176f.; übernommen von H . D . PREUB, aaO. 95.100), Jes 53 sei gemäß antiken Prozeßberichten gestaltet, fehlt der formgeschichtliche Nachweis. 13 Vgl. schon HEDWIG JAHNOW (Das hebräische Leichenlied im Rahmen der Völkerdichtung, B Z A W 36, 1923, 2 5 6 - 2 6 6 ) selbst (aaO. 265); vgl. auch K. ELLIGER, aaO. 19, der wenigstens Einflüsse des Leichenliedes finden will. 14 Gegen J. BEGRICH, Studien zu Deuterojesaja, TB 20, 2 1963,62ff. und - formgeschichtlich vollends problematisch - R . N . WHYBRAY, Thanksgiving, 109ff.; hingegen mit Recht zurückhaltend O. KAISER, Der königliche Knecht, F R L A N T 70, 2 1962, 88; C. WESTERMANN, Das Buch Jesaja. Kapitel 40 - 6 6 , A T D 19, 1966, 207. Treffend haben diese formgeschichtliche Bestimmung des Mittelteils besonders H.-E. VON WALDOW (Anlaß und Hintergrund der Verkündigung des Deuterojesaja, ev.-theol. Diss. Bonn 1953 (Masch.), 56f.), aber auch R. F. MELUGIN (The Formation of Isaiah 4 0 - 5 5 , B Z A W 141, 1976, 74) kritisiert. Vgl. zu den Gestaltungselementen der Danklieder des Einzelnen vielmehr F. CRÜSEMANN, Studien zur Formgeschichte von Hymnus und Danklied in Israel, W M A N T 3 2 , 1 9 6 9 , 210ff. 15 Anders neuerdings R . F . MELUGIN, aaO. 74.167. Aber gemäß 52,15 werden die Völker und ihre Könige erst bei der künftigen Erhöhung des Ebed sehen (!), während sie bis dahin nicht davon gehört haben; den „Wir" aber ist jetzt schon Kunde zugekommen; vgl. auch E. KUTSCH, aaO. 19 und zur Frage jüngst D . J. A . CLINES, aaO. 29ff.
26
Aspekte des Gottesknechts
in Jes 52,13 —53,12
[40]
folgt dabei kultisch in Jerusalem geläufigen Sprachmustern 16 . Umstrittener ist die Bestimmung der „Vielen", von denen bezeichnenderweise nicht im Mittelteil, sondern nur in den Jahweorakeln die Rede ist, die ihrerseits aber nicht durch eine Euch-Anrede Beziehung zum Wir-Stil des Mittelteils haben. H.W. HERTZBERG 17 ist der Frage gründlich nachgegangen mit dem Ergebnis, daß diese inklusiven „Vielen" im Sinne von „alle" in Jes 53 nicht Israel, sondern die Völkerwelt meinen. In der Tat ist unmittelbar neben dem ersten Auftreten des Ausdrucks im UPtO-Satz V. 14aa in dem - nach der Parenthese V. 14aß.b darauf bezogenen p-Satz V. 15 a von D'a") D,'U die Rede, und dieser syntaktische Bezug könnte es nahelegen, daß auch die Subjekte beider Sätze dieselben sind. Gleichwohl trifft diese Bestimmung aus einer Reihe von Gründen nicht zu. Zunächst: Die V. 14aa erläuternde, anschließende Parenthese bietet in 52,14aß.b eine Aussage über die „Vielen", die genau der früheren Ebedperspektive der „Wir" in 53,2f. entspricht. Sodann: Das Abschlußorakel weist im Rahmen seiner Funktion, die Ebedsicht des Wir-Teils zu bestätigen, deutliche Wortinklusionen zu der Stelle auf, da in der Wir-Rede die von einer früheren, unzutreffenden (53,2—3) durch p x (vgl. 49,4b) abgesetzte, im Lichte von 52,13—15 zutreffende Einschätzung des Ebed beginnt: vgl. SSM XIH in 53,4aa und 53,12ba, XIH in 53,4aß (text. em.) und 53,11b (s. auch S3T in 53,5aß und 53,10aa 18 ); dieser Bezug zeigt wieder die Identität der „Vielen" mit den „Wir". Schließlich ist auf den Parallelismus von V. l l a ß und V. I I b unter Beachtung des Sachverhalts, daß 1137 in Jes 53 nur bezüglich Israels verwendet wird (53,5aß.6bß), hinzuweisen, und entsprechend auch auf den Parallelismus in V. 12b unter Beachtung des schon von H. W. HERTZBERG 19 hervorgehobenen Sachverhalts, daß sich W S und Derivate in Jes 53 stets auf Israel bezieht. Die „Vielen" sind also mit den „Wir" identisch; es ist Israel gemeint 20 . Diese Begrifflichkeit stammt bezeichnenderweise aus der Topik der Psalmen des 16 Vgl. dazu außer den in 1. pers. pl. gestalteten Klageliedern des Volkes nur z. B. Ps 46, 2 - 4 . 8 . 1 2 ; 4 8 , 2 . 9 - 1 2 ; 100,3b. 17 Die „Abtrünnigen" und die „Vielen". Ein Beitrag zu Jesaja 53, in: A. KUSCHKE (Hrg.), Verbannung und Heimkehr. Festschrift W. Rudolph, 1961,97-108, dort 102ff. 18 In V. 4 a ß ist Sin einzusetzen; vgl. BHK 3 ; B H S ; K. ELLIGER, aaO. 7. - In V. lOaaß ist 'Vnn wohl interpretierende Glosse; ansonsten folge ich der Emendation, die unabhängig voneinander E. KUTSCH, aaO. 30ff. und K. ELLIGER, Jes 53,10: alte crux - neuer Vorschlag, M I O 15, 1969, 2 2 8 - 2 3 3 (vgl. DERS., Nochmals Textkritisches zu Jes53, in: R. SCHNACKENBURG / J. SCHREINER (Hrg.), Wort, Lied und Gottesspruch. Festschrift J. Ziegler, FzB 2,1972, 137-144, dort 137) vorgeschlagen haben: „Jahwe aber hatte Gefallen daran, ihn zu schlagen, er abersetzte sein Leben als DU>X ein". Vgl. zur Diskussion auch H.-P. MÜLLER, Ein Vorschlag zu Jes53,10f., Z A W 81, 1969, 3 7 7 - 3 8 0 ; S.SEKINE, aaO. llOff.; J . R . BATTENFELD, Isaiah LIII10: taking an „if" o u t o f the sacrifice of the Servant, V T 3 2 , 1 9 8 2 , 4 8 5 . 19 A a O . 9 6 - 1 0 2 . Man beachte demgegenüber D'yttH in 5 3 , 9 a a - ein Ausdruck, den die „Wir" in 53,2ff. nicht für sich verwenden. Ist V. 9 an eine Grabstelle bei babylonischen Verbrechern gedacht (vgl. zur Verwendung von 37BH auch für Fremde den Artikel von C. VAN LEEUWEN in T H A T II, 813ff.)? 20
M i t K . ELLIGER, a a O . 2 1 ; E . K U T S C H , a a O . 1 8 ; H . - J . HERMISSON, I s r a e l u n d d e r G o t t e s -
knecht bei Deuterojesaja, ZThK 79, 1982, 1—24, dort 23f.; an diesen Stellen weitere Argumente. Zum selben Sinn in 53,12a s. u. Anm. 36.37.
[40-42]
Aspekte des
Ebedgeschehens
27
Einzelnen | (Ps 3,2f.; 31,14; 56,3; Jer 20,10; vgl. auch Ps 71,7; 109,30) und meint die - selbstverständlich israelitische - Gemeinschaft, die den Beter feindlich isoliert und in die er als Geretteter zurückkehrt 21 .
II. Aspekte des
Ebedgeschehens
Welche Aspekte des Ebedgeschehens kommen in dieser Gesamtanlage von Jes 53 und ihren Aussagen zur Sprache? Der Text setzt im ersten Jahweorakel (52,13 — 15) damit ein, daß jetzt schon zu wissen getan wird, was als künftiges Geschehen bevorsteht: Der Gottesknecht wird als Ebed Erfolg haben 22 , was sich mit einer - semantisch breit gestalteten - Hochstellung verbindet, die ihm in einem Himmel und Erde umfassenden Vorgang von weltweiter Dimension verliehen wird. Was diese Erhöhung des Ebed bedeutet, wird in zweifacher Richtung entfaltet: im Blick auf den Ebed selbst mit in betonter Anfangsstellung - diese Erhöhung steht zusammen mit seinem Erfolg hinsichtlich seines Verhaltens, und im Blick auf die Wirkung, die dieses Geschehen in der Völkerwelt haben wird (V. 14f.) - eine Wirkung auf jeden Fall totaler, staunender Hinorientierung der Welt mit all ihrer Macht auf diesen erhöhten Gottesknecht 23 . Das Ausmaß dieser Reaktion steht in Entsprechung dazu, wie Israel zu Lebzeiten des Ebed auf dessen Erscheinen reagiert hat: In dem Ausmaß diese Gestalt damals auf alle Israeliten wirkte (V. 14), so wird jetzt die Erhöhung des Ebed auf die Völker wirken (V. 15 a). Begründet wird das Ausmaß der Völkerreaktion schließlich in V. 15 b damit, daß die Völkerwelt dann die Erhöhung des Ebed mit gespanntem Hinblick zu sehen bekommt, ohne zuvor - im Unterschied zu Israel - davon gewußt zu haben 24 . So kündigt das erste Orakel also die künftige Erhöhung des Gottesknechts an in ihrer Beziehung auf den Ebed selbst und auf die Völkerwelt, nicht jedoch ausdrücklich in ihrer Beziehung auf Israel. Dies ist hier zunächst ebenso unentfaltet wie eine nähere Bestimmung dazu, inwiefern mit der Erhöhung dieses einst so niedrigen Ebed auch ein Erfolg hinsichtlich seines Verhaltens verbunden ist. Beides gehört zu den auf das Folgende vorausweisenden Zügen in 52,13 — 15, die hier noch unausgeführt bleiben, weil die eine Klärung für beides zusammen im Folgenden gegeben werden soll. Den Übergang zu diesem Folgenden bildet 53,1 am Anfang des Wir-Teiles. 21
Vgl. jüngst H.-J. HERMISSON, aaO.; Wolff-Festschrift, 286.
22
Vgl. zu ^ D I Y
n e u e r d i n g s E . KUTSCH, a a O .
1 5 f . ; T H A T I I , 8 2 4 f f . ( M . S,V:B0);
H.-J.
HERMISSON, Wolff-Festschrift, 284f. KUTSCH und HERMISSON stellen mit Recht fest, daß mit dem Erfolg / Gelingen vorhergehendes, entsprechendes Verhalten verbunden ist, das in 52,13 freilich (noch) nicht genannt ist; vgl. dann aber 53,7ff. 23 Die interpretierende Paraphrase in 52,15 muß unscharf geraten, da V. 15 aa textkritisch unsicher bleibt. Ich ziehe mit E. KUTSCH (aaO. 17) i n r der Emendation 1T1T vor. So ist auch unsicher, ob diese Reaktion der Völker hier der Anfang ihres Einbezuges ins Heil ist. 24 Das erste Orakel ist, wie sich auch für das zweite zeigen wird, sachlich inklusiv angelegt: Die Erhöhung des Ebed 52,13 ist der Inhalt der Wahrnehmung von 52,15b.
28
Aspekte des Gottesknechts in Jes 52,13—53,12
[42-43]
Der Ausruf unterstreicht die noch bestehende Isolation Israels in der Welt mit seinem Wissen, dem nur ihm zugekommenen Orakel über die weltweite Erhöhung des Ebed, das jenseits seiner als solches noch keinen Glauben findet, weil das künftige Heilswirken Jahwes im Angesicht der Welt entsprechend der Aussage 52,15b, die mit 52,13b und 53,12a zusammenzunehmen ist, noch aussteht 25 . Israel aber weiß schon den künftigen Erfolg des Ebed und spricht auf Grund dessen seine ausdrücklich gegenüber früher gewandelte Sicht des Ebed aus, die den Sinn seines künftig von Erfolg gekrönten Verhaltens einschließlich seiner Bedeutung für Israel und den Ebed selbst aufzeigt. - Nicht einfach zu bestimmen ist, welche Untergliederung die Gestaltung des Mittelteils in V. 2—11 aa anzeigen will26. Folgt man Textindizien, so zeigt sich, wie schon oben angedeutet, eine Dreiteilung. Ein erster Abschnitt ist V. 2—6. V. 2—6 sind zusammengehalten durch eine Wir-Perspektive im Blick auf den Ebed in sämtlichen Aussagen, die auffallenderweise aber ab V. 7 nicht mehr auftritt. Innerhalb dieses Abschnitts V. 2—6 ist noch einmal eine Unterteilung erkennbar: V. 2—3 handeln ausschließlich von der abstoßenden Ebedexistenz, wie sie die Wir früher, d. h. vor der Kunde des ersten Jahweorakels, beurteilt haben mit der Konsequenz der völligen Isolation des Ebed aus der Gemeinschaft, V. 4—6 hingegen von der neu eröffneten Sicht derselben Ebedexistenz, zu Beginn noch einmal kontrastiert durch rückgreifende Aussagen über die frühere Sicht der Wir (V. 4b) und am Ende in V. 6 durch die Doppelaussage: Die Abwendung der Wir war Verirrung, die Ebedexistenz war Jahwes Tun man beachte den rahmenden Bezug der gegensätzlichen Aussagen V. 4 b und V. 6b! Sachlich zielt dieser Abschnitt darauf auszusagen, was diese leidvolle Ebedexistenz in Wirklichkeit war: Sie war nicht Ergehen, mit dem Gott des Ebed eigene Vergehen geahndet hätte, wie die Wir früher dachten (V. 4b.2—3), sondern sie war, wie das Wissen seines Erfolges ergibt, stellvertretendes Ergehen für die Vergehen der Wir, das der Ebed als Gottes Tat an sich trug, so daß Israel damit Heil und Heilung (V. 5b) offensteht. Dieses Aussageziel soll also explizieren, was angesichts gewisser Erhöhung die leidvolle Ebedexistenz durch Jahwes Tun in ihrem Sinn für | die Wir, für Israel ist. Dies wird quasi objektiv festgestellt in Gestalt von bekenntnisartigen Aussagen der Wir; von einem aktiven Verhalten der Person des Ebed ist in diesem Abschnitt noch nicht die Rede. Dies ist vielmehr die leitende Perspektive für den nächsten, den zweiten Abschnitt, der in V. 7— lOaaß ebenfalls die Leidensexistenz - ausgeführt bis in die Schlußstationen seines Leidensweges 27 - des 25 Die empfangene Kunde ist der Inhalt des Orakels 52,13-15, wie Stellung des Orakels im Zusammenhang und stilistische Bezüge im Übergang zum Mittelteil (vgl. dazu P. VOLZ, Jesaja. Zweite Hälfte Kapitel 40 - 6 6 übersetzt und erklärt, KATIX, 1932 (Nachdruck 1974), 174), zeigen, und natürlich nicht 53,2ff., worin die Wir Folgerungen aus der Kunde ziehen. Vgl. zum Verständnis von 53,1 besonders H. W. WOLFF, aaO. 21. 26 Vgl. z.B. die inhaltlichen Bestimmungen der Aufbauteile bei K. ELLIGER, aaO. 7.21 f.; C. WESTERMANN, aaO. 206 f., die der Textperspektive selbst gegenüber unzureichend bleiben. 27 Vgl. zu V. 8f. und dem nicht lediglich topischen Sinn, sondern realen Anhalt dieser
[43 - 4 4 ]
Aspekte des
Ebedgeschehens
29
Ebed zum Gegenstand hat, aber nun die aktive, willige, geduldige Leidenshinnahme des Ebed hervorhebt, und zwar in gewichtiger Rahmenstellung der Aussagen: V. 7 und V. 10aß 28 . Dabei ist die resümierende Formulierung V. lOaaß am Abschluß dieses Abschnitts besonders zu beachten. Denn V. 10 aa greift mit dem ausdrücklichen Hinweis auf Jahwes Tun in diesem Ebedschicksal sachlich auf V. 6b, die Abschlußformulierung des ersten Abschnitts, zurück, und V. 10 aß stellt komplementär dazu - die Jahweentsprechung des Ebedverhaltens anzeigend - den Leitaspekt dieses zweiten Abschnittes heraus: Der Gottesknecht gibt in seinem Leidensweg im Sinne von 53,4—6 sein Leben hin - für Israel 29 . Bezeichnend schließlich, daß in diesem zweiten Abschnitt anläßlich der schimpflichen Bestattung 30 des Ebed auch von seiner | Unschuld gesprochen wird (V. 9 b). Hatte der erste Abschnitt des WirTeils den nunmehr enthüllten Jahwesinn des Ebedleidens als Geschehen für Israel entfaltet und der zweite Abschnitt die Konvergenz des aktiven Ebedverhaltens mit Jahwe in diesem Leidensgeschehen, so handelt der dritte und letzte Abschnitt des Wir-Teils V. 10ay—llaa nun von der Zukunft des Ebed 3 1 und entfaltet sachlich damit Aussagen des ersten Orakels, nämlich den Erfolg, der für solches Ebedverhalten für die Person des Ebed geweissagt ist (52,13 a),
konkreten Aussagen z.B. K. ELLIGER, aaO. 96ff.; H . W . W O L F F , aaO. 23; E . K U T S C H , aaO. 26 ff. 28 Zur Textkritik s. oben Anm. 18. 29 G. FOHRER hat in seiner Arbeit „Stellvertretung und Schuldopfer in Jes52,13-53,12" (1969; wieder abgedruckt in: DERS., Studien zu alttestamentlichen Texten und Themen [1966-1972], BZAW 155, 1981, 2 4 - 4 3 , dort 35.41f.) die These aufgestellt, Jes53 fasse das Leiden im Leben des Ebed als stellvertretendes, sein Sterben hingegen als „Sühnung seiner möglicherweise unwissentlich begangenen Vergehen gegen göttliche Gebote". Diese These ist jedoch nicht haltbar. Sie operiert mit einem überaus unsicheren Verständnis von DtPK in 53,10 und übersieht die oben bereits genannten, internen Bezüge von Jes 53: resümierende Abschlußstellung von V. lOaß, Beziehungen V. lOact -V. 6 b (Jahwe!), V. lOaß - V. 7, und den perspektivischen Sinn der Abschnitte V. 2 - 6 und V. 7—lOaaß; s. dazu unten. Schon V. 8bß, den FOHRER mit der Übersetzung „ob unserer Auflehnung zu Tod getroffen" emendiert (DERS., Das Buch Jesaja, 3. Bd., ZBK, 1964, 159; DERS., Die Propheten des Alten Testaments, Bd.4, 1975, 151), hätte von dieser These abhalten müssen. Zur Textkritik von V. 8bß vgl. E. KUTSCH, aaO. 28f. („wegen des Frevels seines Volkes zu Tode getroffen", ebd. 13); zum selben Sinn führt die etwas abweichende Emendation von K. ELLIGER (ZieglerFestschrift, 138—141), doch ist das Suffix (ihre Frevel) im Zusammenhang von V. 7ff. sachlich fraglich; es könnte sich nur auf die Wir / Israel beziehen, ist dann aber selbst ohne Bezug; der Ausdruck „die Lebendigen" ist allgemeiner und weiter. Auch deshalb empfiehlt sich, IBS? zu lesen. Die Wendung „Frevel seines Volks" im Kontext von V. 7ff. ist erklärlich, weil der WirStil hier bewußt gemieden ist, da ja von der Aktivität des Ebed in der Ausführung einer Aufgabe gesprochen werden soll, und weil damit die von den Wir errichtete (52,14; 53,2f.4b) und in der Lebenshingabe für Israel vom Ebed niedergelegte Trennung zwischen ihm und seinem Volk zum Ausdruck kommt. 30 Zur Textkritik von V. 9a vgl. E. KUTSCH, aaO. 29f. („Bei Frevlern gab man (ihm) sein Grab, und bei Übeltätern seine Grabstätte"); K . E L L I G E R , aaO. 141-143. Anders M . D A HOOD, Isaiah 53,8—12 and Massoretic Misconstructions, Bibl 63,1982, 566—570. 31 Vgl. nach V. lOaaß (s. oben Anm. 18) den Übergang zu impf.
30
Aspekte des Gottesknechts in Jes 52,13 —53,12
[44-45]
durch die Aussagen V. lOay.llaa 3 2 , und - sehr andeutend formuliert - den Erfolg, den er für Jahwes Plan bringen wird (V. 10b), also doch wohl die weltweite Verwirklichung dieses Plans und damit Bezug auf die weltweite Wirkung, die die Erhöhung des Ebed gemäß 52,15 haben wird 33 . Das Schlußorakel, das sich als dritter Teil von Jes 53 an den Mittelteil anschließt, dient, wie bereits erwähnt, der göttlichen Bestätigung der von den Wir vorgetragenen Ebedsicht in 53,4—11 aa und ist deshalb durch zahlreiche Riickbezüge auf den Mittelteil gekennzeichnet; wir hatten einige dieser Bezüge schon bei der Bestimmung der „Vielen" zu erörtern. Im Kontrastbezug auf die frühere Ebedeinschätzung der Vielen im Eingangsorakel (52,14) entfaltet Jahwe im Schlußorakel die positive Beziehung zwischen dem Ebed und den Vielen, und zwar in rahmenden Aussagen die Heilswirkung des Ebedverhaltens in seiner Leidensexistenz für Israel (53,11 aß 34 .b | und 53,12b), in der Mittelaussage hingegen die Heilsfolge, den Erfolg für den Ebed selbst (vgl. 52,13 a), für sein Verhalten der Lebenshingabe und übernommener Frevlerexistenz 35 (53,12a 36 ); ebendiese Heilsfolge besteht bezeichnenderweise in der 32
Zur Textkritik von V. 11 a s. unten Anm. 34. Vgl. dazu H.-J. H E R M I S S O N , Wolff-Festschrift, 285. Es ist anzunehmen, daß sich Jes 53 hier an Deuterojesaja-Aussagen vom Plan Jahwes anschließt: 44,28; 46,10; 48,14; vgl. auch mit HS» 44,26 (dazu H.-J. H E R M I S S O N , ZThK 1982, 7f.); 46,10f., und zum Ganzen ThWAT III, 114f. (G.J. BOTTERWECK). Die Zukunftsaussage V. 10b bezieht sich dementsprechend auf die künftige Heilswende Jahwes, aber wegen 1T3 nicht auf Heil und Heilung Israels, die der Ebed ja bereits bewirkt hat, sondern auf den Völkeraspekt dieses Heils, wie ihn 52,15, vgl. 52,13b, ansprechen, freilich ohne klar auszudrücken, ob dieses Heil auch den Völkern zugewendet wird. Eine Wandlung gegenüber Deuterojesaja aber liegt insofern vor, als die Völkerwelt in Jes 53 nicht mehr wie dort an das Rettungsgeschehen an Israel und den eschatologischen Lobpreis und Zeugendienst des geretteten Volkes gewiesen ist und vom Ebed in seinem Völkerauftrag bereits dafür zugerüstet wird (vgl. dazu H.-J. H E R M I S S O N , ZThK 1982, besonders 19ff.; Wolff-Festschrift, besonders 280ff.; mit einem aktiv auszuführenden Völkeramt des Ebed ist allerdings wegen 42,2—3a.3b.4aa + ßb (!); 49,2 zu rechnen), sondern an den erhöhten Ebed (52,15), während die weiteren Völkervorgänge in der eschatologischen Wende bis auf die implizite Aussage 53,12a in Jes53 ungenannt bleiben. 34 Im Übergang vom Mittelteil zum Schlußorakel in V. 11 a liegen schwierige textkritische Probleme; vgl. zur neueren Diskussion E.KUTSCH, aaO. 35f.; H.-P. MÜLLER, ZAW 1969, 377-380; A. G E L S T O N , Some Notes on Second Isaiah, VT 21, 1971, 518-527, dort 524-527; G . S C H W A R Z , „ . . . sieht er . . . wird er satt . . . " ? Eine Emendation, ZAW 84, 1972, 356-358; K. N A K A Z A W A , A New Proposal for the Emendation of the Text Isaiah 53:11, AJBI 2, 1976, 101-109; K. E L L I G E R , Deuterojesaja. 1. Teilband Jesaja 40,1-45, 7, BK XI/1,1978, 529f.; H. G . M . W I L L I A M S O N , DACAT in Isaiah LIII 11, VT 28, 1978, 118-122; J . D A Y , DA'AT „Humiliation" in Isaiah LIII 11 in the Light of Isaiah LIII 3 and Daniel XII 4, and the oldest known Interpretation of the Suffering Servant, VT 30, 1980, 97—103; M. DAHOOD, aaO.; S. SEKINE, aaO. llOff. Eine überzeugende Klärung der Probleme ist noch nicht erreicht; wie E. K U T S C H setze ich deshalb mit Q a b , LXX t i k ein und bleibe ansonsten bei MT und seinen Akzenten, ziehe 1115773 zum Folgenden, leite es von S T I ab und verstehe die Wendung wie K U T S C H im Sinne des von Jahweerkenntnis geleiteten Verhaltens des Ebed, ein Verständnis, das sich aufs beste zu unserer Analyse von Jes 53, besonders V. 7, fügt. 35 vgl. QTB>S und dazu V. 3 f.5 a.8 b, sachlich V. 7.10 aß. 36 Zur Übersetzung von V . 12a vgl. E . K U T S C H , aaO. 3 7 f . ; H . - J . H E R M I S S O N , Wolff-Festschrift, 285f.; ZThK 1982,21 ff.; dort auch zur Bedeutung von D'aiXJ? „Zahlreiche". 33
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Übereinstimmungen mit den Ebed-Aspekten der ersten drei „Lieder"
31
Wiedereingliederung des Ebed in Israel, womit die Isolierung zwischen ihm und dem Volk (52,14; 53,2f.4b.6a) aufgehoben ist zu seiner Mitteilhabe am Heil Israels, an dessen Völkerbeute (vgl. 45,13ff.; 49,14ff.) 37 . Im Detail betrachtet beziehen sich in den rahmenden Aussagen des Schlußorakels die aktiven Verhaltenszüge des Ebed (V. l l a ß "IDSHS, p'TX) auf V. 7 - 1 0 a zurück, die objektiven Aussagen über den Sinn des Ebedleidens auf V. 4—6, und zwar in D'}-!1? p H » ' V. l l a ß auf Heil und Heilung V. 5b, V. I I b auf V. 4 ("730) und V. 5.6 (py), V. 12b auf V. 4 (KtPJ) und V. 5.8 (J7WD)38, und in der Mittelaussage die Verhaltenszüge in V. 12a Z. 2 auf V. 5.10a; schließlich bezieht sich die Heilsfolge V. 12a Z. 1 überbietend auf V. 10 ay. l l a a und wegen der Völker als Israels Beute auch auf V. 10b (vgl. 52,15). Im Folgenden kann nun gefragt werden, wie sich diese in Jes 53 ausgeführten Züge des Ebedgeschehens zu den Ebed-Aspekten in den ersten drei Texten verhalten. Dabei lassen sich Übereinstimmungen (III.), aber nicht minder tiefgreifende Veränderungen (IV.) feststellen.
III. Übereinstimmungen mit den Ebed-Aspekten der ersten drei „Lieder" Zunächst ergibt ein Vergleich, daß die Verfasser von Jes 53 ihren Text offensichtlich mit Wissen um die perspektivische Bedeutung der tria\dischen Aspekte für die Formulierung des Ebedgeschehens in den ersten drei EJL gestaltet haben. Sie haben nämlich diese gegliederte Perspektive auch für ihren Text zugrunde gelegt - zwar nicht in erkennbarem Ausgriff auf deren Tradition vor Deuterojesaja, aber doch in Kenntnis dieser traditionellen Trias und im Anschluß an ihre Verwendung in den ersten drei EJL. Dies zeigt sich schon im Aufbau zwar nicht des Gesamttextes, der singulär ist, wohl aber des Mittelteils. Die eigenartige Anlage von 53,(1.)2—llaa mit ihren drei Abschnitten V. 2—6.7—lOaaß.lOay—llaa wird allein verständlich, wenn man sieht, daß vom Ebed hier in den drei Aspekten der Trias in ihrer herkömmlichen, auch die Gliederung des ersten und dritten EJL bestimmenden Abfolge gesprochen werden soll. Ganz offenkundig ist, daß V. 10ay—ll aa 37
Vgl. dazu H.-J. HERMISSON, Wolff-Festschrift, 284ff.; ZThK 1982,21 ff. Auch y j D 1 V. 12bß ist wie V. 12 b a und wie diese Aussage rückbezogen auf V. 4 - 6 als objektive Feststellung zu verstehen, V. 12bß expliziert V. 12ba (vgl. E. KUTSCH, aaO. 38) und kann - trotz Jer 15,11, falls dort Fürbitte gemeint sein sollte - keinesfalls im Sinne eines worthaft-fürbittenden Eintretens des Ebed für Israel verstanden werden, was Jes53 sonst eklatant widerspräche: Nirgends handelt der Ebed im vierten EJL mit dem Wort, nirgends bewirkt er etwas für Israel bei Jahwe, sondern Jahwe handelt durch die Leidensexistenz des Ebed so (V. 6b. 10a), und der Ebed läßt sich von Jahwe in bereitwilliger Leidenshingabe als Mittel einsetzen. Möglicherweise ist V. 12b MT mit K. ELLIGER, Ziegler-Festschrift, 143f. ohnehin zu ändern, was der Deutung auf die Fürbitte des Ebed auch die Textbasis entzöge; vgl. auch B. JANOWSKI, Sündenvergebung „um Hiobs willen". Fürbitte und Vergebung in llQtgJob 38,2f. und Hi 42,9f. LXX, ZNW73, 1982, 251-280, dort 275. 38
32
Aspekte
des Gottesknechts
in Jes 52,13
-53,12
[46-47]
vom Aspekt des Gelingens bestimmt ist, und zwar auch hier hinsichtlich des Ergehens des Ebed V. lOay.llaa (vgl. 42,4aa; 49,4b.5b; 50,7-9) und hinsichtlich des sachlichen Ziels seines Dienstes V. 10b (vgl. 42,3b.4aß.b; 49,3b.6bß), bezeichnenderweise wieder auf den Völkerhorizont bezogen. Ebenso deutlich ist, daß der vorhergehende Abschnitt V. 7—10aaß mit seiner Hervorhebung von Verhalten und Unschuld des Ebed die Art der Ausführung des Ebeddienstes im Blick hat (vgl. 42,2—3a; 49,4a; 50,5aß—6), und zwar in derselben Ausprägung des Aspekts wie im dritten EJL in Gestalt eines Rückblicks auf einen bereits erfolgten Vorgang von Ausführung und mit Akzentuierung der Unschuld und des völlig jahwegemäßen Wirkens des Ebed. Der dritte und der zweite Abschnitt sind nicht selbststehende, sondern bezogene Ebedaussagen, bezogen auf Jahwes Tun in der leidenden Ebedexistenz; diesen Bezugspunkt bietet der erste Abschnitt. In ihm ist in einem objektiven Sinne nun von dem Auftrag Jahwes die Rede, der in dieser Ebedexistenz lag - das stellvertretende Leiden für Israel V. 4a.5.6b (vgl. zum Israelauftrag 49,5aß. 6aßy; 50,4aß.bß), und von dieser Leidensexistenz selbst, der Ausrüstung des Ebed durch Jahwe (vgl. V. 6b aufgenommen in V. 10a) zu diesem Auftrag: V. 2—3 und die Leidenszüge in V. 4f. (vgl. die Ausrüstungsaussagen zum Israelauftrag 50,4aa.ba.5aa). Die drei Abschnitte des Mittelteils von Jes 53 orientieren sich also an der triadischen Abfolge der Aspekte Auftrag - Art der Ausführung - Gelingen. Entsprechend dieser Gestaltung des Mittelteils zeigt sich auch das seine Aussagen göttlich bestätigende Schlußorakel gemäß den Trias-Aspekten formuliert. Die auf die Heilswirkung für Israel gerichteten Rahmenaussagen (53,llaß.b.12b) greifen in den Verhaltenszügen des Ebed (V. l l a ß 1H5773, P'IS) den Aspekt der Art der Ausführung und in den objektiven Aussagen über den Sinn des Ebedleidens (V. l l a ß trat 1 ? p H S ' ; V. I I b . 12b) den des Auftrags auf und stellen durch die Form göttlicher Bestätigung de facto zugleich das Erreichen des sachlichen Ziels dieses Auftrags, also das Gelingen fest. Die Mittelaussage, die vom | Heilserfolg für den Ebed selbst handelt (53,12a), ist gemäß den Aspekten Gelingen im Blick auf das Ergehen des Ebed (V. 12 a Z. 1) und Art der Ausführung (V. 12a Z. 2) gestaltet. Das Eingangsorakel schließlich ist ganz vom Aspekt des Gelingens bestimmt. Der Ebed wird Erfolg haben - diese Aussage des Gelingens ist angesichts der anschließenden Erhöhungsaussagen einerseits im Blick auf das Ergehen des Ebed akzentuiert, schließt angesichts des in ^'Ott?'' eingeschlossenen Ebedverhaltens aber implizit auch den Akzent ein, daß das sachliche Ziel seines Israelauftrags erreicht ist, wie in 53,1 — 12 dann ausgeführt wird. Und - die Erhöhung des Ebed wird sich als staunende Hinorientierung der gesamten Völkerwelt auf diesen Ebed auswirken; hier deutet sich ein Aspekt des Gelingens im Blick auf das sachliche Ziel eines Völkerauftrags des Ebed an. Dieser überraschende Befund ist so verwunderlich nicht, wenn man annimmt, daß Jes 53 in großer zeitlicher und sachlicher Nähe zu Deuterojesaja selbst gestaltet wurde, und der schon eingangs erwähnten redaktionsgeschicht-
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Übereinstimmungen mit den Ebed-Aspekten der ersten drei „Lieder"
33
liehen Sicht die größte Wahrscheinlichkeit gibt, daß Jes 53 zuerst als Anfügung an eine separate Sammlung der ersten drei EJL geschaffen wurde 39 . Er läßt sich aber auch unabhängig von solchen Annahmen verstehen auf Grund des Tatbestandes, daß Jes 53 ohne Zweifel mit Bezug auf die ersten drei EJL gebildet wurde. Man sieht dies nicht nur an der Übernahme des triadischen Grundmusters, das hier wie dort die Ebedperspektive umfassend beherrscht. Längst ist ja erkannt, daß die Eröffnung in 52,13 eine Inklusion zu 42,1, der Eröffnung des ersten EJL bilden will 40 und das Eingangsorakel von Jes 53 ebensowenig von ungefähr mit der Völkerthematik des ersten EJL konvergiert 41 . Auch dies ist | wohl nicht zufällig, daß sich mit der Anfügung von Jes 53 eine strukturierte Gesamtanlage der Art ergibt, daß in den beiden Außentexten, dem ersten und vierten EJL, Gott bzw. Gott und andere vom Ebed reden, in den beiden Innentexten hingegen der Ebed selbst 42 . Auf der anderen Seite aber ist auch ein engerer Bezug zu dem vorangehenden dritten EJL gegeben: Wie dort steht auch in Jes 53 das Israelwirken des Ebed ganz im Vordergrund, ist dieses Wirken in der Abfolge der Trias-Aspekte gegliedert, wird auf die Art der Ausführung zurückgeblickt, diese im Rahmen erfahrener Anfeindung festgehalten und als Ausdruck der Auftragstreue und Unschuld des Ebed verstanden; auch eine Anknüpfung in Hin 52,13 an das zweimalige in in 50,9 und, wie oben schon erwähnt, eine formgeschichtlich überlegte Anfügung des Jahweorakels (52,13 — 15) an die Vertrauensaussage 50,4—9 kann man erwägen. Daß auch die beiden wesentlichen Relationen des Ebedwirkens, die zu den Völkern 39
Die Redaktionsgeschichte der EJL in Verbindung mit dem redaktionsgeschichtlichen Werden von Jes40-66 ist bislang nicht geklärt, doch vgl. zur Diskussion neuerdings besonders P.-E.DION, Les chants du Serviteur de Yahweh et quelques passages apparentés d'Is 40-55, Bibl 51, 1970, 17—38; DERS., L'universalisme religieux dans les différentes couches rédactionelles d'Is 40-55, ebd. 161-182; K. SEYBOLD, Thesen zur Entstehung der Lieder vom Gottesknecht, BN 3, 1977, 33f.; K KIESOW, Exodustexte im Jesajabuch. Literarkritische und motivgeschichtliche Analysen, OBO 24, 1979; H.-CHR. SCHMITT, Prophetie und Schultheologie im Deuterojesajabuch. Beobachtungen zur Redaktionsgeschichte von Jes40-55, ZAW 91, 1979, 43—61; S. SEKINE, aaO. und mit radikaler These jetzt T.N.D. METTINGER, A Farewell to the Servant Songs. A Critical Examination of an Exegetical Axiom, Lund 1983. Zu erwägen ist, ob auf die Ebene der Sammlung von vier EJL, in der der Ebed noch als der Prophet verstanden ist, nicht auch 49,7 und 50,10 gehören. Beim Einbau der EJL in den vorliegenden Kontext von Jes 40-55 ist der Ebed in 42,1-4 (und V. 5—9) möglicherweise auf Kyros, der Ebed von 49,1-6(7) (und V. 8 - 1 3 ) auf Israel (49,3; vgl. 48,20-22!) und der Ebed von Jes 53 vielleicht auf Zion (vgl. Jes 54; Einbau nach vorne über den Bezug 52,10; 53,1) und ihre Schicksalswende gedeutet worden. [Vgl. zur Frage ferner unten 121-123.149—172 und jüngst R.G. KRATZ, Kyros im Deuterojesaja-Buch. Redaktionsgeschichtliche Untersuchung e n z u E n t s t e h u n g u n d T h e o l o g i e v o n J e s 40—55, F A T 1 , 1 9 9 1 . ] 40 Vgl. jüngst H.-J. HERMISSON, Wolff-Festschrift, 284. Bezeichnenderweise ist in den Jahweaussagen von 42,1—4 und Jes 53 niemand angeredet; vgl. dazu D. J. A. CLINES, aaO. 43; R.P. MERENDINO, Der Erste und der Letzte. Eine Untersuchung von Jes40—48, VT.S 31, Leiden 1981, 213 ff. 41 Vgl. H.-J. HERMISSON, aaO. 248f. 42 K. KIDA (Second Isaiah and the Suffering Servant - a new Proposai for a Solution - , AJBI 5,1979, 45-66) zieht im Anschluß daran den nicht überzeugenden Schluß, daß entsprechend auch von zwei verschiedenen Gestalten die Rede sei.
34
Aspekte des Gottesknechts
in Jes 52,13 —53,12
[48-49]
und die zu Israel, in Jes 53 wiederkehren, bestätigt die bewußte Bezugnahme auf die ersten drei EJL.
IV. Veränderungen gegenüber den Ebed-Aspekten der ersten drei „Lieder" Ein Vergleich zwischen dem vierten und den ersten drei E J L hinsichtlich der sachlichen Kontur der Aussagen zeigt nun allerdings, unnötig zu betonen, tiefgreifende Wandlungen. Dabei wird man im Sinne der Verfasser von Jes 53 gewiß nicht sagen dürfen, daß Jes 53 die ersten drei Lieder als nicht bewahrheitete ersetzen soll - alle vier Texte sollen jetzt als gültige Sacheinheit und Sachbewegung auf Jes 53 zu wahrgenommen werden. Wohl aber ist zu sagen, daß hier wie sonst in der produktiven Prophetenüberlieferung seither veränderte Erfahrung auch zu formulierungsbedürftigen Veränderungen in der Art der Bewahrheitung des vorgegebenen Wortes führt - Veränderungen, die sich im Falle von Jes53 durch Jahweorakel ausdrücklich ermächtigt wissen. Eine dieser Veränderungen können wir in ihren konkreten Gehalten mangels geklärter redaktionsgeschichtlicher Einsichten freilich bislang nur vermuten; sie betrifft den theologischen Rahmen von Jes 53 und der Sammlung von vier EJL. Für die ersten drei EJL ist er im sachlichen, wenn auch noch nicht redaktionellen Kontext der Deuterojesaja-Überlieferung sonst gegeben, die die Ebed-Aussagen in 42; 49 und 50 klären hilft 43 . Jes 53 setzt einen solchen sachlichen Kontext auch voraus - etwa bezüglich der Völker (52,15; 53,12), bezüglich des Heilsgeschehens für Israel (53,5 b) auch in seiner Relation zu den Völkern (53,12a) und nicht zuletzt bezüglich Jahwes Plan (53,10b). Nur - wie ist dieser sachliche Kontext zu bestimmen, also | was jedenfalls aus Jes40—66 gehört mit der Entstehungsphase von Jes 53 zusammen? Wir müssen es zum gegenwärtigen Zeitpunkt mangels redaktionsgeschichtlicher Evidenz offenlassen. Etwas festeren Boden gewinnt man, wenn man den Vergleich von Jes 53 mit den ersten drei E J L auf die Trias-Aspekte konzentriert. Dabei zeigen sich drei Akzente der Veränderung, die in Jes 53 für die neue Sicht der Bewahrheitung der EJL gesetzt wurden. Einmal: Vollzog sich das Wirken des Ebed in den ersten drei EJL durch sein Wort, so jetzt dadurch, was mit ihm geschieht Leidensexistenz im Blick auf Israel, Erhöhung im Blick auf die Völker. Zum anderen: Lagen die beiden Aufträge des Ebed in den ersten drei E J L ineinander und ihr Vollzug im Bereich der Lebenszeit des Ebed, so sind sie in Jes 53 getrennt und auf zwei Phasen verteilt - zu Lebzeiten bis hin zu Tod und Begräbnis hat der Ebed für Israel gewirkt, seine Wirkung auf die Völker ist jedoch mit seiner Erhöhung verbunden. Schließlich: Der Aspekt des Gelingens für den Ebed ist jetzt ganz in die Phase nach seinem Leidensweg verlegt. Diese 43
Vgl. dazu jetzt H.-J. HERMISSON, Wolff-Festschrift und insbesondere ZThK 1982.
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Veränderungen gegenüber den Ebed-Aspekten der ersten drei „Lieder"
35
Akzentsetzungen sind am ehesten erklärlich, wenn sie die Erfahrung des Todes oder allenfalls der unausweichlichen Todesnähe für den Ebed voraussetzen. Ein Vergleich hinsichtlich der Völker- und der Israel-Relation des Ebed anhand der Trias-Aspekte wird die drei Akzente konkretisieren. Die Völkerrelation des Ebed als der umfassende und inklusiv auf das erste EJL bezogene Horizont wird gleich zu Beginn von Jes53 und nur hier ausdrücklich aufgegriffen (52,15). Von Erwählung, Ausrüstung und Beauftragung in diese Beziehung (vgl. 42,1; 49,1 b. 2.6 bot) verlautet nichts; sie ist wohl aus den ersten drei EJL vorausgesetzt, ja die Ebedrelation in 52,15 wäre ohne eine derartige Voraussetzung gar nicht verständlich. Ebenso fehlt in 52,13 — 15 im Unterschied zu 42,2—3 a eine eigene Aussage über die Art der Ausführung; diese ist jetzt in der Erhöhung des Ebed impliziert und steht durch das Postmortale und weltweit Spektakuläre dieses Geschehens gleich in zweifachem Kontrast zu 42,2—3a; ja mit der Aussage 52,15b ist offenbar auch gesagt, daß der Völkerauftrag durch ein Wortwirken des Ebed (vgl. dazu 42,4b; 49,2) zu Lebzeiten im Unterschied zu der Aussage 42,4 aa nicht zum Ziel gekommen ist. Was von der Völkerrelation des Ebed im ersten Orakel allein ausgesagt ist und insofern 42,3b.4aß.b und 49,6bß entspricht, ist Gelingen im Blick auf das sachliche Ziel, aber eben jetzt mit der Erhöhung des Ebed verbunden. Nur - ob dieses Ziel noch in Jahwe-Erkenntnis und Heilsteilhabe der Völker besteht, ist trotz der sachparallelen Aussage 53,10b44 unsicher, da die textkritische crux in 52,15 a nicht aus der Welt zu schaffen ist und überdies noch unklar bleibt, wie die Heilserwartung im sachlichen Kontext der Entstehungsphase von Jes53 aussah, ob also wie | bei Deuterojesaja die Heilsteilhabe oder ob die Niederwerfung das Letzte ist, was von den Völkern zu sagen ist. Sehr viel breiter ist die Basis für einen Vergleich der Trias-Aspekte im Blick auf die Israelrelation des Ebed. Diese Beziehung des Ebeddienstes bestimmt ja den größten Teil von Jes 53 und steht als vor allem der Klärung bedürftige im Vordergrund (53,2—12). Nicht einfach weil dem Ebed ein eigenes Wort nicht mehr möglich ist, sondern aus sachlichen Gründen wird diese umfangreiche Aussagenfolge als Ebed-Aussage Israels selbst gefaßt und von Jahwe bestätigt. Denn darin kommt zum Ausdruck, daß Israel in ausdrücklich hervorgehobener Wandlung (vgl. 53,2f.4b.6a) das ihm zugewendete Ebedwirken nunmehr angenommen hat; die Vergeblichkeit, die der Ebed selbst in 49,4a, und die Konfrontation, die er in 50,5 aß—6 konstatierte, sind damit aufgehoben, von einer Vernichtung der Widersacher als Zug des Ebedgelingens wie in 50,9b ist in Jes 53 keine Rede mehr. Zu dieser Wandlung fügen sich verändernde Akzente, die Jes 53 im Bereich des Trias-Aspekts Gelingen im Rahmen der Israelrelation des Ebed setzt. Neu in der Fassung dieses Trias-Aspekts in Jes 53 ist ja nicht nur, daß mit dem Schlußorakel effektiv auch für das sachliche Ziel des Israelwirkens des Ebed das Gelingen festgestellt wird, während die ersten drei EJL diesen Aspekt immer nur auf das Ergehen des Ebed selbst angesichts 44
Vgl. oben Anm. 33. Vgl. zur Frage aber auch P.-E. DION, aaO. 178.
36
Aspekte des Gottesknechts in Jes 52,13 —53,12
[50—51]
des Israelwirkens beziehen (49,4b.5b; 50,7—9) und das Gelingen des sachlichen Ziels mit dem weiteren Horizont des Völkerwirkens verbinden (42,4 aß.b; 49,3b.6bß). Neu ist nicht weniger, daß das Gelingen im Ergehen des Ebed jetzt nicht mehr mit der Zeit des Israelwirkens des Ebed parallel geht, damals bereits positiv erfahren (49,4b.5b; 50,8) und angesichts solcher Erfahrung auch jetzt erwartet wurde (50,7—9), sondern in eine gegenüber Jes 53 zukünftige Zeit nach der Vollendung des Israelwirkens verlegt wird, was natürlich mit der neuen Sicht dieses Wirkens bis in Tod und Begräbnis des Ebed zusammenhängt. Sachlich ist diese neue Situierung des Gelingens im Ergehen des Ebed mit dem Israelauftrag als Wiedervergabe des Lebens an den Ebed in den traditionellen Zügen erfüllter Qualität (Nachkommenschaft, langes Leben, Licht statt Mühsal, Sättigung 45 ), formuliert (V. 10ay—llaa) und, wie aus der Bestätigung in 53,12a zu entnehmen ist, mit der Heilswende verbunden; daß der Gottesknecht hier erhält, was ihm in seiner Leidensexistenz und Tod von Jahwe entzogen war, macht die besondere Gestalt der Heilswende für ihn aus. Eben diese Heilswende aber wird als Zug des Gelingens ferner die Wiedereingliederung des Ebed in die Gemeinschaft Israel, die sich von ihm distanziert hatte (53,2f.4b.6aa; vgl. auch 50,5aß—6), und den eschato|logischen Beuteempfang mit allen Israeliten bringen; die Sonderstellung des Ebed in der Israelrelation ist damit schließlich aufgehoben. So zeigt sich als dominierende Veränderung des Trias-Aspekts Gelingen in Jes53,2—12 der Weiterschritt von der Heilsvermittlung, die dem Ebed schon in den ersten drei EJL obliegt, zur Bestimmung seiner eigenen Heilsteilhabe, die im Blick auf seinen Tod und seinen Einbezug in die Gemeinschaft des Israel der Heilswende formuliert wird. Im Blick auf Israel wird der Ebed wieder völlig in das Heilsergehen des Volkes eingegliedert werden (vgl. 52,13a); erhöht werden wird er im Blick auf die Völker (vgl. 52,13b.15). Wie nahe sich die Aussagen des Trias-Aspekts Art der Ausführung in Jes53,7—lOaaß - bestätigt innerhalb von V. l l a ß sowie durch V. 12a Z. 2 und 50,5 aß—6 bis in die Ausprägung hinein stehen, wurde oben schon herausgestellt. Dennoch besteht ein wesentlicher Unterschied. 50,5aß—6 muß man nach 50,4—5 aa von der Treue verstehen, mit der der Ebed seinen Wortdienst an Israel inmitten von Widerstand ausgeführt hat; in den Aussagen des vierten EJL aber ist die Leidensexistenz bis hin zu Tod und Begräbnis als aktiv, willig, geduldig durch den Ebed hingenommene - vgl. die Rahmenformulierungen V. 7 und V. 10 aß sowie die Bestätigungen innerhalb des Schlußorakels - als solche schon die ganze Ausführung, während der Bezug auf einen Wortdienst des Ebed fehlt. Diese veränderte Sachkontur des Aspekts Ausführung ist natürlich Folge der Veränderung im Aspekt Auftrag, auf den bezogen hier die 45
Vgl. dazu H. G O E K E , Die Anthropologie der individuellen Klagelieder, BiLe 1 4 , 1 9 7 3 , Vgl. zu Licht sehen in der Wende zum Leben Ps 3 6 , 1 0 ; 4 9 , 2 0 ; 5 6 , 1 4 ; Hi 3 , 1 6 ; 3 3 , 2 8 . 3 0 und dazu T H A T I , 86f. (M. S ^ B 0 ) ; ThWAT I, 1 7 2 (S. A A L E N ) ; ZU 573®, das vielfach auch sonst absolut steht, vgl. besonders Ps 2 2 , 2 7 ; 3 7 , 1 9 ; 7 8 , 2 9 und dazu THAT II, 8 1 9 f f . ( G . 13-29.112-137.
GERLEMAN).
[51—52]
Veränderungen gegenüber den Ebed-Aspekten
der ersten drei „Lieder"
37
völlige Konvergenz der Leidensaktivität des Ebedverhaltens mit dem Israelauftrag Jahwes an ihn betont wird. Zu einzigartigen Aussagen führen die Veränderungen, die Jes 53 am Aspekt der Beauftragung des Ebed, in der Jahwe ihn an Israel weist, vorgenommen hat. Sie finden sich, wie wir sahen, in den Wir-Aussagen 53,2—6 und werden im Schlußorakel (in V. Haß; ferner V. IIb.12b) von Jahwe bestätigt; sie sollen nun zum Schluß betrachtet werden. Vergleicht man diese Aussagen mit der Formulierung dieses Trias-Aspekts in 49,5—6a und 50,4—5aa, so zeigt sich als verbindender, diesen Trias-Aspekt konstituierender Zug, daß von einem von Jahwe ausgehenden Wirken des Ebed bezüglich Israel die Rede ist, vgl. mit den Jahweaussagen in 49,5f.; 50,4f. die Aussage 53,6b, aufgenommen in V. 8bß(?, 5713 pual).10aa. Eine eigentliche, infinitivisch gefaßte Auftragsformulierung wie in 49,5 aß.6a, vgl. 50,4aß.bß, tritt allerdings nicht auf, da an dieser Stelle ja die Wir in Jes 53 ihre Sicht der gesamten Leidensexistenz des Ebed aussprechen. Für sie ist diese Leidensexistenz in Bewahrheitung von 49,5f. der Israelauftrag des Ebed, insofern in dieser Existenz als solcher die stellvertretende Übernahme von Schuld und Ergehen Israels erfolgt und eben damit Heil und Heilung Israels bewirkt werden 46 , wie die Kernaussagen in V. 4f. samt ihrer | Bestätigung im Schlußorakel formulieren. Entsprechend sind die Leidenszüge dieses Ebed auch die Ausrüstung zu diesem Auftrag und dessen Vollzug in einem. Als Voraussetzung für die Entstehung einer derartig veränderten Sicht ist das Nächstliegende, daß die Verfasser von Jes 53 das Leidens- und Todesschicksal dieses Menschen zusammensehen mit der Gültigkeit der Aussagen über seine Ebedstellung und seinen Israelauftrag, die in den EJL Deuterojesajas von ihm gemacht wurden. Sahen diese EJL die Aufgabe des Ebed in einem Verkündigungsamt, bei dem Anfechtung des Scheiterns (49,4a) und tätlicher Widerstand (50,5 aß—6) nicht fehlen, so hebt 53,4—6 dezidiert hervor, daß die Leidensexistenz selbst und sie allein seine Aufgabe an Israel ist. Wie in 49,4 wird dabei die gültige Sicht mit p N eingeleitet von einer zuvor genannten (53,2f.), unzutreffenden abgehoben 47 , und man kann fragen, ob Jes53 nicht auch eine sachliche Entsprechung in den Ebedwiderfahrnissen von 49,4a und 53,2f. im Auge hat. Mit dieser tiefgreifend gewandelten Sicht des Israelauftrags hängt zusammen, daß dieser zwar wie im zweiten und dritten EJL in der Lebenszeit des Gottesknechtes situiert ist; aber eine Installation als Ebed bereits bei der Lebensvergabe wie in 49,5 f. - 53,2 aa ist nicht auf die Geburt des Ebed zu beziehen - und eine grundlegende sowie ständige Ausrüstung zu Empfang und Weitergabe des Jahwe-Wortes wie in 50,4—5 aa werden hier 46
Anders war der Israelauftrag des Ebed in den EJL Deuterojesajas gefaßt: als Wortamt ( 5 0 , 4 - 5 a a ) , um das „müde" Israel mit der Heilskundgabe aufzurichten (vgl. I S ' in 40,27-31; 50,4 und schon 28,12, ferner die Heilsorakel als die Basisgattung Deuterojesajas), um Israel zu Jahwe zurückzubringen (vgl. 49,5a); vgl. dazu H.-J. H E R M I S S O N , Wolff-Festschrift, 270ff.; ZThK 1982. Aber dies setzt eben voraus, daß sich Israel nicht mehr im Status der Schuld und Ahndung Jahwes befindet, vgl. unten Anm. 48. 47 Vgl. auch den chiastischen Bezug ^ n V. 4 a a - V. 3aß; maSDH V. 4 a a -V. 3aß.
38
Aspekte des Gottesknechts
in Jes 52,13 -53,12
[52-53]
sowenig mehr genannt wie im zweiten und dritten EJL Leiden oder gar Tod des Ebed in den Auftrag selbst gehören; vom Wortamt des Ebed ist keine Rede mehr. Das Ausmaß der neuen Sicht des Ebedauftrags an Israel wird sichtbar, wenn man auf die Wirkung achtet, die dieser Auftrag dort und hier haben soll. In den EJL Deuterojesajas soll in Verbindung mit dem Sachkontext der Deuterojesaja-Überlieferung sonst ein Israel, dessen Schuld bereits getilgt ist 48 , angesichts bereits kundgegebener, im Gange befindlicher Heilswende durch das Verkündigungswort des Ebed zu Jahwe zurückgebracht d.h. dieses Heils vergewissert, zum Lob Gottes und zu seinem Zeugenamt für die Völker bereit gemacht werden 49 . Anders Jes 53. Dieser veränderten Sicht zufolge stand Israel zu Lebzeiten des Ebed noch im heilshindernden Status der Schuld, die hier wie in den Volksklagen und im Deuteronomis|mus Gegenstand von Bekenntnisaussagen ist (53,5.6; vgl. V.8.llaß.b. 12b) - im vierten EJL bezeichnenderweise zusätzlich aktualisiert in der Abweisung des Ebed durch die Wir 50 - , und die Aufgabe des Ebed bestand gerade darin, als Unschuldiger (53,7—10a), ja als Gerechter (53,11 aß, vgl. 50,8aa) geschehen zu lassen, daß Jahwe ihn in seiner Leidensexistenz mit den Straffolgen der Schuld Israels schlägt (53,6b. 10aa), um dadurch Israel den Status des Gerechtseins zu erwirken (vgl. in 53,11 aß), der dem Volk nun Gottes Zuwendung von Heil und Heilung (53,5b) ermöglicht. Wie kommen die Verfasser von Jes 53 zu dieser Sicht stellvertretender, schuldtilgender Leidensexistenz des Ebed, zu der ihn Gott zugunsten Israels beauftragt? Gewiß, diese Sicht ist im Sinne der Bewahrheitung der ersten drei EJL auch an Leiden und Tod des Ebed konsequent, aber sie ergibt sich nicht konsequent aus Vorstellungen, die dort oder bei Deuterojesaja sonst schon bereitlagen. Als Brücke ist für die Stellvertretung eines für andere hinsichtlich Schuld und Unheil auf hethitische, mesopotamische und aus Israel auf kultische und prophetische Vorstellungen verwiesen worden 51 - ohne ein insgesamt 48 Vgl. im Anschluß an SELLIN schon K. ELLIGER, Verhältnis, 23 unter Hinweis auf die Deuterojesaja-Aussagen 40,2; 43,1; 43,25; 44,22 und dazu auch H . - J . HERMISSON, ZThK 1982, 9 ff. - Hängt das auffallende Fehlen der Termini n"?0 und "133 in Jes 53 (vgl. jedoch Jes40,1 f.; 43,25; 44,22) auch damit zusammen, daß im vierten EJL Jahwe schuldtilgend durch den Ebed handelt? 49 Vgl. oben Anm. 46 und insbesondere H.-J. HERMISSON, ZThK 1982. 50 Vgl. 53,6 mit 52,14; 53,2f. 4b. Die Schuld, von deren Beseitigung Jes 53 handelt, besteht gemäß dem Text des vierten E J L nicht darin, daß Israel nicht auf den Ebed gehört hat - von diesem Wortwirken des Gottesknechts spricht Jes 53 nicht mehr. Sie besteht aber auch nicht nur im Verhalten der Wir gegenüber dem Ebed; denn dieses Fehlverhalten verkannte den leidenden (!) Ebed, der als solch leidender bereits Träger der Schuld Israels, also eines bereits vor diesem Verhalten bestehenden Schuldstatus Israels (vgl. zur Sündenbegrifflichkeit besonders Jes 43,25.27; 50,1) war. 51 Vgl. dazu aus der zahlreichen Literatur J . J . STAMM, Das Leiden des Unschuldigen in Babylon und Israel, A T h A N T 10, Zürich 1946, 6 8 - 7 5 ; J. SCHARBERT, Stellvertretendes Sühneleiden in den Ebed-Jahwe-Liedern und in altorientalischen Ritualtexten, B Z 2, 1958, 190-213; H.M. KÜMMEL, Ersatzkönig und Sündenbock, Z A W 8 0 , 1968, 289-318; G. FOHRER, Stellvertretung; W.ZIMMERLI, Zur Vorgeschichte von Jes53, in: DERS., Studien zur
[53—54]
Veränderungen gegenüber den Ebed-Aspekten
der ersten drei „Lieder"
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klärendes Ergebnis, zumal nicht sicher ist, ob wirklich in kultischem Sinn in Jes 53,10aß herangezogen wurde 52 , und zumal mit der Wendung „Züchtigung zu unserem Heil" (V. 5ba) 5 3 und der Metapher „geheilt werden" (V. 5bß) 54 auf jeden Fall auch andere Traditionsmaterialien zur Fassung derselben neuen Sicht der Israelaufgabe des Ebed verwendet wurden. Jedoch kann wenigstens von der negativen Seite her versuchsweise etwas erhellt werden, inwiefern diese singulare Sicht für | die Verfasser von Jes 53 notwendig wurde. Deshalb nämlich, weil das theologische Ordnungsgefüge der Psalmengattungen des Einzelnen, zu denen Jes 53 wie erwähnt ja auch sonst topische Beziehungen aufweist, an dem Leidensgeschick des Ebed angesichts des Jahweorakels 52,13—15 in Aporie geriet, und zwar nicht nur in der Ausprägung der Feindklagepsalmen, die das dritte EJL wie vergleichbar auch die Konfessionen Jeremias aufgreifen, sondern auch in der anderen, die sich in Krankheits- und verwandten Psalmen findet. Der Versuch einer hypothetischen Rekonstruktion des theologischen Entstehungsvorgangs von Jes 53 mag das verdeutlichen. Am Anfang dieses Vorgangs steht für die Verfasser von Jes 53 die Sicht der Gestalt des Gottesknechts, die sie selbst in 53,2f.4b.6a aus der neuen Sicht rückblikkend nennen. Anhalt dieser Sicht ist die Erfahrung einer Leidensexistenz, ja des Todes des Ebed 55 , die jedes Wirken des Knechts im Sinne der ersten drei EJL zunichte macht und den Aussagen dort eklatant widerspricht: Die nahe Heilswende (50,8aa) ist nicht gekommen, das Wort des Ebed hat bei Völkern (gegen 42,1-4 und 49,1-3.6) und bei Israel (gegen 49,5f.; 50,4-5aa, aber entsprechend 50,5aß—6.7) nichts bewirkt, Jahwe hat dem Ebed nicht geholfen (gegen 50,9), der Gottesknecht ist einer Verurteilung nicht entgangen (53,7—9 gegen 50,8 f.), er ist selbst erloschen und zerbrochen (gegen 42,4 aa), er ist ohne Lohn und Verherrlichung Jahwes durch ihn (gegen 49,3b.4b.5b). Erklärung dafür wird an diesem Anfang in dem theologischen Ordnungsgefüge gesehen, das einem Krankenbittgebet (wie etwa Pss 38; 39; 88; 102 oder verwandte Texte ohne sicheren Krankheitsanlaß wie etwa Pss 25; 40; 13056, auch entsprechende Hiob-Passagen wären zu vergleichen) im Falle seines Scheiterns entspräche. Demzufolge wird der Beter in seinem von Gott als Strafe für eigene Schuld verhängten Leiden gelassen und stirbt; der Tat-Ergehen-Zusammenhang wird von Jahwe auf Grund der Verfehlung des Beters an diesem voll zur Auswirkung gebracht, wie das Ergehen zeigt; Jes 53 bringt den Anschluß an diese Sicht in alttestamentlichenTheologie und Prophetie. Gesammelte Aufsätze II, TB 5 1 , 1 9 7 4 , 2 1 3 - 2 2 1 ; DERS., Frucht der Anfechtung des Propheten. Wolff-Festschrift, 1981,131-146, dort 143ff. 52 Vgl. zu den verschiedenen Verwendungs- und Bedeutungsaspekten von DIPS, das in der resümierenden Formulierung V. 10a die gesamte Leidensaufgabe des Ebed umfaßt, jetzt T H A T I , 2 5 1 - 2 5 7 (R. KNIERIM); ThWATI, 463 - 4 7 2 (D. KELLERMANN). 53 Vgl. zum weisheitlich-prophetischen Hintergrund von "1010 T H A T I, 7 3 8 - 7 4 2 (M. S^B0), zu nO' in den Pss die für Jes 53 wichtigen Belege 6,2; 38,2; 39,12; 118,18. 54 Vgl. zu KS-I die Psalmbelege 6,3; 30,3; 41,5; 103,3; 147,3 und T H A T II, 8 0 3 - 8 0 9 (H.J. STOEBE). 55 56
Vgl. oben Anm. 4. Vgl. dazu STECK, Friedensvorstellungen, 38f. Anm. 92.96.
40
Aspekte des Gottesknechts in Jes 52,13 —53,12
[54-55]
V. 4 b - und vielleicht auch V. 8 aß, wenn dort das Erlöschen des Andenkens an den Ebed gemeint ist 57 - zum Ausdruck; das Verhalten der Wir gegenüber dem Gottesknecht ist das der Feinde im Ordnungsgefüge dieser Psalmen, die das Leid zwar nicht verursachen, aber den von Gott Getroffenen tätlich aus ihrer Gemeinschaft distanzieren 58 . Eine Abkehr von dieser anfänglichen Sicht bewirkt bei den | Verfassern von Jes 53 die neue Jahwe Wahrnehmung, die sachlich hinter dem Eingangsorakel 52,13—15 steht und künftigen Erfolg und Erhöhung dieses Ebed weissagt. Sie ruft ein Umdenken nicht nur hinsichtlich des Gelingens seiner Aufträge, sondern vor allem hinsichtlich des Leidensweges und Todes des Ebed hervor. Das sachlich Entscheidende ist zunächst die vom Orakel eröffnete Einsicht in die Unschuld des Ebed bezüglich seines Geschicks, womit seine Selbstaussagen in 50,5aß—9 bestätigt werden und das zunächst verwendete Ordnungsgefüge am Ebed scheitert, denn der Beter der Texte dort ist im Unterschied zum Ebed vor Gott schuldig. Leidet der Beter aber als auch vor Gott Unschuldiger, bietet sich dem Verstehen aus der Psalmtradition jenes andere Grundmodell an, das schon im dritten EJL angewendet wurde 59 . In ihm ist das Leiden des Beters fremdverursacht durch Feinde, und der Tat-Ergehen-Zusammenhang, den Jahwe inkraftsetzt, ist für diese Feinde ausgeführt: Jahwe wird gebeten, das Vergehen der Feinde an diesen zu ahnden, worin zugleich die Rettung des Beters besteht. Dieses Ordnungsgefüge wirkt jedenfalls partiell auf die neue Sicht von Jes 53 ein 60 : In V g l . zur Diskussion von V. 8bß Komm., H . W . WOLFF, aaO. 24; E . KUTSCH, aaO. 27. V g l . zu topischen Bezügen außer A n m . 45.53.54 Belege bei J. BEGRICH, aaO. 63 - 65. Signifikante Beispiele von Bezügen im einzelnen: V. 2 nK"l: Ps 41,7 V. 3 HT3: Ps 69,34; "77n: Ps 38,12; 69,9; 31X30: Ps 32,10; 38,18; 69,27; ^ r i : Ps 41,4; i n o Q'3B: Ps 13,2; 30,8; 69,18; 88,15; 3i?n: Ps 40,18; 88,5 V . 4 tHM: Ps 69,8; 88,16; vgl. von Jahwe: 25,18; 32,1.5; 85,3; »JJ: Ps 88,4; n3J: Ps 69,27; 57
58
na57: Ps 88,8 V. 5 y?n: Ps 69,27; 88,6; SVS: Ps 25,7; 32,1.5; 51,3.5; 1157: Ps 25,11; 32,2.5; 38,5.19; 40,13; 51,4.7.11; HTOn: Ps 38,6
V. 7 ns nna KV PS 38,14; DbX: Ps 38,14 V . 8 m : P s 88,6, vgl. 52,7 V. 9 "13p: Ps 88,6.12 V . l l V ö S i P s 25,18 Belege zur Klagetopik in den EJL insgesamt aus A T und mesopotamischen Texten hat J. C. DE MOOR (Knechten van Goden en de Knecht van Jhwh, in: D e Knecht. Studies rondom Deutero-Jesaja. Festschrift J . L . K o o l e , Kampen 1978, 127-140, dort 137f.) zusammengestellt. D e r Krankheitsmetaphorik in Jes53 kann nicht sicher entnommen werden, daß der Ebed Deuterojesaja tatsächlich von Krankheit geschlagen war. Das Leiden des Ebed kann tatsächlich allein Abweisung, Verfolgung, gewaltsames Ende und schimpfliche Bestattung gewesen sein. Wird es von den Wir zunächst als selbstverschuldete Gottesstrafe am Ebed gesehen, so wird dies im Sprachraum der Psalmen eben in Krankheitsmetaphorik gemäß dem ersten Ordnungsgefüge ausgesagt. 59 Vgl. oben bei A n m . 5 und den Hinweis dort. In Betracht kommen zum Vergleich vor allem die Pss 3; 5; 7; 12; 17; 35; 42/43; 5 4 - 5 7 ; 71; 109; 140; 142. 60 Vgl. zu topischen Bezügen außer A n m . 45.53.54 Belege bei J. BEGRICH, aaO. 63-65.
[55—56]
Veränderungen gegenüber den Ebed-Aspekten
der ersten drei „ Lieder"
41
der Schuldaussage der Wir spiegelt sich die Schuld der | Feinde, ansonsten zerbricht aber auch dieses Modell in seiner geprägten Zielrichtung. Von einer Vernichtung dieser Feinde - es mag neben Israel selbst auch an Babylonier gedacht worden sein - kann nicht geredet werden, wenn gemäß dem Orakel die beiden Aufträge des Ebed eine Bewahrheitung finden sollen, die nicht gegenstandslos ist; auf der anderen Seite aber widerspricht der Tod des Ebed der in diesem Modell herkömmlichen Erwartung der Rettung des Unschuldigen, die ja auch noch 50,8f. hegte. Vielleicht darf man angesichts dieser Aporie der herkömmlichen Ordnungsgefüge bezüglich des Ebedschicksals folgende Gedankengänge im Entstehungsanweg von Jes53 postulieren 61 , die auf dem Hintergrund dieser Verstehensmodelle nun zu den neuen Aussagen führen. Erstens: Die einfache Logik des Modells der Feindklagepsalmen - ist einer unschuldig, so wird er von Jahwe errettet und Jahwe wird den VergehenErgehen-Zusammenhang an den Not verursachenden Feinden zur Vollstrekkung bringen, oder wird einer nicht errettet, so war er nicht unschuldig scheitert, denn der Ebed ist gemäß 52,13—15 unschuldig und hat doch in seinem Leidens- und Todesschicksal einen Vergehen-Ergehen-Zusammenhang bis zur völligen Auswirkung ohne Rettung, wie sie diese Psalmen, aber auch das dritte EJL und die Konfessionen Jeremias erwarten, erlitten. Aus diesem Sachverhalt wird der in diesem Sinne neuartige 62 Schluß gezogen, daß Signifikante Beispiele von Bezügen im einzelnen: V. 2 HS1: Ps 142,5 V. 3 HI3: Ps 22,7; '^ri: Ps 35,13
V. 5 V?n: Ps 109,22; ytfB: Ps 59,4; VIS: Ps 59,5; m1?®: Ps 35,27; 55,19
V. 8 vgl.: Ps 142,6 V. 9 DSH: Ps 7,17; 27,12; 35,11; 55,10; 140,2.5.12; VB3 n ö l S : Ps 17,1, vgl. als Gegnerkennzeichnung Ps 35,20; 109,2 sowie 5,7; 43,1; 55,12.24 V. 10 van m n \ Ps 35,27; D'H1 TIS: Ps 91,16 V. 11 "?89: Ps 10,14, vgl. als Gegnervergehen Ps 7,15; 10,7; 55,11; 140,10. 61 Vgl. auch die genetisch-hypothetischen Überlegungen bei K. ELLIGER, Verhältnis, 21.95 f. 62 Die Aussagen von Jes53, wonach ein Mensch in seinem Leidens- und Todesweg durch Gottes Vorhaben (53,6.10) beauftragt ist, Schuld und Strafe anderer, Israels auf sich zu übertragen und als Unschuldiger so deren Vergehen-Ergehen-Zusammenhang an sich zur völligen Auswirkung kommen zu lassen, so daß diese anderen von Schuld und Strafe befreit Heilszugang haben, diese Aussage ist singulär. Die mesopotamischen Aussagen beziehen sich nur auf Unheil und nicht auf Schuld, Unschuld, Gehorsam und Strafe, die alttestamentlichen Aussagen kennen entweder keine Übertragung (Pss, Weisheit, Hiob) oder reflektieren nicht auf Schuld / Unschuld, Leiden des Schuldträgers (Tiere in priesterlicher Tradition, Mose, Interzession) bzw. nicht auf Schuld- und Strafbeseitigung (Ez 4). - Nur soviel ist zu erwägen, ob das Aufbrechen der beiden Ordnungsgefüge in den Pss angesichts eines gottgefügten Leidens- und Todesschicksals des Ebed im Sinne eliminatorischer Schuld- und Strafübernahme für andere nicht unterstützt wurde durch Aspekte zusätzlicher Vorstellungen und zwar: a) ein Mensch als Bereich eliminatorischer Unheilsauswirkung, die anderen gegolten hätte - vgl. die sar-puhi-Texte, wobei zu bedenken ist, daß für Deuterojesaja Israel und Ebed Größen mit königlichen Zügen sind; b) ein Mensch trägt im Auftrag Jahwes die Schuld Israels - Ez 4, vgl. die beiden genannten Arbeiten W. ZIMMERLIS ; c) ein Mensch leidet im Zuge seines Jahweauftrags an Israel - Konfessionen Jeremias, drittes EJL.
42
Aspekte des Gottesknechts
in Jes 52,13—53,12
[56-58]
in solchem Ebedschicksal ein Vergehen-Ergehen-Zusammenhang - an dieser Erklärung von Leiden wird im Anschluß an die Psalmtradition festgehalten! wenn nicht des Ebed selbst so eben anderer zur | Vollstreckung gekommen ist. Zweitens: Schon diese Folgerung bewirkt, daß ein theologisches Verständnis dieses Schicksals sich nicht auf die Aussage einer künftigen Heilsrestitution des Ebed nur in seinem persönlichen Ergehen beschränken kann, so sehr dies eingeschlossen (53,10ay.llaa), ja angesichts seiner Unschuld folgerichtig ist und bereits zu einer damals ganz neuartigen Aussage führt, da Vorstellungen einer Heilsgemeinschaft mit Jahwe auch über die Todesgrenze hinaus wohl noch nicht bereitlagen. Vor allem aber treibt theologisches Denken an dieser Stelle der alle Überlegungen im Anweg zu Jes 53 bestimmende Sachverhalt weiter, daß hier nicht das Schicksal irgendeines Gerechten zu bedenken ist, sondern das des höchstrangig Beauftragten Jahwes, der in dieser Stellung wider allen Augenschein bestätigt sein wird. Infolge dieses Sachverhalts aus Zusammenschau des Ebedschicksals mit dem Wissen von 52,13—15 und den ersten drei EJL erhält das Leidensgeschehen des Ebed von vornherein den Akzent göttlicher Beauftragung. Deshalb wird Jahwe in Jes 53 als der Verursacher des Ebedschicksals gesehen, obwohl es beide Ordnungsgefüge für einen Unschuldigen ausschließen, und deshalb ist dieses ganze Leidensgeschehen Jahwes Auftrag an den Ebed und dessen Unschuld Qualität der Ausführung dieses Auftrags. Jahwe ist es also, der den Ebed beauftragt zu einem Schicksal, in dem der Vergehen-Ergehen-Zusammenhang anderer zur völligen Auswirkung kommt, was nur den Sinn haben kann, diese anderen von jenem Zusammenhang völlig zu lösen. Daß ein solcher Vergehen-Ergehen-Zusammenhang bestand, ergibt sich, wie gesagt, aus dem Ebedschicksal im Licht der Psalmtradition; daß es Schuld und Strafe Israels sind, die sich gemäß Jahwes Auftrag im Ebed zu Ende gelaufen haben, ergibt sich für die Verfasser von Jes 53 aus ihrer Erfahrungssituation abwesenden Heils, die auf Andauer der Schuld schließen läßt 6 3 . Was Jes 53 angesichts dieser theologischen Situation Israels herausstellt, ist, daß Jahwe selbst mit jenem Ebedwirken dieser Lage bereits den Sachgrund entzogen hat: Schuld und Strafe Israels sind von Jahwe im Leidensgeschehen des Ebed endgültig aufgehoben. So gesehen hat dieser Ebed fremdverursacht gleichsam das Vergehen-Ergehen-Schicksal der Feinde in den Feindpsalmen auf sich genommen, während Israel dadurch in die Stellung des geretteten Beters ohne Schuld gelangt ist; sagt in den Psalmen der gerettete Beter schließlich das Tun Jahwes in Richtung auf die Gemeinschaft der Vielen (Ps 109,30), so sagt umgekehrt im Mittelteil von Jes 53 diese Gemeinschaft das Tun Jahwes im Blick auf den Ebed. Daß sich schließlich Jes 53 ganz auf diese | leidentliche, 63 Noetisch-genetisch gesehen ist Jes 53 nicht vom Sachverhalt heilshindernder Schuld Israels, die beseitigt werden muß, her entworfen, sondern vom Schicksal dessen, der Ebed Jahwes war und ist, das - in der insoweit festgehaltenen Sicht des erstgenannten Ordnungsgefüges - die Auswirkung eines Vergehen-Ergehen-Ablaufs am Ebed anzeigt. Hingegen sachlich gesehen ist natürlich H.W. WOLFF (aaO. 27zu P in V. 5) im Recht: „Von dieser Sünde der anderen geht die starke Bewegung aus, die den Knecht bewegt hat."
[58]
Veränderungen
gegenüber den Ebed-Aspekten
der ersten drei „Lieder"
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aktiv-passive Gestalt des Ebedauftrags an Israel konzentriert, resultiert nicht nur aus der Erfahrung, daß der Ebed mit seinem Wortauftrag an Israel zu Lebzeiten nicht zum Ziele kam; sie hat auch sachliche Gründe, insofern die Aufhebung des Schuldstatus Israels, von der Deuterojesaja noch von vornherein ausging (40,lf. u.ö.), der Heilsansage vorangeht. Das Wortamt des Ebed an Israel aber vollzieht sich im Sinne der Verfasser von Jes53 weiter, nicht mehr direkt durch die Person des Ebed, sondern durch die Weitergabe seiner Heilsverkündigung an ein von Schuld befreites Israel in Gestalt der produktiv angeeigneten Deuterojesaja-Überlieferung, die - wie auch immer redaktionsgeschichtlich genau zu fassen - den sachlichen Kontext von Jes53 im Kreis seinerVerfasser bildet; Jahwes Wirken durch den Ebed in Jes 53 führt geradezu an den Ausgangspunkt zurück, an dem Deuterojesaja mit 40,1 f. schon stand. Der Völkerauftrag aber wird, wie oben bereits ausgeführt, nunmehr im Unterschied zu Deuterojesaja ohne ausdrückliches Zutun Israels bei der künftigen Erhöhung des Ebed sein Ziel finden. [Fazit:] Jes52,13—53,12 ist in unmittelbarer Bezugnahme auf die ersten drei „Ebed-Jahwe-Lieder" Deuterojesajas formuliert worden, um diese angesichts des gegenläufigen Ebedschicksals theologisch zu bewahrheiten. Im Zuge dessen wird nicht nur die vorgegebene Völker- und vor allem die Israelrelation des Ebedwirkens festgehalten, sondern das Ebedgeschehen im gesamten Aussagebestand von Jes 53 auch unter denselben triadischen Aspekten einer Auftragsvergabe gesehen, die schon die ersten drei Texte prägte. Diese Aspekte bestimmen sowohl das Eingangs- (52,13—15) als auch das die Aussagen des Mittelteils (53,1 —11 aa) bestätigende Schlußorakel (53,11 aß—12) und sind insbesondere für den dreiteiligen Aufbau des Mittelteils und dessen Akzentuierungen (V. (l.)2—6.7—lOaaß.lOay—llaa) wirksam. Auf Grund dieses Befundes können die konkreten Fassungen dieser Aspekte in Jes 53 einerseits und in den ersten drei Texten andererseits sachgemäß miteinander verglichen und Bezugnahmen wie tiefgreifende Veränderungen in Jes 53 festgestellt werden.
Zion
3. Beobachtungen zu Jesaja 49,14—26 I. Die Anlage des Textes Bei dem Deuterojesaja-Abschnitt 49,14—26, der sich als solcher wegen durchgängiger Zion-Orientierung aus seinem Kontext heraushebt, ist nach wie vor umstritten, ob es sich dabei um einen gewachsenen oder um einen ursprünglich einheitlichen Text handelt1. Nimmt man ihn zunächst, wie er vorliegt, weckt er den Eindruck eines wohlangelegten Ganzen. Auf eine zitierte Zion-Klage (V. 14) folgt eine breite Jahwe-Antwort (V. 15—26). Dieser muß man im vorliegenden Text wohl auch V. 24 zurechnen, da die Aussage im Unterschied zu V. 21 nicht als Zionrede eingeführt ist 2 , und ebenso V. 15a3, an den V. 24 stilistisch anknüpft wie dann V. 25aa 2 .ß + b an V. 15 ba + ß. Innerhalb dieser Jahwe-Antwort, die in V. 21 auch ein künftiges Zion-Zitat enthält, sind die Aussagen V. 22 f. und V. 25 f. durch Einführung mit der Botenformel und Abschluß mit Erkenntnisaussagen besonders hervorgehoben4. Wie ist die Jahwe-Antwort in sich untergliedert? Einen in sich schier völlig geschlossenen Aussagegang bilden fürs erste V. 15—20. - Die Versicherung, daß Jahwe entgegen V. 14b Zion nicht vergißt (V. 15), wird in V. 16—17, durch p eingeleitet und durch Bauterminologie zusammengehalten, dadurch unter1 Vgl. dazu und zu exegetischen Einzelfragen des Abschnitts neuerdings besonders A . SCHOORS, I A m G o d Your Saviour, VT.S XXIV, Leiden 1973, 104ff.; R . P . MERENDINO, J e s 4 9 , 1 4 - 2 6 : Jahwes Bekenntnis zu Sion und die neue Heilszeit, R B 89, 1982, 3 2 1 - 3 6 9 ; W. A. M. BEUREN, Jesaja deel IIB, Nijkerk 1983, 51ff. 2
V g l . z u r D i s k u s s i o n SCHOORS, a a O . 1 1 4 - 1 1 6 ; BEUREN, a a O . 6 4 f . D i e F o r m e l V . 2 5 a A 3 ' 3
m r P "IOS spricht nicht dagegen; sie kann auch sonst innerhalb einer bereits durch Botenform e l e i n g e f ü h r t e n J a h w e r e d e (49,22) a u f t r e t e n , vgl. z . B . 2 K ö n 3,16.17; J e r 22,3.6; 27,16.19;
29,4.8.10; 49,7.12. Als Frage Zions könnte V. 24 in Betracht gezogen werden, wenn V. 22 wegen „mein H e r r " Jahwe zitierende Zionrede wäre, so MERENDINO, a a O . 339.363. D o c h ist dies sachlich ganz unwahrscheinlich, wenn V. 22ff. die Antwort auf ein erst künftiges Zionzitat V. 21 sein soll, von der problematischen Auffassung der E n d u n g -aj als Personalsuffix ganz zu schweigen. 3 Vgl. dazu z. B. MERENDINO, aaO. 329f. 4 O b schon V. 14 als Zitierung Zions in einer Jahwerede gedacht ist (so MERENDINO, a a O . 324.329), ist bei isolierter Betrachtung schwer zu entscheiden. Im Falle einer Einzeleinheit V. 1 4 - 2 0 (vgl. V. 21) ist es möglich. Im Falle einer von vornherein kontextbezogenen Formulierung von V. 14 stellt sich die Frage, was vorhergeht. Im Blick auf Jes 47 könnte es sich u m Jahwerede handeln (vgl. 47,7 im Kontext), im Blick auf 48,20f. jedoch nicht, denn dann läge Anschluß an die Narrative 48,21 b vor, wobei das wechselnde Subjekt Szenenwechsel anzeigt nachdem die Heimkehrer befreit bereits wohlgeführt auf dem Weg sind (48,21, vgl. 49,17 „deine Söhne sind herbeigeeilt" als A u f n a h m e dessen), fand in Jerusalem Zions Klage statt.
48
Beobachtungen
zu Jesaja
49,14-26
[36-37]
strichen, daß Jahwe Zions Mauern ständig vor sich hat und in Auswirkung dessen Zions - im Text unausgesprochen als Träger des Wiederaufbaus gedachte - Söhne bereits zu ihr eilen, während Zions Zerstörer von ihr ausziehen werden. V. 18 a, eingeleitet durch eine ausgeführte Aufforderung an Zion, | führt diesen Gedanken sodann fort, indem Zion bereits Sammlung, ja Ankunft all ihrer Söhne vor Augen gestellt wird. V. 15 —18a bilden den ersten Teil eines Aussageganges. Sein Thema ist: die Söhne als Erbauer Zions; davon, daß Jahwe Zion als Bauwerk vergessen hat, kann also keine Rede sein. - Daran knüpft ein zweiter Teil an. Er beginnt mit V. 18b, gewichtig eingeleitet mit V. 18ha 1 , wo Jahwe schwurhaft versichert, daß sich Zion diese heimkehrenden Söhne wie Brautschmuck anlegen wird; damit wird - allerdings ohne Wiederaufnahme des Stichworts - aus V. 14 a offensichtlich der andere Aspekt zurückgewiesen, daß Jahwe Zion „verlassen" hat - V . 18 b hat dieselbe Funktion wie V. 15 bß im ersten Teil. Zu diesem zweiten Teil gehören, wie die Weiterführung von V. 18ba 2 ß durch die anschließenden 'D-Aussagen V. 19a und V.19b und der Sachzusammenhang von V. 20 mit V. 19ba zeigen, insgesamt V. 18b—20. Sein Thema ist: die heimkehrenden Söhne in großer Zahl als Bewohner für Zion (und ihr Umland); Zion mit ihren Kindern als Bewohnern ist das Indiz, daß Zion von ihrem Gemahl Jahwe 5 nicht verlassen ist. - Daß dieser zweiteilige Aussagegang 49,15—20 im vorliegenden Text beabsichtigt ist, zeigt die inklusive Abfolge der Aspekte 6 : V. 16 (Maueraufbau), V. 19bf. (Zion in ihren Mauern zu eng für die vielen Bewohner), V. 17 (Trümmer; OIH, 3~in)/V. 19a, V. 18a/V. 18b (Söhne; D^a). Mit V. 15-20 ist die Zion-Klage V. 14 in beiden Elementen (3TJ/, rDW) mit einer Heilsperspektive beantwortet. Doch bietet diese Antwort in ihrem zweiten Teil ein neues Problem für Zion, von dem die Jahwerede im folgenden vorausweiß, daß Zion es stellen wird (V.21). Es zeigt sich schon an der eigentümlichen Formulierung V. 20 „die Söhne deines der-Kinder-beraubtSeins", die einen paradoxen Sachverhalt festhält: Wie kann die der Kinder beraubte Frau Zion Söhne haben, die wieder zu ihr kommen? Die scheinbar nächstliegende Antwort, diese Kinder sind fern im Exil und müssen nur wieder heimkommen, ist dem Text offensichtlich verwehrt. Vielmehr besteht das Problem, wie V.21 ausführt, darin, daß da Zionskinder kommen, die Zion nicht selbst geboren hat, da sie doch kinderlos, ja, wie verschärfend beigefügt wird, sogar empfängnisunfähig 7 ist; Zionskinder, die Zion auch nicht selbst großgezogen hat, insofern sie allein übriggeblieben ist; Zionskinder, von denen Zion nicht weiß, wo sie sind. Dabei ist also vorausgesetzt, daß die gemäß V. 15—20 kommenden Zionskinder nie zuvor bei Zion waren. Die Kinder, von denen die Mutter Zion weiß, müssen tot sein, gestorben bei der Einnahme der Stadt oder im Exil; hier aber werden offenbar Heimkehrer der zweiten oder 5
Man beachte den in V. 18b gewählten Vergleich. Hinweis meines Assistenten E . BOSSHARD. 7 MIA^Ä, vgl. dazu z . B . H A L 186f.; Ges 1 8 219b; J . G . JANZEN, Rivers in the Desert of Abraham and Sarah and Zion (Isaiah 5 1 : 1 - 3 ) , H A R 1 0 , 1 9 8 6 , 1 3 9 - 1 5 5 , 1 4 1 . 6
[37-38]
Die Anlage des Textes
49
späterer Generation angekündigt, die in / von der Stadt weder geboren noch großgezogen wurden 8 . Liest man weiter im Text, so zeigt sich, daß die Fragen in V. 21 nicht rhetorische Fragen verwundert-beglückten Staunens der Mutter Zion im Blick auf die Jahwerede V. 15—20 sind, sondern echte Fragen, die sich in folgerichtig nacheinanderstehenden Aspekten auf die Herkunft von Kindern (gebären, | großziehen, wo sein) beziehen und der Antwort bedürfen. Die von Jahwe gegebene Antwort ist V. 22—269. Man sieht es am einfachsten daran, daß die Frage Vfl '0 rftiO V. 21 in unabweisbarer Sachbeziehung zu V. 23 aa steht. Folgt man dieser Spur, dann zeigt sich des näheren, daß V. 2 2 - 2 6 in umgekehrter Reihenfolge inklusiv auf die drei Fragen von V. 21 eingeht. „Diese - wo waren sie?" Antwort: bei den Völkern, von ihnen am Busen und auf der Schulter heimgetragen (V. 22b) 10 . „Und diese - wer hat großgezogen?" Antwort: Könige als Pfleger und ihre Fürstinnen als Ammen anstelle der Mutter Zion auf diesem Heimweg (V. 23 a). Und schließlich - „Wer hat mir diese geboren?" Antwort: Jahwe hat sie aus den Fängen Babels gerettet (V. 25f.); dies ist gleichsam ihre Geburtsstunde. Im Text sind diese Antworten nicht lakonisch formuliert, sondern umrahmt von Aussagen, wie es zu diesem Geschehen kommt bezüglich Völker (V. 22 a) und bezüglich Babels (V. 26 a), und wozu es führt bezüglich einer Erkenntnis bei Zion (V. 23 b) und der Völkerwelt (V. 26 b) und bezüglich der Völkerhuldigung für Zion als Königin (V. 23aßy) n . Daß sich der Text am Ende (V. 24.25aa 2 b) stilistisch an seinen Anfang anlehnt (V. 15), wurde schon gesagt. Die Fragen V. 21 und die Antworten V. 22—26 liegen freilich nicht auf derselben zeitlichen Ebene. Zion wird ihre Fragen dereinst angesichts der vielen Heimkehrer (V. 21 nach V. 20) stellen. Als Antworten werden ihr Jahweworte gegeben, die ihr Jahwe bereits vorher, nämlich jetzt in der prophetischen Redegegenwart des Textes als Ankündigung von Heimkehr und Rettung der Kinder bezüglich Zion sagt (Botenformel, pf.), womit Parallelankündigungen zur Israelheimkehr in Jes *40ff. geschaffen werden.
8 9
Auch 49,22b impliziert, daß die heimkehrenden Kinder klein sind. Für V. 22f. ist dies in der Forschung schon öfter in Betracht gezogen worden, vgl. jüngst
BEUREN, a a O . 6 2 f . 10 Ein Widerspruch zu den perfektiven Aussagen V. 1 7 - 1 8 a besteht nicht. Der präteritale Sinn des Nominalsatzes V. 21 by ergibt sich analog zu den beiden vorangegangenen, perfektisch formulierten Fragen, vgl. z. B. BEUREN, aaO. z. St. - Zur Aufteilung von V. 21 auf die drei Fragen vgl. z . B . BEUREN, aaO. 61 f. 11 In V. 23 aß-/ handelt es sich um einen Zug der Königshuldigung durch abhängige Völker, vgl. z . B . nur Ps 7 2 , 9 - 1 1 ; ähnlich Ps 47,10; 9 6 , 7 - 9 , auch 22,28; 86,9; Mi 7,17. Hinter V . 2 2 b steht der damit verbundene Zug, Huldigungsgaben darzubringen (vgl. z . B . noch Ps 68,29f.; 76,12), der hier auf die Heimführung der Zionskinder hin umgewandelt wird. Nicht nur die hohe Abkunft des Kinderpersonals, sondern schon die Tatsache, einen Pfleger und eine Amme zu haben, weist den hochgestellten Rang der heimkehrenden Kinder als königlichen aus, vgl. dazu z. B. H. BRUNNER, Altägyptische Erziehung, 1957, 24.32ff.
50
Beobachtungen
zu Jesaja 49,14—26
II. Der ursprüngliche
Kontext
des
[38-39]
Textes
Ist 49,14—26 ein aus kleinen Einheiten gewachsener, teilweise ergänzter oder ein ursprünglich einheitlicher Text? Mit formgeschichtlicher Fragestellung wurde in der neueren exegetischen Diskussion der Nachweis beider Möglichkeiten versucht - ohne schlüssiges Ergebnis. Es gibt aber immerhin Gesichtspunkte, die erwägen lassen, ob es sich hier nicht um einen literarischen Ergänzungstext handelt, der im Zuge einer Redigierung von Deuterojesaja eingeschrieben wurde 1 2 . Wesentlich dafür sind Hinweise, die Stellung, Abfolge und Formulierung des Textes aus der Bezugnahme auf einen älteren literarischen Kontext erklärlich machen 1 3 . Wie läßt sich ein solcher älterer Kontext ermitteln und auf diesem Feld einigermaßen trittfester Boden gewinnen? Auszusondern sind in Jes49—54 zunächst Texte, die mit Jes 49,14— 20.21—26 nicht auf dieselbe - vorli|terarische oder literarische - E b e n e gehören können, weil sie entweder 49,14ff. bereits benutzen oder zu diesem Text widerstreitende Aussageakzente bieten 1 4 . In 54,11—17 widerstreitet V. 11 f. 49,16f. und V. 14b—17a 49,24—26. In den zu einer Schicht gehörigen Aussagen 51,1—8.10b—11; 52,4-6; 54,2-3.9-10 widerstreitet 51,2 der Vorstellung von den Zionskindern in 49,16ff., die Völkergerichtsaussagen 51,4—8 dem Sachprofil von 49,22—26, wo die Völker im Unterschied zu Babel (V. 24—26a) durchaus positiv gesehen werden (V. 22f.26b), 51,11 dem von 49,22f., 52,4—6 hebt Assur und Ägypten hervor; 54,2—3 berührt sich thematisch zwar mit 49,19f., zeigt aber jüngere Formulierungseinflüsse, die 49,19f. noch nicht aufweist 1 5 . Unser Text ist auch nicht auf derselben E b e n e wie die Entstehung, Sammlung und literarische Integrierung der Ebed-Jahwe-Texte zu situieren; die Sicht der Völker (vgl. 49,26b mit 4 2 , 1 - 4 ; 49,6; 51,*4f.; 52,15) und der Heimkehr der Exilierten (vgl. 49,22f. mit 49,5—6) divergiert; auch 49,7—13 widerstreitet 49,14ff. (vgl. 4 9 , 1 8 - 2 0 (Zions Söhne) mit 49,8bß und insbesondere 49,22f. mit 49,10b) und setzt diesen Text (vgl. auch 49,7aßv mit 49,23 a; 52,15) schon voraus. Es hat den Anschein, als seien alle diese Texte der Deuterojesaja-Schrift erst später als 49,14—26 zugewachsen. Dies gilt auch von der Schicht der zusammengehörigen Aussagen 50,1—3; 51,12—15; 52,3; 54,4—8, die ihrerseits unseren Text an seinem literarischen Ort bereits voraussetzen, benutzen und sich von ihm trotz gemeinsamer Thematik (Befreiung der Exilierten aus fremder Gewalt) sachlich unterscheiden: In 49,14ff. fehlen die Aspekte und Befürchtungen: Jahwe von seiner Frau Zion geschieden (50,1; 54,4—8) 16 , Zion ist durch Schuld der Kinder in ihre Lage gekommen (50,1), 12 Vgl. O . H . STECK, Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jesaja 5 1 - 5 4 , B N 46, 1989, 5 8 - 9 0 , 83f. [s.u. 118f.]. 13 Vgl. zur Methodik O. H. STECK, Exegese des Alten Testaments, 12 1989, 88ff. 14 Vgl. zum Folgenden den Versuch in BN 46,1989, 5 8 - 9 0 [s.u. 9 6 - 1 2 5 ] , 15 S. dazu B N 46, 68ff. [s.u. 104ff.]. 16 Im Unterschied zu dieser Schicht ist in 49,14—26 wie ebenso im Imperativ-Gedicht (s.
[39—40]
Der ursprüngliche Kontext des Textes
51
Jahwe könnte bezüglich der Exilierten jemand verpflichtet sein (50,1; 52,3 gegenüber 49,24-26). Hingegen muß man fragen, ob unser Text nicht mit dem verbleibenden, m.E. relativ ältesten Aussagenkomplex von der Frau Zion in Jes50—54 auf dieselbe Ebene gehört, mit dem Imperativ-Gedicht, dem wir 51,9— 10a.17.19—23; 52,laba.2; 54,1 zurechnen. Auch dieser in sich kohärente Text spricht davon, daß die Zionskinder beim Fall der Stadt umgekommen sind (51,19f., vgl. 49,21), daß die Stadt zerstört ist (51,19, vgl. 49,16f. 19) und wieder aufgebaut wird (52,laba, vgl. 49,16f.l9), daß Jahwe den Peinigern der Stadt nun ein Ende bereitet (51,23, vgl. 49,24-26, vgl. 49,17b.19b), daß Zion Königin ist (52,1 f., vgl. 49,22f.); ja sogar als Unfruchtbare (allerdings 54,1 m p y , vgl. 49,21), die nicht geboren ("T,7,j hat (54,1 vgl. 49,23), wird sie in ihrem gegenwärtigen Zustand charakterisiert und die künftig größere Zahl ihrer Kinder / Bewohner hervorgehoben (54,1, vgl. 49,19bff.). Es dürfen jedoch auch die Unterschiede zwischen beiden Texten nicht übersehen werden. 49,14ff. redet nur von der auf Jahwe zurückgeführten Notlage Zions (49,14, vgl. V. 21), nicht aber von Jahwes Gericht (51,17—20), in 49,16f. sind die Söhne zur Frage des Wiederaufbaus eingeführt, in 52,1 baut sich metaphorisch Zion selbst, 49,24—26 betont die Befreiung der exilierten Zionskinder, das Imperativ-Gedicht die Befreiung der | Stadt selbst (51,20—23; 52,1—2), 49,14ff. thematisiert die Heimkehr der Zionskinder, das Imperativ-Gedicht berichtet sie nicht (vgl. vielmehr 54,1), und nicht zuletzt: Völker (49,22f.26b) spielen in diesem Gedicht keine Rolle. Vergleicht man beide Texte, gewinnt man den Eindruck, daß sie nicht auf derselben Ebene liegen. Für diesen Eindruck spricht auch, daß49,14ff. nicht zwischen 52,2 und 54,1 oder nach 54,1 situiert ist, sondern vor dem Imperativ-Gedicht steht. Vielmehr scheint sich die Hintergrundsituation in 49,14ff. erfahrungsmäßig und theologisch verschärft zu haben, so daß das ältere Imperativ-Gedicht durch diesen Text ergänzt werden muß. Die bedrängenden Probleme, die Jahwe klagend angelastet werden (49,14), liegen offenbar an drei Stellen. Erstens: Der sich immer noch hinausziehende Wiederaufbau und die Wiederbesiedlung Jerusalems und ihres Umlandes. In Ergänzung und Bekräftigung zu 52,1; 54,1 (vgl. 52,9) wird diesbezüglich nun ausdrücklich die Heimkehr zahlreicher Zionskinder angekündigt (49,15—20). Zweitens: Die immer noch andauernde babylonische Gewalt, die in der Stadt präsent ist (49,17.19bß) und in der Ferne Zionskinder gefangen hält. In Ergänzung und Bekräftigung zu 51,9-10a.22—23; 52,2 (vgl. 52,10) wird das Weichen der babylonischen Besatzer aus der Stadt (49,17.19b), die weltweit sichtbare Vernichtung der Babylonier (49,26) und darin Jahwes Rettung der Zionskinder (49,25) angekündigt 17 . Drittens: Daß Zion wieder Kinder hat (54,1), hat sich derart hingezogen, daß die Katastrophengeneration, unten) Zions Notlage noch nicht als Infragestellung der Ehebindung zwischen Jahwe und Zion gesehen, vgl. gegenüber 50,1; 5 4 , 4 - 8 vielmehr 49,18b; 51,22a. 17 Zeitlich kommt dafür durchaus eine Situation noch nach 539 v. Chr. in Frage, vgl. B N 46, 84 Anm. 97 [s.u. 119].
52
Beobachtungen
zu Jesaja 49,14—26
[40-41]
die 597/587 am Leben war, nicht mehr existiert, wie 51,18 als Zufügung zum Imperativ-Gedicht unterstreicht; man beachte auch die Verschärfung HTlXi1?! 49,21. Wenn Heimkehr ihrer Kinder angekündigt wird - um welche Kinder handelt es sich und wie kommen sie heim? Zion ist derzeit kinderlos in Schande und kann Mutterfunktionen nicht ausüben. 49,22f. + 24—26 ist angesichts dessen Ergänzung und Bekräftigung zu 54,1. Treffen diese Beobachtungen zu, dann muß 49,14—26 jünger als das Imperativ-Gedicht sein.
III. Die Entstehung des Textes Wie ist 49,14—26 entstanden? Eine vordem selbständige Einheit kann man am ehesten für V. 14—20 erwägen. V. 21 ist, wie oben gezeigt, vom Folgenden nicht zu trennen, dieses Folgende aber ist trotz gegenteiligen formgeschichtlichen Eindrucks vom Vorausgehenden nicht unabhängig: für V. 24—26 zeigt es schon die vielfach beobachtete Stilanlehnung von V. 24 f. an V. 15, bei V. 22—23 liegt es deshalb nahe, weil der Vorgang in dem in Schlußposition exponierten Erkenntniseffekt bei Zion (V. 23 b) die Aufhebung der Schande herausstellen will, die die gegenwärtige Kinderlosigkeit Zions bedeutet 18 . Ist also eine selbständige Einheit V. 14—20 in sich um V. 21—26 weitergewachsen und erst dann in eine Deuterojesaja-Schrift integriert worden 19 ? Es läge nahe, wenn sich ausschließen läßt, daß 49,14—26 im ganzen erst als redaktionelle Eigenformulierung in eine Deuterojesaja-Schrift eingeschrieben wurde. | Entscheidend dafür ist die Frage, ob sich der Gesamttext erst literarischen Kontextbezügen verdankt und einen derartigen Horizont für seine Entstehung voraussetzt. Dies ist im Folgenden zu prüfen, wobei wir davon ausgehen, daß als vorgegebener, literarischer Nahkontext nach vorne Jes *47; 48,20—21 und nach hinten 51,9-10a.l7.19-23; 5 2 , * l - 2 . 7 - 1 0 ; 54,1 in Betracht kommen 20 . Daß 49,14—26 auf den folgenden, älteren Nahkontext hin verfaßt ist, ist allein schon wegen der Ergänzungsfunktion gegenüber diesem wahrscheinlich; insbesondere die Heimkehr der in 51,20; 54,1 genannten Zionskinder, die thematisch den gesamten Text 49,14—26 beherrscht, war nachzutragen, wäh-
18
Rückbezug auf T ^ I P V. 20. S. zu dieser Verwendung von iTQ Jer 15,9; 50,12, vgl. M. A . Scham und Schande nach dem Alten Testament, A T h A N T 6 2 , Zürich 1972,
KLOPFENSTEIN,
52 ff. 19
K. ELLIGER, Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja, B W A N T 63, 1933, 123 ff.260 will V. 2 2 - 2 6 auf derselben Ebene wie Jes *60 sehen, vgl. dagegen O. H. STECK, Der Grundtext in Jesaja 60 und sein Aufbau, ZThK 83, 1986, 2 6 1 - 2 9 6 , passim, besonders 292 Anm. 106 [ = DERS., Studien zu Tritojesaja, B Z A W 203, 1991, 4 9 - 7 9 , besonders 75 Anm. 106]; beide Texte unterscheiden sich auch darin, daß Jes *60 Verbindungen zu den Ebed-Texten und Jes 55 aufweist, 49,22ff. jedoch nicht. 20 Vgl. dazu B N 4 6 , 5 8 - 9 0 [s.u. 9 6 - 1 2 5 ] . Natürlich ist auch zu prüfen, ob nicht umgekehrt von 4 9 , 1 4 - 2 6 , positioniert zwischen Jes *47; 48,20f. und 5 2 , 7 - 1 0 , das Imperativ-Gedicht abhängig ist; das Aussageprofil von 4 9 , 1 4 - 2 6 spricht in zahlreichen Zügen jedoch nicht dafür.
[41-42]
Die Entstehung des Textes
53
rend umgekehrt nur 51,17ff. sagt, wie Zion in die Lage gekommen ist, die 49,14ff. vorausgesetzt ist. Auch einzelne Einflüsse von dort auf die Formulierung legen sich nahe, vgl. Jahwe als IIIS Zions 49,14.22/51,22; die Doppelperspektive Stadtzerstörung - Kinder 49,16-20 (Heilswende)/51,19f. (Gericht), das Trümmer-Stichwort m n 49,17.19/52,9; DSM 49,19/54,1; die schmückende Bekleidung Zions 49,18/52,1; die Thematik der Kinderlosigkeit Zions (49,20/ 54,1), die gegenwärtig als eine dasteht, die nicht geboren hat (7t71 54,1, vgl. 49,21), die bezüglich Kindern allein übriggeblieben ist (49,21/51,20; 54,1); daß Zion als Königin thronen wird (49,23), hat die entsprechende Aufforderung •QtP 52,2 zur Voraussetzung - vgl. trotz der geprägten Wendung auch "1257 49,23/ 52,2; schließlich könnte die eigentümliche Zeichnung des Gerichtsvorgangs 49,26 auch von 51,19b.21 b.23 aa beeinflußt sein; bei 49,26b ist die Sachnähe zu 52,10 offenkundig. - Folgt man dieser Spur, dann werden eine Reihe von Eigentümlichkeiten in 49,14—26 erklärlich. Die verschiedenen Nuancen der Sicht Zions in diesem Text sind dann nicht Anlaß zu überlieferungsgeschichtlichen Trennungen 21 , sondern resultieren aus dem Verfahren, Züge aus dem vorgegebenen Nahkontext aufzugreifen und sie jetzt auf das dominierende Thema der Zionskinder hin weiterzuführen. Gemäß 51,20 hatte Jerusalem als Mutter durch Jahwe ihre Kinder verloren, entsprechend kündigt sich 49,15 Jahwe jetzt metaphorisch in einem alle Mutterliebe überbietenden Tun (Rückkehr der Söhne als Erbauer) an. In 51,22 spricht Jahwe heilswendend als Jerusalems Ehegemahl, entsprechend werden in 49,18b die Kinder Zion wie Brautschmuck zu eigen, wobei zugleich ttn1? aus 52,1 jetzt ebenfalls auf die Kinderthematik bezogen wird. In 51,19f. ist von einer zweifachen Notlage Jerusalems die Rede - Zerstörung und Tod der Bewohner; die Aufhebung dessen bildet die Aspekte der beiden Teile 49,15—20. Was 54,1 im Blick auf die Mutter Zion ankündigt, führt 49,19f. im Blick auf die Kinder aus. Auch die Fragen 49,21 sind eine Problematisierung von 54,1 nun bezüglich der Kinder, und die auf den ersten Blick seltsame Vorstellung, daß Jahwes Rettung der Kinder (49,24-26) die „Geburt" dieser Kinder (V.21acc) ist, wird aus der Vorgabe von "T1?1 in 54,1 zusammen mit der Binnenlogik der Fragenabfolge 49,21 verständlich. Der vorgegebene Aspekt der - für Jahwe (52,7b.8) thronenden Königin Zion (52,2) wird zu einem Huldigungs| geschehen seitens der wie die Exilierten aus Babels Gewalt entronnenen Völker (49,24—26) ausgebaut und wieder mit dem Kinder-Thema verbunden (49,22f.). Ebenso wird der vorgefundene Aspekt der Feindbefreiung Jerusalems (51,22f.; 52,2b; vgl. 52,10a) nun um die Befreiung der Kinder ergänzt (49,24—26a) und die Wahrnehmung der Völkerwelt (52,10) nun speziell damit verbunden (49,26b); folgerichtig ist in 49,22 nicht von dem Babel vernichtenden Arm Jahwes (52,10; vgl. 51,9), sondern von der Völker orientierenden Hand Jahwes die Rede. Man kann sogar fragen, ob die Anlage von 49,14—26 nicht auch 52,7b im Auge hat: die mit Mauern erbaute, wieder besiedelte Stadt (V. 15—20): Dl1?^, die auf dem 21
So MERENDINO, aaO. 326ff.364ff.
54
Beobachtungen
zu Jesaja
49,14—26
[42-43]
Heimzug versorgten Kinder (V. 22f.): 31Ü, die Rettung der Kinder (V. 24— 26): n 5 / u r \ Aus dem vorangehenden, älteren Nahkontext legt sich vor allem Einfluß von Jes *47 - wie schon auf das Imperativ-Gedicht, so auch - auf unseren Text nahe. Von dort stammt ja das Stichwort ^DW (47,8f./49,20f.): Was Babel bevorsteht, wird für Zion gewendet werden. D e m auffallenden impf. cons. "iaxm 49,14 geht in 47,7 eine entsprechende Formulierung für Babel voraus, es scheint sich um eine bewußte Gegenaussage zu handeln: D e r ichbewußten Frau Babel steht Zions Klage bezüglich Jahwe gegenüber; während Babel in ihrem Herzen spricht: Ich und sonst niemand (47,8.10), fragt Zion mit derselben Wendung nach dem Woher verheißenen (49,15-20) Heils (49,21). f"lS7 (49,24) ist vielleicht durch 47,12 veranlaßt. Bemerkenswert ist nicht zuletzt hinsichtlich der Schlußposition in beiden Texten das exponierte A u f t r e t e n von » I P hi. in den Gegenaussagen 47,15 (vgl. V. 13)/49,25fin.26. Schließlich wird auch die in Deuterojesaja singulare Vorstellung 49,22f., daß die Heimführung nicht durch Jahwe selbst, sondern auf Veranlassung Jahwes von Völkern vorgenommen wird und diese der thronenden Königin Zion huldigen, nicht zuletzt aus dem Einfluß von Jes47 erklärlich. Es soll ja an dieser Stelle ein Vorgang angekündigt werden, an dem Zion erkennt, daß Jahwe ihre Schande beseitigt (49,23b). Diese Schande ist hier nicht wie 54,4—8 die, ohne E h e m a n n zu sein, sondern die weltöffentliche (vgl. im Nahkontext 51,23; 52,10, vgl. 49,26b), von Babel geknechtet ohne Kinder zu sein (49,20f.). A u f h e b u n g der Schande fordert in diesem R a h m e n im Gegenbild zu Babel 47,1—3 und in A n k n ü p f u n g an 52,2 die Vorstellung von der thronenden Königin Zion, die weltweite Huldigung empfängt (49,23 aß), und sachlich deren Verbindung mit der Wiederausstattung mit Kindern - die Konsequenz ist V. 22b.23 a a , aktuelle Abwandlung der Vorstellung vom Völkertribut vor thronenden Königsgestalten auf das Heimbringen von Zionskindern, an dem sich zeigt, daß Zion in alledem Babel als n"0*7¡2¡2 (47,5) ablösen wird. - Die Fragen aus V. 21, wo die Kinder waren und wer sie großgezogen hat, hätten sich womöglich auch mit dem Hinweis auf Jahwe allein beantworten lassen. D a ß dafür in Deuterojesaja singulär in 49,22ff. statt dessen Völker ins Spiel k o m m e n , erwächst aus dem Bestreben, die Zion als Königin statt Babel zukommende, weltweite Huldigung mit dem den Text beherrschenden Kinder-Thema zu verbinden: die Kinder werden als weltweite Huldigungsgabe gebracht, als königliche Kinder versorgt durch Könige und ihre Fürstinnen als Kinderpersonal der Königin Zion; der traditionelle H ö h e p u n k t der Huldigung V. 23 aß wird zugunsten des Kinder-Themas gleichsam bereits in den Anweg dazu v e r l ä n g e r t ; entsprechend ist die Erkenntnis Zions aus dem Vorgang thematisch akzentuiert: Sie ist damit in ihrer Kinderlosigkeit nicht zuschanden geworden. - Orientiert sich 49,14—26 mit Sachbezügen im Gegenbild sogar an der Textabfolge von Jes 47? Als Kontrastaussage zu 47,1—6 könnte 48,20f. aufgefaßt sein 2 2 ; anschließend fällt auf:
22
Vgl. z . B . 47,1 ff. Erniedrigung B a b e l s / A u f b r u c h der Exilierten 48,20; 47,1 ff. Ende der
[43—44]
Die Entstehung des Textes
55
47,7—10a par. 49,14-20 (")»K impf, cons., Unheils- / Heilsankündigung, Stichworte VDtf, 813); 47,10b—11 par. 49,21-23 ( ( a ) ^ + "lös, Unheils-/ Heilsankündigung, Stichworte K13, 47,12-15 par. 49,24-26 (Unheils- / Heilsankündigung, Stichworte f"15?, VU?"1). - Ist diese Beobachtung richtig, dann ist schon ihretwegen 48,20f. in die Frage des einflußnehmenden literarischen Nahkontextes von 49,14ff. einzubeziehen, ein Text, der nach unseren Vermutungen bei der Entstehung von 49,14ff. die unmittelbar vorangehenden Aussagen darstellt. Gibt es in 49,14ff. auch zu diesem Text plausible Beziehungen? Auffallend sind einerseits thematische Entsprechungen: Beidemale ist unmittelbar nacheinander von Heimkehr die Rede, von der Weltöffentlichkeit dieses Geschehens, das sich theologisch in verdichtet, und die Versorgung durch Jahwe beim Heimzug (48,21) könnte in 49,23aa weitergeführt sein und auch das Gegenbild göttlichen Gerichtshandelns in 49,26a beeinflußt haben 2 3 ; 49,26b nimmt der Sache nach 48,20f. (Kunde an die Völker aufgrund von Befreiung und Wüstenheimzug der Exilierten) auf (Völkererkenntnis aufgrund von Befreiung zur Heimkehr nach Zion). Auffallend ist andererseits, daß sich das impf. cons. 49,14 direkt an impff. cons. 48,21b anschließt, ohne daß 49,14 noch Inhalt der weltweiten Heimkehrerkunde (48,20b.21) wäre. Vielmehr findet Sprecher- und Szenenwechsel (Abmarsch und Wüstenzug der Exilierten/ Zion als Ankunftsort) statt. Sub specie Dei hat Jahwe beschlußresultativ bereits durch die Wüste geführt, was schon jetzt weltweit auszukünden ist (48,20f.). Daheim aber klagte dann Zion (49,14), worauf ihr Jahwe jetzt versichert, daß er sie nicht vergißt (V. 15bß), insofern er sie auf die Heilsperspektive eines beschlußresultativ bei ihm bereits gegebenen Zustands hinweist, demzufolge die Heimkehrer entsprechend 48,20f. (pf., impf, cons.) bereits zu ihr geeilt und angekommen sind (49,17-18a, pf.) 2 4 , was die 49,18-21 genannten Heilsfolgen bei Zion haben wird (impf.; pf. cons.). Einige Beispiele mögen zeigen, daß es sogar Anlaß zu der Annahme gibt, daß 49,14—26 auch auf Aussagen in Jes *40—46 Bezug nimmt. 49,26b, wo Zions Erkenntnis m n 1 'JX 'S (V. 23 b) nun auf nichtisraelitische Völker ausgedehnt sowie mit ^STttna V. 2 4 - 2 6 a und mit V. 15-20.22f. als Aufhebung der Schande Zions zusammengefaßt wird, bezeichnet die Weltöffentlichkeit für das Wendegeschehen anders als 48,20; 52,10 mit "IW3 Ist damit außer einem Vorverweis auf 52,10b nicht auch ein Rückverweis auf 40,5 angestrebt, den weltweiten Effekt der Heilswende für Zion, bezüglich der 40,1—4 im Sinne der Abfolge 48,20f. (Volk; 40,1); 49,14ff. (Zion; 40,2); vgl. 48,21; 49,22f. mit 40,3f. (Heimkehr|weg), jetzt verstanden wird? Diese Absicht kann auf die Verwendung von in 49,26a Einfluß gehabt haben, um die Babylonier aus Weltherrschaft Babels / weltweite Kundgabe der Befreiung der Exilierten 48,20; 7N3, 47,4/ 48,20; vgl. auch 47,2/48,21. 23 Vgl. auch KS' 48,20/49,17fin.; m a 48,20 mit i n » 49,17. 24 Vgl. oben Anm. 4 und unten Anm. 29. - Ist die Klage Zions so akzentuiert, daß Jahwe zwar mit den Exilierten ist (48,20f.), Zion aber „verlassen" (Gegenrückbezug über 48,20 f. auf 41,17bß) und „vergessen" (Opposition zu H357 41,17ba, vgl. Ps 13,2.4) hat?
56
Beobachtungen
zu Jesaja 49,14—26
[44]
diesem weltweiten Erkenner-Kreis auszuschließen 25 . Jahwes Heilswende wird in V. 25ba mit dem Stichwort 3 , "1/3 , T gefaßt; der Rückbezug auf 41,11 legt sich schon wegen der Sachparallelität (vgl. mit 49,26a.23bß) nahe; zu "13} 49,24f. ist 42,13 zu beachten. Eine entsprechende Übertragung von IsraelAussagen am Anfang von Deuterojesaja auf Zion am Ende der Schrift zeigt sich in der schon öfter beobachteten Beziehung von 49,14 zu 40,27, von 49,15 zu 40,30f., von 49,18 zu 40,26, von 49,23 zu 40,31. Auch die ErkenntnisAussagen 49,23b.26b („du" - „sie" wie 45,3.6) lassen an solche Rückbeziehungen denken, vgl. mit V. 23b 41,20; 43,10; mit V. 26b 45,3.6. Bemerkenswert ist schließlich noch die Beziehung, die 49,18.23.25 zu 45,20a.21-23 aufweist 26 : vgl. N13 + f3p 45,20/49,18; SNZThi. 45,21.22/49,25.26; SHtfni. 45,23/ , 3S , n ... '3 49,18 f.; sachparallel 45,23 b/49,23 b; die Aussagen aus Jes 45 werden jetzt auf die Zionskinder (49,18f.25) und die „Entronnenen der Völker" (vgl. 49,26b nach 26a; D r U, D'OV, D'O1?» 49,22f. ohne Artikel) angewendet, die im Blick auf das Geschehen 49,26a gemeinsam als „Entronnene" verstanden werden können 2 7 . Überblickt man diese Verbindungen, die Jes49,14—26 insbesondere zum literarischen Nahkontext, aber auch zu Jes *40—46 aufweist, so gewinnt man nicht den Eindruck, daß V. 14—20 oder gar V. 22f.24—26 einmal selbständige Einheiten waren, deren Beziehungen zu anderen Texten in Deuterojesaja lediglich daher rühren, daß alle Texte vom selben prophetischen Verfasser stammen. Die Beziehungen zum stilistisch wie sachlich in sich geschlossenen, einheitlichen Imperativ-Gedicht sind eher ergänzende eines jüngeren auf einen früheren Text und erstrecken sich auf 49,14—26 im ganzen; auch die Verbindungen zu Jes *47 oder zu 40,27—31 etwa betreffen 49,14—26 und nicht nur einzelne Abschnitte dieses Textes. Dieser Befund ermutigt dazu, 49,14—26 als redaktionelle Einschreibung in einen vorgegebenen literarischen Zusammenhang anzusehen. Sprechen auch Stellung dieser Einschreibung und die zeitlich gleichsam rückwärts schreitende Abfolge der Heilsvorgänge (V. 15—20 Ankunft und Ansiedlung der Kinder, V. 22f. Heimführung der Kinder und Huldigung der Völker, V. 24—26 Befreiung der Kinder) in 49,14—26 dafür? In dem vorgegebenen literarischen Nahkontext-Zusammenhang ist das Imperativ-Gedicht bis auf 54,1 zwischen 48,20f. und 52,7—10 eingeschaltet, um im Blick auf Babel (Jes 47) und die Jerusalem-Aussagen 52,7—10 die Bereitung Zions als Heilsziel ergänzend näher ins Auge zu fassen 28 . In diesen Rahmen erscheint nun die abermalige Ergänzungseinfügung 49,14—26 durchaus überlegt situiert. Sie schaltet, herausgefordert von den oben ermittelten Problemen, Klage wen25 Hinweis von R . G . KRATZ. Im übrigen steht im Hintergrund von V. 26a eine geläufige Vernichtungsvorstellung, vgl. SCHOORS, aaO. 118; im AT: Num 23,24; Jes9,19; Ez 38,21; Hag 2,22; Sach 9,15; 11,9; 14,13. 26 Zur Literarkritik in 45,20ff. vgl. H . - J . H E R M I S S O N , Deuterojesaja, BK X I / 2 Lfg. 7, 1987, 54 ff. 27 Die Frage von Einflüssen ausThr und Ez auf Jes 49,14—26 sei hier übergangen. 2 8 S. dazu B N 46, 81 f. [s.u. 116f.].
[44-45]
Die Entstehung des Textes
57
dende Weissagungen zum Thema Kinder Zions vor die vorgefundenen Folgeaussagen *51—54, die es mit der Heilswende für Zion selbst zu tun haben, und knüpft damit unmittelbar an das Heimkehr-Thema an, das in 48,20f. direkt vorhergeht und nun in dem | Doppelaspekt Auszug aus Babel (48,20f.) / Ankunft in Zion (49,14ff.) erscheint. In diesem Bestreben, im Anschluß an 48,20f. das Heimkehr-Thema vor der Weissagung des Zion-Heils selbst zu bringen und ein Gegenbild zur Kinderlosigkeit Babels im vorangehenden Text Jes 47 zu erstellen, wird der Grund liegen, warum der für 49,14ff. verantwortliche Ergänzer positionell nicht in nächster Nähe zu 54,1 tätig geworden ist. Durch die Einfügung von 49,14—26 an seiner Stelle erhält der ältere Folgetext neue, sinnvolle Akzente. Die von Zion gesprochene Bitte 51,9—10a ist jetzt die erste Reaktion nach der auf die Kinder bezogenen Klage, der die Heilsaussicht V. 15—26 geworden ist, und sachlich jetzt nicht nur auf Zions Lage (51,17ff.) gerichtet, sondern auf Jahwes Eingreifen zur Rettung dieser Kinder, von der nun unmittelbar zuvor die Rede ist (49,24—26); von der Befreiung der Stadt selbst handelt anschließend 51,17ff. Die Aufforderung „throne" (52,2) erhält über den Bezug auf 52,7ff. hinaus jetzt in der V. 23 angekündigten Völkerhuldigung vorweg ein zusätzliches Motiv, und nicht zuletzt folgen die direkten und indirekten Aufforderungen an Zion überlegt aufeinander - in 49,14—26 sind es solche zu rezeptiver Wahrnehmung im Blick auf die Kinder, in *51—54 sind es solche zu Handlungen Zions im Blick auf sich selbst. Und die rückwärts schreitende Abfolge der Heilsvorgänge in 49,14—26? Auch in dieser Hinsicht wird die Anlage und die chiastisch-inklusive Beantwortung der drei Fragen von V. 21 in V. 22—26 aus der dem Text zugewiesenen Kontextposition verständlich: Daß zunächst von Ankunft und Ansiedlung der Kinder die Rede ist, hängt mit dem Ort des Textes nach 48,20f. zusammen, daß zuletzt von der Befreiung der Kinder gesprochen wird, mit seiner Stellung vor 51,9—10a (V. 17ff.) 29 ; die Mittelposition des Aspekts Heimführung ergibt sich bei rückwärts schreitender Perspektive angesichts der festliegenden Eck-Aspekte von selbst. Ja, man kann sogar in Erwägung ziehen, ob durch die Stellung von 49,14—26 nicht thematische Inklusionen zum Folgenden angestrebt sind: 49,15—21/54,1; 49,22—23/ 52,7-10.2; 49,24-26/51,17-23.9-10a. Dieselbe Erwägung läßt sich auch für das Vorangehende in dieser Deuterojesaja-Schrift anstellen, vgl. im Blick auf 29
Der Gebrauch von pf. und impf, etwa im Blick auf die Heimkehr muß nicht gegen die Einheitlichkeit von 49,14—26 sprechen; er kann vielmehr ein weiteres Indiz für die von vornherein maßgebliche Orientierung des Textstücks an vorgefundenen Kontexten sein. 49,16—18a reden von der Ankunft der Heimkehrer in pf. im Blick auf die vorangehenden Aussagen 48,20b.21, während die Heilsfolgen dessen bei Zion in 4 9 , 1 8 b - 2 1 im impf./pf. cons. entfaltet werden, was wiederum mit dem impf. 49,15bß konvergiert. V. 22 a a 2 - 2 3 . 2 5 a a 2 — 2 6 reden von Heimkehr, Feindvernichtung, Zion- und Völkererkenntnis im impf., pf. cons. im Blick auf die nachfolgende Bitte 5 1 , 9 - 1 0 a . Man muß in diesem Zusammenhang beachten, daß hier wie sonst in Deuterojesaja die Heilsperfecta nicht einfach schon den empirisch realen, sondern einen theologisch höherwertigen, sub specie Dei bereits gegebenen Zustand bei Gott definitiv beschlossener Vorgänge (vgl. 49,22aa 1 .25aa 1 , pf.) ausdrücken.
58
Beobachtungen
zu Jesaja
49,14—26
[45-46]
Sachinklusionen: 40,1-5/52,7-10 + 54,1; 40,* 12ff. (Völker und Feinde) / 51,9-10a.17-23; 52,»1-2 (Feindbefreiung Zions); *40,27-48,20f. (Ermutigung und Heimkehr Jakobs) / 49,14—26 (Ermutigung und Heimkehr der Zionskinder).
IV. Der Text als redaktionelle
Einschreibung
Fazit: Zur Frage, ob 49,14—26 vom Propheten Deuterojesaja, dessen Logien den Grundstock von Jes40—55 bilden, selbst stammt, ob der Prophet sich mit diesen Aussagen selbst ergänzt und sie sogar selbst in eine bereits von ihm geschaffene literarische Größe plaziert hat, läßt sich allein auf Grund un|serer Beobachtungen selbstverständlich nicht Stellung nehmen. Diese Beobachtungen geben jedoch Anhaltspunkte zu bezweifeln, daß sich der Text aus ursprünglich selbständigen Einzellogien zusammensetzt und die gegebenen Beobachtungen erst für eine sekundäre, redaktionelle Ebene gelten. Diese Anhaltspunkte sind: (1) Die Aussagenabfolge 49,14—26 und die Stellung des Textstücks erscheinen von vornherein durch einen vorgegebenen literarischen Kontext bedingt - sowohl auf einen Nahkontext wie auf einen Großkontext in einer Deuterojesaja-Schrift gesehen; (2) den Textteilen von 49,14—26 ist eine durchgängige (!) Orientierung an Texten eigen, die im Nahkontext stehen Imperativ-Gedicht; 52,7-10; 47; 48,20f., die in 49,14-26 durchgängig um das Problem der Zionskinder ergänzt werden (Ausdruck einer speziell stadtzentrierten Prophetie gegenüber dem Israel / Jakob / Land-Aspekt in *40—48?); 49,14—26 erscheint damit auch jünger als diese Texte; (3) 49,22f.24—26 setzen mit literarischem Deuterojesaja-Horizont 49,14—21 voraus; 49,14—20.21(7) könnten an sich älter und erst nachträglich um 49,22ff. ergänzt worden sein; doch sprechen die Befunde zu Punkt (1) und (2) gegen diese Beurteilung und gegen die Annahme, V. 14—20 sei ehedem ein selbständiges Einzellogion gewesen. Es scheint uns demnach des Bedenkens wert, Jes49,14—26 als literarisch einheitlichen Text anzusehen, von vornherein formuliert zur Einschreibung in den literarischen Kontext einer Deuterojesaja-Schrift. Wenn dem so ist, repräsentierte 49,14—26 in dem von uns vermuteten Werden von Jes49—54 eine neue Nuance der Heilsverwirklichung für Jerusalem. Am Anfang des Werdens steht 52,7—10 - Jahwes Rückkehr auf seinen Königssitz Zion im Rahmen der Heimkehr Israels / Jakobs; die mit diesem Logion schließende Deuterojesajaschrift ist unter dessen Einfluß (und ThreniEinfluß?) durch 40,1—5 eingeleitet. Angesichts ausbleibender Wende in Jerusalem wird in einer zweiten Stufe das Imperativ-Gedicht hinzugeschrieben. Auf diesen beiden Stufen sind die Heilsvorgänge in Zion noch ohne aktive Mitwirkung von Menschen gesehen - Jahwe und Zion handeln; diese Perspektive hätte im Grundbestand von Sach 1—6.8 eine Entsprechung. Erst auf einer dritten Stufe tritt in 49,14ff. zum Wirken Jahwes (Zions) auch eine Mitwirkung der von Völkern huldigend gebrachten Kinder Zions bei der Heilsrestitution
[46]
Der Text als redaktionelle
Einschreibung
59
Zions hinzu; eine Entsprechung bestünde zu Haggai, der freilich darüber hinaus noch die Unwilligkeit der Bewohner zur Mitwirkung berücksichtigt. Trifft diese Entsprechung zu Haggai zu, so kommt man für 49,14ff. in eine Zeit, in der die erste Generation von Exilierten nicht mehr am Leben ist (vgl. Hag 2,3 und Komm. z. St.) - eben das Problem, das 49,14ff. bewegt.
4. Zur literarischen Schichtung in Jesaja 51 Dem Bemühen, das Werden des Deuterojesajabuches schon nur im Bereich Jes49—55 aufzuhellen, ist bislang plausibler Erfolg versagt geblieben. Ja, dieser entmutigende Eindruck aus der Forschungsgeschichte gilt in noch höherem Maße für ein einziges Kapitel in dieser Aussagenfolge, für Jes51. Der Grund liegt, wie eine Synchronlesung des Kapitels schnell zeigt, in der eminenten Komplexität, die Bestand und Abfolge seiner Aussagen aufweisen. Um einen literarisch einheitlichen Text handelt es sich schwerlich. Doch wo soll man trennen? Und vor allem: Welcher methodische Zugriff ist dabei zwingend? Gegenwärtig kann man wählen zwischen Kapitulation vor den Entstehungsproblemen oder einer Wirrnis divergierender Lösungsvorschläge.
I. Zum Stand der
Diskussion
Der neue Kommentar von J . D . W . W A T T S etwa ist auf den Endtext von Jes 1—66 als dramatischer Vision Jesajas gerichtet; Jes 51 kommt innerhalb von Akt IX zu stehen, verteilt auf die beiden Szenen 50,4-51,8 und 51,9-52,2. Für W . A. M. B E U K E N steht der Text in einem von 51,1-52,12 gebildeten Teil und gliedert sich in die Abschnitte V. 1—8.9—16.17—23. Auf die Klärung der Probleme, die der Zusammenbestand höchst eigenartiger Formulierungen in diesem Kapitel aufwirft, muß man bei solcher Selbstbeschränkung verzichten 1 . Unter den Forschungsrichtungen, die angesichts des Befundes diachrone Überlegungen für geboten halten, gelangt die Fragestellung „rhetorical criticism" zu größeren (literarischen) Einheiten in Jes 5 1 . J.L. M C K E N Z I E etwa nimmt 5 1 , 1 — 5 2 , 1 2 zu einem „poem" zusammen, für R.J. C L I F F O R D ergeben sich zwei Reden 5 0 , 1 — 5 1 , 8 und, durch Sitz-im-Leben-Aspekte unterstützt, 5 1 , 9 — 5 2 , 1 2 . F. H O L M G R E N genügen Beobachtungen zur Sprachstruktur, um 5 1 , 1 — 1 1 als literarische Einheit anzusehen, während J . K . K U N T Z auf diesem Wege V. 1 — 16 ausgrenzt 2 . Die Beispiele zeigen, wie bunt das Bild derzeit ist und wie unzureichend das methodische Mittel, mit dieser Fragestellung dia1
J . D . W . WATTS, Isaiah 3 4 - 6 6 , Waco 1987, 193ff.; W . A . M . BEUREN, Jesaja deel IIB, Nijkerk 1983,107ff.; vgl. auchH.C. SPYKERBOER, The Structure and Composition of DeuteroIsaiah, Diss. Groningen 1976, 166ff. 2 J.L. M C K E N Z I E , Second Isaiah, AncB 20, Garden City 1968,118ff.; R. J . CLIFFORD, Fair Spoken and Persuading, New York 1984,156ff.; F. HOLMGREN, Chiastic Structure in Isaiah LI 1 - 1 1 , VT 19, 1969, 196-201; J.R. KUNTZ, The contribution of Rhetorical Criticism to
[74-75]
Zum Stand der
Diskussion
61
chron plausible Lösungen zu erreichen. Die rhetorischen Untersuchungen machen verbin|dende Kennzeichen sichtbar, die in der exegetischen Argumentation eine wichtige, partielle Rolle spielen; im Falle von Jes51 gehen die vorgelegten aber allzu sorglos über die Schwierigkeiten des Textes hinweg und vermögen die sachlichen Unterschiede innerhalb von Jes51 nicht zu erklären. Vielmehr ist in Rechnung zu stellen, daß sich etwa Zufügungen zu älteren Vorgaben durchaus an den Stil der Vorgabe anschließen und mit dieser eine stilistische Einheit anstreben können; der Schluß von der stilistischen auf die literarische Einheitlichkeit ist deshalb keineswegs selbstverständlich. - Eine Forschungsphase früher wird ein form- / überlieferungsgeschichtlicher Ansatz zur Lösung präsentiert. Jes51 zerfällt dann in verschiedene kleine Einheiten und Zusätze; die Schwierigkeiten des vorliegenden Textes entstehen demzufolge erst bei der Zusammenstellung und werden dabei nicht bemerkt oder im Dienste der höheren Einheit einer Sammlung in Kauf genommen. Wie unzureichend dieser Ansatz im Blick auf die konkreten Probleme von Jes51 ist, zeigt der Tatbestand, daß von GRESSMANN an ein halbes Jahrhundert formgeschichtlicher Deuterojesaja-Forschung für dieses Kapitel zu keinerlei Übereinstimmung hat finden können 3 . Die Gründe für dieses Scheitern liegen auf der Hand: Mangels eindeutiger Gattungskonturen wird hier die Aufteilung in kleine Einheiten fragwürdig, sachliche Beziehungen innerhalb des Kapitels und zu seinem Nahkontext und erst recht stilistische Beziehungen in Jes51 lassen an der vermeintlich ursprünglichen Selbständigkeit solcher kleinen Einheiten zweifeln. Es ehrt die Untersuchung von M E L U G I N 4 , daß sie dieser Lage nicht ausgewichen ist, sondern sie klarsichtig erhoben hat - freilich ohne sie lösen zu können. - Geht man noch eine Forschungsphase weiter zurück, zu D U H M und MARTI etwa, so ändert sich das Bild von heute aus gesehen nur wenig: An der Stelle von Gattungseinheiten stehen noch poetische Einheiten, in die Jes 51 aufgelöst wird, und die Bereitschaft zur Vornahme von Textänderungen und Annahme von Textzusätzen ist größer; ob die angenommenen Einheiten für sich bestehen können, wie und warum sie zum vorliegenden Text von Jes 51 zusammengetreten sind, bleibt auch hier offen. Man steht vor einem Dilemma. Holistische Exegesen von Jes 51 wie bei WATTS oder in Anknüpfung an diachron-formgeschichtliche Perspektiven wie bei MELUGIN, SPYKERBOER oder BEUKEN haben Mühe, mit dem extrem komplexen Text Jes 51 fertigzuwerden. Diachronen Lösungsmodellen wie den poetischen, formgeschichtlichen oder rhetorischen hingegen scheint es nicht zu Understanding Isaiah 5 1 : 1 - 1 6 , in: D . A . CLINES (Hrg.), Art and Meaning, JSOT.S 19, Sheffield 1982,140-171. 3 Vgl. die Referate bei K. ELLIGER, Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja, B W A N T 63, 1933, 200.204ff.; A . SCHOORS, I am God Your Saviour, VT.S 24, Leiden 1973, 122ff. 155ff.; R . F . MELUGIN, The Formation of Isaiah 4 0 - 5 5 , B Z A W 141, 1976, 156ff.l59; J.M. VINCENT, Studien zur literarischen Eigenart und zur geistigen Heimat von Jesaja, Kap. 4 0 - 5 5 , B E T 5 , 1 9 7 7 , 1 0 8 f f . ; BEUREN, aaO. 107.121 ff.; WATTS, aaO. 198. 4 AaO. 156ff.,besonders 159.163f.
62
Zur literarischen Schichtung
in Jesaja 51
[75-76]
gelingen, Jes51 in ursprünglich selbständige Bausteine aufzulösen, nicht zu reden von der zeitlichen und sachlichen Klärung des Bauplans, nach dem diese Bausteine zum Ganzen dieses Kapitels zusammengefügt worden sein sollen. Jes51 - ein Rätsel; ob dieser Eindruck nicht auch damit zusammenhängt, daß man diesen Text so einseitig als literarisch separiertes Präparat für sich betrachtet, analysiert und verstehen will? In dem Bemühen, Licht in das rätselhafte Kapitel Jes51 mit seinen Schwierigkeiten zu bringen, ist die Frage, wieweit man mit einem redaktionsge\schichtlichen Ansatz kommt, wenig gestellt worden - kein Wunder, gibt es doch zur Entstehung des Jesajabuches und insbesondere von Jes40—55 zwar einige, untereinander ganz differierende Versuche, aber noch kein verläßliches, breiter akzeptiertes Bild. Es gibt also noch nicht den größeren Rahmen einer literarischen Entstehungsgeschichte des Prophetenbuches, auf den man Jes 51 mit seinen Schwierigkeiten projizieren könnte; man kann sich nur von Textindizien aus vorsichtig in dieses unsichere Gelände hinaustasten. Daß dieser Versuch gemacht wird, kann schwerlich beargwöhnt werden. Es ist ja nicht von vornherein auszuschließen, daß Jes 51 Textbestandteile enthält, die über die formgeschichtliche Frage nach selbständigen kleinen Einheiten deshalb nicht erreicht werden, weil sie von Anfang an aus einem und für einen größeren literarischen Rahmen formuliert wurden und somit immer literarisch bezogene und niemals selbständige Aussagen waren. Der allbekannte Sachverhalt, daß 51,4f. auf 42,1—4 und 51,6.8 auf 50,9 zurückgreifen und 51,12a anscheinend 51,9b.10a aufnimmt, könnte ein erstes Indiz sein. Neben den wenig Eindeutigkeit erreichenden Versuchen wie jüngst wieder bei M. A. SWEENEY 5 , Jes 51 sinnhaft in den Ablauf des vorliegenden Deuterojesajacorpus einzuordnen, gibt es vereinzelt Vorschläge, Jes 51 mit literarischen Entstehungsvorgängen des Buches in Verbindung zu bringen und dementsprechend in diesem Kapitel auch redaktionelle Textanteile in Betracht zu ziehen. Dafür zwei Beispiele, beide mit dem literarischen Horizont Jes40—55. K. ELLIGER hat 1933 in Jes51 die Verse 4f.10b.12—14 als solche Textanteile bestimmt und sie seinem tritojesajanischen Sammler und Redaktor Deuterojesajas zugewiesen, während 51,1—3.6—8 und die Komposition 51,9— 10a. 17—23; 52,1—2 als zwei ältere Einheiten zu stehen kommen 6 . Jüngst hat H.-J. HERMISSON eine interessante Arbeitshypothese zur Entstehung von Jes 40—55 vorgetragen 7 , die ebenfalls mit redaktionellen Anteilen in Jes 51 rechnet. Sein vermutungsweise gezeichnetes Bild ist für Jes 51 das folgende: In eine der ältesten Sammlungen gehören, angeschlossen an 49,14—21.22—23 und 50,1-2(7) und gefolgt von 52,1-2 die Aussagen 51,9-10 + *17-23. In die anschließende Entstehungsphase der Kombination der ältesten Sammlungen 5 M. A . SWEENEY, Isaiah 1 - 4 and the Post-Exilic Understanding of the Isaianic Tradition, BZAW171,1988,84. 6 A a O . 261 ff., vgl. 307. 7 H.-J. H E R M I S S O N , Einheit und Komplexität Deuterojesajas, in: J. VERMEYLEN (Hrg.), The Book of Isaiah, B E T h L 81, Leuven 1989, 2 8 7 - 3 1 2 , dort 294ff.300f.309ff.
[76-77]
Die literarische Schichtung in Jes 51,17—23
63
mit den Gottesknechtsliedern gehört vielleicht die Zufügung des refrainartigen Stücks 5 1 , 3 + 11, entsprechend 4 9 , 1 3 . Mit dieser Phase identisch oder auf sie folgend ist eine Jes 4 0 — 5 5 im ganzen durchziehende, redaktionelle Schicht, die HERMISSON Karob- oder Naherwartungsschicht nennt; ihr weist er in Jes 5 1 die Verse 1 — 2 + * 4 — 8 . 1 2 — 1 4 ( 1 5 — 1 6 ) zu. Jes 5 1 ist demnach ein auf einem Grundbestand redaktionell weiterwachsender Text, der literarische Rahmen dieses Wachstums wie bei ELLI|GER das Deuterojesajabuch. - In letzter Zeit ist freilich auch die Vermutung geäußert worden 8 , daß der literarische Entstehungsrahmen von Jes 51 noch weiter gezogen werden könnte, wenn Jes 51 redaktionelle Textanteile bietet, die mit der Entstehungsgeschichte des Großjesajabuches zusammenhängen, weil sie in den Bereich Protojesaja zurück- und in den Bereich Tritojesaja vorweisen; als Indizien kommen heuristisch vor allem die Gerichtsaussagen bezüglich Himmel, Erde, Menschheit in 5 1 , 6 — 8 mit ihren Beziehungen zu entsprechenden Aussagen in Proto- und Tritojesaja, die Identität von 51,11 mit 35,10 und die Nähe von 51,16 zu 59,21 in Betracht. Wir nehmen im folgenden diese redaktionsgeschichtliche Spur auf und spitzen das Problem der literarischen Schichtung von Jes 51 zu der Frage zu, ob sich in diesem Kapitel jüngere, von vornherein redaktionelle Textanteile wahrscheinlich machen lassen. Der verfügbare Raum nötigt zu einer Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes. Als nicht sicher redaktionelles Textgut, das hier als solches vorausgesetzt wird, betrachten wir mit der bisherigen Forschung jedenfalls 51,9—10a + 17.19—23; ob als ursprüngliche Fortsetzung dessen 52,1—2 sowie 54,1 ff. in Betracht kommen, soll andernorts erörtert werden. Weiter setzen wir hier voraus, daß sich uns in einer separaten Untersuchung Anhaltspunkte ergeben haben 9 , V. *4f. und V. l - 3 . * 5 . 6 - 8 . 1 0 b - l l als redaktionelle Textanteile anzusehen, die freilich nicht derselben literarischen Größe und nicht derselben Zeit zugehören. Unsere Untersuchung hier hat sich demnach auf allfällige Zufügungen in V. 17—23 und insbesondere auf V. 12—16 zu konzentrieren.
II. Die literarische Schichtung in Jes 51,17—23 Zunächst V. 17—23. K . KIESOW hat zögernd versucht, diesen Abschnitt auf einen erheblich kürzeren Grundtext V. 17.19 zu reduzieren 10 . Man sollte diesem Versuch nicht folgen; in erster Linie nicht wegen der wohldisponierten 8 O . H . STECK, Bereitete Heimkehr, SBS 121, 1985, 65 Anm. 53; vgl. 71.80; DERS., Lumen gentium. Festschrift Joseph Kardinal Ratzinger, 1987, 1279-1294, dort 1280 Anm. 3 [ = DERS., Studien zu Tritojesaja, B Z A W 203, 1991, 8 0 - 9 6 , dort 81]; DERS., Tritojesaja im Jesajabuch, in: The Book of Isaiah (s. Anm. 7), 3 6 1 - 4 0 6 , dort 379 Anm. 41; 383 Anm. 56 [ = Studien, 19.23]. 9 O . H . STECK, ZionsTröstung. Beobachtungen und Fragen zu Jesaja 5 1 , 1 - 1 1 . Festschrift R. Rendtorff, 1990, 2 5 7 - 2 7 0 [s.u. 7 3 - 9 1 ] , 10 K. KIESOW, Exodustexte im Jesajabuch, O B O 24, Fribourg-Göttingen 1979, 96f.
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Zur literarischen Schichtung in Jesaja 51
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Anlage des vorliegenden Textes - diese könnte auch sekundär zustandegekommen sein - , wohl aber wegen der durchgängigen Bezugnahmen auf Jes 47 11 , die sich auch auf V. 21—23 erstrecken und angesichts von VlStP (47,8.9) auch für Jerusalem eine ausdrückliche Aussage über ihre Kinder wie V. 20 for|dern 1 2 . V. 18 spricht ebenfalls von diesen Kindern, aber anders als V. 20 stilwidrig gegenüber dem gesamten Abschnitt nicht in Anrede an Jerusalem. V. 18 muß eine jüngere Zufügung sein 13 , deren redaktioneller Charakter deshalb naheliegt, weil sie anscheinend den Abschnitt mit Aussagen des literarischen Nahkontextes verzahnen will. V. 18 steht ja ausweislich der Formulierung ("r1?'', in Beziehung zu 49,21 (und möglicherweise auch zu der analog verstandenen Aussage 5 0 , 2 A A ) , wie auch K I E S O W gesehen hat, und trägt im sachentsprechenden Kontext 51,17—23 - nämlich zum katastrophalen Verlust der Kinder Jerusalems (V. 19f.) - im Berichtstil Hintergrund und Voraussetzung für die erstaunte Frage 49,21 nach, die Zion bei der Heilswende sprechen wird. V. 18 gehört demnach in eine Phase des Werdens von Jes 40—55, in der 49,14ff. und 51,17ff. verbunden werden oder verbunden sind. Zu der ebenfalls von Zion in 3. p. redenden Aussage 51,3 besteht allerdings keine Beziehung; anders als hier ist dort Zion bewußt (vgl. 51,2) nicht als Mutter von Kindern, sondern als Ort des Heils gesehen. Redaktioneller Verzahnung von 51,17—23 und Jes49,14ff. könnte auch die plötzlich Q57 als Horizont in den Jerusalem-Abschnitt einführende Zufügung V. 22aa 2 („[und dein Gott,] der die Rechtssache seines Volkes führt") im Hinblick auf 49,25ba (vgl. auch 50,8) dienen wollen; die literarische Ebene ist freilich angesichts von 1BS7 schwierig zu bestimmen; als Bezugsstellen kommen neben V. 6 als Zufügung in Jes 47 Aussagen in Frage, die Jahwes Volk und Zion wie in 51,22aa parallelisieren, also im Nahkontext 51,16bß, aber auch 51,(3.)4; 52,(l-2.)4.6; 52,9; 49,(14.)13 und 40,1.
III. Die literarische Schichtung in Jes 51,12—16 Wie stellen sich V. 12—16 einer redaktionsgeschichtlichen Befragung dar? Der Abschnitt gibt im vorliegenden Ablauf die - nicht eingeführte - göttliche Antwort auf den Weckruf 51,9—10a - eine sprachlich ausdrückliche Verbindung zu der Heimkehrthematik V. 10b—11 fehlt! - ; die Anknüpfung gibt sich 11 Vgl. dazu besonders SPYKERBOER, aaO. 172f. Vgl. im einzelnen: 51,17a/47,l?; 51,19/ 47,9; 51,21/47,8; 51,22/47,1.5; 51,23/47,21 aß. 12 Zur Klagesprache von Thr hat 5 1 , 1 7 - 2 3 mehrfach Beziehungen, vgl. z . B . V. 19b mit Thr 2,11.13; 4,9; V. 19fin. mit Thr 1,2.16.17.21; V . 2 3 a a mit Thr 1,5.14; angesichts dessen muß man zurückhaltend sein, in V. 20 einen Zusatz unter Einfluß von Thr 2,19.21; 4,1 anzunehmen. 13 Anders z . B . R . N . W H Y B R A Y , Isaiah 40—66, London 1975, 163 sowie SCHOORS, aaO. 129f. und BEUREN, aaO. 144 unter Verweis auf P. JOÜON, Grammaire de l'hébreu biblique, Paris 1923 (Nachdruck Graz 1965), § 158n; aber in V. 17.23 ist 2. p. im UTS-Satz durchgehalten.
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Die literarische Schichtung in Jesaja 51,12—16
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auch stilistisch zu erkennen 14 . Gleichwohl muß man zweifeln, ob dieser Zusammenhang der ursprüngliche ist. Auf der einen Seite spricht viel für | die bereits erwähnte, in der Forschung vielfach vertretene These, daß der Weckruf aus stilistischen, sprachlichen und sachlichen Gründen ursprünglich durch 51,17ff. (und 52,lf.; 52,7—12?) fortgesetzt und beantwortet wurde. Auf der anderen Seite ist V. 12—16 schon sprachlich ein derart komplexes Gebilde, daß man gegenüber der so stilreinen Formulierung von V. 9 f. an eine sekundäre Zufügung 15 denken muß: Ohne jede Einführung wechseln hier bezüglich der Angeredeten 2. p. pl. masc. (V. 12a), 2. sg. fem. (V. 12b), 2. sg. masc. (V. 13 — 16) und bezüglich des Redenden Jahwe in 1. p. (V. 12a), Jahwe in 3. p. (V. 13—14), Jahwe in 1. p. (V. 15 a), Jahwe in 3. p. (V. 15 b), Jahwe in 1. p. (V. 16) - eine Wirrnis, der abgesehen von fragwürdigen textkritischen Manipulationen, die bis in die Antike zurückreichen, nur dann Sinn abzugewinnen ist, wenn man zwei Möglichkeiten in Betracht zieht. Entweder besteht der Text aus Einzelsprüchen und Fragmenten; ein einleuchtendes Ergebnis läßt sich hier freilich nicht erzielen und die vorliegende Zusammenstellung bliebe höchst merkwürdig. Oder der Text ist eine redaktionelle Eigenformulierung, die ihre Stimmigkeit durch Bezugnahmen im Rahmen eines größeren literarischen Ganzen gewinnt. In dieser Richtung die Lösung für 51,12—16 zu suchen, hat, wie wir sahen, jüngst H E R M I S S O N vorgeschlagen; er weist in eindrucksvollen Einsichten Bezugstellen im Kontext auf, bestimmt die Absicht dieser redaktionellen Konstruktion und Kombination im Bestreben, in dieser Gottesantwort Ergänzungen gegenüber dem Kontext zu formulieren, und ordnet den Text probeweise seiner Naherwartungsschicht zu 16 . Wir wollen im Folgenden versuchen, auf diesem Wege noch etwas weiter zu kommen, soweit sich von einem Einzeltext aus Erwägungen anstellen lassen; eine verläßliche Selektion unter verschiedenen Möglichkeiten der Bezugnahme und eine gesicherte literarische Einordnung des Textes setzte natürlich viel weiter ausgreifende redaktionsgeschichtliche Einsichten zu Deuterojesaja und zum Jesajabuch voraus. Am wichtigsten ist, ob sich die Kontextbezugnahmen in V. 12—16 näher klären oder präzisieren lassen. Wir verzichten dabei auf eine Einzelerörterung allfälliger Bezüge zu 51,1-8 und 54,11-17 und gehen auf das Verhältnis zu diesen beiden Texten später im Zusammenhang ein. V. 12a hat eine auffal14
V. 12a nimmt mit 81H 'DJS OJH das zweimalige X T m N in V. 9b.10a auf; vgl. TH. SEIDL, Jahwe der Krieger - Jahwe der Tröster, B N 21, 1983, 116-134, dort 121. ScHOORS,aaO. 126; KUNTZ, aaO. 162 vergleichen mit dem doppelten 'IIS V. 9; V. 12b—13 entsprächen dann den Fragen V . 9 b - 1 0 a . 15
V g l . s c h o n B . D U H M z . S t . , f e r n e r z . S t . ELLIGER, a a O . 2 1 1 ; KIESOW, a a O . 9 5 .
Zur
Textkritik in V. 12f. vgl. SCHOORS, aaO. 124f. Auch einzelnes spricht gegen die ursprüngliche Verbindung von V. 1 3 - 1 6 mit dem Voraufgehenden: Der Horizont von Jahwes Wirken in V. 9 - 1 0 a ist Meer und Erde, V. 13 hingegen spricht von Jahwe als Schöpfer Israels, Himmels und der Erde; V. 13 spricht vom Grimm des Bedrängers, V. 17.20.22 vom Grimm Jahwes (KIESOW, a a O . 9 5 ) . 16
AaO. 2 9 4 - 2 9 6 mit A n m . 2 8 ; 300f. mit Anm. 53 sowie die redaktionsgeschichtlichen Überlegungen 309—312.
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Zur literarischen Schichtung in Jesaja 51
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lende, längst bemerkte Formulierungsentsprechung zu 43,25a 1 7 , dort ist von Jahwes Sündenvergebung die Rede, das führt im Nahkontext als weiteren Bezugspunkt für V. 12a auf 50,1b. Führt dieser Blick auf 43,25 und 50,1 zur Formulierung von V. 12, dann werden mehrere Eigentümlichkeiten von 51,13ff. verständlicher: | (1) Im Nahkontext 50,1b steht die Sündenaussage in der 2. p. pl. masc.; entsprechend ist 51,12a formuliert. Der Redaktor stellt in der Gottesantwort im Blick auf 50,1 mit Hilfe von 43,25 zuerst die Vergebung sicher. (2) „Trösten" ist hier als Aufhebung des Schuldstatus verstanden; das trennt V. 12 a von V. 3 (Zions Tröstung als Wiederaufbau und paradiesische Ausstattung der Stadt); 54,11, aber auch 49,13; 52,9; 51,19, und verbindet die Aussage mit 40,1—2; man beachte, daß auch V. 12bß kaum von 40,6—8 zu trennen ist, wenn auch in auffallend weisheitlichem Sinne der Sterblichkeit des Menschen verstanden (vgl. Hi 14,2; Ps 90,3—6; 103,14—16 u.ö.); im Folgenden (V. 13f.) ist diese Tröstung auf Befreiung von Feindbedrängnis (vgl. auch 50,2a) hin entfaltet, so daß man fragen kann, ob der Redaktor bei V. 12a nicht dann doch auch 51,19 und 52,9f. im Auge hat. (3) An der Bezugstelle des Nahkontextes, 50,1, aber auch in 40,1 f. ist die Thematik Sündenvergebung mit Aussagen über Jerusalem verbunden; dies macht erklärlich, warum auf V. 12a in V. 12b eine Anrede in 2. p. sg. fem. an Jerusalem folgt. Worauf bezieht sich der Redaktor mit dieser kritisch-erstaunten Frage 1 8 an die Stadt, die sich gefürchtet hat 1 9 ? Hier müssen noch andere Perspektiven im Spiel sein; da ein Bezug auf 50,1 oder gar 50,4—9 in diesem Sinne ganz zweifelhaft ist, kommt am ehesten in Frage, daß der Redaktor die Zionsklage 49,14 auf dem literarischen Hintergrund der Heilszusagen von Jes 40—49 so verstanden hat und möglicherweise zugleich die Voraussetzung für 54,4 hier in dieser Gottesantwort direkt nach dem Weckruf V. 9f. für den nachfolgenden literarischen Zusammenhang schaffen will. (4) Die an die Zionfurcht V. 12b durch w-imperfecta angeschlossenen Aussagen V. 13ff. haben als Anrede in 2. p. sg. masc. im Nahkontext keinen direkten Anhalt; 51,4f. als ein möglicherweise älteres, an das Volk gerichtetes Verbindungsstück und erst recht 50,10 liegen weder aus stilistischen noch aus sachlichen Gründen nahe; eine Bezugnahme auf die ebenfalls singularische Aussage 50,2 aa ist denkbar, bleibt aber für sich gesehen unsicher. Dasselbe gilt für die Frage, ob die Zufügung 51,22aa 2 der Auslöser war. Vielmehr wird der abrupte Wechsel in die 2. p. sg. masc. damit zusammenhängen, daß der Re|daktor seinen Bezugstext 43,22ff. in entsprechender Formulierung vorfand, wobei er vielleicht sogar eine gegenläufige Beziehung 50,2aa/ 43,22a gesehen hat. Der Vorwurf an Jakob / Israel, Jahwe vergessen zu haben (51,13), berücksichtigt offenbar den Nahkontext und appliziert dem Volk ein Zion entsprechendes Verhalten (49,14). Der Sache nach ist dieses Vergessen des Schöpfers kein Widerspruch zu der Bitte V. 9f. im Vorausgehenden, son17
V g l . ELLIGER, a a O . 2 0 7 .
Vgl. 1 Sam 26,14; Sach 4,7; Hi 13,19. 19 Die w-imperfecta V. 12b.13 dürfen nicht einfach präsentisch übersetzt werden! Vgl. W. GROSS, Verbform + Funktion, 1976, 64ff.; SEIDL, aaO. 123f.
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Die literarische Schichtung in Jesaja 51,12—16
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dern inhaltlich darauf bezogen, daß Israel vor dem Bedränger gebebt hat; beeinflußt in dieser Hinsicht auch 43,11 die Formulierung 51,12a? A u ß e r d e m wer spricht V. 9—10a im Sinne dieser Redaktion? Wenn 49,14—26 bereits voransteht - ist es Zion, die unschuldige Mutter (50,1), die in Gewißheit der empfangenen Heilszusicherungen (49,15ff.) nun die Bitte 51,9—10a vorbringt. (5) D a ß V. 13 auf 43,22ff. blickt, wird unterstützt durch die Beobachtung, daß sich in V. 13ff. auch Beziehungen zu J e s 4 4 , l f f . finden, vgl. pttW 44,2/51,13 und im Vorblick 54,5 (vgl. auch die Entsprechungen T X n 44,4/51,12), i n s 44,8/ 51,13 (das Verb in Jes 40—55 nur an diesen beiden Stellen); bildet der Redaktor 51,12ff. als Weiterführung zu 5 0 , l f f . , wie 4 4 , l f f . in seiner Schrift 43,22ff. weiterführt 2 0 ? (6) Spielt der Blick auf 50,1 ff. für den Redaktor bei der Gestaltung von V. 12ff. eine wichtige Rolle, kann man fragen, ob nicht sogar die Position und Aussagenabfolge von V. 12 ff. im literarischen Ablauf mit einer inklusiven Betrachtung der Aussageglieder von 5 0 , l f f . zu tun hat: vgl. 5 0 , l a a mit 51,17ff. (bis 54,8?); 5 0 , l a ß mit 51,13b.14 (Verkauf, Befreiung), 5 0 , I b a mit 51,13aba (Verkauf wegen Sünden / vergessen, beben, vgl. unter (4): Einfluß von 43,22ff. auf V. 13); 5 0 , l b ß mit 51,12b (Jerusalem); S O ^ a a 1 mit 51,12 a (Zuwendung Jahwes) und schließlich 50,2—3 mit 51,9—10 a (derselbe Traditionshintergrund). Auch V. 15 läßt sich im R a h m e n dieses Gestaltungswillens verstehen und m u ß keine jüngere Ergänzung sein 2 1 . D e r Redaktor zeigt eine Rückinklusion zu seiner Eigenbil|dung an C03N V. 15 / V . 12) und schließt mit einem Zitat aus Jer 31,35, das in seinem Kontext ebenfalls von den Sünden Israels handelt (31,37b, vgl. Jes50,1; 43,22ff.) und in seiner Auswahl (31,35b = Jes 51,15 aßb) eine 51,9b.10a verwandte Jahweprädikation 2 2 aufgreift. - Die konkreten Formulierungen in V. 13 — 14 lassen sich wie in V. 12 b nur zum Teil aus redaktionellen Bezugnahmen erklären: Die Schöpferepitheta werden mit dem Blick auf 40,21 f. zusammenhängen, wo sie ebenfalls im Kontext göttlicher Macht über Menschenmacht auftreten (vgl. als Brücke auch 44,7aß(?)b.8aß/ 41,21), nriDV. 14 mit 52,2, um dem Volk ergänzend eine entsprechende Befreiungsaussage zur Seite zu stellen, und HOn mag durch 51,17ff. veranlaßt sein und 20 Vgl. dazu E L L I G E R , aaO. 132; D E R S . , Deuterojesaja, 1.Teilband Jesaja 4 0 , 1 - 4 5 , 7 , BK XI/1,1978, 364ff.; M E L U G I N , aaO. 115ff. 21 Seit D U H M wird V. 15f. nicht selten als Zusatz abgetrennt, vgl. z . B . ELLIGER (1933), 209f. und das Forschungsreferat bei SCHOORS, aaO. 127; B E U R E N , aaO. 135f.; S E I D L , aaO. 118; vgl. auch CHR. LEVIN, Die Verheißung des neuen Bundes, F R L A N T 137, 1985, 243f. Anm. 170; KUNTZ, aaO. 151 will V. 15f. wenigstens stilistisch absondern. Das Problem stellt sich unterschiedlich dar, je nachdem ob man nach Deuterojesaja- und Tritojesaja-Spuren sucht und Zitate beargwöhnen muß oder ob man einen Redaktionstext in Betracht zieht. 22 Vgl. Ps 74,13; Hi 26,12, ferner Ps 65,8; 89,10 und dazu CAROLA K L O O S , Yhwh's Combat with the Sea, Amsterdam-Leiden 1986, 77; W. H E R R M A N N , Das Aufleben des Mythos unter den Judäern während des babylonischen Zeitalters, B N 40,1987, 9 7 - 1 2 9 , dort 112. ELLIGERS Argument „Man versteht nicht, warum Jahwe sich gerade als den Erreger des Meeres einführt" (aaO. 210) entbehrt zu seiner Zeit der traditionsgeschichtlichen Einsicht, die den Zusammenhang mit 51,9f. erkennt, und der redaktionsgeschichtlichen Perspektive, die die damit gegebene Rücklenkung der Zufügung V. 12—15 auf deren Ansatztext, V. 9f. (vgl.
KIESOW, a a O . 95) w a h r n i m m t .
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Zur literarischen Schichtung in Jesaja 51
[82—83]
V. 14bß auf 55,2 vorblicken; ob rpniprf? PID V. 13 aus einer Bezugnahme auf 54,14.16 stammt, hängt an der Frage, ob 51,12ff. den Text 54,11 ff. bereits kennt und benutzt. Die Ausdrücke pIS, pD pol., nnt? (vgl. aber 52,14), H57S, nntP (Grab) und im vorliegenden Gebrauch "IHO (vgl. aber 49,17) haben in Jes 40—55 kein Gegenstück, aber auch in Proto- und Tritojesaja keinen Beleg, der sich als Bezugsstelle für 51,13f. anböte. Unsere Erwägungen führen somit im wesentlichen zu einer Bestätigung der von HERMISSON vorgetragenen Sicht. Jedenfalls V. 12—15 sind insgesamt eine redaktionelle Eigenbildung, die für einen bestehenden literarischen Kontext entstanden und weitgehend im Blick auf dessen Aussagen formuliert ist. Sie gleicht Zion- und Volkaussagen aneinander an, was zu den in Deuterojesaja singulären Aussagen einer Ihr-Tröstung und einer Feststellung, daß sich Jerusalem gefürchtet hat, führt, und bereitet Aussagen aus dem Folgekontext vor. Ihr Anlaß ist ein zweifacher: ein literarischer, der an der expliziten Integration von 50,1—3 in den Aussagezusammenhang interessiert ist, und ein zeitgeschichtlicher, der die furchtsame Reaktion Zions (V. 12 b) und des Volkes (V. 13 a) auf erlebte Feindbedrängnis als Auswirkung der Sünde des Volkes (50,1) versteht. Auf der aktuellen Aufhebung dieser Feindbedrängnis, die sich jetzt eilends wenden wird (V. 13b—15), liegt das Schwergewicht der Aussage, in den Rahmen entsprechender Aussagen des unmittelbaren Nahkontex|tes (51,9f.l7—23; 52,1—2, vgl. 49,24—26) wird diese Redaktionsformulierung plaziert. Hat man zeitlich an die frühe Perserzeit zu denken, in der die befreiende Aufhebung der babylonischen Bedrückung unmittelbar erwartet werden kann? Was läßt sich von den gewonnenen Beobachtungen aus zur literarischen Einordnung dieser Redaktionsformulierung erwägen? Das literarische Corpus, in das sie eingeschrieben wird, scheint ein Deuterojesajabuch jedenfalls in der Erstreckung von Jes *40,1—50,3 und *51,17—55 zu sein; im Nahkontext gehen sicher 49,14ff.; 50,1-3; 51,9-10a, jedoch überhaupt nicht erkennbar 50,4ff., voraus; in den Folgekontext laufen Beziehungen zu 51,17—52,2; 54,4ff. sowie zu Aussagen vom Aufbruch der befreiten Heimkehrer (s. unten). In den Bereich Tritojesaja laufen keine ursprünglichen literarischen Beziehungen; die tragende Jahwequalifikation V. 13aa tritt niemals dort auf (vgl. dagegen 65,17; 66,22). In den Bereich Protojesaja müßten Beziehungen auf 17,10; 29,7 gestützt werden - zweifellos eine unzureichende Basis; die Trost-Aussage 12,1 hat eher umgekehrt auch 51,12 im Blick. Zu 54,11 —17a hat 51,12—15 zweifellos Beziehungen 23 , die Frage ist nur, in welcher Richtung sie laufen. Beim Vergleich von 54,14b—17a mit 51,13—14 fällt auf: In der Zufügung zu 54,1 ff. dort ist von möglicher, vereinzelter Feindbedrängnis die Rede, hier von faktischer, dort wird grundsätzlich formuliert, hier konkret, dort hat Jahwe auch Feindwaffe und Würger geschaffen, hier stehen sich Feindmacht und Jahwemacht gegenüber, dort ist ausdrücklich 23
Vgl. HERMISSON, Einheit, 2 9 4 - 2 9 6 , besonders Anm. 30; 301 f.
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Die literarische Schichtung in Jesaja 51,12-16
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50,4-9(?ll 2 4 ) benutzt, hier nicht. Gemäß diesem Befund erscheint es näherliegend, daß 54,11 —17a der abhängige Text ist, der sich auf Jes50—51 rückbezieht, auf 51,3 (vgl. 54,llf.), auf 50,4ff. (nach 50,1—3 von Zion verstanden) und auf 51,12ff.; auch die Beziehung zu 48,17f. (vgl. 54,13) spielt eine Rolle. Sogar Relationen zu Proto- und Tritojesaja muß man in Betracht ziehen, entsprechend könnte es sich um einen sehr jungen Text im Jesajabuch handeln, der aktuellen Anlaß hat, Zion trotz 51,3.12b nach wie vor als ungetröstet und in Furcht zu sehen, und darauf mit Heilsankündigungen reagiert, die Jes 50f. bekräftigen. Auch zu 51,1—8 hat V. 12ff. Beziehungen, vgl. besonders die Ihr-Anrede V. 1 - 8 mit V. 12a, V. 7b mit V. 12b, aber auch V. 5 mit V. 14 (allerdings hier dort i n s ) , weswegen HERMISSON 51,1—2.4—8 und 51,12—14 derselben Naherwartungsschicht zuordnet. Wenn man V. *4f. als ein älteres Verbindungsstück zwischen 49,22ff.; 50,1-9; 51,9.10a.l7ff. ansehen darf 25 , ist nicht auszuschließen, daß sich V. 14 auf V. 5 bezieht; das Motiv der Heilsnähe ist allerdings eine schmale Brücke und die Völker spielen weder in V. 12 ff. noch im unmittelbaren Folgekontext V. 17ff. eine Rolle. V. 1—8, so wie der Text jetzt steht, läßt sich m.E. jedoch von V. 12—15 klar im Sinne verschiedener Schichten unterscheiden. Wortbeziehungen bestehen nur in V. 7b/12b, aber unterschiedlich akzentuiert. Dort ist von einem nahen Vernichtungsgeschehen die Rede, hier allgemeiner und allgemeingültig von der Sterblichkeit der Menschen (dort pl., hier sg.). Die gesamte Heilsterminologie von V. 1—8 findet sich in V. 13 — 15 nicht wieder, der positiven Qualifikation der Heilsempfänger dort steht hier | Kritik (V. 13)26 gegenüber, Zion ist dort Ort, hier Person, die Tröstung Zions V. 3 ist auf Heilsausstattung der Stadt, die der Ihr von V. 12 auf Sündenvergebung und Feindbefreiung bezogen, die Feindgröße dort ist universal, hier konkret generell, ja die Völkerperspektive fehlt hier völlig. Und vor allem: Jahwes Aufhebung der Feindbedrängnis ist hier mit seiner Errichtung von Himmel und Erde (V. 13), dort aber mit dem Vergehen von Himmel und Erde (V. 6) 27 verbunden! Kennt V. 12—15 bereits V. 1—8? Auch das ist ganz unwahrscheinlich: Die Bezüge und vor allem eine ausdrückliche Verarbeitung der Differenzen müßten dann deutlich sein; bestünde aber Einigkeit beim Verfasser von V. 13—15 mit V. 1—8, so erhebt sich die Frage, was die Einfügung von V. 12—15 angesichts der unüberbietbaren Heilsaussagen von V. 1—8 24 Vgl. W. A . M . BEUREN, Jes50,10-11. Eine kultische Paränese zur dritten Ebedprophetie, Z A W 8 5 , 1 9 7 3 , 1 6 8 - 1 8 2 , 1 7 5 und sein Verständnis von V. 11 dort mit 5 4 , 1 5 - 1 7 a . 25 Vgl. oben A n m . 9 . 26 Die Kritik richtet sich allerdings mitnichten (vgl. die Schöpfungsprädikationen in V. 13 und die Prädikation V. 15aßb) gegen die „kriegerische (!) Fremdprädikation Jahwes von (V.) 9 . 1 0 " - z u SEIDL, aa0.130. 27 Vgl. oben A n m . 9 . Die Differenz zwischen V. 6 und 13 bleibt auch dann, wenn man V. 6aßb als Irrealis, Potentialis oder konzessiv verstehen dürfte, zu groß, als daß die Aussagen kurz hintereinander vom selben Redaktor stammen könnten. Die Prädikationen V. 13 als gängige Formeln zu neutralisieren, hieße, die Aussage an dieser Stelle nicht zum Nennwert zu nehmen!
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Zur literarischen
Schichtung
in Jesaja 51
[84-85]
überhaupt erforderlich gemacht haben sollte. Allem Anschein nach kennt also V. 12—15 die auch seltsam vor 51,9f. plazierten Aussagen 51,1—8 noch nicht; diese sind demgegenüber jünger und nehmen ihrerseits in V. 7b/12a und vielleicht auch in der Abfolge ihr / Zion / Volk in V. 1—4 /V. 12—15 auf jene ältere Kontextvorgabe Bezug. Während 51,1—8 in der vorliegenden Gestalt m . E . einer großjesajanischen Redaktionsschicht zugehören dürfte, ist V. 12ff. darin sind wir im Effekt mit ELLIGER und HERMISSON einig - am ehesten einem Redaktionsvorgang zuzuweisen, der sich noch auf Jes40—55 beschränkt.
IV. Zur Einordnung
von Jes 51,16
V. 16 wurde in unseren Überlegungen bisher ausgespart. In der Tat wirkt V. 15 mit seiner volltönenden Formulierung und Rücklenkung zu V. 9—10 a wie der Abschluß dieser redaktionellen Einfügung, auf die komplementär zu V. 12 b und sachparallel zu den Volksaussagen V. 13 b—14 nun die literarisch bereits vorgegebenen Aussagen von der konkreten Feindbefreiung Jerusalems (51,17—52,2) folgen können, während die V. 13b —14 angekündigte Befreiung des Heimkehrervolkes zu Aussagen des Folgekontextes wie 52,3 (vgl. 50,1 ~D0), 52,7 (dein Gott) und insbesondere zu den - "IHS V. 14 aktuell aufnehmenden - Imperativen (vgl. 51,12a 2. p. pl.) 52,llf.; 55,1 ff., vgl. 55,12, in Beziehung tritt, womit unser Redaktionsstück nicht nur 40,1 f.6—8 (vgl. 51,12), sondern auch 40,9—11 berücksichtigt [zur Korrektur der hier noch erwogenen Bezüge auf 40,9-11 und 52,llf. vgl. unten 116ff. 176ff.]. Es gibt freilich vage Anhaltspunkte, daß auch V. 16 noch zu diesem redaktionellen Text gehören könnte; man müßte V. 16 dann weiter als Anrede an das Volk sehen, in V. 16b HÜ3 verbessern und Jahwe als Subjekt der Infinitive verstehen. Die schwankende Brücke für die Heranführung von V. 16 an V. 13—15 liegt neben einer Beziehung zu 52,7 vielleicht in 48, 16bff. und mehr noch in dem Sachverhalt, daß ein Bezugstext für V. 12ff., | 44,lff., mit der Bildung im Mutterleib für Israel ein Element bietet, das auch in Jer 1,5 begegnet - ein Text, der auch V. 16 beeinflußt hat. Doch sehr wahrscheinlich ist das nicht; die literarkritische Abtrennung von V. 16 ist doch das Näherliegende. Schon die Anbindung des w-impf. von V. 16 an das Voraufgehende macht für einen ursprünglichen Aussagezusammenhang Schwierigkeiten. Hinzu kommt, daß V. 16 den eben genannten Sachzusammenhang zwischen V. 13b—14 und V. 17ff. unterbricht. Insbesondere aber macht die Anlage von V. 12—15 deutlich, daß dieses Redaktionsstück ursprünglich diese Umgrenzung hat. Zunächst: Die Aussagen mit 2. sg. masc.-Anrede, V. 13 — 15, sind symmetrisch aufgebaut, die Symmetrieachse liegt nicht zwischen V. 14 und 15, sondern zwischen V. 13 a und b: Es entsprechen sich bis in den Stil die Jahweprädikation in V. 13 a und der V. 15 sowie die Innenglieder (Kontaktwort: „Bedränger") V. 13aß und V. 13b.14. Aber auch V. 12 ist symmetrisch auf V. 13-15 bezogen, vgl. V. 12a/V. 15 („Ich"), V. 12b (Furchtaussagen) / V. 13a Anfang(vergessen).aß(beben) - w-impf.-Sätze,
[85-86]
Zur Einordnung
von Jes 51,16
71
V. 12b (Ergehen Feinde) / V. 13b.14. V. 16 ist in diese Anlage nicht eingeschlossen, ein Grund mehr für die schon öfter vorgenommene Abtrennung des Verses vom Voraufgehenden 2 8 . Dieser angefügte V. 16, dessen redaktioneller Charakter nicht zweifelhaft sein kann, zieht, wie jüngst HERMISSON präzise aufgewiesen hat 2 9 , verschiedene vorgegebene Formulierungen zusammen, besonders auffallend einerseits aus den Ebed-Jahwe-Texten (vgl. V. 16aa/ 49,2aa; V. 16aß/49,2aß), andererseits aus Jer 1 (vgl. V. 16aa / Jer l,9bß). Die Verwendung von Jer 1 widerrät trotz des vorangehenden Kontextes von V. 16, die Aussage ebenfalls auf das Volk, konkret die verkauften (50,1) und jetzt zur Freiheit kommenden Heimkehrer (49,7—13; 52,9—12), die gemäß 52,7ff. zu Zion redeten, zu beziehen; sie richtet sich eher auf eine prophetische Gestalt. Was diese in Kraft empfangener Jahweworte (V. 16a) wirken soll, sagt V. 16b, gleichgültig, ob man Jahwe oder den Propheten selbst zum inneren Subjekt der Infinitive macht - die Infinitive in Jer l,10aß.b sprechen für das Letztere. An dieser Aufgabe ist vor allem die Wendung, den Himmel „zu pflanzen", auffallend, die lectio difficilior ist und nicht einfach flugs nach V. 13 geändert werden darf; dieser Infinitiv ist aber genau der letzte in Jer 1,10, nachdem schon V. 16aa Jer l , 9 b ß herangezogen hatte. Ist in V. 16 Jer 1,9f. | somit implizit im ganzen im Blick, dann meint die Wendung hier eine Wiedererrichtung des Himmels (und entsprechend der Erde) nach seiner Zerstörung! V. 16 setzt dann 51,6 [- in dieser 51,16 vorangehenden Aussage ist weissagungsrelativ anders als bei der Erde vom Zerfetztsein des Himmels im pf. die Rede (s.unten 83), weswegen 51,16 an dieser Stelle zuerst ausdrücklich gar vom Himmel spricht] voraus und ebenso entsprechende Aussagen aus Protojesaja (Jesl3; 24), besonders 34,2—4, wo das Pflanzen des Himmels in der Metapher von seinem Welken besonderen Anhalt findet; sachlich entspräche die Wendung Jes65,17 - auch dort ist ein prophetisch vermitteltes Jahwehandeln im Blick (65,13 aa 1 ). Sind diese Bestimmungen richtig, so wird man für den literarischen Horizont von V. 16 anscheinend auf eine Ebene verwiesen, auf der anders als für V. 12—15 bereits Deuterojesaja mit Protojesaja vereinigt ist. Situiert man die Aufnahme von 51,16 in 59,21 auf derselben literarischen Ebene 3 0 , wofür die gewiß nicht zufällige Plazierung beider redaktionellen Aussagen unmittelbar vor Heilsaussagen für Zion spricht, dann gehören m. E. 51,16 wie 59,21 zu einer Redaktionsschicht von großjesajanischer Erstreckung und haben mit dem angeredeten Propheten „Jesaja" im Auge 3 1 . Seine Aufgabe in V. 16bß ist in ihrer eigentümlichen Identifikation von Zion und Volk wohl durch V. 3 f. und V. 12b.13—15 veranlaßt, wobei der Blick auf 40,lf.9 einerseits und auf 51,22; 28
Vgl. die Literaturhinweise oben Anm. 21, jüngst besonders M E L U G I N , aaO. 161; K I E S O W , aaO. 95. 29 Einheit, 300f. und Anm. 55. 30 Vgl. die Vermutung bei ELLIGER, aaO. 210f., sowie K I E S O W , aaO. 9 6 . 31 Vgl. Tritojesaja (s. oben Anm. 8), 388 Anm. 70 sowie 391 Anm. 86; 394 Anm. 95; 403 Anm. 126 [ = Studien, 28f.32.34.42]; O . H . STECK, Beobachtungen zu Jesaja 5 6 - 5 9 , B Z NF 3 1 , 1 9 8 7 , 2 2 8 - 2 4 6 , dort 237 [= Studien, 169-186, dort 178],
72
Zur literarischen
Schichtung in Jesaja 51
[86]
52,7.9; 62,12 andererseits im Kontext dafür den Anhalt abgeben; im Effekt wird dadurch der Personenwechsel in V. 12—15 jetzt von der Einheit von Zion und Volk umschlossen.
V.
Ergebnis
Bezüglich der literarischen Schichtung in Jes51 ist anscheinend der redaktionsgeschichtliche ein klärender Zugang zu den Textgegebenheiten dieses schwierigen Kapitels. Der Vorschlag dieses Beitrags geht dahin, nach einem Grundstock, der hier in V. 9—10a. 17.* 19—23 greifbar wird, für das übrige Textgut im wesentlichen zwei Einschreibungen redaktioneller Eigenformulierungen zu unterscheiden: neben V. *4f.(?) eine ältere, V. 12—15 (mit V. 22 aa 2 ?), die noch in den literarischen Horizont des Werdens von Deuterojesaja gehört, und eine jüngere, V. *1—8.10b.11, die offenbar bereits mit der Gestaltung eines Prophetenbuches großjesajanischen Ausmaßes zusammenhängt; noch etwas jünger dürfte die vom „Jesaja" des Buches handelnde Aussage V. 16 sein.
5. Zions Tröstung Beobachtungen und Fragen zu Jesaja 51,1 — 11 I. Unstimmigkeiten in den Trost-Aussagen und im Textganzen von Jes 51 In seiner Einführung in das Alte Testament wie in seinem Aufsatz „Zur Komposition des Buches Jesaja" hat der Jubilar mit Recht auf die lange vernachlässigten Querverbindungen hingewiesen, die das vorliegende Jesajabuch in Gestalt wiederkehrender, fester Leitbegriffe oder Leitausdrücke durchziehen und damit Anzeichen „bewußter Kompositionsarbeit" im Ganzen dieses Buches sein können 1 . Unter den Beispielen solcher Querverbindungen nennt R E N D T O R F F an erster Stelle das Stichwort „trösten" ( D F U ) . Das Jesajabuch bietet es über alle drei herkömmlichen Teile verstreut im pi. und pu. nicht weniger als vierzehnmal, hinzu kommen zwei substantivische Belege. An einigen der Stellen ist eine exponierte makrostrukturelle Position des Stichwortes ganz offenkundig: Die Belege 12,1; 40,1; 49,13; 52,9 und im Schlußkapitel 66,13 fallen mit markierten Einschnitten im Ablauf des Buches zusammen; eine Exposition am Anfang des Buches freilich fehlt. Zwischen den Belegen lassen sich mancherorts ausdrückliche Interrelationen beobachten, so zwischen 49,13 und 40,1 (trösten, mein / sein Volk), noch stärker zwischen 52,9b und 40,1—2 (wieder trösten, bezogen auf mein / sein Volk, Abfolge Volk-Jerusalem, vgl. besonders 40,l/52,9ba und 40,2/52,9bß) und schließlich zwischen 66,13 und 51,12, wie nach dem Aufweis von R E N D T O R F F entsprechende Formulierungen und überdies Beziehungen im Nahkontext (vgl. 66,Maß mit 51,12bß) zeigen3; daß 12,1 Querbeziehungen zu nachfolgenden Aussagen des Jesajabuches bis hin zu 66,13 eröffnet, hat R E N D T O R F F ebenfalls bereits hervorgehoben 4 . Im vorliegenden Jesajabuch wirken diese makrostrukturell situierten •ni-Aussagen wie die Wiederkehr eines Leitthemas. Gehören sie nachgerade zu Pfeilern für Kompositionsbögen in dieser Prophetenschrift? Um diese Frage zu bejahen, müßten wir unbeschadet des Eindrucks, den die Anlage des Jesaja2
3 1 R . RENDTORFF, Das Alte Testament. Eine Einführung, 1983, 1988 , 201 ff., besonders 210-212; DERS., Zur Komposition des Buches Jesaja, VT 34,1984, 295-320. 2 Komposition, 210 bzw. 298-300, vgl. 304.315. 3 Ebd.,299. 4 Vgl. die Hinweise Anm. 2 sowie zur Frage O. H. STECK, Tritojesaja im Jesajabuch, in: J. VERMEYLEN (Hrg.), The Book of Isaiah, BEThL 81, Leuven 1989, 361-406, dort Anm. 50.58.126 [= DERS., Studien zu Tritojesaja, B Z A W 2 0 3 , 1 9 9 1 , 3 - 4 5 , dort 22.24.42f.].
74
Zions
Tröstung
[258-259]
buches in der Endgestalt macht, noch mehr wissen über Gestaltungswillen und Gestaltungsteile, die für diese Endgestalt maßgeblich waren. Der Weg zu dieser Klärung führt zu Fragen nach Vorstufen des Buches, an denen sich die Gestaltung letzter Hand als bewußter und planvoller Akt profiliert. Auch die Querbeziehungen, die man am vorliegenden Text beobachten kann, sind dabei zu hinterfragen, sind sie doch, wie R E N D T O R F F feststellt, „von sehr unterschiedlicher Art und liegen auf ganz verschiedenen Ebenen" 5 . Dies zeigt sich auch beim Stichwort „trösten", wenn man die noch nicht genannten Aussagen von der Tröstung Zions im Jesajabuch einbezieht und ihre Stellung im Ablauf des Ganzen beachtet. Besonders bemerkenswert ist 51,3. Zunächst schon in sich. Gleich zweimal wird Jahwes Tröstung konstatiert - im Blick auf Zion selbst wie auf ihre Trümmer. Zion ist hier anders als in der Textumgebung (49,14ff. und die 2. p. sg. fem.-Stücke in *51—54) also nicht angeredetes personales Objekt der Tröstung, sondern sächlich die Stadt mit ihren Bauten (V. 3aa), mit einem Umland von paradiesischer Vegetation (V. 3aß) und dereinst von der Freude ihrer Bewohner erfüllt (V. 3b). Weiter: 51,3 steht sehr seltsam im Nahkontext - nach der Jahwerede 51,2 spricht die Aussage plötzlich wieder wie V. 1 a von Jahwe in 3. Person und fällt mit ihrer '3Einleitung nach V. 2 auch aus dem Stil des Textzusammenhanges, der in V. 1—8 sonst durch Aufforderungen mit jeweils nur einer '3-Aussage gekennzeichnet ist (51,1-2.4-5.6.7-8). Nicht minder auffallend ist die Stellung von 51,3 im Ablauf der Folgeaussagen des Jesajabuches; 51,3 kommt für Leserempfinden im Unterschied zu 66,11 einfach zu früh. Wie kann an dieser Stelle bereits gesagt werden, daß Jahwe Zion und ihre Trümmer getröstet hat, wenn es danach in 52,9 gleichwohl noch diese Trümmer sind, die zum Jubel aufgerufen werden, ja mehr noch, wenn der Folgekontext die katastrophale Lage Jerusalems vorführt und sie in die Frage verdichtet: „wer wird dich trösten?" (51,19)6, und noch später Jerusalem nachgerade als „nicht Getröstete" (54,11) angesprochen wird? Und umgekehrt - kann man später so formulieren, wenn 51,3 vorangegangen ist? Dieser Befund nötigt zu der Annahme, daß die genannten Trost-Aussagen auf verschiedenen Ebenen liegen, und zu einer Erklärung, die hinter der Endgestalt mit vorausliegenden, älteren Textfeldern in diesem Prophetenbuch rechnet. | In dieselbe Richtung deutet der Befund in Jes 51 im ganzen. Synchron gelesen läßt dieses Kapitel nämlich auch als ganzes wünschenswerte Stimmigkeit vermissen. Schon im Blick auf die Abfolge der größeren Aussageblöcke. Mit V. 1—8, stilistisch durch Entsprechungen in der Anlage der Teile zusammengehalten, stehen göttliche Heilszusicherungen ablaufwidrig bereits vor Elementen einer prophetisch gestalteten Volksklage7 (V. 9—10(11)). Ablaufentsprechend sind 5 6
Komposition, 315. Zur Textänderung gemäß Q a parallel zu V. 19aß vgl. Kommentare, z.B. P.-E. BONNARD,
W . A . M . BEUREN z. St. 7
Vgl. dazu K. KIESOW, Exodustexte im Jesajabuch, O B O 24, Fribourg-Göttingen 1979, 111 f. 101 f.
[259-260]
Unstimmigkeiten
75
hingegen die Heilszusicherungen, die im Sinne einer göttlichen Antwort auf V. 9 f. ab V. 12 ff. folgen und als solche einerseits mit V. 1—8 und andererseits auch in sich miteinander konkurrieren, da sie in zwei Aussageblöcken, V. 12—16 und V. 17—23, auftreten. Die eingangs beobachtete Unstimmigkeit zwischen den Trostaussagen V. 3.19 könnte mit diesem Befund zusammenhängen. Eine weitere Schwierigkeit zeigt sich, wenn man beachtet, wer in der Aussagenfolge des Kapitels jeweils angeredet und als Angeredeter auch eingeführt wird. Klar sind V. 1—8, die sich in 2. p. pl. an das Jahwevolk als Heilsempfänger richten, und ebenso V. 9f. mit der Anrede an den Arm Jahwes. Höchst unklar aber ist das Folgende. Schafft man sich textkritisch nicht unzulässige Erleichterung, so werden völlig uneingeführt kurz hintereinander angesprochen: eine 2. p. pl. (V. 12a), wohl wieder wie V. 1—8 die Heilsempfänger, aber ohne daß ein Zusammenhang angezeigt oder nach dem volltönenden Abschluß V. 8 b auch nur wahrscheinlich wäre; sodann eine 2. p. sg. fem., (V. 12b), wohl Zion, aber ohne daß Zion im Kontext des Kapitels zuvor als Adressatin begegnet wäre (anders erst ab V. 17); weiter eine 2. p. sg. masc. (V. 13ff.), wohl das Volk, das aber in V. 4f. pluralisch angeredet wird; ob V. 16 ursprünglich dazu gehört und sich dann weiter an das Volk wendet, ist fraglich. Erst der abschließende Block V. 17—23 ist wieder eindeutig Anrede in 2. p. sg. fem. (anders V. 18), die Adressatin Jerusalem ist ausdrücklich eingeführt (V. 17). Schließlich zeigen sich Unterschiede, wenn man die Aussagen von J e s 5 1 in thematischer Hinsicht miteinander vergleicht. Um mit der Zionperspektive zu beginnen - daß Zion in V. 3 nicht direkt angesprochen wird und gleichsam sächlich als Ort und Gelände gesehen ist, wurde bereits erwähnt; ähnlich ist es in der Aussage V. 11, die sich in V. l l a ß . b auch sachlich mit V. 3 b berührt. In V. 17.19—23 hingegen ist Zion wie V. 12b als Person angeredet, von ihren Söhnen ist die Rede, während in V. 2 die Heilsempfänger Kinder Abrahams und Saras sind. Gewollte Gegenentsprechungen zwischen V. 19b.20 und V. 3aß. b . l l a ß b sind nicht erkennbar, die Differenzen im Trostaspekt zwischen V. 3 und V. 19 bestätigen sich erneut. Noch gravierender sind Unterschiede in der Sicht und sprachlichen Fassung der Außenbeziehungen Jahwes, der Heilsempfänger und Zions. In V. 17—23 ist der Radius dieser Beziehungen ganz eng: Nur von Zions „Peinigern" (V. 23) ist die Rede, der Horizont von Himmel, Erde, Erdbewohnern, Menschen, Völkern fehlt hier völlig. V. 12 a spricht allgemeiner und allgemeingültig von sterblichen Menschen, vor denen sich Zion gefürchtet hat. Enger und konkret ist die Fassung wieder in V. 13 —15 im Blick auf das Volk: Der Bedränger ist im Blick, der bezüglich todgeweihter Gefangener darauf abzielt zu verderben (V. 13f.); ihm steht die Macht Jahwes, des Schöpfers des Volkes wie des Himmels und der Erde (V. 13) und des Meeresbändigers (V. 15), gegenüber. Wieder an|ders und in sich anscheinend widersprüchlich akzentuiert ist der Radius in V. 1 —8; er ist jetzt durchgängig universal. Auf der einen Seite wird für diesen Universalbereich Gericht und Untergang angekündigt V. 7 b—8 a für die Menschen (im Unterschied zu V. 12 b pluralisch konstruiert mit konkretisierter Anklage (V. 7 b) und nicht mehr mit Hinweis auf allgemein-
76
Zions Tröstung
[260-261]
gültige Sterblichkeit), V. 6aa 2 .ß für Himmel und Erde und im Zuge dessen für alle Erdbewohner. Auf der anderen Seite stehen universale Heilsankündigungen für die Völker - V. 4 b und V. 5 b wird man für sich gesehen doch kaum anders verstehen können. Die seltsame Aussage „und meine Arme (pl.!) richten Völker" V. 5 aß bleibt als solche mehrdeutig. Betrachtet man diese Unterschiede, so wirken die Aussagen in V. 1—8 wie eine universal dimensionierte Vorwegnahme der allgemeineren und konkret-partiellen Aussagen in V. 12—15 undV. 17-23. Schon diese Beobachtungen aus der Synchronlesung, nicht zu reden von zahlreichen Einzeldifferenzen sonst, lassen wohl nur den Schluß zu, daß man nicht nur hinsichtlich der Trost-Aussagen, sondern hinsichtlich des Kapitels Jes51 überhaupt verschiedene Ebenen der Textentstehung zu unterscheiden hat. Was läßt sich über eine Entstehungsgeschichte von Jes51, die Licht in die Differenz der Trost-Aussagen bringen könnte, sagen? Ein Blick auf die Forschungslage mit ihren formgeschichtlichen, literarkritischen und neuerdings rhetorischen Leitbildern ist in der Divergenz der Lösungsvorschläge ernüchternd. Doch ist zu Resignation angesichts des außerordentlich schwierigen Kapitels noch kein Anlaß, da die Frage nach dem Ausmaß von redaktionellen Eigenformulierungen in Jes51, wie sie früher K. E L L I G E R und jüngst H . J. H E R M I S S O N aufgeworfen haben 8 , bislang nicht ausreichend erörtert wurde. Dieser Weg soll im folgenden Beitrag zu Ehren des Jubilars versucht werden. Freilich mit zwei Einschränkungen. Erstens: Der vermessene Anspruch, aus dieser Perspektive nun die Lösung für Jes51 zu präsentieren, die bisher nicht gelungen ist, wird nicht erhoben; wir bemühen uns, Fragen und Beobachtungen zu nennen und redaktionsgeschichtliche Konsequenzen vorzuschlagen, die zu einer Klärung beitragen könnten. Zweitens: Raumgründe verbieten es, die Frage der literarischen Schichtung und Genese von Jes 51 hier ausführlich und für das ganze Kapitel zu erörtern. Wir beschränken uns auf V. 1 — 11 mit der herausragenden Aussage von Zions Tröstung und machen für den Rest des Kapitels folgende Voraussetzungen, die andernorts 9 gestützt werden sollen. |
II. Zu Jes
51,12-15.17-23
Das älteste Textstück ist hier V. *17—23 (ohne V. 18 und wohl auch V. 22 aa 2 ), dessen ursprüngliche Fortsetzung 52,1—2 ist und möglicherweise noch weiter reicht; sein Anfang ist der Weckruf V. 9f. Die als Heilszusicherung mit V. 1—8
8
K. ELLIGER, Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja, BWANT 63, 1933, 198ff. 204ff.261 ff.; H.-J.HERMISSON, Einheit und Komplexität Deuterojesajas. Probleme der Redaktionsgeschichte von Jes 40—55, in: J. VERMEYLEN (Hrg.),The Book of Isaiah, BEThL81, Leuven 1989, 287-312. 9 O. H. STECK, Zur literarischen Schichtung in Jesaja 51, BN 44,1988, 7 4 - 8 6 [s. o. 60-72]; DERS., Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jesaja51-54, BN 4 6 , 1 9 8 9 , 5 9 - 9 0 [s.u. 96-125].
[261-262]
Jes 51,12-15.17-23
und
51,9-11
77
konkurrierende Aussage V. 12 ff. ist ein von vornherein literarisch-kontextabhängiges Stück redaktionellen Charakters; sein literarischer Horizont reicht schwerlich über J e s 4 0 - 5 5 hinaus, jedenfalls was V. 12-15 angeht. Beide Stücke, V. 12-15 und V. *17-23, sind älter als V. 1 - 8 und vom Sachprofil dieses Eingangstextes klar geschieden; in V. 16 jedoch scheint eine Beziehung zu V. 1—8 zu bestehen; möglicherweise gehört diese Zufügung auf die gleiche oder eine jüngere Ebene wie die Eingangsverse. Die folgende Untersuchung von V. 1 —11 ist somit von der Vermutung begleitet, daß es sich hier, abgesehen von V. 16, aufs Ganze gesehen um den relativ jüngsten Textanteil des Kapitels handeln könnte.
III. Zu Jes
51,9-11
Wir beginnen unsere Untersuchung bei V.9—11. Für diesen gegenüber V. 8 und V. 12 leicht abgrenzbaren Abschnitt gibt es klare Indizien literarischer Uneinheitlichkeit. Jedenfalls V. 11 muß, wie längst erkannt, jünger sein. Das zeigt der Stilbruch gegenüber dem vorangehenden Weckruf an den Arm Jahwes, der Wechsel der zeitlichen Perspektive - dort Vorzeit, hier eschatologische Zukunft, mit der schon vorweggenommen ist, was erst Gegenstand der Heilsantwort auf den Weckruf sein müßte. 51,12—15 (jünger) und 51,17—52,2; *54? (wohl ursprünglich) bieten diese Antworten, aber vom eröffneten Heimkehrweg nach Zion ist in ihnen nicht die Rede. Hinzu kommt, daß V. 11 wörtlich 35,10 entspricht und dort im Zuge der Bildung eines gewichtigen Redaktionstextes entstanden ist 10 . Die Annahme ist naheliegend, daß dieselbe GroßjesajaRedaktion diese Aussage hier an einer Stelle wiederholt, wo im Buchablauf Weissagungen der Heimkehrvorgänge vorangehen (Jes40—49,13; 49,14ff.) und Weissagungen für das Heimkehrziel Zion folgen, zumal dieser Redaktion die göttliche Bereitung der eschatologischen Heimkehr des Jahwevolkes nach Zion ein dominierendes Anliegen ist 11 . Weiter ist jedoch zu fragen, ob man nicht auch V. 10b der Zufügung V. 11 hinzurechnen muß. V. 9a.9b—10a sind in ihren zwei Doppelzeilen und innerhalb derer bis in die Satzglieder völlig ebenmäßig formuliert; V. 10 b schießt über und würde im ursprünglichen Zusammenhang der Anrede an den Arm Jahwes in der Zielangabe V. 10bß überdies hi. inf. erwarten lassen (vgl. Ps 78,13; 136,14). Auch dies ist zu bedenken, daß nicht erst V. 11, sondern bereits V. 10b mit dem Motiv des Weges für die Erlösten die Heimkehrthematik in den Text bringt und damit an der sachlichen Isolation von V. 11 gegenüber den älteren Heilsantworten auf den Weckruf im Folgekontext voll teilhat. Umgekehrt sind es nur die beiden Aspekte von V. 9b.10a, die in 51,17ff.; 52,lf.; *54 aufgenommen wer10
Vgl. zu V. 11 ELLIGER, aaO. 202f.; KIESOW, aaO. 93f.; O . H . STECK, Bereitete Heimkehr,
SBS 121,1985,28 f. 11
Vgl. STECK, Heimkehr; DERS., Tritojesaja, 3 7 9 - 3 8 6 [ = Studien, 2 0 - 2 7 ] ,
78
Zions
Tröstung
[262-263]
den, nicht V. 10b. Sprachlich deutet auf Zugehörigkeit von V. 10b zur selben Redaktionsschicht wie V. 11 (und Jes 35), daß nur sie im Jesajabuch die Wortbildung D^liU bietet (35,9; 62,12; im AT sonst nur noch [davon abhängig] Ps 107,2); auch "135? und ?|"n finden sich zusammen in exponierten Eigenformulierungen dieser Schicht (35,8; 62,10). Unter welchen Einflüssen steht die Formulierung von V. 10 b? Zunächst ergibt der Blick auf Jes 35 noch eine Auffälligkeit. In 35,8 stehen "1357 und *f?n als Heimkehrverben zusammen, in 35,9fin. und 51, lOfin., in denen sich beide Texte über die Identität von 35,10/51,11 berühren (n'VllW!), finden sich zusammen wieder beide Verben, dort "f^n, hier "135?. Ist dies Zufall? Der Grund für "135? in 51,10 b scheint ein zweifacher zu sein. Einmal ist V. 10 b kaum ohne Blick auf die vorgegebene Formulierung 51,23b (O'W, "1357, Syntax) entstanden: Dem Gerichtsgeschehen einer „Wegbereitung", zu der die Peiniger Jerusalem erniedrigt haben, wird hier das Heilsgeschehen einer Wegbereitung Jahwes für die Zionheimkehrer entgegengestellt. Zum anderen ist "131? im Zusammenhang von V. 10b kaum ohne die Assoziation des (Schilfmeer-, vgl. Jos 4,23; Ps 66,6 und) Jordandurchzugs 1 2 gesetzt; Entsprechendes kann man im übrigen auch schon für 35,8 erwägen, vgl. Jos 3,5. Ist dies richtig, so könnte es ein Indiz dafür sein, daß V. 10b. 11 in ein Stadium innerhalb des geweissagten Heimkehrgeschehens gehört, in dem auf dem Weg nach Zion nun der Jordanübergang bevorsteht; wir werden bei V. 3 auf ein entsprechendes Indiz stoßen. Nicht geringer ist der Einfluß der Exodusaussage 43,2.16 auf V. 10b und damit im weiteren Hintergrund die Verbindung von Chaossieg-Exodus-Tradition, wie sie zumal seit der Exilszeit greifbar ist 13 . Nicht eigens betont werden muß, daß diese Verbindung keineswegs dazu zwingt, ursprüngliche Zusammengehörigkeit und exilische Datierung für V. 9—10a + 10b anzunehmen; V. 9—10a als Verweis auf den kosmischen Chaossieg Jahwes, der pro Jerusalem mit dem Völkersieg parallelisiert wird, ist beste Jerusalemer Tradition und macht als Kopfstück für nachfolgende Aussagen von Jerusalems Befreiung aus Feindbedrängnis weit besseren Sinn, als wenn V. 10b noch hinzugehörte. Wir folgen also der Spur ELLIGERS 1 4 und halten es für das Gewiesene, V. 10b als Zufügung zu V. 9—10 a anzusehen und derselben Redaktionsschicht wie V. 11 zuzuweisen. Für sie ist auch bezeichnend, daß sie Chaossieg, Exodus und eschatologische Heimkehr zusammensieht, wie | ihre redaktionelle Eigenformulierung 11,11 — 16 (vgl. 27,1) 15 zeigt; daß sie auf biblische Bücher des Penta12 Vgl. jüngst H . F . FUHS, ThWAT V, 1986, 1015-1033, dort 1027; J.JEREMIAS, Das Königtum Gottes in den Psalmen, FRLANT141, 1987, 104 zu Ex 15,16; auch J. M. VINCENT, Studien zur literarischen Eigenart und zur geistigen Heimat von Jesaja, Kap. 40—55, B E T 5 , 1977,120 f. 13 Vgl. dazu KIESOW, aaO. 101 ff.l69ff. und jetzt besonders JEREMIAS, aaO.; als Belege sind zu bedenken Ex 15; Pss 74.77.89. 14 AaO. 205 f. Selbst wenn 5 1 , 9 - 1 0 a bereits 52,11 f. im Folgekontext kennt, ist zu beachten, daß sich 51,10b weder sprachlich noch sachlich präzise auf 52,11 f. bezieht. Die Annahme, daß der Blick auf 52,11 f. die Beibehaltung von 51,10b fordert, ist deshalb nicht zwingend. 15 Vgl. STECK, Heimkehr, besonders 6 2 - 6 4 . Vgl. jetzt auch C. PETERSEN, Mythos im Alten
[263-264]
Jes 51,1-8
-der
Sinn der Aussagen V. 6a.8a
79
Hexateuch Bezug nimmt, ist ihr auch sonst eigentümlich, wie zu V. 2f. deutlich werden wird. Von welchem Exodus redet V. 10b? Liest man part., so ist analog den vorangehenden Partizipien der erste Exodus der Vorzeit gemeint, und dies mag richtig sein. Aber auch die MT-Akzentuierung als pf. könnte ursprünglich sein; dafür spricht die Anbindung von V. 11 und die Entsprechung zu 35,9f.; dann wäre die geweissagte eschatologische Heimkehr in Blick genommen in einem Stadium, da die Rückkehrer den gewährten Weg durch Wüste / Meer schon erfahren haben und im Ostjordanland stehen 16 wieder den Jordandurchzug und die weissagungsrelativ erst bevorstehende Rückkehr nach Zion (V. 11 impf.) noch vor sich. Wird in Jes35 auf den Wüstenweg vorausgeblickt, in 51,10b auf ihn zurückgeblickt und in 62,10—12 das letzte Stück des Heimkehrweges unmittelbar vor Jerusalem ins Auge gefaßt? Stößt man hier auf eine Jesaja-Redaktionsschicht, in der sich im Rahmen und Ablauf der Weissagung dieses Buches das heimkehrende Gottesvolk immer näher auf Zion, das erklärte Ziel (35,9f. = 51,10bf.), zubewegt? 17 Folgt man diesen Beobachtungen zu V. 9-11, dann erscheint V. 1 0 b - l l in diesem Abschnitt als eine jüngere Zufügung, die sich gut als Eigenformulierung einer großjesajanischen, etwa in Jes 35 breit hervortretenden Redaktionsschicht verstehen ließe.
IV. Zu Jes 51,1— 8 - der Sinn der Aussagen V. 6a.8a Wie stellt sich der Abschnitt V.l—8 unter der Frage nach redaktionellen Eigenformulierungen dar? Eigentümlichkeiten dieser Aussagen wurden eingangs schon genannt. Ein genauer Blick in den Text stößt auf eine Vielzahl von Problemen bezüglich Form, inhaltlichem Gepräge und Kontextbezug. So verwundert es nicht, daß eine plausible Antwort auf die Frage nach der Entstehung dieser acht Verse der Forschung nicht in Sicht kommen will und dies um so weniger, als die Isolierung ehedem selbständiger Einheiten in diesem Text offenbar nicht gelingt; die Abwesenheit eindeutiger Gattungskonturen einerseits und die sachlichen und stilistischen Beziehungen, die der Text in sich und zu seinem Kontext aufweist, andererseits stehen einer form- und überlieferungsgeschichtlichen Erklärung in diesem Fall im Wege. Wir versuchen gleichwohl einen Vorschlag und entwickeln ihn in gedrängter Kürze und Auswahl der Aspekte des Textes an sieben Teilproblemen. | Erstens: Der Sinn der Aussagen über Himmel, Erde, Erdbewohner, Menschen in V.6a.8a. Was diese Aussagen 18 , denen Ankündigungen bezüglich Testament, BZAW 157, 1982, 38FF.; anders K. EBERLEIN, Gott der Schöpfer - Israels Gott, BEATAJ 5,1986,381 Anm. 303. 16 Vgl. Heimkehr, 43 Anm. 6; 63; STECK, Tritojesaja, 385 [= Studien, 25]. 17 Vgl. Heimkehr, 60ff.65ff.71.83f.85ff. 101 ff.[; Studien, 143-166]. 18 Gegen die Streichung von V. 6aß vgl. bei W. A . M . BEUREN, Jesaja deel IIB, Nijkerk 1983, 332 Anm. 29; zum Text vgl. z.B. J.K. KUNTZ, The Contribution of Rhetorical Criti-
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Zions Tröstung
[264 - 2 6 5 ]
des Dauerbestandes göttlichen Heils (V. 6b.8b) gegenübergestellt sind, sagen wollen, ist in der Forschung heftig umstritten. Auf der einen Seite werden sie als Ankündigung realer eschatologischer Vernichtung genommen, derzufolge Himmel, Erde, Erdbewohner, Menschen jetzt ihrem Ende entgegengehen 19 . Auf der anderen Seite steht die Auffassung, es handle sich um rhetorische Kontrastaussagen, die mit dem Hinweis in Wahrheit auf die Beständigkeit von Himmel und Erde sowie auf die Sterblichkeit der Menschen die Gewißheit der Beständigkeit von Jahwes Heil unterstreichen sollen; die Aussagen werden somit unter Berufung auf 54,10 und die Stilfigur einer „dialektischen Negation" als irreal, potential oder konzessiv gefaßt 20 . M.E. ist diese zweite Auffassung in V. 1—8 noch weniger möglich als ein entsprechendes Verständnis der Wendungen bezüglich Himmel und Erde in dem ganz späten, auch das Jesajabuch benutzenden Ps 102, der in seinem eschatologischen Erwartungskontext V. 26—28 in einer Komplementäraussage zu Ps 90,2.4 (Jahwes Zeit von unabsehbarer D auer schon vor der Entstehung von Bergen, Erde, Erdkreis) unter Verwendung von Jes51,6; 50,3.9 die unabsehbare Dauer von Jahwes Zeit auch noch nach dem Vergehen von Himmel und Erde hervorhebt. Zum Verständnis dieser Aussagen in 51,1—8 seien folgende Beobachtungen genannt. V. 6b.8b sind gleichsinnig, also müssen auch die zugehörigen, mit "O eingeleiteten Vordersätze gleichsinnig sein. Von diesen kündigt V. 8 a ein reales Geschehen an, bildet es doch die sachnotwendige Begründung für V. 7b; also handelt es sich auch in dem parallelen 'D-Satz V. 6a um ein reales Geschehen. V. 8 a begründet den Aufruf zur Furchtlosigkeit im Unterschied zu V. 12 b nicht mit der allgemeinen Sterblichkeit des Menschen, sondern steht in V. 1—8 in einem Kontext, in dem die zeitliche Qualität der Nähe des Heils (V. 5) eine zentrale Rolle spielt; V. 8a muß also auf ein nahes Vernichtungsgeschehen gehen, in dem den Menschen jetzt unmittelbar bevorstehend ein Ende bereitet wird; wieder ist anzunehmen, daß dann auch die Parallelaussage | in V. 6 einen entsprechenden zeitlich-sachlichen Akzent trägt. Diese Aussage ist in V. öaa 1 durch Aufforderungen zur Wahrnehmung im Blick auf Himmel und Erde eingeleitet, die nicht weniger Gewicht haben können als die zahlreichen anderen Aufforderungen in V. 1—8 auch und sich wie diese auf reale Vorgänge im Wortsinn beziehen. Beide Vergehenssätze sind nahkontextbezogene Aussagen, vgl. V. 6a mit 50,3.9ba; V. 8 mit 50,9bß; dieser Nahkontext spricht aber von einem realen, aktuell-bevorstehenden, gewissen Hilfehandeln Jahwes, das die cism to Understanding Isaiah 51:1 — 16, in: D. A. CLINES (Hrg.), Art and Meaning, JSOT.S 19, Sheffield 1982,140-171, dort Anm. 12.32; BEUREN, aaO. 116f.; zur Sache vgl. 40,22. 19 Vgl. z.B. J.BEGRICH, Studien zu Deuterojesaja (1938), Nachdruck TB 20, 1963, 21 f.; ELLIGER, a a O . 1 9 9 F . ; B O N N A R D , a a O . 2 5 0 f . z . S t . 20 Vgl. z. B. A. SCHOORS, I am God Your Saviour, VT.S 24, Leiden 1973,165; KUNTZ, aaO. 157 und besonders BEUREN, aaO. 116. Für 54,10 ist dieses Verständnis jedoch keineswegs über jeden Zweifel erhaben; Hi 14,12 ist der Gedanke anders: Die Definitivität des Todes wird in „paradoxe(r) Redeweise" unterstrichen, vgl. F. HORST, BK XVI/1 Z. St.
[265 -266]
Jes 51,1—8 - die Völkeraussagen
81
V. 4—5
Gegner beseitigt. Schließlich: Das AT bietet unter den Belegen für HTI + D1?!!?1? (V. 6b.8b) auch sonst zu den diesbezüglichen positiven Aussagen komplementär-negative ; sie haben es stets mit der Ankündigung realen Vergehens zu tun (Jes47,7.9; Ps 37,18f.20; 81,15f.). Warum sucht ein Teil der Forschung dem Verständnis von V. 6a.8a als Vernichtungsankündigungen zu entrinnen? Weil man sich auf Jes 51 und Deuterojesaja als Verständnisrahmen beschränkt und die Aussagen diesem Rahmen anpassen will. Dabei wird übersehen, daß man bei einer Erweiterung des literarischen Jesajahorizonts für V. 6a.8a auf durchaus sachparallele Vernichtungsankündigungen trifft (vgl. Jes 13,13; 24,4—6; 34,4, vgl. auch Jer 4,23.28), die in 51,6.8 mit Sprachmitteln aus dem Nahkontext (50,9) aufgegriffen werden. Sogar der sachliche Zusammenhang Himmel-Erde-Erdbewohner-Menschen ist in diesen literarischen Parallelstellen aus demselben Jesajabuch anzutreffen; entsprechend schreitet V. 6 folgerichtig zu V. 7f. fort. Auch dies spricht für ursprüngliche Zusammengehörigkeit, wobei V. 7b wohl speziell eine Entsprechung zu dem (bereits vorgefundenen) V. 12b anstrebt. Folgerung: DaV. 6a.8avom nahen und weiteren Jesajabuch-Kontext abhängig sind und diesen zum Verständnis der Entstehung wie zur Leserrezeption der knappen Formulierungen auch literarisch voraussetzen, scheinen sie von der Hand einer großjesajanischen Redaktion zu stammen.
V. Zu Jes 51,1—8 - die Völkeraussagen
V. 4—5
Zweitens: Die Komplexität der Völkeraussagen in V. 4—5. Wie eingangs erwähnt, stehen die anscheinend völkerpositiven Aussagen in V. 4f. zu den Aussagen V. 6a.8a im Widerspruch. V. 4f. im Rahmen von V. 1—8 hat schon immer Schwierigkeiten bereitet. Drei Möglichkeiten der Erklärung sind zu erörtern. Sind V. 4f. mit V. 1—8 gleichursprünglich, dann sind entweder die Völkeraussagen in V. 4f. de facto negativ verstanden; V. 1—8 sammelt hier völkerpositive Aussagen aus dem vorangehenden literarischen DeuterojesajaKontext auf, um sie im Rahmen von V. 1—8 in ihr Gegenteil zu wenden - Völker gehen ihrer Vernichtung entgegen. Daß die Anrede V. 4a gegenüber den Deuterojesaja-Fundstellen bewußt von den Völkern auf das Gottesvolk allein eingeschränkt wird, was zu der Verwendung von DTK1? (vgl. 49,1) für das Gottesvolk führt, könnte dafür sprechen; im Sprachgebrauch fällt auf, daß sich mp pi. in Jes 40—55 sonst nicht findet, wohl aber im übrigen Je|sajabuch. Doch ist diese Erklärung schon im Blick auf V. 5b unbefriedigend. Oder ist V. 4f. im Verbund von V. 1—8 positiv, aber im Sinne einer vorübergehenden (vgl. 60,9 MT), schließlich von der Vernichtung der Menschen überholten Phase der Heilsereignisse gemeint? Näher liegt wohl eine dritte Möglichkeit, nämlich V. 4f. als ein Textstück anzusehen, das älter ist als seine Umgebung 21 . In seiner ursprünglichen Gestalt als völkerpositive Aussage war es möglicherweise noch 21
Vgl. zu derartigen Überlegungen schon P . W . VAN WINKLE, The Relationship of the
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Zions
Tröstung
[266-267]
als Anrede an die Völker und Nationen gefaßt. Zweifelhaft ist, ob es in V. 5 die Wendung TW 1 KS' enthalten hat; sie ist die einzige pf.-Formulierung in V. 4f., ohne sie haben die beiden, in ihren Hälften jeweils sachparallelen Verszeilen V. 4b.5a 2 2 dasselbe Dreiermetrum. Wir werden auf diese Wendung noch zurückkommen 23 . Dieses gegebenenfalls ältere Textstück V. *4f. in seiner ursprünglichen Gestalt wäre seinerseits als binnendeuterojesajanisches (vgl. aber V. 4 b a mit Jes2,3ba) Verbindungsstück 24 anzusehen, das eine redaktionelle Brücke zwischen 49,22f., das durch 51,4f. seine Sachgrundlage erhält, und 51,9.10a.l7ff. schlägt: V.5 Anfang knüpft an 50,8aa (vgl. 46,13) an, die Aussagen sonst in bekannten Bezügen vor allem an Völkeraussagen des ersten und zweiten Ebed-Jahwe-Liedes (vgl. aber auch 42,23; 55,3), wobei allerdings die eigentümliche Bevorzugung von D'ÖS? auffällt; V. 5bß wird man als Vorverweis auf 51,9—10 a verstehen müssen und die seltsame, V. 4 bß parallele Aussage V. 5 aß in diesem Zusammenhang als positive Aussage, die von zugunsten der Völker tätigen Armen (pl.!) Jahwes im Blick auf 51,9; 52,10 und trotz ' T 49,22 (D'öy!) spricht 25 . Das Verbindungsstück setzt dann an dem [...] [im Kontext neu] verstan|denen Text 50,4ff. an und bekräftigt die völkerpositiven Aussagen aus Jes 42—49, aber nun als Tun Jahwes selbst.
VI. Zu Jes 51,1— 8 - die Anlage des Textes Drittens: Die Anlage von V. 1—8. Für ihre Bestimmung spielt vorweg die Beobachtung eine Rolle, daß 51,1—8 irgendwie mit 42,18ff. zu tun hat, doch schwerlich auf derselben Ebene, da die Epitheta für die Angeredeten in unserem Text durchweg positiv sind; hat die Beziehung auch noch Jes35, besonders V.5 ff., im Blick? Die Gliederung von V. 1—8 in Abschnitte hängt davon ab, ob man sich an impt. + '3, was für V. 6 einen eigenen Abschnitt ergäbe, oder an impt. mit orientiert; für letzteres spricht die genannte Beziehung zu 42,18ff., weil damit der Zusammenhang von Aussagen über Hören und Sehen zum Ausdruck Nations to Yahweh and to Israel in Isaiah XL-LV, V T 3 5 , 1985, 446 - 4 5 8 , dort 447ff.; vgl. zur Diskussion auch E L L I G E R , aaO. 199ff.; SCHOORS, aaO. 155ff. 22 Die zweite Verszeile beginnt mit y j l X , vgl. BHK, BHS und zur Diskussion Kommentare. In V. 4 b ß ist auch 'ÜDrä Subjekt zu K3H1, vgl. die Bezugstelle 4 2 , l b ß . 23 Ist sie allein aus 45,8 (StT1') und 62,1 (KS' + nffW 1 ) gespeist oder spielen Verbindungen zu Jes 17,10 (mit Blick auf 51,lb.13); 6 2 , l l a y (vgl. 35,4), aber auch 25,9; 26,21 eine Rolle? 24
25
V g l . HERMISSON, a a O . , 2 9 5 u n d A n m . 3 2 .
Bemerkenswert sind Übereinstimmungen im Wortfeld zwischen Ps44,4; 98,1 f.; Jes51,5; 52,10; 59,16; 63,5; vgl. H . L . G I N S B E R G , The Arm of Yhwh in Isaiah 5 1 - 6 3 and theText of Isa 53,10-11, J B L 77, 1958,152-156; JEREMIAS, aaO., 133f. M . E . stehen Ps 98,1 f. unter Einfluß aus Jes52 (und 40), die Tritojesaja-Aussagen unter Einfluß von Deuterojesaja-Aussagen einschließlich Jes 51 und Ps 98, während auf das Neuverständnis von 51,5 aß im Verbund von V. 1 - 8 Ps 44,4 samt Kontext eingewirkt haben könnte. Zum Verständnis des älteren Verbindungsstücks 51,*4f. reichen die oben im Text angesprochenen Bezugnahmen aus.
[267-268]
Jes 51,1— 8 - die Anlage des Textes
83
kommt; außerdem stehen jedenfalls in V. 1 - 3 und V. 7—8 Aufforderungen zum Hören nicht allein, so wird Entsprechendes auch für die Zuordnung von V. 6 gelten. Als Abschnitte ergäben sich demnach: V. 1—3, V. 4—6, V. 7—826. Dabei sind der erste und dritte Abschnitt durch die Beziehung V. 1 a/V. 7a verbunden, wobei V. 7a an V. 4b.5a anknüpft und die Angeredeten als die qualifiziert, denen p"TX und m i n vertraut sind, und V. 6 ist besonders hervorgehoben dadurch, daß er es ist, den V. 7f. formal aufnimmt, inhaltlich weiterführt und durch V. 6b par. 8b (vgl. 46,13; 47,7.9) bekräftigt. Um V. 4f. legt sich demnach ein innerer Ring von Aufforderungen zum Sehen (V. lb—3 / V. 6) und ein äußerer Ring von Aufforderungen zum Hören (V. 1 a / V. 7—8). Hat man es also mit einer redaktionellen Ringkomposition um einen älteren Kern in V. *4f. zu tun? Sie hätte freilich die ursprünglich positiven Völkeraussagen von V. 4f. nunmehr jedenfalls im Endeffekt als Vernichtungsaussagen verstanden, wie der Ausbau von V. 4 f. durch Anfügung von V. 6 zu einem Abschnitt und vollends die Fortsetzung V. 7f. zeigen; ihr ließe sich auch die Einfügung XX'' zuweisen, die schon in ihrer pf.-Formulierung mit V. 3a konvergiert. Verrät diese Gestaltung eine einheitliche Anlage, dann zeigt sich in diesem Text im Rahmen eines geweissagten Ablaufs in der Verwendung von pf./impf. ein eigentümliches Stadium der Heilsereignisse. Ihm zufolge ist das Heil dem man nachjagt (V. 1 a) und das man kennt (V. 7 a), ganz nahe, womit die Kernaussage aus V. 5, unterstrichen durch den zugefügten Akzent bereits ausgegangener Hilfe Jahwes, aufgenommen wird; es ist schon im Gange, aber als solches noch nicht vollendet. Für die Angeredeten ist Abraham schon Vater, berufen und gesegnet, aber seine Mehrung braucht noch Zeit (V. 2bfin. impf., entsprechend steht V. 2 aß das Gebären Saras im impf.), die Konstitutierung des Volkes ist also noch nicht am Ziel. | Ebenso ist innerhalb dieser Weissagungsperspektive Zion bereits herrlich bereitet (V. 3 a), V. 3 b steht ihr aber noch bevor. Was in beiden Aspekten noch aussteht, klärt im weiteren TextablaufV. 10b.11: die Rückkehr der Erlösten nach Zion, die aber, wenn in V. 10b pf. ursprünglich ist, bereits vereinigt im Ostjordanland stehen. Desgleichen unvollendet ist in dieser Phase der Weissagung noch das Weltgericht: Der Himmel ist schon zerfetzt 27 (V. 6 a pf. gegenüber 50,3 impf.), insofern auch in dieser Hinsicht Nähe des Heils; auf die Erde, ihre Bewohner, die Menschen wird dieser Vorgang aber erst noch übergreifen (V.4f. impf., entsprechend V.6a.8a). Diese differenzierte Perspektive schließt also auch V. 9—11 noch ein, die ausstehenden Heilszüge V. 1—8 motivieren die sich anschließende Bitte V. 9—10 a in der Gewißheit der Heilsvollendung (V. 10 b—11). Schon dieser Sachzusammenhang zwischen V. 1—8 und V. 9—11 nährt die Vermutung, daß V. 1—8 derselben literarischen 26
Ich schließe mich damit der rhetorischen Analyse von KUNTZ, aaO. 146ff., besonders 150
an; vgl. a u c h BEUREN, a a O . 107f. 27 Zum Sinn von r t o vgl. H A L s.v., Kommentare. - D i e Aussage faßt somit im Rahmen des Weissagungsgeschehens an dieser Stelle eine Phase ins Auge, in der Jahwes völkervernichtende Hilfe C W 1 SS' V. 5; vgl. auch 35,4 als Aufnahme von 34,8(5f.)) bezüglich ihres Beginns am Himmel (vgl. 26,21; 34,3) bereits Faktum ist.
84
Zions
Tröstung
[268-269]
Schicht zugehört wie die Ergänzung von V. 9—10 a durch V. 10 b—11. In dieselbe Richtung deuten Beobachtungen zur Komposition; in die Ringkomposition von V. 1—8 sind nämlich auch die integrierten Aussagen V. 9—10 a und die neuformulierten V. 10b—11 in symmetrischer Anlage eingeschlossen: A V. 1—3 das gemehrte Volk wieder im herrlich bereiteten Zion, B V. 4—8 der Untergang der feindlichen Menschheit, B' V. 9—10a Aufforderung an den Arm Jahwes zum Machteinsatz gegen das Feindliche, A ' V. 10b—11 Heimkehr nach Zion - man beachte die Entsprechung V. 3b/V. 11 aßb. Zwischen A / A ' und B / B ' besteht in den Aspekten ein Ergänzungsverhältnis: A hat den Heilszustand bei der Ankunft der Heimkehrer im Auge, A ' in Anknüpfung an Jes 35 den von Jahwe durch die Völkerwelt gebahnten Weg zur Ankunft, B den Untergang der Völkerwelt, B' die Macht Jahwes, die dies leistet - man beachte die Bezüge der Arm-Aussagen V. 5 /V. 9. Spricht diese doch anscheinend geplante Anlage auf den literarischen Kontext eines Jesajabuches hin gesehen nicht dafür, daß sich der Blick in 51,1 ff. (letztmals) auf die Heimkehrer richtet und ab V. 12 im folgenden dann auf das Heimatland, auf Zion und die Bewohner dort?
VII. Zu Jes 51,1—8 - Sinn und Anlage von V. 1 —3 Viertens: Sinn und Anlage von V. 1—3. Schon die beobachtete Ringkomposition weist darauf, daß auch die Aussage von der Tröstung Zions in den Verbund der Sehen-Aussagen V. lb—3 gehört; diese Aufforderungen werden durch die Aufforderung zum Hören V. 1 a (Anknüpfung an 50,10?) eingeleitet, die ihrerseits kompositionell mit V. 7 f. zusammenhängt; das Auftreten von Jahwe in 3. p. darf also nicht | zu einer Verbindung speziell von V. l a mit V. 3 verleiten. Da V. 2 b sicher Begründung für V. 2 a ist, kommt V. 3 als Begründung für V. 1 b in Betracht. Dafür spricht auch die vielumrätselte Aussage V. l b selbst. Von den beiden Verben dort im pu. ist ~lp3 in den Belegen des AT mit derart negativen Konnotationen besetzt 28 , daß es sich auch in 51,1b nur um einen gewalthaften, widernatürlichen, nachgerade quälerischen Vorgang handeln kann: Die Angeredeten sind von einer Höhlung / Öffnung eines Brunnens 29 weggehackt, weggestochen worden. Homogen zu diesem Vorgang bezeichnet das andere Verbum 3Xn das Weghauen von Gestein von Fels oder Stein 30 ; daß es sich auch hier um einen negativen Vorgang für die Betroffenen handelt, zeigt wenige Verse weiter V. 9b. Daraus folgt - ganz abgesehen von der mehr als seltsamen Metaphorik und der erfolglosen exegetischen Akrobatik, Beleg und Erklärung für Abraham als Felsen aufzuspüren - , daß V. 1 b trotz parallelem Formulierungsstil mit V. 2 a nicht sachlich identisch sein kann 31 ; V. 2 a fordert in einer 28
Vgl. 1 Sam 11,2; Prov 30,17; Num 16,14; Ri 16,21; Hi 30,17und H A L s.v. Zu "113 nnpa vgl. Kommentare; KUNTZ, aaO. 153; J. SCHARBERT, ThWAT V, 1986, 589-591. Vgl. K.-D. SCHUNCK, ThWAT III, 1982,134-137. 31 Gegen das gängige Verständnis; vgl. zur Diskussion SCHOORS, aaO. 159ff.; BEUKEN, aaO. 29
[269-270]
Jes 51,1-8
- Sinn und Anlage von V.
1-3
85
durchgängig positiven Aussage auf, auf Abraham und Sara zu schauen, in V. 1 b hingegen sollen die Angeredeten auf einen Felsen und eine Brunnenöffnung schauen, von denen sie herstammen, von wo sie aber gewalthaft weggehackt und weggehauen worden sind - kann man an anderes als an die Wegführung in die Zerstreuung denken? Der Ort, von dem sie so entfernt worden sind, ist durch Felsen und Brunnenöffnung metaphorisch bezeichnet und kann in der Sache kaum zweifelhaft sein: V. l b ß legt jedenfalls durch 113 eine Stätte von Wasserversorgung nahe, im Kontext besteht darin eine sachliche Entsprechung zu V. 3 aß; dies läßt an einen Zusammenhang mit Zion als Stätte herrlicher Wasserausstattung denken (vgl. Ps 46,5; 65,10; 87,7; Jes 33,21; Ez 47; Joel 4,18, vgl. Gen 2,10ff.). Die Entstehung der Zion-Metapher in 5 1 , l b ß könnte parallelistische Konsequenz zu V. I b a sein, das seinerseits von 51,9b, bezogen auf die dem Gottesvolk feindliche Menschenwelt (s.o.), beeinflußt ist: deren Ergehen (3Xn) dort entspricht ihrem Vergehen (3Xn) hier und zieht die Ausbildung dieser Metaphorik nach sich. Hinzu kommt, daß V. 1—8 entsprechend V. 3 sächlich lo|kale Metaphern für Zion braucht, da angesichts von V. 2aßb Zion hier nicht mehr die Mutter des Gottesvolkes ist, und schließlich, wie schon erwähnt, daß so ein Sachzusammenhang zwischen V. l b ß und V. 3aß entsteht. Daß die zuerst genannte, von 3Sn veranlaßte Metapher des Felsens auf Zion führen kann, ist klar, steht sie doch in der Jerusalemer Tradition für den Sachzusammenhang des schützenden Jahwe in seiner bewehrt erbauten Stadt 3 2 ; im Jesajabuch ist dazu besonders zu beachten 26,1—4; 30,29, während Dtn 32,18, wo ein JerusalemKontext fehlt , v o n J e s 5 1 , l b fernzuhalten ist - die Vorstellung dort ist hier durch V . 2 a ausgeschlossen. Ist dies richtig, dann ist V. I b a sachliche Vorbereitung von V. 3 a a , und die Aufforderung V. l b richtet sich an die exilierten Heimkehrer, auf ihren Zielort Zion und Jahwe zu schauen - als Felsen, weil Jahwe die Stadt wieder errichtet hat (V. 3 a a ) , als Brunnenöffnung, weil er sie bereits herrlich fruchtbar wie den Gottesgarten ausgestattet hat (V. 3aß). Daß in eigentümlicher Abfolge die Aufforderung und Begründung V. 1 b + 3 wie ein Rahmen um das entsprechend gestaltete Thema der Mehrung V. 2 herum liegen, ist entsprechend der inklusiven Exposition der Zionthematik V. l b . 3 / V. 11 Ausdruck der Prävalenz des Heilszieles Zion; ihm wird die zugeordnete Zusage der Mehrung in der Darstellung eingeordnet. Nimmt man die redaktionelle Zuweisung von V. 1 —11 in der oben zu Teilproblem drei angedeuteten 109f. und jüngst CHR. HARDMEIER, Erzählen - Erzählung - Erzählgemeinschaft, WuD 16,1981, 2 7 - 4 7 , der in seiner Aufbauanalyse V. l b - 2 und V. l a + 3 zusammennimmt. Zur semantischen Seite von V. 1 b und zur sachlichen Erklärung, die sich teilweise mit der hier vorgetragenen berührt, s. jetzt besonders J. G. JANZEN, Rivers in the Desert of Abraham and Sarah and Zion (Isaiah 5 1 : 1 - 3 ) , Hebrew Annual Review 1 0 , 1 9 8 6 , 1 3 9 - 1 5 5 . 3 2 Vgl. dazu H A L 953b (Lit.); L. DELEKAT, Asylie und Schutzorakel am Zionheiligtum, Leiden 1967, 379f.; D. EICHHORN, Gott als Fels, Burg und Zuflucht, Bern 1972, 3 0 - 9 1 ; A. S. VAN DER WOUDE, THAT II, 1976, 5 3 8 - 5 4 3 ; B . C . OLLENBURGER, Zion. The City of the Great King, JSOT.S 41, Sheffield 1987,77 f. An den Zion beim Felsen von V. 1 b denkt jetzt auch H.-J. FABRY, ThWAT VI, 9 7 3 - 9 8 3 , dort 982, versucht den Sinn jedoch über die aktivische L X X Lesart zufassen.
86
Zions
Tröstung
[270-271]
Weise auf, ergibt sich ein weiterer Grund für die Themenanlage von V. 1 b—3: Das Heilsziel Zion als Ort der Ankunft steht im Vordergrund, da sich das in diesem Jesajabuch dann Folgende (*51,12 ff. - 62,12) speziell darauf richtet. Die schwierige Frage des abrupten Wechsels Jahwe 1. p./3. p. (kraß V. 2/V. 3) dürfte mit literarischem Einfluß auf diese redaktionellen Formulierungen zu tun haben: der Bezug in V. 2 b auf die Gottesrede 41,8 und die Verheißungsreden der Genesis fordert für V. 2 b 1. p., der Bezug in V. 3 auf 49,13ba;52,9ba, aber auch auf Jes 35 (vgl. V. 3 aß mit 35,1.6, auch 41,19, und vgl. die verwandten Aussagen Jes 11,11-16; 27,12f.; 62,10-12 33 ) fordern 3. p. - Die nicht einfache Frage der Genese der Formulierungen in V. 1 a, die nach den bisher gesammelten Indizien wie V. 1 —8 überhaupt an die Heimkehrer gerichtet wären, lassen wir hier offen, geben aber zu bedenken, ob die Qualifikationen der Angeredeten neben Einflüssen aus dem Jesajabuch 34 nicht auch mit einer Benutzung von Hos 5,15 —16,5 zusammenhängen 35 , ein Schriftbezug, der durch die Entsprechung zwischen Hos 6,5b und 51,4f. (in dem eingeschränkten Neuverständnis auf der Ebene V. 1—8) veranlaßt sein könnte. Ist diese Benutzung gegeben, wäre gemäß Hos 6,4a auch hier an Menschen aus Ephraim und Juda zu denken, die die für 51,1—8 erwogene Jesajaredaktionsschicht auch sonst für die Heimkehrer in Blick nimmt 36 . Daß V. 1 a auch in der Formulierung die Heimkehrer als solche anspricht, kann man annehmen, wenn man ¡?"TX in Zion-Zielrichtung faßt, ¡11 ¡V als Aufsuchen Jahwes in Jerusalem versteht 37 und mit bewußten Wallfahrtsassoziationen noch bei der Bezugnahme auf Hosea 38 rechnet. Jedenfalls liegt der Akzent in V. l a , im Rahmen von V. 1—8 gesehen, nicht auf dem Ethischen, sondern auf der Ausrichtung der Angeredeten auf das im Gang befindliche, aber noch nicht vollendete Heilsgeschehen (vgl. V. 5 a.ll) 3 9 ; daß sie als Heimkehrer „Jahwe suchen" und ihn anders als bei Deuterojesaja nicht als Mitziehenden bei sich haben (weil er bereits in Jerusalem ist), entspricht dem Profil der vermuteten Jesaja-Schicht 40 .
VIII. Zu Jes 51,1— 8 - Konsequenzen
für die Entstehung
Fünftens: Konsequenzen hinsichtlich der Entstehung von V. 1—8. Unsere Beobachtungen zu V. 1—8 haben immer wieder auf Indizien geführt, die auf 33 Vgl. zu diesen redaktionellen Texten, zu d e n e n wir schon durch V. 10 b. 11 geführt wurden, die Hinweise oben A n m . 10.15.16.17. 34 Vgl. zu zionsbezogenem pIX 1,21; 62,2; zu t£>pH 45,19 (50,10) und zur positiven Qualität der H e i m k e h r e r die entsprechenden Aussagen 26,2.7; 3 5 , 3 - 8 . 35 Vgl. tfpn 5,15; HTI + J7T 6,3 wie 5 1 , l a a / 7 a a . 36 Vgl. besonders 11,12. M a n beachte die qualitative Bezeichnung der A n g e r e d e t e n in 51,1a! 37 Vgl. dazu S. WAGNER,ThWATI, 1 9 7 3 , 7 5 4 - 7 6 9 , b e s o n d e r s 7 6 3 f f . 38 Vgl. dazu J. JEREMIAS, D e r Prophet H o s e a , A T D 24/1,1983, 84. 39 Vgl. zur Diskussion SCHOORS, a a O . 157ff. 40 Vgl. STECK, H e i m k e h r , passim, z . B . 42.
[271—272]
Jes 51,1— 8 - Konsequenzen
für die Entstehung
87
V. 1—8 als redaktionelles Textstück deuten; wie Anlage und Sachbezüge zeigen, stammen auch die redaktionellen Formulierungen V. 10b.11 offenbar von derselben Hand, die hier unter Einbezug älterer literarischer Textvorgaben im Zweiten Jesaja (51,*4f.9—10a) einen Anredetext an die Heimkehrer aus der Zerstreuung gestaltet hat (V. 1—8), der formal an die Anrede der ins Exil „verkauften" Zionskinder (50,1) anknüpft; an ihn schließt sich die Bitte um Jahwes Heilsvollendung bezüglich der feindlichen Völker und Heimkehr nach Zion an (V. 9—11). Sowohl auffallende Züge im einzelnen wie insbesondere Übereinstimmungen in der Sicht der Völker/ Menschheit und der Heimkehr des zerstreuten Gottesvolkes lassen die Erwägung vertretbar erscheinen, diese redaktionelle Gestaltung von 51,1 — 11 der gewichtigen großjesajanischen Redaktionsschicht zuzuordnen, die zumal in Jes 35 hervortritt 41 . Das prägende Anliegen dieser Schicht ist, daß sie „Jesaja" in seinem Buch als den Künder eines großen, eschatologischen Heimkehrgeschehens sieht, in dem das zerstreute Gottesvolk aus Israel und Juda inmitten des Weltgerichts nach Zion gelangen wird. Der Vorgang der Heilswende wird in dem so redigierten Jesajabuch breit in dem Teil | Jes*28—55.*60—62 geweissagt42. Ordnet man versuchsweise 51,1 — 11 dieser redaktionellen Buchperspektive zu, so tritt eine wesentliche Position dieses Textes in der Buchanlage jener Redaktionskonzeption zutage. Was auf dieser Jesajabuchebene ab 51,12ff. (beachte 51,12b Zion-Anrede) in Jes *51—55.*60—62 folgt, ist thematisch zentriert auf die Heilsbereitung am Zielort Zion; die wenigen, aus älteren literarischen Phasen stammenden Heimkehraussagen (52,3; 52,7—10 [nur Jahwes Heimkehr!]. 11 f.; 54,7; 55,12f.; 60,4.9) stehen also auf dieser Ebene alle nicht unter Heimkehrer-, sondern unter Zion-Ankunft-Aspekt, wie ihn diese Schicht redaktionell abschließend in 62,10—12 formuliert. Was geschehen wird, wenn Zion auf sich hinsichtlich der Heimkehrer sieht, ist der Akzent der geweissagten Heilsperspektive in diesem Folgeabschnitt. Anders 51,1 — 11. Diese Aussagen ergeben sich, wenn umgekehrt die Heimkehrer auf ihr Heilsziel Zion sehen, und zwar ist dieser Text die letzte Aussage in dieser Perspektive auf der genannten Ebene des Jesajabuches, im Unterschied zu 11,11 — 16; 27,12f.; 35 in Anrede an die direkt Betroffenen formuliert wie die redaktionellen Gegenstücke 35,3ff. und 62,10—12. Wie kommt 51,1 — 11 zu dieser redaktionellen Abschnittschlußposition? Diese Redaktion hat die Heimkehraussagen aus dem integrierten DeuterojesajaCorpus offenbar so gelesen, daß sie die entsprechenden Weissagungen für Jakob / Israel (!) bis 49,13 wider ihren deuterojesajanischen Sinn auf die Rückkehrer bezog, die aus dem ehemaligen Nordreich stammen, und die anschließende Weissagung von der Heimkehr der Zionskinder (49,14ff.; 50,1—3) auf die Rückkehrer, deren Heimat Juda ist! Unmittelbar danach und nach den Rettungsaussagen des anschließend vorgefundenen Textes 50,4 ff. wird 51,1 ff. 41 Vgl. zum Sachprofil dieser m . E . ein Jesajabuch Jes *1—55.*60—62 prägenden Redaktionsschicht die Hinweise oben Anm. 11.17. 42 Vgl. Heimkehr, 64f. Anm. 52.
88
Zions Tröstung
[272-273]
plaziert - als Schlußaussage bezüglich der in diesem Stadium der Weissagung „Jesajas" vereinigt gedachten Heimkehrerzüge, die als solche gemäß J e s 3 4 f . aus „Assur" und Ägypten zurückgekehrt und auf der Königsstraße an der Einmündung des Weges aus Tema nordöstlich von Elat zusammengetroffen anscheinend bereits im Ostjordanland stehen - unmittelbar vor dem Menschheitsgericht in Edom, dessen Terrainfolgen die Weissagung J e s 3 5 für die Heimkehrer aufhebt, und den Einzug in Zion und ins Land nun vor sich haben. In dieser Lage erhalten sie in 51,1 ff. Jahwes Zusage, daß das Weltgericht, von dem schon Jes 13; 24—27; 34 sprachen, für die bedrohliche Menschheit in Edom (vgl. Jes 34) nun unmittelbar bevorsteht 43 . Man kann sich fragen, ob diese Re|daktion von der Schlußaussage 51,1 ff. aus in den vorangehenden Weissagungsbereich zum Thema Heimkehr, der innerhalb des Heilsteils dieses Jesajabuches speziell Jes (34)35—51 umspannt, gestaffelte Rückinklusionen anstrebt; vor allem die Identität von 35,9f. mit 51,10f. ist hier sprechend, vgl. aber auch 51,1—3 mit 49,14ff. (s. unten sechstens); 51,4f. mit 4 9 - 4 1 ; 51,6 mit 40,12ff.; 51,7f. mit 40,1 f. (via Ez 5 (Kontext!), 15); 43,28; 51,7ba mit 35,4 - die beiden einzigen Stellen für "ünTT 1 ?* im Jesajabuch. Jedenfalls die Gleichung 35,9f./51,10f. zeigt, daß auch 51,9—11 noch in die Schlußaussage des Heilsabschnitts gehört, der den Heimkehrvorgang für Nord- und Südisraeliten darstellt; die Verse sind freilich nicht mehr Anrede wie der volltönend abgeschlossene Text V. 1—8, sondern ein um Heilsvollendung bittendes Zwischenstück 44 , das durch seinen Schluß direkt zum Zion-Abschnitt überleitet. Der dritte, von der Redaktion anhand des literarisch Vorgegebenen errichtete, ganz an der Heilsperspektive orientierte Teil des Jesajabuches Jes *28—62 zeigt sich damit sehr überlegt gestaltet: Jes 28—35.40,1 — 11 Heilsperspektive im Blick auf Zion einschließlich Völker- (vgl. 33,3.12) und Edom- (vgl. 34,8) Gericht und Bereitung des Heimkehrterrains nach Zion (vgl. 33,8) in Jes 35, wobei 40,1—2 als Bekräftigung für Jes 2 8 - 3 3 gelesen wird, 4 0 , 3 - 5 für J e s 3 4 - 3 5 und 4 0 , 9 - 1 1 für Jes35. Daran schließt sich, durch 40,12—41,5(6f.) - gelesen als Parallelaussage zu Jes 34 (die Völker stellen kein Hindernis für die Heimkehr dar) - eingeleitet (vgl. Anrede 40,27), die Heilsperspektive im Blick auf die Heimkehrer an: 41,8—49,13 hat den Heimkehrvorgang der Nordisraeliten im Auge (vgl. Inklusion 41,17/49,13), 49,14—50,3 den der Judäer; nach 50,4ff. handeln 51,1 — 11 dann vom gemeinsa4 3 Vgl. dazu Heimkehr, 49ff.60ff. Man kann Vermutungen anstellen, wie 51,4f. in diesem redaktionellen Rahmen verstanden wurde. Positiv im Sinne einer vorübergehenden Phase, oder so, daß V. 4f. 34,1, V. 6 3 4 , 2 - 4 entspricht, oder durchweg negativ im Sinne der Völkervernichtung? Im letzteren Falle könnte V. 5aß im Sinne von Ps 44,4 (s.o. Anm. 25), V. 4 b a im Sinne von Dtn 30,7 (vgl. Jes24,6!), V . 4 b ß im Sinne von Jes3,13 (MT!).14a; 5,16; 5,26 ( M T ! ) - 3 0 ; 26,8; 28,6; 34,5 verstanden werden; insbesondere ist für diese Redaktion eine Konvergenz mit 30,27 - 33 in Betracht zu ziehen; u. U . im Blick auf 50,11 vgl. 30,27.30.33 und im Blick auf 51,lff. 30,28 mit 51,4f; 30,29 mit 5 1 , l b . 3 b . l l b ; 30,30 mit 51,5.9; 30,31 (nnn) mit 51,6.7; vgl. auch 51,4 mit 10,17. Für die Formulierung der Einfügung SS' sind nun auch die Anm. 23 genannten Belege aus dem Proto- und Tritojesaja-Teil des Jesajabuches wichtig. 4 4 Vgl. auch KUNTZ, aaO. 150f.l59ff., der V. 9 - 1 1 als „historical-eschatological interlude" zwischen der strophischen Gliederung von V. 1 - 1 6 bestimmt.
[273-274]
Jes 51,1—8 - Abraham
und Sara in V. 2
89
men Heimkehrvorgang beider Züge in der letzten Phase - Parallelaussagen an die Heimkehrer zu dem, was in der Zionperspektive bereits in Jes 34f. gesagt war. In redaktionellen Eigenformulierungen münden Zion- und Heimkehrerabschnitt in dieselbe Zielperspektive aus (51,10f. // 35,9f., vgl. auch 51,5.8/35,4). Ein dritter Abschnitt bietet wieder die Heilsperspektive im Blick auf Zion *51,12—55. *60—62 - die Heilsbereitung in Zion für die Heimkehrer mit einem | Rückgriff in der Schlußaussage 62,10-12 auf 40,3.9-II 4 5 . All dies scheint uns die Erwägung zu stützen, 51,1 - 1 1 der besonders Jes 35 hervortretenden Redaktionsschicht des Jesajabuches zuzuweisen 46 .
IX. Zu Jes 51,1—8 - Abraham und Sara in V. 2 Sechstens: Abraham und Sara in V. 1—8. Wenn V. 1—8 auf die eben erwogene Redaktionsebene im Jesajabuch gehört, werden in diesem Text auch Abraham und - in ihrer prophetisch ganz singulären Erwähnung - Sara sowie damit zusammenhängende Züge allererst begreiflich. Betrachtet man den vorgegebenen Nahkontext von 51,1—8, nämlich 49,14ff; 50,1 f. und *51 — 54, so ist ja überaus auffallend, daß die Glieder des Heilsvolkes nicht [...] als die Kinder ihrer Mutter Zion angesehen werden, Zion vielmehr für sie in ihrer Gesamtheit nur noch als Heilsstätte figuriert, während als Stammeltern des Volkes nunmehr Abraham und Sara (V. 2a) erscheinen! Der Grund liegt neben einer Zurücknahme der Vorstellung von Zion als Person möglicherweise in Abwehr hellenistischer Stadttyche-Assoziationen vor allem in Folgendem: Zum Heilsvolk gehören hinsichtlich Heimkehr wie Besiedlung des Heilslandes in dieser Jesaja-Schicht, wie wir sahen, ja konstitutiv auch die Israeliten aus dem Bereich des ehemaligen Nordreiches. In V. 1—8, da beide Heimkehrerzüge vereinigt sind und die eschatologische Landnahme bevorsteht, werden diese auf ihre gemeinsamen Stammeltern angesprochen. Diese Jesajaschicht bedient sich dafür des Rückgriffs auf 41,8 (Jakob / Israel ist Nachkomme Abrahams, von dort stammt X"lp 51,2ba), möglicherweise eines Neuverständnisses der vorge45 Auch im Blick auf Jahwes Vergebung der Sünden des Gottes volkes benutzt die Redaktion Vorgegebenes für eine Linienführung: 33,24; 40,1 f. (Jerusalem und die Jerusalemer), im Blick auf die Heimkehrer 43,22—27 (Nordisraeliten), 50,1 (Judäer). Auch die (literarisch vorgefundene) Trennung von Rückkehr Jahwes (52,7ff.) und Ankunft der Heimkehrer (*60—62) ist für diese Redaktion wichtig. 46 Wir nehmen damit eine schon früher von uns geäußerte Vermutung auf: vgl. Heimkehr, 65 A n m . 5 3 ; 71 Anm. 66; 88; Lumen gentium. Festschrift Joseph Kardinal Ratzinger, 1987, 1279-1294, dort 1280 Anm. 3 [ = Studien, 8 0 - 9 6 , dort 81]; Tritojesaja, 379 Anm. 41; 383 Anm. 56 [ = Studien, 19.23]. Da in der Weissagungsphase von 5 1 , 1 - 1 1 das Menschheitsgericht in Edom noch aussteht, könnte man freilich erwägen, das Redaktionsstück in V. 1 - 1 1 auch der wenig jüngeren Jesaja-Redaktion zuzuweisen, die in Jes 59 und 63,1—6 verwandte Aussagen bietet; doch lassen sich dagegen Gesichtspunkte nennen, vgl. Tritojesaja, 383.388f. [= Studien, 24.29]; außerdem ist zu erwarten, daß schon die Jes35-Schicht zu den vermuteten positiven Völkeraussagen in *51,4f. in ihrem Sinne korrigierend Stellung nimmt, und in Jes59 ist das Einschreiten Jahwes mit der Qualität Israels anders verbunden als in Jes 5 1 , 1 - 1 1 .
90
Zions Tröstung
[274-276]
gebenen Zionaussage 54,1 jetzt von Sara, der Aussage oder Tradition von Ez 33,24 und vor allem der Abrahamverheißungen aus der Genesis, vgl. V. 2b mit Gen 22,15.17 (; 26,24) und positionell, wenn auch nicht in ge|nauer Übernahme der Formulierung, insbesondere natürlich 12,2 47 . Die Genesis-Bezugnahmen dieser Jesajaschicht, die auch sonst den Pentateuch berücksichtigt 48 , reichen an dieser Stelle aber wahrscheinlich noch erheblich weiter. Auf die Formulierung V. 3 aß, die eine Heilsentsprechung zwischen Heimzugsweg und Zion-Heilsland herstellt (vgl. 35,1.6, ferner 40,3; 41,19 und Jer 50,12; 51,43), wirkt neben Ez 36,33—35 (Kontextentsprechungen!), Jer 31,12?, für Eden Gen 2 und für „wie der Garten Jahwes" Gen 13,10 ein - die einzige Stelle im AT, die diese Wendung noch einmal bietet; soll damit nicht das Heilsland als Zions Umland in der Jordanregion charakterisiert werden, die man beim Betreten vom Ostjordanland aus zuerst sieht? Wir waren auf diese Region schon bei V. 10b gestoßen. Kennt diese Jesaja-Schicht Erwartungen wie Ez 47,8ff; Sach 14,8? Weiter könnte in der Genesis-Beziehung von Jes 51,1—8 eine Rolle spielen, daß wie jetzt die Heimkehrer so dort (Gen 13) Abraham aus Mesopotamien (11,27ff.) und Ägypten (12,10ff.) kommt und nach Jerusalem (Gen 14) gelangt; man beachte TU für Abraham in Ägypten (12,10) wie Jes52,4—6, eine Zufügung an 52,3, die derselben Jesajaschicht zugehören könnte 4 9 . Jes 51,1b—3 wäre demnach eine prophetisch-eschatologische Rezeption der Mehrungs- und Landverheißung aus der Abrahamüberlieferung der Genesis 50 . Die konkrete Akzentuierung der Aussagen 51,1b—3 orientiert sich jedoch offenbar am Nahkontext, an Aspekten des wenig vorher stehenden ZionTextes49,14ff.: 51,2 entspricht 49,21 und 51,3a entspricht 49,19.
X. Zu Jes 51,1— 8 - Zions Tröstung in V. 3 Siebtens: Zions Tröstung in V. 3. Daß in 51,3 Zion selbst Jahwes Tröstung empfängt, ist unter den zahlreichen DrU-Belegen im Jesajabuch | eine singulare Aussage. Ihre Entstehung gehört nach unseren Erwägungen in den Rahmen 47 Vgl. dazu N. A. VAN UCHELEN, Abraham als Felsen (Jes51,l), ZAW80,1968,183-191, dort 186 und jüngst E. BLUM, Die Komposition der Vätergeschichte, WMANT57,1984,358. 48 Vgl. die Erwägungen oben zu V. 10b; Jes 11,11 — 16 enthält wohl Bezugnahmen auf Ex, die Anti-Moab-Aussagen dieser Schicht kennen Num 22ff. (vgl. Tritojesaja, 385 [= Studien, 26]) und die Jesaja-Apokalypse nimmt Rücksicht auf Sintflutaussagen aus Gen, wie E. BossHARD in seiner in Vorbereitung befindlichen Dissertation zeigen wird, die Jes24 - 2 7 redaktionsgeschichtlich untersucht. 49 Vgl. schon Heimkehr, 80; Tritojesaja, 379 Anm.41; 383 Anm.56 [= Studien, 19.23], 52,3, eine Kombination von 50,1 und 45,13 (vgl. HERMISSON, aaO. 301) oder 55,lf. (vgl. Thr 5,4), hebt in einer wohl binnendeuterojesajanischen Verbindungsaussage hervor, daß Jahwe bei Exilierung und Exilswende das alleinige Verfügungsrecht behalten hat. V. 4—6 legt sekundär V. 3 und V. 2 aus, blickt womöglich antidiadochisch auf Israel in Ägypten und Assur, was für die Jes 35-Schicht sprechen könnte, und leitet mit V. 6 Ende hinüber zu V. 7f. 50 Jes 29,17—24, wo Abraham in V. 22 genannt ist, ist wahrscheinlich jünger als die Schicht von 51,1 ff.; vgl. Heimkehr,16.18.73;Tritojesaja, 392 Anm.91 [= Studien, 33].
[276]
Jes 51,1— 8 - Zions Tröstung in V. 3
91
einer großjesajanischen Redaktion. Für die Formulierung von V. 3aa orientiert sich diese Redaktion hier wie öfter an vorgegebenen Nahkontextaussagen von der nicht getrösteten Zion (51,19; 54,11 ist vielleicht jünger) und vom getrösteten (pf.) Volk (49,13; 52,9, vgl. 40,lf.), sowie an den TrümmerAussagen von 49,19; 52,9. Insofern macht sie kontextveranlaßt ein Heilsfaktum nun auch speziell für Zion ausdrücklich. Doch wird dadurch nicht lediglich eine Formulierungslücke konsequent geschlossen. Die Aussage, daß Jahwe Zion und ihre Trümmer - also die Stadt und nicht die Mutter Zion wegen ihrer Kinder! - getröstet hat, erhält in diesem Jesajabuch ihr besonderes Gewicht dadurch, daß am Ende des Weissagungsabschnitts über die Heimkehr diesem heimkehrenden Jahwevolk damit die Bereitung seines Ziels (vgl. 51,11), die Stadt Zion und das Land als Zionsland, vor Augen gestellt wird. Was in diesem Buch darauf - weitestgehend aus älterer literarischer Vorgabe - noch folgt, ist als Ausführung dieser Feststellung gesehen im Hinblick nicht auf den Heimkehrvorgang, sondern parallel und komplementär dazu im Hinblick auf das Ziel, auf Zion und das Land selbst (*51,12—62,12). Von dieser redaktionellen Anlage her gesehen müssen sich also 51,3 und 51,19 (54,11) in der Abfolge nicht widersprechen; sie gehören zu unterschiedlichen Aspekten in der Weissagung des Heils. Worin gründet die pf.-Fassung in V. 3aa? Man könnte an das wiederaufgebaute nachexilische Jerusalem denken, aber V. 3aß zeigt, daß nicht einfach an empirische Faktizität gedacht ist, sondern an eine gegebene Grundlage im ergangenen gültigen Jahwewort; sind es für V. 2 Gottesaussagen aus Deuterojesaja und vor allem Genesis, so ist es für V. 3 offensichtlich die kurz zuvor in diesem Jesajabuch gebotene Gottesrede für Zion 49,14ff., während anderes im Rahmen von V. 1—8 selbst zugesagt wird - im impf. Daß in 66,13, m. E. der Schlußredaktion des Jesajabuches, Trostaussagen des Buches (besonders 40,1; 51,3.12; 61,2)-aus gegebenem, aktuellen Anlaß (54,11)?-zu der Zusicherung „in Jerusalem werdet ihr getröstet werden" noch einmal neu auf die Heilsvollendung hin focussiert werden, wurde im Anschluß an die Ausführungen des Jubilars schon eingangs erwähnt. Die Versicherung, daß Jahwe Zion getröstet hat, zeigt sich gemäß unserem Versuch somit nicht einfach als ein besonderer Aspekt im Rahmen einer statischen Sicht der Endgestalt des Jesajabuches. Sie zeigt sich vielmehr als eine Aussage, die in eine sich im Werden des Jesajabuches niederschlagende, dynamisch-langzeitig-geschichtliche Erwartungsperspektive gehört. In dieser vergewissern sich immer wieder neue Interpretationen der Heilsvollendung für die Gottesstadt und für das Gottesvolk 51 .
51 [Zu der großjesajanischen „Heimkehrredaktion", der wir J e s 5 1 , l - l l in der vorliegenden Endgestalt zuweisen, vgl. jetzt ferner Studien, 143-166, Ergänzungen und Weiterführungen zur Analyse von 51,1 — 11 dort besonders 157f. Anm. 63.]
6. Beobachtungen zur Anlage von Jesaja 54,1—8 [Ist Jes 54,1—8 ein ursprünglich einheitlicher oder ein erst mit der Zeit gewachsener Text? Die Antwort ist in der Forschung umstritten; die folgenden Beobachtungen wollen ein Beitrag zu ihrer Klärung sein.] Während Jes 54,9—10 und 11 —17 a.b unter dem Verdacht stehen jüngere Zufügungen zu sein, wird man V. 4—6.7—8 nicht als ehedem unabhängig von V. 1 abtrennen dürfen: Die Zusage, daß Zion Jahwe zum Ehemann hat (V. 4—6), steht in Beziehung zu V. l b („vereinsamt" (vgl. 2 Sam 13,20; Thr 1,13), „verheiratet" (V. 5aa)), die Zusage, daß Jahwe Zion „sammeln" wird (V. 7b), die nur die Sammlung der Zerstreuten meinen kann, zur großen Zahl der Kinder, von der V. l b ebenfalls spricht. V.4—6 und die in ihrer parallelistischen Gestaltung zusammengehörigen V. 7—8 legen nachgerade die sachliche Voraussetzung für V. 1 und V. 2f. frei. [Die Aussagen 54,4—6.7—8 scheinen demnach nie ohne 54,1 bestanden zu haben; ob sie von Anfang an die ursprüngliche Fortsetzung von V. 1 gebildet haben, sei hier offengelassen. Gehören V. 4—6 und V. 7—8 als Fortsetzung von V. 1(—3?) ursprünglich zusammen? Legen Gattungsaspekte nicht eine Trennung nahe?] In der formgeschichtlichen Untersuchung von V. 1—8 wird mit Konsequenzen für die Überlieferungsgeschichte oder doch wenigstens für den Aufbau von Jes 54 der Einfluß der hinsichtlich Elementen und Geschichte immer noch ungeklärten Gattung „Heilsorakel" 1 etwa von SCHOORS, MELUGIN, aber auch von B E U K E N 2 , der das Verständnis dieses Kapitels durch eine Reihe ausgezeichneter Beobachtungen gefördert hat, allerdings auf V. 4—6 beschränkt und V. 7f. davon abgesetzt. Ja, BEUKEN 3 geht so weit, mit Bezug auf WESTERMANN in V. 5—6a dessen Gattungselement „Begründung" und in V. 6b das der „Folge" einwirken zu sehen. [Ist das 54,1 begründende Heilsorakel in V. 4—6 anzutreffen, was eine Abtrennung von V. 7f. empfehlen könnte?] Demgegenüber ist Folgendes zu bedenken. (1) Alle einleitenden
in V. 1—6 sind am ehesten gleichsinnig, haben also
1 Vgl. zur Diskussion jüngst E . W . CONRAD, Second Isaiah and the Priestly Oracle of Salvation, ZAW 93, 1981, 2 3 4 - 2 4 6 ; DERS., The „Fear not" Oracles in Second Isaiah, V T 3 4 , 1984,129-152. 2 A. SCHOORS, I am God Your Saviour, VT.S, Leiden 1973, 8 0 - 8 4 . 1 3 1 - 1 3 9 ; R.F. MELUGIN, The Formation of Isaiah 4 0 - 5 5 , BZAW141, 1976, 170f.; W. A . M . BEUKEN, Isaiah LIV: The Multiple Identity of the Person Adressed, OTS 19, 1974, 2 9 - 7 0 (vgl. auch DERS., Jesaja deel IIB, Nijkerk 1983, 242ff.). Auch R. MARTIN-ACHARD, Esaïe 54 et la nouvelle Jérusalem, 1981, wieder abgedruckt in: DERS., Permanence de l'Ancien Testament, Genf 1984,238-262, dort 247f.250f., grenzt V. 4—6 als eigene Strophe aus. 3 AaO. 36f. Anm. 1; 44.
[283—284]
Beobachtungen
zur Anlage von Jes 54,1—8
93
wie sicher V. 4b.5 begründenden Sinn. V. 5 und V. 6 sind parallel konstruiert und gehören noch zu den gestaffelten Weiterbegründungen, die V. 4b.5.6 zu V.4a bieten: V.4ba ist Weiterbegründung für V.4aa, V. 4bß für V.4aß, V. 5a für V. 4bot (statt Jugendschande 4 hat Zion einen Ehemann, ihren Schöpfer), V. 5b für V. 4bß (statt Witwenschmach hat Zion einen Löser, den Heiligen Israels, Gott der ganzen Erde) 5 ; V. 6 aber ist Weiterbegründung für V. 5, wobei sich jetzt am Abschluß der Staffelung Innen- und Außenglieder entsprechen - V. 6 a ist bezogen auf V. 5 b / V. 4 bß (die „verwitwete", verlassene Frau Zion ohne Mann ist jetzt von Jahwe, ihrem Löser, gerufen; vgl. N"lp V. 5/6), V. 6b auf V. 5 a/4ba (Jugendaspekt der Frau Zion, die in dieser Hinsicht weder in Schande (V. 4ba) noch verworfen (V. 6b) ist, weil sie ihren Schöpfer zum Ehemann hat); V. 5 und V. 6 sind sachparallel, wobei V. 5 von der Frau her gesehen betont, daß Zion ihren Mann hat, während V. 6 vom Mann her gesehen besagt, daß dieser Mann sie nicht verwirft. (2) Die Kumulierung der negativen und positiven Aspekte von Mutter- und Ehefrau-Sein von Zion in V. 1—6 hat nicht die Absicht, eine überaus wechselvolle Bindungs-, Verlust- und Trennungsgeschichte Zions bezüglich Mann und Kindern anzuzeigen. Vielmehr koinzidieren alle diese Aspekte in einem einzigen Zustand, der gegenwärtig faktischen Minderungslage Zions: Sie ist jetzt als junge Frau ohne Ehemann, darum, wie es scheint, vereinsamt, nicht verheiratet, in Jugendschande, in der Schmach der unversorgten „Witwe", eines Ehemannes und Lösers bedürftig, eine verlassene Frau, eine verworfene Frau der Jugendzeit, und sie ist jetzt ohne Kinder, darum eine Unfruchtbare, die nicht geboren, die keine Wehen gehabt hat. Diese Gegenerfahrung wird im Bezug auf die Beziehung zu Jahwe in V. 6a eingelassen („wie eine verlassene Frau"), während V. 5 in zeitneutralen Nominalsätzen betonte, daß Jahwe ihr Ehemann und Löser ist. Darin formiert sich ein Widerspruch zwischen Jahwes GemahlSein und Zions aktueller Erfahrung, jetzt ohne | ihren Gemahl zu sein; die Auflösung gibt V. 7f.: Jahwe hat sich nur kurze Zeit von ihr abgewendet (vgl. die Wiederaufnahme von 3T5? V. 6a und V. 7a; auch in dieser Hinsicht erweist sich V. 7f. als notwendige Fortführung des Voraufgehenden [vgl. schon oben zur Beziehung V. 7b/lb]); 54,1.4—6 liest sich so gesehen wie eine Ausführung von 50,1 (54,1: eure Mutter; 54,4-8: Scheidebrief). (3) Dieser Textbefund legt nahe, erst in V. 7f. die Einwirkung des Gattungselements Eingreifen Gottes (pf., hier: nur kurzzeitige Abwendung Jahwes, Erbarmen V. 7a.8a) und dessen Folge (impf., hier: sammeln V. 7b) aus dem Heilsorakel anzusetzen (Gattungsbeispiel: 41,10b—12), wofür auch spricht, daß erst V. 7f. in die Ich-Rede Jahwes übergehen, während die gestaffelten "OAussagen V. 4—6 das enger als bei WESTERMANN ZU fassende Gattungsglied der mit 'S eingeführten Begründung der „fürchte dich nicht"-Aufforderung auf-
4 5
Zum Sinn von Tai 1 ?» vgl. BEUREN, aaO. 35f., Anm. 1; H A L 7 8 6 b . Vgl. zu diesen Beziehungen schon BEUREN, aaO. 34 Anm. 3.
94
Beobachtungen zur Anlage von Jes 54,1-8
[284—285]
nehmen (Gattungsbeispiel: 41,10a) 6 ; man beachte, daß auch in Jes 54 der Kern der Begründungsreihe V. 5, auf den V. 4 und V. 6 zulaufen, in Nominalsätzen erfaßt ist. Demnach stehen also nicht nur V. 4—6, sondern V. 4—8 unter dem Einfluß der Gattung des Heilsorakels 7 . Deren noch fehlende Eingangselemente „namentliche Anrede" und „Näherbestimmung des Angeredeten" zu berücksichtigen, ist die Funktion von V. 1 im Text, gestaltet aus Gründen der Sachaffinität unter Gliederungseinfluß des Freudenaufrufs, der Fruchtbarkeit zuspricht 8 ; die beliebte Annahme, hier wirkten Sara-Züge auf Zion ein 9 , ist allerdings nicht zwingend, was nicht ausschließt, daß 51,2 die Aussage 54,1 in diesem Sinne später benutzt hat. Somit steht die Gattung des Heilsorakels formgebend im Hintergrund des gesamten Textes 54,1.4—8. Ob V. 2f. ursprünglich zu V. 1.4—8 gehört, kann man fragen; die Mutter-Frau-Thematik der Textumgebung ist in V. 2f. jedenfalls nicht mehr direkt gegeben, sondern weitergeführt. Die Anlage des Textes läßt sich demnach wie folgt bestimmen: (I) V. 1—6 (Jahwe 3. p.) Orakeleinführung, bestehend aus (Ia) V. 1—3: Anrede und Näherbestimmung der Angeredeten in Gestalt eines begründeten Freudenaufrufs mit analog-aktuellem Parallelaufruf und (Ib) V. 4—6: Aufforderung „fürchte dich nicht" mit Begründung, parallelistisch verdoppelt (vgl. 41,11; 45,16f.; 51,7) mit drei weiteren gestaffelten Begründungen, (II) V. 7—8 (Jahwe 1. p.) Heilszuspruch Jahwes. Sachlich bilden dabei V. 4—6 (Zion hat Gemahl Jahwe) die Voraussetzung für V. 1 (Zion wird kinderreiche Mutter), während der | Heilszuspruch Jahwes selbst die Grundlage bildet für beide Themen der vorangehenden Prophetenrede. Daß es sich bei diesem Text gleichwohl nicht um ein gesprochenes Heilsorakel im üblichen Sinn handelt, zeigt der freie Umgang mit diesem Sprachmuster. Ist 54,1—8 überhaupt je ein selbständiger Text gewesen? Daß im Text und auch im Nahkontext nicht gesagt wird, wer die Angeredete ist, obwohl die Frau
6 Vgl. zu diesem Gattungsglied weiter Jes 4 3 , l b a . 5 a a ; Zakkur-Inschrift A Z. 13 und zur Sache s. (kritisch!) J.BEGRICH, Das priesterliche Heilsorakel, 1934, wieder abgedruckt in: DERS., Gesammelte Studien zum Alten Testament, TB 21, 1964, 217-231, 219f.; in seinen „Studien zu Deuterojesaja" (1938; Nachdruck TB 20, 1963, dort 14ff.) grenzt B. 5 4 , 4 - 6 als Heilsorakel aus; SCHOORS, aaO. 40; zur Diskussion vgl. PH. B. HARNER, The Salvation Oracle in Second Isaiah, JBL 88,1969,418-434; CONRAD, ZAW1981. 7 MELUGIN, aaO. 170 weist mit Recht darauf hin, wie ungewöhnlich es ist, wenn eine Einheit „Heilsorakel" mit 'D-Sätzen schlösse. 8 Vgl. dazu insbesondere F. CRÜSEMANN, Studien zur Formgeschichte von Hymnus und Danklied in Israel, WMANT 32, 1969, 5 5 - 6 5 , der auf eine Verbindung beider Gattungen auch in Joel 2 , 2 1 - 2 4 hinweist (58f.63); BEUREN, aaO. 42. 9 Vgl. dazu ausführlich besonders BEUREN, aaO. 37ff.: Aber V. l a muß nicht Anspielung auf Gen 11,30 sein, die Wendung ist verbreiteter (vgl. 1 Sam 2,5; Hi 24,21), insbesondere Ri 13,2 steht V. l a näher. Auch in V. 2 ist übrigens ein Verweis auf Sara nicht eindeutig (vgl. vielmehr die Jerusalem-Aussagen Thr 2,4; Jer 10,20; Jes 33,20) und ebensowenig V. 3, dessen allfällige Anspielungen auf Väterverheißungen in Gen und Dtn ohnehin nicht einen Hinweis speziell auf Sara bedeuten.
[285]
Beobachtungen
zur Anlage von Jes
95
54,1-8
Zion und nur sie 10 zweifelsohne gemeint ist, macht stutzig. Führt 54,1—8 von Anfang an - gleichursprünglich oder nachträglich in gestaffelten Ergänzungen, zu denen auch V. 9 f . l l —17 zu rechnen wären - die Zion-Aussagen weiter, die wie hier in 2. p. sg. fem. formuliert sind, also 51,17.19—23; 52,1—2? Dafür könnte dreierlei sprechen. (1) 54,1.4—8 orientiert sich an den Themen Zion als Mutter (V. 1) und Zion als Ehefrau Jahwes (V. 4ff.), die beide in 51,17ff. (vgl. 51,20.22 IHK) exponiert sind. (2) Bezüglich der verlorenen Kinder Jerusalems (51,20) bieten die Heilszusagen in 51,22—52,2 noch keine Restitution. (3) Wie 51,17ff.; 52,1—2 ist auch 54,1.4—8 von Bezugnahmen auf Jes47 geprägt, vgl. 47,8f. (kinderlos, Witwe) mit den beiden Themen in der Anlage 54,1.4ff.; 47,4 mit 54,5 V2W niX3S mn 1 ; Heiliger Israels) 47,5 mit 54,5 (inj? „Herrin der Reiche"/,,Gott der ganzen Erde"), 47,12.15 mit 54,6 ( D m S / 3 ) ; 47,6 mit 54,7.8 («IXj?, a m ) , 47,9 mit 54,8 (SHTl); sie enden mit 54,8 - ein Grund mehr, 5 4 , 9 f . l l —17 noch einmal besonders zu nehmen; die Bezugnahme widerrät auch, V. 5f. als Zusatz zu beurteilen 11 . - Warum erscheint 54,1.4—8 im vorliegenden Textablauf aber von 51,17ff.; 5 2 , 1 - 2 (und 5 2 , 7 - 1 0 ? ) getrennt? Möglicherweise hängt es mit einer redaktionellen Absicht zusammen, das eingefügte vierte Ebedlied damit unter dem Einfluß von 50,1—3 für Zion auszudeuten; daß 54,1—8 jedoch von vornherein auf J e s 5 3 hin formuliert wurde, ist wenig wahrscheinlich; dafür sind die ausdrücklichen Wort- und Sachkontakte zwischen beiden Texten zu gering. Eine offene Frage hingegen ist, ob 54,1—8 die ursprüngliche Fortsetzung der Einheit ist, die man vor allem in 51,17—52,2 antrifft, oder jedenfalls teilweise eine gestaffelt nachträgliche, für deren Formulierung schon literarische Bezugnahmen auf einen vorangehenden Textzusammenhang eine Rolle gespielt haben 1 2 .
10
Vgl.
g e g e n BEUREN mit R e c h t
J.J.
SCHMITT, T h e
Motherhood
of G o d
and Zion
as
Mother, R B 92, 1985, 5 5 7 - 5 6 9 , dort 562. 11
Z u K . MARTI, K H C Z. S t . , d e r V . 5 , u n d C H R . L E V I N , D i e V e r h e i ß u n g d e s n e u e n B u n d e s ,
F R L A N T 1 3 7 , 1985,143 Anm. 38, der V. 5f. als Einschub betrachtet, ohne J e s 4 7 ; 51,22; 54,1 in Betracht zu ziehen. 12 [In dem anschließenden Beitrag werden diese Beobachtungen zu folgenden Entstehungsphasen von J e s 5 4 weitergeführt: (1) 54,1; (2) 5 4 , 4 - 8 ; (3) 5 4 , 2 - 3 . 9 - 1 0 ; (4) 5 4 , I i H a i ? ) . 17b, s - die Tabelle am Schluß des Beitrags.]
7. Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jesaja 51—54 Ein redaktionsgeschichtlicher Versuch Abgesehen von der Aussagenfolge Jes 49,14-26, die Fragen eigener Art hervorruft, findet sich im zweiten Teil von Deuterojesaja eine Reihe von Texten, in denen Zion ebenfalls in 2. p. sg. direkt angeredet wird. Es sind dies außer 51,12b; 52,7-8 die größeren Aussagenblöcke 51,17-23; 52,1-2 und 54,1 — 17. Ihr Verhältnis zueinander und gegebenenfalls auch ihre Bezugnahmen aufeinander sind ungeklärt; einer gewissen Beliebtheit erfreut sich die Ansicht, daß 51,17-52,2 ursprünglich zusammengehören 1 und daß 51,9-10 einmal das Kopfstück dazu war 2 . Eine Klärung der von diesen Texten aufgeworfenen Fragen ist ohne plausible Einsichten in das Werden von Jes 40-55 nicht möglich; im Folgenden kann es sich deshalb um nicht mehr als Beobachtungen und Vorschläge handeln, die einen Beitrag zu dieser Klärung versuchen wollen.
A. Analytische Beobachtungen I. Jes
51,17-23
Wir beginnen mit 51,17—23. Schon der Einsatz V. 17 mit Aufforderung, namentlicher Anrede und Näherbestimmung der Angeredeten zeigt, daß hier jedenfalls ein neuer Abschnitt beginnt; die voraufgehenden V. 12-15.16 sind ohnehin jünger und setzen die V. 17—23 an ihrem literarischen Ort bereits voraus 3 . Dieser Abschnitt hat insbesondere in V. 18 später eine Erweiterung
1 Vgl. z.B. die Kommentare von B . D U H M ; K. M A R T I ; P . V O L Z ; C . W E S T E R M A N N z.St.; K. KIESOW, Exodustexte im Jesajabuch, OBO 24, Fribourg-Göttingen 1979, 98-100. 112-113; K. E L L I G E R , Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja, BWANT 63, 1933, 263-265, sieht in 51,9-10.17—23; 52,1—2 „die relativ abgeschlossenen Teile einer einheitlichen Komposition" (264-265). Jüngst grenzt H -J. H E R M I S S O N , Einheit und Komplexität Deuterojesajas, in: J. VERMEYLEN (Hrg.), The Book of Isaiah, BEThL 81, Leuven 1989, 287-312, dort 304ff., 51,9-10.*17-23; 5 2 , 1 - 2 . 1 1 - 1 2 als deuterojesajanisches ImperativGedicht aus. Anders aber z. B. R. F. M E L U G I N , The Formation of Isaiah 4 0 - 5 5 , BZAW 141, 1976,24 -25.165. 2 Vgl z. B. die Kommentare von V O L Z , W E S T E R M A N N , sowie H E R M I S S O N und ELLIGER. 3 So auch z.B. ELLIGER, Verhältnis, 204-213.263; K I E S O W , Exodustexte, 94-100; vgl. O. H. STECK, Zur literarischen Schichtung in Jesaia 51, BN 44,1988, 7 4 - 8 6 [s.o. 60-72],
[59-60]
Analyse - Jes 51,17—23
97
erfahren 4 . Daß er ursprünglich bis V. 23 gereicht hat, sollte man jedoch nicht bezweifeln 5 ; denn die Spannung auf der Bildebene (der von Jerusalem V. 17 bereits bis zur Neige geleerte Becher, aus dem sie aber noch bis anhin trinkt V. 22, wird an ihre Bedränger weitergegeben) ist ja Ausdruck einer einheitlichen Sachperspektive: Jerusalem hat den Zorn Jahwes nun vollumfänglich ausgekostet, so ist die Reihe jetzt an ihren Feinden; im übrigen hängt die, wie es scheint, unstimmige Gestaltung dieser Bildzüge mit dem schon öfter bemerkten Einfluß von Jes47 6 , aber vielleicht auch von Ez 23 zusammen 7 . Verdächtigen kann man jedoch noch die Ursprünglichkeit von V. 20 8 , der freilich anders als V. 18 im Anredestil an Jerusalem bleibt; er wirkt wie eine „weitere Ausmalung des Leidens" 9 , die sich allerdings nur auf das zweite der beiden Begriffspaare in V. 19b bezieht 10 , konvergiert mit Thr-Formulierungen 11 , zieht die textbeherrschende Füllung Jerusalems mit dem Zorn Jahwes auf die Söhne weiter und | endet mit einer Wendung, die an 54,9 denken läßt. Gleichwohl spricht mehr dafür als dagegen, daß V. 20 zum ursprünglichen Textbestand gehört 12 ; bemerkenswerterweise redet er allerdings nicht von der Deportation
4
V g l . d a z u STECK, S c h i c h t u n g , 7 8 [ s . o . 6 4 ] ; m i t D U H M , MARTI z . S t . ; ELLIGER, V e r h ä l t n i s ,
262; KIESOW, Exodustexte, 96. 5 Z u KIESOW, Exodustexte, 9 6 - 9 7 ; vgl. zum Problem der Bildlogik im Text vielmehr die K o m m e n t a r e v o n CHR. NORTH z . S t . ; BEUREN Z. S t . 6
Vgl. dazu H . C . SPYKERBOER, The Structure and Composition of Deutero-Isaiah, Diss. Groningen 1976, 172-173; HERMISSON, Einheit, besonders 304ff. Im Blick auf die Bildzüge vgl. V. 22bß mit 47,lba.5bct; sonst vgl. V. 17a mit 47,1?; V. 19 mit 47,9; V. 21 mit 47,8; V. 23 mit 47,2.laß. - Steht die Querbeziehung zwischen Jes47 und 51,17-23 angesichts der Übereinstimmung in den Formulierungen und der bewußten Antitypik Babel / Jerusalem fest, so ergeben sich zwei Fragen: (1) Wie läßt sich die Verarbeitung von Jes 47 in 51,17-23 an diesen Stellen sachlich näher kennzeichnen? (2) Welcher Art ist die Beziehung beider Texte - kennt der Verfasser von 51,17-23 Jes 47 als Einzeltext und orientiert sich an ihm, wobei auch für die Hörer von 51,17-23 solche Kenntnis angenommen werden muß, oder ist die Beziehung schon eine literarische, so daß 51,17—23 in eine Sammlung oder Schrift eingeschrieben würde, in der Jes 47 kontextuell vorangeht? Auf jeden Fall geben die Übereinstimmungen in der Formulierung Anlaß zu der Erwartung, daß auch andere Aussagezüge in 51,17-23 durch den Blick auf Jes47 hervorgerufen sein können. 7 Vgl. V. 17 n n ® + HS» wie Ez 23,34; V. 17.22aß vgl. sachlich mit Ez 23,31-34; 11V. 23 mit Ez 23,35. In der Fassung des Taumelbechermotivs steht 51,17—23 nahe bei Hab 2,15.16(1, text.em.), vgl. Nah 3,11; Thr 4,21. 8 KIESOW, Exodustexte, 96. 9 10
11
KIESOW, e b d . V g l . BEUREN z . S t .
Vgl. dazu STECR, Schichtung, 78 A n m . 12 [s.o. 64]. Auch angesichts dieses Befundes stellen sich Fragen bezüglich des Verfassers von 51,17-23. Kennt er eine Klagesprache, wie sie für uns in Thr entgegentritt oder kennt er Thr? Kennt er Prophetentexte wie H a b und womöglich auch Ez? 12 Vgl. STECK, Schichtung, 7 7 - 7 8 [s.o. 6 3 - 6 4 ] , Die beiden Hauptargumente sind: (1) Die Thr-Sprache prägt nicht nur V. 20, sondern findet sich im ganzen Abschnitt. (2) 51,19 nimmt eindeutig auf 47,9 Bezug; der Aspekt der Kinderlosigkeit der Stadt dort V. 8.9) wird für Jerusalem hier in V. 20 ausgeführt; man beachte, daß auch der Aspekt der Witwenschaft Babels (47,8—9) hier in einer Gegenaussage für Jerusalem aufgenommen ist (V. 22 ^MIX).
98
Beobachtungen
zu den Zion-Texten
in Jes 51 —54
[60-61]
der Kinder Jerusalems, sondern wie V. 19 (Hunger und Schwert) von ihrem Sterben. Dieser sonst im wesentlichen ursprüngliche Textbestand ist offensichtlich planvoll angelegt. Zunächst zeigt sich eine Zweiteilung. In Verbindung mit einem Aufruf (V. 17 aa) spricht der Prophet zur Stadt von ihrer bisherigen Notlage unter dem Zorn Jahwes (V. 17aßb.l9—20), deretwegen er sie sodann zum Hören (V. 21) eines Jahweswortes auffordert (V. 22 aa), das er ihr zitierend anschließend ausrichtet (V. 22 aßb.23); die beiden Teile umfassen also V. 17. 19-20 und, markiert durch 'ffötf p1? und Botenformel, V. 21-23. Die Verzahnung beider Teile wird an drei Gestaltungsmaßnahmen erkennbar: (1) V. 21 —23 greift sprachlich auf V. 17.19 zurück (Zornesbecher, Taumelkelch, Hand-Aussagen V. 17.22 — 23; inklusive Wiederaufnahme der Notdarstellung des ersten zu Anfang des zweiten Teils: V.21 mJ7 entspricht V. 19-20, S^l fllDIPI '[''''ö V. 17aßb); (2) Zusammenhalt durch Wende markierende Rahmeninklusionen - V. 17 aa / V. 23 aßb (aufstehen / auf den Boden legen - Jerusalem liegt nicht wegen ihrer Trunkenheit, sondern auf Befehl ihrer Peiniger); V. 17 aßb /V. 22 aß—23 aa (Zornesbecher aus der Hand Jahwes getrunken / aus der Hand genommen und in die Hand der Peiniger gegeben); man beachte für die Gesamtanlage auch den stetigen Wechsel von Aussagen ohne und mit Becher / trinken-Metaphorik; (3) das zitierte Jahwewort am Ende ist die sachliche Voraussetzung für die Aufforderung am Anfang des Textes. - Exegetische Einzelprobleme des Textes können hier nicht näher erörtert werden, aber Folgendes sei zur Erfassung seines Aussageprofils hervorgehoben. Die angeredete Stadt (V. 20a) Jerusalem ist im gesamten Text als Person gesehen, wie zahlreiche personale Züge (aufstehen, trinken, kondolieren, trösten, hören, aus der Hand nehmen usw.) zeigen; ihre Bewohner werden in Bezug und Unterschied als ihre Söhne / Kinder eigens genannt (V. 20); Jahwe, der sich ihr jetzt zuwendet, ist als ihr Gebieter ihr Gemahl 13 . Von Jahwe hat Jerusalem | samt ihren Kindern bislang Zorn empfangen, ein Vergehen Jerusalems (anders die in Jes 40—55 singulare Aussage 40,2) und ein Vergehen ihrer Kinder (anders 50,1) werden in 51,17—23 jedoch nicht erwähnt. Was ist die Zielaussage des Textes? Doch dies, daß die Zorneszeit für Jerusalem jetzt vorüber ist und Jahwe machtvoll souverän gegen Jerusalems Peiniger einschreitet; somit steht diese Befreiung von den Peinigern und damit die Wende im Blick auf den bisherigen Zustand ganz im Vordergrund. Auch die so ermöglichte Aufforderung, sich aufzuraffen um aufzustehen (V. 17aa), ist entsprechend akzentuiert, als Aufhebung der Lage, die die Peiniger der Stadt zugefügt hatten (V. 23aßb). Woran bei dieser Lage konkret gedacht ist, ist allerdings nicht leicht zu sagen; V. 23 spricht von der Stadt, also nicht von ihren Kindern und Bewohnern, und redet bildlich, so daß Darstellungen, auf denen siegreiche Krieger über ihre entsprechend daliegenden Feinde hinwegschreiten 14 , nicht direkt für die Kon-
13 14
Vgl. Gen 18,12; Ri 19,26-27; A m 4,l;Ps 45,12 und BEUREN Z. St. Vgl. A N E P 300, auch 303.315 und A O B 254.
[61-62]
Analyse - Jes 52,1—2
99
kretion der Stadtsituation ausgewertet werden können; auch die gewöhnlich gebotenen Parallelen aus dem AT 1 5 decken die Aussage von V. 23 nicht wirklich und erklären nicht, warum das Tun der Peiniger hier gerade so gefaßt ist. Sollen einfach Demütigung und Unterdrückung der Stadt veranschaulicht werden oder ist nicht doch Konkreteres im Blick? Die Bildseite der Aussage schließt ein, daß Jerusalem niedrig gemacht wird, wie der Boden, die Gasse, über die die Peiniger hingehen können; läßt dies nicht an die widerstandsunfähige, zerstörte Stadt denken (vgl. mit 51,17-23 Thr 4,11-12)? Wie auch immer - auffallend und bezeichnend bleibt, daß der Text die Wende nur als Ende des bisherigen Zustands Jerusalems akzentuiert, als Ende des Zorns über Jerusalem und Verfügung des Zorns nunmehr über die Peiniger, konkret die Babylonier im Sinne des Bezugstextes Jes 47. Beide Aspekte sind eingangs metaphorisch in Imperative verdichtet: Jerusalem soll, kann sich aufraffen, weil sie nicht mehr trunken ist (V. 21), und Jerusalem soll, kann aufstehen, weil ihre Peiniger nicht länger über sie hinwegschreiten. Die konkrete Aufhebung der Notaspekte der Stadt im Sinne positiver Züge der Wende wird allerdings innerhalb dieses | Textes nicht ausgesagt: 'Elp in V. 17 bleibt bildlich 16 , unberücksichtigt ist "TtPn V. 19, womit die Stadtzerstörung gemeint sein muß 1 7 , und ebenso 3"inm 3 y i n 1 8 V. 19-20, also die Thematik der Kinder, der Bewohner Jerusalems. Ist solche Aufhebung stillschweigend vorausgesetzt oder muß man nicht eher annehmen, daß der Text auf Fortsetzung angelegt ist?
II. Jes
52,1-2
Nicht nur aus Gründen der Stellung könnte das Folgende, 52,1—2, diese Fortsetzung sein: Der Jerusalem auffordernde Anredestil (2. p. sg. fem.) wird 15 Vgl. z. B. BEUREN Z. St. Fuß auf Nacken der Feinde, Feinde unter Fußsohlen, Feinde wie Kot auf der Gasse zertreten sind Vorstellungen, die nicht genau mit der von V. 23 übereinstimmen. Ps 129,3 mag ähnliches meinen, ist aber anders formuliert. 16 In KIESOWS Rekonstruktion schrumpft der Wendeaspekt des Abschnitts vollends auf V. 17aa zusammen; in der von ihm angenommenen Fortsetzung von 51,17.19, nämlich 5 2 , 1 - 2 (Exodustexte, 9 8 - 1 0 0 ) , aber ist Jerusalems Befreiung schon vorausgesetzt (V. l b ß . 2 ) ; auch dieser Befund widerspricht seiner überlieferungsgeschichtlichen Hypothese zu V. 1 7 - 2 3 . 17 Vgl. BEUREN Z. St. Das Begriffspaar geht auf die Zerstörung von Sächlichem, vgl. zu J. JEREMIAS, Kultprophetie und Gerichtsverkündigung in der späten Königszeit, W M A N T 3 5 , 1970, 77: „die an Gut und Besitz verübte Gewalt" (I. L. SEELIGMANN), zu 131P z . B . Jes30,14; 24,10, vgl. auch Thr 2,11.13; 4,10; zum Begriffspaar vgl. Jer 48,3; Jes 60,18, in beiden Fällen ist auch das Umland der Stadt eingeschlossen. Nimmt 51,19 damit aus Jes 47 der Sache nach den Begriff der Witwenschaft, des Unversorgtseins der Stadt in Gestalt von Verwüstungen in ihr und um sie (vgl. dazu Israelstele des Mer-en-Ptah, 27 f., T U AT III, 1985, 552; Jer 51,5) auf? 18 Das Begriffspaar geht auf Menschen, die Bewohner; vgl. zur triadischen Gestalt O. KAISER, ThWATIII, 164-176, dort 174-175, zweigliedrig wie hier Thr 4,9 (vgl. dazu C. WESTERMANN, Das Buch Jesaja Kap. 4 0 - 6 6 , A T D 19, 5 1986, 198; KAISER, ThWAT, 175), vgl. ferner
Jer 5,19; 11,22; 1 4 , 1 3 - 1 6 . 1 7 ; 16,4; 18,21; 42,16; 44,12.18.27.
100
Beobachtungen
zu den Zion-Texten
in Jes 51 -54
[62-63]
weitergeführt, das doppelte '"HS? V. 1 erinnert an den Eingang von V. 17, auch die Aufforderung 'Elp kehrt wieder (V. 2a). Gleichwohl ist der Anschluß alles andere als selbstverständlich. In der Binnenabfolge von V. 1—2 erscheinen die Teile dieses Abschnitts vertauscht: Das Aufstehen aus dem Staub und die Auflösung der Halsfesseln (V. 2) müßten doch vor dem Anlegen der Prachtkleider (V. 1) stehen. Dann wäre auch ein folgerichtiger Anschluß an das Vorangehende gegeben: Nachdem der Zorn Jahwes auf die Peiniger Jerusalems übergegangen ist, kann die Stadt als erstes aufgerufen werden, sich aus ihrer Gefangenschaftslage zu befreien. Ist 52,1 also eine spätere Zufügung? Man kann dies nicht von vornherein ausschließen, denn der Vers enthält in der Bezeichnung Jerusalems als „heilige Stadt" 19 und damit zusammen|hängend auch in V. lbß 2 0 auffallende Züge. Dann wäre an eine sehr junge Schicht im Jesajabuch zu denken, die besonders in Jes35 hervortritt 21 : In ihr spielt das Prädikat der Heiligkeit 22 und der Sachverhalt, daß Jerusalem und das Heilsland nur von Jahwes Volk bewohnt wird 23 , eine wichtige Rolle. Doch ist dies nicht zwingend und es gibt doch auch Gesichtspunkte, die erlauben, 52,1—2 ursprünglich mit 51,17—23 zusammenzusehen. Zunächst ist hervorzuheben, daß sich jedenfalls in V. 2 die Formulierung weiterhin auch an Jes 47 orientiert 24 ; zu V. 1 aber kann man fragen, ob die dominierende Aufforderung 'Ufa1? nicht als Gegenaussage durch 47,2b veranlaßt ist. Sodann fällt auf, daß die Abfolge V. 1 und V. 2 mit 51,17 aa übereinstimmt; wird in 52,1 — 2 zunächst die "1127-Aufforderung, die in V. 17—23 im Blick auf Jerusalem selbst und Jahwes Beziehung zu ihr ergeht, weitergeführt (V. 1) und dann die DIp-Aufforderung (V. 2), die in V. 17—23 mit der Befreiung von den Peinigern verbunden ist? Dementsprechend hinge die Abfolge 52,1 zu 2 mit einer Orientierung an 51,17—23 zusammen: Voran stehen wieder 57-Aussagen, die Jerusalem jetzt zum Handeln ("1157 q.) im Blick auf sich und Jahwe auffordern, es folgen um 19 Zum adjektivischen Gebrauch des Genitiv-Attributs vgl. H.-P. MÜLLER, T H A T II, 5 8 9 - 6 0 9 , dort 592. Der Ausdruck findet sich in Deuterojesaja nur noch in dem jüngeren Text 48,2, vgl. dazu ELLIGER, Verhältnis, 191, und ist ansonsten überhaupt erst später als Deuterojesaja bezeugt (Neh 11,18; Dan 9,24; Tob 13,9; CD 20,22; vgl. zum Befund in Qumran E.OTTO, ThWAT VI, 5 6 - 7 4 , dort 73); zu beachten ist, daß die Heiligkeitsterminologie in Jes 40—55 eine auffallend minimale Rolle spielt, vgl. außer der Wendung „der Heilige Israels"
43,15.28; 52,10. 20
Vgl. dazu unten Anm. 30. Vgl. zu dieser und den beiden letzten, redaktionellen Spätschichten im Jesajabuch meinen Vorschlag in Bereitete Heimkehr, SBS 121, 1985, und Tritojesaja im Jesajabuch, in: J. VERMEYLEN (Hrg.), The Book of Isaiah, BEThL 81, Leuven 1989, 3 6 1 - 4 0 6 , dort 3 7 9 - 3 8 6 , auch 3 8 6 - 4 0 4 [ = O. H. STECK, Studien zu Tritojesaja, B Z A W 203, 1991, 3 - 4 5 , dort 2 0 - 2 7 , auch 2 7 - 4 4 ] . 22 Vgl. 62,12 (auch 35,8(!)) sowie 57,13.15 und 56,7; 58,13; 62,9; 63,10.15.18; 6 4 , 9 - 1 0 ; 65,25; 66,20; älter: 60,13.14. 23 Vgl. 11,11-16; 27,12-13; 3 5 , 9 - 1 0 ; 5 1 , l - 8 . 1 0 b - l l ; 6 2 , 1 0 - 1 2 komplementär zur Erwartung eines umfassenden Weltgerichts sowie 57,13 und 5 6 , 1 - 8 (keine Ausnahme, da es sich sämtlich um Wahrer des Jahwebundes handelt); 58,14; 6 5 , 9 - 1 0 . 1 6 . 2 1 - 2 4 . 21
24
V g l . z . B . D U H M z . S t . ; ELLIGER, V e r h ä l t n i s , 2 1 6 ; SPYKERBOER, S t r u c t u r e , 1 7 2 - 1 7 3 .
[63-65]
Analyse - Jes 52,1—2
101
Dlp kreisende Aussagen, die Jerusalem zum Handeln im Blick auf die erfolgte 25 Feind|befreiung auffordern; V. 1 nimmt somit V. 17a« 1 samt V. 17aß—22 auf - beidemale steht am Ende die Wendung HS? . . . 'S'OirrX1? bzw. TIS?. . . TOVK1? - und V. 2 V. 17 aa 2 samt V. 23 26 . - Allerdings formuliert 52,1 nur metaphorisch, so daß sich anscheinend nicht mehr eindeutig bestimmen läßt, woran gedacht ist. Versucht man sich heranzutasten, so fällt schon angesichts des ttHp-Gebrauchs im Deuterojesajabereich wie erwähnt die Jerusalem-Qualifikation „heilige Stadt" auf 27 , die sich aber aus der Jerusalemer 28 und auch aus der schon 51,17—23 einwirkendenThr-Sprache 29 verstehen läßt; sie hängt offenbar mit der die kultische Reinheit der Stadt betonenden Begründung V. l b ß zusammen, in der auf die Stadt übertragen ist, was sich für das Heiligtum ebenfalls auch in Thr ausgesprochen findet 30 . Hinsichtlich des Vorangehenden schließt sich dieser Zug V. 1 bß als Gegenbild an V. 23 an; gemeint wären konkret die babylonischen Peiniger; Jerusalem ist demgegenüber im Blick auf sich und auf Jahwe jetzt als die heilige Stadt gesehen. Bemerkenswert ist, daß dieser Zug Aussagen wie 60,14 aber doch auch 60,3—16 (;49,22—23?) ausschließt; besteht eine Beziehung zu 52,11 und - so vermutet W H Y B R A Y z. St. -steigernd zu 49,17? Soll nun 52,1—2 an 51,17—23 anschließen, so vermißt man im Blick auf 51,19 und wohl auch 51,23 wie im Blick auf 52,2 für diese heilige Stadt Aussagen über ihren Wiederaufbau. Ist es dieser, woran die metaphorischen tZ^V-Aufrufe in V. 1 denken? Bei der Näherbestimmung der Bekleidungswendungen in V. laba, für die noch Einfluß von 51,9 zu erörtern sein wird, wird man nicht von der | Parallelität von TS? und mNDfi ausgehen dürfen, wie sie sich Ps 89,18; 96,6 von Jahwe ausgesagt findet; denn beide Substantiva 25 V. 2 b A n f a n g verdient Ketib den Vorzug: als pf. 3. pl. masc. fügt es sich problemlos in den Aussagezusammenhang der Verszeile, vgl. zur Diskussion jüngst D . BARTHÉLÉMY, Critique textuelle de l'Ancien Testament, O B O 50/2, Fribourg-Göttingen 1986,379f.; die Aussage verbindet sich sachlich mit 51,23aa, ihr inneres Subjekt ist Jahwe, vgl. Jer 30,8. V. 2 b unterstreicht die A u f f o r d e r u n g e n V. 2 a , deren Perspektive Jerusalem selbst und nicht ihre deportierte Bewohnerschaft ist; deshalb ist ganz unwahrscheinlich, d a ß V. 2 b die Freilassung der Deportierten meint, w o f ü r man auch ein Wiederaufgreifen des Begriffs D'jn 51,20 erwarten sollte; in V. 2 b ß ist nicht die „gefangen weggeführte Tochter Z i o n " (vgl. T h r 4,22, dort sondern die als solche erbeutete Stadt gemeint, vgl. dazu C. WESTERMANN / R . ALBERTZ, T H A T I , 4 1 8 - 4 2 6 , dort 421; zu Jes 61,1 vgl. O . H . STECK, D e r Rachetag in Jesaja L X I 2 , V T 36,1986, 3 2 3 - 3 3 8 , dort 326 [ = Studien, 106-118, dort 108f.]. Dazu fügt sich, daß auch 51,17—19 eine D e p o r t a t i o n der Kinder Jerusalems nicht exponiert. 26 Vgl. zum Z u s a m m e n h a n g von 52,1—2 mit dem Voraufgehenden auch R.LACK, La Symbolique du Livre d'Isaïe, A n B i b 59, R o m 1973,111.178-186; BEUREN, Z. St. 142.150. 27 Vgl. aber immerhin ' T S 45,13; ferner 60,14b. 28 Vgl. die Qualifikation Jerusalems in Pss 46.48, besonders 46,5; 48,3.9, sowie die bereits vorexilische Vorstellung von Zion als „heiliger Berg" Jahwes. 29 Vgl. T h r 1,10 Jerusalems Heiligtum; 2,20 Jahwes Heiligtum; 4,1(?). 30 Vgl. T h r 1,10, auch 4,12; ferner Ps 79,1. Hinzuweisen ist auch auf Ez 44,9; N a h 2,1 (allerdings von J e s 5 2 abhängig, vgl. JEREMIAS, Kultprophetie, 13—14; anders W. RUDOLPH z . S t . ) ; Joel 4,17. Überlegungen zur schwierigen Frage nach d e m traditionsgeschichtlichen Hintergrund von V. l b ß finden sich bei D . BALTZER, Ezechiel und D e u t e r o j e s a j a , B Z A W 1 2 1 , 1971,21-22.
102
Beobachtungen
zu den Zion-Texten
in Jes 51 —54
[65-66]
sind hier mit Zion, der heiligen Stadt verbunden; an einen Machteinsatz der Stadt gegen außen ist angesichts von V. l b ß nicht zu denken. Stadtbezogene T57-Aussagen aber finden sich in eindeutigem Bauten-Kontext 31 durchaus. Demgemäß würde dieser Aufruf der baulichen Wiedererrichtung Jerusalems gelten - nicht durch Kyros (Jes44,28; 45,13), nicht durch Fremde (Jes 60,10) - , und diese Perspektive der wiedererrichteten Stadt ist ohne Gefahren, wie die Begründung V. lbß zusichert. Für diese Auflösung der Metaphorik spricht nicht nur der Anschluß an das Voraufgehende, sondern vor allem auch die Fortsetzung: Ist in V. 2 vom Thronen der Königin Jerusalem die Rede (s. unten), dann setzt dieser Rang eine intakte Stadt und die Aufhebung der in V. 17—23 genannten Stadtzerstörung voraus. Warum ist die Aussage metaphorisch und nicht konkret gefaßt? Wegen gewollter Entsprechung zu 51,9 (BO1?) und / oder im Vorblick auf 52,9 a ? Oder setzt die Aussage 49,17 bereits voraus ? Eine weitere Aufforderung besagt, daß Jerusalem ihre Prachtkleider anlegen soll; denkt auch dieser Zug an den Wiederaufbau 32 ? Kommt man von anderen "ISD-Aussagen in Deuterojesaja her, so könnte der Zug als theologische Aussage der Verherrlichung Zions durch Jahwe im Blick auf die Völker (vgl. 55,5; Jer 33,9; vorblickend auf Jes52,10?) analog zu der Aussage, daß Jahwe Israel verherrlicht, verstanden werden 33 ; es fällt jedoch auf, daß in 52,1 nicht Jahwe Zion bekleidet (so Jes 61,10), sondern Zion selbst ihre Prachtkleider anziehen soll. Für den intendierten Sinn dieser metaphorischen Aussage müssen deshalb noch zwei weitere Aspekte in die Diskussion einbezogen werden. Einmal: die Anrede an die „heilige Stadt" deutet auf eine Jahwebeziehung in der Aussage. Gemäß V. 2 ist Jerusalem thronen|de Königin und in 51,22 war von Jahwe, ihrem Gebieter / Gemahl die Rede; hat die Wendung also die herrliche Bereitung der Frau Zion für ihren Gemahl Jahwe im Auge 34 ? Dann stellt sich die Frage, ob die Wendung nicht auf 52,7b.8 hin formuliert ist 35 . Sodann: Hinsichtlich der Konkretion kann mXSn durchaus auch Bauassoziationen wekken 36 ; ist also an einen prächtigen Wiederaufbau zumal des Tempels gedacht? 31 Vgl. sogar mit fem. sg.-Suffix A m 3 , 1 1 par. I11J»-|8; Ez 2 6 , 1 1 par. rvnxa, roxW; Jer 51,33; Ez 3 0 , 6 - 7 . 1 8 ; ferner Jes 26,1; Prov 18,19; 21,22 sowie entsprechende Sachbelege Ps 46,2.8.12; 4 8 , 1 3 - 1 4 (vgl. dazu O . H . STECK, Friedensvorstellungen im alten Jerusalem, ThSt 111, Zürich 1972, Anm. 38.87); Ez 24,25; s. zur Frage A . S . VAN DER WOUDE, T H A T II,
2 5 2 - 2 5 6 ; S. WAGNER, T h W A T V I , 1 - 1 4 . 32 Eine Beziehung zu 5 4 , 1 1 - 1 7 legt sich scheinbar nahe. D o c h kann 52,1 nicht dieselbe Schicht wie dort vorliegen: Dort stattet Jahwe Jerusalem herrlich aus, hier ist die Stadt selbst aufgerufen, dort ist von möglicher Feindbedrohung die Rede, hier ist sie durch V. l b ß ausgeschlossen, dort wird der dritte Ebedtext aktualisiert, hier nicht - zugleich Gründe, die dagegen sprechen, 54,11 — 17 als den älteren Text anzusehen. 33 So HERMISSON, Einheit, 303f.304ff. 34 Vgl. dazu Ps 45,14 (V. 12 IHK und die Wurzel "1KB bei Brautaussagen: Jes62,3; Ez 16,12(—14). 17.39, vgl. 23,26.42. 35 ELLIGER, Verhältnis, 263 spricht sich nicht überzeugend gegen entsprechende Überle-
g u n g e n MOWINCKELS a u s . 36 Vgl. bezüglich der Stadt Jes 60,19; 62,3; Jer 33,9; 48,17 (19 und m S S I l , Stadtzerstörung, Baukontext); Ps 78,61 (oder: Lade?); Thr 2,1; Ez 24,25 und insbesondere Belege, die eine
[66-67]
Analyse -
Jes54,1.2-3.4-8.9-10
103
Im Deuterojesajakontext stellt sich somit wieder die Frage einer Beziehung zu 52,7—10, aber für 52,1 insgesamt auch zu 44,26b. - Erheblich klarer tritt der Sinn von V. 2 zutage, da V. 2a eindeutig als Gegenaussage zu 47,1 (vgl. V. 8) formuliert ist. Demnach ist hier ein „Rollentausch" 37 Zions im Gegenüber zu ihrer Feindin Babel, von der sie jetzt befreit ist (V. 2b), im Blick. Der Dlj?Aspekt von 51,17—23 konkretisiert sich somit jetzt als Aufstehen, um zu thronen 3 8 , denn Zion gelangt in die Stellung einer (mit dem Perserreich konkurrierenden, es ablösenden?) Königin, was im Blick auf 47,5 doch Weltdimension haben wird; besteht also eine Beziehung zu 52,10 und zu 49,23 (45,14)? Ist 52,1—2 die ursprüngliche Fortsetzung von 51,17—23? Abgesehen von einem gewissen Vorbehalt, zu dem die eigenartige und für uns nicht ganz eindeutige Formulierung von V. 1 nötigt, wird man die Frage aus Gründen übereinstimmender Anlageperspektiven und der Fortsetzungsbedürftigkeit von 51,17—23 bejahen können 3 9 ; zwingende inhaltliche Gegenargumente fehlen. Es handelt sich mit markiertem Einschnitt (V. 1 entsprechend 51,17) um eine Fortführung der ab 51,122aß zitierten Jahwerede; die eminenten Aufforderungen zumal in V. 2 a sind ja nur im Munde Jahwes selbst denkbar. Der Text zieht demnach die V. 17—23 für Jerusalem angesagte Heilswende nun in positive Aufforderungen an die Stadt weiter, die wieder die beiden Aspekte: Zion im Blick auf sich und Jahwe (V. 1) und Zion im Blick auf Babel (V. 2), ihre bisherige Peinigerin, einhalten. Hat V. 1 den Wiederaufbau im Auge, dann bietet dieser Abschnitt eine Aufhebung der Notlage der Zerstörung, die 51,19.23 genannt war; mit der Heilsperspektive Zion als thronende Königin wird die Stadt in den bisher von Babel beanspruchten Rang eingewiesen. Hingegen sagt 52,1—2 weder direkt noch indirekt Heilvolles angesichts der Kinder, die Zion verloren hat (51,19.20).
III.
Jes54,1.2-3.4-8.9-10.11-17
Folgt man der Spur der 2. sg. fem.-Anrede-Abschnitte in Deuterojesaja weiter, so ist es der ohne Namensnennung und deshalb vielleicht als Fortsetzungsstück - aber nicht des unmittelbar Vorangehenden! - anzusehende Text Jes 54, der eben diese vermißte Thematik zu Anfang aufgreift. Ihm müssen wir Beziehung auf das Heiligtum zeigen: Ex 28,2.40 (vgl. dazu BALTZER, Ezechiel, 21 Anm. 91; JUTTA HAUSMANN, T h W A T V I , 4 9 4 - 4 9 9 , d o r t 4 9 6 ) ; J e s 6 0 , 7 ; 6 3 , 1 5 ; 6 4 , 1 0 ; P s 9 6 , 6 . 37 38
HERMISSON, Einheit, 305. Vgl. J e s 4 7 , l a ß . 8 a a , auch Thr 1,1; Ez 16,13 und zu diesem Verständnis von 'SIT z . B .
WHYBRAYz. S t . , BEUREN Z . S t . , HERMISSON, E i n h e i t , 3 0 5 . 39 Anders MELUGIN, Formation, 2 4 - 2 5 . 1 6 5 . Aber MELUGINS formgeschichtliche Bestimmungen für 51,17—23 und 52,1—2 sind nicht mehr als bemühte Versuche, und sein Eindruck, beide Texte könnten unabhängig voneinander bestehen, trifft nicht zu: 51,17—23 bedarf, wie wir sahen, der Fortsetzung und in 52,1—2 wäre so gesehen die Abfolge, Prachtkleider anzuziehen und dann aus dem Staub aufzustehen, ganz unerklärlich.
104
Beobachtungen
zu den Zion-Texten
in Jes 51 —54
[67-68]
uns als nächstem zuwenden. Was diesen umfangreichen Text schon auf den ersten Blick mit den eben besprochenen verbindet, ist in V. 1 — 17a der Stil der Anrede an eine 2. p. sg. fem., mit der Jerusalem gemeint sein muß, einsetzend mit Imperativen, die wie 52,1 'D-Begründungen bei sich haben. Was ihn unterscheidet, ist zunächst schon der erheblich größere Umfang, die breite Staffelung mit 'D-Sätzen in V. 4—10 und der Einsatz von Zitationsformeln in Endstellung (V. 1.6.8.10), die in 51,17-52,2 völlig fehlen. Doch ist auf Grund solcher Unterschiede noch nicht ausgemacht, daß Jes 54 nichts mit 51,17—52,2 zu tun hat. Eine Entscheidung dieser Frage kann erst versucht werden nach einem Einblick in das Werden dieses Kapitels; es könnte ja sein, daß Jes 54 aus einem Grundbestand nach und nach angewachsen ist 40 . Doch betrachten wir die Aussagen im einzelnen 41 . Der Freudenaufruf V. 1 gilt Jerusalem als Mutter und gründet darin, daß sie Kinder haben und die Zahl ihrer Kinder größer sein wird als zuvor 42 . Diese | Wende wird durch den Kontrast zum noch bestehenden Zustand Jerusalems, darin vergleichbar den Kontrastakzenten in 51,17—52,2, unterstrichen; Ausdrücke werden kumuliert, die alle darin koinzidieren, daß Jerusalem gegenwärtig keine Kinder hat 43 . Insofern fügt sich V. 1 zu dem entsprechenden Aspekt in 51,19—20, umso mehr, wenn 51,18, der doch einen Formulierungsgegensatz zu 54,1 böte, nicht zum ursprünglichen Textbestand gehört. Aus Jes 47,8—9 ist damit der VlDtP-Aspekt aufgegriffen, wenngleich dieser Begriff in Jes54 nicht begegnet; in der Sache besteht Parallelität zu Jes49,19-21. In V.2—3 wird sachlich fortführend analog dazu ein zweiter, begründeter Aufruf formuliert, demzufolge die Mutter Jerusalem für diese zahlreichen Kinder den Lebensraum vergrößern soll, sachparallel zu Jes49,20.19. In der Metaphorik der Zeltraumvergrößerung V. 2 zeigt sich auch hier Einfluß der Thr-Sprache 44 , eine Brücke zu "I3W in 51,19 könnte Jer 10,19 (vgl. 20) entnommen werden; die theologische Sprache von V. 3 gibt freilich hinsichtlich
40
Auch die Zitationsformeln am Ende von V. 1.6.8.10, die keine makrostrukturelle Funktion für Jes 54 haben (Fehlen hinter V. 3 und ab V. 11), können mit dem Werden des Kapitels zu tun haben und jedenfalls in ihrer prägnanten Fassung als Rückverweise auf früher im Buch gebotene Aussagen dienen wollen, vgl. V. 6fin. mit 52,7; 51,15; V. 8fin. mit 52,9; 43,5; V. lOfin. auch mit 30,18 (vgl. STECK, Heimkehr, 62). 41 Zu V. 1 - 8 vgl. O . H . STECK, Beobachtungen zur Anlage von J e s 5 4 , L - 8 , Z A W 101, 1 9 8 9 , 2 8 2 - 2 8 5 [s.o. 9 2 - 9 5 ] , 42 Zu Anlage und Verständnis von Jes 54 vgl. besonders den wichtigen Aufsatz von W. A . M . BEUREN, Isaiah LIV: The Multiple Identity of the Person Addressed, OTS 19, 1974, 2 9 - 7 0 . N"715?3 V. 1 meint wohl dieselbe Frau, Jerusalem, aber vor dem erlittenen Gericht; vgl. zur Diskussion aber BEUREN, Identity, 41. 43 D e n Grund dafür gibt HSHW V. l b an - metaphorisch die einsam gelassene Frau, der keine Kinder gezeugt werden (vgl. 2 Sam 13,20 und dazu F. STOLZ z.St. und DERS., T H A T II, 9 7 0 - 9 7 4 , dort 972), sachlich die entvölkerte, zerstörte Stadt (vgl. 4 9 , 1 9 - 2 0 ; Thr 1,13). 44 Thr 2,4. Zum Gebrauch der Metaphorik für die Wohnstätten auch nicht-nomadischer Völker vgl. K. KOCH, T h W A T I , 128-141, dort 131.
[68-69]
Analyse -
Jes54,1.2-3.4-8.9-10
105
Herkunft und Alter der Formulierungen besondere Probleme auf 4 5 , so daß zu prüfen ist, ob V. 1 und V. 2—3 gleichursprünglich sind. Mit V. 1(—3?) zusammen bildet V. 4—8 einen Aussagezusammenhang, der sich an das Modell eines Heilsorakels anlehnt, freilich, wie erwähnt, mit auffallender Verbreiterung und Staffelung des Begründungselements 4 6 , und sachlich ganz von der Thematik Jerusalem als Gemahlin Jahwes bestimmt. Daß V. 4 - 8 nicht unabhängig von V. 1(—3?) entstanden sind, erscheint offenkundig: vgl. in V. IN. 5, in V. 7 mit der Vielzahl der Kinder V. 1; V. 4 - 8 trägt gleichsam die Voraussetzung für den Eingang | des Kapitels nach. Das Umgekehrte läßt sich allerdings nicht ebenso sichern; V. 1(—3) bedarf der Fortsetzung durch V. 4—8 nicht, zumal nQBHP im Kontext der Aussagen von V. 1 nicht auf die Ehelosigkeit, sondern auf die gehinderte Mutterschaft Jerusalems abhebt; V. 4—8 kommt in der Abfolge der Aspekte nach der in V. 1(—3) zugesagten Mutterschaft der Stadt zu spät. Daß V. 4—8 nicht ursprünglich mit 51,17—23 zusammengehören kann, ist deutlich: Dort führt sich Jahwe selbstverständlich als Jerusalems Gemahl ein (51,22), hier erscheint diese Relation zweifelhaft und bedarf breiter, gestaffelter Zusicherung 4 7 . Für den Anfang von Jes54, jedenfalls für V. 1, stellt sich jedoch die Frage, ob ein ursprünglicher Zusammenhang mit 51,17—23 besteht; wir werden darauf zurückkommen. Wie stellen sich die Folgeaussagen dar? V. 7—8, im Gattungsmodell des Textes dem eigentlichen Heilszuspruch entsprechend, und, wie B E U R E N vorgeführt hat 4 8 , überaus kunstvoll parallelistisch gestaltet, wirken wie ein Abschluß, auch sachlich, wie die exponierte D^lV-Perspektive für Jahwes "I0n 49 zeigt. V. 9—10 sind somit schwerlich auf dieselbe Ebene wie der in sich suffiziente Heilsspruch V. 7—8 zu situieren, sondern eine nachträgliche Bekräftigung dafür, die aus V. 7—8 die Stichworte HXp, "TOPl und D m aufgreift und die D17'15?Perspektive von V. 8 unterstreicht: Aus dem kurzzeitigen, jetzt beendeten Zorn Jahwes gegen Zion wird durch Zufügung von V. 9—10 nun die Versicherung, daß Jahwe entsprechend der Zusage nach der Sintflut 50 niemals mehr 45 Auffallend sind Bezüge zu G e n und hinsichtlich D ' l l + ITT zum dtn.-dtr. Sprachgebrauch; vgl. dazu BEUREN, Identity, 38.39; N. LOHFINK, T h W A T III, 9 5 3 - 9 8 5 , dort 9 7 6 - 9 7 9 . O b in der Beziehung 54,3/61,5—7 die Abhängigkeit auf Seiten von Jes 61 liegt, ist vom Wortbefund her nicht ausgemacht (zu LOHFINK, T h W A T , 985; STECK, V T 3 6 , 1 9 8 6 , 325). 46 Vgl. STECK, Z A W 1 9 8 9 , 2 8 2 - 2 8 5 [s.o. 9 2 - 9 5 ] , 47 Jes *51,17-52,2 und J e s 5 4 , 1 . 4 - 8 haben freilich gemeinsam, daß auch 5 4 , 4 - 8 deutlich auf J e s 4 7 Bezug n e h m e n , vgl. STECK, Z A W 1989, 2 8 2 - 2 8 5 [s.o. 9 2 - 9 5 ] ; doch muß daraus keine ursprüngliche Zusammengehörigkeit gefolgert werden; die Bezugnahmen auf Jes47 halten auch in jüngeren Phasen der Fortschreibung von Deuterojesaja noch an, vgl. zu Jes 60 und 61 O . H . STECK, D e r Grundtext in Jesaja 60 und sein A u f b a u , Z T h K 83, 1986, 2 6 1 - 2 9 6 , dort 267 A n m . 29.30 [= Studien, 4 9 - 7 9 , dort 54]; DERS., V T 36, 1986, 3 3 3 - 3 3 8 , dort 335 A n m . 38 [ = Studien, 116]; DERS., Lumen gentium. Festschrift Joseph Kardinal Ratzinger, 1987, 1279-1294, dort 1290 [ = Studien, 8 0 - 9 6 , dort 92], - Z u f n p V. 7 vgl. besonders 43,5; ferner 40,11; 49,18 (ni.). 48 Identity, 4 8 - 4 9 . 49
V g l . BEUREN, I d e n t i t y , 48.
50
V. 9 Anfang lies ' a ' D „wie die Tage Noahs", vgl. K o m m e n t a r e und 51,9; zu den - nicht
106
Beobachtungen
zu den Zion-Texten
in Jes 51 —54
[69-70]
Jerusalem zürnt; aus dem "7011, mit dem sich Jahwe jetzt Jerusalems erbarmt hat, wird nun die Versicherung, daß der "TOn, parallelisiert | mit der Dl1?^ n n a unerschütterlich bei Jerusalem bleiben wird. - Eine Einordnung dieser literarischen Zufügung 54,9—10 ist schwierig. Doch sei eine Erwägung versucht. Der Schluß von V. 9 mit auf Jerusalem bezogenem "1571 Jahwes zeigt einen Rückbezug auf 51,20, und der D^iy "TOn V. 8 bekräftigende V. 10 ist von 55,3 ( n n a , dViy, vgl. auch m^tr 55,12; 53,5 und Jerusalem-bezogen 52,7) nicht zu trennen; für 54,9 Anfang kann man eine Orientierung an m p 51,9aß in Betracht ziehen. Das spricht zunächst für einen literarischen Horizont, der binnendeuterojesajanisch ist. Doch ist fraglich, ob dieser Horizont (und Ps 89,29) zur Erklärung der Entstehung der Formulierung von V. 9—10 ausreicht. Schon ZIMMERLI und BALTZER 5 1 ist die Verwandtschaft von V. 10 mit Aussagen des Ezechielbuches aufgefallen; zu Ez 37 sind die Übereinstimmungen so zahlreich, daß zu fragen ist, ob 54,9—10 nicht anhand dieser Aussagen 54,7—8 bekräftigt; vgl. außer OL1?^ J"P~Q 37,26 ebenda D'TO N , - D mit dem betonten Q^IS 54,8, die Wendung p x r r ^ y 37,25/54,9, das Stichwort 37,21 / 54,7und die 54,9—10 entsprechende Betonung eines dauernden Heilszustands ohne Ende 37,25.26.28. Handelt es sich in 54,9—10 demnach um eine Auslegung, die im Blick auf 55,3 den eschatologischen David auch für Jerusalem und ihre Heilserscheinungen reklamiert und ersetzt? Ez 37,25 redet vom ewigen Wohnen in dem Jakob gegebenen Land, gehört also auch 54,2—3 zur selben Schicht wie 54,9—10? Das ist so unwahrscheinlich nicht; in V. 3 hat seinen Bezugspunkt in der Jakob(!)verheißung Gen 28,14, auch in den Kontexten von Gen 28,13—15(1) und 54,1—3 gibt es Beziehungen; das seltene hi. findet sich in diesem Sinne noch Ez 36,33 mit Wort- und Sachbezügen zwischen 36,33—36 und 54,2—3(1), die nahelegen, daß 54,2—3 als auslegende Weiterführung von 54,1 ebenfalls unter Einfluß aus dem Ezechielbuch steht, und schließlich: 54,2—3.9—10 sind in diesem Kapitel dadurch herausgehoben, daß hier Pentateuch-Bezugnahmen auf die Formulierung einwirken. Solche PentateuchBeziehungen sind für die großjesajanische Redaktionsschicht im Jesajabuch bezeichnend 52 , die besonders in Jes 35 hervortritt 53 . Es gibt Anhaltspunkte, wörtlich aufgenommenen - Sintflut-Aussagen vgl. BEUREN, Identity, 5 0 - 5 4 und Kommentare z.St.; BALTZER, Ezechiel, 173. 5 4 , 9 - 1 0 wandelt ad hoc ab, z . B . zu dem Ausdruck „die Wasser Noahs", weil die Beziehung Noah / Jerusalem in Gefährdung / Rettung und Bund (V. 10b) akzentuiert werden soll. 51
V g l . z u E z 3 6 , 3 3 - 3 8 W . ZIMMERLI, E z e c h i e l , B K X I I I / 2 ,
Ezechiel,
162, zu E z 3 7 , 2 1 - 2 8
ZIMMERLI, E z e c h i e l ,
1 9 6 9 , 8 7 4 . 8 8 1 ; BALTZER,
9 1 8 ; BALTZER, E z e c h i e l ,
160-162.
174-175. 52 Vgl. dazu O . H . STECK, Zions Tröstung. Beobachtungen und Fragen zu Jesaja 51,1 — 11, in: Festschrift R.Rendtorff, 1 9 9 0 , 2 5 7 - 2 7 0 [s.o. 7 3 - 9 1 ] . 53 Vgl. zu dieser großjesajanischen Redaktionsschicht, ihren Eigenformulierungen, ihrer Strukturierung des Jesajabuches, ihrer Sicht von Weltgericht, Heimkehrvorgang der zerstreuten Israeliten und Judäer, Heilsziel Zion in einem Heilsland vom Ausmaß des davidischen Reiches mit Wiedervereinigung des Gottesvolkes die Bestimmungen, die ich in den Arbeiten „Bereitete Heimkehr", „Tritojesaja im Jesajabuch", „Zions Tröstung" [vgl. ferner Studien, 143-166] versucht habe. Auch der Zug, daß Zions S U im Lande Völker beerben wird (54,3),
[70-71]
Analyse - Jes
54,1.2-3.4-8.9-10
107
daß 54,2f.9—10 dieser Redaktionsschicht zugehören: (1) Daß 54,9 auf die Sintflut zu sprechen kommt, konvergiert damit, daß diese Schicht in der sogenannten Jesaja-Apokalypse das umfassende Weltgericht in Beziehung zur Sintflut setzt 54 ; hinsichtlich der Welt und ihrer Vernichtung hebt Jahwe dort den Sintflutschwur auf, eingeschränkt auf das eschatologische Jerusalem aber hält er ihn: Der Zusage der Genesis (D^iy n , _ Q) entspricht die Zusage, daß die bewahrte Stadt (Jes 26,20—21) und ihr Land nie wieder dem Zorn Jahwes verfallen (54,9 — 10); die Welt hat ein der Sintflut entsprechendes Gericht vor sich, Jerusalem aber hat es definitiv hinter sich. (2) Die Begründung 54,10a, die weder aus den Deuterojesaja-Aussagen zu Bergen und Hügeln (40,12; 41,15; 42,15; 55,12; vgl. 40,3—4) noch aus Aussagen wie Ps 46,3; 60,4 in dieser Fassung zureichend erklärt werden kann, hat als Bezugnahme auf Vorgänge beim Weltgericht in Jes 34,3—455, vgl. 35,2 56 , ihre wesentliche Bezugsaussage in dieser Schicht, die demnach in 54,10 Jerusalem vor der Heilsvollendung bezüglich dieses Geschehens beruhigt, wie es Jes 35 im Blick auf die Heimkehrer und ihren Weg tut; V. 10a ist also weder irreal noch potential, konzessiv, sondern als reale Aussage zu lesen, die von dem Weltgericht gemäß Jes 34 handelt. (3) Die Heranziehung von sachverwandten Aussagen in Ez 36,36—38 und 37,25—28 in 54,2—3.9—10 stimmt auch in Kontextbezügen der Aussagen des Ezechielbuches mit dem Sachprofil dieser großjesajanischen Redaktionsschicht überein; man vgl. Ez 37 mit dem Interesse dieser Schicht an der Heimkehr von Nordisraeliten und Judäern und ihrer Vereinigung als das eine Heilsvolk im Heilsland 57 , die Zeichnung des Heilsziels für die Heimkehrer in 51,3 nach 51,1b—2 wie 54,2—3 nach V. 1, wobei an beiden Stellen Ez 36,36—38 und Gen 13 (vgl. hier V. 3a mit Gen 13,9!) einwirken. 54,2—3 trägt in dieser Schicht in dem auf Zion gerichteten Abschnitt des Heilsweissagungsteils dieses Jesajabuches (*51,12—62,12) gleichsam die Parallelaussage zu der entsprechenden Aussage im Heimkehrerabschnitt (*34—51,11) 51,3 nach; ähnlich ist das Verhältnis von 51,6—8 und 54,9—10. Daß in 54,2—3 von Jerusalem und nicht von Abrahams und Saras (51,1b—2) 57~IT die Rede ist, kann an der Stilvorgabe 54,1.4—8 liegen, wird aber sachlich damit zusammenhängen, daß in diesem auf Zion gerichteten Abschnitt speziell die Kinder Zions, die [Jerusalemer und] Judäer, im Blick sind; als Parallelaussage für die Nordisraeliten liest diese Schicht 43,5. (4) In diesem Rahmen gesehen ist auch die ausgeführte Zeltmetaphorik in 54,2 erklärlich - es handelt sich um einen Rückgriff auf 33,20. (5) Schließlich ist auffallend, daß in Jes 54 eben die V. 2 - 3 . 9 - 1 0 Wort- und fügt sich zu diesem Profil, vgl. in einer Eigenformulierung dieser Schicht 11,14; 11,13-14 zeigt, wie p i s 54,3 gemeint ist. 54 Vgl. zur Jesaja-Apokalypse, die als Redaktionstext weitgehend dieser Schicht zugehört, und ihren Sintflutbezügen die in Vorbereitung befindliche Dissertation von E. BOSSHARD. 55 Vgl. zum Text von Jes 34,3 f. Heimkehr, 18. 56 Vgl. dazu Heimkehr, 1 6 - 2 0 . 57 Vgl. dazu und zur Stellung der Redaktionsformulierung 51,1-8.10b—11 in diesem Jesajabuch besonders: Zions Tröstung (s.o. 86ff.) [und STECK, Studien, 159ff. 192ff. 279],
108
Beobachtungen
zu den Zion-Texten in Jes 51 -54
[71-72]
Sachparallelen zu Aussagen in Jer 31—33 aufweisen, vgl. Jer 31,35—40; 33,10—26; diese großjesajanische Schicht hat aber schon in Jes 35 deutlich Jer 3 1 , 7 - 2 2 benutzt 58 . Der letzte der Jerusalem anredenden Abschnitte ist 54,11 —17. Er ist abgesehen von der Unterschrift V. 17b, die ein Problem für sich darstellt, in zwei Teilen angelegt. Der erste, V. 11 —14a, der in Anrede V. l l a u n d einer Ankündigung V. IIb—14a (in sich gemäß Subjektwechsel dreigeteilt: V. IIb—12 [pX-Inklusion]; V. 13 [^^D-Inklusion], V. 14 mit Resume-Charakter) mit Elementen des Heilsorakels (vgl. Jes 41,8—9.11) arbeitet, handelt von Ausstattungen Jerusalems. Der zweite, V. 14b—17a, gestaltet als begründete Aufforde-| rung 59 V. 14b, gefolgt von zwei Ankündigungen V. 15 und 16—17, wobei V. 17aa 1 V. 16a und V. 17 aa 2 V. 16b auf Jerusalem hin resümiert und V. 17aß noch den Aspekt von Anschuldigungen beifügt, handelt von Gefährdungen für die Stadt. Im ersten Teil (Ausstattung der Stadt) ist V. 11 ba wohl als Vorankündigung der danach V. llbß—13 gegebenen Entfaltungen zu verstehen, die die dauerhaft verankernde Einfassung der anschließend genannten Edelsteine hervorhebt, wenn man gemäß 1 Chr 29,2 als Hartmörtel deuten darf. Die beiden Entfaltungen nehmen die Stadt einmal (V. llbß—12aa) unter dem Vertikalaspekt vom Fundament der Stadtbauten unten bis hinauf zu den Türmen und Zinnen 6 0 in Blick und sodann (V. 12aßb) unter dem Horizontalaspekt ihrer Umgrenzung durch Ringmauer 61 und Tore. Danach ist von Jerusalems Söhnen die Rede (V. 13), allerdings nicht von ihrer Heimkehr oder Vielzahl, sondern von ihrer Qualität als Jünger Jahwes und ihrem Wohlergehen, V. 14a zieht ein Fazit: Auf dem Wohlverhalten der Söhne (V. 13) wird die Stadt festgegründet (V. IIb—12) sein. Hinsichtlich der Gefährdungen Jerusalems, von denen in einem zweiten Teil die sehr komplexen Formulierungen V. 14b —17 a handeln, fällt auf, daß mit Anfeindungen kriegerischer oder rechtlicher Art gerechnet wird; sie erreichen die Stadt aber vor allem deshalb nicht, weil sie nicht von Jahwe stammen 62 und, wie V. 16 faktisch begründend grundVgl. Heimkehr, 2 6 - 2 7 u . ö . (s. Register). Der Impt. zu Anfang von V. 14b ist beizubehalten, vgl. G K B § 110c; Kommentare z. St. 6 0 In V. 12aa macht •q'ntf »W Schwierigkeiten. Obwohl tPSlT in Ps 84,12 nicht „Zinne" heißt (vgl. TH. HARTMANN, THAT II, 9 8 7 - 9 9 9 , dort 996; H.-P. STÄHLI, Solare Elemente im Jahweglauben des Alten Testaments, OBO 66, Fribourg-Göttingen 1985, 42 - 4 3 ) , legt der Kontext nahe, daß der Ausdruck 54,12 etwas architektonisch oben Befindliches meint. Ps 84,12 steht tTölP parallel zu p a und textlich und ikonographisch ist der Brauch, an den Mauern oben Rundschilde anzubringen, belegt (vgl. Ez 27,11 und zur testudo D.N. FREEDMAN - P. O'CONNOR, ThWATIV, 6 4 6 - 6 5 9 , dort 654; Abbildungen in B R L 2 Nr. 14,1 und O. KEEL, Das Hohelied, Z B K , Zürich 1986, Abb.80); wurden diese Schilde wegen Form und glänzendem Metall „Sonnen" genannt (vgl. auch THAT II, 9 8 8 - 9 8 9 ) ? 6 1 Vgl. z . B . DUHM, BEUREN z.St. Hat 5 4 , l l b - 1 2 die Aussagen 51,3 im Auge, könnte 54,12b (vgl. 60,18) auch die kostbare Steineinfassung des paradiesisch-landwirtschaftlichen Umlands Jerusalems meinen. 6 2 In V. 15 vgl. zu ' m s a = Tixa H A L 97, zu •qns als fem. Form BAUER-LEANDER, 642o, zur Übersetzung GESENIUS18, 208; H A L 670a, vgl. aber auch H. SEEBASS, ThWAT V, 5 2 1 - 5 3 1 , dort 525.529; doch spricht die Beziehung zu 50,8 (s.unten) für H A L . 58 59
[72-74]
Analyse
- Jes 54,11—17
109
sätzlich feststellt, weil Jahwe nicht nur den Hersteller einer Waffe zu ihrem Einsatz 6 3 , sondern auch den „Würger" 6 4 , der den | Einsatz scheitern läßt, geschaffen hat. Trotz der formalen und thematischen Zweiteiligkeit ist an der literarischen Einheitlichkeit von V. 11 —17a nicht zu zweifeln. Vor allem deshalb nicht, weil der Abschnitt durchgängig den dritten Ebedtext 50,4—9 auf Jerusalem und ihre Kinder auslegt. Dies ist in V. 14b —17a ganz offenkundig, wie HERMISSON im einzelnen herausgestellt hat 6 5 ; angesichts dessen aber ist das Nächstliegende, daß auch mögliche Bezüge im ersten Teil nicht Zufall sind: Die Hervorhebung, daß Jerusalems Söhne m n ' , Tia 1 ? sind (V. 13 a), steht nicht nur in Entsprechung zu 48,17 (vgl. V. 18 DI1?®), sondern nimmt O'TIQ1? aus 50,4 auf, und der eigenartige Zug einer Edelstein-Ausstattung der Stadt (V. I I b - 1 2 ) scheint durch 50,7 veranlaßt zu sein und eine Tat-Folge-Entsprechung formulieren zu wollen - weil Zion für Jahwe ihr Gesicht gegen Anfeindung wie kieselhartes Gestein gemacht hat, wird sie von Jahwe eine Edelstein-Ausstattung erhalten. Schon dieser Sachverhalt deutet auf eine Konsequenz, die mit Recht bereits HERMISSON66 gezogen hat: 54,11 — 17 war nie ein selbständiger Text; es handelt sich um eine redaktionelle Formulierung, die einen literarischen Kontext voraussetzt und mit dessen Aussagen arbeitet. Dies läßt sich über die Benutzung des dritten Ebedtextes hinaus noch an weiteren Indizien bezüglich des Nahkontextes zeigen, vgl. z.B. m » V. 11/51, 21; n a m X1? V. 11/ 51,19 67 , D'J3 V. 13/51,18.20; 54,1; 113 V. 14a/51,13 68 ?; T\WV V. 14b/52,4; X1? ' N T n V. 14b/51,12b; 54,4; n ' n t f ö V. 16/51,1369. Der Eindruck, daß es sich bei V. 11 —17a um einen redaktionellen, unselbständigen Text handelt, bestätigt sich auch durch die Beobachtung, daß er nicht die ursprüngliche Fortsetzung der Jerusalem-Anrede-Aussagen 51,17.19—23; 52,1—2; 54,1 sein kann und sich allein in diesem Horizont bewegt, denn: Die Anrede V. 11 a ist unbegreiflich, wenn 51,21—23; 52,1—2; 54,1 vorhergegangen sind; die | Aussagen zu einer potentiellen Gefährdung Jerusalems widersprechen 51,23; 52,lbß, und *51,23—54,1 zeigen keinerlei Einfluß von 50,4—9. - Eine schichtenrelative und gar eine absolute Einordnung von 54,11 —17a in den literarischen Kontext bereitet allerdings große Schwierigkeiten. Deutlich ist, daß der Text offenbar 51,17.19—23 und damit ursprünglich zusammenhängend 52,1—2 bereits kennt, 63 Diesen Sinn muß iniPffO1? angesichts der parallelistischen Wortstellung in V. 16a.b ("nn 1 ?) haben. 64 Vgl. dazu D . VETTER,THATII, 8 9 1 - 8 9 4 , dort 892.893. 65 Einheit, 295 A n m . 30. HERMISSON vergleicht „die forensische Terminologie in 54,17 und die Heilszusage 54,14 mit 50,8f." - man beachte, daß SUH hi. nur an diesen beiden Stellen im Jesajabuch vorkommt - , itflK " i : n a 54,15 mit TIS a , T " , a 50,8, n w 'TIS 1 ! 54,13 mit D'TIB1! 50,4. Darüberhinaus sind zu vergleichen: 50,8 a i l j ? / 54,14b p m ; 50,9a ' » , p / 54,15 ' S , P ; 50,9b Q^D in /54,16-17"73 p ; 50,7tP13 D^D/54,4; 50,8 'P'TSÖ und 50,10-11/54,17b. 66 Einheit, 295.304.311. 67 Wenn die Q A -Variante MINO (vgl. dazu H.-J. FABRY, T h W A T V , 8 9 3 - 8 9 8 , dort 896) für das schwer zu erklärende DISO (V. 11) ursprünglich wäre, ergäbe sich ein Bezug zu 50,1. 68 Erwogen von HERMISSON, Einheit, 295 A n m . 30. 69
V g l . HERMISSON, e b d .
110
Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jes 51 —54
[74]
aber auch 54,1, da vor 54,13 eine Aussage vorangegangen sein muß, derzufolge Jerusalem angesichts von 51,20 wieder Söhne hat. Deutlich ist auch, daß der Text nicht dieselbe Schicht wie 51,1—870 sein kann; 54,11a widerspricht 51,3 und 54,14b—17a ist mit 51,6—8 unvereinbar - nach dem Untergang der Menschenwelt stellt sich das Problem, dem 54,14b—17 begegnet, nicht mehr; der Text muß also älter oder aus gegebenem (zeitgeschichtlichen) Anlaß jünger sein 71 . Was setzt der Text in Jes 54 (außer V. 1) voraus und woran schließt er ursprünglich an? Daß er die ursprüngliche Fortsetzung der solennen, unüberbietbar suffizienten Zusage V. 9—10, die letztmals in Jes 54 die Zitationsformel bietet, ist, ist wenig wahrscheinlich 72 , das Stichwort DlVt^ (54,10.14) für einen originalen Zusammenhang ein zu geringer Anhalt; auch V. 3, gefolgt von V. 4—10, fügt sich nicht zu V. 14b—17a, und die Ausstattungsaussagen für Jerusalem selbst V. IIb—12 kommen nach V. 2—3, die bereits das Umland in Blick nehmen, zu spät. Ist der Text die ursprüngliche Fortsetzung von V. 4—8? Wieder spricht die Anrede V. I I a entschieden dagegen, auch bietet der Text im Unterschied zu V. 4—8 keine sicheren Bezüge zu Jes 47 73 . Doch gibt es Anhaltspunkte, daß V. 11 —17a die Verse 4—8 bereits vor sich hatte: die schon genannte Beziehung V. 14b/V. 4, die Beziehbarkeit von 54,4 (t2H3, tfra) auf den benutzten dritten Ebedtext (50,7), die Aufnahme von V. 7 („einen kleinen Augenblick verlassen") in der Gegenzusage jetzt V. 15 (Angriff nicht von Jahwe), im Zuge dessen man auch erwägen muß, ob der Text nicht bereits Jes 53 an seiner Stelle, auf Jerusalem bezogen, kennt, vgl. 54,8 zusammengesehen mit 53,3b. 10 (n"7S) mit V. 17aa (jeglicher Angriff gegen Jerusalem entspricht nicht mehr dem Plan Jahwes; vgl. auch V. 17aß mit 53,8aa); der Text setzt ja, wie die Bezugnahme auf 50,4—9 zeigt, eine literarische Phase voraus, in der die Ebed-Jahwe-Texte in den Zusammenhang aufgenommen sind oder werden; und schließlich - die Ausdeutung von 50,4—9 auf Jerusalem und ihre Söhne im Text legt nahe, daß bereits der Bezugskontext 50,4—9 so versteht, was durch (49,14—26) 50,1—3 geschieht; nimmt, wie wir sehen werden, 54,4—8 auf 50,1 Bezug und kennt unser Text bereits 50,1—3 + 4—9, dann liegt nahe, daß er auch V. 4 - 8 bereits kennt 74 . Auch zu 52,7-10 können literarische 70
Vgl. dazu eingehend: STECK, ZionsTröstung [s.o. 7 3 — 9 1 ] . Anders der Vorschlag von H E R M I S S O N , Einheit, 2 9 5 . 3 1 1 , beide Texte einer binnendeuterojesajanisch-redaktionellen Naherwartungsschicht zuzuweisen. 72 Anders BEUREN, Identity, 31 ff.54ff. 73 So ist nicht sicher, ob m y o V. 11 via 47,14 durch 40,24; 41,16 hervorgerufen ist und der Ausdruck "757 "733 54,15 durch 47,11. 74 Jes50,l—3 gibt zahlreiche Probleme auf, vgl. zur Forschungsgeschichte R . P . M E R E N DINO, Jes50,l—3(9b.ll), B Z 29, 1985, 221-244. Wahrscheinlich handelt es sich nicht um einen ursprünglich selbständigen Text, sondern um ein Verbindungsstück zwischen 49,14-26 und 51,9-10a; vgl. 5 0 , l a a mit 49,14; 50,laß als Aufnahme von 43,22 - 23; 45,13(7); 50,2aß mit 49,22, m s außer 51,11 nicht in Deuterojesaja, hier wegen V. l a ß (und 52,3), "7X2 vgl. 42,22 (Kontext!); 47,14; 5 0 , 2 b - 3 vgl. mit 51,10a. Der Text ist jünger als 49,14-26, denn T ist in 50,2b nicht das Handzeichen für die Völker, sondern die Hand zur Auslösung und Rettung der Zionskinder, was offenbar 49,22 - 23.24 - 2 6 aufnimmt. Der Text ist auch jünger als 51,10a, denn 5 0 , 2 b ß - 3 ist demgegenüber eine Verstärkung der Zerstörungsmacht des 71
[74-75]
Analyse - Jes 54,11-17und
51,9-10
111
Beziehungen bestehen, | nämlich dann, wenn 54,11 b—12 den Palastbau für den König Jahwe in Zion im Auge hat 75 und speziell 52,9a ausführen will. Wie ist das Verhältnis des Textes zu 51,12—15, wovon 51,16 als erheblich jüngere Zufügung abzutrennen ist 76 ? Wenn man die Benutzung von 50,4—9 zum Kriterium machen darf, die dort fehlt und hier gegeben ist, dann wäre unser Text als jünger und abhängig anzusehen. Demnach wäre zu erwägen, ob 54,11 —17a nicht eine redaktionelle Fortschreibung an 54,1.4—8 ist, die als vorangehenden Nahkontext einen literarischen Zusammenhang 49,14—26; 50,1—3.4—9; 51,9-10a.l2-15.17.19-23; *52; 53; 54,1.4-8 voraussetzt. Gemäß diesem Versuch der Einordnung handelt es sich um ein binnendeuterojesajanisches Redaktionsstück; im Blick auf die Datierung ist der Hinweis von B E U R E N 7 7 apart, hinter den Einzelgefährdungen von V. 14b—17a Anfeindungen und Anschuldigungen von Seiten der Nachbarn gemäß Esr 4 zu sehen. - Doch müßte man für diese binnendeuterojesajanische Situierung von 54,11 —17a ausschließen, daß der Text nicht erheblich jünger ist und nicht schon im literarischen Horizont eines Großjesajabuches steht, dann freilich zu einer Schicht gehörte, die nicht mit dem Untergang der Menschheit im Weltgericht rechnet, also nach meinem Versuch, die Dinge zu sehen 78 , der Schlußschicht, zu der besonders 56,1—8; 63,7—66 gehören. Auch dafür gibt es wenigstens Gesichtspunkte. Jedenfalls V. 17b gehört, wie die Wendung „Knechte Jahwes" zeigt, auf diese Ebene, der sich auch die Formulierung im einzelnen unschwer zuordnen läßt. Aber auch in V. 11 —17 a finden sich Züge, für die man diskutieren muß, ob sie nicht auf diesen größeren literarischen Rahmen verweisen. Hat sich das schwierige m3?0 54,11 aus dem Blick von 51,21; 52,1 auf 28,1—2 eingestellt (vgl. 137tl>), wird Jerusalem trotz 51,3 ebenda ungetröstet genannt im Vorblick auf 66,11.13, knüpft 54,11b—12 an die vorgefundene, großjesajanische Aussage 51,3 an und will sie jetzt im Blick auf Jes 63,7—64,11 via TTV unter Bezug auf Ez 28,13—14 ausführen? Das könnte erklären, warum in Jes65f. als Chaossiegers Jahwe gegen Feinde. Das Verbindungsstück ist vor dem Einbau von 50,4—9 in den Textzusammenhang gekommen, da es keine Verbindung mit dem dritten Ebed-Text zeigt und im tragenden Heilsverbum differiert (^XJ gegenüber 1T57). Sprecherin von 51,9—10a wäre von 50,1—2 her gesehen wohl die verstoßene Mutter Jerusalem, die in 49,14—26 bereits Heilszusagen erhalten hat und in 5 1 , 1 7 - 2 3 weitere erhält. 75 Zu beachten ist hier die Erwähnung von Edelsteinen sowohl beim Palastbau für den ugaritischen Baal (vgl. W. B E Y E R L I N , Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament, 2 1985, 227) als auch in sumerischen Tempelbau-Aussagen (vgl. S A H G 133.154; M. W E I N F E L D , Zion and Jerusalem as Religious and Political Capital: Ideology and Utopia, in: R . E . F R I E D M A N (Hrg.), The Poet and the Historian, HSS 26, Chico 1983, 7 5 - 1 1 5 , dort 105); B E U R E N , Identity, 57—59 vergleicht im Anschluß an F . S T U M M E R 5 4 , 1 1 - 1 2 überhaupt mit Topikensembles in mesopotamischen Bauinschriften; vgl. zur Frage auch B A L T Z E R , Ezechiel, 166-168 [und unten 132f. 170f.], 76 Vgl. dazu STECK, Schichtung, 8 4 - 8 6 [s.o. 7 0 - 7 2 ] , 77 Vgl. in B E U R E N S Kommentar 269. 78 Vgl. STECK, Heimkehr, 6 9 - 8 0 ; D E R S . , Tritojesaja, 3 9 4 - 4 0 4 [= Studien, 3 4 - 4 4 ] ; D E R S . , Beobachtungen zur Anlage von J e s 6 5 - 6 6 , B N 38/39, 1987, 103-116 [ = Studien, 2 1 7 - 2 2 8 ; ferner ebd. 229 - 2 6 5 ] .
112
Beobachtungen
zu den Zion-Texten in Jes 51 —54
[75-77]
Antwort auf das Gebet die bauliche Wiedererrichtung | Jerusalems nicht genannt ist; nimmt unser Text zusammen mit 60,17—2279 dies vorweg? Will 54,13 eine Brücke von 48,18 voraus nach 66,12 schlagen? Ist pttW V. 14b durch 52,4 (38,14) veranlaßt, nnnB V. 14b durch 51,6-7, hängen und "7an V. 16 mit 13,5; 32,7 zusammen und hat 54,14b—17a im Anschluß an den dritten Ebed-Text die Funktion, die dort vorausgesetzte Bewahrung Jerusalems in und nach dem weitreichenden Gericht Jahwes an seinen Feinden hier im Ziontext im voraus zu fixieren? Bevor auswertende Überlegungen versucht werden können, muß noch ein Blick auf 51,9—10 geworfen werden, da in der Forschung ein ursprünglicher Zusammenhang mit 51,17—52,2 in Betracht gezogen wird. An anderer Stelle 80 hat sich bereits nahegelegt, V. 10b—11 als eine redaktionelle, großjesajanische Zufügung anzusehen; als ältere, hier kurz zu betrachtende Vorgabe solcher Redaktion kommen demnach V. 9—10a in Betracht. Dieser Weckruf 81 ist mit seinen beiden Doppelzeilen, die in ihrer Gestaltung durch Imperative (V. 9a) und rhetorische Fragen (V. 9b—10a) eine Zweiteilung markieren, völlig ebenmäßig aufgebaut 82 . Beide Teile sind in sich noch einmal unterteilt. Der erste, angezeigt durch 'IIV, fordert in V. 9aa zunächst zu Aktivität auf im Blick auf Machteinsatz und exponiert das Subjekt, und fordert sodann in V. 9aßy zu Aktivität auf im Blick auf eine Zeitbestimmung - die Entsprechung zum früheren, in zwei parallelen Zeitwendungen (Dlp 'E'O // CPÖ^iy U m ) fixierten Machteinsatz wird hervorgehoben. Der zweite, angezeigt durch gleichlautenden Beginn X T I T I K X L ^ H , bietet zunächst V. 9b zwei partizipale Wendungen jeweils mit Objekt und sodann V. 10a eine partizipale Wendung nun mit zwei parallelen (vgl. V. 9 aßy) Objektbestimmungen D1 / / i m Dinri 'Ü. Formgeschichtlich lehnt sich der Text an ein Sprachmuster in der Volksklagefeier an, ohne daß man ihn deshalb in diesem Rahmen situieren müßte 83 ; es handelt sich um einen prophetisch vorgetragenen Weckruf mit den beiden Elementen | „Bitte" und „Beweggründe des göttlichen Einschreitens" 84 . Sachlich ist an diesem Text hervorzuheben, daß er Jahwe auf seinen vorlängst errungenen, kosmischen Chaossieg 85 - und zwar ohne Verbindung mit dem Schilfmeerdurchzug! 79 Vgl. zu Wort- und Sachbezügen zwischen 54,11 — 17 und 6 0 , 1 7 - 2 2 ELLIGER, Verhältnis, 146-147.160—163. Gemäß meinem Versuch einer Einordnung wäre 6 0 , 1 7 - 2 2 dann einer wenig älteren, großjesajanischen Redaktionsschicht zuzurechnen, vgl. STECK, ZThK 83,1986, 2 6 9 - 2 7 2 [= Studien, 5 5 - 5 8 ] ; DERS.,Tritojesaja, 3 9 0 - 3 9 4 [= Studien, 3 0 - 3 4 ] , 80 ZionsTröstung, 2 6 1 - 2 6 3 [s.o. 7 7 - 7 9 ] , 81 Vgl. mit KIESOW, Exodustexte, 101 in den Klageliedern des Einzelnen Ps 7,7; 59,5, vgl. 35,23, in den Volksklageliedern Ps 44,24. 82 Vgl. schon die Bestimmungen bei TH. SEIDL, Jahwe der Krieger - Jahwe der Tröster, B N 2 1 , 1 9 8 3 , 1 1 6 - 1 3 4 , dort 118-126. 83
V g l . K I E S O W , E x o d u s t e x t e , 111 — 112.
84
V g l . H . G U N K E L - J. BEGRICH, E i n l e i t u n g i n d i e P s a l m e n ,
4
1 9 8 5 , 1 2 8 . 1 3 0 u n d als F o r m -
parallelen z . B . Jer 14,21.22. In diesem Rahmen erfolgt um die Exilswende israelitischerseits erstmals die Narration der Chaoskampftradition, vgl. jetzt J. JEREMIAS, Das Königtum Gottes in d e n P s a l m e n , F R L A N T 1 4 1 , 1 9 8 7 , 85
28-29.
Vgl. zur religions- und traditionsgeschichtlichen Untersuchung von V. 9 b - 1 0 jetzt
[77—78] Synthese - Das „Imperativ-Gedicht"
und sein älterer literarischer Kontext
113
anspricht: Aus dieser im vorexilischen Jerusalem adaptierten Vorstellungstradition stammen der Zug von der Bekleidung mit TS? (Ps 93,1), vom Arm Jahwes (Ps 89,11) sowie die beiden Aspekte dieser Wirksamkeit Jahwes, die in den beiden Abschnitten des zweiten Teils hervorgehoben werden: das sieghafte Niederringen der feindlichen Gegenmacht (V. 9 b) verbunden mit dem positiven Ziel, unbedrohten, meerestrockenen Lebensraum zu schaffen (V. 10a) 8 6 man beachte angesichts der oben erwähnten Beziehung 52,1/44,26b hier nun die sachliche Konvergenz von 51,10 a mit 44,27; auffallend ist dann, daß in 52,1 Kyros nicht erwähnt ist. Für die Frage, ob 51,9—10a das Kopfstück von fortsetzenden Aussagen ist, sind diese beiden sachlich zusammenhängenden, aber stilistisch separat gebotenen Aspekte besonders zu beachten.
B. Synthetische Beobachtungen Welches Bild ergibt sich, wenn man versucht, die Beobachtungen aus dem voranstehenden Durchgang durch die Texte zusammenzusehen, auf Kohärenz zu prüfen und mit aller Vorsicht in diachroner Perspektive zu ordnen?
I. Das „Imperativ-Gedicht" Jes 51,9—10a.17.19—23; 52,1—2; 54,1 und sein älterer literarischer Kontext Jes *47; 48,20f., 52,7—10(12) Wir beginnen bei den größeren Aussageblöcken mit Anrede Zions in 2. p. sg. fem., von denen wir ausgegangen waren. Zunächst haben sich Bestätigungen für die | These ergeben, daß 51,17.19—23 ursprünglich durch 52,1—2 fortgesetzt wird. Die Notaspekte Jerusalems, die 51,17.19—21.23aßb exponiert, sind anscheinend in den Heilswende-Zusagen Jahwes 51,22—52,2 sämtlich wieder aufgenommen mit einer oben bereits genannten Ausnahme: Von den Kindern, die Jerusalem verloren hat (51,19.20), ist in den Heilsaussagen nichts gesagt, der Textzusammenhang kann also mit 52,2 noch nicht zu Ende sein. Sucht man nach dem vermißten Textstück, das stilistisch gemäß dem Vorangehenden ebenfalls durch Anrede in 2. sg. fem. und Imperativ gekennzeichnet sein müßte, in Jes 52—55, so kommt nur eine Aussage in Frage: 54,1. Sie hat sich uns als ältester Bestandteil von Jes 54 ergeben und erfüllt [trotz hier vermißter Reduplikation des Imperativs] alle erforderlichen stilistischen und sachlichen God's conflict with the dragon and the sea, Cambridge 1985; CAROLA K L O O S , Yhwh's Combat with the Sea, Amsterdam-Leiden 1966; W . H E R R M A N N , Das Aufleben des Mythos unter den Judäern während des babylonischen Zeitalters, B N 40, 1987, 9 7 - 1 2 9 . Die wichtigsten Sachparallelen zu V. 9 b sind: Ps 7 4 , 1 2 - 1 5 ; 77,17-20; 8 9 , 1 0 - 1 1 sowie Ps 65,(7.)8; 93; Hi 7,12; 9,13; 2 6 , 1 2 - 1 3 . 86 Zu V. 10a vgl. K L O O S , Combat, 198-212; H E R R M A N N , Aufleben, 101-111; wichtige Sachparallelen noch ohne Exodusbezug: Nah 1,4; Ps 18,16; 7 4 , 1 3 - 1 5 ; Hi 12,15; man beachte auch Jes44,27 im Kontext, ferner: Ps 1 0 4 , 6 - 7 ; Hi 7,12; 38,11; vgl. dazu auch K I E S O W , Exodustexte, 104; der Zug ist wahrscheinlich schon in Ugarit belegt, vgl. KLOOS, Combat, 86. J. D A Y ,
114
Beobachtungen
zu den Zion-Texten in Jes 51 —54
[78-79]
Bedingungen. Formulierung wie Wahl der Gliedgattung „Freudenaufruf" 87 zeigen die völlige Konzentration auf die Thematik, daß Jerusalem wieder Kinder erhält - mehr als zuvor, was der Steigerungstendenz der Heilszüge auch in 52,1-2 entspricht. 54,1 zeichnet Jerusalem in einer Lage, in der sie bis jetzt ohne alle Kinder ist, was sich zu der Exposition der Notlage in 51,19.20, derzufolge die Kinder Jerusalems umgekommen sind, fügt. Die nunmehr erreichte Äquivalenz von Not- und Heilsaussagen spricht dafür, daß 54,1 der Abschluß dieses Textzusammenhanges ist; auch n w "IÖN 54,1 in Endstellung einer mit Botenformel eingeleiteten Jahweaussage (51,22) kann als Anzeichen dafür angesehen werden 88 . Die namentliche Anrede kann unmittelbar hinter 52,1—2 in 54,1 zugunsten einer qualitativen Anrede entfallen; die Schlußaussage entspricht darin der Einleitungsaussage der Jahwerede (51,21—22). Auffallend ist, daß 54,1 zwar hervorhebt, daß Jerusalem wieder Kinder erhalten wird, aber nicht, wie sich die Bevölkerung wieder einstellt; von Exilierung und Heimkehr der Exilierten ist keine Rede, es ist ganz auf die Frau Jerusalem abgehoben, die jetzt keine Kinder (mehr) hat, aber Kinder wieder haben wird. Wir müssen auf diese Beobachtung noch zurückkommen. Ist 51,9—10a das Kopfstück dieses ursprünglichen Textzusammenhanges? Vom Arm Jahwes, der traditionsgeschichtlich zu den Aussagen 51,9—10a gehört, ist in unserem Aussagezusammenhang keine Rede mehr, aber dieser Zusammenhang führt ja auch keine Aktionen Jahwes vor (51,22aß—23aa reden metaphorisch), sondern Heilseffekte | dessen. Positiv sprechen für eine ursprüngliche Zugehörigkeit neben den auffallenden Formulierungsentsprechungen 51,9/51,17 aa/ 52,1 a vor allem die beiden, oben genannten Aspekte der Wirksamkeit Jahwes in 51,9b und 10 a; denn sie bestimmen die Heilsaussagen des Textzusammenhangs: Das sieghafte Niederringen der feindlichen Gegenmacht findet sich in 51,22—23, vgl. 52,2b, aufgenommen, das Schaffen unbedrohten Raumes zum Leben in 52,1—2 a; 54,1-52,1—2 a handeln von Jerusalem als Raum, 54,1 von dem Leben in ihr und ihrem Umkreis. Dem Fehlen von Heimkehraussagen in diesem Textzusammenhang entspricht unsere Überlegung, daß 51,10 b—11 nicht ursprünglich mit 51,9—10a zusammengehört. Wir gelangen damit zu dem Vorschlag, Jes51,9-10a.17.19-23; 52,1-2; 54,1 als einen ursprünglichen Textzusammenhang anzusehen; wir nennen ihn im folgenden im Anschluß an HERMISSON 89 , aber in anderer Umgrenzung als er, der Kürze halber „Imperativ-Gedicht". Sind ihm noch weitere Texte zuzurechnen? HERMISSON erwägt, wie eingangs erwähnt 90 , 52,11 — 12 als Fortsetzung von 52,1—2 und Abschluß des Gedichts 87
Vgl. dazu die Hinweise bei S T E C K , Z A W 1 9 8 9 , 2 8 2 - 2 8 5 [s. o. 9 2 - 9 5 ] . Vgl. zu dieser Konstellation z . B . auch Jes45,11.13; 57,15.19; 65,13.25; Jer 6,9.15; 33,10.11; 33,12.13. 89 Einheit, 311. H E R M I S S O N rechnet dem Imperativ-Gedicht zu: 5 1 , 9 - 1 0 + * 1 7 - 2 3 + 5 2 , 1 - 2 + 11-12. 90 Vgl. oben Anm. 1 . Auch D U H M S und M A R T I S mit 5 1 , 1 7 einsetzendes Gedicht endet mit 5 2 , 1 1 - 1 2 , vgl. auch V O L Z und W E S T E R M A N N Z. St.; anders jedoch E L L I G E R und K I E S O W . 88
[79—80] Synthese - Das „Imperativ-Gedicht"
und sein älterer literarischer Kontext
115
einzuordnen. Etwas vage kann man die Imperative V. 11 dafür nennen, die Brücke, die sich von 52,lbß zu 52,11 schlagen läßt, und den Vorteil, damit auch die Heimkehr-Thematik im Text zu haben. Die Bedenken gegen diesen Vorschlag erscheinen jedoch unüberwindlich: In V. 11 — 12 ergehen die Aufforderungen im pl., im Unterschied zu 52,1—2 nicht als Jahwewort, vom Standort der Exilierten und nicht Jerusalems aus und schließlich - die Züge von V. 11 — 12 sind in 51,17—52,2 nicht exponiert und umgekehrt das dort wichtige Stichwort D'33 (51,20) nicht aufgenommen. Auch bei Beibehaltung von V. 10b im Kopfstück bleiben die Gegenargumente bezüglich Stil, Standort und fehlender Notexposition. Schwierigkeiten bereitet auch der seit D U H M , MARTI und V O L Z bestehende Vorschlag, 52,7—12 ursprünglich an 51,17—52,2 anzuschließen 91 . Sein Vorteil ist, daß dann-jedenfalls in der Textumgrenzung seit V O L Z der Arm Jahwes im Text wiederkehrt (51,9/52,10), die Hervorhebung der Bekleidung Jerusalems (52,1) mit dem Einzug ihres königlichen Gottes (V. 7b.8 b) erklärt werden kann, dem Thronen Jerusalems (52,2) das Königtum Jahwes in Zion (V. 7b.8b) entspricht. Gleichwohl steht Wesentliches dagegen, daß die Imperativ-Texte nach 52,2 ursprünglich (!) durch 52,7—10 fortgesetzt werden. | Sachlich gesehen kommt in diesem Fall Jahwes Aufforderung an Jerusalem zu thronen gegenüber V. 7—8 zu früh, die Rede von den Trümmern Jerusalems (V. 9) gegenüber 52,1, wenn es sich dort um metaphorische BauAussagen handelt, zu spät; in 52,9 werden die Trümmer angeredet, in den Imperativ-Texten zuvor Jerusalem als Person, in 51,19 ist Jerusalem ungetröstet, in 52,9 hingegen wird das Volk getröstet, auch ist der Notaspekt, daß der König Jahwe sich aus Jerusalem entfernt hat, in 51,17—23 gegenüber 52,7—8 nicht vorbereitet. Insbesondere aber müssen stilistische Gründe geltend gemacht werden. Die Jahwerede an Jerusalem ab 51,22aß—52,2 würde in V. 7 uneingeführt aufgegeben zugunsten anderer Stimmen, die die Stadt hört - den vorauseilenden Herold (V. 7) und die Stadtwächter (V. 8), die für den Textzusammenhang bisher typische Imperativ-Anrede an Jerusalem wäre aufgegeben - , die Anrede an Zion erfolgt durch Interjektion (V. 8) und die Imperative sind wie erwähnt nicht auf die Person, sondern auf die Trümmer Jerusalems gerichtet (V. 9—10). - Wir votieren demnach dafür, 52,7—12 nicht ursprünglich zum Imperativ-Gedicht hinzuzunehmen, und bleiben bei dessen oben gegebener Umgrenzung. Eine weitere Überlegung wird uns jedoch sogleich dazu nötigen, dem Verhältnis des Gedichts zu 52,7—12 erneut nachzugehen. Sie betrifft die Frage, ob das Imperativ-Gedicht einmal ein selbständiger Einzeltext war, wobei wir hier wie sonst das Problem einer Zuweisung an den Propheten Deuterojesaja selbst unerörtert lassen. Die Frage stellt sich wegen der genannten, konstitutiven 91 Verwandt ist die Position von KIESOW, für die Imperativ-Texte von Anfang an eine kompositioneile Ausrichtung auf 52,7—10 anzunehmen (Exodustexte, 99—100.112); vgl. jetzt a u c h T . N . D . METTINGER, In Search of the Hidden Structure: Y H W H as King in Isaiah 40—55, SEÄ 5 1 - 5 2 , 1 9 8 6 , 1 4 8 - 1 5 7 [; nach unserem Vorschlag ist diese Ausrichtung eine gewordene, s. im Folgenden und unten 173ff.].
116
Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jes 51—54
[80-81]
Prägung des Gedichts durch Jes 47. Wenn plausibel ist, daß Verfasser und erste Rezipienten des Gedichts die Bezugnahmen auf Jes 47 ohne den Rahmen eines literarischen Zusammenhanges wahrnehmen, kann man mit einem ursprünglichen Einzeltext rechnen. Es bleibt aus Gründen der Rezeption aber zumindest auch, wenn nicht eher zu erwägen, daß das Imperativ-Gedicht in kontextueller Nähe zu Jes 47 ein von vornherein in einen literarischen Zusammenhang einer Sammlung oder Schrift eingeschriebener Text ist, eine redaktionelle Eigenformulierung sozusagen, die sich in der stilistischen und sachlichen Kohärenz des Textes ausdrückt, im Rahmen älterer, vorgegebener Textumgebung - eine Sicht, die sich im übrigen auch bei ursprünglicher Selbständigkeit des Gedichts für die sekundäre Phase seiner Integration in einen literarischen Zusammenhang ergibt. Was ist diese ältere Textumgebung? Zu ihrer Bestimmung können die beiden sachlichen Defizite führen, die das Imperativ-Gedicht in sich aufweist: Es redet vom Thronen der Königin Zion, ohne daß korrelativ vom König Jahwe in Zion die Rede ist, und es schweigt darüber, wie sich die Bevölkerung Jerusalems wieder einstellt. Eben diese beiden Defizite sind aber durch 52,7—12 behoben! Ist das Imperativ-Gedicht also auf die ältere Vorgabe 52,7—12 hingeschrieben, sind es dieser Text und Jes 47, an denen es sich für seine Gestaltung insbesondere orientiert? Die oben beobachteten, stilisti-j sehen, begrifflichen und sachlichen Beziehungen zwischen dem ImperativGedicht und 52,7—12, die für eine gleichursprüngliche Formulierung nicht ausgewertet werden konnten, sind dann im Sinne bewußter Bezugnahmen bei der Bildung dieses Ziongedichts zu verstehen; insbesondere 52,1—2 werden aus solchem Vorblick begreiflich. Diese Erwägung setzt voraus, daß vor Bildung bzw. Einbau des Imperativ-Gedichts 52,7—1292 bereits dastand, ja einmal der älteste Kern des nachmaligen zweiten Teils von Deuterojesaja war. Dafür kann sprechen, daß 52,11 mit seinen indirekten Babelverweisen ursprünglich literarisch nahe bei dem verwandten Aufruf 48,20—21, der Babel ausdrücklich nennt, stehen muß. Auf diese Ebene kann aber auch der Text 52,7—10 situiert werden, da er Aspekte aus 48,20—21 auf Jerusalem hin weiterzieht, vgl. dort Auszug, hier Einzug, und im einzelnen: "71p, p"! 48,20aa/52,8.9; 37ÖW hi. 48,20aa/52,7; "lÖS 48,20b/52,7; ViU pf. von Jahwe 48,20b (Jakob / 52,9 Jerusalem); weltweite Heilswahrnehmung 48,20/52,10. Möglicherweise hat 52,7b bezüglich Babel, der entthronten Herrin der Reiche, auch Jes 47 im Auge, das dann ebenfalls dieser Schicht zugehörte; die Anlage der Aussagen wäre dann sehr symmetrisch: Jes47 Sturz der Königin Babel (A), 48,20—21 Heimzug aus Babel (B), 52,7—10 Einzug des Königs Jahwe in Zion (A), 52,11 — 12 Heimzug aus Babel (B). Im ersten Teil von Deuterojesaja wäre für 52,7—10 als der literarisch ältesten Zion-Aussage im zweiten Teil vor allem 41,27 als Vorverweis wichtig. In diesen älteren literarischen Zusammenhang Jes47; 48,20—21; 52,7—12 92 [Vgl. zur ganzen Frage unten 173-190.] Die Fragen des Werdens von Jes 55, Jes 48,1-19 und der Schichtung von Jes 47 bleiben in unseren Überlegungen ausgeklammert.
[81 —82] Synthese - Das „Imperativ-Gedicht"
und sein älterer literarischer Kontext
117
zeigt sich das Imperativ-Gedicht, das sein Interesse in einer über 52,7—9 hinausgehenden Ausarbeitung der Restitution Jerusalems hat, sehr überlegt situiert. Zwischen den vorgegebenen Aussagen bezüglich Israels, angesichts der Befreiung Jahwes pf.) wohlgeführt aus Babel heimzuziehen (48,20—21) und unter dem Geleit Jahwes mit den Tempelgeräten (52,11 — 12) wie dieser (52,7—10) nach Jerusalem zurückzukehren, wird mit Hilfe des Imperativ-Gedichts dieses Ziel näher ins Auge gefaßt. In einer Steigerung gegenüber 52,10 wird zunächst um Gottes Eingreifen gebeten (51,9—10a) und sodann in Antwort darauf die Wende der Notlage Jerusalems (51, 17aßb. 19-20) zugesagt, analog der ^SJ-Lage der Heimkehrer als Befreiung auch Jerusalems von den babylonischen Peinigern (51,22—23; 52,2b als Ausführung von D^lihT "?iU 52,9), als Wiederaufbau der Stadt (52,1 als Ausführung von 52,9a) als reiner und heiliger (52,laßfin.b im Vorblick auf 52,7b.8b.11), als Einsetzung in die Königin-Würde statt Babels (52,laba.2a im Vorblick auf 52,7b.8b). Damit ist Jerusalem bereitet für die Vorgänge, von denen der vorgefundene Text 52,7—12 spricht 93 . Das letzte Stück des Imperativ-Gedichts, 54,1, ist mit Bedacht nach 52,11 — 12 plaziert; die Frage, wie die entvölkerte Stadt (51,19—20) wieder zu ihren Kindern kommt, ist somit durch den Kontext beantwortet. War demnach 54,1 einmal der Schlußtext einer Deuterojesaja-Schrift? Man kann fragen, ob sich, durch das Vorangehende vorbereitet, nicht 55,1—5 noch angeschlossen hat, vgl. 55,1—2 mit 48,21; 55,3-5 mit 52,10.1b. Dieser Vorschlag, das „Imperativ-Gedicht" angesichts von Verzögerungserfahrungen bezüglich des Heils für Jerusalem in seiner Gestalt von Bitte und Orakel als sachliche Erweiterung zu 48,20f.; 52,7—12 anzusehen, setzt literarisch betrachtet voraus, daß eine frühe Gestalt der Deuterojesaja-Schrift an ihrem Ende 52,7—12 bereits geboten hat. Doch ist einzuräumen, daß 52,11 — 12 ebenso wie 52,1 bß im Blick auf eine so frühe Situierung Zweifel wecken. Handelt es sich um jüngere Zufügungen, dann ist die Defizienz des ImperativGedichts hinsichtlich der Frage, wie sich die Bevölkerung Jerusalems wieder einstellt, mit dem Hinweis auf den von diesem Gedicht vorausgesetzten Text 48,20—21 zu beantworten. Die Schlußstellung von 54,1 ergibt sich dann im sachlichen und terminologischen Anschluß an 52,7—10, vgl. besonders V. 9. Muß man auch 52,7-10 für eine frühe Gestalt der Deuterojesaja-Schrift in Zweifel ziehen und statt dessen das Imperativ-Gedicht als den ältesten, aus dem Gegenüber zu Jes 47 erwachsenen Kern von Jes 49—55 ansehen? Dagegen spricht die oben genannte Korrelation, derzufolge die Königin Zion im Imperativ-Gedicht (52,1 —2) als Frau Jahwes (54,1) doch eine Aussage über den König Jahwe in Zion fordert (52,7-10); auch ist zu beachten, daß im weiteren Wachstum von Jes 40—55.60—62 die Metaphorik von der Frau Zion dominiert, der sich eine spätere Einschaltung von 52,7—10 schwer einfügt. Positiv kann 93
Zu religions- und traditionsgeschichtlichen Hintergründen dieser redaktionellen Komposition vgl. METTINGER, Structure.
118
Beobachtungen
zu den Zion-Texten
in Jes 51 —54
[82-83]
man für eine frühe Situierung von 52,7—10 in einer Deuterojesaja-Schrift in Betracht ziehen: (a) die Bezüge zu 48,20—21 (s. oben); (b) die Beziehung, die 52,7—10 als Abschluß dieser frühen Deuterojesaja-Schrift zu 40,1—5 als deren Anfang aufweist (vgl. 52,9b/40,l-2; 52,7-8/40,3-5 Jahwes (!) Heimkehr; 52,10/40,5; formuliert 40,5 „alles Fleisch" (Menschen und Tiere) im Vorblick auf 42,10-11; 43,20-21 und formuliert 52,10 „alle Enden der Erde" im Rückblick auf 40,17?). Ist 40,1-5 und 52,7-10 der (redaktionelle?) Rahmen dieser frühen Deuterojesaja-Schrift, der das Imperativ-Gedicht dann integriert wird? Weist nicht auch sein in Deuterojesaja singulärer Aspekt der Sünden Jerusalems (!) auf hohes Alter und Nähe zur Sicht von Thr? 40,6—8 ist durch die Inklusion 40,1—5/52,7—10 nicht erfaßt; auch 40,9—11, das Zion als Person exponiert und an der Wiederbesiedlung der Städte Judas (vgl. 44,26) orientiert ist, wäre - nach dem Modell von 52,7—10(12) gestaltet - ein jüngerer Zuwachs zum Prolog. Welches Bild vom weiteren Werden des zweiten Teils von Deuterojesaja könnten unsere Beobachtungen nahelegen? Um einen Gesamteindruck vorwegzunehmen - es | hat den Anschein, als gingen immer neue Interpretationswellen über diesen Textbereich, ausgelöst von der anhaltenden Erfahrung, daß sich die Heilswende für Zion ständig weiter verzögert. Zwei dieser Wellen lassen sich zunächst in Betracht ziehen, die beide ausweislich der Textbefunde anscheinend einen literarischen Einbau der Ebed-Jahwe-Lieder noch nicht kennen.
II. Die Fortschreibung Jes 49,14-26;
51,18
Mit der älteren scheint vor allem Jes 49,14—26 in den Textzusammenhang zu kommen, wobei wir die Frage, ob es sich dabei von Haus aus um verschiedene kleinere Einheiten unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft handelt, hier offenlassen 94 . 49,14—26 hat im vorgefundenen Textzusammenhang die Funktion, Aussagen von dort nun zu ergänzen und zu bekräftigen; die Aussagen sind nach 48,20—21 den bereits gegebenen Jerusalem-Aussagen vorgeschaltet, einsetzend mit der Klagefrage Zions (V. 14), die die diese Texterweiterung evozierende Eigenerfahrung spiegelt. Thematisch stehen drei Aspekte im Vordergrund: (1) V. 15—20 der Wiederaufbau Jerusalems und ihres Umlandes durch die zahlreich heimkehrenden Kinder - Ergänzung und Bekräftigung zu 52,1.9; 54,1; hängt r^lDtt? V. 2 0 - 2 1 mit einem Blick auf 47,8—9 zusammen? Hierher könnte auch die Einschaltung von 51,18 gehö-
94 Vgl. dazu jüngst R.P. MERENDINO, Jes 4 9 , 1 4 - 2 6 : Jahwes Bekenntnis zu Sion und die neue Heilszeit, RB 89,1982, 321—369; HERMISSON, Einheit, 304. Ob es sich dabei um ehedem selbständige, von Aussagen des jetzigen Nahkontextes unbeeinflußte Formulierungen handelt, ist aber durchaus in Frage zu stellen (zu STECK, ZThK 83,1986,293) [; vgl. dazu jetzt oben
47-59].
[83-84]
Synthese - Jes 49,14-26;
51,18 und Jes 50,1-3;
51,12-15;
52,3; 54,4-8
119
ren 9 5 . (2) V. 2 1 - 2 3 die Heimführung der Kinder Jerusalems durch die Völker als Akt der Huldigung vor der Königin Zion - Ergänzung und Bekräftigung von 48,20-21; 52,11-12(7) sowie von 52,10.1-2. (3) V. 2 4 - 2 6 die Vernichtung der Gewalt, die Jerusalem peinigt und ihre Kinder gefangen hält - Ergänzung und Bekräftigung von Jes 47; 48,20-21; 51,9-10.22-23, vgl. zu V.26 auch 52,10.7.9; die Zufügung 1857 T T 51,22 könnte mit 49,25ba zusammenhängen 96 . Wahrscheinlich ist auf dieser Ebene gedacht, daß die also ihrer Heilswende vergewisserte Frau Zion nun selbst die anschließende Bitte 51,9—10 a um machtvolle Verwirklichung spricht. Setzt diese erweiternde Interpretationsschicht eine Erfahrungslage voraus, in der Mauern und Umland Jerusalems nach wie vor verwüstet sind und ausreichende Heimkehrerkontingente zu | einer Wiederbesiedlung zurückgehalten werden, sind die Peiniger babylonische Administratoren im Lande wie im Exil nun schon zur Perserzeit 97 ? Mit dieser oder bereits der vorangehenden Schicht (Einbau Imperativ-Gedicht) könnte auch 44,26b—27 zusammenhängen.
III.
Die Fortschreibung
Jes 50,1 -3; 51,12-15;
52,3;
54,4-8
Die nächste Interpretationswelle scheint 49,14—26 im Textzusammenhang bereits vorauszusetzen; gemäß unseren Beobachtungen sind ihr die unter sich enger aufeinander bezogenen Textstücke 50,1—3; 51,12—15; 52,3; 54,4—8 zuzurechnen 98 . Kennzeichnend für diese Interpretationsschicht ist, daß die Heilsverzögerung in ihr in Zusammenhang mit einer gestörten Jahwerelation zwischen Jahwe und Jerusalem (scheinbar) bzw. ihren exilierten Kindern (tatsächlich) gebracht ist. So steht gegenüber 51,22a jetzt die Verbindung zwischen den Gatten Jahwe und Zion in Frage (50,1) und wird angesichts der Furcht Zions (51,12b/49,14) durch die Rückfrage nach dem Scheidebrief (50,1) und die breite Zusicherung 54,4—8 heilsbekräftigend beantwortet. Die Notlage Jerusalems und die Exilierung ihrer Kinder ist durch die Vergehen der Kinder verursacht (50,1); diese sind aber vergeben (51,12a), Jahwe ist bezüglich der Exilierten niemand verpflichtet (50,1; 52,3); deshalb wird er trotz der Zweifel, die ein Vergessen Jahwes, des Schöpfers seitens der Exilierten darstellen (51,13—15), seine Hand zur Befreiung und Heimkehr ausstrecken (50,2; 51,14) und Zion auf diese Weise sammeln (54,7). Die Kohärenz dieser Interpretationsschicht zeigt sich bis in die Formulierungen, sowohl untereinander (vgl. 95
Vgl. dazu STECK, Schichtung, 78 [s.o. 64], Vgl. ebd. 78 [s.o. 64], 97 Man muß damit rechnen, daß die ja Jahrhunderte währende Verzögerung der Wiedererstellung Jerusalems im vorexilischen Ausmaß auch die Perserzeit hindurch nach wie vor den Verursachern, den Babyloniern, angelastet wurde, so daß nach wie vor auch von diesen Peinigern und Bedrängern der Stadt, ihres Umlandes wie der Exilierten geredet werden kann. 98 Vgl. zu 50,1—3 oben A n m . 7 4 , zu 51,13—15 und der Beziehung zu 5 0 , 1 - 3 STECK, Schichtung, 7 8 - 8 4 [s.o. 6 4 - 7 0 ] , zu 5 4 , 4 - 8 und seiner Beziehung zu 50,1 Z A W 1989, 2 8 2 - 2 8 5 [s.o. 9 2 - 9 5 ] ; zu 52,3 vgl. Zions Tröstung, 275 Anm. 49 [s.o. 90], 96
120
Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jes51 -54
[84-86]
50,1/52,3; 51,12b/54,4; 51,13.15/54,5, vgl. 47,4; 50,20a/54,6a) als auch in Bezugnahmen besonders auf 49,14-26: 3TS7 49,14/54,6-7; riDtP 49,14f./51,13; Dm 49,15/54,7f.; m » 49,17/51,14; 49,18/54,7; 49,26/54,8 und, wie erwähnt, "P 49,22/50,2. Desgleichen lassen sich Formulierungsbezüge zum vorgefundenen Nahkontext feststellen, vgl. 50,2b/51,10a; 51,12a/52,9b; 52,3/ 52,9 ("7X1); 54,5/54,1 samt den früher genannten" | Bezügen auf Jes47. Schließt man auf die auslösende Erfahrungslage zurück, so scheint vor allem die immer noch ausstehende Rückkehr der Exilierten der Anstoß zu sein; daraufhin ist die scheinbar gestörte Relation zwischen Jahwe und Jerusalem akzentuiert (vgl. 54,4—8 mit der Zielaussage ebenso die Verbindung der Aussageaspekte in 50,1) und 51,14; 52,3 sind gleichfalls von diesem Thema geprägt. Entsprechend wird in den Zusagen die unerschütterliche Verbundenheit Jahwes mit Zion (54,4—8) und die Kraft Jahwes, des Schöpfers (51,13.15; 54,5) in Steigerung von 51,9—10a (vgl. 50,2—3) zur nahen Befreiung aus der fremden Gewalt (50,2; 51,13 — 14; 52,3) betont. Diesen Anliegen entspricht die Situierung der Interpretationsformulierungen im Textzusammenhang. 50,1—3 wird unmittelbar hinter 49,14—26 gesetzt, weil es der Infragestellung Jahwes begegnet, die sich aus der ausstehenden Verwirklichung von 49,22—26 ergibt; das Textstück wendet sich kritisch an die Exilierten, nicht an die unschuldige Mutter Zion; diese ist es, die auch auf dieser Ebene die rettungsgewisse, vorgegebene Bitte 51,9—10a spricht. Da jetzt gegenüber Jahwe nicht nur Jerusalem, sondern gemäß 50,1—2 auch die Exilierten (2. p. masc. pl.) und aus dem weiteren Deuterojesaja-Kontext auch Jakob / Israel (2. p. masc. sg.) stehen, wird vorweg eine diesbezügliche Jahweantwort auf die Bitte formuliert und unmittelbar nach ihr plaziert (51,12—15). In ihr stehen die Exilierten (V. 12a), Israel (V. 13 — 15) im Vordergrund, während Jerusalem, nur kurz auf ihre einstige Furcht angesprochen (51,12b/49,14), dann ja vor allem in den vorgefundenen, anschließenden Aussagen 51,17—23; 52,1—2; 54,1 ihre Zusagen erhält, die jetzt anläßlich der von 54,1 gebotenen Thematik Ehefrau / Kinder in V. 4—8 im Blick auf 50,1 aa erweitert werden. Auch 52,3 ist überlegt an diese Stelle gesetzt, nämlich im Anschluß an 52,2b da, wo im Textzusammenhang letztmals das Befreiungsthema erscheint 100 ; was folgt (52,7— 10.11-12(7); 54,1.4-8; 55), handelt von Heimkehr nach Zion und Ankunft dort. Drei Eigentümlichkeiten dieser Interpretationsschicht seien noch genannt, weil sie für deren zeitliche und literarische Präzisierung in Deuterojesaja von Bedeutung sein können: Sie argumentiert mit weisheitlicher Schöpfungstradition (51,12b.13), sie zitiert Jer 31,35 (51,15) und sie nimmt Bezug auf den Prolog 40,lf.|6-8(51,12).9-ll ( f a p 54,7) 101 .
99
Vgl. oben Anm. 47. Damit könnte die von M E R E N D I N O (BZ 1985, 222 - 223) beobachtete Markierung durch die 50,1 und 52,3 gesetzte Botenformel zusammenhängen. 101 Vgl. dazu STECK, Schichtung, 78—84 [s.o. 6 4 - 70; zurückhaltender gegenüber einer Bezugnahme auf 4 0 , 6 - 8 . 9 - 1 1 unten 176ff]. Auffallend ist, daß 4 0 , 1 - 2 , wozu 52,9b das 100
[86—87]
Synthese - Der Einbezug der „Lieder" vom Gottesknecht
IV. Der Einbezug der „Lieder" vom
121
Gottesknecht
Hat man damit zu rechnen, daß die Ebed-Jahwe-Lieder zunächst als Sammlung für sich überliefert und dann einmal en bloc in das werdende Deuterojesajabuch aufgenommen wurden 102 , dann ergeben unsere Beobachtungen, daß dies nicht ganz früh am Anfang dieses Entstehungsvorgangs erfolgt sein kann. Die vier literarischen Werdestufen, die sich uns im Bereich Jes47—55 bisher nahegelegt haben, zeigen jedenfalls noch keine erkennbaren Reflexe auf das dritte und vierte Lied 103 . Der Einbau dieser bislang separat tradierten Sammlung scheint vielmehr erst jetzt erfolgt zu sein; Grund und Anlaß sind aus dem Textrahmen Jes47—55 allein noch nicht zu klären. 49,1—6 erhält seinen Ort wegen 49,1.6 im Anschluß an 48,20, um das Problem der Völker, die nach der Vernichtung Babels (Jes47) bleiben, zu lösen, und ist hinsichtlich der EbedGestalt jetzt auf Jahwe und Israel gedeutet; als Affinitäten für diese Rezeption spielen aus dem vorgegebenen Textzusammenhang möglicherweise neben 48,20-21 z.B. eine Rolle 50,1/49,lb (DK)?; 49,22; 50,2/49,2 (T)?; 55,5/49,3 (1X3); 50,2/49,4 (n3); 52,10/49,6. 50,4-9 wird zwischen 50,1-3 und 51,9-10a eingestellt; dies läßt vermuten, daß diese Ebedworte jetzt als Worte der unschuldigen Mutter Zion (50,1), die dann voll Rettungsgewißheit die Bitte 51,9-10a spricht, fungieren sollen; Cha/D^D 54,4/50,7 gaben vielleicht den Formulierungsanhalt dafür. Wenn 51,*4—5 gegenüber seinem Kontext ein älteres, gar noch an die Völker gerichtetes Textstück darstellt 104 , könnte es angesichts seiner Bezugnahmen auf die ersten drei Ebed-Lieder ebenfalls dieser Schicht angehören; dem integrierten Ebedtext in Zions Munde folgte an dieser Stelle eine erste Jahweantwort, die im Blick auf 49,22; 51,9—10a; 52,10 das Thema Völker nun als Gegenstand des Handelns Jahwes (statt des Ebed) bezüglich ihrer Aktivierung zur Mitarbeit | am Heilsgeschehen und ihrer Heilsteilhabe vorausnimmt, bevor dann durch die Bitte Zions (51,9—10a) die Heilszusagen für sie und Israel ausgelöst werden. Die Komposition bildet hier inklusive Beziehungen, vgl. 49,25-26a/51,9-10a; 49,26b/51,*4-5; 50,1-3. 4-9/51,12-15.17-*55. 52,13-53,12 werden nach 52,7-12 und vor 54,1.4-8 situiert, weil das vierte Ebedlied offenbar ebenfalls für Verhalten, Geschick und Heilsergehen der unschuldigen Frau Zion in Anspruch genommen wird. Verschiedene Formulierungs- und Sachbeziehungen zwischen dem Lied und dem vorgegebenen Textzusammenhang können in diesem Sinne genaue Gegenstück bildet, in V. 2 die einzige Stelle in Deuterojesaja bietet, die von Sünde und Schuld Jerusalems (!) spricht. 102 Vgl. dazu jetzt HERMISSON, Einheit, 307-311 [und den Beitrag unten 149-172 im Anschluß an die Analyse der „Kyros-Ergänzungsschicht" in J e s 4 0 - 5 5 durch R. G. KRATZ], 103 Dies gilt auch für die Sündenterminologie in 50,1b. Wie 51,12a in derselben Schicht blickt auch 50,1b auf 4 3 , 2 4 - 25, vgl. Schichtung, 78—84 [s.o. 64—70]; eine ursprüngliche Beziehung von 50,1b auf 53,5.11 ist schon deshalb nicht anzunehmen. Man beachte auch den Unterschied: In 51,12a sagt Jahwe Vergebung tröstend unmittelbar zu, während im Zuge der literarischen Aufnahme des vierten Liedes in dieser Hinsicht offenbar Zion mitwirkt. 104 Vgl. dazu: Zions Tröstung, 265 - 2 6 7 [ s . o . 81-82],
122
Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jes 51 -54
[87-88]
ausgewertet worden sein: die Notlage des E b e d und Zions (vgl. z . B . 52,14/49,19; 54,1; D'33 lilO 53,3/54,8; n337» 53,4/51,21 (54,11), die gegenwärtige Heilsverzögerung (vgl. 5 3 , l a / 5 2 , 7 a ; 53,1 b/51,9; 52,10) und die königliche Stellung Zions (vgl. 52,13ff./49,23; 5 2 , l f . ) ; ja man m u ß sogar in Betracht ziehen, daß Zion in ihrer Unschuld jetzt über 51,12a hinaus, wo Jahwe dies allein zusagt, Jahwes Werkzeug zur Sündenvergebung des Volkes ist (vgl. die nun auf dieser E b e n e wichtige Beziehung 50,lb/53,5.11). Die Stellung des Textes ist bestimmt von der Verzögerung von 52,7.10, auf die sich der A n f a n g der Einfügung bezieht, und von den Heilsaussagen für Zion 54,1.4—8, die als Entfaltung von 53,11 — 12 gesehen werden können 1 0 5 . Kommt mit 49,1—6 auch 49,7.8—12.13 auf dieser binnendeuterojesajanischen Werdestufe in den Textzusammenhang 105 ®, dann steht dieses Textstück u . a . auch unter Einfluß des Nahkontextes (vgl. 49,7/49,22-23; 55,5 1 0 6 ; 49,8bß/ 49,19; 49,10.13/49,15; 54,8; 49,13/52,9b und Rückinklusion zu 40,17) und die durch 49,13.14 bezeichnete Zweiteilung der Deuterojesaja-Schrift wäre auf dieser literarischen E b e n e anzusiedeln mit ihrer bemerkenswert unterschiedlich akzentuierten Perspektive: D e r erste Teil gipfelt in einer Rückkehr Jakobs / Israels ins Land und einer Wiederaufrichtung der Stämme, während der zweite Teil um die Königin Zion, ihre Kinder und ihr Umland (49,14—55) kreist. Liegt nur die Perspektive des ersten Teils samt 52,7—10(11 — 12) auf der Linie des Propheten Deuterojesaja (vgl. 49,5aß.6aby)? Man beachte, daß im Kern des zweiten Teils, in 52,7—10, Zion nur als Stätte des Königs Jahwe angeredet ist (, an die die Heimkehrer die Tempelgeräte bringen (52,11 — 12)), aber nicht als Wohnziel der Heimkehrer und schon gar nicht als Mutter ihrer | Kinder; ist in einer frühen Deuterojesaja-Schrift die Funktion Zions darauf beschränkt 1 0 7 ? Gehören die Frau-Mutter-Vorstellungen für Zion, die vorexilisch im Unterschied zu der Sicht von 52,7—10 auch für die Jerusalemer Tradition nur schwer belegbar sind, einem besonderen, zumal in Thr hervortretenden Überlieferungskreis zu? - Kehren wir zu unserer Interpretationsschicht, die die Ebed-Jahwe-Lieder integriert, zurück, so stellt sich schließlich die Frage, ob ihr auch 54,11—17a, angefügt an 54,8, zugehört. Anhaltspunkt dafür ist die Auslegung des dritten Ebedliedes auf Zion, die in diesem Textstück vorgenommen wird; doch haben sich oben auch Gesichtspunkte ergeben, die erwägen lassen, ob dieses Textstück nicht sehr jung ist. -
105
5 5 , 1 - 3 wurde dabei vielleicht als Entfaltung von S3tf 1 53,11 gesehen. [Jes49,7-13 ist der von R.G. KRATZ herausgearbeiteten, jüngeren „Ebed-IsraelSchicht" zuzuweisen und m . E . mit der Fortschreibung des Deuterojesajabuches um Jes *60f. zu verbinden, vgl. dazu den Beitrag unten 149-172, besonders 161-166 sowie unsere Studie „Zu jüngsten Untersuchungen von Jes 60-62" in Studien, 119—139.] 106 Vgl. dazu HERMISSON, Einheit, 296. 107 Zur Frage der Zion-Thematik bei Deuterojesaja selbst finden sich Überlegungen bei HERMISSON, Einheit, 303f.304-306.308. 105a
[88-89]
Synthese - Jüngere
Fortschreibungen
123
Terminus ad quem für die Deuterojesaja-Schrift im Umfang dieser die EbedTexte einfügenden Interpretationsschicht ist nach meinem Versuch, das Werden des Jesajabuches vorschlagsweise zu sehen, die Fortschreibung von Jes *40—55, die durch Jes *60—62 vorgenommen wird 108 .
V. Die Fortschreibung Jes *60—62 In ihr wird in einer weiteren, um Zions Heil kreisenden Interpretationswelle auf den Textbestand von Jes 47—55 in der hier besprochenen Werdestufe Bezug genommen 109 . In Anknüpfung an ihn wird jetzt in Aussagen, die sich an Zion richten oder von ihr ausgehen, die prächtige Ausstattung Zions, des Tempels, des Landes, der Landstädte, der Menschen im Umkreis Zions mit Reichtum und Arbeitskraft der Völker hervorgehoben - Spiegelung der aus der Deuterojesaja-Schrift genährten Erwartungen an Jahwe angesichts der anhaltend kümmerlichen Verhältnisse im nachexilischen Jerusalem und Juda in der Zeit bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts. Vorgang und Profil dieser produktiven Neuinterpretation von Aussagen aus Deuterojesaja in Jes *60—62 habe ich andernorts versucht darzustellen 110 . I
VI. Jüngere Fortschreibungen
des Jesajabuches in Jes 47—55
Erfolgt diese Interpretation durch fortschreibende Anfügungen an Deuterojesaja, so macht sich eine letzte, wesentliche Interpretationswelle wieder durch Einschreibungen innerhalb von Jes 47—55 bemerkbar. Die redaktionellen Eigenformulierungen dieser Schicht gehören m. E. in den Rahmen der erstmaligen Gestaltung eines Großjesajabuches, zu dem Erster und Zweiter Jesaja in der Wende von der Perser- zur Ptolemäerzeit vereinigt werden. Im großen Heilsweissagungsteil dieses Buches (Jes *28—55.*60—62) schafft diese Redaktion einen eigenen Abschnitt (Jes34—51,11), der von der eschatologischen
MS YGI DAZU mehrere Einzeluntersuchungen zusammenfassend: STECK, Tritojesaja im Jesajabuch, 3 7 3 - 3 7 9 [ = Studien, 1 4 - 2 0 ] [sowie die A n m . 105a genannten Beiträge]. 109 Vgl. z . B . 4 7 , 1 . 5 / 6 0 , 1 - 3 ; 47,1.5/60,14; 4 7 , 1 - 2 . 5 gegenüber 61,3.10; 4 9 , 1 - 2 6 / 6 0 , 1 - 1 6 ; 49,4/61,8; 49,8/61,4; 49,8b/61,7b.8; 49,9/61,1.5; 49,13/61,1.2b.10a; 49,16/62,6; 49,18/ 61,10b; 6 2 , 1 - 5 ; 4 9 , 1 9 - 2 2 a / 6 1 + 6 2 ; 54,1.5/62,4; 54,4/61,7; 5 4 , 5 - 8 / 6 1 , 8 b ; 54,6 (49,14)/62,4; 5 4 , 7 - 8 + Jer 3 3 , 1 - 9 / 6 0 , 1 0 b ; 5 5 , 1 - 5 / 6 0 , 1 - 3 ; 61,8; 5 5 , 1 - 2 / 6 1 , 5 - 7 ; 55,5a/61,9; zu 62,5 vgl. 5 4 , 1 . 4 - 8 . Vgl. im einzelnen die in Tritojesaja im Jesajabuch, 372 A n m . 18 [ = Studien, 13] genannten Arbeiten. 110 Vgl. Literaturhinweise A n m . 108.109.
124
Beobachtungen
zu den Zion-Texten
[89]
in Jes 51 —54
Heimkehr des ganzen Gottesvolkes aus dem ehemaligen Nordreich und Südreich handelt; am Ende dieses Abschnitts wird nun unter Aufnahme von 51,*4-5(?).9-10a durch die neuformulierten Aussagen 51,*l-8 und 10b-ll ein Abschlußtext gebildet 111 , der das Heimkehrervolk seiner Mehrung, seiner Bewahrung im unmittelbar bevorstehenden, umfassenden Menschheitsgericht und seines Heilsziels Zion versichert. Weitere Einschreibungen erfolgen in dem anschließenden Weissagungsabschnitt, der von der Heilsvollendung in Zion handelt (*51,12—62,12); dazu gehören wohl 52,4— Jes 52,2, verstanden gegen den ursprünglichen Sinn dort (s. o. 101) nun von den exilierten Stadtbewohnern, mit „Tochter Zion/Jerusalem" die Stadtbevölkerung, zumal die exilierte Führungsschicht (vgl. Kontext und Bezugsstellen) als das Defizit, das die Existenz der Stadt auch als solcher (!) wesentlich in Frage stellt; womöglich wird hier verschärfend Jes49,16ff angemahnt - ein auf dieser Ebene von XII auch sonst rezipiertes Textstück; die seltsame Vorstellung in Mi 4,10.14; 5,2 von der Geburt als künftiger Befreiung (BOSSHARD) dürfte von Jes 49,21 aa.25f. beeinflußt sein, wo sich dieselbe Vorstellung bereits findet (s.o. 49.53). Die von BOSSHARD aufgezeigten Rückbezüge auf ZionAussagen in Mi 4 , 9 f . l 4 ; 5,2; 7,7—10; Nah 1,12b.13; Sach 2,14, vereinzelt eingesetzt in Kontexte, die eine Ausführung der Frau-Zion-Vorstellung an sich nicht fordern, sind am ehesten im Rahmen der Annahme zu erklären, daß *XII mit Blick auf eine Textreihe der „großen Propheten" einschließlich Jes *40ff weiterwächst. 116 Vgl. dazu die theologiegeschichtlich wichtigen Hinweise bei KRATZ, Kyros, besonders 85 - 91.102-106.
Zur theologiegeschichtlichen
Einordnung
201
Bereich Jer 30ff 117 und nicht zuletzt - in Babylonien - an die Priesterschrift 118 , die wie eine große, an der Grundschrift von Deuterojesaja orientierte, priesterliche Ordnungsreflexion für Heimkehr (ohne ausgeführte Ankunft Israels!) und Heilszustand wirkt 119 ; sie teilt mit Deuterojesaja und dessen Überlieferung im Unterschied zu Ezechiel, Haggai und Sacharja ein Bild der Heilserwartung ohne König. Daß die Vorstellung von der königlichen Frau Zion da Gewicht erhält, wo solche messianische Erwartung fehlt, wurde oben schon erwähnt. Diese Vorstellung, deren Vorkommen im Alten Testament sehr begrenzt ist, tritt zurück, wenn sich das Phänomen der Macht in Jerusalem auf Menschen als Führungsgestalten (König, Hoherpriester usw.) konzentriert; sie lebt auf, wenn etwa bei Deportationen der Stadtbevölkerung und / oder Zerstörungen die Existenz der Stadt als solche als Grundproblem bewegt, wie in späterer Zeit nicht zuletzt Bar 4—5; llQPs a Zion und die Zion-Vision in 4Esr zeigen. An dieser Stelle ist der Punkt erreicht, bis zu dem wir das Werden von Deuterojesaja in theologiegeschichtlichem Rahmen in diesem Beitrag verfolgen und womöglich etwas erhellen wollten. Wir nehmen diesen Punkt im Anschluß an die genannte, in Vorbereitung befindliche Studie von BOSSHARD zum Anlaß, für das Werden von Deuterojesaja noch einige weitergreifende, literarisch-redaktionelle Überlegungen zur Überlieferungsgeschichte der Prophetenbücher in exilisch-nachexilischer Zeit ins Spiel zu bringen. Wie die Frage erlaubt sein und nach der langen Zeit des Suchens nur nach Originallogien der Propheten endlich auch eingehend verfolgt werden muß, ob es in den einzelnen Prophetenbüchern nicht Texte gibt, die von vornherein mit einer literarischen Gestalt dieser Bücher und deren Anlage und Konzeption zu tun haben, so auch die andere, weitergehende, ob bei der literarischen Gestaltung und produktiven Tradierung der einzelnen Prophetenbücher nicht auch der Blick auf andere Prophetenbücher daneben eine Rolle gespielt hat. Ein solcher Blick muß zunächst noch keine fixe literarische Einheit einer solchen Büchermenge bedeuten, die als solche und ganze im Sinne einer einzigen Schrift aus mehreren Rollen literarisch bearbeitet würde. Wohl aber eine Grundüberzeugung der Tradenten, daß sich die Botschaften aller ihnen wechselseitig bekannten Einzelbücher sachlich entsprechen und ergänzen und daß aus ihnen die namengebenden Propheten in ihrer Zeit und mit Bezug auf Vorgänge dieser Zeit sprechen; die verschiedenen Bücher wurden dementsprechend in einer festen zeitlichen und / oder sachlichen Abfolge gesehen, was 117
Vgl. dazu S. BÖHMER, Heimkehr und neuer Bund. Studien zu Jeremia 30—31, G T A 5, 1976; CHR. LEVIN, Die Verheißung des neuen Bundes, F R L A N T 137, 1985, besonders 165ff.l78ff. und jüngst zur Differenzierung T. O D A S H I M A , Heilsworte im Jeremiabuch. Untersuchungen zu ihrer vordeuteronomistischen Bearbeitung, B W A N T 125, 1989, besonders 80ff.288ff.; N. KILPP, Niederreißen und Aufbauen. Das Verhältnis von Heilsverheißung und Unheilsverkündigung bei Jeremia und im Jeremiabuch, BThSt 13, 1990, 99ff. und die wichtigen Hinweise bei KRATZ, Kyros, 84ff.l03ff. 118 Vgl. dazu STECK, Abschluß, 17f. Anm. 19. 119 Vgl. dazu die Hinweise oben 160 Anm. 48.
202
Israel und Zion
bei den Formulierungen der produktiven Weitertradierung der Einzelbücher Berücksichtigung fand. Für die Spätzeit der Prophetenschriftentradierung ab Alexander d.Gr. haben wir auf derartige Phänomene in unserer Studie „Der Abschluß der Prophetie im Alten Testament" hingewiesen und sind zu der Folgerung gelangt, daß jedenfalls zu dieser Zeit die sachliche Reihenfolge der Prophetenbücher nun sogar in eine sie alle umfassende literarische Großeinheit vom Jesajabuch bis ,Maleachi' übergeht, wie sie in der literarischen Größe dieses Corpus propheticum und vollends dann in der abgeschlossenen Bücherfolge des nachmaligen Kanonteils „Nebiim" greifbar wird; schon die extensive Ajourierung der buchprophetischen Botschaften auf die Vorgänge der hellenistischen Zeit Israels an den literarischen Eckpositionen des Corpus, Jesaja und Sach 9ff. + *Mal II, deutet auf diese höhere, literarische Großeinheit. Sehr viel schwieriger und undurchsichtiger ist, wie unsere verstreuten Andeutungen 120 zur ursprünglichen Stellung von Deuterojesaja zeigen, das Problem bücherübergreifender Horizonte bei der produktiven Tradierung der einzelnen Prophetenbücher in den Phasen davor, also in dem Überlieferungszeitraum von gegebenenfalls vorexilischen Erstverschriftungsvorgängen bis zur Gestalt der Bücher am Ende der Perserzeit. Schwieriger nicht nur wegen komplexer überlieferungsgeschichtlicher und literarkritischer Probleme, sondern auch deshalb, weil damit zu rechnen ist, daß sowohl Umfang als vor allem auch Name und Stellung der Einzelbücher im größeren Horizont noch nicht die uns gegebene Gestalt hatten. In Weiterführung und Modifikation einer veröffentlichten Skizze hat E. BOSSHARD in der genannten, in Vorbereitung befindlichen Studie 121 zum Werden von Protojesaja und des nachmaligen Zwölfprophetenbuches im fraglichen Zeitraum Indizien dafür gesammelt, daß der zeitlich-sachliche Hinblick auf die anderen Prophetenbücher in deren damaliger Gestalt bei der Fortgestaltung des Einzelbuches schon lange vor der hellenistischen Zeit von Einfluß war. Daß also Phänomene der Fortschreibung etwa in Protojesaja hinsichtlich Formulierungen wie Buchanlage nicht nur mit dem Einzelbuch zu tun haben, sondern trotz des Fehlens einer allseitig ausgearbeiteten, literarischen Verbindung zwischen den Büchern eine zeitlich-sachlich gesehene, feste Reihung von Prophetenbüchern voraussetzen, die als weiterer literarischer Horizont Einfluß nimmt. Konkret: Bei der Fortgestaltung von Protojesaja wurde auch auf die zeitlich und sachlich folgenden Größen Jeremia und Ezechiel geblickt; auch der „Zweite" Jesaja war in diese Reihung einbezogen; desgleichen wurde bei der parallel dazu angelegten Fortgestaltung und Erweiterung des aus einer eigenen Rolle anwachsenden Zwölfprophetenbuches auf diese Sachkonstellation der vorangehenden „großen" Prophetenbücher Protojesaja bis Ezechiel gesehen. Diese Perspektive vermag ganz elemen120 VGL dazu STECK, Studien, 23; DERS., Abschluß, 26f. Anm. 33 und die Hinweise hier oben Anm. 112. 121
S.o. Anm. 78.
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tare Auffälligkeiten zu erhellen. Etwa: Noch das perserzeitliche Protojesajabuch läßt Jesaja nicht direkt die Vorgänge von 587 v. Chr. weissagen, sondern macht die zu Jesajas Zeit ergangenen Gerichtsankündigungen lediglich daraufhin transparent - der Grund: Davon reden explizit im Folgenden die Zeitgenossen des Untergangs, Jeremia und Ezechiel. In denselben Zusammenhang gehört auch der „offene Schluß" von Protojesaja in Jes39. Oder: Noch das perserzeitliche Protojesajabuch bietet unbegreiflicherweise selbst keine eigenständige Präsentation der Thematik der Heimkehr von Gola und Diaspora der Grund: Diese Thematik boten zeit- und sachgemäß das Jeremia-, das Ezechiel- und vor allem das „zweite" Jesajabuch aus dem Mund von Propheten, die selber im Zeitbereich der Deportationsvorgänge gewirkt haben. Wir sind auf diese sachliche „Unvollständigkeit" von Protojesaja schon an anderer Stelle eingegangen 122 . Schließlich: Die auffallenden Querverbindungen des Textbereichs Deuterojesaja ab einem bestimmten Stadium samt Erweiterung um Jes *60—62 zu Jeremia, Ezechiel und - viel diskutiert - zu Protojesaja, die jüngst auch von K R A T Z herausgestellt wurden, deuten auf eine Fortgestaltung dieses Textbereichs im Sachhorizont literarisch fest gereihter, anderer Prophetenbücher, ohne daß die für die Perserzeit noch nicht nachweisbare literarische Verbindung im Sinne der Großeinheit einer einzigen Schrift, speziell von Erstem und Zweitem Jesaja, supponiert werden müßte. Für den Vorgang des parallelen, auf *Jes bis *Ez ausgerichteten Anwachsens von XII gilt Entsprechendes. In seiner Studie, die das Anwachsen von XII in Orientierung am Wachsen von Protojesaja bis zum Ende der Perserzeit untersucht, wird B O S S H A R D nicht nur vorführen, daß sich diese Orientierung seit der Exilszeit auf den Verbund von Protojesaja und nachfolgend Jeremia richtet, sondern, wie bereits erwähnt, auch, daß in diesen Orientierungsverbund ab etwa 520 v. Chr. ebenso der Textbereich Deuterojesaja in Gestalt der um drei Zion-Fortschreibungen erweiterten Grundschrift einbezogen ist. Er bringt diesbezüglich 123 , vom Befund der Reflexe in XII ausgehend, weitere Beobachtungen dafür, daß dieser Textbereich für den Blick der perserzeitlichen Prophetentradierung noch eine eigene, andere Position in der sachlich-chronologischen Reihe der großen Prophetenbücher gehabt haben dürfte, nämlich nicht vor, sondern zeitlich und vor allem sachlich-geschichtlich gesehen nach dem *Jeremiabuch, das womöglich damals noch unmittelbar von *Threni gefolgt war; die Jeremiaund Threni-Bezüge der früheren literarischen Stufen von Deuterojesaja hätten demnach auch mit der literarischen Stellung zu tun. Das länger separat tradierte Ezechielbuch wurde, wie sich aus dem Orientierungsreflex in XII rückschließen läßt, erst später und in der Reihe dann unmittelbar hinter den Deuterojesajabereich positioniert, woraus sich etwa die zahlreichen Ezechielbezüge in der „Ebed-Israel-Schicht", zumal in der Fortschreibung Jes *60—62, 122
V g l . STECK, S t u d i e n , 2 3 .
123
S. zu dieser von BOSSHARD ausgearbeiteten These oben 197f. Anra. 112.
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erklären könnten. Der Deuterojesaja-Textbereich ursprünglich hinter *Jeremia - auch die Erwägung bei BOSSHARD muß diskutiert werden, ob dieser Textbereich nicht ursprünglich noch unter dem Namen „Jeremia" lief und womöglich als die antwortenden Heilsorakel auf dessen Threni-Klagen aufgefaßt wurde; hat noch das unter Artaxerxes III. Ochus (359—338 v.Chr.) verfaßte Chronistische Geschichtswerk den Textbereich des Zweiten Jesaja als Jeremia-Text (vgl. 2 Chr 36,22/Esr 1,1) angesehen? An den von BOSSHARD vorgeschlagenen, weiteren Wachstumsschüben von Protojesaja und XII in der Perserzeit können die von KRATZ und uns proponierten, jüngeren Werdestufen des Zweiten Jesaja in bestätigendem Sinne kontrolliert werden, wobei für die Genese der Textformulierungen präziser, als wir es bislang getan hatten, auf die Orientierung der Fortschreibungen in Jes *40—62 auch an *Protojesaja, *Jeremia (samt *Threni) als Voranstehendem in einer literarischen Reihe zu achten wäre. Wie wir sahen, wäre auf Stufe VI von XII um 520 v. Chr. erstmals der Deuterojesajabereich mit frühen Zion-Fortschreibungen in der literarischen Reihe der „großen" Propheten hinter Jeremia vorausgesetzt. Der nächste Wachstumsschub im parallel versetzten Werden der beiden Corpora „große" Schriftpropheten und XII ist nach BOSSHARD eine Fortschreibung VII in Protojesaja, die nun auch in diesem Textbereich erstmals Jes *40ff. berücksichtigt, wie insbesondere 2,2—4 als Reflex auf den älteren Text Jes *60f. zeigt, wonach die vieldiskutierte Frage der Beziehung Jes2/ Jes 60 im Sinne einer Abhängigkeit jener Aussage von dieser, aber noch nicht innerhalb eines Großjesajabuches, sondern im Rahmen der größeren literarischen Reihe mit Jeremia dazwischen zu beantworten wäre. Ist dies richtig gesehen, dann lägen zeitlich dazwischen die Fortschreibungen allein im Textbereich Jes *40ff., nämlich die von KRATZ eruierten Redaktionen „KyrosErgänzungs-Schicht" (nach 520 v.Chr.), die etwas jüngere „Götzen-Schicht" und die „Ebed-Israel-Schicht" (um 450 v. Chr.), der wir auch die Erweiterung von Jes *40—55 um Jes *60—62 zurechnen. Daß sich diese literarischen Wachstumsvorgänge im Rahmen der beiden Prophetenbücher-Reihen auf den Textbereich Jes *40ff. konzentrieren, ist verständlich, finden sich doch dort die Anhaltspunkte für „Kyros" und Ebed gegeben; die Bezugnahmen auch auf Protojesaja, Jeremia und erstmals Ezechiel (als Entfaltung der voranstehenden Restaurationsaussagen Jes49—55.60—62 gelesen) resultierten aus dem Orientierungshorizont der literarischen Reihe. Daß Protojesaja der Stufe VII diese angewachsene Gestalt von Jes *40—62 voraussetzt, sieht man nicht zuletzt an der von BOSSHARD aufgewiesenen Bezugnahme auf 51,*4f. (Kyros-Schicht) bei der Formulierung von 2,2—4. Die weiteren Wachstumsschübe, die BOSSHARD vorschlägt, XII Stufe VII, die vor *Sach 1—8 nun Haggai bietet, Protojesaja VIII, XII Stufe VIII, von BOSSHARD unter Artaxerxes III. (um 350 v.Chr.) datiert, in der *Sach 1—8 um die Grundschicht „Maleachi" fortgeschrieben und *Jona formuliert wird, brauchen uns hier nicht weiter zu beschäftigen, ebensowenig Stufe IX, die gemäß unserer Studie zum Abschluß der Prophetie am Ende von XII in Sach 9,1 — 10,2 (= Vorstufe I) hervortritt, und Stufe X, am
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Ende von XII in der Einschreibung Sach 10,3—11,3 (= Vorstufe II) greifbar. Wohl aber muß noch kurz von einer elften Stufe die Rede sein, unserer „Heimkehrredaktion" des Jesajabuches aus der Zeit um 312/311 v.Chr., weil wir ihr die literarische Anfügung des „Zweiten" Jesaja hinter Jes39, nun also vor *Jeremia, zugewiesen haben. BOSSHARDS Indizien bestätigen diese These; sie deuten darauf, daß jetzt nicht mehr *Jes bis *Ez, sondern vornehmlich die Schlußgestalten der Großjesajabücher Jes *1—62/63,6/66,24 die Größen sind, an denen sich die Spätphasen im Werden von XII orientieren. Was hat zu dieser Versetzung geführt? Ich vermute, daß zwei Gründe eine Rolle gespielt haben. Zum einen: Unter dem Druck der Zeiterfahrungen sind die Prophetentradenten jetzt dabei, die beiden bislang parallelen Prophetencorpora *Jesaja bis *Ezechiel und *XII zur literarischen Großeinheit eines einzigen Corpus, dem von uns in der Abschluß-Studie vorgeschlagenen „Corpus propheticum", zu formieren. Damit rückt Protojesaja an die Spitze der gesamten schriftlichen Prophetenüberlieferung und in die Rolle gleichsam des „Stimmführers" 124 , der mit seinen Weissagungen zum gesamten Zeitraum von der Assyrer- bis in die gegenwärtige hellenistische Zeit und nahe Heilswende das Wort genommen hat, und entsprechend auch zu Heimkehr und Restitution des Gottesvolkes geredet haben muß; in der vorletzten Redaktion von Großjesaja und nicht zuletzt bei Sirach (48,22—25) tritt diese Hochschätzung Jesajas als des - literarisch - ersten in der gesamten Reihe der Schriftpropheten deutlich hervor. Zum anderen: Protojesaja bot mit Weissagungen gegen Assur und Ägypten Texte, die unmittelbar auf die gegenwärtigen Diadochenmächte aktualisierbar waren, in deren Fängen sich die Diaspora befand; entsprechend legten sich gerade in diesem Textbereich nun auch neugebildete (11,11 — 16; 27,12f.; 52,4—6; 62,10—12) oder jetzt hierher versetzte (Jes *40—62) Aussagen zur Heimkehr des Gottesvolkes nahe. Mit diesen Anregungen sind wir schon weit über den eigentlichen Zeitrahmen dieses Beitrags hinausgeschritten; daß die Perspektive eines Parallelwachstums der Corpora der großen Schriftpropheten und XII im orientierenden Horizont übergreifender Reihungen von Prophetenbüchern im einzelnen weiter ausgearbeitet werden muß und auch Folgen für literarische Wachstumshorizonte in *Jeremia und gegebenenfalls auch *Ezechiel hätte, bedarf keines Wortes; selbst der vielbeanstandete, sachlich konsistente, inhaltlich aber merkwürdige Schluß des Jesajabuches der Endstufe, Jes 66,24, nimmt sich als literarisch in Größeres eingebettete Schlußaussage anders aus. Daß Daniel auch in seinen vormakkabäischen Fassungen im Gefüge dieses werdenden Corpus propheticum bis zum Abschluß auf keiner der Stufen eine Rolle spielt und diesem offensichtlich nicht zugehört, hat BOSSHARD mit Recht hervorgehoben. Den theologiegeschichtlichen Gang der Dinge ansonsten genauer weiterzuverfolgen ist hier nicht mehr der Ort. Bestimmend für die Folgezeit war, daß 124
Vgl. STECK, S t u d i e n , 34 A n m . 95; hier o b e n 168ff.
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die Erfahrungslage Israels auch hinkünftig je nach Wahrnehmung durch unterschiedliche theologiegeschichtliche Leittraditionen mehrdeutig blieb. Unbefangen gesehen konnte weder einfach von Fortdauer des katastrophalen Gerichts noch vom Wechsel in einen umfassenden Heilsstatus die Rede sein. Typisiert und zugespitzt begegnen in der Folgezeit drei Positionen, die sich in drei Fragen fassen lassen. (1) Ist die Gegenwart trotz erlebten Tempelwiederaufbaus noch Gericht über Israel, andauerndes Gericht mit kleinen Erleichterungen göttlichen Erbarmens? So die Deuteronomisten mit offenbar großem Rückhalt in der Landbevölkerung; eine Heilswende ist hier ein erwarteter, aber zeitlich völlig offener Horizont. (2) Oder ist die Gegenwart, der Tempelbau und die persische Weltherrschaft mit ihren für Israel günstigeren Zügen, bereits Zeichen sich wendenden Heils in der Gegenwart, dem Jahwe nun die volle Verwirklichung folgen lassen wird? So der Hauptstrang prophetischer Überlieferung mit ständigen Ajourierungen und Bekräftigungen angesichts permanenter Gegenerfahrungen, also die „eschatologische" 125 Position, die die Gegenwart mit eschatologischem Vorbehalt sieht und die unmittelbare Gottesherrschaft in Bälde erwartet. Im Unterschied zu der zeitlich nicht festgelegten Position der Deuteronomisten ist, wie erwähnt, Heilsverzögerung hier das unentwegt virulente Problem. (3) Oder ist die Perserherrschaft bereits das präsentische Gottesreich und Israel in Juda mit seinem Tempel und Tempelkult die Realisation des Heils, an der sich durch persische Initiative noch manches vervollständigen muß (Heimkehr ganz Israels, Wiederaufbau Jerusalems), aber ohne Erwartung einer weiteren, durchgreifenden Wende? So gleich die nächste produktive Redaktion des Deuterojesajabuches durch die „KyrosErgänzungs-Schicht", eine, wie KRATZ gezeigt hat 126 , Vorstufe der „theokratischen" 127 Position, deren realpolitische Erfüllung dann die judäische Tempelaristokratie, die hinter dem aus der Zeit Artaxerxes III. stammenden Chronistischen Geschichtswerk steht, in den Vorgängen unter Esra und Nehemia verwirklicht sieht. Eine Position ohne eschatologischen Vorbehalt, der in Gestalt der Perserherrschaft die mittelbare Gottesherrschaft angebrochen ist, so daß weltenwendend Neues von Jahwe nicht mehr erwartet werden muß. - Im Werden des Zweiten Jesaja schwenkt, wie wir im Beitrag zur Ebedrezeption sahen 128 , die Relecture der „Ebed-Israel-Schicht" im Reflex auf großpolitische Erfahrung der Zeitgeschichte schon wieder zur zweiten Position zurück, desgleichen in nunmehr großjesajanischem Rahmen zur Diadochenzeit die „Heimkehrredaktion" in Jes 1,1—62,12, während in den beiden Schlußredaktionen des Jesajabuches daneben sogar wieder Züge der ersten Position (anhaltendes Gericht) zur Geltung kommen. Mutatis mutandis halten sich diese drei Positionen bis in diese Spätzeit und auf Grund aktueller theologischer Frontbildungen und Koalitionen nun in mannigfacher Kombination noch darüber 125 126 127 128
Vgl. zu dieser STECK, Abschluß, 15f. Anm. 13. Kyros, zusammenfassend 175-191. Vgl. zu dieser STECK, Abschluß, 15f. Anm. 13. S . o . 161-172.
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hinaus durch. Sieht man von den prohellenistischen Protosadduzäern ab, ist es neben der ersten Position, die ihre große Zeit noch einmal ab der Asidäerzeit hat 129 , vor allem die zweite, freilich um eine auch Israel involvierende Endgerichtserwartung erweiterte Position, die in den überlieferten Texten das Feld beherrscht; auch die vordem uneschatologische, tempelnahe Weisheit öffnet sich ihr, wie späte Psalmtexte, Psalmenredaktionen, Tobit und Sirach zeigen 130 , und sei es wie bei Sirach auch nur in der Gestalt, daß zum präsent wirksamen Tempelheil eine eschatologische Hoffnung ohne durchgreifende Wende auf ein von Feinden dauerhaft befreites Stämme-Israel im priesterschriftlichen Sinne mit richterlicher Führung und - statt einem König - dem Hohenpriester an der Spitze hinzutritt131. Weniger die Theologie der großen „apokalyptischen" Schriften als vielmehr diese eschatologisierte Weisheitsund Kulttheologie um und nach Sirach dürfte die Frömmigkeit breiter Bevölkerungsschichten Palästinas vor allem geprägt haben und die Grundlage sein, an die der Täufer, Jesus und das frühe Christentum im palästinischen Raum in erster Linie angeknüpft haben.
129 VGL (JAZU STECK, Israel, 186ff. Basis für unsere Sicht der eschatologischen Sammelbewegung dieser Zeit ist die auffallende Verbindung von Traditionen und offenbar auch Traditionsträgern bei gemeinsamer, deuteronomistisch-eschatologischer Grund- und Rahmenposition, die in den Texten entgegentritt; diese Sammelbewegung steht mit den kämpfenden Makkabäern sachlich in derselben Front, unterscheidet sich von ihnen bei aller Sympathie (Dan ll,33f.; äthHen 90,6ff.) aber doch durch die Erwartung einer von Jahwe herbeigeführten Heilswende. Ob man diese Sammelbewegung als „asidäische" bezeichnen soll, ist eine terminologische Frage. Ob die aus beträchtlichem Rückblick und veränderter Position formulierten Asidäer-Aussagen in 1,2 Makkabäer mit D'TOn noch diese Sammelbewegung gemeint haben, ist durchaus fraglich; vgl. zur Frage jetzt J. KAMPEN, The Hasideans and the Origin of Pharisaism. A Study in 1 and 2 Maccabees, SBL Septuagint and Cognate Studies Series 24, Atlanta 1988; G. STEMBERGER, Pharisäer, Sadduzäer, Essener, SBS 144,1991. 130
Vgl. dazu STECK, Abschluß, 136ff. 151 ff. 157ff.; DERS., Zu Eigenart und Herkunft von Psalm 102, ZAW102,1990, 357-372; DERS. , Zukunft des einzelnen - Zukunft des Gottesvolkes. Beobachtungen zur Annäherung von weisheitlichen und eschatologischen Lebensperspektiven im Israel der hellenistischen Zeit, Festschrift W.Richter, 1991, 471—482; E.ZENGER, Was wird anders bei kanonischer Psalmenauslegung, Festschrift N. Füglister, 1991, 397 —413; DERS., Israel und Kirche im gemeinsamen Gottesbund. Beobachtungen zum theologischen Programm des 4. Psalmenbuches, Festschrift E . L . Ehrlich, 1991, 236 - 2 5 4 ; R . G . KRATZ, Reich Gottes und Gesetz im Danielbuch und im werdenden Judentum, in: A. S. VAN DER WOUDE (Hrg.), The Book of Daniel (erscheint in BEThL). 131 Vgl. dazu Sir 36,1-17 und die Entsprechungen dieses Sirach integralen Gebets zu Heilsperspektiven besonders in Sir 44—50.
Entstehungs- und Veröffentlichungsnachweise 1. Aspekte des Gottesknechts in Deuterojesajas „Ebed-Jahwe-Liedern" Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 96, 1984, 372-390, Verlag Walter de Gruyter, Berlin—New York.
2. Aspekte des Gottesknechts in Jesaja 52,13—53,12 Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 97, 1985, 36—58, Verlag Walter de Gruyter, B e r l i n - N e w York.
3. Beobachtungen zu Jesaj a 49,14 - 26 Biblische Notizen 55,1990, 3 6 - 4 6 , Prof. Görg, München.
4. Zur literarischen Schichtung in Jesaja 51 Biblische Notizen 44,1988, 7 4 - 8 6 , Prof. Görg, München.
5. Zions Tröstung. Beobachtungen und Fragen zu Jesaja 51,1 — 11 E . Blum u.a. (Hrg.), Die Hebräische Bibel und ihre zweifache Nachgeschichte. Festschrift für Rolf Rendtorff zum 65. Geburtstag, 1990, 257-276, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn.
6 Beobachtungen zur Anlage von Jesaja 54,1—8 Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 101, 1989, 282-285, Verlag Walter de Gruyter, Berlin—New York.
7. Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jesaja 51—54. Ein redaktionsgeschichtlicher Versuch Biblische Notizen 46,1989, 5 8 - 9 0 , Prof. Görg, München.
8 Zion als Gelände und Gestalt. Überlegungen zur Wahrnehmung Jerusalems als Stadt und Frau im Alten Testament Zeitschrift für Theologie und Kirche 86, 1989, 261-281, Verlag J . C . B . Mohr (Paul Siebeck), Tübingen.
9. Die Gottesknechts-Texte und ihre redaktionelle Rezeption im Zweiten Jesaja Unveröffentlicht. Eine im Exegetischen gekürzte und im Hermeneutischen erweiterte Fassung erscheint unter dem Titel „Gottesvolk und Gottesknecht in Jes * 4 0 - 6 6 " in: B. H a m m / R. Weth (Hrg.), Volk Gottes, Gemeinde und Gesellschaft, JBTh 7, 1992.
10. Israel und Zion. Zum Problem konzeptioneller Einheit und literarischer Schichtung in Deuterojesaja Bisher unveröffentlicht.
Bibliographie des Verfassers 1967-1992
(Auswahl)
Nicht aufgenommen sind Rezensionen, außerfachliche Kleinbeiträge sowie Beiträge, die im Privatdruck erschienen sind. Die Herausgeber-Tätigkeit bleibt bis auf Nr. 19.34 unerwähnt. Abkürzungen der Reihen und Zeitschriften nachTRE.
1967 1. Israel und das gewaltsame Geschick der Propheten. Untersuchungen zur Überlieferung des deuteronomistischen Geschichtsbildes im Alten Testament, Spätjudentum und Urchristentum, WMANT23, Neukirchen-Vluyn 1967,380 S. 2. Die Erzählung von Jahwes Einschreiten gegen die Orakelbefragung Ahasjas (2 Kön 1,2-8.*17), EvTh 27,1967, 546-556.
1968 3. Überlieferung und Zeitgeschichte in den Elia-Erzählungen, WMANT26, Neukirchen-Vluyn 1968,160 S. 4. Das Problem theologischer Strömungen in nachexilischer Zeit, EvTh 28, 1968, 445-458.
1969 5. Deuterojesaja als theologischer Denker, KuD 15,1969, 280—293. 6. Die Gesellschaftskritik der Propheten, in: Christentum und Gesellschaft. Ringvorlesung der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Hamburg, hrg. von W. Lohff und B. Lohse, Göttingen 1969, 46-62.
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des Verfassers
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1971 8. Hermann Barth - Odil Hannes Steck, Exegese des Alten Testaments. Leitfaden der Methodik. Ein Arbeitsbuch für Proseminare, Seminare und Vorlesungen, Neukirchen-Vluyn 1971, 90 S. 9. Genesis 1 2 , 1 - 3 und die Urgeschichte des Jahwisten, in: Probleme biblischer Theologie, Gerhard von Rad zum 70. Geburtstag, hrg. von H . W . Wolff, München 1971, 525-554. 10. Hermann Barth - Odil Hannes Steck, Exegese des Alten Testaments. Leitfaden der Methodik. Ein Arbeitsbuch für Proseminare, Seminare und Vorlesungen, 2., um Nachträge ergänzte Auflage, Neukirchen-Vluyn 1971,108 S. 11. Zu Haggai 1,2-11, ZAW83,1971, 355-379.
1972 12. = Nr. 10, 3. Auflage 1972. 13. Jerusalemer Vorstellungen vom Frieden und ihre Abwandlungen in der Prophetie des Alten Israel, in: Frieden - Bibel - Kirche, hrg. von G . L i e d k e , Studien zur Friedensforschung 9, Stuttgart und München 1972, 75—95. 14. Bemerkungen zu Jesaja 6, B Z N F 16,1972,188-206. 15. Friedensvorstellungen im alten Jerusalem. Psalmen. Jesaja. Deuterojesaja, ThSt(B) 111, Zürich 1972, 75 S.
1973 16. Rettung und Verstockung. Exegetische Bemerkungen zu Jesaja 7,3—9, EvTh 33, 1973, 7 7 - 9 0 . 17. = Nr. 10, 4. Auflage 1973. 18. Beiträge zum Verständnis von Jesaja 7 , 1 0 - 1 7 u n d 8 , 1 - 4 , T h Z 29,1973,161-178.
1974 19. Gerhard von Rad, Gottes Wirken in Israel. Vorträge zum Alten Testament, hrg. von O . H . Steck, Neukirchen-Vluyn 1974, 323 S. 20. = N r . 10,5. Auflage 1974.
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1978 28a. Ist Gott grausam? Ü b e r Isaaks O p f e r u n g aus der Sicht des Alten Testaments, T G A 21,1978, 65 - 7 5 (Nachdruck von Nr. 28). 30. Welt u n d Umwelt, K o h l h a m m e r Taschenbücher 1006, Biblische Konfrontationen, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1978, 235 S. 31. D e r Wein unter den Schöpfungsgaben. Überlegungen zu Psalm 104, T T h Z 87, 1978,173-191. 32. Alttestamentliche
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für eine Theologie
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ThZ
34,
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202-211.
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der Methodik. Ein Arbeitsbuch für Proseminare, Seminare und Vorlesungen, 8., neubearbeitete Auflage, Neukirchen-Vluyn 1978,145 S. 34. Hartmut Gese, Rudolf Smend, Odil Hannes Steck, Walther Zimmerli, Zu Tradition und Theologie im Alten Testament, hrg. von O.H. Steck, Biblisch-Theologische Studien 2, Neukirchen-Vluyn 1978, darin 27—56: Strömungen theologischer Tradition im Alten Israel (überarbeitete Fassung von Nr. 24).
1979 35. Moses und Aron. Die Oper Arnold Schönbergs und ihr biblischer Stoff, Beiheft 12 des Bundes der Theatergemeinden e.V., o.J. (1979), 3—18.
1980 36. Bemerkungen zur thematischen Einheit von Psalm 19,2—7, in: R.Albertz, H.P. Müller, H. W. Wolff, W. Zimmerli (Hrg.), Werden und Wirken des Alten Testaments. Festschrift für Claus Westermann zum 70. Geburtstag, Göttingen und Neukirchen-Vluyn 1980, 318-324. 37. „Aus der Tiefe rufe ich". Beten lernen im Alten Testament, in: W. Böhme (Hrg.), Hat Beten Sinn?, Herrenaiber Texte 19,1980, 30-49. 25a.Creation, science, technology: twenty theses, ThD 27,1979,207—212 (redaktionelle Kurzfassung von Nr. 25). 38. = Nr. 33, 9. Auflage 1980. 39. Weltgeschehen und Gottesvolk im Buche Daniel, in: Kirche. Festschrift für Günther Bornkamm zum 75. Geburtstag, hrg. von D. Lührmann und G. Strecker, Tübingen 1980,53-78. 30a.World and Environment, transl. by Margaret Kohl, Biblical Encounters Series, Abingdon Nashville 1980, 320 S. (Übersetzung von Nr. 30). 40. Beobachtungen zur Beziehung von Klage und Bitte in Psalm 13, Biblische Notizen 13, Bamberg 1980, 57-62.
1981 41. Moses und Aron. Die Oper Arnold Schönbergs und ihr biblischer Stoff, KT 56, München 1981, 64 S. 42. Beobachtungen zu Psalm 8, Biblische Notizen 14, Bamberg 1981, 54—64. 43. Der Schöpfungsbericht der Priesterschrift. Studien zur literarkritischen und überlieferungsgeschichtlichen Problematik von Genesis 1,1—2,4a, 2., erweiterte Auflage, FRLANT115, Göttingen 1981, 318 S. (beigefügt Nr. 29 in überarbeiteter Form). 44. Überlegungen zur Eigenart der spätisraelitischen Apokalyptik, in: J.Jeremias,
Bibliographie des Verfassers
1967-1992
213
L. Perlitt (Hrg.), Die Botschaft und die Boten. Festschrift für Hans Walter Wolff zum 70. Geburtstag, Neukirchen-Vluyn 1981, 301-315. 45. Moses und Aron. Der biblische Stoff und seine Interpretation in der gleichnamigen Oper von Arnold Schönberg, in: J. A. Emerton (Hrg.), Congress Volume Vienna 1980, VT.S 32, Leiden 1981, 405-422 (veränderte Fassung von Nr. 41).
1982 46. Wahrnehmungen Gottes im Alten Testament. Gesammelte Studien, TB 70, München 1982, 322 S. (leicht überarbeiteter Wiederabdruck von Nr. 7.9.14.16. 18.5.42.36.31.39.34).
1983 47. Arbeitsblätter Altes Testament für Einführungskurse, Zürich 1983,100 Blätter. 48. Gott - Mensch - Tier. Hermeneutische Überlegungen und Predigt zu Psalm 8, in: H.F. Geißer, W. Mostert (Hrg.), Wirkungen hermeneutischer Theologie. Eine Zürcher Festgabe zum 70. Geburtstag Gerhard Ebelings, Zürich 1983, 51-64 und 219-220. 49. Predigt des Dekans der Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Odil Hannes Steck, [zum Universitätsjubiläum] 28. April 1983, Grossmünster Zürich: „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit." (Psalm 111, Vers 10), in: Zürich uni, 14. Jhg., 1983, Heft 4, 2 - 5 . 50. Die Herkunft des Menschen, Zürich 1983,112 S. 51. Bewahrheitungen des Prophetenworts. Überlieferungsgeschichtliche Skizze zu 1. Könige 22,1-38, in: H.-G.Geyer, J.M. Schmidt, W.Schneider, M. Weinrich (Hrg.), „Wenn nicht jetzt, wann dann?" Aufsätze für Hans-Joachim Kraus zum 65. Geburtstag, Neukirchen-Vluyn 1983, 87-96.
1984 52. = Nr. 33,10. Auflage 1984. 33a.Hermann Barth - Odil Hannes Steck, Exegese des Alten Testaments. Leitfaden der Methodik, übers, ins Japanische durch Tetsuo Yamaga, The Board of Publications. The United Church of Christ in Japan, Tokyo 1984, 278S. (= 8.Auflage der deutschen Fassung). 53. Aspekte des Gottesknechts in Deuterojesajas "Ebed-Jahwe-Liedern", ZAW 96, 1984, 372-390.
214
Bibliographie des Verfassers
1967-1992
1985 54. A s p e k t e des Gottesknechts in Jes 52,13-53,12, Z A W 9 7 , 1 9 8 5 , 3 6 - 5 8 . 55. Bereitete H e i m k e h r . Jesaja 35 als redaktionelle Brücke zwischen dem Ersten und dem Zweiten Jesaja, SBS 121, Stuttgart 1985,119 S. 56. Jesaja 60,13 - Bauholz oder Tempelgarten?, Biblische Notizen 30, München 1985, 29-34.
1986 57. H e i m k e h r auf der Schulter oder / und auf der H ü f t e . Jes 49,22b/60,4b, Z A W 98, 1986,275-277. 58. D e r Rachetag in Jesaja LXI 2. Ein Kapitel redaktionsgeschichtlicher Kleinarbeit, VT 36,1986,323-338. 59. D e r Grundtext in Jesaja 60 und sein A u f b a u , Z T h K 83,1986, 2 6 1 - 2 9 6 .
1987 60. = Nr. 33,11. Auflage 1987. 61. Jahwes Feinde in Jesaja 59, Biblische Notizen 36, München 1987, 51—56. 62. L u m e n gentium. Exegetische Bemerkungen zum Grundsinn von Jesaja 60,1—3, in: W . B a i e r u . a . (Hrg.), Weisheit Gottes - Weisheit der Welt, Festschrift f ü r Joseph Kardinal Ratzinger zum 60. Geburtstag, 2 Bde., St. Ottilien 1987, B d . 2, 1279-1294. 63. Beobachtungen zu Jesaja 5 6 - 5 9 , B Z N F 31,1987, 2 2 8 - 2 4 6 . 64. Beobachtungen zur Anlage von Jes 65—66, Biblische Notizen 38/39, München 1987, 103-116.
1988 65. Predigtmeditation Jesaja 5 0 , 4 - 9 , G P M 4 2 , 1 9 8 7 / 8 8 , 1 7 9 - 1 8 5 . 66. Dominium Terrae. Z u m Verhältnis von Mensch und Schöpfung in Genesis 1, in: F. Stolz (Hrg.), Religiöse W a h r n e h m u n g der Welt, Zürich 1988, 8 9 - 1 0 5 . 67. D e r Kanon des hebräischen Alten Testaments. Historische Materialien für eine ökumenische Perspektive, in: J. Röhls und G . Wenz (Hrg.), Vernunft des Glaubens. Wissenschaftliche Theologie und kirchliche L e h r e , Festschrift zum 60. Geburtstag von Wolfhart Pannenberg, Göttingen 1988, 2 3 1 - 2 5 2 . 68. Z u r literarischen Schichtung in Jesaja 51, Biblische Notizen 44, München 1988, 74-86.
Bibliographie des Verfassers 1967—1992
215
1989 69. Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jesaja 51—54. Ein redaktionsgeschichtlicher Versuch, Biblische Notizen 46, München 1989, 58-90. 70. Exegese des Alten Testaments. Leitfaden der Methodik. Ein Arbeitsbuch für Proseminare, Seminare und Vorlesungen, 12., überarbeitete und erweiterte Auflage, Neukirchen-Vluyn 1989, 209 S. 71. Tritojesaja im Jesajabuch, in: J. Vermeylen (Hrg.), The Book of Isaiah. Le livre d'Isaïe. Les oracles et leurs relectures. Unité et complexité de l'ouvrage, BEThL 81, Leuven 1989,361-406. 72. Zion als Gelände und Gestalt. Überlegungen zur Wahrnehmung Jerusalems als Stadt und Frau im Alten Testament, ZThK 86,1989, 261-281. 73. Predigtmeditation Jesaja 62,6-7.10-12, GPM 43, 1988/89, 414-420. 74. Beobachtungen zur Anlage von Jes54,1-8, ZAW101,1989,282-285.
1990 75. Bewahrung der Schöpfung. Alttestamentliche Sinnperspektiven für eine Theologie der Natur, in: H. Weder (Hrg.), Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der Schöpfung. Theologische Überlegungen, Zürich 1990, 39-62. 75a.Bewahrung der Schöpfung, Neue Zürcher Zeitung 1990, Nr. 126 (2./3. Juni 1990), 65 — 66 (gekürzte Fassung von Nr. 75). 75b.Bewahrung der Schöpfung, Christlich-pädagogische Blätter. Zeitschrift für den Katechetischen Dienst 103, Wien 1990, 258-260 (= Nr. 75a). 76. Zu Zef 3,9-10, BZ NF 34,1990,90-95. 77. Zions Tröstung. Beobachtungen und Fragen zu Jesaja 51,1—11, in: Die Hebräische Bibel und ihre zweifache Nachgeschichte. Festschrift für Rolf Rendtorff zum 65. Geburtstag, hrg. von E. Blum, Chr. Macholz, E. W. Stegemann, Neukirchen-Vluyn 1990, 257-276. 78. Zu Eigenart und Herkunft von Ps 102, ZAW102,1990, 357-372. 79. Beobachtungen zu Jesaja 49,14-26, Biblische Notizen 55, München 1990, 36-46.
1991 80. Der Abschluß der Prophetie im Alten Testament. Ein Versuch zur Frage der Vorgeschichte des Kanons, Biblisch-Theologische Studien 17, Neukirchen-Vluyn 1991,198 S. 81. Studien zu Tritojesaja, BZAW 203, Berlin-New York 1991, 294 S. Leicht überarbeiteter Wiederabdruck von Nr. 71.59.62.57.56.58.(73.)63.61.64, dazu als neue Beiträge :
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Bibliographie des Verfassers 1967—1992
Vorwort, ebd. V-X. Zu jüngsten Untersuchungen von Jes60—62, ebd. 119—139. Jes 62,10-12 als Abschluß eines Großjesajabuches, ebd. 143-166. Zu jüngsten Untersuchungen von Jes 56,9-59,21; 63,1-6, ebd. 192-213. Zu jüngsten Untersuchungen von Jes 56,1-8; 63,7-66,24, ebd. 229-265. Anschlußprobleme einer redaktionellen Entstehung von Tritojesaja, ebd. 269-279. 82. Aufbauprobleme in der Priesterschrift, in: Ernten, was man sät. Festschrift für Klaus Koch zu seinem 65. Geburtstag, hrg. von D . R . Daniels, U. Gleßmer, M. Rösel, Neukirchen-Vluyn 1991, 287-308. 83. Zukunft des einzelnen - Zukunft des Gottesvolkes. Beobachtungen zur Annäherung von weisheitlichen und eschatologischen Lebensperspektiven im Israel der hellenistischen Zeit, in: W. Groß, H. Irsigler, Th. Seidl (Hrg.), Text, Methodik und Grammatik. Wolfgang Richter zum 65. Geburtstag, St. Ottilien 1991, 471-482. 84. Wider den Augenschein. 1.Mose/Genesis 12,1-9; 15,1-6, in: E. Lippold, A. Vagedes (Hrg.), Große Texte der Bibel. Für jede Woche erklärt von Persönlichkeiten aus Kirche, Literatur und Politik, Stuttgart 1991,26-30.
1992 85. „ . . . ein kleiner Knabe kann sie leiten". Beobachtungen zum Tierfrieden in Jesaja 11,6-8 und 65,25, in: Jutta Hausmann, H.-J.Zobel (Hrg.), Alttestamentlicher Glaube und Biblische Theologie. Festschrift Horst Dietrich Preuß, Stuttgart-BerlinKöln-Mainz 1992,104-113. 86. Gottesvolk und Gottesknecht in Jes40-66, in: B.Hamm, R.Weth (Hrg.), Volk Gottes, Gemeinde und Gesellschaft, Jahrbuch für Biblische Theologie 7,1992. 87. der vorliegende Band. Leicht überarbeiteter Wiederabdruck von Nr. 53.54.79.68.77.74.69.72, dazu als neue Beiträge: Die Gottesknechts-Texte und ihre redaktionelle Rezeption im Zweiten Jesaja, ebd. 149—172 (exegetisch erweiterte Fassung von Nr. 86). Israel und Zion. Zum Problem konzeptioneller Einheit und literarischer Schichtung in Deuterojesaja, ebd. 173—207.
Weitere abgeschlossene A r b e i t e n 88. Der sich selbst aktualisierende „Jesaja" in Jes 56,9—59,21 (erscheint 1993 in OBO als Festschriftbeitrag). 89. Der Gottesknecht als „Bund" und „Licht". Beobachtungen im Zweiten Jesaja (erscheint in ZThK 1993). 90. Beobachtungen zur Sachbewegung vorexilischer Gerichtsprophetie (erscheint 1993 in BZAW als Festschriftbeitrag).
Stellenregister Die Seitenangaben des Registers beziehen sich auf Text- und / oder Fußnotenteil der betreffenden Seite; Mehrfachvorkommen auf derselben Seite ist nicht ausgewiesen. Der Asteriscus für literarisch uneinheitliche Texte ist in den Stellenangaben des Registers weggelassen.
Josua
Genesis 2,8.10 2,10-14 6-9 9f. 11,27-32 11,30 12,2 12,10-20 12,10 13 13,9 13,10 14 22,15.17 26,24 28,13-15 28,14
90 85 90,106,107 160 90 94 90 90 90 90 107 90 90 90 90 106 106
Exodus 15 28,2.40 31,1-11 36,1
191,192,199 103 4 14
Numeri 22-24
90
Deuteronomium 4,25-28 4,29-31 18,18 28,45-68 30,1-10 30,7 32,18 33
194 194 169 194 194 88 85 192
1,8 3,5 4,23
169 78 78
Judicum 13,2
94
2. Samuel 5,9 20,19
129 136
1. Könige 1,35-45 5-9 8 8,50 13 20,34 22,12.15 22,19-22 22,28
131 129 197 194 196 136 5 5,21 196
2. Könige 17 17,27 18-20 19,21 20,20 24 24,14 25 25,9f.
194 130 192 140 129 194 136 194,197 129
Jesaja 1,1-66,24 1,1-63,6
91,108152,17070-72,1
218
1,1-62,12
1-39 1,1-32,20 1-9 1,10 1,21-26 1,21 2,2-4 2,3 3,13f. 4,2-6 4,2 4,4 5,16 5,26-30 6 6,1 6,9f. 6,10 6,11 7,1-17 7,3-9 10,17 10,24 11,4 11,10 11,11-16 11,12 ll,13f. 12,1-6 12,1 13 13,5 13,13 13,19-22 17,10 22,9-11 23,18 24-27 24 24,4-6 24,6 24,10 25,9 26,1-4 26,1 26,2 26,7 26,8
Stellenregister 166-169,179-180,205, 206 77 - 9 1 , 1 0 5 - 1 0 8 , 1 2 3 - 1 2 5 , 137,151-152,166,171, 205,206 169,190 192 169 7 142,143 86 205 82 88 132 129,137,141 135 88 88 5,167 168 5 168 5 191 130 88 168 8 134 78,86,87,90,100,129, 137,205 86 107 172 68,73 71,88,197 112 81 197 68,82 130 137 88,90,107 71 81 88 99 82 85 129,132 86 86 88
26,20f. 26,21 27,1 27,12f. 28-55.60-62 28-35.40,1-11 28-33 28,1-2 28,6 28,12 28,23-26 29,7 29,17-24 29,22 30,14 30,18 30,19 30,23-26 30,27-33 30,29 32,7 32,9-16 33 33,3 33,5 33,8 33,12 33,13 33,20 33,21 33,24 34,1-51,11 34f. 34 34,1 34,2-4 34,3f. 34,3 34,4 34,5 34,8 35 35,1 35,2 35,3-8 35,4 35,5-10 35,6 35,8 35,9f. 35,9 35,10 37,22
107 82,83 78 86,87,100,137,205 87,88,123-124 88 88 111 88 37 7 68 90 90 99 104 168 137 88 85 112 7 167,197 88 168,197 88 88 168 94,107,129,132 85 89,197 88,107,123 88,89 88,197 88 71,88 107 83 81 88 83,88 79,84,87,88,89,100,107, 108,137 86,90 107 86 82,83,88 82 86,90 78,100 79,88,89,100 78 63,77 140
Stellenregister 38,14 39 40-62 40,1-55,2 40-54 40,1-52,10 40,1-49,13 40,1-49,6 40-48 40-46 40,1-11 40,1-5 40,1-4 40,If.
40,1 40,2 40,3-5 40,3 40,5 40,6-8 40,9-11 40,9 40,11 40,12-49,6 40,12-41,7 40,12-26 40,12 40,17 40,21f. 40,24 40,26 40,27-48,21 40,27-31 40,27 40,28-31 40,30f. 40,31 41,1-5 41,8-49,13 41,8-11 41,8f. 41,8 41,10-12 41,10 41,11 41,15 41,16 41,17 41,19 41,20
112 203,205 205 198-199 142 182,187-189 77 49,157,159,161 58,180-181 55-56,185 166 58,118,164,183,186,187 55 43,66,70,71,73,88,89, 91,120,153,155,177,178, 180,189 64,73,91,180 38,98,121,135,141,144, 183,187,190 88,177,180 89,90 55,118 66,70,118,121 70,88,89,118,120,129, 134,135,162,164,177 71 105 177 88 58,88,153,199 107 118,122 67 110 56 58 37,56 56,88 16 56 56 12 87,88,166 108 153,163,170 86,89,171 93 94 56,94 107 110 55,88 86,90 56
41,21-29 41,21 41,25 41,27 42-49 42 42,1-7 42,1-4
42,1 42,2-4 42,2f. 42,3f. 42,4f. 42,4 42,5-9 42,5-7 42,5 42,6f. 42,6 42,8f. 42,8 42,10f. 42,13 42,15 42,17-25 42,18-25 42,18f. 42,22 42,23 42,24 43,1 43,2 43,5 43,6 43,8-13 43,10 43,11 43,15 43,16 43,20f. 43,20 43,22-28 43,22 - 2 7 43,22-25 43,22 43,24f. 43,25 43,27 43,28 44,1-8
219 12 67 157 116,155,185 82 158 160,161,162,164 3-6,7,8,11,12,13,18,21, 31-34,34-38,50,62,82, 121-123,149-172 12,18,19,33,35,82,163, 168,171 30 13,19,32,35 32,35 163 12,13,16,19,32,35,36, 39,168 33 155,161 156,157 157 169 161,162 163 118 56 107 162 82,161,163,167 167 110 82 167 38,94 78 94,104,105,107 134 12 153,154,163,171 67 100 78 118,180 171 66,67 89 110 66 121 38,66 38 88,100 67,70
220 44,lf. 44,7f. 44,21 44,22 44,24 44,26f. 44,26 44,27 44,28 45,1-22 45,3 45,4 45,5f. 45,6 45,8 45,11-17 45,12f. 45,13-25 45,13f. 45,13 45,14 45,16f. 45,18-46,11 45,18 45,19 45,20-25 45,20-23 45,22f. 46,10 46,13 47
47,1-6 47,1-3 47,lf. 47,1 47,2 47,3 47,4 47,5 47,6 47,7 47,8f. 47,8 47,9 47,10f. 47,10 47,11
Stellenregister
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47,12-15 47,12 47.14 47.15 47,21 48,1-19 48,1-11 48,2 48,8 48,12-21 48,12-15 48,13f. 48,14 48,16-21 48,17f. 48.17 48.18 48,20-22 48,20f. 48.20 48.21 48.22 49-62 49-61 49-55 49-54 49 49,1-13 49,1-6 49,1-3 49,lf. 49.1 49.2 49,3-5 49.3 49,4f. 49.4 49,5f. 49.5 49.6 49,7-13 49,7f. 49.7
55 54,95,140 110 54,95,140 64 116,163 162 100 19 156 157 156 30 70 69 109,167 112 33 47,52,55,56,57,116,117, 118,119,121,125,157, 175,179,185,186 54,55,121,153 55 124,125 143,171 164 159 58,162,173-190 123,158 164 6-13,14,16,21,31-34, 34-38,82,121-123,125, 149-172 16,19 14,35 18,81,156,161,162,168, 172 19,30,71,168,169 39 19,32,33,36,163 14,16,19,25,32,36,153, 163 19,20,26,32,35,37,123, 171 32,37,39,50,122,160, 163,170,171,181,199 19,20,37 19,32,35,36,50,156,161, 162,163,165,170 33,50,71,122,125,161, 162,163,164 164 33,122,161,162,163,170, 171,172
Stellenregister
49,8-12 49,8f. 49,8 49,9-12 49,9f. 49,9 49,10 49,11 49,13-55,13 49,13f. 49,13 49,14-55,5 49,14-50,3 49,14-26
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162 162 122,123,163,164,169, 170,171 162,164 164 123 122 164 164 64,122 63,66,73,86,88,91,122, 123,164 122,157,158,159 88 31,47-59,64,67,68,74, 77,87,88,89,90,91,96, 110,111,118-119,120, 125,135,140,144,155, 158,162,164,165,173, 176,178-179,182,184, 185,188,196,199-200, 203 58,62,175 52,55,57 47,48,51,53,54,55,56, 66,110,119,120,123,135, 143,158,183,188,200 47,57,158 47-48,57 49,51,53,54,55,56 48 47,48,49,52,53,55,56, 57,122 200 50 53 51 57 47 -48,50,51 48,123,129,132,133 51 49,55,179 47,48,53,55,68,101,102, 134 55,57 48,50 48,51,53,56,105,123 144 51,124 123 104 48,50,53,104,129 48,53,56,90,91,122
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50,1-11 50,1-9 50,1-7 50,1-3 50, If. 50,1
50,2f. 50,2 50,3 50,4-11 50,4-9
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222 50,5 50,7-9 50,7 50,8f. 50,8 50,9 50,10f. 50,10 50,11 51-62 51-54 51 51,1-11 51,1-8
51,1-3 51, l f . 51,1 51,2f. 51,2 51,3f. 51,3
51,4-8 51,4f.
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51,9-11 51,9f.
Stellenregister 32 32,36 109,111 39,41,170 36,38,39,64,82,108,158 25,33,35,39,62,80,81, 166 124,125 14,33,66,84,86,168 88 84,144 57,74,89 60-72,74 - 7 6 , 1 7 4 84,85-86,87,88,89,166 50,65,69,70,72,74-75, 76-77,79,80,81,82-84, 86-89,91,100,107,110, 123,137 62,63,83,84-86,88,90, 107,125 63,74,107,119 74,82,83,85,88 79 64,74,75,83,89 - 9 0 , 9 1 , 94 64,71 63,64,66,69,74,75,78, 83,84,88,90-91,94,107, 108,110, 111, 129,132,133 63,84 50,62,63,66,69,72,74, 76,81-82,83,86,87,88, 89,121,123,125,157-158, 160,166,168,204 7 63,84,86,88,89 62,63,107,110,125 88,112 62,69,71,74,76,79-81, 83,88 74,75,81,83,84,88 80,83,88,94 62,79-81,89,166 51-52,56,58,63,77-78, 113-118,155,176,178, 181,182,184,185-186, 188,189,196,199-200, 203 77-79,83,88 51,57,58,62,64,65, 66-67,68,69,70,72, 74-75,76,82,84,87,96, 111,112-113,114,117,
51,9 51,10f.
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Stellenregister
51,21f. 51,21 51,22f. 51,22 51,23 52,1-3 52,lf.
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52,10 52,llf. 52,11 52,12 52,13-53,12
114 53,64,97,109,111,122, 134 51,53,114 51,64,66,71,72,95,97, 102,114,119,125,135 51,53,54,64,78,97,100, 101,134,137 158,173 51,58,62,63,64,65,68, 76,95,96,99-103,111, 114,117,120,122,125, 132,133,135,140,144, 175,185 51,53,104,111,113,115, 118,181 51,53,54,57,67,121,134, 135,137,200 50,70,87,90,110, 119-120,124,125 104 50,90,124,125,137,205 64,109,112 64 65,115-116,121,159,173 87 52,56,57,58,89,95,103, 110,111,115-116, 117-118,120,122,125, 132,134,135,144,155, 158,159,175,176,177, 178,179,180,181,182, 183,184,185,186,187, 189,192,199 71,117,133,153 53,90,96,102,140,180 53-54,70,72,104,106, 119,122,131,159,181,187 134,177 71 66 51,53,64,66,72,73,74, 86,91,102,104,110,118, 119,120,122,129,177, 178,180,181,182 33,51,53,54,55,82,100, 102,103,119,121,122, 158,159,180,183 70,78,114-115,117,119, 120,122,125,140,159,175 101 109,176 22-43,95,110,111, 121-123,125,141,149-172
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224
54,2f. 54,2 54,3-10 54,3 54,4-8 54,4-6 54,4 54,5-8 54,5f. 54,5 54,6f. 54,6 54,7f. 54,7 54,8-10 54,8 54,9f. 54,9 54,10 54,11-17 54,11-13 54,llf. 54,11 54,13 54,14-17 54,14 54,15-17 54,15 54,16 54,17 55 55,1-5 55,1-3 55, lf. 55,2 55,3-5 55,3 55,5 55,8-13 55,12f. 55,12
Stellenregister 109,110,111,113-114, 117,118,120,122,123, 124,125,134,137,140, 144,158,178,182,185,186 50,94,104-105,105-108, 110,124,125,129,137, 144,178 94,107 110 106,107,144 50,51,54,68,105,110, 111,119-120,125,140, 144,158,183 93,94 66,109,121,123,135,142, 186 123 95 67,123,176 135 123,140,142 93-94,105,106,123,124 87,92,105,106,120,135, 140,177,179,200 140 67,106,110,122 50,92,95,105-108,110, 124,125 97 80,144,169 50,65,68-69,92,95,102, 108-112,122,124,125, 132,133,144,170-171 133 69 66,74,91,111,122,134 69,134,170,171 144,170 68 134 171 68 111,124,125,170,171 52,116,120,164,170 123,175 70,122 90,117,123,158 68 158,159,165,179,181 82,106,124,169 102,121,122,123,160,181 175 87 70,106,107
56,1-8 56,1 56,5-8 56,6 56,7 56,8 56,9-59,21 56,9-57,21 56,9-57,2 56,9-12 56,10 56,11 57 57,lf. 57,1 57,6-12 57,10 57,13 57,14 57,15-21 57,15 57,17f. 57,18f. 57,19 57,21 58f. 58 58,1 58,6-10 58,13 58,14 59 59,8 59,9 59,10 59,15-20 59,16 59,18 59,20 59,21 60,1-62,7 60f. 60 60,1-16 60,1-3 60,2 60,3-16 60,3 60,4 60,7 60,8-14 60,9
100,111,137,170,171 170 132 170,171,172 100 171 135,180 167 166 167 167 167 166 167 167 135,141 167 100 167,168 167 100,167,168 167 168 168 168,169 168 166,167 168-169 167 100 100 89 167 168 167 167 82 168,180 167,168 63,71,168-169,172 89,123,125,144,151,161, 162,189,203,204 105,137,161,162,164,204 135,144,180 52,123,134,161,162,164, 165,181 123 161 101 161 87,107,134 103 132 81,87,134
225
Stellenregister 60,10 60,13f. 60,14 60,15 60,16 60,17-22 60,18 60,19 60,21 61f. 61 61,1 61,2 61,3 61,4 61,5-7 61,5f. 61,5 61,7 61,8 61,9 61,10f. 61,10 61,11 62,1-7 62,1-6 62,1-5 62,1 62,2 62,3 62,4f. 62,4 62,5 62,6f. 62,6 62,7 62,8f. 62,8 62,9 62,10-12 62,10 62,11 62,12 63,1-6 63,5 63,6 63,7 - 6 6 , 2 4 63,7 - 6 4 , 1 1 63,10 63,15 63,16
102,123,129 100 101,123,134 135 162 111,132,170 99,108 102 135 123,129,180 134,135,144,162,164, 165,169 101,123,169,172 91,123 123 123 105,123,124 165 123 123 123 123,162,163 134 102,123,135 162 134,165 135 123,144 82 86 102,135,140 135 123,135 123 134 123 130 132,137 134 100 79,86,87,89,100,137, 144,205 78 82,135 72,78,100,132,134,135, 166 89,171 82 168 111 111,170,171 100 71,100,103 170
63,17 63,18 64,7f. 64,9-11 64,9f. 64,10 65f. 65,8-15 65,8-10 65,8f. 65,9f. 65,9 65,10 65,13-22 65,16 65,17-25 65,17 65,18 65,20-25 65,21-24 65,22 65,23 65,25 66,5-24 66,6 66,7-9 66,8 66,11-13 66,11 66,12 66,13 66,14 66,18 66,19-24 66,19-23 66,20 - 2 4 66,20 66,22 66,23 66,24
170,171,172 100,171 170 130 100,171 103 111,170,172 171 171 171 100,171 171 135 171 100 132,171 68,71 135 171 100 135 171 100 171 170,171 177 171 137 74,111,171 112 73,91,111 73,170,171 172 172 171 132 100 68,171,172 172 172,205
Jeremía 1-52 1,4-10 1,5 l,9f. 1,9 1,10 2-6 2,2 3,1 3,8f.
151,156,169, 192-193,196 203-205 11 70 169,180 71 71 143,190,195 135,142 135 135,142
226 3,12 3,13 3,16 3,17 4,lf. 4,5 4,14 4,18 4,23 4,28 4,30 4,31 5,7 6,17 6,23 8,19 9,10 10,19f. 10,20 11,18-22 ll,18f. 11,20 ll,22f. 11,22 12,1 12,2 12,3 13,20-22 15,10-20 15,10 15,11 15,16f. 15,18 15,20 17,14 17,15 17,16 17,18 17,27 18,18 18,19 18,20 18,21f. 19,13 20,7-9 20,10 20,11 20,13 20,15 21,10 26,18 27,5f. 27,6 29
Stellenregister 196 135 129 132 196 169 135 135 81 81 133,135 135 134,135 169 135 132,135 129 104 94 11 15 15 15 15,16 15 15 15,16 135 11 15 15,31 15 15 15,16 15,16 15 15 15,16 130 15 15 15 15,16 129 15 15,27 15,16 15,16 187 130 129 156 155 196
30-33 30f. 30,8 30,12-17 30,16 30,17 30,18-20 30,18 31-33 31,4 31,7-22 31,12 31,35-40 31,35 31,37 31,38-40 31,38f. 32,3 32,28 33,1-9 33,6 33,7 33,9 33,10-26 37,21 39,8 48,3 48,17 50,12 51,43
201 196 101 133,135 134 134 132 129 108 130,133 108 90 108 67,120,200 67 129 130 130 130 123 137 130 102,137 108 136 129 99 102 90,137,177 90
Ezechiel 1-48 2,8-10 3,1 3,14 3,27 4 4,1-3 5,15 16 16,8-14 16,12-39 16,13f. 16,13 16,20 16,36 16,37 18 19,2 19,10 21,32
194-195,197 204,205 169 169 169 19 41 129 88 134,135,141, 189,190,195 135 102 134 103 134,135 134 141 197 177 177 129
227
Stellenregister
23 23,4 23,25 23,26 23,31-34 23,34 23,42 24,25 24,27 26 26,2 27 27,11 28,13f. 33,7-20 33,21f. 33,24 36,33-36 36,33-35 36,36-38 37 37,21 37,25-28 37,25 37,26 37,28 40,2 44,9 47 47,8-12 48,30-35
97,135,142,143,189 134 97,134 102 97 97 102 102 19 144 136 136,144 108 111,133 169 19 90 106 90 107 107 106 107 106 106 106 129,130 101 85,129,137 90 129
Jona
XHProph
192,194,196,197-198, 200,202,203-205
2,15f. 3
143 198 143 141 7 86 86 86 86 86
Zephanja
1-4
204
Micha
1 1,13 3,11 3,12 4,8 4,9f. 4,9 4,10 4,11-13 4,14 5,2 7,7-10 7,8-20 7,9 7,11 7,12f. 7,17
196 135,143,190,200 132 129 135,144,200 135,198,200 135 135,140 144 198,200 198,200 198,200 132,143 135 129,133,144 137,144 49
Nahum
1,1-8 1,4 l,12f. 2,1 3 3,11
198 113 198,200 101,198 136,142,143 97
Habakuk
97 198
Hosea
1,2 2,5-20 2,5-14 2,4f. 5,1 5,15-6,5 5,15 6,3 6,4 6,5 Joel
2,12-27 4,17-21 4,17 4,18-21 4,18
198 132 101 129 85,137
1,11 2,13-15 3,14 3,15 3,17 3,19
136 198 135 135 135 134
Haggai
1-2 2,3
155,200-201,204 59
Sacharja
1-8 1-6 1,16 1,17 2,1-4
58,155,200-201 198 130 129,137 189
228 2,5-9 2,8f. 2,8 2,10f. 2,14f. 2.14 2.15 4,7 6,12 7,5
8,1-8 8,19 9,1-10,2 9,9 10,3-11,3 14,8-11 14,8 14,10f. 14,10 14,16-21
Stellenregister 130 132 129,137 189,198 134 135,198,200 132 66 4 130 198 130 204 135,144 137,205 129 90,137 132 129 132,137
Maleachi 1-3 Psalmen 1-150
2 2,7-9 2.7
2.8
3 3,2f. 5 7
12 17
18,16 22,28
23 24 24,7-10 25 31,14 35 38 39 40 42-43 44,4 44,18-27 45,14 45,18 46 46,3
204
207 181 7
10
8 40 27 40 40 40 40 113 49 15 131 192 39 27 40 39 39 39 40 82,88 195
102 10
129,130-132,192 107
46,5 46,9 47 47,4f. 47,7 47,9 47,10 48 48,3 48,4 48,9 48,13f. 48,13 48,15 50 51,16 51,20 54-57 56,3 65,8 65,10 66,5 66,6 68 68,29f. 71 71,7 72 72,9-11 74 74,12-15 74,13 76,12 77 77,17-20 78 78,61 78,69 79 79,1 80 81 83 84,12 86,9 87 87,7 88 89 89,10f. 89,10 89,11 89,18 89,29
85,101,137 131 131,159,199 192 192 187 49 129,130-13; 101 131 101,131 129 131 131 191 132 129,130,132 40 27 67,113 85 131 78 192 49 40 27 181 49 130,195,198 113 67 49 198 113 195 102 130 130,195 101,129 191,195 191 195 108 49 134,137,142 85 39 144,198 113 67 113 101 106
Stellenregister 90,2 90,3-6 90,4 93 93,1 93,4 95,7-11 95,11 96,6 96,7-9 98,If. 99,4 99,7f. 102 102,17 102,22f. 102,23 102,26-28 103,14-16 104,6f. 106 107,2 109 109,30 122,3 127,1 130 137 137,5f. 137,8f. 137,8 140 142 146,10 147 147,2 147,12 147,13 147,14
80 66 80 113,131 113 191 191 191 101,103 49 82 191 191 39,207 129,130 144 132 80 66 113 195 78 40 27,42 130 130 39 142,195 143 144 189 40 40 135,140 142 130 130,141 132 137
Hiob 1,12 2,6 7,12 9,13 12,15 14,2 14,12 26,12f. 26,12 34,2-6 34,16f. 38,11
5 5 113 113 113 66 80 113 67 7 7 113
229
Threni 1-5
1-4 1-2 1,1-21 1,1 1,2-21 1,2 1,5 1,6 1,8 1,9 1,10 1,11-22 1,13 1,14 1,16 1,18 1,19 1,21 2,1-18 2,1 2,4 2,7-9 2,7 2,10 2,11 2,13 2,14 2,15 2,16f. 2,17 2,18 2,19 2,20 2,21 2,22 4-5 4,1 4,2 4,9 4,10 4,llf. 4,11 4,12 4,21f. 4,21 4,22 5,4
122,130,135,137,142, 144,156,188,190,199, 203-204 134 141,143,183,189,190,195 189 103,134,135,186,189 64,134 141 64,118,134 140,200 118,141 141 101 186 92,104 64,118 134 134 141 118,130 140 102 94,104,200 129 130 200 64,99 64,99,135,140 189 134 134 130 135 64,134 101 64,134 137 198 64,101 134 99 99 99 130 101,134 144,189,197,198,199 97 101,135,140,144,189 90
230
Stellenregister
Daniel 1-12 ll,33f.
I C h r l - N e h 13 206 28 4 29,2 108
204
2. Chronik
Esra 1,1 Nehemia 1-6 2-6 2 2,5 3-13 3,32
1. Chronik
205 207
132 129 129 129 129 136
23,3-21 27,3 32,5 33,14 36,19-21 36,19 36,22
4 129 129 129 130 129 204